»… für unseren Betrieb lebensnotwendig…« Georg von Holtzbrinck als Verlagsunternehmer im Dritten Reich
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»… für unseren Betrieb lebensnotwendig…« Georg von Holtzbrinck als Verlagsunternehmer im Dritten Reich
Thomas Garke-Rothbart
K. G. Saur
Thomas Garke-Rothbart »… für unseren Betrieb lebensnotwendig …« Georg von Holtzbrinck als Verlagsunternehmer im Dritten Reich
ARCHIV FÜR GESCHICHTE DES BUCHWESENS Studien Im Auftrag der Historischen Kommission des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e.V. Herausgegeben von Monika Estermann und Ursula Rautenberg
Band 7 Im Namen der Historischen Kommission des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e.V. herausgegeben von Siegfried Lokatis
Thomas Garke-Rothbart
»… für unseren Betrieb lebensnotwendig …«
Georg von Holtzbrinck als Verlagsunternehmer im Dritten Reich
K · G · Saur München 2008
Herausgeber Ordentliche Mitglieder der Historischen Kommission: Prof. Dr. h.c. mult. Klaus G. Saur, Berlin, Vorsitzender; Prof. Dr. Reinhard Wittmann, Oberachau, Stellv. Vorsitzender; Prof. Dr. Stephan Füssel, Mainz; Prof. Dr. Georg Jäger, München; Prof. Dr. Siegfried Lokatis, Leipzig; Prof. Dr. Wulf D. von Lucius, Stuttgart; Prof. Dr. Ursula Rautenberg, Erlangen; Thedel von Walmoden, Göttingen. Korrespondierende Mitglieder der Historischen Kommission: Prof. Dr. Hans Altenhein, Bickenbach; Dr. Werner Arnold, Wolfenbüttel; Dr. Jan-Pieter Barbian, Duisburg; Prof. Frédéric Barbier, Paris; Thomas Bez, Bietigheim-Bissingen; Dr. Hans-Erich Bödeker, Göttingen; Prof. Dr. Bernhard Fabian, Münster; Dr. Bernhard Fischer, Weimar; Prof. Dr. Ernst Fischer, Mainz; Prof. Dr. John Flood, London; Prof. Dr. Christine Haug, München; Dr. Stephanie Jacobs, Leipzig; Dr. Roland Jaeger, Hamburg; Dr. Thomas Keiderling, Leipzig; Dr. Michael Knoche, Weimar; Prof. Dr. Hans-Joachim Koppitz, Mainz; Dr. Mark Lehmstedt, Leipzig; Prof. Dr. Alberto Martino, Wien; Prof. Dr. Ulrich Ott, Marbach/N.; Prof. Dr. h.c. mult. Paul Raabe, Wolfenbüttel; Bernd Rolle, Jena; Prof. Dr. Helmut Rötzsch, Leipzig; Prof. Dr. Walter Rüegg, Veytaux-Chilion; Prof. Dr. Wolfgang Schmitz, Köln; Prof. Dr. Ute Schneider, Mainz; Herta Schwarz, Frankfurt a.M.; Dr. Volker Titel, Erlangen; Prof. Dr. Peter Vodosek, Stuttgart; Clara Waldrich, München.
Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie, detaillierte bibliografische Dateien sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar Einbandillustration: Foto: Georg von Holtzbrinck im Jahre 1936/1937 (Quelle: Dokumentensammlung) Gedruckt auf säurefreiem Papier © 2008 by K. G. Saur Verlag, München Ein Imprint der Walter de Gruyter GmbH & Co. KG Alle Rechte vorbehalten Jede Art der Vervielfältigung ohne Erlaubnis des Verlages ist unzulässig Satz: Anke Vogel, Ober-Olm Druck & Bindung: Strauss GmbH, Mörlenbach Printed in Germany ISBN 978-3-598-24906-8
Inhalt Einführung (von Siegfried Lokatis) ................................................................................ 7 Zu dieser Studie ............................................................................................................. 14 Familiäre Wurzeln ......................................................................................................... 18 Jugend im Krieg ............................................................................................................ 20 An der Universität – Beziehungen zum NS-Studentenbund ......................................... 24 Anfänge als Unternehmer ............................................................................................. 31 Aufbau eines Vertriebsunternehmens – Die Bibliothek ................................................ 34 Zeitschriftenvertrieb bei der Devex .............................................................................. 42 Fragen zum Parteieintritt ............................................................................................... 47 Erste Geschäfte mit der Arbeitsfront ............................................................................. 52 Neue Geschäftsfelder – Zusammenarbeit mit Kohlhammer ......................................... 75 Aufbau des Verlagsgeschäfts bei der Devex ................................................................. 81 Einstieg beim Verlag Deutsche Volksbücher ............................................................. 105 Ende der Bibliothek ..................................................................................................... 121 Vollständige Übernahme des Verlags Deutsche Volksbücher ................................... 137 Aufschwung im Krieg – Geschäfte an der Front ........................................................ 140 Nach dem Krieg – Entnazifizierung und Wiederaufnahme der Geschäfte ................. 175 Zusammenfassung ....................................................................................................... 189 Anhang Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................... 193 Zu den Quellen ............................................................................................................ 194 Private Archive und Sammlungen (Dokumentensammlung) ..................................... 195 Öffentliche Archive ..................................................................................................... 195 Briefe und Berichte ..................................................................................................... 202 Zeitschriften im Vertrieb von Devex und VDV .......................................................... 214 Verlagsbibliografie der Devex und des Verlags Deutsche Volksbücher .................... 215 Literatur und veröffentlichte Quellen .......................................................................... 227 Abbildungsverzeichnis ................................................................................................ 242 Personen- und Sachregister ......................................................................................... 243
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Siegfried Lokatis
Einführung Die offizielle Historie der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck beginnt 1948. Seit beinahe zehn Jahren1 ist jedoch bekannt, dass es auch eine Vorgeschichte gibt, dass der Verlagsgründer Mitglied der NSDAP war und in den 1930er Jahren mit dem Vertrieb von Zeitschriften der Deutschen Arbeitsfront (DAF) Geld verdient hatte. Als die Geschichte Bertelsmanns im Dritten Reich2 erschien, wurden die Fragen nach dem Parallelfall Holtzbrinck lauter. Die Verlagsgruppe teilte daraufhin mit, dass schon seit einiger Zeit darüber geforscht werde und verwies auf das zu erwartende Ergebnis einer wissenschaftlichen Untersuchung. Diese Arbeit liegt jetzt vor. Der relativ späte Erscheinungstermin erklärt sich weitgehend aus der immensen Fülle des vom Autor Thomas Garke-Rothbart allein zu bewältigenden Aktenmaterials, das aus nahezu dreißig Archiven zwischen Washington und Moskau stammt. Nachdem Garke-Rothbart anfangs einige spektakuläre Archivfunde geglückt waren, unterstützte die Familie von Holtzbrinck die wissenschaftliche Arbeit durch die Bereitstellung noch vorhandener Aktenbestände und durch die Übernahme der aus der Archivarbeit erwachsenden Kosten. Entsprechend dem Wunsch des an ungestörten Arbeitsbedingungen für seine Dissertation interessierten Autors wahrte sie auch dessen schützendes Inkognito. Im Laufe der Untersuchung erwies sich die ursprüngliche und von der an historischer Aufklärung interessierten Familie favorisierte Konzeption einer kritischen, die moralischen und politischen Intentionen Georg von Holtzbrincks in ihrer Genese von Jugend an freilegenden Biografie als nicht durchführbar. Die Suche nach Quellen, die Einblick in die Kindheit und Jugend von Holtzbrincks gegeben hätten, muss nach dem jetzigen, auf einer intensiven Suche in lokalen und regionalen Archiven beruhenden Kenntnisstand als im Wesentlichen gescheitert bewertet werden. Leider geben die Quellen für die späteren Jahre auch kaum einen unmittelbaren Aufschluss über Georg von Holtzbrincks Verhältnis zum Nationalsozialismus. Wir erfahren z. B. nur, dass er 1931 in den NSD-Studentenbund eingetreten ist, nichts über irgendwelche Aktivitäten. Immerhin kann Garke-Rothbart zeigen, dass dazu, ganz im Gegensatz zu beschwichtigenden Darstellungen aus der Nachkriegszeit, unter den seinerzeit an der Kölner Universität gegebenen Umständen jedenfalls ein hohes Maß politischen Engagements notwendig war. Über die Gründe dafür kann aber nur spekuliert werden. Man mag sich mit der allgemeinen Betrachtung zufrieden geben, dass es sich Anfang der 1930er Jahre um eine für protestantische Unternehmerfamilien aus gesunkenem Kleinadel durchaus schichtspezifische und für den Jahrgang 1909 irgendwie wohl auch generationstypische politische Option gehandelt haben dürfte. Für eine wissenschaftliche Biografie reichte das nicht aus.
1 Margolick: The German Front, S. 56ff. 2 Bertelsmann im »Dritten Reich«. Hrsg. von Friedländer u. a.
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Einführung Hingegen erwies sich die Quellenlage als geradezu vorzüglich, um die Geschäftstätigkeit Georg von Holtzbrincks im »Dritten Reich« aufzuhellen. Dabei geht es entschieden um mehr als um längst verjährte Schuldzuweisungen, es geht vor allem um die kritische Selbstreflexion der Anfänge unseres heutigen Mediensystems. Ganz im Gegensatz zu vielen anderen Gebieten liegen noch weite Teile der deutschen Buch- und Verlagsgeschichte der NS-Zeit im Dunkeln verborgen, ein Phänomen, das keineswegs nur Konzerne wie Holtzbrinck und Bertelsmann betrifft. Dass bis heute wichtige Verlagsarchive geschlossen sind und die Öffentlichkeit auf die schönenden Floskeln der Festschriften angewiesen bleibt, ist nicht länger akzeptabel, zumal dadurch auch die Erforschung der westdeutschen Buchhandels- und Verlagsgeschichte blockiert wird. Wie wichtig die Öffnung der Verlagsarchive keineswegs nur für die Literaturgeschichte, sondern für alle vom Buch regierten gesellschaftlichen Bereiche wäre, für die Wissenschaftsgeschichte wie für die Erforschung der Alltagskultur, zeigen in peinlichem Kontrast die entschieden weiter vorangetriebenen Forschungen zur Buchhandels- und Verlagsgeschichte der DDR, wozu die Archive längst offen liegen. Allerdings hatte es der Buchhandel in der Frühzeit der Bundesrepublik mit einer besonders schwierigen Situation zu tun. War das Beschweigen der Nazivergangenheit in der Adenauer-Zeit ohnehin allgemeiner Konsens3, so galt das für Verleger und Buchhändler in besonderem Maße als eine Frage des Überlebens. Der Schock der Nachkriegszeit saß tief, als Verlagslizenzen im Prinzip nur an erwiesene Gegner des NS-Regimes vergeben worden waren. Vermutlich war die große Mehrzahl der westdeutschen Traditionsfirmen, nicht zu vergessen deren Mitarbeiter und Autoren, auf irgendeine Weise politisch belastet: Wir wissen inzwischen, dass gerade im Kriegsbuchhandel märchenhafte Gewinne eingefahren werden konnten, und die Spitze der nationalsozialistischen Zensur durch die Parteiamtliche Prüfungskommission (PPK) richtete sich nicht zufällig gegen bürgerliche »Konjunkturverlage«, die aus der braunen Ideologie und nationalistischen Welle ein Geschäft zu machen versuchten. Selbst ein Verlag wie H. Goverts, der 1934 in der entschiedenen Absicht gegründet wurde, am literarischen Formniveau festzuhalten und einen Kreis systemferner bürgerlicher Autoren zu sammeln, ging, wie Anne-M. Wallrath-Janssen4 jüngst detailliert und eindringlich beschrieben hat, deprimierende Kompromisse ein, ganz zu schweigen vom Leipziger Börsenverein der Deutschen Buchhändler, der am 12. Mai 1933 in seinem berüchtigten »Sofortprogramm« der Reichsregierung die Kooperation in der »Judenfrage« anbot. Wir wissen, wenn auch leider bisher nur in zu groben Zügen, dass die Dominanz nazistischer Ideologeme nicht vom Himmel gefallen oder gar, wie ja ernsthaft noch in der Goldhagen-Debatte diskutiert worden ist, den Deutschen gleichsam in die Wiege gelegt war. Sie wurde von anpassungsfreudigen Buchhändlern und Verlegern, die keinesfalls alle Nationalsozialisten, sondern häufig moderne Marketing-Spezialisten waren, auf profitable Weise angekurbelt und nach Kräften perpetuiert. Schon zur Zeit der
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3 Vgl. Frei: Vergangenheitspolitik. Die Anfänge der Bundesrepublik und die NS-Vergangenheit; Christina von Hodenberg: Konsens und Krise. Eine Geschichte der westdeutschen Medienöffentlichkeit 1945–1973. Göttingen: Wallstein 2006; Habbo Knoch: Die Tat als Bild. Fotografien des Holocaust in der deutschen Erinnerungskultur. Hamburg: Hamburger Edition 2001. 4 Wallrath-Janssen: Der Verlag H. Goverts im Dritten Reich.
Einführung Weimarer Republik hatten rechte politische Richtungsverlage wie vor allem die Verlage des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbandes, Langen-Müller5 und die Hanseatische Verlagsanstalt6 in diese Richtung gewirkt, während der NSDAP-Verlag Eher im Buchhandel anfangs noch kaum eine Rolle spielte. Über Jahrzehnte wurde das »Dritte Reich« insgesamt als bücherfeindlich betrachtet, ein für den Buchhandel bequemer Mythos, der von den langen Schatten der Bücherverbrennung profitierte. Aber es wurden »nur« bestimmte Autoren und Bücher ausgegrenzt und verfolgt. Jan-Pieter Barbian hat in seiner grundlegenden Studie »Literaturpolitik im ›Dritten Reich‹«7 längst gezeigt, wie die Verfolgung von der Exportsubventionierung bis zum »Tag des Buches« mit einer breiten Palette kulturpolitischer Förderungsmaßnahmen einherging. Zumal im Kontrast zu der von Weltwirtschaftskrise und Brünings Sparpolitik gebeutelten, ruinösen Lage des Buchhandels vor 1933 wurde das »Dritte Reich«, wohlgemerkt rein ökonomisch betrachtet, in den ersten Kriegsjahren zu einem »goldenen Zeitalter« für den Buchhandel. Die Auswirkungen dieses über vierzig Jahre lang in beiden Teilen Deutschlands verdrängten Phänomens waren vor Weihnachten 1939 bis in das Warschauer Ghetto spürbar. Dort notierte Chaim A. Kaplan in sein Tagebuch: »Deutschland ist ein Irrenhaus geworden, es ist verrückt nach Büchern […]. Der Nazi hat uns nicht nur unserer materiellen Besitzungen beraubt, sondern uns auch um unseren guten Namen als das Volk des Buches gebracht. Der Nazi hat sowohl das Buch wie das Schwert, und das macht seine Kraft und seine Macht aus.«8 Die Firmengeschichte von Holtzbrinck im »Dritten Reich« zu schreiben, erwies sich als ein kompliziertes Unterfangen. Bei den von Holtzbrinck im Einzelnen betriebenen, kaum noch dem Namen nach bekannten Firmen, der Deutschen Verlagsexpedition Stuttgart (Devex) und dem Verlag Deutsche Volksbücher sowie den von ihnen herausgegebenen Reihen wie der Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens und den Wiesbadener Volksbüchern, handelte es sich nicht nur gemessen an der heutigen Stellung der Verlagsgruppe um seinerzeit eher unbedeutende Firmen, deren historische Spuren entsprechend schwer zu verfolgen waren. Das Geschick, mit dem Holtzbrinck sich dieser Instrumente als eines experimentellen Ensembles bediente und nicht zuletzt auch die Weise, wie er sich in Konkurrenz mit seinem Kompagnon Schlösser der Zügel bemächtigte, verweist jedoch bereits auf den späteren Konzernstrategen. Im Vergleich zu der Bertelsmann-Studie werden die ökonomischen Fakten ungleich direkter in die Erzählführung eingebunden. Auch erlaubt Garke-Rothbarts Firmengeschichte neuartige Einblicke in bislang nicht einmal peripher diskutierte Abgründe des werbenden Buchhandels, des Zeitschriftenhandels von »Kraft durch Freude« oder des korrumpierten südwestdeutschen Gau-Buchhandels – eine Art buchhandelsgeschichtlicher Tiefseeforschung weit unterhalb aller bekannten Zonen. Zumal die Erforschung des Buchhandels der nationalsozialistischen Großorganisationen stellt ein bisher noch kaum angegangenes, wichtiges Desiderat dar. Bei diesem Thema geht es um nicht mehr und nicht weni-
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Meyer: Die Verlagsfusion Langen-Müller. Lokatis: Hanseatische Verlagsanstalt. Barbian: Literaturpolitik im »Dritten Reich«. Buch der Agonie. Das Warschauer Tagebuch des Chaim A. Kaplan. Hrsg. von Abraham I. Katsh. Frankfurt am Main: Insel 1967, S. 106 (23. Dezember 1939).
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Einführung
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ger als den Durchbruch zum modernen Massenbuchmarkt abseits der etablierten bürgerlichen Strukturen des Leipziger Börsenvereins. Dem heutigen Leser bietet die schier unermüdliche Expansionslust Georg von Holtzbrincks eine denkbar geeignete Sonde, um so manche Grauzone der nationalsozialistischen Schrifttumspolitik und die unterschiedlichen Einflusschancen ihrer Protagonisten zu erkunden. Er bekommt relativ spät den lukrativen Marktzutritt zu den Großorganisationen, zunächst durch eine Empfehlung der Parteikanzlei, die er wiederum nutzt um Aufträge der Arbeitsfront zu erhalten, wo er mit Ämtern wie KdF und »Schönheit der Arbeit«, schließlich mit dem Fachamt Eisen und Metall und dem Volksbildungswerk kooperiert. Er fürchtet vom Krieg auch das Schlimmste für seine Geschäfte, sieht jedoch einen Ausweg darin, die Konjunktur für ein Buch über den Polen-Feldzug zu nutzen. Als das Arbeitsfront-Geschäft bei Kriegsbeginn weitgehend wegbricht, vertreibt seine Firma Prestige-Zeitschriften des Parteiverlags Eher, wie die von Ribbentrop herausgegebene Achsenpostille Berlin, Rom, Tokio, schließlich auch Rosenbergs Nationalsozialistische Monatshefte. Gefangen in der Katastrophendynamik des Systems, lernt er Macht gegen Macht auszuspielen. Als eine unschätzbare Ressource für den untergeordneten Gefreiten erweist sich die SS-Uniform seines Onkels Erich von Holtzbrinck. Prominente Nazis sind für ihn insgesamt eine Art austauschbarer Geschäftsgaranten – wenn man so will, ein Zeichen resignierter Distanz, im klaren Kontrast zu dem jugendlichen Engagement für den NSDStB vor der »Machtergreifung«. Er sammelt sie gleichsam wie Amulette, um sich vor Zensurschikanen zu schützen und privilegierte Zugangschancen zu den neuen Massenmärkten der NS-Großorganisationen und der Wehrmacht zu finden. Er weiß genau, wann es günstig ist, aus dem Aufsichtsbereich der Reichspressekammer zur Reichsschrifttumskammer zu wechseln, und investiert in Literaturfunktionäre des dritten Gliedes wie die umtriebigen Brüder Sangiorgio mit ihren Beziehungen zum Volksbildungswerk sowie in den Anthologienpapst der Reichsjugendführung August Friedrich Velmede. Das OKW wird ein Hauptgeschäftspartner, und wir sehen Georg von Holtzbrinck für den Druck von Frontbüchern die Fühler nach Oslo zu den dort lockenden Papierreserven ausstrecken. So gelangen seine Firmen erst gegen Kriegsende, im Rahmen einer inhaltlich weitgehend vergleichsweise harmlosen Feldpost-Produktion für die Truppe zu sichtbarer Bedeutung: Garke-Rothbart schätzt die Gesamtauflage an Frontbüchern vorsichtig auf »jenseits der 5 Millionen-Grenze«, was einen zwar sicheren, aber klar abgeschlagenen vierten Platz hinter den Marktführern Bertelsmann (20,4 Millionen), Eher (11,6 Millionen) und Kohlhammer sowie Bibliographischem Institut (jeweils 10 Millionen) bedeuten würde. Indirekt, in der perspektivischen Brechung seiner Geschäftsakten, bieten die Quellen also auch über von Holtzbrincks Beziehung zum Nationalsozialismus recht auskunftsfähige Informationen. Wir sehen ihn als einen erfindungsreichen, instinktsicheren Pragmatiker und als einen – allerdings keineswegs immer erfolgreichen – Nutznießer der im »Dritten Reich« sich bietenden Marktchancen ohne irgendwelche nachhaltige erkennbare ideologische Optionen oder geschäftsferne politische Ambitionen. Georg von Holtzbrinck war kein überzeugter Nationalsozialist; dazu hält Garke-Rothbart als Ergebnis seiner umfassenden Durchsicht der Verlagspublikationen fest, dass dieser Geschäftsmann weder antisemitische Texte konzipiert noch als Verleger verbreitet hat.
Einführung Es gehört zu den Erkenntnissen dieser Arbeit, dass der weitgehende Verzicht auf ideologische Botschaften nicht nur dem Publikumsgeschmack, sondern paradoxerweise auch genau einer Linie des Propagandaministeriums entsprach, das im Krieg auf harmlose Unterhaltungsliteratur setzte. Georg von Holtzbrinck blieb hier ein mögliches moralisches Dilemma erspart. Er betrachtete Verlagsdinge allerdings ohnehin zunächst unter Vertriebsaspekten. Ihm war wohl weitgehend gleichgültig, was er verkaufte, solange der Vertriebsapparat, Hebel seiner frühen Erfolge, ausgelastet war. Es wäre naiv, bei einem solchen auf risikofreie Wiederverwertung längst eingeführter Titel eingestellten Betrieb, wie es die Wiesbadener Volksbücher waren, den Verleger für einzelne Bücher in die Pflicht zu nehmen. Die Arbeit Garke-Rothbarts erlaubt hinreichend genaue Einblicke in die internen Entscheidungsprozesse bei der Programmgestaltung. Die Rollen waren im Allgemeinen klar verteilt. Holtzbrinck war für das Geschäftliche zuständig, sein Partner Wilhelm Schlösser und Lektoren wie Hans-Ludwig Oeser für die inhaltlichen Fragen. Allerdings trieb Georg von Holtzbrinck durchaus ein Gefühl für Qualität, für die Vorzüge der glaubwürdigen Botschaft nebst entsprechender Ware, die den Absatz an der Haustür erleichterte. Dabei kam es ihm weniger auf den Inhalt der Bücher an, sondern mehr auf deren symbolische Ausstrahlung, auf die bildungsbürgerliche Aura, die eine mit Büchern gefüllte Schrankwand verleihen konnte. Das war die Ideologie, mit der 1916 der Deutschnationale Handlungsgehilfenverband (DHV) die erste Buchgemeinschaft, die Deutschnationale Hausbücherei gegründet hatte.9 Für die Angestelltengewerkschaft diente das Buch als ein Fetisch, um Proletarisierungsängste zu verscheuchen, als Zeichen, dass die Angestellten als »neuer Mittelstand« das Erbe des Bildungsbürgertums angetreten hätten. Georg von Holtzbrinck hatte als Student die Erfahrung gemacht, dass ein Adelstitel den Bücherverkauf im Haustürgeschäft erleichterte. Was er der Arbeitsfront zu verkaufen hatte, war der Zugriff auf traditionell bildungswillige, tendenziell inflationsgeschädigte Kundenschichten jenseits der von den Gewerkschaften übernommenen organisierten Arbeitnehmerschaft, vor allem auf Selbständige und Handwerker, die seine Vertreterkolonnen bewirtschafteten. Er besaß die Antenne für das Massengeschäft mit den Mittelschichten und war selbst empfänglich für den Zauber des Buches als Kulturgut, für dessen Status gewährenden Mehrwert – als Konzernchef engagierte er sich später mehrfach in altangesehenen literarischen Verlagen, was sich keinesfalls immer rechnete. Der Aufstieg aus der Tiefsee der Nebenmärkte zum Herrn über S. Fischer und Rowohlt wurzelte in einer Motivation, die über das reine Geldverdienen hinausweist. Bei der Jagd nach der blauen Blume zugleich marktgängiger und anerkannter literarischer Qualität verließ er sich auf die gerade gesellschaftlich anerkannten Standards, wie sie in der NS-Zeit von seinen literaturpolitisch einschlägig profilierten Beratern verwaltet wurden. Originalität war nicht angesagt, sondern die konsequente Zweit- und Drittverwertung der im NS-Buchhandelssystem von Verlagen wie Langen-Müller und der Hanseatischen Verlagsanstalt eingeführten, keineswegs genuin nationalsozialistischen, sondern eher nationalkonservativen »deutschen Dichter« wie Hans-Friedrich Blunck, Hermann Claudius, Hans Franck, Hans Grimm, Erwin-Guido Kolbenheyer, 9 Iris Hamel: Völkischer Verband und nationale Gewerkschaft. Der deutschnationale Handlungsgehilfenverband 1893–1933. Frankfurt am Main: Europäische Verlagsanstalt 1967.
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Einführung Jakob Schaffner, Wilhelm Schäfer und Hermann Stehr, immer eingebettet in die auch späterhin politisch unverfängliche »Schatzkammer des Deutschen Volkstums« des 19. Jahrhunderts, von Eichendorff, Grillparzer, Kleist, von Liliencron, Raabe, Storm. Das war, was durch solide Buchgestaltung unterstrichen wurde, von der ganzen Struktur her schon ein anderes, durchaus um das literarische Formniveau bemühtes Programm als etwa die triviale, massenwirksame Kriegsliteratur bei Bertelsmann. Das Ergebnis des opportunistischen Bemühens um die seinerzeit anerkannte Qualität war im »Dritten Reich« eine inhaltliche Linie, die im klaren Gegensatz zum heutigen Selbstverständnis einer Verlagsgruppe steht, deren Aushängeschilder S. Fischer, Rowohlt und Kiepenheuer & Witsch das Werk von Autoren wie Sigmund Freud, Franz Kafka, Thomas Mann, Kurt Tucholsky und Erich Maria Remarque pflegen, die wie wenig andere Verlage dem Andenken jener »verbrannten Dichter« verpflichtet sind, die von Kolbenheyer, Blunck, Grimm & Co. 1933 aus der Akademie verdrängt wurden. Garke-Rothbarts Arbeit endet 1948 mit der glücklich absolvierten Entnazifizierung Georg von Holtzbrincks und verzichtet bewusst auf den Ausblick in die Bundesrepublik. Die Untersuchung ist damit genau an dem Punkt angelangt, wo die Geschichte der Stuttgarter Hausbücherei und also auch die der Verlagsgruppe beginnt. Es ist klar, dass diese Geschichte differenzierter geschrieben werden muss und eine gründliche Erforschung auf der Basis der von Garke-Rothbart freigelegten Fundamente verlangt. Darauf verweisen verschiedene, oft in den Fußnoten verborgene Details. Das betrifft gleich den Anfang der Firmengeschichte: So hat von Holtzbrinck 1948 die Stuttgarter Hausbücherei, die Keimzelle der späteren Buchgemeinschaftsgruppe, nicht etwa selbst gegründet, sondern angekauft. Nachdem Garke-Rothbart die Firmengeschichte von Holtzbrincks im »Dritten Reich« als die zweier mehr oder weniger gleichberechtigter Partner beschrieben hat, bleibt zu untersuchen, wie es nach 1945 zur Trennung kam und Schlösser eine eigene Buchgemeinschaft, den »Europäischen Buchclub« gegründet hat. Garke-Rothbart zeigt, dass Holtzbrinck zwar ein für einen mittelständischen Jungunternehmer durchaus ansehnliches kleines Vermögen in die Nachkriegszeit retten konnte, dieses zur späteren Expansion jedoch in keinem relevanten Verhältnis steht. Daraus folgt, dass es weniger materielle Werte waren, die es rechtfertigen, die Verlagsgruppe in der Kontinuität zu der Vorgeschichte im »Dritten Reich« zu sehen, sondern ein in dieser Zeit erworbenes besonderes Know How in Sachen Buchgemeinschaft. Inzwischen hat das Vertriebsmodell der Buchgemeinschaft längst die alte Bedeutung verloren: Die treuesten Mitglieder sterben allmählich aus, die Bezieherwerbung wurde zu teuer und die Verlagsgruppe trennte sich aus guten Gründen schon 1989 vom »Deutschen Bücherbund«. Der Durchbruch modernerer Vertriebsformen, die wachsende Konkurrenz der Buchhandelsketten und des Internet-Buchhandels ließen seitdem selbst den Bertelsmann-Lesering rote Zahlen schreiben. Deshalb ist hier daran zu erinnern, dass in den 1950er und 1960er Jahren die großen Buchgemeinschaften für Bertelsmann wie für Georg von Holtzbrinck zum hochprofitablen Kerngeschäft und Motor der Konzernexpansion wurden. Es ist ein wichtiges Verdienst der Arbeit von GarkeRothbart, die Entstehungsgeschichte und das Erfolgsgeheimnis eines Vertriebsmodells bis in die kalkulatorischen Einzelheiten exakt nachgezeichnet zu haben, dessen virtuose, auf Vertreterkolonnen und Bücherstuben gestützte Handhabung in der frühen Bundesrepublik unerhörte Gewinnchancen bot. 12
Einführung Eine solche aus der Kenntnis der Mechanismen des nationalsozialistischen Massenbuchmarktes abgeleitete Geschäftserfahrung führte auch zur Anknüpfung an alte Milieus und Kontinuität in der Personalpolitik, bedeutete den kostengünstigen Rückgriff auf in der Nachkriegszeit ausgegrenzte, politisch mehr oder weniger belastete Spezialisten, auf ehemalige nationalsozialistische Bücherwarte, auf gewesene Literaturpäpste und Verleger, denen die öffentlich kaum beachtete Tätigkeit für eine Buchgemeinschaft manche versteckte Nische bot. Auch autorenpolitisch kam es keineswegs sofort zu einem radikalen Wechsel: Wie Garke-Rothbart herausgefunden hat, setzte Georg von Holtzbrinck noch Anfang der 1950er Jahre auf den für ihn billig gewordenen einstigen Bestseller Volk ohne Raum von Hans Grimm. Regelrechte Seilschaften der politisch belasteten rechten Intelligenz fanden ihr Sprachrohr bei der von Holtzbrinck mitfinanzierten, in der frühen Bundesrepublik meinungsbildenden Zeitung Christ und Welt. Somit bleibt keinesfalls nur nach den ökonomischen Gründen des Aufstiegs zum zweitgrößten deutschen Buchkonzern zu fragen. Es geht um den Prozess, der zur Ankunft des Vorkriegs-Verlegers im liberal-demokratischen Wertesystem der Bundesrepublik geführt hat. Was machte beispielsweise Georg von Holtzbrinck für einen Gottfried Bermann Fischer zu einem akzeptablen Vertragspartner, dem er schließlich seinen Verlag anvertraute? Die heutige Stellung der Verlagsgruppe im bundesdeutschen und internationalen Mediensystem, der Anspruch auf Glaubwürdigkeit der Schwarzen Reihe (S. Fischer) bei der konsequenten Aufarbeitung der NS-Vergangenheit, der Respekt vor der demokratischen Meinungsführerschaft der Zeit und nicht zuletzt die Rücksicht auf die jungen Benutzer von Studi-VZ fordern hier ein Höchstmaß an historischer Transparenz. Nicht nur die NS-Zeit, sondern auch die Nachkriegszeit und die frühe Bundesrepublik stellen für eine moderne deutsche Buchhandels- und Verlagsgeschichte hochinteressante, doch leider immer noch weitgehend unerforschte Gebiete dar. Die Erforschung des Siegeszuges von Großunternehmen wie Bertelsmann und Holtzbrinck könnte, wie die Arbeit von Thomas Garke-Rothbart zeigt, hier einen vielversprechenden Ansatz und relativ systematischen Zugriff bieten.
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Zu dieser Studie Die mit dem Namen Georg von Holtzbrinck verbundenen Firmen – vor allem der Deutsche Bücherbund sowie Verlage wie S. Fischer und Rowohlt oder auch Zeitungen wie das Handelsblatt – sind bekannter als der Mann, der sie in seiner Unternehmensgruppe versammelte. Weitgehend unbekannt blieben bisher die Aktivitäten des unauffälliggewichtigen Nachkriegsunternehmers in der Zeit des Nationalsozialismus. Die vorhandenen Veröffentlichungen enthalten lediglich vage Hinweise über Georg von Holtzbrincks Leben und Wirken zwischen 1933 und 1945. Nachdem im Gedenkband zum 60. Geburtstag des Unternehmers1 die Traditionslinie zur »Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens« sowie ansatzweise zum Verlag Deutsche Volksbücher gezogen wurde, erhob der US-Journalist David Margolick 1998 den Vorwurf, der Stuttgarter Verleger habe im Dritten Reich nationalsozialistische Zeitschriften vertrieben und damit der NS-Ideologie Vorschub geleistet.2 Die bereits seit den 1960er Jahren in der Öffentlichkeit bekannte Tatsache der Mitgliedschaft in der NSDAP3 bedurfte auch unter diesem Aspekt einer neuen Bewertung.4 War Georg von Holtzbrinck in den Jahren bis 1945 mehr als ein mittelständischer Unternehmer, müsste der Namensgeber einer inzwischen international aufgestellten Mediengruppe auch bei seinem Start im Dritten Reich nicht zuletzt wegen seiner Beziehungen zum NS-Regime eine gewichtige Rolle gespielt haben. Es wird sich zeigen: Dies war nicht der Fall. Das Verhalten Georg von Holtzbrincks war vielmehr exemplarisch für das vieler mittlerer Unternehmer, die sich mit den ebenfalls mittleren und niederen Chargen der Partei- und Ministerialbürokratie sowie der für die Frontbuchproduktion der Wehrmacht zuständigen Stellen arrangiert hatten. Auf regionaler Ebene, in Württemberg-Hohenzollern, wo die Unternehmen Georg von Holtzbrincks ansässig waren, mag der Maßstab ein anderer gewesen sein. Doch auch hier fanden sich kaum aussagekräftige Unterlagen. Dies könnte eine Erklärung darin finden, dass ein großer Teil der Bestände vernichtet wurde oder die Alliierten, insbesondere die Amerikaner, einen Großteil der aufgefundenen NS-Unterlagen nach dem Krieg in das Berlin Document Center eingereiht haben. Intensive Nachforschungen auch in diesem Bestand blieben jedoch, was die Person Georg von Holtzbrincks betrifft, ebenfalls nahezu ergebnislos. Siegfried Lokatis konstatierte: »Holtzbrinck is a really complicated story«.5 Er hat in mehrfacher Hinsicht Recht. Anders als bei Verlegern etablierter Häuser galt es bei dem Seiteneinsteiger Georg von Holtzbrinck – nicht zuletzt angesichts des von Margolick ins Feld geführten Vertriebs von NS-Zeitschriften – zunächst abzugrenzen, ob und in welchem Umfang er zu welchem Zeitpunkt als Verleger tätig war und welche Tätigkeitsfelder er darüber hinaus besetzte.
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Das Buch zwischen gestern und morgen: Zeichen und Aspekte. Margolick: The German Front, S. 56ff. Christ und Geld. In: Der Spiegel (1968), Nr. 12, S. 174. Teutonische Arroganz. In: Der Spiegel (1998), Nr. 21, S. 258. Mark Landler: Another German Publisher Mulls its Wartime Past. In: New York Times, 14.10.2002.
Zu dieser Studie Diese Studie ist keine Biografie Georg von Holtzbrincks. Sie kann es schon deshalb nicht sein, weil die Materiallage dafür nicht ausreichend ist. Dennoch waren, soweit es das Verständnis unternehmerischer Entscheidungen eines solchen Firmen-Patriarchen erfordert, wie ihn Georg von Holtzbrinck zeitlebens verkörperte, biografische Betrachtungen unerlässlich. Der Blick auf das persönliche und geschäftliche Umfeld erlaubte ferner Rückschlüsse auf die Position Georg von Holtzbrincks innerhalb der Gesellschaft des Dritten Reiches. Beispielhaft dafür steht die Beziehung zu dem langjährigen Geschäftspartner Wilhelm Schlösser, der Georg von Holtzbrinck den beruflichen Einstieg ermöglicht hatte. Nach dem Zweiten Weltkrieg trennten sich beider Wege. Schlösser gründete den »Europäischen Buchklub« und übernahm 1956 den traditionsreichen Cotta-Verlag. Das Auf und Ab zwischen den beiden sehr unterschiedlichen Charakteren hat im bundesdeutschen Buchmarkt bis weit in die Nachkriegszeit deutliche Spuren hinterlassen. Die Darstellung der Geschichte von Unternehmen, die in Zusammenhang mit Georg von Holtzbrinck standen, wurde auf jene Ausschnitte beschränkt, die zur Untersuchung des Gegenstandes erforderlich waren. Es geht um das Anpassungsverhalten eines mittelständischen Unternehmers in einer vom NS-Regime besonders beeinflussten Branche, und um Erklärungen; nicht um moralische Wertungen. Die Arbeit muss sich auf unterschiedlichen Feldern in den Forschungsdiskurs der Buchhandels-, Verlags- und Pressegeschichte des Dritten Reiches einordnen. Jan-Pieter Barbian hat mit seinem Standardwerk zur Literaturpolitik im Dritten Reich6 die entscheidenden Grundlagen für diesen Zeitraum geschaffen.7 Darüber hinaus baut diese Arbeit auf den wichtigen Überblicksdarstellungen von Volker Dahm8 und Uwe-Karsten Ketelsen9 auf. Das bedeutsame Spezialgebiet des Frontbuchhandels ist von HansEugen Bühler10 und Olaf Simons11 auf verdienstvolle Weise erschlossen worden. Für differenzierte Vergleiche fehlt es jedoch weiter an dem erforderlichen Material.12 Auch wenn zu einzelnen Verlagen beginnend mit der Arbeit von Siegfried Lokatis zur Hanseatischen Verlagsanstalt13 Aufsätze oder Monografien erschienen sind, die mit den oft beschönigenden Tendenzen von Festschriften und Firmengeschichten gebrochen haben, ist die Kartografie der deutschen Verlagslandschaft während der NS-Zeit längst nicht abgeschlossen. Noch immer überwiegen die weißen Flecken, die sich nur langsam füllen. Das mit Abstand ehrgeizigste Projekt auf diesem Gebiet war bislang die Studie zur Geschichte Bertelsmanns im Dritten Reich.14 Nicht unerwähnt bleiben dürfen dar6 Barbian: Literaturpolitik im »Dritten Reich«. 7 Nicht vergessen werden darf Dietrich Strothmanns Studie zu diesem Thema. (Strothmann: Nationalsozialistische Literaturpolitik). Sie ist nicht zuletzt auf Grund des inzwischen sehr viel umfassenderen Aktenzugangs und vergleichsweise umfangreicheren Bestandes an Literatur in einer Reihe von Punkten überholt. Dennoch kann sie in Details immer noch wertvolle Hinweise liefern. 8 Dahm: Das jüdische Buch im Dritten Reich. 9 Ketelsen: Literatur und Drittes Reich. 10 Bühler/Bühler: Der Frontbuchhandel 1939–1945. 11 Bühler/Simons: Die blendenden Geschäfte des Matthias Lackas. 12 Bertelsmann im »Dritten Reich«, S. 11. 13 Lokatis: Hanseatische Verlagsanstalt, S. 1–189. 14 Bertelsmann im »Dritten Reich«.
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Zu dieser Studie über hinaus die Arbeiten Heinz Sarkowskis15 sowie Monografien Murray G. Halls16, Thomas Keiderlings17, Sabine Röttigs18, Thomas Tavernaros19 oder Florian Triebels20, um nur einige zu nennen. Mit der vorliegenden Studie zu Georg von Holtzbrinck werden weitere weiße Flecken ausgefüllt, da sie die Arbeit zweier Verlage, und zwar der Deutschen Verlagsexpedition Stuttgart (Devex) und des Verlags Deutscher Volksbücher Stuttgart, untersucht, an denen der Unternehmer maßgeblich beteiligt war. Wir haben es auf diesem unerforschten Gebiet mit seltsamen Zwittern zu tun. Die Devex steht dabei beispielhaft für die Abgrenzungsproblematik, die sich aus den vielfältigen Betätigungsfeldern Georg von Holtzbrincks ergab: Im Kern ein Vertriebsunternehmen für Zeitschriften – insbesondere für die Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens21, deren Herausgeber Georg von Holtzbrinck seit 1937 war –, wurde sie von ihren Inhabern nach und nach in einen Verlag umgewandelt. Formal gehörte dieser Verlag jedoch nie in den Wirkungskreis der eigentlich dafür zuständigen Reichsschrifttumskammer. Auch bei der Reichspressekammer war die Devex lediglich als Vertriebsunternehmen beim Reichsverband der werbenden Buch- und Zeitschriftenhändler registriert. Die Bibliothek wiederum wurde, obwohl sie faktisch, was zu zeigen sein wird, in eine Buchgemeinschaft umgewandelt worden war, bis zu ihrer Einstellung 1944 von der Kulturbürokratie als Zeitschrift geführt. Die Geschichte des werbenden Buch- und Zeitschriftenhandels – insbesondere zwischen 1933 und 1945 – ist bisher kaum erforscht. Bis in die Gegenwart hinein entzog sich das Milieu des Direktvertriebes weitgehend einer analytischen Betrachtung. Weder Prechelt22 noch Dorn/Vogel23 oder Elsner24 ist es gelungen, eine umfassende Analyse vorzulegen, so dass auch auf diesem Gebiet kein ausreichendes, valides Vergleichsmaterial für eine Einordnung vorhanden ist. Die als Ersatz dafür herangezogenen zeitgenössischen Quellen können allerdings zumindest wichtige Anhaltspunkte für die Position Georg von Holtzbrincks auf diesem Markt geben. Die Organisationsgeschichte diverser Behörden und Gliederungen der NSDAP weist ebenfalls noch Lücken auf. Die dortigen Geschäftspartner Georg von Holtzbrincks haben kaum Eingang gefunden in die Enzyklopädien zur NS-Zeit, so dass es aufwendiger Nachforschungen bedurfte, um Informationen über sie zusammenzutragen. Ein großer Teil seiner Geschäfte wurde beispielsweise mit der Deutschen Arbeitsfront ab-
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15 Sarkowski: Das Bibliographische Institut, oder Sarkowski: Die Insel-Bücherei unter dem Hakenkreuz, S. B 1. 16 G. Hall Murray: Der Paul Zsolnay Verlag. Von der Gründung bis zur Rückkehr aus dem Exil. Tübingen: Max Niemeyer Verlag 1994 (Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur. 45). 17 Keiderling: F. A. Brockhaus 1905–2005. 18 Röttig: Der Gustav Kiepenheuer Verlag 1933–1949, S. 1–139. 19 Tavernaro: Der Verlag Hitlers und der NSDAP. 20 Triebel: Der Eugen-Diederichs-Verlag 1930–1949. 21 Im Folgenden: Bibliothek. 22 Prechelt: Entstehung und Entwicklung des werbenden Buch- und Zeitschriftenhandels. 23 Dorn/Vogel: Geschichte des Pressevertriebs in Deutschland. 24 Elsner: Beiträge und Dokumente zur Geschichte des werbenden Buch- und Zeitschriftenhandels Bd. 2.
Zu dieser Studie gewickelt, deren Aktenbestände weitgehend vernichtet sind. Von der für die Buchproduktion der Wehrmacht zuständigen Abteilung Inland des OKW ist ebenfalls der entscheidende Teil der Dokumente nicht überliefert. Selbst die Bestände der Reichskulturkammer liegen nur in Bruchstücken vor. Insbesondere das Fehlen der Unterlagen der Reichspressekammer (RPK), deren Mitglied Georg von Holtzbrinck zwischen 1937 und 1945 war25, ist bedauerlich. Ein Teil der RPK-Akten wurde im November 1943 in Folge eines Luftangriffes auf die Zentrale in der Berliner Herkulesstraße 10 zerstört.26 Ein weiterer Teil der Unterlagen war bereits vor dem Luftangriff im Sommer 1943 nach Hohenbruch und auf das Gut Saaten-Neuendorf in der Mark Brandenburg ausgelagert worden. Sie sollen später vernichtet worden sein. Die letztendlich ins Bundesarchiv gelangten Akten der Reichspressekammer im Bestand der Reichskulturkammer sind »irrelevant«.27 In öffentlichen Archiven lassen sich zu Georg von Holtzbrinck und seinen unternehmerischen Aktivitäten nur spärliche Hinweise finden. Dieses Manko ließ sich zum Teil dadurch ausgleichen, dass zu seinem Umfeld ebenfalls Unterlagen zusammengetragen wurden, die zum Teil von der Familie von Holtzbrinck sowie von Angehörigen ehemaliger Geschäftspartner und Mitarbeiter stammten. An Hand dieser Informationen war es möglich, die Puzzelteile zur Arbeit des Verlagsunternehmens im Dritten Reich zusammenzusetzen.
25 Meldebogen, 27.9.1946. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/1V/1542. 26 Hale: The captive press in the Third Reich, S. 328f. 27 Werner: Findbücher zu Beständen des Bundesarchivs.
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Familiäre Wurzeln Als Georg von Holtzbrinck im Sommer 1930 loszog, um als Zeitschriftenwerber an den Haustüren das Buch für alle anzupreisen, war die Familie, der er entstammte, längst in einer Situation, die dem eigenen Anspruch und der Familientradition in keiner Weise mehr entsprach. Ursprünge der Holtzbrincks lassen sich in der westfälischen Grafschaft Mark bis in das Jahr 1438 zurückverfolgen.1 Gesichert ist die Stammfolge seit 1604. Wenige Jahre später übersiedelte die Familie in das westfälische Altena, wo die Burg Holtzbrinck noch immer von ihrer Zeit als preußische Landräte zeugt. Die lange Liste der Staatsdiener wird angeführt von jenem Georg Holtzbrinck, der am 31. Juli 1635 durch den Kurfürsten von Brandenburg zum Rentmeister ernannt wurde. Eine besonders illustre Figur war Georg Hermann Holtzbrinck, General-Kron-Postmeister von Polen. Er wurde von Kaiser Leopold I. am 17. Dezember 1694 in den erblichen Adelsstand erhoben.2 Im Dienste des sächsischen Königs August des Starken gehörte Georg Hermann von Holtzbrinck zu jener Sechser-Kommission, die am 17. August 1709 erstmals die Erfindungen des Alchimisten Johann Friedrich Böttger untersuchte und am 7. März 1710 die Verlegung der Manufaktur nach Meißen durchsetzte, weil sich dort das Geheimnis der Porzellanherstellung besser wahren ließe. Jener Georg Hermann von Holtzbrinck fungierte als ständiger Verbindungsmann zum König und überbrachte diesem die ersten Gefäße von weißem Porzellan.3 Bis 1720 hatte Holtzbrinck die Position des Inspektors der Meißner Porzellan-Manufaktur inne. Mit dem Tod des Postmeisters erlosch streng genommen die Familie im Jahre 1732, denn er starb ohne Nachkommen. Die Erben fanden dennoch einen Weg, den Namen weiterzuführen, unter dem die Familie bereits einige Bekanntheit erlangt hatte.4 Als treue preußische Staatsdiener zogen die Holtzbrincks Zölle, Akzisen, Pachtgelder, Renten, den Zehnten und Mühlengelder ein. Daneben entfalteten sie bereits seit dem 17. Jahrhundert unternehmerische Aktivitäten in der westfälischen Grafschaft Mark.5 Der Lohn für diesen Einsatz war neben einem stattlichen Vermögen die zweite Erhebung in den Adelsstand am 7. Juni 1767.6 Im 19. Jahrhundert teilte sich die Familie in die Linien Rhade und Odenthal. Als Folge der napoleonischen Gesetze setzte der wirtschaftliche Niedergang ein. Vergeblich strebte die Familie später danach, in ihre angestammten Rechte wieder eingesetzt zu 1 2 3 4
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Setzler/Rombach: Die Holtzbrincks, S. 9. Ledebur: Adelslexicon der preußischen Monarchie, S. 372. Setzler/Rombach: Die Holtzbrincks, S. 39. Da seine beiden Ehen ohne Nachkommen geblieben waren, hatte Georg Hermann von Holtzbrinck 1737 den jüngeren Sohn seiner Schwester Susanna Margarethe aus deren Ehe mit dem Herborner Professor Johannes von Lent zum Erben seines nicht in Polen gelegenen Vermögens eingesetzt, »jedoch mit dem Beding, daß er des Herrn von Holtzbrincks Namen und Wappen annehmen und führen, auch auf seine Nachkommen transmittieren solle.« (Setzler/Rombach: Die Holtzbrincks, S. 47). Somit wurde aus Georg Wilhelm von Lent schließlich Georg Wilhelm von Holtzbrinck. Der Fortbestand des traditionsreichen Namens war gesichert. 5 Setzler/Rombach: Die Holtzbrincks, S. 31. 6 Ledebur: Adelslexicon der preußischen Monarchie, S. 372.
Familiäre Wurzeln werden. Seit 1810/11 verweigerten die durch die Gesetze zur Bauernbefreiung aus ihrer Abhängigkeit entlassenen Hofleute die Zahlung des Grundzinses und alle Lieferungen. Die übrigen Unternehmungen wie Mühlen oder Walzwerke konnten diese Verluste nicht wettmachen. Beschleunigt wurde der Abstieg durch eine zunehmende Zersplitterung des Familieneinkommens in Folge von Erbschaftsregelungen. Georg von Holtzbrinck, der Vater des Protagonisten dieser Arbeit, kam am 20. März 1874 auf dem 200 Jahre in Familienbesitz befindlichen Gut Rhade zur Welt. Später musste er das zunächst gemeinsam mit seinem Bruder bewirtschaftete Anwesen für 243.600 Mark verkaufen, um die Schwestern standesgemäß mit einer Apanage auszustatten. Bereits zu diesem Zeitpunkt wurde deutlich, wie groß die Diskrepanz zwischen dem Selbstverständnis der Zugehörigkeit zum alten Adel – jener Gruppe der vor 1800 in den Adelsstand erhoben Familien7 – und den materiellen Möglichkeiten, diese Tradition auch auszufüllen, bereits war. Nach dem Verkauf des traditionellen Familiensitzes erwarb der Vater das Gut Schöpplenburg bei Waldbauer südlich von Hagen. Dort wurde am 11. Mai 1909 Georg von Holtzbrinck als viertes von fünf Kindern geboren: Die Wahl des Vornamens entsprach ganz der Familientradition, an der trotz aller Widrigkeiten festgehalten wurde.
7 Malinowski: Vom König zum Führer, S. 35.
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Jugend im Krieg Für die Holtzbrincks waren die goldenen Jahre zwischen 1895 und 1913 wirtschaftlich keineswegs glänzend. Gut Schöpplenburg musste der Vater noch vor dem Ersten Weltkrieg verkaufen. Mit dem Landbesitz gab Georg von Holtzbrinck bereits Jahre vor den großen Umbrüchen von 1918 jene Basis auf, die dem Kleinadel das ermöglichten, was als »standesgemäße« Existenz galt.1 Er ließ sich schließlich mit einem Holzhandel in Hagen nieder. Das Adressbuch der Stadt verzeichnet Georg von Holtzbrinck 1914 als Ökonom und Kaufmann in der gehobenen Wohngegend der Eppenhauser Straße.2 Dies markiert den vorläufigen Tiefpunkt des Falls in die Niederungen der bürgerlichen Existenz.
Abb. 1: Eppenhauser Straße in Hagen (um 1919), Quelle: Stadtarchiv Hagen
Der 1909 geborene Georg von Holtzbrinck gehörte zu jener Generation von Deutschen, die durch drei große Umbrüche ging: 1918/19, 1933 und 1945/48. Die Lebenszeitetappen der zwischen 1900 und 1910 Geborenen vollzogen sich in einem jeweils grundlegend veränderten gesellschaftlichen Umfeld: Die Kleinkindjahre fielen in das Jahrzehnt vor dem Ersten Weltkrieg. Ihre frühe Jugend und Pubertät verlebten die zahlenmäßig stärksten Geburtsjahrgänge der deutschen Geschichte am Ende des Ersten Weltkrieges und in der Frühphase der Weimarer Republik. Ab 1930 standen sie schließlich vor dem Übergang ins Berufsleben. Ein großer Teil des akademisch ausgebildeten Führungsnachwuchses der Nationalsozialisten rekrutierte sich gerade aus diesen Jahrgängen.3 Nach 1945 schließlich begann jene Lebensphase, in der die wichtigsten persönlichen und beruflichen Weichenstellungen vollzogen sind.4
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Malinowski, S. 37. Adressbuch für den Stadt- und Landkreis Hagen i.W. Hagen, S. 314. Herbert: »Generation der Sachlichkeit«, S. 138. Reulecke: Im Schatten der Meißnerformel, S. 11ff.
Jugend im Krieg
Abb. 2: Anleitung zum Verhalten bei Luftangriffen, Quelle: Stadtarchiv Hagen
Der Lebensweg von Georg von Holtzbrinck unterschied sich in dieser Hinsicht kaum von dem so vieler anderer Angehöriger seiner Generation. Von 1915 bis 1919 besuchte er die Volksschule in Hagen. Der Erste Weltkrieg wurde für ihn wie die gesamte Kriegsjugendgeneration – obwohl diese nicht an der Front kämpfte – zur einschneidenden biografischen Erfahrung.5 Der Schulalltag wurde zunehmend vom Krieg geprägt. Übungen im Jugendbataillon, das in Hagen bereits 1914 mit Militärmützen aus feld-
5 Wildt: Generation des Unbedingten, S. 848.
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grauem Stoff ausgerüstet war6, und so genannte vaterländische Abende sollten unter den Schülern Begeisterung für den Krieg wecken. Auf die Nicht-Teilnahme standen empfindliche Strafen.7 Doch auch an den Bildungseinrichtungen wurde die Lücke, die zwischen Propaganda und Realität klaffte, immer größer. Im Winter fiel der Unterricht wegen Kohleknappheit häufig aus. Im Westen Deutschlands hatte auf dem Lehrplan ein neues Fach Einzug gehalten: Unterweisung der Schüler im Fall eines Luftangriffes. Seine geografische Lage hatte auch Hagen in die Reichweite der Luftwaffe der Entente gebracht. Selbst wenn die von ihr real ausgehenden Gefahren eher marginal waren, verfehlten sie ihre psychologische Wirkung kaum. 1919 wechselte Georg von Holtzbrinck auf das Gymnasium und schließlich von 1920 bis 1929 auf die Oberrealschule, einer dem Gymnasium gleichberechtigten Schule, die vor allem Naturwissenschaften und neuere Sprachen pflegte.8 Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde Hagen in den Strudel der inneren Kämpfe gezogen, die Deutschland nach dem Zusammenbruch der Monarchie erschütterten. Im Dezember 1918 wurde in der Stadt am Rande des Ruhrgebietes ein Freikorps unter Führung von Hauptmann Otto Lichtschlag und Offizieren des kaiserlichen Heeres aufgestellt, das später im gesamten Ruhrgebiet aktiv war. Am 9. Januar 1919 kam es zu Auseinandersetzungen mit bewaffneten Arbeitern.9 Der Adjutant des Freikorpsführers Lichtschlag gehörte später zu den Lehrern Georg von Holtzbrincks an der Oberrealschule. Während SPD-Stadtverordnete dies zum Anlass nahmen, um Klage zu führen über den »antirepublikanischen Geist«, der an der Schule vorherrsche, nahmen die Eltern den Studienrat gegen die Vorwürfe in Schutz.10 Ungeachtet dessen gehörte Hagen jedoch zu den Hochburgen der USPD, die sich 1917 von der SPD abgespalten hatte. Bei den Reichstagswahlen am 6. Juni 1920 wurde sie mit 33,3 Prozent stärkste Partei.11 Nach dem Kapp-Putsch vom 15. März 1920 hatte zeitweilig die »Rote Ruhr Armee« ihr Hauptquartier in der Stadt, die damit in das Zentrum der Kämpfe rückte.12 Der Erste Weltkrieg wirkte in allen beteiligten Ländern als großer Transformator wirtschaftlicher und sozialer Strukturen.13 Für den Adel bedeuteten Kriegsniederlage und Revolution als Gesamtheit einen Sturz, der tiefer als für jede andere Gruppe war –
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6 Anfrage Bürgermeister Altena an OB Hagen (Cuno), 12. Oktober 1914 über Erfahrungen bei der Anschaffung von Militärmützen aus feldgrauem Stoff für die Jugendwehr. In: Stadtarchiv Hagen, Ha 1–6599. 7 Direktor gewerbliche Fortbildungsschule an alle Klassenlehrer, Hagen, 20. Mai 1915. In: Stadtarchiv Hagen, Ha 1–6599. 8 Military Government of Germany – Fragebogen, o. D. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Spruchkammerakten. 9 Lambers: Revolution in Hagen im März 1920, S. 162. 10 Briefentwurf an das Provinzial-Schulkollegium Münster, Hagen, 25. Juli 1922. In: Stadtarchiv Hagen, Ha 1–6970. 11 Lambers: Revolution in Hagen im März 1920, S. 175. Deutschlandweit kam die USPD lediglich auf 17,9 Prozent der Stimmen. URL: http://www.dhm.de/lemo/objekte/statistik/ waaaa1/ [1.7.2008]. 12 Siehe dazu: Brandt: Der Kapp-Putsch und die Aufstandsbewegung im Ruhrgebiet, S. 15–43. 13 Wehler: Vom Beginn des Ersten Weltkriegs bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten: 1914–1949, S. 3.
Jugend im Krieg oder zumindest so empfunden wurde.14 Der wirtschaftliche Abstieg der Familie Georg von Holtzbrincks setzte sich dramatisch fort. Während jenen Adelsfamilien, die am Grundbesitz festgehalten hatten, ihr Vermögen erhalten blieb, wurde das Geldvermögen der Holtzbrincks durch die Inflation der 1920er Jahre entwertet. Ihren Wohnsitz in der Eppenhauser Straße hatten sie aufgeben müssen. Sein Vater habe zu dieser Zeit wirtschaftlich nicht mehr ein noch aus gewusst, schrieb der Sohn seinem Onkel Erich von Holtzbrinck über 20 Jahre später in einem Brief. »Vater hatte sich in dieser Lage, er besaß nichts und hatte für eine 5-köpfige Familie zu sorgen, an dich [sic!] mit der Bitte gewandt, zu helfen. Dir ging es damals ausgezeichnet und Du schicktest 20,-. Ich erinnere mich noch sehr genau an die Empörung, die Mutter erfasste, als diese Antwort eintraf«, hielt Georg von Holtzbrinck noch Jahre später seinem Onkel Erich vor.15 Die Verarmung seiner Familie war eine tief prägende Erfahrung für den Sohn. Der Familie von Holtzbrinck drohte ein weiterer Abstieg. Mental an ihrer Zugehörigkeit zum Adel und seinen Traditionen festhaltend, gehörte sie, wie der Großteil des preußischen Kleinadels, ökonomisch und sozial ebenso wie nach ihrem Horizont bereits zur bürgerlichen Mittelschicht.16 Die Jahre der Weltwirtschaftskrise von 1929 bis 1932 bestätigten gerade für die Kriegsgeneration die Erfahrungen der Kriegs- und Nachkriegsjahre: Sie misstrauten der bürgerlichen Welt und ihren Versprechungen und nahmen an, dem Ausmaß des politischen und wirtschaftlichen Zusammenbruchs sei nur mit ähnlicher Radikalität zu begegnen.17 Die turbulenten Jahre der Endzeit der Weimarer Republik erlebte Georg von Holtzbrinck nicht mehr in seiner Heimatstadt. 1929 begann er sein Jura-Studium an der Universität Bonn, wechselte im Jahr darauf jedoch nach Köln.18
14 Malinowski: Vom König zum Führer, S. 202. 15 Georg von Holtzbrinck (Wittislingen) an Erich von Holtzbrinck, 25. April 1948. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Schriftwechsel Mai 1945 bis Mai 1948 (Geschäftlich A–M). 16 Malinowski: Vom König zum Führer, S. 157. 17 Wildt: Generation des Unbedingten, S. 70. 18 Military Government of Germany – Fragebogen, o. D. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Spruchkammerakten.
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An der Universität – Beziehungen zum NS-Studentenbund Die sozialen Konflikte der Weimarer Zeit machten um die Universitäten keinen Bogen. Mit der Demobilisierung strömten 1919 Tausende von Kriegsstudenten an die Hochschulen zurück. Von den Studenten wurde die Situation an den Universitäten als Ausnahmesituation empfunden, die geprägt war von Vermassung, Proletarisierung und Überfüllung. An der Universität – Beziehungen zum NS-Studentenbund
Abb. 3: Georg von Holtzbrincks Studentenausweis der Universität Köln (1930), Quelle: Dokumentensammlung
Die Kölner Universität, an der sich Georg von Holtzbrinck 1930 eingeschrieben hatte, war erst im selben Jahr vom damaligen Oberbürgermeister der Stadt, Konrad Adenauer (Zentrum), wiederbegründet worden. Sie galt als schwarz-rote Hochschule, weil Sozialdemokraten und Zentrum die finanziellen Mittel zur Neugründung bewilligt hatten. 1929 waren 5.412 Studenten eingeschrieben.1 Die meisten von ihnen stammten aus Köln, aus dem bergisch-märkischen Industriegebiet, aus den Gebieten am Niederrhein
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1 Eckert: Kleine Geschichte der Universität Köln, S. 170f.
An der Universität – Beziehungen zum NS-Studentenbund sowie dem Gebiet um Aachen. Das Durchschnittsalter der Kölner Studenten betrug 24 bis 25 Jahre, während es in Bonn beispielsweise bei 22 bis 23 Jahren lag.2 Wer in Köln studierte, tat dies eher aus fachlichem Interesse denn aus Traditionsbewusstsein: Zu jener Zeit, als sich die Studentenverbindungen zu Vorreitern der deutschen Nationalbewegungen aufschwangen, gab es in der Domstadt noch keine Hochschule.3 Die juristische Fakultät, an der Georg von Holtzbrinck immatrikuliert war, richtete besonderes Augenmerk auf wirtschaftswissenschaftliche Probleme sowie auf die Förderung der Fächer Arbeits- und Handelsrecht, Bank- und Börsenrecht, Bergrecht, Genossenschaftsrecht, Versicherungsrecht. Die jungen Juristen sollten unmittelbar an das Wirtschaftsleben herangeführt werden.4 Der Strukturwandel an den Universitäten ging einher mit einer politischen Radikalisierung der Studenten. In keinem anderen Bereich der Gesellschaft konnten die Nationalsozialisten so rasche Erfolge feiern. Ein Grund für diese Attraktivität des Nationalsozialismus lag in der akademischen Berufsnot. Die Überfüllungskrise in akademischen Berufen und die entsprechende Existenzangst trafen eine Studentengeneration, die nicht mehr durchgängig aus gesicherten Verhältnissen stammte.5 Aber auch die Affinität zahlreicher, im Ersten Weltkrieg und den Wirren danach sozialisierter Studenten zu Nationalismus, Antisemitismus und völkischen Ideologien spielte eine nicht zu unterschätzende Rolle. Bereits zwischen 1924 und 1927 war ein Erstarken völkischer Ideen unter den Studenten zu beobachten.6 Die beherrschenden Themen zumindest unter den politisch interessierten Studenten waren in den Jahren 1929 bis 1930 die Auseinandersetzung mit der so genannten Kriegsschuldlüge und dem Young-Plan.7 Eine besonders aggressive Propaganda betrieb der NS-Studentenbund (NSDStB). Seine Anfänge reichen zurück bis in das Jahr 1925. Er konnte die an den Universitäten vorherrschende Stimmung für sich ausnutzen und in der Folge seine Position an den Hochschulen ausbauen. Anders als die Wahlergebnisse zu den studentischen Vertretungen an den Universitäten vermuten lassen, handelte es sich dabei jedoch nicht um eine Massenorganisation, sondern um eine »Wählerpartei«, die – wie die NSDAP auch – durch lautstarke Propaganda auf sich aufmerksam machen musste.8 Nach unterschiedlichen Schätzungen verfügte die NS-Studentenorganisation 1931 über lediglich 2.5009 bzw. 4.000 Mitglieder.10 An der Universität Köln, an der Georg von Holtzbrinck studierte, war die Organisation im Vergleich zu anderen Hochschulen unterdurchschnittlich vertreten.11 Für das Wintersemester 1932/33 waren für Köln 54 männliche und 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
Eckert, S. 173f. Golczewski: Kölner Universitätslehrer und der Nationalsozialismus, S. 31. Eckert: Kleine Geschichte der Universität Köln, S. 186f. Grüttner: Studenten im Dritten Reich, S. 24. Leisen: Die Ausbreitung des völkischen Gedankens in der Studentenschaft der Weimarer Republik, S. 1. Faust: Der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund, S. 97. Leisen: Die Ausbreitung des völkischen Gedankens in der Studentenschaft der Weimarer Republik, S. 173. Grüttner: Studenten im Dritten Reich, S. 53. Leisen: Die Ausbreitung des völkischen Gedankens in der Studentenschaft der Weimarer Republik, S. 173. Grüttner: Studenten im Dritten Reich, S. 53.
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An der Universität – Beziehungen zum NS-Studentenbund sechs weibliche Mitglieder bei 3.753 männlichen und 999 weiblichen Studenten verzeichnet. Das entspricht bei den männlichen Studenten einer Quote von 1,4 Prozent.12 Gegründet wurde die Kölner Hochschulgruppe des NS-Studentenbundes im Frühjahr 192713, der Antrag auf Zulassung an den Senatspräsidenten datiert vom 7. Juli des gleichen Jahres.14 Ihre Geschichte ist gekennzeichnet durch interne Auseinandersetzungen sowie Kämpfe mit der NSDAP-Gauleitung unter Robert Ley. Ein erster Gründungsversuch war 1926 am Widerstand der Kölner NSDAP-Ortsgruppe gescheitert.15 Für das Sommersemester 1927 waren ganze sieben aktive Mitglieder verzeichnet.16 Fritz Bollmann, der 1929 nach andauernden NS-internen Querelen die Leitung der Gruppe übernommen hatte, setzte, wie von der Zentrale in München vorgegeben, auf provozierende Propaganda, um auf das kleine Grüppchen aufmerksam zu machen. Mit einem Flugblatt vom 15. November 1929, das die angebliche Benachteiligung des NSStudentenbundes anprangerte, sollte eine Hetzkampagne gegen jüdische Studenten und missliebige Professoren losgetreten werden.17 Nach der Flugblattaktion im November berichtete das Kölner Regierungspräsidium dem preußischen Wissenschaftsminister: »[…] Die Verwaltung der Universität befürchtet, daß mit dem Flugblatt eine nationalsozialistische Hetze gegen die Professorenschaft und gegen politisch anders eingestellte Studenten – besonders die jüdischen – eingeleitet werden könnte und daß Ausschreitungen, wie sie in Berlin vorgekommen sind, zu erwarten seien. Die weitere Betätigung der nationalsozialistischen Studenten an der Kölner Universität wird scharf bewacht und bei Ausschreitungen rücksichtslos gegen die Ruhestörer vorgegangen werden.«18 Als am 18. Januar 1930 die Hochschulgruppe des NS-Studentenbundes geschlossen mit Uniform und Fahne an der offiziellen Reichsgründungsfeier der Universität teilnahm, beließ es der Rektor noch bei einer Verwarnung wegen unerlaubter politischer Betätigung.19 Nicht einmal vier Wochen später wurde der NSDStB an der Kölner Universität verboten. Hintergrund des am 10. Februar ausgesprochenen Verbotes waren Ausschreitungen während einer Versammlung des NS-Studentenbundes am 7. Februar in einem Hörsaal: »Die von Akademikern in einem akademischen Raum abgehaltene Versammlung hinterließ als Ganzes betrachtet einen überaus schmachvollen, tiefbetrübenden Eindruck. Die zu tumultartigen Szenen führenden beschimpfenden Ausführungen und Zwischenrufe mussten eine einfache Parteiversammlung auf das niedrigste Niveau herab ziehen. Von akademischer Würde und Disziplin verschwand auch das letzte Restchen«, schrieb der Oberstadtsekretär Bechem in seinem Bericht.20
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12 Grüttner, S. 500. 13 F. Engelsing/K. Nabersberg (Köln) an Reichsleitung NS-Studentenbund, 27. Mai 1927. In: Staatsarchiv Würzburg, RSF II 7. 14 Rudolf Weiler (Brühl bei Köln) an den Senatspräsidenten der Universität zu Köln Prof. Graven: Gesuch um Zulassung des NS-Studentenbundes an der Universität Köln, 7. Juli 1927. In: UAK, Zugang 28, Band 372. 15 Franz Bilden (Köln) an Unbekannt, 29. Juli 1926. In: Staatsarchiv Würzburg, RSF II 7. 16 Mitgliederliste, Mai 1927. In: UAK, Zugang 28, Band 372. 17 Vivat academia!! Vivant Professores!! In: UAK, Zugang 28, Band 372. 18 Regierungspräsident Köln an den Preußischen Minister für Wissenschaft Kunst und Volksbildung, 27. November 1929. In: UAK, Zugang 28, Band 372. 19 Aktennotiz Rektor Universität Köln, 21. Januar 1930. In: UAK, Zugang 28, Band 372. 20 Bericht, 10. Februar 1930. In: UAK, Zugang 28, Band 372.
An der Universität – Beziehungen zum NS-Studentenbund
Abb. 4: Flugblätter des NS-Studentenbundes Universität Köln, Quelle: Archiv der Universität Köln
Das Verbot wurde für ein Jahr bis zum Ende des Wintersemesters 1930/31 ausgesprochen, der Vorsitzende der Hochschulgruppe, Ferdinand Bohlmann, erhielt einen Verweis. NSDStB-Chef Baldur von Schirach honorierte den Einsatz seiner Kölner Bundesgenossen nicht. Im Gegenteil, er schickte ihnen einen geharnischten Brief: »Die Tatsache, dass in Köln der Rektor der Universität dem NSDStB einen Hörsaal zur Verfügung stellte, beweist, dass dort Möglichkeiten bestanden, die nur an ganz wenigen anderen Hochschulen zu finden sind. Es lag im Interesse des Bundes, dass bei dieser ersten Veranstaltung der Kölner Hochschulgruppe innerhalb der Universität durch Form und Rede die Möglichkeit für Versammlungen am gleichen Ort gegeben wurde.«21 Diese Chance war für mindestens ein Jahr vertan und die Hochschulgruppe firmierte fortan als »NSDAP. Sektion Universität«. Welchen genauen Status die Gruppe damit hatte, bleibt in der Schwebe. Organisatorisch war sie der Gauleitung angegliedert, gleichzeitig beharrte von Schirach in München auf seiner Hoheit. Ley wiederum versuchte, die Situation auszunutzen und stärkere Kontrolle über die Studenten zu erlangen. Die rechtliche Stellung der Mitglieder dieses organisatorisch einzigartigen Gebildes aus NSDStB und NSDAP lässt sich kaum rekonstruieren.
21 Baldur von Schirach an Ferdinand Bohlmann, 27. Februar 1930. In: Staatsarchiv Würzburg, RSF II 7.
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An der Universität – Beziehungen zum NS-Studentenbund Polizei und Regierungspräsidium verfolgten die Aktivitäten der Chimäre mit Argwohn. »Wie mir der Regierungspräsident in Köln berichtet, wurde nunmehr am 1. März ds.Js. von der Ortsgruppe Köln der N.S.D.A.P. eine ›Sektion Universität‹ gegründet, der sich nach Anweisung des Ortsgruppenleiters alle Mitglieder der N.S.D.A.P. an der Universität einzugliedern haben. Es besteht der dringende Verdacht, dass diese ›Sektion Universität‹ als illegale Fortsetzung der aufgelösten Hochschulgruppe zu betrachten ist«, meldete der Oberpräsident der Rheinprovinz dem preußischen Innenminister.22 Der Kölner Polizeipräsident ließ mit Nachdruck nach eindeutigen Beweisen für illegale Aktivitäten suchen. Georg von Holtzbrinck ist während der Verbotsphase 1931 Mitglied des NSStudentenbundes geworden. Über seine Beweggründe gibt es weder zeitgenössische Zeugnisse noch hat er sich später näher dazu geäußert.23 Im Entnazifizierungsverfahren nach 1945 argumentierten seine Anwälte: Für ihren Mandanten sei die studentische Vereinigung »damals nichts weiter als andere Studentenvereinigungen auch« gewesen.24 Lediglich an acht Treffen der Studentenorganisation will Georg von Holtzbrinck teilgenommen haben. Als Hauptgrund für den Beitritt zur nationalsozialistischen Studentenorganisation führte er später wirtschaftliche Erwägungen an:25 Mit 40 Pfennig Monatsbeitrag sei der NSDStB vergleichsweise günstig gewesen, so die Begründung.26 Zumindest kam Georg von Holtzbrinck im Spruchkammerverfahren nicht umhin, eine gewisse Nähe zu den Positionen der Nationalsozialisten einzuräumen. Aufgrund der allgemein schlechten wirtschaftlichen Lage, die auch das Vermögen seiner Familie in Mitleidenschaft gezogen hatte, »hat der Betroffene, wie viele andere auch, sich für das Versprechen der NSDAP interessiert, einen Wandel in den wirtschaftlichen Verhältnissen herbeizuführen«, schrieben seine Anwälte 1947.27 Ähnlich drückte sich Georg von Holtzbrinck selbst in einem anderen Papier aus, das er ebenfalls nach dem Kriege zur Entlastung eines ehemaligen Kommilitonen verfasst hat. Sein Freundeskreis bestand 1931 – so weit sich dies rekonstruieren lässt – zu einem guten Teil aus angehenden Juristen. Einer von ihnen war der 1909 in Köln geborene Assessor Karl-Herbert Fuhrmans, den man durchaus als Aktivisten der NSBewegung in seiner Heimatstadt bezeichnen kann. Am 1. November 1930 – während der Verbotsphase – war er dem NS-Studentenbund an der Universität beigetreten.28 Etwas über ein Jahr später – am 1. Dezember 1931 – folgte der Beitritt zur NSDAP
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22 Preußischer Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung – Oberpräsident der Rheinprovinz an den Preußischen Innenminister, 5. Mai 1930. In: UAK, Zugang 28, Band 372. 23 Auch über Georg von Holtzbrincks fachlichen Weg an der Universität ist nichts bekannt. Die Suche nach einer Studentenakte im Universitätsarchiv verlief ergebnislos. 24 Klageerwiderung, 22. Oktober 1947. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/1V/ 1542. 25 Klageerwiderung, 22. Oktober 1947. 26 Der tatsächliche Monatsbeitrag lag allerdings bei mindestens einer Reichsmark, wobei die Beitragshöhe im Beitrittsformular offen gelassen war. Die in den wenigen überlieferten ausgefüllten Anträgen eingetragenen Beträge liegen bei drei bis vier Reichsmark. (In: Staatsarchiv Würzburg, RSF II 17). 27 Klageerwiderung, 22. Oktober 1947. 28 Personalbogen Herbert Fuhrmans, 1937 In: BArch, Zwischenarchiv Dahlwitz-Hoppegarten, ZD 7638.
An der Universität – Beziehungen zum NS-Studentenbund (Mitgliedsnummer 769.138)29 und wiederum knapp ein Jahr später, am 1. November 1932, der Eintritt in die SA. Im Verlaufe seiner Parteikarriere brachte es Fuhrmans bis zum Gaustellenleiter in Köln, eine Position, in der er seinem Freund Georg von Holtzbrinck später noch nützlich sein sollte. Auch im NS-Studentenbund, dem er bis 1936 angehörte, war der Jurist nicht nur ein einfacher Mitläufer. Zunächst lediglich als »Amtsträger« geführt, stieg er bis zum Presse- und Propagandawart im Gau Köln-Aachen auf. Es war vor allem diese stetig unter Beweis gestellte besondere politische Einsatzbereitschaft, die dem Juristen das Attest einer besonderen Eignung für den höheren Reichsjustizdienst einbrachte.30 Bei Georg von Holtzbrinck las sich das später anders. Im August 1949 schilderte er auf Bitten der Witwe des 1944 gefallenen Freundes, die um ihre Rente kämpfte, dessen Beweggründe für den Eintritt in die Nazi-Organisation wie folgt: »Die Wirtschaftskrise trieb ihrem Höhepunkt zu. Die wirtschaftlichen Versprechungen der NSDAP haben damals auf Millionen von Menschen, vor allen Dingen auch auf Studenten, eine beträchtliche Anziehungskraft ausgeübt. Von dem wirklichen Gesicht des Nationalsozialismus, wie er sich später entwickelte, war nichts zu erkennen. So war z. B. der NSStudentenbund zu damaligen Zeiten nicht eine nach dem ›Führer-Prinzip‹ geleitete Organisation, sondern sie arbeitete wie alle anderen studentischen Verbindungen nach demokratischem Prinzip. Der Leiter der Kölner Gruppe des NS-Studentenbundes wurde mit Mehrheit gewählt oder abgesetzt. Karl Herbert Fuhrmans hat an den Abenden, ebenso wie ich selbst, teilgenommen, die sich von den anderen studentischen Verbindungen nicht unterschieden. Es waren Diskussionsabende, an denen sich Vertreter aller politischen Richtungen beteiligten, so z. B. auch Beauftragte des Jesuiten-Ordens. Karl Herbert Fuhrmans sah sich später in dem Idealismus, den er als junger Mensch dem Nationalsozialismus entgegen gebracht hat, schwer getäuscht. […]«31 Ganz so harmlos war das Häufchen Nazi-Studenten an der Kölner Universität nicht. Kurz bevor im Februar 1931 die Wiederzulassung anstand, machten sie mit einer weiteren spektakulären Aktion auf sich aufmerksam. Nationalsozialisten, darunter Studenten, waren am 24. Februar unter Rufen »Deutschland Erwache« in den Vorraum der Universität eingedrungen. Es kam wieder zu Tumulten. Der Rektor rief die Polizei, die den Platz vor der Universität räumte. Das Verbot wurde nach dem Zwischenfall verlängert. »Die Leute sind dumm genug gewesen, die Katze zu früh aus dem Sack zu lassen«, begründete der Rektor seine Entscheidung.32 Im Juli 1931 folgte die nächste Provokation. Während der Auseinandersetzungen um eine für den 9. Juli in der Kölner Messe geplante Kundgebung gegen den Frieden von Versailles hatte der NS-Studentenbund zu 29 Mitgliederkartei, Nara, RG 242, Foreign Records Seized, BDC, NSDAP-Ortsgruppenkartei A-3340-MFOK-F022. 30 Personalbogen Herbert Fuhrmans, 1937 In: BArch, Zwischenarchiv Dahlwitz-Hoppegarten, ZD 7638. 31 Erklärung Georg von Holtzbrincks im Entnazifizierungsverfahren Herbert Fuhrmans, 8. August 1949. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Schriftwechsel 1948 (Privat-Unternehmen). 32 Rektor der Universität Köln an Vorsitzenden des Kuratoriums Geheimrat Eckert (Anfrage im Auftrag Adenauers wegen der Vorfälle am 24. Februar 1930), 9. März 1930. In: UAK, Zugang 28, Band 372.
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An der Universität – Beziehungen zum NS-Studentenbund einer Versammlung vor der Universität aufgerufen. Daran beteiligten sich etwa 100 Personen. Nach Übergriffen auf jüdische Kommilitonen alarmierte der Rektor die Polizei. Am 3. Juli versammelten sich an gleicher Stelle 300 Personen, um gegen die Auflösung der Versammlung am Vortag durch die Polizei zu protestieren. Unter den Demonstranten befand sich auch der Reichsführer des NS-Studentenbundes, Baldur von Schirach, der festgenommen und zu drei Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt wurde. Mit den von Georg von Holtzbrinck geschilderten gemütlichen Gesprächsabenden hatte das alles wenig gemein. Auch war es angesichts des propagandistischen Rummels und der zunehmenden Rempeleien an der Universität wohl kaum möglich, sich über die Ziele des NS-Studentenbundes im Unklaren zu sein, schon gar nicht, wenn man eigens die NSDAP-Gauleitung aufsuchen musste, um einer an der eigenen Universität verbotenen Vereinigung beizutreten. Nicht wenige Mitglieder des NS-Studentenbundes machten sich Hoffnung auf eine von der Partei geförderte Karriere im Dritten Reich. Ob Georg von Holtzbrinck auch zu dieser Gruppe zählte, ist ungewiss. Lediglich einmal bezeichnet er sich als »alten Kämpfer und Träger des Ehrenzeichens des NSD-Studentenbundes«,33 was auf die Mitgliedschaft in der »Sektion Universität Köln der NSDAP« gemünzt war. Allerdings war Georg von Holtzbrinck das Ehrenzeichen nach seiner Schilderung erst 1935 verliehen worden. Das wiederum könnte dazu beigetragen haben, ihm trotz Aufnahmesperre den Weg in die NSDAP zu ebnen. Zum Wahlverhalten Georg von Holtzbrincks ist kaum etwas bekannt. 1932 will er für die DNVP gestimmt haben,34 eine Entscheidung, die mit seiner national-konservativen Grundeinstellung übereinstimmen dürfte und dennoch nicht im Widerspruch zu seiner Mitgliedschaft im NS-Studentenbund steht.35 Auch die Hinwendung zur NSDAP würde in dieses Bild passen.36 Als Protestant gehörte Georg von Holtzbrinck in das für die NSDAP anfälligste Milieu. Nach Falter waren die evangelischen Selbständigen, zu denen der Jungunternehmer mittlerweile gehörte, die Gruppe mit der höchsten NSDAPAffinität. Insbesondere 1933 stieg der Stimmanteil demnach signifikant. An der Universität ließ sich der Jura-Student freilich zu dieser Zeit kaum noch blicken – und wohl ebenso selten bei politischen Anlässen37 – arbeitete er doch längst an seiner Unternehmerkarriere.
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33 Aktennotiz Georg von Holtzbrinck, 6. Juli 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Allgemein 1938. Eine Bestätigung, dass ihm das Ehrenzeichen tatsächlich verliehen wurde, ließ sich nicht erbringen. Der Zusammenhang, in dem die Aktennotiz erstellt wurde, erlaubt – wie später zu zeigen sein wird – die Deutung, dass Georg von Holtzbrinck seine Rolle in der NS-Studentenorganisation in der Auseinandersetzung um den Fortbestand seines Unternehmens bewusst übertrieb. 34 Military Government of Germany, Fragebogen, 10. Juli 1947. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Spruchkammerakten. 35 Zur Wählerwanderung zwischen DNVP und NSDAP siehe insbesondere: Falter: Hitlers Wähler, S. 110ff. 36 Falter, S. 251ff. 37 Mit dem Studium endete auch die Mitgliedschaft beim NS-Studentenbund, auch wenn Georg von Holtzbrinck sich nicht die Mühe machte, auszutreten.
Anfänge als Unternehmer Bisher publizierte Schilderungen der Anfänge von Georg von Holtzbrincks als Unternehmer sind äußerst lückenhaft. Sein Jurastudium an den Universitäten Bonn und Köln musste er sich selbst verdienen, weil das Vermögen der Familie dahin geschmolzen war. In den Semesterferien des Sommers 1930 soll er, zunächst als Werkstudent, für das Buch für alle gereist sein.1 Keine Seltenheit zu dieser Zeit. Viele Unternehmen bedienten sich gerade im Vertrieb von Büchern und Zeitschriften reisender Studenten »in der deutlich erkennbaren Absicht, das Wohlwollen, das die Öffentlichkeit dem Werkstudententum entgegenbringt, als Werbungsobjekt auszunutzen.«2 Das Geschäft lohnte sich für beide Seiten: Allein im Januar 1933 gingen auf Georg von Holtzbrincks Privatkonto 4.760 Reichsmark ein bei einem Kontostand von über 16.000 Reichsmark3 – für die damalige Zeit eine außerordentliche Summe. Nach dem biografischen Abriss in der Festschrift zu seinem 60. Geburtstag hat er dennoch sein Studium bis 1933 fortgesetzt. Erst nachdem ihm zum 17. Oktober 1933 die Leitung des Außendienstes des Union-Verlages angetragen worden sei,4 »beendete er sein Studium und wurde auf eine unorthodoxe, aber gründliche und erfolgreiche Weise Buchhändler.«5 Nach einer anderen Version ist der Union-Verlag allerdings bereits im Jahre 1932 »durch erfolgreiche Werbung auf ihn aufmerksam gemacht, in unmittelbare Geschäftsbeziehung« zu ihm6 getreten, wonach er sein Jurastudium schon 1931 abgebrochen haben muss. Ob hauptamtlich oder parallel zum Studium: Georg von Holtzbrinck avancierte zum »selbständigen Organisator« für den Vertrieb des Buches für alle und der Bibliothek. Ohne in ein direktes Arbeitsverhältnis mit dem Union-Verlag zu treten, erhielt er vom Verlag Provisionen und Werbezuschüsse für die jeweils verkauften Abonnements und baute auf eigene Rechnung eine Vertreter-Organisation für die von ihm vertriebenen Objekte auf. Diese Darstellung deckt sich mit einer Bestätigung des Union-Verlages aus dem Jahr 1940, in der es heißt, dass Georg von Holtzbrinck »von 1931–1935 für unseren Verlag anfänglich im Außendienst und später als Werbeleiter tätig war.«7 In dieser Zeit erkannte er, welches Potenzial der Direktvertrieb an Endkunden bot.
1 Ramseger/Schoenicke: Das Buch zwischen gestern und morgen, S. 255. 2 Deutsche Studentenschaft – Akademische Korrespondenz, Ausgabe 2. September 1932. In: BArch, R 8088 Reichsverband der deutschen Hochschulen. 3 Zinsenrechnung für Herrn Georg von Holtzbrinck, Köln, o. D. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Devex. – Folgt man Aly (Aly: Hitlers Volksstaat, S. 48) und seinen Quellen, so entspräche dies in etwa 160.000 Euro. 4 Union Deutsche Verlagsgesellschaft Stuttgart, Ausweis, 17. Oktober 1933. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Devex. 5 Ramseger/Schoenicke: Das Buch zwischen gestern und morgen, S. 255. 6 Schreiben des Union-Verlages, 22. Oktober 1947. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/ 20, AZ 37/1V/1542. 7 Bestätigung der Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 17. Januar 1940. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Devex.
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Anfänge als Unternehmer Eine exakte Datierung des Beginns der Vertretertätigkeit lässt sich angesichts dieser widersprüchlichen Darstellungen kaum vornehmen, zumal nur für das Wintersemester 1931/32 eine Beurlaubung vorliegt.8 Die Auswertung der vorliegenden Dokumente legt den Schluss nahe, dass er spätestens ab 1931 voll in das Geschäft als Zeitschriftenwerber eingetreten ist. Die erste überlieferte Abrechnung mit dem Union-Verlag über 836 neue Abonnenten, für die der Union-Verlag 3.762 Reichsmark Provision zahlte, datiert vom 21. November 1932.9 Aber angesichts der hohen Zahl von Abschlüssen ist davon auszugehen, dass Georg von Holtzbrinck zu diesem Zeitpunkt kein Anfänger mehr war. Bereits damals stand der Jura-Student in geschäftlicher Verbindung mit seinem späteren langjährigen Partner August-Wilhelm Schlösser. Der am 7. April 1908 in Frankfurt am Main geborene Schlösser hatte nach der Volks- und Mittelschule eine kaufmännische Lehre als Drogist absolviert. Seit 1928 war er als Vertreter bei der Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart tätig10 und hatte Georg von Holtzbrinck ins Geschäft gebracht. Sein Jahreseinkommen bezifferte Holtzbrinck für 1932 mit 20.000 Reichsmark11, was einem durchschnittlichen Monatseinkommen von 1667 Reichsmark entspricht. 70 Prozent der deutschen Ärzte mussten im gleichen Jahr mit monatlichen Honoraren unter 170 Reichsmark auskommen.12 Im Versicherungswesen lagen die Durchschnittsgehälter in Köln, wo er weiterhin wohnte, für männliche Angestellte monatlich zwischen 116 und 357 Reichsmark.13 Georg von Holtzbrinck muss demnach schon in seinem ersten Jahr als selbständiger Zeitschriftenvertreter außerordentlich aktiv und erfolgreich gewesen sein, was sich auf seinem Bankkonto niederschlug. Bis zum 30. Juni 1933 sammelten sich dort 37.558 Reichsmark an.14 Die von ihm und Schlösser gemeinsam geführten Vertreterkolonnen bereisten kurz nach seinem Einstieg ins Geschäft bereits ganz Deutschland. Damit wurde die Grundlage für den Aufbau eines eigenen Unternehmens gelegt, der eine Finanzierung weiterer Geschäftsfelder aus eigenen Mitteln ermöglichen sollte. Seine Vertriebsleute rekrutierte Georg von Holtzbrinck zunächst unter seinen Kommilitonen, die er offensichtlich bereits wie ein langjähriger Kolonnenführer motivieren und von ihrem »Klinkenfieber«, der Schwellenangst der Vertreter, befreien konnte.15 Georg von Holtzbrinck und sein Partner Wilhelm Schlösser sorgten für das passende
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8 Erkennungskarte der Universität Köln, o. D. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Spruchkammerakten. 9 Abrechnung Union-Verlag, 21. November 1932. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Devex. 10 Lebenslauf; 23. Januar 1942. In: BArch, ehemaliges BDC, Wilhelm Schlösser (7. April 1908), RKK 2101/1131/04. 11 Erhebung über Vermögens- und Einkommensverhältnisse, o. D. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Privat. 12 Horn u. a.: Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, S. 317. 13 Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich, S. 288. 14 Zinsen-Rechnung für Herrn Georg von Holtzbrinck von der Commerz- und Privat-Bank AG, o. D. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Spruchkammerakten. 15 Otto Ernst Rock, als Kölner Jurastudent von November 1932 bis April 1933 als Vertreter für Georg von Holtzbrinck unterwegs, gibt in seinen Erinnerungen einen interessanten Einblick in die Tätigkeit dieser Werbekolonnen. (Rock: Auch ich habe Hitler nicht umgebracht, S. 37ff).
Anfänge als Unternehmer Umfeld – »wir lebten flott, logierten in noblen Hotels«, beschreibt Rock diese Zeit16 – und teilten das Leben ihrer Vertreter. In der Familie Schlösser hält sich noch heute die Anekdote, wie sie in Breslau die Wahl der Schönheitskönigin so manipuliert haben, dass sich die am wenigsten aussichtsreiche Kandidatin am Ende mit dem Titel schmücken konnte. Als typische Vertreter kannten beide keine Scheu. Sie konnten alles verkaufen, ob Zeitschrift oder Schönheitskönigin. Aus dem in vielem zurückhaltenden Westfalen war ein Profi-Verkäufer geworden, der seinen Aufstieg an die Spitze der Pyramide auch nach der Machtergreifung Hitlers zunächst ohne Hindernisse fortsetzte.
16 Rock, S. 39.
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Aufbau eines Vertriebsunternehmens – Die Bibliothek Am 17. Oktober 1933 wurden Georg von Holtzbrinck und Wilhelm Schlösser vom Union-Verlag mit der Werbeleitung für den gesamten Bereich des Zeitschriftenhandels beauftragt: »Die genannten Herren haben das Recht der Alleinwerbung für unser ›Buch für alle‹ und der ›Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens‹ in unserem Namen«, heißt es in einem Schreiben des Verlages.1 In einem Vertrag vom 19. Januar 1934 erhielten die beiden Geschäftspartner vom Union-Verlag die gesamte Werbeleitung für die deutsche Versicherungsausgabe des Buches für alle und der Bibliothek übertragen.2 Beide verpflichten sich, jährlich mindestens 50.000 neue Abonnenten zu werben und exklusiv für den Union-Verlag tätig zu sein. Im Gegenzug erhielten sie das alleinige Recht, »neue Kolonnen aufzustellen, die mit dem Verlag direkt arbeiten.«3 Mit der Bibliothek4 und dem Buch für alle vertrieben Georg von Holtzbrinck und sein Partner zwei traditionsreiche Publikationen. Die Bibliothek – mit deren Übernahme später auch die Verlegerkarriere Georg von Holtzbrincks ihren Anfang nahm – wurde am 6. November 1876 gegründet. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Zeitschriftenpresse in Deutschland längst fest etabliert. Als erste deutsche Illustrierte mit Massenauflage kann das 1833 nach englischem Vorbild von Johann Jakob Weber gegründete »Pfennigmagazin« gelten.5 Die populäre Massenpresse erlebte – begünstigt durch eine Weiterentwicklung der technischen Möglichkeiten, aber auch durch eine von den sozialen Umwälzungen geförderte Ausweitung des Lesepublikums – einen rasanten Auftrieb. Wohl bekanntester Vertreter der neuen Gattung von Illustrierten war die 1853 gegründete Gartenlaube. Sie bot dem Leser eine Mischung aus Fortschrittsglauben, maßvoll sozialkritischer Belletristik, erd- und länderkundlichen Informationen und einem immer staatsfrömmeren Idealismus.6 Mit dem Buch für alle. Illustrierte Monatsschrift zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann startete der am 21. September 1865 in Stuttgart gegründete Verlag Hermann Schönlein. Nach und nach erweiterte Schönlein sein Sortiment, das überwiegend im so genannten Kolportage-Buchhandel7 von Tür zu Tür vertrieben wurde, um Titel wie die Illustrierte Chronik der Zeit, das Illustrierte Unterhaltungsblatt oder das Illustrierte Sonntagsblatt. Sein Ziel war es, mit illustrierten Journalen auch den mittleren und unteren Volksklassen gediegene Unterhaltung und Bildung zu bieten. Die Preise sollten auch für die Ärmsten erschwinglich sein, wovon sich der Verleger den
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1 Ausweis Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 17. Oktober 1933. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Devex. 2 Vertrag zwischen der Union Deutsche Verlagsanstalt und August-Wilhelm Schlösser sowie Georg von Holtzbrinck, 19. Januar 1934. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Devex. 3 Vertrag zwischen der Union Deutsche Verlagsanstalt und August-Wilhelm Schlösser sowie Georg von Holtzbrinck 4 Zur Geschichte der Bibliothek siehe auch: Rumpel: »Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens« 5 Dorn/Vogel: Geschichte des Pressevertriebs in Deutschland, S. 46. 6 Wittmann: Geschichte des deutschen Buchhandels, S. 278. 7 Wittmann, S. 36.
