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Hypomnemata Untersuchungen zur Antike und zu ihrem Nachleben
Herausgegeben von Albrecht Dihle, Siegmar Döpp, Dorothea Frede, Hans-Joachim Gehrke, Hugh L1oyd-Jones, Günther Patzig, Christoph Riedweg, Gisela Striker Band 132
Vandenhoeck & Ruprecht
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Andreas Bagordo
Beobachtungen zur Sprache des Terenz Mit besonderer Berücksichtigung der umgangssprachlichen Elemente
Vandenhoeck & Ruprecht
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Verantwortlicher Herausgeber: Siegmar Döpp
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einhcitsaufnahme
Bagordo, Andreas: Beobachtungen zur Sprache des Tercnz: mit besonderer ßertlcksichtigung der umgangssprachlichen Elemente I Andreas Bagordo. (Verantw. Hrsg.: Siegmar Döpp].Göuingen: Vandenhoeck und Ruprecht,2001 (Hypomnemata; 132) Zug!.: Göltingen, Univ., Diss., 1998 ISBN 3-525-25229-3
e 2001, Vandenhoeek & Ruprecht. Göuingen Internet: http://www.vandenhoeck-ruprecht.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk einschließlich seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesctzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und stralbar. Das gilt insbesondere für Vervielfaltigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeisung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Druck: Hubert & Co., Göuingen Umschlagkonzeplion: Markus Eidl, Göttingen Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.
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Inhalt
Vonvon
7
I. Einleitung 1.1. Stand der Forschung 1.2. Antike Äußerungen zur Umgangssprache? Aristote1es, Cicero, !-lonz 1.3. Zur Sprache des T erenz
9 9
1.3.a. in hae tJI pllm oralio? L3.b. Metrik und Mehrsprachigkeit? I.3.c. Refonn der Sprache, ,Scipionenkrcis', klassisches Latein
11 15 15 16 17
1.4. Zum Begriff der Umgangssprache
21
1.4.a. Versuch einer Definition IA.b. Wanun Sprichwörter, Gnomen u.ä. nicht zur Umgangssprache gehören 1.4.c. Die Bedeutung der idiomatischen Fonneln 1.5. Rahmen der Untersuchung ISa. Was wir unter römischen umgangssprachlichen Elementen verstehen 1.5.b. Angebliche Kolloquialismen. Hofmann und seine lateinische Umgangssprache 1.5.c. Zur ,attisch-römischen' Umgangssprache und zum Begriff der
21
Lehnpclgung 1.6. Ausblick 11. Einzelinterpretationen n.l. Elemente der römischen Umgangssprache II.I.a. Einzelne Wöner 11.1.b. Formeln und idiomatische Ausdrücke
23 25 25 26 27
28 35 37 37 37 42
11.I.b.l. Einleitungsfonne1n
42
I1.I.b.2. 1I.I.b.3. II.t.bA. !.I.t.b.5.
43 43 44 46
Versicherungsfonnel.n Dankes- und Höflichkeitsformeln Ironische bzw. verspottende Formeln Verschiedenes
Inhalt
6
ll.l.c. Syntax II.l.d. Stilistisches 11.2. Bisher als umgangssprachlich geltende Elemente lJ.2.a. Einzelne Wörter 1I.2.b. Fonncln und idiomatische Ausdrücke B.2.b.l. Versicherungsfonncln U.2.b.2. Verschiedenes II.2.c. Syntax 1l.2.d. Stilistisches 11.3. Elemente der ,attisch-römischen' Umgangssprache II.3.a. Einzelne \Vörter 11.3.b. Formeln und idiomatische Ausdrücke II.3.h.l. Einleitungsfonnc1n IJ.3.b.2. Zustimmungsformeln fl.3.b.3. Verstärkwlgsformeln U.3.b.4. Dankes und Höflichkeitsformeln IL3.h.5. Verzweillwlgsfonneln 11.3.h.6. Befehlsfonneln li.3.b.? Ironische bzw. verspottende Formeln 11.3.b.8. Drohfonnein IJ.3.b.9. Verschiedenes 11.3.c. Syntax 4
54 55 57 57 65 65 66 67 92 97 97 103 103 107 110 113 118 122 123 126 130 144
I1I. Rückhlick
147
IV. Literatur Ausgaben und Kommentare (Terenz) Sonstige Literatur
149 149 150
V. Indices \Vich tige Begriffe Behandelte Ausdrücke (Latein/Griechisch) Zitierte Stellen
157 157 158 160
Vorwort
Die vorliegende Arbeit ist die leicht überarbeitete Fassung meiner Dissertation. die im Sommersemester 1998 der Philosophischen Fakultät der Georg-AugustUniversität Göttingen vorgelegen hat. Größten Dank schulde ich meinem Doktorvater, Professor Dr. Ulrich
Schindel, sowie Professor Dr. C. Joachim Classen, der das Korreferat übernommen hat. Beide verfolgten die Entstehung der Arbeit mit großer Anteilnahme und steter Bereitschaft zu Rat wld Unterstützung. Sie halfen mir darüber hinaus mit großer Geduld, mein Deutsch zu verbessem.
Professor Dr. Luigi Enrico Rossi (Rom, ,La Sapienza') und Professor Dr. Lucio Ceccarelli (1.' Aquila) gaben mir Gelegenheit, meine Thesen zur Umgangssprache und zur Kunstsprache im allgemeinen, insbesondere zur Sprache des Tercnz im April/Mai 1998 vorzutragen. Auf Einladung von Professor Dr. Juan Antonio L6pez Ferez koumc ich im März 2000 über dieses Thema in Madrid sprechen. Chieo Rosst und deo Freunden des semiuario romano, die mir in schon bewährter Weise wertvolle Anregungen gaben, fühle ich mich abcnnals zu Dank verpflichtet. Als ausgewiesener Kenner auf den dOOligslcn Gebieten der Komödienforschung unterzog Lucio Ceccarelli das Manuskript einer gründlichen Lektüre. Mit herausragender Sachkunde auf demsdben Gebiet arbeitete Professor Dr. Eckard Lefcvre in Freiburg i.Br. das Manuskript durch und stand mir mit Rat zur Seite. Für genaue Lektüre danke ieh ferner meinem Kollegen PD Dr. l110mas Baier. Die letzte Fassung des Buches wurde von AJeunder Arenz durchgesehen, der fonnale Fehler aufspürte und die Zitate überprüfte. Matthias von Roth verdanke ich wertvolle Hilfe bei der Herstellung der umfangreichen Indices. Für die Aufnahme der Arbeit in die Reibe HYPOMNEMATA danke ich den Herausgebern, insbesondere Herrn Professor Dr. Siegmar Döpp. Freiburg i.Br., im Oktober 2000
A. B.
Jiir Petra
I. Einleitung
Vül reden kan1l malt über 10 etwa! nicht, wenigsten! nicht im aUgemeinen, 10ndern nur lagen, lest und übef:?!ugl tuch, überzrugen wtrdet ihr euch, wenn ihr vngkicht_ (Wilamowitz zur attischen Umgangssprache)
1.1. Stand der Forschung Im Abschnitt Sprache und Stil seines Forschungsberichts 1909-1959 hält H. Marti zur sprachlichen Interpremtion des Tercllz nur drei Srudien für bemerkenswert: 1 J.B. Ho&nann, Lateinische Umgangssprache, Heidclberg 1951 3 (mit Nachträgen; 1. Aufl. 1926~ 19784), H. Haffter, Untersuchungen zur altlateinischen Dichtersprache, ßerlin 19742 (1. Auf], 1934) und J. Marouzeau, L'ordre des mOlS dans la phrase laune. I, Paris 1922; 11, Paris 1938; 111, Paris 1949. Außer djesen schätzt er noch zwei Beiträge von Marouzeau als brauchbar ein,2 und zu guter letzt zwei schwedische Dissertationen, die sich mit einzelnen FragCII befassen.3 Bei dem Rest handele es sich um überholte Studien, deren Wert laut Marti auf Materialsammlungen bcschränkt sei. Diesbezüglich sollten auch die allgemeinen Vorbehalte beachtet werden, die dem sogenannten grammatischen 1jpus von Stilstudien gelten, und zwar die systematischen und unkritischen Aufzählungen, die das uhtt Wesen des Sprachstils eines Schriftstellers und dessen Stellung gegenüber der literarischen Tradition nicht veranschaulichen. 4 Die Lage der Forschung über Terenz' Sprache hat sich seit Marti nicht erheblich verändert,5 mit Ausnahme jedoch eines methodologisch grundlegen1 Lustrum 8, 1963,6-14. 2 Essai sur la distinction des styles, RPh N.S. 45,1921,173-7 und Quelques particularit€s sur le style tcrcntiell, Charistcria 'Ila. Sinko, Warszawa 1951,211-9. 3 H. Thomsen, Pleonasmus bei Plautus und Terenz, Uppsala 1930 und E. Lindholm, Stilistische Studien zur Erweiterung der Satzglieder im Lateinischen, Lulld 1951. 4 W. Richter, Tacitus als Stilist, in: G. Radke (l-frsg.), Politik und literarische Kunst im Werk des Tacitus, Stuttgart 1971, 114; zur allgemeinen Problematik bei Stilstudien vgl. W. Ax, Probleme des Sprnchstils als Gegenstand der lateinischen Philologie, Hildesheim/New York 1976. 5 Unembehdich ist jetzt die Bibliognfia Terenzia.na. (1470--1983) von G. Cupaiuolo, Napoli 1984 (vgl. V.a.. den Abschnitt Unglla eslik: Nr. 3934-4238).
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I. Einleitung
den Aufsatzes: H. Happ, Die lateinisdlc Umgangssprache wld die Kunstsprache des PlautlJs, Glotta 45, 1967,60--104, der für Tcrcnz nicht weniger lehrreich ist als für Plautus. 6 Die bedeutendsten Ergebnisse sind folgende: l. Der erste Unterschied ist jener zwischen der Umgangssprache der Gebildeten (Jer7no ftmiliariJ) und der Umgangssprache der Ungebildeten (Jem,o vulgaris bzw. pkbeiuJ); 2. Auf der Umgangssprache beruht jede ,Kunstsprache" auch wenn der Unterschied zwischen Umgangssprache und KWls1spradlc nicht mit dem zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit verwechselt werden sollte; 3. Jede künstlerische Behandlung der Umga.ngssprache schafft - auch welln diese ,realistisch' ist - eine Kunstsprache; 4. Die hauptsächlichste Eigenschaft der Allragsrede, das ,Affektive', kann sich auch in der hohcn Dichtung finden (z.ll. in der frühen römischen Tragödie, im Epos, in Senecas Dramen), und umgekehrt können Elemente des gehobenen Stils in die gemeine Sprache übernommen werden (z.B. als ,abgesunkcnes Kulturgut');7 5. AJs weitere Eigenschaft der Umgangssprache, die zum ,Affektiven' gehört, gih das ,Konventionelle'; Aber alles, was in Literatur imitatio und keine unmittelbare Schöpfung ist, ist konvemionell (von den homerischen Formeln an); 6. Bis zu Haff. tcrs Buch hatte man allgemcin geglaubt, daß bei Plautus in den Teilen außerhalb der ,Arieu' (gemäß Donat nJulotiJ modiJ (O,,!ico) - d.h. in den rezitativen Langversen und in den Senaren - lediglich echte Um&'3.ngssprache zu finden sei. 8 Zu nennen ist ferner. ein wertvolles Buch R. Müllers, Sprechen und Sprache. Dialoglinguistische Studien zu Terenz, J-1eidelbcrg 1997: Zwar liegt unsercr Dissertation z.T. dasselbe 111cma zugrunde (fercnz' ,Sprechsprnchc', um 6 Zu erwähnen iSI auch die Einleirung zur it"J.!. ÜbcrselZung der laI. Umg. besorgt von Riconilli (s. Litel1l.rurverzeichnis), die HofmarUlS Buch in die ihm vorangehende Forschung einordnet und dessen dauerhafte Verdienste (wld - in viel geringerem Maße - Grenzen) abwägt: - wobei die geringfiigigen Vorbehalte fast ausschließlich auf I-Iapps Bemerkungen zuriickzufUhren sind; es gibl femer eine Sanunlung der 'Iocutiones cottidianae' bei Terenz: Dabei handelt sich lediglich um ein Ven:eichnis zum Nutzen derjenigen, "qui linguarn Latinarn vivarn excolum" (D.S. Povsic. Locutionum corudianarum sylloge, I-V1: (IV) VoxLat XIX, 1983,432-5; (V) VoxLat XX,75, 1984,68--70; (VI) VoxLat XX,76, 1984, 164-7. 7 Dazu vgl. bereits Pasquali, Lingua Jat. dell'lIso 81. 8 Hofmann, Lat. Umg. S 2; M. Leumann, Oie laI. Dichtersprache, MlisHelv 4,1947, 120 (= Kl. Sehr. 136); polemisch gegen diese Auffasswlg zuerst Fraenkel, Eiern. Plaul 442; was WilamowilZ zur attischen Umgangssprache gesagt hat, gilt ebenfalls für die römischen Komiker (Gesch. d. Gr. Sprache 28): "Die Komödie zeigt, wenn wir abziehen, was sie mit Absicht Tragisches oder sonst Erhabenes einmischt, ein poetisches Abbild der Volkssprache"; es erslaulU. daß Hofm31Ul in seiner durchaus zustimmenden Besprechung von Haffters Buch (DLZ 55, 1934, 1163-8) das Entscheidende gar nicht nachvollzieht Denn die "Ergebnisse Haffters CIllZiehen Hofmanns klassischer Darslellung der lateinischen Umgangssprache die Quellengrundlage, auf welcher sie steht" (so Happ, Kunstsprache PlaulUs 83); vgl. Zangrando, Dimensione colloquiale 199: "L'impostazione hofmanniana e omlai da tempo definitivamente superata".
1.2. Antike Äußerungen zur Umgangsspnche?
11
Müllers Tcnninologie zu benutzen), doch sind die Ansätze verschieden. Müller hat eine systematische Übersicht der sprechsprachlichen Elemente in den Dialogen ausgearbeitet; er bietet eine äußerst ausführliche und zuverlässige DarsteUung - in diaJoglinguistischer Perspektive - der Erscbeinungen, die im Gros bereics bei Hofmann vorhanden wuen. Die von mir behandelten Elemente der römischen Umgangssprache wurden weder von Hofmann noch von Müller berücksichtigt; eine kritische Auseinandersetzung mit Hofmann (wie jene in meinem zweiten Abschnitt) ist bei Müller ebensowenig zu finden.; auf die Lehnpngungen, denen ein umfangreicherer Abschnitt meiner Arbeit gewidmet ist, bezieht sich Müller nur geringfügig und anhand dreier vorsichtiger Beispiele (155 di Je eradicent, 242f. pisciCJI"'J, mltItelinllS: d.h. ausschließlich an den Stellen, an denen direkte griechische Vorlagen bezeugt sind).?
1.2. Antike Äußerungen zur Umgangssprache? Aristoteles, Cicero, Horaz Bereils in antiken Feststellungen sind Versuche zu finden, eine andere Art der Sprache als die poetische zu bestimmen: Zumeist mit der Absicht, den Begriff von Dichtersprache noch anschaulicher zu machen, als die einzige wirklich bcachtenswürdigc in der Antike. Aristoteles (rhet. t404b 24) versteht unter der
Eit08ula SuiltKtOC; die 'ordentliche (bzw. geläufige, Standard-) Sprache', der dlc DIChter (zuerst Euripides) durch treffende Auswahl einige Wone enrooffimco haben;10 demzufolge heißt ~t.V11\1 1tOltlV ti)v SuiAtICto\l (rhet. 1404b 10) die 'ordentliche Sprachc' 'außerordentlich' machen, sic durch Verfremdung poetisch machen. Mit ICUPlOV (Ö\IOIlQ usw.) bezicht sich Aristoteles auf das "festgesetzte und familiäre \'(Iort für eine Sache",lt auf das llsitatum, und geht dazu übcr, eigene Begriffe einer Reihe VOll ,verfremdenden' Gebräuchen (~tvQ 9 Vg!. A. ßagordo, Lingua colloquiale e linguislica dialogica, in ß. Zimmeana.cffi Irsg.), Griechisch-römische Komödie und Tr.lgödie UI, Dr.una 8, 1999, 169-82. 10 An der Idemifizierung mit der Umgangssprache hält Seni, Linguaggio dcll'uso comuoe 113 fest: "I greci 10 chiamavano [d.h. 'un idioma vo1gare 0 d'uso comwlelliuiA.Ext~ 0 pnJ partlCola.nnente t, Eirolhlta liUV,L"Wl;", mit Verweis auch auf Ar. Fr. 706 K-A. lilitA.u:wv !x.ovw. 1Li000v l't6).c(.o:;, I OÜt' c'.lcJuiav ilK06TlA.U'tipo.v 1 OÜt' QVÜl;U6tpov illWypollC'O'tipaV (zu Atistophanes' Fragment s. K Ummc:nnaM, Von der attischen UrbanU20t und ihrer Auswirkung in der Sprache, Dis.s. Göningcn 1935. 14). 11 I Bywater (Aristode On ehe Art of Poeuy, Oxfotd 19(9) zu poet. 1457b I, mit dem VerwCi5 auf Horu' Wtedergabe (an 234f.): "0/1 ttl' ixonuIla tl d • ", i 11 a 11 ti a l14111iJfa lDhuw I ~Ut, PiSDttu, SatprJnt11t st:riptDr QI1faJJ. (vgl. Brink zSt.); die rhetorische Tradition von Ucero (de oe. 3.149-67 pauiM) bis Quintilian (vgl. 8,2,1-11) spricht von lUJIfIimI bzw. vrrba propn"a.
o
12
I. Einleitung
bzw. stvlKa) zuzuordnen, wie z.B. "fI..OO"t'tOl, Metaphern, Neologismen, Ar-
chaismen. 12 Es ist nicht davon auszugehen, daß AristorcJcs jemals den Begriff der Umgangssprache ausgearbeitet hat, wenn wir nicht behaupten wollen, er habe bereits eine -nlcorie der Kolloquialismen z.B. bei Euripides formuliert. 13 dro9uta öuiA.f:K'to~ scheint viehnehr eine Arbeitsbezeichnung zu sein: Was für Aristoteies vorrangig war, war eine besonders gekennzeichnete Sprache hcrvor.wheben. also die poetische Sprache, und zu diesem Zweck bedurfte es einer ,Sprache im Negativ', also einer ,nicht-poetischen Sprache" mögen wir sie nun Neutralsprache bzw. Substratsprachc nennen. Die Übereinstinlluwlg der Begriffe von KUplOV und EimMe; (sowie OtKElOV) wird übrigens durch ihre
Auswechselbarkcit bestätigt.14 Auch das WOrt sermo bei den Römem gibt zu keiner anderen Auslegung Anlaß.ls Der Gebrauch von Horaz in senn. 1,4 steUt eine besondere Schwierigkeit dar: 16 Horaz (39ff.) will sich nicht zur Zahl der angeblichen Dichter rechnen, er behauptet, es reiche, um Dichter zu sein, weder aus, Verse zusammenzuschreiben, noch könne Dichter jemand genannt werden, siqlli scribat IIti 110$ t sermoni propiortl (41 f.). Was Horaz unter dem Wort sermo eigentlich versteht, scheint mir nicht befriedigend geklän zu sem: Die Interpreten schwanken etwas unklar zwischen ,Alltagssrede' und ,Prosa'. so a.1s ob der peripatetischen Theorie gemäß, auf welche diese ßehaupnmg zuriickzugehen scheint,17 die Prosa der Alltagsrede zu gleichen habe. 18 Ocr Begriff wird 12 Über a11 dies vgl. E.M. Copc, An Il1lroduction to Aristotle's 1U1etoric, London/Cambridge 1867 (= I-lildesheim/Ncw Vork 1970) 282f. und Anl1l. 2. 13 Dazu scheint sich allerdings Cicero (oraL 109) geäußert zu haben: an e!f1 Ho",tro Ennio
nliqliis poetis tl ",axIi",t lrogidI ronttdtrtm UI nt omnib/iJ ltxiJ eadem ronltntione uurrnlur rrtbroqUt "'Nlarrnl, nonnlinquom (Iiom ad mlidian/(", /!nUf ftr1nonis amdtrtnl: pIe n,/nqutJm ab illa a«m",a mnunrione disaderr",? fei qliid p«las dillino ingenio proftro? 14 Vgl. A. Gudeman (Aristol. llcpi. notrrtl~, Bcrlin/Leipzig 1934) zu poet. 1457b 3. 15 Zum Begriff ftrmO vgl. H.-G. KolI, Die französischen Wörter 'la.ngue' und 'langage' Mittelalter, Geneve 1958 (der erste Teil der Untersuchung berücksichtigt die Jahrhunderte 3. v.Chr.-3. n.C1u.; zu fermo fn",iliam bzw. qNolidianuf u.li.. s. 23f.) und M.C. Diaz y Oiaz, Srrmo: Sus valores linguisticos y rct6ricos, HeimantiC':J. t 1,1960,79-101. 16 Zum ganzen wichtigen Abschnitt 39--63 dieser Satire vgl. G. D'Anna, Due note ora· ziane di lettura, in: Studi di poesia latina in onore di Antonio Traglia, Roma 1979,537-52 (zur Sprache V.3. 548f.), wobei zu Recht von einer "larvata fonna di f'rfJ/forio" die Rede ist (541 ff.). 17 R. Janko, Anstoue on Comedy: Towards a RecollstrUction of Poetics 11, London 1984, 208 (vgl. auch Amn. 92) möchte diese Zeugnisse auf 111eophrast zurückführen (so bereits M. Puelma Piwonka, Lucilius und Kallimachos, Frankfurt 3.M. 1949,332 Arun. I; H.-G. Nesselr:uh, Die attische Mittlere Komödie, Bedin/New York 1990, 135 findet jedoch Jankos Annahme "zu erwägen"). 18 Vp). zuletzt Fedeli z.St., wobei er sie als "versi tantO vicini a1la prosa" wlcdergibt (Bei. I, Übers. von C. Carena) "rasentando la prosa", wld erklärt (z.S[.), mit ftrhfO sei die "lingua comune di nun i giomi" gemeint: Soll man glauben, daß er PrOsa und Alltagssprache als das Gleiche betrachtet? Kießling/Heinze z.St. denken an die "Rede des tiigliehen Lebens"; ich Ull
1.2. Antike Äußerungen zur Umgangssprache?
13
nach wenigen Versen deutlicher (45ff.). Mit dem Hinweis auf die Theorie (Wilamowitz hat an Theophrast gedacht), derzufolge das Lustspiel kcin poema ist, da es ihm an Geist und Kraft in Stoff und Sprache fehlt. sagt Horaz: nm quod pede emo I dijftrl. sermoni, sermo menu (47f.) "weml es nicht bestimmtes Versmaß vom sermo unterschiede, wä!'s remer sermo".19 Auch hier ist untrüglich die Prosa gemeint, die 'Rede ohne Versmaß' genannt wird, und zudem erinnert der Ausdruck an die aristotelischen "-6rot. 'Vl"-ol (poet. 1447a 29, rhet. 14Q4b 14), mit denen sich Aristotcles auf die Gattwlgcn der Prosa bezieht, die sonst ohne Namen sind (z.B. die Prosa-Mimen Sophrons bzw. die 'sokratischen Reden' - vgl. Hor. carm. 3,21,9f. Socralicis (...) I sermoniblls).2JJ Senn. 1,4,54 spricht Horaz von pllra lJtfba, d.h. den gemeinen Wörtem, die gar keine poetische Farbe erkennen lassen,21 also wohl nichts anderes sind als die dominanlia verba in ars 234f. Nach einem Verweis auf die Prosa findet sich also der Rückgriff auf die Auffassung der 'ordcntlichen Sprache' wld iluer 'im eigentlichcn Sinne verwendeten Wöner' (anhand von Aristotdes), gewiß aber nicht auf die ,Umgangssprache'. Eine einprägsame Fonnulienmg ist in der ,rhelOrica ad Herennium' (3,23) zu finden: sumo esl oralio remiJso el finitima lOl/i· ditll/(le locu/ion;, Der ßegriff sermo steht hierbei der Alltagsrede nahe, grenzt an sie, isl aber nicht die Umgangssprachc. 22 Cicero (orat. 67) steDt den Stil von Platon und Demosthencs, der auch ohne Versmaß Bewegung und glänzendcn Schmuck aufweist, der Sprache der Komiker gegenüber, apud quos, Jliri qllod IIt1'siculi sUIII, Jlibil e.s/ oliud coliditmi di.s.simile semJolli.s (also nicht fcru der Alltagsrede). Hier hat semJO, vom Adjektiv colidituUIJ begleitet, wirklich eher die Bedcu-
finde eine Bestätigung in R. Klotz, I-Iandwörterbuch der lateinischen Sprache. 11, Graz 18793 (= 1963) S.V., wo unter der Bedeutung "von der einfachen Prosa gegenüber den gebundenen Reden" gerade nur besagte I-Ioraz-Stellen und QuintiJ. 9,4,19 (JO/Hta a/ia rscil. orotioJ, qua/i; ill JtTfllOlle et epiJtuw) angernhrt werden; am nächSlen E. LeIevre, Horaz. Dichter Im augusteischen Rom, München 1993, 107, der von "stilisierter Alltagssprache" Sprichl. 19 Fedeli z.st. "e sarebbe pura prosa, se dalla prosa non la dislinguesse il ritrnQ". 20 Der 'technische' Gebrauch von ~~A.6I; (= Illern; 'rein, einfach, nichts anderes als') zusammen mil 1..6)'01; im Sinne von 'Prosa' gehl auf Platon zurück: leg. 669d A.6yoUl; 14IlAoU<; cit; lli'tpa netvtEt;, Menex. 239c ).oyep 1jI11JP; anders ist die Bedeutung von AOYOl \IIlAOt in symp. 215c (bloße Worte, ohne InslfUmelllc') und in 11,eaet. 165 a (bloße Reden, einfache Behauptung'). 21 Vgl. D'Anna ebd. 539. 22 Vgl. ebenfalls rhet.Her. 4,14 in adtenuatojil/(f'alUntrt, id qllod ad itifHl1Iul1l tl rottidiallHm JtT'11lOlltm demiJ;1I11I eJl, 4,43 idt() quod p/ma ronwt/udo ut non modo potltJmm el ora/Qrnl1l, Jed etitvl1 coltidiani JtrmOlliJ hHillJmodi denomillafio"ul1I und 4,17 ta collparatur duabuJ nbuI, UJitatiJ veriJiJ et propn'iJ. IIJitata JU"t ell, qulU verJa"tur [i" Ier1nont tll ro,uutluJint rotidil1l1a [so die meisten I-Ierausgeber];propril1, qUl1e tiUI rti verba IHIII auf eJIt poIIHnl, qua Je !oqlltl1lNr.
