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greifen die Autoren der Lux-Lesebogen auf. Dichter, Geschichtsforscher, Kunstgelehrte, Weltreisende, Geographen, Botaniker, Zoologen, Physiker und Astronomen berichten in lebendigem Plauderton aus ihren Wissensbereichen. Jeder Lesebpgen ersetzt ein ganzes Buch; gesammelt sind die bunten Hefte eine kleine .Bibliothek. Wer seine Lux-Lesebogen-Sammlung ergänzen möchte, bestelle, was ihm noch fehlt. Die unten genannten Nummern sind noch in begrenzter Zahl lieferbar. Kunst: 34 Film (Technik des Ateliers) 44 Dome der Gotik 49 Moderne Kunst 55/56 Beim Herrn Geheimrat 58 Michelangelo 61 Gemälde 72 Wilhelm Leibl Aus der Geschichte: 40 1648: Und es ward Friede 50 Pompeji 51 Cortez — der weiße Gott 54 Im Tal der Könige 59 Jäger der Urzeit 66 Der Prozeß Sokrates Erd- und Länderkunde: 39 Wüste oder Paradies? 43 Der sechste Erdteil 65 Nordost-Passage 67 Im Reich der Höhlen 69 Japan
71 Das Land Sibir 73 Roald Amundsen Naturkunde: ' 35 Der Pilzsammler 45 Augen auf: 47 Das überlistete Tier 52 Tier-Riesen der Urzeit 53 Das verwandelte Tier 57 Tiervölker wandern 62 Über Wald und Heide 63 Ringvogel B 32521 70 Tierleben (A Brehm) 74 Hydra Physik und Technik: 41 Der brennende Stein 42 Vom Tretrad zur Turbine 46 Helium — der Sonnenstoff 48 Luftgaukler 60 Meteore 64 Weltraum-Raketen 68 Triumphe der Forschung
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VERLAG SEBASTIAN LUX • MURNAU / MÜNCHEN
KLEINE
BIBLIOTHEK
DES
WISSENS
LUX-LESEBOGEN NATUR-
UND
K U L T U R K U N D L I C H E
HEFTE
Roald Amundsen VON
THEODOR H. MAYER
INHALT DES
HEFTES
73
1898: Immer der Erste sein! — Wir brechen auf, sofort! — 19-10: muß dem Glück entgegengehen, — Zwiegespräch im Gefängnis mit Dr. — 1921: Widriges Schicksal — Gut, daß wir so mager sind — Mit der „Norge" über dem Pol — Der Einsame im Weltmeer.
1903: Man 1913: Cook 1925: 1926: 1928:
VERLAG SEBASTIAN LUX • MURNAU/MüNCHEN
D ie klassische, heroische Zeit der Pölariorschung scheint vorüber. Flugschiü, Flugzeug, ja sogar das Unterseeboot lassen alle Entlernungen dahinschwinden, die neue Art der Kartierung aus der Lult erspart an einem Tage die Arbeit von vielen Wochen. Nicht mehr die Ausdauer aui monatelanger Eiswanderung ist das Problem der Arktis- und Antarktisfahrer, sondern die technische Ausrüstung. Das schnelle mehrmotorige Flugzeug drückt der großräumigen Forschung seinen Stempel aui, die leichte kleine Maschine, die kaum mehr als fünfzig Meter für den Anlaut und das Landen braucht, wird in Zukunft die Einzelforschung beherrschen. Gewiß, es sind auch hier Tragödien möglich. Aber sie sind nun schon eher unter „Flugunfälle" einzureihen als unter „mißglückte. Polarfahrten". Die Methode der Hundeschlitten wird nur noch für geologische Forschungen in Gebrauch bleiben, die ja ein längeres Verweilen an bestimmten Orten zur Voraussetzung haben, und auch hier wird die Verproviantierung aus der Luft einen großen Teil der Gefahren und damit auch der Romantik einer Polarfahrt beseitigen. Die Technisierung der Polarforschung erfordert auch einen viel größeren Autwand an Menschen; aus der zu einer Einheit verbundenen Mannschalt wird das Personal, An die Stelle der heroischen Einzelleistungen tritt die namenlose Arbeit einer gut geschulten Gesamtheit. Die Zukunft wird vielleicht noch Polarforschungen größten Stiles, aber keine großen Polarforscher mehr bringen. Der letzte Heros der Polarforschung, ein richtiger Held mit unerhörtem Aufstieg und tieftragischem Ende heißt Roald Amundsen. 2
1898:
„Immer der Erste sein!"
Leutnant Adrian de Gerlache, der Führer der belgischen Südpolexpedition, die auf der „Belgica" 1898 in das Packeis der Antarktis eingedrungen war, stand vor einem schweren Entschluß. Sein ursprünglicher Plan war, zuerst nach dem Weddell-Meer, im Süden Feuerlands, zu gehen, dann längs der Eiskante zum Roß-Meer im Westen zu segeln und das Süd-Viktoria-Land aufzusuchen, das seit seiner Entdeckung durch Roß im Jahre 1842 von keinem Menschen mehr betreten worden war. Hier wollte er mit drei Gefährten als erster in der Antarktis überwintern. Die „Belgica" sollte sich nach Australien begeben, um im nächsten antarktischen Sommer die Forschungsgruppe wieder abzuholen. Allerlei widrige Zwischenfälle hatten zunächst die Fahrt verzögert, doch dann gab es eine günstige Wendung: die guten Eisverhältnisse erlaubten eine Erforschung der Küste des Graham-Landes vom Schiff aus. Damit vergingen aber wieder drei Wochen. Gerlache versuchte trotzdem noch, die Fahrt zum Roß-Meer durchzusetzen, wurde jedoch neuerlich durch Packeis aufgehalten und kam zu der Einsicht, daß jetzt, Ende Februar, zu Ende des antarktischen Sommers, keine Möglichkeit mehr gegeben war, das Roß-Meer zu erreichen. Sollte er sich mit der erfolgreichen Erforschung des GrahamLandes begnügen, nach Australien segeln und zu ,,Sommer"beginn, im Oktober, wieder nach dem Süden gehen, oder sollte er eine Überwinterung auf dem Schiff wagen? Er neigte dem zweiten Vorhaben zu, wollte sich aber doch vorher noch mit Dr. Cook beraten. Dr. Frederick A. Cook, ein Deutschamerikaner, hatte vor sieben Jahren Peary auf einer seiner Grönlandfahrten begleitet und später als erster den höchsten Berg Nordamerikas, den 6187 Meter hohen Mount Mac Kinley in Alaska bestiegen. Mit seinen zweiunddreißig Jahren war er der Senior der Expedition, besaß auch als einziger Polarerfahrung, und darum holte Gerlache oft seinen Rat ein. Doch diesmal wollte Cook nicht recht mit seiner Meinung heraus. „Wir laden uns hier eine große Verantwortung auf — sollten wir nicht auch Amundsen beiziehen?" 3
Roald Amundsen, ein N o r w e g e r von sechsundzwanzig Jah-" ren, w a r der erste Leutnant auf der „Belgica". „Ich bin einverstanden." Der N o r w e g e r erschien. Er w a r mittelgroß, hager, auf den ersten Blick fast unansehnlich. Sein ungewöhnlich langer, schmaler Schädel mit der weit vorspringenden, eckigen H a k e n nase, seine fast starren, immer in irgendeine Ferne gerichteten grauen Augen verliehen ihm den Typus eines Raubvogels. Im V e r k e h r mit der Mannschaft b e w a h r t e er meist große Zurückhaltung, aber w e n n er sich zu einem der Leute hingezogen fühlte, konnte er v o n hinreißendem, fast jungenhaftem Frohsinn sein. Gerlache unterrichtete ihn in kurzen W o r t e n über den Zweck der Beratung. A m u n d s e n hörte k a u m bis zum Ende zu; seine Antwort w a r sehr bestimmt: „ W e n n zwei Dinge getan w e r d e n können, dann das k ü h n e r e ! Wir überwintern mit dem Schiff!" „Wir müssen auch auf die Stimmung unserer Gefährten Rücksicht nehmen!" w a n d t e Cook ein. „Ich glaube, die meisten sind für die Rückfahrt nach Australien." „Dann bleiben wir erst recht hier!" „Noch nie hat ein Schiff in der Antarktis überwintert", g a b der andere zu bedenken. „Die W e t t e r v e r h ä l t n i s s e dürften unvergleichlich schlimmer sein als in der Arktis, und es fehlt uns auch darüber jede praktische Erfahrung." Amundsens A u g e n b e k a m e n wieder ihren starren Blick: „Das gerade zwingt uns den Entschluß auf. Wir w e r d e n e t w a s wagen, das noch keiner g e w a g t hat, wir stoßen ins Unb e k a n n t e vor, das lohnt den Einsatz." Amundsen sprach vor sich hin, sprach zu sich selbst: „Man muß besessen sein, w e n n m a n Großes will. Vorangehen, das ist noch nicht viel, aber irgendwohin als erster Mensch den Fuß setzen, das ist groß. Doch es genügt nicht, irgendwo als erster zu stehen und dann wie ein H a h n zu k r ä h e n : Seht her, hier war keiner vor mir! Schweigen muß man — und weiterschreiten! Immer ins Neue, immer ins Unbekannte, immer muß man das Nie-Getane tun, das Nie-Errungene erzwingen und es dann hinter sich lassen, damit man frei wird für den nächsten Schritt!" Die beiden Männer fühlten den Willen Amundsens über sich g e h e n wie einen Sturm. 4
„Die .Belgica' wird als erstes Schiff in der Antarktis überwintern!" erklärte Gerlache. „Was immer auch kommen mag!" schloß sich Cook an. Aus Amundsens Zügen wich langsam die seltsame Starrheit. „Wir müssen einen Versuch vortäuschen., als wollten wir das Packeis forcieren; die Mannschaft muß glauben, daß die Überwinterung nicht zu vermeiden ist!" Die erste antarktische Nacht gestaltete sich aber schwerer, als man erwartet hatte. Das Fehlen des Tageslichtes, verbunden mit dem Unlustgefühl, alle diese Mühseligkeiten nicht aus freier Wahl, sondern nach dem Willen des Befehlshabers auf sich nehmen zu müssen, führten zu kaum noch ertragbaren körperlichen und seelischen Depressionen. Selbst Gerlache blieb zuletzt nicht frei davon. Nur Cook und Amundsen bewahrten sich ihren klaren Sinn. Cooks glänzenden medizinischen Improvisationen war es zu danken, daß es in der Polarnacht keinen Toten gab, so nahe man auch oft daran war. Die .Belgica' kam im nächsten Sommer erst sehr spät aus dem Eis heraus, erreichte aber doch wieder heil die Heimat. Die in der langen Polarnacht gemachten wissenschaftlichen Beobachtungen wirkten bahnbrechend für die Südpolforschung. In Amundsen erwachte wieder der Dämon. Erste Oberwinterung in der Antarktis — gewiß eine bemerkenswerte Leistung! Aber sie durfte nur ein Anfang sein: Wann gehe ich an die nächste? Wo kann ich wieder ein Erster werden? 1903:
„Wir brechen auf, solort!"
