Kirsten Büsing | Anne Büsing Alumnen und ihre Exlibris
Kirsten Büsing | Anne Büsing
Alumnen und ihre Exlibris 600 Ja...
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Kirsten Büsing | Anne Büsing Alumnen und ihre Exlibris
Kirsten Büsing | Anne Büsing
Alumnen und ihre Exlibris 600 Jahre Universität Leipzig
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar.
Dieses Werk entstand mit freundlicher Unterstützung des S. Hirzel Verlags, Stuttgart.
In Zusammenarbeit mit der Universität Leipzig zum 600. Jubiläum 2009
1. Auflage 2009 Alle Rechte vorbehalten © Vieweg +Teubner | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2009 Lektorat: Thomas Zipsner Vieweg+Teubner ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.viewegteubner.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: Universität Leipzig, Christoph Joschko Druck und buchbinderische Verarbeitung: Merkur Druck, Leipzig Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier. Printed in Germany ISBN 978-3-8348-0859-2
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Geleitwort Gleichzeitig mit dem Erwerb der ersten gedruckten, sehr kostbaren Bücher setzte das Bestreben der stolzen Käufer ein, diese als ihr Eigentum zu kennzeichnen. Diesem verständlichen Wunsch verdanken wir viele kostbare alte Exlibris, denn sogar Künstler wie Dürer, Cranach und Amman arbeiteten auf dem Gebiet der Exlibriskunst. Nachdem zunächst Adelige, Gelehrte und Institutionen wie Klöster ihr Wappen, Portrait oder ihre Bibliotheksansicht auf einem Exlibris darstellen ließen, setzte sich der Siegeslauf der Bucheignerzeichen im Bildungsbürgertum fort und erreichte in den Jahren von 1890 bis 1925 seine Hochblüte. Inzwischen ist zumeist an Stelle des ursprünglichen Verwendungszwecks die Sammelleidenschaft getreten. Die weltweit bedeutendste Exlibrissammlung wird im Gutenberg-Museum Mainz aufbewahrt. Dank ständiger Ergänzungen ist diese Sammlung sehr lebendig. Eine so alte, dazu mehr als 5 Millionen Bände umfassende Bibliothek wie unsere Universitätsbibliothek birgt sicherlich ebenfalls einen großen Exlibrisschatz, der verständlicherweise bislang noch nicht systematisch erschlossen werden konnte. Es wäre diesem Jubiläumsbeitrag zu wünschen, als Anregung für ein solches Vorhaben zu dienen. Der Reiz dieses Büchleins liegt nicht allein im gewählten Thema und den faszinierenden Abbildungen. Bucheignerzeichen stellen in ihrer Vielfalt eine ungewöhnliche, heute dennoch recht wenig bekannte Kunstrichtung dar, die wert ist, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Die Autorinnen haben einen anderen als den üblichen Weg gewählt, die teils sehr prominenten einstigen Angehörigen unserer Alma Mater vorzustellen. Nicht Werdegang und wissenschaftliche Leistung waren Kriterium, sondern der Wunsch, den Menschen in seinem Lebensumfeld zu entdecken. Dank der bei uns in Leipzig vielfältig vorhandenen Archivalien konnte dieses interessante Vorhaben beeindruckend umgesetzt werden. Möge diesem Buch ein interessierter Leserkreis beschieden sein. Prof. Dr. Franz Häuser Rektor der Universität Leipzig
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Den Autorinnen ist es ein wichtiges Anliegen zu erwähnen, wie diese Veröffentlichung überhaupt möglich wurde. Im Jahre 1909 hatten es sich zahlreiche Leipziger Verleger nicht nehmen lassen, der Jubilarin Alma Mater Lipsiensis wertvolle Buchgeschenke zu überreichen. Zwei dieser einstigen Gratulanten waren auch einhundert Jahre später bereit, sich wiederum als Donatoren in die Geberliste einzutragen. Dank der Großzügigkeit des Verlags Vieweg+Teubner durch Übernahme des Projektes und durch die freundlich gewährte Bezuschussung der Druckkosten durch den Verlag S. Hirzel konnte das Erscheinen dieses Buches erst gesichert werden.
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Einleitung Nicht selten wird bei der Erwähnung der Bezeichnung Exlibris die Frage gestellt, was denn das wohl sei. Werden dann die kleinen Kunstwerke, die schon eine mehrere Jahrhunderte alte Tradition haben, präsentiert, zeigen sich die Fragesteller überrascht, was Künstler auf diesem Gebiet hervorgebracht haben. Dabei ist schon manch Neugieriger von der Sammelleidenschaft infiziert worden. Uns ist es ebenso ergangen. Heute freilich stellen Bucheignerzeichen auf dem Kunstmarkt ein Spezialsammelgebiet dar, die Zeiten, in denen sie ihrem eigentlichen Zweck dienten, Bücher als Eigentum auszuweisen und damit vor Diebstahl zu schützen, sind wohl vorüber. Dennoch gibt es einige Unentwegte, die heute noch ein sorgfältig geschaffenes Exlibris als eine Bereicherung der eigenen Bibliothek ansehen und verwenden. Exlibris Leipziger Universitätsangehöriger hatten bereits seit einigen Jahren unsere Aufmerksamkeit erregt. Der Gedanke, eine Auswahl anlässlich der 600-Jahr-Feier der Universität zu veröffentlichen, wurde jedoch erst geboren, als ein Zufall uns das Donatorenexlibris, von Alois Kolb zur 500-Jahr-Feier der Universität geschaffen, in die Hände gab. Damit begann eine intensive Suche im Wettlauf gegen die Zeit. Hatten wir zunächst die Universitätsbibliothek als mögliche Quelle auserkoren, mussten wir erfahren, dass die Exlibrisschätze dort noch weitgehend im Verborgenen schlummern und für uns somit nicht einsehbar waren. Also blieb der deutlich mühsamere Weg, durch Namensvergleiche zwischen Exlibrisliteratur und bekannten einstigen Universitätsangehörigen fündig zu werden. Die Durchsicht von Werkverzeichnissen Leipziger und natürlich auch anderer Künstler brachte weitere Namen. Doch wer verbirgt sich dahinter? Mit dem Besuch des Archivs der Universität Leipzig tat sich endlich die Quelle auf, die wir dringend benötigten. Dank der Sachkenntnis und des persönlichen Engagements von Frau Hesse und ihrem Team, für das wir allen voran an dieser Stelle danken, gelang es, die Namen mit Leben zu füllen. Die zur Verfügung gestellten Archivalien bestärkten uns in dem Entschluss, nicht vorrangig lexikalisches Wissen zu unseren ausgewählten, teils sehr prominenten Eignern zu verwenden, sondern uns hauptsächlich auf die Ergebnisse der Aktendurchsicht zu stützen. Das wiederum führt zu besonders auf das universitäre Leben der Eigner eingehenden Informationen, was den Anlass der Veröffentlichung nur unterstreicht. Es gilt zu vermerken, dass wir den Begriff Alumen hier über den ursprünglichen Sinn hinaus, Schüler einer Lehranstalt zu sein, wo neben Unterricht und Erziehung auch Unterkunft gewährt wurde, erweitert haben. Neben einst Studierenden sind Professoren und Ehrendoktoren der Universität mit in den Kreis aufgenommen worden. Darüber hinaus wurde sogar ein Exlibrisbesitzer berücksichtigt, der sich in besonderer Weise um die Förderung der Universität verdient gemacht hat, ohne ihr jemals anzugehören. Eine nicht zu unterschätzende Problematik stellt die Zuordnung der Exlibris dar, was auch in einigen Texten nicht verheimlicht wird. Denn nicht immer gibt es schlüssige Beweise für deren Korrektheit. In der Exlibrisliteratur sind eher selten Angaben zu den Eignern gemacht. Ein probates Hilfsmittel zur Umschiffung dieser Klippe war das Wissen, dass ein Exlibris in der Regel Aussagen zu dem Besitzer macht, zum Beruf, den Vorlieben, zu Dingen, die diesem besonders wichtig erscheinen oder ihm bei Auftragserteilung am Herzen lagen. Ein Exlibris ist heute noch das Ergebnis der Verständigung zwischen Auftraggeber und Künstler.
8 ____________________________________________________________________ Veröffentlichungen der Deutschen Exlibris-Gesellschaft mit dem Titel: Schätze der Exlibriskunst folgend, haben wir die chronologische Präsentation nach den Geburtsdaten der Eigner gewählt. Lediglich das Donatorenexlibris zur 500-Jahr-Feier wurde allen vorangestellt, das des Universitäts-Sängervereins bildet den Schluss. Literatur- und Quellenhinweise, die Eigner, Künstler oder Exlibris betreffen, sind am Fuße einer jeden Textseite der besseren Übersicht wegen vorwiegend in Kurzform angegeben. Eine vollständige und detaillierte Auflistung findet sich im Literatur- und Quellenverzeichnis. Spezifische Internetfundstellen wurden ebenfalls unter dem jeweiligen Text vermerkt. Verwendete Zitate sind kursiv hervorgehoben. Für Korrekturen, insbesondere bei der Zuordnung, sowie ergänzende Daten und Hinweise aus der Leserschaft sind die Autorinnen dankbar. Alle Exlibris wurden formatbedingt in gleichem Ausmaß verkleinert abgebildet, um so die Darstellung der vorgegebenen Größenverhältnisse zu erhalten. Gern sagen wir allen, die uns bei diesem Vorhaben unterstützt haben, Dank: Herrn Heinz Decker, Redakteur der DEG-Jahrbücher, für Ermutigung und die damit einhergehende Beratung; allen Bildgebern, die im Bildnachweis namentlich aufgeführt sind, für die Mühe, die die Bereitstellung der Abbildungen mit sich brachte; Frau Cornelia Becker, Medizinische Fakultät der Universität Leipzig für die Übermittlung ergänzender Literaturhinweise; Frau Annett Schmerler vom Archiv des Dresdner Kreuzchores und des Evangelischen Kreuzgymnasiums Dresden; Herrn Steffen Hoffmann, Universitätsbibliothek Leipzig; Herrn Dr. Harald Lönnecker vom Bundesarchiv Koblenz; Frau Christin Milosevic vom Institut für Musikwissenschaft in Leipzig und nicht zuletzt Frau Sandra Schmidt und Frau Kornelia Tröschel vom Team der Geschäftsstelle 2009 zur Organisation des Universitätsjubiläums. Auch unseren namenlosen Helfern in der UB Bochum, der Stadtbibliothek Essen und der Martin-Opitz-Bibliothek Herne danken wir. Ganz besondere Hilfe wurde uns zuteil von Dr. Volker Büsing, unserem geduldigen und verständnisvollen Ehemann und Vater, als Mitdenker und Korrekturleser.
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Leipziger Verleger Habent sua fata libelli Dieses Motto, eine Verkürzung der Aussage Pro captu lectoris habent sua fata libelli1 von Terentius Maurus 1286, findet sich manches Mal auf einem Exlibris. Es soll hier einmal an dem nachfolgend genannten medizinischen Werk überprüft werden. Die Chirurgie des Halses, eine klinische Studie von Heinrich Bottini, 1898 in Leipzig beim Verlag von S. Hirzel erschienen, wies als ehemaligen Besitzer die „Chirurgische Klinik der Karl-Marx-Universität, Leipzig 1, Liebigstr. 20 - Bibliothek“ aus. Mehr verrät noch das beim Erwerb des Buches auf dem Innendeckel befindliche Exlibris, das das Werk als einem Bücherkonvolut zugehörig ausweist und im Jubiläumsjahr 1909 der Leipziger Universität geschenkt wurde. Um 1900 waren mehr als 800 Verlage in der aufstrebenden Bücherstadt sesshaft, von denen sich vermutlich die wissenschaftlich ausgerichteten, erfolgreichsten unter ihnen aus gegebenem Anlass zu dieser großzügigen Gabe bereit fanden. Um deren Geschenk als ein solches kenntlich zu machen, wurde ein Exlibris in Auftrag gegeben, das als Donatorenexlibris bezeichnet den Anlass würdigt und die Namen der großherzigen Geber auflistet. Es ist davon auszugehen, dass es zahlreiche Werke im Besitz der Universität Leipzig gab und vielleicht noch gibt, die mit diesem Exlibris versehen sind. Bei den Freunden der Exlibriskunst, die genau in dieser Zeit der Jahrhundertwende ihre höchste Blüte erlebte, blieben das Erscheinen des Exlibris und die damit verbundene Schenkung nicht verborgen. In der Zeitschrift: Exlibris, Buchkunst und angewandte Graphik2, Jg. 19 berichtet der damalige Vorsitzende des Deutschen Vereins für Exlibriskunst und Gebrauchsgraphik Walter von Zur Westen ab S. 124: „…Mit einem sogenannten Donatorenzeichen hat Kolb die Bücher versehen, die eine Reihe von Leipziger Verlagshäusern der dortigen Universität zu ihrem 500. Geburtstag geschenkt haben. Die Darstellung, die die Lehrtätigkeit der Hochschule versinnbildlicht, scheint mir nicht besonders glücklich; die Allegorie ist nicht eben tief und die Komposition fällt in zwei Teile auseinander.“ Der Künstler Alois Kolb ist es, der da kritisiert wird. Anders liest sich, was Josef Lenze im DEG-Jahrbuch 1960 über ihn schreibt: „Höher (als Héroux) in der Schätzung dürften heute noch die Arbeiten von Kolb stehen, diesem Monumentalkünstler, dessen ins Große strebende Kunst, reiche Phantasie und überzeugende Gestaltungskraft sich auch in vielen Exlibrisradierungen niedergeschlagen hat.“ In Wien 1875 geboren, durchlief er eine hervorragende Ausbildung: zunächst an der Kunstschule Friedrich Fehrs und Ludwig Schmid-Reuttes in München und von 1897-1900 an der dortigen Akademie der bildenden Künste. Das Radieren allerdings brachte er sich selbst bei. Vier Jahre arbeitete er dann als Gebrauchsgraphiker und Illustrator für die „JUGEND“, wechselte danach als Lehrer an die Magdeburger Kunstschule und 1907 an die Leipziger Akademie für Graphik und Buchkunst als Leiter der Radierklasse, rechtzeitig, um den Auftrag der Leipziger Verleger anvertraut zu bekommen. Das Schicksal des Buches schien mit dem Verkauf an das Leipziger Zentralantiquariat bereits besiegelt, ein glücklicher Zufall brachte es zurück in die Bibliothek eines Chirurgen, wo es nicht allein wegen des ansprechenden Exlibris besonders sorgfältig gehütet werden wird. 1Bücher haben ihre Schicksale je nach Auffassungsgabe des Lesers 2Für den Quellenhinweis sei H.-J. Krause, Nürnberg gedankt.
Literatur und Quellen: DBE 1, Bd. 6; www.uni-leipzig.de/~kmw/relation/text/7-fl.htm
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Donatorenexlibris Leipziger Verleger Radierung von Alois Kolb (02.02.1875 Wien – 05.04.1942 Leipzig)
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Christian Johann Lange Dieser Arzt beschrieb in seiner in der Universitätsbibliothek Leipzig gehüteten Dissertatio physica de circulatione sanguinis vom 21.Febr. 1680, gedruckt bei Litteris Christiani SCHOLVINI, seine Forschungsergebnisse in 54 Paragrafen. Mit den von ihm durchgeführten Gefäßinjektionen, ausgehend von den Uterus-Arterien, bestätigte er die Forschungsergebnisse von William Harvey, dem Entdecker des Blutkreislaufes, als dessen wissenschaftlicher Nachfolger er gilt. Lange mag im Andenken an seinen Onkel Christian Lange (1619-1662), der bereits 1644 die Doktorwürde der Leipziger Universität erhielt und als Professor für Physiologie, später als Anatom und Chirurg sowie zuletzt als Pathologe ebenda tätig war, den Arztberuf erwählt haben. Es gelang ihm, kurz nach seiner Promotion zum Prof. ord. medicinae ernannt zu werden, eine Position, die er bis zu seinem frühen Tode mit 45 Jahren im Jahr 1701 bekleidet. Eng befreundet war er mit dem ihm gleichaltrigen Rechtslehrer und Philosophen Christian Thomasius (1655-1728), der, nachdem er 1690 in Leipzig ein Vorlesungsund Veröffentlichungsverbot erhielt, ins benachbarte, preußische Halle wechselte, von Friedrich III. auf einen neu gegründeten Lehrstuhl berufen. Die 1694 gegründete Universität erfuhr durch sein Wirken einen wesentlichen Aufschwung. ĭȇȅȃȂȍȈ Ȁǹǿ ǹȀǼȇǹǿȍȈ1 war das Motto, das der Medicus Lange seinem Exlibris voranstellen ließ. Dazu wird unten in lateinischer Sprache berichtet: Dum docui, vixi: Lites cane peius et angue Exosus, pacem da mihi CHRISTE Tuam.2 Bei der Ablehnung von Schlangen machte er offensichtlich bezüglich der Äsculapnatter eine Ausnahme, die als Hauptmerkmal seines Exlibris Friedenspalme und -taube, sowie einen Dornenzweig umzingelt hat.
1Klug und rein 2Wie ich lehrte,
lebte ich: Streit war mir schlimmer verhasst als Hund und Schlange, gib mir Deinen Frieden,
Christus.
Literatur und Quellen: ADB, Bd. 17, S. 623 Blum, G.: Exlibris für Ärzte, S. 17 http://www.bautz.de/bbkl./t/thomasius_c.shtml UB Leipzig: Dissertation: Signum Anat & Physis 1372
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Christian Johann Lange (05.06.1655 Pegau – 20.04.1701 Leipzig) Stich eines unbekannten Künstlers nach 1691
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Christian Gottlieb Jöcher Der Gelehrte, Bibliothekar und Lexikograf Christian Gottlieb Jöcher erhielt zunächst seine Schulausbildung in Gera und Zeitz und studierte bereits ab 1712 in Leipzig Medizin, ein Fach, das er mit der Abhandlung De viribus musicis in corpore humano1 1714 abschloss. Ab 1715 widmete er sich ausschließlich der Theologie und Philosophie. Als Professor der Beredtsamkeit pflegte er bei vornehmen Begräbnissen in Leipzig die Trauerreden zu halten, die in vier Quartanten veröffentlicht wurden, immerhin zwischen 1715-1730 mehr als einhundert an der Zahl. Seine Professur für Geschichte erhielt er 1732. Zehn Jahre später bekleidete er auch das Amt des Universitätsbibliothekars. In dieser Funktion nahm er, als Vertreter der Aufklärung und Anhänger Christian Wolffs, gern dessen Werke in Empfang. Dabei handelte es sich um eine Gabe von Ernst Christoph Graf von Manteuffel (1676-1749) an die Alma mater Lipsiensis, deren einstiger Student und späterer Gönner er war. Obwohl den von Jöcher herausgebrachten Zeitschriften, darunter erstmals eine in deutscher Sprache, die Anerkennung nicht versagt blieb, darf die Herausgabe des „Allgemeinen Gelehrten-Lexicons“ 1750/51 als Hauptwerk dieses Gelehrten angesehen werden, das sich im Deckblatt so vorstellt: „Allgemeines Gelehrten - Lexicon, Darinnen die Gelehrten aller Stände, sowohl männ- als auch weiblichen Geschlechtes, welche vom Anfang der Welt bis auf die ietzige Zeit gelebt, und sich der gelehrten Welt bekannt gemacht, Nach ihrer Geburt, Leben, merckwürdigen Geschichten, Absterben und Schrifften aus den glaubwürdigsten Scribenten in alphabetischer Ordnung beschrieben werden.“ Herausgegeben von Christian Gottlieb Jöcher, der H. Schrifft Doctore und der Geschichte öffentlicher Lehrer auf der hohen Schule zu Leipzig Dieses Lexikon ist heute noch unverzichtbar und tat bei den Recherchen für dieses Büchlein gute Dienste. Die Gelehrten jener Zeit hatten wohl alle bedeutenden Bibliotheken zusammengetragen, so auch Jöcher. Für Bibliophile damals wie heute nicht ungewöhnlich, stattete er sie mit einem Exlibris aus. Der Name des Künstlers ist nicht überliefert, dafür verrät der Kupferstich dem aufmerksamen Betrachter umso mehr Wissenswertes. Die wehrhafte Pallas Athene ist als Hüterin der in hohen Regalen sorgsam aufgereihten Bücherschätze ausgewählt worden. So wird niemand es wagen, unerlaubt vorzutreten. Zudem besteht noch die Möglichkeit, die Bücher vor habgierigen Blicken zu schützen, indem der Vorhang, jetzt mit Quasten verzierten Kordeln hochgezogen, herabgelassen wird. Der Schriftzug mit der Eignerangabe verrät den Stolz eines Buchliebhabers: Bibliotheca Chr. Got. Joecheri. 1Von
den musischen Kräften im menschlichen Körper
Literatur und Quellen: ADB, Bd.14, S. 103-105 Schmitt: A.: Deutsche Exlibris, S. 148 www.uni-leipzig.de/~agintern/uni600/ug144.htm http://www.uni-leipzig.de/~unineu/journal/gesichter/0603.html UAL PA 608
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Christian Gottlieb Jöcher (20.07.1694 Leipzig – 10.05.1758 ebenda) Kupferstich eines unbekannten Künstlers
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Johann Christoph Gottsched Zeitgenosse im Leipziger Universitätsleben von Chr. Gottlieb Jöcher und nur knapp sechs Jahre jünger als dieser war Gottsched. Von seinem Vater, dem Pfarrer zu Juditten, zunächst unterrichtet, begann er bereits mit vierzehn Jahren in Königsberg ein Studium der Theologie, dann der Philosophie. Er war vierundzwanzig Jahre alt, als er gewissermaßen als Wehrdienstverweigerer nach Leipzig floh und seine Tätigkeit nach seinen sprach- und literaturreformerischen Zielen ausrichtete. Zur Leipziger Universität kam er 1730 als außerordentlicher Professor der Poesie. Sein „Jurament“, datiert vom 18. März 1730, darinnen er die ihm überantworteten Pflichten zu tragen verspricht, dazu Treue gegenüber der Universität und der Obrigkeit, wird durch das Hinzufügen seines bis heute unversehrt erhaltenen Sigillums im wahrsten Sinne des Wortes besiegelt. 1734 erfolgt die Ernennung zum ordentlichen Professor der Logik und Metaphysik. Mit ihm hatte Leipzig einen einflussreichen Anhänger des Philosophen Christian Wolff als Dozenten in seinen Mauern. Gottsched galt als schwieriger Charakter, mit seiner Überheblichkeit machte sich der „Literaturpapst“ viele Feinde. Dem Umfang seiner Veröffentlichungen Rechnung tragend, ist er bei den Vielschreibern einzuordnen. Von seiner hoch gebildeten Ehefrau Luise Adelgunde Victoria Kulmus, anerkennend die Gottschedin genannt, wurde er tatkräftig unterstützt. Sie arbeitete fleißig im Hintergrund als Übersetzerin und seine dichterische Hilfskraft. Nach deren Tod verehelichte sich der 65 Jahre alte Witwer mit der neunzehn Jahre alten Ernestine Susanne Katharina Neunes, eine Eheschließung, die ihm in Leipzig Hohn und Spott bescherte und die Goethe, der erst wenige Tage zuvor seinen Fuß auf Leipziger Boden gesetzt hatte, seinem Schulfreund Riese am Abend des 21.10.1765 beißend ironisch kommentierte. Zwar hat der junge Student noch Vorlesungen Gottscheds gehört, ihn auch einmal persönlich aufgesucht, aber weder als Lehrer noch als Mensch konnte dieser ihn noch beeindrucken. Es ist zu hoffen, dass die historische Bedeutung Gottscheds, dieser großen Gestalt der Leipziger Universitätsgeschichte als einer zentralen Vermittlergestalt europäischer Aufklärung wieder ins Bewusstsein gebracht werden wird durch die begonnene Edition der Briefe von und an Gottsched, wie von Prof. Stockinger in seiner 2005 gehaltenen Laudatio zum 375. Jahrestag der Ernennung Gottscheds zum Professor vorausgesagt. Deutlich zeigen sich Parallelen im Leben der beiden zeitgenössischen Leipziger Professoren Jöcher und Gottsched, wobei besonders hervorsticht, dass beide am gleichen Tag, dem 18. März 1730, ihr Jurament abgaben. Da nimmt es nicht wunder, dass auch beide ein Exlibris ihr Eigen nannten, auf denen ihre Wappen erscheinen, waren doch die ersten Exlibris vorwiegend Wappennachbildungen. Überraschend ist, dass die Blätter fast identisch sind. Nicht nur die Motivwahl mit großer Bibliothek und Athene als Wächterin stimmt überein, die Anordnung des hohen Bücherregals sowie die Schraffierung des vorderen Eckbalkens sind völlig gleich, ja selbst die Dekoration mit den Büsten, Art der Kordeln und Quasten, die die gerafften Vorhänge zurückhalten, gleichen sich mit nur geringen Abweichungen, die sich teilweise aus der etwas verschobenen Perspektive ergeben, da bei Gottscheds Blatt der Betrachter etwas näher an die Bücherschätze herantreten durfte. Es kann kein Zweifel bestehen, die Freunde haben denselben Kupferstecher für ihr Exlibris bemüht. Literatur und Quellen: Goethes Werke: Brief vom 20./21.10.1765 an Johann Jakob Riese S. 14. www.uni-leipzig.de/campus2009/jubilaeen/2005/gottsched.html UAL PA 514 - SG 155
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Johann Christoph Gottsched (02.02.1700 Juditten – 12.12.1766 Leipzig) Kupferstich eines unbekannten Künstlers 1760
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Karl Ferdinand Hommel Hommel wurde am 06. 01.1711 in Leipzig in eine Juristenfamilie hineingeboren und trat in die Fußstapfen seines Vaters, nachdem er die Nikolaischule, Hort humanistischer Bildung, absolviert hatte. Sein Jurastudium verfolgte er in Leipzig und Halle, seine Promotion zum Doktor beider Rechte erfolgte am 24. April 1744 in Leipzig. Anschließend wurde er zunächst als Advokat tätig. Als außerordentlicher Professor für Staatsrecht kehrte er 1750 an die Leipziger Universität zurück, die ihn nur zwei Jahre später zum Professor für Lehnrecht ernannte. Das höchste Amt der juristischen Fakultät erlangte er 1763 mit dem Lehrstuhl für Kirchenrecht, wurde Ordinarius und Rektor. Sein Bestreben, das inhumane Strafrecht zu reformieren, hatte insoweit Erfolg, als Inquisitionsverfahren und Folter abgeschafft wurden. Damit ging er in die Geschichte der Jurisprudenz als Strafrechtsreformer ein. Siebzigjährig starb Hommel am 16.05.1781 in Leipzig und fand seine letzte Ruhestätte in der Paulinerkirche. Für Hommel konnten gleich zwei verschiedene Exlibris in der Leipziger Universitätsbibliothek gefunden werden. Das im Titel verwendete Blatt ist in der Exlibrisliteratur bei S. Wolf bereits benannt. Es zeigt, wie die Blätter seiner Zeitgenossen Gottsched und Jöcher, eine Bibliothek. Sein Wappen ziert den Dachrand der Schauseite. In einer Rotunde sind die voluminösen Folianten sorgsam angeordnet, ein weiblicher Halbakt, im Mittelpunkt auf einem Podest stehend, schlägt die Leier, drei Putti beleben den Raum, und eine ovale Tafel nennt den Eigner: Ex bibliotheca Caroli Ferdinandi Hommelii. Und hoch über allem thront Justitia, den Eigner als Juristen ausweisend. Bezüglich der Entstehung des Bücherzeichens gibt es abweichende Angaben. Bei Wolf ist MDCCLX zu lesen, während das Blatt der Universität im Werk des Denis GODEFROY (Hg.) Auctores latinae linguae (Genf) 1585 (Sign. Gram.lat.35) eine offensichtlich nachträgliche Änderung von Hand auf MDCCLXVII erfahren hat. Obwohl der Stecher genannt ist, gelang eine Zuordnung nicht. Das uns bislang unbekannte, deshalb umso freudiger verwendete Exlibris für Hommel fand sich im Werk des Erasmus Desiderius (von Rotterdam): Annotationes. Basel 1533 (Sign: Hist. Lat. 7). Auch bei diesem Blatt, dem Zeitgeschmack entsprechend, können wir einen Blick in die Bibliothek des Eigners werfen. Wieder finden sich Akt, Leier und Entstehungsjahr, dazu die Bücherrücken dicht an dicht. Vorne jedoch ist eine Wand zahlreichen Portraits vorbehalten, vielleicht eine Referenz an seine Lehrer? Darunter befinden sich zwei Globen. Diesen gegenüber sind Schriften mit angehängten Siegeln aufbewahrt. Und noch eine Abweichung ist zu bemerken, ein lateinischer Text, eine Ermahnung an die Entleiher dieses Folianten: Inter quatuordecim dies com(m)odatum ni reddideris neque belle custodieris alio tempore: non habeo, dicam. Wenn Du innerhalb von 14 Tagen das Geliehene nicht zurückgegeben oder es nicht gut behandelt haben wirst, werde ich zu anderer Zeit sagen: ich habe es nicht. Doch wie sollte es einem Wissbegierigen gelingen, dieses Mammutwerk in so kurzer Zeit durchzuarbeiten? Literatur und Quellen: Wolf, S.: Exlibris, 1000 Beispiele aus 5 Jahrhunderten, S. 42 www.uni-leipzig.de/campus2009/jubilaeen/2006/hommel.html
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Karl Ferdinand Hommel (06.01.1711 Leipzig – 16.05.1781 ebenda) Kupferstich eines unbekannten Künstlers aus dem Jahre 1762
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Christian Erhard Kapp Das Exlibris dieses Arztes befindet sich in dem Buch von Joh. Kaspar Philipp Elwert: Nachrichten von dem Leben und den Schriften jetztlebender Deutscher Ärzte, Wundärzte, Thierärzte, Apotheker und Naturforscher, das in der Universitätsbibliothek (Sign.Lit.gesch.540) zur Einsichtnahme bereit steht. Noch ein weiterer Besitzer ist durch ein eingeklebtes Exlibris namhaft gemacht: J(ohann) W(ilhelm von) Schlegel, der anhand der Darstellung ebenfalls als Arzt ausgewiesen ist. Kapps Interesse an dem Buch ist leicht nachzuvollziehen, ist seine Person darin doch abgehandelt, was uns die Möglichkeit gibt, seinen Lebenslauf nachzulesen. Geboren zu Leipzig am 23.01.1739, wo sein Vater Johann Erhard Kapp (1696 Oberkotzau – 1756 Leipzig) Professor der Beredsamkeit war, bekam er zunächst Privatunterricht und besuchte dann die Nicolaischule. Als sein Vater erkrankt, kommt er auf das Gymnasium nach Hof im Vogtland zu Rektor Longolius, wie Elwert berichtet. Erst 1758 kehrt er nach Leipzig zurück und studiert vier Jahre lang Medizin und Naturgeschichte. Im August 1762 wird er Baccalaureus der Medizin, im folgenden Jahr Licentiat. Mit namentlich genannten Freunden begibt er sich dann auf Reisen nach Wien, Paris und London und nimmt endlich im Jahre 1768 die medizinische Doktorwürde an, wie Adelung formuliert. Der Arzneykunde Doctor und praktische Arzt wird weit über seine Heimatstadt hinaus berühmt, vornehme Patienten aus Russland, Skandinavien und Frankreich suchen Rat und Hilfe bei ihm. Die Gesellschaft der Naturforschenden Freunde zu Berlin hat ihn zum Mitglied aufgenommen, das Ritterkreuz des sächsischen Verdienstordens erhielt er vom König, obwohl er die ihm mehrfach angebotene Stelle als dessen Leibarzt aus gesundheitlichen Gründen abgelehnt hatte. Verdienste um die Wissenschaft konnte er zudem durch fachspezifische Übersetzertätigkeit aus dem Englischen erwerben. Zwei eigene Veröffentlichungen sind genannt, wobei es sich bei der 1768 erschienenen mit dem Titel de exstirpatione tumorum in mamma1 um seine Dissertation handeln dürfte. Gleich zwei Exlibris in einem Buch, die beide in die späte Rokokozeit zu datieren sind, geben einen Hinweis darauf, wie verbreitet einst der Gebrauch von Exlibris war. Mit ihnen ist es auch nach mehr als 200 Jahren möglich, ehemalige Besitzer kostbarer Bücher herauszufinden, auf ihren Stand zu schließen und wenn es auch einiger Mühe bedarf, etwas über ihr Leben in Erfahrung zu bringen. Schwieriger gestaltet sich die Suche nach den Künstlern, besonders dann, wenn die Blätter unsigniert sind. Auch in diesem Fall blieb der Name des Künstlers verborgen.
