G.F.UNGER
SEINE GRÖSSTEN WESTERN-ERFOLGE
Am Ende des Trails
Als Jim Calhouns kleine Herde die Furt des Arkansas err...
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G.F.UNGER
SEINE GRÖSSTEN WESTERN-ERFOLGE
Am Ende des Trails
Als Jim Calhouns kleine Herde die Furt des Arkansas erreicht, ist es Mittag.
Von drüben kommen einige Reiter durch die Furt.
Jim Calhoun winkt seinem Partner Bart Gannaway zu und reitet den Reitern
entgegen.
Etwa in der Mitte der Furt treffen sie sich auf einer Sandbank.
Jim Calhoun kennt sich aus mit harten Burschen, und als er jetzt die Reiter mit
ruhigem Blick betrachtet, da weiß er sofort, daß er selten ein so hartes Rudel
gesehen hat.
Aber man sieht ihm nichts an - gar nichts.
Jim Calhouns Gesicht ist dunkel, etwas unregelmäßig und fast indianerhaft.
Vielleicht ist er sogar zu einem Achtel eine Rothaut.
Seine Augen sind grau.
Er ist bestimmt nicht hübsch, aber er sieht aus wie ein Mann, und fast jede Frau muß
ihn nach einem ersten flüchtigen Blick zum zweitenmal ansehen.
Ein Mann aber, der sich auf Männer versteht, bekommt bei seinem Anblick eine
bestimmte Witterung und wird vorsichtig.
Das hartbeinige Rudel braucht nicht vorsichtig zu sein.
Denn es ist schon so manchem harten Texaner begegnet - hier an der Furt -, der
zuletzt dennoch ganz klein und fügsam wurde.
Jim Calhoun nickt leicht und sagt: »Ich habe schon gehört, daß man hier begrüßt wird und einen Zoll
entrichten muß.
Ich bin auch gar nicht abgeneigt.
Ich habe dort fünfhundertsiebenundfünfzig Rinder und neun Pferde.
Wie hoch ist der Preis?« Nun grinsen sie ihn an.
Er trägt den Revolver links, und er trägt ihn auf eine Art, die gar nicht besonders auffällig oder gar
herausfordernd wirkt, die dem Kenner jedoch sehr viel sagt.
Oh, auch sie haben ihn längst als harten Burschen erkannt.
»Drei Dollar für jedes Tier«, sagt der Anführer der Bande.
Da grinst Jim Calhoun und sagt: »Wenn ich siebzehnhundert Dollar in der Tasche hätte, würde ich
keine Rinder von Texas nach Kansas treiben.
Jungens, könnt ihr nicht warten, bis ich die Herde in Trau Town verkaufen konnte?« Der Anführer
nickt.
Er ist rothaarig, hager und hohlwangig.
Doch es ist eine gesunde Hagerkeit, und er ist größer und bei aller Hagerkeit etwas schwerer als Jim
Calhoun, der selbst etwa hundertachtzig Pfund wiegt.
»Wir geben Kredit«, sagt er.
»Doch das verteuert die Sache.
Wir nehmen einen Schuldschein.
Für jedes Tier rechnen wir fünf Dollar, und wir werden kassieren kommen, sobald die Herde verkauft
ist.
« »Fünf Dollar?« Jim Calhoun staunt und pfeift mit bitterer Anerkennung durch die Zähne.
»Du lieber Vater im Himmel«, sagt er bitter, »warum treibe ich Rinder von Texas herauf, wenn man
hier am Ende des Trails sein Geld auf andere Art sehr viel leichter verdienen kann?« Sie erwidern
nichts, doch ihr Grinsen wird härter und schärfer.
Sie sind einstige Guerillakämpfer aus dem Bürgerkrieg, und obwohl sie damals für den Norden
kämpften, sind auch Texaner unter ihnen.
»Wir nehmen nicht jeden in unseren Verein«, sagt ihr rotköpfiger Anführer.
Jim Calhoun nickt bedauernd Er holt sein abgegriffenes Notizbuch aus der Jackentasche und schreibt
eine Schulderklärung.
Der rotköpfige Anführer diktiert ihm: »An Fay Mannen - das bin ich beim Pokerspiel verloren.
Und nun der Betrag.
Das sind zweitausendachthundertdreißig Dollar.
Die dreißig Dollar erlassen wir.
« »Ihr seid verteufelt nobel«, sagt Jim Calhoun ernst.
Sie betrachten ihn nun hart.
Doch sein Gesichtsausdruck ist völlig ausdruckslos.
Er reitet neben den Anführer und übergibt diesem die Schulderklärung.
Aus nächster Nähe blicken sie sich nun an.
Die hellen Augen von Fay Mannen glitzern seltsam.
»Du hast mir deinen Namen noch nicht genannt, Tex«, sagt er.
»Oh, ich bin nur Jim Calhoun«, sagt dieser ruhig.
»Ich habe keinen Kriegsnamen wie du, Fay Mannen.
Ich bin nur der ganz durchschnittliche Jim Calhoun.
Ja, ich habe schon von dir gehört, Fay Mannen.
Man hat mich auch vor dir gewarnt.
Und so könnt ihr euch doch wohl nicht beklagen über mich.
- Was bringen die Longhorns in Trau Town?« Fay Mannens helle Augen glitzern immer noch. Und die Flügel seiner scharfen Nase vibrieren, als hätte er eine bestimmte Witterung in die Nase bekommen.
Er starrt Jim Calhoun immer noch an und sagt dann: »Zwölf Dollar.
« Jim Calhoun schüttelt bitter den Kopf.
»Dann habe ich für sieben Dollar das Stück diese Rinder hergetrieben.
Wenn ich die Unkosten abziehe, kommt ein jämmerlicher Verdienst heraus, denn drei Dollar haben
die Viecher in Texas das Stück gekostet.
Wenn ihr uns Treibern so sehr die Haut abzieht, wird bald niemand mehr Rinder nach Kansas treiben.
Und dann könnt ihr auch keinen Wegezoll mehr erheben.
Übertreibt es nur nicht!« Er zieht sein Pferd herum und reitet zurück.
Sie blicken ihm nach.
»Der ist hart und gibt nur aus Klugheit nach«, sagt einer der Reiter zu Fay Mannen.
Dieser nickt.
Dann ziehen sie ihre Tiere herum und reiten zurück.
Die nächste Herde kommt erst morgen.
Ihre Späher melden ihnen die langsam heranziehenden Treibherden schon Tage zuvor an.
Jim Calhoun winkt Bart Gannaway zu.
Außer ihnen sind noch ein Neger, der die kleine Pferderemuda und die beiden Packtiere treibt und für die
kleine Mannschaft kocht, und noch ein Halbblutcowboy dabei.
Sie sind also eine recht kleine Mannschaft, selbst für nur wenig mehr als fünfhundert Rinder.
Das bedeutet, daß sie erstklassige Cowboys und Treiber sein müssen.
Sie treiben die Rinder nun zur Furt hinunter und geben ihnen dann genügend Zeit, durch den Fluß zu
bummeln, zu baden und zu trinken.
Der Fluß ist hier ungefährlich und flach, denn es hat nirgendwo im Westen besondere Regenfälle gegeben.
Jim Calhouns Herde kommt gut durch den Fluß.
Bart Gannaway kommt einmal zu Jim Calhoun geritten.
Er ist ein blonder Riese, kühngesichtig wie ein nordischer Seefahrer, verwegen und völlig furchtlos, ein
Bursche, der gern eine Herausforderung annimmt.
Er fragt: »Wieviel?« »Fünf Dollar.
Wenn wir hätten sofort zahlen können, dann wären wir mit drei Dollar pro Tier weggekommen.
« Bart Gannaway flucht bitter und reitet wieder hinter die Herde.
Dann treiben sie die Herde weiter auf Trau Town zu.
Nach zwei Meilen erblicken sie die Verladecorrals und die Stadt in der Ferne.
Es ist nun schon fast Abend geworden.
Die Herde ist am Ziel.
Doch für Jim Calhoun und Bart Gannaway beginnt jetzt erst ihr Auftrag richtig.
Wie werden sie es anfangen, ins Spiel zu kommen? Denn ihr Auftrag lautet schlicht und klar: Vernichtet
die Anführer und Hintermänner jener Guerillabanden, die den texanischen Rindern die Kansas- Grenze
sperren.
Sie nahmen diesen Auftrag nicht nur für Geld an.
Oh, sie haben auch noch andere Beweggründe.
Denn sonst hätten sie es wahrscheinlich doch nicht gewagt.
Ihre Chancen sind nicht besonders groß.
Sie sind recht klein, wenn nicht gar winzig.
Sie verkaufen die Herde noch am gleichen Abend und bekommen für jedes Tier zwölf Dollar und
fünfunddreißig Cent.
Es geht alles sehr schnell.
Die Männer des Viehaufkäufers haben die kleine Herde noch vor der Dunkelheit gezählt.
Der Vertrag wird unterschrieben, und die Bank hat noch geöffnet und zahlt für den Scheck des Aufkäufers
aus.
Man trennt sich.
Im Restaurant zahlt Jim Calhoun, indes sie zu Abend essen, die beiden Helfer aus.
Er gibt ihnen eine gute Prämie.
Da die beiden Helfer schon gegessen haben, indes Jim Calhoun mit Bart Gannaway und dem
Viehaufkäufer in der Bank war, verlassen sie das Restaurant.
»Viel Glück!« sagt Jim Calhoun kauend hinter ihnen her.
Er und Bart lassen sich Zeit.
Sie geben sich ganz dem Genuß hin, wieder an einem Tisch sitzen und ein gutes Essen einnehmen zu
können.
Sie reden wenig miteinander, denn es ist ja alles klar zwischen ihnen.
Als sie das Restaurant verlassen, ist es schon Nacht.
Sie benehmen sich ganz wie große und etwas großspurige Herdenbosse.
Sie lassen sich den Barbier ins Hotel kommen.
Der ist tüchtig, denn er bringt aus dem Store gleich eine Anzahl Hemden, Unterwäsche und sogar
neue Hosen mit.
Der Hotelbursche, der ihn holte, muß ihm die Größe seiner beiden Kunden genau angegeben haben.
Es ist erst eine Stunde vor Mitternacht, als Jim Calhoun und Bart Gannaway im Kansas Saloon ein
Glas miteinander trinken, sich auf die Schultern klopfen und sich dann trennen.
Bart Gannaway hat vorher schon einer ziemlich großen Blonden zugewinkt.
Nun verschwindet er mit ihr in den angrenzenden Räumen.
Dort wird getanzt.
Eine Drei-Mann-Kapelle spielt dort lärmend.
Auch Jim Calhoun nähern sich zwei Saloon-Schönheiten, eine rote und eine dunkle.
Aber sie sind erfahren mit Männern wie ihm, und sie spüren bald, daß er andere Dinge im Sinn hat.
Aber welche Dinge hat er im Sinn? Vielleicht gibt es in diesem Vergnügungsunternehmen
irgendwelche Beobachter, die sich ebenfalls sehr dafür interessieren, was ein Mann, der die Taschen
voller Geld hat, an Vergnügungen nach einem langen Treiben im Sinn hat.
Er kauft sich einige Zigarren und steckt sich eine davon an.
Indes er die Zigarre ansteckt, blickt er sich um.
Daß er einige Beachtung findet, liegt daran, daß man längst in ihm einen der beiden Partner erkannt
hat, die mit einer Herde kamen.
Er setzt sich nun in Bewegung und geht zu den Spielräumen hinüber.
Am Eingang blieb er stehen und blickt sich um.
Es ist wenig Betrieb.
Man wartet auf den neuen Ansturm.
An einigen Tischen wird mäßig gespielt, und von den Billardtischen ist nur einer belegt.
Nur um einen Spieltisch sind mehr als ein Dutzend Männer versammelt.
Zwischen diesen Männern hindurch erblickt Jim Calhoun das kupferrote Haar einer Frau.
Das ist sie, denkt er.
Dies muß Pat Wayne sein.
Denn sie schrieb mir, daß ich sie im Kansas Saloon an einem Blackjacktisch finden würde.
Er tritt näher und schiebt sich zwischen die Männer.
Er betrachtet die Frau und er spürt, daß sein Herz einige schnellere Schläge macht.
Er muß etwas mühsam schlucken.
Sie ist wenig mehr als mittelgroß, und es ist alles richtig an ihr, genauso wie ein Mann es gern hat.
Sie hat ihr Haar aufgesteckt, und sie wirkt auf eine besondere Art stolz.
Sie blickt jedem Mann gerade und fest in die Augen.
Auch bei Jim Calhoun tut sie es nun.
Ihre Augen weiten sich für einen Moment.
Sie hat einen etwas zu vollen und zu breiten Mund.
Ihre Unterlippe zittert ein wenig.
Sie beißt mit weißen kräftigen Zähnen darauf.
Dann hat sie sich wieder unter Kontrolle.
Sie ist sehr beherrscht.
Jim Calhoun aber weiß nun, daß sie ihn erkannt hat, sehr erschrocken ist.
Denn er sieht seinem Bruder Joe sehr ähnlich.
Joe aber, mit dem sie verlobt war, ist tot.
Sie ist nicht schön.
Es geht aber etwas von ihr aus, was jeden Mann dazu zwingt, sie zu betrachten.
Sie hält in einem Saloon am Blackjacktisch die Bank.
Und das ist etwas, was unter all den vielen Glücksjägerinnen nur wenige Exemplare können.
Sie gibt nun Karten aus.
Die Männer setzen keine kleinen Beträge.
Auch Jim legt fünfzig Dollar vor sich hin und bekommt zwei Karten.
Er betrachtet sie kurz und verzichtet auf eine dritte Karte.
Dann wartet er, bis alle Mitspieler bedient wurden.
Ja, er ist nun sicher, daß es Pat Wayne ist, die sein Bruder im vergangenen Herbst hier in Trau Town
heiraten wollte.
Sie nimmt nun Karten für sich, be- trachtet diese und sagt dann: »Ich zahle zwanzig aus, Gentlemen.
« »An mich«, murmelt Jim Calhoun und deckt seine beiden Zehner auf.
Sie zahlt ihm wortlos den doppelten Einsatz aus.
Das Spiel geht weiter.
Die meisten Mitspieler verlieren ständig.
Doch scheint ihnen dies nichts auszumachen.
Jim Calhoun gewinnt immer wieder - und das ist seltsam.
Als er aufhören und sich abwenden will, spricht sie ihn an.
»Warum hören Sie auf, Mister?« fragt sie mit ihrer etwas dunklen und kehligen Stimme.
»Trauen Sie Ihrer Glückssträhne nicht länger?« Sie lächelte, doch in ihren Augen ist ein ernstes Forschen.
Er lächelt zurück, und sein dunkles Indianergesicht wird plötzlich jünger, heller und hübsch.
Es ist erstaunlich, wie er sich durch ein Lächeln verändert.
»Ich finde es unfair, die Bank zu sprengen, wenn Sie die Bankhalterin sind«, sagt er.
»Wären Sie ein Mann, würde ich.
« »Das können Sie haben«, unterbricht ihn eine ruhige Stimme links hinter ihm.
Er wendet seinen Kopf und sieht den Sprecher an.
Er sieht einen großen, stattlichen Mann in der dunklen Tracht der Berufsspieler.
Er wirkt seiner Haltung nach wie ein ehemaliger Offizier, und sein Gesicht ist von einer angenehmen
Männlichkeit, drückt jedoch auch eine kluge Härte und Selbstsicherheit aus.
Er hat dunkle Augen, in denen nun die Herausforderung des typischen Spielers funkelt.
Jim Calhoun nickt langsam.
Denn diese Herausforderung kommt ihm sehr gelegen.
Es paßt zu seinem Plan, daß er all sein Geld an einen Spieler verliert.
So will er es haben.
Denn alles muß echt wirken.
»Gern, Mister«, sagt er.
»Wenn Sie befugt sind, die Bank des Hauses zu halten, dann würde ich gern ein Spielchen mit Ihnen
wagen.
Aber ich warne Sie.
Ich bin heute nicht zu schlagen.
« Er grinst siegessicher und etwas ver- wegen, wie es viele Männer an seiner Stelle täten.
Das Spielen ist für viele Männer der allergrößte Spaß.
»Ich bin Edson Philbrook«, sagt der Mann.
»Mir gehört der Kansas Saloon mit allem Drum und Dran.
Deshalb können Sie bei mir bis in die Hölle und wieder zurück bieten.
« Jim nickt erfreut.
Er wendet sich noch einmal zu Pat Wayne um.
Diese und auch die anderen Spieler an ihrem Blackjacktisch blicken ihn an.
In Pat Waynes Blick ist wieder jenes ernste Forschen zu erkennen, fast schon eine stumme Frage.
Er aber folgt Ed Philbrook nun in die Ecke zu einem Spieltisch.
»Wollen Sie weitermachen mit Blackjack, Mr. Calhoun?« »Sie kennen mich, Mister?« Jim Calhoun fragte
es staunend.
»Das gehört zu meinem Beruf«, erwidert Philbrook, indes er die Karten mischt.
»Ich weiß immer genau, wer der Besitzer einer Herde ist, die ich in den Verladecorrals brüllen höre.
« Er blickt Jim fragend an.
Dieser legt hundert Dollar vor sich hin und nickt.
»Fangen wir an«, sagt er dabei.
Er nimmt drei Karten und hat einundzwanzig.
Er läßt den Gewinn stehen und verdoppelt ihn schon beim nächsten Spiel, weil er mit achtzehn höher ist
als Ed Philbrook mit siebzehn.
Und wieder läßt er alles stehen.
Nochmals gewinnt er und verdoppelt somit alles, weil Ed Philbrook zwei Asse und damit zweiundzwanzig
hat und damit aus dem Spiel geworfen ist.
»Ich habe nur bei größeren Einsätzen Glück«, sagt Ed Philbrook herausfordernd.
Jim Calhoun blickt ihn scharf an.
Dann blickt er auf die achthundert Dollar nieder.
Er legt noch zwölfhundert hinzu.
»Sie haben dreimal gegeben«, sagt er.
»Jetzt gebe ich.
Wir wechseln jedes dritte Spiel, nicht wahr?« Philbrook nickt.
Er schiebt Jim die Karten hinüber und zählt dann von seinem Geld zweitausend Dollar ab.
Dann gibt Jim.
Und als sie ihre Karten aufdecken, hat er verloren.
Er hat dreiundzwanzig.
Ed Philbrook betrachtet ihn seltsam.
»Wenn Sie das noch einmal machen, sind Sie blank«, sagt er.
»Oder haben Sie mit Ihrem blonden und riesigen Partner noch nicht den Erlös für die Herde geteilt?«
»Doch«, sagt Jim.
»Das habe ich.
Wenn ich noch mal so hoch wette und verliere, bin ich wirklich fast blank.
Doch ich wage es.
« Er holt sein ganzes Geld hervor.
Philbrook betrachtet ihn abermals seltsam, und nun ist für einen Moment ein wachsames Lauern in
seinem Blick.
Er zählt Jims Geld und setzt den gleichen Betrag.
Sie sind längst nicht mehr allein am Tisch.
Es kommen viele Zuschauer herüber.
Solch ein scharfes Spiel um hohe Einsätze spricht sich immer schnell herum.
Alle betrachten Jim Calhoun, als dieser nun die Karten mischt.
Dann geht es ganz schnell.
Er verliert nochmals und ist blank.
»Zum Teufel«, sagt er, »ich habe einfach kein Glück! Jetzt habe ich doch wahrhaftig meine Herde nur
für einen kurzen Spaß von Texas heraufgetrieben.
Nun, niemand kann von mir sagen, daß ich ein schlechter Verlierer bin.
Wenn ich mal wieder einen Berg Geld besitze, müssen Sie mir Revanche geben « »Das werde ich.
« Philbrook nickt ernst, und in seinen Augen ist keinerlei Ausdruck.
Sie sind nun dunkel und undurchsichtig wie trübes Moorwasser.
»Wenn Sie die Karten geben, haben Sie offenbar kein Glück«, sagt er sanft.
»Ich gebe Ihnen jedoch Kredit, wenn Sie wollen.
« Jim Calhoun schüttelt den Kopf und geht hinaus.
Jemand sagt halblaut: »Das ist doch ein Narr! Verspielt binnen weniger Minuten den Anteil an der
Herde.
« Jim hört es, und indes er hinaustritt aus dem Saloon, hofft er, daß er sein Verlieren nicht zu auffällig
machte und man ihn wirklich für einen verwegenen und leichtsinnigen Spieler hält, der stets immer
alles auf eine Karte setzt.
Er bleibt an der Ecke einer Gasse stehen und lauscht und wittert in die Runde.
Die Stadt ist jetzt um Mitternacht schon ziemlich ruhig.
Jim Calhoun denkt nun an Bart Gannaway.
Auch dieser wird seinen Anteil an der Herde durchbringen, nur auf eine andere Art.
Bart Gannaway wird sich schlimm betrinken.
Er wird immer wieder alle Gäste freihalten, wird sich von den Mädchen ausplündern lassen und
überhaupt eine Menge verrückter Dinge tun.
Bart Gannaway braucht sich dabei gar nicht so sehr zu verstellen, denn im Rausch wird er ganz und
gar ein wilder und verrückter Riese.
Jim Calhoun fragt sich in diesem Moment, ob es gut ist, Bart Gannaway s Hilfe anzunehmen.
Doch Bart ist Joes Freund, so wie er sein Freund ist.
Bart hat einen Anspruch darauf, mitmachen zu dürfen.
Indes Jim zum Hotel geht, denkt er an Pat Wayne.
Er sah sie zum erstenmal.
Sein Bruder konnte sie ihm nicht vorstellen, nur beschreiben.
Er hat sie mir nicht gut genug beschrieben, denkt Jim.
Sie ist schöner und begehrenswerter, als ich dachte.
Doch was ist sie für eine Frau, diese Pat - Wayne, die mein Bruder heiraten wollte? Er betritt mit
dieser Frage im Herzen das Hotel.
Der Portier ist nicht zu sehen, und so nimmt er sich seinen Zimmerschlüssel und geht hinauf.
Als er das Zimmer öffnet, sitzt Fay Mannen drinnen beim Lampenschein an dem kleinen Tisch und
blickt ihm entgegen.
Fay Mannen raucht an einer guten Zigarre, und er hat offensichtlich auch Jims Gepäck durchsucht,
weil das Bündel auseinandergerissen auf dem Bett liegt.
Jim Calhoun schließt ruhig die Tür.
Er sieht Fay Mannen an.
Dieser wirft den Zigarrenrest auf den Teppich und stapft mit dem Absatz darauf.
»Ich hoffe, daß du noch genügend Geld in der Tasche hast, um deine Schulden bei mir bezahlen zu
können«, sagt er.
Er greift in die Westentasche seiner Lederweste und holt Jims Schuldschein hervor.
Damit wedelt er lässig durch die Luft.
Seine hellen Augen blitzen kalt und gefährlich.
Jim nimmt ihm den Zettel ab, und Fay Mannen läßt auch dies geschehen.
Er ist sich seiner Macht offenbar sehr sicher.
Jim Calhoun zerreißt den Schuldschein sehr langsam und bedächtig und wirft die Schnitzel in den
Aschenbecher.
»Du hast Pech gehabt, Fay Mannen«, sagt er.
»Ich habe kein Geld mehr, um nachträglich den Herdenzoll entrichten zu können.
Ich denke, es wäre gut, wenn wir die dumme Sache vergäßen.
Du hättest eher kassieren sollen.
Jetzt ist schon nichts mehr da.
Wenn ich in einen Spielsaloon komme, werde ich manchmal leichtsinnig.
Doch glaube mir, daß ich auch schon oft genug ein Vermögen gewinnen konnte.
Ich.
« Er verstummt, denn Fay Mannen springt nun auf und greift nach dem Revolver.
Aber er schafft es nicht gegen Jim Calhoun, wahrscheinlich deshalb nicht, weil er aufspringen muß und
deshalb nicht so schnell ziehen kann wie ein schon stehende Mann.
Jim Calhoun hat die Mündung seiner Waffe schon auf Fay Mannen gerichtet, als dieser die Waffe erst
halb aus der Halfter hat.
Fay Mannens Blick wird einen Moment weit, staunend und ungläubig.
Offenbar kann er es nicht so schnell fassen, daß jemand ihn beim Ziehen schlagen konnte.
Aber dann pfeift er leise durch die Zähne, schiebt die Waffe in die Halfter zurück und sagt: »Ein
Revolvermann also, ein Revolvermann wie ich, der verrückt genug war, eine Herde zu treiben.
Du konntest mich jetzt schlagen, weil ich dich unterschätzte und während des Ziehens aufspringen mußte.
Steck mal die Kanone weg.
Dann versuchen wir es noch einmal!« In seiner Stimme klirrt eine kalte, böse Herausforderung.
Es wird ihm nun gewiß keine Ruhe mehr lassen, geschlagen worden zu sein.
Er geht langsam an Jim Calhoun vorbei zur Tür.
»Du hast uns reingelegt, Calhoun«, sagt er dabei.
»Das war nicht meine Ab sieht«,'erwidert Jim Calhoun sanft.
»Du hättest das Geld bekommen, wärest du es holen gekommen, bevor ich in den Spielsaal ging.
Ich hatte nicht die Absicht, euch zu betrügen.
Es lag einfach nur allein daran, daß ich glaubte, diesen Edson Philbrook am Spieltisch schlagen zu
können.
« Er senkt nun den Revolver langsam und holt zweimal Atem.
»Fay Mannen, ich möchte keinen Streit mit euch«, sagt er dann.
»Aber du hast jetzt welchen«, erwidert dieser und streckt die Hand aus, um die Tür zu öffnen.
Doch diese Bewegung ist nur eine Täuschung.
Er schlägt fast zugleich auch mit der Linken zu und trifft mit der Handkante auf den Revolverlauf.
Das kam selbst für Jim Calhoun überraschend.
Er verliert wahrhaftig den Revolver, denn dieser Schlag kam unheimlich schnell und scharf.
Aber es gelingt ihm, sich gegen Fay Mannen zu werfen, bevor dieser seine Waffe herausholen kann.
Er klammert ihn ab, und Fay Mannen nimmt den Kampf an.
Er unterläßt es, seine Waffe ziehen zu wollen, und beginnt zu kämpfen.
Sie sind zwei schwergewichtige Männer, und sie kämpfen wild und mit aller Härte, denn beide sind
Männer, die an der Grenze unter rauhen Burschen aufwuchsen und schon als Knaben lernen mußten, sich
mit aller Härte zu behaupten.
Sie stoßen und schlagen sich, fügen sich schlimme Schmerzen zu, ringen, wälzen, würgen, reißen.
Oh, es ist wahrhaftig ein schlimmer Kampf.
Manchmal meint man, das ganze Hotel würde erbeben und erzittern, immer dann, wenn sie sich einander
gegen die Wände des Raumes stoßen.
Sie sind ausdauernd und zäh.
Manchmal glaubt Jim Calhoun aufgeben zu müssen.
Er spürt mehr als einmal die wilde Verzweiflung, und der Wunsch nach Schonung seiner Gesundheit wird
mächtig.
Er glaubt nicht mehr, daß er diesen Kampf gewinnen kann.
Fay Mannen ist nicht nur ein gefürchteter Revolvermann, nein, er kann auch körperlich kämpfen und ist
physisch etwas stärker und schwerer.
Immer häufiger halten sie inne.
Sie hocken dann am Boden und starren sich mit weit aufgerissenen Augen an.
Sie schnappen keuchend nach Luft und überwinden diese Momente der Schwäche.
Dann beginnt es wieder von vorn.
Doch immer langsamer, mühsamer.
Wenn Jim Calhouns Beweggründe nicht sehr viel tiefer wären und sein ganzes Handeln nicht planvoll
wäre, so müßte man diesen Kampf verurteilen wie jede Gewalttätigkeit, bei der es nur darum geht, Stärke
zu beweisen.
Doch dieser Kampf gehört zu Jim Calhouns großem Spiel, welches er hier am Ende des Trails in Gang
bringen möchte.
Manchmal spürt er, daß auch Fay Mannen verzweifelt ist und aufgeben möchte.
Doch auch bei diesem Mann gewinnt im letzten Moment der grausame Stolz wieder die Oberhand, zwingt
ihn zum Weiterkämpfen.
Doch sie werden immer erschöpfter, ihre Pausen immer länger.
Und als sie sich dann wieder einmal beide bewegen - sie können sich längst nicht mehr erheben, sondern
nur in kniender Haltung aufrichten -, da scharfen es beide nicht mehr, die Oberkörper aufrecht halten zu
können.
Sie bringen auch die Fäuste nicht mehr hoch.
Sie fallen zur Seite und verlieren die Besinnung.
Sie haben bis zur völligen Erschöpfung gekämpft.
Und keiner konnte den anderen besiegen.
Als Jim Calhoun erwacht, braucht er eine ganze Weile, um zu begreifen, was geschehen war.
Jim setzt sich langsam auf und betrachtet schnaufend einen Mann, der neben dem Fenster an der Wand
lehnt, eine Zigarre raucht und ihn regungslos beobachtet.
Es ist ein recht seriös und nobel wirkender Mann mit einem grauen Spitzbart, einem markanten Gesicht,
mittelgroß, etwas voll schon und zwischen vierzig und fünfzig Jahren.
Sein Haar ist grau und bürstenartig geschnitten.
Seine Augen sind kieselhart, hell und klein und liegen tief unter buschigen Brauen verborgen.
»Ich hätte nie geglaubt«, sagt er, »daß es in Kansas einen Mann geben könnte, mit dem Fay Mannen nicht
zurechtkommen kann.
Aber man mußte ihn aus diesem Zimmer tragen.
Ihr Name ist Jim Calhoun? Und Sie sind ein ziemlich leichtsinniger Spieler.
Sie verspielten Ihren Anteil am Erlös der Herde binnen weniger Minuten.
Sie können kämpfen wie ein Teufel und sind leichtsinnig wie ein.
« »Ich setze nur immer gern alles auf eine Karte«, murmelte Jim mühsam.
»Immerhin hätte ich auch gewinnen können, nicht wahr? Dann hätte ich diesem Fay Mannen.
Wer sind Sie, und was wollen Sie, Mister?« »Ich bin Brian Davis«, erwidert der Mann.
»Mir gehört zum Beispiel dieses Hotel.
Mir gehört auch die Bank, die Ihnen den Scheck des Viehaufkäufers einlöste.