Aufbau eines Vertriebsunternehmens – Die Bibliothek Einstieg in neue, ausgedehnte Absatzkreise in den weniger bemittelten Volksschichten erhoffte.8 Eine ähnliche Idee stand auch hinter der Gründung der Bibliothek. Die hohen Preise der in Buchform erscheinenden Unterhaltungsliteratur hatten Schönlein zur Konzeption der Illustrierten veranlasst.9 Der erste Band kostete bei einem Umfang von 256 Seiten 50 Pfennig. Seither erschien alle vier Wochen eine Ausgabe, die später 75 Pfennige kostete.10 Die Struktur der Bände war stets gleich. Etwa drei Viertel des Umfangs waren einem Roman und einer Novelle gewidmet. Daran schloss sich meist eine sogenannte historische Skizze von etwa 10 bis 15 Seiten an. Ferner enthielten die einzelnen Bände einen Wissensteil mit Themen wie dem Eisenbahnbau am Rande der Sahara oder deutsche Kolonisten in Palästina. Den Schluss des Bandes bildeten bunte Beiträge im Umfang je einer halben Seite, die von Anekdoten über Kurzgeschichten bis zum Gesellschaftsklatsch reichten. In anderen Familienzeitschriften übliche Rubriken wie Gedichte oder ein Briefkasten fehlten. Zielgruppe dieses gegenüber der Familienzeitschrift modifizierten Programms waren die untere Mittelschicht und die obere Unterschicht.11 »Die Zeitschrift bietet dem deutschen Publikum die neuesten belletristischen Erzeugnisse unserer hervorragendsten Schriftsteller, in Verbindung mit trefflichen Beiträgen aus allen Gebieten des Wissens, und zwar in der bequemen handlichen Buchform, welche die Einreihung in jede private Bibliothek gestattet und zu einem tatsächlich fast unglaublich billigen Preise, der die Anschaffung den allerweitesten Kreisen des Volkes ermöglicht«, heißt es im Verlagsprospekt 7/1883 zur Programmatik.12 Am 23. April 1888 wurde der Verkauf des Unternehmens von Schönlein an den Verlag und die Druckerei der Brüder Kröner bekannt. Aus diesem Unternehmen ist 1889 nach einer Reihe weiterer Zukäufe – darunter die J. G. Cotta’sche Buchhandlung13, – die »Union Deutsche Verlagsgesellschaft« hervorgegangen. Bei der Bibliothek machte sich der Wechsel des Verlages in einem veränderten äußeren Erscheinungsbild bemerkbar. Auch inhaltlich gab es Veränderungen. So verschob sich die Gewichtung innerhalb der Bände zu Gunsten des Wissensteils, dessen Beiträge gegenwartsnaher und substanzreicher werden.14 Um 1891 hatte sich der Union-Verlag mit seinen Titeln wie Das Buch für alle (7,5 Prozent), Chronik der Zeit (2,5 Prozent), Bibliothek (2,5 Prozent) und der Gartenlaube einen Marktanteil von gut 25 Prozent bei den Familienzeitschriften gesichert.15 Mit der Änderung der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse wandelte die Bibliothek im Laufe der Jahre ihr äußeres Erscheinungsbild. Die inhaltliche Ausrichtung blieb nahezu gleich. Über den Verlauf des Ersten Weltkrieges wurde ab Dezember 1914 in monatlicher Folge informiert, was sich aber im Wesentlichen auf eine Chronik beschränkte. In der Nachkriegszeit schwankte die Gewichtung zwischen literarischem und 8 9 10 11 12 13 14 15
Schmidt: Deutsche Buchhändler, Deutsche Buchdrucker, S. 861. Schmidt, S. 862 Bigler: Literatur im Abonnement, S. 16. Sarkowski: Vom Kolportagebuchhandel zur Buchgemeinschaft, S. 44f. Fischer/Dietzel: Deutsche literarische Zeitschriften 1945–1970, S. 135f. Die von 1956 bis 1977 wiederum Wilhelm Schlösser gehörte. Sarkowski: Vom Kolportagebuchhandel zur Buchgemeinschaft, S. 47. Sarkowski, S. 48.
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Aufbau eines Vertriebsunternehmens – Die Bibliothek Wissensteil. Die Konstante ist die Konsequenz, mit der beide Gebiete weiter miteinander gemischt wurden. Das Konzept der Mitte des vorangegangenen Jahrhunderts gegründeten Familienzeitschrift hatte sich zu dieser Zeit bereits überholt. Mit inhaltlichen und gestalterischen Veränderungen versuchte sich die Bibliothek an die Bedürfnisse eines Lesepublikums anzupassen, das sich inzwischen verstärkt umfangreichenr illustrierten Publikumszeitschriften zugewandt hatte oder sich mit der Lektüre von Tageszeitungen begnügte. Die Wirtschaftskrise setzte den illustrierten Blättern in den 1920er Jahren zu. Abonnenten kündigten scharenweise, weil die Inflation die Bezugspreise für sie unkalkulierbar werden ließ16 oder weil sie schlicht das Geld nicht erübrigen konnten. Das veranlasste viele Verlage, nach neuen Wegen zu suchen, um die Bezieher bei der Stange zu halten. Sie griffen verstärkt auf eine Idee zurück, die in den frühen achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts in England aufgekommen war: die Abonnentenversicherung. Auch in Deutschland hatten einzelne Verlage bereits um die Jahrhundertwende solche Versicherungen angeboten. Sie stellten eine willkommene Möglichkeit dar, sich auf einem enger werdenden Markt von den Wettbewerbern abzusetzen. Insbesondere in den unteren Bevölkerungsschichten war es bis dahin kaum üblich, Unfall- oder Sterbegeldversicherungen abzuschließen, schon weil die Policen nahezu unerschwinglich waren. Die wöchentliche Kassierung des Zeitschriftenabonnements hingegen teilte die Beiträge in überschaubare Beträge auf.17 Der Haken für die Versicherten: Mit Kündigung des Abonnements erlosch auch der Versicherungsschutz. Ihren Durchbruch erzielte die Abonnentenversicherung im Jahre 1899, als der Leipziger Verlag Bernhard Meyer für Nach Feierabend das Werbemittel erstmals mit einer illustrierten Wochenschrift verknüpfte. Der Erfolg führte dazu, dass sich rasch eine Reihe Nachahmer fanden.18 Die Union Deutsche Verlagsgesellschaft gehörte mit ihren diversen Titeln zu den Unternehmen, die das Segment der Versicherungszeitschriften mit prägten.19 Im Jahre 1932 wurden bereits 66 Prozent aller Ausgaben mit Versicherungen verschiedenster Art und Ausprägung vertrieben.20 Allein der Verlag Bernhard Meyer zahlte in diesem Jahr 6.650.548,12 Reichsmark aus.21 Das Geschäft mit den Policen war für Verlage lukrativ, aber nicht ohne Risiko.136 Ungeachtet dessen entwickelten sich die Verlage zu ernsthaften Konkurrenten für die 16 17 18 19 20
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Dorn/Vogel: Geschichte des Pressevertriebs in Deutschland, S. 85. Dorn/Vogel, S. 83. Hoffmann: Die Abonnentenversicherung, S. 7. Niewöhner: Der deutsche Zeitschriftenbuchhandel, S. 63. Niewöhner, S. 27. – Niewöhner fasst die Versicherungszeitschriften als eigenes Marktsegment auf, ohne die verschiedenen Typen im Einzelnen aufzugliedern. Für die verbleibenden 44 Prozent Marktanteil gibt er hingegen die Anteile aufgeschlüsselt nach Frauen- und Modezeitschriften (15,25 %), Illustrierte und Familienzeitschriften (6,40 %), Romanzeitschriften (7,05 %), Humoristische Zeitschriften (0,6 %), Rundfunkzeitschriften (2,6 %) Verschiedenes (2,1 %) an. Diese Aufteilung ist zumindest irreführend, da Versicherungszeitschriften keine eigene Gattung darstellten, sondern die Abonnentenversicherung eine Form der Leserbindung war, die bei allen Gattungen angewandt wurde. Die Übersicht belegt allerdings, dass die Versicherung zu Beginn der 1930er Jahre das mit Abstand wichtigste Instrument zur Verhinderung so genannter Sprünge gewesen ist. 21 Niewöhner, S. 63
Aufbau eines Vertriebsunternehmens – Die Bibliothek Versicherungsunternehmen, weil ihr Vertrieb mit den Zeitschriften nicht nur eine attraktive Kombination für die Kunden zu bieten hatten, sondern weil sie über ihren Botenapparat auch das Beitragsinkasso überaus effektiv abwickeln konnten. In den Jahren 1931/32 wurde der Markt nach jahrelangen Auseinandersetzungen reguliert, und die Abonnentenversicherungen wurden der staatlichen Aufsicht unterworfen. 22 Der Union-Verlag begann 1927,23 also vergleichsweise spät, Versicherungsausgaben seiner bestehenden Publikationen herauszubringen. Das Stuttgarter Unternehmen kooperierte dabei mit der Nürnberger Lebensversicherungs-Bank, die bereits seit 1905 das Geschäft mit den Abonnentenversicherungen betrieb.24 Der Vertrag mit der Lebensversicherungs-Bank, in den später Georg von Holtzbrinck und seine Partner eintraten, datiert vom 10. September 1928.25 Er ist als Nachtrag für einen entsprechenden Vertrag zum Buch für alle abgefasst, der etwa ein Jahr zuvor abgeschlossen worden war. Die Bank stand gegenüber den Abonnenten für die in den Versicherungsbedingungen vereinbarten Zahlungen ein. Jedoch: »Der Verlag verpflichtet sich, der Bank die aufgrund dieses Vertrags gezahlten Entschädigungssummen sowie die ihr für ärztliche Zeugnisse erwachsenen Kosten zu erstatten. Ferner hat der Verlag der Bank als Ersatz ihrer Kosten für die Schadensregulierung bei Schadenssummen von M 1.000,- aufwärts 10 Prozent […], bei Schadenssummen unter M 1.000,- 15 Prozent […] mindestens aber M 100,monatlich zu vergüten und gleichzeitig die fällige Versicherungssteuer an die Bank abzuführen.«26 Der Verlag trug somit das volle finanzielle Risiko. Ohne eigene Lizenz für Versicherungs- und Bankgeschäfte blieb trotz der schlechten Konditionen die Zusammenarbeit mit einem entsprechenden Partner die einzige Möglichkeit, Abonnementversicherungen anzubieten.27
22 Bereits vor dem 1. Weltkrieg rechneten Gutachter die Verpflichtungen des Meyer-Verlages aus Versicherungsverträgen allein gegenüber den Abonnenten von »Nach Feierabend« auf 80 Millionen Reichsmark hoch. (Niewöhner, S. 45). 23 1927/28 waren insgesamt 50 Versicherungszeitschriften-Titel mit rund 4 Millionen Abonnenten auf dem Markt. (Dorn/Vogel: Geschichte des Pressevertriebs in Deutschland, S. 85). 24 Die Nürnberger Lebensversicherungsbank hatte im März 1933 rund 10,8 Millionen Personen in der Abonnentenversicherung versichert. Bis Anfang Mai 1933 hatte die Bank an Versicherte und deren Hinterbliebene 111 Millionen Reichsmark ausgezahlt. Die monatlichen Auszahlungen wurden in einem Bericht aus dem Jahr 1933 mit rund 900.000 Reichsmark beziffert. Die Versicherungssumme der Abonnentenversicherung betrug Ende 1932 1,59 Milliarden Reichsmark. (Die Abonnenten-Versicherung, S. 16). 25 Nachtrag Nr. 1 zum Vertrag zwischen Union und Nürnberger Lebensversicherungs-Bank, 10. September 1928. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Devex. 26 Nachtrag Nr. 1 zum Vertrag zwischen Union und Nürnberger Lebensversicherungs-Bank, 10. September 1928. 27 Diese sogenannten Rückersatzverträge, bei denen die Versicherung lediglich als Regulierer fungierte, der die Schadensfälle bearbeitete und ggf. auszahlte und sich diese Leistungen später vom jeweiligen Verlag erstatten ließ, waren branchenüblich. Bis 1923 gab es für die Verlage darüber hinaus noch die Möglichkeit, für ihre Abonnenten sogenannte Prämienverträge abzuschließen. Der Verlag trat in diesem Fall gegenüber der Gesellschaft als Versicherungsnehmer auf, gegenüber dem Abonnenten war er jedoch in der Funktion des Versicherers mit allen Risiken. Das wiederum bedeutete, dass entsprechende Rücklagen zu bilden waren. (Hoffmann: Die Abonnentenversicherung, S. 47ff.).
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Aufbau eines Vertriebsunternehmens – Die Bibliothek
Abb. 5: Versicherungspolice der Bibliothek (1936), Quelle: Dokumentensammlung
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Das Versicherungsgeschäft erwies sich für die Bibliothek schon sehr bald als verlustreich. Die Grippeepidemie des Jahres 1931 griff die geringen Rücklagen an. Zudem war der Kundenstamm überaltert und wurde deshalb besonders stark von den Auswirkungen
Aufbau eines Vertriebsunternehmens – Die Bibliothek der Grippe betroffen. Trotz der Verluste wurde das Versicherungsgeschäft weiter betrieben. Noch 1969 hat die Bibliothek laufende Versicherungsverträge gehalten.28 Die Versicherungsausgaben erfüllten nicht die vom Verlag in sie gesetzten Hoffnungen: Die Auflage vor allem der Bibliothek verharrte weiter auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Der 1934 zwischen der Union und Georg von Holtzbrinck und seinem Partner abgeschlossene Vertrag geht für die Versicherungsausgaben beider Titel von einer Abonnentenzahl von 115.000 zum 1. Januar 1934 aus. Laut Provisionsabrechnung für 1934 lag die Zahl der Abonnenten, für deren Pflege die beiden Vertreter eine so genannte Grundstockvergütung erhielten, jedoch nur bei 110.000.29 Insgesamt erzielten beide Partner für 1934 eine Gesamtprovision von 47.200 Reichsmark.30 Am 24. Januar 1935 wurde der Vertrag mit der Union modifiziert. Insbesondere fügte der Verlag eine Ausstiegsklausel ein, die ihm die Trennung von den Vertretern erleichtern sollte: »Falls die vorgesehene Werbung durch die Union aus irgendwelchen Gründen eingeschränkt oder vorübergehend ganz eingestellt werden sollte, erklären sich die Herren Schlösser und Holtzbrinck zu einer in loyaler Weise stattfindenden Regelung bereit, die keine unbillige Belastung der Union bedeuten darf.«31 Diese Änderung war offensichtlich geschäftlichen Problemen insbesondere bei den Versicherungszeitschriften geschuldet, die dann am 27. März 1935 zur Kündigung der Verträge mit Wilhelm Schlösser und Georg von Holtzbrinck durch den Verlag führten. Als Begründung wurden neben der starken Erhöhung der Versicherungszahlungen im Jahre 1935 und den hohen Werbungskosten »die unübersichtliche Lage im Hinblick auf die bevorstehende Neuregelung der Versicherungsbedingungen« genannt.32 Das Zeitschriftensegment 28 Sarkowski: Vom Kolportagebuchhandel zur Buchgemeinschaft, S. 56. – Zur Problematik so genannter Altverträge der Abonnentenversicherung siehe: Prechelt: Entstehung und Entwicklung des werbenden Buch- und Zeitschriftenhandels, S. 38ff. 29 Provisions-Abrechnung Schlösser/v. Holtzbrinck, 1934. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Devex. 30 Die Aufschlüsselung der Provisionen erlaubt einen seltenen Blick in die Gepflogenheiten der ansonsten weitgehend abgeschotteten Branche: Die Heft-Preise lagen bei monatlich 1,55 Reichsmark für die Bibliotheks-Ausgaben ohne und 1,95 Reichsmark für jene mit Versicherungsschutz inklusive Zustellgebühr. 40 Pfennig pro Abonnent und Jahr betrug die so genannte Grundstockvergütung, die sich an der durchschnittlichen Auflage bemaß (1934 für Bibliothek und Buch für alle 110.000). Davon abgezogen wurde eine Pönale von 8.800 Reichsmark für 11.000 fehlende Neuwerbungen. Aufträge, die von den Werbekolonnen Wilhelm Schlössers und Georg von Holtzbrincks eingeworben worden sind, wurden mit 2,50 RM pro Schein vergütet. So genannte Buchhandelsscheine – bei Bestellung und Belieferung über den Sortimentsbuchhandel – brachten den Werbern hingegen nur 0,50 Reichsmark Provision. Diese Aufträge waren für den Verlag deutlich unattraktiver, da die Lieferungen an den Buchhandel mit hohen Rabatten verbunden waren. (Provisions-Abrechnung Schlösser/v. Holtzbrinck, 1934. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Devex). 31 Vertragsergänzung, 24. Januar 1935. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Devex. 32 Schreiben der Union Deutsche Verlagsgesellschaft an Wilhelm Schlösser und Georg von Holtzbrinck, 27. März 1935. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Devex. – Die Reichspressekammer hatte bereits 1934 begonnen, massiv in den Bereich der Abonnentenversicherung einzugreifen. Zunächst wurde allen im zuständigen Reichsverband organisierten Zeitungen die Fortführung der Versicherungen ab dem 1. Oktober 1935 untersagt –
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Aufbau eines Vertriebsunternehmens – Die Bibliothek wurde damit für den Union-Verlag zunehmend unattraktiv, zumal die Eingriffe der Reichspressekammer zu einer Erhöhung der Kosten im Vertrieb führten. Der UnionVerlag stand damit vor einer grundlegenden Umstrukturierung.33 Georg von Holtzbrinck und Wilhelm Schlösser liefen Gefahr, ihre gesamten Vertriebsobjekte zu verlieren. Mit dem Vertrag von 1934 hatten sie sich exklusiv an die Union gebunden. Die Gesamtauflage des Buches für alle – Ausgaben mit und ohne Versicherung – hatte 1935 110.000 Exemplare erreicht. Der Umsatz des Verlages mit dem Titel wurde auf anderthalb Millionen Reichsmark beziffert. Von der Bibliothek wurden 1934 rund 23.000 und 1936 etwa 25.000 Exemplare verkauft.34 Um sich eine Existenz unabhängig von der Union zu sichern, planten Georg von Holtzbrinck und sein Partner Schlösser die Gründung einer eigenen Firma. Zu diesem Zweck erwarben sie von der Union am 25. September 1935 für 2.595,61 Reichsmark den GmbH-Mantel der Deutschen Verlagsexpedition.35 Allerdings standen dem Umbau der Devex von einer Firmenhülle zu einem eigenständigen Zeitschriftenvertriebsunternehmen 1935 eine Reihe von Hindernissen im Wege: Die Reichspressekammer sah die Firma als Neugründung an; sie berief sich auf ein bestehendes Neugründungsverbot von Unternehmen im werbenden Zeitschriftenhandel und verwehrte die Zulassung. Daraufhin traten Georg von Holtzbrinck und sein Partner Wilhelm Schlösser im Herbst 1935 zunächst als stille Gesellschafter in die Firma A. Ackermann, Zeitschriftenvertrieb in Stuttgart ein; mit der Einschränkung, nur am Geschäftsergebnis und Vermögen der zum Vertrieb der Bibliothek eigens gegründeten Abteilung »Deutsche Verlagsexpedition« (Devex) beteiligt zu sein. Wie sie in Kontakt zu dem Unternehmen und ihrem späteren Teilhaber Paul Ackermann gekommen sind, ist nicht überliefert. Die Devex bestand auch während der Zeit als Abteilung des Ackermann’schen Zeitschriftenvertriebes als eigenständige Firma fort. Ihre Geschichte reicht bis in das Jahr 1929 zurück.36 Die Union stand bereits zu diesem Zeitpunkt in Verbindung zu dem Vertriebsunternehmen, dessen Geschäftszweck zu Beginn seiner Existenz der Reisebuchhandel war. Am 1. November 1930 erwarb der Kaufmann Rudolf Erbstroh die Deutsche Verlagsexpedition von ihren damaligen Eigentümern. Welche geschäftlichen Aktivitäten der neue Eigentümer mit dem Unternehmen entfaltete, ist aus den vorliegenden Überlieferungen nicht ersichtlich. Im Reichsanzeiger Nr. 50 vom 2. März 1937
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ausgenommen waren lediglich Sonntags- und Wochenzeitungen »rein unterhaltenden Charakters«. (Anordnung betr. die Abschaffung der Abonnentenversicherung bei Zeitungen vom 31. August 1934. In: Schrieber u. a.: Das Recht der Reichskulturkammer: Sammlung der für den Kulturstand geltenden Gesetze und Verordnungen, der amtlichen Anordnungen und Bekanntmachungen der Reichskulturkammer und ihrer Einzelkammern, S. III/5). Ähnliche Regelungen bei Zeitschriften zeichneten sich ab. Entwurf, o. D. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Spruchkammerakten. Sarkowski: Vom Kolportagebuchhandel zur Buchgemeinschaft, S. 57. Union Deutsche Verlagsgesellschaft an Georg von Holtzbrinck und Wilhelm Schlösser, 25. September 1935. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Devex. – In späteren Darstellungen findet sich immer wieder die Aussage, Georg von Holtzbrinck habe die Devex 1937 gegründet. Auf wen diese eindeutig nicht zutreffende Schilderung zurückgeht, lässt sich nicht ermitteln. Zur Vorgeschichte der Devex vgl.: Staatsarchiv Ludwigsburg, FL 300/31 I, HRA 1893.
Aufbau eines Vertriebsunternehmens – Die Bibliothek wurde schließlich der Übergang der Deutschen Verlagsexpedition Dr. Rudolf Erbstroh auf Paul Ackermann, Stuttgart, Georg von Holtzbrinck, Köln, und Wilhelm Schlösser, Berlin, mit einem Eintrag vom 15. Februar 1937 angezeigt. Die Übernahme des Unternehmens zum 1. Januar 1937 war am 6. Februar des gleichen Jahres vor dem Amtsgericht Stuttgart I vereinbart worden. Einzig der Zeitschriftenhändler Paul Ackermann verfügte zu diesem Zeitpunkt über eine Stuttgarter Adresse. Mit dem Eigentümerwechsel wurde die Devex in eine Offene Handelsgesellschaft umgewandelt und verlegte ihren Sitz in die Stuttgarter Gymnasiumstraße 49 b. Die neuen Eigentümer übernahmen vom vormaligen Besitzer weder geschäftliche Forderungen noch Verbindlichkeiten des Unternehmens.37 Der erste Gesellschaftsvertrag der neuen Eigentümer vom 5. Februar 1937 sah eine gleichmäßige Aufteilung der Anteile unter den drei Gesellschaftern vor. Jeder zeichnete 15.000 Reichsmark. Gegenstand des Unternehmens war nunmehr »der Vertrieb von Zeitschriften besonderen Charakters, wie ›Die Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens‹, der Zeitschriften der Deutschen Arbeitsfront u. a.«38 Während für Georg von Holtzbrinck und Wilhelm Schlösser ein Monatsgehalt von je 1.000 Reichsmark vorgesehen war, sollte Paul Ackermann ein monatliches Salär von 200 Reichsmark erhalten. In der Geschäftsführung waren alle drei Gesellschafter zu diesem Zeitpunkt noch gleichberechtigt. Später sollten sich die Machtverhältnisse jedoch grundlegend verschieben.
37 Staatsarchiv Ludwigsburg, FL 300/31 I HRA 1893. 38 Gesellschaftsvertrag, 5. Februar 1937. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Devex.
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Zeitschriftenvertrieb bei der Devex Die Reichspressekammer hatte ihren Widerstand gegen das neue Vertriebsunternehmen im Dezember 1936 aufgegeben. Die Gründung war – trotz des geltenden generellen Neugründungsverbotes – gegen Zahlung einer Strafe von 100 Reichsmark »widerruflich genehmigt« worden.1 Dem neuen Unternehmen war mit der Zulassung die Beschränkung auferlegt worden, seine geschäftlichen Aktivitäten auf den Vertrieb der Bibliothek zu beschränken.2 Für jedes neue Vertriebsobjekt, das die Firma in ihr Programm aufnehmen wollte, brauchte sie die Genehmigung der RPK. Diese Beschränkungen könnten den Eindruck erwecken, die Devex hätte unter einem besonderen Druck der NS-Behörden gestanden. Jedoch stellte angesichts des Neugründungsverbotes und der Bestrebungen zur Zentralisierung im Medienbereich bereits die Genehmigung der Unternehmensgründung, selbst unter der Beschränkung auf ein Vertriebsobjekt, ein weitgehendes Entgegenkommen dar. Die mehrfach verlängerte Anordnung des Präsidenten der RPK vom 24. Oktober 1934 verbot die »gänzliche oder teilweise Übernahme einer werbenden Zeitschriftenhandlung durch ein Unternehmen des werbenden Zeitschriftenhandels, das mehrere Filialbetriebe oder Zweigniederlassungen umfasst, sowie […] die Errichtung neuer Filialbetriebe oder Zweigniederlassungen von Unternehmen des werbenden Zeitschriftenhandels. […] Als Filialbetriebe gelten auch die sogenannten Ortsagenturen.«3 Der werbende Zeitschriftenhandel hatte sich als eigenständige Vertriebsform zunächst im Rahmen des Buchhandels im 19. Jahrhundert herausgebildet. Mit der Ausbreitung der Zeitschriftenpresse, zu der auch die Bibliothek und Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann zählte, ging zu dieser Zeit ein Umbruch im Vertriebsgeschäft einher. Neben dem Sortimentsbuchhandel etablierte sich der so genannte Kolportagebuchhandels, dessen Hauptgeschäft zunehmend im Verkauf jener neuen Zeitschriften lag.4 Eine Reihe von Grundregeln des heute unter der sperrigen Bezeichnung »werbender Buch- und Zeitschriftenhandel« (WBZ) bekannten Vertriebszweiges haben sich erhalten. Die reisenden Abonnentenwerber – Kolporteure, umgangssprachlich auch »Drücker« genannt – verkauften und verkaufen an der Haustür Abonnements.5
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1 Präsident der RPK an Georg von Holtzbrinck, 28. Juli 1938. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Schlösser. 2 Klageerwiderung, 22. Oktober 1947. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/1V/ 1542. 3 Elsner: Handbuch für den werbenden Zeitschriftenhandel, S. 129. 4 Die Geschichte des Kolportage-Buchhandels im 19. Jahrhundert ist im Gegensatz zu seiner Rolle in der Zeit des Nationalsozialismus umfangreich abgehandelt. Vgl. u. a. Elsner: Handbuch für den werbenden Zeitschriftenhandel; Prechelt: Entstehung und Entwicklung des werbenden Buch- und Zeitschriftenhandels; Dorn/Vogel: Geschichte des Pressevertriebs in Deutschland. 5 Die vom Kunden unterschriebenen Aufträge sind die »Scheine«. Die Bezeichnung »Drücker« für die von Haus zu Haus ziehenden Werber steht für den immensen Druck, der in vielerlei Hinsicht ausgeübt wird: auf die Kunden und auf die Werber selbst. Ein Geschäfts-
Zeitschriftenvertrieb bei der Devex Die heute noch als Strukturvertrieb organisierten Verkaufsorganisationen sind streng hierarchisch aufgebaut. Jeder Verkäufer innerhalb einer solchen Organisation ist theoretisch ein selbständiger Handelsvertreter, der bei einem Aufstieg unter ihm stehende Verkäufer rekrutieren kann, an deren Abonnements oder Scheinen er mitverdient.6 Erfolgreich ist in einer solchen Organisation demnach nur, wer es schafft, an den Abschlüssen möglichst vieler zu partizipieren. Der Ehrgeiz eines jeden Verkäufers zielt deshalb nicht nur darauf, selbst möglichst viel zu verkaufen, sondern auch darauf, innerhalb der Struktur möglichst weit aufzusteigen oder – im besten Fall – seine eigene Organisation aufzubauen. Das war Georg von Holtzbrinck und seinem Partner Wilhelm Schlösser innerhalb von nicht einmal drei Jahren gelungen. Als beide Jungunternehmer in den Markt eintraten, war der Segmentierungsprozess weit fortgeschritten. Die aus dem Kolportagebuchhandel hervorgegangenen Zeitschriftenbuchhandlungen vertrieben neben den Zeitschriften auch preiswerte Buchausgaben. Der WBZ lieferte dabei keineswegs nur Stoff für die lektürehungrigen Unterschichten7 wie sein Vorläufer, der Kolportagebuchhandel. Über die Familien-, Unterhaltungs- und Hausfrauenzeitschriften fanden seine Vertreter ihren Weg in die Wohnungen der Mittelschicht, deren Unterhaltungsbedürfnis sie befriedigten, wie auch in die »unzähliger aufstrebender Menschen.«8 Die »Agenten«, wie die Vertreter im zeitgenössischen Sprachgebrauch zunächst genannt wurden, bevor die NS-Bürokratie die offizielle Bezeichnung »Bezieherwerber« einführte, hatten bei den Geschäften ihre Schwellenangst, das »Klinkenfieber«, zu überwinden: Sie mussten sich ihren Weg in die Wohnungen der Kunden bahnen, die sich dort durchaus als Herren der Situation fühlten.9 Dieses Verhältnis galt es umzukehren.10 Die Werbung bei Privatkunden war damit ungleich schwieriger als etwa der Besuch von Geschäfts- oder Behördenkunden.11 Bis zur Inflationszeit hatten die Zeitschriftenvertriebe bis zu 75 Prozent ihres Abonnentenbestandes verloren. Danach stieg die Nachfrage wieder sprunghaft an.12 Mit der Ausweitung des Marktes wuchs in den 1920er Jahren das Interesse aller Beteiligten
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prinzip, das besonders durchsetzungsfähigen Verkäufern, wie Georg von Holtzbrinck offensichtlich einer gewesen sein muss, einen rasanten Aufstieg ermöglichte. So erhielt Georg von Holtzbrinck nach der bereits erwähnten Abrechnung mit dem UnionVerlag vom 21. November 1932 für 836 Scheine eine Provision von 3.762 Reichsmark. Wie viele Scheine davon er selbst eingeworben hat und wie viele von seinen Vertretern stammen, geht aus der Aufstellung nicht hervor. (Abrechnung Union-Verlag, 21. November 1932. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Devex). Wittmann: Geschichte des deutschen Buchhandels, S. 316. Klein: Festschrift zum 50. Jahrestage der Geschäftsgründung der Firma Theodor Klein, S. 3. Niewöhner: Der deutsche Zeitschriftenbuchhandel, S. 57. Die Vertreter trafen tagsüber oft nur die Ehefrauen an, was sie im Verkaufsgespräch vor ein weiteres Problem stellte: Sie mussten die Kundinnen nicht nur von den Vorzügen ihres Produktes überzeugen, sondern auch davon, dass sie das Recht haben, die Kaufentscheidung ohne ihren Ehemann zu treffen. Verließ der Vertreter die Wohnung ohne Unterschrift, weil sich die Hausfrau noch einmal mit ihrem Mann beraten wollte, galt der Abschluss für ihn als verloren. Klein: Festschrift zum 50. Jahrestage der Geschäftsgründung der Firma Theodor Klein, S. 4. Klein, S. 7.
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Zeitschriftenvertrieb bei der Devex an einer Regulierung. Besonders wichtig war in diesem Zusammenhang die Festlegung von festen Provisionssätzen, um unlauterem Wettbewerb vorzubeugen. Die gegenseitige Abwerbung von Vertretern wurde bereits 1932 vom Reichsverband der werbenden Buch- und Zeitschriftenhändler verboten.13 Auch die Frage der Abwerbung von Abonnenten, die »Umarbeitung«, war klar reglementiert. Der Innendienst der Zeitschriftenbuchhandlungen zeichnete verantwortlich für die Kontrolle der Scheine. Eines der Hauptprobleme, mit denen diese Mitarbeiter konfrontiert waren, sind die sogenannten »Springer« gewesen – die Branchenbezeichnung für jene, deren Bestellung nicht wirksam wurde oder die nach einem kurzen Bezugszeitraum abbestellten, also »absprangen«. Unseriös arbeitende »Drücker« waren leicht an Hand ihrer »Sprungquote« auszumachen.14 Darüber hinaus betreute der Innendienst das wichtigste Kapital der Unternehmen: die Kundenkartothek. Die geworbenen Abonnements waren in der Regel Eigentum der Zeitschriftenbuchändler, die von den Verlagen nicht nur Provisionen für die Bezieherwerbung erhielten, sondern auch für die Pflege des Abonnentenstamms. Die Belieferung der Kunden wurde von der WBZ-Firma über ein eigenes Netz von Boten übernommen. Die jeweiligen Druckerzeugnisse wurden von den Verlagen auf eigene Rechnung mit Rabatten erworben. Aus diesem Rabatt sowie einem von den Verlagen gezahlten Werbekostenzuschuss erwirtschafteten die WBZ-Firmen ihre Gewinne. Die Kosten für die Abonnentenwerbung amortisierten sich vor allem wegen der sofort fälligen Vertreterprovisionen zumeist erst im zweiten oder dritten Bezugsjahr eines Kunden. Im Dritten Reich wurde auch der Bereich des werbenden Buch- und Zeitschriftenhandels einer verschärften Kontrolle unterworfen.15 Der Reichsverband für den werbenden Zeitschriftenhandel war eine der vier Organisationen, die ab 1934 in der Hauptgruppe Vertrieb der Reichspressekammer zusammengeschlossen waren. Wie in allen Bereichen der Reichskulturkammer bestand auch hier eine Pflichtmitgliedschaft. Mit dem 1. September 1935 waren sämtliche WBZ-Betriebe gezwungen, ihr bisheriges Geschäftsmodell umzustellen: Zu diesem Tag trat eine Anordnung der RPK in Kraft, nach der Bezieherwerber in einem unmittelbaren, sozialversicherungspflichtigen Anstellungsverhältnis zu stehen hatten. Das wiederum bedeutete das Ende des freien Handelsvertreters, der über die Höhe seiner Provision motiviert wurde. Erfolglose Werber konnten nicht mehr wie bisher einfach aus der Kolonne ausgeschlossen, sondern sie mussten ordnungsgemäß entlassen werden.16 Bis dahin wurde ihnen, wie allen anderen
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13 Niewöhner: Der deutsche Zeitschriftenbuchhandel, S. 57. 14 Die Vertriebsunternehmen schützten sich davor, indem sie von der Provision eine »Sprungreserve« einbehielten, die erst nach einem gewissen Zeitraum ausgezahlt wurde. 15 Die Auflagen, die von der Reichspressekammer mit den Geschäftsgrundsätzen für den werbenden Buch- und Zeitschriftenhandel erlassen wurden, zwangen die einzelnen Unternehmen, ihre Geschäftspraxis umzustellen. Bisher wurde davon ausgegangen, dass sich die Anordnungen an dem orientierten, was bereits Handelsbrauch oder übliche Geschäftspraxis gewesen sei. Das habe wiederum darauf abgezielt, keine grundlegenden strukturellen Veränderungen am System vorzunehmen, sondern ein reibungsloses Funktionieren sicherzustellen. (Dorn/Vogel: Geschichte des Pressevertriebs in Deutschland, S. 115). 16 Jux: Der Zeitschriftenverleger und die Anordnungen der Reichspressekammer, S. 52ff.
Zeitschriftenvertrieb bei der Devex auch, das gesetzlich festgelegte Garantieeinkommen von zwei Reichsmark pro Arbeitstag gezahlt.17 Auch die Leiter von Werbekolonnen mussten in einem festen Anstellungsverhältnis stehen. Wollten sie sich mit ihrer Kolonne für ein anderes Unternehmen engagieren, wurde ihnen ein Wettbewerbsverbot von acht Monaten auferlegt. Studenten und Jugendliche unter 18 Jahre durften als Abonnentenwerber nicht mehr eingesetzt werden. Die soziale Absicherung, die mit Umwandlung der freien Handelsvertreter in sozialversicherungspflichtig Beschäftigte verbunden war, fügt sich in den Rahmen der nationalsozialistischen Sozialpolitik.18 Allerdings war dieser Schritt keinesfalls ausschließlich darauf ausgerichtet, die Situation der Vertreter zu verbessern. Der Statuswechsel war vielmehr Voraussetzung dafür, die WBZ-Unternehmen in Betriebe umzuwandeln, die nach dem nationalsozialistischen Führerprinzip organisiert waren und in denen – über die Betriebsgemeinschaft – der Einfluss von Organisationen wie der Deutschen Arbeitsfront sichergestellt war. Die WBZ-Betriebe, die sich von ihrer inneren Struktur her bis dahin einer engmaschigen Kontrolle entzogen hatten, wurden damit zum Teil der nationalsozialistischen Wirtschaftsordnung. Der Wettbewerb zwischen den einzelnen Vertriebsfirmen wurde weitgehend reguliert, aber keinesfalls entschärft. Zwar wurden auch in diesem Bereich jüdische Wettbewerber vom Markt verdrängt, die verbliebenen Firmen lieferten sich jedoch weiterhin eine nicht immer faire Auseinandersetzung. Die Pflichtmitgliedschaft in der Kammer19 gab der RPK in Form der Ausschlussdrohung ein wirkungsvolles Sanktionsinstrument an die Hand, allerdings wurden oftmals auch schwerste Verstöße kaum mit letzter Konsequenz geahndet. Dennoch wurde gerade der werbende Zeitschriftenhandel von den NS-Machthabern mit besonderem Misstrauen beobachtet. Suspekt dürfte vor allem gewesen sein, dass die von Tür zu Tür ziehenden Zeitschriftenwerber sich der allgegenwärtigen Kontrolle entzogen – selbst wenn sie ab 1935 einen Ausweis mit Lichtbild bei sich führen mussten. Hauptwerbeträger der Zeitschriftenverkäufer war zu dieser Zeit noch immer das von Mund zu Mund weitergetragene gesprochene Wort. Entsprechend aktiv waren die Kolonnen der Werber unterwegs. Eine derart intensive Kommunikation, die sich kaum überwachen lässt, musste ein totalitäres Regime misstrauisch machen.20 Die NS-Verlage bedienten sich trotz allen Misstrauens des Vertriebs über WBZFirmen. So haben Mitglieder des Reichsverbandes des werbenden Zeitschriftenhandels 1936 rund 1 Million Abonnements für parteiamtliche NS-Zeitschriften bei 9,2 Millionen
17 In diesem Betrag waren die Spesen nicht enthalten. Fahrt-, Unterkunfts- und Verpflegungskosten waren gesondert zu erstatten. (Jux, S. 56). 18 Siehe dazu Schmidt: Sozialpolitik in Deutschland: Historische Entwicklung und internationaler Vergleich; oder Aly: Hitlers Volksstaat. 19 Zu Fragen der Mitgliedschaft in den einzelnen Kammern der RKK siehe: Faustmann: Die Reichskulturkammer, S. 77ff. 20 Die Bedeutung des Wortes Kolportage/kolportieren steht nicht zuletzt auch für die Weitergabe von Informationen. In einem System, dessen Ziel es ist, jede Information zu überwachen und zu lenken, wird ein unkontrollierter Informationsstrom immer den Unwillen der Herrschenden hervorrufen.
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Zeitschriftenvertrieb bei der Devex Abonnements insgesamt vertrieben.21 Auch die Deutsche Arbeitsfront griff für den Vertrieb ihrer Publikationen auf diverse WBZ-Firmen zurück, was die Zahl der Abonnements signifikant erhöhte. Immer wieder sind dennoch Versuche der verschiedenen NS-Verlage und -Organisationen zu beobachten, den Abonnentenstamm und die Bezugsrechte, die traditionell den Vertriebs-Unternehmen gehören, unter ihre Kontrolle zu bringen, was nicht nur wirtschaftlichen, sondern vor allem politischen Überlegungen geschuldet war. Der Kriegsausbruch bot der Reichspressekammer Anlass und Handhabe, den Druck auf die WBZ-Firmen zu erhöhen. Die verfügten Papiereinsparungen hatten ab 1939 die Einstellung vieler Titel zur Folge. Zunehmend wurde auch die Abonnentenversicherung in Frage gestellt; ab 1941 durfte nicht mehr für sie geworben werden. Ab 1943 bewirkten geänderte Regelungen für Abschreibungen und Rückstellungen, dass Verlage immer weiter in die Verlustzonen gerieten. Im Oktober 1944 verfügte die RPK die Einstellung der Versicherungszeitschriften sowie des werbenden Zeitschriftenhandels insgesamt.
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21 Auch wenn aus der Aufstellung nicht hervorgeht, was die Autoren der Studie unter parteiamtlichen Schriften subsumieren, lässt sich dennoch ein aufschlussreicher Trend aus diesen Zahlen erkennen. (Dorn/Vogel: Geschichte des Pressevertriebs in Deutschland, S. 117). Zu Kriegsbeginn belieferte der WBZ 11 Millionen Bezieher und damit jeden zweiten deutschen Haushalt mit einer Zeitschrift oder Wochenschrift. (Kriegseinsatz des werbenden Zeitschriftenhandels. In: Der Vertrieb (1942), Nr. 9, S. 65).
Fragen zum Parteieintritt Dass die Reichspressekammer 1936 ihren Widerstand gegen die Übernahme der Devex durch ihre neuen Eigentümer schließlich aufgab, hängt zumindest nach Georg von Holtzbrincks späterer Auffassung ursächlich mit seinem Eintritt in die NSDAP zusammen.1 Die Zeit seiner Mitgliedschaft datierte er auf das Jahr 19352, da er zu diesem Zeitpunkt den Antrag abgegeben habe. »[…] von welchem Tag ab mein Mitgliedsbuch läuft, weiß ich nicht; das Mitgliedsbuch ist bei einem Fliegerangriff vernichtet worden«, erklärte er später. Nur dem Einsatz von Karl-Herbert Fuhrmans soll es zu danken gewesen sein, dass er trotz der geltenden Aufnahmesperre der NSDAP beitreten konnte.3
Abb. 6: NSDAP-Mitgliedkarte Georg von Holtzbrincks, Quelle: Nara
Seine Position in der Kölner Gauleitung hätte den Juristen durchaus in die Lage versetzt, seinem ehemaligen Kommilitonen diesen Freundschaftsdienst zu erweisen. Bis zum Jahre 1938 hatte Georg von Holtzbrinck nach eigener Aussage jedoch weder von der Aufnahme in die Partei Nachricht erhalten noch Beiträge entrichtet. Erst 1938 wurde ihm demnach sein Mitgliedsbuch ausgehändigt. Der auf den 25. November 1935
1 Aussage Georg von Holtzbrinck, 25. Februar 1948. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/ 20, AZ 37/1V/1542. 2 Meldebogen, 27. September 1946. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/1V/ 1542. 3 Aussage Georg von Holtzbrincks in der Spruchkammerverhandlung, 25. Februar 1948. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/1V/1542.
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Fragen zum Parteieintritt lautende Datumsstempel auf der Rückseite der Mitgliedskarte4 deutet freilich darauf hin, dass ihm bereits zu diesem Zeitpunkt das Mitgliedsbuch übergeben worden war. Die wenigen erhaltenen Dokumente können Zweifel an dieser Darstellung zum Zeitpunkt des Parteieintritts aufkommen lassen. Die Mitgliedskarte weist als Eintrittsdatum den 1. Mai 1933 aus, Mitgliedsnummer: 2.126.353. Außer der Mitgliedskarte finden sich keine weiteren NSDAP-Unterlagen zu Georg von Holtzbrinck. Der Beitritt von Georg von Holtzbrinck wurde nach der vorliegenden Mitgliedskarte an jenem Tag erfasst, an dem eine Mitgliedssperre bei der NSDAP in Kraft getreten ist, von der es allerdings Ausnahmen gab. Einerseits steht vor allem die Mitgliedsnummer im Widerspruch zu den nach dem Krieg vorgebrachten Aussagen, der Beitritt des Unternehmers sei erst 1935 erfolgt. Die offizielle Parteistatistik verzeichnete am 1. Januar 1935 2.493.890 Mitglieder.5 Zum Stichtag waren – fortlaufend, unter Einbeziehung von Austritten und Todesfällen – bereits vier Millionen Mitgliedsnummern vergeben. Wäre Georg von Holtzbrinck tatsächlich erst 1935 in die NSDAP eingetreten, hätte seine Mitgliedsnummer demnach im Bereich der vier Millionen liegen müssen. Andererseits sind Fälle bekannt, in denen niedrigere Mitgliedsnummern rückwirkend vergeben worden sind. So setzte sich der Gauleiter Pfalz-Saar, Josef Bürckel, 1936 bei NSDAP-Reichsschatzmeister Xaver Schwarz dafür ein, das Datum des Parteieintrittes des Verlegers Gerhard Kuhn auf den 1. Juni 1932 zurück zu datieren, da dieser im Interesse der Partei seinen Aufnahmeantrag seinerzeit nicht weiterverfolgt und sozusagen als Undercover-Nazi gewirkt habe.6 Schwarz kam dem Ansinnen nach und änderte auch die Mitgliedsnummer Kuhns von 3.570.092 auf 1.201.589.7 Ob im Falle Georg von Holtzbrincks ein solcher Aufwand betrieben wurde oder er nicht doch bereits 1933 in die NSDAP eingetreten ist, lässt sich kaum aufklären. Die meisten bekannten Fakten sprechen eher gegen seine Darstellung. Die 1935 erfolgte Verleihung der Ehrennadel des NS-Studentenbundes allerdings könnte darauf hindeuten, dass Georg von Holtzbrincks Darstellung stimmig ist. Ebenso gut könnte er diesen
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4 Bundesarchiv, Akten des Berlin Document Center sowie Nara, RG 242, Foreign Records Seized, BDC, NSDAP-Zentralkartei A-3340-MFKL- J 0046. 5 Enzyklopädie des Nationalsozialismus. Hrsg. von Wolfgang Benz, Hermann Graml und Hermann Weiß: München: Deutscher Taschenbuch Verlag 1998, S. 604. 6 Gauleiter Pfalz-Saar an Reichsschatzmeister Xaver Schwarz 24. Juni 1936. In: BArch, ehemaliges BDC, Gerhard Kuhn (13. Juni 1897). 7 Reichsschatzmeister Xaver Schwarz an Gauleiter Pfalz-Saar Bürckel, 3. Juli 1936. In: Gauleiter Pfalz-Saar an Reichsschatzmeister Xaver Schwarz 24. Juni 1936. In: BArch, ehemaliges BDC, Gerhard Kuhn (13. Juni 1897) – Ein Rundschreiben von Schwarz an die Gauschatzmeister der NSDAP vom 31. Oktober 1935 verweist darauf, dass die Mitgliedssperre zumindest bis 1935 durchaus nicht starr gehandhabt wurde: »Wie ich bereits auf der Tagung der Gauschatzmeister und Reichskassenführer gelegentlich des Reichsparteitages 1935 in Nürnberg ausgeführt habe, muß ich künftighin die Lockerung der Mitgliedssperre für jedes einzelne Gaugebiet davon abhängig machen, daß mir der Gauschatzmeister die Meldung erstattet, daß sich das Karteiwesen bei der Gauleitung wie bei den Ortsgruppen und Stützpunkten in bester Ordnung befindet.« Die Formulierung lässt den Schluss zu, dass in Einzelfällen trotz Sperre auch Neuaufnahmen möglich waren. (NSDAP Reichsleitung, Reichsschatzmeister, Rundschreiben 141/35, 31. Oktober 1935. In: Staatliches Russisches Militärarchiv, Sonderarchiv, Fonds 519k, Opis 4, Delo 13).
Fragen zum Parteieintritt vermeintlichen Beleg für seine Treue zum Nationalsozialismus aber auch als zusätzliches Argument in der Auseinandersetzung mit der NS-Kulturbürokratie benötigt haben. Die Aussage Georg von Holtzbrincks, er sei in Köln in die NSDAP eingetreten, lässt sich an Hand der Mitgliedskarte nachvollziehen.8 Später hat er zumindest seinen Zweitwohnsitz in die Cottastraße 45 nach Stuttgart verlegt. Das bestätigte ihm seine damalige Vermieterin Martha Glöckle9 – wie auch die Tatsache, »dass keine Beiträge vom Betroffenen eingezogen wurden.«10 Den auf der NSDAP-Mitgliedskarte eingetragenen Vermerken zufolge meldete sich der aufstrebende Unternehmer erst 1938 von der Ortsgruppe Köln zur Ortsgruppe Stuttgart unter der Adresse Sonnenbergstraße 90 um. Hier hatte er ab 1938 seinen offiziellen Wohnsitz.11 Unterlagen der Kölner NSDAP-Organisationen, mit deren Hilfe man die widersprüchlichen Angaben aufklären könnte, sind nicht überliefert.12 Auf den ersten Blick erscheint es für Georg von Holtzbrinck und seine Anwälte im späteren Entnazifizierungsverfahren wenig sinnvoll, das Datum des Parteieintritts von 1933 auf 1935 zu verlegen. Deutet doch der Beitritt in der Zeit der Aufnahmesperre zwischen 1933 und 1937 eher auf Nähe denn auf Distanz zum Regime.13 Wäre mit der Umdatierung des Parteieintrittes eine Entlastung im Sinne des Befreiungsgesetzes bezweckt gewesen, hätte das Datum demnach auf einen Zeitpunkt nach dem 1. Mai 1937 gelegt werden müssen. Doch fügt sich die Version vom Eintritt im Jahre 1935 besser in die Verteidigungsstrategie in dem von 1946 bis 1948 währenden Spruchkammerverfahren, nach der Georg von Holtzbrinck kein Parteimitglied aus Überzeugung war, sondern
8 Als Wohnanschrift ist die Lothringerstraße 119 angegeben, die von 1931 bis 1935 sein offizieller Wohnsitz war. (Meldebogen, 27. September 1946. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/1V/1542). 9 In Rocks Erinnerungen findet sich ein auf den 29. Oktober 1935 datiertes Zeugnis Georg von Holtzbrincks, in dem bereits die Stuttgarter Firmenadresse Gymnasiumstraße 49 b angegeben ist. (Rock: Auch ich habe Hitler nicht umgebracht, S. 38). 10 Klageerwiderung, 22. Oktober 1947. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/1V/ 1542. – Auf welcher Grundlage ihre Aussage beruhte, lässt sich an Hand der vorliegenden Akten nicht verifizieren. Die Recherche in den vergleichsweise umfangreich überlieferten Beständen von NSDAP-Ortsgruppen in Württemberg-Hohenzollern, insbesondere in Stuttgart, erbrachten jedoch zumindest keinerlei Hinweise auf Georg von Holtzbrinck. (siehe vor allem: Staatsarchiv Ludwigsburg, PL 504/29 [NSDAP-Ortsgruppen Stuttgart] sowie PL 502/29 [NSDAP-Kreisleitung Stuttgart]). 11 Meldebogen, 27. September 1946. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/1V/ 1542. – Zu den Daten der NSDAP-Mitgliedschaft vgl. Mitgliedskarte. In: Nara, RG 242, Foreign Records Seized, BDC, NSDAP-Zentralkartei A-3340-MFKL-J 0046. 12 Die Bestände NSDAP-Gauleitung Köln-Aachen, NSDAP-Kreisleitung Köln-Stadt, NSDAPOrtsgruppen Köln enthalten laut Auskunft des nordrhein-westfälischen Hauptstaatsarchivs Düsseldorf vom 7. April 2000 keine Akten zu Mitgliedsangelegenheiten. 13 Nach Artikel 10 des »Gesetzes zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus« galt als »Belasteter (Aktivist, Militarist, Nutznießer), wer in Klasse II, der dem Gesetz beigefügten Liste aufgeführt ist«. Unter die Klasse II wiederum fielen automatisch alle NSDAP-Mitglieder, die vor dem 1. Mai 1937 der Partei beigetreten waren. (Gesetz Nr. 104 zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus [Württemberg-Baden]. URL: http://www.verfassungen.de/de/bw/wuertt-b-befreiungsgesetz46.htm [1.7.2008]).
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Fragen zum Parteieintritt ausschließlich im Interesse des Fortgangs seiner unternehmerischen Aktivitäten der NSDAP beigetreten ist. Möglicherweise hat sich der umtriebige Jungunternehmer, der viel auf Reisen war, auch erst 1935 seines Beitritts zur NSDAP erinnert, als die Mitgliedschaft sich für ihn nützlich erwies. Diese Variante würde zumindest den Stempel aus dem Jahre 1935 auf der Rückseite der Mitgliedskarte erklären. Doch die Beweggründe für den Parteieintritt Georg von Holtzbrincks dürften vielschichtiger sein. Über das Motiv »Schutz und Stärkung unternehmerischer Interessen« hinaus lassen sie sich jedoch nicht benennen, weil es weder eigene Aussagen von Holtzbrincks noch Äußerungen von Zeitzeugen oder andere Dokumente darüber gibt, die frei von Zweckdienlichkeit erscheinen. Eine nachträgliche Rekonstruktion der Motivlage bewegt sich deshalb zwangsläufig im Bereich des Hypothetischen. Obwohl der Eintritt Georg von Holtzbrincks in den Kölner NS-Studentenbund durch die damit verbundenen Umstände mehr als bloßes Mitläufertum darstellte, findet sich kein Hinweis darauf, dass er sich je näher mit dem Programm der Partei beschäftigt hätte. Ebenso wenig sind Aussagen oder Dokumente, Veröffentlichungen oder Aussagen von Zeitzeugen bekannt geworden, dass er zentrale Punkte der NS-Ideologie wie etwa die Rassenlehre und den damit verbundenen Antisemitismus geteilt hätte. Laut entlastenden Aussagen im Spruchkammerverfahren beschäftigte der Unternehmer entgegen geltenden Bestimmungen jüdische Mitarbeiter in seinem Betrieb.14 Andererseits ist anzunehmen, dass die von Georg von Holtzbrinck eingeräumten wirtschaftlichen Hoffnungen, die er mit der NSDAP verband, ihn zumindest in der Anfangszeit des »Dritten Reiches« zu einer positiven Beurteilung der Entwicklung leiteten. Dies hätte nicht nur der Entwicklung seiner Geschäfte entsprochen. Auch sein Umfeld empfand so. Die Machtergreifung Hitlers erlebte sein Jahrgang durchaus als Aufbruch und Befreiung: »An einer Art Theke der NSDAP – sie fanden sich damals an allen Ecken – trug man sich ein und bekam das Abzeichen. Die Freunde jubelten, überall wurde gejubelt, ich jubelte mit. Nein, das PG-Werden war ganz einfach […]«, schildert Otto Ernst Rock15 die Situation, die den Vertretern Georg von Holtzbrincks auf ihren Reisen begegnete. Haffner konstatierte »ein sehr weit verbreitetes Gefühl der Erlösung und Befreiung von der Demokratie«.16 Der ins Vertreterfach gewechselte Jura-
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14 Einer von ihnen, Josef Lesser, wurde 1941 als Kontrolleur bei der Devex eingestellt. Erst kurz danach wurde Georg von Holtzbrinck bekannt, dass sein neuer Mitarbeiter nach den NS-Rassegesetzen als Halbjude galt: »Solange mir allein die persönlichen Verhältnisse des Herrn Lesser bekannt blieben, habe ich Herrn Lesser weiterhin beschäftigt. Als aber im Jahre 1943 im Betrieb die Verhältnisse allgemein bekannt wurden, mußte ich notgedrungen Herrn Lesser entlassen, da in jener Zeit wieder erneut auf den Meldezwang, welcher auch schon im Jahre 1941 bestand, hingewiesen wurde und ein Ausschlussverfahren bei der Reichspressekammer schon einmal gegen mich eingeleitet war und in jener Zeit wieder drohte. In anderen Fällen in meinem Betriebe, in welchen es mir allein bekannt blieb, habe ich die Entlassung verhütet«, schrieb der Unternehmer 1946 in einer Erklärung auf Bitten Lessers. (Bestätigung Georg von Holtzbrinck [Stuttgart], 16. November 1946. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Schriftwechsel Mai 1945 bis Mai 1948 [Geschäftlich A–M]). 15 Rock: Auch ich habe Hitler nicht umgebracht, S. 53. 16 Haffner: Geschichte eines Deutschen, S. 237.
Fragen zum Parteieintritt Student und seine Werber-Kolonnen waren auf ihren Touren mit dem Chaos konfrontiert worden, das die Endphase der Weimarer Republik prägte: »Fast jeden Tag flüchteten wir vor den Schießereien auf Straßen und Plätzen in den Schutz der Häuser«, schreibt Rock. »Als wir am 30. Januar von Hitlers Wahlsieg erfuhren, waren wir begeistert. Nun würde das Elend enden, und alles würde besser werden!«17 In den erhaltenen NSDAP-Akten finden sich bis hinunter zu den Ortsgruppen keine Hinweise auf Aktivitäten Georg von Holtzbrincks, der sein Parteiengagement auf ein Mindestmaß beschränkte. Dennoch blieb der Unternehmer aus Opportunität und zur Wahrung seiner wirtschaftlichen Interessen in der Partei und machte in der Folgezeit lukrative Geschäfte mit Wehrmachts-, Staats- und Parteidienststellen. Wenn es ihm zupass kam, argumentierte er gegenüber den jeweiligen Dienststellen auch mit der Dauer seiner Parteimitgliedschaft, in die er großzügig die Zeit im NS-Studentenbund einbezog. Während des Ausschlussverfahrens aus der Reichspressekammer, das insbesondere vom Vorsitzenden des Verbandes der werbenden Zeitschriftenhändler, Elsner, maßgeblich betrieben wurde, suchte Georg von Holtzbrinck selbst die Unterstützung der Kanzlei des Führers. Standartenführer Werner Blankenburg18 – vor allem Wilhelm Schlösser unterhielt intensive Kontakte zu ihm – sollte sich für das Unternehmen einsetzen: »Als alter Kämpfer und Träger des Ehrenzeichens des NSD-Studentenbundes werde ich meine persönliche und berufliche Ehre nicht durch das Intrigenspiel des Dr. Elsner antasten lassen«, schreibt Georg von Holtzbrinck in einer Aktennotiz.19 Das war schwerlich die nach Außen zur Schau gestellte Regimetreue – denn das Papier war für den internen Gebrauch geschrieben. Vielmehr wird deutlich, dass Georg von Holtzbrinck die Parteimitgliedschaft als probates Mittel zur Sicherung seiner Geschäfte ansah. Als es 1940 um die Einordnung des gemeinsamen Vertriebsunternehmens Devex als kriegswichtigen Betrieb ging, hielt Georg von Holtzbrinck seinen Partner Wilhelm Schlösser an, mit der Tatsache zu argumentieren, dass »der größte Teil unseres Vertriebs im Dienste nationalsozialistischer Zeitschriften steht.«20 Ähnliche Belege für das vom Sinn für das Geschäft geprägte Verhältnis zum Nationalsozialismus finden sich in der gesamten Firmengeschichte bis 1945. 17 Rock: Auch ich habe Hitler nicht umgebracht, S. 54. – Der Autor setzt Hitlers Ernennung zum Reichskanzler durch Hindenburg irrtümlich mit seinem Wahlerfolg gleich. 18 Werner Blankenburg war im Hauptamt II in der Kanzlei des Führers auch Vertreter von Viktor Brack, der als Chef der Abteilung auch für die Durchführung der Euthanasie – »Aktion T 4« – verantwortlich zeichnete. Der bereits 1929 mit der Mitgliedsnummer 124 744 der NSDAP und der SA beigetretene Blankenburg (Bundesarchiv, Berlin Document Center, PK 1000080148.) tarnte sich in Zusammenhang mit der Vernichtungsaktion mit dem zynischen Decknamen »Brenner« (»Euthanasie« im NS-Staat: Grafeneck im Jahr 1940. URL: http://www.lpb-bw.de/publikationen/euthana/euthana5.htm [1.7.2008]). Ab 1942 war er Chef der Abteilung. Damit unterstand ihm das Personal, das von der Kanzlei des Führers in die Vernichtungslager im Osten entsandt worden war Nach dem Krieg tauchte er unter dem Namen »Werner Bieleke« in Stuttgart unter, wo er am 28. November 1957 verstarb. (Klee: Was sie taten – was sie wurden, S. 15ff.). 19 Aktennotiz Georg von Holtzbrinck, Berlin, 6. Juli 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Allgemein (1938). 20 Von Holtzbrinck an Wilhelm Schlösser, 22. Januar 1940. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1940.
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Erste Geschäfte mit der Arbeitsfront Seinen ersten nachweisbaren Vertrag mit der Deutschen Arbeitsfront (DAF) hat das junge Vertriebsunternehmen Devex einem kuriosen Zufall zu verdanken, der wiederum ein Schlaglicht auf die Mechanismen des NS-Obrigkeitsstaates wirft. Bereits 1936 hatte das Unternehmen eine Berliner Filiale etabliert, die unter Leitung von Wilhelm Schlösser stand, während Georg von Holtzbrinck sich von Stuttgart aus um den Fortgang der Geschäfte kümmerte. Im April 1937 wollte sich Schlösser in der Berliner DAF-Zentrale über Behinderungen bei der Abonnentenwerbung in deren Dienststellen beklagen. Zu diesem Zweck bat er Standartenführer Werner Blankenburg in der Privatkanzlei des Führers1 um ein Empfehlungsschreiben an den stellvertretenden Schatzmeister der DAF, Bolz. Das Schreiben verfehlte seine Wirkung nicht. Schlösser wurde nicht nur umgehend zu Bolz vorgelassen, sondern von dessen Büro schließlich mit der Ankündigung, es komme jemand mit Empfehlung von der Kanzlei des Führers, an den Chef des Verlages der DAF, Eberhard Heffe, weitergeleitet. Das Ergebnis: Der Verlag wollte nun unbedingt einen Vertrag mit der Devex.2 Bereits am 22. April 1937 waren sich beide Seiten handelseinig. »Wir genehmigen, dass Sie im Bereich des Gaues Gross-Berlin Sonderwerbungen für unsere Fachzeit-
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1 In den Unterlagen Schlössers findet sich in Zusammenhang mit seinem Ausschlussverfahren aus der RPK ein Briefwechsel mit Blankenburg in der Privatkanzlei Adolf Hitlers. Im Staatlichen Russischen Militärarchiv, Sonderarchiv, sind im Fonds 1355k Reste des Aktenbestandes dieser Kanzlei überliefert. Unter den z. T. willkürlich zusammengesetzten und überwiegend nur bruchstückhaft erhaltenen Unterlagen finden sich auch Ersuchen an den Führer, die mit großer Aufmerksamkeit behandelt wurden (siehe dazu auch Eberle: Briefe an Hitler). Die Kanzlei war durch einen Erlass des Führers am 17. November 1934 gegründet worden. Eine genaue Festlegung ihrer Aufgabengebiete ist nie erfolgt. So übernahm sie eine Reihe von Arbeitsgebieten, für die sich niemand zuständig fühlte. (Entwurf, o. D. In: Staatliches Russisches Militärarchiv, Sonderarchiv, Fonds 519k Opis 1 Delo 2a). Eine der zentralen Aufgaben der Kanzlei bestand in der Abwicklung von Gesuchen an Hitler. Die Bearbeitung der Briefe erfolgte offensichtlich mehrstufig, wobei in Moskau nur die Akten der untersten Bürokratieebene erhalten sind. Bevor ein Anliegen an die Fachabteilungen der Privatkanzlei zur Bearbeitung weitergeleitet worden ist, wurde zunächst eine eingehende Prüfung des Leumunds des Bittstellers vorgenommen. Örtliche Parteistellen wurden in diese Prüfung ebenso einbezogen wie Polizei, Gestapo und andere Dienststellen. Erst wenn deren Votum positiv ausfiel, wurde das Ersuchen an die jeweilige Fachabteilung weitergeleitet – im Falle Wilhelm Schlössers und der Devex an Werner Blankenburg. Die Fachabteilungen prüften den Fall und setzten sich mit der vollen Autorität Hitlers im Rücken dann auch für den jeweiligen Bittsteller ein. Schlösser hat Werner Blankenburg mindestens einmal, am 14. Februar 1939, auch persönlich aufgesucht. Dieser soll ihm dabei sogar Einblick in seine, die Devex betreffenden Akten, angeboten haben. (Wilhelm Schlösser an Georg von Holtzbrinck, 14. Februar 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941). 2 Wilhelm Schlösser an Georg von Holtzbrinck, 10. April 1937. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Schlösser.
Erste Geschäfte mit der Arbeitsfront schriften einschließlich der Monatszeitschrift ›Schönheit der Arbeit‹3 unter Einsatz von Werbekolonnen durchführen. […] Sie nehmen Aufträge nur zur unmittelbaren Belieferung der Bezieher durch ihren Botenapparat entgegen. […] Für Ihre Bezüge gewähren wir Ihnen 45 Prozent Rabatt und als Werbezuschuss für jeden nachgewiesenen Jahresauftrag ein Freiheft der betreffenden Zeitschrift«, heißt es in dem Vertrag zwischen dem Verlag der Arbeitsfront und der Devex Berlin.4 Nur wenige Tage später, am 28. April, wurde die auf unbestimmte Zeit mit einer dreimonatigen Kündigungsfrist abgeschlossene Vereinbarung präzisiert, nun erhielt die Devex Gebietsschutz für den Gau GrossBerlin: »Ihr Auftrag für die Werbung für die Zeitschrift ›Schönheit der Arbeit‹ und die übrigen Fachzeitschriften ist uns für den Gau Gross-Berlin a l l e i n übertragen. Wir übernehmen Ihnen gegenüber die Verpflichtung, für a l l e Ihre Fachzeitschriften eine intensive Werbung zu betreiben.«5 Die Ausarbeitung des Werbeplanes erfolgte in enger Abstimmung zwischen beiden Geschäftspartnern, was zeigt, dass Georg von Holtzbrinck und sein Partner engste Beziehungen zu Stellen der Arbeitsfront pflegten. In der Folgezeit bauten sie ihren Vertriebsapparat für die DAF-Zeitschriften aus und erhielten auch in Süddeutschland Gebietsschutz. Den Schwerpunkt bildeten dabei die beiden Titel Schönheit der Arbeit sowie Freude und Arbeit.6 Zeitweise vertrieb die Devex 60 Prozent der Gesamtauflage von Schönheit der Arbeit.7 Der Vertrieb der NS-Zeitschriften bildete in den nächsten Jahren einen der geschäftlichen Schwerpunkte insbesondere der Berliner Zweigstelle des Unternehmens, das sich 1940 zu gute hielt, »Pionierdienste bei der Einführung beider Zeitschriften geleistet«8 zu haben. Die Rolle der Deutschen Arbeitsfront im Dritten Reich – mit über 25 Millionen Mitgliedern im Jahre 1942 die größte und finanzstärkste NS-Massenorganisation9 – ist 3 Schönheit der Arbeit, Monatszeitschrift, herausgegeben von der Deutschen Arbeitsfront und der NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude, Hauptschriftleiter Gerhard Starcke, Verlag der Deutschen Arbeitsfront, Berlin, 1.1936 (Mai) bis 4.1939,6 (eingestellt zum 1. Oktober 1939), im Vertrieb der Devex von April 1937 bis zur Einstellung. 4 Verlag der DAF an Devex Berlin, 22. April 1937. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Prozessakten Devex ./. DAF. 5 Devex Berlin an Verlag der DAF, 28. April 1937. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Prozessakten Devex ./. DAF. 6 Freude und Arbeit, Monatszeitschrift, Organ des »Internationalen Zentralbüros Freude und Arbeit«, Hauptschriftleiter Walter Kiehl, Verlag der Deutschen Arbeitsfront, Berlin, 1.1936 bis 8. Jahrgang 1943 (Januar), im Vertrieb der Devex von April 1937 bis Oktober 1939. 7 Rechtanwalt Pfander an den Verlag der DAF, 20.November 1940. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Prozessakten Devex ./. DAF. 8 Rechtanwalt Pfander an den Verlag der DAF, 20. November 1940. 9 Hinzu kamen nochmals 10,7 Millionen korporative Mitglieder, die ständischen Organisationen angehörten, mit denen die DAF Beitrittsabkommen geschlossen hatte. Von den 1939 gezählten 39,8 Millionen Erwerbstätigen in Deutschland waren damit über drei Viertel in der Arbeitsfront organisiert. (Buchholz: Die nationalsozialistische Gemeinschaft »Kraft durch Freude«, S. 37). Dieser enorme Mitgliederbestand war die Basis für die finanzielle Stärke der DAF. Betrugen deren Beitragseinnahmen 1933 noch 102 Millionen Reichsmark, lagen sie 1942 bei 642 Millionen. Bis 1942 waren so allein aus den Mitgliedsbeiträgen Einnahmen von ca. 4,1 Milliarden Reichsmark zusammengekommen. (Buchholz, S. 38). Hinzu
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Erste Geschäfte mit der Arbeitsfront bislang nicht ausreichend untersucht. Das gilt auch für den umfangreichen PropagandaApparat, mit dem Georg von Holtzbrinck und sein Partner Wilhelm Schlösser es vor allem zu tun hatten. Außer dem Vertrieb von Schönheit der Arbeit sowie Freude und Arbeit entwickelten sich später auch im Verlagswesen Kooperationen mit Unterorganisationen der Arbeitsfront. Neben den von der Devex vertriebenen Zeitschriftentiteln erschienen in dem weit verzweigten Netzwerk der Arbeitsfront-Verlage10 allein 85 verschiedene Schulungsblätter, die im Jahre 1939 eine Auflage von 11.394.400 Exemplaren erreichten.11 Die Mitgliederzeitschrift Arbeitertum wurde in einer monatlichen Auflage von 8.199.230 Exemplaren verkauft.12 Zum Stichtag 31. Dezember 1938 betrug die Monatsauflage aller DAF-Blätter rund 28,5 Millionen Exemplare13, die über die jeweiligen Betriebsorganisationen sowie über Pressevertriebsunternehmen verteilt wurden. Die verkaufte Gesamtauflage der reichsdeutschen NS-Tagespresse lag im Vergleich dazu bei höchstens 500.000 bis 750.000 Exemplaren.14 »Die Presse der DAF stellt eines der stärksten politischen Führungsmittel dar, die der nationalsozialistische Staat kennt«, lautete die vom umfassenden Anspruch der DAF auf Einfluss in möglichst vielen Bereichen inspirierte zeitgenössische Schlussfolgerung aus dieser geballten publizistischen Macht, die von heutigen Beobachtern häufig unterschätzt wird.15 Die Vielzahl der Titel erlaubte es, die Propaganda auf die einzelnen Zielgruppen auszurichten. Der Absatz der Publikationen wurde mit subtilem Druck gefördert. So ließ die Arbeitsfront die Indoktrination ihrer Mitglieder von diesen selbst bezahlen. An diesem Geschäft mit der Ideologie verdienten Verlage und Vertriebsunternehmen.16 Auch Georg von Holtzbrinck, der zunächst nur Arbeitsfront-Zeitschriften vertrieb, profitierte später von der Entwicklung neuer Segmente im nationalsozialistischen Massenbuchmarkt. Formal gesehen stand es dem Einzelnen frei, welches DAF-Blatt er bezog, was wiederum den Wettbewerb der einzelnen Veröffentlichungen untereinander fördern sollte: »Die einzelnen Blätter treten in eine Leistungskonkurrenz untereinander, denn die einmal erreichte Auflage, d. h. die geworbene Leserschaft wird sich nur dann halten lassen, wenn die Leser mit dem Blatt, für das sie sich ja nicht endgültig entschieden haben, zufrieden sind«, lautete das Kalkül der Verantwortlichen.17 Und sie sahen die
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kamen die Gewinne aus dem verzweigten Wirtschaftsimperium. Das reine Vermögen der DAF – alle Kosten und Abschreibungen bereits abgezogen – wurde 1936 mit 300 Millionen RM und 1937 bereits mit 500 Millionen RM angegeben. Der jährliche Gesamtüberschuss lag 1940 bei 202.763.890,65 RM. Um diese Gelder zu verwalten, waren im Schatzamt der DAF 1400 Angestellte tätig. (Scharfenberg: Die faschistische Freizeitorganisation ›Nationalsozialistische Gemeinschaft Kraft durch Freude‹, S. 19). Zu den Verlagen der Arbeitsfront siehe Lokatis: Hanseatische Verlagsanstalt, S. 75ff. Marrenbach: Fundamente des Sieges, S. 96. Marrenbach, S. 96. Starcke: Die deutsche Arbeitsfront, S. 97. Frei/Schmitz: Journalismus im Dritten Reich, S. 96. Barkai: Das Wirtschaftssystem des Nationalsozialismus, S. 117. Siegfried Lokatis hat die Mechanismen des politischen Buchmarketings im Dritten Reich am Beispiel der Hanseatischen Verlagsanstalt ausführlich dargestellt. (Lokatis: Hanseatische Verlagsanstalt). Starcke: Die Presse der Deutschen Arbeitsfront, S. 21.
Erste Geschäfte mit der Arbeitsfront Auflagenentwicklung auch als Gradmesser für die Identifikation mit der DAF-Führung: »Die Bestellung bei der Post ist die Vollziehung eines Willensaktes, durch den das Einzelmitglied ein gewisses Interesse an der Deutschen Arbeitsfront bekundet. Die Höhe der bestellten Auflage oder der Rückgang der Auflage ist nicht nur entweder ein gutes oder schlechtes Zeugnis für den Schriftleiter, sondern auch Stimmungsbarometer für die politischen Entscheidungen der Deutschen Arbeitsfront.«18 Bis Ende 1935 wurden so rund 7 Millionen Postbestellungen für Mitteilungsblätter und Fachblätter akquiriert. 1936 war die Zahl der Abonnenten bereits auf 9 Millionen gestiegen, was die Zuständigen in der Erkenntnis bestärkte, die Einzelbestellung19 garantiere eine höhere Wirksamkeit der Propaganda als Pflichtabonnements.20 Die Abonnements verkauften die DAF-Verlage zu einem großen Teil über private Vertriebsunternehmen. Auch Georg von Holtzbrinck und Wilhelm Schlösser wollten sich mit der Devex ihren Anteil an diesem lukrativen Markt sichern. Beide Zeitschriften – Schönheit der Arbeit wie auch Freude und Arbeit –, deren Vertrieb sie sich Dank der Empfehlung aus der Kanzlei des Führers gesichert hatten, wurden von Ämtern der NSGemeinschaft »Kraft durch Freude« (KdF) herausgegeben. Die Organisation war am 27. November 1933 gegründet worden. In einem System, das auf Drohung und Versprechungen basierte, gehörte die KdF zu jenen »positiven« Instrumenten, die dazu gedacht waren Millionen von Arbeitern vom Nationalsozialismus zu überzeugen. Die »Deproletarisierung« der Arbeiterschaft war das übergreifende Ziel dieser Bemühungen.21 Ley machte keinen Hehl daraus, dass die neu gegründete Organisation die Mitglieder vor allem ruhig stellen sollte: »Darüber hinaus soll diese Organisation die Langeweile des Menschen bannen«, sagte der Arbeitsfront-Chef, um dann auszuführen, warum das Regime geistigen Leerlauf für so überaus gefährlich hielt: »Aus der Langeweile entspringen krumme, hetzerische, ja letzten Endes verbrecherische Ideen und Gedanken. Dumpfer Stumpfsinn bringt den Menschen zum Grübeln, gibt ihm das Gefühl der Heimatlosigkeit, mit einem Wort, das Gefühl absoluter Überflüssigkeit. Nichts ist gefährlicher für einen Staat als das.«22 Mit 18 Starcke, S. 21. 19 Der Einzelvertrieb der Abonnements setzte die Existenz des WBZ und seines Vetriebsapparates voraus. Den Werbern, die Mitglieder der Arbeitsfront beispielsweise von den Vorzügen einzelner Mitteilungsblätter überzeugen wollten, war es untersagt, sich als Beauftragte der NSDAP oder einer ihrer Gliederungen auszugeben. (Geschäftsgrundsätze für den werbenden Buch- und Zeitschriftenhandel. In: Die Berufsschutzanordnungen für die Hauptfachgruppe Vertrieb in der Reichspressekammer einschließlich aller Erläuterungen und zusätzlichen Bekanntmachungen. Berlin: Brunnen-Verlag Willi Bischoff 1937, S. 16). In der Praxis allerdings war die Überprüfung der Einhaltung dieser Regelung kaum möglich. Indem die Zeitschriftenwerber die einzelnen Mitglieder von den Vorzügen der jeweiligen Publikationen ihrer Organisation überzeugten, leisteten sie auch einen wichtigen Beitrag zur Mitgliederbetreuung. Dem Einzelnen blieb bei dieser Form der Bestellung zumindest die Illusion erhalten, eine eigenständige Entscheidung getroffen zu haben. Das wiederum hatte auch Auswirkungen auf das Rezeptionsverhalten. Pflichtabonnements hingegen hatten immer auch die Anmutung von Zwang. 20 Starcke: Die Presse der Deutschen Arbeitsfront, S. 22. 21 Moyer: The Kraft durch Freude movement in Nazi Germany, S. 88. 22 Ley: Durchbruch der sozialen Ehre, S. 27.
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Erste Geschäfte mit der Arbeitsfront einer Rundumbetreuung, die keine Zeit für eigenständige Gedanken ließ, suchte das Regime möglichst jeden Freiraum mit eigenen Angeboten zu besetzen. Der Aufbau der NS-Gemeinschaft »Kraft durch Freude« folgte diesem Anspruch.23 Das von Albert Speer geführte »Amt Schönheit der Arbeit«, das zum Gründungsbestand der KdF gehörte, hatte eigentlich nichts in deren Portfolio zu suchen. Das Amt sah sich selbst als Schnittstelle zwischen Arbeits- und Freizeit. Seine Tätigkeit erstreckte sich »über vielfältig geartete sozialpolitische, wirtschaftliche, technische und künstlerische Fragen«24, deren kulturelle Auswirkungen weit über den Bereich der Arbeitsstätten hinaus griffen.25 1935, nachdem der Aufbau weitgehend abgeschlossen war, wurden die Aufgaben in einer Anordnung des DAF-Hauptdienstleiters zusammengefasst. Danach war es zuständig für die »Prüfung sämtlicher Arbeitsstätten und Arbeitsplätze in baulicher und hygienischer Hinsicht«, die Ausarbeitung »des hierzu notwendigen Propagandamaterials sowie Durchführung von Maßnahmen, die zur Abstellung von Missständen in den Betrieben auf diesem Gebiet nötig sind sowie die Organisation der zur Erfüllung seiner Aufgaben erforderlichen Zusammenarbeit mit der Gewerbeaufsichtsbehörde, Bergaufsicht, Gewerbemedizin, Baupolizei, Berufsgenossenschaften sowie den einschlägigen Forschungsinstituten und Vereinigungen.26 Das zentrale Stichwort für die Propaganda des Amtes »Schönheit der Arbeit« lieferte Hendrik de Mans Studie Der Kampf um die Arbeitsfreude.27 Damit wurden die theoretischen Modelle, die vor allem die Frankfurter Sozialpsychologen seit Willi Helpach entwickelt hatten und auf denen auch de Man seine Forschungen aufbaute, zu einer der wissenschaftlichen Grundlagen für die Arbeit des Speer-Büros, wenn auch unter anderen Vorzeichen: »Arbeitsfreude« war nicht das Ziel, sondern Mittel zum Zweck, der Steigerung der Arbeitsproduktivität.28 Speer hatte in seinem Amt ehemalige Gewerkschaftsfunktionäre ebenso um sich geschart wie Vertreter des ansonsten verfemten Werkbundes. Die wiederum prägten ganz entscheidend die Formensprache, die vom »Amt Schönheit der Arbeit« propagiert wurde. Das Amt ging mit seinem weit reichenden Anspruch erstmals umfassend über die soziale Betriebsgestaltung hinaus, die sich auf arbeitswissenschaftlich gestützte Rationalisierungsmaßnahmen beschränkte oder deren Auswirkungen zu kompensieren
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23 Zum Organisationsaufbau siehe Buchholz: Die nationalsozialistische Gemeinschaft »Kraft durch Freude«, S. 13f. 24 Speer, Albert: Geleitwort. In: Hübbenet: Das Taschenbuch »Schönheit der Arbeit«, S. 9. 25 Zur Gründungsgeschichte gibt es unterschiedliche Darstellungen. Nach der Version Albert Speers, der dem Amt vorstand, hatte Ley auf einer Reise durch die holländische Provinz Limburg einige Zechenanlagen gesehen, die sich durch peinliche Sauberkeit und gärtnerisch gepflegte Umgebung auszeichneten. »Daraus entwickelte er, wie es seinem verallgemeinernden Temperament entsprach, eine Nutzanwendung für die gesamte deutsche Industrie.« (Speer: Erinnerungen, S. 70). Andere Darstellungen wiederum besagen, dass das Amt aus der Tätigkeit von Fachverbänden der Deutschen Arbeitsfront hervorging. (Friemert/Haug: Produktionsästhetik im Faschismus, S. 90). 26 Aufgaben des Amtes »Schönheit der Arbeit« – Anordnung 4/35. In: Hübbenet: Das Taschenbuch »Schönheit der Arbeit«, S. 257f. 27 De Man: Der Kampf um die Arbeitsfreude. 28 Walesch: Das Amt »Schönheit der Arbeit« in der NS-Organisation »Kraft durch Freude«.
Erste Geschäfte mit der Arbeitsfront suchte.29 Eine Beschränkung des Amtes waren seine fehlenden Sanktionsmöglichkeiten gegenüber Unternehmern. Speer versucht dies auszugleichen über eine Mobilisierung der öffentlichen Meinung. Die wiederum sah sein Amt zumeist schlicht als Fortsetzung paternalistischer Traditionen der deutschen Wirtschaft und der Modewelle der 1920er Jahre, mit wissenschaftlichen Management-Techniken die Produktivität zu erhöhen.30 Während das Arbeitswissenschaftliche Institut vor allem in die Zukunft gerichtete Konzepte entwickelte, zielte »Schönheit der Arbeit« auf Veränderungen der bestehenden Betriebe. Das Büro stand gemeinsam mit anderen Aktivitäten der Arbeitsfront für das utopische Bild nicht proletarisierter Arbeiter, wobei selbst sozialdemokratische Symbole wie Kautskys Bild des Arbeiters, der eines Tages sein eigenes Auto fährt, mit eigenen Schiffen den Ozean überquert, die Gebirgsregionen besucht und Erholung in den Tropen findet, einbezogen wurde. In die Arbeit des Büros flossen Erkenntnisse der industriellen Psychologie ein, die aus Hugo Münsterbergs Arbeit resultierten. Seit den 1920er Jahren hatte in diesem Bereich die stark politisierte industrie-psychologische Schule Götz Briefs und seiner Mitarbeiter Ludwig Heinrich Adolph Geck und Rudolf Schwenger an Einfluss gewonnen. Geck hatte 1938 eine der theoretischen Grundlagen für die Arbeit des Amtes »Schönheit der Arbeit« geschaffen. Sein Handbuch zur sozialen Betriebsführung31 steht für die Einbeziehung moderner Arbeitswissenschaften in das Wirken des Büros von Speer.32 Alle Amtswalter der Arbeitsfront wurden angewiesen, »in den Betrieben und in Kundgebungen auf die Bestrebungen des Amtes hinzuweisen.«33 Für die Devex sollte sich ein weiterer Passus dieser Anordnung 5/35 als vorteilhaft erweisen: »Als Propagandamaterial darf nur solches benutzt werden, das vom ›Amt Schönheit der Arbeit‹ herausgegeben wird.«34 Das sicherte den Zeitschriftenwerbern, die 1937 den Vertrieb der Zeitschrift Schönheit der Arbeit übernahmen, einen Stamm von Kunden, der dies als Weisung verstand und ihnen deshalb Abonnements abnahm. Die Monatszeitschrift gleichen Namens war seit Mai 1936 Sprachrohr des Amtes. Mit dem Mai-Heft 1937 war das äußere Erscheinungsbild des Blattes gründlich überarbeitet worden. Es erschien fortan mit einer Duplex-Farbe. Jedem zweiten Heft lag eine Vierfarb-Beilage bei. Die Umgestaltung zielte ebenso wie die Einbeziehung von Vertriebsfirmen wie der Devex auf eine größere Breitenwirkung. In der Bild- und Formensprache von Schönheit der Arbeit fand die »Neue Sachlichkeit« ihre Fortsetzung. Auch die Zeitschrift des Speer-Büros war davon geprägt. Chefredakteur Wilhelm Lotz war zuvor Chefredakteur von Die Form35, dem einflussreichen Blatt des Werkbundes in den späten 1920er und frühen 1930er Jahren. Die aufwendig ausgestattete Zeitschrift war mit ihren Beiträgen und Abbildungen durchaus stilbildend. Für 29 30 31 32 33 34 35
Friemert/Haug: Produktionsästhetik im Faschismus, S. 82. Welch: The Third Reich: Politics and propaganda, S. 71. Geck: Soziale Betriebsführung. Rabinbach: The Aesthetics of Production, S. 386. Anordnung 4/35. In: Hübbenet: Das Taschenbuch »Schönheit der Arbeit«, S. 258. Anordnung 4/35. In: Hübbenet, S. 258 Zur Geschichte siehe: Die Chronik des Deutschen Werkbundes. URL http://www.deutscher-werkbund.de/fileadmin/user_upload/dateien/Chronic_Werkbund.pdf [1.7.2008].
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Erste Geschäfte mit der Arbeitsfront ihre Gestaltung erhielt sie auf der Weltausstellung in Paris 1937 einen Grand Prix in der Gruppe »Presse und Propaganda«.36 Die Arbeiter und Angestellten in den Betrieben erreichte sie kaum, doch das war auch nicht gewollt:37 Das Blatt verstand sich vielmehr als Informations- und Mobilisierungsmedium für Funktionäre. Für die Vertriebskolonnen von Georg von Holtzbrinck, war das von erheblichem Vorteil – hatten sie es doch mit einer klar umrissenen, meinungsbildenden Zielgruppe zu tun.
Abb. 7: Schönheit der Arbeit 1934–1936, Quelle: BArch
Das politische Tagesgeschehen blieb in der Monatsschrift weitgehend unbeachtet, obwohl auch Schönheit der Arbeit in erster Linie »Mittler unseres weltanschaulichen Gedankengutes«38 war – auf ihrem speziellen Gebiet. Die gängigen Feindbilder waren in dem Blatt präsent, wie die Vorstellung des nationalsozialistischen Musterbetriebes Berlin-Suhler Waffen- und Fahrzeugfabrik in der Wilhelm-Gustloff-Stiftung in Suhl zeigt: »Das Werk befand sich bis zur Machtübernahme in jüdischen Händen. Und zwar nutzte Herr Simpson seine Monopolstellung in der Waffenfabrikation, die ihm das Versailler Diktat eingeräumt hatte, lediglich zum Einheimsen der Riesengewinne aus. Von Betreuung der Belegschaft war kein Hauch zu spüren.«39 Solche direkten Ausfälle stellten allerdings die Ausnahme dar. In der Hauptsache war Schönheit der Arbeit darauf ausgerichtet, ein positives Bild der Arbeitswelt zu zeichnen. Um die Wirkung zu un-
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36 Schönheit der Arbeit, Heft 9, Januar (1938), S. 357. 37 Weiß: Ideologie der Freizeit im Dritten Reich, S. 299. 38 Die wirtschaftlichen Unternehmungen der Deutschen Arbeitsfront. Berlin: Deutsche Arbeitsfront, Zentralstelle für die Finanzwirtschaft 1939, S. 108. 39 Schönheit der Arbeit, Heft 2, Juni (1937), 2. Jahrgang, S. 85.
Erste Geschäfte mit der Arbeitsfront terstreichen, hob sich die Publikation auch im äußeren Erscheinungsbild durch Druckqualität und intensiven Bildeinsatz von anderen Veröffentlichungen ab. Auch die zweite Arbeitsfront-Zeitschrift im Portfolio der Devex, Freude und Arbeit, unterschied sich durch ihre aufwendige Gestaltung von anderen Blättern. Der Titel erschien in dem gleichnamigen Verlag, der 1937 unter dem Dach der DAF gegründet worden war. Die mehrsprachige Zeitschrift, amtliches Organ des internationalen Zentralbüros »Freude und Arbeit« sollte, »neben ihrer unterhaltenden und bildenden Aufgabe im Auslande eine kulturpolitische Sendung erfüllen«.40 Das Zentralbüro »Freude und Arbeit« war 1936 während der Olympischen Spiele in Hamburg aus der Taufe gehoben worden. Auf den ersten Blick hat der »Internationale Freizeit-Kongress« wenig zu suchen im Rahmenprogramm der Sportveranstaltung. Jedoch war bereits in Zusammenhang mit den Spielen in Los Angeles 1932 eine ähnliche Konferenz von der amerikanischen Freizeitorganisation »National Recreation Association« organisiert worden.41 Die Sitzungen des Kongresses wurden geleitet von Gustavus Town Kirby42 als Direktoriumsmitglied der »National Recreation Association«. Der Kongress beschloss, ein »Internationales Beratungskomitee« zu gründen, das ebenfalls von Kirby geführt wurde. Die nächste zentrale Tagung sollte 1936, ebenfalls anlässlich der olympischen Spiele, in Deutschland abgehalten werden. Die Organisation des in Hamburg abgehaltenen Kongresses in Deutschland übernahm die NS-Gemeinschaft »Kraft durch Freude«. Arbeitstagungen, eine internationale Ausstellung, der »Festzug der Nationen«, das Volksfest »Volk spielt für Volk« sowie eine KdF-Werbewoche in ganz Deutschland gehörten zum Veranstaltungsprogramm. Schirmherr der Veranstaltung war Rudolf Heß. Die deutsche Dominanz während des Kongresses war überall sichtbar: Von 19 Referaten vor dem Plenum und 122 in den einzelnen Gremien wurden 61 von Deutschen gehalten. Zur abschließenden Sitzung des Kongresses sprach Propagandaminister Goebbels, die Abschlussrede hielt Ley.43 Die Präsenz der Nazi-Führer beunruhigte die Amerikaner derart, dass der Kongress in einen Bericht an US-Präsident Franklin D. Roosevelt Eingang fand.44
40 Die wirtschaftlichen Unternehmungen der Deutschen Arbeitsfront, S. 108. 41 Ausführlich Linne: »Wir tragen die Freude in die Welt«, S. 153–175. 42 Gustavus Town Kirby (1874–1956) wurde nach dem Ersten Weltkrieg mit der Reorganisation des Amerikanischen Olympischen Komitees (AOC) beauftragt, zu dessen Präsident er am 28. November 1919 gewählt wurde. Unter seiner Ägide wurde das wenig erfolgreiche Komitee umstrukturiert zur American Olympic Association (AOA), als deren Präsident der Jurist und Ingenieur ebenfalls fungierte. Kirby verkörperte den Typ des Mulit-Funktionärs und stand einem halben Dutzend Organisationen vor allem im Sportbereich vor, darunter der einflussreichen Vereinigung der Amateursportler. 1922 legte er den Vorsitz der AOCAOA nieder. 43 Linne: »Wir tragen die Freude in die Welt«, S. 168. 44 World Congresses on Leisure Time and Recreation and the International Central Bureau for Joy and Work. In: Hugh R. Wilson: March-Nov. 1938 (i301) Index FDR-Library. URL: http://www.fdrlibrary.marist.edu/psf/box32/folt301.html [1.7.2008.]
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Abb. 8: Programm Weltkongress für Freizeit und Erholung Hamburg 1936, Quelle: Dokumentensammlung
Erste Geschäfte mit der Arbeitsfront »Freude und Arbeit« begann bald darauf mit der Publikation einer eigenen Zeitschrift unter dem gleichen Titel, die in sechs Sprachen zunächst mit einer Auflage von 60.000 Exemplaren erschien.45 Bis 1939 wurde eine Auflage von 150.000 Exemplaren erreicht46, wobei unklar ist, wie groß der Anteil der Inlandsauflage war. Der Vertrieb erfolgte auch in weiteren 44 Ländern.47 Besonders auffällig an der aufwendig gestalteten Zeitschrift48 war die große Zahl an Fotos. Das Konzept bestand darin, das sechssprachige Blatt auch nonverbal verständlich zu gestalten. Das Layout wurde zur absoluten Modernität gesteigert. Dabei ging es nicht um Bildvermittlung, sondern um die grafische Präsentation. Jeweils 10 bis 20 Bilder wurden zu monumentalen Themenseiten zusammengefasst. Die Führung der Arbeitsfront hatte für die künstlerische Umsetzung die ehemaligen Bauhäusler Kurt Kranz und die Gebrüder Neuner verpflichtet. Ihre künstlerische Handschrift – und damit auch die Bauhaus-Tradition – prägte bis zur Einstellung das Aussehen der Zeitschrift, die, dank ihres modernen Layouts, nationalsozialistische Propagandainhalte außerordentlich eingängig und plakativ vermittelte.49 Der Schwerpunkt der Arbeit des Büros »Freude und Arbeit« lag auf dem Balkan. Die Aktivitäten des Instituts gingen dabei Hand in Hand mit den diplomatischen Bemühungen, den Einfluss zu verstärken. Die Intensität der Arbeit entwickelte sich dabei proportional zu der Intensität der Bemühungen um die Region.50 Ab 1936 bildete die Zeitschrift Freude und Arbeit ein Instrument, mit dem sich die Region auch propagandistisch offensiv bearbeiten ließ. KdF musste für die Publikation jährlich 1,5 Millionen Reichsmark Subventionen aufbringen,51 was den Schluss nahe legt, dass es nur sehr wenige zahlende Abonnenten gab. Im Gegensatz zu Schönheit der Arbeit dürften es die Zeitschriftenwerber der Devex bei Freude und Arbeit schwer gehabt haben, in Deutschland eine klar umrissene Zielgruppe auszumachen. Beim Verkauf im Inland kann es neben reinen Prestigefragen in erster Linie nur darum gegangen sein, das Defizit für den Verlag zu senken. Innenpolitisch, so hatte Propagandaminister Josef Goebbels signalisiert, habe er kein besonderes Interesse an dem Blatt.52 Es war ein reines Nischenprodukt, das der Devex allerdings half, ihren Vertreter-Apparat auszulasten. Der Vertrieb von Zeitschriften bildete insbesondere für die Berliner Filiale der Devex in den ersten Jahren den Unternehmensschwerpunkt. Die beiden Geschäftsführer hatten sich die Aufgaben klar geteilt. Während Georg von Holtzbrinck mit seinen Vertreterkolonnen vom Stuttgarter Hauptsitz aus Süddeutschland beackerte und sich um die Bibliothek kümmerte, bearbeiteten Schlössers Außendienstler Berlin sowie den Norden und Ostpreußen. Dabei gingen sie nicht gerade zimperlich vor, was wiederholt zu Zu45 Nerdinger/Brüning: Bauhaus-Moderne im Nationalsozialismus, S. 47. 46 Moyer nennt diese Zahl bereits für 1938: Moyer: The Kraft durch Freude movement in Nazi Germany, S. 189f. 47 Nerdinger/Brüning: Bauhaus-Moderne im Nationalsozialismus, S. 42. 48 Nerdinger/Brüning, S. 42 49 Nerdinger/Brüning, S. 43. 50 Moyer: The Kraft durch Freude movement in Nazi Germany, S. 189f. 51 Vorlage Betrifft: Zeitschrift »Freude und Arbeit«, vom 22. Februar 1942. In: BArch, NS 18 Reichspropagandaleitung der NSDAP. 52 Zeitschrift »Freude und Arbeit«, vom 22. Februar 1942.
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Erste Geschäfte mit der Arbeitsfront sammenstößen mit anderen Zeitschriftenwerbern führte. Diese rächten sich, indem etwa die Firma Fetting der Devex im April 1937 eine komplette Vertreterkolonne in Königsberg ausspannte.53
Abb. 9: Mitgliedsausweis Reichsverband der werbenden Zeitschriftenhändler 1938, Quelle: Dokumentensammlung
Die Reichpressekammer begegnete der jungen Werbefirma mit zunehmendem Misstrauen. Zunächst häuften sich nur die Ordnungsstrafen; am 28. Juli 1938 schließlich drohte der Präsident der RPK den Devex-Inhabern mit dem Ausschluss aus der Kammer, was einer Schließung der Firma gleichgekommen wäre.54 Der in den Firmenunterlagen überlieferte Brief an Georg von Holtzbrinck und Wilhelm Schlösser gibt Auf-
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53 Schlösser an von Holtzbrinck, 4. April 1937. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Schlösser. 54 Beide Geschäftsführer versuchten nach dem Krieg, diesen angedrohten Ausschluss aus der RPK als einen Akt politischer Repression darzustellen. »Nach der Rückkehr von der Hochzeitsreise [1938 T.G.R.] erwartete ihn ein Brief mit dem Text: ›Der Herr Präsident der Reichspressekammer beabsichtigt, Sie wegen Unzuverlässigkeit auszuschließen[…]‹«, heißt es in der Festschrift zu Georg von Holtzbrincks 60. Geburtstag dazu. Die Begründung für den Ausschluss wird in der Schrift freilich nicht zitiert. Vielmehr heißt es weiter, der Bestand des Unternehmens sei nur »durch kluge Unternehmensführung und Weitblick« gerettet worden. (Ramseger/Schoenicke: Das Buch zwischen gestern und morgen, S. 255). Auch Wilhelm Schlösser hielt sich später zugute, dass ihm wegen Unzuverlässigkeit mit Kammerausschluss gedroht worden war.