1Über
die Entfernung von Tumoren der Mamma
Literatur und Quellen: Elwert, J. K. Ph.: Nachrichten von dem Leben und den Schriften jetztlebender Deutscher Ärzte, Wundärzte, Thierärzte, Apotheker und Naturforscher Jöcher, C.G./Adelung, H.W.: 7. Ergänzungsband, Sp. 425
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Christian Erhard Kapp (23.01.1739 Leipzig – 30.09.1821 Leipzig) Kupferstich eines unbekannten Künstlers
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Johann Wolfgang von Goethe Wer in Leipzig auf den Spuren des jungen Goethe wandeln möchte, wird bald, kaum dass er sich in der Innenstadt ein wenig umgesehen hat, belohnt. Am Fuße der Doppeltreppe zur Alten Börse findet sich die vom Bildhauer Carl Ludwig Seffner 1903 geschaffene Statue des Studenten (Abb. 1), der dank seines Standortes noch heute an den kulturellen und wissenschaftlichen Ereignissen der Universitätsstadt teilnimmt, wie 2001 in einer Laudatio der Promovenden1 lebhaft berichtet wird. Eine ganz besondere Kostbarkeit zur Leipziger Studienzeit Goethes behütet die Schatzkammer der Universitätsbibliothek unter dem Signum Hirzel G. Bibl. C1:4 und dem Hinweis: ex dono Salomonis Hirzel. Am 28. August 1849 wurden landesweit zahlreiche Zentenarfeiern veranstaltet. Salomon Hirzel, Verleger und späterer Ehrendoktor der Universität Leipzig, hat alle Festreden sorgsam gesammelt und der Universität Leipzig vermacht. Darin nun findet sich die Festrede Otto Jahns, gehalten in der Akademischen Aula zu Leipzig mit dem Titel: Goethes Jugend in Leipzig. Hieraus zitiert, erhalten wir ein wunderbares Bild des jungen Goethe. In Leipzig hat Goethe seine Studien begonnen, drei Jahre hindurch hat er unserer Universität angehört, ist hier durch den Verkehr mit Künstlern und Kunstfreunden angeregt und gebildet worden, Freundschaft und Liebe haben ihn hier mannigfach gefesselt, hier hat er die unruhvoll bewegte Zeit der ersten Selbständigkeit durchlebt – wahrlich kein unbedeutender Theil seines Lebens gehörte uns an. Das im Vortrag gezeichnete Bild zeigt nicht den Mann in seiner vollendeten Kraft, nicht den Dichterfürsten in vollem Glanze seines Ruhmes, sondern den strebenden Jüngling, der die ersten Schritte auf seiner Siegesbahn beginnt, allein es zeigt uns schon den ganzen Goethe. Kaum in Leipzig angekommen, berichtet Goethe an seinen Jugendfreund J.J. Riese: Ich lebe hier, wie – wie – ich weiß selbst nicht recht wie. Doch so ohngefähr So wie ein Vogel, der auf einem Ast/Im schönsten Wald, sich, Freiheit athmend wiegt./Der ungestört die sanfte Lust genießt./Mit seinen Fittichen von Baum zu Baum/ Von Bußch zu Bußch sich singend hinzuschwingen. Aber bald stellte sich heraus, sein Studium, sein Umgang gaben ihm Steine statt Brod und so verwundert es nicht, dass er in feuriger Jugendkraft rücksichtslos sich frischem Lebensgenuss ergab, eine Erfahrung, die sich nicht allein in der Szene des Faust in Auerbachs Keller niederschlägt, sondern die er durch nachfolgende Krankheit teuer bezahlte. Jahn endet seinen Vortrag mit den Worten: Leipzig hat Goethe nicht den Lorbeer ins Haar gewunden, aber noch hat der Blumenstrauß, den der Jüngling hier gepflückt, frischen, unvergänglichen Duft. Diesen Strauß nun haben wir nach mehr als 150 weiteren Jahren neu gewässert, damit er auch weiterhin Duft und Frische behält. Goethes Radierunterricht beim Kupferstecher Johann Michael Stock bescherte der Exlibriswelt zwei Blätter: eines für Kätchen Schönkopf, das andere für ihren Vater. Verweist letzteres mit drei Weinflaschen auf dessen Beruf, so liegen bei Kätchens Blatt auf einer mit Blumen verzierten Konsole zwei Bücher, daran angelehnt eine hochovale Platte mit der Initiale „S“. Goethe selbst kennzeichnete seine Bücher mit einem Etikett, ein Exlibris im eigentlichen Sinne ist für ihn nicht bekannt geworden. Die Chance, in Leipzig auch für sich selbst einen Kupferstich zu fertigen, hat er ungenutzt verstreichen lassen. 1Büsing,
K.: Dankesworte im Namen der Promovenden in: Umschau, 12. Jahrg. Heft 14, Mai 2002
Literatur und Quellen: Goethes Werke: Brief vom 20./21.10.1765 an Johann Jakob Riese S. 13-14 UB Leipzig: Jahn, O.: Goethes Jugend in Leipzig, Festrede gehalten am 28. Aug. 1849 in der Akademischen Aula in Leipzig, Signum Hirzel G. Bibl. C1:4 DEG-Jahrbuch 1967 S. 3-4: Meuer, A.: Goethes Exlibris
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Abb. 1 Oswin Volkamer: Goethestandbild vor der Alten Börse
Abb. 2 Johann Wolfgang von Goethe (28.08.1749 Frankfurt/Main – 22.03.1832 Weimar) Buchmarke eines unbekannten Künstlers
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Nathanael Gottfried Leske Ein Lebenslauf dieses Leipziger Universitätsprofessors der Medizin findet sich in seiner Personalakte leider nicht, dafür aber sein Siegel, das, auf seinem Dankschreiben mit Datum 18. Mart. 1775 nach seiner Ernennung aufbewahrt, seine Initiale „L“ als Pflanze in einem Hochoval zeigt. Der Fortsetzung von Chr. G. Jöchers Gelehrtenlexikon verdanken wir die Kenntnis von der Geburt Leskes, seines Leipziger Universitätsbesuchs ab 1769 und seiner Erlangung des Titels eines Magisters im Jahre 1774. Danach können wir die Personalakte zu Rate ziehen. Als Leske sich mit Datum vom 28. October 1774 um die Erteilung einer Professionis extraordinariae bewirbt, wird er als Med. Baccal. zu Leipzig bezeichnet und setzt mit seinem Antrag das Räderwerk zur Zulassung in Gang. Gutachten und Briefe werden geschrieben, wie dieser, gerichtet an die Universität: Von Gottes Gnaden Friedrich August, Herzog zu Sachsen, Jülich, Cleve, Berg, Engern und Westphalen Chur:Fürst Würdige, hochgelahrte, liebe, andächtige und getreue. Nachdem wir dem Professori Historiae naturalis extraordinario, Nathanel Gottfried Lesken, die durch Dr.: Daniel Gottfried SCHREBERS Tod verledigte Professionem Oeconomiae ordinariam novae fundationis auf der Universitaet zu Leipzig nebst Bewilligung einer Zulage von ZWEY Hundert Thalern jährlich aus der SchulPhortaischen Cassa, zu denen zeithero genossenen Zwey Hundert Thalern vom an. curr. an, gnädigst übertragen. Ihn auch hiermit und Kraft dieses zu Professione oeconomiae confirmiret und bestätiget haben; Ist andurch unser gnädigstes Begehren, ihr wollet selbige ernanten Professori Lesken aus seiner bereits vorhin gelisteten Pflicht behörig anweisen, ihn auch zu frommem Fleiß und schuldiger Beobachtung der Statuten und des VisitationsDecrets anermahnen. Daran geschieht unser Wille und Meynung und Wir sind auch mit Gnaden gewogen. Gegeben zu Dresden den 9ten Februarii, 1778 Diese beiden Ämter konnte Leske nicht lange bekleiden, denn bereits am 6.Oktober 1786 wird mitgeteilt, dass sich durch Professor Leskens Erbgang die Professio oeconomiae ordinaria novae fundationis sowohl als die Professio historiae naturalis extraordinariae erledigt habe. Es standen drei neue Supplikanten zur Auswahl für die Neubesetzung, das Auswahlverfahren konnte erneut in Gang gesetzt werden. Das Lexikon berichtet, wie es zum Tode des gerade einmal 35 Jahre alten Professors kam. Am 6. November 1786 machte sich dieser nach Marburg auf die Reise, verunglückte mit seiner Kutsche, lag lange im Schnee und kam todkrank in Marburg an, wo er an den Unfallfolgen einige Tage später verstarb. Der Kupferstecher, der das Exlibris für Leske schuf, ist unbekannt geblieben, datiert wird das Blatt in der Literatur auf um 1780, eine Zeit, die den Medizinprofessor bereits auf dem Höhepunkt seiner Karriere sieht. In einem blumengeschmückten Hochoval findet sich sein Name, links davon zwei Bücher, rechts ein Mikroskop, das zum Zeitpunkt der Entstehung des Exlibris hochmodern gewesen sein wird, sowie ein Pergament, zu Aufzeichnung und Studium bereitgelegt. Es blieb ihm nicht mehr viel Zeit, seinen kleinen Schatz zu genießen. Literatur und Quellen: Jöcher, C.G./Adelung, H.W. :3. Ergänzungsband, Sp. 1678 Waehmer, K., S. 73, Abb. 47 UAL PA 685
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Nathanael Gottfried Leske (22.10.1751 Muskau – 26.11.1786 Marburg) Radierung um 1780 eines unbekannten Künstlers
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Salomon Hirzel Im Jahre 1865 steht in dem Buch, das die Aufzeichnungen zu den Verleihungen der Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Leipziger Universität enthält, zu lesen: Die mens Octobris 19, quo ante centum annos Joannes Wolfgang Goethe in tabulas universit. Lips. receptus est. Salomon Hirzel, civis Turisens, librarius Lip1 Salomon Hirzel ist dem Leser bereits im Kapitel über Goethe begegnet. Dass die Verleihung am Tag der 100. Wiederkehr der einstigen Immatrikulation des Dichters vorgenommen wurde, macht nachdenklich. Wollte das auswählende Komitee dem zu Ehrenden eine Referenz erweisen, oder war es gar Hirzel selbst, der dieses für die Universität und ihre Verbindung zu Goethe historische Datum in Erinnerung brachte? Basierend auf dem ihm als Schwiegersohn des Vorbesitzers zugefallenen Anteil des Berliner Ursprungsverlages von Georg Andreas Reimer (1776-1842) baute Salomon Hirzel ab 1853 in Leipzig seinen Verlag auf. Erster Höhepunkt in der Verlagsgeschichte war bereits im Jahre 1854 die Herausgabe des ersten Bandes des Deutschen Wörterbuchs der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm. War der Schwerpunkt des Verlages zu Lebzeiten des Firmengründers vorwiegend in der Germanistik zu sehen, so verbreiterte sich das Spektrum nach und nach. Bedeutende medizinische, chemische und technische Standardwerke erschienen. Der berufliche Erfolg ermöglichte dem hoch gebildeten Verleger, seiner schon im Elternhaus geweckten Sammelleidenschaft noch breiteren Raum zu geben. Durch die akribisch betriebene Goetheforschung erwarb er sich den Ruf eines bedeutenden Goethekenners. Seine sorgsam zusammengetragene, herausragende GoetheBibliothek listete er erstmals 1848 auf, dann nach Neuerwerbungen nochmals 1862 und 1867. Er vermachte sie testamentarisch der Leipziger Universitätsbibliothek. Im 100. Todesjahr des Dichterfürsten gedachte die Empfängerin des großzügigen Gebers mit einer Neuausgabe des Verzeichnisses. Die Grafik mit den Initialen S. H., als Zinkätzung ausgeführt, war 1902 ursprünglich als Verlagssignet gedacht, diente also eher dem Gedenken Salomon Hirzels, denn als Exlibris. Wenn auch der männliche Akt, mit dem vermutlich soeben abgeschossenen Bogen auf der Jagd, das Bild dominiert, wird dem aufmerksamen Betrachter das am Fuße des hoch aufragenden Berges aufgestellte Zelt mit dem davor lagernden Hirsch nicht entgehen. Denn mit diesem Hirsch hat es eine besondere Bewandtnis, die im Text zum Exlibris des Enkels Georg Hirzel dargelegt ist. 1Am
19. Tag des Monats Oktober, an dem vor einhundert Jahren Johann Wolfgang Goethe in die Listen der Leipziger Universität aufgenommen wurde. Salomon Hirzel, Züricher Bürger, Leipziger Buchhändler
Literatur und Quellen: Gebauer, H.: Die Exlibris von Max Klinger für die Verleger Hirzel, Mitteilungen der DEG 1995/2 Tauber, H.: Max Klingers Exlibriswerk UAL Phil Fak. B 144, Film 1640
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Salomon Hirzel (13.02.1804 Zürich – 08.02.1877 Halle) Zinkographie von Max Klinger (18.02.1857 Leipzig – 04.07.1920 Großjena)
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Otto Jahn Schlägt der Suchende die Personalakte 604 im Archiv der Universität auf, stößt er sogleich auf ein Dokument, datiert 5. Oct. 1846: „Hoch=Wohlgeborener, Hochgebietender Herr Staatsminister, Gnädiger Herr. Das beklagenswerthe Ableben des Prof. Recker giebt mir Anlaß, im Interesse der Universität an Ew. Hge. untertänigst das Wort zu richten. Es betrifft die Wiederbesetzung der vacanten Professur der Archäologie, und wenn ich hierbei die mir eigene Scheu, ungefragt über dergleichen mich auszusprechen überwinde, so geschieht dies mit dem vollen Bewusstsein, ein Wort zur rechten Zeit zu sprechen. Ich erlaube mir demnach bei Wiederbesetzung der archäol. Professur Ew. Hge. Gnädige Aufmerksamkeit den Prof. Otto Jahn in Greifswald als denjenigen zu empfehlen, der vor allen Anderen berufen sein möchte, jene Stelle auszufüllen. Er ist jung, lebendig, strebsam, ein rastlos Thätiger, von vielseitiger Bildung und dem glücklichsten Talent als Schriftsteller und Lehrer. Ein zweijähriger Aufenthalt in Italien und Paris hat bei ihm die herrlichsten Früchte getragen. Deswegen hat die K. Preuß. Regierung ihn zur Sammlung von Inschriften nach Italien senden wollen, was jedoch wegen seiner übrigen wissenschaftlichen Arbeiten und seiner äußeren Lebensverhältnisse nicht zur Ausführung gekommen ist. Gäbe es bei Berufungen eine Bürgschaft, und wäre die meinige für gültig anerkannt, so würde ich mit wahrhafter Freudigkeit diese für jenen trefflichen jungen Mann übernehmen. Unser ehrwürdiger Gottfr. Hermann ist ganz mit mir einverstanden und ich habe von ihm Vollmacht, mich gegen Ew. Hge. auf ihn zu berufen. Zur hochgeneigten Ansicht lege ich Schriften Jahns bei. Mit der gehörigen und tiefsten Devotion ergebenst Dr. H. Wachgemuth“ Ein solches Empfehlungsschreiben macht neugierig auf den Empfohlenen. Otto Jahn, aus Kiel gebürtig, verbrachte sein letztes Schuljahr 1830-31 in Schulpforta, der von Moritz von Sachsen bereits 1543 aus den Gütern des Zisterzienserklosters Pforta gestifteten Fürstenschule. Der Zögling Jahn wandte sich dem Studium der klassischen Philologie zu, das er nach Kiel und Leipzig mit der Promotion zum Dr. phil. 1836 in Berlin abschloss. Ab 1839 nahm er seine Lehrtätigkeit als klassischer Philologe und Archäologe auf und wurde 1842 außerordentlicher Professor in Greifswald. Ob die Empfehlung den Ausschlag gab, ist nicht erwiesen, aber es war tatsächlich Otto Jahn, der 1847 zum ordentlichen Professor in Leipzig ernannt wurde, seitdem Mitglied der Sächsischen Akademie und deren Sekretär war. Wegen seiner Tätigkeit im Deutschen Verein verliert Jahn seine Anstellung und schlägt sich vier Jahre als Privatgelehrter durch, bis er 1855 nach Bonn berufen wird. Zuvor jedoch hielt er am 28.01.1849 eine Gedächtnisrede auf Gottfried Hermann (1772-1848), den Professor der klassischen Philologie, der auch im zitierten Empfehlungsschreiben als sein Befürworter genannt wird. Jahn war neben den oben genannten Arbeitsgebieten auch als Biograph erfolgreich. Für seine Mozartbiographie in 4 Bd. (1856-59) wurde ihm eine ganz besondere Anerkennung zuteil, denn 1862 widmete ihm Ludwig von Köchel das Verzeichnis sämtlicher Werke Mozarts. Dieser gefällige Holzschnitt war Richters Dank an Jahn für die Abfassung der Einleitung zu seiner Album-Ausgabe, wie Anneliese Schmitt zu berichten weiß. Literatur und Quellen: NDB, Bd. 10, S. 304-306 Schmitt: A.: Deutsche Exlibris, S. 153 UAL PA 604 - SG 0215
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Otto Jahn (16.06.1813 Kiel – 09.09.1869 Göttingen) Klischee von Ludwig Richter (28.09.1803 Dresden – 19.06.1884 Dresden)
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Oskar Leopold von Gebhardt Anlässlich seines 100. Todestages am 9. Mai 2006 erfuhr der erste Direktor der Leipziger Universitätsbibliothek durch Herrn Prof. Dr. Klaus Fitschen eine umfassende Würdigung. Dass diese aus dem Institut für Kirchengeschichte kam, ist wenig verwunderlich, denn von Gebhardt hatte zunächst Theologie studiert und gilt dank seiner Veröffentlichungen als hervorragender, kenntnisreicher Forscher auf dem Gebiet des Neuen Testamentes und der altchristlichen Literatur. Nach seinem Studium, 1862 in Dorpat, seiner estischen Heimat, begonnen, kam er über Tübingen, Erlangen und Göttingen nach Leipzig. Nach einem Volontariat an der Straßburger Universitätsbibliothek wendete er sich voll und ganz der Handschriftenkunde und dem Bibliothekswesen zu, einer Aufgabe, die er dank exzellenten Wissens mit großer Kennerschaft betrieb und die ihn bis zu seinem Lebensende ausfüllte. Als Oskar von Gebhardt im Alter von vier Jahren zum Vollwaisen wurde, seine Mutter war bereits zwei Jahre früher verstorben, nahm ihn sein Onkel, Bruder seines Vaters und Pfarrer im estischen St. Johannes in seine Familie auf, wo er auf seinen sechs Jahre älteren Vetter Eduard traf. Während Oskar, Sohn des Schulinspektors, nach dem Besuch des Gymnasiums auf der Insel Ösel in die beruflichen Fußstapfen seines Onkels trat und Theologie studierte, wurde Eduard, der Pfarrerssohn, Maler. Vom streng lutherischen Elternhaus geprägt widmete sich Eduard zeitlebens der religiösen Kunst. Bedeutende Gemälde von ihm hängen in den großen Galerien wie Dresden, Berlin, Hamburg und natürlich Düsseldorf, wo er sich 1860 nach erfolgreichem Studium und zahlreichen Studienreisen niederließ. Von 1884-91 malte er das Refektorium im Kloster Loccum aus. Aber diese großen Erfolge hinderten ihn nicht, seine Aufmerksamkeit und sein Können auch der Kleinkunst des Exlibris zuzuwenden. So schreibt Richard Braungart, Münchner Schriftsteller, der sich mit mehr als 220 kunstgeschichtlichen Aufsätzen und zahlreichen Buchveröffentlichungen allein zum Thema Exlibris als Kenner der Materie ausgewiesen hat, über den Künstler: Eduard von Gebhardt empfindet das 15. und 16. Jahrhundert so nahe, als sei es lebendigste Gegenwart, und er zwingt auch uns in den Bann der Illusion. Seine Blätter, an sich ganz bildhaft, sind trotzdem Kostbarkeiten des deutschen Gebrauchsexlibris, sie sind erlebte Kunst, die uns alle theoretische Bedenken vergessen lässt. Und der passionierte Exlibrissammler Walter von Zur Westen nennt ihn gar unseren großen Eduard von Gebhardt- Düsseldorf, dem wir Blätter verdanken, die in der Mehrzahl zu dem Schönsten gehören, was die Exlibriskleinkunst hervorgebracht hat. Auf dem abgebildeten Blatt für seinen hochehrwürdigen und wolgelahrten1 Vetter und dessen um vierundzwanzig Jahre jüngere Frau Jenny werden zu früher Morgenstunde alte Schätze ausgegraben, zwar keine Bücher und Schriftrollen, wie man vielleicht erwartet hätte, aber der forschende Wissenschaftler ist überzeugend dargestellt. Das Exlibris mag auch als Beweis für die Richtigkeit der zunächst nur vermuteten Verwandtschaft sowie für ein gutes Miteinander der einst eng zusammengerückten und nunmehr doch sehr entfernt lebenden Familienmitglieder angesehen werden. 1Bezeichnung
für Pfarrer in alten Kirchenbüchern
Literatur und Quellen: Braungart, R.: Das moderne deutsche Gebrauchs-Exlibris, S. 21 Zur Westen, W. von 1: Exlibris, S. 50 www.uni-leipzig.de/campus2009/jubilaeen/2006/gebhardt.html www.bautz.de/bbkl/g/gebhardt_o_l.shtml und www.bautz.de/bbkl/g/gebhardt_ed.shtml UAL PA - SG 136
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Oskar Leopold von Gebhardt (22.06.1844 Wesenburg/Estland – 09.05.1906 Leipzig) Raster von Eduard von Gebhardt (13.06.1838 St. Johannes/Estland – 03.02.1925 Düsseldorf)
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Arnold Wilhelm von Bode Der berufliche Lebensweg des so erfolgreichen Kunsthistorikers und Museumsleiters war keineswegs geradlinig, musste er doch dem Wunsch der Eltern entsprechend zunächst Jura studieren und als Auditor in Herzoglich Braunschweigerische Dienste treten. Nebenberuflich und zeitlebens im „Beurlaubtenstand“ betrieb er seine Kunststudien, was für ihn zunächst die Kenntnis des Originals bedeutete und seine Fachkompetenz begründete. Seine Kennerschaft führte zu internationaler Anerkennung und großem Einfluss. Berlin bildete seinen Lebensmittelpunkt, die Museen der Welt waren Studienort und Arbeitsplatz zugleich. Zur Erlangung der Doktorwürde jedoch machte er sich nach Leipzig auf, da er als Nachfahre des Errichters der Carpzovschen Stiftung, seine Urgroßmutter war eine geb. Carpzov, dort den Doktor ohne Kosten machen konnte. Diese Hoffnung scheint jedoch getrogen zu haben, denn in den Stipendiumsarchivalien findet sich kein Antrag auf Kostenübernahme, auch der letzte Satz im Text der Promotionsangelegenheit spricht dagegen. Um die Philosophische Doctorwürde bewirbt sich Herr Auditor Wilhelm BODE aus Braunschweig, z. Z. Wien Die von dem Bewerber eingereichte Abhandlung „Frans Hals und seine Schule“ nebst curriculum vitae und drei Zeugnissen folgt hierbei. Um Begutachtung der Abhandlung wird zunächst Herr Dr. Riegel ersucht, während ich mir das zweite Votum vorbehalten zu dürfen bitte. Die Gebühren sind dem Pedell einzuhändigen. Leipzig den 21. November 1870 Owerbeck, d. Z. Procancellar Wie sehr Selbsteinschätzung und Fremdurteil von einander abweichen können, zeigt Bodes Beschreibung der mündlichen Prüfungsabläufe. Glaubt er sich mit seinem Wissen den Prüfungsanforderungen weit überlegen, zieht das Kollegium den Schluss: Mit durchaus genügenden resp. befriedigenden Kenntnissen in der mündlichen Prüfung wurde die Promotion beschlossen. In der Literatur wurde das Exlibris für Bode nicht allein wegen der vollendeten Radiertechnik mehrfach gewürdigt, die Darstellung der Kunstgeschichte hingegen, je eine Vertreterin der Antike, Renaissance und der modernen Kunst auf den Schultern durch den Sumpf der barbarischen und banausischen Zeit tragend, gab Anlass zu kontroversen Beurteilungen. Den Hintergrund der Entstehung des Blattes beleuchtet Hans W. Singer. Bode, der Kunstpapst, hatte 1890 einen Artikel über moderne Radierer, u. a. über Klinger geschrieben. Daraus folgert Singer: „Ohne es autorativ behaupten zu können, glaube ich wohl richtig zu vermuten, dass das nächste Exlibris unseres Meisters, das er im Jahre 1894 für Bode vollendete, eine Art Gegenleistung für diese freundliche Unterstützung war.“ Es ist nicht bekannt geworden, ob der Eigner sein Exlibris gewürdigt und auch tatsächlich in Gebrauch genommen hat.