Schon als Knabe war Amundsen versessen auf alles, was sich auf die Expeditionen Franklins bezog, der im Jahre 1845 zur Erkundung der Nordwestlichen Durdifahrt aufgebrochen und dann verschollen war. 14 Jahre später hatte Mac Clintock Franklins Aufzeichnungen im ewigen Eise vor King Williamsland aufgefunden. Was Franklin in heroischer Leistung erstrebt hatte, und was ihm trotz aller Erfahrung, trotz unbeugsamen Willens und bester Ausrüstung nicht geglückt war — sollte es auch keinem nach ihm gelingen? Wo lag der Fehler, daß es den vielen Suchexpeditionen im Verlauf von zwei Jahrzehnten nicht gelang, die Nordwestfahrt wirklich durchzuführen? Die Nordküste Amerikas und der ganze riesige Archipel gegen den Pol hin wurden erschlossen, 5
aber kein Schiff vollendete den so heiß erstrebten W e g von Ost nach West, alle gingen sie e n t w e d e r im Eis zugrunde oder sie kehrten auf der gleichen Route wieder zurück. Amundsen war überzeugt, daß er es schaffen werde. Die Aufgabe stand greifbar vor ihm. „Ich weiß, wie die Nordwestliche Durchfahrt zu erkämpfen ist — deshalb muß ich sie auch erzwingen! Als erster!" Manchmal rannte er in dieser Zeit wie geistesabwesend durch die Straßen. Vor seinen A u g e n tanzten die Spezialkarten der Nordküste Amerikas, jedes u n b e d e u t e n d e Kap, jede kleine Bucht, jede noch nie passierte Durchfahrt tauchte plötzlich aus Fernen auf. Die Wirklichkeit rings um ihn w a r bloß Kulisse, hinter der er die eisgefesselte Landschaft sah — daß er dabei an Randsteine, Bäume, Fußgänger anstieß, w a s verschlug das? Er legte sich seine Route fest . . . Doch war alles vorerst nur Gedankenspiel, aber es beruhigte ein wenig. W e n n er nach solchen Traumfahrten daheim ang e k o m m e n war, breitete er die wirklichen Karten um sich u n d steuerte Holzstückchen durch die verwickeltsten Durchfahrten, nahm so vorweg, was einmal kommen mußte. W e n n nur nicht die zeitraubenden Vorbereitungen w ä r e n , und v>or allem, w e n n man nur das Geld dafür hätte! Aus seinen bescheidenen Ersparnissen u n d dem D a r l e h e n einer gutherzigen alten Tante kaufte Amundsen ein kleines, aber stark gebautes Robbenfängerboot v o n 47 Tonnen, die „Gjöa". Aber n u n langten seine Mittel nicht einmal zur A u s r ü s t u n g für eine Probefahrt. Er w a n d t e sich an Fridjof Nansen, seinen b e r ü h m t e n Landsmann. „Leihen Sie mir an Instrumenten, w a s Sie nur e n t b e h r e n können — für eine einzige Probefahrt!" Er bekam, w a s er wünschte, u n d ein bißchen Geld dazu. Für eine Fahrt von etwa zwei M o n a t e n reichte es. Aber wie O d y s s e u s sich an den Mast binden ließ, um dem Gesang der Sirenen nicht zu erliegen, so band er sich auf dieser Fahrt selber die H ä n d e und ü b e r g a b das Kommando seinem Steuermann. Er selbst w ä r e direkten W e g e s von der Davis-Straße in den Lancaster-Sund gefahren, um die Nordwestliche Durchfahrt zu beginnen. Nur nicht zu spät kommen! Vielleicht bereitete schon ein a n d e r e r die große Fahrt vor! 5
Heimgekehrt, betrieb er die Vorbereitungen weiter. Nansen bekam seine Instrumente nicht zurück. Zum Glück war er so großzügig, Amundsen nicht zu mahnen. Alle andere Ausrüstung ging auf Borg. Jede Woche hatte er einen Auftritt mit einem seiner Lieferanten, denn jeder drohte mit der Pfändung. Amundsen hörte ruhig zu. Dann ersuchte er um einen neuen Zahlungstermin. Die Leute brummten, schimpften, fluchten. Aber sie gestanden einen neuen Termin zu und lieferten weiter. Bis es Herrn Sörensen, einem hartgesottenen Großhändler in Lebensmitteln, denn doch zu bunt wurde. Er klagte, gewann, und erwirkte die Pfändung der „Gjöa" samt ihrer ganzen Ausrüstung. Am 16. Juni 1903 sollte der Gerichtsvollzieher die Siegel an das Schiff legen. Aber gerade jetzt wütete ein so furchtbarer Sturm, daß der Beamte es nicht wagte, mit einem Boot zur „Gjöa" hinüberzufahren, und die Pfändung auf den nächsten Tag verschob. Amundsen aber rannte bis in die Nacht hinein verzweifelt umher, um wenigstens das Geld für eine Abschlagszahlung aufzutreiben — vergeblich! ,,Ich werde doch nicht so verrückt sein, in eine so ausgerissene Sache mein gutes Geld hineinzustecken!", war die übliche Antwort. Amundsen wütete: „Ich werde es euch schon zeigen! Ihr werdet es noch bereuen, so kleinlich gewesen zu sein!" Für ein paar Stunden warf er sich angekleidet aufs Bett. Um 3 Uhr morgens trat er zum Fenster. Der Sturm war zum Orkan qeworden. Amundsen wurde plötzlich ruhig, ganz ruhig. Rasch packte er seine Sachen in einen Koffer, ging zum Hafen. Seine Leute waren an Deck, um die „Gjöa" bei dem Unwetter in der Hand zu haben. Schreiend, brüllend, winkend veranlaßte er sie, das Beiboot herüberzuschicken. Mit schwerster Mühe erreichte er das Schiff. „Wir brechen auf! Sofort!" „Bei diesem Watter?" „Gerade deshalb — da fährt uns kein Gerichtsvollzieher nach!" „Sie machen sich strafbar, Kapitän, man wird Sie nach der Rückkehr einsperren!" „Unsere Rückkehr wird ein Triumph sein! Das Glück ist auf meiner Seite!" 7
Amundsens Polarschilt Gjöa (rechts) begegnet einem Wallänger
'
„Versündigen Sie sich nicht, Kapitän!" ,,Es gibt hier nur eine Sünde: nicht der erste zu sein, w e n n man der erste sein kann!" Sein Wort machte sie willenlos. „Ein Hoch auf Kapitän Amundsen!" 8
Sie lichteten die Anker, verließen den Hafen. Der kleine Schiffsbauch h a t t e nicht die g e s a m t e Ausrüstung fassen können, auch auf Deck stand Kiste neben Kiste, die W e l l e n fluteten darüber hin. Die Mannschaft triefte trotz des Ölzeugs. Der Steuermann mußte sich an das Steuerrad anklammern, w e n n gerade wieder eine Welle über ihn ging. Amundsen aber stand aufrecht. Die an den Mast gepreßte Gestalt schien in dem nebligen Zwielicht des Sturmmorgens fast übermenschlich groß. „Eine nette Mütze voll Wind!" rief er den M ä n n e r n zu. Gegen Mittag, als sich das W a s s e r beruhigt hatte, traf der Gerichtsvollzieher am Hafenkai ein. Aber das Schiff w a r schon längst auf hoher See. Dreiviertel J a h r e später geriet die „Gjöa" in der PeelStraße auf ein Riff. Alle erprobten Mittel, sie freizubekommen, scheiterten. Die Expedition schien beendet, k a u m daß sie begonnen hatte. W i e d e r erhob sich ein Sturm. Die „Gjöa" ächzte in allen Fugen. Der nächste Stoß mußte sie zertrümmern. Aber er hob sie bloß von dem Riff ab. Nicht d a s , kleinste Leck h a t t e sie davongetragen. So sicher war A m u n d s e n n u n schon seiner Sache, daß er mit der Zeit spielte, als käme sie für ihn nicht mehr in Betracht. Volle neunzehn Monate verbrachte er in der N ä h e des Magnetischen Poles, um dessen Schwankungen auf das g e n a u e s t e festzustellen. N e b e n h e r betrieb er eingehende ethnographische Forschungen unter den in der N ä h e lebenden Eskimos. Im J a h r e 1906, drei J a h r e nach der Ausfahrt, h a t t e Amundsen die Nordwestpassage als erster erzwungen. Nach der Rückk e h r konnte er — zürn ersten- und letztenmal in seinem Leben — alle seine Schulden bezahlen. Die Heimat aber zahlte mit einem triumphalen Empfang. Und die Welt neigte sich b e w u n d e r n d vor einem n e u e n großen Entdecker. 1910:
„Man
muß
dem
Glück
entgegengehen!"