Erste Geschäfte mit der Arbeitsfront schluss über die durchaus nicht immer sauberen Geschäftsmethoden der Devex im Bereich Gebietsschutz und Werbemaßnahmen, die Grund für diese Abmahnung waren: »Hierdurch gebe ich Ihnen davon Kenntnis, daß ich beabsichtige, Sie wegen Unzuverlässigkeit nach § 10 der 1. Verordnung zur Durchführung des Reichskulturkammergesetzes vom 1. November 1933, RGBl. I/33, Seite 797ff.55, aus der Reichspressekammer auszuschließen. Die Gründe, die mich zu dieser Entscheidung veranlassen, gebe ich Ihnen nachstehend bekannt: Schon bei der Gründung der Deutschen Verlagsexpedition wurde gegen die Ziffern 1 und 2 meiner Anordnung über Neugründungen von Unternehmen des werbenden Zeitschriftenhandels vom 1. April 1936 verstoßen. Ich sah mich deshalb veranlasst, gegen die Deutsche Verlagsexpedition am 28. Dezember 1936 eine Geldstrafe von RM 100,- zu verhängen. Gleichzeitig wurde der von Ihnen eingereichte Antrag widerruflich genehmigt«, hieß es in dem Schreiben.56 Ferner erschließt sich aus dem Brieftext, dass der Devex auf ihren Antrag hin, die Genehmigung erteilt worden war, »für den Vertrieb der DAF-Zeitschriften […] Ortsagenturen in Berlin, Nürnberg, Mannheim und München zu gründen sowie Postbezieher in den Gauen Kurmark und Pommern zu werben.« Der Verlag der Deutschen Arbeitsfront bezichtigte das Vertriebsunternehmen in der Folge allerdings, vielfach gegen die Auflagen verstoßen zu haben. So wurden auch außerhalb der zugewiesenen Vertriebsbezirke Abonnenten geworben und die so erlangten Scheine an andere Vertriebsfirmen verkauft. Den Kolonnen des Unternehmens wurde ferner vorgeworfen, »die für die Regelung der Bezieherwerbung durch Werber erlassenen Anordnungen« mehrfach missachtet zu haben.57 Die Aufsichtsbehörde verhängte deshalb wiederholt Ordnungsstrafen gegen die Devex, konstatierte jedoch, dass dies keine Wirkung zeigte: »Bei allen Verstößen gegen die für die Regelung der Bezieherwerbung durch Werber in Frage kommenden Anord55 In dem Paragrafen heißt es: »Die Aufnahme in eine Einzelkammer kann abgelehnt oder ein Mitglied ausgeschlossen werden, wenn Tatsachen vorliegen, aus denen sich ergibt, daß die in Frage kommende Person die für die Ausübung ihrer Tätigkeit erforderliche Zuverlässigkeit und Eignung nicht besitzt.« (Erste Verordnung zur Durchführung des Reichskulturkammergesetzes vom 1. November 1933. URL: http://www.verfassungen.de/de/de33-45/kulturkammer33-v1.htm [1.7.2008].) 56 Präsident der RPK an Georg von Holtzbrinck und Wilhelm Schlösser, 28. Juli 1938. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Schlösser. 57 Die Werbung von Abonnenten durch Bezieherwerber war streng reglementiert. Die mehrfach verschärfte »Anordnung zur Regelung der Bezieherwerbung durch Werber« – hier Fassung vom 17. Juni 1938 – (Schrieber u. a.: Das Recht der Reichskulturkammer, S. III/31ff.) legte beispielsweise fest, dass die Unternehmen von ihren Werbern vor deren Einstellung polizeiliche Führungszeugnisse einzuholen und diese entsprechend zu schulen hatten. Besonders strikt wurde die Ausweispflicht geregelt. Diese Regelungen – einschließlich der Pflicht zur Mitarbeiter-Schulung, Führungszeugnis und Kündigungsschutz – galten auch für die »Bezieherwerbung für Druckwerke des jüdischen Pressewesens« (Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda, Sonderbereich Hinkel, 3. Rundschreiben an die zum jüdischen Pressewesen gehörenden Personen und Unternehmen, 20.7.1937. In: Staatliches Russisches Militärarchiv, Sonderarchiv, Fonds 500k Opis 1 Delo 501.) Allerdings hatte diese Werbung »unter Ausschluss der Öffentlichkeit« zu erfolgen und durfte sich »lediglich an Personen jüdischer Abstammung wenden.« Die Führer der Vertriebskolonnen hatten dazu spezielle Listen jüdischer Haushalte anzufertigen.
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Erste Geschäfte mit der Arbeitsfront nungen ist zu erkennen, daß sie in erster Linie auf fehlende Kontrolleinrichtungen und mangelnde Aufsicht zurückzuführen sind. Auch die Werbemethoden, die zum Teil auf Veranlassung der Deutschen Verlagsexpedition, zum Teil von den Werbern angewandt wurden, gaben mehrfach zu Beanstandungen Anlass.«58
Abb. 10: Mitgliedsausweis Reichspressekammer 1938, Quelle: Dokumentensammlung
Das in dem Schreiben angedrohte Ausschlussverfahren wurde im Falle der beiden Gesellschafter Georg von Holtzbrinck und Paul Ackermann noch 1938 relativ rasch wieder eingestellt. Es zog das Argument, dass selbst eine Reihe von zugestandenen Ordnungswidrigkeiten bei der Werbetätigkeit der Vertreter wegen des Fehlens weiterer Gründe nicht den Ausschluss rechtfertigte. Das Verfahren gegen Wilhelm Schlösser dauerte hingegen an. Nicht zuletzt, weil gegen ihn zusätzlich der Vorwurf erhoben wurde, mit dem Einsatz österreichischer Vertreter in Berlin und Ostpreußen »politische Ereignisse für Ihren eigenen geschäftlichen Vorteil ausgenutzt zu haben.« Für österreichische Werber galt im Gegensatz zu ihren deutschen Kollegen nicht die Auflage, dass sie in einem unmittelbaren, sozialversicherungspflichtigen Angestelltenverhältnis zum jeweiligen Vertriebsunternehmen stehen mussten.59 Hinzu kam der Streit mit dem ehemaligen
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58 Präsident der RPK an Georg von Holtzbrinck und Wilhelm Schlösser 28. Juli 1938. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Schlösser. 59 Präsident der RPK an Georg von Holtzbrinck und Wilhelm Schlösser 28. Juli 1938. – Bei der Einführung der Bestimmungen der RPK in Österreich war dieser Passus entschärft und durch die Formulierung ersetzt worden: »Die Betrauung [mit der Bezieherwerbung] setzt ein unmittelbares Beschäftigungsverhältnis zur Beschäftigungsfirma voraus, nicht aber die Begründung eines Angestelltenverhältnisses.« (Anordnung über die Einführung der Be-
Erste Geschäfte mit der Arbeitsfront gen Vertreter Gustav-Adolf Weber, der Schlösser vorwarf, ein Verhältnis mit seiner Frau gehabt zu haben. Durch Weber, der in dem Kammerverfahren als Belastungszeuge gegen die Devex, aber insbesondere gegen Schlösser auftrat, nahm die Auseinandersetzung skurrile Züge an.60 Mit zunehmender Dauer wurde sie jedoch zur existenziellen Bedrohung für das Unternehmen, weil zwischenzeitlich selbst die Gestapo die Unternehmensräume durchsuchte, um die Vorwürfe aufzuklären.61 Schlösser schaltete schließlich den Reichsstatthalter in Württemberg-Hohenzollern und Werner Blankenburg in der Privatkanzlei des Führers ein, der am 6. Januar 1939 schrieb, dass er sich mit der RPK in Verbindung gesetzt habe.62 Trotz dieser Unterstützung dauerte es noch bis zum 31. Oktober 1939, bis sich Wilhelm Schlösser, den faktischen Abschluss des Verfahrens meldend, bei Werner Blankenburg in der Führerkanzlei für den »Beistand gegen die infame Hetze« bedanken konnte.63 Die Tatsache, dass Schlösser in seinen eigenen Angelegenheiten und in jenen der Devex gleich mehrfach das abgestufte System der Postbearbeitung der Privatkanzlei passieren konnte, spricht dafür, dass er in den Augen von Repräsentanten des Systems als zuverlässig galt und der Unterstützung für Wert befunden wurde. In die Zeit des Ausschlussverfahrens aus der RPK fällt auch der Eintritt Schlössers in die NSDAP. Eine Tatsache, die er – anders als sein Partner von Holtzbrinck – lange Zeit selbst vor seiner Familie verschwiegen hat. Schlösser hatte später von sich behauptet, dem NS-Regime immer skeptisch bis ablehnend gegenüber gestanden zu haben; er räumte lediglich ein, in dieser Bewertung nur einmal, nach Unterzeichnung des HitlerStalin-Paktes vom 24. August 1939 unsicher geworden zu sein. Sein erstes Aufnahmegesuch in die NSDAP datiert allerdings bereits vom 25. Februar 1939.64 Am 23. Oktober fragte er in einem Brief an die Berliner Ortsgruppe Tauentzien nochmals nach;65 aufgenommen wurde er am 1. April 1940. Seine Mitgliedsnummer: 8.011.710.66 Schlös-
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stimmungen der Reichspressekammer im Lande Österreich, 25. Juni 1938. In: Schrieber u. a.: Das Recht der Reichskulturkammer, S. III/45.) In einem unmittelbaren Beschäftigungsverhältnis konnte auch ein freier Handelsvertreter stehen, dessen erfolgsabhängige Provision gegenüber dem gesetzlich festgelegten Mindestgehalt der deutschen Vertreter für die WBZ-Firmen einen Kostenvorteil darstellten, den Schlösser für sich ausnutzte. So soll Weber für den Verband der werbenden Zeitschriftenhändler im Unternehmen nach belastendem Material gesucht haben. Der Verband ermittelte gegen das Unternehmen angeblich wegen Verstoßes gegen die Preisordnung. Aktennotiz Georg von Holtzbrinck (Berlin), 6. Juni 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Allgemeines (1938). Aktennotiz Georg von Holtzbrinck (Berlin), 6. Juni 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Allgemeines (1938). Kanzlei des Führers (Blankenburg) an Wilhelm Schlösser, 6. Januar 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Allgemeines (1938). Wilhelm Schlösser an Kanzlei des Führers (Blankenburg), 31. Oktober 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Allgemeines (1938). Aufnahmegesuch Wilhelm Schlössers an die NSDAP Ortsgruppe Tauentzien, 25. Febraur 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Allgemeines (1938). Anfrage Wilhelm Schlössers an die NSDAP Ortsgruppe Tauentzien, 23. Oktober 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Allgemeines (1938). National Archives, Collection of Foreign Records Seized, RG 242, NSDAP-Ortsgruppenkartei, A-3340-MFOK-T057.
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Erste Geschäfte mit der Arbeitsfront ser demonstrierte zu diesem Zeitpunkt Sendungsbewusstsein im Sinne des Regimes. Im August 1939 arbeitete er den Plan für eine Broschüre mit dem Titel Die Einkreiser67 aus, einer Darstellung der Außenpolitik der Vor- und Nachkriegszeit. Darin sollte, so der Autor in seinem Exposé, mit verschiedenen Internationalen abgerechnet werden, die sich angeblich gegen Deutschland verschworen hatten. An erster Stelle stand: »Das Judentum – Wir erinnern daran, dass die Juden sich selbst als das auserwählte Volk bezeichnen, das durch seine Propheten von Gott dazu bestimmt sein soll, die Welt zu beherrschen, das eines Tages sein König kommen soll, dem alle Völker dienen werden, und dass die Juden dann die Welt beherrschen sollen.«68 Weitere Kapitel sollten England, der römisch-katholischen Kirche und dem Marxismus gewidmet werden. »Die ganze Broschüre muss die Kraft eines Aufrufes haben. Sie muss in jedem Leser flammenden Zorn erwecken. Sie muss spannend und aufregend geschrieben sein. Sie muss dem Leser in den Händen brennen und so aufwühlen, dass er sich anderen mitteilen muss. Sie muss von der Vielfalt all dieser politischen Geschehnisse und den Handlungen den Schleier reißen und muss ihm ein Schlüssel sein zum Verständnis unserer politischen Lage.«69 Ob und inwieweit es zu einer Umsetzung der Pläne kam, ist nicht überliefert. Schlösser hatte die Absicht, sich freiwillig zur Wehrmacht zu melden, »wenn wir gegen England in den Krieg ziehen müssen«70. Kritisch sah Schlösser in seinem Enthusiasmus die vorsichtige Skepsis seines Partners Georg von Holtzbrinck im Hinblick auf die Auswirkungen eines möglichen Krieges auf das gemeinsame Geschäft: »Deinen Pessimismus kann ich in keiner Weise teilen. Dass die Polen-Frage in diesem Herbst gelöst werden würde, war schon lange klar«, schrieb er diesem in einem persönlichen Brief.71 »Der Führer hat seit sechs Jahren unsere Rüstung so vorbereitet, dass wir den Feindmächten gegenüber einen Vorsprung haben, der erst in langer Zeit eingeholt werden kann. Wenn England seit zwei Jahren seine Rüstung steigert, so ist das bei uns durch den Gewinn der Škoda-Werke ausgeglichen«, heißt es weiter. Schlösser entwickelt in dem Brief ein Szenario der aktuellen Lage, das in der Zusammenfassung mündet: »Ich glaube, […] dass wir einer schnellen Entscheidung im Osten entgegensehen und dass wir dann zu einer Vereinbarung mit Frankreich und England kommen werden.« Der Partner Georg von Holtzbrincks hadert darüber hinaus damit, »dass wir unserem Geschäft so eindeutig auf Papier festgelegt sind«72. Georg von Holtzbrinck und Wilhelm Schlösser hatten wiederholt Versuche unternommen, wirtschaftliche Alternativen zu finden. Dabei hatten sie eine Reihe von Aktivitäten entfaltet: Der ehemalige Drogist Schlösser verhandelte etwa mit den Inhabern eines Patentes für Rasierschaum. Ernsthaft geplant wurde die Gründung der Simplex-Akkumulatorenfabrik KG, die auf der Grundlage eines Schweizer Patentes im Jahre 1940 rund
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67 Wilhelm Schlösser an Max Everwien (Berlin), 3. August 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser Ordner Allgemein 1938. 68 Wilhelm Schlösser an Max Everwien (Berlin), 3. August 1939. 69 Wilhelm Schlösser an Max Everwien (Berlin), 3. August 1939. 70 Wilhelm Schlösser an Geschäftsführer der Reichspressekammer Assessor Willi, 21. September 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Allgemein 1938. 71 Wilhelm Schlösser an Georg von Holtzbrinck, 6. September 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat (1938–1941). 72 Wilhelm Schlösser an Georg von Holtzbrinck, 6. September 1939.
Erste Geschäfte mit der Arbeitsfront 20.000 KfZ-Batterien produzieren sollte.73 Von einem ihrer Vertreter hatten die beiden Geschäftspartner als Ausgleich für ausstehende Zahlung ein Patent über eine Verdunkelungseinrichtung für KfZ-Scheinwerfer erhalten, das sich jedoch im Nachhinein als nutzlos erwies. Wie ernst es ihnen mit der Suche nach neuen Betätigungsfeldern war, zeigen die Anzeigen, die sie im Juli 1939 im Berliner Lokalanzeiger und in Schlössers Heimatstadt Frankfurt am Main unter der Überschrift »Unternehmen zu kaufen gesucht« schalteten. Als Kaufpreis wird ein Maximum von 100.000 Reichsmark geboten.74 Unter den Angeboten war unter anderem das zum Kauf der Regensburger Kunstblumenfabrik Tenscher. Sogar diese Möglichkeit wurde sorgfältig geprüft. Beide Partner taten sich jedoch nicht nur gemeinschaftlich nach alternativen Einnahmequellen um. Während seiner Zeit in Frankreich entfaltete Schlösser umfangreiche geschäftliche Aktivitäten, die von näheren Erkundungen zum Ankauf einer Firma für Weine und Liköre bis zum Handel mit Tank-Lkw und Dattelcreme reichten.75 Georg von Holtzbrinck wiederum beteiligte sich 1943 im Rahmen einer Kapitalerhöhung mit einer Einlage von 29.000 Reichsmark an der Wärmeapparatebau GmbH Otto Braun Stuttgart und wurde gleichzeitig Mitgeschäftsführer.76 Das MetallbauUnternehmen arbeitete unter anderem für die Organisation Todt. In den wenigen überlieferten Akten finden sich einzelne Hinweise auf Aktivitäten in Krakau, wobei der Vermerk hinzugesetzt ist, dass Mitarbeiter aus Stuttgart die Arbeiten ausführen. Im November 1944 verfügte die Firma bei 43 Mitarbeitern über Geldreserven von 298.297,96 Reichsmark auf ihren Konten.77 Während es sich bei Schlössers Geschäften eher um sporadische Ansätze handelte, betrieb Georg von Holtzbrinck sein Engagement mit Nachdruck. 1944 versuchte er außerdem, über den Wärmeapparatebau eine UKStellung ― also eine Befreiung vom Kriegseinsatz ― zu erlangen, was scheiterte.78 Gegen Ende der 1930er Jahre war die Devex trotz aller Versuche, weitere Standbeine aufzubauen, die wirtschaftliche Basis für Georg von Holtzbrinck und Wilhelm Schlösser. Die bereits seit der zweiten Hälfte der 1930er Jahre diskutierte Papierkontingentierung, zu deren Einführung dann mit Beginn des Zweiten Weltkrieges konkrete 73 Entwurf Simplex Akkumulatoren KG, o. D. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Allgemein 1938. 74 Devex an Berliner Lokalanzeiger, 14. Juli 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Ordner Allgemeines 1938. 75 Vertrag über Gründung einer Firma für Weine und Liköre, Angebotsliste über Tank-LKW mit 12.000 Litern, 10t Magnesium etc., Vereinbarung über wöchentliche Lieferung von Dattelcreme von Marseille nach Paris. Alles in: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1940. 76 Urkunde Notar Alfred Jakober Nr. 31/1943, 9. März 1943. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, FL 300/31 I, HRB 515. – 1948 schied Georg von Holtzbrinck als Geschäftsführer aus. (Amtsgericht Stuttgart Verfügung, November 1948. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, FL 300/31 I, HRB 515.) 77 Wärme-Apparatebau (Stuttgart, Jägerstr. 37) an Georg von Holtzbrinck (Breslau) – Monatsbericht. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Wärmeapparatebau und weitere Vorgänge. 78 Wehrbezirkskommando Berlin IX Abt. Luftwaffe an Wärme-Apparatebau Stuttgart, 31. Juli 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Ordner Unternehmen Wärmeapparatebau.
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Erste Geschäfte mit der Arbeitsfront Schritte unternommen wurden79, behinderte jedoch zunächst das Wachstum des Unternehmens und wurde in der Folgezeit zu einer existenziellen Bedrohung. Der Vertrieb von Zeitschriften anderer Verlage gewann deshalb für die Devex eine stärkere wirtschaftliche Bedeutung. Umso härter traf es sie, als die Arbeitsfront im April 1939 Bemühungen anstrengte, den Vertrieb von Freude und Arbeit wieder selbst zu übernehmen. Der Verlag der DAF unterbreitete der Devex das Angebot, ihr die Bezieher für 5 Reichsmark pro Abonnement abzukaufen. Georg von Holtzbrinck lehnte ab, »da sie [die Abonnements, T.G.R.] für unseren Betrieb lebensnotwendig sind«. Insbesondere das Geschäft in Berlin sei fast nur auf Freude und Arbeit aufgebaut.80 Die Weigerung der Devex, die Abonnenten abzugeben, hatte wirtschaftliche Gründe: Die Aufwendungen für die Werbung von Zeitschriftenbeziehern amortisierten sich erst nach längerer Zeit. So ergab sich zwischen 1937 und 1939 bei Gesamtaufwendungen von 1.124.175,91 Reichsmark und Gesamterlösen von 985.700,77 Reichsmark ein akkumulierter Anlaufverlust von 138.475,14 Reichsmark im Geschäftsfeld DAF-Zeitschriften:81 Aufwendungen
1937
1938
1939
Einkauf »Schönheit der Arbeit« Stuttgart
15.591,08
77.132,03
52.673,65
Einkauf »Freude und Arbeit« Stuttgart
23.102,30
84.043,01
46.011,24
Einkauf »Schönheit der Arbeit« Berlin
13.000,00
71.745,00
59.929,51
Einkauf »Freude und Arbeit« Berlin
8.959,56
45.050,00
21.719,50
164.678,03
146.801,66
48.733,71
Anteilig sonstige Unkosten
29.846,44
120.004,90
95.164,29
Summe der Aufwendungen
255.177,41
544.776,60
324.231,90
Erlös für »Schönheit und Arbeit«
52.035,76
270.956,17
204937,62
Erlös für »Freude und Arbeit«
64.123,72
258.186,02
135.461,48
Summe der Erträge
116.159,48
529.142,19
340.399,10
Abzüglich Summe der Aufwendungen
255.177,41
544.776,60
324.231,90
- 139.017,93
- 15.634,41
+ 16.167,20
Provisionen der DAF-Zeitschriften
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79 Siehe Barbian: Literaturpolitik im »Dritten Reich«, S. 53ff. 80 Protokoll Besprechung mit Beauftragtem des Verlages der DAF (Herr Mergenthaler) im Stuttgarter Büro, 21. April 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Schlösser. 81 Die Ertragsrechnungen der DAF-Zeitschriften für Stuttgart und Berlin vom 1. Januar 1937 bis 31. Dezember 1939 gehören zu den wenigen aussagekräftigen Unterlagen der Buchhaltung, die aus dieser Zeit überliefert sind. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Ordner Unternehmen Prozessakten Devex ./. DAF.
Erste Geschäfte mit der Arbeitsfront Mit Kriegsbeginn stellte die Arbeitsfront Schönheit der Arbeit ein. Bei Freude und Arbeit wurde die Inlandsauflage gestrichen82, auf der das Geschäft der Devex beruhte. Als Ersatz dafür wurden die Titel Kolonie und Heimat83 sowie Berlin, Rom, Tokio84 ins Portfolio aufgenommen, die weiterhin erscheinen konnten. Die verbliebenen Blätter mussten allerdings enorme Einschnitte bei ihren Auflagen hinnehmen, was wiederum zu Einnahmeausfällen bei der Devex führte. Georg von Holtzbrinck warnte deshalb seinen Partner: »Es kommt jetzt für uns darauf an, den Umsatz zu erhalten. Wir erleben sonst einen katastrophalen Rückgang in unseren Einnahmen. Da die Rabattsätze verschlechtert werden, haben wir außerdem nochmals einen Rückgang im Gewinn.«85 Der Versuch, den Verlust der DAF-Zeitschriften durch Umstellung der Abonnenten auf andere Titel auszugleichen, gelang nicht vollständig: So betrug die Auslieferung von Freude und Arbeit im Juli 1939 ab Stuttgart 8.822 Exemplare und ab Berlin 5.160. Vom Ersatztitel Berlin, Rom, Tokio wurden im Januar 1940 hingegen von Stuttgart aus nur 4.352 und von Berlin 5.566 Exemplare86 ausgeliefert. Eine ähnliche Entwicklung war auch beim Titel Schönheit der Arbeit zu verzeichnen, von dem im Juli 1939 ab Stuttgart 3.814 und 8.090 Exemplare ab Berlin ausgeliefert wurden. Der ebenfalls in das Vertriebsprogramm genommene Ersatztitel Kunst im Deutschen Reich87 kam im Januar 1940 auf 2.281 die von Stuttgart aus beliefert wurden sowie 5.503 Exemplare, die über Berlin geliefert wurden.88 Die Einstellung der DAF-Zeitschriften brachte die Devex in enorme wirtschaftliche Schwierigkeiten. Die Vertriebsfirma hatte, um durchhalten zu können, beim Verlag der Arbeitsfront stets einen Kredit von 60.000 bis 70.000 Reichsmark gehabt.89 Der fiel nun fort. Stattdessen forderte der Verlag die Zahlungen für gelieferte Zeitschriften ein, was allein bei Schönheit der Arbeit 33.241,02 Reichsmark ausmachte. Für Freude und Arbeit 82 Die Auslandsauflage erschien zunächst weiter. 83 Kolonie und Heimat. Die deutsche koloniale Bilderzeitung, herausgegeben vom Reichskolonialbund, Hauptschriftleiter W. L. Diehl, Verlag des Reichskolonialbundes, München, 1. Jahrgang 1937 bis 7. Jahrgang 1943 (Juli), im Vertrieb der Devex nachweisbar ab Anfang 1940 bis zur Einstellung. 84 Berlin, Rom, Tokio, Monatsschrift für die Vertiefung der kulturellen Beziehungen der Völker des weltpolitischen Dreiecks, Schirmherr Joachim von Ribbentrop, hrsg. von Dr. Paul Schmidt, Steiniger Verlag, Berlin, 1. Jahrgang 1939 (Mai) bis 6. Jahrgang 1944 (Mai), im Vertrieb der Devex ab Januar 1940 als Ersatz für »Freude und Arbeit«. 85 Von Holtzbrinck an Schlösser, 12. Oktober 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser Privat (1938–1941). 86 Berlin waren ehemals von Stuttgart belieferte Abonnenten zugeordnet worden, so dass sich hier ein Anstieg der Zahl ergibt. In der Summe bleibt ein Verlust von Beziehern. 87 Kunst im Deutschen Reich, hrsg. vom Beauftragten des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP und vom Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt, Zentralverlag der NSDAP Franz Eher Nachf., München, 3/1939, Folge 9 bis 8/1944, Folge 8/9, im Vertrieb der Devex ab Januar 1940 als Ersatz für »Schönheit der Arbeit«. 88 Von Holtzbrinck an Rechtsanwalt Walter Stange Berlin, 26. Februar 1940. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Prozessakten Devex ./. DAF. 89 Rechtsanwalt Pfander an Rechtsanwalt Stange (Berlin), 29. Juli 1942. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Prozessakten Devex ./. DAF.
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Erste Geschäfte mit der Arbeitsfront wurden nochmals 27.778,12 Reichsmark fällig. Die Devex verweigerte die Zahlung und machte gegenüber dem Verlag eine Schadenersatzforderung in gleicher Höhe auf. Die Arbeitsfront klagte daraufhin. Der Prozess zog sich über Jahre, bis das Reichsgericht in Leipzig am 26. März 1943 als höchste Instanz sein Urteil verkündete und wie zuvor bereits das Land- und Kammergericht Berlin die Position der Devex zurückwies. »Die Nachprüfung des angefochtenen Urteils lässt keinen Rechtsverstoß erkennen, insbesondere auch nicht in der Frage, ob die Klägerin verpflichtet sei, den Beklagten einen Teil des Schadens abzunehmen«, verkündeten die Leipziger Richter.90 Die Devex hatte zum Schluss argumentiert, der Verlag müsse ihr wenigstens einen Teil ihrer Verluste erstatten, die sie beim Aufbau des Abonnentenstammes hatte, weil sie durch die Einstellung der Zeitschriften nicht mehr in der Lage war, diese Kosten zu amortisieren. Im Spruchkammerverfahren Georg von Holtzbrincks wurde der Prozess gegen die Arbeitsfront später als Akt des politischen Widerstandes dargestellt. Er stellte nach Aussage seines Rechtsanwaltes Rudolf Pfander während des Nationalsozialismus eine Gefahr für seinen Mandanten dar. Teile der Verhandlung seien unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt worden, da Korrespondenz zwischen Hermann Göring und Josef Goebbels verlesen wurde, die »einen außerordentlich tiefen Einblick in die Geschäftspraktiken der Reichspressekammer und deren Machthaber zuließ«91. Die Kenntnis dieser Korrespondenz sei fast lebensgefährlich gewesen, führte der Anwalt weiter aus. Diese Bewertung des Verfahrens ist nicht haltbar. Der Prozess ist vielmehr ein weiterer Beleg für das Funktionieren des Normenstaates auf der Grundlage des Bürgerlichen Rechts, wie es Ernst Fraenkel bereits 1941 beschrieben hat.92 Allerdings konnten Angelegenheiten aus dem Bereich des Normenstaates jederzeit in den Bereich des Maßnahmenstaates überführt werden, sobald sie zur politischen Frage erklärt wurden,93 was insbesondere auf dem Gebiet der Presse und Literatur nahe lag. Tatsächlich hatte das Angebot der DAF an die Devex zur Übernahme der Abonnenten im April 1939 neben wirtschaftlichen Aspekten auch einen politischen Hintergrund; darauf hatte der Beauftragte des Verlages der DAF bei einer Besprechung am 21. April 1939 in Stuttgart ausdrücklich hingewiesen.94 Im Prozess, der sich über drei Instanzen bis vor das Leipziger Reichsgericht zog, spielten politische Hintergründe allerdings keine Rolle mehr, da die
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90 Urteil Reichsgericht Leipzig in Sachen Devex (Berlin) und ihrer Gesellschafter (Beklagte und Revisionskläger) gegen Verlag der DAF, 26. März 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Prozessakten Devex ./. DAF. 91 Schriftsatz RA Pfander, 9. Mai 1947. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/1V/ 1542. 92 Fraenkel: Der Doppelstaat, S. 93. Es gehörte zu den Merkmalen dieses Totalitarismus auf der Grundlage einer privatkapitalistischen Eigentumsordnung, dass unter Berufung auf den Schutz wirtschaftlichen Wettbewerbs (vgl. Das Dritte Reich: Herrschaftsstruktur und Geschichte, S. 45) auch Entscheidungen der Partei oder ihrer Gliederungen vor Gericht angefochten werden konnten. 93 Fraenkel: Der Doppelstaat, S. 94. 94 Bericht über die Besprechung mit dem Beauftragten des Verlages der DAF in Stuttgart, 21. April 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Schlösser. – Der Kommunikationskanal, der sich zwangsläufig aus dem Vertrieb über Vertreter und der Zustellung über einen eigenständigen Botenapparat ergab, sollte auf diesem Wege unter Kontrolle der Arbeitsfront gebracht werden.
Erste Geschäfte mit der Arbeitsfront Frage, wer die Zeitschrift Freude und Arbeit dem Abonnenten zustellt, mit ihrer Einstellung durch einen Bescheid der RPK vom 23. November 1939 hinfällig geworden war.95 Vor Gericht standen sich zwei Unternehmen gegenüber, die eine zivilrechtliche Auseinandersetzung miteinander austrugen. Während der Verlag der DAF auf einem Ausgleich der Konten bestand und die genannten noch ausstehenden 33.241,02 Reichsmark für gelieferte Zeitschriften forderte und die Devex nach deren Zahlungsweigerung entsprechend verklagte, machte die Vertriebsfirma wegen der aus der Einstellung der Zeitschriften resultierenden Verluste eine eigene Schadenersatzforderung in Höhe von 70.000 Reichsmark gegenüber der Arbeitsfront auf. Nachdem sich diese Position als juristisch unhaltbar erwies, argumentierten die Devex-Anwälte, die DAF müsse den erlittenen Verlust »nach Treu und Glauben anteilig mittragen«96. Die Richter in allen angerufenen Instanzen schlossen sich der Argumentation der Arbeitsfront an. Der Kriegsausbruch – der letztendlich zur Einstellung des Erscheinens der von der Devex vertriebenen Zeitschriften geführt hatte – galt juristisch als eine höhere Gewalt im Sinne des BGB. Die Devex musste an den Verlag der DAF zahlen. Ein politisches Risiko für die Vertriebsfirma bestand während des Prozesses nicht, liefen doch die Geschäfte ihrer Gesellschafter mit der Arbeitsfront während der gesamten Zeit weiter. Die als Ersatz für die DAF-Titel ins Vertriebsprogramm aufgenommenen Vertriebsobjekte konnten die Umsatzausfälle nicht ausgleichen. Insbesondere Kolonie und Heimat erwies sich als ein weiteres Verlustgeschäft. Zwar wurden bis Ende 1940 in Stuttgart und Berlin 132.553 Abonnenten geworben, doch nahmen davon nur 116.800 den Agenten der Devex die gelieferten Zeitschriften tatsächlich ab.97 Auffällig war, dass bei Schlössers Kolonnen der Anteil sogenannter »Sprünge« besonders hoch lag.98 Insgesamt lief durch Kolonie und Heimat bis zum 21. November 1940 ein Verlust von 30.000 Reichsmark bei der Devex auf,99 der aus den hohen Provisionszahlungen an die Vertreter und den Aufwendungen für den Aufbau eines eigenen Vertriebsnetzes resultierte. Die Werbung für das Blatt des Kolonialbundes wurde auf Grund dieser Verluste zeitweilig ganz eingestellt. Hier zeigt sich, dass die Kapitaldecke des Unternehmens nicht ausreichte, dieses Geschäft vorzufinanzieren – Georg von Holtzbrinck zog den zeitweiligen Vertriebsstopp einer Fremdfinanzierung vor. Zumindest Wilhelm Schlösser zog dennoch einen Nutzen aus dem Verlustgeschäft: Entgegen früherer Absichten hatte er 1940 den Reichskolonialbund um Unterstützung seines Antrages auf Rückstellung 95 Einstellungsbescheid der RPK an den Verlag der DAF, 23. November 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Prozessakten Devex ./. DAF. 96 Urteil Reichsgericht Leipzig in Sachen Devex (Berlin) und ihrer Gesellschafter (Beklagte und Revisionskläger) gegen Verlag der DAF, 26. März 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Prozessakten Devex ./. DAF. 97 Georg von Holtzbrinck an Wilhelm Schlösser, 21. November 1940. In Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat (1938–1941). 98 So wurden in Berlin bis zum 21. November 1940 60.204 Abonnenten für die Zeitschrift »Kolonie und Heimat« geworben, von denen aber nur 47.000 dann tatsächlich die Zeitschriften abnahmen. Von den Stuttgarter Kolonnen wurden im gleichen Zeitraum bei 72.349 geworbenen Abonnenten 69.800 Abnehmer gewonnen. 99 Georg von Holtzbrinck an Wilhelm Schlösser, 21. November 1940. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat (1938–1941).
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Erste Geschäfte mit der Arbeitsfront von der Wehrmacht gebeten, weil »ich glaube, im allgemeinen Interesse für die Propagierung von ›Kolonie und Heimat‹ hier nützlicher zu sein, als in einem Bunker zu warten.«100 Die am 1. April 1937 gegründete Monatszeitschrift Kolonie und Heimat, die seit dem 1. Oktober 1938 wegen des großen Anklangs beim Publikum im 14-tägigen Rhythmus erschien, hatte es rasch zu Deutschlands beliebtestem Kolonialblatt gebracht. Im Mai 1941 wurde mit 700.000 Stück die höchste Auflage aller deutschen Kolonialzeitschriften erreicht.101 Die Devex steuerte dazu die genannten 116.800 Abonnenten bei. Zu diesem Interesse dürfte die Hoffnung auf die Rückgewinnung der deutschen Kolonien beigetragen haben – am 11. Februar 1941 war das deutsche Afrikakorps in Tripolis gelandet. Schon zuvor waren mehrere koloniale Beilagen in der Tagespresse etabliert worden: Die Münchner Neueste Nachrichten erschienen von 1940 an bis zur Papiereinschränkung im Mai 1941 mit der Beilage Afrika und wir. Die Bremer Zeitung etablierte ab dem 27. November 1940 die Beilage Unser kolonialer Wille. Das koloniale Zeitschriftenwesen war mit Gründung des Reichskolonialbundes 1936 in einem eigenen Verlag zusammengefasst worden. Dort erschienen unter anderem die Deutsche Kolonialzeitung, bisher offizielles Blatt der deutschen Kolonialgesellschaft. Die Korrespondenz der Deutschen Kolonialgesellschaft wurde umbenannt in Korrespondenz des Reichskolonialbundes. Darüber hinaus wurden die Monatsschrift Frau in den Kolonien und die Jugendzeitschrift Jambo herausgebracht.102 Das zweite neue Vertriebsobjekt, Berlin, Rom, Tokio, war im Gegensatz zu Kolonie und Heimat kein Massenprodukt. Dieses Prestigeobjekt der NS-Propagandisten war nach den drei Hauptstädten des weltpolitischen Dreiecks der Achsenmächte benannt, allerdings kam es über Absichtserklärungen nie hinaus. Die beteiligten Regime erwiesen sich aufgrund ihrer Programmatik und ihrer dementsprechend eigensüchtigen politischen Praxis zu einem Bündnis auf Gegenseitigkeit außerstande.103 Im ideologisch-weltanschaulichen Bereich ließen sich die Gegensätze durch die Propaganda am wirkungsvollsten überbrücken.104 Es musste wenigstens in der Öffentlichkeit der Schein des gemeinsamen Ziels, eine neue Weltordnung errichten zu wollen, gewahrt werden. Mit der vom deutschen Außenminister Ribbentrop seit 1940 herausgegebenen Monatsschrift Berlin, Rom, Tokio sollte dieser Bündnisgedanke gefestigt werden. Ähnlich der anspruchsvollen Wochenzeitung Das Reich sollte das Blatt von Aufmachung
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100 Wilhelm Schlösser an den Verlag des Reichskolonialbundes, 13. März 1940. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser Allgemein (1938). – Zumindest zeitweilig bewahrte ihn diese Fürsprache vor dem Dienst an der Front. Ab April 1940 wurde Schlösser als Schriftleiter für Sonderaufgaben im Auswärtigen Amt eingesetzt (Lebenslauf, 23. Januar 1942. In: BArch, ehemaliges BDC, Wilhelm Schlösser [7. April 1908] und Auskunft Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes vom 6. Februar 2001) und redigierte dort den Funkspiegel. (Wilhelm Schlösser an Georg von Holtzbrinck, 23. Mai 1940. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat [1938–1941]). Ab Juni 1941 leistete er Dienst im Rundfunkreferat der Botschaft in Paris. [Lebenslauf, 23. Januar 1942. In: BArch, ehemaliges BDC, Wilhelm Schlösser (7. April 1908) und Auskunft Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes vom 6. Februar 2001.] 101 Dresler: Die deutschen Kolonien und die Presse, S. 93. 102 Dresler, S. 92f. 103 Martin: Der Schein des Bündnisses, S. 35. 104 Martin, S. 47ff.
Erste Geschäfte mit der Arbeitsfront und Inhalt her die staatstragenden, gebildeten Eliten und nicht so sehr die alten Kämpfer der Partei ansprechen, häufig sogar mit zweisprachigen Artikeln auf deutsch und italienisch. Für die Werbekolonnen der Devex war damit eine klar umrissene Zielgruppe vorgegeben. Angesichts der Erfahrungen bei anderen Vertriebsobjekten ist es aber unwahrscheinlich, dass sie sich allein an die primär Interessierten gehalten haben. Die Zeitschrift erschien drei Jahre lang. Ihre thematischen Schwerpunkte bildeten die Eigenständigkeit einer alten kulturellen Tradition und deren Fortwirken beziehungsweise Aufgehen in der jeweiligen völkisch-nationalen Ordnung. Die herausgestellte Gemeinsamkeit lag im Schutz dieser kulturellen Werte und überkommenen Sitten vor Überfremdung. Wert und Überlegenheit der Völker wurden durch ihre Kultur definiert; eine Argumentation, die deutschen bildungsbürgerlichen Kreisen und den entsprechenden Schichten in Italien und Japan bestens vertraut war. Die Eroberungspolitik der Dreierpakt-Staaten wurde zur Befreiungsmission verklärt und kulturell legitimiert.105 Mit dem Sturz des italienischen Diktators Benito Mussolini im Juli 1943 hatte sich nicht nur das weltpolitische Dreieck erledigt, sondern auch die dazu gehörige Zeitschrift. Auch Die Kunst im Dritten Reich, als Ersatz für Schönheit der Arbeit ins Vertriebsprogramm aufgenommen, konnte die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen. Die ambitionierte Zeitschrift wurde von der Dienststelle des Reichsleiters Alfred Rosenberg im parteieignen Eher-Verlag herausgegeben. Sie galt als parteioffizielle Publikation auf dem Gebiet der bildenden Kunst.106 Seine Existenz verdankt das Blatt ursprünglich den Ambitionen des oberbayerischen Gauleiters Adolf Wagner, der die Rolle Münchens als Kunststadt betonen wollte. Ein halbes Jahr nach Gründung im Juli 1937 soll Hitler selbst eine Ausdehnung der Reichweite des Blattes gewünscht haben. Die Herausgeberschaft ging an Rosenbergs Wegbegleiter Robert Scholz über. Zudem hielt die Witwe des Architekten der Münchner Parteibauten, Paul Ludwig Troost, ihre Hände über Die Kunst im Dritten Reich, die sich Dank solch breiter Rückendeckung gegen die Konkurrenz auf dem Markt behaupten konnte. Bei den Lesern fand die Mischung aus »klassischem Erbe« und dem Realismus der zugelassenen Künstler Anklang. Die Zeitschrift war ein Nischenprodukt, das von den Vertretern der Devex kaum verkauft werden konnte. Für die Inhaber des Unternehmens hatte die Aufnahme ins Vertriebsprogramm dennoch einen nicht unerheblichen Wert, denn sie kamen damit in direkte Geschäftsbeziehung zum Eher-Verlag. Ebenfalls aus dem Hause Alfred Rosenbergs stammten die Nationalsozialistischen Monatshefte107, die zentrale politische und kulturelle Zeitschrift der NSDAP. Was Die Kunst im Deutschen Reich auf dem Feld der bildenden Künste darstellte, sollten die Monatshefte auf dem Gebiet der Literatur sein. Doch die Auseinandersetzung um die Deutungshoheit in diesem Bereich war wesentlich härter und die »Neue Literatur« oder auch die »Bücherkunde« stellten eine ernsthafte Konkurrenz dar. Rosenbergs Zeitschrift verfolgte einen antisemitischen Kurs. Ihre primitiven Hassausbrüche erinnerten Zeitge105 Martin, S. 47ff. 106 Bollmus: Das Amt Rosenberg und seine Gegner, S. 111. 107 Nationalsozialistische Monatshefte. Zentrale politische und kulturelle Zeitschrift der NSDAP, Zentralverlag der NSDAP Franz Eher Nachf., München, 1.1930–15.1944, im Vertrieb der Devex nur nachweisbar über Titelangabe in Lagerlisten Januar und September 1944. (Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV/Devex – Schriftwechsel).
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Erste Geschäfte mit der Arbeitsfront nossen oft an den Stürmer und nationalsozialistische Wandzeitungen. Statt zu diskutieren wurde diffamiert, nur der eigene Standpunkt wurde als »wissenschaftlich begründet« angesehen.108 Einen echten Exoten hatte die Devex mit der Zeitschrift Ostland109 im Programm. Das seit Juli 1942 erscheinende repräsentative Blatt, das sich eher kulturellen als politischen Themen widmete, diente vor allem dazu, den Geltungsdrang von Reichskommissar Hinrich Lohse zu befriedigen. Für die Aufnahme in das Vertriebsprogramm der Devex dürfte angesichts der 1944 belieferten 500 Jahresabonnenten nicht der erhoffte Erlös aus dem Zeitschriftenvertrieb ausschlaggebend gewesen sein. Obwohl ein Zusammenhang der Entscheidung für den Vertrieb der immer schwerer nach Deutschland zu liefernden Zeitschrift mit den Druckaufträgen der Verlage Georg von Holtzbrincks an Unternehmen im Reichskommissariat Ostland an Hand der überlieferten Akten nicht direkt herzustellen ist,110 bietet sich hier doch eine einleuchtende Erklärung dafür, warum der auf Kompensationsgeschäfte angewiesene Unternehmer ein solch unattraktives Vertriebsobjekt aufnahm. Inhaltliche Gründe können es jedenfalls nicht gewesen sein, denn es gibt bislang keinen Beleg dafür, dass Georg von Holtzbrinck sich über die Bibliothek und die Volksbücher hinaus jemals eingehender mit den von seinem Vertrieb verkauften Druckerzeugnissen befasst hätte. Keines der nach dem Verlust der DAF-Zeitschriften in das Portfolio aufgenommenen Vertriebsobjekte hatte jemals ein vergleichbares Gewinnpotenzial, zumal sich die Devex die Vertriebsrechte mit wesentlich mehr Konkurrenten teilen musste. Nach 1939 verlagerte sich der Geschäftsschwerpunkt des Unternehmens merklich. Der Zeitschriftenvertrieb leistete nur noch einen geringen Deckungsbeitrag, er trug aber dazu bei, den eigenen Vertreter- und Botenapparat auszulasten.
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108 Gisela Berglund: Der Kampf um den Leser im Dritten Reich: Die Literaturpolitik der »Neuen Literatur« (Will Vesper) und der »Nationalsozialistischen Monatshefte«. Worms: Heintz 1980, S. 4. 109 Ostland. Halbmonatsschrift für Ostpolitik, hrsg. vom Bund Deutscher Osten e.V. Berlin. Berlin: Ahrens Verlag, 2/1921–24/1943, im Vertrieb der Devex nur nachweisbar über Titelangabe in Lagerlisten Januar und September 1944 sowie Schriftwechsel im Januar 1944. (Brief Devex ohne Kopf Zeichen D/La. an die Verlagsgesellschaft Ostland Riga, 24. Januar 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV [Schriftwechsel 1943–1944]). 110 In den erhaltenen Unterlagen der Devex und des Verlages Deutsche Volksbücher finden sich wiederholt Hinweise auf Aufträge an Druckereien in Riga, allerdings ohne Angaben über der Umfang und Bedeutung für die Gesamtproduktion, z. B. Aktennotiz VDV Stuttgart, 16. April 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV [Schriftwechsel 1943–1944]).
Neue Geschäftsfelder – Zusammenarbeit mit Kohlhammer Neue Geschäftsfelder – Zusammenarbeit mit Kohlhammer In den Jahren 1938 und 1939 versuchten Georg von Holtzbrinck und sein Partner Wilhelm Schlösser das Geschäftsfeld der Devex zu verbreitern. Sie mussten neue Vertriebsobjekte für die Vertreterkolonnen finden. Bei allen verlegerischen Ambitionen, die vor allem Schlösser bereits hegte, war die Devex noch nicht in der Lage, selbst in großem Umfang Bücher oder Zeitschriften herauszugeben. Die Bibliothek band alle Kapazitäten, die auf diesem Gebiet vorhanden waren. Um ihre weit reichenden, ehrgeizigen inhaltlichen Pläne dennoch umsetzen zu können, brauchten die beiden Jungunternehmer zumindest einen Verlag, der mit ihnen zusammenarbeitete. Im Stuttgarter Kohlhammer-Verlag fand sich ein solcher Partner. Die Kontakte liefen über die seit 1937 zu Kohlhammer gehörende Union-Druckerei, in der auch die Bibliothek produziert wurde. Geschäftsführer der Druckerei war Karl Gutbrod, Schwiegersohn und Teilhaber Walter Kohlhammers. Schlössers Broschüre Zur Steigerung der nationalen Produktionskraft1 war das erste gemeinsame Publikationsprojekt von Kohlhammer und Devex. Die zwischen dem Autor und Gutbrod vereinbarten Konditionen waren außergewöhnlich: Die Devex übernahm nicht nur die Gesamtverantwortung für den Vertrieb, sondern auch sämtliche verlegerischen Risiken.2 Für die Devex ging es bei diesem Geschäft vor allem darum, die Kontakte zu dem Stuttgarter Traditionsverlag zu vertiefen. »Wir haben die Abmachung mit Herrn Gutbrod getroffen, um mit dem Verlag Kohlhammer, der mit 250 Mitarbeitern im Stamm-Unternehmen um ein Vielfaches größer war als die Devex3, in ein engeres geschäftliches Verhältnis zu kommen«, hielt Schlösser fest und betonte: »Es gibt genug Druckereien im deutschen Reich, die uns ihr Verlags-Signum auf diese Broschüre gesetzt und uns keinen Pfennig mehr als nur die reinen Druckkosten berechnet hätten.«4 1 Schlösser will die Propagandabroschüre für die Deutsche Arbeitsfront nach eigenen Angaben verfasst haben. (Antrag zur Bearbeitung der Aufnahme als Mitglied der Reichsschrifttumskammer, Gruppe Schriftsteller, 14. Mai 1941. In: BArch, ehemaliges BDC, Wilhelm Schlösser [7. April 1908]). Die Broschüre wurde wie eine Reihe weiterer Publikationen der DAF von der Devex vertrieben. (Steigerung der nationalen Produktionskraft: Mensch, Wirtschaft, Technik. Hrsg. von Wilhelm Jäzosch. Berlin: Kohlhammer 1939). Der Herausgeber Wilhelm Jäzosch war Leiter des DAF-Fachamtes. Allerdings findet sich in keiner der 13 Ausgaben ein Hinweis auf Schlösser. 2 Wilhelm Schlösser an Georg von Holtzbrinck, 15. September 1939. In: Dokumentensammlung, Teil-bestand Schlösser, Privat 1938–1941. 3 Meldebogen Karl Gutbrod, 3. Mai 1946. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/6/16163. 4 Wilhelm Schlösser an Georg von Holtzbrinck, 15. September 1939. In: Dokumentensammlung, Teil-bestand Schlösser, Privat 1938–1941. Kohlhammer und der zugehörige Deutsche Gemeindeverlag waren zu dieser Zeit bereits geschäftlich mit diversen Dienststellen von Partei und Staat verbunden: Von der »Dienstvorschrift für Leichenbeschauer«, über Soldatenliederbücher bis hin zum »Jahrbuch für die Sippenkunde des Deutschtums im Ausland« ist das Verlagsprogramm breit gefächert. Nach der Gleichschaltung der kommunalen Spit-
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Neue Geschäftsfelder – Zusammenarbeit mit Kohlhammer Die Zusammenarbeit mit der Devex bot sich an, beide Unternehmen ergänzten sich: Kohlhammer stand bereits – spätestens seit 1937 – unter aufmerksamer Beobachtung der Reichsschrifttumskammer wegen seiner umfangreichen Vertriebsaktivitäten. So prüfte der Obmann für den Buchhandel im Bezirk Tiergarten, wo sich die Berliner Außenstelle des Verlages befand, »ob dort ein Sortiment oder eine Reise- und Versandbuchhandlung besteht«5. Der Stuttgarter Verlag wiederum beeilte sich zu versichern: »Wir betreiben weder hier in Stuttgart, noch in Berlin ein Sortiment, sondern haben lediglich Auslieferungslager unserer eigenen Verlagswerke.«6 Mit dem Einsatz von Vertretern der Devex konnte Kohlhammer faktisch seinen Direktvertrieb ausweiten, ohne mit den strengen Auflagen der Behörden in Konflikt zu geraten. Von dieser Arbeitsteilung sollten beide Seiten noch ausgiebig Gebrauch machen. Das junge Vertriebsunternehmen wiederum konnte durch die Zusammenarbeit mit einem mittelständischen Traditionsverlag sein größtes Defizit ausgleichen: Das Fehlen eigener Inhalte, das in Abhängigkeit von solchen Partnern wie dem Verlag der Arbeitsfront geführt hatte. Bereits das erste Geschäft brachte allen Beteiligten Vorteile: Bis zum 15. September 1939 hatten die Vertreter-Kolonnen bereits 50.000 Exemplare von Schlössers Broschüre Zur Steigerung der nationalen Produktionskraft verkauft. Der Autor erwartete einen Absatz von weiteren 50.0007 und konnte etwa ein Jahr später von Kohlhammer ein Autorenhonorar von 8.000 Reichsmark verbuchen.8 Das zweite Projekt, das beide Unternehmen angingen, war wesentlich umfangreicher. Mit dem DAF-Fachamt Eisen und Metall, das auch Schlössers Broschüre herausgegeben hat, wurde Mitte 1939 eine mehrteilige Publikationsreihe aufgelegt. Kohlhammer konnte dadurch seine Produktionskapazitäten auslasten, die Devex ihren Vertrieb. Nach Kriegsausbruch und der damit verbundenen Einstellung der DAF-Zeitschriften bot sich für das Vertriebsunternehmen die Möglichkeit, die nunmehr überzähligen, festangestellten Vertreter zu dem Stuttgarter Verlag abzuschieben und sie für die Devex allenfalls noch nebenberuflich tätig werden zu lassen.9 Damit verbesserte sich die Kostenstruktur der Devex deutlich. Das Geschäft mit dem Fachamt der Arbeitsfront war für beide Unternehmen lukrativ. Bis November 1939 wurden insgesamt 250.000 Broschüren im Durchschnitt zu 0,35 Reichsmark verkauft. Der wöchentliche Absatz lag bei etwa 10.000 Stück. Die Vertreter verkauften die Blätter schneller als Kohlhammer drucken konnte, wobei der Erfolg der
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zenorganisationen war der Gemeindeverlag aus dem »Deutschen Gemeindetag« ausgegliedert worden. Er publizierte eine Reihe von Vordrucken und Formularen. RSK Gruppe Buchhandel an Ernst König, Bezirksobmann für den Bezirk Tiergarten, 5. April 1938. In: Nara, RG 242, Foreign Records Seized, BDC, A339-RKK-I293-0238 (Kohlhammer, Friedrich). RSK Gruppe Buchhandel an den Gauobmann des Buchhandels bei der Landesleitung Berlin, 23. November 1937. In: Nara, RG 242, Foreign Records Seized, BDC, A339-RKKI293-0238 (Kohlhammer, Friedrich). Wilhelm Schlösser an Georg von Holtzbrinck, 15. September 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat (1938–1941). Kohlhammer-Verlag an Wilhelm Schlösser, 16. November 1940. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat (1940). Von Holtzbrinck an Schlösser, 27. September 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat (1938–1941).
Neue Geschäftsfelder – Zusammenarbeit mit Kohlhammer einzelnen Titel durchaus unterschiedlich war. Unrentabel aus Sicht des Verlages und der Vertriebsfirma waren die Ausgaben Nr. 2 (Stahl- und Eisenbau), Nr. 6 (Feinmechanik und Optik), Nr. 8 (Werkstoff-Verfeinerung und verwandte Industriezweige) und Nr. 10 (Metallwaren und verwandte Industriezweige). Besonders gut verkaufen sich dagegen die Ausgaben Nr. 3 (Maschinenbau), Nr. 4 (Fahrzeugindustrie) und Nr. 7 (Luftfahrtindustrie). Allein für die Devex fiel bei diesem Geschäft ein Reinverdienst von 80.000 Reichsmark ab.10 Der Verlag forderte davon im November 1940 einen Anteil von 1.000 Reichsmark als »freiwillige Sondergebühr«. Die Devex, die zu diesem Zeitpunkt mit Karl Gutbrod über neue Konditionen für den Druck der Bibliothek in der Union-Druckerei verhandelte, konnte sich diesem Ansinnen letztlich nicht entziehen, was Schlösser und von Holtzbrinck erboste.11 In den Programmen der Kohlhammer-Verlage finden sich mehrfach Titel mit eindeutig antisemitischen Tendenzen12 oder auch Schriften zum Euthanasie-Programm13, die von den von der Devex übernommenen Vertretern mit verkauft wurden. Der Vertrieb auch von NS-Propaganda war Teil des Geschäftes. Ob die Devex in der Zusammenarbeit mit Kohlhammer überhaupt Einfluss auf den Einsatz ihrer Werber hatte, muss ohne eingehende Auswertung von weiteren Unterlagen des Kohlhammer-Verlages eine unbeantwortete Frage bleiben. Der Verlagskaufmann Karl Gutbrod, mit dem die Devex verhandelte, war seit 1931 Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 410.147)14. Er hatte 1932 in die Stuttgarter 10 Wilhelm Schlösser an Georg von Holtzbrinck. 6. November 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941. 11 Wilhelm Schlösser an Georg von Holtzbrinck, 28. November 1939. In Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941. 12 So wurde 1939 der Band »Die Familie Rothschild« von Walter Brewitz verlegt. Bereits im Vorwort machte der Autor sein Anliegen deutlich: »Im deutschen Schrifttum fehlt bis heute eine große und umfassende Beurteilung der Rothschilds unter dem Blickwinkel unserer nationalsozialistischen Weltanschauung …« (Brewitz: Die Familie Rothschild, S. VI). 13 Mit Erich Ristows Band zum Erbgesundheitsrecht (Ristow: Erbgesundheitsrecht) legte Kohlhammer eine juristische Abhandlung vor, in der sich die nationalsozialistische Rassenideologie in Reinkultur findet. Das Eingeständnis des Verlages aus dem Jahre 1966: »Es lag in der Natur der Sache, daß bei der Kommentierung der von der nationalsozialistischen Regierung erlassenen Gesetze nationalsozialistisches Gedankengut zum Ausdruck kam. Dabei muß zugegeben werden, daß im einen oder anderen Fall die Tendenz allzu stark unterstrichen wurde« (Hundert Jahre Kohlhammer, S. 61) erfasst nicht annähernd die Tragweite der Verwicklungen des Hauses in die NS-Propaganda. Schon das Titelblatt der Abhandlung Ristows ist mit einem richtungweisenden Hitler-Zitat versehen. (Was nicht guter Rasse ist auf dieser Welt, ist Spreu.) Der Autor selbst wollte mit seinem Werk »die Berechtigung, Bedeutung und Anwendung des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses« erläutern. Dabei konnte er unter anderem auf eine umfangreiche Sammlung von Entscheidungen deutscher Erbgesundheitsgerichte zurückgreifen, die er während seiner Zeit im Reichsgesundheitsamt ausgewertet hatte (Ristow: Erbgesundheitsrecht, S. V). Detailliert diskutiert der Leitfaden sämtliche rechtlichen Aspekte des Erbgesundheitsrechts. 14 Personal-Nachweis, 22. März 1938. In BArch, ehemaliges BDC, RK/RSK II I 210 Karl Gutbrod (20.5.1905). – Wie sein Bruder Hans war auch Karl Gutbrod zum 1. Januar 1931 in die Partei eingetreten. Während der Verlagsbuchhändler Karl Gutbrod in der NS-Kulturbürokratie aufstieg, machte Hans Gutbrod Karriere in Partei und SS, wo er es als Haupt-
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Neue Geschäftsfelder – Zusammenarbeit mit Kohlhammer Familie Kohlhammer eingeheiratet. Gutbrod war 1923 siebzehnjährig in die Reichswehr eingetreten und 1926 zum Offizier befördert worden, 1930 war er ausgeschieden, um in Tübingen Rechtswissenschaft und Philosophie zu studieren.15 Sein Schwiegervater stellte ihn nach der Hochzeit in seinem Verlag an. Am 2. Januar 1934 verkaufte Kohlhammer ihm den Hirschfeld-Verlag, dessen Sitz er bereits im August 1933 nach Stuttgart verlegt hatte.16 Im Juni 1934 benannte Gutbrod den Verlag um: Die GmbH firmierte zunächst unter seinem eigenen Namen, bevor 1937 die Umbenennung in Hohenstaufen-Verlag erfolgte.17 Zunächst konzentrierte sich Gutbrod darauf, Literatur der Deutschen Glaubensbewegung und ihres Gründers Jakob Wilhelm Hauer zu verlegen.18 Mit der Umbenennung 1937 ging eine inhaltliche Zäsur einher. Titel zur Glaubensbewegung erschienen fortan im neu gegründeten Verlag von Georg Truckenmüller, dem langjährigen Geschäftsführer Gutbrods. Gutbrod selbst kümmerte sich danach vor allem um das Geschäft seines Schwiegervaters, der ihn 1936 zum Teilhaber gemacht hatte. Daneben stieg er zum GauObmann für den Buchhandel in der Reichsschriftumskammer auf. Diese Position behielt er auch bei, als er 1940 zum Landesleiter der RSK avancierte. Später übernahm er in
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sturmführer zum Adjutanten des Gauleiters Wilhelm Murr sowie zum Gauamts- und Abschnittsleiter brachte. Auch der dritte Bruder, Max Gutbrod, trat in Partei und SS ein. Er fiel 1941 an der Ostfront. Schriftsatz Karl Gutbrod, o. D. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/6/16163. Amtsgericht Stuttgart HRA 143 Hohenstaufen-Verlag Karl Gutbrod. In: Staatsarchiv Ludwigburg, FL 300/31 I, HRA 143. Mit der Auflösung des Hohenstaufen-Verlages im Jahre 1945 – bestätigt in einem Schreiben Karl Gutbrods an das Amtsgericht Stuttgart vom 19. März 1945 – endet damit auch die Geschichte des Traditionsverlages C. L. Hirschfeld. (Amtsgericht Stuttgart HRA 143 Hohenstaufen-Verlag Karl Gutbrod. In: Staatsarchiv Ludwigburg, FL 300/31 I, HRA 143). Der Versuch, eine »Deutsche Glaubensbewegung« als Vereinigung dieses gesamten Spektrums zu schaffen, ist vor allem mit dem Namen des Tübinger Indologen und Religionswissenschaftlers Jakob Wilhelm Hauer verbunden. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten sah er die Chance, eine »Deutsche Glaubensbewegung« als religiöse Erneuerungsbewegung in Deutschland durchzusetzen (Nanko: Die deutsche Glaubensbewegung). In Hauers Bewegung sammelten sich zahlreiche Strömungen, die völkisch-rassistisches Gedankengut vertraten. Kohlhammer hatte 1922 die Dissertation Hauers »Die Anfänge der Yoga-Praxis« herausgebracht und war seither der Hausverlag des Wissenschaftlers Hauer. Als 1934 unter dem Titel Durchbruch – Kampfblatt für deutschen Glauben, Rasse und Volkstum die Zeitschrift der Deutschen Glaubensbewegung gegründet wurde, erschien diese zunächst im Karl Gutbrod Verlag, der auch Hauers programmatische Schriften herausbrachte. Der Durchbruch sollte wegen hoher Verluste für den Verlag bereits ein Jahr später wieder eingestellt werden. Am 30. März 1936 trat Hauer als Vorsitzender der »Deutschen Glaubensbewegung« zurück. Der Handlungsspielraum der Organisation wurde fortan von der SS definiert. SS-Gruppenführer Reinhard Heydrich und SS-Chef Heinrich Himmler kümmerten sich persönlich um die Einbindung der Organisation in ihren Einflussbereich. (siehe dazu: Material zur Restrukturierung der Glaubensbewegung Hauers, April 1936. In: Staatliches Russisches Militärarchiv, Sonderarchiv, Fonds 501k Opis 1 Delo 14).
Neue Geschäftsfelder – Zusammenarbeit mit Kohlhammer Personalunion auch die Stelle des Gau-Obmanns der Gruppe Schriftsteller in der RSK.19 Ein Jahr später übertrug ihm die Fachschaft Verlag der RSK in Berlin die Leitung der Fachuntergruppe Geschichte (einschließlich Biografien), Kulturgeschichte, Rassen- und Volkskunde in ihrer Fachgruppe I »Politik und Geschichte«.20 Gemeinsam mit Truckenmüller, der als stellvertretender Gau-Obmann der Gruppe Buchhandel der RSK fungierte21, kontrollierte Gutbrod die Entwicklung des Verlagswesens in Stuttgart, einer der wichtigsten Städte des deutschen Buchhandels. Das wiederum machte die Geschäftsbeziehungen zu ihm für Georg von Holtzbrinck und Wilhelm Schlösser interessant. Gutbrod, aber auch Truckenmüller, machten außergewöhnlich gute Geschäfte. Das zeigt nicht zuletzt die Entwicklung des Einkommens von Karl Gutbrod, das sich von 1932 bis 1942 um fast das Zweihundertfache steigerte.22 Ähnlich entwickelte sich der Wert seines Geschäftsanteils bei W. Kohlhammer, der 1936 mit 44.000 Reichsmark beziffert wurde23 und 1948 rund 500.000 Reichsmark betrug24, ein Vielfaches dessen, was der Verlag Deutsche Volksbücher oder die Devex zu dieser Zeit wert waren. Schon deshalb ist kaum davon auszugehen, dass es sich bei den geschäftlichen Beziehungen um eine gleichberechtigte Partnerschaft gehandelt hat. Vor allem Schlösser hegte nach den ersten erfolgreichen Projekten 1939 weitere ehrgeizige Pläne: Gemeinsam mit Franz Joseph Ophaus, dem Gründer der Vereinigung der Inhaber des Goldenen Militär-Verdienst-Kreuzes, entwarf er kurz nach Kriegsausbruch den Plan für eine Heftreihe, die ebenfalls bei Kohlhammer erscheinen sollte. Ophaus, der bereits 1936 einen Sammelband über die Verdienst-Kreuz-Träger25 herausgebracht hatte, verfügte demnach über rund 1.700 Berichte der Ausgezeichneten. Darunter, so Schlösser, befänden sich viele Schilderungen, »die wir mit RM 0,30 in der Art der früheren Wildtöter-Geschichten26 herausbringen könnten.« Die geplante Schriftenreihe sollte pädagogischen Charakter haben, der »Kampfgeist, Treue, Mut, kurz die
19 RSK Berlin an Karl Gutbrod, 25. Januar 1940. In: BArch, ehemaliges BDC, RK/RSK II I 210 Karl Gutbrod (25. Mai 1905). 20 Bekanntmachungen des Leiters des Deutschen Buchhandels. In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel (1942) Nr. 69/70, S. 65. 21 Truckenmüller arbeitete darüber hinaus ab 1936 auch als Informant des SD in Verlegerkreisen. (Meldebogen, 3. August 1946. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, Az. 37/61444). 22 Beim Eintritt in die Firma erhielt der Verlagsbuchhändler 1932 (ab 1.6.) ein Jahresgehalt von 2.175 RM. Das Gehalt stieg mit dem Aufstieg in der Firma. 1942 erreichte der Verdienst 400.770 RM. (Aufstellung Einkommen Karl Gutbrod in der Firma W. Kohlhammer, 9. September 1946. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/6/16163). 70 Prozent der deutschen Einkommensbezieher erhielten im Vergleich dazu 1943 Jahreseinkommen unter 2.400 Reichsmark. (Aly: Hitlers Volksstaat, S. 68). 23 Aufstellung Einkommen Karl Gutbrod in der Firma W. Kohlhammer, 9. September 1946. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/6/16163. 24 Öffentlicher Kläger der Spruchkammer Stuttgart, 12.3.1948. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/6/16163. 25 Ophaus: Das preußische goldene Militär-Verdienst-Kreuz. 26 Schlösser plante offensichtlich, die Kriegs-Erlebnisse der Ritterkreuzträger im Stile der Lederstrumpf-Abenteuerromane von James Fenimore Cooper aufzuschreiben und zu vermarkten.
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Neue Geschäftsfelder – Zusammenarbeit mit Kohlhammer Soldatentugenden verherrlicht.«27 Die Hefte sollten im Taschenformat mit 32 Seiten und einem vierfarbigen Umschlag erscheinen. Als Autoren waren unter anderem Erwin Dwinger und Werner Beumelburg vorgesehen. Ihr Honorar hätte bei 150 Reichsmark gelegen. Ophaus hätte noch einmal zehn Prozent Vermittlungsgebühr kassiert. Die Schirmherrschaft sollte bei der Hitlerjugend liegen. Jeweils sechs bis acht Nummern der Reihe sollten zu Büchern zusammengefasst und zum Preis von 1,50 Reichsmark über den Buchhandel verkauft werden. Herstellung und Vertrieb würden, so Schlösser, wieder über den Kohlhammer-Verlag abgewickelt werden. Die Devex-Leute wären in dessen Auftrag unterwegs. Auch den Druck sollte das Stuttgarter Haus gegen eine Beteiligung am Erlös übernehmen. Es ergab sich kein Nachweis, dass die Reihe umgesetzt worden ist. Ende 1939 richteten Georg von Holtzbrinck und Wilhelm Schlösser ihr Augenmerk verstärkt darauf, ihre verlegerischen Ambitionen aus eigener Kraft umzusetzen, um das beginnende Kriegsgeschäft auszunutzen.28
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27 Wilhelm Schlösser an Georg von Holtzbrinck, 13. September 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941. 28 Die künstliche Einschränkung der Titelzahl durch die Zensur ermöglichte die Produktion profitabler Großauflagen, was der Devex entgegen kam. Lokatis konstatiert, dass diese Entwicklung der modernen Forschung bis in die 1990er Jahre hinein verborgen blieb. (Lokatis: Hanseatische Verlagsanstalt, S. 7). Zeitgenössische Quellen liefern einen weiteren Erklärungsansatz: So verzeichneten die WBZ-Unternehmen zunächst eine steigende Nachfrage nach »Blättern mit aktuellem Nachrichtenstoff«. Später nahm auch das Geschäft der Zeitschriften und Monatsblätter einen Aufschwung, der durch die Bewegungseinschränkungen, die den Menschen durch den Krieg auferlegt worden sind, noch befördert wurde: »Die Verdunkelung, die zunächst einen Teil des Vertriebsgeschäfts außerordentlich erschwerte, wirkte sich nicht zuletzt als ein lesefördernder Umstand von unerwartetem Ausmaß aus.« (Der Vertrieb im Kriegsjahr 1940. In: Der Vertrieb (1941) Nr. 3, S. 25). Damit partizipierte nicht nur der Sortimentsbuchhandel von jenem Boom, der die Buchhändler in den Ruf brachte, »Kriegsgewinnler dieses Krieges zu sein.« (Lokatis: Hanseatische Verlagsanstalt, S. 7).
Aufbau des Verlagsgeschäfts bei der Devex Als Georg von Holtzbrinck und sein Partner Wilhelm Schlösser die Bibliothek 1937 von der Union erwarben, stand dahinter vor allem die Intention, der Devex ihr damaliges Hauptvertriebsobjekt zu sichern. Als Eigentümer der Verlagsrechte waren sie nun – was vor dem Kauf offenbar niemand ernsthaft in die Überlegungen einbezogen hatte – auch für die inhaltliche Gestaltung der Reihe verantwortlich. Ihr bislang auf Verkauf ausgerichtetes Unternehmen musste zum Verlag umgebaut werden. Der Erwerb der Bibliothek wurde damit für beide der erste Schritt auf dem Weg vom Buchvertreter zum Verleger. In der Literatur wird die Bibliothek häufig als die älteste1 bzw. eine der ältesten Buchgemeinschaften2 bezeichnet.3 Die Gründer hatten einst den Anspruch verfochten, es den Beziehern der Bibliothek zu ermöglichen, sich zu geringen Kosten eine Belehrung und Unterhaltung zugleich bietende Privatbibliothek anzulegen.4 In der Gestaltung der Bände unterschied sich die Bibliothek bis zu ihrer Umgestaltung im Oktober 1937 nicht von der Mehrheit der gängigen Unterhaltungszeitschriften, so dass sie – wenn überhaupt – allenfalls als Vorläufer einer Buchgemeinschaft angesehen werden kann. Zur Buchgemeinschaft wurde sie allerdings durch die tief greifenden Änderungen, die von der Devex als neuer Eigentümerin vorgenommen worden sind. Aus einer Familienzeitschrift in Buchform wandelte Georg von Holtzbrinck, der als Herausgeber zeichnete, die erworbene Bibliothek in eine »Art moderne Hausbücherei«5 um, die weiterhin monatlich erschien. Der Übergang zur Buchgemeinschaft vollzog sich dabei allmählich. Immer wieder finden sich Ende der 1930er Jahre Monatsbände, die eher einer Zeitschrift gleichen, auch wenn sie zumeist bestimmten Themenkomplexen gewidmet sind.6 Erst zu Beginn der 1940er Jahre, insbesondere nach Beginn der Kooperation mit dem später von den beiden Geschäftspartnern ebenfalls erworbenen Verlag Deutsche Volksbücher, setzte sich das Konzept der Buchgemeinschaft durch. Die Bände waren im Rotationsdruck hergestellt, in Ganzleinen gebunden und kosteten pro Ausgabe 1,40 Reichsmark. Sie wurden zumeist im Direktvertrieb unter Umge1 Bigler: Literatur im Abonnement, S. 16. 2 Kollmannsberger: Buchgemeinschaften im deutschen Buchmarkt. 3 Als Begründung wird Frank Weissbachs Definition angeführt, wonach unter Buchgemeinschaften jene Organisationsformen zu verstehen sind: »[…], die entsprechend ausgewählte, in Massenauflagen zu billigen Preisen hergestellte eigene oder fremde Verlagserzeugnisse an ihre Mitglieder, und nur an diese, vertreiben. Diese sind durch Vertrag fest an die Buchgemeinschaft gebunden und müssen sich verpflichten, ihr mindestens ein Jahr lang anzugehören und einen regelmäßigen Beitrag zu zahlen und regelmäßig Bücher abzunehmen. Darüber hinaus können zusätzlich Bücher nach Wahl zu einem verbilligten Preis erworben werden.« (Zitiert nach: Bigler: Literatur im Abonnement, S. 16f.). 4 Zitiert nach: Bigler: Literatur im Abonnement, S. 18f. 5 Bigler, S. 18f. 6 Zu nennen wären: Lachende Welt. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1938 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. August); Entdecker und Abenteurer. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1938 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Juni); Amerika. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1938 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Oktober).
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Aufbau des Verlagsgeschäfts bei der Devex hung des stationären Buchhandels an die Endkunden verkauft. Ein Versuch vom Sommer 1938, die Bibliothek auch über Bahnhofsbuchhandlungen zu verkaufen, blieb die Ausnahme: Georg von Holtzbrinck hatte damals, offensichtlich um neue Käuferkreise zu erschließen, 30 Bände an die Bahnhofsbuchhandlung Wittwer in Stuttgart gegeben.7 Über die Resonanz auf dieses Angebot ist nichts bekannt. Die inhaltliche Gestaltung der Reihe hatten Georg von Holtzbrinck und sein Partner bei der Vorbereitung ihrer Übernahmen vom Union-Verlag sträflich vernachlässigt. Der Schwerpunkt ihres geschäftlichen Interesses lag zu diesem Zeitpunkt noch eindeutig auf dem Vertrieb. Der spätere Hauptschriftleiter Hans-Ludwig Oeser war es, der bei Wilhelm Schlösser im April 1937 auf einen raschen Abschluss mit dem Union-Verlag drängte, da längere Vorlaufzeiten für die einzelnen Bände einkalkuliert werden müssten und die Reichsschrifttumskammer außerdem einem Erwerb erst zustimmen müsste. Ferner mahnte Oeser einen Verlagsplan an, um die Richtung der Publikation zu bestimmen. Schlösser schlug seinem Partner vor, Oeser mit der Schriftleitung zu betrauen, da ohnehin keiner der Gesellschafter verlegerische oder herstellerische Erfahrung habe. Er habe Vertrauen in Oesers Fähigkeiten, die er auch bisher schon in die Bibliothek eingebracht hätte, schreibt Schlösser: »Ob er allerdings der in unserem Sinne volkstümliche Mann ist, bezweifle ich. Seine Persönlichkeit gibt uns aber Gewähr für saubere Arbeit.«8 Die Entscheidung für Hans-Ludwig Oeser als Hauptschriftleiter der Bibliothek ist exemplarisch für die Personalpolitik Georg von Holtzbrincks und seines Partners in der Folgezeit. In Oeser hatten sie nicht nur einen ausgewiesenen Fachmann für die Edition der Buchreihe gefunden, sondern auch einen Parteigenossen, der die Gewähr dafür bot, dass die NS-Kulturbürokratie keinen Anstoß an deren inhaltlicher Ausrichtung nahm. Wobei den Ausschlag für Oesers Engagement die Tatsache gab, dass er bereits seit 1934 die Bibliothek und das Buch für alle als Schriftleiter betreute. Zuvor hatte er als Verlagssekretär und Lektor zwischen 1931 und 1933 für die 1924 gegründete »Deutsche Buchgemeinschaft« gearbeitet.9 In die NSDAP war Oeser, der seinen eigentlichen Vornamen Jean in das patriotischere Hans-Ludwig ändern ließ10, am 1. Mai 1933 eingetreten (Mitgliedsnummer 2.634.209).11 Der Beitritt erfolgte, wie die »Deutsche Buchgemeinschaft« ihm im Spruchkammerverfahren bescheinigte, auf Anraten seines damaligen Arbeitgebers, der politische Repressionen befürchtete.12 In Starnberg, wo er seit 1936 lebte, betätigte sich
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7 Georg von Holtzbrinck an Wilhelm Schlösser, 31. August 1938. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941. 8 Wilhelm Schlösser an Georg von Holtzbrinck, 10. April 1937. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Schlösser. 9 Lebenslauf, 9. August 1941. In: Nara, RG 242, Foreign Records Seized, BDC, A-3339RKK-I446. 10 Fragebogen für schriftstellerische Tätigkeit, 27. Januar 1937. In: Nara, RG 242, Foreign Records Seized, BDC, A-3339-RKK-I446. 11 Parteistatistische Erhebung 1939, 30. April 1939. In: Nara, RG 242, Foreign Records Seized, BDC, NSDA-Parteikorrespondenz A-3340-PK-I 403 10432-0436. 12 Laut mündlicher Auskunft des Amtsgerichtes Starnberg, das die Akten des Spruchkammerverfahrens verwahrt, zu einem Brief der Deutschen Buchgemeinschaft vom 13. August 1946.
Aufbau des Verlagsgeschäfts bei der Devex Oeser ab 1937 als Kreisamtsleiter der NSDAP für Buchwesen und Schrifttum13 sowie als Presseamtsleiter.14 Ferner war er als Kreisstellenleiter und Zeitschriftenlektor bei der Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums15 engagiert. Die Spruchkammer kam 1948 dennoch zu der Einschätzung, dass er lediglich ein Mitläufer sei.16 Neben seiner Tätigkeit als Schriftleiter betätigte sich Oeser auch als Autor. Bis 1950 war er für die Bibliothek sowie später für die Wiesbadener Volksbücher tätig. Nach der Trennung der Partner verließ er mit Schlösser den Verlag Deutsche Volksbücher. Er starb am 24. Juli 1954.17 Nachdem die Devex die Bibliothek übernommen hatte, stieg die Zahl der Abonnenten deutlich. Betrug die Auflage ohne Versicherung 1935 lediglich 2.500 Exemplare, lag sie 1939 bereits bei 30.000 Exemplaren monatlich. Die mit Versicherungen gekoppelte Auflage wurde nicht weiter beworben;18 sie lag bei etwa 10.000 Exemplaren, so dass die Gesamtauflage der Bibliothek im Jahre 1939 rund 40.000 Exemplare monatlich betrug.19 Für 1941 wurde eine Steigerung der Abonnentenzahl von 30.000 auf 39.00020 verzeichnet. Geht man davon aus, dass bei dieser Zählung die auslaufenden Versicherungsverträge nicht enthalten waren, so kann man folgern, dass die Zahl der Bezieher 1940 stagnierte, während sie 1941 wieder anstieg. Mit Versicherungsverträgen dürfte die an die Abonnenten verkaufte monatliche Auflage damit nahe an die 50.000 Exemplare gereicht haben.21 13 Aufnahmeantrag RSK, 27. Januar 1937. 1941. In: Nara, RG 242, Foreign Records Seized, BDC, A-3339-RKK-I446. 14 Parteistatistische Erhebung 1939, 30. April 1939. In: Nara, RG 242, Foreign Records Seized, BDC, NSDA-Parteikorrespondenz A-3340-PK-I 403 10432-0436. 15 RSK, 27. Januar 1937. 1941. In: Nara, RG 242, Foreign Records Seized, BDC, A-3339RKK-I446. 16 Laut mündlicher Auskunft des Amtsgerichtes Starnberg, das die Akten des Spruchkammerverfahrens verwahrt. 17 Kürschners Deutscher Literatur-Kalender – Nekrolog 1936–1970. Hrsg. von Werner Schuder und Gerhard Lüdtke: Berlin: de Gruyter 1973, S. 486. 18 Bereits kurz nach Kriegsbeginn im September 1939 zeichnete sich ab, dass das finanzielle Risiko durch die Versicherungs-Ausgaben sich weiter vergrößerte, nachdem das für die Abonnentenversicherungen zuständige Reichsaufsichtsamt angekündigt hatte, die Auszahlung von Sterbegeld auch für im Kriege Gefallene anzuordnen. (Georg von Holtzbrinck an Wilhelm Schlösser, 20. September 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941). 19 Schlösser an von Holtzbrinck, 10.4.1937. In Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Schlösser. 20 Hans-Ludwig Oeser an Hans Grimm, 25. Juni 1941. In: DLA Marbach A: Grimm Briefe an ihn »Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens«. 21 Die Entwicklung der Auflagenkurve entsprach damit jener der »Deutschen Hausbücherei«, die bei der Hanseatischen Verlagsanstalt erschien. Der Rückgang in den Jahren 1939 und 1940 erklärt sich dort aus der Einberufung bisheriger Mitglieder zum Wehrdienst. Auch das Verteilernetz wurde durch die Einberufungen ausgedünnt, worunter der Kundendienst litt. Ende 1940 trat dann eine Stabilisierung, 1941 eine leichte Verbesserung ein. Im Vergleich zur »Bibliothek« verzeichnete die »Deutsche Hausbücherei« 1940 etwa 165.000 Mitglieder. (Lokatis: Hanseatische Verlagsanstalt, S. 129). Die Buchgemeinschaften insgesamt hatten in diesem Jahr etwa 1,7 Millionen Mitglieder (Wittmann: Geschichte des deutschen Buchhandels, S. 743).
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Aufbau des Verlagsgeschäfts bei der Devex
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Abb. 11: Vorwort der neuen Herausgeber der Bibliothek, Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens (Oktober 1937)
Aufbau des Verlagsgeschäfts bei der Devex Die neuen Eigentümer setzten ab 1937 ihre Akzente. Über das neue Konzept der Bibliothek wurden die Bezieher im Oktober-Band informiert, der auf Schutzumschlag und Buchrücken mit der Nummer 1 gekennzeichnet war. »Unsere schöne Buchzeitschrift erscheint mit diesem Band bei der Deutschen Verlagsexpedition Stuttgart«, wandten sich die neuen Herausgeber an die Abonnenten.22 Diesen wurde mitgeteilt, dass die bisherige Form des Fortsetzungsromans dem Anliegen einer Hausbücherei widerspreche. »Ein Bücherschrank dient […] nicht nur der Unterbringung gelesener Werke, sondern er ist der geistige Mittelpunkt der Familie. Man greift immer wieder in ihn hinein, um eine schöne Geschichte nochmals zu lesen, um sich über eine wissenschaftliche Frage zu orientieren oder um einem guten Bekannten ein Buch zu leihen.« Dem sollte, so wurde den Beziehern angekündigt, die Bibliothek, wie der langatmige Titel auch in der Folgezeit abgekürzt wurde, künftig besser entsprechen: »Die ›Bibliothek‹ bringt von jetzt ab in jedem Jahr vier große Romane, und zwar werden diese in jedem dritten Band in vollkommen abgeschlossener Form veröffentlicht. Auch die übrigen Bände der ›Bibliothek‹ werden inhaltlich voneinander ganz unabhängig sein. Wir schaffen Ihnen durch dieses Prinzip eine wirkliche Hausbücherei, die bei allen anderen Bücherfreunden ebenfalls Anklang finden wird.« Neben den Romanbänden wurden in den ersten Jahren Mischbände, Novellen sowie landeskundliche Ausgaben zu Japan oder Amerika herausgebracht. Der Gedanke der Buchgemeinschaft ist in diesem Konzept bereits angelegt. Allerdings war die junge Firma logistisch noch nicht in der Lage, ihn konsequent umzusetzen: Die Devex bestand vor allem aus einem großen Aufgebot von Vertriebsmitarbeitern. Die konsequente Ausrichtung auf ein Hauptvertriebsobjekt – die Bibliothek – und die Auffüllung des Vertriebsportfolios mit Zeitschriftentiteln, die sich an der von den Vertretern bearbeiteten Zielgruppe orientierten, verschafften der Devex entscheidende Wettbewerbsvorteile: Ihre Abonnentenwerber konnten die wenigen Titel entsprechend intensiv bewerben. Darüber hinaus hatte der Vertrieb direkten Zugriff auf die inhaltliche Gestaltung. Für diese Inhalte zeichnete in erster Linie Oeser verantwortlich, doch es ist nicht zu übersehen, dass Georg von Holtzbrinck und sein Partner bereits zu dieser Zeit weit reichende verlegerische Ambitionen hatten, die sie allerdings erst nach dem Erwerb des Verlags Deutsche Volksbücher intensiver ausleben konnten. Einstweilen beschränkten sich die beiden Geschäftspartner auf die inhaltliche Umgestaltung der Bibliothek. Insbesondere der als Herausgeber zeichnende Georg von Holtzbrinck war in die Planungen für die einzelnen Bände stark eingebunden. Jeden Monat hielt er eine dreitägige Redaktionskonferenz mit Oeser in Stuttgart ab.23 22 »Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens«, Stuttgart: Deutsche Verlagsexpedition, Oktober 1937, S. 3. 23 Wann diese Praxis aufgenommen wurde, lässt sich anhand der überlieferten Unterlagen nicht exakt datieren. Es muss in der Folge jedoch zu einer Unterbrechung gekommen sein. In einem Brief an Oeser, in dem er sich über die schleppende Ausführung seiner Weisungen beklagt, ordnete Georg von Holtzbrinck im Mai 1941 die Wiederaufnahme der dreitägigen Redaktionsbesprechungen in Stuttgart an. (Georg von Holtzbrinck an Hans-Ludwig Oeser, 15. Mai 1941. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat [1940]). Die äußeren Umstände erschwerten dieses Vorhaben jedoch, und je stärker sich der Krieg auf die
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Abb. 12: Die Bibliothek in neuer Gestaltung (1937)
Auch in der äußeren Gestaltung verließ die Bibliothek zunehmend die alten Pfade. Schon der erste Band war mit einem Schutzumschlag versehen, der mit einer Wandmalerei aus Pompeji illustriert war. Dieser einheitliche Einband wurde bis etwa Februar 1939 verwendet.24 Bereits ab 1938 experimentieren die Herausgeber zumindest in Teilauflagen mit von Fall zu Fall gestalteten Schutzumschlägen, zu denen Schlösser selbst einige Entwürfe beisteuerte. Der Buchdeckel wurde ebenfalls zunehmend individuell gestaltet. Dabei sind in der Anfangszeit von Monat zu Monat eine Vielzahl Veränderungen – wechselnde Logos, geänderte grafische Gestaltung – zu beobachten. Erst zu Beginn der 1940er Jahre fand die Gestaltung zur Kontinuität. Der Reihentitel Bibliothek trat zu Gunsten des individuellen Titels in den Hintergrund, womit ein weiterer Schritt zur Buchgemeinschaft vollzogen wurde. Unter Regie der Devex tendierte die Bibliothek immer stärker zu aktuellen Themen. Neben trivialen und unterhaltenden Titeln finden sich immer wieder Ausgaben – zum Teil Sonderausgaben oder so genannte Erinnerungsgaben – zu politischen Ereignissen. Georg von Holtzbrinck und Wilhelm Schlösser hatten bei der inhaltlichen Gestaltung
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Infrastruktur auch in Deutschland auswirkte, umso sporadischer wurden die Zusammenkünfte. 24 Exakte Datierungen in diesem Bereich werden durch die Tatsache erschwert, dass bei vielen überlieferten Ausgaben der Bibliothek der Schutzumschlag verloren gegangen ist.
Aufbau des Verlagsgeschäfts bei der Devex der Reihe eine klare Zielgruppe im Visier: »Abonnent kann nur derjenige sein, der einen ordnungsgemäßen Haushalt besitzt und ein Einkommen bezieht, daß [sic!] ihm die Ausgabe von RM 20,- jährlich für Bücher ermöglicht. Bei dem Kundenkreis ist zu sagen, dass die Familien von Handwerkern, Gewerbetreibenden, von mittleren Beamten usw. dafür in Frage kommen, denn in dieser Kundenschicht treffen Sie die meisten wirklichen Interessenten der ›Bibliothek‹. Das Lesen der ›Bibliothek‹ stellt an die literarische Vorbildung der Leute ganz bestimmte Anforderungen; wenn diese nicht erfüllt sind, dann wird der Leser mit der ›Bibliothek‹ nicht zufrieden sein«, machte Georg von Holtzbrinck seinen Vertretern klar.25 »Auf keinen Fall stellt aber die Arbeiterbevölkerung den Kundenkreis der ›Bibliothek‹ dar«, heißt es an anderer Stelle noch eindeutiger.26 Andererseits waren die Anforderungen an die Vorbildung der Abonnenten auch nicht zu hoch gesteckt. Holtzbrinck und Schlösser waren sich bei der Neukonzeption von Anfang an einig, »von unseren Lesern nichts weiter als die Kenntnis der Schrift und ein aufgeschlossener Herz vorauszusetzen«27. Ferner gingen sie davon aus, »dass unserer ganzen Arbeit eine erzieherische, nationale und moralische Tendenz zugrunde liegen müsste, dass wir jedoch von unseren Lesern nichts anderes erwarten könnten, als dass sie Unterhaltung und Entspannung suchten. Wir mussten davon ausgehen, das unseren Lesern Fremdworte und die Begriffe der ›Gebildeten‹ nicht geläufig seien. Wir mussten mit unseren Büchern die Welt, die den Gebildeten offen steht, unseren anderen Volksgenossen erschließen. Da unsere Leser sich vorwiegend aus Berufstätigen zusammensetzen, mussten sie auf der Grundlage der Unterhaltung und Erzählung arbeiten. Ein Mensch, der tagsüber gearbeitet hat, mag abends nicht noch lernen und belehrt werden. Wir mussten den Stoff spannend an den Leser herantragen. Wir mussten ihn so an die Stoffe heranführen, dass seine Entdeckerfreude ihn eigene Schlüsse ziehen und eigene Erkenntnisse finden ließ. Wir gingen von der Überzeugung aus, dass in unserer schnelllebigen Zeit Fortsetzungsromane und -erzählungen für ein Monatsbuch vollständig überholt seien. Bei dem schnellen Leben unserer Zeit vermag ein Leser keine Teilstücke einer Erzählung oder eines Romans einige Monate im Gedächtnis halten. Wir haben deshalb alle Bände in sich abgeschlossen und damit aufgehört, Fortsetzungen über sechs Bände zu verteilen. Wir haben auch die einzelnen Bände unter ein Thema gestellt. Die einzelnen Bände stehen in der Jahreserzeugung wieder in gemeinsamem Bezug. Wir haben im Gleichschritt zu unserer Außenpolitik einen Japan-, einen USA-, einen Italienund einen Jugoslawien-Sonderband gebracht, und im Gleichklang zum Wachstum des Reiches einen Band ›Ostmark‹ und ›Sudetengau‹. Die Bände Polen, Böhmen und Mähren sind in Vorbereitung.«28 Aus dem Zusammenklang der einzelnen Geschichten soll-
25 Georg von Holtzbrinck an Theo Kühnel (Breslau), 22. November sammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941. 26 Georg von Holtzbrinck an A. Gosch, 20. November 1940. In: Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941. 27 Wilhelm Schlösser an Georg von Holtzbrinck, 8. Juli 1938. In: Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941. 28 Wilhelm Schlösser an Rudolf Erckmann, 12. Oktober 1939. In: Teilbestand Schlösser, Allgemein 1938.
1940. In: DokumentenDokumentensammlung, Dokumentensammlung, Dokumentensammlung,
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Aufbau des Verlagsgeschäfts bei der Devex ten sich »Folgerungen für den Leser ergeben, die ihn zu den politischen Ansichten führen, die unsere Staatsführung heute fordert«29. Unter Verweis auf diese durchaus politische Zielstellung strebten die beiden DevexEigentümer bereits im Oktober 1939 die Aufnahme der Bibliothek als Reihe in die Feldbüchereien der Wehrmacht an, was ihnen jedoch verwehrt wurde. Zumindest Einzelbände konnte Wilhelm Schlösser bei einer Unterredung mit dem Schrifttumsreferenten im Propagandaministerium, Rudolf Erckmann30, unterbringen. Die Bibliothek war auch nach 1937 trotz der Aufnahme aktueller Entwicklungen nicht vorrangig politisch ausgerichtet, sondern orientierte sich an der vorrangig auf Unterhaltung ausgerichteten Nachfrage auf dem Massenmarkt. »Bei der Herausgabe der ›Bibliothek der Unterhaltung des Wissens‹ war es unser Ziel, die großen Leistungen unseres Volkes auf allen Gebieten verlegerisch so zu gestalten, daß sie literarisch allen Ansprüchen genügten, gleichzeitig aber auch dem einfachen Mann verständlich waren«, formulierte Georg von Holtzbrinck. Die Entwicklung der Auflage zeigt, dass dieses Konzept, kombiniert mit einem effizienten Vertrieb, rasch Früchte trug. Die Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums jedenfalls honorierte die Bemühungen mit einem positiven Gutachten. Auf diesem Konzept aufbauend, wollten die beiden Partner in jenem Massenmarkt expandieren: »Es ist nun unsere Absicht, den verhältnismäßig engen Rahmen, den eine Zeitschrift für unsere Arbeit bietet, zu erweitern und Bücher herauszubringen, die den gleichen Grundgedanken haben, nämlich ausgesuchtes Schrifttum unserer Zeit, sei es schöngeistiger, zeitgeschichtlicher oder wissenschaftlicher Natur, zu verlegen und dabei stets Rücksicht zu nehmen, daß auch der einfache Mann diese Bücher käuflich erwerben kann.«31 Das Programm wurde diesem Ziel konsequent angepasst. Schon im November-Band des Jahres 1937, Walter Pegels Fräulein auf dem Regenbogen32, wurde als besonderer Höhepunkt der Dezember-Ausgabe ein Beitrag über Benito Mussolini angepriesen: »Unter dem Titel ›Bei Mussolini‹ erzählt Fritz Behn über seine wochenlange Tätigkeit im Arbeitszimmer des Duce so interessant, dass ihm dieser persönlich seine telegraphischen Glückwünsche zu seiner Arbeit übersandte.«33 Der Dezember-Band Festliche Tage des deutschen Volkes pries den italienischen Diktator: »Mussolini ist eine staatsmännische Persönlichkeit von größtem Ausmaß. In den reißenden Strom seines Genies münden alle Flüsse des neuen Zeitgeistes, von ihm werden alle völkergestaltenden Probleme befruchtet, er trägt die Völker zu neuen Ländern, wie sein Volk in das Meer neuer Tatkraft.«34
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29 Wilhelm Schlösser an Georg von Holtzbrinck (unter Bezug auf eine Unterredung mit Rudolf Erckmann im Propagandaministerium), 5. Oktober 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941. 30 Zur Schrifttumsabteilung im Reichspropagandaministerium siehe Barbian: Literaturpolitik im »Dritten Reich«, S. 172ff. 31 Erwähnt im Entwurf zum Lebenslauf Georg von Holtzbrinck, 16. Februar 1940. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941. 32 Walter Pegel: Fräulein auf dem Regenbogen. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1937. (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. November). 33 Pegel: Fräulein auf dem Regenbogen, Vorwort. 34 Fritz Behn: Bei Mussolini. In: Festliche Tage des deutschen Volkes. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1937. (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Dezember), S. 81.
Aufbau des Verlagsgeschäfts bei der Devex Der Dezember-Band brachte ein weiteres Novum: Erstmals wurden große, schwarzweiße Fotostrecken auf Kunstdruckpapier in die Gestaltung einbezogen; die Bilder korrespondierten dabei jeweils mit den einzelnen Beiträgen. Während die reinen Roman-Bände der Bibliothek weiterhin ohne Bildteil erschienen, wurden die übrigen Ausgaben seither mit zwei zu jeweils einem Block zusammengefassten Illustrationsteilen ausgestattet. In der Einführung zu diesem den volkstümlichen Festen gewidmeten Band legen die Herausgeber ein schwärmerisches Bekenntnis zum Dritten Reich ab. Zum ersten Male seit dem verlorenen Krieg vereine jetzt ein Gemeinschaftsgefühl alle Deutschen, die nunmehr auch wieder gemeinsam zu feiernde Feste hätten. »An solchen Tagen verwandelt sich das Antlitz unserer Städte und Dörfer. Flaggen, Girlanden, Ehrenbögen, Maibäume und Erntekränze geben Häusern und Gehöften ein festliches Gewand. In den Straßen und auf den Plätzen findet sich die gesamte Bevölkerung zusammen. Kundgebungen, Meisterleistungen an Organisation, verkünden den Sinn des gemeinsam begangenen Festes.«35 Der Januar-Band 1938 war der deutschen Beteiligung an der Pariser Weltausstellung im Sommer und Herbst 1937 gewidmet. Der März war dem Thema »Künstler und Frauen« vorbehalten. Der Juli-Band 1938 wiederum beleuchtete ein aktuelles Ereignis: den so genannten Anschluss Österreichs.36 Der Titel Unsere Ostmark ist bereits im Klappentext des Juni-Bandes angepriesen worden: »Die Wiedervereinigung der Deutschen Ostmark mit dem Reich durch unseren Führer, Adolf Hitler, ist in der Geschichte unseres Volkes eines der gewaltigsten Ereignisse. Der nächste Band unserer ›Bibliothek‹ ist diesem Ereignis gewidmet und soll es für die Tage lebendig halten, wenn uns die Einheit des Reiches längst zu einer Selbstverständlichkeit geworden ist.«37 Am Anfang des Bandes steht ein »Brief aus Wien«, in dem Bruno Brehm38 den »lieben Kameraden« schildert, »wie ich über die Wirkung des Anschlusses denke.«39 Neben belletristischen Texten und einigen Gedichten finden sich Erläuterungen zur Wirtschaft und Geschichte Österreichs. Der Bildteil wird eröffnet mit einem staatsmännisch dreinblickenden Adolf Hitler, dem ersten Foto des Führers in der Bibliothek überhaupt. Es folgen Aufnahmen von seiner Begrüßung in Österreich. Etwa zwei Drittel der Illustrationen sind landeskundlich: Trachten, Landschaften, Kunstwerke.