Literatur und Quellen: Bode, W.: Mein Leben Singer, H. W. in: Exlibris, Buchkunst und angewandte Graphik, Jg. 4, S. 54 Tauber, H.: Max Klingers Exlibriswerk, S. 58-59 UAL Phil. Fak. Prom. 1237 Zur Westen, W. von 1: Exlibris S. 53
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Arnold Wilhelm von Bode (10.12.1845 zu Calvörde im Herzogtum Braunschweig – 01.03.1929 Berlin) Radierung 1894 von Max Klinger (18.02.1857 Leipzig – 04.07.1920 Großjena)
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Georg Erler Angesichts der Vorbereitungen zur 600-Jahr-Feier der Universität Leipzig im Jahre 2009 haben sich Leipziger Historiker eine gewaltige Aufgabe gestellt, nämlich die Universitätsmatrikel für die Zeit vom Jubiläumsjahr 1809 bis 1909 zu erfassen. Die zwangsläufig auftauchende Frage nach dem Zeitraum 1409 bis 1809 führt unmittelbar zu dem Leipziger Historiker Georg Erler. Er, 1850 als Sohn eines Tierarztes geboren, trat nicht in die Fußstapfen seines Vaters, sondern studierte nach Erhalt des Reifezeugnisses 1869 vom Gymnasium zum Heiligen Kreuz in Dresden klassische Philologie und Geschichte in Leipzig. Der „Deutsch-Französische Krieg“ rief ihn ins Feld, im April 1871 konnte er sein Studium jedoch wieder aufnehmen. Seine Arbeit zum philosophischen Staatsexamen über den Staat der Lacedaimonier reichte er in lateinischer Sprache ein. Es gelang ihm zudem, den von der Philosophischen Fakultät ausgeschriebenen Preis für eine Darstellung der Inneren Geschichte des spartanischen Staates während des Peloponnesischen Krieges zu erringen. Von 1873-84 lehrte er am Nicolai-Gymnasium. Dann reifte der Entschluss, sein Lehramt zugunsten historischer Studien aufzugeben, zumal auch eine Halserkrankung die Ausübung des Berufs erschwerte. So arbeitete er in den Erbbibliotheken und Archiven Roms und stieß dabei auf den einst ebenfalls dort tätigen Historiker Dietrich von Nieheim1. Über ihn verfasste er dann auch seine Habilitationsschrift: Dietrich von Nieheim, sein Leben und seine Schriften, für die er 1887 die venia legendi in mittlerer und neuerer Geschichte erhielt, der 1890 die Professur folgte. Ihm gebührt der Ruhm, die Matrikel der Universität Leipzig in nur wenigen Jahren erarbeitet und im Auftrag der Königlich Sächsischen Staatsregierung veröffentlicht zu haben. Wie sehr er sich gerade dieser Forschungsaufgabe verbunden fühlte, kann man ermessen, wenn man erfährt, dass er zehn Jahre, von 1892-1902 in Königsberg als ordentlicher Professor lehrte und für die dortige Albertus - Universität die Matrikel ebenfalls erfasste und veröffentlichte. Dann führte ihn sein Lebensweg nach Münster/Westfalen, wo er nicht nur als Professor, sondern auch als Vorsitzender der Historischen Kommission für Westfalen tätig war, von 1907-10 zudem als Herausgeber der Beiträge zur Geschichte Niedersachsens und Westfalens. Es unterstreicht nur das Bild eines rastlos Tätigen, dass er noch während seines Lehrerdaseins an der Nicolaischule eine Deutsche Geschichte in den Erzählungen ihrer Geschichtsschreiber in 3 Bänden (1882-84) veröffentlichte. Dass Georg Erler auf seinem Exlibris “die Kunst des Buchdruckens“ verherrlicht und mit der Büste Gutenbergs diesem ein weiteres Denkmal setzt, kann bei dem Lebenswerk des Eigners nicht verwundern. Der Berliner Künstler Georg Wagner hat seinen Namenszug geschickt als Lesezeichen auf dem Exlibris verewigt.
1um
1345 in Nieheim/Paderborn – 22.03.1418 Maastricht, Historiker an der Kurie in Rom
Literatur und Quellen: Archiv Dresden DBE 2, Bd. 3, S. 126 Weisfert, J. N.: Lexikon für Königsberg und Ostpreussen www.bsz-bw.de/rekla/show.php?mode=source&eid=IFB_06-1_095 UAL PA 440, Film 1340
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Georg Erler (01.01.1850 Krögis bei Meißen – 30.06.1913 Münster/Westfalen) Klischee von Georg Wagner (13.03.1875 Berlin – ?)
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Ernst Lehmann Dieser Mathematiker ist von Dresden gebürtig. Nachdem er zunächst als Hauslehrer bei einer englischen Familie tätig gewesen war, studierte er in Leipzig Mathematik und Physik und blieb dort als Oberlehrer am Gymnasium St. Nicolai. Von dort aus reicht er am 30.04.1879 Promotionsantrag und Dissertation Ueber die Einwirkung ruhender und rotierender Kugelflächen unter Zugrundelegung des Weberschen Gesetzes ein, erstaunlicherweise ohne Zeugnisse, was den Entgegennehmenden zu der Bemerkung veranlasst: „Der Cand. hat keine Zeugnisse beigelegt, weil er meint, daß seine Person den Professoren in der Fakultät genau bekannt sei. Daß seine Vorbildung (gymnasiale Maturität) den von uns gestellten Forderungen entspricht, ist einem Zweifel nicht unterworfen. Dr. Fr. Zarncke, d. Z. Procancellar“. Damit sollte es jedoch nicht sein Bewenden haben, denn der zur Prüfungskommission gehörende Dekan schreibt bei seiner Beurteilung der Dissertation: „Wenn ich auch nicht zweifle, dass pet. die erforderlichen Zeugnisse würde liefern können, so sehe ich doch keinen Grund, weshalb der Herr Procancellar unterlassen hat, die Zeugnisse einzufordern, da der Umstand, dass Petent den Coll. Scheibner, Neumann, Henkel bekannt ist, hierfür nicht maßgebend sein kann. Auch der Decan und die übrigen Mitglieder der Section haben ein Recht darauf, bezüglich der Persönlichkeit des Petenten nicht bloß aus dessen Vita instruiert zu werden. Übrigens für Censur II und Zulassung. gez. Lange, Decan“ Der Promotionsakte ist nicht zu entnehmen, ob die Zeugnisse noch beigebracht werden mussten, aber am 20.07.1880 wird dem Kandidaten sein Diplom ausgehändigt, seine Promotion zum Dr. phil. bestätigt. Henry Tauber hat ihn noch einmal im Jahre 1912 aufgespürt als Studienrat Prof. Dr. Lehmann, Konrektor am Leipziger König-Albert-Gymnasium, wo er seit 1880 gelehrt haben soll. Sein Wissen brachte er ab 1894 als Dozent des praktisch-pädagogischen Seminars der Leipziger Universität ein. Als Veröffentlichung erschien in Leipzig 1888: Dela Hire & seine Sectiones conicae mit 28 Seiten, eine Fortsetzung mit gleichem Titel im Jahre 1890 mit 26 Seiten. Der Franzose Philippe De la Hire (1640-1718) hat die Gleichgewichtsbedingungen bei Gewölben als mathematisch-statische Aufgabe angesehen, ein Thema, das Lehmann aufgriff. Seine Veröffentlichungen von kunsthistorischen Beiträgen bei Brockhaus in Blätter für litterarische Unterhaltung wie auch bei Seemann in Bildende Kunst könnten das Interesse an Kunst an sich und damit den Besitz eines Exlibris erklären, obwohl diese Veröffentlichungen vielleicht doch nicht gänzlich abseits der Mathematik sein dürften. Ob er Max Klinger das Thema vorgegeben oder dieser ihn damit überrascht hat, war nicht zu eruieren. Es wird dem Eigner gewiss eine Freude gewesen sein, Archimedes vor dessen brennender Heimatstadt Syrakus auf seinem Exlibris zu finden, seine Kreise in den Sand zeichnend. Mit ihm mag er sich identifiziert haben, sind doch beide Mathematiker, beide befassten sich mit der Berechnung von Rotationskörpern. Ernst Lehmann durfte an seinen Kreisen, die im Exlibris ausdrücklich angesprochen sind, weiter arbeiten, während Archimedes die seinen trotz seiner Bitte: Noli turbare circulos meos1 mit dem Tode bezahlte. Nie kümmerte sich die Soldateska um die Wissenschaft, nicht die römische Anno 212 v. Chr., nicht die ungenannte der Welt in unserer Zeit. 1Stört
meine Kreise nicht.
Literatur und Quellen: Poggendorf, J. Chr.: IV, S. 858 Tauber, H.: Max Klingers Exlibriswerk, S. 114 UAL Phil. Fak. Prom. 3631
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Ernst Lehmann (30.04.1850 Dresden – nach 1912) Radierung von Max Klinger (18.02.1857 Leipzig – 04.07.1920 Großjena)
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Ludwig Ganghofer Der Lebensbericht Ganghofers zeichnet ein völlig anderes Bild, als man sich von einem erfolgreichen Schriftsteller gemeinhin macht. Kurz nach seiner Eheschließung schreibt er: Kämpfen mußte ich… aber nur, weil ich ..chronisch ein leichtsinniger Strick blieb. Sein Leichtsinn begleitete ihn wie ein Schatten und erschwerte Schulausbildung, Studiengänge und berufliches Werden. So war auch der Entschluss, in Leipzig zu promovieren, aus der Not geboren. In Leipzig konnte man mit 6 Universitätssemestern promoviert werden. Das siebente und achte Semester, das von anderen Universitäten für das Wettrennen um den Doktorhut verlangt wurde, hatte ich in Berlin verschustert. Seine Ende Juli 1879 persönlich eingereichte Dissertation: Vergleichende Studie zwischen Rabelais und Fischart fand mit Zensur I volle Anerkennung, der Kandidat wurde zur mündlichen Prüfung am 25. Oktober 1879, nachmittags um drei Uhr eingeladen. Seine Wunschfächer Literaturgeschichte und Philosophie bekamen nur mit der gewählten Kombination Physik, einem Relikt aus seiner Münchener Studienzeit, etwas Unübliches. Vom Examen berichtet er: Der erste Examinator kam. Der Literaturhistoriker. Ein feiner Gelehrtenkopf, schön im Alter, mit klaren, wohlwollenden Augen. Und nach der glücklich verlaufenen Prüfung: Der liebe, famose, gütige Mensch! Als er zur Türe hinausging, dachte ich über die Gattung Homo sapiens viel zärtlicher als eine Stunde früher. Nun kam der Philosoph. Kühl, ruhig, persönlich völlig unbeteiligt. Es folgte ein ¾ -stündiges Examen über Marc Aurel, der schließlich geschmort war bis auf die Knochen. An ein wohlwollendes Abschiedswort des Philosophen kann ich mich nicht erinnern. Der Physiker erschien. Ein flinkes, zähes Männchen mit strengen Augen. In 45 Minuten hetzte mich dieser Examinator durch das ganze Gebiet der Physik. Gerade dem blieb ich keine Antwort schuldig. Gott sei Dank – und meinem unvergesslichen Physikprofessor Beetz in München! Was man von einem Lehrer empfing, den man liebte, das sitzt. Von Ganghofer erfahren wir nur den Namen eines ehemaligen Lehrers, nicht jedoch die seiner aktuellen, ihm bis dato unbekannten Prüfer, so dass wir die Promotionsakte zu Rate ziehen wollen. Daraus ergibt sich, dass Prof. Hildebrand, der Neuere Sprachen und Literatur lehrte, ihn so ermutigte und Censur II a vergab. Prof. Grieger berichtet, den Kandidaten über vorsokratische und die nacharistotelische Philosophie befragt zu haben. Bei der ersteren zeigte der Candidat recht befriedigende Kenntnisse und lieferte auch den Beweis, dass er über die unschlüssigen Themata selbst nachgedacht hatte. In der letzteren Gesagten war sein Wissen gleich Null. Censur II. In der Physik schließlich bekundete der Candidat seine gute Bekanntschaft mit den behandelten Gegenständen. Censur II, vergeben von Prof. Hanke. Wenn man nun die Vorliebe des passionierten Jägers für Wälder kennt, erstaunt es zunächst, dass er Franz von Stuck als Künstler auswählte, der nie zuvor ein Exlibris gemacht hatte und ihm ein sehr strenges Blatt schuf. Daran ändert auch die Dreifarbigkeit nichts. Neben einer Homer - Herme finden sich Buchstaben zur Registrierung der Bibliothek. Erfährt man dann aber, dass der Künstler Ganghofer persönlich kannte und wohl zu dem Kreis seiner Gäste im Jagdhaus Hubertus zählte, ihn zudem porträtiert hat, so versteht man diese Entscheidung leichter. Literatur und Quellen: Ganghofer. L.: Lebenslauf eines Optimisten DEG -Jahrbuch 2007, S.107-108: Genge, H.-J.: Dichter-Schriftsteller- u. Verlegerexlibris aus meiner Sammlung UAL Phil. Fak. Prom. 290
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Ludwig Ganghofer (07.07.1855 Kaufbeuren – 24.07.1920 Tegernsee) Klischee von Franz von Stuck (23.02.1863 Tettenweis – 30.08.1928 Tetschen)
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August Robert Lange Um die philosophische Doctorwürde bewirbt sich am 06.11.1884 Herr stud. phil. August Robert Lange aus Taucha. Es war des Kandidaten zweiter Versuch, seine erste Arbeit wurde ihm am 14. Juli des Jahres zur Umarbeitung zurückgegeben. Mit geändertem Titel De substantivis femininis Graecis secundae declinationis capita tria (vorher …capita selecta)1 reicht er sie ein, und in der Akte ist vermerkt: Die Vorbedingungen sind erfüllt. Ihm wird die Zulassung zur mündlichen Prüfung gewährt, die auf den 09.12.1884 festgesetzt wird. Prof. Friedrich Lipsius prüft : Griechische Tragödie und Epos, der Cand. wusste genügend Bescheid. Die Deutschprüfung bei Prof. Zarncke wurde von diesem so beurteilt: Dem Cand. wurde eine ahd. Stelle (der erste der Merseburger Zaubersprüche) vorgelegt, die er, freilich nicht ohne Nachhülfe, im Ganzen gut übersetzte. Auf die daran geknüpften grammatischen Fragen gab er aber guten Bescheid. Die allgemeine Sprachwissenschaft wurde von Prof. Curtius geprüft: Der Cand. wusste auf eine Reihe von Fragen, die sich größtenteils an das Griechisch anschlossen, gut zu antworten und zeigte sich auch sonst auf diesem Gebiet meist wohl bewandert. Das Endergebnis: Gesamtnote II und Promotion beschlossen. Dieses Ergebnis bekam Prof. Otto Ribbeck am 12.12.1884 vorgelegt und hielt tadelnd in den Akten fest: „Gesehen, doch vermisse ich eine Angabe des Grundes, warum dem Cand. der gesetzlichen Bestimmung entgegen das mündliche Examen abgenommen ist, ehe die Circulation seiner Abhandlung beendigt war. Das Votum der übergangenen Sectionsmitglieder wird hierdurch hinfällig, und gerade bei einer philosophischen Arbeit, für die ich die Verantwortung zu tragen habe, will ich nicht so ohne weiteres auf dasselbe verzichten.“ Nach Erhalt seines Diploms am 02.05.1885 arbeitet Lange dann als Gymnasialprofessor für Literaturgeschichte und Verfasser literaturwissenschaftlicher Arbeiten. Seine Tätigkeit an der Thomasschule in Leipzig ist von Pfingsten 1886 bis mindestens 1912 nachgewiesen. Offensichtlich hatte er die Freude an alt- oder mittelhochdeutschen Texten nicht verloren, trotz des Merseburger Zauberspruches als Prüfungsaufgabe. Auf seinem Exlibris jedenfalls bekennt er sich zu Walther von der Vogelweide (um 1170 – um 1230), der so dargestellt ist, wie er sich selbst einst beschrieb und wie wir ihn aus der Manessischen Handschrift kennen. Hier sitzt er zwar nicht auf einem Steine, aber: und dahte bein mit beine:, dar ûf satzt ich den ellenbogen: ich hete in mîne hant gesmogen daz kinne und ein mîn wange2. Es ist zu vermuten, dass der in mittelhochdeutsch eingefügte Text auf dem Schriftband vom Eigner vorgegeben wurde: hêr walther von der vogelweide, swer des vergaez’, der taet’ mir leide3. Nein, dieser Literaturwissenschaftler wird den Dichter und Sänger niemals vergessen, hat er ihm doch mit seinem bedeutungsvollen Exlibris ein Denkmal gesetzt. 1Drei Kapitel über die weiblichen griechischen Substantive der zweiten Deklination 2Ich saß auf einem Steine, und deckte das eine Bein mit dem anderen:
(vorher: ausgewählte Kapitel)
darauf setzte ich den Ellenbogen. Ich hatte in meine Hand geschmiegt das Kinn und eine meiner Wangen. Walther von der Vogelweide, wer dessen vergäße, der täte mir leid.
3Herr
Literatur und Quellen: Herz, R. : Die Lehrer der Thomasschule zu Leipzig, S. 9 KLK 1, Nekrolog 1901-1935, Sp. 399/400 UAL Phil. Fak. Prom. 4149
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August Robert Lange (16.12.1859 Taucha – 26.03.1914 Lugano) Klischee von Walter Tiemann (20.01.1876 Delitzsch – 12.09.1951 Leipzig)
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Hermann Bernhard Arthur Prüfer Jurisprudenz und Musikwissenschaften, zwei Studiengänge, die sich der Leipziger auserkoren hatte. In seiner Heimatstadt besuchte er zunächst die Teichmannsche Privatschule, wechselte dann in ein Internat nach Schnepfenthal in Thüringen, um, zurückgekehrt, die letzten fünf Jahre seiner Schullaufbahn am Nikolaigymnasium mit dem Abitur abzuschließen. In Leipzig und Jena betrieb er sein Jurastudium, das er in Heidelberg mit der Promotion 1886 erfolgreich beendete. Berlin und Leipzig waren die Studienorte seiner zweiten Fachrichtung, seine Promotion zum Doktor der Philosophie erlangte er 1890 in Leipzig, 1895 Habilitation zum Professor der Musikwissenschaften und 1902 Ernennung zum a. o. Professor ebenda. Seine Habilitationsschrift Johan Herman Schein, sein Leben und seine weltlichen Werke verrät bereits sein Verdienst um die Wissenschaft: die Wiederentdeckung von Schein¹, Komponist und Thomaskantor. Seit 1901 redigierte er die Gesamtausgabe von dessen Werken. Seine Aufnahme als Ritter in den Königlich-Sächsischen Albrechtsorden erfolgte im Jahre 1916. Prüfers Interesse galt in späteren Jahren der Musik Richard Wagners und in dem Zusammenhang der Stadt Bayreuth, die ihm die Silberne Bürgermünze für seine Verdienste um die Musikstadt verlieh. Der Lebensabend Prüfers war von großen finanziellen Sorgen überschattet. Nach Inflation verarmt, musste er 1935 sogar unter Offenlegung seiner Finanzlage um Weitergewährung der ihm 1923 bewilligten Unterstützung bitten. Seine politische Prüfung wurde angeordnet, er aber als unpolitisch eingestuft. Zu diesem Ergebnis mag seine Mitgliedschaft von 1913-1922 in der als judengegnerisch geltenden Gauloge Leipzig beigetragen haben. Seine Emeritierung am 30.06.1936 wurde dann mit Überalterung begründet. Sein Bücherzeichen, von Walter Tiemann leider nicht datiert, wird aus glücklicheren Tagen stammen und verrät auf den ersten Blick die Liebe zu Wagner. Die Notenzeile entstammt dem 1. Akt, 3. Szene und gibt das 8. Leitmotiv aus Wagners Oper Siegfried wieder. Von gleich zwei Lindwürmern umzingelt prüft Siegfried gerade die Klinge des Schwertes Nothung. Mit der Wahl dieser Szene hat es eine besondere Bewandtnis, verweist doch die Abbildung des prüfenden Waffenschmieds auf den Namen des Eigners, es handelt es sich also um ein „redendes“ Exlibris. ¹20.01.1586 Grünhain – 19.11.1630 Leipzig
Literatur und Quellen: DBE 1, Bd. 8, S. 81 DÖS, S. 374-375 Notenbeispiel unter: www.rwagner.net/midi/siegfried/e-m127.html UAL PA 824
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Hermann Bernhard Arthur Prüfer (07.07.1860 Leipzig – 03.06.1944 Würzburg) Klischee von Walter Tiemann (20.01.1876 Delitzsch – 12.09.1951 Leipzig)
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Christian Georg Schmorl Dieser berühmte Pathologe drückte die Schulbank in Oschatz. Ab 1875 bis zu seinem Abitur 1881 besuchte er die Fürstenschule St. Afra. Ein Studium der Mathematik und Naturwissenschaften begann er 1881 in Freiburg Br., wählte dann aber mit Leipzig nicht nur einen neuen Studienort, sondern mit der Hinwendung zur Medizin auch eine neue Fachrichtung. Die ärztliche Staatsprüfung legte er 1887 ab, noch in dasselbe Jahr fällt seine Promotion, wobei seine Dissertation den Titel trägt: Ein Fall von Hermaphroditismus. Im Pathologischen Institut findet er mit Felix Victor Birch-Hirschfeld (1842-1899) einen kompetenten Mentor und reicht seine Habilitationsschrift am 09.04.1892 zum Thema Puerperaleklampsie ein. Dabei fungiert Paul Flechsig (1847-1929) als Referent und Birch-Hirschfeld als Korreferent, der ihm bestätigt: Ich konnte mich überzeugen wie Dr. Schmorl unermüdlichen Fleiss mit scharfer Beobachtungsgabe verbindet. Am 4. Juni 1892 bestätigt das Ministerium für Cultus und öffentlichen Unterricht in Dresden die Zulassung zu den vorschriftmäßigen Probeleistungen, die erfolgreich abgeschlossen werden konnten. Die Habilitation ist erreicht. Bereits zwei Jahre später zeigt Schmorl der Hohen medizinischen Fakultät gehorsamst an, dass ich zum Prosektor im Städtischen Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt ernannt worden bin. Zwei weiteren Berufungen, nach Marburg und Freiburg, widerstand er und blieb so bis zum Ende seines Lebens Dresden treu. Sein Name lebt in der Medizin fort, ist nach ihm doch ein Vorfall von Bandscheibengewebe durch eine angeborene oder erworbene Lücke der knorpeligen Deckplatte in die Spongiosa des Wirbelkörpers als Schmorlschen Knötchen (nodulus intraspongiosus Schmorl) benannt, was freilich nicht allein seine wissenschaftlichen Erfolge sichtbar macht. Er war ein hervorragender Kenner der Knochenpathologie, die von ihm zusammengetragene Sammlung pathologischer Knochenpräparate dürfte auch heute noch die umfangreichste der Welt sein. Seine Forschungsarbeit, auch nach seiner Emeritierung fortgeführt, brachte ihm schließlich den Tod. Beim Durchsägen einer Wirbelsäule zog er sich eine unheilbare Infektion zu. Im Jahre 1930 wurde ihm noch seitens der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig die Ehrendoktorwürde verliehen. Der Grund für diese Ehrung ließ sich im Universitätsarchiv leider nicht ermitteln. Die Entstehung des für den rastlosen Forscher gefundenen Exlibris wäre auch ohne die bekannte Datierung von 1919 in die Dresdner Zeit Schmorls verlegt worden, lässt sich doch die dargestellte Stadt leicht als das Elbflorenz erkennen, das gleichzeitig die künstlerische Heimat Ferdinand Steinigers war. Ist im oberen Bildteil die imponierende Silhouette unverkennbar, zeigt sich unten mit Mikroskop und Laborgefäß, Büchern und Tintenfass das Arbeitsgerät des Wissenschaftlers, die Beigabe des Schädels, oftmals als „memento mori“ interpretiert, dürfte hier eher den wissenschaftlichen Anspruch untermauern, der gerade ihm, dem Knochenspezialisten zustand.