Ein großes, vielumstrittenes Ziel der Polarforschung war noch nicht erreicht: der Nordpol. Wissenschaftlich w a r freilich nicht viel davon zu erwarten, seit N a n s e n mit ziemlicher Sicherheit festgestellt hatte, daß 9
sich in der Gegend des Pols ein tiefes .Meer befinden müsse. Auch wie es bei einem langen Marsch über das Treibeis zuging, das wußte m a n schon aus v i e l e n Berichten; ebenso k o n n t e der Anmarsch zum Pol nichts N e u e s bringen, höchstens daß man immer wieder die Meerestiefe auslotete. Am Pol selbst w ü r d e n sich die physikalischen Untersuchungen und die astronomischen Messungen in der Hauptsache darauf beschränken, festzustellen, daß man sich eben wirklich am Pol befand. Der Magnetische Pol w a r da für die Wissenschaft und Praxis viel wichtiger. H i e r ' h a t t e A m u n d s e n ganze Arbeit geleistet. Seine Berechnungen w a r e n so umfangreich, daß sie in dem Bericht über die Fahrt der „Gjöa" gar nicht Aufnahme fanden und erst mehr als ein J a h r z e h n t später veröffentlicht w e r d e n konnten. Und trotzdem ging vom geographischen Pol eine weit stärk e r e Lockung aus. Gerade weil es sich hier nur um einen gedachten, errechneten Punkt über einem tiefen Meere handelte, schienen sich an dieser Stelle, wo sich die Meridiane schneiden, alle ideellen Ziele der Polarforschung zu vereinen. W e r diesen Zielpunkt erreichte, e r w a r b nicht nur unsterblichen Ruhm für sich selber, er w a r auch der Vollender einer drei J a h r h u n d e r t e w ä h r e n d e n Forschungsarbeit. Die Menschheit b e g e h r t e nach dem Pol. Und all ihr Drängen sammelte sich in d e m einen, der m e h r als jeder andere den forschenden Willen dieser Zeit v e r k ö r p e r t e . W i e d e r einmal war A m u n d s e n v o n einer Idee gepackt. Sie gab ihm keinen Blick nach rechts oder links frei, nur die Richtung auf das Ziel stand offen. „Der Pol . . . ,der Pol!" schrie es in ihm. „Du mußt an den Pol, als erster v o n allen ... . , du mußt es . . . " Zuerst w e h r t e er sich dagegen. W a r es nicht vermessen, noch mehr Glück zu erwarten? „Ich muß . . . , ich muß . . . ", kam die A n t w o r t aus ihm. Diesmal hatte er es leicht. Als er seinen Plan bekanntgab, die Trift N a n s e n s zu wiederholen, aber mit einem weit östlicheren Ausgangspunkt, um sicher ü b e r den Pol oder dessen nächste Umgebung getrieben zu werden, w a r die Öffentlichkeit sofort für ihn; die Regierung bewilligte eine ausreichende Unterstützung, Nansen stellte die „Fram" zur Verfügung. Die Vorbereitungen für die große Fahrt dauerten zwei J a h r e . Im Sommer 1909, als man noch mitten in der Arbeit war, kam 10
eine niederschmetternde Nachricht: Dr. Frederick A. Cook, der Gefährte Amundsens auf der belgischen Antarktis-Expedition, hatte den Nordpol erreicht, n u r von zwei Eskimos begleitet. Lohnte sich da noch die Fahrt? Amundsen w a r aber schon so fest in seine Pläne eingesponnen, daß ihm ein Rückzug unmöglich schien. Cooks R e i s e . w a r ein Gewaltmarsch über das Eis gewesen, a h n e besondere wissenschaftliche Beobachtungen. Wieviel mehr konnte da das beste Polarschiff aller Zeiten leisten, auf dem Menschen, Gerät und Zeit in jedem gewünschten Maße zur Verfügung standen? Nicht mehr „Der Pol . . ,., der Pol!" drängte es in Amundsen, ein anderer Ruf war in ihm laut geworden: „Die Wissenschaft . . . , alles für die Wissenschaft!" Nicht bloß er, H u n d e r t t a u s e n d e v o n Menschen wollten „wissen". Er, Amundsen, war ihr Beauftragter — mußte er da nicht gehen? Das Schicksal holte freilich zu einem weiteren Schlage aus, der seine Nordpolpläne dann doch zusammenstürzen ließ. Cook war nach seiner Polfahrt auf einem dänischen. Schiff v o n Grönland nach Kopenhagen, gelangt u n d w u r d e dort als der Polentdecker gefeiert. Mitten in diese Feiern platzte ein Telegramm des Polarforschers Robert Edwin Peary aus Grönland: „Pol erreicht! Peary." Noch w a r nicht d e r häßliche Streit entbrannt, ob Cook oder Peary, ob keiner v o n ihnen, oder ob beide zum Pol gelangt waren. Für Amundsen war die Sachlage klar. Dort, wo er der erste hatte sein wollen, h a t t e n n u n schon zwei gestanden. Diese Enttäuschung k o n n t e auch durch die w e i t e s t g e h e n d e n wissenschaftlichen Ergebnisse einer dritten Polexpedition nicht wettgemacht werden. Amundsen geriet in den schwersten Zwiespalt seines Lebens. Der Nordpol w a r für ihn verloren. Mit einem einzigen Vorgänger h ä t t e er sich abgefunden; bei zweien sank all sein Aufwand, der materielle wie der seelische, ins Lächerliche hinab. Aber die Vorbereitungen liefen weiter. Man mußte ihnen nur ein anderes Ziel geben. Eine Idee fuhr aufwühlend durch seinen Sinn. Der Südpol war noch nicht entdeckt! Dort w i n k t e noch der Ruhm der ersten Erschließung! 11
W i e immer, wenn in A m u n d s e n ein Gedanke aufblitzte, war es auch jetzt nicht weit bis zu seiner Verwirklichung. Aus der Idee w u r d e ein Entschluß; sein Leben schien wie mit Ketten an diesen Entschluß gebunden. Aller Erfolg hing davon ab, ob seine Absicht bis zum letzten Augenblick geheim blieb; denn noch ein anderer strebte zum Südpol. Im W i n t e r 1909 war der Engländer Sir Ernest Shackleton mit Schlitten bis auf 150 km an den Pol herangekommen. Nun schickte ein a n d e r e r Engländer, Robet Falcon Scott, sich an, den Rekord seines ehemaligen Gefährten zu überbieten und bis zum Pol selbst vorzudringen; — den W e g dahin k a n n t e er schon, alle Expeditionen hatten ja genau die gleiche Route eingehalten. Amundsen wußte, daß Scotts großer W e g auf den Südpol gerichtet war, er hatte jedes moralische Recht auf diesen Erfolg. Durfte man Scott in den Rücken fallen? Warf man nicht Cook vor, daß er seine Nordpolpläne vor seinem ehemaligen Begleiter Peary geheimgehalten und ihn um den höchsten Triumph seines Lebens gebracht hatte? Damals glaubte man noch an Cook als den Nordpolbezwinger. Aber w e n n Amundsen vor seinem Konkurrenten am Ziele ankam; breitete dann der Erfolg nicht vielleicht über alles Dunkle den leuchtenden Mantel der Giorie? Der erste auf dem Südpol sein, der erste . . . ! W a r das nicht ein Ziel, demgegenüber alle Bedenken wesenlos wurden? So entschloß sich Amundsen, Scott zuvorzukommen. Gehetzt und doch äußerlich ohne jede Hast betrieb er die Vorbereitungen. Den Reportern w u r d e versichert: Diesmal lassen wir die „Fram" nördlich der Beringstraße einfrieren, damit wir ganz sicher über den Pol triften! Leider müssen wir zur Beringstraße um das Kap H ö r n herum, der Panama-Kanal ist noch nicht fertig, und über die Nordwest- oder Nordostpassage dauert es zwei bis drei J a h r e . Das k ö n n e n wir uns nicht leisten, da müssen wir schon den Umweg um Südamerika mit in Kauf nehmen. Es gelang Amundsen, diese Täuschung bis zur Abfahrt v o n Madeira aufrechtzuerhalten. Dort nahm die „Fram" auf dem W e g zur Antarktis den letzten Aufenthalt, um sich ausreichend mit frischem Proviant zu versehen. Hinter Madeira brauchte der N o r w e g e r sich nicht mehr um das Urteil der Welt zu 12
