Christian Mattke Albert Oeckl – sein Leben und Wirken für die deutsche Öffentlichkeitsarbeit
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Christian Mattke Albert Oeckl – sein Leben und Wirken für die deutsche Öffentlichkeitsarbeit
Organisationskommunikation. Studien zu Public Relations/ Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikationsmanagement Herausgegeben von Günter Bentele Die Reihe „Organisationskommunikation. Studien zu Public Relations/Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikationsmanagement“ zielt darauf, wesentliche Beiträge zur Forschung über Prozesse und Strukturen der Kommunikation von und in Organisationen in ihrem gesellschaftlichen Kontext zu leisten. Damit kommen vor allem Arbeiten zum Tätigkeits- und Berufsfeld Public Relations/Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikationsmanagement von Organisationen (Unternehmen, politische Organisationen, Verbände, Vereine, Non-Profit-Organisationen, etc.), aber auch zur Werbung oder Propaganda in Betracht. Nicht nur kommunikationswissenschaftliche Arbeiten, sondern auch Beiträge aus angrenzenden Sozialwissenschaften (Soziologie, Politikwissenschaft, Psychologie), der Wirtschaftswissenschaften oder anderen relevanten Disziplinen zu diesem Themenbereich sind erwünscht. Durch Praxisbezüge der Arbeiten sollen Anstöße für den Professionalisierungsprozess der Kommunikationsbranche gegeben werden.
Christian Mattke
Albert Oeckl – sein Leben und Wirken für die deutsche Öffentlichkeitsarbeit
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar.
Wir danken der BASF Aktiengesellschaft für die Unterstützung beim Druck dieses Buches.
1. Auflage März 2006 Alle Rechte vorbehalten © VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2006 Der VS Verlag für Sozialwissenschaften ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.vs-verlag.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Satz: Katrin Schmitt Druck und buchbinderische Verarbeitung: MercedesDruck, Berlin Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN 3-531-14989-X
Leben und Leistung eines deutschen PR-Nestors Ein Vorwort von Günter Bentele
Die vorliegende Dissertation betritt wissenschaftliches Neuland. Christian Mattke hat die erste umfassend recherchierte Arbeit mit einem biografischen Gesamtanspruch über den bekanntesten deutschen „PR-Nestor“ vorgelegt, Albert Oeckl (1909 – 2001). Prof. Dr. Albert Oeckl hatte lange Zeit die Rolle einer Leitfigur für das deutsche Berufsfeld Öffentlichkeitsarbeit, er ist in diese Rolle hinein gewachsen und hat sie sich auch aktiv erarbeitet. Insbesondere seine verbandspolitischen Aktivitäten (z.B. DPRGGründungsmitglied und DPRG-Präsident, CERP- und IPRA-Vorstandsfunktionen) waren es neben seinen Publikationen, Vorträgen und seiner langjährigen Tätigkeit als PR-Chef der BASF, die ihn für diese Rolle prädestinierten. Oeckl, der für den Professionalisierungsprozess des Berufsstandes von den sechziger bis zu den achtziger Jahren wichtig war, hatte z.B. schon früh Vorstellungen zu einer akademisch fundierten PR-Ausbildung und zur ethischen Fundierung des Berufs entwickelt. Oeckl ist bezüglich seiner Rolle für das Berufsfeld mit Edward L. Bernays zu vergleichen, der für die amerikanischen Public Relations eine ähnliche Rolle als „founding father“ gespielt hat. Sei 1950 gab Oeckl das heute noch jährlich erscheinende „Taschenbuch des Öffentlichen Lebens“ heraus, eine Adressensammlung, die auf nahezu jedem Redaktionsschreibtisch steht und mit dem er seinen Namen schnell bekannt machte. 1964 trat Oeckl mit seiner ersten größeren Publikation („Handbuch der Public Relations. Theorie und Praxis der Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland und der Welt.“) an die Fachöffentlichkeit. 1976 kam eine stark überarbeitete Fassung unter dem Titel „PR-Praxis. Der Schlüssel zur Öffentlichkeitsarbeit“ heraus. Diese Bücher waren zu ihrer Zeit - ebenso wie die vielen Vorträge und Aufsätze Oeckls - für das Berufsfeld wichtig und sie sind auch für die heutige akademische PR-Forschung historische Wegmarken. Das von Oeckl in den sechziger Jahren entwickelte PR-Verständnis (PR ist Arbeit mit der Öffentlichkeit, Arbeit für die Öffentlichkeit und Arbeit in der Öffentlichkeit, wobei er unter „Arbeit“ das bewusste, geplante und dauernde Bemühen verstand, gegenseitiges Verständnis aufzubauen und zu pflegen) enthält einen unverkennbaren dialog- und gesellschaftsorientierten Kern. Oeckl hat zwar keine empirisch überprüfbare, wissenschaftliche Theorie entwickelt (das tun Praktiker in den seltensten Fällen), er schuf aber das, was man eine „normative Praktikertheorie“ nennen kann. Diese Theorie basiert auf langjährigen beruflichen Erfahrungen, ist mit relevanter wissenschaftlicher, auch kommunikationswissenschaftlicher Literatur abgeglichen und enthält u.a. eine Reihe normativer Leitsätze, die die Theorie konkretisieren und effektiv machen. Wichtig ist für dieses Verständnis, dass PR als selbständige, in den Organisationen hochrangig angesiedelte Kommunikationsaufgabe von Organisationen verstanden wird (Stabsstelle), nicht als Subdisziplin des Marketing. Solcherlei Fehleinschätzungen finden sich auch heute noch in einigen Marketing-Lehrbüchern und nicht selten in der Praxis. Es schmälert Oeckls Leistungen kaum, dass der Begriff „Öffentlichkeitsarbeit“, als dessen Erfinder sich Oeckl auch
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Leben und Leistung eines deutschen PR-Nestors
selbst immer wieder reklamierte, tatsächlich schon 1917 innerhalb der „Evangelischen Pressverbände“ einschlägig verwendet wurde. Der Begriff war vermutlich bis im Jahr 1950, als Oeckl ihn verwendete, wieder in Vergessenheit geraten. Zwar war Albert Oeckl häufig Berichterstattungsgegenstand in der Branchenpresse, es existiert aber kaum wissenschaftlich fundierte Literatur über diesen Gründervater der deutschen Nachkriegs-Öffentlichkeitsarbeit, wenn man von wenigen, teilweise recht ideologisch ausgerichteten Arbeiten absieht. Es ist es vor allem ein biografischer Zugang zu der Person Oeckl, der in der vorliegenden Arbeit von Christian Mattke im Mittelpunkt steht. Die Arbeit wurde an der Fakultät für Sozialwissenschaften und Philosophie der Universität Leipzig 2005 als Dissertation angenommen und verteidigt. Vor allem Archivarbeit und die erstmalige Auswertung des Oeckl-Nachlasses, der sich im PR-Archiv der Universität Leipzig befindet, sind neben einigen Interviews (u.a. mit Albert Oeckl selbst) der Hauptzugangsweg zur Darstellung der Person Oeckl. Zwei Hauptforschungsfragen geht diese Arbeit nach: a) unter welchen organisatorischen (und politischen) Rahmenbedingungen erwarb Oeckl vor 1945 die beruflichen Grundlagen für seine Nachkriegskarriere und b) welchen Beitrag hat Albert Oeckl für Theorie und Praxis des Berufsfelds Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland geleistet? Insofern sind speziell die Kapitel, die sich mit dem beruflichen Werdegang Oeckls vor 1945 und während seiner Zeit als Kommunikationsdirektor der BASF beschäftigen, interessant. Der Exkurs über die Entwicklung der IG Farben, das Verhältnis dieses Unternehmens zur NSDAP und vor allem die organisatorischen Rahmenbedingungen, die Mattke beschreibt, ermöglichen es, Strukturen und Tätigkeitsmuster der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zur Zeit des Nationalsozialismus in wichtigen Aspekten zu rekonstruieren. Die wissenschaftliche Bedeutung der vorliegenden Arbeit liegt auch darin, dass hierdurch eine kleine, aber wichtige historische Fallstudie zur Pressearbeit unter Bedingungen des Nationalsozialismus entstanden ist. Es konnte einiges rekonstruiert werden, was bislang für die Forschung ganz oder teilweise unbekannt war und teilweise auch von Albert Oeckl selbst im Dunklen gehalten wurde. Die hier vorgelegte Arbeit trägt ein wichtiges Element zur Rekonstruktion deutscher PR-Geschichte bei. An dieser verdienstvollen Arbeit lässt sich anknüpfen und in weiteren Studien aufbauen.
Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis
1
Einleitung ....................................................................................................................13
2
Methodik und Quellensituation ................................................................................18 2.1 Historiografische Einordnung und Anspruch ................................................18 2.2 Typisierung des Quellenmaterials .................................................................19 2.3 Erläuterungen zur Quellensituation ...............................................................21 2.4 Quellenauswertung und Bewertungskriterien................................................23
3
Leben und berufliche Tätigkeit Albert Oeckls bis 1945..........................................29 3.1 Kindheit und Jugendzeit ................................................................................29 3.2 Studienzeit .....................................................................................................30 3.3 Albert Oeckls Tätigkeit in der Berliner I.G.-Organisation ............................33 3.3.1 Exkurs: Die I.G. Farben im Dritten Reich .....................................................33 3.3.1.1 Nationalsozialismus und industrielle Machtentfaltung..................................34 3.3.1.2 Die Weltmarktorientierung des Konzerns .....................................................38 3.3.1.3 Die I.G. Farben und die NSDAP ...................................................................40 3.3.2 Die I.G. Farben – Organisation Berlin...........................................................41 3.3.2.1 „Goodwill“ für die Wirtschaft – die Interessensvertretung der I.G. Farben.....................................................................................................42 3.3.2.2 Die Pressestelle als Vorläufer der Wirtschaftspolitischen Abteilung ............49 3.3.3 Berufsbeginn..................................................................................................53 3.3.4 Die Arbeit in der Pressestelle.........................................................................54 3.3.4.1 Rahmenbedingungen für die Pressearbeit......................................................57 3.3.4.2 Interne Koordination......................................................................................62 3.3.4.3 Kooperation mit der Schriftleitung der Werkzeitung ....................................64 3.3.4.4 Zusammenarbeit mit dem Rundfunk .............................................................66 3.3.4.5 Kontaktpflege ................................................................................................67 3.3.4.6 Medienbeobachtung.......................................................................................68 3.3.4.7 Weitere Aktivitäten........................................................................................71 3.3.5 Der Wechsel in die Direktionsabteilung ........................................................72 3.3.5.1 Oeckl als kaufmännischer Sachbearbeiter .....................................................72 3.3.5.2 Oeckl als stellvertretender Abteilungsleiter...................................................84 3.3.5.3 Oeckls Einberufung .......................................................................................91 3.4 Die Arbeit im Reichsamt für Wirtschaftsausbau ...........................................95
4
Oeckls I.G.-Tätigkeit als Basis seiner Nachkriegskarriere .....................................99
5
Verlorene Jahre: 1945-1949 ....................................................................................104
8
Inhaltsverzeichnis
6
Oeckls beruflicher Neubeginn.................................................................................106
7
Von Ludwigshafen in die Welt – Öffentlichkeitsarbeit für die BASF .................110 7.1 Der Aufbau der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit .........................................110 7.1.1 Grundlegende Bereiche und Aufgaben........................................................110 7.1.2 Vertrauenswerbung und Finanz-PR.............................................................113 7.2 Die Internationalisierung der BASF-Öffentlichkeitsarbeit ..........................116 7.2.1 Presse- und PR-Arbeit international ............................................................116 7.2.2 Grundlagen des Corporate Designs .............................................................119 7.3 Die Ausweitung der Pressearbeit seit 1959 .................................................120 7.3.1 Grundregeln der BASF-Pressearbeit............................................................122 7.3.2 Synergieeffekte............................................................................................123 7.4 Im Spannungsfeld zwischen Etat und Qualität ............................................124 7.5 Konzern-PR im „68er“-Umfeld ...................................................................126 7.5.1 Zwischenbilanz und Ausblick......................................................................126 7.5.2 Medienarbeit und gesellschaftlicher Wertewandel ......................................130 7.5.3 Medienarbeit in Krisenfällen .......................................................................132 7.5.4 Neue Maßstäbe der Medienresonanz ...........................................................133 7.6 Schwerpunkt Auslands-PR ..........................................................................135 7.6.1 Neue Erfolge................................................................................................136 7.6.2 Höhepunkt internationaler Medienarbeit:Der BASF-Presseflug Mexiko – Brasilien ......................................................................................138 7.7 Die Umstrukturierung des Konzerns und dessen Auswirkungen auf die Öffentlichkeitsarbeit ....................................................................................143 7.7.1 Von Ludwigshafen in die Welt – die BASF wird zum multinationalen Unternehmen ...............................................................................................143 7.7.2 Operative vs. funktionale Ressorts: Werbung vs. Öffentlichkeitsarbeit ......145 7.7.3 Die Neustrukturierung der Auslands-PR .....................................................147 7.7.4 Inlands-Koordination, regionale Öffentlichkeitsarbeit, PRPublikationen ...............................................................................................151 7.7.5 Die Medienarbeit nach der Neuorganisation ...............................................153 7.7.5.1 Struktur und Aufgaben ................................................................................153 7.7.5.2 Die „70er“ Liquiditätsschwäche und deren Auswirkungen auf die Pressearbeit..................................................................................................154 7.7.6 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der BASF von 1971-1974.......................157 7.7.6.1 „Die Umpolung des öffentlichen Interesses“...............................................158 7.7.6.2 Aktiv aus der Krise ......................................................................................161 7.7.7 Die externen und internen Informationsmedien der BASF..........................168 7.7.7.1 Die Hauszeitung „Die BASF“ .....................................................................168 7.7.7.2 Die Werks- und Unternehmenszeitungen ....................................................172
8
Resümee: Tradition und Neubeginn – die BASF als „alte, neue“ berufliche Heimat .......................................................................................................................179
Inhaltsverzeichnis 9
9
Oeckls Verbandstätigkeit – die wichtigsten Stationen ..........................................190 9.1 Die Gründung der DPRG.............................................................................190 9.2 Oeckls Vorsitz der DPRG – der Beginn systematischer Verbandsarbeit.....192 9.2.1 Der Erste Public Relations-Lehrgang der DPRG.........................................193 9.2.2 Die Expansion des Berufsfeldes – Chancen und Risiken ............................198 9.2.3 Der Zweite Public Relations-Lehrgang der DPRG......................................199 9.2.4 Das Zehn-Punkte-Programm Oeckls ...........................................................200 9.3 Internationale Erfahrungen ..........................................................................204 9.4 Einiges ist erreicht worden – eine Bilanz ....................................................208
10 Hochschulerfahrungen.............................................................................................213 10.1 Die Dissertation Albert Oeckls ....................................................................213 10.2 Der Lehrauftrag an der Universität Heidelberg ...........................................214 10.2.1 Die Inhalte der ersten Lehrveranstaltungen .................................................215 10.2.2 Die Gründung der Abteilung Kommunikationsforschung...........................220 10.2.3 Neue Lehrveranstaltungen Oeckls unter dem Aspekt der Kommunikationsforschung..........................................................................221 10.2.4 Die „68er“ Bewegung und das Ende von Oeckls Lehrtätigkeit in Heidelberg ...................................................................................................225 10.2.4.1 Historische Hintergründe.............................................................................225 10.2.4.2 Persönliche Erfahrungen..............................................................................226 10.2.4.3 Das Scheitern von Oeckls Honorarprofessur...............................................228 10.3 Oeckls Wirken an der Freien und Internationalen Universität Rom............231 10.3.1 Ziel, Selbstverständnis und Struktur der Universität ...................................231 10.3.2 Erste Kontakte .............................................................................................233 10.3.3 Die Ernennung zum Professor .....................................................................234 10.3.4 Oeckls Lehrtätigkeit in Rom........................................................................235 10.3.5 Das Ende der Dozententätigkeit ..................................................................237 10.4 Zusammenfassung .......................................................................................239 11 Public Relations gleich Öffentlichkeitsarbeit? – Oeckls PR-Verständnis ...........245 11.1 Definition des Begriffes „Öffentlichkeitsarbeit“ .........................................245 11.1.1 Public Relations im engeren Sinn................................................................247 11.1.2 Die kürzeste Formel.....................................................................................249 11.2 Aufgaben und Ziele .....................................................................................253 11.3 Öffentlichkeitsarbeit – Notwendigkeit und Verpflichtung im Nachkriegsdeutschland ................................................................................257 11.3.1 Der Vorwurf der PR-„Unterentwicklung“ ...................................................258 11.3.2 Funktionen moderner Öffentlichkeitsarbeit.................................................260 11.3.2.1 Die soziologische Funktion .........................................................................261 11.3.2.2 Die sozialpsychologische Funktion .............................................................262 11.3.2.3 Die politische und demokratische Funktion ................................................262 11.4 Öffentlichkeitsarbeit als Teildisziplin der Kommunikationswissenschaft .....................................................................263 11.4.1 Der Versuch einer Standortbestimmung......................................................263 11.4.2 Die Ergebnisse des General Report on the Research Study.........................264
10
Inhaltsverzeichnis 11.4.3 11.4.4 11.4.4.1 11.4.4.2 11.4.4.3 11.4.5 11.4.6 11.5
Schlussfolgerungen......................................................................................266 Der Kommunikationsprozess als Grundlage systematischer PR .................267 Die Medien ..................................................................................................270 Die Zielgruppen...........................................................................................272 Die PR-Technik ...........................................................................................275 Abgrenzungen zu anderen Kommunikationsformen ...................................280 Werbung ......................................................................................................289 Darstellungen zur PR-Historie.....................................................................292 Zusammenfassung .......................................................................................296
12 Öffentlichkeitsarbeit als Teil moderner Unternehmenskommunikation ............302 12.1 Gesellschaftsbezogene Berichterstattung.....................................................302 12.2 Öffentlichkeitsarbeit als Schlüssel gesellschaftlicher Konfliktlösung .........303 12.2.1 Vertrauenskrise als Herausforderung und Chance.......................................303 12.2.1.1 Ursachen ......................................................................................................303 12.2.1.2 Unternehmertum und Wertwandel...............................................................304 12.2.1.3 Auf dem Weg zu Corporate Communications.............................................306 12.2.2 Herausforderungen an der Schwelle zum neuen Jahrtausend ......................307 13 Gesamtwürdigung ....................................................................................................309 14 Das Gesamtwerk Albert Oeckls im Überblick.......................................................315 14.1 Vorträge.......................................................................................................315 14.2 Aufsätze, Manuskripte, Interviews und Bücher...........................................329 15 Quellennachweis .......................................................................................................341 15.1 Literatur .......................................................................................................341 15.2 Archivmaterial .............................................................................................346 15.2.1 Bundesarchiv Berlin (BArchBln) ................................................................346 15.2.2 BASF-Archiv Ludwigshafen (BASFArchLu) .............................................352 15.2.3 Nachlass Albert Oeckls (Universität Leipzig) .............................................354 16 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis ....................................................................356 17 Anhang ......................................................................................................................357 17.1 Anhang I: Kurzbiografie Oeckls..................................................................357 17.2 Anhang II: Leitfaden zum „Interview (B)“ mit Albert Oeckl in Heidelberg (05.-06.08.1997)........................................................................360 17.3 Anhang III: Leitfaden zum „Interview (C)“ mit Erdwig Meyer und Dr. Hans-Joachim Bremme in der BASF / Ludwigshafen am 24.01.2001 ...................................................................................................364 17.4 Anhang IV: Inhaltsverzeichnis der Dissertation Albert Oeckls (1935): Die deutsche Angestelltenschaft und ihre Wohnverhältnisse ......................366
Inhaltsverzeichnis 17.5
17.6 17.7
17.8
11
Anhang V: Programm des Zweiten Public Relations-Lehrganges der Deutschen Public Relations Gesellschaft vom 02.-07.12.1963 in München ..................................................................................................367 Anhang VI: Übersicht zu Oeckls Lehrveranstaltungen an der Universität Heidelberg.................................................................................368 Anhang VII: Oeckls Lehrtätigkeit an der Fakultät für Politische und Sozialwissenschaften und dem Research Institut of Sciences and Techniques of Public Opinion (ISOP) .........................................................371 Anhang VIII: Bericht der Nachrichtenstelle der I.G. Farben für die Monate Januar und Februar 1938 (Quelle: BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 111ff.) ....................................................................................................373
„Geschichte ist nicht nur Geschehenes, sondern Geschichtetes – also der Boden, auf dem wir stehen und bauen.“ (Hans von Keler)
1 Einleitung Einleitung
Die vorliegende Dissertation „Albert Oeckl – sein Leben und Wirken für die deutsche Öffentlichkeitsarbeit“ entstand nebenberuflich am Lehrstuhl Öffentlichkeitsarbeit / PR der Universität Leipzig unter Betreuung von Prof. Dr. Günter Bentele. Als Studie mit dem biografischem Schwerpunkt auf dem Lebenswerk Albert Oeckls will die Arbeit dazu beitragen, die gegenwärtig noch recht zahlreichen „weißen Flecken“ deutscher PR-Geschichte zu reduzieren und Impulse für die weitere Forschung zu geben. Ausgiebige Gespräche mit Zeitzeugen, darunter Albert Oeckl selbst, Archivrecherchen und Literaturstudien führten mich auf eine, in ihrer Vielfalt und Spannung unerwartet lebendige Reise in einen jüngeren Teil deutscher Kommunikationsgeschichte. So verbinde ich die Hoffnung, mit den gewonnenen Erkenntnissen – bei aller Sachlichkeit der dargelegten Inhalte – zumindest einen Teil der selbst erfahrenen Lebendigkeit an die Leser und künftigen Forscher weiter zu vermitteln. „Nicht alles kam aus Amerika“ (Korte 1997, 39), urteilt rückblickend der deutsche PR-Pionier Friedrich H. Korte und lenkt damit den Blick auf eigenständige PREntwicklungen in Deutschland, die lange vor 1945 begannen. Während Kortes Berufsweg in der Branche jedoch wie bei den meisten deutschen Nachkriegsfachleuten tatsächlich erst nach Gründung der Bundesrepublik begann, gab es nur wenige wie Albert Oeckl, die beim Neubeginn bereits auf umfassende praktische Erfahrungen in der Schaffung von „Goodwill“ zurückgreifen konnten. Oeckl verfügte bereits bei Kriegsende über einschlägige Kenntnisse, die er selbst sogar als „Grundbegriffe der PR“ (Oeckl 1985 a, 12) bezeichnete. Das Wirken Oeckls ist demnach auch ein Indikator für die Suche nach eigener Identität (west-) deutscher PR von den Anfängen 1949 bis in die Gegenwart. Ziele der vorliegenden Dissertation waren es deshalb, a. b.
Leben und Werk von Albert Oeckl in seinen Facetten darzustellen sowie seinen Einfluß auf die Entwicklung deutscher Öffentlichkeitsarbeit in Theorie und Praxis zu untersuchen.
Dazu gehörten Oeckls berufliches Wirken als Praktiker ebenso wie als Verbandsvertreter, Lehrbeaufragter bzw. Hochschullehrer und sein Beitrag zu theoretischen Grundlagen der PR in Deutschland. Zwei Forschungsfragen waren es wesentlich, die Ausgangspunkte der vorliegenden Studie waren: 1.
Wie, d.h. unter welchen organisatorischen (und auch politischen) Rahmenbedingungen sammelte Oeckl vor 1945 welche einschlägigen Berufserfahrungen als Grundlage seiner Nachkriegskarriere auf dem Gebiet der Öffentlichkeitsarbeit?
14
Einleitung
2.
Welchen Beitrag leistete Oeckl für die Etablierung der Öffentlichkeitsarbeit nach 1945, worin bestehen seine Hauptleistungen bezüglich Theorie und Praxis deutscher Public Relations?
Im Gegensatz zur zweiten deutschen Gründerperson Carl Hundhausen existiert Literatur über Oeckl selbst nur rudimentär. Darstellungen von Oeckl selbst zur eigenen, fast ausschließlich beruflichen Biografie sind für das Aufzeigen von Hintergründen und Ursachen nur bedingt geeignet, denn Oeckl war Zeit seines Lebens darauf bedacht, ein möglichst makelloses Bild seiner Karriere zu zeichnen. Dies führte zur Darstellung eines sehr geradlinigen Lebensweges, der nahezu ausschließlich an beruflichen bzw. fachlichen Zielen ausgerichtet war. Angesichts dieses schon fast „makellosen“ Selbstbildes erhebt sich mit Blick auf die andererseits zum Teil sehr wechselvollen durchlebten Rahmenbedingungen die Frage nach möglichen Abweichungen, die keinen Eingang in offizielle Darstellungen fanden. Dabei besteht keineswegs das Ziel, den Ruf Oeckls als eine der maßgebenden Persönlichkeiten deutscher Öffentlichkeitsarbeit zu schmälern. Dennoch bedingt die Auseinandersetzung mit dem Lebenswerk eine möglichst unvoreingenommene Herangehensweise, um relevante Details zu ergründen, die letztlich erst eine Annäherung an die Persönlichkeit Oeckls ermöglichen. Dies betrifft zunächst die Zeit des Dritten Reiches, für die sich die Frage nach Oeckls politischem Verhältnis zum Gesellschaftssystem stellt. Weiterhin erfordern „weiße Flecken“ in Oeckls eigener Biographie das Hinterfragen nach den Ursachen, z.B.: Wie wirkte sich Oeckls Tätigkeit für die I.G.-Farben beispielsweise auf seinen beruflichen Wiedereinstieg nach 1945 aus, den er nach eigenen Angaben als „freier Wirtschaftsberater“ vollzog. Ein weiteres Beispiel ist das zeitliche Zusammentreffen der 68iger Bewegung mit der Beendigung von Oeckls akademischer Lehrtätigkeit an der Universität Heidelberg – Zufall oder Zusammenhang? Wie kam es zur Professur an der Freien Internationalen Universität Rom, warum fand diese ein so rasches Ende? Mit der Recherche fehlender eigener biografischer Angaben kann deren vorhandener oder nicht vorhandener Einfluß auf das Lebenswerk Oeckls zumindest größtenteils erkannt und im Gesamtzusammenhang beurteilt werden. So ist für die Annäherung an das Lebenswerk Oeckls neben der möglichst vollständigen Chronologie einzelner Lebensdaten vor allem die Beleuchtung seiner Persönlichkeit von möglichst vielen Seiten von Bedeutung. Die Suche nach den Ursachen, den Grundlagen für bestimmte Entwicklungen im (beruflichen) Leben Albert Oeckls steht im Mittelpunkt. Hierbei sind insbesondere gesellschaftliche Einflüsse zu berücksichtigen. Ausgewählte Fragestellungen der Hauptkapitel in der vorliegenden Arbeit seien nachfolgend umrissen: Ausgangspunkt ist die ausführliche Betrachtung der beruflichen Anfänge Oeckls im I.G. Farben-Konzern, wo er nicht nur die fachlichen Grundlagen erlernte, sondern ebenso das „Umschiffen aller gefährlichen politischen Ecken“ (Oeckl 1985 a, 12). Ein Paradox, da es Public Relations im Dritten Reich gar nicht geben konnte oder besser: durfte? Fordert man die Verwendung des Begriffs „PR“ (und meint demzufolge auch die Arbeit an der Durchsetzung der Ziele „Vertrauen, Glaubwürdigkeit und Akzeptanz“) ausschließlich in Verbindung mit demokratischen Gesellschaftsverhältnissen (vgl. Fröhlich 1997, 75), so lassen sich unter dieser Bedingung die kommunikativen Aktivitäten des Konzerns bis 1933 klar nachvollziehen, ohne dabei direkt den Begriff Public Relations zu erwähnen (vgl. Oeckl 1987, 26f.). Doch welche Situation gab es nach der Machtergreifung durch die Nati-
Einleitung
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onalsozialisten? Wie gestaltete sich die Gratwanderung zwischen dem Erlernen der Grundbegriffe der PR und dem „Umschiffen aller gefährlichen politischen Ecken“ (Oeckl 1987, 26) unter diktatorischen Bedingungen („Zensur“, „Schriftleitergesetz“, „Sprachregelungen“, „Berufsverbot“)? Für den so wichtigen biografischen Abschnitt bis 1945 ist daher eine gesonderte Betrachtung dieser Rahmenbedingungen vor allem in Bezug auf das Arbeitsumfeld Oeckls im I.G.-Farben-Konzern wichtig und notwendig. Fragen nach der Stellung des Konzerns im Dritten Reich, dessen Verhältnis zur NSDAP und wirtschaftliche Ausrichtung finden dabei ebenso Berücksichtigung wie die spezifischen Gegebenheiten von Oeckls unmittelbarem Umfeld der Berliner I.G.-Zentrale. Auf dieser Grundlage lässt sich dann dessen eigentliches Tätigkeitsspektrum einordnen, um schließlich die Bedeutung der Erfahrungen im I.G.Konzern für die Nachkriegskarriere anhand zugänglicher Quellen zu beurteilen. Nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland begann in Oeckls viertem Lebensjahrzehnt seine „zweite“ Karriere. Während der Zeit bis 1945 für Albert Oeckl vor allem in Bezug auf den Erwerb der PR-Grundlagen Bedeutung zukommt, beginnt Oeckl nun, aktiv an der Prägung deutscher Öffentlichkeitsarbeit mitzuwirken. Wichtige Eckdaten sind dabei z. B. der mit Eintritt in den Deutschen Industrie- und Handelstag (DIHT) verbundene Begriff „Öffentlichkeitsarbeit“ (1951) oder die Gründung der Deutschen Public Relations Gesellschaft (DPRG) im Jahre 1958, in der Albert Oeckl von Beginn aktives Mitglied und später erster Vorsitzender war. Wesentliche Wegmarken markieren ebenfalls die ersten Veröffentlichungen Oeckls, mit denen er sich aktiv an der Diskussion um die theoretischen Grundlagen deutscher Public Relations beteiligt. Besondere Bedeutung kommt dabei der inhaltlichen Betrachtung dieser Publikationen bei, spiegeln sie doch die Bemühungen um eine Identitätsfindung deutscher Öffentlichkeitsarbeiter und verdeutlichen Oeckls Sichtweise in diesem Prozess. Nach dem Eintritt in die BASF im Jahre 1959 begann für Oeckl zweifellos der für sein berufliches und nebenberufliches Wirken fruchtbarste Abschnitt. Selbst ordnete er seiner Tätigkeit als Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit der BASF immer einen zentralen Stellenwert zu. Was zeichnete also diese Schaffensperiode aus, woraus resultiert deren Bedeutung, die Oeckl als so wesentlich schätzte? Mit seiner Tätigkeit in der BASF gelang es Oeckl, eine wichtige und wechselvolle Entwicklungsphase deutscher Wirtschaft an exponierter Stelle mitzuerleben. Welche Impulse gab diese unmittelbare Anbindung an hohe Positionen deutscher Wirtschaftskraft für Oeckls unmittelbare Tätigkeit für die BASF und wie vollzog sich Oeckls Tätigkeit in der BASF konkret? Auch hier führt die Untersuchung über die Beschreibung einzelner Vorgänge hinaus. Vor allem ist es die nähere Betrachtung des Wirkungskreises, also beispielsweise die Konzernstruktur und die Einbettung in wirtschaftlich und gesellschaftliche Entwicklungen, um Gegebenheiten und Entwicklungen, die für das Wirken Oeckls wichtig sind, nachzuvollziehen, zu verstehen und zu beurteilen. Mit Blick auf Oeckls breites Spektrum weiterer Funktionen, die er neben seiner Berufstätigkeit ehrenamtlich erfüllte, besteht die Annahme, dass zwischen Oeckls Wirkungskreisen fruchtbare Wechselbeziehungen bestanden. In das Hoch seiner beruflichen Karriere fielen mehrere Ereignisse, die nicht nur für ihn selbst, sondern insbesondere für die Entwicklung deutscher Öffentlichkeitsarbeit von weitreichender Bedeutung waren. Interessant sein dürften dabei insbesondere Grad und Richtung dieser Einflüsse, d. h. beispielsweise: Nutzte Oeckl Praxiserfahrungen der BASF für seine Tätigkeit als Hochschullehrer? Oder: Welchen Einfluss hatte die Lehrtätigkeit an der Universität Heidelberg auf das Wirken
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Einleitung
Oeckls als Fachautor und damit wiederum auf die Entwicklung theoretischer Grundlagen für deutsche Öffentlichkeitsarbeit? In zusammenfassenden Betrachtungen am Abschluss der für diese Fragen relevanten Kapitel soll versucht werden, diese Beziehungen nachzuvollziehen. Generell hatte das Thema „Ausbildung“ einen sehr hohen Stellenwert für die Entwicklung seriöser Öffentlichkeitsarbeit in der Bundesrepublik. Der Bedeutung dieses Bereiches standen in der Praxis allerdings erhebliche Defizite gegenüber, für deren Abbau sich Oeckl stark engagierte. 1960 beispielsweise begann Oeckl mit seinem Lehrauftrag am Institut für Soziologie und Ethnologie der Universität Heidelberg mit akademischen Lehrveranstaltungen in Deutschland, die sich ausschließlich mit dem Thema „Öffentlichkeitsarbeit“ befassten. Diese waren systematisch strukturiert und bereits im Anfangsstadium mittelfristig konzipiert. So bot sich für junge Akademiker die Chance, sich dem Fachgebiet Öffentlichkeitsarbeit „von der Pike“ auf zu nähern und gleichzeitig an aktuellen Entwicklungen teilzuhaben. Eine wesentliche Erweiterung erfuhren diese Lehrveranstaltungen mit der Gründung der Abteilung Kommunikationsforschung innerhalb des Instituts im Jahre 1963, die Oeckl maßgeblich begleitete und unterstützte. Diesem wichtigen Abschnitt widmet sich deshalb auch ein eigenes Kapitel, das auch den Einfluss der in die Zeit von Oeckls Heidelberger Dozententätigkeit fallenden 68iger Ereignisse berücksichtigt. Der Heranbildung qualifizierter Nachwuchskräfte widmete sich Oeckl auch im Rahmen seiner Verbandsarbeit für die Deutsche Public Relations Gesellschaft. Dabei werden die Verdienste Oeckls bei der Etablierung eigener Aus- und Fortbildungslehrgänge sowie für das systematische Wirken des deutschen Berufsverbandes untersucht. Für die Etablierung einer eigenständigen deutschen Öffentlichkeitsarbeit kommt insbesondere der Schaffung einer theoretischen Basis grundlegende Bedeutung zu. Unter der Fragestellung „Public Relations gleich Öffentlichkeitsarbeit?“ nähert sich ein „TheorieKapitel“ Oeckls Beiträgen, mit denen er sich seit 1954 an der öffentlichen Diskussion um Definition, Abgrenzungen, Aufgaben und Funktionen von Public Relations in Deutschland beteiligt. In der Klarheit und Einigkeit über diese Aspekte lag für Oeckl der Schlüssel für den Auf- und Ausbau einer, den deutschen Erfordernissen entsprechenden Public Relations, die daher inhaltlich nicht ohne weiteres mit dem angloamerikanischen Terminus gleichzusetzen war. Unter Berücksichtigung der spezifischen Entstehungsbedingungen wird versucht, das Oecklsche PR-Verständnis einer dialogorientierten Öffentlichkeitsarbeit nachzuzeichnen und dabei Änderungen wie Weiterentwicklungen seiner Sichtweisen zu berücksichtigen. Einen zentralen Stellenwert haben dabei seine beiden großen Werke, das „Handbuch der Public Relations“ (1964) sowie „PR-Praxis. Der Schlüssel zur Öffentlichkeitsarbeit“ (1976), die – neben dem „Taschenbuch des öffentlichen Lebens“- als wichtigste Publikationen in Oeckls aktivster Schaffensperiode gelten. Obwohl seit Mitte der siebziger Jahre längst im offiziellen Pensionsalter, begann für Oeckl mit dem Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben eine eher als Unruhe- denn als Ruhestand zu bezeichnende Lebensphase. Als kritischer Beobachter aktueller Entwicklungen galten die Wertungen, Rückschlüsse und Prognosen Oeckls als geschätzte Beiträge nicht nur in Fachkreisen, deren Erwartungen an einen als Nestor geltenden Kollegen Oeckl selbst gern erfüllte. Die wichtigsten Aussagen von Oeckls jüngeren Veröffentlichungen sind deshalb Gegenstand einer abschließenden Betrachtung, bevor ein Resümee die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit zusammenfasst.
Einleitung
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Zum Abschluss dieser einleitenden Worte möchte ich den zahlreichen Partnern danken, die mit ihrer Unterstützung maßgebend zur Realisierung der Dissertation beigetragen haben. Besonders danke ich Prof. Dr. Günter Bentele, der mir als langjähriger Betreuer mit Geduld und Weitsicht half, manch schwierige „Durststrecke“ im Projektverlauf zu überwinden und immer ein offenes Ohr für seinen externen Promovenden hatte. Darüber hinaus danke ich all jenen Gesprächspartnern, deren Auskunftsbereitschaft eine ganz wesentliche Basis für die Recherche bildete. Dies gilt – postum – natürlich für Dr. Albert Oeckl und seine Frau Auguste, deren Aufgeschlossenheit und persönliche Herzlichkeit ich in sehr angenehmer Erinnerung behalten werde. Weiterhin bedanke ich mich bei Erdwig Meyer und Dr. Hans-Joachim Bremme, die als Weggefährten und Arbeitskollegen in der BASF über Jahre in direktem Kontakt zu Albert Oeckl standen und mich mit mündlichen Informationen sowie Quellenmaterial aus persönlichen Beständen unterstützten. Danken möchte ich ebenfalls der BASF Aktiengesellschaft in Ludwigshafen, die mit ihrer finanziellen Unterstützung den Druck des vorliegenden Buches ermöglichte. Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle Ulrich Nies, der sich für diese Förderung maßgebend engagierte sowie Annette Wolpert und Jutta Kißener für deren unkomplizierte und bereitwillige Hilfe bei der Forschung im Unternehmensarchiv. Ohne das persönliche Engagement von CERP-Präsident Thomas Achelis für den Erhalt und die Vermittlung des persönlichen Nachlasses von Albert Oeckl an die Universität Leipzig, wären wichtige Details nicht recherchierbar gewesen. Auch ihm sei an dieser Stelle gedankt. Für ein mehrjähriges Forschungsprojekt wie der vorliegenden Dissertation, das aufgrund seiner nebenberuflichen Realisierung von oftmals nicht einfachen Rahmenbedingungen begleitet wurde, ist ebenso die ideelle Unterstützung im persönlichen Umfeld eine wichtige Voraussetzung. Herzlich bedanke ich mich deshalb auch bei meinen Eltern, Brigitte und Klaus Mattke, sowie meiner Freundin, Susanne Weitkamp, für ihr Verständnis, ihre Hilfe und Geduld, die ich in den zurückliegenden Jahren erfahren habe. Christian Mattke
2 Methodik und Quellensituation
2.1 Historiografische Einordnung und Anspruch Als Arbeit mit biografischem Schwerpunkt ist die vorliegende Dissertation wohl primär der von Bentele (1997, 142) so bezeichneten „fakten- bzw. ereignisorientierten PR-Geschichtsschreibung“ zuzuordnen. Dieser Ansatz ist wohl nach wie vor am meisten verbreitet, insbesondere in Bezug auf „die erste Phase einer historischen Beschäftigung ...“ (Bentele 1997, 142), was für Umfang und Inhalt auch für die hier geführte Auseinandersetzung mit dem Leben und Werk Albert Oeckls gilt. Vor allem für die deutsche Literatur stellen Biografien – neben Autobiografien und Einzelstudien – eine „wichtige Basis für die übergreifende historische Betrachtung“ (Hoy 2003, 113) dar. Zwischen Leben und Werk besteht insbesondere im Falle Oeckls eine außergewöhnlich enge Verknüpfung, in deren praktischer Entsprechung sich die Grenzen zwischen der Privatperson und dem Öffentlichkeitsarbeiter Albert Oeckl deutlich zugunsten der Profession verlagerten. So ist es vor allem Oeckls Wirken an zumeist exponierter Stelle zu verdanken, dass mit der Recherche zu dessen beruflichen Wirken sich quasi „automatisch“ ein breites Spektrum institutioneller Public Relations erschloss. Dies betrifft vor allem die Öffentlichkeitsarbeit der I.G. Farben vor 1945 sowie seine Tätigkeit bei der BASF. Natürlich kann dieser am Wirken einer Person erschlossene Ausschnitt nur ein begrenztes Bild über die Entwicklung deutscher PR vermitteln. Dennoch gewähren diese Einzelstudien zumindest so viel Einsicht, dass sich die PR-historiografische Position, die davon ausgeht, dass das Berufsfeld „Öffentlichkeitsarbeit“ in Deutschland auch während des Dritten Reiches existierte und nicht erst 1945 in einer Art „Urknall“ durch direkten US-Import entstand, eindeutig stützen lässt. Am Beispiel Oeckls wird dies besonders deutlich: Er verkörpert selbst als Person eine Kontinuität des Berufsfeldes, da er während seiner Tätigkeit für die I.G. Farben tatsächlich die Grundbegriffe der Öffentlichkeitsarbeit erlernen konnte, an denen er nach Gründung der Bundesrepublik anknüpfte. Dass ihm dies – wenngleich nicht nahtlos – mit der BASF auch noch in einem I.G. –Nachfolgeunternehmen möglich war (dem mit Carl Wurster ebenfalls ein ehemaliger I.G.-Manager vorstand) führt gerade unter Aspekt „Kontinuität“ zu einer bemerkenswerten Konstellation. Oeckl selbst allerdings – darauf verweist eingehend Peter Szyszka – orientierte sich bei eigenen Darstellungen zur PR-Historie an der amerikanischen Geschichtsschreibung und setzte den eigentlichen Beginn der Entwicklung deutscher Öffentlichkeitsarbeit auf die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Dabei stellte er den „Berufsstand und dessen allmähliche Professionalisierung in den Mittelpunkt“ (Szyszka 1997, 115). Dies verstellt jedoch, wie Szyszka zurecht bemerkt, den Blick auf eigenständige Entwicklungen. Schließlich prägte ja ein entsprechendes Berufsverständnis bereits lange vor Gründung der Bundesrepublik zum Beispiel die Arbeit in den Presseabteilungen großer Konzerne, wie Siemens oder eben der I.G. Farben – ohne dass dort praktizierte Öffentlichkeitsarbeit, soweit es die Dominanz politischer Propaganda zuließ, auch so hieß (vgl. Bentele 1997, 163f.). Die Auseinanderset-
Typisierung des Quellenmaterials
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zung mit Oeckls Tätigkeitsbereich in der I.G. Farben bestätigt dies deutlich und zeigt, dass der Nestor deutscher Öffentlichkeitsarbeit durch Verbindung seiner eigenen berufsgeschichtlichen Kontinuität noch viel mehr zur Identitätsfindung deutscher Öffentlichkeitsarbeit hätte beitragen können, als er dies tatsächlich tat. Dies hätte allerdings die „Preisgabe“ weiterer Fakten zum bislang von ihm in seinen Selbstdarstellungen eher flüchtig gestreiften und eher einseitig dargestellten Abschnitt vor 1945 bedingt. Details, wie sein früher NSDAP-Beitritt oder zu seiner Funktion als stellvertretender Leiter der Direktionsabteilung der Berliner I.G. Farben–Zentrale, hätten dabei weiterführende Fragen aufgeworfen, an deren Veröffentlichung Oeckl offensichtlich kein Interesse hatte. Oeckl hat die Entwicklung deutscher Öffentlichkeitsarbeit nicht nur erlebt, sondern auch geprägt. Bislang vorhandene Sekundärliteratur oder Darstellungen von Oeckl selbst sind für das Aufzeigen von Hintergründen und Ursachen dieser Einflussnahme Albert Oeckl wenig geeignet. Fragen nach Details bleiben unbeantwortet, Voraussetzungen bestimmter Entwicklungen, etwa nach den fachlichen Grundlagen Oeckls werden nicht thematisiert. Es ist nachvollziehbar, dass die Aufklärung dieser Defizite nur an der Person selbst, also in Form biografischer Forschung erfolgen kann, da die bisher fast ausschließlich durch Oeckl selbst vermittelten Angaben zur eigenen (vor allem beruflichen) Biografie in der Regel zwar Hinweise für das weitere Quellenstudium geben, jedoch keine erschöpfende Klärung der angesprochenen Defizite geben. Die Konzentration auf die Person Albert Oeckl ist dabei kein Selbstzweck – sondern unmittelbar an die oben aufgeführten Forschungsfragen gebunden, da das alleinige Nachzeichnen des Oecklschen Lebenslaufes einen kommunikationswissenschaftlichen Anspruch nur bedingt rechtfertigen würde. Somit meint „Biografie“ im Sinne der vorliegenden Arbeit nicht die bloße Dokumentation nacheinander folgender Stationen, sondern insbesondere das Aufzeigen zugrunde liegender Muster sowie der „Mechanismen der Generierung und Vermittlung“ dieser Muster – eben das Hinterfragen von Ursachen, um bestimmte Entwicklungen nicht nur beschreiben, sondern auch erklären zu können – worin auch eines der Ziele qualitativer Sozialforschung besteht. (vgl. Lamnek 1989, 333). Das im Laufe der Forschung erhobene Material bildet die Basis, um grundlegende Strukturen aufzudecken, darunter Identitätskonstellationen und ihre Wandlungen, Orientierungsmuster in der Lebenswelt sowie Ablaufstrukturen von Karrieren (vgl. Fuchs-Heinritz 2000, 140f.)
2.2 Typisierung des Quellenmaterials Die Annäherung an die Forschungsfrage richtet den Blick auf das zu untersuchende Material bzw. die Quellen, anhand derer die Generierung entsprechender Antworten möglich wird. Als Quellen gelten in der Geschichtswissenschaft grundsätzlich „alle Texte, Gegenstände oder Tatsachen, aus denen Kenntnis der Vergangenheit gewonnen werden kann“ (Brandt 1980, 48). Die Fülle der historischen Quellen lässt sich dabei grundsätzlich in zwei Arten gliedern: Quellen mit „Überrestqualität, wenn ihre Bekundung der Vergangenheit absichtslos geschieht, also nicht durch Zwecke der zukünftigen Erinnerung geprägt ist“ (Rüsen / Jäger 1991, 14f.) sowie Quellen, die „selbst ausdrücklich etwas erzählen möchten“ (Seiffert 1992, 109), die auch als Quellen mit „Traditionsqualität“ (Rüsen / Jäger 1991, 15) bezeichnet werden. Überreste umfassen dabei Sachüberreste (z. B. Gebäude) sowie abstrak-
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Methodik und Quellensituation
te Überreste (z. B. Institutionen, Sprache) und schriftliche Quellen, die „im laufenden Alltag ohne einen Gedanken an Überlieferung entstanden sind“ (Wagner 1997, 320). Überreste haben deshalb den Vorteil, keine Tendenz der (absichtlichen) Überlieferung nach subjektiven Gesichtspunkten aufzuweisen, verfügen jedoch aufgrund ihres begrenzten Bezuges zur (vergangenen) Gegenwart über eine eingeschränkte Aussagekraft. Traditionsquellen stellen hingegen größere Zusammenhänge dar, unterliegen jedoch immer einer subjektiven Auswahl und Wertung (vgl. Wagner 1997, 320). Auch die „oral history“ (mündliche Geschichte) mit ihrer, im Vergleich zum geschriebenen Wort sehr viel lebendigeren und unmittelbareren Schilderung von Zeitzeugen verwendet durch die Befragung von Zeitzeugen diese Art von „Traditionsquellen“. So aufschlussreich entsprechende Gespräche auch sein mögen, so unterliegt diese Quellenform doch einer mehr oder weniger starken Einschränkung durch die bewusste oder unbewusste Weitergabe (oder Nichtweitergabe) bestimmter Erinnerungen, vorhandener Gedächtnislücken sowie subjektiv gefärbter Fragestellungen des Interviewers (vgl. Wagner 1997, 325f.). So gilt es zu berücksichtigen, dass mündliche Äußerungen von befragten Personen gelegentlich mehr über den Zeitpunkt des Sprechens aussagen als über die Zeit, über die sie berichten (vgl. Seiffert / Radnitzky 1992, 109). Neben dieser generellen Einordnung lässt sich mit der Nähe der Quelle zum erforschenden Vorgang ein weiteres Kriterium anführen, über das sich die untersuchten Materialien nach „Primärquellen“ und „Sekundärquellen“ charakterisieren lassen (vgl. Brandt 1980, 51). Von Oeckl selbst überliefertes Material, wie die Varianten der von ihm angefertigten Dokumente (Aktennotizen, Berichte, Reden, Korrespondenzen, Publikationen etc.), aber auch transkribierte mündliche Äußerungen Oeckls („oral history“), sind für die vorliegende Arbeit demnach als Primärquellen einzuordnen und ergeben den umfangreichsten Quellenanteil der vorliegenden Studie. Die Sekundärquellen hingegen bilden all das über Oeckl herangezogene Material, das nicht von ihm selbst verfasst und nicht veröffentlicht wurde (z. B. Personalakte der I.G. Farben, Aktennotizen von Vorgesetzten, Korrespondenz an Oeckl, „oral history“ in Form verschrifteter Interviews mit Zeitzeugen). Darüber hinaus liefert – soweit vorhanden – veröffentlichte Sekundärliteratur weitere Informationen zur Person (z. B. biografische Daten und Würdigungen). Die für die Arbeit recherchierten Quellen haben dann „Überrest“-Charakter, wenn aus ihnen „Erkenntnisse – interpretativ – erschlossen werden“ (vgl. Wagner 1997, 320) und „ihre Beurkundung der Vergangenheit absichtslos geschieht“ (Rüsen / Jäger 1991, 15). Dies gilt insbesondere für die in den Archiven und im Nachlass untersuchten Dokumente, die im Alltag entstanden sind, z. B. Aktennotizen, Korrespondenzen, ohne den bewussten Gedanken an eine Überlieferung. Differenzierter hingegen verhält es sich bei Monats- oder Jahresberichten. Der Anfertigung dieser Berichte konnten schon aus der Dokumentation eigener Leistungsfähigkeit heraus „Zwecke der zukünftigen Erinnerung“ (Rüsen / Jäger 1991, 15) beigemessen werden. Zudem sind dies in der Regel keine zufällig im Alltag entstandenen Dokumente, sondern bilden Zeugnisse, die „Aufschluss über die Sinnbestimmtheit und die Absichten vergangenen menschlichen Handelns geben“ (Rüsen / Jäger 1991, 18) und damit Traditionscharakter haben. Sofern diese sogar von Oeckl selbst während seiner Praktikertätigkeit, beispielsweise als stellvertretender Leiter der Direktionsabteilung der I.G. Farben oder Abteilungsleiter Öffentlichkeitsarbeit bei der BASF, erstellt wurden, bilden diese Berichte demnach Primärquellen mit Traditionsqualität.
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Eine Bewertung der Quellen hinsichtlich ihrer Zuverlässigkeit und Überprüfbarkeit richtet sich, vorausgesetzt es handelt sich nicht um Fälschungen (so genannte „äußere Quellenkritik“), insbesondere nach der sich aus „Zeitnähe“ und „objektiver Möglichkeit“ ergebenen „Informationsqualität“ (die so genannte „innere Quellenkritik“) (vgl. Rüsen / Jäger 1991, 15). Für eine Kritik unter dem Aspekt „Zeitnähe“ gilt es zu berücksichtigen, dass „die Zuverlässigkeit der Erinnerung bekanntlich mit dem Zeitabstand zum Erinnerten abnimmt“ (Rüsen / Jäger 1991, 15), während die Plausibilität einer Dokumentation mit der Zeit des Dokumentierten prinzipiell zunimmt. Bezogen auf die als Originalschriftgut in Form von Primär- und Sekundärquellen zugrunde liegenden abstrakten Überreste, lässt sich unter dem Aspekt „Zeitnähe“ demnach eine hohe Güte feststellen. In Interviews mit Zeitzeugen getroffene Schilderungen weisen aufgrund des sehr großen zeitlichen Abstandes zwischen dem Zeitpunkt des Geschehens und der Erinnerung daran keine große Zuverlässigkeit auf und unterliegen zudem z. T. recht starken subjektiven (bewussten oder unbewussten) Färbungen. Es lässt sich nicht pauschal festlegen, dass einem bestimmten Quellentyp grundsätzlich der Vorzug gewährt. Faktoren wie Verfügbar- und Zugänglichkeit, aber auch die Fragestellung entscheiden darüber, welche Quellen herangezogen werden können (vgl. Wagner 1997, 321). So ergeben sich aus Traditionsquellen trotz ihrer subjektiven Färbung, z. B. als oral history, mitunter Aspekte, die sich durch Überreste überprüfen lassen.
2.3 Erläuterungen zur Quellensituation Etwa 2000 Dokumente (Protokolle, Aktennotizen, Personaldaten, Monats- und Jahresberichte, Beschlüsse, Richtlinien, Organigramme, Schriftwechsel etc.) wurden aus dem Bestand der I.G. Farben im Bundesarchiv Berlin gesichtet, davon flossen circa 1000 Dokumente in die vorliegende Studie für die Zeit bis 1945 ein. Diese – entgegen ersten Erwartungen – in Umfang und Qualität teils überraschend gut erhaltenen Bestände bildeten eine durchaus zufrieden stellende Basis für die Rekonstruktion von Oeckls Tätigkeitsspektrum in dieser Zeit. Der über das Archivmaterial nachvollziehbare Untersuchungszeitraum umfasst den Einstieg Oeckls in den Konzern im Jahre 1936 bis zum Wirken im Reichsamt für Wirtschaftsausbau, das sich etwa bis Mitte 1944 nachvollziehen lässt. Für die Zeit vor dem Berufseinstieg – etwa für die Referendarszeit Oeckls im Reichspropagandaministerium – fanden sich vereinzelt Hinweise in Konzernbeständen des Bundesarchivs. Das Dokument zu Oeckls NSDAP-Beitritt im Mai 1933 fand sich in der archivierten Ortskartei der NSDAP. Während sich für die Zeit von 1936-1939, in der Oeckl ausschließlich in der Berliner I.G. Farben-Organisation tätig war, ein sehr dichter Quellenbestand fand, änderte sich dies ab 1940 mit der zunehmenden Einbindung Oeckls in seinen militärischen Wirkungskreis nach dessen Einberufung. Obgleich diese bereits im Dezember 1939 erfolgte, erlaubte Oeckls „besondere Form“ des Kriegsdienstes zunächst die parallele Fortsetzung seiner Arbeit in der Berliner I.G.-Zentrale, die sich auch in den erhaltenen Quellen spiegelt. Deutlich wird allerdings ebenso die mit dem Zeitpunkt des Kriegsbeginns zurückgehende Handlungsintensität im Berliner Konzernteil, bedingt durch die Einberufung von immer mehr (auch leitenden) Angestellten. Davon zeugt der seit Kriegsbeginn generell zurückgehende Dokumentenbestand.
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Oeckls Wehrdienst lässt sich aufgrund der problematischen Quellensituation nur sehr lückenhaft nachvollziehen. Fest steht allerdings, dass Oeckl keinen „gewöhnlichen“ Kriegsdienst geleistet hat, sondern mehrfach einer streng geheimen operativen Tätigkeit nachging, für die sich zwar einzelne Anhaltspunkte boten, in ihrer Gesamtheit allerdings (bislang) nicht nachvollziehen ließ. Dies ist einerseits in der generellen Geheimhaltung militärischer Tätigkeiten und damit verbundenen Aufzeichnungsdefiziten begründet, andererseits gelten mögliche Quellen – insbesondere für die unter besonderer Geheimhaltung operierenden Einheiten (so auch die Abteilung Ausland / Abwehr beim Oberkommando der Wehrmacht, wo Oeckl zuletzt als Sonderführer verpflichtet war) als verschollen. Vorhanden – wenngleich in nur geringem Umfang – sind hingegen Dokumente des Berliner Bundesarchivs, die zumindest einen Teil von Oeckls Tätigkeit im Reichsamt für Wirtschaftsausbau unter seinem Präsidenten Carl Krauch bezeugen. Vorerst unbelegt müssen die näheren Umstände des Wechsels von Oeckl in das Amt sowie Details für die Zeit von Mitte 1944 bis Kriegsende bleiben. Ein gute Recherche-Grundlage fand sich im Archiv der BASF Ludwigshafen, dessen Bestände die interne wie externe Konzernkommunikation unter Oeckls Leitung recht umfassend nachvollziehen ließen. Diese Aussage bezieht sich insbesondere auf die komplett einsehbaren, von Oeckl selbst verfassten Jahresberichte der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit, die mit zahlreichen zusätzlichen Gesprächsnotizen und Aktenvermerken ihre Ergänzung finden. Darüber hinaus erwies sich das BASF-Archiv in Ludwigshafen als wertvolle Fundgrube für Quellen zu weiteren nebenberuflichen Engagements von Oeckl, etwa für die Deutsche Public Relations Gesellschaft und die Hochschultätigkeit an der Universität Heidelberg. Insbesondere mit Blick auf bisher kaum bekannte Details zu den akademischen Lehrveranstaltungen Oeckls und das fast völlige Fehlen eines DPRG-Archivs ist die Recherchemöglichkeit dieser Unterlagen umso mehr zu schätzen. Diese Wertschätzung trifft ebenso den persönlichen Nachlass Oeckls, dessen überaus umfangreicher Bestand der Universität Leipzig zur Verfügung gestellt wurde,1 allerdings zunächst in „Rohform“ vorliegt. Der Nachlass konnte für die Dissertation gesichtet und zumindest teilweise ausgewertet werden. Eine Vielzahl von Materialien, wie z. B. Korrespondenzen oder Veröffentlichungen von und über Oeckl, Vorträge, Manuskripte, persönliche Formulare wie Lebensläufe etc. zeugen von einer äußerst akribischen Erfassung und Dokumentation durch Oeckl selbst und erleichtern die Rekonstruktion bzw. das Erforschen sonst kaum recherchierbarer Zusammenhänge. Dies erlaubt neben der Vervollständigung bislang vorliegender OecklBibliografien (z. B. Flieger 1994) auch die Ergänzung wichtiger Lebensabschnitte Oeckls, z. B. zu seiner DPRG-Tätigkeit oder seiner Professur an der Freien Universität Rom. Ein unscharfes Bild bestand bislang von den Jahren 1945-1949, die Oeckl nach veröffentlichten (selbst redigierten) Biografien offiziell als „Wirtschaftsberater“ (vgl. Flieger 1994, 23) verbrachte. So entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass sich ausgerechnet im eigenen Nachlass Oeckls ein formeller Lebenslauf fand, der einen Hinweis auf die tatsächlichen Hintergründe dieser Lebensjahre barg: Wegen seiner NSDAP-Mitgliedschaft ohne Amt oder Rang in der Partei als „Mitläufer der Gruppe IV“ eingestuft, wurde Albert Oeckl 1 CERP-Präsident Thomas Achelis, u. a. Herausgeber der Festschrift zu Oeckls 90. Geburtstag (Achelis 2000), hatte auch privaten Zugang zu Albert und Auguste Oeckl und hat nach dem Tod von Auguste Oeckl dem Betreuer der vorliegenden Dissertation, Prof. Dr. Günter Bentele, und damit der Universität Leipzig, den Nachlass Oeckls dankenswerterweise zur Verfügung gestellt.
Quellenauswertung und Bewertungskriterien
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im Rahmen der „Säuberungspolitik“ der amerikanischen Besatzungsmacht mit einem Berufsverbot belegt. Hierin lag der tatsächliche Grund für diese Lücke, die er gegenüber der Öffentlichkeit Zeit seines Lebens der bloßen Angehörigkeit zum I.G. Farben-Konzern zurechnete.
2.4 Quellenauswertung und Bewertungskriterien Die Auswertung und -darstellung des vorliegenden Archiv- und weiteren Quellenmaterials, impliziert die als „hermeneutischer Zirkel“ (vgl. Seiffert (1992), 211ff.) zu bezeichnende Vorgehensweise. Diese setzt jedoch immer voraus, ein gewisses Vorverständnis bzw. Verständnis von dem zu haben, was näher erforscht werden soll. Dazu gehört, dass ein entsprechendes Berufsverständnis der Berufsangehörigen im Dritten Reich und auch eine Form von Öffentlichkeitsarbeit existierte, die sich allerdings in die von politischer Propaganda gefärbten Kommunikationsstrukturen einzufügen hatte: „Versteht man Public Relations, beziehungsweise den damals gängigen Begriff ´Pressearbeit´ als Bezeichnung für eine berufliche Tätigkeit und für ein Berufsfeld, dann existierte dieses Berufsfeld auch während der Zeit des Nationalsozialismus – ebenso wie die Tätigkeit und die Berufsfelder der Werbung und des Journalismus ...“ (Bentele 1997, 163). Hiermit einher geht die Überzeugung, dass sich Handlungsspielräume durch kommunikative Teilhabe, „nicht aber durch eine restriktive Ausübung von Macht regeln lassen“ (Szyszka 1997, 133) und damit nicht generell auf demokratische Gesellschaftsformen beschränken, eine Position, die auch Peter Szyszka vertritt. Während die Gestaltungsspielräume für berufliches Handeln von Einzelakteuren der PR in pluralistischen Demokratien wie der Bundesrepublik Deutschland „am weit Reichenden sein dürften“ (Szyszka 1997, 133), stellt sich insbesondere für die Bedingungen des Dritten Reiches die Frage nach deren Ausprägung. Bei Ausklammerung dieses Aspektes würde sich zwar eine biografische Station Oeckls nachweisen lassen, die Frage, – wie bestimmte Rahmenbedingungen Oeckl bereits vor 1945 einschlägige Berufserfahrungen ermöglichten – jedoch nicht stellen lassen. Auf der Grundlage dieses Vorverständnisses wurde vor dem Archivbesuch ein Recherchekatalog erarbeitet, der alle Fragen umfasste, deren Antworten sich möglichst vollständig aus den zu studierenden Quellen ergeben sollten. Mit der eigentlichen Recherche setzte nun der „hermeneutische Zirkel“ ein: Relevante Bestände wurden zunächst grob nach Hinweisen gesichtet, die für die Beantwortung der zusammengetragenen Fragestellungen bedeutsam sind oder sein könnten. Weiterführenden Verweisen wurde nachgegangen, neue Quellen erschlossen und ebenfalls auf ihre Relevanz untersucht. Seiffert spricht in dieser Phase der Materialfindung auch von sich entwickelndem „Fingerspitzengefühl“ oder dem richtigen „Riecher“ als typisch „hermeneutischen“ Wendungen (Seiffert 1992, 214). Auf der Basis des zusammengetragenen Materials folgte nun dessen Auswertung auf einer höheren Ebene, deren Vorgehensweise sich bildlich mit „konzentrischen Kreisen“ (Seiffert 1992), 214 beschreiben lässt. Aus der Gesamtheit des zunächst als relevant zusammengetragenen Materials bzw. Archivsignaturen, kristallisierte sich nach zunächst flüchtiger Durchsicht aufgrund der Materialmenge ein engerer Aktenkreis heraus – ein Vorgang, der in diesem Verfahren je nach Quellenumfang mehr oder weniger oft wiederholt wurde. Hierbei zeigte sich dann oft, dass die Beantwortung aller im Vorfeld zusammengetragener Fragestellungen in der Regel nicht bis ins letzte Detail zu realisieren ist.
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Fehlende Quellen, die aus unterschiedlichen Gründen (Verlust, Vernichtung, versäumte Archivierung, keine Zugänglichkeit, mangelnde Lesbarkeit etc.) nicht mehr zur Verfügung stehen, hinterließen trotz größter Recherchesorgfalt mitunter kaum vermeidbare „weiße Flecken“. Für die vorliegende Arbeit betrifft dies insbesondere Details zu Oeckls Wehrdiensteinsatz, die Tätigkeit im Reichsamt für Wirtschaftsausbau (jeweils kaum erhaltene Bestände) oder sein Engagament für die DPRG und im DIHT. Bezüglich der beiden letztgenannten Abschnitte erhielt der Autor die Auskunft, dass keine Materialien zu Oeckl vorhanden seien bzw. keine Recherchezugänglichkeit bestehe. Mit der Materialauswertung folgte nun das eigentliche „Schreiben“, ebenfalls nach dem Prinzip des hermeneutischen Zirkels. Dabei erwies es sich als praktikabel, „... immer das Ganze, aber in verschiedenen Arbeitsschritten zu bearbeiten“ (Seiffert 1992, 214). Auch dies entspricht wieder dem Vorgehen im Sinne des hermeneutischen Zirkels. Quellen werden als gegebene sprachliche Texte interpretiert, wobei Tatsachenerhebung und Interpretation ineinander greifen. „Das Verstehen eines Teils ermöglicht das Verstehen des Ganzen, was wiederum für die Einordnung des Teils im Ganzen von Wichtigkeit ist“ (Hoy 2003, 12; vgl. Poser 2001, 213). Dabei bestätigte sich auch für die vorliegende Studie die Erfahrung, „dass der Anfang sich erst dann richtig formulieren lässt, wenn das Ende schon geschrieben ist“ (Seiffert 1992, 215), die Erstellung zusammenhängender Kapitel also dynamisch mit Ergänzungen, Änderungen oder Verschiebungen von Abschnitten durch die ständige Rückkopplung zwischen neu Erfasstem mit bereits Formuliertem erfolgt. In Ergänzung der über Archive zugänglichen Materialien wurden Interviews mit Albert Oeckl sowie seinen ehemaligen Arbeitskollegen aus der BASF, Erdwig Meyer und Hans-Joachim Bremme, durchgeführt und im Anschluss vollständig transkribiert. Diese Interviews lassen sich dem Verfahren der „oral history“ zuordnen. Unter Berücksichtigung der mit diesem Verfahren verbundenen Subjektivität sei hier aber betont, dass die Bedeutung des Interview-Stoffes zu vorderst in der Hintergrundvermittlung für die eigene Recherche lag.2 In Bezug auf Relevanz und Verwertbarkeit der gewonnenen Informationen, persönliche Perspektiven, Hinweise und Anhaltspunkte wiesen beide Interviews allerdings relativ starke Unterschiede auf. Die Befragung Albert Oeckls erfolgte am 5. und 6. August 1997 mittels Leitfadeninterview. Bei der Entwicklung des Frageleitfadens wurden die Informationen aus einem drei Jahre zuvor geführten Gespräch zwischen Albert Oeckl und Günter Bentele berücksichtigt, das für die Leifadenerstellung vollständig transkribiert worden war. Ziel war es dabei insbesondere, sowohl weitere Angaben zu Oeckls Biografie zu gewinnen (z. B. familiärer Hintergrund, Studium und Berufseinstieg, -stationen, -aufgabenprofile), aber auch Hinweise, worin Oeckl selbst die Ursachen für bestimmte Entwicklungen sah (auf persönlicher Ebene, bezogen auf die eigene berufliche Laufbahn sowie auf gesellschaftlicher Ebene, bezogen auf Entwicklung der Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland). Fünf Abschnitte bildeten die Grundstruktur des Leitfadens: I) familiäre Herkunft, II) Studium und Berufseinstieg, III) Der Neubeginn nach 1945, IV) Der Begriff „Öffentlichkeitsarbeit" entsteht, V) PR2
Nur in Bereichen, wo kaum oder nur wenig sonstige Quellen vorhanden war, wird bisweilen auch auf eigene Schilderungen Oeckls zurückgegriffen, die dann auch als solche gekennzeichnet werden (z. B. beim familiären Hintergrund oder Schilderungen zur Zeit des Dritten Reiches). Darüber hinaus liefern solche Äußerungen interessante Ergänzungen, durch deren Einblendung bestimmte Episoden lebendiger erscheinen (z. B. Drittes Reich, 68iger Bewegung).
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Ausbildung in Hochschule sowie Ausbildungs- und Fortbildungsinstituten. Der Leitfaden kombiniert einen chronologischen Aufbau mit Rückschlüssen vom Allgemeinen auf spezifische Gegebenheiten und persönliche Sichtweisen, Handlungen, Erfahrungen (vgl. Anhang II).3 In der praktischen Umsetzung wurde versucht, wichtige Qualitätskriterien des Leitfadeninterviews, wie Nicht-Beeinflussung, Spezifität, Erfassung eines breiten Spektrums und Tiefgründigkeit zu berücksichtigen (vgl. Wagner 1997, 347) und damit die Gefahr der „Leitfadenbürokratie“4 zu vermeiden. Insgesamt muss der Informationswert des Interviews mit Albert Oeckl allerdings als relativ gering beurteilt werden. Trotz intensiver Vorbereitung des Interviews und einer im Vorfeld positiv signalisierten Einstellung Albert Oeckls zu dieser Befragung, zeigte sich während des Gesprächsverlaufs nur sehr bedingt die Bereitschaft Oeckls zu konkretem Fragebezug. Als Problem erwies sich zudem die – sicher auch altersbedingte – Weitschweifigkeit, indem insbesondere sehr detaillierte Anmerkungen gemacht wurden, Episoden detailreich geschildert wurden und einige Szenen, die wohl aus Oeckls Sicht zur Selbstdarstellung besonders geeignet waren, aus Beobachtersicht sicher überbetont wurden. Dies galt insbesondere für die Schilderung seiner erfolgreichen BASF-Tätigkeit, während Fragen zu anderen Lebensabschnitten – insbesondere zur Zeit vor 1945 – entweder übergangen, nicht beantwortet wurden oder aber deren Relevanz offen bezweifelt wurde. Die offenbar nur sehr gering ausgeprägte bis gar nicht vorhandene Bereitschaft Oeckls, weitere Details zum eigenen Lebensweg (vor allem während des Dritten Reiches, z. B. zu Kriegsteilnahme, politischen Einstellungen, persönlichen Erfahrungen etc.) zu offenbaren, ließen weitere Versuche von meiner Seite aus, die Interviews fortzusetzen und zu vertiefen, scheitern. Nach Kenntnisnahme der angedachten Fragestellungen lehnte Oeckl spätere Bitten nach einem persönlichen Zusammentreffen mit Verweis auf sein knappes Zeitbudget konsequent ab (vgl.Brief Oeckls vom 11.02.2000). Natürlich soll hier auch nicht ausgeschlossen werden, dass auch Oeckls Alter und Gesamtbefinden mit zu dieser Ablehnung beigetragen haben können. Am Interview von 1997 zeigte sich, dass für die Bewertung des Interviewstoffes neben den ohnehin zu berücksichtigen Faktoren der „oral history“ (Subjektivität und Erinnerungslücken durch großen zeitlichen Abstand) mit dem Selbstdarstellungsdrang des Befragten ein weiteres Kriterium zu berücksichtigen war. Wenngleich der erhoffte Informationsgehalt somit hinter den Erwartungen lag, warf das Verhalten des Befragten allerdings die Frage nach den Gründen auf: Warum überging Oeckl bestimmte Passagen so vehement und versuchte, die Aufmerksamkeit mit der ausführlichen Schilderung bereits weitgehend bekannter Informationen auf andere Inhalte zu lenken? Insofern ergab sich hieraus ein zusätzlicher Anreiz, durch die anschließende Quellenrecherche zur Erhellung der von Oeckls im persönlichen Gespräch ausgesparten Abschnitte beizutragen. 3 Bei Zitaten oder Verweisen auf Inhalte der Interviews mit den unterschiedlichen Gesprächpartnern liegt jeweils die folgende Quellenangabe zugrunde: „Interview (A)“ für das Gespräch zwischen Günter Bentele und Albert Oeckl am 25.05.1994; „Interview (B)“ für das Gespräch des Autors mit Albert Oeckl in Heidelberg (05.06.08.1997) sowie „Interview (C)“ für das Gespräch des Autors mit Erdwig Meyer und Dr. Hans-Joachim Bremme in der BASF / Ludwigshafen am 24.01.2001. 4 Diese ergibt sich beispielsweise durch die Einschränkung der Interview-Reichweite, indem Themen, die nicht im Leitfaden vorgegeben sind, jedoch im Gespräch aufkommen, ignoriert werden; die Beeinträchtigung der Reichweite durch eine zu „zügige“ Gesprächsführung; die Erzählstruktur des Befragten hinter die Leitfadenstruktur zurück tritt (vgl. Wagner 1997, 349).
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Methodik und Quellensituation
Beispielsweise beantwortete Oeckl die Frage nach seinem Verhältnis zum Nationalsozialismus stets sehr zurückhaltend: „Ich habe mich zurückgehalten, soweit es möglich war ... Ich habe die Konsequenz gezogen, nachdem alle möglichen Drohungen ausgesprochen worden sind und bin in eine Nebenorganisation, den NS-Juristenbund eingetreten. Ich hatte also den Beweis, dass ich insgesamt positiv eingestellt bin, aber ich hatte wenig Verpflichtungen, die haben fast nichts gemacht“, äußerte er beispielsweise in einem aufgezeichneten und transkribierten Interview mit Günter Bentele an der Universität Leipzig 1994. Die Einsichtnahme der NSDAP-Ortskartei offenbarte jedoch, dass Oeckl nicht nur reguläres NSDAP-Mitglied gewesen ist, sondern diesen Beitritt sogar unmittelbar nach Machtergreifung der Nationalsozialisten im Mai 1933 vollzog (BArchBln, NSDAP-Ortskartei 3200, Q0018). Eine als „oral history“ vorliegende Primärquelle erfährt hiermit ihre Überprüfung und Widerlegung durch eine Sekundärquelle, die als abstrakter Überrest in Form der recherchierten NSDAP-Ortskartei vorhanden ist. Ein weiteres Beispiel sei für das Kriterium der objektiven Möglichkeit angeführt: Während der Jahre 1945 bis 1949 konnte Oeckl keiner qualifizierten Tätigkeit nachgehen. Seiner eigenen Darstellung im Interview zufolge, aufgrund seiner bloßen Tätigkeit für den „Kriegsverbrecherkonzern“ I.G. Farben. Oeckl verwies hierbei auf ein (nicht mehr vorhandenes) von General Eisenhower unterzeichnetes Schreiben mit dem sinngemäßen Inhalt: „Albert Oeckl war Angehöriger des Kriegsverbrecher-Konzerns Nr.1, der I.G. Farbenindustrie. Er ist deshalb mit sofortiger Wirkung fristlos ohne jede Bezüge entlassen. Er hat sich, wenn er Arbeit sucht, beim Leiter des zuständigen Arbeitsamtes zu melden unter Vorzeigung dieser Zustellurkunde.“ Bei der Überprüfung dieser Aussage als primäre „oralhistory“-Quelle auf ihre Kohärenz mit gesichertem historischen Wissen ergab sich allerdings, dass die Gründe für ein Berufsverbot Oeckls eher in seiner NSDAP-Mitgliedschaft zu finden sind, da die amerikanischen Besatzer ehemalige Mitglieder der Nazipartei mit einem nahezu generellen Berufsverbot belegten (vgl. Lilge 1967, 24). Hinzu kommt, dass eine als abstrakter Überrest gefundene Primärquelle aus Oeckls eigenem Nachlass, und zwar ein von Oeckl selbst verfasster Lebenslauf aus dem Jahre 1968, diese Überprüfung festigt. Dem Gespräch mit Oeckls beruflichen Weggefährten in der BASF, Erdwig Meyer und Hans-Joachim Bremme, kam vor allem unter zwei Aspekten Bedeutung zu: Einerseits stand der Einfluss Oeckls auf die BASF-Unternehmenskommunikation im Mittelpunkt, beispielsweise, wie sich bestimmte Grundüberzeugungen Oeckls (etwa zum Verständnis von Öffentlichkeitsarbeit und deren Verhältnis zur Werbung) in seiner praktischen Tätigkeit spiegelte. Darüber hinaus war das gesamte Spektrum der BASF-Öffentlichkeitsarbeit von Interesse, das Oeckl im Verlaufe seiner Konzerntätigkeit von „fast null“ zu beachtlichem Umfang und unbestrittener Qualität führte. Entsprechend gestaltete sich der Aufbau des Frageleitfadens (vgl. Anhang III): I ) Informationen zu den Gesprächspartnern, II) Die BASF-Öffentlichkeitsarbeit unter Oeckl mit den Untergliederungen „Einbindung der Öffentlichkeitsarbeit in die Unternehmensstruktur“ (IIa) und „Die Praxis der Öffentlichkeitsarbeit“ (IIb) sowie „besondere Details“ (IIc). Die Gesprächsführung konnte sich eng an den im Leitfaden aufgeführten Fragen orientieren und lieferte zahlreiche Anhaltspunkte für die weitere Recherche im Unternehmensarchiv der BASF. So erschließt sich der eigentliche Wert von Traditionsquellen für die vorliegende Arbeit: Ob in mündlicher oder schriftlicher Form vorliegend, ergeben sich über alle Subjektivität hinaus wesentliche Indizien für die weitere Quellenforschung. Dies gilt insbesondere
Quellenauswertung und Bewertungskriterien
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für die Materialfindung als erstes Stadium wissenschaftlicher Arbeit. So gibt beispielsweise eine bereits veröffentlichte Kurzbiografie zu Oeckl als Sekundärliteratur Aufschluss zu bestimmten biografischen Abschnitten, etwa für die Zeit vor 1945. So heißt es in der von Flieger herausgegeben Festschrift anlässlich Oeckls 75. Geburtstag: „IG Farbenindustrie AG 1936-45, dazwischen Kriegsdienst“ (Flieger 1994, 23). Diese Sekundärquelle mit Traditionscharakter weist damit generell erst einmal darauf hin, dass Oeckl beispielsweise zu einer bestimmten Zeit während der dreißiger Jahre im I.G. Farbenkonzern tätig war und er hierbei Gelegenheit hatte, sich entsprechende Grundlagen auf kommunikativem Gebiet anzueignen. Wenn dann im Rahmen eines Interviews durch Oeckl selbst ebenfalls der Hinweis auf die eigene Tätigkeit für die I.G. Farben erfolgt, möglicherweise sogar mit weiteren Andeutungen oder auffälligem Gesprächsverhalten (bewusstes Überspringen, Hinweis auf Irrelevanz etc.), dann ergibt sich bereits hieraus ein Motiv zu weiteren Recherchen außerhalb dieses „subjektiven Einflusses“. Der Frage, inwieweit sich das Gelesene bzw. Geschilderte tatsächlich so verhalten hat, musste also nachgegangen werden. Der Weg führte zu geeigneten Archivbeständen – im Falle, der I.G. Farben im Berliner Bundesarchiv – deren Quellen vielerlei Anhaltspunkte für eine Rekonstruktion bieten, die nun ungleich näher an der tatsächlichen Vergangenheit liegt. Subjektive Behauptungen lassen sich so überprüfen, ergänzen oder berichtigen. Für den Theorieteil der vorliegenden Arbeit, der sich der Herausbildung und dem Inhalt des Oecklschen Verständnisses von Öffentlichkeitsarbeit widmet, erlangen insbesondere Oeckls eigene Veröffentlichungen als Primärquellen herausragende Bedeutung. Aufgrund der bereits herausgestellten engen Verknüpfung zwischen „Leben“ und „Werk“ Oeckls erwies sich auch für die Auseinandersetzung mit dessen theoretischem Wirken eine qualitativ hermeneutische Vorgehensweise als sinnvoll. Dabei stand das chronologische Voranschreiten (Veröffentlichungszeit) in Beziehung mit der systematischen Betrachtung inhaltlicher Aspekte, um die Herausbildung und (Weiter-)Entwicklung theoretischer Sichtweisen Oeckls nachvollziehen zu können. Auf dieser Basis erschlossen sich auch mögliche Wechselwirkungen zwischen dem praktischen Wirken Oeckls und der theoretischen Zusammenführung seiner erworbenen Erkenntnisse und Erfahrungen und damit den Inhalten und der Entstehung dessen, was als „Praktikertheorie“ in das fachliche Erbe Oeckls einfließt.
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Abbildung 1:
Methodik und Quellensituation
Albert Oeckl (27.12.1909 - 23.04.2001) (Quelle: W&V Nr. 24 vom 12.06.1992, 66)
3 Leben und berufliche Tätigkeit Albert Oeckls bis 1945
3.1 Kindheit und Jugendzeit Am 27.12.1909 in Nürnberg geboren, waren bereits Oeckls Kindheit- und Jugendjahre geprägt von tief greifenden gesellschaftlichen Umwälzungen. Der verlorene Erste Weltkrieg, das mit der Novemberrevolution besiegelte Ende des Kaiserreichs und die Vorgaben der Versailler Verträge führten Deutschland von der Monarchie in ein parlamentarisches Regierungssystem. Das Deutsche Reich wurde zur demokratischen Republik, in der nach Artikel 1 der Weimarer Verfassung alle Staatsgewalt vom Volke ausging (Hilgemann 1984, 31). Doch politische Unruhen, das Fehlen klarer politischer Mehrheiten und einer breiten, Demokratie bejahenden Bevölkerungsschicht, wirtschaftliche Probleme auf nationaler und internationaler Ebene sowie eine tief greifende Unzufriedenheit und Orientierungslosigkeit durch das Fehlen von Autoritäten und Leitbildern, führten zur raschen Ablehnung der neuen Staatsform bei vielen, der Demokratie abgewandten Kräften (vgl. Hilgemann 1984, 57.). Die staatstragenden Parteien, zusammengeschlossen in der Weimarer Koalition, sahen sich insbesondere in den ersten Jahren der Weimarer Republik bis 1923 dabei sowohl einer ausgeprägten „Rechten“ und „Linken“ Opposition gegenüber, deren Widerstand die politische Stabilität der jungen Republik stark schwächte. Während die linken Kräfte die Revolution von 1918 vollenden wollten, lehnte die „Nationale Opposition“ die parlamentarische Demokratie als undeutsche und importierte Staatsform ab (vgl. Hilgemann 1984, 35.). Dennoch gelang der Regierung Gustav Stresemann mit der Großen Koalition aus Zentrum, SPD, DDP, und DVP im Herbst 1923 die Eindämmung der gefährlichen Krisen. Die innenpolitische Stabilisierung konnte auch unter den Regierungen Wilhelm Marx (Zentrum) und Hans Luther (parteilos) fortgesetzt werden (vgl. Hilgemann 1984, 65). Im Elternhaus Albert Oeckls begegnete man der „neuen Zeit“ mit Skepsis. So waren es vor allem die durch Ordnung und Gehorsam bestimmten Grundmaxime des Vaters, welche auf den heranwachsenden Albert Oeckl Einfluss nahmen. Die Erziehung des Vaters – als Bankbeschäftigter in Nürnberg tätig, Reserveoffizier, Träger des EK I und treuer Anhänger der Monarchie – war besonders prägend, da die leibliche Mutter Albert Oeckls sehr früh verstarb. Nach der erneuten Heirat seines Vaters beschränkte sich nach Aussagen Oeckls die Autorität seiner „zweiten Mutter“ auf den zehn Jahre jüngeren Bruder, da er selbst bei der Heirat bereits aus den Erziehungsjahren heraus war (vgl. Interview (B)). Ein erster Wendepunkt im Leben Albert Oeckls ergab die Versetzung des Vaters nach Amberg, einem kleinen katholischen Städtchen in der bayerischen Oberpfalz, als Direktor der damaligen Bayerischen Staatsbank. Der damit verbundene Wohnort- und Schulwechsel brachte für den jungen Oeckl erhebliche Umstellungen mit sich: zum einen der generelle Wechsel vom Großstadt- zum eher provinziellen Kleinstadtleben, zum anderen durch die notwendige Integration in das streng katholisch geprägte humanistische Gymnasium Amberg – nach den vorherigen Jahren am vorwiegend evangelischen Melanchthon Gymnasium Nürnberg eine besonders schwere Last für den Gymnasiasten Oeckl.
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Die schwere Eingewöhnung blieb nicht folgenlos. Zum Zwischenzeugnis an Weihnachten 1929 erreichte den Vater ein „Blauer Brief“ als Hinweis auf die akute Versetzungsgefahr des Sohnes. Unter massivem väterlichem Druck gelang es Albert Oeckl schließlich durch viel Fleiß und den unbedingten Willen, sich auf das andere Denken in seiner neuen Umgebung einzustellen, das Abitur als Klassenbester zu erreichen.
3.2 Studienzeit Dieser erfreuliche Erfolg bildete die Basis für das vom Vater vorgesehene und von Oeckl selbst auch gewünschte Studium, wenngleich das vom Vater bevorzugte Fach „Rechtswissenschaft“ nicht mit den Vorstellungen Albert Oeckls über das eigene künftige Berufsbild harmonierte. „Ich wollte nie ein angestellter hauptamtlicher Jurist werden“ (Interview B), meint Oeckl und verweist auf erste Eindrücke über den Beruf des Juristen, die er durch die Tätigkeit seines Großvaters (mütterlicherseits) erlangte. Die durch Gesetzesparagrafen vorgegebenen Handlungsmuster in Kombination mit einer streng konservativen Grundhaltung vereinbarten sich nicht mit Oeckls Wunsch nach einer gewissen Freizügigkeit in der Ausfüllung des Berufslebens. Der Gedanke an eine Verwirklichung seiner beruflichen Vorstellungen auf kommunikativem Gebiet spielte zum damaligen Zeitpunkt noch keine Rolle. Allenfalls eine „gewisse Veranlagung“ erkennt Oeckl rückblickend und erinnert sich an gute schulische Leistungen im Deutschunterricht und Talent zum Reden, das er während der Abiturrede unter Beweis stellte (Interview A). So war es vor allem die Suche nach einem Kompromiss zwischen dem Studienwunsch des gestrengen Vaters und den eigenen Ambitionen, die Oeckl das Studium ermöglichten. Anders als die Wahl des Faches, fiel die Entscheidung für den Studienort München ohne väterlichen Einfluss. „Mein Wunsch ist es, nach München zu gehen“ (Interview B), äußerte Oeckl nach dem Abitur und begann 1929 mit dem Studium. In der politischen Stimmung der deutschen Bevölkerung zeichnete sich ab Mitte der zwanziger Jahre eine deutliche Rechtswendung breiter Schichten ab. Sich als diskriminiert und deklassiert fühlende Mittelschichten und einst einflussreiche Kräfte aus Adel, Kirche, Militär und Großbürgertum gehörten zu den maßgebenden Befürwortern eines „kraftvollen, auf Befehl und Gehorsam basierenden Regimes, das zu schnellen Entscheidungen fähig war“ (Hilgemann 1984, 57). Die Wahl des Monarchisten Hindenburg zum Reichspräsidenten im Jahre 1925 war hierfür ein ebenso deutliches Signal, wie die Wahl Alfred Hugenbergs zum Vorsitzenden der DNVP 1928 und Bildung des Reichsausschusses für das (1929 gescheiterte) deutsche Volksbegehren gegen den Young-Plan durch die Führer der „Nationalen Opposition“, Alfred Hugenberg, Adolf Hitler, Franz Seldte und Heinrich Claß (vgl. Hilgemann 1984, 65). Als nach zahlreichen Rücktritten, Regierungsum- und neubildungen die Große Koalition 1929 endgültig brach, bedeutete dies die Ausschaltung des Reichstags und das Ende der parlamentarischen Demokratie. Nach den unter hoher Wahlbeteiligung erfolgten Neuwahlen von 1930 ergab sich eine in diesem Ausmaß nicht erwartete parteipolitischer Machtverschiebung zugunsten der links- und rechtsextremen Parteien KPD und NSDAP. Nachdem keine Rechtsmehrheit vorhanden war und die Spannungen unter den Parteien der alten Koalition nicht überwunden werden konnten, regierte ein zunächst von der SPD toleriertes Präsidialkabinett (Hilgemann 1984, 63).
Studienzeit
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Während Hitler bei der Wahl des Reichspräsidenten 1932 durch die Wiederwahl Hindenburgs scheiterte, verbuchte die NSDAP in den folgenden Landtagswahlen starke Zugewinne, während die bürgerlichen Parteien mehr als Hälfte ihrer Stimmen verloren. Als Folge der Landtagsergebnisse wurde der Reichstag zwei Jahre vor Beendigung der regulären Legislaturperiode aufgelöst, da er nicht mehr den politischen Volkswillen repräsentierte und Neuwahlen zum Reichstag angesetzt. Hierbei gelang es den radikalen Parteien und insbesondere der NSDAP abermals, Zugewinne zu erreichen. Die bürgerliche Mitte wurde vollends zerschlagen, mehrheitliche Koalitionsmöglichkeiten waren nicht gegeben. Nach dem Scheitern einer Zusammenarbeit zwischen Papen und Hitler nach der Wahl, löste Papen den Reichstag (auf Grundlage einer nicht verfassungsmäßigen Begründung) auf. Allerdings konnten auch die folgenden Neuwahlen nicht zur Klärung der politischen Situation beitragen. Nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler durch den Reichspräsidenten von Hindenburg und der Bildung des Präsidialkabinetts im Januar 1933 unter Hitler wurde der Reichstag in der Hoffnung aufgelöst, durch Neuwahlen der NSDAP die absolute Mehrheit zu verschaffen (Hilgemann 1984, 67). Doch trotz massiven Vorgehens gegen politische Gegner durch Verhaftung, Einschüchterung, Terror und Einschränkungen der Rede- und Pressefreiheit auf Grundlage der „Verordnung zum Schutz des Deutschen Volkes“ erlangte die NSDAP nur 43,9 Prozent der Stimmen. Erst durch weitere 8 Prozent der Stimmen für die „Kampffront Schwarz-Weiß-Rot“, der früheren DNVP, erreichte die NSDAP die absolute Mehrheit. (Hilgemann 1984, 63). Im Jahr der Machtübernahme Hitlers absolvierte Albert Oeckl seine Abschlussexamen in den Studienfächern Jura und Volkswirtschaft. Über seine Berührungspunkte mit dem NS-Regime äußert Oeckl selbst: „Ich habe mich zurückgehalten, soweit es möglich war ... Ich habe die Konsequenz gezogen, nachdem alle möglichen Drohungen ausgesprochen worden sind und bin in eine Nebenorganisation, den NS-Juristenbund eingetreten. Ich hatte also den Beweis, dass ich insgesamt positiv eingestellt bin, mit wenig Verpflichtungen – die haben fast nichts gemacht“ (vgl. Interview (A)). Dass die Vorbehalte gegenüber den neuen Machthabern und der Wille nach eigener politischer Unabhängigkeit allerdings weit geringer waren, als Oeckl dies in eigener Aussage schildert, offenbart die Einsicht der NSDAP-Mitgliederkartei. Diese offenbart Oeckl als Mitglied Nummer 1725219, dessen Beitritt bereits unmittelbar nach der Machtübernahme am 01.05.1933 in Freising erfolgte.5 Nach dem erfolgreichen Studienabschluss promovierte Albert Oeckl im Jahr 1934 zum Thema „Die deutsche Angestelltenschaft und ihre Wohnverhältnisse“ an der Universität München.6 Die wissenschaftliche Darstellung in Oeckls Dissertation war allerdings eng mit der Integration politischer Aussagen7 verbunden, die sich vor allem auf die Vorteile nationalsozialistischer Politik für die sozialen Lebensverhältnisse beziehen. Vor dem gesellschaftlichen und persönlichen Hintergrund Oeckls betrachtet, ist diese verbale Befürwor5
Vgl. BarchBln, NSDAP-Ortskartei 3200, Q 0018. Vgl. Abschnitt 10.1 „Die Dissertation Albert Oeckls“. 7 Mit dem deutschen Volk insgesamt sah Oeckl auch die 3,6 Millionen starke Angestelltenschaft im Dritten Reich am Beginn einer neuen geschichtlichen Entwicklung. Einem beispiellosen zahlenmäßigen Wachstum habe sich ein organisatorischer Aufbau angeschlossen, der zu machtvollen Verbänden führte, „die schließlich im Staate Adolf Hitlers“ (Oeckl 1935, 202) zum 2-Millionen-Einheitsverband, der Deutschen Angestelltenschaft, zusammenfanden. Der mit Arbeiter- und Unternehmertum in der Deutschen Arbeitsfront zusammengeschlossene Verband diente hauptsächlich der Überwindung des Klassenkampfes und galt für Oeckl als „letzte Bestätigung“ für die Bedeutung der Angestelltenschaft als selbstständig soziale Schicht im Nationalsozialismus (Oeckl 1935, 9). 6
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tung der „neuen Zeit“ allerdings nachvollziehbar. Unterstellt man Oeckl ein auf der Grundlage der vom Vater vermittelten Disziplin und Fügsamkeit ausgeprägtes Karrierebewusstsein, dem sich politische Ansichten unterordnen – und dafür spricht insbesondere sein rascher NSDAP-Beitritt im Mai 1933, ohne in besonderer Funktion zum „Überzeugungstäter“ zu werden – werden die „linientreuen“ Formulierungen plausibel. In einer Zeit, in der kaum ein Lebensbereich nicht mit den Vorgaben des politischen Systems durchsetzt war – und dies galt auch und insbesondere für die Heranbildung des akademischen Nachwuchses – hätte sich Oeckl mit einer „unpolitischen“ oder gar kritikbeladenen Arbeit selbst seiner Chancen auf eine Erfolg versprechende Beurteilung beraubt. Da für Oeckl aber eben die persönliche Karriere im Vordergrund stand und nicht die kritische Auseinandersetzung mit einem totalitären Regime – wären andere Erwartungen auch unrealistisch. In dieses Bild fügen sich auch die weiteren Stationen Oeckls: Nach dem ersten juristischen Staatsexamen begann für Oeckl die Zeit des juristischen Vorbereitungsdienstes als Referendar, von Januar 1934 bis September 1935 zunächst im Reichspropagandaministerium, Landesstelle München8 sowie im Februar 1936 im Landesverkehrsverband München, bevor nach zweieinhalb der vorgegebenen drei Jahre Referendarszeit mit dem Eintritt in die I.G. Farben der entscheidende Wendepunkt im Leben Albert Oeckls eintrat.
8 Vgl. Personalakte Oeckls in der I.G. Farben, BArchBln, R 8128, A 200 / 25, Bl. 230. Im August 1935 vertrat Oeckl die Landesstelle des Reichspropagandaministeriums und des Traditionsgaues München-Oberbayern bei einem Empfang, den die Stadt München für Mitglieder der amerikanischen Steubengesellschaft gab. Die Steubengesellschaft, benannt nach dem im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg aktiven deutschstämmigen General Friedrich Wilhelm von Steuben, war – ähnlich wie die deutsche Vereinigung „Carl Schurz“ (vgl. Abschnitt 3.3.2.1 „Goodwill für die Wirtschaft – die Interessensvertretung der I.G. Farben“) auf die Traditionspflege deutscher Pioniere in Amerika gerichtet. Der „Völkische Beobachter“ vom 08.08.1935 zitiert Oeckl in dem Artikel „Abschied der Steuben-Gesellschaft von München“ auf S. 2, der die „...Deutschlandfahrt der Mitglieder der Steubengesellschaft als eine Wallfahrt zu ihrer alten Heimat und zum neuen Deutschland“ bezeichnete. Neben Oeckl gehörte der Münchener Bürgermeister Tempel zu den Gastgebern. Tempel betonte, „... in welch lebendiger und reiner Weise das Erbgut der Väter ...“ bei den Mitgliedern der Steuben-Gesellschaft erhalten sei (Völkischer Beobachter, Norddt. Ausgabe, 48.Jg., Nr. 220 vom 08.08.1935, 2).
Albert Oeckls Tätigkeit in der Berliner I.G.-Organisation
Abbildung 2:
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NSDAP-Kartei von Mitglied Nr. 1725219, Albert Oeckl (Quelle: BArchBln, NSDAP-Ortskartei 3200, Q0018)
3.3 Albert Oeckls Tätigkeit in der Berliner I.G.-Organisation 3.3.1 Exkurs: Die I.G. Farben im Dritten Reich Im Jahre 1925 fusionierte die BASF mit den Chemiekonzernen Bayer, Hoechst, Agfa, CFGE und Weiler-ter Meer zur I.G. Farbenindustrie Aktiengesellschaft (vgl. Heine 1990, 15). Die I.G. Farben war damit nicht nur der größte deutsche Chemiekonzern, sondern überhaupt einer der größten Konzerne in Deutschland und der Welt. Die I.G. war mehr als andere Großunternehmen auf den Export angewiesen und somit auch stärker vom Weltmarkt abhängig: So betrug die Exportquote des Siemenskonzerns 1929/30 42 %, die I.G. Farben hingegen erwirtschaftete von 1926 bis 1930 fast 56 % ihres Umsatzes im Ausland (vgl. Plumpe 1990, 175f.). Es lag daher im existenziellen Interesse der I.G. Farben, für eine exportorientierte Handelspolitik einzutreten, ohne allerdings dabei eine bestimmte politische Richtung zu favorisieren. Für die wohlwollende Unterstützung seiner wirtschaftlichen Interessen förderte der Konzern mit einem eigens gebildeten Fond bereits vor 1933 verschiedene Parteien, vermied durch ein ausgewogenes Förderspektrum jedoch stets politische Einseitigkeit (vgl. Sasuly 1952, 87; Radandt 1970, 53). Die Instrumentarisierung der Wirtschaft und damit auch der I.G. Farben durch die Nationalsozialisten führte schlussendlich zu der verhängnisvollen Entwicklung, in deren Ergebnis die radikalen NS-Pläne unterstützt wurden und die I.G. Farben zum Kriegsverbrecherkonzern wurden. Entscheidend für die vorliegende Arbeit ist jedoch zu hinterfragen, wie sich Konzerninteressen und nationalsozialistische Machtpläne generell berührten und daraus folgernd, ob und in welchem Maße auf bestimmten Ebenen Gestaltungsmöglichkeiten für einzelne Akteure bestanden, die über politische Kommunikationszwänge hinaus führten. Dies betrifft insbesondere auch den Bereich der Konzernkommunikation und damit
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die Arbeit der Presseabteilung, von der Oeckl behauptete, dort die Grundbegriffe der PR erlernt zu haben (vgl. Oeckl 1985 a, 12). Das Verhältnis der I.G. Farben zum Nationalsozialismus beziehungsweise zum NSStaat entwickelte sich in einem komplex verlaufenden Prozess unter bestimmten Rahmenbedingungen, Handlungen und Einflüssen, die im nachfolgenden Exkurs näher betrachtet werden. Nur so wird das Wie der gegenseitigen Berührungspunkte nachvollziehbar und ermöglicht die differenzierte Betrachtung entwicklungsbezogener Handlungen im gesellschaftlichen Kontext und die Berücksichtigung persönlicher Einflüsse einzelner Akteure. Neben Überlegungen zum Wesen des Nationalsozialismus und zur Einbindung des industriellen Systems, Betrachtungen zu Handlungsmotiven des weltmarktorientierten Chemiekonzerns sowie dessen Verhältnis zur NSDAP, wird insbesondere die Entwicklung der I.G. Farben-Organisation Berlin NW 7 näher untersucht. Die Berliner I.G. Vertretung wurde vor allem durch Bestrebungen ihres einflussreichen Leiters, Max Ilgner, zu einem wichtigen Teil der Konzernführung. Berlin NW 7 galt als Zentrale für die Interessenvertretung des Konzerns und beheimatete mit Presseabteilung und Direktionsabteilung auch Oeckls spätere Wirkungsstätten. Ilgner selbst verkörperte den (zwangsweise) fehlgeschlagenen Versuch, sich in einer Art kommunikativen Kooperation einerseits mit den neuen Machthabern zu arrangieren und andererseits die wirtschaftlichen Interessen zu berücksichtigen. Beispiele hierfür sind Ilgners Wirken im Wirtschaftsführerkreis oder der Vereinigung „Carl Schurz“ sowie das Engagement des amerikanischen PRPioniers Ivy Ledbetter Lee. Bezogen auf die Arbeit der Pressestelle kam vor allem Hans Brettner eine wichtige Funktion zu. Brettner baute die Pressestelle nach 1925 auf, war deren erster Leiter und leistete auch nach 1933 als Ressortleiter Führungsarbeit. Mit seiner Studie zur „Organisation der industriellen Interessen in Deutschland“ arbeitete er bereits 1924 wichtige Berufsgrundsätze aus, die das berufliche Selbstverständnis in der Presseabteilung nachhaltig beeinflussten und deshalb ebenfalls Gegenstand des folgenden Exkurses sind.
3.3.1.1 Nationalsozialismus und industrielle Machtentfaltung Entscheidend für das zielbestimmende Wesen des deutschen Nationalsozialismus war die Einordnung gebündelter Expansionsziele in ein rassistisches Programm zur Erreichung eines rassenbiologisch fixierten Endzustandes. Dieser Anspruch umfasste nicht nur den großdeutschen Machtstaat – dies war „nur“ die Voraussetzung für eine globale, rassisch geprägte Eroberung. Die Rasse wurde im Nationalsozialismus zum zentralen weltgeschichtlichen Strukturprinzip und musste seinem Wesen nach die nationalstaatliche Organisation des internationalen Systems ersetzen, aufgrund der Unvereinbarkeit des traditionell staatlichen mit dem rassistischen Organisationsprinzip. Visionärer Höhepunkt war der Endkampf des germanisch beherrschten Europa mit Nordamerika, um „... über die Wiedergewinnung der Großmachtstellung in Mitteleuropa, über die Beherrschung eines Kontinentalimperiums vom Atlantik zum Ural, über die Errichtung einer durch ozeanische Stützpunkte und überseeische Kolonien arrondierten Weltmachtstellung und über den Kampf von Kontinent zu Kontinent gegen die USA gleichsam um die Weltvormacht endlich zur Weltherrschaft aufzusteigen“ (Hildebrand 1976, 183). Letztlich ging es also um viel mehr als die bloße Revision der bestehenden
Albert Oeckls Tätigkeit in der Berliner I.G.-Organisation
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internationalen Ordnung – Ziel war der radikale Umsturz, die Beseitigung des bestehenden Systems weltweit. Da der Weg über die Großmacht in diese neue Ordnung zunächst im Rahmen und mit den machtpolitischen Mitteln des existierenden Staatensystems erkämpft werden musste, führten die isolierte Betrachtung und Anlegung konventioneller machtpolitischer Maßstäbe bei anderen Staaten wie Großbritannien oder den USA zunächst nur zu einem unzureichenden Bewusstsein der rassenideologisch begründeten Sprengkraft des NS-Systems für die bestehende Weltordnung (vgl. Link 1980, 75ff).9 Bezogen auf den wirtschaftlichen Aspekt deutscher NS-Politik war es auch nicht außergewöhnlich, strategische Entscheidungen für bestimmte Industriekapazitäten zu treffen, unterschied sich diese Vorgehensweise doch nicht von der Begründung der entsprechenden Politik in den USA, Großbritannien oder Frankreich.10 Auch die staatliche Intervention mit zollpolitischen Maßnahmen und Subventionen für die Chemiewirtschaft schien in der Etablierungsphase des Dritten Reiches aus sozial- und konjunkturpolitischen Gründen im Nachzug der Weltwirtschaftskrise als durchaus gerechtfertigt. Innenpolitisch begann Hitler unmittelbar nach der Machübernahme mit der Stabilisierung der inneren Machtverhältnisse durch umfassende Maßnahmen der Gleichschaltung. Die Gleichschaltung der Länder erfolgte über das „Vorläufige Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich“ (Umbildung der Länderparlamente entsprechend der Ergebnisse Reichstagswahlen), das „Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich“ (Einsatz von Reichsstatthaltern für die Ernennung von Länderregierungen) sowie das „Gesetz über den Neuaufbau des Reiches“ (Beseitigung der Länderparlamente, Übertragung der Länderhoheitsrechte auf das Reich, Aufhebung des Reichsrates sowie neue Gemeindeordnung mit dem Ende der kommunalen Selbstverwaltung). Das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ ermöglichte die sofortige Entlassung von „ungeeigneten“ Beamten ohne arische Abstammung oder die geforderte politische Einstellung. Ähnliches galt für die Presselandschaft und den noch jungen Hörfunk durch das Reichsschriftleitergesetz von Joseph Goebbels, der dem neu geschaffenen Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda vorstand (vgl. Hilgemann 1984, 67). Mit der Bildung der Deutschen Arbeitsfront (DAF), die ein der NSDAP angeschlossener Verband war und unter deren Führung stand, wurden Arbeitnehmer- und Arbeitgeberorganisationen überflüssig, da in der DAF sämtliche Arbeiter, Angestellte und Unternehmer zusammengeschlossen waren. Das „Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit“ regelte die 9 Insbesondere die britische Regierung strebte eine integrative Konfliktlösung mit Deutschland an, um die Gefährdung des Empire zu vermeiden – beispielsweise durch bilaterale Verhandlungen (deutsch-englisches Flottenabkommen 1935) oder multilaterale Konferenzdiplomatie (Münchner Abkommen 1938). Die Politik des Peaceful Change und Appeasement war gleichzeitig Ausdruck des Versuchs, gegenüber dem überlegenen Potenzial der USA funktionsfähig und herrschaftstüchtig zu bleiben, was allerdings aufgrund des unterlegenen Machtpotenzials Englands scheitern musste. Die USA konzentrierten sich im Nachzug der Weltwirtschaftskrise zunächst auf die Wiederherstellung eines sich selbst regulierenden Wirtschafts- und Handelssystems, das gleichzeitig als das geeignetste Mittel zur Konfliktlösung mit Hitlerdeutschland schien. So wurde 1933 die Umwandlung des Völkerbundes in einen Economic Council und später (1937 / 38) eine konsensstiftende Konferenz neutraler Staaten angeregt. Trotz der wirtschaftlichen Überlegenheit setzten die USA ökonomische Stärke nicht in politische Aktionen um. Erst als mit Hitlers Überfall auf die Sowjetunion der vorläufige Höhepunkt nationalsozialistischen Expansionsstreben erreicht war und alle Versuche integrativer Konfliktlösung gescheitert waren, bildeten sich die Voraussetzungen für eine neuartige Zusammenarbeit der westlichen Demokratien (vgl. Link 1980, 75ff.). 10 Der Versuch Großbritanniens, das gesamte Empire als autarken Wirtschaftsraum zu gestalten oder das ähnliche Verhalten der Kolonialmacht Frankreichs sind Beispiele, mit politisch abgesicherten Handelsbeziehungen zwischen bevorzugten Partnern den Unwägbarkeiten des Weltmarktes zu entgehen (vgl. Plumpe 1990, 568.).
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Einführung von Betriebsgemeinschaften. Betriebsräte wurden durch Vertrauensräte ersetzt, die nur beraten durften. Die Gewährung zahlreicher Sozialleistungen sorgte für regen Zuspruch in der „Gefolgschaft“ für die Nationalsozialisten. Dazu gehörten beispielsweise bezahlter Urlaub und Programme der Freizeitorganisation „Kraft durch Freude“ (KdF) oder der Kündigungsschutz. Der „Reichsnährstand“ regelte die Gleichschaltung der Bauern (vgl. Hilgemann 1984, 68f.). Weitgehend selbstständig blieb – im Gegensatz zum Mittelstand – die deutsche Großindustrie, auf deren Kooperation man bei der Umsetzung der Autarkiebestrebungen und dem Aufbau der Kriegsindustrie angewiesen war. Analog zu den übrigen Gesellschaftsbereichen erlag auch die Parteienlandschaft der totalen Gleichschaltung. Nachdem bereits die KPD durch die „Verordnung zum Schutz von Volk und Staat“ in die Illegalität gedrängt, deren Vermögen eingezogen und die SPD verboten wurde, lösten sich nach Anpassungsversuchen weitere Parteien wie die Deutschnationale Front (ehemals DNVP), die Deutsche Volkspartei, die Bayerische Volkspartei und das Zentrum unter starkem Druck selbst auf. Schließlich ließ das „Gesetz zur Neubildung von Parteien“ nur noch die NSDAP als einzige Partei zu. Außerdem wurde die NSDAP zur Trägerin des deutschen Staatsgedankens, die mit dem Staat unlöslich verbunden war. Grundlage hierzu war das „Gesetz zur Sicherung der Einheit von Partei und Staat“, das der NSDAP gleichzeitig zum Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts mit eigener Disziplinargerichtsbarkeit verhalf (vgl. Hilgemann 1984, 68.). Popularität sicherte Hitler seine Regierungserklärung vom Januar 1933, in der die Beseitigung der Arbeitslosigkeit ein wichtiges Ziel war. Die Anknüpfung an Arbeitsprogramme früherer Regierungen, Reichsbahnprojekte, private und öffentliche Bauvorhaben, Straßenbau, die Zahlung von Ehestandsdarlehen an Frauen, die ihre Arbeit aufgaben sowie Steuererleichterungen waren wesentliche Aspekte der Beschäftigungspolitik. Die Einführung der Wehrpflicht, der Arbeitsdienstpflicht und der Beginn der Aufrüstung trug schließlich mit dazu bei, die Arbeitslosenzahl 1936 auf 1 Million zu senken (vgl. Hilgemann 1984, 69). Trotz dieses Konjunkturprogrammes machte sich ab Mitte 1934 ein Mangel an Rohstoffen, ein Rückgang des Exports und eine verstärkte Nachfrage nach Importen bemerkbar. Mit dem „Neuen Plan“ von Hjalmar Schacht sollte dieser ökonomischen Krise begegnet werden, indem der gesamte Außenhandel durch eine zentrale Devisen- und Rohstoffbewirtschaftung gesteuert wurde. Der Import war nur für Güter vorgesehen, die im Inland nicht oder nur ungenügend für die Aufrüstung oder Ernährungssicherung zur Verfügung standen. Als Rohstoff liefernde und Agrarüberschüsse erzielende Länder kamen vor allem die südosteuropäischen Länder in Betracht, mit denen bilaterale Abkommen geschlossen wurden. Durch das Anwachsen des Imports und des Exports gerieten diese in eine stetig größer werdende Abhängigkeit von Deutschland (vgl. Hilgemann 1984, 87). Trotz der zentralen Lenkung des Außenhandels verzeichnete man Ende 1935 einen erheblichen Rückgang der Vorräte, da die Aufrüstungsbestrebungen die Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft überstiegen. Andererseits konnte der Export nicht weiter gesteigert werden, Devisen waren ebenfalls nicht vorhanden. Die begrenzten Ressourcen führten so zur Blitzkriegsorientierung der Wehrwirtschaft. Mit dem 1936 verkündeten Vier-JahresPlan sollte die deutsche Wirtschaft kriegsfähig sein, gegen Ende des Jahres 1937 herrschte die Ansicht vor, den deutschen Binnenwirtschaftsraum durch territoriale Erwerbungen (1938/1939) erweitern zu müssen. Über gewaltige Investitionen, kombiniert mit Lohn- und Konsumverzicht der Bevölkerung, wurde die Wirtschaft zugunsten nationalsozialistischer Autarkiebestrebungen mobilisiert, denn das wissenschaftlich-technische Potenzial bzw. die
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Effizienz des industriellen Systems war eine wichtige Basis für die nationalsozialistische Machtentfaltung. Rentabilität war zweitrangig, wenn es darum ging, beispielsweise die Produktion synthetischen Kraftstoffes oder Kautschuks auszuweiten (hierbei hatte der I.G. Farbenkonzern eine tragende Rolle (vgl. Hilgemann 1984, 87)). Dies führte zu einer bis zu einem gewissen Grade ausgeprägten Interessenskomplementarität zwischen der Industriewirtschaft und den nationalsozialistischen Machthabern: Bei unangefochtener Dominanz des politischen Teilsystems blieb die Privatwirtschaft institutionell im Wesentlichen unangetastet.11 Auch die Funktion von Carl Krauch als Generalbevollmächtigter für Sonderfragen der chemischen Erzeugung (Gebechem) kann nicht als personifizierte Verschmelzung von Staat und Privatwirtschaft gelten. In dieser Funktion wurde Krauch zwar 1940 zum Aufsichtsratsvorsitzenden der I.G. gewählt und handelte ganz sicher nicht gegen die Interessen des Konzerns, war jedoch nie an politischen Grundsatzentscheidungen beteiligt und arbeitete an der Umsetzung staatlicher Industrieund Rüstungsprojekte (vgl. Plumpe 1990, 728f.). „Bei den Ämtern Krauchs handelte es sich um neuartige Institutionen zur Vermittlung staatlicher Interventionen, die in privatwirtschaftlichen Systemen normalerweise untypisch sind ... Staat und Privatwirtschaft verschmolzen in diesen Institutionen nicht, vielmehr verhinderten diese gerade, dass zu dem von den Unternehmern so sehr gefürchteten „Staatskapitalismus“, das unmittelbare Hineinregieren des Staates in die Unternehmungen, kam“ (Plumpe 1990, 738f.). Wirtschaftliche Anreize förderten die Unterstützung der Expansionspolitik durch die Industrie. Die Devisen kurz nach der Weltwirtschaftskrise waren knapp, so mussten möglichst viel Erzeugnisse in Deutschland hergestellt werden – dies galt natürlich auch für die Produkte der chemischen Industrie. Die damit verbundene Kapazitätsausweitung führte nicht nur zur Schaffung von zusätzlichen Arbeitsplätzen, sondern ebenso zu einer – zumindest vorübergehenden – beispiellosen Erweiterung technischer Möglichkeiten. Die Verbindung dieser Autarkiepolitik mit dem militärisch begründeten Streben nach Wiederaufrüstung zu erkennen, gestaltete sich vor diesem Hintergrund deshalb nicht nur im Ausland schwierig. So wurde die neue Entwicklung auch von der I.G. Farben-Führung akzeptiert und unterstützt. Rückblickend formulierte Vorstandsmitglied Georg von Schnitzler: „Dass diese Entwicklung letzten Endes erstens zu einer Verarmung führen musste, die eine Verringerung des Lebensstandards bedeutet, und zweitens zum Kriege, sah niemand oder wollte niemand einsehen. Selbst ein so entschiedener Gegner des nationalsozialistischen Regimes wie Dr. Bosch, der einzige Mann, der Hitler einmal offen zu widersprechen gewagt hatte – übrigens mit katastrophalem Ergebnis, wie man mir später erzählte -, hatte keinerlei Bedenken, Krauch Göring zur Verfügung zu stellen, als er um einen führenden Chemiker, der die Leitung des Amtes für Wirtschaftsaufbau übernehmen sollte, angegangen wurde. Dabei war Bosch ein überzeugter Demokrat und ein überzeugter Anhänger einer Friedenspolitik.“12 Die graduelle Interessenskomplementarität verdeckte allerdings nur die – bedingt durch den rassenbiologisch begründeten Anspruch auf Weltherrschaft – antagonistischen Widersprüche zwischen den eigentlichen Triebkräften nationalsozialistischer Herrschaft, 11
So besagt ein in der 7. Auflage des Parteiprogramms der NSDAP aufgenommener Passus: „Der Nationalsozialismus wird auch größte industrielle Werke, solange sie Privatbesitz bleiben (wir denken hier an Krupp, Mannesmann, Thyssen usw.) keineswegs als den Interessen der Gesamtheit zuwiderlaufend, ablehnen“ (Plumpe 1990, 690f., vgl. dazu auch Radandt 1970, Anm. 68, 305). 12 Eidesstattliche Erklärung Georg von Schnitzlers vom 18.03.1947 NI - 5196, zit. in: Radandt 1970, 81.
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verbunden mit agrarisch autarkem Lebensraum, Massenmord und Antisemitismus einerseits und großindustrieller Machtentfaltung mit absatzbezogenem Interesse in der Weltwirtschaft andererseits.13
3.3.1.2 Die Weltmarktorientierung des Konzerns Das Exportgeschäft bestimmte die wirtschaftspolitischen Interessen. Auch als während der Weltwirtschaftskrise die Forderung nach einer möglichst unabhängigen Binnenwirtschaft lauter wurde und seitens der I.G. die Unterstützung der Inlandskonjunktur durchaus ihre Befürworung fand, hat es eine grundsätzlich binnenmarktorientierte Unternehmensstrategie in der I.G. Farben nie gegeben. Die Nachwirkungen der Weltwirtschaftskrise prägten den Weltmarkt: Innenpolitische Konjunkturstimulanz, die Schaffung von Arbeitsplätzen und mit den Nationalsozialisten in Deutschland auch wehrwirtschaftliche Prämissen führten zu einer fortschreitenden Autarkie auf dem Chemiesektor. Nach China bildeten die USA bis 1932 den wichtigsten Auslandsmarkt, allerdings mit rückläufiger Tendenz aufgrund der schlechten Konjunkturentwicklung und einer zunehmenden Autarkie der US-amerikanischen Chemieindustrie. Die Exporte in die USA sanken in der Krise um 18,3 %, der Exportrückgang führte damit zum Verlust des Großteils eines der bedeutendsten Exportmärkte. Während der dreißiger Jahre ging die Exportquote der I.G. stetig zurück und sank zwischen 1933 bis 1937 auf unter 50 Prozent, dennoch behielt die Exportorientierung, notwendigerweise auf Basis neuer Absatzmärkte, ihre tragende Rolle.14 Immer war man bestrebt, sämtliche Exportmöglichkeiten zu nutzen und trat für eine die Exportwirtschaft begünstigende Handelspolitik ein. Deshalb „... ist es für Deutschland und die deutsche Exportwirtschaft eine gebieterische Pflicht, sich in die starke dynamische Entwicklung der neuen Märkte einzuschalten, wenn anders Deutschland seine Position nicht verlieren will“ (Ilgner 1938, 10) betonte Max Ilgner, I.G.-Vorstandsmitglied und Chef der Berliner I.G.-Organisation. Infolge der Weiterentwicklung eines Landes mit überwiegender Agrar- und Rohstoffwirtschaft zur Agrarindustriewirtschaft komme es – so Max Ilgner – durch einen steigenden Lebensstandard mit steigender Kaufkraft zu einer erhöhten Nachfrage nach höherwertigen Produkten, für deren Import ein Teil der neuen Kaufkraft zur Verfügung steht und den industrialisierten Ländern zugute komme. Diese Entwicklung führe zwar in gewissem Maße auch zu einem Exportausfall „primitiver“ Produkte, letztlich überwiege jedoch das Potenzial, das sich für die Industrieländer infolge des Imports höherwertiger Produkte durch die Entwicklungsländer ergibt (vgl. Ilgner 1938, 10). Ein hohe Bedeutung hatte dabei die Exportsteigerung durch die Beeinflussung der Industrialisierung in den Rohstoff- und Agrarländern in Südosteuropa, Vorderasien sowie Lateinamerika. Die besondere Bedeutung der südosteuropäischen Länder lag nach Ilgner in ihrer Fähigkeit, die Erzeugung solche Produkte zu entwickeln, die eine solide Ausgleichs13
Die I.G. Farben war nicht nur der größte deutsche Chemiekonzern, sondern überhaupt einer der größten Konzerne in Deutschland und der Welt. Die I.G. hing mehr als andere Unternehmen Großunternehmen vom Export ab und war somit auch stärker vom Weltmarkt abhängig: So betrug die Exportquote des Siemenskonzerns 1929 / 30 42 %, die I.G. Farben hingegen erwirtschaftete von 1926 bis 1930 fast 56 % ihres Umsatzes im Ausland (vgl. Plumpe 1990, 175f.). 14 Zum Exportgeschäft der I.G. Farben zwischen 1926-1933 vgl. Plumpe 1990, 451ff.
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möglichkeit für die Steigerung des deutschen Fertigwarenexports boten (vgl.Ilgner 1938, 13). In Kompensationsgeschäften wurden die Agrar- und Rohstoffimporte des Reiches aus Südosteuropa z. T. in andere Länder mit leichtem Verlust weiterverkauft, um Chemieerzeugnisse mit Gewinn wieder in die Partnerländer zu exportieren (vgl. Radandt 1970, 25). „Bei Iberoamerika ist von besonderer Bedeutung die Tatsache, dass es sich hier von allen überseeischen Absatzgebieten – bei grundsätzlich im Wesentlichen gleichen Bedürfnissen – um das sich zurzeit am schnellsten entwickelnde Gebiet handelt, bei dem auch gleichzeitig die größten Chancen vorhanden sind. Außerdem ist auch die politische Konstellation in den iberoamerikanischen Ländern sehr viel einfacher und unkomplizierter als in Ostasien“ (Ilgner 1938, 13). Außerdem herrschten auf der durch Nationalisierungsbestrebungen der Entwicklungsländer begründeten Forderung nach der Rekrutierung von Nachwuchskräften aus Einheimischen gerade für Deutschland günstige Voraussetzungen, da insbesondere in Lateinamerika die Zahl der Deutschstämmigen und Auslandsdeutschen hoch sei. „Eine intensive Ausbildung junger Iberoamerikaner deutscher Abstammung in Deutschland wird eine Basis schaffen, die eine spätere Verwendung in deutschen Auslandsvertretungen auch in leitenden Posten hinsichtlich Kenntnis und Verständnis für die deutschen Verhältnisse rechtfertigen wird“ (Ilgner 1938, 13). Mit Blick auf das politische Verhalten der nationalsozialistischen Regierung, führte das Streben, die Auslandsbeziehungen machtpolitisch neuzugestalten (bilaterale Beziehungen zu den Staaten Südosteuropas und Lateinamerikas) zu einer gewissen Interessenskomplementarität zur neuen Absatzpolitik der I.G. Farben (vgl. Plumpe 1990, 572) – allerdings nur im Ergebnis, d. h. in der nun vollzogenen Neuorientierung. Aus Sicht des Konzerns ist dies allerdings die Folge einer problemproduzierenden, von der Regierung initiierten Politik, wie die Worte Max Ilgners verdeutlichen: „Die bereits durch den Neuen Plan ... gegebene Notwendigkeit, die Rohstoffe nur in den Ländern zu beziehen, die gleichzeitig bereit und in der Lage sind, deutsche Erzeugnisse ... in Zahlung zu nehmen, hat eine weitgehende Umlagerung der deutschen Außenwirtschaft von Märkten, mit denen seit Jahren ein reger Handelsverkehr bestand und die nicht in der Lage waren oder aus irgendwelchen Gründen glaubten, nicht in der Lage zu sein, den o. g. Gesichtspunkten Rechnung zu tragen, auf solche neuen Märkte, die ihrer Struktur zufolge hierzu die Voraussetzungen boten, zur Folge gehabt. Es ist nun psychologisch verständlich, dass die neuen Länder, denen Deutschland sich zugewandt hat, aus ihrer subjektiven Einstellung heraus mit einem gewissen Misstrauen dem neuen Kontrahenten Deutschland gegenüberstehen, weil sie sich fragen, wie lange Deutschland bereit sein wird, mit ihnen Geschäft zu machen, wo es gerade von seinen alten Partnern im Handelsverkehr abgegangen ist. Wenn diese Einstellung auch durchaus subjektiv ist und davon zeugt, dass die tiefere Ursache, warum Deutschland heute so handelt, bzw. handeln muss, nicht erkannt wurde, so ist es doch wichtig zu wissen, dass derartige Schwierigkeiten bestehen, die unter allen Umständen überwunden werden müssen und (Ilgner 1938, 12). Die Ambitionen der I.G. insbesondere in Lateinamerika und Südosteuropa hatten also eine nicht zu unterschätzende wirtschaftlich begründete Intention, die allerdings in Verknüpfung mit dem machtpolitischen Streben des Dritten Reiches zu einem für die USA nun offensichtlichen Einbruch in das amerikanische Informal Empire in Lateinamerika führte. So empfanden die USA dies als ökonomische und ideologische Bedrohung, der sie ihrerseits mit einer ökonomischen Eindämmungspolitik begegneten (vgl. Link 1980, 75ff).
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3.3.1.3 Die I.G. Farben und die NSDAP Mit der NSDAP sah sich die I.G. Farben einer Partei gegenüber, zu der sie bis dahin keine engeren Beziehungen besaß, deren Parteiprogramm und reales Auftreten der Aufsichtsratsvorsitzende Carl Duisberg in seiner Stellungnahme zu den Reichspräsidentenwahlen im Frühjahr 1932 sogar offen kritisierte: „Das Parteiprogramm, unklar und utopisch in einzelnen Teilen, weist Forderungen auf, die dem Programm des Marxismus sehr ähnlich sind – Forderungen, die an den Grundlagen unseres heutigen Wirtschaftssystems rütteln. Die praktische Leistung der Partei aber bestand bis jetzt nur in großzügiger Werbung und zweifellos geschickter Erfassung der Volksmassen.“15 Bezogen auf den wirtschaftlichen Aspekt nationalsozialistischer Zukunftspläne spiegelt sich in dieser Stellungnahme bereits ein Bewusstsein dunkler Vorahnung, das nach der Machtergreifung Hitlers allmählich zur realen Gewissheit heranreifte. Die Fortsetzung der „Regierungstreue“ der I.G. aus der Zeit der Weimarer Republik, im Sinne einer politisch zurückhaltenden, nicht oppositionellen Rolle des Konzerns gegenüber der Regierung, gewann nun eine ganz neue Qualität. „... es zeigte sich bald, dass das nationalsozialistische Regime ... beabsichtigte, ganz andere Wege zu gehen als die früheren Regierungen, und allmählich begriffen wir, was ein totaler Staat bedeutet und welche Folgen dies für uns hätte ...“ 16, resümierte Georg von Schnitzler. Eine wichtige Kontaktaufnahme zur Partei erfolgte 1932 vor dem Hintergrund der Markteinführung des so genannten Einheitstreibstoffes. Die I.G. Farben hatte bis zu diesem Zeitpunkt große Summen in die Entwicklung eines Hydrierverfahrens für synthetische Benzinprodukte investiert und wollte wissen, wie die NSDAP-Führung im Falle einer Machtübernahme zur wirtschaftspolitischen Absicherung der Mineralölsynthese stand.17 Insbesondere die Beibehaltung des bestehenden Zollschutzes war dabei wichtig, da man 1932 die genauen Produktionskosten unter normalen Umständen noch nicht kannte und noch nicht absehbar war, zu welchem Inlandspreis eine rentable Produktion möglich sein würde (vgl. Plumpe 1990, 268). Angebahnt wurde dieser Kontakt durch Heinrich Gattineau, seinerzeit Leiter des Handelspolitischen Referats, dem Vorgänger der Wirtschaftspolitischen Abteilung. Gattineau unterstand außerdem die Pressestelle – eine Tätigkeit, die ihm vielerlei Verbindungen verschaffte. Insbesondere während dieser Tätigkeit hielt es Gattineau „... für nützlich für das Verstehen und Kennenlernen des deutschen Volkes mit den Nachbarvölkern einzutreten und in diesem Sinn für Goodwill für Deutschland zu werden.“18 Eine weitere Grundlage seiner zahlreichen Kontakte war seine Mitgliedschaft im Bund Oberland, dem er seit 1923 angehörte. Aus dieser Zeit stammte auch die Bekanntschaft mit Prof. Haushofer, der Gattineau Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß vorstellte. Auf Veranlassung des Vorstandsvorsitzenden Carl Bosch vermittelte Gattineau über Haushofer und Heß für den I.G.-Direktor Dr. Heinrich Bütefisch, als Abteilungsleiter der Leunawerke zuständiger Experte für die Mineralölsynthese. Hitler sagte zu, der Benzinproduktion der I.G. den notwendigen Schutz zu gewähren.19 15
Carl Duisberg: Hindenburg oder die anderen? Bayer Archiv Leverkusen 76/9, zit. in: Plumpe 1990, 536. Eidesstattliche Erklärung Georg von Schnitzlers vom 18.03.1947 NI - 5196, zit. in: Radandt 1970, 81. 17 Vgl. eidesstattliche Erklärung Gattineaus vom 12.06.1947 NI - 8788, zit. in: Radandt 1970, 55. 18 Eidesstattliche Erklärung Gattineaus vom 12.06.1947 NI - 8788, zit. in: Radandt 1970, 55. 19 Vgl. eidesstattliche Erklärungen Gattineaus NI - 8788 und NI - 4833, zit. in: Radandt 1970, 53ff. Gattineau wurde Mitte 1933 Sturmbannführer z. b.V. in der SA-Führung (zur besonderen Verwendung) und Ende 1939 16
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Nach der Machtübernahme hatte man im Konzern ein hohes Interesse, ob des totalitären Anspruchs der Nationalsozialisten und dessen befürchteten, negativen Auswirkungen auf das Wirtschaftsleben, für ein einvernehmliches Verhältnis zu sorgen. Dieses Streben fand seinen Ausdruck in Spendenzahlungen und „solidarischem“ Verhalten, das den neuen Machthabern eine positive Einstellung demonstrieren sollte. „Unter den verschiedensten Namen und auf die verschiedenste Art und Weise wurden der Partei, von den kleinen örtlichen Parteibonzen angefangen bis zu Hermann Göring persönlich größere und kleinere Summen gegeben, alles in der Absicht, eine bessere Atmosphäre herzustellen, da in gewissen Parteikreisen höchst radikale Ideen über die Großkonzerne und besonders die I.G. allgemein vorherrschten“, schilderte Georg von Schnitzler.20 In diesem Sinne handelte auch die Berliner I.G. Farben – Niederlassung NW 7 unter Max Ilgner. Spendengesuche zwischen 2.000 bis 250.000 RM wurden über Gattineau an Ilgner als zuständiges Vorstandsmitglied weitergegeben, der diese seinerseits mit Hermann Schmitz (ab 1935 Vorstandsvorsitzender und Vorsitzender des Zentralausschusses ZA, der strategischen I.G. Führungsspitze), entschied. In dieser Zuständigkeit war Gattineau aufgrund seiner einschlägigen Verbindungen insbesondere für die SA eine wichtige Kontaktperson. Die größte Spende in Höhe von ca. 200.000 RM für Mäntel der SA wurde im Winter 1933/34 gezahlt.21
3.3.2 Die I.G. Farben – Organisation Berlin Die Berliner I.G.-Zentrale war Teil der administrativen Stabsorganisation, die – mit Hauptsitz Berlin – für den gesamten Konzern zuständig war. Während im Frankfurter Hauptfirmensitz die technischen und kaufmännischen Verwaltungsgremien sowie mit der ZentralBuchhaltung (Zebu) auch ein administratives Organ ansässig waren, arbeiteten die Zentralfinanzverwaltung (Zefi), die Juristische und Volkswirtschaftliche Abteilung (Vowi) in der Reichshauptstadt. Die Zefi ging 1930 aus den 1926 zusammengelegten Finanzabteilungen der Stammfirmen Ludwigshafen, Casella, Griesheim, Hoechst, Leverkusen, Uerdingen und Berlin SO 36 hervor. Vorstandsmitglied Hermann Schmitz bestellte seinen Neffen, Max Ilgner, zum Leiter der Zefi. Vor allem im Zuge der Devisenbewirtschaftung und Exportregulierung wuchs die Zefi Anfang der 30er Jahre stark. 1937 ging aus der Sekretariatsabteilung I die Direktionsabteilung hervor. Ihr oblag die interne Leitung der Berliner Abteilungen, die Anfertigung der Geschäftsberichte oder der Kontakt zu anderen Unternehmen (vgl. Römer 1977, 42). 1936/37 richtete Max Ilgner das Büro des Kaufmännischen Ausschusses (BdKA) als Zentralstelle für die Auslandsberichterstattung und deren Auswertung und Weiterleitung ein. Das BdKA entstand durch Zusammenlegung des Kaufmännischen Büros (vormals „Büro Dr. Schmitz“ für Auslandsbeziehungen und Tarnungen) sowie der Sekretariatsabteilung II. Diese bestand aus zwei Gruppen (Westeuropa, Nord-, Mittel- u. Südamerika sowie Osteuropa, Asien, Australien und Afrika) und erhielt ständig detaillierte Angaben über Standartenführer z. b. V. . Seine Tätigkeit in dieser Funktion bestand in der wirtschaftlichen Beratung des Stabschefs der SA Röhm. Ebenda, vgl. auch Plumpe 1990, 540ff. 20 Eidesstattliche Erklärung Georg von Schnitzlers vom 18.03.1947 NI - 5196, zit. in: Radandt 1970, 82. 21 Eidesstattliche Erklärung Gattineaus vom 12.06.1947 NI - 8788, zit. in: Radandt 1970, 53.
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Kapazitäten, Bevorratung und Entwicklung neuer Produkte im Ausland und gab diese an das Heereswaffenamt und das Reichswirtschaftsministerium weiter (vgl. Römer 1977, 42). Bereits 1929 entstand aus dem Volkswirtschaftlichen Archiv unter Eingliederung des I.G. – Wirtschaftsdienstes die Volkswirtschaftliche Abteilung (Vowi). Unter Leitung Dr. Reithingers oblag der Vowi die Konjunktur- und Wirtschaftsbeobachtung sowie Produktions- und Marktforschung und das Finanz- und Firmenarchiv. Ihre Informationen bezog die Vowi nicht nur aus offiziellen und inoffiziellen I.G. – Vertretungen im Ausland, sondern vor allem durch die beim BdKA eingehenden Berichte der I.G.-Verbindungsmänner (vgl. Römer 1977, 41ff.). Diese Verwaltungsorgane wurden 1934 im Büro „I.G. Berlin NW 7“ unter Leitung von Max Ilgner, der 1938 selbst Vorstandsmitglied wurde, zusammengefasst (vgl. Plumpe 1990, 153). Für die Zusammenarbeit mit militärischen Dienststellen wurde auf Beschluss des Zentralausschusses mit Wirkung vom 01.10.1935 die „Vermittlungsstelle W“ als selbstständige Verwaltungsstelle der I.G. in Berlin geschaffen, noch ehe von staatlicher Seite die Einrichtung einer solchen Institution eingefordert werden konnte. Initiator und Leiter der Vermittlungsstelle W war Carl Krauch (vgl. Römer 1977, 20). Diese koordinierte die Umstellung auf Kriegsproduktion und die Entwicklung neuer Materialien und Waffen (vgl. Römer 1977, 14). Sie organisierte den Informationsaustausch zwischen dem Konzern und Wehrmachtsstellen und -behörden, insbesondere dem Reichswehrministerium, Heereswaffenamt, Reichsluftfahrtministerium sowie dem Wehrwirtschaftsstab beim Oberkommando der Wehrmacht. Sitz der Vermittlungsstelle W war bis 1937 die Berliner Zentrale Unter den Linden, ab 1937 in der Dorotheenstraße und ab 1939 in der Kochstraße. Ab 1936 wurde der Vermittlungsstelle die seit 1933 in Leverkusen bestehende Abwehrstelle der I.G. Farben gegen Industriespionage als „Abteilung A“ angegliedert. Ab 1941 wurde es als „Büro A“, das eng mit dem OKW (Abwehr) zusammenarbeitete, ebenfalls nach Berlin verlegt (vgl. Römer 1977, 24). Max Ilgner gelang es nicht, die organisatorisch selbstständige Vermittlungsstelle W in die Berliner Zentrale "NW 7" einzugliedern, obwohl mit zahlreichen seiner Abteilungen eng zusammengearbeitet wurde und z. T. parallele Aufgaben erfüllt wurden (vgl. Römer 1977, 25). Weitere Abteilungen im Büro NW 7 waren die Rechts-, Exportförderungs-, Verwaltungs-, Personal- und Bauabteilung (vgl. Römer 1977, 42). In ihrer besonderen Funktion für die Interessensvertretung des Konzerns liegt die Bedeutung von Wirtschaftspolitischer Abteilung und Presseabteilung, ebenfalls der Berliner I.G.-Organisation zugehörig.
3.3.2.1 „Goodwill“ für die Wirtschaft – die Interessensvertretung der I.G. Farben Der Kampf der I.G. Farben um ihre Stellung auf dem Weltmarkt war zwangsläufig auf das Engste mit nationalsozialistischer Interessendurchsetzung durch ideologisch begründete Politik und Propaganda verknüpft. Selbst bei Unterstellung des „ehrlichen Versuchs“22, in kommunikativer Kooperation mit den Nationalsozialisten Maßnahmen zu entwickeln, die im Ausland „Goodwill“ gegenüber deutschen Wirtschaftsaktivitäten hervorrufen sollten, 22 So Max Ilgner über das Motiv, das der Gründung des Wirtschaftsführerkreises zugrunde lag (vgl. dazu Sasuly 1952, 339).
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musste der Versuch, hierbei auch die Initiative zu behalten, fehlschlagen: Denn Entscheidungsinstanzen unterstanden ausschließlich den neuen Machthabern und maßgebende Industrievertreter nutzten ihre Schlüsselposition nicht zur Einflussnahme auf das politische System. Vielmehr war die I.G.-Führung darauf bedacht, sich insbesondere bei den auslandsbezogenen Aktivitäten zu arrangieren – im Rahmen des politisch Möglichen, ohne größeren Widerstand hervorzurufen. Offenbar hielten insbesondere die I.G.-Vertreter dies für den aussichtsreichsten Weg, unter den gegebenen Umständen eine möglichst gute Ausgangsposition für die eigenen wirtschaftlichen Ziele zu erlangen. Das Scheitern einiger dieser Versuche verdeutlicht allerdings, wie groß die Überlagerung durch die politischen Interessen der Nazis war. Beispiele hierfür sind die Gründung des Wirtschaftsführerkreises im Jahre 1933, das Engagement des amerikanischen Kommunikationsexperten Ivy Ledbetter Lee sowie die Vereinigung „Carl Schurz“.
Der Wirtschaftsführerkreis „Die Exportpolitik war durch den Lauf der Ereignisse in Deutschland sehr gestört worden und die Vertreter der Industrie wollten nun darangehen, dieser ungünstigen Entwicklung durch entsprechende Propaganda entgegenzuarbeiten. Man versuchte, die Aufmerksamkeit von den politischen Fragen auf kulturelle abzulenken.“23 Durch Initiative Ilgners wurde Anfang 1933 der eng mit dem Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda kooperierende „Sachverständigenausschuss über auswärtige Angelegenheiten „Wirtschaftsführerkreis“, auch „F.-Kreis“) gegründet. Vertreten wurde die deutsche Industrie dort u. a. durch Max Hahn (westliche Schwerindustrie und Mitteleuropäischer Wirtschaftstag), dem Bankier Otto-Christian Fischer, Max Ilgner und Heinrich Gattineau (I.G. Farben). Generell hatte der Wirtschaftsführerkreis die Aufgabe, „... im Zusammenhang mit dem Propagandaministerium die Ereignisse in Deutschland, die für den deutschen Ruf im Ausland ungünstig waren, abzuschwächen und dafür zu sorgen, dass die Verhältnisse des ´Neuen Deutschland´ im Ausland in besseres Licht gesetzt würden. Es war auch die Aufgabe des Wirtschaftsführerkreises, ungeschickte Aktionen des Propagandaministeriums zu verhindern und durch Geeignetere zu ersetzen.“24 Die Mitglieder des Wirtschaftsführerkreises nutzten dabei ihre guten Verbindungen ins Ausland und länderspezifische Kenntnisse, um sich auf die jeweilige Mentalität besser einzustellen. Dies war die Grundlage, unpassende Aktionen des Ministeriums durch geeignetere Maßnahmen zu ersetzen. Das Propagandaministerium hingegen konnte von den Kontakten der Industrie ins Ausland profitieren, sowohl zur Durchsetzung eigener Ziele als auch vom Einsatz „unbezahlter“ Propagandisten. Die Finanzierung der Aktionen erfolgte ausschließlich durch die im F-Kreis vertretenen Firmen. Das Büro Ilgners war die Geschäftsstelle des Wirtschaftsführerkreises. Ilgner bezeichnete die Arbeit des Wirtschaftsführerkreises als den „ehrlichen Versuch führender Geschäftsleute, das Propagandaministerium zu beeinflussen, faire ´Pressearbeit´ zu leisten, anstatt unsaubere ´Propaganda´ zu betreiben.
23 24
Eidesstattliche Erklärung Gattineaus vom 12.06.1947 NI - 8788, zit. in: Radandt 1970, 53. Eidesstattliche Erklärung Gattineaus vom 12.06.1947 NI - 8788, zit. in: Radandt 1970, 53.
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Einiges konnte erreicht werden; aber auf längere Sicht gar nichts“ 25, so die Einschätzung Ilgners. Der Ausschuss löste sich kurz nach dem 30.06.1934 auf. Gattineau war im Wirtschaftsführerkreis für Skandinavien zuständig, Ilgner für Nordamerika. Zu den Initiativen des Gremiums gehörten beispielsweise Reisen ausländischer Journalisten nach Deutschland, auch die Verhandlungen und die Bezahlung von Ivy Ledbetter Lee fielen in diese Zeit.26
Ivy Ledbetter Lee Ivy Ledbetter Lee, geboren am 16.07.1877 in Cedartown (Georgia), gilt als einer der Gründerväter amerikanischer PR. Nach dem Studium an den Universitäten Princeton, Harvard und Columbia, arbeitete Lee zunächst als Wirtschaftsjournalist, unter anderem für die New York Times. 1903 wurde er Publicity Manager für die „Citzen´s Union“ und verfasste im Rahmen der Kampagne des New Yorker Bürgermeisterkandidaten, Seth Low, seinen ersten PR-Beitrag „The Best Administration New York City Ever Had“. Gemeinsam mit George Parker war Lee anschließend als Presseagent für das Democratic National Committee tätig und gründete 1905 das erste PR-Büro „Parker and Lee“. Parker und Lee profitierten dabei gegenseitig von unterschiedlichen Voraussetzungen und Fähigkeiten, die beide in die Partnerschaft einbrachten: Während Parker über ein umfangreiches Kontaktnetzwerk verfügte, war es vor allem die Kreativität Lees, die ihre Auftraggeber überzeugte. In der Zeit des „Muckraking Journalism“ praktizierte Lee in der öffentlichen Auseinandersetzung über gesellschaftliche Missstände eine ganz neue Herangehensweise. Er sah seine Funktion darin, konfliktbeladene Themen sowohl aus Sicht der Öffentlichkeit als auch seiner, aus dem „big business“ stammenden Auftraggeber zu interpretieren und so zum beiderseitigen Interessensausgleich beizutragen. Der Anspruch Lees war es deshalb, die Öffentlichkeit über die Zeitungen offen, umfassend und glaubwürdig wie möglich zu informieren. Ziel war es, damit „echte“ Nachrichten zu bieten und nicht nur einseitig und ohne Rücksicht auf den Wahrheitsgehalt für die Standpunkte seiner Auftraggeber zu werben.27 Während des Streiks der Kohlearbeiter im Frühjahr 1906 agierte Lee als Sprachrohr der Kohleindustrie und veröffentlichte seine berühmte „Declaration of Principles“. “This is not a secret press bureau. All our work is done in the open. We aim to supply news. This is not an advertising agency; if you think any of our matter ought properly to go to your business office, do not use it. Out matter is accurate. Further details on any subject treated will be supplied promptly, and any editor will be assisted most cheerfully in verifying directly any statement of fact . . . In brief, our plan is, frankly and openly, on behalf of business concerns and public institutions, to supply to the press and public of the united States
25
Beweisstück Nr. 11, Kap. 4 des Kilgore-Berichtes: Max Ilgners Erklärungen über Unterstützung der Wehrmacht, des SD, der Regierung und der Partei durch die I.G. Farben im Ausland vom 18.06.1945, abgedr. in: Sasuly 1952, 339. 26 Die Zahlungen für diese Aktionen des F.-Kreises rechnete Ilgner bei der Zentralfinanzverwaltung ab und setzte Geheimrat Schmitz davon in Kenntnis (vgl. eidesstattliche Erklärung Gattineaus vom 12.06.1947 NI - 8788, zit. in: Radandt 1970, 53.). 27 vgl. Online-Bibliothek der Universität Princeton, an der Ivy Lee u.a. studierte: www.libweb.princeton.edu/ libraries/firestone/rbsc/finding_aids/lee.html
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prompt and accurate information concerning subjects which it is of value and interest to the public to know about” (zit. in Turney 2000, vgl. auch Oeckl 1987, 23). Nachfolgend arbeitete Ivy Lee für die Pennsylvania Railroad, wurde von 1908-1910 sogar Festangestellter des dortigen Publicity-Büros und stieg später bis zum Assistent des Präsidenten. 1914 wurde Lee freigestellt, um John D. Rockefeller jr. bei der Vermeidung negativer Presseberichte im Rahmen der Streiks in den Minen der Colorado Fuel and Oil Company zu unterstützen. 1916 eröffnete Lee erneut ein unabhängiges PR-Büro. Während des Ersten Weltkrieges diente Lee als Publicity Director und später als Assistent beim Vorsitzenden des Amerikanischen Roten Kreuzes. Nachdem sich Lee mit T.J. Ross zusammenschloss, verlagerte sich sein Tätigkeitsspektrum gegen Ende der zwanziger, Anfang der dreißiger Jahre zunehmend auf internationale Angelegenheiten. Unter der Annahme, dass der ungehinderte Austausch von Geschäftsbeziehungen und Ideen den Bolschewismus überwinden könnten, nutzte Lee sein schon immer bestehendes Interesse an Russland für die Umsetzung einer “Ein-Mann-Kampagne” zugunsten der Sowjetunion. Damit war Lee der erste amerikanische PR-Praktiker, der die PR von Staaten und eine medienorientierte Außenpolitik konzeptionell entwickelte und umsetzte.28 Bereits seit 1929 arbeitete Ivy Lee für ein Jahreshonorar von $ 5.000,00 für die American I.G.29, die Interessensvertretung der I.G. Farben in den USA (vgl. Kunczik 1997, 299).30 Offensichtlich war dies kein Zufall, sondern steht in engem Zusammenhang mit dem Bestreben der I.G., vorhandene Strukturen für ihre Produkte auf dem wichtigen USMarkt zu nutzen und dem Versuch, diesen möglichst eigenen Vorstellungen entsprechend zu beeinflussen: 1929 verkaufte die I.G. Farben kurz nach Entwicklungsabschluss des Hydrierverfahrens zur Herstellung von synthetischem Benzin die entsprechenden Patente und Erfahrungen an die Standard Oil Company.31 Abgewickelt wurde dieses Geschäft von der 28
vgl. Online-Bibliothek der Universität Princeton: www.libweb.princeton.edu/libraries/firestone/rbsc/finding_ aids/lee.html 1929 besaß die I.G. Farben selbst keine Beteiligungen mehr in den USA. Die Mehrheit der American I.G. besaß die I.G. Chemie in Basel. Die I.G. Chemie wurde in der Schweiz nach der Gründung durch die I.G. Farben 1928 als „Internationale Gesellschaft für chemische Unternehmungen“ eingetragen. Hermann Schmitz war Generaldirektor beider Firmen. Die I.G. Farben sicherten die Dividende und konnte die I.G. Chemie jederzeit zum Buchwert übernehmen – bis 1940 die I.G. Chemie zum „unabhängigen“ Unternehmen wurde. Allerdings gehörte die Hausbank der I.G. Chemie, H. Sturzenegger & Co. zu den ausländischen Aktiva der I.G. Farben. Diese Verschachtelung hatte ihre Ursache in steuerlichen Gründen und den Erfahrungen während des Ersten Weltkrieges, als mit dieser Art der „Tarnung“ die Außenstände weitgehend gesichert waren. Zur American I.G. gehörten die Tochtergesellschaften GAW und Agfa-Ansco, die in ihrer Geschäftsführung selbstständig waren. 1939 wurde die American I.G. in die GAF (General Aniline and Film) umbenannt. Darüber hinaus unterhielt die I.G Farben Verbindungen zur Chemnyco Inc., die – ausschließlich in amerikanischem Aktienbesitz – unter der Bezeichnung „Technischer Dienst“ für Industriespionage zuständig war. Walter Duisberg, (Sohn Carl Duisbergs), Dietrich A. Schmitz (Bruder von Hermann Schmitz) und der Bruder Max Ilgners, Rudolf Ilgner arbeiteten ab 1937 für die Chemnyco, bis sie nach dem Kriegseintritt der USA liquidiert wurde. Präsident der Chemnyco war der Deutschamerikaner Carl Hochswender, der sich an den Unterhandlungen mit der Standard Oil beteiligt hatte und die amerikanische Staatsbürgerschaft annahm. Rudolf Ilgner, Vizepräsident, wurde nach der Liquidierung Leiter der Statistischen Abteilung der American I.G (vgl. Sasuly 1952, 117ff. sowie Plumpe 1990, 654f.). 30 Beim Jahressalair unterscheidet sich die Angabe bei Binder, der zufolge Lee zunächst $ 3.000, ab 1932 / 33 $ 4.000 bekam (vgl. Binder 1983, 6). 31 Gespräche über eine Zusammenarbeit bezüglich der Mineralölsynthese fanden zwischen der Standard Oil of New Jersey und der BASF bereits seit 1925 (also noch während der Entwicklungsphase) statt. Im selben Jahr wurde von der BASF vorgeschlagen, das synthetische Benzin gemeinsam zu vertreiben. Die BASF /I.G., Eignerin der Riebeck Montan und damit deren Tochtergesellschaft Deutsche Gasolin AG, unterbreitete der Standard Oil (ihrerseits mit der Deutsch-Amerikanischen Petroleum AG in Deutschland, Sitz: Hamburg, vertreten) den Vorschlag, die Gasolin als gemeinsame Vertriebsgesellschaft zu nutzen. 1926 erwarb Standard Oil Anteile an der 29
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I.G. Chemie in Basel, die im Gegenzug ein Paket über 456.011 Aktien der Standard Oil im Wert von 35 Millionen Dollar bekam.32 Die ohnehin schwierigen Verhältnisse für die I.G. auf dem amerikanischen Markt wurden mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten weiter erschwert. Beim Bemühen um „Goodwill“ boten offenbar die gesammelten Erfahrungen in den Augen der I.G. – Leitung und insbesondere Max Ilgners eine vielversprechende Basis zur Ausweitung der bereits bestehenden Verpflichtungen des amerikanischen PR-Praktikers Ivy Lee. „When it became obvious that Hitler´s activities were harming their world trade, these German industrialists tried explaining this to hitler and they told us he would not listen. It was then, they said, they thought of hiring the world´s leading international advisor and Hitler would pay heed to what he said. And with that group, which was headed up by Max Ilgner, was the German foreign minister Hans Dickoff, Hjalmer Schacht, and believe it or not, von Ribbentrop...I believe that Ivy Lee viewed this association as a completely normal an proper thing – a service he could render and if his advice had been followed, the world might have wound up a different kind of place.“33 Lee sah in der Kooperation mit der I.G. offensichtlich kein Problem und argumentierte, er sei schließlich nicht vom Nazi-Staat, sondern von der I.G. Farben verpflichtet worden (vgl. Sasuly 1952, 129). Zudem habe er sich vor der Vertragsunterzeichnung mit dem U. S. State Department in Verbindung gesetzt, das seinerseits keine Einwände äußerte (vgl. Cutlip 1994, 145f.). Da die Direktoren sehr besorgt über die deutsch-amerikanischen Beziehungen und deutschfeindlicher Tendenzen in den USA gewesen seien, wurde – so Ivy Lee – 1933 der Auftrag für ein Jahreshonorar von $ 25.000 auf die Muttergesellschaft ausgeweitet (vgl. Kunczik 1997, 299 sowie Binder 1983, 61). 1933 / 1934 war Lee mehrfach in Deutschland und traf u. a. auch Goebbels und Hitler. Am 08.02.1934 setzte Max Ilgner Reichsminister von Neurath über ein Memorandum in Kenntnis, das Lee am 25.01.1934 verfasste. „Anlässlich seines Besuches in Berlin hat Mr. Ivy Lee in einem Memorandum die Richtlinien niedergelegt, die nach seiner Ansicht berücksichtigt werden müssen, wenn man in den Vereinigten Staaten von Amerika ein besseres Verständnis für die Vorgänge in Deutschland finden will. Nachdem sich Mr. Lee hier mit Ihnen über dieses Problem persönlich unterhalten konnte, glaube ich, dass seine Ausführungen Sie besonders interessieren werden ...“, schrieb Ilgner und nennt vier Hauptgründe für die notwendige Verständnisbildung der Amerikaner über die Situation in Gasolin und markierte damit den Beginn der Kooperation zwischen Standard Oil und der I.G. Farben. Sie konnte zum vorrangigen Verkauf ihres Benzins auf dieser Grundlage auch das Verkaufsnetz der Deutsch-Amerikanischen Petroleum-Gesellschaft Hamburg nutzen (vgl. dazu Plumpe 1990, 260f., Dok. NI - 7319; Dok. NI - 10576, zit. in: Radandt 1970, 304; sowie Howard 1947, 12f.). 32 Hintergrund des Deals von 1929 war ein bestehendes Lizensierungsabkommen, das im Zusammenhang einer 1927 gegründeten Forschungsgemeinschaft auf dem Gebiet der katalytischen Druckhydrierung geschlossen wurde. Hierin verpflichtete sich die I.G. zur Abgabe der Hälfte aller Lizenzeinnahmen dieses Forschungsgebietes in den USA an die Standard Oil. Die Standard Oil erhielt die I.G. Verfahren für eigene Forschungsarbeiten kostenlos. Die Gegenleistung für die I.G. bestand in der Abführung der Hälfte aller Lizenzeinnahmen der Standard Oil, erzielt durch die Verbesserung durch die Hydrierverfahren. Die Kooperation beschränkte sich ausschließlich auf den USMarkt, Standard Oil und I.G. Farben waren in der übrigen Welt weiterhin Konkurrenten bei der Zuteilung von Verfahrensrechten. I.G.-Vorstand Carl Bosch schlug deshalb vor, sämtliche außerdeutschen Rechte am Verfahren zur Gewinnung des synthetischen Benzins auf die Standard Oil zu übertragen. Träger der Patentrechte war die von Standard (80 %) und I.G. (20 %) gegründete Standard-I.G.-Company mit Sitz in Delaware. Der Vertrag von 1929 sicherte der I.G. aber weiterhin die deutschen Rechte und die Erteilung von Unterlizenzen (vgl. Dok. NI-10550 in: Plumpe 1990, 261). 33 Brief von James Widman Lee II an Scott Cutlip vom 08.05.1991 in: Cutlip 1994, 152f.
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Deutschland: „... 1. damit dem deutschen Volk in internationalen Fragen die Sympathien des amerikanischen Volkes nicht verloren gehen auf Grund von Vorurteilen geringfügiger Natur; 2. damit die Handelsbeziehungen zwischen den beiden Ländern erleichtert und gefördert werden; 3. damit der Reiseverkehr zwischen den beiden Ländern die notwendige Unterstützung findet; 4. damit der Austausch auf kulturellen Gebieten zwischen den beiden Ländern sich gleichmäßig günstig auswirkt.“34 Lee mahnte vor allem die negativen Folgen nazistischer Propaganda außerhalb Deutschlands an und begründet die antideutsche Stimmung in den USA, u. a. mit den fatalen Folgen des deutschen Antisemitismus: „Dabei ist das Wichtigste, dass die nationalsozialistische Partei in Deutschland keinen Zweifel darüber lassen müsste, dass das Parteiprogramm ausschließlich für Deutschland entworfen worden ist, um das neue Deutschland Wirklichkeit werden zu lassen. Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit, dass alle direkten und indirekten Unternehmungen, nationalsozialistische Propaganda in den Vereinigten Staaten zu betreiben, aufgegeben werden müssen und dass das amerikanische Volk davon in Kenntnis gesetzt wird, dass solche Unternehmungen ... verworfen werden.“ Als Ursachen für die feindselige Einstellung der Amerikaner gegenüber Deutschen sieht Lee weiterhin „1. Die Judenfrage. Es steht in so großem Gegensatz zu amerikanischer Tradition, dass irgendjemand seiner Bürgerrechte verlustig gehen sollte auf Grund seiner Rasse, Farbe oder Religion, dass die von der deutschen Regierung angewandte Politik von Anfang an der amerikanischen Presse Grund zu äusserst heftiger Kritik gegeben hat ...“ 35 Als weitere Gründe führte er die Furcht vor der Gefährdung des Weltfriedens in Zusammenhang mit der These von der Gleichheit der Rüstungen, die vermeintliche Entledigung deutscher Privatschulden in den USA sowie die Einschränkung der Presse-, Versammlungs- und Religionsfreiheit an. So empfahl er die intensive Kontaktpflege mit amerikanischen Journalisten, denen Möglichkeit eingeräumt werden sollte, amtliche und verantwortliche Informationsquellen zu nutzen. Außerdem sollten wichtige Reden ins Englische übersetzt und verteilt werden, Broschüren vom Institut für Konjunkturforschung erstellt und Radiosendungen an das amerikanische Volk gerichtet werden.36 Dass die Warnung vor den Folgen rassistischer Verfolgung nicht nur für das amerikanische Ausland von Bedeutung war, bekam der Konzern indes im eigenen Land zu spüren. Obgleich die nationalsozialistische Regierung den Regierungen 1934 erklärte, nichts gegen die Juden zu unternehmen, wenn dies wirtschaftlichen Interessen widersprechen würde, mussten zahlreiche I.G.-Manager ihre Tätigkeit aufgrund jüdischer Abstammung aufgeben, gingen ins Ausland oder wurden in Konzentrationslager verschleppt. Auch an dieser Stelle ist die „arrangierende“ Haltung des Konzerns zu erkennen. Obgleich man den Verlust der zum Teil um Technik und Wissenschaft sehr verdienstvollen Mitarbeiter bedauerte und bisweilen versuchte, in moderater Form bei verantwortlichen Stellen offene Ohren zu finden, war dies kein echtes Opponieren gegen die eigenen Interessen widersprechende Regierungspolitik der Nazis (vgl. Plumpe 1990, 695f.).37 34
Memorandom Ilgners vom 25.01.1934, zit. in Kunczik 1997, 302. Memorandom Ilgners vom 25.01.1934, zit. in Kunczik 1997, 303. 36 Vgl. Memorandom Ilgners vom 25.01.1934, zit. in Kunczik 1997, 303. 37 Beispielsweise mussten die Aufsichtsratsmitglieder Ernst von Simson, Otto von Mendelssohn-Bartholdy und Richard Merton ausscheiden. Der jüdische Personalchef und persönliche Freund Carl Boschs, Ernst Schwarz, übernahm in den USA eine Stelle bei der Agfa-Ansco. Carl Bosch legte bei Hitler Protest gegen die Austreibung jüdischer Professoren ein (ebenda, Anm. 28). 1938 wurde angeordnet, dass nur noch „deutsche Unternehmen“ bei öffentlichen Aufträgen berücksichtigt werden würden. Nachdem alle jüdischen Aufsichtsratsmitglieder ausge35
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Die Vereinigung „Carl Schurz“ Die Vereinigung „Carl Schurz“ wurde am 18.05.1926 gegründet zur „Pflege persönlicher und geistiger Beziehungen zu den Bürgern der Vereinigten Staaten ... für einen menschlich wertvollen Verkehr zwischen Deutschen und den Angehörigen des großen aufstrebenden amerikanischen Volkes ...“(Der Austausch, 5f.). Im Mittelpunkt stand dabei die Aufgabe, „das Andenken an die deutschen Pioniere in den Vereinigten Staaten wieder zum lebendigen Gut aller Volkskreise zu machen“ (Erkelenz 1928, 10).“ Max Ilgner war seit 1928 Vorsitzender der Vereinigung „Carl Schurz“. Aufgrund der internationalen Stellung der I.G. und ihrer Mitarbeiter sei es eine Selbstverständlichkeit gewesen, Bemühungen um internationale Zusammenarbeit zu unterstützen, was auch das Motiv für die Annahme des Vorsitzes gewesen sei. „Mein aufrichtigster Wunsch und die Hoffnung bei der Übernahme des Vorsitzes war“, so Max Ilgner, „von mir aus zu einem besseren Verständnis zwischen Amerikanern und Deutschen beizutragen und diesen Versuch auf der Grundlage fairer Prinzipien wie des „komm und sieh“ oder durch faire Presseberichterstattung zu untermauern, wobei wir den amerikanischen Ratschlägen folgten.“38 Nach Aussage Max Ilgners wollte sich die Vereinigung von der „so genannten Nazipropaganda“39 fernhalten, wenngleich nationalsozialistische Behörden intervenierten. Es sei ihre Pflicht gewesen, „das Schlimmste zu verhüten.“40 Neben diesen von Max Ilgner angeführten, ausschließlich auf das Konzernwohl gerichteten Motiven, dürfte insbesondere sein auf unbedingte Karriere bedachtes Streben einen nicht zu unterschätzenden „Gegenpol“ gebildet haben, sich nicht nennenswert von der erwarteten Linie der Nationalsozialisten zu entfernen. Drei voneinander unabhängige Aussagen von Gattineau, Krüger und Oeckl belegen dies: Als jüngstes Vorstandsmitglied (1935 mit 34 Jahren) und Neffe von Finanzvorstand Hermann Schmitz (vgl. Heine 1990,
schieden waren, ließ sich die I.G. im August 1938 von der IHK Rhein-Main bescheinigen, ein „deutsches Unternehmen“ zu sein (vgl. Plumpe 1990, 696). Beispiele für den halbherzigen Versuch, sich für mit der I.G. verbundene Leute einzusetzen, sind die von Max Ilgner beschriebenen Fälle von I.G.-Wirtschaftsberater von Flügge und des Verbindungsmannes in Ankara, Unz. Von Flügge wurde in Rumänien und Bulgarien durch den Anbau von Sojabohnen und die Förderung von Mineralien bekannt. Kurt Krüger, Stellvertreter Ilgners, vereinbarte 1939 mit ihm, in die Türkei zu gehen, um den Export aufzuziehen. Als Halbjude war er dort sicherer. Flügge sandte von dort Berichte an die Volkswirtschaftliche Abteilung, die u.a. an die Abwehrabteilung gingen. Seine Berichte stießen dort auf großes Interesse. Flügge stand mit von Papen in Verbindung (und nach Aussagen Krügers auch mit Major Bloch vom OKW Ausland/Abwehr, der seinerseits darauf gedrängt haben soll, Flügge in der Türkei zu belassen, auch wenn sein Einsatz für die I.G. beendet sei (vgl. dazu eidesstattl. Erklärung Kurt Krügers vom 18.03.1947, zit. in: Radandt 1970, 28). Dennoch wurde von Flügge von der Gestapo verhaftet und in ein Konzentrationslager gebracht, „... aber wir konnten ihn nicht freibekommen“ (Beweisstück Nr. 11, Kap. 4 des KilgoreBerichtes: Max Ilgners Erklärungen über Unterstützung der Wehrmacht, des SD, der Regierung und der Partei durch die I.G. Farben im Ausland vom 18.06.1945, abgedr. in: Sasuly 1952, 331). Verbindungsmann Max Unz wurde nach seiner Rückkehr nach Deutschland ins Konzentrationslager Oranienburg gebracht. Die I.G. schrieb daraufhin an von Papen mit der Bitte um Hilfe. Von Papen verwies mit Bedauern auf Staatssekretär Kaltenbrunner. Auch diesen schrieb man an, bekam jedoch keine Antwort (vgl. Sasuly 1952, 336). 38 Beweisstück Nr. 11, Kap. 4 des Kilgore-Berichtes: Max Ilgners Erklärungen über Unterstützung der Wehrmacht, des SD, der Regierung und der Partei durch die I.G. Farben im Ausland vom 18.06.1945, in: Sasuly 1952, 339. 39 Ebenda, 340. 40 Beweisstück Nr. 11, Kap. 4 des Kilgore-Berichtes: Max Ilgners Erklärungen über Unterstützung der Wehrmacht, des SD, der Regierung und der Partei durch die I.G. Farben im Ausland vom 18.06.1945, in: Sasuly 1952, 340.
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52, 168) war er bestrebt, „... sich den neuen Machthabern nützlich zu machen, um so eine prominente Stellung für sich selbst zu erlangen.“41 Das von Max Ilgner praktizierte Verhalten unmittelbar nach der Machtübernahme schildert Direktor Kurt Krüger: „Nach der Regierungsübernahme durch Hitler folgte Ilgner mit fliegenden Fahnen und Rockschößen der neuen Richtung und suchte Anschluss zu gewinnen, um dabei sein, um mitmachen zu können, wobei ihm allerdings die Hoffnung, die Entwicklung in einem für die deutsche Wirtschaft günstigen Sinne beeinflussen zu können, wohl nicht abgesprochen werden darf. In dieser Haltung beeilte er sich auch, der offiziellen Linie auf Einführung von Einrichtungen und äußeren Formen des Nationalsozialismus nachzukommen (Maifeier, Deutscher Gruß, Beflaggung, Kampf um die goldene Fahne etc.). Dieses Bestreben war allerdings nicht nur das Ilgners, sondern das der gesamten I.G. – Leitung (Vorstand und Direktorium), die auf diese Weise versuchten, die Interessen der I.G. zu sichern ...“ 42 Ähnlich beschreibt auch Albert Oeckl seine Erinnerungen fast fünf Jahrzehnte später: „Ich habe das Dritte Reich – da ich ja in einer Stelle war, wo man schnellstens und bestens informiert war – in allen Facetten gesehen. Ich habe die lächerlichen Wünsche von hohen Vorgesetzten gesehen und der oberste Chef wollte für das Haus und für die I.G. Farbenindustrie die Deutschland-Flagge mit den goldenen Fransen haben. Das war die höchste Anerkennung eines Betriebes im Sinne einer pro – nazistischen Haltung. Die Konsequenz war Folgende: die achthundert Personen dieser Dienststelle haben alle einen blauen Anzug bekommen und mussten am ersten Mai geschlossen aufmarschieren. Nach ein paar Jahren und Wiederholungen des Zeremoniells ist die staatspositive Einstellung gewürdigt worden und der Chef war wahnsinnig stolz.“43
Wo für Ilgner seine tatsächlich „goodwill“-intentionierte Handlungsweise an die – im Interesse der eigenen Karriere – gesetzte Grenze der „Selbstzensur“ stieß, ist schwer nachvollziehbar. Die auf das Ausland gerichtete Konzernkommunikation war jedenfalls „Chefsache“ und wurde soweit es Ilgner möglich war, nach seinen Vorstellungen gesteuert bzw. mindestens versucht, maßgeblich zu beeinflussen.
3.3.2.2 Die Pressestelle als Vorläufer der Wirtschaftspolitischen Abteilung Erster Leiter der 1925 gegründeten Pressestelle war Hans Brettner, der 1924 seine Studie über die „Organisation der industriellen Interessen in Deutschland unter besonderer Berücksichtigung des `Reichsverbandes der deutschen Industrie´ veröffentlicht hatte, auf deren Basis die Pressestelle eingerichtet wurde (vgl. Oeckl 1987, 23). Brettner erläutert in seiner Studie u. a. die Notwendigkeit und Struktur industrieller Interessenvertretungen. Darüber hinaus finden sich konkrete Anweisungen für die Umsetzung der erfolgreichen Interessensvertretung. Beispielsweise verweist er auf die grundsätzlich notwendige Wahrnehmung wirtschafts- und sozialpolitischer Interessen durch die Industrie, die im Zuge „modernster Entwicklung“ nicht länger nur eine Domäne staatlicher Zuständigkeit seien, sondern auch „... private Einflüsse auf beiden Gebieten sich geltend machten ...“ (Brettner 1924, 22). 41
Eidesstattliche Erklärung Gattineaus NI-4833 vom 13.03.1947 in: Radandt 1970, 53. Eidesstattliche Erklärung Kurt Krüger Dok. NI - 4928, zit. in: Radandt 1970, 24. 43 Interview (A). 42
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Der berufliche Interessensvertreter vertritt als ein „gegen Entlohnung beruflich tätiger wirtschaftlicher Fachmann mit gründlicher allgemeiner wirtschaftlicher Vorbildung und Spezialwissen“ (Brettner 1924, 26) die Interessen seines Dienstherren in der Öffentlichkeit. Eine maßgebende Funktion schreibt Brettner der Persönlichkeit des Interessensvertreters zu. Führerpersönlichkeiten mit Organisationskunst fungieren beim Interessenausgleich als „psychologisch und taktisch geschulte Verhandlungsleiter ...“, jenseits vom „... einseitigen Spezialistentum, das der Wirkung auf die Öffentlichkeit nur abträglich ist“ (Brettner 1924, 28). Bei aller notwendigen Übereinstimmung des Interessenvertreters in den Grundüberzeugungen mit seinem Auftraggeber ist die Wahrung des eigenen Profils, eigener Anschauungen und der eigenen Persönlichkeit Voraussetzung für eine erfolgreiche Tätigkeit. Brettner unterscheidet drei Formen der Interessensvertretung:
Der Industrielle als Interessensvertreter in eigener Sache Im Zuge der Entwicklung nach dem Ersten Weltkrieg wurde es unabdingbar, dass der „... Wirtschaftsführer sich selbst sozusagen in die Front begibt ...Ging es doch um Sein oder Nichtsein!“ (Brettner 1924, 29). Es wurde praktisch unmöglich für den Unternehmer, ohne die offensive Darlegung eigener Überzeugungen in der Öffentlichkeit zu überleben. Es war das Erkennen eben jener wirtschafts- und sozialpolitischen Kompetenz und Verantwortung, das Bewusstsein, dass der Mix organisatorischer, technischer und kaufmännischer Unternehmerfunktionen eine wichtige Ergänzung erfuhr: die Vertretung der eigenen Unternehmerinteressen als Funktion und Führungsaufgabe.
Der Syndikus Die zunehmende Komplexität und Flexibilität unternehmerischer Rahmenbedingungen bedingten die Notwendigkeit eines beruflichen Interessensvertreters, „... als dem unentbehrlichen Mitarbeiter und Berater des Industriellen“ (Brettner 1924, 30). Ihm oblag es, durch „... eine dauernde, systematische Beobachtung des gesamten Wirtschaftslebens, insbesondere der erdrückenden Fülle der amtlichen Bestimmungen und neuen Gesetze den Weg zu zeigen, wie man am besten die eigenen Interessen vertritt“ (Brettner 1924, 30). Der Syndikus als unverzichtbarer Helfer im Hintergrund, Lobbyist und geistiger Wegbereiter, der das bewusste Agieren des Unternehmers in der Öffentlichkeit erst ermöglicht.