14
I. Einleitung
tung von 'gesprochener Sprache' als von 'ordentlicher Sprache'.23 Eine Gleichwertigkeit zwischen komischer und gesprochener Sprache läßt sich aber bei Cicero schwerlich annehmen: Der Tanfall, in dem er von vtrJiCllIi spricht, gtbt vielmehr zu einer leichten Herabsetzung der komischen Diktion Anlaß, die demnach im Gegensatz zur Vor.lüglichkeit der beiden großen griechischen Schriftsteller srebt. 24 Cicero spricht unstreitig von ,KoUoquialismen'. wenn er sagt (fam. 9,21,1): tpUlNIas I/tro ,ottidianis uubis lu:"tTt sokmlls: 25 Er ist sich be-
23 Ich kann N~selr:l.th 01.0., 134: "Der Komödie schreiben eine solche A11tlgsspmhe expllzll Cicero (OraJor 67) und Horaz (Sa!. 1,4, 4>-48) zu" aus den oben gegebenen Grün· den allem für Ciceros Passage zustimmen; dasselbe gih rur Nesselraths weitere Behauptung (01.0., 141 f.): "Wieder deutlicher weisen auf Theophrast die Bemerkungen des T raletau (seil. des TrattalJtJ Coislinianllsj über die KropUC'; At~U; hin: Vor allem die Junktur X:0lv,; x:at 1)T\1100ö~ hat in der für Theophrast bezeugten Wendung 'tu ICOl vQ. "atl)cl)T\llcu,Jiva ein recht nahes Pendant (0. S. 134); und Cicero und Hor.l.z schöpfen, wenn sie zwischen komischer Diktion und Alltagsspf
'tlVO lOUc; m "Olva ICat k6ruu:u,liva JtpÖ itJ,toov lcnopTpCl~ alCOiit;; ~ICl 6IClIlirpf:UYCv. bd 6t JtQA.Mt ICatICOIv!l ICat i.3iljl Y\lval~i.V ~l(l A.OyOU '!ttxpaK"t(lt. ßpaxta "tIiv ICOt...cGV oi> XEipllv ton l'tPOlatOPfjaClI btdeutet die Wmdung ..me commonly published stories" (F.t. Babbltt. Pluwch's Moralia. Val. 111, Cambndgr.. Mass./London 1968). 24 DIe Identifizierung von StmlO und 'colloqulal language' bei R.Q.A.M. Lyne, Words ;lI\d the Poet. Ülarxtensuc Techmques of Style in Vergil's At1leiJ, Oxford 1989,8 Anm. 29. der auf Honz und .thet. ad Herennlum' (mcht auf Gcero) verweiSt, Ist unbegründet Jcdenf.tlls reldu auch bei CICero S_ _ allern melu aus (freilich Jrut unserer 'RMt' wtederzugtben), sondern es muß von aJltlJimtMJ begleitet werden. Auch der Unterschltd bei Lyne (7ff.) ZWIschen den K2tegorien. die zum 'ordUlary language' gehören würden, namlich 'proJalt, mIlo· '1waJ. "elltraf, ISt bestrellinr. Wahrend eUle ,prosaische', von einer ,poetischen' getrennte Spnchan Ul Fngt korrunen könne (Lyne gesteht es zu, 8 Anm. 30), läßt sich nicht verstehen, wie das ,Prosaische', im Unterschied zum ,Poetischen', zwn ,Ordentlichen' gehören könnte. Richtig wäre es, zu sagen, wie es Aristoteies tut (met. 1404b 14), das Prosaische läge dem ,Ordentlichen' nahe. Es scheint mir ebenfulls künstlich, eine ,neutrale' Spnche für einen Unterbegriff der ,ordenrJichen' zu halten: Mag die Spnche ,neutral', ,geläufig', ,ordentlich' oder ,Standard' genannt werden, m.B. ist das Gleiche zu verstehen (so denkt auch AristOleles, auf dessen gleichwertige Verwendung von X:ÜPlOV, oha:'lov und dm96r; oben hingewiesen wurde). 25 Vgl. JB. Hofmann, Oet Begriff 'Umgangssprache', lF 47, 1929,209 Anm. 2; Setti, Linguaggio dell'uso comune 113 ruhn ebenfalls Cic. fam. 1,1;2 an, wobei er diese Stelle VÖllig mIßverstanden hat (PtI",J1ttilm tl hortari tJ rmln tl iam li/xriMJ iXf'J#on tl mDllen 111 ",o['1Iam i"./a",illltllll[,illl 11(1" JuislimlU. Jtd plant n/( prnibMJ nDJuU 1I/( admD1IliiD1IIDm n""'1wll«w1t. nllJ1l (11m 111 S_01lt tDuidimt(l 111", i1l SOflllll paImn sit til taNJllItI Illam 111 1Illjllt thqliOltlO malon qllis'lllilltl II/( [,'tUf/IJ/ln/( S i . /I« ((Jltlottimtt ~ fJDhItni. (JlJJI SliMmo ustijiaztio1lt IMtmiIff i1l St oJfttilmmt tllJ.1ll(JnJ t:qfI It Sill, wo der Ausdruck ill JmII01It tD/Jidimto natÜdlCh nichts anderes als 'in den aJlt2gl.i-
chen Gesprächen' bedeuter, mißgedeutet ist auch Plaut. miI 752, wo sich pmletariJJ StmlDfle auf die Gewohnheit der Reichen (patrizIer und Riner) bezieht, zu bestimmten Zeiten alte nimm
1.3. Zur Sprache des Terenz
15
wußt, daß seme Briefe, überwiegend literarisch ausgearbeitet,26 ge1egendich umgangssprachliche Ausdrücke aufweisen. Daß er seinem Empfinger (paerus) dies mitteilt, hat den Anschein einer Rechtfertigung. Die Alten hatten also die Begriffe von Dichtersprache und - als negativen Reflex - von der konventionellen Sprache deutlich vor Augen; die prosaische Sprache (im Unterschied zur literarischen Gattung ,Prosa') scheint nicht ge~ sondert theoretisiert worden zu sein;27 die Umgangssprache wird niemals definitorisch erklärt, zudem nicht einmal für beachtenswert gehalten, wenn nicht etwa in geringschätziger Weise in der literarischen Auseinandersetzung (Cicero über die Komödie) bzw. wegen eines stellenweise eingestreuten Wortes in einem literarisch nicht sehr anspruchsvollen Genus wie dem der Briefe (Cicero über seine Episteln).28
1.3. Zur Sprache des Terenz
I.3.a. in hac tst pura ora/io? Erforderlich ist es, die Herkunft eines Stils zu untersuchen, der ,Stilisten' der klassischen Epoche wie Caesar und Cicero von p"rus sermo oder ekganlia sprechen ließ (Suet. vita Ter. 7,9; vgl. auch Cic. Art. 7,3,10). Es ist aber unabdingbar, cin Mißverständnis auszuräumen, und zwar über die Bedeutung von in hat esl pllra oralio (Ht 46, Prolog). Noch jüngst sind Äußerungen zur angeblichen "ausdrücklichen Erklärung" und zu Tercnz' Bewußtsein über die Reinheit seiner Sprache zu lesell. 29 Daß aU dies die Folge des von Caesars p"rus sumo ausgeaus der pleb; zum Essen einzuladen; Nigidius Figulus bei Gell. NA 13,6,4 (rwtlfUS ... Itrmo), QuintiI. 12,10,43 (Itrm" tJNIgOriJ) nClult Setti ebd. zu Recht. 26 Vgl. G.Q. I-Iutchinson, Ciceros Briefe als LiternOJr (ad An. 1,16), I-Ieones 121, 1993, 441-51. 27 Lyne ebd. 8 Anm. 28 behauptet zu Recht, der Begriff der ,prosaischen Diktion' sei der antiken Überlegung fremd. 28 Zur späteren Theorie vgl. Bengt Löfstedt, Augustin als Zeuge der lateinischen Umgangssprnche, in: H. Rix (Hrsg.), Aexion und Wortbildung. Akten der V. Fachtagung der Indogcnnanischen Gesellschaft Regcnsburg, 9.-14. Sept 1973 (Wiesbaden 1975), 192-7 und GJM. Banelink, Les observations de ]er6me sur des tennes de la langue courante et parlee, Latomus 38, 1979, 193-222. 29 G. Calboli, Zur Hellenisierung Roms: Cato und Terenz, WS 106, 1993,79: ,,Die adeligen Geschlechter studierten die griechische Sprache in dieser Zeit genauer; sie behemchtcn manchmal das Griechische genauso gut wie das Lateinische, \WS Anlaß gab, den UmsWld auch ausdrücklich und rühmend hervorzuheben. Bei Terenz finden wir überdies die ausdrückliche Erklärung, in hoc eIl pNf"O "ratio (l-Iaut. 46)", 82: "Terenz war also in der Tat ein
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I. Einleitung
übten Einflusses ist und der Satz bei Terenz eine völlig andere Bedeutung hat, geht unverkennbar aus dem Zusammenhang des Prologs hervor: Der Theatcrdirektor L Ambivius Turpio, der den Prolog spricht, bittet die Zuschauer darum, eine statorin (36) spielen zu dürfen, ihn nicbt jedesmal Rollen spielen zu lassen, in denen er damon summo, C1Im /abort maxumo (40) deklamieren muß. Denn die komischen AU{Qrcll VOll heute ersparten ihm nichts: \Venn es eine Iabor1os0 (44) gibt, läuft man zu ihm, ist die Komödie luds (45), dann wendel sich man an eine andere Theatertruppe. in Ime est pura ara/ia: e:xpuimini I in ulramqut porttm ingenium quid possit mtum (46f.) heißt also: "In diesem Stück gibr's nichts anderes als Gespräch: Prüft doch, wozu mein Talent in allen heiden komischen Gattungen fli.hig ist (d.h. der HJotona wld der Jlotaria)f<.30
I.3.b. Metrik und Mehrsprachigkeit? Die außerdem jüngst von einigen Gelehrten gegebene Erklärung, Terenz habe djescn Stil aus zwei Quellen übernommen, nämlich von Menander und der Vorläufer Caesars und greift dessen tiefgewur.tehem Respekt vor den griechischen Vorbildern vor, den wir bei den Attizisten finden; insbesondere ist sich Tcrenz der Bedeunmg der Sprache bewußt (in htX ut pllra oratio)"; ob auch H. Pctcr.;mann, Die Nachahmung des Jermo f7l.JtiCJ/J auf der Bühnc des Plaurus und Terenz, AAmHung 37, 1996/97, 211 unter dem Satz "dic oralio pIlra, die Sprechsprachc der Gebildeten Stadttoms" auf denselben Ausdruck anspielt, ist unsicher, so schon F. Leo, Gesehicllle der römischen Literatur. J, Berlin 1913,253: "Das Latein des Tercnz ist eine neue römische Urbanität \l.1e Menanders Griechisch eine neue Atthis war. Er weiß das sehr gut in har Mt pllra qratiq läßt er den Ambivius im Prolog zum J-1eautontinlonunenos sagen". 30 Daß das Adjektiv plIrNS als "nodling but" zu verstehen sei, wurde bereits von j.S. Speijer, Observationes ad poetas Latinos, MnCffi. 19, 1891, SOff. bemerkt; ..speech pure and simple", "nodling but declamation" ist die Interpretation von R.C. Flickinger, On d,e Prologue of Terence's '-Ieauron, CPh 2, 1907. 159 (Irrtümlich ist aber, nach in htX das WOrt parte unausgesprochen zu lassen, wie es Flickinger tut, also 'Prolog' zu verstehcn stattfabHIa); vgl. J. Marouzeau, Terence, Paris 1942,44 und Anm. 2: ..est taute en dialogues" (mit dem Hinweis auf Ph 5 tenui oratMne el sm'ptura kti, wobei qraJio "le dialogue" und smplura "Je style" heißen); eine weitere Entwicklung dieser Deutung ist bei D.A. Kidd, Terence, Heou(. 46, eR 62, 1948, 13 zu finden, der von "dialogue unspoiled by excessive activity" spricht, wobei pIlrNS im Sinne von "free from any obstruction or aJien element", "unmarrcd by violent action" zu verstehen ist; Kidd bemerkt auch, der Begriff qraJio heiße bei Terenz niemals 'Stil' (Ich füge hinzu: Auch wenn man An 12 dissimili oraJione nmJ fad« IX stilb fijr ein Hendiadyoin hält); der Unterschied zwischen den Arten der KoiTlOOie ist bei Euandl. de com. 4,4 bezeugt: mmoediae motonat sunJ aNf stafanae Oll( mixJat. molonae JurlJHltnJat, sJakmtu fluitJiom, mixJat ex IlJnJqlle aall mWJenltJ (s. W. Kroll, RE III A 2, 1929, 2168f.); vgl. bereits die Aussagen
Ciceros in Brut 116 (s. O.Jahn/W. KroU/B. Kytzler, Cicero. ßruNS, Berlin 19626, z.5t); die ganze Passage des )-Ieaurontimorumenos' könnte m.E. auch in einem akustischen Sinn intcrpretien werden.
1.3. Zur Sprache des Tcrcnz
17
Mctrik,31 ist nicht hinlänglich. Diese Einflüsse führten nicht zu einem besonderen Merkmal des Terenz. Die Feststellung. daß Terenz. von seiner Muttersprache her - mit aller Wahrscheinlichkeit dem Phönizischen - eine Betrachrung der lateinischen Sprache .,distanzierter, also eindringlicher" übernommen habe32 ist ebenso nicht nachweisbar. Dies müßte rur alle archaischen Didner gelten. deren Muttersprache nicht das Lateinische war: Die des Livius Andronieus war das G riechischc.,. oskischer Muttersprache waren wahrscheinlich Naevius und Pacuvius, die des Plautus war möglicherweise das Umbrische, Eunius riihmte sich, dreisprachig zu sein (seine Munersprache war jedenfalls das Messapischc.,. zu dem später das Griechische. das Oskische und das lateinische hinzutraten).33 Caecilius Statius schließlich war ein imubrischer Gallier (also keltischer Muttersprache).34
r.3.c. Refonn der Sprache, ,Scipionenkreis', klassisches Latein Terenz wurde jene Rcfonn der Sprache zugerechnet, deren Entstehung im sogenanmen ,scipionellkrcis' stattgefunden haben mag (Norden).35 Zu diesen oftmals angedeuteten scipionischen Tendenzen sind verschiedene Vorbehalte geäußert worden. 36 Es gilt als, wenn auch richtiges. Klisdtee, daß Terenz die Sprache der gebildeten Unterhaltung seiner Zeit widerspiegelt (sei es bei den Scipionen oder nicht). Dennoch erwies es sich als schwierig. die Herkwlft die31 S.M. Goldberg. Undent2llding Terence, Princeton, ew Jersey 1986, 186ff., Calboli, ebd.78. 32 Calboli, ebd. 82. 33 Gell. 17,17,1 QNi"IId E""ild In'Q rorrJo habtn SlJl diabol, quod /Dqlli Gruor II Dsa el UJli"e sa"nr, vgl. c.J. Oassen, Ennius: ein Fremder in Rom, Gymnasium 99,1992,121-45. 34 Vgl. die bequeme Übersicht bei J ~o, The Romans and the Greek L:anguage, (Commcnt. Human. Litt. 64) Helsinki 1979,213. 35 Die Römische Literatur, in: A. Gcrcke/E. Norden (Hrsg.), Einl. in d. Altertumswiss., Leipzig/Berlin 1910,464, vgl. 457. 36 Kroll, Studien 254 Anm. 15; aber vgl. G.c. Fiske, 'l1le Plain Style in the Scipionic Cirde, in: aassic~ Studies in Honor ofCh.F. Smith, Madison 1919,62-105 (zu Terenz s. 70; der sog. ,plain style' - vom .scipionenkreis' bis zu Horaz' Jtn!IO"U - h'Chl auf die rhetorischen 11lC~orien der Stoiker Dtogenes von Babyion und Panaitios zurück); über das, was historisch bezeugt 1St, und das idealisierende BiJd des Cicero vgl. H. Strasburger, Der 'Scipionenkreis', Heanes 94, 1966,60-72 (;; Studien zur Alten Geschichte. I1, Hildesheim/New York 1982, 946-58); vgl. auch A.E. Astin, Scipio Aemilianus, Oxford 1967, 29S-306 (zum ,ScipionenkreiS': "essenti~ly an invention of modem criticism", 294); JE.G. Zettel, Cicero and the Sclpionlc Cirde, HSCPh 76, 1972, 173-9; E. Lerevre, Terenz' und Memnders Heauwnti· morumenos, München 1994, 17&-34 und E. Lerevre, Termz' und Apollodon Hecyra, München 1999, 179f.; H.N. Parker, Plautus vs. Terence: Audience and Popularity Re-enmined, AJPh 117, 1996,604-7 ("There was no Scipionic circle", (04).
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I. Einleitung
sec Sprache einzustufen, die in mancller Hinsicht schon klassisch erscheint. Das klassiche Latein wurde zutreffend als "die Sprache der Erwachsenen des römischen Adels" erklärt (Oe Groot)".:n Dies saUte m.E. berücksichtigt werden, solange man die Sprache des Terenz als klassisch auffaßt: Terenz und die folgenden ,Nonnalisierer' der römischen Prosa bis zwn klassisdlen Autor scWechthin, Cicero, bedienten sich allesamt - auf die eine oder andere Weiseder Sprache der städtischen Oberschichten, zu denen sie gehörten. Daß diese Tatsache uns ausdrücklicher durch Tcrenz' Stücke und Ciceros Briefe bezeugt wird, mag an der Außergewöhnlichkeit der Erhaltung der letzteren sowie am Mangel an komischer vis der ersteren liegen (weswegen Terenz weder zu einem Plautlls noch zu einem römischen Menander wurde3S). Eine ,negative' Tendenz der ,klassichen' Sprache ist, das zu ven:neiden, was den Unterschichten eigentümlich ist Dies ist gewiß, was Terenz tat, wobei er mit Plautus' Publikum wenig gemein hatte. 39 Eine Untersuchung zum VerhäJtnis zwischen
37 L'histoire de 1a langue latine, REL 1, 1923, 115; zum Begriff des ,Vulgiidateins' und zu dessen VerhälOlis mit dem klassischen Latein vgl. R.A. Hall Jr., Perehe ricostruire il proto-romanzor in: Miscellan~ di snldi linguistici in onore di Walter ße1ardi. A c. di Palmira Cipriano, P. Di Giovine, M. Mancini. 11, Roma 1994,596: ..5ono Stl.U considerati corne appartenenti aI '1atino volgare" troppi socioletti diversi, che possono vaciare dall'uso quotidiano e infoonale di persone colte (come Cicerone cd Orazio) a quello della plebe della Suburra 0 dell'Emporium, nonchc i volgarismi e le pretenziosicl di "arrivisti" deI opa di Trimalchione"; Hall Jr. (598) schlägt einen Namen rur dieses "sr:adio past-ror:acistico e postmonouongale ma sempre predassico" der Jahre 150-100 v.Olr. vor, nämlich .gracchisches Latein' (wobei er auch die Begriffe ,friihes Klassisch' bzw. ,spätes Vorklassich' rur angebracht hält) und macht seine Stellung durch folgende Skizze deutlich: Friihlatein Vulgärlatein - gracchisches Latein 'f- klassisches Latein / (Volkslatein [friihromanischD romanische Sprachen. 38 Zu Caesars bek:llmtem Urteil (dimidiolNJ MmOlfddj sind die maßgebende Darstellungen LAIfonsi, Ancora sul ''Dimidiatus Menander", RivFilol 24, 1947, 32ff. und W. Schmid, Terenz als Menander Latinus, RhM 35, 1952,229-72. 39 Vgi. B.-A. Taladoire, Essai sur le comique de Plaute, Monaco 1956, 7-21;J .•P. CCbe, Le niveau cuJturel du publique plautinien, REL 38, 1960, 101-6 versucht, aufgrund der tragischen Parodien bei Plautus zu beweisen, daß sein Publikum keineswegs ungebildet war, wie es oft behauptet wurde; er gesteht allerdings ein, es sei nicht mit Men:lllders Publikum zu vergleichen, und stelh es vielmehr neben jenes des Aristophanes; vgl. E.W. H:llldley, P1autus and His Public: Same lllOUgtllS on New Comedy in Latin, Dioniso 46, 1975, 11732 und jettt auch H.N. Parker, Plautus vs. Terence: Audience and Popularity Re-examined, AJPh 117, 1996, 585--(;17; zum Publikum der attischen Komödie vgl. A. Römer, Über den litterarisch-acsmetischen ßildungsstand des attischen Theatcrpublikums, ABAW Phil. 22, 1902, 1-95; E. Rechenberg, Beobachtungen über das Verhältnis der Alten attischen Komödie zu ihrem Publikum, Diss. Bedin 1964; G. Mastromarco, Pubblico e memoria letteraria nell'Atene dei quinto secolo, QuadFoggia 4, 1984,65-86; C. Franco, La compctcnza dei destinatario neUa parodia tragial aristofanea, in: La polis e il suo teatro/2. A c. di E. Corsini, Padova 1988, 213-32; zu rustiken Elementen bei Terenz, die in unvergleichlich geringerem
1.3. Zur Sprache des Terenz
19
Sprachkenntnissen und der Prävalenz von Lehnwörtern oder von Lehnprägungen. inwieweit also erstere von Unter-. letztere von Oberschichten bevorzugt werden,40 könnte auch für Terenz' Publikum zu aufscWußreichen Ergeb~ nissen führen: Seine Orientierung an den Oberschichten könnte u.a. seine Zurückhaltung in der Verwendung von Lehnwörtern gegenüber Lehnprägungen erklären (dazu s. wltcn, Anm. 70). Diese verhältnismäßige Einheitlichkeit der Sprache Roms zwischen dem 2. und dem 1. Jh. hat woW eine Entsprechwlg in der WIS teilweise faßbaren Kontinuität (Komödie 41 und gelegentlich Tragödie, Platons frühe Dialoge und die Redner)42 des von Athens Eliten zwischen dem 5. und dem 4. Jh. gesproMaße als bei PlauNS vorkommen, vgl. H. Petersmann, Die Nachahmung des ItmlO rulfülll auf der Bühne des PlauNs und Terenz, AAntHung 37, 1996/97, 199-211. 40 Deanovit, Calchi linguistici 141 (zur slawo-dalmatischen Literatur des 18. Jhs.): ,,11 popelo invece non era bilingue. Questa e la ragione, per cui nella sua padata troviamo piu prestiti ehe calchi" und weiter (142) "una persona col{3, ehe rispetta I'indolc dclla propria lingua per qualsiasi ragione, non imita ne assimila una lingua altrui (anehe se essa sia di gran prestigio) COS! come 10 fa il semptice papolo". 41 Siehe aber den Vorbehalt von K.J. Dover, Aristophanes 1938-1955, Lustrum 2.1957, 63 über die Sammlung von H.W. Mller {Conversational Idiom in Aristophanes, CW 38, 1945, 74-84}: "in using this material ~.e. "conversational idiom") we must remember that colloquial Auic of the laIe s. V can be known to us only in so far as it passes, or can be forced, through the filter of the iambic trimeter"; vgl. Dover, Creek Comedy, in: Greek and dle Creeks 193: "Tbc substraturn of Aristophanic language is presumably colloquial, though the boundaries of colloquial Greek are much harder tO detennine than dlose of colloquial Latin"; der Versuch, einen Vorläufer der aristophanischen Umgangssprache in Hipponax zu sehen {E. Suarcz de la Torre, Hiponacte c6mico, Emcril2 55, 1987, 120-3 und 135-7, wo er unter 'Lenguaje coloquial (con posibles ionismos)' die angeblich umgangssprachlichen Wörter vcaeichnet und die aristophanischen Parallelen angibt), beruht 'auf einem fragwürdigen Begriff der Umganb'Ssprache (vgl. bereits G. Tedeschi, lingue e culturc in contatto: iI p[(). blema della lingua in Ipponatte, lLing 4,1978,225-33, mit den klaren Worten: .,Ia notevota presenza di neoformazioni (seil. bei HipponaxJ non e il risultato di un processo di Umgmf1!l' JPrruhe, ma di un'operazione anificiale, anzi dom"; s. auch G. Tedeschi, I prestiti linguistiei nei frammenti ipponattei e il problema dell'interferenza culturale ad Efeso, QFC 3,1981,
35-48). 42 Einen allgemeinen, nicht uninteressanten Überblick bietet E. Des Places, Style pade et style oral chez les ecrivains grecs, Me!. ßidez, Bruxelles 1934, 267-86; s. jetzt Valentina Zangrando, A proposito della dimensione colloquiale nella letteratura greca, SlFC 15, 1997, 188-207: Eine aufschlußreiche Untersuchung trotz einiger Iv{ißverständnisse z.ß. in der Behandlung der Fonnen in -t"6c; (194f.): Inwiefern kann ein Adjektiv wie uxCt'tt1C6c; '(()1fJlIlarii (z.B. in Epict. 3,14,11) als umgangssprachlich bezeichnet werden? Die Umgangssprache wird hier wieder einmal an die ,Gemeinsprache' bzw. ,Nonnalsprache' angeglichen; in der Anwendung der pragmatischen Linguistik in griechischen Texten besteht der Aufsatz von S.R. Slings, Wriuen and Spaken Language. An Exen:ise in the Pragmatics of the Greek Sentence, CPh 87, 1992,95-109 {wichtige Arunerkungam Schluß, 109: ..And finally, Creek philologists must leam to distinguish better than before between poetic language, quasispaken language, and wouen language, and not to measure one kind of language use with the standards of another'j.
20
I. Einleirung
ehenen ArUschcu. Solche umgangssprachlichen Texte sind allerdings nicht als die frühesten Zeugnisse für die griechische Umgangssprache zu berrach rcn: Vielmehr gab es schon mindestens acht Jahrhunderte früher derartige Zeugnisse: Etwas unerwartet - und doch bewiesen - ist der Reflex der Sprache des Alltlgslcbens in den mykcnischcn Tafcln43.
43 Eine Übersicht unserer Quellen rur die ..nische Umgangsspf;lChe findet sich bei Stevens, Coll. Eur. (Henn. Einzelsehr. 38) 4ff.: es sind (neben den oben erwähnten Schriftstellern) Herodot, vorwiegend in den Gespriichcn, aber auch i.n den Erzählungen; Xenophons D1aloge; von den Rednern vor allem die Privatreden und besonders DenlOSthencs; am Ende des 4. Jhs. die Neue Komödie und die ,Charaktere' des Theophrast; im 3. Jh. lUld später die
ptolemäischen Papyri, das Neue Testament (dazu vgl. A. Deissm:uUl, Licht vom Osten. Das Neue Testament und die ncuentdeckren Texte der hellenistisch·römischen Welt, Tübingen 1923\ v.a. 105ff.), dazu Herondas' )ilimen' und einige Idyllien 'f1lcokrits (v.a. das 15.); ausgesprochen ,unumgangsprachlichc' Fundorte, wobei schon ein Beleg die Existcllz eines KolJoquiailsmus in Frage stellen körmte, sind das Epos, die Olodynk, die Prosa Antiphons, Thukydides und Isokrates. Als die mykcoischen Tafeln entziffert wurden, fielen sofort die Ubereinsummungen mit der Sprache Homers auf; aber die Unterschiede smd tatsächlich noch gnvlerender. Die homensche Spf";lche ist eine Lteraturspmhe rrut elOCr langen Tradl1I0fl, welche von der gesprochcnm Sprache ganz und gar getrennt war, wahrend die: Texlt der Tafeln von Hofbl=amten abgef.1ßt worden waren, denen die Dichtersprache voIlkornmen fremd war, SlC bed.mtco steh Vielmehr der prosaischen Sprache der ßlirokratte, dte als soJche vor allem ~ Umgangssprache wie&:f'81bt, natüdteh mit mancher Emschränkung (es fehlt Ja die lebendige Rede, mit Fragen w'ld AntwOrtm, Befehlen und Ausrufen). All dies ef'81ht Sich durch Konkordanzen rrut später der A1hagssrede nahestehcnden Texten (,hlen:u grundlegend E. Risch, 11 miceneo nella Ston3 della lingu3 grec:a, QUCC 23.1976. 12ff.; vgl. 3uch E.. Risch, Les tnirs non homeriques chez l'lomere, Me!. OJanrr:aine, Paris 1972, 19tff.); zur Frage der Beziehungen der Ka.nz1eisprache mit der Umgangssprache vgl. E. HenTl2Jlll, Die Nebensät7.e in den griechischen Dialektinschriften, LeipzigiBerhn 1912 (= Hildesheim 1972) (I V. Abschnitt Schriftsprache, Gebildetcosprache und Mundart: 180-221), bes. 192ff., der ell1en aufschlußreichen Vergleich zwischen Kanzlei· und Gebildctensprache (auch im Hochdeutschen) bietct und zum Ergebnis kommt, daß die Inschriftensprache der früheren wie der späteren Zeit im großen und ganzen die Sprache der Gebildeten darstellt (217); kritisch gegenüber Hermann äußen sich B. Rosenkranz, Der lokale Gnmdton wld die persönliche Eigenart in der Sprache des 'nlukydides wld der älteren attischen Redner, IF 48, 1930, 130f., der von einer Kanzleisprache spricht, die der Entwicklung der lebenden Sprache nur langsam nachfolgt. wobei er implizit (und m.E. irnüm1ich) die literarische Prosa mit der Spr.IChe des tigfichen Lebens K1enrifizien (vgL Dover, 1lle L2nguagc of Oassic3.1 Aroc Documentary Inscriptions, in: Creek and ~ Creeks 33 Anm. 8); bemerkenswcn ist :lUch der Vergleich mir der von volksspnchlichen EJemeruen nicht freien Rechts- und Verwal· tungsspmhe der Toskana im napoleonischen Zeitalter (s. den Sammelband der Accademia della Crusn: P. ZoIli et a1.• Lingu3 degli uffici e lingua di popoIo nella TOSC2fla napoleomC:l, Qu3d. degli cStudi di lessicognfia italiana» 3, Firenze 1985: z.B. 6: ..D:a una parte, una fonna scritta livell3ta dalla patina dell'ufftewici, ma non C$Cflte d3 popoIarisml e d'a1tronde destinat2 a f.rni leggere e assimilate da wt'intera popoIazione'j.