kümmern: die Welt lag so lange hinter ihm, bis er vom Südpol zurückkam! „Wer will, kann jetzt noch ausspringen!" sagte er in Madeira zu seinen Leuten. „Aber mit mir ist das Glück!" Keiner ließ ihn im Stich. Wieder bewährte sich Amundsens Weitblick. Nicht ah -der Küste von Viktoria-Land wie Scott, sondern in der Walfischbucht, der einzigen zugänglichen kleinen Bucht an der fast 400 km langen Eisbarriere des Roß-Meeres schlug er sein Standquartier auf; so hatte er von vornherein einen leichteren und auch weit kürzeren Weg zum Pol als der Nebenbuhler. „Man muß eben dem Glück entgegengehen, damit es keinen so weiten Weg zu uns hat!" Der große Norweger zwang auch diesmal das Schicksal. Wohl mußte er nach dem ersten, zu früh unternommenen Aufbruch wieder umkehren und volle sechs Wochen warten, aber dann war das Glück mit ihm. Vom ersten Tag an konnten die vorgesehenen Marschleistungen überboten werden. Am 15. Dezember 1911 wurde der Pol erreicht. Acht Tage vor dem errechneten Termin befand sich der Poltrupp wieder im Standquartier an der RoßBarriere. Zwei Wochen später traf die „Fram" ein, um die siegreiche Mannschaft heimzuholen. Scott, der vier Wochen nach Amundsen den Pol erreichte, ist niemals heimgekehrt. 1913: Zwiegespräch im Gefängnis Die von Peary ins Werk gesetzte Welthetze gegen Cook hatte mit dessen Anklage und Verurteilung wegen Betruges geendet. Die Tagebuchnotizen Cooks sollen falsche Angaben über die jeweils zurückgelegten Entfernungen enthalten haben. Freilich gab.es auch andere, f ü r Cook zeugende Aufzeichnungen, die er in der nördlichsten Eskimosiedlung Etah zurügelassen hatte. Sie waren auf sonderbare Weise gerade seit der Zeit verschollen, als Peary dort gewesen war, um Cooks Angaben nachzuprüfen. Auch die Aussagen der beiden Eskimos, die Cook begleitet hatten, ließen eine gewisse Beeinflussung durch andere Personen vermuten. Freilich, auch Peary hatte keine Weißen auf seinen Polarmärsch mitgenommen, auch er wußte sich auf nichts anderes 13
als auf seine eigenen Eintragungen zu berufen, die er ebensogut in einem Standquartier abgefaßt h a b e n konnte; das eben h a t t e man auch Cook vorgeworfen. Einen objektiven Beweis konnte keiner v o n beiden erbringen, beide hatten sie in Polnähe nur Packeis angetroffen. Nur Cook behauptete, auf dem 85. Breitengrad im W e s t e n Land gesichtet zu haben; er hatte es einem Freunde zu Ehren „Bradley-Land" getauft. „Gebt mir die Mittel, noch einmal in diese Gegend zu wandern, mit Zeugen, und ich b e w e i s e euch, daß meine Aussage zutrifft!" Aber man h a t t e ihm nicht geglaubt. P e a r y w a r ein Vollblutamerikaner, Cooks Eltern w a r e n Einw a n d e r e r gewesen. Peary h a t t e in dem häßlichen Streit v o n v o r n h e r e i n die Presse und damit auch die Öffentlichkeit für sich. Die W i r k u n g auf das Gericht k o n n t e nicht zweifelhaft sein. Cook wurde zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt, die er im Leavenworth-Gefängnis abbüßte. Einmal w u r d e ein Besuch gemeldet. ,,Mr. Roald Amundsen will Sie sprechen — viel zu viel Ehre für Sie!" Amundsen streckte dem Gefangenen gleich beim Eintreten in die Zelle die Hand entgegen. „Ich freue mich sehr, Doktor Cook, Sie nach fünfzehn J a h r e n wiederzusehen, aber es tut mir herzlich leid, Sie hier zu treffen." „Sie glauben also nicht, daß ich zu Recht hier sitze?" „Ich glaube an Ihre Leistung, und um Ihnen das zu sagen, bin ich gekommen. „Kann Ihnen aber recht übel ausgelegt werden, Amundsen. Mit Sträflingen v e r k e h r t m a n nicht." „Ich spreche mit jenem Dr. Cook, der auf der .Belgica' uns allen das Leben gerettet hat, ich spreche mit einem b r a v e n Kameraden — und mit einem ehrlichen Forscher." Cook drückte ihm beide H ä n d e . „Kann Ihnen das leider nicht vergelten, Roald Amundsen. W e n n ich aus diesem Loch herauskomme, bin ich ein toter Mann, k a n n froh sein, w e n n ich mich irgendwo in einem ausländischen Nest als Arzt niederlassen darf. Hier w ä r e m a n ja sofort wieder hinter mir her, w ü r d e womöglich noch beweisen, daß auch mein Doktordiplom auf falschen Eintragungen beruht." 14
„Sie haben einen Fehler begangen, Cook: Sie hätten gegen Peary aufrichtiger sein sollen. Für ihn war der Nordpol wirklich der Sinn seines Lebens." „Mich überfiel plötzlich ein unwiderstehlicher Drang, ihm zuvorzukommen. Als Arzt hätte ich es eine fixe Idee nennen können. Als Forscher war es für mich unentrinnbarer, aber glücklicher Wahn. Ich wußte, Peary stand unter dem gleichen Bann. Mein Verbrechen bestand darin, daß ich schwieg. Das taten übrigens auch Sie, als Sie nach dem Süden vordrangen." Amundsen senkte den Blick: „Vielleicht haben Sie recht. Vielleicht tötete' mein Schweigen . . . fünf Menschen. Scott und die Seinen begannen schon zu sterben, als sie auf dem Südpol unsere Flagge und unser Zelt sahen." „Und hatten Sie nicht die Sterne für sich? Sie konnten vermessen und berechnen und sich Ihre Rechnung bestätigen lassen. Aber ich auf der Treibscholle? Sie konnten photographieren, und Sie konnten Ihr Mal von einem Nachfolger nachprüfen lassen. Ich wußte zwar, daß Peary mir folgen werde. Aber wo befand sich dann die Eisscholle, auf der i c h meine Flagge gehißt hatte?" „Sie hätten sich Zeugen mitnehmen sollen, nicht bloß die beiden Eskimos und sechsundzwanzig Hunde." „Die Mittel, die mir mein Freund Bradley zur Verfügung stellte, reichten nur für diesen kleinen Trupp. Und dann . . . , ich durfte, konnte und wollte mit keinem anderen teilen! Nicht bloß der erste wollte ich sein, ich wollte auch der einzige isein!" „Ich wünschte mir das auch...", murmelte Amundsen. „Aber ich konnte keine Eskimos in die Antarktis bringen, das hätte meinen Plan schon bei der Ausreise verraten. Doch Sie konnten sich einen anderen Beweis schaffen: Warum haben Sie nicht einen Abstecher nach Bradley-Land unternommen?" Cook lachte bitter: „Weil der Gedanke an den Pol meinen Sinn verhext hatte und ich immer wieder das Wort ,Pol' in die Eiswüste hinausschreien mußte, nur um seelisch ein bißchen zu Atem zu kommen! Sollte ich eine Woche oder mehr an eine unbekannte Insel verschwenden?" Amundsen nickte. „Mir ging es ebenso. . . , nie wäre ich von meinem Weg gewichen . . . , marschieren, marschieren, von einem rätselhaften Befehl getrieben, am Zugseil des Schicksals, ein Mensch und ein Hund zugleich!" 15
„Der Hund weiß nicht, daß er erschlagen wird, w e n n er nicht mehr gehen kann. Aber wir . . . wissen e s . . . , darum hetzen wir uns selber vorwärts, sind Treiber und Getriebene zugleich." „Ja, Doktor Cook: Dämonen sitzen uns auf dem Nacken, bis wir selber zu Dämonen werden!" Cook lachte wieder, noch v e r b i s s e n e r als früher. „Und erst dann fühlen wir uns . wieder als Menschen, w e n n uns die lieben Zeitgenossen in eine Zelle sperren —, sie muß ja nicht gerade in einem Gefängnis sein. Das ist eben eine Glückssache. Sagen Sie übrigens, Amundsen, wie ist das, w e n n m a n immer soviel Glück hat wie Sie? „Etwa so, wie w e n n man in der Schule ein Sonderlob b e kommt, obwohl m a n v o n einem -andern abgeschrieben h a t . Ein Glück kommt nie verdient, und darum sind wir wie verrückt dahinter, uns dafür einen Besitztitel zu schaffen, wir w a g e n das Unmögliche, wir erreichen das Unerreichbare. D a s Glück ist ein W a h n , der immer wieder Wirklichkeiten schafft. Wir schreiben jeden Erfolg u n s e r e r persönlichen Leistung zu,. und wir sind doch nur die Trumpfkarte in der Hand d e s unbegreiflichen Schicksals." „Weiß Gott, w a r u m dann Leute w i e ich überstochen w u r den?" „Vielleicht weil Sie einmal nicht mehr Karte sein wollten,, sondern die Hand, die diese K a r t e auf den Tisch wirft." Cook sah sich nach allen Seiten um, dämpfte seine Stimme zu einem fast u n h ö r b a r e n Flüstern. „Ich h a b e das gewagt! Sie sollen es hören, als einziger! Also, merken Sie auf: Ich hielt nach meinen wirklich verläßlichen Aufzeichnungen zwei Tagesmärsche v o m Pol. Ich u n d die beiden Eskimos w a r e n frisch, v o n meinen H u n d e n h a t t e ich bloß vier verloren, wir erlegten einige Seehunde und k o n n t e n so unseren Proviant strecken. Das Eis war gut, das W e t t e r schön, die Prognose, soweit ich sie stellen konnte, günstig, wir h a t t e n nach allen bisherigen Erfahrungen zum Pol n u r noch einen Spaziergang. Und da b e g e h r t e ich auf. Kam es d e n n wirklich auf j e n e n imaginären Punkt an, über den jeden Tag, jede Stunde a n d e r e Eisschollen trieben? Mußte ich den W a h n zu Ende führen, k o n n t e ich nicht einmal stärker sein als der Dämon auf meinem Nacken? Und ich rief, schrie: „Die Scholle, auf der ich jetzt stehe, h a t vor ein paar Wochen oder T a g e n den Pol bedeutet, daher heiße ich sie den Pol! Ich, Frederick Cook, aus eigener Machtvollkommenheit! Unser Gradnetz ist 16