Der Pressechef Besonderes Gewicht misst Brettner der Pressearbeit einer Organisation bei. Er definiert die Presse als äußere Erscheinungsform der öffentlichen Meinung und sieht in der medialen Auseinandersetzung mit der öffentlichen Meinung die Voraussetzung, „... dass die Fachinteressen bei der politischen Willensbildung ... die gebührende Berücksichtigung finden“ (Brettner 1924, 30f.). „Eine industrielle I.V. muss die journalistischen Usancen, die sich mit der Zeit zu einem wichtigen und `peinlichen Ehrenkodex´ des Redakteurs herausgebildet
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haben, kennen, um in der Wahl ihrer Mittel sich keinen Rückschlag auszusetzen“ (Brettner 1924, 32). Die Anforderungen, einerseits die Bedürfnisse der Wirtschaft zu kennen und andererseits über Kenntnisse der Nachrichtengebung und Zeitungstechnik zu verfügen, erfülle ein Syndikus nur selten, so Brettner. Es sei daher erforderlich, einen „Pressechef“ als Sachverständigen für die Pressearbeit zu engagieren. Mit eigenen Zuarbeiten die Initiative zu ergreifen, das Prinzip der Gegenseitigkeit (Do ut des) zu beachten und die beständige Pflege persönlicher Kontakte auch abseits aktueller Anlässe sind Methoden der Pressearbeit, von deren Berücksichtigung Erfolg oder Misserfolg der Interessensvertretung abhängen. „Der Fachjournalist ist auch ein Wirtschaftsvertreter, dessen Mitarbeit die Industrie nicht entbehren kann“ (Brettner 1924, 32), stellt Brettner grundlegend fest. Ausdruck des partnerschaftlichen Verhältnisses beider, eng zusammenhängender Berufe ist ein transparentes, vertrauenswürdiges Verhalten zwischen Wirtschafts- und Pressevertretern. Wenn die ehrliche Aussprache fehle und „... die Presse erst misstrauisch gegen das Pressegebahren einer Fachvertretung geworden ist, so ist das verlorene Vertrauen zum Nachteil der öffentlichen Wirkung des betreffenden I. V. nur schwer wieder herzustellen“ (Brettner 1924, 32f.). Wesentlich für die Umsetzung der genannten Grundsätze ist allerdings das „Maß an Autorität ..., das für eine sachkundige und erfolgreiche pressemäßige Betätigung Voraussetzung ist (Mitglied des Vorstandes!)“ (Brettner 1924, 33f.). Übertragen auf die Interessensvertretung in der I.G. Farben, lassen sich strukturelle Parallelen zu Brettners Gedanken ziehen. Carl Duisberg, Aufsichtsratsvorsitzender der I.G. von 1925-1935, wurde 1925 Präsident des Reichverbandes der Deutschen Industrie, für den Brettner nur ein Jahr zuvor seine Studie erarbeitete. Duisberg verkörperte jene Fähigkeit des Interessensvertreters, der „... losgelöst vom engeren Eigeninteresse ... vor allem jene innere Unabhängigkeit ...“ bewahrt „... und sich nicht jene kritische Einstellung, die zu ruhigem Abwägen der verschiedenen Interessen und insbesondere zum Ausgleich zwischen den Forderungen des Individuums und demjenigen der Gesamtheit führt“ (Brettner 1924, 27), nehmen lässt. Heinrich Gattineau, persönlicher Assistent Duisbergs während dieser Zeit und späterer Leiter der Presseabteilung, schildert hierfür detaillierte Beispiele.44 Gemeinsam mit dem Vorstandsvorsitzenden Carl Bosch legte Duisberg – für damalige Verhältnisse eher ungewöhnlich – großen Wert auf eine demokratische Unternehmensführung (vgl. Plumpe 1990, 139). Unter diesen Voraussetzungen wirkte Brettner maßgeblich am Aufbau der Pressestelle mit45 und konnte hier ein Umfeld erwarten, das seinem eigenen Verständnis moderner Interessensvertretung entgegenkam. Gattineau konnte sich in der Zwischenzeit als persönlicher Assistent Duisbergs profilieren und legte damit den Grundstein für seine Laufbahn in der I.G. . Er fungierte – mit Brettners Worten – als „Syndikus“ Duisbergs. Wirtschaftlich gut geschult und fachkundig, aber auch mit Herz für die Arbeiter und parteipolitisch völlig unbefangen – so stellte sich Duisberg seinen Assistenten vor. Gattineau, der in München Jura, Staatswissenschaft, Volkswirtschaft, Finanzwissenschaft und Geopolitik studiert hat44
Zum Wirken Duisbergs als Präsident des RDI vgl. Gattineau 1983, 30ff. Brettner fiel 1943 an der Ostfront. Die Leistungen Brettners beim Aufbau der Nachrichtenstelle erfahren in seinem Nachruf ihre Würdigung: „Hans Brettner war am Aufbau der Nachrichtenstelle maßgeblich beteiligt und zeichnete sich in ihr an führender Stelle durch seine genauen Kenntnisse des deutschen Pressewesens und durch seine weitverzweigten persönlichen Beziehungen zu den deutschen Schriftleitern besonders aus“ („Unsere Feldpost“, BArchBln, R 8128, A 200 / 36, Bl. 130). 45
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te, erfüllte diese Voraussetzungen. Er beriet Duisberg in volks- und weltwirtschaftlichen Fragen (vgl. Gattineau 1983, 19ff.). Nachdem Carl Duisberg als Präsident des Reichsverbandes der deutschen Industrie zurückgetreten war, sah er für Gattineau – in Einvernehmen mit Carl Bosch – 1931 „... eine neue Aufgabe mit Zukunft ...“ (Gattineau 1983, 84) vor: die Leitung der I.G.-Pressestelle. Die Pressestelle hielt Kontakt zu den Tageszeitungen und Zeitschriften der in- und ausländischen Presse. Zugearbeitet wurden Informationen über Finanzprojekte des Konzerns, Jahresabschlüsse, Bilanzen und neue Erfindungen. „Wir verfolgten damit die Absicht, die Öffentlichkeit hinsichtlich der Erzeugnisse des Konzerns aufzuklären und irreführende Meldungen richtig zu stellen“ (Gattineau 1983, 125), umriss Heinrich Gattineau die Arbeit der Pressestelle. Kurze Zeit später wurde zur besseren Koordination und Abstimmung der Unternehmensbereiche gegenüber der Öffentlichkeit die Pressestelle um das handelspolitische Referat erweitert, dessen Aufgabe darin bestand, die Abstimmung der Außendarstellung durch verschiedene Unternehmensbereiche zu kontrollieren und amtliche Anfragen entgegenzunehmen bzw. für deren zügige Beantwortung zu sorgen (vgl.Gattineau 1983, 122). Fortan gehörte somit neben der Pressestelle auch das handelspolitische Referat zum Leitungsbereich Gattineaus. Nachdem die Praxis zeigte, dass die Kapazität des Handelspolitschen Referates für die Abstimmung der Außenauftritte der kaufmännischen Abteilungen nicht ausreichte, beschloss der Zentralausschuss am 07.12.1932 die Bildung der Wirtschaftspolitischen Abteilung (WIPO). Sie vereinte die Pressestelle und das Handelspolitische Referat in Berlin sowie die Handelspolitische Wirtschaftszentrale in Frankfurt/M. . Gattineau blieb Leiter und unterstand direkt dem Zentralausschuss (vgl. Gattineau 1983, 122ff.), zuständig war hier der Jurist Erwin Selck (vgl. Gattineau 1983, 136). Ziel war die Zusammenfassung aller wirtschaftspolitischen Interessen der I.G. So war jede Konsultation einzelner Abteilungen mit Behörden, Verbänden und Ministerien vorher mit dem Leiter der WIPO abzustimmen, um ein einheitliches Vorgehen zu gewährleisten. Die WIPO vermittelte den Verkehr mit amtlichen und halbamtlichen Stellen wie die Vorbereitung von Entscheidungsgrundlagen zur Vorlage bei den Behörden. Außerdem wurden hier die Kontakte mit amtlichen und halbamtlichen Stellen des Auslandes und zwischenstaatlichen Organisationen gepflegt. Die WIPO gehörte zu den kleinsten Abteilungen der Berliner I.G.-Vertretung. Zum Zeitpunkt der Gründung waren hier acht Mitarbeiter tätig (vgl. Gattineau 1983, 122ff.). Max Ilgner versuchte seit Gründung der Wipo, diese unter seine Aufsicht zu stellen. Im Zuge des Röhm-Putsches wurde auch Heinrich Gattineau 1934 verhaftet, kam jedoch durch die Fürsprache Max Ilgners wieder frei. Nach seiner Entlassung wurde die Wipo Max Ilgner unterstellt. Im folgenden Jahr 1935 erfolgte die Ausgliederung der Presseabteilung, während die verbleibende Wipo um die Fachreferate Farben, Chemikalien, Stickstoff, Pharmazeutika und Fotografika sowie ein Referat für Verbände der gewerblichen Wirtschaft erweitert wurde. Die Leitung der Pressestelle übernahm Mario Passarge als verantwortlicher Abteilungsleiter, der seit 01.07.1933 in der Pressestelle tätig war,46 nachdem er zwangsweise aus dem Ullsteinverlag ausscheiden musste und über Vermittlung seines Bruders Rudolf den Weg in die Berliner I.G.-Zweigstelle fand. Er hätte dafür zu sorgen, dass sich die Menschen in aller Welt bei dem Stichwort „I.G.“ ebenso viel vorstellen könnten 46
Vgl. Personalakte Passarges, BArchBln, R8128, A200/25, Bl. 297; vgl. auch Abbildung 3, S. 63.
Albert Oeckls Tätigkeit in der Berliner I.G.-Organisation
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wie bei der Nennung einer großen Benzinfirma, vertraute ihm Max Ilgner bei seinem Eintritt an.47 Weitere Führungskräfte waren Hans Brettner (Ressortleiter), Heinrich Holtgreve (Abteilungsleiter), Victor Maurer (Abteilungsleiter) sowie Werner Mangelsdorff (Abteilungsleiter).
3.3.3 Berufsbeginn Albert Oeckls offizieller I.G.-Eintritt erfolgte am 01.03.1936. Bereits im Januar 1936 war Oeckl bei Max Ilgner im Berliner I.G.-Büro vorstellig geworden, erhielt vom Berliner I.G.Chef jedoch zunächst einen abschlägigen Bescheid „... da es praktisch unmöglich sein wird, für Sie innerhalb unserer Firma eine Stellung zu finden, da Ihnen bisher eine kaufmännische Ausbildung fehlt.“ 48 Er solle, falls er sich überhaupt einen beruflichen Wechsel vorstellen könne, zunächst eine kaufmännische Lehre oder eine Volontärzeit in einem kaufmännischen Betrieb nachholen. Angesichts der aus der geringen Entlohnung resultierenden finanziellen Belastung während der Lehrzeit wartete man in der Berliner I.G.Niederlassung zunächst Oeckls grundsätzliche Entscheidung ab.49 Oeckls Personalunterlagen wurden nach dem ersten Vorsprechen in Berlin an die Direktionsabteilung Chemikalien der Frankfurter I.G.-Zentrale gesandt.50 Nach dieser ersten Kontaktaufnahme traf Oeckl – so seine eigene Aussage – mit I.G.-Vorstandsmitglied Ilgner in der „Venezianischen Nacht“, einem wohltätigen Faschingsfest der Münchner Gesellschaft im Traditionshotel „Bayerischer Hof“ am Rosenmontag des Jahres 1936 zusammen.51 Hier bekam er von Ilgner die Zusage, am 02. 03.1936 in der I.G.-Zentrale Frankfurt/M. beginnen zu können. Oeckl bat in seiner damaligen Arbeitsstelle, dem Landesverkehrsverband München, um umgehende Entlassung und schrieb Ilgner am 27.02.1936 mit der Bitte um Mitteilung, wann und wo er sich am 02.03. in Frankfurt einfinden solle.52 Zu diesem Zeitpunkt konnte er nicht wissen, dass sein I.G.-Eintritt bereits für Berlin NW 7 entschieden war, man „... eine anderweitige Verwendung gefunden ...“ und bereits die Rücksendung der Personalunterlagen aus Frankfurt zur Berliner Personalabteilung geordert hatte. 53 Entgegen dem, was ihm Herr Dr. Ilgner in München sagte, solle er sich, so heißt es in einem Schreiben vom 27.02.1936 an Oeckl, „... am Montag, dem 02. 03.1936, vormittags 10 Uhr hier in Berlin melden, und zwar für eine Tätigkeit hier im Hause.“54 In erster Linie war der im Berliner I.G. Büro NW 7 ausgebildete qualifizierte kaufmännische Nachwuchs zur Unterstützung der Verkaufsorganisationen im Ausland sowie als Nachwuchs für die verschiedenen Tochtergesellschaften der I.G. vorgesehen. Formelle Kriterien für die Aufnahme einer solchen dreijährigen Ausbildung waren eine gründliche kaufmännische Lehre, gute allgemeine kaufmännische und volkswirtschaftliche Kenntnisse, 47
Vgl. Brief von Mario Passarge an Albert Oeckl vom 27.10.1976 (im Besitz des Autors). BArchBln, R 8128, A 14, Bl. 204. Vgl. BArchBln, R 8128, A 14, Bl. 204. 50 Dies geht aus einem Schreiben der Sekretariatsabteilung I Berlin an die Direktionsabteilung Chemikalien Frankfurt/M. hervor, in dem die Sekretariatsabteilung I die Rücksendung der überlassenen Unterlagen fordert (vgl. BArchBln, R 8128, A 14, Bl. 201). 51 Vgl. Interview (A) und Interview (B). 52 Vgl. BArchBln, R 8128, A 14, Bl. 203, 203a. 53 Vgl. BArchBln, R 8128, A 14, Bl. 201. 54 BArchBln, R 8128, A 14, Bl. 202. 48 49
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ein- bis zweijährige Auslandserfahrung, Fremdsprachenkenntnisse sowie Erfahrungen in selbstständiger kaufmännischer Tätigkeit.55 Oeckl verfügte zwar aufgrund seines abgeschlossenen Studiums der Volkswirtschaftslehre über volkswirtschaftliche Kenntnisse und Fremdsprachenkenntnisse,56 erfüllte damit jedoch nicht die Kriterien für die Übernahme in das übliche Ausbildungsschema für kaufmännischen Nachwuchs. Seitens der I.G. gab es keine Vorbehalte gegenüber „Quereinsteigern“. Im Gegenteil war man seit 1935 der Auffassung, dass gerade kein allgemein gültiger Grundsatz für die Nachwuchsrekrutierung aufzustellen sei, um den Berufszugang möglichst variabel zu halten. Angesichts ungünstiger Auswirkungen der Ausbildungssparmaßnahmen seit 1929, erlangte insbesondere die Sicherung des allgemeinen, universell in verschiedenen Sparten einsetzbaren Nachwuchses ab Mitte der dreißiger Jahre bei der I.G. eine höhere Bedeutung. Ausbildung sollte künftig nicht nur auf einzelne Sparten beschränkt sein, sondern im ganzen Konzern stattfinden.57
3.3.4 Die Arbeit in der Pressestelle Die I.G. war interessiert, fähige Kräfte heranzubilden, die „... im Übrigen vor allem in Charakter, geistiger Kapazität und Auftreten alles das mitbringen, was mit ziemlicher Sicherheit auf eine entwicklungsfähige Persönlichkeit“ 58 schließen lässt. Als Nachwuchs ohne adäquate kaufmännische Vorbildung war Oeckl den „sonstigen Angehörigen der I.G. Berlin NW 7“ 59 zuzuordnen, für die jeweils ein individueller Ausbildungsplan mit Schwerpunkt bei einer Abteilung entwickelt wurde. Nach seinem offiziellen I.G.-Eintritt am 01.03.1936 wurde er bis Ende August bei der Sekretariatsabteilung I geführt, ab September 1936 lag sein Ausbildungsschwerpunkt bei der Presseabteilung in der I.G.60 Während seiner Ausbildungszeit wurde Oeckl Assistent des verantwortlichen Abteilungsleiters, Mario Passarge. Parallel – bis Mitte Juni 1937 – eignete sich Oeckl im Rahmen einer „IHK-Nachlese“ offenbar die von Max Ilgner geforderten kaufmännischen Grundkenntnisse bei Kursen der Industrie- und Handelskammer an.61 Aufgrunddessen war er zeitweise nur zwei Stunden täglich für die Presseabteilung tätig.62 Ab Ende Oktober 1937 musste die Presseabteilung der I.G. in „Nachrichtenstelle“ umbenannt werden, nachdem dieser Name für Abteilungen von privatwirtschaftlichen Organisationen und Unternehmen, denen die Behandlung von Pressefragen oblag, verbindlich geworden war.63 Die Bezeichnung „Presseabteilung“ sollte zwei Reichsbehörden vorbehal-
55 Aktennotiz betr. Heranbildung von qualifiziertem Nachwuchs bei der I.G. Berlin NW 7 vom 23.09.1935. BArchBln, R 8128, A 200 / 177, Bl. 26ff. 56 Vgl. Notiz der Direktionsabteilung betr. Sprachkenntnisse vom 01.09.1939, BArchBln, R 8128, A 103, Bl. 3. 57 Vgl. BArchBln, R 8128, A 200 / 177, Bl. 3f. 58 Aktennotiz betr. Heranbildung von qualifiziertem Nachwuchs bei der I.G. Berlin NW 7 vom 23.09.1935, BArchBln, R 8128, A200 / 177, Bl. 27. 59 Ausbildungsgang für sonstige Angehörige der I.G. Berlin NW 7, BArchBln, R 8128, A 200 / 159, Bl. 572. 60 Vgl. Nachwuchs-Notiz der Sekretariatsabteilung I vom 06.08.1936, BArchBln, R 8128, A 200 / 159, Bl. 584. 61 Vgl. Zusammenstellung über den Ablauf des Ausbildungsgangs Dr. Oeckl, BArchBln, R 8128, A 200 / 164, Bl. 742. 62 Vgl. Bericht der Presseabteilung Juni/Juli 1936, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 166. 63 Vgl. Bericht der Nachrichtenstelle für Monat Oktober 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 27.
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ten bleiben.64 Passarge war gegen diese weitere Form der Reglementierung, da im Vergleich zu „Presseabteilung“ der „... viel engere Begriff ´Nachrichtenstelle´ unserer Pressearbeit nicht gerecht“ 65 werden würde. Nach ersten Ankündigungen der Umbenennung durch das Propagandaministerium wurde der I.G. zunächst zum 01.09.1937 die Bezeichnung „Pressestelle“ zugebilligt mit der Möglichkeit, vorhandene Vordrucke aufbrauchen zu können.66
64
Vgl. Tätigkeitsbericht der Presseabteilung Monat August 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 59 Tätigkeitsbericht der Presseabteilung Monat August 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 59. 66 Vgl. Tätigkeitsbericht der Presseabteilung Monat August 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 59. 65
Abbildung 3:
Die Herausbildung der Presseabteilung der I.G. Farben 1932 vereint zur Wirtschaftspolitischen Abteilung Leiter:Heinrich Gattineau, dem Zentralausschuß Frankfurt/M. unterstellt
Pressestelle der I.G. Farben, Berlin N W7 Hans Brettner ab 1927 Heinrich Gattineau ab 1931 Leiter (nach Ernennung durch Duisberg)
Heinrich Gattineau, persönlicher Assistent Duisbergs bis 1931
1935 Ausgliederung der Presseabteilung und konsequente Erweiterung Leiter: Mario Passarge
Öffentlickeitsarbeit in der I.G. unter MaxIlgner
1937 Bildung der Direktionsabteilung aus der Sekretariatsabteilung I, u.a. Geschäftsbericht, Werksbesuche, Veranstaltungsorganisation
Handelspolitisches Referat, Berlin N W7
Präsident:C arl Duisberg 1925-1931, Aufsichtsratsvorsitzender der I.G. Farben
Reichsverband der Deutschen Industrie
Erweiterung der verbliebenen WIPO; Leiter:Heinrich Gattineau, der Berliner I.G.-Organisation von MaxIlgner unterstellt
Handelspolitische Wirtschaftszentrale, Frankfurt/M.
Hans Brettner, Studie über die „Organisation der industriellen Interessen in Deutschland“, 1924
56 Leben und berufliche Tätigkeit Albert Oeckls bis 1945
Albert Oeckls Tätigkeit in der Berliner I.G.-Organisation
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3.3.4.1 Rahmenbedingungen für die Pressearbeit Grundlage ihres gesamten Handelns war für die Presseabteilung die genaue Kenntnis der publizistischen Rahmenbedingungen, unter denen mit vielfältigen Aktivitäten versucht wurde, das Image der I.G. Farben im In- und Ausland positiv zu beeinflussen. Den Kern bildete die Zusammenarbeit mit der Presse. Für deren Redaktionen galt das am 04.10.1933 erlassene Schriftleitergesetz, dessen Vorgaben den Nationalsozialisten die Gleichschaltung und zentrale Lenkung der deutschen Presse ermöglichte. Doch nicht nur das Schriftleitergesetz führte unaufhaltsam zur völligen Gleichschaltung der Presseorgane. Weitere Verordnungen zogen die völlige Neugestaltung des deutschen Verlagswesens nach sich und besiegelten damit endgültig den „Kahlschlag“ publizistischer Vielfalt. Auf Grundlage der „Verordnung zur Durchführung des Reichkulturkammergesetzes“ vom 03.11.1933 wurden rund 1.500 Verleger wegen „Nichterfüllung der neuen Anforderungen“ (Hagemann 1948, 39) enteignet. Weitere Schließungen, Beschlagnahmungen und Betriebsumstellungen durch Auslieferung von Aktienmehrheiten folgten nach den Verordnungen vom 24.04.1935 „Zur Wahrnehmung der Unabhängigkeit des Zeitungsverlagswesens“, „Zur Beseitigung der Skandalpresse“ sowie „Über Schließung von Zeitungsverlagen zwecks Beseitigung ungesunder Wettbewerbsverhältnisse“. NS-Treuhandeinrichtungen fungierten als Auffanginstitutionen für die betroffenen Blätter und Verlage, darunter auch der Ullstein-Verlag, dem Mario Passarge angehörte. Das entstehende Monopol der Treuhandorganisationen führte zu einer beispiellosen Verdrängung des Privateigentums auf dem Gebiet der deutschen Druckmedien, sodass 1939 nur noch wenige private Verleger in der „Arbeitsgemeinschaft der privateigenen Zeitungen“ zusammengeschlossen waren (vgl. Hagemann 1948, 40 sowie Koszyk 1972, 367). Als ehemaliger Angehöriger des „abgewickelten“ Ullstein-Verlages hatte Mario Passarge bereits die Auswirkungen der nationalsozialistischen Gleichschaltungsbestrebungen unmittelbar kennen gelernt. In seiner Leitungsfunktion für die Presseabteilung der I.G. Farben unterlag Mario Passarge zwar selber nicht dem Status eines Schriftleiters, musste sich jedoch „auf der anderen Seite des Schreibtisches“ ebenso mit den Details des Schriftleitergesetzes, deren Interpretationen sowie aktuellen organisatorischen, personellen und technischen Entwicklungen der deutschen Medienlandschaft auseinander setzen. Um über die Organisation des Zeitungswesens unterrichtet zu sein, wurde beispielsweise Kontakt mit dem Institut für Zeitungswissenschaft an der Universität Berlin gehalten.67 „Es wird in der Presseabteilung dafür Sorge getragen, dass alle Veränderungen usw., soweit sie unser Arbeitsgebiet betreffen, registriert werden.“68 Auch genaue Kenntnisse über Struktur, Personalbesetzung, Auflagenhöhe und Verbreitungsweise der HJ- wie der gesamten Presse gehörten zum „pressekundlichen Rüstzeug“.69 Aufgrund des immensen Drucks, dem die Schriftleiter mit ihrer alleinigen Verantwortung für veröffentlichtes Material ausgesetzt waren, hätte die Missachtung bestehender Regime-Vorgaben – ob absichtlich oder aus Unkenntnis – die Publizierung von Inhalten der Presseabteilung sehr unwahrscheinlich werden lassen. Nach nationalsozialistischem Verständnis war der NS-Schriftleiter „nie und ausschließlich nur Journalist ..., sondern immer und vor allem Propagandist, sehr oft Zeitungsmann, Redner und SA-Mann in einer Per67
Vgl. Monatsbericht der Presseabteilung für Juni / Juli 1936, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 169. Monatsbericht der Presseabteilung für Juni / Juli 1936, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 169f. 69 Vgl. Tätigkeitsbericht der Presseabteilung für Juli 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 74. 68
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son.“70 Möglichst gesetzeskonformes Zuarbeiten für die Schriftleiter war deshalb unbedingt notwendig, um die eigenen kommunikativen Ziele der Presseabteilung – soweit dies möglich war – umzusetzen. Zu den Voraussetzungen, die ein Schriftleiter unter den neuen Bedingungen zu erfüllen hatte, gehörten neben sachlichen Aspekten, wie die deutsche Staatszugehörigkeit, der Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte, die Geschäftsfähigkeit, die Vollendung des 21. Lebensjahres sowie die arische Abstammung insbesondere die Erfüllung der Eigenschaften, „die die Aufgabe der geistigen Einwirkung auf die Öffentlichkeit erfordert“ (Hagemann 1948, 36 sowie Koszyk 1972, 365). Gerade die unpräzise Formulierung dieser Voraussetzung ermöglichte es den überwachenden Organen, willkürlich und nach eigenem Ermessen die Genehmigung zur Eintragung in die Berufsliste vorzunehmen. Goebbels besaß gegen die Eintragungen außerdem ein unwiderrufliches Einspruchsrecht, von dem er jederzeit Gebrauch machen konnte, wenn die registrierten Schriftleiter gegen die ebenso wenig umgrenzten und sehr allgemein ausgelegten Vorgaben für die Berufsausübung verstießen. Diese umfassten u. a. die wahrhafte Darstellung und Beurteilung der behandelten Gegenstände nach bestem Wissen, die Fernhaltung aus den Publikationen alldessen, „was eigennützige Zwecke mit gemeinnützigen in einer für die Öffentlichkeit irreführenden Weise vermengt; was geeignet ist, die Kraft des Deutschen Reiches nach außen oder im Innern, den Gemeinschaftswillen des deutschen Volkes, die deutsche Wehrhaftigkeit, Kultur oder Wirtschaft zu schwächen oder die religiösen Empfindungen anderer zu verletzen, was gegen Ehre und Würde eines Deutschen verstößt, was die Ehre oder das Wohl eines anderen widerrechtlich verletzt, seinem Rufe schadet, ihn lächerlich oder verächtlich macht“ (Hagemann 1948, 36). Diese Vorgaben kontakarierten jedes Recht auf freie Meinungsäußerung gegenüber der Staatsautorität und ermöglichten die totalitäre Presseführung – und zwar ohne nachträgliche Zensur oder Verbote, da die „Schere im Kopf“ bereits an der Quelle jeder publizistischen Tätigkeit ansetzte. Die täglich steigende Zahl der Sprachregelungen – am 22.06.1941 waren es beispielsweise nicht weniger als 38 Anweisungen mit 5600 Silben – erhöhte den Druck auf die Schriftleiter und Zeitungen zunehmend. Die absichtliche oder unabsichtliche Missachtung der vom Propagandaministerium ausgegeben Anweisungen konnte harte Strafen zur Folge haben. Verweis, Geldstrafe, die Streichung aus der Schriftleiterliste, in Fällen von Landesverrat sogar Konzentrationslager oder die Todesstrafe drohten den für schuldig befundenen Schriftleitern. Besonders harte Strafen erfolgten, wenn Hitler selbst auf Presseverfehlungen aufmerksam wurde. Da Hitler aber kein festes Lektüreverhalten zeigte, sondern recht wahllos und mit Vorliebe Boulevardblätter las, wurde er in der Regel erst durch Parteifunktionäre auf Verstöße der Presse aufmerksam. Publizistisch anspruchsvollere Blätter, wie die Frankfurter Zeitung, die noch dazu dem bürgerlichen Lager entstammte, waren Hitler besonders verhasst und wurden „zur Schonung für ihn und seiner Umgebung“ gar nicht erst vorgelegt (vgl. Hagemann 1948, 320). Angesichts dieser äußerst restriktiven Rahmenbedingungen waren die publizistischen Gestaltungsmöglichkeiten für die Presseabteilung sehr begrenzt. Doch gerade die bis in das kleinste Detail führenden Reglementierungen zwangen förmlich dazu, nach „Schlupflöchern“ zu suchen. Bei dem Versuch, tatsächlich alle Vorgaben einhalten zu wollen, hätten die Veröffentlichungen der Presseabteilung kaum noch einen Informationswert gehabt. Das 70 Diese Charakterisierung gab der Vorsitzende des Reichsverbandes der deutschen Presse und Chefredakteur des „Völkischen Beobachters“, Weiß, auf der Kölner Pressetagung am 30.11.1935 (vgl. Hagemann 1948, 39).
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Dilemma beschreibt Passarge im Zusammenhang mit dem Verbot für deutsche Zeitungen, Firmen und Produkte der deutschen Exportindustrie zu veröffentlichen, während Ausstellungen die Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft demonstrieren, und zwar insbesondere dem Ausland gegenüber. Als Unternehmen mit hoher Exportorientierung war es jedoch gerade für die I.G. Farben notwendig, neue Produkte und Verfahren der Öffentlichkeit zu präsentieren, auch (und vor allem) gegenüber ausländischen Interessenten. Passarge war sich dessen voll bewusst und suchte deshalb nach Wegen, um dennoch eigene Mitteilungen mit Aktualität und Neuigkeitswert zu veröffentlichen. „Es wirkt widerspruchsvoll in sich, wenn die Ausstellung auf Wunsch der Regierung als ein Schaufenster insbesondere der deutschen Exportindustrie aufgebaut wird, und den deutschen Zeitungen gleichzeitig verboten wird, Firmen und Produkte zu nennen, und nicht dazu zu einem Zeitpunkt, zu dem sehr viele Ausländer in Berlin deutsche Zeitungen lesen.“71 Um die Schwierigkeiten auf diesem, durch die Sprachregelung „besonders empfindlichen Gebiet im Zeitungswesen“ zu umgehen, suchte man in der Presseabteilung nach Alternativen: Nachdem festgestellt werden konnte, dass eine Produktnennung vor den Behörden „nach einem ungeschriebenen Gesetz“ als gerechtfertigt galt, wenn das Produkt noch nicht drei Monate auf dem Markt ist oder bei einem bereits länger auf dem Markt befindlichen Produkt ein neuer Verwendungszweck gefunden wurde bzw. ein Exportinteresse besteht, wurde die Pressearbeit diesen Gegebenheiten angepasst. Durch die Aufzählung bisher unbekannter Verwendungszwecke war somit nicht nur die Nennung des Produktnamens möglich, gleichzeitig erreichte man eine gesteigerte Aktualität und einen erhöhten Neuigkeitswert.72 Nach ihrer Machtübernahme waren die Nationalsozialisten nicht so naiv, die einst durch demokratische Vielfalt geprägten Blätter – mit Ausnahme der linksgerichteten und jüdischen Presse73 – plötzlich und „auf einen Schlag“ zu entfernen. Einerseits begründete das mangelnde publizistische Niveau der NS-Kampfpresse ein „maßvolles“ Vorgehen. Andererseits ging es Goebbels darum, aus der über Jahre erworbenen Vertrauensbasis angesehener Zeitungen Kapital zu schlagen, indem „in alten Schläuchen der neue Wein der NS-Denkungsart“ (Hagemann 1948, 35) subtil unter das Volk gebracht werden sollte. Goebbels sprach sich mitunter sogar offen gegen eine zu große Uniformität der Presse aus, die natürlich „monoform im Willen, aber polyform in der Ausgestaltung“ (Hagemann 1948, 35) sein sollte. Allerdings galt dies von Anfang an nur als Übergangslösung, denn mittelfristig war klar, dass sich die Mehrzahl der liberalen Schriftleitergeneration nicht völlig gleichschalten ließ. Dies zeigte sich vor allem nach Kriegsausbruch: „Ich habe meinen Ärger mit der Presse, die auf meine Anregungen nicht so eingeht, wie ich das eigentlich wollte ...Die Presse müßte ja jetzt (d. h. angesichts der vom Gegner gelieferten Argumente) geradezu wiehern vor Freude, ein so reiches Material zur Polemik haben. In Wirklichkeit sind gerade die bürgerlichen Zeitungen in der Beschäftigung mit diesem Material so müde, dass man vor Wut platzen könnte ...“, formulierte Goebbels in seinem Tagebuch am 17.02.1942 (zit. in Hagemann 1948, 323). 71
Monatsbericht der Presseabteilung für Juni / Juli 1936, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 169. Vgl. Tätigkeitsbericht der Presseabteilung Monat August 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 61. 73 So kamen sozialdemokratische und kommunistische Redakteure nach dem Reichstagsbrand in so genannte „Schutzhaft“, die sie Monate oder Jahre in Konzentrationslager verbannte. Eine Rückkehr selbst in Randbereiche des Journalismus – für meisten politisch Engagierten ohnehin nicht akzeptabel – gelang nur in Ausnahmefällen, Dauerarbeitslosigkeit war die Folge (vgl. Frei / Schmitz 1999, 25). 72
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Mario Passarge betonte, ausdrücklich mit der gesamten deutschen Presse zusammenzuarbeiten, wenngleich die NS-Presse zunehmend erstarkte. „In Erkenntnis der gegebenen Tatsachen müssen wir auch mit der in den offiziellen deutschen Kreisen herrschenden Ansicht konform gehen, wonach die Parteipresse als der Kern und das Rückgrat der gesamten deutschen Presse anzusehen ist. Es ist demnach damit zu rechnen, dass die Bestrebungen, die Parteipresse zur führenden deutschen Presse zu machen, immer mehr Erfolg haben werden, was keineswegs ausschließt, dass sich die Gliederung der deutschen Presse in Parteipresse und nichtparteieigene Presse fortsetzt und bewährt, ein Umstand, auf den wir uns in unserer eigenen Arbeit durchaus einstellen. D. h. mit anderen Worten, dass wir – für ein Unternehmen wie die I.G. Farbenindustrie selbstverständlich – mit der gesamten deutschen Presse arbeiten und uns infolgedessen auch für alle sie berührenden Fragen interessieren.“74 Gefährlich wurde es allerdings, bei der NS-Presse den Eindruck der Benachteiligung zu erwecken, die dann mit entsprechendem Druck auf ihre „Rechte“ verwies. So forderten beispielsweise der Wirtschaftsschriftleiter der NS-Presse und Pressereferenten der Reichsbehörden, die durch die I.G.-Auslandsberichterstattung gegebenen Möglichkeiten zur Unterrichtung der NS-Presse über Auslandsströmungen zu nutzen. Außerdem sollten Aussprachen mit Betriebsführern, Werksbesichtigungen und die Unterhaltung mit Arbeitern ermöglicht werden. Bei einem Besuch bei der Schriftleitung des „Angriff“ hörte Passarge den Vorwurf, dass unter allen Großindustriellen Deutschlands bisher nur die I.G. sich dem Wunsch der nationalsozialistischen Presse verschließe, mit Fachleuten über die Probleme zu sprechen, die sich für ein Unternehmen wie die I.G ergeben. Bei einem vom „Angriff“ vorgeschlagenen Treffen sollten auch das Wirtschafts- sowie das Propagandaministerium vertreten sein.75 In dem Bestreben, diesem Vorwurf möglichst rasch entgegenzuwirken, resümierte Passarge: „Es muss uns daran gelegen sein, mit der NS-Presse ein gutes Verhältnis zu bekommen, zumindest aber bei ihr den zweifellos bestehenden Eindruck auszuschalten, als ob nur die I.G. innerhalb der deutschen Industrie die neue, den NS-Schriftleitern zufallende verantwortungsvolle Aufgabe nicht, oder nicht genügend zu würdigen und zu unterstützen wisse.“76 Der „ausgesprochen politische Pflichtkreis“ hatte zur Folge, „... dass die Bedeutung der Pressestellen und literarischen Büros der Wirtschaft ... gegenüber vergangenen Zeiten erheblich zugenommen hat und dass ihre Ergiebigkeit bzw. Unergiebigkeit sehr wesentlich dafür sein wird, wie die Kreise der politischen Öffentlichkeit die betreffende Organisation beurteilen.“77 Eine wichtige Funktion kam dabei dem von Brettner bereits beschriebenen „Do-UtDes-Prinzip“ zu.78 Man dürfe der Presse nicht nur dann etwas geben, wenn man einen unmittelbaren möglichst sogar noch materiellen Vorteil (Umsatzanregung) davon hat. „Man darf sie nicht nur benutzen, wenn man sie braucht, etwa wie man die Feuerwehr ruft, wenn es brennt oder den Arzt, wenn die Gesundheit bedroht ist.“79 Vielmehr ginge es um das Verständnis, das die Schriftleiter als Träger eines hoheitlichen Amtes ein Fragerecht an die 74
Bericht der Presseabteilung für August, September, Oktober 1936, BarchBln, R 8128, A 131, Bl. 149f. Vgl. Monatsbericht der Presseabteilung für August, September, Oktober 1936, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 142f. 76 Monatsbericht der Presseabteilung für August, September, Oktober 1936, BArchBln, R 8128, A 131, 143f. 77 Monatsbericht der Presseabteilung für Juni / Juli 1936, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 167f. 78 Vgl. Abschnitt 3.3.2.2 „Die Pressestelle als Vorläufer der Wirtschaftspolitischen Abteilung“. 79 Monatsbericht der Presseabteilung für Juni / Juli 1936, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 168. 75
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Wirtschaft haben. Dem Wunsch der Schriftleiter nach Hintergrundgesprächen mit I.G.Managern müsse deshalb streng Rechnung getragen werden. Die Schriftleiter seien „seit drei Jahren dazu erzogen, viele Dinge zu wissen, die sie aus Gründen staatspolitischer Verantwortung nicht veröffentlichen.“80 Besonders schwierig wurde die Situation nach Verkündung des Vierjahresplanes. Verbindliche Richtlinien für Schriftleiter zum Umgang mit diesem Thema wurden seitens der Regierung nicht rechtzeitig ausgearbeitet, sodass große Unsicherheiten und Informationsdefizite die journalistische Arbeit bestimmten. Dies führte zu einer „... förmlichen Überflutung durch Rückfragen aus Schriftleiterkreisen des In- und Auslandes.“81 Auch z. T. unklare Kompetenzbereiche zwischen Propagandaministerium und der Pressestelle des Wirtschaftsministeriums wirkten erschwerend. Obgleich von offizieller Seite industriellen Pressestellen einerseits Zurückhaltung empfohlen wurde, wurde die Forderung der Presse nach einer „...vertrauensvollen und über das Allgemeine hinaus reichende Unterrichtung über die größeren wirtschaftlichen Probleme“ 82 andererseits immer stärker. Hintergrund dieser Forderung der Presse nach weitreichenden Informationen, die nicht unmittelbar zur Veröffentlichung vorgesehen waren, war die alleinige Verantwortung der Schriftleiter für die Einhaltung der bestehenden Richtlinien im Falle der Publizierung. Ausschlaggebend waren etwa der mögliche Missbrauch der Informationen zu Wirtschaftsspionage oder Produktions- oder Marktanalysen mit möglichen Rückschlüssen zu Schwächen oder Notlagen, die im Ausland etwa zu Preissteigerungen ausgenutzt werden könnten.83 Doch nicht nur für die Schriftleiter wurde die Situation schwieriger, auch die mit der Pressearbeit beauftragten Abteilungen der Industrie sahen sich nach der Verkündung des Vierjahrsplanes einer ebenso problematischen Situation gegenüber. Vom Reichswirtschaftsministerium herausgegebene Richtlinien bestimmten die Zusammenarbeit mit den Journalisten. So sollte bei zur Veröffentlichung bestimmten Materials äußerste Vorsicht angewandt, bestimmte Gebiete gänzlich aus der Berichterstattung genommen und jegliche Übertreibung im Zusammenhang mit dem Vierjahresplan vermieden werden. „Vor allen Dingen aber wurde den Sachbearbeitern für die Presse von Behördenseite eine umfassende, eindeutige Verantwortung zugeschoben, die auf der Voraussetzung fußt, dass alles, was mit der Publizität der Industrie überhaupt zu tun hat, von den Pressebearbeitern gedeckt und geprüft werden muss.“ 84 Passarge war nicht daran gelegen, nur nach Vorgaben und Druck von außen zu reagieren, sondern eine möglichst aktive Rolle im Umgang mit der Öffentlichkeit zu übernehmen. „... auf jede Frage sich selbst und sonstigen Interessenten unserer Firma Auskunft geben zu können ... gehört zu jenen unsichtbaren, täglichen Leistungen, die von der Presseabteilung laufend vollbracht werden müssen, um dann schlagfertig zu sein, wenn es nötig ist ...“ 85, beschreibt Passarge den Anspruch, den sich die Presseabteilung unter seiner Leitung stellte.
80
Monatsbericht der Presseabteilung für Juni / Juli 1936, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 168. Bericht der Presseabteilung für August, September, Oktober 1936, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 140. 82 Bericht der Presseabteilung für August, September, Oktober 1936, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 141. 83 Vgl. Tätigkeitsbericht der Presseabteilung für 1. November 1936 bis 30. Juni 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 86. 84 Tätigkeitsbericht der Presseabteilung für 1. November 1936 bis 30. Juni 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 87. 85 Bericht der Presseabteilung für August, September, Oktober 1936, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 147. 81
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Er verwies auf die maßgebende Funktion des Leistungswillens der deutschen Wirtschaft, da die systematische Verbrauchslenkung nicht nur Gegenstand von Verordnungen sein könne.86 Die Äußerungen Passarges, in denen er die Rahmenbedingungen für die Arbeit der Presseabteilung erläutert, sind dabei nüchterne Analysen politischer Vorgaben, distanziert wiedergegeben mit dem Bewusstsein, dass die Berücksichtigung der bestehenden Zwänge durch die strengen Reglementierungen die unausweichliche Grundlage bilden, um überhaupt handlungsfähig zu bleiben: „Die politische Führung will, dass die deutsche Presse eine umfassende Weltgeltung gewinnt. Die Parolen lauten: mehr eigenschöpferische Arbeit, ein höheres Niveau, eine verfeinerte Berichterstattung ...Die Schriftleiter bilden, um einen ad hoc geprägten Ausdruck zu gebrauchen, das Schriftleiterkorps, sie sind ´Organe des Führers´ und unterstehen nur ihm und seinem zu ihrer Führung Beauftragten, dem Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda.“87 Als Inhalt der Pressearbeit sah Passarge keineswegs die parteikonforme Verbreitung von Nazi-Ideologie. Es waren vielmehr die vielseitigen Produktions- und Interessensgebiete der I.G., also die Wahrung der Konzerninteressen, nach denen sich die Arbeit der Presseabteilung richtete. „So wie die Staatsführung im Großen gesehen durch die Presse die Verbindung mit dem Volke immer wieder sucht und findet, wird auch die I.G. über ihre Presseabteilung laufend mit aller Öffentlichkeit in Verbindung gehalten. Ohne in den Fehler der Statistik zu verfallen, möchte die Presseabteilung aus dem sehr starken Anwachsen des schriftlichen und mündlichen Verkehrs mit den Zeitungen ableiten dürfen, dass sie sich in diese sehr wichtige Phase der Entwicklung wirkungsvoll eingeschaltet hat.“ 88 Wenngleich die Handlungsspielräume für die Pressearbeit der I.G. Farben sehr begrenzt waren – es gab sie und in ständiger Balance zwischen der Berücksichtigung politischer Vorgaben, den Erwartungen der stark unter Druck stehenden Schriftleiter und eigenen Kommunikationszielen wurden sie genutzt. Somit galt – wie für zahlreiche Schriftleiter – auch für Akteure unternehmerischer Kommunikation wie Mario Passarge, „durchaus nicht nur blinde und gesinnungstüchtige Befehlsempfänger“ gewesen zu sein, „sondern zum Teil skeptische Fachleute, welche die Augen offen hielten, mehr sahen und hörten als sie durften und von ihren Kenntnissen nicht immer den von der NS-Führung gewünschten Gebrauch machten“ (Hagemann 1948, 327).
3.3.4.2 Interne Koordination Grundlegend für die Übernahme einer aktiven Rolle der Presseabteilung war die Zentralisierung aller Pressefragen, die an die I.G. herangetragen wurde. So sollte nicht nur die bessere Koordination der von außen kommenden Informationsgesuche und die konsequente Einhaltung der vorgegebenen Richtlinien gewährleistet bleiben. Ebenso war die Presseabteilung als zentrale Schnittstelle der Informationspolitik des Konzerns schneller über wichtige Vorgänge informiert und konnte in dieser Position von sich aus agieren, ohne dass sie
86
Vgl. Tätigkeitsbericht der Presseabteilung vom 1. November 1936 bis 30. Juni 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 85. 87 Tätigkeitsbericht der Presseabteilung vom 1. November 1936 bis 30. Juni 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 85. 88 Bericht der Presseabteilung für August, September, Oktober 1936, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 147.
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„... von außen her auf derartige Dinge angesprochen werden muss.“89 Die Funktion einer „Beratungs- und Durchgangsstelle“90 hatte die Abteilung auch für Angelegenheiten der Insertion bei der Einhaltung der gültigen Pressegesetze.91 Mit der steigenden I.G.-internen Inanspruchnahme verband sich ein erhöhter Arbeitsaufwand für die Mitarbeiter, der jedoch gern in Kauf genommen wurde. Passarge wertete dies als Indiz, dass die Presseabteilung „... deutlicher als die zentrale I.G.-Pressestelle erkannt wird.“92 Vor diesem Hintergrund hatte Albert Oeckls Assistententätigkeit offenbar eine hohe Bedeutung, sodass seine zwischenzeitliche Einberufung vom 12.10. bis 12.12.1936 von Mario Passarge mit Bedauern zur Kenntnis genommen werden musste. „Die Presseabteilung hält es für ihre erste organisatorische Pflicht, nachdem sie erkannt hat, dass gerade jetzt im deutschen Zeitungswesen nach anfänglichen Unklarheiten diejenigen Linien in personeller und sachlicher Hinsicht sich andeuten, die für die kommende Zeit ohne wesentliche Schwankungen richtunggebend sein werden, über alle Phasen dieser Entwicklung informiert zu sein. Sie will auf jede auftauchende Frage sich selbst und sonstigen Interessenten unserer Firma Auskunft geben können ...Die Abberufung in den Militärdienst des Herrn Dr. Oeckl hat auf diesem Gebiete eine Lücke geschaffen, die nur durch zusätzliche Arbeit der anderen Kameraden ausgefüllt werden kann. Diese wiederum sind mit den ihnen zugewiesenen, täglichen Pflichten hundertprozentig eingedeckt ...Hierbei begrüßt es die Presseabteilung ganz besonders, dass sie laufend mehr und mehr in Anspruch genommen ... wird.“ 93 Nach seiner Rückkehr war Oeckl im Auftrag der Presseabteilung in verschiedenen I.G.-Werken tätig und übernahm „... Sonderaufträge ..., die im Rahmen des Außendienstes der PA ...“ 94 lagen. Diese Sonderaufträge bestanden in der Entsendung Oeckls zu den I.G.Werken und gehörten zu einer Aktion der Presseabteilung, eine engere und persönliche Verbindung der Nachrichtenstelle zu den einzelnen I.G.-Werken aufzubauen – eine Aufgabe, die Oeckl mit Erfolg bewältigte und damit die Erwartungen Passarges erfüllte. So beispielsweise in Bitterfeld und Wolfen, wo „... die Zusammenarbeit und Fühlungnahme zwischen diesen Werken und uns (gemeint ist die Presseabteilung, C.M.) durch seine Tätigkeit zum beiderseitigen Nutzen gefördert“ 95 wurde, wie Passarge zufrieden feststellte. Nach weiteren Stationen wie Frankfurt/M. und Wiesbaden96 war Oeckl nach Ende seines Rundlaufs wieder in der Nachrichtenstelle tätig.97 Die guten Beziehungen zwischen den I.G.-Werken und der Presseabteilung waren eine wichtige Voraussetzung für die Umsetzung fachbezogener Öffentlichkeitsarbeit für die einzelnen Sparten (Farben, Chemikalien, Metall, Pharmazeutika, Fotografik, Zellwolle, Kalle, Stickstoff, Treibstoff), die einen Großteil des I.G.-internen Aufgabenspektrums der Presseabteilung bildete. Wichtig war dabei die Eigeninitiative zur Initiierung öffentlich89 Tätigkeitsbericht der Presseabteilung vom 1. November 1936 bis 30. Juni 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 88. 90 Monatsbericht der Presseabteilung für Juni und Juli 1936. BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 177. 91 Vgl. Monatsbericht der Presseabteilung für Juni und Juli 1936. BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 177. 92 Bericht der Presseabteilung für August, September, Oktober 1936, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 148. 93 Bericht der Presseabteilung für August, September, Oktober 1936, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 148. 94 Tätigkeitsbericht der Presseabteilung Juli 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 82. 95 Tätigkeitsbericht der Presseabteilung Monat August 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 71. 96 Vgl. Bericht der Nachrichtenstelle für Monat November 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 20. 97 Vgl. Bericht der Nachrichtenstelle für Monat Dezember 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 7.
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keitswirksamer Darstellung der Verkaufsgemeinschaften selbst.98 War diese nur unzureichend vorhanden, wurde die Umsetzung der spartenunterstützenden Öffentlichkeitsarbeit für die Presseabteilung schwierig, da diese ohne die entsprechende Unterstützung, Kontaktvermittlung und Initiative der Fachabteilungen selbst nur schwer zu realisieren war. Passarge konstatierte beispielsweise 1936 eine „allgemein gleich bleibende Zurückhaltung“ der Verkaufsgemeinschaft Pharmazeutika gegenüber publizistischen Dingen mit entsprechend geringer Resonanz.99 Anfragen von Reichsschriftleitern zum generellen Hintergrund oder gezielten Information von Zeitungen oder Fachblättern wurden an die Presseabteilung weitergeleitet. Dort erstellte man entsprechende Zuarbeiten.100 Als „sehr produktiv“ wertete Passarge beispielsweise die Zusammenarbeit mit der Abteilung Farbenpropaganda, „... soweit sie modische Berichterstattung ausübt.“ 101 So verweist er beispielsweise auf einen, nach „Wunsch von Frankfurt“ erstellten Aufsatz über die Bedeutung der I.G. in der Weltwirtschaft unter besonderer Berücksichtigung der Textilindustrie oder auf einen „... durch eine Mitarbeiterin von uns verfassten Artikel über ´Stoff und Farben im herbstlichen Modebild´...“ 102 Zudem gab das mit der Pressebeobachtung befasste Lektorat nach Bedarf Spezialberichte zu besonders wichtigen Themen unter dem Titel „Sonderfragen in der Presse“ heraus, wie z. B. „Farbenfotografie“, „Das neue Aktienrecht“ oder den Geschäftsbericht.103 Die „... Bereithaltung eines sorgfältig aufgeteilten Materialvorrats aus allen Arbeitsgebieten der I.G. ...“ sah man in der Presseabteilung als „... Voraussetzung, um den stetigen Bedarf an verschiedenartigen Auskünften auch nur einigermassen zuverlässig und schnell zu decken.“104 Der Auf- und Ausbau eines entsprechenden Archivs sollte dies gewährleisten.
3.3.4.3 Kooperation mit der Schriftleitung der Werkzeitung Das Reichsschriftleitergesetz galt für Zeitungen ebenso wie für Zeitschriften. Die wirtschaftlichen, wissenschaftlichen, technischen und organisatorischen Fachorgane bedurften allerdings keines in der Berufsliste registrierten Schriftleiters. Dies betraf auch Werkzeitungen deutscher Unternehmen. Für diese Publikationen galten Sonderbestimmungen des Propagandaministeriums. Danach war es den betreuenden Redaktionen bzw. Presseabteilungen verboten, politisches Material, tagesaktuelle Neuigkeiten und Anzeigen zu veröffentlichen, die außerhalb ihres Fachbereiches lagen (vgl. Hagemann 1948, 41).105 98
Vgl. Bericht der Presseabteilung für August, September, Oktober 1936, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 152ff. Bericht der Presseabteilung für August, September, Oktober 1936, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 154. Beispiele hierfür finden sich für alle Sparten, wie etwa für die Filmfabrik Wolfen mit einem Artikel „Spaziergang durch eine Filmfabrik“, der 1936 dem Matern-Verlag zugearbeitet und für mehrere kleinere Zeitungen verarbeitet wurde. Verfaßt wurde der Bericht von einem Schriftleiter der Berliner Börsenzeitung, der zuvor an einer von der Pressestelle organisierten Werksbesichtigung teilgenommen hatte (vgl. Bericht der Presseabteilung für August, September, Oktober 1936, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 155). 101 Bericht der Presseabteilung für August, September, Oktober 1936, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 152. 102 Ebenda. 103 Tätigkeitsbericht der Presseabteilung vom 1. November 1936 bis 30. Juni 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 108. 104 Bericht der Presseabteilung Juni-Juli 1936, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 178. 105 Für viele Fachzeitschriften bedeutete dies schwere wirtschaftliche Verluste, die oft bis zum Konkurs führten. Zahl, Umfang und Auflage der nicht parteigebundenen Organe nahmen damit rapide ab, während die NS99
100
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Die Schriftleitung der monatlich erscheinenden Werkzeitung der I.G. Farben „Von Werk zu Werk“ hatte ihren Sitz in Ludwigshafen. Obgleich die redaktionelle Erstellung somit nicht in ihrem Bereich lag, bestand seitens der Presseabteilung großes Interesse an einer intensiven Zusammenarbeit mit der Schriftleitung der Werkzeitung. Dazu gehörten einerseits z. B. Informationsbesuche der Werkzeitungsredakteure in der Presseabteilung, „... um sich über deren Einrichtungen zu informieren und aus dieser Erkenntnis heraus neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu erkunden.“106 Andererseits war die Presseabteilung bei Redaktionsbesprechungen der Werkzeitung vertreten.107 Passarge erkannte das hohe Potenzial des internen Mediums „Werkzeitung“ als wirksames Instrument für die aktive Pressearbeit nach außen. „Die mustergültige Zusammenarbeit ... führte wiederholt zur Verwirklichung der technischen und inhaltlichen Anregungen der Nachrichtenstelle“ 108, resümiert Passarge im Oktober 1937. Konkret bedeutete dies z. B. die pünktliche Auslieferung und damit frühere Zustellung der Werkzeitung, die nicht nur I.G.-intern von großer Bedeutung war, sondern von der Presseabteilung auch an die Schriftleitungen deutscher Verlage und Zeitungen gesandt wurde. Dort spiegelten sich die Informationen von und über die I.G. in Besprechungen im Textteil von Zeitungen, Rückfragen an die Nachrichtenstelle oder dem Abdruck kompletter Artikel der Werkzeitung, z. B. „Wie ein Film entsteht“ und „Die VistraFabrik in Wolfen“ vom „Deutschen Provinzverlag“, „... eine Maternkorrespondenz von hoher Auflagenziffer und hervorragendem propagandistischem Wert.“109 „Der Provinzverlag wird laufend von einigen hundert kleineren Zeitungen abgedruckt, sodass wir über ihn allein den Inhalt unserer Werkzeitung an Millionen deutsche Leser heranbringen“110, beschreibt Passarge die erreichte Multiplikatorwirkung. Um den Nachdruck zu erleichtern, veränderte die Schriftleitung der Werkzeitung auf Anregung der Presseabteilung auch das Impressum.111 Neben logistischen Vorteilen galt die Aufmerksamkeit der Presseabteilung auch der inhaltlichen Einflussnahme. Besonders bei größeren Anlässen, wie z. B. bei der Erarbeitung einer Sonderausgabe anlässlich des Hoechster Firmenjubiläums 1937, wirkte die Presseabteilung auch an der redaktionellen Erstellung mit.112 Neben mehr Aktualität wurde darüber hinaus die Einbindung wichtiger lokaler Ereignisse in die allgemeine Ausgabe der Werkzeitung gefördert, „... allen Lesern zur Kenntnis ...“ und „... ohne die Beeinträchtigung der lokalen Teile ...“ 113
Zeitschriften mit parteiamtlicher Förderung in Auflage und Wirkungsradius ständig stärker wurden (vgl. Hagemann 1948, 41). 106 Bericht der Nachrichtenstelle für Monat Dezember 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 2. 107 Vgl. Tätigkeitsbericht Monat September 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 45. 108 Bericht der Nachrichtenstelle für Monat Oktober 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 29. 109 Bericht der Nachrichtenstelle für Monat November 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 19. 110 Bericht der Nachrichtenstelle für Monat November 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 19. 111 Vgl. Bericht der Nachrichtenstelle für Monat November 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 19. 112 Vgl. Bericht der Nachrichtenstelle für Monat Dezember 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 2. 113 Bericht der Nachrichtenstelle für Monat Oktober 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 29.
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3.3.4.4 Zusammenarbeit mit dem Rundfunk Im Gegensatz zur Presselandschaft gestaltete sich die zentrale Lenkung und propagandistische Gleichschaltung des noch jungen Rundfunks ungleich einfacher. Im Vergleich zu den lange gewachsenen Traditionen der deutschen Presse befand sich das neue Medium zu Beginn der dreißiger Jahre noch ganz am Anfang seiner technischen und organisatorischen Entwicklung. Die Nationalsozialisten konnten diesen Entwicklungsprozess für die Implementierung der eigenen Interessen nutzen. Dies galt nicht nur für die technischen Rahmenbedingungen, wie den Ausbau und Stärke der Sender, sondern auch inhaltlich. Die Rundfunkgesellschaften standen im Gegensatz zur Presse (im Übrigen auch zu den Gegebenheiten in anderen Ländern) von Beginn an unter staatlicher Aufsicht, waren in der Regel neutral bzw. spiegelten kaum unterschiedliche politische Strömungen. Der Mitarbeiterstab war außerdem relativ klein und stark mit nationalsozialistischen Ideologieträgern durchsetzt. Die Eingliederung des Rundfunks in den totalitären Gleichschaltungsapparat konnte somit unmittelbar und ohne Schwierigkeiten erfolgen (vgl. Hagemann 1948, 44). Sofort nach der Machtübernahme wurde die Reichs-Rundfunk-Gesellschaft gleichgeschaltet und die Reichssender der Berliner Zentrale unterstellt. Die oberste Kontrolle und Lenkung oblag der Rundfunkabteilung des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda (RMVuP) (vgl. Hagemann 1948, 47). Hierbei handelte es sich um die Abteilung III, Rundfunk, des RMVuP, die der Leitung des Präsidenten der Reichsrundfunkkammer (RRK) unterstand. Dieser leitete ebenfalls das Amt Rundfunk der Reichspropagandaleitung (RPL) innerhalb der NSDAP und war dem Reichspropagandaminister direkt nachgeordnet (vgl. Kutsch 1985, 8). „Die Reichrundfunkkammer war durch die in Personalunion ihres Präsidenten wahrgenommenen Funktionen nahtlos in die ´politische Rundfunkführung´ eingefügt“ (Kutsch 1985, 8). Juristische Grundlage für die Schaffung der Reichsrundfunkkammer war das Reichskulturkammergesetz vom 22.09.1933 (vgl. Kutsch 1985, 8). Neben der Reichsrundfunkkammer gehörten mit der weitere Einzelkammern (z. B. Reichsschrifttumskammer, Reichspressekammer, Reichstheaterkammer etc.) zur Reichskulturkammer. Für die Mitarbeiter des Rundfunkwesens bestand – ebenso wie für ihre Kollegen der Druckmedien – die Pflicht zur Mitgliedschaft in „ihrer“ jeweiligen Einzelkammer. „Wer keiner der Einzelkammern angehörte, konnte weder publizieren, noch in Film, Theater oder vor den Mikrofonen des Rundfunks auftreten“ (Kutsch 1985, 8). Goebbels hielt den Rundfunk für das „allermodernste und für das allerwichtigste Massenbeeinflussungsinstrument, das es überhaupt gibt“ (zit. nach Frei / Schmitz 1999, 83), verkündete er bereits zwei Wochen nach seiner Ernennung zum Propagandaminister. Der Rundfunk müsse der Regierung die fehlenden 48 Prozent zusammentrommeln, so Goebbels vor den Intendanten. „... und haben wir sie, dann muss der Rundfunk die 100 Prozent halten, muss sie verteidigen, muss sie so innerlich durchtränken mit den geistigen Inhalten unserer Zeit, dass niemand mehr ausbrechen kann“ (zit. nach Frei / Schmitz 1999, 83). Eine Besonderheit gegenüber den Druckmedien war, dass Goebbels dem Rundfunk grundsätzlich größere Freiheiten einräumte, da „das Wort spurlos verfliegt“ (Hagemann 1948, 47) und sich das gedruckte Wort nur schwer widerrufen ließ. Dies nutzte man bei der Verbreitung von Behauptungen und Informationen vor allem gegenüber dem Ausland, auf die sich die politische Führung nicht festlegen wollte, an deren Verbreitung die Nationalsozialisten jedoch Interesse hatte. Hinzu kam, dass Hitler fast niemals die Rundfunksendun-
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gen selbst verfolgte und somit Interventionen von „ganz oben“ die Ausnahme waren (vgl. Hagemann 1948, 47). Nachdem bei den Reichssendern 1937 Vierjahresplanreferate eingerichtet worden, galt die Aufmerksamkeit der Presseabteilung auch dem Medium „Hörfunk“. Analog zur Zusammenarbeit mit den Printmedien beabsichtigte man auch hier, auf Basis möglichst rasch initiierter und ausgebauter Kontakte Spielraum für eigene Aktionen zu gewinnen. „Bei den Reichssendern sind Vierjahresplan-Referate geschaffen worden, die sich, behördlich gelenkt, mehr und mehr in die konkreten Aufgaben der Verbrauchslenkung einschalten. Wir nahmen deshalb insbesondere Beziehungen zum deutschen Rundfunk und zu den für die Entwicklung des Funkwesens verantwortlichen Persönlichkeiten auf.“ Für die Nachrichtenabteilung der I.G. Farben erwies sich dieser Einstieg in die Zusammenarbeit mit dem neuen Massenmedium als durchaus günstiger Zeitpunkt, da die Popularisierung des deutschen Rundfunks in Folge der „Neuordnung des Rundfunks“ einen generellen Aufschwung erlebte. Dass diese Vorgehensweise Erfolg versprechend war, zeigte im Dezember 1937 die Verbreitung einer mit dem Deutschlandsender in Bitterfeld erstellten Werksreportage über Elektronmetall. Passarge wertet dies als direktes Ergebnis der „... Fühlungnahme mit den Reichssendern und dem Reichsintendanten ...“114, wertete es als Erfolg und kündigte die weitere Pflege dieser Beziehungen an. „Die Sachbearbeiter des Deutschlandsenders und zehn Reichssender werden jetzt regelmäßig von uns mit Unterlagen beliefert.“115 Mit dem Reichssender Köln wurde nachfolgend in Leverkusen eine Reportage über Buna aufgenommen.116 Im Zuge der verstärkten Zusammenarbeit mit den Sendern nutzte die Presseabteilung auch die Funkzeitschriften für Veröffentlichungen.
3.3.4.5 Kontaktpflege „Sympathien für die Arbeiten der I.G. zu gewinnen, dient vor allem eine laufende enge Fühlungnahme mit den in- und ausländischen Zeitungen, ihren Mitarbeitern und den für Pressefragen zuständigen Behörden.“117 Besonders wichtig war Passarge der Ausbau persönlicher Beziehungen von Mitarbeitern der Presseabteilung zu Pressevertretern durch Redaktionsbesuche auch außerhalb Berlins, z. B. in Frankfurt, Rostock, Hamburg u. a., Besuche von Großveranstaltungen, z. B. Presseempfänge anlässlich der Olympischen Spiele 1936 und die generelle Nutzung aller, auch privaten Kontakte zur Beziehungspflege zu Journalisten.118 Neben persönlichen Kontakten war auch die genaue Kenntnis über die Struktur des Pressewesens eine wichtige Voraussetzung für den Umgang mit Journalisten. Mit dieser möglichst weit gefächerten Beziehungspflege, die dem breiten Spektrum des
114
Bericht der Nachrichtenstelle für Monat Dezember 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 3. Bericht der Nachrichtenstelle für Monat Dezember 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 3. Vgl. Bericht der Nachrichtenstelle für die Monate Januar und Februar 1938, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 115. 117 Tätigkeitsbericht der Presseabteilung vom 1. November 1936 bis 30. Juni 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 90. 118 Vgl. Monatsbericht der Presseabteilung für Juni / Juli 1936, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 169f.. 115 116
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Konzerns Rechnung trägt, soll insbesondere der Fehler vermieden werden, „... das deutsche Zeitungswesen nur von Berlin aus zu erfassen und zu begreifen.“119 Kontakte mit Schriftleitern oder Kollegen anderer Pressestellen wurden auch zur Gewinnung neuer Mitarbeiter genutzt. „Bei der Pflege der persönlichen Beziehungen gehen wir auch stets von dem Gesichtspunkt aus, unseren Mitarbeiterkreis durch begabte Kräfte zu ergänzen ...“120, konstatierte Passarge. Auch das Verhältnis zum Nachwuchs der deutschen Presse wurde gepflegt. Kontakte bestanden zur Reichspresseschule121 und NS-Kulturgemeinde. Die „Brücke zur heranwachsenden Generation“122 zeigte sich beispielsweise in der Initiierung von Informationsabenden in der Reichspresseschule oder der stärkeren Berücksichtigung von Fragen der Lehrlingsausbildung.123 Neben der Kontaktpflege zur inländischen Medienlandschaft hatte für Mario Passarge auch „... der systematisch betriebene Aufbau und Ausbau persönlicher Beziehungen zu ausländischen Presseverbindungsstellen“124 einen hohen Stellenwert. Der Besuch von Botschaften und Gesandtschaften von Österreich, Frankreich, Tschechoslowakei, Belgien, Dänemark, Norwegen, Panama, Guatemala, Mexiko und Argentinien dienten dazu, „... Verbindungen für Bedürfnisfälle sicherzustellen und Anregungen für die ausländischen Pressearbeiten zu gewinnen.“125 Die Presseabteilung verfügte über eigene Adresskarteien, gegliedert nach Schriftleiter-, Presse-, Sozial-, Bekannten und Archivkartei sowie eine allgemeine und für die Bereiche Foto, Textil und Landwirtschaft erstellte Versandkartei.126
3.3.4.6 Medienbeobachtung Zur systematischen Arbeit der Presseabteilung gehörte auch die regelmäßige Anfertigung von Resonanzanalysen zu Veröffentlichungen in- und ausländischer Printmedien über die Arbeitsgebiete der I.G. . Auswertkriterien für Publikationen ausländischer Printmedien waren Erscheinungsdatum und -land, die Genrezuordnung nach Aufsatz, Meldung oder Bild sowie die thematische Zuordnung und Bewertung nach freundlichem, neutralem oder feindlichem Tenor der Berichterstattung.127
119
Tätigkeitsbericht der Presseabteilung vom 1. November 1936 bis 30. Juni 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 90. 120 Bericht der Presseabteilung für August, September, Oktober 1936, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 149. 121 Die Vorgaben des Schriftleitergesetzes führten zu einem starken Personalrückgang in den journalistischen Tätigkeitsbereichen. Die gezielte Nachwuchsförderung in der 1935 gegründeten Reichspresseschule sollte diesem negativen Trend entgegengewirken und gleichzeitig die Heranbildung eines im nationalsozialistischen Sinne zuverlässigen und fachlich geschulten Schriftleiterstandes gewährleisten. Der erfolgreiche Abschluß der Reichspresseschule war fortan Voraussetzung für jede Neuzulassung eines Schriftleiters. Dies galt auch für Absolventen des universitären Studiums der Zeitungswissenschaften. Ein solches Studium war zwar weiterhin möglich, verpflichtete jedoch jeden Zeitungswissenschaftler zum anschließenden Besuch der Reichspresseschule. Erst dann war eine Tätigkeit als Schriftleiter möglich (vgl. Hagemann 1948, 38f.). 122 Bericht der Presseabteilung für August, September, Oktober 1936, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 144. 123 Vgl. Bericht der Presseabteilung für August, September, Oktober 1936, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 144. 124 Bericht der Presseabteilung für August, September, Oktober 1936, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 163. 125 Bericht der Presseabteilung für August, September, Oktober 1936, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 163. 126 Vgl. Monatsbericht der Presseabteilung für Juni/Juli 1936, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 178f. 127 Vgl. Veröffentlichungen der ausländischen Presse über die I.G.Farbenindustrie und ihre Arbeitsgebiete, R 8128, A 131, Bl. 126ff.
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Die Resonanz inländischer Presseorgane wurde ebenfalls analysiert. Unabhängig von eigenen Zuarbeiten erfolgte die Pressebeobachtung generell nach Relevanz für die einzelnen I.G.-Sparten. Ein eigens erstellter Ausschnittdienst versorgte die I.G.-Stellen neben Belegen der abgedruckten Presseinformationen (vgl. Abbildung 4) auch mit interessierendem Hintergrundmaterial in- und ausländischer Zeitungen. Ein Lektorat war mit der täglichen Auswertung der bedeutendsten deutschen Zeitungen befasst, um „... über die aktuellen Tages- und Wirtschaftsereignisse, sowie über Veröffentlichungen die die I.G. speziell interessieren, zu unterrichten und dementsprechend die Arbeiten der Presseabteilung beeinflussen zu können ...“128 Seit 1936 ging die Presseabteilung dazu über, „... von jeder größeren von ihr veranlassten oder unterstützten Presseaktion Ausschnittsammlungen herzustellen, deren archivmäßige Sicherstellung und Kontrolle wiederum zum Ausbau unserer Arbeitskartothek verwandt wird.“129 Unterschieden wurde dabei nach Thema, Zahl der Ausschnitte und danach, ob die Berichte und Meldungen auf eigene Zuarbeiten zurückzuführen waren oder durch Eigeninitiative der Druckmedien selbst. Diese Art der Erfolgskontrolle diente der Presseabteilung auch der Legitimation gegenüber Vorbehalten einzelner I.G.-Bereiche, denen so ein Eindruck „... über das Ergebnis der doch noch nicht überall bekannten Arbeit der Presseabteilung ...“130 vermittelt werden konnte.131
128 Tätigkeitsbericht der Presseabteilung vom 1. November 1936 bis 30. Juni 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 108. 129 Bericht der Presseabteilung für August, September, Oktober 1936, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 161. 130 Bericht der Presseabteilung für August, September, Oktober 1936, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 161. 131 Zur beispielhaften Veranschaulichung vgl. Anhang VIII „Bericht der Nachrichtenstelle für die Monate Januar und Februar 1938.
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Abbildung 4:
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Beispiel einer Pressemitteilung der I.G. Farben (Quelle: BArchBln, R 8128, A 130, Bl 35)
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3.3.4.7 Weitere Aktivitäten Die öffentlichkeitswirksame Unterstützung einzelner I.G.-Sparten wie des Konzerns insgesamt spiegelt sich im breiten Spektrum der Aktivitäten, das weit mehr als reine Pressearbeit umfasste. Eine hohe Bedeutung hatte auch die Initiierung gezielter „Events“, deren Vorbereitung und Durchführung ebenfalls der Presseabteilung oblag. Im Bereich Fotografie war dies beispielsweise der Start eines neuen Farbfotoverfahrens der Agfa im Jahre 1936. Da die Agfa befürchtete, durch den Konkurrenten Kodak zeitlich ins Hintertreffen zu geraten, musste die Präsentation im Haus der Deutschen Presse innerhalb von zwei Tagen von der Presseabteilung organisiert werden. Zusätzlich fuhr ein „Agfa-Entwickler-Wagen“ durch die Provinz, zu dessen jeweiligen Standorten die Lokalpresse zur Information eingeladen wurde und die Aktion so publizistisch begleitet wurde.132 Im September 1937 wurden 250 Behörden- und Pressevertreter zu einem Farbbildvortrag „700 Jahre Berlin“ in das Berliner Rathaus geladen. 29 Veröffentlichungen und die Feststellung, damit die „... propagandistische Rührigkeit der Kodak auf dem Gebiet der Farbenfotografie ...“ 133 weit hinter sich gelassen zu haben, zeugen von dem Erfolg dieser Veranstaltungen. Fachvorträge für Schriftleiter vermittelten über technische Hintergrundinformationen.134 Außerdem wurden Pressevertretern Farbfilme zur Verfügung gestellt, die nach Gebrauch von der Agfa entwickelt wurden. „Durch diese Unterstützung soll erreicht werden, dass der Schriftleiter das Gefühl gewinnt, dass wir von ihm nicht erwarten, dass er unsere Veröffentlichungen gutgläubig annimmt, sondern dass wir auch stets bereit sind, ihm die Praxis zugänglich zu machen.“135 Ein weiteres Beispiel war das „Bayer-Flugzeug“, das im Rahmen eines Festaktes auf dem Kölner Flughafen in den Dienst des Arzneimitteltransportes und der Seuchenbekämpfung gestellt wurde. Bis zum November 1937 gingen mehr als 100 Belegexemplare erschienener Presseberichte in der Presseabteilung ein, der Reichs- und Kurzwellensender übertrug den Festakt und einem Bilderdienst wurde Bildmaterial zur Unterstützung der Auslandberichterstattung zur Verfügung gestellt.136 Eine weitere öffentlichkeitswirksame Aktion mit dem „Bayer-Flugzeug“ war die Einladung des Fliegermajors Haerle nach Leverkusen, um dort für eine Rundfunkübertragung von seinem Flug auf eine Fieberinsel zu berichten, bei dem er durch den Abwurf des Malariamittels Atebrin einem deutschen Forscher das Leben rettete.137 Eine häufig genutzte Möglichkeit, die mediale Berichterstattung zugunsten der I.G. zu beeinflussen, waren Messen und Ausstellungen, an denen sich die I.G. beteiligte. 1937 waren dies beispielsweise die Leipziger Herbstmesse und die Pariser Weltausstellung138 oder 1938 die Internationale Automobil- und Motorradausstellung.139 In den hierfür erstellten Presseunterlagen und Bilderdiensten wurden neben Informationen zur Ausstellung
132
Vgl. Bericht der Presseabteilung für August, September, Oktober 1936, BArchBln, R 8128, A 131, 155f. Tätigkeitsbericht der Presseabteilung Monat September 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 47. 134 Vgl. Tätigkeitsbericht der Presseabteilung Monat September 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 47f.. 135 Tätigkeitsbericht der Presseabteilung vom 1. November 1936 bis 30. Juni 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 101f. 136 Vgl. Bericht der Nachrichtenstelle für Monat November 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 18. 137 Vgl. Bericht der Nachrichtenstelle für die Monate Januar und Februar 1938, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 117. 138 Vgl. Tätigkeitsbericht der Pressestelle Monat August 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 68f. 139 Vgl. Bericht der Nachrichtenstelle für die Monate Januar und Februar 1938, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 120. 133
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selbst auch I.G.-eigene Inhalte thematisiert, wie beispielsweise im Katalog zur Automobilausstellung das I.G.-Hydrierverfahren und Buna.140 Das Bemühen, durch Eigeninitiative zum eigenen Vorteil handlungsfähig zu sein, spiegelt sich auch in weiteren Aktivitäten, über welche die Pressestelle mit aller Öffentlichkeit Verbindung suchte. Speziell der Popularisierung des Begriffs „I.G.“ dienten z. B. Kalenderillustrationen, Bilder für Spielzeugkarten oder Speisekarten von Schifffahrtslinien, Beschaffung von Informationen für Vorträge oder populäre Zeitromane, die sich mit Themen der Chemieindustrie auseinander setzen. Obgleich diese Art der Literatur nicht auf die ungeteilte Zustimmung der I.G. stieß, wollte man durch entsprechende Unterstützung der Autoren unrichtige Darstellungen oder Verunglimpfungen verhindern.141 „In letzter Zeit begeben sich namhafte Romanschriftsteller mit Vorliebe auf das Gebiet der Chemie, von dem aus sie deutschen Wagemut, deutsche Wissenschaft ... am besten romanhaft packen zu können glauben.“142 Eine direkte Mitarbeit wurde aus mangelnder Wahrheitstreue und Vernachlässigung der wissenschaftlich-wirtschaftlichen Betrachtung abgelehnt, obgleich man bei Bedarf „korrigierend eingreifen“, um das „Unangenehmste zu verhindern, da das Erscheinen sicher allgemein nicht verhindert werden kann.“143 Als Ausnahmebeispiel für die uneingeschränkt positive Wirkung auf die öffentliche Meinungsbildung solcher Literatur galt etwa das 1936 in Leipzig erschienene Buch von Hans Dominik „Vistra – das weiße Gold Deutschlands“.144
3.3.5 Der Wechsel in die Direktionsabteilung Am 01.04.1938 trat Oeckl mit sofortiger Wirkung zur Direktionsabteilung über und stand dort beiden Referaten zur Verfügung,145 war personell jedoch unter Referat II registriert.146 Bis zum 30.04.1939 war er als kaufmännischer Sachbearbeiter tätig, bevor er ab 01.05.1939 zum stellvertretenden Abteilungsleiter befördert wurde.147
3.3.5.1 Oeckl als kaufmännischer Sachbearbeiter Referat I der Direktionsabteilung oblagen allgemein koordinierende Aufgaben. Dazu gehörten: 1. a. b. 140
Berichterstattung an die Öffentlichkeit Geschäftsbericht der I.G. (Vorbereitung, Entwurf, Redaktion) Viertel- bzw. Halbjahresberichte an die Presse
Vgl. Bericht der Nachrichtenstelle für die Monate Januar und Februar 1938, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 120. Vgl. Bericht der Presseabteilung für August, September, Oktober 1936, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 145f. Monatsbericht der Presseabteilung für Juni und Juli 1936. BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 175. 143 Monatsbericht der Presseabteilung für Juni und Juli 1936. BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 176. 144 Tätigkeitsbericht der Presseabteilung vom 1. November 1936 bis 30. Juni 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 84. 145 Vgl. Personalakte Oeckls, BArchBln, R 8128, A200 / 25, Bl. 230 sowie BArchBln, R 8128, A 119, Bl. 721. 146 Vgl. Aufteilung des Arbeitsgebietes der Direktionsabteilung I.G. Berlin NW 7, BArchBln, R 8128, A31, Bl. 114. 147 Vgl. Personalakte Oeckls, BArchBln, R 8128, A 200 / 25, Bl. 230. 141 142
Albert Oeckls Tätigkeit in der Berliner I.G.-Organisation c.
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Vergabe der Finanzanzeigen anlässlich der Generalversammlung (im Einvernehmen mit der Nachrichtenstelle).
2. 3.
Weiterleitung und Vermittlung von Anfragen und Angeboten. Laufende Information des Vorsitzenden des Vorstandes und der Leitung der I.G. Berlin NW 7. 4. Überwachung des Einganges und Umlaufs der Niederschriften von Sitzungen und Besprechungen der I.G.-Gremien und die Auswertung dieser Niederschriften für den Vorsitzenden des Vorstandes, die Leitung und die Abteilungen der I.G. Berlin NW 7. 5. Überwachung von Aufträgen, Anordnungen und Beschlüssen der Leitung der I.G. Berlin NW 7. 6. Vorbereitung von Sitzungen und Besprechungen der Leitung der I.G. Berlin NW 7. 7. Pflege der Verbindung zu Sparten, Verkaufsgemeinschaften, Werken und Zentralstellen der I.G. und Aufnahme allgemeiner Kontakte zu großen deutschen Unternehmen. 8. Organisationsfragen der I.G. Berlin NW 7 und Information über die I.G.-Organisation. 9. Neubearbeitung und laufende Ergänzung des Ringbuches für Herrn Dr. Ilgner. 10. Codestelle der I.G. Berlin NW 7. 11. Registratur. 148 Die Aufgaben von Referat II gliederten sich wie folgt: 12. Vorbereitung und Durchführung von geschäftlichen Veranstaltungen gesellschaftlicher Art. 13. Betreuung von Ausländerbesuchen in enger Verbindung mit allen interessierten Abteilungen der I.G. NW 7. Organisation des Besucherdienstes und Ausarbeitung des Besuchsprogramms im Einzelfall. 14. Vermittlung von Werksbesichtigungen. 15. Bearbeitung von Spenden und Mitgliedschaften der I.G. in Verbindung mit dem Zentral-Ausschuss-Büro. 16. Personen- und Querverbindungskartei für die Zwecke der Leitung der I.G. Berlin NW 7. 17. Versand des Geschäftsberichtes, Denkschriften und Glückwünschen für die Leitung und Abteilungen der I.G. Berlin NW 7. 18. Einführung bei befreundeten und kennengelernten Persönlichkeiten und Firmen. 19. Glückwunschschreiben und Geschenkvorschläge für die Leitung I.G. Berlin NW 7. 20. Interne Rundschreiben betr. Termine, Auslandsreisen, Besucher, Veranstaltungen usw. 21. Geschenkarchiv.149 Die Schwerpunkte Oeckls Tätigkeit lagen zunächst in Referat II, das Dr. Ernst Hackemann150 als stellvertretendem Abteilungsleiter unterstand. Dort zählten insbesondere die 148
Vgl. Notiz der Direktionsabteilung über die Aufteilung des Arbeitsgebietes der Direktionsabteilung I.G. Berlin NW 7, BArchBln, R 8128, A 31, Bl. 113. 149 Vgl. Notiz der Direktionsabteilung über die Aufteilung des Arbeitsgebietes der Direktionsabteilung I.G. Berlin NW 7, BArchBln, R 8128, A 31, Bl. 114. 150 Vgl. Notiz der Direktionsabteilung über die Aufteilung des Arbeitsgebietes der Direktionsabteilung I.G. Berlin NW 7, BArchBln, R 8128, A 31, Bl. 114.
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Leben und berufliche Tätigkeit Albert Oeckls bis 1945
Betreuung ausländischer Einzelbesucher und Delegationen sowie die Mitwirkung an der Organisation von Großereignissen zu seinen Hauptaufgaben. Als Dr. Fritz Rüdiger,151 stellvertretender Abteilungsleiter und verantwortlich für Referat I, zum Wehrdienst im Mai/Juni152 sowie September 1938153 einberufen wurde, rückten auch die Aufgaben von Referat I stärker in das Arbeitsgebiet Oeckls. Oeckl, „... der an sich beiden Referaten der Direktionsabteilung zur Verfügung steht ...“, war für die Vertretung Rüdigers vorgesehen und „... müsste sich“, so die Auflage von Dr. Rüdiger, „... in die laufenden Angelegenheiten meines Referates einarbeiten.“154 Ein für die Abwesenheitsvertretung des Dr. Rüdiger aufgestellter Arbeitsplan definierte die Vertretungsaufgaben Oeckls für Referat I. Dazu gehörten neben der Postbearbeitung, Anfertigung von Sitzungsprotokollen und Tätigkeitsberichten auch koordinative Aufgaben zur Fertigstellung des Geschäftsberichts 1937.155 Oeckl war verpflichtet, den Ressortleiter über alle wichtigen Vorgänge zu informieren und bei grundsätzlichen Entscheidungen Rücksprache zu nehmen.156
Mitwirkung am Geschäftsbericht Die Erstellung des Geschäftsberichts erfolgte nach einem genau definierten Zeitplan, für dessen Einhaltung Referat I der Direktionsabteilung verantwortlich zeichnete. Die Grundlage für die reibungslose Koordination bildete die dieser Abteilung zugewiesene Pflege der Verbindung zu Sparten, Verkaufsgemeinschaften, Werken und Zentralstellen der I.G. . Richtungsweisender Zeitpunkt für die Fertigstellung war das Datum der Aufsichtsratssitzung. Auf Basis der zur Verfügung gestellten Unterlagen der jeweiligen Konzernteile erarbeitete die Direktionsabteilung einen Rohentwurf, der Entscheidungsträgern wie Spartenund Abteilungsleitern, Mitgliedern des Kaufmännischen Ausschusses, des ZentralAusschusses, der Juristischen Abteilung sowie Geheimrat Schmitz vorgelegt wurde. Nach Eingang des Aufsichtsratsberichtes und der Bilanzzahlen erfolgten die Drucklegung, Fertigstellung und Verteilung an die Presse termingerecht zum Tage der Aufsichtsratssitzung.157 Für die Fertigstellung des Geschäftsberichts 1937158 oblag Albert Oeckl der ständige Kontakt zum beauftragten Sachbearbeiter, die Auswertung eingehender Geschäftsberichte fremder Firmen159, die Vorbereitung technischer Fragen für die Drucklegung, die Weiterlei151
Vgl. Notiz der Direktionsabteilung über die Aufteilung des Arbeitsgebietes der Direktionsabteilung I.G. Berlin NW 7, BArchBln, R 8128, A 31, Bl. 113. 152 Vgl. Notiz der Direktionsabteilung vom 22.04.1938, BArchBln, R 8128, A 108, Bl. 251. 153 Vgl. Notiz für Personalabteilung vom 11.August 1938, BArchBln, R 8128, A 70, Bl. 329. 154 Notiz der Direktionsabteilung vom 22.04.1938, BArchBln, R 8128, A 108, Bl. 251. 155 Vgl. Arbeitsplan für die Zeit der Vertretung von Herrn Dr. Rüdiger durch Herrn Dr. Oeckl im Referat I der Direktionsabteilung vom 05.05.1938, BArchBln, R 8128, A200 / 164, Bl. 520f.. 156 Vgl. Notiz der Direktionsabteilung vom 05.05.1938, BArchBln, R 8128, A200 / 164, Bl. 518. 157 Vgl. Termine für die Fertigstellung des Geschäftsberichts vom 4.4.1938, BArchBln, R 8128, A119, Bl. 38. 158 Vgl. Arbeitsplan für die Zeit der Vertretung von Herrn Dr. Rüdiger durch Herrn Dr. Oeckl im Referat I der Direktionsabteilung vom 05.05.1938, BArchBln, R 8128, A200 / 164, Bl. 520. 159 Beispielsweise der Jahresbericht von der Monsanto Chemical Company, St. Louis, USA, der „... wegen seiner grundsätzlichen Bedeutung auch den interessierten Abteilungen der I.G. Berlin NW 7“ zugeleitet wurde (vgl. Dankesschreiben Oeckls an die Verkaufsgemeinschaft Chemikalien Frankfurt vom 11.05.1938, BArchBln, R 8128, A 200 / 164, Bl. 595).
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tung des druckfertigen Entwurfes160 an das Zentralausschuss-Büro und die Abstimmung der Bilanzanzeigenvergabe161 mit der Nachrichtenstelle.
Codestelle Mit Übernahme der Vertretungsaufgaben für Referat I fiel mit der Zuständigkeit für CodeAngelegenheiten von Berlin NW 7 auch ein streng geheimer Bereich nichtöffentlicher Kommunikation in Oeckls Arbeitsgebiet. Die Berliner Codestelle fungierte als zentrale Schnittstelle zur Kommunikation mit den I.G.-Verbindungsmännern im Ausland sowie im Ausland reisender I.G.-Manager. Die Codestelle bearbeitete beispielsweise ein- und ausgehende, offene und chiffrierte Telegramme und deren Verteilung an die zuständigen Abteilungen, beriet die Berliner Abteilungen zu den Telegrammverkehr betreffenden Fragen, arbeitete die ständig wechselnden Kryha-Chiffrierschlüssel aus und gab diese an die angeschlossenen Stellen weiter. Die aufgrund ihrer nachrichtendienstlichen Tätigkeit in der kommunistischen Literatur als „Zentrum des Spionagenetzes“ (Radandt 1970, 28) bezeichnete Berliner I.G.Vertretung, empfing über die Codestelle laufend an das Büro des Kaufmännischen Ausschusses gerichtete Berichte der I.G.-Verbindungsmänner im Ausland. Inhalt der Berichte waren Angaben über die politische Lage des jeweiligen Landes, Währungsfragen, Beschreibungen der Agrar- und Rohstoffsituation bzw. des industriellen Ausbaues sowie während des Krieges bei neutralen Ländern das Verhältnis deren Wirtschaft zu Feindstaaten. Relevante Informationen wurden vor allem an das Reichwirtschaftsministerium und das Auswärtige Amt weitergeleitet.162 Im Mai 1938 wurde beschlossen, den bisher genutzten, auf Reisen angewandten so genannten „Madrid-Code“ und die bei den I.G.-Vertretungen genutzten allgemeinen Codes gegen einen neuen Code zu ersetzen.163 Nach den „... Erfahrungen der leitenden Herren der I.G. NW 7 genügte der bisherige Code den Anforderungen nicht mehr wegen Unvollständigkeit, Schwierigkeiten der Handhabung und mangelnder Rücksichtnahme auf vertraulichen Telegrammverkehr der I.G. Berlin NW 7.“164 160
Als Vertreter der Direktionsabteilung nahm Oeckl an mehreren Besprechungen des Berliner I.G.-Büros zum Geschäftsbericht teil, z.B. festgehalten in einer Notiz zum Gespräch Oeckls mit dem Vertreter der Juristischen Abteilung Frankfurt (Chemikalien), Herrn Huppert, über stilistische, orthographische und technische Details zur Fertigstellung des Geschäftsberichts vom 27.05.1938 (vgl. BArchBln, R 8128, A 200 / 164, Bl. 826f.). Vgl. auch das Protokoll zur Besprechung über Sozialteil und stilistische Ausgestaltung des Geschäftsberichtes am 17.05.1938, bei denen inhaltliche wie stilistische Änderungsvorschläge der Abteilungen und die Berücksichtigung der Forderungen der Deutschen Arbeitsfront besprochen wurden (vgl.BArchBln, R 8128, A 55, Bl. 918f., sowie Notiz zur allgemeinen Besprechung über den Geschäftsbericht am 16.05.1938). Hier traf er auch persönlich mit Heinrich Gattineau zusammen – ein Kontakt, den er selbst nie erwähnte (vgl. BArchBln, R 8128, A 55, Bl. 920). 161 Vgl. Notiz für die Nachrichtenstelle vom 06.05.1938, in der Oeckl um Übermittlung der Zeitungen und Zeitschriften bittet, in denen die Einladung zur Generalversammlung und die Bilanz abgedruckt werden sollen (vgl. BArchBln, R 8128, A 200 / 164, Bl. 540). Die Gesamtkosten für den Abdruck der Einladungen und Bilanz sollten 100.000 RM nicht überschreiten und beliefen sich nach einer vorläufigen Kalkulation auf 100.108 RM (vgl. Notiz Oeckls vom 13.05.1938, BArchBln, R 8128, A 200 / 164, Bl. 625). 162 Vgl. eidesstattliche Erklärung Kurt Krügers, zit. in: Radandt 1970, 29. 163 Vgl. Notiz betr. Code-Angelegenheiten, Berlin NW 7, vom 04.05.1938, BArchBln, R 8128, A 200 / 164, Bl. 495ff. 164 Vgl. Notiz betr. Code-Angelegenheiten, Berlin NW 7, vom 04.05.1938, BArchBln, R 8128, A 200 / 164, Bl. 495.
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Als Oeckl diese Zuständigkeit übernahm, war die Erarbeitung eines neuen Codes bereits relativ weit vorangeschritten. Um den mit der Aufstellung des neuen Codes verbundenen Mehraufwand zu kompensieren, bat Oeckl die Personalabteilung um Einstellung einer neuen Schreibkraft, die „... nach Möglichkeit schon mit Codes gearbeitet hat und außerdem Englisch so weit beherrscht, dass sie die meist in dieser Sprache anfallenden Texte richtig schreiben kann.“165 Vorgesehen war, abhängig von der jeweiligen Geheimhaltungsstufe, die Verwendung zweier unterschiedlicher Codes. Der so genannte „Mosse-Code“ diente dabei als allgemeiner grundlegender Code für den Telegrammverkehr, während ein Fünfbuchstabencode als vertraulicher Spezialcode die von den Abteilungen der I.G. NW 7 benötigten Redewendungen, Spezialausdrücke und Namen verschlüsselte. In die Entwicklung dieses Spezialcodes flossen der bis dahin verwendete, allgemeine dreibuchstabige „Madrid-Code“, der im Verkehr mit Nordamerika benutzte „Privat-Code“ sowie der „Spezial-Code“ des Stickstoffsyndikats. Zur zusätzlichen Absicherung für besonders vertraulich zu behandelnde Namen und Vorgänge sollten auch die Gegenstellen mit Kryha-Chiffriermaschinen ausgestattet werden.166 Über die nachrichtendienstliche Verwendung des ausgearbeiteten NW 7-Code gibt die Zusammensetzung des Code-Spezialteiles Aufschluss: Enthalten waren die Personennamen der I.G. Berlin NW 7, deutsche I.G.-Stellen und Abteilungen, Produkte und Rohstoffe, soweit für NW 7 relevant sowie nach Ländern eingeteilte Zusammenstellungen: I.G.Vertretungen, wichtige Personen- und Firmennamen, Konkurrenzfirmen, Projekte und Anlagen, Banken sowie Spezialausdrücke und Benennungen, die nur für das betreffende Land Gültigkeit hatten. Die Behandlung aller Codefragen war streng vertraulich und für die I.G.-Verbindungsmänner und Zefi-Vertrauensleute im Ausland verbindlich.167 Zu dieser Zeit gab es durch den Leiter der Codestelle der Verkaufsgemeinschaft Chemikalien Frankfurt, Rosenhagen, intensive Bestrebungen, auf die Selbstständigkeit der Codestelle NW 7 Einfluss zu nehmen. Mit dem Ziel, eine zentrale Codestelle für die gesamte I.G. in Frankfurt zu schaffen und den Einfluss von NW 7 zu schwächen, lehnte Rosenhagen die Berliner Entwürfe ab. Die Direktionsabteilung distanzierte sich von diesen Bestrebungen und beschränkte die Zusammenarbeit mit der Frankfurter Codestelle auf die Zusammenstellung von Statistiken für die internationale Handelskammer, die Besprechung technischer Einzelheiten beim Chiffrieren und Dechiffrieren und den Erfahrungsaustausch.168 Vielmehr war man in Berlin der Auffassung, dass „... gerade die Codestelle der I.G. NW 7 die geeignete Stelle ist, die bisher in der ganzen I.G. gesammelten Erfahrungen zu verwerten und in Zukunft als Zentral-Codestelle zu fungieren, eine Entwicklung, die uns mit Hinsicht auf die Aufgaben des Büro des d.K.A, der Zefi, der Abt. Exportförderung und der Wipo als natürlich gegeben erscheint.“169
165
Notiz Oeckls für die Personalabteilung vom 19.05.1938, A 55, Bl. 911. Vgl. Notiz betr. Code-Angelegenheiten, Berlin NW 7, vom 04.05.1938, BArchBln, R 8128, A 200 / 164, Bl. 496. 167 Vgl. Notiz der Codestelle vom 13.02.1939, BArchBln, R 8128, A 71, Bl. 116f. 168 Vgl. Notiz betr. Code-Angelegenheiten, Berlin NW 7, vom 04.05.1938, BArchBln, R 8128, A 200 / 164, Bl. 495ff. 169 Vgl. Notiz betr. Code-Angelegenheiten, Berlin NW 7, vom 04.05.1938, BArchBln, R 8128, A 200 / 164, Bl. 498. 166
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Die organisatorische Verantwortlichkeit Oeckls für diesen Bereich des Berliner I.G.Büros bedingte einschlägiges Wissen um die Koordination ein- und ausgehender Telegramme und damit der Empfänger bzw. Absender. Oeckl war demnach direkt über die nachrichtendienstlichen Auslandsaktivitäten der I.G. informiert. So setzte ihn beispielsweise eine an ihn persönlich gerichtete Notiz der Codestelle über den zahlenmäßigen Anstieg der ein- und ausgehenden Telegramme des von der Codestelle im April 1938 bearbeiteten Kabelverkehrs mit Übersee in Kenntnis. 60 Prozent entfielen davon auf das B.d.K.A., 35 Prozent der eingehenden Telegramme auf die Buchhaltung und 5 Prozent auf die übrigen Abteilungen, vor allem die Abteilung Kredite.170 Darüber hinaus gaben die z. T. von ihm selbst anzufertigen monatlichen Tätigkeitsberichte171 unter der Rubrik „Codestelle“ Aufschluss über den Umfang des Telegrammverkehrs. Als die I.G. nach Kriegsbeginn Kenntnis davon erhielt, dass die amerikanische Regierung in den USA eingehende Nachrichten kontrollierte, wurde, „... dem Wunsch der befreundeten Stellen der U.S.A. entsprechend ...“172, nur noch ohne Chiffrierung übermittelt. Dies galt auch bei Umleitung über das neutrale Ausland.173 Ebenfalls kriegsbedingt wurde der gesamte Telegrammverkehr ab September 1939 zentralisiert über die Berliner Codestelle abgewickelt.174
Werksbesichtigungen Parallel zur Tätigkeit für Referat I konzentrierte sich die Arbeit Oeckls für das Referat II der Direktionsabteilung vor allem auf die Vorbereitung und Umsetzung von Werksbesuchen ausländischer Gäste. Oeckl oblag dabei nicht nur die minutiöse Planung, sondern oftmals auch die persönliche Kontaktpflege und Betreuung. Die persönliche Kontaktpflege, insbesondere zu ausländischen I.G.-Vertretungen, Geschäftspartnern und Sympathisanten, hatte für die exportorientierte I.G. einen hohen Stellenwert – auch und gerade in einer Zeit, während der sich die politischen Beziehungen Deutschlands zum Ausland zunehmend schwieriger gestalteten.175 Ein internes Rundschreiben wies im April 1938 an, dass „... wichtige Persönlichkeiten aus dem Ausland, insbesondere leitende Herren von Vertretungen und Mitarbeiter der I.G. Berlin NW 7, noch mehr als bisher mit allen interessierten Herren des Hauses zusammengebracht werden sollen ...“, weshalb die Direktionsabteilung bat, über sämtliche derartigen Besucher informiert zu werden, „... um die nötigen Schritte unternehmen zu können.“176 Welchen Stellenwert dieses Anliegen der Direktionsabteilung hatte, verdeutlichen die im März 1938 definierten Vorschriften zur Vermittlung von Werksbesichtigungen. Demnach hatte die Direktionsabteilung „... die volle interne Verantwortung für die Vorberei170
Vgl. Notiz der Codestelle an Oeckl vom 01.06.1938, BArchBln, R 8128, A 55, Bl. 438. Während seiner Vertretung für Referat I betraf dies die Tätigkeitsberichte für März und April 1938 (vgl. BArchBln, R 8128, A 200 / 164, Bl. 520). Zum Inhalt der Tätigkeitsberichte vgl. exemplarisch BArchBln, R 8128, A 60, Bl. 152ff., 285, 426ff.). 172 Auszug aus dem Postbesprechungsprotokoll Nr. 169 vom 26.09.1939 betr. Kabel nach U. S. A., BArchBln, R 8128, A 103, Bl. 236. 173 Auszug aus dem Postbesprechungsprotokoll Nr. 169 vom 26.09.1939 betr. Kabel nach U. S. A., BArchBln, R 8128, A 103, Bl. 236. 174 Vgl. Tätigkeitsbericht der Direktionsabteilung Monat September 1939, BArchBln, R 8128, A 103, Bl. 409. 175 Vgl. Abschnitt 3.3.1.2 „Die Weltmarktorientierung des Konzerns“. 176 Rundschreiben der Direktionsabteilung vom 04.04.1938, BArchBln, R 8128, A 108, Bl. 432. 171
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tung, Durchführung und Vermittlung von Werksbesichtigungen.“ 177 Nach der schnellstmöglichen Weiterleitung der Besichtigungswünsche, „... möglichst unter Beifügung der Originalunterlagen ...“178 verlief die Entscheidungsfindung folgendermaßen: Nach der generellen Abklärung mit der Leitung und den Abteilungen des Berliner I.G.-Büros erfolgte im Falle der positiven Entscheidung die Kontaktaufnahme mit der zuständigen Werks- bzw. Spartenleitung. Falls erforderlich, musste über die Wirtschaftspolitische Abteilung die Zustimmung des Auswärtigen Amtes, des Reichswirtschaftsministeriums und des Reichsamtes für Volksaufklärung und Propaganda eingeholt werden. Bei Besuchen von Militärpersonen und Betriebsbesuchen, für die Sondervorschriften179 gelten, war zusätzlich die Zustimmung des Reichskriegs- bzw. des Reichsluftfahrtministeriums erforderlich. Die Direktionsabteilung stimmte mit den Abteilungen die jeweiligen Begleitpersonen ab und prüfte im Ablehnungsfall weitere Besuchsalternativen. Von der Besichtigung ausgeschlossen waren in jedem Fall die Buna-Anlagen der I.G. .180 Die Direktionsabteilung war die zentrale Koordinations- und Genehmigungsstelle für Werksbesichtigungen. Mit dem Deutschen Akademischen Auslandsdienst wurde deshalb abgesprochen, dass alle Werksbesichtigungen „... rechtzeitig vorher bei der Direktionsabteilung Berlin NW 7 angemeldet werden, sodass nicht ohne Verständigung von Berlin NW 7 an die Werke direkt herangetreten wird.“181 Soweit möglich, war Oeckl im Auftrag der Direktionsabteilung bemüht, angetragene Besuchswünsche zu realisieren und Probleme, die sich aufgrund formeller Vorschriften insbesondere bei Besuchen aus dem nicht neutralen Ausland ergaben, zu umgehen. Schwierigkeiten gab es beispielsweise bei der Besuchsvermittlung japanischer Gäste, die statt der Original-Verbalnoten des Auswärtigen Amtes nur Kopien mit dem Stempel des Auswärtigen Amtes vorlegten, die Vermittlungsstelle W jedoch die Originalvorlage verlangte. Da nach Anfrage Oeckls allerdings das Auswärtige Amt, das Reichswirtschaftsministerium und auch die Japanische Botschaft die Zuleitung eines Original-Durchschlages an die I.G. ablehnten, suchte Oeckl bei einem Gespräch mit dem Abwehrbeauftragten der Werke Ludwigshafen / Oppau, Justizrat Wagner, nach einem Kompromiss. Wagner sollte daraufhin bei der Vermittlungsstelle W besprechen, ob nicht doch eine Kopie der Note des Auswärtigen Amtes mit Stempel der japanischen Botschaft genügte. Andernfalls würde Oeckl „... eventuell durch einen Besuch im Auswärtigen Amt bzw. bei der Japanischen Botschaft persönlich nochmals versuchen, die Aushändigung eines Durchschlags unmittelbar durch das Auswärtige Amt oder die Vorlage des Originals durch die Japanische Botschaft zu erreichen.“182 Dieser Besuch ist ein Beispiel für die Vielzahl ausländischer Werksbesuche, die Oeckl während seiner Tätigkeit als kaufmännischer Sachbearbeiter in der Direktionsabteilung 177
Rundschreiben zur Vermittlung von Werksbesichtigungen vom 21.03.1938, BArchBln, R 8128, A119, Bl. 586. Rundschreiben zur Vermittlung von Werksbesichtigungen vom 21.03.1938, BArchBln, R 8128, A 119, Bl. 586. 179 Ein besonderer Fall war etwa die Besichtigung des Leunawerkes durch drei persönliche Gäste des Reichjugendführers aus den USA. Oeckl leitete die Anfrage des Grenz- und Auslandsamtes der Reichsjugendführung an die Vermittlungsstelle W weiter, die gegen einen allgemeinen Rundgang am 24.08.1938 nichts einzuwenden hatte. Nach ebenfalls positiver Entscheidung durch die Werksleitung Leuna konnte Oeckl die Genehmigung bestätigen (vgl. Notiz Oeckls vom 23.08.1938, BArchBln, R 8128, A 70, Bl. 144). 180 Vgl. Rundschreiben zur Vermittlung von Werksbesichtigungen vom 21.03.1938, BArchBln, R 8128, A 119, Bl. 586. 181 Notiz Hackemanns betr. Werksbesichtigung vom 11.04.1938, BArchBln, R 8128, A 108, Bl. 351. 182 Notiz Oeckls vom 11.01.1939, BArchBln, R 8128, A 71, Bl. 436. Vgl. auch Notiz Oeckls betr. Werksbesichtigung durch Herrn Dr. Endo vom 14.01.1939, BArchBln, R 8128, A 71, Bl. 464. 178
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betreute. Dem mehrtägigen Besuchsprogramm, dessen Attraktivität dem Stellenwert und Interesse der Gäste angepasst war, lag eine z. T. minutiöse Planung zugrunde. So erhielt der Fahrer des 6-sitzigen offenen Mercedes, den Oeckl bei einem Baron in Untertürkheim organisiert hatte,183 für den mehrtägigen Besuch der englischen Bankiers neben der genauen Programmbeschreibung auch eine präzise, mit Zeit- und Entfernungsangabe geplante Streckenbeschreibung,184 ergänzt um die Seitenangaben der Streckenabschnitte in „Baedeckers Autoführer“.185 Oeckl war auch für die Zusammenstellung persönlicher Reiseutensilien des verantwortlichen Abteilungsleiters der Direktionsabteilung, Dr. Frank-Fahle, zuständig.186 Nach dem Zusammentreffen der englischen Bankiers mit dem Büro des Kaufmännischen Ausschusses am Ankunftstag gehörten zu den zwischen Oeckl und dem Direktionssekretariat Bitterfeld abgestimmten Besuchspunkten für den zweiten Tag die zum Komplex Bitterfeld/Wolfen gehörenden Betriebsteile Zellstoff- und Zellwollefabrik, die Herstellung synthetischer Edelsteine, Leichtmetallbetrieb, Metalllabor, Kunststoffausstellung und Kraftwerk. Die Werksführung wurde im Vorfeld über die Stellung und besonderen Interessen der Gäste informiert. „Über die Stellung der englischen Herren durften wir Ihnen bereits Näheres mitteilen ... Vielleicht wäre es möglich, dass die Leiter der einzelnen zu besichtigenden Betriebe den englischen Herren kurze Einführungen geben könnten, wobei wir darauf hinweisen dürfen, dass insbesondere die Materie der Kunststoffe außerordentlich interessiert“187, schrieb Oeckl nach Bitterfeld. Im Edelsteinbetrieb und in der Leichtmetallabteilung war die Übergabe von Gastgeschenken geplant.188 Neben der Besichtigung repräsentativer Konzernteile war die Gestaltung eines entsprechenden Rahmenprogramms wichtiger Teil des I.G.-Empfangs. Drei Tage des Aufenthaltes waren komplett für das Kennenlernen regionaler Sehenswürdigkeiten vorgesehen. Dazu gehörte beispielsweise eine Harzrundfahrt, die Besichtigung des Dom-Museums Halberstadt, eine Fahrt nach Weimar und in den Wörlitzer Park sowie der Besuch eines exklusiven Weinrestaurants in Dessau. Für die Übernachtungen unterwegs wurden „erstklassige Einzelzimmer“ reserviert und außerdem „Prospekte für sämtliche auf der Fahrt berührten Orte“ angefordert.189 Analog verlief auch die akribische Planung eines mehrtägigen Besuchs durch eine Gruppe französischer Bankiers vom 20.-23.06.1938. Auch hier standen Besichtigungen der Farbenfabrik Wolfen/Bitterfeld sowie der Leuna-Werke auf dem Programm sowie eine, den
183
Vgl. Notiz Oeckls für Herrn Dr. Frank-Fahle vom 21.05.1938, BArchBln, R 8128, A 55, Bl. 839. Vgl. Anweisungen für den Kraftwagenfahrer, BArchBln, R 8128, A 55, Bl. 827f. 185 Vgl. BArchBln, R 8128, A55, Bl. 854. 186 Oeckl stellte für Direktor Frank-Fahle folgende Utensilien zusammen: 1. Reisemappe mit Programm, Prospekten und eine Aufstellung der täglichen Fahrstrecke mit Seitenangabe im Baedecker-Autoführer, 2. Baedeckers Autoführer, 3. Reichsautobahnatlas, 4. Filmmaterial (2 Agfacolor Neu, 1 Isopan, 1 Isochra), 5. Lederetui mit Bridgekarten und -blocks, 6. Whisky-Becher, 8. Rauchwaren, 9. Reiseapotheke, 10. Autokarte von Deutschland (vgl. BArchBln, R 8128, A 55, Bl. 833). Frank-Fahle bat Oeckl außerdem, ihn an die Mitnahme seiner Badesachen zu erinnern (vgl. Notiz Oeckls für Sekretariat Dr. Frank-Fahle betr. Gerard L. d´Abo, John Hugh Smith/Reise vom 19.05.1938, BArchBln, R 8128, Bl. 901). 187 Schreiben Oeckls an das Direktionssekretariat z.Hd. von Herrn Frey, Bitterfeld, vom 19.05.1938, BArchBln, R 8128, A 55, Bl. 657. 188 Notiz Oeckls für Herrn Direktor Dr. Frank-Fahle vom 24.05.1938, BArchBln, R 8128, A 55, Bl. 808. 189 Notiz Oeckls betr. Deutschlandreise von Herren der Hambros Bank, London, vom 19.05.1938, BArchBln, R 8128, A 55, Bl. 902. 184
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Besuch abschließenden Teilnahme am Programm der Gästegruppe West der Kieler Woche.190 Ein weiterer Werksbesuch war die Besichtigung von zwei Arbeitsdienstlagern und Siedlungen der Werke Bitterfeld/Wolfen durch die Gräfin Zichy am 19./20.05.1938, bei der Oeckl als einer der persönlichen Begleiter vorgesehen war.191 Gesellschaftliche Großereignisse, wie z. B. die Kieler Woche 1938, wurden von der I.G. in finanzieller Kooperation mit anderen Firmen192 intensiv in die Programmgestaltung ausländischer Besuche eingebunden. Oeckl musste, so seine eigene Einschätzung, „... den Verbindungsmann zu Kiel spielen“,193 koordinierte aus dem Berliner Büro organisatorische Details, wie Zimmerreservierung, Programmdruck, Gästebetreuung, Einladungskarten, Tischordnungen und die Weiterleitung wichtiger Post an das eigens im Kieler Hotel Bellevue eingerichtete I.G.-Sekretariat.194
190
Vgl. Reiseprogramm für die Gruppe französischer Bankiers, BArchBln, R 8128, A 55, Bl. 353ff. Vgl. den von Oeckl erarbeiteter Programmvorschlag der Direktionsabteilung vom 18.05.1938, BArchBln, R 8128, A200 / 164, Bl. 672. 192 Dies geht aus einer Notiz Oeckls für Max Ilgner über die Abrechnung der Kieler Woche 1938 vom 24.10.1939 hervor: Oeckl informiert darin über die Schwierigkeiten, die beim Ausgleich des Kontos der Kieler zu erheblichen Zeitverzögerungen geführt hatten. Die AEG und Dresdner Bank konnten erst nach mehrmaligen Aufforderungen zur Zahlung ihres Beitrages bewegt werden. Vgl. BArchBln, R 8128, A 103, Bl. 350. 193 Brief Oeckls an Arthur Thielicke vom 21.06.1938, BArchBln, R 8128, A 55, Bl. 287. Die Organisation der Kieler Woche bedeutete für Oeckl wie für die gesamte Direktionsabteilung erheblichen Arbeitsaufwand mit einem „... größerem Umfange Überstunden anlässlich der Vorbereitungen zur Kieler Woche und auch während der Durchführung ...“, für die Oeckl eine gesonderte Vergütung beantragte (Notiz Oeckls für Herrn Dr. Kersten betr. Überstunden anlässlich der Kieler Woche vom 20.06.1938, BArchBln, R 8128, A 55, Bl. 352). 194 Vgl. Nachricht Oeckls an das I.G.-Sekretariat Kiel vom 20.06.1938, BArchBln, R 8128, A 200 / 164, Bl. 325f.). Die strenge Auswahl des Gästekreises der I.G. führte mitunter zu mißverständlichen Situationen, die Oeckl allerdings mit rascher Reaktion glätten konnte. So sollte beispielsweise eine nachträgliche Einladung an den ungarischen Baron Stefan von Splényi ausgesprochen werden. Als Oeckl sich mit weiteren I.G.-Vertretern über den zweckmäßigsten Weg der Einladungsübermittlung abstimmte, stellte sich heraus, dass ein anderer Ungar bereits verbreitet hatte, als einziger Ungar zur Kieler Woche eingeladen worden zu sein. Die spätere Einladung an Baron Splényi hätte daher als Zurücksetzung empfunden werden müssen und die Absage zur Folge gehabt. Auf die Einladung wurde deshalb verzichtet (vgl. Notiz Oeckls an Kurt Krüger vom 20.06.1938, BArchBln, R 8128, A 200 / 164, Bl. 331f.). Eine weitere wichtige Großveranstaltung war für die I.G. die Sommerolympiade 1940 in Helsinki, deren Vorbereitung bereits 1938 begann, später durch Kriegsbeginn allerdings in den Hintergrund geriet. Auch hier hatte die Direktionsabteilung eine Schlüsselfunktion. Sie stand in Verbindung mit dem Frankfurter Proko-Büro, mit dem man sich „gegenseitig auf dem laufenden“ hielt, außerdem bestanden Kontakte zu den bearbeitenden Stellen in Helsinki und kümmerte sich um die „Klärung der Quartierfrage“ (Notiz Kerstens für Dr. Krüger vom 03.02.1939, BArchBln, R 8128, A 71, Bl. 26). Hierfür war Oeckl zuständig. Dabei nutzte er seine Kontakte zu dem „... ihm persönlich bekannten Hauptschriftleiter der wichtigsten finnischen Zeitung ´Uusi Suomi´...“, um Unterkunftsmöglichkeiten in Finnland abzuklären. Mit den Aussagen des Hauptschriftleiters sowie des Vertreters der Deutschen Handelskammer in Finnland, dass Unterkünfte in Helsinki zur Olympiade nur sehr schwer bzw. unmöglich zu beschaffen sein werden, befriedigte Oeckl wenig und veranlaßte ihn zu eigenen Vorschlägen. Oeckl schlug vor, den I.G.-Verbindungsmann vor Ort mit der Unterkunftssuche zu beauftragen und – falls dies ergebnislos bleiben sollte, „... mit der Hapag und dem Norddeutschen Lloyd in Verbindung zu treten, die nach Zeitungsmeldungen mehrere Dampfer während der Zeit der Olympiade in Helsinki vor Anker liegen haben, um schon jetzt eine Anzahl Kabinen zu belegen“ (Notiz Oeckls für Herrn Dr. Kersten vom 29.11.1938, BArchBln, R 8128, A 64, Bl. 488 (vgl. auch Notiz der Direktionsabteilung für Dr. Ilgner vom 10.12.1938, A71, Bl. 415. 191
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Personenbetreuung Eine relativ enge persönliche Beziehung entwickelte sich zwischen Oeckl und dem rumänischen Handels- und Industrieminister a. D., Jon Manulescu-Strunga, der ebenfalls während der Kieler Woche in Deutschland weilte. Als persönlicher Betreuer konnte Oeckl während des Kontaktes zu Manulescu-Strunga umfangreiche Kenntnisse über private und geschäftliche Hintergründe sowie Insiderinformationen über die wirtschaftliche Entwicklung in Rumänien gewinnen. Nach seinem ersten Zusammentreffen am 27./28.06.1938195 fertigte Oeckl für Direktor Kurt Krüger einen umfangreichen Bericht über den Rumänen an.196 Offenbar hielt man Manulescu-Strunga in der I.G. für einen potenziellen Partner im Südosten Europas, dessen Bedeutung für einen eventuellen Ausbau der Beziehungen anhand Oeckls Informationen besser eruiert werden konnte. Manulescu-Strunga verfügte über ausgeprägte Kontakte zu Wirtschafts- und Regierungskreisen in Rumänien und Deutschland. Als Teilnehmer der rumänisch-deutschen Wirtschaftsverhandlungen kannte er beispielsweise Oberregierungsrat Reinhardt und den Vertreter des Reichswirtschaftsministeriums, Ter-Nedden. Ferner war er mit dem rumänischen Gesandten in Berlin, Djurava befreundet und mit dem Gesandtschaftsrat an der deutschen Gesandtschaft in Bukarest, von Pochhammer.197 Manulescu-Strunga hatte in Berlin promoviert, war mehrere Jahre rumänischer Wirtschaftsminister, Mitglied der Liberalen Partei, Vorstandsmitglied und Leiter von 48 rumänischen Gesellschaften und als Unternehmer in Industrie und Landwirtschaft aktiv. Ihm gehörte mit der Oficiul Tehnic Roman eine Import- und Vertretungsgesellschaft für Maschinen und technische Geräte, außerdem war er Eigentümer einer Obstverwertungs- und Konservenfabrik. Als Gutsbesitzer gehörten ihm einmal 6.000 Hektar Land, von denen er durch gesetzliche Enteignungen 90 % verloren hatte. Ferner wurde er als Begründer der Gartenbauwirtschaft bezeichnet und war Gründer und Besitzer des rumänischen Badeortes Strunga und Direktor des Wirtschaftsblattes „Excelsior“.198 Im „Excelsior“, von der als größte rumänische Wirtschaftszeitung wöchentlich in einer Auflage zwischen 7.000-8.000 Exemplaren herausgegeben wurde, erschien abwechselnd eine Beilage in französischer und englischer Sprache,199 die ab März 1939 um die deutsche Beilage „Deutsch Rumänisches Wirtschaftsblatt“ ergänzt werden sollten. Darin enthalten sein sollten die rumänische Wirtschaftsgesetzgebung, rumänische Wirtschaftsfragen und allgemein interessierende Tatsachen. Im Hauptteil sollten „... laufend Artikel über die wichtigsten deutschen Produktionsgebiete und Firmen erscheinen, wie z. B. ´Die deutsche chemische Industrie´ oder „Die I.G. Farbenindustrie Aktiengesellschaft.´“200 Die Selbstkosten der Beilagen in Höhe von je 1.000 RM sollten durch Anzeigen getragen werden. Für die Zuarbeit der Artikel stand Manulescu-Strunga mit zahlreichen Vertretern der deutschen 195
Vgl. Notiz Oeckls für Direktor Frank-Fahle vom 29.06.1938, BArchBln, R 8128, A 55, Bl. 308. Vgl. Bericht Oeckls über Manulescu-Strunga für Direktor Kurt Krüger vom 29.06.1938, BArchBln, R 8128, A 55, Bl. 309. 197 Vgl. Notiz Oeckls für die Personenkartei vom 24.06.1938, BArchBln, R 8128, A55, Bl. 339. 198 Vgl. Bericht Oeckls über Manulescu-Strunga für Direktor Kurt Krüger vom 29.06.1938, BArchBln, R 8128, A 55, Bl. 309. 199 Oeckls Sprachkenntnisse umfaßten neben italienischen Anfangskenntnissen auch Englisch und Französisch, „ausreichend, um Zeitungen zu übersetzen“ (Notiz der Direktionsabteilung betr. Sprachkenntnisse vom 01.09.1939, R 8128, A 103, Bl. 3). 200 Notiz Oeckls an die Nachrichtenstelle vom 04.02.1939, BArchBln, R 8128, A 71, Bl. 39. 196
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Wirtschaft201 in Verbindung. Kontaktmann für die Zuarbeit der I.G. Farben war Albert Oeckl.202 Manulescu-Strunga berichtete Oeckl u. a. über die Verkürzung des rumänischen Aufrüstungsprogramms von zehn auf zwei Jahre und dessen Finanzierung. Im Rahmen der Aufrüstung sollten insbesondere die rumänische Staatseisenbahn und Großindustrie modernisiert und marktfähig werden. Darüber hinaus erfuhr Oeckl, dass die Krupp AG mit der Drei Ringe Rumänische S.A. eine eigene Verkaufsgesellschaft gegründet hatte und mehrere der besten Direktoren Manulescu-Strunga abgeworben hatte. Die bevorstehende Ernte 1938 schätzte er als hervorragend und verwies auf die Bemühungen der rumänischen Regierung, den Export zu sichern. Manulescu-Strunga galt auch als Landwirtschaftsexperte und war Präsident der rumänischen Delegation am Internationalen Gartenbaukongress 1938.203 Oeckl fungierte für Manulescu-Strunga praktisch als Kontaktperson zur Berliner I.G.Leitung. So kündigte Manulescu-Strunga einen weiteren Besuch in Berlin im Dezember 1938 über einen persönlichen Brief an Oeckls Privatadresse an, in dem er um die Weiterleitung der Bitte eines persönlichen Treffens mit Max Ilgner und Kurt Krüger bittet.204 Oeckl verständigte daraufhin Heinrich Gattineau und das Sekretariat Ilgner von dem bevorstehenden Besuch, bat Direktor Krüger um die Entscheidung, ob er Manulescu-Strunga wieder betreuen solle, „... wenn auch in einer gegenüber dem letzten Besuch etwas abgeschwächten Form ...“ und ob Manulescu-Strunga „... – natürlich nur, falls er wieder darum ersuchen sollte – über IV 18 ein Betrag zur Verfügung gestellt werden soll.“205 Nach den offenbar guten Erfahrungen mit der persönlichen Betreuung des Rumänen, entschloss man sich seitens der Leitung der Direktionsabteilung, Oeckl auch während folgender Besuche Manulescu-Strungas „... zur Verfügung zu stellen ...“ 206 Einbezogen war auch Frau Oeckl, die Frau Manulescu während des umfangreichen Besuchsprogramms ihres Mannes Gesellschaft leistete. Oeckl selbst bereitete für Manulescu „... alle Besuche vor und erledigte seine sonstigen Wünsche.“207 Das umfangreiche Besuchsprogramm diente dem Rumänen insbesondere der Pflege bestehender und Anbahnung neuer Geschäftsbeziehungen in Deutschland. So verhandelte er neue Aufträge mit der Bamag-Meguin AG, vereinbarte mit dem Direktor der VW-Werke, Rudolph, die Übernahme der VolkswagenWerksvertretung für Rumänien und knüpfte Beziehungen zu einer Gesellschaft, die ein Patent für Wollwäscherei besaß. Mit dem Beitrag „Einzelstaat oder Gruppe“ für die Weihnachtssondernummer des Wirtschaftsblattes „Deutscher Volkswirt“ war ManulescuStrunga auch publizistisch in Deutschland tätig und besprach während seines Besuches den Druck und Versand des Artikels als Broschüre an ausgewählte Empfänger. Auf der Tagesordnung stand auch ein Besuch bei Reichsminister Schacht, der wegen Abwesenheit des
201 Dazu gehörten die Wirtschaftsgruppe Chemische Industrie, die Wirtschaftsgruppe Elektroindustrie, die Reichsgetreidestelle, die Volkswagenwerke, die Fachgruppe Kühlindustrie die Krupp AG u.a. (vgl. Notiz Oeckls an die Nachrichtenstelle vom 04.02.1939, BArchBln, R 8128, A 71, Bl. 39). 202 Vgl. Notiz Oeckls an die Nachrichtenstelle vom 04.02.1939, BArchBln, R 8128, A 71, Bl. 39. 203 Vgl. Bericht Oeckls über Manulescu-Strunga für Direktor Kurt Krüger vom 29.06.1938, BArchBln, R 8128, A 55, Bl. 310f. 204 Vgl. Brief von Manulescu-Strunga an Oeckl vom 07.12.1938, BArchBln, R 8128, A 64, Bl. 14. 205 Notiz Oeckls an Kurt Krüger vom 12.12.1938, BArchBln, R 8128, A 64, Bl. 247. 206 Notiz Kerstens an Dr. Ilgner vom 17.12.1938, BArchBln, R 8128, A64, Bl. 206. 207 Notiz Oeckls für Dr. Ilgner über den Besuch von Herrn Minister a.D. Manulescu-Strunga vom 17.12.1938, BArchBln, R 8128, A 64, Bl. 207.
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Ministers allerdings nicht zustande kam. Mit Reichswirtschaftsminister Funk wurde ein Treffen in Taermina vereinbart.208 Hintergrund des Gesprächsbedarf Manulescu-Strungas insbesondere mit der I.G.Leitung war offenbar die geplante Zusammenarbeit der I.G. mit dem rumänischen Düngemittelunternehmen Nitrogen, an der Manulescu-Strunga als Inhaber der Oficiul Tehnic Roman großes Interesse hatte.209 An Max Ilgner wurde deshalb mehrfach die Bitte des Rumänen um einen Gesprächstermin gerichtet.210 Im Januar 1939 weilte Manulescu-Strunga ein drittes Mal in Berlin.211 Bei diesem Besuch wurde für den Minister a. D. nach Genehmigung durch das Reichswirtschaftsministerium bzw. der Reichsgruppe Industrie und erfolgtem Einverständnis von Werksleiter Heinrich Bütefisch ein persönlicher Besuch der Leuna-Werke mit „... einer allgemeinen Besichtigung des Stickstoff- und Hydrierbetriebes ...“, verbunden mit „... einer kurzen Führung durch sozialpolitische Einrichtungen“212 in Merseburg organisiert. Während des LeunaBesuchs wurde vereinbart, über die Nachrichtenstelle einen Artikel für den „Excelsior“ zuzuarbeiten.213 Manulescu-Strunga kombinierte industrielles Unternehmertum mit ausgeprägtem Fachwissen zur agrarischen Bewirtschaftung des südosteuropäischen Landes – für die I.G. Farben eine vielversprechende Informationsquelle, denn die Exportsteigerung durch die gezielteBeeinflussung der Industrialisierung war neben Vorderasien und Lateinamerika auch für die Rohstoff- und Agrarländer in Südosteuropa ein wichtiges Ziel. Die besondere Bedeutung der südosteuropäischen Länder lag nach Ilgner in ihrer Fähigkeit, die Erzeugung solche Produkte zu entwickeln, die eine solide Ausgleichsmöglichkeit für die Steigerung des deutschen Fertigwarenexports boten (vgl. Ilgner 1938, 13).214 Unter den südosteuropäischen Ländern war es insbesondere Rumänien, mit dem die I.G. „... große Geschäfte mache und über hervorragende Verbindungen verfüge ...“, 215 wie Oeckl in einem Sitzungsprotokoll des Technisch-Wirtschaftlichen Beratungsdienstes (TWB) beim Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit (RKW) festhielt. Aufgrund dieser guten Kontakte bat der TWB zur Umsetzung eines umfangreichen Exportförderprogrammes in Rumänien die I.G., hauptamtliche Mitarbeiter zur Verfügung zu stellen. Deren 208
Vgl. Notiz Oeckls für Dr. Ilgner über den Besuch von Herrn Minister a.D. Manulescu-Strunga vom 17.12.1938, BArchBln, R 8128, A 64, Bl. 207ff. Vgl. Notiz der Direktionsabteilung für Dr. Krüger und BdKA, Gruppe Osteuropa, über einen eventuellen Technologietransfer nach Rumänien vom 11.07.1939, BArchBln, R 8128, A 200 / 136, Bl. 112. 210 So von Kersten in einer Notiz an Dr. Ilgner vom 17.12.1938, BArchBln, R 8128, A 64, Bl. 206; von Oeckl in seiner Notiz an Dr. Ilgner über den Besuch von Herrn Minister a.D. Manulescu-Strunga vom 17.12.1938, BArchBln, R 8128, A64, Bl. 211 sowie in der Notiz Oeckls für das B.d.K.A. über den Ministerbesuch vom 15.12.1938, BArchBln, R 8128, A 64, Bl. 224. 211 Manulescu-Strungas Frau unterzog sich während des Berliner Aufenthaltes einer Operation. Geplant war neben dem I.G.-Besuch ein Treffen des Ministers a.D. u.a. mit BMW-Vertretern sowie eine Besichtigung des JunkersWerkes in Dessau. Vgl. Notiz Oeckls für Herrn Dr. Krüger vom 12.01.1939, BArchBln, R 8128, A 71, Bl. 442. Darüber hinaus organisierte Oeckl beim Generalsekretär des 18. Internationalen Landwirtschaftskongresses, Sohm, eine Einladung für Manulescu-Strunga (Schreiben Oeckls an Dr. Sohm vom 19.01.1939, BArchBln, R 8128, A71, Bl. 502). 212 Schreiben Oeckls an das Büro Dr. Schneider, Leuna-Werke Merseburg vom 21.01.1939, BArchBln, R 8128, A 71, Bl. 518. 213 Vgl. Notiz über die Besichtigung der Leuna-Werke, BArchBln, R 8128, A 71, Bl. 588. 214 Vgl. Abschn. 4.3.1.2 „Die Weltmarktorientierung des Konzerns“. 215 Notiz Oeckls betr. Sitzung beim Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit, Technisch-Wirtschaftlicher Beratungsdienst vom 10.11.1939, BArchBln, R 8128, A103, Bl. 441. 209
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Funktion sollte es sein, jeweils „... als technischer Verbindungsmann zur Wirtschaft des betreffenden Landes zu wirken ..., Einfluss auf die Normengestaltung des dortigen Normenausschusses zu gewinnen, (die sich bei der Vergebung von Bestellungen dann automatisch zugunsten Deutschlands auswirken würde), ferner evtl. Einladungen deutscher Firmen als neutrale Stelle zu übermitteln und hierfür geeignete Industrieführer auszuwählen; außerdem Vorschläge geeigneter Stipendiaten an den TWB zu machen und schließlich als Verbindungsmann zwischen der deutschen diplomatischen Vertretung, der dortigen deutschen Handelskammer und evtl. sonst dort vertretenen deutschen Organisationen und Stellen in allen technischen und wirtschaftlichen Fragen zu wirken.“216 Im Frühjahr 1940 unterrichtet Oeckl in einem Brief Ernst Hackemann über die Reise einer I.G.-Kommission nach Bukarest zur Unterstützung des Sonderbeauftragten für die Regelung aller Fragen des deutsch-rumänischen Wirtschaftsabkommens. Der Kommission gehörten neben Direktor Krüger u. a. der Vowi-Leiter Reithinger sowie der Abwehrbeauftragte von der Heyde an. Sie sollten dem Sonderbeauftragten, dem zum a. o. Gesandten und bevollmächtigten Minister ernannte Bürgermeister von Wien, Dr. Neubacher, bei der Materialbeschaffung und Einrichtung behilflich sein.217
3.3.5.2 Oeckl als stellvertretender Abteilungsleiter Nach dem Ausscheiden Dr. Fritz Rüdigers218 als stellvertretendem Leiter der Direktionsabteilung und Leiter von Referat I übernahm Oeckl mit Wirkung vom 01.05.1939 diese Funktion.219 Die bereits während der Vertretungstätigkeit übernommenen Aufgaben für Oeckl blieben zunächst bestehen. Hinzu kam die Zuständigkeit für die Personenkartei. Sechs Mitarbeiter der Direktionsabteilung waren damit befasst, sämtliche für die Berliner Leitung relevanten Daten wichtiger Persönlichkeiten des In- bzw. weltweiten Auslandes zu erfassen und zu pflegen. Besondere Bedeutung hatten dabei die Zuarbeiten für den Berliner I.G.Chef Max Ilgner sowie den Leiter der Volkswirtschaftlichen Abteilung, Reithinger. Die Mitarbeiter arbeiteten beispielsweise an einem speziell für Max Ilgner angefertigten Adressbuch mit aus- und inländischem Teil sowie am Teil Partei, Staat und zwischenstaatliche Organisationen eines Ringbuches für Ilgner.220 Nach Auslandsreisen wurden auf Basis der zur Verfügung gestellten Unterlagen Karteikarten erstellt, so beispielsweise nach einer Ostasien-Reise Reithingers etwa 800 Stück. 216
Notiz Oeckls betr. Sitzung beim Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit, Technisch-Wirtschaftlicher Beratungsdienst vom 10.11.1939, BArchBln, R 8128, A 103, Bl. 442. 217 Vgl. Brief Oeckls am Ernst Hackemann vom 11.03.1940, BArchBln, R 8128, A 60, Bl. 56f. 218 Rüdiger wurde Stellvertreter von Dr. von der Heyde, der als Abwehrbeauftragter von Berlin NW 7 der Abteilung „A“ angehörte. Die Abteilung „A“, auf Initiative des OKW ins Leben gerufen, wurde vom Hauptabwehrbeauftragten der I.G., Dr. Schneider, Leuna, organisiert. Von der Heyde und Schneider waren für alle kaufmännischen Fragen verantwortlich. Die Arbeit der Abteilung war geheim, dass nicht einmal Max Ilgner genaue Kenntnis darüber hatte (vgl. Sasuly 1952, 328f.). 219 Vgl. Personalakte Oeckls, BArchBln, R 8128, A200 / 225, Bl. 230. 220 Vgl. Notiz der Personenkartei für Herrn Dr. Oeckl vom 05.09.1939, BArchBln, R 8128, A 103, Bl. 31. Die Zuständigkeit Oeckls für diesen Bereich prägte mit hoher Wahrscheinlichkeit auch dessen Bewußtsein für die Bedeutung umfassender und aktueller Datenquellen für die Kontaktpflege im gesellschaftlichen Leben, die im übrigen ja nicht nur für Ilgner, sondern als leitender Angestellter auch für Oeckl selbst von Bedeutung war. Diese Erfahrungen dürften bei der Idee zum späteren „Taschenbuch des öffentlichen Lebens“ nicht ohne Einfluß geblieben sein (vgl. Abschnitt 6 „Oeckls beruflicher Neubeginn“).
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Im Bedarfsfall wurden länderbezogen die Daten wichtiger Persönlichkeiten zusammengestellt, wie z. B. im Auftrag Reithingers im August 1939 für die Länder Bulgarien, Griechenland, Jugoslawien, Rumänien, Türkei und Ungarn „... unter Berücksichtigung besonderer Unterteilungen für Herrn Reithinger.“221 So trugen auch die hier gesammelten Daten dazu bei, dass der „... hohe Standard der Informationen der Volkswirtschaftlichen Abteilung ebenfalls von großem Vorteil für die Geschäftsentscheidungen der I.G ...“ und nach Worten Ilgners „... die beste und vollständigste Wirtschaftsabteilung Deutschlands war“ (Sasuly 1952, 330). Darüber hinaus oblag es dem Abteilungsbereich, über Personalveränderungen, Geburtstage und Jubiläen zu informieren. Auf Basis der eigentlichen Personenkartei gab es zusätzlich eine Versandkartei, bestehend aus dem allgemeinen Versandbuch und einer speziellen Glückwunsch-Versandkartei.222 Nach Kriegsausbruch richtete sich die Aufmerksamkeit insbesondere auf die Beobachtung der Veränderungen bei ausländischen Regierungen, Wechsel bei diplomatischen und konsularischen Vertretungen des Auslands in Deutschland bzw. deutschen Vertretungen im Ausland.223 Selbst als im Frühjahr 1940 die personelle Betreuung der Personen- und Versandkartei kaum noch abzusichern war, entschied sich Direktor Krüger aufgrund der hohen Bedeutung für die I.G. für deren Aufrechterhaltung „... unter dem Gesichtspunkt, dass eine Arbeitseinstellung den Wert des bisherigen Materials in kurzer Zeit fast völlig vernichten würde und nach Kriegsende ein völliger Neuaufbau durchgeführt werden müsste.“224 Durch unmittelbar nach Kriegsbeginn ausgesprochene Einberufungen verkleinerte sich die Direktionsabteilung personell erheblich. Zum Militärdienst eingezogen wurde neben Abteilungsleiter Helmut Noack und dem Leiter des Referats II, Ernst Hackemann, auch der kaufmännische Sachbearbeiter Günther Schultze-Mosgau sowie Hilfsregistrator Heinz Henschel. Der Kartothekar Arthur Thielicke fiel krankheitsbedingt ebenfalls längere Zeit aus. Ressortleiter Prentzel wurde zur Chemikalien-Gruppe versetzt.225 Nachdem auch der verantwortliche Abteilungsleiter Frank-Fahle zum Kriegsdienst eingezogen wurde,226 gehörte Oeckl, als stellvertretender Abteilungsleiter verantwortlich für beide Referate, mit Personalstand vom 01.10.1939 zum engsten Leitungskreis der Direktionsabteilung. Er unterstand zu diesem Zeitpunkt nur noch dem nach dem Weggang Frank-Fahles verantwortlichen Abteilungsleiter Ulrich Kersten227 bzw. Gierlichs, nachdem Ende Oktober 1939 auch Kersten seine Einberufung erhalten hatte.228 Soweit sich Chancen zur Eigeninitiative und Profilierung boten, versuchte Oeckl diese in seiner Stellung in stärkerem Maße zu nutzen. Im Zusammenhang mit dem nach Kriegsbeginn bei der Nachrichtenstelle eingerichteten Lektorat Auslandspresse229 versuchte Oeckl beispielsweise, mit konkreten Hinweisen 221
Notiz der Personenkartei für Herrn Dr. Oeckl vom 05.09.1939, BArchBln, R 8128, A 103, Bl. 31. Vgl. Notiz der Personenkartei für Herrn Dr. Oeckl vom 05.09.1939, BArchBln, R 8128, A 103, Bl. 31. 223 Vgl. Notiz Oeckls an die Personen- und Versandkartei, BArchBln, R 8128, A 103, Bl. 40. 224 Brief Oeckls an Ernst Hackemann vom 11.03.1940, BArchBln, R 8128, A 60, Bl. 56. 225 Vgl. Brief Kerstens an Schultze-Mosgau vom 12.09.1939, BArchBln, R 8128, A 103, Bl. 71, sowie Brief Oeckls an Noack vom 07.10.1939, BArchBln, R 8128, A 103, Bl. 245. 226 Dies geht aus einer Notiz Oeckls für Herrn Dr. Prentzel hervor, in der Oeckl bezüglich einer Spendenanfrage der Gauamtsleitung der Volkswohlfahrt die Anweisung Frank-Fahles widergibt, „... darauf hinzuweisen, dass er augenblicklich am Polenfeldzug teilnehme ...“ (BArchBln, R 8128, A 103, Bl. 110). 227 Vgl. Personalstand der Direktionsabteilung am 01.10.1939, BArchBln, R 8128, A 103, Bl. 314. 228 Vgl. Brief Oeckls an Kersten vom 30.10.1939, BArchBln, R 8128, A 103, Bl. 376. 229 Vgl. Tätigkeitsbericht der Direktionsabteilung Monat September 1939, BArchBln, R 8128, A 103, Bl. 409. 222
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eigene Vorschläge zur Optimierung nachrichtendienstlicher Aktivitäten der I.G. einzubringen. Als weitere Anregung für die nachrichtendienstlich involvierten Abteilungen wie Nachrichtenstelle, das B.d.K.A, die Wipo und Vowi sei, so Oeckl, „... zu überlegen ob die Zuleitung der eventuell privat von der I.G. zu beschaffenden ausländischen Zeitungen nicht an die Adressen einzelner I.G.-Herren erfolgen soll, um die I.G. nicht in einer sehr großen Anzahl von Fällen als laufender Bezieher in Erscheinung treten zu lassen.“230 Oeckl bezog über seine Dienststelle den „Excelsior“231 und schlug vor, diese mit anderen I.G.-Einzelabonnements ausländischer Zeitungen und Zeitschriften neutraler Länder „... der Nachrichtenstelle bzw. dem mit der Sammlung ausländischer Nachrichten beauftragten Ausschuss zuzuleiten.“232 In einer Notiz für Mario Passarge bat Oeckl um Prüfung, ob die Wirtschaftszeitung von Wert sei und weist nochmals auf seine Bereitschaft hin, diese gern zur Verfügung zu stellen. 233 Nachdem die Beschaffung ausländischer Druckmedien abgesichert war,234 fanden ab 28.09.1939 in der Nachrichtenstelle tägliche Pressebesprechungen über Auslandsnachrichten statt. Alle Berliner Abteilungen mit Ausnahme der Verwaltungsabteilung waren diesbezüglich damit beauftragt, einen Vertreter zur Verfügung zu stellen.235 Nach Rücksprache mit der Gestapo war es für die Berliner I.G.-Vertretung auch nach Kriegsausbruch möglich, sämtliche Zeitungen aus dem neutralen Ausland und – sofern die Zahlungsfrage geklärt war – auch aus dem feindlichen Ausland zu beziehen. Die zu beschaffenden Zeitungen wurden unter den Abteilungen B.d.K.A., Vowi, Wipo, Nachrichtenstelle und juristische Abteilung abgestimmt. Die Geheime Staatspolizei genehmigte sogar das Abhören von Rundfunknachrichten durch geeignete Vertrauensmänner. Dies ergaben Besprechungen von Dr. Erich von der Heyde, Handlungsbevollmächtigter der I.G., mit der Gestapo.236 In die Lektüre ausländischer Printmedien eingebunden war offenbar auch Oeckl. In einer für das neue Lektorat von der Direktionsabteilung aufgestellten Liste „... derjenigen Gefolgschaftsmitglieder ..., die über für diesen Zweck ausreichende Sprachkenntnisse verfügen“237 wurden Oeckls Sprachkenntnisse, die neben italienischen Anfangskenntnissen insbesondere Englisch und Französisch umfassten, als „... ausreichend, um Zeitungen zu übersetzen“238 beurteilt. Während die Personalstärke der Direktionsabteilung nach Kriegsausbruch abnahm, führte die Verlegung ganzer Abteilungen vom Hauptsitz Frankfurt/M. in die Reichshauptstadt zu einem Ausbau der Berliner I.G.-Vertretung insgesamt. Mit Blick auf die größere Gefährdung der im Westen liegenden Werke Ludwigshafen, Oppau, Hoechst, Leverkusen
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Notiz Oeckls für Herrn Dr. Kersten über die Beschaffung von Nachrichtenmaterial aus dem Ausland vom 02.09.1939, BArchBln, R 8128, A 103, Bl. 14. Vgl. Abschnitt 3.3.5.1. „Oeckl als kaufmännischer Sachbearbeiter“. 232 Notiz Oeckls für Herrn Dr. Kersten über die Beschaffung von Nachrichtenmaterial aus dem Ausland vom 02.09.1939, BArchBln, R 8128, A 103, Bl. 14. 233 Vgl. Notiz Oeckls an Herrn Passarge vom 21.09.1939, BArchBln, R 8128, A 103, Bl. 138. 234 Vgl. Auszug aus dem Postbesprechungsprotokoll Nr. 169 vom 26.09.1939, BArchBln, R 8128, A 103, Bl. 237. 235 Vgl. Rundschreiben der Direktionsabteilung betr. tägliche Pressebesprechungen über Auslandsnachrichten vom 27.09.1939, BArchBln, R 8128, A 103, Bl. 178. 236 Vgl. Auszug aus dem Postbesprechungsprotokoll Nr. 167 vom 12.09.1939, BArchBln, R 8128, A 103, Bl. 223. 237 Tätigkeitsbericht der Direktionsabteilung Monat September 1939, BArchBln, R 8128, A103, Bl. 409. 238 Notiz der Direktionsabteilung betr. Sprachkenntnisse vom 01.09.1939, BArchBln, R 8128, A 103, Bl. 3. 231
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und Frankfurt/M. kam aus I.G.-Sicht für eine Verlegung eines Teils der Verwaltungsstellen nur Berlin in Frage. Hierzu befürwortete man eine entsprechende Erweiterung des bereits im Bau befindlichen Erweiterungsbaus des bestehenden Berliner Verwaltungsgebäudes Unter den Linden. „Bei einer solchen Verlegung erscheint es sowohl aus Gründen der Geheimhaltung wie aus Gründen der Arbeitszusammenfassung zweckmäßig, eine Verteilung der auf engste Zusammenarbeit angewiesenen I.G.-Stellen auf zahlreiche Büros in verschiedenen Häusern zu vermeiden, ganz abgesehen davon, dass es unter den derzeitigen Verhältnissen außerordentlich schwer ist, in größerem Umfange Büroräume in Berlin auf längere Sicht zu beschaffen“, 239 heißt es dazu in einem Brief des Vorstandsvorsitzenden Schmitz und Direktor Krüger an die Reichsstelle für Wirtschaftsausbau. Berlin galt als exponierter Standort eines zweiten I.G.-Zentrums „... durch die immer stärker werdende Notwendigkeit, die im I.G.-Geschäft – und zwar sowohl im Auslandsgeschäft, wie in dem überwiegend kriegswirtschaftlich wichtigen Inlandsgeschäft – im engsten Einvernehmen mit den größtenteils in Berlin befindlichen amtlichen Stellen zusammenzuarbeiten. Aus diesen letzterwähnten Gründen ist es schon jetzt erforderlich geworden, einen Teil der auswärtigen I.G.-Verwaltungsstellen nach Kriegsausbruch nach Berlin zu verlegen.“240 In einem Brief an den Kriegsdienst leistenden Abteilungsleiter Noack informiert Oeckl Anfang Oktober 1939 über entsprechende Verlegungen nach Berlin NW 7.241 Bestehende Kontakte zu amtlichen Stellen nutzte Oeckl zur inoffiziellen Informationsgewinnung. So erfuhr die Berliner I.G.-Leitung über Oeckl vorab von einem umfangreichen Arbeitskräfteabbau bei der Deutschen Arbeitsfront auf 20 Prozent. Nach einem abendlichen Gespräch mit dem stellvertretenden Geschäftsführer der Deutschen Arbeitsfront leitete Oeckl die vertraulichen Informationen weiter. So war man insbesondere in der Personalabteilung der I.G. über die frei werdenden 700-800 Schreibkräfte auf dem Berliner Arbeitsmarkt informiert. Ferner meldete Oeckl die Einstellung des Leistungswettkampfes der deutschen Betriebe und des Reichsberufswettkampfes-Aktionen, die auch für die I.G.-Betriebe relevant waren und deren Einstellung unmissverständliches Zeichen kriegsbedingter Veränderungen war. 242 Ein weiteres Beispiel ist die direkt von Oeckl an Ilgner gerichtete Notiz über die internationale Handelskammer: „Aus dem Kreis des Generalsekretariats der Internationalen Handelskammer hörte ich, dass der Generalsekretär das Generalsekretariat in Paris geschlossen hat und die wichtigen Akten auf sein Landgut in der Nähe von Paris hat schaffen lassen ... der ständige deutsche Vertreter in Paris, Dr. Riedberg, soll nach Deutschland zurückgekehrt sein.“243 Neben der Protokollanfertigung befasste sich Oeckl mit der Bearbeitung von Spendenanfragen. Die bei der Direktionsabteilung eingehenden Spendengesuche 239 Brief von Geheimrat Schmitz und Direktor Krüger an die Reichsstelle für Wirtschaftsausbau betr. Neubau des Verwaltungsgebäudes der I.G. in Berlin vom 25.09.1939, BArchBln, R 8128, A 103, Bl. 156. 240 Brief von Geheimrat Schmitz und Direktor Krüger an die Reichsstelle für Wirtschaftsausbau betr. Neubau des Verwaltungsgebäudes der I.G. in Berlin vom 25.09.1939, BArchBln, R 8128, A 103, Bl. 156. 241 Darin heißt es: „Neu sind bis jetzt zu NW 7 gekommen: Dr. Knieriem aus Ludwigshafen, Direktor Haefliger mit etwa 30 Arbeitskräften der Verkaufsgemeinschaft Chemikalien aus Frankfurt, die Schwefel GmbH und die Abteilung S aus Frankfurt sowie die Zeikra und Dr. Ringer mit 2 Leuten vom Büro Sparte I aus Ludwigshafen." Brief Oeckls an Helmut Noack vom 07.10.1939, BArchBln, R 8128, A 103, Bl. 245. 242 Vgl. vertrauliche Notiz Oeckls für Herrn Dr. Krüger über Einschränkungen bei der D.A.F. vom 11.09.1939, BArchBln, R 8128, A 103, Bl. 65. 243 Notiz Oeckls für Herrn Dr. Ilgner vom 18.09.1939, BArchBln, R 8128, A 103, Bl. 120.
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leitete Oeckl zur Entscheidungsfindung an das Büro des Zentralausschusses244 weiter. Die betraf sowohl direkt an die Direktionsabteilung gerichtete Anfragen externer Institutionen, als auch über andere Abteilungen, z. B. dem B.d.K.A., an die Direktionsabteilung weitergeleitete Gesuche. Bei Bedarf bat das Büro des Z.A. die Direktionsabteilung auch um Stellungnahmen zu bestimmten Sachverhalten, wie beispielsweise bei der Entscheidung zu Spenden- und Vereinsbeiträgen für das Jahr 1940. „Das Zentralausschuss-Büro, Frankfurt/M., hat uns die Liste der vorgesehenen Vereinsbeiträge für 1940 zu einer Überprüfung vor der Vorlage an den Zentralausschuss übermittelt und um besondere Stellungnahme zu folgenden Positionen gebeten ...“,245 heißt es in einer streng vertraulichen Notiz Oeckls. Dabei handelte es sich vor allem um zwischenstaatliche Organisationen wie z. B. die Deutsch-Australische Handelskammer, die Deutsch-Englische bzw. Deutsch-Französische Gesellschaft u. a. . In Abwägung der politischen Situation und der propagandistischen Bedeutung gab die Direktionsabteilung entsprechende Empfehlungen zur weiteren Förderpraxis für die jeweiligen Institutionen. Beispielsweise heißt es in der Begründung für die weitere Beitragszahlung der Deutsch-Französischen Gesellschaft: „Die Deutsch-Französische Gesellschaft arbeitet im Auftrage des Reichsaußenministers hauptsächlich an der Betreuung und politischen Beeinflussung der französischen Kriegsgefangenen. (Radiosendungen ... mit Betonung der guten Behandlung in Deutschland ..., Einrichtung von Bibliotheken für die Kriegsgefangenen mit den Reden des Führers und der massgeblichen Männer des Staates und der Partei ... in französischer Sprache; Zusammenarbeit mit dem OKW für die politische Schulung und Aufklärung der französischen Kriegsgefangenen.) Eine Weiterzahlung des Beitrages dürfte daher zweckmäßig sein.“246 In diesem Entscheidungsschema lag auch die Befürwortung, mit dem Besuch von I.G.Werken verbundene Deutschlandreisen jugoslawischer, bulgarischer, rumänischer und ungarischer Journalisten zu unterstützen. Mario Passarge, Leiter der Nachrichtenstelle schlug einen Betrag von 1000,-- RM pro Reise vor, der befürwortend von der Direktionsabteilung an das Büro des Z.A. weitergeleitet wurde.247 Bei Unterstützungsgesuchen, von denen die I.G. weder unmittelbaren Nutzen für die Umsetzung eigener Interessen noch Prestigegewinn erwarten konnte, hielt sich die I.G. zurück. Als beispielsweise der Jacht-Klub von Deutschland, 1939 noch aktiver Mitgestalter der Kieler Woche, mit der Bitte an die I.G. herantrat, „... den Jahresbeitrag 1940 in Höhe von 3.000 DM möglichst bald einzuzahlen, da augenblicklich bestehende größere Verpflichtungen wegen der Einberufung vieler Mitglieder nur schwer erfüllt werden könnten ...“,248 empfahl die Direktionsabteilung dem Büro des Z.A. die Überprüfung: „Da eine Veranstaltung der Kieler Woche mit maßgeblicher internationaler Beteiligung zunächst nicht durchführbar ist, wäre zu überprüfen, ob der Beitrag in Höhe von 3000,-- weiter gezahlt werden soll.“249
244 Der Zentralausschuß war das Entscheidungsgremium des I.G.-Vorstandes. Mitglieder des ZA waren Schmitz, Gajewski, Hörlein, Knieriem, Krauch, ter Meer, Schneider und Schnitzler (vgl. Römer 1977, 43). 245 Streng vertrauliche Notiz für die Postbesprechung vom 08.01.1940, BArchBln, R 8128, A 60, Bl. 316ff. 246 Streng vertrauliche Notiz für die Postbesprechung vom 08.01.1940, BArchBln, R 8128, A 60, Bl. 316ff. 247 Vgl. Auszug Oeckls aus dem Postbesprechungsprotokoll Nr. 185 vom 18.03.1940, BArchBln, R 8128, A 60, Bl. 105. 248 Notiz Oeckls an das Zentral-Ausschuß-Büro betr. Yacht-Club von Deutschland / Beitrag vom 13.03.1940, BArchBln, R 8128, A 60, Bl. 67. 249 streng vertrauliche Notiz für die Postbesprechung vom 08.01.1940, BArchBln, R 8128, A 60, Bl. 317.
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Zurückhaltung galt auch für gemeinnützige Spenden. Hintergrund war die generelle Beteiligung der deutschen Wirtschaft mit einer Spende im Rahmen des Winterhilfswerkes. Auch die I.G. zahlte diese Firmenspende und hatte damit ihren Beitrag abgegolten. Spenden, die darüber hinaus, z. B. bei Gaustraßensammlungen des Tages der nationalen Solidarität oder bei der Auslegung von Opferbüchern geleistet wurden, erschienen in öffentlichen Nachweisungen nicht als Spende der Wirtschaft, sondern als Spende der Volksgenossen. Dies schmälerte die Zuwendungshöhe der gewerblichen Wirtschaft. In einem Rundschreiben der Reichsgruppe Industrie, das Oeckl als Abschrift dem Büro des Z.A. zukommen ließ, wies das Kuratorium der Adolf-Hitler-Spende deshalb ausdrücklich darauf hin, sämtliche Zahlungen für diese gemeinnützigen Zwecke als Firmenspende im Rahmen des Winterhilfswerkes abzuführen, da die Wirtschaft kein Interesse daran hat, „... dass dem Führer zum Ende des Winterhilfswerkes Zahlen genannt werden, die ihre Opferfreudigkeit in einem völlig falschen Licht erscheinen lassen.“ 250 In diesem Sinne informierte Oeckl nach Rücksprache beim Büro des Z.A. auch das B.d.K.A. bezüglich einer Spende der argentinischen I.G.-Auslandsorganisation für das Winterhilfswerk, „... dass es bei dem bereits gefassten Beschluss bleiben sollte, wonach Spenden unserer Auslandsorganisationen nicht erfolgen sollten, weil diese bereits durch die allgemeine Spende der I.G. abgegolten seien.“251 Der seit Kriegsbeginn beeinträchtigte Reiseverkehr führte zu einem starken Rückgang der Werksbesichtigungen durch Besuchergruppen. Eine von Oeckls Hauptaufgaben, die Organisation und Betreuung vor allem ausländischer Gäste, entfiel damit weitgehend. Über den I.G.-internen Besuchsverkehr bei der Berliner I.G.-Zentrale sowie Auslandsreisen von I.G.-Angestellten wurden von Oeckl weiterhin jedoch tägliche Rundschreiben erstellt. Die Direktionsabteilung war auf dieser Grundlage jederzeit in der Lage, die zumeist zu den leitenden I.G.-Vertretern zählenden Gäste zu erreichen bzw. über Ziel, Beginn und Dauer von auslandsreisenden I.G.-Angestellten Auskunft zu geben.252 Einen besonderen Auftrag erhielt Oeckl im Rahmen des Projekts „Kurierdienst“, dessen Bearbeitung ebenfalls der Direktionsabteilung oblag. Nachdem das Auswärtige Amt nach Kriegsausbruch 1939 die Beförderung vertraulicher Briefpost abgelehnt hatte, bestand nach Amtsvorgabe die weitere Beförderungsmöglichkeit nur noch dann, „... wenn die I.G. einen ihrer Herren für den Kurierdienst zur Verfügung stelle. Dieser erhalte einen Diplomatenpass und trete nach außen hin nicht als Wirtschaftskurier in Erscheinung.“253 Die Einrichtung eines zuverlässigen Beförderungsdienstes betraf nicht nur den Kurierdienst innerhalb der I.G.-Konzernteile in aller Welt. Um den vertraulichen Briefverkehr auch mit Fremdfirmen zu gewährleisten, erfolgten Vorgespräche mit Siemens und der 250 Abschrift Oeckls eines Rundschreibens der Reichsgruppe Industrie betr. Winterhilfswerk an das Büro des Z.A. vom 09.03.1940, BArchBln, R 8128, A60, Bl. 51. 251 Notiz Oeckls an das B.d.K.A. vom 08.12.1939, BArchBln, R 8128, A 60, Bl. 469. 252 Vgl. z.B. BArchBln, R 8128, A 103, Bl. 55, 67, 91, 102, 113, 115. Trotz der schwierigen außenpolitischen Lage waren jedoch sogar russische Informationsbesuche nicht völlig ausgeschlossen, wenngleich diese „nur im Einverständnis mit den zuständigen Berliner Stellen nach vorher festgesetztem Programm“ durchzuführen waren (vgl. Auszug Oeckls aus der Niederschrift über die Direktoriumskonferenz in Leverkusen am 22.12.1939 vom 12.01.1940, BArchBln, R 8128, A 60, Bl. 353). Anfang 1940 stand die Verkaufsgemeinschaft Pharmazeutika und Pflanzenschutz in Verhandlungen mit Rußland. In einem von Oeckl gefertigten Auszug aus der Niederschrift über die Bayer-Direktionsbesprechung in Leverkusen am 16.02.1940 vom 16.03.1940 heißt es dazu: „Es besteht Übereinstimmung darüber, dass ein Ausbau des Pharma-Geschäfts nur sehr langsam vor sich gehen wird und Optimismus nicht angebracht ist“ (BArchBln, R 8128, A 60, Bl. 88). 253 Notiz für die Postbesprechung betr. Kurierdienst vom 07.11.1939, BArchBln, R 8128, A 103, Bl. 422.
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AEG. Nach Vorschlag des Siemensvertreters war eine Kooperation mit bis zu zwölf deutschen industriellen Großfirmen geplant, in Abstimmung mit der Reichsgruppe Industrie. Kleinere Firmen sollten aufgrund von Schwierigkeiten bei der Diskretionswahrung nicht einbezogen werden. Nach negativen Erfahrungen offizieller Industriekuriere in der Türkei schlug man bei Siemens vor, „... den oder die einzusetzenden Kuriere nach Absprache mit dem Auswärtigen Amt nach außen hin als offizielle Amtskuriere auftreten zu lassen.“ 254 Auch die AEG war dem Projekt gegenüber grundsätzlich positiv eingestellt, wünschte jedoch aufgrund des geringen Postaufkommens finanziell nicht allzu hoch belastet zu werden. Weitere Firmen, denen eine Beteiligung vorgeschlagen werden sollte, waren Krupp, Flick, Junkers, Vereinigte Stahlwerke u. a. .255 Im November 1939 plante die I.G. im Rahmen des Kurierdienstes die Übermittlung von Schriftgut nach New York.256 In einem streng vertraulichen Schreiben der Direktionsabteilung wurden I.G.-Abteilungen u. a. in Frankfurt, Leverkusen, Berlin, Wolfen davon in Kenntnis gesetzt, „... dass Mr. Pickhard, New York, der sich zurzeit in der Schweiz aufhält, am Sonntag, dem 03.12.1939, mit dem Dampfer Rex von Genua aus seine Rückreise antreten wird. Mr. Pickhard hat sich liebenswürdiger Weise bereit erklärt, vertrauliche Mitteilungen, die für Amerika bestimmt sind, mitzunehmen. Falls Sie von diesem Angebot Gebrauch machen wollen, bitten wir Sie, uns die Unterlagen bis spätestens Freitag, den 01.12.1939, zuzuleiten, die wir dann auf sicherem Wege nach Genua bringen lassen werden.“257 Der Transport der Dokumente nach Genua wurde Albert Oeckl übertragen. Offiziell wurde der eigentliche Zweck der Reise nicht benannt. So heißt es in einem an das zuständige Berliner Polizeirevier gerichteten Antrag zur Ausstellung einer Unbedenklichkeitsbescheinigung für die Ausstellung des Ausreisevisums, Oeckl habe „... vor Ausreise des Dampfers Rex in Genua eine sehr wichtige Besprechung mit einem nach New York rückreisenden amerikanischen Geschäftsfreund“ zu erledigen.258 Derselbe Wortlaut findet sich im Antrag zur Ausstellung einer Dringlichkeitsbescheinigung der Reise durch die Industrieund Handelskammer zu Berlin.259 Ebenfalls für die Reise erforderlich war eine Erklärung der I.G. für das Arbeitsamt, „... dass gegen eine Auslandsreise von Herrn Dr. Albert Oeckl nach Italien auf die Dauer von etwa einer Woche ... aus arbeitsmarktpolitischen Gründen keine Bedenken ...“ 260 aus Sicht der I.G. bestehen. Ein Begleitbrief legitimierte Oeckl als nach Italien reisenden I.G.Angestellten, der „... eine Anzahl Schriftstücke unserer Gesellschaft als Unterlagen für seine Verhandlungen mit sich ...“261 führt. Unter den Dokumenten waren rund 30 Schrift254
Notiz der Direktionsabteilung betr. Kurierdienst vom 13.10.1939, BArchBln, R 8128, Bl. 283. Vgl. Notiz für die Postbesprechung vom 07.11.1939, BArchBln, R 8128, A 103, Bl. 422. Vgl. Tätigkeitsbericht der Direktionsabteilung Monat November 1939, BArchBln, R 8128, A 103, Bl. 388. 257 Streng vertrauliche Mitteilung von Berlin NW 7 vom 25.11.1939, BArchBln, R 8128, A 103, Bl. 538. Folgende I.G.-Stellen wurden informiert: Zentralausschuß-Büro, Frankfurt/M.; Tea-Büro, Frankfurt/M.; Direktionsabteilung Farben, Frankfurt/M., Direktionsabteilung Bayer, Leverkusen; Direktionsabteilung Agfa, Berlin; Büro Sparte I, Berlin; Abteilung für Wirtschaftsprüfung, Wolfen; Dynamit AG, Troisdorf; Kalle & Co., Wiesbaden. 258 Schreiben der Direktionsabteilung an das 156. Polizeirevier Berlin vom 28.11.1939, BArchBln, R 8128, A 103, Bl. 548. 259 Vgl. Schreiben der Direktionsabteilung an die Industrie- und Handelskammer zu Berlin vom 28.11.1939, BArchBln, R 8128, A 103, Bl. 549. 260 Schreiben der Direktionsabteilung an das Arbeitsamt Berlin vom 28.11.1939, BArchBln, R 8128, A103, Bl. 550. 261 Legitimationsschreiben für Oeckl vom 01.12.1939, BArchBln, R 8128, A 60, Bl. 437. 255 256
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stücke, darunter an die Standard Oil, die Tochter der American I.G., Agfa-Ansco, persönliche Briefe an Walter Duisberg, der für die Chemnyco Inc. tätig war sowie direkt an die Chemnyco gerichtete Schreiben.262 Am 09.12.1939 war Oeckl wieder in Berlin und fertigte zwei Gesprächsnotizen zum Versand zweier Artikel an die Leuna-Werke und Filmfabrik Wolfen, die er in der italienischen Illustrierten „Tempo“ über Methan-Gas263 und die italienische Zelluloseerzeugung264 gefunden hatte.
3.3.5.3 Oeckls Einberufung Kurz nach seiner Rückkehr erfuhr Oeckl am 12.12.1939, dass er sich am 13.12.1939 „... um 8.30 Uhr zur militärischen Dienstleistung zu melden ...“ 265 hatte. Eingesetzt werden sollte Oeckl bei einer „Baulehrkompanie in Brandenburg/Havel mit Abkommandierung zum OKW.“266 Da mit dieser Form des Wehrdienstes offenbar zunächst keine Versetzung in weiter entfernte Einsatzgebiete verbunden war, schlug Oeckl nach Rücksprache mit seinem Vorgesetzten Gierlichs „... unter Berücksichtigung der gegebenen Umstände vor, dass ich zunächst bis Jahresende neben meiner militärischen Tätigkeit im OKW in den Abendstunden bzw. über das Wochenende die Arbeiten der Direktionsabteilung in der Form weiter erledige, dass Herr Gierlichs nach Durchsicht des täglichen Posteingangs zeitlich dringende Angelegenheiten persönlich erledigt, während die übrigen Aufträge von mir entweder in den Abendstunden im Hause Unter den Linden 82 oder durch Übermittlung der Post durch eine der eingearbeiteten Damen in meiner Wohnung bearbeitet werden ... Sollte sich aus dienstlichen Gründen diese Bearbeitungsweise nicht durchhalten lassen, würde Herr Gierlichs Anfang 1940 einen anderen Vorschlag unterbreiten.“267 Nach dieser Auslandsreise Oeckls unter Kriegsbedingungen gehörte Oeckl weiterhin zum ausgewählten Kreis der Reisekader innerhalb der Berliner I.G.-Organisation. Aus der Direktionsabteilung war er der Einzige, für den eine für 1940/41 gültige Reisegepäckversicherung abgeschlossen wurde.268 Zu weiteren Auslandsreisen Oeckls im Auftrag der I.G. kam es allerdings nicht. Oeckl absolvierte seine dienstliche neben der militärischen Tätig262 Anlage zum Legitimationsschreiben vom 01.12.1939, BArchBln, R 8128, A 60, Bl. 438. Zur Chemnyco vgl. Abschnitt 3.3.2.1 „Goodwill für die Wirtschaft – die Interessensvertretung der I.G. Farben“. 263 Schreiben Oeckls an Herrn Fischer, Büro Dr. Schneider, Leuna-Werke, vom 09.12.1939, BArchBln, R 8128, A 60, Bl. 474. 264 Schreiben Oeckls an Herrn Dr. Meyer, Abteilung für Wirtschaftsprüfung, Filmfabrik Wolfen, vom 09.12.1939, BArchBln, R 8128, A 60, Bl. 475. 265 Notiz Oeckls an Herrn Schönberg betr. Einberufung vom 12.12.1939, BArchBln, R 8128, A60, Bl. 496. Sowie Notiz Gierlichs an die Personalabteilung betr. Einberufung von Herrn Dr. Oeckl vom 12.12.1939, BArchBln, R 8128, A60, Bl. 498. 266 Notiz Oeckls für Herrn Dr. Krüger vom 12.12.1939, BArchBln, R 8128, A60, Bl. 499. 267 Notiz Oeckls für Herrn Dr. Krüger vom 12.12.1939, BArchBln, R 8128, A 60, Bl. 499. 268 Anlage zum Schreiben Oeckls an die Verwaltungsabteilung Frankfurt/M. vom 21.03.1940 betr. Reisegepäckversicherung 1940 / 41, BArchBln, R 8128, A 60, Bl. 121. Exemplarisch für den Rückgang der Auslandsreisen von I.G.-Angestellten ist die Bitte des Direktionsvorsitzenden bei Bayer, „... in Anbetracht der gegenwärtigen Verkehrsschwierigkeiten die Reisen, insbesondere nach dem Ausland, einzuschränken; gegebenenfalls sollen unsere auswärtigen Vertreter zu einem Besuch in Leverkusen veranlasst werden, wodurch ihnen die Gelegenheit gegeben ist, mit den verschiedenen Sachbearbeitern die laufenden Angelegenheiten durchzusprechen (vgl. Auszug Oeckls aus der Niederschrift über die Bayer-Direktionsbesprechung (Verkaufsgemeinschaft Pharmazeutika und Pflanzenschutz) in Leverkusen am 16.02.1940, BArchBln, R 8128, A 60, Bl. 87).
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keit in der beantragten Weise von zu Hause und am Wochenende im Büro. Die personelle Besetzung der Direktionsabteilung reduzierte sich infolge weiterer Versetzungen und Krankheit, sodass die von Oeckl praktizierte Doppelarbeit eine wichtige Stütze zur Aufrechterhaltung der Abteilungsarbeit war. Zweimal wöchentlich kam er zur Berichterstattung nach dem Militärdienst mit Direktor Frank-Fahle zusammen, der nach seiner Rückkehr vom Polen-Feldzug Stellvertreter von Direktor Krüger wurde.269 Mit der Anfertigung von Protokollauszügen zahlreicher Ausschusssitzungen und Konferenzen der I.G. gewann Oeckl Informationen zu vertraulichen Interna der I.G., die er u. a. zur Weiterleitung an die Direktion, das Büro des Kaufmännischen Ausschusses, die Wirtschaftspolitische und die Volkswirtschaftliche Abteilung zusammenfasste. Gegenstand dieser Informationen waren je nach Tätigkeitsbereich der Abteilungen aufbereitete Zuarbeiten. Sie waren somit Teil der nachrichtendienstlichen Informationen, die von der I.G. gesammelt, verarbeitet und – je nach Zuständigkeit der entsprechenden Abteilung – auch an das Reichswehrministerium, Heereswaffenamt, Oberkommando der Wehrmacht weitergeleitet wurden (vgl. Römer 1977, 41ff.). Dies zeigen beispielsweise Aufzeichnungen über I.G.-Aktivitäten nach der Besetzung Polens, denn für die Erfüllung der wehrwirtschaftlichen Aufgaben hatte die Ressourcennutzung der nach Kriegsbeginn in deutsche Hände fallenden Gebiete besondere Bedeutung.270 Die Wirtschaftspolitische Abteilung, Bindeglied der I.G. zu amtlichen und halbamtlichen Stellen in allen kaufmännischen, handels- und wirtschaftspolitischen Fragen, wurde im Dezember 1939 durch Oeckl z. B. über relevante Aussagen einer Verwaltungsratssitzung des Stickstoffsyndikats in Kenntnis gesetzt. In der an Dr. Terhaar, der Verbindungsstelle Ost in der Wirtschaftspolitischen Abteilung zugehörig (vgl. Radandt 1970, 162), gerichteten Niederschrift hieß es über die „... bisher polnischen, jetzt zu Deutschland gekommenen Stickstoffanlagen ...“, dass der Bedarf dieser Gebiete aus der dortigen Erzeugung gedeckt werden könne und auch ein steigender Verbrauch die Stickstoffbilanz des Altreichs zunächst nicht berühren werde. Der Verkauf in die jetzt zu Deutschland gehörenden Gebiete sei bereits eingeleitet worden.271 Auch die Volkswirtschaftliche Abteilung, u. a. für die Beobachtung von Konjunktur, Wirtschaft, Produktion und Markt des weltweiten I.G.-Interessensgebietes zuständig, erhielt von Oeckl angefertigte Protokollauszüge. Der Leiter der Volkswirtschaftlichen Abteilung, Dr. Reithinger, erfuhr beispielsweise in einem an ihn gerichteten Auszug derselben Sitzung, dass das Stickstoffsyndikat nach der Besetzung mit den dortigen Werken über deren Beitritt zum Syndikat verhandelt habe. „Bereits beigetreten seien die bisher in der Kokereivereinigung GmbH Kattowitz zusammengefassten vier Kokereien über die Kokereivereinigung, Berlin; das synthetische Stickstoffwerk und die Kokerei Knurow über die Schering Aktiengesellschaft.“ Weitere Verhandlungen stünden vor dem Abschluss.272 Ein weiteres Papier informierte Reithinger über die Kohleversorgung der neuen I.G.-Werke in Oberschlesien, 269 Vgl. Brief Oeckls an Ernst Hackemann vom 11.03.1940, BArchBln, R 8128, A 60, Bl. 56. Direktor Krüger vertrat seinerseits Max Ilgner, der von 1939-1940 längere Zeit erkrankt war (vgl. Sasuly 1952, 325). 270 In Polen eigneten sich die I.G.Farben die chemischen Werke in Boruta, Wola und Winnica an und unterhielt für den Bau von Buna IV ein eigenes KZ-Außenlager: Auschwitz-Monowitz (vgl. Radandt 1970, 39 sowie Plumpe 1990, 378ff.). 271 vertraulicher Auszug aus der Niederschrift über die Sitzung des Verwaltungsrats der Stickstoff-Syndikat GmbH am 15.12.1939 vom 09.01.1940, BArchBln, R 8128, A 60, Bl. 331. 272 vertraulicher Auszug aus der Niederschrift über die Sitzung des Verwaltungsrats der Stickstoff-Syndikat GmbH am 15.12.1939 vom 09.01.1940, BArchBln, R 8128, A 60, Bl. 328.
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das nach der Eroberung Polens das Ruhrgebiet als bedeutendstes deutsches Steinkohlegebiet abgelöst hat.273 Auch über die 77. Sitzung des Chemikalien-Ausschusses in Frankfurt/M., in der am 11.11.1940 Otto Ambros u. a. „... die vom Reich geforderte Errichtung eines dritten BunaWerkes in Ludwigshafen und eines weiteren Werkes im Osten ...“ erläuterte, fertigte Oeckl in der Berliner Direktionsabteilung am 10.12.1940 einen Protokollauszug.274 Damit Oeckl allerdings sofort und pauschal als „... Mitwisser von der I.G. Farben betriebenen Ausbeutungs- und Vernichtungspolitik ...“ (Heinelt 1999, 23) insbesondere bezüglich des Häftlingseinsatzes der I.G., vorauszusetzen, ist falsch. Dies ergibt sich allein aus chronologischen Gründen: Denn die Wahl für den „weiteren Standort“ fiel erst auf Auschwitz, nachdem eine I.G.-Delegation um Otto Ambros in Schlesien das für Buna-IV in Frage kommende Werksgelände vor Ort geprüft hatte, dies geschah vom 15.-18.12.1940275 – also erst nach Oeckls Bericht. Zudem geschah dies auch nicht aus Gründen verfügbarer KZHäftlinge, denn „... das Problem der Arbeitskräfteversorgung besaß ebenso wenig wie bei den Bunawerken Schkopau oder Hüls entscheidende Bedeutung für die Standortwahl“ (Plumpe 1990, 380). Faktoren wie Verkehrsanbindung, Kalk- und Kohlevorkommen oder Flüsse waren ausschlaggebend. Die I.G. rechnete aufgrund der „Eindeutschungspolitik“ Oberschlesiens zunächst mit genügend Wohnraum für heranzuholende deutsche Bau- und Betriebsarbeiter. Die Möglichkeit des Einsatzes von Häftlingen wurde erst am 31.01.1941 während einer Besprechung in Kattowitz zum ersten Mal erwähnt.276 Die endgültige Entscheidung zum Bau von Buna IV trafen Göring und Keitel für das OKW und teilten dies am 16.02.1941 der I.G. mit. Zuständig für die Baubetreuung, die Vermittlung von Baumaterialien und die Arbeitskräftebeschaffung war Carl Krauch als Gebechem. Die Entscheidung zum Einsatz von Häftlingen traf Göring, gemeinsam mit dem Generalbevollmächtigten für das Bauwesen, Todt.277 Der entsprechende Befehl „Bevölkerungspolitische Maßnahmen für das Buna-Werk Auschwitz in Ostoberschlesien“ ging am 18.02.41 von Göring an Himmler, der seinerseits am 26.02.41 eine entsprechende Anordnung traf. Der Gebechem Krauch teilte dies am 4.3.41 der I.G. mit. Der Einsatz von Häftlingen aus dem rund sieben Kilometer entfernten KZ Auschwitz begann etwa im April 1941. Um lange Marschzeiten zu vermeiden, baute die I.G. im Herbst 1942 ein Barackenlager, das ursprünglich für deutsche Arbeitskräfte vorgesehen war, neben der Baustelle von Buna IV zu einem Lager für die KZ-Häftlinge ihrer Baustelle um. Als KZ-Außenlager gehörte es zum Bereich Auschwitz III und wurde von der SS bewacht und verwaltet.278 Zu den von Oeckl angefertigten Auszügen gehörten weiterhin Informationen zur Vorgehensweise der I.G., über Preisabsprachen und Absatzvereinbarungen mit Konkurrenzfirmen Einfluss und wirtschaftliche Stärke im Ausland zu sichern. In einem Protokollauszug 273 vertraulicher Auszug aus der Niederschrift über die Sitzung des Tea am 01.02.1940 vom 06.03.1940, BArchBln, R 8128, A 60, Bl. 33. 274 Vgl. Niederschrift über die 77. Sitzung des Chemikalien-Ausschusses am 11.11.1940 in Frankfurt/M. /Direktionsabteilung (Oeckl) vom 10.12.1940 in: BArch Berlin, R8128, A 200/166, Bl. 67. 275 Vgl. Bericht über die Prüfung des Werksgeländes, 15.-18.12.1940, in: Plumpe 1990, 380. 276 Vgl. Protokoll Besprechung Kattowitz Landesplanung, 31.01.1941, NI-11785 sowie eidesstattl. Erklärung von Otto Ambros vom 29.04.1947, NI-9542, in: Plumpe 1990, 381. 277 Vgl. Krauchs Aussage im Nürnberger Prozeß, Protokoll S. 5248ff., 5257f.; u. a., z. B. Aussage, Protokoll S. 7910 ff. Insbesondere Krauchs Aussage ist von der Anklage im Kreuzverhör nicht bestritten worden, vgl. Plumpe 1990, 383. 278 eidesstattliche Erklärung Faust, 11.12.1947, Dok. Dürrfeld 959, in: Plumpe 1990, 384.
