Министерство образования и науки Российской Федерации Омский государственный университет
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Министерство образования и науки Российской Федерации Омский государственный университет
УДК 30 ББК 81.2 Г381 Рекомендовано к изданию редакционно-издательским советом 18.06.04 г. Рецензент канд. филол. наук, доцент Н.С. Снегирева
ГЕРМАНИЯ ДЕТИ В СЕМЬЕ И НА УЛИЦЕ (по материалам современной немецкой прессы) Учебно-методическое пособие
Г381 Германия: дети в семье и на улице (по материалам современной немецкой прессы): Учебно-методическое пособие / Сост.: И.В. Коноваленко, Л.В. Масленникова. – Омск: Омск. гос. ун-т, 2004. – 56 с. ISBN 5-7779-0500-5 Пособие включает 10 статей из различных немецких газет и журналов и задания к ним. Все тексты аутентичны, отражают актуальные проблемы взаимоотношений родителей и детей и могут служить дополнительным материалом при работе над такими разговорными темами, как «Семья», «Молодежь». Содержание и проблематика отобранных статей позволяют использовать их также на занятиях по домашнему чтению при обсуждении соответствующих тем. Задания способствуют расширению словарного запаса, развитию речевых навыков и умений устного и письменного перевода, создают базу для целостного анализа текста с использованием явлений всех уровней языка: фонетического, лексического, лексикограмматического, стилистического. Для студентов факультета иностранных языков и исторического факультета (специальность «Регионоведение»). Пособие может быть использовано на занятиях как по практике устной речи, так и по домашнему чтению. УДК 30 ББК 81.2 ISBN 5-7779-0500-5
Изд-во ОмГУ
Омск 2004
© Омский госуниверситет, 2004 © И.В. Коноваленко, Л.В. Масленникова, составление, 2004
Lisa sagt, daß sie 14 ist. Kumpels haben ihr erzählt, daß man bei S.C.H.I.R.M. Projekt e. V. hinterm Hallenser Hauptbahnhof etwas zu essen bekommt. Sie hat den warmen Curryreis mit Radieschen-Salat verschlungen, geduscht und sich die Haare gewaschen. Nun fühlt sie sich «voll gut». Eine Zigarette, das wäre es jetzt. Aber Lisa hat kein Geld und ihre Freundin Bianca auch nicht. Jemand gab ihnen den Tip, daß man vor dem Kaufhaus gut schnorren kann. Wo das ist, wollen sie wissen, denn sie kommen aus Freiburg. Süddeuschland. 350 umherstreunende junge Menschen stecken das Jahr über die Beine unter den Tisch des Streetwork-Projekts. Geschlagene, Mißbrauchte, Ausreißer, Abenteurer, Drogensüchtige, Anschaffende, Linke, Rechte, Angeber, Straftäter. Frank Jankowskli, der dieses Haus vor einigen Jahren mitbegründete, nennt sie «Klientel» oder «Kids». Einige werden von den Eltern oder dem Staatsanwalt gesucht, viele erzählen abenteuerliche Storys, die man glauben kann, aber nicht muß. Jankowski beobachtet, daß es in der Szene immer brutaler wird, sich das Durchschnittsalter der Straßenkinder um ein Jahr verjüngte, die Betroffenen mehr harte Drogen nehmen, und die Zahl der Mädchen unter ihnen steigt. Für ihn war 1997 das «Heroinjahr». Bernd Kukielka von der Drogenberatungsstelle, die im selben Haus sitzt, bestätigt den beängstigenden Trend. Jeder könne problemlos an harte illegale Drogen kommen, ein Gramm Heroin sei für 60 Mark zu haben. Das reicht vielleicht für einen halben Tag. Kukielka meint, daß auch die Abhängigen immer jünger werden. «Es wird nicht besser», formuliert er zurückhaltend. In Halle werde zwar offen gedealt, eine offene Szene verelendeter Drogenabhängiger gebe es hingegen nicht. Dies sei seine persönliche Horrorvision. Er und seine Kollegen kommen nur mühsam an die Süchtigen heran. So versuche man, ihnen wenigstens dabei zu helfen, guten von schlechtem Stoff zu unterscheiden oder sich vor der Ansteckung mit Hepatitis durch verseuchte Spritzen zu schützen. Es sei ein großer Erfolg, entscheide sich jemand für eine Therapie.
Gegen Mittag sind am großen runden Holztisch im Erdgeschoß der Projektvilla die meisten Plätze besetzt. Ein Mädchen hat ihr zweijähriges Kind mitgebracht; bevor beide essen, hat die Mutter die Waschmaschine gefüllt - außen ihre Nummer aufgeklebt. Zahlen ersetzen hier Identität, die viele nicht preisgeben wollen. Aber ein bißchen Statistik muß auch sein, denn in eines der größten Straßenkinder-Projekte Deutschlands fließen Gelder aus dem Bundesministerium für Familie, der Stiftung Deutsche Jugendmarke, der Aktion Sorgenkind, aus dem Landesjugendamt, der Lotto GmbH, der Thomas-GottschalkStiftung. Sechs Sozialarbeiter, zwei Kreativgestalter, Geschäftsführer, Hausmeister, Sportlehrer, Krankenschwester werden davon bezahlt, viele auf ABM-Basis. Auch die Stadtverwaltung Halle gibt Geld dazu. Thea Ilse, Kinder- und Jugendbeauftragte von Halle, ist froh, daß die Straßenkinder so gut betreut werden können: «Manche lernen sogar noch, wenigstens nett zu betteln». Sozialarbeiterin Michaela Hanke bespricht mit der jungen Mutter beim Essen einige Ämtergänge. Die sind neben dem Ausfüllen von Formularen oder der Geduld im Warteraum oft die allergrößten Hürden. Manchmal begleitet Michaela Hanke die eine oder den anderen. Natürlich nur,wenn es gewünscht ist. In dieser Branche ist es oberstes Gebot, sich nicht aufzudrängen, denn das Mißtrauen der Kids ist groß. Am Mittagstisch geht es unkonventionell zu. Es wird gleichzeitig geraucht, gegessen, gemalt und erzählt. Doch der Eindruck von Beiläufigkeit täuscht. Für Nicole, Christoph, Lisa oder all die Namenlosen ist das Haus in der Rudolf-Ernst-Weise-Straße momentan vielleicht die einzige Konstante ihres Lebens. Sicherheit, Schutz und Akzeptanz für ein paar Stunden. Wenig Fragen, keine Anweisungen, ganz zu schweigen von Schlägen, die für viele in ihrem Elternhaus zum Alltag gehörten. Keine Vorwürfe wegen der Hunde, für die im Hof vier Zwinger gebaut wurden, denn sie dürfen nicht mit ins Haus. Die Hunde sind ein eigenes Kapitel. So verlaust, so voller Schmutz und Flöhe, so treu sind sie ihren Besitzern. Sie geben, was Men schen verweigern und sind deshalb so wichtig. Als Lisa von zu Hause erzählt, wird ihr Gesicht hart, die Wangenknochen treten hervor, sie schaut in eine imaginäre Ferne, und die Worte kommen abgehackt und laut. Ihrev Mutter leitet eine Putz-
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Straßenleben mit Zigarette und Hund Hallenser Sozialarbeiter betreuen in einem Slreetworkprojekt
firma, sagt sie, und wenn sie gestreßt gewesen sei, hätte sie sich in ihrem Zimmer betrunken. Dann bekam Lisa alles ab: Schläge, Beschimpfungen, Rausschmiß. Du zerstörst mein Leben, hätte die Mutter geschrien. Lisa hält beide Hände vorm Gesicht und schüttelt sich. Man weiß nicht recht, ob sie damit die Bewegungen der Mutter illustriert oder ob es eigene Verzweiflung ist. Bianca weiß sofort, was Lisas Mutter treibt: «Die ist hilflos». Viele Eltern seien hilflos, meint Frank Jankowski: sie vermögen ihre Probleme nicht zu lösen und erst recht nicht die ihrer Kinder. Doch kaputte Kinder kämen nicht nur aus zerrütelten Elternhäusern. Auch Zeitmangel oder Überbehütung seien Ursachen für das Ausbrechen, das gesellschaftliche Umfeld spiele eine Rolle. In der Fachliteratur spricht man vom deutschen Problem der Sozialwaisen: der Kinder, die aus verschiedenen Gründen den Kontakt zu ihren Eltern verloren. Der Chef, wie ihn manche seiner Kids nennen, hat in den vergangenen Jahren Unglaubliches erlebt: Den kleinen Jungen, der im Schlafzimmer seiner Eltern Freier empfangen mußte, das kleilne Mädchen in der Kneipe, das sich die Zudringlichkeiten des Besoffenen gefallen ließ, weil es Geld verdienen mußte. Für diese Kinder ist die Straße von allen schlechten Orten immer noch der sicherste. Angriffe auf die eigene Person folgten Jankowskis Engagement für die Straßenkinder. Sein Auto wurde zerstört, eine Brandbombe ins S.C.H. I.RM.-Haus geschmissen, Anzeigen wegen Kindesentzug oder gar Kindesmißbrauch brachten ihn vor Gericht. Er sagt, er sei zufrieden, als Geschäftsführer nicht mehr ausschließlich mit Kindern zu arbeiten. Man laufe Gefahr, nicht mehr abschalten zu können. Während Jankowski in seinem Büro Torsten Laut empfängt, der in Halle ein Übernachtungshaus des Internationalen Bundes, eines freien Trägers der Jugendarbeit, leitet, wischt die Kreativgestalterin Ursula Wege unten den Mittagstisch ab. Lisa und Bianca sind die letzten, die kurz vor halb drei gehen. Sie brauchen jetzt wirklich dringend etwas zu rauchen. Vielleicht fahren sie bald in ihre Heimatstadt zurück, denn so toll war die Nacht bei Freunden nicht. Es gab keine Nacht ohne Prügelei, die Tür wurde eingetreten, einer sprach die ganze Nacht vor sich hin. Aber zu Hause, sagt Lisa, gebe es zu viele Regeln: um acht abends da sein, das Zimmer sauber machen, Mittag essen. Auch von der Schule sei sie geflo5
gen, aber die achte Klasse, die macht sie nach. Bis zum Herbst muß sie einfach wieder Lust haben. Schließlich will sie ja einen Beruf lernen. Irgendetwas, nur nicht putzen. Und dann eine Familie gründen. «Bei mir», sagt Lisa, «könnte das Kind auch machen, was ich nicht unbedingt will. Ich weiß, wie es ist, wenn man das nie darf.» Silwia Ottow