eine erklügelte Willkür — bei den Eisschollen ist es nicht anders. Ich, der lebendige Gedanke in dieser Wüste des eisigen Todes, ich verkünde: Hier ist der Pol! — Vier Tage blieb ich auf der Scholle, gerade so lange, als ich bis zum errechneten Pol gebraucht hätte, aber ich errechnete ihn hier! Auf dem gewollten Platz!" Er schwieg eine kleine Weile. „Verstehen Sie jetzt, Amundsen, warum ich als ehrlicher Mensch vor den Richtern nicht schwören konnte, auf dem Pol gewesen zu sein, denn man verstand ja darunter den Kreuzpunkt der Meridiane . . . , nicht den Kreuzpunkt aller Forschergebote in mir! Das entschied gegen mich . . . " Amundsen drückte ihm die Hände. „Wenn einer sagen darf, er wäre an einem Pol der Erde gewesen — Sie sind es, nicht ich! Sie haben Ihren Pol erschaffen, ich habe bloß . . . einen Pol erreicht . . . " 2921:
Widriges
Schicksal
Es gab keine Ruhe für Amundsen. Sein Sehnen trieb ihn immer wieder ins Unbekannte. Der Prozeß Peary—Cook hatte die Lage geändert. Wer bürgte dafür, daß die Eisscholle, auf der Cook, auf der Peary stand, wirklich vorher die Nordpolscholle gewesen war? Pearys Angaben hatte man ebensowenig nachprüfen können wie die Aussagen Cooks. Aber er, Roald Amundsen, konnte der erste sein, der den Kreuzungspunkt der Meridiane, den neunzigsten Breitengrad mit einem Dutzend Zeugen auf einem Schiff erreichte, also einwandfrei und unbestreitbar. Noch gab es keinen Menschen, der beide Pole der Erde geschaut hatte, — Hier war eine glorreiche Erstlingstat zu vollbringen! Amundsen griff seinen alten Plan wieder auf, sich nördlich des Bering-Meeres einfrieren und über den Pol triften zu lassen. Die „Fram" war allerdings nicht mehr verfügbar, man hatte sie an Land gezogen und zu einer Art von Nationaldenkmal erklärt. Aber Amundsens Plan fand offizielle Förderung, es wurde für ihn nach dem Muster der „Fram" die ,,Maud" gebaut, jedoch doppelt so groß und mit viel stärkerem Motor. Im Sommer 1918 fuhr Amundsen von Tromsö in Nordnorwegen ab. Diesmal gedachte er dem Weg Nansens zu fol17
gen, längs der Nordküste Rußlands so weit wie möglich ostwärts vorzudringen und dann, vielleicht nach einer Überwinterung, nördlich des Bering-Meeres ins Eis vorzustoßen. Doch diesmal stand ihm nicht das g e w o h n t e Glück zur Seite. Die „Maud" fror auf der Mitte d e r Nordost-Passage in der N ä h e von Kap Tscheljuskin ein. Auch das nächste J a h r blieb ungenutzt. Das Schiff g e w a n n nur für ein paar Wochen freie Fahrt, w u r d e dann zum zweitenmal vom Eis blockiert. Erst 1920 gab es wieder günstigere Eisverhältnisse, doch die Nordtrift mußte aufgegeben w e r d e n , weil auf dem Schiff verschiedene Reparaturen notwendig g e w o r d e n waren. Immerhin k o n n t e Amundsen als zweiter die Nordostpassage vollenden, steuerte dann den kleinen Hafen N o m e in Alaska an. Leider w u r d e n dort die Reparaturen nicht sachgemäß durchgeführt, und als die ,,Maud" n u n endlich in das Packeis eindrang, brach die Schraube. Das Schiff fror zum drittenmal ein. Im Sommer brachte A m u n d s e n die „Maud" nach Seattle, der nördlichsten Hafenstadt der U. S. A., um sie nochmals gründlich überholen zu lassen, ehe man mit ihr endgültig die Polartrift begann. Er selber gedachte aber nicht daran teilzunehmen. Etwas Neues, noch Größeres lockte, b e d r ä n g t e ihn. Konnte er sich nicht sein eigenes Schicksal schaffen? W i e h a t t e doch der Mann im Leavenworth-Gefängnis gesagt: „Wo ich es will, dort ist der Pol!" Durfte er nicht e t w a s Ähnliches sagen? „Wie i c h es will, so bezwinge ich den Pol!". Sich ü b e r das Eis t r e i b e n zu lassen, b e d e u t e t e nicht viel mehr als eine endlose Geduldprobe. Aber wer h a t t e es bisher gewagt, den Pol aus der Luft zu schauen? Andree war verschollen und sicher nie bis zum Pol gelangt, W e l l m a n n mit seinem Lenkluftschiff war nicht einmal bis nach Spitzbergen gekommen. Hier winkte noch ein großes Ziel! Er war der erste a u f dem Südpol gewesen, u n d ' e r k o n n t e der erste ü b e r dem Nordpol sein! Das galt mehr, als einen Tag lang auf einer Eisinsel zu stehen, die vielleicht g e r a d e über den Nordpol trieb! A m u n d s e n w a r es nicht gewohnt, beim Entschluß stehenzubleiben. Er verließ die „Maud", reiste nach Europa, verlangte vom norwegischen Parlament eine halbe Million für Polarfahrten im Flugzeug. 18
Verwundeter Eisbär Das bisherige, wenn auch vollkommen unverschuldete Mißlingen der ,,Maud"-Expedition hatte seinen Ruf ein wenig erschüttert. Man bewilligte die angeforderten Gelder nicht. Amundsen gab nicht nach. Wieder einmal sprach eine unheimliche Kraft aus ihm. Er entwickelte eine Beredsamkeit, die in unverständlichem Gegensatz zu seinem sonstigen ruhigen Wesen stand. Die Beweisgründe überstürzten sich, gipfelten in einem flammenden Appell an die Ehre der Nation. „Ein Norweger muß der erste über dem Pol sein!" Nach einer Stunde waren alle Maßgebenden gewonnen. In Amerika kaufte Amundsen eine Junkers-Maschine, flog damit nach Seattle. Während die „Maud" unter dem Norweger Otto Sverdrup noch einmal, nun von der Bering-Straße aus, die Eistrift versuchte, wollte er zu einem großen Polflug starten, der ihn fast schnurgerade von Point BarroW, dem „Nordkap" Alaskas, über den Achsenpunkt der Erde nach Spitzbergen bringen sollte. Das Schicksal, das er herausgefordert hatte, schlug ihm den Trumpf aus der Hand. Ein Probeflug, -am Tag vor dem eigentlichen Start unternommen, enthüllte derartige Mängel der Maschine, daß der Flug nicht gewagt werden konnte. Die „Maud" trieb wieder zwei Jahre im Eis, geriet zuletzt genau in die frühere Fahrstrecke der „Fram". Um nicht die 19
gleiche Fahrt zu wiederholen, bog Sverdrup bei der ersten Gelegenheit nach Süden ab, fuhr zur Bering-Straße zurück. Nach vollen sieben Jahren war nicht das geringste geographische Ergebnis erzielt worden. Nur die ausgezeichneten geophysikalischen und meteorologischen Untersuchungen rechtfertigten teilweise den Aufwand für die Expedition. 2925: „Gut, daß wir so mager sind" Zum erstenmal in seinem Leben war Amundsen verbittert und illusionslos geworden. Er war nicht weit über Fünfzig, aber die ununterbrochene Hetze, in der bisher sein Leben verlaufen war, hatte ihn vorzeitig altern lassen und Furchen in sein Gesicht genagt. Trotzdem war seine ungeheure Lebenskraft nicht gemindert. Noch immer entwickelte er, wenn genug da war, einen geradezu unwahrscheinlichen Appetit. Es schien ihm gleich, was auf den Tisch gestellt wurde, — nur eine Unmenge mußte es sein. Getränke, so heiß, daß sie jedem anderen die Lippen verbrannten und die Kehle versengten, goß er ohne Schaden hinunter. Und kam eine besinnliche Stunde, so sagte er sich: „Wenn es am dunkelsten ist, kommt immer das Licht!" Es kam diesmal aus Amerika. Der Millionär Lincoln Ellsworth, ein begeisterter Polarforscher, von einem ähnlichen Fernendrang getrieben wie Amundsen, lud den Norweger zu Besprechungen über eine neue Polarfahrt ein. Gleich bei der ersten Begegnung verabredeten sie einen Flug zum Nordpol. Ellsworth kaufte zwei Dornier-Wale. Den einen steuerte der norwegische Schiffsleutnant Riiser-Larsen, der sich zu einem der kühnsten Polarflieger entwickeln sollte, den anderen Leif Dietrichson, ebenfalls ein Schiffsoffizier. In der einen Maschine flog Amundsen, in der anderen Ellsworth als Beobachter mit, außerdem trug jede Maschine noch einen Mechaniker. Am 21. Mai 1925 starteten sie von Ny Aalesund auf Spitzbergen. Nach acht Stunden Flug zeigten sich auf 87 Grad 43 Min. n. Br. größere offene Wasserstellen, die vorgesehene Zwischenlandung konnte erfolgen. Riiser-Larsen setzte seine Maschine glatt in der Wasserrinne auf. Die zweite Maschine wasserte etwa fünf Kilometer 20