35 Festliche Tage des deutschen Volkes. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1937. (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Dezember), S. 5. 36 Unsere Ostmark. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1938. (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Juli). 37 Entdecker und Abenteurer. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1938. (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Juni), Klappentext. 38 Der 1892 geborene Brehm diente als Offizier im Ersten Weltkrieg. Seit 1928 lebte er nach Tätigkeiten als Verlagsbuchhändler und Assistent an der Universität Wien als freier Schriftsteller. Der Erste Weltkrieg und der Untergang des Habsbugerreiches wurden prägend für sein Werk. Die Frontgeneration wurde für ihn zum legitimen Hoffnungsträger eines neuen Reichs, das Deutschland und Österreich umfassen und autoritär geführt werden sollte. Aus seinen politischen Überzeugungen machte Brehm keinen Hehl: Er begrüßte den »Anschluss« Österreichs in seinen Arbeiten. Auch antisemitische Äußerungen sind keine Seltenheit bei ihm. (Sarkowicz/Mentzer: Literatur in Nazi-Deutschland, S. 120ff.). 39 Bruno Brehm: Ein Brief aus Wien. In: Unsere Ostmark (1938), S. 2.
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Aufbau des Verlagsgeschäfts bei der Devex Schlösser übte an der Gestaltung dieses Bandes massive Kritik. Er sei »ein echter Oeser«.40 Die beiden Eingangsstücke »Ein Brief aus Wien« und »Begebenheit aus den österreichischen Unruhen« seien »sicher geeignet, einem das Lesen des Bandes zu verleiden.« Offensichtlich war der Hauptschriftleiter in seinem Sendungsbewusstsein zu weit gegangen; diese Dosis nationalsozialistischer Propaganda würden die Leser der Bibliothek kaum verdauen, so Schlössers Folgerung. Wobei seine Sorge weniger dem Inhalt an sich galt – gegen die Illustrationen erhob er keinen Widerspruch – als vielmehr der Tatsache, dass ein langweiliger Band Abonnenten kosten könnte. Sein Partner, so Schlössers Forderung, solle sich verstärkt einschalten, damit sich die Bibliothek nicht in eine rein Oeser’sche Richtung entwickle, was Georg von Holtzbrinck als Herausgeber auch tat. Die Vorgaben an Oeser folgten dabei Grundlinien nationalsozialistischer Propaganda: »Entspannung und Ablenkung«, die zentrale Aufgabe, die Propagandaminister Josef Goebbels für sein wichtigstes Medium, das Radio, ausgegeben hatte, lässt sich auch auf den Bereich der Literatur übertragen. So bestand der quantitativ dominierende Teil der NS-Propaganda in den 1930er Jahren aus unterhaltenden Angeboten. Zwar verschoben sich die Gewichte nach 1939, weil Information kriegsbedingt wichtiger wurde, aber die Unterhaltung behielt eine herausragende Rolle.41 Das galt im Übrigen auch für die sogenannten Frontbücher, wo selbst Mitarbeiter aus dem Stab von Reichsleiter Alfred Rosenberg gegenüber dem Propagandaministerium einräumten: »In erster Linie werde an der Front leichtes Schrifttum aller Art verlangt. Weltanschauliches Schrifttum werde bedeutend weniger verlangt als anderes, sodass es genüge, bei Sendungen von Schrifttum ausser 95 Prozent der Literatur in Kriminal-Romane und ähnlichem Schrifttum zu schicken, 5 Prozent weltanschauliche Literatur beizufügen. Aber auch hier müsse darauf Obacht gegeben werden, dass nicht schwere Kost verabreicht werde, sondern leicht fassliche.«42 Ein Problem der Propaganda in den 1930er Jahren bestand darin, allgemein akzeptierte Themen zu finden und die Debatte darüber anzuheizen, um die Diskussion über unerwünschte andere Themen zu unterbinden. Viele Inhalte, die von der Propaganda aufgegriffen wurden – wie der Unmut über den Vertrag von Versaille oder antimoderne Strömungen in weiten Teilen der Bevölkerung – wiesen zwar Schnittmengen mit der NS-Ideologie auf, entsprangen dieser jedoch nicht. Andere Themen der NS-Propaganda standen hingegen nicht im Einklang mit den vorherrschenden Aufmerksamkeitsregeln – antisemitischer Propaganda gelang es beispielsweise nicht, die Aufmerksamkeitsschwelle des Publikums zu überschreiten und eine »jüdische Frage« zu institutionalisieren.43 Auf Georg von Holtzbrinck und seine verlegerischen Aktivitäten bezogen bedeutete dies: Antisemitische Propaganda kam in der Zielgruppe der Bibliothek, aber auch
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40 Schlösser an von Holtzbrinck, 8.7.1938. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941. 41 Bussemer: Propaganda und Populärkultur, S. 83. 42 Vorlage für Propagandaminister Josef Goebbels, Betr.: Literatur für die Front, 27. Februar 1942. In: BArch, NS 18 Reichspropagandaleitung der NSDAP, Band 483 Hauptamt Reichsring. 43 Bussemer: Propaganda und Populärkultur, S. 87.
Aufbau des Verlagsgeschäfts bei der Devex der später erworbenen Wiesbadener Volksbücher nicht an; folglich fanden sich keine entsprechenden Titel im Programm.44 Das Geschäftsmodell von Georg von Holtzbrinck und seinem Partner setzte in erster Linie auf die Zweitverwertung bereits erschienener Werke und beschränkte damit den Aufwand für die inhaltliche Arbeit im Verlag auf ein Mindestmaß. Letztlich war es dieser minimalistische Ansatz, die Selbstbeschränkung auf systemkonforme Unterhaltungsmassenware, die dem 1940 von Georg von Holtzbrinck und seinem Partner erworbenen Verlag Deutsche Volksbücher das Überleben bis 1945 sicherten. Die Praxis der NS-Kulturpolitik war fortwährend von Widersprüchen geprägt, die sich entlang der Konfliktlinie zwischen gesellschaftlicher Themenakzeptanz und den ideologischen Interessen der Propagandisten entwickelten.45 Als Beispiel kann das Verhältnis zu den USA gelten: Während sich in Teilen der NS-Führungsschicht durchaus antiamerikanische Tendenzen fanden, vermittelte zumindest die Vorkriegs-Propaganda ein Bild der Toleranz und Wertschätzung der amerikanischen Massenkultur. Das spiegelt sich auch im Oktober-Band 1938 der Bibliothek wider, der unter dem schlichten Titel Amerika vorgelegt wurde.46 Er bietet eine Mischung aus Landeskunde und literarischen Zeugnissen. Olaf Sölmunds Satire Der empfindsame Mr. Smith, in der die Reaktion eines Durchschnittsamerikaners auf den Bürgerkrieg in Spanien und Japans Vorgehen gegen China thematisiert wird, bedient auf relativ plumpe Art Vorurteile gegen die Amerikaner. Daneben finden sich jedoch auch Geschichten von William Faulkner und Mark Twain sowie Artikel über die Rohstoffmacht USA oder die Umwertung aller Werte sowie die Roosevelt-Revolution. In Letzterem wird Roosevelt als eine Art amerikanischer Hitler dargestellt, ohne dass dieser Vergleich explizit ausgeführt wird. »Roosevelt … lehrte die Unternehmer, ihre finanziellen Interessen dem Gemeinwohl unterzuordnen, um im eigenen Raum, auf dem eigenen Markt die wirtschaftliche Erholung zu suchen. Durch seine Maßnahmen zugunsten der Arbeitslosen, Arbeiter und Farmer leitete Roosevelt eine soziale Revolution ein, deren Ziel es ist, die Herrschaft des Eigennutzes zu brechen und den Staat zum Garanten des Gemeinwohls zu machen.«47 Wie das gesamte neue Konzept der Reihe entsprach auch der Amerika-Band dem Zeitgeist. Selbst Görings Zeitschrift Vierjahresplan warb für Studienreisen in die USA. Nationalsozialistische Organisationen wie die Arbeitsfront nahmen solche Fahrten in ihr Programm auf.48 Die Werbebotschaften amerikanischer Konzerne wie Ford oder CocaCola waren im Alltag ebenso präsent wie Hollywood-Filme oder Jazzmusik.49 Auch in den Illustrierten wurde bis Ende der 1930er Jahre ein signifikanter Anstieg jener The44 Anders stellte sich die Situation bei Kohlhammer dar: Die juristischen Abhandlungen zu Rasse- oder Erbgesundheitsrecht richteten sich an eine Zielgruppe, die bereit war, Geld für solche Schriften auszugeben bzw. an Institutionen oder Verbände, die die Veröffentlichungen von Amts wegen erwarben. Mit den Schaeffer-Bänden besetzte der Verlag zudem eine Marktlücke im universitären Bereich. 45 Bussemer: Propaganda und Populärkultur, S. 92. 46 Amerika. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1938. (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Oktober). 47 Walther Pahl: Roosevelt-Revolution. In: Amerika. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1938. (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Oktober), S. 101f. 48 Schäfer: Amerikanismus im Dritten Reich, S. 203. 49 Bussemer: Propaganda und Populärkultur, S. 95.
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Aufbau des Verlagsgeschäfts bei der Devex men registriert, die sich mit Amerika befassen, so dass der Bibliotheks-Band durchaus interessierte Käufer gefunden haben dürfte.50 Im Klappentext des gleichen Bandes wurde der nächste abgeschlossene Roman der Bibliothek angekündigt: Hans Roseliebs Blutender Sommer. Roman aus dem spanischen Bürgerkrieg51 – die erste Erstausgabe im Rahmen der Bibliothek – ist ein Beleg dafür, dass sich die Reihe auf dem Weg von der Unterhaltungszeitschrift zur Buchgemeinschaft befand. »Die dramatischen Ereignisse des Spanischen Bürgerkrieges werden durch die meisterhafte Erzählung des Autors, den wir zu den besten Kennern Spaniens zählen, lebendig. Das Werk vereinigt in sich den Wert einer historischen Erzählung mit der Spannung eines Kriminalromans«, heißt es in der Ankündigung.52 Der auch unter den Pseudonymen Konrad Siebel53 und Firmin Coar54 schreibende Roselieb hat einige Werke zu Spanien veröffentlicht, die zum Teil bei der Deutschen Buchgemeinschaft in Berlin erschienen sind.55 Er beging am 2. April 1945 Selbstmord.56 Die inhaltliche Richtung des Spanien-Romans wird im Klappentext der NovemberAusgabe 1938 noch einmal deutlich gemacht: »Die Gewalten der Ordnung und der Zerstörung kämpfen nun schon mehr als zwei Jahre in Spanien um die Macht. Hans Roselieb zeigt in seinem Roman an der schicksalhaften Flucht einiger nationalgesinnter Spanier aus dem Hexenkessel Madrid die unerhörte Grausamkeit und Verbissenheit, mit der dieses Ringen geführt wird. […] Leidenschaft in Liebe und Hass, Ehrgefühl und Vaterlandsliebe kennzeichnen die Helden der Handlung.«57 Auch wenn der Roman alles andere als ein literarisches Meisterwerk ist, so steht er doch für die verlegerischen Ambitionen der beiden Eigner der Buchreihe. Die Dezember-Ausgabe 1938 trug den unverfänglichen Titel Liebe. Die Abbildungen atmen den Geist jenes Körperkultes, der von den Nationalsozialisten betrieben wurde und stehen ebenfalls für die konsequente Ausrichtung der Buchreihe auf den Massenmarkt: Die am Massengeschmack orientierte Optik versprach Erfolg.
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50 Schäfer: Amerikanismus im Dritten Reich, S. 203. 51 Hans Roselieb: Blutender Sommer. Roman aus dem spanischen Bürgerkrieg. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1938. (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. November). 52 Amerika, Klappentext. 53 Kürschners Deutscher Literatur-Kalender (Jahrgang 50), S. 914. 54 Herkommer/Ludwig: Deutsches Literatur-Lexikon, S. 284. 55 Der Kontakt zu Oeser rührte jedoch nicht aus dieser Zeit her, sondern bestand schon wesentlich früher. 1927 hatten beide, als Oeser noch als Autor von Hörspielen sowie als Bühnenregisseur unter anderem in Münster tätig war, wo der auch als Bühnenautor arbeitende Roselieb lebte, im Bühnenvolksbundverlag die Zeitschrift »Achtung! Hören Sie? SOS« herausgebracht. (S.O.S. Achtung! Hören Sie? Hrsg. von Hans Oeser und Hans Roselieb. Berlin: Bühnenvolksbundverlag 1927). (Lebenslauf, 9.8.1941. In: Nara, RG 242, Foreign Records Seized, BDC, A-3339-RKK-I446). 56 Herkommer/Ludwig: Deutsches Literatur-Lexikon, S. 284. 47 Hans Roselieb: Blutender Sommer. Roman aus dem Spanischen Bürgerkrieg. In: »Bibliothek« November 1938.
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Abb. 13: Einband des Amerika-Bandes der Bibliothek (Oktober 1938)
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Abb. 14: Hans Roselieb Blutender Sommer (Bibliothek November 1938)
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Abb. 15: Befreites Sudetenland (Bibliothek Januar 1939)
Der Januar-Band 1939 war, wie Schlösser bereits im Oktober 1938 vorgeschlagen hatte58, unter dem Titel Befreites Sudetenland. Eine Erinnerungsgabe59 dem Einmarsch in das überwiegend ethnisch deutsche »Sudetenland« und seiner Annektion aufgrund des Münchner Abkommens gewidmet. Bereits die Ankündigung im Klappentext des Dezember-Bandes klang überschwänglich. »Sudetendeutsche Dichter haben diesen Band gestaltet. Die unerhörte Spannung des Kampfes um ihr Deutschtum, die gesunde und männlich starke Haltung der Menschen dieser urdeutschen Landschaft, das Selbstbewußtsein und der Humor, der trotz Not und Leid nicht unterdrückt werden konnte, finden in dem neuen Band ihren dichterischen Ausdruck. Schöne Bilder von diesem wunderbaren Teil unseres Vaterlandes, seinen Menschen und den historischen Stunden der Wiedervereinigung vervollkommnen die Erinnerungsgabe über das befreite Sudetenland.«60 Zu den Autoren des Bandes gehörten wiederum Bruno Brehm sowie Wilhelm Pleyer, der bereits seit 1921 Werke veröffentlicht hatte, die den »Anschluss« des Sude48 Wilhelm Schlösser an Georg von Holtzbrinck, 6. Oktober 1938. In: Dokumentensammlung, Teilbestand, Schlösser, Privat 1938–1941. 59 Befreites Sudetenland: Eine Erinnerungsgabe. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1939. (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Januar). 60 Klappentext. In: Liebe. Neue Erzählungen deutscher Dichter. Stuttgart: Deutsche VerlagsExpedition 1938. (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Dezember).
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Aufbau des Verlagsgeschäfts bei der Devex tenlandes an das Deutsche Reich emotional vorbereiten sollten.61 Die erste Bildstrecke beginnt mit einem Foto des Besuches Adolf Hitlers im Sudetenland. Es zeigt ihn unter einem großen Spruchband »Wir danken unserm Führer«. Weitere Abbildungen sind dem »friedlichen Einzug der deutschen Wehrmacht« sowie NS-Kundgebungen gewidmet. Etwa zwei Drittel der Fotografien sind, wie bereits in der Ausgabe zum Anschluss Österreichs, landeskundliche Aufnahmen wie Trachten, Landschaften oder Kunstwerke. Der Juni-Band des Jahres 1939 wiederum ist ein Beleg dafür, dass die Grenzen zwischen Unterhaltung und Propaganda fließend waren: Wie selbstverständlich fanden sich unter den Illustrationen zu den Seemannsgeschichten auch Motive der Kriegsmarine. Die Bände bis zum Kriegsbeginn zeugen von dem Bemühen, die Bibliothek mit ihrem neuen Konzept zu etablieren. Eine wichtige Rolle spielten dabei Nachdrucke von Arbeiten namhafter Autoren, die sich jedoch auf Grund der dünnen Kapitaldecke auf weniger bekannte Werke beschränkten. Bereits im Februar 1938 hatte sich Oeser darum bemüht, von Hans Grimm die Nachdruckgenehmigung für dessen Novelle Der Gang durch den Sand für den für Mai des gleichen Jahres geplanten Kolonialband zu erhalten.62 Die Antwort ließ auf sich warten. Grimm tat sich schwer; erst ein Jahr später stimmte er dem Abdruck zu und bat um einen Honorarvorschlag.63 Mit 100 Reichsmark stellte Oeser dem namhaften Autor den doppelten Betrag dessen in Aussicht, was die Devex normalerweise zahlte.64 Nicht nur die Höhe des Honorars, sondern auch die prompte Antwort auf das Schreiben Grimms, ist ein Beleg dafür, wie wichtig der Devex eine Aufnahme des Schöpfers von Volk ohne Raum in die Bibliothek war. Die Novelle Der Gang durch den Sand fand daraufhin Eingang in den Band Farmer, Forscher und Asakaris. Erlebnisse aus den Kolonien, der im Mai 1939 erschien.65 Das Vorbild des Kolonialromas war Hans Grimms Volk ohne Raum.66 Obwohl bereits 1926 geschrieben, wird das Buch – sein Titel geht auf eine vom Gründer der rechtsliberalen Deutschen Volkspartei und damaligen Außenminister Gustav Stresemann anlässlich der Berliner Kolonial-Woche vom 30. März bis zum 8. April 1925 geprägte Formel zurück67 – vor allem mit dem Nationalsozialismus in Verbindung gebracht. Die Nationalsozialisten nutzten das Buch mit dem so griffigen Titel für ihre Lebensraum-Propaganda, was sich auch an den Verkaufszahlen ablesen lässt.68 Wel-
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61 Sarkowicz/Mentzer: Literatur in Nazi-Deutschland, S. 329. 62 Hans Ludwig Oeser an Hans Grimm, 9. Februar 1938. In: DLA-Marbach A: Grimm Briefe an ihn »Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens«. 63 Hans Grimm an Hans-Ludwig Oeser, 19. Februar 1939. In: DLA Marbach A: Grimm Briefe von ihm an »Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens«. 64 Hans-Ludwig Oeser an Hans Grimm, 22. Februar 1939. In: DLA-Marbach A: Grimm Briefe an ihn »Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens«. 65 Farmer, Forscher, Asakaris. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1939. (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Mai). – Ein Teil der Ausgabe erschien unter dem Titel »Unsere Kolonien. Menschen, Länder, Lebenskampf«. 66 Siehe dazu Meyer: Die Verlagsfusion Langen-Müller und Lokatis: Hanseatische Verlagsanstalt. 67 Grimm hatte die Formel Stresemanns im Romantitel aufgegriffen, um sie zu popularisieren. (Stoecker/Zöllner: German imperialism in Africa, S. 315). 68 Bis 1940 verkaufte sich der Roman in 480.000 Exemplaren, wobei die Kurve erst nach 1931 steil anstieg: So verzeichnet die Statistik zwischen 1926 und 1930 lediglich 60.000 verkauf-
Aufbau des Verlagsgeschäfts bei der Devex chen Stellenwert der Roman hatte, belegt die Tatsache, dass ihn die neue deutsche Regierung 1933 als einziges deutsches Buch auf der New Yorker Weltausstellung vorlegte.69 Und auch nach 1945 fand der Roman weiter seine Anhänger.70 Nach dem Kolonialband im Mai brachte die Bibliothek in den Folgemonaten bis Kriegsbeginn Sammelbände zu verschiedenen Themen. Im November 1939 erschien dann als Sonderausgabe der Band Feldzug in Polen71. Dessen Hauptautor, Fritz Zierke, war bis August 1938 Dozent und Schulungsleiter an der Reichspresseschule.72 Die Bibliothek« erreichte damit den Höhepunkt ihrer Politisierung und folgte einmal mehr den Konjunkturwellen des Marktes. Ursprünglich war der Titel Schönheit in Kunst und Leben vorgesehen. Georg von Holtzbrinck warf diese Planung jedoch am 12. September 1939 um: »Ich würde es nun für gut halten, wenn wir an Stelle dieses Textes einen Band veröffentlichen würden, der mehr politischen Charakter hat«, schrieb er seinem Partner.73 »Du sagtest mir, dass du an einer Broschüre arbeitest, die sich mit England befasst. Ich glaube, dass in dieser Hinsicht doch interessantes Material vorliegt und vielleicht wäre es möglich einen Band zu gestalten, der das ganze Intrigenspiel Englands auch für den einfachen Leser spannend darstellt. Natürlich wäre es auch sehr gut, wenn man auf den Feldzug mit Polen und die übrigen Ereignisse in Wort und Bild eingehen könnte. Falls Du die Möglichkeit hast, in dieser Hinsicht sehr schnell Material zu beschaffen (ich denke an eine Woche), dann gib bitte sofort Bescheid. Ich würde dann die Drucklegung des Bandes entsprechend hinauszögern.« Damit war die Idee des Sonderbandes Feldzug in Polen in der Welt. Der Unternehmer sah die Möglichkeit, das dramatische Ereignis kurzfristig für seine Geschäfte nutzbar zu machen. Gleichzeitig lehnte er den Krieg ab: »Nach den neuesten Meldungen müssen wir mit einem längeren Krieg rechnen. Hoffentlich wird dieser Zusammenstoß aber doch noch in letzter Minute abgewendet, denn neben allen sonstigen Opfern muss ein langer Krieg für Geschäfte wie Deines und auch unseres katastrophale Folgen haben«, heißt es in einem Brief an Erich von Holtzbrinck, den Bruder seines Vaters. Dieser verdiente sein Geld damals als Staatlicher Lotterieeinnehmer74 und war seit dem 1. Januar 1939 Mitglied der SS, was seinem Neffen später geschäftlich von Nutzen sein sollte.
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te Exemplare. Zwischen 1931 und 1935 stieg die verkaufte Auflage auf 315.000 Bände. (Richards: The German bestseller in the 20th century, S. 140). Hildebrand: Vom Reich zum Weltreich, S. 420. Georg von Holtzbrinck kaufte 1950 die Restauflagen von »Volk ohne Raum« von Grimms Hausverlag Langen-Müller. Die Bände sollten »ohne großes Aufsehen« an die Abonnenten der »Bibliothek« verkauft werden. (Georg von Holtzbrinck an Gustav Pezold, 1. Februar 1951. In: DLA Marbach A: Langen-Müller/Pezold [Georg von Holtzbrinck – Gustav Pezold] 69.7623). Der Feldzug in Polen 1939. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1939. (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. November/Sonderausgabe). Personalakte Fritz Zierke. In: BArch, R 103 Reichsverband der deutschen Presse Band 202. Georg von Holtzbrinck an Wilhelm Schlösser, 12. September 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser Privat 1938–1941. Georg von Holtzbrinck an Erich von Holtzbrinck, 25. Oktober 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941.
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Abb. 16: Sonderband der Bibliothek zum Kriegsausbruch (November 1939)
Aufbau des Verlagsgeschäfts bei der Devex Georg von Holtzbrinck versprach sich ein gutes Geschäft davon, mit dem Sonderband auf der Welle nationaler Begeisterung mitzureiten. »Man muss natürlich jetzt schnell zuschlagen, damit man anderen Verlagen, welche Bücher angekündigt haben, zuvorkommt. Bisher ist ein Buch über den Feldzug in Polen noch nicht erschienen.«75 Den Vertretern wurden 30 Prozent Provision für den Vertrieb der 1,55 Reichsmark teuren Publikation in Aussicht gestellt. »Ich glaube, dass wir mit dem Band ›Der Feldzug in Polen‹ außerdem ein gutes Geschäft machen können, wenn wir für diese Nr. durch Vermittlung des Propagandaministeriums oder durch Vermittlung des Oberkommandos der Wehrmacht ein besonderes Papierkontingente zugeteilt erhielten. Es muss ja im Interesse der Staatsführung liegen, wenn dieses Ereignis in Buchform festgehalten wird. […] Sollten wir keine Papiere genehmigt erhalten, so werde ich mit Kohlhammer Rücksprache nehmen, damit dieser Verlag ein Buch auf der gleichen Grundlage herausgibt und uns eine Lizenz dafür bezahlt«, entwickelte der Herausgeber seine ehrgeizige Geschäftsidee unter Rückgriff auf eine bereits praktizierte Partnerschaft. So umfangreich wie gedacht ließ sich die Planung jedoch nicht umsetzen.76 Die Publikation des Bandes stellte für den kleinen Verlag einen logistischen Kraftakt dar. Nachdem Mitte September der endgültige Entschluss über das Projekt gefällt worden war, wurde ehrgeizig daran gearbeitet. Bereits Ende des Monats konnte die Sonderausgabe dann als November-Band der Bibliothek in Druck gehen.77 In seiner Gestaltung wich der Sonderband stark von den übrigen Ausgaben der Bibliothek ab. Statt des üblichen Leineneinbandes wurde ein in Silber gehaltener Pappeinband verwendet. Ein Schutzumschlag fehlt, so dass statt des einführenden Klappentextes ein Vorwort steht: »Versailles. Dieses Wort umschließt alles Leid und alles Elend, welches die Völker Europas seit dem Weltkrieg erdulden mussten«, beginnt die Einleitung mit dem politischen Credo des deutschen Revisionismus in der Weimarer Republik: »[…] zwanzig Jahre sind nun vergangen. Durch Adolf Hitler wurde das Machwerk von Versailles Stück um Stück auf friedliche Weise zerstört. Als Abschluss dieses großen Werkes stand nur noch das Problem ›Danzig-Korridor‹ zur Lösung offen. Wenn aber darüber eine Verständigung zwischen Deutschland und Polen zustande kam, war das letzte Versailler Pulverfass unschädlich gemacht und damit entfiel jeder billige Vorwand, das aufstrebende deutsche Volk erneut mit Krieg zu überziehen. Deswegen entdeckte man auf einmal an der Themse die hohe Kultur, die ›militärische‹ Kraft der Großmacht Polen, die Weisheit seiner Staatsmänner und die Klugheit seines Generalstabes. Und dieser uralte englische Gassenhauer tönte in den Ohren polnischer ›Staatslenker‹ wie eine zauberhafte Melodie. […] Man schlug die Friedenshand des Führers aus und ging in den Krieg. Und dann zeigte sich der wahre Wert der polnischen Heerführung, […] Achtzehn Tage dauerte es und der Spuk von einer polnischen Großmacht war verflogen. […] Von diesen achtzehn Tagen
75 Georg von Holtzbrinck an Wilhelm Schlösser, 7. November 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941. 76 Georg von Holtzbrinck an Wilhelm Schlösser, 14. Oktober 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941. 77 Hans Ludwig Oeser an Georg von Holtzbrinck, 7. Dezember 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941.
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Aufbau des Verlagsgeschäfts bei der Devex sprechen die Dokumente und Bilder der ›Bibliothek‹. Der Band soll eine bleibende Erinnerung für ferne Tage und kommende Generationen sein.«78 Das Vorwort ist namentlich nicht gezeichnet. Es ist jedoch davon auszugehen, dass es eingedenk der Aufmerksamkeit, die Georg von Holtzbrinck dem gesamten Projekt gewidmet hat, zumindest nicht ohne seine Zustimmung erschien. Die Bibliothek feierte ohne äußeren Druck den Kriegsausbruch und den Führer. Der Sonderband, der unter Georg von Holtzbrincks Verantwortung entstand, unterschied sich nicht von der offiziellen Propaganda – sogar der Hauptbeitrag Zierkes ist dem Völkischen Beobachter entnommen. Die Genehmigung für den Nachdruck dieses Beitrages war durch die Berliner Schriftleitung des Parteiblattes mit Schreiben vom 7. Oktober 1939 erteilt worden.79 Umrahmt ist der Beitrag von Aufrufen Hitlers sowie einem Auszug aus dem »Wehrmachtsbericht über Vorgeschichte, Anlage, Verlauf und Abschluss des Feldzuges in Polen« vom 24. September 1939. An dem Band fällt auf, dass über die Hälfte seines Umfangs Fotografien auf Kunstdruckpapier ausmachen. Die Aufnahmen wurden sämtlich über etablierte Bildagenturen wie Presse-Illustrationen Hoffmann-München, Scherl, Atlantic, Press Associated und die Presse-Bildzentrale beschafft.80 Der ursprüngliche Plan, dass Schlösser unveröffentlichte Aufnahmen aus dem Berliner OKW erwerben sollte81, um die Exklusivität der Ausgabe zu erhöhen, war zuvor an der Weigerung der Militärs gescheitert, entsprechendes Bildmaterial herauszugeben. Gewünscht waren Aufnahmen der Obersten Heeresführung – »Dazu soll natürlich ein Bild des Führers gestellt werden, und zwar in der Felduniform« –, Fotos von den Frontkämpfen sowie Aufnahmen über die »kulturelle Tätigkeit des Deutschtums in Westpreußen.«82 Die Entscheidung über die Bildauswahl hatte sich Georg von Holtzbrinck selbst vorbehalten.83 Damit ist noch einmal die Bedeutung belegt, die er diesem Projekt zumaß. Der für die Bibliothek ungewöhnlich umfangreiche Bildteil mag der Tatsache geschuldet sein, dass für die inhaltliche Gestaltung nur wenig Zeit blieb: Wollte man die Ausgabe verkaufen, musste sie rasch auf den Markt gebracht werden. Ein Bestseller wurde der Sonderband zum Feldzug in Polen dennoch nicht. Bis zum Ausbruch des Krieges war die inhaltliche Umgestaltung der Bibliothek abgeschlossen. Die Bände, die auf dem Buchrücken nur noch den Reihentitel trugen und ansonsten bereits individuell gestaltet waren, wiesen außer dem Titel keine Gemeinsamkeit mehr mit der ursprünglichen Reihe auf. Obwohl bereits zu diesem Zeitpunkt die Züge einer Buchgemeinschaft überwogen, waren wesentliche Elemente einer Zeitschrift
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78 Der Feldzug in Polen 1939, Bibliothek (November 1939), Vorwort 79 Hans Ludwig Oeser an Georg von Holtzbrinck, 7. Dezember 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941. 80 Hans Ludwig Oeser an Georg von Holtzbrinck, 7. Dezember 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941. 81 Hans Ludwig Oeser an Wilhelm Schlösser, 25. September 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941. 82 Hans Ludwig Oeser an Wilhelm Schlösser, 25. September 1939. 83 »Sobald sie die Aufnahmen beieinander haben, senden Sie sie doch bitte nicht an mich, sondern zuerst an Herrn von Holtzbrinck, dieser wird sie an mich weiterreichen«, heißt es in dem Brief Oesers an Schlösser dazu. (Hans Ludwig Oeser an Wilhelm Schlösser, 25. September 1939).
Aufbau des Verlagsgeschäfts bei der Devex vor allem in den Sammelbänden zu einzelnen Themen oder Regionen noch präsent. Der Zeitschriftencharakter wiederum ermöglichte rasche Reaktionen auf aktuelle Entwicklungen: Mit dem Sonderband zum Polen-Feldzug war die Devex unter den Schnellsten. Zumindest beim Polen-Band, aber auch bei den Ausgaben zur Kolonialfrage ist klar, dass auch Georg von Holtzbrinck die offizielle Linie publizistisch mitgetragen hat, doch ging es den Besitzern der Devex vor allem um die Verkaufszahlen. Zu plumpe Propaganda wurde als verkaufsschädigend angesehen, wie an der Diskussion um den Österreich-Band zu sehen ist. Wenn sich dagegen ein Geschäft abzeichnete, wurden nationalistische Töne angeschlagen, wie der Sonderband zum Polen-Feldzug zeigt. Antisemitische Titel oder Tendenzen finden sich auch im Programm der späteren Jahre nicht. Bei der Einordnung der Bibliothek in den Buchmarkt der Zeit bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges gilt es zu berücksichtigen, dass es sich bei der Devex, von der die Reihe herausgegeben wurde, um ein Vertriebsunternehmen handelte und nicht um einen inhaltsgetragenen Verlag. Bis auf Hans Roseliebs Blutender Sommer brachte die Bibliothek keine Erstveröffentlichungen heraus, sondern griff auf Bewährtes zurück. Zusätzlich eingeschränkt wurde die Auswahl durch die begrenzten Mittel, die dem jungen Unternehmen zur Verfügung standen. Trotz oder gerade wegen dieser Beschränkungen ist jedoch eine Buchzeitschrift, die auf die Werbung von Mitgliedern angewiesen ist, ein Gradmesser für den vorherrschenden Geschmack einer breiten Leserschaft. Während die Vertreter der Devex beim Verkauf der Arbeitsfront-Broschüren darauf zählen konnten, dass sie in Unternehmen und öffentlichen Dienststellen genügend Bezieher finden würden, die durch den Kauf ihre Loyalität zum Regime unter Beweis stellen wollten, entschied sich der Erfolg der Bibliothek an den Wohnungstüren der Normalbürger. Dabei musste sie sich gegen harte Konkurrenz durchsetzen: Der Buchmarkt des Dritten Reiches war geprägt von einem Überangebot von Anthologien sowie Buch- und Heftreihen84, zu denen neben der Bibliothek auch die Wiesbadener Volksbücher gehörten. Eine direkte Einflussnahme der NS-Schrifttumsbürokraten auf die Bibliothek oder die Devex sind bis Kriegsbeginn nicht nachweisbar, wenn man von der Position Oesers
84 Der SD ging 1937 von rund 5.000 Verlagen in Deutschland aus, von denen aus seiner Sicht lediglich rund 300 bis 400 überhaupt eine politische Beobachtung rechtfertigten. Die Zersplitterung des Marktes nahm zu, weil Druckereien, Unternehmen, aber auch einzelne Parteigliederungen und Behörden verstärkt dazu übergingen, eigene Verlagsabteilungen zu gründen. (Reichsführer SS, Leitheft Verlagswesen März 1937 (Transkript). Hrsg. von Matthias Böhne. URL: http://www.polunbi.de/bibliothek/1937-leitheft.html#http://www.polunbi.de/bibliothek/1937-leitheft.html#e [1.7.2008]). Ein augenfälliges Ergebnis dieser Entwicklung ist das massenhafte Erscheinen von Veröffentlichungen in Form von Einzelheften oder ganzen Heftreihen, die bis heute unüberschaubar sind, zumal es die Verleger mit der Ablieferung von Pflichtexemplaren dieser Veröffentlichungen an die Deutsche Bücherei nicht allzu genau nahmen. Insgesamt zeigt jedoch gerade die Einschätzung des SD, dass nicht einmal zehn Prozent der Verlage überhaupt eine eingehende Beobachtung rechtfertigten, welches Ausmaß die Selbstanpassung in den Verlagen erreicht hatte auch dafür ist die Devex ein Beispiel. Nur wenige Häuser hatten den Mut, die sich bietenden Spielräume auszuloten.
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Aufbau des Verlagsgeschäfts bei der Devex in der Starnberger NSDAP absieht.85 Kontakte zu den Dienststellen von Partei und Staat kamen, wenn überhaupt, auf Betreiben des Unternehmens zustande, das sich davon eine Förderung seiner Buchzeitschrift versprach. Die Tatsache, dass diese nicht ein einziges Mal den Unmut der Nachzensur übenden Behörden erweckte, belegt, wie genau die Herausgeber jeweils den genehmen Ton trafen. Durch die offizielle Einordnung der Bibliothek als Zeitschrift fiel die Reihe außerdem in den Zuständigkeitsbereich der Reichspressekammer und nicht der Reichsschrifttumskammer. Als Herausgeber der Bibliothek waren Georg von Holtzbrinck und Wilhelm Schlösser Mitglieder des Verbandes der Zeitschriftenverleger und der Reichspressekammer und nicht des Börsenvereins oder der Reichsschrifttumskammer, was sie der Aufmerksamkeit dieses Teils der Kulturbürokratie entzog. Die Devex war lediglich ein mittelständisches Unternehmen unter vielen. Es bedurfte hier nicht des äußeren Drucks, um die Vorgaben der NS-Propaganda umzusetzen. Belege für eine direkte »Anleitung«, wie sie im Bereich der Presse zu finden war, oder auch inhaltliche Vorgaben von Seiten der Reichspressekammer sind für die Bibliothek nicht überliefert. Vielmehr führte bereits die Möglichkeit, dass Druck von offizieller Seite hätte ausgeübt werden können, zur Selbstanpassung. Die Absatzzahlen einer Reihe wie der Bibliothek vor Beginn des Kriegs und den damit verbundenen Veränderungen des Marktumfeldes sind ein Gradmesser für die bestehende Nachfrage. Die Konjunkturwellen für Literatur über Österreich und die Sudeten zur Zeit des jeweiligen Anschlusses sowie über Spanien sind demnach ein Beleg dafür, dass sich zwischen offiziellen Vorgaben und Nachfrage im Rahmen der angeführten Bedingungen durchaus Deckungsgleichheit herstellen ließ. Nicht nur der wirtschaftliche Erfolg etwa Bertelsmanns im Dritten Reich resultierte daraus, dass man die ideologisierten Erwartungen eines politisch geregelten Marktes aufgriff und sich auch inhaltlich sowohl den äußeren Umständen als auch der vorherrschenden Nachfrage angepasst hat:86 Alle bisher untersuchten Verlage, die im Dritten Reich Bücher veröffentlicht haben, waren wohl zu mehr oder minder großen Konzessionen gezwungen und dazu auch bereit. Die zeithistorisch interessante Frage, welche Abstufungen es dabei gab, wird sich erst nach einer hinreichenden Zahl von Einzeluntersuchungen beantworten lassen. Die Geschichte des Buchhandels im Dritten Reich, bislang allenfalls in Umrissen erarbeitet, zeigt Beispiele dafür, dass einzelne Häuser immer wieder bis an die Grenzen des Möglichen und teils auch darüber hinaus gingen,87
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85 Das Ausschlussverfahren aus der RPK stand nicht in direktem Zusammenhang mit der Bibliothek. Vielmehr waren es die Vertriebsmethoden insbesondere beim Verkauf der DAF-Zeitschriften, die den Unmut der Verantwortlichen in der RPK erregten. 86 Friedländer/Frei/Wittmann: Bertelsmann im Dritten Reich, S. 554. 87 Ein Beispiel wie Suhrkamp ist hinlänglich bekannt. Wobei es gerade auch jener Widerstand gegen die offiziell vorgegebene Linie war, der dem Verlag das Überleben sicherte: Propagandaminister Goebbels selbst hatte 1943 den Verantwortlichen in seinem Ministerium untersagt, den Verlag im Rahmen der kriegsbedingten Stilllegungsaktionen zu schließen. »Wenn man es in zehn Jahren nicht fertig gebracht habe, diesen Verlag auf die gewünschte Linie zu bringen, so sei jetzt nicht der Zeitpunkt, einen Verlag aus rein weltanschaulichen Gründen stillzulegen«, zitierte Wilhelm Haegert, Leiter der Schrifttumsabteilung seinen Chef. (Bericht über eine Sitzung im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propagan-
Aufbau des Verlagsgeschäfts bei der Devex während andere sich oft schon sehr früh und sehr weitgehend mit dem System arrangierten.88 Die Abstufungen sind vielfältig.89 Der Kriegsbeginn brachte zunächst die von Georg von Holtzbrinck befürchteten Absatzeinbußen. Die Devex verlor mit der Einstellung der DAF-Zeitschriften nicht nur ein Großteil ihres Vertriebsgeschäftes, auch im Kerngeschäft mit der Bibliothek zeichneten sich dramatische Entwicklungen ab. Bereits im Juli 1939 hatten sich die Geschäfte verschlechtert.90 Im September brachen die Umsätze völlig ein und Georg von Holtzbrinck zog Konsequenzen: »Unsere Einnahmen erfahren mit diesem Monat einen mindestens 50-prozentigen Rückgang. Die weiteren Auswirkungen der Papiereinsparung bei der ›Bibliothek‹ sind nicht abzusehen. Wir müssen deswegen sofort unsere Ausgaben auf ein Minimum einschränken. Es ist daher notwendig, sämtliche Vertreter einschließlich der Werbeleiter per sofort zu entlassen. Der entsprechende Schritt ist in Stuttgart bereits durchgeführt.«91 Ihre Einordnung als Zeitschrift hatte die Reihe bislang vor den Eingriffen der RSK bewahrt. Dieser Vorteil kehrte sich nun abrupt in einen Nachteil um: Wie alle Zeitschriften wurde die Reihe von der mit Kriegsbeginn verkün-
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da, Abt. Schrifttum, 30. März 1943. In: Nara, RG 242, Foreign Records Seized, BDC, T 454 – 36/, Bl. 100–103). Der Leipziger Reclam-Verlag beispielsweise wandte sich am 12. Juli 1933 an Hans Hinkel, den Reichsorganisationsleiter des Kampfbundes für Deutsche Kultur, und pries seine Universal-Bibliothek an, die beim so genannten nationalen Wiederaufbau »durch ihre zuverlässigen, vollständigen Ausgaben und wohlfeilen Preise in der Lage sein [dürfte], grosse Aufgaben erfüllen zu helfen.« Gleichzeitig beklagte sich der Verlag über die Unterdrückung seiner nationalen Gesinnung in der Weimarer Republik. Die in der Universal-Bibliothek »in größtem Ausmaß vorhandene nationale Literatur ist in den letzten 14 Jahren in den Hintergrund gedrängt worden. Das Betätigungsfeld des Verlages wurde ferner dadurch eingeschränkt, dass der Verlag nicht nur den Wünschen nach Einführung von Antiqualettern Widerstand leistete, sondern auch alle pazifistische und undeutsche Literatur ablehnte.« Der Verlag wäre dankbar, schloss der Brief, »wenn seine langjährigen Bemühungen um das deutsche Kulturgut jetzt behördliche Unterstützung fänden und würde jeder Anregung gern Folge leisten.« (Verlagsbuchhandlung Philip Reclam jun. Geschäftsleitung an Staatskommissar Hans Hinkel, 12. Juli 1933. In: Nara, RG 242, Foreign Records Seized, BDC, A3339-RKK-C012). So war etwa das Nationalbewusstsein Anton Kippenbergs stark ausgeprägt. Dennoch blieb er gegenüber dem Nationalsozialismus skeptisch bis ablehnend – eine Haltung, die sich auch im Programm der Insel-Bücherei niederschlug: Die Aufnahme zeitgenössischer Autoren unterlag strengen Auswahlkriterien. Sarkowski kommt in seiner Untersuchung zum Programm der Jahre 1933–1945 zu dem Schluss, dass die einzige Konzession, die Kippenberg an die NS-Machthaber machte, Werner Kortwichs »Friesennot« war. Texte mit politischer Dimension wurden vom Insel-Verlag nicht gefördert. (Sarkowski: Die Insel-Bücherei unter dem Hakenkreuz, S. B2ff.). »In diesem Monat nehmen die Abbestellungen für die Bibliothek einen erschreckenden Umfang an. Ich habe in diesem Monat mit wenigstens 150 Kündigungen zu rechnen. Das ist im Verhältnis zur Neuwerbung des Monats im Vorjahr (358 neue Aufträge im Juli 1938) ein sehr unerfreuliches Ergebnis.« Schlösser an von Holtzbrinck, 28. Juli 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941. Georg von Holtzbrinck an Wilhelm Schlösser, 23. September 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941.
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Aufbau des Verlagsgeschäfts bei der Devex deten 60-prozentigen Papiereinsparung getroffen. Um ihr Hauptvertriebsobjekt zu retten, galt es nun, einen geeigneten Buchverlag zu finden, der über die nötigen Papierkontingente verfügte, um das weitere Erscheinen der Bibliothek zu sichern. Mit dem Wiesbadener Verlag Deutsche Volksbücher war ein solcher Partner schließlich 1940 gefunden.
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Einstieg beim Verlag Deutsche Volksbücher Am 16. März 1940 traten Georg von Holtzbrinck und Wilhelm Schlösser in den Verlag Deutsche Volksbücher ein.1 Durch die Bindung an die vom Verlag herausgegebene Buchreihe Wiesbadener Volksbücher war – und darin bestand das Hauptmotiv für die Beteiligung – die Gefahr für die Bibliothek durch die für Zeitschriften verordnete Papiereinsparung von 60 Prozent abgewendet, die Vertriebsorganisation konnte weiter mit Inhalten versorgt werden.2 Zugleich eröffnet sich für ihn durch den damit verbundenen Übergang in den Zuständigkeitsbereich der Gruppe Buchhandel der Reichsschrifttumskammer die Möglichkeit, die Geschäftsfelder Zeitschrift und Buch zu verbinden und die für ihn jeweils vorteilhaftesten Regelungen zu kombinieren. Mit den Wiesbadener Volksbüchern übernahmen Georg von Holtzbrinck und Wilhelm Schlösser eine Buchreihe, die auf eine ähnlich lange Tradition verweisen konnte wie die Bibliothek. Der Wiesbadener Volksbildungsverein, der die Serie ins Leben gerufen hatte, war am 4. März 1872 als Zweigverein der Gesellschaft zur Verbreitung von Volksbildung gegründet worden und stand in der Tradition des vom liberalen Bürgertum vertretenen Ansatzes der Verbreitung von Bildung auch in unteren Volksschichten im Interesse der nationalen Einigung.3 »Der Volksbildungsverein Wiesbaden wurde in jenen Tagen hoch gehender Begeisterung nach unserem großen Einigungskrieg gegründet, da gerade weitblickende Politiker und Vaterlandsfreunde die Notwendigkeit erkannten, alle Mitglieder der äußerlich geeinigten Nation nun auch innerlich einander näher zu bringen«, heißt es in einem nach 1945 verfassten Abriss zur Geschichte des Vereins.4 Bei seiner Gründung zählte der Verein, der sich stark an die Hauptgesellschaft für Verbreitung von Volksbildung in Berlin anlehnte, 136 Mitglieder. Ihren Höchststand erreichte die Mitgliederzahl im Jahre 1925 mit 1.675. Schwerpunkt der Vereinsarbeit war neben dem Angebot von Fortbildungskursen die Vermittlung guter, möglichst preiswerter Lektüre an alle Bevölkerungsschichten. Zu diesem Zweck betrieb der Verein Volksbibliotheken, Lesehallen und gab nicht zuletzt seit Oktober 1900 die Wiesbadener Volksbücher heraus.
1 Amtsgerichts Stuttgart, Handelsregister, HRB 607. 2 Wilhelm Schlösser an Paul Ackermann, 27. März 1940. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Allgemeines 1938. 3 Zur Entwicklung des Volksbildungsgedankens siehe vor allem: Otto: Von der Lesegesellschaft zum Arbeiterbildungsverein sowie Pöggeler: Geschichte der Erwachsenenbildung in Deutschland 1848–1900. Einen informativen Überblick über die Entwicklung des Wiesbadener Volksbildungsvereins bietet: Brunn-Steiner: Der Volksbildungsverein Wiesbaden. 4 Kurze Geschichte des Volksbildungsvereins Wiesbaden, o. D. In: Stadtarchiv Wiesbaden, WI / 3 Nr. 366.
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Einstieg beim Verlag Deutsche Volksbücher
Abb. 17: Mitgliedsausweis Reichsschrifttumskammer, Quelle: Dokumentensammlung
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Einstieg beim Verlag Deutsche Volksbücher Die erste Anregung des Wiesbadener Volksbildungsvereins »gute und billige Bücher an die Volksteile herauszubringen, die aus wirtschaftlichen Gründen kaum je ein Buch kaufen konnten«, stammt aus dem Frühsommer 1899.5 Ursprünglich sollten dazu Bücher, die der Verein von Privatleuten oder Verlagen als Geschenk erhalten hatte, durch fliegende Buchhandlungen für wenige Pfennige oder auch umsonst angeboten werden. Dieser Plan wurde jedoch verworfen. Stattdessen griff der Verein auf eine Idee aus der Schweiz zurück, wo seit Anfang der neunziger Jahre des 19. Jahrhunderts von den dortigen Volksbildungsvereinen preiswerte Volksbücher herausgegeben wurden.6 Nachdem binnen weniger Monate aus freiwilligen Spenden ein Fonds zusammengetragen worden war, konnte noch im Jahre 1900 mit Wilhelm Heinrich Riehls Der Stadtpfeiffer der erste Band der Wiesbadener Volksbücher erscheinen. Bis 1937 erschienen 269 Bände in einer Gesamtauflage von etwa 15 Millionen Exemplaren. Entsprechend der Zielstellung des Vereins, vor allem einfache Volksschichten an preiswerte Lektüre heranzuführen, verzichtete die Reihe bewusst auf Klassikerausgaben, wie sie von den Verlagen Reclam oder Franckh auf den Markt gebracht wurden. Stattdessen lag der Schwerpunkt der ersten Bände auf Erzählungen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die der Alltagserfahrung des Lesepublikums entsprachen, das man erreichen wollte.7 Mit der Zeit und mit den zunehmenden Umfängen war der ursprüngliche Preis von zehn Pfennig pro Band nicht mehr zu halten. Er stieg in der Folgezeit stetig. Während des Krieges kletterten die Verkaufszahlen in der Spitze auf bis zu 1,6 Millionen Exemplare im Jahr 1917/18 an. Dieser Zuwachs resultiert aus der Tatsache, dass die Wiesbadener Volksbücher in großen Mengen an die Front verschickt wurden, eine Tradition, die im Zweiten Weltkrieg wieder aufgegriffen werden sollte. Nach der Machtübernahme versuchten Nationalsozialisten, auch den Wiesbadener Volksbildungsverein unter ihre Kontrolle zu bringen. Treibende Kraft dahinter war der evangelische Pfarrer a. D. Dr. med. Walter Minor, der in der Mitgliederversammlung am 5. September 1933, »die überwiegend von Nazis besucht war«8, den bis dahin amtierenden Vereinsvorstand absetzte und selbst den Vorsitz übernahm. Minor veranlasste eine Reihe von Satzungsänderungen. So wurde in der Mitgliederversammlung vom 19. Januar 1935 beschlossen: »Bei einer Auflösung fällt das Vereinsvermögen an den Verlag der Wiesbadener Volksbücher, der dann als selbstständiges Unternehmen weiterzuführen ist.«9 Genau das geschah unter Minor, nachdem eine außerordentliche Mitgliederversammlung auf seine Veranlassung hin am 15. Februar 1936 die Auflösung des Vereins beschlossen hatte.10
5 Walter Minor: Die Wiesbadener Volksbücherei, Januar 1938. In: Stadtarchiv Wiesbaden, WI / 3 Nr. 366. 6 Minor: Die Wiesbadener Volksbücherei. 7 Brunn-Steiner: Der Volksbildungsverein Wiesbaden, S. 128. 8 Kurze Geschichte des Volksbildungsvereins Wiesbaden, o. D. In: Stadtarchiv Wiesbaden, WI / 3 Nr. 366. 9 Satzung des Volksbildung Vereins Groß-Wiesbaden e.V., 19. Januar 1935. In: Stadtarchiv Wiesbaden, V 18 Nr. 1. 10 Protokoll außerordentliche Mitgliederversammlung, 15. Februar 1936. In: Stadtarchiv Wiesbaden, V 18 Nr. 1.
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Einstieg beim Verlag Deutsche Volksbücher Die Übernahme des Verlages und damit der prestigeträchtigen Buchreihe war offensichtlich von langer Hand vorbereitet. Der erste Gesellschaftervertrag des späteren Verlages Deutsche Volksbücher wurde am 15. Mai 1934 abgeschlossen. Die Gesellschaft firmierte zu diesem Zeitpunkt noch unter dem Namen »Dürkheim-Grünstadter Verlagsgesellschaft m.b.H.« in Bad Dürkheim. Gesellschafter waren zu diesem Zeitpunkt die J. Rheinberger AG (Druckanstalt, Zeitungsverlag) Bad Dürkheim (9.600 Reichsmark), die Pfälzische Verlagsanstalt GmbH mit Sitz in Neustadt a/H. (9.600 Reichsmark), Adolf Hörner (Prokurist) Neustadt a/H. (800 Reichsmark). Als Unternehmenszweck wurde die Übernahme und Fortführung der von der Rheinberger A.G. herausgegebenen Tageszeitung Dürkheimer Tageblatt angegeben.11 Am 10. Februar 1936 übernahm die Pfälzische Verlagsanstalt die Geschäftsanteile der übrigen Gesellschafter der »Dürkheim-Grünstadter Verlagsgesellschaft m.b.H.«.12 Die in Neustadt an der Weinstraße ansässige Verlagsanstalt war Teil des Verlagsimperiums, das Gerhard Kuhn, Favorit des Saarpfälzischen Gauleiters Josef Bürckel, aufgebaut hatte.13 Die Verbindung zwischen dem Wiesbadener Volksbildungsverein und dem Westpfalzverlag in Kaiserslautern bestand bereits vor 1933. Der Verlag in Kaiserslautern war als ehemalige Druckerei Rohr seit Jahrzehnten an der Produktion der Wiesbadener Volksbücher beteiligt.14 Auch dieser Verlag gehörte zu Kuhns weit verzweigtem Firmengeflecht15. In Absprache mit dem Kaiserslauterner Verlag wurde die Buchreihe schließlich in eine neue Rechtsform überführt. Der Pfälzische Gaukulturwart hatte Minor zuvor offenbar Hoffnungen erweckt, der Buchreihe im Südwesten neue Absatzgebiete zu erschließen.16 Nur zwei Tage, nachdem der Wiesbadener Volksbildungsverein seine Auflösung beschlossen hatte, fand in Neustadt an der Weinstraße in den Räumen der NS-Zeitung Rheinfront17 eine Gesellschafterversammlung statt, in deren Verlauf die
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11 Beglaubigte Abschrift Gesch.Reg.Nr. 533 Gründung einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung, 15. Mai 1934. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, FL 300/31 I, HRB 607. 12 Schreiben Dürkheim-Grünstadter Verlagsanstalt GmbH (Wilhelm Vogel) an Amtsgericht Registergericht Ludwigshafen, 10. Februar 1936. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, FL 300/31 I, HRB 607. 13 Kuhn, seit 1932 Verleger der NSZ »Rheinfront« und amtlicher Beauftragter der NSDAP für alle Pressefragen im Gau Westmark, hatte Bürckels Pressekonzern bis nach Metz, Nancy, die ganze Ukraine, Riga, Athen und Tromsoe in Norwegen ausgedehnt. (Liesenberg: Der NS-Verlagskonzern Saarpfalz und sein Verleger Gerhard Kuhn, S. 2). 14 Walter Minor: Bericht über den Verlag der Wiesbadener Volksbücher 1933–1938, 3. Dezember 1946. In: Stadtarchiv Wiesbaden, WI / 3 Nr. 366. 15 Liesenberg: Der NS-Verlagskonzern Saarpfalz und sein Verleger Gerhard Kuhn, S. 30. 16 Walter Minor, Bericht über den Verlag der Wiesbadener Volksbücher 1933–1938, 3. Dezember 1946. In: Stadtarchiv Wiesbaden, WI / 3 Nr. 366. 17 Die Rheinfront, die der Gauleiter mit Billigung Hitlers in seine »Josef-Bürckel-Stiftung« eingebracht hatte, über deren Erträge er allein verfügen konnte, war Mitte der 1930er Jahre nach rabiater Ausschaltung der meisten Konkurrenten zur größten Zeitung Südwestdeutschlands aufgestiegen. »Mit Mafiamethoden eroberte sich die NSZ-Rheinfront eine politisch und wirtschaftlich exponierte Stellung, die sie im Laufe der Jahre immer stärker ausbaute.« (Ziegler. Die pfälzische Presse unter dem Nationalsozialismus, S. 222). Unter Ausnutzung seiner Machtposition hatte sich Bürckel sein verschachteltes Medienimperium aufgebaut.
Einstieg beim Verlag Deutsche Volksbücher »Dürkheim-Grünstadter Verlagsgesellschaft m.b.H.« ihren Namen in »Verlag Deutsche Volksbücher Gesellschaft mit beschränkter Haftung« abänderte. Gegenstand des Unternehmens war fortan die »Herausgabe von Druckschriften, welche ausschließlich der Förderung der Volks- und Berufsbildung, der Heimatpflege und Heimatkunde und des Deutschen Volkstums im Auslande dienen«. Der Sitz des Unternehmens verblieb in Bad Dürkheim.18 Zehn Tage später wurde Walter Minor als Geschäftsführer der GmbH eingesetzt.19 Die Anmeldung des Geschäftes in Wiesbaden durch Minor datiert vom gleichen Tag20, so dass davon auszugehen ist, dass es sich um ein geplantes und abgestimmtes Vorgehen handelte. Aus den vorhandenen Unterlagen lässt sich nicht entnehmen, ob es sich bei der Überführung des Volksbildungsvereins in die GmbH um eine von der NSDAP zentral initiierte und angewiesene Aktion handelte oder um den Versuch einiger Parteifunktionäre, sich unter Ausnutzung ihrer Position privat zu bereichern. Das komplizierte Vorgehen, angefangen mit der Übernahme des Vereinsvorsitzes über die Änderung der Satzung bis hin zu Umbenennung des GmbH-Mantels, spricht aber dafür, dass der Verein und sein Vermögen, das neben der eingeführten Buchreihe bei Amtsübernahme Minors rund eine viertel Million Reichsmark betrug21, gezielt in private Hände überführt wurden. Für Minor sollte sich das Geschäft allerdings nicht auszahlen. Er wurde bereits am 24. Februar 1938 als Geschäftsführer entlassen.22 Mit der Einsetzung Ludwig Schmolzes23, Verlagsleiter in Kaiserslautern, baute der Westpfalz-Verlag24 seine Kontrolle über das Unternehmen in Wiesbaden aus. Schließlich musste Minor am 1. April 1938 auch die Verlagsleitung niederlegen.25 Am 18. Mai 1938 verlegte die Gesellschaft ihren Sitz von Kaiserslautern nach Wiesbaden. Als alleiniger Gesellschafter tauchte zu diesem Zeitpunkt in den Handelsregisterunterlagen erstmals Karl-Friedrich Meckel, Verlagslei-
18 Notarielles Protokoll der Gesellschafterversammlung, 17. März 1936. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, FL 300/31 I, HRB 607. 19 Beschluss Gesellschafterversammlung, 27. März 1936. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, FL 300/31 I, HRB 607. 20 Gewerbeverzeichnis der Stadt Wiesbaden, o. D. In: Stadtarchiv Wiesbaden, WI / 2 Nr. 174. 21 Städtische Bücherei Wiesbaden an den Oberbürgermeister/Rechtsamt Wiesbaden, 7. Januar 1947. In: Stadtarchiv Wiesbaden, WI / 3 Nr. 366. 22 Schreiben Ludwig Schmolze an das Amtsgericht Registergericht Ludwigshafen; 15. März 1938. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, FL 300/31 I, HRB 607. 23 Ludwig Schmolze, geboren 6. Januar 1906, Beruf Kaufmann, Wohnort Kaiserslautern, Eintritt in die NSDAP am 1. Mai 1933, Mitgliedsnummer 3.542.940 (Nara, RG 242, Foreign Records Seized, BDC, NSDAP-Ortsgruppenkartei A 3340-MFOK-K0009). 24 Der Westpfalz-Verlag wird in einem Schreiben Minors an das Amtsgericht Ludwigshafen, 22. Februar 1937 erstmals als Gesellschafter der GmbH Verlag Deutsche Volksbücher genannt. (Staatsarchiv Ludwigsburg, FL 300/31 I, HRB 607). 25 Verlag Deutsche Volksbücher GmbH, Geschäftsstelle Wiesbaden, Doris Rusch an den Börsenverein der Deutschen Buchhändler, 26. April 1938. In: Sächsisches Staatsarchiv Leipzig – Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, F-9592 Verlag Deutsche Volksbücher (1936–1944).
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Einstieg beim Verlag Deutsche Volksbücher ter aus Kaiserslautern und langjähriger Parteigänger26 der NSDAP, auf.27 Welche Transaktionen im Hintergrund zu dieser Verschiebung der Gesellschafterstruktur geführt haben, ist anhand der vorliegenden Unterlagen nicht zu rekonstruieren. Bereits die vorhandenen Akten belegen jedoch ausreichend den Befund, dass ein Netzwerk von Parteigenossen die Gleichschaltung des Volksbildungsvereins in Wiesbaden dazu genutzt hat, um sich zu bereichern. Die einzelnen Beteiligten booteten sich dabei gegenseitig aus. Dennoch liegt auch die Schlussfolgerung nahe, dass die Verbindungen zu Kuhns Verlagsimperium weiter bestanden und von den Beteiligten ausgenutzt wurden, um im Juni 1939 den Vertrag mit dem Deutschen Volksbildungswerk der DAF über die Herausgeberschaft der Volksbücher abzuschließen. Dafür spricht die Tatsache, dass der Lektor der Wiesbadener Volksbücher, Camillo Sangiorgio, als Hauptschriftleiter bei der Zeitung Westmark aus Kuhns Verlagsreich tätig war, während sein Bruder Alexander Sangiorgio eine leitende Position beim Volksbildungswerk einnahm. Der Nutzen aus dem Vertrag war wechselseitig: Die Sangiorgio-Brüder sicherten sich mit der Lektoren-Tätigkeit Camillos ein einträgliches Nebeneinkommen. Auch das Volksbildungswerk zog finanzielle Vorteile aus der Zusammenarbeit. Den Herausgebervermerk ließ es sich mit 7/10-Pfennig pro Band vergüten.28 Bei Verkaufszahlen im Millionenbereich war das ein gutes Geschäft. Der Verlag wiederum durfte zu Recht auf Protektion durch die Arbeitsfront hoffen, die sich vor allem in den späteren Kriegsjahren als entscheidender Vorteil erweisen sollte. Die neuen Eigentümer legten deshalb nach 1940 großen Wert darauf, diesen Vertrag zu erhalten, ohne den der Verlag Deutsche Volksbücher »einen wesentlichen Teil seines Wertes verlieren« würde.29 Das »Deutsche Volksbildungswerk« unter Fritz Leutloff, das weiter als Herausgeber der Wiesbadener Volksbücher fungierte, wurde fortan zur wichtigsten Anlaufstelle Georg von Holtzbrincks innerhalb der NS-Bürokratie. Die Gründung dieses Amtes der KdF geht zurück auf das Bestreben Leys, seiner Organisation innerhalb von Partei und Staat immer neue Betätigungsfelder zu erschließen. Eines davon war die »Schulung«, von der Ley sich weitreichende Einflussmöglichkeiten versprach: »Entsprechend dem Totalitätsanspruch der nationalsozialistischen Weltanschauung und ihrer Trägerin der Partei, ist die Schulung eine t o t a l e Erziehungsaufgabe, d. h. sie beschränkt sich nicht auf das Beibringen irgendwelchen Einzelwissens, sondern erfasst den ganzen Menschen und erfordert damit eine einheitliche Beeinflussung von Seele, Körper und Geist der zu Schulenden«30, so lautete der selbstgefasste Anspruch.
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26 Meckel war der NSDAP bereits am 2. Februar 1932 telegrafisch beigetreten (Nara, RG 242, Foreign Records Seized, BDC, A-3339-RKK-B 127). Allerdings fand dieses Telegramm keine Beachtung, so dass seiner Parteimitgliedschaft vom 1. Mai 1933 (Mitgliedsnummer 3.112.44 [unlesbar] datiert. (Nara, RG 242, Foreign Records Seized, BDC, NSDAP-Ortsgruppenkartei A-3340-MFOK-0051). 27 Beschluss der Gesellschafterversammlung, 18. Mai 1938. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, FL 300/31 I, HRB 607. 28 Protokoll Gesellschafterversammlung, 1. August 1941. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Korrespondenz Meckel. 29 Wilhelm Schlösser an Georg von Holtzbrinck, 14. August 1940. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941. 30 Marrenbach: Fundamente des Sieges, S. 53.
Einstieg beim Verlag Deutsche Volksbücher Ziel des Volksbildungswerkes war es, die Menschen über ihre Hobbys und Interessen politisch anzusprechen und sie im Sinne des Nationalsozialismus zu beeinflussen.31 Ein Erlass des Reichsinnenministers schuf im April 1939 die Voraussetzung dafür, dass auch die Trägerschaft der Erwachsenenbildungseinrichtungen, die sich bisher häufig in kommunaler Hand befanden, vom Volksbildungswerk übernommen werden konnte. Die Erwachsenenbildung befand sich fortan weitergehend in den Händen der DAF. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit des Volksbildungswerkes war das Vortragswesen, in dessen Rahmen auch regelmäßig Dichterlesungen veranstaltet wurden. Insbesondere nach Kriegsausbruch waren die Vorträge propagandistisch geprägt. Das Amt verwaltete ferner das gesamte Büchereiwesen der DAF mit Volksbüchereien, Werksund Wanderbibliotheken einschließlich der Schiffsbibliotheken auf den KdF-Schiffen. Die Neuanschaffungen wurden hinsichtlich ihrer weltanschaulichen Unbedenklichkeit überwacht.32 In der Literatur blieb bislang unbeachtet, dass das Volksbildungswerk daneben auch umfangreiche Publikationen herausgab und sogar ein eigenes Lektorat unterhielt. Der Verlag Deutsche Volksbücher war nur einer der Partner, mit denen das Amt zusammenarbeitet. Mit dem Hilliger-Verlag Berlin/Leipzig wiederum wurden Titel wie Was tue ich im Ernstfall oder Spione, Verräter, Saboteure verlegt. Das Brüderpaar Alexander und Camillo Sangiorgio spielte eine zentrale Rolle im Volksbildungswerk. Beide waren bereits vor der Machtergreifung Hitlers aktive Nationalsozialisten. Alexander Sangiorgio war als ständiger Vertreter des Amtsleiters zuständig für die Abteilung Geschäftsführung und erledigte in dieser Eigenschaft sämtliche Personalangelegenheiten sowie den laufenden Geschäftsbetrieb.33 Sein Bruder Camillo besorgte neben seiner Tätigkeit als Hauptschriftleiter der Zeitung Westmark das Lektorat der Wiesbadener Volksbücher.34 Zeitweise war das Volksbildungswerk mit der Rosenberg’schen NS-Kulturgemeinde verbunden. Ley nutzte das Amt später zunehmend, um seine Position im Kampf um Kompetenzen gegen Rosenberg zu festigen. Bei einer Reihe von Funktionären lässt sich eine organisatorische Kontinuität zum Teil noch aus dem 1928 gegründeten Kampfbund für deutsche Kultur35 nachweisen. Während Alexander 1931 als kommissarischer Propagandaleiter der NSDAP-Ortsgruppe Mainz fungierte,36 war sein Bruder Camillo bei der Mainzer Ortsgruppe des Kampfbundes für deutsche Kultur aktiv.37 Auch August Friedrich Velmede, ein NS-Multifunktionär der mittleren Ebene und eine Zeit lang ebenfalls Mitarbeiter des Volksbildungswerkes, der für Georg von Holtz31 Smelser: Robert Ley, S. 214. 32 Weiß: Ideologie der Freizeit im Dritten Reich, S. 300. 33 Leiter Amt Deutsches Volksbildungswerk, 28. Mai 1937. In: Nara, RG 242, Foreign Records Seized, BDC, NSDAP-Parteikorrespondenz A 3340-PK-K 156. 34 Fragebogen zur Bearbeitung des Aufnahmeantrags für die Reichsschrifttumskammer, 24. November 1939. Nara, RG 242, Foreign Records Seized, BDC, A-3339 – RKK-B 183. 35 Siehe dazu Bollmus: Das Amt Rosenberg und seine Gegner und Barbian: Literaturpolitik im »Dritten Reich«. 36 NSDAP – Ortsgruppe Mainz (Alexander Sangiorgio) an Franz Eher Verlag München, 20. August 1931 Nara, RG 242, Foreign Records Seized, BDC, A 3340-NS-OG-B 032. 37 Kampfbund für deutsche Kultur Ortsgruppe Mainz an dramaturgisches Büro im Kampfbund für deutsche Kultur, 4. Oktober 1932. Nara, RG 242, Foreign Records Seized, BDC, MFKK 1434 301–303.
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Einstieg beim Verlag Deutsche Volksbücher brinck später einer der entscheidenden Partner im geschäftlichen Bereich werden sollte, startete seine Karriere im Kampfbund für deutsche Kultur. Der Aufstieg des am 19. März 1904 in Hamburg geborenen Buchhändlers begann mit der Machtergreifung Hitlers. Am 1. Mai 1933 in die NSDAP eingetreten,38 konnte er sich bei seinem Aufstieg innerhalb der NS-Kulturbürokratie anscheinend der Förderung Alfred Rosenbergs und Robert Leys gleichermaßen gewiss sein. Bereits 1933 war er als Mitglied des entsprechenden Ausschusses des Rosenberg’schen Kampfbundes für Kultur maßgeblich an der Erstellung schwarzer Listen unerwünschter Literatur beteiligt.39 Bei den Ausschuss-Sitzungen, die er oft auch als Protokollant für die Reichskulturkammer festhielt, profilierte sich Velmede als Hardliner. So wandte er sich gegen Vorschläge einiger Ausschussmitglieder, die Bücher, die auf die Verbotslisten gesetzt worden waren, in sogenannten »Giftschränken« in Bibliotheken aufzubewahren. Stattdessen plädierte er für die wortgetreue Ausführung der Erlasse, die eine völlige Vernichtung vorsahen. Seine Begründung: Die Verleger müssten den unerwünschten Autoren ansonsten Honorare für deren weiter existente Werke zahlen. Später fungierte Velmede als Bannführer bei der Reichsjugendführung als Lektor der Reichsjugendbücherei und nutzte seine Position, um seine Kontakte zielgerichtet auszubauen. In einschlägigen Kreisen galt er schon bald als Experte für systemkonforme Anthologien. Ihn konsultierte Gustav Pezold vom Langen-Müller-Verlag 1937 für das Projekt eines Kriegsdichterbuches.40 Ab 1938 gab der Kulturfunktionär, der inzwischen als Sachverständiger für Verlagsfragen und Buchgemeinschaften zur Arbeitsfront gewechselt war41, bei Westermann in Braunschweig die Anthologie Ewiges Deutschland im Auftrag des Winterhilfswerkes heraus. Dieses jährlich erscheinende Deutsche Hausbuch führte als literarischer Kalender durch das Jahr. Die Inhaltsverzeichnisse bieten einen bunten Mix aus NS-Propaganda und Deutschtümelei: Goebbels’ Rede am Grabe Horst Wessels, Bekanntmachungen des OKW, Texte Baldur von Schirachs oder Alfred Rosenbergs finden sich ebenso wie Bruno Brehm, Hans Carossa, Hans Grimm, Hermann Löns, Hans-Friedrich Blunck, Wilhelm Pleyer oder auch Kurt Ziesel42. Abgerundet wurde das Potpourri mit Stücken von Ernst Moritz Arndt, Bismarck und Goethe.43
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38 Mitgliedsnummer 2.636.740. Nara, RG 242, Foreign Records Seized, BDC, NSDAPOrtsgruppenkartei A 3340-MFOK-X062. 39 Siehe u. a. Ausschuss-Protokolle, 31. Mai 1933. In: Nara, RG 242, Foreign Records Seized, BDC, T 580 Roll 981. 40 Gustav Pezold an August-Friedrich Velmede, 3. März 1937. In: DLA Marbach A: LangenMüller / Pezold (Gustav Pezold August Friedrich Velmede) 69.7472. 41 August Firedrich Velmede an Gustav Pezold, 5. September 1937. In: DLA Marbach A: Langen-Müller / Pezold (August Friedrich Velmede – Langen-Müller 1937) 69.7799. 42 Der 1911 in Innsbruck geborene Publizist Kurt Ziesel war bereits 1931 der NSDAP beigetreten. Er arbeitete zunächst für die deutsch-österreichische Tageszeitung, nach deren Verbot er nach Deutschland ging. Dort war er zunächst als Volontär beim Völkischen Beobachter tätig. Im Sommer 1936 trat er an die Hanseatische Verlagsanstalt mit dem Vorschlag heran, »einen kulturpolitischen Zeitungsdienst für die deutsche Tagespresse herauszugeben.« (Lokatis: Hanseatische Verlagsanstalt, S. 42). Nach Gründung dieses Hanseatendienstes im Oktober 1936 wurde er dessen Chefredakteur. Zu dieser Zeit erregte die schillernde Persönlichkeit auch die Aufmerksamkeit der Gestapo, die ihn antinationalsozialistischer Umtriebe bezichtigte und seinen Parteiausschluss sowie die Entlassung bei der Hanseati-
Einstieg beim Verlag Deutsche Volksbücher Welche Vertrauensstellung Velmede innehatte, belegt ein Auftrag von höchster Stelle aus dem Jahr 1939: Rosenberg und Ley gemeinsam übertrugen ihm das Projekt eines Geschenkbandes deutscher Dichter zum 50. Geburtstag Hitlers.44 Das Geleitwort zu dem Band – von dem Hans Grimm meinte, die Ausstattung wäre zwar gelungen, »was den Inhalt angeht, so wäre [aber] in jeder Beziehung weniger mehr gewesen«45 – stammte von keinem geringeren als Reichsmarschall Hermann Göring.46 Velmedes Auftraggeber waren von dem Hitler-Band anscheinend so begeistert, dass er kurz darauf den Auftrag erhielt, auch zu Leys 50. Geburtstag im Februar 1940 einen Sonderband zu gestalten.47 Velmede tat, was er offensichtlich am besten beherrschte: Er stellte eine Anthologie zusammen. Hauptberuflich arbeitete der vielbeschäftigte Kulturfunktionär und Lektor zu diesem Zeitpunkt immer noch beim Deutschen Volksbildungswerk als Verantwortlicher für Verlagsfragen und Buchgemeinschaften – eine Position, die er seit 1937 inne hatte. Auch die Wiesbadener Volksbücher fielen in seinen Verantwortungsbereich. Gemeinsam mit den Sangiorgio-Brüdern begleitete Velmede den Verleger Karl-Friedrich Meckel bei der Neuausrichtung der traditionsreichen Buchreihe, die zumindest zeitweilig ebenfalls in den Dienst der NS-Propaganda gestellt wurde. Zu Leni Riefenstahls Olympia-Film wurde ein aufwendiger Bildband vorgelegt. 1939 ließ Meckel dann seine Aufsätze und Vorträge aus den Jahren 1920 bis 1938 drucken. Die wirtschaftliche Basis allerdings wurde durch dieses Sendungsbewusstsein zunehmend erodiert. Zudem vernachlässigte der am 31. Mai 1938 als Geschäftsführer eingesetzte Wilhelm Beensen die Buchhaltung offenbar sträflich.48 Vollends in den Ruin allerdings trieb sich Meckel mit einem Werk, das eigentlich die Krönung seines nationalsozialistischen Glaubensbekenntnisses darstellen sollte: 1940 brachte er unter dem Titel Unbezwinglicher Westwall einen Sonderband zur
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schen Verlagsanstalt forderte. (Vermerk betr. Ziesel, Kurt Adolf, 3. März 1937. In: Staatliches Russisches Militärarchiv, Sonderarchiv, Fonds 501k Opis 1 Delo 113) – Nach dem Kriege brachte die Tatsache, dass der Verlag Deutsche Volksbücher 1951 Ziesel als erster Verlag in Deutschland wieder publizierte, Georg von Holtzbrinck den Vorwurf des Präsidenten der »Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung«, Hermann Kasack, ein, er stehe rechtsgerichteten Kreisen nahe. (Hermann Kasack, Präsident der »Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung«, nach Ziesel: Das verlorene Gewissen, S. 136). Das Grundkonzept der Reihe war so universell, dass Velmede nach dem Krieg – nun bei Bertelsmann – unter dem Titel »Unvergängliches Abendland« nahezu unverändert daran anknüpfen konnte. August Friedrich Velmede an Ludwig Tügel, 10. Februar 1939. In: DLA Marbach A: Tügel. Hans Grimm an August-Friedrich Velmede, 16. Januar 1940. In: DLA Marbach A: Grimm (Grimm, Hans – Briefe von ihm an Velmede, August Friedrich). Velmede: Dem Führer. August-Friedrich Velmede an Hans Grimm, 8. Dezember 1939. In: DLA Marbach A: Grimm (Hans Grimm – Briefe an ihn von August Friedrich Velmede). Rechtsanwalt Schaumlöffel, Antwort auf Schriftsatz zur Klage gegen Meckel vor dem Landgericht Kaiserslautern, 15. September 1942. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Korrespondenz Meckel.
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Einstieg beim Verlag Deutsche Volksbücher Fertigstellung des Festungswerkes entlang der deutschen Westgrenze heraus.49 Mit dem Einmarsch in den Benelux-Ländern und Frankreich im Mai hatte der Band bestenfalls noch historischen Wert und Meckel versuchte zu retten, was zu retten war: Von der Organisation Todt verlangte er Schadenersatz für 400.000 Bände.50
Abb. 18: Der Band zum »Westwall«
Diese wirtschaftliche Schieflage bot für Georg von Holtzbrinck und Wilhelm Schlösser die seit langem gesuchte Gelegenheit zum Einstieg in einen Verlag. Am 16. März 1940 erwarben sie für jeweils 7.000 Reichsmark je ein Drittel der Gesellschaftsanteile des Verlags Deutsche Volksbücher. Der bisherige Alleingesellschafter Meckel hielt weiterhin ein Drittel.51 Das Vorkaufsrecht für diesen Anteil lag bei der Devex. Bereits Ende
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49 Unbezwinglicher Westwall: Ein Volksbuch vom Ringen um Deutschlands Westmark. Hrsg. von Camillo Sangiorgio. Wiesbaden: Verlag Deutsche Volksbücher 1940. (Wiesbadener Volksbücher. 270). 50 Schlösser an von Holtzbrinck, 14. August 1940. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941. 51 Beschluss Gesellschafterversammlung, 16. März 1940. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, FL 300/31 I, HRB 607.
Einstieg beim Verlag Deutsche Volksbücher 1939 hatten die Devex-Gesellschafter in einer in Gleiwitz getroffenen Vereinbarung52 diese Modalität geregelt, was dafür spricht, dass die Kontakte zu Meckel bereits seit längerem bestanden: Georg von Holtzbrinck gab, wie es in einer 1943 erstellten Zusammenfassung heißt, in Gleiwitz sein Vorrecht auf, bei einem möglichen vollständigen Ausscheiden Meckels dessen Anteil am Verlag Deutsche Volksbücher allein zu übernehmen. Im Gegenzug übertrug zumindest Schlösser acht Prozent seiner Anteile an der Devex an Georg von Holtzbrinck.53 Beide Partner verbanden mit dem Kauf des Verlages höchst unterschiedliche Erwartungen: Für Georg von Holtzbrinck stand die Sicherung der Existenz der Bibliothek im Vordergrund. Wilhelm Schlösser hingegen sah die Chance, lang gehegte Ambitionen zu verwirklichen: »Als Verleger müssen wir genügend Zeit und Ruhe haben, um das, was wir wollen, vollkommen zu machen. Vor allen Dingen deshalb, weil wir uns als Verleger nicht nur auf das Abdrucken guter Manuskripte beschränken wollen, sondern den Dichtern und Zeichnern bestimmte Aufgaben stellen. Ich weiß, wenn wir mit unserer verlegerischen Arbeit beginnen, daß wir in einigen Jahren zu den führenden Verlegern gehören«, formulierte er seinen Anspruch.54 Der notwendige Freiraum sollte durch eine Verringerung des Engagements bei der Devex geschaffen werden. Eines der Projekte, die der Verleger Schlösser vorrangig in Angriff nehmen wollte, war ein ehrgeiziger Band zur Weltgeschichte, für den er bereits 1935 beim Union Verlag eine Konzeption vorgelegt hatte. Er konnte es kaum erwarten, die Arbeit an dem Projekt aufzunehmen: »Ich hoffe, daß es uns nun bald gelingt, unsere verlegerische Arbeit in Angriff zu nehmen, denn jedes Jahr geht uns verloren. Hätten wir die Möglichkeit gehabt, im Jahre 1935 oder 36 mit unserer verlegerischen Arbeit zu beginnen, so hätten wir heute die Bücher, nach denen sich die allgemeine Forderung erhebt. Abgesehen von der politischen Arbeit, die wir für unser Volk geleistet hätten, hätten wir heute schon eine angesehene Stellung als Verleger«, schrieb er seinem Partner und Freund.55 Der Verlag Deutsche Volksbücher und die von ihm herausgegebene Buchreihe nahmen in Schlössers Zukunftsplänen einen zentralen Platz ein: »Ohne Zweifel bietet uns der Verlag Deutsche Volksbücher GmbH und Wiesbadener Volksbücher eine große Möglichkeit, unsere Verlagspläne zu starten«, hatte er Georg von Holtzbrinck zu einem raschen Kauf gedrängt. Schon Monate vorher hatte er – durchaus in Anlehnung an Reclam, Insel und Kröner – seine Vision von einer preiswerten Reihe von »Volksbüchern« im vertrieblichen Nebeneinander von Direktvertrieb durch Subskription bei
52 Die Vereinbarung selbst ist nicht überliefert. Aus dem Schriftwechsel der Folgejahre, in dem wiederholt darauf Bezug genommen wird, lassen sich jedoch einzelne Verabredungen rekonstruieren. 53 Georg von Holtzbrinck (Königsberg) an Schlösser, 25. August 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Korrespondenz Meckel etc. 54 Wilhelm Schlösser an Georg von Holtzbrinck, 20. Juli 1940. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Korrespondenz Meckel etc. 55 Wilhelm Schlösser an Georg von Holtzbrinck, 26. Juli 1940. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtz-brinck, VDV Korrespondenz Meckel etc.
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Einstieg beim Verlag Deutsche Volksbücher gleichzeitigem Erscheinen im Oris-Verlag56 mit Vertrieb über den stationären Buchhandel entwickelt.57 Diesen ehrgeizigen Plänen standen nicht nur die ständigen Auseinandersetzungen mit Meckel im Wege, die den gesamten Verlag im Sommer 1940 lähmten. Die beiden neuen Mehrheitsgesellschafter suchten nach einer Möglichkeit, sich von ihrem Partner zu trennen, ohne jedoch den Verlagsnamen Deutsche Volksbücher GmbH dabei einzubüßen.58 Eine der von den Anwälten geprüften Varianten sah vor, den Verlag Deutsche Volksbücher auf den Oris-Verlag zu übertragen und Meckel den Verlag Wiesbadener Volksbücher zu überlassen59, falls dieser seinen Anteil nicht verkaufen wollte. Die Querelen erstreckten sich über das gesamte Jahr 1940. Meckel nutzte dabei vor allem seine Kontakte zu den Sangiorgio-Brüdern beim Volksbildungswerk, um die Pläne seiner Partner zu blockieren. Die Meinungsverschiedenheiten eskalierten in der Folgezeit, so dass ein Schiedsgericht angerufen wurde.60 Im Zentrum der Auseinandersetzung stand Meckels Prestige-Projekt: Seine Mitgesellschafter warfen ihm vor, Westwall-Broschüren von der Gesellschaft bezogen zu haben, »ohne daß Gegenwert erfolgt ist.«61 Für das wirtschaftlich ohnehin angeschlagene Unternehmen wog der Schaden doppelt schwer: Neben dem Verlust der Erlöse mussten 7/10 Pfennige pro Exemplar aufgebracht werden, die von der Arbeitsfront als Gebühr für den Herausgebervermerk erhoben wurden. In der Auseinandersetzung mit dem Volksbildungswerk traten die Eigner als Einheit auf: Die Gesellschaft verpflichtete sich, Meckels Interessen zu vertreten. Im Gegenzug musste er jedoch die Buchhaltung an seine Mitgesellschafter abgeben, die damit einen wichtigen Vorteil im andauernden Machtkampf für sich verbuchen konnten.62 Mit der – wie sich rasch zeigen sollte: vorläufigen – Beilegung des Streites im Unternehmen war der Weg frei für die Sanierung des Traditionsverlages. Bereits im Oktober 1940 drängte Georg von Holtzbrinck darauf, umgehend Manuskripte in den Satz zu geben, um die Wiesbadener Volksbücher wieder am Markt zu etablieren63, nachdem die
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56 Der Oris-Verlag war bereits 1928 von Hans-Ludwig Oeser gegründet worden. Seit 1930 ruhten seine Geschäfte. Georg von Holtzbrinck und Wilhelm Schlösser bezogen die GmbH auch später in ihre unternehmerischen Planungen mit ein und erwarben 1942 eine Kaufoption. Sämtliche anfallenden Kosten (Steuern etc.), wurden seither von ihnen getragen. Die Zahlungen sollten später auf den Kaufpreis angerechnet werden. Siehe dazu: Oris Verlag (1928) GmbH (Söcking) an Finanzamt München, 25. Januar 1947. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Schriftwechsel Mai 1945 bis Mai 1948 (Geschäftlich N–Z). 57 Wilhelm Schlösser an Georg von Holtzbrinck, 10. Februar 1940. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Privat 1938–1941. 58 Wilhelm Schlösser an Georg von Holtzbrinck, 26. Juli 1940. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtz-brinck, VDV Korrespondenz Meckel etc. 59 Wilhelm Schlösser an Georg von Holtzbrinck, 6. August 1940. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Korrespondenz Meckel etc. 60 Protokoll Gesellschafterversammlung in Wiesbaden, 1. August 1941. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Korrespondenz Meckel etc. 61 Protokoll Gesellschafterversammlung in Wiesbaden, 1. August 1941. 62 Protokoll Gesellschafterversammlung in Wiesbaden, 1. August 1941. 63 Verlag Deutsche Volksbücher, Georg von Holtzbrinck an Wilhelm Schlösser. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941.
Einstieg beim Verlag Deutsche Volksbücher Reihe unter der Ägide Meckels in den beiden vorangegangenen Jahren nur noch sporadisch erschienen war, weil er sich vor allem auf den Vertrieb seines Westwall-Buches konzentriert hatte. Für die Weihnachtsausgabe des Jahres 1940 beeilten sich Oeser und Schlösser, einen vergleichsweise repräsentativen Band auf den Markt zu bringen, der unter dem Titel Herz der Heimat. Eine Morgengabe für die deutsche Frau in einer Auflage von 50.000 Exemplaren64 erschien und sich schon im Format von den übrigen Volksbüchern deutlich unterschied.
Abb. 19: Herz der Heimat (Einband und Titelblatt)
Georg von Holtzbrinck und Wilhelm Schlösser setzten große Hoffnungen in diesen Band, wobei wieder deutlich wurde, wie unterschiedlich das Herangehen der beiden Partner war. »Meiner Auffassung nach müssen wir gerade in unserem ersten Buch unser Können und unsere Gesinnung dokumentieren«, forderte Schlösser.65 Oeser setzte hingegen auf Weisung Georg von Holtzbrincks, von dem er sagte, er sei »Pate dieser Texte«66, auf eine Mischung aus traditionellem deutschen Liedgut wie Johannes Brahms, Hermann Claudius oder Friedrich Silcher67 und Texten aus dem Ersten Weltkrieg. Ernst 64 Hans Ludwig Oeser an Wilhelm Schlösser, 14. April 1940. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Allgemein 1938. 65 Wilhelm Schlösser an Ernst Moritz Mungenast, 5. September 1940. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1940. 66 Schlösser an Mungenast, 5. September 1940. 67 Der 1789 im württembergischen Schnait geborene Silcher ist heute vor allem als Komponist und Sammler von Volksliedern bekannt. Er schrieb Volksmelodien wie »Ännchen von Tharau«, »Die Lorelei« oder »Muß i denn zum Städtele hinaus«.
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Einstieg beim Verlag Deutsche Volksbücher Moritz Mungenast,68 der es übernommen hatte, die Einführung zu schreiben, nachdem sich weder Emmi Göring noch Magda Goebbels für dieses Projekt hatten erwärmen können, gab den Ton vor, in dem der ganze Band gehalten ist: patriotisches Pathos. »Die ältesten Urkunden über unser Volk singen das Lob seiner Frauen. Namentlich in jenen schweren Zeiten, in denen ein Volk sich beweisen muß: im Kriege«, beginnt Mungenast sein Geleitwort, um sich anschließend über die Kämpfe der Germanen und den Ersten Weltkrieg bis zum Kriegsbeginn 1939 voranzuschreiben: »Heute ist die Heimatfront mit ihren Fabriken und Rüstungsbetrieben zur Wagenburg des deutschen Volkes geworden. Im September 1939 traten, genau wie im Großen Kriege, Millionen tapferer Frauen an die Stelle der Männer und schlossen die entstandenen Lücken«, lobt der Dichter die Zielgruppe des Bandes.69 Der Dichter versuchte sich auch an einem argumentativen Bogen zu jenen Volksliedern, die auf Drängen Georg von Holtzbrincks den Schwerpunkt der Texte in dem Band bilden und nicht so recht zu den Weltkriegstexten passen: »Und durch die Jahrhunderte begleitete das deutsche Volkslied in unerschöpflicher Fülle jene erlauchte Verbindung, die Goethe zur Voraussetzung des Glücklichen machte. Diese Lieder – vom Herzen kommend und zum Herzen gehend – atmen all die beglückende Mütterlichkeit und Fraulichkeit, die der deutsche Mensch um Volk und Heimat empfindet. Väter, Söhne, Brüder, Gatten und Geliebte singen sie, beseelt von der Vorstellungskraft, die ihre Frauen und Mädchen daheim mit der ganzen Fülle lebensträchtiger Bejahung erwecken und immer wieder entzünden.« Illustriert wurde der Band von Fritz Busse, einem Stuttgarter Maler, mit dem der Verlag in Folgezeit eine enge Zusammenarbeit pflegte. Die Verbundenheit des Künstlers sicherte sich das Unternehmen 1943, als es sich bei den Wehrmachtsdienststellen für ihn verwendete: »Ein Mann wie Busse kann für die Haltung des Soldaten in Front und Heimat sehr viel Positives durch seine Arbeit leisten. Es ist unsere Aufgabe, daran mitzuwirken, daß ein solcher Mann, der in seiner Kompanie ein Unbekannter ist, an den richtigen Platz gestellt wird«, hatte Georg von Holtzbrinck seine Mitarbeiter angewiesen.70 Neben der Anthologie Herz der Heimat setzte der Verlag beim Neustart der Wiesbadener Volksbücher auf Bewährtes wie Wilhelm Raabes Schwarze Galeere – von der einschließlich der Auflage von 1940 allein in dieser Reihe 760.000 Exemplare erschienen – oder Mungenasts Bunkergeschichten, für die mit ganzseitigen, aufwendigen Anzeigen im Börsenblatt eine Vertriebsoffensive gestartet wurde. Bis dahin hatte sich die Werbung auf den Band zum Westwall sowie Meckels Aufsatzsammlung beschränkt. Nicht nur die Auswahl der Titel spricht darüber hinaus für die These, dass es den neuen
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68 Der aus dem lothringischen Metz stammende Schriftsteller Ernst Moritz Mungenast (1898– 1964) war zu jener Zeit in Stuttgart ansässig. Er gehörte zu den Hausautoren der Bibliothek. Nach dem Krieg pflegte insbesondere Schlösser den Kontakt zu »Mungo«, wie er im Familienkreis genannt wurde. Nach einer Anekdote soll Schlösser den Schriftsteller auf seinem Anwesen bei Stuttgart eingeschlossen haben, damit dieser einen Text vollende. 69 Hans Ludwig Oeser/Wilhelm Schlösser: Herz der Heimat: Eine Morgengabe für die deutsche Frau im Kriegsjahr 1940. Wiesbaden: Verlag Deutsche Volksbücher 1940. (Wiesbadener Volksbücher. 278, Sonderausgabe), S. 9. 70 Georg von Holtzbrinck (Berlin, Meineckestraße) an Olaf Saile (VDV Stuttgart), 22. November 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV (Schriftwechsel 1943–1944).
Einstieg beim Verlag Deutsche Volksbücher Gesellschaftern darum ging, das Geschäft rasch wieder in Gang zu bringen: Von der Schwarzen Galeere wurden 50.000 Bände aufgelegt und verkauft. Gleichzeitig liefen bereits die Arbeiten zur Umstrukturierung des Verlages Deutsche Volksbücher. Dabei standen sowohl die neuen Gesellschafter wie auch Meckel in engem Kontakt mit dem Volksbildungswerk der Arbeitsfront. Schlösser hatte die Verlagspläne gemeinsam mit Meckel bei Reichsamtsleiter Fritz Leuthoff vorgestellt.71 Im Volksbildungswerk bildeten sich zwei Fraktionen: Während Alexander Sangiorgio die neuen Gesellschafter wieder aus dem Verlag drängen wollte, schlug sich Velmede auf deren Seite. »Unter Rücksicht auf das persönliche Verhältnis« zu Georg von Holtzbrinck ignorierte er dabei auch so grundlegende Weisungen wie die zur Kündigung des Herausgebervertrages, ohne den die gesamte Buchreihe kaum noch einen Wert für die Erwerber besessen hätte.72 Das Verhältnis zwischen Georg von Holtzbrinck und dem Multifunktionär war dabei nicht ohne Spannungen. So erregte sich letzterer, als der Verleger erklärte, nur durch die Verbindung mit der Bibliothek könnten die Volksbücher rentabel sein73 Die Devex und der Verlag Deutsche Volksbücher sicherten sich Velmedes Loyalität, indem sie ihm eine einträgliche Nebentätigkeit boten: Im Dezember 1942 erhielt er beispielsweise einen vergleichsweise üppigen Vorschuss von 1.250 Reichsmark von der Devex als Reisekosten in die Steiermark, um dort Papier für die Verlage zu beschaffen. Die Reise fand allerdings nie statt. Im April 1943 überwiesen Devex und VDV dennoch bereits weitere 3.000 Reichsmark Vorschuss für Reisen, um Manuskripte einzuwerben. Nach einem im November 1943 abgeschlossenen Vertrag sollte Velmede als Lektor für den Verlag bis zum Januar des folgenden Jahres 24 neue Titel zusammenstellen, was ihm bei seinen Verbindungen und seiner Erfahrung hätte leicht fallen sollen. Von den vereinbarten 3.000 Reichsmark Honorar zahlte der VDV wiederum 2.000 Reichsmark als Vorschuss und stellte für die Arbeiten eine Sekretärin zur Verfügung, die Velmede schließlich abwarb.74 Inzwischen nahm der Lektor auch die nicht näher definierte Position des Geschäftsführers der Berliner Außenstelle des VDV ein;75 – allerdings ohne über Prokura zu verfügen –, nun sollte er eine Beteiligung am Gesamtumsatz erhalten.76 Das Verhältnis zwischen dem Verleger und dem NS-Multifunktionär zeigt sich zu jener Zeit wohl darin, dass die Post für Georg von Holtzbrinck, der Ostern 1943 zu einem Luftabwehrregiment nach Königsberg versetzt worden war77, vom VDV Stuttgart an 71 Wilhelm Schlösser an Georg von Holtzbrinck, 24. April 1940. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Korrespondenz Meckel etc. 72 Wilhelm Schlösser an Georg von Holtzbrinck, 4. Oktober 1940. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Korrespondenz Meckel etc. 73 Wilhelm Schlösser an Georg von Holtzbrinck, 7. Oktober 1940. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Korrespondenz Meckel etc. 74 Margarete Nespital an August Friedrich Velmede, 4. Juni 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Korrespondenz Meckel etc. 75 VDV Stuttgart an Georg von Holtzbrinck (Königsberg), 26. November 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel 1943–1944. 76 August Friedrich Velmede an Georg von Holtzbrinck, 19. August 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel 1943–1944. 77 VDV Stuttgart (Ludwig) an Georg von Holtzbrinck (Königsberg), 27. April 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel 1943–1944.