Aufgaben zum Text 1 1. Prägen Sie sich folgende Vokabeln ein: • ausbrechen, -a, -o (aus Dat.) • den Kontakt zu den Eltern verlieren • (keine) Anweisungen geben • der Drogenabhängige, -n, -n • ausreißen, -i, -i • der Ausreißer • beschimpfen (A.) • Schläge abbekommen • j – m etw. verweigern • rausschmeißen umg. • schnorren 2. Erläutern Sie die Begriffe: • Straßenkinder • der/die Drogenabhängige • der/die Sozialwaise • Das Straßenkinder – Projekt 3. Setzen Sie passende Vokabeln aus dem aktiven Wortschatz ein. • Manchmal ...... die Eltern ihren Kindern das, woran sie hängen. • Wenn sie den Kontakt zu den Eltern ......, dann reißen sie aus. • Die Jugendlichen wollen nicht ....... werden. • Sie wollen ...... auf Schritt und Tritt hören. • Es ist unerträglich, von den Eltern Schläge ....... . 6
4. Ersetzen Sie die umgangssprachlichen Wörter durch die normalsprachlichen Entsprechungen. • Wenn sie noch einmal mit diesem schmutzigen Hund kommt, schmeiße ich sie raus. • Vor dem Kaufhaus konnten die Mädchen gut schnorren. • Lisa erzählte von ihren «doofen Taten» nicht gern. • Englisch fand der Junge doof. • Sein eigenes Geld gibt er für Süßigkeiten nicht aus , schnorrt sich welches von seiner Schwester. • Er ist doch doof. Er macht die dritte Klasse schon zum zweiten Mal durch. • Wenn die Mutter gestresst war, schmiss sie das Kind raus. 5. Berichten Sie über Lisas Leben zu Hause. Gebrauchen Sie dabei folgende Vokabeln: • Schläge abbekommen • j – n beschimpfen • j – n beleidigen • aus dem Haus werfen • sich schütteln • verzweifelt sein • aus dem Haus ausbrechen 6. Gestalten Sie ein Gespräch zwischen einem Drogenabhängigen bzw. einem Ausreißer und einer Sozialarbeiterin. 7. Beantworten Sie die Fragen: • Welche Hilfe hat Lisa im Projekt-Haus bekommen? • Aus welchen Familien kommen kaputte Kinder? • Warum brechen Kinder aus dem Elternhaus aus? • Wie steht es um Drogensüchtige in Deutschland? • Wie wird das Problem der Straßenkinder von der deutschen Regierung gelöst? 8. Schreiben Sie als Lisa ein Tagebuch. 7
Der verlogene Sohn Warum ein Vater die Missetaten seiner Kinder ins Web stellte Klar, als er jung war, hat David Forward auch mal Mist gebaut. Vor 30 Jahren, da haben er und seine Kumpels die Schilder einer Baustelle geklaut und damit den kompletten Berufsverkehr umgeleitet: von der Hauptstraße weg zum Haus des Schuldirektors. Das war lustig. Der Polizist, der den 17-jährigen Jungen damals erwischte, fand das nicht. Für ihn war es simpler Diebstahl, und so kam es, dass David seinen Namen plötzlich in der Zeitung lesen konnte, und mit ihm die rund 5000 Einwohner seiner Heimatstadt: David Forward, der Schilderdieb von Malmesbury, Südengland. Heute ist Forward 47, er lebt noch immer in Malmesbury, die Schande von damals ist vergessen. Er raucht nicht, er trinkt nicht. Er ist ein braver Reihen-hausbewohner geworden. Seit seiner Ex-Frau vor zwei Jahren das Sorgerecht aberkannt wurde, kümmert er sich um die Kinder: Tom ist 13 und die Tochter, Samantha, 16. Ein schwieriges Alter. Vor ein paar Wochen erzählte Samantha sehr beiläufig, dass es wohl Ärger geben könnte mit der Schule, sie habe da einen Streit mit dem Direktor gehabt. Es ging um das kostenlose Mittagessen in der Mensa. Darauf hat Samantha ein Anrecht, weil die Forwards Sozialhilfe empfangen. «Du musst aber erst einen Antrag stellen», hatte der Direktor gesagt. «Hab ich doch.» «Aber nicht rechtzeitig.» So ging das hin und her, der Direktor meinte, sie müsse bezahlen. Samantha sagte, sie müsse nicht. Beide wurden laut, und als der Direktor das Mädchen schließlich aus der Mensa werfen wollte, nahm Samantha ihren Teller und schüttete dem Schulleiter den Inhalt über den Kopf. Spaghetti mit Tomatensauce. Dann stapfte sie wortlos hinaus. Am Anfang hat David Forward noch gelacht. Und ein wenig stolz war er auch. Das waren seine Gene. 8
Aber dann kam der Brief. Samantha sei nicht mehr tragbar, hieß es darin. Sie sei widerspenstig und schwänze den Unterricht. Sie lehne jede Hilfe ab, und nun müsse sie die Schule verlassen. Auf einmal ahnte David Forward, dass da mehr gewesen sein musste als nur der Spaghetti-Vorfall. Gut, ein paar Mal hatte die Schule bei ihm angerufen: Wo denn seine Tochter sei? Er hatte es nie beantworten können. Und wenn er sie später danach fragte, dann sagte sie, sie habe gerade keine Zeit und würde alles später erklären. David Forward merkte plötzlich, dass er von ihrem Leben sehr wenig mitbekam. Und wenn er ehrlich war: Von Tom, seinem Sohn, wusste er eigentlich auch kaum etwas. Ob wenigstens er regelmäßig zur Schule ging? Forward hätte es nicht sagen können. Er ahnte jetzt, dass er kein guter Vater war. Wer Toms Freunde waren, wo er nachmittags herumhing - David Forward wusste es nicht. Ab und zu klingelte die Polizei an der Tür und fragte nach Tom: Betrunkene Jugendliche hätten in der Stadt herumgepöbelt, und einer davon könnte Tom gewesen sein. Es war nichts, Daddy, wirklich nicht», sagte Tom dann. «Sei ehrlich.» «Natürlich, Daddy.» «Natürlich, Daddy», sagte Tom auch, wenn der Vater vor dem Alkohol warnte, vor Drogen oder davor, Autos zu knacken. Ein paar von Toms Freunden sollen das schon gemacht haben. «Meine Kinder haben mir nicht mehr zugehört», sagt David Forward heute. «Ich habe ins Leere gepredigt.» Jetzt, im Nachhinein, fällt es ihm auf: Samanthas und Toms merkwürdige Freunde, die immer nur an der Tür klopften, nie hereinkamen und mit denen die Geschwister dann verschwanden. Angekokeltes Stanniolpapier und Rasierklingen im Kinderzimmer - wollte er über Drogen reden, ließen die Kinder ihn stehen. «Ich war absolut hilflos», sagt David. Und wütend. In Malmesbury gibt es nichts, was Jugendliche interessiert und wenig Geld kostet, nicht mal ein Kino. Das Beste an Malmesbury ist der Bus nach Swindon.
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David betreut eine kleine Internet-Seite: Historische Fotos aus Malmesbury, die Ankündigung von Klassentreffen, lokale Neuigkeiten. Und eine Rubrik für die Jugend. Er weiß, dass Tom und Samantha regelmäßig die Jugendseiten ansteuern. Dort berichtet David Anfang dieses Jahres über einen Prozess gegen einen 19-jährigen Dealer. Und ganz nebenbei erwähnt er, wer alles zum Freundeskreis des Dealers gehört, wer in geklauten Autos herumfährt und wer an den Besäufnissen teilnimmt: Tom und Samantha, seine Kinder. David stellt zwei Fotos auf die Seite. Und so erfährt die Stadt und die halbe Welt, was für missratene Kinder David Forward hat. «Nimm das weg», sagt Tom, als er mit Samantha nach Hauss kommt. „Warum tust du mir das an? Und dann reden sie, das erste Mal seit langem. David erzählt seinen Kindern, dass er Angst um sie hat. Er fürchtet, sie könnten betrunken oder im Drogenrausch einen Unfall bauen, jemanden töten oder selbst umkommen. Die Kinder hören zu, endlich einmal. Er habe viel erreicht, findet David jetzt. Die Internet-Seite ist gelöscht, nun macht David im Netz Reklame für «ChildSmile», einen Verein, der Kindern wie Tom und Samantha hilft. Tom bekommt von ChildSmile einen Angelkurs bezahlt. Samantha lernt Klarinette. Sie hofft, dass ChildSmile auch eine neue Schule für sie findet. Ansbert Kneip
Aufgaben zum Text 2 1. Finden Sie die richtigen Äguivalente: опозорить кого-либо Autos knacken лишать родительских прав im Drogenrausch sein получать социальную помощь den Unterricht schwänzen взламывать машины jemanden anprangern прогуливать занятия Sozialhilfe empfangen воровать klauen
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2. Beantworten Sie die Fragen zum Text: - In welchem Zusammenhang konnte David seinen Namen in der Zeitung lesen? - Was hat sich nach 30 Jahren in Davids Familie verändert? - Weswegen musste Samantha die Schule verlassen? - Was hat David bewogen, seine Kinder öffentlich anzuprangern? 3. Setzen Sie die Sätze fort: - Als David jung war, … - In der Zeitung haben rund 5000 Einwohner gelesen, dass… - Als David 47 war, kümmerte er sich um die Kinder allein, weil… - Samantha hatte einen Streit mit dem Direktor wegen… - Samantha musste die Schule verlassen, denn… - Daniel war absolut hilfslos, weil… - Da der Vater große Angst um die Kinder hatte, wollte er… 4. Übersetzen Sie ins Deutsche: - Так как мать лишили родительских прав, Давид стал воспитывать детей один. - Милиционер поймал юношу, который украл вывески на стройке. - В состоянии наркотического опьянения можно совершить преступление, кого-либо убить или самому погибнуть. - Кто получает социальную помощь, тот получает бесплатное питание в столовой. - Отец хотел опозорить детей в интернете, чтобы как-то повлиять на них. 5. Erzählen Sie den Text dialogenweise in Form des Gesprächs zwischen dem Vater und seinen Kindern nach. Besprechen Sie Probleme der Jugendlichen, benutzen Sie dabei den aktiven Wortschatz.