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einer Sitzung des erweiterten Farbenausschusses, die im März 1940 in Berlin stattfand, heißt es beispielsweise, „... was die Konkurrenz anbetrifft, so wird von der mit Schiedam getroffenen Vereinbarung zustimmend Kenntnis genommen, wonach diese Firma sich in Zukunft unserer Preishandhabung anschließen will ... das vorgesehene Übereinkommen mit dem Europa-Manager Du Pont´s, Herrn Dr. Noelting, Brüssel, für Holland versuchsweise für zwei Farbstoffe Richtpreise festzulegen, wird gutgeheißen.“279 Ein Auszug aus einem Vertrag der I.G. mit mehreren holländischen Firmen gibt Aufschluss über die Absatzbeteiligung der I.G. und die Verkaufsorganisation von Stickstoffdüngemitteln in Holland. Darin heißt es u. a.: „Am Gesamtabsatz an stickstoffhaltigen Düngemitteln, welche die Vertragsparteien ... jährlich in Holland zum dortigen Verbrauch liefern, stehen während der Dauer dieses Vertrages der Deutschen Gruppe 20 % zu.“280 Die Bedeutung der Auslandsmärkte für die I.G. zeigt auch die Fortführung werblicher Aktivitäten einzelner Sparten, wie aus Zuarbeiten Oeckls für die Wirtschaftspolitische Abteilung deutlich wird. Während die Agfa ihre Verkaufswerbung in Deutschland „für zwecklos“ 281 erklärte, wurde die „Verkaufs- und Prestigewerbung“282 im Ausland unverändert fortgeführt. Für die kurzfristige Überführung der Werbung unter Friedensverhältnissen stellte die Agfa sogar einen Zusatzetat bereit. Ebenso wurde auf dem Gebiet der Textilfaser verfahren. Fortgeführt wurde auch die Pharma-Werbung in populärer und wissenschaftlicher Form, „... im Rahmen des Möglichen im In- und neutralen Ausland.“ 283 Auch die Kunststoffwerbung sollte vor dem Hintergrund einer „... Werbung im Krieg zur Erhaltung der Marke bzw. Einführung einer Marke für den Friedensabsatz ...“284 überprüft werden. Die Möglichkeit, seine Tätigkeit für die Direktionsabteilung im Rahmen des zeitlich Möglichen parallel zum Militärdienst weiterzuführen, bestand für Oeckl bis Januar 1941. Finanziell ergaben sich daraus keine Nachteile. Für die I.G.-Tätigkeit bezog Oeckl weiter sein reguläres Bruttogehalt in Höhe von 700 RM abzüglich des Wehrsoldes von monatlich 36 RM. Zusätzlich gewährt wurde ihm eine monatliche Überstundenpauschale von 100 RM.285 Unterbrochen wurde Oeckls I.G.-Tätigkeit nur zeitweise durch zumindest einen dreiwöchigen Sondereinsatz für die Wehrmacht im Nordwesten Frankreichs. In einem Feldpostbrief an seinen Kollegen, den Sachbearbeiter Günther Schultze-Mosgau, berichtete Oeckl im Oktober 1940, rund drei Wochen in Frankreich gewesen zu sein „... und bei Erledigung eines interessanten Auftrages sehr viel gesehen und erlebt ...“ zu haben. „Die Tage am Kanal waren nicht gerade persönlich besonders angenehm, dafür aber sachlich um so interessanter. Das Angenehme habe ich in Paris nachgeholt, wo man immer noch recht
279 Vertraulicher Auszug über die Sitzung des erweiterten Farben-Ausschusses am 12.02.1940 vom 05.03.1940, BArchBln, R 8128, A60, Bl. 23. 280 vertraulicher Auszug aus dem Vertrag zwischen der Holland-Gruppe und der Deutschen Gruppe vom 05.03.1940, BArchBln, R 8128, A 60, Bl. 27f. 281 Auszug aus der Niederschrift über die 39. Proko-Sitzung am 01.12.1939 in Berlin vom 10.01.1940, BArchBln, R 8128, A 60, Bl. 335. 282 Auszug aus der Niederschrift über die 39. Proko-Sitzung am 01.12.1939 in Berlin vom 10.01.1940, BArchBln, R 8128, A 60, Bl. 335. 283 Auszug aus der Niederschrift über die 39. Proko-Sitzung am 01.12.1939 in Berlin vom 10.01.1940, BArchBln, R 8128, A 60, Bl. 340. 284 Auszug aus der Niederschrift über die 39. Proko-Sitzung am 01.12.1939 in Berlin vom 10.01.1940, BArchBln, R 8128, A 60, Bl. 335. 285 Vgl. Notiz der Direktionsabteilung für Herrn Helfert vom 30.05.1940, BArchBln, R 8128, Bl. 254.
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beachtlich essen und trinken kann.“ 286 Mit Wirkung vom 01.11.1940 wurde Oeckl zum Feldwebel befördert.287 Mit einem Kommando im Südwesten Frankreichs als Sonderführer beim Oberkommando der Wehrmacht, Abteilung II, Ausland Abwehr, endete die Tätigkeit Oeckls für die Direktionsabteilung im Januar 1941.288 Für Oeckl ist dieser Einsatz der eigentliche Beginn seines Militärdienstes: „... denn bis jetzt war ich ja nur einer von den allgemein verachteten Bürohockern, die nur organisierten Papierkrieg führten, mal einen Sonderauftrag draußen durchführten, aber nicht selten sogar in Zivil herumliefen. Mit dem Ausbruch des neuen Jahres hat sich dies geändert. Nach tagelangen Irrfahrten mit längeren Verspätungen als Fahrzeiten bin ich irgendwo gelandet, wo die Schneestürme sich längst in milden Regen aufgelöst haben und 50 m vor mir ein endloses Wasser rollt“289, wie Oeckl in einem Brief an „Unsere Feldpost“ schreibt, in der Briefe der im Felde stehenden I.G.-Mitarbeiter an die Belegschaft abgedruckt wurden. In einem Brief an die Direktionsabteilung bezeichnet Oeckl diesen Einsatzort „irgendwo“ als den Südwesten Frankreichs, wo er „nach endlosen Eisenbahnfahrten mit einmal 11 Stunden Verspätung nun glücklich gelandet“290 sei. Zunächst aufgrund der fehlenden Militärpraxis eher skeptisch beurteilt, ist Oeckls Stellungnahme bereits wenige Monate später deutlich optimistischer und zuversichtlich, sich auch im relativ niedrigen Rang des Feldwebels zu behaupten. „Mein neuer Klub wächst zusehends ... Sie wissen ja, dass mir nie eine Arbeit zu viel war und ist, wenn sie den Einsatz der Persönlichkeit wirklich erforderte und wenn man dabei eine Verantwortung tragen darf, schließlich aber auch persönliche Erfolge zu verbuchen hat ... Bis jetzt hat aber mein Verein sehr ordentlich abgeschnitten, obwohl er der jüngste ist und von einem ´halben Zivilisten´ geführt ist.“291
3.4 Die Arbeit im Reichsamt für Wirtschaftsausbau Nach seiner nachrichtendienstlichen Tätigkeit wurde Oeckl zum Reichsamt für Wirtschaftsausbau als zentrale Planungs- und Entscheidungsstelle für Wehrwirtschaft berufen. Leiter des Amtes war Carl Krauch. Krauch, bereits seit 1927 Mitglied der NSDAP, war von 1925 bis 1940 Vorstandsmitglied der I.G. und löste 1940 Carl Bosch als Aufsichtsratsvorsitzenden ab. Von 1936 bis 1938 leitete er die Abteilung Forschung und Entwicklung im Rohstoff- und Devisenstab Görings. Im Oktober 1936 wurde die Abteilung vom Amt für deutsche Roh- und Werkstoffe im Vierjahresplan übernommen. Das Amt wurde 1938 in die Reichsstelle für Wirtschaftsausbau, dem späteren Reichsamt für Wirtschaftsausbau umgewandelt. Im August 1939 ernannte Göring Krauch zunächst zum „Bevollmächtigten für die Erzeugung von Mineralöl, Kautschuk und Leichtmetallen, von Schieß- und Sprengstoffen und deren Vorprodukten und Hilfsstoffen sowie für die Erzeugung von chemischen Kampfmitteln“, im Juli 1939 wurde er „Generalbevollmächtigter für Sonderfragen der
286
Brief Oeckls an Schultze-Mosgau vom 09.10.1940, BArchBln, R 8128, A 200 / 166, Bl. 388. Vgl. Notiz Oeckls für die Personalabteilung vom 09.11.1940, BArchBln, R 8128, A 200 / 166, Bl. 232. Vgl. Abschrift eines Briefes von Oeckl an die Direktionsabteilung, BArchBln, R 8128, A 200 / 36, Bl. 105. 289 Brief Oeckls an „Unsere Feldpost“, BArchBln, R 8128, A 200 / 36, Bl. 303f. 290 Abschrift eines Briefes von Oeckl an die Direktionsabteilung, BArchBln, R 8128, A 200 / 36, Bl. 105. 291 Abschrift eines Briefes von Oeckl an die Direktionsabteilung vom 25.03.1941, BArchBln, R 8128, A 200 / 36, Bl. 103. 287 288
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chemischen Erzeugung (Gebechem) und schließlich Präsident des Amtes (vgl. Radandt 1970, 30f.). In dieser Eigenschaft war er Oeckls oberster Dienstherr. Besondere Bedeutung für die Erfüllung der wehrwirtschaftlichen Aufgaben der I.G. hatte die Ressourcennutzung der nach Kriegsbeginn in deutsche Hände fallenden Gebiete.292 Albert Oeckl gehörte im Amt dem zur Technischen Hauptabteilung I gehörenden Dezernat I T 1 der Abteilung T (Transporte und organisatorische Sonderaufgaben) an, das von Oberstleutnant a. D. Kirschner geleitet wurde.293 Das Dezernat war zuständig für „allgemeine Fragen der Abteilung, Luftschutzfragen, inländische Montagekolonnen, Einsatz von Wehrmacht, Reichsarbeitsdienst und Wehrmachtsstrafgefangenen ..., Betreuung der Beauftragten bei den Führungsstäben Wirtschaft, ausländische Montagekolonnen sowie Verhandlungsführung in Abwehrangelegenheiten im Zusammenhang mit dem Arbeitseinsatz in betreuten Bauvorhaben und Betrieben.“294 Oeckls Zugehörigkeit geht aus von ihm verfassten Ausfertigungen hervor, die sich – bezogen auf genannte Abteilungszuständigkeiten – den Bereichen „Luftschutzfragen“, „Betreuung der Beauftragten bei den Führungsstäben Wirtschaft“, sowie „allgemeine Fragen“ zuordnen lassen: In seiner Vortragsnotiz zur „Luftgefährdung der GB-ChemieBetriebe“ vom 21.04.1943 analysierte Oeckl potenzielle, auf die Kriegsführung gerichtete Auswirkungen der durch Luftangriffe geschädigten Chemiebetriebe der I.G. Farben bzw. des Gebechem. Um die „... Wirkung von Massenluftangriffen auf Großchemiewerke mit allen verfügbaren Mitteln einzuschränken ...“ 295 verwies er auf verschiedene Möglichkeiten des aktiven und passiven Luftschutzes, wie z. B. die Beseitigung brennbarer Gebäudeteile, die Verstärkung der Luftabwehr durch „... sofortigen Einbau der Vernebelungseinrichtungen, ständigen Jagdschutz ... Ballonsperren und Verstärkung schwerster Flak zur Abwehr von Hochangriffen.“296 Die von Oeckl erarbeitete Analyse hatte zum damaligen Zeitpunkt grundlegende Bedeutung für die Gewichtung der für die Kriegsführung entscheidenden Chemiebetriebe und die Planung von Abwehrmaßnahmen. Das Dokument wurde sechsfach ausgefertigt. Die erste Kopie, bestimmt für Amtschef Krauch, fand sich nach Kriegsende in den sichergestellten Dokumenten der Alliierten und wurde als Dokument NI - 8594 aufgenommen.297 Ein weiteres Aufgabengebiet Oeckls war die Analyse von Mineralölressourcen. Geheime Zuarbeiten für den Wirtschaftsstab Ost dienten der Vorlage beim Militär und bildeten die Grundlage für weitere Entscheidungen, wie z. B. für die Fortsetzung begonnener Ressourcennutzung in Estland. Eine Vortragsnotiz für den Chef des Wirtschaftsstabes Ost über den Stand bisheriger Auf- und Ausbauarbeiten der Baltischen Öl GmbH und einer weiteren baltischen Mineralölgesellschaft erstellte Oeckl mit der Bitte, „... über die in der
292
Vgl. auch Radandt 1970, 39. Organigramm und Gliederung des Reichsamtes für Wirtschaftsausbau, BArchBln, R 3112, 324, Bl. 1 und 7. 294 BArchBln, R 3112, 324, Bl. 7. 295 Als „geheime Reichssache“ gekennzeichnete Vortragsnotiz zur „Luftgefährdung der GB-Chemie-Betriebe“ vom 21.04.1943, BArchBln, R 3112, 176, Bl. 2. Das Dokument trägt Oeckls persönliche Unterschrift. 296 Vortragsnotiz zur „Luftgefährdung der GB-Chemie-Betriebe“ vom 21.04.1943, BArchBln, R 3112, 176, Bl. 2. 297 Vgl.Vortragsnotiz zur „Luftgefährdung der GB-Chemie-Betriebe“ vom 21.04.1943, BArchBln, R 3112, 176, Bl. 2. Aus dem Verteiler des Exemplars geht die Zuordnung für Prof. Krauch hervor. Zudem ist handschriftlich die Dokumentennummer NI - 8594 vermerkt (vgl. Radandt 1970, 105ff.). 293
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Zusammenfassung angeschnittenen Fragen eine Entscheidung der obersten militärischen Stellen herbeizuführen.“298 Hintergrund waren die „... aufgrund der im Zuge der Frontverkürzung z. Zt. erfolgenden Veränderungen ...“, „... die eine Klärung von oberster militärischer Stelle angezeigt erscheinen lassen, inwieweit die bisherigen Auf- und Ausbauarbeiten ... weitergeführt werden können.“299 Der Ausbau der Baltischen Öl GmbH beschäftigte Oeckl auch in der Folgezeit. In Kurzberichten informierte er den Wirtschaftsstab Ost über die jeweils aktuelle Entwicklung,300 die Ergebnisse flossen in weiterführende Analysen zur Entwicklung der Gesamtmineralölproduktion ein, die Oeckl ebenfalls anfertigte.301 Dem Spektrum „Allgemeine Aufgaben“ zuzuordnen sind von Oeckl erstellte Rundschreiben zu internen Telefonangaben, Fernschreib- und Telegrammanschriften sowie Namen wichtiger Persönlichkeiten des gesamten Zuständigkeitsbereiches des Generalbevollmächtigten.302 Bis Mitte 1944 lässt sich Oeckls Tätigkeit im Berliner Reichsamt nachvollziehen. Anschließend erfolgte – so Oeckls eigene Schilderung – seine Versetzung in das Regierungspräsidium Kattowitz. Im Auftrag des Gebechem war er im Gauhaus für logistische Aufgaben im gesamten oberschlesischen Bereich zuständig und hatte direkten Kontakt zu Krauch in Berlin. In dieser Funktion erlebte er auch das nahende Kriegsende. Nur knapp entkam er den anrückenden sowjetischen Truppen. Ein Telefonat mit Amtsleiter Krauch rettete ihm das Leben. Unter Anwesenheit des Gauleiters erbat Oeckl den Gebechem um die Ausstellung eines Marschbefehls nach Berlin. Krauch sprach diesen zwar nicht aus, aber verwies darauf, sich in dieser Angelegenheit wieder zu melden. Dennoch gelang es Oeckl, dem Gauleiter glaubhaft zu vermitteln, der Marschbefehl sei ausgesprochen worden und erwirkte so die Genehmigung zur Abreise. Zurück in Berlin beauftragte ihn Amtsleiter Krauch mit der Suche eines geeigneten Ausweichquartieres für das Reichsamt. Fündig wurde er im thüringischen Stadtroda, bereitete dort ein geeignetes Gebäude für die Restmannschaft des Amtes vor, die wenige Tage später dort eintraf. Bald darauf erfolgte die Beschlagnahmung des Gebäudes durch die einrückenden US-Truppen. Krauch übertrug Oeckl kurz vor seinem Abrücken die Leitung der Restmannschaft des Amtes. Aufgrund der unmittelbaren Auflösung des Amtes beschränkte sich die Erfüllung dieser Funktion für Oeckl nur noch in der gleichmäßigen Aufteilung der mitgeführten Fluchtgelder und noch vorhandenen Lebensmittel.303
298 Begleitschreiben der als „geheime Kommandosache“ gefertigten Vortragsnotiz Oeckls für den Chef des Wirtschaftsstabes Ost über die „Bedeutung des weiteren Ausbaus der Baltöl ...“ vom 08.10.1943, BArchBln, R 3112, 98. 299 Als „geheime Kommandosache“ gefertigte Vortragsnotiz Oeckls für den Chef des Wirtschaftsstabes Ost über die „Bedeutung des weiteren Ausbaus der Baltöl ... “ vom 08.10.1943, BArchBln, R 3112, 98. 300 Vgl. geheimer Bericht über den derzeitigen Stand Baltöl vom 17.01.1944 (Schreiben an Dr. Schlotterer), BArchBln, R 3112, 43. 301 Als „geheime Reichssache“ gekennzeichnete Zusammenstellung der Mineralölproduktion vom 17.04.1944, BArchBln, R 3112, 64. 302 Vgl. Rundschreiben Oeckls betr. Angaben über Gebechem-Betriebe vom 30.06.1944, BArchBln, R 3112, 324, Bl. 118; Rundschreiben Oeckls an die Herren Beauftragte des Gebechem betr. Beauftragter Den Haag vom 17.06.1944, BArchBln, R 3112, 324, Bl. 122; Rundschreiben Oeckls an die Herren Beauftragte des Gebechem betr. Fernsprechanschluss des Beauftragten im Wehrkreis III, BArchBln, R 3112, 324, Bl. 131. 303 So die eigenen Schilderungen von Albert Oeckl (vgl. Interview (B)).
Abbildung 5: Pressestelle (Mario Passarge) (Oeckl 1936 )
„Baulehrkompanie zur besonderen Verwendung 800“ Brandenburg/Havel (Oeckl nach Einberufung ab Ende 1939 als Sonderführer eingesetzt)
Zentralfinanzabteilung (Zefi) ab 1930 (Max Ilgner)
Reichsamt für Wirtschaftsausbau Carl Krauch als Präsident ab Dezember 1939
Wehrwirtschafts- und Rüstungsstab (Kurt Krüger als I.G.Verbindungsmann ab 1939)
Oberkommando der Wehrmacht
Volkswirtschaftliche Abteilung (Vowi) ab 1929 in der Zentrale bzw. 1934 im Berliner I.G. Büro (Reithinger), u.a. Verarbeitung der beim BdKA eintreffenden Berichte der Verbindungsmänner
Abteilung Ausland /Abwehr (Admiral Wilhelm Canaris)
über verschiedene Referate u.a. Kontakt zu Behörden, Parteistellen, Wirtschaft usw.
Wirtschaftspolitische Abteilung (Wipo) ab 1932 (Heinrich Gattineau)
Zentralausschuß (ZA), Frankfurt/M., ab 1930 (Hermann Schmitz) als Vorstandsausschuß der führenden Vorstandsmitglieder
Max Ilgner (Kurt Krüger als Vertreter 1939-1940)
I.G. Organisation Berlin NW 7
Carl Krauch Generalbevollmächtigter für Sonderfragen der chemischen Erzeugung ab Juli 1939
Reichsluftfahrtministerium
Heereswaffenamt
Gruppe II (Osteuropa, Asien, Australien, Afrika)
Sparte I
Sparte III
Regierungspräsidium Kattowitz (Oberschlesien) (Oeckl ab ca.1943 )
Sparte II
Vermittlungsstelle W ab 1935 (Carl Krauch) zum Informationsaustausch zwischen Wirtschaft und Militär
Büro A (Abwehrbeauftragte, z.B. für Berlin NW 7 von der Heyde
I.G. Verbindungsmänner im Ausland
Obltn. Kirschner (Oeckl ab 1941)
Reichswirtschaftsministerium
Kaufmännisches Büro, Frankfurt/M. ab 1931/1932 (Hermann Schmitz)
Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda (Oeckl 1934/35)
Büro des Kaufmännischen Ausschusses (BdKA)ab 1936/37 (Max Ilgner) als Zentralstelle für Auslandsberichterstattung
Sekretariatsabteilung II
Gruppe I (Westeuropa, Nord-, Mittel- u. Südamerika)
Direktionsabteilung, u.a. Kontakthaltung zu anderen Unternehmen (auch Ausland), interne Aufgaben, u.a. Geschäftsberichte) (Oeckl ab 1938)
Sekretariatsabteilung I
- Vereinigung „Carl Schurz“ ab 1928 (Ilgner)
- Wirtschaftsführerkreis 1933-1934 (Ilgner)
- Werberat der Deutschen Wirtschaft ab 1933 (Gattineau, Mann, v. Schnitzler
98 Leben und berufliche Tätigkeit Albert Oeckls bis 1945
Die Stationen Oeckls im Beziehungsgeflecht der I.G. Farben-Organisation Berlin
4 Oeckls I.G.-Tätigkeit als Basis seiner Nachkriegskarriere Oeckls I.G.-Tätigkeit als Basis seiner Nachkriegskarriere
Albert Oeckl vermied es in Statements zur eigenen Biografie nach 1945 grundsätzlich, konkrete Aussagen über seinen Berufseinstieg bei den I.G. Farben zu geben. In nur knapper Form umreißt er überblicksartig diesen Lebensabschnitt, doch trotz aller Kürze verweist er neben der Ausbildung als qualifizierter Lehrling insbesondere auf die unter Brettner gelernten „Grundbegriffe der PR“. Beispielhaft dazu Oeckl über Oeckl: „Albert Oeckl, der am 01.03.1936 in die I.G. Farbenindustrie Berlin NW 7 eingetreten war, wurde nach knapp zwei Jahren Ausbildung als so genannter qualifizierter Lehrling Anfang 1938 in die Presseabteilung als einer der Sachbearbeiter Inland versetzt und lernte dort unter Hans Brettner die Grundbegriffe der Public Relations, aber auch, alle gefährlichen politischen Ecken zu umschiffen, bis er am 01.09.1939 als Soldat eingezogen wurde“ (Oeckl 1985 a, 12). Oeckl reduziert seine biografischen Details aus der Zeit des Dritten Reiches auf wenige, „unverfängliche“ Stationen – die einerseits für Außenstehende den Erwerb fachlicher Grundkenntnisse und -fähigkeiten nachvollziehbar gestalten, andererseits immer noch genug Raum bilden, eine gewisse Distanz zum Nationalsozialismus erkennen zu lassen. Diese „Gratwanderung“ zwischen dem Nachzeichnen einer kontinuierlichen beruflichen Entwicklung, die in der Vorkriegszeit ihren Anfang nahm und dem Bemühen, den Verdacht einer allzu engen Bindung zum System gar nicht erst aufkommen zu lassen, mögen auch die Ursache für solche Äußerungen Oeckls sein, nach denen „... die Jahre 1933 bis 1945 keine Zeit für Öffentlichkeitsarbeit waren“ (Oeckl 1976, 94). Oeckl selbst gibt mit seinem eigenen, durch fehlende Details und unterschiedliche, gegensätzliche Aussagen verzerrtem Bild genug Raum für Spekulationen. So bleibt sein bereits während der Ausbildungszeit vollzogener Einsatz in der Presseabteilung als Assistent Passarges ebenso unerwähnt wie der Einsatz ab 1938 in der Direktionsabteilung. Oeckl verschwieg ebenso konsequent seinen frühen NSDAP-Beitritt, der – völlig entgegen seiner eigenen Äußerung, nach der er sich „zurückgehalten“ und „nach allen möglichen Drohungen“ (Interview (A)) in den Juristenbund als eher unbedeutende NS-Nebenorganisation eingetreten sei – bereits am 01.05.1933 und damit unmittelbar nach der Machtergreifung Hitlers erfolgte. Um beim „makellosen“ Bild zu bleiben, setzt Oeckl den Zeitpunkt seiner Einberufung an den Kriegsbeginn und beschreibt den Kriegseinsatz als einfacher Nachrichtensoldat im Rang des Feldwebels. Dass die tatsächliche Einberufung erst Ende 1939 erfolgte, Oeckl bis Januar 1941 seine I.G.-Tätigkeit parallel zum Kriegsdienst beim OKW Ausland/Abwehr weitgehend fortführen konnte, bleibt außen vor, wie auch die Arbeit im Reichsamt für Wirtschaftsausbau bis Kriegsende. Das Verschweigen dieser Fakten, insbesondere seines frühen Parteieintritts und seiner, mit der Beförderung zum stellvertretenden Abteilungsleiter im Mai 1939 beginnenden Karriere in der Direktionsabteilung, bietet Kritikern ausreichend Ansätze: Oeckl wird unreflektiert als „... guter Patriot ...“ charakterisiert, der schon nach Studienabschluss „... die für die deutschen Angestellten gewünschte Bewusstseinsstufe bereits erreicht hatte ...“, „...
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Oeckls I.G.-Tätigkeit als Basis seiner Nachkriegskarriere
natürlich unter kriegswirtschaftlichen Prämissen ...“ (Heinelt 1999, 18) denkt, um schlussendlich den „Beweis“ zu führen, „... dass Oeckl Mitwisser der von der I.G. Farben betriebenen Ausbeutungs- und Vernichtungspolitik war“ (Heinelt 1999, 23; vgl. auch Heinelt 2002, 87ff.). Unzutreffende Aussagen und Rückschlüsse, versetzt mit einer gewissen Ironie und Polemik, bieten freilich keine Grundlage für die Suche nach den Wurzeln deutscher Nachkriegs-PR, die Oeckl unumstritten mitgeprägt hat. Gab es im Dritten Reich bzw. in der damaligen I.G. Farben Öffentlichkeitsarbeit, wenn ja, in welcher Form? Welchen Stellenwert hatte diese Tätigkeit für Oeckls spätere Laufbahn? Der Weg zur Beantwortung dieser Fragen führt über die Trennung von Wahrheit und selbst entworfener „Legende“, verbunden mit dem Versuch, anhand objektiver Quellen ein wahrheitsgemäßes Bild zu zeichnen. Legt man nach Günter Bentele die Annahme zugrunde, mit dem Begriff der „Pressearbeit“ eine berufliche Tätigkeit und ein Berufsfeld zu bezeichnen und lässt damit die Existenz des Berufsfeldes auch während des Nationalsozialismus zu, „... gesteht man zu, dass es auch im Dritten Reich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gegeben hat“ (Bentele 1997, 163). Mit der Ausübung des Berufs „Pressearbeit“ verband sich auch unter nationalsozialistischen Bedingungen ein entsprechendes Berufsverständnis, das mit der Machtübernahme der Nazis bestimmten Einflüssen ausgesetzt war. Die Konzernkommunikation der I.G. oblag insbesondere der Presseabteilung unter Mario Passarge sowie dem Berliner I.G. - Chef Max Ilgner. Der auf das Ausland gerichteten Kommunikation widmete sich Max Ilgner weitgehend persönlich, wie im Wirtschaftsführerkreis, als Vorsitzender der Vereinigung Carl Schurz oder mit dem Engagement des amerikanischen PR-Pioniers Ivy Ledbetter Lee. Aufgrund der hohen Sensibilität dieses Bereiches für die Nationalsozialisten kam es hier jedoch stets zu einem unmittelbaren Aufeinandertreffen mit ideologischen Interventionsversuchen, obgleich Ilgner selbst einschätzte, viel getan haben zu können.304 Die weltmarktorientierte Handlungsweise des I.G. Konzerns, die aufgrund der Exportabhängigkeit auch nach der Machtübernahme der Nazis nicht aufgegeben werden konnte, war ein wesentlicher Faktor für die Handlungsweise Ilgners. Ilgners Karrierestreben und Anbiederung an die neuen Machthaber begünstigte allerdings die Überlagerung durch ideologiedominierte Nazipropaganda, drängte die ökonomisch intentionierten Motive in den Hintergrund und trug so zum Scheitern dieser Versuche bei, im Ausland um „Goodwill“ zu werben. Grundlegend und letztlich Ursache für das Scheitern war die „... offenbare Begrenzung des Verantwortungsbewusstseins ...“ (Plumpe 1990, 696), da Ilgner – wie die gesamte I.G. - Führung – sein Handeln auf das wirtschaftliche Subsystem beschränkte und nicht politisch agiert hat. Ideologische Nazi-Einflüsse führten somit nach der Machtübernahme nicht zur Ablösung der wirtschaftlich begründeten, weltmarktorientierten Einstellung, sondern zu deren Überlagerung. Wenngleich die auslandsorientierten Aktivitäten Ilgners so wenig Spielraum hatten und keine nennenswerten Wirkungen erzielten, stellt sich die Frage, ob dies auch für andere Bereiche der Organisationskommunikation zutraf. Legt man die wirtschaftliche Intention kommunikativer Handlungen des Konzerns zugrunde – und dies lässt sich wie gezeigt – aufgrund der weltmarktorientierten und nicht ideologischen Handlungsweise des Konzerns rechtfertigen – so besteht die Möglichkeit, dass in anderen Bereichen wie der Presseabteilung mehr Raum für Eigeninitiativen bestand und nicht sofort der ideologischen 304
Vgl. Abschnitt 3.3.2.1 „Goodwill für die Wirtschaft – Die Interessensvertretung der I.G. Farben“.
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Einflussnahme der Nazis unterlag. Eine Voraussetzung hierfür war, dass Ilgner als Berliner I.G.-Chef und Vorgesetzter Passarges dies überhaupt zuließ und die Presseabteilung – soweit durch ihn beeinflußbar – nicht zum willenlosen Propagandainstrument werden ließ. Die Berichte der Presseabteilung zeigen, dass durch Ilgner selbst initiierte Restriktionen nicht vorkamen.305 Ein wichtiger Faktor für die Umsetzung funktionaler Öffentlichkeitsarbeit war somit erfüllt. Entscheidenden restriktiven Einfluss auf die Arbeit der Presseabteilung nahmen jedoch die politisch begründeten Vorgaben staatlicherseits, ohne jedoch die Arbeit der Presseabteilung in dem Maße zu überlagern, wie dies bei Ilgners Auslandskommunikation der Fall war. Hier war es vor allem das unter demokratischen Bedingungen herausgebildete Berufsverständnis von Passarge und Brettner, das immer wieder den Versuch erkennen ließ, durch Eigeninitiative aktionsfähig zu bleiben. Handlungsbestimmend waren auch für die Presseabteilung die wirtschaftlich begründeten Motive, um auch unter den neuen Bedingungen zum Nutzen des Konzerns agieren zu können. Die rechtzeitige und genaue Kenntnis neuer Gesetze und Bestimmungen war hierfür eine wichtige Voraussetzung – sowohl für die Koordinierung der eigenen Maßnahmen als auch das Verständnis für die Vorgehensweise der Schriftleiter „auf der anderen Seite des Schreibtisches“, die ihrerseits den vorgegebenen Zwängen unterlagen. Das von Brettner in seiner Studie von 1924 erwähnte Prinzip der Gegenseitigkeit „Do ut des“306 verlor dabei nicht etwa seine Gültigkeit, sondern gewann vielmehr an Bedeutung, um im Rahmen der politischen Vorgaben die eigenen Ziele so gut es ging umzusetzen. Die Analyse der Medienresonanz, präventive Kontaktpflege zu den Medien, klare Strukturen der Konzernkommunikation durch Zentralisierung nach außen gehender Informationen, die Zusammenarbeit mit der Werkzeitung und deren Nutzung für die externe Öffentlichkeit sind Beispiele systematischer Pressearbeit. Parallel oblagen der Direktionsabteilung weitere Bereiche der Öffentlichkeitsarbeit. Dazu gehörte die Erstellung des Geschäftsberichtes ebenso wie die Mitwirkung an der Veranstaltungsorganisation (z. B. Kieler Woche), die Betreuung ausländischer Gäste oder die Organisation von Werksbesichtigungen. Zum Zeitpunkt von Oeckls Eintritt in die I.G.-Pressestelle als Assistent Passarges im Jahre 1936 war deren Ausgliederung (1935) als eigenständige Abteilung bereits erfolgt und deren konsequente Erweiterung in vollem Gange.307 Brettner sah Mitte der zwanziger Jahre die öffentliche Meinung lediglich in der Presse „als äußere Erscheinungsform“ (Brettner 1924, 30) repräsentiert und verwies auf den „Pressechef“ mit der entsprechenden Leistungsrolle als Experten für das Medium und damit für die öffentliche Meinung. Dass die reine Pressearbeit für eine gezielte Interaktion mit den relevanten Teilöffentlichkeiten und die Beeinflussung von deren Meinung allerdings bald nicht mehr ausreichte, zeigt die Bildung des handelspolitischen Referats als Angliederung der Pressestelle. Als auch diese Erweiterung an ihre Grenzen stieß, setzte sich mit der Bildung der Wirtschaftspolitischen Abteilung und folgenden Ausgliederung der Presseabteilung die funktionale Differenzierung fort. 305
Vgl. Abschnitt 3.3.4 „Die Arbeit in der Pressestelle“. Vgl. Abschnitt 3.3.2.2 „Die Pressestelle als Vorläufer der Wirtschaftspolitischen Abteilung“. Zwischen 1935 - 1939 erfuhr die Presseabteilung beispielsweise einen Zuwachs von 2 Abteilungsleitern, 7 Schreibkräften, 3 Referenten, 2 Archivaren, 2 Korrespondenten und 2 Büroboten. Dies ergibt die Auswertung der Personalunterlagen unter Berücksichtigung der jeweiligen Eintrittsdaten der Mitarbeiter (vgl. BArchBln, R 8128, A 200 / 25, Bl. 297ff.; vgl. auch Abschnitt 3.3.2.2 „Die Pressestelle als Vorläufer der Wirtschaftspolitischen Abteilung“. 306 307
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Bezogen auf den Zeitraum von Oeckls Mitarbeit (1936-1938) lässt sich insbesondere in der Pressestelle eine klare Orientierung am wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens erkennen. Es gab eine adaptierte Form der Öffentlichkeitsarbeit, die sich in der I.G. nicht nur auf die in der Presseabteilung vollzogenen Pressearbeit beschränkte. Die mit Oeckls Aufstieg zum stellvertretenden Abteilungsleiter verbundene Einbindung in weitgehend geheime, nicht öffentliche Kommunikation ist als authentischer Teil seiner beruflichen Entwicklung nicht zu leugnen. Dies betrifft ebenso die Tätigkeit beim OKW Ausland / Abwehr und im Reichsamt für Wirtschaftsausbau. Die Bedeutung der erworbenen fachlichen Grundlagen auf dem Gebiet der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit schmälert dies jedoch nicht. Für Oeckl bestanden damit gute Voraussetzungen, als Mitarbeiter in der Presse- bzw. Direktionsabteilung auch unter den Bedingungen des Dritten Reiches tatsächlich „die Grundbegriffe der PR“ gelernt zu haben, und zwar – so zeigt die Quelleneinsicht – ohne sich selbst trotz Parteimitgliedschaft durch einen überdurchschnittlich parteipolitisch gefärbten Aktionismus in den Mittelpunkt zu rücken.308 Das zentrale Motiv seines Engagements und eigener Initiativen im Rahmen Oeckls unterschiedlicher Tätigkeiten vor 1945 lässt sich grundsätzlich als Pflichterfüllung im Sinne eines ausgeprägten Karrierebewusstseins charakterisieren. Oeckls Motiv für das Pflegen „weißer Flecken“ seiner Biografie liegt wohl vor allem in dem Bemühen, als eine der Leitfiguren deutscher (Nachkriegs-) PR seinen eigenen Lebensweg möglichst ideal nachzuzeichnen. Weder das Verschweigen besonders verwerflicher Handlungen während des Dritten Reiches ist nach der gegenwärtigen Aktenlage eine wahrscheinliche Ursache (da sich für solche Handlungen Oeckls zumindest nach den Inhalten des heute einsehbaren Archivbestandes keine Hinweise finden), noch im denkbaren „Selbstvorwurf“, keinen Widerstand geleistet und sich möglicherweise zu schnell und kritiklos mit dem Nazi-Regime arrangiert zu haben – immerhin vermied es Oeckl nach 1945 konsequent, politische Einstellungen nach außen auch durch eine ordentliche Parteimitgliedschaft zu dokumentieren (wenngleich Oeckl aus seiner konservativen Grundhaltung nie einen Hehl machte, was besonders in Äußerungen zur Studentenbewegung Ende der sechziger Jahre deutlich wurde.309 Während seiner I.G.-Tätigkeit hatte Oeckl nicht die Position, die eine Verantwortungszuweisung für Handlungen, die durch das Verhältnis des Konzerns zum NS-Staat beeinflusst waren, rechtfertigen würde. Dies träfe auf höhere Instanzen zu, wie z. B. die Berliner I.G.-Führung in Person von Max Ilgner. Und selbst hier stellt sich die Frage der konkreten Verantwortung, da diese an die Teilhabe von Entscheidungen der politischen Führung oder realistische Handlungsalternativen geknüpft ist – und das ist für die gesamte I.G.-Führung einschließlich Carl Krauch nicht nachzuweisen. Handlungsbestimmend war hier die aus den Unternehmenszielen abgeleitete, wirtschaftliche Zweckrationalität (vgl. Plumpe 1990, 740f.), die – von der I.G.-Führung vorgegeben – die Arbeit sämtlicher Bereiche und damit auch Oeckls Tätigkeit bestimmte.
308
Für die Schlussfolgerung, dass Oeckl keine aktiven Funktionen in der NSDAP ausübte, spricht insbesondere die Einstufung Oeckls durch die Bamberger Spruchkammer von 1947 als „Mitläufer der Gruppe IV“ (Vgl. Abschnitt 5 „Verlorene Jahre: 1945 - 1949“). Im übrigen finden sich auch in den I.G.-Akten des Bundesarchivs keine Hinweise, die für eine aktive Betätigung Oeckls als Parteimitglied sprächen. 309 Vgl. Abschnitt 10.2.4 „Die 68iger Bewegung und das Ende von Oeckls Lehrtätigkeit in Heidelberg“.
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Selbst wenn also auf untergeordneten Ebenen aus politischen Gründen gegen Konzernentscheidungen interveniert worden wäre, hätte dies deshalb auf Konzernhandlungen keinen nennenswerten Einfluss haben können. Die Verlagerung in die Illegalität wäre Konsequenz und logische Folge. Voraussetzung wäre hierfür allerdings eine klar gegen das Regime gerichtete politische Überzeugung gewesen, die bei Oeckl mit Blick auf familiäre Herkunft und seinem Streben nach beruflicher Karriere – in dem auch das Motiv seiner NSDAP-Mitgliedschaft zu sehen ist – keineswegs vorhanden war. Die ihm übertragenen Aufgaben gründeten auf den ökonomischen Zielsetzungen des Unternehmens, Motive für deren Umsetzung waren für Oeckl Pflichtbewusstsein und fachliche Zuverlässigkeit, verbunden mit dem persönlichen Ziel der beruflichen Weiterentwicklung. Nach dem Zusammenbruch des Nazi-Regimes verfügte der 35jährige Oeckl insbesondere auf kommunikativem Gebiet über ein breites Erfahrungsspektrum, ausgestattet mit den notwendigen Grundlagen für eine erfolgreiche Karriere in der neuen Gesellschaftsordnung.
5 Verlorene Jahre: 1945-1949
Bereits 1944 hatten die Alliierten Großbritannien, UdSSR und USA im Londoner Abkommen beschlossen, Deutschland nach der Befreiung in seinen Grenzen von 1937 in drei Zonen unter jeweils einer Besatzungsmacht und ein besonderes Berliner Gebiet aufzuteilen. Nach der Einbeziehung Frankreichs auf der Konferenz von Jalta 1945 erhöhte sich die Zahl der Zonen auf vier.310 Um dem Zugriff durch die Rote Armee zu entgehen, flüchtete Oeckl aus Stadtroda / Thüringen in der sowjetischen Besatzungszone nach Bamberg, das zur amerikanischen Besatzungszone gehörte. Hier verbrachte Oeckl im Haus seiner Eltern die Nachkriegsjahre bis 1949.311 Nach eigenen Angaben war Oeckl während der Jahre 1945-1949 als „freier Wirtschaftsberater“ (vgl. Flieger 1994, 23) tätig. Aufgrund seiner – noch dazu sehr zeitigen – NSDAP-Mitgliedschaft ist jedoch davon auszugehen, dass es insbesondere die in der amerikanischen Besatzungszone praktizierte Entnazifizierung war, die zu einem mehrjährigen Berufsverbot Oeckls für die Ausübung qualifizierter Tätigkeiten führte. Die Amerikaner handhabten unmittelbar nach der Besatzung die Maßnahmen zur Entnazifizierung besonders streng. Die ständige Verschärfung ihrer Entnazifizierungsdirektiven führte schließlich dazu, dass jeder, der vor 1937 der NSDAP beigetreten war, entlassen wurde (vgl. Henke/ 310
Die sowjetische Besatzungszone umfaßte Mecklenburg mit Vorpommern, den Provinzen Halle-Merseburg, Teilen von Braunschweig und dem Land Anhalt, Sachsen mit Teilen Niederschlesiens, Thüringen und Brandenburg (den späteren Ländern Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen und Brandenburg). Die amerikanische Besatzungszone bestand aus den Provinzen Kurhessen und Nassau, dem Volksstaat Hessen, Bayern, Nordbaden und Nordwürttemberg (den späteren Ländern Hessen, Bayern, und Baden-Württemberg) zusammen (vgl. Hilgemann 1984, 159). 311 In seinen persönlichen Erinnerungen schilderte Oeckl seine Flucht aus Stadtroda nach Bamberg folgendermaßen: „Ich sagte zu meiner Frau, wir fahren heute noch als letzte, das ich auch dem Prof. Krauch noch Meldung erstatten kann, alles bis zum letzten Moment betreut und gesteuert zu haben ... Ich hatte in der Nacht noch Radio gehört und um Mitternacht kam die Meldung, dass die Alliierten eine Aufteilung zwischen amerikanischer, britischer, französischer – und russischer Zone bis an die Südgrenze von Thürungen! – vornehmen. Wir sind mit unseren Fahrrädern praktisch um unser Leben gefahren ... und dann bin ich noch auf halber Strecke – ich wurde auch schon müde – auf einen Stein gefahren und gestürzt. Da fuhr ein Ami-Militärwagen vorbei, da saßen drei Amis in Uniform drin, die haben gehalten. Und einer ist hergekommen und hat mich gefragt: „Haben Sie etwas?“ Ich bestätigte dies, das habe ich denen in Englisch sagen können. Und wie sie das gehört haben , da reagierten sie sofort positiv drauf und dann sagte er `Ja, ich besorge Pflaster` (das Knie war ziemlich lädiert). Dann haben die mich noch auf das Fahrrad gesetzt und wir sind dann bis gegen Mitternacht gefahren, als nicht gewohnte Radfahrer. Das Hinterteil war völlig blutunterlaufen, aufgerissen die Haut. Wir waren in einem Sauzustand, körperlich, aber auch mentalitätsmäßig. Ich habe mir gesagt: „Wir müssen über die Grenze, wir müssen noch soviel Kilometer fahren und bei Hof, das ist die bayerische Nordostecke, irgendwo über die Grenze kommen! Wenn wir nur drüben sind, dann legen wir uns irgendwo auf den Boden, irgendwo werden wir reinkommen, aber wir müssen ...` Und wir sind durchgekommen! Kurz vor zwölf sind wir dann mit eisernem Willen aber völlig fertig in Bayern gewesen – jetzt waren wir gerettet! Wir sind dann am frühen Nachmittag in Bamberg angekommen. Und dann bin ich die Treppe hoch in den ersten Stock, da machte meine Mutter auf, hat einen Schrei ausgestoßen und fing an zu weinen. Da sage ich, wir seien vor den einrückenden Russen geflohen und nun sind wir da und wir bitten um Quartier ... Mein Vater war damals Direktor der Bayerischen Staatsbank in Bamberg hat den ganzen ersten Stock des Bankhauses gehabt, da gab es Raum genug ...“ (vgl. Interview (B)).
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Woller 1991, 35). Sämtliche dieser Parteimitglieder galten formal mindestens als „Belastete“ und durften – bis zur Entscheidung eines Spruchkammerverfahrens – nicht „in anderer Weise als in gewöhnlicher Arbeit“ tätig sein (Henke / Woller 1991, 39). Dies traf auch Oeckl: „Ich habe lange Zeit mit so einem alten Lieferwagen ... bei einer Küchen- und Haushaltsgroßhandlung die Töpfe, Teller, Bestecke, Flaschen und alles, was es für den Haushalt gab, aufgeladen und ausgefahren. Dann war ich Lagerarbeiter. 36 Reichsmark pro Woche habe dafür bei der Amtskasse abgeholt. Einmal monatlich musste ich mich beim Arbeitsamt Bamberg melden. Ich war ganz tief gesunken und beinahe verlorenen ...“ (Interview (B)). Die Regelungen in der amerikanischen Besatzungszone – im Frühjahr 1946 waren bereits über 330.000 Entlassungen verfügt – führten zu einem starken Rückgang des qualifizierten Personals in Wirtschaft und Verwaltung. Nach der Entnazifizierung der Verwaltungsstellen wurden nunmehr die deutschen Behörden mit dem Vollzug der Direktiven beauftragt. Am 05.03.1946 erließ der Länderrat in Stuttgart das Gesetz zur Befreiung vom Nationalsozialismus und Militarismus, Minister für „politische Befreiung“ wurden ernannt. Danach hatte jeder Deutsche über 18 Jahren einen Meldebogen auszufüllen, der von Spruchkammern in Stadt- und Landkreisen in jedem Einzelfall geprüft wurde. In der amerikanischen Besatzungszone umfasste ein solcher Bogen mehr als einhundert Fragen, die u. a. Auskunft über sämtliche Mitgliedschaften seit 1923, Dienstverhältnisse seit 1930, Auslandsreisen und Einkommensverhältnisse seit 1933 offen legten. Je nach Fall wurden unterschiedliche Strafen ausgesprochen, etwa Arbeitslager, Vermögenseinzug, Verlust von Pensionsansprüchen, Wohnungs- und Aufenthaltsbeschränkungen oder Berufsverbote. Das Gesetz unterschied fünf Kategorien von Betroffenen: Hauptschuldige, Belastete (Aktivisten, Militaristen, Nutznießer), Minderbelastete (die vor ihrer endgültigen Einstufung eine zwei- bis dreijährige Bewährungsfrist auf sich nehmen mussten), Mitläufer und Entlastete (vgl. Lilge 1967, 24). Oeckl wurde durch die Spruchkammer II Bamberg-Stadt am 18.04.1947 als „Mitläufer“ eingestuft312 und hatte mit dieser politischen Qualifizierung künftig kaum nachteilige Folgen zu befürchten.313 Dennoch war es Oeckl erst nach Gründung der Bundesrepublik möglich, den Wiedereinstieg in das berufliche Leben zu vollziehen.
312 „´NSDAP Beitritt Mai 1933, PG Nr. 1 725 219´, mit dem Hinweis: ´Amt oder Rang in der Partei hat der Betroffene nicht bekleidet´ – Spruch der Spruchkammer II Bamberg –Stadt vom 18.04.1947, eingestuft als Mitläufer in die Gruppe IV“ (Lebenslauf Dr. Albert Oeckl als Anlage 1 zum Brief Oeckls an Wildenmann vom 21.01.1968. (aus persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.))). 313 „Mitläufer“ war die häufigste Einstufung durch die Spruchkammern, die durch das Vorziehen der Bagatellfälle Hunderttausenden wieder den Einstieg in den Beruf ermöglichen wollten. Durch die ungeheure Vielzahl der Verfahren kam es jedoch fast zum „bürokratischen“ Kollaps, dem nur noch mit „dubiosen“ Massenamnestierungen beizukommen war. „Hauptgewinner dieses Papierkrieges waren die vergleichsweise dünn gesäten schweren Kaliber, die sich zumeist relativ spät, 1948, vor den Kammern zu verantworten hatten ... Als Ergebnis ... fanden sich am Ende Zehntausende wirklich Kompromittierter mit einer kleinen Geldstrafe in derselben mehr oder minder folgenlosen ´Mitläufer´-Kategorie wie die Millionen tatsächlicher Mitläufer des Nationalsozialismus , die niemals Gegenstand einer politischen Säuberung hätten werden dürfen ...“ (Henke / Woller 1991, 41).
6 Oeckls beruflicher Neubeginn Oeckls beruflicher Neubeginn
Nach dem Scheitern der Londoner Außenministerkonferenz an der Reparationsregelung, der Forderung Marshalls nach einer Revision der Oder-Neiße-Grenze zugunsten Deutschlands und dem Beharren Molotows auf einer deutschen Einheitsstaatenlösung, strebten die westlichen Besatzungsmächte die Einbindung der von ihnen besetzten Teile Deutschlands in eine Westunion an. Auf der Londoner Sechsmächtekonferenz 1948 einigten sich die USA, Großbritannien, Frankreich und die Beneluxstaaten auf eine gemeinsame Deutschlandpolitik, die Beteiligung der drei Westzonen am europäischen Wiederaufbauprogramm, eine internationale Kontrolle des Ruhrgebietes sowie die Errichtung eines westdeutschen föderativen Staates. Ab Juni 1948 begann mit der Währungsreform in Verbindung den Finanzmitteln des Marshallplans und den Grundzügen der sozialen Markwirtschaft in den drei Westzonen der wirtschaftlichen Wiederaufstieg. Die Sowjetunion reagierte hierauf mit dem Auszug aus der Alliierten-Kommandantur, einer eigenen Währungsreform in ihrer Besatzungszone und der Blockade zwischen Berlin (West) und Westdeutschland, die erst im Mai 1949 wieder aufgehoben wurde (vgl. Hilgemann 1984, 160). Durch die Frankfurter Dokumente, welche im Juli 1948 von den Militärgouverneuren der westlichen Besatzungszonen an die Ministerpräsidenten übergeben wurden, erfolgte die Aufforderung, eine Versammlung zur Ausarbeitung einer demokratischen, föderativen Verfassung einzuberufen, die bestehenden Ländergrenzen zu überprüfen und die Richtlinien für ein Besatzungsstatut zur Kenntnis zu nehmen. Allerdings entschlossen sich die Länderchefs unter dem Eindruck der Berliner Blockade und den Argumenten des Berliner Bürgermeisters, Ernst Reuter, statt einer Verfassung, ein „Provisorium“, das Grundgesetz, auszuarbeiten. Auf dem vorbereitenden Verfassungskonvent im August 1948 wurde der Entwurf eines Grundgesetzes vorgelegt. Am 01.09.1948 trat in Bonn der Parlamentarische Rat zusammen und verabschiedete am 08.05.1949 das Grundgesetz. Nach der Ratifizierung durch die Länderparlamente trat das Grundgesetz am 23.05.1949 in Kraft. Am 14.08.1949 erfolgten die Wahlen zum ersten Deutschen Bundestag. Im September 1949 wählte die Bundesversammlung Theodor Heuss zum ersten Bundespräsidenten und Konrad Adenauer zum ersten Bundeskanzler (vgl. Hilgemann 1984, 160). Kurz nach Bildung des ersten Deutschen Bundestages traf Oeckl im Herbst 1949 in Bonn auf den frisch gewählten CDU-Bundestagsabgeordneten Dr. Rudolf Vogel314, den 314 Dr. Vogel vertrat den württembergischen Wahlkreis Aalen im Parlament und war mit 52,9 Prozent Stimmen in den ersten deutschen Bundestag eingezogen. Vogel wurde Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films, Bundesfilmbeauftragter und Vorsitzender des Abwicklungsausschusses für das gesamte ehemalige Filmvermögen des Dritten Reiches und Mitglied des Haushaltsausschusses. Im oberschlesischen Beuthen geboren, promovierte Vogel 1931 berufsbegleitend an der Universität Leipzig mit einer Dissertation über die „Deutsche Presse und Propaganda des Abstimmungskampfes in Oberschlesien zum Dr. phil.. Schon während der Promotion arbeitete er als Redakteur der „Oberschlesischen Volksstimme“ des Zentrums, die Vogel 1932 als ihren Vertreter nach Berlin schickte. Nach der Machtergreifung Hitlers, im Oktober 1933, wurde Vogel Berliner Schriftleiter des „Verbands oberschwäbischer Zeitungsverleger nach System Walchner G.m.b.H (Verbo). In dieser Eigenschaft lernte er auch Oeckl kennen und trat mit zahlreichen, pro-nazistischen Verbo-Beiträgen an
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Oeckl nach eigenen Aussagen aus seiner Berliner Zeit bei der I.G. Farben kannte (vgl. Interview (A)).315 Vogel – dem nach Gründung der Bundesrepublik eine fast nahtlose Fortsetzung seiner Karriere aus dem Dritten Reich glückte – bot Oeckl nach dessen eigener Aussage die Stelle eines Assistenten an, die er dankend annahm. „Dr. Vogel hatte eine angesehene Position ... und eine große Entscheidungsfreiheit, es ging um hohe Beträge – er war also ein gesuchter Mann. Und in seinem Abgeordnetenzimmer, da saß jetzt der Assistent Oeckl. Und es kamen wer weiß was für Leute, das waren damals schon die ersten Lobbyisten. Ich habe zweierlei gelernt: Erstens bekam ich Kontakt zu sehr viel einflussreichen Menschen, zweitens habe ich den Aufbau der Bundesrepublik von Beginn an miterlebt, denn das ganze Bundestagsmaterial kam ja zu mir. Und Dr. Vogel war glücklich, dass ich die Arbeit machte ... Der hat gesagt, wenn ich dann in den Pausen komme, legen Sie mir das gleich vor und unterbreiten mir Vorschläge. Da habe ich sehr viel gelernt“ (Interview (A)). Bereits in den ersten Monaten seiner Assistententätigkeit begann Oeckl die Arbeit an der Erstausgabe vom „Taschenbuch des öffentlichen Lebens“. Nach Oeckls eigener Darstellung entstand die Idee aus der Situation heraus, in gegenseitiger Abstimmung mit Dr. Vogel.316 Gänzlich neu war der Gedanke einer Adresssammlung allerdings nicht, da Oeckl die Öffentlichkeit, wie z.B. im Verbo-Blatt Nr. 206 vom 05.09.1938 (abgedr. in: Der Spiegel vom 12.08.1953, 7ff.) zum nationalsozialistischen Parteitag in Nürnberg: „Die Tage von Nürnberg sind die stolze Repräsentation dessen, was die Bewegung aus Deutschland gemacht hat, Tage der Schöpfung neuen Schwunges und neuer Begeisterung ...“ Vogel widmete sich auch bereits im Dritten Reich seinem späteren Ressort, dem Filmwesen – allerdings unter gänzlich anderem Vorzeichen. Zur Biennale in Venedig schrieb Vogel in Verbo Nr. 204 am 2.9.1938 (abgedr. in: Der Spiegel vom 12.08.1953, 7ff.): „Wenn trotzdem der deutsche Großfilm einen so durchschlagenden Erfolg erzielte ... so ist das der ... hingebungsvollen Arbeit zu verdanken, die von allen Beteiligten geleistet wird. Es ist bekannt, dass vor allem auch Reichsminister Dr. Goebbels gerade dem deutschen Film seine besondere Aufmerksamkeit und seine Energie zugewandt hat.“ Obgleich neun Jahre später selbst Parlamentarier, konnte Vogel dem demokratischen Parlamentarismus noch 1940 nichts Positives abgewinnen: „Es ist im Parlamentarismus so üblich, dass Börsenschieber und Abgeordnete als Ministerpräsidenten das Land ins Verderben reiten dürfen, um dann mir nichts dir nichts mit Hilfe eines Flugzeugs sich über den Ozean nach USA in Sicherheit bringen.“ (Verbo, 18.06.1940, abgedr. in: Der Spiegel vom 12.08.1953, 7ff.)). Nach dem Wehrdienst als Kriegsberichterstatter wurde Vogel noch 1945 Arbeitseinsatzleiter beim Landesarbeitsamt Stuttgart. Über das deutsche Büro für Friedensfragen kam er in den Frankfurter Wirtschaftsrat, wurde zweiter CDU-Vorsitzender von NordWürttemberg, von wo ihm am 14.08.1949 der Sprung in das Bundesparlament gelang (vgl. Der Spiegel vom 12.08.1953, 7ff.). 315 „Vogel war früher öfter bei uns eingeladen, als es uns noch besser ging“, erinnerte sich Oeckl im Rahmen eines Interviews mit Günter Bentele (Interview (A)). 316 „Eines Morgens habe ich Dr. Vogel beim Frühstück gesagt, dass ich verschiedene Sachen feststellen müsse, die mir große Schwierigkeiten bereiten. Nirgends bekam ich die Adressen und Telefonnummern. Ich hatte mir einen Notizkalender angelegt und sammelte die Adressen ab sofort. Dr. Vogel sagte, dass er so etwas auch habe. Und dann holte er sein Notizbuch und wir verglichen unsere miteinander; er hatte ein viel größeres als ich. Und da sagte ich, dass man auch anderen Leuten damit helfen könnte, denn wenn ich im Bundeshaus gefragt hatte, sagten die, dass sie auch nichts hätten. Das müßte man doch irgend etwas machen können. Man könnte doch alle möglichen Adressen zusammentragen und ein kleines Buch draus machen. ´Ich stelle Ihnen meinen Kalender zur Verfügung´, sagte Vogel, mit der Maßgabe, dass die erste Ausgabe unter den Namen Oeckl / Vogel erscheint. Mein Name durfte alphabetisch der erste sein, aber Vogel kommt mit drauf. Dann fing die Arbeit dazu sehr konzentriert an. Das Bundeshaus war dafür sehr gut geeignet, weil ich damals als Assistent noch in die Bundestagsverwaltung ging. Ich kannte da eine Menge Leute und die haben mir alle möglichen Listen gegeben. So ist das Taschenbuch entstanden. Im August 1950 ist es erstmals erschienen, das Vorwort hatte ich allein geschrieben und unterschrieben, Auflagenhöhe: 3000-4000. Es hat sich erstaunlich schnell durchgesetzt, vielleicht war auch sein Name zumindest nicht schädlich dabei und die Leute waren froh, dass sie so etwas hatten. Damals war das auch ganz billig. Ja und dann hat es sich bis heute fortgesetzt. Die Auflagehöhe ist für ein Nachschlagewerk dieser Art heute eine der höchsten in Deutschland. Der erste Großkunde war das Auswärtige Amt, das die Botschaften und Generalkonsulate in der ganzen Welt damit versorgte. Die wollten es immer wieder haben und so ist ab der zweiten Auflage
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bereits als stellvertretender Leiter der Direktionsabteilung in der Berliner I.G.-Zentrale für die Erstellung und Pflege einer umfassenden Personenkartei für seinen damaligen Vorgesetzten, Max Ilgner, verantwortlich zeichnete. Aber auch für die eigene Kontaktpflege Oeckls als leitender Angestellter des I.G.-Farbenkonzerns war das Vorhandensein und die ständige Aktualisierung entsprechender Adresssammlungen ein wichtiges Instrument.317 Insofern war nicht das Bewusstsein um die Bedeutung einer solchen Kartei neu, sondern vielmehr die Idee, eine entsprechende Sammlung zu publizieren und mit dem „Taschenbuch des öffentlichen Lebens“ auch anderen Berufskollegen ein nützliches Instrument für Kontaktaufbau und –pflege zu offerieren. Bereits ein halbes Jahr nach Aufnahme seiner Assistententätigkeit wechselte Oeckl zum 01.04.1950 in den Deutschen Industrie- und Handelstag (DIHT).318 Bereits Ende 1950 hat der DIHT unter Oeckls Leitung eine Pressestelle eingerichtet und gleichzeitig einen Presseausschuss geschaffen, „um den Aufgaben der modernen Meinungspflege auf dem Wirtschaftssektor gerecht zu werden“ (Oeckl 1959, 463). Auf Oeckls Vorschlag hin wurde diese Pressestelle im Sommer 1952 in „Abteilung Öffentlichkeitsarbeit“ und der Presseausschuss in „Ausschuss für Öffentlichkeitsarbeit“ umbenannt. Im Tätigkeitsbericht des DIHT 1952/53 wurde dies dokumentiert: „Die öffentliche Meinung ist – unabhängig davon, ob man sie pflegt oder nicht – vorhanden; vergisst man sie zu pflegen, so besteht die Gefahr ihrer Verzerrung. Diese Erkenntnis hat sich in den letzten Jahren in den Unternehmerkreisen mehr und mehr durchgesetzt, wenn auch manche Befangenheit eine volle Entwicklung noch nicht ermöglicht hat. Eine Institution wie der DIHT, dessen Tätigkeit stark in die Öffentlichkeit ausstrahlt, hat in der heutigen Zeit geradezu die Verpflichtung, moderne Meinungspflege zu betreiben. Da diese sich nicht allein in den Beziehungen zur Presse erschöpfen kann, sondern auch Rundfunk, Fernsehen und Film einbeziehen muss, hat der Deutsche Industrie- und Handelstag Presseausschuss und Pressestelle diesen Notwendigkeiten angepasst und in Ausschuss für Öffentlichkeitsarbeit und Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit weiter entwickelt“ (Oeckl 1959, 463). Trotz dieser offiziellen Erfolge für die Etablierung der Öffentlichkeitsarbeit beim DIHT hatte es Oeckl nicht leicht, außerhalb der Geschäftsführung Verständnis für die Bedeutung seines Tätgkeitsbereiches zu finden – und zwar sowohl in der eigenen Organisation, als auch im gesellschaftlichen Leben, wo der tatsächliche Inhalt des Begriffes „Öffentjeweils ein Sammelauftrag des Auswärtigen Amtes hinzugekommen. Das war natürlich eine sehr angenehme Basis. Dann rückten die anderen Ministerien nach. Heute ist es nach wie vor in allen großen Dienststellen. Wir haben es auch in die Nationalfarben eingebunden, so fällt es auch gleich ins Gesicht.“ (Vgl. Interview (A)). 317 Vgl. Abschnitt 3.3.5.2 „Oeckl stellvertretener Abteilungsleiter“. 318 Über das Zustandekommen des Kontaktes zum DIHT können aufgrund der Quellensituation bzw. verwehrten Akteneinsicht (vgl. Abschnitt 2.3 „Erläuterungen zur Quellensituation“) nur Oeckls eigene Schilderungen herangezogen werden: „Eines Tages kam der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT), Dr. Paul Bayer, und wollte den Dr. Vogel sprechen, um für den wiedergegründeten DIHT einen Etat in möglichst großer Höhe sicherzustellen. Und bei dieser Gelegenheit kamen wir in´s Gespräch und er sagte: ´... wir müssen eine Presseabteilung aufmachen. Wir bauen wieder genau 81 Industrie- und Handelskammern auf und 5 Auslandshandelskammern auf. Und wir haben in den letzten Wochen und Monaten festgestellt, dass der DIHT als Spitzenorganisation der Wirtschaft fast überall unbekannt ist ... im Dritten Reich gab es das nicht.´ Die Nazis hatten den DIHT und die Industrie- und Handelskammern aufgelöst und so war alles unbekannt. Die wollten wieder – das waren die alten Leute – die wollten das wieder auf Biegen und Brechen aufbauen, haben sich auch durchgesetzt und sind heute einer der drei Spitzenverbände der Wirtschaft. Und dann hat mich der Dr. Bayer ausgefragt, wo ich herkomme, was ich für eine Vorbildung hatte usw. . Ich sagte, dass ich in der Presseabteilung der I.G. Farbenindustrie war. Dann sagte er, dies sei genau, was sie suchten. Und dann sagte Bayer, ich solle doch in den nächsten Tagen beim DIHT vorbeikommen, dann könnten wir dies – gemeinsam mit Dr. Frenzel, dem Hauptgeschäftsführer, genauer besprechen“ (Interview (B)).
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lichkeitsarbeit“ und dessen Abgrenzung zu anderen Kommunikationsformen nur selten geläufig war. Oeckl schien dies auf Dauer müßig, sodass er bald Überlegungen anstellte, ob ihm die Stelle des Abteilungsleiters Öffentlichkeitsarbeit beim DIHT überhaupt eine zufrieden stellende Perspektive bieten würde. Die Zeit bis zum Erreichen des Pensionsalters – Oeckl vollendete 1954 sein 45. Lebensjahr – war immerhin schon recht überschaubar und für Oeckl Anlass, über eine entsprechende Altersvorsorgung nachzudenken. Im Rahmen einer Unterredung mit dem Hauptgeschäftsführer, Dr. Frenzel, über die Aufnahme in die Versorgungskasse des DIHT, stellte Frenzel Oeckl die Frage, ob er denn überhaupt die Absicht habe, auf Dauer beim DIHT zu bleiben, da nur für Dauerkräfte eine derartige Versorgungszusage in Frage komme. Oeckl signalisierte daraufhin seine grundsätzliche Bereitschaft, „... sich mit dem DIHT zu verbünden, allerdings nicht in der Stellung des Abteilungsleiters für Öffentlichkeitsarbeit. Dies sei bei der allgemeinen Verachtung, die Presse- und Rundfunkleute im DIHT und anderswo genossen, kaum zumutbar. Außerdem sei es auf die Dauer gesehen schwer zumutbar, dienstlich und damit auch weitgehend persönlich nur mit Menschen dieser Kategorie zu verkehren ...“319 Frenzel, der Oeckl zu dieser Meinung zustimmte, bot ihm die Aussicht auf den Posten des Hauptgeschäftsführers der Deutschen Gruppe der Internationalen Handelskammer, was sich – nach Unterredung mit dem DIHT-Präsidenten Beyer 320 – allerdings nicht realisieren ließ, da Oeckl entgegen dieser Pläne bis zu seinem Ausscheiden 1959 Abteilungsleiter Öffentlichkeitsarbeit blieb. Oeckl geriet außerdem in die Kritik, die zwischen den Spitzenverbänden der Deutschen Wirtschaft (Deutscher Industrie- und Handelstag DIHT, Bundesverband der Deutschen Industrie BDI und Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverände BDA) bestehenden Kompetenzabgrenzungen zu umgehen. So äußerte der BDIHauptgeschäftsführer, Dr. Beutler, gegenüber seinem DIHT-Kollegen, Dr. Frentzel, „... einige Bedenken, ob nicht einige Aktionen Ihres Hauses, für die verantwortlich Herr Dr. Oeckl zeichnet, geeignet sind, diese ideale Ruhe zu stören.“321 Oeckl hatte sich beispielsweise bei der Aufstellung von Fernsehprogrammen auch der industriellen Objekte angenommen, hatte weiterhin die Idee für ein Hörspiel zur Steinkohlenzeche Kamp Lintfort und widmete sich der Spielwarenindustrie. „Von einem Eifer beseelt, für den man ihn nur loben kann“ 322, formulierte der BDI-Geschäftsführer mit zynischem Ton, übe Oeckl seine Tätigkeit aus, die stark in die Arbeit des BDI hineingehe. Gleiches gelte für Informationen, die Oeckl über die NATO veröffentlichte, obwohl „... alle mit dem Komplex der Verteidigung zusammenhängenden Fragen durch eine Vereinbarung der Spitzenverbände dem Bundesverband der Deutschen Industrie übertragen worden ist.“323
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Aktennotiz zur Besprechung mit Dr. Frenzel am 23.11.1954 (aus persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). Vgl. Aktennotiz zur Besprechung mit Dr. Frenzel am 23.11.1954 (aus persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 321 Schreiben Dr. Beutlers an Dr. Frentzel vom 22.11.1954, 1 (aus persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 322 Schreiben Dr. Beutlers an Dr. Frentzel vom 22.11.1954, 1 (aus persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 323 Schreiben Dr. Beutlers an Dr. Frentzel vom 22.11.1954, 2 (aus persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 320
7 Von Ludwigshafen in die Welt – Öffentlichkeitsarbeit für die BASF
7.1 Der Aufbau der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit 7.1.1 Grundlegende Bereiche und Aufgaben Als Oeckl 1959 in die BASF eintrat, oblag die Umsetzung von Aufgaben der internen und externen Öffentlichkeitsarbeit sowie der Werbung der „Gruppe Dr. Luber“, die im Jahre 1958 gebildet wurde. Sie umfasste das „Büro P“ für Empfänge, Werkführungen und Filmherstellung, die Pressestelle sowie die Abteilung Werbung und Werkzeitung. Mit Beschluss des Vorstandes vom 13.07.1959 wird die „Gruppe Dr. Luber“ in „Abteilung Oeffentlichkeitsarbeit“ (AOA) umbenannt, Leiter wurde Albert Oeckl. Nach Gründung der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit firmieren die zuvor der „Gruppe Dr. Luber“ zugehörigen Stellen als AOA-Werbung, AOA-Büro P sowie AOA/Werkzeitung und Firmengeschichte (vgl. Ruppert 2001, 2f.). Im Jahre 1960 erfolgte die Einrichtung einer eigenständigen Pressestelle (vgl. Ruppert 2001, 3), eine zusätzliche Erweiterung erfuhr die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit 1961 mit der Bildung von AOA/Allgemein sowie der Verbindungsstelle Bonn.324 AOA/Allgemein war Oeckl direkt unterstellt und betreute u. a. die Aktionärsbetreuung (Geschäftsberichte, Aktionärsbriefe), die Vorbereitung und Durchführung der Hauptversammlung, Veröffentlichungen (z. B. „contact“-Briefe), die Spendenbearbeitung, Spezialgeschenke (z. B. Begutachtung und Ankauf von Kunstgegenständen), die ständige Beobachtung der praktischen und theoretischen Entwicklung der Öffentlichkeitsarbeit im In- und Ausland, die Schulbetreuung (BASF-Material, Schülerzeitungsgemeinschaft, Schulbücher, Unterrichtstafeln und Demonstrationsmaterial), Abteilungsorganisation (Personalbearbeitung, Verwaltungsaufgaben, Etat-Kontrolle und –Aufstellung), die Vertretung der BASF in Organisationen und Ausschüssen wie BDI (Arbeitskreis Presse), DIHT (Ausschuss für Öffentlichkeitsarbeit), DPRG, CERP, IPRA sowie die Betreuung der Verbindungsmänner.325 Die Aufgaben von AOA/Allgemein richteten sich vielfach auf die Grundlagen einer systematischen Öffentlichkeitsarbeit. Beispielsweise bildeten die bei der Vermittlung von Fachinformationen und Anschauungsmaterial für Schulen gesammelten Erfahrungen „... die Grundlage künftiger systematischer Schulbetreuung ...“326 Ein weiteres Beispiel ist die Verfolgung der praktischen und theoretischen Entwicklung der Öffentlichkeitsarbeit im Inund Ausland von der bloßen Beobachtung hin zur Literaturauswertung und Dokumentation.327 324
Vgl. contact - Mitteilungen über die Öffentlichkeitsarbeit der BASF Nr. 1 / 1961, 2ff., BASFArchLu, C 804. Vgl. Tätigkeitsbericht AOA 1961, 10f., BASFArchLu, C 802. Tätigkeitsbericht AOA 1962, 6, BASFArchLu, C 802. 327 Vgl. Tätigkeitsbericht AOA 1962, 6, BASFArchLu, C 802. 325 326
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Unter AOA/Allgemein ressortierten ab 1963 die Bereiche Personalbetreuung, das Bestell- und Rechnungswesen, Werbegeschenke, Kartei und Versand für durch AOA erstellte Drucksachen, die Spendenbearbeitung und Kontaktpflege, die Vorbereitung des einhundertjährigen Firmenjubiläums im Jahre 1965 sowie die Literatur und Dokumentation.328 Der Verbindungsstelle Bonn oblag die allgemeine Kontaktpflege zu Ministerien, dem Bundestag, den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft und den ausländischen Missionen. Besonderes Augenmerk lag dabei auf der persönlichen Beziehungspflege zu den Länder- und Fachreferaten des Bundeswirtschaftsministeriums „... als wichtigster Kontaktstelle auf wirtschaftlichem Gebiet ...“329 Für Auslandsreisen beschaffte die Verbindungsstelle Bonn bei Auslandsvertretungen Visa oder kümmerte sich um die Legalisierung von Versandunterlagen. Darüber hinaus vertrat das Bonner BASF-Büro den Konzern bei Empfängen ausländischer Delegationen. Neben die allgemeine Kontaktpflege traten „Sonderaufgaben“. Dazu gehörte die Beobachtung wirtschaftspolitischer Entwicklungen, z. B. im Rahmen der EWG, EFTA, der Wirtschaftshilfe für Entwicklungsländer sowie Fragen zur Gesetzesgebung.330 Der Verbindungsstelle Bonn widmete sich Oeckl seit 1962 verstärkt und schaltete sich grundsätzlich bei führenden politischen Persönlichkeiten und maßgebenden Journalisten persönlich ein – obgleich sich der neue Leiter der Verbindungsstelle, Schöne, nach Worten Oeckls „... gut eingearbeitet ...“ hat, „... sodass die Kontaktpflege der BASF gegenüber den Bundesstellen reibungslos abgelaufen ist.“331 Die Kontaktpflege außerhalb der Bundeshauptstadt oblag der Gruppe AOA/Allgemein und zählte, wie die Spendenangelegenheiten, zu den Sonderaufgaben der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit.332 Das „Büro P“ wurde zur Gruppe „Film- und Besucherwesen“. Das bisherige Aufgabenspektrum (Filmherstellung, -auswertung, -empfänge, Besucherbetreuung, repräsentative Veranstaltungen, wie z. B. Hauptversammlung oder Geburtstage führender Mitarbeiter, Vorträge) blieb weitgehend erhalten.333 Parallel erweiterte sich das Tätigkeitsspektrum der Pressestelle, deren Niveau sich qualitativ und quantitativ steigerte. Neben die Veröffentlichung und Verbreitung von Presseinformationen sowie die Vermittlung und Gestaltung von Fernseh- und Hörfunkreportagen trat die Gestaltung von Pressemappen, die Fotoarchivierung und die Schaltung von Finanz- und Stellenanzeigen. Gezielt und systematisch – je nach Anlass und Fachrichtung – erhielten die Medienvertreter aufbereitete Informationen. Dies erfolgte beispielsweise zu Jubilarfeiern, Bilanz-Besprechungen, zur Hauptversammlung, Industrieausstellungen, sogar 328 Vgl. Tätigkeitsbericht AOA 1963, 9f., BASFArchLu, C 802. Ein Beispiel für die Beobachtung und Entwicklung auf dem Gebiet der Öffentlichkeitsarbeit ist der von AOA 1963 unter dem Aspekt der Grundsätze der Öffentlichkeitsarbeit ausgewertete Kennedy-Besuch in der BRD: Hierin beurteilt AOA Kennedys Verhalten gegenüber der Öffentlichkeit als „... echte PR-Haltung ... , dass man von einer persönlichen PR-Leistung ... sprechen muß, die ihresgleichen sucht.“ Hintergrund dieser Einschätzung ist Kennedys Offenheit sowie sein Bemühen um Verständnis und Vertrauen in der Öffentlichkeit auf der Grundlage von Wahrheit und Klarheit (etwa im Vergleich zur Sowjetpropaganda). „Das Auftreten des amerikanischen Präsidenten in Deutschland entsprach im Ganzen und im Detail der Definition richtig verstandener Öffentlichkeitsarbeit: ´Public Relations sind das legitime Bemühen um Verständnis und Aufbau und Pflege von Vertrauen in der Öffentlichkeit auf der Grundlage systematischer Erforschung“ (Aktennotiz AOA/AL vom 02.07.1963 betr. „Der Kennedy-Besuch in der BRD unter dem Aspekt der Grundsätze der Öffentlichkeitsarbeit“, BASFArchLu, C 804.). 329 Tätigkeitsbericht AOA 1961, 10, BASFArchLu, C 802. 330 Vgl. Tätigkeitsbericht AOA 1961, 10, BASFArchLu, C 802. 331 Tätigkeitsbericht AOA 1962, 6, BASFArchLu, C 802. 332 Vgl. Tätigkeitsbericht AOA 1962, 6, BASFArchLu, C 802. 333 Vgl. Tätigkeitsbericht AOA 1962, 3f. bzw. Tätigkeitsbericht AOA 1963, 3f., BASFArchLu, C 802.
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für Schülerzeitungsredakteure wurden entsprechende Informationen bereitgestellt. Die Anzeigenschaltung erfolgte zu Anlässen wie Hauptversammlung, Dividenden- oder Bilanzbekanntmachung. Stellenanzeigen wurden im Auftrag der Personalabteilung veröffentlicht.334 Als Ausdruck des stetig steigenden Arbeitsumfanges der Pressestelle im Bereich Bildmaterial wurde das bisherige „Lichtbild-Archiv“ nun der „Bilddienst“ der BASF. Die Fotoabgabe auf Anfrage wurde zunehmend durch die „... gezielte Streuung ...“, abgelöst, wodurch „... gute Abdruckergebnisse ...“335 erreicht werden konnten. Zudem wurde seit 1963 mit dpa-Bild zusammengearbeitet, wodurch die Abdruckauflage der Bildinformationen im Vergleich zu den Vorjahren auf rund 16 Millionen gesteigert werden konnte.336 Darüber hinaus ergänzte die Prüfung und Auftragserteilung kleinerer Firmeneintragungen und die Veröffentlichung ausführlicher BASF-Berichte das Aufgabenspektrum der Pressestelle. Prüfungskriterium war die Übereinstimmung der Berichte, die zwanzig und mehr Druckseiten umfassten, mit den offiziellen Bekanntgaben des Konzerns.337 Zur aktuellen Unterrichtung unterschiedlicher Abteilungen wurden innerhalb der Pressestelle veröffentlichte Einzelinformationen im Rahmen eines Ausschnittdienstes zusammengestellt. Die inhaltliche Auswertung des Presseechos diente ebenso der eingehenden Analyse größerer Aktionen von AOA, deren Ergebnisse „... als Grundlage für eine künftig noch gezieltere Arbeit dienen ...“338 sollten. Am 06.08.1962 beschloss der Vorstand die Trennung von Öffentlichkeitsarbeit und Werbung, die fortan dem Bereich Verkauf unterstellt war. Die Genehmigung und Kontrolle der Etats für Öffentlichkeitsarbeit und Werbung sowie deren Strategievorgabe oblagen jedoch weiterhin einem gemeinsamen Gremium, der Kommission für Öffentlichkeitsarbeit (KOA).339 Mit der Abteilung Produkinformation erfolgte die Schaffung eines neuen, selbständigen Referates zwischen Pressearbeit und Werbung mit der Aufgabe, Informationstexte über BASF Produkte zu verfassen und zu vermitteln.340 Nach Bildung der Gruppe Produkt-Information wurde bei der Zusammenstellung von Informationsmaterialien umso größeren Wert auf eine „saubere“, im Sinne einer werbefreien Pressearbeit gelegt. Dies spiegelt sich im Folgejahr beispielsweise in der Bereitstellung von Pressemappen für Pressekonferenzen und Ausstellungen. Die Unterlagen „... mit teilweise detaillierten Einzelinformationen ... wurden zur Abgrenzung von der Gruppe Produkt-information (V/Werbeabt.) auf allgemeine Tages-, Wirtschafts- und Publikumszeitungen abgestellt.“341 Eine neue Dimension erreichte die Zusammenarbeit mit der ausländischen Presse, die sich zunächst auf den EWG-Raum, Großbritannien und die USA konzentrierte. In Ländern mit Auslandsvertretungen der BASF wurde in der Pressearbeit eng mit den dortigen Nie334
Vgl. Tätigkeitsbericht AOA 1961, 1f., BASFArchLu, C 802. Tätigkeitsbericht AOA 1963, 2, BASFArchLu, C 802. Vgl. Tätigkeitsbericht AOA 1963, 2, BASFArchLu, C 802. 337 Vgl. Tätigkeitsbericht AOA 1962, 2, BASFArchLu, C 802. 338 Tätigkeitsbericht AOA 1963, 2, BASFArchLu, C 802. 339 Vgl. contact – Mitteilungen über die Öffentlichkeitsarbeit der BASF Nr. 6 vom 21.12.1962, BASFArchLu, C 804. 340 Vgl. contact – Mitteilungen über die Öffentlichkeitsarbeit der BASF Nr. 5 vom 22.01.1962, BASFArchLu, C 804. 341 Tätigkeitsbericht AOA 1963, 1, BASFArchLu, C 802. 335 336
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derlassungen kooperiert. Zu den Erfolgen der Auslandspressarbeit zählten 1963 etwa ein dreispaltiger Artikel in der „Financial Times“ sowie eine ganzseitige BASF-Darstellung in der „Times“.342
7.1.2 Vertrauenswerbung und Finanz-PR Unter der Bezeichnung „PR-Grundlagen und –Aktionen“ wurde 1963 eine weitere Gruppe der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit gegründet. Ihr oblagen zum Teil Bereiche, die zuvor größtenteils von AOA/Allgemein betreut wurden (Aktionärsbetreuung, Firmenpublikationen, Schulbetreuung) bzw. Außenwerbung (zuvor Büro P), aber auch ganz neue Aufgabengebiete. Hierzu zählte insbesondere der Bereich „Image-Forschung“ zur „Gewinnung objektiver Grundlagen für die Konzeption der Öffentlichkeitsarbeit ...“343 Die Aufnahme dieses Komplexes in das Tätigkeitsgebiet „PR-Grundlagen und -Aktionen erfolgte, nachdem im Jahre 1963 unter Oeckl erstmals systematische Untersuchungen zum zielgruppenspezifischen Image der BASF in Auftrag gegeben wurden, und zwar bei der Gesellschaft für Konsumforschung in Nürnberg „über das Ansehen der BASF bei den Aktionären und Effektenberatern“344 sowie beim EMNID-Institut Bielefeld „in Form einer psychologischen Voruntersuchung ... und einer ... laufenden Repräsentativbefragung über das Ansehen der BASF in der Öffentlichkeit.“345 Ein weiterer, von AOA/Allgemein ausgegliederter Bereich, betraf die Firmenpublikationen und –anzeigen. Für die Etablierung der „BASF-Vertrauenswerbung“346 gab der Inhaber der beauftragten Werbeagentur, Horst Slesina, „... der auch als PR-Fachmann anerkannt ist ...“347 einen Überblick zu den „Grundgedanken einer modernen Firmen- und Produktwerbung“348. Berücksichtigt wurden hierbei auch die Ergebnisse der initiierten Imageuntersuchung.349 Im Bewusstsein, täglicher Entscheidungen in der Öffentlichkeit, „... die zugunsten oder -ungunsten ausfallen können, je nach dem Bild, das sich der Einzelne von der BASF zeichnet“350, bestand das Ziel der BASF-Vertrauenswerbung darin, der Öffentlichkeit „... in ihren einzelnen Gruppen ein positives Bild vom Wesen und Wirken der BASF zu geben.“351 Anzeigenmotive „... in bewusst lebendiger und allgemein verständlicher Ansprache an breiteste Bevölkerungsschichten ...“352 sollten dazu beitragen, „das Werk als ein modernes und fortschrittliches Unternehmen der Großchemie vorzustellen, das Wissen um die vielsei342
Vgl. Tätigkeitsbericht AOA 1963, 1, BASFArchLu, C 802. Tätigkeitsbericht AOA 1963, 8, BASFArchLu, C 802. Tätigkeitsbericht AOA 1963, 8, BASFArchLu, C 802. 345 Tätigkeitsbericht AOA 1963, 9, BASFArchLu, C 802. 346 Brief Erdwig Meyers an Christian Mattke vom 02.03.2001. 347 contact, Mitteilungen über die Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Nr. 3 vom 20.12.1963, 1, BASFArchLu, C 804. 348 contact, Mitteilungen über die Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Nr. 3 vom 20.12.1963, 1, BASFArchLu, C 804. 349 Vgl. contact, Mitteilungen über die Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Nr. 3 vom 20.12.1963, 1, BASFArchLu, C 804. 350 Horst Slesina Werbegesellschaft mbH & Co KG (1964): BASF Vertrauenswerbung 1964, 1. 351 Horst Slesina Werbegesellschaft mbH & Co KG (1964): BASF Vertrauenswerbung 1964, 1. 352 Horst Slesina Werbegesellschaft mbH & Co KG (1964): BASF Vertrauenswerbung 1964, 3. 343 344
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tige Produktion der BASF zu vertiefen, einen Beitrag zur Unterrichtung der breiten Öffentlichkeit über die Forschungsarbeit der BASF zu leisten.“353 „Vertrauen setzt Vertrautheit, Vertrautheit setzt Wissen und Wissen setzt Information voraus“354, formulierte die Agentur Slesina den Weg, die Unternehmensidee in die breite Öffentlichkeit zu tragen: „BASF im Dienste des Lebens“.355 Im Nachfeld kam es bereits 1963 zur Veröffentlichung von 7 Anzeigen der Serie „Firmen-Vertrauenswerbung“ in 9 meinungsbildenden Zeitungen, 97 regionalen Tageszeitungen, 17 Zeitschriften und 5 Illustrierten. Einzelanzeigen erschienen darüber hinaus anlassbezogen, z. B. zum Welterdölkongress, sowie im Ausland, „... entsprechend der Landesgepflogenheiten ... entweder als bezahlte Textanzeige oder als bezahlte Reportage oder in Italien und Großbritannien als Gegenleistung für Berichte im Textteil ...“356 Für die Insertionsplanung genutzt wurde die Analyse des Meinungsbildes in der deutschen Öffentlichkeit über die BASF, vor allem im Vergleich zu Bayer und Hoechst. Diese Analyse wurde im Folgejahr – nach den Jubiläumsaktionen – wiederholt und offenbarte in deren Folge eine stärkere Zunahme der Bekanntheit im Vergleich zu den Wettbewerbern. Das angestrebte Ziel der Öffentlichkeitsarbeit, einen generell höheren Bekanntheitsgrad als die Wettbewerber zu erreichen, spiegelten die Ergebnisse jedoch nicht. „Das Ergebnis zeigt bei der BASF eine Auswirkung der systematisch unter Berücksichtigung aller Kommunikationsmittel betriebenen Öffentlichkeitsarbeit, die zu einer stärkeren Zunahme des Bekannheitsgrades als bei Bayer und Hoechst geführt hat, wenn auch ein nicht unbeträchtlicher Abstand festzustellen ist.“357 Für die Insertionsplanung 1965 erfuhr auch diese Feststellung entsprechende Berücksichtigung. Die Motive der Vertrauenswerbung wurden in Zusammenarbeit mit den sachlich eingebundenen Sparten und Verkaufsbereichen gestaltet.358
353
Horst Slesina Werbegesellschaft mbH & Co KG (1964): BASF Vertrauenswerbung 1964, 3. Horst Slesina Werbegesellschaft mbH & Co KG (1964): BASF Vertrauenswerbung 1964, 1. 355 Horst Slesina Werbegesellschaft mbH & Co KG (1964): BASF Vertrauenswerbung 1964, 1. Anzeigenmotive waren beispielsweise „Formeln schaffen ein neues Zeitalter“, „Formeln helfen der Medizin“, „Formeln machen Mode“, „Formeln sichern unser tätlich Brot“, „Formeln schützen das gesunde Wachstum“ oder „Formeln bringen Erträge“ (ebenda). 356 Tätigkeitsbericht AOA 1963, 8, BASFArchLu, C 802. 357 Tätigkeitsbericht AOA 1965, 9, BASFArchLu, C 802. 358 Vgl. Tätigkeitsbericht AOA 1964, 9, BASFArchLu, C 802. 354
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Abbildungen 6a und b: Beispiele der Anzeigenserie zur BASF-Vertrauenswerbung
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Das Erscheinen der seit 1962 unter AOA/Allgemein in Zusammenarbeit mit dem Finanzressort erarbeiteten „Banken-Broschüre“, markierte – abgesehen von den bereits etablierten Aktionärsbriefen – den Beginn gezielter Finanz-PR des Unternehmens. Die „Banken-Broschüre“ erschien im ersten Jahrgang in einer Auflage von einer Million Exemplaren und wurde an die Konsortial-Banken der BASF verteilt. Analysten, Effektenberater und später auch potenzielle Aktionäre hatten mit dieser Publikation die Möglichkeit, sich über den Geschäftsbericht hinaus umfassend zur BASF zu informieren.359 Das Spektrum der Firmenveröffentlichungen erweiterte sich generell. Bereits konzipierte Publikationen, wie z. B. die neu gestaltete Broschüre „Wissenswertes aus der BASF“ (für Mitarbeiter der Personalabteilung, leitende Herren der Auslandsvertretungen, Tochterund Beteiligungsgesellschaften sowie neu eingestellte Leitungskader) oder die Broschüre „BASF schreibt Geschichte“, gelangten nun zur Auflagenreife.
7.2 Die Internationalisierung der BASF-Öffentlichkeitsarbeit Ab 1964 führte der mit der Konzernexpansion verbundene und ständig erweiternde Tätigkeitsrahmen der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit zu strukturellen Auswirkungen auf die Abteilungsorganisation. Die Leitung der Gruppe AOA/Allgemein – bis zu diesem Zeitpunkt von Oeckl in Personalunion wahrgenommen – oblag fortan Erdwig Meyer. Mit Blick auf das im darauf folgenden Jahr anstehende einhundertjährige Firmenjubiläum wurde bei AOA ein Abteilungsbüro als „Jubiläumsbüro“ eingerichtet, dem Oeckl vorstand.360
7.2.1 Presse- und PR-Arbeit international Zudem wurde die neue Gruppe „Ausland /Presse und PR (AP) gebildet (Leitung Harro Blezinger). Der Pressestelle oblag daraufhin zunächst die Inlandspressearbeit, während sich die Gruppe AP ausschließlich der Auslandspresse- und PR-Arbeit widmete, die bis dahin von den Gruppen „Pressestelle“ bzw. „PR-Aktionen“ (ehemals „PR-Grundlagen und – Aktionen) wahrgenommen wurden.361 Bereits ein Jahr vor der Umstrukturierung fand die im EWG-Raum, Großbritannien und den USA „beträchtlich intensivierte“ 362 AuslandsPressearbeit als eigenständige Rubrik Erwähnung im Jahresbericht. Entsprechend der Zuständigkeit der neu gebildeten Gruppe wurde die Pressearbeit 1964 um Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit erweitert. PR-Anzeigen, angepasst an „... Landessitten und konkrete Wünsche von Redaktionen beziehungsweise Verlagen ...“363, Redaktionsbesuche führender Tages- und Wirtschaftszeitungen, Werksbesuche von Redakteuren und Korrespondenten 359 Vgl. Schreiben Erdwig Meyers an Christian Mattke vom 02.03.2001,1 sowie Tätigkeitsbericht AOA 1963, 8, BASFArchLu, C 802. 360 Vgl. Tätigkeitsbericht AOA 1964, 10, BASFArchLu, C 802. Zur Arbeit des Jubiläumsbüros gehörte beispielsweise die Koordination der einheitlichen Verwendung des von KOA und Vorstand genehmigten Jubiläumsemblems, die Festlegung der Einladungslisten, die Bereitstellung von Fotos für die Gestaltung eines Jubiläumsbildbandes und weiterer Drucksachen sowie die Sammlung und Auswertung eingehender Spendengesuche (vgl. ebenda). 361 Vgl. Tätigkeitsbericht AOA 1964, 3, BASFArchLu, C 802. 362 Tätigkeitsbericht AOA 1963, 3, BASFArchLu, C 802. 363 Tätigkeitsbericht AOA 1964, 4, BASFArchLu, C 802.
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sowie die Organisation von Presseveranstaltungen bildeten das Aufgabenspektrum der Gruppe Ausland/Presse und PR.364 Zur Presse- und PR-Arbeit im Ausland gehörte nach Beschluss durch die Kommission für Öffentlichkeitsarbeit (KOA) auch die Ausweitung der Auslandspressearbeit auf den Bereich der EFTA-Länder, der Schweiz und die Vereinigten Staaten.365 PR-Aktionen ergänzten die „systematische Pressearbeit“366 im Ausland, z. B. durch die Veröffentlichung von Motiven der PR-Anzeigenserie von 1964. Dies geschah in Ergänzung ganzseitiger BASF-Darstellungen in „führenden Zeitungen“367 Belgiens, Frankreichs, der Schweiz und Dänemarks sowie in Spanien, Holland, Österreich und den USA.368 Die PR-Anzeigen gehörten zur „BASF-Vertrauenswerbung“ und waren Teil der von der Agentur „Horst Slesina Werbegesellschaft mbH & Co KG“ entwickelten Serie „BASF im Dienste des Lebens“, mit der die BASF ab 1964 national wie international an die breite Öffentlichkeit trat.369 Im Ausland wurden dabei einzelne Motive nach Abstimmung mit den jeweiligen Auslandsvertretungen veröffentlicht, „... da wir den Landessitten Rechnung tragen mussten.“ 370 Im Inland kam die siebenteilige Anzeigenserie „... nach einem, unter Berücksichtigung aller kommunikativen Gesichtspunkte erarbeiteten Streuplan ...“ 371 analog des Vorjahres in Tageszeitungen, Zeitschriften und Illustrierten zum Einsatz. Darüber hinaus kam es in verschiedenen Fällen zu „... unvermeidlichen Sonderanzeigen ...“372, die ebenfalls der Anzeigenserie entnommen wurden. Auch wenn anlassbezogen die Neu- oder Umgestaltung der Anzeigenvorlagen notwendig war, erfolgte dies in Anlehnung an die eigentliche Serie.373 Um die Integration und Akzeptanz der Öffentlichkeitsarbeit im gesamten Konzern zu verbessern bzw. zu erhöhen, entschloss sich Oeckl 1965, in Person des Direktors Dr. Schwarz einen stellvertretenden Abteilungsleiter zu benennen. Dieser widmete sich speziell der Aufgabe, die chemischen und technischen Belange des Unternehmens unter dem Aspekt „Öffentlichkeitsarbeit“ zu koordinieren. Zudem erfolgte die Auflösung des vorübergehend eingerichteten Jubiläumsbüros nach Umsetzung und Nachbereitung der Feierlichkeiten.374 1965 wurde der Anlass des Firmenjubiläums auch für die Auslandspressearbeit intensiv genutzt. Redaktionelle Zuarbeiten kamen in Tages- und Wirtschaftszeitungen der für die BASF wichtigen Exportländer zur Veröffentlichung. Darüber hinaus wurde die zum Anlass entwickelte Jubiläumsanzeige in führenden Blättern Westeuropas und den USA veröffentlicht. In Lateinamerika und Australien – auf dem fünften Kontinent hatte die BASF durch die Gründung der Badocol Chemicals Pty Ltd. gerade die Zusammenarbeit mit Dow Chemical verstärkt (vgl. Räuschel 1974, 26) – entschied man sich in Zusammenarbeit mit den ausländischen Verkaufsniederlassungen bei der Gruppe AP zu einer Kombination aus An364
Vgl. Tätigkeitsbericht AOA 1964, 4, BASFArchLu, C 802. Vgl. Tätigkeitsbericht AOA 1964, 3, BASFArchLu, C 802. 366 Tätigkeitsbericht AOA 1964, 3, BASFArchLu, C 802. 367 Tätigkeitsbericht AOA 1964, 2, BASFArchLu, C 802. 368 Vgl. Tätigkeitsbericht AOA 1964, 2, BASFArchLu, C 802. 369 Vgl. Brief Erdwig Meyers an Christian Mattke vom 02.03.2001; vgl. auch Abschnitt 7.1.2 „Vertrauenswerbung und Finanz-PR“. 370 Tätigkeitsbericht AOA 1964, 3, BASFArchLu, C 802. 371 Tätigkeitsbericht AOA 1964, 9, BASFArchLu, C 802. 372 Tätigkeitsbericht AOA 1964, 9, BASFArchLu, C 802. 373 Vgl. Tätigkeitsbericht AOA 1964, 9, BASFArchLu, C 802. 374 Vgl. Tätigkeitsbericht AOA 1965, 11, BASFArchLu, C 802. 365
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zeige und redaktionellem Text. Erstmals wurden im Jubiläumsjahr auch Kontakte zur Presse Ost- und Südosteuropas (Moskau und Bukarest) geknüpft.375 Einen besonderen Stellenwert hatte weiterhin auch die Pflege persönlicher Kontakte zu den Pressevertretungen. Nach Ansicht Oeckls trugen gerade diese individuellen Beziehungen in hohem Maße dazu bei, das Interesse an der BASF zu steigern. Parallel zum Besuch der Redaktionen wurden umgekehrt ausländische Wirtschaftsjournalisten in die BASF eingeladen und hatten Gelegenheit, mit leitenden Unternehmensvertretern persönlich ins Gespräch zu kommen. In diesem Zusammenhang diente auch das Bonner Verbindungsbüro als Anlaufstelle und Treffpunkt ausländischer Zeitungskorrespondenten für Gespräche zur Entwicklung der BASF.376 Mit Blick auf die ab 1965 stark ausgeweiteten internationalen Konzernverflechtungen zeigte sich Oeckl zuversichtlich: „... in Anbetracht der relativ geringfügigen Mittel, die wir zur Verfügung stellen konnten, scheint uns das Ergebnis dieser Bemühungen insgesamt ermutigend. Immerhin müssen wir uns im Klaren sein, dass wir mit der Schaffung eines BASF-Image im Ausland, soweit wir über unmittelbar interessierte Fachkreise hinausgehen, noch am Anfang stehen.“377 Der die Informationsarbeit seit Bildung Gruppe AP zunehmend beeinflussende und stetig intensiver werdende Strukturwandel hin zum multinationalen Unternehmen erreichte im Jahre 1966 einen neuen Höhepunkt: „Dieser Wandel mit seinem dynamischen Akzent hat auch die Pressearbeit, vor allem im Ausland, bestimmt ... Das wachsende Auslandsgeschäft, die Errichtung von Produktionsstätten in und außerhalb Europas bilden auch für die sehr anspruchsvolle internationale Presse echte News.“378 Anlässlich der Gründung der Badischen Phillips Petroleum NV in Antwerpen, Belgien, an der der US-Mineralölkonzern Phillips Petroleum Company zur Hälfte beteiligt war (vgl. Räuschel 1974, 27), gelang die Initiierung einer der ersten Höhepunkte internationaler BASF-Pressearbeit unter Oeckl: die erste große internationale Pressekonferenz der BASFGruppe in Antwerpen am 13.6.1966. Erstmals berichteten Korrespondenten führender amerikanischer Zeitungen wie Time, Newsweek und New York Times direkt von einer BASFVeranstaltung. Das Time-Magazin beispielsweise berichtete in einer Auflage von weltweit 4,1 Millionen Exemplaren, insgesamt betrug die Auflage der Auslandsberichterstattung 16 Millionen (Inlandsauflage 12 Millionen). Diese überaus erfolgreich umgesetzte Pressekonferenz hatte auch positive Auswirkungen auf nationale Events und trug so dazu bei, die Pressearbeit insgesamt auf eine breitere Basis zu stellen.379 Zur besseren Koordination der Pressearbeit im In- und insbesondere Ausland entschied sich Oeckl im Jahre 1966, die bisherigen Gruppen Pressestelle und Auslandspresse zusammenzulegen und parallel eine Dokumentationsstelle einzurichten. Diese wurde mit dem aus der Pressestelle ausgegliederten Lektorat als neue Stelle zusammengefasst.380 Die organisatorischen Änderungen traten mit Wirkung vom 01.03.1966 in Kraft.381 Die im Frühjahr 1966 eingerichtete Gruppe Dokumentation / Lektorat wertete rund 120 Zeitungen und Zeitschriften aus. Die täglich zwischen 100 und 200 für die Unterneh375
Vgl. Tätigkeitsbericht AOA 1965, 3, BASFArchLu, C 802. Vgl. Tätigkeitsbericht AOA 1965, 3, BASFArchLu, C 802. Vgl. Tätigkeitsbericht AOA 1965, 3, BASFArchLu, C 802. 378 Tätigkeitsbericht AOA 1966, 2, BASFArchLu, C 802. 379 Vgl. Tätigkeitsbericht AOA 1966, 2, BASFArchLu, C 802. 380 Vgl. Tätigkeitsbericht AOA 1966, 10, BASFArchLu, C 802. 381 Mitteilung Oeckls betr. organisatorische Änderungen bei AOA vom 16.02.1966, BASFArchLu, C 804. 376 377
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mensleitung wichtigen Ausschnitte wurden im Original bzw. Kopie an die zuständigen Stellen weitergeleitet.382 Oeckls Stellvertreter Dr. Schwarz oblag die besondere Aufmerksamkeit der Gruppen „Dokumentation/Lektorat“ (Bast) und „Pressestelle“ (Dr. Blezinger).383
7.2.2 Grundlagen des Corporate Designs Eine weitere strukturelle Änderung ergab die Integration der Finanz- und Personalanzeigen in die Gruppe „PR-Aktionen“, die nun unter der Bezeichnung „PR-Veröffentlichungen und PR-Anzeigen“ (Wiedemann) firmierte. Damit war die Veröffentlichung sämtlicher BASFAnzeigen bis auf die Inserate zur Produktwerbung in einer Gruppe zusammengefasst. Weiterhin unterstand der nunmehr vergrößerten Gruppe unter Wiedemann die Schulbetreuung (vorher Gruppe „Allgemein").384 Grundlegend für die PR-Anzeigenschaltung sowohl im In-, als auch im Ausland war die Berücksichtigung von einheitlicher Aussage und Gestaltung. Hierin lag nach Oeckl der Schlüssel für die Prägung eines international einheitlichen Firmenbildes. Im Zuge der Systematisierung der PR-Arbeit im Ausland wurde 1966 die „... Motivfolge im Sinne einer geschlossenen Aktion festgelegt.“385 Die BASF-Anzeigen – ob PR-Inserate, Personal-, oder Finanzanzeigen, sollten sich in die allgemeine Vertrauenswerbung integrieren.386 Die aus den Ergebnissen der Imageuntersuchungen abgeleiteten Richtlinien für die Insertion büßten fortan allerdings an Aktualität ein, da entsprechende Umfragen aus Kostengründen nur noch alle zwei Jahre in Auftrag gegeben werden konnten.387 Während die Schaltung vertrauenswerbender PR-Anzeigen im Inland leicht ausgeweitet werden konnte, konzentrierte sich die Insertion im Ausland „in Anbetracht des im Vergleich zur gesetzten Aufgabe verhältnismäßig niedrigen Etats ... auf wenige ausgewählte Organe der Tages-, Wirtschafts- und Publikumspresse bzw. auf Blätter mit betont internationaler Verbreitung ...“388 Oeckl kam es darauf an, über den gesetzlich vorgeschriebenen Rahmen hinaus, die Anzeigen in den Gesamtrahmen der Öffentlichkeitsarbeit einzubeziehen. Prägnante Information, zielgruppengerecht aufbereitet sowie eine passende Typografie in Kombination mit grafischen Elementen, vor allem durch Fotos, beeinflussten die Qualität und damit die Wirkung der Anzeigen entscheidend.389
382 Vgl. contact – Mitteilungen über die Öffentlichkeitsarbeit der BASF Nr. 18 vom 28.12.1966, 3, BASFArchLu, C 804. 383 Vgl. Tätigkeitsbericht AOA 1966, 9f. , BASFArchLu, C 802. 384 Vgl. Tätigkeitsbericht AOA 1966, 9, BASFArchLu, C 802. 385 contact – Mitteilungen über die Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Nr. 16 vom 22.06.1966, 5, BASFArchLu, C 804. Die erste Anzeige dieser Serie stellte die BASF mit einer Luftaufnahme und allgemeinen Informationen unter dem Thema „Die BASF – was sie ist und was sie leistet“ vor, die zweite Anzeige dieser Serie widmete sich den Forschungsleistungen der BASF (ebenda). 386 contact – Mitteilungen über die Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Nr. 16 vom 22.06.1966, 5, BASFArchLu, C 804. 387 Vgl. Tätigkeitsbericht AOA 1966, 7, BASFArchLu, C 802. 388 Tätigkeitsbericht AOA 1966, 8, BASFArchLu, C 802. 389 contact – Mitteilungen über die Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Nr. 16 vom 22.06.1966, 5, BASFArchLu, C 804.
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Personalanzeigen, „... die dem Bemühen um eine langfristige Ruf-Pflege auf dem Stellenmarkt gerecht werden sollen“390, sollten beispielsweise das Unternehmensprofil auch auf dem Arbeitsmarkt verdeutlichen. Vor allem über Anzeigen in Vorlesungsverzeichnissen sollte akademischer Nachwuchs für eine berufliche Karriere in der BASF interessiert werden. Anhand der Zahl und Qualität der eingegangenen Bewerbungen würden die – vor allem infolge aufwendiger bildlicher Ergänzung – selbst relativ hohe Anzeigenpreise ihre Rechtfertigung erfahren, so Oeckl.391 Die Berücksichtigung der Gesamtlinie allgemeiner Vertrauenswerbung war auch für die Gestaltung der Finanzanzeigen relevant, dazu gehörten Einladungen zur Hauptversammlung, Dividendenbekanntmachungen oder Bilanzanzeigen. Obgleich per Gesetz vorgeschrieben und als Pflichtanzeigen zunächst ohne werblichen Anspruch, wurde seit 1966 versucht, einen positiven Imagetransfer zu gewährleisten. „Durch eine auf diesem Gebiet bisher nicht übliche optische Gestaltung und Ergänzung mit Text- und Bildinformationen soll der Konzern einem größeren Leserkreis nahe gebracht beziehungsweise wirtschaftlich transparenter gemacht werden.“392 Gleiche Ansprüche galten fortan auch dem Geschäftsbericht. Qualitative Verbesserungen infolge Änderungen von Umschlag, Schrifttype, Umbruch, Papier und Bindung führten, bei gleichzeitiger Kostenreduzierung, zu positiven Reaktionen.393 Der Dokumentationsstelle oblag die Erfassung der offiziellen schriftlichen Erklärungen und mündlichen Äußerungen, um einheitliche Aussagen der BASF-Gruppe gegenüber Presse, Funk und Fernsehen sowie bei Unternehmensveröffentlichungen auf den allgemeinen Geschäftsfeldern wie Produktionsangaben, Kapazitäten, Personaldaten, Investitionen, Beteiligungen etc. zu gewährleisten. Das Lektorat war für die Kontrolle offizieller Unternehmensveröffentlichungen vor Druckfreigabe zuständig, betreute die Belegsammlung und -auswertung relevanter Meldungen in der Tages- und allgemeinen Fachpresse und erfasste die wichtigsten Sendungen in Hörfunk und Fernsehen.394
7.3 Die Ausweitung der Pressearbeit seit 1959 Zur Pressestelle gehörten seit 1966 die Bereiche aktuelle Informationen, Auslandspresse, Regionalpresse, Rundfunk und Fernsehen und Bilddienst.395 „Es ist Aufgabe der Pressestelle, die Massenkommunikationsmittel Presse, Hörfunk und Fernsehen im In- und Ausland so umfassend und so schnell wie möglich über das Geschehen in der BASF auf wirtschaftlichem, wissenschaftlichem, technischem und sozialem Gebiet mediengerecht zu unterrichten und den Kontakt zu Redaktionen und Korrespondenten laufend zu pflegen“396, hieß es in der fortan geltenden Arbeitsanweisung der umstrukturierten Pressestelle. Die Forderung, 390 contact – Mitteilungen über die Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Nr. 16 vom 22.06.1966, 5, BASFArchLu, C 804. 391 contact – Mitteilungen über die Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Nr. 16 vom 22.06.1966, 5, BASFArchLu, C 804. 392 contact – Mitteilungen über die Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Nr. 16 vom 22.06.1966, 5f., BASFArchLu, C 804. 393 contact – Mitteilungen über die Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Nr. 16 vom 22.06.1966, 6, BASFArchLu, C 804. 394 Mitteilung Oeckls betr. organisatorische Änderungen bei AOA vom 16.02.1966, BASFArchLu, C 804. 395 Organigramm der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit (AOA), Stand August 1966, BASFArchLu, C 804. 396 Arbeitsanweisung für Pressestelle vom 11.02.1966, 2, BASFArchLu, C 804.
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neben einer quantitativen Erhöhung auch die qualitativen Aspekte der Informationsarbeit verstärkt zu berücksichtigen, resultierte insbesondere aus der verstärkten Konkurrenzsituation, der sich der Konzern infolge der starken Expansion im In- und Ausland gegenübersah. Wurden 1959 von der zu Büro P gehörenden Pressestelle gerade 66 Informationen an etwa 100 Tageszeitungen und Fachzeitschriften gegeben397, verbucht der Tätigkeitsbericht der inzwischen eigenständigen Pressestelle 1961 bereits 214 Pressinformationen an rund 150 Zeitungen. Berichtet wurde u. a. über Geschäftsergebnisse, Preisveränderungen, Firmenbeteiligungen, Veränderungen im Vorstand sowie landwirtschaftliche Beiträge.398 Die Zahl der an die Regionalpresse, überregionale Tages- und Wirtschaftszeitungen und die Fachpublikationen herausgegebenen Mitteilungen stieg während der folgenden Jahre sukzessive (350, 1962399; 505, 1963400). Im Jahresbericht der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit für 1962 hieß es bereits, dass eine weitere Erhöhung hinsichtlich Quantität und Qualität im Interesse der Steigerung des Ansehens der BASF in der breiten Öffentlichkeit erwünscht bzw. unter Berücksichtigung der intensiven Arbeit der in- und neuerdings verstärkt auch der ausländischen Konkurrenz notwendig sei. Infolgedessen wurde erneut die Bitte ausgesprochen, der Pressestelle „... noch mehr Unterstützung als bisher zu geben und ... zu helfen, viele Pressemeldungen so inhaltsreich wie möglich zu gestalten.“ 401 So wurde ab 1963 versucht, die Pressearbeit qualitativ auch durch eine gezielte Auswahl der belieferten Druckmedien und verstärkte persönliche Kontakte zu verbessern. Deutlich erhöhte Auflageziffern pro Einzelinformation – mit 10,85 Millionen erzielte die Pressebilanzbesprechung 1963 die höchste Auflage – dokumentieren deren erfolgreiche Umsetzung. Basis für die Erfassung der Presseresonanz war die Beobachtung von ca. 320 von damals insgesamt 1.200 deutschen Tageszeitungen durch die Pressestelle selbst sowie ein Ausschnittbüro.402 Trotz der zahlenmäßig zufrieden stellenden Auflagenhöhe bemüht sich Oeckl um ein realistisches Bild unter Berücksichtigung verschiedener Unsicherheitsfaktoren, die sich aus der unvollständigen Erfassung der Zeitungslandschaft und dem nicht eindeutig zu ermittelnden Leserkreis ergeben: „Das heißt, dass wir unter Berücksichtigung aller Unsicherheitsfaktoren heute vorsichtig gerechnet mit gut ankommenden BASF-Meldungen theoretisch einen wesentlichen Teil der erwachsenen Bevölkerung in der Bundesrepublik erfassen, es sich jedoch jeglicher Einflussnahme und Kontrolle entzieht, wer von den Zeitungslesern welche Nachricht liest und wie viel Personen in jedem Fall tatsächlich BASFMeldungen in sich aufnehmen.“403 Ab 1964 bemühte sich die Pressestelle, „einem wiederholt zum Ausdruck gekommenen Wunsch der Redaktionen Rechnung zu tragen, nicht von zu vielen Meldungen ´überschwemmt´ zu werden, jedoch den Informationsgehalt unserer Mitteilungen so aussagekräftig wie möglich zu gestalten.“404 Die Zahl der erreichten Veröffentlichungen stieg
397
Vgl. Tätigkeitsbericht AOA/Büro P 1959, BASFArchLu, C 802. Vgl. Tätigkeitsbericht AOA 1961, 2, BASFArchLu, C 802. 399 Vgl. Tätigkeitsbericht AOA 1962, 2, BASFArchLu, C 802. 400 Vgl. Tätigkeitsbericht AOA 1963, 2, BASFArchLu, C 802. 401 contact – Mitteilungen über die Öffentlichkeitsarbeit der BASF Nr. 6 vom 21.12.1962, BASFArchLu, C 804. 402 Vgl. Tätigkeitsbericht AOA 1963, 2, BASFArchLu, C 802. 403 Tätigkeitsbericht AOA 1963, 2, BASFArchLu, C 802. 404 Tätigkeitsbericht AOA 1964, 2, BASFArchLu, C 802. 398
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unter Berücksichtigung dieser Maßgabe bei gleich bleibender Menge herausgegebener Informationen um mehr als 70 Prozent. Vorläufiger Höhepunkt der bisherigen Bemühungen um die Ausweitung des qualitativen und quantitativen Niveaus der Pressearbeit war das Jahr 1965. Dieses stand ganz im Zeichen des einhundertjährigen Firmenjubiläums, das zu den Schwerpunkten der Pressearbeit zählte. Die Pressestelle verbuchte am Jahresende eine Resonanz von 1.300 erfassten Zeitungsbelegen mit einer Auflage von 50,5 Millionen.405 Weitere Schwerpunkte waren unternehmenspolitische Informationen, beispielsweise im Rahmen der am 02.02.1965 in Hamburg gehaltenen Pressekonferenz zum „Überblick über das Geschäftsjahr 1964“, deren erfasste Berichterstattung eine Auflage von 14 Millionen erzielte. Darüber hinaus war die Pressestelle auch 1965 bestrebt, die Informationsarbeit durch persönliche Redaktionsbesuche zu ergänzen. Hierbei wurden nun auch Hörfunk- und Fernsehredaktionen einbezogen.406
7.3.1 Grundregeln der BASF-Pressearbeit Faktoren, die bei der qualitativen Verbesserung der Pressearbeit besondere Berücksichtigung finden sollten, waren eine pressegerechte Formulierung, die Differenzierung der Mitteilung nicht nur nach Zielgruppe, sondern ebenso Art des Mediums und der dort zuständigen Ressorts sowie die verstärkte Nutzung von aktuellen und archivierten Bildmotiven. Grundlegend für die pressegerechte Gestaltung war die Beachtung journalistischer Regeln für die Formulierung einer Presseinformation, beispielsweise nach der Grundregel „was-wer-wo-wie-wann“. Um die fachliche Richtigkeit zu gewährleisten, erfolgte nach der Erarbeitung der Grundmeldung die Abstimmung mit allen betreffenden Stellen des Unternehmens und nachfolgend die Anpassung an die verschiedenen Medienkategorien. Differenziert wurde hierbei nach Agenturen, Tageszeitungen (meinungsbildende Zeitungen, Wirtschafts-, Lokal-, Regional- und Boulevardzeitungen), Wochenzeitungen, Zeitschriften (Nachrichten- und Wirtschaftsmagazine sowie allgemeine Fachpublikationen und Publikumszeitschriften), die Junge Presse (Studenten-, Schüler- und Jugendzeitungen), Informationsdienste sowie Hörfunk und Fernsehen.407 Weiterhin war „bei jeder einzelnen Presseinformation zu prüfen, ob die betreffende Meldung durch ein Bild ersetzt oder ergänzt werden kann“, wobei das „... einzelne Motiv ... von Fall zu Fall in Variationen von nüchtern-sachlich bis feuilletonistisch gestreut werden“ sollte. Generell sollte der Bilddienst über aktuelle Motive hinaus auch auf archiviertes Bildmaterial ausgeweitet werden und für „... andere Veröffentlichungen (Broschüren etc.) zur Verfügung stehen.“408 Insgesamt umfasste das Spektrum der für die Medienarbeit genutzten Instrumente Presseveranstaltungen (Pressekonferenzen, Pressebesichtigungen und Presseabende), schriftliche und bildliche Meldungen, Waschzettel, Reportagen, Interviews und schriftliche 405 Die Gesamtresonanz herausgegebener Presseinformationen und Fotos ergibt sich in den jeweiligen Jahresberichten der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit (AOA) durch einfache Summierung der verkauften Auflagenhöhen der jeweiligen Printmedien, in denen BASF-Informationen bzw. Fotos redaktionell verarbeitet wurden. Aussagen über eine entsprechende Wirkung dieser Beiträge lassen sich hierdurch allerdings nicht treffen. 406 Tätigkeitsbericht AOA 1965, 1f., BASFArchLu, C 802. 407 Arbeitsanweisung für Pressestelle vom 11.02.1966, 2, BASFArchLu, C 804. 408 Arbeitsanweisung für Pressestelle vom 11.02.1966, 3, BASFArchLu, C 804.
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wie mündliche Einzelauskünfte. Über die unterschiedliche Wahl des Informationsmittels (Brief, Fernschreiber, Telefon) wurde gegebenenfalls eine zeitliche Staffelung der Informationsübermittlung je nach Empfängerkreis vorgenommen. Die zielgruppengerechte Informationsübermittlung spiegelte sich ferner in gesonderten Begleitnotizen zu Geschäftsberichten und Aktionärsbriefen, die das Interesse der Konzernpolitik unterstrichen und – mit Blick auf den jeweiligen Empfängerkreis – besonders interessante Fakten und Zusammenhänge darlegten. Besondere Sorgfalt galt der Beleganalyse, deren Ergebnis weiterführende Konsequenzen hatte. Sollten veröffentlichte Pressemeldungen in bedeutenden Zeitungen oder Zeitschriften nicht erschienen, Zeitungen oder Zeitschriften wiederholt nur wenig oder unfreundlich berichtet haben oder aus eigener Initiative der Medien recherchierte Berichte fehlerhaft oder unvollständig veröffentlicht worden sein, war als Teil der kontinuierlichen Kontaktpflege persönlich mit den betroffenen Redaktionen in Verbindung zu treten.409
7.3.2 Synergieeffekte Die Pressestelle im Werk Ludwigshafen war fortan Zentrale zur Koordination der gesamten Medienarbeit im In- und Ausland. Die Mitte der sechziger Jahre analog zur weltweiten Ausdehnung der BASF begonnene Internationalisierung der Pressearbeit setzte sich in den Folgejahren weiter fort. Nach der Premiere in Antwerpen 1966 wurden internationale Pressekonferenzen der BASF zum wichtigen Instrument weltweiter Öffentlichkeitsarbeit des Konzerns. Ihren besonderen Stellenwert erlangten diese nicht zuletzt durch die persönliche Anwesenheit von Vorstandsmitgliedern aus der Konzernzentrale. So waren die Einweihung neuer Produktionsanlagen oder die Gründung neuer Tochterunternehmen auch 1967 Anlass für Pressekonferenzen in aller Welt, wie z. B. in Australien, den USA, Südafrika oder Buenos Aires, an der auch Vorstandschef Timm teilnahm.410 Im Zusammenhang mit der in Rotterdam eingeweihten Großanlage der Ammoniak Unie N.V. sprach Oeckl sogar von der „Gestaltung eines nationalen Ereignisses“411, dessen begleitende Ausführungen von Vorstandschef Timm über „neue Formen der internationalen Zusammenarbeit zur Erreichung optimaler technischer Bedingungen“ in der holländischen, internationalen und deutschen Presse auf große Resonanz stieß.412 Eine ähnlich hohe Bedeutung erfuhr die im April 1967 aus Anlass der Gründung der Wiener DanubiaOlefinwerke durchgeführte Pressekonferenz, an der sich ebenfalls eine Vorstandsdelegation unter Bernhard Timm aktiv beteiligte.413 Nach Einschätzung Oeckls wirkte sich die internationale Expansion des Konzerns positiv auf die Inlandspressearbeit aus, die daraus „manche Anregung“414 erfuhr. Die mit der Vergrößerung der BASF einhergehenden Ereignisse wie Firmenübernahmen, fachliche Innovationen oder Geschäftsentwicklungen lieferten umfangreiches Nachrichtenmaterial, das auch national auf großes Interesse der Medien stieß. Redaktionsbesuche bei Regionalredaktionen intensivierten die Kontakte zur Presse im Rhein-Neckarraum und weiteren 409
Arbeitsanweisung für Pressestelle vom 11.02.1966, 3, BASFArchLu, C 804. Vgl. Jahresbericht AOA 1967, 2, BASFArchLu, C 802. 411 Vgl. Jahresbericht AOA 1967, 2, BASFArchLu, C 802. 412 Vgl. Jahresbericht AOA 1967, 2, BASFArchLu, C 802. 413 Vgl. Jahresbericht AOA 1967, 2, BASFArchLu, C 802. 414 Vgl. Jahresbericht AOA 1967, 2, BASFArchLu, C 802. 410
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Bundesländern wie Niedersachsen, Berlin, Ruhrgebiet, Württemberg, Bayern und Hessen. Entsprechend Arbeitsanweisung konzentrierte man sich dabei insbesondere auf Redaktionen mit unterdurchschnittlicher Berichterstattung über die BASF. Im Mittelpunkt stand dabei die allgemein verständliche Darstellung technischer Sachverhalte in Wort und Bild als „... BASF-Informationen, die über die Wirtschaftsseiten der Tages- und Fachpresse hinausgehen ... wie etwa beim Thema Modefarben ... Kunststoffe für Sportanlagen ... oder Simulog-Kleincomputern ... Solche Beiträge sind immer wieder gefragt. In der Methode, einzelne Fachgebiete ... von technischen Spezialisten sehr knapp und einfach formuliert darzustellen, sehen wir einen guten Weg, die BASF über den wirtschaftlichen Aspekt hinaus als ein fortschrittliches Unternehmen vorzustellen. Der Erfolg unserer Fachpressekonferenz in Düsseldorf, in der 13 Kurzreferate in zwei Stunden gehalten und diskutiert wurden, bestärkt uns in dieser Ansicht.“415 Verstärkt wurden zudem die Bemühungen, Veröffentlichungen in Boulevardpresse, Illustrierten, Sportblättern und technischen Magazinen unterzubringen. Vermehrt gestreutes Bildmaterial im In- und Ausland erhöhte die Resonanz. 416 Seit Einrichtung der Stelle „Dokumentation / Lektorat“ war es nun auch möglich, die Resonanzanalyse erheblich zu präzisieren. Im Jahre 1967 beispielsweise wurden insgesamt 146 Publikationen, davon 71 inländische, 20 ausländische Tages-, Wirtschafts- und Wochenzeitungen, 35 inländische und 10 ausländische allgemeine Fachzeitschriften und Wirtschaftsmagazine sowie 10 Informationsdienste laufend beobachtet und ausgewertet. In die Auswertung einbezogen waren ebenfalls die Mittags-Nachrichten im Hörfunk, bei anstehenden Höhepunkten auch durchgehend alle Nachrichtensendungen. Dabei wurde ermittelt, ob überhaupt eine Pressemitteilung veröffentlicht wurde, welche Tendenz einer Veröffentlichung zugrunde lag, welchen Umfang sie hatte und wo sie platziert war. Auf dieser Basis erfolgte die Entscheidung über die weiterführende Kontaktpflege. Zudem erleichterte die systematische inhaltliche Analyse auch die Abstimmung aktueller Presseinformationen in Bezug auf früher getroffene Aussagen. 417 Besonderer Beliebtheit erfreute sich nach Aussagen Oeckls418 ein tagesaktueller Ausschnittdienst für ca. 60 Führungskräfte im Werk Ludwigshafen, je nach inhaltlichem Bezug. Diesem Clipping lagen vier überregionale und fünf lokale Zeitungen zugrunde. Die Zahl der Originalausschnitte bzw. Kopien lag zwischen 230 in berichtsärmeren und 460 bis zu 1.000 in berichtsreicheren Zeiten.419
7.4 Im Spannungsfeld zwischen Etat und Qualität Der zunehmende Zwang zu Einsparungen gestalteten die Planung einer den steigenden Anforderungen gerechten Öffentlichkeitsarbeit schwierig. Ab Mitte des Jahres 1967 führte dies Oeckl zu umfangreichen Arbeiten bei der Feststellung von Einsparungsmöglichkeiten und der Einleitung der bereits für 1968 vorgesehenen Sparmaßnahmen. Während für 1967 eine Reduzierung des Etats in Höhe von 7 Prozent erreicht wurde, verringerte sich der Etat 415
Vgl. Jahresbericht AOA 1967, 2f., BASFArchLu, C 802. Vgl. Jahresbericht AOA 1967, 2f., BASFArchLu, C 802. 417 Vgl. Jahresbericht AOA 1967, 2f., BASFArchLu, C 802. 418 Vgl. Interview (B)). 419 Vgl. Jahresbericht AOA 1967, 4f., BASFArchLu, C 802. 416
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des Folgejahres um fast 12 Prozent – allerdings nur unter der Prämisse, „... dass eine Einhaltung nur gewährleistet werden kann, wenn von keiner Seite die in den letzten Jahren immer wieder aufgetretenen Zusatzanforderungen erfolgen.“420 Zunehmende Auslandsaktivitäten führten andererseits zu steigenden Anforderungen an die Öffentlichkeitsarbeit des Konzerns in den entsprechenden Ländern. Der Schwerpunkt lag hierbei in den USA, Frankreich und Belgien. So wurde trotz allgemeiner Etatreduzierung für das Jahr 1968 eine Erhöhung der Mittel für diese Länder vorgesehen.421 Die bereits begonnenen Aktivitäten auf dem Gebiet der Auslands-PR waren vielversprechend, obgleich „... die Erwartungen in vielen Fällen über die finanziellen Möglichkeiten hinaus“422 gingen, wie Oeckl anmerkte. Zum Aufbau systematischer PR-Arbeit in den USA – insbesondere unter Berücksichtigung der dortigen Mentalität mit entsprechender Anpassung deutscher PR-Maßnahmen – wurde beispielsweise mit einer ansässigen PRAgentur zusammengearbeitet. „Der noch verhältnismäßig geringe Bekanntheitsgrad der BASF und der Beteiligungsgesellschaften verlangt hier ein besonders individuelles Vorgehen“423, das sich etwa in der Erstellung einer eigenen amerikanischen Fassung von Druckschriften und Filmen – neben der bereits existierenden englischen Version – spiegelte.424 Die Etablierung länderspezifischer Konzern-PR wurde auch in Frankreich und Belgien initiiert. Beauftragte Mitarbeiter der Ländervertretungen widmeten sich dabei vor allem den mit der Pressearbeit und PR-Anzeigenschaltung verbundenen Aufgaben. Über diese Schwerpunktländer hinaus stellte Oeckl auch bei BASF-Vertretungen und -produktionsstätten in anderen Ländern ein steigendes Interesse auf dem Gebiet der Öffentlichkeitsarbeit fest, „zumeist im Zusammenhang mit der Aufnahme von Produktionen oder Änderung des Firmennamens bei gleichzeitiger Einführung des Signums BASF“.425 Kosteneinsparungen führten beispielsweise auch zur Umgestaltung von PRVeröffentlichungen und PR-Anzeigen des Jahres 1967. Die Neuauflage des Geschäftsberichtes erzielte beispielsweise Einsparungen in Höhe von 250.000 DM. Erreicht wurde dies durch die Änderung des Formates von A4 auf A5, die Verwendung leichteren Papieres, einer Reduzierung des Umfanges durch Änderung des Umbruches und inhaltlicher Straffung, dem Fortfall des Leporellos und dem Versand als Drucksache anstelle eines Briefes. Weiterhin wurde bei der Herausgabe von Aktionärsbriefen auf die Beilagen verzichtet, wodurch ebenfalls erhebliche Kosteneinsparungen erreicht wurden – „obwohl die bisherigen Beilagen ein gutes Echo bei den Aktionären fanden und von diesen offensichtlich als eine zusätzliche interessante Information über die Arbeit der BASF angesehen wurden.“426 Kostenreduzierungen ergaben sich z. T. auch aus personalbedingten Umstrukturierungen der Abteilung, etwa durch den Verzicht auf Neueinstellungen nach Pensionierungen. So wurde beispielsweise das zur Abteilung gehörende Büro „Prokurist Dr. von Nagel“ nach dem Ruhestandseintritt von Nagels aufgelöst und dessen Sonderaufgabe „Firmengeschichte“ dem Firmenarchiv übertragen. Auch mit dem Ausscheiden des langjährigen BASFFilmemachers Dr. Packenius wurde die bisherige Gruppe „Filme und Besucherwesen“ (AOA/FB) bei gleichzeitiger Personaleinsparung in zwei Gruppen „Filme und Veranstal420
BASFArchLu: Jahresbericht AOA 1967, 10, BASFArchLu, C 802. Vgl. Jahresbericht AOA 1967, 12, BASFArchLu, C 802. Jahresbericht AOA 1967, 12, BASFArchLu, C 802. 423 Jahresbericht AOA 1967, 11, BASFArchLu, C 802. 424 Vgl. Jahresbericht AOA 1967, 11, BASFArchLu, C 802. 425 Jahresbericht AOA 1967, 12, BASFArchLu, C 802. 426 Jahresbericht AOA 1967, 8, BASFArchLu, C 802. 421 422
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tungen“ AOA/FV sowie „Besucherbetreuung“ (AOA/B) aufgeteilt. Hinzu kam hingegen das Sachgebiet „Spendenbearbeitung“, das von der Personalabteilung zur Abteilung Öffentlichkeitsarbeit übertragen wurde.427 Andererseits ermöglichten es die vorgenommenen Einsparungen, erreichte Standards an anderer Stelle zu sichern, z. B. im Anzeigenbereich und der Imageforschung. So wurde in Kooperation mit der Abteilung Volkswirtschaft die Nürnberger „Arbeitsgruppe für psychologische Marktanalysen“ mit einer psychologischen Firmenbildstudie beauftragt. Für die Etablierung der PR-Arbeit in den USA wurden ebenfalls zwei Imageuntersuchungen in Auftrag gegeben. Auch die Insertionsdichte und –streuung der BASF-Vertrauenswerbung konnte gehalten werden. So wurden 1967 sechs unterschiedliche Motive in insgesamt über 140 Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht, mit einer Gesamtauflage von 17,9 Millionen Exemplaren je Anzeige. Verstärkt werden konnte die Inserierung im Ausland, deren Schwerpunkte in Frankreich und Belgien lagen.428 Im Jahre 1967 erfolgte erstmals auch die Schaltung von PR-Fernsehspots im Rahmen des Werbefernsehens. Dies war nicht für den Konzern selbst neu, die BASF war damit auch das erste Unternehmen in Deutschland überhaupt, das sich dieses neuen Instruments der Öffentlichkeitsarbeit bediente. Genutzt wurden dabei ausschließlich die quotenhohen Zeiten direkt vor den Abendnachrichten. Zwei Spots („Einkaufsbummel“ und „Wochenendausflug“) erhielten auf dem VII. Internationalen Film- und TV-Festival am 19. und 20.10.1967 in New York sogar Bronzemedaillen für deren Darstellung des Verhältnisses zwischen Konsument und Hersteller.429
7.5 Konzern-PR im „68er“-Umfeld 7.5.1 Zwischenbilanz und Ausblick Ende des Jahres 1968 zog Oeckl Bilanz seiner bisherigen Bemühungen. Einerseits währte die kontinuierliche Aufbauarbeit einer möglichst effizienten Konzern-PR zu diesem Zeitpunkt rund zehn Jahre, andererseits sahen sich die Öffentlichkeitsarbeiter der BASF nunmehr einem gesellschaftlichen Wandel gegenüber, der in seiner Schärfe und den unmittelbaren Auswirkungen für die eigene Arbeit nicht zu unterschätzen war. Ein persönlicher Aspekt in Oeckls Berufsleben verlieh dieser Situation eine besondere Bedeutung: Nur noch rund sechs Jahre trennten Oeckl vom Eintritt in den Ruhestand – ein Zeitraum, dessen relative Kürze den Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit angesichts der bevorstehenden Schwierigkeiten zur Neuorientierung veranlasste.430 „Bei dem Bemühen, die künftige Öffentlichkeitsarbeit der BASF zu konzipieren – ich habe dabei nicht übersehen, dass mir unter normalen Umständen eine Frist von wenig mehr als fünf Jahren für deren Verwirklichung zur Verfügung steht und ich setze meine Ehre darein, das Arbeitsgebiet Öffentlichkeitsarbeit einem Nachfolger dann im bestmöglichen Zustand zu übergeben – möchte ich zunächst die heutige gesellschaftspolitische Diskussion streifen.“431 427
Vgl. Jahresbericht AOA 1967, 8, BASFArchLu, C 802. Vgl. Jahresbericht AOA 1967, 8, BASFArchLu, C 802. Vgl. Jahresbericht AOA 1967, 9, BASFArchLu, C 802. 430 Vgl. Referat Oeckls vor der Kommission für Öffentlichkeitsarbeit (KOA) am 29.11.1968, 8, BASFArchLu, C 804. 431 Vgl. Referat Oeckls vor der Kommission für Öffentlichkeitsarbeit (KOA) am 29.11.1968, 8, BASFArchLu, C 804. 428 429
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Als Indikatoren gesellschaftlichen Wandels griff Oeckl auf „... eine ungewöhnliche Fülle schlagender Beispiele ...“ 432 zurück. An erster Stelle führte er dabei „die Hochschulunruhen gegen das wissenschaftliche und kulturpolitische Establishment, deren Beilegung noch keineswegs gelungen ist“ 433 an. Weitere Beispiele sah Oeckl im 14. Internationalen Philosophen-Kongress in Wien, der „... trotz oder wegen 3.000 Teilnehmern aus aller Welt in einem völligen geistigen Chaos ...“434 endete, oder dem Deutschen Soziologentag in Frankfurt, der von dessen Präsident Dahrendorf im Ergebnis als Neopessimismus deklariert wurde.435 Im Charakter dieser bis dato streng konservativen, von gleichen Handlungsmustern geprägten Ereignisse spiegelten sich nach Ansicht Oeckls entscheidende Veränderungen der Umwelt und des Denkens. Die etablierten Normsetzer Staat, Kirchen, Militär und Beamtentum büßten traditionelle Herrschaftspositionen ein zugunsten moderner Wirklichkeitsgestalter wie politischen Parteien, Gewerkschaften, Interessensverbände und Massenmedien. Besondere Aufmerksamkeit zog die Außerparlamentarische Opposition auf sich, deren Ziel Revolution und gesellschaftlicher Umsturz waren.436 Für Oeckl war klar, dass die Fortführung der eigenen Arbeit ohne Berücksichtigung dieses tief greifenden Wandlungsprozesses zum Scheitern verurteilt wäre. „Wenn ich versuchen will, aus diesen entscheidenden Veränderungen unserer Umwelt und unseres Denkens ... eine Schlussfolgerung für die Öffentlichkeitsarbeit der BASF im kommenden Jahrfünft zu ziehen, so möchte ich an die Spitze stellen: Wir müssen die Öffentlichkeitsarbeit der BASF in Anpassung an die Gesetze des Kommunikationsprozesses, wie sie heute in den fortschrittlichsten Staaten der Welt Gültigkeit haben, gestalten.“437 Die gesamte Öffentlichkeitsarbeit des Konzerns unterschied Oeckl nach „Public Relations“ und „Human Relations“438 – und verglich die Integration externer und interner Unternehmenskommunikation mit einem Orchester, das mit vielen Stimmen – „die einzeln oder in Gruppen kombiniert oder alle zusammen – immer wieder je nach Bedarf fortissimo oder mezzoforte oder piano das b-a-s-f anklingen lässt.“439 Den „Public Relations“ ordnete Oeckl die an externe Öffentlichkeiten gerichteten Bereiche zu, darunter die Pressestelle mit Hörfunk- und Fernsehabteilung, die Gruppe Hauszeitschrift, die Film- und Veranstaltungsgruppe, die Gruppen Besucherbetreuung, Publikationen (zuständig für Firmenbroschüren, Taschenkalender, PR-, Personal- und Finanzanzeigen, Aktionärsbetreuung inklusive Geschäftsbericht, Aktionärsbriefe, Hauptversammlung und Aktionärskorrespondenz, Fernsehspots und Schulbetreuung) sowie die Gruppe Allgemein (Geschenkwesen, Spendenbearbei432
Vgl. Referat Oeckls vor der Kommission für Öffentlichkeitsarbeit (KOA) am 29.11.1968, 8, BASFArchLu, C 804. 433 Vgl. Referat Oeckls vor der Kommission für Öffentlichkeitsarbeit (KOA) am 29.11.1968, 8, BASFArchLu, C 804. 434 Vgl. Referat Oeckls vor der Kommission für Öffentlichkeitsarbeit (KOA) am 29.11.1968, 9, BASFArchLu, C 804. 435 Vgl. Referat Oeckls vor der Kommission für Öffentlichkeitsarbeit (KOA) am 29.11.1968, 8f., BASFArchLu, C 804. 436 Vgl. Referat Oeckls vor der Kommission für Öffentlichkeitsarbeit (KOA) am 29.11.1968, 9, BASFArchLu, C 804. 437 Vgl. Referat Oeckls vor der Kommission für Öffentlichkeitsarbeit (KOA) am 29.11.1968, 9, BASFArchLu, C 804. 438 Referat Oeckls vor der Kommission für Öffentlichkeitsarbeit (KOA) am 29.11.1968, 9, BASFArchLu, C 804. 439 Jahresbericht AOA 1968, 1, BASFArchLu, C 802.
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tung, Sport- und Kunstbetreuung, Messen und Kunstbetreuung sowie die Koordination der Öffentlichkeitsarbeit im Ausland). Zu den „Human Relations“ zählte Oeckl den auf die unternehmensinterne Öffentlichkeit gerichteten Teil der Öffentlichkeitsarbeit, wie Werkzeitschrift, Lektorat, Dokumentation, das Firmenarchiv, der Sprachbrief, Filmvorführungen sowie die Mitarbeiterbriefe. 440 Insgesamt widmeten sich im Jahre 1968 81 Mitarbeiter der Öffentlichkeitsarbeit im Konzern. In den Hauptgebieten der Auslands-PR, New York, Paris und Antwerpen, waren darüber hinaus drei hauptamtliche Mitarbeiter tätig, außerdem standen für die Öffentlichkeitsarbeit im Ausland weitere 23 PR-Verbindungsleute zur Verfügung. Sie wandten zwischen 10 und 50 Prozent ihrer Arbeitszeit für PR-Aufgaben, zum Teil in Verbindung mit Werbung, auf.441 Die bis dato erreichten Ergebnisse der Öffentlichkeitsarbeit beurteilte Oeckl „... in der Gesamtlinie auch bei sehr kritischer Betrachtung unter Einschaltung vieler neutraler und ausländischer Stimmen als gut und manchmal sogar sehr gut ...“ 442 Um den im Zuge der rasanten Expansion der BASF im In- und Ausland stark gestiegenen Anforderungen quantitativ und qualitativ weiter gerecht werden zu können, war nun allerdings der Zeitpunkt gekommen, an dem sowohl eine personelle wie finanzielle Aufstockung unausweichlich geworden war. Um eine Gefährdung des bisher erreichten Standards der Konzern-PR zu vermeiden, konnte die seit 1964 unverändert gehaltene Mitarbeiterzahl von 81 fortan ebenso wenig beibehalten werden, wie eine Hinnahme des seit Jahren zurückgehenden Etats. Da dies ohnehin mit kaum tragbaren Leistungseinbußen, Auflagenkürzungen, Vorführungsreduzierungen „... und einigen Kunstgriffen“ 443 verbunden war, war Oeckl nunmehr gezwungen, in Bezug auf Etat und Personal leistungsangepasste Forderungen an die Konzernleitung zu richten.444 Der sukzessiv sinkende Etat445 hatte zur Folge, dass sich die eigenen Aktionen nur noch bedingt an den Notwendigkeiten des Kommunikationsprozesses orientieren konnten, sondern immer mehr an den zur Verfügung stehenden Finanzmitteln. Angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen war dies nach Ansicht Oeckls nicht mehr tragbar. Der Etatvorschlag für das Jahr 1969 wurde deshalb um fünf Millionen DM aufgestockt, verteilt auf die Jahre 1966-1969 entsprach dies einer durchschnittlichen Steigerung um 6,7 Prozent.446 Der für Werbung und Öffentlichkeitsarbeit veranschlagte Gesamtetat belief sich auf insgesamt 50,2 Millionen DM.447
440
Vgl. Jahresbericht AOA 1968, 1, BASFArchLu, C 802. Jahresbericht AOA 1968, 1, BASFArchLu, C 802. 442 Jahresbericht AOA 1968, 1, BASFArchLu, C 802. 443 Jahresbericht AOA 1968, 2, BASFArchLu, C 802. 444 Jahresbericht AOA 1968, 2, BASFArchLu, C 802. 445 1968 hatte sich der Etat gegenüber 1966 um mehr als eine Million DM reduziert. Vgl. Referat Oeckls vor der Kommission für Öffentlichkeitsarbeit (KOA) am 29.11.1968, 12, BASFArchLu, C 804. 446 Vgl. Referat Oeckls vor der Kommission für Öffentlichkeitsarbeit (KOA) am 29.11.1968, 13, BASFArchLu, C 804. 447 Vgl. BASFArchLu: Referat Oeckls vor der Kommission für Öffentlichkeitsarbeit (KOA) am 29.11.1968, 15, BASFArchLu, C 804. Damit lagen die Aufwendungen für Öffentlichkeitsarbeit und Werbung unter dem deutschen und internationalen Durchschnittssatz von 1 Prozent des Gesamtumsatzes. Oeckl erfüllte damit auch eine entsprechende Vorgabe der Kommission für Öffentlichkeitsarbeit (vgl. ebenda). 441
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Die gestiegenen Kosten resultierten zum großen Teil aus den erhöhten Anforderungen, die sich aus der fortschreitenden Unternehmensexpansion448 ergaben sowie allgemeinen Preissteigerungen, z. B. im Druckgewerbe. Erhöhte Auflagen verschiedenster Drucksachen steigerten den Arbeitsaufwand und damit den Personalbedarf im In- und Ausland. Für eine effektive Auslands-PR wurden seit 1966 beispielsweise 26 PR-Verbindungsleute eingesetzt, die für eine effektive Arbeit der Koordination durch einen zusätzlichen Auslandskoordinations-Sachbearbeiter bedurften. Generell wuchsen die Aufgaben, insbesondere auf dem Gebieten der unternehmensinternen Kommunikation, der Kontaktpflege zu den Kirchen und Parteien auf Bundesebene sowie in der Sport- und Kunstförderung.449 In Kenntnis des Kommunikationsprozesses kam der Berücksichtigung von Wechselwirkungen zwischen dessen Faktoren450, der Beachtung des Rückkopplungsprinzips, der Grundregel „agieren statt reagieren“ sowie der Menge der zu vermittelnden Information grundlegende Bedeutung für eine erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit zu. „Dazu brauchen wir mehr erfahrene und eine Anzahl langjähriger und möglichst akademisch ausgebildeteter PR-Fachleute, an denen großer Mangel herrscht. Hierbei spielt auch die Gehaltsfrage und die Einstufung in die Hierarchie ein nicht geringe Rolle“451, forderte Oeckl auch an dieser Stelle vehement. In der Heranbildung von entsprechenden Fachleuten lag nach Oeckl überhaupt die Grundlage, unter schwierigen gesellschaftlichen Bedingungen erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit zubetreiben. Nur sie waren in der Lage, zunächst die Grundlagen des Kommunikationsprozesses zu verstehen, um auf dieser Basis die Öffentlichkeitsarbeit den unterschiedlich ausgeprägten Faktoren dieses Prozesses auszurichten – sei es durch den richtigen Aufbau der zu vermittelnden Information, die Wahl des geeigneten Mediums, die gezielte Ansprache der jeweiligen Öffentlichkeit und schließlich die Berücksichtigung der öffentlichen Meinung, um die danach eigene Aktion auszurichten. Ausgehend von der unter Oeckls Vorsitz durch die Deutsche Public Relations Gesellschaft geprägten Begriffsbestimmung für Öffentlichkeitsarbeit („das bewusste geplante und dauernde Bemühen, gegenseitiges Verständnis und Vertrauen in der Öffentlichkeit aufzu448 1968 wurden rund 54 % des Gesamtetats für Inlands-Öffentlichkeitsarbeit aufgewandt. AOA lag „... damit in einer guten Relation zur Umsatzaufteilung der BASF-Gruppe“ (Referat Oeckls vor der Kommission für Öffentlichkeitsarbeit (KOA) am 29.11.1968, 15, BASFArchLu, C 804). 449 Vgl. Referat Oeckls vor der Kommission für Öffentlichkeitsarbeit (KOA) am 29.11.1968, 14, BASFArchLu, C 804. Im Detail resultierten die Etaterhöhungen aus der vermehrten Durchführung von Presseveranstaltungen, Herstellung und Einsatz von Filmen zur Produkt-PR, einer hauptamtliche Besucherbetreuung, fremdsprachigen Ausgaben der Hauszeitschrift, der Umfangerweiterung des deutschsprachigen Mantelblattes der Ausgabe Ludwigshafen bei der Werkzeitung sowie des Neuaufbaus der Innenteile Glasurit, Antwerpen und Nordmark und der Vorbereitung einer englischen Ausgabe zur Verbesserung der Information in der BASF-Gruppe, weiterhin aus der Auflagenerhöhung und der gesetztlich vorgeschriebenen Übernahme der Bankbearbeitungskosten des Geschäftsberichts, einer Auflagenerhöhung des BASF-Taschenkalenders, zusätzlichen PR-Broschüren (z.B. für Banken), der Fertigung von Zeitungsbeilagen für Messen und Ausstellungen, PR-Aktivitäten im Ausland sowie einer geplanten Image-Untersuchung für die geplante Änderung des Firmennamens und –logos (vgl. Referat Oeckls vor der Kommission für Öffentlichkeitsarbeit (KOA) am 29.11.1968, 14, BASFArchLu, C 804). 450 Auf die Öffentlichkeitsarbeit der BASF übertragen, entspricht die BASF dem Auftraggeber, übernimmt AOA die Funktion des Kommunikators, beinhalten Pressemeldungen, Interview, Film, Broschüre, ein Vortrag oder eine PR-Anzeige die Information, die durch Massen- und Individual- bzw. vorhandene oder selbst zu gestaltende Medien übermittelt und schließlich vom Rezipienten oder Publikum, also einer oder mehrerer Öffentlichkeiten, empfangen wird (vgl. Referat Oeckls vor der Kommission für Öffentlichkeitsarbeit (KOA) am 29.11.1968, 10, BASFArchLu, C 804). 451 Referat Oeckls vor der Kommission für Öffentlichkeitsarbeit (KOA) am 29.11.1968, 10, BASFArchLu, C 804.
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bauen und zu pflegen“452) sah Oeckl in der „Anwendung der vorgenannten entscheidenden Regeln des Kommunikationsprozesses auf einen bestimmten Fall ...“453 den Schlüssel zur Öffentlichkeitsarbeit, deren Gegenstand „... eine Strategie der Erschaffung und Erhaltung von Vertrauen ...“454 ist. Das Ziel der konzerneigenen Öffentlichkeitsarbeit bestand laut Oeckl darin, „... ein Image der BASF regional, national und international aufzubauen, das dem Vorstellungsbild unseres Managements entspricht und optimal der Erreichung der Ziele der BASF-Gruppe dient.“455 7.5.2 Medienarbeit und gesellschaftlicher Wertewandel Wertewandel und gesellschaftliche Neuorientierung spiegelten sich insbesondere bei Medienvertretern und stellten die Öffentlichkeitsarbeiter der BASF Ende der sechziger Jahre vor besondere Herausforderungen: Ursache war eine neue Journalistengeneration, die – nach den Worten Oeckls – „... nach dem abgewandelten Turner-Leitmotiv ´frech, forsch, unfromm und frei´ höchst kritisch und ohne jede traditionelle Rücksicht ihre Berichte schreibt und mimosenhaft empfindlich und mit ´pedantischem Misstrauen´ pressegerechte schnellstmögliche Aussagebereitschaft des Unternehmens bis zum Sich-völlig-Ausziehen, Herausstellen der Spitzenrepräsentanten als Gesprächspartner, sonstiges Entgegenkommen etc. registriert und berücksichtigt ... Wir werden in Zukunft manch ernsthafte Überlegung anstellen und die Ressorts und Abteilungen um verständnisvolle Unterstützung bitten müssen.“456 Oeckl analysiert 1968 selbstkritisch nach wie vor bestehende, qualitative Mängel der Pressearbeit, „... die negativ vermerkt worden sind und teilweise in nicht freundlichen Bemerkungen in Pressekommentaren oder am Telefon oder in persönlichen Gesprächen ... ihren Niederschlag gefunden haben.“457 Die Pressearbeit sei so zum schwierigsten Problem geworden und habe zu einem gewissen Vertrauensschwund bei Journalisten geführt, so Oeckl weiter.458 Obgleich formell längst als Arbeitsgrundlage formuliert459, erwies sich die konsequente Umsetzung der 6-W-Formel Wer-Was-Wann-Wo-Wie-Warum in der Praxis als unzureichend und führte so zu einer oftmals nicht pressegerechten Formulierung der Pressemeldungen. Als weiteren Schwachpunkt definierte Oeckl eine „... zu technische, d. h. für ein breites Leserpublikum nicht oder nur unzureichend verständliche und oft zu formalistische Abfassung unserer Verlautbarungen.“460 Zudem erschwere die Missachtung der Grundregel der auf den Kopf gestellten Pyramide dem Redakteur bei Zeitdruck und Platzmangel eine 452
Referat Oeckls vor der Kommission für Öffentlichkeitsarbeit (KOA) am 29.11.1968, 11, BASFArchLu, C 804. 453 Referat Oeckls vor der Kommission für Öffentlichkeitsarbeit (KOA) am 29.11.1968, 11, BASFArchLu, C 804. 454 Referat Oeckls vor der Kommission für Öffentlichkeitsarbeit (KOA) am 29.11.1968, 11, BASFArchLu, C 804. 455 Vgl. Referat Oeckls vor der Kommission für Öffentlichkeitsarbeit (KOA) am 29.11.1968, 11, BASFArchLu, C 804. 456 Vgl. Jahresbericht AOA 1968, 2, BASFArchLu, C 802. 457 Referat Oeckls vor der Kommission für Öffentlichkeitsarbeit (KOA) am 29.11.1968, 2, BASFArchLu, C 804. 458 Referat Oeckls vor der Kommission für Öffentlichkeitsarbeit (KOA) am 29.11.1968, 4, BASFArchLu, C 804. 459 Vgl. Arbeitsanweisung für Pressestelle vom 11.02.1966, BASFArchLu, C 804. 460 Referat Oeckls vor der Kommission für Öffentlichkeitsarbeit (KOA) am 29.11.1968, 2, BASFArchLu, C 804.
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schnelle Bearbeitung. Oeckl schlug deshalb dringend vor, Pressemeldungen auf der Grundlage wichtiger Fakten ausschließlich durch die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit pressegerecht formulieren zu lassen mit der Verpflichtung, diese vor Veröffentlichung Medien von den entsprechenden Fachabteilungen abzustimmen. Die unbearbeitete Weitergabe von durch die Ressorts selbst erstellten Pressemeldungen sollte unterbleiben.461 Eine erheblich Gefahr, Ansehen bei den Medien einzubüßen, sah Oeckl außerdem in der nicht rechtzeitigen Herausgabe von Presseinformationen. Zudem führten interne Kommunikationsprobleme mitunter dazu, dass die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit selbst erst über die Medien von BASF-Ereignissen erfuhr. Diese Vorkommnisse waren ebenso abzustellen wie ein von Medien wiederholt moniertes „Mauern“ durch zu spät oder gar nicht erfolgte Information. Der Ende der sechziger erreichte, weltweit sehr hohe Bekanntheitsgrad führte zu einer stetigen Zunahme von Interviewwünschen, die ebenfalls zu oft abgelehnt oder stark verzögert gewährt wurden, insbesondere aus Folge nicht verfügbarer Gesprächspartner. Als Lösungsvorschlag unterbreitete Oeckl die Möglichkeit, einen Sprecher der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit zu benennen. „Voraussetzung wäre allerdings, dass er genau, schnellstmöglich und uneingeschränkt informiert ist und wie einer der zwei Sprecher der Bundesregierung oder der 19 Bundesministerien auftreten kann. Hier dürfte im Gesamtinteresse der BASF der Satz gelten: Besser nicht völlig zufrieden stellend, aber schnell geantwortet, als verspätet oder gar nicht. AOA ist sich darüber im Klaren, dass dies eine besonders undankbare Aufgabe sein würde. Inhaltlich sah Oeckl vor allem bei volkswirtschaftlichen, Finanz- und Managementfragen Defizite und forderte hierzu mehr Aussagen, da dies insbesondere seitens ausländischer Journalisten von großen Unternehmungen erwartet werde.462 Schließlich reiche die persönliche Kontaktpflege zu den Redaktionen nicht aus, einerseits wegen der zu großen Entfernung von Ludwigshafen zu den Pressezentren Frankfurt bzw. Köln/Düsseldorf, andererseits wegen einer insgesamt zu schwachen Besetzung der Pressestelle. Erfahrungen aus den mittlerweile weltweit durchgeführten Presseveranstaltungen führten Oeckl weiterhin zu der Schlussfolgerung, einen, der internationalen Ausdehnung der BASF entsprechenden „... neuen Stil der Auswahl der zu BASF-Pressekonferenzen einzuladenden Journalisten ...“463 einzuführen. Ein Beispiel für eine auch in dieser Hinsicht in relativ starke Kritik geratene internationale Veranstaltung war die Pressekonferenz mit anschließendem Empfang am 18.10.1968. Auf einer im Nachfeld anberaumten „Manöverkritik“464 wurde als grundsätzliche Erfahrung festgehalten, dass ohne neue Aussagen von Unternehmensseite keine Pressekonferenzen mehr anberaumt werden dürfen und – abgesehen von Uraufführungen – Filmvorführungen kein ausreichender Einladungsanlass für Empfänge seien und daher künftig ein „plausibler
461
Referat Oeckls vor der Kommission für Öffentlichkeitsarbeit (KOA) am 29.11.1968, 3, BASFArchLu, C 804. Referat Oeckls vor der Kommission für Öffentlichkeitsarbeit (KOA) am 29.11.1968, 3f., BASFArchLu, C 804. 463 Referat Oeckls vor der Kommission für Öffentlichkeitsarbeit (KOA) am 29.11.1968, 4, BASFArchLu, C 804. 464 Aktenvermerk vom 4.11.1968 betr. Manöverkritik zur Pressekonferenz und Empfang in Antwerpen am 18.10.1968, BASFArchLu, C 804. Dabei waren neben Oeckl der stellvertretende Leiter AOA, Schwarz, der Leiter der Pressestelle, Blezinger, ein Mitarbeiter des Referats „Auslandspresse“, Flach , die Mitarbeiter des Referats „Veranstaltungen“, Kundt und Strassl sowie der Gruppenleiter „AOA-Allgemein“, Meyer (vgl. ebenda). 462
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Anlass“ zuwählen sei.465 Da die Auswahl der eingeladenen deutschen Journalisten zu Beanstandungen führte, sollte der einzuladende Kreis deutscher Journalisten künftig mit dem Sprecher des Klubs der Frankfurter Wirtschaftsjournalisten abgestimmt werden. Zuständigkeit und Verantwortung für die organisatorische Durchführung und Vorbereitung von Pressekonferenzen sollte der Pressestelle obliegen, während die Zuständigkeit für Empfänge klar der Gruppe Film- und Besucherwesen / Veranstaltungen zugeordnet wurde. Grundsätzlich wurde beschlossen, dass die Zuständigkeit für alle Vorbereitungen mit den notwendigen Vollmachten bei der Zentrale in Ludwigshafen liegt.466 Die sachgerechte, schnelle Berichterstattung, eine kontinuierliche Kontaktpflege und der sensible Umgang mit der Journalistenmentalität waren für Oeckl probate Mittel, unter den gegebenen Bedingungen erfolgreiche Arbeit zu leisten. Gemeinwohl und individuelle Lebensräume beeinflussende Rahmenbedingungen wurden aufgrund gestiegener öffentlicher Sensibilität zunehmend in den regionalen Medien thematisiert. 1969 beispielsweise lag ein wesentlicher Schwerpunkt regionaler Pressearbeit bei Themen, „... die das kommunale bzw. auch das Interesse des einzelnen Bürgers berühren (z. B. Maßnahmen zur Reinhaltung von Luft und Wasser, Verkehrsfragen, Standortprobleme etc.). Gezielte Aktionen zur Information der Öffentlichkeit und dem Abbau von Vorurteilen stießen auf große Resonanz, regional wie überregional. Ein Beispiel hierfür ist der Beginn einer Informationskampagne zum geplanten BASF-Kernkraftwerk. Die am 03.06.1969 durchgeführte Vortragsveranstaltung zum geplanten BASF-Kernkraftwerk, deren anschließende Pressekonferenz zu lebhafter Diskussion und positiver Resonanz in den regionalen und überregionalen Medien führte, markierte den Auftakt „... einer breiteren Unterrichtung der Öffentlichkeit über das BASF-Kernkraftwerk.“467 Darüber hinaus zogen Aktionen, „... die der Urbanisierung der Stadt Ludwigshafen sowie der gezielten Integration der BASF in den hiesigen Lebensraum dienen“468, z. B. Sportförderung, kulturelle Veranstaltungen, Kunststoffplastik für den Bahnhofsvorplatz, seit 1969 verstärkt die Aufmerksamkeit der Medien und damit der Öffentlichkeit auf sich.469
7.5.3 Medienarbeit in Krisenfällen Vor diesem Hintergrund wurden auch für die kommunikative Bewältigung von Krisenfällen systematische Grundlagen erarbeitet. Nachdem es im Jahre 1967 zur Explosion einer Ammoniakfabrik gekommen war, wurden im Mai 1968 mit der Druckschrift „Information bei größeren Schadensfällen“ verbindliche Regelungen für die Öffentlichkeitsarbeit der BASF in Krisenfällen – und damit die Grundlagen eines institutionalisierten KrisenManagements – erarbeitet. Konsequent spricht Oeckl in „PR-Praxis“, der 1976 herausgegebenen Weiterentwicklung seines „Handbuches der Public Relations“ (1964) vom „unver-
465 Aktenvermerk vom 4.11.1968 betr. Manöverkritik zur Pressekonferenz und Empfang in Antwerpen am 18.10.1968, BASFArchLu, C 804. 466 Aktenvermerk vom 4.11.1968 betr. Manöverkritik zur Pressekonferenz und Empfang in Antwerpen am 18.10.1968, BASFArchLu, C 804. 467 Jahresbericht AOA 1969, 7, BASFArchLu, C 802. 468 Jahresbericht AOA 1969, 7, BASFArchLu, C 802. 469 Vgl. Jahresbericht AOA 1969, 7, BASFArchLu, C 802.
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meidlich gewordenen Krisenmanagement“, bei dem kommunikationserfahrene und psychologisch geschulte Berater und Akteure einen wichtigen Part übernehmen“ (Oeckl 1976, 48). Die interne Unterrichtung der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit war fester Bestandteil des Krisenablaufplanes. Um die koordinierte Information der Öffentlichkeit zu gewährleisten, waren bei Großschäden mindestens sechs Mitarbeiter vorgesehen: mindestens einer am Unfallort, einer am als Sammelpunkt für Journalisten festgelegten Werkstor sowie vier im Büro. „Zur eisernen Regel wurde es damals, jeden Unfall so schnell wie irgend möglich, unter allen Umständen aber am Tage des Ergebnisses zu veröffentlichen“470, konstatiert Erdwig Meyer, der als Leiter der Pressestelle jahrelang zum engsten Mitarbeiterkreis Oeckls gehörte. Folgerichtig hieß es im Krisenplan, dass Pressemeldungen „... so schnell wie möglich nach den Angaben des Koordinators und in Abstimmung mit dem zuständigen Abteilungsleiter oder Spartenleiter oder Ressortchef“471 zu formulieren seien. Für die Beantwortung von Pressefragen wurde ein Fragenkonzept entwickelt, das dem Aufbau einer Pressemitteilung entsprach: Welcher Betriebsteil ist betroffen? Was hat sich ereignet? Wann geschah es? Wo spielte es sich ab? Warum geschah es? Wie ging es vor sich? Welche Folgen sind zu beklagen? Das Beispiel einer Presseinformation vom 04.10.1970 verdeutlicht die Umsetzung dieser Vorgaben: „Überhitzter Destillationsrückstand: Glasrohr zerplatzte Am 4. Oktober kam es gegen 6.30 Uhr in einem Betrieb der BASF bei der Herstellung eines Zwischenproduktes (Chloracetylchlorid) zur Überhitzung eines Detillationsrückstandes, die dazu führte, dass ein Glasrohr der Anlage platzte. Entweichende Produktnebel wurden durch starken Wind in zwei benachbarte Betriebe gedrückt, wo bei 25 Mitarbeitern Reizerscheinungen an den Augen und zum Teil auch an den Atemwegen auftraten. Die Betroffenen wurden in die Ambulanz gebracht. Vorsorglich bleiben sie unter ärztlicher Beobachtung. Es ist jedoch damit zu rechnen, dass sie am Abend nach Hause entlassen werden können. Der entstandene Sachschaden ist unerheblich.“472
7.5.4 Neue Maßstäbe der Medienresonanz Die formellen Voraussetzungen für die Gewährleistung einer möglichst reibungslosen Pressearbeit wurden bis zum Jahre 1968 weitgehend optimiert. Oeckl konstatiert zur Pressearbeit im Jahresbericht 1968: „Wir haben unseren Presseverteilungsapparat bis zur Perfektion ausgebaut und sprechen heute theoretisch alle für die BASF wichtigen Redaktionen regional, überregional und international an. Der Ablauf der Presseaktion zur WintershallBekanntgabe war beispielsweise ´generalstabsmäßig´ zeitlich und örtlich vorbereitet und lief unter Einsatz von zwei Fernschreibern mit vorgestanzten Lochstreifen, über alle verfügbaren Telefonapparate, durch Botenzustellung z. B. in Frankfurt, Stuttgart und Bonn und mit einem breiten Postversand sowie unter Einschaltung unserer PR-Verbindungsleute im Ausland auf Knopfdruck ab.“473
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Schreiben Erdwig Meyers an Christian Mattke vom 02.03.2001, 2. Abteilung Öffentlichkeitsarbeit der BASF: Information bei größeren Schadensfällen, Mai 1968 (Dok. aus pers. Bestand Erdwig Meyers, im Besitz des Autors). 472 Presse-Information der BASF (P 105 Jac) vom 4.10.1970 (Dok. aus pers. Bestand Erdwig Meyers). 473 Vgl. Jahresbericht AOA 1968, 2, BASFArchLu, C 802. 471
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Im Jahre 1968 erreichte die Pressestelle der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit eine neue Rekordhöhe bei Veröffentlichungen und Auflagenzahlen. Zu lokalen und überregionalen Anlässen wurde eine Auflage von nahezu 160 Millionen erzielt, hinzu kam die erfasste Auslandsauflage mit einer Steigerung von 63 Millionen gegenüber dem Vorjahr. Sämtliche Veröffentlichungen zu Aktivitäten der BASF beliefen sich damit auf rund 221 Millionen.474 Die Pressestelle der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit initiierte 18 Presseveranstaltungen, davon fünf im Ausland (Bombay, Caracas, Arnhem, Antwerpen und Barcelona). Gesteigert wurde auch die Zahl der Redaktionsbesuche in Deutschland und weltweit, wie z. B. Großbritannien, Belgien, Holland, Spanien und Indien. Dies reiche jedoch nicht aus, stellte Oeckl fest, da größere Redaktionen mindestens einen Besuch eines AOA-Vertreters im Jahr erwarten würden, um Wünsche oder Kritik vorbringen zu können.475 Darüber hinaus hatte die persönliche Kontaktpflege zu den Redaktionen einen hohen Stellenwert. Insgesamt 51 Besuche in Zeitungsredaktionen des Inlandes sowie 33 Redaktionsbesuche in Großbritannien, Belgien, Holland Spanien und Indien reichten jedoch nach den gesammelten Erfahrungen nicht aus, „... da die größeren Redaktionen erwarten, dass sie etwa einmal im Jahr von einem Mitarbeiter von AOA bzw. der Pressestelle besucht werden und Gelegenheit erhalten, ihre Wünsche, aber auch Kritik vorzubringen.“476 Trotz dieser neuen quantitativen Maßstäbe sprach Oeckl im Jahresbericht davon, auf dem Gebiet der Pressearbeit erstmals „... herbe Kritik ... “477 hingenommen zu haben und von einem nicht zufrieden stellenden Klima auf dem Pressegebiet.478 Im Gegensatz zur Pressearbeit fiel insbesondere das Resümee der Hörfunk- und Fernseharbeit deutlich positiver aus. Diese sei sehr erfreulich sowie ohne bemerkenswerte Beanstandungen verlaufen und liege „... nach dem Urteil der Rundfunkanstalten wohl überhaupt an der Spitze der Unternehmungen in der Rundfunk- und Fernsehausstrahlung. Insgesamt kamen fast 170 Rundfunk- und Fernsehausstrahlungen im In- und Ausland zu Ausstrahlung. Obgleich eine Erfassung der Zuhörer- und Zuschauerzahlen für AOA zum damaligen Zeitpunkt nicht möglich war, ging diese jedoch „... aber ohne jeden Zweifel in die Zigmillionenzahlen.“479 Analog zur gestiegenen Medienresonanz in der Berichterstattung wurde deren Auswertung durch die Gruppe „Dokumentation / Lektorat“ erweitert. Sie erfasste 1968 70 inländische Tages- und Wochenzeitungen, 28 inländische Fach- und Wirtschaftszeitungen, 8 Informationsdienste, je 20 ausländische Tages- und Wochenzeitungen bzw. Fach – und Wirtschaftszeitschriften. Da insbesondere die Zahl der Abdruckbelege aus dem Ausland stark anstieg, vermerkte Oeckl, dass die hier gestellte Aufgabe durch insgesamt vier Personen trotz eines Arbeitsbeginns zwischen 5.00 und 7.00 Uhr morgens bei einer Vorlage der ersten Aussendung der Belege zwischen 8.00 und 8.15 Uhr kaum noch zu meistern sei. Täglich wurden zwischen 200 und 1.000 Ausschnitte versandt.480
474
Auch hier beschränkt sich die Auswertung im Tätigkeitsbericht durch Summierung der verkauften Auflagenhöhen ausschließlich auf quantitative Ergebnisse der Medienresonanz und läßt keine Aussage zur qualitativen Wirkung der Pressearbeit zu (Vgl. auch Kapitel 8.3 „Die Ausweitung der Pressearbeit seit 1959“). 475 Vgl. Jahresbericht AOA 1968, 3, BASFArchLu, C 802. 476 Jahresbericht AOA 1968, 3, BASFArchLu, C 802. 477 Jahresbericht AOA 1968, 3, BASFArchLu, C 802. 478 Vgl. Jahresbericht AOA 1968, 3, BASFArchLu, C 802. 479 Jahresbericht AOA 1968, 3, BASFArchLu, C 802. 480 Vgl. Jahresbericht AOA 1968, 4, BASFArchLu, C 802.
Schwerpunkt Auslands-PR
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Zur guten Zusammenarbeit mit der Presse, im Sinne einer wohlwollenden redaktionellen Berichterstattung, gehörte nach Oeckls Auffassung auch die ausreichende Schaltung von PR-Anzeigen. Die bestehenden Etatzwänge führten auch hier zu Einschränkungen und zu einem entsprechenden Rückgang der Anzeigen in der inländischen Presse. Von 142 Publikationen im Vorjahr sank die Zahl der mit PR-Inseraten bestückten Zeitungen und Zeitschriften 1968 auf 96. „Damit bewegen wir uns im Hinblick auf eine gute Zusammenarbeit mit der Presse an der untersten Grenze“481, musste Oeckl im Jahresbericht feststellen. Im Ausland konzentrierte sich die Insertion von PR-Anzeigen auf internationale Druckmedien, wie z. B. Time, Newsweek oder Financial Times. Ergänzt wurde diese Streuung durch gezielte Anzeigenaktionen innerhalb Europas (Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden, Italien, Dänemark, Belgien, Österreich, Schweden. Schweiz, Portugal) sowie Kanada, Australien und Südafrika.