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Einstieg beim Verlag Deutsche Volksbücher Velmedes Privatadresse nach Berlin-Südende in die Seestraße 9 gesandt wurde.78 »Selbstverständlich werde ich mich um Deine Verlagssachen und Deine persönlichen Angelegenheiten kümmern. Die laufende Korrespondenz mit Stuttgart und soweit es auch Dein Berliner Büro angeht werde ich, so gut ich irgend kann mit überwachen«,79 hatte Velmede zuvor versichert.80 Und er ging noch weiter. Velmede schlug vor, die gesamte Korrespondenz des Volksbildungswerkes an den Verlag Deutsche Volksbücher an sich selbst nach Berlin zu senden, um sie mit Kommentaren versehen nach Stuttgart zu übermitteln. Dagegen legte allerdings der Stuttgarter Geschäftsführer Carl M. Ludwig sein Veto ein. Nicht abgestimmte Korrespondenz würde Verwirrung in den Geschäftsverkehr mit dem Reichsamt bringen, argumentierte er. Das Kalkül Georg von Holtzbrincks, das hinter dem Engagement Velmedes steckte, wurde von Ludwig jedoch durchaus geteilt: Sein Auftauchen als Mitarbeiter des Verlages würde beim Sangiorgio-Clan für einige Unruhe sorgen. »[…] aber wir haben uns ja nicht darum zu kümmern, ob es ihnen paßt oder nicht, daß Herr Velmede uns mit Rat und Tat unterstützt. Wir spielen am besten Autorität gegen Autorität aus.«81 Doch geschäftlich war man erfolgreich: Bereits 1941, nicht einmal ein Jahr nach der Übernahme, zeigte die Umstrukturierung Wirkung: Erstmals seit 1933 erschienen wieder regelmäßige neue Bände der Wiesbadener Volksbücher.
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78 VDV Stuttgart (Ludwig) an Georg von Holtzbrinck (Berlin per Adresse A. F. Velmede, Berlin-Südende, Seestr. 9). In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel 1943–1944. 79 Gezeichnet »von Deinem August Friedrich«. 80 VDV, Berlin-Südende, Seestr. 9 (Velmede) an Georg von Holtzbrinck (Königsberg), 28. April 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel 1943–1944. 81 VDV Stuttgart (Ludwig) an Georg von Holtzbrinck (Königsberg), 21. Juni 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel 1943–1944.
Ende der Bibliothek Der Einstieg beim Verlag Deutsche Volksbücher bot den Gesellschaftern der Devex die wirtschaftliche Zukunft, die sie in ihrem eigenen Unternehmen wohl nicht mehr sahen. Mit Kriegsbeginn waren 1939 die Einnahmen zunächst um mehr als die Hälfte gesunken. Die Auswirkungen der Papiereinsparung, die die Bibliothek traf, waren nicht abzusehen. Die Vorteile, die sich bis zu diesem Zeitpunkt aus der Einstufung als Zeitschrift ergeben hatten, verkehrten sich nun in ihr Gegenteil. Zugespitzt wurde die Krise des Unternehmens durch den Wegfall des Vertriebs der Arbeitsfront-Zeitschriften Schönheit und Arbeit sowie Freude und Arbeit und des daraus resultierenden Deckungsbeitrags. Ohne Ersatzlieferungen stünde das Berliner Büro zur Disposition, machte Georg von Holtzbrinck seinem Partner Schlösser die Lage deutlich. Denn auch das Hauptvertriebsobjekt drohte vollständig unterzugehen. Im Gegensatz zu anderen Zeitschriften, deren Erlössituation sich durch die verordneten Umfangsreduzierungen sogar verbesserte,1 war die Bibliothek in ihrer Existenz gefährdet: »Die grundsätzliche Schwierigkeit besteht in folgendem: Während alle in Deutschland erscheinenden Zeitschriften miteinander verglichen werden, vergleicht der Abonnent der ›Bibliothek‹ diese nicht mit einer Zeitschrift, sondern mit einem Buch. Da aber die Bücher schon die bisherigen Einsparungsanordnungen nicht durchführen brauchten und auch nicht in Zukunft durchführen müssen, werden unsere Leser nicht gewillt sein, für die von uns gemachten Probebände den Bezugspreis weiterhin zu bezahlen. […] Auch redaktionell läßt sich in den dünnen, schwindsüchtigen Bändchen den Lesern kein wirklicher Gegenwert mehr bieten. Die von uns bisher veröffentlichten Bände können ruhig als Einzelerscheinungen betrachtet werden und wir haben die feste Überzeugung, daß jeder Gutachter zu der Feststellung kommt, daß diese Bände eine geschlossene gute Leistung darstellen. Bei dem uns zur Verfügung stehenden Raum wäre es aber vollkommen unmöglich, z. B. einen Band über das ›Befreite Sudetenland‹, die Kolonialfrage oder einen völkerkundlichen Band über Italien herauszubringen«, analysierte Georg von Holtzbrinck die Situation.2 Sein Partner suchte Unterstützung im Propagandaministerium in Berlin und erläuterte dem Schrifttumsreferenten Rudolf Erckmann das Programm der Bibliothek: »Ich habe Herrn Dr. Erckmann gesagt, daß ich darum bäte, uns auch Aufgaben zu stellen, damit wir ihm unsere Leistungsfähigkeit beweisen können. Herrn Dr. Erckmann hat besonders meine Darstellung gefallen, daß wir davon ausgehen, daß arbeitende Menschen am Abend keine Belehrung mehr haben wollten und daß wir deswegen den Stoff erzählend geordnet hätten, das [sic!] jedoch im Zusammenklang der einzelnen Geschichten sich Folgerungen für den Leser ergeben, die
1 Eine ähnliche Entwicklung verzeichneten auch andere Unternehmen, die Zeitschriften herausbrachten. So führte der Kohlhammer-Verlag den Gewinnanstieg 1940 auf die reduzierten Umfänge bei gleichbleibenden Verkaufspreisen zurück. (Aufstellung Einkommen Karl Gutbrod in der Firma W. Kohlhammer, 9. September 1946. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/6/16163). 2 Georg von Holtzbrinck an Wilhelm Schlösser, 26. September 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941.
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Ende der Bibliothek ihn zu den politischen Ansichten führen, die unsere Staatsführung heute fordert.«3 Mit diesen Ausführungen hatte Schlösser unter Beweis gestellt, dass die Bibliothek sich genau auf der von der Propaganda gewünschten Linie bewegte. Die Aufnahme der Reihe in die Feldbüchereien lehnte der Ministeriale dennoch ab. Immerhin stellte er jedoch in Aussicht, dass zumindest Einzelbände erworben würden.4 Zwischen den beiden Geschäftspartnern bahnte sich eine grundlegende Meinungsverschiedenheit über den künftigen Kurs des Unternehmens an: Während Georg von Holtzbrinck darauf setzte, von etablierten Verlagen Restauflagen aufzukaufen, diese umzubinden und über die bewährten Vertriebskanäle zu verkaufen, setzte Wilhelm Schlösser auf die Herausgabe eigener Bücher. Auch wenn dieser Schritt mit einer Eingliederung in die Reichsschrifttumskammer verbunden gewesen wäre, so argumentierte Schlösser, würde er den Vorteil freier Verfügung über Papier mit sich bringen.5 Zu diesem Zeitpunkt entstand die Idee, von Oeser eine Option auf dessen Oris-Verlag zu erwerben. Als Geschäftsführer und Mitgesellschafter des Unternehmens sollte Franz Schneekluth gewonnen werden. Der bezog, so Schlösser, bei Heyne zu diesem Zeitpunkt ein Gehalt von 800 Reichsmark. Der neue Verlag sollte dank der Erfahrung Schneekluths eine ebenso rasante Entwicklung nehmen wie dessen bisheriger Arbeitgeber: »Der Heyne-Verlag wurde 1935 gegründet und besitzt einen Umsatz von RM 600.000. Nach seinen Schätzungen wird sich der Umsatz im Jahre 1940 auf RM 800.000 erhöhen. Zu dem Heyne-Verlag gehört außerdem der Verlag Möbius, der eine Romanzeitschrift herausbringt und ebenfalls einen Gründung vor 1935 ist. Dieser Verlag setzt RM 600.000,- um, so daß seit 1935 ein Verlag ins Leben gerufen wurde, der einen Umsatz von 1,2 Millionen Mark schon jetzt erzielt«, bemerkte Schlösser, kaum ohne Neid.6 Ob Schneekluth jemals von dem Vertrauen erfuhr, das in ihn gesetzt wurde, ist fraglich. Und wie so oft setzte sich Holtzbrinck in der Frage der künftigen Ausrichtung des Unternehmens auch diesmal durch. Bereits Anfang November teilte er Schlösser mit, dass künftig jeden zweiten Monat ein Romanband aus Restauflagen erscheinen würde, um so die Folgen der Papierrationierung auszugleichen.7 Der Reichsverband der Zeitschriftenverleger hatte die entsprechende Genehmigung kurzfristig erteilt.8 Mit dem Cotta-Verlag wurde eine Vereinbarung getroffen, dass Romane zum Preis von 32,5 Pfennig pro Rohbogen[satz] gekauft wurden. Hinzu kamen Bindekosten von 37,5 Pfen-
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3 Wilhelm Schlösser an Georg von Holtzbrinck, 5. Oktober 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser Privat, 1938–1941. 4 Wilhelm Schlösser an Georg von Holtzbrinck, 17. Oktober 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941. 5 Wilhelm Schlösser an Georg von Holtzbrinck, 23. Oktober 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941. 6 Georg von Holtzbrinck an Wilhelm Schlösser, 23. Januar 1940. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941. 7 Georg von Holtzbrinck an Wilhelm Schlösser, 7. Novemberg 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941. 8 Reichsverband der Zeitschriftenverleger an Devex, 3. November 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941.
Ende der Bibliothek nig.9 Bei einem Verkaufspreis von 1,55 Reichsmark pro Band kam die Devex damit an die Grenzen der Unwirtschaftlichkeit. Und die Abbestellungen hielten an. Binnen kürzester Zeit hatte sich allein in Berlin die Zahl der Abonnenten von 4.000 auf 2.500 nahezu halbiert.10 Das Weihnachtsgeschäft 1939 rettete der Devex, wie auch anderen Verlagen, die Existenz. Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnete der Buchmarkt insgesamt zum Fest eine Steigerung von bis zu 100 Prozent.11 Für die Bibliothek hätte sich dieser Erfolg allerdings rasch ins Gegenteil umkehren können. Die Papierzuteilung reichte nicht aus, um die Auflage von 32.000 Exemplaren monatlich zu halten. Und die Lager waren leer: »Durch die riesigen Käufe im Weihnachtsgeschäft sind die meisten Romane – auch die älteren Datums waren – weggegangen […]«.12 Um die Existenz des Unternehmens langfristig zu sichern, mussten jedoch rasch neue Geschäftsfelder und vor allen Dingen weitere Papierquellen erschlossen werden. So sollte sich Schlösser im Auftrag von Georg von Holtzbrinck beim OKW um Abdruckrechte für Wehrmachtsberichte bemühen.13 Ansonsten setzten Herausgeber und Schriftleiter der Bibliothek jedoch auch 1940 auf die bewährte inhaltliche Linie. Im Januar erschien Adalbert Stifters Der Hagestolz. Der Februar-Band Kraft und Schönheit in Leben und Kunst wiederum entspricht in Aufmachung und Text dem Leitbild der NSKulturpropaganda. Die Läufergruppe auf dem Umschlag-Bild repräsentierte das nationalsozialistische Menschenbild schlechthin. Und auch der Klappentext wies dem Leser die Richtung: »Während in England sowie in Frankreich mit Kriegsausbruch Theater, Kinos und Kunstausstellungen ihre Pforten schließen mußten, geht in Deutschland das kulturelle Leben ohne Unterbrechung weiter. Das Vertrauen unseres Volkes in die Weisheit seiner Führung und die Kraft seiner Wehrmacht kommt darin zum Ausdruck. Als Verlag der ›Bibliothek‹ wollen wir an der Vertiefung des Verständnisses für die Kunst und unsere Künstler mitarbeiten. Wir glauben, daß der vorliegende Band dieser Aufgabe gerecht wird und durch seine lebendige Zusammenstellung allen unsern Lesern Freude und auch Unterhaltung bereiten wird.«14 Mit Ernst Moritz Mungenasts Erzählung Die Venus-Sonate enthält der Band eine der wenigen Erstveröffentlichungen der Reihe. Während das Stück über das Verhältnis zwischen Maler und Modell durchaus in den Band passt, erscheint Ulrich Sanders Weltkriegsgeschichte Eine lächerliche Kugel zumindest vom Inhalt her deplatziert. Das Sujet jedoch dürfte den Geschmack der Leser getroffen haben. Die Bildauswahl für die 32 Kunstdrucktafeln war überaus systemkonform: Die erste Staffel Kraft und Schönheit wird eröffnet von einem Athleten-Standbild 9 Georg von Holtzbrinck an Wilhelm Schlösser, 4. Dezember 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941. 10 Georg von Holtzbrinck an Wilhelm Schlösser, 2. Dezember 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941. 11 Menz, Gerhard: Zur Wirtschaftslage. In: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel (1940) Nr. 11, S. 14. 12 Georg von Holtzbrinck an Wilhelm Schlösser, 8. Februar 1940. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941. 13 Wilhelm Schlösser an Georg von Holtzbrinck, 1. Februar 1940. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941. 14 Klappentext. In: Kraft und Schönheit in Leben und Kunst. Stuttgart: Deutsche Verlagsexpedition 1940. (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Februar).
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Ende der Bibliothek aus dem Berliner Olympia-Stadion. Daran schließen sich Abbildungen zweier Statuen Arno Brekers aus der Neuen Reichskanzlei in Berlin an. Die zweite Bilder-Staffel Die Frau in der heutigen Malerei wird ihrem Titel entsprechend komplett mit zeitgenössischen Werken bestritten. Sämtliche Bilderstaffeln, besonders jedoch die abschließende Gesunde deutsche Jugend, entsprechen dem propagandistischen Leitbild der Zeit. Das trifft auch auf den März-Band Frauen am Werk. Ein Buch der Kameradschaft. Erzählungen deutscher Dichterinnen zu. Die Bild-Teile mit Titeln wie Frauen im Dienste der Nation, Frauen am Werk oder Frauen im Dienst des Volkes illustrierten den Einsatz an der so genannten Heimatfront. Die Textauswahl wiederum folgte dem gängigen Mix der Reihe: Neben Liebesgedichten Ricarda Huchs oder einer historischen Erzählung Ina Seidels fand mit Louise Diels Die Kolonien warten wieder ein politischer Text Aufnahme, der in besonderer Weise dem Führer huldigte. Der Mai-Band Jenseits der Wälder stand komplett im Dienste der auslandsdeutschen Propaganda, ein Anliegen, dem sich ein Verlag, der in Stuttgart, der »Stadt der Auslandsdeutschen«15, ansässig war, kaum entziehen konnte. Die den SiebenbürgerSachsen gewidmete Ausgabe erfüllte die propagandistischen Erwartungen. Bereits das Vorwort aus der Feder des Leiters des Deutschen Auslandsinstitutes, Richard Csaki, strich die Verdienste der Siebenbürger Sachsen um das Deutschtum heraus. Der mit 32 Seiten erneut aufwendig gestaltete Bildteil war betont volkstümlich gehalten. Unter den Autoren des Textteils war mit Heinrich Zillich der wichtigste literarische Vertreter großdeutscher Ambitionen in Rumänien. Im Juni 1940 erschien dann mit den von Ernst Moritz Mungenast herausgegebenen Bunkergeschichten die erste gemeinsame Ausgabe mit den Wiesbadener Volksbüchern. Die Sammlung hätte vom Propagandaministerium nicht besser besorgt werden können. Mit Paul Alverdes, Werner Beumelburg, Hans-Friedrich Blunck, Bruno Brehm, Hermann Claudius, Edwin Erich Dwinger, Heinz Steguweit, Josef Magnus Wehner und Erhard Wittek fanden sich jene Namen, die für das Genre der Kriegsgeschichten standen. Die NS-Literaturkritik jubelte: »Die Bunkergeschichten sind der geglückte Versuch, Ausschnitte aus den Werken der bekanntesten deutschen Frontdichter in einer eindrucksvollen Schau zu vereinen. Die einzelnen Geschichten hat Mungenast so geschickt in eine Rahmenerzählung geflochten, daß sich durch das ganze Buch eine Spannung zieht, die den Leser zum Miterleben zwingt.«16 Auch wirtschaftlich war der Band ein Erfolg. Die erste Auflage der Ausgabe bei den Wiesbadener Volksbüchern verkaufte sich, wenn man der Verlagswerbung trauen darf, binnen acht Tagen.17 Während des Krieges erschienen mehrfach Nachauflagen. Mungenast war im lothringischen Metz geboren und galt der NS-Propaganda als vorbildlicher Kämpfer für deutsches Volkstum. Ihm oblag gemeinsam mit Oeser auch die Betreuung des Oktober-Bandes 1940 Elsaß-Lothringen. Altes deutsches Land.18
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15 Ritter: Das deutsche Ausland-Institut in Stuttgart 1917–1945. 16 Die Rezension aus dem Stuttgarter NS-Kurier (30. November 1940) wurde zur Werbung für den Titel in einer ganzseitigen Anzeige im »Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel« verwendet. (Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel [1940] Nr. 289). 17 Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel (1940) Nr. 289. 18 Elsaß und Lothringen: Altes deutsches Land. Stuttgart: Deutsche Verlagsexpedition 1940. (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Oktober).
Ende der Bibliothek Bereits die Ankündigung im September ordnete die Neuerscheinung in eine Reihe ähnlicher Ausgaben ein und formulierte den Anspruch der Reihe »das Zeitgeschehen in Form des Buches für spätere Tage lebendig« zu erhalten. »Ohne unsere moderne Hausbücherei würden die meisten Leser wohl keine Bücher über die Heimkehr der Ostmark ins Reich, die Befreiung des Sudetenlandes und den Feldzug in Polen besitzen«, warb der Verlag und kündigte die Fortsetzung an: »In diesen Tagen erleben wir nun die Rückkehr der alten, wunderschönen deutschen Kulturländer Elsaß und Lothringen in unsere deutsche Volksgemeinschaft. Wir sind sicher, daß die geplante Erinnerungsausgabe unseren Lesern willkommen ist. Die Fülle des Lebens in diesem Teile unserer Westmark, die Schönheit seiner Bauwerke und Städte, die Kraft seiner Dichtung sollen Sie im nächsten Monat durch die Bibliothek kennenlernen und miterleben.«19 Unter anderem enthielt der so beworbene Band einen »Abriß über die Geschichte des westlichen Grenzraumes«, der einmal mehr Beleg ist für den Grad der Selbstanpassung der Verantwortlichen der Devex: »Am 3. September 1939 glaubte Frankreich in Gemeinschaft mit Großbritannien das wiedererstarkte Deutsche Reich abermals zu Boden werfen zu können. In knapp sechs Wochen wurden diese Träume durch die geniale Feldherrenkunst unseres Führers zunichte gemacht und der Deutschland seit Jahrhunderten bedrohende gallische Imperialismus zerschlagen. Frankreich hat es im Laufe seiner Geschichte, besonders aber seit Richelieu, immer wieder verstanden, dem Reiche große Gebiete in seiner Westmark zu rauben. Es handelte sich in diesem Kampf nicht nur um das Elsaß-Lothringen des Bismarckschen Reiches, sondern dieses Ringen ging darüber hinaus um Flandern, die Niederlande, Luxemburg, Burgund, die Schweiz und die Provence. Die Entwicklung fand im Westfälischen Frieden, in den Napoleonischen Kriegen und schließlich durch das Versailler Diktat ihre Höhepunkte. Frankreich glaubte, endgültig am Ziel seiner Wünsche zu sein. Das Bewußtsein von der Macht und Herrlichkeit des Reiches war den deutschen Menschen immer mehr entschwunden. Da stand in Adolf Hitler ein Mann auf, der zunächst als Rufer die Sehnsucht nach dem großen Reich weckte, als Staatsmann die Voraussetzung für seine Wiederkehr schuf und als Feldherr dieses Ziel verwirklichte.«20 Der Text war ohne Vorgaben der Behörden entstanden. Er zeigt, in welchem Ausmaß der Duktus der NS-Propaganda bereits verinnerlicht war. Das übrige Programm des Jahres 1940 setzte auf triviale Themen. Im Sommer entwickelten die Partner die Idee, spezielle Buch-Kassetten für das Weihnachtsgeschäft zusammenzustellen. Dafür sollten zunächst vor allem einzelne Ausgaben der Bibliothek Verwendung finden; 15.000 Bände sollten dafür zurück gestellt werden.21 Vorgesehen war eine Auflage von 16.400 Exemplaren22 in insgesamt sechs thematisch geordneten Kassetten: Kassette 1 erhielt den Titel Drei Romane berühmter Dichter (Knut Hamsun: 19 Knut Hamsun: Victoria: Die Geschichte einer Liebe. Stuttgart: Deutsche Verlagsexpedition 1940. (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. September), Klappentext. 20 Elsaß und Lothringen: Altes deutsches Land. Stuttgart: Deutsche Verlagsexpedition, 1940 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Oktober). 21 Georg von Holtzbrinck an Wilhelm Schlösser, 11. November 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941. 22 Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens (von Holtzbrinck) an Union Druckerei, 28. August 1940. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941.
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Ende der Bibliothek Victoria; E. M. Mungenast: Der Pedant; Hermann Sudermann: Der schwankende Grund). Kassette 2 war Für die Frau bestimmt (Barbara Ring: Anne Karine Corvin, Olaf Saile: Und wieder wird es Sommer, Frauen am Werk). Kassette 3 als Geschenk Für den Soldaten (Bunkergeschichten, Unsere Kolonien, Kraft und Schönheit in Leben und Kunst). Kassette 4 informierte Über fremde Länder und Nationen (Italien, Jugoslawien, Über die sieben Weltmeere), während Kassette 5 Kurzweil Für fröhliche Leute bot. (Lachende Welt, Klänge vom Rhein, Barbara Ring: Anne Karine Corvin). Die 6. Kassette sollten sich die Leser nach eigener Vorstellung zusammenstellen. Der Preis pro Kassette war mit 5 Reichsmark einschließlich Porto und Verpackung angesetzt.23
Abb. 20: Werbung für Buchkassetten der Bibliothek, Quelle: Dokumentensammlung
Für 1941 hegten Georg von Holtzbrinck und Wilhelm Schlösser ehrgeizige Pläne. Gemeinsam mit dem Verlag Deutsche Volksbücher sollten die beiden Reihen – Wiesbadener Volksbücher sowie die Bibliothek – inhaltlich ausgebaut werden. Geplant waren unter anderem umfangreiche Ausgaben zur Kunstgeschichte: Offenbar hatte sich der Januar-Band des Jahres 1940 sehr gut verkauft.24 August Friedrich Velmede, zu diesem Zeitpunkt noch beim Volksbildungswerk tätig, legte jedoch sein Veto ein: Sein Amt wünsche keinerlei Verquickung der beiden Reihen, teilte er Wilhelm Schlösser knapp
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23 Korrekturabzug Beilagenprospekt, o. D. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941. 24 Hans Ludwig Oeser an Georg von Holtzbrinck, 12. Juli 1940. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941.
Ende der Bibliothek mit.25 Die Bibliothek behielt vorerst ihr Profil. Das Programmjahr 1941 folgte dem inzwischen verfestigten Muster: Mit Hermann Löns und Hans Grimm wurden zwei Autoren ausgewählt, die sichere Umsätze versprachen. Der Präsident der Reichsschrifttumskammer Hanns Johst wurde ebenfalls berücksichtigt. Die Motive dafür liegen ebenso auf der Hand wie bei der Auswahl Georg Schmückles.26 Der machte in Württemberg weniger als Autor von sich Reden, sondern vor allem in seiner Rolle als NS-Multifunktionär. So bekleidete er die Position des Gaukulturwarts, des Landesleiters der Reichsschrifttumskammer. Darüber hinaus fungierte er als KulturReferent beim württembergischen Reichsstatthalter sowie als Direktor des SchillerNationalmuseums in Marbach. Bereits 1918 hatte der Jurist Schmückle die extrem nationalistische Zeitschrift Der schwäbische Bund gegründet, die gegen die Weimarer Republik polemisierte. Wegen seiner politischen Betätigung verlor er vorübergehend sein Richteramt und arbeitete neun Jahre in einer Fabrik. 1931 wurde er, wie er es nannte, von Adolf Hitler in die Bewegung gerissen: Er trat der NSDAP bei.27 Mit Karl Gutbrod und dessen Hohenstaufen-Verlag hatte Schmückle dann einen Verleger gefunden, für den das schriftstellerische Talent des Autoren nicht unbedingt im Mittelpunkt stand.28 Der August-Band des Jahres 1941 mit Grimms Südwestafrikanischen Geschichten war ein Prestigeprojekt. 2.000 Reichsmark Autoren-Honorar, eine Summe, die weit über den üblichen Sätzen lag, ließ sich die Devex den Nachdruck der drei Novellen Wie Grete aufhörte, ein Kind zu sein, Dina und Der Händler in einer Auflage von 40.000 Exemplaren kosten. Georg von Holtzbrinck persönlich umschmeichelte den prominenten Autor nach Erscheinen des Bandes weiter: »Für Ihre freundliche Zustimmung zur Aufnahme der Erzählung möchte ich Ihnen noch einmal recht herzlich danken und der Überzeugung Ausdruck verleihen, dass durch dieses Buch bei vielen deutschen Menschen neues Ver-
25 Deutsche Arbeitsfront, NS Gemeinschaft Kraft durch Freude, Deutsches Volksbildungswerk Abt. VI, gestaltende Volksbildungsarbeit (Velmede) an Wilhelm Schlösser, 1. Oktober 1940. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941. 26 Obwohl sich der Band »Die Frauen des Paolo Orsini« anhand der Angaben im Impressum eindeutig auf März 1941 datieren lässt, fügt er sich dennoch nicht in die fortlaufende Nummerierung der Ausgaben des Jahres 1941 ein. Er ist jedoch auch nicht als Sonderausgabe gekennzeichnet. (Georg Schmückle: Die Frauen des Paolo Orsini. Stuttgart: Deutsche Verlagsexpedition 1941 [Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. März]). 27 Hillesheim/Michael: Lexikon nationalsozialistischer Dichter, S. 395. 28 Gutbrod will Schmückle als Autor in seinen Verlag aufgenommen haben, weil dieser als Bundesbruder seines Vaters in einer Tübinger Verbindung seit Jahren in seinem Elternhaus verkehrte, »wo seine Werke […] öfter anerkennend besprochen wurden.« Die in der Medici-Zeit angesiedelte Novelle »Vittoria Accoromba«, die im März 1941 unter dem Titel »Die Frauen des Paolo Orsini« in der »Bibliothek« erschien, war das erste Werk Schmückles, dass der Hohenstaufen-Verlag übernahm Die Entscheidung sei bei einem geselligen Zusammensein gefallen. Eine Begünstigung des Verlages durch Schmückle habe es nicht gegeben, erklärte Gutbrod nach dem Kriege. Vielmehr war er »infolge seiner sarkastischen und egozentrischen Art der schwierigste und anspruchvollste Autor. Seine politischen Verbindungen hat der Verlag nie beansprucht […]« (Schriftsatz zum Hohenstaufen-Verlag o. D. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/6/16163).
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Ende der Bibliothek ständnis und die Liebe für das schöne Deutsch-Südwest-Afrika geweckt wird.«29 Unterzeichnet ist der Brief mit einer für den nüchternen Geschäftsmann Georg von Holtzbrinck untypischen Grußformel: »Ihr ergebener«. Der solcherart umworbene Star war dennoch nicht zu einer weiteren Zusammenarbeit mit dem Stuttgarter Verlag bereit. Die Praxis, die Bände entweder im Klappentext oder der Einleitung in das aktuelle politische Geschehen einzuordnen und die Leser gleichsam auf die »Buchgemeinschaft« einzuschwören, wurde auch 1941 weiter gepflegt. Im Grimm-Band wurde beispielsweise versichert: »Auch im Kriege arbeitet die ›Bibliothek‹ an der Verwirklichung ihrer Aufgabe, eine gute, zeitnahe Hausbücherei zu schaffen. Wir wissen, daß heute an die Arbeitskraft und Einsatzbereitschaft eines jeden die größten Anforderungen gestellt werden. Wir wissen aber auch, daß es deshalb wichtiger denn je ist, daß die Freizeit zu einer Zeit der Erholung und der Entspannung wird. Dies ist uns Verpflichtung und Ansporn, die ›Bibliothek‹ so zu gestalten, daß sie bei ihrem monatlichen Erscheinen ihren Freunden die Gewißheit gibt: da ist ein Buch, das nach den Stunden der Arbeit Stunden der Freude und Bereicherung schenken will.« Mit diesem Konzept der politisch korrekten, aber keinesfalls propagandistisch überfrachteten Unterhaltung passte die Reihe in das Erscheinungsbild der NS-Propaganda. Was nicht ausschloss, dass in den einzelnen Bänden wiederholt Ergebenheitsbekundungen an Hitlers Politik abgelegt wurden. Dafür steht auch der April-Band des Jahres 1941, der unter dem Titel Im Reich der Berge Alpen-Romantik bot – er begann zunächst mit einem Loblied auf den Führer: »Zug um Zug, in atemberaubenden Geschehen ist durch die Taten des Führers Großdeutschland Wirklichkeit geworden, hat eine jahrtausendealte geschichtliche Sehnsucht der Deutschen Gestalt gewonnen. Alte deutsche Gaue und Länder gehören nun wieder wie einst zum Reich.«30 Mit dem Band Spanien. Tradition und Gegenwart erschien 1941 ein weiterer jener Themenbände, die mit der NS-Außenpolitik im Gleichschritt marschierten, wie es Schlösser 1939 formuliert hatte.31 Einen besonderen Raum nahmen zeitgenössische Schilderungen des Bürgerkrieges ein, der im Klappentext als »nationale Erhebung« gefeiert wurde, die auch dem Schrifttum des Landes neue, entscheidende Impulse gegeben habe. Durch die inzwischen erfolgte vollständige Übernahme des Verlags Deutsche Volksbücher in Wiesbaden konnten Georg von Holtzbrinck und Wilhelm Schlösser ihre komfortable Situation sichern, dass sie sowohl im Zeitschriften- als auch im Buchsektor vertreten waren und die für sie jeweils günstigsten Regelungen ausnutzen konnten. Die Bibliothek entwickelte sich in den ersten Kriegsjahren – wider alle Befürchtungen vor allem Georg von Holtzbrincks – wieder so positiv, dass 1942 der Börsenverein der
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29 Georg von Holtzbrinck (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens) an Hans Grimm, 16. Ausgust 1941. In: DLA Marbach A: Grimm Briefe an ihn Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. 30 Im Reich der Berge: Geschichten und Bilder aus dem deutschen Alpenland. Stuttgart: Deutsche Verlagsexpedition 1941 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. April), Geleitwort. 31 Wilhelm Schlösser an Georg von Holtzbrinck (unter Bezug auf eine Unterredung mit Rudolf Erckmann im Propagandaministerium), 5. Oktober 1939. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941.
Ende der Bibliothek Deutschen Buchhändler abermals auf die Devex aufmerksam wurde, die sich ihrerseits weder um eine Aufnahme in die Vereinigung noch in das Adressbuch des Deutschen Buchhandels bemüht hatte. »Wir sind jedoch der Ansicht, dass es für den Buchhandel wichtig ist, dass dieser Verlag im Adressbuch aufgeführt ist, da er die Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens verlegt«, heißt es in einer Aktennotiz des Börsenvereins vom 9. September 1942.32 Während der Verlag höflich-interessiert reagierte, ohne allerdings Enthusiasmus zu zeigen, legte Georg Truckenmüller als stellvertretender Landesobmann Buchhandel der RSK Württemberg-Hohenzollern sein Veto ein. Er sah die Gefahr, dass mit einer Aufnahme in das Adressbuch der Reisevertrieb auch auf Bücher ausgeweitet werden könnte, »wie schon – allerdings vor einigen Jahren einer der Reisevertreter sich widerrechtlich im Buchgeschäft betätigt hat«33. Trotz der bereits engen Verzahnung mit dem Verlag Deutsche Volksbücher verwandte Georg von Holtzbrinck auch 1942 noch große Aufmerksamkeit auf die inhaltliche Profilierung der Bibliothek. Die Auswahl folgte dem bewährten Konzept: Werner Beumelburg, Ina Seidel oder Knut Hamsun waren den Lesern ein Begriff. Auch Waldmar Bonsels – Autor der Biene Maja – war kein Unbekannter. Mit einem NovellenBand der jungen Autorin Toni Eska brachte der Verlag eine Erstveröffentlichung heraus. Besonders erfolgreich war der Münchner Bilderbogen, eine Geschichtensammlung rund um die bayerische Metropole, der ein beachtlicher Verkaufserfolg beschieden war. Auch 1943 ließ sich zunächst gut an. Mit Selma Lagerlöff oder Sven Hedin standen am Beginn des Programmjahrs bekannte Namen. Die Befürchtungen Georg von Holtzbrincks, der Krieg würde sich negativ auf die Geschäfte der Devex auswirken, hatten sich – zumindest bis zu diesem Zeitpunkt im Jahre 1943 – nicht erfüllt. Die für diese Zeit nur in Bruchstücken vorliegenden Daten zur Geschäftsentwicklung zeigen eine eindeutig positive Tendenz. 1940 lag der Umsatz bei 934.479 Reichsmark. Im 1. Quartal 1941 betrug er bereits 330.788,20 Reichsmark.34 Im Jahre 1942 erreichte er mit 1.648.000,- Millionen Reichsmark seinen höchsten Stand. 1943 gab er auf 1.241.500 Reichsmark nach und sank 1944 auf 592.307 Reichsmark.35 Für 1941 wurden Aktiva und Passiva von jeweils 412.189,50 Reichsmark ausgewiesen. Einen großen Anteil an den Passiva haben dabei mit 180.000 Reichsmark Rückstellungen für die mit dem Bezug eines Teils der Auflage verbundenen Lebensversicherungen. Gewinne sind für 1941 nicht ausgewiesen.36 Für 1943 war nahezu eine Verdoppelung der Zahlen für Aktiva und Passiva auf 808.194,67 Reichsmark zu verzeichnen. Auffällig ist eine Erhöhung der Rücklagen für Lebensversicherungen auf 365.000,-
32 Aktennotiz, 9. September 1942. In: Sächsisches Staatsarchiv Leipzig – Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, 12087. 33 Brief stellvertretender Gauobmann der Gruppe Buchhandel beim Landesleiter RSK an Börsenverein, 23. September 1942. In: Sächsisches Staatsarchiv Leipzig – Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, 12087. 34 Umsatz-Übersicht 1940, o. D. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrick, Schlösser. 35 Devex (Rottenburg) an Joachim von Beust (Stuttgart), 8. Juli 1946. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Schriftwechsel Mai 1945 bis Mai 1948 (Geschäftlich A–M). 36 Vermögensbilanz per 31. Dezember 1941, Bilanz auf 31. Dezember 1943. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/1V/17542.
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Ende der Bibliothek Reichsmark, die vom zuständigen Finanzamt abgelehnt wurde und zu einer Auseinandersetzung vor dem Reichsfinanzhof führte, der sich der Auffassung des Amtes anschloss.37 Ein signifikanter Anstieg bei den Warenvorräten von 16.393,17 Reichsmark 1941 auf 71.494,92 Reichsmark in 1943 spricht ebenso wie die Verdoppelung der Guthaben bei Banken von 137.816,96 auf 283.934,70 Reichsmark für eine kontinuierliche Aufwärtsentwicklung des Unternehmens. Für 1942 verzeichnete die Bilanz eine Gewinnabführung von 20.323 Reichsmark. Für 1943 wurde ein Gewinn von 111.730,- Reichsmark angegeben.38 Die Bibliothek hat »ständig Gewinn in erheblichem Umfang« abgeworfen, der bis 1941 geringer ausfiel, weil die Kosten für die Abonnentenwerbung erheblich waren. Die verordnete Einschränkung der Werbung für die Buchzeitschrift hatte danach zur Folge, dass »der gesamte Gewinn aus der Bibliothek in Erscheinung trat«.39 Legt man die für 1943 überlieferte Zahl zugrunde, dürfte der jährliche Gewinn demnach bei rund 110.000 Reichsmark anzusetzen sein. Da zu diesem Zeitpunkt die übrigen Vertriebsobjekte der Devex ihr Erscheinen zumeist bereits eingestellt hatten, dürfte der Unternehmensgewinn allein aus der Herausgabe der Bibliothek resultieren. Auch das persönliche Einkommen Georg von Holtzbrincks entwickelte sich positiv. So lagen seine Gewinnanteile bei der Devex40 1941 bei 54.759,02 Reichsmark. Schlösser erhielt 51.759,02 Reichsmark und auf Ackermann entfielen 18.744,06 Reichsmark.41 Während der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr lediglich um 54 Prozent angestiegen war, betrug der Anstieg des Reingewinns 256 Prozent. Dies resultierte vor allem aus dem Rückgang der Provisionen als dem größten Kostenfaktor42 und kann durchaus als Zeichen für einen beginnenden Substanzverzehr gewertet werden. Im Folgejahr stiegen die steuerlich veranlagten Gesamtbezüge Georg von Holtzbrincks weiter auf 120.140 Reichsmark.43 Das Jahr 1942 markierte damit nicht nur in Bezug auf die Devex den Höhepunkt des Einkommens Georg von Holtzbrincks, dessen Unternehmen sich damit in etwa entwickelten wie vergleichbare Firmen.44 1943 war be-
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37 Abschrift Urteil des Reichsfinanzhofes vom 11. August 1944, o. D. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Devex (Fliegerschäden und weitere Vorgänge). 38 Die Gewinne der Devex lagen damit bei nicht einmal einem Zehntel dessen, was beispielsweise der Gütersloher Bertelsmann-Konzern verdiente, dessen Gewinne 1942 bei 2.968.062,00 und 1943 bei 1.757.919,63 RM lagen. (Friedländer u. a.: Bertelsmann im Dritten Reich, S. 583). 39 RA Pfander an die Spruchkammer, 9. Mai 1947. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/1V/17542. 40 Bezüge aus anderen Unternehmungen sind auf Grundlage der erschlossenen Unterlagen nicht detailliert zu ermitteln. 41 Handschriftliche Aufstellung, o. D. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Schlösser. 42 Erläuterungen zu den Posten der Bilanz, 31. Dezember 1941. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Devex (Bilanz-Unterlagen). 43 Erhebung über Vermögens- und Einkommensverhältnisse, 25. Februar 1948. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/1V/17542. 44 Die Buchhaltung der Unternehmen ist nicht überliefert. In den einzelnen, dem Autor übergebenen Konvoluten, finden sich zwar wiederholt Aufstellungen über Bilanzen, Gewinnund Verlustrechnungen und die Entwicklung der Kapitalkonten der Gesellschafter. Die –
Ende der Bibliothek reits ein deutlicher Rückgang des Einkommens auf 90.108 Reichsmark zu verzeichnen. 1944, im Jahr der Einstellung der Bibliothek, brachen die Gesamteinkünfte auf 15.949 Reichsmark ein. Im Jahr darauf entstand sogar ein Verlust von 20.279 Reichsmark.45 Die auf die Devex zurückgehenden Verluste resultierten vor allem aus der Abwicklung der Lebensversicherungen, die mit einem Teil der Auflage der Bibliothek verkauft worden waren. Nach der Anordnung zur endgültigen Einstellung der Versicherungszeitschriften vom 1. September 1944 bestand das einzige Geschäft der Devex im Weiterbetrieb der Versicherung.46 Beiträge, die bereits seit dem 1. August 1944 nicht mehr kassiert worden waren, sollten nunmehr bis zum 31.12.44 direkt an die Devex nachgezahlt werden. Ab 1. Januar 1945 sollte der Beitrag jeweils für ein halbes Jahr im Voraus entrichtet werden. Auf diese Weise hoffte Georg von Holtzbrinck die nötigen Rücklagen für fällige Auszahlungen bilden zu können. Die Versicherungssumme für den jeweiligen Abonnenten sowie eine mitversicherte Person betrug bei Unfalltod 2.000 Reichsmark (insgesamt 4.000 Reichsmark). Bei vollständiger Invalidität wurden 3.000 Reichsmark (insgesamt 6.000 Reichsmark) sowie bei Teilinvalidität 1.000 Reichsmark (insgesamt 2.000 Reichsmark) gezahlt. Ferner umfasste die Versicherung ein Sterbegeld von 300 Reichsmark (600 Reichsmark).47 Bis Januar 1945 hatten sich 1428 Versicherungsabonnenten bei der Devex gemeldet. Insgesamt waren rund 15.000 Reichsmark Beiträge eingegangen.48 Die Abwicklung dieses Geschäfts zog sich über Jahrzehnte hin.49 Zu diesem Zeitpunkt waren die Gesellschafter der Devex bereits heillos zerstritten. Die seit Firmengründung schwelenden Auseinandersetzungen hatten mit dem Einstieg beim Verlag Deutsche Volksbücher einen neuen Höhepunkt erreicht, nachdem die Transaktion von Georg von Holtzbrinck mit der Vereinbarung von Gleiwitz zu einer
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zum Teil handschriftlichen – Angaben widersprechen sich jedoch häufig. Zudem wird die Datierung der einzelnen Papiere – einige davon in einem Schnellhefter mit dem Titel »Steuer- und Bilanzakten Devex 1939–46« abgelegt – dadurch erschwert, dass zwar Stichtage angegeben wurden, jedoch häufig weder Autor noch Erstellungsdaten ersichtlich sind. Die in einem Schreiben des Stuttgarter Finanzamtes Nord zur »Feststellung der Gewinne 1942 bis 1945/Gewinnabführung 1943« getroffenen Feststellungen bestätigen jedoch die dargestellte Tendenz zur Entwicklung des Unternehmens sowie des aus der Devex resultierenden Einkommens Georg von Holtzbrincks. (Finanzamt Stuttgart Nord Arbeitsgebiet VII an Devex OHG, 3. Januar 1947. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Devex [Bilanz-Unterlagen]). Erhebung über Vermögens- und Einkommensverhältnisse, 25. Februar 1948. In: Staatsarchiv Ludwigsburg EL 902/20, AZ 37/1V/17542. Georg von Holtzbrinck an Dr. Katzmann, 29. Oktober 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Wichtige Korrespondenz 1944. Mitteilung an die versicherten Abonnenten, 10. September 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Wichtige Korrespondenz 1944. Addy von Holtzbrinck Devex (Wittislingen) an Georg von Holtzbrinck (Wittenberg), 26. Januar 1945. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Wichtige Korrespondenz 1944. Noch 1969 soll die Bibliothek laufende Versicherungsverträge gehalten haben. (Sarkowski: Vom Kolporatgebuchhandel zur Buchgemeinschaft, S. 56). Zur Problematik so genannter Altverträge der Abonnentenversicherung siehe: Prechelt: Entstehung und Entwicklung des werbenden Buch- und Zeitschriftenhandels, S. 38ff.
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Ende der Bibliothek vollständigen Neuordnung der Gesellschafterverhältnisse genutzt worden war: Schlösser, der bislang wie Ackermann 33 Prozent an der Devex gehalten hatte, trat acht Prozent davon an Georg von Holtzbrinck ab.50 Mit dem Aufstocken seiner Anteile auf 50 Prozent – auch Ackermann hatte acht Prozent an Georg von Holtzbrinck abgetreten – und der vereinbarten Alleinvertretungsberechtigung sicherte sich dieser die Kontrolle über das Tagesgeschäft der Devex,51 was er wohl als berechtigten Ausgleich für seine Mehrarbeit im Unternehmen ansah.52 Seine beiden Mitgesellschafter fühlten sich von diesem Schachzug überrumpelt und verfolgten seine Aktivitäten fortan noch misstrauischer.53 So äußerte Schlösser gegenüber Ackermann drastisch: »Ich habe den Eindruck, als ob Georg allmählich einen Stich hat. Ich weiss nicht, aufgrund welcher Besonderheiten sich Georg diese göttlichen Betrachtungsweisen und Urteile leistet. Mit Bedauern sehe ich, dass er in einer Rechthaberei und in ein Selbstbewusstsein wächst, dass man lachen müsste, wenn es nicht so unbequem wäre. Dass Georg hinter dem Geld her ist, ist für unserer Firma gewiss eine schätzenswerte Eigenschaft, aber ich glaube doch nicht, dass das alles ausmacht.«54 Gegenüber Georg von Holtzbrinck wiederum machte Schlösser deutlich, dass er keinen Maßnahmen zustimmen werde, welche eine »Ausbootung« Ackermanns aus der Devex zur Folge hätten.55 Der Kleinkrieg nahm in der Folgezeit harte Formen an. So bestand Georg von Holtzbrinck im April 1943 auf der vollständigen Trennung zwischen der Wohnung der Frau Schlössers und dem darin befindlichen Büro der Berliner Niederlassung von Devex und Verlag Deutsche Volksbücher: »Ich bitte also in diesem Sinne taktvoll, aber vollständig den Verkehr einzustellen, da sonst die Gefahr neuer Mißverständnisse entsteht«, schrieb er nach Stuttgart. Der Anlass war nichtig: Frau Schlösser hatte Anwei-
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50 Georg von Holtzbrinck (Königsberg) an Wilhelm Schlösser, 25. August 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Korrespondenz Meckel. 51 Gesellschaftsvertrag, 27. Januar 1943/1. Februar 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Devex Originalverträge. 52 »Für diese Arbeit, die unter schwierigsten Umständen erfolgte, hast Du mir nie Dank gewusst«, schreibt er und fährt fort: »Sie war für Dich immer selbstverständlich. Während Du im Frieden Frauen, Boxen, Ski und anderen Vergnügen lebtest und Geschäft Geschäft sein ließest, habe ich den Betrieb aufgebaut. Auch während der Zeit, in der ich Soldat bin, geht meine ganze Freizeit auf die Erledigung der geschäftlichen Angelegenheiten drauf. Die Sorgen hast Du nie ernstlich gespürt.« (Georg von Holtzbrinck [Königsberg] an Wilhelm Schlösser, 25. August 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Korrespondenz Meckel). 53 Schlösser trug sich zu diesem Zeitpunkt bereits mit dem Gedanken »nach dem Kriege einen eigenen Verlag zu besitzen und dann mit Herrn von Holtzbrinck in Wettbewerb zu treten.« Schlösser an RA Pfander, 3. April 1947. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Schriftwechsel Mai 1945 bis Mai 1948 (Geschäftlich N–Z). 54 Schlösser an Ackermann, 7. September 1940. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1940. 55 RA Pfander an Von Holtzbrinck (Berlin), 9. Juli 1942. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrick, Schlösser.
Ende der Bibliothek sungen Georg von Holtzbrincks an die Haushälterin, deren Gehalt zur Hälfte von der Firma gezahlt wurde, widersprochen.56 Der Streit mit Ackermann eskalierte schließlich, als Georg von Holtzbrinck ihn nach dem 1943 faktisch erfolgten Zusammenschluss von Wiesbadener Volksbüchern und Bibliothek von der Gewinnverteilung ausschließen wollte.57 Die Verbindung war notwendig geworden, nachdem die Reichspressekammer Anfang 1943 die Einstellung der Bibliothek verfügt hatte. Diese wurde am 8. April 1943 mit der Begründung aufgehoben: »Auf Grund Ihrer Darlegungen über die gemeinschaftliche Herstellung der obengenannten Zeitschrift mit den Wiesbadener Volksbüchern und den damit verbundenen Sonderausgaben für die Wehrmacht hebe ich hinsichtlich der Zeitschrift die verfügte Einstellung wieder auf, da eine nennenswerte Ersatzleistung für die Herstellung Ihres Verlagsobjektes nicht gegeben ist. Die ›Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens‹ kann infolgedessen weiter erscheinen, muß jedoch eine Papiereinsparung von 50 Prozent der bisherigen Kontingente durchführen.«58 Die Bibliothek hörte zu diesem Zeitpunkt auf, als Zeitschrift zu existieren.59 Vielmehr erschien sie fortan als »Klein-
56 Georg von Holtzbrinck (Königsberg) an Carl M. Ludwig, 20. April 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). 57 Georg von Holtzbrinck machte seine Auffassung an den Steuerberater der Firma in einem Brief deutlich: »Herr Ackermann kann nicht erwarten, daß er an dem Erlös von Büchern, deren Absatz bei der heutigen Warenknappheit sowie so gesichert ist, partizipiert, wenn dieser Absatz nur im Interesse der Pflege des Abonnentenstamms erfolgt. Da heute Bücher nur in einem ganz beschränkten Umfang hergestellt werden können, ist es an sich eine Selbstverständlichkeit, daß der Gewinn aus der Auslieferung dieser Bücher den Volksbüchern zukommt.« (Georg von Holtzbrinck an Dr. Katzmann, 5.1. [sic!] 44 [5. Novemberg 1944]. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Wichtige Korrespondenz 1944). Katzmann wiederum riet Georg von Holtzbrinck zur Mäßigung, da Ackermann über ein nich zu unterschätzendes Druckmittel gegenüber seinen Mitgesellschaftern verfüge: »Sie dürfen bei allen diesen Dingen […] niemals vergessen, dass Sie und Herr Schlösser Soldaten sind, d. h. dass ihre geschäftsführende Tätigkeit dem Grunde nach ruht, dass Herr Ackermann mit einer Feststellungsklage in diesem Sinne jederzeit durchdringen würde. Es ist den Angehörigen der Wehrmacht grundsätzlich untersagt, neben ihrer Tätigkeit bei der Wehrmacht noch eine andere Tätigkeit auszuüben. Wo dieses Verbot umgangen wird, geschieht es immer mit dem stillen Einverständnis aller Beteiligten, jedoch können keine Rechte hieraus abgeleitet werden. Ich würde es deshalb nicht für richtig halten, Herrn Ackermann, dessen Firma ja jetzt stillgelegt ist und abgewickelt wird, zu verärgern und ihn noch auf die Idee zu bringen, als Geschäftsführer bei der Devex tätig zu werden.« Einen Verkauf seiner Geschäftsanteile lehnte Ackermann unter diesen Voraussetzungen natürlich ebenfalls ab. (Dr. jur. Katzmann [Fellbach] an Georg von Holtzbrinck, 9. November 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Wichtige Korrespondenz 1944). 58 Devex an Reichsverband der deutschen Zeitschriftenverleger (Berlin), 14. September 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV/Devex Schriftwechsel. 59 Das Personal der Devex verringerte sich entsprechend. Waren zu dessen Hochzeit 1939 in dem Unternehmen 26 Bürokräfte und 42 eigene Vertreter angestellt, waren im Herbst 1944 noch neun Bürokräfte und drei Innendienstkontrolleure. (Aufstellung Abteilung Zeitschriftenvertrieb, o. D. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV/Devex Schriftwechsel).
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Ende der Bibliothek buchreihe, die einen anderen Kopf besitzt als die Wiesbadener Volksbücher«.60 Im Frühjahr 1944 erfolgte faktisch eine Verschmelzung, als der Bibliothek das Papierkontingent vollständig gestrichen wurde. Bis zur endgültigen Einstellung der Reihe am 29. August 1944 wurden auf Kosten der Zuteilung für die Wiesbadener Volksbücher jeweils die gleichen Titel wie sie bei der anderen Buchreihe aufgelegt wurden mit dem Kopf der Bibliothek hergestellt.61
Abb. 21: Parallelausgaben der Wiesbadener Volksbücher und der Bibliothek
Die parallele Herstellung beider Reihen erforderte von allen Beteiligten ein Höchstmaß an logistischem Geschick. Zwar war die Auflage der Bibliothek auf 32.000 Bände gesunken,62 doch die Weigerung Georg von Holtzbrincks, die Formate anzugleichen,63 zwang
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60 Devex an Reichsverband der deutschen Zeitschriftenverleger (Berlin), 14. September 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV/Devex Schriftwechsel. 61 Devex an Reichsverband der deutschen Zeitschriftenverleger (Berlin), 14. September 1944. 62 VDV Stuttgart (Ludwig) an Georg von Holtzbrinck (Berlin, Meineckestraße), 6. April 1943. In: Do-kumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). 63 VDV Stuttgart (Ludwig/Taenzler) an Georg von Holtzbrinck (Berlin per Adresse A. F. Velmede, Berlin-Südende, Seestr. 9), 14. April 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtz-brinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944).
Ende der Bibliothek vor allem die Hersteller immer wieder zu gewagten Experimenten. So sollte, wenn die Union-Druckerei Bibliotheks-Bände druckte, versucht werden, die dafür verwendeten Matern anschließend auf Zylinder für den Rotationsdruck der Volksbücher einzusetzen.64 Umgekehrt sollte der Satz einiger Volksbücher für Ausgaben der Bibliothek verwendet werden.65 Praktiziert wurde dies beispielsweise bei der Ausgabe von Theodor Storms Immensee.66 Dabei war das Titelblatt der Volksbücherei vorbehalten, wo das Deutsche Volksbildungswerk als Herausgeber genannt wurde. Auf der Rückseite des gleichen Blatts war dann das Impressum der Bibliothek mit Georg von Holtzbrinck als Herausgeber abgedruckt. Selbst das Vorwort der Volksbuch-Ausgabe wurde übernommen: »Seit Theodor Storms Tode ist über ein halbes Jahrhundert dahingegangen, ein halbes Jahrhundert deutscher Geschichte, eines Aufstiegs zum höchsten Glanz und ein Niedergang und Zusammenbruch zur tiefsten Schmach und wiederum dann eine Besinnung, eine Aufwärtsbewegung und Einigung ohnegleichen bis zu dem großen und größeren Weltkrieg, dessen schon jetzt zu übersehendes Ergebnis das neue Europa unter Deutschlands Führung ist.« Auch der gemeinsame Vertrieb war straff organisiert: »Grundsätzlich ist zu sagen, daß bei Versandaktionen der Volksbücher unwesentliche Arbeiten der Devex zurückzutreten haben. Ebenso wie bei dem Versand der Bibliothek oder Zeitschriften-Sendungen nicht an den Termin gebundene Sendungen der Volksbücher warten müssen.« Die Versandprogramme wurden für jeweils zwei Wochen entworfen.67 Schließlich stellte sich auch die Frage der Übertragung der Rechte auf die jeweils andere Reihe.68 1942 und 1943 konnte, wenn auch mit ungeheurem Aufwand, zumindest äußerlich der Anschein von Normalität bei der Bibliothek aufrechterhalten werden. Redaktionell aufwendige Themenbände erschienen allerdings nicht mehr. Stattdessen erhielten die Abonnenten immer häufiger Ausgaben der Wiesbadener Volksbücher, die lediglich mit einem zusätzlichen Impressum versehen worden waren. 1944 ließ sich nicht einmal mehr damit das regelmäßige Erscheinen der Bibliothek sichern. Bis zu ihrer Einstellung erschien die Reihe lediglich noch als Anhängsel der Volksbücher. Die 21.000 Abonnenten ohne Versicherung wurden mit Wiesbadener Volksbüchern beliefert. Diese Abonnenten sollten, wenn auch in größeren Abständen, sogar nach der Einstellung weiter beliefert werden. Georg von Holtzbrinck hoffte, sich auf diese Art einen Stamm von Abonnenten für die Nachkriegszeit zu sichern. 69 64 VDV Stuttgart (Ludwig/Taenzler) an Georg von Holtzbrinck (Berlin per Adresse A.F. Velmede, Berlin-Südende, Seestr. 9), 14. April 1943. 65 VDV Stuttgart (Ludwig) an Devex Berlin, 26. Mai 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). 66 Theodor Storm: Immensee. Novellen. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 219). Ebenfalls: Theodor Storm: Immensee. Novellen. Stuttgart: Deutsche Verlagsexpedition 1943. (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. 874). 67 Georg von Holtzbrinck (Berlin, Meineckestraße 11) an VDV, 10. November 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). 68 Monatsbericht Zweigstelle Stöcking (Oeser), 5. Oktober 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV/Devex Schriftwechsel (wichtig). 69 Georg von Holtzbrinck an Dr. Katzmann, 29. Oktober 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Wichtige Korrespondenz 1944.
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Ende der Bibliothek Diese neue Bibliothek hatte mit der einstigen Unterhaltungszeitschrift allenfalls noch den Titel gemein. Damit aber auch Hauptbegriffe, die sich ganz grundsätzlich mit dem Volksbildungs- und Lebenshilfegedanken der Buchgemeinschaft verbinden: Zu günstigen Preisen soll jedermann sich eine Bibliothek mit Inhalten aus Unterhaltungs- und Wissensliteratur aufbauen können. Wie nach der Übernahme 1937 angekündigt, war der Übergang zur Buchgemeinschaft praktisch vollzogen, auch wenn die Bibliothek bis zu ihrer Einstellung formal als Zeitschrift galt.70 Die Schlussfolgerung liegt nahe, dass Georg von Holtzbrinck bereits zu diesem Zeitpunkt an ein Nachkriegs-Vertriebssystem dachte, das den Dualismus zwischen Direktvertrieb über Vertreter (Modell Bibliothek) und Sortimentsbuchhandel (Modell Wiesbadener Volksbücher) überwinden würde. Mit dem im August 1944 verfügten Ende der Bibliothek hätte Georg von Holtzbrinck am liebsten auch einen Schlussstrich unter die Partnerschaft mit Ackermann gezogen. »Die Einstellung des Erscheinens der ›Bibliothek‹ macht das Teilhaberverhältnis zu Paul Ackermann zu einem theoretisch-rechtlichen. […] Daher sollte man jetzt eine Ehe beenden, die schon lange Zeit keine mehr gewesen ist. Denn die Partner in dieser Geschäftsehe haben ja keine Beziehung mehr zueinander. Paul Ackermann ist kein Verleger. Ein Interesse an seiner Mitarbeit war bei mir nicht vorhanden und wird auch in Zukunft nicht zu erwarten sein. […] In der Vergangenheit hat Paul Ackermann einmal 15.000 Reichsmark für das Unternehmen zur Verfügung gestellt, ein Betrag der sowohl von Herrn Schlösser als auch von mir ebenfalls einbezahlt wurde. […] Unsere Partnerschaft beruhte also viele Jahre lang nur noch auf einem Vertrag, der mit Abänderungen versehen, ursprünglich aus dem Jahre 1937 stammt. Das ist die einzige Bindung, denn auch menschlich und persönlich ist unser Verhältnis nicht durch besondere Merkmale gekennzeichnet.«71 De facto hatte auch die Devex damit aufgehört zu existieren.
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70 Die Herausgeber gingen 1949 bei ihrem Versuch der Wiederbelebung der Bibliothek sogar noch weiter zurück und bezogen sich dabei auf das Gründungsjahr 1876 der Bibliothek. Sie bewarben die Buchreihe mit dem Argument, es handele sich bei ihr um die »älteste Buchgemeinschaft Deutschlands« (Sarkowski: Vom Kolporatgebuchhandel zur Buchgemeinschaft, S. 62). eine Auffassung, die bis heute in der buchgeschichtlichen Forschungsliteratur Widerhall findet. 71 Georg von Holtzbrinck (Stettin) an RA Pfander, 30. August 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Privat, Hempel-Verlag.
Vollständige Übernahme des Verlags Deutsche Volksbücher Um die Bibliothek nach ihrer Einstellung im Verlag Deutsche Volksbücher aufgehen lassen zu können, mussten Georg von Holtzbrinck und sein Partner diesen zuvor vollständig unter ihre Kontrolle bringen. Die Auseinandersetzungen mit Meckel im Jahre 1940 hatten gezeigt, dass eine Zusammenarbeit mit ihm mit unkalkulierbaren Risiken verbunden war. Zudem flammte spätestens Ende 1941 der erst ein Jahr zuvor beigelegte Streit erneut auf. Und wieder stand Meckels längst unverkäufliches Prestigeobjekt, die Westwall-Ausgabe, im Mittelpunkt. Diesmal jedoch wurden gleich mehrere Gerichte bemüht: So hatten Georg von Holtzbrinck und Wilhelm Schlösser ihren Mitgesellschafter wegen andauernder Schädigung des Verlags Deutscher Volksbücher und Verletzung seiner Pflichten verklagt und sein Ausscheiden gefordert. Meckel wiederum hatte vor dem Landgericht Mannheim einen Rechtsstreit gegen den VDV für sich entscheiden können, der nun beim Oberlandesgericht in Karlsruhe gelandet war. Meckel wollte das alleinige und unbeschränkte Verlagsrecht für das Werk Unbezwinglicher Westwall1 und seine überarbeitete Auflage Schutzwall Europas. Ferner erhob er Schadenersatzansprüche bis zu etwa 150.000 Reichsmark dafür, »daß ihm durch das Vorgehen des Verlages die rechtzeitige Verwertung des ihm nach seiner Behauptung zustehenden Auflagenrechtes von 220.000 Exemplaren des Werkes ›Schutzwall Europas‹ vereitelt worden sei«. Darüber hinaus forderte er Ersatz für persönliche Aufwendungen in Höhe von 40.000 bis 50.000 Reichsmark.2 Meckel war bereit, seinen Verlagsanteil im Nominalwert von 7.000 Reichsmark für 100.000 Reichsmark abzutreten. Basis für diese Forderung war der Umsatz des VDV für 1942, den er auf 700.000 Reichsmark bezifferte.3 Bei Auflösung aller stillen Reserven, so rechnete er vor, ergäbe sich zum 31. Dezember 1942 ein Gesellschaftsvermögen von 215.000 Reichsmark.4 Unter Vermittlung des Volksbildungswerkes kam schließlich ein Vergleich zustande: Georg von Holtzbrinck und Wilhelm Schlösser ließen ihre Klage gegen Meckel fallen. Dafür verkaufte dieser seine Anteile am VDV für 40.000 Reichsmark an seine beiden Partner. Die Verlagsrechte an der Westwall-Ausgabe gingen an Meckel unter der Bedingung, dass dieser den Namen Deutsche Volksbücher nicht mehr verwendet. Vom Verlag Deutsche Volksbücher erhielt Meckels neuer Trifels-Verlag zur Abgeltung von
1 Robert Ley: Unbezwinglicher Westwall (1940). 2 Vergleich zwischen Meckel, von Holtzbrinck und Schlösser (Kaiserslautern), 8. Juni 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Korrespondenz Meckel. 3 Inwiefern diese Zahl den tatsächlichen Werten nahe kommt, lässt sich nicht ermitteln, da für diese Zeit keine verlässlichen Unterlagen zu Bilanzen o. ä. vorliegen. Es dürfte jedoch davon auszugehen sein, dass Meckel eher zu hoch als zu niedrig gegriffen hat, um seine Forderung zu untermauern. 4 RA Pfander – Bericht über die Verhandlungen mit Meckel in Kaiserslautern, 27. Mai 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Korrespondenz Meckel.
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Vollständige Übernahme des Verlags Deutsche Volksbücher Schadenersatzansprüchen weitere 50.000 Reichsmark sowie zur Abgeltung des Aufwands von Meckel eine Aufwandsentschädigung von 17.500 Reichsmark.5 Die Auseinandersetzung mit Meckel kostete – rechnet man Anwalts- und Gerichtskosten hinzu – deutlich über 100.000 Reichsmark. Dennoch lohnte sich das Geschäft vor allem für Georg von Holtzbrinck: Er nutzte die Umstrukturierung der Gesellschafterverhältnisse im Verlag Deutsche Volksbücher zur grundsätzlichen Neuordnung seiner geschäftlichen Beziehungen zu Wilhelm Schlösser. Anlass dafür, dass der bereits seit langem schwelende Streit zwischen den beiden Gesellschaftern offen entbrannte, war der Kauf der Anteile am Verlag Deutsche Volksbücher. Schlösser, der sich auf unternehmerischen Abwegen befand und nahezu sein gesamtes verfügbares Geld in den Kauf des Notendruckverfahrens Gloria-Note6 gesteckt hatte, plädierte dafür, die Transaktion mit Meckel über den VDV selbst abzuwickeln. Sein Partner jedoch sträubte sich dagegen, den Kaufpreis aus der Firma zu entnehmen, weil diese sonst wirtschaftlich nicht handlungsfähig wäre.7 »Wenn nun jetzt Deine persönlichen Verhältnisse eine Barzahlung nicht zugelassen haben, so ist das ein Umstand, den Du allein zu vertreten hast. Man kann nichts kaufen, wenn man kein Geld hat. […] Wenn Du nicht zahlen kannst, ist es allerdings ausgeschlossen, dass Du in den Besitz neuer Anteile kommen kannst«, machte Georg von Holtzbrinck deutlich und
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5 VDV Stuttgart (Ludwig) an Georg von Holtzbrinck (Königsberg), 24. Juli 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). 6 Der 1897 in Berlin geborene Telegraphenwerkmeister Rudolf Junge hatte das Druckverfahren nach dem Ersten Weltkrieg entwickelt. Der Entwickler war selbst Pianist und hatte einige volkstümliche Lieder komponiert. Sein Verfahren löste sich vollständig von der bis dahin üblichen Praxis, Notenblätter auf eine Platte aus Holz, Kupfer oder Zink zu schneiden oder zu stechen. Stattdessen wurde jede Note einzeln dem Notenbild eingefügt, also gesetzt. Die Grundlage für diesen Satz bildete eine immer wieder verwendbare, mit Rillen versehene Tafel, in die zunächst die Notenlinien eingefügt wurden. Auf diesen Notenlinien wurden auf durchsichtigen Trägern die einzelnen Noten und Notenzeichen befestigt. In gleicher Weise wurde anschließend der Text gesetzt. Die Konstruktion ermöglichte es, nicht nur einzelne Noten, sondern auch die immer wiederkehrenden Akkorde und dergleichen in einem einzigen Zeichen zu Satz zu bringen. Ein Vorteil bestand darin, dass die Anforderungen an die handwerklichen Fertigkeiten des Personals geringer waren als bei den herkömmlichen Notendruckverfahren. Korrekturen erforderten ebenfalls einen wesentlich niedrigeren Aufwand. Die Erfindung Jungs ermöglichte ferner, den Satz einer Partitur gleichzeitig, ohne dass es eines besonderen neuen Satzes bedurfte, für den Druck der einzelnen Stimmen zu verwenden. Besonders interessant war zu Zeiten knapper Rohstoffe auch die Tatsache, dass die so genannte »Gloria-Note« Kupfer und Zink entbehrlich machte. (Kastner: Glorianote – ein neues Verfahren zur Herstellung von Notendruck, S. 215ff.). In Druck ging ein Filmdruckpositiv des gesetzten und abfotografierten Notenbildes 1943 wurde unter Beteiligung der Reichsmusikkammer in Berlin eine GmbH gegründet, in die Junge sein Patent einbrachte. Schlössers Bemühungen erwiesen sich damit als teurer Fehlschlag. 7 Georg von Holtzbrinck (Königsberg) an Wilhelm Schlösser, 25. August 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944).
Vollständige Übernahme des Verlags Deutsche Volksbücher vergaß dabei auch nicht zu erwähnen, dass das Finanzamt wegen Schlössers Steuerschulden ein Zahlungsverbot gegen die Devex verhängt hatte.8 Schlösser, der inzwischen einen Anwalt eingeschaltet hatte, vertrat wiederum gegenüber Georg von Holtzbrinck die Auffassung, dass zumindest die Devex ihm weiteren Kredit einräumen müsse. Alternativ bot er seine Anteile an dieser Firma zum Kauf an, um mit diesem Geld wiederum beim VDV mithalten zu können. »Ich habe dies nicht abgelehnt. Die Höhe des Kaufpreises war mir aber zu schwer verdaulich, wenn auch die Finanzierung über die rückgestellten Mittel des Verlages zum Teil möglich gewesen wäre«, teilte Georg von Holtzbrinck seinem langjährigen Rechtsbeistand Rudolf Pfander mit.9 Schließlich einigten sich beide Partner auf eine umfassende Neuordnung ihrer Geschäfte. Schlösser erklärte sich einverstanden mit der Übertragung des Anteils der Devex auf den Verlag Deutsche Volksbücher.10 Daraufhin verkaufte die Verlagsexpedition ihren Anteil am VDV von nominell 3.500 Reichsmark im August 1943 an den Verlag für 20.000 Reichsmark – allerdings rückwirkend zum 1. Januar 1942 zuzüglich vier Prozent Zinsen.11 Darüber hinaus bestand Georg von Holtzbrinck beim VDV auf der Möglichkeit zur Abberufung des Geschäftsführers durch Mehrheitsbeschluss: »Ich habe dies verlangen müssen, denn ich will nach den früheren Erlebnissen mit Herrn Schlösser nicht eine unkündbare Ehe eingehen, wenn er nicht arbeitet oder sonst Schwierigkeiten machen will.«12 Faktisch übernahm er damit die alleinige Kontrolle über den Verlag. Schlösser wiederum erhielt einen Anstellungsvertrag als Geschäftsführer mit einem Jahr Kündigungsfrist und bekam von der Devex einen Kredit von 50.000 Reichsmark eingeräumt, um seine finanzielle Handlungsfähigkeit zurückzuerlangen. Georg von Holtzbrinck hatte damit sein Ziel erreicht: »Jetzt hat er [Schlösser] bei den Volksbüchern meine Priorität anerkannt, sei es kapitalmässig, sei es in der Bewertung der Arbeit, sei es in der Geschäftsführung, denn ich bin allein zeichnungsberechtigt, auf ihn findet dagegen die allgemeine Bestimmung, dass nur zwei Geschäftsführer gemeinsam zeichnen können Anwendung.«13 Andererseits wollte er vermeiden, seinen Partner vollständig aus dem Unternehmen zu drängen, um diesem nicht das Gefühl zu vermitteln, er sei ausgebootet worden. Dennoch verwand Schlösser die ihm in seinen Augen beigefügte Demütigung nie und sann auf Revanche. Zumal ihm sein Partner deutlich zu verstehen gab, was er von ihm als Geschäftsmann hielt: »Wenn mein Einfluss heute wesentlich größer ist, als der seine, so beruht, dass [sic!] in erster Linie auf dem unterschiedlichen Einsatz und der besseren Verwaltung des Vermögens.«14 8 Georg von Holtzbrinck (Königsberg) an Wilhelm Schlösser, 11. August 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Korrespondenz Meckel. 9 Georg von Holtzbrinck (Königsberg) an RA Pfander, 3. September 1943. 10 Georg von Holtzbrinck (Königsberg) an RA Pfander, 3. September 1943. 11 Vertrag RA Pfander bei Notar Willhelm Höppel (Stuttgart), 26. August 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Korrespondenz Meckel. 12 Georg von Holtzbrinck (Königsberg) an RA Pfander, 3. September 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Korrespondenz Meckel. 13 Georg von Holtzbrinck (Königsberg) an RA Pfander, 3. September 1943. 14 Von Holtzbrinck (Königsberg) an RA Pfander, 3. September 1943.
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Aufschwung im Krieg – Geschäfte an der Front Mit der vollständigen Übernahme des Verlags Deutsche Volksbücher hatte insbesondere Georg von Holtzbrinck freie Hand. Schlösser, der bereits in der Gesellschafterversammlung vom 1. August 1941 sein Amt als Geschäftsführer freiwillig niedergelegt hat, weil er seit dem 1. Juni 1941 zum Dienst im Rundfunkreferat der deutschen Botschaft in Paris eingesetzt war1 und am 3. März 1942 zum Dienst bei der Wehrmacht eingezogen wurde2, mischte sich in das Tagesgeschäft nicht mehr ein. Und auch wenn die Auseinandersetzung mit Meckel bis Mitte 1943 andauerte, so konnte der de-facto-Alleingeschäfts-führer den neuen Kurs des Unternehmens nahezu nach seinen Vorstellungen bestimmen. Einzig die Familie Sangiorgio beim Deutschen Volksbildungswerk blieb trotz des Einsatzes von Velmede für seinen neuen Arbeitgeber ein Hindernis bei der Umgestaltung des Verlages. Der Konflikt eskalierte, nachdem Alexander Sangiorgio seine Schwägerin Gustel am 1. März 1943 als Lektorin für die Wiesbadener Volksbücher einsetzte. Als Bilanzbuchhalterin verfügte sie zwar kaum über die erforderliche Qualifikation. Aber sie sicherte den Einfluss der Familie, nachdem ihr Mann Camillo zur Wehrmacht eingezogen worden war. Auch das Gehalt von monatlich 150 Reichsmark3 dürfte bei der Entscheidung ihres Schwagers, ihr die Stelle seines Bruders zu überlassen, keine unwesentliche Rolle gespielt haben. Die Verlagsmitarbeiter hatten fortan, zusätzlich zu den ohnehin schon bestehenden Reibungspunkten mit dem Amt der Arbeitsfront, mit einer aus Inkompetenz resultierenden Prinzipienreiterei zu kämpfen. Das behinderte nicht nur die Arbeit im Verlag Deutsche Volksbücher, sondern auch die Zusammenarbeit mit der Devex. »Wir sind durch diese beiden Persönlichkeiten [Alexander und Gustel Sangiorgio] sehr stark gehemmt, der Devex so zu helfen, wie es leicht möglich sein würde, wenn zwischen den genannten beiden und uns die Zusammenarbeit bestehen würde, die erforderlich wäre sowohl im Interesse des Reichsamtes wie in unserem«, beklagte sich Georg von Holtzbrincks Stellvertreter im Verlag Deutsche Volksbücher, Carl M. Ludwig, bei seinem Chef. Sein Urteil über die Verantwortlichen beim Volksbildungswerk war deutlich: »Die Unfähigkeit des A. Sangiorgio seinem Amt vorzustehen, das nur von einem mit höherer Bildung und größeren Fähigkeiten ausgerüsteten Manne richtig verwaltet werden kann und die Ungeheuerlichkeit, daß eine pathologische Dame ohne die nötigen Vorkenntnisse die Beraterin des oben erwähnten Mannes ist, lasten schwer auf uns.« Dennoch suchte Ludwig, der um die Bedeutung des Herausgebervermerkes des DAF-Amtes in den Wiesbadener Volksbüchern wusste, einen Ausgleich. »Ich habe immer noch die Absicht, mit großer Geduld dies zu
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1 Protokoll Gesellschafterversammlung VDV Georg von Holtzbrinck und Wilhelm Schlösser vor Notar Hans Flächsner (Berlin), 1. September 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrick, VDV Korrespondenz Meckel. 2 Nach Auskunft der Deutschen Dienststelle (12. März 2007) erfolgte die Ausgabe der Erkennungsmarke durch die 4. Batterie der Flak-Ersatz-Abteilung 12, die gleiche Einheit, in der ab 1943 auch Georg von Holtzbrinck diente. Akten dieser Abteilung sind im Bundesarchiv (Militärarchiv Freiburg) lediglich aus den Jahren 1940 und 1941 überliefert. 3 VDV Stuttgart (Ludwig) an Georg von Holtzbrinck (Berlin), 16. April 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944).
Aufschwung im Krieg – Geschäfte an der Front versuchen, denn auf Grund des mit der Arbeitsfront abgeschlossen Vertrages sind uns Fesseln angelegt, sodaß ich nur bei gutem Einvernehmen manches erreichen könnte, was wir durchsetzen wollen. Der Kampf, den sie als Gesellschafter und Geschäftsführer mit dem Reichsamt geführt haben, kann und darf ich als stellvertretender Geschäftsführer nicht fortsetzen. Ich empfinde die Zustände im Hinblick auf das Reichsamt als bedrückend.«4 Der seit dem 1. März 1943 zur Wehrmacht einberufene Georg von Holtzbrinck5 konnte Ludwig zunächst nur per Brief den Rücken stärken. Im Gegensatz zu Schlösser, der sich aus dem aktuellen Geschäft herausgezogen hatte, kontrollierte und führte Georg von Holtzbrinck sein Unternehmen von den wechselnden Einsatzorten aus. Sein bevorzugtes Medium waren dabei Briefe. Seine Vorgesetzten hielt sich der Verleger durch großzügige Büchersendungen aus der Heimat gewogen. So gelang es dem zunächst in Wittenberg bei Berlin und später in Königsberg und Breslau eingesetzten FlakGefreiten schließlich im Verlaufe des Jahres 1944 eine Position einzunehmen, die ihn seine ursprüngliche Abneigung gegen das uniformierte Dasein ertragen ließ: »So wenig, wie ich früher von meiner Arbeit beim Kommis befriedigt war, so grundlegend hat sich diese Sache geändert. Die Arbeit, die ich heute selbständig zu erledigen habe, macht mir Freude und ich glaube sie auch besser machen zu können als die Mehrzahl meiner Kameraden. Trotzdem kümmere ich mich in den Abendstunden noch um die Betriebe.«6 Ludwig erteilte er im Streit mit Gustel Sangiorgio im April 1943 klare Richtlinien: »Wenn der Streit in einer Prinzipienrederei der Frau Sangiorgio ausartet, wird nicht gefragt, sondern gehandelt. Frau S. ist nicht Lektorin unseres Verlages, sondern Dr. Sangiorgio. Sie sind als stellvertretender Geschäftsführer dem Lektor vorgesetzt.« Dennoch mahnte er, keinen Streit mit dem DAF-Amt zu suchen. Sein Stellvertreter sollte der ungeliebten Lektorin vielmehr »bei der nächsten Gelegenheit in aller Höflichkeit erklären«, dass sie sich, wenn sie ihrem Manne nützlich sein wolle, nicht mit dem Verlag überwerfen solle. »Eine Stellung, die sie heute einzunehmen glaubt, gibt es gesetzlich nicht, da sie nicht als Lektorin zugelassen ist, und als solche von uns auch nicht angestellt wurde. Sie können ihr sagen, daß die Stellung ihres Mannes frei bleiben würde, aber nur dann, wenn die Arbeit mit ihr zur Zufriedenheit des Verlages gehen würde. Diese Fragen besprechen Sie mit Herrn Velmede.« Im Übrigen wies Georg von Holtzbrinck seinen Mitarbeiter an, das Volksbildungswerk im Zweifel zu übergehen: »Gibt übrigens das Amt einmal zu unseren Plänen keine Imprimatur aus den Gründen verletzter Eitelkeit, und liegt die Papiergenehmigung der WieBü vor wird trotzdem gedruckt. Nur die Bezeichnung der W.V.B. bleibt fort. Preis unverändert.« Am Ende des Briefes gab es dann noch ein verbales Schulterklopfen und eine letzte Ermahnung:
4 VDV Stuttgart (Ludwig) an Georg von Holtzbrinck (Berlin), 16. April 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). 5 Nach Auskunft der Deutschen Dienststelle (12. März 2007) erfolgte die Ausgabe der Erkennungsmarke an Georg von Holtzbrinck im März 1943 in der 2. Ersatzbatterie der FlakErsatz-Abteilung 12. 6 Georg von Holtzbrinck (Breslau) an Dr. Katzmann, 15. November 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Privat, Hempel-Verlag.
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Aufschwung im Krieg – Geschäfte an der Front »Also nur keine Hemmungen und Ängstlichkeiten. Wo gestritten werden muß, mag es geschehen. Aber nur dann, wenn der Friede nicht zu erhalten war und keinen Bruch.«7 Der Konflikt eskalierte zusehends, zumal Georg von Holtzbrinck die Zusammenarbeit zwischen dem Verlag Deutsche Volksbücher und der Devex zur Erhaltung der Bibliothek notgedrungen forcierte. Das wiederum veranlasste Alexander Sangiorgio zu einer eindeutigen Drohung: »Es ist deshalb nochmals notwendig, darauf hinzuweisen, dass der Abschluss eines Vertrages, durch den die Reichsdienststelle Deutsches Volksbildungswerk die Herausgabe der im Verlage erscheinenden Wiesbadener Volksbücher übernommen hat, auch für den Verlag eine Beschränkung seiner sonstigen verlegerischen Bewertungsfreiheit mit sich bringt.« Falls sich die Fälle häufen sollten, »dass von Seiten des Verlages für die schrifttumspolitischen und allgemeinen Aufgaben der Erwachsenenbildung, die der Herausgeber in seiner Eigenschaft als alleiniger von Partei und Staat anerkannter Träger der Erwachsenenbildung einnimmt, wenig oder kein Verständnis aufgebracht wird, dann sieht sich die Reichsdienststelle allerdings genötigt, die Rechte des Herausgebers in einer anderen Weise als bisher geltend zu machen. Es muss darüber ein für allemal Klarheit bestehen, dass, solange die Reichsdienststelle der Herausgeber ist, auf keinen Fall darauf verzichtet wird, einen bestimmenden und entscheidenden Einfluss auf die inhaltliche, geistige und weltanschauliche Gestaltung und Ausrichtung der Wiesbadener Volksbücher auszuüben […]«8 Das Lavieren zwischen dem eigenen verlegerischen und geschäftlichen Anspruch und den Interessen der Sangiorgios beim Volksbildungswerk wurde für Georg von Holtzbrinck zunehmend schwierig. Zumal die Familie auf eine Zuspitzung der Konfrontation setzte. Nachdem der Verlag Kritik an einem von Gustel Sangiorgio lektorierten Text geübt hatte, schritt deren Schwager Kraft seines Amtes telegrafisch ein: »Erheben Einspruch gegen eine Weiterprüfung der Einführungen und Manuskripte durch das Hauslektorat des Verlages und verwahren uns gegen diese Maßnahme, da vertragswidrig.« Georg von Holtzbrinck schaltete daraufhin seinen Hausanwalt Rudolf Pfander ein, der zu der Einschätzung gelangte: Der Verlag dürfe zwar nur drucken, was vom Volksbildungswerk genehmigt ist, müsse aber wiederum nicht alles herausbringen, was das Volksbildungswerk verlange: »Wir haben das Recht, uns durch ein Hauslektorat beraten zu lassen und das Volksbildungswerk ist nicht berechtigt, dagegen Einspruch zu erheben.«9 Die Antwort an das Volksbildungswerk fiel entsprechend deutlich aus. Das Amt habe nicht das Recht, dem Verlag in die Wahl seiner literarischen Mitarbeiter hineinzureden, ließ Georg von Holtzbrinck Alexander Sangiorgio wissen.10 Sein Stellvertreter Ludwig wiederum drängte auf eine Klärung der Verhältnisse. Alexander Sangiorgio gehe es vor allem darum, »dass die Stelle des Lektors für seinen bei der Wehrmacht befindlichen Bruder erhalten bleibt. Davon leitet er notfalls seinen Entschluss ab, nur
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7 Georg von Holtzbrinck an Carl M. Ludwig, 19. April 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtz-brinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). 8 Deutsche Arbeitsfront (A.Sangiorgio) an VDV (Georg von Holtzbrinck), 7. Juni 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV/Devex Schriftwechsel (wichtig). 9 VDV Stuttgart (Ludwig) an von Holtzbrinck (Königsberg), 7. Juli 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). 10 Von Holtzbrinck (Königsberg) an VDV Stuttgart (Ludwig), 24. Juli 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944).
Aufschwung im Krieg – Geschäfte an der Front alte Bändchen aufzulegen und sich der Herausgabe von neuen Bändchen zu verschliessen.« Ludwig verwahrte sich darüber hinaus gegen die politische Einflussnahme des KdF-Funktionärs: »Wir verkennen gewiss nicht die Absicht des DVW, im Sinne der nationalsozialistischen Anschauungen das Verlagsprogramm zu gestalten. Diese Absicht kann verwirklicht werden, ohne dass rein belletristische Literatur politisch durchtränkt wird. Wir haben keinen politischen Verlag.«11 Georg von Holtzbrinck, dem an einem Erhalt des trotz allem lukrativen Geschäftes mit dem Volksbildungswerk gelegen war, schaltete nun seinen Onkel Erich von Holtzbrinck ein. Der Bruder seines Vaters war seinem Neffen nicht uneigennützig behilflich, wenn es darum ging, in Berlin Türen zu öffnen, was ihm durch seine Stellung als Standartenführer im SS-Personalhauptamt12 problemlos möglich war. Georg von Holtzbrinck wiederum nutzte die Position seines Onkels weidlich aus und zahlte diesem bei Vermittlung von Buchgeschäften mit Parteidienststellen oder der Wehrmacht Provisionen. Das Geschäft stand für ihn auch dabei im Vordergrund und er erklärte gegenüber seinen Mitarbeitern pragmatisch: »Wenn es gut geht mit dem Ausgang des Krieges, habe ich einen Onkel, welcher SS-Führer ist, wenn es anders kommt, einen nahen Verwandten in Amerika.«13 Im Streit mit dem Volksbildungswerk verfehlte die Uniform des Standartenführers ihre Wirkung nicht. Bei einem Treffen mit Alexander Sangiorgio am 29. August 1943 präzisierten die beiden von Holtzbrincks das Verhältnis zwischen Verlag und Lektorat. »Das Lektorat ist eine Einrichtung des Verlages. Es wird auf Vorschlag des Leiters des D.V.W. besetzt«, lautete die Vereinbarung, mit der beide Seiten ihre Interessen gewahrt sahen. Abstimmungsprobleme, die daraus resultierten, dass das Lektorat nicht am Sitz des Verlages angesiedelt war, sollten dadurch ausgeräumt werden, dass der Verlag Durchschläge vom Schriftwechsel des Lektorats erhalten sollte. Gustel Sangiorgio wurde fest eingestellt, um ihr gestiegenes Arbeitsaufkommen durch Ausweitung des Verlagsprogramms zu bewältigen. Damit wiederum dürfte die Hauptsorge ihres Schwagers ausgeräumt worden sein. Georg von Holtzbrinck erhielt den, wenn auch verklausuliert formulierten Freibrief für die Ausweitung seiner Aktivitäten: »Auch der Verleger wird sich bemühen, möglichst viel zur Vervollständigung und Ergänzung der Reihe durch 11 VDV Stuttgart (Ludwig) an Georg von Holtzbrinck (Königsberg), 7. August 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). 12 Erich von Holtzbrinck, Major und hoch dekorierter Frontkämpfer aus dem 1. Weltkrieg, war eine schillernde Persönlichkeit. Nach der Machtübernahme Hitlers hielt er an seinem Geschäft, einer staatlichen Lotterieeinnahme in Berlin, fest. Am 1. Januar 1939 trat er in die SS (Mitglieds-Nummer 313.963) und die NSDAP (Mitglieds-Nummer 5.371.580) ein. Sein Aufstieg war rasant: Bereits mit dem Eintritt wurde Erich von Holtzbrinck zum Hauptsturmführer befördert und zum Führer im SS-Hauptamt ernannt. Darüber hinaus gehörte er zu den Trägern des Totenkopfrings, einer privaten Auszeichnung Heinrich Himmlers an SSAngehörige, die die »SS-Führerschule« (später »SS-Junkerschule«) erfolgreich abgeschlossen hatten. Es gibt jedoch keinen Nachweis dafür, dass Erich von Holtzbrinck eine solche Ausbildung absolviert hätte. 13 Erklärung Heinrich Durst, 23. Februar 1948. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/1V/1542. – Gemeint ist William Gerald Beckers, Georg von Holtzbrincks Onkel zweiten Grades in New York.
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Aufschwung im Krieg – Geschäfte an der Front Einbringung neuer Planungen beizutragen. Er wird sich aber immer bei den Verhandlungen mit den Autoren oder denm [sic!] Herausgeber in Übereinstimmung mit dem Lektor befinden müssen.«14 Die Auseinandersetzung mit dem Volksbildungswerk war damit weitgehend ausgestanden. Die Zusammenarbeit verlief in der Folge zwar nicht konfliktfrei, den Machtkampf mit Alexander Sangiorgio hatte Georg von Holtzbrinck nicht zuletzt Dank seines Onkels jedoch für sich entschieden. Er konnte sich nun auf den Ausbau des Verlages konzentrieren. Dieses Ziel hatte er zwar auch während des Disputs mit dem DAF-Amt nicht aus den Augen verloren – immerhin wurden unter seiner Ägide zwischen dem 1. April 1942 und dem 31. März 1943 rund 1,5 Millionen Exemplare der Wiesbadener Volksbücher fertig gestellt.15 Das in den Vorjahren defizitäre Unternehmen arbeitete zu diesem Zeitpunkt bereits wieder rentabel. Das war nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass nach der Unterbrechung der Traditionsreihe unter Meckels Führung seit Anfang 1941 wieder regelmäßig neue Bände erschienen. Die Rekonstruktion des Programms des Verlages Deutsche Volksbücher im Rahmen der Arbeit an dieser Studie erfolgte, wie auch im Fall der Devex, auf der Grundlage des Verlagskatalogs der Deutschen Bücherei in Leipzig. Ergänzt wurden diese Angaben durch sporadisch vorhandene Aufstellungen aus den Unternehmensunterlagen sowie um Antiquariatskataloge. Dennoch bleiben die Angaben lückenhaft, wie die Vergabe der Bandnummern zeigt: Bei Neuauflagen bereits erschienener Volksbücher wurde die ursprüngliche Bandnummer beibehalten. Übernahmen aus der Bibliothek erhielten offenbar keine Reihennummer. Nach welchem Prinzip die übrigen Nummern verteilt wurden, ließ sich nicht ermitteln. Einzelne Bände wurden offensichtlich vorgezogen: So erschien der Westwall-Band als Nummer 270; Herz der Heimat, ebenfalls 1940 herausgekommen, hatte Nummer 278. Die dazwischen liegenden Bandnummern wurden hingegen erst 1941 herausgebracht. Einige seit der Übernahme des Verlages durch Georg von Holtzbrinck verlegte Neuerscheinungen ließen sich bislang überhaupt nicht ermitteln. Nach der Rekonstruktion des Verlagsprogramms ist davon auszugehen, dass zwischen 1940 und 1945 mindestens 38 neue Titel in die Reihe Wiesbadener Volksbücher aufgenommen wurden. Hinzu kamen Nachauflagen aus dem Programm seit 1900 sowie Übernahmen aus der Bibliothek. Im Unterschied zur Bibliothek, die von der Devex ausgeliefert worden ist, wurden die Volksbücher neben dem Buchhandelsvertrieb über Agenturen an Abonnenten vertrieben.16 Wie viele davon übrig waren, als Georg von Holtzbrinck den Verlag über-
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14 VDV Georg von Holtzbrinck (Königsberg) an Deutsches Volksbildungswerk (Sangiorgio), 7. September 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrick, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). 15 Liste über die vom 1. April 1942 bis 31. März 1943 fertig gestellten WVB, o. D. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV/Devex Schriftwechsel (wichtig). 16 Im Gegensatz zur Bibliothek, die nach dem klassischen Schema einer einstufigen Buchgemeinschaft organisiert war, handelt es sich beim Vertrieb der Volksbücher um eine nicht klar einzuordnende Mischform. Der Vertrieb über Agenturen an einen festen Abonnentenstamm entsprach im Prinzip einer zweistufigen Buchgemeinschaft. Der überwiegende Teil der Auflage wurde jedoch ohne Abnahmeverpflichtung entweder über den Sortimentsbuchhandel oder später in zunehmendem Maße direkt an Großabnehmer abgesetzt.
Aufschwung im Krieg – Geschäfte an der Front nahm, ließ sich auf Basis der überlieferten Unterlagen nicht ermitteln. Nach einer Aufstellung von Anfang 1944 wurden jeweils 13.770 Exemplare an einen festen Kundenstamm verkauft.17 Die zunehmende Verknappung auf dem Buchmarkt brachte dem Verlag eine neue Kundengruppe ein: »Die Bestellungen, die von Schulen einlaufen, nehmen für uns phantastische Ausmaße an. In den Schulen fehlt Anschauungsmaterial und daher werden jetzt auf einmal Aufträge auf 500, 800 und 1.000 WVB auf einmal für eine Schule erteilt«, schwärmten die Stuttgarter Verlagsmitarbeiter im November 1943 in einem Bericht an ihren Chef.18 Der wiederum wies seinen Stellvertreter an, unter Berufung auf diese Bestellungen eine neue Papierquelle aufzutun: Das Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung.19 Der andauernde Krieg zwang das Unternehmen, bei der Rohstoffbeschaffung zunehmend erfinderisch zu sein. Nach der Zuteilung von Zeitungsdruckpapier für die Volksbücher – ohne die erforderlichen Kapazitäten zum Zuschneiden der Druckbögen – machten sich die Verantwortlichen auf die Suche nach Kapazitäten im Rotationsdruck für Bücher.20 Heinrich-Maria Ledig-Rowohlts nach dem Krieg als revolutionär gefeierte Idee, Bücher im Zeitungsdruck herzustellen,21 wurde aus der Not heraus geboren – und offensichtlich bereits wesentlich früher. Um gemeinsame Ausgaben drucken zu können, sollten die Matern der Bibliothek auf Zylinder für den Rotationsdruck der Volksbücher aufgezogen werden.22 Ob die Versuche erfolgreich waren, ließ sich nicht ermitteln. In der Folge erhielt der Verlag jedoch weitere Zuteilungen von Zeitungsdruckpapier auf Rollen, die ebenfalls verarbeitet wurden.23 Der auch von anderen Verlagen praktizierte Übergang vom Bogen- zum Rollendruck war vor allem bei der Herstellung der Feldpostausgaben von Vorteil. »Zur Bewältigung der Probleme von Mangel und Masse war der billigere, aber leistungsfähigere Zeitungsdruck geeigneter als der Buchdruck.«24 Der Zeitungsdruck erlaubte eine bessere Ausnutzung der Seiten für mehr Text. Die so produzierten Bände wurden zudem leichter. Der mit dem Übergang zum Zeitungsdruck vollzogene Wechsel in der Technik beinhaltete auch eine Abkehr von der gewohnten Typografie und Buch17 Liste von WVB-Agenturen, o. D. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). 18 Brief VDV Stuttgart an Georg von Holtzbrinck (Königsberg), 26. November 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). 19 Brief VDV Stuttgart (Ludwig) an Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, 26. November 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). 20 VDV Stuttgart (Ludwig) an Georg von Holtzbrinck (Berlin, Meineckestr.), 10. April 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). 21 Estermann: Buch und Masse, S. B 121. 22 VDV Stuttgart (Ludwig/Tänzler) an Georg von Holtzbrinck (Berlin, Meineckestr.), 14. April 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). 23 Brief VDV Stuttgart (Boettger) an Georg von Holtzbrinck (Wittenberg) – Bericht der Abt. Herstellung für die Woche vom 17.–22. Januar, 25. Januar 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). 24 Estermann: Buch und Masse, B 124.