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Sklave zweiter Klasse Warum ein ukrainischer Junge seine Schule verklagt Das Leben ist hart genug für die Kasjaniks, Vater, Mutter und vier Kinder, hineingepresst in ein graues, abbruchreifes Häuschen im Dolginzew-Bezirk, bekanntlich die schlimmste Ecke von Kriwoi Rog, Ukraine. Aber dann kamen noch Wladislaws Alpträume hinzu. Wladislaw, sieben Jahre alt, zart und dunkelhaarig, wurde nachts wach, immer wieder. Saß aufrecht im Bett. «Poschaluista», wimmerte er, «etogo nedelaitje», bitte, tun Sie das nicht! Jelena, die Mutter, wiegte ihren Kleinen dann wieder in den Schlaf, Jurij, der Vater, strich am nächsten Morgen seinem Sohn übers Haar und befragte ihn; aber Wladislaw druckste herum, das Leben ging weiter, Wladislaw stapfte zur Schule, widerwillig wie stets. Er ist eigentlich ein kluger Junge. Früher einmal wollte Jurij Kasjanik, 39 Jahre alt, Tischler werden. Das klappte nicht. Stattdessen hat er sein Geld als ungelernter Fabrikarbeiter verdient, bis er vor ein paar Monaten seinen Job verlor. Jetzt sind vier Kinder zu versorgen, im Alter von eins bis neun, und draußen tobt der Drogenkrieg. «Unser Shanghai», so nennen die Leute von Kriwoi Rog, 700000 Einwohner, den Dolginzew-Bezirk, in dem die Kasjaniks wohnen. «Unser Shanghai» klingt spöttisch und lustig, aber so ist es nicht gemeint. Es bedeutet: Bandenkämpfe und Dealerkriege, Entführungen, Schießereien, Razzien. In Kriwoi Rog wird Heroin gedealt, im großen Stil. Die Stadt ist Umschlagplatz für Rauschgift Richtung Westeuropa. Es gibt in Kriwoi Rog sogar eine Zeitung, die sich auf dieses Thema spezialisiert hat. «Nasch Kriminal», was so viel heißt wie «Unser Verbrechen», erscheint alle zwei Wochen, 20 Kopeken kostet das aufklärerische Blatt, und Sergej Jakimenko, 42, Herausgeber und Rechtsanwalt, hat die Investition noch keine Sekunde bereut. «Hier in Kriwoi Rog fehlt vieles», sagt Jakimenko, «nur Drogen und Verbrecher haben wir genug.» Jakimenko ist ein großer, bärenhafter Mann, er hat kaum noch Haare, aber eine Mission: «Unsere Gesellschaft», sagt er, «muss all die Fehlentwicklungen bekämpfen, die noch aus der Zeit des Sozialismus stammen.» Deshalb gibt Jakimenko 12
neben seinem Anwaltsjob zwei Zeitungen heraus; deshalb übernimmt er oft genug Fälle, auch wenn die Mandanten kein Geld haben. «Dies ist eine Art Antwort auf die Gewalt und die Ungerechtigkeit», sagt er. Jelena und Jurij Kasjanik, wohnhaft in der Tschabescha-Gasse im Dolginzew-Bezirk, haben ebenfalls eine Antwort. Sie ist schlichter, sie lautet: Wir müssen unsere Kinder beschützen. Als an einem Nachmittag im Herbst vergangenen Jahres Wladislaw nicht von der Schule nach Hause kam, machte sich Jelena Kasjanik große Sorgen. War ihm etwas zugestoßen? Sie schnappte sich ihr Baby und hastete zur Hauptschule 84 - in Kriwoi Rog tragen die Schulen Ziffern statt Namen. Sie fand ihren Sohn auf dem Schulhof, ganz allein, mit einem Besen, er fegte den riesigen Hof. Es war eine Strafarbeit. Er weinte. So haben Jelena und Jurij Kasjanik erfahren, dass Wladislaw in letzter Zeit sehr, sehr oft den Hof fegen musste, allein, wenn die anderen Kinder malten, turnten, lesen lernten, und dass dies der Grund für seine Verdruckstheit, seine Alpträume ist. Sie waren empört. Man muss seine Kinder beschützen. Jurij Kasjanik wurde vorstellig bei der Schuldirektorin. Erfuhr dort, dass Disziplinarmaßnahmen noch keinem geschadet hätten. Wenn Wladislaw seine Verdruckstheit und seinen ängstlichen, widerspenstigen Charakter ablege, brauche er auch keine Strafarbeit zu leisten. Noch Fragen? Jurij Kasjanik war empört gewesen, jetzt war er wütend. «Ein Zweitklässler», sagte er zu seiner Frau, «ist doch kein Sklave.» Sie sagt: «Jurij, tu was.» Aber was? Er hat kein Geld, keine mächtigen Freunde, die Welt ist nicht gerecht. Da hörte Jurij Kasjanik im Dezember 2002 von einem Anwalt namens Jakimenko, Herausgeber der Zeitung «Nasch Kriminal», Kämpfer gegen Verbrechen und Ungerechtigkeit. Das Anwalts- und Zeitungsbüro ist in der Galjenko-Straße 2. Jurij Kasjanik hat kein Telefon, aber zwei Füße. Er hatte keinen Termin, aber er kann warten. Kasjanik wartete sechs Stunden, er betrachtete die weißen Telefone, er bewunderte die hübschen Sekretärinnen, die Bürostühle mit ihren Rollen. Dann hatte der mächtige Anwalt Zeit für ihn. Und plötzlich ging alles ganz schnell. 13
Für den Rechtsanwalt Jakimenko ist der Fall klar: Diese Form von Bestrafung ist ein würdeloses Relikt des Sozialismus. Also geht er hin und verklagt die Schule und die Schulbehörde, es wird einen Musterprozess geben, und als Kläger firmiert Wladislaw Kasjanik, sieben Jahre alt, Schüler der Hauptschule 84. Am 16. Dezember, morgens um neun, reichte Jakimenko Klage ein, in seiner Schrift fordert er einen Schadensersatz in Höhe von 6200 Griwna, etwa 1107 Euro. So viel verdient ein ukrainischer Schullehrer in drei Jahren. Anwalt Jakimenko ist zuversichtlich, sein Mandant ebenfalls. Wladislaws Lehrer sind eisig zu ihm, aber er muss nun nicht mehr den Schulhof fegen, immerhin. Das Leben ist hart, weiß Jurij Kasjanik, aber man muss seine Kinder beschützen. RALF HOPPE
Aufgaben zum Text 3 1. -
Beantworten Sie die Fragen zum Gelesenen: Warum stapfte Wladislaw immer widerwillig zur Schule? In welchem Sinne ist «Unser Shanghai» nicht spöttisch gemeint? Was macht Jakimenko zusätzlich neben seinem Anwaltsjob? Warum machte sich Jelena Kasjanik Sorgen? Was für eine Strafarbeit musste Wladislaw leisten und warum? Auf welche Weise versuchte der Vater sein Kind zu beschützen?
2. -
Ersetzen Sie die Sätze durch die synonymischen aus dem Text. Wladislaw hatte keinen Wunsch, zur Schule zu gehen. Er bekam Lohn, als er in der Fabrik arbeitete. Die Mutter kümmerte sich um ihre Kinder sehr. Wladislaw wurde bestraft und das Schulhofkehren war seine Aufgabe. Nach der Klage musste man das Geld (6200 Griwna) zahlen.
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3. Sagen Sie, ob es richtig oder falsch ist. Die Kasjaniks haben ein hartes Leben, weil der Drogenkrieg in Kriwoi Rog tobt. 14
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Da Wladislaw täglich den riesigen Hof fegen musste, stapfte er zur Schule widerwillig. Die Zeitungen, die Jakimenko herausgibt, sind eine Art Antwort auf die Ungerechtigkeit. Die Schuldirektorin ist sicher, dass Disziplinarmaßnahmen allen Schülern schaden können. Das Schulhofkehren ist die Bestrafung als ein würdeloses Relikt des Sozialismus.
4. Übersetzen Sie ins Deutsche: - В качестве наказания мальчик должен был мести школьный двор. - Мир несправедлив, поэтому очень тяжело бороться с преступлениями, наркотиками и криминалом. - В своем обвинении он потребовал возмещения убытков в размере 1107 евро. - Раньше он хотел быть столяром, но вместо этого зарабатывал деньги на фабрике, а позже потерял работу. - Адвокат хотел среагировать на насилие и несправедливость, поэтому издал газету «Наш криминал». 5. Diskutieren Sie zu folgenden Fragen: - Können die Disziplinarmaßnahmen dem Kind oder dem Schüler schaden? In welchem Falle sind sie nötig? - Kämpft man in unserem Land gegen Drogen, Verbrechen? Wie erfolgreich ist es? 6. Erzählen Sie den Text von Namen: a) des Jungen Wladislaw b) der Eltern c) der Schuldirektorin d) des Rechtsanwalts
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Die geteilte Sorge Das neue Kindschaftsrecht erhöht die Zahlungsmoral der Staat spart Millionen
Jeden zweiten Samstag, Punkt elf Uhr, klingelt ihr Ex-Mann an der Haustür. Sabine W. bittet ihn in die Küche und schenkt zwei Tassen Kaffee ein. Während Sohn Daniel seine Tasche packt, planen die Eltern die Schulferien, Reisen zu den Großeltern und Arztbesuche. «Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals wieder mit meinem Ex reden würde», sagt die Kauffrau, die vor zwei Jahren geschieden wurde. «Heute gestalten sich unsere Begegnungen stressfrei, wenn wir bestimmte Themen ausklammern» Der Achtjährige lebt bei der Mutter, der Vater zahlt Alimente, beide Eltern sorgen für das Kind. Das «unkomplizierte Miteinander» bedeute für Daniel ein Gewinn. «Er freut sich, dass wir kaum noch streiten», glaubt Sabine W. Die Sorge für das gemeinsame Kind teilen sich in Deutschland 76 Prozent der geschiedenen Paare. Die Auswirkungen dieser Entscheidung hat der Nürnberger Jurist Roland Proksch, 58, erstmals in einer Studie erforscht. In seiner vom Bundesministerium für Justiz in Auftrag gegebenen Untersuchung befragte der Wissenschaftler 7000 geschiedene Paare, deren Kinder, alle Familienrichter an Amts- und Oberlandesgerichten, ausgewählte Anwälte und sämtliche Jugendämter. 16
Im Vergleich zu Alleinerziehenden schaffen es Väter und Mütter mit gemeinsamer Sorge häufig besser, nach der Scheidung eine entspannte Beziehung zu führen. Sie kooperieren, kommunizieren entkrampfter und lösen ihre Konflikte schneller. Am meisten profitieren jedoch die Scheidungskinder selbst: 90 Prozent bleibt der Kontakt zu beiden Elternteilen erhalten. Behält nur ein Elternteil das Sorgerecht, bricht der andere sehr häufig den Kontakt ab. Das neue Kindschaftsrecht hat sich bewährt. Die Vorteile spüren nicht nur Geschiedene und deren Nachwuchs, sondern auch der Gesetzgeber. Wie Proksch in seiner Untersuchung belegt, spart der Staat durch das bei Scheidung automatisch geltende gemeinsame Sorgerecht mehrere Millionen Euro: Unterhaltspflichtige Eltern, die das Sorgerecht behalten, zahlen zuverlässiger und bereitwilliger Fast 87 Prozent der Unterhaltsempfänger geben an, sie erhielten das Geld regelmäßig. Bei alleiniger Sorge sinkt dieser Prozentsatz um 20 Prozent. Da der Staat bei gemeinsamer Sorge seltener für säumige Zahler einspringen muss, bliebe dem Steuerzahler eine «zweistellige Millionensumme» erspart, schätzt Proksch. Genaue Zahlen liegen noch nicht vor. «Gemeinsame Sorge trägt hohen Symbolcharakter», erklärt der Wissenschaftler die positive Wirkung. Wenn sich beide Eltern ernst genommen und gleichberechtigt fühlten, entkrampfe dies ihre Beziehung nach einer Trennung. Außerdem balanciere die gemeinsame Verantwortung die Macht zwischen den Eltern aus, argumentiert Proksch. Die gestiegene Zahlungsmoral der Unterhaltspflichtigen erklärt der Wissenschaftler auch mit deren schlechtem Gewissen: «Wer sich engagiert und die Bedürfnisse des Kindes kennt, stiehlt sich nicht so leicht aus der Pflicht.» Katrin Sachse
Aufgaben zum Text 4 1. Üben Sie die Lexik und führen Sie Synonyme an: der Alleinerziehende die Scheidung stressfrei die Begegnung gestalten «unkompliziertes Miteinander» erhöhen der Vorteil 2. Üben Sie die Lexik und führen Sie Antonyme an: gemeisame Sorge beide Eltern behalten das Sorgerecht sich streiten Vorteile erhöhen 3. Erläutern Sie folgende Begriffe: das Kindschaftsrecht das gemeinsame Sorgerecht der Alleinerziehende das Scheidungskind der Elternteil 4. Beantworten Sie die Fragen zum Text. Wie lebt der 8-jährige Daniel nach der Scheidung seiner Eltern? Welche Vorteile hat das neue Kindschaftsrecht? 5. Setzen Sie fort. Heute gestalten sich unsere Beziehungen stressfrei, weil… Daniel freut sich, dass die Eltern… Gemeinsame Sorge trägt hohen Symbolcharakter, weil… 6. Besprechen Sie zu dritt das Sorgerecht der Eltern im Gericht. Inszenieren Sie dieses Gespräch.
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Unser kleines Geheimnis Wie eine 19-Jährige ihrem Peiniger im Internet begegnete
Zum Kaffee gab es Schokoladenkuchen, dann machte Familie Strapko einen Ostermontag-Spaziergang durch Heiligenblut, ein Kärntner Dorf am Fuße des Großglockners. Evelyn Strapko, 19 Jahre alt, feste Zahnspange im blassen, schmalen Gesicht, war bedrückt wie immer. Um 15 Uhr setzte sie sich an den Computer in der Wohnung ihrer Eltern im ersten Stock über dem Postamt von Heiligenblut, wo ihr Vater Postmeister ist. Sie klickte durchs Netz, las Snowboardseiten und Witze, dann gab sie einen Namen in die Suchmaschine Google ein - wie so oft. Rupert K., den Namen des Mannes, den sie nicht aus dem Kopf bekam. Seit damals, im Sommer 1995, da war Evelyn Strapko 12 Jahre alt. Google zeigte drei Such-Ergebnisse. Zwei alte, die kannte Evelyn schon, und ein neues, wenige Tage alt. Die Homepage eines Hotels in Neuenrade, Deutschland. Unter der Adresse stand: «Unsere Osterpauschale, Verwöhnwochenende, 159 Euro. Unser Hausherr Rupert K. begrüßt Sie bei einem Gläschen Prosecco.»