davon entfernt, geriet zwischen zwei Schollen, die sich plötzlich einander näherten, w u r d e stark beschädigt. Es dauerte zwei Tage, bis die beiden Mannschaften einander gefunden hatten, so beengt w a r die Sicht im Packeis. Amundsen begrüßte Ellsworth: „Den Polflug müssen wir nun wohl aufgeben!" „Stimmt, müssen trachten, euch drei in meiner Maschine unterzubringen und so nach A a l e s u n d zurückzukehren." Ellsworth sah sich um. „Vom W a s s e r aus geht es nicht, die Rinne friert wieder zu. Wir müssen die Kufen montieren und auf dem Eis eine Startbahn anlegen, hoffentlich k o m m e n wir bei der Oberbelastung vom Boden los. Wird jedenfalls ein p a a r Wochen Arbeit geben." „Wir h a b e n Proviant für einen Monat, reichlich bemessen. Ich schlage vor, sofort auf halbe Ration zu gehen." „Einverstanden, Amundsen. Und wie denken Sie ü b e r die Zukunft?" ü b e r die nächste mache ich mir schon keine G e d a n k e n mehr. Die Frage ist: W a s b e g i n n e n wir nach unserer Rückkehr? Flugzeuge sind wohl schnell u n d auch verhältnismäßig billig, vertragen aber nicht immer eine Landung. W i e w ä r e es mit einem Flugschiff?" Ellsworth bedachte sich nicht einen Augenblick. „Mit Ihnen, Amundsen, auf den Nordpol herabzusehen, ist mir auch einen Lenkballon wert. Wir müssen die Sache eingehend besprechen." Und w ä h r e n d sie alle sechs in aufreibender Arbeit bei halben Rationen eine Startbahn nach der anderen herrichteten, weil jede sich als z u ' k u r z erwies, e r ö r t e r t e n die beiden M ä n n e r in den Pausen die Möglichkeit einer großen Polarfahrt mit einem Luftschiff. Eine Woche verging, eine zweite, dritte, vierte. Die W e l t h a t t e die sechs Flieger schon verlorengegeben. In der fünften Woche h a t t e n die Männer endlich eine Startbahn v o n fast einem h a l b e n Kilometer Länge angelegt. Der Start k o n n t e versucht werden. Amundsen musterte die fünf Gefährten. „Gut, daß wir alle so mager g e w o r d e n sind! Aber wir müssen trotzdem nicht bloß das Entbehrliche sondern auch das Unentbehrliche hier zurücklassen! Keine Reservekleidung geht mit, kein Proviant für mehr als zwei Tage, kein Spezialinstrument: wir h a b e n 21
ja nur die eine Chance, in einem ununterbrochenen Flug Spitzbergen zu erreichen!" Riiser-Larsen bestätigte das. „Bei dieser Überbelastung ist keine Zwischenlandung auf dem Eis möglich — und auf offenem Wasser kann sie uns überhaupt nichts helfen!" Amundsen lächelte in unentwegter Zuversicht. „Wir werden vor Spitzbergen landen! Ich habe beim Schicksal noch eine Menge Glück zugut, und das verlange ich für diesen Flug!" Sie kamen bis zum äußersten Norden Spitzbergens. RiiserLarsen erspähte einen kleinen Segler, ging in dessen Nähe aufs Meer nieder. Nach der Landung zeigte es sich, daß der Treibstoff bis zur letzten Neige verbraucht war. Der Segler fuhr drei Tage, bis er den sicheren Hafen der Kings-Bay erreichte (s. Bild auf der letzten Umschlagseite). 1926: Mit der „Noige" über dem Pol Die italienische Regierung war bereit, ein von dem Oberst Umberto Nobile konstruiertes Luftschiff zu verkaufen. Amundsen hatte es geprüft und für einen Polflug geeignet befunden. Aber die Summe, die Ellsworth zur Verfügung stellen konnte, reichte gerade für den Ankauf, die Mittel für die Ausrüstung und für die Fahrt selbst mußten noch beschafft werden. Die Spenden flössen reichlich. Was trotzdem noch ungedeckt blieb, dafür verpfändete Amundsen seinen Namen. Das italienische Flugschiff war auf „Norge" umgetauft worden, der Flug sollte ja unter norwegischer Flagge erfolgen. Auch die Mehrheit der Besatzung bestand aus Norwegern. Unter den sechs Italienern befand sich auch Nobile, den Amundsen als Mensch wie als Konstrukteur besonders hoch schätzte. Die Führung des Luftschiffes übernahm Riiser-Larsen. Ein Konkurrent trat auf, ein Amerikaner; Commander Richard Byrd brachte zwei Fokker-Maschinen in die Kings-Bay, mit der Absicht, als erster den Nordpol zu überfliegen. Die Motoren der „Norge" wurden eben überholt. Nobile begann ungeduldig zu werden. „Bis zum Pol und zurück kommen wir auch mit einem Motor. Soll uns Byrd wirklich zuvorkommen?" Amundsen blieb unbewegt. „Uns geht es nicht um den Pol, von dem wir schon längst wissen, daß er auf treibenden Eismassen liegt. Aber über die ungeheure Strecke vom Pol nach 22
Alaska k a n n sich Byrd nicht wagen, und die h a t noch keines Menschen Auge geschaut — dort sind wir die ersten!" Am 9. Mai 1926 flog Byrd zum Nordpol, kehrte nach fünfzehn Stunden wieder zurück, A m u n d s e n beglückwünschte ihn ohne den leisesten Neid. W e n n Byrd auch der erste über dem Pol war, einen Vorstoß ins U n b e k a n n t e bedeutete das nicht. Nur das Neue, das N i e g e s e h e n e w a r wert, daß man es erforschte. Hier war noch Großes zu tun. Am 11. Mai 1926 morgens verließ die „Norge" die Ballonhalle auf der Kings-Bay. Vierzehn Stunden später hielt sie über dem Pol. Eine norwegische, amerikanische u n d italienische Flagge wurden abgeworfen. Amundsen drückte zuerst dem alten Freund, dem Steuermann Wisting die Hand, der ihn schon an den Südpol begleitet h a t t e . „Du und ich, wir sind die ersten Menschen, die auf beiden Polen der Erde ihre Flagge aufgepflanzt h a b e n — und es war die norwegische!" Schweigend erwiderte Wisting den Druck. W o r t e fand er nicht,' denn er w a r der scheueste, weltfremdeste Mensch. Als ihm König H a a k o n nach der Südpolfahrt einen h o h e n O r d e n verleihen wollte, war er vor Verlegenheit sitzen geblieben — der König h a t t e ihm trotzdem lächelnd den O r d e n umgehängt. Er und Amundsen w a r e n J a h r z e h n t e ihres Lebens in fernen, öden, eisigen Ländern auf Forschungsfahrt gewesen, für Heimat und Familie blieb ihnen nicht viel Zeit. Doch sie h a t t e n mehr zur Ehre der Heimat g e t a n als H u n d e r t t a u s e n d e andere, die geruhig zurückgeblieben waren. Aber w a s w a r der tiefste Sinn ihrer Erfolge? Tausende hatt e n in tausend J a h r e n ihr Leben hingegeben, um den nördlichsten Punkt der Erde zu erreichen, also eine Grenze, über die es keinen Schritt weiter hinaus gab. W a s bedeutete es, daß Amundsen und sein Gefährte aus der Luft auf eine Eisscholle blickten, die nur dadurch v o n unzähligen a n d e r e n Treibschollen unterschieden war, daß drei Flaggen in ihr steckten? Amundsen starrte hinab. Nur ein paar h u n d e r t Meter ü b e r dieser Scholle befanden sie sich, aber doch über der Erde, in der Luft schwebend, in einem Raum, der noch zur Erde geh ö r t e und doch auch schon ein J e n s e i t s war, der Beginn der Unendlichkeit, die hinter den fernsten Fernen der Sterne ins Unfaßbare weiterglitt.