Literatur und Quellen: DMYKG-Mykologie Forum Ausg. 2/2006, S. 15-17: Büsing, K; Seebacher, C.: Mykologen im Exlibris NDB, Bd. 23, S. 263-264 UAL PA 1592
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Christian Georg Schmorl (02.05.1861 Mügeln bei Oschatz – 14.08.1932 Dresden) Radierung von Ferdinand Steiniger (26.05.1882 Leipzig – 1959 Dresden)
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Carl Ludwig Seffner Dem Besucher der Sonderausstellung „Bach im Spiegel der Medizin“, im Bachhaus Eisenach im Jahre 2008 gezeigt, wird ein nach modernen forensischen Gesichtspunkten rekonstruiertes Antlitz von Johann Sebastian Bach präsentiert. Dieser Rekonstruktionsversuch basiert auf den im Bachhaus verwahrten Forschungsunterlagen, Skizzen, Messergebnissen und Fotografien, die 1894 in Leipzig von dem Anatomieprofessor Wilhelm His und dem Bildhauer Carl Ludwig Seffner zusammengetragen worden waren. Damals waren auf dem Leipziger Johannisfriedhof Gebeine ausgegraben worden, die dem Thomaskantor zugeordnet wurden. Dennoch blieb eine Unsicherheit, die nach den neuesten Forschungen verringert sein mag, denn an diesen Gebeinen wurde eine Verknöcherung der Sehnenansätze an Becken und Fersen festgestellt, die so genannte Organistenkrankheit, verursacht durch starke Überbelastung beim Orgelspiel in früher Kindheit und Wachstum. Von dem gut erhaltenen Schädel wurde damals ein Abguss genommen. Nach ausgedehnten Messungen an sächsischen Männerleichen konstruierten die beiden Beteiligten eine Büste Bachs, die Ausgangspunkt für das Bachdenkmal wurde, das nach Fertigstellung durch Seffner 1908 vor der Leipziger Thomaskirche seinen festen Platz fand. Als Anerkennung dieser seiner Arbeit wurde Carl Ludwig Seffner 1909 während der Festlichkeiten zur 500-Jahr-Feier der Universität zum Ehrendoktor der Medizinischen Fakultät ernannt. Es wäre nicht recht, Seffners wissenschaftliche und künstlerische Leistung allein auf diesen Vorgang zu verkürzen. Seine Werke sind noch heute in der ganzen Stadt verteilt, so, wie schon berichtet, der junge Goethe vor der Alten Börse, und auch das etwas abseits stehende „Brunnenbuberl“ in der Nische des Durchgangs am Alten Rathaus. In den Kunstsammlungen vieler deutscher Städte, so u. a. in Berlin, Weimar, Bremen und Hamburg sind Werke Seffners vertreten. Der Bildhauer erfreute sich bereits zu Lebzeiten großer Anerkennung und Beliebtheit. Er war Mitglied der Leipziger Freimaurer-Loge Minerva und gehörte auch der Universitäts-Sängerschaft zu St. Pauli an, seit 1917 sogar als Ehrenmitglied. Als er am 19.06.1921 seinen 60. Geburtstag feierte, begrüßte ihn auch die Abordnung des Paulus mit einem Doppelquartett. Nach seinem Tod ließ es sich seine Tochter Gertrud nicht nehmen, der Sängerschaft eine von ihrem Vater geschaffenen Büste des Philosophen, Hofrat Prof. Dr. Heinze, zu vermachen. Heinze war im Jahre 1884 Vorsteher des Paulus geworden. Die enge und freundschaftliche Zusammenarbeit mit anderen Leipziger Künstlern bescherte der Nachwelt zudem eine Büste Max Klingers von Seffners Hand. Klinger wiederum schuf ein Exlibris für Gertrud Seffner, des Bildhauers Tochter. In diesem Kanon ist ebenfalls das hier vorgestellte Blatt von Héroux für den Bildhauer selbst zu sehen. Die Interpretation von Frau Dr. Schutt-Kehm im Gutenberg-Katalog weist einen guten Weg zum Verständnis des Exlibris: Kunst entschleiert sich dem Künstler. Literatur und Quellen: Arendt, Th. et al.: Leipziger Mediziner und ihre Werke: Becker, C.: Wilhelm His und die dreidimensionale Darstellung der menschlichen Anatomie, S. 23-25 His, W.: Johann Sebastian Bach – Forschungen über dessen Grabstätte, Gebeine und Antlitz, Vogel Leipzig 1895 Kötzschke, R.: Geschichte der Universitäts-Sängerschaft zu St. Pauli in Leipzig 1822-1922, S. 435 Schutt-Kehm, E.: Exlibris-Katalog des Gutenberg-Museums, Nr. 4077 www.leipzig-lexikon.de/PERSONEN/18610619.HTM
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Carl Ludwig Seffner (19.06.1861 Leipzig – 02.10.1932 Leipzig) Radierung von Bruno Héroux (20.12.1868 Leipzig – 14.02.1944 Leipzig)
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Friedrich Ferdinand Georg Konrad Ribbeck Das Fehlen des Vornamens auf dem Exlibris war Ursache großer Problematik und erschwerte die Zuordnung sehr, denn es gab zeitgleich drei Namensträger Ribbeck an der Universität, die einzeln überprüft werden mussten. Zuerst tauchte ein Professor der klassischen Philologie aus den Tiefen des Universitätsarchivs auf, Otto Ribbeck (1827-1898). Die klassische Darstellung auf dem Blatt hätte sehr wohl zu seiner Profession gepasst. Erst die Lebensdaten des Künstlers brachten den Fehlschluss an den Tag, war Richard Preusse doch beim Tode des Professors erst zehn Jahre alt. Nun wurde nach einem jüngeren Auftraggeber gefahndet und gleich zwei gefunden. Walter Ribbeck, 1858 und Konrad Ribbeck, 1861, beide in Berlin geboren, beide mit ähnlichen Studiengängen in Leipzig mit anschließender Promotion. Da blieb nur das Ausschlussverfahren. Walters Verbleib fand sich bald: Der Historiker arbeitete als königlicher Archivar in Breslau, wo er bereits am 27.11.1899 verstarb. Da hatte der Künstler gerade seinen 11. Geburtstag gefeiert. Damit blieb Konrad als Proband übrig, gleichwohl als Hypothese. Sein Lebenslauf fand sich in seiner gedruckten Dissertation: „Beiträge zur Geschichte der Karolingischen Säcularisation“, die er am 04. Mai 1889 einreichte. Als erster Gutachter fungiert obiger Prof. Otto Ribbeck, sein Onkel, Bruder seines Vaters Woldemar, ebenfalls Professor, Altphilologe und Direktor des Askanischen Gymnasiums in Berlin, wie genealogische Forschungen ergaben. Die mündlichen Prüfungsfächer sind genannt: Philosophie, Geschichte und Deutsch. Der Kandidat wurde nach Deutscher Lyrik gefragt. Der Prüfer Zarncke berichtet: „Eine Stelle aus Walther von der Vogelweide las und übersetzte er ohne allen Anstoß“. Dafür gab es als Wertnote eine II a, wie auch in Geschichte bei von Noorden. Mit der Note II des Philosophen Wundt und der Vornote II a für die Dissertation war die Gesamtnote und die Promotion des Kandidaten beschlossen. Dieser Leipziger Universitätsabsolvent kann nach mühseliger Suche in Essen/Ruhr ermittelt werden, wo er von 1888-1927 als Oberstudienrat am Burggymnasium lehrte, sich gleichzeitig als Stadtarchivar und Historiker ehrenamtlich einbrachte, was sich in seinem Amt als Vorsitzender (1893 bis zu seinem Tod) des Historischen Vereins für Stadt und Stift Essen und in der Bildung eines Museumsvereins 1901 widerspiegelt. Mit dem Bankier Albert von Waldthausen (1834-1924), Schatzmeister des Historischen Vereins, fand Ribbeck einen Sponsor, der ihm seine bedeutendste Veröffentlichung Geschichte der Stadt Essen, 1. Teil. 1915, ermöglichte, indem er ihn durch eine Stiftung von 30.000 Mark für drei Jahre vom Schuldienst frei stellte. Der von Ribbeck gehaltene Nachruf auf von Waldthausen ist in den Essener Beiträgen 1930 nachzulesen. Die Wertschätzung, die Konrad Ribbeck durch sein Wirken in Essen als Vater der Essener Geschichtsschreibung erfuhr, zeigte sich auch mit der Benennung einer Straße nach ihm im alten Stadtkern, unmittelbar am Rathaus. Seneca d. J. schreibt in seinen Epistulae morales 23,4: verum gaudium res severa (wahre Freude ist eine ernste Angelegenheit). Diese Sentenz, nur mit der Sinnesänderung res severa est verum gaudium (eine ernste Sache ist wahre Freude) findet sich auf dem Exlibris dieses Historikers, vom Leipziger Künstler Richard Preusse geschaffen. Es kann kein Zufall sein, dass sich der gleiche, ebenfalls abgewandelte Sinnspruch auch auf einem Exlibris des einstigen Gewandhauskapellmeisters Hermann Abendroth (1883-1945), von Bruno Héroux radiert, findet, sondern zeugt davon, dass beide Exlibrisbesitzer das Spruchband im „Alten Gewandhaus“ mit diesem Credo sehr wohl kannten. Literatur und Quellen: Dickhoff, E.: Essener Köpfe Biographisches Jahrbuch + Deutscher Nekrolog, Bd. 4, Sp. 173 UAL Phil. Fak. Prom. 4038
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Friedrich Ferdinand Georg Konrad Ribbeck (13.11.1861 in Berlin – 08.12.1929 Essen) Radierung von Richard Preusse (09.09.1888 Leipzig – 16.09.1971 Leipzig)
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Werner Spalteholz Als Kaufmannssohn in Dresden geboren, besuchte Werner Spalteholz das Gymnasium zum Heiligen Kreuz, wo er 1879 das Abitur ablegte. Promotion: Leipzig 27.03.1886 mit der Dissertation: Die Anastomosen der Arteriae coronariae cordis des Menschen. Er arbeitete dann als Assistent bei Christian Wilh. Braunes am Leipziger Anatomischen Institut, wo er 1891 die Venia Legendi mit den folgenden Forschungsthemen erlangte: a) die Vertheilung der Blutgefäße im Muskel b) die Vertheilung der Blutgefäße in der Haut und c) Beiträge zur Färbung thierischer Gewebe 1898 wurde er Kustos der Anatomischen Sammlungen, seine Antrittsvorlesung hielt er am 28.11.1903 in der Aula über: Mikroskopie und Mikrochemie. Zunächst a. o. Professor, wurde er 1905 erster Prosektor und 1912-1929 planmäßiger a. o. Prof. für Anatomie. Der zu jener Zeit in der medizinischen Fakultät geführte Personalbogen weist darüber hinaus alle seine Titel, Orden und Ehrenzeichen aus, macht Angaben zum Militärdienst, zur Eheschließung und Kinderlosigkeit. Spalteholz muss ein sehr sammelfreudiger Mensch gewesen sein. So finden sich im Archiv sorgfältig aufgehobene Einladungskarten für ihn und seine Gattin zu allen Festakten anlässlich der 500-Jahr-Feier der Universität. Das Festmahl zur 500jaehrigen Jubelfeier wird anhand der handschriftlich mit seinem Namen versehenen Menukarte mit Speisenfolge, den kredenzten Weinen, der gebotenen Musik und dem Hinweis auf der Innenseite der künstlerisch gestalteten Doppelkarte: Über die Tischreden ist Bestimmung getroffen noch nach einhundert Jahren zum Genuss. Bekannt wurde Spalteholz durch das Entwickeln eines Verfahrens zur Herstellung durchsichtiger Präparate von Mensch und Tier. Seine größten Erfolge erzielte er aber mit dem Erscheinen des „Handatlas der Anatomie des Menschen“, der ihm ungeteilte Anerkennung und zahlreiche Schüler einbrachte. So zu lesen in einem Zeitungsartikel anlässlich seines 70. Geburtstags. Dieser Atlas, 1903 beim Verlag S. Hirzel erschienen, soll hier unsere besondere Aufmerksamkeit finden, wurde er doch von Bruno Héroux in achtjähriger Arbeit mit mehr als 600 Illustrationen ausgestattet. Aber auch für die Veterinärmedizin war Héroux an einem Standardwerk beteiligt. Der „Atlas der Anatomie des Pferdes“, von Prof. Dr. med. vet. Reinhold Schmaltz, tätig an der Tierärztlichen Hochschule Berlin, herausgegeben, wurde ebenfalls von ihm illustriert. Durch diese Tätigkeit, über Jahre als Broterwerb ausgeübt, erlangte der Künstler große Fertigkeiten in der anatomischen Darstellung, die er bei der späteren Schaffung nicht nur von Aktexlibris vorteilhaft einbringen konnte. Eine langjährige Zusammenarbeit zwischen Künstler und Eigner war nach Erscheinen des anatomischen Meisterwerks bereits beendet, als Héroux 1904 dem Anatomen ein Exlibris schuf. Ob es ein Geschenk als Zeichen der Dankbarkeit war oder eine Auftragsarbeit, ist nicht belegt. Ein direkter Bezug zur zurückliegenden gemeinsamen Arbeit ist nicht erkennbar, die Galionsfigur am dunklen Schiffsrumpf schafft mit der brennenden Fackel keine Erhellung der nächtlichen, bedrohlichen Szene. Da es sich um ein Gebrauchsexlibris, nicht um ein Luxusblatt Héroux’ handelt, ist davon auszugehen, dass der Empfänger es tatsächlich in seinen Büchern verwendet hat. Literatur und Quellen: Archiv Dresden DBE 1, Bd. 9, S. 382 KGL 1931/ 4,2. Sp. 2835 UAL PA 1617
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Werner Spalteholz (21.02.1862 Dresden – 12.01.1940 Leipzig) Farbholzstich 1904 von Bruno Héroux (20.12.1868 Leipzig – 14.02.1944 Leipzig)
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Albert Johannes Köster Als Rudolf Hildebrand, ordentl. Prof. für deutsche Sprache und Literatur 1895 starb, gab es zunächst Probleme mit der Neubesetzung der Position, obwohl große Namen diskutiert wurden. Im Juli 1898 endlich wurde dann Albert Köster vorgeschlagen, der sich gegen weitere Mitbewerber durchsetzen konnte, am 17. Mai 1899 vereidigt wurde und sein Anstellungsdecret ausgehändigt bekam. Köster war Hamburger, hatte in Tübingen und Leipzig neben Jura noch Geschichte, Philologie und Literaturgeschichte studiert, promovierte 1877 in Leipzig mit einer Arbeit über Wormser Annalen und habilitierte 1891 mit dem Thema Schiller als Dramaturg. Der Ruf nach Leipzig erreichte ihn in Marburg, wo er seit 1892 außerordentlicher Professor war. Der Professor für neuere Literaturgeschichte, dazu Geheimer Hofrath, zählt zu den Mitbegründern der wissenschaftlichen Theatergeschichte und zu den bedeutendsten Vertretern der philologischen Richtung in der deutschen Literaturgeschichte. Die Personalakte verrät, dass Köster 1913 in große Versuchung geführt wurde, als ihm der Lehrstuhl sowohl von Wien, als auch von Berlin angeboten wurde. Aber er widersteht der Verlockung, wie die nachstehende Abschrift eines Briefes beweist: „An s. Spektabilität den Dekan der Philosophischen Fakultät Herrn Dr. Hölder in Leipzig, Leipz. den 4. Juni 1913 Eurer Spektabilität lege ich dieses Blatt in die Hände, das meinen Dank an die Philosophische Fakultät enthält. Der Maimonat des Jahres 1913 hat mir die freudigsten und schmerzlichsten Konflikte gebracht, indem er in den gleichen Tagen die Entscheidung über die drei ersten Lehrstühle meiner Wissenschaft in meine Hände legte. Wenn ich in der Wahl zwischen Berlin, Wien und Leipzig mich für unsere mir so lieb gewordene Universität entschieden habe, so hat den letzten Ausschlag dafür die Philosophische Fakultät in Leipzig gegeben, die mit dem ganzen Gewicht ihres Ansehens bei dem Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts vorstellig wurde, um mich in Leipzig festzuhalten. Ich weiß und werde nie vergessen, welch ungewöhnliches Verhalten dies war und welche Ehre mir dadurch zuteil wurde. Die einmütige kollegiale Treue hielt mich in dieser Stadt und an dieser Universität zurück. Und ich kann diese Gesinnung nicht inniger erwidern, als dadurch, dass ich den Wunsch der Fakultät erfülle. Ich bleibe in Leipzig, bleibe freudig und weiß, dass ich nun bis ans Ende meiner Lehrtätigkeit hier bleiben und wirken werde. Ihnen aber, verehrter Herr Kollege, der Sie mir durch einen persönlichen Besuch die Wünsche der Philosophischen Fakultät mitteilten, sende ich noch einen ganz besonderen Dank. Euer Spektabilität ganz ergebener Albert Köster“ Bruno Héroux hat 1910 gleich zwei Exlibris für Köster radiert. Das hier ausgewählte zeigt den Eigner in seinem Studierzimmer, umgeben von Utensilien und Symbolen der Wissenschaft, dennoch sinnend am Fenster. Versichert er in seinem obigen Schreiben, dass er freudig in Leipzig bleibt, so schweifen auf dem Exlibris seine Gedanken nach Hamburg ab, denn im Fensterausschnitt ist die Architektur der St. Michaelis Kirche deutlich zu erkennen. Plagt ihn nicht doch manchmal Heimweh nach seiner Vaterstadt? Literatur und Quellen: DEG-Jahrbuch 2003, S. 33, Nrn. 96; 97: Vater, A.: Bruno Héroux als Exlibriskünstler journal 5/2005, S. 38: Kirschstein, C.: Gesichter der Uni, DEG-Jb. 2003, S. 19-42: Vater, A.: Bruno Héroux als Exlibriskünstler UAL Phil. Fak. Prom. 3037 UAL PA 650 - SG 243
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Albert Johannes Köster (07.11.1862 Hamburg – 29.05.1924 Leipzig) Radierung von Bruno Héroux (20.12.1868 Leipzig –14.02.1944 ebenda)
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Wilhelm His Die Genealogie dieser Familie weist Ungewöhnliches aus. Pierre His, 1692 in Rouen geboren, lässt sich in Hamburg als Kaufmann nieder, zahlt Fremdenschoß als Genehmigung für den freien Handel, wird 1736 größter Importeur der Hansestadt und gilt vor seinem Tod 1760 als der reichste Kaufmann Deutschlands. Seine Tochter Louise Madeleine heiratet einen Albert Ochs, in Basel als Kaufmann ansässig. Deren Sohn Peter, 1752 auf einer Geschäftsreise in Nantes zur Welt gekommen, bekommt mit seiner Ehefrau einen Sohn Eduard, der der Vater des Wilhelm His, d. Ä. ist. Bis 1818 trug die Familie den Namen Ochs, aber unter dem Druck der politischen Verhältnisse und auf Anraten von Peter Ochs nimmt die Familie den Namen des Vorfahren His an. Dieser Name nun ist in der medizinischen Wissenschaft wohlbekannt. Zunächst denkt man dabei an den Schweizer Anatomen (1831 Basel – 1904 Leipzig), dem wir bereits im Text über Seffner begegnet sind. Von ihm konnten wir kein Exlibris ausfindig machen. Deshalb soll hier das Augenmerk auf dessen gleichnamigen Sohn gelenkt werden. Er war neun Jahre alt, als sein Vater dem Ruf der Universität Leipzig folgte. Nach Beendigung der Schule studierte auch er Medizin, promovierte und habilitierte in Leipzig und blieb bis 1901 der Medizinischen Fakultät der Leipziger Universität treu, seit 1895 als a. o. Professor, bevor ihn seine Karriere nach Basel, Göttingen und Berlin entführte. Wissenschaftliche Schwerpunkte hatte er bei der Erforschung von Herz- und Stoffwechselkrankheiten, wobei die Klärung des Adams-Stokes-Syndroms und die Entdeckung des His’schen Bündels Meilensteine der Medizinforschung sind. Darüber hinaus galt sein Interesse der Geschichte der Medizin seines Leipziger Institutes, über die er u. a. 1899 anlässlich des 100jährigen Bestehens der Medizinischen Klinik referierte.1 Mit Emil Orlik hatte Wilhelm His einen Künstler gewählt, der gerade wegen seiner Exlibris bereits berühmt war. Gleich zwei Blätter hat der Künstler für den Arzt geschaffen, beide mit der Symbolik um Medizin und Musik, wobei das zweite Blatt sogar noch durch einen Hirsch die Jagdleidenschaft des Eigners verrät und mit dem Hinweis COR (Herz) sein medizinisches Spezialgebiet. Das hier ausgewählte Exlibris, dessen Entstehung um 1911 angenommen wird, Künstler und Eigner lebten damals in Berlin, zeigt neben den Initialen des Eigners als berufliches Symbol die Äsculapnatter über der Schale der Hygieia, während das Geige spielende Kind auf die Liebe zur Musik hinweist.
1
His, W.: Geschichte der medicinischen Klinik zu Leipzig. Zur Feier des 100jährigen Bestehens der Klinik. Leipzig 1899
Literatur und Quellen: DBE 1, Bd. 5, S. 73 KGL 1931/4.1, Sp. 1195 Scheffer, H. R.: Das Exlibris des Emil Orlik, S. 64-65
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Wilhelm His (29.12.1863 Basel – 10.11.1934 Riehen bei Basel) Radierung von Emil Orlik (21.07.1870 Prag – 28.09.1932 Berlin)
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Paul Leopold Friedrich Ein Lebenslauf dieses Chirurgen fand sich nicht in seiner Promotionsakte, dafür aber wird bekannt gegeben, dass er mit dem Promotionsthema: Ein perforierendes FibroSarcom der Dura Mater mit Rücksicht auf Klinische Symptome und Anatomischen Befund den Grad eines Doctoris Medicinae Chirurgicae Artisque Obstetriciae Jura et Ornamenta am 3. März 1888 erlangte, als Otto Ribbeck (Rectore Annuo Magnifico Ottone Ribbeck) Rektor und Wilhelm His (Guiliemus His) d. Ä. Dekan waren. In der Chirurgischen Klinik arbeitete er dann ab 1892 und habilitierte 1894 bei Prof. Karl Thiersch, dessen Name noch heute in der Plastischen Chirurgie mit dem Thiersch-Lappen erhalten ist. 1896 wurde er Leiter der Chirurgischen Poliklinik. Danach wurde sein berufliches Leben unstet. Als Nachfolger von August Bier übernahm er 1903 das Amt des Direktors der Chirurgischen Universitätsklinik in Greifswald, wohin Ferdinand Sauerbruch ihm als Oberarzt zwei Jahre später folgte und ihm bei seinen experimentellen Stoffwechseluntersuchungen zur Seite stand. 1908 wechselten beide zusammen nach Marburg, später trennten sich jedoch ihre Wege. Sauerbruch folgte seiner ersten Berufung auf die chirurgische Lehrkanzel nach Zürich, während Friedrich 1911 nach Königsberg ging, wo er 1916 an den Folgen eines Kriegsleidens starb. Das Prinzip der primären Wundausschneidung, wie sie von Friedrich innerhalb von 6 Stunden nach eingetretener Verletzung gefordert wurde, hat bis zum heutigen Tag Bestand. Seine Erfolge als Bakteriologe und Lungenchirurg sind demgegenüber eher dem medizin-historisch Interessierten bekannt. Das Exlibris, das Max Klinger 1910 für P. L. Friedrich radierte, zeigt eine menschliche Gestalt, die sich über eine starke Lichtquelle beugt. Kann dieses Licht die im dunklen Hintergrund bedrohlich herannahenden Gestalten ausgrenzen? Wenn Hans W. Singer von der meisterhaften Zeichenkunst des Grafikers schwärmt, weist er doch auch gleichzeitig darauf hin, dass anfangs Klingers Schöpfungen den Betrachtern als wirre Traumgebilde und rätselhafter Spuk erschienen. Dass dieses Exlibris einem Arzt, gar einem Chirurgen zu Eigen ist, erschließt sich dem Betrachter nicht. Dabei könnte das Motiv auch als eine Erinnerung an Klingers Italienreise von 1905 gedeutet werden, bei der der Künstler neben seiner Lebensgefährtin Elsa Asenijeff von dem Arzt Friedrich, sowie dem Verleger Georg Hirzel nebst Gattin Margarethe begleitet wurde. Durchtanzte florentinische Nächte?
Literatur und Quellen: v. Engelhardt, D./Hartmann, F.: Klassiker der Medizin II, S. 339 Killian, H.: Meister der Chirurgie, S. 160 Singer, H. W.: Der Kupferstich, S. 136 Tauber, H.: Max Klingers Exlibriswerk, S. 104-105 UAL Med. Fak. Prom. 8135 UAL PA 1341 www.villaromana.org/upload/Texte/Archivtext1.pdf
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Paul Leopold Friedrich (26.01.1864 Roda – 15.01.1916 Königsberg) Radierung von Max Klinger (12.02.1857 Leipzig – 04.07.1920 Großjena)
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Edgar Herfurth Wer den „Zeitungskönig“ kennt, wird sich verwundert fragen, wie er, der Verleger der Leipziger Neuesten Nachrichten, in den Kreis der Universitätszugehörigen geraten sein kann, ist er doch weder an der Alma Mater Lipsiensis als Student nachweisbar, noch wurde ihm ein Ehrendoktortitel verliehen. Und dennoch soll er an dieser Stelle genannt werden. Er war es nämlich, der eine Stiftung zur Förderung der Journalistenausbildung ins Leben rief und damit die Voraussetzung zu einer universitären journalistischen Ausbildung schuf. Klug hatte er den Termin für sein Vorhaben gewählt, rechtzeitig zur 500-Jahr-Feier der Universitätsgründung stellte er das Stiftungskapital von 15.000 Mark bereit. Nur wenig später erhöhte er den Betrag auf 40.000 Mark mit der Bedingung, die Stiftungsmittel ausschließlich für die Errichtung journalistischer Lehreinrichtungen zu verwenden. Ziel war der Aufbau einer professionellen Ausbildung für Journalisten in einem akademischen Rahmen, was durch die Anerkennung der Zeitungswissenschaften als Promotionsfach 1921, und die Einrichtung des ersten zeitungskundlichen Ordinariats an einer deutschen Hochschule im Jahre 1926 erreicht wurde. Die Richtigkeit der Zuordnung des Exlibris von Bruno Héroux zu diesem Auftraggeber bestätigt sich schon allein durch die Darstellung. Ein auf Zeitungen kniendes Aktpaar betrachtet die Silhouette Leipzigs bei Sonnenaufgang. Dabei handelt es sich nicht um irgendwelche nicht erkennbare Zeitungen, es sind die Leipziger Neuesten Nachrichten, deren Herstellung gerade an der ersten vierundsechzigseitigen Zwillingsrotationsmaschine Europas demonstriert wird. Der Name des Künstlers verrät, dass seine Vorfahren als Hugenotten ins Land kamen. Seine Ausbildung erhielt er von 1886-1892 an der Akademie für graphische Künste in Leipzig. Zunächst arbeitete er als Illustrator, versuchte sich noch in einem kaufmännischen Beruf, bevor er sich 1900 als freier Graphiker niederließ. Der Künstlerkollege und Exlibrissammler Axel Vater hat ein Werkverzeichnis mit 220 Exlibris von der Hand Héroux’ erarbeitet. Er weiß zu berichten, dass der Künstler als Opus 175 ein Festblatt zum Universitäts-Jubiläum in Leipzig, Remarquendruck auf Japanpapier geschaffen hat, das sich gerade an dieser Stelle und zum jetzigen Zeitpunkt zu erwähnen aufdrängt. Remarquen wurden von Künstlern ursprünglich nur für Ätzproben auf den Rändern der Platten angebracht, Bruno Héroux zählt zu den Bahnbrechern, die diese Beifügungen zum Stilmittel abwandelten. Als feines Beispiel für die Besonderheit von Remarquen mag das hier abgebildeten Bücherzeichen Herfurths dienen, das Helmut Franck so beschreibt: Das Blatt wird durch eine große Remarque unter dem Exlibris und an der rechten und linken Randleiste weitergeführt. Hier wird über eine Fülle verschiedenster Figurengruppen gleichsam die Berichterstattung einer Zeitung charakterisiert. Ein Hochzeitszug, ein Trauerzug, Kinder, nach Musik Tanzende, Strafzettel schreibende Schutzmänner usw. deuten die Vielseitigkeit der Information durch eine Zeitung an. Bei jedem neuen Betrachten wird man immer wieder etwas anderes entdecken und sich daran ergötzen können. Ein solches Blatt freilich ist allein wegen seiner Größe als Gebrauchsexlibris nicht geeignet. Zudem war und ist noch heute eine Radierung sehr kostbar, so dass oftmals davon Heliogravüren oder Tiefdruckklischees angefertigt wurden. Vater weist auch für Herfurths Blatt einen verkleinerten Druck nach, der, davon darf man ausgehen, in den Büchern des Verlegers Verwendung gefunden hat. Literatur und Quellen: DBE 2, Bd. 4, S. 717 DEG-Jahrbuch1988, S. 25-30: Franck, H.: Gedanken zu Remarquen in Exlibris von Bruno Héroux, DEG-Jahrbuch 2003, S. 19-42: Vater, A.: Bruno Héroux als Exlibriskünstler www.uni-leipzig.de/~kmw/relation/text/7-fl.htm
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Edgar Herfurth (21.10.1865 Leipzig – 21.05.1950 Marktredwitz) Radierung von Bruno Héroux (20.12.1868 Leipzig – 14.02.1944 ebenda)
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Georg Hirzel Der Hirzelsche Verlag, nach dem Tod des Gründers von dessen Sohn Heinrich und seit 1894 von dem Enkel Georg geleitet, übereignete der Universität zum 500. Jubiläum aus seinem Sortiment bedeutende Bücher. Georg Hirzel wurde für seine Verdienste um die Wissenschaft von der medizinischen Fakultät der Universität mit dem Titel eines Ehrendoktors ausgezeichnet, wie in den Personalnachrichten zu seinem Tod im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Nr. 117, vom 19.05.1924 nachzulesen ist.1 Anschaulicher berichtet R. Kötzschke von der intimen Feier der Alma Mater am dritten Festtag des Jubiläums, dem 30.07.1909, in der Wandelhalle der Universität, während der u. a. Carl Ludwig Seffner, wie bereits berichtet, und eben auch der Buchhändler Georg Hirzel zum Dr. med. h. c. ernannt wurden. Zwischen Hirzel, dem Verleger, und Klinger, dem Künstler, entwickelte sich seit 1901 eine Freundschaft, dokumentiert durch die erhaltenen Briefe Klingers an Hirzel. Diese vertiefte sich, als der Deutsche Künstlerbund (gegr. 1903) auf Klingers langjähriges Betreiben grünes Licht gab, ein Atelierhaus in Florenz zu erwerben. Zur Umsetzung dieses Vorhabens wurde Georg Hirzel in den Vorstand gewählt. Die beiden Freunde machten sich 1905 gemeinsam nach Florenz auf und konnten bald den Ankauf der Villa Romana vermelden. Seit 1906 besteht der gemeinnützige Verein Villa Romana e.V., der heute noch Künstlern ermöglicht, in dem Atelierhaus in Florenz über einen gewissen Zeitraum zu leben und zu arbeiten. Neben dem Blatt für seinen Großvater hat Georg Hirzel noch zwei eigene Exlibris von Max Klinger radiert bekommen. Das 2. Blatt entstand 1916. Klinger droht einen hohen Preis an und erfragt den Namen des Eigners. Und Hirzel antwortet: „Ich will es als Buchzeichen für mich haben (immer noch Georg mit Vornamen) und es soll neben eigner grossen Freude mir diejenigen Bücher vor Mausen und Mäusen schützen, die philosoph.-hist.-Inhalts sind, auch Belletristik… Der Bergsteiger klebt in der Kunstbibliothek“. Der Bergsteiger entstand 1910 und zeigt genau wie das Blatt für den Firmengründer einen männlichen Akt vor einer Bergkulisse. Mutigen Schrittes unter Zuhilfenahme eines Bergstocks ersteigt er die Felsen. Zur Überraschung taucht auch hier wiederum der vor dem Zelt lagernde Hirsch auf, was unweigerlich das Nachdenken über eine mögliche Symbolik herausforderte. Der aufkeimende Verdacht, dass der Hirsch den Namen der Eigner versinnbildlichen könnte, wurde Dr. Jürgen Udolph, Professor der Onomastik (Namenkunde) an der Universität Leipzig, vorgetragen und von ihm so bestätigt: „Ihre Vermutung ist richtig. Zu dem Familiennamen heißt es sehr eindeutig bei J. K. Brechenmacher, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Familiennamen, Bd. 1-2, 1960-63: HIRZEL, alt oft HÜRZEL, ist altalem. Schreibung zu Hirsch.“ Dieses Wissen müssen die beiden Freunde Georg Hirzel und Max Klinger geteilt haben. 1Für
den Quellenhinweis sei Henry Tauber gedankt.