I. Einleitung
21
1.4. Zum Begriff der Umgangssprache
1.4.3. Versuch einer Definition 1m Hinblick auf Aristophanes wurden fünf verschiedene Sprachen festgestellt: die geläufige Sprache. die Umgangssprache, die technischen Sprachen, die Sprache der ernsthaften Dichtung und die eigentlich komische Sprache. 44 Dies ist belangvoll für das Verständnis des ,Umgangssprachlichen', dessen förderlichste Definitionsversuche (m.E. jene von Stevens und von Thesleft) sich sowohl in ihrer Schlichtheit als auch in ihrer Zurückhaltung unterscheiden. 45 Es 44 vgt. Dover, Stil des Aristophanes 124f.; eine weitere Unterscheidung jetzt in Dover, Evolution 78: "Within each model there are differences of register-far example, within dle 'colloquial' or 'informal' we can distinguish 'intimate', 'jocular', 'technicaJ', and so on."; zu den Wörtern der ernsthaften Dichtung und den komischen Wörtern bei Plautus nützlich ebenso I. Fischer, Encore sur Je caractere de Ja langue de Plaute, StudOas 13, 1971,59-78 (besonders 73ff.); s. auch A. Bagordo, Lingua e stile in Plauto (note alJ'EpidiC1ls), in: U. Auhagen (Hrsg.), Studien zu Plautus' Epidi(JIJ, Tübingen 2001 (erscheint demnächst). 45 So Stevens, Coll. Eur. (Henn. Einzelsehr. 38) 4 zu den Kolloquialismen bei Euripi. des: "the kind of language that in a poetic or prosaic context would sWld out however sJigtnly as having a distinctively conversational flavour"; Thesleff, Styles Plato 65 sagt: "ln very gencr.U {CnllS colloquial style, as opposcd to other styles, can perhaps be charactenzed as having a liglu and easy tone with rrumy shiftS of emphasis and a tendency (0 brevity and slackness of exposition, and a markcd use of idioms"; die Definition von E1eanor Dickey, Fonns of Address and Conversational Language in Aristophanes and Menander, Mnem. $er. IV 48, 1995, 260: ..I would define conversationallanguage as that uscd in casual conversation by people who wete not thinking about their use of language al mat time" läßt sich offenbar nichl auf Kolloquialismen i.n der Liter;ll:ur übertragen, denn die literarische Intention kann nicht bezwei.felt werden: vgl. Zangrando, Dime.nsione colloquiale 190: ..L'e1emento colloquiale si configura infatti corne una scelta intenzionale che risponde a una detenninata strntegia espressiva", ebenso richtig ist Zangrandos Kritik (ebd.) an M. WestS Defmition der Kolloquialismen (Colloquialism and Na'ive Style in Aeschylus, in: 'Owls tO Athens'. Essays on Oassical SubjectS Presentcd to Sir Kenneth Dover. Ed. by E.M. Craik, Oxford 1990,3: "pcrhaps I can get away wim saying that a colloquialism is an expression that some people would sometimes avoid as lacking in dignity''); es ist interessant, zwei Definitionen aus der neueren Dialekt- und Sprachkontaktforschung zu nermen: HH. Munske, Umgangssprache als Sprachkontakterscheinung. in: W. Besch/U. Knoop/W. PUlSchke/H.E. Wiegand (Hgg.), Dialektologie. Ein H:mdbuch zur deutSchen und allgemeinen Dialektforschung, (HSK 1.2) Bedin/New York 1983, 1005: "Umgangssprachen sind Erscheinungen sprachlichen Kontakts in einer Diglossie-Situation zwischen einer SWldardsprache als H[ochsprache]-Varietät und damit verwandten Dialekten als Llemersprache)-Variet'dt Umgangssprachen weisen spezifische EJemente, Merkmale und Regeln beider Sprachsysteme auf bzw. genuine Erscheinungen, die im Kontakt zwischen ihnen entstanden sind" (s. auch zur Forschungslage loo2f.) und B. Weisgerber, Mundart, Umgangssprache und Standard, in: H. Goebl/P.H. Nelde/Z. Starr/W. Wölck (I-Igg.), Kontakdinguistik. Contact Linguistics. Linguistique de
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1. Einleitung
geht nicht wo die Grundsprache (gesprochcn bzw. schriftlich), welche sozusagen neutral ist (ohne allerlei Stilmerkrnale), und nicht einmal um die den komischen Gesprächen als solchen eigene Sprache. KolJoquialismen bleiben nicht unauffiillig, wie es beim Gros der geläufigen Sprache der Fall ist Sie werden vom Publikum als solche wahrgenommen; insofern sind sie auf dem gleichen Niveau wie z.B. die Archaismen oder die komischen A.E~E1.C; anzusehen. Umgangssprache heißt also nicht gesprochene Sprache tOllt court, sondern jene Elemente die, vom Gesprochenen stammend, einmal von der Literatursprache übernommen. eine stilistische Abweichung bewirken, und damit eincn ,Skandal' im SprachgefüW des Publikums. Ein ,Skandal', welcher freilich weniger die Erwartungen der Zuschauer von Lustspielen verletzt haben mag, als z.B. jene der Zuschauer von Sophokles; es genügt jedoch, die wngangssprachlichen FJemente in Kontrast zu dem Magma der komischen KWlstsprache einigennaßen deudich erkennen zu lassen. 1n diesem Sinne wird auch von .KoUoquialismen' bei Terenz die Rede sein, ein Wort, das üblicherweise auf Erscheinungen der Umgangssprache bezogen ist, die bei sonst rur ihren gehobenen Stil bekannten Dichtem zu finden sind (also z.B.•Kolloquialismen' bei Aischylos oder bei Vergil); solche Erscheinungen bei Terenz nicht ebenfalls ,Kolloquialismen' zu nennen, würde bedeuten. auf die alte Übercinstimmung zwischen der Sprache des komischen Gesprächs und gesprochencr Sprachc zurückzugreifen. Daß Umgangssprache und Mündlichkeit nicht verwechselt wcrdell solltcn, ergibt sich allein schon aus der Tatsache. daß Terenz in seine Literatursprache Einflüssc der Mündlichkeit (d.h. der italisch-römischen Stcgreifbühne - des Mimus und der Atellane) nur gelegentlich aufnimmt, wä.hrend er eher der ,5chriftlichkeit' - also Plautus wld Caecilius - gefolgt ist. 46
contact, (HSK 12.1) Bedin/New York 1996,261: ..Der Begriff UmgangJJpmdJe (oder AlboliJPmche) läßt sich - wenn übedlaupt - nur in Beziehung auf die beiden anderen HOlljJtvan"ttiJuw: Mundart und Standardsprache defmieren. Umgangssprache ist die Grauzone zwischen beiden, der Übergang zwischen Dialekt und Hochsprache, eine MWldart auf dem Weg zum Standard oder eine Standardsprache mil deutlichen dialektalen Zügen": Diese DefInitionen lassen sich niche ohne Schwierigkeit auf die eOlen Sprachen übertragen, weil ausgerechnet die Varietäten, nach denen die Umgangssprache zu bestimmen wäre, also Mundart und SIaJldatdsprache, niche leiche feslZustelien sind: Unser einziger (sicherer) Anhaltspwlkt iSI die Lileralursprn.che; zu weireren Defmitionen s. Ricottilli 49ff. 46 Dazu s. E. L..efevre, Terenz' und Menanders Heautontimorumenos, München 1994, 140.
1.4. Zum Begriff der Umgangssprache
23
1.4.b. Warum Sprichwörter, Gnomen u.ä. nicht zur Umgangssprache gehören Elemente, denen ein mehr oder weniger starker Charakter von Ausgefeiltheit oder Gewähltheit innewohnt, wie Sprichwörter, Halbsprichwörter, traditionelle Sentenzen und Wortspiele, wenn auch überwiegend in mündlicher Über~ lieferung - dies waren aber auch die homerischen Fonnel.ll -. können nicht zu den umgangsspracWichen Elementen gehören. 47 Die Sprichwörter liegen neben rituellen Fonneln. Gebeten, Auch~ und Zauberwörtem als Erscheinungen der tradierten. ungeschriebenen Prosa vor. 48 Ausgeschlossen von der Be47 Vg). zu den Stilmitteln der römischen Sprichwörter die einleitenden Seiten bei Ono, Spnchw. (besonders x, xvii, xx, xxxiff.) und zu den Sentenzen in der BühnendichNng Wilamowit2, Gesch. d. gr. Sprache 22: "Da blieb die Gnome immer noch als ein fein geschliffener Edelstein, mit dem Tragiker und Komiker das Prachtgewand ihrer Dramen schmückten". Dorothy Turnnt in ihrem Aufsatz Colloquialisms, Semi-Proverbs, and Word-Play in Plato (CQ 40, 1946, 109ff.) hält die K&tegorien zu Recht getrennt 48 Dover, Evolution 57; eine positive Antwort auf die Frage, "ob Sprichwörter überhaupt literarische Texte sind" fmdet sich zuletzt bei Barbara Lenz, Hundert Sprichwörter, hundert Wahdleiten. Linguistische Analyse eines Sprichwort-Typs, Wuppertal 1993, tf., nämlich in Anlehnung an F. Seiler, Das deutsche Sprichwort, Straflburg 1918, 39 ~,Das Sprichwort iSl eine Milliaturgattung der Poesie'') und vor allem an Z. Kany6, Sprichwörter. Ana.lyse einer einfachen Fonn, Budapest 1981, Kap. 2, der die zwei entscheidenden Argumente angeführt hat: I) der Sprecher, der ein Sprichwort verwendet, kommuniziert dieses nicht etwa als seinen eigenen Text, sondern nimmt es gleichsam a.ls Zitat, als eine vorgeprägte FomlUlicrung in seinen eigenen Text auf (er fungiert als Vortrab'Cnder eines tr.ldierten Textes); 2) literarische Texte unterscheiden sich von nicht-literarischen dadurch, daß erstere auf spezifischen Regeln beruhen, die sekw1däre Strukturierungen des sprachlichen Materials hervorrufen wld im System der Standardsprache unbekannt sind; diese Regeln herauszufmden wld ihren literarischen Grad zu bestätigen - was der Arbeit von Barbara Lenz zugrundeliegt -, erweist sich schon nach einem ersten Blick auf das Material, welches bis in die Werbeslogans reicht, als selbstverständlich (UriaNbf!?;!i/ Rriltzeit, Vitll Kkht, luin &~f', Halbt Arbtil, /I01Ie &1I/t", CtJUnt Off mir, htNIt Off dir, Maffffes MN/ur, Tt".ftlt Un/eif/mv usw.); daß diese Meinung auch in der antiken Theorie vertreten war, zeigtJ.F. Kindstrand, The Greek Concepl of Proverbs, Eranos 76, 1978,71-85 (= P. Carnes IHrsg.), Proverbia in Fabula, Bem 1988, 233-53): Aristoteles, der als erster die Sprichwörter wissenschaftlich behandelt hat, stellte in met 1074a 38-b 13 sogar stilistische Ähnlichkeiten zwischen den Sprichwörtern und den Mythen fest (236), und Kindstrands Rückblick ist in dieser Beziehung noch deutlicher: "The evidence indicates thaI for the Greeks the proverb has two sides, one philosophical and one stylistic-rhetorical. It is an expression of anciem wisdom and philosophy, usually popular in naNre, just as the fable and the riddle. These three forms of literature, by reason of their enigmatic chacacter, require interpretation. On the other hand, proverbs can be regarded as rhetorical lropi or figNrat, like metaphors and allegories. They produce a certain effcct on the liter.lture, in which they are used, giving it an element of Xclp~, y).urUTl')I; or ilOOvil" (247); zum Stil des SprichwortS im allgemeinen s. auch A. Taylor, The Proverb and An Index to ''111e Proverb", Bern 1985 (= Budington, Vennont 1962), 13S-83; was nun Terenz' Vorbild direkt anbelangt, hat Y.Z. Tzifopoulos, Proverbs in Menander's DYfleolo..
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l. Einleitung
handlung werden auch zumeist Lnterjekrionen, Deminutiv- oder lntcnsivformeu, und zwar Ilicht deswegen, weil sie nicht zur Umgangssprache gehören können (wenngleich nicht immer und nicht allein: Es genüge ein Hinweis auf die Interjektion o. nahezu ein spezifisches Kennzeichen der gehobenen Dichtung), sondern vielmehr, weil sie bereits eingehend in einzelnen Studien behandelt wurden - obwohJ zuweilen fragwürdig. 49 Ein besonderes Problem ergibt sich aus jenen umgangssprachlichen ElemCDlcn, die wegen ihres hohen Grads an Affektivität ebenfalls der Dichtersprache eigen sind. Sie bilden also eine gemeinsame Front gegenüber der kühlen und korrekten Sprache der ,Nonnalprosa' (Löfstedt}:50 Zu tun bleibt nichts anderes, als von Fall zu Fall zu entscheiden, ob man z.B. eine Vcrbalcllipse in einem gegebenen Zusammenhang als KoUoquialismus bezeichnen mag oder ob sie den Sinn hat, den Tonfall der Rede zu beben. Jedenfalls sind solche Fälle nicht sehr häufig. und sofern je ein Chiasmus bzw. ein infmitivus indignantis eine Rolle auch in der Alhagssprache spielen sollten (Hofmann), The Rhetoric of Popular Wisdom, Mnem. Ser. IV 48, 1995, 177 deutlich gezeigt., "that Menander uses and exploits proverbs as metorical deviccs". 49 Neben den ausruhdichen Kapiteln, die Hofmann, Lu Umg. diesen Erscheinungen widmet (§ 8-45), vgi. P. Tschemjaew, Terentiana. 11: Oe sennone Terentii plebcio aut quoti~ diano, Casani 1900 (Wonschatz und Phraseologie, Materialsammlung); die Grenzen dieser Studie wurden bereits von P. Wahonann, Vulgädatciniches bei Tercnz, WS 30, 1908,75103 deutlich gemacht.: Der Autor habe nicht genügend die Eigenart des Dramenstils berücksichtigt und habe die gesamten von der Lati"itaI l1Ilren abweichenden Ausdrücke rur Vulgarismen gehalten; zu E. Bartei, Oe vulgari Tcrentii sermone, I: Oe verbis frcquentativis Cl imensivis, 11: De vocabulis deminutivis, GYITU1.-Progr. Karlsbad 1910/11 äußerten sich Hofmann und Szantyr (S. xc): "erblickt f.ilschlicheIWeise im Gebrauch der Intensiva und Frequentativa sowie der Deminutiv.!. des Ter. Vulgarismen statt Konversationalismen". M.K. Glick, Studies in colloquial Exaggeration in Roman Comcdy, Diss. Chicago 1941 behandelt ausschließlich Verben, rur die er zwei Übenreibungsarten hernusfmdel: eine reine und eine n~taphorische (vgi. J.N. Hough, CPh 38, 1943,279: "The study offets no conclusions other than the well-known t3Ct that PI. indulged in these types of comic effecl more than did 1'. and that lhe type employing both hyperboIe :Uld metaphor is more commOI1 than simple exaggeration''). insbesondere rur die Studien Tschemjaews und Sartels gilt der oben erwähnte Vorbehalt gegen die Sammlungen grammatischer Art (Marti, Lustrum 8, 1963, 10); aufschlußreich ist hingegen G. Luck, Elemente der Umgangssprache bei Menander und Terenz, RhM 108, 1965, 269-77 (zu den Interjektionen lII1 thtm htm) und G. Luck, Über einige Interjektionen der lateinischen Umgangssprache. Kritische Beitriige zu Plautus und Terenz, Heidelberg 1964 (s. aber die Kritik bei Müller, Spre<:hen und Sprache, Kap. IV). 50 Synr.. 11 365f.; vgl. auch Marouzeau, Quelques aspects 181; einen folgenreichen Vorbehalt äußerte V. Ben, Speech in Speech. Srudics in incorporatcd Oralio Redn in Attic Drama and Oratory, Lanham/Boulder/New York/London 1997, 146: "Provided the realm of colloquial Attic Greek is thougin tO be coextensive with low-lempcrarure convetsation. the distinction betwccn literary and routine uses of language usually serves weil enough. Scrious confusion often arises when the occasion is emotionally charged, for we are then confronted with language thaI may resemble the artificial, premeditated, even specifically liternry".
I.5. Rahmen der Untersuchung
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erscheinen sie bei Terenz mehr wie ein Vennächtnis der traditionellen Dramensprache.
l.4.c. Die Bedeutung der idiomatischen Formeln Daher ist es selbverständlich. daß die hier bevor'".lugre Fonn von Kolloquialismus der idiomatische Ausdruck, die Formel ist. die - außer in wenigen Fällen, in denen sie eine unleugbare Stilisierung erwirbt (wie z.B. im Falle des unten behandelten 11011 uides?) - ausschließlich wngangssprachlichen und dem gehobenen Stil fremden Zusammenhängen eigentümlich ist. Die erste Arbeit, die sich mit Fonne1n der römischen AUragsrede auscinandergesetzt hat, ist wohl ß. Brisson, Oe fonnulis et solennibus populi Romani verbis libri VIII (ex recensione F.e. Conradi ... Accessere curae novae atque animadversiones LA. ßachu), Frankfurt/Leipzig 17546 (1. Aufl. Paris 1583), und zwar Ul einigen Ka-
piteln des 8. Buches: LXIII, S. 717 ('Epistolares !ormuld), LXIV, S. 718 ('Privatorum colloquiomm & familiarium sennonum formuld), LXV, S. 720 ('Familiarium i:nterrogatiOllUm JomlUlt/). LXYl. S. 721 ('Domesticae quaedam loquutiones'), LXVlT, 722 ('Abeuntium verbunI). wobei die Unterscheidung zwisdlen Umgangssprachlichem und Literatursprachlichem keineswegs streng ist. 51
1.5. Rahmen der Untersuchung Diese Arbeit ist in drei Teile gegliedert. Sie werden in Absdlnitte eingeteilt sein, in der Regel in vier: Einer ist einzelnen Wörtem gewidmet; eincr den etwas längeren Stücken wie der Fanne! bzw. dem idiomatischen Ausdruck; im dritten Abschnitt werden syntaktische Fragen Schwerpunkt sein; Gegenstand des letzten und weniger umfangreichen sind Stilerscheinwlgen wie die Figuren. Im ersten Teil wird versucht. umgangssprachliche Elemente dcr Sprache Roms aufzuspüren. also jene Elemente. die nicht auf griechische Vorbilder zurückzuführen sind. soweit uns die Überlieferung einen Nachweis erlaubt. 51 Nach zwei Arbeiten über die Grußformeln O.J. Oaudius, Utrecht 1702, M. Schaber, Rasradt 1858) und einer über die Briefformdn O. Babl, Diss. Edangcn 1893) kommt die er.;te systematische Übersicht bei J. Preibisch, Oe seononis cotidiani formulis quibusdarn veterum Romanorum, Halle/S. (Diss. Edangcn) 1908: Hofmann scheini nur in Lat. Umg. § 117 (zu si me deligiJ) diese Arbeit zu nennen; so charakterisiert Preibisch zutreffend T erenz bezüglich seiner Übersetzungsverfahren (5): ..Terentius plerumque Graecorum fabulas satis accurate imitatus est".
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I. Einleinmg
Dieser Teil ist gedacht als Ergänzung zu Hofmanns Lai. Umg., und zwar in dem Sinn, daß hier nut die Ausdrücke berücksichtigt werden, die Hofmann nicht behandelt hat. Der zweite Teil hat die Aufgabe, das von Hofmann den Stücken des Terenz reichlich entnommene Material gründlich zu überprüfen. Tm dritten Teil wird schwerpunktmäßig zu zeigen sein, was unter dem Begriff der ,attisch-römischen' Umgangssprache zu verstehen ist; auf diese Weise können die sprachlichen Reflexe der kulturellen Beziehungen zwischen Athen und Rom an ihrem Anfang erfaßt werden.
1.5.a. Was wir unter römischen
umgangsprachlichen Elementen verstehen Wo sind die Kolloquialismen in der römischen Literatur zu fmden, oder besser: wo sind sie zu suchen? Wenn der bezüglich der Komiker erörterte Begriff von Umgangssprache, mit all seinen Abgrenzungen, auch für andere Gattungen gelten soll, ist zuzugestehen, daß (bereits) anerkannte Autoren bzw. Gattungen ebenfalls ,riskieten', umgangsspracWiche Elemente zu verwenden, nämlich Lucilius, Ciceros Briefe, Horaz' Satiren, Petton. 52 Demgegenüber gibt es lateinische AUl'oren bzw. Gattungen, die, wie die oben erwähnten griechischen, keineswegs zum Umgangssprachlichen tendieren: Ein Beleg bei Accius k.'\nn jeden Versuch beendcn, einen Ausdruck als umgangssprachlich zu betrachten. Im allgemeinen sollte nicht übersehen werden, daß die römische Literatur, die größtenreils eine ,ReOexliteratur' ist, noch stilisierter ist als eine schon derart stilisierte wie die griechische, zumal sie gerade im I-Iöhepunkl der Stilisierung der griechischen Literarur (also in der hellenistischen Zeit) anfangt. Wenn es schon schwierig ist, mir einiger Wahrscheinlichkeit einen idiomatischen Ausdruck in Athen zurückzugewinnen, ist dies in Rom noch schwieriger.
52 Mit zahlreichen Vorbehalten: vgl. nur txU1Ipli grotia G.O. Hutehinson, Ciceros Briefe als Litera[Ur (ad An. 1,16), Hennes 121, 1993,441-51 und). Marom·.eau, REL 6, 1928, 9S7 (Bcspr. ). Boureiez, Le «senno cotidianu$ll dans les Satires d'Hornee. Bordeaux/Paris 1927), der mit diesen Worten anf.ingt "Voil:' cenes un sujet que je n'aurnis pas choisi; il n'y a guece de «sermo cotidianus» dans les Saures d'Horace; il y a une langue extrememenc composite et savante (...). Ce qu'il y a de familier dans Homee, ce n'est pas la langue, c'est le ton".
40.l94
1.5. Rahmen der Untersuchung
27
I.5.b. Angebliche Kolloquialismen. Hofmann und seine lateinische Umgangssprache Es soll im folgenden versucht werden, anhand der wegweisenden Untcrsu· chungen Haffters und Happs die Unangcmessenheit der von Hofmann verwendeten Maßstäbe in der Auswertung vieler Stellen zu beweisen (s. oben, 1.).53 Einige Jahre nach der ersten Auflage von Lat. Umg. ist ein Satz in Hofmanns Besprechwlg von Haffters Buch zu lesen, der m.E. wie eine Rechtfertigung seines eigenen schwerwiegendsten Mangels klingt: "Diese Bemerkungen (d.h. zu Berührungen zwischen volkstümlichen und poetischen Stilmitteln) waren vornuszuschicken, um zu begründen, warum in einer mehr historisch gerichteten Darstellung wie der ,Umgangssprache' des Ref., in der das Altlatein nur ein, wenn auch sehr wichtiger Ausschnitt aus der Gesamtentwicklung ist. weder der Stilwlterschied zwischen Plautus und Terenz noch die verschiedenen Nuancierungen bei ein und demselben Schriftsteller je nach Metrum und Tonlage systematisch berücksichtigt werden konnten und mußten":54 Es dürfte kaum angebracht sein. sich mit sprachstilistischen Fragen auseinanderzusetzen - denn Umgangssprache in der Literatur ist ja eher eine Frage des Stils als der Sprache -, ohne die "verschiedenen Nuancierungen" und die "Tonlage" jeder ti!lZ!II1t!l Stelle berücksichtigen zu müssen. Die stilistische Analyse wird uns dazu bringen, zahlreiche Fonnen aus dem ,umgangssprachlichen' Bereich anderen sprachlichen Niveaus zuzuweisen, unter denen sich als maßgeblich das Niveau der Dichtersprache herausstellt. \Ver Umgangssprache in derart stilisierten Literaruren wie den klassischen sucht, sollte immer zunächsl vennUlen, es handele sich um Literatursprache, und die ßeweisJast kommt demjenigen zu, der eine Erscheinwlg für umgangssprachlich statt lilerarisch hält und nicht umgekehrt. Bedeutend für diesen Teil, der quasi als eine erweiterte Besprechung von Hofmanos Buch angelegt ist, werden audl Pasqualis kurze, aber erhellende Beobachtungen in seiner Anzeige der Lat. Umg. (Lingua
53 Die irrefUhrcndste Tatsache von Hofmanns Buch, welches immerhin alle Verdienste einer Pionierarbeit besitzt, ist wohl die Unstimmigkeit zwischen den vielversprechenden Absichten in der 'Einleitung' über die Abgrenzung umgangssprachlicher Erscheinungen und den vielen umstrittenen Anwendungen: z.B. in § 3 schließt Hofmann mil Recht von dem aus Ciceros Briefen zu gewinnenden Material Stücke rhetorischen bzw. pathetischen Tonf.l.lls aus, während er in der Behandlung (wie es sich an einigen Beispielen erweisen wird) unterschiedslos Stellen aus den Briefen Ciceros zur Stützung einer angeblich umgangssprachli. ehen Erscheinung anfUhrt.