7.6 Schwerpunkt Auslands-PR 1968 entfielen rund 45 Prozent des Etats der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit auf die Öffentlichkeitsarbeit im Ausland. Um dies nachvollziehbar aufzuschlüsseln, gliederte Oeckl die für 1968 entstandenen Kosten detailliert nach Ländern auf. Dies ergab, dass der prozentuale Anteil des Haushaltes für Öffentlichkeitsarbeit für die jeweiligen Länder – bezogen auf den Auslandsetat – etwa dem prozentualen Anteil des Umsatzes in den Ländern bezogen auf den Auslandsumsatz entspricht. Abweichungen ergaben sich in den Ländern, in denen – zur Etablierung wirksamer Konzern-PR – für die Zukunft entsprechende Vorausleistungen erbracht werden mussten, z. B. in den USA. Andererseits aber auch dort, wo eine breit konzipierte Öffentlichkeitsarbeit in gewohnter Form nicht möglich war, so in Asien, Osteuropa und der UdSSR. Generell verzeichnete AOA „... seit 1964 laufend und seit 1966 in zunehmendem Maße verstärkt ...“ 482 die Intensität der ins Ausland gerichteten PR-Aktivitäten. Neben der Intensivierung der Pressearbeit umfasste dies vermehrte PR-Anzeigen in den Pressepublikationen, die Ausweitung fremdsprachiger Broschürenpublikationen und Filme, die Herausgabe der fünfsprachigen Hauszeitschrift sowie einer fremdsprachigen Version der Werkzeitschrift. Dennoch bestand im Jahre 1968 vor allem in den Ländern, in denen die BASF nicht unter eigenem Namen präsent war, „... noch ein erheblicher Nachholbedarf ...“483 Für die Einführung der BASF Espanola beispielsweise war deshalb ein komplettes PRProgramm geplant, in dem sich analoge Einführungskampagnen in Brasilien, Mexiko und Argentinien orientieren sollten. Das Konzept umfasste Pressekonferenz, Empfang, die BASF-Präsentation im Rahmen einer Großveranstaltung, Filmvorführungen inklusive der Jahresschau in Landessprache, eine spezielle Einführungsbroschüre, entsprechende Anzeigen und Druckschriften.484 Besondere Bedeutung maß Oeckl bei der Umsetzung der Kampagnen einer entsprechenden Vor-Ort-Betreuung bei. Zwar lasse sich die Durchführung von der Zentrale aus 481
Jahresbericht AOA 1968, 13, BASFArchLu, C 802. Jahresbericht AOA 1968, 13, BASFArchLu, C 802. Jahresbericht AOA 1968, 13, BASFArchLu, C 802. 484 Jahresbericht AOA 1968, 17, BASFArchLu, C 802. 482 483
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steuern, müsse aber regional angepasst und gestaltet werden. Wichtig sei ferner, dass die einmal begonnene Öffentlichkeitsarbeit kontinuierlich weitergeführt wird, wenn auf längere Sicht ein positives Image aufgebaut werden soll. Die Bewilligung finanzieller Rahmenbedingungen vorausgesetzt, sah Oeckl vor allem in der personellen Absicherung – bezogen auf Anzahl und Qualifikation der PR-Beauftragten – eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Etablierung der Konzern-PR auch im Ausland. Für das Jahr 1969 war deshalb ein systematischer Ausbau und die Schulung des vorgesehenen Personals geplant.485
7.6.1 Neue Erfolge Dem durch Oeckl im Jahre 1968 vor allem bei den Medienvertretern festgestellten Vertrauensrückgang und dem damit verbundenen Imageverlust konnte im darauf folgenden Jahr erfolgreich entgegengewirkt werden. „Aus vielfältigen Aussagen von Journalisten, Verlegern, Politikern etc. können wir feststellen, dass wir 1969 sehr gut vorangekommen sind: das Vorstellungsbild der Öffentlichkeit von der BASF kann heute weitgehend als positiv beurteilt werden.“486 Die internationale Medienresonanz auf BASF-Aktivitäten erreichte 1969 einen neuen Höhepunkt. Am 08.12.1969 beispielsweise war die BASF-Auslandsexpansion in den USA und Lateinamerika vierminütiges Thema der Hauptnachrichtensendung des ZDF. Die Zuschauerquote lag nach Einschätzung der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit bei rund 15 Millionen. Dabei kam es zu einer sechsmaligen Nennung des Namens „BASF“ sowie der Einblendung eines Kurzinterviews des Vorstandsvorsitzenden, „... was im deutschen Fernsehen in einer solchen Form bisher nur in einigen ganz wenigen Fällen erfolgt ist“487, wertete Oeckl diesen Erfolg. Die „... ganz erheblich gestiegene Beachtung, welche die BASF heute bei den Massenmedien und in der deutschen Öffentlichkeit findet“ 488 spiegelte sich nach Aussagen Oeckls auch in einer BASF-eigenen Imageuntersuchung, die im Sommer 1969 ihren Abschluss fand. Darüber hinaus ergab eine nicht veröffentlichte Imageuntersuchung der Firma Henkel zur Frage „Welche Firmen in Deutschland sind als die fortschrittlichsten anerkannt?“, dass die BASF und Bayer mit je 75 % – hinter der Spitzengruppe Hoechst, Daimler-Benz, BMW und IBM – die zweite Gruppe vor den übrigen Industriezweigen anführten. Schlussfolgernd aus BASF-eigenen Beobachtungen ergab sich ein ähnliches Bild im Ausland, z. B. den USA, Belgien, Frankreich, Spanien, Mexiko oder Brasilien, wo der „... Bekannheitsgrad und Ansehen der BASF in wenigen Jahren zu einem sehr beachtlichen Punkt gebracht werden“ konnte. 489 Zurückzuführen sei dieses Ergebnis insbesondere auf die Erhöhung der Personalzahl von 81 auf 96 Mitarbeiter in allen AOA-Gruppen. Um dieses Potenzial noch effektiver zu nutzen, war es strukturelles Ziel für die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit, mit dem Aufbau einer zentralen Gruppe bei AOA die Fachgruppen von jeder Verwaltungsarbeit zu entlasten. Außerdem wurde die „Konsolidierung des Erreichten“, die „systematische Anpassung 485
Vgl. Jahresbericht AOA 1968, 17, BASFArchLu, C 802. Vgl. Jahresbericht AOA 1969, 2, BASFArchLu, C 802. 487 Vgl. Jahresbericht AOA 1969, 1, BASFArchLu, C 802. 488 Vgl. Jahresbericht AOA 1969, 1, BASFArchLu, C 802. 489 Vgl. Jahresbericht AOA 1969, 1, BASFArchLu, C 802. 486
Schwerpunkt Auslands-PR
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an die Neuorganisation der BASF-Gruppe“ sowie der „Ausbau der Auslandsarbeit in der Zentrale und draußen“ angestrebt.490 In noch stärkerem Ausmaß als in den Vorjahren vollzog sich die Informationsarbeit der BASF für die in- und ausländische Fachpresse parallel zur globalen Expansion des Konzerns. Schwerpunkte waren dabei beispielsweise geplante Investitionen in der Türkei, die Gründung der BASF Australia sowie insbesondere die Aktivitäten des Konzerns in Südund Nordamerika.491 Generell kam es zu einer qualitativ verbesserten Informationsarbeit im Rahmen der Auslands-PR. So führte beispielsweise ein Pariser Arbeitsessen mit 14 Chefredakteuren führender französischer Tages- und Wirtschaftszeitungen anlässlich eines Empfangs im Juni 1969 dazu, dass die Zeitung „Le figaro“ den Leitartikel ihrer Wirtschaftsseite für Vorstandschef Timm erstmals einem nicht französischen Wirtschaftsvertreter zur Verfügung stellte.492 Als weiteres gelungenes Beispiel für den Aufbau systematischer Auslandspressarbeit führt Oeckl Spanien an. Nach einem vorausgegangenen Besuch spanischer Wirtschaftsjournalisten im Stammwerk Ludwigshafen folgten von der BASF initiierte Pressekonferenzen in Spanien, z. B. anlässlich der Büroeinweihung der BASF Espaniola im März 1969. Entstandene Kontakte wurden wiederum zu Besuchen in Ludwigshafen und weiteren Standorten genutzt und führten schließlich zur erstmaligen Teilnahme spanischer Journalisten an der Bilanzpressekonferenz der BASF 1969. Nachfolgende Höhepunkte, wie beispielsweise die Einweihung einer Styropor-Produktionsanlage, stießen auf eine hohe Resonanz bei den spanischen Journalisten, die ausführlich über BASF-Anlässe berichteten.493 Grundsätzlich nutzte AOA die gegebenen Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme zu ausländischen Journalisten. Ob es sich dabei um selbst eingeladene, auf Einladung der Bundesregierung in Deutschland weilende oder auf der Durchreise befindliche Medienvertreter handelte – in Interviews, Gesprächen und Führungen fanden sie bei den Öffentlichkeitsarbeitern der BASF kompetente Ansprechpartner.494 Die verstärkt internationale Ausrichtung der Öffentlichkeitsarbeit spiegelte sich auch in den weiteren Gruppen von AOA. Für die Werkszeitschrift „BASF information“ beispielsweise wurden Regionalblätter geschaffen, darunter eine flämische Ausgabe für die BASF Antwerpen. Die Gruppe „PR-Veröffentlichungen und –Anzeigen“ erstellte den Geschäftsbericht in Englisch, Französisch, Spanisch und 1969 erstmals auch in Portugiesisch. Neu herausgegeben wurde die farbige Informationsbroschüre „Weltweite Chemie“, deren Verbreitung als Massenfaltblatt im Rahmen von Messen und Ausstellungen oder direkt durch die BASF-Niederlassungen vorgesehen war.495 Darüber hinaus erschienen länderspezifische Serien, wie „BASF Antwerpen“, BASF en France“, „BASF Werk Ludwigshafen“ (deutsch, englisch, französisch, spanisch, italienisch, portugiesisch), „BASF in Lateinamerika“ (spanisch, portugiesisch, deutsch) sowie „BASF in USA“ (englisch, französisch, deutsch). Sie wurden erstmals beim internationalen 490
Vgl. Jahresbericht AOA 1969, 1, BASFArchLu, C 802. Vgl. Jahresbericht AOA 1969, 1, BASFArchLu, C 802. 492 Vgl. Jahresbericht AOA 1969, 5, BASFArchLu, C 802. 493 Vgl. Jahresbericht AOA 1969, 5, BASFArchLu, C 802. 494 Vgl. Jahresbericht AOA 1969, 5, BASFArchLu, C 802. 495 Vgl. Jahresbericht AOA 1969, 5, BASFArchLu, C 802. Das Prospekt erschien 1969 zunächst in den Sprachen deutsch, englisch, französisch, spanisch, portugiesisch, tschechisch, niederländisch, bulgarisch sowie persisch (farsi). Die Farsi-Version wurde speziell für die Asian Fair 1969 in Teheran hergestellt. Für 1970 waren Erstauflagen in ungarisch, polnisch, italienisch, türkisch und russisch vorgesehen. 491
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Von Ludwigshafen in die Welt – Öffentlichkeitsarbeit für die BASF
Presseflug Lateinamerika, der bis dahin erfolgreichsten internationalen Presseveranstaltung der Abteilung AOA, eingesetzt.496 Das „... sprunghaft angestiegene Verlangen nach Öffentlichkeitsarbeit“497 seitens ausländischer Tochtergesellschaften (z. B. Belgien, Kanada, Spanien, Mexiko, Brasilien), vermehrte PR-Anzeigen in internationalen Zeitschriften und der erstmals seit 1964 verstärkte Personaleinsatz führten zu dem durch Oeckl im Vorjahr bereits angekündigten Anstieg des Etats.498
7.6.2 Höhepunkt internationaler Medienarbeit:Der BASF-Presseflug Mexiko – Brasilien Nach rund einjähriger Vorbereitungszeit initiierte die BASF als erstes deutsches Unternehmen vom 26.11. bis 05.12.1969 einen internationalen Presseflug nach Südamerika, kombiniert mit PR-Aktionen (Empfänge, Veranstaltungsbesuche etc.) zur Einführung der neuen BASF-Tochtergesellschaften BASF Mexicana und BASF Brasileira. Begleitend wurden in allen wichtigen Zeitungen Mexico Citys, Sao Paulo und Rio de Janeiro PR-Anzeigen geschaltet.499 Die Umsetzung dieser bis dahin einmaligen Aktion oblag mit Erdwig Meyer einem von Oeckls engsten Mitarbeitern. Meyer hatte zuvor vier Jahre die Leitung der Abteilung AOA-Allgemein inne und übernahm nach dem Wechsel des bisherigen Pressestellenleiters Blezinger als PR-Beauftragter nach Belgien ab 01.05.1969 die Leitung der Pressestelle. Um Meyer auf diese neue Aufgabe vorzubereiten, absolvierte Meyer – neben der obligatorischen Einarbeitung in die neue Funktion – auf Anregung Oeckls eine journalistische Praxisausbildung beim Mannheimer Morgen und der Rheinpfalz. Dieses „training on the job“ folgte dem Prinzip Oeckls, fähigen Nachwuchskräften die Aneignung von Fachkenntnissen der Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen praktischer Tätigkeit zu ermöglichen, da vor allem akademisch ausgebildete PR-Fachkräfte auf dem deutschen Arbeitsmarkt zum damaligen Zeitpunkt nicht vorhanden waren.500 Um einheitliche Aussagen gegenüber den internationalen Gästen zu gewährleisten, wurde im Vorfeld des Fluges die Unternehmenspolitik der BASF-Gruppe für Lateinamerika verbindlich formuliert und in die Presseunterlagen aufgenommen. Um für die Pressemappen der Rundreise, Geschäftsbericht, Werkzeitung sowie eine Broschüre „BASF in Lateinamerika“ entsprechendes Bildmaterial zur Verfügung zu haben, dokumentierte ein führender europäischer Fotograf alle wichtigen Stationen der BASF in Südamerika (Mexiko City, Sao Paulo, Guarantingueta, Rio de Janeiro, Brasilia) bereits im Vorfeld der eigentlichen Rundreise. Alle Teilnehmer erhielten mehrsprachige Hintergrundinformationen zur Volkswirtschaft in Mexiko und Brasilien. Sechs Ziele der Aktion wurden definiert: 496 Vgl. Jahresbericht AOA 1969, 16, BASFArchLu, C 802 (vgl. auch Abschnitt 7.6.2 „Höhepunkt internationaler Medienarbeit: Der BASF-Presseflug Mexiko – Brasililien“) . 497 Vgl. Jahresbericht AOA 1969, 21, BASFArchLu, C 802. 498 Vgl. Jahresbericht AOA 1969, 21, BASFArchLu, C 802. 499 Abschlussbericht zum BASF-Presseflug Mexiko-Brasilien (Dok. aus persönl. Bestand Erdwig Meyers, 2f.) 500 Aktennotiz Oeckls für Prof. Dr. Timm betr. Personalveränderungen bei AOA vom 2.4.1969, BASFArchLu, C 804. „Learning by doing“ galt auch für zwei 1969 eingestellte PR-Assistenten, Dr. Hans-Joachim Bremme und Dr. Bernd Holzamer, Sohn des damaligen ZDF-Intendanten, für die Oeckl ebenfalls eine systematische Einarbeitung vorsah, da ihnen ausbildungsbedingt die notwendigen PR-Fachkenntnisse fehlten und laut Oeckl eine andere Lösung nicht möglich sei (vgl. ebenda).
Schwerpunkt Auslands-PR 1.
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Aufbau des BASF-Image in Mexiko und Brasilien und Förderung des Bekanntheitsgrades der BASF bei der qualifizierten Öffentlichkeit bzw. wichtigen Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Staat, sonstigem öffentlichen Leben und Presse Schaffung bzw. Verstärkung der Beziehungen auf hoher Ebene für die neuen Tochtergesellschaften BASF Mexicana und BASF Braseleira Information der mexikanischen Presse in Mexiko City und der brasilianischen Presse in Rio de Janeiro über das Engagement der multinationalen BASF-Gruppe in Mexiko und Brasilien sowie Unterrichtung der meinungsbildenden Öffentlichkeit über die Medien Information der europäischen Presse bzw. meinungsbildenden Öffentlichkeit in Europa über die Investitionen der BASF in Lateinamerika insgesamt bzw. Mexiko und Brasilien im Besonderen Intensivierung der Kontaktpflege mit den teilnehmenden Journalisten Förderung des Verständnisses für die wirtschaftlichen Probleme Lateinamerikas, Vermittlung volkswirtschaftlicher Kenntnisse der besuchten Länder und emotionaler Eindrücke.
Eingeladen waren 90 führende Wirtschaftsjournalisten aus neun europäischen Ländern. Besondere Bedeutung erhielt der Presseflug durch Audienzen bei den Präsidenten Mexikos zu Beginn der Reise bzw. Brasiliens bei deren Abschluss. Hauptprogrammpunkte waren Werksbesichtigungen, Pressekonferenzen und Empfänge.501 501 Der im Auftrag Oeckls konzipierte Presseflug zeichnete sich neben einer klar definierten Zielstellung und darauf abgestimmten Maßnahmen insbesondere durch einen minutiös geplanten Ablauf aus, welcher mit Blick auf das globale Ausmaß der Aktion eine organisatorische Meisterleistung darstellte und entsprechende Würdigung im In- und Ausland erfuhr. Das Programm gestaltete sich folgendermaßen: Mittwoch, 26.11.1969, 09.30 Uhr: Treff der Teilnehmer in der Charterhalle des Rhein-Main-Flughafens; 10.30 Uhr: Abflug mit Sondermaschine der Lufthansa (LH 852), Begrüßung der Journalisten an Bord; 12.30 Zwischenlandung in Montreal, kurze Begrüßung der BASF Canada, Erfrischungsgetränke, folkloristische Darbietungen; 13.30 Weiterflug nach Mexiko City; 17.40 Ankunft in Mexico City, Empfang der Gäste, Begrüßung durch den Präsidenten der BASF Mexicana in der Regierungslounch unter Anwesenheit des Sekretärs des Staatspräsidenten, des BRD-Botschafters sowie Presse, Funk und Fernsehen; Anmietung einer großen Werbfläche vor dem Flughafen mit Grußadresse der BASF Mexicana; Abfahrt mit Sonderbussen zum Hotel Camino Real; das Gepäck mit Ausnahme des Handgepäcks wurde direkt von der Maschine zum Hotel transportiert und auf die Zimmer verteilt; 19.00 Uhr Ankunft im Hotel, für interessierte Teilnehmer Karten für das Folkloretheater, alle Teilnehmer erhalten zur Erinnerung eine Schallplatte und eine Flasche Tequila. Donnerstag, 27. 11.1969, 10.00 Uhr: Kranzniederlegung der BASF-Delegation am Nationaldenkmal in MexikoCity; 10.30 Uhr Abfahrt der Journalisten zum Sitz des Präsidenten der Republik Mexiko, Audienz durch den (Fortsetzung siehe nächste Seite) Staatspräsidenten, Übergabe einer Goldplakette (Erstes Siegel der Universität Heidelberg von 1386) und einer modernen Plastik eines zeitgenössischen mexikanischen Künstlers), Spendenübergabe an die Präsidentengattin für das Instituto Nacional de Protection a la Infancia; Stadtrundfahrt (für die Betreuung der Journalisten hatte BASF Mexicana 16 sprachkundige und Hostessen engagiert bzw. geeignete Mitarbeiterinnen zur Verfügung gestellt); 14.00 Uhr Aperitif und Mittagessen im Hotel Camino Real mit dem Industrie- und Handelsminister der Republik als Ehrengast, Vortrag über Situation und Entwicklung der mexikanischen Wirtschaft. Samstag, 29.11.1969, 12.30: Abfahrt und Mittagessen im Restaurant „El Lago“; 15.00 Uhr Fahrt zum Anthropologischen Museum; 17.30 Uhr Fahrt zur Aztekischen Sonnen- und Mondpyramide; 20.30 Uhr Abendessen; Verabschiedung durch BASF Mexicana; Dankesrede durch den deutschen Journalisten Deckert vom Mannheimer Morgen im Namen aller Teilnehmer Sonntag, 30.11.1969, 7.45 Uhr: Abfahrt zum Flughafen; 9.00 Uhr Abflug nach Sao Paulo (Frühstück an Bord); 15.40 Uhr Zwischenlandung Caracas; 16.40 Uhr Weiterflug nach Sao Paulo; 23.05 Uhr Ankunft in Sao Paulo; 1.15 Uhr Ankunft im Hotel Othon Palace
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Von Ludwigshafen in die Welt – Öffentlichkeitsarbeit für die BASF
Abbildung 7: Die Reiseroute des BASF- Pressefluges (Quelle: Abschlussbericht BASF-Presseflug)
Montag, 1.12.1969, 9.30 Uhr: Abfahrt zum Palacio Bandeirante; 10.00 Uhr Empfang durch den Gouverneur des Staates Sao Paulo; 11.15 Uhr Weiterfahrt vom Hotel zur Terraco Italia zum Presselunch mit den Teilnehmern des Fluges, Vertretern der Presse in Sao Paulo und Auslandskorrespondenten. Der Terraco Italia war das seinerzeit höchste Gebäude von Sao Paulo. Normalerweise wurde das Terassenrestaurant im obersten Stockwerk nicht vermietet, bis dahin nur in Ausnahmen an Königin Elisabeth und Präsident Frei. Für die BASF wurde eine weitere Ausnahme genehmigt. 13.30 Uhr Abfahrt zur Besichtigung der BASF-Tochtergesellschaften Isopor- Ind. Com. des Plasticos und Glasurit Combilaca, verbunden mit Stadtrundfahrt; 17.45 Rückkehr ins Hotel; 20.00 Uhr Empfang der BASF Brasileira im Jockey-Club unter Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters von Sao Paulo. Neben den Teilnehmern des Pressefluges nahmen das konsularische Corps sowie mit Repräsentanten deutscher und europäischer Firmen (Während des Empfangs fand ein Pferderennen statt, das interessierte Teilnehmer von der Terrasse aus beobachten konnten.) Dienstag, 2.12.1969, 8.30 Uhr: Abfahrt einer BASF-Delegation mit PKW Präfektur in Guaratingueta und Besuch des Präfekten von 11.00 bis 11.45 Uhr; 9.00 Uhr Abfahrt der Journalistengruppe nach Guaratingueta; 11.30 Besichtigung der Werksanlagen der BASF Braseleira, anschließend Churrasco-Essen auf dem Werksgelände und folkloristische Darbietungen; 15.00 Uhr Weiterfahrt nach Rio de Janeiro; 18.30 Uhr Ankunft in den Hotels Copacabana Palace und Exelsior Mittwoch, 3.12.1969, 9.30 Uhr: Stadtrundfahrt; 12.30 Uhr Presseempfang im Yachtclub mit Vertretern der örtlichen Presse und in Rio ansässigen Auslandkorrespondenten; nachmittags Empfänge der Botschafter der verschiedenen europäischen Länder für die jeweilige Journalistengruppe; 20.30 Uhr Empfang durch die DeutschBrasilianische Handelskammer im Hotel Gloria. Der Präsident der Deutsch-Brasilianischen Handelskammer, der Minister für Planung und allgemeine Koordinierung sowie der Gouverneur des Staates Guanabara sprachen zu den Gästen. Anwesend war ebenfalls der Innenminister, der am nächsten Tag eine eigene Pressekonferenz für die Teilnehmer gab. Donnerstag, 4.12.1969, 10.30 Uhr: Abfahrt zum Flughafen; 12.10 Uhr Abflug nach Brasilia; 13.40 Uhr Ankunft in Brasilia und Audienz beim Staatspräsidenten von Brasilien; 15.30 Uhr Stadtrundfahrt; 17.30 Ankunft am Flughafen; 18.15 Uhr Abflug nach Dakar Freitag, 5.12.1969; 3.10 Uhr Ankunft in Dakar; 4.10 Uhr Abflug von Dakar; Vor Ankunft in Frankfurt sprachen ein französischer Journalist und ein Vertreter des Clubs der Frankfurter Wirtschaftsjournalisten Dank und Anerkennung für die Reise aus; 11.10 Uhr Ankunft in Frankfurt (vgl. Abschlußbericht zum BASF-Presseflug MexikoBrasilien (Dok. aus persönl. Bestand Erdwig Meyers, 2f.; im Besitz des Autors)).
Schwerpunkt Auslands-PR
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Bei Regierungs- und Pressevertretern, Kunden, Mitbewerbern und der meinungsbildenden Öffentlichkeit Brasiliens und Mexikos stieß der internationale Presseflug auf eine breite Resonanz, vor allem, weil es eben mehr war als ein reiner Presseflug. Den Organisatoren gelang es unter Oeckls Leitung, mit einem Mix unterschiedlichster PR-Instrumente, ihr angestrebtes Hauptziel, den Aufbau eines positiven BASF-Images in Südamerika günstig zu beeinflussen, zu erreichen. „Für das Geschäft der Tochtergesellschaften BASF Mexicana S.A. und BASF Brasileira S.A. wurde eine erhebliche Unterstützung erreicht“502, heißt es im Abschlussbericht zum Presseflug. Besonders vertrauensbildend wirkte dabei die den Teilnehmern eingeräumte Chance, sich insbesondere durch Kontakte zu Nicht-BASF-Angehörigen einen eigenen Eindruck zu verschaffen. Besondere Bedeutung hatten in diesem Zusammenhang der Vortrag des mexikanischen Industrie- und Handelsministers (27.11.1969), die Audienz beim Gouverneur des Staates Sao Paulo sowie der Empfang der BASF Brasileira unter Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters von Sao Paulo (1.12.1969) und der Empfang der DeutschBrasilianischen Handelskammer (3.12.1969). Vor allem diese Anlässe gaben den anwesenden Journalisten Gelegenheit, mit den Akteuren aus Politik, Wirtschaft und öffentlichem Leben selbst ins Gespräch zu kommen. „Die teilnehmenden Journalisten lobten besonders, dass sie nicht nur die Möglichkeit hatten, intensive Gespräche mit leitenden Herren der BASF-Gruppe zu führen, sondern auch mit maßgebenden Persönlichkeiten der mexikanischen und brasilianischen Wirtschaft bzw. der dort ansässigen ausländischen Firmen. Der Informationsgehalt der Reise erhielt dadurch eine wertvolle Abrundung.“503 Die positive Meinung der Journalisten spiegelte sich in entsprechenden Artikeln und Reportagen der europäischen, mexikanischen und brasilianischen Presse.504 Als einen ihrer bis dahin größten Erfolge verzeichneten die Öffentlichkeitsarbeiter der BASF eine vierminütige Darstellung der BASF-Auslandsexpansion in Lateinamerika und den USA am 08.12.1969 im Abendprogramm des ZDF kurz vor 20.00 Uhr. 15 Millionen Zuschauer sahen den Beitrag, bei dem sechsmal der Name „BASF“ genannt wurde und der Vorstandsvorsitzende Timm in einem Kurzinterview gezeigt wurde.505 Auch in der PR-Fachwelt stieß die PR-Aktion auf besondere Anerkennung. Am 14.05.1970 verlieh die Public Relations Society of America der BASF in New York den Silver Anvil Award für internationale Öffentlichkeitsarbeit. Maßgebend für die Vergabe des Preises war die sorgfältige Planung und exakte Durchführung des PresseInformationsfluges nach Mittel- und Südamerika. Dabei wurde hervorgehoben, „... dass dieser Aktion besonderer Wert zukomme, weil einer großen Anzahl europäischer Journalisten neben der Information über die BASF auch Kontakte zu führenden Persönlichkeiten des politischen und wirtschaftlichen Lebens der besuchten Länder vermittelt wurde.“506
502
Abschlussbericht zum BASF-Presseflug Mexiko-Brasilien, Dok. aus persönl. Bestand Erwid Meyers, 6. Abschlussbericht zum BASF-Presseflug Mexiko-Brasilien, Dok. aus persönl. Bestand Erwid Meyers, 6. 504 Abschlussbericht zum BASF-Presseflug Mexiko-Brasilien, Dok. aus persönl. Bestand Erwid Meyers, 6. 505 Vgl. Jahresbericht AOA 1969, 2, BASFArchLu, C 802. 506 Presseinformation der BASF vom 15.05.1970, abgedr. im Abschlussbericht zum BASF-Presseflug MexikoBrasilien, Dok. aus persönl. Bestand Erdwig Meyers, 18. 503
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Von Ludwigshafen in die Welt – Öffentlichkeitsarbeit für die BASF
Abbildung 8: Presseinformation zum „Silver Anvil Award für internationale Öffentlichkeitsarbeit“ (Quelle: Abschlussbericht zum BASF-Presseflug)
Die Umstrukturierung des Konzerns
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Abbildung 9: Jury-Urteil zum „Silver Anvil Award für internationale Öffentlichkeitsarbeit“ (Quelle: Abschlussbericht zum BASF-Presseflug)
7.7 Die Umstrukturierung des Konzerns und dessen Auswirkungen auf die Öffentlichkeitsarbeit 7.7 Die Umstrukturierung des Konzerns 7.7.1 Von Ludwigshafen in die Welt – die BASF wird zum multinationalen Unternehmen Anfang der sechziger Jahre zur zweitgrößten Handelsnation der Welt geworden (vgl. Weimer 1998, 163), war Westdeutschland im internationalen Kapitalverkehr auf dem Weg, sich anderen Nationen anzugleichen. Während der Zuwachs deutscher Direktinvestitionen noch in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre bei rund 0,5 Milliarden DM jährlich lag, lag dieser Wert zehn Jahre später bereits bei 2,5 Milliarden. Die deutschen Direktinvestitionen lagen 1968 zum ersten Mal über denen der Ausländer in Deutschland (vgl. Hardach 1976, 232). Neben den Industriebranchen Maschinenbau, Kraftfahrzeugbau und Elektrotechnik entwickelte sich insbesondere auch die Chemiebranche zur tragenden Säule des Exports (vgl.
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Von Ludwigshafen in die Welt – Öffentlichkeitsarbeit für die BASF
Weimer, 167).507 Daran hatten Nachfolgegesellschaften der I.G. Farbenindustrie, zu denen neben Bayer und Hoechst auch die BASF gehörte, einen ganz bedeutenden Anteil. Die Badische Anilin- und Sodafabrik war eine der zwölf I.G.-Nachfolgegesellschaften und wurde am 30.01.1952 neu gegründet. In der Zeit bis 1965 konzentrierte sich die Expansion des Unternehmens vor allem auf inländische Märkte (vgl. Räuschel 1975, 25f.).508 Firmenkäufe und -gründungen im Ausland wurden zwar auch sukzessive umgesetzt, hielten sich bis zur Mitte der sechziger Jahre jedoch in verhältnismäßig engen Grenzen.509 Ab 1965 erreichte die internationale Expansion neue Ausmaße. Die wiedererstandene Badische Anilin- und Sodafabrik betrat die internationale Bühne und gehörte damit zu den ersten „global playern“ des Nachkriegsdeutschlands. Hintergrund dieser neuen Wachstumspolitik war der 1965 vollzogene Vorstandswechsel von Carl Wurster zu Bernhard Timm, der den Wendepunkt der BASF zum multinationalen Unternehmen markiert (vgl. Interview (C). Obgleich Wurster und Timm510 als ehemals hochrangige I.G.-Mitarbeiter scheinbar gleichermaßen personelle Kontinuität zur Vorkriegszeit widerspiegeln, war es insbesondere das Verdienst Bernhard Timms, die Rolle und Struktur der BASF den veränderten Märkten national wie international anzupassen. Dazu gehörte einerseits, die rasant zunehmende internationale Verflechtung der Weltwirtschaft zu nutzen und die BASF zum „worldplayer“ zu formen. Parallel dazu erweiterte sich die Struktur des Konzerns ebenso durch die weitere Akquise und Gründung zahlreicher nationaler Unternehmen. Während die Expansion im Ausland 10 bis 15 Prozent des Sachanlagevermögens der BASF nicht überstieg und damit etwa dem Ausbau der Muttergesellschaft entsprach, vergrößerte sich der Anteil der Beteiligungen ab 1965 erheblich (vgl. Räuschel 1975, 26).511 Während Wurster die Philosophie verfolgte, mit der BASF als Industrielieferant „die Kunden der Kunden“ außerhalb des Konzerns zu lassen, durchbrach Timm dieses Prinzip (vgl. 507 Im Vergleich zu 1913 war die Produktion von Chemieerzeugnissen um das 18fache gestiegen (vgl. Weimer 1998, 167). 508 Stationen der BASF-Inlandsexpansion waren z.B. die Eingliederung der Steinkohlenzeche Gewerkschaft Auguste Victoria, Marl, oder die 50prozentige Beteiligung an der Rheinischen Olefinwerke GmbJ, Wesseling, an der ebenfalls der Shell-Konzern beteiligt war, im Jahre 1953. 1955 erwarb die BASF 25 Prozent an den Casella Farbwerken Mainkur, 1964 wurde die BASF Nylonprint GmbH gegründet (vgl. Räuschel 1975, 25f.). 509 Das BASF-Auslandsengagement vollzog sich bereits 1954 in Kanada, Brasilien (1955), Argentinien (1956), den USA (1958), Indien (1960), Japan (1962), Australien (1963), Mexico (1964). Bei fast allen größeren Engagements jener Zeit handelte es sich um Gemeinschaftsgründungen der BASF mit anderen Unternehmen, z.B. der Dow Chemical Company oder der Mitsubishi Petrochemical Company (vgl. Räuschel 1975, 25f.). 510 Carl Wurster trat bereits 1924 in das Wissenschaftliche Labor der BASF ein, war an Erfindungen und der Entwicklung neuer Verfahren beteiligt und wurde von Geheimrat Carl Bosch (1926-1935 Vorstand der BASF) gefördert. 1936 wurde er Direktor der Anorganischen Abteilung im Werk Ludwigshafen. Seit 1938 war er ordentliches Vorstandsmitglied der I.G. und gemeinsam mit Ambros und Müller-Cunradi Leiter der Werke Ludwigshafen und Oppau. Ab 1941 arbeitete er eng mit Carl Krauch, Generalbevollmächtigter für Sonderfragen der chemischen Erzeugung, zusammen. Nach dem Kriegsende verblieb er von den Besatzungsmächten bestätigter Werksleiter in Ludwigshafen, wurde 1947 verhaftet und 1948 freigesprochen. Seit 1952 war er Vorstandsvorsitzender der ´neuen´ BASF (vgl. Heine 1990, 175; vgl. auch Abschnitt 8 „Tradition und Neubeginn – die BASF als „alte, neue“ berufliche Heimat“). Bernhard Timm war nach dem Studium bis 1936 persönlicher Assistent bei Geheimrat Bosch und trat anschliessend in das Ammoniaklaboratorium der BASF ein. Nach dem altersbedingten Ausscheiden Wursters wurde Timm als bisheriger Stellvertreter sein Nachfolger als Vorstandsvorsitzender (vgl. Die BASF, Heft 1/1965, 3 (Dok. aus persönlichem Bestand Erdwig Meyers)). 511 Der Anteil der Beteiligungen stieg bis 1972 folgendermaßen: 19,7 % (1965); 22,3 % (1966); 28,1% (1967); 33,1% (1968); 42,6% (1969); 41,4 % (1970); 44,7% (1971) sowie 50,7 % im Jahre 1972, als die Höhe der Beteiligungen erstmals das Sachanlagevermögen der BASF AG überstieg (vgl. Räuschel 1975, 26.).
Die Umstrukturierung des Konzerns
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Interview (C)). Der erste Schritt dorthin war 1965 die Übernahme der Firma Glasurit aus Familienbesitz, einem Farbenkonzern mit Tochtergesellschaften in Großbritannien, Italien und Brasilien mit einem breiten Spektrum von Verbraucherprodukten. Mit der Orientierung hin zum Endverbraucher einher ging ebenso die Rückwärtsintegration zu den Ausgangsprozessen der Produktion. Ein Beispiel hierfür war die 70prozentige Übernahme der Herbol-Werke Herbig Haarhaus AG, Köln, und des Wintershall-Konzerns im Jahre 1968. Die Übernahme von Wintershall mit zahlreichen Tochtergesellschaften im In- und Ausland, einem Aktienkapital von 176 Millionen DM, 13.000 Beschäftigten und einem Konzernumsatz von knapp 2 Milliarden DM sicherte der BASF die Versorgung mit Rohöl, Erdgas, Petrochemikalien und Salzen (vgl. Räuschel 1975, 28). Auf internationaler Ebene kennzeichnete im Jahre 1969 die Übernahme der US-Firma Wyendotte Chemicals Corporation für 93,7 Millionen US-$ den entscheidenden Schritt der BASF zum multinationalen Unternehmen und ist beispielgebend für die zunehmende Vernetzung mit dem Weltmarkt. Weiterhin erwarb die BASF 1969 Tochter- und Beteiligungsgesellschaften in der Türkei, Südamerika, Kanada und Pakistan. Damit erreichte der Konzernumsatz neun Milliarden DM, die Investitionen 1,2 Milliarden DM und die Beschäftigtenzahl 95.000 (vgl. Räuschel 1975, 31).
7.7.2 Operative vs. funktionale Ressorts: Werbung vs. Öffentlichkeitsarbeit Währungskrise, zunehmende Rezession im Inland und eine insbesondere durch die starke Expansion der Vorjahre einsetzende Liquiditätsschwäche der BASF prägten das Jahr 1970. Die Rücknahme von Aufträgen, der Stopp bereits begonnener Bauvorhaben und Stilllegungen waren die Folgen und führten zu einer vehement kritisch geführten Diskussion um die Konzernpolitik der BASF in der Öffentlichkeit.512 Vor allem die globale Expansion der BASF erforderte eine umfassende Umstrukturierung des Konzerns, die im Jahre 1970 realisiert wurde. Es entstanden „operative Ressorts“ zur Abwicklung des ertragsbezogenen geschäftlichen Geschehens in chemisch-technischkaufmännischer Gesamtverantwortung sowie „funktionale Ressorts“ mit Dienstleistungen für den Gesamtkonzern. Zu den operativen Ressorts gehörten neben Bereichen wie z. B. Grundchemikalien, Öl und Gas, Agrochemikalien, Kunststoffe und Fasern, Farbstoffe, Chemikalien auch die Sparten Verbraucherprodukte, Verkaufskoordination und Verteilung. Den funktionalen Ressorts waren u. a. dem Vorstandsvorsitzenden direkt unterstellte Einheiten zugeordnet (vgl. Räuschel 1975, 31). „Im Zuge dieser organisatorischen Neuordnung kommt auch der Überprüfung des Standortes sowohl für die Werbung wie für die Öffentlichkeitsarbeit eine besondere Bedeutung zu“513, formulierte der Vorstandsvorsitzende Timm am 19.01.1970 anlässlich der Auslandstagung Öffentlichkeitsarbeit und Werbung. Danach sah die Konzernführung die Werbung „ganz klar in dem Ressort, in dem auch die Verkaufskoordination verankert ist.“514 Diese Zuordnung sei natürlich und sinnvoll, da die Zielrichtung der Werbung auf die Tätigkeit der operativen Sparten mit den Beziehungen zur Kundschaft gerichtet sei. Die operati-
512
Vgl. Jahresbericht AOA 1970, 1, BASFArchLu, C 802. contact, Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Nr. 2, 1970, BASFArchLu, C 804. 514 contact, Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Nr. 2, 1970, BASFArchLu, C 804. 513
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ven Ressorts, und damit auch die Werbeabteilung, unterstanden dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden, Freisehner.515 „Um immer wieder aufgetretene Unklarheiten, Verwechslungen und falsche Briefadressierungen intern wie extern für die Zukunft zu vermeiden ...“516 vereinbarten die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit und Werbeabteilung eine gemeinsame Abgrenzungs- und Kooperationserklärung für die Bereiche „Erscheinungsbild“, „PR-Anzeigen“, „Messen und Ausstellungen“, „Produktinformation“, „Film“ sowie „Geschenkartikel“. Mit Blick auf die Internationalisierung des Konzerns und die damit verbundene Vielzahl eingebundener Unternehmen, konstatierte Timm: „Wir werden Wert darauf legen müssen, dass wir ein einheitliches Image der BASF-Gruppe in der ganzen Welt vertreten, und dass sich auch in dem Bild, das die einzelnen Beteiligungs- und Tochtergesellschaften bieten, immer wieder die gleichen Züge wiederfinden, die letzten Endes den Eindruck von der Leistungsstärke, der Tüchtigkeit, vor allem aber auch der Honorigkeit der ganzen Gruppe vermitteln.“517 Dieses Bewusstsein für die gezielte Abstimmung und Koordination unterschiedlicher Kommunikationsformen des Unternehmens fand seine organisatorische Entsprechung, quasi als „institutionalisierter“ Vorläufer einer integrierten Konzernkommunikation, in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe der Abteilungen Werbung und Öffentlichkeitsarbeit, die für die gemeinsame Planung, Ausarbeitung und Überwachung von Richtlinien für das Erscheinungsbild und Informationsverhalten des Unternehmens zuständig war. Ihr gehörten aus jeder Abteilung zwei leitende Mitarbeiter an. Die gemeinsame Entscheidungsbefugnis der Abteilungsleiter in strittigen Fragen untermauerte die Gleichberechtigung beider Abteilungen in diesem Gremium.518 Weiterhin wurde das bisherige Arbeitsgebiet „PR-Anzeigen“ dahingehend aufgegliedert, allgemeine Firmenwerbung und übergeordnete marktbezogene Werbung der Werbeabteilung zuzuordnen, während Anzeigen für unternehmenspolitische Maßnahmen sowie Personal- und Finanzanzeigen und die Erstellung unternehmenspolitischer Broschüren bei der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit verblieben.519 Allgemeine Firmenwerbung war dabei insoweit Aufgabe der Werbeabteilung, als diese unternehmenspolitische Themen beinhaltete, soweit diese marktbezogen und absatzpolitischer Natur waren. Als Unternehmenspolitik zählten insbesondere Finanz-, Produktions-, Personal-, Sozial, Investitions-, ForschungsUmwelt- und Regionalpolitik sowie die Kontaktpflege zu Exekutive und Legislative. Entsprechende Themen waren demnach Multinationalität, Gesamtdarstellung des Unternehmens sowie der Tochter- und Beteiligungsgesellschaften, Unternehmung und Umwelt, Forschung und deren technisch-wirtschaftliche Konsequenzen, die Interpretation geschäftlicher Entwicklungen sowie beispielsweise die Sachgebiete Sozialleistungen, Mitbestimmung, Vermögensbildung für Arbeitnehmer.520 Bezüglich Messen und Ausstellungen oblag deren Planung, Organisation, Gestaltung und Durchführung der Werbeabteilung, während die damit verbundene Kommunikation (Presse- und PR-Aktivitäten) ausschließlich in den Händen der Abteilung Öffentlichkeits515
contact, Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Nr. 2, 1970, BASFArchLu, C 804. contact, Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Nr. 2, 1970, BASFArchLu, C 804. 517 contact, Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Nr. 2, 1970, BASFArchLu, C 804. 518 Vgl. Vorstandsmitteilung WA-AOA (Oeckl / Berghäuser) betr. Abgrenzung und Kooperation der Aufgaben AOA und WA vom 29.05.1970, 10, BASFArchLu, C 804. 519 Vgl. BASFArchLu: Vorstandsmitteilung WA-AOA (Oeckl / Berghäuser) betr. Abgrenzung und Kooperation der Aufgaben AOA und WA vom 29.05.1970, 10, BASFArchLu, C 804. 520 Vgl. contact, Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Nr. 2, 1970, 2, BASFArchLu, C 804. 516
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arbeit lag. Ein für die Abgrenzung besonders sensibler Bereich war die Produktinformation. Die interne und externe Informationsbeschaffung zu Produkten und Anwendungsmöglichkeiten durch Kontakte zu den Sparten und Märkten war Aufgabe der Werbeabteilung, während für die Informationsverarbeitung und –aufbereitung zu Pressemeldungen AOA zuständig war. Kooperiert und abgestimmt wurde ebenfalls beim Instrument „Film“. Demnach lag die Kompetenz in der Herstellung und dem Einsatz von Filmen für externe und interne Öffentlichkeitsarbeit bei AOA. Die Initiative, Entscheidung und Umsetzung für werbliche, marktbezogene, anwendungstechnische und verkaufsfördernde Filme ging auf die Werbeabteilung über, deren Produktion lag weiterhin bei AOA. Ähnlich wurde bei Geschenkartikeln verfahren, bei denen die Auswahl und der Einsatz der für werblichen, marktbezogenen oder verkaufsfördernden Einsatz bestimmten Artikel bzw. deren Bedarfserfassung an die Werbeabteilung überging. Die Beschaffung aller Werbegeschenke und die Bearbeitung der Sondergeschenke oblag AOA.521 Ein Koordinationsteam setzte ein gegenseitiges Beratungs- und Abstimmungssystem um, das zwischen beiden Abteilungen für diese Gebiete geschaffen wurde.522
7.7.3 Die Neustrukturierung der Auslands-PR In Anpassung an die Neuorganisation des Konzerns vollzog sich die Neustrukturierung der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit. Besondere Bedeutung erlangten dabei insbesondere Reichweite und Wirkungskreis der PR-Arbeit von AOA. „Aus der Tatsache, dass rund ein Viertel des BASF-Umsatzes außerhalb Europas erbracht wird und etwa ein Achtel auf außereuropäischen Produktionen basiert, ergibt sich für uns die Verpflichtung, die Einstellungen und Verhaltensweisen maßgeblicher Kreise und der Gesamtbevölkerung in diesen Wirtschaftsräumen mit besonderer Aufmerksamkeit zu beobachten und daraus entsprechende Konsequenzen zu ziehen. Wir können die Reaktionen zu unseren Maßnahmen und Interessen in diesen Gebieten nicht dem Zufall überlassen, zumal in einigen Ländern eine unserer Wirtschaftsform – und besonders der Großindustrie gegenüber – diametral entgegengesetzte Agitation betrieben wird“523, begründete Oeckl die Notwendigkeit einer dem multinationalen Wirken des Konzerns angepassten Auslands-PR. Obgleich sich die Beschäftigung nebenamtlicher PR-Beauftragter in den Auslandsvertretungen der BASF ganz überwiegend bewährte, wirkten fehlende Qualifikationen und mangelndes Verständnis „... für die Zusammenhänge zwischen wirtschaftlichen Dispositionen und außerökonomischen Faktoren ...“524 mitunter kontraproduktiv. Auch für diese Fälle war es notwendig, in der Konzernzentrale leistungsfähige Strukturen zur Steuerung und Gewährleistung einer effektiven Konzern-PR im Ausland zu gewährleisten. War etwa der Bereich „Auslands-PR-Koordination“ zuvor der Gruppe „Allgemein“ unterstellt, die gleichzeitig für regionale Öffentlichkeitsarbeit zuständig war, kam es ab 1970 zur Ausdifferenzierung einer eigenen Gruppe „Auslands-Koordination / PR-Planung“. Diese Gruppe („K“) untergliederte sich in zwei Untergruppen „KP“ (PR-Planung / Ausstel521
Vgl. Vorstandsmitteilung WA-AOA (Oeckl / Berghäuser) betr. Abgrenzung und Kooperation der Aufgaben AOA und WA vom 29.05.1970, 10, BASFArchLu, C 804. 522 Vgl. Vorstandsmitteilung WA-AOA (Oeckl / Berghäuser) betr. Abgrenzung und Kooperation der Aufgaben AOA und WA vom 29.05.1970, 11, BASFArchLu, C 804. 523 Jahresbericht AOA 1970, 12, BASFArchLu, C 802. 524 Jahresbericht AOA 1970, 12, BASFArchLu, C 802.
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lungen und Messen – PR-Teil) sowie „KA“ (PR-Tätigkeit Ausland: fachlich, personell, Etats). Die Untergruppen waren je nach zugeordnetem Land in entsprechende Referate unterteilt. Danach oblag es der Gruppe „K“, Etatvorschläge für das Ausland zu erarbeiten und zu überprüfen sowie Schwerpunkte mit besonderer Berücksichtigung von Einsparmöglichkeiten festzulegen. Weiterhin erfolgte die Erarbeitung eines auf die PR-Arbeit im Ausland bezogenen Aufgabenkataloges, der als Vorbereitung und Anregung der PR-Auslandsbeauftragten diente. Ein weiterer Schwerpunkt lag in der Erstellung von Analysen zu Mitarbeiterabgängen, Meinungsbildungsprozessen und herausragenden Ereignissen, etwa der außerordentlichen Hauptversammlung. Dazu gehörte auch die Vorlage einer „Konzeption für die Untersuchung der Kommunikationswege und Informationsmultiplikatoren, die das Image der BASF beeinträchtigt haben, als Basis einer langfristig geplanten PR-Arbeit.“525 Außerdem wurden externe Image-Untersuchungen vorbereitet, z. B. „Corporate Name for BASF“.526 Weitere Schwerpunkte waren die Erstellung und Aktualisierung eines Aktionsplanes mit allen wesentlichen PR-Aktionen des Jahres, die Vorbereitung von Messen, regelmäßige Kontaktgespräche mit der Werbeabteilung bei überlappenden Arbeitsgebieten, die Teilnahme an Sitzungen des Erscheinungsbildausschusses, die Erarbeitung des internen Informationsblattes der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit „contact“. Darüber hinaus gehörte die Koordination von Vorschlägen bezüglich der Teilnahme von AOA-Mitarbeitern bei internen Ausbildungsveranstaltungen zum Aufgabenspektrum, wie auch die Auswertung aktueller PR-Literatur (Bereitstellung von PR-Artikeln mit besonderer Berücksichtigung der Abgrenzung zwischen Öffentlichkeitsarbeit und Werbung.) Maßnahmen der PR-Arbeit im Ausland gestalteten sich individuell abgestimmt auf die jeweilige Bedeutung des Landes für den BASF-Markt und die spezifische Situation des jeweiligen Landes. Dies oblag dem Bereich „Auslands-Koordination“ der Gruppe „K“. In den außereuropäischen Ländern verlangte die politische Situation Lateinamerikas beispielsweise spezielle Sensibilität, während in Nordamerika die Berücksichtigung des Umweltaspektes zunehmend an Bedeutung gewann. Mit Blick auf Konzernumsätze von über einer Milliarde DM in den USA und Kanada erlangte die Öffentlichkeitsarbeit in dieser Region einen besonders hohen Stellenwert. Im Ausland vorhandene Strukturen nutzte AOA für die eigene Effizienz, so zum Beispiel im Iran und Indien, mit dem Arbeitskreis Information (AKI) der deutschen Industrie.527 Innerhalb Europas war Frankreich erster Exportmarkt der BASF und damit auch Schwerpunkt der Konzern-PR im innereuropäischen Ausland. Intensive Kontakte zu den französischen Medien, vor allem aus der Wirtschaftspresse, führten zu erfreulichen Ergeb525
Jahresbericht AOA 1970, 8, BASFArchLu, C 802. Vgl. Jahresbericht AOA 1970, 8, BASFArchLu, C 802. Überlegungen, wie mit Hilfe der Meinungs- und Motivforschung die Öffentlichkeitsarbeit der BASF auf eine empirische Basis gestellt werden kann, wurden bei AOA/K bereits seit 1969 diskutiert. Nach Genehmigung durch Vorstandschef Timm und Abstimmung mit dem Personalressort und Volkswirtschaftlicher Abteilung, die für AOA in Fragen der Markt- und Meinungsforschung generell die zuständige Stelle war, wurde im Jahre 1972 eine umfassende Konzeption für die Ermittlung des BASF-Images erarbeitet. Danach wurde in zwei Stufen vorgegangen: Zunächst sollte – bis März 1973 – das BASF-Image bei den Mitarbeitern im Stammwerk Ludwigshafen sowie bei Nicht-BASF-Angehörigen im Personaleinzugsgebiet der Konzernzentrale untersucht werden. Die zweite Untersuchungsstufe widmete sich Image und Bekanntheitsgrad der BASF im gesamten Bundesgebiet. Hierzu wurden bis Anfang 1973 Zielgruppenvertreter aus Presse, Politik, Universitäten und Kunden befragt (vgl. ebenda, 9f.). 527 Vgl. Jahresbericht AOA 1970, 10, BASFArchLu, C 802. 526
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nissen, die sich in hoher Resonanz auf eigene Veranstaltungen und positiver Berichterstattung in den Medien widerspiegelte. Besonderer Höhepunkt im Jahre 1970 war ein Interview von Vorstandschef Timm im „Journal des Finances“. Weitere Schwerpunkte der Auslands-PR in Europa lagen in Ländern wie Belgien, Italien, Spanien, Schweiz, Österreich, Holland und Dänemark.528 Trotz unterschiedlicher Gegebenheiten in den Ländern mit PR-Aktivitäten der BASF war es das Ziel, zu einer einheitlichen Linie der BASF-Öffentlichkeitsarbeit zu kommen. Angestrebt wurde eine Konzeption, „... die vor allem die Schwerpunkte Partnerschaft, Honorigkeit und Wohlverhalten im Sinne der einzelnen Länder herausstellt.“ 529 Angesichts der im Ausland unterschiedlich ausgeprägten Auffassungen zum Thema „Öffentlichkeitsarbeit“ und erforderlichen Qualifikationen, war der möglichst enge Kontakt zu den PRBeauftragten besonders wichtig. Regelmäßige Informationsaufenthalte der Beauftragten in Ludwigshafen standen deshalb auch 1971 auf der Tagesordnung. Neben aktuellen Abstimmungen wurden dabei unternehmens- und gesellschaftspolitische Fragen diskutiert. Einen Schwerpunkt bildeten dabei Probleme, die sich aus dem in die Kritik geratenen Begriff „Multinationalität“ ergaben oder „... die für die Zukunft so bedeutungsvolle Frage, ob die BASF-Gruppe auch im Ausland in ihrer vollen Größe sichtbar gemacht werden soll.“530 In den Folgejahren entschied sich diese Frage klar zugunsten des Aufbaus bzw. der Verbesserung von Einzelimages in den jeweiligen Ländern. Die Ursachen lagen im Spannungsfeld zwischen einerseits zunehmenden Konzern- und damit PR-Aktivitäten, und andererseits in der abnehmenden Akzeptanz für multinationale Unternehmen auch im Ausland. Die BASF stand mehr und mehr auch im Ausland im Licht der Öffentlichkeit und war damit „... bereits häufig zu einer aktiven Öffentlichkeitsarbeit gezwungen, wo es vor einigen Jahren noch ausreichte, in Zusammenarbeit mit einer Agentur und mit Hilfe von Anzeigen lediglich den Bekanntheitsgrad anzuheben.“531 Zunächst wurde versucht, den neuen Bedingungen mit einer Intensivierung der Auslands-PR-Arbeit zu begegnen. Wo es möglich war, übernahmen hauptamtliche PRBeauftragte die Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit, dennoch war das länderspezifische Niveau im personellen und finanziellen Einsatz insgesamt noch recht unterschiedlich und entsprach nicht den gegebenen Notwendigkeiten. Trotz dieser ungleichen Voraussetzungen in den einzelnen Ländern bemühte sich AOA, die Zusammenarbeit mit den Auslands-PRBeauftragten532 durch eine Neuregelung der Aktions- und Finanzplanung einheitlich zu gestalten. Das neue System ermöglichte zum einen eine gestraffte finanzielle Abwicklung und fungierte zugleich als Leitfaden für die Planung der PR-Aktionen. Mit der Einführung des neuen Systems reagierte AOA insbesondere auch auf dem Gebiet der Auslandsöffentlichkeitsarbeit auf die Neuorganisation des Gesamtkonzerns.533
528
Vgl. Jahresbericht AOA 1970, 11f., BASFArchLu, C 802. Jahresbericht AOA 1971, 12, BASFArchLu, C 802. Jahresbericht AOA 1971, 12, BASFArchLu, C 802. 531 Jahresbericht AOA 1972, 8, BASFArchLu, C 802. 532 Neben dem direkten Kontakt zu den PR-Auslandsbeauftragten, nutzte man jeden „... sich bietenden Anlaß hier in Ludwigshafen“ zum Erfahrungsaustausch. 1972 wurde beispielsweise eigens eine Arbeitstagung mit den europäischen PR-Beauftragten durchgeführt, in deren Rahmen aktuelle und langfristige Fragen aus allen Bereichen der Öffentlichkeitsarbeit besprochen wurden. Zudem stellte sich Vorstandschef Timm einer Diskussion zu unternehmens- und gesellschaftspolitischen Themen (vgl. Jahresbericht AOA 1971, 9, BASFArchLu, C 802). 533 Jahresbericht AOA 1972, 9, BASFArchLu, C 802. 529 530
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Das neue Aktions- und Abrechnungssystem verbesserte die Zusammenarbeit mit den PR-Beauftragten im Folgejahr. Positiv wirkte ebenso die seit April 1973 bestehende Aufgabenteilung Europa / Außereuropa. 1973 standen jeweils dreizehn haupt- und nebenamtliche PR-Beauftragte sowie zehn Niederlassungsleiter, die ihre PR-Aufgabe in Personalunion wahrnahmen, mit der AOA-Zentralabteilung in Verbindung. Von den 36 PR-Verbindungsleuten waren 29 ausschließlich für PR-Aufgaben, die Übrigen zusätzlich für Werbefragen zuständig. Um den gegenseitigen Informationsaustausch zu fördern, versandte die AOAZentrale die monatlichen Rundschreiben „Neues von AOA“.534 Im Zuge der Neustrukturierung erfuhr die Auslands-PR-Arbeit neue Schwerpunkte, die sich in Inhalt und Umfang dem engen finanziellen und personellen Spielraum anpassen mussten. Beispielhaft für die umfangreichen europäischen Aktivitäten sind etwa die Erarbeitung der Konzeption zur BASF-Imageanalyse in Norwegen oder die Vorbereitung der PR-Tagung in Brüssel 1974. Neben der „... routinemässigen Koordination der PRMaßnahmen und Länderbudgets ...“535 strebte AOA in Europa an, die Vereinheitlichung des Aktions- und Etatsystems durch eine einheitliche Berichterstattung zu ergänzen.536 Zur besseren Integration der Mitarbeiter in größeren Tochter- und Beteiligungsgesellschaften des innereuropäischen Auslandes begann 1974 die Herausgabe interner Informationsschriften, zunächst in Belgien, Dänemark, Großbritannien, Spanien und Schweiz. Zudem begann mit der verbindlichen Festlegung des Aufgabenprofiles für PR-Beauftragte im Ausland die Einführung von Stellenbeschreibungen.537 Außereuropäisch hatte die Öffentlichkeitsarbeit in den USA einen hohen Stellenwert, die vor allem durch das dortige Profilierungsbestreben der BASF sowie die langfristige Vorbereitung deren Aktieneinführung geprägt war. Weitere Schwerpunkte lagen mittelfristig vor allem in Südamerika (Brasilien) und Asien (Japan), in denen der Aufbau interner Informationsstrukturen vorgesehen war, „... um Solidarität und Zugehörigkeitsbewusstsein der Mitarbeiter zu fördern.“538 Für die Etablierung einer systematischen Öffentlichkeitsarbeit der BASF in Lateinamerika wurde 1974 eine Konzeption verabschiedet, deren Grundgedanke die Profilierung der BASF als Partner des wirtschaftlichen und sozialen Fortschritts in Südamerika war. Den BASF-Niederlassungen in Peru, Chile, Brasilien und Argentinien wurde die Konzeption erläutert und besprochen. Neben der bereits festgestellten Notwendigkeit interner Informationsstrukturen zeichnete sich ab, dass insbesondere in Ländern mit starken nationalistischen Tendenzen, wie Mexiko und Venezuela, spektakuläre PR-Maßnahmen nach außen unangebracht seien. Zielgruppenorientierte Kontakte zu öffentlichen Einrichtungen, etwa zu Regierungen, Universitäten und Schulen, bedurften hingegen des systematischen Ausbaus.539
534
Jahresbericht AOA 1973, 11f., BASFArchLu, C 802. Jahresbericht AOA 1973, 14, BASFArchLu, C 802. 536 Vgl. Jahresbericht AOA 1973, 13f., BASFArchLu, C 802. 537 Vgl. Jahresbericht AOA 1974, 12, BASFArchLu, C 802. 538 Vgl. Jahresbericht AOA 1973, 14, BASFArchLu, C 802. 539 Vgl. Jahresbericht AOA 1974, 15, BASFArchLu, C 802. 535
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7.7.4 Inlands-Koordination, regionale Öffentlichkeitsarbeit, PR-Publikationen Mit der Schaffung der Gruppe „Inlands-Koordination540, regionale Öffentlichkeitsarbeit, PR-Publikationen“ vollzog sich eine weitere wesentliche Umstrukturierung der Abteilung. Ressorts, zuvor in den Gruppen „Allgemein“ und „PR-Veröffentlichungen und -Anzeigen“ angesiedelt bildeten nunmehr der neuen Gruppe untergeordnete Referate: „Inlands-PRAktionen“, „Regionale Öffentlichkeitsarbeit“ und „Finanz-PR“. Zum Referat „Regionale Öffentlichkeitsarbeit“ gehörte, neben „Literatur und Kunst“, „Spenden“ und „Schulbetreuung“, der neue Bereich „Umweltbeziehungen / Sportförderung“.
Umwelt Im Jahresverlauf 1970 beobachtete die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit die weltweit steigende Intensität umweltpolitischer Diskussionen zu den Themen Abluft, Abwasser, Müllverbrennung, Deponiewesen etc. Dies galt für die USA, die Bundesrepublik, Europa generell und Asien. Um daraus resultierende Anfragen kompetent zu beantworten und Angriffe gegebenenfalls abzuwehren, sah sich AOA „gezwungen“541, ein Referat „Umwelt“ („Ecology“) einzurichten. In enger Zusammenarbeit mit den Abteilungen Sicherheitswesen, Entsorgung, Energie, den Sparten Pflanzenschutz und Düngemittel wurden hier Grundlagen für die Erarbeitung eigener Publikationen (Umwelt-Broschüren, -Filme und –Diaserien) zusammengetragen, die das Engagement der BASF im Sinne des Umweltschutzes herausstellten. Darüber hinaus war das Referat „Umwelt“ kompetenter Ansprechpartner für externe Anfragen zu diesem Gebiet.542 Im folgenden Jahr 1971 arbeitete der Bereich in Kooperation mit den Abteilungen „Sicherheitswesen“ und „Entsorgung“. Neben einer internen Bestandsaufnahme zum Bereich „Umweltschutz“ erfolgte die Auswertung und Systematisierung einschlägiger Literatur und eine erste Bereitstellung von Informationsträgern.543 Einen Schwerpunkt des Referates „Umwelt“ bildete auch die Informationsarbeit zum geplanten BASF-Kernkraftwerk und damit verbundenen, vor allem kritischen Fragen der Öffentlichkeit zum neuen Energieträger. Hierzu wurde die Einrichtung eines Informationszentrums544 sowie – vor allem mit Blick auf die für 1975 erwartete Baugenehmigung – die Herausgabe einer eigenen Broschüre „BASF Kernkraftwerk“ geplant, in der die technischen Funktionen und Sicherheitseinrichtungen vorgestellt wurden (vorgesehene Auflage in deutscher Sprache: 400.000).545 Die Umweltschutzproblematik war über die Schwerpunkte im Inland hinaus auch für die Um540
Der Bereich „Inlands-Koordination“ war durch Oeckl im Jahre 1970 zur besseren Abstimmung der PRAktivitäten zwischen der Zentrale und den Tochter- und Beteiligungsgesellschaften konzipiert worden. Die Abstimmung der Gruppeninteressen gestaltete sich jedoch im Inland weitaus schwieriger als im Ausland. Während die Auslandskoordination durch AOA zentral mit konkreter Aktionsplanung und Finanzierung unterstützt werden konnte, erschwerten mangelnde Grundsatzentscheidungen bezüglich einer systematischen Zusammenarbeit der BASF-Tochter- und Beteiligungsgesellschaften mit AOA die gezielte Koordination von PR-Aktionen. Ausnahmen ergaben sich allerdings durch gute Kontakte der Pressestelle und führten in Einzelfällen zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit (vgl. Jahresbericht AOA 1972, 10, BASFArchLu, C 802). 541 Vgl. contact, Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Nr. 2, 1970, 8, BASFArchLu, C 804. 542 Vgl. Jahresbericht AOA 1970, 18, BASFArchLu, C 802. 543 Vgl. Jahresbericht AOA 1971, 20, BASFArchLu, C 802. 544 Vgl. Jahresbericht AOA 1973, 19, BASFArchLu, C 802. 545 Vgl. Jahresbericht AOA 1974, 20, BASFArchLu, C 802.
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setzung der Konzernvorhaben im Ausland von Bedeutung. Ein Beispiel hierfür war die Errichtung eines petrochemischen Komplexes nahe eines Feriengebietes im spanischen Tarragona. Die sensible Konstellation ließ strenge Auflagen der spanischen Behörden erwarten und bedingte die Realisierung geeigneter Umweltschutzmaßnahmen. Das Umweltschutz-Referat leistete hierzu entsprechende Vorarbeiten und sprach Empfehlungen aus, auf deren Grundlage eine Informationskampagne umgesetzt werden sollte.
Sport Das von der BASF getragene Sportförderungsprogramm war zweifach ausgerichtet: Einerseits galt es der externen Förderung des Breiten- und Spitzensports in Vereinen bzw. Leistungszentren und Sportorganisationen im Einzugsgebiet des BASF-Werkes Ludwigshafen mit Geld und Sachspenden. Darüber hinaus richtete sich das Augenmerk auf die Förderung sportlicher Fähigkeiten eigener Mitarbeiter (Leistungssport, Lehrlingssport, Breitensport). Während die externen Förderungen durch AOA wahrgenommen wurden, oblag die Betreuung des internen Sportförderprogramms der Abteilung Personal und Soziales. Im Jahre 1970 beispielsweise erhielten 120 Sportvereine und -organisationen Zuwendungen in Höhe von 300.000 DM.546
Finanz-PR Obgleich inhaltlich bereits seit Jahren praktiziert, trug der erstmalig als Gruppenbezeichnung eingeführte Begriff „Finanz-PR“ der hohen Bedeutung des Bereichs „PR-Publikationen und -Insertionen“ Rechnung. Geschäftsbericht und Aktionärsbriefe, Broschüren und Faltblätter, Taschenkalender, Firmeneintragungen und PR-Anzeigen stiegen analog der internationalen Konzern-Aktivität in Umfang und Auflage beträchtlich. Allein der Geschäftsbericht erschien neben einer deutschen Ausgabe mit einer Auflage von 385.000 erstmals mit komplettem Inhalt in 15.000 fremdsprachigen Exemplaren. Der Prospekt „BASF – weltweite Chemie“ wurde in elf Sprachen herausgegeben in einer Gesamtauflage von 280.000, Ähnliches galt für Neu- und Wiederauflagen weiterer Publikationen. „Multinational“ war auch das Thema der unter Verantwortung Oeckls im Inland geschalteten PRAnzeigen in der überregionalen und regionalen Presse, während im Ausland inserierte PRAnzeigen auf die Situation und Gegebenheiten im jeweiligen Land abgestimmt waren. Darüber hinaus wurden über ARD und ZDF 69 Fernsehspots zum Thema „Multinationalität der BASF“ geschaltet.547 Analog der Ausweitung des Arbeitsgebietes „Umweltschutz“ wurde dieser Bereich in den Folgejahren auch im Anzeigenbereich verstärkt thematisiert: „Umweltschutz – nicht erst seit heute“ (1971/1972)548, „Dem Wasser kann geholfen werden“ (1972)549, „Wohin mit dem Müll“ (1973).550
546
Vgl. Jahresbericht AOA 1970, 18, BASFArchLu, C 802. Jahresbericht AOA 1970, 21ff., BASFArchLu, C 802. 548 Jahresbericht AOA 1971, 24, BASFArchLu, C 802 bzw. Jahresbericht AOA 1972, 12, BASFArchLu, C 802. 549 Jahresbericht AOA 1972, 12, BASFArchLu, C 802. 550 Jahresbericht AOA 1973, 18, BASFArchLu, C 802. 547
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7.7.5 Die Medienarbeit nach der Neuorganisation 7.7.5.1 Struktur und Aufgaben Den Mittelpunkt der Öffentlichkeitsarbeit bildete die Presse- und Informationsarbeit extern.551 Sie umfasste nach der Neustrukturierung von AOA die Untergruppen „Wirtschaftliche und allgemeine Information“ (Referate „Tages- und Wirtschaftspresse“, „Auslandspresse“, „Regionalpresse Rhein-Neckar“, „Rundfunk und Fernsehen“), „InformationsZentralstelle“ (Referate „Informationssammlung und -auswertung“, „Bilddienst“), „Technische Information“ (Referate „Kunststoffe und Fasern“, „Informationsspeicher, Nyloprint“) sowie „Presseveranstaltungen, Media“. Leiter war Erdwig Meyer.552 Die wirtschaftlichen Informationen der BASF-Gruppe richteten sich in erster Linie an die ökonomisch interessierte Oberschicht, vor allem Aktionäre. Darüber hinaus wurde den Aussagen maßgeblicher Einfluss auf die Entscheidungen meinungsbildender Persönlichkeiten und Gruppen aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens zugeschrieben. „Ausgehend von dem Unternehmensgeschehen ist es Ziel der wirtschaftlichen Pressearbeit, eine möglichst positive Darstellung des Unternehmens zu erreichen und in schwierigen Situationen Verständnis und Vertrauen zu erhalten.“553 Dem Anfang der siebziger Jahre noch immer relativ schwachen Bekanntheitsgrad der BASF in Europa und Übersee im Vergleich zu anderen Großunternehmen begegnete das Referat „Auslandspresse“. Mit einer aktiven Pressearbeit wurde im Ausland die Möglichkeit genutzt, bei relativ geringen Kosten den Bekanntheitsgrad zu steigern und damit eine Basis für weitere PR- und Werbemaßnahmen zu schaffen.554 Das Ziel der regionalen Pressearbeit im unmittelbaren Einflussbereich der Konzernzentrale Ludwigshafen-Mannheim / Pfalz war „... die Befriedigung des legitimen Informationsbedürfnisses der Presse und damit der Öffentlichkeit, die Beseitigung von Vorurteilen sowie Vermeidung verzerrter Darstellungen, die Förderung des Verständnisses für industrielle Probleme, Erhaltung bzw. Verbesserung des Rufs der BASF durch positive Berichterstattung, Demonstration der Integrationsbereitschaft und des Aufgeschlossenseins durch schnelle, umfassende Information.“555 Aufgrund der hohen Reichweite und Akzeptanz war die redaktionelle Berichterstattung durch Hörfunk und Fernsehen von besonderer Bedeutung, die vor allem bei der 551
Vgl. Vortrag Oeckls im Rahmen der Informationsveranstaltung für Mitarbeiter mit betrieblichen Führungsaufgaben am 10.06.1974, 10 (Dok. aus persönlichem Bestand Erdwig Meyers). Vgl. Aktennotiz „Arbeitsbereiche und Aufgaben AOA/P“ vom 23.02.1971, BASFArchLu, C 804. 553 Vgl. Aktennotiz „Arbeitsbereiche und Aufgaben AOA/P“ vom 23.02.1971, 2, BASFArchLu, C 804. Folgende Themen standen im Mittelpunkt: Umsatz, Ertrag, Investitionen, Finanzierung, Firmenakquisitionen, Standortfragen, Forschung, Personalkosten (vgl. ebenda). 554 Vgl. Aktennotiz „Arbeitsbereiche und Aufgaben AOA/P“ vom 23.02.1971, 3, BASFArchLu, C 804. Dies erfolgte etwa über die Adaption deutscher Presseinformationen entsprechend Marktsituation und Mentalität in den jeweiligen Ländern, die Bearbeitung von Anfragen der Auslandspresse, die Planung und Durchführung von Informationsbesuchen ausländischer Journalisten (v.a. im Stammwerk Ludwigshafen), die Kontaktpflege zu Auslandsjournalisten sowie die laufende Information der PR-Beauftragten im Ausland über Aktuelles aus der BASF-Gruppe bzw. die Übermittlung von Sprachregelungen in kritischen Situationen (ebenda). 555 Aktennotiz „Arbeitsbereiche und Aufgaben AOA/P“ vom 23.02.1971, 4, BASFArchLu, C 804. Im Mittelpunkt der Informationsarbeit standen dabei vor allem Personal- und Sozialfragen, z.B. zu Aus- und Fortbildung, Engagement für Gemeinwohl, Umwelt und infrastrukturelle Beiträge des Konzerns. Einen hohen Stellenwert hatte außerdem der Informationsaustausch mit den städtischen Pressestellen im Einflussbereich sowie den Pressestellen der zuständigen Industrie- und Handelskammern, anderen Industriebetrieben und Polizeidienststellen (ebenda). 552
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Markteinführung neuer Produkte zum Tragen kam. „Die neutrale Darstellung kann unter Umständen einen größeren Überzeugungsgrad haben als bezahlte Werbung“556, wurde beispielsweise nach einem BBC-Bericht über „Nyloprint“ festgestellt, der eine große Resonanz bei britischen Druckereien zur Folge hatte. Einer möglichst umfassenden Zusammenarbeit mit den Sendeanstalten widmete sich das Referat „Rundfunk und Fernsehen“, das u. a. für die Kontaktpflege, Interview-Vermittlung und –Koordination zuständig war.557 Als das „Gedächtnis“ der Pressegruppe galt das Referat „Informationssammlung- und – auswertung, das alle unternehmenspolitisch wichtigen Aussagen systematisch erfasste, das Textmaterial aufbereitete sowie Gesamtdarstellungen des Unternehmens bzw. der Tochterund Beteiligungsgesellschaften erarbeitete oder prüfte.558 Einen besonderen Stellenwert hatte die visuelle Aufbereitung der Informationen. Aufgrund „... der heute stark visuell orientierten Öffentlichkeit ...“559 erlangte das Medium Bild für die verbraucherorientierte Vermittlung von Unternehmensaussagen zunehmend Bedeutung. Das Referat „Bilddienst“ war für das Herstellen und Beschaffen, Archivierung, Konzipierung und Zusammenstellung von Bildmaterial im Konzern zuständig.560 Um „Doppelarbeit und zweigleisiges Vorgehen gegenüber der Presse ...“561 zu eliminieren, wurde die ursprünglich zur Werbeabteilung gehörende „Produktinformation“ der Bereiche Kunststoffe, Magnettechnik und Nyloprint nunmehr der Pressestelle zugeordnet. Es entstanden die Referate „Kunststoffe und Fasern“ sowie „Informationsspeicher, Nyloprint“. Ihnen oblag es, kurzfristig die Interessen einzelner Verkaufsabteilungen mit „... marketingkonformen Informationen von Tages- und Fachpresse“562 umzusetzen, „bei publicityträchtigen Anwendungen ...“563 den Markt ohne werblichen Aufwand vorzubereiten und zu öffnen, vor allem aber, weltweit in Fachmedien die Aufmerksamkeit potenzieller Verbraucher auf sich zu lenken. „Insgesamt wird mit dieser Pressearbeit die technischwissenschaftliche Leistungsfähigkeit und Zukunftsorientierung des Unternehmens dokumentiert. Damit bildet sie auch einen wesentlichen Faktor für das Gesamt-Image der BASF.“564 Zur organisatorischen Entlastung kümmerte sich das Referat „Presseveranstaltungen, Media“ vornehmlich um die Umsetzung von Presseaktionen, insbesondere Pressekonferenzen, die Beobachtung der Fluktuation in den Medien und die zielgruppengerechte Verteilung fertig gestellter Presseinformationen.565
7.7.5.2 Die „70er“ Liquiditätsschwäche und deren Auswirkungen auf die Pressearbeit Bis zu einem gewissen Grad profitierte die Pressearbeit der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit in der Situation einsetzender Liquiditätsschwäche vom vor allem bei den Wirtschaftsjour556
Aktennotiz „Arbeitsbereiche und Aufgaben AOA/P“ vom 23.02.1971, 5, BASFArchLu, C 804. Vgl. Aktennotiz „Arbeitsbereiche und Aufgaben AOA/P“ vom 23.02.1971, 4f., BASFArchLu, C 804. Vgl. Aktennotiz „Arbeitsbereiche und Aufgaben AOA/P“ vom 23.02.1971, 6, BASFArchLu, C 804. 559 Aktennotiz „Arbeitsbereiche und Aufgaben AOA/P“ vom 23.02.1971, 6, BASFArchLu, C 804. 560 Vgl. Aktennotiz „Arbeitsbereiche und Aufgaben AOA/P“ vom 23.02.1971, 6, BASFArchLu, C 804. 561 Aktennotiz „Arbeitsbereiche und Aufgaben AOA/P“ vom 23.02.1971, 7, BASFArchLu, C 804. 562 Aktennotiz „Arbeitsbereiche und Aufgaben AOA/P“ vom 23.02.1971, 7, BASFArchLu, C 804. 563 Aktennotiz „Arbeitsbereiche und Aufgaben AOA/P“ vom 23.02.1971, 8, BASFArchLu, C 804. 564 Aktennotiz „Arbeitsbereiche und Aufgaben AOA/P“ vom 23.02.1971, 8, BASFArchLu, C 804. 565 Vgl. Aktennotiz „Arbeitsbereiche und Aufgaben AOA/P“ vom 23.02.1971, 9, BASFArchLu, C 804. 557 558
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nalisten erworbenen Vertrauen.566 Der im Geschäftsbericht für das Jahr 1970 ausgewiesene Zinsaufwand für Fremdkapital wies für den Gesamtkonzern 250 Millionen DM aus, für den Inlandskonzern waren es sogar 295,5 Millionen DM. Das Vermögen der BASF-Gruppe war nur zu 30 Prozent eigenfinanziert. Einen solch geringen Eigenkapitalanteil gab es nie zuvor und richtete die kritischen Blicke der Öffentlichkeit auf den Konzern (vgl. Räuschel 1975, 30). Obgleich Bank- und Börsenbranche dies heftig diskutierten und für immer neue Gerüchte in der Öffentlichkeit sorgten, registrierte Oeckl, „... dass sich die seit Jahren mit uns zusammenarbeitenden Journalisten der seriösen Tages- und Fachpresse trotz der auch für sie geltenden Presse- und Meinungsfreiheit nicht zu einer negativen Berichterstattung auf breiter Font haben verleiten lassen.“567 Obwohl die schwierige Situation bereits im Rahmen der Bilanzpressekonferenz für 1969 indirekt angedeutet wurde, hatte die Zurückhaltung bis zur Aktionärshauptversammlung Bestand. Erst dort erfolgte die offene Aussprache der angestauten Vorwürfe, während im Vorfeld „entschärfte“ Formulierungen wie „Druckspuren der Expansion“ oder „Die Diät von Ludwigshafen“ die Schlagzeilen prägten. Der vorhandenen Vertrauensbasis einflussreicher Wirtschaftsjournalisten wurde ebenso die wohlwollende Berichterstattung im Vorfeld der für die zweite Jahreshälfte geplanten Kapitalerhöhung zugeschrieben, obgleich die gegebenen Rahmenbedingungen alles andere als günstig waren. 568 Generell standen im turbulenten Jahr 1970 die börsenorientierten Publikationen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Pressestelle. Denn hier war die Polarisierung in „... seriöse Organe, die gegebene Informationen zur Vervollständigung oder Korrektur ihrer Bewertungsunterlagen verwenden“ oder Druckmedien zu beobachten, von Oeckl als „wilde Blätter“ bezeichnet, bei denen „... die Spekulationsfreude zu solchen Exzessen subjektiver Meinungsmache ...“ führt, „dass sie für jede objektive Argumentation unzugänglich werden.“569 Ein weiteres Ereignis offenbarte die, trotz konsequenter Verbesserung der Pressearbeit vor allem auf qualitativer Seite, noch immer vorhandenen strukturellen Schwächen der Konzernpressearbeit. 1970 wurden auf Beschluss des Vorstandes fast alle Betriebe der BASF-Tochter Phrix-Werke AG stillgelegt. Für rund 4000 Angestellte bedeutete dies den Verlust ihres Arbeitsplatzes. Der Schließung voraus gingen Jahre defizitären Wirtschaftens des Tochterunternehmens (vgl. Räuschel 1975, 30), ohne dass die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit durch die Konzernleitung von einer drohenden Schließung im Vorfeld informiert wurde. Die Phrix AG betrieb zu keinem Zeitpunkt eine eigene Pressearbeit, noch war es AOA infolge mangelnder Information und Autorisierung möglich, rechtzeitig einen entsprechenden Informationsplan auszuarbeiten. Die Folge war eine Welle negativer Berichterstattung regionaler Korrespondenten, die sich insbesondere an Einzelschicksalen der von Arbeitslosigkeit betroffenen Mitarbeiter orientierte. Eine Argumentation auf Grundlage der aus der Weltmarktsituation heraus notwendigen Schließung war damit für AOA fast unmöglich.570
566
Jahresbericht AOA 1970, 1, BASFArchLu, C 802. Jahresbericht AOA 1970, 2, BASFArchLu, C 802. 568 Jahresbericht AOA 1970, 2, BASFArchLu, C 802. 569 Jahresbericht AOA 1970, 2, BASFArchLu, C 802. 570 Jahresbericht AOA 1970, 2, BASFArchLu, C 802. 567
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Die negative Berichterstattung des Jahres 1970 vollzog sich in der Mehrzahl zwar über eher auflagenschwache Blätter, wurde jedoch durch den „Spiegel“ in sehr ernstzunehmender Weise verstärkt. Dennoch konstatierte Oeckl am Jahresende, „... dass das Vertrauen des weit überwiegenden Teils der Wirtschaftsjournalisten von Tages- und Fachpresse in die BASF ungebrochen ist.“571 Positiver war die Bilanz für die Betreuung der Regionalpresse im Einzugsgebiet des Werkes Ludwigshafen. Dabei zeigte sich ein zunehmender Einfluss überregional bedeutsamer Themen im Rahmen lokaler Berichterstattung, z. B. aus den Bereichen Umweltschutz (Einweihung der Versuchskläranlage), Personal- und Sozialpolitik sowie die Förderung von Bildung und Kultur (Berichte über „Jugend forscht“, die Jahresprämie, Ferienkurse für Studenten, kulturelle BASF-Veranstaltungen). Die traditionell guten Kontakte zur Regionalpresse erwiesen sich auch hier als Puffer gegen negative Berichterstattung, wie „... nachweisbare Fälle kollegialer Zurückhaltung ...“572 bewiesen. So willkommen dieser freiwillige Verzicht auf Veröffentlichung bei der Regionalpresse auch war, warnte Oeckl davor, dieses Entgegenkommen der Journalisten als Selbstverständlichkeit zu betrachten. Aus Journalistenperspektive betrachtet, betonte Oeckl die Verpflichtung des Journalisten gegenüber seinen Lesern, aus Gründen eigener Glaubwürdigkeit auch für die BASF missliebige Tatsachen zur Sprache bringen zu müssen.573 Vom negativen Stimmungsbild relativ unbeeinflusst blieb die Informationsarbeit für technische Ressorts der Tages- und Fachpresse sowie Publikumszeitschriften. Dieser, nach Einschätzung der Pressestelle auf objektiven Forschungsergebnissen beruhende und deshalb von der Subjektivität öffentlicher Meinung weitgehend unempfindliche Bereich, bildete so einen gewissen Ausgleich zur Negativberichterstattung der Wirtschafts- und Finanzpresse. Falls diese „... in den unvermeidlichen Sog volks- und betriebswirtschaftlicher Abschwünge oder Stagnation gerät“574 widmete die Pressestelle deshalb der technischen Informationsarbeit als „ausgleichendes Instrument“575 verstärkte Aufmerksamkeit. So sei es insbesondere nach der für die BASF problematischen Hauptversammlung gelungen, im Rahmen der Sonderaktion mit technischen Presseinformationen über für ein breites Publikum interessante Kunststoffanwendungen neue Akzente zu setzen. Ein Beispiel für ein solches positives Echo war das auf der Hannover-Messe ausgestellte Kunststoff-Röhrenhaus, über das u. a. die Bild-Zeitung, Hörzu, Das Haus oder die Neue Revue berichteten.576 Die positiven Impulse des internationalen Pressefluges von 1969 konnten im Folgejahr nicht effizient genutzt werden. Als Auftakt für eine langfristig geplante, intensive Informationsarbeit in Übersee konzipiert, wurden die Ansätze des Pressefluges von den geschilderten Problemen überlagert, mit denen sich die Inlandspressearbeit konfrontiert sah. Entsprechend beschränkte sich die Auslandspressearbeit vor allem in Südamerika auf punktuelle, unmittelbar notwendige Aktionen. In Europa fiel die Bilanz etwas positiver aus, da man hier das bislang erreichte Niveau halten und z. T. ausbauen konnte. Mit Dänemark und Großbritannien standen zwei potenzielle EWG-Beitrittsländer im Mittelpunkt der Pressearbeit. Mit Wohlwollen registrierte man bei AOA/P den Verzicht auf gegen die BASF gerich571
Jahresbericht AOA 1970, 2, BASFArchLu, C 802. Jahresbericht AOA 1970, 5, BASFArchLu, C 802. 573 Vgl. Jahresbericht AOA 1970, 5, BASFArchLu, C 802. 574 Jahresbericht AOA 1970, 3, BASFArchLu, C 802. 575 Jahresbericht AOA 1970, 3, BASFArchLu, C 802. 576 Vgl. Jahresbericht AOA 1970, 3, BASFArchLu, C 802. 572
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tete Polemik, welche die sachliche Argumentation im Inland so erschwerte. Wenngleich durch die Auslandsmedien die wirtschaftliche Situation der Bundesrepublik insgesamt betrachtetet und daraus keine direkte Existenzgefährdung der BASF geschlussfolgert wurde, standen die Auslandsstandorte des Konzerns umso mehr im Interesse ausländischer Medien.577 Dies betraf insbesondere Fragen zu geplanten bzw. im Bau befindlichen Anlagen, die durch die BASF-Pressestelle in großem Umfang unbeantwortet bleiben musste – zum Ärgernis Oeckls und seinen Mitarbeitern. „Die Ablehnung der Beantwortung solcher Fragen über einen längeren Zeitraum kann das durch gute persönliche Kontakte geschaffene Vertrauensverhältnis vermindern bzw. zerstören.“578 Eine Intensivierung der Auslandspressearbeit sei deshalb nicht nur mit Blick auf das nur schwer wiederzugewinnende Vertrauen unerlässlich. Auch der Blick auf den im Ausland höheren Bekanntheitsgrad der Konkurrenten Hoechst und Bayer und die angestrebte, weltweit breitere Streuung der BASF-Aktien gebot hier dringenden Handlungsbedarf.579
7.7.6 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der BASF von 1971-1974 Die Zuspitzung sozialer Protestbewegungen führte bei AOA zu einer intensiven Beobachtung des Prozesses öffentlicher Meinungsbildung. Dabei lokalisierte die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit insbesondere drei Bereiche, bei denen die Folgen gesellschaftspolitischer Entwicklungen in besonderer Weise sichtbar wurden. Zum einen, so Oeckl im Jahresbericht der Abteilung für 1971, war dies bei den Massenmedien der Fall, bei denen sich „parallel zur Linksinfiltration der Universitäten ... eine stärker werdende Einflussnahme ... mit unterschiedlicher Intensität bemerkbar machte und direkte Auswirkungen auch in Richtung BASF hatte.“580 Unmittelbar betroffen war der Konzern auch von den Aktivitäten der aufkommenden Umweltschutzbewegung. Oeckl sah in den steigenden Forderungen, „... die teilweise ideologisch motiviert waren ... eine zunehmende Diffamierung der Industrie“581 und die Schwächung eines entscheidenden Trägers der demokratischen Gesellschaft. In besondere Kritik geriet die BASF in diesem Zusammenhang aufgrund des auf dem Werksgelände Ludwigshafen geplanten Kernkraftwerkes. Dieses Projekt rief nicht nur heftige Debatten mit den Einwohnern hervor, sondern stand insbesondere bei Umweltschutzgruppen im Zentrum der Kritik, z. B. bei Aufrufen der Arbeitsgemeinschaft Umweltschutz der Universität Heidelberg oder dem Weltbund zum Schutz des Lebens gegen eine Genehmigung des Kernkraftwerkes.582 Weitere Diskussionen ergaben Vorwürfe über die Umweltschädigung durch Kunststoff, insbesondere durch die Verbreitung von Kunstofftragetaschen. Auf unsachliche Vorwürfe und Behauptungen wurde in Zusammenarbeit mit den zuständigen Verkaufsabteilungen schriftlich, per Fernschreiber oder Aufklärungsbroschüren (z. B. „Kunststoffe in der Abfallbeseitigung“) unmittelbar reagiert. Erreicht wurde beispielsweise die Veröffentli577
Vgl. Jahresbericht AOA 1970, 4, BASFArchLu, C 802. Jahresbericht AOA 1970, 4, BASFArchLu, C 802. 579 Vgl. Jahresbericht AOA 1970, 3, BASFArchLu, C 802. 580 Jahresbericht AOA 1971, 1, BASFArchLu, C 802. 581 Jahresbericht AOA 1971, 1, BASFArchLu, C 802. 582 Jahresbericht AOA 1971, 1, BASFArchLu, C 802. 578
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chung einer Gegendarstellung und eines Fachinterviews in der FAZ zum Thema „Kunststoff und Umweltschutz“.583 Die Beobachtung von Hauptversammlungen bedeutender Unternehmen führte AOA zu dem Schluss, dass nun auch in den Unternehmen selbst der Abbau von Grundwerten sozialer Marktwirtschaft begonnen habe. Der unternehmerische Entscheidungsspielraum „... zwischen den wirtschaftlichen Fakten, den Forderungen der Gewerkschaften, den Erwartungen der Aktionäre und den Entscheidungen der politischen Stellen, die immer mehr von repressiven Gruppen wie den Jusos, den Jungdemokraten oder Anträgen von Bezirksverbänden von Parteien und Gewerkschaften, beeinflusst werden, ist kleiner geworden und lässt für die nächsten Jahre keine positive Entwicklung erwarten.“584 Diese Hintergründe veranlassten Oeckl, das Aufgabenspektrum der Öffentlichkeitsarbeit zu erweitern, und zwar „... über den Bereich der bisherigen systematischen Bemühungen um öffentliches Vertrauen und unternehmensinterne Information hinaus ...“, um die zusätzliche Aufgabe, „... sich mit den jeweiligen gesellschaftspolitischen Fragestellungen zu befassen und diese auch in die unternehmensinterne Unterrichtung einzubeziehen.“585 7.7.6.1 „Die Umpolung des öffentlichen Interesses“586 Durch die Konjunkturabschwächung notwendige, jedoch unpopuläre Maßnahmen der Konzernleitung, wie Auftragsannulierungen, Stilllegungen von Unternehmensteilen oder Entlassungen, führten zu einem starken negativen Echo in der Öffentlichkeit. In der BASFPressestelle suchte man deshalb nach Möglichkeiten, die Medienberichterstattung durch positive Impulse zu beeinflussen. Dies gelang durch eine Themenverlagerung der Presseinformationen von betriebs- bzw. volkswirtschaftlicher Relevanz hin zur verstärkten Lancierung technischer Informationen.587
583
Vgl. Jahresbericht AOA 1971, 6, BASFArchLu, C 802. Jahresbericht AOA 1971, 1, BASFArchLu, C 802. 585 Jahresbericht AOA 1971, 1, BASFArchLu, C 802. Die nach wie vor angespannte wirtschaftliche Situation führte auch bei der BASF selbst zu sozialen Spannungen. Die Zentralisations- und Konzentrationsbewegungen vor allem der vorangegangenen beiden Jahre, die im Verhältnis zum Gewinn sehr hohe Dividendenzahlung des Jahres 1970, die Währungskrise und die Rezession im Inland setzten den Konzern unter Druck – Kurzarbeit drohte. Der Betriebsrat widersprach zwar mit Erfolg, ohne allerdings Umstrukturierungen und damit verbundene Lohneinbußen verhindern zu können. Zudem wurde die Jahresendprämie für die Beschäftigten gekürzt. Erstmals seit Neugründung der BASF wurde bei den Tarifverhandlungen des Jahres 1971 keine Erhöhung des Reallohns erzielt, dafür erhöhte sich die Arbeitsproduktivität um 10,8 Prozent. Ebenso erweitert sich die internationale Verflechtung des Konzerns um eine Vielzahl neuer Tochter- und Beteiligungsgesellschaften. 1971 unterhielt die BASF 121 Inlands- und 180 Auslandsgesellschaften mit einem BASF-Kapitalanteil von mindestens 50 Prozent, der Konzernumsatz belief sich auf 11,2 Mrd. DM (vgl. Räuschel 1975, 32). 586 Jahresbericht AOA 1971, 2, BASFArchLu, C 802. 587 Neben beständiger Informationsarbeit zur Produktion generell, wurde verstärkt über neue Produkte, Verfahren und einzelne Marktbereiche berichtet. Dies wurde z.T. mit Präsentationsveranstaltungen kombiniert, wie beispielsweise die Demonstrationsveranstaltung einer Brandschutzplatte im Rahmen der Bilanzpressekonferenz am 6.4.1971, der mehr als 100 Journalisten aus dem In- und Ausland beiwohnten. Die Vorführung erzielte 185 Presseveröffentlichungen mit einer Gesamtauflage von 6,6 Millionen Exemplaren. Weitere Schwerpunkte waren u.a. die Hannover-Messe, die Präsentation der „Wohneinheiten 1980“. Insbesondere wurde versucht, neben der eigentlichen Fachpresse und den Technikredaktionen der Tagespresse auch Massenorganen wie Bild, Bild am Sonntag, Stern, Quick, Revue und Hör zu, hobby, Industriemagazin sowie zahlreiche Kundenzeitschriften Informationen zur Verfügung zu stellen und Redaktionsbesuche durchzuführen. Die Beantwortung bzw. Weiterleitung von 584
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Diese Vorgehensweise stieß im Jahre 1971 wie erhofft auf ein starkes Echo mit deutlich weniger Negativ-Schlagzeilen als im Vorjahr. Begünstigt wurde die Situation für die BASF durch eine, von Oeckl als „Umpolung des öffentlichen Interesses“588 bezeichnete Tendenz: „Bei sich weiter verstärkender wirtschaftlicher und währungspolitischer Unsicherheit war schon bald abzusehen, dass andere Firmen und Wirtschaftszweige in die öffentliche Diskussion geraten würden. Diesem Prozess der Umpolung des öffentlichen Interesses entsprach die BASF mit einem behutsamen Vorgehen in der Informationstätigkeit für die Wirtschafts- und Finanzpresse ... Zum Ausgleich für die gebotene Zurückhaltung wurde die von volks- und betriebswirtschaftlichen Einwirkungen weitgehend unabhängige Informationsarbeit aktiviert. Entsprechend dieser Zielsetzung erreichte die BASF 1971 im Vergleich zu 1970 eine insgesamt etwas weniger umfangreiche, dafür aber positivere Presse.“589 Dass die Zurückhaltung geschäftspolitisch relevanter Informationen keine Dauerlösung sein konnte, war auch Oeckl klar und gestaltete sich zunehmend schwierig. So wurden 1971 mit einer Ausnahme keine geschäftspolitischen Meldungen mehr platziert. Vor allem in der zweiten Jahreshälfte führte diese Taktik zu einer immer häufigeren Ablehnung von Interviewwünschen der Wirtschaftspresse durch die Pressestelle der BASF. Dies erfolgte allerdings nicht nur aufgrund der Zurückhaltung der Pressestelle in der Absicht, „die BASF mehr und mehr aus dem ´Schussfeld´ der öffentlichen Kritik zu bringen“,590 sondern war auch eine Folge des mangelnden Informationsstandes der Pressestelle. Positiv wertete Oeckl ein Jahresabschlussgespräch zwischen Vorstandschef Timm und Medienvertretern, um der aus den Interview-Ablehnungen resultierenden Enttäuschung der Journalisten entgegenzuwirken.591 Zudem gelang es nicht zuletzt durch aktive „Interpretationshilfe“ für die Journalisten, die Bilanz des Vorjahres als Folge einer entschlossenen Unternehmenspolitik darzustellen, die unter den gegebenen Rahmenbedingungen das Optimum darstellte. Aus dieser Sichtweise heraus wurden die Kritikpunkte wie Auftrags- und Investitionsrücknahme, Personalabbau und Stilllegungen für die Öffentlichkeit nachvollziehbar als einzig mögliche Alternativen vor einer plötzlich verschlechterten wirtschaftlichen Lage erklärbar. Negative Berichte, wie beispielsweise vom Spiegel, sollten nicht überbewertet werden und selbst in journalistischen Fachkreisen ob schlechter Recherche und einseitiger Darstellung nicht anerkannt worden.592 Grundsätzlich musste Oeckl auch für das Jahr 1971 einen noch nicht zufrieden stellenden Informationsstand der Pressestelle bilanzieren. Dies betraf insbesondere die Unkenntnis vorgegebener Leitlinien zur Interpretation des Unternehmensgeschehens und der Geschäftspolitik. Oeckl forderte daher vehement die Einbindung der Pressestelle in entsprechende Hintergrundinformationen, um schneller und vor allem glaubhaft als Sprachrohr des Unternehmens aufzutreten. Dazu gehörte auch die Forderung, Unternehmensinformationen nach außen nicht ausschließlich mit dem Namen des Vorstandsvorsitzenden zu identifizieEinzelanfragen von Journalisten und Verbrauchern sowie die Vermittlung von Fachgesprächen ergänzten das Spektrum zu technischen Informationen (vgl. Jahresbericht AOA 1971, 5, BASFArchLu, C 802). 588 Jahresbericht AOA 1971, 2, BASFArchLu, C 802. 589 Jahresbericht AOA 1971, 2, BASFArchLu, C 802. 590 Jahresbericht AOA 1971, 2, BASFArchLu, C 802. 591 Vgl. Jahresbericht AOA 1971, 3, BASFArchLu, C 802. 592 Vgl. Jahresbericht AOA 1971, 2f., BASFArchLu, C 802.
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ren, sondern auch andere Vorstandsmitglieder einzubinden und der offene Umgang mit negativen Ereignissen.593 In der Auslandspressearbeit verzeichnete AOA vor allem in Südamerika einen weiteren Rückgang der mit dem Presseflug 1969 so vielversprechend begonnenen Einflussnahme. Grundsätzlich standen auch im Ausland Meldungen zu technischen Neuerungen im Mittelpunkt der Informationsarbeit. Ein Beispiel hierfür war eine ganztägige Informationsveranstaltung in der Schweiz zu Aufbau, Eigenschaften, Anwendung und wirtschaftlicher Bedeutung von Kunststoffen. Insgesamt wurden sieben Fachpressekonferenzen abgehalten, an denen sich fast 170 Journalisten beteiligten. Besonders groß war das Interesse an BASF-Produkten in Ländern, wo die BASF keine eigenen Produktionsstätten unterhielt, sowohl bei der Tages- als auch bei der Fachpresse. Aus diesem Grund war ab 1971 ein Mitarbeiter von AOA ausschließlich für die Bearbeitung von Fragen aus diesen Ländern beschäftigt. Die Bilanzpressekonferenz besuchten 41 Journalisten aus 11 Ländern, allerdings gaben Vorstandsvertreter im ganzen Jahr nur vier ausländischen Journalisten Interviews. Um auch den ausländischen BASF-Vertretungen eine bessere Unterrichtung über das Klima medialer Berichterstattung in Deutschland zu ermöglichen, wurden seit Anfang 1971 an 28 der wichtigsten PR-Beauftragten im Ausland Pressestimmen zu wirtschaftlichen, politischen und technischen Themen aus Deutschland übermittelt.594 Einen Schwerpunkt bildete das Thema „Gastarbeiter“, das bundesweit in der Presse diskutiert und, durch die Vielzahl der beschäftigten Gastarbeiter mit unmittelbaren Bezug zur BASF, auch Gegenstand der aktiven Pressearbeit des Konzerns wurde. Ausgehend von einer „Pressekampagne gegen die deutsche Industrie“, in deren „Verleumdungen“ sich auch die BASF am Rande einbezogen sah, „... bedurfte es erheblicher pressetechnischer Anstrengungen, das verzerrte Bild in der Öffentlichkeit wieder gerade zu rücken.“595 Mit der Deutschen Welle wurde beispielsweise eine mehrtägiger Konzernbesuch zum Interviewen Deutsch-Brasilianischer Gastarbeiter vereinbart.596 Obwohl die Kontakte zur Regionalpresse als sehr gut bewertet wurden, führten im Berichtsjahr 1971 interne Kommunikationsprobleme vereinzelt zu Irritationen bei Journalisten. Insgesamt sei die BASF in solchen Fällen 1971 zwar sehr viel offener geworden, mauere nach Aussagen der Journalisten jedoch noch immer gelegentlich. Oeckl forderte daher intern eine größere Informationsbereitschaft gegenüber der Pressestelle und eine größere Auskunftsfreudigkeit gegenüber Medienvertretern.597 Die regionale Pressearbeit konzentrierte sich insbesondere auf die Schwerpunkte Umwelt, Soziales sowie Personelles. Trotzdem sich die Zahl der Regionalzeitungen verringerte- vier Zeitungen mit einer Gesamtauflage von 55.000 Exemplaren stellten Ihr Erscheinen 1971 ein – wurde die Informationstätigkeit auf regionaler Ebene verstärkt. So gab die Pressestelle im Jahre beispielsweise 46 Presseinformationen heraus, vermittelte 16 Reportagen und Interviews sowie 13 Pressekonferenzen. Von den 46 Presseinformationen galten sechs umweltbezogenen Themen, zudem wurden in diesem Bereich 3 Pressekonferenzen und 14 Informationsgespräche für Zeitungs-, 593
Jahresbericht AOA 1971, 4, BASFArchLu, C 802. Vgl. Jahresbericht AOA 1971, 4f., BASFArchLu, C 802. 595 Jahresbericht AOA 1971, 8, BASFArchLu, C 802. 596 Vgl. Jahresbericht AOA 1971, 7f., BASFArchLu, C 802. 597 Vgl. Jahresbericht AOA 1971, 8, BASFArchLu, C 802. 594
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Rundfunk- und Fernsehjournalisten abgehalten, sowie zahlreiche Einzelanfragen beantwortet. Mit dem „Reaktorforum“ wurde des weiteren eine Großveranstaltung abgehalten, die sich dem geplanten Kernkraftwerk der BASF widmete. Die Intensität, mit der das Thema „Umweltschutz“ bzw. die von der BASF verfolgten Projekte in der Öffentlichkeit diskutiert wurden, veranlassten AOA zu der – sich später auch bestätigenden – Annahme, dass die Aktivitäten auf dem Gebiet des Umweltschutzes im Folgejahr noch zunehmen werden. Im Mittelpunkt der Pressearbeit stand auch 1971 die Bilanzpressekonferenz, deren Zahlen und Informationen des abgelaufenen Geschäftsjahres zu „... einer überzeugenden Demonstration“598 wurde. Nach Ansicht Oeckls hatten die durch den Vorstandsvorsitzenden Timm gewährten Interviews mit Wirtschaftsjournalisten entscheidenden Anteil am „... goodwill, der uns von der deutschen Wirtschaft entgegengebracht wird“.599 Einen weiteren positiven Einfluss hatten die Aktivitäten der Finanzabteilung für Analysten aus dem Ausland. Die Forderungen Oeckls nach umfassender interner Information der Pressestelle und der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit insgesamt, um die Geschäftspolitik besser interpretieren zu können, erfolgten durch Oeckl indirekt aber mit Nachdruck auch 1972: „Um in Zukunft jedoch die Akzente bei der Interpretation bei der Interpretation des Geschäftsverlaufs noch besser setzen zu können, erwarten wir uns von der durch Professor Timm zugesagten Fragestunde einen umfassenderen Informationsstand mit sprachregelnder Wirkung.“600 Nach den negativen Erfahrungen der Vorjahre konnte die BASF-Pressestelle 1972 wieder eine positive Bilanz der Berichterstattung über das Unternehmen ziehen. Dies galt insbesondere für den Bereich der Wirtschafts- und Finanzpresse, der die BASF nun als Branchenführer der deutschen Chemie einstufte. Die nach den zurückgegangenen Geschäftsergebnissen der Vorjahre konsolidierte Bilanz wurde entsprechend positiv interpretiert und dem überlegten Krisenmanagement des Konzerns zugeschrieben. Nach eigenen Aussagen hielten namhafte Wirtschaftsjournalisten die von der BASF gehaltenen Pressekonferenzen „... als die besten und informativsten Konferenzen der deutschen Wirtschaft.“601 Ausnahmen in der Beurteilung der Geschäftspolitik bildeten lediglich der Fernsehfilm „Rote Fahnen sieht man besser“ und Veröffentlichungen zur geplanten Stilllegung einer BASF-Tochter. Durch eine aktive Pressearbeit gelang es, über ausführlichen Informationen und Argumentation nicht nur, die Produktion einer Fernsehsendung zu verhindern, ebenso konnte Fortführung der Negativberichterstattung generell vermieden werden.602
7.7.6.2 Aktiv aus der Krise Die Zurückhaltung wirtschafts- und finanzbezogener Informationen wich mit der Verbesserung des Geschäftsergebnisses auch in der Auslandspressearbeit einer aktiven Informationspolitik. Auch für diesen Bereich hatte die Bilanzpressekonferenz ob der großen Resonanz bei ausländischen Journalisten eine hohe Bedeutung. 44 Journalisten aus 11 europäi598
Jahresbericht AOA 1972, 1, BASFArchLu, C 802. Jahresbericht AOA 1972, 1, BASFArchLu, C 802. 600 Jahresbericht AOA 1972, 2, BASFArchLu, C 802. 601 Jahresbericht AOA 1972, 1, BASFArchLu, C 802. 602 Jahresbericht AOA 1972, 1, BASFArchLu, C 802. 599
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schen Ländern wohnten der Konferenz bei, was AOA zu der Überlegung veranlasste, die Bilanzpressekonferenz künftig durch ein Pressegespräch zum BASF-Engagement in den EWG-Ländern zu ergänzen. Insgesamt betreute AOA 1972 rund 200 Journalisten aus 18 Ländern im Stammwerk Ludwigshafen, darunter auch Medienvertreter aus den Ostblockstaaten Jugoslawien und Ungarn. Einen wesentlichen Anteil produktorientierter Informationen bildete die Versachlichung der Umweltdiskussion, insbesondere zum Thema „Kunststoffe – Müll – Umweltschutz“. Durch die Pressestelle selbst erarbeitete Broschüren, wie z. B. das „KunststoffLexikon für Journalisten“ ergänzten die Informationsarbeit der Pressestelle. Ferner beantwortete die Pressestelle im Laufe des Berichtsjahres ca. 300 fachliche Einzelanfragen, bearbeitete rund 7.000 Leseranfragen zu Produktinformationen, gab zahlreiche Fachaufsätze an die Presse und vermittelte Fachinterviews. Im Vergleich zum Vorjahr nahmen 1972 auch die Aktivitäten der regionalen Pressearbeit zu. Auch hier war das erhöhte Umweltbewusstsein ein maßgebender Faktor für vermehrte Anfragen der Regionalmedien, die „... fast ausnahmslos positiv ...“603 auf die Informationsarbeit des Konzerns reagierten. Insgesamt wurden 21 Reportagen und Interviews vermittelt. Besondere Erwähnung fand in diesem Zusammenhang eine Umweltschutzreportage in der Illustrierten „Quick“ über die Reinhaltung von Wasser sowie von der BASF zugearbeitete Beiträge für die Wochenzeitung „Vorwärts“.604 Generell rechnete die Pressestelle bzw. Abteilung Öffentlichkeitsarbeit mit einer Bedeutungszunahme des Themas „Umwelt“ in den kommenden Jahren und einer damit verbundenen Ausweitung eigener Aktivitäten: „Es wäre ein Trugschluss anzunehmen, dass die „Umweltschutz-Welle“ im Abebben begriffen sei. Für das Jahr 1973 ist sogar noch mit einem Ansteigen der Umweltschutz-Publikationen zu rechnen.“605 Der 1972 begonnene Trend positiver Berichterstattung setzte sich im Folgejahr fort, Oeckl sprach sogar von einer insgesamt „... durchweg positiven Berichterstattung in der deutschen und internationalen Presse“606, vor allem als Folge des weiterhin guten Geschäftsergebnisses der BASF. Im Vergleich zu den unmittelbaren Mitbewerbern Bayer und 603
Jahresbericht AOA 1972, 4, BASFArchLu, C 802. Vgl. Jahresbericht AOA 1972, 4, BASFArchLu, C 802.. Mit den im „Vorwärts“ veröffentlichten Artikeln wurde versucht, die Umweltschutzbemühungen der BASF im Rahmen ihrer Möglichkeiten herauszustellen. Dabei ging es nicht darum, negative Einflüsse der chemischen Produktion zu verschweigen oder „schön“ zu reden. Vielmehr war es das Anliegen zu zeigen, wie es angesichts unvermeidbarer Belastungen im Produktionsprozess gelingt, die Umwelt durch Nutzung neuer Verfahren und Maßnahmen möglichst wenig zu belasten. Zwei wesentliche Beispiele in diesem Zusammenhang waren die 1970 in Betrieb genommene BASF-Versuchskläranlage das konzipierte Atomkraftwerk der BASF in Ludwigshafen. Dabei wurde versucht, in entsprechenden Beiträgen fiktive Fragen der Öffentlichkeit argumenativ zu beantworten. Unter dem Titel: „Energie – woher nehmen und nicht stinken“ heißt es beispielsweise zum Reaktorprojekt im „Vorwärts“ vom 21.09.1972 (Dok. aus persönl. Bestand Erdwig Meyers): „Der Energieverbrauch in der BRD nimmt von Jahr zu Jahr zu. Man rechnet etwa alle zehn Jahre mit einer Verdopplung. Wenngleich auch diese Entwicklung nicht ins Uferlose wachsen wird, so hält es die BASF doch für zwingend notwendig, sich bei steigenden Kohlepreisen und bei einer Politisierung der Ölpreise durch Länder mit hohen Erdölvorkommen rechtzeitig nach einer langfristigen Deckung des Energiebedarfs umzusehen ... Die weltweite scharfe Konkurrenzsituation in der chemischen Industrie zwingt zur Ausnutzung aller Möglichkeiten der Kostensenkung. Infolge der wesentlich niedrigeren Kern-Brennstoffkosten ... im Vergleich zu fossilen Brennstoffen ... ergeben sich bei höheren Investitionskosten wesentliche Einsparungen an Brennstoffkosten. Die Brennstoffversorgung eines Kernkraftwerkes ist weitgehend unabhängig von Transportwegen und Transportträgern und von politisch unsicheren Ländern. Ein Kernkraftwerk leistet auch einen erheblichen Beitrag zur Verbesserung der Umweltverhältnisse durch Fortfall von Emission ...“ 605 Jahresbericht AOA 1972, 4, BASFArchLu, C 802. 606 Jahresbericht AOA 1973, 1, BASFArchLu, C 802. 604
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Hoechst galt die BASF nach eigener Einschätzung zwar noch als eines der publizitätsfreudigsten Unternehmen, dessen Pressearbeit „... insbesondere von den Frankfurter Wirtschaftsjournalisten ...“607 gewürdigt wurde. Bayer und Hoechst waren jedoch dabei, ihre Pressearbeit u. a. durch Personalerhöhung, Auslandsreisen für Journalisten und vermehrte Pressekonferenzen zu intensivieren. „Dennoch wird die dortige Pressearbeit kritischer betrachtet als die unsrige“,608 resümierte Oeckl. Grundlegend für die erfolgreiche Weiterführung der Informationsarbeit war die weitgehende Planung der Presseaktivitäten und die so erreichte Kontinuität bei Terminen und Themen. Traditionell bildetet auch 1973 die Bilanzpressekonferenz den Schwerpunkt der Pressearbeit. Sie galt – nach Oeckls eigener Einschätzung – „... wie schon in den Vorjahren ... als die aussagekräftigste und bestorganisierteste aller deutschen Aktiengesellschaften“609. Im Mittelpunkt des Medieninteresses standen insbesondere die Äußerungen von Vorstand Timm über den Umgang der BASF mit der Ölkrise. Sie galten nach Einschätzung von AOA als richtungsweisend für die Medieninterpretation der gesamtwirtschaftlichen Lage und Timm galt „... zum Thema „Ölkrise“ als erster Sprecher der deutschen Chemie.“610 Dies erweiterte das Informationsspektrum der BASF-Pressstelle von unternehmens- und fachbezogenen Aussagen hin zu kompetenten Auskünften zur Gesamtenergiesituation. Dass dieser Rolle nicht immer einfach zu entsprechen war, zeigte sich bei Interpretationshilfen für populäre Massenmedien, wie z. B. Bild-Zeitung, Illustrierten und Funk- und Fernsehredaktionen.611 Ein weiterer Schwerpunkt der Pressearbeit resultierte aus der Ernennung des künftigen Vorstandsvorsitzenden Seefelder. Der breiten deutschen Öffentlichkeit und Wirtschaftspresse weitgehend unbekannt, galt es, Seefelders Bekannheitsgrad zu erhöhen sowie bei Medien persönliche und fachliche Akzeptanz wie Sympathie zu wecken. Maßnahmen hierzu waren die Teilnahme an drei kleineren Journalistengesprächen, der HerbstPressekonferenz, am Redaktionsbesuch mit Noch-Vorstand Timm bei der Zeitschrift „Capital“ sowie überregionalen Pressekonferenzen in Frankreich, England und Ludwigshafen.612 Die in der Folge veröffentlichten Porträts wertete Oeckl als „teilweise hervorragend“.613 Die Pressestelle ging ab 1973 dazu über, auch Journalisten zu Veranstaltungen einzuladen, die bis dahin zwar wenig persönlichen Kontakt zum Unternehmen hatten, jedoch regelmäßig über das Unternehmen berichteten. Dies betraf insbesondere die Wirtschaftsredaktionen der Regionalzeitungen, denen hierdurch eine erhöhte Aufmerksamkeit zuteil wurde, um so auch die aus Zeitgründen vernachlässigten Redaktionsbesuche durch AOA auszugleichen.614 Generell beurteilte Oeckl das in der Fachpresse zu deutende Meinungsklima als positiv. Persönliche Gespräche und Erläuterungen für Journalisten und Analysten, insbesondere durch Einbeziehung mehrerer Vorstandsmitglieder, wirkten sich positiv aus. Oeckl stellte fest, dass sich, im Gegensatz zu den vergangenen Jahren der Trend des Jahres 1972 fortgesetzt habe, „dass die Börseninformationsdienste mit Wohlwollen über das Unternehmen 607
Jahresbericht AOA 1973, 1, BASFArchLu, C 802. Jahresbericht AOA 1973, 1, BASFArchLu, C 802. 609 Jahresbericht AOA 1973, 1, BASFArchLu, C 802. 610 Jahresbericht AOA 1973, 1, BASFArchLu, C 802. 611 Vgl. Jahresbericht AOA 1973, 1, BASFArchLu, C 802. 612 Vgl. Jahresbericht AOA 1973, 2, BASFArchLu, C 802. 613 Jahresbericht AOA 1973, 2, BASFArchLu, C 802. 614 Vgl. Jahresbericht AOA 1973, 2, BASFArchLu, C 802. 608
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Von Ludwigshafen in die Welt – Öffentlichkeitsarbeit für die BASF
berichten.“615 Mit dem Wunsch der Medien nach mehr Erläuterung der Quartalsberichte erfuhr diese positive Bilanz zwar eine kleine Einschränkung, schmälerte aber das zufrieden stellende Resümee Oeckls nicht wesentlich.616 Die Ernennung des neuen Vorstandsvorsitzenden Seefelder erforderte für die BASF als multinationalen Konzern auch auf internationaler Ebene eine intensive Öffentlichkeitsarbeit. Den Auftakt für die Vorstellung Seefelders gegenüber ausländischen Medien bildete das „Press Dinner“ für die englische Presse im September 1973, an dem neben NochVorstand Timm vor allem Seefelder im Mittelpunkt stand. Ein weiteres Event, das insbesondere der Bekanntheitssteigerung Seefelders galt, war ein Pariser „Presse-Essen“ im Oktober. Offizielle Anlässe für die Einladung der Medien waren jeweils „personenneutrale“ Ereignisse, wie beispielsweise die Einweihung neuer Büro- und Lagerräume der BASFAgricultural Division im englischen Hadleigh oder in Paris die Umbenennung der IMACO in „Compagnie Francaise BASF“ und ein damit verbundener Empfang. Oeckl sprach in diesem Zusammenhang von „äußeren Anlässen“, die dem eigentlichen Anliegen als Anlass dienten. Für das Folgejahr war die Fortsetzung dieser PR-Termine für Seefelder in den USA, Belgien, Österreich, Spanien, Schweiz und für Auslandskorrespondenten in Deutschland geplant. 617 Das aufgrund der großen Resonanz der Bilanzpressekonferenz bereits im Vorjahr angedachte Pressegespräch für ausländische Journalisten, „... in dem ihnen unter anderem Gelegenheit geboten werden sollte spezifische landesbezogene Fragen zu stellen und zu diskutieren, konnte 1973 leider nicht realisiert werden.“618, vermerkte Oeckl – ohne die Angabe von Gründen – im AOA-Jahresbericht 1973. Aufgrund der positiven Erwartungen, die AOA an ein solches Gespräch knüpfte, sollte dieses Vorhaben allerdings „in jedem Fall versucht werden“619, 1974 zu verwirklichen.620 Dies betraf ebenso die von Oeckl als sehr wichtig eingestuften persönlichen Redaktionsbesuche im Ausland.621 Erschwerend auf die generelle Umsetzung auslandsbezogener Pressearbeit wirkte sich die begrenzte Einflussnahmemöglichkeit auf die PR-Beauftragten im Ausland aus. Die 1973 den PR-Beauftragten zugesandten Medieninformationen technischen Inhalts führten so nur in wenigen Ländern zu einer verstärkten Pressearbeit. Als Ursache diagnostizierte Oeckl ein „... noch unzureichender Kontakt zur Fachpresse in den einzelnen Ländern; die mangelhafte Möglichkeit, auf die PR-Beauftragten von hier aus (Ludwigshafen, C.M.) einzuwirken; das Übersetzungsproblem.“622 Zusätzliche Schwierigkeiten bereitete der z. T. zu geringe Stellenwert, der den PRBeauftragten in den Auslandsvertretungen beigemessen wurde. Mangelndes Verständnis für die Notwendigkeit von PR-Maßnahmen und aktiver Pressearbeit in den Niederlassungen erschwerten das Durchsetzungsvermögen der PR-Beauftragten. Von der Konzernzentrale an die Auslandsvertretungen gegebene Presseinformationen beispielsweise wurden so
615
Jahresbericht AOA 1973, 2, BASFArchLu, C 802. Vgl. Jahresbericht AOA 1973, 2, BASFArchLu, C 802. 617 Vgl. Jahresbericht AOA 1973, 3, BASFArchLu, C 802. 618 Vgl. Jahresbericht AOA 1973, 3, BASFArchLu, C 802. 619 Jahresbericht AOA 1973, 3, BASFArchLu, C 802. 620 Vgl. Jahresbericht AOA 1973, 3, BASFArchLu, C 802. 621 Vgl. Jahresbericht AOA 1973, 4, BASFArchLu, C 802. 622 Jahresbericht AOA 1973, 3, BASFArchLu, C 802. 616
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wiederholt grundsätzlich abgelehnt, obgleich diese bei länderspezifischer Modifizierung für die Weitergabe an die ansässigen Medien geeignet gewesen wären.623 Im Ostblock führten die sehr begrenzten Möglichkeiten für PR-Aktivitäten zu einer intensiven Nutzung internationaler Messen, z. B. in Budapest, Posen und Bratislava. Die Messeteilnahme der BASF wurde z. T. durch hierfür eingeladene ausländische Journalisten begleitet, so z. B. während der Budapester „Hungaroplast“. 1973 besuchten rund 160 ausländische Journalisten die BASF in Deutschland, von denen allein aus England 67 Journalisten kamen. Versandt wurden insgesamt fast 80 Pressemeldungen, darunter rund 20 Fachinformationen für die PR-Beauftragten im Ausland.624 Auf die Informationsarbeit zum Kunststoffsektor wirkte sich die Ölkrise erschwerend aus, da die damit zusammenhängenden Lieferengpässe die laufende Produktion und Neuentwicklungen hemmten. Eine sehr zurückhaltende Informationsbereitschaft verzeichnete Oeckl ebenso für die Sparten Farben und Textile, wertete die dennoch herausgegebenen 64 Presseinformationen – im Vergleich zu 15 des Vorjahres – als Erfolg. Des Weiteren wurden sieben Fachaufsätze verfasst, elf weitere redigiert und an die Medien weitervermittelt. Die Pressestelle beantwortete rund 8.000 Leseranfragen und 165 Anfragen von Redaktionen. Auch für die Informationsarbeit auf dem Kunststoffsektor sowie Farben und Textile hatte die Teilnahme an Fachmessen eine wichtige Bedeutung. Nachholbedarf in der Professionalisierung der Presse- und PR-Arbeit bestand bei einigen BASF-Tochterfirmen. Entsprechende Initiativen von AOA intensivierten die regionale Pressearbeit, wie z. B. durch Pressegespräche im Werk Krefeld der Guano Werke AG oder die Chemische Düngerfabrik Rendsburg. Bei Bedarf entwickelte die Pressestelle Konzepte für die Presse- und PR-Arbeit der Tochterfirmen, so z. B. für die Lutravil Spinnvlies GmbH & Co, oder unterstützte bei Firmen ohne eigene PR-Stelle beratend die Verkaufsabteilungen. Darüber hinaus war die BASF-Pressestelle in Fachgremien und Interessensverbänden vertreten, wie z. B. im Fachpresseausschuss des BDI oder im Presseausschuss des Fachverbandes Stickstoffindustrie. Im Vergleich zur Auslandspressearbeit gelang es im Inland, die persönliche Kontaktpflege zu Medienvertretern umzusetzen, 25 Redaktionen der Tagesund Fachpresse wurden besucht. Aufgrund des geringen Handlungsspielraumes für die Pressearbeit auf dem Kunststoffsektor, plante AOA, die Fachpressearbeit im Folgejahr auf die Bereiche Farbstoffe, Chemikalien und Dispersion zu konzentrieren und die Pressearbeit der Tochtergesellschaften zu intensivieren.625 Besonders zufrieden stellend verlief die regionale Pressearbeit, da insbesondere die Beziehungen zur Stadtverwaltung Ludwigshafen weiter vertieft werden konnten. Dass die Pressestelle zu sämtlichen Presseveranstaltungen der Stadt eingeladen wurde und nunmehr den „offiziellen“ Status einer Redaktion innehatte, galt aus Sicht der Pressestelle als deutlicher Indikator für die guten Beziehungen zur Stadt Ludwigshafen. Zur politischen Stimmung unter den Journalisten vermerkte Oeckl im 73er Tätigkeitsbericht, dass sich der „... Linkstrend in den Redaktionen nicht merkbar verstärkt“ habe.626 Einige Journalisten der alten Garde seien ausgeschieden, während die für die BASF-Berichterstattung verantwortlichen Redakteure einen zwar kritischen aber „doch positiven“ Einfluss ausübten.627 623
Vgl. Jahresbericht AOA 1973, 3, BASFArchLu, C 802. Vgl. Jahresbericht AOA 1973, 4, BASFArchLu, C 802. 625 Vgl. Jahresbericht AOA 1973, 5, BASFArchLu, C 802. 626 Jahresbericht AOA 1973, 6, BASFArchLu, C 802. 627 Jahresbericht AOA 1973, 6, BASFArchLu, C 802. 624
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Von Ludwigshafen in die Welt – Öffentlichkeitsarbeit für die BASF
Die Pressestelle gab 1973 über 60 Presseinformationen an die regionale Presse, davon mehr als 20 zum Thema „Umweltschutz“, das zunehmend auf öffentliches Interesse stieß und von den Medien entsprechend thematisiert wurde. In Reaktion auf die gestiegene Sensibilität der Öffentlichkeit organisierte die BASF eine Umweltschutzwoche mit entsprechender Pressearbeit, darunter eine Pressekonferenz, -gespräche mit Schwerpunktthemen sowie redaktionell gestaltete Sonderseiten und Einzelbeiträge. Aus den Bereichen „Kernreaktor“, „Großkläranlage“, „Geruchsspürer“, „Luft- und Lärmüberwachungszentrale“ und "Ölhafen“ sowie „Schaffung des Bereiches Umwelt“ generierten sich die wichtigsten Themen für Reportagen und Interviews, von denen 1973 mehr als 40 geführt wurden. Neu war die Einführung spezieller „geselliger Veranstaltungen“ für Journalisten, z. B. Bogenschießen für sämtliche Journalisten aus dem Rhein-Neckar-Gebiet. Diese Events sollten sich etablieren und Tradition werden. Darüber hinaus wurden auch die Journalisten der Regionalpresse in überregionale Veranstaltungen einbezogen, z. B. im Rahmen einer Informationsfahrt nach Antwerpen.628 Die Verteuerung petrochemischer Rohstoffe, die rückläufige Konjunktur und die Verschärfung der gesellschaftspolitischen Diskussion beeinflussten die Pressearbeit der BASF 1974 massgebend. Gute Geschäftsergebnisse, die durch den Vorstand getragene und selbst praktizierte offene Kommunikationspolitik und das rechtzeitige Erkennen relevanter Themen der öffentlichen Diskussion begründeten die positive Medienresonanz der BASFPressearbeit. In Fällen „unqualifizierter Veröffentlichungen“629 reagierte die Pressestelle mit Leserbriefen, ansonsten verzeichnete Oeckl eine „durchweg positive Berichterstattung“.630 Gegenstand der Berichterstattung waren die Fortführung der 1973 begonnenen Vorstellung des neuen Vorstandsvorsitzenden und Stellungnahmen in über 150 Presseinformationen zu aktuellen Problemfeldern. Schwerpunkte bildeten dabei die Rohstoffversorgung, der Geschäftsverlauf, der Bereich Personal/Sozial, der Kunststoffsektor, Umweltschutz und das konzipierte BASF-Kernkraftwerk. Bei aller positiven Resonanz werde es „künftig vermehrter Anstrengungen bedürfen ...“631, da die Konkurrenz – namentlich Bayer – die eigene Pressearbeit ebenfalls intensivierte. Die Anstrengungen äußerten sich beispielsweise in der Vorbereitung eines „Themenservice“, der größere Zusammenhänge beispielsweise aus den Bereichen „Technik“, „Forschung“ oder „Personal / Sozial“ näher erläutern sollte. Die Umsetzung des Themenservice war für das darauf folgende Jahr vorgesehen. Mit dieser speziellen Dienstleistung sollte sich das Informationsspektrum erheblich erweitern und dem Informationsbedürfnis der Journalisten noch besser entsprochen werden.632 Von den positiven Erfahrungen des internationalen Pressefluges nach Südamerika im Jahre 1969 ausgehend, realisierte die BASF-Pressestelle 1974 erneut eine Journalistenreise, diesmal mit ausschließlich deutschen Wirtschaftsjournalisten in die USA zu den Produktionsstätten der BASF Wyandotte Corporation und der Dow Badische Company. Ziel war es, den Journalisten die Möglichkeit zu bieten, „... die USA-Aktivitäten der BASF an Ort und Stelle kennen zu lernen.“633 Verbunden wurde der Besuch der BASF-Töchter mit zwei Pressekonferenzen in New York, jeweils für deutsche bzw. amerikanische Journalisten. Die 628
Vgl. Jahresbericht AOA 1973, 6, BASFArchLu, C 802. Jahresbericht AOA 1974, 1, BASFArchLu, C 802. 630 Jahresbericht AOA 1974, 1, BASFArchLu, C 802. 631 Jahresbericht AOA 1974, 1, BASFArchLu, C 802. 632 Jahresbericht AOA 1974, 1, BASFArchLu, C 802. 633 Jahresbericht AOA 1974, 1, BASFArchLu, C 802. 629
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Bilanz der Journalistenreise fiel durchweg positiv aus. „Die Journalisten waren beeindruckt vom Umfang der BASF-Aktivitäten in den USA; geradezu begeistert waren sie über die reibungslose und vorbildliche Organisation und Durchführung der Reise. Das überwältigende Presse-Echo war dafür der beste Beweis“,634 vermerkt Oeckl hierzu im Jahresbericht 1974. Im Vergleich zum Presseflug von 1969 wirkte die Journalistenreise auch mittelfristig im Sinne der Schaffung bzw. Vertiefung bestehender Medienkontakte.635 Die Bilanzpressekonferenz mit einer Resonanz von über einhundert deutschen und sechzig ausländischen Journalisten aus elf Ländern wurde zum weiteren Höhepunkt und sogar „... als die aussagekräftigste und bestorganisierte Bilanzpressekonferenz aller deutschen Aktiengesellschaften bezeichnet.“636 Zum positiven Echo, das insbesondere in der ausländischen Presse „... größer als je zuvor ...“637 war, trug eine zusätzliche, eigens für die ausländischen Medienvertreter organisierte Informationsveranstaltung bei. Ausländische Journalisten hatten dabei Gelegenheit, spezielle, auf ihr Heimatland bezogene Fragen zu stellen. So blieb während der eigentlichen Bilanzpressekonferenz mehr Zeit und Gelegenheit zur Diskussion und für Gespräche mit deutschen Journalisten zu generell interessierenden Fragestellungen.638 Wie beispielsweise auch ein Vorstandspressegespräch im Herbst 1974, dem letztmalig auch Vorstandsmitglied Magener beiwohnte und zugleich das erste große Presseereignis für Vorstandsnachfolger Seefelder wurde, boten solche Podien der Selbstpräsentation Gelegenheit, gezielt eigene Standpunkte und Sichtweisen zu vermitteln. Anliegen der Pressestelle war es, „... in der Berichterstattung ein Gegengewicht zur allgemeinen Krisenstimmung“639 zu bilden. Journalistische Anfragen dieses Jahres waren geprägt von den Folgen Verteuerung petrochemischer Rohstoffe sowie von den Themenkomplexen „Mitbestimmung“ und „Multinationale“. Im Ergebnis einer sachlichen Informationspolitik des Konzerns erfuhr die auf „Zahlen und Fakten“ basierende Pressearbeit „... eine sachliche und für die BASF erfreulich positive Berichterstattung ...“640 Vorstandschef Timm wurde von der Zeitschrift „Capital“ zum Manager des Jahres benannt.641 Ähnlich positiv wie die Inlandspresse erfuhr auch die Pressearbeit der BASF im Ausland eine überaus zufrieden stellende Resonanz. Die im Zuge der Journalistenreise abgehaltene New Yorker Pressekonferenz für amerikanische Journalisten erreichte „... ein hervorragendes Echo in der amerikanischen Presse“.642 Gleichzeitig verdeutlichte die „Abwerbung“ des Journalisten Gerd Wricke durch Bayer den zunehmenden Druck der Mitbewerber auch auf dem Gebiet der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Zu Wricke bestanden gute Kontakte, die sich u. a. auch in einem dreispaltigen New-York-Times-Bericht anlässlich o. g. Pressekonferenz spiegelten und nun für die BASF nicht mehr zum Tragen kommen konnten.643 634
Jahresbericht AOA 1974, 1, BASFArchLu, C 802. Vgl. Jahresbericht AOA 1974, 1, BASFArchLu, C 802. Jahresbericht AOA 1974, 1, BASFArchLu, C 802. 637 Jahresbericht AOA 1974, 4, BASFArchLu, C 802. 638 Jahresbericht AOA 1974, 4, BASFArchLu, C 802. 639 Jahresbericht AOA 1974, 2, BASFArchLu, C 802. 640 Jahresbericht AOA 1974, 2, BASFArchLu, C 802. 641 Vgl. Jahresbericht AOA 1974, 3, BASFArchLu, C 802. 642 Jahresbericht AOA 1974, 3, BASFArchLu, C 802. 643 Vgl. Jahresbericht AOA 1974, 3, BASFArchLu, C 802. 635 636
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Als weitere Erfolge wertete Oeckl die Veröffentlichungen in Top-Magazinen wie die Titelstory über Vorstand Seefelder in der „Business Week“, die Oeckl „als größten Einzelerfolg“644 bezeichnete, ein weiteres Porträt über Seefelder in der Zeitschrift „Chemical Week“ sowie ein Interview mit Vorstandschef Timm und Seefelder in „Chemical & Engineering News“. „Die beste Veröffentlichung zur Person von Professor Dr. Timm“645 erschien schließlich im Magazin „International Management“.646 Auch im europäischen Ausland erschienen in der Folge von Pressegesprächen des Vorstandes „bemerkenswerte Beiträge über die BASF ...“647, so in Frankreich und Norwegen.648 Seit dem Treffen der PRBeauftragten im April 1974 wurden zudem alle technischen Presseinformationen ins Englische und Französische übersetzt, infolgedessen die Abdruckergebnisse in verschiedenen Ländern verbessert werden konnten. Die PR-Beauftragten erhielten im Jahre 1974 von der Zentrale über 54 Presseinformationen.649 Den weltweiten BASF-Aktivitäten entsprechend, wurde auch der Ferne Osten in die Pressearbeit des Konzerns eingebunden. Ein hierfür bedeutendes Ereignis war die Pressekonferenz in Tokyo, deren Gegenstand die Erläuterung der Konzerntätigkeit in Asien war. Die japanische Mentalität und Organisation der Journalisten sowie das individuelle Eingehen auf die völlig anderen Gegebenheiten erfordere einen beachtlichen Aufwand, der jedoch, so Oeckl, angesichts der außergewöhnlichen Bedeutung dieses Landes gerechtfertigt erscheine. Die Aktivitäten in Japan sollten deshalb während des kommenden Jahres verstärkt werden.650 Kontakte wurden auch zu osteuropäischen Journalisten gepflegt, vor allem im Rahmen von Presseveranstaltungen bei internationalen Messen (z. B. „Polymery 74“, „Hungaroplast“ oder „INCHEBA ´74“). 1974 besuchten insgesamt über 200 ausländische Journalisten aus 20 Ländern die BASF in Ludwigshafen.651
7.7.7 Die externen und internen Informationsmedien der BASF 7.7.7.1
Die Hauszeitung „Die BASF“
Da eine Trennung zwischen Werkzeitung und Hauszeitschrift erst im Jahr 1962 vorgenommen wurde, erschien 1961 – unter dem späteren Titel des Externals „Die BASF“ – zunächst eine Unternehmenspublikation, gerichtet an interne Empfänger (Belegschaft und Pensionäre). Entsprechend fachbezogen gestaltete sich der Inhalt, der vier 1961 erschienen Hefte mit den Schwerpunkten Stickstoff, Rechnungswesen, Farben und Physik. Die von 90.000 auf 100.000 Exemplare gesteigerte Auflage signalisierte das steigende Interesse an einer solchen Publikation. „Die BASF“ galt ab 01.01.1962 ausschließlich als „External“ mit der Funktion einer nach außen gerichteten Hauszeitschrift. Zielgruppen waren „Resonanzpersonen des öffentlichen Lebens“652 wie Minister, Abgeordnete, Professoren, Institutsdi644
Jahresbericht AOA 1974, 3, BASFArchLu, C 802. Jahresbericht AOA 1974, 3, BASFArchLu, C 802. 646 Vgl. Jahresbericht AOA 1974, 3, BASFArchLu, C 802. 647 Jahresbericht AOA 1974, 3, BASFArchLu, C 802. 648 Vgl. Jahresbericht AOA 1974, 3, BASFArchLu, C 802. 649 Vgl. Jahresbericht AOA 1974, 4, BASFArchLu, C 802. 650 Vgl. Jahresbericht AOA 1974, 4, BASFArchLu, C 802. 651 Vgl. Jahresbericht AOA 1974, 4, BASFArchLu, C 802. 652 contact – Mitteilungen über die Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Nr. 2 vom 29.12.1964, 3, BASFArchLu, 645
Die Umstrukturierung des Konzerns
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rektoren, Oberbürgermeister und Landräte, Präsidenten und Hauptgeschäftsführer von Wirtschaftsverbänden, Industrie- und Handelskammern, diplomatische und konsularische Vertretungen im Ausland sowie ausländische Vertretungen im Bundesgebiet. Zunehmende Bedeutung als wichtige Zielgruppe für die Öffentlichkeitsarbeit der BASF erlangten auch die Vertreter des Bildungswesens wie Schulleiter und Leiter aus dem Einzugsgebiet des Werkes Ludwigshafen. „Die BASF“ erschien in 50.000 Exemplaren.653 Im Mittelpunkt stand die Aufgabe, meinungsbildende Persönlichkeiten zu informieren „... und damit die Schaffung von Goodwill in Staat, Wirtschaft, Wissenschaft und Bildungswesen, Kultur, Presse, Funk und Fernsehen.“654 Die Hauszeitschrift „Die BASF“ erschien ab 1963 in vier Ausgaben mit einer Auflage von jeweils rund 50.000 Exemplaren, von denen der größte Teil in das In- und Ausland versandt wurden und nur ein geringer Teil für Mitarbeiter und Besucher vorgesehen war. Parallel erschien zunächst eine englischsprachige Ausgabe mit zwei Heften und einer Auflage von je 5.000 Exemplaren. Als eigene Version der Hauszeitschrift für die USA, England und afroamerikanische Staaten erschien ab 1964 der „BASF-Digest“ in einer Auflage von rund 6.000 Heften, „... nach dem aus der englischsprachigen Welt immer wieder der Wunsch nach einer englischen Ausgabe geäußert worden war und wichtige Konkurrenzfirmen seit Jahren derartige fremdsprachige Ausgaben herausbringen.“655 Zur Steigerung der Attraktivität erfolgten ab 1965 sukzessive typografische Neugestaltungen und die Integration des gültigen Firmenzeichens.656 Mit dem „BASF-Bildkalender“ erschien darüber hinaus seit 1962 (mit einem „... sehr bemerkenswerten Erfolg“657) eine weitere Publikation externer Imagepflege in deutscher, englischer, französischer, italienischer, spanischer und portugiesischer Sprache mit einer Gesamtauflage von 60.000. Etatzwänge führten zur Prüfung, „... inwieweit Inhalt und Herstellung geändert werden können ..., mit der Zielsetzung, eine stärkere Ausrichtung auf Probleme der Gegenwart und eine Einsparung zu erreichen unter Beibehaltung des hohen Niveaus.“658 Die Vorgabe, die Auflage nicht zu steigern, konnte trotz neuer Empfänger durch Streichung weniger wichtiger Interessenten erreicht werden. Die fremdsprachigen Ausgaben „BASF-Digest“ sowie die mittlerweile ebenfalls herausgegebene französische Ausgabe „BASF-Sélection“ erschienen weiter in je zwei Ausgaben mit einer Auflage von 5.500 bzw. 3.000 Exemplaren.659 Um die angestrebte Einsparung zu erreichen, erfolgte die Streichung bzw. Umstellung des Auslandsverteilers des deutschsprachigen Originals von 50.000 auf 35.000 Exemplare. C 804. 653 Vgl. ebenda. 654 contact – Mitteilungen über die Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Nr. 2 vom 29.12.1964, 3, BASFArchLu, C 804. 655 contact – Mitteilungen über die Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Nr. 2 vom 29.12.1964, 3, BASFArchLu, C 804. 656 Vgl. contact – Mitteilungen über die Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Nr. 2 vom 29.12.1964, 4, BASFArchLu, C 804. 657 contact – Mitteilungen über die Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Nr. 2 vom 29.12.1964, 3, BASFArchLu, C 804. 658 contact – Mitteilungen über die Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Nr. 2 vom 29.12.1964, 1, BASFArchLu, C 804. 659 Tätigkeitsbericht AOA 1966, 5, BASFArchLu, C 802.
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Von Ludwigshafen in die Welt – Öffentlichkeitsarbeit für die BASF
Der Umfang wurde von 48 auf 32 Seiten reduziert. Darüber hinaus wurde die Einstellung der fremdsprachigen Ausgaben „BASF-Digest“ und „BASF-Sélection“ beschlossen, mit Ausgabe 1/1967 erschien das englisch- und französischsprachige Pendant zur Hauszeitschrift „Die BASF“ zum letzten Mal. Ab Heft 3/1967 wurden deshalb Fortdrucke der deutschen Ausgabe in Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch hergestellt,660 da sich „die Herausgabe fremdsprachiger Versionen sehr bewährt hat und deshalb fortgesetzt wird.“661 „Durch diese Umstellung hoffen wir, einen höheren Effekt mit geringeren Mitteln zu erreichen“662, erklärte Oeckl die Vorgehensweise. Nachdem die Hauszeitschrift 1970 noch einmal in vier Ausgaben mit einer Durchschnittsauflage von 46.000 Exemplaren und mit zusätzlichen Sonderdrucken herausgegeben wurde663, erschien „Die BASF“ ab 1971 nur noch zweimal pro Jahr mit einer deutlich verringerten Auflage von durchschnittlich 35.000 Ausgaben, dafür jedoch in fünfsprachiger Ausführung. Thematisiert wurden vorwiegend die populäre Vorstellung und Bedeutung neuer Forschungsergebnisse, Verfahren und Produkte.664
660
Vgl. Jahresbericht AOA 1967, 6, BASFArchLu, C 802. Darüber hinaus erschienen fachbezogene Sonderdrucke (vgl. ebenda). Jahresbericht AOA 1968, 9, BASFArchLu, C 802. 662 Jahresbericht AOA 1967, 6, BASFArchLu, C 802. 663 Vgl. Jahresbericht AOA 1970, 24, BASFArchLu, C 802. 664 Die inhaltlichen Schwerpunkte bis zu Oeckls Ausscheiden waren: 1970: Chemie (Ernährung und Pflanzenschutz), Verfahrensschutz / Bildungspolitik (Aprilheft); Kunststoffe für die verschiedensten Insudtriezweige, Farbe (Augustheft); Verarbeitung und Färbung von Leder (Oktoberheft); Recht im Großbetrieb, Moderner Landbaum, Textilien (Dezemberheft, vgl. Jahresbericht AOA 1970, 24, BASFArchLu, C 802). 1971: „Wissenschaftliche Grundlagen der Atomenergie“, „Lacke-Farbmetrik-Phtalsäure“ (Heft Mai) sowie „Neue Entwicklungen und EDV-Verwendung“, „Magnetband, wissenschaftliche Grundlagen“, „Bedeutung der Atomenergie in der chemischen Großindustrie“ (Heft Oktober, vgl. Jahresbericht AOA 1971, 25, BASFArchLu, C 802) 1972: „Petrochemie – Landwirtschaft“ (Heft Mai) sowie „Industrie und Hochschule und „Besondere Verwendung von Kunststoffen“ (Heft Oktober). Von verschiedenen Fachbeiträgen erschienen Sonderdrucke (vgl. Jahresbericht AOA 1972, 24, BASFArchLu, C 802). 1973: „Leben mit der Chemie“, „Kunststoffe in der Medizin“ sowie „Europa-Patent“ (Heft April) sowie „Bedeutung des Harnstoffes“, „Düngung in den Tropen“ und „Sonderfarbstoffe“ (Heft September), darüber hinaus Sonderdrucke analog Vorjahr (vgl. Jahresbericht AOA 1973, 30, BASFArchLu, C 802). 1974: „Farben für Maler, „Tapeten“, „Energiesituation“ sowie „Butadien-Verfahren“ (Heft März) sowie „100 Jahre Carl Bosch“, „Qualität des Lebens und die Chemie“, „Polyurethan“, „Prozessleitstände“ sowie in Heft 2 „Wirkstoffe für Tierernährung“ (vgl. Jahresbericht AOA 1974, 28, BASFArchLu, C 802). 661
Die Umstrukturierung des Konzerns
Abbildung 10:
Hauszeitung „Die BASF“
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7.7.7.2 Die Werks- und Unternehmenszeitungen
„Als Organ der innerbetrieblichen Information ist es Aufgabe der Werkzeitschrift, Werksangehörige und Pensionäre bestmöglich über das Geschehen in der BASF auf wissenschaftlichem, technischem, wirtschaftlichem und sozialem Gebiet zu unterrichten“665, charakterisierte Oeckl die Funktion der Werkzeitschrift „BASF-Nachrichten“. Eine Weitergabe der internen Publikation über den genannten Empfängerkreis hinaus war „... insbesondere überregional – nur in Ausnahmefällen nach sorgfältiger Prüfung“666 möglich, wie beispielsweise beim Sonderdruck zum einhundertjährigen Firmenjubiläum 1965, der geladenen Persönlichkeiten zugesandt wurde.667 Seit 01.01.1962 oblag Redaktion, Herstellung und Versand der Werkzeitung „BASFNachrichten“ der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit.668 Gleichzeitig wurden die Jugendzeitschrift „Jugend und Werk“ in die „BASF-Nachrichten“ integriert und so „... zu einer Werkzeitschrift mit ausschließlich nach innen gerichteter Aufgabenstellung zusammengelegt (internal).“669 Zunächst erschienen fünf Ausgaben pro Jahr mit einer Auflage von 63.000, gerichtet an die Belegschaft und Pensionäre. Mit der Auslage in Warteräumen und Vorzimmern, gemeinsam mit aktuellen Firmen- und Werbebroschüren sowie der Hauszeitschrift, war die Werkzeitschrift allerdings auch externen Interessenten zugänglich. 670 Die Erfahrungen mit den ersten fünf Nummern der Werkzeitschrift wurden im Fachausschuss Zeitschriften ausgetauscht und bildeten die Grundlage für die Gestaltung des zweiten Jahrganges der „BASF-Nachrichten“. Angestrebt wurde die Erhöhung von fünf auf acht Ausgaben pro Jahr bei gleichzeitiger Reduzierung des Heftinhaltes sowie die wesentliche Aktualisierung und stärkere Einbeziehung des Werkgeschehens in die Berichterstattung.671 Ab 1963 erschienen dann bereits acht Hefte mit einer Auflage von jeweils 63.000 Exemplaren, von denen der überwiegende Teil (46.000) an Mitarbeiter ausgeliefert wurde, ca. 15.000 Exemplare gingen an Pensionäre. Externe Empfänger waren vorwiegend befreundete Werkzeitungsredaktionen, denen 60 bis 70 Exemplare zugesandt wurden.672 Die Hefte hatten einen knappen Umfang von 20-30 Seiten und boten „... eine straffe Textführung und Beschränkung auf sachliche Information. Dem Bild konnte nicht immer ausreichend Platz gegeben werden.“673 Die Bedeutung der Werkzeitschrift als Medium von und für die eigenen Unternehmensangehörigen unterstrichen wiederholte Aufforderungen Oeckls an die
665 contact – Mitteilungen über die Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Nr. 18 vom 20.12.1965, 4, BASFArchLu, C 804. 666 contact – Mitteilungen über die Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Nr. 18 vom 20.12.1965, 4, BASFArchLu, C 804. 667 contact – Mitteilungen über die Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Nr. 18 vom 20.12.1965, 4, BASFArchLu, C 804. 668 Vgl. contact – Mitteilungen über die Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Nr. 18 vom 20.12.1965, 4, BASFArchLu, C 804. 669 Tätigkeitsbericht AOA 1962, 5, BASFArchLu, C 802. 670 Vgl. contact – Mitteilungen über die Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Nr. 2 vom 29.12.1964, 4, BASFArchLu, C 804. 671 Vgl. Tätigkeitsbericht AOA 1963, 5, BASFArchLu, C 802. 672 Vgl. Tätigkeitsbericht AOA 1963, 7, BASFArchLu, C 802. 673 Tätigkeitsbericht AOA 1963, 6, BASFArchLu, C 802.
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Leserschaft, Anregungen zu aktuellen Themen zu geben und Bereitschaft zu zeigen, sich selbst mit eigenen Beiträgen einzubringen.674 AOA strebte 1966 die „... weitgehende Aktualisierung der Werkzeitschrift und deren allmähliche Ausrichtung auf die BASF-Gruppe ...“675 an. Bei gleichem Gesamtaufwand war die monatliche Herausgabe angedacht, erreicht durch die Reduzierung des jeweiligen Heftumfanges. Um das Blatt lebendiger und interessanter zu gestalten, sollten mehr aktuelle Mitteilungen und Artikel in die Zeitschrift einfließen und eine generelle inhaltliche und typografische Überarbeitung erfolgen.676 Um dem Ziel einer schnelleren und intensiveren Information der Mitarbeiter näher zu kommen, erfolgte zu Beginn des Jahres 1967 eine Umgestaltung der Werkzeitschrift „BASF-Nachrichten“. Die Umgestaltung umfasste die Reduzierung des gestalterischen und materiellen Aufwandes bei gleichzeitiger Erhöhung der Informationsdichte. Textbeiträge wurden konzentriert, die Integration von Bildmaterial gefördert. So konnte die Zahl der Hefte pro Jahr von acht auf elf gesteigert werden, während der Kostenaufwand gleich blieb. Außerdem wurden die Redaktions- und Herstellungszeiten verkürzt, die Schlusstermine flexibler gehandhabt und auf wichtige Ereignisse abgestimmt.677 Bestreben von AOA war es, „... ein Informationsorgan zu schaffen, das geeignet ist, innerhalb der BASF-Gruppe allgemein verwendet zu werden.“678 Lokal- und Sozialmeldungen, die sich auf das Werk Ludwigshafen bezogen, wurden daher in einer Beilage „Werk Ludwigshafen“ zusammengefasst, der so entstandene Mantelteil bildete die Basis für eigene Ausgaben der Glasurit-Werke (ab November 1967) sowie der BASF Antwerpen (ab Januar 1968). Die jeweiligen Lokalbeilagen wurden in den Tochterunternehmen redigiert und durch AOA in Ludwigshafen hergestellt. Die so vorgenommene Umgestaltung führte in ihrer Gesamtheit zu einem starken Leserecho und einer Zunahme der aktiven Mitarbeit durch die Angestellten. Um im In- und Ausland einen einheitlichen Titel führen zu können, sollte zudem der bisherige Titel „BASF-Nachrichten“ in „BASF information“ geändert werden.679 Die unternehmensinterne Informationsarbeit sei mit der Werkzeitschrift „BASF information“ zwar in einer guten Entwicklung begriffen, weise im Vergleich zu Pendants der Konkurrenz jedoch Defizite auf, konstatierte Oeckl 1969. So sei die „Farben-Post“ von Hoechst freizügiger in Wort und %ild. „In dieser Richtung wären wir für mehr Unterstützung, Anregungen und Beiträge“, zudem würden „... erbetene Artikel wegen Bedenken verschiedenster Art oder tatsächlicher oder vorgeschützter Überlastung nicht oder nur mit sehr großer zeitlicher Verzögerung geliefert werden.“680 Die „gute Entwicklung“ (s. o.) 674 Vgl. contact – Mitteilungen über die Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Nr. 18 vom 20.12.1965, 4, BASFArchLu, C 804. 675 contact – Mitteilungen über die Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Nr. 18 vom 20.12.1965, 2, BASFArchLu, C 804. 676 Vgl. Tätigkeitsbericht AOA 1966, 6, BASFArchLu, C 802. Als wesentliche Themen kamen in der Werkzeitung 1966 Fragen der Reinhaltung von Luft und Wasser, die Ärztliche Abteilung und das Verkehrswesen, die personelle und soziale Betreuung der Mitarbeiter sowie die Expansion der BASF zur Sprache. Die Verkaufsabteilungen berichteten über Aktivitäten im Ausland, die Forschung über die Tagung „Forschungspolitik der offenen Tür“, die Anwendungstechnik stellte die Papiertechnische Abteilung heraus. Darüber hinaus wurde über Messen, Ausstellungen in Wort und Bild berichtet (vgl. ebenda). 677 Vgl. Tätigkeitsbericht AOA 1967, 7, BASFArchLu, C 802. 678 Tätigkeitsbericht AOA 1967, 7, BASFArchLu, C 802. 679 Vgl. Jahresbericht AOA 1967, 7f., BASFArchLu, C 802. 680 Referat Oeckls vor der KOA am 29.11.1969, 6, BASFArchLu, C 804.
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Von Ludwigshafen in die Welt – Öffentlichkeitsarbeit für die BASF
äußerte sich in der „Erweiterung des redaktionellen Programms“681, das die Inhaltserweiterung des Mantelheftes (12 Ausgaben mit 16 bis 36 Seiten) sowie des Innenteils für das Werk Ludwigshafen (11 Ausgaben mit 8 bis 16 Seiten) zur Folge hatte. Die Akzeptanz bei den Lesern stieg dadurch, das Interesse nahm zu und äußerte sich nach Angaben Oeckls „in spontaner Mitarbeit.“682 Künftig sollte über aktuelle Ereignisse noch schneller berichtet werden. Verstärkte Leseanreize „... durch geeignete redaktionelle und gestalterische Maßnahmen“683 sollten die Leserakzeptanz weiter steigern, z. B. durch mehr wissenschaftlich-technische Fachinformationen, wirtschaftliche und sozialpolitische Artikel, v. a. zum Thema Vermögensbildung sowie einer größeren Anzahl „human touch“-Beiträge. Für ausländische Mitarbeiter war die Herausgabe einer englischsprachigen Ausgabe geplant.684 1968 erfuhr die Werkszeitschrift eine inhaltliche Erweiterung „... im Sinne einer bestmöglichen unternehmensinternen Information über die BASF-Gruppe.“685 Sie erschien in einer gesteigerten Auflage von 75.000 in zehn Heften und für die nicht deutschsprachigen Mitarbeiter in Englisch (6.000 Exemplare). Als „Regionalblätter“ bezeichnete Ausgaben der „BASF information“ erschienen im Werk Ludwigshafen, den Glasurit-Werken und im Werk Antwerpen, „um den regionalen Sonderinformationsbedürfnissen Rechnung zu tragen.“ Darüber hinaus wurde die Sonderausgabe „BASF information – Bulletin“ eingeführt, „um notwendig werdende Schnellinformation mit größter Streuwirkung ...“ zu gewährleisten.686 Publiziert wurden durch die Gruppe Unternehmensinformation (AOA/UI) im Jahre 1970 die Unternehmenszeitschrift „BASF information“ in deutscher (10 Hefte, 88.000 Exemplare) und englischer Sprache (5 Hefte, 7.000 Exemplare), die Beilage „Werk Ludwigshafen“ (10 Hefte, 7.000 Exemplare), ein Mitarbeiterbrief (10 Ausgaben, 7.000 Exemplare) sowie „Informationen für Mitarbeiter mit betrieblichen Führungsaufgaben“ (4 Ausgaben, 6.000 Exemplare). BASF-Tochterunternehmen wie BASF Antwerpen, Wintershall, Kali + Salz, BASF Wyondotte u. a. brachten eigene Informationsblätter heraus, die in der Regel der Unternehmenszeitschrift beilagen. Die BASF-Töchter Glasurit und Herbol brachten eine eigene Werkzeitung heraus, die durch UI hergestellt wurde.687 Die Unternehmenszeitschrift „BASF information“ sollte künftig durch „... redaktionelle und gestalterische Veränderungen aufgelockert“688 werden, zudem war die inhaltliche Angleichung der englischen Ausgabe an das deutsche Original vorgesehen. Mit Blick auf die Bedeutung, die der unternehmensinternen Information beigemessen wurde, wurden „... größere Einheiten der BASF-Gruppe, die noch keine eigene Werkszeitschrift haben ...“,
681
Jahresbericht AOA 1968, 11, BASFArchLu, C 802. Jahresbericht AOA 1968, 11, BASFArchLu, C 802. 683 Jahresbericht AOA 1968, 11, BASFArchLu, C 802. 684 Vgl. Jahresbericht AOA 1968, 11, BASFArchLu, C 802. In Ergänzung der bisher genutzten Instrumente unternehmensinterner Information wurden 1968 auch Filmveranstaltungen durchgeführt, welche die Belegschaft über wesentliche Vorgänge in der BASF-Gruppe informierten. Unter dem Motto „Die BASF kommt zu ihren Mitarbeitern“ erreichte die Aktion bei 24 Filmveranstaltungen mehr als 12.000 Besucher. Hierbei kamen die Jahresschau „Die BASF im Bild“ sowie der Magnetbandfilm „Die zeitlose Spur“ zum Einsatz. Ein Mitglied der Direktionssitzung gab einleitend jeweils einen Überblick zur BASF-Gruppe (vgl. ebenda, 6). 685 Jahresbericht AOA 1969, 15, BASFArchLu, C 802. 686 Jahresbericht AOA 1969, 15, BASFArchLu, C 802. 687 Vgl. Jahresbericht AOA 1970, 7, BASFArchLu, C 802. 688 Jahresbericht AOA 1970, 8, BASFArchLu, C 802. 682
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„... angehalten, eine solche herauszugeben.“689 AOA/UI bot hierfür Hilfestellung und Herstellungsservice an. Grundsätzlich hatte hierbei das einheitliche Erscheinungsbild einen hohen Stellenwert, der sich im Bestreben einer weitgehenden Harmonisierung der Werkszeitschriften der Tochtergesellschaften untereinander spiegelte.690 Um eine größere Transparenz des internen Informationsflusses zu gewährleisten, wurde 1971 der Empfängerkreis der jeweiligen Informationsmedien vergrößert. Einbezogen wurden neben Aufsichtsrat auch die Spartenleiter und Vorstandsmitglieder, die den Zeitungsausschnittdienst (Presseecho) empfingen sowie die Direktoren und Leiter der Tochterund Beteiligungsgesellschaften durch Presseinformationen, Ausschnittdienst und den Skripten von Referaten aus den Informationsveranstaltungen für Führungskräfte. Neben Aktionärsbrief, Geschäftsbericht und überregionalen Presseinformationen erhielt auch der Betriebsrat die Skripte oben genannter Referate.691 Die überregional an Mitarbeiter, Pensionäre sowie den in- und ausländischen Tochterund Beteiligungsgesellschaften verteilte Unternehmenszeitschrift „BASF information“ erschien 1971 in zehn Ausgaben mit einer Auflage von 88.000 in deutsch, in englisch mit jeweils 7.500 Exemplaren. Darüber hinaus erschien eine Sonderausgabe „Umwelt“ in 100.000 Exemplaren. Die lokale Werkszeitschrift für Ludwigshafen „BASF intern“ erschien mit neun Normal- und zwei Sonderausgaben in einer Auflage von 73.000. Weitere Werkszeitschriften erstellte AOA/UI für die BASF-Töchter Glasurit und Herbol. Eigene Werkszeitschriften erstellten beispielsweise die BASF-Töchter „BASF Wyandotte Corporation“ und „Wintershall“.692 Einer Ausweitung des Arbeitsaufwandes stand im Jahr 1973 eine Personalreduzierung gegenüber. Im Jahresbericht 1972 mahnte Oeckl deshalb Neueinstellungen an, um die gestiegenen Belastungen der Mitarbeiter aufzufangen. Die im Berichtsjahr verfassten Informationsschriften für Mitarbeiter umfassten den Druck und Vertrieb von 60 Druckobjekten. Dazu zählten Mitarbeiterbriefe und Referatstexte für Mitarbeiter mit betrieblichen Führungsaufgaben, die deutsche bzw. amerikanische Ausgabe der „BASF information“ für Mitarbeiter der BASF-Gruppe, die Werkszeitung „BASF intern“ für die Mitarbeiter der BASF AG, „BASF aktuell“ für Mitarbeiter des Werkes Ludwigshafen sowie interne Werkszeitschriften für BASF-Tochterunternehmen mit ähnlicher Aufgabenstellung wie „BASF intern“. Diese Blätter wurden nur zum Teil in Eigenregie der jeweiligen Tochterunternehmen erstellt, für die Publikationen der Töchter „Glasurit“ und „Herbol“ beispielsweise übernahm die Abteilung AOA/UI in Ludwigshafen die Produktion.693 Trotz der personal- und kostenbedingten Einschränkungen konnten die internen Informationsmedien weitgehend nach Plan realisiert werden. Eine Ausnahme bildete dabei die Umsetzung der englischsprachigen Ausgabe der „BASF information“, von der insgesamt nur sechs Hefte erschienen, während das deutschsprachige Pendant694 neunmal he689
Jahresbericht AOA 1970, 8, BASFArchLu, C 802. Vgl. Jahresbericht AOA 1970, 8, BASFArchLu, C 802. Vgl. Jahresbericht AOA 1971, 10, BASFArchLu, C 802. 692 Vgl. Jahresbericht AOA 1971, 10, BASFArchLu, C 802. 693 Vgl. Jahresbericht AOA 1972, 6f., BASFArchLu, C 802. 694 Neben Aktuellem aus der BASF-Gruppe waren die Hauptthemen u.a. Wohnung in der Zukunft, Arbeit der Anwendungstechniker , Chemie für Olympia, Exportförderung durch Film, Kunststoff-Spritzguß, Verkauf in Südafrika, Forschung, Sportschuhentwicklung, BASF-Bilanz, Lernen nach Programm, Organchemie-Lager, Hauptversammlung, Honnover-Messe, Fechtbahnen, Kunstin Kiel, Umweltausstellung, Millionste Tonne Styropor, Bildungsprogramm, PR-/Werbetagung (vgl. Jahresbericht AOA 1972, 6, BASFArchLu, C 802). 690 691
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Von Ludwigshafen in die Welt – Öffentlichkeitsarbeit für die BASF
rausgegeben wurde. Zuständig für die Übertragung ins Englische war der PR-Beauftragte für die USA, Fred Jacobsen. Die Gründe für die reduzierte Ausgabenzahl lagen nach Angaben Oeckls bei „Überleitungsschwierigkeiten und Übersetzungsverzögerungen“.695 Insgesamt umfasste die englischsprachige Ausgabe eine Auflage von 8.500, die deutsche Originalausgabe 90.000. Zudem wurden hier versuchsweise Farbdrucke einzelner Heftseiten vorgenommen, was „... von den Lesern sehr freundlich aufgenommen worden“696 ist. Der Farbdruck allerdings führte im angewandten Druckverfahren „Nyloprint“„... bisweilen zu hier nicht tragbaren Fertigungsverzögerungen.“697 Der für die Publikation „BASF intern“ angewandte Zeitungsdruck war einfacher und flexibler zu handhaben. Für die Mitarbeiter der BASF erschienen elf Ausgaben mit einer Gesamtauflage von 75.000. „Die Umstellung auf Zeitungsart war außerordentlich erfolgreich. Abgesehen von der günstigeren Darbietungsform der aktuellen Information konnte ihre Quantität, nach der Druckfläche gerechnet, um mehr als 30 Prozent gesteigert werden.“698 Themenabhängig wurde mit dem Betriebsrat kooperiert, wie im Rahmen einer gemeinsam mit Betriebsrat herausgegebenen Sonderinformation zur Jahresprämie.699 Das speziell an die Mitarbeiter im Werk Ludwigshafen gerichtete Blatt „BASF aktuell“700 wurde 1972 erstmals herausgebracht und erschien unter Verantwortung des Personalressorts von AOA/UI in elf Ausgaben mit einer Auflage von 15.000 bis 25.000. Das Ausscheiden des bisherigen Abteilungsdirektors Schwarz führte zur organisatorischen Neustrukturierung der Aufgaben unternehmensinterner Informationsarbeit. Im Zuge dessen entstand die neue AOA-Hauptgruppe U, deren Aufgabenbereich sich fortan ausschließlich auf die Erstellung der Mitarbeiterinformationsschriften bezog. Zur Weiterentwicklung der Informationsmedien wurde eine Basis-Research-Untersuchung durchgeführt, „... bei der die unternehmensinterne Information nicht schlecht abschnitt ...“701 Im Jahre 1973 erschienen von der Zeitschrift „BASF information“ neun deutsche Ausgaben mit über 180 Druckseiten. Erreicht wurde dies insbesondere durch die verstärkte Mitarbeit der PRBeauftragten im Ausland und der deutschen Gruppengesellschaften. Für die Herausgabe der amerikanischen Ausgabe wurde ein PR-Beauftragter in den USA benannt. Er verfasste aus dem Inhalt der deutschen Originalausgaben zwei amerikanische Hefte. Von der Werkszeitschrift „BASF intern“ erschienen zwölf Ausgaben, deren Aktualität „beträchtlich verbessert“702 werden konnte.703 Eine besondere Rolle kam dem Blatt „BASF aktuell“ zu, konzipiert zur Informationsarbeit im Rahmen sozialpolitisch schwieriger Situationen. Nach der Tarifrunde im Frühjahr 1973 verlor das Blatt deutlich an Akzeptanz auf Arbeitnehmerseite, da es im Zuge der Berichterstattung „... eindeutig mit der Arbeitgeberseite identifiziert wurde ...“ weshalb es „...
695
Jahresbericht AOA 1972, 7, BASFArchLu, C 802. Jahresbericht AOA 1972, 6, BASFArchLu, C 802. 697 Jahresbericht AOA 1972, 6, BASFArchLu, C 802. 698 Jahresbericht AOA 1972, 7, BASFArchLu, C 802. 699 Vgl. Jahresbericht AOA 1972, 7, BASFArchLu, C 802. 700 Themen der Schnellinformation waren die Jubilarfeier, die Betriebsrats-Vorwahl, das Wahlergebnis der Betriebsratswahl, die Rheinverschmutzung, die Betriebsrätefreistellung, Tarifvereinbarungen, Betriebsratskonstituierung, die Quartalsberichte I, II und III sowie die Großkläranlage (vgl. Jahresbericht AOA 1972, 7, BASFArchLu, C 802). 701 Jahresbericht AOA 1973, 9, BASFArchLu, C 802. 702 Jahresbericht AOA 1973, 10, BASFArchLu, C 802. 703 Vgl. Jahresbericht AOA 1973, 9, BASFArchLu, C 802. 696
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bei der Belegschaft einen spürbaren Vertrauensschwund“704 hatte.705 Als Interessensausgleich veranlasste der Betriebsrat die Herausgabe eines eigenen NachrichtenSchnelldienstes „BASF-Betriebsrat informiert“. Dies allerdings führte zu einer weiteren Ausprägung der Konkurrenzsituation, für deren Entspannung sich die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit einsetzte.706 „Im Bemühen, die innerbetriebliche Information nicht in das permanente Spannungsfeld konkurrierender Medien einmünden zu lassen, schuf AOA/U ein unter eigener Regie stehendes Medium, die Schnellinformation ´BASF intern´, die als Bestandteil der Werkzeitung gleichen Titels anzusehen ist“, schildert Oeckl den Lösungsversuch. Das neue Medium sollte im Regelfall die schnelle Information der eigenen Mitarbeiter nach vorheriger Abstimmung zwischen Betriebsrat und Werksleitung übernehmen. Eigene Medien der Sozialpartner, wie bereits mit „BASF-Betriebsrat informiert“ veröffentlicht, sollten „nur in Sonderfällen, in denen eine partnerschaftliche Abstimmung nicht möglich ist, zum Beispiel während der Tarifverhandlungen ...“707 in die Nachrichtengebung eintreten.708 Die ad-hoc-erscheinende „BASF intern – Schnellinformation“ fand nach eigenen Angaben der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit eine positive Resonanz unter der Belegschaft. Das durch sachlichen und unparteiischen Informationsstil geprägte Blatt wurde in Rollenrotation gedruckt und sollte überall dort eingeführt werden, wo „... die Voraussetzungen für ein zeitungsähnliches Blatt nicht bestehen.“709 Bis Jahresende 1973 erschienen zwei Ausgaben, angestrebt war die Herausgabe von etwa zwölf Ausgaben mit einem Umfang von jeweils 8 – 16 Seiten.710 Die angestrebte Erscheinungsweise der „BASF information“ belief sich auf sechs Ausgaben pro Jahr mit jeweils 24 Seiten im Durchschnitt. Ebenso beibehalten werden sollte die Herausgabe einer amerikanischen Ausgabe mit sechs Heften pro Jahr und einem Umfang von jeweils 16 Seiten im Durchschnitt. „Unter Umständen“711 hielt Oeckl es sogar für möglich, aus den bisherigen Jugendseiten der „BASF intern“ eine betriebliche Jugendzeitschrift zu entwickeln. Sämtliche Planungen galten jedoch vorbehaltlich eines rationellen Einsatzes der technischen und redaktionellen Mittel, da der Etat 1974 keinen quantitativen Ausbau erlaubte.712 Zum Jahresende 1974 verfügte die BASF über drei Informationsmedien zur allgemeinen Mitarbeiterinformation. Dazu gehörten die Mitarbeiterzeitschriften „BASF information“ sowie „BASF intern“ und der zugehörige Eildienst „BASF intern – Schnellinformation“. Zuständig für deren Gestaltung war AOA/U, der auch die drucktechnische Nachbereitung der „Informationsveranstaltungen für Mitarbeiter mit betrieblichen Führungsaufgaben“ gehörte.713 Weitere Instrumente der internen Mitarbeiterinformation waren „BASF aktuell“ für sozialpolitisch schwierige Situationen sowie „BASF Betriebsrat informiert“ mit jeweils anlassbezogener Erscheinungsweise.714 Der Umfang der allgemeinen Unternehmenszeit704
Jahresbericht AOA 1973, 10, BASFArchLu, C 802. Vgl. Jahresbericht AOA 1973, 9, BASFArchLu, C 802. 706 Vgl. Jahresbericht AOA 1973, 10, BASFArchLu, C 802. 707 Jahresbericht AOA 1973, 10, BASFArchLu, C 802. 708 Vgl. Jahresbericht AOA 1973, 10, BASFArchLu, C 802. 709 Jahresbericht AOA 1973, 11, BASFArchLu, C 802. 710 Vgl. Jahresbericht AOA 1973, 11, BASFArchLu, C 802. 711 Jahresbericht AOA 1973, 11, BASFArchLu, C 802. 712 Vgl. Jahresbericht AOA 1973, 11, BASFArchLu, C 802. 713 Vgl. Jahresbericht AOA 1973, 9, BASFArchLu, C 802. 714 Vgl. Jahresbericht AOA 1973, 10, BASFArchLu, C 802. 705
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schrift „BASF information“ nahm 1974 mit rund 250 Druckseiten gegenüber dem Vorjahr (ca. 180 Druckseiten) um fast 40 Prozent zu. Von Ausgaben mit Informationen besonderer Tragweite, die auch für einen weiten Leserkreis außerhalb des Unternehmens von Bedeutung und Interesse waren, wurden Sonderauflagen gedruckt. 1974 traf dies auf drei Hefte zu. Dazu gehörte die Ausgaben 3 und 4 („BASF in Nordamerika“ bzw. „Menschen – Arbeit – Geschäft ´73“ sowie die Nummer 8 zum Thema „Carl Bosch und das Ammoniak“.715 Als Vorläufer eines künftigen Sozialberichtes kam der Ausgabe 4 besondere Bedeutung zu und fand eine entsprechend starke Resonanz. Die Sonderauflagen richteten sich insbesondere an externe Zielgruppen, z. B. aus dem Besucherspektrum oder der Schulbetreuung. Im Zuge der Internationalisierung der PR-Arbeit der BASF wurde auch die Neugestaltung der amerikanischen Ausgabe angestrebt, konnte jedoch nur zum Teil umgesetzt werden. So kamen statt vier englischsprachigen Ausgaben nur zwei zur Auslieferung.716 Obgleich der Etat für 1974 ursprünglich nur sechs Ausgaben des Blattes vorsah, erschienen zehn Ausgaben. Aus diesem Grund und aufgrund des gestiegenen Papierpreises ergaben sich „beträchtliche Mehrkosten“.717 „BASF intern“ galt als die „eigentliche“ Werkszeitschrift, die sich an die eigenen Mitarbeiter wandte und in enger Zusammenarbeit mit der Personalabteilung, dem Personalressort und dem Betriebsrat erstellt wurde. „BASF intern“ wurde seit 1974 im Zeitungsrotationsdruck hergestellt, ein Stil, der im Gegensatz zum zuvor gebrauchten Buchdruck die Akzeptanz unter den Mitarbeitern positiv beeinflusste: „Aus dem Leserkreis ergab sich bei der Redaktion ein beträchtlich stärkerer Nachhall als in früheren Jahren. Die Vermutung, dass der Zeitungsstil bei den Mitarbeitern ´ankommt´, ist sicher nicht verfehlt“718, hieß es im Jahresbericht. Die im Zeitungsrotationsdruck erreichte Druckfläche je Seite konnte im Vergleich zum Buchdruck erhöht werden, gleichzeitig erlaubte die kleinere Zeitungsschrift mehr Text. Die redaktionelle Leistung wurde um ca. 40 Prozent gesteigert. Weiterhin wurde es mit Einführung des neuen Druckverfahrens möglich, durch kurze Herstellungszeiten inhaltlich schneller und flexibler reagieren zu können. Ein gewisser Nachteil allerdings ergab sich aus den verbindlichen Produktionsterminen, die eine Koordination mit der hausinternen Abstimmung mitunter schwierig gestalteten.719 Ihre aktuelle Ergänzung erfuhr die Werkzeitung durch die „BASF intern – Schnellinformation“ als gemeinsame Publikation der Sozialpartner Personalabteilung, Personalressort und Betriebsrat. Sie erschien 1974 dreizehn Mal. Die speziellen Anlässen vorbehaltene „BASF aktuell“ wurde 1974 nicht herausgegeben, „BASF Betriebsrat informiert“ erschien nur dreimal. AOA/U erstellte zudem ein bebildertes Skript der „Informationsveranstaltungen für Mitarbeiter mit betrieblichen Führungsaufgaben“ und stellte dessen Verteilung sicher.720 Für das kommende Jahr erwartete AOA/U die Einstellung eines weiteren Redakteurs, der das bisherige Team von zwei Redakteuren und zwei Teilzeitkräften verstärken sollte.721
715
Vgl. Jahresbericht AOA 1973, 10, BASFArchLu, C 802. Vgl. Jahresbericht AOA 1974, 10, BASFArchLu, C 802. Jahresbericht AOA 1974, 10, BASFArchLu, C 802. 718 Jahresbericht AOA 1974, 10, BASFArchLu, C 802. 719 Vgl. Jahresbericht AOA 1974, 10, BASFArchLu, C 802. 720 Vgl. Jahresbericht AOA 1974, 10, BASFArchLu, C 802. 721 Vgl. Jahresbericht AOA 1974, 11, BASFArchLu, C 802. 716 717
8 Resümee: Tradition und Neubeginn – die BASF als „alte, neue“ berufliche Heimat Resümee: Tradition und Neubeginn – die BASF als „alte, neue“ berufliche Heimat
Nachdem die Perspektiven für die berufliche Weiterentwicklung im Deutschen Industrieund Handelstag immer weniger Oeckls Erwartungen gerecht werden konnten, öffneten sich mit der Anstellung in einem der größten Industriekonzerne Deutschlands neue Möglichkeiten. Der Eintritt Oeckls in die BASF im Jahre 1959 markiert den Beginn der für ihn wichtigsten Station seiner praktisch-professionellen Entwicklung und in mehrfacher Hinsicht die Aufnahme von Entwicklungslinien, die keineswegs erst nach Gründung der Bundesrepublik ihre Ursprünge fanden. Gemeinsam mit den Chemiekonzernen Bayer und Hoechst war die BASF bis 1945 größter Anteilseigner des I.G. Farben-Konzerns (vgl. Heine 1990, 15). Die zum Teil stark zerstörten Werke der I.G. Farben wurden je nach Vorrücken der alliierten Truppen im März und April 1945 in Ost und West durch amerikanische und sowjetische Streitkräfte besetzt. Im Juli 1945 wurde in den Westzonen das I.G.-Vermögen beschlagnahmt und den jeweiligen Militärregierungen unterstellt, bevor im November 1945 alle Direktoren des Konzerns entlassen und der Auslandsbesitz, die Patente und Warenzeichen entschädigungslos enteignet wurden (vgl. Heine 1990, 291). Während am 20.11.1945 vor dem Internationalen Militärtribunal in Nürnberg der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher begann (vgl. Hilgemann 1984, 159), erfolgte die Anklage im I.G.-Farbenprozeß zwei Jahre später, im Mai 1947. Die Beweisaufnahme wurde ein Jahr später abgeschlossen, bevor kurz darauf, im Mai 1948, die Urteile verkündet wurden. Insgesamt hatten sich 23 Konzernmanager vor dem Tribunal zu verantworten, darunter Oeckls ehemalige Vorgesetzte, Carl Krauch (Hauptangeklagter) und Max Ilgner. Während Krauch wegen Versklavung zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt wurde, erhielt Ilgner wegen Plünderung drei Jahre (vgl. Heine 1990, 291f.). Ebenfalls angeklagt, dann jedoch freigesprochen war Carl Wurster, der nach der 1952 erfolgten die „Neugründung“ Vorstandsvorsitzender der Badischen Anilin- & Soda Fabrik AG wurde. Carl Wurster war bereits 1924 in das wissenschaftliche Labor der BASF eingetreten, an Erfindungen und der Entwicklung neuer Verfahren beteiligt und wurde von Geheimrat Carl Bosch (1926-1935 Vorstand der BASF) gefördert. 1936 wurde er Direktor der anorganischen Abteilung im Werk Ludwigshafen. Seit 1938 war er ordentliches Vorstandsmitglied der I.G. und gemeinsam mit Ambros und Müller-Cunradi Leiter der Werke Ludwigshafen und Oppau. Ab 1941 arbeitete er eng mit Carl Krauch, Generalbevollmächtigter für Sonderfragen der chemischen Erzeugung, zusammen. Unmittelbar nach Kriegsende verblieb er als von den Besatzungsmächten bestätigter Werksleiter in Ludwigshafen, wurde 1947 verhaftet und 1948 schließlich freigesprochen (vgl. Heine 1990, 175). Eine, den Erfordernissen eines Großunternehmens entsprechende, systematisch betriebene Öffentlichkeitsarbeit existierte sieben Jahre nach Gründung der „neuen“ BASF praktisch nicht. So war es nach eigenen Angaben Oeckls Wurster persönlich, der ihm 1959 offerierte, die BASF-Öffentlichkeitsarbeit aufzubauen. Dringender Handlungsbedarf war geboten, dem Oeckl unmittelbar nach Übernahme seiner Tätigkeit auch gerecht wurde. So
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veranlasste Oeckl bereits ein Jahr nach seinem Eintritt die Einrichtung einer für die Medienbetreuung zuständigen Organisationseinheit und schuf mit der Abteilung AOA/Allgemein wichtige Strukturen für die Etablierung effektiver Public Relations. Vorstandschef Wurster räumte Oeckl als Abteilungsleiter Öffentlichkeitsarbeit von Beginn weitreichende Befugnisse und Gestaltungsfreiheit ein. „Wir waren in der alten I.G. FarbenIndustrie der große Kunststoffproduzent, haben nicht direkt an die breite Öffentlichkeit verkauft, sondern nur die Kunststoffe produziert. Das wussten nur diejenigen, die unsere Produkte dann übernommen und verkauft haben. Wir waren demzufolge nicht mit der breiten Öffentlichkeit konfrontiert. Wir sind also völlig unbekannt, müssen etwas aufbauen, unsere ersten Bemühungen auf dem deutschen und internationalen Markt sind fast völlig daneben geraten, weil uns niemand kennt ...Wir müssen eine Abteilung Öffentlichkeitsarbeit aufbauen und dafür suchen wir einen Leiter“, begründete Wurster seine Kontaktaufnahme zu Oeckl.722 So kehrte Oeckl als ehemaliger I.G.-Mitarbeiter zu seiner ersten beruflichen Heimat zurück und nutzte dabei die Chance, an bereits vor 1945 erworbene Kenntnisse anzuknüpfen. Dies betraf einerseits Zusammenhänge und fachliche Grundverständnisse für betriebliche Abläufe im Rahmen eines Konzerns der chemischen Großindustrie. Andererseits galt dies insbesondere für Grundlagen bei der Anwendung unterschiedlicher Kommunikationsinstrumente und Handlungsprinzipien eines über nationale Grenzen hinaus operierenden Konzernapparates. So finden sich zahlreiche, wenngleich weiterentwickelte Beispiele aus dem Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der BASF, die Oeckl bereits vor 1945 in der I.G. Farben kennen gelernt und angewandt hatte – vor allem als qualifizierter Lehrling in der Presseabteilung sowie als kaufmännischer Angestellter der Direktionsabteilung und später als deren stellvertretender Leiter. So lautete lautete bereits die Vorgabe für die Pressestelle der I.G. Farben unter Hans Brettner: „... auf jede Frage sich selbst und sonstigen Interessenten unserer Firma Auskunft geben zu können ... gehört zu jenen unsichtbaren, täglichen Leistungen, die von der Presseabteilung laufend vollbracht werden müssen, um dann schlagfertig zu sein, wenn es nötig ist ...“723 Grundlegend war dabei die zentrale Koordination externer Informationsgesuche und einheitlicher Unternehmensaussagen auf der Grundlage einer umfassenden Information über alle relevanten Unternehmensvorgänge, ohne „... von außen her auf derartige Dinge angesprochen ...“724 zu werden. Eine wichtige Funktion hatte dabei auch die Pflege persönlicher Kontakte zu den Redakteuren. „Sympathien für die Arbeiten der I.G. zu gewinnen, dient vor allem eine laufende enge Fühlungnahme mit den in- und ausländischen Zeitungen, ihren Mitarbeitern und den für Pressefragen zuständigen Behörden.“725 Ähnlich wie unter Brettner dreißig Jahre zuvor formulierte Oeckl die Ansprüche der BASF-Pressestelle: „Es ist Aufgabe der Pressestelle, die Massenkommunikationsmittel ... im In- und Ausland so umfassend und so schnell wie möglich über das Geschehen in der BASF ... zu unterrichten und den Kontakt zu Redaktionen und Korrespondenten laufend zu pflegen.“726 722
Vgl. dok. Gastreferat Oeckls vom 25.05.1994 an der Universität Leipzig: Ein halbes Jahrhundert Öffentlichkeitsarbeit (1938-1994) – ein Zeitzeuge berichtet. 723 Bericht der Presseabteilung für August, September, Oktober 1936, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 147. 724 Tätigkeitsbericht der Presseabteilung vom 1. November 1936 bis 30. Juni 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 88. 725 Tätigkeitsbericht der Presseabteilung vom 1. November 1936 bis 30. Juni 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 90. 726 Arbeitsanweisung für Pressestelle vom 11.02.1966, 2, BASFArchLu, C 804.