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Evelyn starrte auf den Bildschirm, ihr wurde übel, und sie spürte diese Wut, die einen packt, wenn man nicht mehr nur Opfer ist, sondern etwas tun kann. Dieser gockelhafte Ton, das protzige Gehabe, das muss er sein, Rupert K., mittlerweile Geschäftsführer eines Erlebnis-Hotels also. Der Mann, mit dem auch sie ihre Hotel-Erlebnisse hatte, der sie mehrfach vergewaltigt hatte. Die Bilder von damals waren wieder da: Rupert K. gab ihr einen Schubs auf der Schaukel seines kinderfreundlichen Hotels, er war nett, er lockte mit Süßigkeiten. Dann strich er ihr über den Rücken, dann wurde er grob. Rupert K., der im Dorf verehrte Herr Direktor, Chef des Hotels Heiligenblut, keine zehn Meter entfernt von Evelyns Elternhaus, wo sie täglich spielte, mit jungen Kätzchen und den Hasen im Streichelzoo. Rupert K., der Evelyn drohte, das bleibt unser Geheimnis, wenn's was sagts, bring i di um. Um 15.15 Uhr wählte Evelyn die Nummer in Neuenrade. Ist der Herr Direktor zu sprechen, fragte sie in ihrem besten Hochdeutsch. Er war nicht da. Vor ein paar Monaten hatte sie ihn schon einmal aufgespürt, auf seiner Lycos-Homepage. Rupert K. stellt sich vor, seine Hobbys. Da war ein Foto, auf dem er ein wenig aussah wie Silvio Berlusconi, sportlich, grinsend, braun gebrannt. «Schön, dass du den Weg hierher gefunden hast», steht unter dem Foto. «Ich bin ein sportlicher Typ, 180 cm, ein Optimist, genieße das Leben und alles, was dazu gehört!!!» Die Homepage war alt, die angegebene Handy-Nummer längst abgemeldet. Jetzt aber hatte Evelyn Hoffnung. Sie kannte den Aufenthaltsort des Mannes, der sie missbraucht und vergewaltigt hatte, der sie jahrelang bedroht und ihr junges Leben zerstört hatte. Den sie mit 17 Jahren endlich angezeigt hatte, nachdem man sie in die Kinder- und Jugendpsychiatrie eingeliefert hatte wegen Borderline-Syndrom und drei Selbstmordversuchen. Den das Landesgericht Klagenfurt im Juni 2001 zu fünf Jahren verurteilt hatte wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Unmündigen. Der in Berufung gegangen war, abgewiesen wurde und aus Österreich geflüchtet war. Evelyn wollte ihn diesmal schnappen, sie wollte endlich die Rollen tauschen -sie frei, er gefangen. Sie rief Ewald Dorner an, 20
Postenkommandant in Heiligenblut. Der Polizeibeamte kannte den Fall seit Evelyns Anzeige, er hatte den Täter und das Opfer vernommen, er kannte das Tuscheln der Heiligenbluter. Der Bertl? Nie und nimmer. Die Evelyn wollt's doch nicht anders. Wir können es noch einmal versuchen, sagte Ewald Dorner am Ostermontag zu Evelyn. Aber schnell, das Verwöhnwochenende ist in wenigen Stunden vorbei. Am liebsten wäre er selbst gefahren und hätte ihn sich vorgeknöpft. Er durfte nicht. Dienstvorschrift. Zuständig war die deutsche Polizei. Drei Hinweise waren bisher beim Bundeskriminalamt in Wiesbaden eingegangen. Rupert K. war als Hoteldirektor in Thüringen gemeldet, einmal dort im Krankenhaus behandelt worden, er fuhr ein Auto mit deutschem Kennzeichen. Ein internationaler Haftbefehl lag vor, Bad Birnbach in Bayern war sein letzter deutscher Wohnsitz. Das BKA ermittelte, aber jedes Mal war K. schneller, weitergezogen. Evelyn wollte ganz sichergehen an diesem Ostermontag. Sie rief ihren Onkel an, der wohnt in Deutschland, wenige Stunden entfernt von Rupert K., er sollte die dortige Polizei verständigen. Am Nachmittag meldete sich Evelyns Onkel in der Ortsdienststelle Iserlohn. Am Dienstag, 14 Uhr, griffen die deutschen Beamten zu. Rupert K., 55 Jahre alt, wehrte sich nicht. Ein tüchtiger Mann, sagte der Hotelbesitzer, vorbildliche Zeugnisse, einwandfreier Lebenslauf, seit sechs Wochen Geschäftsführer auf Probezeit. K. habe den Text für die Osterpauschale selbst genehmigt, bevor sie ihn ins Netz stellten. Seit Dienstag nach Ostern sitzt Rupert K. in der Justizvollzugsanstalt Hagen, bis sie ihn nach Österreich ausweisen. Fünf Jahre wird er diesmal wohl bleiben müssen. Seit Dienstag nach Ostern, 16 Uhr, weiß Evelyn, dass Rupert K. gefasst ist. Ewald Dorner rief sie an und gratulierte zum Fahndungserfolg. Evelyn hatte gerade Psychotherapiestunde. Eine bessere hatte sie nie. Fiona Ehlers
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Aufgaben zum Text 5 1. Prägen Sie sich Internet-Lexik ein. Stellen Sie damit ihre eigene Situation zusammen. durchs Netz klicken Snowboardseiten Witze lesen die Suchmaschine Google ins Netz stellen Such-Ergebnisse 2. Setzen Sie die unter dem Strich stehenden Wendungen ein. Evelin gab den Namen des Mannes, den sie …, in die Suchmaschine Google ein. Evelin starrte auf den Bildschirm, ihr wurde übel, und sie … Der Mann war nett, …, strich ihr über dem Rücken, dann wurde er grob. Sie kannte den Aufenthaltsort des Mannes, der sie… und…hatte, … hatte ihr junges Leben zerstört; -----------------------------------------------------------------------------------nicht aus dem Kopf bekommen; mit Süßigkeiten locken; Wut spüren; missbrauchen; vergewaltigen 3. Wessen Worte sind das und von wem ist die Rede? Ich bin ein sportlicher Typ, 180 cm, ein Optimist, genieße das Leben und alles, was dazu gehört. Ein tüchtiger Mann, vorbildliche Zeugnisse, einwandfreier Lebenslauf, seit 6 Wochen Geschäftsführer auf Probezeit. Dieser gockelhafte Ton, das protzige Gehabe, mittlerweile Geschäftsführer eines Erlebnishotels, verehrter Herr Direktor. 4. Beantworten Sie die Fragen zum Text. Warum war Evelin Strapko immer bedrückt, was war mit ihr los? Wie lange dauerte dieser Missbrauch und Vergewaltigung? Wie meinen Sie, warum so lange?
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Welche Nachfolgen für armes Mädchen hatte diese schreckliche Geschichte? Wie wollte Evelin ihren Peiniger erwischen?
Gericht für «doofe Taten» Die Wissenschaft lobt das bayerische Modellprojekt, bei dem Schüler über gleichaltrige Straftäter zu Gericht sitzen
5. Übersetzen Sie ins Deutsche. Девочке стало плохо, она почувствовала ярость, так как больше она не была жертвой. Через поисковую систему она нашла своего обидчика, имя которого не выходило у нее из головы. Он наслаждался жизнью и имел безупречную биографию. Евелин хотелось поменяться с ним ролями, она на свободе, он арестован. Девочка уверенно шла в этот пасхальный понедельник на сеанс психотерапии, лучше которого у нее еще не было.
Der jugendliche Delinquent war reuig und fügte sich sogleich. «Ladendiebstahl lohnt sich nicht», malte er in Großbuchstaben auf ein selbst gebasteltes Schild und postierte sich -ganz wie ihm geheißen - für ein paar Stunden wie an einen Schandpfahl gebunden in einem Aschaffenburgcr Kaufhaus. Das spektakuläre Urteil fällte ein einzigartiges Gericht, das es in dieser Form nur in Bayern gibt. Seit November 2000 müssen sich jugendliche Straftäter in Aschaffenburg nicht mehr unbedingt vor einem Richter verantworten, sondern können ihren Fall einem SchülerGremium anvertrauen, das dann eine individuelle erzieherische Maßnahme verhängt. Anlass des Modellversuchs sind die positiven Erfahrungen amerikanischer Teen Courts: US-Statistiken belegen, dass die Rückfallquote bei den von Schüler-Gerichten Verurteilten signifikant sinkt. Mit solch kapitalen Resultaten können die Bayern noch nicht renommieren. Ein unveröffentlichter Bericht des Ordinarius für Strafrecht, Kriminologie, Jugendrecht und Strafvollzug an der Uni München, Heinz Schöch, beurteilt das Projekt ndch der einjährigen Probephase jedoch recht positiv. Die Bereitschaft jugendlicher Straftäter, sich der Jury aus Gleichaltrigen zu stellen, so Schöch, sei sehr hoch. Nur fünf der 60 zum Verfahren zu gelassenen Sünder hätten einen ordentlichen Richter bevorzugt. Die vereinbarten Strafen seien von den Beschuldigten – abgesehen von zwei Ausnahmen – «vollständig akzeptiert» worden. Überdies, konstatiert der Kriminologe, sei die Zusammenarbeit von Polizei und Staatsanwaltschaft mit dem das Projekt begleitenden sozialpädagogischen Verein Hilfe zur Selbsthilfe reibungslos und effektiv. Unzufrieden zeigt sich der Juraprofessor allerdings mit der Auswahl der Fälle. So lasse die Staatsanwaltschaft bislang nur Ersttäter mit sehr geringfügigen Delikten zum Schüler-Verfahren zu. Es sei jedoch fraglich, resümiert Schöch, ob es bei reuigen Ladendieben überhaupt pädagogischer Maßnahmen bedürfe. „Es ist daher wünschenswert,
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Jugendrecht und Strafvollzug an der Uni München, Heinz Schöch, beurteilt das Projekt ndch der einjährigen Probephase jedoch recht positiv. Die Bereitschaft jugendlicher Straftäter, sich der Jury aus Gleichaltrigen zu stellen, so Schöch, sei sehr hoch. Nur fünf der 60 zum Verfahren zu gelassenen Sünder hätten einen ordentlichen Richter bevorzugt. Die vereinbarten Strafen seien von den Beschuldigten - abgesehen von zwei Ausnahmen – «vollständig akzeptiert» worden. Überdies, konstatiert der Kriminologe, sei die Zusammenarbeit von Polizei und Staatsanwaltschaft mit dem das Projekt begleitenden sozialpädagogischen Verein Hilfe zur Selbsthilfe reibungslos und effektiv. Unzufrieden zeigt sich der Juraprofessor allerdings mit der Auswahl der Fälle. So lasse die Staatsanwaltschaft bislang nur Ersttäter mit sehr geringfügigen Delikten zum Schüler-Verfahren zu. Es sei jedoch fraglich, resümiert Schöch, ob es bei reuigen Ladendieben überhaupt pädagogischer Maßnahmen bedürfe. „Es ist daher wünschenswert, Jugendrecht und Strafvollzug an der Uni München, Heinz Schöch, beurteilt das Projekt ndch der einjährigen Probephase jedoch recht positiv. Die Bereitschaft jugendlicher Straftäter, sich der Jury aus Gleichaltrigen zu stellen, so Schöch, sei sehr hoch. Nur fünf der 60 zum Verfahren zu gelassenen Sünder hätten einen ordentlichen Richter bevorzugt. Die vereinbarten Strafen seien von den Beschuldigten - abgesehen von zwei Ausnahmen – «vollständig akzeptiert» worden. Überdies, konstatiert der Kriminologe, sei die Zusammenarbeit von Polizei und Staatsanwaltschaft mit dem das Projekt begleitenden sozialpädagogischen Verein Hilfe zur Selbsthilfe reibungslos und effektiv. Unzufrieden zeigt sich der Juraprofessor allerdings mit der Auswahl der Fälle. So lasse die Staatsanwaltschaft bislang nur Ersttäter mit sehr geringfügigen Delikten zum Schüler-Verfahren zu. Es sei jedoch fraglich, resümiert Schöch, ob es bei reuigen Ladendieben überhaupt pädagogischer Maßnahmen bedürfe. «Es ist daher wünschenswert, dass das Deliktspektrum ausgeweitet wird und Wiederholungstäter einbezogen werden», fordert der Wissenschaftler. Der bayerische Justizminister Manfred Weiß (CSU) zeigt sich gesprächsbereit. Man werde die Anregung «aufgreifen und sorgfältig prüfen», kommentiert der Jurist vorsichtig. Seine Zustimmung scheint
dennoch sicher, denn der Minister will das zunächst auf zwölf Monate beschränkte Projekt «unbedingt vorantreiben und baldmöglichst auch auf andere Standorte ausweiten». Öffentliches Brandmarken wie das Pranger-Urteil für den Kaufhausdieb dürfte allerdings nicht mehr vorkommen. Sühneversuche der bedächtigen Art konvenieren Weiß da schon eher. So schrieb ein junger Ladendieb in sei nem Besinnungsaufsatz: „Am Ende bin ich sehr froh, dass der Diebstahl so ,milde' bestraft wurde.» Er sei sich auch sicher, eine solch «doofe Tat nicht wieder zu begehen».