Aber mir gehört auch die große Davis-Ranch.
« »Aha«, macht Jim Calhoun.
»Sie sind also der große Mann im Land, oder zumindest einer der großen Burschen, auf die man überall in
einem Lande als Fremder stößt.
- Na, gut, sind Sie als Hotelbesitzer hier? Wollen Sie Schadenersatz für das zerstörte Zimmer? Dann
müssen Sie sich an Fay Mannen halten.
Der ist von mir nicht eingeladen worden, hier in meinem Zimmer auf mich zu warten.
Und überdies habe ich kein Geld mehr.
Ob mein Partner noch welches bei sich hat, müßte ich erst feststellen.
« Brian Davis' markantes Gesicht bleibt ruhig.
»Ein Mann wie Sie, Jim Calhoun«, sagt er, »gegen den sogar Fay Mannen nur unentschieden kämpfte, der
wird in dieser Stadt einige Angebote bekommen.
Und er wird keinen kleinen Kämpferlohn fordern können.
« Nach diesen Worten bewegt er sich und geht zur Tür.
Von dort sagt er lässig: »Man wird Ihnen gute Angebote machen, Jim.
Doch niemand kann Ihnen bieten, was ich Ihnen bieten kann.
Überlegen Sie sich in aller Ruhe, ob Sie für mich arbeiten wollen oder ein anderes Angebot annehmen.
« Er will die Tür öffnen.
Doch inzwischen konnte Jim seinen mühsam arbeitenden Verstand einigermaßen in Gang bringen.
Das Ergebnis dieser Mühe ist die schlichte Frage: »Brauchen Sie mich als Hilfe gegen Fay Mannen, oder
befürchten Sie, daß andere Leute sich mit meiner Hilfe vor Fay Mannen schützen wollen?« Brian Davis
bekommt für einen Moment einen unwilligen Ausdruck, dann aber sagt er: »Wenn Sie für mich arbeiten,
Jim, brauchen Sie nicht mehr gegen Fay Mannen zu kämpfen, sondern können mit ihm eine Art
Waffenstillstand schließen.
Und dies dürfte Ihnen willkommener sein, als vielleicht noch einmal gegen ihn kämpfen zu müssen.
« »Das stimmt«, erwidert Jim schlicht.
Dann sieht er wortlos zu, wie Brian Davis das Zimmer verläßt.
Er erhebt sich mühsam und atmet stöhnend und gepreßt.
Er schwankt hinaus und schafft es bis zum übernächsten Zimmer.
Obwohl es in diesem Zimmer dunkel ist, geht er hinein, und er wäre jetzt in jede Gefahr gestolpert, die in
diesem Zimmer auf ihn gelauert hätte.
Doch es gibt jetzt keine Gefahr.
Er findet das Bett und streckt sich darauf aus.
Nach einer Weile wird es etwas erträglicher.
Obwohl er erschöpft ist, Schmerzen spürt und sich ausgehöhlt fühlt bis in den tiefsten Kern, verspürt er
einen bitteren und grimmigen Triumph.
Es geht bis jetzt alles nach Wunsch.
Brian Davis' Angebot ist sehr aufschlußreich.
Er muß zu Fay Mannens Hintermännern gehören.
Und an diese wollen die Texas Rancher mit Jim Calhouns Hilfe herankommen.
Dies will Jim Calhoun auch von sich selbst aus.
Er ist nun doch schon fast eingeschlafen.
Doch er schreckt wieder auf, weil jemand ins Zimmer kommt.
Er hört, wie der Besucher die Tür hinter sich abschließt, leise und geschickt.
»Ich bin es, Pat Wayne«, sagt die Stimme der Glücksritterin aus dem Spielraum des Kansas Saloon.
Sie kommt zu ihm ans Bett und spricht leise.
»Ich bewohne das Zimmer gegenüber, und ich weiß, wie sehr du zerschlagen bist, Jim.
Ich will dir helfen.
« Sie zieht die Fenstervorhänge zu.
Dann zündet sie die Lampe an.
Das Zimmer ist nobel eingerichtet.
Es ist eines der besonders teuren Zimmer dieses Hotels.
Pat Wayne trägt nun einen einfachen Rock und eine Hemdbluse.
Sie macht sich beim Waschtisch in der Ecke zu schaffen.
»Es ist genügend Wasser vorhanden.
Auch Handtücher sind reichlich da.
Jim, ich will dich waschen und dann durchmassieren.
Also, dann vorwärts, Schwager Jim.
Ich habe schon mehr als einen kranken Mann gepflegt.
« In ihrer Stimme klingt eine ernste, ruhige Gelassenheit, aber zugleich auch eine warmherzige
Kameradschaftlichkeit.
Mit ruhigen Bewegungen entfernt sie die Fetzen seines Hemdes.
»Ich weiß, daß du dich morgen kaum bewegen kannst, wenn ich nichts für dich tue«, sagt sie.
»Setz dich auf den Stuhl.
Dann werde ich deinen Oberkörper abwaschen.
Vorwärts, Jim!« Er gehorcht, denn er weiß aus Erfahrung, daß es gut für ihn sein wird.
Pat Wayne wäscht ihn ab.
Das warme Wasser tut gut.
Es lindert auch etwas den Krampf in seinen Muskeln.
Sie sprechen kaum miteinander.
Jim ist viel zu ausgebrannt und möchte schlafen.
Und das Mädchen ist viel zu eifrig bei der Arbeit.
Als sie ihn gewaschen hat, muß er sich wieder auf das Bett legen.
Sie kennt keine Scheu und ist ganz bestimmt nicht prüde.
Allmählich breitet sich eine Entspannung in ihm aus.
Er löst sich auf eine wohlig wirkende Art.
»Ich bin dir sehr dankbar«, murmelt er noch.
Dann schläft er plötzlich ein, als hätte ihn eine Keule getroffen.
Jim erwacht am späten Vormittag.
Er verläßt das Zimmer und begibt sich in den Speisesaal des Hotels.
Obwohl er zum Frühstück viel zu spät kommt, wird er sofort mit ausgesuchter Höflichkeit bedient.
Dies geschieht ganz gewiß auf Brian Davis' besondere Anweisung.
Er steckt sich nach dem Frühstück eine Zigarre an und tritt hinaus auf den Plankengehsteig, der hier
vor dem Hotel zur Veranda ausgebaut wurde.
Er fragt sich, wie wohl für Bart Gannaway diese Nacht verlaufen sein mag, und er bekommt auch bald
eine Antwort auf diese Frage.
Denn schon zwei Straßenecken weiter trifft er auf einen Mann, der den Stern eines Town Marshals trägt.
Es ist ein gedrungener braunbärtiger Mann mit abfallenden Schultern und einem prüfenden Abwarten im
Blick.
»Ich mußte ihn einsperren«, sagt der Marshai unvermittelt.
»Er ist doch Ihr Partner, nicht wahr? Wenn ich einen Partner hätte, von dem ich weiß, daß er ein
verrückter Bulle wird, sobald er Whisky zu riechen beginnt, dann würde ich diesen Irren nicht allein durch
eine Stadt wie diese toben lassen, die voller harter Jungens ist.
« »Sie haben ihn doch eingesperrt, Marshai«, erwidert Jim.
»Dann ist doch alles in Ordnung.
« Der bullige Mann betrachtet ihn böse.
»Nichts ist in Ordnung! Dieser gelbhaarige Affe war zuerst recht manierlich.
Er ging in die Paradiesvogel- Hall und suchte nach dem schönsten Mädchen.
Doch als er ihr die Golddollars nur so in den Ausschnitt warf, wollten alle Mädels mit ihm tanzen.
Sie hatten schnell heraus, daß er den Wert des Geldes nicht mehr kannte und die Golddollars wegwarf wie
Hosenknöpfe.
May wollte ihn nicht aufgeben, und so begannen sich die Mädels zu streiten.
Damit begann es dann.
Es wurde eine Schlacht.
« Er verstummt bitter.
»Sehen Sie sich die Paradiesvogel- Hall an«, sagt er schließlich.
»Sie ist fast völlig zerstört.
Mit sechs Mann haben wir ihn dann überwältigen und einsperren können.
Wenn die Schadenssumme feststeht, wird er von dem Geld bezahlen, welches er noch in den Taschen
hatte.
Und dann werde ich ihm die Stadt verbieten.
« »Na, gut«, erwidert Jim und geht weiter, und der Marshai blickt ihm staunend nach und schüttelt dann
seinen Kopf.
Denn offensichtlich hat er etwas anderes erwartet.
Jim geht zum Mietstall, in dem Bart Gannaway und er die Pferde stehen haben.
Noch bevor er die Einfahrt er- reicht, kommt ein Reiter herausgeritten, äußerlich recht elegant und
gestrafft wie ein Offizier der Kavallerie in Zivil.
Es ist Ed Philbrook, der Saloon- und Spielhallenbesitzer.
' Er verhält sein Pferd und greift sogar höflich an den Hut.
Auch Jim greift an den Hut, und so grüßen sie sich und lächeln sich zu.
In Ed Philbrooks dunklen Augen funkelt es seltsam.
»Ihr Partner«, sagt er, »hat eine Menge Schaden verursacht in der Paradiesvogel- Hall.
Er soll seine Gegner einfach in die großen Wandspiegel und Flaschenregale geworfen haben.
Er hat das Klavier und alle anderen Instrumente der Tanzkapelle völlig zerstört und wie ein wilder Bulle
gehaust.
Sie aber haben an mich alles Geld verloren und dann mit dem gefürchteten Fay Mannen gekämpft.
Wenn Sie einen Job möchten, so können Sie ihn bei mir bekommen.
Ich zahle tausend Dollar im Monat.
Und überdies erhalten Sie das verlorene Geld wieder zurück.
« »Was man im Spiel verliert, soll man sich nicht zurückschenken lassen, Mister «, erwidert Jim Calhoun
langsam, und weil er dabei in Philbrooks funkelnde Augen blickt, hat er ein Gefühl, als machte sich der
Mann irgendwie über ihn lustig.
»Sie haben nicht ehrlich verloren.
Sie haben die Karten so gemischt, daß Sie verlieren mußten.
Sie haben mir das Geld sozusagen geschenkt, und es hat mir keinen Spaß gemacht, auf diese Art zu einem
Spielgewinn zu kommen.
Nun, ich werde es so ansehen, daß ich für Sie Ihr Geld in Verwahrung genommen habe.
Ich werde Ihr wirkliches Spiel schon eines Tages erkennen können.
Bis dahin hätte ich Sie gern auf meiner Seite, Jim Calhoun.
« Nach diesen Worten, die er leise, doch präzise und gut für Jim verständlich vom Sattel zu ihm nieder
spricht, reitet er davon und aus der Stadt.
Jim geht nachdenklich in den Mietstall hinein, sattelt sein Pferd und reitet ebenfalls wenig später aus der
Stadt.
Jim Calhoun denkt noch lange und gründlich darüber nach.
Er verfolgt viele Möglichkeiten, kombiniert, verwirft wieder und verfolgt neue Gedankengänge.
Aber zum Schluß wird er sich bewußt, daß es nur sehr wenige klare Tatsachen gibt, an die er sich halten
kann.
Brian Davis aber scheint der Mann zu sein, der Macht hat über Fay Mannen und diesen zu einem
Waffenstillstand gegenüber Jim Calhoun zwingen kann.
Dies ist eine vielversprechende Möglichkeit.
Ist Brian Davis der große Hintermann? Oder gibt es noch größere Burschen hinter ihm, Burschen, die
mächtig sind in Kansas und denen es Banditen wie Fay Mannen verdanken, daß man sie nicht vernichtet,
sondern gewähren läßt, als wäre noch Krieg, und als müsse man alle Texaner durch Guerillabanden
bekämpfen.
Jim Calhoun ist indes schon ziemlich weit geritten, immer an einem Creek entlang, der sich durch die
sanften Hügel windet.
Das Land ist ziemlich dicht besiedelt, zumeist von Farmern, die ein wenig Rinderzucht betreiben.
Diese Farmen und Siedlerstätten sind alle von gleicher Größe, wie sie das Heimstättengesetz vorschreibt,
also genau fünfundsechzig Hektar.
Doch je weiter Jim sich von der Stadt entfernt, um so leerer wird das Land.
Einmal erkennt er eine Grenz- oder Wachhütte mit einem Corral dahinter.
Der Creek weitet sich plötzlich zu einem See.
Viel Schilf und Weidengebüsch wächst hier.
Doch es gibt dann auch einige freie sandige Stellen.
Auf einem Stein, der im flachen Wasser liegt, sitzt Pat Wayne.
Das Pferd weidet in der Nähe auf einem grünen Stück Wiese.
Sie hat sich die Reitstiefel ausgezogen und den geteilten Reitrock bis über die Knie hochgerafft.
Sie plätschert mit den nackten Füßen im Wasser.
Doch aus der Tasche ihres Rehlederrocks ragt der Kolben eines kleinen Revolvers.
Sie sitzt also nicht so sorglos hier, wie es den Anschein hat, sondern ist bewaffnet und wird in Gefahr auch
für sich sorgen können.
Er hält an und blickt sich um.
Sie sind hier ziemlich gut gegen die Sicht geschützt.
Jim setzt sich neben Pat und murmelt: »Das trifft sich gut.
Ich machte mir schon einige Sorgen, wie wir uns unbeobachtet und ungestört treffen könnten.
Aber sag mir, warum du in einer Spielhalle an einem Blackjacktisch die Bank hältst?" Sie blickte bisher
auf ihre nackten Füße nieder, mit denen sie leise im Wasser plätschert.
Nun aber wendet sie den Kopf und sieht Jim fest an.
Sie erscheint ihm jetzt um die Mittagszeit sehr viel anders als in der vergangenen Nacht im Spielraum des
Saloons.
Sie erscheint ihm jünger, mädchenhafter, weicher, lieblicher sogar.
Jim spürt, daß dies ihr wahres und richtiges Ich sein könnte.
»Ich bin in den Saloons zu Hause«, sagt sie schlicht.
»Als meine Eltern tot waren, hatte ich nicht viel gelernt.
Ich konnte etwas auf dem Seil tanzen und auch auf dem Erdboden.
Ich hatte damals keine andere Wahl und ging in den erstbesten Saloon als Tanzmädchen.
Lieber Schwager, meine Wege waren rauh, und ich kenne die ganze Schlechtigkeit der Welt.
Daß ich in einem Spielsaloon die Bank halte, Karten austeile und somit eine Spielerin wurde, betrachte ich
als Aufstieg.
Denn ich bin kein Tanzmädchen mehr.
Dein Bruder Joe hat mich nicht verachtet.
Für ihn war ich gut genug.
Joe war ein braver Bursche.
Ich mochte ihn vom ersten Augenblick an.
Er war prächtig, und ich glaubte daran, daß er für uns etwas aufbauen würde, eine Ranch, die unser Heim
sein würde.
Wir legten unsere Ersparnisse zusammen.
Oh, er wollte mein Geld nicht, doch ich machte es zur Bedingung, daß er es annehmen mußte.
Wir kauften eine Rinderherde und warben Treiber an.
Als die Herde nur noch zehn Tage von ihrem Ziel entfernt war, reiste ich voraus.
Aber er kam mit seiner Herde niemals hier an.
Da er zu den Ranchern gehörte, die keinen Zoll zahlen wollten, wurde seine Herde in Stampede versetzt,
indes er und seine Reiter mit den Banditen kämpften.
Er wurde getötet.
Die Herde ging verloren, denn seine ganze Mannschaft wurde auseinandergesprengt, zerschlagen und
vernichtet.
Es war Fay Mannen.
Und bei Fay Mannen waren als Unterführer Don Carreras und Jack Silverheels.
Sie wissen nicht, daß ich mich an ihnen für Joes Tod rächen will.
Sie glauben alle immer noch, daß ich nach Trau Town kam, um in einer Spielhalle meinen Beruf
auszuüben.
Ich bin froh, daß du gekommen bist, Schwager.
Jim, ich glaube, daß Brian Davis Mannens Boß ist.
Doch er hat einen großen Gegner.
Dies ist mein Boß, Edson Philbrook.
Hinter ihm stehen alle Saloonbesitzer und Geschäftsleute der Stadt.
Sie wollen die Stadt offen haben für jede Treibherde.
Wenn die Herden einen so hohen Zoll entrichten müssen, wird in Trau Town sehr viel weniger Geld
ausgegeben.
Die Treiber bekommen sehr viel geringere Prämien oder gar keine.
Es muß zu einer großen Auseinandersetzung kommen, und du mußt dich mit Edson Philbrook verbünden,
Schwager.
Warum hast du gestern mit ihm gespielt und dein ganzes Geld an ihn verloren? Und warum hat sich dein
Freund Bart Gannaway, der auch Joes Freund war, so schlimm aufgeführt, daß er nun im Gefängnis sitzt?
Das ist doch.
« »Es ist mein Spiel«, unterbricht er sie ruhig.
Er betrachtet sie mit funkelnden Augen und saugt wie witternd die Luft ein.
Sie aber staunt und denkt über seine Worte nach.
»Joes Tod soll nicht ungesühnt bleiben «, sagt er nach einer Weile.
»Doch ich bin nicht nur deshalb hier.
Ich werde diese Banditen und Stampeders, die uns Texanern den freien Zugang zu den Verladecorrals
versperren, zerschlagen.
Doch ich glaube nicht, daß ich zu Er- folgen kommen kann, wenn ich mich jetzt schon mit Edson
Philbrook und dessen Partei verbünde.
Nein, man muß das alles anders machen.
« Er machte eine Bewegung, so als wollte er sich abwenden und wieder ans Ufer zu seinem Pferd gehen.
Doch auch Pat Wayne macht eine Bewegung, so als wäre sie erschrocken und wolle ihn zurückhalten.
Da verhält er und murmelt: »Richtig.
Ich muß doch erst noch herausfinden, wie lebendig du bist.
Und überdies muß ich dir noch genauer klarmachen, daß ich ein Mann bin und Joe gegen mich ein Junge
war.
« Er greift mit einer ruhigen selbstverständlichen Bewegung nach ihr, faßt sie an den Hüften und stellt sie
auf den Stein, auf dem sie beide saßen.
Nun ist sie so groß wie er.
Und dann küßt er sie.
Dies alles ließ sie regungslos mit sich machen.
Nein, sie setzt sich nicht zur Wehr.
Sie erwidert seinen Kuß nicht, bleibt regungslos und starr.
Auf diese Art hat sie schon mehr als einen Mann beschämt, der glaubte, unwiderstehlich zu sein und sie
im Sturm erobern zu können.
Sie war in seinen Armen wie tot und leer, und dies hatte solch einen eingebildeten Burschen dann
schlimmer beschämt als eine Ohrfeige.
Sie wurden fast immer dunkel in den Gesichtern und stotterten eine Entschuldigung.
Sie kamen sich gemein vor.
Diesmal ist es jedoch anders.
Als Jim Calhoun sie freigibt, behält er seine Hände auf ihren Schultern.
Er hält sie nur ein Stück von sich ab und betrachtet sie.
In seinen Augen sind seltsame Lichter.
Es sind sonst rauchgraue Augen, doch nun sind sie dunkler.
Und dann lächelt er auf eine Art, die ihn so sehr verändert.
Dieses Lächeln ist ohne jede Spur von Spott, auch nicht ärgerlich, aber auch nicht beschämt.
Es ist ein gutes, siegesgewisses Lächeln.
Und dann zieht er sie nochmals an sich und küßt sie.
Ihr Herz schlägt nun schneller, dies spürt er sofort, als sie an seiner Brust liegt.
Nun ist sie voller Feuer, welches sie unter Kontrolle und zurückhalten möchte.
Für einen Moment gelingt ihr das nicht.
Er spürt wie ihre Lippen unter seinen zucken.
Er spürt auch, wie sie zu zittern beginnt.
Und nun weiß er, daß er sie in eine Art Panik versetzt hat und sie sich gleich mit beiden Händen wehren
wird.
Sie bringt es nicht mehr fertig, kühl und starr wie ein Stein zu bleiben.
Doch er hat sie wütend gemacht.
Sie wird sich gleich in eine wilde Katze verwandeln.
Da gibt er sie frei und tritt zurück.
»Jetzt bist du aus deinem Panzer gesprungen «, sagt er.
»Und du wirst diese Minute nicht mehr vergessen können.
Gib mir nur eine Chance! Bezwinge deine Furcht.
Denn schließlich liegt es auch an der Frau, ob ein Mann sie länger liebt als drei Wochen.
« Er geht zu seinem Pferd hinüber, sitzt auf und reitet davon.
Er folgt einem Pfad, der ihn vom Creek weg nach Norden führt.
Als er zwischen zwei haushohen Felsen hindurch ist, die wie die verwitterten Türme einer alten Burg
anmuten, trifft er auf drei Reiter.
Ihm wird klar, daß diese drei Reiter hier auf ihn gewartet haben, weil sie ihn schon vor einiger Zeit
sichteten und seinen Weg berechnen konnten.
Es sind Fay Mannen und zwei Reiter, die er nicht kennt.
Doch er weiß schon nach dem ersten, schnellen prüfenden Blick, daß es zwei Männer sind, die nicht zum
Durchschnitt gehören.
Fay Mannen sitzt heute nicht so stolz im Sattel wie an jenem Tag, da er von Jim Calhoun den hohen
Herdenzoll verlangte.
Man sieht ihm den harten Kampf wahrhaftig stärker an als Jim Calhoun.
In diesem Moment verspürt Jim eine besonders starke Dankbarkeit daß Pat Wayne zu ihm gekommen ist
und ihm so sehr geholfen hat.
Fay Mannens Gesicht weist die Spuren von Jims Fäusten auf, und nun ver- zieht es sich zu einem schiefen
Lächeln.
Er fragt: »Nun, Freund Jim Calhoun, wohin des Weges?« »Nirgendwohin«, erwidert Jim.
»Reiten ist gut für schmerzende Muskeln.
Und warum habt ihr mich hier erwartet? Wolltet ihr mir nur klarmachen, daß ihr mich in diesem Land auf
ähnliche Art immer wieder stellen und einkeilen könnt - oder ist das nur ein Zufall jetzt?« Sie betrachten
ihn nun alle drei unverkennbar lauernd.
Dann sagt Fay Mannen: »Da gibt es einen Mann, dem wir verpflichtet sind.
Dieser Mann bat mich, mit dir so eine Art Waffenstillstand zu schließen, wenn.
« Er verstummt zögernd, und sein Blick wird mißtrauisch und forschend.
Auch die beiden anderen Männer haben nun diesen mißtrauischen, lauernden und wachsamen Blick.
Jim Calhoun verspürt einige Sorge.
Wenn er sie jetzt unschädlich machen könnte.
Aber dieser Gedanke schwindet schnell wieder.
Jeder dieser drei gefährlichen Burschen ist ihm gewachsen.
Und überdies wäre mit ihrer Vernichtung das Problem noch längst nicht gelöst.
Denn ihre Hintermänner könnten gewiß Ersatz für sie finden.
»Ich weiß«, sagt Jim Calhoun zu Fay Mannen, als dieser so zögernd verstummt.
»Ein wichtiger Mann bot mir einen Job an, und er sagte mir, daß ich dann auch bestimmt keinen Verdruß
mit dir bekommen würde, Fay Mannen.
Ich muß zugeben, daß mir diese Aussicht besonders gefiel.
Wißt ihr, ich war etwas neidisch auf euch, als ich sah, wie schnell und leicht ihr hier das Geld verdient.
Gewiß, ich legte euch dann rein, weil ich das Geld verspielte, bevor ihr euren Anteil davon bekommen
konntet.
Doch ich werde diesen Ed Philbrook bestimmt einmal am Spieltisch schlagen und ihm all das Geld wieder
abnehmen.
Dann bezahle ich mit Vergnügen meine Schulden bei euch.
Ich möchte keinen Streit.
Und ich entschloß mich inzwischen auch, den an- gebotenen Job anzunehmen.
Das macht uns zu Partnern, nicht wahr?« Sie starren ihn schweigend an.
Er spürt ihre scharfe Wachsamkeit und ihr lauerndes Mißtrauen wie einen körperlichen Anprall.
Doch sie weisen ihn nicht zurück.
Brian Davis muß starken Einfluß auf sie ausüben.
Zugleich aber auch haben sie Jim Calhoun als gefährlichen Burschen erkannt, den sie näher ergründen
möchten.
Sie wollen ihn lieber bei sich behalten als aus den Augen verlieren.
»Komm mit uns«, sagt Fay Mannen knapp.
»Du mußt dich daran gewöhnen, daß ich die Befehle gebe.
An zweiter Stelle steht Jack Silverheels, und danach kommt Don Carreras.
Wir halten strenge Disziplin, und du wirst dich einordnen müssen.
Nun, wir werden noch herausfinden, was du auf dem Kasten hast.
Wenn du nur Durchschnitt oder gar eine Niete bist, wird dein großer Gönner, der wohl davon sehr
beeindruckt war, daß wir unentschieden kämpften, mit dem Daumen nach unten zeigen, wenn ich ihn
frage, ob.
« Er verstummt, doch es ist völlig klar, was er meint.
Sie reiten nun weiter.
Jim Calhoun ist jetzt der vierte Mann.
Sie reiten etwa fünfzehn Meilen nach Nordosten, und obwohl die Hügel nicht hoch sind, ist das Land
unübersichtlich und bietet tausend Verstecke in all den vielen Senken und trockenen Arroyos, die
manchmal ein Gewirr von schmalen Schluchten bilden.
Am Nachmittag kommen sie in eine weite Senke.
Es gibt einen See.
Rinder weiden überall.
Dicht beim See steht eine kleine Ranch, deren Korrals mit Rindern und Pferden gefüllt sind.
Als sie nahe genug sind, erkennt Jim einige Männer, die mit dem Bränden von Rindern beschäftigt sind.
Wahrscheinlich ändert man hier die Brandzeichen gestohlener Rinder.
Jim muß jetzt an die Herde seines Bruders denken, die in Stampede ver- setzt worden war und sich
sicherlich weit verstreute.
Die Mannschaft wurde verjagt, der Herdenboß kam ums Leben.
So werden die Rinder herrenlos.
Es ist alles sehr einfach zu begreifen für Jim.
Erschreckend ist jedoch, wie offen und selbstverständlich die Banditen hier in Kansas ihrem Gewerbe
nachgehen.
Diese einstigen Guerillas haben mächtige Gönner.
Es ist nicht viel anders, als hätte man ihnen Kaperbriefe ausgestellt und ließe sie ungestört, solange sie
sich nur an die Texasherden halten.
Als die Reiter dann nahe genug bei den Corrals sind, erkennt Jim, daß er sich nicht täuschte.
Hier werden die Brandzeichen von Rindern gefälscht.
Er sitzt dann mit den drei anderen Reitern ab und führt sein Pferd in einen Corral.
Im benachbarten Corral sind viele Pferde.
Es sind durchweg erstklassige Tiere, die zusammen ein Vermögen wert sind.
Und eines dieser Pferde erkennt Jim sofort wieder.
Es ist der große graue Wallach seines Bruders.
Diese Erkenntnis durchfährt ihn wie der scharfe Schmerz eines Messerstiches.
Da ist also das Lieblingspferd seines Bruders.
Vielleicht saß er auf diesem Tier, als die Banditen ihn angriffen.
Jetzt ist es hier auf dieser Ranch.
Also muß die Bande hier jene sein, mit der sein Bruder Joe damals kämpfte, die ihn tötete, seine
Mannschaft zerschlug und seine Herde in Stampede .
versetzte.
Ich bin hier richtig, denkt Jim Calhoun, indes er sein Pferd versorgt und dann mit den drei anderen
Männern zum Ranchhaus geht.
Mannen, Carreras und Silverheels sind hier offensichtlich daheim.
Ein Chinese taucht in der Küchentür auf und verschwindet wieder, offenbar, um schnell für vier Männer
ein Essen zu machen.
»Du kannst dich hier wie zu Hause fühlen«, sagt Fay Mannen zu Jim Calhoun.
»Wir bleiben bis morgen mittag hier.
Dann reiten wir nach Süden, um die nächste Texasherde zu empfangen.
Alle anderen Jungens kommen mit ihren Mannschaften hier vorbei und holen sich meine Befehle.
Du wirst sie also fast alle kennenlernen.
Du kannst bei uns im Ranchhaus schlafen.
Aber entferne dich nur nicht ohne unsere Erlaubnis.
Bis du dich bewährt hast und wirklich zu uns gehörst, wird dich immer einer von uns im Auge behalten.
« Jim nickt wortlos.
Am nächsten Tag kommen die ersten Reiter.
Es ist eine Mannschaft von mehr als zwei Dutzend hartbeiniger Burschen.
Sie kommen von irgendwoher aus einem verborgenen Camp.
Unter dieser Mannschaft befinden sich mehr Halbblutmänner und Mexikaner, als es sonst üblich ist.
Don Carreras winkt ihnen zu; es sind also seine Leute.
Sie sitzen ab, tränken ihre Pferde und erfrischen sich ebenfalls etwas.
Don Carreras ist im Haus verschwunden und kommt nun wieder fertig zum Reiten heraus.
Er geht zu den Corrals hinüber, spricht unterwegs mit einigen seiner Männer und fängt sich dann seinen
schnellen Rappen heraus.
Auf diesem Rappen kommt er noch einmal vor die Veranda geritten.
»Es bleibt also bei unserem alten Plan«, sagt er.
»Wenn die Treibmannschaft euch angreifen und es mit euch zu einem Kampf kommen sollte, so stoße ich
aus dem Hinterhalt vor und jage die schwach bewachte Herde in Stampede davon.
« Fay Mannen nickt.
»Diesmal bleibt es noch bei unserer alten Taktik.
Wir werden sie erst später ändern müssen.
Viel Glück, Don!« Dieser lächelt blitzend.
Man sieht ihm an, daß es ihm Spaß bereitet, mit einer wilden und verwegenen Mannschaft eine große
Herde zu rauben.
Reiten, jagen, kämpfen, dies ist richtig für ihn.
Jim Calhoun muß an seinen Bruder denken.
Dessen Herde war auch in Stampede versetzt worden, als er selbst mit seinen Reitern den Weg
freikämpfen wollte.
Nun weiß Jim mit ziemlicher Sicherheit, wer seines Bruders Herde davonjagte: Don Carreras.
Also hat Joe gegen Fay Mannen und Jack Silverheels und deren Männer gekämpft.
Also sind sie für seinen Tod verantwortlich zu machen - nicht nur für seinen Tod.