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Ein ebenfalls bereits in der I.G. Farben bewährtes Instrument der Pressearbeit war die intensive Beobachtung, Dokumentation und Auswertung in- und ausländischer Print- und weiterer Medien hinsichtlich selbst initiierter Veröffentlichungen bzw. genereller Relevanz für die Konzernbereiche. Während dies in der I.G. Farben ein der Presseabteilung zugeordnetes Lektorat übernahm,727 wurde in der BASF unter Oeckl hierfür zunächst die der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit (AOA) zugehörende Dokumentationsstelle geschaffen,728 die später zur Gruppe „Dokumentation / Lektorat“ erweitert wurde.729 In der I.G. Farben und BASF gleichermassen bewährt war ebenso ein täglich zusammengetragener Ausschnittdienst in- und ausländischer Zeitungen für Führungskräfte, der über eigene Veröffentlichungen sowie aktuelle Tages- und Wirtschaftsereignisse informierte.730 In das Bestreben, den Begriff der Pressearbeit weiter zu fassen als die bloße Reaktion auf herangetragene Fragestellungen, fügen sich auch Aktionen, die über den unmittelbaren Informationsbedarf der Medien hinaus führten und der Vermittlung weiterführender Hintergründe dienten. Auch hierfür finden sich Beispiele sowohl in der Pressearbeit der I.G. Farben als auch der BASF. So veranstalte die I.G. Farben beispielsweise Fachvorträge, bei denen Medienvertretern auf anschauliche Weise die Neuentwicklung „Farbfilm“ vorgestellt wurde und den Redakteuren im Anschluss Filme zum eigenen Gebrauch überlassen wurden, die dann von der Agfa entwickelt wurden. Dabei ging es ausdrücklich darum, das Vertrauen der Medienvertreter zu gewinnen und diese von der Glaubwürdigkeit der vermittelten Informationen durch eigene Praxiserfahrungen zu überzeugen.731 Auch in der BASFPressearbeit gab es Referate für Fachjournalisten, um neben fachlichen Hintergründen vor allem die praktische Bedeutung technischer Entwicklungen für die Allgemeinheit zu verdeutlichen, z. B. beim Thema Modefarben, Kunststoffe für Sportanlagen etc. – und damit neben dem wirtschaftlichen Aspekt ebenso die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen in ein fortschrittliches Unternehmen zu festigen.732 Parallelen bei der Anwendung unterschiedlicher Kommunikationsinstrumente in der I.G. Farben und der BASF lassen sich jedoch nicht nur für den Bereich Pressearbeit ziehen. Eine Vielzahl weiterer Aktivitäten, die in der BASF der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit zugeordnet waren, wurden bereits im Vorgängerunternehmen umgesetzt, dort allerdings unter dem Verantwortungsbereich der Direktionsabteilung. Dazu zählen beispielsweise der gesamte Bereich der Aktionärsbetreuung mit den damit verbundenen gesetzlichen Veröffentlichungspflichten (z. B. Geschäftsbericht, Bilanzbekanntgebungen, Versammlungsorganisation), die Spendenbearbeitung und Geschenkeverwaltung sowie die Besucherbetreuung und Durchführung von Werksbesichtigungen.733 Besondere Bedeutung maß Oeckl auch der Interessensvertretung für das Unternehmen durch die Pflege persönlicher Kontakte bei. Bereits zu seiner Zeit als stellvertretender Leiter der Direktionsabteilung in der I.G. Farben nutzte Oeckl beispielsweise bestehende Kontakte zu amtlichen Stellen wie der 727
Vgl. Tätigkeitsbericht der Presseabteilung vom 1. November 1936 bis 30. Juni 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 108. 728 Vgl. Mitteilung Oeckls betr. organisatorische Änderungen bei AOA vom 16.02.1966, BASFArchLu, C 804. 729 Vgl. Jahresbericht AOA 1968, 2, BASFArchLu, C 802. 730 Vgl. Bericht der Nachrichtenstelle für die Monate Januar und Februar 1938, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 113. sowie Tätigkeitsbericht AOA 1963, 2. 731 Vgl. Tätigkeitsbericht der Presseabteilung vom 1. November 1936 bis 30. Juni 1937, BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 101f. 732 Vgl. Jahresbericht AOA 1967, 2, BASFArchLu, C 802. 733 Vgl. hierzu die Aufteilung des Arbeitsgebietes der Direktionsabteilung I.G. Berlin NW 7, BarchBln, R 8128, A31, Bl. 114 sowie Tätigkeitsbericht AOA 1961, 10f., BASFArchLu, C 802.
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Deutschen Arbeitsfront oder der Internationalen Handelskammer, um unternehmensrelevante Informationen auf inoffiziellem Wege zu erfahren und intern entsprechend weiterzuvermitteln.734 In der BASF erfolgte unter Oeckl die Einrichtung der Verbindungsstelle Bonn, die mit der Kontaktpflege zu politischen Entscheidungsträgern, aber auch durch die direkte Beobachtung wirtschaftspolitischer Entwicklungen im politischen Zentrum der Bundesrepublik wichtige Funktionen erfüllte.735 Im Gegensatz zur Presseabteilung, die Oeckl „nur“ als qualifizierter Lehrling kennen lernte und von Hans Brettner beziehungsweise ab 1933 von Mario Passarge geleitet wurde, war der Tätigkeitsbereich Oeckls in der Direktionsabteilung größer und Einbindung in die eigenverantwortliche Umsetzung unterschiedlichster Aufgaben intensiver – und zwar sowohl als kaufmännischer Sachbearbeiter als auch später als stellvertretender Abteilungsleiter. Dennoch ist aus der Quellenrecherche des I.G. Farben-Bestandes ersichtlich, dass Änderungen oder Weiterentwicklungen des Aufgabenspektrums in der Direktionsabteilung, wenn überhaupt, nur durch geänderte Rahmenbedingungen nach Kriegseintritt ergaben und nicht durch Oeckl selbst initiiert wurden. Wie auch bei der später in der BASF weitergeführten bzw. -entwickelten Pressearbeit, handelt es sich auch bei anderen Instrumenten der Öffentlichkeitsarbeit nicht um Initiativen, die Oeckl selbst bereits in der I.G. einführte. Sie sind demnach keine „Erfindungen“ Oeckls, sondern bilden vielmehr Grundlagen, die ihm Aufbau und Etablierung der BASF-Öffentlichkeitsarbeit erleichterten. Nach dem altersbedingten Ausscheiden des Vorstandes Carl Wurster ging mit Bernhard Timm die Konzernführung abermals an einen ehemaligen I.G. Farben-Angehörigen.736 Doch obgleich auch Timms berufliche Wurzeln bei der I.G. lagen – er war nach seinem Studium bis 1936 persönlicher Assistent bei Geheimrat Bosch und dann im BASFAmmoniaklaboratorium tätig – repräsentierte Timm einen Generationswechsel, unter dem die Struktur und Selbstverständnis der BASF ab Mitte der sechziger Jahre den veränderten Märkten national wie international angepasst wurde, um den Konzern in einen neuen Entwicklungsabschnitt als multinationales Unternehmen zu führen – Herausforderungen, die auch tief greifende Veränderungen für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit mit sich brachten und das „alte“ I.G.- Erbe unter Oeckls Leitung in die moderne Kommunikationsstruktur eines der ersten deutschen „global player“ einfließen ließen. Mit der Ausdehnung der Unternehmensaktivitäten stiegen auch die Anforderungen an dessen Öffentlichkeitsarbeit. So spiegelt sich in den seit 1963 in Auftrag gegebenen Imageuntersuchungen das Bestreben, Öffentlichkeitsarbeit auf der Grundlage wissenschaftlich fundierter Daten noch systematischer und zielgruppengerechter durchführen zu können. Die Ergebnisse flossen beispielsweise in die Planung und Umsetzung der BASFVertrauenswerbung. Mit der kontinuierlichen Anpassung der Abteilungsstruktur an die neuen Erfordernisse trug Oeckl ab Mitte der sechziger Jahre insbesondere der internationalen Ausdehnung der Konzernaktivitäten Rechnung. Von Beginn an strebte Oeckl – wie er dies auch in seinen theoretischen Publikationen und Vorträgen immer wieder betonte – auch die strikte Trennung zwischen Werbung und Öffentlichkeitsarbeit an und setzte diese schließlich per Vorstandsbeschluss auch in seiner beruflichen Praxis für die BASF um. Zudem gelang es Oeckl mit der Bildung und dem Vorsitz der „Kommission für Öffentlichkeitsarbeit“ (KOA), der die Strategievorgabe sowie Genehmigung und Kontrolle des Etats 734
Vgl. Brief Albert Oeckls an Helmut Noack vom 7.10.1939, BarchBln, R8128, A 103, Bl. 245. Vgl. Tätigkeitsbericht AOA 1961, 10, BASFArchLu, C 802. 736 Vgl. Die BASF, Heft 1/1965, 3. 735
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für beide Bereiche oblag, ein wichtiges Instrument zugunsten seines Wirkungsbereiches zu beeinflussen. Mit der Expansion sah sich die BASF einer zunehmenden Konkurrenz im In- und Ausland gegenüber, die vor allem an die Pressearbeit der BASF erhöhte Anforderungen in quantitativer und qualitativer Hinsicht stellte. Mit entsprechend strengen Maßstäben reagierte Oeckl auf die neuen Herausforderungen. Dazu gehörten beispielsweise neben der einwandfreien Beherrschung des journalistischen Handwerks beim Verfassen von Presseinformationen ebenso die strikte Einhaltung vorgegebener Informationsstrukturen für einen klaren Kommunikationsfluss nach außen und innen. Bei der Analyse der Medienresonanz nutzte Oeckl auch Methoden und Erkenntnisse, die im Rahmen seiner Lehrtätigkeit an der Universtität Heidelberg untersucht und angewandt wurden. Der durch Vorstandschef Timm nahezu ungebremst vorangetriebene Expansionskurs zwang das Unternehmen jedoch zu drastischen Sparmaßnahmen, die auch vor der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit nicht stoppten. So sah sich Oeckl bald einem schwer zu bewältigendem Spannungsfeld zwischen Etatzwängen und (vor allem eigenen) Qualitätsansprüchen gegenüber, das insbesondere für die PR-Arbeit der BASF-Auslandsvertretungen erhebliche Schwierigkeiten barg. In neuen Wirkungsbereichen der BASF war die Etablierung wirkungsvoller Öffentlichkeitsarbeit mit besonders großen Aufwendungen verbunden, um Oeckls Anspruch, abgestimmt auf die Bedürfnisse und die Mentalität des jeweiligen Landes vorzugehen, gerecht zu werden. So entfielen im Jahre 1968 beispielsweise rund 45 Prozent des Gesamtetats der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit auf die Auslands-PR. Von besonderer Bedeutung war dabei die Entwicklung der Aktivitäten direkt vor Ort durch eine ausreichende Zahl von PR-Beauftragten, da die regionale Anpassung und Gestaltung der PRMaßnahmen nur schwer von der Zentrale aus umsetzbar waren. Durch geschicktes Disponieren und Umstrukturierungen gelang es Oeckl dennoch, das erreichte Niveau der BASF-Öffentlichkeitsarbeit auch unter den veränderten Bedingungen zu wahren und in einigen Bereichen sogar zu erhöhen. So schaltete die BASF im Jahre 1967 als erstes Unternehmen in Deutschland erstmals PR-Fernsehspots im Rahmen des Werbefernsehens, die z. T. sogar mit internationalen Auszeichnungen von unabhängigen Gremien honoriert wurden. Die immer tiefer in das Bewusstsein der Öffentlichkeit dringenden Wandlungsprozesse veranlassten Oeckl im Jahre 1968 zu einer Zwischenbilanz zum bisher Erreichten und künftigen Herausforderungen für die Öffentlichkeitsarbeit der BASF. Vor dem Hintergrund seines damals nicht mehr in allzu großer Ferne liegenden Ruhestandes 1974 betonte Oeckl, dass die Bewältigung künftiger Aufgaben nur möglich sei, wenn den veränderten, die unterschiedlichsten Gesellschaftsbereiche betreffenden Bedingungen Rechnung getragen würde. Allerdings betonte er gleichzeitig, unter dem bis dahin vorgegebenen Kurs zu immer mehr Einsparungen den immensen Ansprüchen nicht mehr gerecht werden zu können und hielt deshalb die finanzielle wie personelle Aufstockung seiner Abteilung für unausweichlich. Besonderes Augenmerk richtete Oeckl hier auf die Heranbildung fähiger Nachwuchsfachkräfte, in denen er überhaupt die Voraussetzung für ein Fortführen niveauvoller Öffentlichkeitsarbeit unter den schwierigen gesellschaftlichen Bedingungen sah. Einer neuen Generation von Medienvertretern, geprägt durch die Wandlungsprozesse im öffentlichen Leben und durch Oeckl plakativ als „mimosenhaft empfindlich und durch pedantisches
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Misstrauen“737 charakterisiert, müssten junge Kommunikationsexperten gegenüberstehen, die sich den neuen Bedingungen stellten und den Erwartungen der Medien nach „schnellstmöglicher Aussagebereitschaft des Unternehmens bis zum ´Sich-völligAusziehen` “738 kompetent gegenübertreten. Mit der zunehmenden Sensibilität der Medien einher ging das Bewusstsein für Themen, die in den Vorjahren weit weniger im Prozess der öffentlichen Meinungsbildung präsent waren, z. B. der Umweltschutz oder das gemeinnützige Engagement von Unternehmen. Vor diesem Hintergrund entwickelte Oeckl auch einen Kommunikationsplan für Krisenfälle, der für die BASF als Chemiekonzern mit einem relativ hohen Unfall- und Gefahrenpotenzial eine hohe Bedeutung erlangte. Die seit Ende der sechziger Jahre national wie internationale zunehmend in das öffentliche Bewusstsein rückendende Umweltschutzproblematik führte 1970 zur Bildung eines eigenen Referates „Ecology“. Hiermit verfügte die BASF nun über eine kompetente Anlaufstelle für Anfragen aus der Öffentlichkeit, insbesondere der Medien, und war durch die Spezialisierung des Referates besser in der Lage, umweltpolitische Diskussionen im Zusammenhang mit dem Konzern aktiv zu begleiten. Das Thema „Umweltschutz“ erlangte insbesondere für die sehr kritisch beobachteten BASF-Projekte im In- und Ausland, wie z. B. das (letztlich nicht realisierte) eigene Kernkraftwerk oder einen petrochemischen Komplex nahe einer spanischen Ferienanlage, eine hohe Relevanz. Oeckls mahnende Worte zur Gefährdung des erreichten Standards der PR-Arbeit des Unternehmens bei zurückgehendem Personal und Etat und gleichzeitig schwierigeren Rahmenbedingungen zeigten Wirkung. Strenge Maßstäbe für die Qualität der gesamten PRArbeit für das Unternehmen und eine entspanntere Situation bei Etat und Personalsituation spiegelten sich im positiven Image, das in der Folgezeit für die BASF gebildet werden konnte und sich durch entsprechende Resonanz vor allem bei Meinungsbildnern wie Politikern und Medienvertretern bzw. Berichterstattung bestätigte. So konstatierte Oeckl 1969 bei den Massenmedien und der deutschen Öffentlichkeit eine „ganz erheblich gestiegene Beachtung“739 für die BASF. Eine Erweiterung erfuhr auch die PR-Arbeit für die BASF-Auslandsvertretungen, sowohl in der Zentrale, als auch in den Vertretungen vor Ort. Ab 1970 wurde die Öffentlichkeitsarbeit für im Ausland durch den Bereich „Auslands-Koordination“ der Gruppe „Auslands-Koordination / PR-Planung“ wahrgenommen, die in Ludwigshafen beispielsweise Konzeptionen zur Anregung und Vorbereitung von PR-Aktionen für die PR-Beauftragten vor Ort erarbeitete. Einen Höhepunkt bildete der von Oeckl initiierte und hauptsächlich durch Erdwig Meyer organisierte internationale Presseflug, der 90 renommierten Wirtschaftsjournalisten das Engagement der BASF in Mexiko und Brasilien vor Ort erleben ließ. Dieses bei den Medienvertretern im In- und Ausland positiv aufgenommene Ereignis (und Erlebnis) veranlasste das beispielsweise das ZDF zu einer mehrminütigen Darstellung in seiner Hauptnachrichtensendung mit einer Zuschauerresonanz von rund 15 Millionen. Mit der Verleihung des Silver Anvil Award für internationale Öffentlichkeitsarbeit der Public Relations Society of America erfuhr die bis dahin beispiellose Aktion eine besondere Anerkennung.
737
Vgl. Jahresbericht AOA 1968, 2, BASFArchLu, C 802. Vgl. Jahresbericht AOA 1968, 2, BASFArchLu, C 802. 739 Jahresbericht AOA 1969, 1, BASFArchLu, C 802. 738
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Allerdings gelang es nicht, aus der positiven Resonanz mittelfristig entsprechende Impulse zu nutzen.740 1974 griff Oeckl den Gedanken einer internationalen Journalistenreise erneut auf, um mit deutschen Wirtschaftsjournalisten Produktionsstätten der BASF in den USA zu besuchen. Diesmal blieb es jedoch nicht nur bei der sehr erfolgreichen Durchführung, auch auf längere Sicht konnte – im Gegensatz zu 1969 – der wiederum sehr große Erfolg der Aktion selbst für die Schaffung bzw. Vertiefung der Medienkontakte genutzt werden. Bei der nachfolgenden Bilanzpressekonferenz waren diese positiven Impulse bereits deutlich spürbar. Mehr als 160 deutsche und internationale Journalisten aus elf Ländern wohnten der Veranstaltung bei und verschafften der Veranstaltung den Ruf „als aussagekräftigste und bestorganisierte Bilanzpresskonferenz aller deutschen Aktiengesellschaften.“741 Die Öffentlichkeitsarbeit der BASF bekam vor allem ab Mitte der sechziger Jahre für deren Entwicklung zur modernen Konzernkommunikation wichtige Impulse. Das Aufeinandertreffen verschiedener Ereignisse führte zu einem dynamischen Prozess z. T. tief greifender Veränderungen. Die auf Hochtouren laufende Konjunktur, die beginnende Globalisierung der deutschen Wirtschaft und personelle Führungswechsel in der Konzernspitze führten schließlich zu strukturellen Änderungen des Konzerns, die insbesondere die Öffentlichkeitsarbeit unter Oeckl vor neue Herausforderungen stellte. Im Rahmen der strukturellen Neuordnung des Konzerns trat auch die Diskussion um den Standort der Abteilungen Werbung und Öffentlichkeitsarbeit wieder auf die Tagesordnung. Dabei erwies sich die Aufgeschlossenheit von Vorstandschef Timm gegenüber Oeckls Standpunkten einmal mehr als wichtiger Faktor bei der Interessenswahrung der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit. Timm stellte eindeutig fest, dass die Werbung – strikt getrennt von der Öffentlichkeitsarbeit – der Verkaufskoordination zuzuordnen ist und damit Teil der neu gebildeten „operativen Ressorts“ für das unmittelbar ertragsbezogene Geschäftsgeschehen waren, die dem stellvertretenden Vorstand unterstanden. Die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit hingegen wurde nach Oeckls Vorstellung den, die Dienstleistungen für den Gesamtkonzern umfassenden, „funktionalen Ressorts“ zugeordnet und unterstand damit weiter direkt dem Vorstandsvorsitzenden. „Bei dem allgemeineren Charakter, in dem alle Maßnahmen, die dem Image des Unternehmens dienen, letzten Endes doch in Fragen an den Vorstand einmünden, ist es natürlich, dass die Öffentlichkeitsarbeit zum Vorstandsvorsitzenden ressortiert.“742 Um künftige Missverständnisse über Zuständigkeitsfragen zu vermeiden, vereinbarten die Abteilungen Werbung und Öffentlichkeitsarbeit erstmals eine gemeinsame Abgrenzungs- und Kooperationserklärung. Eine gemeinsame Arbeitsgruppe widmete sich darüber hinaus der Erarbeitung von Richtlinien zum Erscheinungsbild des Konzerns, dessen Einheitlichkeit mit Blick auf die Vielzahl der mittlerweile bestehenden Tochter- und Beteiligungsgesellschaften besonderes Augenmerk des Vorstandes erfuhr. Die stetige Beobachtung und Analyse aktueller Situationen, die Erarbeitung entsprechender Lösungen, die nicht zuletzt mit einer fortwährenden Anpassung interner Abteilungsstrukturen verbunden war, bildeten angesichts der sich verändernden Rahmenbedin740
Für den nachhaltigen Eindruck und die Bedeutung dieses Events als erfolgreiches Praxisbeispiel spricht die häufige Bezugnahme Oeckls auf den Presseflug bei öffentlichen Anlässen, wie z.B. seinem 80. Geburtstag, oder in Gesprächen zu seinem Lebenswerk (vgl. Interview (B)). 741 Jahresbericht AOA 1974, 2, BASFArchLu, C 802. 742 contact, Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Nr. 2, 1970, BASFArchLu, C 804.
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gungen die Grundlage für eine effektive Öffentlichkeitsarbeit. Und zwar nicht nur gegenüber den Folgen langfristiger Prozesse des gesellschaftlichen Bewusstseinswandels, wie beispielsweise bei ökologischen und sozialen Fragen bzw. einer generell kritischen Haltung insbesondere gegenüber multinationalen Großkonzernen wie der BASF. Auch bei kurzfristig eintretenden Krisen sicherte die beständige Anpassung und Etablierung kommunikativer Mechanismen durch die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit den notwendigen Aktionsraum. Als sich die BASF 1970 beispielsweise einer durch die immense Expansion verursachten Liquiditätsschwäche gegenübersah, profitierte der Konzern von einem ausgeprägten Vertrauensverhältnis, das sich während der Vorjahre insbesondere zu den Medien herausgebildet hatte. Einmal mehr gelang es der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit unter Oeckls Leitung, diese vakante Situation durch vorausschauende Kommunikation zugunsten einer größtenteils wohlwollenden Berichterstattung zu beeinflussen. Immerhin war der Eigenkapitalanteil zu diesem Zeitpunkt so gering wie nie zuvor und hätte durchaus zu einer wahren Flut gerüchtegenährter Negativschlagzeilen führen können. Doch die seit Jahren aufgebaute Vertrauensbasis führte nach Oeckls Überzeugung dazu, „... dass sich die seit Jahren mit uns zusammenarbeitenden Journalisten der seriösen Tages- und Fachpresse ... nicht zu einer negativen Berichterstattung auf breiter Front haben verleiten lassen.“743 Zudem konnten gezielt positive Themen insbesondere in die Regionalpresse lanciert werden, die das breite Engagement der BASF etwa in den Bereichen Jugend- und Schülerförderung, Kultur, Sozialem und Umweltschutz kommunizierten. Überregional hatte vor allem die technische Informationsarbeit, z. B. zu aktuellen Forschungsergebnissen oder Produkten, eine positive „Pufferfunktion“. Als Ergebnis der 1970 erlangten Erfahrungen führte Oeckl die Herausgabe von „Interpretationshilfen“ für Medienvertreter ein, die in ausführlicher und sachlicher Form über negative Maßnahmen wie Personalabbau oder Stilllegungen nachvollziehbar informierten. Generell erwies sich die aktive Informationsarbeit vor allem bei konfliktreichen Themen als sehr Erfolg versprechend. Selbst erarbeitete und publizierte Broschüren, z. B. das „Kunststoff-Lexikon für Journalisten“ ergänzten die zur Verfügung gestellten Medieninformationen. Während die inländischen PR-Aktivitäten insgesamt weitgehend zu Oeckls Zufriedenheit gestaltet werden konnten, gab die Auslands-PR immer wieder Anlass zu (selbst-) kritischen Äußerungen in den von Oeckl verfassten Jahresberichten. Doch hatte es Oeckl mit seiner in der Zentrale Ludwigshafen ansässigen Abteilung nicht leicht, auf die PRBeauftragten im Ausland gezielt und direkt zugunsten einer fachgerechten Öffentlichkeitsarbeit vor Ort Einfluss zu nehmen. Trotz regelmäßiger Treffen der PR-Beauftragten in Ludwigshafen oder Vor-Ort-Besuchen Oeckls erfuhren die PR-Beauftragten durch die auswärtigen Geschäftsleitungen oft nicht den Stellenwert, der möglich und vor allem notwendig gewesen wäre. Fehlendes Verständnis und nicht zuletzt auch mangelnde fachliche Qualifikation für diesen Bereich – in der Regel war die Funktion des PR-Beauftragten eine „nebenbei“ zur hauptamtlichen Tätigkeit wahrgenommene Aufgabe – erschwerten die Umsetzung der in der Zentrale konzipierten Aktionen. Ein einheitliches Image der BASF-Gruppe in der ganzen Welt zu erreichen war das große Ziel, dessen Verwirklichung sich Oeckl mit seiner Tätigkeit in der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit bis zu seinem pensionsbedingten Ausscheiden zu nähern versuchte. Leis743
Jahresbericht AOA 1970, 2, BASFArchLu, C 802.
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tungsstärke, Tüchtigkeit, „vor allem aber auch die Honorigkeit der ganzen Gruppe“744, wie Vorstandschef Timm vorgab, sollten sich im Auftreten und Erscheinungsbild aller Tochterund Beteiligungsgesellschaften prägen. Einen wichtigen Beitrag hierzu leisteten auch die externen und internen Unternehmenspublikationen, die unter Oeckls Leitung geschaffen und weiterentwickelt wurden. Grundlegend für eine zielgruppengerechte Information war die 1962 vorgenommene Trennung der zunächst als gemeinsame Haus- und Werkzeitung kombinierten Publikation „Die BASF“ in eine eigenständige Hauszeitung für externe Interessenten unter gleichem Titel und die eigenständige Werkzeitung für interne Zielgruppen „BASF-Nachrichten“. Inhaltlich war die Hauszeitung vor allem auf die Vermittlung repräsentativer Informationen gerichtet, z. B. zu Forschungsergebnissen, Produkten bzw. generellen Verdiensten des Konzerns bei der Weiterentwicklung des modernen Lebensstandards. Die Schaffung von „Goodwill“ bei Meinungsbildnern in Staat, Wirtschaft, Wissenschaft, Bildungswesen, Kultur und den Medien stand im Mittelpunkt. Die Werkzeitung für aktive und ehemalige Betriebsangehörige hingegen beinhaltete neben ebenfalls generell interessanten Informationen zu Wissenschaft und Technik vor allem innerbetriebliche Themen zu wirtschaftlichen Zusammenhängen und sozialen Fragen. Beide Medien trugen der im Laufe der sechziger Jahre immer stärker ausgeprägten Internationalisierung des Konzerns Rechnung. Während von der Hauszeitschrift eigenständige Ausgaben in englischer und französischer Sprache herausgegeben wurden („BASFDigest“ in englischer sowie „BASF-Sélection“ in französischer Sprache), wurden die internen „BASF-Nachrichten“ schließlich in den international besser zu kommunizierenden Titel „BASF information“ umbenannt und erschienen auch in englischer Sprache. Kostenzwänge und der mit der Erweiterung des Aufgabenspektrums einhergehende Personalmangel zwangen Oeckl seit Mitte der sechziger Jahre zu Lösungen, um auch unter schwierigen Bedingungen die qualitativen Ansprüche weiter erfüllen zu können. Während Einsparungen bei der Hauszeitung über die Einstellung eigenständiger Auslandsausgaben und die Auflagenverringerung erreicht wurden, erfuhr die Werkzeitung insbesondere neben der Erhöhung der Informationsdichte, beispielsweise durch einen höheren Bildanteil und Textkomprimierung, auch kürzere Redaktions- und Herstellungszeiten sowie flexiblere Schlusstermine. Anregungen gaben nicht zuletzt auch die aufmerksame Beobachtung von Publikationen der Wettbewerber, wie z. B. Hoechst. Darüber hinaus wurde – wie für die Öffentlichkeitsarbeit der BASF generell – auch für die Weiterentwicklung der internen Kommunikationsmedien im Rahmen empirischer Erhebungen Datenmaterial erfasst und weiteren Maßnahmen zugrunde gelegt. Mit der zunehmenden Expansion des Konzerns stieg auch die Bedeutung des internen Mediums, das einerseits die Vielzahl der Tochter- und Beteiligungsgesellschaften integrierte, und – mit Blick auf die notwendige Identifikation – auch regionalen Besonderheiten in ausreichendem Maße Rechnung trug. Oeckl setzte deshalb auf die Einführung von „Regionalblättern“, die, zum Teil eigenverantwortlich in den Gesellschaften erstellt, den besonderen Bedürfnissen und spezifischen Situationen der jeweiligen Werke entsprachen. Welch hohen Stellenwert interne Medien für die Artikulation und Argumentation vor allem bei sozialpolitisch umstrittenen Fragen, z. B. bei Tarifverhandlungen, haben, zeigte sich z. B. 1973. „BASF-aktuell“, das Medium für rasche Informationsarbeit bei sozialen Konflikten im Werk Ludwigshafen, sah sich durch eine vorstandsfreundliche Haltung mit 744
contact, Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Nr. 2, 1970, BASFArchLu, C 804.
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einem deutlichen Akzeptanzverlust bei der Belegschaft konfrontiert, was den Betriebsrat zur Herausgabe eines eigenen Nachrichten-Schnelldienstes veranlasste. Die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit entschärfte die daraufhin entstandene Konkurrenzsituation mit der „BASF intern – Schnellinformation“. Das neue Medium bewährte sich mit sachlicher und unparteiischer Informationsarbeit vor allem in Konfliktsituationen und wurde zur gemeinsamen Publikation von Personalabteilung, Personalressort und Betriebsrat. Kurz vor Ende von Oeckls aktiver Dienstzeit erfuhr die Werkzeitung „BASFinformation“ noch einmal eine Steigerung des Umfanges von fast 40 Prozent. Neue Maßstäbe setzte Oeckl darüber hinaus mit der Sonderausgabe „Menschen – Arbeit – Geschäft ´73“, der als Vorläufer eines Sozialberichtes die Bedeutung unterstrich, die Oeckl einer künftigen gesellschaftsbezogenen Berichterstattung von Unternehmen beimaß. Oeckls Tätigkeit in der BASF war geprägt von einem äußerst breiten Spektrum praktizierter Öffentlichkeitsarbeit, die – vor allem angesichts der mitunter schwierigen Rahmenbedingungen – ganz überwiegend erfolgreiche Ergebnisse erzielte. Oeckl kommt das Verdienst zu, den Weg der BASF vom I.G.-Nachfolgeunternehmen zum multinationalen Konzern mit der Etablierung einer sehr komplexen Öffentlichkeitsarbeit begleitet zu haben. Von Vorteil waren dabei – neben den kommunikativen Erfahrungen aus Oeckls I.G.Tätigkeit – weitreichende Befugnisse und Handlungsspielräume, die sich einerseits durch die direkte Unterstellung der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit unter den Vorstandsvorsitzenden ergaben, andererseits auch aus dem Verständnis resultierten, das die Vorstände, namentlich Wurster und später Timm, den Analysen, Maßnahmen und Vorschlägen Oeckls entgegenbrachten. Auch wenn hierbei im Vorfeld keine Erfahrungswerte vorlagen, wie z. B. mit der Einrichtung der Verbindungsstelle Bonn oder dem Internationalen Presseflug 1969, rechtfertigten letzlich die Ergebnisse diese Maßnahmen. Oeckl verhalf dies vor allem aus späterer Sicht seiner Mitarbeiter zu dem Ruf, mitunter seiner Zeit voraus gewesen zu sein. Ein Novum zumindest für nationale Verhältnisse wäre auch die Mitgliedschaft Oeckls im Vorstand gewesen, um selbst Teil des obersten Entscheidungsgremiums zu werden. Neben der Ernennung zum Hochschulprofessor745 war dies sein weiteres persönliches Ziel, das er während seiner aktiven Berufstätigkeit verfolgte.746 Mit dem Verweis vor allem auf US-amerikanische Unternehmen wie General Motors, Esso, oder Coca Cola, wo die Leiter der PR-Abteilung in der Regel den Rang von Vizepräsidenten innehatten, versuchte Oeckl vor allem bei externen Fachveröffentlichungen747 diesen Anspruch zu verdeutlichen – hielt sich aber bei internen Forderungen sehr zurück. Für die zahlreichen der Verpflichtungen, die Oeckl weit über den unmittelbar dienstlichen Rahmen hinaus übernahm, bildete die BASF-Tätigkeit eine hervorragende Grundlage fachliche Erfahrungen und internationale Kontakte einzubringen. Ein sehr deutliches Beispiel hierfür sind die Lehrveranstaltungen an der Universität Heidelberg, in denen insbesondere während der ersten Semester bis zur Gründung der Abteilung Kommunikationsforschung in hohem Maße praktische Erfahrungen der BASF-Tätigkeit einflossen. Umgekehrt profitierte Oeckl zum Teil auch von den außerhalb gesammelten Erfahrungen und Kenntnissen, z. B. durch das Anwenden wissenschaftlich fundierter Methoden bei Analysen oder 745
Vgl. Abschnitt 10.2.4.3 “Das Scheitern von Oeckls Honorarprofessur“. Dies betonte Oeckls langjähriger Assistent und späterer Leiter der Pressestelle, Erdwig Meyer (vgl. Interview (C). 747 Vgl. z.B. „Bemühungen um gegenseitiges Vertrauen“, Interview in „Die Rheinpfalz“ vom 13.02.1968. 746
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Befragungen. Darüber hinaus nutzte Oeckl seine berufliche Stellung für die Einbindung ausgewählter Mitarbeiter748 zur Erarbeitung fachlicher Grundlagen, die er für seine außerdienstlichen Aktivitäten benötigte, z. B. an der Universität Heidelberg, die DPRGLehrgänge und nicht zuletzt für das 1964 erschienene „Handbuch der Public Relations“.
748
z.B. Dr. Maximiliane Holtz oder Erdwig Meyer (vgl. Oeckl 1964, 7).
9 Oeckls Verbandstätigkeit – die wichtigsten Stationen
9.1 Die Gründung der DPRG Oeckl gehörte am 08.12.1958 in Köln zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Public Relations Gesellschaft (DPRG) e.V. . Von den vierzehn Gründungsmitgliedern waren zwei Agenturmitarbeiter, alle anderen stammten aus Verbänden und Unternehmen. Der Kerngedanke war, so Oeckl – unter dem Eindruck der Gründung der International Public Relations Association (IPRA) und des ersten Weltkongresses der Public Relations in Brüssel – der „berufliche Erfahrungsaustausch zur Pflege des PR-Gedankens und zur Förderung des Nachwuchses“749, nachdem sich deutsche PR-Pioniere bereits seit Anfang der fünfziger Jahre regelmäßig zu informellen Treffen zusammenfanden. Nach eigener Aussage gehörte Oeckl zu diesen Initiatoren und pflegte während seiner Tätigkeit für den Deutschen Industrie- und Handelstag (DIHT) Kontakte zu den Öffentlichkeitsarbeitern weiterer Spitzenverbände wie dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und dem Bundesverband der deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) (vgl. Interview (A).750 Die Gründung konnte zuvor mehr als ein halbes Jahr nicht vollzogen werden, da zunächst keine Einigkeit über die Frage bestand, ob in der künftigen Gesellschaft nur in Firmen oder Verbänden angestellte PR-Fachleute Mitglied sein dürften oder dieses auch für freie PR-Berater möglich sein sollte. Schließlich war es der Leiter der Presse- und Werbeabteilung der Farbwerke Hoechst AG, Harry Damrow, dessen Auffassung über eine entsprechende Öffnung der Gesellschaft in der neuen Satzung festgeschrieben wurde.751 Die Gesellschaft diente dem „Zusammenschluss der Fachleute auf dem Gebiet der Public Relations innerhalb der Bundesrepublik Deutschland“, der „Pflege des Public Relations-Gedankens und gegenseitigen beruflichen Förderung durch Erfahrungsaustausch“ sowie der „Förderung des Nachwuchses auf dem Gebiete der Public Relations“752. Ordentliche Mitglieder konnten alle Public-Relations-Fachleute werden, die in der Bundesrepublik Deutschland oder West-Berlin wohnten bzw. im Ausland tätig und Staatsangehörige der BRD waren. Voraussetzung für die ordentliche Mitgliedschaft war eine „mehrjährige leitende Tätigkeit auf dem Gebiet der Public Relations.“753 Organe der Gesellschaft waren 749
Vgl. Skript zur 2. Vorlesung an der Universität Heidelberg am 28.11.1968, 16, BASFArchLu, C 804. Vgl. BASFArchLu: auch Skript zur 3. Vorlesung an der Universität Heidelberg am 05.12.1968, 3, BASFArchLu, C 804. 751 Danach war es für die ordentliche Mitgliedschaft notwendig, Staatsangehöriger der BRD zu sein, sich in leitender Stellung zu befinden und bereits mindestens fünf Jahre auf dem PR-Gebiet tätig zu sein (vgl. „aus unseren kreisen – Informationsdienst für Presse, Rundfunk und Werbung“, 2.Jg., 28. Folge vom 18.07.1960, 11.). Die Festlegung auf eine fünfjährige Praxis wurde später durch „mehrjährige“ ersetzt. 752 lt. §1 „Zweck der Gesellschaft“ der beschlossenen DPRG-Satzung, abgedr. in: Deutsche Public RelationsGesellschaft e.V. (DPRG): Erster Public Relations-Lehrgang 25.-30.06.62, Nr. 3 der DPRG-Schriftenreihe, 91. 753 lt. §3 „Mitgliedschaft“ der beschlossenen DPRG-Satzung, abgedr. in: Deutsche Public Relations Gesellschaft e.V. (DPRG): Erster Public Relations-Lehrgang 25.-30.06.62, Nr. 3 der DPRG-Schriftenreihe, 91. Wer nach diesen Vorgaben kein ordentliches Mitglied werden konnte, hatte die Möglichkeit zur außerordentlichen, korrespondierenden oder Studienmitgliedschaft. Außerordentliche Mitglieder konnten Fachleute werden, „die noch nicht 750
Die Gründung der DPRG
191
damals (und sind noch heute) die Mitgliederversammlung754, der Vorstand (bestehend aus dem 1. und 2. Vorsitzenden sowie drei Mitgliedern, von denen eines die Geschäftsführung übernimmt)755, der Beirat756, die Aufnahmekommission757 und der Ehrenrat.758 Carl Hundhausen, PR-Direktor der Firma Krupp und bereits zum damaligen Zeitpunkt namhafter Vertreter seines Berufsstandes, wurde zum Ersten Vorsitzenden der DPRG gewählt. „Das war eine wohlgemeinte, aber nicht gelungene Entscheidung, denn Hundhausen hat inhaltlich von Anfang an die PR-Entwicklung entscheidend mit geprägt, war aber organisatorisch völlig unbegabt und hat sich um die neu gegründete Gesellschaft praktisch nicht gekümmert“ (Interview (A), erklärte Oeckl rückblickend. Ein Jahr war Hundhausen Erster Vorsitzender und wurde auf der Mitgliederversammlung am 01.07.1960 durch den damaligen Chef der Interpublic Gesellschaft für Öffentlichkeitsarbeit mbH, Hamburg, Sven von Müller, abgelöst. Von Müller war zuvor Zweiter Vorsitzender, dies wurde nun Friedrich Mörtzsch (AEG, Frankfurt). Geschäftsführer wurde Manfred Zapp, Johann Schäfer vom Unternehmensverband Ruhrbergbau wurde als Vorstandsmitglied bestätigt. Neu in den
in leitender Stellung tätig sind. Sie erhalten dreijähriger Zugehörigkeit Stimmrecht, können aber nicht für Vorstand, Beirat oder Kommissionen kandidieren ...“ Die Möglichkeit zur korrespondierenden Mitgliedschaft bestand für „Fachleute aus den Berufszweigen, die den Public Relations nahe stehen, Wissenschaftler und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens im In- und Ausland, die an den Public Relations außergewöhnliches Interesse nehmen, Persönlichkeiten, die vorübergehend mit Public Relations-Aufgaben beauftragt sind. Sie haben kein Stimmrecht und sind nicht für Vorstand, Beirat und Kommissionen wählbar ...“ Durch eine Satzungsänderung auf der DPRGJahrestagung am 29.06. 1962 wurde der Status des „Studien-Mitgliedes“ eingeführt. Studien-Mitglieder konnten Studenten, Fachschüler und Volontäre werden. Die Studien-Mitgliedschaft war auf die Ausbildungszeit begrenzt. Über die Anträge auf Mitgliedschaft entschied eine Aufnahmekommission. Mitglieder konnten auch ausgeschlossen werden; als Ausschließungsgrund galt „insbesondere ein Verstoß gegen die Interessen der Gesellschaft und gegen die von ihr vertretenen beruflichen Grundsätze“ (ebenda, 92). 754 lt.§6 „Die Mitgliederversammlung“ der beschlossenen DPRG-Satzung, abgedr. in ebenda, 93f.: Die Mitgliederversammlung beschloß über den Jahres- und Kassenbericht, entlastete und wählte den Vorstand und wählte den Beirat (ebenda). 755 lt.§7 „Rechte und Pflichten des Vorstandes“ der beschlossenen DPRG-Satzung, abgedr. in ebenda, 94f.: Dem Vorstand oblag die Geschäftsleitung und Ausführung der Vereinsbeschlüsse sowie die Verwendung des Vereinsvermögens. Die Gesellschaft wurde gerichtlich und außergerichtlich durch zwei Vorstandsmitglieder vertreten. Weiterhin war der Vorstand gehalten, in allen Fragen grundsätzlicher Art den Beirat anzuhören. Dem Vorstand oblag die Einberufung der Mitgliederversammlung. Der 1. Vorsitzende führte den Vorsitz in der Mitgliederversammlung, im Vorstand, in den Beiratssitzungen sowie in der Aufnahmekommission. Der Vorstand wurde auf zwei Jahre von der Mitgliederversammlung gewählt. Vorstandsmitglieder hatten grundsätzlich keinen Anspruch auf Vergütung ihrer Tätigkeit. Nur das geschäftsführende Vorstandsmitglied erhielt eine vom Vorstand festgesetzte Vergütung (ebenda, 94f.). 756 lt.§8 „Rechte und Pflichten des Beirates“ der beschlossenen DPRG-Satzung, abgedr. in ebenda, 95: Der Beirat konnte aus höchstens 15 Mitgliedern bestehen, sollte den Vorstand beraten und zur Lösung auftretender Fragen beitragen bzw. Ausschüsse ernennen, die diese Fragen behandeln sollten. Der Beirat wählte die Aufnahmekommission aus seinen Mitgliedern und konnte jederzeit die Einberufung einer Mitgliederversammlung beantragen. Der Beirat wurde auf zwei Jahre von der Mitgliederversammlung gewählt (ebenda). 757 lt.§9 „Die Aufnahmekommission“ der beschlossenen DPRG-Satzung, abgedr. in ebenda, 95: Die Aufnahmekommission bestand aus dem 1. Vorsitzenden und vier Mitgliedern. Ihre Befugnisse regelten sich nach eigener Geschäftsordnung. Die Aufnahmekommission wurde vom Beirat auf zwei Jahre gewählt (ebenda). 758 lt.§10 „Der Ehrenrat“ der beschlossenen DPRG-Satzung, abgedr. in ebenda, 95: Der Ehrenrat setzte sich aus dem Vorsitzenden, je einem Mitglied des Vorstandes und des Beirates sowie zwei weiteren, von der Mitgliederversammlung gewählten ordentlichen Mitgliedern zusammen. Zu den Aufgaben des Ehrenrates gehörte es, den Mitgliedern beruflichen Ehrenschutz zu gewähren, Verstöße gegen die Grundsätze und Interessen der Gesellschaft festzustellen und gemäß §3 der Satzung eine Empfehlung auf Verwarnung, Suspendierung oder Ausschluß mit Begründung der Mitgliederversammlung zur Beschlussfassung vorzulegen (ebenda).
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Oeckls Verbandstätigkeit – die wichtigsten Stationen
Vorstand gewählt wurde Albert Oeckl, auf den „vor allem von den jüngeren Mitgliedern große Hoffnungen gesetzt“759 wurden. Hauptgegenstand der Mitgliederversammlung am 01.07.1960 war die Diskussion über ein von fünf Beiratsmitgliedern ausgearbeitetes 7-Punkte-Programm zur stärkeren Aktivierung der Gesellschaft, insbesondere des Vorstands. Für Unmut unter den Mitgliedern sorgte allerdings der Vorschlag Hundhausens, den bisherigen Beitrag zu verdreifachen. Weiterhin erklärte es Hundhausen für „unzumutbar“, der Mitgliederversammlung eine Etatplanung für künftige Ausgaben vorzulegen. Auch als ein Diskussionsredner auf sein Recht als Mitglied eines eingetragenen Vereins verwies, zu erfahren, wofür Beiträge ausgegeben werden sollten, konnte Hundhausen nur vage Auskünfte erteilen. Dazu kamen Ungereimtheiten bei der Protokollierung des Beschlusses über die Beitragserhöhung. So spricht das Protokoll von einem einstimmigen Beschluss, obwohl – wenngleich die Gegner in der Minderheit waren – dies nicht der Fall war. Ein nicht namentlich genanntes, kurz zuvor mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse ausgezeichnetes Mitglied erklärte daraufhin: „Mit welcher Begründung die Herrschaften ihren Beitrag erhöhen wollen, ist mir ganz unerfindlich, denn von keinem Verband, dem ich angehöre, habe ich so wenig und so wertloses Material erhalten, wie gerade von der DPRG. Ich überlege mir sehr, ob ich nicht meinen Austritt erklären soll.“760 Von den damals 92 eingetragenen Mitgliedern waren 38 auf der Versammlung vertreten, mit – „im Ganzen gesehen ... nur wenig Opposition ...“ – „... wahrscheinlich deshalb, weil von vornherein feststand, dass Professor Hundhausen ... sein Amt zur Verfügung stellen würde und man deshalb dem neuen Vorsitzenden noch eine gewisse ´Anlaufzeit´ gestehen wollte.“761 Der offizielle Grund für Hundhausens Rücktritt war „Arbeitsüberlastung“.762
9.2 Oeckls Vorsitz der DPRG – der Beginn systematischer Verbandsarbeit Doch auch von Müller entsprach nicht den Anforderungen des Führungsamtes und so wurde schließlich Albert Oeckl auf der Mitgliederversammlung am 06.06.1961 in Düsseldorf zum Ersten Vorsitzenden gewählt. Friedrich-Wilhelm Kleinlein (BDI) wurde Zweiter Vorsitzender, Manfred Zapp blieb Geschäftsführer, Vorstandsmitglieder wurden Heinz Beller (PR-Berater) und Hans Leitner (VDMA). Von Müller und Schäfer, der „Senior“ der Gesellschaft, traten zurück. Die DRPG hatte inzwischen 100 Mitglieder.763 Albert Oeckl war der dritte Vorsitzende und blieb es bis 1967 (vgl. Interview (A)). Erst jetzt begann praktisch das systematische Wirken des neuen Berufsverbandes. Eine der wichtigsten Probleme für die Anerkennung des jungen Berufszweiges war es, der Öffentlichkeit ein klares Bild von der Aufgabe und Funktion der „Öffentlichkeitsarbeit“ zu vermitteln. Notwendig war die eindeutige begriffliche Klärung, also die Hervorbringung einer für den Berufsstand verbindlichen Definition und die klare Abgrenzung zu anderen 759
aus unseren kreisen – Informationsdienst für Presse, Rundfunk und Werbung, 2.Jg., 28. Folge vom 18.07.1960, 11. 760 „aus unseren kreisen – Informationsdienst für Presse, Rundfunk und Werbung, 2.Jg., 28. Folge vom 18.07.1960, 11. 761 aus unseren kreisen – Informationsdienst für Presse, Rundfunk und Werbung, 2.Jg., 28. Folge vom 18.07.1960, 11. 762 vgl. „Die Welt“ vom 6.7.1960. 763 vgl. „Neuer Vorstand der PR-Gesellschaft“, in: Handelsblatt vom 9.6.61.
Oeckls Vorsitz der DPRG – der Beginn systematischer Verbandsarbeit
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Kommunikationsformen. „Mit Nachdruck“764 bemühte sich die DPRG unter Oeckls Vorsitz deshalb, „Öffentlichkeitsarbeit ganz klar von Werbung und Propaganda abzugrenzen.765 Hierin beschrieb Oeckl sogar einen der Beweggründe für den ersten PR-Lehrgang der Deutschen Public Relations Gesellschaft e.V., der in Zusammenarbeit mit der Deutschen Journalistenschule vom 25.-30.06.1962 in München stattfand.766
9.2.1 Der Erste Public Relations-Lehrgang der DPRG In § 1 der DPRG-Satzung war die „Förderung des Nachwuchses auf dem Gebiet der Public Relations“ festgeschrieben. Nach dem organisatorischen Aufbau der Organisation billigte 764
„Public Relations-Vorlesungen an einer Universität“, Interview mit Dr. Albert Oeckl, in: führungspraxis, Nr. 6, Juni 1962, 27. 765 „Public Relations-Vorlesungen an einer Universität“, Interview mit Dr. Albert Oeckl, in: führungspraxis, Nr. 6, Juni 1962, 27. 766 Das Lehrgangsprogramm gestaltete sich wie folgt: Montag, 25.06.62: 9.00 Uhr: Begrüßung, Einführung und Grundsatzreferat: Dr. Albert Oeckl, Erster Vorsitzender der DPRG, Ludwigshafen: „Die Öffentlichkeitsarbeit in Theorie und Praxis“; 10.15 Uhr: „Psychologische Grundlagen zur Bildung öffentlicher Meinung“, Referent: Dr. Rolf Meyer, Geschäftsführer der Deutschen Journalistenschule, München; 11.45 Uhr: Seminar zu den Tagesthemen, Seminarleitung: Günther Mundt; 13.13 Uhr Mittagspause; 15.30 Uhr: „Die Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung im In- und Ausland“, Referent: Ministerialdirektor Werner Krueger, Stellvertretender Chef des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung, Bonn; 19.00 Uhr: Abendesse; 20.30 Uhr: Persönliches Zusammensein und Aussprache Dienstag, 26.06.62 (Presse): 9.00 Uhr: „Die Zeitung, der Chefredakteur und die Leser“, Referent: Hermann Proebst, Chefredakteur Süddeutsche Zeitung, München; 11.15 Uhr: „Die Illustrierte heute“, Referent: F.H. Mösslang, Redaktionsdirektor, München.; 13.00 Uhr Mittagspause; 15.00 Uhr: „Aufgaben und Arbeit eines (Forsetzung siehe folgende Seite) Zeitungsverlages“, Referent: H.G. Merkel, Erster Vorsitzender des Bayerischen Zeitungsverbandes, Nürnberg; 17.15 Uhr: Besichtigung des Süddeutschen Verlages, Begrüßung und Leitung durch Direktor Bruno Palm, München; anschließend gemeinsames Abendessen, Abend frei Mittwoch, 27.06.62 (Presse, Rundfunk und Fernsehen): 9.00 Uhr „Aus der Arbeit eines Journalisten“, Aufgaben und Nachwuchsprobleme, Referent: Dr. Paul Noack, Münchner Merkur; 10.30 Uhr: Seminar „Die Presse und das Verlagswesen“, Leitung: Dipl.-Volkswirt Franz Greisler, Süddeutscher Verlag, München; 11.45 Uhr: „Der Rundfunk“ – Geschichte, Entwicklung, Bedeutung; Referent: Heinz von Platow, Eurovisionszentrale München; 13.15 Uhr: Mittagspause; 15.00 Uhr: „Das Fernsehen“, Referent: Clemens Martin, Sendeleiter des Bayerischen Fernsehens, München; 17.00 Uhr: Besuch beim Bayerischen Fernsehen in Freimann, Leitung: Clemens Martin Donnerstag, 28.06.62 (Film): 9.00 Uhr: „Der Film“, Referent: Horst von Hartlieb, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Verbandes Deutscher Filmproduzenten, Wiesbaden; 11.00 Uhr: „Der Industriefilm“, Referent: Dr. Hugo Ritter, Leiter der Presseabteilung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Köln; 13.00 Uhr: Mittagspause; 15.00 Uhr: Vorführung von Industriefilmen; 20.00 Uhr: Abendessen und Zusammensein im Film-Casino München Freitag, 29.06.62 (Werbung): 8.30 Uhr: „Die Arbeit einer modernen Werbeagentur“, Referent:Dr. H.J. von Rohrscheidt, Geschäftsführer der Gesellschaft Werbeagenturen, Frankfurt/M.; 9.45 Uhr: „Über die Werbung“, Referent: Curt Blasberg, Vorsitzender des Werbefachverbandes Hessen, Werbeberater BDW, Frankfurt/M.; 11.00 Uhr: „Werbefunk, Werbefernsehen, Werbefilm“, mit praktischen Vorführungen, Referent: Norbert Handwerk, InselFilm, München; 13.45 Uhr: Mittagspause; 15.15 Uhr: Teilnehme an der DPRG-Jahresversammlung; 20.00 Uhr: Besuch in einem Münchner Staatstheater Samstag, 30.06.62 (Werbung, Werkzeitschrift, Öffentlichkeitsarbeit): 9.00 Uhr: Seminar „Die Werbung“, Seminarleitung: Günther Mundt; 10.15 Uhr: „Die Werzeitschrift und ihre Bedeutung im Rahmen der PR-Arbeit“, Referent: Dr. Martin Nebe, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Werkschriftleiter, Bocholt; 11.30 Uhr: Schlussreferat: Berufsgrundsätze, Ausbildungsmöglichkeiten des PR-Fachmannes und Zusammenfassung, Referent: Dr. Albert Oeckl; 12.30 Uhr: Schluß des Kurses, nachmittags gemeinsamer Ausflug (vgl. Lehrgangsprogramm, DPRG-Satzung, abgedr. in: Deutsche Public Relations Gesellschaft e.V. (DPRG): Erster Public RelationsLehrgang 25.-30.06.62, Nr. 3 der DPRG-Schriftenreihe)
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die Mitgliederversammlung den Vorschlag des Vorstandes unter Oeckl, einen ersten Lehrgang zur Öffentlichkeitsarbeit in der Deutschen Journalistenschule vorzubereiten und umzusetzen. „Knapp vier Jahre nach der Gründung unserer Gesellschaft können wir heute endlich nach Überwindung mancher gedanklicher und auch einiger organisatorischer Schwierigkeiten 22 Mitglieder des ersten PR-Fortbildungs- und Nachwuchslehrganges willkommen heißen“ (Oeckl 1962 g, 3), formulierte Oeckl in seiner Begrüßungsrede zum Lehrgangsbeginn. Das Programm des Kurses diente mit der Begriffsklärung einerseits und entsprechenden Diskussionen der Lehrgangsinhalte einer doppelten Zielsetzung. Die Teilnehmer kamen aus dem gesamten Bundesgebiet und setzten sich zusammen aus Mitarbeitern von Bundesministerien, PR-Abteilungen größerer und mittlerer Unternehmen, Verbänden, PR-Beratungsbüros und –Agenturen, Journalisten und Studenten. In seinem Einführungsreferat zum Thema „Öffentlichkeitsarbeit in Theorie und Praxis“ legte Oeckl die begriffliche Synonymität von „Public Relations“ und „Öffentlichkeitsarbeit“ verbindlich fest: „Öffentlichkeitsarbeit ist ... nichts weiter als die wohl klarste und kürzeste Übersetzung für Public Relations, denn die in der bisherigen deutschen wissenschaftlichen Auseinandersetzung benutzten Umschreibungen, wie z. B. ´Werbung um Vertrauen in der Öffentlichkeit´ oder ´moderne Meinungspflege´ sind sowohl missverständlich – durch die Einbeziehung des Wortes ´Werbung´ oder ´modern´ – als auch in der Praxis der damit befassten Abteilungen schwer zu handhaben“ (Oeckl 1962 g, 25). Bei der Begriffsbestimmung „Öffentlichkeitsarbeit“ griff Oeckl – analog zu seinen bisherigen Veröffentlichungen – auf die an der Definition des British Institut of Public Relations angelehnte Formulierung zurück: „Öffentlichkeitsarbeit ist das planmäßige und unermüdliche Bemühen, gegenseitiges Verstehen und Vertrauen zwischen einem Auftraggeber und der Öffentlichkeit aufzubauen und zu pflegen“ (Oeckl 1962 g, 25).767 Die weitere Aufmerksamkeit Oeckls galt Erläuterungen zu Mitteln, Wegen und Praxisbeispielen der Öffentlichkeitsarbeit – insbesondere der Abgrenzung zu Werbung, Propaganda und Publizität. Dieser Problemkreis war nicht nur für das Lehrgangsprogramm ein wichtiger Programmpunkt, sondern bildete generell einen der grundsätzlichen Diskussionsgegenstände in PR-Fachkreisen. In Zusammenarbeit der DPRG mit dem europäischen Dachverband Confédération Européenne des Relations Publiques (CERP) wurde der Problemkreis auf der CERP-Jahrestagung im Februar 1962 thematisiert, wie auch auf internationaler Ebene in Zusammenarbeit mit der International Public Relations Association (IPRA).768 Das Programm des ersten PR-Lehrganges orientierte sich insgesamt sehr stark an Oeckls bisherigen Veröffentlichungen spiegelte in seinem Aufbau die Struktur veröffentlichter Beiträge: Die Grundlage bildeten jeweils theoretische Begriffsbestimmungen zu Öffentlichkeitsarbeit, Öffentlichkeit und anderen Kommunikationsformen bzw. deren Unterschiede. Darauf aufbauend, wurden anhand von Praxisbeispielen die Mittel und Wege moderner Öffentlichkeitsarbeit vermittelt, wobei der Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung besondere Aufmerksamkeit galt. 767
Oeckl wurde 1954 Mitglied des British Instituts of Public Relations (BIPR) und orientierte sich seitdem an der Definition des BIPR – bis die von Oeckl initiierte Grundsatzkommission der DPRG im Jahre 1962 eine eigene Begriffsbestimmung vorgab (vgl. Oeckl 1962, 13). 768 Vgl. „Public Relations-Vorlesungen an einer Universität“, Interview mit Dr. Albert Oeckl, in: führungspraxis, Nr. 6, Juni 1962, 27.
Oeckls Vorsitz der DPRG – der Beginn systematischer Verbandsarbeit
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So lautete das erste Seminarthema „Die Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung im In- und Ausland“, Referent war der damalige stellvertretende Chef des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung, Ministerialdirektor Werner Krüger.769 Oeckls Anliegen war es grundsätzlich, die Arbeitsweise der von der Öffentlichkeitsarbeit genutzten Medien nicht nur theoretisch zu vermitteln, sondern durch Praxisexkursionen lebendig nachempfindbar zu gestalten. So gaben Medienvertreter in vorbereitenden Referaten zunächst Einblicke in ihre Arbeit und begleiteten im Anschluss die Praxisexkursionen. Auch zur Werbung erfuhren die Lehrgangsteilnehmer Grundlegendes, z. B. zur „Arbeit einer modernen Werbeagentur“, die der Geschäftsführer der Gesellschaft Werbeagenturen erläuterte oder Informationen zu „Werbefunk, Werbefernsehen, Werbefilm“, vermittelt durch einen Vertreter der Filmproduktion „Insel-Film“, München. Das Abschlussreferat war wiederum Oeckl vorbehalten, der die Teilnehmer mit einer Zusammenfassung zum Lehrgangsinhalt und Wissenswertem zu Berufsgrundsätzen sowie Ausbildungsmöglichkeiten entließ. Hierbei gaben insbesondere die Diskussionen auf der DPRG-Jahrestagung, der die Lehrgangsteilnehmer am vorletzten Seminartag beiwohnten, wichtige Impulse: „Sie haben gestern als Teilnehmer der Jahresversammlung der Deutschen Public RelationsGesellschaft gehört, dass wir gezwungen sind, uns mit diesen Problemen ernsthaft auseinander zu setzen. Sie haben gehört, dass wir zwei Jahre Vorarbeit geleistet haben, um in der gestrigen Versammlung einen praktischen Entwurf deutscher PR-Grundsätze zu diskutieren (Oeckl 1962 a, 83). Oeckl betonte, dass es sich dabei ausdrücklich um deutsche Berufsgrundsätze handelte, „... denn wir haben uns in unserer Auffassung in den mehr als zehn Jahren, in denen wir in Deutschland Öffentlichkeitsarbeit betreiben, nicht unbeträchtlich von den amerikanischen Ausgangspunkten entfernt. Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die amerikanische Praxis einer doch recht weitgehenden Vermischung von Public Relations und Werbung für unsere Verhältnisse nicht geeignet ist. Wir werden deshalb versuchen, eine klare Trennung zwischen diesen beiden Begriffen und den sich daraus ergebenden Berufsbildern herbeizuführen“ (Oeckl 1962 a, 83). Für diese Abgrenzungsbestrebungen war die Ausarbeitung von Berufsgrundsätzen eine wesentliche Voraussetzung – nicht nur aufgrund des in Deutschland noch jungen Berufszweiges „Öffentlichkeitsarbeit“, sondern insbesondere aufgrund der zunehmend missbräuchlichen Verwendung des PR-Begriffes und „Unterwanderung“ qualifizierter PRFachkräfte in der sich ausdehnenden Berufsgruppe durch nicht qualifizierte auf Kosten von Qualität und Ruf seriöser Public Relations. Als Grundlage für die Erarbeitung deutscher Berufsgrundsätze diente der 1961 auf dem 2. PR-Weltkongress in Venedig verabschiedete „Code of Conduct“ der IPRA, „... da er das beste ist, was es auf diesem Gebiet gibt“ (Oeckl 1962 a, 84). Oeckl umriss weiterhin die Ausbildungsmöglichkeiten auf dem Sektor „Öffentlichkeitsarbeit“ die sich – im Vergleich zum übrigen Europa und vor allem den USA – bislang als recht „bescheiden“ (Oeckl 1962 a, 86) ausnahmen, wie Oeckl formulierte. Denn neben der angedachten Fortsetzung der DPRG-Lehrgänge bestanden in Deutschland zum damaligen Zeitpunkt nur zwei weitere PR-Ausbildungsmöglichkeiten: Zum einen bot die in Bad 769
Seit Oeckl in Bonn tätig war – zunächst als Assistent beim Bundestagsabgeordneten Vogel und im Anschluß für den Deutschen Industrie- und Handeltag, unterhielt er Kontakte zum Presse- und Informationsamt; während Oeckls BASF-Tätigkeit initiierte er die Gründung der „Verbindungsstelle Bonn“ und institutionalisierte so die bestehenden Kontakte in die Bundeshauptstadt im Auftrag der BASF (vgl. Abschnitt 7.1.1 „Grundlegende Bereiche und Aufgaben“).
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Harzburg ansässige Akademie für Führungskräfte einwöchige, „bemerkenswerte“ (Oeckl 1962 a, 87) PR-Kurse durch Friedrich H. Korte, zum anderen die Universität Heidelberg, an der Oeckl selbst seinerzeit bereits seit vier Semestern als Lehrbeauftragter für Öffentlichkeitsarbeit referierte. Eine weitere Chance für alle interessierten Nachwuchskräfte, Fachinformationen aus erster Hand zu erhalten, ergab sich aus der am 29.06.1962 beschlossenen Einführung der DPRG-Studienmitgliedschaft. Der entsprechenden Satzungsänderung wohnten die Lehrgangsteilnehmer im Rahmen ihres Besuches des DPRG-Jahresversammlung selber bei. Dieser Mitgliederstatus eröffnete bei regionalen Treffen im gesamten Bundesgebiet Kontakte zu „alten“ PR-Praktikern und sicherte den Bezug der „DPRG-Rundschreiben“, die in ihrem Anspruch nicht nur Rundschreiben formaler Art sein sollten, sondern allen Mitgliedern das mitzuteilen versuchten, was in Deutschland und in der Welt auf dem PR-Gebiet geschieht, welche neuen Definitionen und Beschlüsse erarbeitet wurden und außerdem über alle einschlägigen PR-Fragen in der Welt berichteten. „Öffentlichkeitsarbeit ist ein schwerer Beruf, der zwar bisher keine Examenshürden und Ausbildungsvorschriften kennt, aber so viele andere Voraussetzungen hat, dass nur relativ wenige sie erfüllen können. Öffentlichkeitsarbeit ist aber auch ein schöner Beruf, der durch seine Vielseitigkeit, das Immerganz-vorn-an-der-Entwicklung-sein, die große damit verbundene Verantwortlichkeit und die ständigen Kontaktmöglichkeiten mit führenden Persönlichkeiten aller Berufe vieler Länder eine Erfüllung bieten kann, wie sie sonst wohl nicht oft geboten wird“ (Oeckl 1962 a, 87), schloss Oeckl seine Ausführungen und beendete damit den Ersten Public-RelationsLehrgang der DPRG. Die praxisnahe Lehrgangsgestaltung umfasste im Übrigen auch gesellschaftliche Veranstaltungen bis in die Nachtstunden770, was bei einigen Mitgliedern bisweilen für Unmut sorgte. Dennoch sei es für den PR-Mann eine Voraussetzung – neben aller beruflichen Belastung – auch die Freuden und Leiden des weißen Tisches und des gesellschaftlichen Parketts lächelnd durchzustehen. Unter diesem Aspekt sei das lebensnahe Wochenprogramm nur ein kleiner Vorgeschmack auf die spätere Praxis, wie Oeckl den Teilnehmern zum Abschluss des Lehrganges in aller Deutlichkeit vor Augen führte. Als positiv wertete Oeckl die Anwesenheit der vier weiblichen Lehrgangsteilnehmer und unterstrich „die belebende Wirkung, die weibliche Intuition, fraulicher Geschmack, Gefühlsbetontheit und Farbenfreude in der Öffentlichkeitsarbeit spielen können und sollen“ (Oeckl 1962 a, 83). Voll besetzte Seminare, lebhafte und zum Teil kontrovers geführte Diskussionen verdeutlichten die positive Resonanz und trugen zum Gelingen des Lehrgangs bei. Eine Fortsetzung seitens der DPRG wurde fest ins Auge gefasst (vgl. Oeckl 1962 a, 83). Auf dem ersten PR-Lehrgang der DPRG lernte Oeckl auch Erdwig Meyer kennen, der, als damaliger stellvertretender PR-Leiter der Brinkmann GmbH, ebenfalls Lehrgangsteilnehmer war. Oeckl – auch für seine eigene Praktikertätigkeit für die BASF-PR immer auf der Suche nach qualifizierten Mitarbeitern – bot Meyer mehrere Monate später – im Oktober 1962 – die Chance, in seine BASF-Abteilung zu wechseln, wo Meyer im Juni 1963 seine Tätigkeit aufnahm.771 Meyer wurde später Leiter der BASF-Pressestelle.
770 771
Zum Lehrgangsprogramm s.o. Vgl. Aktennotiz Oeckls für Abteilungsdirektor Becker vom 30.08.76, BASFArchLu, C 804.
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Abbildungen 11 und 12: Deckblatt des ersten PR-Lehrganges der DPRG und Teilnahmezertifkat (Quelle: Dokumente aus persönl. Bestand Erdwig Meyers)
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9.2.2 Die Expansion des Berufsfeldes – Chancen und Risiken Nach Gründung der DPRG stieg mit der Gesamtzahl der im Public-Relations-Bereich tätigen Fachleute auch die Zahl der im Berufsverband organisierten Öffentlichkeitsarbeiter von einst vierzehn Gründungsmitgliedern 1958 auf 125 im Jahre 1962. Mit Blick auf die Aufnahmevoraussetzungen der DPRG – eine mehrjährige leitende PR-Tätigkeit sowie die Einhaltung der von der DRPG aufgestellten Berufsgrundsätze – bezeichnete Oeckl diese als die „legitimierten“ Vertreter des Berufsstandes, während die nicht organisierten, aber qualifizierten Fachleute als die „Legitimen“ galten. Deren Gesamtzahl bezifferte Oeckl im Rahmen einer Bestandsaufnahme bundesweit auf rund 1.000 (vgl. Oeckl 1962, 13). Von den 125 im Jahre 1962 registrierten DPRG-Mitgliedern leiteten knapp die Hälfte PR-Abteilungen in Unternehmen, jeweils knapp ein Viertel waren Freiberufler und leiteten PR-Abteilungen von Verbänden, Industrie- und Handelskammern oder Zusammenschlüssen beider Institutionen. Die Restlichen wirkten in Ministerien, z. B. dem Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, öffentlichen Körperschaften oder leiteten PRAbteilungen von Werbeagenturen. „Wir können davon ausgehen, dass eine ganze Anzahl der vorgenannten Abteilungen für Öffentlichkeitsarbeit von Unternehmen und Verbänden zwischen zehn und fünfzig Mitarbeiter und darüber umfassen, von denen ein Viertel bis ein Drittel als Fachkräfte ... einzustufen sind ... eine Zahl von 1000 Public-RelationsFachleuten im weiteren Sinne des Wortes dürfte heute also in der Bundesrepublik praktizieren“ (Oeckl 1962, 13), schrieb Oeckl in einem Grundsatz-Artikel für die FAZ zum aktuellen Stand der Öffentlichkeitsarbeit.772 Zu diesen „legitimen“ Berufsvertretern zählten insbesondere die Referenten und Abteilungen für Öffentlichkeitsarbeit – „auch wenn sie anders heißen“ (Oeckl 1962, 13) – in öffentlichen Einrichtungen, wie Bundes- und Kommunalbehörden, Rundfunkanstalten, politischen Parteien und Gewerkschaften, Organisationen und Interessensverbänden (vgl. Oeckl 1962, 13). Mit der Expansion des Berufsfeldes einher ging auch der vermehrte Missbrauch des Begriffes „Public Relations“ bzw. „Öffentlichkeitsarbeit“ durch „Nichtwissen, NichtErkennen-Wollen, Falscheinschätzen“ bzw. Missachtung der „einfachsten Gesetze der Öffentlichkeitsarbeit“ (Oeckl 1962, 13). Ähnlich wie in den USA kam es vor diesem Hintergrund zu kritischen Stimmen, die vor „zu viel“ Öffentlichkeitsarbeit warnten. Für die Richtigstellung dieses Missverständnisses berief sich Oeckl auf Scott M. Cutlip, Direktor des Instituts für Journalistik an der Universität Wisconsin, der sich in den USA ebenfalls mit der Situation konfrontiert sah, „dass die modernen Public Relations nicht selten Mitteilungskanäle mit Pseudoereignissen und Phrasen voll stopften, welche die Öffentlichkeit verwirrten“ (Oeckl 1962, 13). Heutige Public-Relations-Experten müssten daher eine solide, mehr auf das Ethische bedachte Spezialisten sein und gemeinsam mit herangebildetem, verantwortungsbewusstem Nachwuchs bereit sein, der Öffentlichkeit zu dienen. Für die Legitimationsprobleme der Öffentlichkeitsarbeit in Europa erkannte Oeckl noch eine weitere Ursache: das Eindringen amerikanischer Geschäftspraktiken in das europäische Wirtschaftsgefüge. Die Rede von „Public-Relations-Masche“, „PR-Gags“ und „-Tricks“ auch 772
Oeckl schrieb den Artikel auf Anfrage der FAZ, „über die letzte Entwicklung der Öffentlichkeitsarbeit einen grundsätzlichen Artikel“ zu verfassen, da die FAZ über dieses Thema seit 1959 nichts Grundsätzliches mehr veröffentlicht hatte. Erst, als Oeckl die Genehmigung von BASF-Vorstandschef Wurster eingeholt hatte, nahm Oeckl dieses Angebot an und publizierte o.g. Beitrag (vgl. Anfrage Oeckls an Wurster vom 07.11.1962: „PRArtikel Oeckl in der FAZ“ (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)).
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im politischen Leben verschleierte praktizierte Propaganda unter dem Begriff der Öffentlichkeitsarbeit und erschwerten es dem Staatsbürger zunehmend, eine klare Trennungslinie zu erkennen (vgl. Oeckl 1962, 13). Anspruch der DPRG war es, dieser, für die Ausübung tatsächlicher Öffentlichkeitsarbeit nachteiligen Tendenz entgegenzuwirken. Eines der grundlegenden Vorhaben Oeckls nach Übernahme des DPRG-Vorsitzes war deshalb, durch die Bildung einer Grundsatzkommission eindeutige Begriffsdefinitionen zu schaffen, um Fehlformulierungen in der öffentlichen Diskussion richtig zu stellen. Das Arbeitsergebnis dieser Grundsatzkommission waren folgende Begriffserklärungen: 1. 2.
3. 4.
„Public Relations sind das bewusste und planmäßige Bemühen um Verständnis sowie Ausbau und Pflege von Vertrauen in der Öffentlichkeit. Publizität erzielen heißt in erster Linie, eine Wirkung in der Öffentlichkeit erreichen, ohne nach dem Leitmotiv der Öffentlichkeitsarbeit ununterbrochen bemüht zu sein, Sympathie und Vertrauen zu begründen und zu erhalten. Propaganda bedeutet das zweckbestimmte Infiltrieren zweckbestimmter Auffassungen ohne Vorbehalte und ohne Rücksicht auf den objektiven Wahrheitsgehalt. Werbung schließlich umfasst alle Maßnahmen, die auf die unmittelbare Auslösung eines Kauentschlusses oder auf die Inanspruchnahme von Dienstleistungen abzielen“ (Oeckl 1962, 13).
9.2.3 Der Zweite Public Relations-Lehrgang der DPRG Auf der DPRG-Mitgliederversammlung am 02.07.1963 wurde Albert Oeckl als 1. Vorsitzender bestätigt, ebenso wie der 2. Vorsitzende, Friedrich Wilhelm Kleinlein (BDI). Geschäftsführendes Vorstandsmitglied wurde Heinz Todtmann (Informationsstelle Edelstahl „rostfrei“, Düsseldorf), weitere Mitglieder des Vorstandes waren Hubertus von Tobien (Medizinisch-Pharmazeutische Studiengesellschaft, Frankfurt/M.) und Friedrich H. Korte (PR-Berater, Hamburg). Ebenfalls neu gewählt wurde der Beirat mit 15 Mitgliedern.773 Seine Wiederwahl würdigte offenbar Oeckls erfolgreiches Wirken im Einstiegsjahr als Verbandsvorsitzender und schuf die Voraussetzung, den eingeschlagenen DPRG-Kurs mit den Schwerpunkten „Ausbildung“ und „Abgrenzung“ fortzusetzen. Einer der folgenden Höhepunkte wurde nach den positiven Vorjahreserfahrungen die zweite Auflage des Public-Relations-Lehrganges an der Deutschen Journalistenschule in München vom 02. bis 07.12.1963. Das Programm des zweiten Lehrganges orientierte sich an den Vorjahresinhalten, war jedoch entsprechend aktualisiert. Zudem wurde über das Vorstellen der unterschiedlichen Medien hinaus deren Verhältnis zur Öffentlichkeitsarbeit stärker herausgearbeitet. So lauteten die Tagungsschwerpunkte „Die Öffentlichkeitsarbeit“ (02.12.1963), „Die Presse und die Öffentlichkeitsarbeit“ (03.12.1963), „Rundfunk und Fernsehen im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit“ (04.12.1963), „Bild, Film und Öffentlichkeit“ (05.12.1963) sowie „Werbung und Öffentlichkeitsarbeit“ (06.12.1963).774
773
Vgl. Handelsblatt vom 03.07.1963, 3 u. 6. Vgl. Anhang V „Programm des Zweiten Public Relations-Lehrganges der DPRG e.V. vom 2.-7.12.63 in München“. 774
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Für letzteres Thema wurde Oeckls BASF-Geschäftspartner, Horst Slesina, Inhaber der gleichnamigen Werbegesellschaft, gewonnen. Oeckl schätzte Slesina sehr, da dessen Verständnis zum Verhältnis Öffentlichkeitsarbeit – Werbung ganz der durch die DPRG kommunizierten Auffassung entsprach und dieser als Meinung „der anderen Seite“ eine noch größere Glaubwürdigkeit verlieh. „Horst Slesina, Inhaber der Slesina-Werbegesellschaft, Frankfurt, setzte sich für eine deutliche Trennung von Werbung und PR ein. Er bedauerte die zurzeit noch fließenden Grenzen. PR und Werbung bedienten sich zwar der gleichen Medien, verfolgten aber völlig verschiedene Ziele. Im Rahmen der Unternehmerpolitik stünden diese Funktionen nebeneinander, dürften aber nicht in ein Abhängigkeitsverhältnis gebracht werden. Entschieden lehnte Slesina die Koppelung von Anzeigenauftrag und redaktioneller Einschaltung für sich und seine Agentur ab.“775 Mehr Raum im Vergleich zum Vorjahr wurde auch dem Thema „interne Öffentlichkeitsarbeit“ gewidmet. Während dieser Bereich 1962 nur mit dem Thema „Die Werkzeitschrift und ihre Bedeutung im Rahmen der PR-Arbeit“ am letzten Lehrgangstag behandelt wurde, referierte auf dem Zweiten PR-Lehrgang das neue DPRG-Vorstandsmitglied, Friedrich H. Korte, bereits am zweiten Lehrgangstag zum Thema „Die nach innen gerichtete Arbeit des PR-Mannes. „Dr. Friedrich H. Korte, PR-Berater, Hamburg, führte aus, dass schon das innerbetrieblich Vertrauen Grundlage jeder Öffentlichkeitsarbeit sei; sie zu schaffen sei eine besondere Aufgabe des PR-Fachmannes. Die Regeln, die für die Wirtschaft gelten, hätten genauso Gültigkeit für Behörden, Parteien und Verbände. Die temperamentvollen Ausführungen Kortes fanden die Zustimmung der Zuhörer.“776 Zu einer „heißen Debatte“ kam es während des Seminars „Die Bedeutung des Wirtschaftsfilms im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit“, das sich weit über den geplanten Rahmen hinaus zog und eine lebhafte Diskussion zu Wesen, Mittel und Methoden der PR-Arbeit sowie den generellen Problemen der Massenmedien entfachte.777 Oeckl schränkte seinen Lehrgangsbeitrag etwas ein. Während das Einführungsreferat „Die Öffentlichkeitsarbeit in Theorie und Praxis – eine Bilanz Ende 1963“ nach wie vor Oeckl als 1. Vorsitzendem vorbehalten blieb, überließ Oeckl den Vortrag des Schlussvortrages seinem Stellvertreter, Kleinlein, obwohl sich Thema und Inhalt „Die Verantwortung des PR-Fachmannes“ am Oeckl-Referat des Vorjahres orientierten. Die Lehrgangsleitung oblag in bewährter Form Günther Mundt.778
9.2.4 Das Zehn-Punkte-Programm Oeckls Die DPRG erfuhr zwischen 1963 und 1965 einen erheblichen Mitgliederzuwachs und hatte zu Beginn von Oeckls zweiter Amtszeit als 1. Vorsitzender 192 Mitglieder aus Unternehmen, Wirtschaftsverbänden, Staat, Parteien und Kirche. Ihre Position als die deutsche Berufsvereinigung für PR-Fachleute konnte sie damit weiter festigen.779 Auf der ordentlichen Mitgliederversammlung der DPRG am 02.07.1965 in Stuttgart wurde Oeckl als 1. Vorsitzender für die nächsten zwei Jahre wiedergewählt. Friedrich W. Klein775
„PR im Kreuzfeuer – 2. Public Relations-Lehrgang in München“, in: W&V, Nr. 20 vom 19.12.1963, 2. „PR im Kreuzfeuer – 2. Public Relations-Lehrgang in München“, in: W&V, Nr. 20 vom 19.12.1963, 1. 777 Vgl. „PR im Kreuzfeuer – 2. Public Relations-Lehrgang in München“, in: W&V, Nr. 20 vom 19.12.1963, 1. 778 Vgl. Anhang V „Programm des Zweiten Public Relations-Lehrganges der DPRG e.V. vom 2.-7.12.63 in München“. 779 Vgl. „Deutsche Public Relations Gesellschaft“ mit neuen größeren Zielen“, in: ZV+ZV, 28/1965, 1261. 776
Oeckls Vorsitz der DPRG – der Beginn systematischer Verbandsarbeit
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lein wurde 2. Vorsitzender, ferner waren Heinz Todtmann (als geschäftsführendes Vorstandsmitglied) sowie Helmut Knaupp und Friedrich H. Korte Mitglieder des Vorstandes. Sprecher der Gesellschaft wurde Klaus Golombek. Neu gewählt wurde ebenfalls der Beirat.780 Die Integration der noch außerhalb des Verbandes stehenden PR-Experten in die DPRG unter Wahrung der Berufsgrundsätze781 war das weitere Ziel der Organisation und damit Arbeitsgrundlage für das weitere Wirken des Vorstandes. Die hieraus resultierenden Aufgaben konzentrierten sich dabei in erster Linie auf die Ausbildung von qualifiziertem Nachwuchs und die Entwicklung von Forschung und Lehre auf dem Gebiet der Öffentlichkeitsarbeit. Diskutiert wurde in diesem Zusammenhang die Einrichtung eines Instituts für Public Relations-Forschung und die Schaffung eines entsprechenden Förderkreises. Mit der nach wie vor aktuellen Abgrenzungsdiskussion des PR-Berufes sollte sich künftig ein gesonderter Arbeitskreis befassen.782 Oeckl legte der Mitgliederversammlung ein Zehnpunkteprogramm vor, mit dem er für eine bessere Ausbildung und die Schaffung eines Instituts für Public Relations-Forschung eintrat. Mit der Fokussierung auf die qualifizierte Nachwuchsausbildung und Ausweitung von Forschung und Lehre auf dem PR-Sektor widmete sich das Programm wichtigen Bereichen des noch jungen Berufszweiges und war damit richtungsweisend für die weitere Profilierung der DPRG:
1. Berufliche Fortbildung der Mitglieder Mit Blick auf die rasante Entwicklung des gesamten Kommunikationssektors betonte Oeckl die Notwendigkeit der ständigen Weiterentwicklung jedes Einzelnen im PR-Fach. Die DPRG sollte dieser Entwicklung Rechnung tragen und noch stärker zur Hebung der beruflichen Qualifikation und des fachlichen Niveaus beitragen. 2. Nachwuchsförderung Ganz besondere Sorge galt der Ausbildung qualifizierten Nachwuchses. Mehr und differenziertere Lehrgänge mit besten Fachkräften müssten daher feste Bestandteile der DPRGArbeit werden, so Oeckl. Weiterhin war die Frage der Einführung eines Examens nach dem Vorbild des British Institut of Public Relations (BIPR) bzw. der Public Relations Society of America (PRSA) zu prüfen. 3. wissenschaftliche Fundierung der PR-Lehre Neben der vor allem praktischen Fort- und Ausbildung hielt Oeckl den „Ausbau der Lehre an deutschen Hochschulen dringend geboten.“783 Insbesondere PR-Führungskräfte bräuchten die wissenschaftliche Untermauerung ihrer Kenntnisse, um im „harten täglichen Kampf 780
Vgl. Rhein-Neckar-Zeitung vom 6.7.1965. Nach vierjähriger Vorarbeit wurden die Berufsgrundsätze der DPRG im Frühjahr 1964 fertiggestellt und schließlich auf der Jahresversammlung am 10.07.1964 in Wiesbaden angenommen (Oeckl 1964, 180). 782 Vgl. „Deutsche Public Relations Gesellschaft mit neuen größeren Zielen“, in: ZV+ZV, 28/1965, 1261. 783 „Vorschlag für ein 10-Punkte-Programm der DPRG“, in: ZV+ZV, 28/1965, 1261. 781
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gegenüber echten oder vermeintlichen Konkurrenten erfolgreich bestehen und ihre sachlichen Überlegungen fundiert vertreten“784 zu können. 4. Priorität für PR-Forschung Die Voraussetzung für die akademische Fundierung sei, dass die DPRG die PR-Forschung zu einer ihrer vordringlichen Aufgaben erkläre. In Anspielung auf das seit Wintersemester 1963/64 an der Universität Heidelberg bestehende Institut für Kommunikationsforschung, an dessen Einrichtung Oeckl unmittelbar beteiligt war, forderte er „die Errichtung eines Instituts für Public Relations-Forschung in Anlehnung an einer deutschen Hochschule.“785 Fachliche, personelle und finanzielle Gesichtspunkte sollten deshalb sorgfältig studiert und bald in die Wege geleitet werden. 5. Erweiterung der personellen Basis Für die Bewältigung der genanten Herausforderungen war die Heranziehung aller beruflichen qualifizierten Fachleute und sachlich Interessierten notwendig. Die DPRG musste demnach mehr Mitglieder gewinnen und sollte einen Förderkreis schaffen. 6. Berufsanerkennung Hierzu regte Oeckl die Untersuchung des französischen und englischen Beispiels an. 7. PR für PR Öffentlichkeitsarbeit war nicht nur als Auftrag Dritter zu betreiben, sondern auch und verstärkt für den PR-Berufsstand und die Idee der Öffentlichkeitsarbeit. „Mehr und bessere PR!“786 8. Verbesserte DPRG-Leistungen Um die Serviceleistungen für die eigenen Mitglieder wirkungsvoll zu verbessern, schlug Oeckl die Schaffung eines Dokumentations- und Vortragsdienstes vor. 9. Kooperation mit Nachbarverbänden Die Erfahrungen der Vorjahre hätten gezeigt, so Oeckl, dass freundschaftlichverständnisvoll Beziehungen zu benachbarten Verbänden und Institutionen, z. B. dem Deutschen Presserat, dem Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger oder dem Bund Deutscher Werbeberater und Werbeleiter zur Klärung gemeinsamer Fragen beitrug und deshalb weiter gepflegt werden sollte.
784
„Vorschlag für ein 10-Punkte-Programm der DPRG“, in: ZV+ZV, 28/1965, 1261. „Vorschlag für ein 10-Punkte-Programm der DPRG“, in: ZV+ZV, 28/1965, 1261. 786 „Vorschlag für ein 10-Punkte-Programm der DPRG“, in: ZV+ZV, 28/1965, 1261. 785
Oeckls Vorsitz der DPRG – der Beginn systematischer Verbandsarbeit
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10. Ausbau der internationalen Verbandsbeziehungen Auf dem Gebiet der internationalen Beziehungen zwischen der europäischen Confédération Européenne des Relations Publiques (CERP), der International Public Relations Association (IPRA) und den nationalen PR-Gesellschaften konnten bis 1965 „erfreuliche Ergebnisse“787 erzielt werden. Diese galt es, nun zu konsolidieren. Geeignete Berufskollegen sollten zur überstaatlichen Zusammenarbeit herangezogen werden, „damit die deutschen PRFachleute im internationalen Konzert wirkungsvoll mitspielen können.“788 Oeckl blieb nicht nur im nationalen Verband aktiv, sondern profilierte sich auch auf europäischer und internationaler Ebene in der Conféderation Européenne des Relations Publiques (CERP) sowie der International Public Relations Association (IPRA). Mit der Übernahme dieser internationalen Verbandsverpflichtungen erhöhte sich der Arbeitsumfang derart, dass Oeckl 1967 nicht mehr für die Wiederwahl als Erster Vorsitzender der DPRG kandidierte und auf der ordentlichen Mitgliederversammlung am 30.06./01.07.1967 „wegen Arbeitsüberlastung und aus gesundheitlichen Gründen“789 sein Amt niederlegte. Oeckl äußerte die Meinung, dass „das Amt des 1.Vorsitzenden keinen Erbhof darstellen sollte und dass jüngere Kräfte an die Reihe kommen sollten.“790 Das Ansehen der Öffentlichkeitsarbeit sei in Deutschland heute weitgehend gefestigt, erklärte Oeckl in seiner Rücktrittsrede, denn insgesamt werde die Bedeutung der PR für das gesellschaftspolitische Leben in seinen vielen Zweigen heute nicht mehr bestritten. Als die wichtigsten Probleme der Zukunft benannte Oeckl „eine verbesserte Selbstdarstellung der Public Relations in der Öffentlichkeit, ein Schritthalten mit der technischen Entwicklung im Kommunikationsprozess, eine klare Trennung gegenüber dem Marketing, eine bessere Information über gesellschaftspolitische Tendenzen und eine Hebung des Niveaus der Public-Relations-Fachleute.“791 Die Öffentlichkeitsarbeit charakterisierte Oeckl als eine Serviceleistung, die dem zwischenmenschlichen Zusammenleben kommunikativ zu dienen habe.792 Friedrich W. Kleinlein (BDI) wurde Oeckls Nachfolger im Amt des 1. Vorsitzenden, 2. Vorsitzender wurde Dr. Hans Muth (publicrelations Beratungsgesellschaft für Öffentlichkeitsarbeit mbH, Hamburg). Geschäftsführendes Vorstandsmitglied blieb Heinz Todtmann (Informationsstelle Edelstahl Rostfrei, Düsseldorf). Zu weiteren Vorstandsmitgliedern wählte die Mitgliederversammlung Dr. Walter Bachem (Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit und Volkswirtschaft der Bayer AG, Leverkusen) sowie Gerta Tzschaschel (selbstständige PR-Beraterin, Bad Godesberg). Mit Gerta Tzschaschel ist zum ersten Mal eine Frau in den Vorstand der DPRG gewählt worden, außerdem wurden sämtliche Vorstandsmitglieder einstimmig von den 62 anwesenden Stimmberechtigten gewählt – ein weiteres Novum der damals noch jungen DPRG-Geschichte. Neben dem Vorstand erhielt auch der Beirat mit der Neuwahl von 11 der 15 Mitglieder eine neues „Gesicht“. „Unter starkem Beifall“ gab dann der erste Vorsitzende, Kleinlein, bekannt, „dass der neue Vorstand als erste Amtshandlung einstimmig die Ernennung des bisherigen langjährigen 1. 787
„Vorschlag für ein 10-Punkte-Programm der DPRG“, in: ZV+ZV, 28/1965, 1261. „Vorschlag für ein 10-Punkte-Programm der DPRG“, in: ZV+ZV, 28/1965, 1261. 789 PR-Report, Nr. 104/1967, 3. 790 „Anspruch der Öffentlichkeit: Die Zeitung noch immer Nr.1“, in: Die Rheinpfalz vom 29.06.1967. 791 Industriekurier Düsseldorf vom 4.7.1967. 792 Industriekurier Düsseldorf vom 4.7.1967 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 788
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Vorsitzenden, Dr. Albert Oeckl, zum Ehrenmitglied der Deutschen Public RelationsGesellschaft beschlossen hat.“793
9.3 Internationale Erfahrungen Nachdem Oeckl bereits 1954 dem British Institute of Public Relations beigetreten war, folgten im Jahre 1960 die Mitgliedschaften in der Conféderation Européenne des Relations Publiques (CERP) sowie der International Public Relations Association (IPRA). In der IPRA leitete Oeckl die deutsche Landesgruppe und gehörte bereits im Rahmen des 2. Public Relations-Weltkongresses vom 24.-27.05.1961 in Venedig zur Delegation der DPRG. Unter den 600 Teilnehmern aus 30 Staaten beteiligte sich die DPRG-Delegation an den Kongressarbeiten mit sechs Berichten der Mitglieder Boenisch, Oeckl, Steltzer, Tscherner, Weinstein und Zapp (vgl. Oeckl 1961 b). 1963 wurde Oeckl Vizepräsident der Confédération Européenne des Relations Publiques (CERP), der Dachorganisation der nationalen PR-Verbände Europas. Ein wichtiges Projekt, an dem Oeckl im Rahmen dieser Funktion mitwirkte, war die Entwicklung des „Code d´Athènes“, der im Mai 1965 von der CERP-Generalversammlung und vom IPRACouncil in Athen angenommen wurde. Die nationalen PR-Gesellschaften, darunter die DPRG, nahmen den Code d´Athènes zusätzlich zu den eigenen Berufsgrundsätzen als ethischen Pflichtenkodex an. Als „Vater des Code d´Athènes“ gilt Lucien Matrat, der als CERP-Präsident bereits 1960 die Forderung nach einem ethischen und strengen Berufskodex´ aufgestellt hatte, „... um der PR-Profession die notwendige moralische Autorität zu sichern“ (Oeckl 1964, 174). Neben der Ernennung zum Vizepräsidenten der CERP, einen Posten, den Oeckl bis 1965 innehatte, prägten das Jahr 1963 weitere Höhepunkte die internationale Verbandstätigkeit Oeckls, darunter der 3. Public-Relations-Weltkongress der IPRA am 29./30.05.1963, zu dem die deutsche Landesgruppe der IPRA – der neben Oeckl auch Manfred Zapp und Heinz Beller angehörten – nach Berlin eingeladen hatte (vgl. Oeckl 1963). Nach der Eröffnung durch Oeckl als Vertreter der gastgebenden Gesellschaft im Wintergarten des „Kempinski“ begannen am Folgetag Diskussionen zu Nachwuchsausbildung sowie Hebung und Anerkennung des Berufsstandes. „Entwicklungshilfe und Public Relations“ lautete das Hauptthema der Vollversammlung, an der rund 150 Teilnehmer aus 24 Ländern teilnahmen. Prominente Gäste, die für eine entsprechende Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit für die Veranstaltung sorgten, waren der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Walter Scheel794, Prinz Bernhard der Niederlande795 und Berlins Wirtschaftssenator 793
Vgl. DRPG-Mitgliedsbrief vom 04.07.1967 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). Walter Scheel berichtete am Beispiel der Bundesrepublik über die Schlüsselstellung, welche die Öffentlichkeitsarbeit auch in den sogenannten Geberländern für den Erfolg der Entwicklungspolitik spielt. Danach zeichnete sich nach einem Stimmungstief in den vergangenen Jahren bei der Bevölkerung nun eine positivere Haltung ab. Dies war das Ergebnis einer Befragung, bei der sich 46 Prozent für und 38 Prozent gegen eine Beteiligung der Bundesrepublik an Entwicklungsprojekten ausgesprochen hatten. Dies zeigte, so Scheel, dass die am besten unterichteten Personen die Notwendigkeit und Bedeutung der Hilfe am besten einsahen. Dieses Ergebnis bestärkte das Ministerium in seiner Ansicht, die Öffentlichkeitsarbeit für die Entwicklungspolitik auszubauen. (Vgl. „Für Entwicklungshilfe werben“, in: DER TAGESSPIEGEL vom 31.05.1963) 795 Das Referat von Prinz Bernhards stieß auf besondere Resonanz. Gegenseitiges Vertrauen und Respekt zwischen Geber- und Empfängerländern der Entwicklungshilfe verlangte er und warnte vor der Annahme, dass die Entwicklungsländer neben neuer Technik auch soziale und politische Strukturen der Geberländer ohne weiteres überneh794
Internationale Erfahrungen
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Karl Schiller.796 Der Pressesekretär von US-Präsident Kennedy, Salinger, richtete eine Grußadresse an den Kongress der IPRA, der sich „ohne Anwendung wirtschaftlicher Macht und ohne Propaganda um Vertrauen und Verständnis für wirtschaftliche und politische Zusammenhänge“797 bemühte. Nachdem Oeckl bereits zwei Jahre im Spitzengremium des europäischen PublicRelations-Verbandes tätig war, wurde Oeckl 1965 auf der 17. Jahrestagung der IPRA in Athen auch auf internationaler Ebene zum Vizepräsidenten gewählt. „Es ist erfreulich, dass ein so hervorragender Vertreter der deutschen Öffentlichkeitsarbeit maßgeblich in das Spitzengremium der beiden Verbände gewählt wurde, stellt doch diese Wahl neben der Anerkennung der persönlichen Leistung von Dr. Oeckl auch eine Anerkennung der gesamten in Deutschland geleisteten Öffentlichkeitsarbeit dar“,798 wertete die Fachpresse. Die zweijährige IPRA-Vizepräsidentschaft war allerdings nur eine relativ kurze Station auf dem Weg bis an die oberste Spitze des internationalen Verbandes. 1966 wurde Oeckl auf der IPRA-Jahresversammlung in Barcelona zum Vorsitzenden des Vorbereitungskomitees und damit gleichzeitig zum Präsidenten des 4. PRWeltkongresses vom 11.-13.10.1967 in Rio des Janeiro gewählt. Mit der Wahl Oeckls oblag erstmals einem Deutschen der Vorsitz über einen PR-Weltkongress.799 Während des Kongresses selbst – und damit wenige Monate nach seiner Amtsniederlegung als Erster Vorsitzender der Deutschen Public Relations Gesellschaft – wurde Oeckl zum Präsidenten der International Public Relations Association gewählt. Die Wahl führte nach Oeckls eigener Einschätzung insbesondere darauf zurück, dass er seit 1962 als „Council Member“ und ein Jahr später als „corresponding Council Member“, also für Deutschland federführendes Ratsmitglied aktiv im Verband mitgearbeitet hatte und im Weltkongress-Komitee und als Vizepräsident die Voraussetzungen und Regeln für die alle drei Jahre stattfindenden Weltkongresse mit ausarbeiten half. „Die Wahl ist aber auch nicht zuletzt eine Anerkennung für die Öffentlichkeitsarbeit, wie sie in Deutschmen könnten. Von den Entwicklungsländern erwartete er Garantien gegen Enteignung und für den freien Transfer von Zinsen und Kapital. Vgl. „Prinz Bernhard in Berlin“, in: FAZ vom 31.05.63. 796 Vgl. „Ratsmitglieder tagen – Ihr Urteil hat Gewicht“, in: Berliner Anzeiger vom 28.05.63, 5. Karl Schiller betonte die „Lebensnotwendigkeit von Public Relations für West-Berlin und seine Wirtschaft. Teil dieser Öffentlichkeitsarbeit sei es, so Schiller damals, die neuen Vorteile für die Auftragsvergabe nach West-Berlin und für wirtschaftliche Betätigung in West-Berlin möglichst intensiv bekannzumachen. Man wolle für Berlin eine „Goldgräberstimmung“ erzeugen, denn West-Berlin habe, trotz aller Besonderheiten keine „Wirtschaft für sich“. (Vgl. „Für Entwicklungshilfe werben“, in: DER TAGESSPIEGEL vom 31.05.1963) 797 Vgl. „Public-Relations-Kongreß in Berlin“, in: Süddeutsche Zeitung vom 31.05.1963. 798 Klepzig Fachberichte, Düsseldorf, Juni 1965, W 139 sowie Der Journalist, Heft 6 vom Juni 1965. Vgl. auch Die Rheinpfalz vom 29.05.1965. 799 Vgl. „DPRG-Vorsitzender Dr. Oeckl Präsident des vierten PR-Weltkongresses“, in: ZV+ZV vom 10.06.1966, 1052. Auf dem Kongreß in Barcelona standen folgende Themen: – Bericht von Sir Fife Clark, dem Generaldirektor des Central Office of Information, dem Pendant des Press- und Informationsamtes der Bundesregierung, über die Entwicklung und Bewährung des Berufskodex, die Ausbildungsmaßnahmen der IPRA, insbesondere den Erfahrungen mit dem PR-Examen für alle neuen IPRA-Mitglieder; – Bericht vom Präsidenten der brasilianischen PR-Gesellschaft über die gesetzliche Anerkennung des PR-Berufsstandes in Frankreich und Brasilien; – Bericht des Präsidenten der Public Relations Society of America über die Methonden des „Accreditation Pograms“, durch das die PRSA ihre Mitglieder veranlasste, sich ebenfalls einer Prüfung in Theorie und Praxis der PR zu unterwerfen, um den Berufsstand zu heben und den Berufskodex zur verstärkten Wirksamkeit zu verhelfen; – Gründung eines PR-Teaching- und Training Committees, dem das deutsche IPRA-Mitglied, der Lufthansa-PR-Direktor, Dr. Carl Wingenroth, angehörte. ; – Wahl der deutschen Council-Mitglieder Helmut Knaupp (PR-Direktor der J. Walter Thompson GmbH, Frankfurt) und Gerta Tzschaschel (selbständige PR-Beraterin, Bad Godesberg), (vgl. ebenda).
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land in den letzten zehn Jahren auf- und ausgebaut worden ist, sodass heute zweifellos die deutschen Spitzenleistungen800 auf dem PR-Gebiet voll neben den besten internationalen Leistungen bestehen können“801, so Oeckl zu seiner Wahl als IPRA-Präsident. Mit der Wahl zum IPRA-Präsidenten wurde er gleichzeitig Präsident der Jahresversammlung und des Council-Meetings der IPRA im Mai 1968 in Teheran und im Mai 1969 in Dublin.802 An dem Kongress in Rio, an dem über 700 PR-Fachleute aus 26 Ländern teilnahmen, war Deutschland durch eine Delegation von sieben PR-Fachleuten mit der stärksten europäischen Gruppe vertreten.803 Der Weltkongress stand unter dem Motto „Public Relations in einer sich verändernden Welt“. „Eindeutige Erkenntnis dieses Kongresses ist, dass der PR-Mann viel mehr als bisher die Notwendigkeit erkennt, den komplizierten Kommunikationsprozess, die soziologischen Zusammenhänge und das Feedback of information zu studieren und zu beherrschen“, resümierte Oeckl auf seinem Schlussreferat als Chairman des World Congress Committee der IPRA. In Anlehnung an sein Zehnpunkteprogramm für die DPRG aus dem Jahre 1965 formulierte Oeckl ähnliche für die IPRA geltende Aufgaben. Der Schwerpunkt lag demnach auch international auf der Aus- und Fortbildung im PR-Sektor sowie der Intensivierung von Forschung und Lehre, vor allem außerhalb der USA. Dazu gehörte auch die Vermehrung der Zahl und die Erhöhung des Niveaus der PR-Fachpublikationen. Nach wie vor waren mehr und bessere „PR für die PR“ gefordert und eine „echte konstruktive übernationale Kooperation“804 zwischen den nationalen PR-Gesellschaften, den regionalen Vereinigungen und der IPRA bei nationalen und überstaatlichen Kongressen.805 Darüber hinaus forderte Oeckl bessere finanzielle Voraussetzungen für die PROrganisationen über mehr Mitglieder, Förderer und Stiftungen, um eine Arbeitsentlastung der ehrenamtlichen Spitzenvertreter durch erstklassige hauptamtliche Kräfte zu erreichen. Diese allerdings setzte – analog wie die Forderung Oeckls für die DPRG – die Verbesserung der sachlichen Leistungen für die Mitglieder voraus. Unabhängigkeit der PR von Werbung, Product-Promotion und Werbung war eine weitere Forderung. Oeckl betonte außerdem die soziologische Funktion der Öffentlichkeitsarbeit im Dienst der Anpassung an die Umwelt. Die Public Relations müssten künftig „in vorderster Linie Mittel und Wege
800
Oeckl bezeichnete die Zeit seit Gründung der DPRG im Jahre 1958 bis Mitte der sechziger Jahre als „Jugendzeit der Öffentlichkeitsarbeit“ in Deutschland, die angefüllt war mit Lernen, Planen, vermehrtem Aufbau von PRAbteilungen bei Unternehmen und Verbänden, Lehrgängen, Meinungsverschiedenheiten mit den Verbänden benachbarter Berufsgruppen über Abgrenzungen, Erarbeiten und Annahme von Berufsgrundsätzen und allmähliche Aufnahme von Kontakten mit PR-Fachleuten außerhalb der BRD. Mitte der sechziger Jahre verstärkt sich dann die Zusammenarbeit mit den Verbänden der Verleger, Journalisten und der Werbewirtschaft, die Berichterstattung über die PR wird sachlicher, Honorarrichtlinien werden ausgearbeitet, mit Oeckl wird rückt ein deutscher PR-Fachmann in die Spitzengremien internationaler PR-Verbände (vgl. Oeckl 1967, 8). 801 „Bemühungen um gegenseitiges Vertrauen – Sinn und Zweck der Öffentlichkeitsarbeit“, in: Die Rheinpfalz, Blick in die Zeit vom 13.02.1968. 802 Vgl. Politik und Wirtschaft vom 1.11.1967, 3. 803 Neben Albert Oeckl waren die DPRG-Mitglieder Klaus Golombek, Günter Kaufmann, Friedrich H. Korte, Gerta Tzschaschel, Manfred Zapp und Helmuth Zürn vertreten (vgl. Informationsberichte betrieblicher Publizistik vom 4.12.1967, 10). 804 Zusammenfassender Bericht vom IV. Public Relations Weltkongreß Rio de Janeiro, in: PR-Revue, Nr. 51, August 1968, 8. 805 Zusammenfassender Bericht vom IV. Public Relations Weltkongreß Rio de Janeiro, in: PR-Revue, Nr. 51, August 1968, 8.
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finden, um in allen schwierigen zwischenmenschlichen Situationen zu raten, zu unterstützen, auszugleichen und Frieden zu stiften.“806 Oeckl setzte sich das Ziel, im Rahmen seiner Amtszeit als IPRA-Präsident ein Internationales Dokumentationszentrum für Information, Kommunikation und Public Relations zu schaffen, mit der Aufgabe, die gesamte einschlägige Literatur systematisch und objektiv zu erfassen, sie nach den modernsten Methoden der Datenverarbeitung zu verarbeiten und sie der interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Diese Notwendigkeit erklärte Oeckl angesichts einer bis dahin fehlenden Gesamtübersicht der quantitativ immens zunehmenden Fachliteratur. Zum damaligen Zeitpunkt gab es nur vereinzelte Zusammenstellungen, etwa Cutlips „A Public Relations Bibliographie“ (1957), die belgische „Bibliographie des Relations Publique en Belgique“ (1962) oder die „List of World Books on all Aspects of Public Relations Practice“ des British Institut of Public Relations aus dem Jahre 1960. „Keine dieser Übersichten ist auch nur annähernd vollständig, keine ist up to date, keine enthält die wichtigsten Zeitschriftenartikel und keine reicht wesentlich über die eigenen Landesgrenzen hinaus. Es ist heute dem PR-Praktiker ebenso wie dem Wissenschaftler unmöglich, sich umfassend, schnell und weltweit über einzelne Fragen oder Fragenkomplexe des Arbeitsgebietes Public Relations zu unterrichten“, stellte Oeckl auf dem 4. PRWeltkongress fest.807 Zwecks Prüfung, Vorbereitung und Durchführung dieses Projektes wurde ein IPRAAusschuss für Dokumentation gebildet. Hierzu wurden die nationalen PR-Gesellschaften gebeten, nationale Dokumentationsleitstellen einzurichten. Die gesamte PR-Literatur des jeweiligen Landes konnte so erfasst und an die IPRA weitergeleitet werden – für die DPRG hatte Oeckl im Rahmen der Leistungsverbesserung ihrer Mitglieder die Einrichtung eines „Dokumentations- und Vortragszentrums“ bereits 1965 gefordert. Finanzieren sollte sich das PR-Dokumentationszentrum durch verbilligte Abonnements der IPRA-Mitglieder, Abonnements von PR-Gesellschaften, Agenturen, wissenschaftlichen Institutionen, Verlagen und Einzelpersonen, bezahlten Einzelaufträgen, Zuwendungen der IPRA sowie Stiftungen nationaler und internationaler Einrichtungen. Für die fachliche Beratung wurde die Fédération Internationale de la Documentation hinzugezogen. „Wenn ich Ihre Zustimmung als eine gewisse Vorwegnahme der Entscheidungen des IPRA-Council deuten darf, so könnten wir mit dem positiven Gefühl nach Hause fahren, wir haben in Rio auch für die praktische PR-Arbeit einen Beitrag geleistet“, schloss Oeckl sein Abschlussreferat.808 Ein Beispiel von „PR in eigener Sache“ lieferte Oeckl nach der Rückkehr aus Rio, als er im Rahmen einer eigenen Pressekonferenz zu den Ergebnissen des Kongresses mit der Schilderung kurioser Randbegebenheiten die Sympathie der Medien gewann: „BASF-Direktor als ´Bombenleger´“ oder „ ´Bombenleger´ Dr. Oeckl“ meldeten dann beispielsweise „Die Rheinpfalz“ oder die „Südwestdeutsche Allgemeine Zeitung“: „Dr. Albert Oeckl, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Badischen Anilin- und Soda-Fabrik (BASF) und soeben in Rio de Janeiro zum Präsidenten der IPRA gewählt, gab nach seiner Rückkehr in Ludwigshafen zum besten, wie er auf dem Flughafen in Lima in den Verdacht der Bombenlegerei geraten sei. Nach der Zollkontrolle hatte Dr. Oeckl seinen Koffer, von 806 Zusammenfassender Bericht vom IV. Public Relations Weltkongreß Rio de Janeiro, in: PR-Revue, Nr. 51, August 1968, 8. 807 Zusammenfassender Bericht vom IV. Public Relations Weltkongreß Rio de Janeiro, in: PR-Revue, Nr. 51, August 1968, 9. 808 Zusammenfassender Bericht vom IV. Public Relations Weltkongreß Rio de Janeiro, in: PR-Revue, Nr. 51, August 1968, 8.
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einem Uniformierten bewacht, in einer Ecke vorgefunden. Auf die Frage an einen Angestellten der peruanischen Luftfahrtgesellschaft APSA, warum denn der Koffer nicht abgefertigt wurde, begleiteten ihn zwei Uniformierte zu dem Gepäckstück und befahlen, den Koffer unverzüglich zu öffnen. Von aufgeregten Schaulustigen umringt, begründete einer der Beamten, indem er gestikulierend ans Ohr klopfte: `Ticktack Bombe´. Erleichtert stellte man nach Aufschnappen der Kofferschlösser fest, dass sich Dr. Oeckls batteriebetriebener Rasierapparat selbständig eingeschaltet hatte ... Weniger aufregend verlief für Dr. Oeckl der Public-Relations-Weltkongreß am Ziel in Rio de Janeiro“ (Südwestdeutsche AZ, Ausgabe Ludwigshafen, vom 02.11.1967). Neben der bis 1979 währenden Präsidentschaft erfüllte Oeckl in der IPRA weitere Funktionen als Vorsitzender des Professional Standards Committee (1973-1977), Mitglied im Past President´s Advisory Committee ab 1979 sowie im Education and Research Committee ab 1974 – in dessen Wirkungsrahmen auch die Herausgabe des 1976 erschienen IPRA-Goldpaper No. 2 „Public Relations Education worldwide“ fiel.809
9.4 Einiges ist erreicht worden – eine Bilanz Albert Oeckls Wirken für die DPRG gehört zu seinen wichtigsten Leistungen für die deutsche Öffentlichkeitsarbeit. Die Übernahme des DPRG-Vorsitzes durch Oeckl am 06.06.1961 markierte den Beginn des nach konkreten Zielen ausgerichteten, systematischen Wirkens des Berufsverbandes. Obgleich bereits 1958 gegründet, vermochten es die bisherigen Vorsitzenden, Carl Hundhausen und Sven von Müller, nicht, der DPRG die Funktion zuzuführen, deren Erfüllung der junge Berufsstand so dringend bedurfte: die Anerkennung der Öffentlichkeitsarbeit durch die eindeutige Formulierung und transparente Vermittlung von Aufgabe und Funktion, die klare und vor allem einheitliche Begriffsklärung und damit Abgrenzung zu anderen Kommunikationsformen wie Werbung oder Propaganda. Oeckl brachte dabei Voraussetzungen mit, die ihn für die Funktion des Ersten Vorsitzenden der DPRG besonders empfahlen. Denn neben der unabdingbaren fachlichen Qualifikation und dem notwendigen Praxisbezug erforderte eine solche Verbandsfunktion insbesondere auch die Auseinandersetzung mit bürokratischen Anforderungen, deren praktische Umsetzung besondere Sensibilität erforderte. Hundhausen beispielsweise gelang es nicht, die Diskrepanz zwischen objektiv notwendigen, in der Praxis jedoch kaum oder nur sehr schwer durchsetzbaren Maßnahmen zu überwinden. Ein Beispiel hierfür waren etwa Beitragserhöhungen, die zwar unbestritten für ein effektiveres und unabhängigeres Arbeiten der Funktionäre notwendig waren, aufgrund der (angestrebten) exorbitanten Steigerung und sofortigen Fälligkeit jedoch den Widerstand in der Mitgliederschaft nur vergrößerten. Angesichts eines für die Mitglieder bis dahin kaum erkennbaren Nutzens ihrer Zugehörigkeit zum Berufsverband und mangelnder Transparenz über die Verwendung geflossener Gelder konnte dies nicht verwundern. Der Hinweis eines Mitgliedes auf „so wenig und so wertloses Material“810, das ihm sein Verband präsentierte, ist hierfür exemplarisch.
809
Vgl. Abschnitt 11.4.2 „Die Ergebnisse des General Report on the Research Study“. aus unseren kreisen – Informationsdienst für Presse, Rundfunk und Werbung, 2.Jg., 28. Folge vom 18.07.1960, 11. 810
Einiges ist erreicht worden – eine Bilanz
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Mit Oeckl änderten sich diese Verhältnisse. Als „Hoffnung, vor allem für die jüngeren Mitglieder“811, verdeutlichte Oeckl von Beginn an, was zu tun sei und welche Schwerpunkte er für die DPRG im Rahmen seiner Tätigkeit setzten wollte. Im Vordergrund standen dabei die bereits erwähnte, für den Berufsstand verbindliche Definition von Öffentlichkeitsarbeit und deren Abgrenzung sowie insbesondere die fachliche Förderung der Mitglieder und qualifizierten Nachwuchses. So fand der Vorschlag Oeckls, 1962 den ersten PRFortbildungs- und Nachwuchslehrgang für Öffentlichkeitsarbeit an der Deutschen Journalistenschule in München zu initiieren, die breite Zustimmung der DPRG-Mitgliederversammlung. Es ist somit weitgehend Oeckls persönlicher Verdienst, die verbandseigene Nachwuchsförderung und Weiterqualifikation ins Leben gerufen und so die PR-Aus- und Fortbildung der damals bereits bestehenden Akademie für Führungskräfte Bad Harzburg und Oeckls eigenen Kursen an der Universität Heidelberg um eine weitere Säule ergänzt zu haben. Doch nicht nur die Initiative des Lehrganges selbst, auch dessen Inhalte sind durch Oeckl maßgeblich geprägt worden. So spiegelt das Lehrgangsprogramm812 nicht nur die Schwerpunkte Oeckls bisheriger Veröffentlichungen (vgl. z. B. Oeckl 1960), sondern ebenso seiner im Wintersemester 1960/61 begonnenen Vorlesungsreihe an der Universität Heidelberg. Die unter Oeckls Vorsitz eingeführte DPRG-Studienmitgliedschaft stellte eine weitere Möglichkeit vor allem für den interessierten Nachwuchs dar, von den Angeboten des Verbandes zu profitieren. Besonderes Augenmerk hatte für Oeckl in diesen ersten Jahren der Verbandstätigkeit auch die Aufstellung verbindlicher Berufsgrundsätze, denen – zugeschnitten auf die deutsche Situation – bei der Profilierung und Anerkennung des Berufsstandes eine wichtige Funktion zugesprochen wurde. Diese „deutsche Situation“ war einerseits geprägt durch die Notwendigkeit der scharfen Trennung vor allem zur Werbung, anders als dies nach Einschätzung Oeckls im amerikanischen Mutterland der PR war. Anderseits stieg gerade in der Hochphase des deutschen Wiederaufbaus die Zahl der Öffentlichkeitsarbeiter erheblich, von denen genügend nicht qualifizierte den Ruf des jungen Berufszweiges gefährdeten. Ziel war es deshalb, so viel Öffentlichkeitsarbeiter wie möglich in den Verband aufzunehmen – was sich auch in stetig steigenden Mitgliederzahlen spiegelte – ohne dabei jedoch qualitative Einbußen hinnehmen zu müssen. Aufnahmevoraussetzungen, bei denen die Einhaltung der 1964 verabschiedeten DPRG-Berufsgrundsätze ein wichtiges Kriterium waren, sollten die Einbuße des fachlichen Niveaus verhindern. Die Bildung einer DPRGGrundsatzkommission war ein weiteres Instrument, um der öffentlichen Diskussion um „zu viel Öffentlichkeitsarbeit“ mit eindeutigen Begriffsformulierungen und einheitlichen Standpunkten zu begegnen. Als richtungsweisend lässt sich das Zehnpunkteprogramm bezeichnen, das Oeckl nach seiner Wiederwahl als Erster Vorsitzender der DPRG im Jahre 1965 vorstellte. Der zukunftsweisende Aspekt des Konzeptes zeigt sich vor allem in der Erweiterung grundlegender Notwendigkeiten, die Oeckl der Festigung und Weiterentwicklung der qualifizierten Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland beimisst. Bestimmten bislang Begriffsdiskussionen und -definitionen, Abgrenzungsbestrebungen und die Schaffung verbindlicher Berufsgrundsätze die Profilierung, trat – nachdem sich die PR-Fortbildungslehrgänge bereits etabliert hatten – nun die Aus- und Fortbildungsarbeit 811 aus unseren kreisen – Informationsdienst für Presse, Rundfunk und Werbung, 2.Jg., 28. Folge vom 18.07.1960, 11. 812 Vgl. Abschnitt 9.2.1 „Der Erste Public Relations-Lehrgang der DPRG“.
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Oeckls Verbandstätigkeit – die wichtigsten Stationen
klar in den Mittelpunkt der Verbandsarbeit. So forderte Oeckl mehr und differenziertere Lehrgänge, aber vor allem auch die wissenschaftliche Fundierung der Öffentlichkeitsarbeit, einerseits durch Etablierung und Ausbau der akademischen PR-Lehre an deutschen Hochschulen, und – als wichtige Voraussetzung hierfür – die Voranbringung der PR-Forschung, z. B. in Form eines Instituts für Public Relations-Forschung. In diesen Forderungen spiegeln sich Oeckls eigene Hochschulerfahrungen, die er an der Universität Heidelberg sammelte, wo unter seiner Mitwirkung bereits 1963 ein Institut für Kommunikationsforschung eingerichtet wurde. Die Verbesserung verbandseigener Serviceleistungen, z. B. durch einen Dokumentations- und Vortragsdienst und die Intensivierung der nationalen und internationalen Kontakte waren weitere wesentliche Forderungen. Diese, für die deutsche Öffentlichkeitsarbeit relevanten Aufgaben hatten nach Oeckls Ansicht auch im internationalen Maßstab Relevanz, wie er nach seiner Wahl zum IPRA-Präsidenten 1967 in seinem Antrittsreferat formulierte. Zu Oeckls Bedauern erfuhren die während seiner Amtszeit initiierten und geplanten Projekte der DPRG nur teilweise ihre adäquate Förderung und Weiterentwicklung, dies zeigt die Bilanz, die Oeckl rund zehn Jahre später zog. Ohne Zweifel war die DPRG anerkannte Basis für die Koordination und Entwicklung nationaler PR-Aktivitäten. Von großer Bedeutung war auch die Gründung des „Deutschen Instituts für Public Relations“ (DIPR) im Jahre 1971, das sich insbesondere der Grundlagenforschung sowie der Entwicklung und Förderung von Aus- und Fortbildung widmete. Weiterhin erfolgte die Gründung der „Gesellschaft Public Relations-Agenturen“ (GPRA) 1976 mit anspruchsvollen Aufnahmekriterien für deren Mitglieder, die eine „klare Vorstellung von ernsthafter, verantwortungsbewusster PR-Arbeit“ (Oeckl 1979, 379) haben. „Nicht ganz wenig sei erreicht worden“ (Oeckl 1976, 377), wie z. B. das bereits erwähnte DIPR, urteilte Oeckl, dennoch sei beispielsweise die PR-Forschung bislang kaum dem Kindesalter entwachsen. Außerdem konstatierte Oeckl ein nach wie vor zu geringes Interesse an europäischer und internationaler Zusammenarbeit, forderte einen besseren Service für die Mitglieder – darunter die Fortführung der 1964 eingestellten DPRGSchriftenreihe – und eine Berufsanerkennung nach französischem, englischem oder amerikanischem Vorbild (vgl. Oeckl 1976, 378). Vor dem Hintergrund, dass Mitte der siebziger Jahre höchstens ein Achtel der aktiven Öffentlichkeitsarbeiter auch Mitglied der DPRG waren, beschloss deren Mitgliederversammlung 1973, die Einführung eines Befähigungsnachweises oder einer Berufslizenz durch eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Oeckls BASF-Nachfolger, Hubertus von Tobien, prüfen zu lassen. Die Arbeitsgruppe kam zu dem Ergebnis, dass zunächst das „Berufsbild Öffentlichkeitsarbeit“ in seinen Grundsätzen verbindlich definiert werden müsse. Zudem sollten die Aufnahmekriterien strenger gehandhabt werden und die eigenen Berufsgrundsätze und internationalen Codizes schärfer überwacht werden. Da die Möglichkeiten des DPRG-Ehrenrates hier begrenzt waren, erwog man die Bildung einer parallelen Überwachungsinstitution (vgl. Oeckl 1976, 359). Das Problem der wirksamen Überwachung der Berufsgrundsätze war ein internationales und galt nicht nur für Deutschland. Mitte der sechziger Jahre noch stand das Schaffen bzw. das Vorhandensein der Codizes selbst im Mittelpunkt: „Das Bemühen aller maßgebenden PR-Verbände ... ist darauf gerichtet, für den noch jungen und nicht wenigen Missverständnissen ausgesetzten Tätigkeitsbereich Public Relations möglichst klare Berufsgrundsätze aufzustellen, die eine eindeutige Richtlinie in der Gegenwart schaffen und einen unangefochtenen Weg in die Zukunft ebnen sollen“ (Oeckl 1964, 171). Zwölf Jahre später
Einiges ist erreicht worden – eine Bilanz
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allerdings räumte Oeckl ein: „In meinen mehr als eineinhalb Jahrzehnte umfassenden berufsständischen Aktivitäten ist bei mir folgende nüchterne – oder ernüchternde – Erklärung entstanden: Es gibt viele wohlgemeinte wie wohlklingende internationale und nationale Berufskodizes, die in der Praxis vermutlich bis heute nur eine eingeschränkte Wirksamkeit erreicht haben“ (Oeckl 1976, 359). Dieses Resümee Oeckls fällt damit deutlich negativer aus, als es eine 1964 vorgenommene, sehr positive Zwischeneinschätzung – die DPRG existierte damals rund fünf Jahre – erwarten lassen konnte: „Als wesentliche Leistung dieser berufsständischen Vereinigung kann bisher angesehen werden, dass sie Berufsgrundsätze aufgestellt, regionale Erfahrungsaustausch- und Aussprachekreise geschaffen und PR-Lehrgänge eingerichtet hat, die beruflichen Interessen ihrer Mitglieder in der Öffentlichkeit wahrnimmt und diese durch einen gut ausgebauten Rundschreibdienst laufend über alle wesentlichen Fragen und Entwicklungen auf dem Gebiet der Öffentlichkeitsarbeit unterrichtet“ (Oeckl 1964, 202). Einen wesentlichen Grund für die Entwicklung, die nach dem vielversprechenden Auftakt anders hätte verlaufen können, sah Oeckl zu einem erheblichen Teil in fehlenden finanziellen Mitteln. Dies führte einerseits dazu, dass – für die sichere Vereinsfinanzierung – möglichst viele Mitglieder aufgenommen wurden, was zu einem Anstieg von 160 Mitgliedern 1964 (vgl. Oeckl 1964, 202) auf über 700 im Jahre 1976 führte, anderseits aber die Wahrung strenger Aufnahmeprinzipien sehr erschwerte. Eine befriedigende Lösung konnte hierfür bislang nicht gefunden werden, stellte Oeckl 1976 fest (vgl. Oeckl 1976, 375). Auch die Erhebung von Geschlecht, Alter, Ausbildung, Berufsbild und dessen branchenspezifischer Einordnung offenbarte, dass die deutsche PR-Szene der internationalen Entwicklung noch nicht zu folgen vermochte. Erhebungen in Deutschland führte dabei vor allem das Deutsche Institut für Public Relations (DIPR) zu durch. Gegenüber internationalen, von der IPRA ermittelten Ergebnissen offenbarten sich im Vergleich mit deutschen Verhältnissen erhebliche Unterschiede: So lag der Frauenanteil der PR-Fachleute in Deutschland erheblich niedriger und folgte bei weitem (noch) nicht dem internationalen Trend, dass Frauen immer stärkeres Interesse am PR-Beruf zeigten. Generell lag auch der Altersdurchschnitt der Fachleute insgesamt in Deutschland deutlich über dem internationalen Durchschnitt. Dieser wurde von der IPRA zwischen 30 und 40 Jahren ermittelt, während er in Deutschland zwischen 40 und 50 Jahren lag. Bei einer spezifizierten Untersuchung des Public Relations Report zur Altersstruktur leitender PR-Fachleute bildeten die über 50jährigen sogar die größte Gruppe. Unterschiede zeigten sich auch bei der Berufsbildung. Während laut IPRA-Untersuchung die Mehrzahl der PR-Leute über einen Hoch- oder Fachschulabschluss verfügten, ergab die Untersuchung des DIPR, dass die überwiegende Mehrzahl der deutschen Öffentlichkeitsarbeiter mindestens Abitur vorweisen konnte. Die Zahl der Hochschul-absolventen war dafür deutlich niedriger als im internationalen Durchschnitt (vgl. Oeckl 1976, 314f.). Interessante Ergebnisse ergab auch der Vergleich hinsichtlich der Berufsjahre von Spitzenkräften: Im internationalen Maßstab waren dies durchschnittlich acht Jahre, während nur sehr wenige (1 %) „Altgediente“ eine sehr lange Berufserfahrung hatten (über 20 Jahre). In Deutschland hingegen gab es ein fast ausgewogenes Verhältnis zwischen den Führungskräften mit Erfahrungen von weniger als 5 Jahren, 5-10 Jahren sowie 10-15 Jahren. Allerdings gab es im Vergleich zum internationalen Durchschnitt deutlich mehr Spitzenkräfte, die schon sehr lange in der Branche waren (15-20 Jahre und mehr). Das hieß nicht nur, dass – wie Oeckl anmerkte – „zur Erreichung einer Spitzenposition eine längere
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Oeckls Verbandstätigkeit – die wichtigsten Stationen
Anlaufzeit nötig ist oder der Spitzenmann in einer solchen länger aushält“ (Oeckl 1976, 317). Gleichzeitig ließ dies den Schluss zu, dass in Deutschland ein deutlich höheres Potenzial sehr erfahrener PR-Pioniere vorhanden war, die bereits seit kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 aktiv waren. Einige der DPRG-Gründungsmitglieder als Repräsentanten der deutschen Öffentlichkeitsarbeit, z. B. Oeckl, Hundhausen, Mörtzsch verfügten ihrerseits sogar bereits über Erfahrungen auf kommunikativem Gebiet aus der Zeit vor Gründung der Bundesrepublik. Genügend qualifizierter Nachwuchs mit vermehrt akademischer Ausbildung, geprägt durch raschen beruflichen Aufstieg und die Besetzung von Führungspositionen und nicht zuletzt ein hoher Anteil weiblicher PR-Fachleute waren die Träger einer zukunftsträchtigen PR-Branche in Deutschland. Die Untersuchungen Mitte der siebziger Jahre (hoher Altersdurchschnitt vor allem in Führungspositionen, wenig Hochschulabsolventen, ein sehr geringer Frauenanteil) offenbarten, dass es bislang nicht gelungen war, das vorhandene Potenzial der „alten PR-Garde“ (Oeckl 1964, 202) in ausreichender Form weiterzuentwickeln und zukunftsfähige Strukturen zu schaffen.
10 Hochschulerfahrungen
10.1 Die Dissertation Albert Oeckls Als Volkswirtschaftler und Jurist mit erstem Staatsexamen verfügte Oeckl bereits über akademische Erfahrungen, die er Anfang der dreißiger Jahre zunächst während seines Studiums und anschließend im Rahmen seiner Promotion an der Universität München sammelte. Die im Jahre 1934 erstellte Dissertation erlangt ihren Stellenwert als erste Veröffentlichung Oeckls überhaupt mit – unter Berücksichtigung der Entstehungszeit – beachtenswerter wissenschaftlicher Substanz. Der Inhalt der Dissertation gestaltete sich nach Oeckls eigenen Worten „wirtschaftspolitisch mit gewissen sozialpolitischen Aspekten gespickt, praktisch beiden Studiengängen (Rechtswissenschaft und Volkswirtschaftslehre, C.M.) Rechnung tragend“ wie Oeckl in einem Interview rückblickend formulierte (vgl. Interview A). Die nähere Betrachtung der Dissertation bestätigt diese Charakterisierung, denn sowohl der systematische Aufbau und die umfangreichen Recherchen als auch die hervorgebrachten Ergebnisse zeugen auf mehr als 200 Seiten813 von einer tiefgründigen wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Problemstellung, die Oeckl im Werk selber wie folgt umriss: „Der Verfasser dieser Studie hat es sich daher zur Aufgabe gestellt, die Wohnungsverhältnisse der deutschen Angestelltenschaft etwas näher zu beleuchten, wobei er sich von einer Bearbeitung nach sozialpolitischen Gesichtspunkten die interessantesten Aufschlüsse versprach“ (Oeckl 1935, 5). Obwohl längst zu einem starken Wirtschaftsfaktor geworden, rückte die Angestelltenschaft erst spät und allmählich in den Fokus sozialer Politik. „Jahrzehntelang war in Deutschland die soziale Frage ausschließlich Arbeiterfrage, die soziale Bewegung lediglich Arbeiterbewegung, das Objekt der Sozialpolitik allein der Arbeiter“ (Oeckl 1935, 5) und noch zurückhaltender erfolgte die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dieser Gesellschaftsgruppe, bemerkte Oeckl zu den Beweggründen seiner Dissertation (Oeckl 1935, 8). In der Auseinandersetzung mit den Wohnverhältnissen der deutschen Angestellten widmete sich Oeckl insbesondere der „Gemeinnützigen Aktiengesellschaft für Angestellten Heimstätten“ (Gagfah), eine von Gewerkschaften im Jahre 1918 gegründete Wohnungsbaugesellschaft der Angestelltenschaft. Zweck der Gesellschaft war die „Beschaffung gesunder, zweckmäßiger Wohnungen zu billigen Preisen für minderbemittelte Familien und Einzelpersonen, insbesondere der nach dem Versicherungsgesetz für Angestellte versicherten Personen“ (Oeckl 1935, 66). Ziel war die Errichtung so genannter Gartenvorstädte für die Angestellten in allen deutschen Großstädten (vgl. Oeckl 1935, 66). Überall, wo das Interesse der Angestellten an niveauvollem Wohnraum bestand, kam es zur Gründung von Ortsvereinigungen für Angestellten-Heimstätten. Hier wurde der Gedanke der AngestelltenHeimstätten propagiert, die Interessen der künftigen Wohnraumeigentümer bzw. –mieter 813 zum Inhalt vgl. Anhang IV „Inhaltsverzeichnis der Dissertation Albert Oeckls (1935): Die deutsche Angestelltenschaft und ihre Wohnverhältnisse, München.“
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Hochschulerfahrungen
gebündelt und bei den Gemeinden für die finanzielle Unterstützung der Gagfah-Bauvorhaben geworben. Waren Bauprojekte so weit vorangeschritten, dass deren Umsetzung gesichert war, kam es zur Gründung einer Heimstätten-Aktiengesellschaft als Tochtergesellschaft der Gagfah (vgl. Oeckl 1935, 66ff.). Oeckl betonte dabei die als positiv beurteilten Aspekte nationalsozialistischer Politik:814 „Wenn neuerdings, veranlasst und unterstützt von der neuen Reichsregierung, der Bau von Einfamilienhäusern wieder stark in den Vordergrund tritt, so kann eine solche Entwicklung im Sinne der Gagfah und ihrer Gründer nur willkommen geheißen werden“ (Oeckl 1935, 86). „Wenn die Gagfah von ihrem ursprünglichen Plane, nur Eigenheime zu bauen, vielfach abweichen musste, so ist daran die Verständnislosigkeit der einzelnen parlamentarischen Regierungen für diese Probleme schuld“ (Oeckl 1935, 189). Während die Gagfah bis 1931 mehr als 8.500 Heimstätten (vgl. Oeckl 1935, 85) errichtete, konnte dieses Ergebnis unter nationalsozialistischer Förderung vervielfacht werden. So wurden bis 1934 durch die Gagfah als größte deutsche gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft mehr als 33.500 Wohnungen geschaffen (vgl. Oeckl 1935, 181). Bei aller Würdigung der bisherigen Leistungen bei der Schaffung von Angestellten-Heimstätten, sah Oeckl bei der bestehenden Diskrepanz zwischen Einkommen und Miete bzw. Wohnungsaufwand dringenden Handlungsbedarf. Allerdings erkannte er auch eine positive Tendenz und war überzeugt, mit weiteren Maßnahmen wie Mietsenkung, die Herabsetzung der Hypothekenzinsen und öffentlichen Gebühren, Baukosten- und Steuersenkungen etc., dem „obersten Staatsgrundsatz: Gemeinnutz vor Eigennutz zum Siege zu verhelfen“ (Oeckl 1935, 206). „Wenn heute noch die Frage auftaucht: „Dürfen wir noch Bauen?“, und wir berücksichtigen den bestehenden volkswirtschaftlichen, arbeitsmarkt-, sozial- und bevölkerungspolitischen Zwang zum Wohnungsbau, so kann nicht mehr mehr vom Bauen-Dürfen, sondern nur vom Bauen-Müssen und Bauen-Wollen gesprochen werden ... Die zwei Pole: privater – gemeinnütziger Wohnungsbau werden auch in Zukunft nebeneinander bestehen bleiben müssen ...; da der spekulative Wohnungsbau seiner volkswirtschaftlichen Aufgabe nur teilweise gerecht geworden ist wegen der Vernachlässigung der sozialen, bevölkerungspolitischen und nationalen Gesichtspunkte, ist für die gemeinnützigen Bauvereinigungen nach wie vor eine Daseinsberechtigung gegeben ... In diesem Rahmen wird auch die Gagfah den hervorragenden Platz, den sie sich auf Grund ihrer Leistung unter den deutschen Bauunternehmungen erwerben konnte, nicht nur erhalten, sondern auch festigen ...“, (Oeckl 1935, 206) schloss Oeckl seine Studie.
10.2 Der Lehrauftrag an der Universität Heidelberg Fast dreißig Jahre später erhielt Oeckl die Gelegenheit, in akademischem Umfeld selbst als Dozent zu wirken und eigene Erfahrungen und Überzeugungen an den wissenschaftlichen Nachwuchs weiter zu vermitteln. Im Dezember 1959 sprach Oeckl auf Einladung der Heidelberger Universitätsgesellschaft und der Vereinigung der Freunde der Studentenschaft Heidelberg über „Moderne Öffentlichkeitsarbeit in Staat und Wirtschaft“. Aus dem Kreis
814
Vgl. dazu auch Abschnitt 3.2 „Studienzeit“.
Der Lehrauftrag an der Universität Heidelberg
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der Zuhörer wurde daraufhin angeregt, auf dem Inhalt des Vortrages aufbauend, eine Vorlesungsreihe an der Universität Heidelberg ins Leben zu rufen.815 Als Oeckl seinen Lehrauftrag816 zum Wintersemester 1960/61 an der Universität Heidelberg übernahm, erfüllte Oeckl neben seiner damals zwei Jahre währenden Haupttätigkeit als Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit der BASF zahlreiche Ehrenämter. Neben seiner nebenberuflichen Tätigkeit als Lehrbeauftragter an der Universität Heidelberg war Oeckl Mitglied im Arbeitskreis Presse beim Bundesverband der Deutsche Industrie, im Arbeitskreis Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen Industrie- und Handelstages, Vorsitzender des PR-Ausschusses innerhalb des Koordinationsausschusses Öffentlichkeitsarbeit des Verbandes der chemischen Industrie, Vorstandsmitglied der DPRG, Mitglied des British Instituts of Public Relations und Delegierter bei der internationalen Public RelationsAssociation.817 Oeckl betonte, wie wichtig die Nutzung internationaler Erfahrungen für Entwicklung deutscher Public Relations sei: „Ich habe diese Dinge übernommen ... weil die Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland noch jung ist, weil sie sehr stark in Entwicklung begriffen ist, weil wir sehr viel vom Ausland lernen müssen und weil wir das, glaube ich, nur tun können, wenn wir uns im stärksten Maße der ausländischen Erfahrungen bedienen und uns mit den Ausländern, mit den maßgebenden Experten in den einzelnen Ländern in einer dauernden Aussprache befinden, auf ihre Äußerungen in den Fachorganen reagieren, uns mit ihnen auseinander setzen.“818
10.2.1 Die Inhalte der ersten Lehrveranstaltungen Oeckls Anliegen war es zunächst, im Rahmen von Vorlesungen die theoretischen Grundlagen zum Gebiet Öffentlichkeitsarbeit zu vermitteln. „Jeder Student, gleich, ob er einmal Pastor werden will oder Arzt, Wissenschaftler oder Wirtschaftler, sollte sich einmal mit den Aufgaben und Grundsätzen der öffentlichen Meinungspflege vertraut gemacht haben ... es sollte ausgeschlossen sein, dass er heute – in der Zeit der Massenkommunikationsmittel – während seines Studiums an diesem Problemkreis vorübergehen musste, weil er nichts erfahren konnte“819, schilderte Oeckl das Ziel seiner Vorlesungsreihe. „Ich versuche in 815
Vgl. „Public Relations-Vorlesungen an einer Universität“, Interview mit Dr. Albert Oeckl, in: führungspraxis, Nr. 6, Juni 1962, 25. Anm.: Seine Premiere erlebte Oeckls Vortrag auf Einladung der Allgemeinen Abteilung der Wirtschaftshochschule Mannheim in Verbindung mit der Gesellschaft der Freunde der Wirtschaftshochschule im Auditorium Maximum der WH Mannheim bereits im November 1959. Der Mannheimer „Generalanzeiger“ schrieb über den Vortrag „Moderne Öffentllichkeitsarbeit in Staat und Gesellschaft“ am 16.11.1959: „Für dieses interessante Thema konnte einer der führenden deutschen Public-Relations-Spezialisten, der Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit der BASF Ludwigshafen, Dr. Albert Oeckl, gewonnen werden. Der ausgezeichnete, knapp gehaltene und in seiner Diktion vorbildliche Vortrag wurde vor allem von den zahlreich erschienenen Vetretern der Mannheimer und Ludwigshafener Wirtschaft sehr beifällig aufgenommen. Die noch vorhandenen Plätze in den Reihen hätten eigentlich von den leider nicht anwesenden Dozenten und Studenten der WH gefüllt werden müssen ...“ 816 Zur vollständigen Übersicht aller Lehrveranstaltungen Oeckls in Heidelberg vgl. Anhang VI 817 Vgl. Dokumentierter Tonbandmitschnitt von Oeckls erster Vorlesung am 23.11.1960 an der Universität Heidelberg, 3f. BASFArchLu, C 804. 818 Vgl. Dokumentierter Tonbandmitschnitt von Oeckls erster Vorlesung am 23.11.1960 an der Universität Heidelberg, 3f., BASFArchLu, C 804. 819 „Public Relations-Vorlesungen an einer Universität“, Interview mit Dr. Albert Oeckl, in: führungspraxis, Nr. 6, Juni 1962, 25.
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Hochschulerfahrungen
meinen Vorlesungen als die drei Grundregeln der Öffentlichkeitsarbeit herauszuarbeiten: Wahrheit, Klarheit, Übereinstimmung von Wort und Tat. Ich glaube, dass man sie als Grundsätze der Public Relations bezeichnen kann.“820 Während der ersten beiden Semester im Winter 1960/61 bzw. Sommer 1961 führte Oeckl an die theoretischen Grundlagen der Öffentlichkeitsarbeit, etwa zu Abgrenzungsfragen, Begriffsklärungen, Aufgaben und Geschichte der PR. Gegenstand der Seminarthemen waren jedoch auch detaillierte Informationen zu Arbeit, Wirkungsweise und Historie der Medien. Auf aktuelle Ereignisse, wie beispielsweise den II. PR-Weltkongress 1961 in Venedig, nahm Oeckl im Rahmen der Lehrveranstaltungen ebenfalls Bezug. Ab Wintersemester 1961/62 vertiefte Oeckl auf Basis der bisherigen Vorlesungsreihe fortan mit praktischen Übungen zu wesentlichen Aufgabengebieten der Öffentlichkeitsarbeit das vermittelte Wissen. In seiner Einführungsvorlesung des Sommersemesters 1962 betonte Oeckl, dass er während der vorangegangenen Semester „... bewusst die theoretischen Grundlagen dieses großen Aufgabenbereichs klären und einprägen wollte. Anhand vieler Beispiele habe ich Ihnen auch zu zeigen versucht, wann und in welchen Fällen eine wohldurchdachte Öffentlichkeitsarbeit vorliegt. Die kurzen Exkursionen in die Praxis, die ich besonders im letzten Semester mit Ihnen vornahm, sollten dazu dienen, Ihre theoretischen Kenntnisse zu vertiefen.“821 Oeckl griff nun wesentliche Aufgabengebiete der Öffentlichkeitsarbeit heraus, die in praktischen Übungen durch entsprechende Referate vorgestellt und im Anschluss diskutiert wurden. Auf die Frage, ob er im vierten Semester seit Beginn seiner Vorlesungstätigkeit unter den Heidelberger Hörern nun schon eine größere Aufgeschlossenheit feststellen könne, antwortete Oeckl: „Ich glaube, diese Frage kann ich mit gutem Gewissen bejahend beantworten. Bei Beginn der Vorlesungen stellte ich noch eine erhebliche Dosis Skepsis bei den Studenten fest ... Diese Skepsis musste überwunden und in sachliche Aufgeschlossenheit verwandelt werden. Die Mehrzahl der Studenten, welche die ersten Vorlesungen besuchten, kamen auch in den nächsten Semestern wieder, sie gehen mit, und man spürt, dass sie etwas aufgenommen haben von dem, was ich mich zu vermitteln bemühte.“822 Nach einer Rückschau zu den vorangegangenen Vorlesungsreihen erläuterte Oeckl in der Einführung zum Sommersemester am 09.05.1962 wichtige begriffliche Abgrenzungen der unterschiedlichen Kommunikationstypen Öffentlichkeitsarbeit, Publizität, Propaganda, Werbung und stellte die Medien der Öffentlichkeitsarbeit vor. Dazu gehörten Informationen zu den journalistischen Darstellungsformen und deren Besonderheiten bei Presse (Genres, Stilformen), Rundfunk (eine Sinnesdimension, Bindung an Zeit, totale Aktualität; Dauer, Form und Sprache rundfunkeigener Darstellungsformen) sowie Fernsehen (Bildgröße, Zeitbindung, Empfangssituation, „Optik“ des Denkvorgangs). Erläuterungen zu Film (Wirtschaftsfilm, Vorbereitung), Diaserien und Tonbildschauen (Gestaltung und Einsatzmöglichkeiten) sowie Geschäftsbericht (gesetzliche Vorschriften, Aufgabe als PR-Medium) ergänzten die Ausführungen.823 820
„Public Relations-Vorlesungen an einer Universität“, Interview mit Dr. Albert Oeckl, in: führungspraxis, Nr. 6, Juni 1962, 25. 821 Konzept zur Einführungsvorlesung am 09.05.1962, 4, BASFArchLu, C 804. 822 „Public Relations-Vorlesungen an einer Universität“, Interview mit Dr. Albert Oeckl, in: führungspraxis, Nr. 6, Juni 1962, 25. 823 BASFArchLu: Konzept zur Einführungsvorlesung am 09.05.1962, 1, BASFArchLu, C 804.
Der Lehrauftrag an der Universität Heidelberg
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Nach Vorgabe einer Story zum Geschäftsbericht (Beispiel BASF) war diese in der zweiten Lehrveranstaltung des Sommersemesters 1962 (30.05.1962) von je einem Studenten als Presse-Information für Lokalzeitungen, den Wirtschaftsteil von Tageszeitungen, Chemie-Fachzeitschriften und sozialpolitische Berichterstattung auszuarbeiten. Besondere Berücksichtigung erfuhr dabei die parteipolitische Neutralität.824 Beim Seminar anwesend war Oeckls BASF-Assistent, Erwin Morawski, zuständig für die Gestaltung des Geschäftsberichtes und die Aktionärsbetreuung. In der den Referaten anschließenden Diskussion ergänzten sich Oeckl und Morawski. Oeckl gab beispielsweise Hinweise zur Interessenslage der Lokalpresse, z. B. in Bezug auf Mitarbeiterzahl, Dividendenausschüttung, Ausbildungsplätze, Löhne, Bauwesen sowie Verkehrsprobleme und nahm auf weitere Details Bezug: etwa zur Länge eines Wirtschaftsartikels, Aufbau der Meldung nach amerikanischem Leitsatz, zielgruppengerechter Formulierung und Neutralität. Morawski informierte seinerseits zu Berichtslänge, Dividendenausschüttung oder nachteiligen Formulierungen. Zum verfassten Übungstext zur sozialpolitischen Berichterstattung gab Oeckl den grundsätzlichen Hinweis, Sozialberichte länger und ausführlicher zu gestalten. Vor allem der Seminarbeitrag zum Fachartikel einer Chemiezeitschrift sorgte darüber hinaus für Diskussionsstoff, da der Referent seinen Text als redaktionellen Beitrag verfasste und Produktnamen nannte. Morawski gab auch hier erläuternde Hinweise.825 Im Folgeseminar am 20.06.1962 referierten zwei Studenten unabhängig voneinander zur Gestaltung eines Geschäftsberichtes und erläuterten dabei gesetzliche Vorschriften der Mindestaussage, die unternehmenspolitisch gewünschte Aussage, die Gestaltung und den Interessentenkreis. Neben der Erfüllung der durch das Aktiengesetz vorgegebenen Bestimmungen stand für Oeckl die PR-Funktion des Geschäftsberichtes im Mittelpunkt. Entsprechend ausführlich gingen die Referenten auf die Berücksichtigung der Zielgruppen und Gestaltungsfragen ein. Diskussionen um passende Bebilderung, wahrheitsgemäße Berichterstattung, Stil und die Frage „Wer fertigt den Geschäftsbericht?“ prägten die Auswertung der Studentenvorträge. Oeckl betonte den Stellenwert von Vorstandsrichtlinien und die ausführende Funktion des PR-Mannes, der in Abstimmung mit anderen Abteilungen für die Umsetzung des Geschäftsberichtes zuständig ist und dabei streng auf die Wahrung des Erscheinungsbildes zu achten hat.826 Am 04.07.1962 widmeten sich zwei Referenten der Gestaltung einer Werkzeitschrift: für einen kleineren Mittelbetrieb mit ca. 500 Angestellten sowie für einen Großbetrieb mit mehr als 10.000 Beschäftigten (zu berücksichtigende Aspekte: Normpreis von 0,50 DM / Exemplar, Abonnement überbetrieblicher Werkzeitung oder eigene Ausarbeitung in Zusammenarbeit mit einer überbetrieblichen Werkzeitung, die Nutzung der Werkzeitschriftendienste und Gestaltungsfragen). Am 11.07.1962 stand die Gestaltung eines Firmenprospektes im Mittelpunkt. Jeweils ein Student entwickelte dabei ein Firmenprospekt als Einführungsprospekt für neue Belegschaftsangehörige (in Anlehnung an das in der Praxis bereits existierende Faltblatt „Wissenswertes über die BASF“) bzw. als Besucherprospekt für Werk und Messen. Hierbei stand ausschließlich das Layout im Vordergrund und keine Textformulierung oder fertige Prospekte.
824
Fragen und Stichworte zum Tonbandmitschnitt der Einführungsvorlesung am 09.05.1962, BASFArchLu, C 804. Fragen und Stichworte zum Tonbandmitschnitt der 2. Übung am 30.05.1962, BASFArchLu, C 804. 826 Fragen und Stichworte zum Tonbandmitschnitt der 3. Übung am 20.06.1962, BASFArchLu, C 804. 825
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Hochschulerfahrungen
Den Abschluss dieser ersten PR-Übungsreihe an einer deutschen Universität bildete am 25.07.1962 die Erarbeitung einer Public Relations-Kampagne.827 Für deren Erarbeitung ließ Oeckl den Studenten freie Hand bei der Wahl des Themas und der inhaltlichen Gestaltung. Die referierenden Studenten entwickelten eine PR-Kampagne am Beispiel einer Automobilfirma. Die unsystematische Herangehensweise der Referenten sorgte in der Auswertung bei Oeckl allerdings sehr für Verdruss und hinterließ den Eindruck, die durch Oeckl bis zu diesem Zeitpunkt vermittelten Grundlagen nicht nachhaltig verstanden zu haben. Bereits bei der Schilderung der Ausgangssituation intervenierte Oeckl auf die Aussage der Studenten, dass – angesichts nachlassender Produktionsqualität bei gleichzeitiger Preiserhöhung und ungünstiger Konjunkturlage – das Beispiel einer Automobilfirma nahe liegend sei: „Verzeihen Sie, dass ich Sie unterbreche ... wieso nahe liegend? Es könnte auch ein Schifffahrts- und Eisenunternehmen sein ...In Zukunft werden Sie von der Papier- und Zellstoffindustrie vielleicht ähnliche Dinge hören. Also das spielt keine Rolle, da gibt es in der Wirtschaft genügend Beispiele.“828 Die Kampagne der Studenten bestand insbesondere aus der Aneinanderreihung unterschiedlicher PR-Instrumente, darunter die Herstellung eines Kurzfilms, die Schaltung einer Anzeigenserie, den Einsatz von Werkszeitung und Besucherprospekten. Die genaue Sondierung der Ausgangssituation wie die Definition von Zielen und Zielgruppen blieben außen vor. Oeckl: „...Es wäre gut gewesen, wenn Sie einleitend analysiert hätten und gesagt hätten: ´Wir wollen folgenden Zweck erreichen, folglich müssen wir uns an folgende Kreise wenden.´ Und wenn Sie dann gesagt hätten: ´Wir planen sechs verschiedene Aktionen. Mit der Aktion eins wenden wir uns an diese Kreise, mit der Aktion zwei an dieselben Kreise, mit Aktion drei an die anderen etc. und wenn wir sie alle durchhaben, dann haben wir den gesamten Kreis, den wir unter folgenden Gesichtspunkten ansprechen wollten, erreicht.´Sie haben das nicht genügend gebracht ... Ich möchte mit Ihnen nur einmal systematisch durchgehen, damit Sie sich ein Bild machen können ´Wen muss ich oder will ich ansprechen?´ daraus müssen Sie die Konsequenz ableiten und müssen sagen ´Folglich bediene ich mich folgender Mittel´ und zum Schluss müssen Sie sagen ´Folgende Kreise wollte ich ansprechen´, ´davon habe ich erreicht´ ... oder ´Wer fehlt mir noch, was muss ich noch einschalten?´ Glauben Sie, dass Sie mit einer einmaligen Ansprache schon genügende Wirkung erzielen, oder müssen Sie diese Wirkung durch die notwendige Wiederholung erzielen ...?“ 829 Weiterhin betonte Oeckl den langfristigen Charakter erfolgreicher Öffentlichkeitsarbeit, die keine Feuerwehr sei, sondern ein „kontinuierliches Gewinnen einer guten Meinung in der ganzen Öffentlichkeit darstellt“ und laufen gepflegt werden müsse, denn Vertrauenswerbung sei einfach nicht kurzfristig.830 Eine aus seiner Sicht sehr wichtige Botschaft vermittelte Oeckl am Ende der Seminardiskussion aus Anlass der ersten Live-Fernsehübertragung zwischen Amerika und Europa. „Ich glaube, dass man in einer Vorlesung oder in einem Seminar für Öffentlichkeitsarbeit dieses zeitgeschichtliche Ereignis nicht übergehen sollte“, betonte Oeckl angesichts der 827
Vgl. dokumentierte Rückschau Wintersemester 1960/61 – Sommersemester 1962 von Frau Dr. Holtz für Dr. Oeckl, 2ff., BASFArchLu, C 804. 828 dokumentierter Tonbandmitschnitt zum Seminar „Public Relations-Kampagne“ 25.07.1962, 1, BASFArchLu, C 804. 829 dokumentierter Tonbandmitschnitt zum Seminar „Public Relations-Kampagne“ 25.07.1962, 6f., BASFArchLu, C 804. 830 dokumentierter Tonbandmitschnitt zum Seminar „Public Relations-Kampagne“ 25.07.1962, 18, BASFArchLu, C 804.
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weitreichenden Konsequenzen, die er diesem Ereignis zusprach. „Denken Sie daran, was passieren kann, wenn einer anfängt, mit einem solchen modernen Massenkommunikationsmittel in der letzten Vollendung Missbrauch zu treiben, wenn Sie politische Propagandasendungen übertragen bekommen oder – was auch möglich wäre – wenn kommerzielle Werbung ausgestrahlt würde. Denken Sie einmal an Weltfirmen, die heute in vielen Ländern arbeiten ... Die könnten eine Weltwerbung mit diesem neuen Mittel machen ...“831, warnte Oeckl und mahnte, sich neben den Möglichkeiten zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung insbesondere der großen Verantwortung bewusst zu sein, die jeder auf dem Kommunikationsgebiet Tätige haben müsse.832 Auf das Übungssemester folgte im Wintersemester 1962/63 wieder eine siebenteilige Vorlesungsreihe, zu der sich 28 Studenten einschrieben. Der überwiegende Teil (18 Kursteilnehmer) gehörte der philosophischen Fakultät an, weitere Teilnehmer kamen aus dem Bereich Jura, Politik und Soziologie.833 Während Albert Oeckl seinen Studenten im Wintersemester 1962/63 einen Gesamtüberblick zum Bereich „Öffentlichkeitsarbeit“ nach dem aktuellen Stand der deutschen und internationalen Entwicklung vermittelte, dienten die Lehrveranstaltungen des Sommersemesters 1963 dazu, die Mediengruppen Presse (Zeitungen und Zeitschriften), Bild und Film sowie Rundfunk und Fernsehen zu behandeln. Wesentliche Recherchen, Zuarbeiten und Anregungen der Lehrveranstaltungen oblagen dabei Oeckls Sekretärin in der BASF, Frau Dr. Holtz. Als „rechte Hand“ fand Oeckl in ihr eine unentbehrliche Unterstützung und Hilfe, ohne die er als Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit seine Lehrtätigkeit und zahlreichen Ehrenämter nicht hätte bewältigen können. Auf ihre Vorschläge führte beispielsweise auch die Gestaltung der Lehrveranstaltungen des Sommersemesters 1963 zurück. Unter dem Titel „Ausgewählte Probleme der Öffentlichkeitsarbeit“ wurden im Rahmen von sechs Lehrveranstaltungen drei Vorlesungen mit theoretischen Grundlagen zu den jeweiligen Media durch Exkursionen bzw. Praxisseminare ergänzt. So besuchten die Seminarteilnehmer im Anschluss an die Vorlesung am 08.05.1963 zum Bereich „Presse“ mit Erläuterungen zu Arten der Presse, Auflagen, Presse als PR-Instrument (z. B. Meldungen in redaktionellen Teil, PR-Anzeigen, Pressekonferenzen, Werksbesichtigungen) beispielsweise den Rheinpfalz-Verlag in Ludwigshafen.834 Ähnlich gestaltete sich die Behandlung des Themas „Rundfunk und Fernsehen. Die Vorlesung am 12.06.1963 beinhaltete Ausführungen zur Bedeutung der Kommunikation und der Massenmedien. Dazu gehörten Zitate der Professoren Feldmann, Clausse und Cherry über das Wesen und die Aufgabe der Kommunikation. Beispiele zur Funktionsweise und Verbreitung der Massenmedien, z. B. im Irak und Australien sowie zur Wirkung der Medien bei der öffentlichen Meinungsbildung in Industriestaaten. Ergänzt wurden die Informationen durch Erläuterungen zu den spezifischen Wesensmerkmalen, Ausdrucksfor-
831 dokumentierter Tonbandmitschnitt zum Seminar „Public Relations-Kampagne“ 25.07.1962, 22, BASFArchLu, C 804. 832 dokumentierter Tonbandmitschnitt zum Seminar „Public Relations-Kampagne“ 25.07.1962, 22f., BASFArchLu, C 804. 833 Vgl. Teilnehmerliste Wintersemester 1962/1963, BASFArchLu, C 804. 834 Vgl. Aktenvermerk A3 Hz/a für Dr. Oeckl vom 03.05.1963 über Vorlesungen im Sommersemester 1963, BASFArchLu, C 804.
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men und –möglichkeiten sowie statistische Angaben zur Entwicklung von Rundfunk und Fernsehen national und international.835 Die nachfolgende Exkursion zum Saarländischen Rundfunk wurde nach Vorschlag von Frau Dr. Holz mit der Aufgabe kombiniert, durch jeweils zwei Seminarteilnehmer ein Protokoll, eine Kritik, ein Erlebnisbericht und eine Reportage über den Besuch anzufertigen. Diese Vorgehensweise orientierte sich an den Volontärkursen des Deutschen Institutes für publizistische Bildungsarbeit und hatte nach Ansicht von Frau Dr. Holz den Vorteil, „... dass sich die Teilnehmer schon frühzeitig daran gewöhnen, den dargebotenen Stoff in einer bestimmten Form zu durchdenken und schriftlich zu fixieren.“836 Die im Rahmen der Vorlesungen im Sommersemester 1963 weiterhin vorgestellten Medien „Film“ und „Bild“ wurden durch Vorführungen ausgewählter BASF-Werksfilme durch den Gruppenleiter „Filme und Besucherwesen“, Dr. Packenius ergänzt.
10.2.2 Die Gründung der Abteilung Kommunikationsforschung Ab 01.11.1963 wurde innerhalb des Instituts für Soziologie und Ethnologie der Universität Heidelberg eine Abteilung Kommunikationsforschung eingerichtet, die ihre Arbeit mit Beginn des Wintersemesters 1963/64 aufnahm – obgleich die durch das Kultusministerium Baden-Württemberg bewilligten Haushaltsmittel erst ab 01.01.1964 zur Verfügung standen.837 Gleichberechtigte Leiter waren Institutsdirektor Prof. Dr. Wilhelm Mühlmann, Dr. Horst Reimann sowie – als Nicht-Kommunikationswissenschaftler – Dr. Albert Oeckl. Die Hauptaufgabe der neu geschaffenen Abteilung bestand in der Untersuchung der Rolle der Massenkommunikationsmedien und ferner in der interkulturell vergleichenden Analyse der Kommunikationsprozesse.838 Die Gründung der Abteilung Kommunikationsforschung folgte der Einsicht, dass die schnelle Entwicklung der Massenkommunikationsmittel zwar entscheidenden Einfluss auf die moderne Lebensweise ausüben, bislang jedoch nur unzureichende Kenntnisse über die Wirkungen der Medien vorlagen. Die technische Entwicklung der Medien war somit deren soziologischer Erforschung wie einer wissenschaftlich begründeten Lebensorientierung weit voraus. In der Abteilung Kommunikationsforschung sollten die Forschungsbemühungen auf dem Gebiet der Soziologie der Öffentlichkeit und Massenmedien intensiviert und institutionell wie etatmäßig in das Institut für Soziologie und Ethnologie eingegliedert werden. Aufgabe der Abteilung Kommunikationsforschung war es, mit den Methoden der modernen Sozialwissenschaften die vielfältigen Kommunikationsprozesse und die damit zusammenhängenden Phänomene der Gesellschaft zu untersuchen und theoretisch zu durchdringen. Gleichermaßen hatte die Abteilung Informations- und Lehrfunktionen auf dem Gebiet der Kommunikationswissenschaft zu erfüllen.839 Eines von Oeckls Hauptanliegen war es, einschlägige Titel zu recherchieren und selbst durchzuarbeiten bzw. für die Erweiterung der Bibliothek des Heidelberger Instituts für 835 Vgl. Aktenvermerk A3 Hz/a für Dr. Oeckl vom 06.06.1963 zur Vorlesung „Rundfunk und Fernsehen“ am 12.06.1963, BASFArchLu, C 804. 836 Aktennotiz Hz/a für Herrn Dr. Oeckl vom 30.01.1963, betr. Vorlesung Sommersemester 1963, BASFArchLu, C 804. 837 Aktennotiz A3 Hz/a vom 28.10.1963 betr. Kommunikationsforschung, BASFArchLu, C 804. 838 Brief Albert Oeckls an Alfred Frankenfeld, Stiftung „Die Welt“ vom 11.11.1963, BASFArchLu, C 804. 839 Vgl. Etatantrag für die Abteilung Kommunikationsforschung vom 28.11.1962, 2, BASFArchLu, C 804.