54 DLZ 55,1934,1164.
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I.. Einleitung
lat. deU'uso) sein, soweit sie grundsätzliche Aspekte der Untersuchungsmethode erörtern.55 in den syntaktischen Abschnitten werden Besprechung und Überprüfung gegenüber der Lateinischen Syntax von Lewnann, Hofmann und Szanryr geleistet, in welcher in Fällen, in denen eine sYIHaktische Erscheinung auf die Umgangssprache zutückgefuhrt wird, die gleichen Kriterien wld die gleiche Auffassung wie in der Lat. Umg. herrschen, auf die sich die Verfasser (selbstverständlich hat Hofmann hierbei die wichtigste Rolle gespielt) beziehen.
1.5.c. Zur ,attisch-römischen< Umgangssprache und zum Begriff der Lehnprägung Gelehrte Kreise der römischen Aristokratie schmückten ihre alltägliche Unterhaltung durch ,Gräzismen'. wobei diese nicht als griechische Lehnwörter allZU· sehen sind,56 sondern vielmehr als aus dem Griechischen übemommene Ausdrücke und Redensarten in der Sprache Roms. 57 Es scheint wohl überBüssig, 55 Unter den vielen Besprechungen der Lat. Umg. vgt auch F. Slotty, IF 47, 1929, 192; "Bei Hofmann dagegen hat man oft den Eindruck, als ob er die Schriftsprache als eine Ableitung aus der Umgangssprache oder diese gar als eine Verbesserung der Schriftsprache ansicht". 56 Hierauf hat sich die Forschung zumeist konzentriert; vgt J.N. Hough, Tercnce's use ofGrcck words, CW 41, 1947/1948, 18-21; P. Oksala, Die griechischen Lehnwörter in den Prosaschriften Ciceros, Helsinki 1953, 24-35 ("Terenz und die griechischen Lehnwörter'); und zuletzt R. Maltby, The distribution of Creek loan-words in Terence, CQ 79, 1985, II()... 23. 57 Pasquali, Lingua lat. dell'uso 79f. beobachtct, daß der griechische Einfluß ~,licvito nella fonnazione e nello svolgimento dei latino della conversa2oione" und von Hofmann tx pro/mo nicht behandeh) wichtig rur die Unterschichten (20.8. Plautus' Publikum) sowie fiir die zweisprachige flire ist (man sehe 2o.B. die griechischen Witze in Ciceros Briefen); Pasquali bemerkt auch, daß sich aus den Grabmälern auf dem römischcn Land eine deutliche Mehrheit von Freigelassenen ergibt (Griechen, wenn nicht 'Ösdiche', die sich des Griechischen als Kultursprache bedienten); zu den Begriffen Sprnchkontakt und Mehrsprachigkeir vgl. M. Braun, Beobachtungen zur Frage der Mehrsprachigkeit, GGA 199.4, 1937, 116-30 und M. Wandruszka, Die Mehrsprachigkeit des Menschen, München/Zürich 1979, 82: "Eine sriindig wachsende Zahl von Lehnwörtern, ßedeutungsentlehnungen, lehnübersetzungen bilden allmählich im Lateinischen eine intellektuelle lexikalische Superslnlktur griechischer Herkunft"; zu den griechischen Sprachkenntnissen in der republikanischen Zeil vgi. P. Boyance, La connaissance du grec a Rome, REL 34,1956, 111-31 (v.a. 116) und jetzt E. Campanile, Limiti e caratteri deJ bilinguismo romano, in: 11 bilinguismo degli antichi, XVII]< Giomate Filologiche Genovesi, Genova 1991, 9-23, R. Weis, Zur Kenntnis des Griechischen im Rom der republikanischen Zeit, in; C.W. MülJer/K Sier/J. Wemer (I-Irsg.), Zum Umg.mg mit fremden Sprachen in der griechisch-römischen Antike, (palingenesia 36) Stutt-
1.5. Rahmen der Untersuchung
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die Wahl eines Autors wie Terenz zu rechtfertigen, der als Angehöriger solcher Kreise und als Umformer griechischer Stücke für uns der selbstverstä.ndliche Zeuge für diese Spracherscheinwlgen ist Darin besteht seine Vorzugsstellung. Um innerhalb des ,Scipionenkreises' zu bIetben, könmen wir uns Terenz als einen unlgektbrtut Polybios vOrstelletl: Wie der Grieche in seine Sprache Römisches übernahm, so der ,Römer' Griechisches. 58 Einigennaßen läßt sich Terenz ebenfalls mit Ennius vergleichen: Wie dieser aus der griechischen Kunstsprache (v.a. der homerischen) schöpfte,59 so jener aus der attischen Umgangssprache. Mit Sicherheit zu beweisen, daß eine lateinische umgangssprachliche Formel die Lehnprägung einer griechischen ist, erweist sich fast immer als unmöglich. In den meisten Fällen ist ein Wahrscheinlichkeitskriterium der einzige Weg. Diesbezüglich ist Leos Vorbehalt zu teilen, demgemäß z.B. die Entsprechwlg von quid opust tltroiJ? mit.l liEi UYElV; woW nichts anderes als Zufall sei, da es sich um einen sehr allgemeinen Satz handele; völlig anders sei aber der Fall sein quid nunc faeins?, was wegen seiner Seltenheit wohl direkt auf sein Vorbild ap' ot09' Ö lip(ioov; zurückzuführen sei. 60 Falls ein Ausdruck im gesamten Bogen der Latinität ausschließlich bei Autoren belegt ist, die griechische Werke übersetzt oder bearbeitet haben, und sich das eventuelle Vorhandensein bei weiteret1 Autoren als Imitation der ersteren begrün-
gart 1992, 137-42 und B. Rochettc, Remarques sm le bilinguisme grCco-latin, EtClass 64, 1996,3-20; insbesondere zum Publikum des Plautus vgl. W.M. Se-,Unall, The Understanding of Creek by Plautus' Audicncc, CJ 50, 1954/55, 115-9; zum sprachlichen Einfluß in der kaiserltchen Latinirnt im allgemeinen genüge ein Verweis auf G. Bonfunte, La lingua latina padat:!. neU'ern imperiale, ANRW U 29.1, 1983, 436ff. (Morphologie), 440ff. (Syntax)~ eine Typologie der Gräzismcn (bis zu den Fonnen, die uns am nächsten betreffen, wie die Lehnprägungen) in F. Biville, Grcc el latin: conracts linguistiqucs et creation lexicale. Pour une typologie des hellenismes lexicaux du htin, in: ACles du V' Colloque de Linguistique latine. &!. par M. Llvency et D. Longree, Louvain-la-Neuve 1989 (:;: CILL 15.1-4), 29-40 (v.a. 37ff.); s. auch G.E. Dunkel, Renurks on code-swilching in Cicero's letters 10 Atticus, MusHelv 57, 2000,122-9. 58 Vgl. M. Dubuisson, Le latin de Polybe. Les implications historiques d'un cas de bilinguisme, Paris 1985, V.a.. 148-232 rLatinismes lexicologiques Cl phraseologiques': z.B. ~Ul; - grrmi, -rehe<; C1tl"tl9iwl - }ine", imponm) Cl 233-54 (Latinismes morphologiques et synrn.xiqucs'). 59 Vgl. F. SJ.."tltsch, RE V, 1905, 2624f.; Kroll. Studien 249; Löfstedt, Synt. 1I 411ff.; allein durch Homer lassen sich Ausdrücke wie arm. 19 SkulSch dia diilnl", oder arm. 587 Skutsch eRdo Iuam do auf homerische Vorlagen zurückfUhren (lila eECuoV und TJldu;pov li&); die von Vahlen aufgenommene Lesart von B prioro in arm. 90 Skutsch im Sinne von 'der Vorrang' nach 'Ta "p<ma fiel leider, aber wohl zu Recht in der Skutschschen Edition aus (ruf propritinr; vgl. Skutsch, S. 237). 60 Plaut. Forsch. 104: Lco beschränkt sich noch auf etwa zwei Beispiele in der Phrnseologie und einige Wörter (zu oiaa' ö lip(ioov; s. jetzt Zangr.utdo, Dimensione colloquiale 204); die Frage der Gräzismen in der Synrn.x behandelt glänzend Löfsledt, Synl- II 406--57.
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I. Einleitung
den läßt, ist ein solcher Ausdruck jedenfalls tn Gegenwart der griechischen Vorlage mit hoher Waluscheinlichkeit ein Calque. Ein folgerichtiger Schritt ist, nachweisen zu können, daß dieser Ausdruck auch zur gesprochenen Sprache Roms gehörte. Wenn PlauNs oder Terenz etwas in ihre Stücke einfügten, dann rechneten sie m.E., wie jeder dramatische Autor, auch damit, daß die Zuschaucr es bemerkten. Die Frage, ob eine Fonncl von der römischen Sprache eher auf gescllschafdichen als literarischen Wegen übemommen wurde, kann indessen nicht beantwortet werden. 61 Wenn aber von der ,anisch-römischen' Um* gangssprache die Rede sein wird, wenn also die Verbindwlgen zwischen den beiden Umgangssprachcn immer von Terenz her untersucht werden, wird dies stets i.n der Annahme geschehen, daß beide Wege möglich und keineswegs alternativ sind. Unter dem Begriff der griechischen Übersetzung bzw. Übertragung soll also nicht notwendig verstanden werden, Terenz habe exakt an dc.."( Stelle des jeweiligen Vorbildes die buchstäblich entsprechende Fonnel gcfunden. 62 Mag auch deutlich sein, daß z.ß. die Dankformel meriio lt IIIlJO wörtlich auf Herondas' 0" l1Cr:tllv (ym qllA€:OO <JE zugeschnitten ist, soll dies nicht zu der Auffassung verleiten, Terenz habe sie bei Menandcr selbst vorgefunden; in Rom war sie dem Publikum eingängig, da sie bei den philhellenisehen Aristokraten geläufig gewesen sein dürfte, wie es im heutigen Deutsch (auf dem Niveau der Fremdwörter, niclH der Lehllprägungen) pardon oder JOny sind, oder wie es z.B. im Neapel des 16. Jhs. spanische Höflichkeitsfonndn (z.ß. ir. bllona manza) oder im serbo-kroatischen Ragusa des 18. Jhs. italjcnische (z.ß. /life od 61 Vgl. Fraenkel, Harace 350 Arun. 4. 62 Hieronymus (tpist. [de optima genere i.nterpretand~ 57,5) bezeichnel das freie Verfahren der Komödiendichter Plautus, Caecilius und Terenz (und Cicero rur freie Übernahmen) als inttprtlad (vgl. Seele, Römische Übersetzer 92); Terenz' Verse, die wir noch mil ihrem griechischen Onginal vergleichen können, fmden sich übersichtlich zusammengestelh bei K. Büchner, Das 1neater des Terenz, Heidclberg 1974, 506-15; zu Ciceros Übersetzunssverfahren aus dem Griechischen - also wie er die mctllodischen Grundsätze guter Ubertragung gewofUlen hat - vgl. M. Puclma, Cicero als PlatonÜbersetzer, MusHelv 37, 1980, 137-178 (v.a. 146, I57ff.); zur Tenninologie des Übersetzcns und Übertrdgens in Rom (inltrprtlan· - imitod - aMI1~lan·; (ron)Vtrltrt I (roniftrrt e.>amplada Gratca) vgl. A. Reiff, lnterpretatio, irnitatio, aemulatio. BegTiff und VorstellWlg literarischer Abhängigkeil bei den Römern, (Diss. Köln) Würzburg 1959 GedenfaJls erst seil Lukrez) und H.E. Richter, Übersetzer und Übersetzungen in der römischen Literatur, Coburg 1938; im Bereich der Motivforschwlg hat J.c.ß. Lowe, Cooks in Plaurus, Calif.Stud.C1ass.Ant. 4, 1985,88 3m Beispiel des diebischen Kochs zu Recht festgestellt: ..This is of great methodological importance, since it demonstrates thai a traditional Greek motif in Plaurus is nOt necessarily to be attributed to Plautus' Creek model but may be due to Plaurus himselr': Hier liegt allerdings der bewußte Versuch vor, den Anschein griechischer Herkunft zu erwecken, obwohl keine griechische Vorlage zugrunde liegt, wohingegen linguistische Übernahmen in der Regel unbewußt erfolgen.
1.5. Rahmen der Untersuchung
31
e d'uupo)
waren: 63 in beiden Fälle.n handelt es sieb um Calqucn. 64 Es erstaunt nicht, daß ein bestimmter Autor als Urheber von Lehnbildungen und Lehnbedeutungen namentlich festzustellen ist, denn dieser Fall ist keineswegs selten: 65 1m Fall der antiken Autoren ist die Wahrscheinlichkeit, den Urheber einer Lehnprägung festzustellen natürlich nicht anders als jene, den Uclleber eines proton bzw. hopax ItgomenoN festzustellen. Letzten Endes könnte man sagen. daß ein solches Verfahren im Fall des Terenz in der Vereinfachung bzw. Banalisierung einer der Grundlagen der Übersetzungswissenschaft besteht, nämlich der Äquivalenz:66 Der Umfonner bevor.lugt aus verschiedenen Gründen die jeweilige Übersetzungseinheit (im Bereich der Tenninologie, der phraseologisch gebundenen Ausdrücke, der re~ densartlichen Wendungen, der Floskeln bzw. der stereotypen Formulierungsmuster}67 auf möglichst ökonomische Weise wiederzugeben. Wir können uns Terenz vorstellen, dem in seiner griechischen Vorlage eine Wendung wie ou&tv AtYEl<; "du sagst Dummheiten" begegnet. Die lateinische Sprache stellte ihm zwar fertige Ausdrücke wie z.B. stuUe dieere (Plam. Men I073) bereit - er hätte es also aNders sagen können 68 -, aber er schreibt lieber nil dicis, was Wlmittelbar auf die griechische Vorlage zugeschnitten ist. an sich eine Lehnprägung. Die Frage. aus welchen Gründen er dies tut, läßt sich vielleicht so beantworten: Er scheint in der Mitte zwischen einet Bemühung um Treue, die bisweilen an ßibclübersetzer erinnert. wld einer Sprach dürftigkeit zu stehen,
pOinbe < it. 11011
vgl. Deanovit, Calchi linguistici 140: "caIchi f~uti dalla societ\ colm, usati nella 1ctteratura e alcuni wche nella parlata dei popolo". 64 Vgl. Preibisch, Oe sennonis cotidiani fonnulis 16: "Haud im verisimile est Graecos in usu earum formularum mutando secutos esse exemplum Romanorum. sed certum est Remanorum scr;ptores nonnumquam Graecorum foonulas aperte imitatoS esse" (mit dem schönen bereits VOll Lambinus entdeckten Beispiel Hor. epist, 1,8,1 Ctlso gaudtrt et bellt rtm gtrtrt AlbillollOno - XalpE Kal EU ttpii'ttt). 65 So J. Bechert/W. Wildgen, Einruhrung in die Spf"dchkomaktforschung. Darmstadt 1991,76, die einige Beispiele aus dem 17.-18.Jh. anRihren:J.H. Campe für Stelldichein « (rz. rtlldez·/.ID/iJ). Ph. von Zesen für Sinngedicht « lat tpigfW1tma), ehr. Thomasius rur Schöntr Geist « f("".I:. beI t.JPri~ 66 Zum Begriff der ,dynamischen Äquivalenz' bzw. Wirkungsäquiv-alenz im Übersetzungsvcrfaluen der frührömischen Bühnendichter vgl. Seele, Römische Übersetzer 84ff. (mit weiterer Literatur). 67 Diese Gliederung der rur uns interessantesten Übersetzwlgseinheit - des S)"flmgmas übernehme ich aus W. Koller, Einfiihrung in die Übersetzungswissenschaft, Wiesbaden 1997 s,l00f. 68 Vgl. Dover, Greek Comedy, in: Greek and the Greclcs 194: ,,Furthennorc. most of the existing studies of comic vocabuJary wouJd be of shorter length but greater weight if their authors, before labclling a word 'colloquial', 'technical', 'poetic', etc., on the purcly positive evidence had asked and answered the vital question: 'Howelse could the poet have said it?'''.
63 Zu den
serbo~kroatischen Beispielen
32
I. Einleitung
die an diejenigen erinncn, von denen eine Sprache als eine fremde gesprochen wird. 69 Pauls auf Vorgänge der ßedeunmgsübernagung bezogene Aussage, die durch Beispiele wie Östen. tJ J1thl nicht dojiir< tschcch. nesl'!i' Zu 10. südwcsrdt. es moch'l/'I Welltr< i/Jai! beau veranschaulicht wird. läßt sich bei Terenz in heiden FäDen feststellen; denn er hatte mit Fremdsprochen zu tun (dem lateinischen gegenüber seiner phönizischen Munersprache) wld iiberstt:(!e aus dem Griechischen. Der ,5cipioncnkreis' mag rut einen Tcndenzwcchsel vcnnlwon· lieh sein. demgemäß die Gräzismen, zumindest im Vergleich zu Plautus, dcUllieh verringen werden sollten; dies hatte zur Folge, daß der unabwendbare Einfluß der griechischen Kulrur auf die römische IllUl andere Wege gehen mußte: Einer dieser Wege - bzw. Auswege - war der CaJque.70 Der Vorrang. der in dieser Untersuchung den idiomatischen Formeln zuer· kaum wird, verwundert nicht, wenn man Ballys dritte allgemeine Bcmerkung zum ,calquc' beach(c(: "C'CS( prcsque (Qujours par Je ol1clue que les expressions idiomatiques, Jes locutions composees de plusicurs mOlS passcm d'une langue dans une autre".71 Ballys Bemerkungen zwn Calque vom Gesidltspunkt dcr
erz.
69 Zwn ersten Punkt sei auf den ,.scrupolo religioso della IQSsoluta fcdclci»" in bezug auf die Übersetzung der HeiJigen Schrifren hingewiesen, von dem M. Barteli in der Diskussion, die auf De2novits Mitteilung (Dlchi linguistici) 2m 3. Intemauonalen Linguistenkon$Uß (Rom 1933) folgte, zu Recht gesprochen hat; zum zweiten, nämlich der Rolle der Ubenragung aus emer Frerndsprache, vgi. H. Paul, Prinzipien der Sprachgeschichte, Halle a.S_, 192OS. 401 f.: ..Beeinflussung auf die i n n e re S p ra c h f 0 r m erlihn eUle Sprache (, .) namcndtch dun:h die,enigen, von denen SM: als eine fremde gesprochen wlrd_ Doch kellleswegs ausschliesslich. Für dwe l..ueraNl1pcx:he kommt In dieser l-finslCht besonders der EUlfluss von Übersetzungen in Betneht" (zur Bedeutung des Übersetzungsverhhrens \.gi. auch De2novi~, Ca.lchi linguistiei 132: ..Que:sto i un f.ano che blsogneci ancora dimosU'UC, che cioC: 11 piu gnnde numero di c-a.Ichi proviene appunto dalla tr.lduzioni e dalle lenere'j; die ,sprachJiche Bedarfsdedrung' ist übrigens eines der HauptmOtive rur lexikaJische Endehnun· gen (vgi. J. Bechen/W. Wildgen, Einfiihrung in die SprachkonrAktforschung, Darmsradt
1991,76). 70 Vgl. dazu J. Kr:uner, l..'influencc du grec sur le latin populaire: quclques reflexions, StudOas 18, 1979, 130: ,,11 est bien evident que Terence s'cfforce d'en'ployer des mots vraimcnt latins (...) On ne voulait plus emprunter simplemenl les molS grecs tels quels, Oll prefcrait recourir aux calques, c'est-:\-dire qu'on fonnait avec des cl6nenIS linguistiqucmenr latins les correspondants des toumures grccqucs; ainsi on pouvait c:.lcher en apparencc l'influence du grcc sur le latin" (vgl. auch P. Oksal:.l, Die griechischen Lchnwörlcr in den Prosaschriften Ciceros, Heisinki 1953, 24f. und 34f., der VOll "Sprachreinigung" bZ\\·. "puristischer Tendenz" spricht). 71 Traite de stylisrique f~se. I, Heidelberg/Pacis 19372, 50~ er bemerkl weiter (51): "On oe comprmd pas encore I'extension et l'Unport2ncc de cene fonne de l'imil2bon, qu'on surprmd dans les replis les plus exhes de Ia langue, mais plus l2Cd iI appanltr.l gue l'emprunt n'est gu'une \"2riI;te d'une tendance gener.l1e, que S2 diffusion esl bien moms grande gue celle du c-a.Ique, el peut-etre prendr.H-QI1 alors de plus haut la question du -.Fremdwort». l..e olque est appele i donner une nouveUe impulsion 2UX etudes lexicolog'lques; dans 50 ans on ne concevr;t plus de dictionnaire etymOlogique qui ne tiendr2 pas
1.5. Rahmen der Untersuchung
33
Stilistik aus (51f.) können uns ebenfalls helfen. einen denkbaren (oben angedeuteten) Vorbehalt gegenüber einer Untersuchung wie dieser nachdrücklich einzuschränken, demgemäß einige vennutliche Entsprechwlgell woW nichts anderes als Zufall sein könnten, da es sich um sehr allgemeine Satzgefüge handele - denn unser Feind hat einen Namen: Polygenese. Ein Deutscher - so Bally -, der die Wendung 'sich vergessen' im Sinne von "aller plus loin que ne le pemlcttent les convenances« benutzt, hat nicht die geringste Ahnwlg, daß er somit einen identischen französischen Ausdruck nachbildet. Und 'sich vergessen' - können wir hinzufugen - ist nicht gerade (in all seinen Bedeutungen) ein seltener Ausdruck. 72 compte: 1) de la filiation semantique des sens; 2) de l'emde sysrematique des mots introduilS par ttaduction"; zu den verschiedenen phraseologischen Erscheinungen (in diese Kategorie gehören Fooneln und idiomatische Audrücke) vgl. H. Burger/Anne!ies ßuhofer/A. Sialm, Handbuch der Phraseologie, Berlin/New York 1982 (Defmition: "Phraseologisch ist eine Verbindung VOll zwei oder mehr Wörtern daJUl, wenn (I) die Wörter eine durch die syntaktischen und semantischen Regularif.iten der Verknüpfung nicht voll erkJärbare Einheit bilden, und wenn (2) die Wortverbindung in der Sprachgemeinschaft, ähnlich wie ein Lexem, gebräuchlich ist", 1). 72 Ein paar lehrreiche Beispiele in dieser Richtung bieten auch H. Schuchardt, SlawoDeutsches und Slawo-ltalienisches, Graz 1885 pasiitn und J. Vendrrcs, Le lang.lge, Paris 1921, bcs. 341-3 (z.ß., für den Elativ, walis, ia/lll'l \whr' < eng!. wry); zu neueren Definitionen eines Begriffs, der - wie ich von Deanovit, Calchi linguistici 129 erfuhre - bereits von Wilhclm VOll Hurnboldt erönert wurde, vgi. A. Maninet, Elements de linguistique generale, Paris 19666 , 174f.;J. Marouzeall, Lexiqllc ele la terminologie linguistique, Paris 1968 2, s.v. 'calque': "Transposition d'une langue a l'autrC, affcc~flt soit un mal IObtrnl'?!ingilthnlll()rt, ßildungikhmWrl I Loan~nf] Qatin i1TIlia"palJ.·o fait d'apres le grec prokpUi), soit une construction lall. WniibtT1t1,;!,nld (fr. romand alUndrt iur qutlQU'lIl1 calque sur I'all. auj)tmalldm 1IJ011t11), soit une signification lall. Btdtll/ungilthnal()rtJ Qatin ralio adoptant le sens philosophique du grcc Wgpi)"; D. CryStal, A Dictionary of Linguistics and Phonetics, Oxford 1991), s.v. 'calque': "A tenn used in comparative and hislOricailinguistics lO refer to a type of borrowing, where the morphemic constitucnts of the borrowed word or phrase are uanslated item by itern into equivalcm morphemes in the llCW language. Such 10m translations' a.rc illustrated in Engiish POJl.ltr poli/ia from Gcrman Mtuhtpou'lJ."k, SlIjXrmll1l from ObtrmtnsdJ"; eine ausfUhdiche Typologie der Lehnbeziehungen geht auf W. ßetz zurück (Lehnwörter und Lehnpriigungen im Vor- und rrühdeutschen, Bcdin 19721,43; sein Überblick ist auch in W. Abraham, Tenninologie zur neueren Linguistik. Bd I, Tübingen 19882,433 zu finden; s. auch, mit geringfUgigen Ändef\Jngen, H. Bußmann, Lexikon der Sprachwissenschaft, Stuttgan 19902, 215): Der OberbcgTiff ist der 'lexikalische Lehneinfluß', der sich in '\Vonentlehnung (onomasiologisch und semasiologisch: 1~remdwort' bzw. 'Lehnwort') w\d 'Lehnprägung (semasiologisch) unterscheidet: diese (auch bck:umt als 'AbkJatsch' oder 'calque') karu\ in der Fonn einer 'Lehnbildung' ~,Neue Wörter mit alten Morphen gebildet") bzw. einer 'Lehnbedcurung' auftreten: letztere ist eine lexikalische Form der aufnehmenden Sprache, welche die neu endehnte Bedeutung übernimmt (z.B. IUJIf/roUitrtn 'bteinftmtll', ilnaH 'exQd!J~ vg!. G. Helbig, Kleines Wörterbuch linguistischer Termini, Leipzig 1969, 12); erstere tritt entweder als 'Lehnfoonung' oder als 'Lehnschöpfung' auf: diese ist "eine neue Morphbindung nach Mustcr der Fremdsprache" (z.B. txptn··mmlllf/1 > (ErJfind.ulI!,. Zart!!.fiihl < Di/im/me); die
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34
J. Einleitung
Die Ähnlidlkeiten zwischen der von Deanovic Wltersuchten slawodalmatischen Lüerarur und der römischen Komödie des 2. Jhs. sind auffallend: "Come i primi scrinori latini calcarono la lillgua dei greci, come I'antica lirica iraliana s' giovata non solo del modo poetico ma pure dellessico e del frasario trovadorico-provenzale, COSt - si licer parva... - aoche gli antichi poeti slavodalmati imitarono nel proprio linguaggio la lingua dei lore modelli",73 und insbesondere: "Allche parccchi altri calchi troveremo nella parlata di Ragusa. In a1cune commedie ragusee della fine de1 Seicento (...), ehe sono scntte nella prosa c nel dialetto del luogo, ci sono espressioni ca1cate" (z.ß. Ildla /lt mm!it < it. /limIt nItno; sa StJim tim < it. (01/ Illtlo 00).74 Vor knapp 90 Jahren wurde zutreffend bemerkt: "Kaum wird aber in diesen parallelcn Forschungsgebieten (d.h. ,Vulgärgricchisch' und ,Vulgärlatein') einmal der Blick auf entsprechende Erschei.1lungsfonnen hinüber und herüber ins andere Lager geworfen und überhaupt noch nicht ist im ganzen die vielfach sich entsprechende Entwicklung des Vulgärlateins und des VulgärgriechischeIl nachgewiesen worden, so sehr auch die auffallenden Ähnlichkeiten in die Augen springen, Ähnlichkeiten sowohl in den (für WIS) ersten Anfingen der Vulgärsprache - (etwa Plaurus und Terenz einerseits als Quelle und Aristophanes andererseits - als auch in den späteren Zeitcn, wo die Quellen für uns reichlich
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LchnfomlUng hi"b'Cgen besteht f1Undsätzlich in einer 'Lehnübersetzung' (der eigentliche Calque, d.h. "Morph-rur-Morph·Ubersetzung": z.ß. ObtrjlMß< fllptrjblilaJ, F/llkr: vgl. -11100dorn ßynon, Historische Linguistik. Eine Einruhrung. München 1981 [erw. Übers. aus d. Engl.: HistoricaJ Linguistics, Cambridge 19771,222-7), wobei die 'LchnübertrAgung' einfach freier ist (z.B. pat,,·infillo > HaIJN"'St4~ zu mancher Kritik an ßetz' Tenninologie und T ypologie vgl. 1-1. Lauffer, Der LchnwoftSchatz der althochdeutschen und altsächsischen Prudellliusglossen, München 1976, 23f.; H. SchOlunann, Die Beschreibung der Interferenz, in: Sprachliche Interferenz. FS W. Bett, Tübingcn 1977, 12f.; G. Tesch, Linguale Interferenz, Tübingen 1978, 111 f.; Erörterungen der Lchnprägungen sind vorwiegend in romanistischen Studien zu fUlden: K. Sandfeld Jensen, NOles sur les calqucs linguistiques, in: FS V. '1110msen, Leipzig 1912, 166--73 (s. LiterAtur zu den 'cmprunts de traduction', 166; beachtenswert vor allem rur 'toumures de phrase' und 'locutions', 172f.: z.B. fr.l. jairt 10 rour> dt. dtn Hof madxn); V. ßenoldi, Parole e idee. Monaci e papalo, 'calques linguistiques' e cti.mologie popolari, Revue de Linguistiquc Romane 2, 1926, 137--62 ~,L'etimologia popolare dunque anzituno procedimcoto di caranere negativo e di dominio dialettale, mentre il «calque linguistiquc» procedinlt~nto di camttere positivo e di dominio intedinguistico", 160); O.J. Tallgren Tuulio, Locutions figurees atIquces Cl non calquecs. Essai de dassification pour une serie de langues litteraires, Memoires de la Societe noophilologique de Helsingfors 9,1932,279-324; R. Gusmani, Per una tipologia del calco linguistico, ILing I, 1974, 21-50 und 3, 1976/77, 7-18; S. Vaimberg, About t11e deflflition of linguistic calque, Revue Roumaine de Linguistique 20,1975,63-9; S. Vaimberg, Calque and borrowing, ebd., 435-7. 73 Calchi linguistici 135. 74 A.O., 140.