Im vergangenen Jahr starben die Texaner zu Dutzenden hier an der Kansasgrenze oder zumindest
zwischen ihr und dem Arkansas River.
»Mit wem reite ich, solltet ihr euch trennen?« Dies fragt Jim nun ruhig.
Jack Silverheels reagiert gar nicht auf seine Frage, sondern blickt von seinem Sitz aus über die
Verandabrüstung hinweg in die Ferne.
Doch Fay Mannen sieht ihn mit glitzernden Augen an.
»Du bleibst bei mir - immer bei mir«, sagt Mannen kehlig.
»Ich habe dir doch schon gesagt, daß wir füreinander bestimmt sind - so oder so.
« Er hebt seine Hand und streicht mit zitternden Fingerspitzen über die zerschlagenen Stellen in seinem
Gesicht, die Jims Fäuste verursachten.
»Wir brauchen diesen Brian Davis«, sagte er.
»Er ist ein maßgebendes Mitglied der Vereinigung der Kansas-Rancher.
Und diese mächtige Ranchervereinigung sorgt dafür, daß wir den Texanern die Haut abziehen können und
die Armee oder das Gesetz hier in Kansas offiziell von uns keine Kenntnis nimmt.
Verstehst du das? Wir sind da und sind offiziell doch nicht vorhanden.
Dazu brauchen wir Brian Davis.
Und Davis besteht auf einem Waffenstillstand zwischen dir und mir.
Mir ist es die Sache wert.
Doch wenn wir Davis eines Tages nicht mehr brauchen sollten - oder wenn er auf dich keinen Wert mehr
legen sollte, nun, dann werden wir beide noch einen Gang machen.
« Jim Calhoun nickt langsam.
Und weil er an seinen Bruder denkt, der tot ist, sagt er: »Das glaube ich auch, Fay Mannen.
Ich sehe es wahrhaftig kommen, daß du es noch einmal versuchen wirst.
« In seiner Stimme ist eine solche Ruhe, daß Fay Mannen ihn etwas überrascht betrachtet.
Jack Silverheels lacht plötzlich auf seine leise ironische Art.
»Jetzt macht ihr mich langsam neugierig darauf, wer der schnellere Mann von euch sein wird«, sagt er.
»Macht nur so weiter, dann beginne ich tatsächlich noch Wetten abzuschließen.
« »Auf wen?« Fay Mannen schnappt es impulsiv, und noch bevor er es richtig ausgesprochen hat, bereut
er die schnelle Frage.
Der wilde Ärger leuchtet in seinen Augen.
Er will offensichtlich keine Antwort auf seine Frage, denn er erhebt sich und tritt an den Rand der
Veranda.
Er späht in die Ferne.
»Dort kommen meine Leute«, sagt er.
»Wir reiten sofort weiter.
« Fay Mannen führt seine Reiter im Bogen um die Stadt herum.
Am Nachmittag erreichen sie die Furt des Arkansas River, und sie sehen die Staubwolke der Herde in der
Ferne.
Obwohl die Rinder längst den Fluß wittern und sich von den Treibern schneller treiben lassen, wird noch
mehr als eine Stunde vergehen, bis die ersten Tiere den langen Uferhang hinunter zur , Furt trotten.
Fay Mannen schickt einige Reiter hinüber, dann gestattet er den anderen eine Pause.
Die Männer versorgen zuerst ihre Pferde, denn sie sind damit heute schon etwa dreißig Meilen geritten.
Nur Fay Mannen und Jim Calhoun, die ja erst von der Ranch aus mitritten, legten etwa fünfzehn Meilen
zurück und haben deshalb frischere Tiere.
Als Jim dann sein Pferd versorgt hat, hockt er sich in den Schatten eines Bu- sches und beobachtet die
Bande.
Es sind üble Burschen.
Manche haben Schnaps in ihren Wasserflaschen.
Überall bilden sich Gruppen, die entweder würfeln oder pokern.
Langsam vergeht die Zeit.
Fay Mannen erhebt sich plötzlich und geht zu seinem Pferd.
Auch Jim und die anderen Reiter des wilden Rudels tun es.
Denn drüben kommen nun die drei Burschen zurück, die Fay Mannen über den Fluß schickte.
Nicht weit hinter diesen drei Reitern folgen ein volles Dutzend Texaner.
Es sind Reiter der Treibherde, ausgesuchte Kämpfer, die den Herdenboß begleiten.
Den Boß aber kennt Jim.
Es ist Adam Texterlee, ein typischer Texaner, rotblond, hager und völlig furchtlos.
Fay Mannen winkt Jim Calhoun neben sich und führt dann seine starke Mannschaft zur Furt hinunter in
den Fluß.
Sie sind in gewaltiger Überzahl, fast viermal so zahlreich.
Doch die Texas-Mannschaft zeigt äußerlich keine Furcht.
Sie folgen ihrem Boß in das Wasser der Furt.
In der Mitte treffen sie sich, halten an und betrachten sich.
Jim erwidert Adam Texterlees Blick und spürt deutlich, daß dieser ihn erkennt.
Texterlee spuckt plötzlich zur Seite in den Fluß.
»Ihr habt ja sogar Texaner bei euch«, sagt er.
»Nun, es gibt immer wieder einen Hund, der mit den Wölfen jagen geht.
Wer ist hier der Mann, mit dem ich reden muß?« Fay Mannen hat seine Hände über dem Sattelhorn
liegen.
Nun hebt er leicht einen Finger.
»Es gibt nicht viel zu reden«, sagt er.
»Texasherden müssen hier einen Zoll bezahlen.
Denn für uns ist der Krieg noch nicht beendet.
Wir ziehen immer noch jedem Texaner das Fell über die Ohren, der nicht kuscht.
Drei Dollar für jedes Tier - oder ihr kommt nicht über den Fluß.
« Adam Texterlee hat schmale Augen, und sein Texanerbart bewegt sich, weil er darunter die Lippen
zusammenpreßt.
»Ich habe einige tüchtige Jungens hinter mir«, sagt er.
»Und wenn wir zwischen euch fahren, so werdet ihr euch bald gar nicht mehr so großartig und überlegen
vorkommen.
Mit euch Strolchen nehmen wir es auf! Macht uns lieber den Weg frei, bevor wir rauh werden!« Es ist die
ganze stolze Härte und Furchtlosigkeit eines Texaners in seinen Worten.
Fay Mannen weiß das, und er hat es einkalkuliert.
Er deutet nach links über den Fluß.
Dort taucht nun Jack Silverheels auf.
Er und seine Männer kommen drüben am Ufer entlang.
Ganz plötzlich tauchten sie auf, selbst für Jim unerwartet.
Doch sie sind gut eingeplant.
Sie können den Texanern den Rückweg abschneiden.
»Das ist noch nicht alles«, spricht Fay Mannen lässig zu Adam Texterlee.
»Ich habe noch eine dritte Mannschaft.
Sie wird deine Herde angreifen, sobald hier die ersten Schüsse krachen.
Texas, du bist in der Klemme.
Wir haben im vergangenen Jahr eine Menge gelernt und herausgefunden, wie man es machen muß, um
euch Texanern das Fell abzuziehen.
Wie willst du es haben?« In der ersten Sekunde sieht es so aus, als würde Adam Texterlee losschlagen,
ganz einfach einem wilden Verlangen nachgeben.
Doch er überwindet diesen schrecklichen Moment und denkt endlich an seine Männer, deren Treue er so
sicher ist.
Aber gerade diese Treue verpflichtet ihn, ihr Leben nicht für eine aussichtslose und verlorene Sache aufs
Spiel zu setzen.
Denn er erkennt nun, daß er, wenn er kämpft, auf jeden Fall die Herde verliert.
Sein hartes Gesicht verzieht sich.
Er hat wohl ein Würgen im Hals, und er spuckt wieder in den Fluß.
»Ich habe dreitausend Rinder«, sagt er.
»Das bedeutet, daß ich euch Banditen neuntausend Dollar zahlen müßte.
Ja, glaubt ihr denn, daß ich neuntausend Dollar mit mir herumschleppe?« Fay Mannen grinst.
»Wir nehmen auch einen Schuldschein«, sagt er lässig.
»Doch dann kostet der Spaß fünf Dollar pro Stier.
Entweder neuntausend Dollar in bar - oder fünfzehntausend als Schuldschein, bis die Herde in Trau Town
verkauft ist.
Man zahlt nun dreizehn Dollar für jeden Stier.
Aber wenn das Angebot größer wird, sinkt der Preis.
« Der Herdenboß denkt nach und rechnet.
Und gewiß erscheint ihm die Bezahlung mit einem Schuldschein erst einmal ein Ausweg.
Denn jetzt sitzt er in der Klemme.
Vielleicht wird er später nicht mehr in solch eine Klemme geraten.
»Keine falschen Hoffnungen«, sagt Fay Mannen zu ihm.
»Ich kenne deine Gedanken sehr gut, Tex.
Wir werden die Schuldsumme bestimmt kassieren.
Dort in der Stadt haben wir viele Möglichkeiten.
Es ist unsere Stadt, und wir lassen dich nicht wieder fort, bevor du das Geld bezahlt hast.
Das muß dir klar sein, mein Bester.
« Adam Texterlee nickt langsam.
Er macht es nun genauso, wie Jim es machte.
Er holt sein Notizbuch heraus, schreibt eine Schulderklärung aus und fragt nicht einmal nach Fay
Mannens Namen.
Dies ist ein Zeichen dafür, daß er ihn schon kennt und es sich auf dem Texas-Weg längst
herumgesprochen hat, wer bei Trau Town die Herden aufhält.
Er reitet neben Fay Mannen und gibt diesem die Schulderklärung.
Dann reitet er mit seinen Männern zurück.
Fay Mannen grinst ihnen nach.
»Schon wieder solch ein stolzer Tex«, sagt er.
»Hier werden sie alle klein und geben nach.
« Er blickt auf den Zettel in seiner Hand.
Dann blickt er auf Jim Calhoun.
»So erging es dir auch, nicht wahr? Und dann hast du uns um die Schuld- summe betrogen.
Nur weil du mit mir unentschieden kämpfen konntest, fandest du einen Gönner und vorläufigen
Beschützer.
Er wird nun herausfinden, was du wert bist.
- Hier! Das ist die Schulderklärung.
Du wirst die fünfzehntausend Dollar kassieren.
Ich übertrage dir diese Aufgabe, damit du zeigen kannst, was du taugst.
Du kannst dir auch genügend Männer aussuchen.
Du kannst alles so machen, wie du es für richtig hältst.
Was für dich wichtig ist, ist nur, daß du uns das Geld bringst.
Ein Drittel der Summe bekommt dein großer Gönner und Beschützer.
« Jim nimmt den Zettel, und er erkennt die böse Freude in Fay Mannens Augen.
Fay Mannens Haß muß groß sein.
Irgendwie wird er Jim einen bösen Streich spielen.
Jim ahnt und spürt dies schon jetzt.
Als er den Zettel wegsteckt, denkt er bitter daran, wie er die Sache schaffen kann.
Er muß bei Texterlee fünfzehntausend Dollar kassieren - wenn es sein muß, mit Gewalt.
Wenn er es nicht schaffen kann, wird Brian Davis ihn nicht mehr für einen Klassemann halten, den
man auf seiner Seite haben muß.
Das wilde Rudel zerstreut sich nun.
Die meisten Burschen reiten in Gruppen zur Stadt zu.
Andere biegen nach Westen oder Osten aus, um irgendwohin zu reiten.
Es gibt da und dort kleine Siedlungen, in deren Saloons sie sich wohler fühlen.
Auch Fay Mannen reitet zur Stadt.
Jim folgt sehr viel langsamer.
Und noch vor der Stadt trifft er auf seinen Freund und Partner Bart Gannaway.
Obwohl die Abendsonne alle Dinge farbiger erscheinen läßt, macht Bart Gannaway einen recht
blassen Eindruck.
Er sitzt auf seinem Pferd und betrachtet Jim auf eine bittere Art.
»Obwohl ich den wilden Bullen spielte und zum Schluß im Gefängnis schmachtete, hast du dich
überhaupt nicht um mich gekümmert und mich völlig meinem Schicksal überlassen«, sagt Bart
Gannaway.
»Ich hatte keine Zeit«, erwidert Jim sanft.
»Du hast deine Rolle sehr gut gespielt«, erklärt er dann weiter.
»Doch das fiel dir wohl auch nicht besonders schwer.
Nun hält dich jeder für den wilden Stier von Trau Town.
« »Ich habe Stadtverbot«, sagt Bart Gannaway bitter.
»Ich mußte bei Sonnenuntergang die Stadt verlassen.
Und dabei kenne ich doch längst noch nicht alle Mädchen von der Paradiesvogel- Hall.
Als ich vorhin aus der Stadt ritt, lagen sie alle in den oberen Fenstern und winkten mir zu.
Die haben mich alle liebgewonnen.
Nun, sie treffen ja auch nicht alle Tage einen so starken Mann.
Es ist nur schade um das viele Geld.
Allein für das zerstörte Klavier haben sie mir neunhundertsiebzig Dollar berechnet.
Was soll ich denn nun tun?« »Das weiß ich noch nicht genau«, sagt Jim.
»Sieh dich in der Umgebung um, mache dich mit allen Tramps und Schurken bekannt und spiele einen
Burschen, der mit dem Marshai noch etwas abrechnen möchte.
Ich muß auch wissen, welche Herden kommen und ob Rancher oder Herdenbosse dabei sind, die wir
kennen.
Ich muß jetzt einige Zeit in der Stadt bleiben.
Wir treffen uns jede Nacht um Mitternacht hier vor der Stadt.
Ich komme zu Fuß herausgelaufen.
Viel Glück, Bart!« Indes reitet Jim Calhoun in die Stadt, stellt sein Pferd in den Mietstall und geht zum
Abendbrot.
Der Marshai kommt an seinen Tisch, setzt sich, bestellt ebenfalls ein Abendbrot.
Dann sagt er: »Ihr Freund und Partner hat gesagt, daß wir Banditen wären, ihn ausgeplündert hätten und er
uns das noch zurückzahlen würde.
Er hat vierzehn Tage Stadtverbot erhalten.
Wenn er jemals wieder nach Trau Town kommen sollte, so ist er erledigt, sobald er auch nur laut hustet.
Solche Bullen wie ihn liebe ich am wenigsten auf die- ser Welt.
Achten Sie nur auf ihn, Jim Calhoun.
« »Wenn ich kann«, erwidert Jim.
»Doch er und ich, wir sind nicht mehr zusammen.
Wir trieben gemeinsam eine Herde nach Trail Town.
Dies hatte uns für eine Weile zu Partnern gemacht.
Doch ich bin nicht sein Kindermädchen.
« Nach diesen Worten schweigen sie beide eine Weile und essen ihr Abendbrot.
Jim Calhoun betrachtet den Marshai manchmal unauffällig und versucht ihn abzuschätzen.
Doch er kann aus diesem Mann nicht richtig klug werden.
Dieser braunbärtige untersetzte Mann wirkt verschlossen, eigenbrötlerisch und mürrisch.
Aber auf welcher Seite steht er? Der Marshai - er heißt Dick Prince - hebt plötzlich seinen Blick von
seinem Teller und richtet ihn auf Jim.
»Ich weiß«, sagt er, »daß Sie sich Gedanken über mich machen, Jim Calhoun.
Es gibt eine Menge Leute, die denken über mich nach und kommen zu keinem Ergebnis.
Das liegt allein daran, daß niemand von mir glauben kann, daß ich keiner Partei angehöre.
Aber es ist so, daß man mich wirklich nicht kaufen kann wie einen Revolvermann.
« Prince macht eine kleine Pause, und er hält dabei Messer und Gabel in den Fäusten und rechts und links
von seinem Teller nach oben gerichtet.
»Sie sind mit Fay Mannen und dieser Banditenbande geritten«, sagt er dann bedächtig.
»Sie haben sich von Brian Davis einkaufen lassen und diesem Philbrook einen Korb gegeben.
Doch Philbrook ist anständiger.
Ich denke immerzu darüber nach, warum Sie so schnell Ihr ganzes Geld an Philbrook verspielten, warum
Sie mit Fay Mannen einen Kampf hatten und warum Sie dennoch mit ihm reiten.
Brian Davis muß großen Einfluß auf Fay Mannen haben.
Ich wußte das schon, doch nun wurde es mir bestätigt.
Was für ein Spiel spielen Sie, Jim Calhoun?« »Ich verdiene Geld«, sagt dieser.
»Und ich brauche nicht noch einmal gegen Fay Mannen zu kämpfen.
Dies sind zwei gute Gründe, nicht wahr, Marshai?« »Das scheint so«, nickt dieser und beendet dann
wortlos sein Abendmahl.
Mit einem Kopfnicken geht er hinaus, um die erste Abendrunde durch die Stadt zu machen.
Zwei Tage vergehen ohne besondere Zwischenfälle.
Die brüllende Herde wird in diesen zwei Tagen gezählt und verladen.
Und am Ende dieses zweiten Tages bekommt der Texas-Rancher Adam Texterlee in der Trau Town Bank
genau neununddreißigtausend Dollar ausgezahlt und quittiert dafür dem Viehaufkäufer den Empfang des
Kaufpreises.
Der Texaner hat vier seiner Männer bei sich, scharfgesichtige und hartäugige Burschen, die ihre Revolver
tief an die Oberschenkel geschnallt tragen.
Jim Calhoun steht an der nächsten Straßenecke, als sie aus der Bank kommen und zum Kansas Saloon
gehen, wo die ganze Mannschaft das Hinterzimmer mit Beschlag belegt hat.
Als sie bei Jim Calhoun sind, ist der Abend noch hell genug, so daß sie ihn erkennen.
Sie halten inne und bilden eine drohende Gruppe.
Adam Texterlee sagt: »Jim, ich erkannte dich sofort wieder, und ich sage dir, daß dein Vater sich im
Grabe umdrehen würde, wüßte er, was aus seinem ältesten Sohn geworden ist.
Wenn ich etwas nicht leiden kann, dann sind es Texaner, die zu Verrätern an Texanern wurden.
Solche Hundesöhne stinken besonders schlimm.
Aber es trifft sich gut, daß wir dich hier treffen.
Du kannst diesem Fay Mannen, neben dem du vor zwei Tagen so stolz im Sattel saßest, sagen, daß er von
mir keinen Cent erhalten wird.
Er soll es nur wagen, hier in der Stadt mit uns einen Kampf anzufangen.
Sag ihm das!« »Es sind mehr als ein halbes Hundert Buschräuber in der Stadt«, murmelt Jim bitter.
»Ich wurde beauftragt, die Schuldsumme zu kassieren.
Das läßt sich nicht ändern.
Diese Bande würde in der Stadt ein Exempel statuieren mit euch, damit nie wieder jemand versucht, sich
um die Bezahlung zu drücken.
Es würde Blut fließen und Tote geben.
Texterlee, Sie haben es mit echten Guerillas zu tun.
« »Und ihr Banditen habt es mit Texanern zu tun.
Die Chancen sind jetzt besser verteilt.
Nun könnt ihr hinter unserem Rücken keine Herde mehr davonjagen.
Davor hatte ich die meiste Angst.
Aber jetzt! Jetzt kann ich.dich endlich ins Gesicht schlagen, du Hundesohn. « Er hebt seine Hand und
schlägt sie Jim klatschend ins Gesicht.
Und wenn du nun einen Revolverkampf haben möchtest, so wirst du ihn bekommen !« Jim Calhoun hebt
seine Hand und wischt sich das Blut von den Lippen.
Sonst bewegt er sich nicht, denn er weiß, daß die vier Begleiter des Texas-Ranchers nur darauf warten,
daß er ihren Boß angreift.
Sie würden über ihn herfallen wie über einen tollwütigen Hund, der einen von ihnen beißen will.
Und dennoch ist in Jim ein wilder Zorn.
Denn er weiß, daß er bald noch mehr solche Beleidigungen wird einstecken müssen, und wenn er sie
einsteckt, ohne sofort zurückzuschlagen, so wird man ihn überdies auch noch für einen Feigling halten.
Doch er kann nicht zurückschlagen.
Texterlee und all die anderen uneingeweihten Texaner verkennen ihn.
Aber er ist doch hier, um ihnen den Weg freizumachen.
Er kann sich nicht mit ihnen herumschießen, nur weil sie ihn für einen Lumpen halten.
Er holt langsam Atem und zählt in Gedanken bis zehn.
Als er dann zu sprechen beginnt, klingt seine Stimme wieder einigermaßen beherrscht.
Er sagt: »Texterlee, dafür werden Sie sich noch entschuldigen.
Und überdies ist es leicht einen Mann zu schlagen, wenn man eine Leibwache bei sich hat.
« Er geht davon.
Die fünf Texas-Männer starren ihm nach Jim Calhoun hat scharf nachgedacht, wie er es an Adam
Texterlees Stelle machen würde.
Und als er sich darüber klar ist, da ist er ziemlich sicher, daß der Rancher mit dem Geld und den vier
Leibwächtern morgen mit der ersten Postkutsche nach Süden fahren wird.
Sie werden nicht reiten, sondern eine Überlandpost nehmen.
Auf diese Weise kommen sie schneller heim, da die Postkutschen fast alle zwanzig Meilen frische
Gespanne erhalten und auf längere Strecken jeden Reiter schlagen, der sein Pferd nicht so oft wechseln
kann.
Und bestimmt werden sie vorher versuchen, einige Stunden Schlaf zu bekommen.
Adam Texterlee wird seinen vier Männern, die ihm zuliebe auf all den Spaß verzichten, den die anderen
Männer der Mannschaft bekommen, gewiß keine schlechte Unterkunft bieten.
Das beste Hotel wird gerade richtig sein für sie.
Als Jim mit seinen Vermutungen soweit ist, geht er zu dem Hotel, in dem er selbst wohnt.
Jim betritt leise die Halle des Hotels.
Der Portier ist nicht hinter seinem Pult.
Jim dreht das Gästebuch herum und kann binnen einer halben Minute feststellen, daß Adam Texterlee drei
Zimmer gemietet hat.
Es handelt sich um ein Einzelzimmer und zwei Doppelzimmer.
Die Doppelzimmer liegen zu beiden Seiten des Einzelzimmers.
Damit ist für Jim die Sache schon völlig klar.
Er holt den Zimmerschlüssel des Einzelzimmers vom Schlüsselbrett und betrachtet ihn.
Es ist ein recht einfacher Schlüssel.
Jim lächelt bitter.
Er tritt in die Nische, in der der Nachtportier ein Ruhelager stehen hat, und findet dort eine Kaffeetasse, in
der sich außer etwas Kaffeesatz auch noch ein Kaffeelöffel befindet.
Er nimmt den Kaffeelöffel und holt seine Zimmerschlüssel vom Haken.
Noch unterwegs auf der Treppe bricht er den Stiel vom Löffel ab.
Er zieht seinen Revolver und steckt das dünnere Ende des Löffelstieles so tief in den Revolverlauf, wie ein
Schlüsselbart lang ist.
Dann biegt er das längere Ende des Stiels ab und hat nun einen sehr primitiven Nachschlüssel.
Es gehören nun Fingerspitzengefühl und einige Kenntnisse von der Beschaffenheit des Schlosses dazu,
um es mit diesem Ding öffnen zu können.
Auch muß sich der Riegel leicht schieben lassen, nachdem die Zuhaltung ausgerastet ist.
Jim Calhoun schafft es beim ersten Versuch.
Als er im Zimmer ist, schließt er von innen auf die gleiche Weise wieder ab.
Er zündet ein Zündholz an und sieht sich um.
Der beste Platz ist der Winkel hinter der Tür.
Jim geht zum Fenster und beugt sich hinaus.
Er kann die Hauptstraße gut beobachten und wird Adam Texterlee und dessen Männer zum Hotel
kommen sehen.
Er braucht nicht lange zu warten - keine Stunde.
Doch indes er am Fenster steht und wartet, fällt ihm etwas anderes auf.
Viele Reiter verlassen die Stadt.
Es sind fast alle jene Burschen, die mit Fay Mannen und Don Carreras ritten, also Buschräuber.
Fay Mannen hat also bestimmte Befehle ausgegeben.
Er schickt seine Leute aus der Stadt.
Jim Calhoun denkt darüber nach, und nun ist sein Lächeln besonders bitter.
Obwohl er von Fay Mannen keine tätige Hilfe wollte, hätte die Anwesenheit der Banditen doch dafür
gesorgt, daß die Texaner sich im Zaum hielten.
Doch jetzt.
? Was werden sie tun, wenn ihrem Boß das Geld abgenommen wurde? Diese Frage stellt Jim sich.
Und dann fragt er sich noch etwas, nämlich: Soll er bei Adam Texterlee die fünfzehntausend Dollar
überhaupt kassieren? Es geht gegen das Gesetz, und es macht ihn zum Gehilfen von Landfriedensbrechern
und Erpressern: Aber wie soll er sich sonst Brian Davis' Vertrauen erwerben? Wie soll er sonst über Brian
Davis an dessen Hintermänner herankommen können? Er könnte Fay Mannen keinen größeren Gefallen
tun, als jetzt zu versagen oder aufzugeben.
Es geht hier nicht um fünfzehntausend Dollar, die er einem Texas-Rancher nimmt.
Es geht hier darum, daß er den texanischen Rinderherden den Weg freikämpft.
Und überdies hat ihm die Rinderzüchter-Vereinigung von Texas zugesichert, für solche Schäden
aufkommen zu wollen.
Im schlimmsten Fall wird Adam Texterlee also sein Geld von dieser Rinderzüchter-Vereinigung
zurückerhalten.
Jim Calhoun braucht nicht lange nachzudenken.
Er wird es tun, und er wird nichts unversucht lassen, daß es unblutig abgeht.
Er sieht dann etwas später die fünf Texaner aus dem Kansas Saloon kommen.
Sie sind wachsam und würden wahrhaftig nicht so leicht zu überrumpeln sein.
Er zieht sich ins Zimmer zurück und stellt sich in den Winkel neben den Türangeln.
Wenig später hört er die Texaner sporenklirrend die Treppe emporkommen.
Er hört ihre Stimmen.
Dann sagt Adam Texterlee vor der Tür: »Also, Jungens, ich schlafe in eurer Mitte.
Die Wände werden sicherlich nicht so dick sein, daß ihr mich nicht hören könntet, wenn ich rufe.
« Er schließt nun die Tür auf und öffnet sie.
Jim wird von der Tür verdeckt.
Vom Gang fällt Lichtschein ins Zimmer.
Alle fünf Männer stehen in oder vor der Tür und blicken herein.
»Ihr seht, daß es leer ist.
Und ich schließe sofort hinter mir ab.
Schlaft gut, Jungens, doch nicht zu fest.
Man wird uns eine Stunde vor Abfahrt der Kutsche wecken.
Also!« Adam Texterlee kommt ins Zimmer.
Er schließt die Tür und dreht von innen den Schlüssel herum.
Dabei hat er Jim halb den Rücken zugewandt.
Es ist wieder dunkel im Zimmer.
Nur durch das Fenster sickert etwas Licht herein, denn draußen auf der Straße und am Nachthimmel ist
natürlich eine gewisse Helligkeit.
Der Texas-Rancher geht zum Tisch.
Er setzt die schwere Geldtasche ab und zündet ein Streichholz an.
Als dann die Lampe brennt und der Rancher sich mit einem zufriedenen Brummen dem Bett zuwendet, da
erblickt er endlich Jim Calhoun: Sein Mund öffnet sich, und er holt auch schon tief Atem- doch er hält
dann doch den wilden Schrei zurück und stöhnt nur.
Denn er blickt in Jims Revolvermündung und danach in Jims Augen.
Er erkennt in diesen Augen einen harten und ehernen Entschluß.
Er deutet diesen Ausdruck zwar etwas falsch, doch gerade dies veranlaßt ihn dazu, keinerlei Risiko
einzugehen.
Er hebt die Hände und knirscht dabei mit den Zähnen Dann erst sagt er mit vor Grimm tonloser Stimme:
»Oh, du Hundesohn!« »Dies ist genau die richtige Lautstärke «, erwidert Jim auf die gleiche leise und fast
tonlose Art.
»Nur nicht lauter reden.
Denn wenn Ihre rauhen Jungens etwas merken und mich bedrängen, dann bekommen Sie's zuerst von mir.
« »Du Bandit, du elender, schuftiger Abtrünniger! Du bist aus Texas und machst gemeinsame Sache mit
diesen Buschräubern, die immer noch gegen uns Texaner Krieg führen, weil.
« Die Stimme versagt ihm nun völlig.
Er findet offenbar auch jedes weitere Wort überflüssig.
Eine Weile starren sie sich im Lampenschein an.
Jim ist einen Moment versucht, diesem Texas-Rancher die Wahrheit zu gestehen, ihn also einzu- weihen
und um Mithilfe zu bitten.
Doch der Mann würde ihm sicherlich nicht glauben und die ganze Geschichte nur als einen Trick ansehen,
um möglichst gewaltlos und leicht an sein Geld zu kommen.
Auch wäre es gefährlich, einen Mann in das gefährliche Spiel einzuweihen, den er nicht kennt.
Er tritt näher an ihn heran, drückt ihm die Revolvermündung dicht über der Gürtelschnalle gegen den Leib
und nimmt sich dessen Revolver.
Dann tritt er einen Schritt zurück und sagt: »Ich bin gekommen, um fünfzehntausend Dollar zu kassieren.
« Er schiebt den einen Colt hinter seinen Hosenbund und holt nun den Schuldschein des Ranchers aus der
Hemdtasche.
»Fünfzehntausend Dollar«, sagt er nochmals.
Damit ist eigentlich alles gesagt.
Doch der Rancher zögert und atmet schwer.
In seinen graublauen Augen funkelt es plötzlich.
Er will sich folgsam bewegen, um die Tasche aufzunehmen, die neben dem Tisch am Boden "steht.
Jim spürt plötzlich eine Gefahr.
»Halt!« sagt er scharf, wenn auch leise.
Der Rancher erstarrt, und in seine funkelnden Augen tritt nun der Ausdruck einer Resignation.
Jim aber hebt die Tasche auf, stellt sie auf den Tisch und öffnet sie.
Sie ist gefüllt mit Geld, mit Scheinen und Hartgeld.
Doch obenauf liegt ein Revolver.
Der Rancher wollte die Tasche auf den Tisch stellen und öffnen.