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Publizistik zu beschaffen. Den Literaturbedarf auf den Gebieten Kommunikation, Public Relations, Presse, Rundfunk, Fernsehen, Film und Periodika bezifferte Oeckl nach einer Bestandsaufnahme auf insgesamt 250 Titel, „... um den Studierenden die wesentlichste Literatur zur Verfügung stellen zu können.“840 Ziel war es, bereits zum Ende des Wintersemesters 1968/69 eine hochwertige Bibliothek über die Gebiete Kommunikationsforschung und Öffentlichkeitsarbeit zur Verfügung zu stellen.841 Im Ergebnis wurden 134 Titel „Kommunikation, Grundlagen“, 36 Titel „Public Relations (Öffentlichkeitsarbeit)“, 3 Titel „Massenmedien“, 25 Titel „Presse“, 10 Titel „Rundfunk“, 14 Titel „Fernsehen“ und 8 Titel „Film“ beschafft.842 Zudem gelang es Oeckl, von der Stiftung „Die Welt“, eine einmalige Zuwendung in Höhe von 3.500 DM zur Ausstattung der Institutsbibliothek zu bekommen, die für die Anschaffung der ausgewählten Titel Verwendung fanden.843
10.2.3 Neue Lehrveranstaltungen Oeckls unter dem Aspekt der Kommunikationsforschung Die erste im Auftrag der neu gegründeten Abteilung Kommunikationsforschung von Albert Oeckl gehaltene Übungsreihe stand im Wintersemester 1963/64 unter dem Thema „Probleme der Öffentlichkeitsarbeit unter besonderer Berücksichtigung der Kommunikationsforschung“. Insgesamt sechs Lehrveranstaltungen vermittelten den Studenten Informationen zur „Kommunikationsforschung und Öffentlichkeitsarbeit“ (13.11.1963), „Leseranalyse“ (27.11.1963), „Höreranalyse“ (11.12.1963), „Seheranalyse“ (15.01.1964), „Methoden der Demoskopie“ (29.01.1964) und stellten den „Entwurf für ein Forschungsprojekt“ (05.02.1964) vor.844 Die Vorlesungen zur Kommunikationsforschung gehörten zu den ersten an einer deutschen Universität überhaupt, obwohl die nahezu zeitgleiche Gründung eines ähnlichen Forschungsinstitutes an der Universität Köln den Anspruch der alleinigen Vorreiterrolle vereitelte. Darauf verwies Reimanns Assistent Kiefer in einem Telefonat am 15.10.63 mit Oeckls Sekretärin in der BASF, Frau Dr. Holz, die diese – für die Heidelberger Initiatoren überraschende Mitteilung – dokumentierte: „K. (Kiefer – C.M.) wies darauf hin, dass die Universität Köln der Universität zuvorgekommen ist. Er sandte mir eine Kopie aus der Kölner Zeitschrift für Soziologie, in der es u. a. heißt: `Im Rahmen des Forschungsinstituts für Soziologie der Universität zu Köln (Direktor René König) ist eine Spezialabteilung für Massenkommunikationsforschung eingerichtet worden, die unter der Leitung von Prof. Dr. Alphons Silbermann steht ...´ “845 Horst Reimann und sein Assistent Kiefer verfassten anlässlich der Abteilungsgründung ein Vorwort über Kommunikationsforschung für den Studienführer der Universität Heidelberg. Darüber hinaus bat der Senatspräsident der Universität Heidelberg, Regierungsrat Gerhard Hinz, Oeckl, für die Ende November 1963 erscheinende Universitätszeit840
Brief Albert Oeckls an Alfred Frankenfeld, Stiftung „Die Welt“ vom 11.11.1963, BASFArchLu, C 804. Konzept Oeckls zur Einführungsvorlesung des Wintersemesters 1963/64 am 13.11.1963, 2, BASFArchLu, C 804. 842 Vgl. Aktennotiz Hz/ge vom 18.12.1963, BASFArchLu, C 804. 843 Schreiben Dr. Frankenfeld an Dr. Oeckl vom 27.11.1963, BASFArchLu, C 804. 844 Aushang der Abteilung Kommunikationsforschung des Instituts für Soziologie und Ethnologie der Universität Heidelberg vom 13.11.1963, BASFArchLu, C 804. 845 Aktennotiz A 3 Hz/a von Fr. Dr. Holz vom 28.10.1963, BASFArchLu, C 804. 841
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schrift „Ruperto Carola“ ebenfalls einen Artikel zum Thema Kommunikationsforschung zu verfassen. Mit Blick auf die bereits erfolgte Gründung in Köln wurde Oeckl von einer Erwähnung dieser Tatsache im Artikel der „Ruperto Carola“ allerdings abgeraten.846 In seiner Einführungsvorlesung am 13.11.1963 versuchte Oeckl in seinen Formulierungen einen entsprechenden Kompromiss zu finden, in dem er die Gründung an der Kölner Universität zwar nicht unerwähnt ließ, die eigenen Vorlesungen aber dennoch als „Uraufführung“ bezeichnete: „Die Vorlesungen von Dr. Reimann und von mir über Kommunikationsforschung sind die ersten, die sich an einer deutschen Universität mit Kommunikationsforschung befassen. Nur von der Universität Köln ist bisher eine allerdings thematisch etwas eingeschränkte Vorlesung über Massenkommunikationsmedien bekannt geworden. Sie sind also etwa Teilnehmer an einer Uraufführung.“847 Während der Lehrveranstaltungen referierte Oeckl zum Teil mit Horst Reimann: „Wir haben dabei von vornherein eine klare Abgrenzung abgesprochen, die unserer unterschiedlichen Zielsetzung und Arbeitsweise entspricht: Dr. Reimann behandelt das Thema als Wissenschaftler, ich werde versuchen, die tägliche Praxis des PR-Chefs eines großen Unternehmens, die langjährigen Erfahrungen des Vorsitzenden der Berufsorganisation der deutschen PR-Fachleute und die vielfältigen Unterlagen, die mir als Mitglied von 12 deutschen und internationalen Organisationen und fachlichen Ausschüssen zugänglich sind, mit der wissenschaftlichen Entwicklung zu kombinieren und daraus für Sie die jeweils dem neuesten Stand entsprechenden Schlussfolgerungen zu ziehen.“848 Im folgenden Sommersemester 1964 hielt Oeckl die Seminarreihe „Praxis der Öffentlichkeitsarbeit unter besonderer Berücksichtigung der Kommunikationsforschung: Massenmedium Fernsehen“. Dabei widmete sich Oeckl dem Verhältnis „Öffentlichkeitsarbeit und Fernsehen“ (13.05.1964), den „Faktoren und Prozessen in der Massenkommunikation“ (03.06.1964), Details des Kommunikationsprozesses, „Kommunikator“ (01.07.1964), „Aussage“ (08.07.1964), „Rezipient“ (15.07.1964) und ging auf „Aspekte aus der Praxis des Fernsehens“ ein (22.07.1964).849 In den Seminarsitzungen hielten die teilnehmenden Studenten selbst erarbeitete Referate. Zum Thema „Faktoren und Prozesse in der Massenkommunikation“ waren dies die Vorträge „Der Grundfaktor Kommunikator des Feldes der Massenkommunikation“, „Aussage in der Massenkommunikation“, „Der Rezipient in der Massenkommunikation“. Die Seminarsitzung „Kommunikator“ begleiteten die studentische Vorträge „Psychologische Perspektiven zur Persönlichkeit“, „Der Kommunikator: institutionelle, organisatorische und wirtschaftliche Fragen“ sowie „Die Rückwirkung des Kommunikators Publikum auf den Kommunikator“. Zum Kommunikationsfaktor „Aussage“ ergänzten Erläuterungen zum Spektrum „Inhaltsanalyse und das Problem der ´Manipulation´ im Fernsehen“, „Aussageanalyse einer politischen Information“ und zur „Ideologiefunktion der Aussage“, während bei der Sitzung zum Thema „Rezipient“ insbesondere der Bezug zum Massenmedium „Fernsehen“ im Mittelpunkt stand, u. a. in den Vorträgen „Das Fernsehen und sein Einfluss
846
Vgl. Aktennotiz A 3 Hz/a von Fr. Dr. Holz vom 28.10.1963, BASFArchLu, C 804. Konzept Oeckls zur Einführungsvorlesung des Wintersemesters 1963/64 am 13.11.1963, 5, BASFArchLu, C 804. 848 Konzept Oeckls zur Einführungsvorlesung des Wintersemesters 1963/64 am 13.11.1963, 3f., BASFArchLu, C 804. 849 Aushang der Abteilung Kommunikationsforschung des Instituts für Soziologie und Ethnologie der Universität Heidelberg vom 11.05.1964, BASFArchLu, C 804. 847
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auf das soziale Leben des Rezipienten“, „Das Fernsehen einzeln und im Kollektivempfang“ sowie die „Wirkung von Fernsehprogrammen auf den Rezipienten“.850 Die Seminarreihe „Praxis der Öffentlichkeitsarbeit“ fand im Wintersemester 1964/ 1965 seine Fortsetzung, in der „das Bild als Kommunikationsform“ untersucht wurde. Nach einer einführenden Sitzung851 waren die „Geschichte des Bildes (Von Höhlenmalerei bis zu den Mondfotos)“ (25.11.1964), das „Paradigma: Die Illustrierte“ (09.12.1964), das Verhältnis „Bild und Zeitung“ (13.01.1965), „Bildbeschaffung, -auswahl und -einsatz“ (20.01.1965) sowie eine zusammenfassende Betrachtung der untersuchten Sachverhalte (03.02.1965).852 Im Sommersemester 1965 war „die Konkurrenz der Medien im Kommunikationsprozess“ Forschungsgegenstand im Rahmen von sechs Lehrveranstaltungen mit Seminarcharakter. Einer Einführung (26.05.1965) folgten intramediale Vergleiche, zunächst bezogen auf die Medien selbst („Presse“ (02.06.1965), „Hörfunk und Fernsehen“ (09.06.1965)) sowie die Konkurrenzsituation beim Kommunikator (30.06.1965) bzw. Rezipienten (14.07.1965). Abschließend erfolgte eine nähere Betrachtung des Verhältnisses zwischen „Medien und Öffentlichkeit“ (21.07.1965). 853 Im Wintersemester 1965/1966 widmete sich Oeckl im Rahmen seiner universitären Lehrtätigkeit der „Theorie und Praxis der Öffentlichkeitsarbeit unter besonderer Berücksichtigung der Kommunikationsforschung“ (vgl. Flieger 1994, 48) und vertiefte im nachfolgenden Sommersemester 1966 einzelne Aspekte, etwa die „Wege der Information“, dargestellt am Beispiel eines Unternehmens. Der theoretischen Begriffsklärung (04.05.1966) folgte dabei die Untersuchung der sozialen Struktur des Betriebes (18.05.1966) und des jeweiligen Informationsflusses, bezogen auf die Unternehmensleitung (01.06.1966), Mitarbeiter (22.06.1966) und die externe Öffentlichkeit (06.07.1966).854 Mit dem „Vorstellungs- und Erscheinungsbild in der Öffentlichkeitsarbeit“ widmete sich Oeckl im Wintersemester 1966/67 einem insbesondere im Rahmen seiner BASFArbeit forcierten Aufgabenfeld. Begriffsklärung- bzw. Unterscheidung zwischen Vorstellungs- und Erscheinungsbild war für Oeckl Grundvoraussetzung für die Anwendung des „Vierphasenmodells“, das auch für BASF-Image-Analysen zugrunde gelegt wurde. Vor allem die in der damaligen Literatur häufig nicht eindeutig definierte Bedeutung des Begriffes „Image“ veranlassten Oeckl, während seiner Einführungsvorlesung klare Begriffsbestimmungen vorzunehmen.855 850
Übersicht zu den Referaten der Seminarsitzungen im Sommersemester 1964, BASFArchLu, C 804. Am 11.11.1964 mit Erläuterungen zur historischen Entwicklung der Kommunikationsform „Bild“, Aussagekraft und Einsatzmöglichkeiten sowie Erläuterungen zum Farbbild (vgl. Aktennotiz vom 10.11.64 betr. Vorlesung am 11.11.64 zum Gesamtthema „Das Bild als Kommunikationsform , BASFArchLu, C 804). 852 Vgl. Aushang des Instituts für Soziologie und Ethnologie der Universität Heidelberg, Abteilung Kommunikationsforschung vom 30.10.1964, BASFArchLu, C 804. 853 Vgl. Aushang des Instituts für Soziologie und Ethnologie der Universität Heidelberg, Abteilung Kommunikationsforschung vom 28.04.1965, BASFArchLu, C 804. 854 Vgl. Aushang des Instituts für Soziologie und Ethnologie der Universität Heidelberg, Abteilung Kommunikationsforschung vom 05.05.1966, BASFArchLu, C 804. 855 Vgl. Mitschnitt der Einführungsvorlesung Oeckls Wintersemester 1966/67 am 09.11.1966 „Vorstellungs- und Erscheinungsbild in der Öffentlichkeitsarbeit“, BASFArchLu, C 804: Auf der Basis theoretischer Vorüberlegungen kommt Oeckl zu folgenden Definitionen: „Ein Vorstellungs- oder Fremdbild, wie es auch genannt wird – entsteht beziehungsweise besteht aus einer Summe von Meinungen, Vorurteilen, Erfahrungen, Informationen und Erwartungen, und zwar bei Einzelnen oder Gruppen oder in der Öffentlichkeit über eine natürliche oder juristische Person oder irgend ein anderes Objekt.“ Streng davon zu unterscheiden war dabei vom Erscheinungsbild, bei dessen Definition Oeckl wiederum auf die Forschungen der Hochschule Ulm, die sich in ihrer Abteilung Visuelle 851
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Im weiteren Semesterverlauf erläuterte Oeckl „Strategien und Techniken der Meinungsbildung – Kommunikationsforschung als Grundlage der Öffentlichkeitsarbeit“ (23.11.1966), „Das Markt- und Markenbild der Unternehmen“ (07.12.1966), „Das Bild der Presse“ (11.01.1966, dargestellt an Untersuchungen einer Boulevard- und Wirtschaftszeitung, einer Illustrierten und eines Nachrichtenmagazins) sowie „Das Image der Völker und das Bild vom Deutschen“ (25.01.1967).856 Während der folgenden Semester standen „Die Massenmedien“ im Mittelpunkt der Lehrveranstaltungen an der Abteilung Kommunikationsforschung. Im Sommersemester 1967 wurden deren Funktionen, Merkmale und Bedeutung näher betrachtet. Der allgemeinen Einführung zu Begriff, Funktionen, Merkmalen, Verbreitung, Wirkung und Wettbewerbsverhältnis folgten medienspezifische Untersuchungen zu „Zeitungen“ (24.05.1967), „Zeitschriften“ (07.06.1967), „Film“ (21.06.1967), „Hörfunk“ (19.07.1967) und „Fernsehen“ (26.07.1967).857 Um aktuelle Probleme, zunächst bezogen auf Zeitungen und Zeitschriften (Wintersemester 1967/68) sowie des Hörfunks und des Fernsehens (Sommersemester 1968) ging es im Anschluss. Dabei wechselten Theorie und Praxis einander ab: Seminaren, in denen zunächst grundlegende Medienmerkmale vermittelt wurden, z. B. „Die überregionale Zeitung“ (29.11.1967)858 bzw. „Hörfunk“ (29.05.1968) und „Fernsehen“ (12.06.1968) 859 folgten Besuche vor Ort. Im Rahmen des Printmedienseminars besuchte Oeckl mit seiner Seminargruppe am 13.12.1967 beispielsweise die Redaktions- und Her-
Kommunikation intensiv mit dem Erscheinungsbild als meinungsbildendes und marktbeeinflussende Element auseinandersetzte. Oeckl war Mitglied der Sachverständigen-Kommission der Hochschule für Gestaltung in Ulm (HfG), die als staatliche Modellhochschule durch das Land Baden-Württemberg gegründet wurde. Die Schule führte in Aufbaustudiengängen über berufsqualifizierende Grundstudien hinaus. Vielseitig miteinander verflochtene Probleme der Umweltgestaltung sollten im Team von Wissenschaftlern und Gestaltern erkannt, formuliert und gelöst werden. Die Hochschule umfasste die Gestaltungsbereiche Bauen, Produktgestaltung und Kommunikation. (Vgl. Rhein-Neckar-Zeitung, Nr. 105/1969, S. 6.) Zusammenfassend definierte Oeckl: „Image ist der geistige wie gefühlsmäßige Gesamteindruck, den eine Person oder Gruppe aus dem Fremdbild und Selbstbildnis eines Meinungsgegenstandes aufgrund objektiver wie subjektiver Kriterien gewonnen hat. Es kann ein Zerrbild und eine Spiegelbild, ein aus Vorbild-Vorstellungen oder Leitbild-Komplexen geformtes Personen-oder Sach- oder Unternehmensbild sein, ein Berufsbild oder ein Symbol, ein Gütezeichen oder Firmensignet, ein Zeitungsprofil oder eine Produktpersönlichkeit oder das berühmte FernsehImage, das heute vielen so wichtig und begehrenswert zu sein scheint. Es kann sogar ein Traumbild sein.“ Auf Basis dieser begrifflichen Unterscheidungen erläuterte Oeckl die Funktion die Bedeutung des Vorstellungs- und Erscheinungsbildes im Rahmen systematischer Öffentlichkeitsarbeit. Demnach folgte der Feststellung des vorhandenen Vorstellungsbildes (Untersuchung des Ausgangspunktes) die Bestimmung eines zu erreichenden Erscheinungsbildes (Planung), während sich in der Durchführung ein objektives Erscheinungsbild herauskristallisierte, das gegebenenfalls interne Korrekturen verlangte. Entscheidend hierbei war die zweiseitige Kommunikation (twoway-communication), die nichts, wie Oeckl immer wieder betonte, mit Manipulation zu tun hatte. Methoden der Meinungs- und Marktforschung kontrollierten schließlich das Ergebnis der Maßnahmen (Wirkungskontrolle). Vgl. Mitschnitt der Einführungsvorlesung Oeckls Wintersemester 1966/67 am 09.11.1966 „Vorstellungs- und Erscheinungsbild in der Öffentlichkeitsarbeit“ , BASFArchLu, C 804). 856 Vgl. Aushang des Instituts für Soziologie und Ethnologie der Universität Heidelberg, Abteilung Kommunikationsforschung vom 07.11.1966, BASFArchLu, C 804. 857 Vgl. Aushang des Instituts für Soziologie und Ethnologie der Universität Heidelberg, Abteilung Kommunikationsforschung vom 05.05.1967, BASFArchLu, C 804. 858 Vgl. Aushang des Instituts für Soziologie und Ethnologie der Universität Heidelberg, Abteilung Kommunikationsforschung vom 03.11.1967, BASFArchLu, C 804. 859 Vgl. Aushang des Instituts für Soziologie und Ethnologie der Universität Heidelberg, Abteilung Kommunikationsforschung vom 09.04.1968, BASFArchLu, C 804.
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stellungsabteilung sowie Geschäftsführung eines modernen Zeitungsverlages,860 analog im folgenden Semester den Süddeutschen Rundfunk in Heidelberg (26.06.1968) .861
10.2.4 Die „68er“ Bewegung und das Ende von Oeckls Lehrtätigkeit in Heidelberg 10.2.4.1 Historische Hintergründe Im engeren Zeitrahmen konzentrierte sich die Studentenrevolte auf die Jahre 1967/68, in denen sich der Sozialistische Studentenbund (SDS) unter Führung von Rudi Dutschke als geistiges Zentrum der Bewegung entwickelte. Ursprünglich als SPD-naher Studentenverband gegründet, radikalisierte er sich in dieser Zeit. Der eigentliche Beginn der Studentenunruhen reicht jedoch weiter zurück. Eine der Schlüsselbegebenheiten ereignete sich bereits am 07.05.1965 in Berlin, als der Rektor der Freien Universität die Teilnahme des Schriftstellers Erich Kuby an einer Podiumsdiskussion mittels Hausverbot untersagte, weil sich dieser zuvor kritisch gegenüber der FU geäußert hatte. Dies führte im Frühjahr / Sommer 1965 zu heftigen Protesten unter den FU-Studenten. Nach Vorbild der kalifornischen Universität Berkeley fanden hierbei neue Demonstrationstechniken, wie „Sit-Ins“, „Go-Ins“ oder „Teach-Ins“ Anwendung, die aus Sicht der Demonstranten dem Prinzip der „begrenzten Regelverletzung“ folgten, bei denen geltende Rechtsnormen zunächst nur relativ maßvoll überschritten werden sollten. Rechtlich war dies jedoch als Hausfriedensbruch zu werten und rief den Handlungszwang von Universitätsleitungen und Polizei auf den Plan. Überreaktionen von Politik und Polizei trugen dazu bei, Solidarisierungsaktionen innerhalb der Studentenschaft zu beschleunigen. Das ohnehin im Zentrum des Ost-West-Konflikts stehende Berlin geriet somit umso mehr in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. So auch am 05.02.1966, als etwa 2000 Menschen, vor allem Studenten, vor dem Berliner Amerika-Haus gegen die Vietnampolitik der USA demonstrierten. Bei den Westberlinern und der Mehrzahl der Bundesbürger stießen solche Proteste jedoch auf deutliche Kritik – sie identifizierten sich in Zeiten des Kalten Krieges mit den USA als Schutzmacht und lehnten die Demonstrationen emotional ab. Zusätzliche Brisanz erlangte die Situation durch den Zusammenbruch der Koalition von CDU/CSU und FDP und der Wahl des ehemaligen NSDAP-Mitgliedes Kurt Kiesinger (CDU) zum Bundeskanzler. Der SDS wertete dies als Verrat an demokratischen Prinzipien und richtete diesen Vorwurf insbesondere an Vizekanzler Willy Brandt. Neunzig Prozent der Abgeordneten unterstützten die Regierung, die FDP hatte als einzige Oppositionspartei nach Ansicht vieler Studenten keine ausreichende Kontrollkraft innerhalb des Parlaments. Als es schließlich durch die Große Koalition zur Verabschiedung der Notstandsgesetze kam, führte dies zu einer starken Politisierung und verstärkte die von Linksintellektuellen und SDS propagierte Furcht vor einer Rückkehr zum Faschismus. Die Bundesregierung erachtete es für den militärischen Krisenfall als staats- und völkerrechtlich notwendig, im Zusammenhang mit der Ablösung alliierter Vorbehaltsrechte entsprechende Notstandsrege860 Vgl. Aushang des Instituts für Soziologie und Ethnologie der Universität Heidelberg, Abteilung Kommunikationsforschung vom 03.11.1967, BASFArchLu, C 804. 861 Vgl. Aushang des Instituts für Soziologie und Ethnologie der Universität Heidelberg, Abteilung Kommunikationsforschung vom 09.04.1968, BASFArchLu, C 804.
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lungen in das Grundgesetz einzufügen. Hierzu war eine Zweidrittelmehrheit des Bundestages notwendig. In der „Anti-Notstandskampagne“ versuchten SDS, linke Intellektuelle, Altkommunisten und einige Gewerkschaften, ein möglichst breites Bevölkerungsspektrum gegen die Große Koalition zu mobilisieren. Im Sternmarsch auf Bonn gipfelte die Bewegung, die gegen eine souveräne Verabschiedung der Notstandsgesetze am 30.05.1968 allerdings nichts bewirken konnte. Zu den wichtigsten Daten dieser Zeit gehört der 02.06.1967, als bei einer Demonstration gegen den Besuch des Schahs von Persien der Student Benno Ohnesorg vor der Deutschen Oper in Berlin von dem Polizeibeamten Karl-Heinz Kurras erschossen wurde. Kurras gab an, in Notwehr gehandelt zu haben, und wurde freigesprochen – obwohl einige seiner Kollegen diese Schilderung bestritten. In fast allen deutschen Universitätsstädten kam es zu Trauerkundgebungen und Protestdemonstrationen. Während des Vietnamkongresses am 17./18.02.1968 kam es in Berlin ebenfalls zu intensiven Protesten, die in einer antiamerikanischen Demonstration von über 10.000 Menschen ihren Höhepunkt fanden. Schließlich kam es in Berlin – sechs Tage nach der Erschießung Martin Luther Kings in Memphis/USA – am 11.04.1968 zum Anschlag auf den SDS-Führer Rudi Dutschke durch den jugendlichen rechtsextremen Josef Bachmann. Die nachfolgenden „Osterunruhen“ bildeten in ihrer Heftigkeit den Höhepunkt der 68iger Bewegung (vgl. Langguth 2001, 19ff.).
10.2.4.2 Persönliche Erfahrungen Diese Ereignisse blieben auch an der Universität Heidelberg nicht folgenlos und hinterließen auch in Oeckls Lehrveranstaltungen einschneidende Spuren, die letztlich zur Aufgabe von seiner regulären Dozententätigkeit führten. In eigenen Erinnerungen an die Heidelberger Dozententätigkeit im Jahre 1968 reflektiert Oeckl die Studentenbewegung insgesamt als unangenehmes, persönliches Erlebnis. Beispielhaft schildert er folgende Begebenheit: „Ich hatte jede Woche eine Vorlesung mit Seminar am Nachmittag. Ich stand am Podium und hatte meinen Vortrag begonnen, da sprang die breite Doppeltür zum Saal auf – und die wurde nicht aufgemacht, sondern knallte nur so in den Saal herein. Dann kamen im leichten Dauerlauf zehn Studenten hintereinander rein. Der Anführer postierte sich mir gegenüber am Podium, schrie mich an: „Sie hören jetzt auf und halten das Maul!“ „Treibt sie raus!“ Das war einer meiner traurigsten Momente, dass etwa hundert Studenten der jüngeren Semester – darunter eine ganze Anzahl Weibliche – drin saßen – und kein Einziger hat aufbegehrt ... und nach fünf bis zehn Minuten waren sie raus. Dann gab einer hinten ein Zeichen und der Anführer stellte sich vor mich hin, nahm Haltung an, schlug die Hacken zusammen und sagte, jetzt könne ich meine Vorlesung fortsetzen ...“(Interview (A)). „Von rund hundert Studenten – Sie werden es vielleicht kaum glauben können – wagte nicht ein Einziger aufzumucken! ... Es war ein schreckliches Bild – mit den Aktentaschen ist einer nach dem anderen zum rückwärtigen Ausgang hinaus ...Nicht einer ist dageblieben und hat protestiert ...“ (Interview (B)).862 862 Interview mit Albert Oeckl am 5./6.8.97 in Heidelberg. Ähnlich lauten die Erfahrungen ordentlicher Professoren, wie beispielsweise Prof. Dr. Gotthard Schettler, Ordinarius für Innere Medizin an der Ruprecht-KarlsUniversität Heidelberg, schildert seine Erfahrungen exemplarisch: "Veranstaltungen wurden gesprengt, man versuchte, in geschlossene Senatssitzungen einzudringen, Vorlesungen, ja die ganze Universität wurde blockiert,
Der Lehrauftrag an der Universität Heidelberg
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„Ich habe diese ganze Tragödie an der Universität Heidelberg in ihrer jammervollen Abwicklung erlebt; die Professoren haben – von ganz wenigen abgesehen – keinen Widerstand geleistet; viele sind zufällig langfristig krank geworden ... und dann habe ich mir aus meiner Abteilung in Ludwigshafen ein paar von den Jungen, Stämmigsten und Massivsten drei, vier ausgewählt und gefragt: ´Seid ihr bereit mit mir nach Heidelberg zu kommen und wenn nötig auch einzugreifen?´ Sie waren einverstanden, und dann bin ich mit „Bodyguards“ dahin. Es passierte aber nichts, sondern es kam dieser selbe Anführer, dessen Namen ich nie erfahren habe, hielt mich vor dem Hörsaal an und erklärte Folgendes: ´Wir haben sie in der Zwischenzeit genau beobachtet, wir kennen ihr Auto, wir wissen, wo Sie parken. Nehmen Sie zur Kenntnis: Wenn Sie noch einmal mit Ihrem Wagen vor der Heidelberger Uni vorfahren, werden Sie – wenn sie aus der Vorlesung kommen – Ihren Wagen nicht mehr erkennen, den haben wir dann kreuz und quer zusammengeschlagen.´ Und da habe ich dann in einer langen Auseinandersetzung mit dem Direktorrat gefragt, wie ich denn Hilfe bekommen könnte. Das sei aber unmöglich, sagte man mir, der Rektor kann nicht eingreifen, er ist neutral. So habe ich dann das hingeschleppt und bin Ende 1969 dann aus der Uni ausgeschieden“ (Interview (A)). Rektor der Universität Heidelberg war der Professor für Alttestamentliche Theologie, Rolf Rendttorff, der – ob seiner liberalen Grundhaltung – den Spagat zwischen radikalen Forderungen der Studentenschaft einerseits und eigener Autoritätswahrung andererseits nicht bewältigte und 1972 resigniert zurücktrat. In den Augen der linken Studentengruppen galt auch er als „Scherge des Monopolkapitals“863 Der Theologe Rendtorff habe nichts unversucht gelassen, die Struktur der Universität zu zerstören, warfen ihm noch Jahrzehnte später ehemalige Kollegen vor, Rendttorff habe nach deren Ansicht die Radikalisierung der Studentenbewegung sogar begünstigt. So beantragte er beispielsweise vor dem Kleinen Senat, das "Sozialistische Patientenkollektiv" (SPK) als Universitätseinrichtung zu legitimieren. Aus diesem SPK gingen spätere Terroristen hervor, die auch beim Geiseldrama von Stockholm am 24.04.1975 aktiv waren (vgl. Schettler 1993, 221ff.). Die Ursachen für das Niederlegen von Oeckls Lehrauftrag liegen sicher im Zusammenwirken vieler Einflüsse und Erfahrungen dieser Zeit und lassen sich nicht auf ein konkretes Schlüsselereignis reduzieren. Am 03.04.1970 ließ Oeckl durch einen Mitarbeiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit (AOA) der BASF dem Institut für Soziologie und Ethnologie der Universität Heidelberg mitteilen, dass er nach zehnjähriger ununterbrochener Lehrtätigkeit beabsichtige, sich für das kommende Sommersemester beurlauben zu lassen.864 Die für das Sommersemester 1970 bereits geplante Übung zum Thema „Das gedruckte Wort (Zeitungen, Zeitschriften, Bücher, Broschüren)“ wurde daraufhin abgesetzt.865 Rückblickend sieht Oeckl die Ursache für die Eskalation der Ereignisse in Bezug auf die Heidelberger Universität vor allem in mangelnder Kommunikation zwischen den Konfliktparteien, bedingt durch die Uneinigkeit der Lehrkörpervertretung: „Die revoltierenden Studenten haben zusammengestanden und waren sich einig. Und die andere Seite – von der Spitze bis zu den zuständigen Professoren hat gesagt: „Bei mir werden sie es schon nicht ,Demos' wurden veranstaltet, zu denen ,Berufs-Revoluzzer' per Bahn und Bus angekarrt wurden. Es kam zu Prügeleien zwischen Studenten, selbst Professoren wurden tätlich angegriffen" (vgl. Schettler 1993, 221ff.). 863 „ruprecht“, Studentenzeitung der Universität Heidelberg, ruprecht-Serie "Revolte in Heidelberg" – Teil 2: "Institute in Aufruhr, auf: http://mathphys.fsk.uni-heidelberg.de/hopo/rupr2.html 864 Vgl. Aktennotiz vom 09.04.1970 betr. „Beurlaubung Heidelberg“ , BASFArchLu, C 804. 865 Vgl. Aushang der Abteilung Kommunikationsforschung des Instituts für Soziologie und Ethnologie der Universität Heidelberg vom 09.04.1970, BASFArchLu, C 804.
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machen! Und ich tue nichts ... Es gab weder eine Führung, die den Aufstand mit den eigenen Kräften entweder in Schach gehalten hätte oder niedergeschlagen hätte oder Verhandlungen eingeleitet hätte mit gewissen Kompromissen“ (Interview (B)).
10.2.4.3 Das Scheitern von Oeckls Honorarprofessur Eine erste Gelegenheit, an der Heidelberger Universität eine Honorarprofessur zu erlangen, ergab sich bereits im Jahre 1966, wurde aber – wie alle nachfolgenden Versuche in Heidelberg – abschlägig entschieden: Hierbei handelte es sich um den neu geschaffenen Posten eines Senatsbeauftragten für Information, um den sich Oeckl bewarb. Nachdem Oeckl aufgrund seiner Erfahrung und Fachkompetenz durch den Dekan der Philosophischen Fakultät, Prof. Rudolf Sühnel, hierzu ermutigt wurde, entschied sich der Senat dennoch gegen Oeckl. „Nach mehrmaliger Verhandlung im Senat wurde entschieden, dass der Universitätsbeauftragte für Information unbedingt eine hauptamtlich zum Lehrkörper gehörende Persönlichkeit sein sollte ... Auch eine Neudeklarierung Ihres Lehrauftrages unter einem anderen Titel hätte ja nicht dazu führen können, dass sie hauptamtlich zu uns herüberwechseln würden ...“866, hieß es in einem Schreiben Prof. Sühnels an Albert Oeckl. Intensive Kontakte pflegte Oeckl über seine BASF-Tätigkeit auch zur Wirtschaftshochschule Mannheim. Oeckl war Mitglied der „Gesellschaft der Freunde der Wirtschaftshochschule Mannheim e.V. und war mit dem Rektor, Prof. Rudolf Wildenmann, persönlich bekannt. Wildenmann schätzte Oeckls Einsatz für die Öffentlichkeitsarbeit, insbesondere für die Anbindung von deren Praxis an die Wissenschaft. Anlässlich von Oeckls 55. Geburtstag schrieb Wildenmann: „Ich darf hier feststellen, dass Sie es waren, der den anfänglich sehr schwachen Kontakt zwischen Wirtschaftshochschule und BASF stetig zu wehren wusste und ihn in fünf Jahren zu einem Vertrauensverhältnis ausbauen konnte – eine Tat, die nicht hoch genug eingeschätzt werden kann ...“ 867 Auf das besondere Interesse Wildenmanns stießen Oeckls Publikationen zu wissenschaftlichen Aspekten der Öffentlichkeitsarbeit, z. B. Oeckls Referat zum Thema „Öffentlichkeitsarbeit an deutschen Hochschulen“ vom 27.11.1967 im Bonner Presseklub. Bei einer Besprechung am 14.11.1967 unterbreitete Wildenmann Oeckl das Angebot, parallel zu dessen Vorlesungen an der Universität Heidelberg einen viersemestrigen Lehrauftrag an der Mannheimer Wirtschaftshochschule an. Nach Absolvierung dieser Semesterzahl wäre eine Ernennung zum Honorarprofessor möglich gewesen. Dieses war für Oeckl – neben der Bildung eines interfakultativen Instituts an der Hochschule – eine wesentliche Voraussetzung für die Aufnahme einer entsprechenden Lehrtätigkeit. Oeckl schrieb an Wildenmann: „Ihre Überlegungen und Ihr Angebot für die Universität Mannheim interessieren mich ... Ich möchte allerdings bemerken, dass ich aufgrund meiner langjährigen Erfahrungen und Enttäuschungen eine Anzahl von Voraussetzungen damit verbinden möchte, da mir nur dann eine erfolgreiche und befriedigende Arbeit gewährleistet zu sein scheint, nämlich a) Genehmigung eines hauptamtlichen qualifizierten Assistenten, der für mein Arbeitsgebiet überwiegend zur Verfügung stehen würde b) Anschaffung einer ausreichenden Fachbibliothek und Abonnement der benötigten Zeitschriften c) Ernennung zum Honorarprofessor, da mir die Beschränkungen der Tätigkeit und Rechte eines Lehrbeauftragten seit vielen Jahren 866 867
Brief Sühnels an Oeckl vom 29.09.1966 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). Brief Wildenmanns an Oeckl vom 23.12.1964 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)).
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bitter bekannt sind und auf einer anderen Basis eine wissenschaftliche Tätigkeit – noch dazu beim Neuaufbau eines Arbeitsgebietes – beinahe hoffnungslos ist ...“868 Das geplante Institut für Kommunikation und Information empfahl Oeckl, insbesondere auf Entwicklungsländer auszurichten. Dies war vor allem auf Oeckls internationale Erfahrungen im Rahmen seiner IPRA-Funktionen (Vizepräsident seit 1965, Präsident seit 1968) zurückzuführen: „Die Frage der Kommunikation spielt in diesen Ländern eine geradezu unwahrscheinliche Rolle. Im Iran sind heute noch nach den amtlichen Angaben 65 %, in Indien 80 % Analphabeten vorhanden ...Mein Gedanke ist daher, nachdem ich bei der Jahrestagung der IPRA die Gründung eines ad hoc-Komitees zur Bekämpfung des Analphabetentums durch Aufstellung von Kommunikationsplänen durchgesetzt habe, folgender: Das an der Universität Mannheim in Aussicht genommene Institut könnte – wenn Sie sich diesem Vorschlag anschließen könnten – ein Schwerpunkt-Institut für die Kommunikation in den und mit den Entwicklungsländern werden, das sich ganz schnell internationale Beziehungen und internationalen Rang erwerben könnte. Aus meinen Besprechungen in den letzten Wochen könnte ich sofort eine Anzahl von Vorschlägen machen ...“869 Oeckl bewarb sich daraufhin um einen solchen Lehrauftrag. Am 17.10.1968 erlitt Wildenmann während der Abnahme von Soziologieprüfungen einen Herzinfarkt und legte daraufhin seine Ämter in der akademischen Selbstverwaltung der Wirtschaftshochschule Mannheim nieder. Wildenmann war außer seiner Eigenschaft als Rektor Ordinarius für politische Wissenschaften, Mitglied des beratenden Ausschusses, Leiter der Senatspressestelle, Vorsitzender der Grundordnungsversammlung, stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsausschusses und Mitglied der Haushaltskommission.870 Für Oeckl fehlte somit ein wichtiger Fürsprecher in Mannheim. Oeckls Vorstellungen über die Einrichtung eines entsprechenden Kommunikationsinstitutes und seine daran geknüpfte Ernennung zum Honorarprofessor ließen sich durch das Ausscheiden Wildenmanns nicht mehr realisieren. Weitere Versuche Oeckls, in Heidelberg zum Honorarprofessor ernannt zu werden, scheiterten im Zuge der Studentendemonstrationen. Auch unter diesem Aspekt ist aus Oeckls persönlicher Sicht die 68iger Bewegung wohl als „Schicksalsschlag“ zu werten, der seine eigenen Lebenspläne entscheidend – negativ – beeinflusste.871 Auch die Referenzen außen stehender „Fürsprecher“ des Heidelberger „Lions-Clubs“, dem auch Oeckl angehörte, konnten angesichts der Universitätsunruhen nichts bewirken. Erich Freiherr von Baillou 868
Brief Oeckls an Wildenmann vom 21.01.1968 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). Brief Oeckls an Wildenmann vom 09.05.1968 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). Vgl. Mannheimer Morgen vom 31.10.1968. 871 Unter der Überschrift „Wieder heftige Tumulte in Heidelberg“ meldete der Mannheimer Morgen beispielsweise am 05.02.1969: „Die Universität Heidelberg Heidelberg erlebte gestern einen der turbulentesten Tage ihrer Geschichte. Mehrer Hundertschaften der Polizei mussten aufgeboten werden, um die neue Universität von rund 400 Studenten zu räumen, die gewaltsam in das geschlossene Gebäude eingedrungen waren. Die Studenten verließen widerstandslos den Hörsaal, in dem sie ein Teach-in abgehalten hatten. Auf dem Universitätsplatz und vor dem juristischen Seminar kam es aber anschließend zu teilweise schweren Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Eine Studentengruppe schleuderte Steine gegen die Fenster des Rathauses, eine andere versuchte, in das juristische Seminar und in das Institut für Politische Wissenschaft einzudringen, was die Polizei verhinderte. Einzelne Demonstranten provozierten die Polizeibeamten zu Verfolgungsjagden durch den Stadtgarten. Bei Verkehrsblockaden brach zeitweise der Berufsverkehr am Bismarckplatz zusammen. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein und gebrauchte in Einzelfällen Gummiknüppel. Der Vorlesungsbetrieb wurde teilweise eingestellt. Offiziell gab das Rektorat jedoch nicht die Schließung der Gesamtuniversität bekannt. Für die heutige Sitzung des Studentenparlaments verlangte dessen Präsident von Rektor Baldinger die Öffnung des Hörsaalgebäudes. Auf einem Teach-in berieten die Studenten gestern abend in der Mensa neue Aktionen.“ 869 870
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beispielsweise, Direktor der Heidelberger Filiale der Dresdner Bank, setzte sich bei der Universitätsleitung mit Vehemenz für die Ernennung Oeckls zum Honorarprofessor ein.872 Begünstigend wirkte dabei zunächst der Umstand, dass im Herbst 1969 eine Neugliederung der Universität bevorstand und die bisherige Philosophische Fakultät in zwei neue Fakultäten aufgeteilt werden sollten. Mit der Berufung Oeckls hätte hier eine bestehende Lücke geschlossen werden können. Allerdings geriet der mit der vorübergehenden Vertretung des vakanten 2. Lehrstuhls für Soziologie betraute Ordinarius für Soziologie an der Universität Tübingen, Prof. Tenbruck, unter den Druck revoltierender Studenten, die dessen Lehrveranstaltungen boykottierten. Dies hatte zur Folge, dass sich der Ordinarius für Soziologie und Direktor des Instituts für Soziologie an der Universität Heidelberg, Prof. Mühlmann, mit Tenbruck solidarisierte und somit seinerseits Schwierigkeiten bekam. Mühlmann wäre für die Antragstellung einer Ernennung Oeckls an die Universitätsleitung im Namen der Fakultät zuständig gewesen. Unter dem Eindruck dieser Ereignisse antwortete Rektor Conze auf das Empfehlungsschreiben Baillous: „Sehr geehrter Freiherr von Baillou! Ihren freundlichen Erinnerungsbrief vom 31. Oktober beantworte ich am besten privat ohne offiziellen Durchgang. Ihre Anregung ist nur allzu berechtigt. Doch ist der Zeitpunkt jetzt sehr ungünstig. Kurz vor der Auflösung der Philosophischen Fakultät und schockiert durch die üblen Ereignisse um Tenbruck, wird Herr Mühlmann, der der Antragsteller bei der Fakultät sein müsste, die Angelegenheit jetzt bestimmt nicht aufgreifen wollen. Ich werde trotzdem mit ihm über die Frage sprechen. Vielleicht sehen wir uns alsbald bei der Universitätsgesellschaft. Dann können wir uns noch eventuell über die Frage unterhalten ...“873 Obgleich Oeckl Vorstandsmitglied der Vereinigung der Freunde der Studentenschaft und selbst im Beirat der Universität Heidelberg874 war, waren seine eigenen Einflussmöglichkeiten nur sehr begrenzt. Bereits vor den Bemühungen, über die eigene Fakultät eine 872
In einem Referenzschreiben Baillous an den Rektor der Universität Heidelberg, Prof. Dr. Werner Conze, vom 15.10.1969 (im persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)): hieß es: „Sehr geehrter Herr Professor Conze! Ich habe mich gefreut, Sie bei der Geburtstagsfeier von Herrn Prof. Timm gesprochen zu haben ... ich habe mir in Ludwigshafen erlaubt, Sie bei der genannten Feier darauf aufmerksam zu machen, dass der von Prof. Dr. Timm lobend erwähnte Dr. Oeckl, der – wie Ihnen vielleicht bekannt sein wird – seit über zehn Jahren einen Lehrauftrag in unserer Ruperto Carola für das Fach „Öffentlichkeitsarbeit“ im Rahmen der Philosophischen Fakultät inne hat, eine Rangerhöhung zum Honorarprofessor wohl verdienen würde. Ich glaube, dass diese Anregung Ihnen auch von anderer Seite zugekommen ist. Dr. Oeckl, den ich seit 15 Jahren persönlich kenne, erfreut sich grosser Wertschätzung in der Bundesrepublik und im Ausland und ist – wie Sie wissen – in der Öffentlichkeitsarbeit und für die immer wichtiger werdende unternehmensinterne Information nicht nur in der BASF verantwortlich, sondern auch im Bundesgebiet als langjähriger Vorsitzender der Deutschen Public Relations Gesellschaft und jetziges Ehrenmitglied der DPRG, als Vizepräsident des Centre Européen des Relations Publiques, als deutscher Delegierter in der Conference Internationale pour l´Enseignement Universitaire des Relations Publiques und in der Weltorganisation tätig. Er ist seit dem 1. Januar 1968 Präsident der „International Public Relations Association“ und ausserdem in vielen anderen einschlägigen Organisationen ehrenamtlich und führend tätig. Ausserdem wurde Dr. Oeckl in den Ausschuss Öffentlihckeitsarbeit des Organisationskomitees der XX. Olympiade 1972 in München berufen, was beweist, wie sehr sein Rat geschätzt wird. Ferner ist Dr. Oeckl seit 1967 Träger des Bundesverdienstkreuzes I. Klasse. Ich bin überzeugt, dass der Lehrauftrag, seine anerkannte Expertenstellung in der internationalen PR-Welt und nicht zuletzt seine erfolgreiche Tätigkeit bei der BASF, diese Rangerhöhung voll rechtfertigen würden. Aufgrund meiner langjährigen Bekanntschaft mit Dr. Oeckl glaube ich annehmen zu können, dass er aufgrund seiner vielfältigen Beziehungen sicherlich in der Lage wäre. Für das Lehr- und Forschungsgebiet Öffentlichkeitsarbeit auch Mittel zu erschließen, die im Interesse der Universität und der Studenten eingesetzt werden könnten ...“ 873 Brief von Prof. Conze an Baillou vom 8.11.69 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 874 Dies geht aus der Korrektur hervor, die Oeckl zu Baillous Referenzschreiben verfasste (im persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)).
Oeckls Wirken an der Freien und Internationalen Universität Rom
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Honorarprofessur zu bekommen, scheiterte der Versuch, eine solche Funktion an der Medizinischen Fakultät zu bekleiden. Ebenfalls über den Lions-Club Heidelberg hatte Oeckl Kontakt zum Direktor der Medizinischen Universitätsklinik, Prof. Schettler, aufgenommen. Ausschlaggebend für diese Abwendung vom eigenen Fachbereich war offenbar die fehlende Perspektive seiner Lehrtätigkeit an der Universität Heidelberg, vor allem an der Philosophischen Fakultät, die Oeckl zu diesem Schritt veranlassten. Dabei waren es nach Ansicht Oeckls insbesondere seine Bemühungen als nunmehriger IPRA-Präsident für einen Ausbau der akademischen Ausbildung, die von der Philosophischen Fakultät kaum Beachtung fand. In einem Schreiben an Prof. Schettler formulierte Oeckl: „In meiner Funktion als Präsident der IPRA seit 01.10.1968 habe ich als eine meiner ersten Amtshandlungen den auf meinen Vorschlag neu gewählten Chairman des Education Committee ... beauftragt, eine Zusammenfassung der universitären PR-Ausbildungspläne in aller Welt einzuleiten und auf dieser Basis einen internationalen Koordinierungsvorschlag für die PR-Lehre an Hochschulen – gleichzeitig als ein Musterbeispiel – auszuarbeiten. Mit diesem mit vier Fachleuten aus vier Erdteilen besetzten IPRA-Education Committee will ich in meinen zwei Amtsjahren versuchen, einen weltweiten PR-Universitätsplan zu schaffen versuchen, der für diesen hochaktuellen Kommunikationskomplex einen nicht unwesentlichen Schritt bedeuten dürfte. In der Philosophischen Fakultät und bei einigen anderen Stellen der Universität Heidelberg besteht allerdings kein Interesse an diesen Fragen, wie ich seit Jahren immer wieder feststellen musste ...“875 Trotz Befürwortung Schettlers und wohlwollender Prüfung durch den Dekan der Medizinischen Fakultät, lehnte der Fakultätsvorstand nach eingehender Beratung den offiziellen Antrag zu Oeckls Honorarprofessur ab: „Im Verlaufe dieser Diskussion sind jedoch insofern Bedenken aufgetreten, als Sie nicht selbst Arzt sind und die Verbindungen speziell zur Medizin aus Ihren bisherigen Publikationen nicht so im Vordergrund standen, dass daraus zu erkennen gewesen wäre, warum nun speziell die Medizinische Fakultät diesen Antrag stellen sollte. Ich darf Ihnen versichern, dass ich persönlich die Entscheidung des Fakultätsvorstandes bedauert habe, weil ich der Überzeugung bin, dass die Öffentlichkeitsarbeit der Universität dringend einer Intensivierung bedarf. Aufgrund der Entscheidung des Fakultätsvorstandes würde ich jedoch glauben, dass für die angestrebte Honorarprofessur eine andere Fakultät unserer Universität zuständig wäre.“876
10.3 Oeckls Wirken an der Freien und Internationalen Universität Rom 10.3.1 Ziel, Selbstverständnis und Struktur der Universität Bei der Freien und Internationalen Universität in Rom handelte es sich um eine Stiftungsuniversität, die im Gegensatz zu allen anderen italienischen Universitäten nicht staatlich gesteuert wurde, jedoch vom italienischen Kultusministerium voll anerkannt war. Hauptstifter waren Wirtschaftsunternehmen in Italien, den USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Belgien, Niederlande und Deutschland. Zu den fördernden Unternehmen zählten beispielsweise Fiat, Bank of America, Coca Cola, United Artists, BP, Rodenstock, Bosch 875
Brief Oeckls an Prof. Schettler vom 17.01.1968 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). Brief des Dekanats der Medizinischen Fakultät, Prof. Jäger, an Oeckl vom 09.09.1968 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 876
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Hochschulerfahrungen
und die Deutsche Bank. Hochrangige Vertreter dieser Unternehmen hatten Posten im Verwaltungsrat der Universität inne, wie z. B. Wolff von Amerongen.877 Die Zielsetzung der Universität bestand in der Wahrung menschlicher Freiheit, der Sicherung und Stärkung der demokratischen Staatsform, der Stärkung und Verbreitung des Systems freier Wettbewerbswirtschaft, der Entwicklung eines bestmöglichen Systems der Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern unter gesellschaftspolitischen (economic-social) Gesichtspunkten. Besondere Bedeutung hatte hierbei die Ausbildung wissenschaftlich geschulter Kommunikatoren für Presse, Hörfunk, Fernsehen, Film etc., um diese Ziele in der Welt zu publizieren und zu etablieren. Vor diesem Hintergrund beschloss der Verwaltungsrat der Universität im Frühjahr 1974 die Einführung von Public Relations als Wahlfach. Dabei sollte es einer qualifizierten Gruppe von Studenten unterschiedlicher Nationalitäten ermöglicht werden, die Leitlinien der Öffentlichkeitsarbeit unter sozialpsychologischen Perspektiven kennen zu lernen und Einblicke in die internationale Praxis zu gewinnen. Der Verwaltungsrat der Universität war der Ansicht, dass der akademische Nachwuchs für Spitzenpositionen in Staat, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Religionsgemeinschaft die entscheidenden Gesichtspunkte der Öffentlichkeitsarbeit für seine künftige Berufspraxis kennen lernen solle.878 „Dies ist der Inhalt des mir erteilten Auftrags. Die Internationale Universität in Rom ist damit einen ganzen Schritt weiter als zum Beispiel alle deutschen Universitäten“879, urteilte Oeckl über seinen Lehrauftrag. Personell unterstützt wurde die Universität von der katholischen Kirche, führende Positionen waren von Kirchenvertretern besetzt. Präsident des Verwaltungsrates war beispielsweise der Kurienkardinal Ferrero, Universitätspräsident der Dominikanerpater Andrew Morlion und Kanzler ein Neffe des seinerzeit kürzlich verstorbenen Kardinals Mercier. An der Universität lehrten rund 180 Professoren als nichtkirchliche Fachleute unterschiedlicher Konfessionen, darunter zahlreiche protestantisch Evangelische und Juden.880 Dem Selbstverständnis als Elite-Hochschule folgend, unterlag die Immatrikulation entsprechenden Zulassungsbeschränkungen. So waren im akademischen Jahr 1974 insgesamt nur 2.200 Studenten immatrikuliert, die mindestens eine Abiturabschlussnote „gut“ vorweisen konnten. Bei vergleichbaren Prüfungen musste gegebenenfalls eine Bestätigung des jeweiligen nationalen Kultusministeriums vorgelegt werden. Rund die Hälfte der Studenten waren Italiener, weitere kamen aus Lateinamerika, Afrika und Asien. Die Universität unterhielt seit Ende der fünfziger Jahre in vielen Ländern nationale „Associazione“, welche die Studenten auswählte und teilweise mit Stipendien nach Rom sandte. Dort waren die Studenten zur Teilnahme an den Vorlesungen und Seminaren verpflichtet und mussten am Ende jedes akademischen Jahres Prüfungen ablegen. Nur nach deren Bestehen durfte weiter studiert werden.881 877
Vgl. Mitteilung Oeckls an Prof. Dr. Seefelder vom 12.12.1974, 1 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). Vgl. Mitteilung Oeckls an Prof. Dr. Seefelder vom 12.12.1974, 2f. (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 879 Mitteilung Oeckls an Prof. Dr. Seefelder vom 12.12.1974, 3 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 880 Vgl. Mitteilung Oeckls an Prof. Dr. Seefelder vom 12.12.1974, 1 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 881 Vgl. Mitteilung Oeckls an Prof. Dr. Seefelder vom 12.12.1974, 3 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). Die Universität ähnelte strukturell der Harvard Business School und umfasste: a) Undergraduate Schools (vier Jahre Studiendauer mit den Fachrichtungen Politische und Sozialwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften und Management, Moderne Sprachen, Massenkommunikation); b) Graduate Schools (zwei Jahre Studiendauer mit den Fachrichtungen Soziologie, Management, Öffentliche Verwaltung, Europa-Studium, Computing Sciences); c) Extension Courses (ein bis zwei Jahre mit den Richtungen Business Management in Mailand und Turin sowie Applied Social Sciences in Rio de Janeiro); d) Research Instituts (mit den Bereichen International Law, Latin878
Oeckls Wirken an der Freien und Internationalen Universität Rom
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10.3.2 Erste Kontakte Am 10.12.1973 traf Oeckl im Werkskasino der BASF Ludwigshafen mit Prof. Dr. jur. Curt Haefner zusammen, Inhaber der Dr. Curt Haefner Verlag GmbH / Werkschriften-Verlag GmbH, Heidelberg. Haefner teilte Oeckl mit, zum Gastprofessor der Freien und Internationalen Universität für Sozialwissenschaften in Rom berufen worden zu sein und dort einmal im Monat zwei Stunden oder alle zwei Monate vier Stunden zum Thema „UnternehmerImage“ zu lesen. Da die Universität an internationalen Fachleuten interessiert sei, wäre dies möglicherweise auch für Oeckl interessant, zum Thema „PR“ zu lesen, erläuterte Haefner. Das Gespräch endete zunächst ohne eine Entscheidung Oeckls, beschränkte sich auf den Austausch von Visitenkarten und der Zusage Oeckls, dies bis Jahresende zu prüfen.882 Nach dem positiven Entscheid Oeckls trat Haefner mit dem Präsidenten der Universität Rom, Pater Andrew F. Morlion, in Kontakt, der seinerseits darum bat, mit Oeckl „an einem neutralen Ort“ in Deutschland zusammenzutreffen, „... um zu sehen, welche Möglichkeiten bestehen.“883 Gerade von einem Vierwochenaufenthalt aus Indien zurückgekehrt, entsprach Oeckl gern dieser Bitte und vereinbarte den 19.03.1974, 12.30 Uhr, für ein erstes Zusammentreffen mit Pater Morlion im Mannheimer Palast Hotel.884 In Reaktion auf das Gespräch schrieb Pater Morlion an Oeckl: „Unsere Zusammenkunft am 19. März hat mich außerordentlich gefreut. Von Ihren Ausführungen war ich beeindruckt, und ich darf Ihnen sagen, dass wir uns sehr darüber freuen würden, wenn sich die Möglichkeit einer Zusammenarbeit ergäbe. Ihre Vorstellungen, dass die Internationale Universität unter Zugrundelegung einer einmal monatlich erfolgenden Vorlesung sich Ihrer Mitarbeit erfreuen darf und dafür an Aufwendungen nur die entstehenden Reisekosten – Fahrt und Aufenthaltskosten – zu tragen hat, können von uns bejaht werden ...“885 Oeckl sandte daraufhin sein 1964 erschienenes „Handbuch der Public Relations“, bereits gehaltene Vortragstexte und eine Übersicht von im Zeitraum 1960-1972 verfasster Artikel sowie eine Übersicht möglicher Vorlesungsthemen in Rom.886 Das von Oeckl gesandte Material wurde in Rom von Dr. Luigi Vantaggio, Oeckls späterer Assistent, für Pater Morlion übersetzt und zusammengefasst. „Ich danke Ihnen herzlichst für Ihr idealistisches Angebot und bin sicher, dass wir an unserer Universität mit Ihrer Hilfe auf einem Gebiet, das für die Ethik des Gemeinschaftslebens so wichtig ist, eine gründliche Erneuerung für ganz Europa anbahnen können“887, lautete die positive Resonanz Morlions. Für Irritationen sorgten allerdings Formulierungen des Paters, die bei Oeckl Bedenken einer „kirchenlastigen“ Orientierung seiner geplanten Vorlesungsreihe hervorriefen. So hieß es in einem von Morlion an die Dozenten der Universität gerichteten Referenzschreiben: „Da sich Italien der Einführung der Disziplin „Public Relations“ auf akademischem Niveau widersetzt hat, nehmen wir nach zehn Jahren Unterbrechung die Vorlesung PR American Studies, North-American Studies, Sciences and Techniques of Public Opinion und Economic and Financial Studies). Die Examen nach dem “Graduate Study“ waren staatlich anerkannt und berechtigten zu denselben akademischen Graden wie an Staatsuniversitäten. Oeckls Lehrbereiche waren die Fakultät für Politische Wissenschaften und das Institut international des Sciences et techniques de l´opinion publique (ISOP) (vgl. Mitteilung Oeckls an Prof. Dr. Seefelder vom 12.12.1974, 1f. (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 882 Vgl. handschriftliche Notiz Oeckls vom 10.12.1973 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 883 Brief Haefners an Oeckl vom 25.02.1974 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 884 Vgl. Brief Oeckls an Haefner vom 4.3.1974 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 885 Brief Morlions an Oeckl vom 4.4.1974 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 886 Vgl. Brief Oeckls an Morlion vom 15.04.1974 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 887 Brief Morlions an Oeckl vom 15.05.1974 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)).
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Hochschulerfahrungen
wieder auf, ohne sie einem italienischen Professor anzuvertrauen. Der Professor, der einmal im Monat vom Ausland zu uns kommt, um seine Vorlesung von Januar bis Mai zu halten, wird „professeur associé“ sein, wie die anderen, die aus dem Ausland kommen. Da er (Oeckl, C.M.) katholisch ist und Präsident der PR-Weltorganisation war, bitten wir ihn, in acht Teilen die Hauptprinzipien der PR zu entwickeln, angewandt auf die großen Linien der Verbreitung der kirchlichen Lehren ... Professor Oeckl wird sicher andere Beispiele aufgrund seiner weitreichenden Erfahrungen finden können, auch im Bereich des Unternehmens BASF. In seinen Kontakten mit den Spitzenleuten wird er auch Rechenschaft legen können, ob die Kirche der Öffentlichkeit das Bild ihrer sozialen Funktion richtig präsentiert hat ...“888 Für Oeckl waren diese Äußerungen Anlass, entsprechende Klarstellungen vorzunehmen: „Ich möchte eine Vorlesung nach internationalem Standard halten, die selbstverständlich nicht im Widerstreit mit den Grundlinien der Kirche stehen wird. Da ich bis Ende 1976 Chairman des Professional Standards Committee der International PR Association, also quasi oberster internationaler PR-Schiedsrichter in ethischen und beruflichen Fragen bin, glaube ich, dass sich andere Regeln erübrigen dürften ... verschiedene Aussprachen mit kirchlichen Kreisen in den letzten Monaten haben mir leider gezeigt, dass die ganz überwiegende Mehrzahl meiner Gesprächspartner über die heutige gesellschaftspolitische Entwicklung weitgehend im Unklaren und dialektisch geschulten Gegnern von vornherein unterlegen ist.“889
10.3.3 Die Ernennung zum Professor Oeckl bat Morlion dringend um die Bestätigung bzw. Erledigung noch offener Details zu Zeitraum und Inhalt seiner Vorlesungstätigkeit in Rom. Weiterhin drängte Oeckl darauf, sein offizielles Ernennungsschreiben als Professor durch die Freie und Internationale Universität Rom mit Kopie an den Kultusminister von Baden-Württemberg zu senden und bat um die Zusage, sämtliche Reisekosten- und Sachkosten seiner Vorlesungstätigkeit ersetzt zu bekommen.890 Oeckl wollte vor allem Planungssicherheit für die Übernahme bzw. Nichtannahme neuer Verpflichtungen für die Zeit nach seinem Ausscheiden aus der BASF. „Meine Pläne für die Zeit nach meiner Pensionierung ab 01.01.1975 verdichten sich, da überraschend viele Anfragen und Angebote bei mir eingehen, z. B. von Bundeswirtschaftsminister Friedrichs. Ich wäre Ihnen daher für eine baldige Beantwortung meines Schreibens vom 25. Juni dankbar, da ich allmählich zu einer Entscheidung über meine zusätzlichen Tätigkeiten für das nächste Jahr kommen muss“891, schrieb Oeckl in einem nachfolgenden Brief an Universitätspräsident Morlion. Nach längerer Kontaktpause zur Universität – Oeckl erhielt zwischenzeitlich weitere Angebote892 – traf Ende Oktober 1974 das offizielle Ernennungsschreiben ein: „Wir freuen 888
Anlage zum Brief Morlions an Oeckl vom 15.06.1974 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). Brief Oeckls an Morlion vom 25.06.1974 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 890 Vgl. Brief Oeckls an Morlion vom 25.06.1974 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 891 Brief Oeckls an Morlion vom 22.09.1974 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 892 Beispielsweise der Deutschen Journalistenschule München, die Oeckl ab Mai 1975 die Leitung eines monatlich achtstündigen PR-Kurses anbot und der Federation Européene Economique (FEE), von der Oeckl zu einer grund889
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uns, Ihnen mitteilen zu können, dass die zuständigen Gremien der Universität Ihnen den Titel des Professors am 22.10.1974 verliehen haben. Ihre Aufgabenstellung wird Ihnen nach Abstimmung mit mir (Morlion, C.M.) für jedes Jahr Studienjahr gesondert bekannt gegeben werden. Nehmen Sie mit meinen Glückwünschen für diese Ernennung auch gleichzeitig die Feststellung entgegen, dass wir für das Studienjahr 1974/75 für Sie die Themenkreise „Gesellschaftspsychologie, angewandt auf die Methodik und Praxis der Öffentlichkeitsarbeit“ eingesetzt haben.“893 „Sozialpsychologie und Public Relations“ lautete später die tatsächliche Vorlesungsbezeichnung. Die zuständigen Lehrbereiche waren die Fakultät für Politische und Sozialwissenschaften sowie das Research Institut of Sciences and Techniques of Public Opinion (bzw. Institut international des Sciences et techniques de l´opinion publique ISOP).894 Bereits am 24.10.1974 veröffentlichte Oeckl in eigener Sache eine BASF-Presseinformation zur Bekanntgabe seiner Ernennung: „Dr. Albert Oeckl, Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit der BASF, wurde zum Professor für Sozialpsychologie mit Schwerpunkt Öffentlichkeitsarbeit an der Freien und Internationalen Universität für Sozialwissenschaften, Rom, ernannt. Professor Dr. Oeckl wird außerdem am Institut für Wissenschaft und Technik der Öffentlichen Meinung (ISOP), Rom, den Lehrstuhl für Öffentlichkeitsarbeit ab Januar 1975 übernehmen.“895 „Ich sehe gespannt dieser neuen Aufgabe entgegen. An drei Tagen je Monat habe ich je zwei Stunden vormittags Vorlesungen zu halten und nachmittags zwei Stunden Seminare zu geben. Ich habe mir ausbedungen, insbesondere die Seminare anhand von praktischen Beispielen aus meiner BASF-Erfahrung halten zu dürfen, natürlich ohne die BASF zu oft zu erwähnen. Natürlich werde ich die BASF den internationalen Studenten optimal ´verkaufen´“,896 versichert Oeckl BASF-Vorstand Seefelder wenige Monate vor seiner Lehrtätigkeit in Rom.
10.3.4 Oeckls Lehrtätigkeit in Rom Am 06.11.1974 stellte sich Oeckl dem Professorenkreis der Fakultät Politische Wissenschaften an der Internationalen Universität Rom vor. Besondere Bedeutung räumte Oeckl dabei der Darstellung seiner eigenen Lebensphilosophie ein, deren Thesen er ausführlich erläuterte. Grundlegend war hierfür der Leitgedanke einer Demokratie westlicher Prägung als freiheitliche Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung. „Im Vergleich zu anderen Systemen gibt keine fruchtbarere Art des menschlichen Zusammenlebens und keine effektvollere Organisationsform des Wirtschaftens“,897 erklärte Oeckl und begründet dies mit höherem Lebensstandard und insbesondere der individuellen Freiheit als tragende Idee westlicher Demokratien. sätzlichen Aussprache zur Gestaltung ihrer Wirtschaftspolitik nach New York eingeladen wurde (Vgl. Telegramm Oeckls an Morlion von 22.09.1974 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 893 Schreiben Morlions als Präsident der „Libera Università Internazionale Degli Studi Sociali Pro Deo“ an Oeckl vom 23.10.1974 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 894 Mitteilung Oeckls an Prof. Dr. Seefelder vom 12.12.1974, 1f. (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 895 Presseinformation der BASF vom 24.10.1974. (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 896 Mitteilung Oeckls an Prof. Dr. Seefelder vom 12.12.1974, 3 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 897 Einführungsvorlesung Oeckls vor den Professoren der Fakultät der politischen Wissenschaften an der internationalen Universität Rom am 6.11.1974, 3 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)).
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Eine besondere Herausforderung ergebe sich jedoch, so Oeckl, aus dem „institutionellen Defizit“898 der Industrienationen, dem Unvermögen der Gemeinwesen also, die Gegenwart mit dem „herkömmlichen Instrumentarium“899 zu bewältigen. Zu diesem Defizit zählten vor allem die zunehmende Verschlechterung der Umweltbedingungen, die leichtfertige Rohstoffverschwendung, eine zunehmende Auseinandersetzung von Ökonomie und Ökologie, der schwindende Einfluss des Glaubens und der Religiosität und die aus diesen Faktoren resultierende Infragestellung der bestehenden Ordnung – allerdings ohne das Aufzeigen akzeptabler Alternativen. Besorgnis erregend sei bei dieser Entwicklung die Abkehr und Infragestellung fundamentaler Werte. In der entstandenen Informationsgesellschaft mit vergleichslosen Gebrauchs- und Missbrauchsmöglichkeiten habe ein wachsender Teil des journalistischen Berufsstandes begonnen, einer seiner Existenzgrundlagen abzuschwören: der Verpflichtung zur Objektivität. „Wir können es nicht zulassen, dass Objektivität als die Summe aller Subjektivitäten gesehen wird, wie dies mediengewerkschaftlich orientierte Journalisten neuerdings in der Bundesrepublik Deutschland gefordert haben. Wir brauchen Freiheit zur Objektivität und nicht Freiheit von der Objektivität.“900 Vor diesem Hintergrund sah Oeckl die Chance des PR-Mannes, der als verantwortungsbewusster Kommunikator gegenseitiges Verständnis und Vertrauen in der Öffentlichkeit aufzubauen und erhalten zu versuchen habe. Umso wichtiger sei die Heranbildung qualifizierten Nachwuchses, der mit Ausnahme der USA nicht in ausreichendem Maße Rechnung getragen würde – obgleich demoskopische Untersuchungen die wachsende Bedeutung der Öffentlichkeitsarbeit bestätigten: In Westdeutschland wurden 1974 bereits 40 Prozent aller Informationen von Public-Relations-Fachleuten geliefert.901 „Ich begrüße es daher besonders dankbar“, erklärte Oeckl vor dem Professorengremium, „dass mir die Freie Internationale Universität Rom die Gelegenheit gibt, Studenten aus vielen Ländern die Grundbegriffe und Grundregeln der Public Relations nahe zu bringen. Als Chairman des Professional Standards Committee der International Public Relations Association ist es für mich eine selbstverständliche Verpflichtung, diese Lehrtätigkeit unter voller Berücksichtigung des Code d´Athenes auszuüben, der als Code d´Ethique verpflichtende Richtschnur für die rund 20.000 PR-Fachleute ist, die in den heute bestehenden 45 nationalen PR-Verbänden zusammengeschlossen sind.“902 Der eigentliche Vorlesungsbeginn Oeckls war für das Wintersemester 1975 vorgesehen903, musste aufgrund eines neuen italienischen Gesetzes seitens der Universität aber bereits auf die zweite Februarhälfte 1975 vorverlegt werden. Nach dem neu geltendem Gesetz wäre Oeckl kein außerordentlicher Professor gewesen, ohne für einen selbstständi898
Einführungsvorlesung Oeckls vor den Professoren der Fakultät der politischen Wissenschaften an der internationalen Universität Rom am 6.11.1974, 4 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). Einführungsvorlesung Oeckls vor den Professoren der Fakultät der politischen Wissenschaften an der internationalen Universität Rom am 6.11.1974, 4 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 900 Einführungsvorlesung Oeckls vor den Professoren der Fakultät der politischen Wissenschaften an der internationalen Universität Rom am 6.11.1974, 5 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 901 Vgl. Einführungsvorlesung Oeckls vor den Professoren der Fakultät der politischen Wissenschaften an der internationalen Universität Rom am 6.11.1974, 5 f. (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 902 Einführungsvorlesung Oeckls vor den Professoren der Fakultät der politischen Wissenschaften an der internationalen Universität Rom am 6.11.1974, 6 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 903 „... unter Berücksichtigung, dass man Ihre Tätigkeit, da das Sommersemester am 1. Juni endet, der Mai für die Prüfungen vorgesehen ist, auf das Wintersemester 75 legt, denn Morlion glaubte sich zu erinnern, dass Sie eine gewisse Einarbeitungszeit für Herrn von Tobien vorgesehen haben und im 1. Quartal 75 noch überbeschäftigt sind.“ (Brief Häfners an Oeckl vom 6.5.1974 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 899
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gen Lehrgang im zweiten Semester des akademischen Jahres 1974/75 verantwortlich zu sein. Ein entsprechender Beschluss des Verwaltungsrates der Universität ermöglichte Oeckl diesen Lehrgang, wie von ihm gewünscht, in Form von Blockvorlesungen jeweils einmal im Monat durchzuführen und dennoch den (sonst üblichen) Status eines Gastprofessors zu umgehen.904 Am Donnerstag, den 27.02.1975, begann Oeckl seine Lehrtätigkeit an der Fakultät für Politische und Sozialwissenschaften und dem Research Institut of Sciences and Techniques of Public Opinion (ISOP). Der Vorlesungsplan zum Themenspektrum „Sozialpsychologie und Public Relations“ umfasste die Teile „PR-Philosophie“, „PR-Praxis“, „Die hauptsächlichen Arbeitsgebiete“, „Der PR-Fachmann“ sowie „Wirkungskontrolle und Zusammenfassung“.905 Zur Vorbereitung seiner Vorlesungen verfasste Oeckl jeweils Kurzfassungen in Italienisch, die er vor den jeweiligen Vorlesungsterminen nach Rom sandte und dort von seinem Assistenten in Rom, Dr. Vantaggio, für die Studenten vervielfältigen ließ. Den eigentlichen Vorlesungstext ließ Oeckl von einer Übersetzerin wörtlich in die italienische Sprache übertragen, um ihn selbst in der Originalsprache vortragen zu können. In der Praxis erwiesen sich Oeckls geringe Italienischkenntnisse allerdings als wesentliches Hindernis, die insbesondere den Ablauf der den Vorlesungen angeschlossenen Seminaren behinderten.906 Zur Verbesserung seiner italienischen Sprachkenntnisse entschloss sich Oeckl ab 18.03.1975 zu einem Intensiv-Kurs an der Berlitz School in Rom.907
10.3.5 Das Ende der Dozententätigkeit Der Aufwand für eine reibungslose Abwicklung seiner Lehrtätigkeit war für Oeckl organisatorisch wie finanziell erheblich. Dabei gestaltete sich die Kooperation mit der Universität, und insbesondere ihrem Präsidenten, Pater Morlion, zunehmend schwieriger und sorgte für entsprechende Verstimmungen. Mit Hinweis auf die schwierige finanzielle Situation der Universität – angedeutet wurde eine mögliche Verstaatlichung – sah die Universität beispielsweise keine Möglichkeit, den für Oeckl notwendigen Sprachkurs zu bezahlen.908 Als Oeckl im Rahmen seiner April-Vorlesungen seine Frau nach Italien mitnahm („... da ich sie nunmehr monatelang zum Schreiben meiner Manuskripte missbraucht habe, was wohl unter normalen Umständen eine Unmöglichkeit ist ...“ 909), sorgte dies bei der Reisekosten904
Vgl. Brief Morlions an Oeckl vom 10.01.1975 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). Vgl. Anlage zum Brief Oeckls an Morlion vom 15.04.1974 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). Zur Übersicht der Lehrveranstaltung Oeckls an der Freien und Internationalen Universität Rom vgl. Anhang VII. 906 „Da auch das zweite Seminar am 28.02. nachmittags gezeigt hat, dass mit meinen geringen Sprachkenntnissen, trotz der sehr wertvollen Hilfe von Fräulein Lange, ein reibungsloser und die Studenten positiv stimmender Ablauf des Seminars kaum erreicht werden kann, werde ich mich ab dem 18.03. einem italienischen Intensivkurs bei der Berlitz School unterziehen ...“ (Brief Oeckls an Morlion vom 07.03.1975 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 907 Vgl. Brief an die Berlitz School vom 9.3.1975 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.): „Sehr geehrter Herr Kaspar, unter Bezugnahme auf unser Gespräch am 28. Februar in Ihrem Büro teile ich Ihnen mit, dass ich mich entschlossen habe, einen Intensiv-Kurs, das heisst 70 Privatstunden zum Preis von 342.000 Lire = ca. 1.260 DM zu belegen. Ich gehe dabei von Ihrer Zusage aus, dass ich diese Stunden jeweils im Zusammenhang mit meinen Rom-Aufenthalten zu Vorlesungen an der Internationalen und Freien Universität zusammenhängend je nach meinen Möglichkeiten nehmen kann.“ 908 Vgl. Gesprächsnotiz Oeckls vom 13.03.1975 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 909 Brief Oeckls an Haefner vom 5.4.1975 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 905
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abrechnung für erhebliche Verstimmung, obgleich Oeckl von Morlion zuvor auf „absolutes Verständnis“ 910 traf. Haefner, der Verwaltungsratsmitglied der Universität und nach wie vor Oeckls Verbindungsmann in Deutschland war, musste für seine Reisekosten indes selbst aufkommen und hielt es aus Gründen der Kostenersparnis für „zwingend notwendig“, Oeckls Reisen nach Rom über den eigenen Verlag zu buchen: „Haben Sie bitte Verständnis dafür, dass, wenn ich selbst meine Reisen auf diesem verbilligten Weg betreibe – und Sie wissen ja, ich zahle aus eigener Tasche und habe mich deshalb um diese Sonderregelung bemüht – ich das Gleiche auch für Sie vorschlagen muss, denn Sie sind der Einzige, der einen Unkostenerstattungsbetrag in Anspruch nimmt.“911 Mit Enttäuschung nahm Oeckl zur Kenntnis, wie in der Ende des Semesters erschienenen Vorlesungszusammenfassung seiner eigenen Lehrveranstaltung kaum Platz zur Verfügung gestellt wurde. „Ich habe ... mit Enttäuschung festgestellt, dass meine Semestervorlesung im Umfang von 120 Schreibmaschinenseiten in der Kurzfassung einen Niederschlag von 6 halben Zeilen gefunden hat. Ich finde das so ungenügend und ohne jede Aussagekraft, dass ich eine derartige Darstellung nur lebhaft bedauern kann. Wenn vier Monate harter Arbeit eine derartige Wertung oder, besser gesagt, Unterbewertung finden, muss ich mir sehr überlegen, ob eine Fortsetzung meiner Lehrtätigkeit an der Internationalen Universität überhaupt einen Sinn hat“912, heißt es in einem Brief Oeckls an seinen italienischen Assistenten, Luigi Vantaggio. Für Oeckl gestaltete sich die Zusammenarbeit mit den Gremien der Universität, insbesondere zu Pater Morlion, zunehmend schwierig. Neben weiteren Abrechnungsproblemen für Oeckls entstandene Kosten, sah sich die Universität noch kurz vor Beginn des Wintersemesters 1975/76 nicht in der Lage, eine klare Aussage über Form und Inhalt von Oeckls weiterer Lehrtätigkeit zu treffen. Ende Oktober erfuhr Oeckl schließlich durch ein Schreiben Haefners von der Absetzung seiner Lehrveranstaltungen im neuen Studienjahr: „Man kann aufgrund der monetären oder Liquiditätssituation der Universität ihre Kosten zurzeit nicht übernehmen. Die Belegungsziffern für die von Ihnen vertretene Ausbildungslinie sind so gering, dass man abwarten möchte, ob sich für das darauf folgende Studienjahr eine Wiedereinführung auf dem theoretischen PR-Sektor ermöglichen lässt.“913 Von Oeckl initiierte Klärungsversuche scheiterten. Da von ihm als Pensionär nicht erwartet werden könne, je Rom-Vorlesungstermin ca. 1.000 DM selbst zu bezahlen – nachdem Oeckl von vornherein auf jedes Honorar verzichtet habe – sei er unter den gegeben Umständen bereit, während des akademischen Jahres 1975/76 zu pausieren, erklärte Oeckl daraufhin im Dezember 1975. Eine im Januar 1976 endlich zustande gekommene Aussprache Oeckls mit Curt Haefner brachte Aufklärung über die Hintergründe für die aus Oeckls Sicht undurchsichtig gewordenen Vorgänge. Demnach versuchte die ebenfalls in Rom ansässige, staatliche Universität, die sich durch Rezession und Spendenrückgänge verschär910
Brief Oeckls an Haefner vom 5.4.1975 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). Brief Haefners an Oeckl vom 11.04.1975 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 912 Brief Oeckls an Vantaggio vom 9.7.75. Vantaggio bedauerte dies und betonte, dass – dessen ungeachtet – Oeckls Lehrfach „eines der best besuchten“ gewesen und der er stolz darauf sei, durch die Zusammenarbeit mit Oeckl zum Gelingen des Kurses beigetragen zu haben. „Ich kann Ihnen versichern, dass Ihr Lehrgang an der Internationalen Universität als sehr gut betrachtet worden ist und Sie demzufolge zufrieden sein können“, formulierte Vantaggio in seinem Antwortschreiben. (Brief Vantaggios an Oeckl vom 7.8.75 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 913 Brief Haefners an Oeckl vom 28.10.75 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 911
Zusammenfassung
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fende Finanzsituation der internationalen Stiftungsuniversität auszunutzen und diese zu übernehmen. Da die „Internationalität“ der ohnehin überwiegend italienischen Professoren eher theoretischer Natur war, stand zudem ein beträchtlicher Teil der Professorenschaft bereits auf Seite der staatlichen Universität. Lediglich der persönliche Einsatz Pater Morlions und ausländischen Verwaltungsratsmitglieder verhinderten bis dato die Übernahme. Nach Einschätzung Haefners würde jedoch auch der „idealistische Optimist“ Morlion, „der an den konkreten Tatsachen immer mehr vorbeigehe“914, diese Entwicklung auf absehbare Zeit nicht aufhalten können. Darüber hinaus schwächte der angeschlagene Gesundheitszustand des Paters seine Position zunehmend.915 An Oeckls Status als außerordentlicher Professor änderte dies angeblich nichts: „Oeckl ist zum Professor ernannt und bleibt es. Er braucht keinerlei Bedenken in dieser Richtung zu haben“916, ließ Morlion über Haefner mitteilen. Allerdings existiert außer einer handschriftlichen Notiz Oeckls über diese „Bestätigung“ keinerlei Berechtigung offizieller Art. Da der Titel an Oeckls Lehrtätigkeit geknüpft war917, gab es – nach dem Stand der Aktenlage – keine rechtliche Grundlage, die Oeckl zum weiteren Führen des Professoren-Titels nach Beendigung seiner Lehrtätigkeit legitmierte. Wenngleich nicht mehr in Rom, war Oeckls Kompetenz indes an anderer Stelle mehr gefragt: So bot Oeckl seit Herbst 1975 an der Universität Augsburg im Rahmen des postgraduate-study Veranstaltungen über „Öffentlichkeitsarbeit in Verwaltung und Wirtschaft“ an und übernahm ab März 1976 die Leitung eines Lehrgangs über Öffentlichkeitsarbeit an der Deutschen Journalistenschule in München.918 Darüber hinaus schritten die Arbeiten an Oeckls zweitem Buch „PR-Praxis – der Schlüssel zur Öffentlichkeitsarbeit“ ebenso voran wie die Fertigstellung seines weltweiten Berichts über „PR-Education at Universities“. Als Chairman des Professional Standards Commitee der IPRA arbeitete Oeckl bereits seit 1973 an diesem Bericht, um ihn beim VII. PR-Weltkongress im August 1976 vorzulegen. Außerdem wurde Oeckl in den neu gegründeten Sachverständigenausschuss „Infrastruktur der Information und Dokumentation in der Wissenschaft“ des Bundesministers für Forschung und Technologie berufen. „Nach den Erfahrungen dieses Jahres könnten wir uns gegebenenfalls im Herbst darüber unterhalten, ob unter Berücksichtigung der dann vorliegenden Verhältnisse eine Fortsetzung der Vorlesung ins Auge gefasst werden soll, falls dies ihren Intentionen entspricht“,919 hieß es in Oeckls letztem Schriftverkehr mit Pater Morlion, der unbeantwortet blieb und das Ende von Oeckls Lehrtätigkeit in Rom markierte.
10.4 Zusammenfassung Mit der Übernahme des Lehrauftrages an der Universität Heidelberg ergab sich für Oeckl eine weitere Chance, persönlich neue Herausforderungen zu bewältigen und die fachliche Weiterentwicklung der deutschen Öffentlichkeitsarbeit voranzubringen. Nachwuchsförderung auf dem PR-Sektor gehörte zum damaligen Zeitpunkt zweifellos zu den am dringends914
Notiz Oeckls zur Besprechung mit Haefner am 12.01.1976 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). Vgl. Notiz Oeckls zur Besprechung mit Haefner am 12.01.1976 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 916 Notiz Oeckls zur Besprechung mit Haefner am 12.01.1976 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 917 Vgl. Abschnitt 10.3.4 „Oeckls Lehrtätigkeit in Rom“. 918 Vgl. Brief Oeckls an Morlion vom 20.01.1976 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 919 Brief Oeckls an Morlion vom 20.01.1976 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 915
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ten abzubauenden Defiziten der deutschen PR-Landschaft, denn außer den Ausbildungsprogrammen der Bad Harzburger Akademie für Führungskräfte der Wirtschaft und öffentlichen Verwaltung seit 1958 gab es seinerzeit noch keine regulären Aus- oder Fortbildungskurse für Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland. Oeckl verfügte neben einer fundierten theoretischen Basis, die sich in zahlreichen Veröffentlichungen spiegelte, auch über umfangreiche praktische Erfahrungen, sowohl durch seine berufliche Tätigkeit bei DIHT und BASF, als auch über zahlreiche Funktionen in nationalen und internationalen Verbänden, wie z. B. DPRG, BIPR und IPRA. „Eine Legitimation hier vor Ihnen zu sprechen, dürfte ... immerhin in einem gewissen Umfang gegeben sein. Ich glaube, Ihnen aus der deutschen Praxis, aus der deutschen Theorie und aus der internationalen Praxis den letzten Stand der Entwicklung schildern zu können ...“920, formulierte Oeckl beispielsweise im Rahmen seiner Antrittsvorlesung am 23.11.1960. Vor allem in der gegenseitigen Kooperation auf internationaler Ebene sah Oeckl vielversprechende Möglichkeiten, für das in Deutschland noch sehr junge Fachgebiet moderner Öffentlichkeitsarbeit wichtige Impulse zu erhalten. So ging es Oeckl im Rahmen seiner Vorlesungen neben der Vermittlung theoretischer Grundlagen auch immer um die Einbindung praktischer Erfahrungen und Entwicklungen, die national und international auf dem PR-Gebiet relevant waren. Neben Beiträgen aus der eigenen Berufspraxis, z. B. zu den Wirtschaftsfilmen, Geschäftsberichten, Firmenprospekten oder der Werkzeitung der BASF, verwies Oeckl auch auf die Öffentlichkeitsarbeit anderer deutscher PR-Fachleute oder lud ausländische Experten zu Gastreferaten ein. Die enge Verbindung zwischen Theorie und Praxis zeigte sich insbesondere ab der dritten Vorlesungsreihe im Wintersemester 1961/62, als Oeckl die Vermittlung des theoretischen Stoffes mit Praxisexkursionen kombinierte. Diese Vorgehensweise bot vor allem bei der Vorstellung der unterschiedlichen Medien die Gelegenheit, die Instrumente der Öffentlichkeitsarbeit bei Besuchen in Zeitungsverlagen, Rundfunkanstalten oder Filmanstalten vor Ort kennen zu lernen. Auch für die Erarbeitung einer PR-Kampagne als studentische Übung griff Oeckl auf praktische Erfahrungen zurück und betonte dabei – mit Bezug auf eigene Erfahrungen im Rahmen seiner BASF –Tätigkeit – die systematische Umsetzung von der Analyse der Ausgangssituation bis zur Wirkungskontrolle. Wiederkehrende Vorlesungsinhalte waren auch Ausführungen zu Ausbildungsmöglichkeiten, Berufschancen und Zukunftsaussichten für PR-Leute sowie über die Historie der Öffentlichkeitsarbeit, bezogen auf die USA und Deutschland. Unter Bezug auf seinen eigenen Berufseinstieg bei der I.G.-Farben wies Oeckl dabei auf sein 25jähriges Berufsjubiläum im Jahre 1963 hin und unterstrich damit die eigene fachliche Kontinuität und Kompetenz.921 Die Erfahrungen und Inhalte der Lehrveranstaltungen nutzte Oeckl für sein 1964 erschienenes „Handbuch der Public Relations“, mit dessen Ausarbeitung Oeckl im August 1962 auf der Basis bis dahin gehaltener Lehrveranstaltungen begann.922 Eine Neuausrichtung erfuhren die Lehrveranstaltungen Oeckls vor dem Hintergrund des neuen Instituts für Kommunikationsforschung, das ab 01.11.1963 am Institut für Soziologie und Ethnologie der Universität Heidelberg eingerichtet wurde. Die Aspekte der Öffentlichkeitsarbeit wurden mit Beginn des Wintersemester 1963/64 unter besonderer Be920 schriftl. dokumentierter Tonbandmitschnitt von Oeckls erster Vorlesung am 23.11.1960 an der Universität Heidelberg, 5 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 921 Vgl. Vorlesungsmitschnitt vom 5.12.1962, 2, BASFArchLu, C 804. 922 Vgl. Notiz Oeckls zu einer Besprechung mit Dr. Reimann am 09.10.1962, BASFArchLu, C 804.
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rücksichtigung methodischer Grundlagen der empirischen Sozialforschung, bezogen auf die spezifischen Aspekte der jeweiligen Medien, behandelt. Dazu gehörten beispielsweise die Hörer- und Seheranalyse, Methoden der Demoskopie, Eigenschaften der Massenmedien im Kommunikationsprozess und Ausführungen zum Vorstellungs- und Erscheinungsbild in der Öffentlichkeitsarbeit. Oeckl bildete mit seinem Lehrauftrag für Öffentlichkeitsarbeit eine wichtige Säule bei der Befürwortung und Gründung und der Abteilung. Neben bereits bestehenden methodischen und theoretischen Vorlesungen und Übungen des Instituts, beispielsweise durch Horst Reimann, sah insbesondere der Ordinarius für Soziologie und Direktor des Instituts für Soziologie an der Universität Heidelberg, Prof. Mühlmann, in den Lehrveranstaltungen Oeckls, „in einem gewissen Sinne auch eine Beziehung zur Heidelberger soziologischen Tradition“.923 Das Vorgängerinstitut für Publizistik mit zahlreichen Beständen publizistischer Literatur und dokumentarischem Material bildete einen wertvollen Grundstock für die soziologische Erforschung der Öffentlichkeit. Zusammen mit neu anzuschaffenden Beständen, für die sich Oeckl maßgebend engagierte, bildete dieses Potenzial eine wichtige Grundlage für eigene neue sozial empirische Erhebungen und Umfragen unter dem Aspekt moderner Kommunikationstheorie. Mühlmann schätzte Oeckl als „international renommierten Fachmann“,924 der die Gründung der Abteilung auch durch die Zusage geldwerter Unterstützungsleistungen über die BASF förderte. So erwirkte Oeckl beim BASF-Vorstand beispielsweise die Zusage, Sortier- und Tabellierarbeiten für empirische Erhebungen der Abteilung Kommunikationsforschung kostenlos über das Werk vorzunehmen.925 Der persönliche Einsatz Oeckls für die Unterstützung der Abteilung Kommunikationsforschung resultierte aus dem herausragenden Stellenwert, den Oeckl einer unbedingt notwendigen Verbesserung der Ausbildungs-und Forschungssituation auf kommunikationswissenschaftlichem Gebiet und insbesondere im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit, beimaß. Als Mitglied der Conférence Internationale pour l´enseignement universitaire des Relations Publiques hatte Oeckl unmittelbaren Überblick zum internationalen Stand der akademischen Forschung und Lehre. In einem Schreiben mit der Bitte um Unterstützung an den Bundespressechef, Karl Günther von Hase, betonte Oeckl, dass es nunmehr dringend notwendig und höchste Zeit sei, dass sich Deutschland in diesen Fragen nicht weiter fast völlig zurückhält. „Außer mir gibt es keinen Hochschullehrer, der Public Relations unmittelbar liest, da Professor Dr. Hundhausen an der Technischen Hochschule Aachen im Rahmen seines Lehrauftrages Werbung als Hauptthema behandelt und die Public Relations nur als Nebengebiet. Sonst befasst sich nur das DPRG-Mitglied Dr. Korte mit Public RelationsVorlesungen, die er gegen Honorar in der so genannten ´Akademie für Führungskräfte´ in Bad Harzburg hält.“926 Tief greifende Eindrücke, verbunden mit weitreichenden persönlichen Konsequenzen für Oeckl, hinterließen die Konfrontationen, die im Zuge der 68iger Bewegung auch den Lehrbetrieb der Universität Heidelberg erschütterten. Der konservative Lehrkörper der Universität, darunter Oeckl, sah sich in einer fast gänzlich „sprachlosen“ Lage gegenüber 923
Etatantrag für die Abteilung Kommunikationsforschung vom 28.11.1962, 3, BASFArchLu, C 804. Etatantrag für die Abteilung Kommunikationsforschung vom 28.11.1962, 3, BASFArchLu, C 804. 925 Vgl. Etatantrag für die Abteilung Kommunikationsforschung vom 28.11.1962, 4, BASFArchLu, C 804. 926 Brief Oeckls an Bundespressechef Karl-Günther von Hase vom 14.06.1963 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). 924
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Hochschulerfahrungen
den aufbegehrenden Studenten ohne Aussicht auf eine kompromissfindende Konfliktbewältigung. Weder gab es die Bereitschaft, den Studenten entschlossen entgegenzutreten, noch Versuche, mit verhandlungsbereiten Demonstranten Lösungen zu finden. So war es denn auch die aus Uneinigkeit, Unentschlossenheit und Einschüchterung resultierende Sprachlosigkeit, die Oeckl den zuständigen Universitätsgremien vorwarf. Allerdings stellt sich die Frage, wieso Oeckl selbst als Kommunikationsfachmann nicht gegen diese kommunikativen Defizite vorging. Auf höherer Ebene innerhalb universitärer Verwaltungsstrukturen wäre dies aufgrund seiner eher geringen Kompetenzen als Gastdozent sicher schwierig gewesen, obgleich der Rahmen eigener Lehrveranstaltungen aktive Handlungsversuche des Dozenten eher ermöglichte. Auf Ebene seiner eigenen Lehrveranstaltungen vermied es Oeckl allerdings, auf aktuelle Geschehnisse Bezug zu nehmen. Kommunikationsdefizite wurden nur für die Dritte Welt diskutiert. So wählte Oeckl im Wintersemester 1968/69 das Thema „Kommunikationsprobleme und Öffentlichkeitsarbeit in Entwicklungsländern“ für seine Veranstaltungsreihe – wie er betonte, ausschließlich beeinflusst von Erfahrungen im Rahmen seiner internationalen Verbandstätigkeit, vor allem als Präsident der IPRA seit 1967.927 Die Lehrveranstaltungen widmeten sich den Themen „Öffentlichkeitsarbeit zur entwicklungspolitischen Grundorientierung“ (27.11.1968), „Die Kommunikationsmöglichkeiten in den Entwicklungsländern“ (11.12.1968), sowie „Öffentlichkeitsarbeit in Afrika“ (anhand der Zeitschrift „Jeune Afrique“).928 Oeckl fügte sich trotz Provokation und Boykott des Vorlesungsbetriebes durch einzelne Studenten in die passive Rolle des „sprachlosen“ Hochschuldozenten. Oeckls Ablehnung der Studentenbewegung war absolut – aufgrund der völligen Unvereinbarkeit der Hintergründe, die den Studentenaktionen zugrunde lagen mit Oeckls, durch konservative Werte und Vorstellungen geprägtem Verständnis pluralistischer Demokratie. Oeckl sah sich als Teil des wissenschaftlichen, kulturpolitischen und wirtschaftlichen Establishments, gegen das die Hochschulunruhen nach seiner Auffassung als Teil eines umfassenden, die gesamte Gesellschaft der Bundesrepublik durchdringenden Wandlungsprozesses gerichtet waren. In den Augen Oeckls bargen die Ereignisse eine erhebliche Gefahr, die demokratische Gesellschaft zu schwächen und konnten daher aus seiner Sicht nur auf generelle Ablehnung stoßen, die bisweilen verachtende Züge annahm. Dies spiegelte sich beispielsweise
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Oeckl war seit 1961 Mitglied, von 1968-1979 Präsident sowie 1973-1977 Chairman Professional Standards Committee der International Public Relations Association (IPRA) (vgl. Flieger 1994, 25). 928 Vgl. BASFArchLu: Aushang des Instituts für Soziologie und Ethnologie der Universität Heidelberg, Abteilung Kommunikationsforschung vom 31.10.1968. Auslöser für das Semesterthema waren, so Oeckl während seiner Einführungsvorlesung am 13.11.1968, seine Referate „Kommunikation und die Probleme des Analphabetentums in Teheran“ sowie „Die heutige gesellschaftspolitische Situation in Indien und die Möglichkeiten der Public Relations“ auf der IPRA-Jahrestagung in Teheran und der First All India Public Relations Congress in New Delhi 1968. Oeckl traf dabei nach eigenen Angaben mit zahlreichen Politikern, Wirtschaftsführern und Wissenschaftlern zusammen, darunter der iranische Informationsminister und die iranische Prinzessin Ashraf Pahlevi, die als Präsidentin dem Persischen Nationalverband zur Bekämpfung des Analphabetentums vorstand. Zu hochrangigen Gesprächspartnern zählten ebenso der indische Minister für Information, Familienplanung und Gesundheit sowie der Parlamentspräsident von Indien. Einzelgespräche und Diskussionen führten Oeckl „... zwei der ganz großen Probleme ...“ vor Augen, „... die bisher nicht gelöst, ja kaum angepackt worden sind.“: Die Störung der Kommunikation zwischen Menschen und Völkern sowie das Nicht- oder Nichtmehr-Zustandekommen der notwendigen Kommunikation zwischen den Menschen. „Am drastischsten begegnet man diesem Phänomen unserer Zeit in den Entwicklungsländern“928, begründet Oeckl die Auswahl des Semesterthemas – obgleich hierin ebenso wesentliche Ursachen für die Eskalation der 68iger Unruhen im eigenen Land zu sehen waren (vgl. Konzept Oeckls zur Einführungsvorlesung Wintersemester 1968/69 am 13.11.1968, 2, BASFArchLu, C 804).
Zusammenfassung
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auch in späteren Äußerungen Oeckls, wenn von „Linksinfiltration der Universitäten“929, „Diffamierung der Industrie“930 „geistiger Umweltverschmutzung“ (Oeckl 1980, 6), die Rede war oder Wohlstandsmüdigkeit mit dem Sprichwort „Wenn die Sau satt ist, stößt sie den Trog um “ (Oeckl 1972, 13) charakterisiert wurde. Besonders hart traf Oeckl das Scheitern der Möglichkeit, durch die lang angestrebte Ernennung zum Honorarprofessur Anerkennung für sein fast zehnjähriges Wirken an der Universität Heidelberg zu erlangen. Die bereits zuvor mehrfach unternommenen Versuche – sowohl in Heidelberg als auch an der Wirtschaftshochschule Mannheim – verdeutlichen den hohen Stellenwert, den Oeckl diesem persönlichen Ziel beimaß. Dass dieses zunächst am Herzinfarkt des Mannheimer Rektors Wildenmann scheiterte und an der Universität Heidelberg letztlich durch die Umstände der 68iger Unruhen vereitelt wurde, trug sicher zusätzlich zur Verurteilung der Geschehnisse durch Oeckl bei. Trotz des für Oeckl wenig befriedigenden Endes seiner Tätigkeit, ist das Wirken an der Universität Heidelberg zweifellos als eine für Oeckl persönlich und die Fachwelt wichtige Station einzuschätzen. Oeckl leistete damit einen wertvollen Beitrag für die Bereicherung der damals generell sehr wenigen Möglichkeiten der Aus- und Fortbildung auf dem PR-Gebiet. Mit Blick auf Niveau und Anerkennung des noch jungen Berufszweiges Öffentlichkeitsarbeit verdient die Tatsache, dass es sich hierbei um akademische Lehrveranstaltungen handelte, besondere Berücksichtigung. Oeckls Verdienst bestand jedoch nicht nur in der direkten Weitergabe aktueller Fachkenntnisse an interessiertem Nachwuchs auf Hochschulniveau. Über die Verarbeitung im 1964 erschienenen „Handbuch der Public Relations“ profitierte die deutsche und internationale Fachwelt auch auf indirektem Wege von den Erfahrungen und Inhalten Oeckls Lehrtätigkeit. Ebenso engagierte sich Oeckl für die Förderung und Weiterentwicklung wissenschaftlicher Grundlagen der Öffentlichkeitsarbeit – durch seinen persönlichen Einsatz für die Gründung der Abteilung Kommunikationsforschung und die Integration kommunikationswissenschaftlicher Grundlagen in seine Lehrveranstaltungen. Rund dreieinhalb Jahre nach dem Ausscheiden aus der Universität Heidelberg ergab sich für Oeckl erneut die Möglichkeit, akademische Lehrveranstaltungen zum Thema Öffentlichkeitsarbeit abzuhalten, die – und dies dürfte ein erheblicher Motivationsfaktor für Oeckl gewesen sein – an die Erlangung des Professorentitels geknüpft war. Dass es sich mit der Freien und Internationalen Universität Rom hierbei jedoch um eine italienische Stiftungsuniversität handelte, die – zumindest über die nationalen Grenzen hinaus – nur über einen geringen Bekannheitsgrad und relativ wenig Reputation verfügte, entsprach zwar nicht Oeckls Idealbild, beeinflusste sein Engagement für diese neue Chance jedoch nicht. Ausführlich informierte Oeckl seinen Vorgesetzten, BASF-Vorstandschef Seefelder, über die Freie und Internationale Universität Rom und betrieb „PR in eigener Sache“. Durch das zeitliche Zusammentreffen mit dem altersbedingten Ausscheiden Oeckls aus der BASF sah Oeckl in der neuen Herausforderung eine hervorragende Möglichkeit, auch nach dem Eintritt in den „Ruhestand“ einem neuen Höhepunkt seiner fachlichen Laufbahn anzustreben. Obgleich Oeckl nach wie vor zahlreiche Ehrenämter insbesondere auch im Bereich
929 930
Tätigkeitsbericht AOA 1971, 1, BASFArchLu, C 802. Tätigkeitsbericht AOA 1971, 1, BASFArchLu, C 802.
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Hochschulerfahrungen
der Forschung und Lehre der Öffentlichkeitsarbeit national wie international erfüllte,931 wertete er die Chance in Rom – bekräftigt durch die positive Resonanz, die Oeckl von der Universitätsleitung erfuhr – für sich persönlich als eine Art „Entschädigung“ für die negativen Heidelberger Erfahrungen. Nachdem anfängliche Missverständnisse über die Einbindung der kirchlichen Lehre in die Vorlesungen Oeckls ausgeräumt waren und Oeckl mit Nachdruck auf die Bedeutung eines Professorentitels verwies, erreichte ihn im Oktober 1974 das offizielle Ernennungsschreiben. Oeckl sah sich damit am Ziel eines nun fast eineinhalb Jahrzehnte währenden Strebens nach formeller Anerkennung seiner Verdienste, die er sich vor allem bei der Erarbeitung theoretischer Grundlagen und Nachwuchsförderung auf dem Gebiet der Öffentlichkeitsarbeit erworben hatte. Für seine Tätigkeit in Rom versprach sich Oeckl durch das internationale Spektrum seiner Hörer eine entsprechende Breitenwirkung für die Vermittlung der PR-Grundlagen und einen Beitrag für die Heranbildung wissenschaftlichen Nachwuchses, wie er vor dem Professorengremium während seiner Antrittsvorlesung ausführte. Die Kombination der gelesenen PR-Themen mit dem Bereich Sozialpsychologie entsprach den fachlichen Schwerpunkten der Fakultät für Politische und Sozialwissenschaften sowie dem Research Institut of Sciences and Techniques of Public Opinion (ISOP). Oeckl hatte somit Gelegenheit, die an der Heidelberger Abteilung für Kommunikationsforschung erarbeiteten Inhalte einzubringen und arbeitete diese für die Vorlesungen in Rom entsprechend auf. Noch während der Tätigkeit in Rom begann Oeckl auch die Arbeiten an seinem 1976 erschienen Buch „PR-Praxis – Schlüssel zur Öffentlichkeitsarbeit“, in das die bereits in Rom gelesenen Inhalte einflossen. Die Praxis seiner Lehrtätigkeit in Rom verlief allerdings weniger zufrieden stellend, als sich das Oeckl zunächst vorgestellt hatte. Für Unstimmigkeiten sorgten nicht nur Querelen über Kostenabrechnungen und bürokratische Hemmnisse, auch die ungenügende Anerkennung seiner Arbeit und Persönlichkeit enttäuschten Oeckl zunehmend. So sorgte beispielsweise die nicht autorisierte Kürzung seiner Semestervorlesung beim Abdruck in der Vorlesungszusammenfassung von 120 auf 6 Zeilen für große Enttäuschung bei Oeckl. Selbst erklärte Oeckl später außerdem: „Es ist mir nicht gelungen, in dem Kreis der anwesenden italienischen Professoren einzudringen; mein Name Oeckl und die Schreibweise wurden nicht akzeptiert und auch nicht kapiert und ich hatte vom ersten Moment an die Namensbezeichnung ´il professore tedesco´, der deutsche Professor. Für mich waren die Türen beinah zu.“932 Als finanzielle Schwierigkeiten die Universitätsleitung im Wintersemester 1975/76 zur Absetzung von Oeckls Vorlesungsreihe veranlasste, war dies ein für Oeckl ähnlich unbefriedigendes Ende wie an der Heidelberger Universität. 931 z.B. als Mitglied des Beratenden Ausschusses der Universität Mannheim, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirates des Deutschen Instituts für Public Relations und Mitglied der Conference Internationale pour l´enseignement universitaire des Relations Publiques. 932 So Oeckl im Interview (A). Oeckl vermittelte in eigenen Darstellungen einen sehr viel positiveren Eindruck von der Anerkennung seiner Vorlesungen in Rom, als dies tatsächlich der Fall war. Insbesondere betonte Oeckl, den Lehrauftrag selbst beendet zu haben, was ebenfalls nicht den tatsächlichen Umständen entspricht: „In Rom lernte ich viel, der Rektor wollte dann gern einen Ordinarius aus mir machen, aber mit der Bedingung, die der Kultusminister stellte: Sie müssen nach Rom übersiedeln. Da ich aber einen großen deutschen und internationalen Freundeskreis hatte – ich bin bei IPRA und der CERP – das wollte ich nicht in wenigen Jahren in Rom aufs Spiel setzen. Er sagte: ´Very sorry, dann nicht, wenn Sie ihre Vaterlandsliebe und Ihr Deutschtum nicht aufgeben wollen ...´ Mit einer gewissen Frist habe ich dann den Lehrauftrag beendet.“ (ebenda).
11 Public Relations gleich Öffentlichkeitsarbeit? – Oeckls PR-Verständnis
Die Suche nach einer eigenen Identität war die zentrale Aufgabenstellung, vor die sich die bundesdeutsche Fachwelt seit Anfang der fünfziger Jahre gestellt sah. Zentral deshalb, weil die Herausbildung einer, auf die individuellen Verhältnisse in Deutschland zugeschnittenen Öffentlichkeitsarbeit Voraussetzung für deren Wirksamkeit war, über die sie sich überhaupt erst legitimieren und damit ihre „Existenzberechtigung“ herausbilden konnte. Bereits in frühen Beiträgen verwies die öffentliche Diskussion deutscher PR-Pioniere auf die spezifischen Bedingungen für Public Relations in Deutschland. „Es geht nicht um die Übertragung ausländischer Methoden, sondern um die Entwicklung einer aus der deutschen Situation mit dem deutschen Charakter begründeten Einstellung“ (Gross 1951), betonte Herbert Gross in „Moderne Meinungspflege“ bereits im Jahre 1951. Mit Bezug auf diese Veröffentlichung schaltete sich Oeckl im Jahre 1954 aktiv in die Diskussion um Definition, Funktion und Aufgabe von Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland ein. Oeckls Bestreben, durch Veröffentlichungen in Fachblättern über seinen unmittelbaren Wirkungskreis bekannt zu werden, begann nach Aufnahme seiner Arbeit im Deutschen Industrie- und Handelstag. Über dessen Öffentlichkeitsarbeit, die unter Oeckls Leitung aufgebaut und etabliert wurde, publizierte Oeckl 1954 im Beitrag „Moderne Meinungspflege“ (vgl. Oeckl 1954, 1f.). Im selben Jahr erschien ein Artikel Oeckls unter dem Titel „Öffentlichkeitsarbeit des Unternehmers?“ (vgl. Oeckl 1954 a, 53).
11.1 Definition des Begriffes „Öffentlichkeitsarbeit“ Im Bemühen um klare Abgrenzungen des jungen Berufsfeldes bereitete es weniger Schwierigkeiten, entsprechende Unterschiede zu den Nachbardisziplinen herauszuarbeiten, als diese einem für die allgemeine Öffentlichkeit verständlichen, von klaren Vorstellungen besetzten Begriff zuzuschreiben. Sehr bald stellte sich heraus, dass dies mit dem Wort „Public Relations“ nicht gelingen konnte. Schließlich handelte es sich hierbei um ein Fremdwort, das – weder im Gebrauchssinne des Herkunftslandes noch bei wörtlicher Übersetzung – keine adäquate Definition für eine deutsche Form von Public Relations lieferte. Die führte zu einer potenziellen Beliebigkeit, die dem bewussten oder unbewussten Missbrauch des Begriffes durch „selbst ernannte“ Fachleute Tür und Tor öffnete und entsprechenden Legitimitätsproblemen der tatsächlichen Experten. Das Problem war, dass gerade die qualifizierten Kreise durch relative Meinungsverschiedenheiten geprägt waren, wie denn eine klare Übersetzung für „Public Relations“ lauten sollte – mit anderen Worten: Man hatte zwar recht klare Vorstellungen über den Inhalt – wie beispielsweise durch Oeckl 1954 in „Moderne Meinungspflege“ oder „Öffentlichkeitsarbeit des Unternehmers“ dargelegt – war sich aber (noch) nicht einig über den eigentlichen Begriff. „Moderne Meinungspflege“ prägte beispielsweise Herbert Gross
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Public Relations gleich Öffentlichkeitsarbeit? – Oeckls PR-Verständnis
(1951), von der „Kunst der Meinungspflege“ sprach Friedrich Mörtzsch (1956), Friedrich H. Korte vom „Umgang mit der Öffentlichkeit“(1955) oder „Werbung um Vertrauen“ (1956), Carl Hundhausen formulierte „Werbung um öffentliches Vertrauen“ (1951) oder „Industrielle Publizität“ (1957). Oeckl „kreierte“, wie er selbst sagte, den Begriff „Öffentlichkeitsarbeit“, den er zunächst noch synonym mit der von Gross geprägten „Modernen Meinungspflege“ gebrauchte und als deutsche Entsprechung für Public Relations in den Tätigkeitsbericht 1952/53 des Deutschen Industrie- und Handelstages einbrachte. Mit Oeckls Beiträgen von 1954 wurde der Begriff „Öffentlichkeitsarbeit“ Teil der öffentlichen Diskussion.933 Beim „Herantasten“ an die theoretische Auseinandersetzung mit dem Thema Public Relations nutzte Oeckl bereits vorhandene Grundlagen der anglo-amerikanischen Fachwelt, die er nach eigener Reflexion modifizierte und weiterentwickelte. Oeckl markierte das Eindringen des Begriffes „Public Relations“ in den deutschen Sprachgebrauch auf die Zeit seit 1945 (vgl.Oeckl 1954 a, 53) und ignorierte damit (neben der eigenen berufsständischen Kontinuität) systematische Annäherungen, die durch Carl Hundhausen bereits lange zuvor vorgenommen wurden. So lieferte Hundhausen schon 1937 einen „recht differenzierten“ (Lehming 1997, 104) Definitionsvorschlag („Public Relations ist die Kunst, durch das gesprochene oder gedruckte Wort, durch Handlungen oder durch sichtbare Symbole für die eigene Firma, deren Produkte oder Dienstleistungen eine günstige öffentliche Meinung zu schaffen“ (Hundhausen 1937, zit. in Lehming 1997, 104) oder 1947 mit der Begriffsklärung von Public Relations als die „planmäßige Gestaltung aller Beziehungen eines Unternehmens nach außen, einschließlich seiner Beziehungen zu den eigenen Mitarbeitern (Arbeitnehmern) und deren Vertretungen“ (Hundhausen 1947, zit. in: Lehming 1997, 105). „Das Schlagwort Public Relations ist seit der Zeit nach 1945 in den deutschen Sprachschatz eingedrungen und wird von oft Unberufenen volltönend und missverständlich gebraucht“ (Oeckl 1954 a, 53), klagte indes Oeckl und übersetzte „Public Relations“ mit dem Begriff „Öffentlichkeitsarbeit“ gleich. Dabei griff er – obwohl gerade der spezifisch deutsche Aspekt verdeutlicht werden sollte – in Ermangelung einer vorhandenen deutschen Definition auf die Public Relations – Definition aus dem Mutterland des Begriffs zurück. Nach einer, von der Public Relations Society of America empfohlenen Definition waren PR „die Bemühungen einer Unternehmung (oder eines anderen Subjektes), gesunde und fruchtbare Beziehungen zur Öffentlichkeit aufzubauen und zu pflegen“ (Oeckl 1954 a, 53). Noch im gleichen Jahr allerdings – Oeckl war inzwischen Mitglied im britischen Pendant zur Deutschen Public Relations Gesellschaft, der englischen Branchenvereinigung „British Institute of Public Relations“ (BIPR)934 – wurde die britische PR-Definition Maßstab für das PR-Verständnis Oeckls. Bereits in „Moderne Meinungspflege“ als zweite Veröffentlichung auf dem PR-Sektor berief sich Oeckl auf die Begriffserklärung des BIPR: „Das internationale, weithin bekannte britische Institute of Public Relations, dem nicht nur alle führenden englischen Publizitäts-Fachleute angehören, sondern auch Spezialisten aus 24 Ländern der westlichen Welt, definiert Öffentlichkeitsarbeit als das entschiedene, planmäßige und unermüdliche Bemühen, gegenseitiges Verstehen zwischen einer Institution und der Öffentlichkeit aufzubauen und zu pflegen“ (Oeckl 1954, 1). 933
Oeckl war nicht der „Erfinder“ des Begriffes „Öffentlichkeitsarbeit“, da dieser bereits seit spätestens 1917 durch die Evangelischen Preßverbände in einschlägiger Bedeutung Verwendung fand (vgl. Bentele 2000) „Der Begriff war vermutlich bis 1950 wieder in Vergessenheit geraten“, konstatiert Günter Bentele (ebenda). 934 Zu den ehrenamtlichen Tätigkeiten vgl. Anhang I „Kurzbiografie Albert Oeckls“.
Definition des Begriffes „Öffentlichkeitsarbeit“
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1959 konstatierte Oeckl, dass der Begriff „Öffentlichkeitsarbeit“ in der Zwischenzeit „weitgehend Allgemeingut mindestens der Fachkreise“ geworden sei, „aber auch zunehmend darüber hinaus benutzt“ (Oeckl 1954, 1) würde. Die amerikanische PR-Definition diente in Folgebeiträgen zur Bestätigung, Ausgangsbasis blieb aber die Definition des BIPR. „Eine Definition des Begriffes ´Öffentlichkeitsarbeit´ wird sich zweckmäßigerweise an den englisch-amerikanischen Ausdruck „Public Relations“ anlehnen, der häufig auch bei uns zu hören ist. Das weit über seine Landesgrenzen hinaus angesehene British Institut of Public Relations erklärt Öffentlichkeitsarbeit als ´das entschiedene, planmäßige und unermüdliche Bemühen, gegenseitiges Verständnis zwischen einer Institution und der Öffentlichkeit aufzubauen und zu pflegen´. Die Pflege der Beziehungen zur Öffentlichkeit, oder wie es im internationalen Sprachgebrauch heißt, die Public Relations-Arbeit ist seit Jahren immer wieder einem Missverstehen der Zielsetzung und einer Missdeutung des Begriffes ausgesetzt. Deshalb sagt z. B. die American Public Relations Society in ihren Berufsgrundsätzen ganz eindeutig: „Wir streben danach, unsere Ziele mit dem Allgemeinwohl in Einklang zu halten und lassen und bei jeder Tätigkeit von dem Grundsatz der Genauigkeit, der Wahrhaftigkeit und des guten Geschmacks leiten“ (Oeckl (1960, 3; vgl. auch Oeckl 1959, 463). Auf Basis der BIPR-Definition entwickelte Oeckl 1961 erstmals eine, insbesondere um den Aspekt „Vertrauen“ erweiterte Variante: „Ausgehend von der Forderung, dass eine Begriffsbestimmung kurz und allgemein verständlich sein soll, möchte ich Öffentlichkeitsarbeit definieren „als das planmäßige und unermüdliche Bemühen, gegenseitiges Verstehen und Vertrauen zwischen einem Auftraggeber und der Öffentlichkeit aufzubauen und zu pflegen“. Diese Begriffsbestimmung, die sich an die des British Institute of Public Relations anlehnt, sagt nichts anderes, als auch die American Public Relations Society ausdrückt: „Wir streben danach, unsere Ziele mit dem allgemeinen Wohl in Einklang zu bringen und lassen uns bei jeder Tätigkeit von dem Grundsatz der Genauigkeit, der Wahrhaftigkeit und des guten Geschmacks leiten“ (Oeckl 1961, 40). Auch in den Publikationen der Folgejahre war diese Definition Oeckls Ausgangspunkt seiner Darlegungen.935 „Es ist die kürzest mögliche Formulierung, die wir finden konnten, und ich glaube, sie ist in dieser Form so allgemein verständlich, dass sie keiner weiteren Erläuterung bedarf ... Verständnis schaffen und Vertrauen aufbauen. Das sind die beiden wesentlichen Gedanken“ (Oeckl 1964 a, 112).
11.1.1 Public Relations im engeren Sinn Das „Handbuch der Public Relations“ von 1964 nutzte Oeckl zu einer Bestandsaufnahme der Fachdiskussion, auf deren Basis Oeckl noch einmal das Verhältnis der deutschen „Öffentlichkeitsarbeit“ zur englisch-amerikanischen „Public Relations“ hinterfragt wurde. Grundlage für die Bestimmung eines „positiven Begriffes Public Relations“ (Oeckl 1964, 31) war für Oeckl auch hier die Begriffsbestimmung des BIPR, in der sich „positiver Inhalt und bemerkenswerte Klarheit ... am eindeutigsten manifestieren“ (Oeckl 1964, 33). „Public Relations sind das wohlerwogene, planmäßige und unermüdliche Bemühen, gegenseitiges Verstehen und Vertrauen zwischen einem Auftraggeber und der Öffentlichkeit 935
Vgl. Oeckl 1961 a, 25; vgl. auch: Oeckl 1962 b; Oeckl 1962 c; Oeckl 1962 d; Oeckl 1962 e; Oeckl 1962 f.
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Public Relations gleich Öffentlichkeitsarbeit? – Oeckls PR-Verständnis
aufzubauen und pflegen“, bezeichnete Oeckl schließlich als den „PR-Begriff im engeren Sinn“ (Oeckl 1964, 35). Obgleich zum Teil recht differenzierte Definitionen für den Begriff Public Relations längst existierten, konstatierte Oeckl, „... dass der Versuch, einen Beitrag zur Klärung zu leisten, jetzt und hier unternommen werden muss“ (Oeckl 1964, 34). Oeckl bemerkte im „Handbuch der Public Relations“ zwar, dass Hundhausen „... 1937 das amerikanische Fachwort Public Relations erstmals in einem Aufsatz in einer deutschen Zeitschrift anwandte“ (Oeckl 1964, 34), setzte den Publikationsbeginn der deutschen Definitionen zum Begriff „Public Relations“ jedoch auf das Jahr 1951: „Die Definitionen maßgebender deutscher Praktiker und Theoretiker, die in der großen Linie übereinstimmen, beginnen 1951 mit Hundhausen ...“ (Oeckl 1964, 38). Ohne inhaltliche Erläuterung blieb dabei der Verweis Oeckls auf die erste einschlägige deutsche Nachkriegspublikation, die Hundhausen 1947 sogar mit eigenständiger Definition veröffentlichte (vgl. Lehming 1997, 105). Hierzu heißt es lediglich: „Wieder war es Hundhausen, der sich 1947 als Erster in einem Aufsatz mit den Public Relations auseinander setzte“ (Oeckl 1964, 95). Die durchaus „... nicht immer konsequent lineare [Entwicklung] ...“ (Lehming 1997, 114) in Hundhausens PR-Definitionen nutzte Oeckl für die Bestätigung einer „nahezu heillosen Begriffsverwirrung“ (Oeck 1964, 34). Als „Beleg“ diente Oeckl – neben denen weiterer deutscher Fachleute – hierbei insbesondere die selbstkritische Einschätzung Hundhausens in dessen Monografie von 1957. „Ich habe damals [im Vorwort von „Werbung um öffentliches Vertrauen – Public Relations“, C.M.] schon darauf hingewiesen, dass auch die Umschreibung des Begriffs ´Public Relations´ mit ´Werbung um öffentliches Vertrauen´ unzureichend ist. Aus diesem Grund habe ich den amerikanischen Begriff ´Public Relations´ dann auch weiter gebraucht ...Wir starren wie fasziniert auf ein Wort, das ´an sich´ überhaupt keine Lösung bedeutet und das in den meisten Diskussionen nicht mehr als eine leere Schale ist.“ (Hundhausen 1957, zit. in Oeckl 1964, 34f.) Dass sich der Begriff „Öffentlichkeitsarbeit“ als deutsche Entsprechung am besten eignete, stand für Oeckl grundsätzlich außer Zweifel. Doch kam es Oeckl darauf an, dieses nicht nur zu behaupten, sondern auch so klar und nachvollziehbar wie möglich zu begründen. Ob Hundhausen, Gross, Zedtwitz-Arnim oder Mörtzsch – kaum einer der aktiven Fachleute konnte selbst eine klare deutsche Bezeichnung finden, die Verwendung wenig zufrieden stellender Umschreibungen oder der Beibehalt des englisch-amerikanischen Begriffes war die Folge. Mit seinem „Beitrag zur Klärung“ gelang es Oeckl im „Handbuch“, sich von der bis dahin geführten Diskussion in der deutschen PR-Szene abzuheben, deren Autoren im Wesentlichen nur (auch für sich selbst) schwer tragbare Kompromisse anboten. Oeckl zeigt auf, warum und löste sich auch von einst selbst herangezogenen Formulierungen, wie beispielsweise der „modernen Meinungspflege“ von Herbert Gross (vgl. Oeckl 1954): „Gross spricht von ´Meinungspflege´ oder ´Pflege der öffentlichen Meinung´, was den PR-Begriff nicht genügend erfasst, da vor der Pflege fast immer der Aufbau der Beziehungen stehen muss. Außerdem ist die zweite Formulierung unhandlich“ (Oeckl 1964, 36). Die Verwendung von Begriffen wie Meinung, Beziehung, Kontakt oder Vertrauen hält Oeckl generell für problematisch, da das jeweilige Objekt ungenannt bleibt. Für gänzlich inakzeptabel hielt Oeckl die Integration von Wörtern mit einer völlig anderen Bedeutung, wie etwa „Vertrauenswerbung“ oder „Meinungspolitik“.
Definition des Begriffes „Öffentlichkeitsarbeit“
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Nach dem Verständnis, dass „Öffentlichkeitsarbeit“ Arbeit mit, für und in der Öffentlichkeit ausdrückt und „Arbeit“ in diesem Zusammenhang das bewusste, geplante und dauernde Bemühen meinte, gegenseitig Verständnis und Vertrauen aufzubauen und zu pflegen, betonte Oeckl sechs Kriterien, unter deren Voraussetzung „Öffentlichkeitsarbeit“ und „Public Relations“ im engeren, also im Sinne der BIPR-Definition, nach seiner Auffassung gleichsetzbar war:
bewusstes Bemühen in klarer Kenntnis der Bedeutung systematisch Planung unter Berücksichtigung aller Faktoren des Kommunikationsprozesses Kontinuität ohne beliebigen Abbruch und Abhängigkeit von Zufälligkeiten Gegenseitigkeit unter Berücksichtigung der öffentlichen Meinung und dem Kommunikations- und Informationsbedürfnis des Auftraggebers Verständnis für Transparenz und prägnante Information Vertrauen zwischen dem Auftraggeber und Öffentlichkeit (vgl. Oeckl 1964, 36).
„Aus langjähriger praktischer Erfahrung, zahllosen Diskussionen, Studium der aus- und inländischen Fachliteratur und vielfältigen eigenen Überlegungen habe ich unter Berücksichtigung aller Faktoren die folgende Definition für Öffentlichkeitsarbeit entwickelt ... Das bewusste, geplante und dauernde Bemühen, gegenseitiges Verständnis und Vertrauen aufzubauen und zu pflegen“ (Oeckl 1964, 42). Damit kombinierte Oeckl die unter seiner Regie von einer Grundsatzkommission geschaffene Public-Relations-Definition der DPRG936 aus dem Jahre 1962 (auf die er zuvor – bis auf eine Ausnahme in eigenen Beiträgen allerdings keinen Bezug nahm) 937 mit der des BIPR, auf die Oeckl in eigenen Beiträgen seit 1954 zurückgriff.938
11.1.2 Die kürzeste Formel Seine, 1964 im „Handbuch“ aufgestellte Definition der Public Relations (im engeren Sinne) als „das bewusste, geplante und dauernde Bemühen, (unter Einsatz aller Kommunikations-
936 Mit seinem DPRG-Vorsitz beeinflusste Oeckl (natürlich) auch die Prägung der manifestierten Grundsätze und transportierte so wesentliche Elemente seines PR-Verständnisses, das – darauf verwies Oeckl in eigenen Beiträgen seit 1954 – seinerseits stark durch anglo-amerikanische, insbesondere des britischen Berufsverbandes (BIPR – British Institute of Public Relations) Einflüsse geprägt war (vgl. Abschnitt 9.3 „Internationale Erfahrungen“). Der beim Vergleich mit den britischen Grundsätzen allerdings ins Auge fallende Begriff „legitim“ wurde „offenbar bewusst zur Rechtfertigung der Tätigkeiten von Öffentlichkeitsarbeit und deren Abgrenzung gegenüber der ihr unterstellten Nähe zu nationalsozialistischer Propagandaarbeit eingeführt“ (Szyszka 1998, 141) – dreißig Jahre nach Kriegsende stützte auch dies wohl Oeckls Kritik am Berufsverband, zu lange an „alten“ Formulierungen festgehalten zu haben. 937 Die DPRG-Grundsatzkommission legte ihrer Definition statt „Öffentlichkeitsarbeit“ den Begriff „Public Relations“ zugrunde, worin sicher der Grund lag, warum Oeckl auf diese Definition – bis auf den Beitrag „Zuviel oder zuwenig Öffentlichkeitsarbeit“ in der FAZ vom 27.12.1962 („Public Relations sind das bewußte und planmäßige Bemühen um Verständnis sowie Ausbau und Pflege von Vertrauen in der Öffentlichkeit“) keinen Bezug nahm (zwischen 1962 und 1964 wurde diese Definition um den Zusatz „... auf der Grundlage systematischer Erforschung“ erweitert – vgl. Oeckl 1964, 41). 938 „Public Relations ist das entschiedene, planmäßige und unermüdliche Bemühen, gegenseitiges Verständnis zwischen einer Institution und der Öffentlichkeit aufzubauen und zu pflegen“ (Oeckl 1959, 463).
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Public Relations gleich Öffentlichkeitsarbeit? – Oeckls PR-Verständnis
mittel)939 gegenseitiges Verständnis und Vertrauen (in der Öffentlichkeit) aufzubauen und zu pflegen“, galt in späteren Publikationen weiter als grundlegende Definition, die Oeckl nach wie vor als „kürzeste und klarste Definition“940 wertete. Einen nachhaltigen Eindruck hinterließ das Erscheinen von Edward Bernays´ „Biografie of an idea“, das 1966 durch Hundhausen rezensiert und im Jahre 1967, ebenfalls durch Hundhausen, in deutscher Übersetzung erschien. Seit der Veröffentlichung von Bernays´ Publikation greift neben Carl Hundhausen auch Albert Oeckl in eigenen Publikationen immer wieder die Grundelemente des Bernayischen PR-Verständnisses auf, die Bernays im „Geleitwort des Autors zur deutschen Ausgabe“ beschreibt: „Das Wesen von Public Relations ist aus drei grundlegenden Problemen zu erkennen: Anpassung, Information und Überzeugung. Will man in einer demokratischen Gesellschaft überleben, ist eine Anpassung an die sozialen Bedürfnisse und Wünsche der Öffentlichkeit erforderlich. Voraussetzung ist die Information der Öffentlichkeit. In einer Wettbewerbsgesellschaft, für die das Recht unabdingbar ist, auf dem Markt der Ideen und Dinge zu überzeugen, gibt die Kraft der Überzeugung den Ausschlag“ (Bernays 1967, 8). Ein weiteres wichtiges Grundverständnis für die Public Relations ist nach Bernays „... die Übereinstimmung der privaten und öffentlichen Interessen ... Es versteht sich von selbst: In einer von der Idee des öffentlichen Interesses beherrschten demokratischen Gesellschaft kann und sollte nichts bestehen bleiben, was nicht voll im öffentlichen Interesse liegt“ (Bernays 1967, 13). Und schließlich gehören die „two-way-street“ (Bernays 1967, 14) der Public Relations, verstanden als wechselseitiger Informationsfluss sowie die „Herbeiführung von Übereinstimmungen“ (Bernays 1967, 14) „bevor der Kommunikationsprozess anläuft“ (Bernays 1967, 14), zu den Grundelementen des Bernayischen PR-Verständnisses. Hundhausen bezieht sich bei der Verwendung und Weiterentwicklung in eigenen Beiträgen stets auf Bernays als Urheber dieser Grundgedanken. So heißt es in Hundhausens Beitrag „Public Relations. Eine Analyse“ beispielsweise: „Echte Public Relations werden nach Edward L. Bernays durch drei Elemente bestimmt: 1. Information, Unterrichtung 2. Persuasion, Überzeugen und Überzeugungen begründen 3. Adjustment ..., Herbeiführung von Übereinstimmungen.“ (Hundhausen 1966, zit. in: Lehming 1997, 108). Im selben Jahr wie die deutsche Ausgabe von Bernays´ „Biografie einer Idee“ (1967) erschien auch Hundhausens Buch „Public Relations – eine Lehrstunde für den Nachwuchs in Werbung, Publizistik und Management“, in der wieder ausdrücklich auf die Bernayischen Grundelemente Bezug genommen wird: „Den ersten Wesenszug haben wir schon erkannt: ... diese „twoway-street“ (Bernays) ist als echter Prozess der Kommunikation hervorgehoben worden. Der zweite Wesenzug wurde sichtbar durch die Erkenntnis, dass die bewegende Kraft von dem Träger dieser bewusst gewollten ´relations´ ausgeht. Ein dritter Wesenszug liegt in der von Edward L. Bernays immer wieder betonten Forderung des ´engineering of consent´, d. h. in der Herbeiführung, in der Verwirklichung, in der Schaffung von Übereinstimmungen ...“ (Hundhausen 1967 a, 37). Oeckl hingegen verwendet die Überlegungen Bernays´ – bis auf eine Ausnahme unmittelbar nach Erscheinen der Originalausgabe Bernays´ im Jahre 1965941 – ohne den Ver939
Um diese Zusätze erweiterte Oeckl an dieser Stelle seine Definition von 1964. „Bemühungen um gegenseitiges Vertrauen“, Interview mit Albert Oeckl in: Die Rheinpfalz vom 13.02.1968. 941 Unter dem Titel „Fachmann für Public Relations“ referierte Oeckl über das moderne Berufsbild der PR und zitierte eingangs Bernays: „In seinem im Herbst 1965 erschienenen Lebenswerk ... definiert der 74jährige Neffe von Sigmund Freud ´Public Relations´, dieses neue Instrument der Kommunikation, nach drei Gesichtspunkten: Die Öffentlichkeit unterrichten, sie überzeugen, ihre Haltungen und Handlungen anderer Meinung anzunähern 940
Definition des Begriffes „Öffentlichkeitsarbeit“
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weis auf deren geistigen Vater. So spricht Oeckl beispielsweise von Öffentlichkeitsarbeit als „soziologische Funktion der Gruppe im Dienst der Anpassung an die Umwelt. Public Relations haben in zahllosen Fällen Einzelnen geholfen, sich der Öffentlichkeit anzupassen und ihr einzufügen“ (Oeckl 1967 a, 2461). An anderer Stelle erklärte Oeckl im Zusammenhang einer gezielten und fachgerechten Informationsarbeit: „Der beste Weg zu einer solchen optimalen Orientierung ist die Öffentlichkeitsarbeit: Das heißt für die Praxis: bewusstes, geplantes und dauerndes Bemühen, gegenseitiges Verständnis und Vertrauen in der Öffentlichkeit aufzubauen und zu pflegen, oder anders ausgedrückt: Arbeit für die Öffentlichkeit, Arbeit in der Öffentlichkeit, Arbeit mit der Öffentlichkeit“ (Oeckl 1967 b). Den Weg der Umsetzung beschreibt Oeckl anhand mehrerer Grundregeln, wie Imageanalyse, Kenntnis des Kommunikationsprozesses, Rückkopplungen aus zweiseitiger Kommunikation und „schließlich Herbeiführung einer Übereinstimmung zwischen dem Kommunikator und seiner Öffentlichkeit ...Man könnte die Zielsetzung auch ganz kurz und einfach in drei Worten zusammenfassen: Interpretation, Adjustment = Anpassung, Integration.“ (Oeckl 1967 b). Oeckl übernimmt die Grundelemente letzlich komplett und veröffentlicht in seinem 1976 erschienenen Buch „PR-Praxis. Der Schlüssel zur Öffentlichkeitsarbeit“ die „neue“ Formel „Öffentlichkeitsarbeit = Information + Anpassung + Integration“ (Oeckl 1976, 19) als eigene, „aus langer Erfahrung gewachsenen Definition“ (Oeckl 1976, 52). Carl Hundhausen zeigte allerdings auf, dass Bernays dieses Verständnis bereits 1952 in seinem Werk „Public Relations“ formulierte und dann auch in sein Standardwerk von 1965 einfließen ließ. „In seinem 1952 erschienen Buch ´Public Relations´ steht zu Anfang der eindeutige Satz: ´Public Relations ist ein lebenswichtiges (vital) Werkzeug zur Anpassung (adjustment), zur Interpretation und zur Integration zwischen Einzelpersonen, Gruppen und Gesellschaften´“ (Hundhausen 1967, 527). Bernays betont dabei nachhaltig – wie er in seiner Abhandlung „What do the Social Sciences have to offer Public Relations“ ausführt – dass bei der Ausgleichsfindung bzw. Anpassung (adjustment) des privaten mit dem öffentlichen Interesse letzteres eindeutig der Vorrang hat (Hundhausen 1967, 527). Auch diese Auffassung übernimmt Oeckl, indem er klar formuliert: „... den Auftraggeber und seine Umwelt näher -, wenn möglich zu einer Übereinstimmung zu bringen mit der Tendenz: Einfügung des Eigeninteresses in das Gemeinschaftsinteresse“ (Oeckl 1976, 20). Im Vergleich zu Hundhausen adaptiert Oeckl damit die konstituierenden Elemente des Bernayischen Grundverständnisses (Information, Anpassung (Adaption), Integration), ohne Bernays als geistigen Vater der nunmehr als eigene Schöpfung ausgegebenen Definition zu erwähnen. In Erweiterung dieser, auf Bernays zurückgehenden Formel, ergänzt Oeckl dann in seinem 1976 erschienenen Buch „aufgrund des fundamentalen politischen und gesellschaftlichen Umbruchs in den letzten Jahren“ (Oeckl 1976, 20) eine „zusätzliche Stufe – nennen wir sie 3b – zur Behandlung unlösbar gewordener Probleme“ (Oeckl 1976, 20). Danach müsse – auch wenn keine Integration möglich ist, etwa durch „ein durch kein Argument zu überzeugendes Bürgerkomitee“ (Oeckl 1976, 20) – der Konflikt trotzdem gelöst werden, und zwar mit einer, für beide Seiten immer noch tragbaren Lösung: „Ich betone: Das Endziel der Öffentlichkeitsarbeit muss immer Lösung heißen! Und zwar tragbare Lösung!“ (Oeckl 1976, 20). oder anzupassen und schließlich sich zu bemühen, die Ansichten und das Verhalten einer Person oder Institution mit der Öffentlichkeit und umgekehrt in Übereinstimmung zu bringen“ (Oeckl 1965).
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Public Relations gleich Öffentlichkeitsarbeit? – Oeckls PR-Verständnis
Öffentlichkeitsarbeit untergliedert Oeckl in drei Stufen: Den Grundinhalt und damit die Basis bildet dabei die Information „nach innen und nach außen, transparent, schnell, wohldosiert zur rechten Zeit und am rechten Ort“ (Oeckl 1976, 19). In der zweiten Stufe geht es um die Anpassung zwischen der ausgesandten Botschaft des Auftraggebers und den in der Öffentlichkeit vorhandenen Meinungen. Aus dem beständigen Prüfen und Abwägen der Interessenslagen ergibt sich dann die Notwendigkeit einer ausgleichenden Anpassung, verbunden mit einer gewissen Selbstbeschränkung. Auf dieser Grundlage erfolgt schließlich die Integration des Auftraggeber-Interesses in das Gemeinschaftsinteresse. Wenngleich hier eine weitere Selbstkorrektur gegeben bzw. notwendig ist, darf dies jedoch „keineswegs mit nachgiebigem Ausgleich oder faulem Kompromiss verwechselt werden“ (Oeckl 1976, 20). Im Vergleich zum 1964 erschienen „Handbuch der Public Relations“942 verzichtete Oeckl 1976 auf die ausführliche Herleitung seiner Definition – als gegebene Feststellung war diese Einstieg und Ausgangspunkt für das Werk generell. Nachdem auch über zehn Jahre nach Oeckls erstem Buch die fachliche Diskussion von einer beachtlichen Vielzahl unterschiedlicher Begriffsbestimmungen geprägt war, stellte Oeckl dennoch fest, dass „keine von ihnen bisher allgemeine Anerkennung erreicht hat“ (Oeckl 1976, 49). Dazu gehörte auch die von Oeckl einst so geschätzte, allerdings nahezu unverändert gebliebene Definition des British Institut of Public Relations („The deliberate planned and sustained effort to establish an maintain mutual understanding between organisation and ist publics“). Ein – gemessen am raschen Fortgang der fachlichen Entwicklung – nicht akzeptables Festhalten an „alten“ Formulierungen stellte Oeckl auch bei der aus dem Jahre 1965 stammenden DPRG-Definitionfest („Das bewusste und legitime Bemühen um Verständnis sowie um Aufbau und Pflege von Vertrauen in der Öffentlichkeit auf der Grundlage systematischer Erforschung“). Auch die auf der DPRG-Jahrestagung von 1975 ausgesprochene Anregung, die Begriffsbestimmung aktuellen Entwicklungen und Erkenntnissen anzupassen, wurde bis zum Erscheinen seines Buches, im Frühjahr 1976 nicht in Angriff genommen, wie Oeckl feststellen musste (vgl. Oeckl 1976, 49ff.). Im Definitionsvergleich der Verbände national und international sowie einzelner Autoren wertet Oeckl die von Cutlip und Center in ihrem Standardwerk „Effective Public Relations“ formulierte Definition als „prägnanteste, den Gesamtkomplex am treffendsten umschreibende und im übrigen recht kurze Begriffsbestimmung, mit anderen Worten, die beste zurzeit existierende Definition“ (Oeckl 1976, 51f.): „Public Relations is the planned effort to influence opinion an action through socially responsible performance based on mutually satisfactory two-way-communcation“ (Oeckl 1976, 50). Abschließend verweist Oeckl auf seine bereits mehrfach angeführte eigene Definition, die er „hier im zuständigen Zusammenhang“ (Oeckl 1976, 52) wiederholte. Auf die Anführung von Begriffsbestimmungen deutscher Autoren verzichtet Oeckl – ganz im Gegensatz zu 1964 – völlig. Insgesamt spricht die knappe Abhandlung der Definitionsdiskussion – trotz der Vielzahl der unterschiedlichen Formulierungen – für eine eher marginale Bedeutung, die Oeckl einer weiteren Begriffsdiskussion beimaß. Denn mittlerweile könne, so Oeckl, der PR-Begriff im Grundsätzlichen als klargestellt angesehen wer942 Unter der Fragestellung „Was ist Öffentlichkeitsarbeit?“ war die Herleitung seiner 64iger Definition zentrales Anliegen, dem er ein ganzes Kapitel widmete: von der Aufzählung „unzähliger Begriffsbestimmungen für Public Relations“, der Argumentation, „was Public Relations nicht sind“, Erläuterungen zum „heute gültigen, positiven Begriff Public Relations“ bis zur Erarbeitung seiner Definition als Ergebnis der Frage „Public Relations gleich Öffentlichkeitsarbeit?“. Aufgaben und Ziele, PR-Grundregeln und die Diskussion des wissenschaftlichen Standortes schlossen sich an (vgl. Oeckl 1964, 25ff.).
Aufgaben und Ziele
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den. Variationen, die zur nach wie vor großen Zahl von Begriffsformulierungen führten, ergeben sich vor allem aus Nebensächlichkeiten, ohne das inzwischen international ausgeprägte PR-Verständnis im Wesentlichen in Frage zu stellen. Angesichts bisher gescheiterter Versuche äußerte Oeckl allerdings auch für die künftige Entwicklung erhebliche Zweifel, auf europäischer Ebene oder gar weltweit zu einer einheitlichen, von allen nationalen PRGesellschaften getragenen Standarddefinition zu finden (vgl. Oeckl 1976, 52). Tendenziell ist diese Vorgehensweise, das eigene Begriffsverständnis auf Grundlage ausführlicher Diskussion anderer (und als solche auch gekennzeichnete) Sichtweisen zu diskutieren und auf dieser Basis eigene Überlegungen nachvollziehbar herzuleiten, bereits in Veröffentlichungen seit der zweiten Hälfte der sechziger Jahre erkennbar – und zwar just seit dem Erscheinen von Bernays´ „Biografie einer Idee“. So lässt sich in kritischer Betrachtung feststellen, dass das Mühen Oeckls um ein auf eigene Überlegungen gegründetes PR-Verständnis nach dem Erscheinen des „Handbuches der Public Relations“ 1964 zugunsten der Adaption anderer Sichtweisen immer weiter verlassen wurde. Darüber hinaus finden sich in beiden Hauptwerken Oeckls bei anderen Aspekten, beispielsweise zum Kommunikationsprozess943, zur PR-Technik944 sowie zur PR-Geschichte945 ebenfalls deutliche Parallelen zu den Sichtweisen Bernays´ und Hundhausens.
11.2 Aufgaben und Ziele Trotz aller Logik, die Oeckl dem Begriff „Öffentlichkeitsarbeit“ im engeren Sinne von Public Relations zusprach, war ihm bewusst, dass – solange sich der Begriff nicht fest etabliert hat – man sich umso intensiver mit der klaren Formulierung von Aufgaben und Zielen der Öffentlichkeitsarbeit auseinander setzen musste, um die Verbreitung „verschwommener“ Auffassungen und Auslegungen zu vermeiden. Neben der eindeutigen Begriffsbestimmung formulierte und begründete Oeckl in seinem „Handbuch der Public Relations“ deshalb entsprechende Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit. Oeckl vermied es dabei, eigene Behauptungen aufzustellen, sondern leitete seine Auffassungen von den Standpunkten anderer Personen aus der Fachwelt und dem öffentlichen Leben ab. Eingeflossen sind beispielsweise Äußerungen von Berlins Wirtschaftssenator Karl Schiller, vom 3. Public-Relations-Weltkongress der IPRA in Berlin 1963, zu dem die deutsche Landesgruppe der IPRA unter Oeckls Vorsitz eingeladen hatte (vgl. Oeckl 1963). Schiller führte zum Beispiel an, dass aufgrund der öffentlichen Kontrolle, der Unternehmen in einer pluralistischen Gesellschaft unterliegen, permanent mit berechtigten oder unberechtigten Angriffen zu rechnen sei. „Agieren, nicht reagieren!“ (Oeckl 1964, 42), forderte Oeckl deshalb mit Blick auf die Notwendigkeit einer vorbeugenden Öffentlichkeitsarbeit durch rechtzeitige und ausreichende Information. Neben dem passiven Teil der Informationspolitik einer Institution durch die Beantwortung von Anfragen komme der aktiven Informationspolitik aus eigener Initiative besondere Bedeutung zu. Ein weiterer wichtiger Aspekt sei – und das nicht nur nach Oeckls Auffassung, wie er durch Heranziehung weiterer Quellen untermauert – die Berücksichtigung interner Öffentlichkeiten. Zur Beschreibung dieser Innenfunktion führt Oeckl Artikel der 943
Vgl. Abschnitt 11.4.4 „Der Kommunikationsprozess als Grundlage systematischer PR“. Vgl. Abschnitt 11.4.4.3 „Die PR-Technik“. 945 Vgl. Abschnitt 11.4.6 „Darstellungen zur PR-Historie“. 944
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Public Relations gleich Öffentlichkeitsarbeit? – Oeckls PR-Verständnis
Neuen Zürcher Zeitung, Business Week und abermals Äußerungen Karl Schillers an. Public Relations-Arbeit, so Berlins Wirtschaftssenator, bestehe nicht nur darin, die eigenen Verhaltensweisen nach außen darzustellen, sondern gleichzeitig intern imageschädigende Zustände abzustellen. Oeckl bezeichnet den PR-Mann daraufhin als „Mann der Mitte“, der seinen Auftraggeber vor der Öffentlichkeit wie die öffentliche Meinung vor seinem Auftraggeber zu vertreten hat (vgl. Oeckl 1964, 45). Die Ansprache der Öffentlichkeit erfolgt unmittelbar, über die direkten oder individuellen Medien, ebenso genutzt werden aber auch die Massenmedien zur indirekten Ansprache des Publikums. „Beobachten – Beraten – Planen“ beschreibt die Systematik, mit der wohlverstandene Öffentlichkeitsarbeit betrieben werden sollte. Ausgesprochene oder unausgesprochene Meinungen der für den Auftraggeber relevanten Öffentlichkeiten werden durch den PRExperten aufgenommen und dienen als Ausgangsbasis für die Beratung des Auftraggebers sowie die Planung und Umsetzung entsprechender Maßnahmen. Dem PR-Mann spricht Oeckl dabei eine „transformatorische“ Aufgabe als „Dolmetscher“ zwischen Experten und Publikum zu (vgl. Oeckl 1964, 45). Basierend auf den dargelegten Aufgaben der PR, formulierte Oeckl langfristige (allgemeine, bzw. strategische) und kurzfristige (spezielle bzw. taktische) Ziele von Öffentlichkeitsarbeit „in richtig verstandener Form“ (Oeckl 1964, 46). Beispiele aus Oeckls reichhaltigen Erfahrungen aus Verbandsarbeit und BASF-Praxis belegten dies. Neben dem grundsätzlichen Ziel, Misstrauen zu beseitigen, ein positives Image aufzubauen und Interessenidentität zwischen Auftraggeber und Öffentlichkeit herzustellen, lauteten Oeckls Beispiele für taktische PR-Ziele etwa: – die Sympathie der Arbeitskräfte, um die Bedarfsdeckung zu erleichtern, das Ansprechen von Schülern für die Gewinnung qualifizierter Lehrlinge, Verständnis für die Situation Westberlins oder die Entwicklungshilfe (vgl. Oeckl 1964, 46f.). Besondere Bedeutung hatte für Oeckl die Feststellung, dass Public Relations weder aus Selbstzweck noch Ideologie ihre Zielsetzung erhält. Gerade in letzterem Aspekt wird eine gewisse „Korrektur“ im Vergleich zu Oeckls 1954 zuvor dargelegten Motivation deutlich, in der er noch von der Gefahr des „Überrennens von der pseudo-religiösen Idee des Ostens“ sprach. „Öffentlichkeitsarbeit kann wohl der Desintegration der Kräfte entgegenwirken, indem sie einen Beitrag zu einer neuen Gemeinschaftsbildung leistet. Notwendig ist aber eine Entideologisierung der Public Relations mit der klaren Feststellung: Öffentlichkeitsarbeit wird nicht um ihrer selbst willen betrieben, sondern mit der festen Zielsetzung, im Interesse eines Auftraggebers Negatives, falls vorhanden, abzubauen, Verständnis und Vertrauen aufzubauen und zu pflegen und damit einem positiven Zweck zu dienen“ (Oeckl 1964, 47). Eine Ergänzung erfuhren die von Oeckl geprägten PR-Grundregeln „Wahrheit, Klarheit, Einheit von Wort und Tat“. „Meine Erfahrungen auf dem Gebiet der Öffentlichkeitsarbeit lassen mich zu den bisher genannten drei Grundregeln sieben weitere Forderungen postulieren“ (Oeckl 1964, 48). Dazu gehörten Emotionalität, Kontaktfreudigkeit, Offenheit, Integrität, Bescheidenheit, Direktheit und Maßhalten. In seinem 1976 erschienenen Buch „PR-Praxis – Der Schlüssel zur Öffentlichkeitsarbeit“ benannte Oeckl die Ziele der Öffentlichkeitsarbeit auf Grundlage der gleichen Kriterien wie im „Handbuch“, differenzierte jedoch stärker. Neben lang- und kurzfristigen bzw. strategischen und taktischen Zielen unterschied Oeckl nun zusätzlich positive Ziele, z. B. der Vertrauensaufbau für eine Organisation, und negative Ziele, z. B. das Abwehren von
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Angriffen wie Verleumdungen oder Beleidigungen oder das Ausräumen von Missverständnissen. Aufgenommen wurde – verbunden mit einer Veränderung bzw. Erweiterung von Oeckls Auffassungen – auch ein Unterscheidungskriterium nach konkreten und abstrakten Zielen: So führte Oeckl als Beispiel für ein konkretes PR-Ziel interessanter Weise die Überzeugung von Abgeordneten und Ministerialbeamten von der Notwendigkeit bestimmter Gesetzesentwürfe – ein Vorgang, der nach Oeckls Lobbyismus-Verständnis von 1964 als „leider“ gegebene Tatsache „wenig mit Public Relations im engeren Sinne und nichts mit Öffentlichkeitsarbeit zu tun“ (Oeckl 1964, 69) hatte. Als Beispiel abstrakter Zielstellung von Öffentlichkeitsarbeit wertete Oeckl die Erläuterung unternehmerischen Entscheidungsspielraumes im sozialen Prozess des Interessensausgleiches. Auch hierin spiegelt sich Oeckls, nun stark auf den „Anpassungs-Aspekt“ gerichtetes Verständnis. Im Übrigen leitet Oeckl in seinem 76iger Werk die Aufgaben aus den Zielen ab, während er im ersten Werk noch den umgekehrten Weg wählte („Die Ziele der Öffentlichkeitsarbeit ergeben sich aus der skizzierten Aufgabenstellung ganz eindeutig“ (Oeckl 1964, 46)) Oeckl betont, wie schwer es sei, die Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit geordnet zu skizzieren und führte nicht weniger als 22 Aufgaben an. Generell zeigte sich Oeckl hier weitaus kompromissbereiter, als dies noch 1964 festzustellen war und betonte selbst, dass sich das breite Aufgabenspektrum größtenteils erst während eines relativ kurzen Zeitraums seit Mitte / Ende der sechziger Jahre herausbildete, und zwar als “Folge der sehr tief greifenden Strukturveränderungen in den Staaten, in der Wirtschaft und ganz besonders im gesellschaftspolitischen Raum“ (Oeckl 1976, 48). So benennt Oeckl beispielsweise das „Von-sich-reden-machen“, das er als reine Publicity natürlich weiterhin ablehnt, es als ersten Schritt für weitere Aktionen jedoch dennoch anführt. Deutlicher betont werden auch die positiven Auswirkungen von Öffentlichkeitsarbeit auf materielle Ziele. „Geschäftsförderung ist eine PR-Aufgabe“ (Oeckl 1976, 45), stellt Oeckl deutlich fest und nennt als Beispiel sogar „Produkt-Publicity in einer fairen Form“ (Oeckl 1976, 45) als eine Form loyaler Interessensvertretung. Weiterhin müsse nun auch das Lobbying zu den PR-Aufgaben gezählt werden, wenngleich hier mit äußerster Besonnenheit und Korrektheit agiert werden müsse. Gleiches gelte für die persönliche Kontaktpflege zu Politik und Verwaltung. Auch das Vorbereiten von geschäftlichen – oder auch politischen – Aktionen, z. B. durch entsprechende Hintergrundrecherchen sei eine wichtige PR-Aufgabe. In ausführlicher Form ging Oeckl auch auf die steigende Relevanz gesellschaftspolitischer Arbeit ein, die durch Öffentlichkeitsarbeit zunehmend bewältigt werden muss. Probleme und öffentliche Fragen zu sozialer Marktwirtschaft, Umweltschutz, Legitimation des Unternehmertums, soziale Verantwortung gehörten einerseits zu täglichen Herausforderungen, während andererseits das unternehmerische Bewusstsein für diese Probleme oft nicht in dem Maße ausgeprägt sei, wie es sein sollte. „Dann muss oft der PR-Bearbeiter oder PRBerater einspringen, um den notwendigen Beitrag zum Interessensausgleich zu leisten“ (Oeckl 1976, 47). Deutlich wird hier Oeckls „Philosophie“ der Öffentlichkeitsarbeit, die sich in „seiner“ Definitionsformel "Information + Anpassung + Integration" spiegelt. Denn das Anpassen zwischen dem Auftraggeber und seiner Öffentlichkeit „... mit Ziel des Akzeptiertwerdens und schließlich des Integriertseins zum Beispiel bei einer Belegschaft oder der Presse ist die wohl schwierigste, aber auch eine der dankbarsten PR-Aufgaben“ (Oeckl 1976, 47). Die
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tief greifenden Konflikte, die sich seit Ende der sechziger vor allem im sozioökonomischen Bereich herauskristallisierten – und Oeckl zum Einfügen der „Stufe 3b“ in seine Definition veranlassten, erforderten zudem einen neuen Aufgabenkomplex für die Öffentlichkeitsarbeit: das Konflikt-und Krisenmanagement. Aufgrund der – wie oben beschrieben – für Oeckl eher nachrangigen, da marginalen Variationen der unterschiedlichen Begriffsbestimmungen, stellte Oeckl die Aufgaben und Ziele von Öffentlichkeitsarbeit seiner Definitionsdiskussion (oder besser: -aufzählung) voran. Diese waren für wohlverstandene Öffentlichkeitsarbeit im Oecklschen Sinne grundsätzlich gültig und somit nicht an bestimmte Begriffsdefinitionen gebunden.
„Handbuch der Public Relations“ (Oeckl 1964, 42ff.) Abwehren / Verteidigung gegen Angriffe Prophylaxe durch weitsichtiges Überlegen und Handeln passive Informationspolitik bei Beantwortung externer Anfragen durch den Auftraggeber aktive Informationspolitik durch selbst initiierte Kommunikation Information nach außen und innen unmittelbare Ansprache der Öffentlichkeit über die direkten und individuellen Medien Verbindungspflege zu den Massenmedien Beobachten, Beraten, Planen, Umsetzung von Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit
„PR-Praxis. Der Schlüssel zur Öffentlichkeitsarbeit“ (Oeckl 1976, 43ff.) Abwehr negativer Einflüsse auf den Auftraggeber Verteidigung gegen politische Gegner oder polemische Kritik Prophylaxe gegen drohende „Unbill“
Erregung von Aufmerksamkeit (als erster Schritt für weitere Aktionen) Aufklärung über aktuelle Entwicklungen nach innen und außen allgemeinverständliche Übertragung fachspezifischer Sachverhalte Herstellung von Transparenz Imageaufbau für Personen und Institutionen Aufbau, Pflege und Wiedergewinnung von Vertrauen Förderung der Geschäftstätigkeit (durch publizistisch wirksame Darstellung unternehmensrelevanter Probleme) loyale Interessensvertretung Koordinierung politischer, wirtschaft-licher bzw. geschäftspolitischer Aussagen Einwirkung auf die öffentliche Meinung Materialsammlung, Ghostwriting und -reading für den Auftraggeber Konfliktlösung und Kompromißsuche persönliche Kontaktpflege Lobbying Vorbereitung von politischen oder geschäftlichen Aktionen Beratung gesellschaftspolitische Arbeit Anpassen zwischen Interessen des Auftraggebers und seiner Öffentlichkeit mit dem Ziel der Akzeptanz und Integration Krisenmanagement
Tabelle 1: Die Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit in Oeckls Hauptwerken
Öffentlichkeitsarbeit – Notwendigkeit und Verpflichtung im Nachkriegsdeutschland
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11.3 Öffentlichkeitsarbeit – Notwendigkeit und Verpflichtung im Nachkriegsdeutschland „Aus der Erkenntnis, dass Nichtwissen, Nichtkennen, Nichterkennen und Halbwissen mit großer Wahrscheinlichkeit zu Nichtmögen, zu Unzufriedenheit und zu Ablehnung führen, brauchen wir eine Art der Information, welche dieses heute weitreichende Misstrauen beseitigt, Verständnis aufbaut und Vertrauen schafft. Diesen neuen Weg nennen wir Öffentlichkeitsarbeit“ (Oeckl 1964, 24), beantwortet Oeckl die seinem „Handbuch“ vorangestellte Frage, warum Öffentlichkeitsarbeit überhaupt notwendig ist. Auf der Grundlage einer vorangestellten, kommunikationsgeschichtlichen Betrachtung, skizziert Oeckl die gesellschaftliche Situation der Gegenwart als für den Einzelnen kaum zu durchschaubaren Komplex. Die Kenntnis seiner Strukturen sind dabei einerseits Voraussetzung für gesellschaftliches Bestehen, gleichzeitig wird es immer schwieriger, diese Kenntnisse bzw. Informationen zu erhalten und insbesondere zu verstehen. Es ist die Orientierungsfunktion der Öffentlichkeitsarbeit, die Oeckl hiermit anspricht und – auf Grundlage seiner vorherigen Veröffentlichungen – erweitert und konkretisiert. Grundlegende Notwendigkeit von Öffentlichkeitsarbeit ist für Oeckl in diesen frühen Publikationen die Festigung der sozialen Marktwirtschaft auf der Basis moderner Massendemokratie. Dabei müsse es gelingen, „der Mehrheit des Volkes das Wesen und Funktionieren des Wirtschaftsgeschehens soweit verständlich zu machen, dass diese Ordnung – wenn nicht die beste – so doch wenigstens als eine tragbare Lösung angesehen und anerkannt wird“ (Oeckl 1954, 1). Deshalb sei es insbesondere für die Unternehmen als Träger der sozialen Markwirtschaft wichtig, „... diese tragende Idee des heutigen Staates fest in der breiten Öffentlichkeit zu verankern, vorhandene Zweifel auszuräumen und durch Vorbild und ständiges Vorleben seine persönlichen Interessen mit denen der Allgemeinheit zu identifizieren“ (Oeckl 1954 a, 53). Wenn die gesamtwirtschaftliche Verpflichtung des Unternehmers unablässig sichtbar gemacht werden könne, so Oeckl weiter, „dann besteht kaum eine Gefahr, dass unsere heutige Demokratie und – bei einer Ausweitung dieser Haltung auf die europäischen Staaten – dass der Westen von der pseudo-religiösen Idee des Ostens überrannt wird“ (Oeckl 1954 a, 53). Vor dem Hintergrund, dass Anfang der fünfziger Jahre „... etwa zwei Drittel der erwachsenen Bevölkerung im Bundesgebiet über wirtschaftliche Fragen nicht oder nur mangelhaft informiert sind ...“ (Oeckl 1954, 1), erwuchs für die Öffentlichkeitsarbeit – insbesondere mit Blick auf die „pseudo-religiöse Idee des Ostens“ – eine besondere Verpflichtung und Herausforderung. Demoskopischen Untersuchungen zufolge glaubte ein Großteil der bundesdeutschen Bevölkerung zwar an Horoskope und Gespenster, grundlegende Zusammenhänge von Demokratie und sozialer Marktwirtschaft wurden allerdings nicht verstanden. „Staat und Wirtschaft müssen daher fremden Verführungskünsten und – möglichkeiten Bildung und Information entgegensetzen“ (Oeckl 1959, 463). Dies galt im übrigen, wie Oeckl herausstellte, nicht nur für die eigene Bevölkerung, sondern auch gegenüber dem Ausland, „wenn im Gesamtinteresse des deutschen Volkes das unbedingt notwendige Verstehen des Auslandes für unseren wirtschaftlichen Wiederaufstieg geschaffen und erhalten werden soll“ (Oeckl 1954, 2). Grundlegend für die effektive, wirkungsvolle Öffentlichkeitsarbeit war für Oeckl die Feststellung, dass Öffentlichkeit kein einheitlicher Begriff sei. Oeckl bezog sich auf den spanischen Philosophen Ortega y Gasset, der betonte, dass das öffentliche Leben nicht nur
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politisch sei, sondern zugleich geistig, sittlich, wirtschaftlich und religiös. „Es gibt eine öffentliche Meinung des Betriebes, des Ortes, der Stadt, des Gebietes, des Landes. Das Unternehmen steht als soziales Gebilde mitten in jener Umwelt, in der, mit der und von der es lebt. Und da es immer eine öffentliche Meinung gibt ... hat der Unternehmer keine Wahl: Er muss um das Vertrauen der Öffentlichkeit werben, er muss Öffentlichkeitsarbeit betreiben, wenn er den Fortbestand seines Unternehmens sichern will“ (Oeckl (1954 a, 53). Wenn auch „manche sachliche und persönliche Befangenheit eine volle Entfaltung und Wirksamkeit bisher noch kaum ermöglicht hat“ (Oeckl 1954, 1), so habe sich die Erkenntnis, Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, in den deutschen Unternehmerkreisen mehr und mehr durchgesetzt. Man sei deshalb verpflichtet, „moderne Meinungspflege“ zu betreiben, denn die öffentliche Meinung sei – unabhängig davon, ob man sie pflegt oder nicht – vorhanden; vergisst man sie zu pflegen, bestehe die Gefahr der Verzerrung, schilderte Oeckl beispielsweise in Bezug auf den DIHT. „Der DIHT hat Ende 1950 eine Pressestelle eingerichtet und gleichzeitig einen Presseausschuss geschaffen, um den Aufgaben der modernen Meinungspflege auf dem Wirtschaftssektor gerecht werden zu können. Im Sommer 1952 wurde auf meinen Vorschlag hin diese Pressestelle in ´Abteilung Öffentlichkeitsarbeit´ und der Presseausschuss in ´Ausschuss für Öffentlichkeitsarbeit´ umgewandelt“ (Oeckl 1959, 464). Oeckl begründete dies damit, dass eine Institution wie der DIHT aufgrund der vielfältigen Beziehungen zur Öffentlichkeit geradezu verpflichtet sei, moderne Meinungspflege zu betreiben. „Da diese sich nicht allein in den Beziehungen zur Presse erschöpfen kann ... hat der DIHTPresseausschuss und Pressestelle diesen Notwendigkeiten angepasst und ... weiterentwickelt“ (Oeckl 1959, 463).
11.3.1 Der Vorwurf der PR-„Unterentwicklung“ Doch trotz der Mühen deutscher PR-Fachleute um Anerkennung und Wirksamkeit deutscher Öffentlichkeitsarbeit, sahen sich diese im internationalen Vergleich mit dem Vorwurf der „Unterentwicklung“ konfrontiert. Die auf dem 1. PR-Weltkongress 1958 in Brüssel aufgestellte These, Deutschland sei in ein in PR-Fragen unterentwickeltes Land, ließ Oeckl nicht unwidersprochen. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung veröffentlichte Oeckl im September 1958 einen Artikel, um, basierend auf den zentralen Inhalten des Weltkongresses, die Entwicklung und Nutzung der (Medien-) Technik zu erläutern, die Orientierungsfunktion und Grundsätze der Öffentlichkeitsarbeit zu beschreiben sowie die Behauptung der PR-Unterentwicklung zu widerlegen: Eine, der Gesamtheit dienende Aufgabe der Public Relations sei es deshalb – so führte Edgar B. Schieldrop auf dem Weltkongress aus – die schnell voranschreitende Entwicklung der Technik den Menschen verständlich zu machen, damit die Angst des Ausgeliefertseins zu nehmen und die praktische Anwendung nahe zu bringen. Eine weitere vordringliche Zielsetzung der Public Relations sah der Amerikaner W. Howard Chase darin, die Menschen über die Zusammenhänge ihrer Umwelt aufzuklären. Die Auflösung traditioneller sozialer Strukturen, das Schwinden vielfältiger Beziehungen zur umgebenden Umwelt in Wirtschaft, Wissenschaft, Religion und Familie führe zu Hilflosigkeit und Unsicherheit. Der Öffentlichkeitsarbeit komme daher die besondere erzieherische Aufgabe zu, den Men-
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schen den eigenen Standort zu vermitteln sowie Zusammenhänge und Verbindungen zu den Bereichen des Lebens darzulegen (Oeckl 1958, 13). Von grundsätzlicher Bedeutung war für Oeckl auch die Nennung der wesentlichen Grundsätze der PR-Arbeit, skizziert vom Engländer R.A. Paget-Cooke: „das, was der Öffentlichkeit mitgeteilt wird, muss wahr und nachprüfbar sein; es darf sich nicht nur an den Verstand, sondern muss sich auch an das Gefühl wenden ... es muss der Eindruck der Unmittelbarkeit vermittelt werden und als entscheidender Punkt: jede Public Relations muss so klar und verständlich sein, dass sie bei den Angesprochenen auch wirklich ankommt (Oeckl 1958, 13). Auf dieser Grundlage zog Oeckl einen Vergleich zur Praxis deutscher Öffentlichkeitsarbeit und kam zu dem Schluss, „dass die Aufklärungstätigkeit, wie sie heute von Wirtschaft und Wissenschaft, Regierung, Parteien, Kirchen und privaten Meinungsträgern verschiedenster Art in Westdeutschland praktiziert wird, sich kaum von internationalen Normen unterscheidet“ (Oeckl 1958, 13). Allerdings differiere die Intensität, mit der über entsprechende Medien oder auf direktem Wege die Inhalte der Öffentlichkeitsarbeit in Klarheit und Wahrheit vermittelt werden (vgl. Oeckl 1958, 13). Den Vorwurf der „PR-Unterentwicklung“ griff Oeckl in nachfolgenden Veröffentlichungen immer wieder auf, um Gegenargumente plausibel darzulegen. Auch im Beitrag „Ist Öffentlichkeitsarbeit notwendig“, der – nach eigener Einschätzung Oeckls – seine Erfahrungen neunjähriger Öffentlichkeitsarbeit für den Deutschen Industrie- und Handelstages widerspiegelte, stellte Oeckl die Frage „Ist dies richtig und wo stehen wir heute auf diesem Gebiet?“ (Oeckl 1959, 463). In diesem Beitrag prägte Oeckl auch seine „drei entscheidenden Kriterien echter Öffentlichkeitsarbeit“ (Oeckl 1959, 464), die als grundlegende Prinzipien praktischer Öffentlichkeitsarbeit in Oeckls Praktikertheorie einflossen: „Wahrheit als Ausgangspunkt und Zielsetzung für jedes Gelingen; Klarheit, auf die bei Darstellung auf jedem der möglichen Wege niemals verzichtet werden kann und Einheit von Wort und Tat“ (Oeckl 1959, 465). Auf dem Inhalt seines Beitrages „Ist Öffentlichkeitsarbeit notwendig?“ aufbauend, formulierte Oeckl seinen Vortrag an der Universität Heidelberg über „Moderne Öffentlichkeitsarbeit in Staat und Wirtschaft“. Mit Blick auf den akademischen Zuhörerkreis widmete sich Oeckl ausführlich begrifflichen Klärungen und Abgrenzungen. Dabei fanden Bedeutung und Merkmale von Propaganda, Publizität und Werbung ebenso Berücksichtigung wie die Definition des Schlüsselbegriffs „Öffentlichkeit“. Darüber hinaus betrachtete Oeckl das Verhältnis Public Relations – Wissenschaft und stellte fest, dass es, im Vergleich zu den USA mit einigen hundert Lehrstühlen für Public Relations, in Deutschland nur an der TH Aachen einen Lehrstuhl gab, der sich auch mit Öffentlichkeitsarbeit befasste. Gleichzeitig verwies er auf seinen eigenen Lehrauftrag an der Universität Heidelberg ab Wintersemester 1960/61. Defizite sah Oeckl zudem in der Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Kommunikationswissenschaft, da „die wenigen Institute für Publizistik an deutschen Hochschulen ihre Aufmerksamkeit in erster Linie der Presse und teilweise am Rande dem Rundfunk“ (Oeckl 1960, 8) widmeten. Die Vortragsinhalte bilden somit eine Zusammenfassung und Weiterentwicklung seiner bis dahin erschienenen Publikationen und wurden im Dezember 1960 als Sonderdruck der „Ruperto-Carola“, Mitteilungen der Vereinigung der Freunde der Studentenschaft der Universität Heidelberg e.V., publiziert.
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Public Relations gleich Öffentlichkeitsarbeit? – Oeckls PR-Verständnis
11.3.2 Funktionen moderner Öffentlichkeitsarbeit Elf Bereiche des gesellschaftlichen Lebens erfasst Oeckl, die jedes Gesellschaftsmitglied unmittelbar betreffen und deshalb entsprechend verstanden werden müssen. An erster Stelle nennt Oeckl das staatliche Leben, dessen Organisation und Gesetzgebung für den Einzelnen nur schwer zu überblicken sind. Die ständige und richtige Form der Unterrichtung des Staates ist deshalb eine wichtige Voraussetzung, das bestehende Informationsbedürfnis der Bürger zu befriedigen. Gleiches gelte für die Politik, betonte Oeckl. Besonderer Aufmerksamkeit bedürfe zudem die transparente und verständliche Vermittlung ökonomischer Zusammenhänge, denn, so Oeckl, „die generelle Unwissenheit über die Grundlagen und Regeln unseres Wirtschaftssystems ist erschreckend“ (Oeckl 1964, 19). Negative Vorkommnisse, immer größere wirtschaftliche Einheiten und Verflechtungen führten zu einem verzerrten Bild des Unternehmers bzw. der Wirtschaft generell, nicht nur bei externen, sondern vor allem auch bei internen Öffentlichkeiten. „Die innerbetriebliche Information in beiden Richtungen ist zu einem Problem erster Ordnung geworden“ (Oeckl 1964, 19). Eine ebensolche Notwendigkeit ausreichender und verständlicher Information bestand für das soziale Gebiet, Religionsgemeinschaften und humanitäre Organisationen, die Wissenschaft, Kunst, Sport, die Aus- und Fortbildung und die Zusammenarbeit auf europäischer und internationaler Ebene. Darüber hinaus bedürfe der Kommunikationsprozess selbst eines ständigen Informationsaustausches der Medien unter- und übereinander (vgl. Oeckl 1964, 20ff.). Die gesellschaftlichen Veränderungen Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre, veranlassten Oeckl zur Untersuchung der Ursachen dieses Umbruchs. Formulierungen wie „Linksinfiltration der Universitäten“946 oder „Diffamierung der Industrie“947 sprechen für die Ablehnung, mit der Oeckl dieser Entwicklung begegnete, die – mit Blick auf das Ende seiner Heidelberger Lehrtätigkeit – auch für ihn persönlich nicht ohne negative Folgen blieb. Vor allem für seine berufliche Tätigkeit als Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit der BASF stellte Oeckl diese Zeit vor große Herausforderungen, deren Bestehen nicht zuletzt über Erfolg oder Misserfolg seiner letzten aktiven Berufsjahre entschied. Zum einen, so Oeckl, hatte diese Entwicklung ihre Ursache im Ende der Nachkriegszeit – eine Phase, die durch eine Reihe folgenreicher Faktoren gekennzeichnet war. Unternehmerinitiative und Einsatzbereitschaft der Arbeitnehmer ließen einerseits unter den Bedingungen sozialer Marktwirtschaft einen hoch entwickelten Industriestaat entstehen, der zu den erfolgreichsten Staaten überhaupt zählte. Parallel dazu ergaben sich in internationalem Rahmen instabile Verhältnisse mit schwerwiegenden Folgeerscheinungen politischer, wirtschaftlicher und technologischer Art. Zahlreiche neue Staaten entstanden, die Weltbevölkerung nahm – verbunden mit den einhergehenden Problemen wie Arbeitslosigkeit, Hunger etc. – exorbitant zu und stellte vor allem die Entwicklungsländer vor große Probleme. Begleitet wurde diese Entwicklung durch zuvor kaum für möglich gehaltene technologische Errungenschaften, vor allem auf kommunikativem Gebiet. Die weltweite Verflechtung der Produktionsprozesse und der damit verbundene Vorwurf grenzenloser Expansionsgläubigkeit, kaum noch vorhandene Güterknappheit, Vollbeschäftigung, Umweltverschmutzung und insbesondere existenzielle Legitimationsprobleme des Unternehmertums als zentrales Symbol kapitalistischer Wirtschaftsordnung prägten die 946 947
Tätigkeitsbericht AOA 1971, 1, BASFArchLu, C 802. BASFArchLu: Tätigkeitsbericht AOA 1971, 1.
Öffentlichkeitsarbeit – Notwendigkeit und Verpflichtung im Nachkriegsdeutschland
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„Zeit des großen Wandels“ (Oeckl 1972, 6). Deren Auswirkungen ließen Oeckl an die großen Umwandlungen im Römischen Reich um 200 nach Christus denken, und spiegelten sich in einem „radikalen Autoritätsschwund“, einer „erheblichen Verminderung der religiösen und familiären Bindungen“ und einer „an keine Grenzen mehr stoßende Sexwelle ... weiter Teile einer psychisch verunsicherten, ja geradezu neurotisierten Gesellschaft“, deren Zustand Oeckl irgendwo „zwischen schrankenloser Freiheit und seelischer Frustration“ (Oeckl 1972, 6) ausmachte. Ein überaus deutliches Bild für diese Wohlstandsmüdigkeit fand Oeckl mit dem Verweis auf das holländische Sprichwort: „Wenn die Sau satt ist, stößt sie den Trog um“ (Oeckl 1972, 13). Ein generelles Unbehagen an der bestehenden Staats-, Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung war die Folge, die einherging mit der Entfremdung Intellektueller und sich im Ruf nach Bewusstseinserneuerung der Neuen Linken kanalisierte. Oeckl verwies in aller Schärfe auf die Gefahr für die bestehende Gesellschaftsordnung durch die radikalen Ansichten, als deren Vertreter er die Philosophen Marcuse, Mandel und schließlich die Jungsozialisten und deren Thesen zur Politischen Ökonomie und Strategie anführte (vgl. Oeckl 1972, 7).
11.3.2.1 Die soziologische Funktion Auf Grundlage dieser Überlegungen differenzierte und erweiterte Oeckl die bereits 1964 dargelegte Orientierungsfunktion der Public Relations als soziologische, sozialpsychologische, politische und demokratische Funktion. Während im 64iger Handbuch allerdings das Verständnis für nationale Strukturen und Zusammenhänge in Staat, Politik und Wirtschaft noch an erster Stelle steht, benennt Oeckl mit Bezug auf die aktuellen Entwicklungen den einer grundsätzlich heterogenen Gesellschaftsstruktur zugrunde liegenden sozialen Prozess, innerhalb dessen Öffentlichkeitsarbeit als Dialog betrieben werden muss, um im sozialen System der Interessensgegensätze zu überleben. Da diese Gegensätze charakteristisches Wesen menschlicher Gesellschaft sind, sind diese keine Frage von Nationalität und damit politischer Grenzen, sondern betreffen das menschliche Zusammenleben generell. Die Notwendigkeit von Öffentlichkeitsarbeit mit ihrer sozialen Ausgleichfunktion ist damit grundsätzlich vorhanden (wenngleich die Ausübung wohlverstandener Public Relations an bestimmte Rahmenbedingungen geknüpft ist.) „Öffentlichkeitsarbeit ist das aus dem Dissens der Rassen und Klassen, der Familien und Völker, der Unternehmer und der Gewerkschaften entstandene Bemühen um Konsens, um eine mögliche Angleichung der Ansichten mit der Zielrichtung Übereinstimmung“ (Oeckl 1976, 21). Die, wie Oeckl auch an dieser Stelle betonte, „geradezu dramatischen Entwicklungen“ (Oeckl 1976, 21) der letzten Jahre müssen von der Öffentlichkeitsarbeit verstanden und durchdrungen werden. Hoffnungen, Ängste, Ideen und Ideologien, Absichten und Aktionen verschiedenster Subjekte und Objekte zu registrieren und zu interpretieren, durch Unterrichtung und Aufklärung zu helfen, oft antagonistische Zielsetzungen zu überwinden; Vertrauen untereinander auf- und Konflikte abzubauen – dies war die große Herausforderung, die Oeckl der Öffentlichkeitsarbeit zuschrieb: zwischen den Rassen, Diktaturen und Demokratie, verschiedenen Religionen, politischen Parteien, den sozialen Systemen menschlichen Zusammenlebens. „PR als Brückenschlag von Mensch zu Mensch ist zweifellos eine soziologische Funktion“ (Oeckl 1976, 22), praktiziert als angewandte Soziologie.
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11.3.2.2 Die sozialpsychologische Funktion Die Untersuchung der komplexen Zusammenhänge gesellschaftlicher und individueller Interessensgegensätze bedarf wissenschaftlicher Grundlagen. Der Sozialpsychologie sprach Oeckl deshalb eine Schlüsselstellung unter den für die Ausübung wirkungsvoller Öffentlichkeitsarbeit notwendigen Disziplinen zu. „Angewandte Sozialpsychologie“948 in Form sozialpsychologischer Grundlagen, beispielsweise durch Meinungsforschung, forderte Oeckl für die Öffentlichkeitsarbeit. „Der PR-Fachmann muss für die Bewältigung seiner Aufgaben von heute und morgen Sozialpsychologe, Anwalt eines qualitativen Wachstums und Spezialist im Dienst der Entfaltung menschlichen Behauptungs- und seelischen Leistungswillens sein“ (Oeckl 1976, 24). Nur bei Kenntnis psychologischer Hintergründe gesellschaftlicher Phänomene wie beispielsweise Gewalt, sexuelle Ausschweifungen, Aberglaube oder Disziplinlosigkeit ist es für die Führungskräfte in Staat und Gesellschaft auch möglich, dagegen anzukämpfen. Das Vorgehen gegen das Schwinden ideeller Orientierungssysteme, verbunden mit dem Verlust von Grundeinstellungen, Wertenormen und emotionalem Vakuum unterminierten und gefährdeten sonst das Gefüge unserer Gesellschaft, so Oeckl (Oeckl 1976, 24).
11.3.2.3 Die politische und demokratische Funktion Ergänzend zur sozialen und sozialpsychologischen Funktion, die Oeckl – im Vergleich zum 64iger Handbuch nun als generell grundlegend für Öffentlichkeitsarbeit heranzieht – benennt Oeckl darauf aufbauend die politische und demokratische Funktion der Öffentlichkeitsarbeit als „zwei weitere wesentliche Komponenten“ (Oeckl 1976, 25). Oeckl versteht diese Aspekte als spezielle, differenzierte Formen der übergeordneten, generellen Funktionen. In ihrer politischen Funktion wirkt Öffentlichkeitsarbeit integrativ gegen aktuelle oder latente Spannungen, die aufgrund unvermeidlicher Interessenskonflikte infolge unterschiedlicher Meinungen und Ziele von Personen oder Personengruppen im täglichen Leben entstehen. Öffentlichkeitsarbeit vermittelt dort, wo „Pläne und Wirklichkeit, moralische Grundsätze und die Überzeugungskraft des Faktischen zusammenstoßen“ (Oeckl 1976, 26) und ist in dieser politischen Funktion keineswegs auf den staatlichen Bereich beschränkt. Grundlegende Voraussetzung für das Bestehen des Gemeinwesens ist, dass das politische Denken demokratisch erfolgt, d. h. auf der Basis von diskutierten – dialoggeführten – Mehrheitsentscheidungen erzielt wird. In der demokratischen Gesellschaft unterstützt die Öffentlichkeitsarbeit den öffentlich geführten Dialog und ermöglicht so den politischen bzw. sozialen Konsens – eine Rolle, in der die demokratische Funktion der Öffentlichkeitsarbeit zum Tragen kommt (vgl. Oeckl 1976, 29).
948 Die Zusammenhänge um den Prozeß der öffentlichen Meinungsbildung, dessen innewohnender Psychologie bzw. dessen Begriffen „Öffentlichkeit(en)“, „Meinung“, „öffentliche Meinung(en)“ vertiefte Oeckl in einem gesonderten Kapitel. „Es machen sich vielerlei Variablen des komplizierten Meinunsgbildungsprozesses bemerkbar ... Der Meinungsbildungsprozeß ist eine höchst verwickelte, ja dornenvolle Angelegenheit, die nur durch fachkundige Hände mit Aussicht auf Erfolg gesteuert werden kann. Er ist angewandte Sozialpsychologie“ (Oeckl 1976, 40f.).
Öffentlichkeitsarbeit als Teildisziplin der Kommunikationswissenschaft
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11.4 Öffentlichkeitsarbeit als Teildisziplin der Kommunikationswissenschaft 11.4.1 Der Versuch einer Standortbestimmung Als „Wagnis“ (Oeckl 1964, 49) bezeichnete Oeckl selbst den im „Handbuch der Public Relations“ erstmals vorgenommenen Versuch, den wissenschaftlichen Standort der Public Relations festzustellen. Da Oeckl bis 1964 „in der deutschen Fachliteratur kaum etwas und in den internationalen Werken nicht viel“ (Oeckl 1964, 49) zu einer solchen Standortbestimmung fand, war sein Anliegen, „... in wenigen Zügen darzustellen, welche Disziplinen die wissenschaftliche Grundlage bilden oder benachbart sind“ (Oeckl 1964, 49). Oeckl benennt zehn Wissenschaftsdisziplinen: Philosophie, Psychologie, Soziologie, Semantik, Politische Wissenschaften, die Rechts-, Wirtschafts-, Publizistik- und Werbewissenschaft sowie die Kommunikationsforschung, die mit der Öffentlichkeitsarbeit in grundlegendem Zusammenhang stehen (vgl. Oeckl 1964, 49ff.). Letzterer kam nach Überzeugung Oeckls eine ganz besondere Bedeutung für die wissenschaftliche Fundierung und Akzeptanz der Öffentlichkeitsarbeit zu. Oeckl profitierte bei der Untersuchung des wissenschaftlichen Standortes der Public Relations, insbesondere bei deren Verhältnis zur Kommunikationsforschung, von den Erfahrungen beim Aufbau der Abteilung Kommunikationsforschung an der Universität Heidelberg. So oblag Oeckl im Vorfeld der Abteilungsgründung die Zusammenstellung einer Basisbibliothek mit internationaler Literatur zu diesem Gebiet, bei den Recherchen trat er insbesondere mit Fachleuten im europäischen Ausland und den USA in Kontakt, deren Lehrmeinung in seine Ausführungen im „Handbuch der Public Relations“ einflossen. Einer der ausländischen Kommunikationsexperten war John Marston, Direktor am College of Communication Arts an der Michigan State University. Neben Hundhausen gehört er zum meist zitierten Autor in Oeckls Handbuch. Mit Marston trat Oeckl 1963 mit der Bitte um Mitteilung in Kontakt, „... welche einschlägigen Bücher und sonstigen Veröffentlichungen Sie mir aus Ihrer Erfahrung zur Durcharbeit empfehlen können. Im Übrigen würde es mich interessieren zu erfahren, welche Vorlesungen in den letzten Jahren in dieser Disziplin gehalten wurden und welche Lehrkräfte dabei herangezogen worden.“949 Marston begrüßte die Heidelberger Initiative und stellte der Abteilung Kommunikationsforschung diverse Fachliteratur zur Verfügung. „It is good to hear of this development because when I vistited in Bonn and Duesseldorf in 1960 I could not discover much happening in the area”, schrieb er Oeckl.950 „The Nature of Public Relations“, 1963 erschienen, lautete der damals aktuellste Titel von John Marston, den Oeckl als Autor am häufigsten zur generellen Erläuterung bzw. Bestätigung eigener Standpunkte heranzog. Dies betraf insbesondere das Gebiet der Kommunikationsforschung, wo nach Oeckls Meinung die deutsche Fachwelt nur über eine gering ausgeprägte Basis verfügte – eine Ansicht, die wohl vor allem aus der Unkenntnis deutscher Publizistikwissenschaft und deren Fachvertreter herrührte. Die zentrale Bedeutung, die Oeckl – mit Blick auf eine solide, theoretische Basis der Öffentlichkeitsarbeit – der Kommunikationsforschung bzw. der Untersuchung des Kommunikationsprozesses beimisst, wird in der Gesamtgliederung des Buches deutlich. Der Aufbau und die Pflege von Verständnis und Vertrauen sei nur über die Kommunikation 949 950
Übersetzung des Briefes von Oeckl an Marston, 09/1963 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)). Brief Marstons an Oeckl vom 21.10.1963 (persönl. Nachlass Oeckls (Univ. Lpz.)).