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PETRA HOLLWEG
Aufgaben zum Text 6 1. In welcher Beteutung ist das Wort im Text gebraucht? das Gremium: Gemeinschaft Berufsvereinigung der Delinquent: Übeltäter Missetäter Angeklagter doof: dumm langweilig postieren: aufstellen hinstellen j-m einen Platz anweisen spektakulär: seltsam aufsehenerregend signifikant: bedeutsam bezeichnend renommieren: prahlen aufschneiden
konvenieren: 1. sich schicken passen sein, wie es sich gehört 2. bequem sein zusagen 2. Ergänzen Sie die Wortgruppen durch Vokabeln im Text: eine … … Maßnahme vor einem Richter … … beurteilen ein … Straftäter eine Tat … das Projekt ausweiten,… 3. Übersetzen Sie ins Deutsche: Молодые правонарушители в основном предпочитают в качестве судей школьников. Ученики назначают им воспитательную меру, которая не всегда бывает мягкой. Такие ученические органы имеют положительную оценку. Опыт их работы следует распространять и в других местах. 4. Beantworten Sie die Fragen zum Text: Was gibt es Neues in der Justiz Bayerns? Wie verhalten sich jugendliche Straftäter zum Schüler- Gremium? Wer wird meist zum Schüler – Verfahren zugelassen? 5. Schreiben Sie die Begründung hinzu: Delinquenten bevorzugen ein Schüler- Gremium, weil … Das bayerische Modellprojekt ist recht positiv, denn … Als Anstoß zum Projekt dienten amerikanische Erfahrungen, weil … 6. Situation (paarweise Arbeit): Ein junger Ladendieb erzählt über das Verfahren gegen ihn, über die Schüler als Richter und das Urteil. Anschließend beschreibt Ihr Freund seinen Fall. 27
Psychoterror per SMS Pädagogen kämpfen in Skandinavien gegen ein neues Phänomen: Kinder mobben Mitschüler übers Handy Kurz und Angst einflößend lauten die Mitteilungen: «Hau ab!», «Keiner kann dich leiden», «Hässliche und dumme Kuh, was willst du hier?» oder gar «Stirb!» Unerwartet blitzen böse Botschaften auf dem HandyDisplay auf. Keine handgekrakelten Zettel fliegen mehr durchs Klassenzimmer. Dänische Kinder mobben modern via SMS. Das Phänomen bereitet Eltern und Pädagogen in Skandinavien zunehmend Sorgen. Norwegische Forscher hatten nach einer aktuellen Studie unter 4700 Jugendlichen davor gewarnt. Besonders unter Mädchen habe das Mobbing durch anonyme Handy-Botschaften stark zugenommen. «Die vielen Hilferufe, die uns bei Schulbesuchen erreichen, deuten auf ein wachsendes Problem hin», bestätigt Helle Raböl Hansen von der dänischen Kinderschutzorganisation Borns Vilkar. «Bei unserem Sorgentelefon rufen immer wieder Kinder an, die durch SMS-Mobbing extrem schockiert und verängstigt sind.» Die kindlichen Täter senden ihre Hassbotschaften übers Internet an ihre Opfer. Die Ungewissheit versetzt die ahnungslosen Empfänger in Panik. «Die SMS erreicht die Kinder auf dem Wohnzimmersofa und durchbricht die heimische Sicherheit», erklärt Juristin Helle Raböl Hansen den mobilen Schülerterror. Statt Glückwünsche erhielt beispielsweise eine Konfirmandin aus Jütland zu Hause 25 hämische Nachrichten. Sie traute sich nicht mehr in die Schule. Die Eltern mussten mit ihr einen Psychologen aufsuchen. Und die 14-jährige Ann aus Kopenhagen berichtet: «Einige Jungs haben meiner Freundin solche SMS geschrieben. Sie hatte Albträume und dachte sogar an Selbstmord.» Von dem Phänomen alarmiert, haben jetzt landesweit Kinderschutzorganisationen aufgerufen, über «Takt und Ton» am Mobitelefon zu sprechen. «Lehrer müssen Mobbing präventiv thematisieren und sofort eingreifen, wenn es geschieht»", fordert Klaus Wilmann, Vorsitzender des staatlichen Kinderrats.
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In manchen Schulen geschiet das bereits. «Das Handy ist Teil des Jugendalltags geworden. Nun müssen die Schüler lernen, damit verantwortungsvoll umzugehen,» erklärt die Lehrerin aus Kopenhagen. «Sicher können wir das Phänomen mit Vorträgen und Broschüren nicht stoppen,» weiß Kinderschützerin Helle Raböl Hansen, «aber vielleicht einige Kinder davon abhalten. Denn viele wissen gar nicht, was sie damit anrichten».
4. Nehmen Sie an der Diskussion teil: Wie kann man die Kinder von dem SMS-Mobbing abhalten? Wie verhalten Sie sich zum Handy? Verschicken Sie selbst SMS? Haben Sie mit dem SMS-Mobbing einmal zu tun gehabt? 5. Beschreiben Sie das Bild vor dem Artikel. Denken Sie die Nachgeschichte aus.
SVEN HASSELBERG
Aufgaben zum Text 7 1. Finden Sie deutsche Äquivalente für: впадать в панику an Selbstmord denken предостерегать от ч-л die Sorgen bereiten появляться на дисплее мобильного телефона extrem schockiert und verängstigt sein быть шокированным и испуганным sich in Panik versetzen доставлять заботы warnen думать о самоубийстве auf dem Handy-Display aufblitzen
6. Stellen Sie sich vor: Sie sind Lehrer (-in). Ihre Aufgabe ist, mit den Kindern ein Gespräch zu leiten. Erzählen Sie ihnen übers SMS-Mobbing und sprechen Sie über Takt und Ton am Mobiltelefon. Und warnen Sie sie davor, böse Botschaften zu verschicken.
2. Ergänzen Sie die Sätze: Es rufen bei dem Sorgetelefon viele Kinder an, die… Böse Botschaften auf dem Handy- Display können die Empfänger… Die Lehrer müssen mit den Kindern über Takt und Ton am Mobiltelefon sprechen und… 3. Übersetzen Sie ins Deutsche: Многим родителям доставляет сотовый телефон их детей хлопоты. В последнее время учащиеся получают ужасные смс по интернету. Задача учителей и родителей – уберечь детей от смстравли. Сотовый телефон в настоящее время – это часть будних дней молодежи. Многие дети звонят по телефону доверия, так как они испуганы и шокированы смс-травлей.