Er hätte hineingegriffen, wie wenn er das Geld herausnehmen wollte.
Doch er würde bestimmt durch die Tasche geschossen haben.
Jim nimmt auch diesen Revolver an sich.
Dann sagt er: »Jetzt können Sie den Betrag abzählen.
Ich nehme große Scheine.
Also, los!« Nun klopft es von nebenan.
Eine Stimme fragt im Nebenzimmer: »Boß, ist alles in Ordnung?« Jim erkennt in Adam Texterlees
graublauen Augen die Versuchung.
Doch er sagt nichts.
Er hebt nur etwas seinen Revolver.
Texterlee seufzt leise.
Dann fragt er heiser: »Warum soll denn etwas nicht in Ordnung sein?« Jim zischt plötzlich scharf: »Keine
Namen nennen!« Denn er hat den Eindruck, als wollte Texterlee seiner Gegenfrage einen Namen zufügen.
Das hätte sich dann ganz harmlos angehört, etwa so: Warum soll denn etwas nicht in Ordnung sein, Bill?«
Denn wenn keiner von Texterlees Leuten den Namen, den Texterlee genannt hätte, besitzt, so wären sie
zumindest mißtrauisch geworden.
Jim erkennt im letzten Moment die Möglichkeit, ihn reinzulegen.
Denn er kennt die Namen der vier Männer nicht.
Texterlee, der irgendeinen Namen schon auf den Lippen hatte, ihn nennen wollte, hält ihn zurück.
Vielmehr sagt er laut, so daß man es gewiß im benachbarten Zimmer hören kann: »Es ist alles in Ordnung,
Jungens!« Jim lächelt ihn grimmig an.
Texterlee grinst schief zurück.
Dann flüstert er bitte1": »Sie sind ein gerissener Bursche, Jim Calhoun.
Doch Sie sind bald in ganz Texas erledigt.
Nicht einmal mehr ein kranker, tauber und blinder Hund wird in Texas noch ein Stück Brot von Ihnen
nehmen.
Ich werde dafür sorgen, daß man auf Ihren Namen spuckt.
« Jim nickt.
»Fangen Sie an zu zählen«, sagt er.
»Fünfzehntausend Dollar, keinen weniger und keinen mehr.
« Sie sprechen dann nicht mehr.
Der Rancher zählt.
Jim stopft sich die Scheine unter das Hemd.
Dann deutet er auf das Bett.
»Kriechen Sie unter das Bett«, sagt er.
»Warum das?« »Ich brauche einige Sekunden Vorsprung.
Und ich möchte Sie nicht niederschlagen, um diesen Vorsprung zu bekommen.
Ziehen Sie Ihre Hose aus, und kriechen Sie unter das Bett.
« Der Rancher bekommt ein dunkelrotes Gesicht.
»Wenn wir dich in Texas erwischen«, sagt er, »hängen wir dich auf.
« Dann gehorcht er, denn er weiß, daß es dumm von ihm wäre, Jim in Schwierigkeiten zu bringen, solange
dieser ihn in seiner Gewalt hat.
Er ist jetzt sehr daran interessiert, daß Jim verschwindet.
Und so entledigt er sich seiner Stiefel und der Hose, wie er es ohnehin getan haben würde, hätte er sich zu
Bett gelegt.
Jim nimmt Hose und Stiefel und wirft sie aus dem Fenster.
Dann sieht er zu, wie der Mann unter das Bett kriecht.
Er nimmt nun den Schuldschein und holt einen Bleistiftstummel aus der Westentasche.
Er schreibt auf die Rückseite des Schuldscheins: Der umseitig angegebene Betrag wurde von mir kassiert.
Die Rancher- Vereinigung von Texas leistet für diese Summe nach Vorlage dieser Quittung
Schadenersatz.
Er unterschreibt und fügt auch das Datum und den Ort hinzu.
Dann faltet er das Papier und nimmt Adam Texterlees Hut.
Er verbirgt das Papier hinter dem Schweißleder des Hutes und legt diesen wieder neben die Tasche auf
den Tisch zurück.
Da Texterlee unter dem Bett liegt, kann er nicht sehen, was Jim macht.
Vielleicht glaubt der Rancher jetzt, daß Jim sich noch mehr Geld aus der Tasche nimmt.
Jim hört ihn unter dem Bett mit den Zähnen knirschen Der Mann tut ihm irgendwie leid.
Nochmals verspürt er die Versuchung, Texterlee einzuweihen.
Doch er verwirft diesen Gedanken wieder, gleitet zur Tür und schließt leise auf.
»Fangen Sie nur nicht zu früh mit dem Brüllen an, Texterlee«, flüstert er warnend.
Dann gleitet er hinaus.
Er nimmt sich noch die Zeit, mit dem Schlüssel von draußen abzuschließen.
Dann gleitet er den Gang entlang zur Treppe.
Als er sie erreicht hat, beginnt Adam Texterlee in seinem Zimmer zu brüllen und sich mit seinem ganzen
Körpergewicht gegen die Tür zu werfen.
Adam Texterlee ruft wild wie ein Indianer: »Hoi! Los, Jungens! Banditen, Banditen! Verfolgt ihn,
Jungens! Er ist noch auf der Treppe nach unten.
Los, Jungens, er hat das Geld geraubt!« Jim Calhoun verläßt das Hotel durch die Hintertür, denn er glaubt,
daß zumindest einer von Texterlees vier Männern jetzt am Fenster zur Straße mit einem schußbereiten
Colt darauf wartet, daß er nach vorn heraus aus dem Hotel zum Vorschein kommt.
Doch auch diesen Gefallen tut er Texterlee nicht.
Er verläßt den Hof des Hotels, eilt durch Gärten und Gassen.
Einmal hört er noch Texterlee brüllen: »Holt mir meine Hose! Gebt mir eine Hose! Ich kann doch nicht.
« Brian Davis wohnt gleich neben seiner Bank und kann sein Büro auch von seinem Wohnzimmer aus
betreten.
Er sitzt in seinem Büro am Schreibtisch und schreibt einige wichtige Briefe.
Die Tür zu den Bankräumen ist abgeschlossen, doch die andere Tür zu seinem Wohnzimmer ist geöffnet.
Als er hört, daß jemand vom Garten aus an die Fensterläden des Wohnzimmers klopft, erhebt er sich,
nimmt einen Revolver und geht hinüber.
Er fragt dann durch den Fensterladen: »Wer ist dort draußen?« »Calhoun«, klingt es zurück.
»Lassen Sie mich herein zu sich.
Es ist wichtig.
« Brian Davis zögert.
Dann jedoch bewegt er sich zu der Tür, die von seinem Wohnzimmer in den Garten führt.
Jim gleitet in den Raum.
Und nun hört man auch, daß es in der Stadt laut und lebendig wird.
Jemand läuft an der Vorderseite des Hauses auf dem Plankengehsteig entlang, schießt immerzu mit dem
Revolver und ruft gellend: »Texterlee Mannschaft! Hiiieeeyyyaaa! Wo ist die Texteiiee-Mannschaft?
Sammelt euch! - Die Texterlee-Mannschaft - sammelt sich!« Der brüllende Mann ist nun vorbei.
»Was ist das?« Brian Davis fragt es scharf.
Er hält den Revolver immer noch in der Hand.
»Und warum kommen Sie zu mir, Calhoun?« »Hier wird man mich nicht vermuten «, erwidert Jim und
geht zu dem bequemsten Sessel.
Er macht es sich bequem und sagt dann: »Ich habe bei Mr.
Texterlee das Geld kassiert.
Doch Fay Mannens Haß ist größer als sein Gemeinschaftsgeist.
Fay Mannen hat seine Leute aus der Stadt geschickt.
Die Stadt gehört jetzt mehr oder weniger dieser texanischen Treibmannschaft - und die sucht nun nach
mir.
Ich konnte nicht schnell genug aus der Stadt gelangen.
Hier bei Ihnen, Brian Davis, ist es am sichersten.
Ich werde hier in aller Ruhe abwarten können, bis die Texaner die Suche aufgegeben haben und
heimgereist sind.
« Brian Davis nickt leicht.
»Und was werden Sie dann tun, Jim Calhoun?« Er fragt es auf eine hintergründige Art.
Jim sieht ihn ruhig an.
»Dann werde ich zu Fay Mannen reiten und mich bei ihm dafür bedanken, daß er mich im Stich ließ.
Und da ich das Geld kassiert habe und es zu der Bande bringe, wird Fay Mannen gewiß keine
Unterstützung finden.
Oder glauben Sie doch, daß Don Carreras und Jack Silverheels Verständnis dafür haben, daß er sogar
bereit war, auf das Geld zu verzichten, nur um mich reinlegen zu können? Auch mein Pferd ist weg.
Dieser Bursche wollte sich auf eine unfeine Art dafür rächen, daß ich ihn reinlegte und dazu noch
verprügelte.
« Er beginnt nach diesen Worten das Geld unter dem Hemd hervorzuholen und auf dem kleinen Tischchen
neben sich aufzustapeln und zu sortieren.
»Wieviel bekommen Sie denn davon, Brian Davis?« Er fragt es sanft und fügt hinzu: »Denn warum sollte
ich Ihren Anteil nicht sofort bei Ihnen lassen?« Brian Davis legt langsam seinen Revolver fort.
Er trägt ihn in einer Schulterhalfter.
Er leckt sich über die Lippen und streicht sich den grauen Spitzbart, der ihm das Aussehen eines Colonels
gibt.
In seinen Augen ist ein gieriges Funkeln.
Obwohl er Bankier, Hotelbesitzer und Großrancher ist, scheint er dringend Bargeld zu benötigen oder ist
einfach nur geldgierig.
Jim Calhoun hat mal gehört, daß es Leute geben soll, die unheimlich viel Geld besitzen und dennoch von
einer krankhaften Gier nach noch mehr Geld besessen sind.
Sollte auch Brian Davis zu dieser Sorte gehören? »Ein Drittel ist mein Anteil«, sagt Brian Davis heiser
und nähert sich dem Tisch, um das Geld besser betrachten zu können.
»Aber glauben Sie nicht, Calhoun, daß ich einen einzigen Dollar davon für mich behalte.
Meine Freunde und ich, wir müssen immer wieder große Summen an einflußreiche Politiker und hohe
Beamte abführen.
Wenn ich es einmal nicht täte, wäre längst eine Armeeabteilung hier zum Einsatz gekommen und hätte
alle einstigen Guerillabanden zum Teufel gejagt.
« Jim nickt.
»Ich weiß Bescheid«, sagt er.
Er zählt fünftausend Dollar ab und schiebt sie Brian Davis zu.
Das andere Geld stapelt er zu einem handlichen Paket.
Brian Davis verschwindet mit seinem Anteil und bringt ihm dann einen Leinenbeutel für das größere
Geldpaket.
»Wenn Sie Fay Mannen schlagen können und es fertigbringen, daß niemand seiner Partner und Freunde
Partei für ihn ergreift, dann werden Sie bald Fay Mannens Stelle einnehmen können«, sagt er.
»Für diese Banditen zählt nur ein Anführer, der ihnen Geld bringt oder die Möglichkeit verschafft,
welches bekommen zu können.
Wie aber werden Sie mit Jack Silverheels und Don Carreras zurechtkommen? « Jim Calhoun grinst ihn
an.
»Lassen Sie das meine Sorge sein, Brian.
Ich denke immerzu daran, daß diese drei Burschen bei Ihnen ein Geheimkonto auf der Bank haben.
Seitdem Sie mir das sagten, bin ich Ihr Mann.
Aber lassen wir dies bis später.
Es wäre jetzt vielleicht gut, wenn Sie mal durch die Stadt gingen und sich ansähen, was die Texterlee-
Mannschaft nun in Gang bringt.
Es würde sogar auffallen, wenn ein so maßgebender und führender Bürger der Stadt wie Sie sich
nicht darum kümmern würde.
« »Sicher«, sagt Brian Davis sofort.
Er deutet auf ein Sofa.
»Dort können Sie schlafen.
Meine Wirtschafterin ist für einige Tage mit der Bahn nach Kansas City.
Niemand wird Sie stören, Jim.
« Er tritt zur Tür seines Büros, zieht diese zu und schließt sie ab.
Er steckt den Schlüssel in die Tasche und läßt Jim allein.
Dieser hört ihn durch die Diele gehen, die Haustür öffnen und hinter sich abschließen.
Jim Calhoun ist allein in dem Haus.
Er stopft die zehntausend Dollar in den Beutel, den Davis ihm gab, und schiebt den Beutel unter den
Sessel, von dem die Brokatfransen bis zum Boden hängen.
Langsam tritt er zu der Tür, die Brian Davis verschloß, und prüft das Schloß.
Er ist sicher, daß er dieses Schloß nicht mit einem abgebrochenen Löffelstiel wird öffnen können.
Denn es ist kein einfaches Schloß, sondern eines mit mehreren Zuhaltungen.
Er darf diese Tür nicht aufbrechen.
Und dennoch ist er sicher, daß sich im Büro wichtige Dinge befinden müssen.
Sonst würde es Brian Davis nicht abgeschlossen haben.
Jim erinnert sich an die Wirtschafterin, und er fragt sich, ob diese wohl die Schlüssel nach Kansas
City mitgenommen hat.
Eine Wirtschafterin muß zu allen Türen des Hauses Schlüssel besitzen, sonst kann sie nicht für
Ordnung sorgen.
Jim macht sich also auf den Weg und sucht das Zimmer dieser Wirtschafterin.
Er findet es gleich neben der Küche - der Haustür am nächsten gelegen.
Und er findet wenig später auch in einem Schubfach der Wäschekommode einen Schlüsselbund.
Eine Minute später betritt er Brian Davis' Büro.
Er hat keine Sorge, daß Davis sehr bald zurück ins Haus kommen wird.
Denn in der Stadt ist eine ganze Menge Lärm und Bewegung.
Die Texterlee-Mannschaft war noch nicht so betrunken, um völlig auszufallen.
Nun wird sie gewiß in der ganzen Stadt nach ihm suchen.
In Brian Davis' Büro brennt noch die Lampe.
Davis hat sie nicht gelöscht.
Jim aber tritt zum Schreibtisch und betrachtet ein halbes Dutzend Briefe.
Die Anschriften sagen ihm nicht viel.
Er begreift, daß er sie wird lesen müssen.
Und so nimmt er die Briefe und begibt sich damit in die Küche.
Er macht Feuer im Herd und setzt Wasser auf.
Dann hält er die Klebestellen der Briefe über den Wasserdampf, öffnet sie mühelos und setzt sich
dann zu einer sehr interessanten Lektüre nieder.
Es sind ziemlich wichtige Männer, an die Brian Davis schrieb.
Ganz klar geht aus den Briefen hervor, wie die Dinge hier stehen.
Es wird verlangt, daß man die Banditentätigkeit der einstigen Guerillas noch eine Weile unterstützen
möge und dabei den ganzen Einfluß aufbieten müsse.
Zwei der.
Empfänger sind offenbar Abgeordnete, und von ihnen verlangt Brian Davis ein ganz besonderes
Wirksamwerden in zweierlei Hinsicht.
Sie sollen nicht nur mit ihrem ganzen Einfluß und gewiß auch mit Hilfe vieler politischer Händel und
Schachzüge verhindern, daß man die einstigen Guerillabanden bekämpft und auseinanderjagt, nein,
sie sollen auch dafür sorgen, daß man hier in Kansas endlich scharfe Gesetze durchbringt, die den
Texasherden mehr oder weniger verbieten, die Kansasgrenzen zu überschreiten.
Einer dieser Briefe ist jedoch von anderer Art.
Er ist an eine Zeitung gerichtet, die in Kansas City offenbar gegen die Mißstände Stellung nahm.
Brian Davis staucht in dieser Zuschrift den Redakteur schlimm zurecht und wirft ihm vor, den Ruin der
Kansas-Rancher zu wollen.
Der Brief schließt mit den Worten: .
.
.
so wurde Kansas vom Krieg schlimm mitgenommen und zerstört.
In Texas aber konnten sich die Rinder wie Kaninchen vermehren.
Es kann nicht sein, daß die besiegten Texaner nun mit ihren gewaltigen Rinderherden unsere
Mindestpreise unterbieten und ganz Texas sich innerhalb weniger Jahre zu einem Wohlstand
aufschwingen kann, der größer sein würde als hier bei uns in Kansas.
Denn es wäre doch grotesk, würde der Besiegte den Sieger auf diese Art überflügeln können.
.
.
Es folgten dann noch eine Menge Drohungen und Beschimpfungen.
Der Brief hat keine Unterschrift und keinen Absender.
Es handelt sich also um einen anonymen Droh- und Schimpfbrief, wie Zeitungen, die für eine bestimmte
Sache Partei ergreifen oder Mißstände angreifen, immer wieder von der Gegenpartei erhalten.
Jim Calhoun grinst grimmig.
Er nimmt die Briefe, die an die beiden Abgeordneten gerichtet sind, sowie die beiden Schecks über je
zweitausend Dollar, die diesen Briefen beilagen, und steckt sie mit dem anonymen Brief an die Zeitung
zusammen in den Umschlag.
In die beiden nun leeren Umschläge steckt er leere Blätter.
Der Brief an die Zeitung ist zwar etwas dicker geworden, doch die Umschläge sind recht groß und aus
starkem Papier.
Jim hofft, daß Brian Davis die Briefe nicht mehr öffnen wird.
Er findet nun auch in Brian Davis' Schreibtisch den richtigen Klebstoff und macht alles wieder so, wie es
gewesen ist.
Er grinst immer noch bei dem Gedanken, wie sich der Redakteur jener Kansas-City-Zeitung über den
anonymen Schmäh- und Drohbrief ärgern und dann über die beiden anderen Brie- fe freuen wird, die in
der gleichen Handschrift geschrieben wurden und den vollen Namen des Absenders tragen.
Was Jim da angerührt hat, ist ein gefundenes Fressen für eine Zeitung, wie es der >Kansas City Herold<
sein muß.
Es ist ziemlich sicher, daß man alle drei Briefe abdrucken wird.
Und dann werden die beiden angeschriebenen Abgeordneten sicherlich alles abstreiten und behaupten, in
eine Intrige ihrer politischen Gegner hineingeraten zu sein.
Sie werden aber bestimmt nicht mehr tun können, was Brian Davis von ihnen verlangt.
Ja, sie werden sogar das Gegenteil tun müssen.
Und dieses Gegenteil wird gut sein für alle Texas-Rancher.
Jim Calhoun ist plötzlich sehr zufrieden mit seiner heutigen Arbeit.
Er hat zwar einem Texas-Rancher eine Menge Geld abnehmen müssen.
Doch auf diese Art hatte er sich Brian Davis' Vertrauen erwerben können.
Und nun hat er den Texas-Ranchern einen überaus wichtigen Dienst erweisen können.
Da er schon einmal warmes Wasser hat, bereitet er sich noch einen Tee, bedient sich aus den Vorräten der
Küche, macht sich also ein spätes Abendbrot, und legt sich dann im Wohnzimmer auf dem Sofa zur Ruhe.
Es ist schon Mitternacht, als Brian Davis zurückkommt.
Er blieb vor Jims Sofa stehen und blickt auf Jim nieder.
Im schwachen Schein der heruntergedrehten Lampe sieht Brian Davis, wie Jim Calhoun verschlafen die
Augen öffnet.
»Die Texterlee-Mannschaft glaubt nun, daß Sie aus der Stadt entkommen konnten, Jim«, sagt Brian Davis.
»Sie werden bis morgen abend hier bei mir bleiben müssen.
Denn ich möchte wirklich nicht, daß jemand Sie aus meinem Haus kommen sieht.
« »Ich werde mich ausschlafen«, murmelt Jim und dreht sich auf die andere Seite.
Zwei Stunden nach Anbruch der Dunkelheit verläßt er das Haus durch die Hintertür.
Er hat das Geld bei sich.
Als er in den Mietstall tritt, zuckt der Stallmann leicht zusammen.
Er grinst jedoch dann und sagt: »Ihr Pferd ist draußen im Corral.
« Jim nickt.
Er nimmt seinen Sattel und hat wenige Minuten später sein Pferd gesattelt.
Er reitet aus Trau Town, ohne von jemandem erkannt zu werden.
Als er bei der Stelle ist, wo er sich mit Bart Gannaway jede Nacht treffen wollte, fällt ihm wieder ein, daß
Bart Gannaway nun gewiß schon mehr als einmal nutzlos gewartet haben wird.
Auch jetzt werden sie sich wahrscheinlich nicht treffen, denn es ist noch zu früh.
Und dennoch hält Jim Calhoun sein Pferd an und ruft halblaut in die Nacht: »Bart! Bart, bist du hier?« Er
braucht nicht lange zu warten.
Denn es raschelt in den Büschen am Wege.
Dann erkennt Jim die riesige Silhouette des Freundes.
Bart Gannaway kommt näher und tritt dicht an Jims Pferd.
»Ich kam mir schon wie ein Narr vor, den man völlig vergessen hat«, sagt er beleidigt.
»Glaubst du, vielleicht, es macht mir besonderen Spaß, hier vor der Stadt herumzuhocken wie ein Hase im
Busch?« »Verzeih mir, aber ich konnte nicht kommen«, sagt Jim bedauernd.
Dann sitzt er ab.
Sie gehen zu Fuß zu Bart Gannaways Pferd, welches ein Stück weiter von der Straße entfernt zwischen
einigen hohen Bäumen angebunden ist.
Jim erstattet nun einen genauen Bericht und schließt mit den Worten: »Ich konnte mir also Brian Davis'
Vertrauen erwerben, und wenn die Sache mit den Briefen klappt und die Zeitung einen gewaltigen Wirbel
macht, so werden Brian Davis und dessen Hintermänner bald nichts mehr tun können, um den
bestehenden Zustand zu erhalten.
Niemand kann es dann noch wagen, die einstigen Guerillabanden zu schützen.
Man wird diese Banditen aus Kansas jagen.
Doch bis es soweit ist, wird noch viel geschehen.
Ich bin jetzt unterwegs, um Fay Mannen zu erledigen.
Ich will versuchen, an seine Stelle zu treten.
« Er spricht die letzten Worte sehr nachdenklich.
Bart Gannaway aber hält seinen Atem an.
Als er ihn endlich ausstößt, sagt er dabei schnaufend: »Heiliger Rauch, das sprichst du so aus, als wolltest
du dir drei Spiegeleierchen braten.
Na, gut, was wirst du tun, wenn es dir wirklich gelingen sollte, an Fay Mannens Stelle zu treten?« Jim
Calhoun denkt eine Weile nach.
»Man kann das alles noch nicht voraussehen «, murmelt er.
»Doch es muß irgendwie möglich sein, die Banditen in eine Falle zu locken und sie auszuschalten.
Ich weiß noch nicht, wie ich mit Jack Silverheels und Don Carreras zurechtkommen kann.
Ich weiß überhaupt noch nicht, wie sich die Dinge entwickeln werden.
Ich weiß nur eines, Bart!« »Dann sage es mir«, knurrt dieser.
»Denn ich komme mir schon einige Zeit wie eine traurige Null vor, die in einem Winkel sitzt und zusehen
darf, wie der große Onkel die ganze Sache allein macht.
Ich frage mich immer wieder, wozu ich überhaupt mitgekommen bin.
« »Oh, ich werde dich sicherlich eines Tages nötiger brauchen als mein Hemd«, beruhigt ihn Jim.
»Hast du inzwischen einige Freunde gewonnen?« »Sie taugen nicht viel«, murrt Bart Gannaway.
»Gegen die Buschräuber sind sie nicht einzusetzen.
So geht es nicht, Jimmy.
« Dieser grinst bitter.
»Fay Mannen, Jack Silverheels und Don Carreras leben auf einer kleinen Ranch«, sagt er.
»Doch ihre Banden kommen von irgendwoher aus verborgenen Camps oder abgelegenen Siedlungen.
Du müßtest doch ausfindig machen können, wo diese verborgenen Plätze liegen, und du müßtest Wege
auskundschaften, auf denen man möglichst schnell und überraschend zu diesen Orten kommen kann.
Überdies wirst du bald nach Süden reiten müssen, um dir die Herden anzusehen, die heraufgetrieben
werden.
Es sollen viele Herden unterwegs sein, allein schon zwischen dem Arkansas und Cimarron mehr als ein
Dutzend.
Du mußt herausfinden, ob sich unter den großen Herdenbossen einer befindet, der über unseren Auftrag
informiert ist oder gar selbst dem Ausschuß der Rancher-Vereinigung von Texas angehört.
Diesen Mann brauchen wir.
Mit ihm müssen wir Verbindung aufnehmen.
Denn auch die anderen Rancher werden auf ihn hören.
Und nur auf diese Art bekommen wir mehr als hundert Texaner als geschlossene Abteilung unter unser
Kommando.
Begreifst du nun, Bart, wohin ich diese Dinge gelenkt haben möchte?« »Hast du mein Hirn eben
knirschen gehört?« Dies fragt Bart Gannaway sarkastisch.
»Immer dann, wenn es geknirscht hat, schnappt eine Raste ein, und ich konnte begreifen, was ein guter
Onkel mir erklärte.
Es ist ein Kummer mit dir, Jimmy! All die langen Tage wußte ich nicht richtig, was ich anfangen sollte.
Und nun mit einemmal hast du Arbeit für mich, daß mein Pferdchen und ich gar nicht wissen, wo wir
zuerst anfangen sollen.
« »Wenn du nicht mehr weiter wissen und einen guten Rat brauchen solltest, dann frage dein Pferdchen«,
brummt Jim und sitzt auf.
»Weil es einen größeren Kopf hat?« So fragt Bart Gannaway ärgerlich.
Aber er gibt ihm keine Antwort, verschwindet in der Nacht.
Er reitet unbeirrbar seinem Ziel zu.
Als Jim eine Stunde nach Mitternacht die dunkle Veranda der Banditenranch betritt, tönt aus der dunklen
Ecke Jack Silverheels lässige Stimme.
»Jim, hast du das Geld bekommen?« »Gewiß«, erwidert Jim und stößt die Tür auf.
Fay Mannen und Don Carreras sitzen am Tisch.
Don Carreras ist oder war dabei, eine Patience auszulegen.
Fay Mannen schnippelt mit einem scharfen Messer an seinen Fingernägeln herum.
Nun steckt er das Messer mit einer raschen Bewegung in die dicke Tischplatte und erhebt sich.
Er tritt zurück in die dunklere Ecke des Raumes und hakt seine Daumen in den Gürtel.
Hinter Jim kommt Jack Silverheels herein.
Jim wirft den Beutel mit dem Geld auf den Tisch und tritt dann zum Wasserkrug in die andere Ecke.
Als er trinkt, blickt er zu Fay Mannen hinüber.
»Fünftausend Dollar bekam schon Brian Davis«, sagt er dann zu Silverheels und Carreras gewandt, die
inzwischen das Geld herausgenommen haben und zählen.
Fay Mannen sagt immer noch nichts.
Auch bewegt er sich nicht.
Er steht nur in der Ecke und wartet.
Jim wendet sich nun wieder ihm zu.
Und nun ist er entschlossen.
Er sagt hart: »Fay Mannen, du bist ein Schurke! « Silverheels und Carreras stellen ihr Geldzählen ein.
»Langsam«, sagt Silverheels scharf.
Und Carreras fügt fast schon drohend hinzu: »Vorsicht, Jim.
Fay ist unser Freund und Partner, und wir brauchen uns gegenseitig und können uns aufeinander
verlassen.
Hier kann keiner von uns einfach einen Streit anfangen.
« »Er kann seinen Kampf mit mir bekommen «, läßt sich Fay Mannen aus der dunklen Ecke vernehmen.
Seine Stimme zittert vor heißem Zorn.
»Es ist mir nur recht, daß er mich beschimpft«, spricht er klirrend weiter.
»Ich will die ganze Zeit nichts anderes als einen Revolverkampf mit ihm!« »Wir sind dagegen«, spricht
Jack Silverheels.
»Und Brian Davis ist ebenfalls dagegen«, fügt er hinzu.
»Jetzt nicht mehr«, spricht Jim Calhoun.
»Fay Mannen ist ein Schurke, der seine Partner in der Patsche sitzen läßt.
Fay Mannen stellt die Befriedigung seines Hasses und die Stillung seiner Rachegelüste über seine Pflicht
gegenüber unserer Gemeinschaft.
« Er deutet auf das Geld auf dem Tisch.
»Ich habe es geholt, und dann kam ich damit nicht aus der Stadt.
Fay Mannen hatte alle seine Leute aus der Stadt geschickt.
Niemand mehr von euch und euren Leuten war in Trau Town.
Die Texaner beherrschten die Stadt.
Sie suchten nach mir, und wenn ich nicht bei Brian Davis Unterschlupf gefunden hätte, so würden sie
mich erwischt und mir das Geld wieder abgenommen haben.
Und dabei hatte ich Fay Mannen darum gebeten, daß er mit seiner Mannschaft in der Stadt bleibt und mir
Schutz gibt, sobald ich das Geld kassiert hatte.
Es war leicht auszurechnen, daß die Texaner verrückt werden würden.
Aber er ließ mich absichtlich in der Patsche.
Selbst wenn euch, die ihr seine Partner seid, diese billige Art, Rache zu nehmen, nichts ausgemacht hätte,
so solltet ihr doch darüber nachdenken, daß er euch und alle Männer um zehntausend Dollar betrügen
wollte.
Er wollte sie einfach opfern, um sich dafür zu rächen, daß er von mir Prügel bekam.
Und da redet ihr noch große Worte, daß wir uns gegenseitig brauchen und aufeinander verlassen können?
Zum Teufel, Fay Mannen hat mich in der Patsche sitzenlassen! Und jetzt sagt endlich, wie euch das
gefällt.
« Nach seinen Worten bleibt es eine Weile still.
Fay Mannen steht bewegungslos in der dunklen Ecke und wartet.
Silverheels und Carreras starren zu ihm hinüber und denken nach.
Dann sagt Silverheels langsam: »Fay, du sagtest uns, daß Jim Calhoun von dir verlangt hätte, daß du mit
all unseren Leuten die Stadt verläßt.
Und nun behauptet er das Gegenteil und klagt dich des heimtückischen Verrats an.
Wer von euch lügt denn nun? Fay, wir sind deine Freunde und Partner.
Verkrieche dich nicht hinter einer Lüge.
Sag uns endlich die Wahrheit!« Es vergeht eine volle Minute.