Literatur und Quellen: Mitteilungen der DEG 1995/2, S. 20-21:Gebauer, H.: Die Exlibris von Max Klinger für die Verleger Hirzel Brechenmacher, J. K.: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Familiennamen Kötzschke, R.: Geschichte der Universitäts-Sängerschaft zu St. Pauli in Leipzig 1822-1922, S 435 Tauber, H.: Max Klingers Exlibriswerk Wer ist’s? Ausg. 8 von 1922, S. 661 Windholz, A.: Mir tanzt Florenz auch im Kopf herum, S. 420 www.villaromana.org/upload/Texte/Archivtext1.pdf
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Georg Hirzel (11.08.1867 Leipzig – 15.05.1924 München) Radierung von Max Klinger (18.02.1857 Leipzig – 04.07.1920 Großjena)
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Georg Köster Sein handschriftlicher Lebenslauf ist in seiner Personalakte enthalten und beginnt so: Am 1.9.1867 wurde ich in Naumburg a./S. als Sohn des Geheimen Sanitätsrates Dr. med. Carl Felix Köster und seiner Ehefrau Helene, geb. Jung aus Leipzig (das Wort geboren fehlt leider). Meine Schulbildung empfing ich auf dem Domgymnasium in Naumburg, das ich Ostern 1888 mit dem Zeugnis der Reife verliess, um mich dem Studium der Medicin zu widmen. Der Personalbogen verrät nicht nur die von ihm besuchten Universitäten, sondern auch deren Reihenfolge: Marburg, Leipzig, München, Leipzig, wobei auffällt, dass er entscheidende Prüfungen stets in Leipzig ablegte: im März 1890 das Physikum, im WS 1892/93 die Staatsprüfung, die Promotion am 24.02.1893. Thema der Dissertation: Über congenitale spastische Paralyse. Seine Weiterbildung durchlief er in Halle bei Prof. Dr. Seeligmüller, in Berlin bei Prof. Dr. Mendel und Prof. Dr. H. Oppenheimer, bevor er nach Leipzig zurückkehrte und in der Medizinischen Poliklinik bei dem Geh. Rat Prof. Dr. F. A. Hoffmann seine Tätigkeit begann. Auch Militärdienst hatte er abzuleisten, als Stabsarzt der Landwehr und als Regimentsarzt in Russland. Am 21.01.1899 sandte die Medizinische Fakultät einen Bescheid an das Königliche Ministerium in Dresden, dass Georg Köster, Assistent für Nervenkranke im medicinisch-poliklinischen Institut am 20. ds. Mts. die venia legendi ertheilt worden ist. gez. Dr. His Die Ernennung zum a. o. Prof. für Neurologie und Psychiatrie erfolgt am 27.07.1904. Kaum zwei Jahre später, am 14.05.1906 teilt Köster mit, dass er am Schluss des SS 1906 aus der Medizinischen Universitäts-Poliklinik ausscheidet und eine Private Poliklinik für Nervenkranke in der Königstr. 14 eröffnet. Dem Gesuch wird stattgegeben, womit seine Personalakte schließt. Dass es sich bei diesem einfühlsamen Jugendstilblatt von Walter Tiemann um das Exlibris eines Arztes handelt, wird durch das aus der Antike entlehnte Motiv deutlich. Der junge männliche Akt stützt den Kopf der am Brunnen hingesunkenen Frau und führt gleichzeitig eine Trinkschale zu ihrem Mund, sie zu erquicken. Sein kritischer Blick erforscht ihre müden Gesichtszüge mit den niedergeschlagenen Augen, sie selbst stützt sich mühsam auf dem Brunnenrand ab. Ihr Helfer scheint im rechten Augenblick herbeigeeilt zu sein.
Literatur und Quellen: KGL 1931/4,1, Sp. 1545 UAL PA 1457
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Georg Köster (01.09.1867 Naumburg/Saale – 06.03.1932 Leipzig) Klischee von Walter Tiemann (20.01.1876 Delitzsch – 12.09.1951 Leipzig)
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Hans Wolfgang Singer Durch seinen Geburtsort New York hatte Singer die Chance, zweisprachig aufzuwachsen. Während sein vier Jahre älterer Bruder Komponist wurde zur Freude des Vaters, der Musikpädagoge war, studierte der spätere Kunsthistoriker Germanistik und Kunstgeschichte. Zunächst aber besuchte er für seine Elementarausbildung öffentliche und private Schulen in Cincinnati/Ohoi, wo er ab 1883 zu studieren begann. Nach Erlangung des Diploms „Bachelor of Arts“ ging er für vier Semester nach München, für das Wintersemester 1888/89 nach Berlin, um ab Ostern 1889 in Leipzig sein Studium fortzuführen und mit der Promotion zu krönen. 1891 reicht er seine Dissertation ein mit dem Titel: Das bürgerliche Trauerspiel in England. Diese Arbeit wird von Wülker, dem Procancellar, mit der Note IIa bewertet und beurteilt: „Der Verfasser hat mit großem Fleiß in London im Britischen Museum und im South Kensington-Museum seine Studien gemacht. Es ist daher die Abhandlung ein wertvoller Beitrag zur Geschichte der englischen Literatur.“ Mündlich wird er in Englisch geprüft über die Geschichte des älteren Schauspiels in England bis zum Drama der neuesten Zeit, dazu auch angelsächsische epische Literatur. „Der Cand. zeigte sich auf allen diesen Gebieten vorzüglich unterrichtet,“ steht zu lesen. „Ein Stück eines angelsächsischen Zaubersegens wurde alsdann vom Kandidaten mit geringer Nachhilfe recht gut übersetzt und grammatisch erklärt.“ In neuer Kunstgeschichte kann er über die Entwicklung des mittelalterlichen Kirchenbaus in Deutschland mit sehr guten Kenntnissen aufwarten. Und bei der Prüfung über alte und englische Philosophie bleibt er seinem Prüfer ebenfalls nichts schuldig. Er schließt sein Examen mit der Gesamtnote II a (magna cum laude) ab. Seit 1891 am Dresdner Kupferstichkabinett tätig, wurde er dort Kustos und erhielt 1903 den Titel eines Professors. Wie schon in seiner Studentenzeit, kam Singer jetzt wieder bei Studienreisen weit in Europa herum. Er veröffentlichte kunstgeschichtliche Beiträge in deutschen und englischen Fachzeitschriften, oftmals unter seinem Pseudonym: L. Tyson. Außerdem wurde er als Verfasser zahlreicher Bücher bekannt. Mit großer Aufmerksamkeit beobachtete er zudem die damals in hoher Blüte stehende Exlibriskunst. Denn es ist kein Zufall, dass Singer mehrere Exlibris besaß, u. a. von Max Klinger und Fritz Hegenbarth. Das Blatt Klingers wurde ihm vom Künstler gestiftet als Anerkennung für die Herausgabe des Oeuvre-Katalogs, wie bei Henry Tauber zu lesen ist. Franz Hein, der Künstler dieses Blattes, ist aus dem Kreise des Karlsruher Künstlerbundes hervorgegangen und arbeitete seit 1905 an der Königl. Akademie für die graphischen Künste und das Buchgewerbe in Leipzig. Aus dem recht strengen Rahmen schaut uns die Zeustochter Kleio, die Muse der Geschichtsschreibung, durchdringend an, ihre Schreibutensilien bereithaltend. Das zweifarbige Klischee trägt rechts oben in der Platte den Namen des Künstlers und verkündet zudem unübersehbar, dass es sich um Hans Wolfgang Singer’s Buch handelt. Literatur und Quellen: DBE 1, Bd. 9, S. 338 Tauber, H.: Max Klingers Exlibriswerk, S. 106-107 UAL Phil. Fak. Prom. 5314
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Hans Wolfgang Singer (16.09.1867 New York – 30.05.1957 Dresden) Klischee von Franz Hein (30.11.1863 Hamburg – 21.10.1927 Leipzig)
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Hans Adolf Eduard Driesch Der Biologe und Naturphilosoph war seit 1921 ordentlicher Professor und Direktor des Philosophischen Seminars der Universität war. Er promovierte nicht nur am 18.10.1889 in Jena an der Friedrich-Schiller-Universität mit summa cum laude, ihm wurden zudem noch drei Ehrendoktortitel (Dr. rer. nat., Dr. jur., Dr. med.) verliehen. Seine Ausbildung genoss er bei berühmten Lehrern, so 1886 in Freiburg bei dem Evolutionsbiologen August Weismann, 1887-1889 in Jena bei dem Zoologen und Haeckelschüler Oscar Hertwig und natürlich bei Ernst Haeckel selbst. Bei ihm könnte Driesch erstmals auf Exlibris aufmerksam geworden sein, besaß dieser Naturphilosoph doch ein beeindruckendes Blatt von Karl Bauer, das ein Goetheportrait, Schillers Schädel sinnend betrachtend, zeigt mit der Textzeile im oberen Rand: WAS KANN DER MENSCH IM LEBEN MEHR GEWINNEN ALS DASS SICH GOTT NATUR IHM OFFENBARE. Dennoch hinderte die gemeinsame Zeit mit diesem seinem Lehrer Driesch nicht, sich später gegen Haeckel zu stellen. Studienreisen führten ihn nach Plymouth auf die meeresbiologische Station, nach Indien und zur Insel Lesina (Kroatien). Ab 1891 forschte er auf der Zoologischen Station Neapel, was ihn in weiterer Verfolgung der Ergebnisse zum zentralen Vertreter der Neovitalisten machte. Er lehrte in Aberdeen Natürliche Theologie, in Heidelberg Naturphilosophie. Von 1911 bis 1920 war er Hochschullehrer an der Kölner Universität, bevor er den Ruf nach Leipzig erhielt. Dort beschäftigte er sich zusätzlich mit der Parapsychologie, für die er eine sehr erfolgreiche Methodenlehre publizierte. 1933 wurde er wegen seiner pazifistischen Gesinnung und Haltung als Freund des Judentums vorzeitig emeritiert und mit öffentlichem Redeverbot belegt. Hans Driesch war Mitglied der Theosophischen Gesellschaft, einer von Helena Petrowna Blavatsky mitbegründeten und geleiteten Weltanschauungsgemeinschaft, der Rudolf Steiner bis zu seinem Ausschluss im Jahre 1913 ebenfalls angehörte. Dieses Interessengebiet spiegelt sich in den fernöstlichen Reisen wider, die er zusammen mit seiner Frau Margarete unternahm. Sie ist es auch, die das Exlibris für ihren Mann gestaltet hat, ihr Signum findet sich rechts oben, gewissermaßen in Stein gemeißelt. Margarete Driesch (1874-1946), eine geborene Reifferscheidt, tritt nicht nur als Ehefrau, Mutter zweier Kinder und Exlibriskünstlerin in Erscheinung. Sie selbst ist u. a. wegen ihres Buches: Frauen jenseits der Ozeane, Niels Kampmann Verlag 1928 eine bekannte Schriftstellerin, darüber hinaus hat sie zusammen mit ihrem Mann Bücher herausgegeben. Der Band: Als Gäste Jungchinas, Brockhaus Leipzig 1925 mag als Beispiel dienen. Ihre Ausbildung am Steyberschen Institut in Leipzig und im Kloster der Englischen Fräulein in Meran, sowie daran anschließende Sprachstudien ermöglichten ihr, von den Abrüstungskonferenzen des Völkerbundes in Genf 1924 und 1926 Bericht zu erstatten. Das für Hans Driesch gefundene Exlibris zeigt die antike Ruine der Akropolis. Mit dem Motto in griechischer Schrift »Ǽȃ ǹȇȋǾ Ǿȃ ȅ ȁȅīȅȈ«1 greift die Künstlerin auf den Beginn des griechischen Johannesevangeliums aus dem Papyrus Bodmer II, P 66 zurück. Das Johannesevangelium gilt seit jeher als das mystische Evangelium und schlägt damit die Brücke zur Theosophie, die die Weltanschauung Drieschs mit prägte. 1Im
Anfang war das Wort
Literatur und Quellen: DBE 2, Bd. 2, S. 733 Decker, H.: Schätze der Exlibriskunst, S. 35 UAL PA 416 - SG 335
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Hans Adolf Eduard Driesch (28.10.1867 Bad Kreuznach – 16.04.1941 Leipzig) Lichtdruck von Margarete Driesch (1874 Leipzig – 1946)
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Henri Hinrichsen Hamburg ist die Geburtsstadt Henri Hinrichsens, die er bereits als 19-Jähriger verließ. Seine Ausbildung zum Musikverleger erfuhr er in Leipzig, Basel, Brüssel und London, bis er 1891 in den berühmten, bereits 1800 gegründeten und 1814 von C. F. Peters erworbenen Musikverlag in Leipzig eintrat, der in Besitz seines Onkels Dr. Max Abraham war. Nicht einmal drei Jahre später wurde er Teilhaber und nach dem Tod des Onkels 1900 alleiniger Inhaber. Das florierende Unternehmen versetzte ihn in die glückliche Lage, nicht nur das Musikleben in Leipzig zu fördern, sondern auch die Gründung der ersten Hochschule für Frauen in Deutschland, die Henriette Goldschmidt Schule, finanziell zu ermöglichen. Das Museum für Musikinstrumente Leipzig verdankt ihm ebenfalls die Gründung. Professor Theodor Kroyer hatte sich während seines Ordinariats in Leipzig für den Ankauf der Musikinstrumentensammlung Wilhelm Heyer aus Köln eingesetzt. Erst dank des großzügigen Zuschusses von 200 000 Goldmark zum Kaufpreis durch den Geheimen Kommerzienrat Hinrichsen konnte der Ankauf realisiert werden. Große internationale Beachtung erfuhr die feierliche Eröffnung im Nordflügel des Grassimuseums am 29. Mai 1929, darin ein Saal noch heute den Namen des Gönners trägt. In Anerkennung seiner Leistungen um die Förderung der Musik wurde Henri Hinrichsen zudem die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig verliehen. Trotz aller persönlichen Verdienste machte die Schreckensherrschaft auch vor dieser Familie nicht halt. Der Verlag wurde 1939 enteignet. 1940, zu spät um zu entrinnen, floh Hinrichsen mit seiner Frau Martha, geb. Bendix nach Brüssel, die 1941 ebenda starb. Er und viele seiner Angehörigen entgingen ihren Häschern nicht. Henri Hinrichsen wurde am 03.09.1942 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Für drei Mitglieder der Familie Hinrichsen, das Ehepaar hatte sieben Kinder, sind Exlibris bekannt, so für Ehefrau Martha ein Blatt von Hugo Steiner – Prag und für Sohn Hans Joachim (s. dort) eine Reproduktion einer Fotografie des Wohn- und Geschäftshauses des Musikverlages an der Talstr. 10 in Leipzig. Anhand dieser Eigentumszeichen konnten in jüngster Zeit damals konfiszierte Bücher an die Nachkommen der Familie zurückgegeben werden. Das dritte bekannte Exlibris beschreibt Henry Tauber in Max Klingers Exlibriswerk unter der Nr. 8 als Zustandsdruck IV, Fotogravüre mit Henri Hinrichsen als Eigner. Zunächst war Beethovens Portrait mit Eds PETERS als Eigner entworfen, dann auf MUSIK-/BIBLIOTHEK PETERS abgeändert worden, bevor es für Henri Hinrichsen Verwendung fand. Walter von Zur Westen hat es trefflich mit den Worten beschrieben: Exlibris mit dem gewaltigen Haupte des Musikertitanen Beethoven, dessen heut so häufig dargestellten Züge wohl niemals eindrucksvoller wiedergegeben sind, als in diesem Blatte. Aus den bei Tauber zitierten Literaturstellen kann man die Geschichte dieses Exlibris nachvollziehen. Dem Autor verdanken wir durch persönliches Engagement die Vermittlung und Bereitstellung der Abbildung dieses sehr seltenen Blattes. Literatur und Quellen: Mitteilungen der DEG 2/2007, S. 41-42: Büsing, K.,Büsing, A.: Henri Hinrichsen-Leipziger Mäzen journal 3/2004 S. 40-41: Heise, B.: Reich an Klanggeräten dank 800 000 Goldmark DEG -Jahrbuch 2004, S. 33-35: Lawford-Hinrichsen, I.: Zwei Leipziger Bücherzeichen Tauber, H.: Max Klingers Exlibriswerk, S. 61-64 Zur Westen, W. von 1: Exlibris, S. 53
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Henri Hinrichsen (05.02.1868 Hamburg – 03.09.1942 KZ Auschwitz) Fotogravüre nach einer Radierung Max Klingers (18.02.1857 Leipzig – 04.07.1920 Großjena)
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Reinhard Froehner In einem Antiquariat fand sich ein Buch mit dem Titel: Bericht über die am 25. und 26. September 1876 in Cassel stattgefundene Dritte Versammlung des Deutschen Veterinärrathes, erstattet von dem ständigen Ausschusse, Augsburg 1877, In Commission von W. Lüderitz, einst in Besitz von Reinhard Froehner, nachgewiesen durch das darin befindliche Exlibris, das wir für unsere Sammlung von Pferdeexlibris als Geschenk erhielten, zeigt es doch einen Pferdeschädel. Später stellte sich heraus, dass auch die veterinärmedizin-historische Sammlung der Universität Leipzig ein mit diesem Exlibris versehenes Buch beherbergt. Der Wunsch, den Eigentümer zu ermitteln, brachte uns auf die Spur des Tierarztkollegen, anhand dessen Laudatio, zu seinem 75. Geburtstag im Deutschen Tierärzteblatt Nr. 4 von 1943 seitens der Tierärzteschaft gehalten, wir den Lebenslauf dieses universal gebildeten Veterinärmedizinhistorikers nachzeichnen. In Dresden 1868 geboren, studierte er in seiner Heimatstadt Veterinärmedizin bis zur Approbation 1889, anschließend Ausübung der praktischen Thierheilkunde bis zur Erlangung des Beamtenstatus, sodann als Kreistierarzt tätig. Zuvor wurde er nach einem Studiensemester in Bern noch 1902 ebenda zum Dr. med. vet. promoviert. Das aber reichte ihm an Ausbildung nicht aus. In Leipzig nahm er erneut ein Studium der Naturwissenschaften, Veterinärwissenschaft und der Landwirtschaft auf. Zur neuerlichen Promotion reichte er 1907 als Abhandlung ein: Zur Morphologie und Anatomie der Halsanhänge beim Menschen und den Ungulaten, eine Arbeit zur vergleichenden Anatomie von Mensch und Huftieren. Den Anhang zu dieser Arbeit gedruckt vorzulegen wurde dem Prüfling gem. Zustimmung der Referenten vom 20. Okt. des Promotionsjahres erlassen, konnte er doch nachweisen, dass die Druckkosten mehr als 10.000 Mark betragen sollten. Dem Fachgebiet vergleichende Anatomie hatte er sich während seiner Tätigkeit in der anatomisch-physiologischen Abteilung des landwirtschaftlichen Institutes in Halle unter Prof. Dr. Distelhorst gewidmet. Obwohl bereits einmal promoviert, fand sich in den Leipziger Promotionsakten die Anmerkung: Immaturus; Thierarzt, ein Hinweis darauf, dass der Kandidat kein Abitur oder gleichwertige Schulausbildung vorweisen konnte, hatte er in seinem Lebenslauf doch nur sieben Jahre Besuch des Wettiner Gymnasiums in Dresden angegeben und mit Zeugnis belegt. Eingedenk der heutigen, mit numerus clausus zusätzlich erschwerten Zulassungsbeschränkungen erscheint die damalige Regelung einfach traumhaft. Froehner bestand auch ganz ohne Abitur glänzend, seine Prüfer erkannten ihm für die mündlichen Leistungen die Gesamtnote I zu, wobei Prof. Eber für die Veterinärwissenschaften vorzügliche Kenntnisse attestierte, Prof. Kirchner ausgezeichnete für das Gebiet Landwirtschaft und Prof. Pfeffer recht gute Kenntnisse der Botanik. Das umfangreiche, wissenschaftliche Lebenswerk Froehners wurde 1943 noch einmal gewürdigt, als die Tierärztliche Hochschule Hannover es sich nicht nehmen ließ, diesem verdienten Tierarzt, Historiker, Schriftsteller, Mitbegründer der Gesellschaft für Geschichte und Literatur der Veterinärmedizin, der zudem mehr als vierzig Jahre als Kreistierarzt tätig war, die Ehrendoktorwürde zu verleihen. Sein Exlibris zeigt den Wissenschaftler vor einer Bücherwand, prüfend ins Mikroskop schauend, ihm zur Seite die kluge Eule. Die handschriftliche Signatur I 87 kann als Hinweis darauf gewertet werden, dass seine Bibliothek umfangreich war und somit einer Katalogisierung bedurfte. Leider ist kein Signum auf dem Blatt auszumachen, was eine Ermittlung des Künstlers auch zukünftig erschweren wird. Literatur und Quellen: Deutsches Tierärzteblatt 1943, Nr. 4, S. 27: Rieck, W.: Reinhard Froehner zum 75. Geburtstag UAL Phil. Fak. Prom. 7036
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Reinhard Froehner (16.02.1868 Dresden – 15.11.1955 Wilhelmshorst bei Potsdam) Klischee eines unbekannten Künstlers
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Hugo Eckener Sein Briefkopf im Jahre 1939 Dr. Dr. Ing. e. h. Hugo Eckener, Luftschiffbau Zeppelin G.m.b.H. Friedrichshafen a. B. verrät, was aus dem gebürtigen Flensburger geworden ist. Das Abitur hatte er noch am Gymnasium seiner Heimatstadt abgelegt, bevor er in München, Berlin und Leipzig Philosophie, Geschichte und Nationalökonomie studierte. Seine Dissertation trägt den Titel: Neue Untersuchungen über die sogenannten Aufmerksamkeitsschwankungen. Bei der Einreichung am 04.06.1892 dankt er für seine wissenschaftliche Weiterbildung seinen Professoren, besonders Wundt, bei welchem letzteren ich drei Semester praktisch im Laboratorium zu arbeiten das Glück hatte, wofür ich den Herren Lehrern meinen herzlichsten Dank auszusprechen mich verpflichtet fühle. Der Procancellar Heinrich Bruns, Prof. der Astronomie und Direktor der Sternwarte bestimmt den Collegen Wundt, Prof. für experimentelle Psychologie, zum Gutachter und übernimmt selbst das 2. Referat. Mit der Vornote II, laudabilis, wird der Candidat zur Prüfung zugelassen. Bei den mündlichen Prüfungsfächern Philosophie, Geschichte und Nationalökonomie erhielt er in allen Teilen die Note IIa und damit wurde die Promotion beschlossen. Zunächst als Schriftsteller und Journalist tätig, stellte das Schicksal durch eine Begegnung mit Graf von Zeppelin die Weichen, er wurde Luftfahrtpionier. Als Magellan der Lüfte und Luftschiffer ging er in die Geschichte ein, wobei sein Nonstopflug über den Atlantik im Jahr 1924, die Weltfahrt 1929 und die Nordpolfahrt 1931, die beiden letzteren mit dem Luftschiff Graf Zeppelin, die herausragenden Großereignisse seiner Fliegerkarriere waren. Eine gänzlich andere Richtung nahm der Lebensweg von Alexander Eckener, dem jüngeren Bruder des Fliegers, der sich zum Künstler berufen fühlte. Vielleicht nicht ganz so berühmt wie der große Bruder, hat auch er dennoch Großes geleistet. An der Akademie der Bildenden Künste in München ausgebildet, schloss er sich zunächst einer Künstlerkolonie seiner nordischen Heimat an, die er aber zur Weiterbildung wieder verließ. An der Kunstakademie Stuttgart bei Leopold Graf Kalckreuth erlernte er die Kunst des Radierens so erfolgreich, dass er dort zum Professor und Leiter der Akademie ernannt wurde. Das Exlibris für seinen Bruder kann als Zeugnis seiner künstlerischen Fähigkeiten gelten. Zeus als Beherrscher der Naturgewalten dominiert das Bild. War er aufgerufen, den wagemutigen Flieger, der immer wieder zu seinem Himmel aufstieg, straflos ausgehen zu lassen? Ein starker Wind geht, unverzichtbar für einen Luftschiffer, der den Atlantik überqueren will. Doch lässt das nahe Hochgebirge und der (Boden)See eine heimatliche Verbundenheit ahnen, gälte diese auch nur der Wahlheimat.
Literatur und Quelle: Brockhaus 1, S. 221 UAL Phil. Fak. Prom. 2869
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Hugo Eckener (10.08.1868 Flensburg – 14.08.1954 Friedrichshafen) Radierung von Alexander Eckener (21.08.1870 Flensburg – 25.05.1944 Abtsgemünd)
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Felix Hausdorff Felix Hausdorff war zwei Jahre alt, als sein Vater mit der Familie Breslau verließ und 1870 am Leipziger Brühl als Kaufmann ansässig wurde. Das exzellente NicolaiGymnasium nahm den hochbegabten Schüler 1878 auf, der nach dem 1887 dort abgelegten glänzenden Abitur schweren Herzens den Plan eines Musikstudiums aufgab und sich der Mathematik und den Naturwissenschaften zuwandte, die er dennoch nicht ausschließlich studierte, sondern immer wieder auch Vorlesungen der Philosophie, Sprach-, Literatur- und Musikwissenschaften hörte. Mit nur je einem Semester in Freiburg im Breisgau und Berlin blieb Hausdorff der Universität Leipzig treu, promovierte 1891 mit der Arbeit Zur Theorie der astronomischen Refraction und habilitierte 1895 mit einer Arbeit über die Extinktion des Lichtes in der Atmosphäre. Erst jedoch die Mengenlehre, der Hausdorff sich anschließend mit größtem Erfolg widmete, machte seinen Namen als Mathematiker unsterblich. Es war zunächst das fachliche Können, das ihm bei seiner Promotion die „Censur I (egregia)“ eintrug. Seine umfassende Bildung erschloss ihm in Leipzig einen bedeutenden Freundeskreis von Künstlern, Literaten und Verlegern. Auch die Musik hatte in seinem Hause verständlicherweise einen hohen Stellenwert. Unter dem Pseudonym Paul Mongré veröffentlichte Hausdorff selbst Philosophisches und Literarisches. Einem Ruf der Universität Bonn folgend, verließ der Mathematiker Leipzig 1910, ging bereits 1912 als Ordinarius nach Greifswald, um 1921 nach Bonn zurückzukehren. Bei seiner Ernennung zum außerplanmäßigen Ordinarius 1901 in Leipzig bekam Hausdorff erstmals von offizieller Seite zu spüren, dass er mosaischen Glaubens war, wie der Hinweis des Dekans in seinen Berufungsunterlagen zeigt. Der Druck verstärkte sich nach der Machtübernahme, seine Emeritierung wurde 1935 zwar noch vorgenommen, aber die Bedrohung wurde immer präsenter. Sein Versuch zu emigrieren blieb ohne Erfolg. In seiner Verzweiflung über die angeordnete Einweisung in das Sammellager Bonn - Endenich und die darauf unweigerlich folgende Deportation setzten er, seine Frau und deren Schwester gemeinsam ihrem Leben ein Ende. Ein Beweis, dass dieses Exlibris von Hans Zarth tatsächlich für den Mathematiker ist, fehlt. Unsere Bemühungen um Sicherstellung der Zuordnung unterstützte Prof. Egbert Brieskorn, Leiter der Arbeitsstelle der Hausdorff - Edition der NordrheinWestfälischen Akademie der Wissenschaften, der sich seit vielen Jahren mit der Biographie des Mathematikers beschäftigt, mit der Aussage: „Dass es sich um einen anderen Felix Hausdorff handeln könnte, halte ich für extrem unwahrscheinlich. Ich bin bei all meinen Recherchen in den letzten 17 Jahren nirgendwo auf einen anderen Träger dieses Namens in der Zeit um 1900 gestoßen.“ Die Problematik der Zuordnung resultiert auch aus der Darstellung des Blattes, die nicht auf den Menschen Felix Hausdorff bezogen ist, sondern nach einer Zeichnung des Künstlers aus der Mappe „Schwarz-Weiß“1, in München 1901 erschienen, gefertigt wurde. Diese Kunstmappe enthielt auch Arbeiten des J.J. Vriesländer (1879-1957), der von Ende 1900 bis Oktober 1901 in Leipzig für den Verlag Eugen Diederichs als Buchillustrator tätig war. Vriesländer könnte das Bindeglied zwischen Eigner und Künstler bilden, was freilich Hypothese bleiben muss. 1Für
die Information sowie Lebensdaten von H. Zarth sei H.-J. Krause, Nürnberg gedankt.