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möglich, zudem korrespondiere der heutige Stand der Öffentlichkeitsarbeit mit der Entwicklung des Kommunikationsprozesses. Eine neue, „wohl nur als interfakultativ zu bezeichnende Disziplin der Kommunikationsforschung“ (Oeckl 1964, 97) entstand, welche die durch „totale Aktualität“ (Oeckl 1964, 97) geprägte Kommunikation der Gegenwart untersuchte. Ordnung in die ungewohnten Bedeutungen zu bringen sowie geeignete Begriffe zu entwickeln und zu etablieren, war nach Oeckls Ansicht die Hauptaufgabe dieses neuen Wissenschaftsgebietes, dessen „Definitionen auch für die Fundierung der Öffentlichkeitsarbeit von wesentlicher Bedeutung sind“ (Oeckl 1964, 97).
11.4.2 Die Ergebnisse des General Report on the Research Study Zwölf Jahre später, im 1976 erschienen Buch „PR-Praxis – der Schlüssel zur Öffentlichkeitsarbeit“, stellte Oeckl abermals die Frage nach der wissenschaftlichen Basis der Öffentlichkeitsarbeit. Oeckl näherte sich dieser Frage allerdings weniger intuitiv, sondern vollzog die hier vorgenommene Betrachtung auf Grundlage seines von 1973-1976 erarbeiteten „General Report on the Research Study conducted on behalf of the IPRA Council for the Professional Standards Committee“, erschienen als IPRA-Goldpaper No. 2 „Public Relations Education worldwide“. Oeckl wurde am 17.04.1973 von der IPRA zum Chairman of the Professional Standards Committee (PSC) gewählt und erhielt in dieser Funktion die Aufgabe vom IPRA-Rat, einen Überblick zu den international existierenden Ausbildungsmöglichkeiten auf Universitätsebene, an speziellen Schulen und Seminaren für das mittlere Management sowie für Weiterbildungen fachfremder Interessenten zu erarbeiten. Trotz mehrfacher Versuche gelang bis zur Beauftragung Oeckls weder die Erstellung einer internationalen Bestandsaufnahme zu den genannten Kategorien, noch gab es die Möglichkeit, vorhandene Einrichtungen und Lehrpläne auf internationaler Ebene zu vergleichen.951 Auf der First All-Africa PR Conference im Juni 1975 präsentierte Oeckl einen Zwischenbericht: „The general survey will be worked out based on the programmes and curricula of six selceted universities offering the most suitable instruction in public relations, six institutes, and six seminars and courses given in different parts of the world“ (Oeckl 1976 a, 3). Besondere Schwierigkeiten bei der Berichterstellung bereiteten, so Oeckl, die weltweit äußerst starken Unterschiede zahlreicher Aspekte, wie Definitionen der Öffentlichkeitsarbeit, Universitätsstrukturen, Lehrpläne, Prüfungen und Profil des Lehrpersonals. Oeckl forderte deshalb: „In order to establish a report on PR education on an international level, a report that would be universally understood, and of practical value, the basic concepts must be standardized and clear“ (Oeckl 1976 a, 3). 951 Auf europäischer Ebene widmete sich Lucien Matrat als CERP-Gründungspräsident seit 1960 dem Thema Ausbildung in der Öffentlichkeitsarbeit und präsentierte auf dem II. PR-Weltkongreß in Venedig seine Ergebnisse. Sein Bericht resultierte in der Gründung der Internationalen Konferenz zur Ausbildung in Öffentlichkeitsarbeit an Universitäten (CIERP), die seitdem „more or less successfully“ bemüht ist, einen allgemeinen Überblick zu erstellen. International stellte der Vorsitzende des IPRA-Sub-Committee on Education, Francis Dumont, während des VI. PR-Weltkonggresses 1973 in Genf seine „Introduction to the Picture of Public Relations Education Throughout the World“ vor. “The situation is characterized by an excessive variety of titles. The report does not pretend to do more than skim the surface of public relations education throughout the world. Ever since the first Public Relations Congress in Brussels 1958, the author has endeavoured, without success, to standardize activities. The impossibility of producting an educational handbook and IPRA directory of education establishments is to be emplored…” (Oeckl 1976 a, 2), lautete das wenig zufriedenstellende Fazit
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Im Ergebnis von Oeckls internationaler Untersuchung lagen die amerikanischen Universitäten, wo an mehr als einhundert ein PR-Studium952 absolviert werden konnte, an der Spitze. In der übrigen Welt erfasste Oeckl in vier europäischen und fünf außereuropäischen Ländern elf Universitäten, die mittelbar ein PR-Studium anboten. Sehr ernüchternd fiel auch das Fazit für den deutschsprachigen Raum aus. Von über 600 Vorlesungen, Übungen und Seminaren im gesamten Kommunikationsbereich, erwähnten nur zwei Vorlesungen überhaupt das Wort „Public Relations“. Neben der Vorlesung „Innerbetriebliche Öffentlichkeitsarbeit“ an der Freien Universität Berlin war eine weitere Lehrveranstaltung des Instituts für Publizistik und Kommunikationstheorie der Universität Salzburg „ausgerechnet Werbung und Public Relations betitelt“ (Oeckl 1976, 83). Noch negativer fiel die Bilanz für den Stand der PR-Forschung aus. Im Gegensatz zu den USA, der Oeckl die Spitzenposition in der PR-Forschung zusprach, gab es vor allem in Europa nur wenige Universitäten, die auf dem PR-Gebiet Forschungsarbeit leisteten. Ein hoffnungsvolles Zeichen sah Oeckl beispielsweise in den Bemühungen der Universitäten Erlangen-Nürnberg, an der seit Sommersemester 1975 Franz Ronneberger forschte. Die Grundlage bildete dabei die vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft gegründete „Treuhänderische Stiftung für PublicRelations-Forschung“ unter Verantwortung von Ronneberger und Hundhausen (Oeckl 1976, 87). Parallel führte Oeckl die Verpflichtung des Deutschen Instituts für Public Relations (DIPR) an, das gemäß seiner Satzung verpflichtet ist, PR-Grundlagenforschung zu betreiben. Der weiteren Förderung von universitärer Ausbildung für Beruf und Forschung auf dem Gebiet der Öffentlichkeitsarbeit widmete sich – gemeinsam mit akademischen Lehrkräften der Kommunikationswissenschaft – der Wissenschaftliche Beirat des DIPR, dem auch Oeckl angehörte. Den unter seiner Mitwirkung 1964 initiierten Versuch, am Institut für Soziologie und Ethnologie der Universität Heidelberg eine Abteilung für Kommunikationsforschung zu gründen, erklärte Oeckl als „nach einigen Jahren gescheitert“ (Oeckl 1976, 87). Mit dem selbst verfassten „General Report on the Research Study conducted on behalf of the IPRA Council for the Professional Standards Committee“ stand Oeckl 1976 eine genauere und verlässlichere Basis für eine Bestandsaufnahme der Aus- und Fortbildung zur Verfügung, als dies noch zwölf Jahre zuvor der Fall war. So musste Oeckl für Erläuterungen zur PR-Ausbildung in den USA im „PR-Handbuch“ von 1964 auf eine Untersuchung einer belgischen Studiengruppe zurückgreifen, die „nach 70 Besichtigungen und Aussprachen feststellten, dass an 200 von insgesamt 1950 Colleges und Universitäten ein PRFachstudium möglich ist“ (Oeckl 1964, 183f.). Inhalte und Abschlüsse der Studiengänge differierten jedoch zum Teil stark, sodass Oeckl nur die Beispiele der Universitäten Boston, Michigan und Stanford herausgriff, um Details zu erläutern. Während Oeckl die USA bereits 1964 als das führende Land in der Aus- und Fortbildung charakterisierte (vgl. Oeckl 1964, 183) und diese weltweite Führungsrolle im Report 1976 bestätigte, schritt die Entwicklung auf europäischer Ebene zwischen 1964 und 1976 zwar voran, konzentrierte sich dabei vor allem jedoch auf den nicht-akademischen „intermediate level“ (wie in der 952
Zum PR-Studienangebot in den USA hieß es: „U.S. Universities are, without any doubt, leading in both quantity and quality ... 25 universities offer a complete PR course with a Master´s Degree somewhat similar to a Diploma in Europe, seven universities offer post-graduate courses leading to a doctors´s degree ... In addition, 92 universities and colleges offer undergraduate courses with a Bachelor´s Degree Programme ... The examination corresponds somewhat to what we call in Europe first-, pre-, or intermediate examination (Oeckl 1976 a, 5).
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Schweiz, Großbritannien oder Belgien, vgl. Oeckl 1976 a, 8f.) bzw. die praktische PRAusbildung (wie Belgien, Niederlande, Großbritannien). Eine Ausnahme im „university level“ bildete Frankreich, für das Oeckl 1964 noch keine akademischen PR-Studiengänge anführen konnte, im Report von 1976 jedoch mit PR-Studiengängen der Universitäten Paris-Nord sowie Paris-Sorbonne vertreten war. Belgien hingegen ermöglichte mit der Universität Louvain bereits seit den sechziger Jahren „als eine der ersten europäischen Hochschulen ein koordiniertes PR-Studium“ (Oeckl 1964, 189). Zur Aus- und Fortbildung in Deutschland konnte Oeckl in seiner Bestandsaufnahme 1964 nur wenige Formen anführen. Seine eigenen Vorlesungen und Übungen an der Universität Heidelberg stellte Oeckl dabei in den Mittelpunkt, darüber hinaus fanden die Fortbildungslehrgänge der Akademie für Führungskräfte in Bad Harzburg sowie die Lehrgänge der DPRG entsprechende Erwähnung. Ferner verwies Oeckl auf PR-Vorlesungen über Massenkommunikation an der Universität Köln, an der Deutschen Versicherungsakademie Köln sowie an den Werbefachschulen in Hamburg und Hannover (vgl. Oeckl 1964, 190f.). Dass der Überblick 1964 relativ bescheiden ausfiel, schrieb Oeckl vor allem der Feststellung zu, dass es entsprechende Möglichkeiten für Aus- und Fortbildung auf dem Gebiet der Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland generell erst kurze Zeit gab. Doch auch zwölf Jahre später änderte sich diese Situation nicht wesentlich. „Das starke Übergewicht von Professoren aus verschiedenen benachbarten Gebieten ..., die ohne ausreichende eigene theoretische und praktische PR-Erfahrung den Studenten Public-Relations-Vorlesungen halten, und ferner der nicht genügend systematische Aufbau der PR-Studiengänge“ (Oeckl 1976, 343), führte Oeckl als Hauptkritikpunkte an, geltend für die PR-Ausbildung weltweit. Für die PRAusbildung speziell in Deutschland war Oeckl zuversichtlich, „... dass sich durch die intensiven Bemühungen der Verantwortlichen im Deutschen Institut für Public Relations in Zusammenarbeit mit der DPRG in den Jahren 1975 und 1976 die Verhältnisse wesentlich gebessert haben und ... in den nächsten Jahren ein weiterer Ausbau der PRStudienmöglichkeiten in der Bundesrepublik zu erhoffen ist“ (Oeckl 1976, 83).
11.4.3 Schlussfolgerungen Auf Basis der Untersuchungen zu PR-Forschung und Lehre zog Oeckl den Schluss, „dass eine eigenständige Wissenschaft `Public Relations´ nicht existiert ... Ich würde sie aus meinem tiefen Eindringen in diese Materie auch sachlich für nicht gerechtfertigt halten“ (Oeckl 1976, 88). Allerdings, so Oeckl, seien einige Wissensgebiete für die Öffentlichkeitsarbeit unentbehrlich, da sie auf deren Erfahrungen, Ergebnisse und Mitarbeit angewiesen sei. An erster Stelle nannte Oeckl hierbei die Kommunikationswissenschaft, die als junge Disziplin mit „erstaunlicher Schnelligkeit Breiten- und Tiefenwirkung erreicht“ (Oeckl 1976, 89) hatte. Zahlreiche Forschungsinstitute und Publikationen widmeten sich intensiv der Kommunikationsforschung, was sich auch in deren Bezeichnung widerspiegelte. Die Deutsche Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, der neue Untertitel „Vierteljahreshefte für Kommunikationsforschung“ der Zeitschrift Publizistik, aber auch zahlreiche Universitätsvorlesungen zum Themenkomplex „Kommunikation“ waren Beispiele für die zügige Entwicklung der jungen Wissenschaftsdisziplin. Als „die Lehre von der Bedeutungsvermittlung zwischen den Menschen“ (Oeckl 1976, 89), mit den im Kommunikationsprozess zusammengefassten kommunikativen Wechselwirkungen, hat die Kommunika-
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tionswissenschaft für die Öffentlichkeitsarbeit „ausschlaggebende Bedeutung“ (Oeckl 1976, 89. Die Kommunikationswissenschaft trat dabei an die Stelle der Publizistikwissenschaft, als „Lehre von der zwischenmenschlichen Kommunikation“ (Oeckl 1964, 53), die Oeckl 1964 noch als eigenständige Nachbardisziplin für die Öffentlichkeitsarbeit anführte. In Anbetracht der raschen Entwicklung der Kommunikationswissenschaft erfüllte sich auch Oeckls damalige Forderung nach besonderer Förderung des neuen Wissenschaftszweiges, der für die wissenschaftliche Untermauerung der Öffentlichkeitsarbeit solch hohe Bedeutung hatte (vgl.Oeckl 1964, 54). Als natürlich an Forschung und Lehre der Werbung interessiert, da sich die Öffentlichkeitsarbeit nicht selten der gleichen Medien wie die Werbung bediene, begründete Oeckl noch 1964 das Interesse an der Werbewissenschaft (vgl. Oeckl 1964, 69ff.), verzichtete 1976 jedoch gänzlich auf deren Anführung als Nachbardisziplin. Die Ursache liegt in den jeweils unterschiedlichen Ausgangsfragestellungen, die Oeckl seinen Überlegungen zu den wissenschaftlichen Grundlagen voranstellt. Während er 1964 darstellt, welche Disziplinen die wissenschaftliche Basis bilden oder benachbart sind, beschränkt Oeckl 1976 sein Anliegen auf die Frage: „Auf welcher wissenschaftlichen Basis baut die Öffentlichkeitsarbeit auf?“ (Oeckl 1976, 88). Oeckl verzichtet auf Erläuterungen zu Nachbardisziplinen ohne Grundlagen für die Öffentlichkeitsarbeit, wie dies bei der Werbewissenschaft der Fall ist. Ein weiterer Unterschied zu seiner ersten Annäherung an den wissenschaftlichen Standort bestand in der besonderen Differenzierung der grundlegenden Wissenschaftsgebiete nach direkten und ergänzenden Nachbardisziplinen. Während Kommunikationswissenschaft, Soziologie und Sozialpsychologie der ersten Gruppe zugeordnet wurden, wertete Oeckl Psychologie, Semantik, Politische Wissenschaften, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften und Philosophie als ergänzende Wissenschaften. Neu hinzu fügte er – mit Blick auf den wichtigen Aspekt PR-Ausbildung – Pädagogik und Didaktik. Die Frage nach dem wissenschaftlichen Standort der Öffentlichkeitsarbeit führte Oeckl zu der Feststellung, „... dass die Öffentlichkeitsarbeit keine eigenständige wissenschaftliche Hauptdisziplin darstellt ...“, sondern „... unter Abwägung aller relevanten Gesichtspunkte ... als Teildisziplin der Kommunikationswissenschaft anzusehen ist“ (Oeckl 1976, 92).
11.4.4 Der Kommunikationsprozess als Grundlage systematischer PR Mit der Charakterisierung von Öffentlichkeitsarbeit als Teildisziplin der Kommunikationswissenschaft (vgl. Oeckl 1976, 92), erfährt die Untersuchung des Kommunikationsprozesses als Grundgerüst der PR (vgl. Oeckl 1964, 112) im 76iger Werk eine wesentliche Vertiefung. Kommunikation könne – so Oeckl 1964 – in Bezug auf Öffentlichkeitsarbeit „als Vermittlung einer Aussage zwischen Menschen oder zwischen Mensch oder Nachrichten übermittelnden oder -verarbeitenden Gerät“ verstanden werden (Oeckl 1964, 101). 1976 bezeichnet Oeckl die Kommunikation im engeren Sinn, d. h. im Rahmen von Öffentlichkeitsarbeit, als „zwischenmenschliche Kommunikation, also Aussageübermittlung zwischen einzelnen Menschen, zwischen einem Menschen und einer Gruppe, zwischen verschiedenen Gruppen oder zwischen Mensch oder Gruppe und einem Nachrichten übermittelnden oder -speichernden oder -verarbeitenden Gerät“ (Oeckl 1976, 104).
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Weiterhin erläutert Oeckl – ebenfalls in Ergänzung zu 1964 – den Begriff "Humankommunikation“ und unterscheidet zwischen „Massen- und Individualkommunikation“. Bedeutung erlangt nun auch der Begriff der Kommunikationspolitik als „das Bemühen von Staat und politischen Parteien, Wirtschaft und Gewerkschaften oder Organisationen und Institutionen ... auf die publizistischen Verhältnisse eines Landes Einfluss zu nehmen bzw. bereits errungene Positionen zu erhalten und auszubauen“ (Oeckl 1976, 105). Diese Auffassung basiert auf den Überlegungen Franz Ronnebergers, nach denen sich die Kommunikationspolitik mit den Vorstellungen und Absichten der am Kommunikationsprozess beteiligten sozialen und politischen Kräfte eines Ordnungsrahmens auseinander setzt. Ausgewogene kommunikationspolitische Konzepte allerdings seien leider eine Seltenheit, stellt Oeckl fest, und übergeordnete Kommunikationsstrategien so gut wie gar nicht vorhanden – trotz dringender Notwendigkeiten in Staat, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. Auch die Gestaltung von Kommunikationsinhalten von Massenmedien, wie die auf die Bedürfnisse der Rezipienten zugeschnittenen Programme in Hörfunk und Fernsehen, konnte, wie Hans Bausch bemerkt, „bis zur Stunde auch nur unvollkommen“ (Oeckl 1976, 106) gelingen – ein Zeichen für das noch junge „Alter“ der Kommunikationswissenschaft (vgl. Oeckl 1976, 106). Da der Kommunikationsprozess nach Oeckls Auffassung das Gerüst für die Öffentlichkeitsarbeit darstellt, legte Oeckl auch die Hauptelemente des Kommunikationsprozesses den Kapiteln des „Handbuches“ „C – Der PR-Mann (= Kommunikator); D – Die Media; E – Rezipient oder Publikum; F- Die PR-Technik (hinsichtlich der Aussage) zugrunde. Ein eigenes Kapitel (B) war auch den „Auftraggebern und Initiatoren“ gewidmet, da der „PRMann als Kommunikator im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit ganz überwiegend Aussagen macht, zu denen die Anregung oder der Auftrag von einer dritten Person oder Institution ausgeht“ (Oeckl 1964, 112). Die Stufen des Kommunikationsprozesses (Auftraggeber, Kommunikator, Aussage, Medium, Adressat) übernahm Oeckl in seinem zweiten Buch 1976 weitgehend aus seinen Überlegungen von 1964. Mit Blick auf die sekundäre Rolle der Rückkopplung bei massenmedialer Kommunikation, mochte Oeckl die Rückkopplung jedoch „nicht uneingeschränkt als Stufe sechs des kommunikativen Ablaufs bezeichnen“ (Oeckl 1976, 110). Während die Rückkopplung im Kommunikationsprozess als two-way-communication von Bedeutung sein kann aber nicht muss, ist sie jedoch in jedem Fall der PR-Tätigkeit zugrunde zu legen. Oeckl bezeichnete das Feedback deshalb als „Quasi-Stufe sechs“ (Oeckl 1976, 111). Die durch Oeckl in den Mittelpunkt gestellte Bedeutung des Kommunikationsprozesses als Grundgerüst der Öffentlichkeitsarbeit findet sich ebenso in den Ausführungen Hundhausens, der sich seinerseits grundlegend an Bernays orientiert. In seiner „Lehrstunde“ stellt Hundhausen die komplexen Beziehungen dar, die für den kommunikativen Prozess der Public Relations relevant sind. Durch den Träger einer Beziehung im sozialen Prozess, von Hundhausen als Relaten „R1“ bezeichnet, werden Informationen mit einer bestimmten Zielrichtung ausgegeben. Die „relations“ sind durch die wichtigsten Merkmale „echter Public Relations“ (Hundhausen 1967 a, 38) gekennzeichnet bzw. müssen auf diese überprüft werden (1. Adjustment, Herbeiführung von Übereineinstimmungen; 2. Information, Unterrichtung; 3. Überzeugen und Überzeugungen begründen). Nur so haben die Informationen „wirklichen Wert in einer ernstzunehmenden Public-Relations-Arbeit“ (Hundhausen 1967 a, 38). Empfänger der relations sind diejenigen, zu denen Beziehungen herge-
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stellt werden sollen, von Hundhausen als „Relaten“ bzw. „R2“ bezeichnet (vgl. Hundhausen 1967 a, 38). Bei diesem Vorgang handelt es sich um einen, vom Relator gewollten, beabsichtigten, bewusst eingeleiteten und gestalteten Prozess der Kommunikation. Deshalb müsse, so Hundhausen, „das entscheidende Wesensmerkmal aller Kommunikation auch hier zur Wirksamkeit kommen, d. h. jenes Echo oder Rückspiel (play back) der Bemühungen (Handlungen, Geschehen), die von R1 ausgehen“ (Hundhausen 1967 a, 38). Hierbei verweist Hundhausen auf Bernays.: „Diesen Rückwirkungen im Prozess der Kommunikation hat Edward L. Bernays die Bezeichnung „feedback principle“ (Prinzip der Rückwirkung, Prinzip des Echos) gegeben“ (Hundhausen 1967 a, 38). Eine Erweiterung im Vergleich zum „Handbuch“ erfährt 1976 auch die Darstellung der Kommunikationsformen. Während Oeckl die auf die PR-Praxis bezogene Gliederung in Sprache, Bild, Schrift und deren Kombinationsmöglichkeiten unter Berücksichtigung neuester technischer Entwicklungen beibehält, führt Oeckl darüber hinaus weitere wissenschaftliche Interpretationen an. Dazu gehört beispielsweise Dovivat, der zwischen Symbolen und Wort, Bild sowie Schrift als publizistische Mittel unterscheidet. Zur Sprache kommen auch die Auffassungen von Colin Cherry, der zwischen Sprachen, Codes und Zeichensystemen trennt und die Unterscheidungen von Harry Pross zwischen Zeichen und Symbolen. Auch die auf der First All Africa PR-Conference sowie den All India PR-Conferences gesammelten Erkenntnisse lässt Oeckl in die Betrachtung der Kommunikationsformen einfließen, nach denen im Wesentlichen 11 Symbole Bedeutung für die Kommunikation mit der Dritten Welt haben. Nicht zuletzt erwähnte Oeckl auch die Erfahrungen mit der internationalen Zeichensprache der während der Olympischen Spiele von 1972 eingesetzten Piktogramme, die auf der Forschungsarbeit zur International Standardization of Graphic Symbols durch das Österreichische Normeninstitut basierten (vgl. Oeckl 1976, 111ff.). Sehr viel differenzierter erfolgte auch die Betrachtung der Kommunikationskanäle, über die der Informationsfluss erfolgt. Dabei kamen vor allem die infolge vorangeschrittener Technik entstandenen Möglichkeiten zum Tragen. Während Oeckl die Kommunikationskanäle in seinem „Handbuch“ von 1964 entsprechend der verschiedenen Informationsarten aufzählte, strukturierte er die Kanäle nun nach verschiedenen Gesichtspunkten. Dies sind zum einen „technische und organisatorische Netze“, beispielsweise des bestehenden Telefonnetzes, aber auch die Informationsnetze der multinationalen Unternehmen. Diese formellen, hierarchisch aufgebauten Informationsnetze finden ihre Ergänzung durch das horizontale, inoffizielle Informationsnetz auf unterschiedenen Ebenen als Nährboden für unbestätigte und nicht autorisierte Informationen. Oeckl unterscheidet weiterhin nach geschlossenen (z. B. in Kirche, Militär), offenen (z. B. in politischen Parteien) oder halb offenen (z. B. bei Religionsgemeinschaften) Netzen. Je nach Richtung des Informationsflusses – ob „von oben nach unten“ oder von „unten nach oben“ werden unterschiedliche Kanäle genutzt, die vor allem bei letzterer Richtung oft auch auf inoffizieller Art sein können bzw. vorgegebene Strukturen verlassen. Als ein Kanalsystem der besonderen Art bezeichnete Oeckl den Menschen selbst, der als „datenverarbeitendes System höchsten Ranges“ (Oeckl 1976, 119) funktioniere. Im Gegensatz zum Grundsystem fester Regeln in den vorgegebenen Kommunikationskanälen können sich – auch darauf weist Oeckl hin, Nachrichten auch unkontrolliert bzw. kontrollierbar ausbreiten, wie dies z. B. bei Phänomenen öffentlicher Meinungsbildung bei Demonstrationen oder Modeerscheinungen der Fall ist (vgl. Oeckl 1976, 116ff. sowie Oeckl 1964, 109).
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Public Relations gleich Öffentlichkeitsarbeit? – Oeckls PR-Verständnis
Bei der Unterscheidung der Kommunikationsarten behält Oeckl seine 1964 vorgenommene Unterscheidung zwischen direkter und indirekter, öffentlicher und privater sowie primärer und sekundärer (kooperativer und nichtkooperativer, vgl. Oeckl 1964, 110) Kommunikation bei, legt jedoch die aus den jeweiligen Störmöglichkeiten resultierenden Empfangswahrscheinlichkeiten als Vergleichsvariable zugrunde. Oeckl geht dabei von Überlegungen Horst Reimanns aus, der auf die unterschiedlichen Störungsmöglichkeiten im kommunikativen System hinweist (vgl. Oeckl 1976, 119). Oeckls Ausführungen zum Kommunikationsprozess erfuhren im Buch von 1976 mit „einigen wesentliche Erfahrungen im Kommunikationsfeld“ eine wichtige Ergänzung. Dies ist zum einen das Wissen um die Meinungsführer („opinion-leaders“), die nach Untersuchungen der amerikanischen Kommunikationsforscher Katz und Lazarsfeld vor allem auf die horizontale Meinungsbildung wesentlichen Einfluss nehmen, sowie der auf Levin, Maletzke sowie Katz und Lazarsfeld geprägte Begriff der Torhüter (gate-keeper), die das Informationsmaterial auf seine Verwendbarkeit im Kommunikationsprozess prüfen. „Die bisher bei uns viel zu wenig beachtete Torhüterrolle ist im Kommunikationsnetzwerk von erheblicher Bedeutung“, stellte Oeckl zur Funktion der Torhüter fest, auf die er bereits – unter Bezug auf Katz und Lazarsfeld – 1964 (vgl. Oeckl 1964, 337) hingewiesen hatte. Ebenso stärker in der Öffentlichkeitsarbeit berücksichtigt werden sollte nach Meinung Oeckls der zweistufige Nachrichtenfluss, der two-step-flow of communication (vgl. Oeckl 1976, 124).
11.4.4.1 Die Medien Im „Handbuch“ von 1964 legte Oeckl seiner Buchgliederung im Wesentlichen die Stufen des Kommunikationsprozesses zugrunde. Analog des stilisierten Ablaufes übernahm Oeckl die Inhalte für die Hauptkapitel des Buches. Von dieser Struktur löste sich Oeckl 1976 entsprechend nun vorgenommener Wertigkeiten, nach denen er die Bestandteile des Kommunikationsprozesses gewichtete, mit der Folge einer neuen Gliederung. Nach den grundlegenden Überlegungen zur „Philosophie der Öffentlichkeitsarbeit“ widmete Oeckl seiner nunmehr erweiterten Darstellung des Kommunikationsprozesses ein eigenes Hauptkapitel, in das er auch die Erläuterungen zu den Medien integrierte. „In dem ständig dichter werdenden Kommunikationsnetz spielen die Medien die entscheidende Rolle. Sie stellen im kommunikativen Prozess das Bindeglied zwischen dem Auftraggeber und Kommunikator einerseits und der bzw. den Öffentlichkeiten andrerseits dar. Sie sind die Brücke, über die der Weg der zwischenmenschlichen Interaktion führt ...“ (Oeckl 1976, 125f.), wertete Oeckl die Bedeutung der Medien. Während Oeckl 1964 noch eine recht ausführliche Diskussion unter Anführung zahlreicher Autoren zur Definition des Medienbegriffs führte, verzichtete Oeckl hierauf 1976 weitgehend. „Die Zahl der Definitionen des simplen Wortes ist fast unbegrenzt“, merkte er an und schlussfolgerte: „Im Kommunikationsprozess haben wir ganz allgemein unter Medien zu verstehen: die Mittel, durch die eine Aussage vom Kommunikator zum Rezipienten übertragen wird“ (Oeckl 1976, 126). Die Formulierung unterscheidet sich damit nicht wesentlich von der aus dem Jahre 1964, wo Oeckl die Medien „als die technischen Instrumente der Aussage in dem Spannungsfeld zwischen Kommunikator und Rezipient“ (Oeckl 1964, 208) ansah.
Öffentlichkeitsarbeit als Teildisziplin der Kommunikationswissenschaft
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Oeckl stufte die Medien im Buch „PR-Praxis“ anhand der Kriterien „Zielrichtung“, „technischer Gestaltung“, „Wahrnehmbarkeit“ und „Produktionsveranlassung“ ein und charakterisierte so deren Merkmale. Dies sei zunächst der „für den PR-Mann entscheidende, fundamentale Unterschied“ (Oeckl 1976, 127) zwischen dem Adressaten der Medien, also zwischen Massenmedien und individuellen Medien. Nachfolgend unterschied Oeckl noch „optische, akustische, audiovisuelle Medien“, „Papier, fotomechanische, elektronische Medien“, „egalitäre und exklusive Medien“ nach Auffassung Enzensbergers, „Medien mit und ohne räumliche Bindung“ nach dem ursprünglichen Kriterium der Ortsgebundenheit, „zeitgebundene und zeitfreie Medien“, „Live-Medien und Konserven“ sowie „vorhandene und herstellbare Medien“ (Oeckl 1976, 128ff.). Natürlich – so wies Oeckl hin, gebe es bei der Heranziehung der zahlreichen Kriterien häufig Überschneidungen der Merkmale bzw. unter verschiedenen Bedingungen entsprechende Variationen (vgl. Oeckl 1976, 133). Im Vergleich zu Oeckls 64iger Darstellung wird auch hier eine erhebliche Erweiterung von Oeckls Überlegungen deutlich, verbunden mit einer neu vorgenommenen Gewichtung bzw. Reihenfolge, in der die Merkmale erläutert werden. Oeckl beschränkte sich hier noch auf die Merkmale „Optik, Akustik, Audiovisualität“, „räumliche Bindung“, „Zeitgebundenheit“, „Livecharakter“ und „Adressat“ (Massen- oder individuelle Medien“) (vgl. Oeckl 1964, 212f.). Breiter wurde auch das Funktionsspektrum der Medien. Neben den „klassischen“ Funktionen der Medien, wie Information, Unterhaltung, Bildung und Dokumentation (vgl. Oeckl 1964, 208ff.) benannte Oeckl nun Aufgaben, beispielsweise der sozialen Orientierung und Lebenshilfe, „die Akklamationsfunktion“ im Sinne der „Selbstbeweihräucherung“ diktatorischer Systeme, die Vorbereitung des Zivilisationseffektes in Entwicklungsländern oder die reine Publicity-Funktion als Werkzeug für die Meinungsverbreitung militanter Minderheiten. Der technische Fortschritt verschaffte den Medien zunehmend Kontroll- und Überwachungsfunktionen. Oeckl sah die Medien weiterhin als Traumfabrik, die den Widerspruch zwischen medialer und tatsächlicher Realität vergrößern. Besondere Erwähnung erfuhr auch die Mittlerrolle, die den Medien beispielsweise beim päpstlichen Segen zukommt (vgl. Oeckl 1976, 137ff.). Für umstritten – und deshalb für nicht zweifelsfrei beantwortbar – hielt Oeckl die Frage nach der Meinungsbildungsfunktion der Medien, stellte aber fest: „Dass alle Medien zusammengenommen in ihrem zwar wechselnden, aber doch fast ununterbrochenen Ansprechen des Einzelnen eine starke Einwirkung erzielen, kann nicht geleugnet werden“ (Oeckl 1976, 139). Mit der Weiterentwicklung der Medien entwickelten sich nicht nur die technischen Möglichkeiten der Kommunikation im massen – und invidualmedialen Bereich. Die nun gegebenen Möglichkeiten führten zu großen Veränderungen in der Medienlandschaft, die Oeckl in seinem Buch von 1976 umriss: Diese Entwicklungen führte nicht nur zum Entstehen multimedialer Großkonzerne als Teil einer ganzen Medienindustrie. Sie rief Medienkritiker auf den Plan, mobilisierte aber auch Forscher, Pädagogen und Politiker, die sich mit Auswirkungen, Potenzial und gesellschaftlichen Möglichkeiten und Erfordernissen der Medien befassten. Insbesondere das Wettbewerbsverhältnis der Medien mit- und untereinander änderte sich. Neben die weiter bestehende Konkurrenz trat ein Ergänzungsverhältnis, innerhalb dessen sich die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Medien ausglichen. Der Mitte der sechziger Jahre noch vor allem vom neu aufkommenden Fernsehen befürchtete Verdrängungswettbewerb zuungunsten des Films sowie massenmedialer Print- und Hörfunkmedien konsolidierte sich in einem Medienverbund.
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Public Relations gleich Öffentlichkeitsarbeit? – Oeckls PR-Verständnis
1964 forderte Oeckl beispielsweise, dass der Hörfunk „noch stärker als bisher die ihm eigenen Möglichkeiten in dieser Auseinandersetzung in die Waagschale werfen sollte“ (Oeckl 1964, 313), beispielsweise in der Ansprache von Autofahrern, Heimarbeiter, Bildungswillige etc. „Wenn der Hörfunk einen Weg findet, sich vom unbeschränkten Massenmedium zu einem für die vorgenannten Gruppen besonders interessanten Kommunikationsmittel zu wandeln, das in viele, noch offene Lücken hineinstößt, braucht es keinem seiner Verantwortlichen um seine Zukunft Bange zu sein“ (Oeckl 1964, 313). 1976 stellte Oeckl fest: „So ist heute der Hörfunk beispielsweise sehr stark in der schnellen Informationsgebung, im Autowarndienst, in der Musikunterhaltung der Autofahrer und als Sekundärmedium für anderweitig Beschäftigte, wie z. B. Heimarbeiterinnen“ (Oeckl 1976, 184). Für den PR-Mann, so Oeckl, bedeuteten diese bereits erfolgten Veränderungen und künftigen Entwicklungen große Herausforderungen. Die offensive Auseinandersetzung mit den „neuen ganz wesentlich erweiterten und sehr komplizierten Bedingungen“ (Oeckl 1976, 200) war daher für Oeckl eine wesentliche Voraussetzung für moderne Öffentlichkeitsarbeit.
11.4.4.2 Die Zielgruppen Eine grundlegende Änderung vollzog Oeckl bei der Darstellung des Gegenpols zu den Auftraggebern bzw. Initiatoren der Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen des Kommunikationsprozesses: die Rezipienten bzw. Zielgruppen, an die sich Öffentlichkeitsarbeit richtet. Unter vorwiegend kommunikationswissenschaftlichen Prämissen nähert sich Oeckl diesem Thema in seinem „Handbuch der Public Relations“ 1964. Besondere Aufmerksamkeit müsse dabei den Unterschieden und Gemeinsamkeiten zwischen dem einzelnen Empfänger (Rezipient) und dem Publikum einer Botschaft gelten. Oeckl betrachtete nachfolgend die Voraussetzungen und Bedingungen, die für den Empfang einer Botschaft erfüllt sein müssen bzw. vorliegen und entsprechend berücksichtigen sind. Die Aufnahmefähigkeit, Aufgeschlossenheit, Auswahlmöglichkeit, Wertungsmaßstäbe Gruppennormen und Abhängigkeitsverhältnisse spielen dabei jeweils eine wichtige Rolle und beeinflussen Rezipienten und analog das Publikum. Um das Verhältnis zwischen Massenmedien und Publikum zu untersuchen, diskutierte Oeckl zunächst die Begriffe „Öffentlichkeit“ und „öffentliche Meinung“ und kommt zu den Schlüssen: „Für den Public Relations-Fachmann gibt es zwei Arten von Öffentlichkeit: die Öffentlichkeit als nicht teilbare, nicht organisierte, aber auch nicht organisierbare Ganzheit, die sich aus zahllosen Mitgliedern zusammensetzt, und eine Öffentlichkeit oder die Öffentlichkeiten, die immer einen begrenzten Umfang haben und aus Mitgliedern bestehen, die durch ein bestimmtes Interesse oder ein gemeinsames Charakteristikum zusammengehalten werden“ (Oeckl 1964, 326). Oeckl lässt hierin vor allem die Standpunkte von Cutlip, Peltzer, und Hundhausen einfließen, die er zuvor ausführlich anführt. In ähnlicher Form näherte sich Oeckl dem Begriff „öffentliche Meinung“, wobei hier eine Vielzahl weiterer Autoren zur Begriffsklärung herangezogen wurden. Schließlich kam Oeckl zu dem Schluss, „dass nicht nur von den verschiedensten Ausgangspunkten her Definitionen formuliert, sondern auch recht weitreichende Klärungen erzielt worden sind“ (Oeckl 1964, 330) und sah die öffentliche Meinung schließlich als „ein soziologisches, psychologisches und politisches Phänomen ..., das von gesellschaftlichen und wirtschaftli-
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chen, nationalen und religiösen, geschichtlichen und geografischen, moralischen und erziehungsbedingten, kulturellen und technischen Einflüssen abhängig ist“ (Oeckl 1964, 332). Dabei bestünden Einschränkungen, die sich in Tabus der öffentlichen Diskussion sowie Unterschieden zwischen der veröffentlichten und nicht öffentlich verlautbarten Meinung bzw. zwischen einer subjektiven und objektiven öffentlichen Meinung zeigten. Für den PR-Mann, der um das Vorhandensein verschiedener Teilöffentlichkeiten und ebenso zahlreicher, oft divergierender öffentlicher Meinungen wisse, bestehe nun die eigentliche Aufgabe in der „verständnisschaffenden und vertrauenserweckenden Einflussnahme auf die öffentliche Meinung“ (Oeckl 1964, 333). Dabei obliege ihm die Verantwortung, dies unter Verzicht auf Manipulation der öffentlichen Meinung zu tun, um nicht die Grenze zu „... nicht wenigen Public Relations-Praktikern, leider auch manchen Public Relations-Theoretikern mit ihrer uneingeschränkten Zielsetzung des ´engineering of consent´...“ (Oeckl 1964, 336) zu überschreiten. Weiterhin wies Oeckl darauf hin, dass bei der Nutzung massenmedialer Kommunikation im Rahmen von Public Relations die Einseitigkeit des Kommunikationsflusses, der Monolog in der Massenkommunikation, berücksichtigt werden muss. „Hier liegt eine der großen Lücken in der Massenkommunikation unserer Zeit“ (Oeckl 1964, 337), stellte er fest und forderte die Unterstützung adäquater Kommunikationsforschung. Zudem gelte es zu beachten, dass die „Torhüterrollen“ im kommunikativen Netzwerk zur Aussendung gefilterter oder veränderter Botschaften führen, die von der Ausgangsfassung des Originals mitunter weit entfernt sein können (vgl. Oeckl 1964, 338). Die Berücksichtigung des Individuums, dessen Rolle im Kommunikationsprozess und die Rückkopplungsmöglichkeiten, haben bei der Verwendung individueller Medien hingegen einen ganz anderen Stellenwert. „Die Berücksichtigung der Person des Rezipienten, die Tatsachen des wechselseitigen Gesprächs und die Auswertung der Rückkopplung oft im Rahmen derselben Aussagevermittlung haben zur Folge, dass die Wirksamkeit der Individualmedien insgesamt höher einzuschätzen ist als die der Massenmedien“ (Oeckl 1964, 341). Angesichts „nicht weniger Fernsehsendungen, die ohne die wünschenswerte Rücksicht auf den Rezipienten ausgestrahlt werden“ (Oeckl 1964, 336f.) und einer häufigen Überbewertung massenmedial vermittelter Botschaften durch Repräsentanten des öffentlichen Lebens, forderte Oeckl für diese „stärkste Beachtung“ (Oeckl 1964, 341) im Kommunikationsprozess und damit in der gesamten Öffentlichkeitsarbeit (vgl. Oeckl 1964, 338). „Der gesamte Sektor Zielgruppen umfasst einen unbegrenzt weiten und vielfach gefächerten Raum, dem der Auftraggeber in seiner Qual der Wahl, aber oft auch mit seinen limitierten Mitteln manchmal etwas hilflos gegenübersteht. Er muss daher zu einer Beschränkung der Zielgruppen greifen ...“ (Oeckl 1976, 303). In der Darstellung des „Gegenpols“ der Auftraggeber im Kommunikationsprozess folgte Oeckl 1976 einer stark praxisbetonten Richtung. Während dies 1964 sehr theoriebetont unter Heranziehung kommunikationswissenschaftlicher Standpunkte zahlreicher Autoren erfolgte, orientierte sich Oeckl nun ausschließlich an der „amerikanischen Usance eines soziologischen Ordnungsprinzips“ (Oeckl 1976, 277) mit folgenden Hauptgruppen: Business Relations, Human Relations, Political Relations, Community an Environmental Relations sowie International Relations. Diese Einteilung ermöglichte, das breite Spektrum möglicher Zielgruppen systematischer Öffentlichkeitsarbeit zu erfassen, das durch die Veränderungen der Wirtschaftswelt sowie gesellschaftspolitischer Usancen seit Mitte der sechziger Jahre geprägt wurde. Oeckl war dabei – vor allem beruflich, aber auch verbandsbezogen in exponierter Stelle – mit
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Public Relations gleich Öffentlichkeitsarbeit? – Oeckls PR-Verständnis
diesen Veränderungen unmittelbar konfrontiert. Für Oeckl bestand die Herausforderung, diese Entwicklungen im Rahmen seiner Tätigkeit für die Öffentlichkeitsarbeit eines mittlerweile zum „global player“ avancierten Großkonzerns zu analysieren und zu bewältigen. Andererseits ergab sich aus seiner aktiven Rolle im internationalen Verbandsleben (Beispiel IPRA) die Chance, dies auch fachlich zu reflektieren und entsprechende Rückschlüsse für die eigene Tätigkeit zu ziehen. Die Perspektive dieses soziologischen Ordnungsprinzips ist deutlich durch die berufliche Praxis Oeckls geprägt. So stellt Oeckl fest, dass „der Hauptstrom der Öffentlichkeitsarbeit überhaupt“ (Oeckl 1976, 278) von den Unternehmen und Wirtschaftsverbänden in Richtung Markt erfolgt. Dazu gehören Fragen des Managements, Probleme des Kapitalmarktes, aber auch gesellschaftspolitische Fragen, die – aus Oeckls damaliger Sicht – erst während der jüngsten Vergangenheit steigendes Gewicht erlangten. Schlagworte wie Mitbestimmung, Wachstumsbeschränkung oder Sozialbilanz, gesellschaftskritische Medienberichterstattung spiegelten die Herausforderungen, denen sich vor allem das Unternehmertum als repräsentierendes Element der Wettbewerbsgesellschaft gegenübersah. Darüber erlangten Fragen der Ausbildungs- und Nachwuchsauswahl und die damit zusammenhängende, unbedingt notwendige Aufklärung der Jugend über wirtschaftliche Zusammenhänge eine große Bedeutung. Teil der Business Relations sind auch die Mitarbeiter, denen „... in allen ihren Erscheinungsformen, Vertretungen und Organisationen ...“ (Oeckl 1976, 283) eine ständig wachsende Bedeutung zukam und deshalb mit dem Bereich Human Relations eine gewisse Eigenständigkeit beanspruchten. Neben dieser Hauptgruppe gehören zu den „Partnern im sozialen Bereich“ (Oeckl 1976, 283) die Arbeitnehmerorganisationen sowie die Betriebsund Vertrauensräte. Ihnen gegenüber stehen die Arbeitgeber und deren Vertreter in Personal- und Sozialabteilungen, die Arbeitgeberverbände, freiberufliche Organisationen sowie weitere Arbeitgebervertreter etwa in Staat und Kirche und Parteien. Einen besonders sensiblen Bereich stellen – aufgrund der rasch möglichen Grenzüberschreitung zur Propaganda – die Political Relations dar. 1964 noch wägte Oeckl das „Für und Wider politischer PR-Arbeit“ (Oeckl 1964, 146) ab mit dem Ergebnis, dass „politische PR-Arbeit im Sinn gesellschaftspolitischer, aufbauender, demokratischer Meinungspflege echte Öffentlichkeitsarbeit“ (Oeckl 1964, 149) darstellt. 1976 konstatierte Oeckl schließlich die Politisierung aller Lebensvorgänge des zurückliegenden Jahrzehnts, betont neben vorhandenen Gemeinsamkeiten zwischen Politik und Political Relations jedoch vor allem deren Unterschiede: Der gemeinsamen Zielsetzung in Meinungsbeeinflussung und Überzeugung sowie häufig gemeinsam genutzter Medien stehen wesentliche Unterschiede gegenüber. Während Politik nach Oeckls Auffassung viel mit Propaganda gemeinsam habe, infiltriert, emotionalisiert, gar verketzert und bisweilen fanatisiert, wollen Political Relations dagegen informieren und integrieren, notfalls auch durch eine Anpassung der bisherigen eigenen Anschauungen von Parteien, Regierungen, Wirtschaft, Religionsgemeinschaften und Politikern. Die Umweltbeziehungen wertete Oeckl als Sammelbegriff für „community relations“, „urban affairs“ und „environmental relations“ und umfasste damit den gesamten Lebensraum des Menschen mit seiner ökonomischen, technischen und sozialen Umwelt. Zielgruppen in diesem Bereich können neben dem einzelnen Bürger, die Kommunen oder Regionen, die Wirtschaft, aber auch Industrie-, Handwerks- und Landwirtschaftskammern sein, die über die Medien erreicht werden. Aus eigenen Erfahrungen konnte Oeckl vor allem für
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den Bereich der Wirtschaft sprechen, da die BASF ab 1970 beispielsweise mit einem eigenen Umweltreferat die „environmental relations“ pflegte.953 „Ein Unternehmen, insbesondere ein mittleres oder größeres, kann heute und erst recht morgen nur noch leben und gedeihen, wenn es von der Zustimmung seiner Nachbarschaft getragen wird“ (Oeckl 1976, 294). Eine weitere Veränderung innerhalb des Mitte der siebziger Jahre zurückliegenden Jahrzehnts ergab sich aus der Intensivierung der internationalen Beziehungen. Zurückzuführen war dies auf das überproportionale Anwachsen selbstständiger Nationalstaaten, dem in Volumen und Beteiligung zunehmenden Austausch fachlicher und wirtschaftlicher Informationen sowie die durch technische Entwicklungen global und in kürzester Zeit mögliche Kommunikation. Die Vielfalt der Zielgruppen – so Oeckl – habe sich deshalb, ebenso wie die der Auftraggeber erheblich vergrößert. Neben der Regierung mit ihren Auslandsvertretungen und -repräsentanten auf wirtschaftlichem, kulturellem und gesellschaftlichem Gebiet, betrifft dies auch supranationale und nichtstaatliche Zusammenschlüsse und Organisationen, die international agierenden und kooperierenden Medien und vor allem die Wirtschaft mit ihren multinationalen Unternehmen. Als einer der ersten deutschen „Multis“954 war die BASF als Beispiel hierfür geradezu prädestiniert: „Erhebliche Auslandsinvestitionen und –aktivitäten veranlassten multinationale Firmen oft, außer im Lande des Gesellschaftssitzes auch in den beteiligten Ländern PR-Aktivitäten zu entfalten. So sah sich die BASF als ein großes europäisches Unternehmen mit zahlreichen Tochter- und Beteiligungsgesellschaften in vielen Staaten der Welt ... dazu geradezu gezwungen ...Die in der Zentrale abgestimmten grundsätzlichen PR-Richtlinien werden von den PR-Praktikern draußen den Gesetzen und Entwicklungen des jeweiligen Landes angepasst ...Dabei haben sie die Zielsetzung, neben der üblicherweise anfallenden Information nach innen und außen auch den Regierungsstellen, den Parteien und der Bevölkerung zu zeigen, welchen Beitrag die jeweilige BASF-Gesellschaft zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung des Landes leistet“ (Oeckl 1976, 300f.). Als überzeugendes Beispiel internationaler PR-Aktivität wertete Oeckl auch die weltweit arbeitenden PR-Agenturen, z. B. Hill & Knowlton mit Niederlassungen in 18 Ländern, aber auch internationale Forschungsprojekte der PR. Der Gestaltung der Internationalen Beziehungen in den angeführten Bereichen gemeinsam ist „das Einfügen in die Gesetze des Landes, Anpassen an die gesellschaftliche Entwicklung und Überwindung der sehr schwierigen Denk- und Sprachbarrieren“ (Oeckl 1976, 302).
11.4.4.3 Die PR-Technik Im „Handbuch der Public Relations“ von 1964 widmete Oeckl seinem Vierphasenmodell einen eigenen Abschnitt „PR-Technik“ (vgl. Oeckl 1964, 343ff.). Auf der Basis der bereits behandelten Aufgaben und Zielsetzungen der Öffentlichkeitsarbeit sowie der Elemente des Kommunikationsprozesses erläuterte Oeckl nun die Praxis der Öffentlichkeitsarbeit mit den vier Stufen der PR-Technik „Untersuchung des Ausgangspunktes“, „Planung“, „Durchführung“ und „Wirkungskontrolle“. Zwölf Jahre später erweiterte Oeckl in seinem Buch „PRPraxis – Schlüssel zur Öffentlichkeitsarbeit“ den Themenkomplex „Praxis der Öffentlich953 954
Vgl. Abschnitt 7.7.4 „Inlands-Koordination, regionale Öffentlichkeitsarbeit, PR-Publikationen“. Vgl. Abschnitt 7.7.1 „Von Ludwigshafen in die Welt – die BASF wird zum multinationalen Unternehmen“.
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keitsarbeit“ (vgl. Oeckl 1976, 213ff.) und erläutert im gleichnamigen Kapitel neben der PRTechnik auch „Die wichtigsten Auftraggeber“ (vgl. Oeckl 1976, 234ff.) sowie „Zielgruppen (und Zielsetzungen)“ (vgl. Oeckl 1976, 277ff.) als „diametral gegenüberstehende Pole auf dem publizistischen Markt“ (Oeckl 1976, 234), die über die „Achse der Medien“ (Oeckl 1976, 234) miteinander verbunden sind. Grundsätzlich werden bei der Gegenüberstellung der Stufen zur PR-Technik deutliche Ähnlichkeiten mit den Schilderungen Hundhausens sichtbar, für dessen Ausführungen sich wiederum Anhaltspunkte beim amerikanischen „Original“, Edward L. Bernays, finden. Grundlegend für die Herleitung der methodischen Vorgehensweise systematischer Public Relations sind für beide deutsche Autoren auch hier wieder die konstituierenden Elemente Information, Anpassung, und Überzeugung; die Übereinstimmung von privaten und öffentlichen Interessen, wobei die öffentlichen Interessen maßgebend sind für die Integration der privaten Interessen sowie der wechselseitige Informationsfluss im Kommunikationsprozess. Während Hundhausen die Systematik Bernays´ um einiges differenzierter und ausführlicher darstellt, orientiert sich Oeckl deutlich an Hundhausens Darstellung, komprimiert diese jedoch von einem zehnstufigen Prozess in einen sehr kompakten Ablauf, der inhaltlich mit seinen nunmehr vier Phasen wesentlich mit Hundhausens detaillierter Schilderung übereinstimmt (vgl. Tabelle 2, S. 277). Beim Vergleich der Ausführungen zum Vierphasenmodell in Oeckls Büchern von 1964 und 1976 lässt sich eine weitgehende Ähnlichkeit feststellen. Wenngleich sich Oeckl im 1976 erschienen Buch sichtlich um Verknappung bzw. kurze und prägnante Schilderung der 1964 z. T. noch sehr ausführlichen Erläuterungen bemüht, ergeben sich dennoch an verschiedener Stelle inhaltliche Ausweitungen – als Folge inzwischen vorangeschrittener Forschung oder durch Oeckls persönliche Erfahrungen von mittlerweile 25 Berufsjahren.
Überprüfung der Ziele auf Realisierbarkeit auf Grundlage der Untersuchungen aus Schritt 2
gegebenenfalls Neuausrichtung der Ziele
Festlegung der Strategie zum Einsatz von Phantasie, Arbeitskraft, Material und Geld in Orientierung an den gesetzten Zielen
Abgrenzung und Anpassung der Themen und Appelle , die in den jeweiligen Öffentlichkeiten akzeptiert werden
Organisation der einzelnen Tätigkeiten zur Zielerreichung
inhaltliche und zeitliche Planung der taktischen Schritte zur Überzeugung der angesprochenen Öffentlichkeiten
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Gewährleistung einer einheitlichen Aussage durch Auftraggeber oder durch ihn Beauftragten Laufende Beobachtung und Analyse von Rückwirkung und Resonanz in der Öffentlichkeit in Bezug auf die eigenen angestrebten Ziele kritische Überprüfung des eigenen Standpunktes anhand der Ergebnisse aus Schritt 7;gegebenenfalls Ableitung neuer Überarbeitung des eigenen Standpunktes nach Herbeiführung aller Interessen: Festlegung von Schritten zur künftigen Problemlösung (Prüfung der bisherigen „platform of policy“ und Festlegung einer neuen „formulation of policy“) Sicherung der neuen „formulation of policy“ als künftige Arbeitsgrundlage
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Einleitung des Dialogs mit den Zielgruppen, an die sich die nun geplanten Absichten richten
Festlegung des finanziellen Budgets
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Entscheidung des Auftraggebers über Vorschläge aus Schritt 4
eigene Stellungnahme und Vorschläge des PRBeraters
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rückhaltlose Diskussion des Gutachtens aus Schritt 3
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Erstellung eines Gutachtens zur Konsolidierung und Präsentation der der Ergebnisse aus Schritt 1 und 2 (ohne Stellungnahme des PR-Beraters)
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Ableitung der Probleme aus der öffentlichen Meinung (Meinungsanalyse)
Prüfung, ob und wie diese Ziele erreichbar sind mittels wissenschaftlicher Untersuchung der öffentlichen Meinung
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Ableitung der Nah- und Fernziele zur Problemlösung
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Ausdehnung der Bestandsaufnahme: Inanspruchnahme wissenschaftlicher Untersuchungsmethoden
Bestandsaufnahme aller erreichbaren Fakten, die in Beziehung zu der zu lösenden Aufgabe stehen
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Festlegung der kurz-, mittel- und langfristigen Ziele
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Carl Hundhausen (vgl. 1967 a, 82f.)
Edward L. Bernays (vgl. 1967, 15f.)
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Grundlage für Soll-Ist-Vergleich und neue PRPlanungen
Auswertung über die Rückkopplung aller eingetretenen Erfahrungen und Schlußfolgerung, ob und wie Meinung und Verhalten der Rezipienten beeinflusst, verändert oder gewandelt wurde
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Nutzung unterschiedlicher Testmittel unter Berücksichtigung der finanziellen und zeitlichen Möglichkeiten, methodischen Fähigkeiten sowie des Verständnisses für die Notwendigkeit der Kontrolle
Wirkungskontrolle über Pretest, nachträgliche Untersuchung bzw. Kombination aus beiden
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Durchführung: Ansprache der Medien, Informationsgebung über Bilder, informationsvermittelnde Anzeigen, Herstellung individueller Medien, Aktionen und Veranstaltungen, Integration der gesamten Organisation
Planung von Zielsetzung und Erscheinungsbild (Image), Zielgruppen, einzusetzenden Medien, zeitlichem Ablauf, Etat, Strategie und Taktik
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Untersuchung der Ausgangslage: Diagnose, Sammlung aller erreichbaren Unterlagen, Erforschung des Vorstellungsbildes, Analyse
Albert Oeckl (vgl. 1976, 215ff.) -
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Tabelle 2: Die PR-Technik in der Darstellung der Autoren Bernays, Hundhausen und Oeckl
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Public Relations gleich Öffentlichkeitsarbeit? – Oeckls PR-Verständnis
Ein Beispiel hierfür findet sich etwa bei den Erläuterungen zur „Erforschung des Vorstellungsbildes“. 1964 waren wissenschaftlich fundierte Untersuchungen zur Erforschung des Vorstellungsbildes noch bei weitem keine Selbstverständlichkeit. Oeckl forderte daher, subjektive Wege der Imageanalyse unbedingt durch wissenschaftliche Systematik – etwa bei Repräsentativbefragungen – zu ergänzen – eine Ansicht, die „sich nicht nur in den USA immer mehr durchsetzt“ (Oeckl 1964, 345). Als unabdingbare Voraussetzung hierfür benannte Oeckl die sorgfältige Auswahl des zu beauftragenden Instituts, die eingehende und sachkundige Bearbeitung des Fragebogens und die genaue Abgrenzung des zu befragenden Personenkreises. Oeckl konnte hierbei auf eigene Erfahrungen zurückgreifen, denn bereits 1963 initiierte er die ersten systematischen Imageuntersuchungen zum zielgruppenspezifischen Image der BASF.955 Mitte der sechziger Jahre galt der Begriff „Image“ nach Oeckls Auffassung noch als Mode-oder gar Zauberwort, das begrifflich nicht mehr eliminiert werden könne und auf vielen Gebieten eine nicht mehr wegzudenkende Rolle spiele (vgl. Oeckl 1964, 347). Die hergeleitete Definition des Images behielt Oeckl auch zwölf Jahre später bei: „Das Vorstellungsbild, das sich als eine Summe von Meinungen, Vorurteilen, Erfahrungen oder Erwartungen bei Einzelnen oder Gruppen oder der Öffentlichkeit über eine natürliche oder juristische Person oder irgendein anderes Objekt entwickelt hat“ (Oeckl 1976, 217). Das so definierte Image ist als Fremdbild grundsätzlich vom Erscheinungsbild zu trennen, unter dem Oeckl in seinem Handbuch von 1964 zunächst die „visuelle Entsprechung des eigenen Vorstellungsbildes“ verstand, mit einer „einheitlichen Kennzeichnung aller Objekte, Dienste und Einrichtungen“ (Oeckl 1964, 349). Auf Grundlage dieser Erkenntnisse setzte sich Oeckl im Rahmen der Vorbereitungen des einhundertjährigen Firmenjubiläums der BASF im Jahre 1965 vehement für die Entwicklung und Verwendung eines einheitlichen Firmenemblems und Briefköpfe ein, was den Beginn eines einheitlichen Corporate Designs der BASF markierte.956 Oeckl betont dabei den meinungsbestimmenden und marktbeeinflussenden Aspekt des Erscheinungsbildes und verwies auf internationale Großkonzerne, die immer mehr dazu übergingen, „alle optischen Manifestationen in den Betrieben wie nach außen einheitlich auszurichten“ (Oeckl 1964, 351). 1976 erweitert Oeckl das Verständnis des „Erscheinungsbildes“, bei dem zwar das optische Auftreten mit einheitlichem Logo, Briefköpfen usw. eine wichtige Rolle spielt, jedoch nicht allein ausschlaggebend sei. „Es ist die Art und der Stil, wie (der Auftraggeber) in der Öffentlichkeit auftritt ... kurz das Gesamterscheinungsbild oder Corporate Image“ (Oeckl 1976, 217). Das Corporate Image – repräsentiert durch das oberste Management eines Unternehmens – als neuer Maßstab für die Unternehmensbeurteilung bei Finanzanalysten und Wirtschaftsjournalisten, charakterisierte Oeckl als „wichtige und nur mit sehr subtilem Vorgehen ansteuerbare Zielsetzung“ (Oeckl 1976, 221). Weitere Unterschiede bei der Gegenüberstellung von Oeckls Erläuterungen des Vierphasenmodells ergeben sich im Punkt „Internes Abstimmen“ als Teil der Planung, der Durchführungsphase sowie der Wirkungskontrolle. 1964 noch musste Oeckl mit Erstaunen feststellen, „dass dieser jedem Einsichtigen offenkundigen Tatsache keineswegs in genügendem Maß Rechnung getragen wird ...“ (Oeckl 1964, 354). Die rechtzeitige notwendige oder mindestens zweckmäßige Abstimmung innerhalb des Unternehmens nicht nur der 955 956
Vgl. Abschnitt 7.1.2 „Vertrauenswerbung und Finanz-PR“. Vgl. Abschnitt 7.2.2 „Grundlagen des Corporate Designs“.
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Führungsspitze war daher gefordert. Inzwischen zur Selbstverständlichkeit geworden, verzichtete Oeckl 1976 auf die Anführung des Abschnittes „internes Abstimmen“. Bei der Schilderung der Durchführungsphase, in der Oeckl die mediale Umsetzung bzw. Anwendung unterschiedlicher PR-Instrumentarien beschreibt, spiegeln sich im Punkt „Zusammenarbeit mit den bestehenden Medien“ die unterschiedlichen Strukturen der Medienlandschaft Mitte der sechziger bzw. der siebziger Jahre wider. Presse, Rundfunk, Fernsehen, Film und Schallkonserven fließen 1964 in sehr differenzierter Form in die Betrachtung ein. Film und Schallkonserven verlieren in der Zwischenzeit ihre Bedeutung als wirksame PR-Medien und finden folglich 1976 keinen Eingang mehr in die Betrachtung. Presse, Hörfunk und Fernsehen bilden nun den sich ergänzenden Verbund populärer Medien, den der PR-Mann nach dem grundsätzlich gleichen Prinzip für sich nutzt. Dies sind zum einen die „berühmten Seven C´s of Communication“ (Credibility, Context, Content, Clarity, Continuity, Channels, Capability of Audience), die Oeckl bereits 1964 benannte und – 1976 als „goldene Regel“ neu aufnahm: die Laswall´sche Formel der sechs großen W (Wer? Was? Wann? Wo? Wie? Warum?) sowie das Gesetz der umgekehrten Pyramide mit der „Climax First Structure“. Auch hier werden Parallelen zu den in der Berufspraxis gewonnenen Erfahrungen deutlich, gestaltete sich doch in der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit der BASF (AOA) gerade die Zusammenarbeit mit den Medien nicht immer zur Zufriedenheit Oeckls – obwohl entsprechende Richtlinien längst theoretisch formuliert und deren praktische Umsetzung von Oeckl mit Nachdruck angemahnt wurde.957 Besonders erstaunt äußerte sich Oeckl, dass für die Wirkungskontrolle als Phase vier der PR-Praxis auch zwölf Jahre nach Erscheinen seines „Handbuches der Public Relations“ wiederum nur eine sehr unbefriedigende Bilanz zur Entwicklung dieses wichtigen Teils der PR-Technik gezogen werden konnte. Sowohl 1964 als auch 1976 zitierte er die Feststellung John Marstons: „Evaluation remains the least developed and tantalizing of all areas of public relations work“ (Oeckl 1964, 367 sowie Oeckl 1976, 229). „Eigentlich sollten die PRPraktiker wie die Kommunikationstheoretiker immer zwei grundsätzliche Fragen stellen: Hatte die Information Erfolg? Und: Was kann oder sollte künftig besser gemacht werden?“ (Oeckl 1964, 367), merkte Oeckl 1964 an, um zwölf Jahre später festzustellen, dass „in höchstens 50 Prozent sämtlicher PR-Aktionen eine Erfolgsauswertung vorgenommen wird“ (Oeckl 1976, 229) – Anlass für Oeckl, nach den Gründen zu fragen. Diese sah Oeckl in erster Linie im mangelnden finanziellen Rahmen, außerdem benannte Oeckl fehlende Zeitreserven, Unklarheit über die methodische Realisierung oder aber ein grundsätzlich fehlendes Verständnis für die Notwendigkeit der Wirkungskontrolle. Während die bereits 1964 vorgestellten Methoden – von der persönlichen Beobachtung und Beurteilung, das quantitative und qualitative Erfassen bzw. Auswerten von Zeitungsausschnitten sowie Leser, Hörerund Zuschaueranalysen – wieder aufgeführt wurden, empfahl Oeckl 1976 die Kombination von Vortest und Nachprüfung, „weil das tatsächlich erzielte Resultat meist sehr klar abgelesen kann“ (Oeckl 1976, 231). Die genutzten Methoden sollten sowohl im Vor- als auch im Nachtest angewandt werden und ermöglichten nicht zuletzt den Vergleich der eigenen Situation mit denen der Wettbewerber, was oft zu sehr interessanten Ergebnissen führe (vgl. Oeckl 1976, 233). Bei der generellen Beurteilung von Grenzen und Möglichkeiten der Wirkungskontrolle zeichnete Oeckl im Vergleich zu seiner Einschätzung 1964 zwölf Jahre später ein relativ 957
Vgl. Oeckls Stellungnahme vor der Kommission für Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Abschnitt 7.5.1 „Zwischenbilanz und Ausblick“.
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positives Bild. Grundsätzlich wies er in beiden Darstellungen auf die Vielzahl der Einflüsse hin, unter denen die Ergebnisse der Wirkungskontrolle ermittelt werden. Außerordentliche Ereignisse nichtwirtschaftlicher Natur, die allgemeine Wirtschaftslage bzw. die der betreffenden Branche und Gegebenheiten, die direkt mit dem Auftraggeber zusammenhängen, würden die Verwertung der von der Erfolgskontrolle festgestellten Werte sehr problematisch gestalten. „Eine wirklich befriedigende Lösung kann für dieses Problem kaum gefunden werden“ (Oeckl 1964, 371 sowie Oeckl 1976, 233), führte Oeckl den Autor Horst Machill an, der diese Überlegungen für die Werbeerfolgskontrolle anstellte. „Das Gleiche gilt analog für die Öffentlichkeitsarbeit“ (Oeckl 1964, 371). Dennoch gewichtet Oeckl die Bedeutung der mit anerkannten Methoden quantitativ durchgeführten Verfahren der Wirkungskontrolle von Öffentlichkeitsarbeit unterschiedlich: „Zusammenfassend kann zur Wirkungskontrolle gesagt werden, dass sie wünschenswert, ja notwendig ist, aber bei Anerkennung aller bewährten Methoden bisher keine wirklich befriedigende Lösung gefunden worden ist ...Die Wirkungskontrolle kann zu kostenbewusstem Handeln erziehen und manchen Fingerzeig geben, was künftig besser gemacht werden kann. Sie wäre aber überfordert, wenn man ihre Ergebnisse als ausschließlichen Regulator für die weitere Arbeit ansehen wollte ...“ (Oeckl 1964, 375). Auch 1976 betonte Oeckl die notwendige Ergänzung der quantitativen Ergebnisse durch die eigene Prüfung und Beurteilung, führte aber die für die Wirkungskontrolle sprechenden Gründe sehr viel expliziter an: „Sie ist praktisch unumgänglich, da sie den PRMann eventuell gemachte Fehler erkennen lässt; sie kostet zwar fast immer Geld, sie spart aber auch Geld, weil sie spätere Fehler vermeiden hilft; sie gibt dem PR-Mann die Grundlage für seine Tätigkeitsberichte, der auf dieser Basis eine stark objektivierte Auswertung seiner Aktion und einen Soll-Ist-Vergleich vornehmen kann; sie ist wichtig als Unterlage für etwaige neue PR-Planungen“ (Oeckl 1976, 233). Auf die Erfolgskontrolle sollte, „ja darf ... nicht verzichtet werden“ (Oeckl 1976, 233).
11.4.5 Abgrenzungen zu anderen Kommunikationsformen Public Relations markieren nach Günter Bentele einen „Typ öffentlicher Kommunikation“, der historisch und aktuell immer mit der Herstellung organisationsinterner und/oder – externer Öffentlichkeit verbunden ist. Neben Public Relations gibt es weitere Formen öffentlicher Kommunikation, die sich historisch aus „interpersonalen Formen der Humankommunikation“ entwickelt haben (vgl. Bentele 1997, 148). Öffentlichkeitsarbeit war im Nachkriegsdeutschland in Inhalt und Anliegen kaum bekannt, PR-Fachleuten des jungen Berufsfeldes wurde mit Misstrauen und Ablehnung begegnet, Unterschiede zu Nachbardisziplinen wurden aufgrund des oft fehlenden Grundverständnisses nicht ausreichend vorgenommen oder ganz ignoriert. Oeckls Streben nach Profilierung und Anerkennung der Public Relations war deshalb wesentlich mit dem Bemühen verbunden, PR von weiteren Typen öffentlicher Kommunikation abzugrenzen.
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Publizität, Publicity, Publizistik „Publizität“ gehörte seit Oeckls ersten Veröffentlichungen zu den zur „Öffentlichkeitsarbeit“ abgrenzungsrelevanten Begriffen, da er „bei oberflächlicher Betrachtung dasselbe zu sagen scheint“ (Oeckl 1962 c, 139). Obgleich „Publizität“ keinen Wertbegriff enthielt, so Oeckl, entstand durch die Gleichsetzung mit dem amerikanischen Wort „publicity“ eine negative Bedeutung im Sinne von „Wirkung um jeden Preis“ (Oeckl 1961 a, 25) oder „um den Preis der Wahrhaftigkeit“ (Oeckl 1954 a, 53), in jedem Fall aber, „ohne nach dem Leitmotiv der Öffentlichkeitsarbeit ununterbrochen bemüht zu sein, Sympathie und Vertrauen zu begründen und zu erhalten“ (Oeckl 1962, 13). Im „Handbuch der Public Relations“ betrachtete Oeckl die „Publizität“ bzw. „publicity“ differenzierter. Ausgehend von der lateinischen Entsprechung „publicitas“ im Sinne von Öffentlichkeit oder Offenkundigkeit verzeichnet der deutsche Sprachgebrauch eine vielfache, oft durch Missverständnisse geprägte Auslegung. Als Ausgangspunkt der Diskussion wählt Oeckl die Schlussfolgerungen aus Hundhausens 1957 erschienenem Buch „Industrielle Publizität als Public Relations“, das – mit Blick auf Begriffserklärungen Oeckls – allein aus dem Titel heraus zur Diskussion herausforderte. Hundhausen komme, so Oeckl, zu zwei Ergebnissen, „mit denen wir uns befassen müssen“ (Oeckl 1964, 56). Während Marston der amerikanischen Bedeutung von „publicity“ als durchaus auch positive Effekte für Public Relations beimisst („... can effectively improve public relations), ohne allerdings mögliche negative Auswirkungen zu übersehen, („... publicity is sometimes unfavorable or subject to various understandings and ... may cause bad reactions instead of good“ (Oeckl 1964, 55)), stellte Oeckl fest, dass die Assoziation mit „publicity“ in Deutschland ausschließlich negativ ist. „Opfer der Publicity“ oder „Publicity-Rummel“ verdeutlichten dies als Redewendungen. Auf scharfe Ablehnung allerdings stieß bei Oeckl allerdings Hundhausens synonymer Gebrauch von „Publizität“ und „Public Relations“. So fand Hundhausen 1957 in „Industrielle Publizität als Public Relations“ zu dem Standpunkt, „dass der Begriff ´Public Relations´ nicht mehr bedeutet und auch nicht mehr enthält, als sich mit dem uns bekannten Begriff „Publizität“ verbindet.“ (Hundhausen 1957, 114). Obgleich Hundhausen auch in den Folgejahren bis 1964 weitere einschlägige Begriffsklärungen veröffentlichte, so ist es insbesondere die Gleichstellung des Begriffs „Publizität“ mit dem der „Public Relations“ von 1957, die kontroverse Diskussionen hervorrief. Unter der Prämisse, dass Public Relations (nach Oeckls Definition von 1964 „im engeren Sinn“) immer an den gegenseitigen Aufbau von Verständnis und die Pflege von Vertrauen geknüpft ist, zeigt Oeckl anhand von vier deutschen Bedeutungen des Begriffes „Publizität“ auf, warum dessen Gleichsetzung mit „Public Relations“ aus seiner Sicht nicht gerechtfertigt sei. Oeckl unterschied die Publizitätspflicht, als Verpflichtung zum Offenlegen bestimmter Rechtsverhältnisse, die Publizität als wertneutrales Ergebnis einer PRAktion oder als Grad öffentlichen Bekanntseins und schließlich das Publizitätsstreben – keiner dieser Begriffe war jedoch – wie die Öffentlichkeitsarbeit – untrennbar an die Aspekte „Verständnis“, „Vertrauen“ und „Gegenseitigkeit“ gebunden (vgl. Oeckl 1964, 57). Aufgrund ihres engen Verhältnisses zur Öffentlichkeitsarbeit nahm Oeckl auch die Publizistik, unter der er nach Wilmont Haacke die „Wissenschaft von den Medien und ihrer Wirkung auf die Öffentlichkeit“ (Oeckl 1964, 53) verstand, in den Kreis der abzugrenzenden Begriffe auf. Zahlreiche Berührungen beziehungsweise Überschneidungen, aber auch
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Public Relations gleich Öffentlichkeitsarbeit? – Oeckls PR-Verständnis
Übereinstimmungen, seien aufgrund der jeweils gebrauchten publizistischen Mittel und der angestrebten öffentlichen Wirkung selbstverständlich. Unterschiede allerdings ergeben sich insbesondere durch den Gebrauch der individuellen Medien in der Öffentlichkeitsarbeit, während die Publizistik nach Haacke auch als „Gesamtheit der Massenmedien“ (Oeckl 1964, 58) bezeichnet werden könne. Darüber hinaus könne die Publizistik einseitig wirken, während Public Relations „naturnotwendig“ an die zweiseitige Kommunikation als Wechselbeziehung zwischen öffentlicher Meinung und Kommunikator gebunden sei (vgl. Oeckl 1964, 58). Auch in seinem 1976 erschienenen Buch differenziert Oeckl zwischen den Begriffen „Publizität“, „Publicity“ und „Publizistik“. Obgleich sich Oeckl – im Vergleich zum „Handbuch“ 1964 – nunmehr auf andere Autoren958 bzw. aktuelle Fachliteratur beruft, behält er die inhaltliche Ausrichtung seines Standpunktes bei.
Propaganda – Agitation Nicht weniger als die Schilderungen acht unterschiedlicher Autoren führt Oeckl für die Klärung der Begriffe „Propaganda“ und „Agitation“ an, um schließlich seine bisher gebrauchte Definition unverändert zu bestätigen. Als „kurze, aber ausgezeichnete Darstellung dieser beiden Begriffe“ (Oeckl 1964, 58) wertete Oeckl die Ausführungen Hundhausens in dessen 1963 erschienenen zweiten Auflage von „Wesen und Formen der Werbung“. Neben Hofstätter, Dovivat und Marston fließen u. a. auch die Äußerungen Hitlers in die Diskussion: „Illustriert wird diese Blütenlese durch die wesentlichen Sätze, die Adolf Hitler in „Mein Kampf“ darüber geschrieben hat ...“ (Oeckl 1964, 59). Analog zum Standpunkt in früheren Veröffentlichungen Oeckls, definierte Oeckl „unter Berücksichtigung der Erfahrungen der beiden Weltkriege und in Kenntnis der Machttechnik der ´faschistischen Sozialregionen´ “ (Oeckl 1964, 61) Propaganda auch im „Handbuch“ als „das vorbehaltlose Infiltrieren zweckbestimmter Ansichten mit dem Ziel der Gleichschaltung ohne Rücksicht auf Einseitigkeiten oder Verzerrungen der Wahrheit“ (Oeckl 1964, 61). Auf solch eigene Zusammenfassung verzichtete Oeckl zwölf Jahre später. Mit dem Verweis auf Carl Hundhausens Buch „Propaganda“ (1975) beschränkte sich Oeckl auf das Zitieren einzelner Passagen Hundhausens: Carl Hundhausen gebe eine so klare, erschöpfende und leicht verständliche Übersicht über dieses facettenreiche Thema, dass sich jeder Interessierte dort sehr schnell unterrichten könne (Oeckl 1976, 66). Während Oeckl 1964 noch ausschließlich die Propaganda des Dritten Reiches als praktischen Bezug zu den theoretischen Überlegungen heranzog, erweiterte sich diese Darstellung 1976. Neben der Nazi-Propaganda kam nun auch das Propagandaverständnis Le958 Hundhausen beispielsweise findet im Zusammenhang mit dem Begriff „Publizität“ keine Erwähnung mehr, vielmehr führt Oeckl das „Wörterbuch zur Publizistik“ von Koszyk-Pruys mit der „klarsten Definition in diesem reichlich verworrenen und mit Schlagworten aufgeheizten Begriffsbereich“ an. (Oeckl 1976, 64). Für die „Publicity“-Definition greift Oeckl auf die neueste Auflage des Cutlip-Center-Lehrbuches „Effective Public Relations“ zurück (Vgl. Oeckl 1976, 65), die „umfassendste Begriffsbestimmung“ (Oeckl 1976, 65) für „Publizistik“ findet Oeckl in der „Allgemeinen Publizistik“ von Dovivat. „Das Verbindende“ zwischen Publizistik und Öffentlichkeitsarbeit zeigte darüber hinaus Erich Feldmann, der für die Publizistik die Notwendigkeit „einer neuen Schwerpunktbildung in der sozialpsychologischen und soziologischen Untersuchung der heutigen Vorgänge in dem weiten Reich der Öffentlichkeitsarbeit“ forderte (Oeckl 1976, 66.)
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nins, Mao Tse-Tungs, der portugiesischen Militärdiktatur und des DDR-Regimes zur Sprache.
Information – Nachricht Da die Information ein essenzieller Vorgang im Kommunikationsprozess sei, über den Mitteilungen, Erfahrungen, Erlebnisse, Tatbestände oder Meinungen durch den Kommunikator an den oder die Rezipienten weitergegeben würden, nahm Oeckl auch den Begriffskomplex „Information – Nachricht“ in das Kapitel „Abgrenzungen“ auf. Neben der Erläuterung des „populären Begriffs Information“, der sich „immer auf den Inhalt bezieht und – auf die einfachste Formel gebracht – Zuführung einer Neuigkeit bedeutet“ (Oeckl 1964, 61) werden die informationstheoretischen Betrachtungen von Norbert Wiener, Claude Shannon, Peter Elias oder John R. Pierce ebenso angesprochen, wie die Bedeutung der Information als Arbeits- und Führungselement bzw. der Informationsspeicherung. „Wir haben es bei der Information in ihrer verschiedenen Bedeutung mit einem Begriff zu tun, der für die Öffentlichkeitsarbeit von wesentlicher Bedeutung ist, bei entsprechend prüfender Handhabung kaum zu Verwechslungen führen sollte“ (Oeckl 1964, 64), resümierte Oeckl. Ebenso galt es, verschiedene Begriffe der „Nachricht“ zu unterscheiden, deren synonymer Gebrauch für „Information“ „nur sehr bedingt“ (Oeckl 1964, 65) richtig sei, wie Oeckl betonte. Die Nachricht im Rahmen der Zeitungskunde meint mit Bezug auf Dovivats „Zeitungslehre“ „Mitteilungen über neue im Daseinskampf des Einzelnen und der Gesellschaft auftauchende Tatsachen“ (Oeckl 1964, 65). Eine Nachricht im Sinne des Kommunikationsprozesses sei nach Colin Cherry davon zu unterscheiden, wie der Begriff der Nachricht im Rahmen der Theorie der Rückkopplung oder Kybernetik, zu dem Oeckl ausführlich die Äußerungen Heinrich Hertels darlegte. Den Komplex „Information – Nachricht“ bezeichnete Oeckl als „verschwommene Materie“ (Oeckl 1976, 55), sowohl im 64er „Handbuch der Public Relations“ als auch im Folgewerk „PR-Praxis“. Während sich Oeckl in Letzterem wesentlich kompakter und knapper näherte, erfolgte die Darstellung im „Handbuch der Public Relations“ sehr viel differenzierter und komplexer. Die Relevanz für das Gebiet der Öffentlichkeitsarbeit blieb hier wesentlich schwerer überschaubar als in der „PR-Praxis“. Oeckl – für neueste technische Entwicklungen immer aufgeschlossen, widmete sich beispielsweise in sehr umfangreicher Form der „Informationstheorie“ um die neu eingeführte digitale Messeinheit „binary digit (bit)“, schilderte deren neue Perspektiven für Werbung, elektronische Musik und Informationsspeicherung. Information, so Oeckl, sei ein Arbeits- und Führungselement und deshalb ihre Sammlung und Verarbeitung von grundlegender Bedeutung für Staaten wie Unternehmen. „Wir haben es bei der Information in ihrer verschiedenen Bedeutung mit einem Begriff zu tun, der für die Öffentlichkeitsarbeit von Bedeutung ist, aber bei entsprechend prüfender Handhabung kaum zu Verwechslungen führen sollte“ (Oeckl 1964, 60). Dem Bereich der technischen Informationstheorie widmete sich Oeckl später nicht mehr, vielmehr beschränkt er sich unmittelbar auf die zwischenmenschliche Kommunikation: Information sei die Zuführung von Neuigkeit oder Vermittlung von Wissen, die zwei Komponenten haben müsse: „echte Neuigkeitsmerkmale, die dem Publikum bisher unbekannt waren, und andererseits Verständlichkeitsmerkmale, damit es sofort erkennen kann, wovon die Rede ist“ (Oeckl 1976, 54).
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Für den Begriff Nachricht erläuterte Oeckl 1964 ebenfalls verschiedene Bedeutungen, die für den PR-Prozess eine Rolle spielen, und zwar im Rahmen der Zeitungskunde, im Sinne des Kommunikationsprozesses sowie im Rahmen der „Theorie der Rückkopplung bzw. Kybernetik“. Auch hier überwiegt mit umfassenden Erläuterungen zur Kybernetik die Darstellung mit technischem Bezug (vgl. Oeckl 1964, 65f.). Ganz anders gestaltet sich wiederum die Herangehensweise im 1976 erschienenen Buch. Technische Bezüge blieben außen vor, Oeckl beschrieb die Nachricht als „... eine Meldung über ein aktuelles Ereignis oder einen Teil eines Ereignisses in einem bestimmten Augenblick in Wort, Bild, Film, Ton oder Zeichen“ (Oeckl 1976, 57), betonte dabei aber den Einfluss subjektiver Elemente und schlussfolgert: „Die meisten Nachrichten sind falsch“ (Oeckl 1976, 57). Ergänzend erweiterte Oeckl die Erläuterungen zu Information und Nachricht um die „Dokumentation“, obgleich er diese „für die PR-Arbeit nicht unmittelbar relevant“ (Oeckl 1976, 58) einschätzte.
Human Relations Grundsätzlich hielt Oeckl es für unerheblich, ob für Öffentlichkeitsarbeit, die sich an interne Öffentlichkeiten richtet, nun ein gesonderter Begriff „Human Relations“ gebraucht werden müsse. „Der Autor, der dieser Frage keine wesentliche Bedeutung beimisst – ist der Anschauung, dass der Pflege des Betriebsklimas in jedem Unternehmen und in jeder Organisation und Institution Beachtung geschenkt werden müsste“ (Oeckl 1964, 67). Angesichts der aktuellen Diskussion, die auch die Begriffe „Personal Relations“, „Labour Relations“ oder „Employee Relations“ ins Feld führte, hielt es Oeckl allerdings für notwendig, den Begriff „Human Relations“ in die Abgrenzungsproblematik aufzunehmen. Schließlich gab es die entgegengesetzte Auffassung, die, beispielsweise nach Dovivat – unter der Prämisse, dass Human Relations die Gesamtheit aller zwischenmenschlichen Beziehungen meint – unter Public Relations nur den nach außen wirkende Teil im Sinne von „Human Relations im öffentlichen Leben“ versteht. Oeckl hingegen teilte diese Auffassung nicht und sah Human Relations klar als Teil der Öffentlichkeitsarbeit. Allerdings war es für Oeckl (noch) nicht zwingend notwendig, diesen Bereich der Öffentlichkeitsarbeit ausschließlich der PR-Abteilung zuzuordnen, die Angliederung an die Personal- und/oder Sozialabteilung hielt er für ebenso empfehlenswert (vgl. Oeckl 1964, 67). Ausgehend vom amerikanischen Leitspruch „Public Relations begins at home“ betont Oeckl die Notwendigkeit, „... laufend über aktuelle interne Geschehnisse zu unterrichten, Verständnis für die interne Politik zu wecken, das Zugehörigkeitsgefühl des Einzelnen zu seiner Institution zu stärken und damit in der Folge die Arbeitsleistung der Beschäftigten zu steigern“ (Oeckl 1964, 67). Diese Auffassung behielt Oeckl auch zwölf Jahre später bei, ebenso wie die – nach seiner Meinung unerhebliche – Bedeutung der jeweiligen Bezeichnung: ob Personal Relations, Labour Relations oder Employee Relations. Grundlegend geändert hatte sich 1976 jedoch Oeckls Überzeugung, von welchem Ressort die Human Relations im Unternehmen gepflegt werden sollten. Während Oeckl den Schwerpunkt 1964 noch auf der Personal- und / oder Sozialabteilung in Zusammenarbeit mit dem PR-Berater sah (vgl. Oeckl 1964, 67), betonte Oeckl 1976 gleich zu Beginn seiner Ausführungen zu diesem Punkt: „Ich bin der Meinung, dass die Human Relations ... Teil der Public Relations sind und von der PR-Abteilung wahrgenommen werden sollten“ (Oeckl 1976, 69). Die
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Human Relations würden nach denselben Regeln betrieben, müssen in den Aussagen übereinstimmen und zeitlich sorgfältig abgestimmt sein. Der PR-Abteilung maß Oeckl im Vergleich zur Personal- bzw. Sozialabteilung ebenso die notwendige Objektivität bei, die bei Mitarbeitern grundlegend für die angestrebte Glaubwürdigkeit sei (vgl. Oeckl 1976, 69f.).
Lobbyismus Lobbyismus habe wenig mit Public Relations im engeren Sinne und nichts mit Öffentlichkeitsarbeit zu tun, stellte Oeckl noch 1964 klar. Dabei distanzierte er sich deutlich von den eher abgeschwächten Meinungen amerikanischer Autoren wie Marston oder Cutlip, die zwar von einer eindeutigen Zuordnung des Lobbying zu Public Relations absahen, dies aber dennoch als eine legitime Form der Einflussnahme bezeichneten, ähnlich, wie dies Hundhausen formulierte: „Über das Lobbying besteht allerlei Verwirrung ...Nur selten aber denken die Menschen über das Lobbying wie über ein Right of Petition, das die Form einer offenen und die Zuständigkeiten nicht berücksichtigenden Bemühung um Unterstützung bei bestimmten gesetzgeberischen Arbeiten ist. Das ist das verfassungsmäßige Recht jedes Einzelnen, einschließlich der Leiter von industriellen Unternehmungen“ (Oeckl 1964, 68). Oeckl bedauerte das „Geschäft mit Beziehungen“, bei dem Schaffung von Vertrauen nicht vorgesehen sei und daher nicht mit Öffentlichkeitsarbeit verwechselt werden könne (vgl. Oeckl 1964, 69). 1976 hingegen räumte Oeckl ein: „Lobbying und Public Relations überschneiden sich gelegentlich, insbesondere bei den Gouvernement Relations“ (Oeckl 1976, 72). Soweit der PR-Mann mit diesem Gebiet zu tun habe, sei absolute Fairness und die Beachtung der PRBerufsregeln unbedingt notwendig (vgl. Oeckl 1976, 71f.).
Werbung Die Werbung gehörte zu den am häufigsten, in Zusammenhang mit Öffentlichkeitsarbeit missverständlich gebrauchten Begriffen. Aus diesem Grund war die ausführliche Benennung von Unterschieden bei der Zielsetzung beider Kommunikationsformen in Oeckls Publikationen fast schon „obligatorisch“, ohne allerdings mögliche Gemeinsamkeiten bei der Wahl der Instrumente – beispielsweise des Inserats – unerwähnt zu lassen. Bereits in seinem ersten Beitrag „Öffentlichkeitsarbeit des Unternehmers?“ von 1954 betonte Oeckl, dass Werbung „selbstverständlich nicht mit der Öffentlichkeitsarbeit identifiziert werden kann, denn Aufgabe der Werbung ist nur die sachliche Unterrichtung der Konsumenten über die Eigenschaften einer Ware oder einer Firma ...“ (Oeckl 1954 a, 53). In späteren Beiträgen präzisierte Oeckl die Aufgabe bzw. Zielsetzung: „Aufgabe der Werbung ist es, einen präsumtiven Käufer sachlich oder suggestiv über die Eigenschaften einer Ware oder die Dienstleistungen einer Firma zu unterrichten und ihn zu einem Kaufentschluss bzw. Auftrag zu bewegen. Werbung ist also die systematische Beeinflussung eines Personenkreises, der zu einem bestimmten Konsumverhalten veranlasst werden soll – sie ist somit der Inbegriff all derjenigen Maßnahmen, die direkt oder indirekt der Herbeiführung eines Kaufentschlusses dienen.“959 Oeckl bezeichnete die Werbung als ausschließ959
Oeckl 1960, 4; vgl. auch: Oeckl 1961, 40; Oeckl 1962, 13; Oeckl 1962 c, 139; Oeckl 1969, 7f.
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liche Funktion des Absatzes (vgl. Oeckl 1961 a, 25), die Bestandteil der Marketingkonzeption ist (vgl. Oeckl 1962 c, 139), während Öffentlichkeitsarbeit als „zunehmend wichtiger werdendes Instrument der Führung eines Unternehmens oder einer Organisation ... erst die psychologischen Voraussetzungen schafft, unter denen sich beispielsweise ein Unternehmen erfolgreich entwickeln kann und Werbung und Vertrieb auf lange Sicht einen aufnahmebereiten Boden finden“ (Oeckl 1961 a, 25.). Von dieser kurzen, prägnanten Schilderung löste sich Oeckl bei der Diskussion im „Handbuch der Public Relations“ und widmete sich der Angrenzung zur Werbung weit ausführlicher. Angesichts exorbitant steigender Werbeausgaben – Oeckl beziffert mit Bezug auf den Zentralausschuss der Werbewirtschaft (ZAW) den bundesdeutschen Gesamtwerbeaufwand 1963 mit 5,4 Milliarden DM – war die noch genauere Untersuchung des Verhältnisses Werbung – Öffentlichkeitsarbeit bzw. die Herausstellung der Unterschiede notwendig. Mit der Feststellung, dass zwischen der Höhe der Werbeaufwendungen und dem Entwicklungsstand einer Volkswirtschaft des freien Leistungswettbewerbs ein enger Zusammenhang besteht und der Prozentsatz des Volkseinkommens für Werbeausgaben offensichtlich mit dem Grad des Wohlstands wächst, verband sich die „Gefahr“ einer Dominanz der Werbewirtschaft. Dass diese, mit dem wirtschaftlichen Aufstieg Deutschlands verbundene Dominanz zunahm, spiegelte sich in den Äußerungen von Politikern, Werbefachleuten und Wissenschaftlern, die Oeckl zahlreich zitierte. Ludwig Erhard beispielsweise formulierte, dass für eine freie Wettbewerbswirtschaft die Werbung als Mittel der Aufklärung, der Unterrichtung und des Ringens um die Gunst des Verbrauchers nicht verzichtbar sei. Die Werbewirtschaft sprach von der Werbung als dem möglicherweise wichtigsten Mittel dieser Strategie. Selbst der Jesuit Oswald von Nell-Breuning forderte, den Dienst anzuerkennen, den Werbung der dynamisch expansiven Wirtschaft der freien Welt leistet. Hundhausen beschrieb die Werbung als Mittel des Wettbewerbs mit der Aufgabe, die Vorteile der Waren oder Leistungen für die Verbraucher, an die sie abgesetzt werden sollen, hervorzuheben. Wie weit darf Werbung führen? Die Frage nach deren Grenze bezeichnete Oeckl als „heiß umstritten“ und widmete sich der Diskussion um das Verhältnis Werbung – Public Relations. Oeckl setzte dabei insbesondere auf die Aussagen von Werbefachleuten, um zu zeigen, dass es, auch und gerade bei den Vertretern dieser Kommunikationsform, Befürworter einer klaren Trennung beider Begriffe gab. Beispielhaft zitierte Oeckl aus Referaten der Herbsttagung des Bundes Deutscher Werbeberater und Werbeleiter (BDW). Geäußerte Standpunkte waren dabei etwa, dass Public Relations-Arbeit geplante Absatzanbahnung sei oder zwischen Werbung und Public Relations eine heiße Grenze verlaufe, aber auch, dass Werbung verkaufen will und PR Atmosphäre schaffe und sich die beiden Formen im Markt berühren und sich gemeinsam bemühen, dem Unternehmen zu dienen (vgl. Oeckl 1964, 69ff.). In besonderer Weise aber hob Oeckl den Standpunkt Horst Slesinas, Inhaber der mit der BASF-Vertrauenswerbung beauftragten Werbeagentur960, hervor: „Als ein für eine eindeutige Trennung Eintretender sei Horst Slesina genannt, der sich vor dem Zweiten PRLehrgang der Deutschen Public Relations-Gesellschaft im Dezember 1963 laut „ZV und ZV“ vom 03.01.1964 für eine deutliche Trennung von Werbung und Public Relations einsetzte. Er bedauerte die seinerzeit noch fließenden Grenzen. Im Rahmen der Unternehmerpolitik stünden diese Funktionen nebeneinander, dürften aber nicht in ein Abhängigkeits960
Vgl. Abschnitt 7.1.2 „Vertrauenswerbung und Finanz-PR“.
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verhältnis voneinander gebracht werden. Es handele sich bei PR und Werbung um zwei paar Schuhe“ (Oeckl 1964, 75). In ähnlicher Form formulierte Hundhausen das Verhältnis zwischen Werbung und Public Relations am Beispiel der Firma Krupp, das Oeckl als weiteres Beispiel zitierte: „Wir unterscheiden auch bei uns die Funktionen der Werbung, die unmittelbar und direkt auf den Verkauf gerichtet sind, und jene Funktionen, die das Bild unserer Firma (image) in der öffentlichen Meinung der Welt zu formen haben ... Die große Bedeutung dieser beiden Formen der Werbung für unsere Firma geht daraus hervor, dass die miteinander verwandten Aufgaben von zwei getrennten Abteilungen wahrgenommen werden, die allerdings sehr eng zusammenarbeiten“ (Oeckl 1964, 76). Diese Aufzählung könne – so Oeckl – „fast beliebig erweitert werden“ (Oeckl 1964, 76) und arbeitete „die wichtigsten Kriterien der beiden Begriffe“ (Oeckl 1964, 77) in prägnanter Weise heraus. Durch konkrete Gegenüberstellung wurden die Unterscheidungsmerkmale (Gegenstand bzw. Zielgruppe, Zielsetzung, Aufgabe, Funktion, Eingliederung in die Unternehmensstruktur, Wirkung) deutlicher sichtbar, als dies in Oeckls bisherigen Veröffentlichungen der Fall war. Neben der Herausstellung der Gemeinsamkeiten – z. B. in der Anwendung gleicher Medien oder bei zugrunde liegenden Wissenschaften – betonte Oeckl die Mischformen beider Kommunikationstypen, „... die nicht klar getrennt werden könnten, zum Beispiel produktbezogene Firmenanzeigen und firmenbezogene Produktanzeigen“ (Oeckl 1964, 78). Darüber hinaus nehmen „nicht selten“ (Oeckl 1964, 78) Werbeabteilungen PR-Aufgaben war oder umgekehrt. Unbestritten war überdies die Übereinstimmung in der gemeinsamen Zielsetzung, dem Unternehmen zu dienen – etwa durch die positiven Auswirkungen guter Produktqualität auf den Ruf der Firma oder verkaufsfördernde Impulse eines durch Öffentlichkeitsarbeit geförderten Unternehmensbildes in der Öffentlichkeit (vgl. Oeckl 1964, 78). Auch 1976 widmete sich Oeckl dem Verhältnis Werbung – Öffentlichkeitsarbeit. Ernüchtert stellte Oeckl auch zu diesem Zeitpunkt noch fest, dass die Meinungen der meisten Vertreter aus der Werbe- und PR-Branche nach wie vor „... aus ideellen, berufsständischen und nicht zuletzt materiellen Gründen weitgehend zementiert“ (Oeckl 1976, 75) seien. Oeckl verzichtete in seiner Darstellung auf die Anführung zahlreicher Zitate mit entsprechender Argumentation und beschränkte sich mit Bundeswirtschaftsminister Hans Friedrichs und den Bayer-Vorstandsvorsitzenden Herbert Grünewald auf die grundsätzlichen Standpunkte zweier „unverdächtiger Autoren“ (Oeckl 1976, 75) mit Auszügen aus deren Referaten auf dem Kongress der Werbung 1974. Die Abgrenzung zwischen Werbung und Öffentlichkeitsarbeit übernahm Oeckl weitgehend aus dem „Handbuch der Public Relations“, passte die Abgrenzungskriterien jedoch den jeweils zugrunde gelegten Definitionen der Öffentlichkeitsarbeit an. Während Öffentlichkeitsarbeit 1964 noch als „das bewusste, geplante und dauernde Bemühen, gegenseitiges Verständnis und Vertrauen in der Öffentlichkeit aufzubauen und zu pflegen“ (Oeckl 1964, 77) definiert wurde, griff Oeckl 1976 bereits ausschließlich auf seine Kurzformel „Information + Anpassung + Integration“ zurück. Auf Grundlage der hieraus abgeleiteten soziologischen, sozialpsychologischen und gesellschaftspolitischen Informations- und Ausgleichsfunktion der Öffentlichkeitsarbeit einerseits sowie der Marktfunktion der Werbung andererseits fügte Oeckl hiermit ein weiteres Abgrenzungskriterium hinzu. Ähnlich erfolgte in beiden Darstellungen auch die Schilderung der Gemeinsamkeiten, wonach sich Werbung und Öffentlichkeitsarbeit als Teilgebiete der Kommunikation häufig
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derselben Medien bedienen und sich – insbesondere auf dem Wirtschaftssektor – zum Nutzen des Auftraggebers gegenseitig positiv beeinflussen. Eine weitere Gemeinsamkeit ergänzte Oeckl 1976: „Beide haben dieselben Schwierigkeiten in professioneller Richtung hinsichtlich Berufsbildern, Ausbildungsplänen sowie Studienprogrammen an Universitäten. Das Thesenpapier ´Werbung – Stiefkind deutscher Hochschulen´ könnte spiegelbildlich auf die Öffentlichkeitsarbeit übertragen werden“ (Oeckl 1976, 78) – ein Punkt, den Oeckl trotz aller Bemühungen um das Voranbringen fundierter PR-Aus- und Weiterbildung seit Herausgabe des „Handbuches der Public Relations“ zu seinem Bedauern anführen musste. Für das im Vergleich zu 1964 gestiegene „Selbstbewusstsein“ als Vertreter der Öffentlichkeitsarbeit spricht die „neidlose Anerkennung“ (Oeckl 1976, 78) einer Dominanz der Werbung in Grenzgebieten, wie der Aktion „Gemeinsinn“, wobei Oeckl diese Überlegenheit nicht auf qualitative Vorteile, sondern klar auf größere finanzielle Potenz zurückführte (vgl. Oeckl 1976, 78). Darüber hinaus verweist Oeckl auf die Systematik moderner Werbung, die mit früherer Reklame nichts mehr gemein hat: Während Oeckl im „Handbuch der Public Relations“ noch die schweizerische „Paritätische Kommission Public Relations und Reklame in der Presse“ als Musterbeispiel für die Zusammenarbeit zwischen Werbung und Öffentlichkeitsarbeit bezeichnet, nahm Oeckl den Eigennamen 1976 zum Anlass, den – mittlerweile überholten – Begriff „Reklame“ zu erläutern. Zwar werde dieser Begriff von o. g. Gesellschaft in der Schweiz, die auch Mitte der siebziger Jahre noch „außerordentlich wertvolle Arbeit“ leistete, noch verwendet, habe aber im ursprünglichen Wortsinn („immer wieder rufen“, Oeckl 1976, 80) gegenüber der „modernen methodischen Werbekonzeption“ (Oeckl 1976, 81) keine Lebenschancen mehr. Die Integration von Werbeaufgaben in die PR-Abteilung oder von PR-Aufgaben in die Werbeabteilung stellte Oeckl – wie bereits 1964 – auch zwölf Jahre später fest und bezeichnete dies als eine von vier „unmittelbaren Brücken“ (Oeckl 1976, 78) zwischen Werbung und Öffentlichkeitsarbeit. Weitere solcher Brücken sah Oeckl 1976 in der zunehmenden Einrichtung separater Werbe- bzw. PR-Abteilungen oder –Tochtergesellschaften von Agenturen, in der Zusammenarbeit beider Bereiche in der Messearbeit sowie in der Tatsache, dass selbst der Zentralausschuss der Werbewirtschaft mittlerweile Öffentlichkeitsarbeit für die eigene Kommunikationsform betrieb (vgl. Oeckl 1976, 78f.). Eine, für die Mitte der siebziger Jahre ganz neue Entwicklung, beobachtete Oeckl als „an den Code d´Athènes denkender PR-Fachmann“ mit Sorge: „Es gibt auch eine negative Verbindung zwischen Werbung und Öffentlichkeitsarbeit, die so genannte ´Schleichwerbung´. Sie wird beiden Seiten vorgeworfen, da sie sowohl bei der Product Publicity wie insbesondere bei Sportveranstaltungen eine Rolle spielt“ (Oeckl 1976, 79). „Bei klarer Respektierung der Grenzen, in Kenntnis des Gemeinsamen und unter Berücksichtigung der Mischformen im Rahmen des Möglichen sich abzustimmen und die Übereinstimmung in der letzten Zielsetzung nicht zu vergessen!“ (Oeckl 1964, 78), folgerte Oeckl zusammenfassend 1964. Zwölf Jahre später sah Oeckl die Zeit der Grundsatzdiskussionen beendet: Werbung und Öffentlichkeitsarbeit, nach Oeckls Ansicht „mindestens Vettern ersten Grades“ (Oeckl 1976, 80) sollten „... unnötige Profilneurosen – die beiden Seiten nichts bringen – vermeiden, sich über auftauchende Fachprobleme sachlich unterhalten und in dem Bemühen um gemeinsame Lösungen auf der Basis des für beide grundlegenden Kommunikationsprozesses die gemeinsame Kommunikationswissenschaft als Brücke betrachten“ (Oeckl 1976, 80).
Öffentlichkeitsarbeit als Teildisziplin der Kommunikationswissenschaft PR-Praxis (1976) Werbung - hat die Aufgabe, Produkte und Dienstleistungen verkaufen zu helfen
Öffentlichkeitsarbeit - hat die Aufgabe der Information intern und extern sowie Anpassung und Integration in alle Bereiche des öffentlichen Lebens - ist zuständig für die - ist zuständig für die Darstellung und Inter- Darstellung und Interpretierung der Absatz- pretierung der Gepolitik (verkaufsförsamtpolitik des dernde Maßnahmen Auftraggebers, wie und Markterschliez. B. Unternehmens-, ßung sowie absatzpoli- Personal-, Sozial-, tische FirmenwerFinanz-, Forschungs-, bung) Investitions- und Gesellschaftspolitik - ist zuständig für die - ist zuständig für die Ansprache des WaBetreuung des Markrenmarktes tes der Nachrichten, Meinungen und Emotionen - untersteht dem - untersteht dem oMarketing- oder bersten Leiter der Verkaufschef jeweiligen Institution
- ist im Wesentlichen marktorientiert und wendet sich an alle für sie interessanten Gruppen - soll einen möglichst großen Marktanteil gewinnen oder erhalten - hat eine Marktfunktion
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Handbuch der Public Relations (1964) Werbung - ist im Wesentlichen produkt- oder dienstleistungsbezogen
Öffentlichkeitsarbeit - ist auf natürliche oder juristische Personen verschiedenster Art ausgerichtet
- soll verkaufen helfen - soll Verständnis und Vertrauen aufbauen und pflegen
- dient der Information - wendet sich an die und Koordination des breite Öffentlichkeit Marktes oder unterschiedlichste Kreise der Bevölkerung - ist eine Funktion des - gehört zu den FühVerkaufs und unterrungsfunktionen einer steht meist der VerRegierung, einer kaufsleitung eines ReligionsgemeinUnternehmens oder schaft, einer Organisaarbeitet eng mit ihr tion, einer Institution oder eines Unternehzusammen mens - wirkt ganz überwie- - wirkt immer zweiseigend einseitig auf den tig in Richtung Öffentpräsumtiven Käufer lichkeit und nach innen
-ist im Wesentlichen ausgerichtet auf alle jeweils relevanten Öffentlichkeiten sowohl intern wie extern - soll einen möglichst - soll Marktanteil weitreichenden Sym- gewinnen pathie- und Zustimmungsanteil gewinnen oder erhalten - hat eine soziologische, sozialpsychologische und gesellschaftspolitische Informations- und Ausgleichsfunktion
- soll Sympathieanteil gewinnen
Tabelle 3: Werbung und Öffentlichkeitsarbeit – Gegenüberstellung in Oeckls Hauptwerken
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Public Relations gleich Öffentlichkeitsarbeit? – Oeckls PR-Verständnis
Die Abgrenzungen wurden mit fortschreitender PR-Praxis Oeckls komplexer. Finden sich in seinem 1964 erschienen „Handbuch der Public Relations“ noch sieben solcher Abgrenzungen (Publizität/Publicity, Publizistik, Propaganda / Agitation, Information/Nachricht, Human Relations, Lobbyismus, Werbung, vgl. Oeckl 1964, 55ff.), so erläutert das 1976 erschienene Buch „PR-Praxis“ bereits zwölf weitere Kommunikationsformen: hinzu kamen „Journalismus“, „Manipulation“, „Motivation“, „Public Affairs“ und „Marketing“ (vgl. Oeckl 1976, 52ff.).
Journalismus Die in den siebziger Jahren zunehmende „intermediale Mobilität“ in den Kommunikationsberufen bewog Oeckl in „PR-Praxis“, eine weitere Abgrenzung Öffentlichkeitsarbeit – Journalismus vorzunehmen. Diese Mobilität war aufgrund zunehmender Konzentration auf dem Mediensektor und damit einhergehender Entlassungen vor allem vom Journalismus hin zum Bereich der Öffentlichkeitsarbeit gerichtet. Wichtig sei es deshalb darauf hinzuweisen, so Oeckl, dass Journalisten in Bezug auf Ihre informationsgebende Aufgabe zwar gute Voraussetzungen für die Öffentlichkeitsarbeit mitbrächten, Aufgaben wie Kontaktpflege, Beratung oder Aufbau von Vertrauen allerdings für ehemalige Journalisten gänzlich neue, da reine PR-Aufgaben seien. Einen gemeinsamen Ausbildungsweg für beide Berufsgruppen, wie im Bateman-Cutlip-Report vorgeschlagen, lehnte Oeckl deshalb ab. Vielmehr plädierte er bei der Journalistenausbildung für die Kombination der Medienausbildung mit dem Fach Öffentlichkeitsarbeit für eine „gesiebte Auslese von Jung-Journalisten ...“, um „... entweder nur Ziel und Linie der Öffentlichkeitsarbeit kennen zu lernen ... oder aber sich selbst dem PR-Beruf ... zuzuwenden“ (Oeckl 1976, 55).
Manipulation „Information und Manipulation hängen eng zusammen“ (Oeckl 1976, 59), stellt Oeckl 1976 weiterhin fest und untersucht den Grad ihres Zusammenhangs. Die ungewollt subjektive Beeinflussung von Nachrichten („falsche Nachrichten“) sei dabei von der gewollten Manipulation zu unterscheiden – die pluralistische Demokratie biete mit Meinungs-, Religionsund Pressefreiheit sowie Freiheit von Forschung und Lehre gegen beide Arten der Manipulation wirksame Handlungsmöglichkeiten. „Manipulation“ machte Oeckl als Modewort aus, das Mitte der siebziger Jahre mit dem, vor allem von Politikern geprägten Schlagwort von der „Manipulation des Verbrauchers“ einen politsoziologischen Hintergrund erhielt. „Als dann in der erheblichen wirtschaftlichen Rezession im Winter 1975/76 die Bundesregierung und einige große Organisationen den Konsumenten aufforderten, weniger zu sparen und mehr Geld für Waren und Dienstleistungen zur Ankurbelung der Wirtschaft auszugeben, war plötzlich von einer Manipulation der Verbraucher nicht mehr die Rede“ (Oeckl 1976, 61). Eine gewisse Ironie birgt Oeckls Feststellung einer „Rechtfertigungs- bzw. Belobigungsmanipulation“ (Oeckl 1976, 62), die er bei Selbstbiografien beispielsweise von Theodor Heuss, Albert Speer oder Konrad Adenauer beobachtet hatte. Zwar veröffentlichte Oeckl Zeit seines Lebens nie eine eigene umfassende Biografie, so war er doch Zeit seines
Öffentlichkeitsarbeit als Teildisziplin der Kommunikationswissenschaft
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Lebens bei eigenen Erinnerungen – vor allem an ausgewählte Episoden aus dem Dritten Reich – stets auf die Vermittlung vom Bild des makellosen PR-Pioniers bedacht, das bei Kenntnis der tatsächlichen Fakten allerdings auch bei Oeckl manch „epochalen Kratzer“ aufweist. Auch die für Oeckl so schwierige Begegnung mit den revoltierenden Studenten fließt unter der Kategorie „sprachliche Manipulation“ durch die „Sprache des Protestes“ und die „Sprache der politischen Verfremdung“ in Oeckls Buch „PR-Praxis“ ein. Die Formulierungen verdeutlichen auch an dieser Stelle seine distanzierte Haltung: „... die Sprache des Protestes der radikalen Studenten wie zum Beispiel repressive Toleranz oder Destruktionstriebe sowie die Sprache der politischen Verfremdung, die mit Zauberformeln versucht, harte Tatsachen politischen Zielen anzupassen ..., um je nachdem zu verschleiern, zu verniedlichen oder durch übertriebene Vergröberung einen bösen Popanz aufzubauen“ (Oeckl 1976, 62). „Drei eindeutige Bezüge zur Manipulation“ (Oeckl 1976, 62) stellte Oeckl für die Öffentlichkeitsarbeit fest: Die Kenntnis und das Erkennen der Manipulationsmethoden, das Bewusstsein, als fairer PR-Mann diese Methoden nicht anzuwenden und durch Dialog Manipulationen bereits im Vorfeld zu verhindern (vgl. Oeckl 1976, 62).
Motivation Als weiteres, die Qualität Öffentlichkeitsarbeit beeinflussendes wie von ihr abzugrenzendes Feld, widmete sich Oeckl den „motivational predispositions des in den USA sehr stark entwickelten sozialpsychologischen motivation process“ (vgl. Oeckl 1976, 62f.). Dabei komme vor allem dem für den im Arbeitsalltag relevanten Verhältnis zwischen Leiter und Mitarbeiter eine besondere Bedeutung zu. Ausgehend von einer sozial gerechteren und gleichzeitig ergebnisorientierten Unternehmensführung, komme es auf die Freisetzung schöpferischer Kräfte der Mitarbeiter an. Erreicht werde dies durch einen Führungsstil, der aus Unterstellung Mitarbeit macht und dem Mitarbeiter unter den gegebenen Bedingungen größtmögliche Dispositionsfreiheit ermöglicht, während der Leiter sich auf die eigentlichen Führungsaufgaben konzentriert.
Public Affairs Anfang der siebziger Jahre wurde die Berücksichtigung gesellschaftspolitischer Fragen auch für die Public Relations zunehmend relevant. Hintergrund waren gestiegene Sensibilität und Bewusstsein der Öffentlichkeit beispielsweise zu Themen wie Umweltschutz, Multinationalität, Mitbestimmung oder das Verhältnis zwischen öffentlicher Hand und Unternehmen. Diesen, als „Public Affairs“ bezeichneten PR-Bereich nahm Oeckl ebenfalls in die Liste der von der „Öffentlichkeitsarbeit“ abzugrenzenden Begriffe auf. Oeckl allerdings war strikt gegen die Einführung einer separaten Bezeichnung eines, nach seiner Meinung ohnehin im Begriff „Öffentlichkeitsarbeit“ integrierten Gebietes. „Ich halte allerdings die Trennung von Public Relations und Public Affairs für eine unnötige Übersteigerung mit der Gefahr einer schädlichen Abspaltung und damit Schwächung“ (Oeckl 1976, 71).
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Public Relations gleich Öffentlichkeitsarbeit? – Oeckls PR-Verständnis
Marketing Auf eine weitere Diskussion ging Oeckl mit der Thematik „Marketing“ und dessen Verhältnis zur Öffentlichkeitsarbeit ein. Dabei verwies er auf das gemeinsame Dach der Kommunikation für Journalismus, Publizistik, Human Relations, Public Affairs, Marketing, Werbung und Public Relations, betonte aber die unterschiedliche Prägung und Zielgruppenansprache dieser Kommunikationsformen. Marketing und Öffentlichkeitsarbeit beruhen, so Oeckl, auf vielen gemeinsamen wissenschaftlichen Disziplinen wie Soziologie, Sozialpsychologie oder Semantik, Ziel und Zielgruppen seien jedoch verschieden. So sei es beispielsweise nicht mehr akzeptabel, ein Unternehmen ausschließlich nach den Bedürfnissen des Marktes auszurichten und gesellschaftspolitische Erfordernisse außen vorzulassen. Dieser Notwendigkeit allerdings mit einer Ausweitung des Marketingbegriffes im Sinne eines „Metamarketings“, „Social Marketings“ oder gar der Symbiose von Marketing und PR zu begegnen, hielt Oeckl für grundlegend falsch. „Die gesellschaftspolitischen Fragen können nicht vom marktgerichteten und marktgerechten Denken und Handeln aus einer Lösung zugeführt werden“ (Oeckl 1976, 74).
11.4.6 Darstellungen zur PR-Historie Ein besonders deutliches Beispiel für die Orientierung und Übernahme Bernayischer Inhalte findet sich bei Oeckls Darstellungen zur Geschichte der Öffentlichkeitsarbeit, die er – in Ergänzung zu seinen bisherigen Publikationen erstmals im „Handbuch der Public Relations“ 1964 darstellt. Hierbei verweist Oeckl ganz „offiziell“, d. h. mit Angabe der Quelle, auf die durch Bernays bereits lange zuvor veröffentlichten Basisinhalte. Die Bernayische Auffassung, dass die Inhalte der Public Relations so alt seien wie menschliche Gesellschaft nahm Oeckl zum Anlass, zahlreiche historische Beispiele für die Anwendungen von Methoden der Öffentlichkeitsarbeit in Religion, Kultur, Politik und Wirtschaft aufzuzeigen. Vor allem in letzterem Bereich verwies Oeckl auch auf vielfältige Beispiele aus dem Deutschland des 19. Jahrhunderts, darunter die Aktivitäten der Firma Krupp unter Berufung auf Hundhausen sowie des Deutschen Industrie- und Handelstages. Für die PR-Historie in den USA des 20. Jahrhunderts übernahm Oeckl die mehrphasige Darstellung, die Bernays bereits 1952 in „Public Relations“ veröffentlichte: „Edward L. Bernays, teilte in seinem Standardbuch ´Public Relations´ deren Entwicklungszeit in vier Abschnitte ein, und zwar: Der Erste, von 1900-1914, ist die Zeit der ´muckrakers´ ..., welche die sehr schnell gewachsenen großen Unternehmen ... in aller Schärfe angriffen und in der Öffentlichkeit diskriminierten ...Der zweite Abschnitt läuft von 1914 – 1918. In dieser Zeit war die Regierung bemüht, ihre Kriegsziele der Bevölkerung klarzumachen und deren Unterstützung zu finden. Der dritte Zeitraum erstreckt sich von 1919 – 1929 und ist durch eine Übertragung der Kriegs-PR-Erfahrungen auf die sich ungewöhnlich rasch entwickelnde Wirtschaft gekennzeichnet. Nach 1929 habe sich allmählich die heute praktizierte Public Relations-Aktivität entwickelt, die eine Übereinstimmung zwischen den jeweiligen Privatinteressen und dem Gemeinwohl anstrebe“ (Oeckl 1964, 88f.). Während für Bernays die vierte Periode bis in die damalige Gegenwart reichte, ordnete Oeckl den Zeitraum des Zweiten Weltkrieges von 1939 bis 1945 einem fünften Abschnitt zu. In dieser Zeit galt es in den USA, „... die Abseitsstehenden zur Mitwirkung zu bewegen,
Öffentlichkeitsarbeit als Teildisziplin der Kommunikationswissenschaft
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für die Kriegsanleihe Verständnis zu schaffen ... und nicht zuletzt die Moral an der Front und in der Heimat zu festigen“ (Oeckl 1964, 92). Nach dem Zweiten Weltkrieg begann für Oeckl die sechste und vorläufig letzte Entwicklungsstufe, eingeleitet von der Umstellung auf Friedenszeiten und beherrscht durch die zahlreichen PR-Spezialisten, die nach Auflösung des Office of War Information in das zivile Berufsleben drangen. „So entstand die PR-Praxis, der heute Amerika ebenso wie die Welt gegenübersteht“ (Oeckl 1964, 92), resümierte Oeckl. Für die Nachzeichnung der PR-Entwicklung in Deutschland führte Oeckl drei eigenständige Phasen an: Als „erste sporadische Versuche“ (Oeckl 1964, 93) verwies Oeckl auf Beispiele militärischer Aktionen, wie den Befehl von Alfred von Tirpitz im Jahre 1894, auf allen größeren Schiffen der Kriegsmarine einen Offizier mit Fragen der Information und des Empfangs von Besuchern zu betrauen, den Oeckl als „Vorläufer der heutigen Presseoffiziere der Bundeswehr“ (Oeckl 1964, 93) wertete. Mit (auf den ersten Blick)961 widersprüchlichen Aussagen charakterisierte Oeckl die als „Zwischenzeit von 1933 – 1945“ benannte zweite Phase: Einerseits aufgrund der Propagandavorgaben des Dritten Reiches als „keine Zeit für Öffentlichkeitsarbeit“ (Oeckl 1964, 94) ausgemacht, erklärte Oeckl bereits im folgenden Satz, dass „zwei nicht unwichtige PREreignisse“ (Oeckl, 1964, 94) in diese Zeit fielen. Dazu gehörte die Einrichtung einer zentralen Pressestelle der I.G. Farben 1935 sowie das Erscheinen von Hundhausens Aufsatz „Public Relations“ in der Zeitschrift „Deutsche Werbung“ 1937. Ausgeprägte PR-Aktivitäten prägten dann die „Die Entwicklung nach 1945“ in Deutschland, von Oeckl als dritte Phase eingeteilt. Neben Hundhausens Public-RelationsAufsatz 1947 verwies Oeckl dabei insbesondere auf die Einrichtung der Presseabteilung im Deutschen Industrie- und Handelstag. Als weiteren wichtigen Eckpunkt markierte Oeckl das Erscheinen des Buches von Herbert Gross unter dem Titel „Moderne Meinungspflege“, dem es insbesondere „... nicht um die Übertragung ausländischer Methoden, sondern um die Entwicklung einer aus der deutschen Situation und dem deutschen Charakter begründeten Einstellung“ (Oeckl 1964, 96) ankam. Neben der Veröffentlichung weiterer Fachpublikationen in den Folgejahren verwies Oeckl für die Jahre 1956 – 1958 generell auf „teilweise recht akzentuierter Auseinandersetzungen“ in Form zahlreicher Aufsätzen in einschlägigen Fachblättern. Drei Ereignisse wertete Oeckl als besonders bedeutsam für die Praxis der Öffentlichkeitsarbeit jener Zeit: Die Gründung der „Versammlung des Ehrbaren Kaufmanns zu Hamburg“ e. V. 1955, das erste Fachseminar der internationalen Studiengemeinschaft unter dem Thema „PR-Werkzeug der modernen industriellen Unternehmung“ im Mai 1958 sowie im Dezember desselben Jahres die Gründung der Deutschen Public Relations Gesellschaft als „vorläufiger Abschluss und kennzeichnend für die inzwischen eingetretene Entwicklung der Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland“ (Oeckl 1964, 96). Inhaltlich in ähnlicher Form, wenngleich ungleich komprimierter näherte sich Oeckl der geschichtlichen Darstellung in seinem Buch „PR-Praxis“ 1976. Nach einem – im Vergleich zu seiner Vorgehensweise von 1964 – sehr knappen Abriss zu den „gedanklichen Vorläufern“ (Oeckl 1976, 93) in Politik, Religion, Kultur und Wirtschaft und Wiedergabe der Bernayischen Vierphasengliederung von etwa 1900 bis in die damalige Gegenwart, verzichtete Oeckl allerdings auf eine gesonderte Nachzeichnung der deutschen PR961 Aufzuzeigen, dass es unter bestimmten Bedingungen auch im Dritten Reich möglich war, – wenn auch unter anderem Namen – Öffentlichkeitsarbeit funktional auszuüben, bildet einen wesentlichen Anspruch der vorliegenden Arbeit. Insofern sind Oeckls Aussagen tatsächlich nur „auf den ersten Blick“ widersprüchlich.
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Public Relations gleich Öffentlichkeitsarbeit? – Oeckls PR-Verständnis
Geschichte. Während Oeckl für die PR-Geschichte in den USA im „Handbuch“ noch eine fünfte (1939 – 1945) und sechste Phase (ab 1945) beschrieb und die historische Entwicklung der deutschen Öffentlichkeitsarbeit in einem eigenen Kapitel parallel zur amerikanischen Entwicklung darstellte, verzichtete Oeckl 1976 auf diesen „deutschen“ Abschnitt gänzlich. Vielmehr fasste er die Nachkriegsentwicklung der PR in den USA, Deutschland und weiteren Ländern zusammen als „Die weltweite Entwicklung der Public Relations nach 1945“ (Oeckl 1976, 98.) Während Oeckl im „Handbuch“ zwar formulierte „1945 kamen mit den amerikanischen Besatzungstruppen auch die Public Relations nach Deutschland bzw. in die US-Zone ...“ (Oeckl 1964, 95), mit dem Verweis auf Herbert Gross aber dennoch die Bemühungen um die eigene Identität aufzeigte, ist davon 1976 keine Rede mehr (vgl. Tab. 4). Oeckl betonte für die Zeit nach 1945 die Dominanz amerikanischer Einflüsse in Europa und die Bedeutung amerikanisch geprägter Public Relations für die Koordination internationaler Beziehungen. Für die deutsche Öffentlichkeitsarbeit verzichtete Oeckl auf die Anführung prägnanter „Wegmarken“, wie beispielsweise der Aufbau entsprechender Abteilungen in Institutionen wie dem DIHT oder das Erscheinen einschlägiger deutscher Fachtitel. Die Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland fügte sich nach Oeckls Darstellung in seinem Buch von 1976 „nahtlos“ ein in die europäische PR-Entwicklung amerikanischer Prägung: „Im Gefolge des Marshall-Plans stieß die amerikanische Wirtschaft nach Europa vor, wobei die Public Relations erstmals auch helfen mussten, Probleme der internationalen Beziehungen zu lösen. Aber auch die amerikanischen Besatzungstruppen trugen ihren Teil dazu bei, PR in Europa zu verbreiten. In Frankreich und Belgien entstand der Ausdruck ´Relations Publiques´, in Italien ´Relazioni Pubbliche´, in den spanisch sprechenden Ländern ´Relaciones Publicas´, in Deutschland ´Öffentlichkeitsarbeit´ “ (Oeckl 1976, 98).962
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Wie Peter Szyszka anmerkt, zeigt sich in Oeckls Geschichtsbild von 1976 deutlich die standesgeschichtliche Diktion, bei der die Herausbildung eigenständiger berufsständischer Strukturen als ordnendes Element dient. In späteren Publikationen zeichnete Oeckl dann eine publikums- sowie eine handlungsorientierte Entwicklungslinie, die sich ebenso deutlich an der amerikanischen PR-Geschichtsschreibung – dabei vor allem an Bernays, aber auch Cutlip und Center - orientierten (vgl. Szyszka 1997, 112ff. sowie Oeckl 1987, 30).
Anwendung von Methoden der Öffentlichkeitsarbeit in früher Zeit
in der kulturellen Entwicklung: angewandte Methodik der Öffentlichkeitsarbeit in der Vorzeit, z.B. durch „imagefördernde“ Aktivitäten Mäcenas im Dienste Julius Cäsars mit breiter Wirkung in der Öffentlichkeit als Vorläufer der Public Affairs- und politischen Berater
im politischen Leben: z.B. Perikles als Meister in der Beherrschung der Massenpsyche; Aktionen Alexander des Großen zur Gewinnung der öffentlichen Meinung, Alexander-Münzen als Vorläufer des Begriffs der Image-Bildung; Herrschaftstechnik des NiccolòMachia velli als Musterbeispiel des„engineering of consent“
in der Wirtschaftsgeschichte: z.B. der internationale Nachrichtendienst von Jakob Fugger;
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Die weltweite Entwicklung der PR nach 1945 Ü bertragung der weltweit gesammelten PRErfahrungen aus der Kriegszeit in die zivile Praxis PR als Unterstützung bei der Lösung von Problemen internationaler Beziehungen Verbreitung der PR durch amerikanische Besatzungstruppen in Europa Gründung nationaler und internationaler PRVerbände in Europa und weltweit
e) -
Die fünfte Phase von 1939 – 1945 (nach Oeckl) PR des Office of War Information: Schaffung von Verständnis für Kriegssaktivitäten; Festigung der Moral Die sechste Phase ab 1945 zivile Beschäftigung der PR-Fachleute; Ü bertragung der Erfahrungen in die Wirtschafts-, Verwaltungs- und Verbandspraxis; Herausbildung der aktuellen PR-Praxis
e) f) -
Die vierte Phase von 1929 - 1939 Konsolidierung der PR-Berufsgruppe im Zuge wirtschaftlicher Depression und der Politik des New Deal
d) -
mit Beginn des Krieges: Schaffung der psychologischen Voraussetzungen von „Friedensauf Kriegsmentalität“ (Office of War Information)
Die dritte Phase von 1919 – 1929 Gründerjahre der Public Relations; Ü bertr agung der Kriegserfahrungen auf die Friedenswirtschaft Eröffnung von freien PR-Büros und Abteilungen in Unternehmen, Verbänden, Religionsgemeinschaften
c) -
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Die zweite Phase von 1914 – 1918 Gewinnung der öffentlichen Meinung für die Kriegsziele der USA im Ersten Weltkrieg „Committee on Public Information“ mit Bernays, Byoir, Jones
b) -
a) Die erste Phase von 1897 – 1914 Zeit der „muckrakers“: öffentliches Anprangern der Fehler großer Unternehmen; Abwehr der Konzerne - „Declaration of Principles“ des Ivy Lee: Ü berzeugung als neuer Stil der Meinungspflege
Die Entwicklung der Public Relations in den USA (nach Edward L. Bernays)
in der Geschichte der Religionen: Masseneinflußnahme durch Abstimmung von Wort und Tat bei Religionsstiftern wie z.B. Buddha oder Paulus; „dem Volk auf´s Maul schauen als drastischer Grundsatz der Öffentlichkeitsarbeit bei Luther
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1916: Bildung einer Abteilung zur Information der Bevölkerung bei der Obersten Heeresleitung durch Generalfeldmarschall von Ludendorff
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1950: Einrichtung einer Pressestelle beim DIHT 1951: Umbenennung der Pressestelle in „Abteilung
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parallel: rasche Praxisentwicklung, z.B. Gründung der „Versammlung des Ehrbaren Kaufmanns zu Hamburg“ 1955 zur „Aufrechterhaltung von Treu und Glauben im Geschäftsverkehr“ 1956: akzentuierte Auseinandersetzungen über den Begriff „Public Relations“ (Hundhausen, Haacke, Oeckl, von Studnitz) 1958: Erstes Fachseminar „PR – Werkzeug der modernen industriellen Unternehmung“; Gründung der Deutschen Public Relations Gesellschaft
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Öffentlichkeitsarbeit“; Öffentlichkeitsarbeit bei der Pressestelle Hessicher Kammern und Verbände; „Werbung um das öffentliche Vertrauen“ beim Bundesverband der Deutschen Industrie; Herausgabe des Buches „Moderne Meinungspflege“ von Herbert Gross; „Werbung um öffentliches Vertrauen“ von Carl Hundhausen
1947: Erscheinen des Hundhausen-Aufsatzes „Public Relations“
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Die Entwicklung nach 1945 1945: „Import“ der Public Relations durch amerikanische Besatzungstruppen
1937: Herausgabe der I.G.-Werkezeitschrift „Von Werk zu Werk“ sowie der Publikation „Erzeugnisse unserer Arbeit“ zur Schaffung von „good will“ für das Unternehmen; Veröffentlichung des Hundhausen-Aufsatzes „Public Relations“ in der Zeitschrift „Deutsche Werbung“
1935: Bildung einer zentralen Pressestelle bei der I.G.Farben
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keine Zeit für Öffentlichkeitsarbeit, trotzdem:
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Die Zwischenzeit vom 1933 - 1945 Kommunikation im Zeichen totaler Propaganda
1915: Vorschlag zur Volksaufklärung „ohne Lüge und Unwahrheit“ während des Krieges durch Ludwig Roselius
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erste sporadische Versuche: 1894: Ernennung von Offizieren zur Information von Besuchern auf Schiffen der Kriegsmarine durch Admiral Alfred von Tirpitz (Vorläufer heutiger Presseoffiziere)
Die Geschichte der Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland
Handbuch der Public Relations (vgl. Oeckl 1964, 78ff.)
intuitive Handlungen historischer Persönlichkeiten zur objektiven Information und Herbeiführung von Ü bereinstimmung mit der Öffentlichkeit:
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PR-Praxis. Der Schlüssel zur Öffentlichkeitsarbeit (vgl. Oeckl 1976, 92ff.)
Öffentlichkeitsarbeit als Teildisziplin der Kommunikationswissenschaft 295
Tabelle 4: Geschichte der Public Relationss – Die Darstellung in Oeckls Hauptwerken
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Public Relations gleich Öffentlichkeitsarbeit? – Oeckls PR-Verständnis
11.5 Zusammenfassung Rund vier Jahrzehnte begleitete Oeckl die fachliche Diskussion national wie international mit mehr als dreihundert öffentlichen Beiträgen in Wort und Schrift. Die überblicksartige Betrachtung von Oeckls Gesamtwerk963 zeigt, dass die Zahl der schriftlichen Beiträge Oeckls nahezu ebenso hoch ist wie die seiner Vorträge – Oeckl also in ganz erheblichem Maße nicht nur durch seine schriftlichen Äußerungen versuchte, seine Standpunkte in die Diskussion einzubringen. Ihren Anfang nahmen die öffentlichen Zu-Wort-Meldungen Oeckls kurz nach dem beruflichen Einstieg in den Deutschen Industrie- und Handelstag. Als aufmerksamer Beobachter und aktiver Begleiter der Diskussion, mit der sich die deutschen PR-Pioniere nach Gründung der Bundesrepublik auf die Suche nach einer eigenen Identität begaben, stellte Oeckl bereits in seinen ersten einschlägigen Artikeln von 1954 „Moderne Meinungspflege“ sowie „Öffentlichkeitsarbeit des Unternehmers?“ die aus seiner Sicht wichtigsten Aspekte heraus. Dies betraf die Einigung auf eine geeignete deutsche Übersetzung des Begriffs „Public Relations“, die Formulierung einer klaren Definition als Grundlage generell sowie Abgrenzungskriterien zu anderen Kommunikationsformen bzw. – begriffen wie Publizität, Propaganda oder Werbung. Der Schwerpunkt von Oeckls Vorträgen lag zu dieser Zeit allerdings noch auf ökonomischen Themen, insbesondere zum europäischen Wirtschaftsmarkt. Bis zu Oeckls Wechsel vom DIHT zur BASF im Jahre 1959 hielt Oeckl zu diesem Themenspektrum mehr als 20 Vorträge, während der Bereich Öffentlichkeitsarbeit bis 1959 gar kein Referatsgegenstand war. Nach Oeckls vollzogenem Wechsel in die BASF änderte sich dieses Bild und das Fachgebiet „Öffentlichkeitsarbeit“ wurde zum bestimmenden Gegenstand auch im nebenberuflichen Engagement. Während der Wechsel des Arbeitgebers zu dieser „Themenverlagerung“ führte, den quantitativen „Output“ von mündlichen und schriftlichen Fachbeiträgen jedoch kaum änderte, erlangte ein „außerberufliches“ Ereignis für Oeckls fachliche Profilierung eine weit reichende Bedeutung: die Wahl Oeckls zum Ersten Vorsitzenden der DPRG im Jahre 1961. Im Zuge dieser Funktionsübernahme erfuhr die Zahl von Oeckls veröffentlichten Aufsätzen einen deutlichen Zuwachs. Fachvorträge und schriftliche Veröffentlichungen ergänzten sich und lieferten wechselseitig Impulse und Inhalte. Im Mittelpunkt der Fachvorträge standen dabei vor allem Themen, die – auf die Erwartungen und Bedürfnisse spezieller Zielgruppen zugeschnitten – das Spektrum „Öffentlichkeitsarbeit“ auch unter diesen spezifischen Aspekten zielgruppengerecht nahe brachten, wie z. B. im Vortrag „Öffentlichkeitsarbeit der Wirtschaft“ vor dem Verband der Pfälzischen Industrie (1961). Die Basis für diese zielgruppengerechten Vorträge bildeten die grundsätzlichen Betrachtungen aus Oeckls Aufsätzen, wie beispielsweise „Definierung des Begriffes „Öffentlichkeitsarbeit“ (1961). Umgekehrt bereicherten die Überlegungen und Ausarbeitungen zu den Referaten das Spektrum der Publikationen entweder in Form eigenständiger Veröffentlichungen oder durch Einarbeitung in Aufsätze zusammenhängender Betrachtungen. Im „Handbuch der Public Relations“ von 1964 ging Oeckl einen Schritt weiter: Sein erstes großes Werk nutzte Oeckl nicht nur zur Zusammenführung seiner bisherigen Veröffentlichungen in Wort und Schrift, sondern gleichzeitig zu deren Weiterentwicklung, z. B. bei der Definitionsfrage, und zur Aufnahme von zuvor in eigenen Publikationen kaum berücksichtigter Aspekte, wie z. B. bei der Einordnung der Öffentlichkeitsarbeit im Verhältnis zu Nachbar- und Grunddisziplinen. Das „Handbuch“ markiert somit eine neue Qualität der 963
Vgl. Abschnitt 14 „Das Gesamtwerk Albert Oeckls im Überblick“.
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Publikationen Oeckls und stellte mehr dar als die inhaltliche Zusammenführung seiner bis dahin erschienenen Veröffentlichungen. Oeckl nutzte das Buch, um für das bisher diskutierte Themenspektrum zu Definition und Abgrenzungen verbindliche Lösungen plausibel darzulegen und zu begründen. Darüber hinaus ist es das besondere Verdienst Oeckls, das Fachgebiet „Öffentlichkeitsarbeit“ mit der Verarbeitung einer immensen Fülle eigener theoretischer Überlegungen und praktischer Erfahrungen unter Berücksichtigung nationaler wie internationaler Fachliteratur in einer Weise vorzustellen und zu legitimieren, wie sie zuvor in dieser Form in der deutschsprachigen Fachliteratur kaum vorgenommen wurde. „Wer heute in diesem Buch nachschlägt, wird feststellen, dass Albert Oeckl in einer Zeit, in welcher der Überlieferung nach eher Frühstücksdirektoren das gängige PR-Bild prägten, nicht nur internationales PR- und Kommunikationswissen zusammentrug und systematisch dokumentierte, sondern auch bis heute gültige Schlüsselbegriffe wie etwa den es Images diskutierte“ (Szyszka 2001), würdigte beispielsweise Peter Szyszka das „Handbuch der Public Relations“. Zentrales Augenmerk widmete Oeckl hier der fachlichen Diskussion um Definition und Abgrenzungen mit konkreten Lösungsvorschlägen. Unter Nutzung entsprechender Impulse der eigenen Hochschultätigkeit, insbesondere an der Universität Heidelberg, legte Oeckl systematischer Öffentlichkeitsarbeit das Verständnis eines dialogorientierten Kommunikationsprozesses zugrunde und unternahm den Versuch, Öffentlichkeitsarbeit als Teildisziplin der Kommunikationswissenschaft zu verorten. Von der einst beschworenen Gefahr, von der „pseudo-religiösen Idee des Ostens überrannt“ (Oeckl 1954 a, 53) zu werden und die Forderung für Staat und Wirtschaft, mit Öffentlichkeitsarbeit „fremden Verführungskünsten Bildung und Information entgegenzusetzen“ (Oeckl 1959, 463), erläuterte Oeckl im „Handbuch“ schließlich die Orientierungsfunktion der Öffentlichkeitsarbeit als existenzsichernde Notwendigkeit, die nicht nur für Staat und Wirtschaft, sondern für jeden Einzelnen in sämtlichen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens von grundlegender Bedeutung ist. Trotz heftiger Diskussion und dem Bemühen um einheitliche Grundsätze, die Oeckl auch mit der Übernahme des DPRG-Vorsitzes, beispielsweise über die Initiierung einer Grundsatzkommission oder in Fortbildungskursen voranzubringen versuchte (vgl. Oeckl 1962, 13), war eine Lösung für eine allgemein anerkannte und verbindliche Definition sowie Abgrenzungskriterien nicht sichtbar. Demgegenüber entwickelte sich allerdings umso stärker die deutsche PR-Praxis. Ohne die Grundlage verbindlicher theoretischer Grundlagen sah Oeckl hierin allerdings die Gefahr für Missbrauch und Verschleierung durch kommunikative Praktiken, wie z. B. Schleichwerbung oder Manipulation unter dem Etikett „Öffentlichkeitsarbeit“. Bewusst oder unbewusst angewandt, musste sich dies auf längere Sicht negativ auf Qualität und den Ruf seriöser Öffentlichkeitsarbeit auswirken. Für dringend geboten hielt Oeckl es deshalb, mit dem „Handbuch der Public Relations“ endlich einen „Beitrag zur Klärung“ (Oeckl 1964, 34) zu liefern. Dieser bestand vor allem in der Herleitung einer Definition, für die Oeckl bestimmte, ob bzw. unter welchen Prämissen überhaupt eine Gleichsetzung der Begriffe „Öffentlichkeitsarbeit“ und „Public Relations“ möglich war. Unter Heranziehung der von Oeckl nach wie vor geschätzten BIPR-Definition, die aber eben keine eigene bzw. in Deutschland entwickelte war, entschied sich Oeckl für eine Art „Mittelweg“: Er legte fest, dass immer dann von „Öffentlichkeitsarbeit“ gesprochen werden kann, wenn die Kernkriterien der britischen Definition (bewusstes Bemühen, systematisches Planen, Kontinuität, Gegenseitigkeit und Verständnis)
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erfüllt sind. Um sich vom pauschalen und insbesondere im US-amerikanischen stark von werblichen Akzenten (vgl. Oeckl 1962 a, 83) begleiteten Gebrauch des Begriffes „Public Relations“ zu trennen, sprach Oeckl unter Voraussetzung der BIPR-Kriterien von PR im engeren Sinne. Öffentlichkeitsarbeit in diesem engeren Sinne definierte Oeckl demnach als „Arbeit mit, für und in der Öffentlichkeit“, wobei Arbeit „das bewusste, geplante und dauernde Bemühen, gegenseitiges Verständnis und Vertrauen aufzubauen und zu pflegen“ (Oeckl 1964, 36) meinte. Nach dem Erscheinen des Handbuches erreichte Oeckls Publikationsfreudigkeit einen neuen Höhepunkt, um sich in den Folgejahren auf relativ konstantem Niveau bis zum Erscheinungsjahr seines zweiten Buches „PR-Praxis. Der Schlüssel zur Öffentlichkeitsarbeit“ im Jahre 1976 zu etablieren. Dies galt analog für Oeckls Vortragstätigkeit. Grundsätzlich lässt sich der Zeitraum von 1964 bis 1976 in Bezug auf die Quantität seiner herausgebrachten Veröffentlichungen und Vorträge als die produktivste Schaffensperiode für Oeckls Wirken einordnen. Die starke öffentliche Präsenz Oeckls geht einher mit der immensen Zahl seiner ehrenamtlichen Verpflichtungen, die Oeckl seit der Übernahme des DPRGVorsitzes zunehmend auch auf europäischer (CERP) und internationaler Ebene (IPRA) bekannt werden ließen und zum großen Teil – wie beispielsweise als Vizepräsident bzw. Präsident – an verantwortungsvolle Funktionen gebunden waren. Aber auch mit seinen vielfältigen Aktivitäten für die deutsche Öffentlichkeitsarbeit, z. B. für die Nachwuchsausbildung in und außerhalb der DPRG zog Oeckl die Aufmerksamkeit der Fachwelt auf sich und nutzte dies zur eigenen Profilierung. Das Ausscheiden Oeckls aus dem aktiven Berufsleben 1974 blieb zwar nicht gänzlich ohne Auswirkung auf Oeckls „Output“, tat dem Schaffensdrang Oeckls aber auch nach dem offiziellen Erreichen des Ruhestandes keinen wesentlichen Abbruch. Zahlreiche seiner ehrenamtlichen Verpflichtungen führte Oeckl fort, aber auch neue Herausforderungen ließ Oeckl nicht ungenutzt. Dazu gehörte beispielsweise die Lehrtätigkeit an der Freien und Internationalen Universität in Rom, deren Professur Oeckl auch nach Beendigung der Lehrtätigkeit zur Weiterführung des Professoren-Titels nutzte – wenngleich ohne „amtliche“ Legitimation – oder eben die Herausgabe seines zweiten Buches im Jahre 1976.964 In der Interpretation der tief greifenden gesellschaftspolitischen Wandlungen, vor allem seit Ende der sechziger Jahre sowie der Überprüfung bzw. Aktualisierung 1964 zusammengetragener Überlegungen, lagen wohl auch die Hauptintentionen Oeckls, sein zwischenzeitlich vielbeachtetes Standardwerk 1964 zu überarbeiten und unter neuem Titel zu publizieren. Traditionelle Normsetzer verloren ihre Kompetenz zugunsten moderner Wirklichkeitsgestalter wie politischen Parteien, Gewerkschaften, Interessensverbänden und Massenmedien. Mit diesen Veränderungen war Oeckl in vielen Bereichen seines aktiven Wirkens konfrontiert: In seiner beruflichen Praxis für die BASF sah sich Oeckl beispielsweise mit einem neuen Bewusstsein der Öffentlichkeit für Themen wie Umweltschutz und gesellschaftlicher Verantwortung wirtschaftlicher Großunternehmen gegenüber, dem die Medien entsprechend kritisch nachgingen. Besonders einschneidende Erfahrungen auch für Oeckl persönlich verbanden sich auch mit den Hochschulunruhen, die in besonders deutlicher Form zeigten, wohin „Sprachlosigkeit“ und fehlendes Konfliktmanagement führten. Vor diesem Hintergrund betonte Oeckl die Notwendigkeit, mit Öffentlichkeitsarbeit immer eine Lösung zu schaffen – auch bei scheinbar unlösbaren Problemen, z. B. bei einem „durch 964 Erst in den neunziger Jahren des zwanzigsten Jahrhundertes – Oeckl befand sich bereits im achten Lebensjahrzehnt – reduzierte Oeckl seinen Einsatz deutlich, ohne jedoch ganz von der öffentlichen Bühne zurückzutreten.
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kein Argument zu überzeugendes Bürgerkomitee“ (Oeckl 1976, 20). Die bereits 1964 herausgestellte Orientierungsfunktion der Öffentlichkeitsarbeit differenzierte Oeckl nun in sozialpsychologischer, politischer und demokratischer Hinsicht. Hierbei offenbaren sich deutliche Parallelen zu den Inhalten, die Oeckl für seine Vorlesungen unter dem Titel „Sozialpsychologie und Public Relations“ an der Fakultät für Politische und Sozialwissenschaften und dem Research Institut of Sciences and Techniques of Public Opinion (ISOP) der Freien Internationalen Universität Rom erarbeitete. In Oeckls zweitem Buch „PR-Praxis“ verstärkt sich allerdings eine Tendenz, die bei unterschiedlichen Aspekten bereits im „Handbuch“ von 1964 erkennbar war, sich nun jedoch noch verstärkte: die Übernahme von Überlegungen anderer Autoren und deren Adaption als eigene Auffassungen. Während Oeckl im „Handbuch“ von 1964 beispielsweise bei seinen Erläuterungen zur PR-Technik (vgl. Oeckl 1964, 343ff.) bereits auf den Verweis zu Bernays oder Hundhausen verzichtete, führte er die Diskussion zur Definition von Öffentlichkeitsarbeit relativ transparent unter entsprechender Quellennennung und basierte darauf schließlich eigene Schlussfolgerungen (vgl. Oeckl 1964, 25ff). Diesen Weg verließ Oeckl in „PR-Praxis“ von 1976 und adaptierte für sein Werk die auf Bernays zurückgehende Formel „Öffentlichkeitsarbeit = Information + Anpassung + Integration“ (Oeckl 1976, 19). Diese Begriffsklärung bot Oeckl mehr Interpretationsmöglichkeiten für den gesellschaftsorientierten Ansatz von Öffentlichkeitsarbeit, der in Anbetracht gesellschaftspolitischer Wandlungsprozesse (z. B. 68iger Bewegung, Sensibilität für Umwelt- und Sozialfragen) von grundlegender Bedeutung für Oeckls Verständnis von Öffentlichkeitsarbeit generell war. Die Darlegung dieser Zusammenhänge standen auch im Mittelpunkt von Oeckls Aufsätzen und Vorträgen dieser Zeit, beispielsweise mit Themen wie „Öffentlichkeitsarbeit – Eine soziologische Funktion“ (1967), „Public Relations in einer sich wandelnden Welt“ (Festansprache als IPRA – Vizepräsident beim PR – Weltkongress, Rio de Janeiro, 11.10.1967), „Die heutige gesellschaftspolitische Situation, die Möglichkeiten der Public Relations und der Weg in eine – bessere – Zukunft (1969), „Die heutige gesellschaftspolitische Situation und die Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit“ (Vortrag vor Jahrestagung Verein Creditreform, Bad Reichenhall, 13.06.1970) oder „Public Relations und Management – eine gesellschaftskritische Betrachtung“ (1973). Bei der Frage nach dem fachlichen Stellenwert von Oeckls zweitem Buch „PR-Praxis“ sollte vor allem danach gefragt werden, ob im Vergleich zum 1964 erschienenen „Handbuch“ hiermit ein ebenso grundlegender Beitrag zur Etablierung der Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland geleistet wurde. Dieser manifestierte sich 1964 vor allem durch die Diskussion eigener Erfahrungen und Ansichten mit den fachlichen Standpunkten nationaler und internationaler Theoretiker und Praktiker, die somit eine umfassende Bestandsaufnahme der damaligen Fachdiskussion vermittelte. Dazu gehören grundlegende Klärungen zum Begriff „Öffentlichkeitsarbeit“, Abgrenzungskriterien zu benachbarten Disziplinen, der Versuch, kommunikationswissenschaftliche Grundlagen in die theoretische Betrachtung der Öffentlichkeitsarbeit zu integrieren und eine Standortbestimmung der Öffentlichkeitsarbeit vorzunehmen. Bei Berücksichtigung dieser Kriterien wird deutlich, dass sich Oeckl 1976 vor allem auf die Aktualisierung und Ergänzung des 1964 bereits in seinen Grundzügen dargestellten Inhalts konzentrierte. Neben der bereits dargestellten Definitionsänderung und Differenzierung der Funktionen von Öffentlichkeitsarbeit, zeigt sich dies insbesondere auch bei der Bestimmung des wissenschaftlichen Standortes der Öffentlichkeitsarbeit. Während dies
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Oeckl noch als „Wagnis“ (Oeckl 1964, 49) bezeichnete und zahlreiche Nachbar- bzw. Grundlagendisziplinen für PR charakterisierte, nutzte Oeckl 1976 die Ergebnisse seines als Chairman of the Professional Standards Committee der IPRA erarbeiteten „General Report on the Research Study“. Der Bericht verdeutlichte den internationalen Stand der PRAusbildung sowie PR-Forschung und führte Oeckl zu dem – nunmehr auf konkreten Erhebungen basierenden – Schluss, dass „eine eigenständige Wissenschaft ´Public Relations´ nicht existiert“ (Oeckl 1976, 88), sondern eine Teildisziplin der Kommunikationswissenschaft darstellte. Auch in der erweiterten Darstellung des Kommunikationsprozesses als Grundgerüst für Öffentlichkeitsarbeit spiegeln sich die Erfahrungen von Oeckl selbst wider, beispielsweise im Rahmen der internationalen Verpflichtungen der IPRA sowie der generelle Fortschritt in Theorie, etwa bei der Erforschung des Kommunikationsprozesses, und in der Praxis. Besonderes Augenmerk richtete Oeckl hier auf die kommunikativen Rahmenbedingungen, die sich im Vergleich zu 1964 durch das Herausbilden technischer und organisatorischer Netze sehr viel komplexer entwickelten. In besonderer Form würdigte er dabei die zentrale Stellung der Medien, verzichtete jedoch im Gegensatz zu 1964 weitgehend auf ausführliche Begriffsdiskussionen. Neben der Weiterentwicklung auf technischem Gebiet verwies Oeckl auch auf gesellschaftliche Konsequenzen dieser Entwicklungen. Oeckl nutzte zur Untermauerung seiner Ansichten ausgewählte Prämissen, deren Gültigkeit er durch eigene Erfahrungen voraussetzte. Dies wird beispielsweise auch bei der Erläuterung der Rezipienten bzw. Zielgruppen als Gegenpol der Auftraggeber im Kommunikationsprozess deutlich, die er nunmehr anhand „der amerikanischen Usance eines soziologischen Ordnungsprinzips“ (Oeckl 1976, 277) (Business-, Human-, Political-, Community-, Environmental- und International Relations) einteilte. Das Unternehmertum als Repräsentant westlicher Wettbewerbsgesellschaft sah sich mehr als andere Gesellschaftsbereiche unmittelbar mit dem Werte- und Bewusstseinswandel konfrontiert und benötigte deshalb in entscheidendem Maße dialoggeführte Kommunikation durch gesellschaftsorientierte Öffentlichkeitsarbeit. „Ein Unternehmen, insbesondere ein mittleres oder größeres kann, heute und erst recht morgen nur noch leben und gedeihen, wenn es von der Zustimmung seiner Nachbarschaft getragen wird“ (Oeckl 1976, 294), betonte Oeckl. Dies war keine anhand ausführlicher theoretischer Diskussion hergeleitete Schlussfolgerung, sondern durch Oeckl zutiefst erlebte Praxis im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit für die BASF. Die in oben genannten Zielgruppenbereichen verdeutlichten Dialoggruppen berücksichtigte Oeckl auch in der organisatorischen Struktur der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit (z. B. Verbindungsstelle Bonn, Umweltreferat). Deutlich wird die Erweiterung und Aktualisierung der Basisinhalte von 1964 auch in der zentralen Frage notwendiger Abgrenzungen von Öffentlichkeitsarbeit zu anderen Kommunikationsformen. Dabei zeigte sich, dass trotz mit Vehemenz und Nachdruck vertretener Ansichten Oeckls „Bilanz“ im Jahre 1976 z. T. recht ernüchternd ausfallen musste, aktuelle Entwicklungen z. T. sogar Korrekturen der eigenen Standpunkte erzwangen. Bei der Abgrenzung zum Lobbyismus betonte Oeckl 1964 beispielsweise noch die strikte Trennung des „Geschäftes mit Beziehungen, bei dem die Schaffung von Vertrauen nicht vorgesehen ist“ (Oeckl 1964, 69) von der Öffentlichkeitsarbeit. Zwölf Jahre später musste Oeckl die in der Praxis mitunter kaum vermeidbare Überschneidung beider Bereiche einräumen. Ein weiteres Beispiel ist die Frage, welchem Ressort die interne Öffentlichkeitsarbeit angegliedert sein solle. Eindeutig plädierte Oeckl 1976 für die Integration in die PR-Abteilung,
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während Oeckl 1964 die Hauptzuständigkeit noch bei der Personal- bzw. Sozialabteilung sah. Den Schwerpunkt der Abgrenzungsdiskussion bildete in beiden Büchern das Verhältnis zur Werbung. Das Dilemma war, dass zunehmend schwierigere Rahmenbedingungen auf der einen Seite eine engere Zusammenarbeit zwischen Werbung und Öffentlichkeitsarbeit unter strikter Wahrung der Abgrenzungskriterien erforderte, Oeckl jedoch nach wie vor die weitgehende „Zementierung“ der Meinungen von Vertretern beider Bereiche feststellen musste. In der eigenen beruflichen Praxis konnte Oeckl bereits Lösungsvorschläge umsetzen, beispielsweise mit der Bildung einer Kooperations- und Abgrenzungserklärung und einer gemeinsamen Arbeitsgruppe für „Grenzbereiche“ zwischen Werbung und Öffentlichkeitsarbeit. Unter dem Eindruck der in der eigenen beruflichen Praxis erlebten Konflikte war es deshalb Oeckls Anliegen, die Unterschiede noch detaillierter herauszuarbeiten, um „Profilneurosen“, die eine konstruktive Zusammenarbeit behinderten, zu vermeiden. Für die Zukunft betonte Oeckl, dass es vor allem für Wirtschaftsunternehmen künftig nicht nur auf das Erfüllen gesellschaftlicher Verantwortung selbst ankomme, sondern ebenso auf die Dokumentation des notwendigerweise immer umfassenderen Engagements. Nachdem Oeckl gegen Ende seiner beruflichen Praxis bereits die Unternehmenszeitung „BASF-information“ unter dem Titel „Menschen – Arbeit – Geschäft ´73“ als Vorläufer eines künftigen Sozialberichtes konzipierte, widmete sich auch das Schlusskapitel seines Buches „PR-Praxis“ von 1976 dieser Perspektive. Mit dem Ausblick einer „gesellschaftsbezogenen Berichterstattung“ unterstrich Oeckl die Bedeutung dialogorientierter Öffentlichkeitsarbeit als Schlüssel einer zukunftsorientierten Unternehmenskommunikation. Generell kommt es Oeckl im 1976 erschienen Werk weniger darauf an, unter Diskussion zahlreicher Standpunkte unterschiedlicher Autoren eigene Schlussfolgerungen nachvollziehbar herzuleiten. „PR-Praxis – der Schlüssel zur Öffentlichkeitsarbeit“ kommt damit weniger der Stellenwert zu, durch ein überaus breites Autorenspektrum auch einen Überblick der damals aktuellen Fachdiskussion zu bieten. Der Verzicht auf die Kennzeichnung entsprechender Urheberschaften und die Adaption anderer Auffassungen für die eigene Darstellung – besonders offensichtlich wird dies bei der zugrunde gelegten Definition von Öffentlichkeitsarbeit – beeinträchtigen den qualitativen Stellenwert des Buches. Zudem flossen im Vergleich zu vorhergehenden Vorträgen und Aufsätzen keine wesentlichen Neuerungen ein, sodass das 76iger Buch im Vergleich zum „Handbuch“ von 1964 eher eine aktualisierte Zusammenfassung vorheriger Publikationen in Wort und Schrift darstellt. Für das qualitative Verhältnis zwischen den Aufsätzen bzw. Vorträgen Oeckls und seinen beiden Büchern lässt sich somit zusammenfassend feststellen, dass die Aufsätze und Vorträge zwar eine wesentliche Grundlage bildeten, 1964 jedoch eine deutliche Weiterentwicklung erfuhren und der fachliche Stellenwert des „Handbuches“ somit über dem des zweiten Buches „PR-Praxis“ einzustufen ist.
12 Öffentlichkeitsarbeit als Teil moderner Unternehmenskommunikation
12.1 Gesellschaftsbezogene Berichterstattung „Die gesellschaftliche Funktion des Unternehmens ist neben seiner primären wirtschaftlichen Aufgabe in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gerückt“ (Oeckl 1976, 425), resümierte Oeckl im Ausklang seines Buches „PR-Praxis“ 1976. Obgleich es in der deutschen Unternehmensverfassung zum damaligen Zeitpunkt keinen Managementbereich gab, der mit der Wahrnehmung gesellschaftsbezogener Verantwortung betraut war, traten die gesellschaftlich relevanten zunehmend neben die im direkten wirtschaftlichen Interesse liegenden Aufwendungen. Lediglich das „Ressort Schleyer“ bei Daimler Benz widmete sich offiziell dieser „zukunftsweisenden Materie“ (Oeckl 1976, 427), während auf dem „Weg zu einer gesellschaftsbezogenen Berichterstattung“ (Oeckl 1976, 425) sonst oftmals auf den soziologisch und sozialwissenschaftlich geschulten PR-Fachmann zurückgegriffen wurde. Mit der zunehmenden Bedeutung dieses Bereiches ergab sich die Forderung, für das gesellschaftliche Engagement auch eine entsprechende Form der Bilanzierung zu finden, etwa als Wertschöpfungsrechnung und gesellschaftsbezogener Unternehmensbericht. In der Bundesrepublik widmete sich der „Arbeitskreis Sozial-Bilanz-Praxis“ dieser Entwicklung und analysierte folgende Formen gesellschaftsbezogener Berichterstattung: zum einen den Sozialbericht, der zeigen soll, was das Unternehmen in den Bereichen Personal- und Arbeitsplatzpolitik getan hat. Eine weitere Form ist die Wertschöpfungsrechnung, in der die prozentuale Aufteilung der Unternehmensjahresleistung an Mitarbeiter, Kapitalgeber, öffentliche Hand, Umweltschutz und sonstige Leistungen für die Öffentlichkeit, z. B. Sportund Kulturförderung) sowie das Unternehmen selbst dargestellt wird. Die Sozialrechnung zeigt beispielsweise auf, welche direkten und indirekten Leistungen an Mitarbeiter flossen, welche Erträge erwirtschaftet, Spenden geleistet, Subventionen und Steuererleichterungen in Anspruch genommen wurden etc. (vgl. Oeckl 1980, 4). Als gängige Bezeichnung für diese neue Form der Unternehmensbilanz etablierte sich in den Folgejahren der Begriff „Sozialbilanz“ – eine Bezeichnung, die Oeckl als missverständlich wertete, da das Wort „Bilanz“ in seiner einschlägigen Auslegung ausschließlich formale, betriebswirtschaftliche Kriterien umfasst. „Sozialberichterstattung“ oder „gesellschaftsbezogene Rechnungslegung“ schlug Oeckl als deren entschiedener Befürworter vor, unter Bedingung, dass diese offen, kritisch und objektiv erfolgt sowie in Inhalt und Sprache so gestaltet wird, „dass sie jeder Mitarbeiter, aber auch interessierte Außenstehende ohne Schwierigkeiten verstehen können“ (Oeckl 1980, 6). Bereits in der relativ frühen Phase dieser etwa Anfang der siebziger Jahre begonnenen Entwicklung, bemerkte Oeckl bei aller Zustimmung, „... dass das Echo sich bisher im Wesentlichen auf die Profis beider Lager und die gehobenen intellektuellen Öffentlichkeiten erstreckt ... Leider ist es bis heute kaum gelungen, das breite Publikum zu erreichen ...“
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(Oeckl 1980, 6). Um einen viel größeren Teil der Öffentlichkeit zu erreichen, war die Herabsetzung von Niveau und Sprache deshalb von entscheidender Bedeutung. „Nur dann wird es möglich sein, in breiter Front einen wichtigen Beitrag zum Ausgleich der vorhandenen Interessensgegensätze zu leisten. Die erheblichen Leistungen der Industrie zur Beseitigung oder Verringerung der Umweltbeeinträchtigung jeder Art in den letzten Jahren würden dann auch ein Gegenstück finden können in der Eindämmung der geistigen Umweltverschmutzung, die unser partnerschaftliches Zusammenleben leider so erheblich beeinträchtigt“ (Oeckl 1980, 6). Dass sich dieser Interessensaugleich nicht zur Zufriedenheit herbeiführen ließ, dokumentieren Oeckls Publikationen der Folgejahre. „Die Zahl der Unternehmen, die sich gesellschaftspolitisch verpflichtet fühlen, ist in den letzten Jahren tatsächlich gewachsen, aber wir sind noch lange nicht über den Berg. Und wir haben eine beträchtliche Zahl, die das ablehnen, was heute diskutiert wird“ (Oeckl 1986, 2), stellte Oeckl auch Jahre später fest. Negativ wirkte sich – neben dem nicht ausreichenden Bewusstsein für die zunehmende Bedeutung ökologischen Engagements der Wirtschaft – vor allem eine zu starke Innenorientierung vieler Unternehmen aus. Die engagierten, weit nach außen blickenden Repräsentanten eines Unternehmens stünden dabei einer beträchtlichen Zahl ausschließlich nach innen orientierter Mitarbeiter gegenüber – und zwischen diesen Fronten kann der PRBeauftragte nur mühsam agieren. Einzig wirksames Mittel dagegen sei, so Oeckl, die direkte Unterstellung des PR-Mannes unter den Vorsitzenden der Geschäftsleitung. „Und der hat zu entscheiden. Das hat fast immer funktioniert“ (Oeckl 1986, 2), blickte Oeckl mehr als zehn Jahre nach seinem Ausscheiden auf die von ihm selbst geprägte Vorgehensweise in der BASF zurück.
12.2 Öffentlichkeitsarbeit als Schlüssel gesellschaftlicher Konfliktlösung 12.2.1 Vertrauenskrise als Herausforderung und Chance 12.2.1.1 Ursachen Auch während des „Ruhestands“ erfüllte Oeckl die einst selbst formulierten Eigenschaften eines PR-Experten als Seismograf, Auge, Ohr und Sprachrohr. „Misstrauen ist heute ein gewichtiger und allgegenwärtiger Faktor unseres öffentlichen und auch privaten Lebens geworden“ (Oeckl 1985, 3) konstatierte Oeckl Mitte der achtziger Jahre. Die Ursachen für diese, nahezu alle Bereiche des öffentlichen Lebens umfassende Vertrauenskrise waren vielfältig: Ihren Beginn hatte diese negative Entwicklung nach Oeckl in dem sich in der Konsolidierungs- und Wachstumsphase ab 1968 verschärfenden geistigen Umbruch. Unsicherheit, Zukunftsängste, Labilität waren die Folge, von staatlicher Seite begleitet von der „superliberalen Schaffung sehr weitreichender sozialer Grundrechte für alle Bürger“ (Oeckl 1985, 3). Veränderungen in der Altersstruktur der Bevölkerung ließen diese Reformen immer schwerer durchsetzbar werden, steigende Arbeitslosigkeit und Staatsverschuldung standen einem rückgehenden Leistungs- und zunehmenden Anspruchsdenken gegenüber. Verglichen mit der enttäuschenden politischen Leistung der Regierung, fiel die Bilanz der durch Innovation, Export- und Produktionssteigerung geprägten Wirtschaft ungleich positiver aus. Einzelne, dafür aber umso schwerwiegendere Skandale und Unfälle führten
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aber auch auf diesem Gebiet zu einer massiven Verunsicherung und kritischen Diskussionen, beispielsweise zur Umweltverschmutzung. Dazu kam die durch ein geändertes Orientierungssystem und damit einhergehende Unsicherheit geprägte Generationsfolge. „Das Orientierungswissen der Alten gilt als entwertet und wird meist nicht mehr anerkannt, die heile alte Welt ist nicht mehr wiederherstellbar ...“ (Oeckl 1985, 31). Mehr denn je forderte Oeckl vor dem Hintergrund dieser Besorgnis erregenden Entwicklung „PR-aktiv zu werden“ (Oeckl 1985, 31). Scharfe Kritik übte Oeckl an der dominierenden Praxis einseitiger Information und dem kompromisslosen Streben nach materiellem Erfolg und Genuss. „Zahllose Beispiele aus unserem öffentlichen Leben zeigten ständig erneut, dass die Mehrzahl unserer „Oberen“ – wenn sie überhaupt daran denkt, über ihre Probleme oder Entscheidungen etwas mitzuteilen – monologisiert und sich den Teufel darum schert, ob die Adressaten ihre Verlautbarungen überhaupt verstehen können, ob sie an dem jeweiligen Thema interessiert sind und ob Akzeptanzbereitschaft vorhanden ist“ (Oeckl 1985, 31). Nichts könne zielgruppenorientierte, argumentativ überzeugende Öffentlichkeitsarbeit als two-way-communication ersetzen. Als einzig erkennbarer Weg aus der breiten Vertrauenskrise sei nur sie in der Lage, mit großer Sensibilität Konflikte und Krisen zu bewältigen und gesellschaftlichen Konsens zu erwirken (vgl. Oeckl 1985, 3 u. 31).
12.2.1.2 Unternehmertum und Wertwandel Der seit Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre voranschreitende Prozess tief greifender politischer und sozialer Veränderungen war für Oeckl bis zuletzt Gegenstand akribischer Beobachtung und Analyse. Während dabei die Rolle der Öffentlichkeitsarbeit in allen gesellschaftlichen Bereichen Berücksichtigung fand, so blieben doch – herkunftsbedingt – die Spezifika der Wirtschaftswelt der eigentliche Schwerpunkt in Oeckls späteren Veröffentlichungen, vor allem in Form vielbeachteter Referate im Auftrag renommierter Auftraggeber. Ein Beispiel hierfür war das jährliche Management-Symposium der Universität St. Gallen. Die Idee der Begegnung und des grenzüberschreitenden Dialogs zwischen Generationen, Nationen und Branchen stand traditionell im Mittelpunkt des Forums, das mit der Analyse der neuen gesellschaftlichen Herausforderungen eine vielbeachtete Plattform für Oeckl bildete. Für Oeckls späte Jahre des aktiven „Unruhestands“ als wegweisend bezeichnen lässt sich sein Referat „Die Rolle von Unternehmen im politischen und sozialen Umfeld“, das der PR-Pionier am 26.05.1986 vor dem 16. Internationalen ManagementSymposium der Universität St. Gallen hielt. Den tief greifenden gesellschaftspolitischen Wertewandel charakterisierte Oeckl dabei an folgenden Faktoren: An erster Stelle erkennt Oeckl eine „grundsätzliche Veränderung der ethisch-moralischen Werteskala“ (Oeckl 1986 a, 2), verbunden mit einem Rückgang der Arbeitsfreude und –moral und steigender Bedeutung freizeitbetonter Aktivitäten. Dazu kommt „die beinahe ins Unfassbare gestiegene Zahl von Informationen“ (Oeckl 1986 a, 2) durch die rasante Medienentwicklung, verbunden mit Technikangst und -Kritik sowie Abstumpfung und Orientierungslosigkeit. Weitere Negativerscheinungen sind das Entstehen einer geistigen Zweiklassen-Gesellschaft, eine zunehmende Anschaff- und Wegwerfmentalität sowie die mit dem Wandel des Wertsystems verbundene Lockerung religiöser Bindungen und das Anzweifeln demokratischer Mehrheitsentscheidungen durch lautstark kommunizierte Beschlüsse demokratiefeindlicher Minderheiten. Einen ganz besonderen politischen
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und moralischen Stellenwert gewinnt der Umweltschutz, dessen Umsetzung vordergründig durch Markt und Wettbewerb denn permanente staatliche Intervention geregelt werden sollte. Generell sah Oeckl für die rechtsstaatliche Ordnung „alles in allem ... die Gefahr, pervertiert zu werden, wenn jeder nur erdenkliche Sachverhalt in bis ins Detail perfektionierten Rechtsnormen festgelegt wird und alle Entscheidungen, die das Gemeinwohl betreffen, gerichtlich nachprüfbar gemacht werden ...“ (Oeckl 1986 a, 4). Auf sozialem Gebiet charakterisierte Oeckl weitreichende demografische Veränderungen, gekennzeichnet durch einen generellen Bevölkerungsrückgang, die Erhöhung der Lebenserwartung, längere Ausbildungszeit, eine ungleiche Geschlechterverteilung und zurückgehender Familien. Große Probleme verursachte ebenfalls die Strukturverschiebung der Arbeitsmarktsituation, geprägt durch generell steigende Arbeitslosigkeit bei gleichzeitigem Fachkräftemangel und diametral gegenüberstehender Zunahme der Erwerbstätigen. Akuten Diskussionsbedarf sah Oeckl durch steigende Personalzusatzleistungen durch die Arbeitgeber und zu hohe Ausgaben für die soziale Sicherung bei Arbeitnehmern. „Müssen wir einen neuen Gesellschaftsvertrag entwickeln oder überlassen wir das den Grünen?“ (Oeckl 1986 a, 7), lautete die provokative Frage Oeckls, der trotz dieser Besorgnis erregenden Entwicklung kein entschiedenes Vorgehen der politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträger dagegen feststellen konnte. Im Gegenteil – die Liste der negativen Beispiele war lang965 – und unterstrich, wie notwendiger denn je die Praktizierung wohlverstandener Öffentlichkeitsarbeit wurde. In keinem Fall konnte Oeckl nennenswerte Anstrengungen der Unternehmer als Hauptbetroffene erkennen, eine zielgruppengerechte Aufklärung gegen die z. T. schweren Vorwürfe und destruktiven Forderungen zu erreichen. Damit stand er nicht allein. Beispielhaft führte Oeckl den Wirtschafts- und Kommunikationsspezialisten Winfried Bauer an: „Es gibt nur wenige Manager, die innovativ denken und die tatsächlich die gesellschaftlichen Veränderungen in ihre Planungen und Entscheidungen einbeziehen“ (Oeckl 1986 a, 13). An anderer Stelle zitierte Oeckl mit dem Handelsblatt eine Kritik aus Mediensicht: „Die Sensibilität gegenüber Kritik steht bei manchem Manager im umgekehrten proportionalen Verhältnis zur Feinfühligkeit gegenüber der politischen Brisanz von Ereignissen ... Es wird versucht, ein auf juristischen Standpunkten stehendes hohes Podest zu erklimmen, ohne zu berücksichtigen, dass das, was Gesetze zulassen, nicht immer auch richtig sein muss. Das ist nicht nur bedauerlich, sondern schlimm“ (Oeckl 1986, 13). Noch nie sei deshalb die Notwendigkeit professioneller Unternehmenskommunikation mit echter Öffentlichkeitsarbeit als unternehmerischer Führungsfunktion so groß gewesen, um wirksam gegen diese tief greifende Vertrauenskrise gegenüber Unternehmen vorzugehen, konstatierte Oeckl (vgl. Oeckl 1986 a, 15).
965 Oeckl nahm beispielsweise Bezug auf das provokative Wahlprogramm der Grünen 1987, das unter anderem die Abschaffung der Markwirtschaft, die sofortige Stillegung aller Atomkraftwerke und die Umverteilung der Vermögen zwischen Reichen und Armen forderte. Ein großes Defizit bestand noch wie vor bei der Kenntnis über wirtschaftliche Zusammenhänge bei der Bevölkerung, mangelnde Transparenz und Kommunikation westlicher Kernkraftbetreiber im Zuge der Tscheronbylkatastrophe. (Vgl. auch „Die Rolle von Unternehmen im politischen und sozialen Umfeld“ (Oeckl 1986 a, 12f.).