Dann sagt Fay Mannen langsam: »Ja, ich wollte, daß er es nicht schafft, das Geld zu kassieren.
Ich wollte, daß ihn die Texaner erledigen.
Denn ich traue ihm nicht.
Brian Davis hat ihn zu einem bestimmten Zweck angeworben.
Ich traue ihm nicht.
Da ich nicht mit ihm kämpfen durfte, wollte ich ihn auf diese Art erledigen.
Brian Davis sollte zumindest erkennen, daß sein neuer Mann eine Niete ist.
« »Aber er ist es nicht«, murmelt Silverheels.
»Er brachte uns das Geld und stand somit treu zu unserer Gemeinschaft.
Meine Jungens warten drüben in Charleyville schon sehr ungeduldig auf ihre Anteile.
Fay, es war ziemlich egoistisch und gemein von dir.
Ich gestehe ein, daß Jim Calhoun einige Berechtigung dazu hat, dich einen Schurken zu nennen.
« »Er kann einen Kampf mit mir haben «, sagt Fay Mannen mürrisch und geht plötzlich zur Tür.
»Ich werde draußen mitten auf dem Hof auf Mr.
Calhoun warten!« Er ruft es etwas schrill und legt seine Hand auf die Türklinke.
Doch dies alles ist nur eine Täuschung.
Denn mit einemmal wirbelt er halb herum.
In seiner Revolverhand taucht sein Revolver auf, und er gibt den ersten Schuß ab.
Jim Calhoun zuckt getroffen zusammen, wirft sich zu Boden und entgeht der zweiten Kugel
wahrscheinlich nur deshalb, weil auch er sich nun in rasender Eile bewegt.
Als er über den Boden rollt, zieht er, und als er still liegt, beginnt er zu schießen.
Er sieht noch einmal Fay Mannens Mündungsfeuer von der Tür her aufleuchten.
Der Revolver kracht noch zweimal in seiner Hand, und alles, was er tut, ist wie unwirklich und instinktiv.
Erst als alles vorbei ist, wird er sich des rasenden und schrecklichen Geschehens wieder bewußt und
begreift, was geschehen war.
Seine Gedanken und das Begreifen holen die Dinge wieder ein.
Die Tür steht offen.
Fay Mannens Füße liegen noch auf der Türschwelle.
Doch Fay Mannen selber liegt draußen auf der Veranda.
Er bewegt sich nicht mehr; er bekam alle drei Kugeln.
Jim Calhoun aber erhebt sich vom Boden.
Seine Seite schmerzt wie von einem Schwerthieb.
Aber er spürt schon bald, daß er nicht schlimm verwundet wurde.
Die Kugel riß ihm offenbar nur Fleisch von einer Rippe.
Wohl spürt er das warme Blut, doch stärker ist in ihm die wilde Freude, noch am Leben zu sein.
Er wurde von Fay Mannen heimtückisch angegriffen, und er konnte ihn bezwingen.
Er überlebte.
Es ist still im Raum.
Der Pulverdampf verzieht sich nur langsam und beißt in den Augen.
»Das war gemein von ihm«, sagt Don Carreras heiser.
»Dies hätte er nicht tun sollen.
Ich hätte das nicht von ihm gedacht.
« Jack Silverheels sagt vorerst nichts.
Er geht hinaus zu Fay Mannen und untersucht ihn.
Dann ruft er einige Worte über den Hof und beruhigt die Männer, die drüben aus dem Schlafhaus
kommen.
Als er zurück in das Haus kommt, ist sein hageres, hohlwangiges Gesicht hart und starr wie eine Maske.
Nur seine hellen Augen brennen und funkeln seltsam.
Er betrachtet Jim Calhoun aus nächster Nähe, und er betrachtet ihn lange und hat vibrierende Nasenflügel,
so als prüfe er eine bestimmte Witterung.
»Du bist ja Brian Davis' Mann, Jim Calhoun«, sagt er langsam.
»Und nun wirst du wohl an Fay Mannens Stelle treten.
Wenn du seinen Leuten das Geld auszahlst und ihnen sagst, daß Fay Mannen sie darum betrügen wollte,
so hast du die meisten auf deiner Seite.
Doch ich traue dir immer noch nicht richtig, Freund Jim.
Wir werden sehen, nicht wahr? Wir werden sehen! Die wilde Zeit beginnt erst richtig.
Die Herden kommen dichtauf.
Wir werden mit vielen Texanern kämpfen müssen.
Und wir werden sehen, wie du als Texaner gegen Texaner kämpfen wirst.
Erst dann wird es sich richtig entscheiden, ob du Fay Mannens Mannschaft führst oder nicht.
« Als Jim am späten Vormittag des nächsten Tages erwacht, kommt ihm alles wie ein wilder Träum vor.
Er hatte noch bis zum Morgengrauen wachgelegen.
Doch dann war er tatsächlich eingeschlafen.
Seine Wunde ist mit einem breiten Pflaster bedeckt und schmerzt nur leicht.
Als er dann später hinüber zur Küche geht und sich etwas zu essen geben läßt, betrachtet ihn der Koch auf
eine fast scheue Art und beeilt sich beflissen.
Jim wundert sich, daß er Hunger verspürt.
Er hat Fay Mannen getötet.
Oh, es ist keine Befriedigung in ihm.
Selbst wenn er daran denkt, daß sein Bruder und andere gute Männer von Banditen, die Fay Mannen
führte, getötet wurden, ist keine Zufriedenheit in ihm.
Es war eine schreckliche Sache.
Und gewiß wird alles noch viel schrecklicher werden.
Er geht dann zu den Corrals und der kleinen Schmiede.
Hier trifft er auf Süverheels und Carreras, die das Beschlagen einiger schneller Pferde beaufsichtigen.
Sie blicken ihn irgendwie ausdruckslos an, aber sie erwidern seinen Gruß mit einem Nicken.
»Nun gut«, sagt Süverheels, »wir werden mit dir in das Camp deiner Mannschaft reiten oder vielmehr
von Fay Mannens einstiger Mannschaft.
Ob es deine Mannschaft werden wird, muß sich wohl erst noch erweisen.
- Wir können aufbrechen.
« Wenig später sind sie unterwegs.
Sie reiten etwa zehn Meilen weit durch nicht sehr hohe, aber sehr wilde und zerhackte Hügel, folgen
dem Lauf einiger schluchtähnlicher Arroyos und kommen dann in eine weite Senke, die von einem
Creek durchflossen wird.
Hier gibt es einige Felder und Äcker, Weidekoppeln und eine alte Mühle am Creek.
Um ein kastenförmiges Bauwerk aus Felsenquadern sind eine Anzahl Blockhäuser und -hütten
gebaut.
Es gibt sogar einen Saloon, doch es ist ein sehr primitiver Ausschank, zu dem auch ein Store gehört.
An diesem festungsähnlichen Steinbau kann Jim unschwer erkennen, daß hier einmal ein befestigter
Handelsposten war, der dann aufgegeben wurde.
Es entstand eine abgelegene Siedlung, und gewiß war dieser Ort schon während des Krieges ein
Stützpunkt von Guerilla-Abteilungen.
Hier leben sie also.
Für die Armee wäre es leicht, dieses Banditennest auszuheben und zu vernichten.
Doch die Armee tut nichts ohne Befehl.
Und dieser Befehl wurde bisher nie gegeben.
Als sie in den kleinen Ort einreiten, erblickt Jim überall Männer, die er schon mehr oder weniger vom
Sehen kennt.
Ja, es ist Fay Mannens Bande, die hier lebt.
Sogar einige Frauen sind da und dort zu sehen.
Und doch fehlt in dieser Siedlung etwas.
Man kann es nicht sofort ergründen und erkennen.
Es herrscht hier eine völlig andere Atmosphäre.
Man spürt unbewußt zuerst eine Trägheit, eine Unlust, und wenn man sich dann genauer umblickt,
erkennt man, daß hier nur die notwendigsten Arbeiten verrichtet werden.
Alles deutet darauf hin, daß dieser Ort für die Menschen hier keine ständige Heimat ist, nur eine
Bleibe für eine gewisse Zeit.
Man hat deshalb keinen Handschlag über das Notwendigste hinaus verrichtet.
Es gibt keine schmucken Gärten, keine Sauberkeit.
Dies ist ein Banditennest.
»Wir bringen das Geld!« Carreras ruft es.
Als die drei Reiter vor dem Saloon ankommen, laufen alle Männer zusammen.
Irgendwelche Stimmen rufen freudig: »Es gibt Geld! Los, Jungens, es ist Lohntag!« Bis jetzt fragt
noch niemand nach Fay Mannen, der doch hier der Boß ist.
Jim Calhoun hat den Beutel mit dem Geld, welches dieser Bande als Anteil zusteht, am Sattelhorn
hängen.
Er nimmt den Beutel ab, schwingt sich vom Pferd und geht in den Saloon hinein.
Bei sich hat er Fay Mannens Notizbuch, in dem die Namen der Reiter aufgeführt sind wie im Buch
eines Master Sergeants.
Jim Calhoun setzt sich an einen Tisch in der Ecke beim Fenster und wartet ab.
Außer ihm ist niemand im Saloon, denn auch der Wirt weilt noch draußen.
Jack Silverheels hält draußen den staunend lauschenden Männern eine trockene Rede.
Er berichtet ihnen, daß ihr bisheriger Anführer Fay Mannen von Jim Calhoun getötet worden sei.
Er berichtet jede Einzelheit des Kampfes und nennt auch die Gründe.
Dann sagt er abschließend: »Als Jim Calhoun von Fay Mannen den Auftrag bekam, das Geld zu
kassieren - spätestens von diesem Moment an! -, gehörte er voll zu uns und handelte in unser aller
Auftrag und Interesse.
Er hat seinen Auftrag gut erfüllt.
Was Fay Mannen betrifft, so hat er seine eigenen Rachewünsche über unsere gemeinsamen Interessen
gestellt.
Wenn er mich auf gleiche Art in der Klemme hätte sitzenlassen, so würde auch ich ihn getötet haben.
Jim Calhoun ist kein Vorwurf zu machen.
Er hat gehandelt, wie jeder richtige Mann unter uns gehandelt hätte.
Ich trete nun an Fay Mannens Stelle.
Mein Vertreter ist Don Carreras.
Und nach Don Carreras soll Jim Calhoun der dritte Mann sein, der unsere vereinigten Mannschaften führt
und hier bei euch an Fay Mannens Stelle tritt.
Vergeßt nicht, daß ihr es ihm allein zu verdanken habt, daß ihr jetzt einen guten Lohntag habt.
Dieser heutige Zahltag ist nur ein kleiner Vorgeschmack.
Ihr bekommt heute gewissermaßen nur einen Vorschuß.
Denn in einigen Tagen schon kommen die Texasherden dichter und zahlreicher.
Also, wer für Jim Calhoun ist, der mir und Don Carreras unterstehen wird, kann hineingehen und sich das
Geld auszahlen lassen.
Wer für Fay Mannen ist, der muß draußen bleiben.
Denn Fay Mannen wollte das Geld seiner Rache zuliebe sausen lassen.
Das habt ihr wohl verstanden, nicht wahr? Und wenn ihr immer noch zu Fay Mannen haltet, so habt ihr
keinen Anspruch auf einen Anteil.
- Also!« Damit hat er ihnen alles gesagt, nüchtern, trocken und primitiv, so daß sie es verstehen konnten. Jim Calhoun, der jedes Wort hört, fragt sich, warum wohl Jack Silverheels sich so sehr für ihn einsetzt.
Aus Fairneß? Oder weil er nun die Möglichkeit hat, sich mühelos an die Spitze dreier Banditen setzen zu
können? Vielleicht aber auch, weil er Jim auf diese Art unter seinen unmittelbaren Befehl bekommt? Jim
hat plötzlich keine Zeit mehr, um über Jack Silverheels bereitwillige Unterstützung nachdenken zu
können.
Denn nun drängen sich die Männer herein, um ihren Banditensold in Empfang zu nehmen.
Sie benehmen sich respektvoll, denn Jim Calhoun ist für sie jetzt der große Revolvermann, der mit Fay
Mannen zurechtkommen konnte, den sie alle fürchteten.
Manche grinsen Jim auf jene unterwürfige Art an, wie es augendienende Burschen immer und zu jeder
Zeit auf dieser Welt gegenüber Vorgesetzten tun Andere wieder betrachten ihn ausdruckslos und
versuchen ihn abzuschätzen.
Er spürt auch bei einigen Männern verborgene Feindschaft und Abneigung.
Doch alle erkennen ihn vorerst als Fay Mannens Nachfolger an.
Später dann, als er mit dem Geldauszahlen fertig ist, kommen Jack Silverheels und Don Carreras herein.
Sie setzen sich zu ihm an den Tisch.
Jack Silverheels lächelt kalt und sagt: »Nicht einer hat auf das Geld verzichtet und ist draußen geblieben.
Du bist jetzt hier der Boß, Jim Calhoun.
Doch vergiß nicht, daß du jetzt als dritter Mann zu mir und Don gehörst.
Es wird sich noch herausstellen, ob du zu uns paßt und etwas taugst.
Wir können dich schnell wieder erledigen.
Du mußt dich bewähren.
« Sie bekommen nun etwas zu trinken.
Überall in dem langen, schmalen Raum und an der Bar, die nichts anderes als der Boden eines Planwagens
ist, den man über Fässer legte, trinken nun die Männer.
Es gehört zu der Art dieser Sorte von Burschen, daß sie einen Teil ihres Soldes sofort in Schnaps
umsetzen.
Bald werden sie auch zu spielen beginnen.
Gewiß wird es auch Streit geben.
Jim begreift nun, warum Mannen, Silverheels und Carreras auf einer kleinen Ranch wohnen und etwas
Abstand halten.
Silverheels und Carreras leeren ihre Gläser ziemlich schnell.
Sie nicken Jim dann zu, indes sie sich erheben.
»Komm mit uns, Jim«, sagt Silverheels.
»Wir reiten jetzt zu unseren Leuten - erst zu meiner und dann zu Dons Mannschaft.
Auch wir müssen Geld auszahlen.
Und unsere Leute müssen dich noch einmal genau sehen und wissen, daß du Fay Mannens Stelle
eingenommen hast.
Auch ist es für dich nur gut, wenn du das Land kennenlernst und auch in dunkler Nacht allein zu unseren
Camps findest.
Wir liegen nicht sehr weit auseinander, genau in einem Dreieck.
Die drei Camps bilden die Punkte dieses Dreiecks, und sie liegen kaum mehr als drei Meilen voneinander
entfernt.
Weißt du, unsere Reiter sind zu verschieden, als daß sie zusammen in einem Camp leben könnten.
Meine Männer, zum Beispiel, verachten dieses Gesindel hier.
Und Don Carreras' Leute sind Mexikaner oder Halbbluts.
Die bekommen hier ebenfalls Streit.
Wir haben dies alles nach reiflicher Überlegung so geplant.
« Indes nähern sich zwei Männer und bleiben in einiger Entfernung vom Tisch stehen.
»Dies sind deine Vorleute, Jim«, sagt Silverheels.
»Sie wollen gewiß hören, ob du bestimmte Befehle für sie hast.
« Jim tritt zu den beiden Vormännern seiner Bande.
Er sagt ihnen, daß sie alles so wie bisher weitermachen sollen.
Dann folgt er Silverheels und Carreras.
Es ist vier Tage später, als er allein nach Trau Town kommt, und es waren für ihn vier sehr bewegte
und ereignisreiche Tage.
Er ist ein Banditenführer geworden, ist an Fay Mannens Stelle getreten, kennt die Lage der Camps
und die meisten Männer zumindest dem Aussehen nach.
Er kennt das Land jetzt sehr viel besser und wohnt nun mit Silverheels und Carreras auf der kleinen
Ranch.
Ja, er trat an Fay Mannens Stelle.
Als er jetzt nach Trau Town kommt, da fragt er sich nicht ohne Sorge, was inzwischen wohl hier alles
geschah.
Es ist früher Nachmittag.
Die Stadt wirkt sehr ruhig und still.
Es ist ein heißer Tag.
Der Spieler und Saloonbesitzer Edson Philbrook sitzt vor seinem Saloon auf der schattigen Veranda
und liest in einer Zeitung, die mit dem Mittagszug aus Kansas City gekommen sein muß und deshalb
gewiß nicht älter als zwei Tage ist.
Als Jim am Saloon vorbeireitet, senkt Edson Philbrook die Zeitung, sieht ausdruckslos zu Jim
hinüber.
Sie grüßen sich nicht.
Jim spürt die Feindschaft dieses dunklen schlanken und gewiß sehr gefährlichen Mannes.
Und er denkt, indes er vorüberreitet: Es muß wegen Patricia Wayne sein, weil ich sie küßte und er uns
beobachtet hat.
Er spürt, daß Ed Philbrooks Blick ihm folgt, bis er in die Einfahrt des Mietstalles eingebogen ist.
Als er dann zu Fuß zum Hotel geht und überlegt, ob er wohl jetzt noch ein warmes Essen bekommen kann
oder die Küche schon geschlossen hat, tritt ihm ein Angestellter der Bank in den Weg.
»Mr.Davis möchte Sie sprechen«, sagt er.
»Bitte, gehen Sie in Mr.
Davis' Büro, gleich hier durch die Bank.
« Jim nickt.
Er blickt sich vorher noch einmal um.
Schräg gegenüber befindet sich der Barbiersaloon.
Dort steht der bullige Marshai Dick Prince und starrt zu ihm herüber.
Er hält eine Zeitung in der Hand, die er offenbar drinnen beim Barbier las.
Jim winkt ihm grüßend zu und grinst leicht.
Denn ihm fällt wieder ein, daß dieser Marshai sich über ihn noch wundern wird und ihn jetzt gewiß noch
sehr verkennt.
Wenig später tritt er durch die Tür in Brian Davis' Büro.
Davis sitzt hinter seinem Schreibtisch.
Er hat die Zeitung, die Jim schon in den Händen von Philbrook und des Marshals sah und die gewiß in
noch zwei oder drei Dutzend weiteren Exemplaren nach Trail Town kam, vor sich liegen.
Brian Davis wirkt krank und elend, ganz wie ein Mann, der eine schlechte Nachricht erhielt, die ihm einen
schlimmen Schock versetzte.
Er starrt Jim mit brennenden Augen an.
»Jemand hat mich reingelegt«, sagt er.
»Nanu«, lächelt Jim.
»Wenn Sie schlechte Nachrichten erhielten, so kann ich Ihnen eine Freude bereiten.
Denn von mir hören Sie nur gute Nachrichten.
« Er lächelt nicht mehr, als er sagt: »Fay Mannen ist tot.
Ich mußte ihn in Selbstverteidigung töten.
Doch ich bin an seine Stelle getreten.
Vielleicht beruhigt Sie das, Brian.
« »Dies ist auch die einzige gute Nachricht «, seufzt dieser bitter und schlägt mit der flachen Hand
klatschend auf die Zeitung.
»Lesen Sie das, Jim!« Jim nimmt verwundert - scheinbar verwundert - die Zeitung, und mit wirklich
grimmiger Freude stellt er fest, daß dies jene Zeitung ist, der er die beiden Briefe zuspielte, die Brian
Davis an die Abgeordneten geschrieben hatte.
Die Zeitung macht auf den beiden ersten Seiten eine Menge Wirbel.
Sie hat nicht nur die beiden Briefe an die Abgeordneten abgedruckt, sondern auch Brian Davis' anonymen
Schimpfbrief.
Und überdies zieht sie unheimlich scharf für die Gerechtigkeit und die Gesetze der Verfassung vom
Leder.
Ganz offenbar gehören die beiden Abgeordneten nicht zu der politischen Richtung, die die Zeitung
vertritt.
»Das ist ja ein mächtiger Wirbel«, sagt Jim schließlich bedauernd.
Und vorwurfsvoll fügt er hinzu: »Doch wie konnten Sie an zwei bedeutende Gönner und Freunde solche
deutlichen Briefe schreiben und dann auch noch mit Ihrem Namen unterschreiben? Das war leichtsinnig,
Brian.
Solch einen Leichtsinn hätte ich Ihnen nie und nimmer zugetraut.
« Brian Davis schluckt schwer und knirscht dann mit den Zähnen.
»Ich bin erledigt«, sagt er dann.
»Alle meine Freunde werden mich von nun an verleugnen müssen, wollen sie nicht in den Verdacht
geraten, Landfriedensbrecher zu sein.
Viele meiner Freunde und Handlanger werden nun sogar das Gegenteil von dem tun müssen, was ich von
ihnen wünschte.
Nur so können sie einigermaßen glaubhaft machen, daß man gegen sie eine Intrige spann, um sie
unmöglich zu machen und ihnen das Bundesgesetz auf den Hals zu hetzen.
Ich bin erledigt.
Man wird gewiß Anklage gegen mich erheben.
Man wird mir die versuchte Bestechung von Abgeordneten vorwerfen, Anstiftung zum Landfriedensbruch
und wer weiß noch was.
Ich kann dies alles nicht widerlegen.
Denn die Briefe wurden von mir geschrieben.
Es gibt genügend von mir verfaßte Schriftstücke und Unterschriften, die man zum Vergleich her- anziehen
kann.
Man hat ja auch über die Kansas Bank, mit der ich in Verbindung stehe, schnell herausgefunden, wer
jener Brian Davis in Trau Town ist.
Die ganze Sache wird weite Kreise ziehen und bis nach Washington stinken.
« Er verstummt schnaufend und senkt dann den Kopf.
»Ich überlege mir immerzu, wie man es wohl gemacht haben könnte.
Als ich die Briefe zum abfahrenden Zug brachte, waren sie unversehrt und in Ordnung.
Aber unterwegs muß man sie geöffnet haben.
Im Postabteil des Zuges hat solch ein Schnüffler viele Stunden Zeit.
Wenn ich nur wüßte, wer mir diesen Streich gespielt hat!« Sein Blick richtet sich wieder auf Jim.
»Es ist gut, daß Fay Mannen erledigt ist«, sagt er.
»Doch auch Silverheels und Carreras könnten mich erpressen.
Sollte man sie eines Tages vor ein Gericht stellen, würden sie unmögliche Hilfe von mir verlangen.
Ich müßte mich ihretwegen ruinieren.
- Ich fürchte, ich.
« Er spricht nicht weiter.
Sein forschender, tastender, prüfender Blick saugt sich geradezu an Jim Calhoun fest, und Jim spürt, wie
etwas von diesem Mann ausströmt und in ihn einzudringen versucht.
»Schaffen Sie mir diese Burschen vom Hals, Jim«, sagt Brian Davis plötzlich heiser.
»Ich zahle Ihnen das Geheimkonto dieser Burschen aus.
Dann können Sie still und schnell verschwinden.
« Jim sieht ihn sinnend an.
»Und Sie?« Brian Davis lächelt etwas verzerrt.
»Es gibt einige Leute«, sagt er, »die werden einen mächtigen Wirbel machen.
Doch auch dies wird irgendwann einmal vorbei sein.
Die beiden Briefe werden am Ende doch nicht ausreichen, mich wegen Bestechungsversuchs und
Anstiftung zum Landfriedensbruch zu verurteilen.
Es gibt gute Anwälte, und die Rancher-Vereinigung von Kansas wird im stillen wirken.
Ich bekomme die ganze Sache schon wieder in Ordnung, wenn es außer den beiden Brie^ fen keine
anderen Zeugen und Beweise gegen mich gibt.
Ich werde behaupten, daß ich die beiden Abgeordneten auf die Probe stellen wollte.
Ich komme schon durch, wenn Jack Silverheels und Don Carreras.
« Er verstummt, doch macht er eine vielsagende Bewegung.
Jim Calhouns Gesichtsausdruck ist etwas starr.
Doch diese beherrschte Ruhe in seinem Gesicht täuscht.
Innerlich ist er sehr erregt und voller Verachtung gegen diesen Mann.
Jim Calhoun fragt plötzlich: »Warum bekämpfen Sie die Texaner und deren Rindertreiben nach hier?«
Brian Davis wirkt staunend.
»Warum? Oha, ich bin in erster Linie Rancher und besitze etwa fünfzehntausend Rinder und dreitausend
Pferde.
Ich habe oder hatte eine ganze Reihe wichtiger Gründe.
Der erste und wichtigste Grund ist der Beschluß der Kansas- Rancher-Vereinigung.
Wir Kansas- Rancher lassen uns nicht von den Texanern die Rinderpreise drücken.
Es dauert eine lange Zeit, bis man bestimmte Gesetze durchbringen lassen kann.
Diese Zeit muß überbrückt werden.
Wir werden die Texas-Herden bald mit einem Viehseuchengesetz aufhalten können, denn sie bringen das
Texasfieber nach Kansas.
Doch bis zu diesem Zeitpunkt mußten wir versuchen, möglichst viele Herden aufzuhalten oder gar zu
vernichten.
Dies ist uns gelungen.
Wir Kansas-Rancher verkaufen jedes Jahr mehr als eine Million Rinder, und da spielt es schon eine Rolle,
wenn man für jedes Tier drei bis fünf Dollar mehr erhält.
Das sind drei bis fünf Millionen Dollar.
Überdies finanzieren sich die Banditenbanden selbst, indem sie Herdenzoll erheben.
Da die meisten Texaner jedoch nicht zahlen, sondern lieber kämpfen, wurden im vergangenen Jahr viele
Herden aufgehalten und vernichtet, geraubt und versprengt.
« »Ja«, nickt Jim und denkt, an seinen Bruder, an dessen Reiter und dessen Herde.
»Ja, das stimmt«, sagt er nochmals.
»Was haben Sie sonst noch für Beweggründe, außer dem Beschluß der Rancher-Vereinigung von
Kansas?« So fragt er.
Brian Davis starrt ihn nun mit funkelnden Augen an.
»Diese verteufelten Rebellen aus dem Süden!« sagt er.
Dann schließt sich sein Mund fest.
Nur seine Nasenflügel vibrieren.
Seine Augen scheinen zu glühen.
Jim spürt, daß dieser Mann die Texaner aus einem bestimmten Grund haßt.
Es muß also in seinem Leben ein bestimmtes Erlebnis geben, welches in ihm diesen Haß erzeugte.
Haß führt in die Hölle, so denkt Jim Calhoun bitter.
Er sieht Brian Davis fest an und sagt: »Brian, ich schaffe Ihnen die Banditen vom Hals.
Ich bin der Mann, der die bösen Geister wieder bannt, die Sie riefen und nun so schnell nicht wieder
loswerden können.
« Er wendet sich ab und geht zur Tür.
Ihm fiel ein, daß er einen habgierigen Eindruck machen muß.
Deshalb wendet er sich wieder zurück.
»Wie hoch ist das Geheimkonto der drei Burschen?« So fragt er.
Er staunt, als er sieht, daß Brian Davis ein Notizbuch zum Vorschein bringt.
Dieses Notizbuch muß ich haben, so denkt er, denn er hat allen Grund, annehmen zu können, daß in
diesem Buch auch noch andere wichtige Dinge vermerkt sind.
»Es sind siebemmdachtzigtausendfünfhundertundfünfzig Dollar«, sagt Brian Davis.
»Und ich zahle sie aus, wenn sie tot sind.
Ich zahle bestimmt!« Dessen ist sich Jim Calhoun nicht sehr sicher.
Doch er nickt zufrieden und geht.
Als er auf die Straße kommt, wartet der Marshai auf ihn und betrachtet ihn prüfend.
»Da liegt die Anzeige des Texas-Ranchers Adam Texterlee gegen Sie wegen Raubüberfalls vor«, sagt
Dick Prince.
»Er gab an, daß Sie in sein Zimmer eingedrungen, ihn mit dem Revolver bedroht und ihm
fünfzehntausend Dollar geraubt hätten.
« Jim Calhoun grinst.
»Hat er Zeugen und Beweise?« Der Marshai schüttelt den dicken, massigen Kopf.
»Nein - nur seine Aussage.
« »Ich leugne alles ab«, sagt Jim.
»Was nun?« »Ihr Banditen«, sagt der Marshai grimmig.
»Ich habe leider keine Möglichkeiten, euch aus Kansas zu jagen.
Ich bin nur ein Town Marshai, kein Sheriff.
Meine Amtsbefugnis gilt nur innerhalb dieser Stadtgrenzen.
Doch ich bekomme vielleicht noch einen Zeugen gegen Sie.
Dann steht nicht mehr Aussage gegen Aussage.
« Er grinst plötzlich breit.
»Haben Sie die Zeitung aus Kansas City gelesen? Sie waren bei Brian Davis, nicht wahr? Und der ist jetzt
in eine Klemme geraten.
Oha, diese Zeitung wird einen Wirbel machen! Ich wette, daß bald hier einige Bundesbeamte auftauchen
und die Armee den Befehl erhält, hier für Ordnung zu sorgen.
Es ist vorbei mit euch! Was ich nicht verstehen kann, ist, daß ein Texaner wie Sie zu den Banditen
überlief.
Oder haben auch Ihnen die Texaner einmal ein großes Unrecht angetan? Ist auch Ihnen etwas geschehen,
was Sie dazu zwingt, jeden Texaner zu hassen?« »Ich verdiene nur so gern leicht und schnell eine Menge
Geld, damit ich mit Ed Philbrook noch einmal spielen kann«, erwidert Jim.
Doch dann stellt er die schnelle Frage: »Wem ist etwas geschehen, was ihn dazu zwang, die Texaner zu
hassen?« Der Marshai betrachtet ihn erstaunt.
»Nun, Brian Davis war während des Krieges Major.
Die Texaner töteten seine Abteilung bis auf den letzten Mann - nur ihn nicht.
Er mußte allein zu seinem Regiment zurück und galt als Feigling, weil er als einziger Mann seine ganze
Abteilung überlebt hatte.
Er haßt alle Texaner.
« Jim nickt stumm und geht zu seinem Hotel.
Als er sein Zimmer betritt, dauert es nicht lange, und die Tür wird schnell und leise geöffnet.
Es ist Patricia Wayne.
Sie kommt schnell auf ihn zu, und er hält sie plötzlich in den Armen und weiß selbst nicht, wie es so
schnell und völlig selbstverständlich geschah.
Es ist mit einemmal ein starkes Gefühl des Glücks und der Zuversicht in ihm.
»Patricia, eines Tages gehen wir von hier nach Texas zurück.
Ich bin dort Vormann und Verwalter einer riesengroßen Ranch und am Gewinn beteiligt.
Ich kann meiner Frau mehr bieten als ein kleinerer Rancher.