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Aufschwung im Krieg – Geschäfte an der Front gestaltung: Der Text wurde auf seinen bloßen Informationsgehalt reduziert25 – in Zeiten des Mangels nahmen die Leser dies hin.26 Die Programme der Volksbücher und der Bibliothek basierten auf der gleichen Idee: Der konsequenten Ausrichtung auf das Gängige. Insofern erscheint es kaum verwunderlich, dass bereits vor der durch die Papierrationierung erzwungenen Verschmelzung beider Reihen immer wieder parallele Ausgaben erschienen. Der Rückgriff auf die Bibliothek ermöglichte es Georg von Holtzbrinck, die Volksbücher nach 1940 mit zahlreichen Titeln wieder auf dem Markt zu etablieren. Nach welchen Prämissen die Titelauswahl erfolgte, ist nicht ersichtlich. Neben der Frage des Verkaufserfolges dürfte auch die Verfügbarkeit der Rechte eine nicht zu unterschätzende Rolle gespielt haben. 1941 wurden unter anderem der Italien-Band von 1939 sowie die Ausgabe Drei Meister der Anekdote und der Kurzgeschichte für die Volksbücher übernommen. Auch Hans Grimm wurde angefragt, ob er eine erneute Abdruckgenehmigung für seine Novelle Der Gang durch den Sand erteilen würde. »Die textliche Zusammenstellung der Sonder-Ausgabe der Wiesbadener Volksbücher soll die gleiche sein, wie die in dem von mir zusammengestellten Bibliotheksband«27, erläuterte Hans-Ludwig Oeser, der zunächst die Verantwortung auch für die inhaltliche Neugestaltung der Reihe übernommen hatte.28 Der Band sollte, wie auch Herz der Heimat, nicht in der üblichen Aufmachung der Volksbücher erscheinen und zu einem höheren Ladenpreis verkauft werden. Als Nachdruckhonorar stellte Oeser dem Autor jedoch lediglich den seinerzeit von der Devex gezahlten Satz in Aussicht. Die Ablehnung Grimms ließ nicht auf sich warten. Als Grund schob er, nicht ohne nach einem neuen Honorarvorschlag zu fragen, Bedenken gegen einen Abdruck in einem Sammelband vor.29 Das Projekt verlief im Sande. Als Nächster versuchte sich Camillo Sangiorgio: »Eine so weit verbreitete Reihe wie die Wiesbadener Volksbücher, die sowohl zur Schullektüre als auch zur Erwachsenen Bildung [sic!] herangezogen wird, kann nicht darauf verzichten, Sie als einen der markantesten Vertreter des neuen deutschen Schrifttums zu ihren Autoren zu zählen. Wir bitten Sie daher, im Falle der ›Wiesbadener Volksbücher‹ von Ihren sonstigen Gepflogenheiten abzugehen und uns einige Ihrer Kolonialnovellen zur Verfügung zu stellen.«30 Grimm sagte erneut ab: »Ich freue mich, dass die mir sehr wohl bekannten ›Wiesbadener Volksbücher‹ anscheinend einen neuen Aufschwung genommen haben. Beteiligen kann ich mich aber nicht […]«31 Sangiorgio führte daraufhin das Volksbil-
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25 Estermann, S. 124. 26 Rowohlts Coup bestand nach dem Krieg dann vor allem darin, eine solche Notlösung zur eigenen erfolgreichen Geschäftsidee der Reihe »Rowohlts Rotations Romane« zu erheben. 27 Gemeint ist der Band: Farmer, Forscher und Askaris: Erlebnisse aus unseren Kolonien. Stuttgart: Deutsche Verlagsexpedition 1939. (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Mai). 28 Hans-Ludwig Oeser (Verlag Deutsche Volksbücher) an Hans Grimm, 12. Oktober 1940. In: DLA Marbach A: Grimm Briefe an ihn Verlag Deutsche Volksbücher. 29 Hans Grimm an Hans-Ludwig Oeser, 15. Oktober 1940. In: DLA Marbach A: Grimm Briefe von ihm Verlag Deutsche Volksbücher. 30 Camillo Sangiorgio an Hans Grimm, 4. März 1941. In: DLA Marbach A: Grimm Briefe an ihn Verlag Deutsche Volksbücher. 31 Hans Grimm an Camillo Sangiorgio, 4. März 1941. In: DLA Marbach A: Grimm Briefe von ihm Verlag Deutsche Volksbücher.
Aufschwung im Krieg – Geschäfte an der Front dungswerk als Herausgeber ins Feld und spielte seine verwandtschaftlichen Beziehungen aus: »Der Verlag hat nach dem Umsturz zunächst einige sehr ruhige Jahre gehabt und geht jetzt daran, die Reihe der ›Wiesbadener Volksbücher‹ bewusst, entsprechend einer nationalsozialistischen Schrifttums-Politik, aufzubauen. Die Bedeutung der Reihe geht daraus hervor, dass das Reichsamt Deutsches Volksbildungswerk in der NSG ›Kraft durch Freude‹ die Herausgeberschaft übernommen hat. Der Amtsleiter selbst würde es sehr begrüssen, wenn gerade Sie, als einer der Pioniere des KolonialSchrifttums in unserer Reihe vertreten wären. Wir wiederholen daher unsere Bitte, doch in unserem Falle eine Ausnahme zu machen und uns einige Kolonial-Erzählungen zur Verfügung zu stellen.«32 Doch Grimm ließ sich davon ebenfalls nicht erweichen. Die wiederbelebte Reihe verzeichnete dennoch eine Zahl namhafter Autoren. Mit Heinz Steguweit und Hans Franck wurden 1941 zwei von der NS-Literaturkritik gefeierte Schriftsteller aufgenommen. Der am 13. März 1893 in Köln geborene Steguweit hatte sich seit 1925 als freier Autor betätigt. Sein erstes Freiheitsdrama unter dem Titel Der Schwärmer war Albert Leo Schlageter gewidmet, der nach seiner Erschießung durch die Franzosen 1923 von den Nationalsozialisten und ihren Dichtern zum nationalen Märtyrer stilisiert wurde.33 Steguweit war einer jener Autoren, die ihre Fronterfahrung im ersten Weltkrieg in ihre Werke einfließen ließen. 1933 gehörte er zu jenen Schriftstellern, die Hitler schriftlich ihre Treue gelobten. Im gleichen Jahr wechselte er als kulturpolitischer Schriftleiter zum Westdeutschen Beobachter. 1934 avancierte er schließlich zum Landesleiter der Reichsschrifttumskammer im Rheinland. Neben seinen Werken, in denen er mehr oder weniger offen für die nationalsozialistische Ideologie eintrat,34 verfasste Steguweit auch eine Reihe heiterer Erzählungen und Schwänke, von denen der 1941 erschienene Band Leiermann und Fiedelbogen in der Reihe der Wiesbadener Volksbücher eine Auswahl bietet. Auch der 1897 geborene Hans Franck gehörte zu jenen Autoren, die sich offen zum Nationalsozialismus bekannten. Sein Glaubensbekenntnis hatte er bereits 1922 mit dem Stück Das Dritte Reich abgelegt. Bekannt wurde Franck jedoch vor allem durch seine Novellen und Anekdoten. Eine Sammlung davon erschien unter dem Titel Das Königsduell 1941 als Band 281 der Wiesbadener Volksbücher. Von Wilhelm Schäfer, der 1930 die Geschichte des Schuhmacher Wilhelm Voigt zu einem Roman unter dem Titel Hauptmann von Köpenick verarbeitet hatte, wurde ein Erzählband in die Reihe aufgenommen, der es binnen Jahresfrist auf eine Auflage von 80.000 Exemplaren brachte.35 Mit dem badischen Heimatdichter Hermann Eris Busse, dessen Roman Heiner und Barbara zu den Bestsellern im Dritten Reich gehörte, war 32 Camillo Sangiorgio an Hans Grimm, 25. März 1941. In: DLA Marbach A: Grimm Briefe an ihn Verlag Deutsche Volksbücher. 33 Hillesheim/Michael: Lexikon nationalsozialistischer Dichter, S. 423. 34 Sarkowicz/Mentzer: Literatur in Nazi-Deutschland, S. 368. 35 Nach dem Krieg war der Verlag Deutsche Volksbücher für rund drei Jahre Hausverlag Wilhelm Schäfers (1868–1952). Am 19. Juni 1951 schloss der Verlag einen Generalvertrag über das Werk des Autoren ab, nachdem Langen-Müller ihm gekündigt hatte. (Georg von Holtzbrinck an Gustav Pezold, 27. Januar 1953. In: DLA-Marbach A: Langen-Müller/Pezold [Georg von Holtzbrinck Gustav Pezold] 69.7623). Der Versuch einer Gesamtausgabe war das erste ehrgeizige verlegerische Projekt des Unternehmens nach dem Kriege neben der wieder aufgebauten Buchgemeinschaft.
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Aufschwung im Krieg – Geschäfte an der Front ein weiterer namhafter Autor dieser Zeit präsent. Abgerundet wird die Liste der neuen Bände des Jahres 1941 durch Jakob Schaffner und Barthold Blunck. Ersterer war ein Schweizer Autor, der bereits 1911 zumeist in Berlin lebte und sich 1933 dem Nationalsozialismus zuwandte. Die Einführung für den Band Die Klarinette schrieb der NSLiteraturpapst Hellmuth Langenbucher, der Schaffer für »die besondere Pflege des Volksgedankens Lob zollte.« Die unter dem Titel Der Dämon erschienene Sammlung von Kurzgeschichten Barthold Bluncks, des jüngeren Bruders des Alterspräsidenten der Reichsschrifttumskammer Hans-Friedrich Blunck, ist eine der Originalausgaben in der Reihe, die es im Erscheinungsjahr auf mindestens 30.000 Exemplare brachte.36 Der Band gehört zu den wenigen der Reihe, die in Fraktur gesetzt worden sind. Das trifft auch auf Adriano Bellis Romanausschnitt Lilia Lauri zu. Bereits in der Einführung wird der Autor als glühender Verfechter des italienischen Faschismus gefeiert, der nun gespannt auf die Entwicklung in Deutschland blicke: »Adolf Hitler bricht auf und die Deutschen folgen! Das Dritte Reich ersteht. Faschismus und Nationalsozialismus finden sich! Der Führer und der Duce!« Der Band, der schon durch seinen orangefarbenen Einband aus der Reihe herausstach, war ein Experiment: Lediglich zwei Episoden des Romans waren ausgewählt worden, um dem Leser die Gefühlswelt der Titelheldin nahe zu bringen. Deren Geschichte ist simpel und rasch erzählt: Die Tochter aus gutem Hause verliebt sich in einen Mann, der es nur auf ihre Mitgift abgesehen hat. Nachdem diese durchgebracht ist, lässt er die Auserwählte sitzen. Das Unglück entmutigt diese nicht und sie erarbeitet sich ein Studium. An der Universität kommt sie in Kontakt mit faschistischen Kreisen »und entwickelt sich selbst sehr bald zu einer selbstlosen und begeisterten Faschistin nicht nur des Wortes, sondern vor allem der Tat, zu einer glühenden Verehrerin des Duce und seines gewaltigen Werkes«.37 Diese Direktheit in der politischen Botschaft stellte – zumindest nachdem Meckel die Verantwortung für die Buchreihe an Georg von Holtzbrinck abgetreten hatte – eine Ausnahme dar. Wie schon die Bibliothek setzten auch die Volksbücher auf dem breiten Publikum bekannte Namen. Die thematische Palette entsprach ebenfalls dem Massengeschmack und reichte von anspruchslosen volkstümlichen Texten bis hin zur Weltkriegsliteratur. Bekanntere Werke wurden in den beiden Reihen jedoch nur verlegt, sofern die Texte gemeinfrei waren. Mussten Lizenzen für die Zweitverwertung erworben werden, griffen die Devex und der Verlag Deutsche Volksbücher überwiegend auf unbekannte Stücke zurück, wobei sie die Rechte zum Teil für beide Reihen gemeinsam sicherten. Im Programmjahr 1942 griff der Verlag verstärkt auf den reichhaltigen Fundus der bereits erschienenen Wiesbadener Volksbücher zurück, was den verlegerischen Aufwand und die Lizenzkosten auf ein Minimum reduzierte. So wurden Bände von Theodor Storm, Gottfried Keller oder Joseph Freiherr von Eichendorff ebenso neu aufgelegt wie Heinrich von Kleists Michael Kohlhaas. Eine Neuauflage erlebte auch jener Band, der Meckel letztendlich in den Ruin gestürzt hatte: Da Camillo Sangiorgio das Werk, für das er als Herausgeber zeichnete, nicht mehr unter dem ursprünglichen Titel Unbezwinglicher Westwall auflegen konnte, erschien es als Schutzwall Europas. Das Geleit-
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36 Angaben nach Impressum des Bandes. 37 Adriano Belli: Lilia Lauri: Eine Italienerin von heute. Wiesbaden: Verlag Deutsche Volksbücher 1941. (Wiesbadener Volsbücher. 277), S. 7 (Inhaltsangabe).
Aufschwung im Krieg – Geschäfte an der Front wort für den mit 41 Abbildungen und Plänen vergleichsweise üppig ausgestatteten Band, der aus dem üblichen Format der Volksbücher ausbrach, hatte Arbeitsfront-Chef Robert Ley persönlich geliefert: »Das kleine Volksbuch, das einen Begriff von der historischen Größe des gewaltigsten Verteidigungswerkes aller Zeiten vermittelt, gehört in jedes deutsche Haus.«38 Die vom Verlag anvisierte Zielgruppe war entsprechend weit gefächert: Privatpersonen sollten ebenso angesprochen werden wie Dienststellen von Partei und Arbeitsfront sowie Schulen. Auch die Produktion neuer Titel kam voran. Anders als bei der Bibliothek, auf deren Erfahrungen offensichtlich zurückgegriffen wurde, war bei den Volksbüchern nach ihrem Neustart eine klare gestalterische Linie zu erkennen: Am Kopf des Deckblatts waren jeweils Autor und Titel vermerkt. Darunter folgte eine kolorierte Zeichnung, am Fuß der Seite folgte der Reihentitel. Der Herausgebervermerk des Reichsamtes Deutsches Volksbildungswerk stand auf der ersten Seite. Bei der Auswahl der Autoren bewies der Verlag auch 1942 wieder Gespür für den Zeitgeist: Mit Erwin Guido Kolbenheyer und Kurt Eggers sind wiederum zwei Autoren vertreten, die dem Nationalsozialismus eng verbunden waren. »Kolbenheyer ist der große Dichter heilig ewig deutscher Leidenschaft und wahren Heldentums«, heißt es in der Einleitung des Bandes Kindergeschichten.39 Auch der Flame Stijn Streuvels stand zu jener Zeit hoch im Kurs.40 In den deutschen Kinos lief die Verfilmung seines Hauptwerkes Flachsacker, als in der Reihe der Volksbücher sein Band Quertreiber am Werk herauskam. Neben den Lizenzausgaben erschienen 1942 auch zwei Ausgaben, deren Rechte beim Verlag lagen. Beide in enger Verbindung zur Bibliothek: Hans-Ludwig-Oeser hatte einen Japan-Band zusammengestellt, der ebenso gut in der anderen Reihe hätte erscheinen können. Das Vorwort des Bandes, der sich in Umfang und Ausstattung von den übrigen Volksbüchern abhob, steuerte der japanische Botschafter in Deutschland bei. Toni Eskas Erzählband wiederum erschien als Monatsband der Bibliothek und im Verlag Deutsche Volksbücher, allerdings nicht als Reihenband, sondern als eigenständige Ausgabe – ohne Herausgebervermerk des Volksbildungswerkes und ohne die übliche Einleitung. Diese Einleitungen unterschieden sich deutlich von den bei der Bibliothek üblichen Klappentexten. Dem volksbildnerischen Anspruch der Reihe Rechnung tragend wurden Autor und Werk jeweils eingeordnet. Der Duktus entsprach dem Zeitgeist, das Völkisch-Nationale wurde betont. Offene Parteinahme war jedoch die Ausnahme und wirkt zum Teil aufgesetzt.41 38 Robert Ley: Unbezwinglicher Westwall (1940), Geleitwort. 39 Erich Bockemühl: Kolbenheyer, Erwin Guido: Kindergeschichten. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 289), Einleitung. 40 Flämische Literatur war in der Zeit zwischen 1930 und 1945 in Deutschland sehr erfolgreich. Der 1871 geborene Streuvels gehörte zu den zwischen 1933 und 1945 am häufigsten ins Deutsche übersetzten flämischen Autoren. Seine Bücher wurzeln alle in demselben Motiv, sie behandeln in hartem Realismus das Leben des flämischen Bauern und Arbeiters. Noch heute streiten Wissenschaftler, ob er ein Anhänger des Nationalsozialismus war und deshalb mit den Deutschen kollaborierte oder nur naiv war. 41 Ein Beispiel dafür ist Camillo Sangiorgios Einleitung zu den »Ägyptischen Miniaturen« Ludwig Diehls, die er mit dem Satz abschloss: »So will auch dieses Bändchen, neben dem Bestreben, zu unterhalten und volksbildende Kenntnisse von fremden Ländern und Völkern zu vermitteln, gleichzeitig dazu beitragen, der Scheinkultur der Anglo-Amerikaner die
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Aufschwung im Krieg – Geschäfte an der Front Auch 1943 verbreiterte der Verlag sein Programm dem bewährten Schema folgend. Der Anteil bekannter Namen unter den neu aufgenommenen Ausgaben nahm dabei leicht zu. Werner Beumelburg und Bruno Brehm waren beim Publikum ebenso eingeführt wie Alfons von Czibulka. Der heute weithin unbekannte Mirko Jelusich gehörte zu den Stars der damaligen Zeit. Während diese Autoren dem Regime zumindest nahe standen und als unverfänglich galten, wurde Otto Rombach von den NS-Behörden argwöhnisch beobachtet.42 1944 und 1945 produzierte der Verlag nur noch wenige neue Bände, sondern griff verstärkt auf bereits erschienene Ausgaben zurück. Mit seinem Programm traf der Verlag Deutsche Volksbücher wie auch schon die Bibliothek exakt die Bedürfnisse eines Massenmarktes, der im Verlaufe des Krieges zunehmenden Veränderungen unterworfen war. Die ersten inhaltlichen Verschiebungen im Bereich der Unterhaltungsliteratur verzeichnete der Sicherheitsdienst im Reichssicherheitshauptamt (SD) bereits im Oktober 1939, wobei die meisten Verlage zunächst auf Romane und Erzählungen aus der Zeit des Ersten Weltkriegs zurückgriffen. Kritisch vermerkte der Geheimdienst: »In den Dienst der Kriegspropaganda hat sich die gute Unterhaltungsliteratur noch nicht gestellt. Diese Aufgabe hat bisher nur literarisch minderwertiges Unterhaltungsschrifttum übernommen.«43 Das Propagandaministerium griff den Wink auf und ging verstärkt gegen die vor allem antibritische Propaganda in Krimiund Abenteuerheften vor. Russland hingegen galt zu dieser Zeit durch den Hitler-StalinPakt als Verbündeter, was kurioserweise zu einem Anstieg der Verkaufszahlen von Adolf Hitlers Mein Kampf führte, da Gerüchte die Runde machten, das Buch werde »wegen der antibolschewistischen Stellen im Text zurückgezogen«.44 Die Devex gehörte mit ihrem Polen-Band zu jenen Verlagen, die sich am schnellsten »durch Herausgabe wohlfeiler Schriftenreihen in den Dienst der Propaganda gestellt«45 hatten. Die von verschiedenen Verlagen herausgegebenen Bücher über den Polenfeldzug fanden insgesamt reißenden Absatz und wurden gern verschenkt.46 Doch nicht nur von diesem Trend profitierte die Bibliothek: Die leichte Unterhaltungslektüre
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Maske vom Gesicht zu reißen.« Den Leser erwartete dann jedoch nicht etwa eine propagandistische Abrechnung mit britischen Archäologen und deren, wie Sangiorgio meint, pietätlosen Verhalten bei der Öffnung des Grabes von Tutenchamun, sondern eine flott geschriebene Geschichte um die Herrscherfamilie Echnatons und die Berichte über jenen geheimnisvollen »Fluch der Mumie«, der angeblich jene an der Öffnung des Grabes Beteiligten ereilt haben soll. (Ludwig Diehl: Ägyptische Miniaturen: Reiseskizzen. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. [Wiesbadener Volksbücher. 287]). Mit dem württembergischen Schriftsteller stand Georg von Holtzbrinck auch später in engem Kontakt. Meldungen aus dem Reich, 18. Dezember 1939. In: BArch R 58 Band 146. Meldungen aus dem Reich, 3. April 1940. In: BArch R 58 Band 150. – Dass diesen absurden Überlegungen durchaus ein Funke Realität innewohnte, zeigt das Beispiel der 8. Auflage von Meyers Lexikon. Das Projekt, 1936 unter der Zensur der Parteiamtlichen Prüfungskommission begonnen, geriet so einseitig nationalsozialistisch (und war dementsprechend erfolglos), dass die NSDAP selbst eine »neutralisierte« Auslandsauflage in Auftrag gab. (Sarkowski: Das Bibliographische Institut). Meldungen aus dem Reich, 3. Mai 1940. In: BArch R 58 Band 184. Meldungen aus dem Reich, 3. April 1940. In: BArch R 58 Band 150.
Aufschwung im Krieg – Geschäfte an der Front verzeichnete ebenso einen Aufschwung wie Schriften, die außenpolitische Entwicklungen erläuternd aufnahmen. Bereits im Sommer 1940 wies der SD jedoch auf eine aus seiner Sicht alarmierende Entwicklung hin: Während sich in den Buchhandlungen erste Mangelerscheinungen bemerkbar machten, boomten Broschürenreihen. Die Breitenwirkung dieser seichten Unterhaltungslektüre könne man »überhaupt nicht überschätzen«.47 Mit Sorge blickte der Buchhandel auf das Weihnachtsgeschäft des ersten vollen Kriegsjahres.48 Von den Lesern wurde in den letzten Tagen vor dem Fest »alles gekauft, was nach Buch aussah«. Die Käufer hätten häufig nur noch danach gesehen, »ob das Format in das beabsichtigte Päckchen passt oder die Ausstattung zusagt; mitunter hat man nicht einmal mehr danach gefragt«. Der Geheimdienst sah diese Entwicklung mit Sorge: kulturpolitische Faktoren oder der Wert des Buches träten in den Hintergrund.49 Der Bibliothek und auch den Wiesbadener Volksbüchern kam diese Entwicklung gelegen. Die rasant steigende Nachfrage nach Literatur hatte 1941/42 zu einem regelrechten Ausverkauf in den Buchhandlungen geführt. Die traditionellen Verlage waren nicht in der Lage, die entstandenen Lücken aufzufüllen.50 Der Markt geriet zunehmend in eine Schieflage. Während »politisches Propagandaschrifttum und Kriegsliteratur noch in einem Masse vorhanden sei, das über das Ausmaß des Interesses in der Bevölkerung hinausgehe«51, bestand ein Mangel an guter Unterhaltungsliteratur. So umfasste die Deutsche Nationalbibliographie 1942 im ersten Halbjahr 1240 politische und Kriegsschriften. Dem standen lediglich 830 Titel unterhaltender Literatur gegenüber, von denen 340 bei Erscheinen bereits vergriffen waren. Das betraf nahezu alle der 400 Bücher, die in diesem Zeitraum neu auf den Markt kamen: Der Rest dieser 830 Titel entfiel auf Gedichtbände (90) und Kleinschrifttum wie Romanhefte.52 Bei den Lesern galt es zwischenzeitlich als »ausgesprochener Glücksfall«, ein Werk von Goethe, Kleist, Stifter oder Keller aufzutreiben. Die vom SD aufgestellte Hitliste von Autoren, deren Bücher in den Buchhandlungen nicht mehr zu erhalten waren, umfasste darüber hinaus Namen wie Kolbenheyer, Carossa, Mungenast, Wilhelm Schäfer, Löns, Brehm, Dwinger, Hamsun, Strauß oder Hedin,53 die sich wiederum im Programm der Volksbücher oder der Bibliothek wiederfanden. Georg von Holtzbrincks Geschäftsstrategie, beide Reihen konsequent an der Nachfrage des Massenmarktes auszurichten und vergleichsweise wenige Titel, diese aber von gefragten Autoren mit hohen Auflagen herauszubringen, ließ die Absatzzahlen sprunghaft ansteigen. Damit lagen die beiden Verlage auch auf der vom Propagandaministerium vorgegebenen Linie, durch Großauflagen die Produktions- und Verteilungskrise zu lösen. Auch das Programm entsprach den ministerialen Vorstellungen: »große zeitgenössische Dichtung«, »klassische Erzähler des 19. Jahrhunderts«, »unterhaltsame und belehrende Literatur« oder »hervorragende Zeitbücher«.54 47 48 49 50 51 52 53 54
Meldungen aus dem Reich, 22. August 1940. In: BArch R 58 Band 153. Meldungen aus dem Reich, 28. Oktober 1940. In: BArch R 58 Band 155. Meldungen aus dem Reich, 23. Januar 1941. In: BArch R 58 Band 157. Meldungen aus dem Reich, 6. November 1941. In: BArch R 58 Band 166. Meldungen aus dem Reich, 20. Juli 1942. In: BArch R 58 Band 173. Meldungen aus dem Reich, 20. Juli 1942. In: BArch R 58 Band 173. Meldungen aus dem Reich, 11. Januar 1943. In: BArch R 58 Band 179. Barbian: Literaturpolitik im »Dritten Reich«, S. 709.
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Aufschwung im Krieg – Geschäfte an der Front Nicht zuletzt dank dieser konsequenten Neuausrichtung durch Georg von Holtzbrinck hat das Unternehmen binnen kürzester Zeit den Aufstieg in die Gruppe der größeren Verlage Deutschlands geschafft:55 »Der Verlag Deutsche Volksbücher war, als ich ihn übernahm, tot. Von ihm sprach kein Mensch mehr. Der Umsatz war Mk [sic!] 17.000. Es gab weder Neuerscheinungen noch überhaupt Druck-Aufträge oder Verbindungen zu Dienststellen oder sonst irgendetwas. Der Aufbau ist neben der Arbeit durch die anderen Betriebe in verhältnismäßig kurzer Zeit von mir durchgeführt worden.«56 Als Beleg für seine Aufbauleistung verwies der Geschäftsführer auf stetig steigende Umsätze, die allein 1943 in den ersten zehn Monaten 740.705 Reichsmark57 betrugen.58 Sein Einkommen als Geschäftsführer war durch eine Provision von drei Prozent direkt an die Umsätze gekoppelt. Und das Unternehmen war offensichtlich profitabel: Der Gewinn in den ersten zehn Monaten lag nach Abzug der Rückstellungen von 50.500 Reichsmark bei 184.000 Reichsmark. Nach Körperschaftssteuerrückstellung und Vorauszahlungen verblieben immer noch 54.210 Reichsmark59. Dennoch zeigte sich der Geschäftsführer skeptisch: »Die Entwicklung im Verlagswesen ist noch nicht abzusehen. Wir wissen also nicht, wie die finanzielle Lage des Unternehmens sich im kommenden Jahre gestalten wird. In diesem Jahr ist das Ergebnis gut. Es liegt also im Interesse des Verlages, finanzielle Risiken, die der Verlag auf sich nehmen will, noch vor Abschluß des Jahres 1943 zu übernehmen.«60
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55 1936 erzielten 45 Prozent der Verlage jährliche Umsätze unter 20.000 RM. Drei Prozent der Unternehmen lagen zwischen 20.000 und 50.000 RM. Nur 18 Prozent erreichten über 50.000 RM, davon fünf Prozent über 200.000 RM. (Seifert: Die große Säuberung des Schrifttums, S. 72). 56 Georg von Holtzbrinck (Berlin) an Carl M. Ludwig (VDV) Stuttgart, 16. November 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). 57 Umsatzaufstellung 1943 o. D. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). 58 Da für die Zeit bis 1945 keine geschlossenen Bilanzen überliefert sind, können die in den Unternehmensunterlagen aufgefundenen Aufstellungen jeweils nur Momentaufnahmen zur wirtschaftlichen Entwicklung liefern, deren Bezugsgröße allerdings oft unklar bleibt. Gemessen am Buchabsatz des Jahres 1943 erscheint die genannte Umsatzzahl jedoch realistisch, zumal sie von einer Einkommensaufstellung Georg von Holtzbrincks vom November 1943 gestützt wird: Für 1942 standen auf der Habenseite des Geschäftsführers demnach noch zu vergütende Gehälter von April bis Dezember über 5.400 RM sowie 3 % Umsatzprovision für 220.500 RM – insgesamt 6.615 RM. Georg von Holtzbrinck hatte dem Verlag demnach 12.015 RM gestundet. 1943 hatten sich Ansprüche auf weitere 17.498,61 RM Provision auf Umsätze von Januar bis September von 683.287 RM (bei Freigrenze von RM 100.000,-) angesammelt. (VDV Stuttgart [Böttger, Tänzer] an Georg von Holtzbrinck, 1. November 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel [März 1943 bis September 1944]). 59 Errechnung des steuerpflichtigen Einkommens per 31. Oktober 1943, 14. Dezember 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Wärme-Apparatebau und weitere Vorgänge. 60 Georg von Holtzbrinck (Berlin, Meineckestraße) an Olaf Saile VDV Stuttgart, 22. November 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943–Sep-tember 1944).
Aufschwung im Krieg – Geschäfte an der Front Zur Finanzierung der ehrgeizigen Expansionspläne reichte die finanzielle Basis jedoch bei weitem nicht aus. Der Anspruch, »durch ein reich sortiertes Lager stets allen Wünschen, die von den großen Organisationen wie Heer, Luftwaffe, SS und DAF an uns herangetragen werden, zu befriedigen«,61 band Kapital. Bereits damals hielt sich Georg von Holtzbrinck aber an einen Grundsatz, der auch alle seine zukünftigen unternehmerischen Aktivitäten prägte: Das Wachstum wurde nur aus dem laufenden Geschäft finanziert. Der Verlag Deutsche Volksbücher war dadurch zwar nahezu frei von Verbindlichkeiten, die Kapitaldecke war allerdings dementsprechend dünn, was den unternehmerischen Bewegungsspielraum neben den kriegsbedingten Engpässen weiter einengte.62 Zielstrebig baute Georg von Holtzbrinck von 1942 an das Geschäft mit Dienstellen von Partei, Staat und Militär aus. Das garantierte nicht nur die Abnahme großer Posten von Büchern. Darüber hinaus sicherten sich die Verlage auf diese Weise die dringend benötigten Papierzuteilungen, die zu erhalten mit zunehmender Kriegsdauer immer komplizierter wurde. Mit dem Kriegsausbruch 1939 wurden erste Schritte zur allmählichen Einführung einer Papierbewirtschaftung unternommen.63 Ab dem 1. Januar mussten die Verleger eine Papierverbrauchsstatistik führen, in der Auflagenhöhen und die Menge des dafür verwendeten Papiers festgehalten waren. Ab 1941 waren bei der »Wirtschaftsstelle des deutschen Buchhandels« Anträge auf Papierzuteilung zu stellen. Die strikte Trennung zwischen den Auflagen für das Sortiment und jenen für kriegswichtige Zwecke spiegelte sich ab Mitte 1942 in den Eindrucken wider: Im Impressum wurde zumeist vermerkt, ob die jeweilige Ausgabe für die Zentrale der Frontbuchhandlungen, das OKW oder andere Dienststellen hergestellt worden war. Für die Wehrmacht war zum 1. Juni 1942 die Einführung von Papierschecks angeordnet worden, zu deren Deckung Sonderkontingente an Papier und anderen Rohstoffen gebildet wurden. Der Juni 1942 stellt eine entscheidende Zäsur in der Papierrationierung dar: Nachdem auch das Propagandaministerium am 21. Juni seine Sonderaktion Feldpost gestartet hatte, standen die größten Papierkontingente unter Kontrolle entweder des Goebbels-Ministeriums oder der Wehrmacht. Eine Möglichkeit, dennoch Zuweisungen zu erhalten und relativ große Auflagen abzusetzen, war die Beteiligung an diversen Hilfsaktionen für Bombengeschädigte. Inwiefern der Verlag Deutsche Volksbücher regelmäßig beteiligt war, ist nicht nachweisbar. Allein im November 1943 wurden jedoch Aufträge über 100.000 Bände durch das Volksbildungswerk64 und weitere 150.000 durch die Arbeitsfront65 61 Georg von Holtzbrinck (Berlin) an Carl M. Ludwig (VDV) Stuttgart, 16. November 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). 62 Am 19. Juli 1943 verfügte der Verlag über ein Bankguthaben von 57.000 Reichsmark. (VDV Stuttgart [Ludwig] an Georg von Holtzbrinck [Königsberg], 19. Juli 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel [März 1943 bis September 1944]). 63 Bühler/Bühler: Der Frontbuchhandel 1939–1945, S. 19. Siehe auch Bühler/Simons: Die blendenden Geschäfte des Matthias Lackas. 64 VDV Berlin (Georg von Holtzbrinck) an VDV Stuttgart, 4. November 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944).
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Aufschwung im Krieg – Geschäfte an der Front ausgelöst. Aus den Papierzuteilungen für diese Aufträge wurde zum Teil auch die laufende Produktion gespeist: Für die Sonderaktion des Volksbildungswerkes beantragte der Verlag beispielsweise statt der benötigten 100.000 Bände 150.000.66 Wichtiger als diese Sonderaktionen war jedoch das kontinuierliche Geschäft mit den Frontbüchern. Mit Ausbruch des Krieges war ein neuer Buchmarkt entstanden, dessen Bedeutung eine Reihe von Verlagen rasch erkannte. Den Anstoß dafür hatte der permanent auf Ausweitung seiner Kompetenzen bedachte Reichsleiter Rosenberg im Oktober 1939 mit seinem Aufruf zu einer Bücherspende für die Front gegeben. Ende 1939 kam erstmals die Bezeichnung »Feld-, Feldpost- oder Wehrmachtsausgabe« im Bereich des Buchhandels auf. Rasch entfaltete sich auch auf diesem Gebiet das für andere Bereiche im Nationalsozialismus übliche Gerangel um Einfluss verschiedenster Organisationen.67 Mit der Versorgung der Truppen an der Front mit Büchern befassten sich verschiedene Dienststellen der Wehrmacht und der NSDAP, der Reichsführer SS, natürlich das Propagandaministerium, die Dienststelle Rosenberg, die Reichsschrifttumskammer und nicht zuletzt auch Privatverlage. »Einige Verlage entdeckten schnell den Gewinn einer eigenen Buchproduktion für die Front, zumal solche, die nicht an eine schnelle Beendigung des Krieges glaubten. Hierzu zählten vor allem die Verlage, deren Produkte durch unternehmerische Weitsicht während des Krieges in Reihen und in großer Zahl gedruckt und entsprechend für den Frontbedarf vermarktet wurden. Es waren dies neben Eher, dem Zentralverlag der NSDAP, vor allem die Häuser Böhlau, Kohlhammer, Reclam und Bertelsmann.«68 Der Verlag Deutsche Volksbücher und auch die Devex stiegen erst relativ spät in das lukrative Geschäft ein. Die Bibliothek stellte ab Juli 1943 von jedem Monatsband eine Sonderauflage für das Oberkommando der Wehrmacht her, die von der Devex als »Sammelabonnent« angesehen wurde. Die Rechte für diese Sonderauflagen wurden jeweils gesondert erworben.69 In welchem Umfang die Lieferungen erfolgten, ließ sich aus den rekonstruierten Verlagsunterlagen nicht exakt ermitteln. Lediglich vereinzelte Hinweise deuten auf Sonderauflagen von 5.000 oder 10.000 Exemplaren, die auch nach der offiziellen Einstellung der Bibliothek weiter geliefert wurden. Für die Devex bedeuteten diese Sonder-Verkäufe einen wichtigen Deckungsbeitrag. Im Vergleich zu den rund 50 Millionen Bänden, die von 40 Verlagen, deren Beteiligung nachgewiesen ist, bis Juli 1943 an die Front geliefert worden waren,70 fielen diese Lieferungen jedoch kaum ins Gewicht. Wesentlich umfangreicher gestalteten sich die Aktivitäten des Verlags Deutsche Volksbücher auf diesem lukrativen Markt, wobei offensichtlich eine zweigleisige Stra-
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65 Georg von Holtzbrinck (Berlin, Meineckestr. 11) an VDV, 11. November 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). 66 VDV Stuttgart (Boettger) an Wirtschaftsstelle des deutschen Buchhandels, 25. November 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). 67 Bühler/Kirbach: Die Wehrmachtsausgaben deutscher Verlage von 1939–1945, S. 251. 68 Bühler/Kirbach, S. 252. 69 Hauptschriftleitung »Bibliothek« (Oeser) an L. Staackmann Verlag Leipzig, 17. November 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). 70 Bühler/Kirbach: Die Wehrmachtsausgaben deutscher Verlage von 1939–1945, S. 256.
Aufschwung im Krieg – Geschäfte an der Front tegie verfolgt wurde. Neben Front-Ausgaben von Bänden aus der laufenden Produktion begannen im Sommer 1942 – zumindest konzeptionell – Arbeiten an einer eigenen Reihe. Dafür sollte einmal mehr Hans Grimm als Autor gewonnen werden. Um nicht wieder eine Absage zu riskieren, formulierte Camillo Sangiorgio seine Anfrage auf einem KdF-Briefbogen: »Für die von uns herausgegebene volksbildende Schriftenreihe ›Wiesbadener Volksbücher‹ […] werden jetzt Feldpostausgaben vorbereitet. Wir möchten nun gern auch Sie als einen der markantesten Köpfe des deutschen Schrifttums der Gegenwart in unserer Reihe vertreten wissen.«71 Grimm zeigte sich, wie schon zuvor, trotz des offiziellen Briefkopfs wenig geneigt, mit dem Verlag zusammenzuarbeiten. Er wolle seine Arbeiten zusammenhalten, beschied er Sangiorgio. Außerdem gebe sein künftiger Verlag Bertelsmann ebenfalls eine Feldpostreihe heraus.72 Als der Lektor erneut insistierte und dabei die Traditionen der Buchreihe herausstrich, räumte Grimm in seiner Antwort zum ersten Mal den eigentlichen Grund ein, warum er sich dem Werben des Verlages so beharrlich verweigerte: gekränkte Eitelkeit. »Den Wiesbadener Volksbüchern habe ich in allerdings längst vergangenen Zeiten Angebote gemacht, die ausgeschlagen wurden.«73 Dies nun veranlasste Georg von Holtzbrinck, sich erneut persönlich in den Schriftwechsel einzuschalten: »Die ›Wiesbadener Volksbücher‹ sind erst vor stark einem Jahr in meinen Besitz übergegangen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass der Volksbildungsverein, der früher als Verleger fungierte, aus politischen Gründen Ihr Angebot abgeschlagen hat. Die ›Wiesbadener Volksbücher‹, die ein sehr schönes Ideal verfolgten, waren nämlich im Verlauf der Zeit mehr und mehr in die Abhängigkeit freimaurerischer Kreise geraten, denen sicher die Art Ihres Denkens und Ihrer Dichtung nicht angenehm war. Ich betrachte es als eine schöne Aufgabe, diese kleine Reihe wieder dem einfachen schaffenden deutschen Menschen dienstbar zu machen. Die Bändchen sind vor allem für unsere Jugend in den Schulen und für die heranwachsende Generation in den Betrieben bestimmt.«74 Dieser Brief ist die einzige überlieferte Selbstdarstellung des Verlages nach Außen, die von seinem Geschäftsführer selbst verfasst worden ist. Selbst wenn man die Formulierung von den »freimaurerischen Kreisen«, die nicht zum gängigen Wortschatz Georg von Holtzbrincks zählte, als Zugeständnis an den zeitgenössischen Duktus beiseite lässt, bleibt im Kern eine recht präzise Bestimmung der Zielgruppe: junge Leser. Damit stellten die Volksbücher für die Bibliothek keine Konkurrenz dar und das Konzept, mit dem Erwerb des Verlages Deutsche Volksbücher gleichzeitig Synergien zu erschließen und neue Publikumsschichten zu gewinnen, wird deutlich. Auf Hans Grimm allerdings konnte der Verlag dabei trotz des persönlichen Einsatzes Georg von Holtzbrincks nicht bauen. Auch die eigenständige Frontbuchreihe scheint nach bisherigem Forschungsstand nicht über das Planungsstadium hinausgekommen zu 71 Camillo Sangiorgio an Hans Grimm, 27. August 1942. In: DLA Marbach A: Grimm Briefe an ihn Verlag Deutsche Volksbücher. 72 Hans Grimm an Camillo Sangiorgio, 1. September 1942. In: DLA Marbach A: Grimm Briefe von ihm Verlag Deutsche Volksbücher. 73 Hans Grimm an Camillo Sangiorgio, 10. November 1942. In: DLA Marbach A: Grimm Briefe von ihm Verlag Deutsche Volksbücher. 74 Georg von Holtzbrinck an Hans Grimm, 14. November 1942. In: DLA Marbach A: Grimm Briefe an ihn Verlag Deutsche Volksbücher.
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Aufschwung im Krieg – Geschäfte an der Front sein. Dennoch liefen die Geschäfte mit dem Militär gut. Die Quellenlage erschwert allerdings eine exakte Einschätzung des Umfangs der unter dem weitgefassten Oberbegriff Frontbücher einzuordnenden Ausgaben sowie deren Anteil an der Gesamtproduktion und dem finanziellen Ergebnis. Devex und Verlag Deutsche Volksbücher sind dabei als Einheit zu betrachten: Bei Parallelausgaben wurde – auch nach der offiziellen Einstellung – meist auf Ausgaben der Bibliothek zurückgegriffen, um keine Lizenzgebühren an das Volksbildungswerk entrichten zu müssen. Die ersten Feldpostausgaben der Wiesbadener Volksbücher kamen 1941 heraus, kurz nachdem Georg von Holtzbrinck das Ruder übernommen hatte. Die Auswertung der Auflagen-Angaben in einzelnen Bänden und aller überlieferten Unterlagen zu Lieferungen an Dienststellen der Wehrmacht und der SS sowie Papieren mit Hinweisen auf die Beteiligung an Feldpostaktionen und Lagerlisten ergab eine Gesamtzahl von rund 1,1 Millionen Bänden. Hinzu kommen die Ausgaben der Bibliothek, die im Rahmen des Sonderabonnements seit 1943 an das OKW geliefert wurden. Das Ausmaß dieser Lieferungen lässt sich nicht rekonstruieren. Die Zahl der als Frontbücher gelieferten Bände dürfte allerdings wohl jenseits der 5-Millionen-Grenze liegen.75 Eine wesentlich höhere Schätzung wiederum wäre aufgrund der geringen Finanzausstattung des Unternehmens, die die Möglichkeiten zur Vorfinanzierung von Druckaufträgen limitierte, eher unwahrscheinlich – zumal es dem Verlag letztlich an Beziehungen in die Führungsetagen des Propagandaministeriums oder die Spitzen der zuständigen Dienststellen mangelte.76 Zusammengenommen dürften die Devex und der Verlag Deutsche Volksbücher unter den zehn größten Produzenten von Feldpost- und Wehrmachtsausgaben rangiert haben. Trotz des hohen Unsicherheitsfaktors, der in diesen Schätzungen enthalten ist, erscheint es unwahrscheinlich, dass die Auflagenhöhen denen von Bertelsmann (20,4 Millionen), Eher (11,6 Millionen) oder Kohlhammer und dem Bibliographischen Institut (10 Millionen) nahe gekommen wären. Als Vergleichsmaßstab können vielmehr der InselVerlag (1,9 Millionen), Reclam (1,9 Millionen), Eugen Diederichs (1,72 Millionen), der Gauverlag Bayerische Ostmark Bayreuth (1,66 Millionen) oder Langen-Müller (1,1 Millionen) herangezogen werden.77
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75 Diese Schätzung berücksichtigt die beträchtliche Produktionsausweitung 1944. Devex und Verlag Deutsche Volksbücher stünden damit an vierter Stelle der Frontbuch-Lieferanten. 76 Wichtigster Aktivposten, wenn es beispielsweise um die Vermittlung von Lieferungen an die SS ging, war Erich von Holtzbrinck. So bestellte das SS-Personalhauptamt im November 1943 »nach Rücksprache Erich von Holtzbrinck fünf Mal 70 Einzeltitel plus 1.000 Feldpostausgaben zum Julfest.« (VDV Stuttgart [Ludwig] an Georg von Holtzbrinck [Berlin-Willmers-dorf, Nassauische Str. 7–8], 9. November 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel [März 1943 bis September 1944]). 77 Die Arbeiten an dieser Studie haben gezeigt, wie groß die Schwankungsbreite bei den Angaben zu Auflagen von Frontbüchern ist. Das Haus Bertelsmann gehört mit seiner umfassenden Studie zu seiner Vergangenheit zu den wenigen Verlagen, für die es nachvollziehbare Angaben gibt. Insgesamt jedoch bedarf dieser Aspekt der Buchproduktion im Dritten Reich trotz der Bemühungen von Autoren wie Strothmann, Barbian, Diederichs, Sarkowski und Bühler noch einer ordnenden Gesamtdarstellung.
Aufschwung im Krieg – Geschäfte an der Front
Abb. 22: Frontbuch-Ausgaben der Wiesbadener Volksbücher
Der wichtigste Abnehmer der Devex und des Verlages Deutsche Volksbücher im Bereich der Frontbücher war das OKW. Die Hauptverantwortung für die Buchproduktion der Wehrmacht lag bei der Gruppe II der Abteilung Inland des OKW, die in erster Linie für die Verbreitung und Vertiefung der nationalsozialistischen Weltanschauung in der Truppe zuständig zeichnete. Die Kontrolle über diesen Bereich war nicht beim Propagandaministerium angesiedelt, sondern bei der Parteikanzlei. Auch mit der Umorganisation der Wehrmachtspropaganda zum 1. April 1939 änderte sich an dieser Konstellation nichts. Während die Gruppe III, die so genannte Pressegruppe unter Major Hasso von Wedel, in die neu gegründete Abteilung Wehrmachtspropaganda im Oberkommando überführt wurde, verblieb die Verantwortung für die Buchproduktion weiter in der Inlandsabteilung unter Kontrolle der Partei.78 Doch auch deren Schwerpunkt lag eher auf Unterhaltung als auf Propaganda. Der Truppe müssten »gute Romane und schöngeistige Literatur« zur Verfügung stehen, forderte Ende 1943 der Leiter des Hauptkulturamtes in der Wehrmacht, Cerff.79
78 Hasso von Wedel, Wehrmachtspropaganda 1939–1945. In: BArch Militärarchiv, RW 4 Band 156 7. 79 Beitrag Oberdienstleiter Cerff auf einer Tagung der NS-Führungsoffiziere, o. D. In: BArch Militärarchiv, RW 6 Band 587.
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Aufschwung im Krieg – Geschäfte an der Front Heftige Kritik wurde in der Wehrmacht hingegen an der von der Arbeitsfront geführten Zentrale der Frontbuchhandlungen laut. Dort fänden sich oft »die unmöglichsten Schmöker. (Lateinische Grammatik, Bücher für den Postmann usw.)«, beklagte der Chef der Abteilung Inland im OKW, Oberst Beguelin, im Juli 1943 auf einer Tagung der Armeebetreuungsoffiziere. Die Wehrmacht habe sich deshalb gezwungen gesehen, Ende 1942 einzugreifen »und von den ersparten Papieren Aufträge an die Verlage gegeben«. Innerhalb eines dreiviertel Jahres sollen auf diese Art und Weise 12 Millionen Bücher gedruckt und mit 25 Prozent Rabatt an die Zentrale der Frontbuchhandlungen geliefert worden sein.80 Das auf den Massengeschmack ausgerichtete Programm von Bibliothek und Volksbüchern passte genau in das Anforderungsprofil der Wehrmacht.81 Wichtigster Ansprechpartner für Devex und Verlag Deutsche Volksbücher in der Abteilung Inland war Leutnant Willi Steinborn, den sich Georg von Holtzbrinck mit dem Versprechen gewogen hielt, ein Werk von ihm zu verlegen.82 Bei den Besprechungen im OKW sekundierte auch Erich von Holtzbrinck.83 Bereits im Februar 1943 hatte die Berliner Außenstelle des Verlages der Abteilung Inland im OKW ein umfassendes Angebot unterbreitet: Der Verlag wolle die Gesamtverantwortung über die Buchherstellung für die Frontbuchhandlungen in Norwegen übernehmen. Als Expertise wurde angeführt, dass bis zu diesem Zeitpunkt etwa eine
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80 Beitrag Oberst von Beguelin Chef OKW Abt. Inneres zur Tagung Armeebetreuungsoffiziere in Berlin, 6.–10. Juli 1943. In: BArch Militärarchiv, RW 6 Band 407. 81 Eine Titelliste vom Januar 1944 umfasste folgende Ausgaben der »Volksbücher«: Ernst Moritz Arndt: Meine Wanderungen und Wandelungen mit dem Reichsfreiherrn Heinrich Karl Friedrich vom Stein; Joseph Freiherr von Eichendorff: Aus dem Leben eines Taugenichts; Gottfried Keller: Das Fähnlein der 7 Aufrechten; Gottfried Keller: Die drei gerechten Kammacher; Erwin Guido Kolbenheyer: Kindergeschichten; Wilhelm Schäfer: Die Handschuhe des Grafen von Brockdorff-Rantzau und andere Anekdoten; Jakob Schaffner: Die Klarinette; Nikolaus Schwarzkopf: Das weinselige Dorf; Lulu von Strauß-Torney: Bauernstolz; Wilhelm von Scholz: Nacht der Entscheidung; Paul Ernst: Das Leben ein Gleichnis; Barthold Blunck: Der Dämon; Hans Carossa: Liebend leidende Welt; Otto Ludwig: Aus dem Regen in die Traufe; Eduard Mörike: Mozart auf der Reise nach Prag; Theodor Storm: Der Schimmelreiter; Björnstjerne Björnson: Synnöve Solbakken; Bruno Brehm: Abend ohne Gefolge; Max Dauthendey: Fremde bunte Welt; Timm Kröger: Im Nebel (Auflistung von Feldpostausgaben, 4. Januar 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel [März 1943 bis September 1944]). 82 Georg von Holtzbrinck an VDV Olaf Saile, 6. Juni 1940. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Unternehmen VDV Korrespondenz Meckel. – Der am 7. Februar 1902 geborene Steinborn gab als Hauptberuf Schriftsteller an. Er schrieb vor allem für diverse Zeitungen und Zeitschriften. Daneben veröffentlichte er drei Bücher beim Verlag LangenMüller. Begonnen hatte der Bayer seine schriftstellerische Tätigkeit im Jahre 1933, was auf den Inhalt der Werke schließen lässt. Dennoch musste Steinborn bis zum Ablauf der Aufnahmesperre warten, um zum 1. Mai 1937 Mitglied der NSDAP in der Ortsgruppe Langgries (Mitgliedsnummer 4.823.348). (Nara, RG 242, Foreign Records Seized, BDC, NSDAP Ortsgruppenkartei A 3340-MFOK-W025-660) zu werden. (Nara, RG 242, Foreign Records Seized, BDC, A-339-RKK-I557). 83 Georg von Holtzbrinck an VDV Olaf Saile, 6. Juni 1940. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Unternehmen VDV Korrespondenz Meckel.
Aufschwung im Krieg – Geschäfte an der Front Million Exemplare in Oslo gedruckt worden seien.84 Die Einzelauflage habe durchschnittlich 30.000 Stück pro Titel umfasst. Die Bücher seien vorwiegend für die Auslieferungen im Reich bestimmt gewesen. »Es ist unserem Verlag möglich, monatlich in Oslo 150.000 bis 200.000 Bücher herzustellen. Das Produktionsprogramm soll dabei möglichst reichhaltig sein. Auflagen von 5.000 und nur in Ausnahmefällen von 10.000 Exemplaren dürften dem Bedarf entsprechen«, heißt es in dem Angebot. Doch damit nicht genug: »Der Verlag kann gleichzeitig mit den eigenen Arbeiten die Herstellung der Büchereien des OKW […] treuhänderisch vornehmen oder überwachen. Hierzu ist der Verlag sofort und gerne bereit.«85 Ob er dazu zu diesem Zeitpunkt in der Lage gewesen wäre, erscheint fraglich. Selbst sehr viel größeren Verlagen dürfte es kaum möglich gewesen sein, die damit verbundenen organisatorischen und finanziellen Probleme zu bewältigen. Der Anstoß zur Verlagerung von Druckaufträgen nach Norwegen kam vom Deutschen Volksbildungswerk, wo besonders Alexander Sangiorgio ein Interesse hatte, jene Buchreihe zu erhalten, bei der seine Schwägerin und sein Bruder in Lohn und Brot standen.86 Gemeinsam mit dem Verleger reiste er deshalb im Sommer 1943 nach Oslo, um die nötigen Kontakte zu pflegen.87 Georg von Holtzbrinck wiederum sah die Möglichkeit, unbemerkt ein Zusatzgeschäft abwickeln zu können: Von allen bei der Druckerei Aas und Wahl in Oslo in Auftrag gegebenen Wiesbadener Volksbüchern sollten jeweils 10.000 Bände zusätzlich mit anderem Umschlag und ohne Herausgebervermerk der Arbeitsfront gedruckt werden. Außerdem wurde bei diesen Ausgaben die Einführung gestrichen.88 In welchem Umfang die Druckereien in Norwegen letztendlich genutzt wurden, lässt sich anhand der erhaltenen Unterlagen nicht exakt rekonstruieren.89 Im Sommer 1943 lag auf Vermittlung des Volksbildungswerkes zunächst eine Bewilligung für 350.000 Bände vor. Von Nelson Tryck, der zweiten Druckerei, mit der der Verlag in Kontakt stand, kam das unmissverständliche Angebot, 500.000 Bände der Wiesbadener Volksbücher auf Papier zu drucken, das vom Schwarzmarkt beschafft worden war. Am Ende verfügte der 84 Diese Angabe dürfte stark übertrieben sein. Wird doch die gesamte Jahresproduktion für 1943 mit 1,5 Millionen Bänden angegeben – in Norwegen sind immer nur Bruchteile der Verlagsproduktion hergestellt worden. (Schadensmeldung des VDV, 31. Oktober 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Devex Schriftwechsel [wichtig]). 85 Brief ohne Namen (Berlin, Meineckestraße 11) an Oberkommando der Wehrmacht Abt. III Inland, 25. Februar 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). 86 VDV Stuttgart (Ludwig) an Georg von Holtzbrinck (Königsberg) vom 13. November 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943– Sep-tember 1944). 87 VDV Stuttgart (Ludwig) an Georg von Holtzbrinck (Königsberg), 24. November 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). 88 VDV Stuttgart (Ludwig) an Georg von Holtzbrinck (Wittislingen), 14. September 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). 89 Nach Auskunft des Reichsarchivs in Oslo liegen auch in den dortigen Beständen keine relevanten Unterlagen vor.
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Aufschwung im Krieg – Geschäfte an der Front Verlag jedoch nicht über die erforderlichen Beziehungen, um beim zuständigen Reichskommissar in Norwegen die Freigabe des Drucks zu erwirken.90 Finanziell war die Verlagerung der Druckaufträge nach Oslo nicht sonderlich attraktiv: »Die beiden norwegischen Druckereien sind rund doppelt so teuer als ihre Kollegen in Deutschland«, berichtete der stellvertretende VDV-Geschäftsführer Carl M. Ludwig im September 1943 an seinen Chef. Nachverhandeln sei zwecklos: »Die Verhältnisse in Oslo haben sich seit ihrem Besuch in Norwegen so stark geändert, daß es heute zwecklos ist, den Versuch zu machen, bessere Preise zu bekommen; denn man muß heute froh sein, wenn eine norwegische Druckerei überhaupt Aufträge von uns annimmt und sowohl Nelson Trykk als auch Aas und Wahl lassen sich nur deshalb auf Beziehungen mit uns ein, weil sie an dem Geschäft mit uns außergewöhnlich viel verdienen.« Während in Deutschland für den Band Umzingelt. Der Richtungspunkt von Detlev von Liliencron, bestehend aus drei Druckbögen, bei einer Auflage von 30.000 Exemplaren Druckkosten von 0,089 Reichsmark pro Band anfielen, schlugen die in Oslo gedruckten Exemplare inklusive Zoll und Transport mit 0,17 Reichsmark zu Buche. Davon entfielen 0,16 Reichsmark auf die reinen Druckkosten. Bei einem regulären Abgabepreis an das Sortiment von 0,25 Reichsmark und einem Ladenpreis von 0,50 Reichsmark blieb dem Verlag kaum Kalkulationsspielraum.91 Immer mehr Dienststellen und Großabnehmer forderten jedoch Rabatte. So verlangte das Volksbildungswerk einen Nachlass von 20 Prozent auf den Abgabepreis an das Sortiment. Den gleichen Satz erhielt auch das SS-Hauptamt Schulung.92 Die Marge verringerte sich damit weiter. In Zeiten immer knapper werdender Papiervorräte wurde das jedoch hingenommen, um überhaupt lieferfähig zu bleiben. Im Verlaufe des Jahres 1944 baute der Verlag seine Geschäftsbeziehungen nach Norwegen trotz der ungünstigen Konditionen sogar noch aus. Die Nasjonal Samlings Rikstrykkeri in Oslo93 erhielt als dritte Druckerei umfangreiche Aufträge aus Stuttgart. Anfang November wurden allein in diesem Unternehmen 120.000 Bände gefertigt. Angesichts »der unsicheren Aussichten für die fernere Zusammenarbeit mit Oslo« sand-
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90 VDV Stuttgart (Ludwig) an Georg von Holtzbrinck (Königsberg), 24. November 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943–September 1944). Darüber hinaus dürfte der Reichskommissar der falsche Ansprechpartner gewesen sein. In einem monatelangen bürokratischen Kleinkrieg hatte die Behörde versucht, die Bearbeitung von verlagerten Druckaufträgen aus dem Reich getrennt von der OKWProduktion und ohne Mitwirkung der Wehrmacht durchzuführen. Das Militär entschied das Kompetenzgerangel jedoch letztendlich für sich. (Tätigkeitsbericht der Wehrmachtspropagandagruppe Norwegen vom 1. Oktober 1944. In: BArch Militärarchiv, RW 39 Band 63). 91 VDV Stuttgart (Ludwig) an von Holtzbrinck (Königsberg), 8. September 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). 92 Eine Bestellung von 50.000 Bänden im Juni 1943 erfolgte zu einem Rabatt von 50 Prozent. VDV Stuttgart (Ludwig) an Georg von Holtzbrinck (Königsberg), 1. Juli 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). 93 Bei diesem Unternehmen handelt es sich um die offizielle Druckerei der faschistischen »Nationalen Sammlung« Vidkun Quislings.
Aufschwung im Krieg – Geschäfte an der Front te das Unternehmen jedoch zu diesem Zeitpunkt bereits keine weiteren Matern nach Norwegen, sondern vergab nur noch Folgeaufträge für Titel, zu denen bereits Druckvorlagen vorhanden waren. 94 Darüber hinaus ließ der Verlag Deutsche Volksbücher zumindest im Jahre 1943 auch im Baltikum drucken. Anders als in Norwegen, wo vor allem mit Wehrmachtsstellen verhandelt wurde, lief der Kontakt in Osteuropa über den Stab von Reichskommissar Hinrich Lohse. Mit dem Verantwortlichen für das Verlagswesen, Steinert, liefen ebenfalls die Verhandlungen über den Vertrieb der Zeitschrift Ostland, was das bürokratische Verfahren jedoch nicht vereinfachte: Steinert verwies gegenüber dem Unternehmen darauf, dass für den Druck von Büchern für die Wehrmacht Genehmigungen von der Buchprüfstelle des OKW gebraucht würden und empfahl Einzelanträge durch die Zentrale der Frontbuchhandlungen. Hoffnungen auf rasche Lieferungen machte der Referent des Reichskommissars, der seine Position immer wieder ausnutzte, um Sonderwünsche durchzusetzen,95 allerdings zunichte. Die Druckereien in Riga seien stark ausgelastet und bei einer größeren Zahl von Titeln wäre die Erledigung der Druckaufträge nur sukzessive möglich.96 Mögliche Hoffnungen, der defizitäre Vertrieb von Lohses Prestige-Publikation Ostland würde sich in einer bevorzugten Behandlung niederschlagen, hatten sich offensichtlich nicht erfüllt. In welchem Umfang letztendlich im Baltikum gedruckt wurde, lässt sich aus den überlieferten Unternehmens-Akten nicht erschließen. Im April 1943 findet sich lediglich der Hinweis, dass eine Druckerei in Riga die beiden letzten Beumelburg-Bände noch nicht berechnet habe.97 Die Vergabe von Druckaufträgen nach Norwegen und in das Baltikum wirft die Frage auf, inwiefern der Verlag Deutsche Volksbücher vom Einsatz von Zwangsarbeitern profitiert haben könnte. In beiden Fällen ist kein direkter Einsatz von Zwangs- oder Fremdarbeitern in der Druckindustrie selbst nachgewiesen.98 Alle Verlage, die norwegisches Papier bezogen, zogen jedoch indirekt Nutzen aus der Zwangsarbeit in der Forstwirtschaft und der Papierindustrie, die weniger fachliche Qualifikation erforderte. Für die Buchproduktion in Riga wird gemutmaßt, dass jüdische Arbeitskräfte aus dem Mitte 1941 eingerichteten Ghetto zum Einsatz kamen – ein Beweis dafür fand sich bislang nicht. Zeitzeugen belegen aber, dass jüdische Zwangsarbeiter in der Zentrale der 94 Bericht Margarete Nespital, 7. November 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV/Devex Schriftwechsel (wichtig). 95 Ein eigens von der Reichsschrifttumskammer entsandter Prüfer beklagte, dass durch dieses Vorgehen von Steinerts »Amt für Verlagswesen« häufig Papier verschwendet würde. Bis zu fünf Tonnen würden an Betriebe außerhalb jeder Zuweisung geliefert. Einer Neuordnung der Papierbewirtschaftung, die mit einer Machteinbuße verbunden gewesen wäre, widersetzte sich der Bürokrat jedoch mit aller Macht, die ihm zur Verfügung stand. (Aktennotiz betreffend die Neuordnung der Papierbewirtschaftung, 2. Oktober 1943. In: BArch, R 92 Band 950). 96 VDV Stuttgart (Ludwig) an Georg von Holtzbrinck (Königsberg), 24. Mai 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). 97 VDV Stuttgart, 16. April 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). 98 Auskunft des norwegischen Reichsarchivs an den Autor. Ferner: Friedländer u. a.: Bertelsmann im Dritten Reich, S. 461.
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Aufschwung im Krieg – Geschäfte an der Front Frontbuchhandlungen eingesetzt wurden.99 Die Frage, ob der Verlag Deutsche Volksbücher davon profitierte und ob Georg von Holtzbrinck und seine Mitarbeiter Kenntnis über den Einsatz von Zwangsarbeitern hatten, muss beim heutigen Stand der Forschung offen bleiben. In Deutschland selbst finden sich in den überlieferten Personallisten keine Zwangsoder Fremdarbeiter. Lediglich in einem Brief an seine Mitarbeiter im Oktober 1944 nimmt Georg von Holtzbrinck selbst einmal Bezug auf den Einsatz von Ausländern im Unternehmen. Anlass des Rundschreibens waren die schweren Zerstörungen durch Luftangriffe: »Der Fliegerschaden in Stuttgart hat der Organisationsfähigkeit unserer Mitarbeiter und ihrer Fähigkeit zur eigenen Handlung, [sic!] das denkbar schlechteste Zeugnis ausgestellt«, begann der Geschäftsführer seine eine Seite umfassende Standpauke. »Als Wache war im Betrieb lediglich ein Ausländer vorhanden, der sich dann ja auch seitwärts in die Büsche schlug und nicht mehr gesichtet wurde«,100 warf Georg von Holtzbrinck seinen übrigen Angestellten ihren mangelnden Einsatz vor. Die zunehmenden Luftangriffe und die dadurch entstandenen Schäden entwickelten sich seit Ende 1943 zu einer realen Bedrohung für die Existenz des gesamten Unternehmens. Die in diesem Zusammenhang überlieferten Meldungen an das Kriegsschädenamt geben jedoch nicht nur Auskunft über das Ausmaß der Zerstörungen, sondern auch zur wirtschaftlichen Situation. Demnach lag der Jahresumsatz 1943 laut Bilanz bei 807.800 Reichsmark. Der Gewinn betrug nach diesen Angaben 99.000 Reichsmark, die Umsatzrendite lag bei 12,4 Prozent.101 Das reichte kaum aus, um den Verlust von 550.000 Büchern durch Luftangriffe zu kompensieren, was mehr als einem Drittel der gemeldeten Jahresproduktion von 1943 entsprach. Georg von Holtzbrinck rechnete mit dem Schlimmsten: Die Devex hatte 1943 Lager und Versandraum in der Union-Druckerei verloren, die Büros in der Stuttgarter Jägerstraße und der Gymnasiumstraße brannten aus – der überwiegende Teil der Firmenunterlagen einschließlich eines Teils der Abonnentenkartei ging verloren. Hinzu kam der Verlust weiterer Lager in Stuttgart sowie die Schäden in Druckereien in anderen Städten Deutschlands. Beim Verlag Deutsche Volksbücher sah es nicht viel besser aus: Im Dezember 1943 ging das gesamte Auslieferungslager beim Leipziger Grossisten Fleischer verloren. In der Frankfurter Druckerei Ritter verbrannten etwa 100.000 Exemplare von Raabes Schwarze Galeere, die ausgedruckt waren. Die Aufzählung war damit nicht beendet. Die Schlussfolgerung des Geschäftsführers war drastisch: »Die Folge dieser Fliegerschäden ist, dass der Verlag illiquid ist. Wir stehen im Debit bei der Bank.«102 Dass sein Stuttgarter Privathaus abgebrannt war, erwähnte Georg von Holtzbrinck in diesem Zusammenhang eher beiläufig: »Dass mein Haus ›Im Kienle‹ abge-
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99 Friedländer u. a., S. 460f. 100 Brief an sämtliche Mitarbeiter, o. D. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV/Devex Schriftwechsel (wichtig). 101 Brief VDV an Kriegsschädenamt Leipzig, 31. Oktober 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV/Devex Schriftwechsel (wichtig). 102 Von Holtzbrinck an Dr. Katzmann, 29. Oktober 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Wichtige Korrespondenz 1944.
Aufschwung im Krieg – Geschäfte an der Front brannt ist, werden Sie vielleicht schon gehört haben. Mir reicht allmählich der Fliegerrummel.«103 Dass der Betrieb überhaupt weitergeführt werden konnte, war nicht zuletzt der Tatsache zu danken, dass ab dem Sommer 1943 ein großer Teil des Geschäfts nach Rottenburg am Neckar ausgelagert wurde, wo der Tanzsaal des Gasthauses »Zur Sonne« angemietet worden war.104 Der Umzug des Verlages war im Januar 1944 abgeschlossen.105 Als Verlagsort wurde künftig Rottenburg am Neckar angegeben. Darüber hinaus wies Georg von Holtzbrinck an, dass Abschriften oder Durchschläge sämtlicher wichtiger Vorgänge außerhalb Stuttgarts gelagert werden sollten. Ferner wurden Abschriften sämtlicher Postscheck- und Bankauszüge tagesaktuell nach Wittislingen im Kreis Dillingen an der Donau übersandt, wo Addy von Holtzbrinck untergekommen war.106 Sie erwies sich während seiner Abwesenheit als kompetente Verwalterin der laufenden Geschäfte des Unternehmens. Neben den Belastungen durch die Bombenschäden lähmte seit Ende 1943 eine interne Auseinandersetzung mit dem stellvertretenden Geschäftsführer Carl M. Ludwig die Arbeit im Verlag. Der hatte Georg von Holtzbrinck, so dessen Vermutung, beim Treuhänder für Arbeit angezeigt, nachdem wegen der zunehmenden Arbeitsbelastung die Betriebsferien abgesetzt worden waren.107 Der Konflikt spitzte sich im Laufe des Jahres 1944 zu, nachdem Georg von Holtzbrinck insbesondere seine leitenden Mitarbeiter massiv kritisiert hatte: »Mein letzter Besuch in Stuttgart hat die schon lange in mir ruhende Überzeugung bestätigt, dass der Betrieb seit meiner Einberufung immer an einem Übel leidet, das er auf die Dauer nicht vertragen kann. Ich meine damit die Tatsache, dass viel zu viele persönliche Sorgen und Rücksichten die rechtzeitige Durchführung von Massnahmen und Besprechungen bei den Dienststellen verhindern oder verzögern, und dass wir dadurch ins Hintertreffen geraten. Bei den leitenden Herren der Verlage muss ich solche mit und solche ohne Sachkenntnis unterscheiden.« Für wichtige Verhandlungen stünden nur noch Olaf Saile, zu dem er ein enges persönliches Verhältnis pflegte, sowie der langgediente Hans-Ludwig Oeser zur Verfügung. Der am 27. August 1901 geborene Schriftsteller Saile erwies sich in dieser Zeit als wichtiger Berater für Georg von Holtzbrinck. Dieser hatte ihn 1942 engagiert, ungeachtet der damit verbundenen politischen Risiken. Vor 1933 hatte Saile bei einer Reihe von Tageszeitungen gearbeitet (Rastatter Tagblatt, Baden-Badener Morgenzeitung). Als Redakteur der Rathenower Zeitung wurde das SPD-Mitglied am 22. Juni 1933 im KZ
103 Georg von Holtzbrinck an Dr. Katzmann, 29. Oktober 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Wichtige Korrespondenz 1944. 104 VDV Stuttgart (Ludwig) an Georg von Holtzbrinck (Königsberg), 10. August 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). 105 Brief VDV Rottenburg (Taenzler) an Georg von Holtzbrinck, 24. Januar 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). 106 Bericht über Herstellungsarbeiten (Nespital), 14. Oktober 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV/Devex Schriftwechsel (wichtig). 107 Georg von Holtzbrinck (Königsberg) an RA Pfander, 12. November 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944).
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Aufschwung im Krieg – Geschäfte an der Front Oranienburg inhaftiert.108 Danach stand er unter Beobachtung der Gestapo.109 Im Herbst 1933 gründete Saile die Süddeutsche Kulturkorrespondenz, die bis 1938 erschien. Seit 1934 war er ständiger Mitarbeiter am Reichssender Stuttgart, zeitweise Dramaturg und Mitarbeiter an anderen Sendern des Großdeutschen Rundfunks.110 1937 will er sich »aufgrund der Bestimmungen über die Lockerung der Aufnahmesperre« zur Mitgliedschaft angemeldet haben.111 Journalistisch war er vor dem Krieg unter anderem für NSZeitungen wie den Westdeutschen Beobacher (Köln), den NS-Kurier (Stuttgart) oder das Hakenkreuzbanner (Mannheim) tätig. Im Jahre 1937 erschien im Stuttgarter Verlag Fleischhauer & Spohn der von ihm herausgegebene Band Schwäbische Erzähler112. Im gleichen Jahr brachte der Verlag seinen Roman Und wieder wird es Sommer113 heraus und übersandte ihn an die Privatkanzlei Adolf Hiltlers »mit der Bitte um freundliche Förderung«.114 Als schriftstellerisches Hauptwerk Sailes gilt die 1938 erschienene fiktive Biografie Kepler. Roman einer Zeitenwende115, die ebenfalls vom Amt Rosenberg und dem Reichserziehungsministerium empfohlen wurde und vom Propagandaministerium für eine Verfilmung vorgesehen war.116 Georg von Holtzbrinck setzte in Saile große Hoffnungen. Er glaubte, »in ihm den Mitarbeiter und Freund gewonnen zu haben, der durch seine künstlerischen Gaben und sein Einfühlungsvermögen« die Verantwortung für die inhaltliche Seite der Verlagsarbeit übernehmen könne.117 Diese Erwartungen wiederum deckten sich mit Sailes Wünschen, der erklärt hatte: »Ich bin ja zu Dir und zu Deinem Verlag gekommen aus der Absicht heraus, bei der literarischen Führung des Verlages maßgebend beteiligt zu sein.«118 Das Engagement sollte sich für den Verlag als nützlich erweisen. »Ich habe hier in Deinem Verlag in der Zwischenzeit manche schwierige Dinge vorwärts ge-
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108 Olaf Saile, Eidesstattliche Erklärung vom 14. November 1946. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/1V/1542. 109 Leiter Gestapo Karlsruhe an Reichsverband Deutscher Schriftsteller 22. März 1935. In: Nara, RG 242, Foreign Records Seized, BDC, A-3339-RKK-B 183. 110 Lebenslauf, 1933. In: Nara, RG 242, Foreign Records Seized, BDC, A-3339-RKK-B 183. 111 Fragebogen zum Aufnahmeantrag RSK, 16. Dezember 1937. In: Nara, RG 242, Foreign Records Seized, BDC, A-3339-RKK-B 183. 112 Olaf Saile: Schwäbische Erzähler. Stuttgart: Fleischhauer und Spohn 1937. 113 Olaf Saile: Und wieder wird es Sommer. Stuttgart: Fleischhauer und Spohn 1937. 114 Staatliches Russisches Militärarchiv, Sonderarchiv, Fonds 1355 Opis 1 Delo 15. – Das 1939 in der Bibliothek als Band 10 des 64. Jahrgangs erschienene Werk wurde vom Amt Rosenberg und vom Reichserziehungsministerium empfohlen. (Antrag RSK Gruppe Schriftsteller, 10. Juni 1941. In: Nara, RG 242, Foreign Records Seized, BDC, A-3339-RKK-B 183). 115 Olaf Saile: Kepler: Roman einer Zeitenwende. Stuttgart: Fleischhauer und Spohn 1938. 116 Dem Roman wird in der Forschung eine »konsequent humanistische Gegenposition zur NSRealität« attestiert. (Westenfelder: Genese, Problematik und Wirkung nationalsozialistischer Literatur am Beispiel des historischen Romans zwischen 1890 und 1945). 117 Georg von Holtzbrinck (Flak Schw.-Ers. Abt. 43, Wittenberg) an Saile, 20. April 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). 118 Olaf Saile an Georg von Holtzbrinck vom 21. April 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944).
Aufschwung im Krieg – Geschäfte an der Front bracht«, hielt sich Saile gegenüber seinem Chef zugute.119 Damit habe er auch HansLudwig Oeser »ein wenig zu seinen Planungen angeregt […]«. Der Lektor der Bibliothek erwies sich allerdings für Georg von Holtzbrinck zunehmend als Problem. Er weigerte sich beispielsweise aus Angst vor Luftangriffen, in große Städte zu reisen und verfügte deshalb kaum über Kontakte zu maßgeblichen Dienststellen, was ihm ebenfalls Kritik einbrachte: »Es ist richtig, dass ich die einzelnen Stellen vielleicht besser kenne. Aber in einem Jahr wäre bei wenigen Besuchen ein ähnliches Verhältnis auch zu ihnen entstanden.« Der Brief an Oeser endet in einem markigen Appell: »Wenn wir Männer aber unser Tun und Handeln von den Absichten der Feinde diktieren lassen wollten, dann wäre sowohl im geschäftlichen als auch im Ganzen das Ende da.«120 Allerdings beließ es Georg von Holtzbrinck diesmal nicht bei Worten, sondern zog personelle Konsequenzen: Als Ersatz für den entlassenen Ludwig engagierte er die 37jährige Dr. Margarete Nespital, die langjährige Assistentin des Leiters des StallingVerlages.121 Das wiederum kränkte Saile, der nach dem Weggang Ludwigs seine Führungsrolle gestärkt sah. Er beklagte gegenüber Georg von Holtzbrinck: »Frauen vom Typ des Fräulein Dr. N. sind gewöhnlich strenge und gefürchtete Lehrerinnen, aber nach meinem Gefühl für die Position, die Du ihr zuweisen willst, nicht sehr geeignet. Diesem Typ fehlt die Weichheit und Wärme, die zu jeder Art von künstlerischer Beschäftigung unerläßlich ist.«122 Das wiederum veranlasste den Inhaber des Unterneh119 »Ich habe Autoren wie Scholz und Hans Franck gegenüber durch meine persönlichen Beziehungen die verfahrenen Situationen wieder eingerenkt, ich habe einen erträglichen modus vivendi mit Sangiorgio gefunden, ich habe eine erfolgreiche Verbindung zum Generalkommando zustande gebracht und uns, wahrscheinlich für die Zukunft des Verlags, die Anhänglichkeit und Dankbarkeit von Busse gesichert, […], ich habe Dir Verlagspläne mitgebracht, die dem Verlage im Laufe der Zeit ein neues Gesicht zu geben im Stande sein werden, […]« (Olaf Saile an Georg von Holtzbrinck vom 21. April 1944). 120 Georg von Holtzbrinck (Wittislingen) an Oeser, 7. März 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). Ähnliche Appelle richtete Georg von Holtzbrinck in Rundbriefen, wie etwa im November 1944, auch an seine übrigen Mitarbeiter: »Die jetzige Zeit ist mit normalen Masstäben nicht zu messen. Sie verlangt vor allem Mut zur Verantwortung. Man muss auch den Kopf hinhalten können. Es heisst jetzt vor allem: hilf dir selbst, dann hilft dir Gott. Warte ich aber darauf, dass die Dienststellen helfen, dann werde ich von der Entwicklung weggeschwemmt. Das Ziel ist entscheidend. Es muss sauber und gegen jeden Zweifel bestehen. Ich glaube, dass wir dieses von uns behaupten können. Wenn aber dieses Ziel so klar und einwandfrei ist, dann gibt es keine kleinlichen und bürokratischen Ängste, dann heisst es zupacken, in einer Zeit wie der jetzigen, bewusst entscheiden, mit Tempo und Energie handeln. […] Ich erwarte also Schwung und Tatkraft, ungeheuere Beweglichkeit des einzelnen. Wer dabei nicht mitmachen kann oder will, soll es sagen. Vom Schreibtisch aus oder mit dem Warten auf Hilfe von oben werden wir es nicht schaffen. Rangehen ist alles.« (Georg von Holtzbrinck [Breslau] an VDV Rottenburg, 5. November 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Korrespondenz Meckel). 121 Georg von Holtzbrinck (Wittislingen) an Saile, 7. März 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). 122 Olaf Saile an Georg von Holtzbrinck, 21. April 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtz-brinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944).
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Abb. 23: Bitte an die Privatkanzlei des Führers um Förderung für Olaf Saile, Quelle: Staatliches Russisches Militärarchiv, Sonderarchiv.
Aufschwung im Krieg – Geschäfte an der Front mens zu einer ausführlichen Replik, in der er sich nicht nur zur künftigen Aufgabenverteilung, sondern auch zur Zukunft des Verlages insgesamt äußerte: »Der Umfang der Verlagsproduktion, die wir uns vorgenommen haben, erfordert die Zusammenarbeit von verschiedenen Kräften, die sich ergänzen. […] Die zusammenwirkenden Kräfte möchte ich bezeichnen […] Zu einem größeren Verlag, den wir anstreben, gehört Unternehmungsgeist und Wagemut eines Menschen, der erkennt oder fühlt, welche Probleme oder Darstellungen das Publikum interessieren oder ansprechen würden. Es ist seine Aufgabe, zur richtigen Zeit und unter Berücksichtigung der dem Verlag zur Verfügung stehenden Möglichkeiten Verlagsplanungen aufzustellen und ihre Verwirklichung durchzusetzen. Zu dem Verleger muß sich aber der Künstler gesellen, der mit feinem Empfinden und mit Liebe sich der Pläne annimmt und durch Heranziehung der richtigen Autoren und unter Einsatz der geeigneten künstlerischen Mittel das Werk betreut. Während ich hoffe, daß ich die Voraussetzungen zum Verleger und die erforderlichen Kenntnisse besitze oder mir noch erwerben kann, glaube ich in Dir den Mitarbeiter und Freund gewonnen zu haben, der durch seine künstlerischen Gaben und sein Einfühlungsvermögen die zweite von mir genannte Aufgabe für unseren Verlag glücklich zu lösen vermag. Zu den beiden Kräften muß aber noch eine dritte stoßen, die die Planungen praktisch überprüft, kritisch dazu Stellung nimmt, kaufmännisch sie durchrechnet und dann Verwaltung und Herstellung zu ihrer Verwirklichung einsetzt. Diese dritte Kraft muß von Haus aus alle Fragen des Verlagslebens kennen, muß pünktlich und gewissenhaft sein und trotzdem so viele künstlerische Ambitionen besitzen, daß sie die wesentlichen Elemente des zu verwirklichenden Planes versteht, die Entstehung des Buches in allen Phasen miterlebt und zu fördern vermag.«123 Eines der wichtigsten Projekte, dass von der erneuerten Führungsmannschaft des Verlages vorangetrieben werden sollte, war eine Sonderausgabe für den Reichsarbeitsdienst unter dem Titel: Maidentage. Ein buntes Buch von fröhlichem Schaffen,124 das verlagsintern unter dem Stichwort »Maidenbuch« lief. Die Anregung zu dem Buch kam offensichtlich von Friedel Ziesel,125 der Pressesachbearbeiterin des Bezirkes XII –
123 Georg von Holtzbrinck (Flak Schw.-ErAbt. 43, Wittenberg) an Olaf Saile, 24. April 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). 124 Käthe Saile: Maidentage: Ein buntes Buch vom fröhlichem Schaffen. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1944. 125 Die am 9. August 1917 geborene Friedel Ziesel ist unmittelbar nach dem Gymnasium im Jahre 1937 zum Reichsarbeitsdienst gewechselt und absolvierte in der Folge eine geradezu vorbildliche Karriere: zunächst Arbeitstmaid in einem Lager in Niederbayern absolvierte sie bis März 1938 einen Führerinnenlehrgang. Am 1. September 1939 übernahm die JungFunktionärin dann ihr erstes eigenes Lager in Ludwigsburg-Hoheneck. Am 1. Oktober erfolgte der Eintritt in die NSDAP (Mitgliedsnummer 8.242.413). Am 1. Juli 1941 erreichte Friedel Ziesel den Höhepunkt ihrer raschen Karriere: Sie wechselte als Pressesachbearbeiterin in die Stuttgarter Bezirksleitung des Reichsarbeitsdienstes. (Lebenslauf Friedel Ziesel, 17. November 1942. In: BArch, ehemaliges BDC, RKK Friedel Ziesel [9. August 1917]). Ihrer neuen Position entsprechend betätigte sie sich auch publizistisch. Neben diversen Veröffentlichungen in Parteizeitungen sowie Rundfunkbeiträgen plante sie ein Erinnerungsbuch unter dem Titel »Arbeitsdienst im Schwabenland«, dessen Text sie selbst verfassen wollte.
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Aufschwung im Krieg – Geschäfte an der Front Württemberg der weiblichen Jugend des RAD126, die auch in die Umsetzung eingebunden war. Sie hatte allerdings »nur ein paar geringfügige sachliche Korrekturen vorzuschlagen, ohne daß irgendetwas entscheidendes oder überhaupt nennenswertes geändert zu werden braucht«.127 Zunächst sollte Hermann Claudius als Autor gewonnen werden.128 Nach dessen Absage brachte Saile seine Frau Käte, die unter ihrem Mädchennamen Lambert seit 1926 schriftstellerisch tätig war, ins Gespräch. Claudius lieferte zumindest das Vorwort, das einen derben Seitenhieb auf die Autorin enthielt: »Zwar ward ich beim Lesen an meiner Freundin Hertha Sellschopp Novelle ›Maidensommer‹ erinnert, und ihre dichterische Schwere empfand ich hernach noch deutlicher. Aber unser Maidenbuch will gar keine Dichtung sein. Es will nur dem Leser die Sache liebmachen. Und das ist gut-vaterländisch Werk im bitteren Ernste dieser Zeit.«129 So belanglos der Text aus dem Alltag des Reichsarbeitsdienstes und auch die Illustrationen Fritz Busses waren, nahm der Verlag das Projekt, das nicht unter der Herausgeberschaft des Volksbildungswerkes stand, doch wichtig. »Es wird bei der Bedeutung des Buchplanes und bei der Höhe der Auflage, die seine Verwirklichung mit sich bringen wird, das Wichtigste und Entscheidendste sein, dass Sie möglichst mit Dr. Goebbels selbst sprechen«, regte beispielsweise Oeser bei seinem Chef an, der vom Propagandaministerium zumindest einen Arbeitsurlaub bewilligt bekommen hatte.130 Der zuständige Schrifttumsreferent Rudolf Erckmann blieb dennoch eher zurückhaltend und befürwortete zunächst lediglich eine Auflage von 20.000 Exemplaren.131 Gedruckt wurden bis Dezember 1944 nach der Angabe im Impressum 50.000 Bände. Wie viele der Reichsarbeitsdienst (RAD) davon abnahm, ist wiederum nur bruchstückhaft überliefert. So liegt aus dem Oktober 1943 eine Bestellung über lediglich 2.000 Exemplare vor.132 Im Februar 1945 wiederum stellte Georg von Holtzbrinck dem RAD für 10.000 gelieferte Maidentage 55.000 Reichsmark mit einem Mengenrabatt von 10 Prozent in Rechnung.133
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(Fragebogen zur Aufnahme in die Reichsschrifttumskammer, 16. November 1942. In: BArch, ehemaliges BDC, RKK Friedel Ziesel [9. August 1917]). Hans Ludwig Oeser (Söcking) an Addy von Holtzbrinck (Wittislingen), 23. Januar 1945. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Wichtige Korrespondenz 1944. Olaf Saile (Stuttgart) an Georg von Holtzbrinck (Wittenberg), 20. April 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). VDV Stuttgart (Ludwig) an von Holtzbrinck (Königsberg), 6. Oktober 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). Vorwort von Hermann Claudius in Käthe Saile: Maidentage, S. 5. VDV Söcking (Oeser) an von Holtzbrinck (Wittenberg), 8. März 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). VDV Stuttgart (Ludwig) an von Holtzbrinck (Königsberg), 21. Juni 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). Wochenbericht Ludwig vom 20. November 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). Von Holtzbrinck (Wittislingen) an Salein (VDV-Berlin), 12. Februar 1945. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Korrespondenz Meckel.
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Abb. 24: Maidentage Titel und Buchrückseite, illustrierter Kapitelanfang
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Aufschwung im Krieg – Geschäfte an der Front Auch wenn das Projekt damit zumindest kein Verlustgeschäft gewesen sein dürfte, verdeutlicht es doch die Grenzen des Verlags Deutsche Volksbücher. Es band nahezu alle neben dem Tagesgeschäft mit den Wiesbadener Volksbüchern freien Kapazitäten und macht deutlich, dass das Unternehmen weiterhin eher auf die Programmgestaltung und den Vertrieb einer Buchgemeinschaft ausgerichtet war als auf verlegerische Neuproduktion. Dafür ist auch das zweite große Vorhaben von Anfang 1944 ein Beleg, selbst wenn das Buch nicht erschien. Unter dem Titel Grüß dich, Deutschland, aus Herzensgrund sollte ein Band mit Texten von Bruno Brehm und Zeichnungen von Fritz Busse erscheinen: »In würdiger, schöner Ausstattung […] soll für den Frontsoldaten ein von bester künstlerischer Hand farbig illustriertes Heimatbuch geschaffen und ihm als Gruß der Heimat zur Stärkung der Seele und des Geistes in seinem schweren Kampf als besonders wertvolle Gabe in die Hand gelegt werden. […] Dieses Buch, das im engeren, alltäglichem Wortverstand ›unpolitisch‹ sein soll, würde sich gut in die weltanschauliche Erziehungsarbeit der Wehrmacht einfügen. […] Der Dichter hat die Aufgabe, kraft des dichterischen Wortes, jedoch in schlichter, herber, männlicher Sprache, dem Frontsoldaten den Wert und das Wesen unserer deutschen Heimat zu schildern. Diese strenge Forderung wird am besten ein Dichter wie Bruno Brehm erfüllen, der selbst im Ersten Weltkrieg Frontsoldat war, und sich aufrecht in vielen, von der ganzen Nation lesenden Büchern und Aufsätzen zu Deutschland und zur europäischen Sendung des deutschen Menschen bekannt hat.«134 Anders als bei der Bibliothek, die bis zur endgültigen Stilllegung des werbenden Buch- und Zeitschriftenhandels zum 30. September 1944 mehrfach von der Schließung bedroht war, scheint der Fortbestand der Wiesbadener Volksbücher nicht zur Debatte gestanden zu haben. So findet sich der Verlag Deutsche Volksbücher auf einer sehr frühen Sicherungsliste von kriegswichtigen Unternehmen.135 Bereits am 4. November 1941 hatte die Reichsschrifttumskammer an die Verlage appelliert, nur noch diejenigen Mitarbeiter zu beschäftigen, die »zur ordnungsgemäßen Herstellung der kriegswichtigen Produktion unter Anlegung härtester Maßstäbe erforderlich sind.«136 Das schränkte die Verlage zwar in ihrer Arbeit ein, bedrohte ihre Existenz jedoch noch nicht. Ende 1942 setzte vor dem Hintergrund weiterer Engpässe bei Rohstoffen und dem wachsenden Arbeitskräftebedarf der Rüstungsindustrie im Propagandaministerium eine Erörterung über Schließungsaktionen ein. Beabsichtigt war eine Reduzierung von rund 2.000 auf etwa 500 Verlage.137 Allerdings zeigte die erste Stilllegungsaktion von 1943 kaum Auswirkung auf den Verlagsbereich, weil sie zu bürokratisch angelegt war. Zu umfassenden Stilllegungen kam es erst nach der Ernennung von Joseph Goebbels zum »Reichsbevollmächtigten für den totalen Kriegseinsatz« vom 20. Juli 1944. Bis Ende Oktober 1944 wurden über 1.900 Verlage geschlossen.138 Lediglich 273 Unternehmen sollten erhalten bleiben.139
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134 VDV Stuttgart an Fritz Busse, 11. Februar 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944). 135 Sicherungsliste von Verlagen (o. D. wahrscheinlich 1943). In: BArch, R 56 V Band 182. 136 Bühler/Bühler: Der Frontbuchhandel 1939–1945, S. 70. 137 Barbian: Literaturpolitik im »Dritten Reich«, S. 722f. 138 Barbian, S. 727ff. 139 Bühler/Bühler: Der Frontbuchhandel 1939–1945, S. 80.
Aufschwung im Krieg – Geschäfte an der Front Wie viele Verlage bis Kriegsende tatsächlich geschlossen wurden, lässt sich ebenso wenig nachvollziehen wie die Maßstäbe, die den Entscheidungen zugrunde lagen. Suhrkamp beispielsweise wurde aus politischen Gründen von einer vollständigen Schließung verschont, sollte aber »besonders scharf ausgekämmt werden«,140 was im Endeffekt darauf hinauslief, den größten Teil des Personals abzuziehen. Die Wiesbadener Volksbücher wiederum dürften von der Diskussion zwischen Schrifttumskammer und Propagandaministerium um den Fortbestand von Buchgemeinschaften profitiert haben. Während die RSK für ein Weiterbestehen bei Ausschluss von Papierbewilligungen plädierte, wollte der Ministerialbeamte Erckmann eine Schließung mit langen Übergangsfristen umsetzen, um auf diese Art eine ordnungsgemäße Abwicklung zu gewährleisten.141 Ungeklärt ist bislang auch die Frage, inwiefern regionale Gesichtspunkte bei den Schließungsaktionen eine Rolle spielten. So stellte Georg Truckenmüller, Stellvertreter Karl Gutbrods als württembergischer Gauobmann der Gruppe Buchhandel, im Sommer 1944 erbost fest, dass sich auf einer ergänzenden Sicherungsliste keine Verlage aus seinem Verantwortungsbereich fanden und erstellte eine eigene Liste von weiteren erhaltenswerten Unternehmen, die er den stellvertretenden Gaupropagandaleiter in Berlin vorlegen ließ. Unter den Firmen, für die Truckenmüller sich unmittelbar einsetzte, befanden sich neben Gutbrods Hohenstaufen Verlag und J. B. Metzler – zu diesem Zeitpunkt bereits in Betriebs- und Personalgemeinschaft mit dem schon als kriegswichtig eingestuften Poeschel-Verlag – sowie Fleischhauer und Spohn auch der Tübinger Rainer Wunderlich Verlag. Zu Letzterem fand sich die vieldeutige Bemerkung: »Über Bedeutung und Verhältnisse dieses Verlages ist die Kreisleitung142 Tübingen am besten unterrichtet.«143 Der Verlag verdankt seine Einordnung als kriegswichtiges Unternehmen jedoch nicht nur der Fürsprache Truckenmüllers: Bereits 1943 hatte sich der Stab von Reichsmarschall Hermann Göring für seine Erhaltung eingesetzt.144 Die Auseinandersetzung um die Schließung von Wunderlich zog sich, wie Truckenmüllers Intervention zeigt, noch über ein Jahr hin. Andere namhafte württembergische Firmen wie Cotta, DVA, Franckh’sche Verlagsbuchhandlung, Union Deutsche Verlagsgesellschaft oder Konrad Wittwer, aber auch Truckenmüllers eigener Verlag und Kohlhammer fanden sich bereits auf früheren Ver-
140 RSK an Gruppe Buchhandel, 7. September 1944. In: BArch, R 56 V Band 152. 141 Geschäftsführer RSK an Gruppe Buchhandel, 17. August 1944. In: BArch, R 56 V Band 152. 142 Gemeint ist die NSDAP. Weshalb die Partei ein Interesse an dem Verlag hatte, erschließt sich aus der Aktennotiz nicht. Allerdings hatte die Frau von Wunderlich-Verleger Hermann Leins, die Schriftstellerin Isabel Hamer, die Aufmerksamkeit der Kulturbürokraten erregt. (In: BArch, BDC RK I 217 Isabel Hamer). 143 Aktennotiz für den stellvertretenden Gaupropagandaleiter, 24. November 1944. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, Az. 37/61444. 144 Das Stabsamt Goerings hatte seinen Einsatz für den Erhalt des Tübinger Verlages mit dessen Bedeutung für die Truppenbetreuung der Luftwaffe begründet. Trotz des heftigen Widerspruchs des Sicherheitsdienstes SD und des Hauptamtes Schrifttum der Partei sagte Wilhelm Haegert, Leiter der Schriftumsabteilung im Propagadaministerium daraufhin zu, den Verlag auf die Sicherungslisten zu setzen. (Bericht über eine Sitzung im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, Abt. Schrifttum, 30. März 1943. In: Nara, RG 242, Foreign Records Seized, BDC, T 454-36, Bl. 100–103).
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Aufschwung im Krieg – Geschäfte an der Front sionen der Sicherungslisten.145 Auch die Fortexistenz des Verlages Deutsche Volksbücher war zu diesem Zeitpunkt bereits garantiert, wenn auch ohne Zutun Truckenmüllers. Es zeigt sich: Georg von Holtzbrinck fand während des Krieges und auch unmittelbar danach kaum Zutritt zu diesem geschlossenen Kreis traditioneller Verleger. Dass der Verlag Deutsche Volksbücher dieser Fürsprache nicht bedurfte, um trotzdem im August 1944 die Anerkennung als kriegswichtiger Betrieb zu erhalten,146 mag auch am Einfluss Erich von Holtzbrincks gelegen haben. Georg von Holtzbrinck war entschlossen, die Ausnahmestellung seines Unternehmens als Chance zu nutzen. Das zeigt sich nicht zuletzt an der deutlichen Zunahme der Anzeigen des Verlages im Börsenblatt, mit denen in rascher Folge neue Ausgaben der Volksbücher angekündigt wurden. Um deren Erscheinen und vor allem den Vertrieb sicherstellen zu können, wurde die Arbeitszeit sämtlicher Mitarbeiter der Devex ab 1. September 1944 – unter Androhung von Ordnungsstrafen bei Nichteinhaltung – auf 60 Wochenstunden festgelegt. Arbeitsbeginn war um 7 Uhr.147 Das Geschäft florierte. So waren im September 1944 in deutschen Druckereien und Buchbindereien 1.000.000 Bände in Arbeit, in Norwegen 120.000. Weitere 350.000 Bände in Deutschland sowie 190.000 in Norwegen sollten rasch folgen.148 Zwischen dem 16. und 22. Oktober wurden abermals 195.000 Exemplare verschiedener Titel neu in Auftrag gegeben.149 Der Ausstoß allein dieser zwei Monate übertraf damit die Jahresproduktion von 1943, die mit 1,5 Millionen Bänden angegeben wurde. Selbst mit den Reserven der Devex über 395.775,03 Reichsmark auf verschiedenen Bankkonten150 erreichte das Unternehmen damit seine Wachstumsgrenze: Bei durchschnittlichen Produktionskosten zwischen 10 und 20 Pfennig pro Band reichte das vorhandene Kapital nicht aus, die Produktion weiter auszudehnen. Die Suche nach Druckereien stellte hingegen nach der massenhaften Schließung von Verlagen kein Problem mehr dar. Allerdings, so beklagte Oeser gegenüber Georg von Holtzbrinck, ebbte die Flut der Aufträge von Militär und anderen Dienststellen allmählich ab: »Wenn man die Lage für unseren Verlag heute überblickt, ergibt sich das seltsame, dass wir nun Druckereien genug haben, die uns die laufende Produktion drucken wollen, wir aber nun infolge negativer Bescheide seitens der die gesamte Herstellung kontrollierenden Organisation nicht weiter arbeiten können – es sei denn man übernimmt freiwillig selbst die Verantwortung für seine Entscheidungen und Handlun-
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145 Vertreter dieser Unternehmen dankten vor allem Gutbrod nach dem Ende der NS-Herrschaft seinen Einsatz, indem sie sich im Lizensierungs- und Entnazifizierungsverfahren vor ihn stellten und so den nahtlosen Fortbestand des Kohlhammer-Verlages sicherten. 146 Präsident der RSK an VDV (Abschrift), 26. August 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Korrespondenz Meckel. 147 Aufstellung Arbeitszeit der Devex ab 1. September 1944, 31. August 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Devex Schriftwechsel (wichtig). 148 Herstellungsbericht, 12. September 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Korrespondenz Meckel. 149 Bericht Margarete Nespital über Druckaufträge in der Woche vom 16.–22. Oktober 1944, 21. Oktober 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Korrespondenz Meckel. 150 Barbestände der Devex per Ende Dezember 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Korrespondenz Meckel.