Literatur und Quellen: DBE 1, Bd. 4, S. 446-447 DEG-Jahrbuch 2007, S. 5-39: Krause: H.-J.: John Jack Vriesländer UAL Phil. Fak. Prom. 742 UAL PA 547
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Felix Hausdorff (08.11.1868 Breslau – 26.01.1942 Bonn) Klischee 1902 von Hans Jacob Ferdinand Zarth (06.08.1876 Düsseldorf – 23.06.1943 München)
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Alfred Doren Sein Geburtsort ist Frankfurt/Main, wo er am 15. Mai 1869 als Sohn des jüdischen Kaufmanns Adolph Doctor das Licht der Welt erblickte. Er erwählte dann Bonn und anschließend Berlin als Studienorte, zu seinen akademischen Lehrern zählten die Historiker Karl Lamprecht (1856-1915) und Heinrich von Treitschke (1834-1896). Am meisten verdankte er wohl dem Nationalökonomen Gustav von Schmoller (18381917), bei dem er 1892 seine Promotion erlangte und der sich dafür einsetzte, seinen Schüler, der jetzt seinen Namen änderte und sich Doren nannte, mit einer Forschungsarbeit zu betrauen, die diesen mehrere Jahre in Italien festhielt. Die Basis zu seinem Hauptwerk Studien aus der Florentiner Wirtschaftsgeschichte wurde dort gelegt. Zurück aus Italien habilitierte er sich in Leipzig am 15.01.1903 mit dem Thema: Deutsche Handwerker und Handwerkerbruderschaften im mittelalterlichen Italien und erhielt nach seiner Probevorlesung: Das staatliche Wesen der Florentiner Republik die venia legendi und seine Ernennung zum außerordentlichen Professor. Zwischenstationen seiner Laufbahn waren freiwilliger Kriegsdienst, kommissarische Leitung des verwaisten Institutes für Kultur- und Universalgeschichte, Tätigkeit im Generalgouvernement Belgien und nach dem Krieg Tätigkeit in Berlin, bevor er 1923 dem Ruf der Leipziger Universität folgte und das Extraordinariat für Wirtschaftsgeschichte übernahm. Trotz der Bemühungen der Fakultät, wie sie nachstehend auszugsweise zitiert sind, musste Doren 1933 wegen seiner jüdischen Abstammung auf politischen Druck hin die Universität verlassen. Nur wenig später verstarb er in Markkleeberg. Auszug aus einem Schreiben der Fakultät: „Wir begrüßen durchaus die auf die Zurückdrängung des jüdischen Einflusses an den deutschen Hochschulen gerichteten Bestrebungen der Regierung, dürfen aber hervorheben, daß die Phil. Fak. Leipzig zu den am wenigsten „verjudeten“ Fak. gerechnet werden kann. Daß ein irgendwie bedrohlicher Einfluß des jüdischen Elements auf den Geist der Fak. zu konstatieren oder zu befürchten wäre, können wir mit gutem Gewissen verneinen. gez. Freyer und v. Weickmann“ Es war der seit 1893 in Berlin tätige Schweizer Künstler Herman Robert Catumy Hirzel, ein charakteristischer Jugendstilkünstler, der 1897 das Exlibris für Alfred Doren schuf. Ihm gelang für den Eigner ein ganz persönliches Blatt, mit der Silhouette von Frankfurt a. M., dem Geburtsort Dorens, dazu die Bücher über Florenz, eindeutiger Hinweis auf sein Hauptwerk über Florentiner Wirtschaftsgeschichte.
Literatur und Quellen: journal, Heft 1/2006, S. 2: Büsing, K.: Die Meerjungfrau und der Schreibfehler journal, Heft 3/2004, S. 39: Lambrecht, R.: Gesichter der Uni UAL PA 412
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Alfred Doren (15.05.1869 Frankfurt/Main – 28.07.1934 Markkleeberg) Klischee 1897 von Herman Robert Catumy Hirzel (06.07.1864 Buenos Aires – 07.06.1939 Berlin)
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Karl Richard Tränkmann Die Promotionsakte verrät, dass er am 20.01.1871 in Altdorf bei Geithain/Sachsen geboren wurde. Die Bürgerschule besuchte er acht Jahre, trat 1885 ins Seminar zu Borna ein, das er 1891 mit dem Reifezeugnis in der Tasche verließ und eine Anstellung als Hilfslehrer an der Bürgerschule in Borna fand. Im Herbst 1893 bestand er die Wahlfähigkeitsprüfung, was dem heutigen 1. Staatsexamen gleichkommt. Vom SS 1895 bis SS 1898 studierte er Pädagogik, Philosophie, Geschichte und Geografie in Leipzig. Seine Dissertation trug den Titel: Friedrich Gedike1 in seinem Verhältnisse zu den pädagogischen Bestrebungen seiner Zeit. Ein Beitrag zur Geschichte der Pädagogik im 18. Jahrhundert. Bei Einreichung seiner Dissertation musste er zwei Empfehlungen beibringen, da auch er „immaturus“ war, also den Zulassungsbedingungen der Universität zur Promotion nicht voll entsprach, wie es immer wieder einmal in den Promotionsakten zu lesen ist. Zudem ist verzeichnet: der Cand. wünscht, wenn irgend möglich, noch im Januar zum mündlichen Examen zu kommen. Diesem Wunsche kam die Prüfungskommission nach, die mündliche Prüfung wurde auf den 19.01.1900 festgesetzt und vom Kandidaten mit der Gesamtnote II a bestanden. Die Spur des Pädagogen und Doktors der Philosophie verliert sich dann, nur sein Exlibris hat die Zeit überdauert. Ein glücklicher Zufall ließ es uns in einem Osnabrücker Antiquariat entdecken. Der Maler und Grafiker Otto Josef Olbertz, von Köln gebürtig, aber in Leipzig und München erwähnt, hat dieses Kunstwerk für ihn geschaffen. Ein kleines Kind mit Blumenstrauß sitzt in einem parkähnlichen Garten, in dem, von hohen Bäumen und Buschwerk halb verdeckt, ein lang gestrecktes Haus zu sehen ist. Dieses freundliche Bild wird überragt von einem Bogenfeld, in dem Bücher, eine Eule als Zeichen der Klugheit, ein Globus, wohl als Hinweis auf das Geografiestudium und ein Edelstein präsentiert werden. Von dem Künstler Otto Josef Olbertz wissen wir, dass er sich 1942 der Dachauer Künstlerkolonie zugesellte und 1954 in Pfaffenhofen bei Dachau starb.
1Friedrich
Gedike (15.01.1754 Boberow bei Lenzen – 02.05.1803 Berlin), Bildungspolitiker der Aufklärung
Literatur und Quellen: UAL Phil. Fak. Prom. 6247
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Karl Richard Tränkmann (20.01.1871 Altdorf bei Geithain – unbekannt) Raster von Otto Josef Olbertz (20.11.1881 Köln – 14.01.1953 Pfaffenhofen bei Dachau)
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Kurt Siegfried Als Sohn eines Schweizer Apothekers wurde Kurt Siegfried gewissermaßen in seinen Beruf hineingeboren. Nach dem Besuch der Primar- und Bezirksschule in Zofingen wechselte er zum Gymnasium nach Aarau und durchlief nach dem Abitur 1893 die Ausbildungsstadien eines Apothekers: Lehrzeit, 1895 Universitätsbesuch in Lausanne, Gehilfenprüfung, Conditionszeit, wie es in seinem Lebenslauf heißt, in vier verschiedenen Schweizer Städten. Daran schloss sich der Besuch des Eidgenössischen Polytechnikums in Zürich mit Ablegung des Staatsexamens als Apotheker im Herbst 1898 an sowie ein Semester als Assistent für Pharmazie ebenda. Das Frühjahr 1899 sah ihn nochmals als Studenten, dieses Mal in Leipzig, wo er mit Prof. Wislicenus einen geschätzten Förderer fand. Auf dessen Veranlassung und in dessen Labor erarbeitete sich der Assistent die beiden Abhandlungen, die er am 05.08.1901 zur Promotion einreichte: 1. Beiträge zur Kenntnis des Benzoylacetons 2. Eine neue Synthese des ĮĮ - Diphenylfugrons Mit der Note IIa wurde er zur mündlichen Prüfung zugelassen, die Chemie, Physik und Botanik umfasste. Seine drei Prüfer waren sich unabhängig voneinander einig: Note IIa für alle drei Fächer, und damit stand auch die Gesamtnote eindeutig fest. So zielstrebig, wie er seine Ausbildung betrieben hatte, verfolgte er seinen weiteren Lebensplan. Nach seiner Promotion ging er zurück nach Zofingen, wo er den chemischen Betrieb seines Vaters übernahm und diesen zu einem bedeutenden Unternehmen ausbaute. Diese seine Firma errichtete im Jahre 1948 für das Pharmazeutische Institut der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) ihm zu Ehren einen Dr. Kurt Siegfried-Fond, der bis zum heutigen Tage Bestand hat. In Zürich war seit 1892 Carl Hartwich als Professor für Pharmakognosie, Pharmazeutische Chemie und Toxikologie tätig, der in den vierundzwanzig Jahren seines dortigen Wirkens die Pharmakognostischen Sammlung der ETH aufbaute. Seine Vorlesungen besuchte der Student Siegfried, in seinem Labor arbeitete er dann zwischenzeitlich als Praktikant. In seine Fußstapfen trat er 1935 als Mitherausgeber des Pharmakognostischen Atlas zur Pharmakopöe Helvetica V, auch ihm wurde, wie schon Hartwich zuvor, 1930 die Ehrendoktorwürde der ETH verliehen. Da scheint die Überlegung nicht vernunftwidrig, dass er, genau wie sein verehrter Lehrer, ebenfalls ein Exlibris besitzen wollte. Denn Hartwich nannte ein faszinierendes Blatt des Künstlers H. Baehr sein eigen, das ein Hünengrab zeigt mit umlaufendem, mittelhochdeutschem Text von Walther von der Vogelweide, das Siegfried durchaus bekannt gewesen sein könnte. Die Künstlerin Mathilde Ade, zu der Zeit in München lebend, verfügte über ein fruchtbares Zusammenwirken von technischem Können und unerschöpflicher Fantasie. Beides stellt sie bei dem Blatt für Kurt Siegfried unter Beweis, das mit dem Entstehungsjahr 1902 zudem in eine glückliche Lebensphase und noch unverbrauchte Schaffenskraft der Künstlerin fällt. Es ist der Name des Auftraggebers, der das Motiv hervorbringt. Siegfried, der mutige Drachentöter und beherzte Reiter, geschaffen für einen frisch ernannten Doktor der Philosophie gleichen Namens, der ansetzt, seinerseits seine Zukunft zu erobern. Literatur und Quellen: DBE 1, Bd. 9, S. 313 Kern, I; Dr. Schutt-Kehm, E.; Selle, E.: Die Exlibriskünstlerin Mathilde Ade, S. 134-135 Poggendorf, J. C.: VI, S. 2444 UAL Phil. Fak. Prom. 6533
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Kurt Siegfried (18.05.1873 Zofingen – 22.03.1945 ebenda) Klischee von Mathilde Ade (08.09.1877 Sarbogard/Ungarn – 07.06.1953 Deutenhofen/Dachau)
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Friedrich Reinhard Lipsius Friedrich Reinhard Lipsius, Philosoph der Naturwissenschaften und Lic. theol. ist zu Jena geboren. Mit dem Reifezeugnis des Großherzoglichen Gymnasiums seiner Heimatstadt ausgestattet, studierte er dort Theologie, ein Studium, das er im Herbst 1899 erfolgreich mit einer Habilitation abschloss. Er nahm das Studium der Philosophie in Leipzig auf, promovierte aber zum Dr. phil. am 03.08.1908 in Tübingen. Nach Leipzig kommt er 1912 zurück. Mit einem Telegramm kündigte er sein Kommen zum Kolloquium mit den Prof. Dres. Wundt, Volkelt, und Coudres an. Seine Probevorlesung zum Thema: Der Irrationalismus in Wissenschaft und Philosophie der Gegenwart fiel zur vollen Zufriedenheit aus, seine Privatdozentur wird am 22.10.1912 bestätigt. Seine Ernennung zum nichtplanm. a. o. Prof. der Philosophie erfolgt am 19.02.1919. In dieser Eigenschaft unterzeichnet er ein Flugblatt, das sich als roter Handzettel in seiner Personalakte befindet: Flugblatt der Anti-Relativiten für die Leipziger Naturforscherversammlung 1922 Die Leitung der „Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte“ hat es für richtig gehalten, unter den wissenschaftlichen Darbietungen der Leipziger Jahrhundertfeier Vorträge über R e l a t i v i t ä t s t h e o r i e auf die Tagesordnung einer großen, allgemeinen Sitzung aufzunehmen. Es muß und soll dadurch wohl der Eindruck erweckt werden, als stelle die Relativitätstheorie einen Höhepunkt der modernen wissenschaftlichen Forschung dar. Hiergegen legen die unterzeichneten Physiker, Mathem a t i k e r u n d P h i l o s o p h e n e n t s c h i e d e n V e r w a h r u n g e i n. Sie beklagen aufs tiefste die Irreführung der öffentlichen Meinung, welcher die Relativitätstheorie als Lösung des Welträtsels angepriesen wird, und welche man über die Tatsache im Unklaren hält, dass viele und auch sehr angesehene Gelehrte der drei genannten Forschungsgebiete die Relativitätstheorie nicht nur als eine unbewiesene Hypothese ansehen, sondern sie sogar als eine im Grunde verfehlte und logisch unhaltbare Fiktion ablehnen. Die Unterzeichneten betrachten es als unvereinbar mit dem Ernst und der Würde deutscher Wissenschaft, wenn eine im höchsten Maße anfechtbare Theorie voreilig und marktschreierisch in die Laienwelt getragen wird, und wenn die Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte benutzt wird, um solche Bestrebungen (zu) unterstützen. Achtzehn Wissenschaftler aus ganz Deutschland sind namentlich als Unterzeichner aufgeführt. Im Jahre 1927 äußert sich Lipsius noch einmal zu dem Thema mit einer Veröffentlichung: „Wahrheit und Irrtum in der Relativitätstheorie.“ Seinen einstigen Prüfer, Prof. der Philosophie Johannes Volkelt (1848-1930), ehrt er 1918, anlässlich dessen 70. Geburtstag mit der Festschrift: „Johannes Volkelt als Religionsphilosoph“. Die Signatur des Exlibris zeigt an, dass der in New York geborene Künstler Josef Uhl das Blatt im Jahre 1918 radiert hat. Ein weiblicher Akt, leicht erhöht auf einem Sockel stehend, um die Hüften eine Girlande geschlungen, präsentiert dem Betrachter in der linken Hand ein Buch, während er auf den Fingerspitzen der rechten eine Kugel mit einer Tanzenden jongliert. Literatur und Quellen: KGL 1928/29, Sp. 1420 UAL PA 699 Wer ist’s? Bd. 4/1909, S. 845
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Friedrich Reinhard Lipsius (03.10.1873 Jena – 29.08.1934 Leipzig) Radierung von Joseph Uhl 1918 (30.12.1877 New York – 1945 Bergen bei Traunstein)
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Anton Hermann Friedrich Kippenberg Kippenberg, am 22.05.1874 in Bremen geboren, besuchte das humanistische Gymnasium seiner Heimatstadt bis zur Obersecunda, erlernte dann den Beruf des Buchhändlers, bevor er sich 1897 in Leipzig immatrikulierte, Germanistik studierte und als Schüler von Albert Köster, dem Literaturwissenschaftler, 1901 ebenda promovierte. Titel seiner Dissertation: Die Sage vom Herzog von Luxemburg und die historische Persönlichkeit ihres Trägers. Der Bücherstadt Leipzig blieb er treu und wurde durch seine Tätigkeit als Leiter des Insel Verlages ein prominenter Kämpfer für die Sache des Buches, was sich auch durch seine Mitgliedschaft bei den Leipziger Neunundneunzigern zeigt. Literarische Werke veröffentlichte er unter seinem anagramatischen Pseudonym Benno Papentrigk. War sein 50. Geburtstag mit der Herausgabe der Festschrift Navigare necesse est1 festlich begangen worden, so überraschte ihn die Universität zu seinem 70. Geburtstag mit nachstehender Gratulation: „Unter dem Rektorat des Prof. Dr. agr. WILMANNS erneuert die Phil. Fak. der Universität Leipzig durch ihren Dekan, den Prof. Dr. rer. nat. HEINZ dem Prof. A. Kippenberg zur Vollendung seines 70. Lebensjahres die ihm am 28. Juni 1901 verliehene Urkunde über die Würde eines Doktors der Philosophie und spricht dem Jubilar, dem hochherzigen Freunde und treuen Förderer der Leipziger Universität, dem neuen Pfleger des klassischen, dem klassischen Pfleger des neuen deutschen Buches im Dienst und zum Segen unseres Volkes, dem Hüter und Wahrer von Goethes Erbe, dem Erforscher von Goethes Dichtung und Welt, die herzlichsten Glückwünsche aus.“ Kippenberg war mit Rainer Maria Rilke befreundet und unterstützte ihn maßgeblich. Er galt zudem als Goethe-Kenner, was sich in seiner außerordentlich reichhaltigen Privatsammlung über Goethe niederschlug, die jetzt in Düsseldorf im GoetheMuseum aufbewahrt wird. Für Kippenberg, dessen Lebensinhalt Bücher waren, sind allein im GutenbergKatalog drei Exlibris nachgewiesen. Das hier gezeigte Blatt wurde von einem bislang nicht näher bekannten Künstler mit Namen Ehrhardt geschaffen. Eine Eule, die Weisheit symbolisierend, ausgestattet mit einem Caduceus, Merkurs Heroldsstab, Reminiszenz an den erfolgreichen Verleger, hockt auf einem Bücherstapel. Mit Goethes Silhouette auf der Wand trägt das Blatt auch dem Interesse des Eigners an der Goetheforschung Rechnung.
1
Seefahrt ist notwendig
Literatur und Quellen: journal, Heft 1/2006, S. 2: Büsing, K.: Die Meerjungfrau und der Schreibfehler Schutt-Kehm, E.: Exlibriskatalog des Gutenberg-Museums, Nrn. 20.459; 40.972; 46.217 UAL Phil. Fak. Prom. 781
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Anton Hermann Friedrich Kippenberg (22.05.1874 Bremen – 21.09.1950 Luzern) Klischee eines Künstlers Ehrhardt, der bislang unerforscht blieb
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Carl Ernst Poeschel Seine Wiege stand im Graphischen Viertel Leipzigs, ein Omen für seine spätere Berufswahl, denn nach dem Besuch des König-Albert-Gymnasiums erlernte er auf Drängen seines Vaters das Buchdruckerhandwerk von der Pieke auf, obwohl er lieber Künstler geworden wäre, wie es seinem Jugendfreund Walter Tiemann gelang. Zwei Jahre weilte er in den Vereinigten Staaten, jobbte und machte sich mit dem auf wirtschaftlichen Erfolg ausgerichteten amerikanischen Verlagswesen vertraut. Neben dieser fachlichen Erfahrung brachte er noch eine Änderung seines Namens von vormals Pöschel auf nunmehr Poeschel mit heim. Einen Meilenstein in der Buchdruckerkunst konnte er bereits 1907 aufrichten mit der Gründung der ersten deutschen Privatpresse, der Janus-Presse, zusammen mit seinem Freund Walter Tiemann, der für die Schrift, eine überarbeitete RenaissanceAntiqua und die künstlerische Buchausstattung verantwortlich zeichnete. Einer von Poeschel und Tiemann unterzeichneten Ankündigung ist der Anspruch der JanusPresse zu entnehmen: Wir beginnen mit einem Druck der „Römischen Elegien“ von Goethe. Die Auflage wird 150 Exemplare betragen, von denen nur 120 in den Handel gebracht werden. Die Abzüge erfolgen auf dem eigens für uns geschöpften Papier auf der Handpresse in zwei Farben. Die Initialen wurden in Holz geschnitten und das Buch in Kalbspergament gebunden. An Ehrungen hat es dem erfolgreichen Buchdrucker nicht gemangelt, wobei seine Mitgliedschaft beim Leipziger Bibliophilenabend, die Verleihung des GutenbergRings durch seine Vaterstadt Leipzig und ganz besonders natürlich die ihm am 24. Juni 1940 seitens der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig verliehene Ehrendoktorwürde in diesem Zusammenhang einer unverzichtbaren Nennung bedürfen. Poeschel hatte dennoch kein leichtes Leben. Kaum war er aus dem ersten Weltkrieg, der ihn als Freiwilliger für vier Jahre von Leipzig fernhielt, zurück, als Wirtschaftskrise und Inflation sein ganzes Können herausforderten. Er verkauft seinen Verlag, die Offizin kann er erhalten und zu neuer Blüte bringen. Nur wenige Monate vor seinem Tod jedoch muss er zusehen, wie sein Lebenswerk im Bombenhagel auf Leipzigs Buchhändlerviertel zerstört wird. Dem Inferno entging jedoch seine Privatbibliothek, die in einem Text des Verlages anlässlich der 100-Jahr-Feier als wahre Fundgrube bezeichnet wird. Trotz Kontaktaufnahme mit der Archivarin des Verlages konnte nicht herausgefunden werden, ob die Kostbarkeiten der Bibliothek einst mit Exlibris geschmückt wurden. Sein Freund Walter Tiemann schuf ihm dieses kleine Kunstwerk, eines von vier für die Mitglieder der Druckerfamilie bekannt gewordenen Blätter. Die Darstellung eines lachenden Faunknabens, der auf einem Buch „Typographia“ sitzt, in dem ein Mann mit Zopffrisur bäuchlings eingeklemmt ist, darf als eine versteckte Anspielung gedeutet werden, dass der Künstler seinen Verlegerfreund als einen Gefangenen des Buchwesens sah.
Literatur und Quellen: www.schaeffer-poeschel.de/jubilaeum/CEPoeschel.htm www.schaeffer-poeschel.de/jubilaeum/Janus.htm
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Carl Ernst Poeschel (02.09.1874 Leipzig – 19.05.1944 Scheidegg im Allgäu) Klischee von Walter Tiemann (20.01.1876 Delitzsch – 12.09.1951 Leipzig)
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Walter Tiemann Die 17. Auflage der Brockhaus-Enzyklopädie weist Walter Tiemann als Schrift- und Buchkünstler aus, ohne Zweifel liegt darin der Schwerpunkt seines vielseitigen, erfolgreichen Schaffens. Dabei sollte die von ihm gemeinsam mit seinem Freund aus Jugendtagen Carl Ernst Poeschel gegründete Janus-Presse keinesfalls vergessen werden, deren Signet JP er entwarf. An die zwanzig Druckschriften entstammen seinen Entwürfen, die in der Schriftgießerei von Karl Klingspor umgesetzt wurden. Mit bedeutenden Verlagen wie dem von Julius Zeitler, dem Inselverlag Anton Kippenbergs, der 1918 die Janus-Presse übernahm, und nicht zuletzt dem von Poeschel & Trepte arbeitete Tiemann eng zusammen und gestaltete mit seinen künstlerischen Fähigkeiten ungezählte herausragende Buchausgaben. Dabei hatten seine Studien in Leipzig, Dresden und Paris auch der Malerei gegolten, die aber ganz in den Hintergrund trat. Dennoch gelangte die Universität Leipzig Mitte 2004 glücklich in den Besitz eines Gemäldes des Künstlers, das dieser 1940 von dem damaligen Professor für englische Literatur Levin L. Schücking (1878-1964) schuf. Das freilich begründet nicht seine Aufnahme in dieses Buch, sondern die ihm 1926 anlässlich seines 50. Geburtstags verliehene Ehrendoktorwürde der Alma Mater Lipsiensis. Ein Wermutstropfen im Freudenbecher der Ehrung wird für ihn die Einstellung der JanusPresse unter Kippenberg im gleichen Jahr gewesen sein. Als Lehrer wirkte Tiemann erfolgreich an der Königlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe, deren Direktor er 1920 sogar wurde. Weniger bekannt dürfte seine Bedeutung als Exlibriskünstler sein, wenn von den passionierten Sammlern einmal abgesehen wird. Die Wertschätzung, die Tiemann als Grafiker und Exlibriskünstler genoss, zeigt sich aber in der Häufigkeit, in der er in der Exlibrisliteratur genannt wird. Sein Name mit Abbildungen aus seinem Exlibrisschaffen findet sich allein in elf Titeln der eigenen Fachbibliothek. So schreibt Walter von Zur Westen, lange Jahre Vorsitzender des Deutschen Exlibrisvereins, 1925 in der dritten vermehrten Auflage seines Buches Exlibris: Als Direktor der Akademie für Graphik und Buchgewerbe wirkt in Leipzig der geschmackvolle Buchkünstler Walter Tiemann, unter dessen Exlibris die reizenden Blätter für Käthe und Josephine Pöschel hervorzuheben sind. Dass der Künstler in der heutigen Zeit keineswegs vergessen ist, dokumentierte die Ausstellung „Mensch und Buch im Spiegel des Exlibris,“ im Gutenberg Museum Mainz 1987, die in der Themengruppe Homo legens – der lesende Mensch, das Klischee für Josefine Poeschel zeigte. Da für Walter Tiemann kein eigenes Exlibris nachgewiesen werden konnte, wird anders als bisher hier nicht ein Blatt für ihn als Besitzer gezeigt, sondern das von ihm geschaffene, zweifach zitierte Exlibris für Josefine Poeschel, aus dem die Liebe zum Buch spricht. Im Rosenzweig begleitet ein Vogel musikalisch das Tun der Dame mit mittelalterlicher Haube. Die Besitzerin war nicht die gleichnamige Mutter des vorab genannten Carl Ernst Poeschel, eine geborene Müller, die selbst künstlerisch begabt, ihrem Sohn die Liebe zur Kunst nahe brachte, sondern seine Schwester Josefine. Literatur und Quellen: Brockhaus 1, Bd. 18, S. 686 journal Heft 4/2004, S. 36-37: Gutjahr-Löser, P: „Die Rückkehr“ von Levin L. Schücking Thieme, U./Becker, F., Bd. 33, S. 145 www.schaeffer-poeschel.de/jubilaeum/Schmaltz.htm Zur Westen, W. von 2: Exlibris S. 62
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Josefine Poeschel Walter Tiemann (29.01.1876 Delitzsch – 12.09.1951 Leipzig)
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Gustav Eduard Julius Gerth-Noritzsch Der Name Gerth-Noritzsch ist äußerst selten. Deshalb, und aufgrund der Darstellung auf dem Exlibris, die eindeutig zur Suche nach einem Juristen auffordert, war es trotz fehlenden Vornamens möglich, den einstigen Besitzer des Exlibris aufzuspüren. Uns zugängliche Literatur und die verwendeten Lexika gaben keinen, das Internet nur einen kleinen Hinweis auf einen Julius Gerth-Noritzsch, der 1895 die Oberprima in Abt. B des Gymnasiums zum Heiligen Kreuz besucht haben soll. Ein Hinweis, der auf den Gesuchten sehr wohl zutrifft und vom Archiv des Dresdner Kreuzchores bestätigt wurde. Ostern 1885 wurde der Schüler in die Kreuzschule aufgenommen, seine Reifeprüfung legte er dort Ostern 1895 ab. In der letzten Schülerliste steht er an 2. Stelle, er war also der zweitbeste Schüler seiner Klasse, wie das Archiv erläutert. Als Studienwunsch gab er Jura an, den er sich auch erfüllte. Die Fortsetzung des Lebenslaufes findet sich im Universitätsarchiv Leipzig. Am 12.11.1896 inscribiert sich der Jurastudent an der Alma Mater Lipsiensis. Wie damals üblich wurde für ihn eine Karteikarte angelegt, der viel Wissenswertes zu entnehmen ist. Geboren wurde er am 17.04.1876 in Pirna als Sohn eines Rechtsanwaltes, der 1896 bereits verstorben war. Es ist zudem vermerkt, dass er ein Reifezeugnis eines leider ungenannten Gymnasiums beigebracht und zunächst in München das Studium aufgenommen hatte, was sich mit der Zeitangabe der Schule deckt. Am 06.10.1898 wird ihm das Abgangszeugnis der Universität ausgestellt und gleichzeitig eine Studienfortsetzung bis zum Schluss des WS 98/99 attestiert, dann sein Abgang am 09.02.1899 festgehalten. Drei Jahre nach seiner Exmatrikulation, am 19.03.1902, erscheint der ehemalige Student im Doktorbuch der Juristischen Fakultät, wo seine erfolgreiche Promotion mit „cum laude“ verzeichnet ist. Der Titel seiner Dissertation scheint im Hinblick auf sein späteres, 1907 entstandenes Exlibris von ganz besonderer Bedeutung zu sein: Der Einfluss der Staatsgewalt auf die Gesetzgebung der ev. Lutherischen Landeskirche im Königreich Sachsen. Der Leipziger Künstler Erich Gruner hält das Urteil Salomons, wie es im 1. Buch der Könige im 3. Kapitel, Vers 16 – 28 erzählt wird, für den Juristen im Bild fest. Der Säugling, von dem zwei Frauen die Mutter zu sein vorgeben, wird vor den weisen, die Staatsgewalt in Israel ausübenden König gebracht. Er soll die Wahrheit herausfinden sowie ein gerechtes Urteil fällen. Und der König sprach: Holet mir ein Schwert her; teilet das lebendige Kind in zwei Teile und gebet dieser die Hälfte und jener die Hälfte. Während diese, die rechte Mutter, sofort auf das Kind verzichtet, damit es lebe, stimmt jene, die Lügnerin, dem Urteil der Tötung zu. Da sprach der König: Gebt dieser das Kind lebendig, und tötet ’s nicht; die ist seine Mutter. Und das Volk erkannte, dass die Weisheit Gottes in ihm war, Gericht zu halten.