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Öffentlichkeitsarbeit als Teil moderner Unternehmenskommunikation
12.2.1.3 Auf dem Weg zu Corporate Communications Die gesellschaftlichen Wandlungsprozesse und kommunikationstechnischen Umwälzungen veranlassten Oeckl Ende der achtziger Jahre schließlich, eine Kursbestimmung moderner Öffentlichkeitsarbeit vorzunehmen. Dabei löste sich Oeckl von seiner seit den siebziger Jahren zugrunde gelegten, auf Bernays zurückgehende PR-Grundthese: Öffentlichkeitsar966 beit = Information, Anpassung und Integration. „Adaption, Anpassung gilt heute nur noch sehr bedingt, wesentlich wichtiger ist Stellung nehmen!“ (Oeckl 1989, 23). „Öffentlichkeitsarbeit – und synonym verwendet Public Relations (PR) – ist two-wayKommunikation, ist das Kommunizieren einer Institution oder Person mit ihren internen und externen Öffentlichkeiten in jeder denkbaren Form mit den Hauptzielsetzungen Gewinnung bzw. Erhaltung oder Wiedergewinnung von Verständnis und Vertrauen sowie positive Imagegestaltung, also mit eindeutig immaterieller Orientierung“ (Oeckl 1989, 17). Damit bezieht Oeckl klar Stellung zum Standort der Öffentlichkeitsarbeit im weltumspannenden Kommunikationsnetzwerk967 an der Schwelle zum neuen Jahrtausend. Die flexiblen Netzwerke Branchen übergreifender Konzentrationen multinationaler Organisationen und Institutionen führten zu einem neuen Begriff, der die klassischen Grenzen zwischen marktbezogener und gesellschaftlicher Zielsetzung möglicher Instrumente der Unternehmenskommunikation schwerer erkennen ließ und große Interpretationsspielräume bot: Corporate Communications. Oeckl stellte dabei fest, dass „... mehrere inkommensurable Größen in einen Topf geworfen werden, die streng logisch betrachtet, in der Zielsetzung nicht vergleichbar sind“ (Oeckl 1989, 26). Dabei empfand Oeckl „Corporate Communications“ als durchaus passenden Terminus, vorausgesetzt allerdings, die Zielsetzung der unter diesem gemeinsamen Dach zusammengefassten Teilgebiete des Kommunikationssektors wurden klar nach kommerzieller und nichtkommerzieller Ausrichtung unterschieden. Werbung und Marketing sind dabei auf die optimale Erfüllung aller Forderungen des Marktes gerichtet, mit dem Ziel des größtmöglichen wirtschaftlichen Gesamterfolgs. Öffentlichkeitsarbeit hingegen verfolgt eine gesellschaftliche Zielsetzung, die im Aufbau und Erhalt von Verständnis und Vertrauen bzw. eines positiven Images besteht. Synergieeffekte für das Unternehmen – also positive nichtkommerzielle Nebenwirkungen von Werbung und Marketing bzw. eine produkt- und marktunterstützende Wirkung von Öffentlichkeitsarbeit sind dabei möglich bzw. sogar erwünscht (vgl. Oeckl 1989, 26). 968
966
Vgl. Abschnitt 11.1.2 „Die kürzeste Formel“. Zur Herausbildung vielfältiger, sehr flexibler Kommunikationsnetzwerke durch weltweite raum- und brachenübergreifende Konzentrationen von Organisationen und Institutionen vgl. auch Oeckl 1987. 968 Zunächst skeptisch beurteilte Oeckl das Aufkommen zweier „Phänomene“: Product Placement und Sponsoring. Während Oeckl das Product Placement als Umschreibung für Schleichwerbung kategorisch ablehnt, stufte Oeckl – nach zunächst ebenfalls genereller Ablehnung - das Sponsoring als neues, zusätzliches Kommunikationsinstrument ein, das er bei dem eingetretenen Wertewandel als beinahe unentbehrlich ansah. Grundsätzlich sei Sponsoring für die Gemeinschaft wie den einzelnen fast immer positiv, sei es durch persönlichen, direkten oder indirekten Gewinn in finanzieller Form oder gesellschaftlich, z.B. durch den Zugang bisher verschlossener Gebiete in Kunst, Sport, Kultur und Sozialem für eine breite Öffentlichkeit. „Die direkte wie indirekte Wirkung des Sponsoring ist auf fast allen Gebieten so stark und weitreichend und als eine eindeutige Subsumierung unter eines der benachbarten Kommunikationsteilgebiete Marketing – Verkaufsförderung – Werbung – Öffentlichkeitsarbeit so wenig praktikabel, dass ich dafür plädieren möchte, Sponsoring als neues, zusätzliches Kommunikationsinstrument einzustufen.“ „Sponsoring: Mäzenatentum oder ein neues Kommunikationsinstrument? – Ein sozialpsychologischkommunikationspolitischer Beitrag zum Werte-Wandel“ (Oeckl 1988, 28; vgl. auch Oeckl 1986 c). 967
Öffentlichkeitsarbeit als Schlüssel gesellschaftlicher Konfliktlösung
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12.2.2 Herausforderungen an der Schwelle zum neuen Jahrtausend Für den „Oberbegriff“ Kommunikation, bezogen auf alle Bereiche des öffentlichen Lebens, sah Oeckl Anfang der neunziger Jahre eine immer größere Bedeutung, verbunden mit einem stark veränderten Kommunikationsprozess, anderen Medienformen und –inhalten. Die zunehmende Angleichung verfügbarer Leistungen führt dabei zu einer Verlagerung des Wettbewerbes auf das Feld der Kommunikation. Mehr Kommunikationsästhetik und vielfältige Gestaltungsstrategien gehen einher mit der überproportionalen Ausdehnung des Kommunikationssektors, Unikatkommunikation wird wichtiger als Massenkommunikation. Zum Ende seiner aktiven Laufbahn unterscheidet Oeckl – neben Öffentlichkeitsarbeit – die kommunikativen Teilgebiete: Information, Werbung, Verkaufsförderung, Marketing, Public Affairs, Human Relations, Lobbying, Propaganda, Agitation, Desinformation, Publizistik, Ausstellungs- und Messewesen, Sponsoring und Product Placement (vgl. Oeckl 1992, 14f.). Öffentlichkeitsarbeit wurde zu einem zentralen Faktor gesellschaftlicher Kommunikation und entwickelte sich seit dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg von der zunächst vorherrschenden Pressearbeit zu einem, durch starke Spezialisierung geprägten „Bündel von Einzelaktivitäten“ (Oeckl 1992 a, 3). Neben die allgemeinen Probleme auf wirtschaftlichem, sozialem und kulturellem Gebiet treten dabei zunehmend weitere Gebiete, wie Umwelt, Gesundheit, Altersversorgung, Financial-, Political- und International Relations – eine Entwicklung, die Public Relations als Managementfunktion und Führungsaufgabe unverzichtbar werden ließ und etablierte. „Erstaunlich viel und vielerlei“ (Oeckl 1992 b, 4) ist erreicht worden, zieht Oeckl nach mehr als vier Jahrzehnten Entwicklungszeit deutscher PR-Profession Bilanz. Dennoch konnte Oeckl die Frage, ob „wir Öffentlichkeitsarbeiter also rundum zufrieden sein können“ nur mit einem „zögernden Ja“ beantworten (Oeckl 1992 b, 4). Vielen neuen bzw. bisher vernachlässigten oder unterschätzten Herausforderungen sah sich die deutsche Öffentlichkeitsarbeit Anfang der neunziger Jahre gegenüber, auf die Oeckl aufmerksam machte: So gab es trotz der immer näher rückenden Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion sowie dem mit der Transformation in Mittel- und Osteuropa verbundenen europäischen Integrationsprozess in der DPRG keinen Ausschuss für internationale Fragen. Generell waren aus Oeckls Sicht auf internationaler und europäischer Ebene in IPRA und CERP zu wenig deutsche Mitglieder vertreten, deren oft mangelnde Fremdsprachenkenntnisse die Lösung der ohnehin schwierigen Aufgaben zusätzlich erschwerte. Ein internationales Spezial-Komitee als Task Force für die nationalen und internationalen Kommunikationsprobleme fehlte ebenfalls. Obwohl dringend benötigt, waren auch auf politischem Sektor nur in geringer Zahl PR-Experten aktiv, die sich mit den gewaltigen Herausforderungen der mit der deutschen Wiedervereinigung verbundenen Fragen auseinander setzten, darunter das Zusammenwachsen von Ost und West, die Zuwanderungs- und Asylantenpolitik, die Aufarbeitung der Stasi-Vergangenheit etc. (vgl. Oeckl 1992 b, 5). Als problematisch beurteilte Oeckl auch die begrenzte Aufnahmefähigkeit einer zunehmend älteren Bevölkerung für die technologischen Entwicklungssprünge auf dem Kommunikationssektor. Die hier benötigten Erklärer- und Kommentatorfähigkeiten von PR-Fachleuten sah Oeckl als nicht ausreichend vorhanden. Die betraf ebenso hoch entwickelte Fachgebiete wie Chemie, Medizin und Kerntechnik, bei denen in steigendem Maße Akzeptanz-Probleme notwendige Maßnahmen verhinderten (vgl. Oeckl 1992 b, 6).
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Öffentlichkeitsarbeit als Teil moderner Unternehmenskommunikation
Bei gleichzeitiger Umfangs- und Niveausteigerung von nichtakademischer Aus- und Fortbildung auf dem PR-Gebiet fiel auch das Resümee, das Oeckl zur wissenschaftlichen Fundierung zog, enttäuschend aus. Zu gering sei die Zahl der deutschen Hochschulen, an denen Public Relations gelehrt werde, obwohl deren Bedeutung für das gesamte öffentliche Leben und die Wissenschaft kontinuierlich gestiegen ist. Und selbst bei Unterrichtung des Faches sei die Anerkennung der PR als selbstständige Disziplin bei weitem noch nicht gewährleistet. Nur mit großem Unverständnis begegnete Oeckl außerdem der Nichtbeachtung der „im gesamten Sektor Öffentlichkeitsarbeit so eminent wichtigen Psychologie und ergänzend Sozialpsychologie“ (Oeckl 1992 b, 6) mit negativen Folgen auch für die Ausbildung. Deutlich war Oeckls Botschaft angesichts dieser Defizite an den deutschen Berufsverband: „Eine erhebliche Zahl von angesehenen Verbänden aller Art äußert sich bei gegebenem Anlass freimütig zu kritischen Problemen unseres gesellschaftspolitischen Lebens. Der auf dem so einflussreich gewordenen Kommunikationsgebiet in einer vorderen Position tätige Berufsverband Öffentlichkeitsarbeit, der in vielen Bereichen durch seine Mitglieder eine wichtige Beratungsfunktion bis in oberste Stellen ausübt, sollte künftig in entscheidenden Momenten aus seiner Sprachlosigkeit heraustreten und wohlabgewogene Stellungnahmen abgeben“ (Oeckl 1992, 7).
13 Gesamtwürdigung Gesamtwürdigung
„Albert Oeckl – eine etwas ungewöhnliche Lebensbilanz“,969 überschrieb Oeckl einen selbst verfassten Lebensrückblick im Jahre 1994. Wenngleich Selbst- und Fremdbild gemeinhin recht unterschiedlich ausfallen und dies – nach eingehender Auseinandersetzung auch für das Leben und Werk Albert Oeckls gilt – fand das Ungewöhnliche in Oeckls Lebensweg in mehrfacher Hinsicht seine Bestätigung und begründet mithin das, was ihn als einen der bedeutenden deutschen PR-Pioniere nach dem Zweiten Weltkrieg charakterisiert. Oeckl begriff und nutzte unterschiedliche Rahmenbedingungen mehr als Chance denn als Schicksal. So wächst die Bedeutung seiner Person für die Entwicklung moderner Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland weit über die Rolle des Zeitzeugen hinaus. Als „Auge, Ohr und Seismograf“ entwickelte Oeckl ein Gespür für Gegebenheiten und Möglichkeiten, diskutierte Notwendigkeiten und zeigte Alternativen auf. Fast ein Jahrhundert währte das Leben Albert Oeckls, über fünfzig Jahre davon standen im Zeichen eines Weges, der – als Öffentlichkeitsarbeit bezeichnet – „aus der Erkenntnis, dass Nichtwissen, Nichtkennen, Nichterkennen und Halbwissen mit großer Wahrscheinlichkeit zu Nichtmögen, zu Unzufriedenheit und zu Ablehnung führen ... Misstrauen beseitigt, Verständnis aufbaut und Vertrauen schafft“ (Oeckl 1964, 24). Bemerkenswert ist, dass die Anfänge dieses Weges in eine Zeit führen, die zumindest an der Oberfläche kaum Möglichkeiten für die Aneignung und Anwendung unterschiedlicher Kommunikationsinstrumente bot. Gleichschaltung, Schriftleitergesetz, vorbehaltlose Propaganda prägten die öffentliche Kommunikation im Dritten Reich, und dennoch fand Oeckl ausgerechnet mit dem Berufseinstieg im späteren Kriegsverbrecherkonzern I.G. Farben Bedingungen, unter denen er die Grundbegriffe der PR erlernen konnte. Natürlich firmierte Oeckls Tätigkeit nicht unter dem Namen „Öffentlichkeitsarbeit“ oder gar unter dem amerikanischen Terminus „Public Relations“, dennoch gab es, ebenso wie im Journalismus, mit der nachgewiesenen Tätigkeit ein Berufsfeld, auf dem sich Fachleute wie Hans Brettner oder Albert Oeckl über ein entsprechendes Berufsverständnis identifizierten (vgl. Bentele 1997, 163). Es gab demnach trotz der nationalsozialistischen Einflüsse unter bestimmten Bedingungen „Nischen“, in denen auch auf kommunikativem Gebiet mehr fachlich als politisch agiert werden konnte. Die I.G. Farben – lange vor der Machtergreifung der Nazis gegründet – konnte aufgrund ihrer Exportabhängigkeit auch nach 1933 nicht auf ihre Weltmarktorientierung verzichten. Es würde daher den Blick auf die tatsächlichen Umstände verstellen, den Konzern als ausschließlich Nazi-Werkzeug zu bezeichnen, dessen wirtschaftliche Ziele allein und sofort nationalsozialistischer Ideologie unterworfen waren. Zwar führte die fortwährende Einbindung dessen Wirtschaftskraft in die Machtpläne der Nationalsozialisten zunehmend zu einer Überlagerung ökonomisch begründeter durch ideologiebestimmte 969
unveröfftl. Manuskript Oeckls (im Besitz des Autors).
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Handlungsweisen, dennoch hing es immer von den agierenden Personen ab, tatsächlich zum willenlosen Propagandawerkzeug zu werden oder nicht. Vor allem bis Kriegsausbruch waren die für Oeckl relevanten Bereiche – zunächst die Pressestelle, später die Direktionsabteilung – durch eine hohe Eigeninitiative agierender Personen geprägt, die klar den wirtschaftlichen Erfordernissen des Konzerns Rechnung trugen. Ob Medienresonanzanalysen, Werkzeitung, Geschäftsberichtserstellung, feste Kommunikationsstrukturen oder „Events“ – das Spektrum zeigt deutlich, wie ausgeprägt bereits auch damals die Instrumente moderner Öffentlichkeitsarbeit angewandt wurden. Fachleute wie Oeckls damaliger Vorgesetzter, der Journalist Hans Brettner, blickten ihrerseits auf eine lange Berufserfahrung unter demokratischen Verhältnissen in der Weimarer Republik und einem damit verbundenen Verständnis zurück, das zwar im nicht zu vermeidenden Maße Kompromissen unterworfen wurde – aber eben nicht komplett der Nazi-Ideologie zum Opfer fiel. Ähnlich wie der Name Hans Brettner für ein Fortbestehen beruflicher Grundsätze und Regeln steht, zeigt sich auch bei Oeckl, dass Systemwechsel allein es nicht vermögen, vorhandenes berufliches Selbstverständnis einzubüßen. Es ist damit in hohem Maße von den Personen selbst und deren Ansichten bzw. persönlichen Überzeugungen abhängig, wie gebildete Werte, Erfahrungen und Überzeugungen von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen beeinflusst werden oder eine gewisse Kontinuität erhalten bleibt. Nach verlorenen Jahren zwischen Kriegsende und Gründung der Bundesrepublik konnte Oeckl nun bereits auf einschlägige Erfahrungen zurückgreifen, die ihm beim Neuanfang zugute kamen. Nach kurzer Tätigkeit als Assistent des Bundestagsabgeordneten Vogel, gelang mit Oeckls Tätigkeit als Geschäftsführer und Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit im Deutschen Industrie- und Handelstag der (Wieder-)Einstieg in sein Fachgebiet, das er in den folgenden Jahrzehnten als in Deutschland und international geachteter Fachmann maßgebend prägte. Die Bedeutung für Oeckls fachliche Weiterentwicklung in dieser Zeit liegt vor allem im Beginn eigener Veröffentlichungen, die im Laufe der folgenden vier Jahrzehnte mehr als dreihundert Vorträge und Aufsätze, zwei Fachbücher sowie das seit 1950 herausgegebene „Taschenbuch des öffentlichen Lebens“ umfassten. 1954 erschien der erste einschlägige Fachbeitrag in Anlehnung an den gleichnamigen Titel von Herbert Gross „Moderne Meinungspflege“, im selben Jahr außerdem der Beitrag „Öffentlichkeitsarbeit des Unternehmers“. Über seine Tätigkeit im DIHT erlangte Oeckl Einblicke in die Situation der deutschen Wirtschaft, deren Stabilität und Ansehen eine wichtige Voraussetzung für die Etablierung und Integration einer demokratischen Nachkriegsordnung in Deutschland waren und deshalb in besonderer Weise des „neuen“ Weges der Öffentlichkeitsarbeit bedurften. Dabei zeigten sich allerdings bald die grundlegenden Probleme, mit denen diese in Deutschland noch weitgehend unbekannte Kommunikationsform konfrontiert war. Da zunächst selbst die eher kleinen Fachkreise heftige Diskussionen über die Bezeichnung und Definition einer deutschen Form der Public Relations führten, waren Missverständnisse sowie bewusster oder unbewusster Missbrauch selbst ernannter Fachleute nahezu unvermeidlich. Dies erschwerte auch die Etablierung einer anerkannten Praxis der Public Relations, die Oeckl unter dem Begriff „Öffentlichkeitsarbeit“ beim DIHT einführte. Misstrauen und Ablehnung, die Oeckl im Rahmen seiner Berufspraxis begegneten, führten ihn zwischenzeitlich sogar zu Zweifeln, ob dies überhaupt der für die persönliche Weiterentwicklung passende Rahmen sei. So konzentrierte sich Oeckl in der Folgezeit auf die Bearbeitung
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volkswirtschaftlicher Themen, die – allerdings ohne Bezug zur Öffentlichkeitsarbeit – in zahlreiche Referate und Veröffentlichungen einflossen. Die Tätigkeit für den Deutschen Industrie- und Handelstag war somit kein problemloses „Sprungbrett“ für die eigene Karriere, wie in Oeckls eigenen biografischen Schilderungen immer wieder angeführt wurde. Allerdings resultiert gerade aus der Konfrontation mit den Schwierigkeiten, denen sich die deutsche Öffentlichkeitsarbeit in den Nachkriegsjahren gegenübersah, auch die Herausbildung eines Bewusstseins für die Bedingungen, die für deren Etablierung tatsächlich notwendig waren. Zu den Forderungen nach einem einheitlichen Begriff, der klar verständlich insbesondere den deutschen Verhältnissen Rechnung trug, nachvollziehbare Begründungen für die Notwendigkeit von Öffentlichkeitsarbeit und eindeutige Abgrenzungen zu anderen Kommunikationsformen wie Werbung und Propaganda publizierte Oeckl in seinen frühen Beiträgen, ohne dass er allerdings im eigenen beruflichen Umfeld eine ausreichende Würdigung seiner Vorstellungen und Bemühungen erfuhr. Dies änderte sich mit dem Eintritt in die in die BASF im Jahre 1959. Hier fand Oeckl endlich die Möglichkeiten, Öffentlichkeitsarbeit nach seinen Vorstellungen zu etablieren und nicht zuletzt auch die eigene Karriere voranzubringen. Mit drei vorhandenen Mitarbeitern begann der Aufbau – als Oeckl 15 Jahre später in den Ruhestand trat, widmeten sich mehr als einhundert Angestellte den Aufgaben der Konzernkommunikation. Die Arbeit in der BASF war für Oeckl in mehrfacher Hinsicht eine Art „Katalysator“, der vielerlei Erfahrungen und Chancen überhaupt erst ermöglichte und beschleunigte. Aufgrund weitgehender Entscheidungs- und Dispositionsfreiheiten hatte Oeckl hier die Möglichkeit, seine in theoretischen Beiträgen dargelegten Überzeugungen und Ansichten, die sich im DIHT nur schwer oder gar nicht umsetzen ließen, direkt in die praktische Arbeit einfließen zu lassen. Beispielsweise betraf dies die immer wieder geforderte strikte Trennung zur Werbung, das Verständnis von Öffentlichkeitsarbeit als Managementfunktion durch die direkte Anbindung an die Unternehmensleitung oder die konzeptionelle, auf verlässlichen Daten basierende Systematik von Öffentlichkeitsarbeit. Möglich war dies durch weitgehende Akzeptanz für Oeckls eigene Vorschläge gegenüber der Konzernleitung. Wesentlich waren vor allem das Potenzial eines internationalen Großkonzerns, das ein solch breites Wirkungsspektrum überhaupt erst ermöglichte – selbst innerhalb deutscher Großkonzerne nahm die BASF als einer der ersten deutschen multinationalen Konzerne eine besondere Stellung ein. Auch hier begünstigte somit die internationale Ausrichtung mit all ihren Möglichkeiten und Erfordernissen die fachliche Weiterentwicklung Oeckls, deren Impulse auch dessen außerberufliche Tätigkeiten positiv beeinflussten. Berufliche Erfahrungen flossen beispielsweise unmittelbar in Oeckls Lehrveranstaltungen an der Universität Heidelberg seit 1960 und fanden ebenso Berücksichtigung in den Lehrgängen der DPRG, die Oeckl seit Übernahme des DPRG-Vorsitzes im Jahre 1961 etablierte. In der Kombination umfassender beruflicher Erfahrungen mit der Auseinandersetzung und Weiterentwicklung theoretischer Grundlagen entwickelte sich in dieser Phase das, was als so zu nennende „Praktikertheorie“ Oeckls der deutschen Öffentlichkeitsarbeit ab Mitte der sechziger Jahre wichtige Impulse vermittelte und in seinen Grundzügen bis heute Gültigkeit hat. Seinen Höhepunkt fand dieses Bemühen Oeckls in der Herausgabe des 1964 erschienenen „Handbuch der Public Relations“, das eigene Erfahrungen aus theoretischer und praktischer Auseinandersetzung mit den fachlichen Standpunkten nationaler und
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internationaler Theoretiker und Praktiker diskutierte und so eine umfassende Bestandsaufnahme der damaligen Fachdiskussion vermitteln konnte. Sowohl im Rahmen seines beruflichen Wirkens, als auch im unmittelbaren Kontakt mit Fachkollegen in der Deutschen Public Relations Gesellschaft als lebendige „Schnittstelle“ zwischen Theorie und Praxis, trat ein immenses Problem immer wieder auf die Tagesordnung: fehlender oder nur gering qualifizierter beruflicher Nachwuchs. So waren es insbesondere seine Funktionen als Lehrbeauftragter an der Universität Heidelberg und als Präsident der DPRG, in denen sich Oeckl seit Anfang der sechziger Jahre für die Heranbildung und Weiterqualifizierung von akademischem und nichtakademischem Nachwuchs einsetzte. Seine Vorlesungen in Heidelberg gehörten seinerzeit zu den ersten an einer deutschen Universität, die sich ausschließlich dem Thema „Öffentlichkeitsarbeit“ widmeten. Die von Oeckl initiierten Lehrgänge der DPRG waren in der praktizierten Form ebenfalls ein Novum, da sich diese unmittelbar an den ebenfalls im Verband unter Oeckls Vorsitz erarbeiteten Grundsätzen für die deutsche Öffentlichkeitsarbeit orientierten. Später engagierte sich Oeckl auch auf europäischer und internationaler Ebene für dieses wichtige Thema. Der deutsche Berufsverband profitierte jedoch nicht nur in der Ausbildungsfrage vom Engagement Oeckls. Ohne die Verdienste seiner Vorgänger schmälern zu wollen, lässt sich der eigentliche Beginn des systematischen Wirkens der DPRG auf die Übernahme des Vorsitzes durch Oeckl datieren – nahezu drei Jahre nach Gründung. Somit gehört das Engagement Oeckls im deutschen Berufsverband zu seinen wichtigsten Leistungen überhaupt. Er forcierte die Erarbeitung verbindlicher Definitionen in der Abgrenzungsdiskussion, unterstützte die Aufstellung von Berufsgrundsätzen und gab der DPRG mit seinem Zehnpunkteprogramm, das sich schwerpunktmäßig der Weiterentwicklung von Forschung und Lehre widmete, eine richtungsweisende Grundlage für die Zukunft. Die Übernahme leitender Funktionen als Vizepräsident bzw. Präsident auf internationaler Verbandsebene (CERP und IPRA) brachte zusätzlich Impulse und Synergien. Nachdem Oeckl 1974 altersbedingt aus der beruflichen Praxis in der BASF ausschied, tat dies seinem Schaffensdrang keinen wesentlichen Abbruch. Zahlreiche seiner Ehrenämter führte Oeckl fort und ließ neue Herausforderungen nicht ungenutzt. So ergab sich mit der Übernahme einer außerordentlichen Professur an der Freien und Internationalen Universität Rom die Chance, die im Zuge der 68iger Ereignisse abgebrochene akademische Lehrtätigkeit nun auf internationaler Ebene fortzusetzen. Wenngleich im Ausland, erreichte Oeckl mit seiner Ernennung zum Professor endlich die für ihn persönlich sehr wichtige Würdigung seiner bisherigen Verdienste. Welch hohe Bedeutung Oeckl diesem Status beimaß, zeigt die jahrzehntelange, amtlich allerdings nicht legitmierte Weiterführung des Titels auch nach Beendigung der Lehrtätigkeit. Ein weiteres Beispiel für den auch im offiziellen Rentenstand fast ungebrochenen „Output“ markiert die Publikation von Oeckls zweitem Buch „PR-Praxis. Der Schlüssel zur Öffentlichkeitsarbeit“ im Jahre 1976. Die Adaption von Auffassungen anderer Autoren für die eigene Darstellung ohne die Kennzeichnung der Urheberschaft beeinträchtigen allerdings den qualitativen Stellenwert dieser Monografie. Offensichtlich wird dies z. B. bei der Definition von Öffentlichkeitsarbeit („Öffentlichkeitsarbeit = Information + Anpassung + Integration“, Oeckl 1976, 19), bei der sich Oeckl sehr stark an der Definition von Bernays orientierte, ohne jedoch auf das Original zu verweisen. Kritikwürdig ist dabei nicht die Verwendung fremder Formulierungen ansich – schließlich basierten bereits Oeckls erste
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Aufsätze auf Fremddefinitionen (wie vor allem des British Institute of Public Relations (BIPR)), deren Verwendung entsprechend belegt waren – als vielmehr deren kommentarlose Übernahme. Zudem flossen im Vergleich zu bereits veröffentlichten Vorträgen und Aufsätzen keine wesentlichen Neuerungen ein, sodass das 76iger Buch im Vergleich zum „Handbuch“ von 1964 eher eine aktualisierte Zusammenfassung vorheriger Publikationen in Wort und Schrift darstellt. Diese bildeten für beide Bücher jeweils zwar eine wesentliche Grundlage, erfuhren 1964 jedoch noch eine deutliche Weiterentwicklung. Wertewandel und Vertrauenskrise prägten auch nach dem Eintritt in einen recht „unruhigen Ruhestand“ die Auseinandersetzung Oeckls mit den aktuellen Problemen, denen sich die Öffentlichkeitsarbeit gegenübersah. So verwies Oeckl bereits seit Mitte der siebziger Jahre auf die Bedeutung einer gesellschaftsbezogenen Berichterstattung. Als Dokumentation unternehmerischer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft sah Oeckl hierin ein wichtiges Instrument, dass auch zur Legitimation ökonomischer Entscheidungen volkswirtschaftlicher Leistungsträger einen wichtigen Beitrag leistet. Zunehmende Orientierungslosigkeit, Informationsüberflutung, rasante Technikentwicklungen und damit einhergehende Berührungsängste, die Verlagerung ethischmoralischer Werte und demografischer Strukturen, veranlassten Oeckl Ende der achtziger Jahre zu einer erneuten „Kursbestimmung“, ohne jedoch die gesellschaftliche Orientierung seines Verständnisses moderner Öffentlichkeitsarbeit in Frage zu stellen. In einer Zeit, in der vorauseilende Technik und fortschreitende Globalisierung den Kommunikationsnetzwerken zu völlig neuen Dimensionen verhelfen, sind die Jahrzehnte „alten“ Grundsätze Oeckls keineswegs perdu. Unter Wahrung strenger Grenzen zwischen gesellschaftlichen und ökonomischen Kommunikationszielen ergänzen sich die Formen moderner Kommunikation unter einem gemeinsamen Dach „Corporate Communications“. Öffentlichkeitsarbeit ist dabei „two-way-Kommunikation ... in jeder denkbaren Form mit den Hauptzielsetzungen Gewinn bzw. Erhaltung oder Wiedergewinnung von Verständnis und Vertrauen sowie positive Imagegestaltung, also mit eindeutiger immaterieller Orientierung“ (Oeckl 1989, 17). Doch bei aller Nachhaltigkeit – Skepsis über die künftige Stellung und Ausrichtung von Public Relations im selbst geprägten Sinne bleiben und lassen den PR-Pionier nicht ohne Sorge in die Zukunft schauen. Vieles sei zwar erreicht worden (Oeckl 1992 b, 4), in der Vergangenheit vernachlässigte oder unterschätzte Probleme der Gegenwart erschweren allerdings die Wahrung der „klassischen“ PR-Leitlinien Wahrheit, Klarheit, Objektivität und kritische Neutralität. Galt für die Öffentlichkeitsarbeit einst die zwischenmenschliche Kommunikation als Oberbegriff für alle kommunikativen Formen und Kanäle, so wird Kommunikation mehr und mehr zum Sammelbegriff, ohne die einst so streng getrennten Arten und Medien im notwendigen Maße zu unterscheiden. Verunglimpfungen wie die Rede von „PR-Gags“, „verlogene PR“ seien die Folge und – zum Bedauern Oeckls – zum großen Teil „hausgemacht“. In der Sprachlosigkeit des deutschen Berufsverbandes, der seinen einst elitären zugunsten eines zunehmend egalitären Charakters einbüßte, sowie der nach Oeckls Auffassung nicht ausreichenden akademischen Aus- und Fortbildung im PR-Bereich sah Oeckl wesentliche Defizite. Die für die zwischenmenschliche Kommunikation so wichtigen Bereiche der Psychologie und Sozialpsychologie würden bereits in der Ausbildungsphase nicht genügend berücksichtigt – ein mangelndes Bewusstsein für den Aufbau und die Pfle-
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Gesamtwürdigung
ge von Vertrauen als ursprüngliche Zielsetzung sei die Folge und begünstige die aufgezeigte negative Entwicklung. Als Albert Oeckl am 23.04.2001 im Alter von 91 Jahren starb, vollendete sich ein langes und ungewöhnlich arbeits- wie abwechslungsreiches Leben, das die deutsche Öffentlichkeitsarbeit seit 1949 prägte und deren internationalen Ruf positiv beeinflusste. Bei allen Facetten, die das Lebenswerk Albert Oeckls auf so vielfältige Weise charakterisieren, engagierte sich Oeckl als Praxis-Fachmann nachhaltig für die Entwicklung des Berufsstandes. Indem Oeckls umfassende Berufserfahrungen als ehrgeiziger Praktiker, seine ambitionierte Lehr- und Vortragstätigkeit, zahlreiche Aufsätze und vor allem sein erstes Fachbuch von 1964 wichtige Impulse nicht nur für das eigene Wirken lieferten, prägte insbesondere sein DPRG-Engagement sowohl seine eigene Reputation in der Fachwelt, als auch die Bekanntheit und das Ansehen der Öffentlichkeitsarbeit in der Bundesrepublik Deutschland. „Es war ein hochinteressantes Leben, und ein sehr befriedigendes dazu“, sagte der als „unverwüstlich“970 geltende Albert Oeckl selbst einmal, der als „Vordenker, Mitdenker und Querdenker“971 eines besonders liebte: Menschen zusammenzuführen.972 Möge sein Vermächtnis dazu beitragen, die Entwicklung der Öffentlichkeitsarbeit am Scheideweg zur „totalen Kommunikation“973 im Sinne des PR-Altmeisters zu beeinflussen.
970 971
„Der Oeckl“, in: FAZ vom 14.09.1995. „Vordenker, Mitdenker, Querdenker: Prof. Oeckl feierte den 85. Geburtstag“, in: PR-Report vom 09.01.1995,
1. 972
Vgl. „Vordenker, Mitdenker, Querdenker: Prof. Oeckl feierte den 85. Geburtstag“, in: PR-Report vom 09.01.1995, 3. 973 „Quo vadis, PR?“, Interview mit Albert Oeckl, in : Chemische Industrie 9/95, 47.
14 Das Gesamtwerk Albert Oeckls im Überblick
14.1 Vorträge
1954 „Was kann die Universität für das Verständnis der Wirtschaft tun?“, Referat vor der Tagung „Königsteiner Kreis“, Pressestelle Hessischer Kammern und Verbände, 19.05.1954. 1956 „Die heutige weltwirtschaftliche Situation und die sich daraus ergebenden Folgerungen“, Deutsche Atlantische Gesellschaft, 05.07.1956. 1957 „Der gemeinsame Markt und die Freihandelszone“, Verband Deutscher Schokoladenfabrikanten, 26.04.1957. „Wesentliche Grundsätze des Vertrages über den gemeinsamen Markt“, Mitgliederversammlung der Außenhandelsstelle Mittelrhein–Mosel in Koblenz, 25.03.1957. „Politik und Wirtschaft von Bonn aus gesehen“, IHK Freiburg, 10.05.1957. „Der gemeinsame Markt und die Freihandelszone“, Hauptverband der Papier und Pappe verarbeitenden Industrie e.V. in Konstanz, 29.05.1957. „Die europäische Wirtschaftsintegration bis zum gemeinsamen Markt und das Verhältnis der bestehenden Institutionen untereinander“, Junioren–Seminar IHK Frankfurt / M., 17.10.1957. „Europäische Wirtschaftsgemeinschaft und Freihandelszone – Ziele, bisherige Entwicklung und Aussichten“, Deutsche Handelskammer für Spanien – Barcelona / Madrid, 03./04.12.1957. 1958 „Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, Freihandelszone und Europäische Atomgemeinschaft in ihrer Auswirkung auf die deutsche Wirtschaft“, Beirat der IHK Siegen, 07.01.1958.
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Das Gesamtwerk Albert Oeckls im Überblick
„Entwicklung der europäischen Wirtschaftsintegration“, Außenhandelslehrgang der IHK in Wuppertal, 13.01.1958. „Deutsche Wirtschaft als Experimentierfeld internationaler Wirtschaftspolitik“, IHK Esslingen, 24.02.1958. „Der gemeinsame Markt und seine Auswirkungen für die deutsche Wirtschaft“, IHK Hanau, 06.03.1958. „Europäische Wirtschaftsgemeinschaft und Euratom“, Gelber Kreis, Raum Bonn, 18.03.1958. „Der europäische Markt und die deutsche Wirtschaft“, Direktion der Landesarbeitsämter von Baden–Württemberg, Beuron, 19.06.1958. „Der Europäische Markt und die deutsche Wirtschaft“, IHK Krefeld, Gemeinschaft Junger Unternehmer, 07.10.1958. „Chancen und Gefahren für die deutsche Wirtschaft im gemeinsamen Markt“, Bundesarbeitstagung der Deutschen Juniorenkreise, Bad Oeyenhausen, 17.10.1958. „Chancen und Gefahren für die deutsche Wirtschaft im Gemeinsamen Markt“, Aufbauseminar für unternehmerische Nachwuchskräfte in Bayern, 30.10.1958. „Öffentlichkeitsarbeit auf dem Gebiet der Berufsplanung“, Vortrag vor der Berufsausbildungstagung des Deutschen Industrie– und Handelstages im Stadtjugendhaus Nürnberg, 30.10.1958. „Der derzeitige Stand der Probleme um den gemeinsamen Markt und die Freihandelszone“, Frankfurt / M., 14.11.1958. 1959 „Chancen und Gefahren für die deutsche Wirtschaft im gemeinsamen Markt“, Juniorenkreis IHK Aschaffenburg, 16.01.1959. „Die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft und die Freihandelszone“, IHK Detmold, 23.01.1959. „Moderne Öffentlichkeitsarbeit in Staat und Wirtschaft“, Vortrag im Auditorium maximum der Wirtschaftshochschule Mannheim, 11.11.1959. „Moderne Öffentlichkeitsarbeit in Staat und Wirtschaft“, Vortrag vor der Universitätsgesellschaft und der Vereinigung der Freunde der Universität Heidelberg, 04.12.1959.
Vorträge
317 1961
„Die Öffentlichkeitsarbeit“, Vortrag vor dem Arbeitskreis Verkauf und Werbung Kurpfalz, IHK Heidelberg, 11.01.1961. „Öffentlichkeitsarbeit als Instrument moderner Unternehmungsführung“, Vortrag vor der Volkshochschule Frankenthal, 06.10.1961. „Public Relations in Deutschland“, Vortrag anlässlich der internationalen Tagung der Deutschen Public Relations Gesellschaft, Hamburg, 21.11.1961. 1962 „Öffentlichkeitsarbeit der Wirtschaft“, Vortrag vor dem Verband der Pfälzischen Industrie, Neustadt / Weinstraße, 19.06.1962. „Public Relations als Unternehmensaufgabe“, Vortrag vor der C.R. Poensgen–Stiftung in Düsseldorf, 11.10.1961. „Das Bedürfnis der modernen Gesellschaft nach Unterrichtung“, Referat vor „Kongress über Kommunikationsforschung“, veranstaltet vom Institut für Meinungsforschung in Frankfurt / M., 25.10.1962. Grundlagen und Zielsetzung der Öffentlichkeitsarbeit“, Seminar der Arbeitsgemeinschaft für soziale Betriebsgestaltung Heidelberg in der Stiftsmühle, 22./23.11.1962. „Die öffentliche Meinung und die Wirtschaft“, Vortrag vor Arbeitgeberkreis Tübingen, 12.12.1962. 1963 „Die öffentliche Meinung und die Wirtschaft“, Vortrag vor der Württembergischen Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie, Stuttgart, 18.01.1963. „Kommunikationsforschung“, Referat anlässlich der Eröffnung der Abteilung Kommunikationsforschung am Institut für Soziologie der Universität Heidelberg, 01.11.1963. 1964 „Das Bedürfnis der modernen Gesellschaft nach Unterrichtung, Referat vor der Jahrestagung der International Marketing Federation, Hamburg, 25.10.1963. „Das Bild des Unternehmens“, Referat vor den Juniorkreisen der Industrie- und Handelskammern Mannheim und Ludwigshafen, 23.04.1964. Entwicklung, heutiger Stand und Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland. Vortragsveranstaltung der DPRG, Bad Godesberg, 26.10.1964.
318
Das Gesamtwerk Albert Oeckls im Überblick
„Die Bedeutung der PR- Arbeit in der öffentlichen Gas- und Wasserversorgung“, Vortrag auf der DVGW / VGW- Jahrestagung, Mannheim, 25.09.1964. „Öffentlichkeitsarbeit in Wirtschaft und Politik“, Vortrag vor dem Wirtschafts- und Sozialpolitischen Club, Bonn, 09.12.1964. 1965 „Die Konkurrenz der Medien im Kommunikationsprozess.“ Vortrag vor der Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft regionaler Abonnementzeitungen e.V., 23.06.1965. „Die wachsende Bedeutung der Öffentlichkeitsarbeit und die sich daraus ergebenden Folgerungen für die Hochschulen.“ Tagung der Pressestellenleiter der deutschen Universitäten, Gießen, April 1965. „10-Punkte-Programm der DPRG“, Vorschlag Oeckls bei der Mitgliederversammlung der DPRG in Stuttgart, 02.07.1965. „Die Konkurrenz der Medien im Kommunikationsprozess“, Referat vor der Jahrestagung der Regionalpresse, Frankfurt, 23.06.1965. „Mehr und bessere Publizität für die Wissenschaft“, n.n., 27.09.1965. „Öffentlichkeitsarbeit“, Referat vor der Informationstagung Deutscher Raiffeisenverband, Wiesbaden, 08.-12.11.1965. 1966 „Public Relations-Arbeit bei Auslandsmessen“, Vortrag vor Marketing-Club Rhein-Neckar, Mannheim, 10.01.1966. „Was ist Öffentlichkeitsarbeit? (Mittel und Methoden)“, Grundsatzreferat vor dem Stabsoffizierslehrgang der Bundeswehr über Fragen der Öffentlichkeitsarbeit, Bundesministerium für Verteidigung, Bonn, 20.04.1966. „Beziehungen zwischen der Wirtschaft und der Wirtschaftspresse“, Vortrag vor Markenartikelherstellern und Wirtschaftsjournalisten im Haus der Werbeagentur Brose, Frankfurt / M., 05.05.1966. „Zur Entwicklung der Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland“, Referat in der Ruhruniversität Bochum, 04.07.1966. „Öffentlichkeitsarbeit – Wege zu einer informierten Gesellschaft“, Referat bei DPRGVeranstaltung in der Stadthalle Godesberg, 10.10.1966.
Vorträge
319 1967
„Öffentlichkeitsarbeit, ein Instrument moderner Führungsfunktion“, Vortrag im Auditorium maximum der Wirtschaftshochschule Mannheim, 09.02.1967. „Report on Public Relations in West Germany“, Bericht vor der Public Relations Society of America in New York, Waldorf Astoria, 18.01.1967. „Der PR – Mann“, Schlussreferat beim PR-Lehrgang der DPRG in München, 02.06.1967. „PR- international gesehen“, Vortrag vor der Jahresversammlung der Gesellschaft für Chemiewirtschaft, Wien, 30.06.1967. „Spotlight on PR in Germany“, Referat vor dem College of Communication Arts, Michigan State University. „Public Relation in einer sich wandelnden Welt“, Festansprache als IPRA-Vizepräsident beim PR-Weltkongress, Rio de Janeiro, 11.10.1967. „Entwicklungsstand der Public Relations in der Welt“, Bericht als Chairman des Public Relations World Congress Committees, Rio de Janeiro, 14.10.1967. „Öffentlichkeitsarbeit der deutschen Hochschulen“, Co-Referat im Presseclub Bonn, 27.11.1967. „Die Bedeutung der Öffentlichkeitsarbeit für Messen und Ausstellungen“, Vortrag vor dem Werbeseminar Hamburg, 23.11.1967. „Public Relations – international gesehen“, Vortrag vor der Gesellschaft für Chemiewirtschaft, Wien, 30.11.1967. „Öffentlichkeitsarbeit der deutschen Hochschulen“, Co-Referat zu Prof. Schmölders, auf Einladung des Bundespressechefs im Presseclub Bonn, 27.11.1967. „The sophisticated business of interpreting business abroad“, Referat auf Einladung der National Association of Manufactures, Waldorf Astoria, New York, 04.12.1967. 1968 „Öffentlichkeitsarbeit in der Wirtschaft“, Referat im Kolloquium des Instituts für Publizistik der Freien Universität Berlin, 08.01.1968. „Messen und Ausstellungen im Rahmen der Unternehmenspolitik“, Referat in der Seminarreihe der Werbefachlichen Akademie Hamburg, 15.01.1968. „Kommunikation und die Probleme des Analphabetentums“, Grundsatzreferat als IPRAPräsident auf der öffentlichen Kundgebung der IPRA-Jahrestagung in Teheran, 18.04.1968.
320
Das Gesamtwerk Albert Oeckls im Überblick
„Städtereinigung und Öffentlichkeitsarbeit“, Vortrag vor der Bundestagung des Verbandes Kommunaler Fuhrparks- und Stadtreinigungsbetriebe in der Kongresshalle Saarbrücken, 25.06.1968. „10 Thesen zur Öffentlichkeitsarbeit für Staat und Verwaltung“, Vortrag vor dem Institut für Kommunalpolitik, Köln, 30.08.1968. „Die Werkzeitschrift als Organ der unternehmensinternen Information“, Referat vor der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Werksredakteure, IHK Frankfurt / M., 27.09.1968. „Die heutige gesellschaftspolitische Situation, die Möglichkeiten der Public Relations und der Weg in eine – bessere – Zukunft“, Grundsatzreferat zur Eröffnung der First All India Public Relations Conference in New Delhi, in Gegenwart des Parlamentspräsidenten und des Informationsministers. „Auch die Presse muss ihr Image pflegen“, Hauptreferat vor der Standortpresse, Jahrestagung in der Stadthalle Godesberg, 24.10.1968. „Probleme moderner Informationstechnik“, Vortrag vor dem Seminar für Unternehmensführung, Universität Stuttgart, 03.12.1968. 1969 „Wie sich die PR-Arbeit in den deutschen Unternehmen entwickelt hat – Bestandsaufnahme und Perspektiven“, Referat vor dem Informationsausschuss des DIHT, Bonn, 27.05.1969. „Public Relations als Methode – Möglichkeiten für die Sozialarbeit?“, Vortrag vor dem Seminar im Bundesministerium des Innern, Volksheimschule Bergneustadt, 10.06.1969. „Die internationale Bedeutung der PR-Arbeit“, Vortrag vor DPRG-Lehrgang, München, 07.11.1969. 1970 „Die heutige gesellschaftspolitische Situation und die Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit“, Vortrag vor Jahrestagung des Vereins „Creditreform“, Bad Reichenhall, 13.06.1970. „Regionale, nationale und übernationale Öffentlichkeitsarbeit eines Unternehmens“, Vortrag vor den Führungskräften des Verlages Burda, Offenburg, 23.07.1970. „Seminar für Führungskräfte der Städte Ludwigshafen und Mannheim“, Referat und Leitung der Forumdiskussion, Kurhaus Trifels / Pfalz, 14.10.1970.
Vorträge
321 1971
„Wo steht die Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland nach 20 Jahren?“, Vortrag vor dem Informationsausschuss des Deutschen Industrie – und Handelstages, Würzburg, 04.11.1970. „Überlegungen zur Öffentlichkeitsarbeit einer Stadtverwaltung“, Vortrag vor Fachtagung Kommunalverwaltung der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Baden-Württemberg, Stuttgart, 15.06.1971. „Volle Information – Recht des mündigen Bürgers“, Vortrag vor der Jahrestagung der DPRG, Berlin, 18.06.1971. „Olympia in Ludwigshafen“, Vortrag und Filmvorführung im Bürgermeister-ReichertHaus, Ludwigshafen, 30.09.1971. „PR im Zwiespalt zwischen öffentlichen und privaten Interessen“, Vortrag vor PR-Seminar Gottlieb Duttweiler Stiftung, Zürich, 06.10.1971. „Die Perspektiven und Möglichkeiten der PR in einer kritischen Leistungsgesellschaft“, Management-Seminar Arbeitsgemeinschaft für Soziale Betriebsgestaltung (ASB), Heidelberg, 27.10.1971. „Öffentlichkeitsarbeit im Unternehmen“, Vortrag, Seminar und Leitung einer Pressekonferenz, Universitätsseminar der Wirtschaft, Universität Köln, 10.12.1971. 1972 „Leben mit Chemie“, Vortrag mit Multimedia-Show, Gesamthochschule Kassel, Auditorium maximum, 28.01.1972. „Weltweite Öffentlichkeitsarbeit“, Vortrag vor DPRG-Südwest in Ludwigshafen, 12.10.1972. „Der Unternehmer als Objekt und Subjekt in der Öffentlichkeitsarbeit“, Vortrag vor der Mitgliederversammlung der Edelstahl-Verbände, Düsseldorf, 21.11.1972. 1973 „Öffentlichkeitsarbeit der BASF“, Referat bei Nachwuchsausbildung, Ludwigshafen, 09.01.1973. „Weltweite PR-Arbeit – der PR-Mann in Deutschland und in der Welt“, Vortrag vor dem 10. DPRG-Lehrgang, München, 16.01.1973. „Was sollen die Mitarbeiter, was sollte die Öffentlichkeit vom Unternehmer und vom Unternehmen wissen?“, Vortrag als Co-Referent zu Reinhard Mohn vor Unternehmerkolloquium, Bielefeld, 15.03.1973.
322
Das Gesamtwerk Albert Oeckls im Überblick
„Öffentlichkeitsarbeit in der Verwaltung“, Vortrag vor der Württembergischen Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie, Stuttgart, 03.04.1973. „Public Relations and Management“, Vortrag vor dem VI. PR -Weltkongress, Genf, 18.04.1973. „PR`s World: the View from Europe“, Vortrag vor der Chemical PR Association, New York, 12.06.1973. „Notwendigkeit der Öffentlichkeitsarbeit“, Vortrag vor Betriebsräteseminar, Dannenfels, 13.09.1973. „Public Relations as Management Tool – Luxury or Necessity?“, Vortrag vor American Chamber of Commerce, Frankfurter Hof, Frankfurt / M., 02.10.1973. 1974 „Report on Public Relations Education“, Vortrag vor Council Meeting IPRA 1974, Bombay, 21.01.1974. „Communications and the Changing Values“, Vortrag vor Fourth India Public Relations Conference, Bombay, 23.01.1974. „Die Öffentlichkeitsarbeit der Unternehmen“, Vortrag vor den Baden-Badener Unternehmergesprächen, 27.01.1974. „Die Öffentlichkeitsarbeit eines großen Unternehmens“, Vortrag vor Akademiker – Ausbildungskurs BASF, Ludwigshafen, 15.03.1974. „UdSSR – Indien, Vergleich zweier grosser Länder“, aufgrund eigener Eindrücke innerhalb von 6 Monaten, Vortrag vor Lions Club, Heidelberg, 18.03.1974. „Die PR – Situation in Deutschland und Europa“, Vortrag vor der Public Relations Society of Japan im Okura-Hotel, Tokyo, 28.05.1974. „Die Öffentlichkeitsarbeit der BASF“, Vortrag vor 1400 leitenden Angestellten, Ludwigshafen. „Öffentlichkeitsarbeit in Wirtschaft und Verwaltung“, Vortrag vor den Präsidien und Direktionen des Bundestages und der deutschen Landtage im Reichstag in Berlin, 06.09.1974 mit anschließender Diskussion. „Industrie und Umwelt“, Vortrag vor dem Institut für Öffentlichkeitsarbeit, Salzburg, 13.09.1974.
Vorträge
323 1975
„Bedeutung der Öffentlichkeitsarbeit für die Wirtschaft“, Referat im Hessischen Rundfunk am 15.01.1975. „Entwicklungen und Tendenzen der Public Relations in Europa“, Vortrag auf Einladung der schweizerischen PR-Gesellschaft, Zürich, 23.10.1975. „Fehler der Industriestaaten in der Öffentlichkeitsarbeit gegenüber der Dritten Welt“, Vortrag vor BP-Führungskräften, Frankfurt, 14.11.1975. 1976 „Laudatio und Verleihung der Ehrendiplome für die höchstqualifizierten Lehrprogramme an 11 ausgewählte amerikanische Universitäten (aus 225)“, im Auftrag der Foundation for Public Relations Research and Education beim 7. PR-Weltkongress in Boston, 30.06.1976. „Hochschule und Öffentlichkeitsarbeit“, Vortrag vor der Deutschen Hochschul- Pressereferenten-Tagung 1976 in Gießen. 1977 „Public Relations – Ausbildung in Deutschland und in der Welt“, Referat an der Fachhochschule für Wirtschaft und Verwaltung in Eindhoven (NL), 03.10.1977. „Public Relations-Forschung und -Lehre international“, Referat Rijksuniversität Utrecht, Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft Prof. Dr. van der Meiden, 04.10.1977. 1978 „Öffentlichkeitsarbeit auch in mittleren und kleineren Betrieben?“, Referat vor Studium generale der Wirtschaftshochschule Pforzheim, 17.05.1978. „Verkaufsförderung und Public Relations – Ergänzung oder Ressortegoismus?“, Grundsatzreferat vor Jahrestagung des Bundes Deutscher Verkaufsförderer und Verkaufstrainer, Krefeld, 23.05.1978. „Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Ärzteschaft“, Grundsatzreferat vor dem Deutschen Ärztetag, Mannheim, 26.05.1978. „Die Darstellung eines mittelständischen Unternehmens in der Öffentlichkeit“, Referat vor der IHK Ulm, 06.06.1978. „Öffentlichkeitsarbeit in der Chemischen Industrie“, Vortrag vor dem Management und den Führungskräften der Schering AG, Berlin, 14.06.1978.
324
Das Gesamtwerk Albert Oeckls im Überblick
„Wie teuer ist uns Umweltschutz?“, Zweites Gesellschaftspolitisches Forum der Gesellschaft Public Relations-Agenturen in der Redoute in Bad Godesberg mit Bundesinnenminister Baum, Diskussionsleiter Albert Oeckl, 19.06.1978. 1979 „Managing Public Affairs“, Internationales Seminar des Centre for Public Affairs Studies, London, deutsches Referat der „Faculty“, März 1979. „Unternehmerische Öffentlichkeitsarbeit – was kann das sein?“, Referat vor der Jahresmitgliederversammlung der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Stadthalle Bad Godesberg, 13.12.1978. „Kritische Betrachtungen der gegenwärtigen Situation der Öffentlichkeitsarbeit in der Bundesrepublik und international“, Referat anlässlich der Abschlussveranstaltung des Wettbewerbs „PR-Kampagne des Jahres 1978“ der Zeitschrift „Wirtschaftswoche“, Ausstellungshallen Düsseldorf, 30.05.1979. 1980 „Die Veränderungen unserer Umwelt und die daraus zu ziehenden Schlussfolgerungen auf dem Gebiet der Öffentlichkeitsarbeit“, Einführungsreferat zum DPRG-Fachtag im Wissenschaftszentrum Bonn, Bad Godesberg, 05.05.1980. „Kommunikation zwischen Staat und Wirtschaft“, Vortrag vor Bundespräsident Prof. Karl Carstens in der Villa Hammerschmidt in Bonn, anlässlich eines Empfanges des DPRGPräsidiums während der Jahrestagung, 05.05.1980. „Die Möglichkeiten des Individuums bei der Gestaltung unserer künftigen Gesellschaft“, Festvortrag bei der Semesterabschlussveranstaltung der Fachhochschule Druck, Stuttgart, 30.07.1980. „Laudatio Deutscher Apotheker-Publizistik-Preis“, als Vorsitzender der Jury, Messehallen München, 23.10.1980. „Theorie und Praxis der Öffentlichkeitsarbeit“, Referat vor Führungskräften der Bertelsmann-Unternehmensgruppe, München, 13.11.1980, sowie Gütersloh, 23.11.1980. 1981 „Leitbild – PR der achtziger Jahre“, Referat Jahrestagung der Schweizerischen PRGesellschaft, Biel, 03.06.1981. „Öffentlichkeitsarbeit als integrierter Bestandteil der Unternehmens- und MarketingPolitik“, Seminar des Bundes Deutscher Unternehmensberater für Unternehmer, Manager und Führungskräfte, Hotel Gravenbruch, 20.08.1981.
Vorträge
325 1982
„Laudatio Deutscher Apotheker-Publizistik-Preis 1982“, (als Vorsitzender der Jury), Düsseldorf, 15.10.1982. 1983 „Die Zukunft der Public Relations als strategischer Faktor der Unternehmensführung“, Referat vor PR-Symposium des Studienkreises Wirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit, Steigenberger Hotel, Bonn, 15.09.1983. „Öffentliche Meinung und Öffentlichkeitsarbeit – zwei strategische Faktoren für die Unternehmensführung heute und morgen“, Grundsatzreferat vor dem Dritten Österreichischen PR-Tag, Wien, 03.11.1983. „Public Relations zwischen gestern und heute“, Referat anlässlich der Festveranstaltung zum 25jährigen Jubiläum der Deutschen Public Relations Gesellschaft am 08.12.1983 im Wissenschaftszentrum in Bonn. „25 Jahre DPRG: geschichtlich-geographische Vergleiche und eine Standortbestimmung“, Vortrag im Wissenschaftszentrum Bonn, 08.12.1983. 1984 „Vorstellung des Modellversuches Öffentlichkeitsarbeit“, Referat in der Freien Universität Berlin, 07.05.1984. „Die strategische Bedeutung der öffentlichen Meinung und Öffentlichkeitsarbeit für die gesetzliche Rentenversicherung unter Berücksichtigung der wichtigsten Entwicklungstrends bis 2000“, Festvortrag anlässlich der Jubiläumskonferenz „30 Jahre gesichertes Leben“, Hotel Quellenhof, Aachen, 12.09.1984. „Publizistik – Preis Apotheker und Apotheke 1984“, Verleihungsansprache vor der Jahresversammlung Bundesvereinigung Deutscher Apotheker, München, 27.10.1984. 1985 „Anfänge der Öffentlichkeitsarbeit“,Vorlesungsreihe „Pioniere der Nachkriegspublizistik“, Ruhruniversität Bochum, Sektion Publizistik und Kommunikation, WS 1984/85, 15.01.1985. „Die Anfänge der Öffentlichkeitsarbeit“, Vorlesung Heidelberg am 15.01.1985. „Öffentlichkeitsarbeit ist Brückenbau“, Laudatio des Jury-Vorsitzenden anlässlich der Verleihung des DPRG-Preises „Goldene Brücke“ 1985, Düsseldorf, 10.10.1985. „Ziele und Methoden der modernen Öffentlichkeitsarbeit“, AOK – Symposium, Ruhruniversität Bochum, 08.11.1985.
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Das Gesamtwerk Albert Oeckls im Überblick
„Ein Unternehmen muss an die Öffentlichkeitsarbeit gehen“, Vortrag zum 100jährigen Jubiläum der „Feldmühle“, Dezember 1985. 1986 „Theorie und Praxis der Öffentlichkeitsarbeit heute“, Vortrag vor den Führungskräften des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg, 04.02.1986. „Aufgaben des PR-Managements und insbesondere die des verantwortlichen Leiters der Öffentlichkeitsarbeit“, Vortrag vor den Führungskräften des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg, 04.02.1986. „Die Rolle von Unternehmen im politischen und sozialen Umfeld“, Vortrag und Diskussionsleitung, 16. Internationales Management-Symposium, Hochschule St. Gallen, 26.05.1986. „Öffentlichkeitsarbeit“, Referat vor dem Südwestdeutschen Journalistenverband, Arbeitskreis Werkzeitschriftenredakteure und DPRG-Regionalgruppe Baden-Württemberg, Stuttgart, 08.07.1986. „Glaubwürdigkeit contra Angst – Kursbestimmung der Öffentlichkeitsarbeit“, Vortrag im Seminar „Öffentlichkeitsarbeit der Arbeitgeberverbände im Zeichen einer aktiveren und kritischeren Öffentlichkeit“, Bildungswerk der Nordrhein – Westfälischen Wirtschaft, Attendorn / Burg Schellenberg, 26.08.1986. „Ist die Öffentlichkeitsarbeit der Unternehmer schlagkräftig und effektvoll?“, Vortrag vor den Wirtschaftsjunioren in der IHK Heilbronn, 02.09.1986. „Relationship with the Public“, Vortrag auf dem 14. Internationalen medichem 86 Congress Ludwigshafen, 19.09.1986. 1987 „Auf dem Weg zu Corporate Communications im wirtschaftlichen-sozialen Raum?“, Vortrag auf dem 17. Internationalen Management-Symposium an der Hochschule St. Gallen, 18.-20.05.1987. 1988 „Ethik und Moral“, Vortrag aus Anlass der Verleihung des DPRG- Preises „Goldene Brücke“, München, 14. Mai 1988. „Drei wichtige Entwicklungsschritte der IPRA“, Präsidiumssitzung der Internationalen Public Relations Association in Genf, 28. Juni 1988. „Sponsoring: Mäzenatentum oder neues Kommunikationsinstrument?“, Ein sozialpsychologisch- kommunikationspolitischer Beitrag zum Wertewandel, 23.07.1988.
Vorträge
327
„Public Relations – Unternehmenskommunikation auf dem Weg ins Jahr 2000“, Vortrag vor dem Marketingclub Münster-Osnabrück, 05.09.1988. „Die Öffentlichkeitsarbeit auf dem Weg ins Jahr 2000“, Vortrag in einem Seminar des Bildungswerkes der Niedersächsischen Wirtschaft, Osnabrück, 06.09.1988. „Public Relations im Rahmen einer integrierten Kommunikation“, Vortrag auf der weltweiten PR-Tagung Deutsche Lufthansa, Hamburg, 01.-04.12.1988. „Die Mitgliedsnummer 0003/12/1958 spricht“, 30jähriges Jubiläum der Deutschen Public Relation Gesellschaft, Tischrede, Köln, 08.12.1988. „Wo steht die deutsche PR im internationalen Vergleich?“, Tischrede zum 30jährigen Jubiläum der DPRG, Köln, 15.12.1988. „Wo stehen die deutschen Public Relations im internationalen Wettbewerb?“, Führungsseminar, Heidelberg, 15./16.12.1988. 1989 „Was ist, was will, was kann Public Relations?“ und „Grundlinien der Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland, Europa und den USA und die Frage einer Internationalisierung der PR“, Dänisch-Norddeutsches PR-Seminar, Hamburg vom 22.-24.09.1989. „Von der Glaubwürdigkeitskrise zur neuen Ehrlichkeit – Kursbestimmung einer umweltorientierten Öffentlichkeitsarbeit“, Vortrag im Seminar „Aktiv oder sprachlos? Umweltschutz und Management“ am Institut für Management und Technologie am Umweltbundesamt in Berlin, 28.09.1989. 1990 „Generalüberblick aus internationaler Sicht über den Gesamtkomplex Öffentlichkeitsarbeit“, Vortrag vor der Mitgliederversammlung der Dansk Public Relations Forening, Kopenhagen am 22.08.1990. „Gegenüberstellung dreier Kommunikationsvisionäre: Edward L. Bernays, Leonard Trauberg – alias Sergej Eisenstein und Jürg W. Leipziger“, Frankfurt / M., 08.11.1990. Festansprache aus Anlass des 25-jährigen Bestehens von ABC-Eurocom, Meerbusch, 14.12.1990. 1991 „Ein Jahrhundert Öffentlichkeitsarbeit, der status quo und ein Ausblick auf die Jahrhundertwende“, Ringvorlesung Publizistik und kommunikationswissenschaftliche Fragestellungen, Ruhruniversität Bochum, 14.05.1991.
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Das Gesamtwerk Albert Oeckls im Überblick
„Vier grosse Weltveränderungen ab 1991: drei verschiedene Facetten und ein zusammenfassender Vorschlag“, Schlussreferat des World Communications Summit 1991, CransMontana (CH). 1992 „Unsere Welt im Umbruch“, Akademievortrag vor der privaten Akademie Schriesheim, Heidelberg, 28.11.1992. 1993 „Unsere Welt im Umbruch auf allen Gebieten und überall“, Vortrag im Augustinum, Heidelberg, 04.02.1993. „Kommunikation – Public Relations im vereinten Deutschland gestern, heute und morgen: ein Zeitzeuge berichtet und prognostiziert“, Vortrag vor dem International Public Relations Congress 1993, Frankfurt / M., 19.10.1993. „Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit – heute und um das Jahr 2000“, Vortrag und Kamingespräch beim 2. Intensiv-Kolleg Public Relations, Schloßhotel Kommende in Bonn-Beuel / Ramersdorf, Heidelberg, 24.06.1993. „Was ist – kann – will Kommunikation bzw. Öffentlichkeitsarbeit – das kommunikative Heute und ein Ausblick auf 2000“, Eröffnungsvortrag zum Aufbaustudium PR an der Marketing - Akademie der European Business School, Schloss Reichartshausen, 05.07.1993. 1994 „Ein halbes Jahrhundert Öffentlichkeitsarbeit (1938 – 1994), ein Zeitzeuge berichtet“, Universität Leipzig, 25.05.1994. 1995 Festrede anlässlich der Verleihung des Albert-Oeckl-Preises, Heidelberg, 03.11.1995.
Aufsätze, Manuskripte, Interviews und Bücher
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14.2 Aufsätze, Manuskripte, Interviews und Bücher 1935 Die Deutsche Angestelltenschaft und ihre Wohnverhältnisse, Dissertation, München 1935. 1950 Taschenbuch des öffentlichen Lebens, 1. Ausgabe, Bonn 1950. 1954 Moderne Meinungspflege, in: Die Leistung, 4. Jg., Heft 29, August 1954. Öffentlichkeitsarbeit des Unternehmers, in: Mitteilungsblatt der Industrie- und Handelskammer zu Köln, 9. Jg., Heft Nr. 4, 15.02.1954. 1956 Die Aussichten für ein Werbefernsehen, in: Zeitungsverlag und Zeitschriftenverlag, Februar 1956. German Industry`s Change of Attitude Towards Public Relations, in: Monthly for the Chamber of Commerce in Germany, 01.03.1956. 1957 Die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, eine Kurzfassung für die Wirtschaft, in: Schriftenreihe Deutscher Industrie- und Handelstag, Heft 50, August 1957. 1958 Werbung europäisch gesehen, in: Die Leistung, Heft Nr. 9, März 1958. Weltkongress für Public Relations, in: FAZ vom 18.09.1958. 1959 Ist Öffentlichkeitsarbeit notwendig?, in: Pfälzisches Industrie- und Handelsblatt, Heft 15, Ludwigshafen, August 1959. 1960 Moderne Öffentlichkeitsarbeit in Staat und Wirtschaft, in: Universitätszeitschrift Ruperto Carola, Heidelberg, Dezember 1960. Öffentlichkeitsarbeit in Theorie und Praxis, Stuttgart 1960.
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Das Gesamtwerk Albert Oeckls im Überblick 1961
Definierung des Begriffs „Öffentlichkeitsarbeit“, in: Graphik, 14. Jg, Heft Nr. 7, München 1961. Öffentlichkeitsarbeit in Theorie und Praxis, in: Die Deutsche Universitätszeitung, 16. Jg., Heft 11/1961. Die Abgrenzung zwischen Öffentlichkeitsarbeit und Werbung, in: Junge Wirtschaft, 8/1961. Im Grenzgebiet von Werbung und Public Relations, Forumsgespräch der Werbeagentur Dr. Hegemann unter Leitung von Werner Höfer mit Rudolf Farner und Albert Oeckl im Hause der Wissenschaft, Düsseldorf, Oktober 1961, Sonderdruck. 1962 Öffentlichkeitsarbeit in Theorie und Praxis, in: LGA- Spiegel Nr. 7, Jg. 12, Mitteilungen des Landesgewerbeamts Baden-Württemberg für Wirtschaft, Technik, Formgebung. Die Öffentlichkeitsarbeit in der modernen Wirtschaftsgesellschaft, in: Mitteilungen der Wirtschaftshochschule Mannheim, Heft 1, März 1962. Interview Ulla Hofmann – Oeckl über Öffentlichkeitsarbeit, in: Mannheimer Morgen, 25.06.1962. Public Relations aus der Sicht der Unternehmensführung, in: ZV+ZV, 59. Jg., Heft 18/1962, vom 20.06.1962. Public Relations als Unternehmensaufgabe, in: Vortragsreihe des Deutschen IndustrieInstituts, Nr. 12, März 1962. Public Relations-Vorlesungen an einer Universität, Interview mit Albert Oeckl, in: Führungspraxis, Heft Nr. 6, Baden-Baden, Juni 1962. Public Relations nötiger denn je, in: Wirtschaft und Sozialpolitik (Sonderbeilage), Nr. 26, 30.06.1962. Die Öffentlichkeitsarbeit in Theorie und Praxis, in: DPRG (Hrsg.): Erster Public Relations Lehrgang, München, 25.-30. Juni 1962, DPRG-Schriftreihe, Heft 3. Die Verantwortung des PR- Fachmanns, in: DPRG (Hrsg.): Erster Public Relations Lehrgang der Deutschen Public Relations Gesellschaft, München, 25.-30. Juni 1962, DPRGSchriftreihe, Heft 3. Regeln der Öffentlichkeitsarbeit, in: Allgemeine Forstzeitschrift, 17. Jg., Heft Nr. 45, 10.11.1962.
Aufsätze, Manuskripte, Interviews und Bücher
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Öffentlichkeitsarbeit ist notwendig!, in: Blätter für Vorgesetzte, Arbeitsring Chemische Industrie, Frankfurt/ M., November 1962. Aufgabe und Bedeutung der Public Relations und Werbung, in: Blätter für Vorgesetzte, Wiesbaden, November 1962. Public Relations – Information oder verkappte Werbung?, in: Streitgespräch Prof. Dr. Adorno – Dr. Albert Oeckl, Fernsehsendung Südwestfunk am 08.11.1962. Wald und Öffentlichkeitsarbeit, Artikel in: Forstzeitschrift, Nr. 45, November 1962. Zuviel oder zuwenig Öffentlichkeitsarbeit, in: FAZ vom 27.12.1962. 1963 Public Relations – ein Dreiergespräch (Dr. Goebel, SWF, Dr. Oeckl und Dr. Wingenroth, PR- Direktor Lufthansa), Fernsehsendung Südwestfunk, 05.02.1963. Zaubermeister der öffentlichen Meinung?, in: „Werben und Verkaufen“, München, 07.06.1963. 1964 Public Relations als Unternehmeraufgabe, in: Freie Presse, Buenos Aires, 26.03.1964. Der Public Relations-Mann in der Praxis, 1. Public Relations- Lehrgang für Fortgeschrittene, DPRG- Schriftenreihe, Heft 4, Juni 1964. Handbuch der Public Relations. Theorie und Praxis der Öffentlichkeitsarbeit, München 1964. Öffentlichkeitsarbeit und Werbung, in: Werbung in Deutschland, Düsseldorf, 1964. Das Bedürfnis der modernen Gesellschaft nach Unterrichtung, in: Mitteilungen Universität Mannheim, Heft 2, Oktober 1964, 18ff., sowie in: Pfälzisches Industrie- und Handelsblatt vom 15.01.1965, Jg. 40, Nr. 2. 1965 Das Bedürfnis der modernen Gesellschaft nach Unterrichtung, in: Mitteilungen der Gesellschaft der Freunde der Universität Mannheim e. V., Jg. 13, Nr. 2/ Oktober 1964 sowie in: Pfälzisches Industrie- und Handelsblatt vom 15.01.1965, Jg. 40, Nr. 2. Ein Unternehmen und seine Umwelt, Sondernummer des Mannheimer Morgen zum 100. Jubiläum der BASF, 06.04.1965. Ist Öffentlichkeitsarbeit für ein Unternehmen notwendig?, in: Mannheimer Morgen vom 06.04.1965.
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Das Gesamtwerk Albert Oeckls im Überblick
Fachmann für Public Relations – das moderne Berufsbild, in: Die Welt vom 31.12.1965. Wissenschaft und Öffentlichkeitsarbeit, in: Mitteilungen der Freunde der Studentenschaft der Universität Heidelberg, Nr. 37/1965. Was ist Öffentlichkeitsarbeit?, Interview in: Führungspraxis, Heft 2/1965. Wissenschaft und Öffentlichkeitsarbeit, in: Bild der Wissenschaft 2/1965. 10-Punkte-Programm der DPRG, in: ZV+ ZV, 62. Jg., Heft 28/1965 sowie Journal IPRA, Nr. 3, Herbst 1965. Wissenschaft und Öffentlichkeitsarbeit, in: Ruperto Carola, Heidelberg, Jg. XVII, Bd. 37, 1965 sowie in: Bild der Wissenschaft, Heft 4, Sonderdruck, Stuttgart, 1965. Der Public Relations-Fachmann, in: Die Welt vom 31.12.1965. Über Public Relations..., in: Heft 29, Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit, Bonn, Dezember 1965. 1966 Mehr und bessere Publizität für die Wissenschaft, in: Lions- Zeitschrift, April 1966. Über Public Relations, in: Für Sie gelesen, Heft 29/1966. Öffentlichkeitsarbeit als Arbeit an der öffentlichen Meinung, in: Stolte, Wisser (Hrsg.): Integritas – geistige Wandlung und menschliche Wirklichkeit, Festschrift für Intendant Prof. Holzamer, Sonderdruck, Tübingen, 1966. 1967 Report on Public Relations in West Germany, in: German American Trade News, No. 4, April 1967. Die Aufgaben des PR- Chefs eines großen deutschen Unternehmens, Interview für die Hörfunksendung „Zu Gast am Mikrofon“ im Südwestfunk/ Südfunk, 09.03.1967. PR in Deutschland. Ihre Entwicklung, ihr gegenwärtiger Stand und ihre Aussichten in der Zukunft, Hamburg 1967. Öffentlichkeitsarbeit als Arbeit an der öffentlichen Meinung?, in: Mitteilungen der Gesellschaft der Freunde der Universität Mannheim, Jg. 16, Nr. 1/ April 1967. Die DPRG, Dokumentation, Mai 1967.
Aufsätze, Manuskripte, Interviews und Bücher
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Öffentlichkeitsarbeit – eine soziologische Funktion, in: Der Volkswirt, Heft Nr. 45 vom 10.11.1967. Öffentlichkeitsarbeit der deutschen Hochschulen, in: Mitteilungen der Gesellschaft der Freunde der Universität Mannheim, Jg. 17, Nr.1, 1968, sowie Österreichische Hochschulzeitung vom 15.12.1967. 1968 Bemühungen und gegenseitiges Vertrauen, Sinn, Zweck und Ziel der Öffentlichkeitsarbeit, Interview in: Die Rheinpfalz, Blick in die Zeit, 13.02.1968. Ein Bericht über moderne Öffentlichkeitsarbeit, in: Werkstätten des Geistes, das Wirken der Universität Ruperto Carola Heidelberg, Sonderdruck des Heidelberger Tageblatt, 05.07.1968. Public Relations in Deutschland, in: ZV+ ZV, Heft 29/30, Bonn, 24.07.1968. Ist die Grossstadt für den Bürger noch attraktiv? Eine gesellschaftspolitische Überlegung, in: Stadtverwaltung Ludwigshafen (Hrsg.), September 1968. Städtereinigung und Öffentlichkeitsarbeit, in: Der Städtetag, Heft 9, September 1968. Die heutige gesellschaftspolitische Situation, die Möglichkeiten der Public Relations und der Weg in eine – bessere – Zukunft, in: Mitteilungen der Gesellschaft der Freunde der Universität Mannheim, Jg. 17, Nr. 2, Oktober 1968. Das Gesicht der deutschen Industrie, Geschenkband mit Bildern von Otto Steinert und Texten von Albert Oeckl. Düsseldorf, Wien 1968. 1969 Warum Öffentlichkeitsarbeit? Wachsender Aufwand für PR in Politik, Wirtschaft und Kultur, in: Rheinischer Merkur, Köln, 20.06.1969. Die saubere und gerade Linie, Interview in: Der Volkswirt, Beilage Wirtschaft und Publizistik, Frankfurt/ M., 04.07.1969. Public Relations als Methode – Möglichkeiten für die Sozialarbeit?, in: Herder Korrespondenz, Freiburg, Juli 1969. Information und Kommunikation im Unternehmensbereich, in: Publizistik, 14. Jg. 1969, Heft 3, Sonderdruck, Konstanz, 29.09.1969. Industrie von Weltruf – Überblick über die Ludwigshafener Industrie, in: Welt am Oberrhein, Heft 3, 1969.
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Das Gesamtwerk Albert Oeckls im Überblick
Public Relations als Methode – Möglichkeiten für die Sozialarbeit?, in: Bundesministerium des Inneren (Hrsg.): Öffentlichkeitsarbeit in der Sozialarbeit. Bergneustädter Gespräch Bd. 6, Bonn, 1969. 1970 Ehefrieden durch Gütertrennung, Oberwinter, 1970 Why public relations?, in: „Economic Times“, Bombay, 16.02.1970. Information und Kommunikation im Unternehmensbereich, in: Mitteilungen Universität Mannheim, Heft 1, April 1970. 1971 Studiengänge und Berufsaussichten des Geisteswissenschaftlers, Interview Dr. Glotz – Dr. Oeckl im ZDF, 22.11.1970. Der Standort der Öffentlichkeitsarbeit, in: Thema Wirtschaft / Wirtschaftspublizistik im Wandel, DIHT- Schriftenreihe, Heft 123, Bonn, Januar 1971. Wo steht die Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland nach 20 Jahren?, in: Mitteilungen der IHK für die Pfalz, Heft 6, März 1971. PR – gutes Geld für bessere Meinung, in: Markt Kommunikation, Heft 5, Wiesbaden, August 1971. Public Relations, in: Lexikon der Psychologie, Freiburg, 1971. 1972 Public Relations, in: Lexikon der Psychologie, 3. Band, Freiburg im Breisgau 1972. Weltweite Öffentlichkeitsarbeit, in: PR – Revue, Nr. 72 – 73, Zürich, Februar 1973. Der Unternehmer als Objekt und Subjekt in der Öffentlichkeitsarbeit, in: Wirtschafts- Informations – Dienst, Nr. 167, 28.12.1972. 1973 Die sieben goldenen PR- Regeln, in: Manager-Magazin, Heft 5/1973, sowie: Kurzbeitrag für Monatsblätter für freiheitliche Wirtschaftspolitik, Heft 2, Frankfurt/ M., Februar 1973. Öffentlichkeit und Öffentlichkeitsarbeiter, Anmerkungen zum VI. Public Relations- Weltkongress, in: FAZ / Blick durch die Welt, 04.05.1973. Unternehmer und Öffentlichkeit, in: „Manager- Magazin“, 05.05.1973.
Aufsätze, Manuskripte, Interviews und Bücher
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Die deutsche Öffentlichkeitsarbeit und die PR-Weltkongresse von 1958 – 1973, in: Zeitschrift „PR“, Juni 1973. Public Relations und Management, eine gesellschaftskritische Betrachtung, in: PR- Revue, Nr. 36, Zürich, September 1973. Industriefirmen und Öffentlichkeitsarbeit, in: Koschwitz, Pötter (Hrsg.), Publizistik als Geisteswissenschaft, Konstanz 1973. Der Wirtschaftsfilm als Kommunikationsmittel, in: Festschrift für Prof. Wilmont Haacke zum 60. Geburtstag, in: Publizistik als Geisteswissenschaft, Universitätsverlag Konstanz, April 1973. 1974 Der Unternehmer als Objekt und Subjekt in der Öffentlichkeitsarbeit, in: Mitteilungen der Universität Mannheim, Nr. 1, April 1974. Öffentlichkeitsarbeit in Wirtschaft und Verwaltung, in: Woche im Bundestag, Nr. 15, 18.09.1974. 1975 PR-Arbeit heute, in: Zeitschrift „Kunst / Kautschuk-Woche“, Heft 1, 02.01.1975. Bedeutung der Öffentlichkeitsarbeit für die Wirtschaft, in: Informationsberichte über betriebliche Publizistik, 17.03.1975. 1976 PR- Praxis. Der Schlüssel zur Öffentlichkeitsarbeit, Düsseldorf, März 1976. Das Bild vom `bösen Deutschen`- ein PR- Problem?, in: Public Relations-Report, 28.07.1976. General Report on Public Relations Education worldwide, Gold Paper No. Two, International Public Relations Association London by Albert Oeckl, Chairman Professional Standards Comittee, IPRA, September 1976. Ist Öffentlichkeitsarbeit Augenwischerei, Feuerwehr oder Überzeugen durch transparente Information?, in: Plesser (Hrsg.): Wer profitiert von der Privatwirtschaft? Unternehmensentscheidungen transparent gemacht, Herderbücherei, Bd. 552, Freiburg 1976. 1977 Public Relations in Europa, in: Publizistik, Heft 1/1977.
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Das Gesamtwerk Albert Oeckls im Überblick
Hochschule und Öffentlichkeitsarbeit, in: Die Deutsche Universitätszeitung, , Heft 1/1977, 2ff. Ein Nachruf für Carl Hundhausen, in: PR- Magazin, Heft 3/1977. Mit systematischer Öffentlichkeit aus dem Elfenbeinturm. Legitimationskrise der deutschen Hochschulen und wachsende Wirtschaftsfeindlichkeit, in: PR- Magazin, Heft 2/1977. 1978 BDTV- Dialog 1978. Verkaufsförderung und Verkaufstraining im Gespräch mit PR, Marktforschung, Handel und Industrie, in: Marketing Journal, Heft 3/1978. 1979 Muss noch eine Kommunikationszeitschrift erscheinen?, in: communication, Leitartikel, Juni 1979. Unternehmerische Öffentlichkeitsarbeit- was kann das sein?, in: Mitteilungen der Gesellschaft der Freunde der Universität Mannheim, April 1979. 1980 Sozialbilanz- ja oder nein?, in: Personal, 32. Jg., Heft 1 vom 15.01.1980. Public Relations leben nicht im luftleeren Raum. Ein Überblick über die Situation der PRAusbildung, in: PR-Magazin, Heft 6/1980. 1981 Public Relations Politik. Studien zu Theorie und Praxis der Public Relations, Band 6, Düsseldorf 1981. Public Relations Politik. PR-Philosophie, PR-Berufsbild, PR-Ausbildung, PR-Forschung, PR- Organisationen und PR-Situation national, europäisch, international, Düsseldorf 1981. Die Public Relations im Überblick, in: Handbuch der Kommunikations- und Werbewirtschaft, Bd. 1, Landsberg/ Lech, 1981. 1982 Hans Domizlaff zum 90. Geburtstag, in: Handelsblatt, Düsseldorf, 12.05.1982. Über den Begriffs- und Aufgabenwandel in der Öffentlichkeitsarbeit, in: Public Relations Report, 11.08.1982. Öffentlichkeitsarbeit, Dialog zwischen Institutionen und Gesellschaft, in: Handbuch der Kommunikations- und Werbewirtschaft, Bd. 3, Sonderdruck, Oktober 1982.
Aufsätze, Manuskripte, Interviews und Bücher
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Die Public Relations-Politik, in: Handbuch der Kommunikations- und Werbewirtschaft, Bd. 3, 1982. Fortbildungsseminare von Management-Instituten und anderen Organisationen, Sonderdruck aus „Öffentlichkeitsarbeit“, Handbuch Haedrich, Bartenheier, Kleinert, Verlag Walter de Gruyter, Berlin 1982. 1983 Das Berufsbild des Public Relations-Fachmannes, Sonderdruck aus der Festschrift für Prof. Dr. Karl Bringmann zum 70. Geburtstag, Düsseldorf 1983. Public Relations zwischen gestern und heute, Essen 1983. Was kann die Wirtschaft von der Öffentlichkeitsarbeit erwarten – und was nicht?, in: Flieger, Ronneberger (Hrsg.): Public Relations für die unternehmerische Wirtschaft, Wiesbaden 1983. 1984 Mit Marketing hatten PR anfangs nichts zu tun, in: PR- Magazin, Heft 8/1984. 25 Jahre Deutsche Public Relations Gesellschaft, in: Publizistik, Heft 29/1984. 1985 „Hundert Jahre Historie der Public Relations – Eine Chronik“, PR Public Relations Report vom 27.02. - 03.04.1985, Fortsetzungsreihe I-IV. „100 Years of Public Relations“: Going Public, in der Festschrift der Feldmühle Aktiengesellschaft, Düsseldorf zum 100. Firmenjubiläum, im Magazin, August 1985. Checkliste zum Thema „Mitarbeiterpflege“ (26 Punkte), in: Presse Systeme, Schmitten/ Ts., 1985. Dem Zeitgeist auf der Spur. Aufgaben und Aussichten der Öffentlichkeitsarbeit, in: FAZ vom 28.09.1985. PR- Lehre und Forschung an deutschen Universitäten und Fachhochschulen und international, 1985. Öffentlichkeitsarbeit kontra Vertrauenskrise, in: Horizont, Nr. 47 vom 25.11.1985. 1986 Die supranationalen PR-Organisationen IPRA und CERP im Vergleich – Verschiedenheiten – Abwägung.
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Das Gesamtwerk Albert Oeckls im Überblick
Zu sehr nach innen orientiert, Interview in: Die Presse vom 11.07.1986. Oeckl über Öffentlichkeitsarbeit heute, Skript für PR- Magazin, 1986. Glaubwürdigkeit kontra Angst. Kursbestimmung der Öffentlichkeitsarbeit, in: SchulzeFürstenow (Hrsg.): Handbuch für Öffentlichkeitsarbeit von Wirtschaft, Verbänden, Behörden und Institutionen, Neuwied 1986. In der Praxis tut sich wenig, in: PR- Magazin, Heft 8/1986. Vorwort zum Handbuch der deutschen PR-Agenturen, September 1986. Mehr als ein salopper Zungenschlag, in: PR-Magazin, Heft 12/1986. Anfänge der Öffentlichkeitsarbeit, in: Fischer (Hrsg.): Pioniere der Nachkriegspublizistik, Köln 1986. Antwort an Dr. Manfred Buchwald und Jochen Meyn, in: Partner oder Journalist? Öffentlichkeitsarbeit und die Medien, Dokumentation zur DPRG-Jahrestagung vom 08.- 10.05.1986. Die gesetzliche Rentenversicherung, die öffentliche Meinung und die Öffentlichkeitsarbeit, in: Deutsche Rentenversicherung, Mai/ Juni 1986. 1987 Anfänge der Öffentlichkeitsarbeit, in: PR-Magazin, Heft 2/1987. 1988 „Auf dem Weg zu einer weltweiten Kommunikation?“, Lions- Zeitschrift Deutschland, Januar 1998. „Auf dem Weg zu einer weltweiten Kommunikation“, Zusammenfassung eines Beitrags zum 17. Internationalen Management Symposium, St. Gallen 1987 und eines Vortrages im Lions Club Heidelberg, Mai 1987. „Unbefriedigende Situation an den Hochschulen: Ausbildung in einem Zukunftsberuf“, in: Süddeutsche Zeitung, 12.05.1988. Sponsoring: Mäzenatentum oder ein neues Kommunikationsinstrument?, ein sozialpsychologisch-kommunikationspolitischer Beitrag zum Wertewandel für die Publikation „Sponsoring“, Dirk Bläse Public Relations, 02.07.1988. Die Rolle von Unternehmen im politischen und sozialen Umfeld, Thesen zum Workshop in St. Gallen, Mai 1988.
Aufsätze, Manuskripte, Interviews und Bücher
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Die historische Entwicklung der Public Relations in Deutschland, Juni 1988. „PR- Konzeption für den Hockenheimring als Automobil- und Motorradrennbahn und Veranstaltungsplatz für Massenveranstaltungen wie z. B. Konzerte“, August 1988. Ausbildung und Fortbildung in einem Zukunftsberuf, in: PR-Magazin, Heft 10/1988. Mit zwei Tonnen Stahl gewann Krupp an Gewicht. Die historische Entwicklung der Public Relations in Deutschland, in: Das Parlament, 38. Jg., Nr. 33-34/1988. 1989 „Fromme Sprüche- hard facts zur deutschen Public Relations Ausbildung“, RundfunkInterview, Südwestfunk, 13.09.1989. „Presse- und Öffentlichkeitsarbeit“, Standort- und Lokalpresse – dimitag, zum 40. Jubiläum, 24.07.1989. „50 Jahre Öffentlichkeitsarbeit und 10 Maximen haben mein Leben geprägt“, Interview im Public Relations- Report aus Anlass des 80. Geburtstages am 22.11.1989. Historische Entwicklung der Public Relations, in: Pflaum, Pieper (Hrsg.): Lexikon der Public Relations, Landsberg a. L. 1989. 1990 PR beim Vorstand, in: PR-Magazin, Heft 1/1990. Die Zukunft der Public Relations aus der Sicht des PR-Pioniers, in: Dörrbecker, Rommerskirchen (Hrsg.): Blick in die Zukunft – Kommunikations-Management: Perspektiven und Chancen der Public Relations, Remagen, Rolandseck 1990. „Gehören wir Lions-Mitglieder zur Wohlstands- oder Zukunftsgeneration?“, Lions- Zeitschrift, September 1990. „Öffentlichkeitsarbeit – Eine Führungsaufgabe auch für die diakonischen Einrichtungen“, in: Informationsreihe Hessisches Diakoniezentrum Hephata, Schwalmstadt-Treysa, 26.11.1990. 1991 Die historische Entwicklung der Public Relations, in: Reineke, Eisele (Hrsg.): Taschenbuch der Öffentlichkeitsarbeit, Heidelberg 1991. „Öffentlichkeitsarbeit, eine geschichtliche, soziologische und medienpolitische Betrachtung“, Lions Club Heidelberg, Oktober – Heft 1991, Lionsvereinigung.
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Das Gesamtwerk Albert Oeckls im Überblick 1992
Ein Zeitzeuge über Öffentlichkeitsarbeit seit 1938 mit Ausblick auf die Jahrtausendwende, Manuskript, März 1992. Dialog mit dem Bürger: Neue Ziele, mehr Aufwand, in: Institut der Deutschen Wirtschaft, Unternehmen und Gesellschaft, Heft 4, Köln, 04.06.1992. „Öffentlichkeitsarbeit von gestern bis morgen“, in: Erfolgreiche PR, Kommunikation heute und morgen, Frankfurt 1992. 1993 Anfänge und Entwicklung der Öffentlichkeitsarbeit, in: Fischer, Wahl (Hrsg.): Public Relations / Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt / M. 1993. Die historische Entwicklung der PR in Deutschland, in: Kalt (Hrsg.): Öffentlichkeitsarbeit und Werbung, Frankfurt / M. 1993. 1994 Die historische Entwicklung der Public Relations, in: Reineke, Eisele (Hrsg.): Taschenbuch Öffentlichkeitsarbeit, 2. überarb. Aufl., Heidelberg 1994. 1995 Oeckl über Oeckl, in: PR- Report, Ausgabe 1466 vom 09.01.1995. Quo vadis, PR?, in: Chemische Industrie, Heft 9/1995.
15 Quellennachweis
15.1 Literatur Achelis, Thomas (Hrsg.) (2000): PR baut Brücken. Festschrift zum 90. Geburtstag von Dr. Albert Oeckl, Bonn. Ahlberg, René (1968): Die politische Konzeption des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes, Bonn. Bentele, Günter (1997): PR-Historiographie und funktional-integrative Schichtung. Ein neuer Ansatz zur PR-Geschichtsschreibung, in: Szyska, Peter (Hrsg.) (1997): Auf der Suche nach Identität: PR-Geschichte als Theoriebaustein, Berlin, 137-169. Bentele, Günter / Liebert, Tobias (2000): Die PR der Verbände und Organisationen: Zur Einführung, in: Bentele, Günter / Liebert,Tobias / Vogt, Michael (Hrsg.) (2001): PR für Verbände und Organisationen. Fallstudien aus der Praxis, Neuwied, VII-XI. Bentele, Günter (2000): Prof. Dr. Albert Oeckl – 90 Jahre, in: PR-Forum, 1/2000, 44. Bernays, Edward L. (1952): Public Relations, Oklahoma. Bernays, Edward L. (1967): Biografie einer Idee, Köln. Binder, Elisabeth (1983): Die Entstehung unternehmerischer Public Relations in der Bundesrepublik Deutschland, Münster. Brandt, Ahasver von (1980): Werkzeug des Historikers. Eine Einführung in die historischen Hilfswissenschaften, Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz. Brettner, Hans (1924): Die Organisation der industriellen Interessen in Deutschland unter besonderer Berücksichtigung des „Reichsverbandes der deutschen Industrie“, Berlin. Busse, Walter (1970) (Hrsg.): „...wir danken Ihnen für dieses Gespräch“, 24 Spiegel-Gespräche, München. Cutlip, Scott (1994), The unseen power: Public Relations. A history. Hillsdale, N.J. Der Austausch (1928), Schriftenreihe der Vereinigung Carl Schurz, Heft 1 „Carl Schurz“, Berlin. Der Austausch (1928), Schriftenreihe der Vereinigung Carl Schurz, Heft 2 „General von Steuben – ein deutscher Pionier in Vereinigten Staaten“, Berlin. Erkelenz, Anton (1928): Eröffnungsrede zum Gedenken an das 150jährige Jubiläum der Ankunft Baron Friedrich von Steubens in Amerika, in: Der Austausch 1928, Schriftenreihe der Vereinigung Carl Schurz, Heft 2 „General von Steuben- ein deutscher Pionier in Vereinigten Staaten“, Berlin, 8-14. Flieger, Heinz (1994): Public Relations. Das Lebenswerk von Albert Oeckl, Wiesbaden. Frei, Norbert / Schmitz, Johannes (1999): Journalismus im Dritten Reich, München. Fröhlich, Romy (1997): Auf der Suche nach dem `Urknall´. Missverständnisse und Defizite in der PR-Geschichtsschreibung, in: Szyska, Peter (Hrsg.) (1997): Auf der Suche nach Identität: PRGeschichte als Theoriebaustein, Berlin, 69-77. Fuchs-Heinritz, Werner (2000): Biographische Forschung: eine Einführung in Praxis und Methoden, Opladen, Wiesbaden. Gattineau, Heinrich (1983): Durch die Klippen des 20. Jahrhunderts. Erinnerungen zur Zeit- und Wirtschaftsgeschichte, Stuttgart. Gerhards, Jürgen; Neidhardt, Friedrich (1990): Strukturen und Funktionen moderner Öffentlichkeit. Fragestellungen und Ansätze, Berlin. Gross, Herbert (1951): Moderne Meinungspflege, Düsseldorf.
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Quellennachweis
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Archivmaterial
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Quellennachweis
15.2 Archivmaterial 15.2.1 Bundesarchiv Berlin (BArchBln) R 8128 IG- Farbindustrie AG A 14, Bl. 201 A 14, Bl. 202 A 14, Bl. 203/203 a A 14, Bl. 204 A 31, Bl. 113 A 31, Bl. 114 A 55, Bl. 287 A 55, Bl. 308 A 55, Bl. 309 A 55, Bl. 310f. A 55, Bl. 339 A 55, Bl. 352 A 55, Bl. 353ff. A 55, Bl. 438 A 55, Bl. 657 A 55, Bl. 689 A 55, Bl. 808 A 55, Bl. 827 A 55, Bl. 833 A 55, Bl. 839 A 55, Bl. 854 A 55, Bl. 902 A 55, Bl. 911 A 55, Bl. 918f.
Notiz der Direktionsabteilung Chemikalien Frankfurt/M. zur Bewerbung Dr. Oeckls vom 28.02.1938. Schreiben der Direktionsabteilung Berlin NW 7 (Schiller) an Oeckl vom 27.02.1936. Schreiben Oeckls an Dr. Ilgner vom 26.02.1936 Schreiben der Sekretariatsabteilung I Berlin an die Direktionsabteilung Chemikalien Frankfurt/M. . Notiz der Direktionsabteilung über die Aufteilung des Arbeits gebietes der Direktionsabteilung I.G.Berlin. Aufteilung des Arbeitsgebietes der Direktionsabteilung I.G. Berlin NW 7. Brief Oeckls an Arthur Thielicke vom 21.06.1938. Notiz Oeckls für Direktor Frank-Fahle vom 29.06.1938. Bericht Oeckls über Manulescu-Strunga für Direktor Kurt Krüger vom 29.06.1938. Bericht Oeckls über Manulescu-Strunga für Direktor Kurt Krüger vom 29.06.1938. Notiz Oeckls für die Personenkartei vom 24.06.1938. Notiz Oeckls für Herrn Dr. Kersten betr. Überstunden anläss lich der Kieler Woche vom 20.06.1938. Reiseprogramm für die Gruppe französischer Bankiers. Notiz der Codestelle an Oeckl vom 01.06.1938. Schreiben Oeckls an das Direktionssekretariat z.Hd. von Herrn Frey, Bitterfeld, vom 19.05.1938. Schreiben Oeckls an das Sekretariat Direktor Dr. Gajewski, Filmfabrik Wolfen, vom 20.05.1938. Notiz Oeckls über die Reise mit Herren der Hambros Bank vom 24.05.1938. Notiz Oeckls über die Reise mit Herren der Hambros vom 24.05.1938. Notiz Oeckls für Sekretariat Dr. Frank-Fahle. Notiz Oeckls für Direktor Frank-Fahle vom 21.05.1938. Notiz Oeckls zum Besuchsprogramm betr. Deutschlandreise von Herren der Hambros Bank, London, vom 19.05.1938. Notiz Oeckls betr. Deutschlandreise von Herren der Hambros Bank, London, vom 19.05.1938. Notiz Oeckls für die Personalabteilung vom 19.05.1938. Protokoll zur Besprechung über Sozialteil und stilistische Aus gestaltung des Geschäftsberichtes am 17.05.1938.
Archivmaterial A 55, Bl. 920 A 55, Bl. 969 A 60, Bl. 23 A 60, Bl. 27f. A 60, Bl. 33 A 60, Bl. 51
A 60, Bl. 56f. A 60, Bl. 67 A 60, Bl. 87
A 60, Bl. 88 A 60, Bl. 105 A 60, Bl. 121 A 60, Bl. 152ff. A 60, Bl. 316ff. A 60, Bl. 317 A 60, Bl. 328
A 60, Bl. 331
A 60, Bl. 335 A 60, Bl. 340 A 60, Bl. 353 A 60, Bl. 437 A 60, Bl. 438 A 60, Bl. 469 A 60, Bl. 474
347 Notiz zur allgemeinen Besprechung über den Geschäftsbericht am 16.05.1938. Notiz Hackemanns für Herrn Dr. Frank-Fahle vom 07.05.1938. Vertraulicher Auszug über die Sitzung des erweiterten FarbenAusschusses am 12.02.1940 vom 05.03.1940. Vertraulicher Auszug aus dem Vertrag zwischen der HollandGruppe und der Deutschen Gruppe vom 05.03.1940. Vertraulicher Auszug aus der Niederschrift über die Sitzung des Tea am 01.02.1940 vom 06.03.1940. Abschrift Oeckls eines Rundschreibens der Reichsgruppe Industrie betr. Winterhilfswerk an das Büro des Z.A. vom 09.03.1940. Brief Oeckls am Ernst Hackemann vom 11.03.1940. Notiz Oeckls an das Zentral-Ausschuß-Büro betr. Yacht-Club von Deutschland / Beitrag vom 13.03.1940. Auszug Oeckls aus der Niederschrift über die BayerDirektionsbesprechung (Verkaufsgemeinschaft Pharmazeutika und Pflanzenschutz) in Leverkusen am 16.02.1940. Auszug aus der Niederschrift über die Bayer-Direktionsbesprechung in Leverkusen am 16.02.1940 vom 16.03.1940. Auszug Oeckls aus dem Postbesprechungsprotokoll Nr. 185 vom 18.03.1940. Anlage zum Schreiben Oeckls an die Verwaltungsabteilung Frankfurt/M. vom 21.03.1940. Tätigkeitsberichte für März und April 1938. 285, 426ff. Streng vertrauliche Notiz für die Postbesprechung vom 08.01.1940 Streng vertrauliche Notiz für die Postbesprechung vom 08.01.1940. Vertraulicher Auszug aus der Niederschrift über die Sitzung des Verwaltungsrats der Stickstoff-Syndikat GmbH am 15.12.1939 vom 09.01.1940. Vertraulicher Auszug aus der Niederschrift über die Sitzung des Verwaltungsrats der Stickstoff-Syndikat GmbH am 15.12.1939 vom 09.01.1940. Auszug aus der Niederschrift über die 39. Proko-Sitzung am 01.12.1939 in Berlin vom 10.01.1940. Auszug aus der Niederschrift über die 39. Proko-Sitzung am 01.12.1939 in Berlin vom 10.01.1940. Auszug Oeckls aus der Niederschrift über die Direktoriumskonferenz in Leverkusen am 22.12.1939. Legitimationsschreiben für Oeckl vom 01.12.1939. Anlage zum Legitimationsschreiben vom 01.12.1939. Notiz Oeckls an das B.d.K.A. vom 08.12.1939. Schreiben Oeckls an Herrn Fischer, Büro Dr. Schneider, Leuna-Werke, vom 9.12.1939.
348 A 60, Bl. 475 A 60, Bl. 498 A 60, Bl. 499 A 64, Bl. 14 A 64, Bl. 206 A 64, Bl. 207 A 64, Bl. 211 A 64, Bl. 224 A 64, Bl. 247 A 64, Bl. 488 A 70, Bl. 144 A 70, Bl. 329 A 71, Bl. 26 A 71, Bl. 39 A 71, Bl. 116f. A 71, Bl. 415 A 71, Bl. 436 A 71, Bl. 442 A 71, Bl. 464 A 71, Bl. 502 A 71, Bl. 518 A 71, Bl. 588 A 103, Bl. 3 A 103, Bl. 14 A 103, Bl. 31 A 103, Bl.40 A 103, Bl. 65 A 103, Bl. 71 A 103, Bl. 110 A 103, Bl. 120 A 103, Bl. 138 A 103, Bl. 156
A 103, Bl. 178
Quellennachweis Schreiben Oeckls an Herrn Dr. Meyer, Abteilung für Wirtschaftsprüfung, Filmfabrik Wolfen, vom 9.12.1939. Notiz Oeckls an Herrn Schönberg betr. Einberufung vom 12.12.1939. Notiz Oeckls für Herrn Dr. Krüger vom 12.12.1939. Brief von Manulescu-Strunga an Oeckl vom 07.12.1938. Notiz Kerstens an Dr. Ilgner vom 17.12.1938. Notiz Oeckls für Dr. Ilgner über den Besuch von Herrn Minister a.D. Manulescu-Strunga vom 17.12.1938. Notiz an Dr. Ilgner über den Besuch von Herrn Minister a.D. Manulescu-Strunga vom 17.12.1938. Notiz Oeckls für das B.d.K.A. über den Ministerbesuch vom 15.12.1938. Notiz Oeckls an Kurt Krüger vom 12.12.1938. Notiz Oeckls für Herrn Dr. Kersten vom 29.11.1938. Notiz Oeckls vom 23.08.1938. Notiz für Personalabteilung vom 11.08.1938. Notiz Kerstens für Dr. Krüger vom 03.02.1939. Notiz Oeckls an die Nachrichtenstelle vom 04.02.1939. Notiz der Codestelle vom 13.02.1939. Notiz der Direktionsabteilung für Dr. Ilgner vom 10.12.1938. Notiz Oeckls vom 11.01.1939. Notiz Oeckls für Herrn Dr. Krüger vom 12.01.1939. Notiz Oeckls betr. Werksbesichtigung durch Herrn Dr. Endo vom 14.01.1939. Schreiben Oeckls an Dr. Sohm vom 19.01.1939. Schreiben Oeckls an das Büro Dr. Schneider, Leuna-Werke Merseburg vom 21.01.1939. Notiz über die Besichtigung der Leuna-Werke. Notiz der Direktionsabteilung betr. Sprachkenntnisse vom 01.09.1939 Notiz Oeckls für Herrn Dr. Kersten über die Beschaffung von Nachrichtenmaterial aus dem Ausland vom 02.09.1939. Notiz der Personenkartei für Herrn Dr. Oeckl vom 05.09.1939. Notiz Oeckls an die Personen- und Versandkartei. Vertrauliche Notiz Oeckls für Herrn Dr. Krüger über Einschränkungen bei der D.A.F. vom 11.09.1939. Brief Kerstens an Schultze-Mosgau vom 12.09.1939. Notiz Oeckls für Herrn Dr. Prentzel. Notiz Oeckls für Herrn Dr. Ilgner vom 18.09.1939. Notiz Oeckls an Herrn Passarge vom 21.09.1939. Brief von Geheimrat Schmitz und Direktor Krüger an die Reichsstelle für Wirtschaftsausbau betr. Neubau des Verwaltungsgebäudes der I.G. in Berlin vom 25.09.1939. Rundschreiben der Direktionsabteilung betr. tägliche Pressebesprechungen über Auslandsnachrichten vom 27.09.1939.
Archivmaterial A 103,Bl. 223 A 103, Bl. 236 A 103, Bl. 237 A 103, Bl. 245 A 103, Bl. 314 A 103, Bl. 350 A 103, Bl. 376 A 103, Bl. 388 A 103, Bl. 409 A 103, Bl. 422 A 103, Bl. 441
A 103, Bl. 442
A 103, Bl. 538 A 103, Bl. 548 A 103, Bl. 549 A 103, Bl. 550 A 108, Bl. 251 A 108, Bl. 351 A 108, Bl. 432 A 119, Bl. 38 A 119, Bl. 586 A 119, Bl. 721 A 131, Bl. 2ff. A 131, Bl. 27ff. A 131, Bl. 45 A 131, Bl. 47 A 131, Bl. 59ff. A 131, Bl. 74ff.
349 Auszug aus dem Postbesprechungsprotokoll Nr. 167 vom 12.09.1939 Auszug aus dem Postbesprechungsprotokoll Nr. 169 vom 26.09.1939 betr. Kabel nach USA. Auszug aus dem Postbesprechungsprotokoll Nr. 169 vom 26.09.1939. Brief Oeckls an Noack vom 07.10.1939. Personalstand der Direktionsabteilung am 01.10.1939. Notiz Oeckls für Max Ilgner über die Abrechnung der Kieler Woche 1938 vom 24.10.1939. Brief Oeckls an Kersten vom 30.10.1939. Tätigkeitsbericht der Direktionsabteilung Monat November 1939. Tätigkeitsbericht der Direktionsabteilung Monat September 1939. Notiz für die Postbesprechung betr. Kurierdienst vom 07.11.1939. Notiz Oeckls betr. Sitzung beim Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit, Technisch-Wirtschaftlicher Beratungsdienst vom 10.11.1939. Notiz Oeckls betr. Sitzung beim Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit, Technisch-Wirtschaftlicher Beratungsdienst vom 10.11.1939. Streng vertrauliche Mitteilung von Berlin NW 7 vom 25.11.1939. Schreiben der Direktionsabteilung an das 156. Polizeirevier Berlin vom 28.11.1939. Schreiben der Direktionsabteilung an die Industrie- und Handelskammer zu Berlin vom 28.11.1939. Schreiben der Direktionsabteilung an das Arbeitsamt Berlin vom 28.11.1939. Notiz der Direktionsabteilung vom 22.04.1938. Notiz Hackemanns betr. Werksbesichtigung vom 11.04.1938. Rundschreiben der Direktionsabteilung vom 4.4.1938. Termine für die Fertigstellung des Geschäftsberichts vom 04.04.1938. Rundschreiben zur Vermittlung von Werksbesichtigungen vom 21.03.1938. Personalakte Oeckls. Bericht der Nachrichtenstelle für Monat Dezember 1937. Bericht der Nachrichtenstelle für Monat Oktober 1937 Tätigkeitsbericht Monat September 1937. Tätigkeitsbericht der Presseabteilung Monat September 1937. Tätigkeitsbericht der Presseabteilung Monat August 1937. Tätigkeitsbericht der Presseabteilung für Juli 1937.
350 A 131, Bl. 84ff. A 131, Bl. 113ff. A 131, Bl. 126ff. A 131, Bl.140ff. A 131, Bl. 166ff. A 164, Bl. 557 A 200/25, Bl. 230 A 200/25, Bl. 297ff. A 200/36, Bl. 103 A 200/36, Bl. 105 A 200/36, Bl. 303f. A 200/136, Bl. 112
A 200/159, Bl. 572 A 200/159, Bl. 584 A 200/164, Bl. 325f. A 200/164, Bl. 331f. A 200/164, Bl. 495ff. A 200/164, Bl. 518 A 200/164, Bl. 520f
A 200/164, Bl. 540 A 200/164, Bl. 595 A 200/164, Bl. 625 A 200/164, Bl. 672 A 200/164, Bl. 742 A 200/164, Bl. 826f. A 200/166, Bl. 67
A 200/166, Bl. 232 A 200/166, Bl. 388
Quellennachweis Tätigkeitsbericht der Presseabteilung vom 1. November 1936 bis 30. Juni 1937. Bericht der Nachrichtenstelle für die Monate Januar und Februar 1938. Veröffentlichungen der ausländischen Presse über die I.G.Farbenindustrie und ihre Arbeitsgebiete. Bericht der Presseabteilung für August, September, Oktober 1936. Bericht der Presseabteilung Juni / Juli 1936. Schreiben der Schriftleitung der Werkzeitung an Mario Passarge vom 30.05.1940. Personalakte Oeckls. Auswertung der Personalunterlagen unter Berücksichtigung der jeweiligen Eintrittsdaten der Mitarbeiter. Abschrift eines Briefes von Oeckl an die Direktionsabteilung vom 25.03.1941. Abschrift eines Briefes von Oeckl an die Direktionsabteilung. Brief Oeckls an „Unsere Feldpost“. Notiz der Direktionsabteilung für Dr. Krüger und BdKA, Gruppe Osteuropa, über einen eventuellen Technologietransfer nach Rumänien vom 11.07.1939. Ausbildungsgang für sonstige Angehörige der I.G. Berlin NW 7. Nachwuchs-Notiz der Sekretariatsabteilung I vom 06.08.1936. Nachricht Oeckls an das I.G.-Sekretariat Kiel vom 20.06.1938. Notiz Oeckls an Kurt Krüger vom 20.06.1938 Notiz betr. Code-Angelegenheiten, Berlin NW 7, vom 04.05.1938. Notiz der Direktionsabteilung vom 5.5.1938. Arbeitsplan für die Zeit der Vertretung von Herrn Dr. Rüdiger durch Herrn Dr. Oeckl im Referat I der Direktionsabteilung vom 5.5.1938. Notiz für die Nachrichtenstelle vom 06.05.1938. Dankesschreiben Oeckls an die Verkaufsgemeinschaft Chemikalien Frankfurt vom 11.05.1938. Notiz Oeckls vom 13.05.1938. Programmvorschlag der Direktionsabteilung vom 18.05.1938. Zusammenstellung über den Ablauf des Ausbildungsgangs Dr. Oeckl. Notiz zum Gespräch Oeckls mit dem Vertreter der Juristischen Abteilung Frankfurt (Chemikalien), Herrn Huppert. Niederschrift über die 77. Sitzung des Chemikalien-Ausschusses am 11.11.1940 in Frankfurt/M. / Direktionsabteilung (Oeckl) vom 10.12.1940. Notiz Oeckls für die Personalabteilung vom 09.11.1940. Brief Oeckls an Schultze-Mosgau vom 09.10.1940.
Archivmaterial A 200/177, Bl. 3f. A 200/177, Bl. 27 A 200/225, Bl. 230
351 Protokoll zur Besprechung der Spartenleiter vom 09./10.10.1935 in Berlin NW 7. Aktennotiz betr. Heranbildung von qualifiziertem Nachwuchs bei der I.G. Berlin NW 7 vom 23.09.1935. Personalakte Oeckls.
R 3112 Reichsamt für Wirtschaftsausbau 324, Bl. 1 und 7 176, Bl. 2 98
43 64 324, Bl. 118 324, Bl. 122 324, Bl. 131
Organigramm und Gliederung des Reichsamtes für Wirtschaftsausbau. Als „geheime Reichssache“ gekennzeichnete Vortragsnotiz zur „Luftgefährdung der GB-Chemie-Betriebe“ vom 21.04.1943. Begleitschreiben der als „geheime Kommandosache“ gefertig ten Vortragsnotiz Oeckls für den Chef des Wirtschaftsstabes Ost über die „Bedeutung des weiteren Ausbaus der Baltöl...“ vom 08.10.1943. Geheimer Bericht über den derzeitigen Stand Baltöl vom 17.01.1944. Als „geheime Reichssache“ gekennzeichnete Zusammenstellung der Mineralölproduktion vom 17.04.1944. Rundschreiben Oeckls betr. Angaben über Gebechem-Betriebe vom 30.06.1944. Rundschreiben Oeckls an die Herren Beauftragte des Gebechem betr. Beauftragter Den Haag vom 17.06.1944. Rundschreiben Oeckls an die Herren Beauftragte des Gebechem betr. Fernsprechanschluss des Beauftragten im Wehrkreis III.
352
Quellennachweis
15.2.2 BASF-Archiv Ludwigshafen (BASFArchLu) C 802
Tätigkeits- bzw. Jahresberichte der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit (AOA)
Tätigkeitsbericht AOA/Büro P 1959. Tätigkeitsbericht AOA 1961. Tätigkeitsbericht AOA 1962. Tätigkeitsbericht AOA 1963. Tätigkeitsbericht AOA 1964. Tätigkeitsbericht AOA 1965. Tätigkeitsbericht AOA 1966. Jahresbericht AOA 1967. Jahresbericht AOA 1968. Jahresbericht AOA 1969. Jahresbericht AOA 1970. Jahresbericht AOA 1971. Jahresbericht AOA 1972. Jahresbericht AOA 1973. Jahresbericht AOA 1974.
C 804
contact – Mitteilungen für die Öffentlichkeitsarbeit der BASF
contact – Mitteilungen über die Öffentlichkeitsarbeit der BASF Nr. 1 / 1961. contact – Mitteilungen über die Öffentlichkeitsarbeit der BASF Nr. 6 vom 21.12.1962. contact – Mitteilungen über die Öffentlichkeitsarbeit der BASF Nr. 5 vom 22.01.1962. contact – Mitteilungen über die Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Nr. 3 vom 20.12.1963. contact – Mitteilungen über die Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Nr. 2 vom 29.12.1964. contact – Mitteilungen über die Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Nr. 18 vom 20.12.1965. contact – Mitteilungen über die Öffentlichkeitsarbeit der BASF Nr. 18 vom 28.12.1966. contact – Mitteilungen über die Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Nr. 16 vom 22.06.1966. contact, Öffentlichkeitsarbeit der BASF, Nr. 2, 1970.
Archivmaterial
353
Dr. Oeckl – Vorträge, Vorlesungen, Publikationen 1959-1973 Dokumentierter Tonbandmitschnitt von Oeckls erster Vorlesung am 23.11.1960 an der Universität Heidelberg. Dokumentierte Rückschau Wintersemester 1960/61 – Sommersemester 1962 von Fr. Dr. Holtz für Dr. Oeckl. Konzept zur Einführungsvorlesung am 09.05.1962. Fragen und Stichworte zum Tonbandmitschnitt der Einführungsvorlesung am 09.05.1962. Fragen und Stichworte zum Tonbandmitschnitt der 2. Übung am 30.05.1962. Fragen und Stichworte zum Tonbandmitschnitt der 3. Übung am 20.06.1962. Dokumentierter Tonbandmitschnitt vom 25.07.1962. Vorlesungsmitschnitt vom 05.12.1962. Teilnehmerliste Wintersemester 1962/1963. Anfrage Oeckls an Wurster vom 07.011.1962: „PR-Artikel Oeckl in der FAZ“. Aktennotiz A 3 Hz/a von Fr. Dr. Holz vom 28.10.1963. Aktennotiz A3 Hz/a vom 28.10.1963 betr. Kommunikationsforschung. Aktennotiz AOA/AL vom 02.07.1963 betr. „Kennedy-Besuch in der BRD unter dem Aspekt der Grundsätze der Öffentlichkeitsarbeit“. Aktennotiz Hz/a für Herrn Dr. Oeckl vom 30.01.1963, betr. Vorlesung Sommersemester 1963. Aktenvermerk A3 Hz/a für Dr. Oeckl vom 03.05.1963 über Vorlesungen im Sommersemester 1963. Aktenvermerk A3 Hz/a für Dr. Oeckl vom 06.06.1963 zur Vorlesung „Rundfunk und Fernsehen“ am 12.06.1963. Aushang der Abteilung Kommunikationsforschung des Instituts für Soziologie und Ethnologie der Universität Heidelberg vom 13.11.1963. Konzept Oeckls zur Einführungsvorlesung des Wintersemesters 1963/64 am 13.11.1963. Aktennotiz Hz/ge vom 18.12.1963. Übersicht zu den Referaten der Seminarsitzungen im Sommersemester 1964. Aushang der Abteilung Kommunikationsforschung des Instituts für Soziologie und Ethnologie der Universität Heidelberg vom 11.05.1964. Aktennotiz vom 10.11.1964 betr. Vorlesung am 11.11.1964 zum Gesamtthema „Das Bild als Kommunikationsform“. Aushang des Instituts für Soziologie und Ethnologie der Universität Heidelberg, Abteilung Kommunikationsforschung vom 30.10.1964. Aushang des Instituts für Soziologie und Ethnologie der Universität Heidelberg, Abteilung Kommunikationsforschung vom 28.04.1965. Arbeitsanweisung für Pressestelle vom 11.02.1966. Mitteilung Oeckls betr. organisatorische Änderungen bei AOA vom 16.02.1966. Aushang des Instituts für Soziologie und Ethnologie der Universität Heidelberg, Abteilung Kommunikationsforschung vom 05.05.1966. Organigramm der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit (AOA), Stand August 1966. Aushang des Instituts für Soziologie und Ethnologie der Universität Heidelberg, Abteilung Kommunikationsforschung vom 07.11.1966. Mitschnitt der Einführungsvorlesung Oeckls Wintersemester 1966/67 am 09.11.1966.
354
Quellennachweis
Aushang des Instituts für Soziologie und Ethnologie der Universität Heidelberg, Abteilung Kommunikationsforschung vom 05.05.1967. Aushang des Instituts für Soziologie und Ethnologie der Universität Heidelberg, Abteilung Kommunikationsforschung vom 03.11.1967. Aushang des Instituts für Soziologie und Ethnologie der Universität Heidelberg, Abteilung Kommunikationsforschung vom 09.04.1968. Aktenvermerk vom 04.11.1968 betr. Manöverkritik zur Pressekonferenz und Empfang in Antwerpen am 18.10.1968. Referat Oeckls vor der Kommission für Öffentlichkeitsarbeit (KOA) am 29.11.1968. Vorstandsmitteilung WA-AOA (Oeckl / Berghäuser) betr. Abgrenzung und Kooperation der Aufgaben AOA und WA vom 29.05.1970. Aktennotiz „Arbeitsbereiche und Aufgaben AOA/P“ vom 23.02.1971. BASF-Aktennotiz für Abteilungsdirektor Becker vom 30.08.1976. 15.2.3 Nachlass Albert Oeckls (Universität Leipzig) Korrespondenzen Brief Dr. Beutlers an Dr. Frentzel vom 22.11.1954. Brief Oeckls an Karl-Günther von Hase vom 14.06.1963. Brief von Oeckl an John Marston, 09/1963. Brief John Marstons an Oeckl vom 21.10.1963. Brief Oeckls an Alfred Frankenfeld vom 11.11.1963. Brief Alfred Frankenfelds an Oeckl vom 27.11.1963. Brief Rudolf Wildenmanns an Oeckl vom 23.12.1964 Brief Rudolf Sühnels an Oeckl vom 29.09.1966. Brief Oeckls an Gotthard Schettler vom 17.01.1968. Brief des Dekanats der Medizinischen Fakultät, Prof. Jäger, an Oeckl vom 09.09.1968. Brief Oeckls an Rudolf Wildenmann vom 09.05.1968. Schreiben Erich Freiherr von Baillous an den Werner Conze vom 15.10.1969. Brief von Werner Conze an Erich Freiherr von Baillou vom 8.11.1969. Brief Kurt Haefners an Oeckl vom 25.02.1974. Brief Oeckls an Kurt Haefner vom 4.3.1974. Brief Andrew Morlions an Oeckl vom 04.04.1974. Brief Oeckls an Andrew Morlion vom 15.04.1974. Anlage zum Brief Oeckls an Andrew Morlion vom 15.04.1974. Brief Kurt Haefners an Oeckl vom 06.05.1974. Brief Andrew Morlions an Oeckl vom 15.05.1974. Anlage zum Brief Andrew Morlions an Oeckl vom 15.06.1974. Brief Oeckls an Andrew Morlion vom 25.06.1974. Brief Oeckls an Andrew Morlion vom 22.09.1974. Telegramm Oeckls an Andrew Morlion von 22.09.1974. Schreiben Andrew Morlions an Oeckl vom 23.10.1974. Brief Andrew Morlions an Oeckl vom 10.01.1975. Brief Oeckls an Andrew Morlion vom 07.03.1975.
Archivmaterial
355
Brief Oeckls an die Berlitz School vom 09.03.1975 Brief Oeckls an Kurt Haefner 05.04.1975. Brief Kurt Haefners an Oeckl vom 11.04.1975 Brief Oeckls an Luigi Vantaggio vom 09.07.1975. Brief Luigi Vantaggios an Oeckl vom 07.08.1975. Brief Kurt Haefners an Oeckl vom 28.10.1975. Brief Oeckls an Andrew Morlion vom 20.01.1976. Gesprächsnotizen / sonstige persönliche Dokumente Aktennotiz Oeckls zur Besprechung mit Dr. Frenzel am 23.11.1954. Notiz Oeckls zu einer Besprechung mit Horst Reimann am 09.10.1962. Etatantrag für die Abteilung Kommunikationsforschung der Universität Heidelberg vom 28.11.1962. Lebenslauf Dr. Albert Oeckl als Anlage 1 zum Brief Oeckls an Wildenmann vom 21.01.1968. Konzept Oeckls zur Einführungsvorlesung Wintersemester 1968/69 am 13.11.1968. Skript zur 2. Vorlesung an der Universität Heidelberg am 28.11.1968. handschriftliche Notiz Oeckls vom 10.12.1973. Einführungsvorlesung Oeckls vor den Professoren der Fakultät der politischen Wissenschaften an der internationalen Universität Rom am 06.11.1974. Mitteilung Oeckls an Dr. Seefelder vom 12.12.1974. Gesprächsnotiz Oeckls vom 13.03.1975. Notiz Oeckls zur Besprechung mit Kurt Haefner am 12.01.1976.
Publikationen Schweitzer (Hrsg.) (1960): aus unseren kreisen – Informationsdienst für Presse, Rundfunk und Werbung, 2.Jg., 28. Folge vom 18.07.1960. Handelsblatt vom 09.06.1961. Die Rheinpfalz vom 29.05.1965. Klepzig Fachberichte, Düsseldorf, Juni 1965, W 139. Der Journalist, Heft 6 / Juni 1965. Industriekurier Düsseldorf vom 04.07.1967. DRPG-Mitgliedsbrief vom 04.07.1967. Politik und Wirtschaft vom 01.11.1967. Südwestdeutsche AZ, Ausgabe Ludwigshafen, vom 02.11.1967. PR-Report, Nr. 104/1967. Informationsberichte betrieblicher Publizistik vom 04.12.1967. Die Rheinpfalz, Blick in die Zeit, vom 13.02.1968. Mannheimer Morgen vom 31.10.1968 Mannheimer Morgen vom 05.02.1969. Presseinformation der BASF vom 24.10.1974. IV. Public Relations Weltkongress Rio de Janeiro, in: PR-Revue, Nr. 51, August 1968, 8.
16 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abbildung 1
Albert Oeckl (27.12.1909 - 23.04.2001)
28
Abbildung 2
NSDAP- Kartei von Mitglied Nr. 1725219, Albert Oeckl
33
Abbildung 3
Die Herausbildung der Presseabteilung der I.G. Farben
56
Abbildung 4
Beispiel einer Pressemitteilung der I.G. Farben
70
Abbildung 5
Die Stationen Oeckls im Beziehungsgeflecht der I.G.Farben-Organisation Berlin
98
Abbildung 6a und b
Beispiele der Anzeigenserie zur BASFVertrauenswerbung
115
Abbildung 7
Die Route des BASF-Pressefluges
140
Abbildung 8
Presseinformation zum „Silver Anvil Award für internationale Öffentlichkeitsarbeit“
142
Abbildung 9
Jury-Urteil zum „Silver Anvil Award für internationa143 le Öffentlichkeitsarbeit“
Abbildung 10
Hauszeitung „Die BASF“
171
Abbildungen 11 und 12
Deckblatt des ersten PR-Lehrganges der DPRG und Teilnahmezertifkat
197
Tabelle 1
Die Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit in Oeckls Hauptwerken
256
Tabelle 2
Die PR-Technik in der Darstellung der Autoren Bernays, Hundhausen und Oeckl
277
Tabelle 3
Werbung und Öffentlichkeitsarbeit – Gegenüberstellung in Oeckls Hauptwerken
289
Tabelle 4
Geschichte der Public Relations – die Darstellung in Oeckls Hauptwerken
295
17 Anhang
17.1 Anhang I: Kurzbiografie Oeckls Ausbildung und berufliche Tätigkeit bis 1945 - geboren am 27.12.1909 in Nürnberg - Besuch des humanistischen Gymnasiums in Nürnberg und Amberg, Abitur im März 1929 - Studium der Rechtswissenschaften und Volkswirtschaften an den Universitäten München und Berlin 1929-1933, Abschlussexamen in München 1933 - Promotion zum Doktor der Staatswissenschaften (Dr. oec. publ.) in München 1934, Dissertationsthema: „Die deutsche Angestelltenschaft und ihre Wohnverhältnisse“ - erstes juristisches Staatsexamen 1934 - juristischer Vorbereitungsdienst als Referendar im Reichspropagandaministerium, Landesstelle München von Januar 1934 bis September 1935, ab Februar 1936 Wechsel zum Landesverkehrsverband München - NSDAP-Beitritt am 01.05.1933 - Heirat von Ehefrau Auguste 1936 - beruflicher Eintritt in die I.G. Farben, Berlin NW 7 am 01.03.1936 als „sonstiger Angehöriger der I.G NW 7“ mit individuellem Ausbildungsplan (IHK-Nachschulung zum Erwerb kaufmännischer Grundkenntnisse 1936/1937) - qualifizierter Lehrling in der Sekretariatsabteilung I bis August 1936 sowie Presseabteilung ab August 1936 (Lehrling) - kaufmännischer Sachbearbeiter in der Direktionsabteilung ab April 1938 - stellvertretender Abteilungsleiter der Direktionsabteilung ab Mai 1939 - Einberufung zur „Baulehrkompanie“ in Brandenburg / Havel mit Abkommandierung zum Oberkommando der Wehrmacht am 12.12.1939 - parallel: Weiterarbeit für die Direktionsabteilung bis Januar 1939 - Beförderung zum Feldwebel am 01.11.1940 - geheime militärische Auslandseinsätze für das Oberkommando der Wehrmacht, Abteilung II (Ausland / Abwehr) ab Januar 1941 (Ende der Arbeit in der Direktionsabteilung) - Eintritt in das Reichsamt für Wirtschaftsausbau, Abteilung Transport und organisatorische Sonderaufgaben bis etwa Mitte 1944 - ziviler Einsatz im Regierungspräsidium Kattowitz, bei Kriegsende Flucht nach Deutschland - Berufsverbot als ehemaliger NSDAP-Angehöriger von 1945-1947 beruflicher Neubeginn ab 1949 - Assistent beim Bundestagsabgeordneten Dr. Rudolf Vogel 1949-1950
358
Anhang
- Abteilungsleiter Öffentlichkeitsarbeit beim Deutschen Industrie- und Handelstag ab April 1950 - Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit der BASF ab 13.07.1959 – 31.12.1975 nebenberufliches Engagement für Ausbildung und Beruf international - Mitglied des British Institute of Public Relations (BIPR) 1954-1978 - Mitglied der International Public Relations Association (IPRA) und Leiter der deutschen Landesgruppe seit 1960, Council Member seit 1962, corresponding Council Member seit 1963, Vizepräsident seit 1965, Präsident 1967-1979, Chairman Professional Standards Committee 1973-1977, Member Education and Research Committee seit 1974, Member Past President´s Advisory Committee - Gastgeber des 3. PR-Weltkongresses in Berlin 1963 - Chairman des IV. Public Public Relations Weltkongresses Rio de Janeiro 1967 mit Schlussreferat zu internationalen Strategieaufgaben für Forschung und Lehre - Präsident der IPRA-Jahresversammlung und des Council-Meetings in Teheran 1968 und Dublin 1969 - Herausgabe des „General Report on the Research Study conducted on behalf of the IPRA Council for the Professional Standards Committee“ (IPRA-Goldpaper No. 2 „Public Relations Education worldwide“) - Mitglied der Confédération Européenne des Relations Publiques (CERP) 1960, 1. Vizepräsident 1963-1965 - Professur an der Freien und Internationalen Universität Rom 1974 (Lehrtätigkeit im Sommersemester 1975 an der Fakultät für Politische und Sozialwissenschaften sowie am Institut für Wissenschaft und Technik der Öffentlichen Meinung) national - Gründungsmitglied der Deutschen Public Relations Gesellschaft (DPRG) 1958, 1. Vorsitzender 1961-1967, Ehrenmitglied - Initiierung der Public Relations-Lehrgänge ab 1962 - Bildung der DPRG-Grundsatzkommission / Einführung deutscher PR-Grundsätze 1962 - Vorlage des Zehn-Punkte-Programms für Ausbildung und Forschung 1965 - Lehrbeauftragter für Öffentlichkeitsarbeit an der Universität Heidelberg 1960-1968 - Gründungsmitglied und Leiter der Abteilung Kommunikationsforschung an der Universität Heidelberg 1963-1968 - Lehrauftrag zum Thema „Öffentlichkeitsarbeit in Verwaltung und Wirtschaft“ an der Universität Augsburg 1975-1976 - Leitung des Lehrgangs „Öffentlichkeitsarbeit“ an der Deutschen Journalistenschule München 1976 - Mitglied des Verwaltungsrates der Vereinigung der Freunde der Studentenschaft und Beiratsmitlied der Universität Heidelberg e.V. 1964-1969 - Mitglied des Beratenden Ausschusses und Vorstandsmitglied der „Gesellschaft der Freunde der Universität Mannheim“ e.V. 1961-1974
Anhang I: Kurzbiografie Oeckls
359
- Vorsitzender im Wissenschaftlichen Beirat des Deutschen Instituts für Public Relations (DIPR) 1972-1976 - Mitglied des Sachverständigenkreises Infrastruktur der Information und Dokumentation des Bundesministers für Forschung und Technologie seit 1976 - Mitglied des Informationsausschusses des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT) 1959-1974 - Mitglied des Ausschusses Öffentlichkeitsarbeit des Verbandes der Chemischen Industrie 1960-1974 - Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft - Kuratoriumsmitglied der Stiftung Gesellschaft und Unternehmen - Ehrenkuratoriumsmitglied im Kulturkreis Bundesverband der Deutschen Industrie - Jury-Vorsitzender des Publizistik-Preises „Apotheke und Apotheker“ - Herausgebermitglied bei „Publizistik“, „IPRA Review“, „Studien zu Theorie und Praxis der Public Relations“, „Kommunikationswissenschaftliche Bibliothek“ - Deutscher Delegierter der Conferénce International pour l´ Enseignement Universitaire des Relations Publique - Kuratoriumsmitglied des Instituts der Deutschen Wirtschaft - Mitglied im Arbeitskreis Presse beim Bundesverband der Deutschen Industrie - Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Zeitungswissenschaften - Vorsitzender des Öffentlichkeitsausschusses der Landesvereinigung RheinlandPfälzischer Unternehmerverbände e.V. - Mitglied des Ausschusses für Öffentlichkeitsarbeit des Organisationskomitees der XX. Olympischen Spiele München 1972 e.V.
360
Anhang
17.2 Anhang II:
Leitfaden zum „Interview (B)“ mit Albert Oeckl in Heidelberg (05.-06.08.1997) 17.2 Anhang II: Leitfaden zum „Interview (B)“ mit Albert Oeckl in Heidelberg I Familiäre Herkunft 1. 2.
3.
4. 5.
6.
Wie würden Sie die materielle Stellung des Elternhauses charakterisieren? Hatten Sie noch Geschwister, deren Unterhalt möglicherweise zu unterschiedlichen Voraussetzungen auf deren Entwicklungschancen führte? Charakterisieren Sie bitte mit einigen Worten Ihre Kindheit generell. Sie besuchten das älteste deutsche Gymnasium, das Nürnberger Melanchton-Gymnasium. In welchem Zeitraum war das? Sollte Ihr weiterer Lebensweg in festen, durch die Eltern vorgezeichneten Bahnen verlaufen? Welche Vorstellungen hatten Ihre Eltern bzw. Ihr Vater von Ihrer beruflichen Entwicklung? Sie erwähnten einmal, Ihr Vater sei Direktor einer Bankfiliale in Freising gewesen. Welchen Beruf übte Ihre Mutter aus? Sie wiesen bereits darauf hin, dass Sie schon während der Gymnasial-Zeit, wo Sie als Katholik einer der A-Klassen mit jüdischen Schülern untergebracht waren, aktiv Partei für ihre jüdischen Klassenkameraden ergriffen. War dieses offene Eintreten vom Elternhaus gebilligt oder fürchtete Ihr Vater Konsequenzen für seine Stellung? Ihre tolerante Position jüdischen Mitbürgern gegenüber bewahrten Sie auch noch in einer Zeit, wo andere bereits das Zurückziehen in die anonyme Masse vorzogen. Während Ihres Studienaufenthaltes in Berlin, im Sommer- und Wintersemester 1930/31 bekannten Sie sich gemeinsam mit jüdischen Studenten zu freier Meinungsäußerung – und das sogar angesichts einer johlenden Nazi-Menge. Würden Sie diese Verbundenheit mit jüdischen Mitbürgern auf Ihre Zeit am Melanchton-Gymnasium zurückführen? Welche Rolle spielte dabei Ihr Elternhaus – wurde es gebilligt, unterstützt oder abgelehnt? Fürchteten Sie (noch) keine mögliche Isolation?
II
Studium und Berufseinstieg
7.
Bereits bis Studienbeginn (Können Sie bitte noch einmal den Zeitpunkt des Studienbeginns der Volkswirtschaft und Rechtswissenschaften in München nennen?) erlebten Sie drei konträre Gesellschaftsepochen: die Kaiser-Wilhelm-Zeit (bis 1918 einschließlich dem Ersten Weltkrieg), die kommunistische Novemberrevolution 1918 und die Weimarer Republik (1918-1933) mit den unterschiedlichen Kommunikationsformenund bedingungen: deutsch-nationale Propaganda, kommunistische Propaganda und schließlich für wenige Jahre demokratische Meinungsvielfalt. Elisabeth NoelleNeumann spricht im Zusammenhang der Schweigespirale z. B. von einer geschärften Wahrnehmung für Meinungsklimata in Zeiten bedeutender gesellschaftlicher Wandlungsprozesse. Wie wirkten diese sich rasch ändernden Gesellschaftsbedingungen auf Ihr Elternhaus aus? Gab es Irritationen, familiäre Verhaltensrichtlinien, also eine strikte Trennung zwischen privatem und öffentlichem Auftreten (wie es später auch unter sozialistischen Lebensbedingungen in der DDR sehr verbreitet war)?
Anhang II: Leitfaden zum „Interview (B)“ mit Albert Oeckl in Heidelberg
361
Wie wurde in Ihrer Familie diese Zeiten erlebt und beurteilt, insbesondere mit Blick auf die ungewohnte Meinungsvielfalt während der Weimarer Republik? 8. Sehr wichtig für die Durchsetzung praktischer Ziele der Öffentlichkeitsarbeit ist ja vor allem das Erkennen relevanter Teilöffentlichkeiten und deren Einstellungen. Würden Sie zustimmen, durch das Erleben einer sehr bewegten Geschichte bis 1945 ein besonders ausgeprägtes Wahrnehmungsvermögen für die öffentliche Meinung zu bestimmten Sachverhalten erlangt zu haben? 9. Welche Vorstellungen verbanden Sie selbst mit dem VWL- und Jura-Studium und welche beruflichen Perspektiven sahen Sie in diesen Fachgebieten? 10. Sie sprachen einmal von Ihrem Interesse am Fach „Rhetorik“, das Sie 1930/31 während der Berliner Studienzeit belegten. Die Teilnehmer, so erläuterten Sie ebenfalls, waren überdurchschnittlich für Öffentlichkeit interessiert, nicht nazifreundlich und zu rund einem Drittel Juden. Wurde bei dem bereits angesprochenen Zusammenstoß 1930/31 mit Nazis Ihnen bereits bewusst, welche Auswirkungen eine spätere Machtergreifung auf Leute haben würde, deren Einstellung man als weltoffen – heute würde man sagen „multikulturell“ – bezeichnen konnte? Geschah die Belegung des Faches aus reinem Interesse oder verbanden Sie damit – das war ja noch zu Beginn des Studiums – einen späteren möglichen Nutzen für Studium und Beruf? Wie sahen Sie diesen Nutzen im weiteren Studienverlauf und in Be rufsperspektive? 11. Sie wurden sicherlich schon sehr früh während des VWL-Studiums mit der Ausrichtung der unternehmerischen Handlungen auf den Markt konfrontiert. Während Ihrer Leipziger Gastvorlesung „Ein halbes Jahrhundert Öffentlichkeitsarbeit – ein Zeitzeuge berichtet“ definierten Sie die Hauptziele des Marketing mit der „Ausnutzung aller Wünsche, Forderungen und Chancen des Marktes, um damit den höchstmöglichen Gesamterfolg zu erzielen“. Im Vergleich dazu verwiesen Sie auf die strikte Trennung von den Hauptzielsetzungen der Öffentlichkeitsarbeit als two-way-communications, der „Gewinnung bzw. Erhaltung oder Wiedergewinnung von Verständnis und Vertrauen sowie der Schaffung von Glaubwürdigkeit und Akzeptanz“. Wo sehen Sie die Ursachen für die spätere Begeisterung für die Öffentlichkeitsarbeit und die damit verbundene vehemente Verteidigung und Durchsetzung der immateriellen PR-Ziele, die doch für den jungen Dr. Oeckl zunächst völliges Neuland waren und sicherlich auch dem gelehrten Stoff widersprachen: Sahen Sie bereits während des Studiums, dass eine die Tätigkeit als Volkswirt Ihrer Begeisterung für „Weltoffenheit“, „Umgang mit der Öffentlichkeit“, „Redekunst“ und „Meinungsäußerung“ (so weit dies nach 1933 möglich war) nicht in vollem Umfang gerecht werden würde? Welchen Stellenwert für Ihre spätere Leistungen auf dem Gebiet der Öffentlichkeitsarbeit hatte nach Ihrer Meinung die Tätigkeit in der I.G. Farben? Wie würden Sie die Verdienste Dr. Hans Brettners um die unternehmerische Öffentlichkeitsarbeit beurteilen, der ja bereits 1924 eine Studie über den „Reichsverband der deutschen Industrie“ veröffentlichte, darin die Bedeutung der Beziehungspflege betont und erster Leiter der 1925 gegründeten Pressestelle der I.G. Farben war? 12. Sie schilderten im pr-magazin 2/87 über die „Anfänge der Öffentlichkeitsarbeit“, dass Sie als Sachbearbeiter Inland der Presseabteilung unter Dr. Brettner die Grundbegriffe der Public Relations lernten, „aber auch, alle gefährlichen politischen Ecken zu umschiffen“ (S.27). Welche Grundbegriffe waren das damals?
362
Anhang
13. Es gab ja damals bereits eine Werkszeitung, zunächst unter dem Titel „Werkzeitung der IG Farbenindustrie“, die später umbenannt wurde in „Von Werk zu Werk. Monatszeitschrift der Werksgemeinschaft der IG Farbenindustrie“ (vgl. pr-magazin 2/87, S. 27). Können Sie die Ziele dieser internen Kommunikationsarbeit näher beschreiben? War die Presseabteilung verantwortlich oder nahm auch – wie später bei der BASF – beispielsweise die Personalabteilung Einfluss? War die Umbenennung der Werkzeitung eine Folge der 1935 erfolgten Umwandlung der „Pressestelle“ in eine „Presseabteilung“? War damit generell eine Systematisierung und Ausweitung der Arbeit verbunden – falls ja, worin bestand diese?
III Der Neubeginn nach 1945 14. Nach schweren Nachkriegsjahren entschlossen Sie sich, zwecks Arbeitssuche kurz nach Gründung der Bundesrepublik nach Bonn zu fahren und wurden schließlich Assistent des Dr. Rudolph Vogel. Hätten Sie – auch wenn sich die Gelegenheit nicht sofort ergeben hätte – in jedem Fall eine Arbeit auf kommunikativem Gebiet gesucht oder auch andere Alternativen genutzt? Bitte beschreiben Sie Ihre Tätigkeit als Assistent näher. 15. Ab 01.04.1950 traten Sie als einer der Geschäftsführer bzw. Leiter der „Informationsabteilung“ in den DIHT ein und führten noch im gleichen Jahr den Begriff „Öffentlichkeitsarbeit“ ein, der dann auch Ihrer Abteilung zum neuen Namen verhalf. Während der Suche nach dem neuen Begriff baten Sie auch Kollegen um Rat und Vorschläge. Welche Kollegen gehörten dazu? Fanden, quasi als Vorläufer der DPRG, generell bereits Fachtreffen statt, und – falls ja – welche Inhalte wurden dort erörtert ( z. B. Berufs- und Bildungsprobleme oder amerikanische „Importerfahrungen“, die entweder direkt in den USA gesammelt wurden oder in deutschen Ablegern amerikanischer Konzerne)? Wie gelang es Ihnen, dem Deutschen Industrie- und Handelstag – dessen Bekanntheitsgrad nach 1945 ja praktisch gegen null ging – im Nachkriegsdeutschland wieder zu Popularität und Akzeptanz zu verhelfen?
IV Der Begriff „Öffentlichkeitsarbeit“ 16. Parallel zu Ihrem Begriff der Öffentlichkeitsarbeit traten 1951 mit dem Erscheinen mehrerer Fachtitel weitere Alternativen zum amerikanischen Public Relations-Begriff in die Diskussion, wie z. B. „Werbung um öffentliches Vertrauen“ (Carl Hundhausen), „Moderne Meinungspflege“ (Herbert Gross), oder in Neuauflage der 39er Fassung „Die Gewinnung des öffentlichen Vertrauens“ (Hans Domizlaff). Worin lag Ihrer Meinung nach der Grund für die vielfältigen Versuche, den US-Begriff einzudeutschen; was halten Sie von der These des „Legitimitätsdruckes des Berufsstandes aufgrund eines mangelnden standesgeschichtlichen Selbstverständnisses“?974
974 Vgl. Szyszka, Peter (1997): Marginalie oder Theoriebaustein? In: Szyszka, Peter (Hrsg.) (1997): Auf der Suche nach Identität. PR-Geschichte als Theoriebaustein, S. 117f.
Anhang II: Leitfaden zum „Interview (B)“ mit Albert Oeckl in Heidelberg
363
Welche Bedeutung hatte der Begriff „Öffentlichkeitsarbeit“ für Sie im Jahre 1950? 17. Sie gehörten damals schon zum Kenner der Fachszene. Welche Rolle spielte nach Ihrer Einschätzung die Beeinflussung durch die „Botschaft aus Amerika“ (Friedrich H. Korte) nach 1945? Wie wurden Sie selbst davon beeinflusst? Welchen Stellenwert hatten für Sie die, mit der DPRG später organisiert geführten, Fachdiskussionen? Gab es dominante Sichtweisen einiger Spitzenleute, beispielsweise Carl Hundhausen? Wann lernten Sie Carl Hundhausen kennen? 18. Die 60iger Jahre führten nach Ihrer Aussage neben einer quantitativen vor allem auch zu einer qualitativen Ausweitung der PR-Arbeit. Wenn Sie unter diesem Aspekt noch einmal auf die Zeit des Dritten Reiches zurückblicken: Wie änderte sich das Berufsverständnis? (unter der Annahme, dass es auch während des Dritten Reiches – entsprechend dem beruflichen Selbstverständnis – eine adaptierte Form der Öffentlichkeitsarbeit der Weimarer Zeit gab und nicht nur NS-Propaganda) Wie würden Sie den Einfluss Ihrer Erfahrungen vor 1945 auf die späteren Tätigkeiten als Abgeordneten-Assistent, Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit beim DIHT sowie als Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit der BASF beurteilen? Welche Instrumente interner und externer PR kamen bei der BASF unter Ihrer Leitung von 1959 - 1974 zur Anwendung? Wie wurden die Aktivitäten der Öffentlichkeitsarbeit koordiniert bzw. konzeptioniert? Gab es aus Ihrer Sicht – auch im Zuge des während der 60er Jahre gestiegenen Niveaus – einen deutlichen Bruch, eine Art Lossagung von den Vorläufern der Nachkriegs-PR oder eine Kontinuität struktureller und / oder inhaltlicher Art?
V
PR- Ausbildung in Hochschule sowie Aus- und Fortbildungsinstituten
19. Nach Ihrem Einstieg als Hochschullehrer an der Universität Mannheim im Jahre 1960 lehrten Sie u. a. an der Universitäten Heidelberg sowie der Freien Internationalen Universität in Rom. Gab es noch weitere Institutionen, an denen Sie als Lehrbeauftragter wirkten? In welchem Zeitraum geschah das? Wie erlebten Sie im Jahre 1967 den Schahbesuch in Deutschland? Welchen Einfluss hatte die Kommunikationswissenschaft während der sechziger Jahre? 20. Parallel zu Ihren beruflichen und universitären Aufgaben widmeten Sie sich auch verbandspolitischen Tätigkeiten. Bitte charakterisieren Sie noch einmal die genauen Zeiträume sowie die Aufgaben innerhalb Ihrer Funktionen als: - Präsident der DPRG, CERP und IPRA; - Mitglied der deutschen Sektion des Past President`s Advisory Committee sowie als - Chairman of the Professional Standards and Education Committee bei der IPRA Wie wurden Sie Präsident bei CERP und IPRA? 21. Neben der akademischen PR-Ausbildung unterstützten Sie auch die außeruniversitäre Aus- und Weiterbildung. Nach eigenen PR-Lehrgängen der DPRG wurde 1971 das Deutsche Institut für Public Relations gegründet. Bitte beschreiben Sie Ihre Mitwirkung an diesen Aus- und Fortbildungsinitiativen. In welchem Umfang wirkten sich Ihre Erfahrungen aus den internationalen Verbandstätigkeiten darauf aus?
364
Anhang Wie beurteilen Sie die PR-Ausbildung in Deutschland heute?
17.3 Anhang III: Leitfaden zum „Interview (C)“ mit Erdwig Meyer und Dr. HansJoachim Bremme in der BASF / Ludwigshafen am 24.01.2001 17.3 Anhang III: Leitfaden zum „Interview (C)“ I Informationen über die Gesprächspartner 22. Bitte beschreiben Sie Ihre Funktion und Arbeitsbereiche. 23. In welchem Verhältnis standen Sie zu Dr. Oeckl?
II IIa
Die BASF-Öffentlichkeitsarbeit unter Oeckl Zur Einbindung der Öffentlichkeitsarbeit in die Unternehmensstruktur
24. Oeckl trennte Öffentlichkeitsarbeit immer streng von anderen Kommunikationstypen. Für den Unternehmensbereich betraf dies insbesondere die Bereiche Werbung/ Marketing. Wie war der Bereich Öffentlichkeitsarbeit unter Oeckl in die Unternehmensstruktur eingegliedert? 25. Welche Entwicklung nahm die strukturelle Einbindung der Öffentlichkeitsarbeit im Laufe seiner Dienstzeit? 26. Oeckl war nach eigenen Aussagen direkt dem Vorstandsvorsitzenden unterstellt. Welche Stellenwert hatten eigene Vorschläge der Öffentlichkeitsarbeit gegenüber dem Vorstand? 27. Wie wurden diese Vorschläge erarbeitet (gab es Projektteams oder ähnliche Gremien)? 28. Welche kommunikativen Bereiche, die nicht der Öffentlichkeitsarbeit angegliedert waren (z.B. Werbung, Marketing) gab es noch? 29. Wie war deren Verhältnis zur Öffentlichkeitsarbeit?
IIb
Die Praxis der Öffentlichkeitsarbeit
„Als Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der BASF versuche ich mit meinen Mitarbeitern die Möglichkeiten und Gesetzmässigkeiten der Public Relations in der Praxis anzuwenden.“ Unser Bemühen ist, unseren eigenen Mitarbeitern, den BASF-Aktionären und der Öffentlichkeit, insbesondere natürlich den Mitbürgern im Einzugsbereich in und um Ludwigshafen die bestmögliche Information über das ganze Geschehen in der BASF-Gruppe zu geben.“ (Oeckl in: Die Rheinpfalz vom 13.02.68) Selbst nannte er folgende Aufgabenbereiche, denen sich die ÖA der BASF widmete:
Herausgabe von Presseinformationen durch die Pressestelle Bereitstellung von Text- und Bildmaterial sowie Aufnahmemöglichkeiten für Hör- und Fernsehfunk; Vermittlung von Interviews monatliche Werkszeitschrift (70.000 Auflage für die „bestmögliche Unterrichtung der Mitarbeiter über die Entwicklung, die Ergebnisse und Ziele der BASF-Gruppe“)
Anhang III: Leitfaden zum „Interview (C)“
365
Geschäftsbericht, vierteljährliche Aktionärsbriefe; Beantwortung von Aktionärskorrespondenz; Information über die Jahreshauptversammlung Wirtschaftsfilme Besucherwesen
30. Umfasst diese Aufzählung das gesamte Aufgabenspektrum oder gab es weitere Bereiche der ÖA in der BASF? 31. Gab es bereits einen konzeptionellen Rahmen (Leitlinien o.ä.) für die Unternehmenskommunikation? 32. Gab es für die Aufgabenbereiche getrennte Bereiche/Unterabteilungen? 33. Wieviel Mitarbeiter waren hierfür jeweils zuständig? 34. Oeckl verwies bereits in seinem 1964 erschienenen Handbuch auf das „Vier-PhasenModell“ als Grundlage systematischer Öffentlichkeitsarbeit (Analyse der Ausgangssituation, Planung, Durchführung, Wirkungskontrolle). Seit wann wurde dieses Modell in der PR-Arbeit der BASF umgesetzt? 35. In den 60er Jahren erfolgte der systematische Aufbau von Produktionsstätten im Ausland, die BASF entwickelte sich zu einem transnationalen Unternehmen. Wie wirkte sich diese Internationalisierung auf die Öffentlichkeitsarbeit aus? 36. Oeckl trat 1960 der Internationalen Public Relations Gesellschaft bei und wurde 1968 deren Präsident. Hatte diese internationale Verbandstätigkeit erkennbare Auswirkungen für die praktische Tätigkeit Oeckls in der BASF (Anwendung neuer Instrumente/Methoden)? 37. Auf welche Qualifikationen legte Oeckl bei neueingestellten Mitarbeitern seiner Abteilung besonderen Wert? 38. Gab es auch für Mitarbeiter der ÖA etwas wie firmeninterne oder von Oeckl initiierte Fortbildungen oder Weiterqualifikationen? 39. Welche Entwicklung nahm die ÖA der BASF nach Oeckls Ausscheiden?
IIc besondere Details 40. Gab es aus Ihrer Sicht Bereiche der ÖA, denen eine besondere Bedeutung beigemessen wurde? 41. Welche Gründe gab es hierfür? 42. Nach eigenen Aussagen gehörte Oeckl zum engen Kreis der zuständigen „Krisenmanager“ (auch wenn er dieses Wort nicht gebrauchte) Ab wann gab es eine Art Krisenkommunikation? 43. Gab es einen konzeptionellen Rahmen für kommunikative Massnahmen im Krisenfall? 44. Lassen sich anhand eines Beispieles Details zur Krisenkommunikation erläutern? (Oeckl nannte einmal das Beispiel eines Zwischenfalls in der Farbenabteilung „Der Rhein ist rot.“) 45. Welchen Stellenwert hatte die Werkszeitung? 46. Wie erfolgte deren Umsetzung (Inhalt, Erscheinungsweise, Art der Informationssammlung? 47. Gibt es Beispiele der ÖA unter Oeckl, die Ihnen aus bestimmten Gründen in besonderer Erinnerung geblieben sind?
366
Anhang
17.4 Anhang IV: Inhaltsverzeichnis der Dissertation Albert Oeckls (1935): Die deutsche Angestelltenschaft und ihre Wohnverhältnisse 17.4 Anhang IV: Inhaltsverzeichnis der Dissertation Albert Oeckls (1935) A Einleitung 1. 2. 3. 4.
Problemstellung Begriff des Angestellten Geschichtliche Entwicklung der Angestelltenschaft Disposition
B
Hauptteil
I. Die Zeit vor 1918 1. Der Angestellte 2. Die Angestelltenverbände 3. Die Lebensverhältnisse der Angestellten 4. Die Wohnungsverhältnisse der Angestellten a)vor dem Weltkriege b)während des Weltkrieges II. Die Nachkriegszeit 1. Die Selbsthilfeaktion der Angestelltenverbände: Gründung der Gagfah a)Organisation und Aufbau b)Bauprogramm und Bauweise c)Finanzierung aa) bis zur Stabilisierung bb) unter Verwendung von Hauszinssteuermitteln cc) System Gagfah-Heimstatt dd) unter Einschaltung von Bausparkassen 2. Andere Wohnungsbauunternehmungen und Einrichtungen für Angestellte
5 6 9 12
14 28 34 45 57
66 76 87 89 94 110 111 142
III. Die heutige Angestelltenschaft 1. Die Lebens- und Wohnungsverhältnisse der Angestellten im Allgemeinen 2. Die Auswirkungen der Gagfah-Tätigkeit im Speziellen
145 181
C
202
Schlussfolgerungen
17.5 Anhang V: Programm des Zweiten Public Relations-Lehrganges in München
367
17.5 Anhang V:
Programm des Zweiten Public Relations-Lehrganges der Deutschen Public Relations Gesellschaft vom 02.-07.12.1963 in München 17.5 Anhang V: Programm des Zweiten Public Relations-Lehrganges in München Montag, 2.12.63 (Die Öffentlichkeitsarbeit): 9.30 Uhr: Eröffnung des Lehrganges durch den Vorsitzenden der DPRG, Dr. Albert Oeckl, Ludwigshafen am Rhein, und einführendes Referat „Die Öffentlichkeitsarbeit in Theorie und Praxis“ – eine Bilanz Ende 1963; 11.00 Uhr: „Die Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung – die Arbeit des Presse- und Informationsamtes“, Referent: Staatssekretär Karl-Günther von Hase, Bundespressechef, Bonn; 15.00 Uhr: „Die Zeitung, der Chefredakteur und die Leser“ (aus dem Dienstag-Programm), Referent: Hermann Proebst, Chefredakteur Süddeutsche Zeitung, München; 17.00 Uhr: Seminar über die Tagesthemen, Referent: Günther Mundt, Bad Godesberg. Dienstag, 3.12.1963 (Die Presse und die Öffentlichkeitsarbeit ): 9.30 Uhr: „Die nach innen gerichtete Arbeit des Public Relations-Mannes“ (gehört zum Montag-Thema), Referent: Dr. Friedrich H. Korte, Vorstandsmitglied der DPRG, PR-Berater, Hamburg; 11.15 Uhr: „Das Problem der Illustrierten“, Referent: Hugo Mösslang, Studienleiter der Deutschen Journalistenschule München und ehemaliger Chefredakteur der Illustrierten „Quick“; 15.00 Uhr: „Der Verleger und die Probleme redaktioneller Gestaltung, Herstellung, Absatz, Anzeigen sowie das Verhältnis zum Fernsehen“, anschließend Seminar zu den Tagesfragen, Referent: Heinrich G. Merkel, Vorsitzender des Bayerischen Zeitungsverleger-Verbandes, Nürnberg; 17.15 Uhr: Besichtigung des Süddeutschen Verlages; 19.00 Uhr: „Markt- und Motivforschung, Meinungsbefragung für Zeitungen und Zeitschriften im Rahmen eines Zeitungsverlages, Referent: Franz Greiser, Verlagsdirektor, München; 20.15 Uhr: „Zusammensein mit Verlagsleitung und Redaktion der Süddeutschen Zeitung und den Zeitschriften „EPOCA“ und „werben und verkaufen“. Mittwoch, 4.12.1963 (Rundfunk und Fernsehen im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit): 9.30 Uhr: „Das Zweite Deutsche Fernsehen, sein Programm und die Schwierigkeiten der Verwirklichung“, Referent: Prof. Dr. Karl Holzamer, Mainz; 15.00 Uhr: „Ein Bericht über die Organisation, Arbeit und Leitgedanken der Rundfunkanstalten in der ARD“, anschließend Besichtigung und Teilnahme an Aufnahmen beim Bayerischen Fernsehen, Referent: Dr. Hans Heigert, Chefredakteur des Bayerischen Rundfunks, München. Donnerstag, 5.12.1963 (Bild, Film und Öffentlichkeit): 9.30 Uhr: „Die Bedeutung des Bildes als Kommunikationsmittel, Referent: Peter Boenisch, Chefredakteur BILD-Zeitung, Hamburg und Berliner Illustrierte; 14.15 Uhr: „Die Bedeutung des Wirtschaftsfilms im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit“, Referent: Dr. Hugo Ritter, Leiter der Presseabteilung des BDI, Köln; 18.30 Uhr: Empfang und Zusammensein mit der Verlagsleitung und der Redaktion des Münchener Merkur, Leitung: Kurt Wessel, Chefredakteur. Freitag, 6.12.1963 (Werbung und Öffentlichkeitsarbeit): 9.30 Uhr: „PR-Arbeit in einer modernen Werbeagentur. Die Grenzziehung zwischen Werbung und Public Relations“, Referent: Horst Slesina, Horst-Slesina-Werbeagentur, Frankfurt/M.; 11.30 Uhr: Besichtigung der Ateliers der Insel-Film GmbH – Mittagessen in der Filmkantine; 15.30 Uhr: „Werbefilm, Werbefunk, Werbefernsehen“, Seminar mit Vorführungen, Referent: Norbert
368
Anhang
Handwerk, Insel-Film, München; 18.00 Uhr: Empfang durch die Bayerische Staatsregierung; 21.00 Uhr: Empfang im Deutschen Künstlerhaus durch die Insel-Film GmbH. Samstag, 7.12.1963 (Zusammenfassung und Schlussreferat): 10.00 Uhr: Zusammenfassung der Ergebnisse des Lehrgangs; 11.15 Uhr: „Die Verantwortung des PR-Fachmannes“, Referent: Friedrich Wilhelm Kleinlein, stellvertretender Vorsitzender der DPRG, Köln; 12.30 Uhr: Abschluss des Lehrganges.
17.6 Anhang VI: Übersicht zu Oeckls Lehrveranstaltungen an der Universität Heidelberg 17.6 Anhang VI: Übersicht zu Oeckls Lehrveranstaltungen an der Universität Heidelberg
1.
2.
3.
4.
Vorlesungsreihe im Wintersemester 1960/61 23.11.1960: Einführung in den gesamten Problemkreis der Öffentlichkeitsarbeit – aus der Öffentlichkeitsarbeit einiger maßgebender deutscher Persönlichkeiten; 07.12.1960: Die Geschichte der PR - Abgrenzung der Öffentlichkeitsarbeit von anderen Begriffen – Was bedeutet Öffentlichkeitsarbeit; 11.01.1961: Geschichte, Aufgaben und Organisation der Presse; 25.01.1961: Rundfunk und Vortragswesen; 08.02.1961: Das Bild in seinen Erscheinungsformen – Das Bild in Dia- und Tonbildschau – Geschichte und Aufgabe des Films – Diaserie und Wirtschaftsfilm „Das magische Band“; 15.02.1961: Ausbildungsmöglichkeiten und Zukunftsaussichten für PR-Fachleute. Vorlesungsreihe im Sommersemester 1961 10.05.1961: Wesen und Aufgabe der Öffentlichkeitsarbeit – Abgrenzung gegenüber anderen Begriffen – Beispiele der Öffentlichkeitsarbeit maßgebender in- und ausländischer Persönlichkeiten; 07.06.1961: ausführlicher Bericht über den II. PRWeltkonkgreß in Venedig; 14.06.1961: Geschichte der PR, Öffentlichkeit und öffentliche Meinung; 28.06.1961: Auswertung des Vortrages von Galvin Wright, Publicity Controller der ICI, vom 20.06.61; 12.07.1961: Die Mittel der Öffentlichkeitsarbeit und die Wirkung der einzelnen Medien – Beispiele praktischer Öffentlichkeitsarbeit; 26.07.1961: Dia-Serien und Filme – Ausbildungsmöglichkeiten und Berufschancen für PR-Leute. Vorlesungsreihe im Wintersemester 1961/62 07.11.1961: Aufgaben, Ziele und Medien der Öffentlichkeitsarbeit; 21.11.1961: Geschichte, Aufgaben und Organisation der Presse; 06.12.1961: Die Praxis eines modernen Zeitungsverlages – Besuch des „Mannheimer Morgen“; 20.12.1961: Geschichte, Aufgaben und Organisationen des Rundfunks und des Fernsehens; 10.01.1962: Die Praxisarbeit einer Rundfunkanstalt – Besuch des Südwestfunks Baden-Baden; 24.01.1962: Aufgaben und Bedeutung des Bildes in seinen verschiedenen Erscheinungsformen – Geschichte und Organisation des Filmes; 07.02.1962: Besuch zweier großer Filmanstalten in Wiesbaden; 14.02.1962: Aufgaben, Ziele und Möglichkeiten der Werbung – Ausbildungsmöglichkeiten für PR-Fachleute. Übungen / Probleme der Öffentlichkeitsarbeit – im Sommersemester 1962 09.05.1962: Einführung, Themenverteilung; 30.05.1962: Presseinformationen zum Geschäftsbericht a) für Lokalzeitungen b) für Wirtschaftsteil von Tageszeitungen c) für Chemie-Fachzeitschriften c) für sozialpolitische Berichterstattung; 20.06.1962: Geschäftsbericht: gesetzliche Vorschriften der Mindestaussage, unternehmenspolitisch
Anhang VI: Übersicht zu Oeckls Lehrveranstaltungen an der Universität Heidelberg
369
gewünschte Aussage, Gestaltung (Layout mit Begründung); 04.07.1962: Werkzeitung /-zeitschrift: a) für einen Mittelbetrieb in Zusammenarbeit mit einer überbetrieblichen Werkzeitung b) für einen Großbetrieb, selbständige Werkzeitung; 11.07.1962: Firmenprospekt: a) Einführungsprospekt für neue Belegschaftsangehörige b) Besucherprospekt (Werk und Messen); 25.07.1962: Public Relations-Kampagne (die besondere Situation des Unternehmens, die der Anlass der Kampagne ist, kann selbst gewählt werden). 5. Vorlesungsreihe Wintersemester 1962/63 07.11.1962: Einführung in die Öffentlichkeitsarbeit; 28.11.1962: Geschichte, Definitionen und Abgrenzungen, Öffentlichkeit und öffentliche Meinung; 05.12.1962: Die Media und ihre Wirkung; 19.12.1962: Presse; 09.01.1963: Rundfunk und Fernsehen; 23.01.1963: Bild und Film (mit praktischer Vorführung); 06.02.1963: Berufsgrundsätze, Ausbildungsmöglichkeiten, Aufgabe des PR-Fachmannes; Organisatorisches im In- und Ausland, Zusammenfassung. 6. Ausgewählte Probleme der Öffentlichkeitsarbeit – Vorlesungen und Praxis im Sommersemester 1963 08.05.1963: Presse: Arten, Auflagen, Presse als PR-Instrument; 22.05.1963: Besuch des Rheinpfalz-Verlages Ludwigshafen; 12.06.1963: Rundfunk und Fernsehen; 10.07.1963: Besuch des Saarländischen Rundfunks; 03.07.1963: Bild und Film; 17.07.1963: Vorführung ausgewählter BASF-Filme nach Einführungsreferat von Dr. Packenius. 7. Probleme der Öffentlichkeitsarbeit unter besonderer Berücksichtigung der Kommunikationsforschung im Wintersemester 1963/64 13.11.1963: Kommunikationsforschung und Öffentlichkeitsarbeit; 27.11.1963: Leseranalyse; 11.12.1963: Höreranalyse; 15.01.1964: Seheranalyse; 29.01.1964: Methoden der Demoskopie; 05.02.1964: Entwurf für ein Forschungsobjekt. 8. Massenmedium Fernsehen – Sommersemester 1964 13.05.1964: Öffentlichkeitsarbeit und Fernsehen; 03.06.1964: Faktoren und Prozesse in der Massenkommunikation; 01.07.1964: Der Kommunikator; 08.07.1964: Die Aussage; 15.07.1964: Der Rezipient; 22.07.1964: Aspekte aus der Praxis des Fernsehens; 29.07.1964: abschliessende Diskussion. 9. Das Bild als Kommunikationsform – Wintersemester 1964/65 11.11.1964: Einführung; 25.11.1964: Die Geschichte des Bildes (von der Höhlenmalerei bis zu den Mondfotos); 09.12.1964: Paradigma: die Illustrierte; 13.01.1965: Bild und Zeitung; 20.01.1965: Bildbeschaffung, -auswahl und -einsatz; 03.02.1965: Zusammenfassung. 10. Die Konkurrenz der Medien im Kommunikationsprozeß – Sommersemester 1965 26.05.1965: Einführung; 02.06.1965: Presse; 09.06.1965: Hörfunk und Fernsehen; 30.06.1965: Der Kommunikator; 14.07.1965: Der Rezipient; 21.07.1965: Medien und Öffentlichkeit. 11. Theorie und Praxis der Öffentlichkeitsarbeit unter besonderer Berücksichtigung der Kommunikationsforschung – Wintersemester 1965/1966 24.11.1965: Der Kommunikationsprozess; 01.12.1965: Was ist Öffentlichkeitsarbeit?; 08.12.1965: Die Medien; 12.01.1966: Die Auftraggeber oder Initiatoren und die Kommunikatoren; 26.01.1966: Der Rezipient oder das Publikum; 09.02.1966: Die Technik der Öffentlichkeitsarbeit.
370
Anhang
12. Wege der Information – Sommersemester 1966 04.05.1966: Informationsbegriff und –abgrenzung; 18.05.1966: Die soziale Struktur des Betriebes / Information im Betrieb; 01.06.1966: Information der Unternehmensleitung; 22.06.1966: Information der Mitarbeiter; 06.07.1966: Information der Öffentlichkeit; 20.07.1966: Diskussion und Zusammenfassung. 13. Vorstellungs-und Erscheinungsbild in der Öffentlichkeitsarbeit – Wintersemester 1966/67 09.11.1966: Einführung; 23.11.1966: Strategie und Techniken der Meinungsbildung – Kommunikationsforschung als Grundlage der Öffentlichkeitsarbeit; 07.12.1966: Über das Markt- und Markenbild der Unternehmen; 11.01.1967: Das Bild der Presse (dargestellt an Untersuchungen je einer Boulevard-Zeitung, einer Wirtschaftszeitung, einer Illustrierten und eines Nachrichtenmagazins); 25.01.1967: Das Image der Völker und das Bild vom Deutschen; 08.02.1967: Zusammenfassung. 14. Die Massenmedien: Funktionen, Merkmale und Bedeutung – Sommersemester 1967 10.05.1967: Allgemeine Einführung: Begriff, Funktionen, Merkmale, Verbreitung, Wirkung, Wettbewerbsverhältnis; 24.05.1967: Presse-Zeitungen; 07.06.1967: Presse – Zeitschriften; 21.06.1967: Film; 19.07.1967: Hörfunk; 26.07.1967: Fernsehen. 15. Aktuelle Probleme der Zeitungen und Zeitschriften – Wintersemester 1967/68 15.11.1967: Allgemeine Einführung; 29.11.1967: Die überregionale Zeitung; 13.12.1967: Besichtigung und Erläuterung eines modernen Zeitungsverlages (Redaktion, Herstellung, Geschäftsführung); 10.01.1968: Die überregionalen Tageszeitungen; 24.01.1968: Die Situation und die Probleme der Zeitschriften; 07.02.1968: Zusammenfassung. 16. Aktuelle Probleme des Hörfunks und des Fernsehens – Sommersemester 1968 15.05.1968: Allgemeine Einführung; 29.05.1968: Hörfunk; 12.06.1968: Fernsehen; 26.06.1968: Besichtigung der Sendestelle Heidelberg des Süddeutschen Rundfunks; 10.07.1968: Werbung in Hörfunk und Fernsehen; 24.07.1968: Zusammenfassung. 17. Kommunikationsprobleme und Öffentlichkeitsarbeit in Entwicklungsländern – Wintersemester 1968/69 13.11.1968: Allgemeine Einführung; 27.11.1968: Öffentlichkeitsarbeit zur entwicklungspolitischen Grundorientierung; 11.12.1968: Die Kommunikationsmöglichkeiten in den Entwicklungsländern; 08.01.1969: Öffentlichkeitsarbeit in Afrika (anhand der Zeitschrift „Jeune Afrique“ 1968); 22.01.1969: verschiedene Referate; 12.02.1969: Zusammenfassung. 18. Einführung in die Öffentlichkeitsarbeit – Sommersemester 1969 07.05.1969: Was ist Öffentlichkeitsarbeit?; 21.05.1969: Der Kommunikationsprozess; 11.06.1969: Die Medien; 02.07.1969: Die PR-Technik; 16.07.1969: Einige grundsätzliche Beispiele praktischer Öffentlichkeitsarbeit; 23.07.1969: Öffentlichkeitsarbeit in der Bundesrepublik heute und morgen und ein Blick in die Welt jenseits unserer Grenzen. 19. Die Praxis der Öffentlichkeitsarbeit – durch Zusammenarbeit mit den Massenmedien – Gestaltung und Einsatz individueller Medien – Wintersemester 1969/70 22.10.1969: Presse (Zeitungen und Zeitschriften); 05.11.1969: Hörfunk und Fernsehen; 12.11.1969: Presse (Besichtigung und Erläuterung eines Zeitungsverlages); 10.12.1969: Bild (Fotos, Dias, Film); 14.01.1970: Druckschriften und Veranstaltun-
Anhang VII: Oeckls Lehrtätigkeit
371
gen; 28.01.1970: innerbetriebliche Information; 11.01.1970: Community, Financial und International Relations.
17.7 Anhang VII: Oeckls Lehrtätigkeit an der Fakultät für Politische und Sozialwissenschaften und dem Research Institut of Sciences and Techniques of Public Opinion (ISOP) 17.7 Anhang VII: Oeckls Lehrtätigkeit 27./28.02.1975 Teil A
PR-Philosophie 1. Sozialpsychologie 2. Öffentlichkeitsarbeit I. Öffentlichkeitsarbeit als soziologische und sozialpsychologische Funktion II. Öffentlichkeitsarbeit als politische und demokratische Funktion III. Öffentlichkeitsarbeit als angewandte Sozialpsychologie IV. Öffentlichkeitsarbeit: Ziele, Aufgaben, Definitionen V. Abgrenzungen VI. Der wissenschaftliche Standort VII. Die Geschichte der PR
20./21.03.1975 Teil B
PR-Praxis I. Die Grundregeln II. Der Kommunikationsprozess III. Die vier Stufen der PR-Arbeit IV. Die Medien V. Die Zusammenarbeit mit den Medien
24./25.04.1975 Teil C I.
II.
Die hauptsächlichen Arbeitsgebiete Die anzusprechenden Öffentlichkeiten 1. intern 2. extern Die Auftraggeber 1. Wirtschaft 2. Staat 3. Kommunen 4. Gewerkschaften 5. Wissenschaft und Forschung 6. Religionsgemeinschaften 7. spezielle Gebiete
372
Anhang
22./23.05.1975 Der PR-Fachmann I. Die Position des PR-Mannes II. Die Berufsgrundsätze III. Ausbildung und Fortbildung IV. PR-Forschung V. PR-Organisationen VI. PR-Literatur
Teil D
Juli 1975 Teil E
Wirkungskontrolle und Zusammenfassung I. Quantitative und qualitative Methoden II. repräsentativ-statistische Erhebungen III. Leser- und Höreranalysen IV. Wertung der Public Relations
Anhang VIII: Bericht der Nachrichtenstelle der I.G. Farben 17.8 Anhang VIII: Bericht der Nachrichtenstelle der I.G. Farben für die Monate Januar und Februar 1938 (Quelle: BArchBln, R 8128, A 131, Bl. 111ff.) 17.8 Anhang VIII: Bericht der Nachrichtenstelle der I.G. Farben
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Anhang
Anhang VIII: Bericht der Nachrichtenstelle der I.G. Farben
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Anhang
Anhang VIII: Bericht der Nachrichtenstelle der I.G. Farben
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Anhang
Anhang VIII: Bericht der Nachrichtenstelle der I.G. Farben
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Anhang
Anhang VIII: Bericht der Nachrichtenstelle der I.G. Farben
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Anhang
Anhang VIII: Bericht der Nachrichtenstelle der I.G. Farben
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Anhang
Anhang VIII: Bericht der Nachrichtenstelle der I.G. Farben
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Anhang
Anhang VIII: Bericht der Nachrichtenstelle der I.G. Farben
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