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1.6. Ausblick
35
flies sen (...)".75 Soweit ich sehe. ist die Literatur. die sich auf diesem Gebiet mit dem griechisch-lateinischen Sprachgut befaßt, auch heute durchaus spärlich,76 und wie Pfisters Aufsatz und die musterhafte Arbeit VOll Dcbrunner zeigen, auf das späte Material beschränkt: TI Debnul11ers programmatische Behaup~ tung. "ßedeutungslehnwörter wird man in erster Linie in der Übersetzungsliteratur suchen" (18) ist für meine Untersuchung ebenfalls gültig, wobei er Passagen aus der Bibel bespricht (Itala, Vetos Latina, Vulgata), in der die griechi~ sehen Vorlagen direkt vorhanden sind, während sich der meiner Untersuchung zugrundcliegendc Stoff freilich als offener und problematischer enveist.
1.6. Ausblick Eine unfehlbare Methode (wie wohl jene im Bereich der Morphologie7S) ist bisher nicht erarbeitet worden - und ich bezwcif]e, daß es künftig anders sein wird -, um Ln einer alten (toten) Sprache eine Fonn, eine Fonnel, eine Redensart dcr Umgangssprache ausfindig zu machcn. Um diese herauszufmden, stchen uns keine anderen Mittel zur Verfügung als jene, die Eduard Fraenkel in 75 F. Pfisler, Vulgärlatein und Vulgärgricchisch, RhM 67, 1912, 196 (In der Frage, die bei Konstatierung von Ähnlichkeilen inuncr wieder aufgeworfen wicd, ob es sich um Analogie oder Genealogie handelt, tritt er filr die erste ein, also fUr parallele Sprachelllwicklungen: Pfisters Auslegungen auf dem Gebiet der Koine und des VulgärlaIeins kann man nur zustimmen; übrigens schließt er die Möglichkeit einer Beeinflussung keineswegs :lUS, 208 u. Anm.2). 76 Vgl. M. Puclma, Cicero als PI:ltOn-Übersetzer, MusHelv 37, 1980, 155 Anm. 37: "Eine syslematische Auswernmg rur das Gebiel der vielfiltigen Gcizismen [un Sinne von 'Lchnuberragungen'l im literarischen Latein steht noch aus"; allgemein Hofm.-Sz. 38-"[; Löfstcdt, Synt 11 406-57 bespricht die Frage der synt"Aktischen Gräzismen, wobei er zu den römischen Komikem S. 41Of. knapp auf Leo Pbut. Forsch. 103ff. (oben, Nun. 60, erwähnt) und auf Kroll, Studien 249 Anm. 5 (fUr I'laut Ba 208 111 ram mdit = 1tiO; oiu) verweist, rur Vergil vgl. E. Steiner, Das Bedeutungslehnwort in Vergils Aeneis, Diss. Königsberg 1929. 77 Griechische Bcdeutungslehnwörter im Latein, in: FS F.e. Andreas, Leipzig 1916, 1632; s. auch O. Immisch, Sprach- und stilgeschichtliche Parallelen zwischen Griechisch und Lateinisch, NJahrbb. 29, 1912,27-49; mit spätgriechischen Begriffen setzt sich ebenfalls O. Hiltbrunners gründliche Untersuchung auseinander: Latina Gracca. Semasiologische Studien über bteinische Wörter im Hinblick auf ihr Verhältnis zu griechischen Vorbildern, BeOi 1958; mil einzelnen lexikalischen Erscheinungen (v.a. Fachwörtem) befaßt sich G. Alessio, Imprestiti, calehi e rifacimenti larini dal greco, RivFilol n.S. 17 (67), 1939, 145-63 und jetzt au. Nicolas, Utroqllr lil/tl/a, Le calque scmantique: domaine greco-Iatin, Louvain/Paris 1996 (((lJ1tJ nall/ra mtio ((lllfa gralia intunpmmtia fini1J; das umgekehrte Verfuhren wurde von W. Schulze, Graec:l Latina, Progr. Göttingen 1901 und L Hahn, Rom und Romanismus im griechisch-römischen Osten. Mit besonderer Berücksichtigung der Sprache, Leipzig 1906 pam"m unIersucht 78 Die Methode Happs, von ihm rur den Typusfaxo I faxim und habto + PPP verwendeI.
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I. Einleitung
semen Werken herangezogen har: Sprachinstinkt und Scilgefühl. 79 Wohl nicht zufaLJig pflegte er an Ritschls viertes philologisches Gebot zu erinnern: "Du soUst den Namen Methode nicht unnütz im Munde führen". Auf eine Beobachtung Frnenkels geht diese gesamte Atbeit zuriick: 80 "Una cosa da fare per I'avvenire (se ci sari avvenire per la filologia. dassica) di analizzare la lingua di Terenzio, perehe vi trovWno: t) traduzione dall'originale greco 2) prestiti dalla lingua e1evata deUa tragedia 3) e1ementi coUoquiali. Per scopme rutte queste cose bisogtta conoscere bene anche la tragedia e in particolare Sofocle, oltre ehe Aristofane, e pai gli orntori. Un autore ehe malte importune per la lingua attica Platone, in particolare i dialoghi del giovane Platane. Combillallda rutto 00 si possano ricostruire e1ementi deUa lingua parlata di Atcne, e con esempi come questa di Cicerone, e talorn con l'aiuto di Lucilio e di Grazio, la lingua parlara di Rama".
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79 Vf). das Vorwort von LE. Rossi zu semen Seminari romani, S. XYlIl. 80 Eun. S. 684 (zu Eu 552).
II. Einzelinterpretationen II.1. Elemente der römischen Umgangssprache
II.1. a. Einzelne Wörter Clinia beschwert sich über seine Lage: Er ist in den Krieg gezogen, seine Geliebte Alltiphila - so glaubt er - ist wer weiß wie reich geworden. außerdem schämt er sich und macht sich Vorwürfe wegen seines Vaters (Ht 259ff.): propter quam in summa infamin film el nllo patri minus [111m] obuquens quoiUJ nune pudet me et miuret, qui harum mons contabat mihi, ntonJlisufmstra nequt (um POllliIJt umquam ab hac me txpelkrt
Auf die Sitten solcher Mädchen hatte ihn doch sein Vater aufmerksam gemacht. Tcrenz sagt wörtlich: qlli hamm mof'tJ (on/abat mihi, wobei das Verb (a 11 tor e angemessen von Marouzeau durch "chapirrer" ('abkapiteln. kapitelweise vorführen, predigen') wiedergegeben wird. Der Befund dieses Verbs ist zu überprüfen, Bei Plautus taucht es dreimal auf: Mo 980 /JtTQ canlas, Tri 287 btlt( dies 11fXlesque libi canlo 111 ta/JtOJ, 350 rivi in/muni srin quid mnlort so/et{IU);Horaz (senn. 2,1,46) sar} jkbil el insigniJ 100tl ran/abituT «roe, "denn auf den Übclberiichrigten werden Spottverse gesungen";82 der wnga.llgssprachliche Tonfall ist in solchen Versen offensichtlich, entscheidend aber ist der Gebrauch des Verbs call1are bei Novius, AteU. 29 Frass. (,Fullones') lestaJ potillaJ piJliUos mihi I con/tm/. Oie Sprache dieses Atella.ncndichters weist viele Gemeinsamkeiten mit den niedrigeren Registern der Umgangssprache auf;83 eines der Merkmale sind besonders die Verben auf -Iare (-sare), die danach (in den roma.nischen Sprachen) intendieren, die einfachen Verben zu ersetzen; eine Entwicklung, die
81 Weitere VOll A.O.F. Lorenz (plauL MostelI., Bedin 18831) zu Mo 980 angefiihne Stellen erscheinen zu Recht nicht im Thll unter der Bedeutung von $atpiUJ litt aha lJ()('t dicrn, in Ort habert, nuntiart, unter der die von uns untersuchten Stellen versammelt sind. 82 Kießling/Heinze z.St.; zu jkbit vgl Stevens, Coll. Eur. (Henn. Einzelschr. 38) 15: "pcrhaps an imitation of ehe Greek idiom" (d.h. d.ainv). 83 F. Leo, Römische Poesie in der sullanischen Zeit, Hermes 49,1914, 178 (; Ausg. k1. Sehr. I 265f.); vgl. Atellanae fubulae. Ed. P. Frassinetti, Rama 1967, S. 13.
38
11. Einzelinterprttationen
bereits Im klassischen Latein mit (onlart gegenüber Cflntn anHingt.B 4 Es handelt sich also um ein umgangssprachliches Verb sowohl in der Fonn wie in der Bedeutung, obwohl der Zusammenhang im Novius-Bruchstück - das im llllL direkt nach der Tcrenzsrclle angeführt wird - nicht sehr deutlich ist. Zu (an/art bietet das Griechische einen passenden Vergleich mit dem Verb U~VElV. welches ofmlaJs von Plalon mit der ßedeurnng "tell ovcr and ovcr agam. harp UpOIl, repeat" (LSJ) benutzl wird, wie in rep. 329b t"o yflpw; u~voßO"lV öawv KllKOOV mpioLV at'tlov. Das schönste Beispiel ist wohl eine schon bekannte wngangssprachliche Wendung bei Sophokles. wld zwar Ai. 292 Ö l)' d1t~ np6c; I-U:' ßai.', 6.Ei S' UlJ.vou~u:va: Tekmessa erzä.hlt, wie Ajax auf ihre Aufforderungen ihr lakonisch mit einem Spruch über die Frauen geantwortet hane G,ihre größte 'rugend sei die Stille''); "die übliche Geschichte" sagt Tekmessa dazu.8 5 Tm Lateinischen würde ma.n auch clmtillJlo sagen. Ln Ph 495 antwortet der Zu~ hälter Dorio dem Phonnio clmtiltnom eandem cm/ir:. hier ist der Ton jedoch h"Chobener. 86 Wie aus Platons und Sophokles' Passagen deutlidl hervorgegangen ist, beZIeht sich unser Ausdruck vor allem auf die stä.ndigc Wiederkehr von Sentenzen und Sprichwörtern, und auf Sprüche semes Vaters über die leichten Sitten der Hetären wird sich woW Clinia bei Terenz bezogen habeu.8 7 Chrcmcs beschwert sich gegenüber dem Sklaven Syrus, daß Clinias Sklave nicht irgendeine Intrige zustande gebracht hätte, um dem annen Mencdemus den WCgf,>ang seincs Sohnes zu ersparcn, und Syrus sagt zu ihm (Hr 532ff) "du fascist":
CH. '(ui pa11UI tJI idfim. SV. f{uid/amtl? CH. rogaI? a/iquid reptrirel,Jingtrel/aUacim u"de eIItI adukscenli ami,ae '(Jlod dortl, alf{Jit hune difficilel11 i"u'lu$ mvartl Itntl11. SV·lpnis. eH. hae,/acta ab iUo oporttbanl, Syn. 84 Vgl. G. Bonf.uue, La lingua delle atellane e dei mimi, Maia 19, 1967, 17; G. Bonfante, Los elementos popularcs en la lengua de Horacio, Madrid 1937, 30f. 85 Vgl. Fracnkcl, Sem. S. 11. Ob SophokJes meinte, daß Ajax nichlS anderes rat als vor Te!,mcss\\ diesen Spruch zu wiederholen, oder ob dieser Spruch in aller MWlde war, bleibt unbestimmt: W.B. St'.I1lford (Soph. Ajax, ßristol 1963) z.St. spricht sich (angesichlS des fr. 64,4) fiir die letztere Annahme aus. 86 Vgl. OttO, Sprichw. 73. 87 A.lders ist die Bedeutung und der Gebrauch VOll in Ort eJJt: Dazu vgl. Spengcl zu Ad 93 in oml omnipopuw (mit Verweis aufCic. Lad. 1,2 qui II/mfm ()I/Inibu! eral in on und auf Livius); l"h. Ladewig. Beiträge zur Kritik des Terentius, Gymn.-Progr. Neu-Strclitz 1959,4 bezieht auf diese Stelle Men. fr. 882,1 f. Keck iJ 1t6;\"U; I 6;\"11 yap {i&l tO IClXlC6v, mit dem Robert EI' 584f. ergänzt hat; zum Ausdruck vgl. PlaL Lys. 20Se li öi: iJ 1t6;\"l~ ö;\"Tj yilp i;i&:\ lu;pi 6TU10lCpinoUl; (Gommc/Sandbach zu Men. EI' 583ff.).
40394
11.1. Römische Umgangssprache
39
Die metaphorische Verwendung von gorrirt im Sinne von intplt loqlli 'scherzen. Dummheiten sagen' ist für die Komödie charakteristisch. SB Als Einwurf begegnet das Verb sonst in Eu 378, Ht 823 und Ph 496. 89 In dieser letzten Passage wird gar r i modo vom Zuhälter Dono gegenüber Phormio eingeworfen, und zwar in einer komischen Abwechslung zwischen Phonnios gehobenem Stil (vgl. Ph 496 das homerische /u mihi cognalus, /u panns, /u amiCUJ, /11 (...)) und Dorios umgangssprachlichen Antworten (492 hariolort, ebd. Jobulot!, 493 logil,90 494 sOH/nillm!. 495 can/iltnlU!l landtm canißl). Der einzige Beleg außerllalb der Komödien ist anscheinend Pomponius. AtcU. 137 Frass. (,Praeco posterior~ age modo, I~stic garn. Der Gebrauch des Imperativs erinnert an ähnliche Ausdrücke im Griechischeo. z.B. cr1.AAalVE. bei dem Mimendichter Herondas (1.19) l" 92 I h 00. my c hild .. "aug Bei Terenz taucht ein familiärer Gebrauch des Possessivpronomens 110J t e r auf. Bezüglich einer Person zeigt er, daß sie dem Sprechenden besonders vertraut ist, z.B. in I-It 1060[:
gnalt mi, tgo pol tibi dobo illam kpidam, filiam PhanO(T(l/gt 1/01/ri.
qHanI /H JOOIe
ame.t,
Am Ende des Srücks schlägt Sostrata vor. ihrern Sohn Clitipho die Tochter ..unseres Phanocrates" zur Frau zu geben. Ähnlich in Ad 438f. es/nt H«io I lriblllis nosltrf. 767[ hic odtJ/ I -ltntx nos/tr. Ph 63f. Jtnu nos/ri, Dovt,jra/rtl1'/ maiortm Chrtmtm I no.slin?, Eu 974 sed es/nt ilk no.sur PomltnotH Eine denrtige Redeweise würde im Griechischen anders lauten. Das fr. 1,2 von Me:nanders ,Epitrcpomes< bierci hicrfür ein schönes Beispid: 6 vUV EXroV
00040:.94
40
11. Einzelinterpretationen
'tT,V 'l'aA 'tpu:x.v; hier ist die Flötenspiclerin eine dem sprechenden Koch bekanme Person, und deshalb erwähnr er sie mit dem Artikel vor dem Eigennamen. 94 Als cr dem Sklaven Sosia vom Erscheinen Glyceriums bericlHet, sagt Simo (An I 17ff):
intena inter muliens quae ibi aderanljorte «nam aspitio adNkJ«ntulam jOrma ... SO. bonajO,tasse Was Hofmann von den 'Übertreibungen' sagt, die auf IInm folgen,95 gih bestimmt ebenso für An 117ff.: formo bOllo ist wlzweifeUlaft eine zu~ mindest gefarbte Redewendung. Dies ergibt sich aus zwei Beobachtungen. Erstens hätte Simo in der Schilderung der Schönheit des Mädchens ein anderes Adjektiv benutzt, wenn Sosia ihn niclll mit seinem Einwurf unterbrochen hätte; in An 72 haue sich Simo über das Mädchen aus Andros mit den Worten el,ngio firmo otqlle oetale intel,ro geäußert. Dies ist eine eindeutig gehobene For~ mel, wie der Chiasmus wld die Auswahl der Adjektive zeigen (vgl. auch Eu 473 qllom liberali fade, qllam aetale inlegra);9G im übrigen wiederholt Simo gleich nach
94 Erläuterung von Wilamowitz, Das Schiedsgericht, ßedin 1925, S. 48, obwohl die Ergänzung nicht von ihm stammt (vgl. App. "prius suppl. multi"); vgl. Gomme/Sandbach z.St. "our friend I-Iabrotonon"; in der ausfiihrlichen Behandlung des bestimmten Artlkels bei Wackemagel, Vodes. 1I 125--50 fmdet sich kein Hinweis auf derlei Verwendung. 95 LaI.. Umg. § 97; bereits Donat (z.St) hat bemerkt, daß 'I/nam' ex conSl/et«dine gesagt wird; wenn man es ausließe, würde am Sinn nichts fehlen: 'I/nam' 01P 'tiii t6t.ro'tlO"~. McGlyrUl schreibt s.v. .,fere i.q. quidam, aJiquis (Graec. 'tU;)"; ein solcher Gebrauch ist bei Terenz einmalig. aber er könnte Parallelen haben, z.B. PI. As 521 quid als IN, q«am ego «nam tidi mu/iarm audmiss«mOl1l{ HofmaiUl bemerkt ebd., indem er die Entwicklung von «nUT betnlchtct, welche in den romailischen Sprachen zum unbestimmten Artikel führen wird, in bezug auf den plautinischen Gebrauch, wie diese Schwächung erstmals in den Superlativen und allgemein in den Übertreibungen auftmcht; Wackcmagel, Vorles. 1I 151, der fiir das Lateinische auf CaruB. 22,10 un/IS raprimu!tuT autjouor verweist, stellt fest, daß ein ähnlicher Wandel im Griechischen von 'tu; zu Etc; geschah, aber erst im Spätgriechischen (so auch Hofmann); tatsächlich, wie von M. Niedermanll, Gnom. 3, 1927, 353, beobachter wurde, könnte es einen Beleg auch fiir das Altgriechische geben, und zwar ausgerechnet bei Aristophanes, z.B. av. 1292 r1tplill; IJi:v EIe; ICQK'fll.oc; WVO~E'to I xroA.6c; (die Entdeckung gehl auf E. BrutUl, Oe dc; vocabulo adnotatio gr.munatial, RhM 49, 1894, 168-71 zurück; in der Tat wurde dies - sicherlich unabhängig - auch von V
'"'V
11.1. Römische Umgangssprache
41
Sosms Einwurf den Begriff. aber mit eigenen Worten (An 122f.): firma praettr eeteras I homsta oe liberali. Zweitens ist die unerwartete Ergänzung des Sosia zweifellos als ein witziger Einwurf zu deuten. 97 Inwiefern diese Wendung ein~ fach umgangssprachlich oder auch vulgärer TonfaJI ist, kann nicht mit Sicherheit bestimmt werden. Der gleiche Witz findet sich in einer anderen hübschen Szene zwischen dem alten Chremes und dessen Diener Syrus in Ht 521 ff.: Sv. mI/tier commoda et 1 JOeeta haec mentnx CH. sane sv. idtm wast Libi? I el quidem berek Jorma mcuknta. eH. sie soLis. I SV. ila non ut olim, sed lIti nune, sam honn. Nachdem er mit so gewähltem Wortschatz begonnen har (eommodo,Jaeeta, htculento), und Simo zurückhaltend geantwortet hat (sane, sie satis),98 drückt sich Syms endlich mit jenem Adjektiv aus, das bei Leuten niederer Schichten wohl das höchste der Komplimente für eine weibliche Schönheit sein dürftc. 99 Es mag kein Zufall sein, daß es immer nur aus dem MWld von Dienern stammt Man vergleiche auch An 428 (Byrria zu Pamphilus) lJirginem fonna bona I memini tJideri,100 Zuletzt sei auf etwas Ähnliches in Eu 296 hingewiesen: 0 fOciem pulchrafl'! Diesbezüglich bemerkte Eduard Fraenkel, daß man auf den italienischen Straßen sagen würde: "ehe pezzo di donna!" ,101
97 Selbst Klotz z.St. F.iJlt dies anscheinend nicht auf, obwohl er schon von einer "im Grunde ziemlich allrn.g1ichen und einsilbigen Beipflichtung" spricht und folglich die Vermutung ßendeys firma OOna. SO.jortaJJt (An 119) als überholt beurteilt. 98 Hofmann, Lat. Umg. § 134 übersetzt angemessen "so so, gehl an". 99 In !ant bona ist auch !ant typisch für die Alltagsrede: vgl. Hofmann, Lat. Umg. § 70. 100 Bei Plautus ist firma bona niemals zu finden, aber in Mer 414 rät Demipho, eine fette und häßliche Dienerin anzuschaffen, und sagt in einem offensichdich abwertendem Ton 10rma ma/a. Oie firma begleitenden Adjektive in bezug auf die Schönheit eines Mädchens bei Plautus und Terenz sind: lepida fI/ibmJ/i (Ep 43, Mil 967, Pe 130), eJa·mia (Mer 210. 260, St 381), lepida (Mil 782. 871), hone.rta (Eu 132), honuta/U /ibmJfi (An 123), tgrrgia (An 72) und um,knUl (Ht 523). Für jedes dieser Adjektive könnte man eine entsprechende Form im Griechischen finden (z.8. t4u9tplOC;, das meistens bei Sklavinnen die Haltung einer freien Frau zeigt: vgl. Men. He 39 l"I:ClV\l .., t4u6tplOC; Kai KOOllla; aber siehe Dk 201: t.4u9tpWK; scheint über die Tochter Knemons gesagt zu werden, die keine Sklavin ist - wohl aber ein 'Landkind'). Für bona fehlt wohl im Attischen eine echte Entsprechung: Daß man aus diesem argJlmtntJlm t Jikntio folgern kann,firma bona sei eine typisch römische Fornl, ist zweifelhaft, aber nicht unwahrscheinlich. Zum Adjektiv vgt. E. Wölfflin, Oie alten und die neuen Auf~ gaben des Thesaurus, ALL 9,1896, 12f, 101 Eun. S. 680.
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11. Einzelinterprcmtionen
ll.l.b. Fonndn und idiomatische Ausdrücke
IU.b.1. Einleitungsformeln Nach einer langen Auseinandersetzung verabschieden sich Phaedria und Thais in Eu 190ff.: Die Heläre benutzt eine bekannte Abschiedsfonncl nll m q 11 i d vi j ?• die Pbaedria mit einem komischen Sprachspiel wörtlich deutet: PH. in hoc bidJlom, Thaü, wh. TH. mi Phaedria,
et tll. numquid Us aliud? PH. eg01/t quid vtlim? cum milite ülocprotte1l! obmu ut lies
Die Fonnel, die als solche bereits von Donar (zu Eu 341) erkannt wurde, ist in einer Spezialstudie ausführlich behandelt worden. 102 Lm 2. Jh. v.ehr. war sie schon rur die nonnale Unterhaltung bekanm (53 Belege bei Plaurus und Tercnz, in verschiedenen Varianten l03)j im Munde von Sklaven. die gewohnt waren. Befehle auszuführen, mag numquid viI eine nicht von der ursprünglichen entfernte Bedeutung besitzen. Es ergibt sich, daß nllmqllid viJ keineswegs nur eine konventionclle Abschicdsfonnel in der römischen Komödie (9 Fälle von 43 bei Plautus, 4 von 9 bei Tcrcnz) war; in den anderen Fällen leitet es zu humoristischem Antworten oder leitet ein heiteres Erwidem ein, welches die Formel humoristisch macht, oder weiter - so Hough - "smooth ovt.-r a lransition betwecn changes in the original or originals"; durch Plautus wurde die nicht in der Neuen Attischen Komödie zu findende Fonnel in komischer Absicht benutzt. 104 Die Terenzstcllen sind folgende: Eu 213 Jed numqllid a!iud imperaJ? (Antwort: munuJ nOJll7lm omalo (... 341 r~o numqllid velil (ohne Antwort), 363 numquid Hit aliud? (ohne Antwort). Ph 151 numquid, Gela, alilld me viJ? (Antwort: III bene Jillibr), 458 nllmquid nQJ viJ? (ohne Antwort), 563 Illlmqllid eJl quod opera mea IJobis apUJ nt? (Antwort: nil,' Vtntnl abi domum), Hc 272 Jed nllm qllid l}iJ? I nam eJl quod me trannre adforum iom aporie! (ohne Antwort), Ad 247 nllnlquid viJ quin abeam? (Antwort: immo berele hoc qllaeJo, .[yrt: (... 432 f/umquid viJ? (Antwort: menlem vobis me!iorem dan).
»,
»,
102 Vgl. J.N. Hough, The Nl/mqNid Vii Fonnula in Roman Comedy, AJPh 66, 1945, 282-302 (s. bereits Brisson, Oe fonnulis 721 und Preibisch, Oe sermonis cotidiani fonnulis 29-32); vgl. Barsby z.St.: "me standard leavNaking fonnula of comedy and no doubt of real life". 103 A.Q. 282 Anm. 3; vgl. auch Hor. senn. 1,9,6 und Cie. An. 5.2.2. 104 A.Q.301f.
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11.1. Römische Umgangssprache
43
II.1.b.2. Versicherungsfonneln In An 350 taucht eine bereits von Donat bemerkte Fonnel (me sputa jidei dottJnm, 111 dici solet me hohes, me respiee?) auf, die auschließlich bei den frühen Komikem zu fmden ist: PA. iitue ipsum DA. otque islu( ipsum nitpffleüsL' me ulk.