Mein Boß hat keine Erben.
Eines Tages werde ich die große Ranch übernehmen.
Er ist wie ein Vater zu mir.
Du siehst also, daß du.
« »Oh, zum Teufel, was kümmert es mich!« sagt sie fast zornig.
»Ich würde barfuß mit dir durch das Land wandern und auch betteln gehen.
Hast du immer noch nicht begriffen, du Dickhäuter, daß ich dich mehr liebe als alles andere auf dieser
Welt und ich die ganzen Tage einen schlimmen Kampf kämpfen mußte, bis mir dies alles klar wurde und
ich endlich ehrlich und mutig genug war, um mich dir ganz ergeben zu wollen? Hast du das immer noch
nicht begriffen? « Er staunt nur und ist unbeweglich und starr.
Doch nun begreift er, daß es die ganz große Liebe sein muß.
Das starke Glücksgefühl in ihm wird noch stärker.
Er hält sie fest.
»Ja«, sagt er kehlig, »ich weiß es nun richtig.
Oh, ich spüre es stark.
Für uns zählt nur noch, daß wir zusammengehören - nichts anderes zählt mehr.
« Wieder küssen sie sich.
Dann erschrickt er, zögert und fragt etwas gepreßt: »Verlangst du von mir, daß ich jetzt aufgebe und schon
jetzt mit dir heim nach Texas gehe?« Sie erwidert nicht sogleich seine Worte.
Sie blickt ihn erst eine Welle schweigend und prüfend an.
Er verbirgt ihr nichts.
In seinen Augen ist alles zu erkennen.
Da senkt sie ergeben ihren Kopf.
Sie nimmt einen seiner Hemdknöpfe zwi- sehen ihre Fingerspitzen.
Doch sie tut dies nicht bewußt.
Mit ihren Gedanken ist sie tief in sich.
Sie sagt: »Ich will keine Rache und Vergeltung für Joes Tod.
Doch ich will deine Frau werden.
Das bedeutet für mich, daß ich dich niemals zu irgendwelchen Entscheidungen drängen werde.
Was du tun mußt, weißt nur du allein.
Denn es ist dein Weg, den du gehst.
Ich will ihn mit dir gehen, als Gefährtin.
Ich will nie versuchen, dich einen Weg gehen zu lassen, den du nicht gehen möchtest.
O Jim, ich werde Angst um dich haben.
Das kann ich nicht ändern.
Doch ich bin ziemlich hart.
Die Entscheidung liegt immer bei dir.
« Er hat wieder funkelnde Augen.
»Ich bin nicht allein wegen Joes Tod hier«, sagt er.
»Ich bin für die Texas Rancher hier.
Außer mir gingen andere Männer nach anderen Eisenbahnstädten.
Und wir alle wollen den Texasherden die Schwierigkeiten aus dem Weg räumen.
Ich kann nicht aufhören, weil ich zuvor versprochen habe, mein Bestes zu geben.
Verzeih mir, aber du mußt warten, bis ich fertig bin.
« »Ja, Jim«, sagt sie fest und ruhig.
Dann führt er sie zu den beiden Sesseln am kleinen Tisch in der Fensterecke.
Sie setzen sich.
Er hält ihre Hände fest, als er ihr alles berichtet, was er während der vergangenen vier Tage erlebte.
Als er von seinem Kampf mit Fay Mannen spricht, zucken ihre Hände in den seinen.
Gegen Mitternacht verläßt Jim noch einmal das Hotel, wandert zu Fuß aus der Stadt und zu jenem Platz,
wo er sich mit Bart Gannaway treffen kann.
Doch diesmal ist Bart nicht gekommen.
Jim grinst in die Dunkelheit, denn er stellt sich vor, daß Bart gewiß schon oft zu dieser Zeit hier
vergeblich wartete und sicherlich schlimm geflucht hat.
Er wartet jedoch noch eine Weile, denn es könnte, sein, daß Bart von weither geritten kommt und sich
verspätet hat.
Doch Bart Gannaway kommt diese Nacht nicht.
Vielleicht ist er irgendwo weit im Süden bei den Texasherden, die heraufgezogen kommen.
Jim Calhoun geht in die Stadt zurück.
Er besucht auch die Spielhalle des Kansas Saloon und sieht Patricia wieder innerhalb des Blackjacktisches
herumgehen und überall Wetten annehmen und Karten austeilen.
Ihr Tisch ist wieder von Männern belagert, die gern in ihrer Nähe sein möchten, sie ansehen und mit ihr
sprechen wollen.
Sie ist eine ganz besondere junge Frau für diese Männer - kein Tanzmädchen und keine prüde Lady.
Sie wittern an ihr den Hauch der Freiheit und des Abenteuers.
Sie spüren irgendwie, daß sie gelernt hat, sich überall zu behaupten.
Daß sie gegen Männer spielt und mit Hilfe ihres Instinktes und ihrer Klugheit gegen sie gewinnen kann,
macht sie unabhängig und frei.
Dies erkennen diese Burschen an.
Sie sind sehr höflich zu ihr, respektieren sie, und es ist ihnen immerzu, als witterten sie an ihr noch viele
andere Dinge, die sie nicht näher beschreiben können, weil sie ihnen geheimnisvoll erscheinen.
Aber im Grunde ist es immer nur die Ausstrahlung einer besonderen Frau, die sie berührt.
Jim beobachtet sie eine Weile.
Bald wird sie das nicht mehr machen, denkt er.
Denn ich werde hier mein Spiel gewinnen.
Wir werden nach Texas gehen.
Sie wird mir Söhne und Töchter schenken, und diese Kinder werden gewiß auch viel von ihrer innerlichen
Stärke bekommen.
Sie ist kein Durchschnitt.
Er blickt zur Seite, als Edson Philbrook neben ihn tritt und kalt die Frage stellt: »Wollen Sie immer noch
nicht das Geld zurück, welches Sie mich gewinnen ließen?« »Ich habe es am Spieltisch gegen Sie
verloren«, erwidert Jim ruhig.
Dann wendet er sich ab und geht hinaus.
Doch Edson Philbrook folgt ihm bis hinaus auf die Straße.
Er holt ihn noch auf dem zur Veranda ausgebauten Plankengehsteig ein.
Sie sind zur Zeit al- lein hier draußen.
Nur einige Pferde stehen an den Haltestangen.
»Einen Moment, Calhoun«, spricht Philbrook.
Und er tritt dicht zu ihm heran.
»Ich kenne nun Ihr großes Geheimnis «, sagt er leise.
Jim läßt sich keine Überraschung anmerken.
Er entgegnet: »Sie bluffen, Philbrook.
« »Ich ließ nachforschen und herumhören «, sagt Philbrook.
»Ich wollte mehr über Sie wissen.
Da stieß ich auf einen Joe Calhoun, der im vergangenen Jahr eine Herde heraufbrachte, getötet wurde und
die Herde verlor.
Meine Beauftragten machten einen von Joe Calhouns einstigen Treibern ausfindig.
Der Mann versicherte, daß Joe Calhoun in Texas einen älteren Bruder hätte.
Das sind Sie.
Ich kenne also Ihr Geheimnis.
Sie kamen her, um den Tod Ihres Bruder zu rächen.
Fay Mannen ist schon von Ihnen getötet worden.
Ja, auch dies hörte ich schon.
Sie sollen an Fay Mannens Stelle getreten sein.
Wahrscheinlich ist es Ihr Plan, die ganze Bande in einen Hinterhalt zu führen.
Sie sind erstklassig, Jim Calhoun.
Meine Hochachtung! Alles, was Sie von Anfang an hier taten, hat nun für mich einen Sinn.
Aber es ist Ihnen doch wohl klar, daß ich Sie nun in der Hand habe? Ein Wort von mir zu Silverheels oder
Carreras, und Ihr ganzer Plan ist erledigt.
« Jim wendet sich ihm nun vollends zu.
»Ja«, sagt er, »das stimmt.
Sie können mir eine Menge verderben, wenn ich es dazu kommen lasse.
« »Drohen Sie mir nur nicht, Calhoun.
Ich fürchte mich nicht vor Ihnen.
Mit den Fäusten oder mit dem Revolver - es wäre mir gleich.
« In Edson Philbrooks Stimme klirrt eine kalte Härte.
Jim spürt die Feindschaft dieses Mannes stark, und er erinnert sich an jenen Tag, da Philbrook ihn und
Patricia vom Hügelkamm aus am See beobachtet hatte und sein Be- nehmen danach vollkommen
verändert war.
»Was wollen Sie, Philbrook?« Er fragt es knapp, und er hat schon eine bestimmte Ahnung, in
welchem Sinn ihn dieser seltsame Spieler erpressen will.
Ja, er weiß schon jetzt, daß Philbrook sein Wissen für eine Erpressung nutzen möchte.
Wie man doch manchmal über einen Menschen instinktiv Bescheid weiß, denkt er bitter, indes er
darauf wartet, daß Philbrook seine Frage beantwortet.
Philbrook läßt sich Zeit.
Dann aber sagt er hart: »Sie können von mir aus mit diesen Banditen anstellen, was Sie wollen.
Sie können sogar erreichen, daß ich Ihnen mit meinen Leuten und Freunden dabei helfe.
Doch Sie müssen von Patricia Wayne ablassen - sofort und auf der Stelle.
Oh, ich weiß, daß sie heute nachmittag bis zum Abend bei Ihnen war.
Ich weiß alles, was in dieser Stadt vorgeht.
Ich weiß auch, daß Brian Davis erledigt ist und froh sein muß, wenn er sich nach all dem Wirbel, den
es noch geben wird, gerupft wie ein Hahn auf seine Ranch zurückziehen kann.
Ich bin sogar überzeugt, daß Sie diesen Coup fertigbrachten, Calhoun.
Ich bewundere Sie und würde auf genau die gleiche Art einen ermordeten Bruder rächen.
Doch Sie kommen nicht mehr weiter, sondern sind bald ein toter Mann, wenn Sie nicht von Patricia
Wayne ablassen.
Und sollte sich Miß Wayne schon so sehr in Sie verliebt haben, dann müssen Sie etwas tun, was Miß
Wayne abschreckt und veranlaßt, Sie zu meiden.
Sie könnten zum Beispiel mit einem meiner Tanzmädchen den Eindruck erwecken, als.
« Weiter kommt er nicht, denn Jim Calhoun schlägt nun zu.
Er trifft ihn mit der Linken dicht über dem Gürtel und schlägt ihm mit der Rechten fast den Kopf von
den Schultern.
Edson Philbrook taumelt zurück, kracht gegen die Wand des Saloons und rutscht mit seinem breiten
Rücken daran herunter, bis er in der Hocke sitzt.
Er ist ein harter Mann, denn er verliert nicht ganz die Besinnung.
Er kauert jedoch ein Weile und überwindet nur langsam seine Not.
Es ist ein Glück, daß niemand aus dem Saloon kommt und auch niemand herbeikommt, der hinein
will.
Die beiden Männer sind in diesen wenigen Minuten allein und ungestört.
Es ist dies einer jener Zufälle, wie sie so oft im Leben geschehen.
Jim Calhoun wartet grimmig.
Ja, er spürt fast einen Haß gegen diesen Mann, der aus eigensüchtigen Beweggründen Dinge von ihm
verlangt, die er nie und nimmer zu tun gedenkt.
Erst nach einer Weile richtet sich Edson Philbrook wieder auf.
Er atmet mühsam.
Dann keucht er: »Ich bin kein Narr.
Ich weiß, daß Pat für mich verloren ist, wenn ich dich töte.
Sie würde dann glauben, daß ich dich getötet habe, um dich aus dem Weg zu räumen.
Nein, so machen wir es nicht, Freund Jim! Ich gebe dir vierundzwanzig Stunden Zeit.
Wenn du dann nichts tust, was Miß Wayne dazu veranlaßt, sich von dir abzuwenden, dann kläre ich
die maßgebenden Männer über deine Beweggründe auf.
« Nach diesen Worten zieht er sein blütenweißes Taschentuch aus der Brusttasche und betupft damit
sein langsam anschwellendes Kinn, das aus einer Abschürfung blutet.
Dann geht er in den Saloon zurück.
Jim Calhoun steht noch eine Weile unbeweglich da und denkt nach.
Am meisten wundert er sich über die Willensstärke dieses Mannes.
Jeder andere Mann von seiner Art und mit seinem Stolz hätte den Kampf fortgesetzt.
Doch Philbrook tat es nicht.
Jim ist vollkommen sicher, daß Philbrook nicht aus Feigheit aufhörte.
Es war kein feiges Kneifen.
Dieser merkwürdige Spieler ist tatsächlich der vollen Überzeugung, daß er Jim Calhoun hätte töten
können.
Dies aber wollte er nicht tun.
Für Patricia Wayne brachte er also ein solches Opfer.
Ja, für einen Mann wie ihn war es ein großes Opfer.
Er ließ sich ohne Gegenwehr schlagen.
Er hat mich in der Hand, denkt Jim bitter, indes er zum Hotel geht.
Er muß nach wenigen Schritten an einer dunklen Gassenmündung vorbei und bemerkt den Marshai nicht,
der in der dunklen Gasse verborgen ist und alles sehen und hören konnte.
Was soll er tun? Soll er Pat Wayne tatsächlich aufgeben, um die ihm übertragene und freiwillig von ihm
übernommene Aufgabe zu lösen? Aber das wird er nicht fertigbringen.
Patricia und er gehören seit heute nachmittag zusammen.
Er wird sie nicht verlassen, nicht aufgeben.
Im Gegenteil, er wird alles tun, um sie zu behalten.
Als Jim dann in seinem Zimmer auf dem Bett liegt, da entschließt er sich, sein Spiel weiterzuspielen.
Irgendwie kann er nicht glauben, daß Edson Philbrook ein solch elender Verräter sein könnte - selbst dann
nicht, wenn es um eine Frau geht, die er leidenschaftlich bekommen möchte, die der höchste Preis für ihn
bedeutet, den er erringen kann.
Jim Calhoun hofft, daß Edson Philbrooks Stolz und Selbstachtung ihn davon abhalten werden, einen
Mann zu verraten, der allein und mit nur wenigen Chancen ein gewagtes Spiel spielt.
Er schläft dann doch noch ein.
Am nächsten Morgen kommen die Dinge von Stunde zu Stunde mehr in Bewegung.
Als Jim nämlich beim Frühstück sitzt, kommen Jack Silverheels und Don Carreras herein.
Sie bestellen sich ebenfalls ein Frühstück und wirken irgendwie angespannt und ganz so wie Männer, die
vor einem Start oder Beginn stehen.
»Die erste Herde erreicht heute den Fluß«, sagt Silverheels dann.
»Die nächsten Herden folgen dichtauf.
Binnen zwei oder drei Tagen haben wir ein halbes Dutzend Herden mit mehr als einem Hundert
hartbeiniger Texas- Cowboys gegen uns.
Wenn sie nicht um ihre Herden fürchten müßten, die bald jenseits des Flusses eine gewaltige Bodenfläche
bedecken, würden sie uns gewiß einen harten Kampf liefern - und diesen vielleicht sogar gewinnen.
Doch sie können es nicht wagen.
Sie wissen, daß es sehr leicht für uns ist, ihre Herden in Stampede zu versetzen.
Dann laufen zwanzigtausend Rinder los und sind erst in wochenlanger Arbeit wieder aussortiert und
abermals zum Flußübergang bereit.
Wir bekommen diese Herdenmänner klein, doch wir müssen entschlossen vorgehen.
Wir werden hart sein müssen gegen unsere Männer und müssen auf Disziplin halten, als wären wir eine
reguläre Truppe.
Jim, wir haben beschlossen, daß wir jeden Burschen, der nicht genau das tut, was wir von ihm verlangen,
kurzerhand erschießen.
« Jim spürt, wie sie ihn anstarren und zu ergründen versuchen.
Doch er zeigt ihnen keinerlei Reaktion.
Er nickt nur leicht und murmelt: »Keine Sorge.
Die Burschen, die ich führe, tun immer, was ich von ihnen verlange.
Doch das Kommando hast du, Jack, nicht wahr? Don und ich, wir sind nur deine Lieutenants.
« Jack Silverheels sagt nichts zu diesen Worten.
Erst später, als sie mit dem Frühstück fertig sind, bestimmt er beiläufig: »Unser Stil ist immer noch der
gleiche.
Du trittst an Fay Mannens Stelle.
Ich reite mit meiner Mannschaft den Texanern in den Rücken, indes du mit ihnen verhandelst.
Don hält sich mit seinen Männern bereit, um beim Krachen der ersten Schüsse die Herde in Stampede zu
versetzen.
Wir brauchen unsere Taktik vorerst nicht zu ändern.
Dies wird sich erst dann ergeben, wenn sich die Texaner etwas einfallen lassen, auf das wir uns einstellen
müssen.
« Sie erheben sich, legen Geld für das Frühstück auf den Tisch und gehen hinaus.
Indes Jim im Mietstall sein Pferd holt, gehen Jack Silverheels und Don Carreras noch einmal zum Saloon
hinüber.
Edson Philbrook steht auf der Veranda und raucht eine Zigarre.
Er ist für seinen täglichen Ausritt gekleidet.
Wahrscheinlich möchte er beim oder im Mietstall nicht mit Jim Calhoun zusammentreffen.
Deshalb wartet er hier und betrachtet indes all die Dinge in seiner Umgebung.
Den beiden Banditenführern schenkt er kaum ein Kopfnicken.
Doch auch sie nicken ihm nur kaum merklich zu.
Man kann unschwer erkennen, daß sie ihn nicht mögen und dies auf Gegenseitigkeit beruht.
Aber sie respektieren sich, und das bedeutet, daß sie Philbrook nicht unterschätzen.
Er steht immer noch da, als sie wieder aus seinem Saloon kommen.
Sein Kinn ist anschwollen und abgeschürft.
Obwohl es die beiden Banditen bestimmt längst bemerkt haben, lassen sie sich nichts anmerken.
Er sieht ihnen nach, bis sie sich vor der Ausfahrt des Mietstalles mit Jim Calhoun vereinen und aus
der Stadt reiten.
• Ein Stück hinter der Stadt, auf halben Weg zum Fluß, da trifft Jim auf seine Buschräuberhorde, von
seinen beiden Vormännern geführt.
Jack Silverheels und Don Carreras reiten weiter, um am Fluß auf ihre Banden zu treffen.
Jim aber reitet die Reihen seiner Reiter ab und inspiziert sie gründlich, so wie er während des Krieges oft
genug als Offizier seine Abteilung inspizierte.
Er macht einen harten und unnahbaren Eindruck.
Er spielt einen Banditenboß, der Distanz hält.
Er weiß, daß solche rauhen und primitiven Kerle vor einem Anführer solcher Art mehr Respekt haben als
vor einem, der sich mit ihnen verbrüdert und auf eine Stufe stellt.
Überdies ist er für sie alle der überragende Revolverkämpfer, der sogar mit Fay Mannen fertig werden
konnte.
Er findet unter der Bande drei Männer, die ziemlich schlimm betrunken sind.
Er läßt sie absitzen.
Andere Reiter müssen ihnen Lassos umlegen.
»Sie sollen bis zum Fluß laufen«, sagt er.
»Dabei kommen sie ins Schwitzen und schwitzen auf diese Art den Alkohol aus.
Sie werden dann im Fluß ein Bad nehmen und wieder frisch sein.
Doch wenn noch einmal ein Bursche von euch zu einer Unternehmung kommt, der sich vorher einen
Rausch verschaffte, werde ich ihm eine Kugel in den dummen Kopf schießen.
« Diese Sprache verstehen sie gut.
Daß er so mit ihnen umgeht, verstärkt noch seine Autorität.
Sie rechnen ihn nur noch mehr zu jener Sorte von Führern, deren Überlegenheit sie ohne Zweifel
anerkennen.
Wenig später erreichen sie dann den Fluß, und indes die Betrunkenen ins Wasser müssen, betrachten
die anderen mit Jim Calhoun die riesigen Staubwolken im Süden.
Eine dieser gewaltigen Staubwolken, die unsagbar langsam näher kommen, ist keine drei Meilen
mehr entfernt.
»Dort kommt die erste Herde«, sagt einer von Jims Vormännern.
Jim nickt und schickt ihn und drei andere Männer über den Fluß.
Er tut alles genauso wie Fay Mannen.
Äußerlich wirkt er sehr beherrscht und entschlossen, ganz wie ein Mann, der gewillt ist, wenn es sein
muß, den Texanern einen Kampf zu liefern.
Doch in ihm sieht es anders aus.
Manchmal ist es ihm, als würde er schwitzen und als könnte man ihm ansehen, wie unwohl er sich in
seiner Haut fühlt.
Wie wird das vonstatten gehen? Wie wird das enden? Werde ich wahrhaftig gegen die
Treibherdenmannschaften kämpfen müssen, oder gibt es einen Ausweg? Diese Fragen stellt er sich
unaufhörlich.
Bart Gannaway ist nun seine ganze Hoffnung.
Denn wie sich die texanischen Herdenbosse entscheiden werden, hängt allein davon ab, ob Bart
Gannaway es verstand, ihr Vertrauen zu gewinnen und sie zu einem Spiel zu veranlassen.
Doch dies kann Bart Gannaway nur dann gelungen sein, wenn sich unter diesen Herdenbossen ein
besonderer Mann befindet, der eingeweiht ist und dem alle anderen Herdenführer vertrauen.
Es sind also in mehr als doppelter Hinsicht für Jim Calhoun sehr spannungsgeladene Stunden.
Dann wiederholt sich fast alles genauso wie damals, als Fay Mannen hier das Kommando hatte.
Die ausgesandten Späher kommen durch die Furt von drüben zurück.
Hinter ihnen folgt ein größerer Reitertrupp, wahrscheinlich der größte Teil der Herdenmannschaft von der
ersten Herde.
• Jim Calhoun reitet mit seinen Männern in den Fluß und erwartet die Treibmannschaft in der Flußmitte.
Die Furt wurde in den letzten Tagen noch flacher, denn es fielen nirgendwo Niederschläge.
Der Wasserstand des Arkansas River fiel zumindest eine Handbreit.
Jim fällt nicht nur ein Stein, sondern - wie man so sagt - ein großer Felsbrocken vom Herzen, als er den
Anführer der Treibherdenmänner erkennt.
Es ist Kirk Brackett, ein großer Rancher aus dem Land zwischen Rio Grande und Pecos River.
Kirk Brackett kennt ihn, kennt ihn sogar sehr gut.
Denn er ist ein maßgebendes und führendes Mitglied der Texas-Rancher-Vereinigung.
Doch als er nun vor Jim sein Pferd verhält, läßt Kirk Brackett durch nichts erkennen, daß er Jim Calhoun
kennt.
Im Gegenteil, er gibt sich bissig und feindlich.
Er ist ein eisenharter, verwitterter Bursche von hagerer Gestalt.
Sein Haar ist fast farblos, doch sein sichelförmiger Texanerbart hat noch eine rötliche Farbe.
Er hat helle, scharfe harte Augen.
Oh, er ist einer dieser typischen texanischen Rinderzüchter.
Im vergangenen Jahr hatte sein Herdenboß hier Schwierigkeiten.
Und deshalb kam er dieses Jahr selbst mit der Herde den Trau herauf.
»Macht uns nur den Weg frei, ihr Buschräuber«, sagt er trocken und deutet mit dem Daumen über seine
Schulter nach Süden.
»Dort kommen noch mehr als ein Dutzend Herden in kurzen Abständen.
Binnen dreier Tage sind sie alle hier am Fluß.
Dann überrennen wir euch einfach und ziehen euch die Haut ab.
Also, gebt es auf, uns hier den Weg zu sperren, wenn wir keinen Zoll entrichten.
Gebt es auf, Jungens, und versucht es mit anderen Einkünften.
Vielleicht überfallt ihr mal den Union Pacif ic Express oder einen Zahlmeister der Yankee Army.
« Jim Calhoun sieht das glitzernde Funkeln in Bracketts Augen, und er deutet es anders als seine Leute.
Er weiß nun sicher, daß es diesem eisenharten Texas-King eine grimmige Freude bereitet, hier ein
besonderes Spiel mit vielen Tricks und besonderen Einlagen spielen zu können.
Jim bleibt seiner Rolle treu, als er das Grinsen des Texas-Ranchers erwidert und gelassen sagt: »Versucht
es mal, ihr Steinbeißer! Versucht es mal, mit einer Herde ohne unsere Erlaubnis herüberzukommen! Ihr
werdet euch wundern.
Denn ihr könnt nicht mit uns kämpfen und zugleich eure Herden bewachen.
Ihr wißt genau, wie leicht es ist, Rinder in Stampede zu versetzen, wenn sie ein solch langes Treiben
hinter sich haben und sich an einem Fluß stauen.
- Seht mal, wer da kommt!« Sie blicken sich um und über den Fluß zurück.
Sie sehen Jack Silverheels und dessen Revolvermannschaft kommen, die weiter oberhalb des Flusses
hinter einer Biegung übersetzte und nun aus den Uferhügeln geritten kommt, um ihnen den Weg
abzuschneiden.
»So machen wir das«, sagt Jim.
»Ihr seid schon in der Klemme, wenn ihr einen Kampf beginnen wollt.
Es gibt nur eine Möglichkeit für euch Texas- Rancher: zahlen! Bei Barzahlung drei Dollar.
Wir nehmen auch Rinder in Zahlung und rechnen zehn Dollar für jedes Tier.
Nachträgliche Zahlungsweise gibt es nicht mehr.
Die Viehaufkäufer geben euch gewiß Vorschüsse.
« Kirk Brackett starrt ihn kalt an.
Oh, Brackett spielt seine Rolle gut.
Seine Reiter jedoch sind wütend.
Es sind typische Texaner, die sich vor nichts fürchten und nichts dagegen hätten, wenn es nun einen
Kampf gäbe.
Obwohl sie sehr in der Minderzahl sind, würden sie auf ein Zeichen sofort die Revolver ziehen und
loslegen.
Ihrer Meinung nach kann es jeder von ihnen mit einem halben Dutzend von diesen Buschräubern
aufnehmen.
Doch Brackett gibt das Kommando aus wohlweislichen Gründen nicht.
Er betrachtet Jim und das starke Rudel hinter Jim mit einem undeutbaren Blick.
»Wir müssen uns das erst noch einmal überlegen«, sagt er dann.
»Wir warten auch erst einmal auf die anderen Herden.
Wir werden sehen.
Wir werden wahrscheinlich in zwei oder drei Tagen stärker sein als ihr Banditen.
« »In zwei oder drei Tagen können wir ebenfalls noch sehr viel stärker sein und warten dann hier mit
dreihundert Reitern auf euch«, erwidert Jim, und er blufft damit nicht, sondern sagt die Wahrheit.
Er weiß, daß Silverheels und Carreras wirklich so viele Reiter zusammenbringen können, wenn sie
Boten durch das Land senden, in alle abgelegenen Siedlungen und verborgenen Camps, in alle
Saloons und sonstigen Treffpunkte jener Satteltramps und Nachtfalken.
Kirk Brackett kehrt um.
Seine wilden, harten Jungens folgen ihm zähneknirschend.
Jack Silverheels gibt ihnen den Weg frei, läßt sie zu ihrer Herde zurück.
Denn selbst Silverheels und dessen besonders harte Revolvermannschaft möchten nicht unbedingt
einen Kampf mit diesen Texas-Boys.
Silverheels führt seine Männer wieder in die Hügel zurück.
Jim kehrt mit seinen Männern ebenfalls um.
Sie schlagen dann ein richtiges Camp auf.
Denn nun ist es klar, daß die Entscheidung erst in zwei oder drei Tagen fallen wird, bis alle Herden
am Fluß sind und die Herdenbosse sich beraten haben und zu einer Entscheidung kommen.
Jim Calhoun hofft, daß er sich heute um Mitternacht mit Bart Gannaway treffen kann.
Wie sollte er sonst mit den Texas- Männern zusammenarbeiten können? Es wird wahrhaftig ein
richtiges Banditencamp, mit einigen Feuern und einem jungen Stier über dem Feuer.
Die einstigen Guerillas nehmen das Leben, wie es kommt.
Sie sind seit vielen Jahren daran gewöhnt, in solchen Camps auf den nächsten oder übernächsten Tag
zu warten und dabei zu wissen, daß an diesem Tag ein Kampf auf sie wartet und sie dabei getötet
werden können.
Jim Calhoun betrachtet all diese Dinge manchmal mit Staunen.
Es erscheint ihm unwirklich, daß er hier als Führer einer Banditenbande fungiert und daß diese
Banditen hier so selbstverständlich in ihrem Camp auf die Dinge warten, die da kommen werden.
Es wird in dieser ersten Nacht ge-' spielt, gescherzt und viel gegessen und getrunken.
Jim gestattet jedem der Männer einen Becher voll Whisky.
Dann beginnen zwei Männer auf ihren Gitarren zu spielen.
Einer der Burschen besitzt eine wundervolle Stimme, und er singt all die wilden und romantischen
Lieder vom Reiten, Kämpfen und Lieben, von Heimweh, Warten auf das Glück und der Suche nach
etwas, was man nicht genau beschreiben kann.
Jim denkt aber auch an Edson Philbrook.
Wird dieser ihn an Silverheels und Carreras verraten? Silverheels steckt mit seiner gefährlichen
Revolvermannschaft irgendwo dort drüben in den Hügeln und belauert die Herdenmannschaft.
Und auch Carreras ist jenseits des Flusses und behält die Herden unter Kontrolle, hält sich bereit,
Stampeden zu verursachen.
Jim weiß zu gut, wie diese Stampeders arbeiten.
Sie ziehen blutige Wolfsfelle hinter sich her über den Boden.
Dies macht die Rinder besonders verrückt.
Es gibt jedoch auch noch viele andere Möglichkeiten, Sprengpatronen zum Beispiel, die man in die Herde
wirft, indes man gellend schreiend und schießend auf sie zujagt.
Jim Calhoun entfernt sich gegen Mitternacht aus dem Camp und tut so, als ritte er nur einmal umher, um
nach dem Rechten zu sehen.
Doch er nähert sich der Stadt und dem Treffpunkt.
Als er anhält und leise nach Bart Gannaway ruft, erhält er sofort Antwort.
»Hier bin ich, du Buschräuber«, sagt Gannaway.
»Komm nur hinter die Büsche.
Denn ich schäme mich, dich in der Öffentlichkeit zu treffen.
Mein Ruf könnte zum Teufel gehen, sähe mich jemand mit dir.