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Einer von Amundsens Gelahrten zur Jagd unterwegs Wie herrlich war der Mensch, und wie groß war seine Tat! Amundsen trat zum Fenster, badete das entblößte Haupt in den Strahlen der Sonne. Wie war er ihr doch verwandt! Jeder große Forscher bringt neues Licht über die Welt! Er nickte, wie man einem lieben Freund zunickt. Aber nicht zur Erde hinab, zum Himmel hinauf. Der Flug blieb auch weiter ein Schweben über dem Meer. Zwei Tage nach dem Abflug sichteten sie das erste Land, die Küste von Alaska. Doch es dauerte noch einen Tag, ehe sie einen passenden Platz zur Landung fanden. Alle waren sie bis zum Zusammenbrechen erschöpft, in der engen, überfüllten Gondel konnte man ja nur im Stehen schlafen. „Jetzt sollte man in die Ewigkeit hinüberschlafen können . . . ", dachte Amundsen. „Was bleibt mir noch zu tun übrig? Südpol, Nordpol, Nordwestliche, Nordöstliche Durchfahrt, 24
erster Flug quer über das ganze Polarbecken, und immer mit dem Glück als Begleiter -— mein Leben ist vollendet." Aber es wartete diesmal mit einer kleinen Komödie auf. Beim festlichen Empfang in Seattle zeigten sich Nobile und seine beiden Offiziere auf einmal in nagelneuen Salonuniformen. Um Gewicht zu sparen, war vor dem Abflug ein strenges Verbot ergangen, irgendwelche Reservekleidung an Bord der „Norge" mitzunehmen. Die Italiener hatten sich nicht daran gehalten und ihre Paradeuniform irgendwo in der Hülle des Luftschiffes versteckt; bei der Landung der ,,Norge" konnten sie die Stücke unbemerkt zur Seite bringen. Die bei der Begrüßung anwesenden italiener feierten ihre Landsleute in überschwenglicher Weise, aller Ruhm des Polfluges wurde für Nobile als den Konstrukteur des Luftschiffes in Anspruch genommen. Nobile sonnte sich in dieser Begeisterung, ohne seiner norwegischen Kameraden zu gedenken, die in ihrer schmutzigen Werkkleidung daneben standen, so wie sie von Alaska angekommen waren. Als Amundsen verstimmt den Saal lange vor dem Ende der Feier verließ, wartete draußen ein Gerichtsvollzieher auf ihn. Es war wieder einmal nicht möglich gewesen, den auf ihn entfallenden Teil der Ausrüstung termingerecht zu bezahlen. 1928:
Der Einsame im Weltmeer
Das Gebaren der Italiener ging so weit, daß es zu einem Prozeß zwischen Amundsen und Nobile kam; — ein häßlicheres Nachspiel des Polfluges ließ sich kaum denken. Die Italiener gingen sofort daran, ihren Polarruhm durch einen zweiten Flug zu vergrößern. Nobile, inzwischen zum General befördert, konstruierte unter Ausnutzung aller Erfahrungen des Polfluges ein Schwesterschiff der „Norge", die „Italia". Die Besatzung bestand fast nur aus Italienern. Am 23. Mai 1928 startete die „Italia" zu dem eigentlichen Polflug, der in einem großen Bogen zuerst zur Nordküste Grönlands und dann zum Pol führte, wo das Luftschiff über zwei Stunden kreiste; alle vorgesehenen Beobachtungen konnten durchgeführt werden. Die letzte Funknachricht wurde beim überfliegen Grönlands gesendet. Sie enthielt die Mitteilung, daß man nach Erreichen des Pols auf kürzestem Weg nach Spitzbergen zurückkehren wolle. 25
Aber niemand hörte diese Nachricht, kein Funkspruch erreichte die Welt. Nach drei Tagen gab es k e i n e n Zweifel mehr, daß ein Unglück geschehen war. Wo und w a n n — darüber gab es nur Vermutungen. Die ,,Italia", so erfuhr m a n später, h a t t e beim Rückflug zuerst mit schwerem Gegenwind zu kämpfen. Die Motoren arbeiteten mit voller Kraft, trotzdem ging die Geschwindigkeit nicht über 40 Kilometer hinaus. Zuletzt geriet d e r Ballon in eine dichte, unterkühlte Nebelzone, die Feuchtigkeit schlug sich fast plötzlich in dichter Lage auf der Hülle nieder. Das Schiff verlor dadurch die Tragfähigkeit, sackte immer rascher durch, schlug auf das Eis auf. Die Gondel riß beim Anprall ab. Ein M a n n w u r d e dabei getötet, neun w a r e n leicht oder schwer v e r w u n d e t . Nobile selber brach einen Arm und ein Bein. Sechs Fahrgäste, die sich im Augenblick der Katastrophe in den Motorengondeln oder auf dem Laufsteg befanden, blieben unverletzt und w u r d e n von dem geleichterten und wieder aufsteigenden Luftschiff mitgenommen. Eine halbe Stunde nach dem Unglück sah man v o n der Nobile-Gruppe aus in der Richtung, in der die „Italia" abgetrieben w o r d e n war, in etwa dreißig Kilometer Entfernung, eine Rauchsäule aufsteigen. Bis heute hat sich keine Spur des Luftschiffes und der sechs Insassen gefunden. Eine Explosion dürfte alles restlos vernichtet haben. Zum Glück befand sich in der abgerissenen und zurückgebliebenen Gondel etwas Proviant und eine Reihe v o n Geräten, aus denen man einen Sender und einen Empfänger herstellen konnte. Alle drei Stunden gingen SOS-Rufe aus, mit der ungefähren Lage der Scholle, auf der sich die Verunglückten befanden. Doch erst nach zwölf Tagen k o n n t e . ein russischer RadioAmateur in Archangelsk den ersten, verstümmelten Funkspruch auffangen. Zwei Tage später gelang es dem italienischen Hilfsschiff ,,Citta di Milano", in k l a r e Verbinduno; mit Nobile zu treten. Vergeblich suchten russische Flugzeuge nach dem „Roten Zelt", das Nobile als besonderes Kennzeichen genannt hatte. 26
Der Eisbrecher „Malygin" ging gleichfalls auf Suche, ein zweiter Eisbrecher, der „Krassin", verließ am 15. Juni Leningrad. Amundsen war zu Beginn der Expedition wiederholt um seine Meinung befragt worden. Er hatte sich zurückhaltend gezeigt; zu sehr wirkten die Kränkungen nach. „Der General ist ein ausgezeichneter Konstrukteur", sagte er, „ich bin überzeugt, v daß sich die .Italia' noch besser bewähren wird als die ,Norge', zumal unter einer einheitlichen Führung. Diese kleine Spitze konnte er sich nicht versagen. Aber als es sicher war, daß die „Italia" verunglückt sein mußte, stellte er sich sofort für die Organisation der Rettungsmaßnahmen zur Verfügung. „An Bord der ,Norge' war Nobile mein lieber Kamerad. Daß er dann später nur noch Italiener war, sei ihm verziehen. Jetzt, im Unglück, ist er wieder Kamerad, dem ich helfen muß!" Amundsen erbot sich, aktiv an der Hilfe teilzunehmen. Der französische Pilot Guilbaud stellte ihm die dreimotorige ,,Latham 47" zur Verfügung. Sie war bisher im Afrikadienst eingesetzt, konnte aber nur schwer auf Eis landen, aber die Eile ließ keine andere Wahl. Amundsen kümmerte sich nicht viel um die technischen Mängel der Maschine. „Ich habe immer Glück gehabt, solange es um mich selber ging •— wie kann es mir fehlen, wenn ich ausziehe, Menschen zu retten?" In Tromsö wurde die „Latham" von Amundsen und dem Piloten Leif Dietrichson erwartet. Man nahm 3400 Liter Benzin an Bord, die für eine Suchaktion von vier- bis fünftausend Kilometer reichten. Amundsen war sehr hoffnungsvoll: „Dietrichson und ich haben in Polflügen unter den schwierigsten Umständen beste Erfahrung — da bedeuten die paar hundert Kilometer von der Kings-Bay zur Unfallstelle überhaupt nichts ;— von dem Spazierflug nach Spitzbergen gar nicht zu reden!" Wieder einmal konnte er ja ein Erster sein, der erste, der die Verunglückten sichtete, der einzige, der sie rettete! Auf der Ehrentafel seines Lebens fehlte noch die Eintragung „Opfervolle Rettung von Menschen in Eisnot". — Da er vorgehabt hatte, sich jetzt, mit sechsundfünfzig Jahren, endgültig von aller Forschungsarbeit zurückzuziehen, konnte es keinen schöneren Abschluß geben. 27