1Für
die Bekanntgabe des Sterbedatums sagen wir dem Leipziger Enkel Axel Gerth-Noritzsch Dank.
Literatur und Quellen: Archiv Dresden http://forum.ahnenforschung.net/thread.php?threadid=9019 UAL Film Nr. 22, Doktorbuch der Jur. Fakultät 1890-1902 UAL Karteikarte
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Gustav Eduard Julius Gerth-Noritzsch (17.04.1876 Pirna – 12.07.1943 Leipzig)1 Radierung von Erich Gruner (14.11.1881 Leipzig – 30.12.1966 Leipzig)
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Hans Friedrich Reichel Zieht man bei diesem Juristen und Philosophen zunächst Kürschners Deutschen Gelehrten Kalender von 1931 zu Rate, so erfährt man von drei Promotionen zum: Dr. jur.; Dr. rer. oec.; Dr. phil.. Seine beruflichen Lebensstationen sind ebenfalls aufgezeigt: Priv. Doz. Leipzig 1905, a. o. Prof. Jena 1909, o. Prof. Zürich 1911 und in Hamburg 1920. Als sein Wohnsitz ist die Zeitzer Str. 42 in Leipzig angegeben. Näheres können wir dem in der philosophischen Promotionsakte erhaltenen Lebenslauf entnehmen. Als Sohn des Chemikers Dr. Friedrich August Reichel erblickte er am 24.02.1878 in Berthelsdorf bei Herrnhut das Licht der Welt. Er besuchte zunächst die Ortsknabenschule seines Geburtsortes, wechselte zur Knabenerziehungsanstalt bzw. zum Pädagogium der Brüdergemeine Niesky und ab 1896 zum Askanischen Gymnasium in Berlin, das er bis zum Abitur besuchte. Sein Studium begann er in Berlin, wechselte nach Leipzig, wo er neben der Fortführung der Rechts- und Staatswissenschaften zusätzlich noch Philosophie studierte. Im Jahre 1900 erntete er dann die Früchte seiner jahrelangen, fleißigen Arbeit. Am 16. Januar 1900 Erlangung des untersten Akademischen Grades „Baccalaureus. Am 15. Februar 1900 Eintritt als Referendar in den Sächsischen Staatsdienst beim Königl. Amtgericht Leipzig. Am 10. Juli 1900 Promotion zum Doktor beider Rechte (Doctor iuris utriusque), was sowohl das weltliche, als auch das Kirchenrecht beinhaltet. Nur zwei Tage später, am 12. Juli 1900 Einreichung seiner philosophischen Dissertation: Die Sozietätsphilosophie Franz von Baaders1 mit dem Ziel der Promotion auch in diesem Fach. Der Kandidat hatte es eilig, er wünschte noch vor den Ferien zum mündlichen Examen zu kommen, das dann auf den 2. August 1900 festgesetzt wird. Als Prüfungsfächer sind genannt: Philosophie, Nationalökonomie, Staatswissenschaft, wobei ihm alle drei Prüfer die damalige Bestnote I erteilten. Ob es für den ehrgeizigen jungen Mann eine Enttäuschung war, dass ihm die Anerkennung der Promotion erst am 13.05.1901 offiziell zuteil wurde? Es passt exakt in das von Reichel gewonnene Bild, dass er bereits während des Studiums eine erste Veröffentlichung schrieb: Das Gewerbegericht, Anhang: Kaufmännische Schiedsgerichte“ Herrnhut 1898. Von seiner juristischen Dissertation: „Der Begriff der Frucht im Römischen Recht und im Deutschen BGB“ kündigt er die Veröffentlichung in den Ausgewählten Doktordissertationen der Leipziger Juristenfakultät an. Unter diesem Serientitel wurden damals in Leipzig herausragende juristische Doktorarbeiten im Verlag Veit & Comp. veröffentlicht. Das von Gerhard Martin in Linol geschnittene Exlibris ist erst 1930 entstanden, nimmt aber von der Darstellung her auf eines der Fachgebiete Reichels Bezug, gilt der Caduceus doch als Attribut des Götterboten Hermes und ist damit Sinnbild des Handels. 1Franz
Benedict von Baader (27.03.1765 München – 23.05.1841 München), Arzt, Bauingenieur, Philosoph
Literatur und Quellen: KGL 1931/4,2, Sp. 2336-2337 UAL Phil. Fak. Prom. 6338
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Hans Friedrich Reichel (24. 02.1878 in Berthelsdorf bei Herrnhut – 1931 noch in Leipzig wohnhaft) Linolschnitt von Gerhard Martin (erwähnt in Chemnitz)
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Alexander Nathansohn Der Naturwissenschaftler reicht von Neapel aus seine Habilitationsschrift am 31.07.1902 unter gleichzeitiger Übersendung der Habilitationsgebühren ein. Seiner Personalakte verdanken wir seinen Lebenslauf. „Ich bin sächsischer Staatsangehörigkeit und mosaischer Confession. Meine Eltern sind der Kaufmann Hermann Nathansohn in Leipzig und Eugenie N. geb. Weinstein. Von Ostern 1886 – 1888 besuchte ich die erste Bürgerschule in Leipzig, sodann das Thomasgymnasium daselbst, welches ich Ostern 1897 nach Erlangung des Reifezeugnisses verliess. Von da an widmete ich mich während 6 Semestern an der Universität Leipzig dem Studium der Naturwissenschaften, insbesondere Botanik. Am 20.1.1900 erfolgte zwecks Meldung zum Doctorexamen die Ausstellung des Studienzeugnisses, am 13.III. nach bestandener Prüfung die endgültige Exmatrikulation. Aufgrund meiner Dissertation „Physiologische Untersuchungen über amitotische Kernteilung“ erfolgte meine Promotion zum Doctor der Philosophie. Sodann setzte ich im Sommersemester 1900 meine botanischen Studien an der Universität Tübingen fort. Seit dem 1. Jan. 1901 arbeite ich an der zoologischen Station zu Neapel, und bin im Auftrag der Stationsleitung mit einer Untersuchung über marine Bacterien und ihren Stoffwechsel beschäftigt.“ Sein Bewerbungsschreiben schließt: „…erlaube ich mir der hohen Fakultät mein Gesuch um Zulassung zur Habilitation als Privatdocent für Botanik zu unterbreiten. Mit der Bitte um geneigte Berücksichtigung des Gesuches bin ich der hohen Facultät ehrerbietigst ergebener Dr. phil. Alex. N.“ Seine vorgelegte Arbeit: Über Regulationserscheinungen im Stoffaustausch wurde von der Prüfungskommission, besetzt durch die Professoren Pfeffer, Chun und Wiener, offensichtlich für gut befunden, erhält er doch am 20.10.1902 die Zulassung zu den weiteren Habilitationsleistungen. Das Kolloquium, angesetzt auf den 23.10.1902, fiel nach Aussage des Dekans Kirchner befriedigend aus. Der Hörsaal des Botanischen Institutes war als Auditorium für den Vortrag am 03.11.1902, abends um sechs Uhr, ausgewählt. Prodekan Bücher kommentiert: Der Vortrag war inhaltlich vortrefflich. Damit begann Nathansohns Tätigkeit an der Universität. Zum Sommersemester 1907 wird er von der Abhaltung von Vorlesungen zwecks Vornahme biologischer Untersuchungen in den Norwegischen Gewässern befreit. Die Ernennung zum a. o. Prof. der Philosophie datiert vom 29.03.1909. Die einst glücklich begonnene Zusammenarbeit endet im Desaster. Aus den Akten geht hervor, dass der Naturwissenschaftler Kriegsteilnehmer war. Dennoch wird ihm im Oktober 1915 vom Ministerium mitgeteilt, man betrachte ihn als aus dem Amt ausgeschieden, da keine Vorlesungen abgehalten wurden und Nathansohn sich angeblich in Wien habilitiert hätte. Der weitere Lebensweg des Wissenschaftlers liegt im Dunkeln, bis er 1937 seines Professorentitels verlustig erklärt wird und von Berlin aus über einen Anwalt die Herausgabe seiner Ernennungsurkunde von 1909 verlangt und auch durchsetzt. Richard Grimm-Sachsenberg gilt als Wegbreiter des deutschen Jugendstils. Er lässt für den Meeresbiologen die Flora der Unterwasserwelt erstehen, was die Zuordnung des Exlibris zu diesem Eigner erleichtert. Prof. G. Graf (Institut für Meeresbiologie, Universität Rostock) kam uns freundlich bei der Pflanzenbestimmung zu Hilfe. Obwohl das fächerartige Blatt, von Blasentang umgeben, eine abweichende Form zeigt, könnte es sich wegen der Stelzwurzel und den typischen Löchern im Blatt um Zuckertang handeln. Literatur und Quellen: DEG-Jahrbuch 1984, S. 9-12: Ficker, F.: Richard Grimm-Sachsenberg – ein Pionier des deutschen Jugendstils UAL PA 826 Film Nr. 1431
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Alexander Nathansohn (14.12.1878 in Brzezany/Österreich – lebte noch 1937 in Berlin) Radierung von Richard Grimm-Sachsenberg (22.02.1873 Untersachsenberg/Vogtland – 06.07.1952 Leipzig)
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Paul Ottomar Werner Am 14.Oktober 1905 bewirbt sich P.O. Werner um die Doktorwürde der Universität und reicht als Abhandlung ein: De incendiis urbis Romae aetate imperatorum1, nebst Curriculum vitae, der erforderlichen Erklärung und seinen Zeugnissen. Obwohl das 20. Jahrhundert bereits begonnen hat, schreibt er nicht nur seine Dissertation in lateinischer Sprache, auch sein Lebenslauf ist so abgefasst. Danach war sein Vater ludimagister, also Schulmeister in einem Ort, der mit Cygneen benannt wird. Seine Geburt soll im März 1881, die Tagesangabe fehlt in seinem Lebenslauf und wird vom Standesamt abweichend mit 28.02.1881 angegeben, in Reinsdorf bei Cygnea stattgefunden haben. Die anfängliche Unkenntnis, um welche „Schwanenstadt“ es sich handeln könnte, verursachte doch einige Mühe, ehe Zwickau mit seinen zwei Mal drei Schwänen im Stadtwappen als der gesuchte Ort feststand. Diese Schwäne finden sich erstmals auf einem Grabmal aus dem Jahre 1407 im Dom St. Afra, in dem der Bürgermeister und drei Ratsherren nach ihrer Hinrichtung beigesetzt worden waren. In Zwickau also erlangt der zukünftige Leipziger Student 1901 sein Abitur und beginnt die Philologie mit Franko-Gallischen Studien. Seine Dissertation wird mit II bewertet, vor Drucklegung sind noch kleine Änderungen anempfohlen. Wie es sich gebührt, stattet er seinen Lehrern Dank ab, insbesondere den Doctores Victor Gardthausen, Historiker und Paläograf, und Schreiber. Die mündliche Prüfung erfolgt in den Fächern Alte Geschichte, Griechisch und Philosophie. Wenn auch seinem Geburts- und Schulort nicht ganz problemlos auf die Spur zu kommen war, umso größer war der Erfolg bei der Suche nach einem Bucheignerzeichen auf seinen Namen. Allein zehn Exlibris sind im Gutenberg-Katalog für ihn nachweisbar, wobei der passionierte Sammler sich mit großem Bedacht und kenntnisreich hervorragende Künstler auswählte, deren Namen heute noch bei Sammlern Begehrlichkeiten wecken. Zu Ade, Klinger und Kolb, hier bereits vorgestellt, gesellen sich so bedeutende Namen wie Cossmann, Fischer-Oels, Jilovsky und Kunst. Das schließlich erwählte Exlibris ist von Otto Ubbelohde, dem großen Sohn Marburgs, handsigniert und datiert von 1920. Der hessische Künstler gilt als begnadeter Landschafter, sein Duktus ist großzügig, kraftvoll und prägnant und doch einfühlsam, er ist ein Meister des Weglassens. Wie auf diesem Exlibris gut zu erkennen, sind die wichtigsten Ausdrucksmittel in Ubbelohdes Grafik Linie und Licht. Seine Wolkenberge benötigen nur wenige Striche, die antike Statue, wahrscheinlich auf Wunsch des Eigners eingefügt als Hinweis auf seine Interessen, könnte auch fehlen, ohne das Bild seiner Ausdruckskraft zu berauben. 1Von
den Feuersbrünsten der Stadt Rom im Zeitalter der Imperatoren
Literatur und Quellen: Graepler, C.: Katalog der Radierungen und Exlibris von O. Ubbelohde, S. 52, Nr. 145 Schutt-Kehm, E.: Exlibriskatalog des Gutenberg-Museums, Nrn. 146; 2761; 3403; 5062; 5543; 5789; 6453; 11.813; 13.602; 19.032; UAL Phil. Fak. Prom. 6987
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Paul Ottomar Werner (28.02.1881 Reinsdorf bei Cygnea/Zwickau – 01.01.1967 Halle/Saale) Otto Ubbelohde (05.01.1867 Marburg – 08.05.1922 Goßfelden)
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Karl Friedrich August Wilhelm Rieder Auf Gut Schaaken im kurhessischen Waldeck stand die Wiege des späteren Chirurgen. Dort war sein Vater Landwirt. Nach dem Studium in Bonn und Würzburg promovierte er 1920 in Göttingen mit dem Thema: Beiträge zur Kenntnis der resorptiven Wirkungen der Oxydationsmittel. Als Lehrer für seine Chirurgische Weiterbildung erwählte er den ebenfalls aus Waldeck stammenden, in HamburgEppendorf tätigen Hermann Kümmell und dessen Nachfolger Paul Sudeck. Bei Georg Konjetzny, seinerseits Nachfolger Sudecks, habilitierte er dann 1924. Seine am 08.12.1924 gehaltene öffentliche Antrittsvorlesung trug den Titel: Über Wundheilung und ihre Bedeutung für allgemein biologische Fragen. Zum a. o. Professor wurde er 1930 ernannt. Von Hamburg aus kam Rieder 1937 direkt nach Leipzig. Hier führte er die in Eppendorf unter Sudeck begonnene Sympathikus-Chirurgie weiter fort und konnte wertvolle Beiträge zur Ösophaguschirurgie und zum Cardiospasmus, einer Verkrampfung der unteren Speiseröhre, liefern. Obwohl die Chirurgische Klinik in Leipzig 1944 fast völlig zerstört war, die Arbeitsbedingungen in Hochweitzschen nach Auslagerung des Klinikbetriebes kein wissenschaftliches Arbeiten mehr zuließen, schlug Rieder eine Berufung nach Göttingen aus. Erst dem politischen Druck der Besatzungsmacht wich er dann 1945 und ging zunächst nach Oldenburg. Letzte Station seines Berufslebens war das Städt. Krankenhaus Bremen. Eine besondere Ehre wurde ihm zuteil, als er 1952 in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina aufgenommen wurde. Es war im Kriegsjahr 1942, als Héroux für den in Leipzig Ausharrenden diesen Holzstich schuf. Auf den ersten Blick scheint es fast so, als seien dem Künstler die Ideen ausgegangen, die gerade er bei seinen Radierungen besonders in Remarquen immer hat aufblitzen lassen. Mit den Initialen des Eigners, Äsculapnatter und Schale der Hygieia sieht es nach einem typischen, aber langweiligen Arztexlibris aus, das der Künstler dennoch auf einem von ihm eigenhändig gefertigten Abzug signierte und also für gut befand. Erst der zweite Blick versöhnt den Betrachter. Der Tod am Fuße des Bettchens hat seine Hände bereits nach dem Kind ausgestreckt. Doch mit welcher Vehemenz wird er vom Arzt zurückgewiesen! Der kleine Körper ruht geborgen an der Brust seines Beschützers. Es ist offensichtlich, heute kommt der Tod vergebens.
Literatur und Quellen: DBE 1, Bd. 8, S. 293 Killian, H.: Meister der Chirurgie, S. 142 UAL PA 232
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Karl Friedrich August Wilhelm Rieder (12.05.1893 Gut Schaaken/Waldeck – 08.08.1984 Bremen) Holzschnitt von Bruno Héroux (20.12.1868 Leipzig – 14.02.1944 ebenda)
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Karl Rudolf Hans Schulze Schlesien ist die Heimat dieses Künstlers. Sein Abitur machte er 1923 in Liegnitz und besuchte anschließend die als sehr innovativ geltende Akademie in Breslau, wo er ein Studium des künstlerischen Lehramtes für höhere Schulen begann, was seinen künstlerisch-musischen Neigungen, gepaart mit Interesse an Geschichte und Germanistik in jeder Weise entgegenkam. Von den damals dort tätigen Lehrern sei Alexander Kanoldt hervorgehoben, der sich noch in seiner Heimatstadt Karlsruhe bereits mit der Exlibriskunst auseinandergesetzt hatte. An der staatlichen Kunstschule Berlin bestand Schulze 1929 sein Examen, um wiederum nach Breslau für die Dauer der 3-jährigen Referendarzeit zurückzukehren. Striegau und Reichenbach erlebten ihn dann als Lehrer, bis er als Soldat eingezogen und erst 1946 aus amerikanischer Gefangenschaft kommend erneut sein Reichenbacher Lehramt aufnehmen konnte. Mit der Berufung an die Technische Universität Dresden und seiner Habilitierung dort im Jahre 1948 schien sein Lebensweg weniger steinig als bis dahin. Ohne Promotion, mit seinem künstlerischen Werk als Leistung konnte er habilitieren und mit seiner Probevorlesung: Die Krise der Darstellungsfreudigkeit in der Pubertät und ihre methodische Überwindung abschließen. Als wegen staatlicher Umstrukturierungsmaßnahmen sein Institut 1950 aufgelöst wurde, kam die Berufung nach Leipzig durch den Dekan der Pädagogischen Fakultät, Prof. Dr. Hugo Müller. Obwohl Lehrstuhlinhaber, betrieb Schulze seine Promotion erfolgreich 1955 mit der Arbeit: Die Bewertung der Farbe als eines Mittels der bildnerischen Darstellung und zur Hervorhebung des Wesentlichen in der ästhetischen Literatur vorzugsweise Deutschlands von der Mitte des achtzehnten bis zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts. Dennoch wurde er als Parteiloser kurz danach aus der Institutsleitung gedrängt. Drei Jahrzehnte arbeitete und lehrte er und durchlebte alle Höhen und Tiefen einer so bedeutenden Position. Sein kunstpädagogisches Wirken endete erst kurz vor seinem Tod. Erst 1958 hat Hans Schulze das Gebiet der Exlibris für sich entdeckt. Als Holzstecher hatte er schon immer Großes geleistet, jetzt schuf er innerhalb von zwei Jahren gleich fünfundzwanzig Exlibris von hoher Qualität, wie Josef Lenze zu berichten weiß. Der Künstler und Pädagoge empfing 1961 ein Exlibris von Heinrich Ilgenfritz, der 1955 als Dozent an die Hochschule für Graphik und Buchkunst in Leipzig berufen worden war. Er, einer der bedeutendsten Kupferstecher seiner Zeit in deutschen Landen, hält für den im Portrait dargestellten Künstlerkollegen mit Holzblock, Stichel und Pinseln dessen Werkzeug bereit. Mit dem Hinweis auf Leonardo Da Vincis Sammlung von Schriften über technische Probleme in der Malerei mit dem Titel: Trattato della Pittura unterstreicht er gleichzeitig den wissenschaftlichen Anspruch des Dozenten Schulze.
Literatur und Quellen: DEG-Jahrbuch 1960, S. 23-34: Lenze, J.: Graphik in Ostdeutschland Vollmer, H.: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künste des XX. Jh., Bd. 4, S. 233 www.uni-leipzig.de/campus2009/jubilaeen/2004/schulze.html UAL Phil. Fak. Prom. 10.826
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Karl Rudolf Hans Schulze (03.03.1904 Dittersbach/Schlesien – 07.09.1982 Leipzig) Kupferstich von Heinrich Ilgenfritz (16.04.1899 Nürnberg – 27.05.1969 Kleinmachnow)
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Hans Joachim Hinrichsen Er ist der dritte Sohn des bereits vorgestellten Musikverlegers Henri Hinrichsen und dessen Frau Martha, geb. Bendix (1879-1940). Mit dem Besuch der I. Höheren Bürgerschule und daran anschließend der Nicolaischule erhielt er in Leipzig eine exzellente Schulbildung, an die sich ein Jurastudium, zunächst in Freiburg i. Br. und München anschloss, das in Leipzig mit der Promotion am 20.11.1934 ein erfolgreiches Ende fand. Das Thema seiner mit cum laude bewerteten Dissertation Die Übertragung des musikalischen Urheberrechts an Musikverleger und Musikverwertungsgesellschaften weist bereits auf seine Berufsplanung hin. Denn wie schon seine beiden älteren Brüder trat auch er in den im Familienbesitz befindlichen Musikverlag C.F. Peters ein. Zu dieser Zeit begannen bereits die antisemitischen Verfolgungen, vor denen sich zumindest die beiden älteren Brüder retten konnten. Walter emigrierte in die USA und nahm seinen Wohnsitz in Chicago. Max floh im November 1937 nach London. Hans Joachim blieb, noch über die Flucht seiner Eltern hinaus, in Leipzig, bevor er über Brüssel nach Frankreich floh, wo er in Perpignan von den französischen Behörden des inzwischen besetzten Landes im Lager St. Cyprien interniert wurde und nur wenige Wochen später dort verstarb, gerade einmal einunddreißig Jahre alt. Bei seinem Exlibris handelt es sich um die Reproduktion einer Fotografie, wohl um 1915 aufgenommen, das Wohn- und Geschäftshauses des Musikverlages an der Talstr. 10 in Leipzig darstellend. Dieses Haus hatte Dr. Max Abraham bauen lassen und 1874 bezogen. Dort nahm er seinen Neffen Henri Hinrichsen mit seiner jungen Frau, die Eltern Hans Joachims, ein Jahr nach deren Eheschließung (1898 in Berlin) auf. Ein Anbau als Lagerhaus, 1905 realisiert, wurde mit einem Flachdach ausgeführt, das als Dachterrasse bei den meist aus musikalischem Anlass gegebenen Festen im Hause genutzt wurde. Dieses Haus überstand mit nur geringen Beschädigungen den Krieg, wurde dann zwar der Familie zurückgegeben, um kurz darauf von den neuen Machthabern wiederum beschlagnahmt zu werden. 2002 befand es sich, wie viele andere Häuser Leipzigs auch, in unbewohnbarem Zustand, bevor mit der Restaurierung begonnen werden konnte. Am 16. Juni 2008 wurde bekannt: Der Hinrichsen-Musikverlag kehrt zurück zu seinen Wurzeln. Das Unternehmen, dessen Ursprünge bis in das Jahr 1800 zurückreichen, will an seinem alten Stammsitz in der Talstraße ab Mitte September unter dem Namen „Edition Hinrichsen“ seinen Betrieb aufnehmen. Die Druckerschwärze dieser Nachricht war noch feucht, als eine einstweilige Verfügung des Landgerichtes Frankfurt/Main den Mitgliedern der Familie und der Peters Edition Ltd. London die für den 18. Sept. 2008 geplante Geschäftseröffnung untersagte. Dabei ist das auf dem Exlibris abgebildete Geschäftshaus im alten Glanz wiedererstanden und bereit, nach siebzig Jahren fortzuführen, was einst abrupt endete.
Literatur und Quellen: Bucholtz, E.: Henri Hinrichsen und der Musikverlag C.F. Peters http://leipzig-seiten.de/index.php?option=com_content&task=view&id=3300&Itemid=43 DEG -Jahrbuch 2004, S. 33-35: Lawford-Hinrichsen, I.: Zwei Leipziger Bücherzeichen UAL Doktorbuch der Jur. Fakultät, Film 23 www.presseportal.de/pm/71729/1257336/edition_hinrichsen_gmbh
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Hans Joachim Hinrichsen (22.08.1909 Leipzig – 27.09.1940 Perpignan) Repro von unbekannter Hand, vermutlich 1930 zum 21. Geburtstag des Eigners gefertigt
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Heinz Gundlach Heinz Gundlach wurde 1936 in Rostock geboren und legte das Abitur an der „Großen Stadtschule“ seiner Heimatstadt ab. Von 1955 bis 1959 studierte er in Leipzig Journalistik, als Zweitfach die Theorie der Ballspiele an der Deutschen Hochschule für Körperkultur. Zehn Jahre nach dem Erhalt seines Diploms promovierte er am Institut für deutsche Philologie in Greifswald außerplanmäßig zum Doktor der Philosophie. Zwischenzeitlich war er sowohl als Wissenschaftlicher Assistent, als auch als Hilfsarbeiter im Schwermaschinenbau tätig. Viele Jahre seines bewegten Berufslebens arbeitete er für die Ostsee-Zeitung Rostock, 1973 wurde er Ratsmitglied für Kultur ebenda und nahm 1990 eine acht Jahre währende Tätigkeit als Suchtberater und -therapeut auf. Die frühe Hinwendung zum Sport mit dem zweiten Studienfach kam ihm noch einmal zugute, als er 1996 die Trainer-Lizenz im Tischtennis erwarb und Kinder sehr erfolgreich zur Erlangung von neun Landesmeistertiteln führte. Bis zum Jahre 2007 hat er elf Bücher herausgegeben, hauptsächlich zum Themenkreis Geschichte und Gegenwart Mecklenburg-Vorpommerns, zu Inseln und Hansestädten der Ostsee. Obwohl er mit dem Blatt des lettischen Holzschneiders Zigurds Zuze ein feines Exlibris besitzt, zählt er sich selbst nicht zu den Exlibrissammlern. Als sein Sammelgebiet, seit Jahrzehnten betrieben, bezeichnet er mit persönlichen Widmungen versehene Bücher ihm persönlich bekannter Autoren. So lernte er 1966 anlässlich eines Gastspiels des Jungen Theaters Hamburg in Rostock den das Ensemble begleitenden, für ungewöhnliche Recherchemethoden bekannt gewordenen Günter Wallraff kennen. Dieser schenkte seinem Berufskollegen eine kleine Anthologie: Neue Industriedichtung – Neue Prosa der Gruppe 61 aus dem Paulus Verlag Recklinghausen, versehen mit der Widmung: ...auf eine Fortführung dieses wohltuenden Gesprächs! v. 29.VI.66 in Rostock H. Günter Wallraff. Die damals begründete Männerfreundschaft hielt allen politischen Problemen zum Trotz bis in die heutige Zeit. Zigurds Zuze, am 25.08.1929 in Riga geboren, gilt als bedeutender Xylograph in Lettland, ja sogar als einer der besten. Sein Studium absolvierte er an der Kunstakademie Lettlands von 1948-1955, wo sein graphisches Können von Péteris Upítis (1899-1989) gefördert wurde. Von 1967-1999 war er selbst dann als Lehrer an der Akademie tätig, die ihn auch zum Professor ernannte. Allein mehr als zweihundert Exlibris in Holztechnik wurden von ihm geschaffen. Das hier gezeigte Blatt aus dem Jahre 1985 zeigt drei sich wild gebärdende Pferde über einer Ansicht von Rostock, vom alten Stadthafen aus gesehen. Links ist die mächtige Marienkirche (13. – 15. Jh.) gut zu erkennen, dann aufgereiht, wie zu einer Lehrstunde in Sachen Backsteingotik, Gebäude der alten Hansestadt mit Nikolaikirche und ganz außen Petrikirche, die Blütezeit der Hafenstadt an der Warnow dokumentierend.