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Deutschland KRIMINALITÄT
Blutiges Finale Ein Boxfanatiker wollte seinen Sohn zum Champion drillen. Aus Verzweiflung erschlug das Berliner Talent den Vater im Schlaf. Nach Mitternacht schleicht sich Mario in der ZweieinhalbzimmerPlattenbau-Wohnung aus dem Ehebett, das er mit seinem Vater teilen muß. Der schmächtige Junge, eines der größten deutschen Boxtalente, verschwindet in seinem Zimmer, das er für Schularbeiten und Krafttraining nutzt. Hier greift er die Kurzhantel, geht zurück ins Schlafzimmer und zertrümmert seinem schlafenden Vater mit mehreren Schlägen den Schädel. Gegen zwei Uhr morgens stirbt am vorvergangenen Freitag in Berlin-Hohenschönhausen der arbeitslose Glas- und Gebäudereiniger Dieter L., 51, «infolge stumpfer Gewalt gegen den Kopf», wie es später im Obduktionsbericht heißt. Mario, 16, zeigt am Morgen noch Freunden die blutverschmierte Hantel, dann verschwindet er. Am Abend nimmt die Polizei den Jungen unweit des Hauses in der trostlosen Betonsiedlung fest. 40 Seiten umfaßt das Protokoll der ersten Vernehmung des Fliegengewichtlers, der zum Totschläger wurde. Es ist die Geschichte eines kleinen Boxers, der nicht nur im Ring siegen, sondern auch seinen Vater vom Makel des sozialen Verlierers befreien sollte - und an der Last zerbrach. Mario, sagt seine Anwältin Evelyn Ascher, sei nach seiner Verhaftung offenbar «so froh gewesen, daß endlich überhaupt jemand mit ihm spricht, daß er sich dabei um Kopf und Kragen geredet hat». Wirklich realisiert habe er «das Ganze aber noch nicht». Das blutige Finale des Vater-Sohn-Konflikts hatte niemand kommen sehen - weder die Lehrer noch die Trainer, noch Nachbarn oder Freunde. Dabei galt Dieter L. überall als zynischer Eigenbrötler, den Alkohol äußerst streitsüchtig und brutal machte. Schon früher hatte der Sau31
bermann Staubreste auf Schränken und Scheuerleisten mit Prügel für die Ehefrau bestraft und wegen Schlägereien eingesessen. Die Gewalttätigkeit steigerte sich noch im selben Maß, wie L. nicht mit seinem sozialen Abstieg nach der Wende zurechtkam. Aus dem in der DDR mit 1800 bis 2000 Mark hochbezahlten Fensterputzer mit kurzen Arbeitszeiten war ein Geringverdiener mit Schichtdienst und immer neuen Arbeitgebern geworden. L. sei ein «guter und akkurater Arbeiter» gewesen, sagt Ronald Pritsche, einziger Freund des Toten, «aber er konnte sich von keinem Chef etwas sagen lassen». All seine Ziele – er hatte als Jugendlicher selbst vergeblich versucht, Boxer zu werden – projizierte L. fortan auf seinen Sohn. Mario war neun Jahre alt, als der Vater ihm die Fausthandschuhe überzog, «um seine Reaktionen zu testen». 1994 wurde er schließlich auf die Sportschule «Werner Seelenbinder» und zum SC Berlin ins Sportforum Hohenschönhausen geschickt. Die ehemalige Ost-Berliner Medaillenschmiede, zu SED-Zeiten der Stasi-Club Dynamo, hat unter anderem Spitzensportler wie Franziska van Almsick und Jan Ullrich geformt. Sie machten aus ihrem Talent nach der Wende Millionen. Also ließ auch L. seinen Sohn hier drillen, aus ihm sollte «mal was werden» – ein Profiboxer mit lukrativen SponsorenVerträgen. Sechs bis acht eineinhalbstündige Trainingseinheiten absolvierte Mario hier jede Woche. Der schlaksige Junge (letztes Wettkampfgewicht bei 1,70 Meter Körpergröße: 48 Kilogramm) wurde dreimal Berliner Meister, war auf dem Sprung in die A-Jugend-Nationalmannschaft. Als Experten seine enormen technischen Fertigkeiten lobten, reagierte das Talent ungläubig: «Wirklich? Der Papa sagt so etwas nie.» Dem ins Boxen vernarrten Vater, Fan von weniger eleganten Profi-Punchern wie Mike Tyson, waren die Erfolge des hochbegabten Sohnes nie genug. Als der Fliegengewichtler im November vorigen Jahres bei den Internationalen Deutschen A-Jugend-Meisterschaften Bronze gewann, wurde Mario zu Hause als «Pflaume» gehänselt. Dieter L. schottete auch seinen Sohn ab, verbot den Besuch von Freunden in der Wohnung und bestrafte Zuspätkommen. Vor vier Wochen kam Mario mit blauem Auge und einer Platzwunde an der Stirn in
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die Schule. Er habe sich «mit einer Glatze gekellt», behauptete er. Kein Skinhead, sondern «der Vater war's», glauben seine Freunde heute. Im Ring ein Sieger, zu Hause ein Opfer - mit keinem Wort hat Mario, dessen Mutter vor elf Jahren an Krebs starb, sein Dilemma angedeutet. «Psycho» nannten ihn die Mitschüler ob seiner Verschlossenheit, den Nachbarn kam es vor, als habe der Junge «Angst, zu viel zu erzählen». Und immer wieder nahm er seinen pöbelnden Vater in Schutz: «Papa meint es nicht so». Selbst als seine Zensuren im letzten halben Jahr schlechter wurden, Mario die Schule schwänzte und trotz Leistungsport zur Zigarette griff, wurde das Ausmaß SEIner Verzweiflung nicht erkannt. Zudem lehnte der junge Boxer alle Hilfsangebote ab. Er wollte, erklärte Mario seiner Anwältin, «mit meinen Problemen niemanden vollsülzen». In einer Stellungnahme von Schulleitern und Trainern für das Landesschulamt heißt es: «Ein Zusammenhang zwischen der Tat und den schulischen und sportlichen Leistungen ist nicht erkennbar. Der Schüler war nicht auffällig.» SEBASTIAN LEHMANN, PETER TIEDE
Aufgaben zum Text 8 1. Beachten Sie: a) die Aussprache folgender Wörter: • Champion [΄t § εmpǐ∂n] • Mario [΄ma : rǐo·] • Evelyn [΄e : vi : lin] • Trainer [΄trε : n∂r ] • Dynamo [dy · ΄na : mo·] • Psycho [΄psy · ço·] • Sponsor [΄sp nz∂] • Skinhead [΄sk in hεd] • Puncher [΄pant§ ∂] • Fan [fεn]
b) die volle Form der Abkürzungen: • SC – Sport-Club • Stasi – Staatssicherheit – госбезопасность (в бывшей ГДР) • SED – Sozialistische Einheitspartei Deutschlands – Социалистическая единая партия Германии (в бывшей ГДР). 2. Prägen Sie sich folgende Vokabeln ein: j-n erschlagen, u, a • aus Verzweiflung • j-n festnehmen • j-n vernehmen • der soziale Verlierer • gelten, a, o (als) • hochbezahlt Ant.: geringbezahlt • j-n hänseln • j-n in Schutz nehmen • Hilfsangebote ablehnen • zum Totschläger werden 3. Merken Sie sich umgangssprachliche Wörter und Wendungen: • sich um Kopf und Kragen reden – поплатиться головой за свои слова; • Er war auf dem Sprung in die Nationalmannschaft – он был как раз на выходе в национальную команду; • vernarrt – безумно увлеченный; • Pflaume – тюфяк. 4. Auf wen beziehen sich Wörter der ersten Spalte und die der zweiten? Ergänzen Sie diese durch passende Vokabeln aus dem Text. 1. schmächtig 2. wegen Schlägereien der Fliegengewichtler eingesessen zum Totschläger werden Geringverdiener bestrafen ein Opfer zu Hause zynischer Eigenbrötler 5. Gebrauchen Sie die ergänzten Vokabellisten bei der Charakteristik beider Personen.
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6. Diskutieren Sie über die Ursachen und Folgen des Vater – Sohn – Konflikts.
Betreuungseinrichtungen für Kinder sind in Deutschland noch immer Mangelware In Deutschland beobachten wir einen Trend für das Kind. Abzulesen u. a. an Kinderbeauftragten der Länder, am neuen Kinder- und Jugendhilfegesetz, an politischer Öffentlichkeitsarbeit für Kinder und mit Kindern, an langsam zunehmenden Kindergartenplätzen, an mehr Berücksichtigung in den Medien. Es gibt aber auch die «andere Realität», wie sie der kürzlich erschienene «Kinder-Report» auflistet. Die Düsseldorfer Autorinnen Andrea Ernst und Sabine Stampfel haben neun Lebensbereiche aus der UN-Kinderrechtskonvention ausgewählt und den einzelnen Artikeln bundesdeutsche Wirklichkeit gegenübergestellt. Artikel 18 der UN-Kinderrechtskonvention fordert: «Die Vertragsstaaten unterstützen die Eltern bei ihrer Erziehungsaufgabe und sorgen für Kinderbetreuungseinrichtungen.» In der Bundesrepublik Deutschland ist der Vormittag der Kinder ab 4 Jahren überwiegend durch Kindergarten und Schule belegt und zuweilen auch ausgefüllt. Hier leistet unser Staat die geforderte Unterstützungsarbeit. Der Nachmittag dagegen stellt für viele Kinder, Eltern und Alleinerziehende ein Problem dar. Es stehen für nur 4,4 Prozent aller Kinder von sechs bis zehn Jahren Betreuungseinrichtungen zur Verfügung. Für diese Tageshälfte fehlt die öffentliche Unterstützung fast völlig. So reißt dann der Nachmittag die soziale Schere weit auseinander. Für die «Kids betuchter Eltern», berichtet der Kinder-Report, muß die Freizeit strikt geplant werden. Sie leben nach «einem gefüllten Terminkalender, der sie ebenso streßt wie die Erwachsenen». Die Kinder pendeln zwischen den «Inseln» der Freizeit, weil «im modernen gutsituierten Kinder- und Familienleben nichts dem Zufall überlassen bleiben darf, sonst drohen Einsamkeit und Isolation». Durch das Fehlen außerhäuslicher Nachmittagsbetreuung leben dagegen vor allen Dingen die Kinder aus sozial schwachen Schichten, Kinder aus schwierigen Familienverhältnissen, Kinder alleinerziehender Eltern und Ausländerkinder in einem permanenten nachmittäglichen Notfall. Diese Situation hat, das bestätigt der 8. Jugendbericht der Bundesregierung, zu einer «Stigmatisierung der Horte und deren Besucher geführt. Das Angebot an Hortplätzen steht in keinem Verhältnis zur Lebensreali-
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tät der Familien (...) Es müßte eine gesellschaftliche Verpflichtung sein, diesen Jugendhilfebereich stärker auszubauen». Aber gerade am Nachmittag brauchen die Kinder und Jugendlichen Raum für ihre Phantasie, ihre persönlichen Interessen, Hilfe und angemessene pädagogische Betreuung. Doch der Spielraum wurde über Jahrzehnte insbesondere in den urbanen Ballungsräumen dem Auto, dem Profit, den Trabantenstädten, dem Ordnungs- und Gestaltungssinn der Erwachsenenwelt geopfert. Pro Kind rechnen zum Beispiel die Planer einen Quadratmeter Spielfläche, pro Auto sieben. «So einfache Dinge wie Ballspielen, Radfahren oder Rollschuhlaufen sind für Kinder gefährlich geworden», weil «der Autoverkehr sämtliche Lebensbereiche seiner eigenen Logik unterworfen hat», stellt der Kinder-Report fest. Kinder werden zunehmend in Reservate zurückgedrängt, zu denen sie – meistens im Auto der Mutter – transportiert werden müssen. Diese Spielinseln sind perfekt von den Erwachsenen geplant. Schon in den 60er Jahren aber beobachteten die Wissenschaftler Heizer und Benner, daß auf diesen verplanten Plätzen – mit Schaukel, Klettergerüst und Rutsche – mehr als die Hälfte aller Spielabläufe weniger als fünf Minuten dauert. Und «Kinder wehren sich gegen Spiel- und Freizeitangebote, die ihre Aktivitäten festlegen, vorherbestimmen oder vorwegnehmen», kommentieren Ernst und Stampfel die Trostlosigkeit dieser verordneten und oft lieblosen Geräteansammlung. Teure Abstellflächen für unseren Nachwuchs schaffen den Planern ein ruhiges Gewissen, den Kindern nur Frust. Kinder suchen trotz oder gerade wegen der ihnen von den Erwachsenen zugewiesenen Spiel- und Erlebnisreservate ihr Abenteuer. So spielen «in bundesdeutschen Hochhaus- und Trabanten-Siedlungen die Neun- bis Vierzehnjährigen mit erstaunlicher Ausdauer und Phantasie gegen die vorgefertigte Umwelt an», faßt der Kinder-Report Spiele in Tiefgaragen, auf Parkplätzen und Baustellen zusammen. Insbesondere für die sozial schwachen Familien kann die Nähe ihrer Kinder zur Destruktion und «kleinen» Kriminalität zur Gefahr werden. «Seit den 80er Jahren», so weiß der Kinder-Report zu berichten, «versuchen unterschiedlichste Bürger-, Eltern- und Stadtteilinitiativen ungeplante Freiräume für sich und ihre Kinder zurückzugewinnen.» Auch die heute etwa 350 Jugendfarmen und Aktivspielplätze in der Bun-