Der Sklave Davus hat ermutigende Worte für den ver.lagten Pamphilus übrig und sagt zu ihm me IJ i d e .,verlaß dich nur auf mich".105 An der zweiten Te<enzstelle (pb 711) beruhigt der Sklave Geta seinen H= Antiphoo GE. (...) haeefient AN. IIt modo fiont GE. fient: me vitk. 106 Die Zusammenhänge, in denen wir diese Wendwlg antreffen, und die Tatsache, daß sie allein von Sklaven verwendet wird, lassen sie als umgangssprachlich erkennen. 107 R. Klotz hält die Formel dem griechischen ßÄtn:' Eie;; EilE entsprechend. lOS
I I.l.b.3. Dankes- und Höflichkeitsformeln In An t05f.: ChrysiI tiana hou mon·tur. SO. afoetum hene! heosti; ti metui 0 Chryside. gehört die von Marouzeau erörtete Form be a J lider familiären Sprache an:
"Me voici combU:,".109 Diese Verwendung von benrt wird von Eu 279 ecqllid lOS Vgl. Kauer z.St. "U.::=lSpr." (= Umgangssprache). 106 Diese und weitere Passagen bei Plautus (unmer nur aus dem MWlde von Sklaven) werden behandelt von P. Riemer, Das Spiel im Spiel. Studien zum plautinischen Agon in Trinumrnus und Rudens, (BzA 75) Stuttgart/Leipzig 1996, 102ff.: Die Diskussion betrifft nicht die sprachliche Seite, insofern wird der umg;mgssprachliche Zug nichl beachtet; zum Unterschied zwischen me vide und sputa me ('Ausdruck der Drohung') bei Plautus vgl. langen, Beiträge 275ff. 107 Ebenso wngangssprnchlich ist der Ausdruck nil pmdisr. Vgl. Novius, AtelI. 32 (,Fulloncs feriati') Frnss. nimJ ul peridi: Jabo tibi validNm vimm I animrmmr, zweimal auch bei Plautus: Mo 85 I nilptridi esl; Qge fr und Pe 536 nilptridi mihi tide/NI', WO in unseren Ausgaben ein Komma fehlt: nil peridi (oder nil penrü mibi: vgl. E. Woytek, T. Maccius PlauNS. Persa, Wien 1982, z.St.) ist eine selbständige FO[JTIel, (mim) viJe/Nr ist ein Einschub. 108 Zu AJl 350; vgl. ThGI S.v. ~At1W) 281f. "OieiNr autem el ~Mr,rew ~ ,wo. vel cll; nvo: pro Aliquid ab co expectare, Aliquid sibi de co polliceri" mit Verweis auf N. pac. 635 (ßA.tlttV 1t~ 'tOUl; Uyo~, Plal. Lach. 200b wld einem lehrreichen Vergleich mit Hor. cpist. 1,1,105 de Ie pendenliJ, Ie mpitienliJ amid ~,puto Ge. phrasin imitari voluisse''). 109 Marouzeau Z.$l.
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44
11. Einzelinterpretationen
beo te? und von PI. As 331f. (LE.) aninmm adverte, lIt aeque HJeCJIm haee scias. (LI.) fauo. (LE.) beas bekräftigt (vgt auch Am 641, eapt 137, Mil468), denen Apul. apo!. 37 invenisti tu fibmm? beas/i. cedo (='danke') hinzuzufügen ist, wcldler hier wie auch andeniwo die Sprache der frühen Komödie enteut aufnimmt und deshalb kein Zeuge für das Fortleben dieser Redensan ist. 110 Eine bemerkenswerte Entsprechung ist bei Aristophanes zu finden: Im Agon zwischen Philokleon und Bdclykleon spricht dieser ironisch jenen an wld sagt (vesp. 588): 'toUtt rap toi. OE ~6vov taUtOlV rov EtpTlKac; l-IaKapi.~OlIII ,,(gut, mußt du wissen,) das ist nun aber auch das einzige, wozu ich dir gratulieren kann". Der vertraulidIe Tonfall tritt hier mit rap t01. hervor. 112 In bezug auf den frühen Gebrauch von beare gibt Er. 120f. Ribb. des Komikers Tirillius Anlaß zu einer weiteren Auslegung: qui i/10m denvet, beauent I Agntm Setillllfll. Hier könnte man es mit einer ursprünglichen Konnotation des Verbs in der Bauemsprache zu tun haben (zu diesem Bereich gehört auch flli>!).I13
II.1.bA. Ironische bzw. verspottende Formeln Im ersten Dialog fordert Sima seinen Diener Davus auf, keinerlei Schliche bezüglich dt.'T Hochzeit seines Sohnes auszuklügeln: Er toleriere, in allem be· trogen zu werden, außer in dieser Sache. Ocr Diener antwortet darauf frech (An 204ff., Langverse): DA. bona verba, qllauo.
SI. inritkI? nihi/ mtjaUh. ud diro tim: 1ft Itmt~ jaaaJ; neqlle 111 halid diC(JJ libi non proedidum: cave!
110 Zur Idassischen Zeit wird das Verb durch das PPP matus als Adjektiv ersetzt: vgl. Tromaras zu Eu 279, der, fur die Idassiche Zeit zu Recht, auf I-Ior. episL 1,18,75 und 2,2,121 verweist, wo der Gebrauch eher umgangssprachlich ist, zu Unrecht hingegen auf Hor. tann. 2,3,7 rtdinatum btam intenore nota Falmti, was (übrigens wie CanTI. 4,8,29 (at!b MJila mat, "a semi.religious an;haism" Nisbet/Hubbard zu Hor. carnl. 2,3,7) mit der umgangssprachlichen Fonnel der Komiker und der Epistel nichts zu run hat, sondern einen feiedichen Ton aufweist. 111 Ich nehme die Vennutung von Reiske aß lJ.ÖVOV auf (so auch Srarkie): V, der die anderen Herausgeber folgen (Hall/Geldan, Coulon), haI O'EJivOV ('etwas Großartiges), mit einem Komma, das es vorn folgenden Satz [reimt, ~ also mehr Sinn hätte als: 'Ich gratuliere zu dem, was du gesagt hasl'. Aber der einschriinkende Sinn, der in O'E l16vov liegt, hat eine größere ironische Wirkung: 'GuI, allein das kann ich dir zugestehen'. 112 Vgl. Starkie z.$t. 113 So schlägt Brink zu Hor. epist. 2,2,121 vor. Horaz habe den Ausdruck des Titinius in einem metaphorischen Gebrauch wiederverwendet.
Il.t. Römische Umgangssprache
45
Die von Davus benutzte Wendung b 0 11 a ve rb a wurde bereits von Donar (z.Sr.) als dpmvEl.a und als E\>qrrU.lla~Ö~ verstanden. AUe bisher gegebenen Erklärungen lassen zu Recht einen Lmperativ die wlausgesprochen und geben die Worte durch eine Glückwunschformel wieder, und zwar mit Verweis auf Passagen aus der römischen Dichtung der Kaiserzeit. 114 Mir Sicherheit kann festgestellt werden, daß bO!la vtrba die Übersctzwlg von EUCPllllE.l ist. Dieses Verb bedeuret auch 'beue ominor', aber der ThGI gibt nur zwei Stellen für diese Bedeutung an: Plat. epist. 336c: vuv ~t ~i} E.\HP1W-WIlEV xaplV oirovou und Eur. Hec. 663f.: €.v x:aICOlO"l ~t I ou PQ;~lOV Ilpotol
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11. Einzelinterpretationen
ich zu twt beabsichtige? Glaubst du vielleicht mit einem Schwindler zu tun zu haben (vgl. dthiditr}?'. Diese Worte sind hier umgangssprachlich, wie sie es bei Anslophanes und bei Pla[Qn waren, wie sie es außerdem bei Menancler woW gewesen sein werden. lronie wld Euphemismus bleiben davon unberührt. Simos drohende Reaktion auf Davus' Sport (inritk.rl) scheint jedenfalls gerechtfertigt. Der jWlge Phaedria fragt den Bramarbas Thraso danach, warum er sich hier zeige; Thraso anrwortet (Eu 1063ff.): TH. wbis/nlils. PH. sein quam In/li!? miln, tdiro abi,
Ji It in platea ojfintkro hatpoSI umquam, quod dieM mlhi "alium quaerebam, iltr htK hab«i':' ptriiJti.
Ocr Ton von Phaedrias Erwiderung. der vor der expliziten Drohung tdico {ibi bereits mit sc j fI qua m? erkennbar wird, ist aggressiv. Diese umgangssprachliche Formel ist bei Plaurus reichlich bezeugt: Am 671 AM. bono animo es. SO. Jein q"am bono animo sim? Ba 594 PA. nimiJ iraeundt. PI. fit Jein quam iracundm Jitm? Pe 139 SA. pOJtuiuJ istut lamm poitsL TO. Jein quanl Poles/? Poe 13l8f. (AN.) nam lt cinatdum Wt arbilror magis quam mmm. I AG. Jeill quanl einotduJ sum?118 Weiterer Beleg für Jein quom? bei Terenz isr Ph 1 tOr. DA. iom Jeio: I amon totpit. GE. Jein q«om? quo t1ladallJitk. Hier handelt es sich aber keineswegs um eine Drohung,1t9 sondern schlicht um einen verstärkenden Ausdruck, der ebenfalls der römischen AUtagsrede angehört. 120
I l.l.b.5. Verschiedenes Chaerea erinnert an das Unglück, den alten Archidemides gerade zur unpassenden Zeit getroffen zu haben (Eu 331 f.):
118 Vgl. E. Woytek (T. Maccius Plaurus. Persa, Wien 1982) zu Pe 139 ..Einleirung einer Drohung" (er gibt auch die Stellen mit lan qNomodo? an: Ru 797 und Au 47 Ja'" quomodo
tibi ru le habtt?). 119 McGlynn s.v. Icio 11. (10) Duscht sich, wenn er die heiden terenzischen Stellen unter mablm mi1tanJiJflm11NIa f.lßt 120 Dies geht aus den Übersetzungen Marouzeaus "Imagines-ru a quel pointI" und Maruns "And howt" passend hervor, im Griechischen gibt es anscheinend nichts Entsprechendes.
11.1. Römische Umgangssprache
47
ilium liquet mihi dtienm hiI me"sibuJ sex septem prorrum "on tidisse proxumis Wie Fraenkel bemerkt hat, haben wir es bei se x se P l t m mit einer alltagssprachlichen Redewendung zu tun; er veranschaulicht dies durch den Vergleich mit J-Ior. epist. 1,1,58 sed quadringenlis sex septem miba desunt. t21 Zur Bestätigung dieser Aussage können einige Passagen herangezogen werden: aus Ciceros Briefen an Atticus, wobei es um die kurze Zeit geht ~,in a week"I22), in der Caesar sich den größten Haß auch von der Masse seiner Unterstützer erworben hatte (10,8,6): nuUo enim modo posse video s/an ist11m mlltius qllill ;pse ptr se etiam Innguentihus nobis eoneidat, qllippt qlli flonntissimus ae IlOVUS sex, septem meblls ipsi il/i egtflti (Je ptrditae multi/um"i in odium acerbissimum Iltllent, Mart. 4,l5,lff. mille tibi IllImmos heslerna luee rogallti I in sex aut Seple11l, Caeeiliant, dies I ',101/ habto' dixi: sed /u causa/us amiei 1 adlltntum Inneem poueaque t/aJa rf!gos, 7,58,1 f. iom sex aut stp/em 1/llpsisli, CaUo, einaems I dum eoma lt nimillm ptxaqlle baroa iut/al (s. auch 8,3,lf. qllinque soli; Juerallt: 110m sex septemt/e libel/i I es/ 11imium: qllid adhlte btdere, MJiJo, iuval?) Clitipbo versucht, Clinia über dic Verspätwlg der von ihnen erwarteten Frauen zu beruhigen, und drückt sich so aus (Ht 239f.): MII rogüas hille /(mgu4 esse? e/ 1I01/i mons mulieru",:
dum moliu,,/IIr, dflm rona,,/ur, (/,,"U! es/. "Währcnd sie sich bewegen, wä.hrend sie ansetzen, ist ein Jahr vorbei".123 Das idiomatische all 11 11 J es I (siehe z.ß. PI. Cu 14 plus iom anno seio) ist eine volkstümliche Überrreibwig wld bedeutet schlicht eine lange Zeit 124 Ganz ähnliche Wcndungcn treffen wir in Eu 341 dum hoee dicit abiit hora l25 oder in Hor. senn. 1,5,13f. dum atJ exigitur, dum mula ligatur, I tota abi/ horn an. t26
121 122 $.247. 123
Eun. S. 682. So D.R. Shacklcton Bailcy (Ciccro's Lettcrs to Atticus. Vol. IV, Cambridge 1968), ßrothcrs z.$t: "Humorous cxaggeration of a topie which is still a SQurce of joking
today". 124
VgL Ouo, $prichw. 27. 125 Vgl. Fraenkel, Eun. S. 682. 126 Vgl. Kießling/Heinze z.St Zum Motiv der weiblichen Saumseligkeit vgl. PI. Mi! 1292 ",,,Iür proft(/Q ffaiaIi ex ipsa Mora (5. A.O.F. Lorcnz, Plaut Mil., Bedin 1869, z.St.).
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48
11. Einzelinterpreracioncn
In drei Passagen kommt bei Terenz eine Redensart vor, die in der übrigen römischen Literatur kein Beispiel hat. [u Ht 469ff. warnt Chremes den alten Menedemus vor den Plänen, welche die Sklaven aushecken könnten:
qm"dus potius quam quod cogüas: pu a/ium quemus ut des,foUi te sinas techi»iI ptr mwlum; eui subsenn id ql/oque, i/1()s ibi esse, id ogen inter se clonmillm. Marouzeau bemerkt trefflich, daß hier i b i es s e die ßedcurung von "erre a I'ceuvre" ('dabei sein) hat und in diesem Sinn nur noch in Ht 983f. begegncr: im/llo et ibi mme sum et usque id egi dudum dum loqlliLllr pater; I et quantum ego inteUegere POSSIlIJJ ( •.•): Syrus erwidert Clitipho, der ihm vorwirft, zu scherzen stan ihn zu beraten, daß er "au fait" ('bei der Sache) sei und auf nichts anderes als hierauf konzentriert sei. Ähnlich antwortet Chremes in Ht 1063 seinem Sohn Cli«pho, der sich weigert, die weniger vedockende Todner des Phanocrates zu heiraten: heia 111 e1egons es/! emlas onimlllJJ ibi esse "oh, wie anspruchsvoll! Man könnte glauben er kenne sich aus in diesen Sachenl".127 A.n zwei der angeführten Stellen (Ht 469ff. und 983f.) wird die Wendung ibi we neben i d ag t rt gestellt: Marouzcau hat den Ausdruck angemessen mit "avoir une affaire en train" übersetzt,l28 und dieser ist mit Ht 514 meftfllii/ hasel id stntert zu vergleichen, wodurch Chremes gewiß auf die in J-Jt 472 beargwöhnten Intrigen anspielt.
,,"m
Beim Beschreiben der Schönheit Glyceriums erlaubt sich Sima im Gespräch mit Sosia Ausdrücke der Alltagssprache, obwohl er sich atlSOnSlcn eines gehobenen Niveaus bedient (An 119ff.):
127 Diese von Marouzeau zu Ht 471(. genannten Parallelen sind die einzigen, die etwas Gemeinsames haben und die von den anderen im 1ll.lL S.v. ibi 14M" (de modo Ilt/ rondiaone 1'trlIHZ; i.q. in ta rt ifaa"tndaD abweichen; daß in Ht 472 il1 ItdJinisfantndu fiir unausgesprochen gehalten wird, zeigt, daß die Wendung nicht in ihrer Selbständigkeit erfaßt wurde. 128 Ebd.; auch diese Erklärung steht zu der 'IltIL-Einordnung von HI 472 id agert i111tr u doncubtm s.v. ago 1391 als exlra iudia";",r. in lIila pn'liala lIt/!lntra/iur (/oqNI~ Jtrmoanan; dispNlarr, qUrJeJhoflem habtrr). il1ftr aliqNos (ronvmando) in Widerspruch; diese Einordnung wird jedoch nicht Ht 983 gerecht, wo id tgi nicht von inltr Je begleitet wird und nicht 'ich habe mich unterhalten' meinen kann (auch in Ph 876 und in Hc 192 kann man eher - wie es Marouzeau tut - den Ausdruck in der Bedeutung von 'ausdenken' verstehen als in der von 'reden'). Übrigens ist unwahrscheinlich, daß id agtre zwei verschiedene Bedeutungen gerade an jenen Stellen hat, an denen es nicht zufällig neben ibi UJt steht. Anders verhält sich der Fall Verg. Aen. 11,445f. il/i hQtc inler Je dubiis de ftbNJ agtbanf I «rlanfu, was Conington und NeuJeship z.St. neben das homerische ~laall'rtTJV tptcravre (A 6) stellen und das trotz der Einordnung des -iltl L mit Terenz' umgangssprachlichem id agtn nichts zu tun hat.
11.1. Römische Umgangssprache
49
51. tlIJOIJII, Sona,
atko motiMlo, atko Wnl/IM 111 nil IliflrtL
Daß nil J 11 pr a zweifellos umgangssprachlich ist, bemerkte bereits (und ausschließlich) Spengei. Terenz nutzt diese Wendung noch zweimal. wld der Versuch, die verwendete Redensart zu beschreiben, scheint lohncnd. 129 In Eu 427 sagt der Parasit Gnarno nach einem Gelächter. foeelt lepidt laute "iI supra! 1 IIIOtnne, obSttro It, hoc diclum trat? ptlUJ mdidi. Gnatho bezieht sich auf einen Witz, den der prahlerische Soldat Thraso gerade ausgesprochen hat (426): T..) ItpliS luft es: plllpame"IlIm quotris''? Dies ist das einzige Beispiel für einen Witz mit dem ,Motiv der Identifizienmg' (ähnlich wie ein ypl~), welches bei Terenz zu finden ist, während dieses Motiv häufig und produktiv bei Plaurus vorkommt (es ist der Typus von Mer 361: mlflcaJt melis paur: lIil polest e!am ilhtm haben). Fraenkel weist in einer ausführlichen Analyse dieser TerenzsreUe einen allgemeineren Wert zu: Es handelt sich um die Übertragung eines griechischen Sprichwortes, das ursprünglich ohne weiteres eine allgemeine Bedeutung besaß (etwa wie ~(lO'UJl:oue; Kp€.WV bt1.lh>~ElI3O); Livius Andronicus gab später diesem Ausdruck die Form eines Schwankes (nämlich des plautinischen), der für das römische Publikum geeignet sein konnte, ansonsten härte es nicht gelacht; Tercnz übemahm ihn als einen nun festen Spruch und bewahrte damit dessen Pointe auf ~,War das vielleicht dein Witz? Ich dachte, der wir' ein alter l-Iut").131 Mag der Spruch einen unanständigen Sinn haben oder nicht. 132 es ist der ,römische Witz', der Gnathos schallendes Gelächter erregt hat Oie menandrische Scmenz härre nicht den gleichen Erfolg erreicht, weil sie sich schon mit der Pointe begnügte (d.h. cine Trivialität, die als ein oeugcprigter Witz verstanden wird). Zugleich härte nicht einmal ein römischer Spruch an sich (ohne obszönen Sinn) das Publikum zum Lachen bringen können. 133 Wir haben hier wohl mit einem römischen Zusatz zu tun (und zwar Gnathos Gelächter und Kommentar vor der Pointe) - man könnte sagen: ein Beispiel von ,Terenzischem im Terenz'.I34 "il slIpm ist demzufolge wahrscheinlich nicht eine 129 Spengel Z.SI. 130 Suda s.v. 6acriJllOUC;: Diogenian. 4,12 (CPG J 234,12.11 357,1); dies ungef'ilir mag der prahlerische Soldal ~agt haben (vgl.. Fr.tenkel, FJem. Plaul. 42). 131 Fr.ieflkel ebd. 132 VF). Tromaras z.St.. ~-elcher kplU im obszönen Sinn ('vagina? deuret, und beziig· lieh Urrm; in der auischen Komödie auf J. Henderson, The ~Iare Muse, New Haven/London 1975, 144 verweist. 133 S. aber Fr.ieflkel, Bem. Plaut. 402 V4dJmda). 134 Soweit ich sehe, weisl das Griechische nichlS Ähnliches auf, vgl. Men. Kol fr. 3 (yu.ro 'tÖ '/IpOc; 'tÖv K\J'IIj)l.Ov tVYOCI'OILtVOl;), wobei KUltplOC; tUr das übliche Schimpfwort CJJ::a.t04PCXyt Sieht Gomme/5andbach z.St. verweisen auf Antiphan. fr. 124,3ff. K-A. (tv 'tft
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50
11. Einzelinterpretationen
Ubersetzung aus dem Original, sondern etwas, was in Rom auf einen unwiderstehlichen Witz oder beim Erblicken einer schönen Frau ausgerufen wurde. Die Parallelstelle (Ad 263f.) lautet wie folgt: maledie/oJamam meum Iobonm tl pteco/um in St Iransllllil. I nilpolt supra. Dcr junge Clesipho hebt dem Sklaven Syrus gegenüber hervor, was sein Bruder für ihn getan habe, iudem sich dieser übles Gerede, Klatsch usw. aufgebürdet hätte: "Es kann nichts besseres geben". Hier ist die Derbheit der Wendung durch polt gemildert, und eine solche Tondämpfung scheint dem Ziel des Lobes angemessen: Es handelt sich nicht um Witzeleien oder abschätzige Äußerungen über Frauen, sondem um etwas Ernsthafteres. Das gleiche gilt für Cicero: Er lobt Pisos humanitas, seine Tugend und seine Vorliebe für ihn, ul nihil supra pmsit (fam. 14,1,14); er hat die ganzen vier Bücher umfassenden Acadcmica vollendet; er weiß noch nicht, ob mit Erfolg, jedoch so sorgHiJtig 111 nihil pOSStt sllpra (Att. 13,19,3). Wir haben folglich zwei T anlagen gesprochener Sprache vor uns: Die direkte, lebendige (ein Ausruf) und die urbane, ernsthafte (durch das Verb pOSSt gemildert). lnsofern ist es besser, an Wlserer TerenzstelJe, die Interpunktion Marouzeaus zu übernehmen und zu lesen: IIt (...) nil supra!. 135 Beim Er.läh..lcn ihrer Vergangenheit weist Thais auf einen Fremden hin, mit dem sie eine Beziehung gehabt habe (Eu 119):
ego cum iUo, quocum lum uno nm habebam horpile Der VOll ihr verwendete Ausdruck ihrer Licbcsbcziehung ist bereits nach 00nats Meinung sehr höflich: rem hab t re eil moli q u 0 .136 Terenz bedient sich dieses Ausdrucks auch in Eu 137f. (auch hier spricht "Illais) pos/quam sensit me leClim quoque I nm haben, jingit (tJUsas ne dtl stdJIlo und in He 7 t 7 f. OnfllllJJ oeootnms, graviIIs dtniqllt I miniltmur si Clim iUo hahutnt nm postea (so der alte Phidippus zu Pamphilus' Vater über die Verhältnisse zwischen Pamphi1us und der KiJltpcp ö' omro lPl),f)Ötl'ttlU; ooiv, I «iJ> 6i,CJIt06', ÖXnc. CJKClwq>aYElV curetpQ: c•• ,) 't6 ~(i)ov (..J I mi><; öt ßotk; ~vO:YKClO"EV) und sagen: "The a1lusion would not be intelligible tO a Roman audience. and so Terence subsbnned a Latin proverbial expression, Eu". 426 :md 497"
(IHR. quid n"des? GN. iJfu( quod dixti mooo; I ef i/lud de Rhodio dictum quom in menfun lIeni!). 135 Ohne an eine Verbalellipse zu denken (wie es 5hipp 2.51. macht: "the verb (me PDJse or the like) omiued in the excited speech"), welche, wie H. Wunderlich (Unsere Umgangspr.lche [siel, Weimac/Bcrlin 1894,81) bemerkte, eine schulmäßige Betrachtungsweise rur eine 'phrase nominale pure' bleibt (dazu vgl. 01. Cuir.lud, La phr.lse nominale eil grec d'l-{omcre a Euripide, Paris 1962 and Dovers Bespr. in: Creek and the Greek.s 70-2). 136 Don. z.St. ho"esfe tofum dixil et qNod 'horpiu' ef qNod 'rtm habtbam', und weiter qU()(I(m u"o nm mnJuefudi"un, amonnr, vgl. Marouzcau z.St "expression d&ente du commerce amoureux"; Fraenkel, Run. S. 679 gibt es als 'ich hatte zu tun mit' wieder; Barsby z.St erinnert an das eng!. "was having an affair".
11.1. Römische Umgangssprache
51
Dime Bacchis). Die gleiche Bedeutung in PI. Ba 564 (der jWlge Mnesuochus zu seinem Freund Pistodems über die in Athen sich bietenden Gelegenheiten) und Mer 535 (der alte Lysimachus zur Dime Pasicompsa über die Dauer ihrer Beziehung zu Charinus). Dic Junktur mir 11 m ni .. Es wäre scltsam. wenn es nicht ... / Du wirst schen, daß ... e< ist sechsmal bei Terenz anzutreffen, beispiclsweise in dem Mund des Sklaven Panneno in Eu 230L137 Jadt holft/ta! minlm ni tgo mt /",pi/er hodit bic daho (1l1n mto dtcrtpito hoc tl/1/I/rho.
Weitere Stellen sind An 598 nJimm ni domiJt. Ht 663 mimm ni illo sa1JJaJt tl tgo perii, Eu 344f. mimnJ ni hone didl. nJodo I hllic quat dalllJt do!/o, 711 nJimnJ ni 111 crt· das qllod iJ/t dieat, 1083 nJimH/ Tli iUoc homint quOtjuo paelo opUJt. Der umgangssprachliche Zug wird durch zwei Belege aus der volkstümlichen Atellanc noch deutlicher bes[ärigt: NOvlUS, Atcll. 114 Frass. mimm ni ranttnJ (...) contkmnalllJ JUnJ und Pomponius. AteU. 118 Frass. f1/imf1/ ni hat( MarJll U/. Ln der Komödic begegnet es sonst dreimal bei Plautus (Am 319, Capt 824. Cas 554) und. mit nisi. bei Cace. 101 f. Ribb. mirNm atko nilifrattr domi IlIrlmm aliquam tkdnil tbrillJ.
In Ph 235 teilt der alle Demipho dem Sklaven Geta seine VerwimJng über das Benehmen seines Salmes mit Wld fragt ihn nach einem Ratschlag (233f. 0 Gtla I monilor!); nach dessen a parte gesprochener ironischer Antwort (234 ux landun "Endlich einmal!'~, fragt er ihn (234f.):
DE.. qllid mihi dict1ft aul qU(1lfl rOliJam rrptrit1f/? mmiror. GE. atqui nptriam: oIiud rum Getas witziger Einfall, ebenso aparte gesptOchen. enthält eine Fonncl der fa· miliären Unterhaltung: al i 11 deli fa .138 Wörtlich genommcn "kümmere dich um etwas andcrcs", ist dcr wirkliche Sinn 'Mach' dir keinc Sorgen darum (ich machc das)'.139 Bei dcn Komikern heißt das: PI. As 107 lum 111 igilllf aliud CIIrtI quidlNbtl, Cas 613 abi tt alilld CIIffl. M.il 929 Wld 934 olia CIIm; ausführlicher in Mer 495 polin 111 alilld (11m? und Ps 235 polin aliam nm 111 CIIm?l40 137 Vf). Fabia Z.Sl 138 V1J. MatQUzeil.u Z.Sl t 39 Mutin z.SL "don't worry about thaA". Ich vetSte~ nicht. Wllnll1l der ThlL s.v. an» 1498 mit der Bedeutung von IIt"i timm nur Mi! 929,934 und Ph 235 anfiihn. 140 A.Q.F. Lorenz (p12ul Pswd.• ßerlin 1876) zu Ps 229 (; 235) verweist rur das Gnechische auf Hom. Tl 208 ·A),.Invo·. tillo 'ri 'tOl llEUuo fP9EalV (GA. Privitera, Odissn.