« Jim grinst bitter, indes er um die Büsche reitet und Bart Gannaway zu einer Baumgruppe folgt, in deren
Schatten sie untertauchen.
Es ist eine ziemlich helle Nacht mit Mondenschein und Sternen.
Doch diese Baumgruppe wirft einen tiefen Schatten.
Die beiden Männer könnten jedoch die Annäherung eines jeden Menschen rechtzeitig bemerken, bevor
dieser selbst den Schatten der Bäume erreicht.
»Dein Ruf«, sagt Jim zu Bart Gannaway, »ist in Trau Town so schlecht, daß du immer noch Stadtverbot
hast.
« »Das war geplant«, murrt Bart.
»Nur so konnte ich nachher unauffällig in der Gegend herumreiten und mich in den kleinen Siedlungen
umsehen.
Ich war erstaunt, wie viele Leute davon wußten, daß ich in Trau Town Stadtverbot habe und deshalb in die
kleinen Siedlungen gehen muß.
Aber es hat sich gelohnt, Freund Jim! Ich kenne die Camps der Banditen genau.
Ich könnte in finsterer Nacht eine Mannschaft zu jedem Camp führen.
Besonderes Glück hatte ich, als ich mich dann für die Treibherden interessierte.
Gleich die erste Herde wurde von Kirk Brackett geführt.
Dieser alte Tiger läßt es sich nicht nehmen, die Führung zu übernehmen, wenn.
« »Ich sprach schon mit ihm in meiner Rolle als Bandit«, unterbricht ihn Jim trocken.
»Du mußt noch in dieser Nacht zu ihm und mit ihm reden.
Denn ich habe einen Plan gemacht, der nur klappen kann, wenn sie alle mitmachen.
« »Ich höre«, brummt Bart Gannaway.
»Wenn jemand einen Plan erklärt, höre ich immer gut zu.
Das hat schon mein Vater immer von mir verlangt, wenn er den Plan machte, wie wir den Gemüsegarten
anlegen sollten.
Ich bin deshalb von Kindheit an gewöhnt, zuzuhören, wenn jemand einen Plan macht.
« »Hoffentlich kannst du die Texas- Rancher auch dazu bringen, mitzumachen und meinen Plan
auszuführen«, brummt Jim bitter und etwas skeptisch.
»Dazu gehört nämlich eine Menge Überredungskunst und ein sehr vertrauenerweckendes Auftreten.
Und ich weiß nicht, ob du es schaffen kannst.
Du könntest sicherlich eine alte Jungfer dazu überreden, einige faule Eier zu kaufen, doch ob du Kirk
Brackett und die anderen harten Nüsse dazu bringen kannst, den Banditen Herdenzoll zu zahlen, dies
erscheint mir doch etwas zweifelhaft.
« »Oh, in der Tat, dies ist eine Aufgabe für einen überragenden Menschen, der hypnotische Kräfte haben
muß«, ächzt Bart Gannaway.
»Jetzt mach deine Ohren richtig auf, denn ich erkläre es dir jetzt«, spricht Jim.
Am nächsten Tag - schon in früher Stunde - kommen die Herdenbosse durch die Arkansas-River-Furt.
Es sind elf harte Burschen, und Kirk Brackett führt sie an.
Diesmal hat Jack Silverheels das Kommando.
Doch Jim Calhoun ist an Silverheels' Seite.
Hinter ihnen sitzen etwa sechzig Reiter in den Sätteln.
Kirk Brackett macht nicht viele Worte.
Er hält vor Jack Silverheels an und sagt: »Laßt uns nur durch, ihr Buschräuber.
Denn ihr habt gewonnen.
Wir haben gestern abend beschlossen, daß wir zahlen wollen.
Doch ihr müßt uns in die Stadt lassen, damit wir mit den Viehaufkäufern bezüglich Vorauszahlungen
verhandeln können.
« Er deutet hinter sich über den Fluß hinweg nach Süden.
»Es sind fast ein Dutzend Herden von zusammen mehr als dreißigtausend Rindern.
Wir müßten euch etwa hunderttausend Dollar zahlen.
Ob wir das können, hängt von den Viehaufkäufern ab.
« Jack Silverheels lächelt kalt.
»Da macht euch keine Sorgen«, erwidert er.
»Die Viehaufkäufer werden euch Vorauszahlungen leisten.
Denn wenn sie es nicht tun, werden sie hier in diesem Land keinen einzigen Stier mehr kaufen
können.
Dann gibt es in Trau Town keine Geschäfte mehrt für sie zu machen.
« Kirk Brackett nickt.
»Ja.
Wir haben auch schon begriffen, daß ihr eine Macht seid.
Obwohl unsere Reiter gegen euch kämpfen würden, möchten wir lieber zahlen, als Tote begraben.
Also, laßt uns durch! Sobald wir das Geld haben, könnt ihr es bekommen.
Wer garantiert uns jedoch, daß ihr uns dann unbehelligt über den Fluß und zu den Verladecorrals
laßt?« »Mein Versprechen garantiert«, sagt Jack Silverheels.
»Und überdies wollen wir noch das ganze Jahr lang mit all den vielen anderen Herden das gleiche
Geschäft machen.
Es ist notwendig, daß wir als Geschäftsleute vertrauenswürdig bleiben.
Das heißt, daß wir unsere Zusicherungen stets sorgfältig einhalten müssen.
« Damit scheint Kirk Brackett sich zufriedenzugeben.
Auch die anderen Rancher und Herdenbosse nicken.
Sie reiten weiter und blicken sich nicht um.
In Jim Calhoun aber ist eine große Erleichterung.
Am späten Nachmittag kommen die Herdenbosse aus der Stadt zurück.
Kirk Brackett hat zwei große Leinenbeutel am Sattelhorn hängen.
Er kommt mit zwei Begleitern ins Camp geritten und hält vor Jack Silverheels und Jim Calhoun an.
»Eure Tage sind sicherlich gezählt«, sagt er.
»Die Regierung wird bald etwas unternehmen müssen.
Denn diese Zeitung in Kansas hat nun eine ganze Menge anderer Zeitungen in fast allen großen
Städten wachgerüttelt.
Es kamen heute mit dem Mittagszug Nachrichten aus dem Osten, die euch Banditen zu denken geben
sollten.
Aber wir können nicht warten, bis dies alles endlich in Gang kommen wird.
Hier habt ihr das verlangte Geld.
Es sind hunderttausend Dollar.
« Er nimmt die schweren Beutel vom Sattelhorn und wirft sie zu Boden.
Die goldenen Zwanzigdollarstücke klingeln, und dieser Klang ist Musik in den Ohren der Banditen.
Jack Silverheels nickt.
»Der Weg ist für euch frei«, sagt er.
»Es sind genau elf Herden, die passieren dürfen.
Die zwölfte Herde folgt in etwa fünf Tagen Abstand hinter der elften.
Seht nur zu, daß ihr mit euren elf Herden binnen dreier Tage über den Fluß kommt.
Denn am vierten Tag schließen wir die Furt wieder!« Kirk Brackett nickt langsam.
Sein Blick streift einmal über Jim Calhoun, doch er blickt ihn nur mißtrauisch und böse an, so wie
man einen Banditenführer als Herdenboß ansieht.
Brackett und Begleiter machen keinen Fehler.
Sie reiten schweigend aus dem Camp, vereinigen sich mit den anderen Herdenbossen, die in einiger
Entfernung warteten, und durchfurten dann den Fluß.
Jack Silverheels schickt drei Boten aus, die nach Don Carreras suchen und diesen informieren sollen.
Für etwa vier Tage werden sich die Buschräuber und Banditen vom Arkansas River bei Trau Town
zurückziehen können.
Ihre Anführer werden das Geld verteilen.
Man wird in den Siedlungen und Camps einige Feste feiern, denn dies gehört zu dem Leben, welches
diese einstigen Guerillas führen.
Und damit kommt Jim Calhouns und der Texas-Ranchers Chance Obwohl die drei Banden eine
unterschiedliche Kopf stärke haben, wird das Geld in drei gleiche Teile geteilt.
Brian Davis bekommt jedoch keinen Anteil mehr.
Er ist für die Buschräuber wertlos geworden.
Jim Calhoun bekommt also dreißigtausend Dollar für seine Bande und für sich selbst
dreitausenddreihundertdreiunddreißig Dollar.
Sie teilen das Geld auf der Ranch, die ihnen als Wohnquartier dient.
Dann reiten sie zu ihren Banden.
Schon nach etwa einer Meile trennen sie sich.
Jim Calhoun reitet angefüllt mit Spannung und Sorge.
Denn es wurde mit Bart Gannaway alles besprochen.
Er hat es Bart genau erklärt, und er kann nur hoffen, daß dieser es auch den Herdenbossen genauso klar
erklären konnte und daß sie vor allen Dingen alles genauso ausführen.
Denn heute in der Nacht soll der große Schlag der Texaner erfolgen.
Sie sollen und wollen überraschend und unheimlich hart zuschlagen.
Vor allen Dingen wollen sie sich natürlich auch ihre hunderttausend Dollar zurückholen.
Dies können sie nur, wenn keiner der Banditen entweichen kann.
Jim und dessen zwei Vorleute zahlen dann aus.
Dreißigtausend Dollar in sechzig Teile, von denen einige geringer und einige höher sind.
Aber im Schnitt gesehen bekommt jeder Mann fünfhundert Dollar.
Das ist gewaltig.
Das macht sie verrückt.
Und die meisten - oder sogar bis auf wenige Ausnahmen alle - beginnen bald darauf schlimm zu trinken.
In dem primitiven Saloon geht es hoch her.
Ein Banjo, eine Geige und eine Trompete spielen auf zu wilden Tänzen.
Ein junger Stier und ein Hammel braten im Freien über glühender Holzkohle.
Das wilde Fest findet auch im Freien statt, und je länger es dauert, um so lauter geht es zu.
Jim wandert durch den Trubel.
Dann und wann muß er einen Schluck trinken.
Doch sonst spielt er den zurückhaltenden Banditenboß, der seiner Mannschaft ein wildes Fest gönnt.
Einigemal muß er einen ausbrechenden Streit schlichten, um seiner Rolle treu zu bleiben.
Die Verachtung gegen diese Banditen wird in ihm immer stärker.
Diese Burschen sind schlimmer als wilde Heiden.
Was Jim alles zu sehen oder zu hören bekommt, läßt sich hier nicht beschreiben, und es ist ja auch
unwichtig für diese Geschichte.
Jim Calhoun wandert nach Mitternacht aus dem Ort hinaus, und er fragt sich, ob nun alles klappen wird,
ob Bart Gannaway die Texaner schon herbeigeführt hat.
Indes Jim geht, stößt er den Schrei des Nachtfalken aus.
Jim braucht nur eine Viertelmeile weit zu gehen.
Dann trifft er auf Bart Gannaway, den er aus einem Waldstück schon vorher einigemal wie einen Fuchs
bellen hörte.
Bart Gannaway ist zu Fuß, und er sagt zu Jim: »Nun, großer Meister, können wir kommen, um den großen
Spaß zu beginnen? Was hältst du überhaupt von meiner Tüchtigkeit?« »Du bist allererste Klasse«,
erwidert Jim.
»Wie hast du diese hartbeinigen Burschen dazu bewegen können, hunderttausend Dollar zu riskieren?«
Nun druckst Bart Gannaway etwas herum.
Schließlich murmelt er etwas kleinlaut: »Nun, da - da mußt du dich bei Kirk Brackett bedanken.
Dieser alte Falke hat sich für die Hunderttausend verbürgt.
Und da haben sie es schließlich gemacht.
Oh, sie wollten lieber kämpfen.
Ich mußte mit Engelszungen reden, bis ich ihnen endlich klargemacht hatte, daß sie auf deine Art und
nach deinem Plan sehr viel größere Erfolge und weniger Verluste haben würden.
Sie warten dort in dem Waldstück.
Ich wollte nur mal nachsehen, ob ich dich vielleicht vorher.
« »Umstellt die ganze Siedlung und kommt schnell«, sagt Jim.
»Ihr könnt nicht die ganze Nacht hier vertrödeln.
Wir müssen die beiden anderen Camps auch noch überfallen.
Also, vorwärts! Und läßt keinen Menschen entkommen, der die anderen Banden warnen könnte.
- Los!« Er geht in das Camp zurück, und als er seinen Rundgang macht, da sieht er fast nur noch
Betrunkene.
Es wird leicht sein, denkt er und will in den Saloon, weil er dort die beiden Vormänner weiß, die er
im Auge behalten will.
Denn von diesen beiden hartgesottenen und erfahrenen Burschen wären Gegenaktionen zu erwarten.
Als er bei der Tür ist, kommt ein Reiter in den Ort, hält vor dem Saloon an und wirft sich vom Pferd.
Dabei brüllt er: »Alarm! Alarm! Wir sind von.
« Weiter kommt er nicht, denn Jim Calhoun ist mit drei Sprüngen bei ihm und schlägt mit dem
Revolverlauf zu.
Dann springt er vorwärts und in den Saloon hinein.
Er tut es zur rechten Zeit, denn man hat drinnen den Alarmruf vernommen.
Besonders einer der beiden Vorleute ist noch nicht so sehr betrunken, um nichts zu unternehmen.
Er kommt auf Jim zu und fragt: »Was war das?« »Ein betrunkener Dummkopf«, erwidert Jim.
»Er fing plötzlich ohne Grund an, Alarm zu brüllen.
Ich schlug ihn nieder.
« Er hat kaum ausgesprochen, als der, Überfall der Texaner kommt.
Sie haben inzwischen die Siedlung umstellt und greifen nun von allen Seiten an.
Plötzlich krachen Schüsse.
Brüllende Männerstimmen gellen durch die Nacht.
Doch dann tönt der Texanerschrei: »Yüiheeeya! Yiiiyeeeha!« Nun begreifen selbst die Betrunkenen,
daß dies ein Überfall ist und es ums Leben geht.
Doch es ist zu spät.
Die Texaner fallen wie die Teufel über die Banditen her.
Sie nehmen das Camp - diese Banditensiedlung - im Handumdrehen und machen jeden Widerstand
nieder.
Eine Viertelstunde später sitzt Jim Calhoun im Sattel.
Neben ihm reitet Bart Gannaway und treibt frohlockend sein Pferd an.
Hinter ihnen reiten vierzig Texas-Jungens.
Ihr Ziel ist das Camp von Jack Silverheels und dessen Revolvermännern, von denen jeder einzelne
Mann mehr als tausend Dollar erhalten haben muß.
Jim hofft, daß Jack Silverheels noch bei seiner Bande ist.
Sie kommen bis dicht an die kleine Siedlung heran, in der diese Revolvermannschaft lebt.
Doch dann empfängt sie Revolverfeuer.
Sie müssen richtig kämpfen, sich unter Verlusten an die Gebäude heranarbeiten und haben dann erst
Erfolg, als sie Feuer anlegen.
Die Revolvermänner machen dann in drei Gruppen zu gleicher Zeit Ausbruchsversuche.
Eine Gruppe von fünf Mann gerät in ein Kreuzfeuer und wird niedergemacht.
Eine zweite Gruppe von sieben Mann zieht sich in das große und starke Blockhaus zurück, aus dem
sie ausbrach.
Die dritte Gruppe kommt durch.
Sie erreicht die Corrals und erkämpft sich Pferde.
Auf diesen ungesattelten Pferden entkommen fünf oder sechs Mann.
Sie flüchten in Richtung zu Don Carreras' Camp.
Bart Gannaway und Kirk Brackett verfolgen sie mit dreißig Texanern, und sie werden es gewiß nicht
leicht haben, wenn Don Carreras' Leute nicht besonders betrunken sind.
Aber wahrscheinlich werden sie betrunken sein, und so werden die Texaner sicherlich auch dieses Camp
anzünden und zerstören.
Jim Calhoun reitet nicht mit.
Er bleibt nur so lange in Jack Silverheels Camp, bis er von einem sterbenden Banditen erfährt, daß
Silverheels schon vor mehr als einer Stunde heimgeritten sei auf seine Ranch.
Als Jim dies hört, ist die Sache für ihn klar.
Er muß Jack Silverheels unschädlich machen.
Und er kann nur hoffen, daß Jack Silverheels allein ist.
Denn wenn Don Carreras schon bei ihm auf der Ranch sein sollte, wird die Aufgabe für Jim allein kaum
zu lösen sein.
Er reitet schnell.
In der Ferne sieht er den Feuerschein der Siedlung, in dem Fay Mannens Bande lebte, deren Anführer er
für einige Tage war.
Er spürt eine bittere Befriedigung darüber, daß dieses Banditennest von den Texanern zerstört und
niedergebrannt wird.
Selbst als er an die wenigen Frauen denkt, die dort lebten, verspürt er kein Bedauern.
Denn es war ein Ort der Gemeinheit, der Sünden und des Übels.
Es war ihm schwergefallen, dieser üblen und verkommenen Bande gegenüber den Boß zu spielen.
Man hat sie alle erwischt - alle.
Und sie haben an ihrem Anteil vom erpreßten Geld keine Freude gehabt.
Jim Calhoun zügelt in Hörnähe der Ranch rechtzeitig sein Pferd und reitet langsam näher, so daß es ganz
natürlich wirkt.
Man könnte denken, daß er zurückgeritten kommt, weil es ihm nicht länger mehr in dem wilden Camp
seiner Bande behagte.
Aber er sitzt bei aller Lässigkeit angespannt und lauernd im Sattel.
Als er die Corrals erreicht, nimmt er sich die Zeit, die Pferde anzusehen.
Überrascht stellt er fest, daß Jack Silverheels riesiger Rappe fehlt.
Und auch Don Carreras' Schecke ist nicht da.
Sollten Silverheels und Carreras doch noch nicht zurück sein?' Beim Stall rührt sich etwas.
Jim wendet sich schnell, duckt sich leicht und berührt den Revolverkolben.
»Silverheels?« Seine Stimme klirrt etwas metallisch.
Aber es ist der Pferdebursche.
»Silverheels ist fort«, sagt er und kommt langsam näher.
»Er war hier, und auch Carreras kam - aber erst vor wenigen Minuten.
Sie nahmen ihre besten Pferde und ritten fort.
Ist etwas geschehen?« Die Stimme des Pferdewärters klirrt nun ebenfalls, so als würde der Mann von
einer starken Spannung beherrscht.
»Ich hörte in der Ferne etwas«, fügt er hinzu.
»Es klang wie Gewehr- und Revolverfeuer.
Und einmal klang der Hufschlag einer Mannschaft, die wild und verwegen ritt.
- Was ist los, Jim Calhoun? Sagen Sie es mir! Wir sind vier Mann hier auf der Ranch, und wenn wir auch
nur einfache Burschen sind, die ehrliche Arbeit verrichten, so könnte es doch auch sein, daß wir.
« »Macht euch aus dem Staub«, sagt Jim.
»Ja, es könnte sein, daß die Texaner sich auch an euch rächen, nur allein, weil hier die Anführer der
Banditen lebten.
« »Sie gehören dazu«, sagt der Pferdewächter.
»Ich habe nie dazu gehört«, spricht Jim grimmig und schwingt sich wieder in den Sattel.
»Ich bin hergekommen, um diese Banditen zu vernichten.
Und ich bin schon ziemlich weit damit gekommen.
« Er reitet weiter und treibt sein Pferd hart an.
Denn er darf nicht mehr viel Zeit verlieren.
Jack Silverheels ist vor etwa einer Stunde zur Ranch gekommen und ist ahnungslos geblieben, bis dann
Don Carreras vor wenigen Minuten hier eintraf und sie beide sofort losritten.
Also muß Don Carreras bereits auf der Flucht gewesen sein und mit schlechten Nachrichten zu Jack
Silverheels gekommen sein.
Dies ist gut möglich, denn das Revolver- und Gewehrfeuer bei den Camp-Siedlungen der anderen
beiden Banden war meilenweit in der Nacht zu hören.
Vielleicht sind Banditen entkommen, die zu Don Carreras rechtzeitig eine Warnung bringen konnten.
Und da Carreras' Bande gewiß betrunken war, versuchte er erst gar nicht, seine Burschen in die Sättel
zu bringen und jagte zur Ranch, wahrscheinlich fest damit rechnend, daß Jack Silverheels gewiß
schon nach dorthin zurückgekehrt war.
Und nun sind sie beide nach Trau Town unterwegs Einen Moment hofft Jim, daß er sie einholen
könnte.
Doch zugleich begreift er auch, daß dies gewiß sein Tod wäre.
Sie würden ihn töten, denn ihnen beiden zur gleichen Zeit wäre er bestimmt nicht gewachsen.
Jeder von ihnen ist ihm als Kämpfer ebenbürtig.
Wenn er gegen sie gewinnen will, dann muß er sie getrennt überrumpeln.
Oh, er weiß fast völlig sicher, warum sie nach Trau Town reiten und was sie dort tun werden.
Brian Davis wird ihnen ihr Geheimkonto auszahlen müssen.
Das Geld, welches er für sie verwahrte, wollen sie sich holen.
Ganz gewiß werden sie auch Anspruch auf Fay Mannens Anteil erheben.
Jim Calhoun denkt nicht ohne einigen Respekt daran, daß Brian Davis diese Entwicklung irgendwie
kommen sah, sich errechnete oder instinktiv ahnte.
Deshalb versuchte er ja auch, Jim Calhoun, der sich Fay Mannen gewachsen zeigte, auf seine Seite zu
bekommen.
Doch Brian Davis' Rechnung ging nicht auf.
Jim Calhoun erledigte bisher nur Fay Mannen.
Wird er auch noch die beiden anderen Banditenführer ausschalten können, bevor sie Brian Davis
gefährlich werden? Wird die Rechnung des Bankiers und Großranchers aufgehen? Brian Davis ist
gegen Mitternacht schlafen gegangen.
Als er das Klopfen an dem Fensterladen hört, da ist es ihm, als hätte er erst eine halbe Stunde
geschlafen.
Doch es ist drei Uhr morgens.
Er erhebt sich und holt seinen Revolver unter dem Kopfkissen hervor.
Damit geht er zum Fenster und fragt durch den geschlossenen Fensterladen nach draußen: »Wer ist
das?« »Lassen Sie uns hinein, Brian Davis«, erwidert Jack Silverheels kühle Stimme, und sie klingt
nicht besonders leise.
Silverheels gibt sich keine Mühe, leise zu sein.
Brian Davis zögert.
Er hat einen Revolver und befindet sich in einem gut verschlossenen Raum.
So leicht könnte niemand zu ihm herein.
Aber er überlegt dennoch sorgfältig, ob er es wagen kann, Jack Silverheels abzuweisen.
Warum ist Silverheels hier? Ist er allein hier? Oder hat er seine Revolvermannschaft bei sich? Was
will er? Als Brian Davis sich die letzte Frage stellt, hält er es für besser, sie erst einmal mit
unterdrückter Stimme durch den Fensterladen zu stellen.
Jack Silverheels' Antwort läßt Brian Davis begreifen, daß nun der Tag gekommen ist, vor dem er sich
immer fürchtete.
Denn Jack Silverheels sagt trocken.
»Brian Davis, wenn Sie nicht öffnen, reißen wir das Haus einfach ein.
Oder glauben Sie wahrhaftig, daß Sie uns daran hindern könnten, hineinzukommen? « Nun, dies
glaubt Brian Davis nicht.
Denn er nimmt nun an, daß Jack Silverheels seine Revolvermänner bei sich hat.
Was diese können, dies haben sie während des Krieges dutzendfach bewiesen, wenn sie als Guerillas
kleine Städte überfielen.
Sie haben genügend Erfahrung darin, in verschlossene Häuser kommen zu können.
Brian Davis kann unmöglich alle Fenster und die Vorder- und Hintertür zugleich bewachen.
Er weiß, daß sie zu ihm hereinkommen können.
Dann wäre er erledigt, denn obwohl er mit dem Revolver ziemlich gut ist, hätte er keine Chance gegen
Jack Silverheels und jeden von dessen Männern.
Warum läßt Jim Calhoun mich jetzt im Stich? Diese Frage stellt er sich mit der bitteren Ungerechtigkeit
eines Mannes, der davon überzeugt ist, Anspruch auf Hilfe zu haben.
Dann geht er aus dem Schlafzimmer und den Gang entlang zur Hintertür.
Er öffnet diese.
Jack Silverheels und Don Carreras drängen herein.
Er aber hält immer noch den Revolver in der Hand.
Doch er wagt nicht, ihn zu benutzen, obwohl es im Gang ziemlich dunkel ist und er jetzt die größte
Chance hätte, sie zu überrumpeln.
Aber er wagt es nicht.
Indes Don Carreras die Tür schließt, sagt Silverheels zu ihm: »Wir sind gekommen, um unser Konto zu
löschen.
Brian, Sie zahlen jetzt auf der Stelle aus.
Also los, wir gehen in die Bank hinüber.
Wir brauchen sicherlich keine Lampe anzuzünden, denn es fällt genügend Mondlicht von draußen herein,
wenn wir die Fensterläden öffnen.
« »Die lassen sich nicht so einfach öffnen «, widerspricht Brian Davis.
»Wir zünden besser eine Lampe an.
Überdies schimmert kaum Licht durch die Läden.
« Er geht vor ihnen her in sein Wohn und Arbeitszimmer und steckt dort die Tischlampe an.
Den Revolver legt er daneben auf den Tisch.
Als er Lampe und Revolver aufnehmen will, sagt Don Carreras mit gefährlicher Höflichkeit: »Aber Mr.
Davis, Sie fühlen sich doch durch uns nicht bedroht, daß Sie mit einer Waffe herumlaufen? « Brian Davis
zögert.
Dann läßt er die Waffe liegen und nimmt nur die Lampe.
Er schließt die Tür zu den Bankräumen auf.
Bevor er sie öffnet, fällt ihm ein, daß es vielleicht gut wäre, wenn er Zeit gewinnen könnte.
Denn er spürt nun, daß etwas geschehen sein muß.
Warum wollen Jack Silverheels und Don Carreras jetzt zu dieser Stunde ihr Geld haben? Sind sie auf der
Flucht? Ist irgend etwas geschehen? Er glaubt plötzlich nicht mehr daran, daß sie noch einige ihrer Leute
in der Stadt haben.
Nun ist er davon überzeugt, daß sie allein gekommen sind.
Doch wenn sie jetzt so hastig und dringend ihr Geld haben möchten, so könnte dies bedeuten, daß sie auf
der Flucht sind.
Vor wem? Vor Jim Calhoun? Vor den texanischen Herdenbossen? Brian Davis kann nicht erraten, was die
beiden Banditen so in Eile versetzt hat.
Deshalb will er Zeit gewinnen.
Er öffnet also die Tür, doch hält er dann inne und sagt zu den beiden unerwarteten Besuchern:
»Selbstverständlich zahle ich euch das Geld aus, welches ich für euch in meinem Tresor verwahre.
Doch ich kann diesen Tresor jetzt nicht öffnen.
Aus Sicherheitsgründen stellt mein Kassierer das Buchstabenschloß ein, während ich selbst nur das
Zahlenschloß einstelle und den Schlüssel zum dritten Schloß besitze.
Wenn ihr also sofort euer Geld haben möchtet, so müßt ihr erst meinen Kassierer herbeischaffen.
Wenn ihr jedoch wartet, bis ich angezogen bin, so will ich ihn gern holen und.
« »Ich gehe ihn holen«, sagt Don Carreras und fügt hinzu: »Er wohnt doch immer noch bei dieser
weißhaarigen Witwe in dem gelben Haus?« »Ja, so ist es«, erwidert Brian Davis.
»Das linke obere Fenster gehört zu seinem Zimmer.
« »Na, gut«, murmelt Don Carreras.
»Ich bin in fünf Minuten mit ihm zurück.
« Er verschwindet und man hört, wie er wenig später die Vordertür aufriegelt und das Haus verläßt.
Brian Davis und Jack Silverheels aber gehen hinüber in die Bank.
Sie treten wenig später vor den Tresor.
Brian Davis stellt die Lampe auf den Tisch daneben.
»Öffnen Sie schon mal die beiden Schlösser, so daß wir dann nur noch das Buchstabenschloß öffnen
müssen«, sagt Jack Silverheels kühl.
Brian Davis gehorcht.
Er hat den Schlüssel für das eine Schloß an einem Kettchen am Hals hängen.
Die Zahlenkombinationen hat er im Gedächtnis.
Dann ist er fertig.
Er lehnt sich an die Wand und blickt Jack Silverheels an.
»Was ist geschehen, daß ihr es so eilig habt?« Als Brian Davis diese Frage stellt, verzerrt sich
Silverheels' sonst so ruhiges und beherrschtes Gesicht und verrät etwas von einem heißen Haß.
Dann aber hat er sich wieder unter Kontrolle.
Seine Stimme klingt metallisch kühl.
Er sagt: »Die Texaner zahlten zwar den Herdenzoll, doch dies war eine Täuschung.
Sie wußten genau, daß unsere Mannschaften sich für einige Tage zurückziehen und ein Fest feiern
würden.
Und als die meisten von unseren Männern betrunken waren, kamen die Texaner über sie.
Zuerst überfielen sie die große Siedlung von Fay Mannens Bande.
Einer dieser Jungens konnte entkommen und Don Carreras warnen.
Er traf ihn unterwegs, denn Carreras hatte seine Mannschaft schon verlassen und wollte heim auf die
Ranch.
Auch ich hatte meine Leute schon verlassen und war heimgeritten.
Als Don dann kam und mich verständigte, war uns klar, daß alles verloren ist.
Unsere Leute sind zum größten Teil betrunken.
Die Texaner hatten sich alles vorher gut ausgerechnet, und sie wurden auch gut geführt.
Weißt du auch, Davis, von wem?« Brian Davis schüttelt langsam den Kopf.
Doch er ahnt, daß die Gefahr, in der er sich befindet, größer ist, als er bisher dachte.
Jack Silverheels brennt innerlich von einem bösen Zorn, der vielleicht schon sehr bald zu einer
Entladung kommen wird, wild und gewalttätig.
»Nein«, sagt Brian Davis und spürt, wie ihm das Herz bis hinauf im Hals pocht.
Er muß immer wieder hart schlucken.
»Jim Calhoun führte die Texaner«, sagt Jack Silverheels knirschend.
»Der Mann, der Carreras warnte, hörte ihn laut genug Befehle rufen.