Aufschwung im Krieg – Geschäfte an der Front gen.«151 Die Verlage standen damit vor der Alternative, große Auflagen auf eigenes wirtschaftliches Risiko zu drucken, ohne dass die bisherigen Großkunden die Abnahme garantierten. Für ein kapitalschwaches Unternehmens wie den Verlag Deutsche Volksbücher, der auf einen schnellen Umschlag seiner Lagerbestände angewiesen war, konnte dies jederzeit den Bankrott bedeuten. Andererseits bot die privilegierte Marktstellung ungeahnte Wachstumsmöglichkeiten. Georg von Holtzbrinck suchte dennoch nach einer wirtschaftlichen Alternative, die auch nach einer möglichen Niederlage Bestand haben würde. Im Juni 1944 signalisierte er Interesse am Kauf des Leipziger Paul Hempel Verlags, eines auf englischsprachige Literatur spezialisierten Unternehmens. Die neue Firma sollte ihn darüber hinaus unabhängig von seinen bisherigen Partnern machen. »Meine Absicht war, wie ich Ihnen sagte, die Firma für mich allein aufzuziehen und zu betreiben«, schrieb er an Luise Hedwig Rensen, eine der Erbinnen des Verlages.152 Bereits am 29. August wurde der Kaufvertrag geschlossen, der vorsah, die Ausrichtung des Verlages beizubehalten. Neben dem Kaufpreis von 15.000 Reichsmark sicherten sich die beiden Verkäuferinnen Charlotte Ernst und Luise Hedwig Rensen (beide geborene Hempel) eine Gewinnbeteiligung bis 1952.153 Georg von Holtzbrinck kam allerdings nicht mehr dazu, die Ratschläge des Leipziger Rechtsanwalts Hans Breymann, der den Handel perfekt gemacht hatte, umzusetzen und ein vielfältiges Programm von »Hilfsbüchern für Einzelzwecke der vielseitigen Dolmetscherei und deren Technik« sowie »kleiner Belletristik« als Handreichung für die Friedenszeit154 aufzulegen oder Lehrbücher für die Kriegsteilnehmer155 zu entwickeln: Der Spezialverlag wurde kurz nach dem Abschluss des Kaufvertrages geschlossen.156 151 Hans Ludwig Oeser VDV (Söcking) an Georg von Holtzbrinck (Breslau), 17. Oktober 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Wichtige Korrespondenz 1944. 152 Von Holtzbrinck (Wittenberg) an Frau Rensen (Leipzig), 16. Juni 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Wärme-Apparatebau und andere Vorgänge. 153 Entwurf Kaufvertrag, o. D. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, WärmeApparatebau und andere Vorgänge. 154 RA Hans Breymann (Leipzig) an von Holtzbrinck (Stettin), 12. August 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Wärme-Apparatebau und andere Vorgänge. 155 RA Hans Breymann (Leipzig) an Georg von Holtzbrinck (Breslau) und Max Krause (Königsbronn), 15. Dezember 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Wärme-Apparatebau und andere Vorgänge. 156 Nach dem Krieg hat Georg von Holtzbrinck versucht, die Verlagslizenz zu erhalten. Luise Hedwig Rensen wollte einen entsprechenden Antrag in Leipzig stellen. Auf der Grundlage dieser Lizenz sollten Aufträge für das »Wörterbuch von West« aus den Westzonen akquiriert werden. Bei einem befreundeten Verlag aus der Westzone wurde eine Lizenzausgabe des Wörterbuches geplant. Eine Verlagerung des Verlages in den Westen war erst bei einer positiven geschäftlichen Entwicklung vorgesehen. (Gesprächsnotiz Besprechung Luise Rensen mit Georg von Holtzbrinck über Verlag Paul Hempel, 20./21. August 1948. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Wärme-Apparatebau und andere Vorgänge). Dazu kam es nicht. Georg von Holtzbrinck unterbreitete den beiden Verkäuferinnen am 17. August 1949 den Vorschlag, den Vertrag »in gegenseitigem Einvernehmen unter Verzicht auf jeweilige Forderungen« aufzulösen, da der Vertragszweck nicht mehr erfüllbar war. Beide nahmen an. (Vereinbarung zwischen Charlotte Ernst [geb. Hempel], Luise Hedwig
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Aufschwung im Krieg – Geschäfte an der Front Der Verlag Deutsche Volksbücher arbeitete hingegen bis in die letzten Kriegstage: Noch im März 1945 wurden 65.000 Bände unterschiedlicher Titel an die Heidelberger Außenstelle des Oberkommandos der Wehrmacht geliefert.157 Mancher dieser Aufträge, die zum Teil auch über die Devex abgewickelt worden sind, stellte sich im Nachhinein freilich als Verlustgeschäft heraus.158 Georg von Holtzbrinck war dem Militär zu diesem Zeitpunkt bereits entkommen – er hatte Urlaub erhalten und war zu seiner Familie nach Wittislingen gereist.159 Eine in einem Reservelazarett ausgestellte Bestätigung seiner Reiseunfähigkeit ersparte ihm eine Rückkehr an die Front.160
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Rensen [geb. Hempel] und Georg von Holtzbrinck, 26. Januar 1950. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Wärme-Apparatebau und andere Vorgänge.] Stand der Herstellung, 20. März 1945. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Devex (Fliegerschäden und weitere Vorgänge). So verweigerte die Bayerische Hypotheken- und Wechselbank München die Gutschrift von 50.000 Reichsmark auf den Konten der Devex. Das Geld sollte kurz vor Kriegsende über ein Konto beim Postscheckamt Erfurt gutgeschrieben werden, die Transaktion wurde jedoch nicht mehr ausgeführt und der Betrag schließlich in der sowjetischen Besatzungszone eingefroren (Bayerische Hypotheken- und Wechselbank München an RA Pfander, 1. März 1948. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Schriftwechsel Mai 1945–Mai 1948 [Geschäftlich A–M]). Nach Kriegsende stellte Georg von Holtzbrinck dies als Flucht aus der Wehrmacht dar und erklärte, er sei acht Wochen vor Kriegsende auf eigene Faust nach Hause zurückgekehrt (Georg von Holtzbrinck an Herbert Fuhrmans [Opladen, Lützenkirchenerstr. 87], 8. August 1949. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Schriftwechsel Mai 1945–Mai 1948 [Geschäftlich N–Z]). Bescheinigung. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Spruchkammerakten.
Nach dem Krieg – Entnazifizierung und Wiederaufnahme der Geschäfte Nach dem Krieg – Entnazifizierung und Wiederaufnahme der Geschäfte Eine Mehrheit der Deutschen stand dem Entnazifizierungsgedanken nach anfänglicher Aufgeschlossenheit mit starken Vorbehalten gegenüber. Auf besonderen Widerspruch in der deutschen Öffentlichkeit, auch unter Gegnern des NS-Regimes, stieß das schematische Vorgehen nach einem umfangreichen Katalog formaler Entlassungskriterien bei der personellen Umgestaltung der Verwaltungen. Dabei war von den Entlassungen nur eine Minderheit der NSDAP-Mitglieder betroffen, nämlich jene 2,45 Millionen, die bis zum Aufnahmestopp am 1. Mai 1933 beigetreten waren.1 In Württemberg-Hohenzollern war nahezu die Hälfte der Bevölkerung direkt oder indirekt von den Auswirkungen des Gesetzes betroffen, was selbst dem zuständigen Minister Gotthold Kamm zu weit ging.2 Besonders einschneidend wirkte sich dabei das Arbeitsverbot nach Artikel 58 aus.3 Verschärft wurde die Situation durch die Widerrufung sämtlicher vorläufiger Arbeitsgenehmigungen durch die Militärregierung.4 Aus menschlichen und wirtschaftlichen Erwägungen − so der württembergische Befreiungsminister Gotthold Kamm − war es deshalb nicht mehr möglich, die schweren Fälle zuerst zu behandeln. Zunächst mussten alle Mitläufer und Minderbelastete entnazifiziert werden, um einen wirtschaftlichen Kollaps zu verhindern. Die daraus resultierende Flut der Bagatellfälle führte schließlich dazu, dass die Spruchkammern zur »Mitläuferfabrik« wurden, weil die komplizierten Fälle gegen Hauptschuldige zunächst hintenan gestellt und mit dem Ende der Entnazifizierungsverfahren gänzlich fallengelassen wurden.5 Die amtliche Statistik der Entnazifizierung von 1949/50 belegt dies: Von den 950.126 bearbeiteten Fällen in der US-Zone fielen bei den Verhandlungen in die Gruppe: Hauptschuldige (Kategorie I) 1.654, Belastete (Kategorie II) 22.122, Minderbelastete (Kategorie III) 106.422, Mitläufer (Kategorie IV) 485.057, Entlastete (Kategorie V) 18.454.6
1 Vollnhals/Schlemmer: Entnazifizierung, S. 14. 2 Kamm/Mayer: Der Befreiungsminister, S. 140. 3 Artikel 58 Absatz I des Befreiungsgesetzes bestimmte: »Mit dem Inkrafttreten dieses Gesetzes dürfen Personen, die in Klasse I oder II der dem Gesetz angefügten Liste aufgeführt sind oder die sonst Mitglieder der NSDAP oder einer ihrer Gliederungen (ausgenommen HJ und BDM) waren, in der öffentlichen Verwaltung, in Privatunternehmungen, in gemeinnützigen Unternehmen und, Wohlfahrtseinrichtungen, sowie in freien Berufen nicht anders als in gewöhnlicher Arbeit beschäftigt werden oder tätig sein. Soweit diese Personen in anderer Weise als in gewöhnlicher Arbeit noch tätig sind oder beschäftigt werden, sind sie mit dem Inkrafttreten dieses Gesetzes aus ihren Stellungen zu entfernen und auszuschließen. Sie dürfen nicht mehr in der gleichen Behörde oder in den gleichen Betrieben tätig sein. An anderer Stelle dürfen sie nur in gewöhnlicher Arbeit beschäftigt werden.« (Gesetz Nr. 104 zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus [Württemberg-Baden]. URL http:// www.verfassungen.de/de/bw/wuertt-b-befreiungsgesetz46.htm [1.7.2008]). 4 Kamm/Mayer: Der Befreiungsminister, S. 140. 5 Niethammer: Die Mitläuferfabrik. 6 Kleßmann: Die doppelte Staatsgründung, S. 91.
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Nach dem Krieg – Entnazifizierung und Wiederaufnahme der Geschäfte Anfang der 1950er Jahre war das gesamte Konzept der Entnazifizierung diskreditiert, stellten die Meinungsforscher der amerikanischen Besatzungsbehörden nüchtern fest.7 Daraus ließe sich freilich nicht schlussfolgern, dass die Deutschen begeisterte Nazis seien oder die Verantwortlichen des früheren Regimes erneut in verantwortlichen Positionen sehen wollten. Zwei von drei Befragten äußerten jedoch die Überzeugung, dass ehemalige Mitglieder der NSDAP die gleichen Aufstiegsmöglichkeiten in Politik und Wirtschaft haben sollten wie andere Deutsche auch. In Württemberg-Baden, wo Anfang 1950 zwei hohe Verantwortliche unter dem Vorwurf verhaftet wurden, Bestechungsgelder in Zusammenhang mit Entnazifizierungsverfahren entgegen genommen zu haben, bewerteten 53 Prozent der Bevölkerung das Verfahren als Farce und Geldschneiderei. Eine Mehrheit von 65 Prozent – in der gesamten US-Zone 66 Prozent – begrüßte zwar die der Entnazifizierung zugrunde liegende Idee; 66 Prozent davon bezweifelten allerdings, ob das gewählte Verfahren dem Zweck angemessen war.8 Wie unterschiedlich die Spruchkammern in durchaus vergleichbaren Einzelfällen urteilten, zeigt das Beispiel von Karl Gutbrod, der sich wie Georg von Holtzbrinck in Stuttgart für seine NS-Vergangenheit zu verantworten hatte: Er wurde am 17. März 1948 als Entlasteter eingestuft, die Kosten des Verfahrens mit einem Streitwert von immerhin 381.630 Reichsmark trug die Staatskasse.9 Die Kammer entsprach damit dem Antrag der Verteidigung. Der öffentliche Kläger hatte hingegen die Einstufung in die Gruppe der Minderbelasteten gefordert.10 Seine Argumentation hatte sich vor allem auf die Aussage von Franz Mittelbach von der Franckh’schen Verlagsbuchhandlung gestützt, Gutbrod sei »100 Prozentiger Nazi«: »Er sei Nutznießer des dritten Reiches gewesen und habe die Beziehungen zur Partei durch Verbindung seines Bruders, der Adjutant bei Murr11 war, reichlich ausgenützt.«12 Die Kammer schloss sich freilich der Sicht des Angeklagten an, der den Zeugen diskreditiert hatte: »Der Betroffene stellte unter Beweis, daß die Anschuldigungen des Franz Mittelbach, der Betroffene sei Nutzniesseer [sic!] des Dritten Reiches, auf persönliche Differenzen zurückzuführen sind. An der objektiven Glaubwürdigkeit des Zeugen Mittelbach von der Franckh’schen Verlagsbuchhandlung, einem Konkurrenzunternehmen des Betroffenen, der im Übrigen 7 8 9 10 11
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Merrit/Merrit: Public Opinion in Semisovereign Germany, S. 11. Merrit/Merrit, S. 59. Spruch, 17. März 1948. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/6/16163. Klageschrift, 25. Februar 1948. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/6/16163. Der 1888 in Esslingen geborene Wilhelm Murr war bereits 1923 in die NSDAP eingetreten. Im Februar 1928 ernannte ihn Hitler zum Gauleiter der NSDAP in Württemberg-Hohenzollern. Im März 1933 wurde er daneben zum württembergischen Staatspräsidenten und nach Abschaffung dieses Amtes am 6. Mai 1933 zum Reichsstatthalter ernannt. Nach Kriegsausbruch übernahm Murr 1939 auch das Amt des Reichsverteidigungskommissars im Wehrkreis V und stärkte damit seine Machtbasis. Am 19. April 1945 floh Murr gemeinsam mit seiner Frau und zwei Adjutanten aus Stuttgart. Am 13. Mai 1945 nahmen französische Soldaten die Gruppe in einer Almhütte in Schröcken in Vorarlberg fest. Tags darauf begingen Murr und seine Frau mit Giftampullen Selbstmord. (Sauer: Wilhelm Murr. Sowie: Scholtyseck: »Der Mann aus dem Volk«, S. 477–502). 12 Ermittlungsbericht, 14. Januar 1948: Aussage Franz Mittelbach. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/6/16163.
Nach dem Krieg – Entnazifizierung und Wiederaufnahme der Geschäfte der einzige Belastungszeuge ist, bestanden somit erhebliche Zweifel.«13 Besonderes Gewicht erhielten die Ausführungen Gutbrods, der sich im Kriege als tüchtiger Soldat gezeigt hatte und sogar eine Widerstandszelle mitbegründet haben wollte, nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass Vertreter einer Reihe namhafter Stuttgarter Verlagsunternehmen zu seinen Gunsten ausgesagt hatten. Sie bescheinigten Gutbrod bis auf Mittelbach unisono, »dass der Betroffene nicht zuletzt wegen seiner menschlich anständigen Haltung von den Buchhändlern im Jahre 1936 zum Landesobmann für die Buchhändler von Württemberg und Hohenzollern gewählt wurde«.14 Die Verteidigungsstrategie Gutbrods, sich als irregeführtes Opfer der NS-Propaganda zu präsentieren, ging auf. Die Kammer bescheinigte ihm: »Das Beweisverfahren und die zu den Akten gegebenen Bescheinigungen haben in Verbindung mit den amtlichen Ermittlungen ergeben, dass die belastende gesetzliche Vermutung nicht nur in vollem Umfang als widerlegt anzusehen ist, sondern dass darüberhinaus festzustellen war, dass der Betroffene, nachdem er erkannt hatte, dass er bei seinem Parteibeitritt politisch zu kurz gesehen und die Praxis des NS-Regimes mit seinen Vorstellungen stark auseinanderklaffte, nach dem Masse seiner Kräfte aktiven Widerstand gegen die NS-Gewaltherrschaft geleistet hat.«15 Bei aller Schwäche der Spruchkammerverfahren behalten die festgestellten Entschuldigungsgründe ihr eigenes Gewicht gegenüber zweifelnden Fragen im historischen Rückblick. Gutbrod, dessen Gesellschaftsanteil unter Vermögenskontrolle gestanden hatte, kehrte, solcherart entlastet, in das Unternehmen zurück, das längst wieder florierte. Georg von Holtzbrinck hatte sein chronisches Magengeschwür, das ihm auch amerikanische Ärzte bestätigten, am 23. Juli 1945 zur Entlassung aus dem Kriegsgefangenenlager in Neu-Ulm verholfen. Seine Arbeitsmöglichkeiten waren durch den Kontrollratsbeschluss Nummer 24 und die Vermögenssperre nach dem Gesetz Nummer 52 der US-Militärregierung beschränkt. Das Vermögen war durch den Krieg zusammengeschmolzen.16 Nachhaltige unternehmerische Aktivitäten konnte er nur über seine Frau 13 14 15 16
Spruch, 17. März 1948. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/6/16163. Spruch, 17. März 1948. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/6/16163. Spruch, 17. März 1948. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/6/16163. Das Netto-Vermögen Georg von Holtzbrincks betrug zum 31. Dezember 1945 nach seinen Angaben 43.344,85 RM. Das Vermögen seiner Frau Addy wurde mit 75.299,88 RM angegeben. Die Beteiligungen an der Deutschen Verlagsexpedition (Devex) und dem Verlag Deutsche Volksbücher sind in diesen Zahlen enthalten. (Report of Property Blocked Pursuant to Military Government Law No. 52, Blocking and Control of Property, 30. August 1947. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Spruchkammerakten). Wie alle anderen Vermögenswerte auch unterlagen sie bis zum 4. Juni 1948 der Vermögensaufsicht. (Amt für Vermögenskontrolle an Georg von Holtzbrinck Entlassung aus der Vermögenskontrolle zum 4. Juni 1948 nach Spruchkammerbescheid, 25. Februar 1948. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Schriftwechsel 1948). Im Vergleich dazu hatte Bertelsmann in Gütersloh eine sehr viel komfortablere Ausgangsposition. Das Unternehmen konnte nicht nur sehr viel früher an den Start gehen. Es war auch finanziell deutlich besser gestellt. Allein der C. Bertelsmann Verlag verfügte über ein Startkapital von 2,8 Millionen Reichsmark (Military Government of Germany, Nachrichtenkontrolle, Gesuch um eine Zulassung der Nachrichtenkontrolle, Heinrich Mohn Antrag auf Zulassung C. Bertelsmann, Begleitschreiben, 12. Oktober 1945. In: Nara, RG 242 Foreign Records Seized, BDC, A-
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Nach dem Krieg – Entnazifizierung und Wiederaufnahme der Geschäfte Addy von Holtzbrinck entfalten, die trotz bedrängender Anfragen kein Mitglied der NSDAP geworden war und nun die Geschäfte führte.17 Ohne Probleme erteilte die amerikanische Militärverwaltung in Dillingen an der Donau die Genehmigung für Druck und Vertrieb von farbigen Postkarten mit Motiven des Malers Hubert Meier-Sökefeld, die als Souvenir an amerikanische Soldaten verkauft werden sollten.18 Auch das Geschäft mit dem Vertrieb von Büchern sollte umgehend wieder anlaufen. Dazu hatten sich die Eheleute einer Partnerin versichert. Gemeinsam mit Else Wienskowitz aus Dillingen gründete Addy von Holtzbrinck im September 1945 ein neues Unternehmen, an dem beide Gesellschafterinnen einen Anteil von je 10.000,- Reichsmark hielten.19 Zuvor hatte der Verlag Deutsche Volksbücher sämtliche Bücher aus den Ausweichlagern in Dillingen und Zöschlingsweiler sowie ebenfalls in Dillingen lagerndes Werkdruckpapier für 22.000 Reichsmark offiziell an Else Wienskowitz verkauft.20 Diese wiederum brachte Bücher und Papier als Einlage in die Firma ein,21 die auch den Vertrieb der Kunstpostkarten für die amerikanischen Soldaten übernehmen sollte. Die Beziehung mit der in geschäftlichen Dingen völlig unbedarften Partnerin, die sich offenbar mit der ihr zugedachten Rolle als bloßes Aushängeschild nicht abfinden wollte, gestaltete sich von Anfang an schwierig. Addy von Holtzbrinck beklagte denn auch, dass »im Laufe des Jahrs ohne mein Wissen und gegen meinen Willen Geschäfte getätigt worden [sind], die fachlich und kaufmännisch nicht zu vertreten sind«.22 Die erfahrene Unternehmerin begehrte schließlich Ende 1946 die Führung in dem gemeinsamen Unternehmen und berief sich dabei auf die Erfahrungen im Krieg: »Warum lassen Sie mir keine freie Hand, auf die ich Anspruch habe? […] Ich habe ein viel größeres Geschäft in einer schlimmeren Zeit allein führen müssen und ich glaube, ich habe es gut
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3339-RKK-D57), zu denen noch einmal zehntausende bereits fertig gestellte Bände (Fertig gedruckte Bücher C. Bertelsmann Verlag Gütersloh Eickhoffstr. Lageraufnahme, 2. Oktober 1945. In: Nara, RG 242 Foreign Records Seized, BDC, A-3339-RKK-D57) und 550 Tonnen Papier hinzu kamen (Friedländer u. a. Bertelsmann im Dritten Reich, S. 515). Die aus der westfälischen Industriellenfamilie Griesenbeck stammende Addy von Holtzbrinck verfügte über eine kaufmännische Ausbildung, die ihr bereits bei der Kontrolle der laufenden Geschäfte in den Unternehmen ihres Mannes während des Krieges von Nutzen war. Das Paar hatte sich 1931 kennengelernt. Wie die von Holtzbrincks hatte auch die Familie Griesenbeck während der Weltwirtschaftskrise ihr Vermögen verloren. Die Ehe mit Georg von Holtzbrinck wurde 1938 geschlossen. Military Government Dillingen, 23. August 1945. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck Addy von Holtzbrinck. – Der Verkauf von Bildermappen unter anderem im Auftrag des Bayerischen Roten Kreuzes und der Nachforschungszentrale für Wehrmachtsvermisste stellte bis 1950 ein wichtiges Standbein für das Vertriebsunternehmen dar. Gesellschaftsvertrag Else Wienskowitz – Addy von Holtzbrinck, 17. September 1945. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Addy von Holtzbrinck. Verlag Deutsche Volksbücher (Rottenburg) an Else Wienskowitz, 12. August 1945. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Addy von Holtzbrinck. Wienskowitz & Co. Bilanz zum 31. Dezember 1946. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Addy von Holtzbrinck. Ohne Absender (offensichtlich Addy von Holtzbrinck) und Adressat (offensichtlich Else Wienskowitz), o. D. (mit Bezug auf Brief vom 17. Januar 1947). In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Addy von Holtzbrinck.
Nach dem Krieg – Entnazifizierung und Wiederaufnahme der Geschäfte gemacht.«23 Auch Georg von Holtzbrinck schaltete sich in die Auseinandersetzung ein, was zu eine weiteren Eskalation führte: »Der beleidigende Brief Ihres Gatten stört mich insofern nicht, als ich gewohnt bin, seit 10 Jahren von Nazis beleidigt zu werden«, ließ Else Wienskowitz ihre Partnerin wissen.24 Die kündigte daraufhin die Zusammenarbeit zum Ende des Jahres auf.25 Die sich anschließende Abwicklung offenbarte chaotische Zustände innerhalb der Firma und gipfelte in gegenseitigen Betrugsvorwürfen.26 Insgesamt, so klagte Addy von Holtzbrinck, sei die Geschäftsentwicklung unerfreulich, wofür sie wiederum ihre Partnerin verantwortlich machte: »Von dem Verkaufserlös von Mk. 46.066,08 entfallen auf die von Ihnen beigebrachten Warenwerte Mk. 2031,91, das sind noch keine 5 Prozent. Bei allen anderen Eingängen handelt es sich um den Kommissionsverkauf von Büchern, die mein Mann und Herr Schlösser ermöglichten oder um die Bilderaktion, die fertig der Firma übergeben wurde. Es ist also praktisch nichts geschehen, um das beabsichtigte Unternehmen aufzubauen. Dabei waren die Entwicklungsmöglichkeiten vor einem Jahr für uns ungewöhnlich günstig. Für mich ist es keine Überraschung, daß die Firma gescheitert ist.«27 Else Wienskowitz ihrerseits beklagte sich, dass sie von dem Unternehmerehepaar ausgenutzt worden sei. Als ehemalige Gefangene in einem Konzentrationslager habe sie die Möglichkeit gehabt, Papier- und Buchbestände sowie Bargeld in Höhe von 12.000 Reichsmark sicher zu verwahren. Nach Abschluss des Entnazifizierungsverfahrens gegen Georg von Holtzbrinck wolle die Familie sie nun aus dem Geschäft drängen und fordere darüber hinaus noch nahezu 20.000 Reichsmark von ihr, klagte die Geschäftspartnerin gegenüber Holtzbrincks Rechtsanwalt Rudolf Pfander. Sie drohte damit, die zuständigen Behörden einzuschalten.28 Auch wenn sie ihre Ankündigung wahr gemacht haben sollte, fand Else Wienskowitz kein Gehör bei den Behörden; zumindest ist keinerlei Reaktion überliefert. Georg von Holtzbrinck konnte diese Drohung ohnehin inzwischen gelassener sehen: Mit dem Ende seines Spruchkammerverfahrens im März 1948 hatte die frühere Partnerin ihr bis dahin wirksamstes Druckmittel verloren. Der Unternehmer, als Mitläufer eingestuft, konnte nun selbst wieder aktiv werden. 23 Addy von Holtzbrinck an Else Wienskowitz, 11. November 1946. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Addy von Holtzbrinck. 24 Else Wienskowitz an Addy von Holtzbrinck, 7. Dezember 1946. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Addy von Holtzbrinck. 25 Addy von Holtzbrinck an Finanzamt Dillingen, 18. November 1947. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Addy von Holtzbrinck. 26 So fehlten nach Abschluss der Buchhaltung im Januar 1947 629 kolorierte und 1.104 schwarz-weiße Bilder, was einem Schaden 6.765 RM entspricht. Auch in diversen anderen Bereichen bestanden Differenzen und Fehlbeträge. So wurden allein 1.500 Bücher gestohlen [Addy von Holtzbrinck an Else Wienskowitz, 18. Januar 1947. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Addy von Holtzbrinck.] 27 Addy von Holtzbrinck an Else Wienskowitz, 18. Januar 1947. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Addy von Holtzbrinck. 28 Else Wienskowitz (Dillingen) an RA Pfander, 31. Mai 1948. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Addy von Holtzbrinck. – Ob Else Wienskowitz tatsächlich KZOpfer war, wie ihr Hinweis vermuten lässt, ließ sich nicht bestätigen.
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Nach dem Krieg – Entnazifizierung und Wiederaufnahme der Geschäfte Das 1946 in Stuttgart unter dem Aktenzeichen 37/1V/17542 eröffnete Spruchkammerverfahren hatte sich über zwei Jahre hingezogen. Dazu dürften auch die von der Verteidigung eingereichten 24 Einsprüche beigetragen haben. Die überlieferte 77-seitige Akte ist nicht vollständig; die wichtigsten Elemente wie Meldebogen, Vermögensaufstellung, Klage, Klageerwiderung, Zeugenaussagen, Protokoll der öffentlichen Verhandlung am 25. Februar 1948 sowie der Spruch sind jedoch enthalten.29 Die in der Akte zum Spruchkammerverfahren abgelegte Urschrift der Klageschrift datiert vom 17. Juli 1947. Darin beantragte der öffentliche Kläger die Einordnung Georg von Holtzbrincks in die Gruppe der Belasteten. Als Tatbestände wurde die Mitgliedschaft in der NSDAP, dem NS-Studentenbund, der Reichspressekammer und der NSV30 angeführt. Die Mitgliedschaft in der Volkswohlfahrt zwischen 1938 und 1945 spielte im Verlauf des Verfahrens keinerlei Rolle. Dagegen sah der Kläger die Mitgliedschaft im NSStudentenbund als »kennzeichnend für den Betroffenen [an], wie er im Jahre 1931 dem NS gegenüber eingestellt war, denn es herrschte zu dieser Zeit auf [sic!] keiner deutschen Hochschule irgend einen [sic!] Zwang, die [sic!] den Studenten veranlasst hätte, dem NSD StB beizutreten«.31 Auch sei der Austritt nach nicht einmal einem Jahr Mitgliedschaft erfolgt, weil sich der Angeklagte von den Zielen aus der Organisation distanziert hätte, sondern weil er sein Studium nicht fortsetzte. In der Frage der NSDAP-Mitgliedschaft ging der Öffentliche Kläger davon aus, dass Georg von Holtzbrinck im Jahre 1935 in die Partei eingetreten sei, »obwohl zu jener Zeit Aufnahmesperre […] bestand«.32 Die Prüfung der Beweismittel hätte darüber hinaus ergeben, »dass sich der Betroffene aus geschäftssüchtigen [sic!] Gründen mit der NSDAP liiert hat, indem er für sie die […] typisch nazistischen Zeitschriften vertrieb«.33 Durch die Mitgliedschaft in der NSDAP vor dem 1. Mai 1937 galt der Angeklagte ohnehin als Belasteter. Der Kläger sah es jedoch zudem als erwiesen an, »daß er ein
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29 Im Jahre 1969 wurde die Akte vom baden-württembergischen Staatsministerium im Vorfeld einer Ordensverleihung aus dem Archiv angefordert. (Staatsministerium Baden-Württemberg an Staatsarchiv Ludwigsburg, 28. Januar 1969. In: Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/ 1V/1542). 30 Die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) war mit 17 Millionen Mitgliedern (1943) nach der DAF die größte und in der Öffentlichkeit bekannteste NS-Massenorganisation. Aufgrund ihrer scheinbaren Ideologieferne war die Arbeit der NSV populär und die Mitgliedschaft erschien auch für diejenigen, die dem Regime eher zögernd oder kritisch gegenüberstanden, aber aus Opportunitätsgründen in eine Parteiorganisation eintreten wollten, akzeptabel. Tatsächlich waren die Aktivitäten der NSV aber von rasse- und erbbiologischen Selektionskriterien bestimmt, indem v. a. »rassisch wertvolle«, nur zeitweilig in eine Notlage geratene Bedürftige gefördert werden sollten, während »Minderwertige«, »Assoziale«, Alte und Kranke der (Minimal-)Unterstützung der öffentlichen Fürsorge überlassen wurden. (nach: Enzyklopädie des Nationalsozialismus, S. 619). 31 Klageschrift, 17. Juli 1947. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/1V/1542. 32 Klageschrift, 17. Juli 1947. 33 Klageschrift, 17. Juli 1947.
Nach dem Krieg – Entnazifizierung und Wiederaufnahme der Geschäfte überzeugter Anhänger der nat.soz. Gewaltherrschaft war. Er hat somit den Tatbestand des Art. 7/I Ziff. 334 verwirklicht und ist in die Gruppe der Aktivisten einzureihen«.35 Mit dem am 5. März 1946 verkündeten »Gesetz Nummer 104 zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus«, auf das sich der Öffentliche Kläger bezog, war die Durchführung der Entnazifizierung in die Verantwortung der deutschen Behörden übergegangen. Allerdings machten die Besatzungsbehörden weiterhin ihren Einfluss geltend, was in der Folgezeit immer wieder zu Konflikten führte, insbesondere, weil auch mit dem Befreiungsgesetz der falsche Ansatz der Entnazifizierung, der Schematismus, nicht beseitigt war, sondern nur eine neue gesetzliche Ausgestaltung erfahren hatte. Problematisch vor allem für die Akzeptanz unter der deutschen Bevölkerung war auch die gesetzlich verankerte Umkehr der Beweislast.36 Nicht der Kläger hatte die Schuld zu beweisen, sondern der Beklagte seine Unschuld oder besser Minderbelastung. Mit dem Befreiungsgesetz wandelte sich die Bedeutung des Entnazifizierens grundlegend: »Subjekt wurden nun die deutschen Spruchkammern, Objekt der Einzelne von dem Befreiungsgesetz Betroffene.«37 Basis des neu geschaffenen Spruchkammerverfahrens bildete die Registrierung der gesamten erwachsenen Bevölkerung, die »Fragebögen« auszufüllen hatte. »13.180.300 Bürger hatten bei Gründung der Bundesrepublik den ›Meldebogen‹ ausgefüllt, drei Viertel von ihnen waren vom Befreiungsgesetz nicht betroffen, sondern ›lediglich‹ 3.441.800.«38 Zur Verhandlung führten 950.126 Spruchkammerverfahren39 − für »eine Laienbürokratie in schöffengerichtlicher Verfassung«40 immer noch eine immense bürokratische Belastung. Auf dem Höhepunkt der Verfahren waren in der US-Zone 545 Spruchkammern mit 22.000 Mitgliedern tätig.41 Die öffentlichen Kläger hatten die Fragebögen − in Württemberg-Baden waren es 2.457.00042 − grob zu sortieren, die vom Befreiungsgesetz nicht Betroffenen auszusortieren und eine vorläufige Grobeinstufung der Belasteten nach den formalen Kriterien in fünf Gruppen
34 Artikel 7/I, Ziffer 3 des Befreiungsgesetzes lautet: »Aktivist ist: […] 3. wer sich als überzeugter Anhänger der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, insbesondere ihrer Rassenlehre, erwiesen hat.« (Gesetz Nr. 104 zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus [Württemberg-Baden]. URL http://www.verfassungen.de/de/bw/wuertt-b-befreiungsgesetz46.htm [1.7.2008]). 35 Klageschrift vom 17. Juli 1947. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/1V/1542. 36 Artikel 34 des Befreiungsgesetzes legte in Absatz I fest: »Gehört der Betroffene in die Klasse I oder II der dem Gesetz angefügten Liste, so hat er in klarer und überzeugender Weise darzutun, daß er in eine für ihn günstigere Gruppe fällt. Er hat seine Beweise unverzüglich der Kammer vorzulegen. Gehört der Betroffene in die Klasse I, so sind an die von ihm vorgebrachten Einwendungen besonders strenge Anforderungen zu stellen.« (Gesetz Nr. 104 zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus [Württemberg-Baden]. URL http://www.verfassungen.de/de/bw/wuertt-b-befreiungsgesetz46.htm [1.7.2008]). 37 Niethammer: Die Mitläuferfabrik, S. 13. 38 Politische Säuberung in Europa, S. 41. − Die Zahlenangaben beziehen sich auf die USZone. 39 Kleßmann: Die doppelte Staatsgründung, S. 91. 40 Kleßmann, S. 16. 41 Kleßmann, S. 89. 42 Kamm/Mayer: Der Befreiungsminister, S. 114.
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Nach dem Krieg – Entnazifizierung und Wiederaufnahme der Geschäfte vorzunehmen: Hauptschuldige (Kategorie I), Belastete (Kategorie II), Minderbelastete (Kategorie III), Mitläufer (Kategorie IV), Entlastete (Kategorie V). Unter die Kategorie II fielen automatisch so genannte Nutznießer des NS-Regimes. Als Nutznießer wiederum galt: »Wer aus der Gewaltherrschaft der NSDAP, aus der Aufrüstung oder aus dem Krieg durch seine politische Stellung oder seine politischen Beziehungen für sich oder andere persönliche oder wirtschaftliche Vorteile in eigensüchtiger Weise herausgeschlagen hat.«43 Wäre die Spruchkammer dieser Auffassung gefolgt, hätten Georg von Holtzbrinck empfindliche Strafen gedroht. Das Gesetz sah vor: Einweisung in ein Arbeitslager bis zu fünf Jahre oder, falls dies unterblieb, Sonderarbeiten für die Allgemeinheit. Vermögen waren ganz oder teilweise zur Wiedergutmachung einzuziehen. Belastete verloren weiterhin die Berechtigung, öffentliche Ämter zu bekleiden sowie das aktive und passive Wahlrecht.44 Für Georg von Holtzbrinck hätte dies den Ruin bedeutet, denn abgesehen von der Strafe hätte er keine Aussicht gehabt, eine Lizenz als Verlagsunternehmer zu erhalten. Umstände, die zugunsten des Angeklagten gesprochen hätten, sind bei einer ersten Prüfung der Beweismittel durch den Kläger nicht gefunden worden. Allerdings entsprach das auch nicht seinen Aufgaben: Das Gesetz sah ja eine Umkehr der Beweislast vor, d. h. der Angeklagte galt als Hauptschuldiger, Belasteter, Minderbelasteter oder Mitläufer, bis er selbst Belege erbracht hatte, die seine Einordnung in eine andere Kategorie rechtfertigten. Unter anderem dieser Regelung ist es geschuldet, dass das Gesetz seiner eigentlichen Aufgabe nicht gerecht werden konnte. Die Spruchkammern wurden von einer Flut von Leumundszeugnissen, den viel zitierten »Persilscheinen«, überschwemmt. Andererseits wären die Öffentlichen Kläger angesichts der Fülle der Verfahren ohnehin nicht in der Lage gewesen, in jedem Fall intensive Ermittlungen anzustellen. Auch in Georg von Holtzbrincks Verfahren erfasst die Klageschrift nur einen geringen Teil seiner Aktivitäten im »Dritten Reich«: Die Untersuchungen konzentrierten sich vor allem auf den Vertrieb der NS-Zeitschriften und die Frage, ob die Devex dafür ein Alleinvertriebsrecht hatte oder nicht. Die Klage stützte sich neben den Angaben im Fragebogen auf vier mehr oder weniger belastende Aussagen. Der Buchhändler Bernhard Bubenhofer bescheinigte Georg von Holtzbrinck, er sei »ein sehr eingebildeter Mann, der wahrscheinlich durch sein Adelsprädikat einen gewissen Abstand hält«. Politische Gespräche habe er mit ihm nie geführt und könne sich deshalb auch kein Urteil über seine Einstellung zur Nazi-Partei erlauben. Allerdings frage er sich, so Bubenhofer, wie es die Devex geschafft habe, sich das Alleinvertriebsrecht für Freude und Arbeit, Schönheit der Arbeit, Berlin, Rom, Tokio sowie Kolonie und Heimat45 zu sichern. Der Zeuge schränkte darüber hinaus ein,
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43 Gesetz Nr. 104 zur Befreiung, Artikel 9 Absatz I. (Gesetz Nr. 104 zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus [Württemberg-Baden]. URL http://www.verfassungen.de/ de/bw/wuertt-b-befreiungsgesetz46.htm [1.7.2008]). 44 Das Gesetz zur Befreiung, Art. 16. Sühnemaßnahmen gegen Belastete. (Gesetz Nr. 104 zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus [Württemberg-Baden]. URL http:// www.verfassungen.de/de/bw/wuertt-b-befreiungsgesetz46.htm [1.7.2008]). 45 Die Devex hatte für keine dieser Zeitschrift ein Alleinvertriebsrecht. Was den Zeugen zu seiner unrichtigen Aussage veranlasste, kann nur vermutet werden. Möglicherweise kannte
Nach dem Krieg – Entnazifizierung und Wiederaufnahme der Geschäfte dass er nicht abschätzen könne, wie die Aufgaben zwischen Georg von Holtzbrinck und seinem Hauptpartner Wilhelm Schlösser bei der Devex verteilt gewesen seien.46 Ein weiterer Zeuge der Anklage, Rudolf Schmidt, war sich hingegen sicher, dass die Devex die Vertriebsaufträge dem Wirken Wilhelm Schlössers zu verdanken gehabt hätte. Zu Georg von Holtzbrinck konnte er keine Aussagen machen.47 Dagegen war Karl Banzhaf, nach eigenen Angaben bis 1933 Vorsitzender des Verbandes werbender Zeitschriftenhändler, überzeugt, dass »v. H. ein guter Nazi [war], der wahrscheinlich es seiner Parteizugehörigkeit zuschreiben durfte, dass er den Alleinvertrieb der nazistischen Zeitschriften bekam. Zweifellos hat er damit viel Geld verdient. Es kann aber nicht abgestritten werden, dass v. H. ein sehr geschäftstüchtiger Mann ist, der jede Gelegenheit warnimmt [sic!], Geld zu verdienen«. Banzhaf musste allerdings auch einräumen, dass er Georg von Holtzbrinck allenfalls flüchtig kenne.48 Als bester Zeuge der Anklage erwies sich Heinrich Durst, der Treuhänder von Georg von Holtzbrincks Teilhaber Paul Ackermann: »Wenn einer der Teilhaber der deutschen [sic!] Verlagsexpedition Beziehungen zur Partei oder der DAF hatte, dann war es v. H. Ich habe verschiedentlich gehört, dass die guten Beziehungen zur Partei, die v. H. durch einen Verwandten, der ein höherer SS-Beamter gewesen sein sollte, hatte. … Soweit ich es beurteilen kann war v. H. ein guter Nazi vor allen Dingen ein Nutzniesser der aus dem Alleinvertrieb der verschiedenen Nazizeitschriften sehr viel Geld verdient hat.«49 Die Strategie der Verteidigung50 bestand darin, zum einen ihren Mandanten von dem Vorwurf zu entlasten, ein überzeugter Anhänger des NS-Regimes gewesen zu sein,
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er sich in den Gepflogenheiten des werbenden Zeitschriftenhandels, die durchaus einen Gebietsschutz für einzelne Vertriebsunternehmen umfassten, nicht aus. Ermittlungsbericht, 28. März 1947. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/1V/ 1542. Ermittlungsbericht, 28. März 1947. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/1V/ 1542. Ermittlungsbericht, 28. März 1947. Ermittlungsbericht, 28. März 1947. − Durst bedient sich in seiner Aussage exakt der im »Gesetz zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus« genannten Kategorie Nutznießer, während die Rechtsanwälte Georg von Holtzbrincks eine Herabstufung zum Mitläufer anstrebten. Inwieweit die Ausführungen Dursts von persönlichen Motiven bestimmt sind, läßt sich nicht feststellen. Es muss jedoch darauf verwiesen werden, dass Durst wiederholt auf Spannungen zwischen Georg von Holtzbrinck und Paul Ackermann, dem er auch persönlich nahe stand, hinweist. »Herr v. H. ist ein glänzender Geschäftsmann, der jede Gelegenheit wahrnimmt, Geld zu verdienen. Er hat auch seinen Geldgeber und Teilhaber Ackermann, nachdem er seine finanzielle Unterstützung nicht mehr brauchte, abgeschoben«, erklärte Durst. Im Verlauf des Verfahrens ist es zu einem Wechsel des Verteidigers gekommen. Während ein Schriftsatz vom 9. Mai 1947 noch den Stuttgarter Rechtsanwalt Pfander als Verteidiger ausweist, legt mit Schreiben vom 9. September 1947 der ebenfalls in Stuttgart ansässige Rechtsanwalt Mühleisen eine vom 8. August 1947 datierende Vollmacht vor, die ihn als Verteidiger beauftragt. Der langjährige Firmenanwalt Rudolf Pfander, der Georg von Holtzbrinck in diversen Verfahren auch während der NS-Zeit vertreten hatte und dessen Frau Angestellte bei der Devex war, trat fortan als Zeuge für seinen Mandanten auf.
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Nach dem Krieg – Entnazifizierung und Wiederaufnahme der Geschäfte und zum anderen die aufgrund des Vertriebes der NS-Zeitschriften unterstellte Nutznießerschaft auszuräumen. In ihrer Argumentation zu den NS-Zeitschriften legt die Verteidigung den Schwerpunkt auf den materiellen Aspekt, dass damit kein Gewinn erzielt worden sei. Zur Widerlegung des Vorwurfes, ein überzeugter Nazi gewesen zu sein, wurden Erklärungen der Mitarbeiter Maria Lichtenstein, Olaf Saile, Wanda Sylvester, Otto Hammerschmidt und Margarete Nespital ins Feld geführt. Nach diesen Aussagen war Georg von Holtzbrinck ein entschiedener Gegner des Kriegs, der fast nie ein Parteiabzeichen trug51 und mit seinem Lektor Olaf Saile »immer eingehender und ernsthafter die Möglichkeiten eines aktiven Widerstandes gegen das Selbstmordregime Hitlers« besprach.52 »Der Gedanke, die dafür nötige Organisation als Kölner Dombauverein zu tarnen, stammte von Herrn v. Holtzbrinck«, erklärte Saile. Dem Verleger habe vor allem »eine Umgestaltung seines Verlages im Sinne der menschlichen Sendung der deutschen Literatur am Herzen« gelegen und er habe ihn als Lektor gebeten, einen entsprechenden Verlagsplan vorzubereiten, heißt es in der Aussage Sailes, die durch den Briefwechsel vom April 1944 gedeckt ist.53 Seine langjährige Sekretärin Maria Lichtenstein hielt ihm außerdem zugute, dass sie als Ehefrau eines Halbjuden nach den gültigen Gesetzen nicht hätte in einem Verlag beschäftigt werden dürfen. Sie war deshalb aus diesem Grund nach eigenen Angaben im Sommer 1937 von der Frankh’schen Verlagsbuchhandlung entlassen worden. Georg von Holtzbrinck beschäftigte sie dennoch und, wie sie in ihrer eidesstattlichen Versicherung erklärt: »Auch andere Angestellte, welche auf Grund des Arierparagraphen nicht beschäftigt werden durften, hat Herr von Holtzbrinck angestellt und durchgehalten.«54 Ähnlich lautende Aussagen finden sich in unzähligen Spruchkammerverfahren, ihr Wahrheitsgehalt lässt sich nicht in jedem Falle überprüfen. Die Stellungnahme seiner Angestellten spricht dennoch für Georg von Holtzbrinck, der zwar national-konservativ eingestellt war, jedoch nicht antisemitisch. Die Zeugin als »Character Witness« abzutun55 und ihre Aussage damit abzuwerten, bedeutete eine unzulässige Vereinfachung der komplizierten Thematik. Ohne Zweifel ist in die Bewertung ihrer Aussage einzubeziehen, dass sie unter dem Eindruck einer persönlichen Dankbarkeit und vielleicht sogar einer ökonomischen Abhängigkeit erfolgte. Am Fakt − Georg von Holtzbrinck beschäftigte in seinem Unternehmen Menschen, die von den NS-Gesetzen ausgegrenzt wurden − ändert das nichts.
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51 Eidesstattliche Versicherung Maria Lichtenstein, 18. November 1946. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/1V/1542. 52 Eidesstattliche Erklärung Olaf Saile, 14. November 1946. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/1V/1542. 53 1948 erhielt Saile die Lizenz für die Schwäbische Verlagsanstalt Stuttgart (MG Wuerttemberg-Baden, ISD, Monatsbericht für Dezember 1948, 31. Dezember 1948. In: Nara RG 260 Omgus MG Wuerttemberg-Baden, Information Control Branch.) und fungierte als Schriftleiter der »Stuttgarter Nachrichten«. 54 Eidesstattliche Versicherung Maria Lichtenstein, 18. November 1946. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/1V/1542. 55 Margolick: The German Front.
Nach dem Krieg – Entnazifizierung und Wiederaufnahme der Geschäfte Die sehr umfangreichen und ausgefeilten Schriftsätze der Verteidigung sind Beleg für einen weiteren typischen Umstand der Spruchkammerverfahren: Die versierten Rechtsanwälte waren den oftmals für ihre Tätigkeit wenig qualifizierten Vertretern der Kammern juristisch weit überlegen, was sich auch im Ausgang der Verfahren niederschlug. Die öffentliche Verhandlung gegen Georg von Holtzbrinck fand am 25. Februar 1948 statt. Nach Anhörung von Zeugen und Sachverständigen beantragte der öffentliche Kläger: »Ihn in die Gruppe der Mitläufer einzureihen. Eine einmalige Sühne in Höhe von RM 1.500,-«56 sollte gezahlt werden. Der Richter blieb unter der Forderung des Klägers und setzte einen Sühnebetrag von 1.200 Reichsmark fest. In der Urteilsbegründung finden sich sowohl die Argumente der Anklage wie auch der Verteidigung: Die Mitgliedschaft in den NS-Organisationen sah die Kammer ebenso als erwiesen an wie den Vorwurf, Georg von Holtzbrinck hätte seine Beziehungen zur Partei ausgenutzt, um sich ein Alleinvertreibsrecht für vier NSZeitschriften zu sichern. Bei der Bewertung dieser Tatsachen übernahm die Kammer dann die Argumentation der Verteidigung. Der Beitritt zur NSDAP sei zwar geschäftlich bedingt gewesen, wurde aber nicht ausgenutzt, um den Vertrieb der NS-Zeitschriften zu erlangen. Die Rechtsanwälte Georg von Holtzbrincks hatten im Sinne ihres Mandanten versucht, die Bedeutung der von der Devex hauptsächlich vertriebenen Titel herunterzuspielen. Sie hätten »nicht ein spezifisch nationalsozialistisches Programm propagiert, wie z. B. das Führerprinzip, den Kampf gegen Andersdenkende oder gegen Rasse und Religion. ›Schönheit der Arbeit‹ beschäftigte sich mit der Verbesserung der Arbeitsbedingungen, d. h. Betriebseinrichtungen, Lichtverhältnissen, sanitären Anlagen, Aufenthaltsräumen usw. Also einem Gedankengut, das auch heute weitgehend von den Gewerkschaften vertreten wird. ›Freude und Arbeit‹ war die Zeitschrift der internationalen Freizeitgemeinschaft, erschien in vier Sprachen und widmete sich ausschließlich der Freizeitgestaltung.« Außerdem betonten sie: »Es ist zu beachten, daß der Betroffene mit seinen Teilhabern nur als Händler aufgetreten ist, also keinerlei Einfluß auf die inhaltliche Gestaltung besaß.«57 Die Spruchkammer übernahm diese Darstellung und kam zu dem Schluss: »Im weiteren Verlauf der Beweiserhebung wurde erkannt, […] dass der Erwerb des Vertriebsrechtes nicht politischen Absichten des Betroffenen entsprungen ist.«58 Allein aus der Tatsache heraus, dass er Zeitschriften mit nationalsozialistischen Inhalten aus freien Stücken verkauft hat, lassen sich auch heute noch keine Rückschlüsse darauf ziehen, dass Georg von Holtzbrinck ein überzeugter Nationalsozialist gewesen ist. Insofern konnte die Kammer − die Klage zugrunde gelegt − schwerlich zu einem anderen Urteil gelangen. Nicht nur die Vertriebsaktivitäten, sondern das gesamte unternehmerische Wirken Georg von Holtzbrincks in der NS-Zeit zeigen aber, wie weit zu 56 Protokoll der öffentlichen Sitzung, 25. Februar 1948. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/1V/1542. 57 Klageerwiderung, 22. Oktober 1947. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/1V/1542. 58 Spruch der Spruchkammer, 20. Februar 1948. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/1V/1542.
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Nach dem Krieg – Entnazifizierung und Wiederaufnahme der Geschäfte gehen er aus geschäftlichem Interesse bereit war – eine Tatsache, deren Prüfung kein Anliegen des Verfahrens gewesen ist. Die »Spruchkammern bemühten sich vorrangig um die Rehabilitierung der Mitläufer«;59 ihr Wirken diente in der Praxis der »Befriedung durch Rehabilitierung«.60 Auch Georg von Holtzbrinck hatte sich der Kammer als Opfer des Systems präsentiert. Er habe durch den Nationalsozialismus keinen wirtschaftlichen Vorteil gehabt, sondern Nachteile erlitten, führten seine Rechtsanwälte aus.61 »Er wäre ohne Einwirkungen allgemeiner oder gegen ihn persönlich gerichteter Art sicher zu weitaus besseren Ergebnissen gekommen.« Die Auseinandersetzungen mit der Reichspressekammer und dem Reichsverband für den Werbenden Zeitschriftenhandel − die aus dem fragwürdigen Vorgehen der Vertriebskolonnen resultierten − wurden ebenfalls als politische Schikane ausgelegt: »In den Jahren 1935–1938 hagelte es Ordnungsstrafen, 1938 lag gegen den Betroffenen ein Ausschlussverfahren wegen Unzuverlässigkeit vor mit dem Ziel der Schließung des Betriebes und ständiger persönlicher Überwachung.« Der Prozess gegen die Arbeitsfront nach Einstellung der Zeitschriften diente den Anwälten als Beleg für die Zivilcourage ihres Mandanten, dem Repressionen wegen seines Vorgehens gegen die mächtige Organisation drohten. Die Kammer folgte auch in diesem Punkt der stark zu Gunsten ihres Mandanten gefärbten Darstellung der Anwälte und sah das Ausschlussverfahren als »Folge der politischen Einstellung des Betroffenen«.62 Eine Schlussfolgerung, die nach Bewertung aller Vorgänge nicht haltbar ist: Die Tatsache, dass Georg von Holtzbrinck und sein Partner nicht ausgeschlossen worden sind und ihr Unternehmen fortführen durften, ist als weitgehendes Zugeständnis der NS-Behörden zu werten und spricht – im Sinne der Anklage – eher gegen die beiden. Das Urteil widmet sich zumindest kurz der Bibliothek. Bei deren Umgestaltung habe sich Georg von Holtzbrinck bemüht, Verlagsrechte von Autoren zu erwerben, die im Dritten Reich unerwünscht waren.63 Diese Darstellung ist bei näherer Betrachtung des Programms der Bibliothek zumindest stark übertrieben. Der Verlag Deutsche Volksbücher und die umfangreiche Zusammenarbeit mit dem Volksbildungswerk, anderen NS-Stellen und der Wehrmacht spielten in dem Verfahren keine Rolle. Bei ihrem Urteil zog die Kammer weitere mildernde Umstände in Betracht: Die Mitgliedschaft im NS-Studentenbund im Jahre 1931 wurde als Jugendtorheit verziehen. Die Aufnahme in die NSDAP im Jahre 1935 sei »durch geschäftliche Vorgänge verursacht worden«. Dies in Rechnung stellend kam die Kammer nicht umhin festzustellen, das Georg von Holtzbrinck in der Tat versuchte, persönliche und geschäftliche Vorteile aus der Parteimitgliedschaft zu ziehen, was ihn als »Nutznießer« nach Artikel 9 des Befreiungsgesetzes qualifiziert hätte. Das wurde in der Urteilsbegründung jedoch ver-
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59 Vollnhals/Schlemmer: Entnazifizierung: Politische Säuberung und Rehabilitierung in den vier Besatzungszonen 1945–1949. 60 Niethammer: Die Mitläuferfabrik, S. 193. 61 Klageerwiderung, 22. Oktober 1947. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/1V/ 1542. 62 Spruch der Spruchkammer, 20. Februar 1948. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/1V/1542. 63 Spruch der Spruchkammer, 20. Februar 1948.
Nach dem Krieg – Entnazifizierung und Wiederaufnahme der Geschäfte neint: »Abgesehen davon, dass der Betroffene durch anderweitige Entwicklung seiner Geschäftssituation von seiner Mitgliedschaft zur [sic!] NSDAP zu diesem Zeitpunkt keinen Gebrauch machte, wäre auch zutreffendenfalls hier keine Verwirklichung des Tatbestandes des Art. 9 gegeben, da die zwingende Ursache zu der Handlungsweise des Betroffenen nicht in diesem, sondern in der damaligen Rechtssituation lagen. Die Kammer hat deshalb entschieden, dass den [sic!] in diesem Zusammenhang aus dem Beitritt zur NSDAP im Jahre 1935 keine Schuld und damit keine Belastung nach dem Gesetz im Hinblick auf eine Nutznießerschaft treffe.«64 Abschließend sah es die Kammer als erwiesen an, dass »die Beweiserhebung in Bezug auf die Gesamthaltung des Betroffenen zweifelsfrei ergeben [hat], daß er keinen Tatbestand der Artikel 565 oder 7–966 des Gesetzes verwirklicht hat. Der Betroffene hat damit die gesetzliche Belastungsvermutung nach Art. 1067 widerlegt. Seine bloße Mitgliedschaft in der NSDAP wurde als nominelle Teilnahme und nur unwesentliche Unterstützung des Nationalsozialismus gewürdigt. Er ist demzufolge höchstens Mitläufer.«68 Nach den Befunden in dieser Arbeit stellt sich natürlich die Frage, ob Georg von Holtzbrinck nicht doch ein »Nutznießer« des Systems war. In der umgangssprachlichen Auslegung des Begriffes besteht kaum ein Zweifel daran. Was die juristische Auslegung betrifft, so hat die Spruchkammer ihre Bewertung getroffen. Georg von Holtzbrinck zahlte die 1.200 Reichsmark Sühne und war damit rehabilitiert. Seine Reaktion auf Verfahren und Urteil entsprach jener vieler Betroffener. In einem Brief vom 1. Mai 1948 an William Gerald Beckers, seinen Onkel zweiten Grades 64 Spruch der Spruchkammer, 20. Februar 1948. 65 In Artikel 5 des Befreiungsgesetzes heißt es: Hauptschuldiger ist, wer aus politischen Beweggründen Verbrechen gegen Opfer oder Gegner des Nationalsozialismus begangen oder ausländische Zivilisten oder Kriegsgefangene völkerrechtswidrig behandelt hat, die Verantwortung für Gewalttaten trägt, eine führende Stellung innerhalb der NSDAP oder einer ihrer Gliederungen inne hatte, sich in verantwortlicher Position in einer Regierung oder in der Verwaltung besetzter Gebiete befand, wer der NS-Gewaltherrschaft außerordentliche Unterstützung gewährte oder erheblichen Nutzen durch sie hatte, aktiv in SS, Gestapo, SD oder ähnlichen Organisationen aktiv war sowie in HaftanStaatsarchiv Ludwigsburgten, HeilanStaatsarchiv Ludwigsburgten oder KZ aktiv an Tötungen beteiligt war. (Gesetz Nr. 104 zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus [Württemberg-Baden]. URL http://www.verfassungen.de/de/bw/wuertt-b-befreiungsgesetz46.htm [1.7.2008]). 66 In Artikel 7 bis 9 des Befreiungsgesetzes werden die verschiedenen Gruppen der Klasse II – Belastete – bestimmt. Dabei wird unterschieden zwischen Aktivisten, Militaristen und Nutznießern. 67 Nach Artikel 10 gilt »bis zur Widerlegung« als Belasteter, »wer in Klasse II der dem Gesetz beigefügten Liste aufgeführt ist.« (Gesetz Nr. 104 zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus [Württemberg-Baden]. URL http://www.verfassungen.de/de/bw/wuertt-bbefreiungsgesetz46.htm [1.7.2008]). 68 Spruch der Spruchkammer, 20. Februar 1948. In: Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 902/20, AZ 37/1V/1542. – Nach Artikel 12 des Befreiungsgesetzes galt als Mitläufer: »wer nicht mehr als nominell am Nationalsozialismus teilgenommen oder ihn nur unwesentlich unterstützt und sich auch nicht als Militarist erwiesen hat.« (Gesetz Nr. 104 zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus [Württemberg-Baden]. URL http://www.verfassungen.de/ de/bw/wuertt-b-befreiungsgesetz46.htm [1.7.2008]).
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Nach dem Krieg – Entnazifizierung und Wiederaufnahme der Geschäfte in New York, wird deutlich, dass der Unternehmer das Verfahren im Grunde als ungesetzliche, weil rückwirkende Überprüfung legaler Verhältnisse betrachtet hat. Die ihm auferlegte Sühnezahlung sah der Unternehmer als eine »Art einmaliger Sondersteuer« an, die angesichts seines bisherigen Einkommens für ihn nicht mehr als »eine Geste« bedeutete. Was für ihn schwerer wog, waren »die drei verlorenen Jahre, die Unmöglichkeit, gleich nach dem verlorenen Krieg wieder aufbauen zu können und die vielen Aufregungen, die man hat mitmachen müssen.«69 Um diese Frist nicht zu verlängern, verzichtete Georg von Holtzbrinck auf eine Revision des Urteils.70
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69 Georg von Holtzbrinck (Wittislingen) an Onkel Will vom 1. Mai 1948. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Schriftwechsel Mai 1945–Mai 1948 (Geschäftlich A–M). 70 Georg von Holtzbrinck (Wittislingen) an Heinz-Georg Blasweiler vom 15. März 1948. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Schriftwechsel Mai 1945 bis Mai 1948 (Geschäftlich A–M).
Zusammenfassung Das in vielen Lebensbereichen während der NS-Zeit vorherrschende Mitläufertum war auch im Buchhandel weit verbreitet. Der Geschäftsmann Georg von Holtzbrinck und der verlegerisch sehr ambitionierte Wilhelm Schlösser stellten da keine Ausnahme dar. Der Grad der Anpassung an die politischen Verhältnisse und das Ausmaß der inhaltlichen Mitwirkung an der Umsetzung propagandistischer Ziele des Regimes unterscheiden sich deutlich und bedürfen einer eingehenden Betrachtung des Einzelfalls. Eines haben die jeweiligen Anpassungsstrategien jedoch zumeist gemein: Die Suche nach möglichst einflussreichen Gönnern innerhalb der NS-Hierarchie. Die Konkurrenz der einzelnen Instanzen verbesserte die Erfolgsaussichten eines solchen Vorgehens, da die Zahl potenzieller Partner, die wiederum selbst ein Interesse daran hatten, über solche Kontakte ihren Einfluss auf den Verlagssektor auszuweiten, entsprechend groß war. Je bekannter oder größer der Verlag, umso besser standen seine Chancen, Teil eines der informellen Netzwerke mit hochrangigen NS-Funktionären zu werden oder zumindest davon zu profitieren. Die Beziehungsgeflechte – insbesondere unter den Traditionsverlagen – reichten zurück bis vor 1933 und hielten auch in der Nachkriegszeit. Außenseiter oder Neueinsteiger hatten es hingegen schwer, Zugang zu diesen Netzwerken zu finden. Sie mussten neue Verbindungen knüpfen oder Personal mit Kontakten einkaufen. Georg von Holtzbrinck tat beides. Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielte sein Onkel Erich von Holtzbrinck, der seine Position bei der SS dafür einsetzte, dem Neffen Türen in Parteidienststellen zu öffnen. Daneben betätigte er sich – gegen Provision – als Vermittler von Buchgeschäften. Darüber hinaus besetzte Georg von Holtzbrinck Schlüsselpositionen in seinen Unternehmen mit Mitarbeitern, die neben der fachlichen Kompetenz auch die entsprechenden Überzeugungen und Verbindungen mitbrachten. Ein Beispiel dafür ist das Engagement des Kulturfunktionärs August Friedrich Velmede, der nicht nur als ausgewiesener Fachmann für die Zusammenstellung und Herausgabe von Buchreihen und Anthologien galt, sondern seine Position in der NSDAP und der Kulturbürokratie auch die Verbindungen für deren Vermarktung mitbrachte. Seine eigenen Aktivitäten in der NSDAP beschränkte Georg von Holtzbrinck hingegen offensichtlich auf ein Mindestmaß. In den überlieferten Akten jedenfalls findet sich kaum ein Hinweis darauf. Wie lange sein Engagement für die Ziele des Nationalsozialismus anhielt und ab wann genau die Mitgliedschaft in der Partei nur noch aus Opportunität im Interesse des Geschäftes aufrecht erhalten wurde, lässt sich nicht mit Bestimmtheit feststellen, da die Person Georg von Holtzbrinck in der erhaltenen Überlieferung, die sich vor allem auf seine unternehmerischen Aktivitäten bezieht, blass bleibt und aus seinem Leben außerhalb des Geschäfts trotz umfangreicher Recherchen vergleichsweise wenig bekannt ist. Spätestens mit dem Kriegsausbruch 1939 lassen sich Zeichen von Skepsis beobachten, die ihren Höhepunkt 1944 mit dem Erwerb eines Fachverlages für englischsprachige Literatur erreichte, wenn diese Interpretation erlaubt ist. Das allerdings hinderte den Unternehmer nicht daran, bis Kriegsende Geschäfte mit Partei, Staat und Wehrmacht abzuwickeln. Als ausgesprochener Glücksfall erwies sich für Georg von Holtzbrinck, dass die Zielrichtung der NS-Propaganda – die Betonung trivialer, unterhaltender Stoffe für die
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Zusammenfassung Bevölkerung »abseits der Höhenkamm-Literaturgeschichte«1 – und das Nachfrageverhalten breiter Bevölkerungskreise mit seinen buchhändlerischen Interessen und verkäuferischen Fähigkeiten zusammen fielen: Das begründet letztendlich seinen unternehmerischen Erfolg – auch nach dem Krieg. Der Aufstieg des Unternehmers Georg von Holtzbrinck begann im Jahre 1931, kurz nach seinem Beitritt zum NS-Studentenbund. Dass es den Spross einer traditionsreichen westfälischen Adelsfamilie ausgerechnet in eine nationalsozialistisch orientierte Organisation verschlug, war kein Zufall. Angesichts der in Köln herrschenden Besonderheiten muss dieser Schritt vielmehr als bewusste Entscheidung für eine politische Richtung gewertet werden. Sie entsprang nicht zuletzt der tief sitzenden Unzufriedenheit mit der Lage der eigenen Familie, die in Folge der Wirtschaftskrise vollständig verarmte, und der Hoffnung auf eine Alternative zur vermutlich ungeliebten Weimarer Republik. Rassistische oder antisemitische Inhalte finden sich hingegen weder in den Akten noch in den von ihm später verantworteten Verlagserzeugnissen. Zunächst begann Georg von Holtzbrinck 1931 jedoch als Verkäufer von Zeitschriften-Abonnements für das Buch für alle und Die Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Dabei zeigte sich rasch sein Verkaufstalent, das ihm zum schnellen Aufstieg innerhalb des Strukturvertriebes verhalf. Gefördert wurde er dabei von seinem späteren Geschäftspartner Wilhelm Schlösser, zu dieser Zeit Verkaufsleiter beim Stuttgarter Union-Verlag. Sein vergleichsweise hohes Einkommen ist Beleg dafür, dass er bereits nach relativ kurzer Zeit Provisionen für Abschlüsse von unter seiner Verantwortung arbeitenden Vertretern erhielt. Der Ausbau des Geschäfts war bald wichtiger als Studium und NS-Studentenbund. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten florierte das Geschäft zunächst. Die zunehmende Reglementierung – gerade auch im Direktvertrieb – erwies sich jedoch als Hemmnis für den weiteren Aufstieg. Verstöße gegen solche Auflagen führten immer wieder zu Auseinandersetzungen mit den Behörden, die nach dem Krieg als Akte des Widerstandes deklariert wurde. Als der Union-Verlag 1937 schließlich die Bibliothek und das Buch für alle aus wirtschaftlichen Gründen abgab, drohte Georg von Holtzbrinck und seinem Partner der Verlust ihrer Hauptvertriebsobjekte. Es folgte ein Entschluss, wie er für den Unternehmer Georg von Holtzbrinck typisch werden sollte: Er übernahm mit Schlösser kurzerhand die Bibliothek. Dabei ging es nicht um die Rettung einer traditionsreichen Zeitschrift. Vielmehr galt es, die Vertriebsorganisation weiter mit Inhalten zu versorgen. Das Konzept der Bibliothek als unterhaltende Familienzeitschrift in der Tradition der Gartenlaube hatte sich 1937 längst überholt – allein der Name hatte noch Klang. Mit dem ihm eigenen Pragmatismus machte sich Georg von Holtzbrinck an die Umgestaltung der in Buchform herausgegebenen Zeitschrift in eine monatlich erscheinende Buchreihe. Die Umwandlung in eine Buchgemeinschaft lag nahe: Die bisherigen Bezieher würden durch den allmählichen Übergang nicht verprellt, zumal unterhaltende literarische Stücke immer schon Bestandteil der Familienzeitschrift waren. Mit einer konsequent auf den Massengeschmack ausgerichteten Buchreihe ließen sich neue Käufer gewinnen, ohne dass die Vertreter sich umstellen mussten. Die Zielgruppe war weitge-
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1 Lokatis: Feldpost von Bertelsmann, S. 27.
Zusammenfassung hend identisch. Daneben wurden Zeitschriftentitel der Deutschen Arbeitsfront vertrieben, die zu diesem Portfolio passten. Mit diesem Konstrukt, das in einem langwierigen Prozess nach dem Prinzip Versuch und Irrtum entstanden war, hatte sich das Vertriebsunternehmen Devex schließlich einen eigenen Titel für den Verkauf geschaffen. Georg von Holtzbrinck hatte damit intuitiv die Grundlage für ein Vertriebssystem gelegt, das seinen späteren Erfolg in der Bundesrepublik ausmachte.2 Die ursprüngliche Zielgruppe jener Buchgemeinschaften, die aus den diversen Bildungsvereinen hervorgegangen waren, hatte sich von einer unterprivilegierten Schicht, der es subventionierte Bildungsinhalte zu vermitteln galt, zu einer Gruppe mit beachtlicher Kaufkraft entwickelt, die allerdings für den Grundgedanken, ihren Aufstieg durch Bildung zu dokumentieren, noch immer empfänglich war. Der den Buchgemeinschaften ursprünglich zugrunde liegende Volksbildungsgedanke wurde von Georg von Holtzbrinck konsequent zum Verkaufsargument umgedeutet und kommerzialisiert. Hinzu kam der Unterhaltungsaspekt, der im Programm – und im Titel der Bibliothek – ebenfalls seinen Niederschlag fand. Gepaart mit den sehr viel aggressiveren Vertriebsmethoden des werbenden Buch- und Zeitschriftenhandels gegenüber jenen des übrigen Buchhandels war damit die Basis geschaffen für eine neue, strikt kommerziell ausgerichtete Form der Buchgemeinschaft. Die sich aus der Dominanz des Vertriebs ergebenden Möglichkeiten waren immens, wie sich bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zeigte. Die entsprechende Sonderausgabe der Bibliothek zum Überfall auf Polen war im November 1939 einer der ersten Titel zu diesem Thema auf dem Markt, nachdem sich eine entsprechende Nachfrage abzeichnete. Georg von Holtzbrinck reagierte auf diese Anforderung aus dem Vertriebsbereich, indem er ohne Rücksicht auf sonstige Programmplanungen umgehend im eigenen Verlag den entsprechenden Bibliotheks-Band kreierte. Mit Kriegsbeginn begann jenes Arrangement mit der Kulturbürokratie, das für Georg von Holtzbrinck bisher nützlich gewesen war, sich als zunehmend hinderlich zu erweisen. Die formale Einordnung der Bibliothek als Zeitschrift, die in einem Vertriebsunternehmen erschien, hatte zur Folge, dass er der Zuständigkeit des Verbandes der werbenden Buch- und Zeitschriftenhändler unterstand, der sein Hauptaugenmerk vor allem auf die Einhaltung formaler Regeln für den Vertrieb richtete. Der inhaltlichen Kontrolle konnte sich das Unternehmen bis dahin weitgehend entziehen. Die nach dem September 1939 einsetzenden Beschränkungen der Papierzuteilungen, die zunächst vor allem die Zeitschriften trafen, bedrohten das Unternehmen in seiner Existenz. Die Lösung, die Georg von Holtzbrinck fand, war wiederum typisch für ihn. Er kaufte mit den vom Volksbildungswerk der Deutschen Arbeitsfront herausgegebenen Wiesbadener Volksbüchern eine Buchreihe, die sich in seine Vertriebsstrukturen integrieren ließ und hielt sich damit die Option offen, nunmehr als Buchverleger in den Verantwortungsbereich der Reichsschrifttumskammer zu wechseln, um den Papierrationierungen zu 2 In diesem Punkt muss auch die bisher vertretene Auffassung, nach der Georg von Holtzbrinck 1948 die »Stuttgarter Hausbücherei« als Basis für seine Buchgemeinschaft gegründet hat, revidiert werden. Er kaufte die Reihe vielmehr vom Stuttgarter Behrendt-Verlag, Georg von Holtzbrinck war während seiner gesamten unternehmerischen Karriere kein Gründer im klassischen Sinne. Seine Stärke als Unternehmer bestand vielmehr darin, das Potenzial von Firmenstrukturen und -namen zu erkennen und mit ihrer Hilfe seine Intentionen umzusetzen.
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Zusammenfassung entkommen. Bei der Umgestaltung der neu erworbenen Buchreihe setzte Georg von Holtzbrinck konsequent das bereits bei der Bibliothek praktizierte Prinzip um, eingeführte, marktgängige Titel in großen Stückzahlen herauszubringen. Die Backlist des Verlages der Wiesbadener Volksbücher bot eine umfangreiche Auswahl dafür. Gegenüber traditionellen Verlagen, die das Risiko trugen, dass einzelne Titel sich nicht verkauften und die einen hohen Personalaufwand zur Programmpflege betreiben mussten, bedeutete dies einen immensen Kostenvorteil, zumal eine Reihe von Titeln gemeinfrei waren. Der Vorteil des Geschäftsmodells von Georg von Holtzbrinck wuchs nach 1942 weiter an, und zwar in dem Maße, in dem mit zunehmender Verknappung der Ware Buch seine Vertriebskosten abnahmen. An diesem Punkt zeigte sich allerdings bereits eine weitere Eigenart, die sich durch das gesamte unternehmerische Leben Georg von Holtzbrincks zog: Er scheute schwer überschaubare finanzielle Risiken. Das Wachstum seiner Unternehmen finanzierte er weitgehend aus dem Cashflow; Fremdkapital war ihm suspekt. Dies ist eine Erklärung dafür, warum er sich bietende Marktpotenziale, die er intuitiv erkannte, nicht immer ausschöpfte. Das wird deutlich beim Geschäft mit den Frontbüchern, in das er ab 1943 einstieg. Während Bertelsmann seinen Einstieg in dieses Marktsegment bereits 1939 über Kredite finanzierte und damit sehr schnell hohe Produktionszahlen erreichte, beschränkte sich Georg von Holtzbrinck auf das, was er aus dem laufenden Geschäft heraus finanzieren konnte. Und das, obwohl sein Verlag Deutscher Volksbücher zu den wenigen Unternehmen gehörte, die bis zum Kriegsende nicht von den Schließungsaktionen im Buchhandel betroffen waren. Binnen zweier Jahre brachte es das Unternehmen trotz dieser selbst auferlegten Beschränkungen zum viertgrößten Produzenten von Frontbüchern. Mit Kriegsende brach auch dieses Geschäft zusammen und Georg von Holtzbrinck büßte den größten Teil seines bisherigen Unternehmens ein. Die Erfahrungen und Beziehungen zu Außendienstlern, Verlagen und auch Autoren, die Georg von Holtzbrinck aus der Zeit zwischen 1933 und 1945 mitnahm, sind wichtiger als das im Vergleich etwa zu Bertelsmann eher geringe Nachkriegs-Startkapital an Vermögen, vorhandenen Büchern und Papier. Dennoch verfügte er so – selbst nach der Zwangspause während der Entnazifizierung – über eine hervorragende Startposition im Verlagswesen der Nachkriegszeit.
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Anhang Abkürzungsverzeichnis BArch BDC
Bundesarchiv Berlin Document Center
DAF Devex DDR
DNVP DVA DVW
Deutsche Arbeitsfront Deutsche Verlagsexpedition Deutsche Demokratische Republik Deutschnationaler Handlungsgehilfenverband Deutschnationale Volkspartei Deutsche Verlags-Anstalt Deutsches Volksbildungswerk
Gestapo
Geheime Staatspolizei
Nara
U.S. National Archives and Records Administration Nationalsozialismus Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei Nationalsozialistischer Deutscher Studentenbund (auch: NSD- Studentenbund)
DHV
NS NSDAP NSDStB
OT
Organisation Todt
PG PK PPK
Parteigenosse Parteikorrespondenz Parteiamtliche Prüfungskommission
RA RAD RF-SS RGBl RKK RM RMVP
Rechtsanwalt Reichsarbeitsdienst Reichsführer SS Reichs-Gesetzblatt Reichskulturkammer Reichsmark Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda Reichspressekammer Reichsschrifttumskammer Reichsstudentenführer
RPK RSK RSF SD SS
Sicherheitsdienst im Reichssicherheitshauptamt Schutzstaffel der NSDAP
USPD Mk.
Mark
KdF
NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude
OB o. D. OKW
Oberbürgermeister ohne Datum Oberkommando der Wehrmacht
Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands UAK Archiv der Universität zu Köln UK-Stellung Unabkömmlichstellung VDV
Verlag Deutscher Volksbücher
WBZ
Werbender Buch- und Zeitschriftenhandel
193
Anhang
Zu den Quellen Die Familie von Holtzbrinck stellte im Jahre 2001 eine unsystematische, in sechs Ordnern abgelegte Sammlung von Papieren zur Verfügung. Sie enthält Akten aus den Jahren 1943 bis 1948. Im Frühjahr 2002 fanden sich weitere ungeordnete Unterlagen aus dem Nachlass Georg von Holtzbrincks. Anders als die erste Sammlung bestand die zweite hauptsächlich aus einzelnen Heftern und Mappen, die zu verschiedenen Themen angelegt worden waren. Dieser Fund veranlasste die Familie abermals zu einer intensiven Suche nach möglichen weiteren Unterlagen in ihrem Besitz. Die letzten dabei ermittelten Aktenbruchstücke wurden im Februar 2003 übergeben. Diese Papiere wurden, wie auch die genannten Akten, in ihrer originalen Reihenfolge belassen, kopiert und verzeichnet. Lediglich das Konvolut zu einem Gerichtsverfahren gegen die Arbeitsfront, das als Aktenbündel vorlag, wurde in der Reihenfolge der Ablage abgeheftet. Etwaige Abweichungen der zeitlichen Abfolge wurden in keinem Fall korrigiert. Als »Teilbestand Holtzbrinck« fanden die Unterlagen Eingang in die Dokumentensammlung zu Georg von Holtzbrinck, die dieser Arbeit zugrunde liegt. Die Akten stammten nicht aus dem während verschiedener Luftangriffe auf Stuttgart zerstörten Schriftgut des Unternehmens, sondern aus einer privaten Ablage Georg von Holtzbrincks. Er hatte nach der Zerstörung großer Teile des Stuttgarter Stammsitzes Ende 1943 angeordnet, von allen wichtigen Unterlagen Abschriften anzufertigen und diese seiner Frau Addy zu übermitteln, die nach Dillingen an der Donau evakuiert war. Der seit 1943 zur Wehrmacht eingezogene Geschäftsführer instruierte seine Mitarbeiter mit Hilfe von Briefen und bewahrte die Durchschläge dieses Briefwechsels auf. Daher ist für die Zeit ab etwa 1944 eine vergleichsweise dichte Überlieferung vorhanden. Zur Frühzeit hingegen blieben die aus dem Besitz der Familie stammenden Akten weiter lückenhaft. Auch der Verbleib der nach 1943 angelegten Akten des Unternehmens selbst ließ sich nicht ermitteln. Einige der Lücken in der Überlieferung ließen sich schließen, nachdem Isolde Schlösser, die Tochter von Georg von Holtzbrincks Partner Wilhelm Schlösser, im Sommer 2002 den ebenfalls unbearbeiteten Nachlass ihres Vaters zugänglich machte; als »Teilbestand Schlösser« fand er Eingang in die Dokumentensammlung. Dieser Nachlass enthält in Teilen jenen Briefwechsel der Deutschen Verlagsexpedition, der bei den Luftangriffen auf Stuttgart verloren gegangen ist. Er erlaubt einen bemerkenswerten Einblick in die Gründungsphase des Unternehmens sowie in das Verhältnis beider Geschäftspartner, das bis heute noch Auswirkungen auf die Positionen wichtiger Akteure auf dem deutschen Buchmarkt hat. Da Schlösser von 1937 bis 1942 vor allem die Berliner Geschäfte des Unternehmens führte, verwahrte er auch seine Akten dort. Seine Frau hat sie im Jahre 1945 bei ihrer Flucht aus Berlin mitgenommen. Auch die Familie Niels Hansens, des langjährigen engsten Mitarbeiters Georg von Holtzbrincks nach dem Kriege, hat dessen fragmentarisch erhaltenen Papiere zur Verfügung gestellt. Wichtige Erkenntnisse zu Georg von Holtzbrinck und dessen Verhältnis zu Partnern und Mitarbeitern lieferten darüber hinaus Gespräche mit Isolde Schlösser und Dirk Hansen, dem Sohn Niels Hansens. 194
Öffentliche Archive
Private Archive und Sammlungen (Dokumentensammlung) Teilbestand Holtzbrinck Ordner Devex (Bilanz-Unterlagen) Ordner Devex (Fliegerschäden und weitere Vorgänge) Ordner Devex (Originalverträge) Ordner Privat, Hempel-Verlag Ordner Prozessakten Devex ./. DAF Ordner Schlösser Ordner Schriftwechsel 1948 Ordner Schriftwechsel Mai 1945 bis Mai 1948 (Geschäftlich A–M) Ordner Schriftwechsel Mai 1945 bis Mai 1948 (Geschäftlich N–Z) Ordner Spruchkammerakten Ordner VDV/Devex – Schriftwechsel Ordner VDV Korrespondenz Meckel Ordner VDV Schriftwechsel (März 1943 bis September 1944) Ordner Wärme-Apparatebau und weitere Vorgänge Ordner Wichtige Korrespondenz 1944 Ordner Unternehmen Addy von Holtzbrinck
Teilbestand Schlösser Ordner VDV Schriftwechsel März 1943 bis September 1944 Ordner Allgemein 1938 Ordner Privat 1938–1941 Ordner Privat 1940
Teilbestand Hansen Unterlagen zum Spruchkammerverfahren
Öffentliche Archive Amtsgericht Stuttgart – Handelsregister HRA 1893 HRB 607 HRB 2306
Devex Verlag Deutsche Volksbücher Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck
195
Anhang
Amtsgericht Starnberg Spruchkammerakte Hans-Ludwig Oeser (telefonische Auskunft)
Archiv der Universität zu Köln Zugang 28 Zugang 489
Akten der Universität Köln betreffend den NS-Studentenbund Sektion Köln Kartei der [nationalsozialistischen] Deutschen Studentenschaft an der Universität zu Köln 1933 bis 1945
Bundesarchiv Berlin NS 5 I bis VI NS 11
NS 18 NS 30 NS 33 NS 34 NS 38 NS 43 NS 51
Deutsche Arbeitsfront Parteiamtliche Prüfungskommission zum Schutze des NS-Schrifttums Der Beauftragte des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP Reichspropagandaleiter der NSDAP Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg SS-Führungshauptamt SS-Personalhauptamt Reichsstudentenführung und NS-Deutscher Studentenbund Außenpolitisches Amt der NSDAP Kanzlei des Führers der NSDAP (Dienststelle Bouhler)
R2 R 34 R 36 R 43 R 55 R 56 R 58 R 83 R 90 R 92 R 103 R 1501 R 8088
Reichsfinanzministerium Deutsches Nachrichtenbüro Deutscher Gemeindetag Reichskanzlei Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda Reichskulturkammer Reichssicherheitshauptamt Reichskommissar für das besetzte Norwegen Reichskommissar für das besetzte Ostland Generalkommissar Riga Reichsverband der deutschen Presse Reichsministerium des Inneren Reichsverband der deutschen Hochschulen
NS 15
196
Öffentliche Archive
Bundesarchiv Berlin – Zwischenarchiv Dahlwitz-Hoppegarten ZB II 3089 A. 17 ZD 7638 DAL 1944 ZA VI 5244 ZB II 5860
Beensen, Wilhelm Fuhrmans, Karl-Herbert Holtzbrinck, Erich von Sangiorgio, Alexander Sangiorgio, Alexander
Bundesarchiv Freiburg Militärarchiv RW 4 RW 6 RW 19 RW 28 RW 39
Wehrmachtsführungsstab Allgemeines Wehrmachtsamt Chef des Wehrwirtschafts- und Rüstungsamtes Wehrwirtschaftsdienststellen in Norwegen Wehrmachtsbefehlshaber in Norwegen
Bureau des Archives de l’Occupation française en Allemagne et en Autriche Colmar AC 732 (1) AC 700 (4) AC 1125
Affaires Culturelles Relations intellectuelles et du livre – Verlag Deutsche Volksbücher Affaires Culturelles Relations intellectuelles et du livre – Schwamberger, Wolf, Gran Philippa Relations intellectuelles et du livre – Lizenzen Verlag Deutsche Volksbücher Februar 1947 bis März 1947
Deutsche Dienststelle Wehrmachtsdienstzeiten Gerog von Holtzbrinck, Wilhelm Schlösser (schriftliche Auskunft 12. März 2007).
Deutsches Literaturarchiv Marbach A: Grimm A: Langen-Müller A: Mungenast A: Pleyer A: Tügel A: Zuckmayer
Grimm, Hans Albert-Langen-Georg-Müller-Verlag Mungenast, Ernst Moritz Pleyer, Wilhelm Tügel, Ludwig Zuckmayer, Carl
Hauptstaatsarchiv Düsseldorf RW 0023
NSDAP-Gauleitung Köln-Aachen
197
Anhang
Hauptstaatsarchiv Stuttgart EA1/13 EA 11 Q 1/16
Amt für Heimatschutz Ministerium für Politische Befreiung Nachlass Gottlob Kamm
Hauptstaatsarchiv Wiesbaden Spruchkammer Wiesbaden Spruchkammerakte Walter Minor 1151 Wiesbadener Volksbildungsverein Q4 Omgus
Landesarchiv Berlin A Rep. 243-01
RKK (Landesleitung Berlin)
Lettisches Staatsarchiv Schriftliche Auskunft (29. Juli 2003).
National Archives at College Park, College Park, MD RG 226 RG 242 RG 260 RG 331
Records of the Office of Strategic Services Foreign Records Seized Records of U.S. Occupation Headquarters, World War II Records of Allied Operational and Occupation Headquarters, World War II
Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes Berlin Personalakte Wilhelm Schlösser
Reichsarchiv Norwegen Schriftliche Auskunft (20. November 2003).
Sächsisches Staatsarchiv Leipzig – Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig 583 585, 586 599 198
Regelungen zum Buchvertrieb in Folge des totalen Krieges 1944/45 Vertrauliche Mitteilungen der Fachschaft Verlag 1935–1945 Papierverbrauchs- und Bücherproduktionsstatistik 1940, 1942
Öffentliche Archive 600 634–640 646 670, 671 691 693 733 742, 743 791 792 796 801 812 829 839 853 878 643, 644 F-28.306 F-28.311 F-28.307 F-9592 F-12087
Stilllegung von Betrieben, rechtliche Regelungen 1943–1945 Statistische Vierteljahres- und Jahresberichte des Börsenvereins 1936–1944 (Enthält u. a.: Korrespondenz mit Verlagen) Deutsch – sowjetische Buchhandelsbeziehungen 1940–1944 Meldungen von Kriegsschäden 1940–1945 Angeschlossene Vereine des Börsenvereins (Reichsverband der deutschen Zeitschriftenverleger etc.) Mitteilungen aus den Gauen 1942–1945 Verlag, Handel, Leihbücherei und Buchvertrieb in den Gauen 1923–1939 und 1943–1945 Allgemeine Korrespondenz 1944–1945 Buchhandel im 2. Weltkrieg nach 1940 Frontbuchhandel 1941–1943 Papierbewirtschaftung 1943 Berichte über Besprechungen mit Abteilungsleitern 1943–1945 Korrespondenz von Wilhelm Baur 1943–1945 Lage des Buchhandels im Zweiten Weltkrieg 1945 Abschriften aus Akten u.a. Geschichte des Buchhandels 1889–1945 Regelungen für den Buchvertrieb in Folge des totalen Krieges 1944–1945 Schiedsgerichte nach 1935 Konjunkturstatistik 1934–1943 Buchhändlerische Firmen, Registerkartei A–Z Nach 1945 erloschene Mitgliedschaft Mitglieder in der BRD und Westberlin Verlag Deutsche Volksbücher 1936–1944 Deutsche Verlagsexpedition 1929–1943
Staatliches Russisches Militärarchiv, Sonderarchiv Fonds 500k Fonds 501k Fonds 504k Fonds 519k Fonds 1235k Fonds 1355k Fonds 1363k
Reichssicherheitshauptamt Gestapo Berlin Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD Ostland (Riga) NSDAP Reichskanzlei Berlin Privatkanzlei Adlof Hitler RMVP
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Anhang
Staatsarchiv Ludwigsburg EL 902 / 20 FL 300/31 I PL 501 (1924–1945) PL 501 II (1925–1943) PL 502/29 PL 504/29 PL 530
Ministerium für Befreiung Württemberg-Baden – Spruchkammer Stuttgart Amtsgericht Stuttgart Handelsregister NSDAP Gauleitung Württemberg-Hohenzollern NSDAP Gauleitung Württemberg-Hohenzollern NSDAP-Kreisleitung Stuttgart NSDAP-Ortsgruppen Stuttgart OMG-WB Denazification Division 1945–1948
Staatsarchiv Sigmaringen Wü 80 T 1
Kultministerium Württemberg-Hohenzollern
Staatsarchiv Würzburg RSF I 03 254 RSF I 07 372/1 RSF II 17 RSF 47 b
Reichsstudentenführer Köln Aktionen gegen Professoren Korrespondenz mit der Studentenschaft Köln Kundgebungen in Köln
Stadtarchiv Hagen
200
Ha 1 – 917 Ha 1 – 1574 Ha 1 – 1574 Ha 1 – 1574 Ha 1 – 3339 Ha 1 – 6479 Ha 1 – 6598 Ha 1 – 6599 Ha 1 – 6963 Ha 1 – 6964 Ha 1 – 6970 Ha 1 – 9766 Ha 1 – 9809 Ha 1 – 9870 Ha 1 – 10610 Ha 1 – 10611 Ha 1 – 10612 Ha 1 – 10613 Ha 1 – 10620 Ha 1 – 10627 Ha 1 – 11491 Ha 1 – 11491
Veranstaltungen in Hagener Schulen 1900–1925 Schule Krieg und Nachkrieg Bd. 1 1914–1916 Schule Krieg und Nachkrieg Bd. 2 1917–1918 Schule Krieg und Nachkrieg Bd. 3 Kriegsende Gewerbeanmeldungen 1910–1914 Krieg Verfügungen und Erlasse Hagener Jugendbataillon ab 1917 Hagener Jugendbataillonab 1914 Lageberichte Besatzung 1923 Lageberichte Besatzung 1923 Schule – Schutz der Republik Allgemeine Forstangelegenheiten 1920–23 Holzeinschlag und -verkauf 1941–1943 Holzeinschlag und -verkauf 1941 Freihändiger Holzverkauf 1928–1930 Holzerhebeliste I 1930 Holzerhebeliste II 1930 Holzerhebeliste III 1931 Holzerhebeliste IV 1932 Freihändiger Holzverkauf 1900–1941 Protokollbuch Oberrealschule 1917–1921 Protokollbuch Höhere Schulen 1925–1932
Öffentliche Archive
Stadtarchiv Wiesbaden V 18 WI/3 MAG
Volksbildungsverein Landeshauptstadt Wiesbaden Magistratsprotokolle
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Anhang
Briefe und Berichte Schilderung des Alltags der Vertriebskolonnen Georg von Holtzbrincks von Otto Ernst Rock: Schon im ersten Kölner Semester hatte mich die Universitäts-Tennismannschaft als fünftes Mitglied und Doppelspieler aufgenommen. … Es war Ende 1932, ich hatte gerade das Referendarexamen bestanden, da redeten die Freunde aus der Mannschaft mir zu, mit ihnen in Schlesien Abonnenten für Zeitschriften zu werben und mit guten Provisionen Geld zu machen. Ich schloss mich an … Es war Georg von Holtzbrinck, damals sozusagen ›ein gewisser‹, für den ich an Haustüren Bezieher für das ›Buch für Alle‹ geworben habe. Er hatte gerade das Jurastudium aufgegeben und mit für die damalige Zeit Ungewöhnlichem eine große Zukunft begründet. … Das knappe halbe Jahr auf ›Drückertour‹ hat mich zum aller ersten Mal vor harte Proben gestellt. Ich war noch nie gezwungen gewesen, unangemeldet und ohne jede Empfehlung vor fremden Menschen zu erscheinen, um denen auch noch etwas zu verkaufen, das sie gar nicht haben wollten. Ich war sehr bald vom ›Klinkenfieber‹ befallen, und sobald ich vor einer neuen fremden Tür stand, hat es mich gepackt und gelähmt. Wie oft bin ich während der ersten Wochen vor mir selbst weggelaufen und habe mich während der langen Vormittagsstunden – Punkt neun schickte uns Rüter [der Kolonnenführer TGR] auf die befohlene Tour – in Cafes herumgedrückt. Dazu haben aber oft die zwei Groschen für die Tasse Kaffee gefehlt. Dann habe ich mich in Banken und Kirchen verzogen. Mehr und mehr bin ich einen panischen Zustand verfallen. Dem engen Freund in der Gruppe, Kurt Heller, habe ich mich anvertraut. Er war nicht nur ein guter Tennisspieler, sondern in seinem Club Raffelberg ein Hockey-As, Nationalspieler. Heller half immer mit Geld aus. Er und die Freunde haben mir immer wieder Mut gemacht. Sie haben abends geduldig mit mir das fingierte Kundengespräch durchgespielt. Das ging so lange, bis ich mich überwunden hatte und – mit einem Schlag – die Angst vor Klinken und Fremden weg war. Schließlich hätte ich den Damen und Herren in den Büros leere Schuhkartons oder tote Frösche verkaufen können. Das schlug sich in guten Provisionsabrechnungen nieder, und ich begann, die Freiheit zu genießen. … Wir lebten flott, logierten in noblen Hotels, wohin immer uns der Mannschaftsund Gruppenchef Heinz Rüter führte, smartes Kind einer Kölschen Gemüsehändlerin von der Dürener Straße. Unter eiskalter Ausnutzung der schlechten Wirtschaftslage hat er es in besten Häusern geschafft, die Zimmerpreise zu drücken. Wir haben Oberschlesien durchreist, von Hirschberg aus, wo wir im schicken Hotel DREI BERGE logierten und die Tanztees absolvierten, haben Skitouren gemacht, sind einige Tage in Prag gewesen, …1
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1 Rock: Auch ich habe Hitler nicht umgebracht.