52
11. Einzelinterprerationcn
Die Dime Philotis versucht, Panneno zu übcr.teugen, ihr die Geschichte von Pamphilus zu cräWen. und der Sklave wehrt sich dagegen, indem er vermutlich in einer Parodie technischer Tennini der Beredsamkeit und des Rcchtswesens hochtrabende Worte benutzt 141 (He 108ff.): dim rommode I11 tergum hilum !ua'" infidem tomm;ttoJ?l PH. ah noli, Parmeno: qUaI; lu non mulLo malis nO/ran hoe mih; quant ego qm/t ptmJntor sein. flumquafll lath
Die von Philotis gebrauchte Wendung, als diese auf Pannenos feste Absicht erwidert, nicht zu reden, ist IJ 0 li. tvtarouzcau behauptet, es könne "Ne le dis , done pas. A ton aisc« gedeutet werden, es sei aber für den üblichen Ton der Unterhaltung geeigneter, "Ne cherche pas d'histoires, n'insistc pas" zu vers tChen. 142 So hat er einen seltenen. aber gut bezeugten wngangssprachlichen Zug (zweimal bei Plautus, noch einmal bei Terenz) gefunden, und zwar den absoluten Gebrauch von no/i, dessen Ton man genauer bestimmcn sollte. Tn Am 520 droht Jupiter, Merkur zu prügeln (die beiden haben sich in den Heml und in dessen Sklaven verwandelt), und wird von Aleumena durch ein ah "ofi untcrbrochen;143 Cu 131a weist ein textkritisches Problcm auf: PH. /tlCe PA. "oIi. !acto lautet der von Leo verbesserte Text (von Lindsay aufgenommen) für das überlieferte PI-!. fact. no/i. PA. !actO (von Goetz beibehalten), was hingegen anders von Emout verbessert (PH. lace. ,,0/0. PA. fllCtO - mit Verweis auf den V. 122, wobei ,,0/0 durch das von V überlicferte "o/i verbessert wird) lind so über* setzt wurde: (PH.) "Tais-toi; je te dcfends ... (PA.) Je mc tais". Ich nehme Leos Verbesserung auf: 1m vorangehenden Vers (131) hatte der Sklave Palinurus gedroht, den jWlgcn Phaedromus zu prügeln (etiaR/ R/ibi quoque stimu!o Jodert lubel tt); der JWlge erwidert darauf "Schweigt", und der Sklave sagt daraufhin no/i. foceo, gewiß in der Abwehr einer drohendcn Gebärde des Jungen. "o/i. !(IctO bedeutct also "Hör auf, halt! Ich schweige".144 Kommen wir zurück zu Terenz: Ln Ad 780 versucht Syrus, Demea auf,lUhaiten, der antwortet mit mille R/~
Vol. 11, Milano [Fondaz. Lorenzo ValiaJ 1982 übersetzt "non occupani di questo"); in der attischen Komödie befmdet sich nichts ähnliches und nach dem ThGI (s.v. ILiA..El, iKlI.lEA.ioIUll, bulliMIlal, a1tOuOO~ro, lPpovti~ro) auch nichl an anderer Stelle. 141 Vgi. den Gebrauch von commoditas bei Cicero (Inv. 2,40 und rhct.Hcr. 1,1,6); rommitunfidem korrum aus der Rechtssprache.
142
Z.St.
143 Von Ernout gut wiedergegeben mit "Ah, de gcice!". 144 P. Nixon versteht richtig: "Plxud. (dongtrofiJIJJ Keep still, or- I Pol (ha.rlilJ) Oon'[ Sirt 1 will I", wenn es auch unnötig ist, mit ihm tm:r, n~ sel.tl: !da zu lesen.
11.1. Römische Umgangssprache
53
Syrus sagt seinerseits noli inquam "Halt, sag' ich dir"145 und verursacht damit Demeas Reaktion (non man1~m abJline.s, maJtit,ia?). So hat man einen Kolloquialismus entschiedenen - wenn nicht schroffen - Tons wiedergewonnen, der bisher zumeist von der Tendenz verdeckt wurde. Ellipsen und unausgesprochene Verben eh zu sehen. wo der Gebrauch vielmehr absolut und halb· interjektionell ist Hier demnach an allen vier geprüften Stellen. l46
Zu An 82f.: "ttrU UIPilif eIl:
habtI" bemerkt Donar - über C(I pI u J e J I - tenelur el im/itllr, tX Ironslolione ftrarum olqlle IImotllJ und bezeichnet cs als einen Uhrot"l(J~6~, und Emesri erklärt cbellgleich, daß der ,senno plebeius' oder ,quotidianus' unter diesem Terminus ver· standen werden solle (Longin. 31; Hennog. 1[.i~. 1,30; Phot. bibI. 80);147 eine schöne Beschreibung des idiolirmllJ (hapax) findct sich in Sen. controv. 7 praef. 5 (über Albucius) wld 2.3,21 (über Hispo Romanus).148 Donar gcbraudlt die· ses Wort ebenso in bezug auf An 118. 149 Die umgangsspracbliche uancc VOll {aptre im Sinne von ptr affidJlJ (mit {onJilium e.sl (apien/i; Jit't J1Iamel naturo quis oll/171m mot'tl ...), in amoribliJ (satpe dt mtrtlridbll.fJ1SIJ ist durch Hor. senn. 2,7,46 It cOnJunx oliena (apil, merelnfNlo Dat-um beJegt und ist eine lebendige FonneJ, die in der populären Moral.Prcdigt traditionell gewesen sein könnte. 1SI Die Passage
Zu i"fllfJJtl sagt l\fartin z.St.: ,Jends lnsisrence 10 the impen.ave". Spengel zu Ad 781 läßt i/ltraf't unausgesprochen (Ashmore z.St. ,,sc. obin'j, Ashmore zu He 109 "ah, don't say so".
145 146
147 Lexicon technologiae Gn.ecorum rhetocicae, Leipzig 1795, S.V.; vgl. jetzt Jakobi, Exegese Donat 123fT. 148 Seneca der Ältere hat in der Tat auch einen lateinischen TennulUs gepriigt, der ilil.(JJtuc:Öt; entspricht, nämlich a·tili.I, was auf den schlichten Stil verweist; vgl. H. Bardon, Le vocabulaire de Ja critique lin:eraire chez 5eneque Je Rhetcur, Paris 1940,97; vgl. aber auch "CO. 1tohtuc:a öv6~aur: im gleichen Sinne bei !sokrates (Euag. 10). 149 P. AUf)", Liebe und Liebessprache bei Menander, Plautus und Terenz, Heiclelberg 1968, 88 spricht in bezug auf arlr mptNS lJI: hoJxl von einem Ausdruck aus der 'Fechtersprache'; dies ist zv.eideutig. weil man nicht versteht, ob sich dies nur auf hobtl bezlcht, das 12tsächlich ein gladiatorischer teanmus technicus ist, oder auch auf mptJlJ lJl, W2S mit der Fechtersprache nichts zu tun hat Hier werden also zwei unterschiedlichc Metaphern nebenemander gestellt, die (mit den Worten Don2ts. dem sie bereits deudich wuen) ',age.nsc!le' und die 'g1adiatoosche' (vgl.. Don. zu An 83). ISO ThlLs.v. eapiD337f. 151 P. 1...ejay, <Euvre d1·lon.ce. Saares, Paris 191 t, S. 556, der hlnzufUgt: ..l...2 langue courame n'exp~ pas autrernent la mainmise de I'amour sur Ja personne. de I'amour des counisanes $urtOUt".
00040394
54
11. Einzelinterpretationen
bei Propen hat einen anderen Tonfall: in 1,1,1 Cynlhitl primtl SIIiJ miJerum "Je cepil fXeUis wurde die gleiche uance bemerkt wie im entsprechenden griechischen Verb in AP 12,101,3 (Meleag.) 'tov 9paauv €lAov (yoo und in Parthen. erot.path. 9,1 tOV tmv 'EplJ6palroV lrtJU.lova 6l6yVllt0V dÄt:v. 152 Insofem iSt der Gebrauch von topio bei Propen einem literarischen Motiv zuzuschreiben und kann nicht als ein Kolloquialismus bemchlet werden. 153 Donal liefen auch eine Erklärung fur hab e t (An 83) (z.St.: si, dialllT tk eo, qm ItliJlittr t'llhttroLliS uf), welches in der Tat der gladiatorischen Sprache eigentümlich ist und üblicherweise in der Fonn hfX habtl benutzt wird. 154
IU.c. Syntax In Eu 202f.
tl quidquid hl/hafid UlMIO firi
u'll"iJ
hatte die Hs. p et qllidqllidfia, hllil/.S ,al/Jil vi'l,iJ,iI jeri. Bereits Donat verbesserte zu Eu 980 den Text und lIlterpretierte h 1/ i 1/ S als ein Neutrum, wie eben in 980 und in 1070. 155 DiesbC".lügJich bemerkt Fnenkel anhand der Belege bei Plautus und Tere.nz, die der ThlL S.v. hi, angibt, daß ein solcher Gebrauch des Demonstrativpronomens eutrum im gesprochenen LaIein üblich gewesen sei. nichl aber im klassischen (ausgenommen Ovid. met. 14,26). und wHer· strcidll die Tendenz. nach der die oonalisierer der lateinischen Prosa (zwischen 150 und 80 v.ehr.) das Mißverständnis durch den Zusatz von ni für das eutrum zu beheben gesuchl hätten. 156 Ln An 106 begegnet das redundante i b i 111m. Diese Wortwahl spiegelt
eine typische Übergangsfonnel der Umgangssprache. 157 Eine solche Fonnel kann jedoch viel mehr besagen. Adverbien wie deindt, exim, ibi 111111 sind bei gcVgi. Fedeli z.SL 153 Das gleiche gill für die vom ThiL a.Q. zitierten übrigen SIelIen bei Proper.t, Tibull und Ovid. 154 Vgi. Kauer Z.SI. ~,den h:u's'j;Shipp Z.SL (pI. Mo 715, Ru 1143). 155 Vgi. Muouzeau Z.SL, der bemerkt, daß die Lesart von p den achleil hat, hm·JIS mit dem von der Szene abwesenden Mädchen zu verbinden. 156 Eun. S. 680. 157 Vgi. H. 1bomsen, Pleonasmus bei Plautus und Terenz, Uppsal:l. 1930, 82L bei Plautus nur als Vermutung. fiinfmal bei Terenz, mit örtlicher Bedeunmg in An 106. 131. 223, Eu 108, mit zeidicher in An 634. 152
11.1. Römische Umgangssprache
55
nauer Betrachtung eine fonnelle Konstante der Erzählung. Man kann dies bei EJ7..ählteilen von Terenz und Plaurus festscellen. Fraenkel hat es am .Euhemerus· des Ennius gezeigt. und zwar in der Funktion der Erhaltung und Standardisierung der Sprechweise der gemeinen Leute, wenn sie etwas zu erzählen haben; die literarischen Vorbilder dieser Erscheinungen lassen sich in den frühgriechischen Prosaikern, wie Pherekydes. und in den atvOl axoloyol nachweisen: Hier werden die Abschnitte der Erzählung durch die Wiederkehr von dtcx, hntcx, 6 li[ ... ij li[ ... usw. markiert. l58 Bei PlaufUs (z.B. St 539ff' J Ep 205ff.) und Terenz (An 22lff., 923ff., Eu 107ff.) ist Fraenkel zuzustimmen, daß es schwierig sei, zu unterscheiden. was auf den Einfhill der griechischen Vorlage wld was auf den i.n Rom zu jener Zeit üblichen schlichten Er.tählWlgsSti! zuriickzuführen ist. Bei Simos Erzählung über seinen Sohn Parnphilus an Sosia (An 46ff.), welche eUIL'll festen Anfangspunkt hat (nm omntl1J a princi. pio audies). finden wir ähnliche Anzeichen für diese Erzählweise, und zwar trotz der zahlreichen Unterbrechungen durch Sosia und der Abschweifungen des Simo: nam is pOStqllOll1 exewil tx rphtbiJ (51), inlerto mlllier qlloedmn (69). primo hale (...) (74), sed postquam amOM o!<mit (76), d,(h}int quotJtum "'ripit (79), ibi tum }ibu, (106), quio tum mihi lamentori (...) (121)./unl« interim I proadit (127f.), int",. hat< ,oror (129), ibi tum exanimatl« Pamph;"" (131), tum illa (135), tkniqu, I ito tum tfij"do (147f.), ganz abgesehen von dem parataktischen Stil (z.B. 117 'lfttlur; imw, 128 od Rpulmtm l/tnimlli). dessen Kürze, Bündigkeit und Eleganz das Lob CIceros (de 0'[. ~26f.) verdient habcn. 159
Il.l.d. Stilistisches In An 45 liegt ein parataktischer Bau mit dem in einem indirekten Fragesatz
benutzten Indikativ vor: qJlin Iu Jlno verbo die quid esl quod mt ve!is.
Dies ist ein charakteristisches Merkmal für Umgangssprache. l60 Im Griechi· schen iSl die Par at a x e keinem literarischen Genus fremd (z.B. Aesch. 158
Additional Note on rhe Prose of Ennius, Eranos 49, 1951,50--6 (= Kl. Beitr. 11
5~.
159 Vgi. jelZl d2ZU A.D. leerrw1/H. Pinkster/j. Wisse (M.T. Cicero, Oe or.ltore libri 111.4. Bd, Heidelberg I9%) z.St. 160 Lat.. Umg. § 100; P21mer, tat.. Language 78 Arun. 328; daß Terenz die breite VerwendW1.g der P2nwe weder von Plautus noch von den griechischen Vodagen übernommen hat, sondern daß es eine Eigentümlichkeit der spätestenS seit dem augusteischen Zeitalter unverindert gesprochenen Sprache ist. wird gezeigt von A. Weninger. Oe parawis in
56
11. Einze1interpretationen
Eum. 894: Kat 5'" 5t.Örrntal" tt~ ÖE ~O\. t\l-1" ~EvEl). Vor allem ist sie dort besonders beliebt, wo die Allragsrcde widergespiegelt wird, und zwar bei den Komikern: Es ist kein Zufall, daß hier gerade das Pronomen 'ti<; (= quis) oftmals Subjekt oder hauptsächliches Satzglied 15(,161
Ein Beispiel für die Eil i P 5 e des verbum dicendi als Zug eines sparsamen Wongebrauchs findet sicb in An 28f.: 162 SI. /lOS ülaec intr" aliferlt: abiu. - , Sosia, ade! dllm: paum u 1J01o. SO. mC[lIm pI/la:
Die Ellipse ist gewiß eine jener stilistischen Fennen, welche die AJltagsrcde mit der Dichtersprache gemein hat,163 aber der wngangssprach1iche Charakter ergibt sich hier deutlich aus dem Zusammenhang der Rede: Simo beeilt sich, dem Freigelassenen Sosia seine Absichten mitzuteilen; wld auch dessen Antwort dictUM pllta besitzt den Tonfall gesprochener Sprache. Die bemerkenswertesten Parallelstellen sind jene vom Typus andi pancis (z.ß. Eu 1067, He 510, Ad 806 auscuUa pauciJ),164 da es sich hier um die Verwendung von a"din = dictnltm andin handelt, eine Verwendung, die "für die Freiheit der Umgangs. sprache sehr charakteristisch scheint".165 Es ist unwahrscheinlich, daß Terenz mit solchen Ellipsen Menandcr nachgeahmt hat, der sie in der Tat selten benutzt. Das Vorbild für Terenz ist in diesem Falle nicht literarischen Ursprungs, sondem die bestc Umgangssprache Roms. 166 Im Griechischcn ist Ei~i eines der sehr wenigen Verben, dessen Ellipse häufig ist, welln auch meistens in der dritten Person, wo eine AuslassWlg in der Alltagsrede zwangsläufig isr (6 1{lllC; Tcrcntii fubulis vestigiis, Diss, Erlangen 1888 (Bespr. ALL 5,1888,592); vgL auch C. Lindskog, Quaestiones de p:mtaxi CI hypotaxi apud priscos latinos, Lund 1896 (Bespr. AU.. 10,
1896-1898,296). 161 Wackemagel, Kl. $ehr. I 792f. 162 Ähnliche Passagen in Lat. Umg. § 156 (und Nachtrag); zur Ellipse im allgemeinen bei Terenz vgt. AJlardice 2; zu einer ebenso wngangssprachlichen Art von Ellipse, dem elliptischen lmperativ, vgl. L.E. Rossi, Mondo pastoraJe e poesia bucolica di maniera: l'idillio OttavO dei tIJ'!JJlJ teocriteo, SIFC 43, 1971, 15 und Anm. 2. 163 Vgt. vor allem die Bemerkungen von E. Löfstedt, Philol. Komm. zur pcregr. Aeth., Uppsah 1911 (= Dannstadt 1962), 16 wld Synt. II 365; Maurach, Dichtersprache 63 bemerkt, daß tJlm + Nomen der häufigste Typus der Ellipse des verbum dicendi in der Dichterprache ist (z.B. Verg. Aen. 1,335: fNm VmNJ). 164 Vgl. Klotz zu An 536 (aJlJ(1i!tß paudij; zu PaJltzf (AbI. instnlmentalis) vgl. Hofm,Sz. 119f.; Barsby bemerkt zu Eu 1067, daß dieser Gebrauch von ;aNti! bei Tercnz begrenzt -aufälterc Manner ist, so daß es "old-fushioned" klingen konnte. 165 Löfscedt, Sync. n 264, mit Verweis -auf Cic. An. 15,11,2, Sen. controv. 2,5,3, Petron.33,8. 166 Fraenkel, Eun. S. 676 (zu 65); vgt. Marouzcau, Stylistique 216.
11.2. Bisher als umgangssprachlich geltende Elemente
57
KaÄ6c;. nie Eoti). viel seltener in der zweiten oder in der ersten. wenn das Pronomen fehlt; ansonsten sind derartige Ellipsen in den yv&~al üblich 167. Belege für Ellipsen des verbum dicendi kommen aber auch im Griechischen vor: z.B. Soph. oe 1441, Ar. vesp. 1179, Dem. 18,200 (alles verneinende Ausdrükke);I68 eine-Ellipse in einem nicht verneinenden Ausdruck findet sich z.B. in Ar. ran. 841: cri> ~il ~ laUla; (d.h.liyt:1.C;). Es ist zudem beobachtet worden. daß sich Aristophanes reichlich der Ellipse des finiten Verbs bedient, während dies bei Menander unüblich ist Dieser und andere Aspekte zeigten einen höheren affektiv-emotionalen Grad der Sprache bei Aristophanes gegenüber der des Menander. 169 Andererseits bemerkt Haffter, daß insbesondere die Ellipse des verbum dicendi in den narrationes eher ein Charakteristikum des Terenz als des Plaurus sei. 170 Von diesem Gesichtspunkt aus ist eine interessante Ähnlichkeit von Terenz und Aristophanes auf der einen, und von Plaurus lUld Mena.nder auf der a.nderen Seite zu konstatieren.
11.2. Bisber als umgangssprachlich geltende Elemente
II.2.a. Einzelne \Vörter
Als einzigen Fall von 'hochgehendem Affekt' eines der Umgangssprache angehängen geminierten h t 11 J führt Hofmann eine Passage aus Terenz an. Ht 348[;171
.vn
CUT. lJmIm bereit isiNC ul. Syrt, illqltOJ1t. htMJ IHN! Syrr! sv. ro1lcalNil. qJtid ziJ? CLIT. ndi, ndi! SY. adINm: die '1Nid u/?
167
Frnenkel, Sem. 28, der J.D. Denniston (Eur. Elecm,Oxford 1939) zu Eur. EI. 37
zItiert.
168 SchwyzerlDebnumer. 11 707~ vgt auch Kühner/Genh, 11 564~ weitere aristophanische Stellen bei MacDowell und Starkie, beide zu vesp. 1179; nützliche (aber nicht kritisch eingeordnete) Materialsammlung bietet P. Bachmann. FJlipsen und Anakoluthe als FJemente der Umgangssprache in den «Achamerm des Acistophanes, (Diss. Götringen) München 1961. 169 Dies in die These von DittlTW. Sprach!. Un(eß. Ar. Men. 54. 170 Dichterspr. 130([ (weitere Literarur 131 Anm. 1). Das Kriterium des Umgangssprachlichen rur die Verbalellipse w;rd absichdich ausgelassen von B. Denzler, Der Monolog bet Terenz, Diss. Zürich 1968,77 Arun. 274, und %w:lr in ~g der Ergebnisse der neuen Methode Happs rur die Einschdnkung der Umgangs,sprache. 171 Lat Umg. S 17; zur Partikel s. W.S. Wart, HntJ. Glotta 41,1963,138-43.
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58
11. Einzeliterpretationen
Als Syrus, weil sein Plan keinen Erfolg erzielt hat, Anstalten macht zu verschwinden, ruft ihn Clitipho zurück. Die Gemination von heus begegnet bei Terenz aber noch viennal, und es lohnt sich, die Passagen ausführlich vor.lUsteUen. In Ad 281 ruft Ctesipho seinen Sklaven heus heus.[)n, indem er ihn beschwört, sich sobald wie möglich mit dem unanständigen Menschen, dem Kuppler, zu beschäftigen, da er das Schlimmste befürchtet, falls jener etwas herausfande; Syrus empfiehlt illffi, ruhig zu bleiben (non fiet; bono animo eJto, 284). In Ad 633f. perüf homseo semper ubi pubare hasee occipio miJer. I heus heus Aesehinus ego SIIm: aperile aliquis aC/lllum ostium klopft Aeschinus keuchend an die Tür des Hauses der Geliebten, bevor er über seines heraustretenden Vaters Stimme erschreckt. In Eu 336f. incurtJos tnmulus Iabiis demissis gemens: I ''heus btJIs tibi dieo, ebnena" inquit bittet Archidemides, zitternd und hustend, Chaerea um Hilfe für seinen Prozess am nächsten Tag. 112 In Eu 530f. non herele lImiO/n tertio. heilS heus, eeqllis hit? I ego silm Chnmes klopft Chremes nervös an die Tür von "nIais. Folglich scheint, daß heus heus immer von jemandem benutzt wird, der sich in Umständen voUer Furcht, Unruhe und Erregung befindet. Für den nicht wngangssprachlicben Tonfall der geminierten Interjektion spricht anscheinend ein tragisches Bruchstück (trag. inc. 22 Ribb.): heus btus pater, heus I-Ieetor. Ribbeck verbesserte allerdings den in Charisius' Handschrift überlieferten Text in heu, vielleicht deshalb, weil IJtus (abgesehen von Ace. 140 Ribb.=579 Dangel) in den uns erhaltenen Tragikerfragmenten nicht bezeugt ist. 173 Doch hierzu ist Folgendes zu bemerken: Ribbeck zitiert Charisius nach der Ausgabe von Putsch (II 216) auf folgende Weise: 'heu (...) J-Ieelor' (J dolan mUltis adfittoe; A. Klotz folgt in seiner Tragikerausgabe Ribbecks Interpwlktion. obwohl er die Charisius-Ausgaben von Keil (GrL I 242,6) und Barwick (315,19f.) anführt. welche eine andere Interpunktion aufweisen:
adftctus ob amonm: 'heus heus pater, heus Hec/or'; a dolore menus '!ffielae: (sequitur trag. inc. 79). Auf diese Weise ändert sich der Zusammenhang, in dem das Fragment verstanden werden soU: Die Intcrjektion wäre nicht untcr der Wirkung dcs Scll1Dcr.lcs, sondern unter jener der Liebe ausgesprochen. Es ist bei genauem Hinsehen der gleiche Zusammenhang, in dem Clitipho seine erregten Wone ausspricht und woraufhin Syrus antwortet: coneaiNit "er ist heiß geworden". mit einem Verb, das der Liebessprache angehört. 174 Übrigens folgt im ,Heauton172 Wie Tiresia in Lueil. 1118f. Krenkel, bemerkt Donal z.$t. 173 Der ThIL S.V. heJIS stellt es unter dubia. 174 Marouzeau übersetzt "il a eu chaud"; ThJL s.v. a}n((l!esm: ,,-Uil (u. amon), quid vis?" (Eugraph. 7..$t. raum suhzkJ lfmata/JIS es~, Tert. virg.vel. 14 ill/er ampkxus t/ osruw assitiua a:m(a1e~
11.2. Bisher als umgangssprachlich geltende Elemente
59
timorumenos' Clitiphos Reaktion auf die Worte Clinias zur Möglichkeit, daß Clitipho, falls er Syrus' Plan nicht annähme, Bacchis für immer verlieren könnte: " ... Wenn es dir weiterhin möglich ist, sonst nie mehr" (I-It 347). Falls Clitipho Syrus mit einem üblichen Ausruf angesprochen hätte (z.B. heus htus = 'hey, du da!'), enviese sich Syrus' Beobachtung (concalJl;~ als unverständlich: Sie wird gerade durch den emphatischen Tonfall von Clitiphos Worten und durch die Verwendung von heus verursachr, welche wahrscheinlich auf der tragischen Liebessprache beruht. Die unverhoffte Begegnung zwischen dem Jüngling Clinia und seiner Geliebten Antiphila ist durch eine sehr gefühlsreiche Stimmung gekennzeichnet (Hr 406ff.): CLiN. salvt, amme mi AN. 0 mi Clima, salve. CL. 1I1lKJks? AN. sa/vom 1It1limgaudeo. CL. teneOf/e te, Antiphila, maxume animo exJjJedIJlam meo?
Eine ähnliche Szene ist in einem Fragment von Pomponius, Atel1. (,FuUones') 45 Frass. m; frattr, salve!:: 0 soror, salve mta! zu lesen, das Plautus, Cu 657f. anklingen läßt: TI-I. (...) salve, mea soror. PL. fraltr m;, salve; diese formale Ähnlichkeit ist charakteristisch für die literarische Stilisierung, welche Pomponius für die schmucklosen traditionellen Szenerien der improvisierten Atellane erarbeitet hat. 175 Wie auch bei Plautus fmden wir in der Passage aus dem ,Hcautontimorumenos' einen Chiasmus: Grußformel, Anrede :: Anrede, Gruß· fonnel, und ebenso in den Anreden einen weiteren Chiasmus: Name, Pronomen :: Pronomen, Name (wie auch in Hc 455f. PA. salve, mi pater. I LA. gnate mi, salve, 730f. (LA.) Bacchis saiJJe 1 BA. salve Lacbe).176 1.11 der pathetischen Szene des Abschieds zwischen Pyrgopolynices und Philocomasium (PI. Mi! 1329f.) fragt diese ihn opsecro beet compltcti priusquam profidsco? Pyrgopolynices läßt dies zu, und sie ruft: 0 mi ocule, 0 mi anime; der besänftigende Tonfall wird auch deutlich z.B. in As 664f., als die Dime Philellium den Diener wie folgt anredet: da melis oceUus, mea rosa, m; anime, mea uolJlptas. I Leonida, argentum mibi, ne nos diiunges amantis. l77 Auch der Satzbau 0 + Possessivpronomen und Sub-
lar, vgl. vor allem Eu 85: (parmeno zu Thais) aatde ad igntm hu"r, iom ratum plm saW (vgl. Tromaras z.St., mit weiteren Passagen aus der griechischen und römischen Literatur; P. Flury, Liebe und Liebcssprnche bei Menander, Plautus wld Terenz, Heidclbcrg 1968,90). 175 Frassinetti, S. 103. 176 Zum Griechischen vgL Austin zu Sa 128f., mit Verweis auf Ge 41, fr.com.adesp. 1017,78f. K.-A.; vgL auch P.Oxy. 4024,3f. (Men. Leucad.; erscheint demnächst in PCG VI I). 177 Vgl. auch die weiteren plautinischen Stellen in TIUL s.v. (1"Unllll04.