desrepublik Deutschland wollen den weggeplanten Kindern und Jugendlichen zwischen sechs und 18 Jahren Reservate für Phantasie, Verantwortung und Selbstbestimmung anbieten. Das Glück dieser Kinder kostet die Gesellschaft pro Tag und pro Kind deutlich weniger als fünf DM, und von Fachleuten wird die soziale Prophylaxe solcher Hinrichtungen hoch eingeschätzt. Dagegen kostet ein Erwachsener, den die Gesellschaft – oft wegen sozialer Fehlentwicklungen in der Kindheit – im Gefängnis hält, den Staat pro Tag etwa 100DM. Die Gründerin der ersten Jugendfarm in der Bundesrepublik, Thyra Bochm, lebt seit 20 Jahren auf der Jugendfarm Elsental. Im Stuttgarter Stadtteil Kaltental baute sie mit ihrem Mann diese erste Farm auf. Thyra Bochm: «Es ist nichts weiter von uns geschehen, als daß wir nie ein Kind weggejagt haben.» Mit einigen Farm-Begeisterten gründet das Ehepaar Bochm am 8. März 1972 in einem Ziegenstall in Stuttgart-Kaltental auch den Bund der Jugendfarmen. Thyra Bochm beklagt nach rund dreißigjähriger Arbeit, daß sich Kinder und Jugendliche in einer leeren Wohnung zusammenfinden, um sich einen Video-Film anzusehen, den ein Älterer besorgt hat. «Wer sich zuerst übergeben muß, der muß den nächsten Film besorgen und bezahlen. Das ist das Abenteuer, das sich unsere Kinder reinziehen. Dies wird nicht bekämpft, weil es Profit bringt», bedauert Thyra Bochm. Daß es hier nicht um exotische Einzelbeispiele geht, läßt eine im Auftrag des nordrhein-westfälischen Sozialministeriums durchgeführte Untersuchung vermuten, wonach die Drei- bis Sechsjährigen in vollständig verkabelten Haushalten täglich 55 Minuten vor den Fernsehapparaten sitzen. Hier zeigt sich eine in der Tendenz negative «Verhäuslichung» der Kindheit, wie es die Soziologen nennen. In Bonn-Beuel besteht seit sechs Jahren eine dieser Einrichtungen der offenen Jugendarbeit. Die bisher in Bonn einzige Jugendfarm wird von einem Verein getragen. Auf rund 10 000 Quadratmetern mit 50 Tieren – von Kaninchen bis zu Pferden –, Werkstatt, Bauspielplatz, Feuerstelle, Biotop und Garten haben täglich im Schnitt 60 bis 100 Kinder freie Spielmöglichkeiten. Die pädagogische Betreuung leistet ein Team von neun Mitarbeitern. In der Beueler Jugendfarm «machen die Kinder hauptsächlich Erfahrungen mit elementaren Dingen wie Erde, Wasser und Feuer, aber
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auch mit Tieren, die viele schon gar nicht mehr kennen», berichtet Beate Heinrichs, eine der Sozialpädagoginnen. Beate wehrt sich entschieden dagegen, daß die Farm ein alternativer Lebensraum nur für Problemkinder sei. Wenn überhaupt, dann liegt es nach ihrer Ansicht «mehr am problematischen Umfeld», das quer durch alle sozialen Schichten gehen kann. Für viele Kinder ist die Jugendfarm schon ein zweites Zuhause geworden. «Sie können sich eine Stunde zu den Kaninchen setzen und zur Ruhe kommen», nennt Beate als Beispiel für nicht geplantes Spielen. Die Tiere auf der Farm haben pädagogische bis therapeutische Funktion. Beate Heinrichs: «Kinder sollen lernen, Verantwortung zu übernehmen, selbständig zu arbeiten sowie ihre Interessen herauszufinden und mit anderen Kindern in Kontakt zu kommen.» Soziales Lernen wird also großgeschrieben. Die Kinder fühlen sich auf dem von ihnen deutlich mitgestalteten Gelände sichtlich wohl. Daniela Hupfer war 15 Jahre alt, als sie zum ersten Mal auf die gerade gegründete Jugendfarm Beuel kam. Sie wohnt in einem Hochhaus, und sie fand es auf den üblichen Spielplätzen «zu langweilig, mit den toten Geräten herumzuspielen». Jetzt wird sie als Tierarzthelferin ausgebildet, kümmert sich auf der Farm um die Pferde und freut sich, daß sie hier Verantwortung tragen kann. Utopien brauchen herzhafte finanzielle Unterstützung. Dem «Bund» geht es aber in dieser Hinsicht nicht besser als den Farmen selbst. Es bleiben damit auch wenig finanzielle und personelle Ressourcen, um die neuen Initiativen in der Bundesrepublik zu untestützen, die beim Bund der Jugendfarmen organisiert bzw. gemeldet sind. Hier kämpfen Eltern und engagierte Bürgerinnen und Bürger in Stadtteilen für die Einrichtung von Lebens- und Spielräumen, in denen Kinder ihre Welt gestalten können, in denen die Erwachsene keine bestimmende, sondern eine mitbestimmende Rolle haben. Nicht wenige geben nach Jahren entnervender Arbeit und Bittstellerei auf, weil auf den unterschiedlichsten Ebenen geblockt wird. Hier wäre ein hervorragendes Betätigungs- und Investitionsfeld der Wirtschaft für «social sponsoring». Wenn es um Einrichtungen und Interessen von Kindern und Jugendlichen in diesem Lande geht, zeichnet sich fast von selbst ein getrübtes bis düsteres Bild. Die Jugendlichen sagen uns mit ihrer gerad-
linigen und unbefangenen Direktheit, «das sie von der Politik enttäuscht sind, das sie eigentlich von der Politik nichts halten. 80 Prozent aller Jugendlichen meinen sogar, das Politik sie hintergehe, oder sie fühlen sich von ihr betrogen. So leitete Bundesministerin Angela Merkel ihre Stellungnahme zum 8. Jugendbericht im Bundestag ein. Dieter Buchholtz
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Aufgaben zum Text 9 1. Machen Sie Rückübersetzung. Übersetzen Sie zuerst aus dem Deutschen ins Russische, dann aus dem Russischen ins Deutsche. • In der BRD ist der Vormittag der Kinder ab 4 Jahren überwiegend durch Kindergärten und Schule belegt und zuweilen auch ausgefüllt. • Kinder aus sozial schwachen Schichten, aus schwierigen Familienverhältnissen, Kinder alleinerzienender Eltern und Ausländerkinder leben in einem permanenten nachmittäglichen Notfall. • Aber gerade am Nachmittag brauchen die Kinder und Jugendliche Raum für ihre Phantasie, inre persönlichen Interessen, Hilfe und angemessene pädagogische Betreuung. • Kinder sollen lernen, Verantwortung zu übernehmen, selbständig zu arbeiten sowie ihre Interessen herauszufinden und mit anderen Kindern in Kontakt zu kommen. 2. Beantworten Sie Fragen zum Text. • Wie soll der Staat die Eltern bei ihrer Erziehungsaufgabe unterstützen? • Welche «Insel» der Freizeit gibt es in einer modernen urbanen Stadt? • Zu welchem Zweck wurde die Farm von Thyra Böchm aufgebaut? • Welche Funktion haben die Tiere auf der Farm?
3. Bejahen oder verneinen Sie. • Die Vertragsstaaten unterstützen die Eltern bei ihrer Erziehungsaufgabe und sorgen für Kinder. • Der Vormittag stellt für Kinder, Eltern und Alleinerziehende ein Problem dar. • Viele Betreuungseinrichtungen stehen den Kindern zur Verfügung, darum drohen ihnen Einsamkeit und Isolation. • «Verhäuslichung» der Kindheit hat positive Wirkung, wenn sich die Kinder in einer leeren Wohnung zusammenfinden, um sich einen Video- Film den ganzen Tag über anzusehen. • In der Jugendfarm machen die Kinder Erfahrungen mit elementaren Dingen, wie Erde, Wasser, Feuer und mit Tieren. 4. Stellen Sie sich vor. Die Gründerin der Jugendfarm, Thyra Böchm besucht eine Schule, um Erfahrung auszutauschen. Was interessiert die Schulbereitung? Welche Fragen würden Sie an Frau Böchm stellen? 5. Inszenieren Sie eine Elternversammlung in der Schule. Thema: «Freizeitgestaltung unserer Kinder» Personen: Eltern, Direktor, Klassenbetreuer Zeit: Nachmittag
Kinderrechte in das Gesetz
Heinz Hilgers Der 49jährige Bürgermeister von Dormagen ist seit 1989 Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes e .V. Er hat seihst drei Kinder. Foto. Freiheuter
• Wie fällt Ihre persönliche Bilanz zum Tag des Kindes aus? Die meisten Kinder und Jugendlichen haben im Bewußtsein, wenn ich mal 25 oder 30 bin, später braucht mich keiner. Das halte ich für eine Herausforderung. • Warum ist jedes fünfte deutsche Kind von Armut betroffen? Hauptgrund ist im Osten wie im Westen die Arbeitslosigkeit der Eltern. Früher war die Armut alt und weiblich, heute ist sie jung und kinderreich. Viele alleinerziehende Mütter leben von Sozialhille, es gibt für sie keine Arbeitsangebote. Politiker sprechen zwar immer über die Familie, aber sie tun nichts. Familie ist für Kinder kein sicherer Ort mehr. • Was kann der Kinderschutzbund tun? Wir bieten Hilfe für Gewaltopfer an. Beratung über sexuellen Mifibrauch. wir betreiben Kinderhäuser, Kleiderhäuser sowie ein kostenloses bundesweites Kinder-und Jugendtelefon, an dem Jugendliche einander beraten. • Was fordern Sie? Ein Kindergeld, welches sich aus dem jetzigen Kindergeld, dem Kinderfreibetrag und Steuern zusammensetzt. Das wäre zwar noch immer nicht bedarfsgerecht, aber höher als die Sozialhilfe. Wir sind für die Abschaffung des Züchtigungsparagraphen, für Veränderungen im Straßenverkehr, in dein sich Kinder nicht mehr gefahrlos bewegen können, Kinder müssen an gesellschaftlichen Entscheidungen beteiligt sein, aber das
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deutsche Grundgesetz kennt keine Kinderrechte. Das Recht auf gewaltfreie Frziehung gehört in die Verfassung. Dazu hat sich die Bundesrepublik mit der Unterzeichnung der UN-Kinderkonvention verpflichtet, aber sie hat es nicht getan. • Ist es ein Randproblem, wenn Kinder aus der Gesellschaft «aussteigen»? Wir schätzen, daß es 50000 Straßenkinder gibt. Dazu zählen wir alle, die bestimmte Zeit aus ihren Familien ausbrechen. Die Kinder werden immer jünger und bleiben immer länger von zu Hause weg, aber die Jugendhilfe reagiert darauf nicht ausreichend. • Welche Politik vertritt die Interessen von Kindern und Jugendlichen am besten? Die jetzige Bundesregierung vernachlässigt diese Interessen stark. Für eine christliche Partei ist das enttäuschend. Daß das mit einer anderen Regierung besser wird, ist kein Naturgesetz. Interview: Silvia Ottow
• Защита детей во всем мире считается сложной актуальной проблемой. Дети должны иметь право на отдых, игру, право жить с родителями. Эти права им должна гарантировать (gewähren) конституция. И в семье, и в школе воспитание детей должно быть без какого-либо насилия. 4. Äußern Sie sich zu den Bestätigungen: • «Früher war die Armut alt und weiblich, heute ist sie jung und kinderreich.» • Familie ist für Kinder kein sicherer Ort mehr.» 5. In welchen Fällen kann man behaupten, dass Kinder aus der Gesellschaft «aussteigen»? 6. Was tut der Deutsche Kinderschutzbund, um Straßenkindern zu helfen?
Aufgaben zum Text 10 1. Prägen Sie sich folgende Vokabeln ein: • der Kinderschutz • der Kinderschutzbund • ausfallen • halten (für A.) • das Grundgesetz Syn.: die Verfassung • gewaltfrei • sich verpflichten (zu D.) 2. Setzen Sie die Reihe fort: • etwas für ein aktuelles, schwieriges, ......... Problem halten • das Grundgesetz annehmen, ........ • die Prüfung, die Arbeit, ....... ist gut ausgefallen. 3. Übersetzen Sie ins Deutsche: 43
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Alphabetisches Wörterverzeichnis
A ablehnen Hilfe ~ ein Angebot ~ die Abschaffung ahnen nichts ~ der, die Alleinerziehende, -n, -n das Alter, -s im ~ von 12 Jahren ein schwieriges ~ der, die Angeklagte, -n, -n die Angst, die Ängste ~ um j-n haben die Anklage gegen j-n der Ankläger, -s, anprangern die Anstalt, -, -en der Anstoß, die Anstöße der Antrag, die Anträge einen ~ stellen der Anwalt, die Antwälte die Anweisung, -, -en Anweisungen geben anzeigen der Aufenthaltsort, -s, -e ausbrechen, a, o, (s) der Ausbrecher, -s, die Ausdauer
отклонять, отвергать; отказаться от помощи; отклонить предложение, отказаться от предложения отмена, упразднение, ликвидация; догадываться о чем-л; ничего не подозревать; - отец/мать один/одна, воспитывающий/-ая ребенка возраст в возрасте 12 лет трудный возраст обвиняемый, обвиняемая страх бояться за кого-л. обвинение кому-л. обвинитель клеймить позором, разоблачать учреждение, заведение повод к чему-л., стимул, толчок заявление, ходатайство подать заявление, ходатайствовать адвокат, защитник указание, распоряжение давать распоряжение, делать указания доносить, заявлять, сообщать местожительство, место пребывания убегать, совершать побег беглец выдержка, выносливость 45
ausfallen, ie, a (s) ausweiten die Auswirkung, -, -en
получаться, выходить (хорошо или плохо) расширять, увеличивать последствие, влияние.