Briefe und Berichte
Brief des Präsidenten der Reichspressekammer an Georg von Holtzbrinck und Wilhelm Schlösser vom 28. Juli 1938: Hierdurch gebe ich Ihnen davon Kenntnis, daß ich beabsichtige, Sie wegen Unzuverlässigkeit nach § 10 der 1. Verordnung zur Durchführung des Reichskulturkammergesetzes vom 1. November 1933, RGBl. I/33, Seite 797ff., aus der Reichspressekammer auszuschließen. Die Gründe, die mich zu dieser Entscheidung veranlassen, gebe ich Ihnen nachstehend bekannt: Schon bei der Gründung der Deutschen Verlagsexpedition wurde gegen die Ziffern 1 und 2 meiner Anordnung über Neugründungen von Unternehmen des werbenden Zeitschriftenhandels vom 1. April 1936 verstoßen. Ich sah mich deshalb veranlaßt, gegen die Deutsche Verlagsexpedition am 28. Dezember 1936 eine Geldstrafe von RM 100,- zu verhängen. Gleichzeitig wurde der von Ihnen eingereichte Antrag widerruflich genehmigt. Weiterhin wurde Ihnen auf Antrag für den Vertrieb der DAF-Zeitschriften die Genehmigung erteilt, Ortsagenturen in Berlin, Nürnberg, Mannheim und München zu gründen sowie Postbezieher in den Gauen Kurmark und Pommern zu werben. Nach einer mir zugegangenen Mitteilung des Verlages der Deutschen Arbeitsfront wurde auch hier wieder gegen die bestehenden Anordnungen verstoßen, denn es wurde festgestellt, daß von Ihren Werbern im Gau Hannover, Bezirk Kassel und Göttingen geworben wurde, wobei die Scheine an andere Vertriebsfirmen verkauft wurden. Weiterhin konnte der Verlag auf Grund der eingereichten Bestellscheine feststellen, daß Ihre Werber in den Gauen Schlesien, Mecklenburg und Sachsen ebenfalls geworben haben. Außerdem wurde die Werbung in den Gauen Kurmark und Pommern bereits vor Erteilung der Genehmigung aufgenommen … Auch die für die Regelung der Bezieherwerbung durch Werber erlassenen Anordnungen wurden von Ihnen nicht beachtet. Am 21. April 1937 mußte eine Ordnungsstrafe in Höhe von RM 50,- wegen Beschäftigung eines Werbers ohne Ausweis verhängt werden. Nach einer vorangegangenen Prüfung, bei der ebenfalls Verstöße gegen meine Anordnung festgestellt wurden, habe ich die Deutsche Verlagsexpedition am 4. Mai 1937 in eine Ordnungsstrafe von RM 200,- genommen. Trotzdem mußte bei der in diesem Jahr vorgenommenen Prüfung wiederum wegen einer Reihe von Verstößen eine Ordnungsstrafe von RM 100,- am 2. Juli verhängt werden. Bei allen Verstößen gegen die für die Regelung der Bezieherwerbung durch Werber in Frage kommenden Anordnungen ist zu erkennen, daß sie in erster Linie auf fehlende Kontrolleinrichtungen und mangelnde Aufsicht zurückzuführen sind. Auch die Werbemethoden, die zum Teil auf Veranlassung der Deutschen Verlagsexpedition, zum Teil von den Werbern angewandt wurden, gaben mehrfach zu Beanstandungen Anlaß. Besonders muß hervorgehoben werden, daß nach jeder vorgenommenen Kontrolle eine Ordnungsstrafe wegen Verstößen gegen die von mir erlassenen Anordnungen verhängt werden mußte. … Die Beschäftigung dieser Wiener Volksgenossen führte dazu, daß Ihnen nach den amtlichen Feststellungen der Vorwurf gemacht wird, politische Ereignisse für Ihren eigenen geschäftlichen Vorteil ausgenutzt zu haben. …2 2 Präsident der RPK an Georg von Holtzbrinck und Wilhelm Schlösser, 28. Juli 1938. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Schlösser.
203
Anhang
Brief von Wilhelm Schlösser an Georg von Holtzbrinck vom 10. Februar 1940: Die Wiesbadener Volksbücher und die Deutschen Volksbücher werden wir aus der Gattung der bisherigen Serienbücher herausheben. Die Serien Reclam-, Insel- und Kröners-Bücher waren alle zu ihrer Zeit sensationelle Erscheinungen, die für die geistige Entwicklung unseres Volkes bedeutendes geleistet haben. Im Zeitalter, in dem Männer aus dem Volke die Macht des Staates übernommen haben, in welchem man durch Organisationen, wie die NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude, der breiten Masse des Volkes die Güter des Lebens erschließt, die früher dem reichen Mann vorbehalten waren, wie Theater und Reisen, in dem selbst sogar die exklusivsten Reservate der Millionäre, wie Golf spielen und Reiten dem ganzen Volke zugängig gemacht werden, sind die Anforderungen an ein Volksbuch natürlich auch ganz anderer Art. Wir müssen also in dieser Buchreihe zu billigem Preis Bücher schaffen. Den Grundplan der Deutschen Volksbücher arbeite ich aus und werde etwa eine Woche daran zu arbeiten haben. Ich werde ihn Dir übersenden, damit Du ihn schriftlich hast, denn man weiß ja nicht, was im Krieg passieren kann. Die Deutschen Volksbücher würden das Gerippe unseres zukünftigen Verlages abgeben. Wir würden in den Deutschen Volksbüchern einen Buchtyp schaffen, welcher für die Werkbüchereien schon durch Form und Aufmachung gekennzeichnet ist. Durch Subskription werden wir billige Preise erzielen. Die Bücher, die in der Reihe der Deutsche Volksbücher als Subskriptionswerke erscheinen, erscheinen zum gleichen Zeitpunkt im Oris-Verlag für den Sortimentsbuchhandel. … Es kann kein Zweifel darüber bestehen, dass nach Beendigung des Krieges die Kraft, die sich in all diesen Jahren auf die politische Sicherung des Volkes gerichtet hat, sich entspannen und neuen Aufgaben zuwenden wird. Zu diesem Zeitpunkt werden neue Dichter und Schriftsteller ihre Stimmen erheben, und es wird unsere Aufgabe sein, die Augen offen zu halten und die Fähigsten an uns heranzuziehen. Die Wiesbadener Volksbücher müssen einen Buchtyp entwickeln, welcher in gleicher Art, wie wir jetzt den Bibliotheks-Band für die Frau3 gemacht haben, den ganzen Bestand an wertvollerem überlieferten Material umformt und außerdem unsere zeitgenössischen Dichter in gleicher Form bringt. Also aus den Wiesbadener Volksbüchern müssen Liebhaberausgaben gemacht werden, jedoch darf der Preis nicht höher als RM 1,50 oder RM 1,60 sein.4
Brief Alexander Sangiorgio (Deutsches Volksbildungswerk) an Georg von Holtzbrinck vom 7. Juni 1943: Es ist klar, dass die Gesichtspunkte, die für die Reichsdienststelle einerseits und den Verlag andererseits bestimmend sind, nicht immer auf der gleichen Ebene liegen. Es ist deshalb nochmals notwendig, darauf hinzuweisen, dass der Abschluss eines Vertrages, durch den die Reichsdienststelle Deutsches Volksbildungswerk die Herausgabe der im
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3 Gemeint ist der März-Band des Jahres 1940 der Bibliothek der unter dem Titel: Frauen am Werk. Ein Buch der Kameradschaft. Erzählungen deutscher Dichterinnen erschien. 4 Wilhelm Schlösser an Georg von Holtzbrinck, 10. Februar 1940. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Privat 1938–1941.
Briefe und Berichte Verlage erscheinenden Wiesbadener Volksbücher übernommen hat, auch für den Verlag eine Beschränkung seiner sonstigen verlegerischen Bewertungsfreiheit mit sich bringt. Sie werden wohl mit mir darüber übereinstimmen, dass der mit dem Verlag abgeschlossene Vertrag der Reichsdienststelle als Herausgeber der Wiesbadener Volksbücher weitgehende Rechte gibt, von denen, was ich besonders hervorheben möchte, die Reichsdienststelle bisher im allgemeinen wenig Gebrauch gemacht hat. … Wenn sich jedoch die Fälle häufen sollten, dass von Seiten des Verlages für die schrifttumspolitischen und allgemeinen Aufgaben der Erwachsenenbildung, die der Herausgeber in seiner Eigenschaft als alleiniger von Partei und Staat anerkannter Träger der Erwachsenenbildung einnimmt, wenig oder kein Verständnis aufgebracht wird, dann sieht sich die Reichsdienststelle allerdings genötigt, die Rechte des Herausgebers in einer anderen Weise als bisher geltend zu machen. Es muss darüber ein für allemal Klarheit bestehen, dass, solange die Reichsdienststelle der Herausgeber ist, auf keinen Fall darauf verzichtet wird, einen bestimmenden und entscheidenden Einfluss auf die inhaltliche, geistige und weltanschauliche Gestaltung und Ausrichtung der Wiesbadener Volksbücher auszuüben, da sie sich im anderen Falle sonst ihres schrifttumpolitischen Auftrages entledigen würde. … Es erscheint deshalb notwendig, einer etwaigen irrigen Auffassung des Verlages zu begegnen, wenn dort angenommen werden sollte, dass die Reichsdienststelle als Herausgeber den Verlag zwar bei gewissen Schwierigkeiten zu unterstützen habe, im übrigen aber der Verlag schalten und walten kann wie es ihm beliebt. Die Reichsdienststelle sieht in der Herausgeberschaft eine Tatsache und keine blasse Theorie. Es wird aber hierzu, wenn der Verlag in der geschilderten Weise verfährt. Es ist nicht das erste Mal, dass die Reichsdienststelle sich zu einem solchen schreiben genötigt sieht. Bereits im Herbst des vergangenen Jahres musste ich mich wegen einer reibungslosen Zusammenarbeit ebenfalls schriftlich mit dem Verlage auseinandersetzen. Da die Reichsdienststelle aber nicht beabsichtigt, einen derartigen labilen Zustand auf die Dauer anzuerkennen, müssen sich, wenn keine Änderung eintritt, zwangsläufig Konsequenzen ergeben, die vermieden werden können, wenn dortseits eingesehen wird, dass bei einem Herausgeber, der die deutsche Erwachsenenbildung führt, der Verleger etwas in den Hintergrund zu treten hat. Die Reichsdienststelle hat stets versucht, die aus kriegsbedingten Gründen entstandenen Schwierigkeiten des Verlages zu beheben und hat dem Verlage Wege zu einer weiteren Papierbeschaffung gewiesen. Leider ist ein erhebliches Papierkontingent, das auf Grund der Initiative der Reichsdienststelle sichergestellt werden konnte, – wie sich in diesen Tagen bei Besprechungen im Reichskommissariat in Oslo ergeben hat, – voraussichtlich nicht mehr verfügbar, da der Verlag die Erledigung der erforderlichen Formalitäten versäumt hat. Hierdurch wird die Reichsdienststelle in ihrer gestaltenden Arbeit nicht unerheblich geschädigt, der wahrscheinlich eine grössere Anzahl von Bändchen sowohl für die Wehrbetreuung als auch für die zivile Betreuung der schaffenden Volksgenossen.5
5 Deutsche Arbeitsfront (A. Sangiorgio) an VDV (Georg von Holtzbrinck), 7. Juni 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV – Devex Schriftwechsel (wichtig).
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Anhang
Brief Carl M. Ludwig an Georg von Holtzbrinck vom 7. August 1943:
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Die Stellungnahme zu gewissen leidigen Korrespondenzen, die wir in der letzten Zeit sowohl von Lektorat als auch vom DVW erhalten haben und unsere Reaktion auf diese Mitteilungen treiben nun zu einer Klärung der Verhältnisse. Wichtig für uns ist die Ansicht des Herrn A. Sangiorgio zu kennen, dass er in erster Linie dafür zu sorgen hat, dass die Stelle des Lektors für seinen bei der Wehrmacht befindlichen Bruder erhalten bleibt. Davon leitet er notfalls seinen Entschluss ab, nur alte Bändchen aufzulegen und sich der Herausgabe von neuen Bändchen zu verschliessen. Ist er zu diesem Entschluss gekommen, weil er selbst davon überzeugt ist, dass seine Schwägerin ihren Aufgaben nicht gewachsen ist und auch nicht gewachsen sein kann und dass aus dieser misslichen Lage Konflikte mit dem Verlag Hohe sind? Er spricht in diesem Schreiben auch davon, dass Frau Sangiorgio unter erschwerten Umständen arbeitet. Er nimmt auch seine Schwägerin in Schutz, breitet dauernd seine Arme beschirmend über sie und ist auch hier in erster Linie Schwager und nicht Abschnittsleiter des DVW. Er denke nicht daran, an Stelle des verhinderten Bruders und der unzulänglichen Schwägerin ein nicht verwandtes Element für den Posten, wie es sich gehörte und im Bereich der Pflichten und Aufgaben des DVW selbst liegen würde, vorzuschlagen. Seine verwandtschaftliche Einstellung ist der Angelpunkt, um den sich seine Gedanken und Wünsche drehen. Diese Haltung könnte ihm eines Tages sehr unangenehm werden, wenn wir uns gezwungen sehen würden, sie seiner vorgesetzten Stelle zur Kenntnis zu bringen und darauf wird es eines Tages doch hinaus laufen; denn ich glaube nicht, dass dieser sture Mensch nur droht. Herr Sangiorgio hat als Abschnittsleiter die Pflicht, den von der DAF abgeschlossenen Vertrag sinngemäss zu erfüllen und es ist ein Verstoss gegen diesen Vertrag, wenn er sich nur von Rücksichtnahme auf seine Verwandtschaft leiten lässt und andererseits uns Mitarbeiter aufzwingen will, die auf politischem Gebiet sich irgendwie hervor getan haben, aber durch unzulängliche schriftstellerische Leistungen das Niveau unseres Verlages herunterzudrücken drohen. Es ist ein unerträglicher Zustand, dass berechtigte Einwände rein verlegerischen Charakters von Herrn Sangiorgio auf die Ebene der Politik geschoben und mit an den Haaren beigezogenen Hinweisen auf den Führer niederkartäscht werden. Wir verkennen gewiss nicht die Absicht des DVW, im Sinne der nationalsozialistischen Anschauungen das Verlagsprogramm zu gestalten. Diese Absicht kann verwirklicht werden, ohne dass rein belletristische Literatur politisch durchtränkt wird. Wir haben keinen politischen Verlag. Solange Vortragsreisende von KdF ausreichende künstlerische Fähigkeiten haben, für unseren Verlag entweder als Autor oder Verfasser von Einführungen gewählt zu werden, wird es zu einem Konflikt zwischen den Bestrebungen des Herrn Sangiorgio und dem Verlag nicht kommen. Der Konflikt entsteht lediglich, wenn für unsere Zwecke unzulängliche Mitarbeiter von Herrn Sangiorgio vorgeschlagen werden. Wenn Sie es bisher getan haben, so sehe ich es als Ihr Stellvertreter als meine Pflicht an, in unserer Planung mich nur von Grundsätzen der Ästhetik leiten zu lassen und nicht gegen Fehlgriffe oder Missgriffe sowohl von Seiten des DVW als auch des sogenannten Lektorats zu wehren. In seinem Brief bringt Herr Sangiorgio zum Ausdruck, dass zwischen DVW und Verlag verschiedene, die weitere Zusammenarbeit ernstlich gefährdende Vorfälle festgestellt wurden. Es würde sich empfehlen, ihn zu veranlassen, diese Vorfälle zu be-
Briefe und Berichte zeichnen. Es ist leicht, eine solche Behauptung aufzustellen. Wenn er aber diese Behauptung beweisen soll, so wird sich aus unserer Stellungnahme ergeben, wer die Zusammenarbeit gestört hat. Der Vertrag mit der DAF gibt dem Abschnittsleiter gewisse Rechte, nicht aber das Recht der Diktatur, denn sonst hätte der Verlag am Tage der Unterschrift seine Selbständigkeit aufgegeben und wäre in ein Hörigkeitsverhältnis zur DAF geraten. Dies ist aber im Vertrag nicht vorgesehen und kann nicht vorgesehen sein. Dies ist aber der persönliche Irrtum des Herrn Sangiorgio, über den er belehrt werden muss. Er verwechselt seine Funktion als Leiter der Abteilung Vortragsreisende für KdF mit der Funktion, die ihm der Vertrag mit unserem Verlag gibt.6
Brief Georg von Holtzbrinck (Wittislingen) an Erich von Holtzbrinck vom 25. April 1948 Lieber Onkel Erich! Ich weiss nicht, ob durch die Änderung der Anschrift das vor etwa 14 Tagen an dich abgegangene Päckchen von Addy bei Dir angekommen ist. Da es durch Einschreiben versandt wurde, kann der Eingang reklamiert werden. Es enthielt Kuchen, schwarzen Tee, Zucker und Esbit. Der Inhalt Deines Briefes ist für mich verständlich geschrieben. Es ist alles in allem eine höfliche Absage. Die Ironie ist erkennbar. Meine Antwort soll der Versuch sein, die Dinge, die zwischen uns ausgesprochen und unausgesprochen schweben, zu klären. Es wird nicht ganz einfach sein, unsere Ansichten auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Nur das Bemühen, nicht in schwarzweiss zu malen, kann zu einem Verhältnis führen, dass es ermöglicht, in Zukunft sich ohne innere Vorbehalte oder Verbitterung zu begegnen. Es ist kein Zufall, dass sich unser gegenseitiges Verhältnis in den letzten Jahren in eine Richtung entwickelt hat, die wir beide nicht gewünscht haben. Wir sind unter ganz verschiedenen Umständen gross und erzogen worden. Du warst schon als Junge auf Dich gestellt und hast Deine Interessen stets gegen die anderer durchsetzen müssen. Ich hatte ein sehr gutes Elternhaus, in dem ich gelernt habe, dass die erste Stelle, für die man sich einsetzt, nicht man selbst ist, sondern die Familie, das heisst für mich heute meine Frau, meine Kinder und meine Eltern. Ich sehe daher die Dinge ganz anders. In vielen Jahren habe ich Dich gut beobachten können und gesehen, dass Du alle Dinge nur ichbezogen betrachtest. Das ist kein Vorwurf, sondern der Mensch ist nun einmal durch seine Erziehung und Umgebung geformt. Und wenn ich die gleiche Jugend und Entwicklung genommen hätte wie Du, wäre mein Denken wahrscheinlich auch ganz anderes. Ich spreche diese Gedanken und die folgenden Beispiele aus, nicht um Dir Vorwürfe zu machen, sondern um Gefühle zu beseitigen, die unser Verhältnis vergiften. Du kannst Dich aus Deinem Einzelgängertum nicht in das Leben anderer Menschen hineindenken. Ich führe als Beispiel das Verhältnis zu Deinen Frauen an, wo doch in allen Fällen eine Schuld der Frauen nicht vorlag und wo in allen Fällen diese Frauen um Deine weitere Zuneigung gekämpft haben. Die Geschichte mit Lilly kenne ich aus Deinen eigenen Erzählungen und die meiner Eltern. Bei Else habe ich das Bild von Ferne 6 VDV Stuttgart (Ludwig) an Georg von Holtzbrinck (Königsberg), 7. August 1943. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel März 1943 bis September 1944.
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Anhang
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und aus den Gesprächen mit beiden Partnern gewonnen und den Bruch mit Peggy habe ich unmittelbar selbst miterlebt. Du weisst, dass mich mit Peggy kein Gefühl der Sympathie verbindet. Ebenso weiss ich, dass Ihr heute keine Verbindung mehr besitzen würdet, wenn sich die Verhältnisse für Dich nicht so grundlegend geändert hätten. Du wirst mir zugestehen müssen, dass ich nach dem ersten Bruch zwischen Peggy und Dir mich bemüht habe, und zwar mit vorübergehendem Erfolg, zwischen Euch zu vermitteln. Die radikale Einstellung gegenüber Mimi habe ich nicht verstanden, sie kam mir immer etwa so vor, wie die eines Offiziers zu einem ungehorsamen Mann. Und ein ähnliches Beispiel dafür, dass Du Dich nicht in die Lage anderer versetzen kannst, war Dein Verhalten gegenüber Vater, als dieser wirtschaftlich nicht mehr ein noch aus wusste. Vater hatte sich in dieser Lage, er besass nichts und hatte für eine 5-köpfige Familie zu sorgen, an Dich mit der Bitte zu helfen [sic!]. Hier ging es damals ausgezeichnet und Du schicktest 20,-. Ich erinnere mich noch sehr genau an die Empörung, die Mutter erfasste, als diese Antwort eintraf. Erst als Erwachsener habe ich verstanden, dass Deine Handlung kein böser Wille war, sondern lediglich das Unvermögen, eine Lage zu beurteilen, in der sich ein Vater befinden kann. Dagegen hast Du, als Willy Beckers die noch kürzlich von Dir erwähnte Auszahlung an Vater zur Bedingung machte, dies getan, weil es eine geschäftliche Transaktion war, bei der eben Bedingungen gestellt werden. Dabei ist es gleichgültig für mich, dass dieser Betrag nach Deiner Ansicht ein Darlehen, nach Ansicht von Vater bzw. Beckers eine Provision war. Unser persönliches Verhältnis hat sich ganz unabhängig von den Beziehungen Euch Brüdern entwickelt. Es ergab sich dabei, dass eine Verbindung nützlich für beide Teile sein konnte. Du hast unsere Interessen nach Kräften vertreten und ebenso wirst Du zugestehen, dass die Honorierung gut war. Daneben hast Du auch für die Lotterie ein Darlehen erhalten. Diese 9.000 RM stehen heute noch zu Buche. Missverständnisse haben sich in dieser Zeit nicht ergeben. Jeder schätzte den anderen in seiner Persönlichkeit so ein, wie er war und achtete seine Art. Über den Verlauf des Krieges waren wir verschiedener Auffassung. Ich vertrat die Ansicht, dass der Krieg niemals zu einem guten Ende kommen würde. Ich habe Dir wiederholt dringend geraten, Dich entsprechend einzustellen und die nötigen Vorsichtsmassnahmen zu treffen. Du wirst zugeben, dass ich sehr frühzeitig auf die kommende Entwicklung hingewiesen habe. Ich habe auch nicht darüber geschwiegen, dass ich Deine Vorbereitungen als verspätet und unvollkommen ansah. Meine Hilfe habe ich Dir angeboten, Du hast nur geringen Gebrauch davon gemacht. Ich glaube, dass sie insoweit aber besser funktioniert hat, als alles andere. Aufdrängen konnte ich sie Dir nicht, nachdem Du nicht darauf eingegangen warst. So ist Dir damals nicht nur die Verlagerung zugute gekommen, sondern auch die Tipps. Wenn Du später die Dinge abdisponiertest und sie dann in Verlust gerieten, dann kann ich mir keinen Vorwurf machen. Meine späteren Ratschläge wurden von Dir nicht beachtet. Zu der ersten Verstimmung kam es, als ich es ablehnte, Dich bei uns aufzunehmen. Wenn jemand in Not ist, hilft man nicht dadurch, dass man gegen sein besseres Wissen einem Wunsche zustimmt. Ich wusste aber damals, dass ein Eingehen auf Deine Bitte nichts anders bedeutet hätte, dass die Angelegenheit keine 48 h gedauert hätte. Auch alles weitere war von mir besser nach den Verhältnissen durchdacht. Ich wusste, dass Dein Aufenthalt auch anderweitig bekannt war und habe es Dir so deutlich gesagt, dass es dadurch zum Streit kam. Ich habe auch nicht verfehlt, darauf hinzuweisen, dass Dein Eigensinn, als solchen
Briefe und Berichte habe ich Dein Verhalten betrachtet, nicht nur Dir selbst, sondern auch mir die grössten Nachteile bringen würde. Du hast mir das als Egoismus vorgeworfen. Ich darf Dir aber die Verhältnisse einmal in aller Deutlichkeit klar legen. Addy hatte keine Berufskenntnisse und war politisch vollkommen unbelastet. Es wäre ohne weiteres ihr möglich gewesen, die Lizenz zu erhalten. Sie konnte und durfte aber damals den Fragebogen nicht ausfüllen, da er die Frage nach den Verwandten mit Rang in den Organisationen nebst deren Anschrift enthielt. Hätte sie ihn wahrheitsgemäss ausgefüllt, so würde sie Dich verraten haben, andernfalls aber hätte sie wegen Fälschung verurteilt werden können. Diese Angelegenheit war entsprechend wichtig und hat sich auch später nachteilig ausgewirkt. Es wurde daher nichts unternommen. Auch dies ist kein Vorwurf, aber ich glaube, dass die Nachteile auf beiden Seiten vermieden worden wären, wenn mein Rat nicht so einseitig als egoistisch betrachtet worden wäre. Es hat nicht zur Förderung der Hilfsbereitschaft beigetragen, dass meine Motive so verzerrt empfunden wurden. Ich habe später das Weitererzählen Deiner Auffassung über mich an die verschiedensten Leute als wenig fair empfunden. Ebenso sind die wiederholten Vorwürfe über den Verlust Deiner Habe sicher für unser Verhältnis nicht wohltuend gewesen. Es ist nicht meine Schuld, wenn Schlösser Deine Aufträge nicht durchführte. Ich habe meinen Wagen 1945 keine vier Monate gefahren und wer die damaligen Umstände kennt, weiss, dass man nur im Bereich der unmittelbaren Umgebung fahren konnte. Wenn ich darüber hinaus einige Fahrten mit Sondergenehmigung machen konnte, dann war dies mit solchen Schwierigkeiten verknüpft, dass es nur für Dinge von lebenswichtiger Bedeutung sein konnte. Ich erwähne dabei nur, dass ein Lager von einem Friedenswert von 20.000 RM in Heilbronn oder eines in noch grösserem Wert in Dillingen verlustig gingen, ohne dass ich einen Finger rühren konnte. Unsere Verhältnisse sind in dieser Zeit ganz falsch eingeschätzt worden. Ein volles Jahr laborierte ich an meinem Unfall. Über zwei Jahre konnte ich geschäftlich nichts unternehmen. Als ich mich wieder rühren konnte, kam es zunächst darauf an, für meine Familie wieder ein Heim und für die Zukunft wieder ein Geschäft aufzubauen. Die unleidigen Wohnverhältnisse sind Dir bekannt. Finanziell habe ich mich lange Zeit unter starkem Druck bewegt. Ich habe nicht nur für die Familie zu sorgen, sondern habe dies auch für die Eltern vorgesehen und Addy musste es für die Ihren. Ich glaube, dass ich jetzt wieder über den Berg bin. In dieser Zeit äusserster Anspannung konnte ich nicht noch weitere Aufregungen gebrauchen, die zu nichts positivem führten. Da die Besuche meistens mit einem Missklang begannen oder endeten, hielt ich es für richtig, sie einzuschränken. Vielleicht war es nicht richtig gehandelt. Aber es ist ein ungutes Gefühl, wenn man angegriffen wird, ohne dem Partner die Unrichtigkeit seiner Auffassung beibringen zu können. Es ist dann so, als ob man gegen eine Mauer sprechen würde. Addy hat dagegen getan, was sie konnte. Wir leben nicht in einem Land wo Milch und Honig fliesst. Sie muss alles zusammenhamstern. Was sie aber tun konnte, geschah gerne. Dagegen drängte sie sehr der Vorwurf, als ob wir an der Schweinerei mit H. oder an dem Verlust Deiner Dinge Schuld gewesen wären. Wir haben, da wir in ähnlichen Verhältnissen lebten, auch zusehen müssen, wie Leute sich an unserem Eigentum bereicherten oder dies versuchten, wenn es sich auch auf anderer Basis abspielte. Ich habe nun versucht, Dir dies alles einmal ausführlich klar zu legen. Ob Du es als wahr und richtig anerkennst, kann ich nicht beeinflussen.
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Anhang Wie ich ausführte, habe ich es als meine erste Aufgabe angesehen, nachdem ich wieder aktiv arbeiten konnte, aus der Misere herauszukommen und für die Zukunft aufzubauen. Wenn sich die Verhältnisse nicht wieder grundlegend durch die politische Entwicklung ändern, glaube ich dies geschafft zu haben. Dies wird vor allem für die Zeit nach der bevorstehenden Währungsänderung von Wichtigkeit sein. Ich hoffe, auch Dir helfen zu können. Diese Bereitschaft Dir mitzuteilen, ist der Zweck dieses Briefes. Ich nehme an, dass Deine Angelegenheit in kurzer Zeit erledigt ist und gut für Dich ausgeht.7
Brief Georg von Holtzbrincks an William Gerald Beckers (New York) vom 1. August 1948: Endlich bin ich auch entnazifiziert. Geschäftlich kann ich also wieder handeln. Die Sperrung des Vermögens wird jetzt aufgehoben. 1.200 RM Sühne muss ich bezahlen. Im übrigen ist mir ausführlich bescheinigt worden, dass ich ein anständiger Mensch gewesen sei und anderen geholfen hätte. Ich glaube, dass es in der ganzen Geschichte nie etwas Törichteres gegeben hat, als dieses Gesetz. Ich habe Jura studiert und kenne nichts Ähnliches. Die Mitgliedschaft zu einer legalen Partei durch ein rückwirkendes Gesetz bestrafen zu wollen, ist schon an sich ungesetzlich. Dann will man die Hälfte zumindest der Bevölkerung gerichtlich auf ihre Gesinnung überprüfen lassen. Das ist erst recht Unsinn. Stell Dir einmal praktisch vor, dass eines Tages die Hälfte der NewYorker Bevölkerung nach etwa 10 Jahren vor Gericht gestellt würde, weil sie damals die Demokratische Partei gewählt hat und jeder Einzelne müsste beweisen, dass er trotz dieser Stimmabgabe ein anständiger Mensch gewesen sei! Dann hast Du den ganzen Unsinn, den man bei uns angestellt hat. Und ebenso ungesetzlich war es bei der Beweislast. In allen zivilisierten Ländern ist es Sitte, dass der Staatsanwalt zu beweisen hat, dass der Beschuldigte irgendeine Tat begangen hat. Bei diesem herrlichen Gesetzeswerk aber musste der Beschuldigte beweisen, dass er nichts verbrochen hat. Und nachdem man drei Jahre nicht hat arbeiten dürfen, das geht nicht nur mir so, sondern dem überwiegenden Teil aller Männer in leitenden, mittleren und sogar niedrigeren Positionen, endet die ganze Geschichte mit einer Art einmaliger Sondersteuer. Du kannst dir denken, dass diese Sondersteuer eine Geste ist. Ich habe bis zu 130.000,- Mark Einkommen versteuert gehabt. Der wirkliche Schaden sind die drei verlorenen Jahre, die Unmöglichkeit, gleich nach dem verlorenen Krieg wieder aufbauen zu können und die vielen Aufregungen, die man hat mitmachen müssen. Jetzt liegt die Geschichte hinter einem. Vergessen werden wir sie aber nicht, denn sie war moralisch viel deprimierender, als die unmittelbaren Gefahren für Leib und Besitz, die der Krieg mit sich gebracht hatte.8
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7 Georg von Holtzbrinck (Wittislingen) an Erich von Holtzbrinck, 25. April 1948. In: Dokumenetensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Schriftwechsel Mai 1945 bis Mai 1948 (Geschäftlich A–M). 8 Georg von Holtzbrinck (Wittislingen) an Onkel Will vom 1. Mai 1948 in: Dokumentensammlung Georg von Holtzbrinck Teilbestand Holtzbrinck Privat/Unternehmen Schriftwechsel Mai 1945 bis Mai 1948 (Geschäftlich A–M).
Briefe und Berichte
Kleine Skizzen aus Deutschland – Georg von Holtzbrincks an William Gerald Beckers (New York) ohne Datum: Montags Morgen um 7 Uhr fahre ich von Wittislingen, einem Dorf von 2.000 Einwohnern, zum Geschäft nach Stuttgart. Wittislingen hat nur eine Kleinbahn. Die Wagen sind mit Petroleumlampen beleuchtet. Die Lokomotiven stammen noch aus dem Jahre 1900. Drei Wagen hängen an dem Zügle. Sie sind überfüllt, da es nur wenige Autos gibt und die Dörfer mit Flüchtlingen aus dem Polen und der Tschechei zugesprochenen Gebieten überfüllt sind. Nach einer halben Stunde Bahnfahrt, steige ich in Dillingen, unserer Kreisstadt, um. Der Bahnsteig schwarz voll Menschen. Es gibt in der amerikanischen Zone nur dritter Klasse mit Holzbänken. Die Fenster sind zum Teil wieder verglast, zum Teil mit Pappen zugemacht. Noch einmal umsteigen in einen Personenzug von München nach Ulm. In dem Zug machen Polen und Juden die Hälfte der Bahngäste aus. Unendlich viele Gepäckstücke, Säcke mit Kartoffeln, Rucksäcke, Holzkisten und Koffer. Darüber heißt es wegsteigen. Man muß gut auf seine Sachen aufpassen. Diebe gibt es auf der Bahn in Massen. Die Züge sind bei Dunkelheit nicht beleuchtet. Es mangelt an Glühbirnen, die neuen werden gestohlen oder zerschlagen, denn die Diebe können in der Dunkelheit bessere Geschäfte machen. Der Zug fährt in Ulm über die reparierte Donaubrücke, die mittelalterlichen Häuser am Donauufer sind meist erhalten. Dahinter erhebt sich eindrucksvoll die Münsterkirche. Die Stadt selbst ist durch Fliegerangriffe zerstört, der Bahnhof ausradiert. Baracken ersetzen die Bahnhofsgebäude. Im Regen gibt es wie auf allen deutschen Bahnhöfen kein Dach auf den Bahnsteigen. In Ulm erreiche ich den Schnellzug nach Stuttgart. Der Zug wieder überfüllt. Die Züge verkehren wieder pünktlich, der elektrische Verkehr geht verhältnismäßig schnell. Die Schnellzüge fahren einen Durchschnitt von 50 km, bei Dampfbetrieb 40 km. Von Ulm bis Stuttgart sind alle Städte vom Krieg unberührt. Saubere Häuser, moderne mittlere Fabriken. Die Neckarbrücke statt früher 4-, heute l-gleisig. Alle Straßenbrücken waren zerstört. Behelfsbrücken werden nach und nach durch stabile ersetzt. Der moderne Hauptbahnhof war zerbombt und ausgebrannt. Er ist sauber aufgeräumt. Der Verkehr wickelt sich reibungslos ab. Wartehalle und Gepäckstellen sind wieder in Ordnung. Auf dem Bahnhof viel herumlungernde junge Männer und Ausländer. Sie verkaufen Zigaretten zu Schwarzpreisen, ebenso Lebensmittelkarten usw. 20 Zigaretten l00 Rm, das ist der Lohn eines Arbeiters für 14 Tage. Vor dem Hauptbahnhof viel Verkehr. Viele moderne amerikanische Autos der Besatzung, die deutschen Wagen sind durchschnittlich klein und alt. In Stuttgart sind 50 % aller Häuser zerstört. Das Zentrum zu 80 %. Es wird viel gebaut, alles geht sehr langsam weiter. Die Schwierigkeiten scheinen unüberwindlich. Trotzdem nimmt die Stadt allmählich ein anders [sic!] Aussehen an. Die Menschen sind sauber gekleidet, bei den meisten sind die Sachen noch aus der Vorkriegszeit. Die neu entstandenen Geschäfte zeigen viel Kunstgewerbe, dagegen keine Gegenstände, die unbedingt notwendig sind. Durch die Ruinen der Altstadt zum Hotel unter der Erde. Eine ehemalige Bunkeranlage. Ich bin dort bekannt und bekomme ohne weiteres mein Zimmer. Die Kabine ist 5
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Anhang qm groß, Bett, Tisch, Nachttisch, Stuhl, Kofferbrücke. Das Hotel gilt in Deutschland als bestes. Nette Halle mit Polstermöbeln, Teeraum und Restaurant. Alles ohne Tageslicht. Seit 1/2 Jahren wohne ich dort jede Woche. Für fremde Gäste ist es fast unmöglich ein Zimmer zu bekommen, es sei denn, sie sind von einer Behörde angemeldet oder sie haben etwas zu bieten, was für den Wirt nützlich ist. Das Hotel hat 150 Betten. Ueber dem Hotel ist ein Parkplatz. Dort steht auch mein Wagen. Es ist ein alter Olympia. Er klappert, aber fährt. Nach Hause kann ich wegen des Benzinmangels nur ab und zu fahren. Mittagessen im Gasthof. Zunächst Lebensmittelmarken abgeben. 50 gm Fleisch, 5 gm Fett, 1 Kartoffelmarke. Man bekommt für den ganzen Monat Mai pro Person 100 gm Fleisch, 400 gm Fett, 8 Kilo Brot. Auf den Tag umgerechnet 3 gm- Fleisch, 13 gm Fett. In den vergangenen Monaten gab es 150 gm Fett, aber 400 gm Fleisch. Kein Mensch kann davon leben. Wer kein Geld hat, etwas schwarz zu kaufen, die Preise etwa l00 mal so hoch, wie normal, muss auf dem Lande tauschen. Wer nichts zu tauschen hat, muss stehlen, wer nicht stiehlt und nicht tauscht und nicht schwarz kaufen kann, muss sterben. Viele alte Leute oder hilflose Ausgebombte oder Flüchtlinge sind gestorben. Nicht eigentlich verhungert; sondern entkräftet, bekommen sie eines Tages eine Grippe, Lungenentzündung oder sonst etwas und löschen still aus. In Süddeutschland weniger, als in den übervölkerten Grosstädten von Ruhr und Rhein, Hamburg, Berlin oder in der russischen Zone. Die meisten aber können sich helfen. Auch die meisten Arbeiter. Daher sind die Züge so überfüllt. Daher so geringe Arbeitsleistung. Ich schätze, dass fast die Hälfte aller arbeitsfähigen Männer in Deutschland entweder gefallen, oder sich noch in russischer oder östlicher oder französischer Gefangenschaft befinden oder durch Verwundungen und Krankheiten mitgenommen sind. Dazu kommt, dass volle Arbeitsleistung nur bei kräftiger Nahrung erzielt werden kann, diese fehlt. Die Zeit, die zur Beschaffung von Lebensmitteln, zu Gängen zu den Behörden, zum Einkauf aller anderen notwendigen Gegenstände erforderlich ist, geht von der Arbeitsleistung ab. Der Hebel zur wirtschaftlichen Gesundung kann nur bei der Ernährung angesetzt werden. Auch jetzt geschieht nichts entscheidendes. Weitere Konsequenz: Ersatz der fehlenden Arbeitskraft durch modernste industrielle Ausrüstung. Tatsache aber bis jetzt Demontage der modernen übriggebliebenen Industrie! Dazu Export von Rohstoffen, wie Kohle und Holz, die wir allerdringendst selbst benötigen. Zu bestimmen haben wir Deutsche nichts. Man hat den deutschen Zug auf ein Gleis fahren lassen, der [sic!] in den Abgrund führt, man hat aber übersehen, dass die Züge der anderen Völker in ihrem Eifer den deutschen Zug zu stossen, auf das gleiche Gleis gefahren sind und erst jetzt merkt man, dass die Weichen falsch gestellt sind. Gelingt es noch die Fahrt rechtzeitig zu bremsen? Yalta und Potsdam waren Stellwerke, in denen Herr Stalin die Aufsicht führte. Das hätte man früher merken können. Wir sehen die Sache so: Gelingt es Russland, entweder von Innen oder auch durch Krieg, Deutschland und Westeuropa zu besetzen, dann ist die Welt und damit auch Amerika verloren. Dieser letzte Krieg hat gezeigt, welche organisatorische und potentielle Macht allein in dem kleinen Deutschland liegt. Wird diese aber mit den uner-
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Briefe und Berichte schöpflichen Rohstoffquellen und den Menschenmassen der Sowjetunion vereinigt, dann gibt es kein Halten.9
Brief Else Wienskowitz (Dillingen) an Rechtsanwalt Rudolf Pfander vom 31. Mai 1948: 1945 gründete ich mit Frau v. Holtzbrinck mit besten Absichten das Geschäft. Ich suchte in meiner trostlosen Lage eine Existenz, v. Holtzbrinck aber jemand, der sie mit K.Z. Ausweisen usw. schützen sollte, vor allem der ihr Vermögen retten sollte. Ich rettete ihnen tatsächlich ihr Papier in Diessen, Eichstätt und Dillingen. Nicht nur das, ich verwahrte auch 12.000,- RM, die er fürchtete zu verlieren. Herr v. Holtzbrinck mietete im Bayer. Hof Lagerräume, die jährlich 2.400,- RM kosteten. Für diese Ausgaben werde ich heute belastet. Als für Herrn v. Holtzbrinck die politische Lage ruhiger wurde, war ich ein lästiger Teilhaber. Man versuchte, mich durch beleidigende Briefe zum Austritt aus der Firma zu bewegen, eine Tarnung war nicht mehr nötig. Als ich aber nicht geneigt war, meine Existenz, die ich aufzubauen versuchte, preiszugeben, löste Frau v. Holtzbrinck die Firma auf. Bei der Sitzung im März vergangenen Jahres versuchte man, mein letztes Barvermögen herauszuziehen. Um meinen Verpflichtungen nachzukommen, war ich gezwungen, wertvolle Gegenstände aus meinem Privatbesitz zu veräußern. Ich möchte die unglaublichen Forderungen hier zusammenfassen: Frau v. Holtzbrinck trat aus eigenem Wollen aus der Firma aus. Als Entschädigung hierfür sollte ich 2.500,RM bezahlen. Für Bücher, die nach genauer Feststellung teilweise einen Herstellungswert von 0,22 – 0,25 RM hatten, wurden von mir 9.000,- RM verlangt. Eine Summe von über 6.000,- RM setzte man für Bilder fest, die ich niemals gesehen, geschweige denn verkauft habe. Ich habe während des Aufbaus des Geschäfts weder Gehalt noch irgendeine Entschädigung erhalten. Ich schildere Ihnen dies alles, damit Sie orientiert sind. In kommender Woche werde ich nun die ganze Angelegenheit dem Staatskommissariat übergeben.10
9 Georg von Holtzbrinck (Wittislingen) an Onkel Will, o. D. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Schriftwechsel Mai 1945 bis Mai 1948 (Geschäftlich A–M). 10 Else Wienskowitz (Dillingen) an RA Pfander, 31. Mai 1948. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, Addy von Holtzbrinck. Ob Else Wiesnkowitz tatsächlich KZOpfer war, wie ihr Hinweis vermuten lässt, ließ sich nicht bestätigen.
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Zeitschriften im Vertrieb von Devex und VDV Schönheit der Arbeit, Monatszeitschrift, herausgegeben von der Deutschen Arbeitsfront und der NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude, Hauptschriftleiter Gerhard Starcke, Verlag der Deutschen Arbeitsfront, Berlin, 1.1936 (Mai) bis 4.1939,6 (eingestellt zum 1. Oktober 1939), im Vertrieb der Devex von April 1937 bis zur Einstellung Freude und Arbeit, Monatszeitschrift, Organ des »Internationalen Zentralbüros Freude und Arbeit«, Hauptschriftleiter Walter Kiehl, Verlag der Deutschen Arbeitsfront, Berlin, 1.1936 bis 8. Jahrgang 1943 (Januar), im Vertrieb der Devex von April 1937 bis Oktober 1939 Kolonie und Heimat. Die deutsche koloniale Bilderzeitung, herausgegeben vom Reichskolonialbund, Hauptschriftleiter W. L. Diehl, Verlag des Reichskolonialbundes, München, 1. Jahrgang 1937 bis 7. Jahrgang 1943 (Juli), im Vertrieb der Devex nachweisbar ab Anfang 1940 bis zur Einstellung Berlin, Rom, Tokio, Monatsschrift für die Vertiefung der kulturellen Beziehungen der Völker des weltpolitischen Dreiecks, Schirmherr Joachim von Ribbentrop, herausgegeben von Dr. Paul Schmidt, Steiniger Verlag, Berlin, 1. Jahrgang 1939 (Mai) bis 6. Jahrgang 1944 (Mai), im Vertrieb der Devex ab Januar 1940 als Ersatz für Freude und Arbeit Kunst im Deutschen Reich, herausgegeben vom Beauftragten des Führers für die Überwachung der Gesamten Geistigen und Weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP und vom Generalbauinspektor für die Reichshauptsstadt, Zentralverlag der NSDAP Franz Eher Nachf., München, 3.1939, Folge 9 bis 8.1944, Folge 8/9, im Vertrieb der Devex ab Januar 1940 als Ersatz für Schönheit der Arbeit Nationalsozialistische Monatshefte. Zentrale politische und kulturelle Zeitschrift der NSDAP, Zentralverlag der NSDAP Franz Eher Nachf., München, 1.1930–15.1944, im Vertrieb der Devex nur nachweisbar über Titelangabe in Lagerlisten Januar und September 194411 Ostland. Halbmonatsschrift für Ostpolitik, herausgegeben vom Bund Deutscher Osten e.V. Berlin, Ahrens Verlag, Berlin, 2.1921–24.1943,5/6, im Vertrieb der Devex nur nachweisbar über Titelangabe in Lagerlisten Januar und September 194412 sowie Schriftwechsel im Januar 194413
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11 Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV – Devex Schriftwechsel. 12 Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV – Devex Schriftwechsel. 13 Brief Devex ohne Kopf Zeichen D/La. an die Verlagsgesellschaft Ostland Riga, 24. Januar 1944. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Holtzbrinck, VDV Schriftwechsel 1943– 1944.
Verlagsbibliografie der Devex und des Verlags Deutsche Volksbücher
Verlagsbibliografie der Devex und des Verlags Deutsche Volksbücher Die Bibliothek wurde am 6. November 1876 von dem Stuttgarter Verleger Hermann Schönlein begründet. Der erste Band kostete bei einem Umfang von 256 Seiten 50 Pfennig. Später betrug der Preis für die alle vier Wochen erscheinenden Monatsbände 75 Pfennige.14 Die Struktur war stets gleich. Etwa drei Viertel des Umfangs waren einem Roman und einer Novelle gewidmet. Daran schloss sich meist eine so genannte historische Skizze von etwa zehn bis 15 Seiten an. Ferner enthielten die einzelnen Bände einen Wissensteil. Den Schluss des Bandes bildeten bunte Beiträgen im Umfang je einer halben Seite, die von Anekdoten über Kurzgeschichten bis zum Gesellschaftsklatsch reichten. In anderen Familienzeitschriften übliche Rubriken wie Gedichte oder ein Briefkasten fehlten. Zielgruppe des gegenüber der Familienzeitschrift modifizierten Programms waren die untere Mittelschicht und die obere Unterschicht.15 In der Literatur wird die Bibliothek als älteste16 bzw. eine der ältesten Buchgemeinschaften17 bezeichnet. Bis zur Übernahme durch Georg von Holtzbrinck und seine Partner Wilhelm Schlösser und Paul Ackermann im Oktober 1937 unterschied sich die Bibliothek jedoch nicht von der Mehrheit der gängigen Unterhaltungszeitschriften. Erst Georg von Holtzbrinck, der als Herausgeber der Reihe zeichnete, wandelte sie aus einer Familienzeitschrift in Buchform in eine »Art moderne Hausbücherei« 18 um, die weiter monatlich erschien. Der Übergang zur Buchgemeinschaft vollzog sich allmählich. Immer wieder finden sich Ende der 1930er Jahre Monatsbände, die eher einer Zeitschrift gleichen, auch wenn sie zumeist bestimmten Themenkomplexen gewidmet sind. Erst zu Beginn der 1940er Jahre, insbesondere nach Beginn der Kooperation mit dem später von Georg von Holtzbrinck und Wilhelm Schlösser ebenfalls erworbenen Verlag Deutsche Volksbücher, setzte sich das Konzept der Buchgemeinschaft durch. Die Bände der Bibliothek waren im Rotationsdruck hergestellt, in Ganzleinen gebunden und kosteten pro Ausgabe 1,40 Reichsmark. Sie wurden zumeist im Direktvertrieb unter Umgehung des stationären Buchhandels an die Endkunden verkauft. Mit den Wiesbadener Volksbüchern übernahmen Georg von Holtzbrinck und Wilhelm Schlösser 1940 eine Buchreihe, die auf eine ähnlich lange Tradition verweisen konnte wie die Bibliothek. Der Wiesbadener Volksbildungsverein, der die Serie ins Leben gerufen hatte, war am 4. März 1872 als Zweigverein der Gesellschaft zur Verbreitung von Volksbildung gegründet worden. Im Jahre 1900 erschien mit Wilhelm Heinrich Riehls Der Stadtpfeiffer der erste Band der Wiesbadener Volksbücher. Bis 1937 wurden 269 Bände in einer Gesamtauflage von etwa 15 Millionen Exemplaren verlegt. Seit dem Juni 1939 wurde die Buchreihe vom Deutschen Volksbildungswerk der DAF herausgegeben. Georg von Holtzbrinck und Wilhelm Schlösser legten nach
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Bigler: Literatur im Abonnement, S. 16. Sarkowski: Vom Kolportagebuchhandel zur Buchgemeinschaft, S.44f. Bigler: Literatur im Abonnement, S. 16. Kollmannsberger: Buchgemeinschaften im deutschen Buchmarkt. Bigler: Literatur im Abonnement, S. 18f.
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Anhang 1940 großen Wert darauf, diesen Vertrag zu erhalten, ohne den der Verlag Deutsche Volksbücher »einen wesentlichen Teil seines Wertes verlieren« würde.19 Verlagsprogramme sind für den Untersuchungszeitraum weder von der Devex noch vom Verlag Deutsche Volksbücher überliefert. Zumindest für letzteren fanden sich im Verleger- und Institutionskatalog der Deutschen Bücherei (1913–1973) zahlreiche Eintragungen, die allerdings, wie eine Überprüfung ergab, der Ergänzung bedurften. Wie sich anhand der zusammengetragenen Daten zeigte, war vor allem die Meldung der Nachauflagen von Werken aus der umfangreichen Backlist des Verlages unterblieben. Die Verlagsbibliographie wurde um jene Titel ergänzt, die sich in mindestens zwei Katalogen20 nachweisen ließen. Abweichende Angaben wurden unter Einbeziehung weiterer Kataloge abgeglichen, um zu klären, ob es sich um unterschiedliche Auflagen oder fehlerhafte Daten handelte. Mehrere Auflagen eines Titels innerhalb eines Jahres wurden nur unterschieden, sofern Feldpostausgaben vorlagen.21 Bei Nachauflagen hat der Verlag die ursprüngliche Bandnummer beibehalten. Nach 1940 übernahm der Verlag Deutsche Volksbücher wiederholt einzelne Titel der Bibliothek, die jedoch nicht in der Reihe Wiesbadener Volksbücher erschienen und nicht den Herausgebervermerk des Deutschen Volksbildungswerkes trugen. Das Vorgehen bei der Rekonstruktion des Programmes der Devex war ähnlich. Im Unterschied zum Verlag Deutsche Volksbücher ist die Devex jedoch nicht im Verlegerund Institutionskatalog der Deutschen Bücherei (1913–1973) erfasst. Erschwert wurde die exakte zeitliche Einordnung der einzelnen Titel durch die Tatsache, dass ab dem Jahr 1941 statt der bis dahin üblichen Bezeichnung der Monatsbände zumeist nur noch fortlaufende Bandnummern vergeben wurden.22 Mit zunehmender Papierknappheit ging die Devex nach Kriegsbeginn dazu über, Titel der Wiesbadener Volksbücher zu übernehmen. Nicht in jedem Fall sind solche Doppelausgaben gekennzeichnet oder in den Katalogen unter beiden Reihentiteln erfasst, was die nach 1943 auftretenden umfangreichen Lücken in der Verlagsbibliografie erklärt. Die Rekonstruktion der Verlagsprogramme wurde auf den Untersuchungszeitraum beschränkt. Der umfassende Datenabgleich bietet die Gewähr dafür, dass die gravierenden Lücken für diesen Abschnitt weitgehend geschlossen werden konnten.
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19 Schlösser an von Holtzbrinck, 14. Auguste 1940. In: Dokumentensammlung, Teilbestand Schlösser, Privat 1938–1941. 20 Neben Bibliothekskatalogen wurden in die Suche auch Antiquariatsverzeichnisse einbezogen. 21 Angaben, ob es sich bei einzelnen Titeln um Neu- oder Nachauflagen handelte, ließen sich in einer Vielzahl von Fällen nicht verifizieren, so dass darauf verzichtet wurde. 22 Diese Praxis hatte vor allem für den Vertrieb Vorteile: Die Vertreter konnten beim Kundengespräch mehrere Bände anbieten. Restauflagen einzelner Titel konnten ebenfalls besser abgesetzt und kriegsbedingte Lieferverzögerungen kaschiert werden.
Verlagsbibliografie der Devex und des Verlags Deutsche Volksbücher
1937 Pegel, Walter: Das Fräulein auf dem Regenbogen. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1937 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. November).
1938 Amerika. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1938 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Oktober). BETSCH, Roland: Die Verzauberten: Aufzeichngen eines Komödianten. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1938 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Februar). Entdecker und Abenteurer. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1938 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Juni). HEYNICKE, Kurt: Herz, wo liegst du im Quartier? Deutsche Verlags-Anstalt 1938 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens). Japan: Volk, Land, Kultur. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1938 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens). Künstler und Frauen. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1938 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. März). Lachende Welt. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1938 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. August). Liebe, Glück und Abenteuer. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1938 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Dezember). NIZOVOJ, Pavel: Das Eismeer. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1938 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Mai). Novellen der Weltliteratur. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1938 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Januar). ROSELIEB, Hans: Blutender Sommer: Roman aus dem spanischen Bürgerkrieg. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1938 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. November). Unsere Ostmark: Zur Heimkehr Deutsch-Österreichs ins Reich. Stuttgart: Deutsche VerlagsExpedition 1938 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Juli). WIDMANN, Ines: Die Schwabenmargret: Roman aus den Karawanken. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1938 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. August).
1939 Befreites Sudetenland: Eine Erinnerungsgabe. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1939 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Januar). DECAUX, Lucile: Madame Walewska. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1939 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens). Der Feldzug in Polen 1939. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1939 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. November/Sonderausgabe). Farmer, Forscher und Askaris: Erlebnisse aus unseren Kolonien. Stuttgart: Deutsche VerlagsExpedition 1939 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Mai). Italien: Dichtung der Gegenwart. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1939 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens). Klänge vom Rhein: Meisternovellen rheinischer Dichter. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1939 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. September). MUNGENAST, Ernst M Der Pedant oder Die Mädchen in der Au. Stuttgart: Deutsche VerlagsExpedition 1939 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens).
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Anhang SAILE, Olaf: Und wieder wird es Sommer. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1939 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Oktober). SUDERMANN, Hermann: Der schwankende Grund: Eine litauische Geschichte. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1939 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Dezember). Über die sieben Weltmeere: Seemannsgeschichten. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1939 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Juni). YAMAMOTO, Yuzo: Wellen: Liebes- und Eheroman aus dem Japan von heute. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1939 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Februar). Zwischen Morgen- und Abendland: Dichter und Erzähler Jugoslawiens. Deutsche VerlagsExpedition 1939 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. August).
1940
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ALEXIS, Willibald: Herr von Sacken. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1940 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Januar). Das Weihnachtsbuch der Bibliothek. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1940 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Dezember). Deutsche Gemeinschaftsarbeit: Geschichte, Idee und Bau des Westwalls. Hrsg. von Camillo Sangiorgio. Wiesbaden: Verlag Deutsche Volksbücher 1940 (Wiesbadener Volksbücher. 270). Elsaß und Lothringen: Altes deutsches Land. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1940 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Oktober). FONTANE, Theodor: Grete Minde. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1940. (Wiesbadener Volksbücher. 228). Frauen am Werk: Ein Buch der Kameradschaft. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1940 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. März). HAMSUN, Knut: Victoria: Die Geschichte einer Liebe. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1940 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. September). Jenseits der Wälder: Deutsches Volk in Siebenbürgen. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1940 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Mai). KELLER, Gottfried: Romeo und Julia auf dem Dorfe. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1940 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. April). LILIENFEIN, Heinrich: Ein Spiel im Wind. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1940 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens). MUNGENAST, Ernst Moritz: Bunkergeschichten. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1940 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Juni). MUNGENAST, Ernst M.: Bunkergeschichten. Wiesbaden: Verlag Deutsche Volksbücher 1940. (Übernahme aus der Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens ohne Reihentitel). OESER, Hans Ludwig; SCHLÖSSER, Wilhelm: Herz der Heimat: Eine Morgengabe für die deutsche Frau. Wiesbaden: Verlag Deutsche Volksbücher 1940. (Sonderausgabe ohne Reihentitel). PEGEL, Walter: Die fernen Nächte. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1940 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. November). PEGEL, Walter: Ohne Befehl: Eine Erzählung aus den Befreiungskriegen. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1940. RAABE, Wilhelm: Die schwarze Galeere. Wiesbaden: Verlag Deutsche Volksbücher 1940. (Wiesbadener Volksbücher. 18). RING, Barbra: Anne Karine Corvin. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1940 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Juli). STRATZ, Rudolf: Rettet Wien! Roman aus der Zeit der Türkenbelagerung 1683. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1940 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens).
Verlagsbibliografie der Devex und des Verlags Deutsche Volksbücher Unbezwinglicher Westwall: Ein Volksbuch vom Ringen um Deutschlands Westmark. Hsrg. von Camillo Sangiorgio. Wiesbaden: Verlag Deutsche Volksbücher 1940. (Wiesbadener Volksbücher. 270). WÖRNER, Hans: Das fröhliche Jahr. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1940 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. 840).
1941 BELLI, Adriano: Lilia Lauri: Eine Italienerin von heute. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1941. (Wiesbadener Volksbücher. 277). BLUNCK, Barthold: Der Dämon: Neue Kurzgeschichten. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1941. (Wiesbadener Volksbücher. 279/280). BLUNCK, Barthold; FRANCK, Hans; STEGUWEIT, Heinz: Drei Meister der Anekdote und der Kurzgeschichte. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1941 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. 842). BLUNCK, Barthold; FRANCK, Hans; STEGUWEIT, Heinz: Drei Meister der Anekdote und der Kurzgeschichte. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1941. (Übernahme aus der Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens ohne Reihentitel). BUSSE, Hermann Eris: Der Vogt von Schiltebach. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1941. (Wiesbadener Volksbücher. 283/284). DRAGNEWA, Ziwka: Bulgarien: Erzähler der Gegenwart. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1941 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. 846). FRANCK, Hans: Das Königsduell und andere Anekdoten. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1941. (Wiesbadener Volksbücher. 281). GRIMM, Hans: Südwestafrikanische Geschichten. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1941 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. 847). Im Reich der Berge: Geschichten und Bilder aus dem deutschen Alpenland. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1941 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. 843). Italien: Meistererzählungen italienischer Dichter der Gegenwart. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1941. (Übernahme aus der Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens ohne Reihentitel). JOHST, Hanns: Die Torheit einer Liebe. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1941 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. 845). LÖNS, Hermann: Meine Welt: Geschichten von Heide, Wald und Wild; ein Gedenkbuch zum 75. Geburtstag des Dichters 1941. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1941 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. 841). MEICHNER, Fritz: Der Bauernmaler: Die Geschichte Pehr Hörbergs. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1941. (Wiesbadener Volksbücher. 282). MENZEL, Adolph: Fridericus Rex. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1941 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. 851). PERHOBSTLER, Wilhelm Michael: Englisches Gesicht und andere Erzählungen. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1941. (Wiesbadener Volksbücher. 273/274). RAABE, Wilhelm: Die schwarze Galeere. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1941. (Wiesbadener Volksbücher. 18). SCHÄFER, Wilhelm: Die Handschuhe des Grafen von Brockdorff-Rantzau und andere Anekdoten. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1941. (Wiesbadener Volksbücher. 271). SCHAFFNER, Jakob: Die Klarinette. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1941. (Wiesbadener Volksbücher. 275/276). SCHMÜCKLE, Georg: Die Frauen des Paolo Orsini. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1941 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. März).
219
Anhang Spanien, Tradition und Gegenwart. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1941 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. 849). STEGUWEIT, Heinz: Leiermann und Fiedelbogen. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1941. (Wiesbadener Volksbücher. 272). STRAUSS, Emil: Der Engelwirt: eine Schwabengeschichte. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1941 (v. 848). WICKERT, Erwin: Die Adamowa. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1941 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. 850). WÖRNER, Hans: Das fröhliche Jahr. Deutsche Verlags-Expedition 1941 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens).
1942
220
BETSCH, Roland: Herzen im Schnee: Ein heiterer Winterroman. Stuttgart: Deutsche VerlagsExpedition 1942 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. 862). BEUMELBURG, Werner: Pflicht und Schicksal: Novellen. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1942 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. 855). BJØRNSON, Bjørnstjerne: Synnöve Solbakken: Erzählung. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 149). BLUNCK, Hans Friedrich: Der Landsknecht. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 258). BONSELS, Waldemar: Die Reise um das Herz. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1942 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. 857). BRAUTLACHT, Erich: Der Wettkampf. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 286). DIEHL, Ludwig: Ägyptische Miniaturen: Reiseskizzen. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 287). DROSTE-Hülshoff, Annette von: Die Judenbuche. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 26). EBNER-ESCHENBACH, Marie von: Krambambuli. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 12). EGGERS, Kurt: Aus meinen Wanderjahren. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 291). EICHENDORFF, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 211). ESKA, Toni: Blumen aus Fabricius und andere Erzählungen. Stuttgart, Jägerstr. 37: Deutsche Verlags-Expedition 1942 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. 853). ESKA, Toni: Der Weg des Fabricius Gall und andere Erzählungen. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 290). EYTH, Max von: Blut und Eisen. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 123). FABER, Kurt: Der göttliche Vagabund. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 265). Finnland: Reich des Nordens: Berichte und Erzählungen finnischer Dichter. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1942 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. 856). [Feldpostausgabe] FRANCK, Hans: Das Königsduell und andere Anekdoten. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 281). [Feldpostausgabe] GERSTÄCKER, Friedrich: Der Schiffszimmermann. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 38).
Verlagsbibliografie der Devex und des Verlags Deutsche Volksbücher GRILLPARZER, Franz: Der arme Spielmann. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 32). HAMSUN, Knut: Leidenschaften. Deutsche Verlags-Expedition 1942 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. 860). HOHLBAUM, Robert: Die Stunde der Sterne: Künstlernovellen. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 254). [Feldpostausgabe] HUGGENBERGER, Alfred: Jakob Spöndlis Glücksfall. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 183). Japan, Tradition und Gegenwart: Erzählungen und Gedichte. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Übernahme aus der Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens ohne Reihentitel). KELLER, Gottfried: Kleider machen Leute. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 249). KELLER, Gottfried: Die drei gerechten Kammacher. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 10). KELLER, Gottfried: Das Fähnlein der sieben Aufrechten. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 16). KLEIST, Heinrich von: Michael Kohlhaas. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 36). KOLBENHEYER, Erwin Guido: Kindergeschichten. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 289). KÖLSCH, Kurt: Mitten im Kriege: Gedichte. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 295). KRÖGER, Timm: Im Nebel. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 87). LAGERLÖF, Selma: Das Mädchen vom Moorhof. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 215). LEIP, Hans: Die Bergung. Stuttgart, Jägerstr. 37: Deutsche Verlags-Expedition 1942 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. 861). LERNET-HOLENIA, Alexander: Der Baron Bagge oder Von Traum und Wirklichkeit. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1942 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. 863). LÖPELMANN, Martin: Legenden der Liebe. Stuttgart, Jägerstr. 37: Deutsche Verlags-Expedition 1942 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. 858). [Feldpostausgabe] LUDWIG, Otto: Aus dem Regen in die Traufe. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 252). MEYER, Conrad Ferdinand: Das Amulett. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 260). MEYER, Conrad Ferdinand: Die Richterin. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 225). MÖRIKE, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 75). Münchner Bilderbogen. Deutsche Verlags-Expedition 1942 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. 859). MUNGENAST, Ernst M.: Bunkergeschichten. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. [Feldpostausgabe] RAABE, Wilhelm: Die schwarze Galeere. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 18). RAABE, Wilhelm: Das letzte Recht. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 135). SCHÄFER, Wilhelm: Die Handschuhe des Grafen von Brockdorff-Rantzau und andere Anekdoten. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 271).
221
Anhang SCHMIDTBONN, Wilhelm: Die Letzte. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 202). SEALSFIELD, Charles: Die Prärie am Jacinto. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 128). SEIDEL, Ina: Die Fürstin reitet. Stuttgart, Jägerstr. 37: Deutsche Verlags-Expedition 1942 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. 852). [Feldpostausgabe] STEHR, Hermann: Wendelin Heinelt. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 246). STIFTER, Adalbert: Hochwald. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 234). STORM, Theodor: Immensee. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 219). STORM, Theodor: Der Schimmelreiter. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 226). STRAUß-TORNEY, Lulu von: Bauernstolz. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 68). STREUVELS, Stijn: Quertreiber am Werk. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 285). VILMAR, August Friedrich Christian: Das Nibelungenlied. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 101). WILBRANDT, Adolf von: Der Lotsenkommandeur. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 21). WÖRNER, Hans: Der Tänzer auf dem Lügenseil. Stuttgart, Jägerstr. 37: Deutsche VerlagsExpedition 1942 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. 854). ZAHN, Ernst: Der Lästerer. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1942. (Wiesbadener Volksbücher. 117).
1943
222
ARNDT, Ernst Moritz: Meine Wanderungen und Wandelungen mit dem Reichsfreiherrn Heinrich Karl Friedrich vom Stein. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1943. (Wiesbadener Volksbücher. 119). BETSCH, Roland: Herzen im Schnee. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1943. (Wiesbadener Volksbücher. 300). BEUMELBURG, Werner: Jörg. Stuttgart: Verl Deutsche Volksbücher 1943. (Wiesbadener Volksbücher. 290). BREHM, Bruno: Der Abend ohne Gefolge. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1943. (Wiesbadener Volksbücher. 292). BRÜES, Otto: Schloß Moyland. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1943. (Wiesbadener Volksbücher. 304). BUSSE, Hermann Eris: Der Vogt von Schiltebach. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1943. (Wiesbadener Volksbücher. 283/284). CAROSSA, Hans: Liebend leidende Welt. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1943. (Wiesbadener Volksbücher. 302). CZIBULKA, Alfons von: Das Lied der Standarte Caraffa. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1943. (Wiesbadener Volksbücher. 288). DAUTHENDEY, Max: Das Rauschen der großen Muschel. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1943 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. April). DELEDDA, Grazia: Der Alte vom Berge. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1943. (Wiesbadener Volksbücher. 81).
Verlagsbibliografie der Devex und des Verlags Deutsche Volksbücher EICHENDORFF, Joseph von: Der letzte Gruss: Gedichte. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1943. (Wiesbadener Volksbücher. 88). EICHENDORFF, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1943. (Wiesbadener Volksbücher. 211). ELSTER, Kristian: Sonnenwolken. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1943 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. 870). ERNST, Paul: Die schöne Colomba und ihre Spießgesellen. Stuttgart: Deutsche VerlagsExpedition 1943 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. 872). FAUST, Philipp: Schicksalstage. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1943. (Wiesbadener Volksbücher. 301). GOTTHELF, Jeremias: Der Besenbinder von Rychiswyl. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1943. (Wiesbadener Volksbücher. 156). GRABENHORST, Georg: Die Brücke. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1943 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. 871). HEDIN, Sven: Reisen und Abenteuer in Tibet. Deutsche Verlags-Expedition 1943 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. 869). HELKE, Fritz: Der Hansel vom Moorhof. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1943. (Wiesbadener Volksbücher. 293). HOFFMANN, Ernst T. A.: Doge und Dogaressa. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1943. (Wiesbadener Volksbücher. 95). HOHLBAUM, Robert: Die Stunde der Sterne: Künstlernovellen. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1943. (Wiesbadener Volksbücher. 254). HOHLBAUM, Robert: Heroische Rheinreise und andere historische Novellen. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1943 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. 866). HUGGENBERGER, Alfred: Jakob Spöndlis Glücksfall. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1943. (Wiesbadener Volksbücher. 183). JELUSICH, Mirko: Sickingen und Karl V. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1943. (Wiesbadener Volksbücher. 294). JELUSICH, Mirko: Sickingen und Karl V. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1943 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens). KOLBENHEYER, Erwin Guido: Kindergeschichten. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1943. (Wiesbadener Volksbücher. 289). LAGERLÖF, Selma: Frauenherzen. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1943 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. 864). LUDWIG, Otto: Aus dem Regen in die Traufe. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1943. (Wiesbadener Volksbücher. 252). MÖRIKE, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1943. (Wiesbadener Volksbücher. 75). PLATTENSTEINER, Richard: Die Leut’ vom Hochkogel. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1943. (Wiesbadener Volksbücher. 217). RAABE, Wilhelm: Das letzte Recht. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1943. (Wiesbadener Volksbücher. 135). RIEHL, Wilhelm Heinrich: Der Stadtpfeifer. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1943. (Wiesbadener Volksbücher. 1). RIEHL, Wilhelm Heinrich: Der stumme Ratsherr. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1943. (Wiesbadener Volksbücher. 241). ROMBACH, Otto: Das Tulpenfiber. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1943. (Wiesbadener Volksbücher. 296). [Feldpostausgabe] ROMBACH, Otto: Das Tulpenfiber. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1943. (Wiesbadener Volksbücher. 296).
223
Anhang ROSEGGER, Peter: Der Geldfeind. Stuttgart: Verlag Deutsche Volkbücher 1943. (Wiesbadener Volksbücher. 303). SCHNEIDER, Manfred: Goya und die Herzogin. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1943 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Mai). SCHWARZKOPF, Nikolaus: Das weinselige Dorf. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1943. (Wiesbadener Volksbücher. 298). STEHR, Hermann: Wendelin Heinelt. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1943. (Wiesbadener Volksbücher. 246). STERN, Adolf: Dürer in Venedig. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1943. (Wiesbadener Volksbücher. 141). STORM, Theodor: Immensee. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1943 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. 874). ZILLICH, Heinrich: Die fröhliche Kelter: Eine Siebenbürger Auslese. Stuttgart: Deutsche VerlagsExpedition 1943 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. 865).
1944
224
ARNDT, Ernst Moritz: Meine Wanderungen und Wandelungen mit dem Reichsfreiherrn Heinrich Karl Friedrich vom Stein. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1944. (Wiesbadener Volksbücher. 119). BARTELS, Adolf: Wilde Zeiten: Rolves Karsten. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1944. (Wiesbadener Volksbücher. 241). BETSCH, Roland: Kleine Wildnis des Herzens: Ein Sommerroman vom Bodensee. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1944 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. 880). BLUNCK, Hans Friedrich: Der Landsknecht. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1944. (Wiesbadener Volksbücher. 258). DAUTHENDEY, Max: Fremde bunte Welt. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1944. (Wiesbadener Volksbücher. 297). EBNER-ESCHENBACH, Marie von: Krambambuli. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1944. (Wiesbadener Volksbücher. 12). ERNST, Paul: Das Leben ein Gleichnis. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1944. (Wiesbadener Volksbücher. 305). FABER, Kurt: Der göttliche Vagabund. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1944 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Januar). GRILLPARZER, Franz: Der arme Spielmann. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1944. (Wiesbadener Volksbücher. 32). HAMSUN, Knut: Unter Herbststernen. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1944 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Juni). HÖLDERLIN, Friedrich: Vom Reich der deutschen Seele. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1944. (Wiesbadener Volksbücher. 307). KÖLSCH, Kurt: Mitten im Kriege: Gedichte. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1944. (Wiesbadener Volksbücher. 295). LAMBERT, Käthe: Maidentage: Ein buntes Buch vom fröhlichen Schaffen. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1944. (Sonderausgabe ohne Reihentitel). LEHMANN, Arthur-Heinz: Die Unschuld zu Pferde. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1944 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. April). MÖRIKE, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1944. (Wiesbadener Volksbücher. 75). SCHAFFNER, Jakob: Die Klarinette. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1944. (Wiesbadener Volksbücher. 275/276).
Verlagsbibliografie der Devex und des Verlags Deutsche Volksbücher SCHOLZ, Wilhelm von: Die Nacht der Entscheidung. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1944. (Wiesbadener Volksbücher. 308). STIFTER, Adalbert: Der Hochwald. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1944. (Wiesbadener Volksbücher. 234). STORM, Theodor: Schimmelreiter. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1944. (Wiesbadener Volksbücher. 226). THOMA, Ludwig: Tja.!: Ernste und heitere Geschichten. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1944. (Wiesbadener Volksbücher. 310). VOLKMANN-LEANDER, Richard von: Träumereien an französischen Kaminen. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1944. (Wiesbadener Volksbücher. 185). ZAHN, Ernst: Das heimliche Leuchten: Erzählungen. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1944 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. März).
1945 ERNST, Paul: Das Leben ein Gleichnis. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1945. (Wiesbadener Volksbücher. 305). GEIßLER, Horst Wolfram: Das glückselige Flötenspiel. Stuttgart: Deutsche Verlags-Expedition 1945 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Januar). RIEHL, Wilhelm Heinrich: Der stumme Ratsherr. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1945. (Wiesbadener Volksbücher. 241). SCHOLZ, Wilhelm von: Die Nacht der Entscheidung. Stuttgart: Verlag Deutsche Volksbücher 1945. (Wiesbadener Volksbücher. 308).
1946 ROLLAND, Romain: Peter und Lutz. Rottenburg: Verlag Deutsche Volksbücher 1946. (Wiesbadener Volksbücher. 315).
1947 KELLER, Gottfried: Das Fähnlein der sieben Aufrechten. Rottenburg: Verlag Deutsche Volksbücher 1947. (Wiesbadener Volksbücher. 16). STIFTER, Adalbert: Hochwald. Rottenburg: Verlag Deutsche Volksbücher 1947. (Wiesbadener Volksbücher. 234). VEGESACK, Siegfried von: Zwischen Staub und Sternen: Südamerikanische Erzählungen. Rottenburg: Verlag Deutsche Volksbücher 1947. (Wiesbadener Volksbücher. 322).
1948 DICKENS, Charles: Ein Weihnachtsabend: Eine Geistergeschichte. Rottenburg: Verlag Deutsche Volksbücher 1948. (Wiesbadener Volksbücher. 4). HEITMANN, Hans: Das versunkene Dorf. Rottenburg: Verlag Deutsche Volksbücher 1948. (Wiesbadener Volksbücher. 321). LAGERLÖF, Selma: Das Mädchen vom Moorhof. Rottenburg: Verlag Deutsche Volksbücher 1948. (Wiesbadener Volksbücher. 215). MÖRIKE, Eduard: Geheimnisvolles Saitenspiel: Gedichte. Rottenburg: Verlag Deutsche Volksbücher 1948. (Wiesbadener Volksbücher. 314).
225
Anhang STIFTER, Adalbert: Abdias. Rottenburg: Verlag Deutsche Volksbücher 1948. (Wiesbadener Volksbücher. 313). WHITMAN, Walt: Grashalme. Rottenburg: Verlag Deutsche Volksbücher 1948.
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Literatur und veröffentlichte Quellen
Literatur und veröffentlichte Quellen ABEL, Karl-Dietrich; Herzfeld, Hans: Presselenkung im NS-Staat: Eine Studie zur Geschichte der Publizistik in der nationalsozialistischen Zeit. Berlin: Colloquium-Verlag 1968. ABENDROTH, Wolfgang: Nationalsozialismus und die deutsche Universität: Universitätstage 1966. Berlin: de Gruyter 1966. Adressbuch für den Stadt- und Landkreis Hagen i.W. Hagen: C. Hinnerwisch 1914. Adressbuch für den Stadt- und Landkreis Hagen i.W. Siegen: Montanusverlag 1920. ALY, Götz: Hitlers Volksstaat: Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus. Frankfurt am Main: Fischer 2005. ARBOGAST, Christine: Herrschaftsinstanzen der württembergischen NSDAP: Funktion, Sozialprofil und Lebenswege einer regionalen NS-Elite 1920–1960. München: Oldenbourg 1998. BARBIAN, Jan-Pieter: Literaturpolitik im »Dritten Reich«. Institutionen, Kompetenzen, Betätigungsfelder. München: Deutscher Taschenbuch-Verlag 1995. BARBIAN, Jan-Pieter: Die vollendete Ohnmacht?: Schriftsteller, Verleger und Buchhändler im NSStaat; ausgewählte Aufsätze. Essen: Klartext 2008. BARKAI, Avram: Das Wirtschaftssystem des Nationalsozialismus: Ideologie, Theorie, Politik. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch-Verlag 1988. BAUSCH, Ulrich: Die Kulturpolitik der US-amerikanischen Information Control Division in Württemberg-Baden von 1945–1949. Stuttgart: Klett-Cotta 1992 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Stuttgart. 55). BECHERT, Rudolf: Grundzüge der nationalsozialistischen Rechtslehre. Leipzig: Kohlhammer 1938 (Neugestaltung von Recht und Wirtschaft. 4). BEHRENBECK, Sabine: Der Führer. Die Einführung eines politischen Markenartikels. In: Propaganda in Deutschland. Geschichte der politischen Massenbeeinflussung im 20. Jahrhundert. Hrsg. von Gerald Diesener und Rainer Gries: Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1996, S. 51–78. Bekanntmachungen des Leiters des Deutschen Buchhandels. In: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel (1942) Nr. 69/70, S. 65. BENZ, Wolfgang: Zur Rolle der Propaganda. In: Hitlers Künstler: Die Kultur im Dienst des Nationalsozialismus. Hrsg. von Hans Sarkowicz. Frankfurt am Main: Insel 2004, S. 453. BERGLUND, Gisela: Der Kampf um den Leser im Dritten Reich: die Literaturpolitik der »Neuen Literatur« (Will Vesper) und der »Nationalsozialistischen Monatshefte«. Worms: Heintz 1980. Bericht Weltkongress für Freizeit und Erholung. Hamburg: Hanseatische Verlagsanstalt 1937. BERMAN, Russell: Enlightenment or empire: Colonial discourse in German culture. Lincoln: University of Nebraska Press 1998. BEST, Wiltraut: Die Überwindung nachteiliger Folgen der Rationalisierung durch das Amt Schönheit der Arbeit. Großenhain, Universität München, Diss. 1935. BEZ, Thomas: Der Stuttgarter Buchhandel im 20. Jahrhundert. Stuttgart: Hoffmann 1997. BIGLER, Rolf R.: Literatur im Abonnement: Die Arbeit der Buchgemeinschaften in der Bundesrepublik Deutschland. Gütersloh: Bertelsmann 1975. BOCK, Petra; WOLFRUM, Edgar: Umkämpfte Vergangenheit. Geschichtsbilder, Erinnerung und Vergangenheitspolitik im internationalen Vergleich. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1999. BODE, Dietrich: Reclam, 125 Jahre Universal-Bibliothek 1867–1992. Stuttgart: Reclam 1992. BOHN, Robert: Reichskommissariat Norwegen: »Nationalsozialistische Neuordnung« und Kriegswirtschaft. München: Oldenbourg 2000.
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Anhang
Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Abb. 2: Abb. 3: Abb. 4: Abb. 5: Abb. 6: Abb. 7: Abb. 8: Abb. 9: Abb. 10: Abb. 11: Abb. 12: Abb. 13: Abb. 14: Abb. 15: Abb. 16: Abb. 17: Abb. 18: Abb. 19: Abb. 20: Abb. 21: Abb. 22: Abb. 23: Abb. 24:
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Eppenhauser Straße in Hagen (um 1919), Quelle: Stadtarchiv Hagen ........ 20 Anleitung zum Verhalten bei Luftangriffen, Quelle: Stadtarchiv Hagen .... 21 Georg von Holtzbrincks Studentenausweis der Universität Köln (1930), Dokumentensammlung ................................................................................. 24 Flugblätter des NS-Studentenbundes Universität Köln, Quelle: Archiv der Universität Köln ............................................................ 27 Versicherungspolice der Bibliothek (1936), Dokumentensammlung .......... 38 NSDAP-Mitgliedkarte Georg von Holtzbrincks, Quelle: Nara ................... 47 Schönheit der Arbeit 1934–1936, Quelle: BArch ........................................ 58 Programm Weltkongress für Freizeit und Erholung Hamburg 1936, Quelle: Dokumentensammlung .................................................................... 60 Mitgliedsausweis Reichsverband der werbenden Zeitschriftenhändler 1938, Quelle: Dokumentensammlung .......................................................... 62 Mitgliedsausweis Reichspressekammer 1938, Quelle: Dokumentensammlung .................................................................... 64 Vorwort der neuen Herausgeber der Bibliothek, Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens (Oktober 1937) ........................................... 84 Die Bibliothek in neuer Gestaltung (1937) .................................................. 86 Einband des Amerika-Bandes der Bibliothek (1938) .................................. 93 Hans Roselieb Blutender Sommer ............................................................... 94 Befreites Sudetenland (Januar 1939) ............................................................ 95 Sonderband der Bibliothek zum Kriegsausbruch (November 1939) ........... 98 Mitgliedsausweis Reichsschrifttumskammer, Quelle: Dokumentensammlung .................................................................. 106 Der Band zum »Westwall« ......................................................................... 114 Herz der Heimat (Einband und Titelblatt) .................................................. 117 Werbung für Buchkassetten der Bibliothek, Quelle: Dokumentensammlung ................................................................. 126 Parallelausgaben der Wiesbadener Volksbücher und der Bibliothek ........ 134 Frontbuch-Ausgaben der Wiesbadener Volksbücher ................................. 157 Bitte an die Privatkanzlei des Führers um Förderung für Olaf Saile, Quelle: Staatliches Russisches Militärarchiv Moskau, Sonderarchiv ........ 166 Maidentage Titel und Buchrückseite, illustrierter Kapitelanfang .............. 169
Personen- und Sachregister
Personen- und Sachregister
Aas und Wahl (Druckerei)
159f. A. Ackermann (Zeitschriftenhandlung) 40 Ackermann, Paul 40 f. 64, 136, 183, 215 Adenauer, Konrad 8, 24 Alverdes, Paul 124 Arndt, Ernst Moritz 112, 158 Atlantic 100 August der Starke 18
Baden-Badener Morgenzeitung
163
Banzhaf, Karl 183 Barbian, Jan-Pieter 9, 15 Bauhaus 61 Bayerisches Rotes Kreuz 178 Becker, William Gerald 143, 187, 208, 210f. Beensen, Wilhelm 113, 197 Behrendt-Verlag 191 Belli, Adriano 148 Berlin, Rom, Tokio (Zeitschrift) 10, 69, 72, 182, 214 Bermann Fischer, Gottfried 13 Bernhard Meyer-Verlag 36 Bertelsmann 7–10, 12f., 15, 102, 154– 156, 192 Bertelsmann-Lesering 12 Beumelburg, Werner 80, 124, 129, 150, 161 Bibliographisches Institut 10, 156 Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens 9, 14, 16, 34, 41, 84, 88, 129, 133, 190 Bieleke, Werner Siehe Blankenburg, Werner Bismarck, Otto von 112, 125 Blankenburg, Werner 51f., 65 Blunck, Barthold 148 Blunck, Hans-Friedrich 11, 112, 124, 148 Böhlau Verlag 154 Bohlmann, Ferdinand 27
Bollmann, Fritz 26 Bonsel, Waldemar 129 Börsenverein der Deutschen Buchhändler 8, 10, 102, 129 Böttger, Johann Friedrich 18 Brahms, Johannes 117 Brehm, Bruno 89, 95, 112, 124, 150f., 170 Bremer Zeitung 72 Breymann, Hans 173 Brief, Götz 57 Bubenhofer, Bernhard 182 Buch für alle 13, 31, 34f., 37, 42, 82, 190, 202 Bücherkunde (Zeitschrift) 73 Bühler, Hans-Eugen 15 Bürckel, Josef 48, 108 Busse, Fritz 118, 168, 170 Busse, Hermann Eris 147
Carossa, Hans
112, 151 Christ und Welt (Zeitschrift) 13 Chronik der Zeit (Zeitschrift) 34f. Claudius, Hermann 11, 117, 124, 168 Coar, Firmin 92 Siehe auch Roselieb, Hans Coca-Cola 91 Cooper, James Fenimore 79 Cotta-Verlag 15, 122, 171
Dahm, Volker
15 Das Reich (Zeitung) 72 Der schwäbische Bund (Zeitschrift) 127 Deutsche Arbeitsfront (DAF) 7, 10f. 16, 41, 45f., 52–55, 57, 59, 61, 63, 68–71, 76, 91, 101, 110, 112, 116, 119, 121, 140f., 149, 153, 158f., 186, 191 Deutsche Bücherei 101 Deutsche Buchgemeinschaft 82 Deutsche Glaubensbewegung 78 Deutsche Hausbücherei 83 243
Anhang Deutsche Kolonialzeitung (Zeitung) 72 Deutsche Verlagsexpedition Stuttgart (Devex) 5, 9, 16, 40–42, 47, 51– 55, 57, 59, 61–63, 65, 67–81, 83,85f., 88, 96, 101–103, 114f., 119, 121, 123, 125, 127, 129 Deutscher Bücherbund 12 Deutscher Gemeindeverlag 75 Deutsches Auslandsinstitut 124 Deutsches Volksbildungswerk der DAF 10, 110 Deutschnationale Hausbücherei 11 Deutschnationaler Handlungsgehilfenverband (DHV) 9, 11 Die Form (Zeitschrift) 57 Diehl, Ludwig 149 Diel, Louise 124 Deutscher Werkbund 56 Deutschnationale Volkspartei (DNVP) 30 Durchbruch (Zeitschrift) 78 Dürkheimer Tageblatt (Zeitung) 108 Dürkheim-Grünstadter Verlagsgesellschaft m.b.H. 108f. Durst, Heinrich 143, 183 Deutsche Verlags-Anstalt (DVA) 171 Dwinger, Erwin 80, 124
E
ggers, Kurt 149 Eher-Verlag 10, 73 Eichendorff, Joseph von 12, 148 Erbstroh, Rudolf 40 Erckmann, Rudolf 88, 121 Ernst, Charlotte (geb. Hempel) 173 Eska, Toni 129 Europäischer Buchclub 12
F
244
aulkner, William 91 Fleischhauer & Spohn-Verlag 164, 171 Ford 91 Fraenkel, Ernst 70 Franck, Hans 11, 147 Franckh’sche Verlagsbuchhandlung 107, 171, 176
Frau in den Kolonien (Zeitschrift) 72 Freude und Arbeit (Zentralbüro) 59, 61 Freude und Arbeit (Zeitschrift) 53–55, 59, 61, 68f., 71, 121, 182, 185, 214 Fuhrmans, Karl-Herbert 28f., 47
Gartenlaube (Zeitschrift)
34f. Geck, Ludwig Heinrich Adolph 57 Gesellschaft zur Verbreitung von Volksbildung 105 Glöckle, Martha 49 Goebbels, Joseph 59, 61, 70, 90, 102, 112, 153, 168, 170 Goebbels, Magda 118 Goethe, Johann Wolfgang von 112, 118 Göring, Emmi 118 Göring, Hermann 70, 91, 113, 171 Grillparzer, Franz 12 Grimm, Hans 11–13, 96, 112f., 127f. Gutbrod, Hans 77 Gutbrod, Karl 71, 74f., 77, 79, 127, 171, 176f. Gutbrod, Max 78
H. Goverts Verlag
8 Haegert, Wilhelm 102, 171 Hakenkreuzbanner (Zeitung) 164 Hall, Murray G. 16 Hamer, Isabel 171 Hammerschmidt, Otto 184 Hamsun, Knut 125, 129 Handelsblatt 14 Hanseatendienst 112 Hanseatische Verlagsanstalt 9, 83 Hauer, Jakob Wilhelm 78 Hedin, Sven 129 Heffe, Eberhard 52 Helpach, Willi 56 Heydrich, Reinhard 78 Heyne-Verlag 122 Hilliger-Verlag 111 Himmler, Heinrich 78 Hinkel, Hans 103 Hirschfeld-Verlag 78
Personen- und Sachregister Hitler, Adolf 52, 65, 73, 89, 91, 99, 113, 125, 127 Hohenstaufen-Verlag Karl Gutbrod 78 Holtzbrinck, Addy von 163, 178, 179, 194, 207, 209 Holtzbrinck, Erich von 10, 23, 97, 143, 158, 172, 189, 207 Holtzbrinck, Georg Hermann von 18 Holtzbrinck, Georg von passim Holtzbrinck, Georg Wilhelm von 18 Hörner, Adolf 108
Illustriertes Sonntagsblatt
34 Illustriertes Unterhaltungsblatt 34 Insel-Bücherei 103
J
. B. Metzler-Verlag 171 J. Rheinberger AG 108 Jambo (Zeitschrift) 72 Jelusich, Mirko 150 Johst, Hanns 127 Josef-Bürckel-Stiftung 108 Junge, Rudolf 138
Kafka, Franz
12 Kamm, Gotthold 175 Kampfbund für deutsche Kultur 103, 111f. Kaplan, Chaim A. 9 Karl Gutbrod Verlag 78 Kasack, Hermann 113 Keiderling, Thomas 16 Keller, Gottfried 148 Ketelsen, Uwe-Karsten 15 Kiehl, Walter 53 Kiepenheuer & Witsch-Verlag 12 Kippenberg, Anton 103 Kirby, Gustavus Town 59 Kleist, Heinrich von 12, 148 Kohlhammer, Walter 75, 77, 99 Kohlhammer-Verlag 10, 75–80, 91, 121, 154, 156, 171f. Kolbenheyer, Erwin Guido 11f., 149 Kolonie und Heimat (Zeitschrift) 69, 71f., 214
Korrespondenz der Deutschen Kolonialgesellschaft 72 Korrespondenz des Reichskolonialbundes (Zeitschrift) 72 Kortwich, Werner 103 Kraft durch Freude (KdF) 9 Kranz, Kurt 61 Kuhn, Gerhard 48, 108 Kunst im Deutschen Reich (Zeitschrift) 69, 73, 214
L
agerlöff, Selma 129 Langen-Müller-Verlag 9, 112 Ledig-Rowohlt, Heinrich-Maria 145 Leins, Hermann 171 Lent, Georg Wilhelm von 18 Lent, Johannes von 18 Leopold I., Kaiser 18 Lesser, Josef 50 Leutloff, Fritz 110 Ley, Robert 26f., 55, 59, 110f., 113 Lichtenstein, Maria 184 Lichtschlag, Otto 22 Liliencron, Detlev von 12, 160 Lohse, Hinrich 74, 161 Lokatis, Siegfried 14f. Löns, Hermann 112, 127 Lotz, Wilhelm 57 Ludwig, Carl M. 120, 140–143, 160, 163, 165, 206
Man, Hendrik de
56
Mann, Thomas, 12 Margolick, David 14 Meckel, Karl-Friedrich 109, 113f., 116, 119 Meier-Sökefeld, Hubert 178 Minor, Walter 107–109 Mittelbach, Franz 176 Möbius-Verlag 122 Mohn, Heinrich 177 Münchner Neueste Nachrichten (Zeitung) 72 Mungenast, Ernst Moritz 118, 124, 126 Münsterberg, Hugo 57
245
Anhang Murr, Wilhelm 78, 176 Mussolini, Benito 73, 88
Presse-Illustrationen HoffmannMünchen 100
Nach Feierabend (Zeitschrift)
Quisling, Vidkun
36 Nachforschungszentrale für Wehrmachtsvermisste 178 Nasjonal Samlings Rikstrykkeri (Druckerei) 160 National Recreation Association 59 Nationalsozialistische Monatshefte (Zeitschrift) 10, 73, 214 Nelson Trykk (Druckerei) 160 Nespital, Margarete 165 Neue Literatur (Zeitschrift) 73 Neuner, Gebrüder 61 NSDAP 7, 9, 14, 16, 25–30, 47–51, 65, 73, 77, 82, 102, 109–112, 127 NSDAP. Sektion Universität Köln 27f., 30 NS-Kurier (Stuttgart) 164 NS-Studentenbund (NSDStB) 7, 25– 30, 48, 50f. Nürnberger Lebensversicherungs-Bank 37
Oberkommando der Wehrmacht (OKW) 10, 17, 100, 112, 123 Oeser, Hans-Ludwig 11, 82f., 85, 90, 96, 101, 117, 122, 124, 145f., 163, 165, 168, 172, 196 Ophaus, Franz Joseph 79 Organisation Todt 67, 114 Oris-Verlag 116, 122 Ostland (Zeitschrift) 74, 161, 214
Parteiamtliche Prüfungskommission
246
(PPK) 8 Paul Hempel Verlag 173 Pezold, Gustav 97, 112 Pfälzische Verlagsanstalt GmbH 108 Pfander, Rudolf 70, 139 Pfennigmagazin (Zeitschrift) 34 Pleyer, Wilhelm 95, 112 Poeschel-Verlag 171 Press Associated 100 Presse-Bildzentrale 100
160
Raabe, Wilhelm
12, 118 Rainer Wunderlich Verlag 171 Rastatter Tagblatt 163 Rathenower Zeitung 163 Reclam-Verlag 103, 107 Reichsarbeitsdienst 167 Reichskulturkammer (RKK) 17, 44, 112 Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung 145 Reichsmusikkammer 138 Reichspressekammer (RPK) 10, 16f., 40, 42, 44, 46f., 51, 63f., 70, 102 Reichsschrifttumskammer 10, 16f., 76, 82, 102, 105f., 122, 127 Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums 83, 88 Reichsverband der werbenden Buchund Zeitschriftenhändler 16, 44 Remarque, Erich Maria 12 Rensen, Luise Hedwig 173 Rheinfront (NS-Zeitung) 108 Ribbentrop, Joachim von 10, 69, 72, 214 Riefenstahl, Leni 113 Riehl, Wilhelm Heinrich 107 Rock, Otto Ernst 32, 202 Rohr (Druckerei) 108 Rombach, Otto 150 Roosevelt, Franklin D. 59, 91 Roselieb, Hans 92, 94 Rosenberg, Alfred 73, 90, 111–113 Röttig, Sabine 16 Rowohlt-Verlag 11
S
. Fischer-Verlag 11 Saile, Käte 168 Saile, Olaf 163 Sander, Ulrich 123 Sangiorgio, Alexander 110f., 119, 140, 142–144, 159, 197, 204, 206f.
Personen- und Sachregister Sangiorgio, Brüder 10, 111, 113, 116, 120, 140 Sangiorgio, Camillo 110, 146, 148, 155 Sangiorgio, Gustel 140, 141, 143, 206 Sarkowski, Heinz 16 Schäfer, Wilhelm 12, 147 Schaffner, Jakob 12, 148 Scherl 100 Schirach, Baldur von 27, 30 Schlageter, Albert Leo 147 Schlösser, Wilhelm 9, 11f., 15, 32, 34, 39–41, 43, 51f., 54f., 62, 64–67, 71, 75, 77, 79–93, 86–88, 90, 95, 100, 102, 105, 114f., 117, 119, 121–123, 126, 128, 203f. Schmidt, Rudolf 183 Schmolze, Ludwig 109 Schmückle, Georg 127 Schneekluth, Franz 122 Scholz, Robert 73 Schönheit der Arbeit (Amt) 10, 56f., 185 Schönheit der Arbeit (Zeitschrift) 53– 55, 57f., 61, 68f., 73, 182, 214 Schwarz, Xaver 48 Schwenger, Rudolf 57 Seidel, Ina 124, 129 Sicherheitsdienst im Reichssicherheitshauptamt (SD) 101, 150 Siebel, Konrad 92 Siehe auch Roselieb, Hans Silcher, Friedrich 117 Simons, Olaf 15 Sölmund, Olaf 91 Speer, Albert 56f. SS-Personalhauptamt 143 Stalling-Verlag 165 Starcke, Gerhard 53 Steguweit, Heinz 124, 147 Stehr, Hermann 12 Steinborn, Will 158 Stifter, Adalbert 123 Storm, Theodor 12, 135, 148 Stresemann, Gustav 96 Streuvels, Stijn 149 Studi-VZ 13
Stuttgarter Hausbücherei 12 Süddeutsche Kulturkorrespondenz 164 Suhrkamp-Verlag 102 Sylvester, Wanda 184
T
avernaro, Thomas 16 Tenscher, Kunstblumenfabrik 67 Triebel, Florian 16 Trifels-Verlag 137 Troost, Paul Ludwig 73 Truckenmüller, Georg 78f., 129 Tucholsky, Kurt 12 Twain, Mark 91
Union Deutsche Verlagsgesellschaft 31f., 34–37, 40, 82, 171
Velmede, August Friedrich
10, 111– 113, 119f., 126 Verlag Deutsche Volksbücher 9, 14, 79, 81, 83, 91, 104f., 109–111, 115f., 119–121, 126, 129 Verlag Hermann Schönlein 34 Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck 7, 12 Vierjahresplan (Zeitschrift) 91 Voigt, Wilhelm 147 Völkischer Beobachter (Zeitung) 100 Volksbildungswerk 10
Wagner, Adolf
73 Wallrath-Janssen, Anne-M. 8 Wärmeapparatebau GmbH Otto Braun Stuttgart 67 Weber, Johann Jakob 34 Wedel, Hasso von 157 Wehner, Josef Magnus 124 Weltkongress für Freizeit und Erholung Hamburg 60 Westdeutscher Beobacher 147, 164 Westermann Verlag 112 Westmark (Zeitung) 110f., 125 Westpfalzverlag 108 Wienskowitz, Else 178, 213 247
Anhang Wiesbadener Volksbildungsverein 105, 107f. Wiesbadener Volksbücher 9, 11, 83, 91, 101, 105, 107f., 110f., 113, 115f., 118, 120, 124, 126 Winterhilfswerk 112 Wittek, Erhard 124
248
Wittwer, Konrad 82, 171
Z
ierke, Fritz 97, 100 Ziesel, Friedel 167f. Ziesel, Kurt 112 Zillich, Heinrich 124