Davis, soll ich dir erklären, wie uns der Burschen reingelegt hat?« Er wartet gar keine Antwort ab,
sondern zählt mit metallisch klirrender Stimme an den Fingern auf.
»Er kam zum Schein mit einer Treibherde von Texas herauf, und er hatte einen Partner.
Als sie dann hier angelangt waren, begannen sie ein hartes Spiel.
Sie trennten sich.
Er selbst verspielte seinen Anteil am Erlös an den ersten besten Spieler.
Deshalb konnte er den Zoll nicht bezahlen und bekam Streit mit Fay Mannen.
Fay Mannen konnte ihn nicht schlagen.
Dadurch wurden alle Burschen auf ihn aufmerksam, die Hilfe gegen Fay Mannen brauchten, und
nicht nur gegen Fay Mannen, sondern auch gegen uns.
Du warst auch solch ein Bursche.
Sicherlich auch Edson Philbrook.
Doch Calhoun entschied sich für dich, Brian Davis.
Und du sorgtest dafür, daß.
« Er unterbricht seine Aufzählungen, denn draußen auf der Straße krachen nun Revolverschüsse.
Don Carreras ist schnell zu dem gelb angestrichenen Haus der Witwe Mary Sanders geeilt, die des
Bankkassierers Pensionswirtin ist.
Er blickt zu dem linken oberen Fenster hinauf und erkennt, daß es offen ist.
Er sucht nach einem Stein, doch er findet nur einen Besen, der an der Hauswand lehnt.
Diesen Besen wirft er wie eine Lanze und trifft damit schon beim ersten Versuch durch das offene
Fenster in das Zimmer hinein.
Er hört sogar den erschrockenen Ruf des erwachten Schläfers - dann einen Fluch.
Als es dann still wird dort oben in dem Zimmer, ruft Don Carreras: »Mann, kommen Sie aus dem
Bett und zum Fenster!« Nun braucht er nicht mehr lange zu warten.
Der Kassierer erscheint bald darauf und blickt zu ihm nieder.
»Was ist? Haben Sie den Besen in mein Zimmer geworfen? Aaah, sind Sie nicht.
« Der Kassierer erkennt ihn wohl nun erst, und der Schreck verschlägt ihm die Sprache.
»Kommen Sie herunter, Mann«, sagt Don Carreras, und in seiner Stimme schwingt eine gefährliche
Sanftheit.
»Kommen Sie recht schnell, Mister, bevor ich Sie hole und an den Ohren zur Bank schleife.
Mr.
Davis will Sie haben.
- Vorwärts!« In seinem >Vorwärts< schwingt die ganze wilde, gefährliche Ungeduld, die in ihm ist.
Der Kassierer zögert und stottert dann: »Ich - ich.
weiß.
nicht, wawa-was ich jetzt.
« Da zieht Don Carreras den Revolver.
»Springen Sie aus dem Fenster« sagt er kehlig.
»Wenn Sie im Zimmer verschwinden möchten, bekommen Sie meine Kugel.
Also, los, hüpfen Sie herunter zu mir!« »Ich werde mi-mi-mir bei-bei-beide Beine brechen«, sagt der
Mann.
»Das macht nichts«, erklärt Don Carreras mit gefährlicher Freundlichkeit.
»Besser gebrochene Beine, als eine Kugel im Kopf.
Ich zähle bis drei, dann.
« »Was geht hier vor?« Eine harte Stimme fragt es, und der Marshai Dick Prince tritt aus einer Gasse,
die vom Verladebahnhof her zur Hauptstraße führt.
Don Carreras handelt blitzschnell.
Er duckt sich, wirbelt herum und schießt.
Er trifft den Marshai mit dem ersten Schuß, doch der Marshai hebt seinen Revolver, indes er auf die
Knie fällt.
Don Carreras trifft ihn nochmals.
Dann drückt der Marshai ab, doch seine Kugel pfeift irgendwohin.
Der Marshai fällt nun auf das Gesicht.
Oben im Fenster verschwindet der Kassierer.
Don Carreras aber stößt einige schlimme spanische Flüche aus und wirft sich gegen die Haustür.
Darauf beginnt drinnen im Haus die Witwe Mary Sanders um Hilfe zu rufen.
Dies alles macht den Banditen noch wilder und entschlossener.
Er muß den Kassierer zu fassen kriegen.
Denn wenn er das nicht schafft, bekommen sie den Geldschrank in der Bank nicht auf.
Dann müßten sie ohne Geld die Flucht ergreifen.
• Doch Don Carreras' Pech hält heute an.
Die Haustür erweist sich als sehr fest.
Er kann sie nicht mit Gewalt aufbrechen.
So eilt er zu einem der unteren Fenster, um hier sein Glück zu versuchen.
Doch noch bevor er beginnen kann, hört und sieht er den Reiter in die Stadt kommen.
Es ist eine sehr helle Mond- und Sternennacht.
Don Carreras erkennt den Reiter, als dieser bis auf zwanzig Yard heran ist und sich aus dem Sattel
wirft.
»Ay, Jim Calhoun!« So ruft er mit einem wilden Frohlocken und eilt ihm entgegen.
Dabei beginnt er zu schießen.
Er hat jetzt beide Revolver in den Händen.
Seine Schüsse krachen unheimlich schnell.
Und er trifft auch.
Denn er sieht Jim Calhoun auf ein Knie fallen und dann kniend schwanken.
Doch dann blitzt es bei Jim Calhoun auf.
Die Kugel ist gut gezielt.
Sie fährt in Don Carreras' Kopf.
Er ist sofort tot.
Als Jim Calhoun sich erhebt, knickt sein linkes Bein unter ihm ein.
Er fällt in den Staub, erhebt sich wieder und versucht es dann vorsichtiger.
Er kommt bis zu Don Carreras und untersucht diesen.
Dabei spürt er, daß die Kugel noch in seinem Oberschenkel steckt und das Blut an seinem Bein
hinunter in den Stiefel läuft.
Wie soll er jetzt mit Jack Silverheels fertig werden? Die Frage droht ihn nun in eine Panik zu
versetzen.
Denn gegen einen Mann wie Jack Silverheels braucht er alle seine Fähigkeiten in einem ganz
besonderen Maß.
Sein Bein ist unbrauchbar und schmerzt höllisch.
Es bleibt ihm die Luft weg von diesem Schmerz, und er weiß, daß Jack Silverheels - wo immer er
sich jetzt auch aufhalten mag - bald kommen wird.
Von oben fragt nun eine zornige Frauenstimme aus dem rechten oberen Fenster: »Ist das der Bursche,
der den Bankkassierer aus meinem Haus entführen wollte? Stellen Sie sich vor, Frank Baxter sollte
aus dem Fenster springen.
Oh, beide Beine hätte er sich brechen können! Man läßt doch einen Menschen nicht aus dem Fenster
des oberen Stockwerks springen!« Jim Calhouns Gedanken arbeiten indes schnell.
Aus den Worten der Frau kann er entnehmen, daß Don Carreras den Kassierer der Bank holen wollte.
Warum? Oh, diese Frage ist leicht zu beantworten.
Es ist für Jim sofort klar, daß man den Kassierer nötig hat, um den Banktresor öffnen zu können.
Jim sagt zu der Frau empor: »Würden Sie mich ins Haus lassen? Ich bekam eine Kugel ins Bein.
Und der Kassierer Frank Baxter ist immer noch in Gefahr.
Es sind noch mehr Banditen in der Stadt.
Ich kann den Kassierer und Sie nur beschützen, wenn Sie mich ins Haus lassen.
« »Noch mehr als das werde ich tun«, spricht die Frau.
»Ich werde mich auch um Ihre Wunde kümmern, junger Mann.
Und ich verstehe von Schußwunden und Knochenbrüchen zumindest soviel wie ein Arzt.
Ich komme sofort herunter und öffne.
- Frank! Frank Baxter, wo sind Sie? Sie müssen sich die Schrotflinte meines seligen Mannes nehmen.
Haben Sie gehört? Es sind noch mehr Banditen in der Stadt!« Als die Schüsse draußen tönen, wartet
Jack Silverheels einige Minuten und denkt nach.
Auch Brian Davis wartet, und die Furcht schnürt ihm die Kehle zu.
Er begreift, daß Jack Silverheels hinaus muß, um nachzusehen, was geschehen ist.
Aber Silverheels wird ihn nicht einfach so zurücklassen.
Silverheels muß jetzt damit rechnen, daß Brian Davis sich versteckt oder fortläuft und auch die
beiden entriegelten Schlösser wieder neu einstellt und somit verriegelt.
Die Minuten vergehen langsam.
Dann krachen nochmals Schüsse.
Nun ist völlig klar, daß Don Carreras draußen in Schwierigkeiten kam.
»Sie kommen nicht davon, Davis«, sagt Silverheels langsam.
»Selbst wenn man Don Carreras draußen erwischt haben sollte und auch mich noch erwischen kann,
Sie kommen auch nicht davon.
Es war Ihr Plan, davonkommen zu können.
Dieser Jim Calhoun war Ihre große Hoffnung.
Gewiß haben Sie ihm unser Geld versprochen.
Nun, daraus wird nichts, gar nichts, mein Bester! « Als er es gesagt hat, tötet er Brian Davis mit
einem einzigen Schuß.
Dann eilt er hinaus.
Er sieht Jim Calhoun hinkend in dem Haus verschwinden, vor dem Don Carreras' leblose Gestalt
liegt.
Vor einer Gassenmündung liegt noch eine bewegungslose Gestalt.
Jack Silverheels kann nicht genau erkennen, wer es ist, doch er glaubt, daß es sich um den Marshai
von Trau Town handelt.
Wer sonst wohl sollte zu dieser Stunde noch auf den Beinen gewesen sein und sich eingemischt
haben? Jack Silverheels begreift sofort, daß Jim Calhoun sich in jenes Haus zurückgezogen hat, in
dem sich der Bankkassierer befindet.
Doch ohne den Kassierer bekommt er den Tresor nicht auf.
Jack Silverheels wird sich darüber klar, daß er in seinem Leben noch keinen Mann so sehr haßte wie
Jim Calhoun.
Bisher hat er sich niemals von heißen Rache- oder Haßgefühlen leiten lassen.
Er ist stets ein kühl rechnender Revolvermann gewesen.
Doch jetzt ist alles anders.
Mit Brian Davis' Hilfe hat Jim Calhoun sie alle reinlegen können.
Und durch Zufall kann er jetzt auch noch verhindern, daß Davis' Bank den Tresor öffnen muß.
Jack Silverheels möchte hingehen und das Haus anzünden, in dem sich Jim Calhoun befindet.
Doch die Vernunft siegt über seine wilden Haßgefühle.
Er sagt sich nun, daß er aufgeben muß und verloren hat.
Er kann als einzelner Mann nicht länger mehr in der Stadt bleiben.
Und so setzte er sich in Bewegung, um zu den beiden Pferden zu gehen, die in der Gasse neben der Bank
angebunden sind.
Don Carreras wird etwas Geld in der Satteltasche haben, denkt er.
Auf halbem Weg hält er inne.
Reiter kommen in die Stadt.
Er zählt sieben Männer.
Zuerst glaubt er, daß es Texaner wären.
Doch dann erkennt er seine eigenen Männer.
Er gibt sich mit einem Erkennungspfiff zu erkennen und tritt auf die Fahrbahn.
Es ist ein grimmiges Frohlocken in ihm.
Nun gibt er noch nicht auf, nicht mit sieben Männern.
»Werdet ihr verfolgt?« fragt er, äußerlich sehr ruhig und beherrscht, obwohl er weiß, daß es nun auf jede
Minute ankommen kann.
»Die Texaner sitzen uns nicht unmittelbar auf den Fersen«, sagt einer der sieben Reiter.
»Doch sie können schon in den nächsten Minuten kommen.
« Jack Silverheels nickt.
Dann kommen seine Befehle.
»Larry, du sorgst für Proviant und Ausrüstung! Wenn man dir den Store nicht schnell genug öffnet,
brichst du die Tür auf.
Ben, du hilfst ihm.
Wenn ihr Proviant und Ausrüstung habt, sorgt ihr für zwei Packtiere und beschafft auch selbst Sättel und
alles, was dazu gehört.
Die Pferde bringt ihr vor die Bank.
Und du, Jeffreys, gehst zum Ortseingang zurück! Leg dich auf den Erdboden und lausche auf den Huf-
schlag einer galoppierenden Mannschaft.
Ihr anderen kommt mit mir! Jim Calhoun ist ein Verräter! Ihm haben wir unsere Niederlage zu
verdanken.
Er befindet sich mit dem Bankkassierer dort in dem gelben Haus.
Den Bankkassierer aber müssen wir haben.
Er allein weiß, wie das letzte der drei Tresorschlösser zu öffnen ist.
Also los, Jungens! « Die vier Revolvermänner folgen ihm.
Sie haben begriffen, daß er nicht ohne eine gute Beute von hier fortreiten möchte.
Es erscheint ihnen alles recht einfach.
Sie brauchen nur den Kassierer aus dem gelben Haus zu holen.
Das gelbe Haus der Witwe Mary Sanders steht allein für sich zwischen zwei schmalen Gassen.
Es ist also leicht für die Banditen, um das Haus herumzugehen und nach einer Möglichkeit zu suchen,
ins Haus zu gelangen.
Sie schaffen dies an drei Stellen.
Einer der Revolvermänner holt von einem abgestellten Wagen die Deichsel.
Damit rammt er die feste Haustür auf.
Ein zweiter Mann schafft den Einstieg durch ein kleines Seitenfenster im Erdgeschoß.
Und die beiden anderen Männer schlagen mit Hilfe einer Axt, die im Holzschuppen hinter dem Haus
lag, die Hintertür auf.
Auch sie dringen dann ohne Mühe ein, und Jack Silverheels folgt ihnen.
Sie sind nun allesamt im Haus und durchsuchen die unteren vier Räume, zu denen die Küche gehört.
Einen Keller gibt es nicht.
Es ist nun klar, daß sich der Kassierer, dessen Wirtin und auch Jim Calhoun oben befinden müssen.
Doch die Treppe, die nach oben führt, ist recht schmal.
Als die Banditen hinauf wollen, kracht oben ein Schrotgewehr.
Sie werfen sich jedoch noch rechtzeitig zur Seite.
Der Schütze dort oben drückte wohl absichtlich etwas früher ab, um mit diesem Schuß zu warnen.
Es ist so gut wie unmöglich, unverletzt die enge Treppe hinaufkommen zu können.
Ein Kind könnte sie mit diesem Schrotgewehr verteidigen.
Jack Silverheels ruft klirrend: »Calhoun! Jim Calhoun!« »Ich höre dich, Jack«, erwidert dieser oben
auf der Treppe.
»Und damit du dir keine falschen Hoffnungen machst, mein Bester - mir geht es ganz gut.
Die liebe Witwe Sanders hat mir eine Kugel aus dem Oberschenkel geholt und mein Bein verbunden.
Ich sitze hier ganz ruhig und bequem und kann jeden Narren von der Treppe pusten.
Diese Treppe knarrt so prächtig, daß selbst eine Katze nicht lautlos heraufkommen könnte.
Die Zeit ist gegen dich, Freund Jack! Es kann sich nur um Minuten handeln, bis eine Texas-
Mannschaft in die Stadt kommt.
Die Stadt mag ja recht feige sein und sich vor euch fürchten.
Denn sie weiß noch nicht darüber Bescheid, daß ihr nun auf der Flucht seid.
Doch das alles verändert sich bald.
Verschwinde lieber, Jack Silverheels.
Ihr habt verloren.
Sei froh, daß du deinen Skalp retten kannst.
« Jim Calhoun verschwendet wahrscheinlich absichtlich so viele Worte.
Jack Silverheels erkennt, daß Calhoun jede geringste Möglichkeit ausnutzt, ihn aufzuhalten und Zeit
zu gewinnen.
Ja, das ist es! Die Zeit eilt! Und so gibt Jack Silverheels seinem heißen Zorn nach.
Dieser Zorn beherrscht ihn nun vollkommen und bestimmt all seine Handlungen.
Denn noch nie wurde Jack Silverheels so von einem Mann hereingelegt.
Bis vor wenigen Stunden noch hielt er sich für den mächtigsten Mann im ganzen Land.
Doch jetzt ist er ein Flüchtling, der gemordet hat und der noch eine Bank ausrauben will.
Sein Abstieg konnte nicht vollkommener sein.
Dies alles ist ihm deutlich bewußt, und weil das so ist, gelingt es ihm nicht mehr, sich unter kühler
Kontrolle zu halten.
Sein heißer, wilder Zorn beherrscht ihn zu sehr.
Er möchte über Jim Calhoun siegen.
Dies allein ist ihm nur noch wichtig.
Und so sagt er nun mit klirrender Stimme zur Treppe hinauf: »Du hast mich etwas unterschätzt, Freund
Jim.
Ich dulde nicht, daß du dich dort oben verkriechst und in aller Ruhe abwartest, bis Hilfe kommt und ich
verschwinden muß.
Oha, ich bekomme dich dort höllisch schnell herunter und auf die Straße.
Paß auf, Mister: Ich lege Feuer an, wenn du in fünf Minuten nicht auf der Straße bist.
Und keine Sorge, du bekommst eine faire Chance.
Wir tragen es richtig gegeneinander aus wie zwei Gentlemen.
Ich ziehe meine Leute zurück.
Dann warte ich auf der Straße auf dich.
Wenn ich gewinne, wird es ein leichtes für uns sein, den Kassierer zu holen.
Gewinnst du, so werden meine Männer aufgeben und verschwinden.
Also, komm heraus! In fünf Minuten! Oder ich zünde das Haus an.
Ich gebe dir mein Wort, daß ich das tun werde.
« »Er wird es nicht wagen, mein Haus anzuzünden«, sagt Mary Sanders mit zitternder Stimme.
Sie kauert nicht weit von Jim entfernt in der Ecke der kleinen Diele, und sie hat noch ihren
Verbandskasten und die Schüssel mit heißem Wasser bei sich.
Auch die Lampe brennt noch, in deren Schein sie Jim die Kugel aus dem Bein holte und dann den
Verband anlegte.
Sie tat es geschickt wie ein Arzt und hat auch alle nötigen Dinge zur Verfügung.
Ihr Mann war Sanitätssergeant bei der Armee, und sie hat lange genug in Armeeforts im Indianerland
gelebt und oft genug Verwundete betreuen müssen.
Aber jetzt hat sie Angst.
Sie ist eine alte Frau, und dieses Haus ist ihr einziger Besitz.
Auch der Kassierer hat Angst.
Er zittert sogar, und sein bleiches Gesicht ist seltsam fahl im dunklen Hintergrund der Diele zu erkennen.
Er ist kein Held.
Jim Calhoun weiß, daß er gehen muß.
Denn Jack Silverheels hat nicht geblufft.
In Jack Silverheels ging eine vollkommene Veränderung vor.
Dieser sonst so kühle und beherrschte Revolvermann wird zu sehr von seinem heißen Haß beherrscht.
« »Haben Sie einen Stock, Madam, auf den ich mich stützen kann?« Dies fragt Jim Calhoun ruhig.
Die alte Frau zittert.
Auch ihre Stimme zittert, als sie sagt: »Ja, junger Mann, ich habe einen Stock.
Und Sie müssen mir verzeihen.
Wie kann ich alte Frau Ihnen jetzt noch beistehen, wenn man mir das Haus anzünden will? Die ganze
feige Stadt hilft doch auch nicht, sondern verharrt furchtsam.
« Sie entfernt sich in eines der Zimmer.
Indes sagt Jim zu dem Kassierer: »Wenn Jack Silverheels Sieger bleibt, dann würde ich an Ihrer Stelle tun,
was er verlangt.
Dann müssen Sie zur Bank gehen und ihm den Tresor öffnen.
« »Aber das kann ich doch nicht!« sagt der Kassierer zitternd.
»Brian Davis muß ihm etwas Falsches gesagt haben.
Ich könnte nicht eines der drei Schlösser des Tresors öffnen.
Mr.Davis weiß allein die Buchstaben und auch die Zahlenkombination, und er hat auch den Schlüssel zum
dritten Schloß.
Aber wenn ich diesen Banditen sagen würde, daß ich den Tresor nicht öffnen kann, so glauben sie mir
sicherlich nicht und schießen mich tot.
« »Vielleicht haben Sie Glück«, murmelt Jim.
Er weiß nun, daß Brian Davis die Banditen zuletzt doch noch hereinlegte und einen Zeitgewinn
herausholte.
Die alte Frau bringt ihm nun den Stock.
Er nimmt ihn, richtet sich an der Wand auf und hinkt dann mit Hilfe des Stockes zur Treppe.
Mary Sanders beginnt zu beten.
Der Kassierer aber kauert immer noch bleich in der Ecke und zittert am ganzen Körper.
»Wenn ich wenigstens den Tresor öffnen könnte«, sagt er einmal tonlos, »dann könnte ich vielleicht mein
Leben retten.
Doch sie werden mir nicht glauben, daß nur Brian Davis allein.
« Im Kansas Saloon beendet Patricia Wayne gerade ihre Abrechnung, als Jack Silverheels und Don
Carreras in die Stadt kommen.
Edson Philbrook will seine erfolgreichste Bankhalterin und Spielerin soeben aus dem Saloon lassen
und hinter ihr zuschließen, als die beiden Reiter vor der Bank anhalten und absitzen.
Sie verschwinden durch die Gasse nach hinten.
Edson Philbrook sagt plötzlich: »Die wollen Brian Davis gewiß aus dem Bett holen.
Es muß etwas geschehen sein.
Und damit Sie es wissen, Pat, ich weiß über Jim Calhoun Bescheid.
Ich habe herausgefunden, daß er einen Bruder besaß, der im vergangenen Jahr getötet wurde und
seine Herde verlor.
« »Es war zur Hälfte meine Herde, und ich war mit Joe Calhoun verlobt.
Wir wollten hier nach seiner Ankunft heiraten.
Als ich damals zu Ihnen in den Saloon kam und um einen Spieltisch bat, hatte ich drei Tage zuvor
von Joe Calhouns Tod erfahren.
« Mit diesen Worten unterbricht sie Edson Philbrook schlicht.
Dieser schweigt, und sie stehen immer noch in der halb geöffneten Tür des Saloons, in dem keine
Lampen mehr brennen.
Auch die Barmänner haben längst Schluß gemacht und sind gegangen.
Der Saloon-Ausfeger kommt erst bei Tagesanbruch.
»Wird Jim Calhoun bei Ihnen an die Stelle seine Bruders treten? Oder.
« Philbrook verstummt.
Er betrachtet Pat Wayne von der Seite.
Doch hier im Eingang und unter dem vorgebauten Obergeschoß ist es zu dunkel, um in ihrem Gesicht
irgendwelche Regungen erkennen zu können.
»Wenn Jim Calhoun am Leben bleibt, werde ich mit ihm nach Texas gehen und dort seine Frau
werden«, sagt Pat Wayne schlicht und will gehen.
Doch Philbrook hält sie am Arm fest.
»Bleiben Sie lieber, Pat«, sagt er.
»Ich spüre, daß sich etwas ereignen wird.
Es ist besser, wenn Sie jetzt nicht über die Straße zum Hotel gehen.
Überdies können wir von hier aus gut beobachten, ohne selbst so leicht bemerkt zu werden.
Vielleicht haben Sie sich in Jim Calhoun verliebt, weil er seinen Bruder und Ihren Verlobten rächen will.
Wenn ich gewußt hätte, was Ihnen diese Banditen antaten, dann.
« »Sie sind feige, und die ganze Stadt ist feige«, sagt sie bitter.
»Und Jim Calhoun ist nicht seiner Rache wegen hier.
Die Texas-Rancher-Vereinigung hat ihn damit beauftragt, den Herden den Weg freizumachen.
Und er tut es.
« Sie schweigen nun beide.
»Ich habe Sie immer für eine wirkliche Spielerin gehalten«, murmelt er nach einer Weile, indes sie warten
und die Straße beobachten.
»Ich dachte immer, Sie wären so wie ich.
« »Nein, Ed«, erwidert sie.
»Ich sehne mich nach einem kleinen Haus und einem Garten, nach Tieren - und nach.
« Als sie verstummt, sagt er sanft: »Ich weiß es jetzt, ich weiß es nun genau.
Sie wollen Kinder, eine richtige Familie.
Sie wollen als sorgende Frau und Mutter der Mittelpunkt einer Familie sein.
Das wäre Ihr Glück.
Und deshalb zuerst Joe und nun Jim Calhoun.
« »Jim liebe ich - für Jim würde ich barfuß betteln gehen und auch ein Leben an den Spieltischen führen
wie bisher, wenn er es so haben möchte.
« »Aber mit mir nicht?« Edson Philbrook fragt es etwas rauh.
Sie versucht ihn zu betrachten.
»Nein«, sagt sie dann, »mit Ihnen nicht, Ed.
Ich halte Sie zwar für einen Gentlemen-Spieler, doch wir sind nicht von der gleichen Art.
« Sie sprechen nun nicht mehr, denn sie sehen Don Carreras aus der Gasse kommen und dann all die
anderen Dinge, die geschehen.
Als der Marshai getötet wird, sagt Patricia Wayne verächtlich: »Nun verachte ich Sie, Mr.
Philbrook.
Dieser Marshai tat seine Pflicht, aber Sie stehen hier in einem dunklen Winkel und sehen zu.
« Plötzlich sehen sie Jim Calhoun kommen, und sie erleben den Revolverkampf Jim Calhouns mit Don
Carreras.
Patricia Wayne will sofort schräg über die Straße zu Jim laufen, doch Philbrook umfaßt sie, hält sie fest
und legt ihr sogar die Hand auf den Mund.
Zuerst kämpft sie heftig gegen ihn an und tritt ihn sogar auf die Füße und gegen die Schienbeine.
Doch dann gibt sie es auf.
Als er sie freigibt, fragt sie verächtlich: »Und was versprechen Sie sich davon, Mister?« »Es ist Jim
Calhouns Kampf«, erwidert er.
»Es ist des prächtigen Jim Calhouns Angelegenheit.
Und ich tue ihm einen großen Gefallen, wenn ich Sie aus der Schußlinie halte.
« »Aber Sie würden ihm nicht beistehen, niemals, nicht wahr?« Diese Frage stellt sie verächtlich.
Er erwidert nichts darauf, blickt nur hinüber und sieht, wie Jim Calhoun im gelben Haus der Witwe
verschwindet und wenig später Jack Silverheels aus der Bank kommt.
Zuvor hörten sie aus der Bank das dumpfe Krachen eines Schusses.
Sie wissen beide, daß Silverheels .
drinnen wahrscheinlich auf Brian Davis schoß.
Einmal blickt Jack Silverheels zu ihnen hinüber, und sie glauben schon fast, daß er sie im Salooneingang
bemerkt hat.
Sie treten noch etwas in den Saloon hinein und beobachten durch einen noch schmaleren Türspalt.
Dann kommen die sieben Reiter, und dann läuft alles andere vor ihren Augen ab wie auf einer Bühne.
Doch nach einer Weile kommen Jack Silverheels und dessen vier Männer wieder aus dem gelben Haus.
Silverheels' andere Männer sind nicht zu sehen.
Wahrscheinlich sind zwei von ihnen im Mietstall und suchen nach Sätteln für ihre Pferde und nach zwei
schnellen Packtieren.
Sie sehen, wie Jack Silverheels die vier Begleiter fortschickt und selbst mitten auf der Straße wartet.
Plötzlich begreift Patricia Wayne, auf wen Silverheels wartet.
Philbrook aber sagt: »Sehen Sie, Pat, nun ist es ganz allein eine Sache zwischen Silverheels und Jim
Calhoun.
Doch gehen Sie jetzt hinter den Schanktisch, Pat! Holen Sie mir die Schrotflinte des Barmannes.
In der Schublade ist Munition.
Wenn Jim mit Silverheels zurechtkommen sollte, so will ich ihn vor Silverheels Männern schützen.
Holen Sie mir die Flinte!« Patricia Wayne zögert unmerklich.
Sie weiß zu gut, daß nun bald Jim aus dem Haus treten und es einen Kampf geben wird.
Doch dann gehorcht sie.
Es dauert eine Weile, bis sie sich durch den dunklen Saloon bis zum Schanktisch getastet hat und die
Schrotflinte und Munition finden konnte.
Als sie dann wieder bei Edson Philbrook ist, nimmt dieser ihr die geladene Schrotflinte wortlos ab und
stopft sich die Munition in die Hosentasche.
Jack Silverheels steht immer noch wartend mitten auf der Fahrbahn.
Aus dem gelben Haus aber kommt nun Jim Calhoun.
Er hinkt an einem Stock und geht Jack Silverheels bis auf etwa fünfzehn Schritte entgegen.
Dann hält er an und läßt den Stock fallen.
Dies ist wie ein Zeichen.
Denn nun ziehen sie beide wie auf ein stillschweigendes Kommando.
Jack Silverheels schießt zuerst.
Doch er trifft offenbar nicht.
Als er zum zweitenmal abdrückt, stößt ihn schon Jim Calhouns Kugel zur Seite.
Er trifft deshalb auch beim zweitenmal nicht.
Silverheels muß schwer getroffen sein, dehn er bringt den Lauf der Waffe nicht mehr richtig hoch.
Seine Kugeln fahren alle zwischen ihm und Calhoun in den Staub der Fahrbahn.
Jim Calhoun schoß nur einmal.
Als Jack Silverheels fällt, bückt Jim sich langsam nach seinem Stock.
Und Patricia Wayne beginnt zu laufen.
Nun konnte Edson Philbrook sie nicht länger mehr aufhalten.
Er folgt ihr schnell auf die Straße und richtete die Schrotflinte auf Silverheels' Männer, die von rechts
herbeigelaufen kommen.
»Verschwindet! Verschwindet höllisch schnell aus dieser Stadt, bevor ihr aus allen Fenstern heißes
Blei bekommt !« Dies ruft er gellend und scharf.
Doch davon hören Patricia und Jim nichts.
Sie ist nun bei ihm und hält ihn umfaßt.
Sie sprechen eine Weile nichts, sind sich nur nahe.
Und sie brauchen auch gar nichts zu sagen.
Denn es ist nun gewiß, daß sie bald nach Texas reisen werden.
Reiter kommen in die Stadt gejagt.
Bart Gannaway führt sie an.
Als er an Jim und Pat vorbeireitet, jauchzt er und ruft: »Küßt euch endlich! « Sie tun es.
Denn es ist alles gut.
ENDE