Während die Maschine Kurs nach Norden nahm, stellte Amundsen sich die Begegnung mit Nobile vor. Seit jenem Empfang in Seattle hatten sie einander nicht mehr gesehen, den Prozeß trugen die Anwälte aus. Welch stolzer Augenblick, Nobile wieder als Kameraden begrüßen zu können und ihn als ersten ins Flugzeug zu heben! Immer mehr vergrub er sich in diesen Gedanken, spann ihn weiter aus. Der Flug brauchte eigentlich gar nicht so leicht zu sein, als zu erwarten war. Je mehr Gefahren er brachte, je größere Opfer er forderte, um so höher der Sieg! Amundsen verlangte nun schon nach Gefahren, sie erschienen ihm wie eine Art von Sühne dafür, daß ihm das Leben immer ein solches Übermaß an Glück zugemessen worden war. Guilbaud neigte seinen Mund an Amundsens Ohr: „Die Motoren lassen bedenklich an Leistung nach. Wir hätten die Vergaser für die arktischen Verhältnisse doch besser einregulieren sollen." „Dann machen wir eben bei der Bäreninsel eine Zwischenlandung und holen das Versäumte nach", erwiderte Amundsen; „in einem halben Tag sind wir dann wieder auf voller Motorleistung!" Er setzte sich selber zum Funkapparat, erkundigte sich bei der Station auf der Bäreninsel nach der Wetterlage und den Landungsmöglichkeiten in einer geschützten Bucht. Der in der Nähe befindliche russische Eisbrecher „Ingoy" nahm die Meldung auf und gab sie an die Statiqn weiter; infolge einer Störung wurde sie aber dort nicht verstanden, die „Latham" bekam daher auch keine Auskunft. Ein norwegisches Fischerboot sichtete die „Latham". Den Leuten fiel der unsichere, langsame Flug der Maschine auf, die aber bald wieder entschwand. Sie flog in Richtung zur Bäreninsel. Wegen plötzlich einfallender Böen versuchte Guilbaud nun, in höhere, ruhigere Luftschichten aufzusteigen, doch konnte das nur sehr langsam geschehen, denn der mittlere Motor war nun ganz ausgefallen. Bei diesem Manöver geriet die Maschine in ein Luftloch und sackte gefährlich durch; sie begann über den linken Flügel abzugleiten. Guilbaud versuchte durch geschickte Steuerausschläge, aus dem Luftloch herauszukommen: aber als er zur letzten, entscheidenden Kurve ansetzte, faßte eine sehr schwere Bö das Flugzeug, es geriet in neues Trudeln, das" durch 28
kein Steuerungsmanöver mehr aufzufangen war, stürzte über den linken Flügel ab, schlug fast senkrecht auf das Wasser auf, zerbrach. Amundsen fiel, noch mit den Hörern an den Ohren, ins Meer, klammerte sich ohne klares Wollen, rein instinktiv an das Nächste, was im Wasser trieb, schwang sich ein w.enig später, nun schon zu Bewußtsein gekommen, ganz hinauf und erkannte, daß es ein Schwimmer der „Latham" war. Er wischte sich das Wasser aus den Augen, blickte um sich. Etwas abseits trieb ein leerer Benzintank. Der vordere Teil des Rumpfes mit dem mittleren Motor schien untergegangen zu sein, hatte wohl auch die Insassen mit sich in die Tiefe gezogen. Der rechte Flügel folgte eben nach, nahm auch das Leitwerk mit sich, das sich beim Sturz in ihn geschoben hatte. Der linke Flügel hielt sich noch, senkrecht aufgerichtet, über dem Wasser, schien aber nun langsam zu sinken. Auf dem Schwimmer lagen noch Teile des Senders. Amundsen überdachte, warum er sich nicht verletzt hatte und erinnerte sich nun dunkel, daß er beim Sturz an die Tür der Kabine getaumelt war. Offenbar hatte sie beim Aufprall nachgegeben, er war hinausgeglitten und so dem tödlichen Gefängnis entronnen. Er griff nach dem Funkgerät. Die Batterie fehlte, und ohne sie war der Sender nur Spielzeug. Da war es Nobile, den er hatte retten wollen, doch besser ergangen: er hatte seinen Standort funken können. Amundsen lachte bitter auf. Für ihn selber gab es nun keine Rettung mehr . . . Er näherte seinen Mund dem Mikrophon. ,,Ja, General Nobile, du hast mich tiefer verletzt als je ein Mensch zuvor: denn du warst ja nicht mein Gegner, — du warst ein lieber guter Kamerad, der teil hatte an der letzten, größten Leistung meines Lebens. Seit du in Not bist, habe ich dir verziehen. Ich wollte dir mein Verzeihen durch die Tat beweisen — nun mußt du den Willen für die Tat nehmen. Leb wohl, General Nobile — du hattest nur e i n m a l ein großes Glück, ich hatte es so oft! Damals, als wir zusammen die Gondel der „Norge" verließen, stieg auch das Glück aus unserem Lebensschiff aus, kam nie wieder, nie mehr wieder . . . , leb wohl, General Nobile, der du noch leben darfst, wenn auch im Unglück . . . Leb wohl, General Nobile, Überflieger des Nordpols, dein Kamerad vom Pol grüßt dich zum letztenmal!" 29
Amundsen preßte den Kopfhörer fast schmerzhaft gegen das Ohr. Kamen nicht Signale, ganz sonderbare Signale? Von einem Summen begleitet, das sich wie das Vibrieren ferner Geigen anhörte? „Welche Station meldet sich?" fragte er ins Mikrophon. In einer Sprache, die sehr seltsam klang, k a m die Antwort: „Hier ist die Station Liebe, Roald Amundsen. Du hast kaum je mit uns gesprochen, wußtest wohl gar nicht, daß es eine solche Station gab. Und doch ging viele Nachricht von dir zu uns, ohne daß du es ahntest. Aber jetzt, als du dein Leben einsetztest für einen, der dein Feind geworden war, sandtest du uns ein Signal, so laut, wie es uns noch nie erreichte. Wir schicken dir Antwort: Immer wird man dich lieben um deines großen Opfers willen, Roald Amundsen, immer, immer!" Der Einsame im Eismeer w a r t e t e auf ein Wunder. „Kann ich die Station Hoffnung h a b e n ? " „Die ist aufgegeben, Roald Amundsen, sendet nicht mehr!" „Ich dachte es mir. Aber die Station Glaube? Die rufe ich!" „Sie ist in dir, Roald A m u n d s e n ! Erinnerst du dich, was du am Schlüsse deines Berichtes ü b e r den großen Polflug schriebst?" A m u n d s e n bemühte sich, Buchstaben, die wirr vor seinen geschlossenen A u g e n tanzten, zu W o r t e n zu verbinden. „Ja, jetzt weiß ich es: „Ehre, dem Ehre gebührt! Neigen wir uns ehrfurchtsvoll vor ihm, der w ä h r e n d dieses W a g nisses seine gütige Hand so sichtbarlich ü b e r uns gehalten hat und uns beschützt hat. Wir sind ja so erbärmlich klein, w e n n Gott der Allmächtige uns nicht hilft!" „Das steht nicht bloß in vieltausend Berichten, die deinen Ruhm in die Welt trugen, das steht auch in deiner Seele, Roald Amundsen! Darum sei getrost!" Amundsens Augen öffneten sich ein wenig, sahen das bewegte Meer. Seine H ä n d e k l a m m e r t e n sich an die abgebrochenen Sparren des Schwimmers, sein Körper erzitterte vor Kälte in der durchnäßten Kleidung, eine leise Sterbensseligkeit kam über ihn. „Ich bin ein Mensch, ich k a m einmal zur W e l t . . . , in Borje! Oh, könnte ich noch einmal dort sein . . . ! Aber w a s kommt 30
jetzt für ein Signal? Kirchenglocken, die hellen Glocken einer kleinen Dorfkirche? „Hi e r Station Borje!" „Borje?" dachte der Einsame, „hat Borje auch schon eine Station? Und wie gut sie zu hören ist! Das rote Holzhaus, es spricht zu mir, der kleine Garten, mit Blumen gesäumt; die Wiese, der Bach, der Hang, der Berg! Die Wälder raunen mir zu und das Meer rauscht, Wolken ziehen darüber hin und fern segeln die grauen Schiffe. Dort war eines ruhlosen Lebens Beginn — " Aber schon überlagerten sich die Stimmen: „Hier spricht Station Menschheit", klang es nun deutlich aus dem Hörer: „Was du begonnen, Amundsen, und was du vollendet, was du zu stolzen Triumphen geführt, es war um der Menschheit willen getan! Ein Dämon war in dir, hat dich von Pol zu Pol gehetzt, und so wurde die ganze Welt dir zur Heimat. Du machtest die Erde erst groß, du machtest unser Schauen weit — dein Licht erleuchtete dunkelste Fernen. Beklage dein Los nicht! Du bist der Menschheit liebster Sohn!" Ein letztes Licht fiel über das erstarrende Antlitz Roald Amundsens. Da verstummte die Stimme. Ein Körper glitt ins Meer, die Tiefe nahm ihn in sich auf. Zwei Monate später trieben ein Schwimmer der „Latham" und ein leerer Benzintank im Norden Norwegens an Land. Umschlagzeichnung Karlheinz Dobsky Theodor Heinrich Mayer, der dieses dichterisch gestaltete Bild des großen Norwegers gezeichnet hat, schrieb in seinem Buch „Im ewigen Eis" auf 300 Seiten eine Geschichte der gesamten Polarforschung. Das Buch, das ein Bekenntnis zu edelstem Menschentum ist, sei den Freunden der Lux-Lesebogen sehr empfohlen (Verlag Universum, Wien, Bezug in Deutschland durch die „Bücherfreunde", München, Romanstraße 7. Preis DM 3,60).
L u x - L e s e b o g e n Nr. 73 / H e f t p r e i s 20 P f e n n i g e Natur- und kulturkundliche Hefte • Bestellungen (viertelj. 6 Hefte) durch jede Buchhandlung und jede Postanstalt • Verlag Sebastian Lux, Murnau-München Druck: Hans Holzmann, Bad Wörishofen
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FI e m m i n g s
WELTATLAS Der erste Handatlas in Lexikonformat der Nachkriegszeit bringt 160 Kartenseiten und 160 Seiten geographisch-statistischen Text. Der Textteil gibt interessante Erläuterungen zum Verständnis der Karten und bildet, für sich genommen, in populärer Darstellung einen Abriß der allgemeinen Geographie und Länderkunde. Der Kartenteil enthält neben physikalischen und politischen Übersichtskarten viele Spezialkarten und eine Fülle von Darstellungen zur Volkskunde und Weltwirtschaft. Der neue „Flemming" ist nicht nur ein erdkundliches, sondern auch ein politisches Bildungsmittel für jeden Preis des Halbleinenbandes 28, — DM. Bequeme Teilzahlungen sind möglich: Erste Rate 8,50 DM; vier weitere Raten zu je 5,— DM.