B bedrückt sein bedürfen (G.) das Bedürfnis, -es, -e ~ e der Kinder behalten, ie, a (h) beleidigen beschimpfen beschützen bestrafen betreuen (A) die Betreuungseinrichtung betrunken beurteilen sich bewähren brutal
чувствовать себя подавленным нуждаться в чем-л. потребность, нужда потребности детей оставлять, удерживать, сохранять обижать, оскорблять ругаться, оскорблять охранять, защищать наказывать заботиться о ком-л., ухаживать за кем-л., обслуживать кого-л. детское воспитательное учреждение пьяный судить о чем-л., расценивать оказываться пригодным, оправдать себя жестокий, безжалостный, беспощадный, зверский
C (die) Christlich-Soziale Union (CSU) der Chef, -s, -s
Христианско-социальный союз (ХСС) шеф
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D
F
dealen [dI:L∂n] das Delikt, -s, -e
fahnden der Fall, die Fälle fassen fehlen hier fehlt vieles
разыскивать, объявлять розыск юр. уголовное дело схватить, задержать, арестовать недоставать, нe хватать здесь много не хватает
die Festnahme, -, -n festnehmen, a, o (h)
задержание, арест задерживать, арестовывать.
торговать наркотиками деликт, правонарушение, преступление der Delinguent, -en, -en правонарушитель, преступник, осужденный der Diebstahl, die Diebstähle кража, воровство, хищение drillen муштровать, автоматизировать навыки die Droge, -, -n наркотик Drogen nehmen принимать наркотики der, die Drogenabhängige, -n, -n- наркоман der Drogenrausch, -s опьянение наркотиками der, die Drogensüchtige, -n, -nнаркоман drohen грозить, угрожать
E eingreifen, i, i (h) einliefern empört über (A) еntführen die Entführung, -, -en entspannt ~ e Beziehungen erhöhen das Erlebnis, -es, -e erschlagen, u, a (h) erwischen einen Dieb ~
вмешиваться, принимать решительные меры доставлять, сдавать, помещать возмущенный чем-л. уводить, похищать похищение, угон (автомашины) расслабленный, разряженный отношения без какого-л. напряжения повышать, увеличивать переживание, событие, случай убивать поймать, схватить поймать вора.
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G das Geheimnis, -es, -e gelten, a, o (h) als genehmigen gerecht die Gerechtigkeit das Gericht, -s, -e geringbezahlt der, die Geschiedene, -n, -n das Gesetz, -es, -e die Gewalt gewaltfrei das Gewissen ein schlechtes ~ das Gremium, -s, -mien das Grundgesetz, -es, -e
тайна, секрет слышать, считаться разрешать, одобрять, санкционировать справедливый, праведный справедливость, законность суд малооплачиваемый разведенный, -ая закон насилие без насилия совесть нечистая совесть орган, комиссия, комитет, собрание основной закон, конституция.
H halten, ie, a (h) halten für (A)
держать считать, принимать за кого-л.
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hart еin hartes Leben hochbezahlt die Homepage
суровый, жесткий, тяжелый, трудный трудная жизнь высокооплачиваемый домашняя страничка
I
L der Lebensbereich, -s, -e leiten der Leiter lösen lukrativ
die Identität imaginär
юр. личность (разыскиваемого человека) мнимый, воображаемый, фиктивный.
J das Jugendamt, die Jugendämter- ведомство по делам молодежи der Justizminister, -s, министр юстиции das Justizvollzugsanstalt, -, -en- исполнительный орган юстиции.
M die Maßnahme, -, -n sich melden mild missbrauchen
K das Kindergeld, -s der Kinderschutz, -es der Kinderschutzbund, die Kinderschutzbündedie Klage, -, -n eine ~ einreichen der Kläger, -s, der Konflikt, -s, -e einen Konflikt lösen der Kontakt, -s, -e den Kontakt abbrechen kostenlos sich kümmern um (A)
надбавка на ребенка, детское пособие защита детей
die Missetat, -, -en missraten ein ~ es Kind
союз защиты детей юр. жалоба, иск подать жалобу в суд юр. истец, жалобщик конфликт разрешить конфликт контакт порвать контакты бесплатно заботиться о ком-л.
mühsam
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область жизни, жизненная сфера руководить руководитель решать, разрешать (напр. проблему, вопрос) прибыльный, доходный, выгодный.
мероприятие, мера 1. являться (куда-л. по делу, 2. заявлять о своем присутствии, дать о себе знать мягкий, нестрогий, снисходительный 1. злоупотреблять, использовать в преступных целях; 2. юр. изнасиловать злодеяние, преступление неудачный, плохой неудачный ребенок, плохо воспитанный ребенок трудный, тягостный, утомительный.
N der Nachwuchs, -es das Netz, -es ins ~ stellen der Notfall, die Notfälle
подрастающее поколение, смена сеть поместить в сети крайний случай.
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O die Obduktion, -, -en öffentlich die Öffentlichkeit das Opfer, -s, der Ort, -s, -e
S вскрытие (трупа) общественный, публичный общественность жертва место.
P die Panik sich in ~ versetzen das Pauschale, -s, -lien der Peiniger, -s, die Pflicht, -, -en postieren präventiv profitieren das Problem, -s, -e die Prophylaxe, -, -n der Prügel, -s, mit ~ bestrafen der Puncher, -s, putzen
паника впадать в панику общая (паушальная) сумма мучитель, истязатель долг, обязанность расставлять превентивный, предупредительный получать выгоду, наживаться, получать пользу, выиграть проблема профилактика палка, побои бить в наказание боксер чистить, убирать.
R das Randproblem, -s, -e das Recht, -s, -e das Relikt, -s, -e renommieren der Richter, -s, -
второстепенная проблема право пережиток хвастаться, бахвалиться судья.
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schaden der Schaden, die Schäden die Schande sich scheiden lassen die Scheidung, -, -en das Scheidungskind, -s, -er der Schlag, die Schläge die Schläge er hat Schläge abbekommendie Schlägerei der Schutz vor (D) j-n in ~ nehmen der Selbstmord, -s, -e signifikant die Sorge, -, -n Sorgen bereiten sich (D) Sorgen machen um, über (A)das Sorgerecht, -s, -e der Sozialarbeiter, -s, die Sozialarbeiterin, -, -nen die Sozialhilfe Sozialhilfe empfangen der Staatsanwalt, die Staatsanwälte (Pl.) die Staatsanwaltschaft die Strafarbeit, -, -en das Straßenkind, -s, -er sich streiten, i, i (h) über (A) der, die Süchtige, -n, -n
вредить вред, ущерб стыд, срам, позор разводиться (о супругах) развод ребенок, чьи родители разведены удар побои его избили (побили) драка, потасовка защита от чего-л. взять кого-л. под свою защиту, заступиться за кого-л. самоубийство знаменательный, характерный, важный забота, беспокойство, волнение доставлять хлопоты волноваться, беспокоиться, тревожиться за кого-л., что-л. право опеки, родительские права социальный работник социальный работник социальная помощь получать социальную помощь прокурор прокуратура наказание уличный ребенок, беспризорник спорить о чем-л. наркоман; наркоманка
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T die Tat, -, -en eine schlimme Tat begehender Täter, -s, der Totschläger, -s, der Trend, -s, -s die Trennung, -, -en
поступок, дело совершить дурной (низкий) поступок виновник, преступник убийца тенденция, главное направление развития отделение, разделение, разлука, расставание
U ungerecht die Ungerechtigkeit der, die Unmündige, -n, -n die Unterstützung untersuchen die Untersuchung, -, -en das Urteil, -s, -e
несправедливый несправедливость несовершеннолетний поддержка юр. расследовать, производить следствие юр. расследование, следствие юр. приговор, решение
V die Verantwortung für (A) das Verbrechen, -s, ein ~ begehen der Verbrecher, -s, einen ~ verhaften das Verfahren, -s, die Verfügung j-m zur ~ stehen vergewaltigen der Verlierer
vernehmen, a, o (h) versorgen verweigern j-m (D) etw.(A) verzweifelt die Verzweiflung, -, aus ~ vorsichtig der Vorteil, -s, -e ~ e haben
W der, die Waise, -n, -n warnen vor (D) sich wehren gegen (A) widerwillig der Witz, -es, -e die Wut mich packte die Wut Wut spüren
ответственность за что-л. преступление совершать преступление преступник арестовать преступника юр. процесс, процедура распоряжение быть (находиться) в распоряжении (из) насиловать проигравший 53
юр. допрашивать, опрашивать обеспечивать, содержать отказывать кому-л. в чем-л. отчаявшийся, полный отчаяния отчаяние от отчаяния осторожный, предусмотрительный, осмотрительный польза, выгода иметь преимущество
сирота предостерегать от чего-л., предупреждать о чем-л. защищаться от чего-л., отбиваться от чего-л., сопротивляться чему-л. с отвращением, с неохотой, против воли шутка, остроумие ярость, бешенство меня охватила ярость, меня взяло зло почувствовать ярость
Z zahlen zerstören j-s Leben ~ die Züchtigung die Zustimmung zuverlässig zuversichtlich
платить разрушать погубить чью-л. жизнь (телесное) наказание согласие, одобрение надежный, верный, достоверный уверенный, обнадеживающий
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Umgangssprachliche Wörter und Wendungen ausreißen, i, i der Ausreißer, -s, bauen : Mist ~ einen Unfall ~
удирать, убегать беглец сделать все не так как следует стать причиной несчастного случая (аварии) doof глупый, дурацкий, нелепый hänseln дразнить, подтрунивать herumdrucksen мяться, тянуть (с ответом) die Kids (pl.) дети, подростки klappen идти на лад, клеиться Es wird schon ~ все получится (удастся) кlauen украсть, стащить, стибрить j-n nicht aus dem Kopf bekommen кто-л. не выходит из головы knacken : Autos ~ взламывать (открывать) машину der Kumpel, -s, -s приятель, кореш mit bekommen, a, o (h) понимать schnappen схватить, сцапать schnorren выклянчивать, попрошайничать schwänzen прогуливать die Schule, den Unterricht ~ пропустить занятия
Inhalt 1. Straßenleben mit Zigarette und Hund (Neues Deutschland 1998) ... 3 2. Der verlogene Sohn (Spiegel 2003) ................................................ 8 3. Sklave zweiter Klasse (Spiegel 2003) .......................................... 12 4. Die geteilte Sorge (Focus 2002) ................................................... 16 5. Unser kleines Geheimnis (Spiegel 2003) ..................................... 19 6. Gericht für «doofe Taten» (Focus 5/2002) ................................... 24 7. Psychoterror per SMS (Focus 2002) ............................................ 28 8. Blutiges Finale (Spiegel 1999) ..................................................... 31 9. Betreuungseinrichtungen für Kinder sind in Deutschland noch immer Mangelware (Deutsche Tribüne Nr.109 4.Dezember 1992) .......... 36 10. Kinderrechte in das Gesetz (Deutsche Tribüne Nr.109 4. Dezember 1992) .................................................................................... 42 Alphabetisches Wörterverzeichnis .................................................... 45 Umgangssprachliche. Wörter und Wendungen ................................. 55
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