Literatur und Quelle: DEG-Jahrbuch 2001, S. 65-72: Reihmane, L. u. Moldane, A.: Lettische Exlibris www.heinz-gundlach.de/grenzg.htm Persönliche Korrespondenz
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Heinz Gundlach, (07.02.1936 in Rostock – lebt ebenda) Holzstich von Zigurds Zuze, Lettland (25.08. 1929 Riga – 25.10.2003 Sigulda)
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Herbert Kästner Zwei Seelen wohnen ach! in meiner Brust. Dieser Ausspruch Fausts könnte sehr gut über dem Leben dieses einstigen Angehörigen der Alma Mater Lipsiensis stehen. Die wissenschaftlich-mathematische Seele gewann den inneren Kampf um den Hauptstudiengang und verdrängte die der Literatur und Kunst zugetane zunächst auf die Position der Liebhaberei und Passion. Das freilich verhinderte nicht, dass während des Studiums auch diese zweite Seele mit Vorlesungen, von denen man ein Leben lang zehrt, gepflegt und genährt wurde, wie in einem Brief begeistert erwähnt wird. Damals lehrten der Philosoph Ernst Bloch bis zu seiner Emeritierung 1957, der Literaturwissenschaftler Hans Mayer in der Zeit von 1948-1963 und der Germanist Hermann August Korff, 1925 als Nachfolger von Albert Köster nach Leipzig berufen, selbst nach Emeritierung noch bis 1957 tätig. Nach dem Abitur in Gera nahm Kästner 1954 das Studium der Mathematik und Physik in seiner Geburtsstadt auf. Der berufliche Werdegang nach Studienabschluss 1958 ist geradlinig. Nach einem Interim als Dozent an der Leipziger Arbeiter- und Bauern-Fakultät kehrte er 1961 an das Mathematische Institut zurück, wo er bis 2001 hauptsächlich Lehramtskandidaten auf dem Gebiet der Algebra und Zahlentheorie ausbildete. Unter mehreren Veröffentlichungen nimmt die Kleine Enzyklopädie Mathematik (1965, Bibliographisches Institut) eine bemerkenswerte Sonderstellung ein. In sechs Sprachen übersetzt, wird sie bis zum heutigen Tag ständig neu aufgelegt, womit sie „ihre Zielgruppe erreicht hat“. Bereits 1966 wurde dem Autor dafür der Nationalpreis der DDR verliehen. „Mit dem Eintritt in den Unruhestand habe ich »mein Leben zwischen den Stühlen« beendet, Winkelgrad mit Schriftgrad und Kegelschnitt mit Holzschnitt getauscht und sodann mein »zweites Leben« begonnen, das ausschließlich der Buchkunst gewidmet ist,“ berichtet er. Zuvor freilich hatte er bereits eine hervorragende Sammlung von Buchkunst und Erstausgaben des 20. Jahrhunderts zusammengetragen, die er bescheiden als recht ansehnlich bezeichnet. Längst hat er sich als Autor und Herausgeber auch auf diesem Gebiet profiliert1. Mit der Übernahme des Vorsitzes im Leipziger Bibliophilen-Abend im Jahre 1991 spannte seine zweite Seele weit ihre Flügel aus, dem ersehnten Ziel entgegen, schöpferisch Bibliophiles zu schaffen. Das abgebildete Exlibris ist ein Geschenk des Graphikers Karl-Georg Hirsch zum 70. Geburtstag des Eigners. Es trägt den Titel Funken und Flamme und gehört zur aktuellen Folge Allerlei. Zwei weitere Blätter des gleichen Künstlers nennt er sein Eigen: aus den Folgen Hofstaat und Kleinstaat. Und seine Kostbarkeiten aus dem Insel-Verlag, für den er selbst tätig ist, werden von einem Exlibris Egbert Herfurths (05.04.1944 Wiese/Schlesien, seit 1960 in Leipzig) beschützt. Trotz seiner vier Exlibris zählt sich der Eigner nicht zu den Exlibrissammlern. Sein Herz gehört eben besonders kostbaren Büchern, was durch seine Zugehörigkeit sowohl zur Leipziger Gruppe der Pirckheimer- Gesellschaft, als auch zur Maximilian-Gesellschaft unterstrichen wird. ¹Auswahlbibliographie in „Marginalien“, Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie, Heft 142 (1996) Literatur und Quellen: KLK 2, 65. Jg. (2006/07), S. 566 www.leipziger-bibliophilen-abend.de www.maximilian-gesellschaft.de Persönliche Korrespondenz
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Herbert Kästner ( 01.09.1936 Leipzig – dort wohnhaft) Karl-Georg Hirsch (13.05.1938 Breslau – zu Leipzig wohnhaft)
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Helmut Sorger Für den Sohn eines niedergelassenen Arztes war der Wunsch, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, nicht problemlos umzusetzen, wurde doch Akademikerkindern in der DDR der Zugang zur Hochschule erschwert, während Arbeiter- und Bauernkindern und solchen der „werktätigen Intelligenz“ der Vorzug gegeben wurde. Trotz des 1956 in seiner Heimatstadt Greiz/Thüringen erlangten Abiturs erging es dem Studienwilligen nicht anders, er wurde zunächst abgelehnt. Erst nach einem Jahr Tätigkeit als Hilfspfleger in der Universitätshautklinik in Jena gelang die Immatrikulation an der Friedrich Schiller Universität. Nach Ablegung des Vorphysikums kam der Wechsel nach Leipzig, wo dann 1963 das medizinische Staatsexamen erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Die einjährige Pflichtassistenz wurde in Suhl/Thüringen durchlaufen, ein weiteres Jahr als Assistent in der dortigen Kreispoliklinik. Auf dem Wege zum Facharzt für innere Medizin bin ich auf einer Zwischenstation der Ausbildung, dem Institut für Physiologische Chemie in Leipzig „hängen geblieben“. In dieser Disziplin habe ich dann meinen Facharzt gemacht, die Sektion Biowissenschaften im Bereich Biochemie war mein Tätigkeitsfeld bis 1976. Dann nämlich wechselte ich zum Institut für Physiologische Chemie an die med. Fakultät der Martin Luther Universität in Halle, wo ich fünfundzwanzig Jahre als Oberarzt blieb. In diese Hallenser Zeit fällt 1982 meine Habilitation. Als Parteiloser war damit in der DDR meine akademische Karriere am Ende. Nach der Wende wurde ich 1992 Privatdozent und trat am 31.12.2001 in den Ruhestand. So lautet die persönliche Zusammenfassung des beruflichen Werdegangs. Das Exlibris des in Leipzig tätigen Künstlers Oswin Volkamer trägt die Opus - Nr. 272 und wurde 2002 geschaffen, zu einem Zeitpunkt, als der Eigner seinem Beruf bereits den Rücken gekehrt hatte. Er berichtet, dass nur die schönsten Bücher seiner Bibliothek damit versehen werden. Denn bei ihm sind Bücher Gegenstand seiner Sammelleidenschaft, seine Mitgliedschaft in der Pirckheimer Gesellschaft und dem Leipziger Bibliophilen-Abend gehört unabdingbar dazu. Aber auch er, wie viele Buchliebhaber, mag auf ein Exlibris als schmückendes Element nicht verzichten. Dieses kleine Kunstwerk zeigt im Hochoval mit umlaufendem Namen die Äsculapnatter als Initiale, die Freude am Beruf wird durch das dargestellte Labor bezeugt, und das offene Buch lässt den Bibliophilen leicht erkennen. Oswin Volkamer hat sich künstlerisch zunächst mit der Lithografie beschäftigt, bevor er an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig auf den dort lehrenden Heinrich Ilgenfritz traf, der ihm den Weg zu Kupferstich und Exlibris wies. Seine technischen Fähigkeiten vervollkommnte er während einer sechs-jährigen Tätigkeit (1958-1964) in der Deutschen Wertpapierdruckerei in Leipzig bei der Gestaltung von Briefmarken und Banknoten in Stahlstich. Das Lebenswerk Oswin Volkamers, der ab 1964 als freischaffender Künstler arbeitete, erschöpft sich keineswegs mit der Schaffung von Exlibris, beeindruckend sind auch seine Arbeiten zu Architektur und Landschaft, sowie seine auf Porzellan realisierten Entwürfe. Damit nun die Gesamtheit seines Werkes erhalten bleibt, befindet sich sein Vorlass mit der Signatur Exlib.n./Volk.) in der Staatsbibliothek zu Berlin, eine weitsichtige Entscheidung. Literatur und Quellen: Gürtzgen, J.: Oswin Volkamer Werke, S. 33 Persönliche Korrespondenz
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Helmut Sorger (23.06.1938 Greiz/Thüringen – in Leipzig wohnhaft) Kupferstich von Oswin Volkamer (04.10.1930 Helmsgrün – in Leipzig tätig)
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Hans-Jürgen Hähnel Ein Exlibris des Holzstechers Herbert Stefan Ott aus dem Jahre 1982 erregte wegen seiner Darstellung eines behinderten Kindes auf einem großen Pezzy-Ball unsere besondere Aufmerksamkeit. Den Auftraggeber dieses Blattes konnten wir dank seiner Mitgliedschaft in der Deutschen Exlibrisgesellschaft leicht ausfindig machen. Dabei stellte sich heraus, dass er in Chemnitz zu Hause und dort als Facharzt für Kinderheilkunde und Kinder- und Jugendpsychiatrie speziell in der Jugendneuropsychiatrie tätig ist. Sein Wohnort gab der Vermutung Nahrung, er könnte in Leipzig studiert haben. Als Antwort auf unsere Bitte um Tauschkontakt und Bekanntgabe seines Studienortes erfuhren wir, dass der ermittelte Tauschpartner tatsächlich in die Reihe der Leipziger Alumnen gehört. Am 09.06.1941 zu Ratibor (Oberschlesien) geboren, kam er als Kleinkind zu so unglücklicher Zeit zu Verwandten nach Chemnitz, dass ihm die Bombennächte nicht erspart blieben. Diese Stadt, die von 1953 bis 1990 einen Namenswechsel hinnehmen musste, wurde seine Heimat, so dass sein Reifezeugnis 1959 die FriedrichEngels-Oberschule in Karl-Marx-Stadt ausstellte. Nach Ableistung des Armeedienstes kam er 1961 als Medizinstudent nach Leipzig und blieb bis zum Physikum 1964, um dann in Dresden weiter zu studieren und zu promovieren. Die Weiterbildung zum Facharzt erfolgte ab 1967 an der Kinderklinik seines Heimatortes, die Subspezialisierung führte nach Rostock und wieder zurück nach Leipzig, bevor sich der Kreis wiederum in Chemnitz schloss. Ende der 1970er Jahre wurde der Arzt bereits vom Exlibris-Virus infiziert. In der in Halle verlegten Zeitschrift medicamentum stieß er auf mehrere Veröffentlichungen zum Thema Exlibris. Der Autor, Prof. Albrecht Scholz, langjährig auf dem Fachgebiet Dermatologie an der Medizinischen Akademie „Karl Gustav Carus“ in Dresden tätig, ist in der Exlibrisszene als Sammler, Autor zahlreicher Veröffentlichungen und Organisator von Ausstellungen kein Unbekannter. War das erste Exlibris Hähnels ein Geschenk seiner Ehefrau, so ergingen bald eigene Aufträge an Künstler, wobei stets das medizinische Fachgebiet als zu gestaltendes Thema vorgegeben wurde. Aus diesem Schatz soll nun ein Kupferstich mit dem Titel „in BeHANDlung“ vorgestellt werden, den der Künstler Gerhard Stauf 1985 auf Bitten des Eigners schuf. Ein von Krankheit gezeichneter Knabenakt steht auf der linken Hand eines unsichtbaren Arztes, dessen rechte sich dem jungen Patienten nur so weit nähert wie erforderlich, um ihm notfalls Stütze oder Halt zu gewähren. Diese künstlerische Interpretation einer neuropsychiatrischen Erkrankung eines Jugendlichen ist anrührend und als Thema für ein Exlibris eher ungewöhnlich. Hans-Jürgen Hähnel fand nicht nur den Mut zu diesem Thema, er hat auch verstanden, Künstler zu finden, die bereit waren, eine solche Problematik auf einem Exlibris zu offenbaren. Bei Gerhard Stauf stieß der Auftraggeber mit seiner Vorstellung auf Verständnis, hatte dieser doch einmal bekannt: „Es gab Zeiten, in denen mir die Arbeit am Exlibris zur Last wurde….Ich nahm mir auch die Freiheit, nicht jeden Auftrag zu übernehmen und nur Aufträge auszuführen, zu denen ich eine Beziehung hatte und die mich innerlich bewegten.“ Diese Aussage des Künstlers lässt sich sehr wohl bei dem ausgewählten Exlibris nachvollziehen. Literatur und Quellen: DEG-Jahrbuch 1997, S. 34-41: Labuhn, P. Dr.: Zum Gedenken an Gerhard Stauf Persönliche Korrespondenz
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Hans-Jürgen Hähnel (09.06.1941 Ratibor – wohnhaft zu Chemnitz) Kupferstich von Gerhard Stauf (28.12.1925 Burg/Magdeburg – 25.04.1996 Leipzig)
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Universitäts-Sängerverein zu St. Pauli in Leipzig Um die Hintergründe zur Entstehung dieses Exlibris ein wenig zu erhellen, kommt man um die Lektüre „Hundert Jahre Paulus 1822 – 1922“, wie der Kurztitel heißt, nicht herum. Auf knapp sechshundert Seiten wird die Geschichte der Vereinigung ausführlich und anschaulich dargestellt, alle Feiern, Auftritte, Anlässe sind beschrieben, das Programm der jeweiligen Darbietung ist aufgezeigt. Als besonderes Ereignis soll hier die Erstaufführung von Mendelssohns Oratorium Paulus am 13. März 1837 hervorgehoben werden. Erstmals sang der Paulinerchor unter dem Dirigat des Komponisten und verstärkte die an der Aufführung beteiligten Vokalisten. So berichtet die Allgemeine Musikalische Zeitung in ihrem Jahrgang 1837, Nr. 13 von dreihundert Sängern und Sängerinnen bei diesem musikalischen Höhepunkt1, der sich in der Paulinerkirche ereignete. Diese einstige Klosterkirche wurde 1545 von Martin Luther als evangelische Universitätskirche geweiht. Sie war seitdem Kirchenraum und Aula für akademische Festakte, zudem später geistige Heimat des Universitäts-Sängervereins, für den auch eine weltliche Bleibe vonnöten war. Der Gedanke, ein Paulinerhaus zu schaffen, besteht fast so lange als der Paulus selbst, weiß Kötzschke zu berichten. Endlich konnte nach langem Ringen die Einweihung des Hauses Carolinenstr. 7 feierlich vom 11.-13.11.1905 begangen werden. Ein so glücklicher Hausbesitzer wie unser Paulus bekommt aber nicht nur ein neues Haus geschenkt, sondern auch noch die ganze Ausstattung dazu. Aus der darauf folgenden Auflistung von Schenkungen ist ein Name aus unserer Sicht von besonderer Bedeutung: Hiddemann, ein Alter Herr, der Bücher spendete. Denn Benno Hiddemann ist der Name des Künstlers, der im Jahre 1906 das Exlibris für den Verein zu St. Pauli schuf. Ob die Person des Buchgebers und des Künstlers identisch ist, kann nur vermutet werden. Die Freude der Pauliner wurde in jenem Jahr von zweierlei getrübt: durch den Weggang ihres Direktors Prof. Heinrich Zöllner und die sich anbahnende Abspaltung nach einem Aufruf zur Bildung eines neuen und zwar gemischten Kirchenchores an der Paulinerkirche Ende Oktober. Dieser Chor kam auch bald zustande und entwickelte eine anerkennenswerte Leistungsfähigkeit. Im Text „Friedrich Rabenschlag und der Universitätschor“ wird er als eine Quelle des fünfundsiebzig Jahre alten, derzeitigen Chors genannt. Wenn das Exlibris in dem Geschichtswerk Kötzschkes leider keine Erwähnung findet, mag es doch hoch willkommen gewesen sein, da die Bibliothek der Pauliner im neuen Domizil dank großzügiger Schenkungen einen so ungeahnten Umfang annahm, dass es fortan eines archivarius domesticus, eines hauseigenen Archivars, bedurfte. Während die Noten des Vereins nur im Hause benutzt werden durften, war das Ausleihen der Bestände der Hausbücherei möglich und üblich. Bei genauer Betrachtung des mehrfarbigen Druckes wird offensichtlich, dass es sich bei dem Eigner nicht allein um eine Studentische Sängerverbindung handelt, wenn auch die Bildgestaltung und die Leier im obigen Bildrand auf die Musik verweisen. Beiderseits hinter der Rosengirlande verbirgt sich jedoch das Paukzeug, lediglich der Griff mit Korb ist sichtbar. Kötzschke berichtete folglich von der Korporativen Entwicklung, von pflichtmäßigen Fechtstunden und unbedingter Satisfaktion unmittelbar vor Erreichen des 20. Jahrhunderts. Der zweifache Zirkel in den unteren Ecken neben der Schrift lässt für Eingeweihte noch einmal den Besitzer erkennen. 1
für den Hinweis danken wir dem Institut für Musikwissenschaften der Universität Leipzig
Literatur und Quellen: journal Mai – Juni 2001: Schulte, V.: Friedrich Rabenschlag und der Universitätschor Kötzschke, R.: Geschichte der Universitäts-Sängerschaft zu St. Pauli in Leipzig 1822-1922
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Universitäts-Sängerverein zu St. Pauli in Leipzig Klischee von Benno Hiddemann (23.03.1861 Düsseldorf – 25.12.1907 ebenda)
114 ____________________________________________________________________ Register der Eigner Bode, Wilhelm von Doren, Alfred Driesch, Hans Adolf Eduard Eckener, Hugo Erler, Georg Friedrich, Paul Leopold Froehner, Reinhard Ganghofer, Ludwig Gebhardt, Oskar Leopold von Gerth-Noritzsch, Gustav Eduard Julius Goethe, Johann Wolfgang von Gottsched, Johann Christoph Gundlach, Heinz Hähnel, Hans-Jürgen Hausdorff, Felix Herfurth, Edgar Hinrichsen, Hans Joachim Hinrichsen, Henri Hirzel, Georg Hirzel, Salomon His, Wilhelm Hommel, Karl Ferdinand Jahn, Otto Jöcher, Christian Gottlieb Kapp, Christian Erhard Kästner, Herbert Kippenberg, Anton Hermann Friedrich Köster, Albert Johannes Köster, Georg Lange, Christian Johann Lange, August Robert Lehmann, Ernst Leipziger Verleger Leske, Nathanael Gottfried Lipsius, Friedrich Nathansohn, Alexander Poeschel, Carl Ernst Prüfer, Hermann Bernhard Arthur Reichel, Hans Friedrich Ribbeck, Friedrich Ferdinand Georg Konrad Rieder, Karl Friedrich August Wilhelm Schmorl. Christian Georg Schulze, Karl Rudolf Hans Seffner, Carl Ludwig Siegfried, Kurt Singer, Hans Wolfgang Sorger, Helmut Spalteholz, Werner Tiemann, Walter Tränkmann, Karl Richard Universitäts-Sängerverein zu St. Pauli in Leipzig Werner, Paul Ottomar
32 76 66 72 34 56 70 38 30 90 22 16 104 110 74 58 102 68 60 26 54 18 28 14 20 106 84 52 62 12 40 36 10 24 82 94 86 42 92 48 98 44 100 46 80 64 108 50 88 78 112 96
115 ____________________________________________________________________ Register der Künstler Ade, Mathilde anonym Driesch, Margarete Eckener, Alexander Ehrhardt, nn Gebhardt, Eduard von Grimm-Sachsenberg, Richard Gruner, Erich Hein, Franz Héroux, Bruno Hiddemann, Benno Hirsch, Karl Georg Hirzel, Herman Robert Catumy Ilgenfritz, Heinrich Klinger, Max Kolb, Alois Martin, Gerhard Olbertz, Otto Josef Orlik, Emil Preusse, Richard Richter, Ludwig Stauf, Gerhard Steiniger, Ferdinand Stuck, Franz von Tiemann, Walter Ubbelohde, Otto Uhl, Josef Volkamer, Oswin Wagner, Georg Zarth, Hans Jacob Ferdinand Zuze, Zigurds
81 Titelbild, 13, 15, 17, 19, 21, 23, 25, 71, 103 67 73 85 31 95 91 65 47, 51, 53, 59, 99 113 107 77 101 27, 33, 37, 57, 61, 69 11 93 79 55 49 29 111 45 39 41, 43, 63, 87, 89 97 83 23, 109, 119 35 75 105
Bildnachweis: Die Abbildungen entstammen folgenden Sammlungen: Benkel, Utz 103 Büsing/Schimmelpfeng 11, 13, 23, 25, 29, 31, 41, 43, 45, 51, 63, 65, 73, 77, 83, 85, 87, 89, 91, 97, 101, 105, 107, 109, 111, 118 Decker, Heinz 17, 39 Gutenberg-Museum Mainz 15, 23, 35, 49, 55, 57, 67, 85, 93, 95 Kempf, Cat 71 Kern, Isolde 81 Kraemer & Hansen Osnabrück 79 Krause, Heinz-Jürgen 75 Papke, Dirk 113 Tauber, Henry 69 Universitätsbibliothek Leipzig Titelbild, 19, 21 Vater, Axel 33, 37, 47, 53, 59, 61, 99 Wittal, Claus 27
116 ____________________________________________________________________ Literatur- und Quellenverzeichnis Allgemeine Deutsche Biographie, 55 Bände und ein Register, ADB 1875–1912 Archiv Dresden
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Biographisches Jahrbuch Hrsg. Anton Bettelheim seit 1896/97, 18 Bde und Deutscher Nekrolog Blum, Gernot
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Mein Leben, Hrsg. Th. W. Gaehtgens u. B. Paul, Nicolai, Berlin 1997
Braungart, Richard
Das moderne deutsche Gebrauchsexlibris, Franz Hanfstaengl, München, 1922
Brechenmacher, Josef Karlmann
Etymologisches Wörterbuch der deutschen Familiennamen, Bd. 1–2, 1960
Brockhaus 1
Brockhaus Enzyklopädie Wiesbaden, 14. Auflage ab 1966
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Bucholtz, Erika
Henri Hinrichsen und der Musikverlag C. F. Peters, Leo Baeck Institut 65, 2001
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Deutsche Biographische Enzyklopädie, Verlag K. G. Saur München, 2. Aufl., ab 2005
Decker, Heinz
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Jahrbuch der Deutschen Exlibrisgesellschaft, Frankfurt/Main
DEG-Mitteilungen
Mitteilungen der Deutschen Exlibrisgesellschaft, Frankfurt/Main
Deutsches Tierärzteblatt
Amtsblatt der Reichstierärztekammer
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Essener Köpfe; Wer war was, Verlag Rich. Bracht, Essen 1985
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117 ____________________________________________________________________ Engelhardt, Dietrich von/ Hartmann, Fritz
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Exlibris, Buchkunst und angewandte Graphik
Jahrbuch des Deutschen Vereins für Exlibriskunst und Gebrauchsgraphik
Ganghofer, Ludwig
Lebenslauf eines Optimisten, Autobiographie, Verlag Adolf Bonz & Comp. Stuttgart, 1909–1911
Goethes Werke
Hrsg. im Auftrage der Grossherzogin Sophie von Sachsen, Weimarer Ausgabe, IV. Abtheilung, Goethes Briefe Bd. 1, Nachdruck Deutscher Taschenbuch Verlag München 1987
Graepler, Carl
Katalog der Radierungen und Exlibris von O. Ubbelohde, Marburger Universitätsmuseum für bildende Kunst, 1983
Gürtzgen, Jürgen
Oswin Volkamer Werke, Ein bebildertes Werkverzeichnis, Esterwegen 2006
Herz, Reinhard
Die Lehrer der Thomasschule zu Leipzig 1832–1912 Die Abiturienten der Thomasschule zu Leipzig 1845–1912; B.G. Teubner Leipzig 1912
His, Wilhelm
Geschichte der medicinischen Klinik zu Leipzig, Leipzig 1899
Jöcher, Christian Gottlieb Allgemeines Gelehrten-Lexicon, darinnen die Gelehrten aller Stände, sowohl männ- als auch weiblichen Geschlechtes, welche von Anfang der Welt bis auf die ietzige Zeit gelebt und sich der gelehrten Welt bekannt gemacht nach ihrer Geburt, Leben, merckwürdigen Geschichten, Absterben und Schrifften aus den glaubwürdigsten Scribenten in alphabetischer Ordnung beschrieben werden Herausgegeben von Christian Gottlieb Jöcher, der H. Schrifft Doctore und der Geschichte öffentlichem Lehrer auf der hohen Schule zu Leipzig, unveränderter Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1750, Georg Olms Verlagsbuchhandlung Hildesheim Jöcher, Christian Gottlieb/ Adelung, Heinrich Wilhelm
Fortsetzung des Allgemeinen Gelehrten-Lexicon Bde. 3-6 Rotermund 1784-1897; Bd. 7 O. Günther 1896/97 Bd. 8 – 1903 Nachdruck Ergänzungsbände Georg Olms Verlagsbuchhandlung Hildesheim 1961
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Journal der Universität Leipzig, Leipziger Universitätsverlag GmbH Mitteilungen und Berichte für die Angehörigen und Freunde der Universität Leipzig
Kern, Isolde Dr. Schutt-Kehm, Elke Selle, Erika
Die Exlibriskünstlerin Mathilde Ade, Verlag Claus Wittal, Wiesbaden 1991
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Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1928/29
Killian, Hans
Meister der Chirurgie, Georg Thieme Verlag Stuttgart, 2. neu bearbeitete Auflage 1980
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Kürschners Deutscher Literatur-Kalender nebst Nekrolog, Verlag Walter de Gruyter Berlin 1936
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NDB
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Poggendorf, Johann Christian
Biographisch-Literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften, Ambrosius Barth Leipzig 1904
Scheffer, Heinrich R.
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Vollmer, Hans
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Biographisch-litterarisches Lexicon für die Hauptstadt Königsberg und Ostpreußen, 2. Ausgabe 1989
Wer ist's?
Hrsg. Herrmann A. L. Degener, Verlag Degener Leipzig 1909–1928
wikipedia
Enzyklopädie des Internets
Windholz, Angela (Hrsg.)
Mir tanzt Florenz auch im Kopf herum. Die Villa Romana in den Briefen von Max Klinger an den Verleger Georg Hirzel, Deutscher Kunstverlag 2005
Wittal, Claus
Eignerverzeichnis zum Exlibriskatalog des Gutenberg-Museums Mainz, Verlag Claus Wittal, Wiesbaden 2003
Wolf, Sylvia
Exlibris, 1000 Beispiele aus fünf Jahrhunderten, Verlag Bruckmann, München 1985 zusammen mit novum press
Zur Westen, Walter von 1
Exlibris, Kulturgeschichtliche Monographien, Band 4, Verlag Velhagen & Klasing, Bielefeld und Leipzig 1909
Zur Westen, Walter von 2
Exlibris, Reprint der dritten vermehrten Auflage von 1925, Verlag Claus Wittal, Wiesbaden 1983
119 ____________________________________________________________________ Zu den Autorinnen: Anne Büsing wurde 1941 in Witten/Ruhr geboren. Als Hausfrau und zweifache Mutter wendete sie sich vor 15 Jahren dem Exlibris zu und baute zusammen mit ihrer Familie eine Sammlung mit dem Schwerpunkt „Pferdeexlibris“ auf, die noch heute von ihr betreut wird. Durch den Erwerb der umfangreichen Sammlung eines Freundes der Familie nach dessen Tod wuchs die Sammlung bedeutend an. Die Autorin besitzt natürlich auch Exlibris, gehört aber nicht in den Kreis der Leipziger Alumnen.
Kirsten Büsing wurde 1970 in Siegburg geboren. Durch ihr Studium der Veterinärmedizin in Leipzig, ihrem Verbleib an der Universität bis Ende 2008 und den Besitz zahlreicher Exlibris gehört sie zu dem angesprochenen Personenkreis, womit der Entschluss zur Zusammenstellung dieses Bändchens ausreichend begründet ist. Der abgebildete Kupferstich des Leipziger Künstlers Oswin Volkamer, Opus 283 und damit als letztes Blatt im Werkverzeichnis der Exlibris des 75-jährigen Kupferstechers aufgelistet, entstand 2005. Vor der Alten Börse, dem Ort der feierlichen Promotion im Jahre 2001, steht das Pferd erwartungsvoll an seiner Futterkrippe, dem ihm geeignet erscheinenden Platz, ist doch seine Besitzerin eine frisch gebackene Fachtierärztin für Tierernährung und Diätetik.