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60
11. Einzelinterpretationen
stantiv ist eine Eigenart des gehobenen Stils: z.B. Tercnz, Eu 4SSf. 0 Thau mea, I me#m samum, Plautus, Ci 95 0 mea Selenium, Poe 1127 0 mi m; in Cas 632 ist Hofmann gezwungen, die lnversion in 0 ere mi zu rechtfertigen, indem er sie lediglich der "künstlichen Diktion" des Canticums zuschreibt 178 Wenn es sich so verhält, ist das nichts anderes als eine Bestätigung des literarischen Abklat~ sches des terenzischen anime mi, welches Hofmann zu den anderen venneint~ lieh umgangsspracWichen Formen zählt, die nachweislich nicht solche sind. 179 Unter 'Rang- und Klassenbezeichnwlgen' gibt es einige, die Hofmann für Charakteristika der gebildeten Umgangssprache hält. Unter diesen findet sich das adverbiale eg re g i e neben einem Adjektiv, wie in An 273: 180 quam ego animo eg,rtgie {amm pro uxore hablftrim?
Diese Verwendung von egrtgie mit dem Adjektiv ist bei Autoren wie Ennius, Sallust, Livius, Tacirus und Lukrez zu finden. Es ist hier unnötig, dic ganzcn Passagen wiedcr,wgeben wld ihren offensichtlich gehobenen Charakter zu betonen. 181 Vielmehr ist es lehrreich, wie Cicero einen solchen Ausdruck (außer in Brut. und de or.) in einem Brief an Atticus gebraucht, um zu verstehen, wie sogar in einer für uns für die römische Umgangssprache so \Vertvol~ len Briefsammlullg verschiedene Stile zu unterscheiden sind (Att. 2,22,3): nun{ ita nOI gmmul ut in ditJ linguuJJ el Illldia in 1101 homi1llim el opes 1I011me augeanlu,; rem publi{am nuUa ex porte allingimul, in (ausls alque in iUa optm noslra jörtnsi Jl/mma i"dllst,ia venamur, quod egrtgie non moth ÜJ qui ufunlllr opero <1Ioslrw ud edom in IJU/gus grofNm eilt It"limul. domus etlebralltr, o«umlur, rtllOlJQlur memoria consulotuI, sludia sign[fi(anfUr; in eam spem addudmNrul "obis la confenlio quae impendtl inlmium nonJugimda vidtallir.
178 Lat. Umg. § 128; als ob die 'künstliche Diktion' nicht allen plautinischen Cantica, nicht zuletzt dessen Langversen, eigentümlich wäre: Die aufgezählten Stellen gehören entweder ersteren oder letzteren an. 179 Die von D. Ruhnken (In Tercntii Comoedias Dict'J.tl. Ed. L. Schopenus. Bonn 1825) bemerkte Srandardfonnel /lntone te? (407) wird von denjenigen benutzt, .,qui amicos percgre reversos amplcctwltur", und ebenso benutzen sie Ovid (Her. 2,103), Sueton (Caes. 59) und Scneca (I-W 623: vgL J.G. Fiteh, Seneca's Hercules Furens, Irhaca. NY 1987, z.St.: "the mOfjulu in such a situation"). Sie hat eine griechische Vodage in cx.Q} oe, was Menander (Asp 508, Mis 214: vgl. Gonune/Sandbach zu Ms 214: "is a standard fonnula ar such reu~ nions'') sicherlich den tragischen Wiedererkennungsszenen entnommen hat, wie jenen bei Sophokles (EI. 1226) und bei Euripides (Ale. 1134, EI. 579, Ion. 1440,1'1' 829); der Zusam~ menhang der terenzischen und menandrischen Stellen, wie der mit der einzigen Parallelstelle bei PlauNs (Ru 245f. ul vix ",ihi I mdo ttp /XX, le unm), erweist sich also als parattagische Srandardfonnel. 180 Hofmann wird von Kauer z.St wörtlich gefolgt. 181 Man sehe ThIL S.V. tl,rtlfNI294.
11.2. Bisher als umgangssprachlich geltende Elemente
61
Der Stil dieses Berichtcs dcr damals aktueUen Lage ist reich an Figuren: Man beachte insbesondere das Asyndeton domus eelebmlur, occurrilur, rtn{)ZJ(11ur memona eonsulolJlsJ sIJldia Jignijicantur, ferner ist das Adverb egregie von den Prädikatsnomina opera und gratum durch ein Hyperbaton getrcnnt. Sehr nahe dem terenzisehen Gebrauch liegt Apul. apo!. 68 mulier sapiens et egrtgie pia bezüglich Pudentilla. Anscheinend ist das Adverb in beiden Passagen keineswegs ein abgeschwächtes 'sehr', sondern es heißt 'besonders (mehr als alles andere)'. Auf folgende Weise beginnt der junge Phaedria seine Rede moralischen Inhalts an seinen Freund Antipho (ph 162f.): afiis quia dtJit quod amant oegmt; tibi quio superut dolet; amore abundas, Antipho.
Das Verb d eJ i t wird von Dziatzko und Hauler für "ein Wort der Umgangssprache" gehalten (= deest. dtfidl).182 Zur Unterstützung zitieren sie je einen Vers von Terenz (Eu 243 nil qllOnl est, nil tlejil tamen) und von Plautus (Men 221 neqlle dejiat neqlle Sllpersi!). Die Wahl eines solchen Verbs scheint hingegen zum höheren stilistischen Niveau zu gehören. und zwar wegen seines Vorkommens (mit dem gleichen Satzbau) in der Dichtersprache. 183 zunächst bei den frühen Tragikern (Enn. trag. 338 Jocelyn pol mihiJortJlna mogis nune dejil. qllam genJlS, Ace. trag. 350 Rjbb. (=352 Dal1gc1) disertim id IInum incommodis deßt HJeis). dann bei Lukrcz (2,1141 qllondoquidtm grandi dblls aevo deniqlle deJil) wld VergiI (cd. 2,22 «Je mihi nOn au/ate fUWom, nonJrigore deßl); ohnc Dativ begegnet das Verb z.B. bei Prop. 1,1.34 (rlllllUo vocu/tS tempore tlejil amory184 und bei Liv. 9.11,6 (numquam causa dejiel). Außerdem steht der Charakter der tcrenzischen Passage. mit ihren Parallelismen (alii (...) libi; quia ( ) quia; dejit (...) superot, aegrest (...) dole!;. ihrem adversativen Asyndeton (olii ( ) !ibr) und ihrem alliteriercnden ScWuß (amon absmdas, A11tipho) in dersdbcn poetischen Tradition. Der alte Demipho überläßt sich. nachdem er bei der Heimkehr von der Hochzeit seines Sohnes Antipho erfahren hat, einer birteren Reflexion darüber, was derjenige antreffen kann, der von einer Reise zurückkehrt (Ph 246):
182 Z.St. 183 ThlL S.v. difiao 326. 184 Diese ßehaupnmg wird von Fedeli z.St. bestätigt "piuttosto ehe di un vocabolo del JlmlQ familian'J (Uhlmann Gm. dir. 87) si tr.l.ttern di un a.rcaisrno. eorne pensano Leurnann K1. Srhr. 154 [ausgeredmet unter den wichtigsten Merkmalen der lat. Dichterspraehe1 e Tränkle Sprruhk.unJr43-44".
62
11. Einzelinterpretationen quidqllidpraller Jj'Mm eveniot, omne id drpUlart me in /um.
•,Was auch immer gegen die eigenen Erwartungen passiert, das alles muß einer für Gewinn hahen". Das Verb depulare sehen Dziatzko und Hauler als "Kompositum der Umgangssprache etwa im Sinne des Simplex".185 Das Auftreten dieses Verbs in der practexta ,Brutus' VOll Accius (32 Ribb. = 666 Da.11gel prmn lIide, fit qUiRl 111 rut htbtltm dtpults aeque oe ptCIIJ), 186 dessen gekünstelte und schwülstige Sprache zur Zielscheibe der bissigen Satire im Buch 26 des Lucilius wurde,187 nimmt dem Wort deputaTe jeden umgangssprachlichen Zug. Dies gih auch, wenn man davon absieht, daß der fragliche Tcrenz-Vers ein traditionsreicher Gedanke in der Antike ist 188 und gleidl danach (251 quidquid (...), DIRne id dtpli/abo esse in lutrO), diesmal wngekehrt a.ngewandt, im witzigen Einfall des Sklaven Cera wiederholt wird, weichet sein zukünftiges Unglück schon vorausgesehen hatte. 189 In Ph 682 antwOrfet der Sklave Geta auf Antipho, der sich erkundigt, was et überhaupt getan habe: (munxi O,&(nlO unu.
Die Jwlktur (HIli Hf, ( r ( + abi., die 'jdn. (betrügerisch) einer Sache berauben' bedeutet, wurde für ein ohnehin umgangssprachliches Verb gehalten, und zwar aufgrond seines ausschließlichen Vorkommens bei den Komi-
185 Z.St., mit Verweis auf S. 74, wobei die mit deo zusammengestellten Verben als Charakteristika fijr die Umgangssprache bemchtet werden, nicht anders als bei WailOllann, Vulgärl:u. bei Tcrenz 96ff. (wobei zu drplilart in der Anm. nur auf Cato agr. 49,1 und auf 'Spätlateiner' hingewiesen wird). 186 Zu drpuJb mit dem Akk. und dem lnf. erwähnt der lbJL S.V. 621 außer Terenz nur eine plautinische Stelle (Am 158: in einem erregten canticum des Sosia) und drei spätere (Ruflll., Aug., Grcg.M.); in der von Wmnnann zitierten Cato--Stelle (s. oben, Anm. 185) besitzt das Verb den eigenen (bäuerlichen) Sinn von 'beschneiden' und könnte in die Gruppe der mit de· zusammengestellten Verben (z.B. d«arpo oder deratio) ein&"COrdnet werden, welche R. TiJl (Die Sprache Catos, Philol. Supplbd. 28, H. 2, 59) unter dem Stichwort 'Verben, die mit Cato in die Literatur eintreten', eintriigt: Denn bei den Komikem iSl die Bedeutung nur übertragen. 187 Zur lucilischen Polemik gegen die Tragödie und insbesondere gegen Accius vgl. J. Otristes, Der frühe Lueilius, Heidelberg 1971, I03ff. 188 Vgl. Marouzeau z.St. (z.B. Eur. fr. 392 N.2, I-Ior. cann. 1,9,14111(1"() adpone). 189 Ebensowenig sprechen die Zusammenhänge der weiteren Terenz-Passagcn zugunsten eines gesprochenen Tons: Ht 135f. molo ql/idll!1 me dil"lIm qllovis d~l/lem I Ji idfaaam, He 477f. mJ ql/ando JtJe tJJe illdign(JJ1l drpl/tat matn' meat I ql/at roncrdal cui(I/)Jql/t mOre! lfJlurt 1IIa mode· Jtia, 524 tir tgo lllO! nm? tu IIlmm me allt hominem drplll(JJ adeo e.JIt?, 799 tdepollle mtolll lf'NJ llJe
operam tkpulat parvi prtli.
11.2. Bisher als umgangssprachlich geltende Elemente
63
kem. l90 Die Belege für diesen Gebrauch sind in der römischen Literatur außer an unserer Stelle folgende: 191 in PI. Ba 1099ff. sagt der alte Nicobulus am Schluß eines langen Monologs: h(}( es! demum quod ptrt:rucior, I me h(}( aelatir huJjJi~ tori, immo edtpol sic uldOl Jactum I tano capite atque alba boma miserum R/e auro tßt ununctum; 192 Lucil. 851 Krenkel in me iUis sptR/ esse OR/HeR/, quovis pOlse me emuHgi boLo ist selbst wohl kein direkter Beleg für die Alltagssprache: Lucilius entnimmt der Komödie in der Tat Wörter (wie bolus).193 Aussagckräftig ist die Wiederaufnahme durch !-:Ionz (ars 236ff.): Indem er die Grundzüge der dem satirischen Genus eigenen elocutio erläutert, spielt er folgendennaßen auf die Komödie an: 194 IItC sic mitar Iragico dilJem colon I ul nihiL intmit Dallume Loquatur tl audax I Pythias eR/unclo Lucralo Simom takntum, I an wslos jamuLusque dei Siknus alumni. 195 Beim Wort eR/ungtrt hatten sich bereits die alten Grammatiker und Kommentatoren aufgehalten: Eugraph. (zu Pb 682) p. 244,21 erklärt argentum abstuli ex stl1ibus, und das schol. p. 136,11 noch deutlicher: txprtssi, fraudllknler aeetpi: prolltrbium esl et qypauage. 196 Nonius (36,13) zitiert Lucilius wld Terenz und sagt: emungi tX manifesto signiJicatione emanal, was durch Quintil. 8,3,83 E~-
190 Von I-Iofm.-Sz. 106 (zusammen mit a"rrumdli((J und tlMo) bezüglich der Verwendung mit dem AbI. 'der Trennung' belegt", Hofmann, Lat Umg. § 140 sieht es als Beispiel fUr konkreten WortSchatz; die breiteste Behandlung des WorteS befindet sich bei W. Goldberger, Kraftausdrucke im Vulg'MIatein, Glotta 20, 1932, 111 f., wobei das Verb im Sinne von 'ausschneuzen - betrügen' (Zitate: PI. Ba 701, Lucil. 851 Krenkel, HOL ars 238) verwendet wird, was den Bau mit Akk. der Person und Abi. der Sache betrifft wld auf den Einfluß von (delfroudan aliqlltm aliqua n zurückgdiihrt wird; die ausfuhdichste Behandlung des Begriffs liegt bei J.F. Callahan, loe Figurative Use of tmNn,gm, in: Ch. Henderson Jr. (I-Irsg.), Oassical, Med.iaeval and Renaissance Studies in Hanor of B.L. Ullman. I, Roma 1964,67-78 vor. 191 ThILs.v.544. 192 Nur un1 eine Vorstellung der Künsdichkeit des ganzen Monologs zu erhalten, vgl. z.B. den V. 1105 IMNm aernmnae tl mti mali (vgl. Haffter 19742, 10M. und 107 Anm. I); zu den ,Monologeinleitungen' sehe man noch einmal Fraenkel, Eiern. Plaut., Kap. VJ; Haffter 19742, 120f.; Happ 1967,82 Anm. 2. 193 Vgl. Man: z.St. (881 M.) und ThJL 2068,15ff. (zur Verwendung in den Sprichwörtem s. Otto, Sprichw. 56). 194 Anhand des Hinweises bei Pseudo-Acro (apNd LJidli1U1l". von Orelli in CataJium verbessert) schreibt Ribbeck das Fragment Caecilius Statius zu (fr. 287 Ribb.); selbst wenn man die Lesart der Hss. aufnimmt und die Anspielung Lucilius zuerkennt, findet man Sukkurs in den komischen Szenen aus Buch 29 des Lucilius O. Becker, Beitriige zur Kritik des Fulgemius, RhM N.F. 5, 1847, 38ff.: von Brink zu Her. ars 238 erwähnt). 195 Brink z.$t. sagt "all comment:awrs rem:u:k on the stylistic character of the word. 1t is a vulgarism mat belongs to the language of comedy": Auch diese Ansicht wird durch die automatische Identifizienmg zwischen Komödie-bezogener Sprache wld ,Yulgarismus' verfaIscht. 196 Arus.Mess. gramm. 7,472,28 achtet auf den Satzbau: tmllntp /xx n i& (es folgt Ph 682).
11. Einzelinterpretationen
64
I= sigllificaJi~
laliorem pmebens intelkc/um quam qutm verba per se ipsa dedarolll erklärt wud. t97 Charisius (gramm. p. 477,4 ß.) teilt das entsprechende attische Wort mit: tmungo a1to~J:6t'tCJ}.198 Dieses Verb kommt dreimal in der Neucn Komödie vor: Men. fr. 383 K-A. ytpcov an:t}l€:~l\:lI(t' a9ALOC;, A€}lq>OC;; adcsp. 1056,8 K-A.lx1to~.l'()'t't'oov; adesp. 1129,41 K.-A. 6:1tO~l)t't6IlEVOC;.199Auch hier hat das WOrt die Aufmerksamkeit der Lexikographen geweckt Poil. 2,78 i}l)ll öf:. 'tlvtC; 1:&v ICwlll1Crov tO Eltl Ktpön E;cx:n:a'tnv Ct.1tO}l\l't"CElV ttnov; Hsch. Cl 6490 Latte O:1COI.l'i:l't'ttlV· E;(l7[(l'tnv. YOTl1:tUElV; Phot. er. 2579 (cod. z 97") anOIi\rttEW' E;ano:tnv. YOTlttUELV und Eust. 1761,19 MEV Kai. Ct.1t0IlU;at nva tO E;Onatfj(1CIl. Auch wenn sich PoUux' Lemma, das fast genau wie bei He~ sych und Photius lautet. nicht direkt auf Menandcrs Fragment bezieht, und zwar wegen der Unwahrscheinlichkeit. daß das ,Dichterwort' al't(~E~\)IC'tO in CtnOjlUt1:HV normalisiert wurde. selbst wenn sich die unmittelbare Abhängig~ keit der anonymen Papyrus fragmente nicht mit Sicherheit bestimmen licße.200 bleibt die Tatsache bestchcn, daß es sich um ein Wort handelt, welches die Lexikographen der attischen Komödie entnommen haben und in seinem metaphorischen Sinn von 'betrügen zum Gewinn' erklärcn mußten. Das Ergeb~ nis, zu dem wir gelangt sind, ist also folgendes: Bei Terenz und Plautus und ebengleich bei ihrem Vorbild Menander ist der Zusammenhang sprichwörtlich und komisch gestaltet; das Wort hat das Interesse der Sammler komischer Glossen gewonnen und hierdurch gestaltet es sich eindeutig wie eine ÄE~l(; KOOjllK1l, d.h. ein dem komischen Genus eigenes Wort; auch die Bezeugung durch die horazische ,ars poetica' führt zum selb<.."!} Ergebnis. Dies alles hat mit Umgangssprache nichts zu run, und wenn man beachtet, daß alle Interpretationen in diesem SinD von der (falschen) Voraussetzung ausgehen, daß in der Komö~ die reine gesprochene bzw. vulgäre Sprache anzutreffen ist, besteht kein \Veite~ rer Anlaß dazu, tmungtrt/ano~i>'t'tE.tV in der Liste der KolJoquiaiismen zu belassen. fpClO"lC;
197 Vgl. Krenkel zu Lucil. 851. 198 Hofm.--Sz. 106 verstehen tmungo als "ßcdeunlllgslchnwort zu O:ltOl1unro". 199 Das menandrische Fragmetu enthält zwei ausgewällhe Wörter wic ä9).u><;; und AtIlfPOl; (s. LSJ); in beiden Papyri edaubt der lückcnhafte Zusarrunenhang keine weitere Auslegung. 200 Dazu vgl. ehr. Theodoridis, Bemerkungen zu den griechischen Komikem, ZPE 26, 1977, 50f.
11.2. Bisher als umgangssprachlich geltcnde Elcmente
65
11.2.b. Formeln und idiomatische Ausdrücke
11.2. b.l. Versicherungs formeln Der Appell an die Gutwilligkeit des Hörers ist unzweifelhaft ein Zug der Alltagsrcde, und Fonneln wie 'glaub mir' sind auch in der römischen Literatur zu fmden: z.B. Cic. Art. 1,17,11 rides? flon sunl hoec ridiculoJ mi h i er t d t. Daß Hofmann zu den Stellen, an denen diese verblaßte Wendung belegt ist, auch Ht 84ff. rechnet, bezeichnet im ganzen das Unvennögen der Forschung hinsichtlich eines gesicherten Verständnisses dieser Passage:201
eH. ne lacruma alque iJluc,
qJlidquid esl,jac me HI sciam: ne rt/ice, ne tMrtrt, C1'tde illquam mihi: ou/ consokIndo au/ ronsilio au/ rt iutMro.
Es ist die erste Auseinandersetzung zwischen den Alten Menedemus und Chremes. Bekanntlich griff Mettedemus zur Selbstbestrafung, weil er zu streng zu seinem Sohn gewesen war, der in den Krieg gezogen war. Dies weiß Chremes noch nicht und versucht, das seltsame Benehmen des Menedemus zu verstehen, indem er ihm sagt, daß er lliclH weinen soll, und ihn auffordert, ihm den Grund seines Leides mitzuteilen. Er sagt: IIt rtlice, nt vtnrt, endt illqutJm mibi. Man braudH nichl zu bt.>weisen, daß es ein asyndetisches Trikolon ist, dessen pathetische Wirkung durch das ,Gesetz der wachsenden Glieder' erlangt wird: 202 Chremes forden ihn auf, nicht an seinem Schweigen festzuhalten, ihn 201 laI. Urng. § 114: Umständlich ist auch die Ziticrweise (crede ;'uiUatJ1 mibi: 0lI/ t'OftJo· kIndo aJII «mJilio aut re iut'tfTJ) ohne die beiden vorigen lrnperative. 202 Dieses Gesetz, von Q. Behaghel (lF 25, 1909, 1 tOff.) entdeckt, wurde für das lateinische in einer ausführlichen Studie behandelt (Lindholm, Erweiterung): Man erfähn (IOOff.), daß es, in der Sakral- und Rechtssprache geboren, in der Fonn eines Trikolons häufiger in den römischen Lustspielen belegt ist als in deren Vorbildern Wld im allgemeinen eher bei Plaurus (vgi. F. Leo, Analecta Plautina 111 6, Göttingen 1906 = Ausg. kl. Sehr. I 166f.; Fraenkel, EIern. Plaut. 359 Anrn. 2) als bei Tercnz; im Griechischen taucht dieses Gesetz seit Horner auf und findet sich oft bei den Tragikem; in den iambischen Senaren (Lindholm a.Q. 113) bedient sich Terenz des Trikolons ansonSten nur z.B. in Ht 69 ifotiere au/ arare Oll( aliquidfem dmique), in Ad 795 (rtprusi, redii, mi/to maltdiaa omnid); bei den T ragikern vgl. z.B. Enn. trag. 1,3 (,.Achilles1 (n'k/eque e/ toa/e aJque animum adl/Onite), was auch inhaldich der behandelten terenzischen Passage sehr ähnlich ist; von den wenigen Beispielen bei Menander ist Sa 222 (lClX9ap(lltOetv, 7ttntlV, EvQpXEa9al IClXVOUV) besonders lehrreich: Es ist der lange, hochstilisiene Monolog des Demeas (siehe z.B. den ursprünglichen homerischen Gebrauch von (JIpOO;oo in V. 220 oder selbst die im letzten Kolon des zitienen Beispiels enthaltene Opferfonnel); in Ergänzung zu Lindholm vgl. Fraenkel, Horace 351 Anrn. 1.
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66
11. Einzelinterpretarionen
nicht zu fürchten, sondern sich sogar auf ihn zu verlassen. Wolhe man das sechste philologische Gebot von Ritschl und Lehrs übersehen ("Du sollst nicht Sanskritwurzeln klauben und mein Manna verschmähen''),203 könnte man behaupten, daß hier mde gerade seine ursprüngliche idg. Bedeutung von 'lege dein Herz' besitzL Der verblaßte Sinn einer Überredungsfonnel ist hier nicht aufluspüten. Die Bestätigung des pathetischen wld hochstilisierten Tonfalls von Chrernes' Worten tritt deutlicher aus dem folgenden Vers hervor (86), in dem noch cin Trikolon und eine Klimax begegnen: "Ich werde dir durch meine Tröstungen, meine Ratschläge, meine Güter helfen". Auf lrrtum beruht auch der Beleg PI. Ep 340 mrk modo mihi: sie ego ago, sie egernnt noslTi: Treffend hingegen gibt Ernout "tu n'as qu'a t'en 6er a moi" wieder. Unter den Stellen, die Hofmann für die frühe Literatur hätte aufzählen können, wäre z.B. Lucil. 751 Krenkel OIlInia, mde nlihi, Jxob ns Se
II.2. b.2. Verschiedenes Der Ausdruck in An 85:
"(...) quiJ hni Chrysitkm habuit?" wird von Hofmann, indem er tJmieam unausgesprochen ergänzt, als eine "Ersparung prä d i kat i ver Bestimmungen, z. T. unter dem Einfluß euphcrnistischer T<,,'ndenzen" (vgl. Petton. 130,6)205 betracht.et. Ocr ThU. S.v.
hab t
° (2409, dt eaitu) enthält die Erklärung Donats (zu Ad 389), zwei Stellen
aus der frühen Literatur: PI. Ba 1080 duxi, habil; seorfum, pO/avi, (...) und eben An 85, femer zwei aus der späten: vulg. Ezech. 23,4 habui tOS el pepmnml filius und Itala exod. 2,1 bahuit (E.A~E) tam t1 eoncepit. Es scheint nicht, daß man in diesen Beispielen ein unausgesprochenes Prädikativum lesen kann. Die Passage, auf die sich Hofmann woW bezieht, ist PI. Ba 145 111 ami((JJ1J habtbis?:206 l-lier jedoch ist amicam Objekt, nicht Prädikativum und liegt auf der gleichen - auch semantischen - Ebene wie scortum (1080): Also "wirst du mit einer Dime schla~ fen?". Bemerkenswert ist, daß alle Zitate ein griechisches Vorbild berühren: In 203 Bei O. Ribbeck, Friedrich Wilhe1m Ritschl, Leipzig 1879, 2, 450; das Etymon des Verbs, das allein im Indoiranischen und im 'Iralokeltischen' erhalten ist, ist das idg. ·W· dJHHl- (vgl. E. ßcn\lenisre, Le \locabulaire des institutions indo-curopeennes. I, Paris 1969, 171-9). 204 Vgl. ThIL 5.\1. mdo 1137; das zweite Versteil ist zweifelhaft siehe den Apparat bei
Man. 205 206
Lat Umg. § 157. Zitiert \Ion Spengel zu An 85.
11.2. Bisher als umgangssprachlich geltende Elemente
67
der Tat bestätigt der griechische Gebrauch von txtlV im erotischen Sinn, daß audl hier kein Prädikativum zu finden ist - weder ausgesprochen noch unausgesprochen -, und dies stcllt den umgangssprachlichen Charakter der Wendung in Frage. Das LSJ s.v. txro ("of a lover") belegt den Gebrauch insgesamt auf eine unklare Weise: Thuc. 6,54,2, wo es um das fast eheliche Zusammenleben von Harmodios und Aristogeiton geht,207 was hier nicht imeressiert; in passiver Form Homer (Z 398) 'tot> mp 9uya't'!'V' tXU' "EK'tOP1., was ebenso dem Wonfeld VOll 'zur Frau haben' angehört; wld zuletzt AP 5,186,3f. (posidipp.), Ei S' E'tEp6c;; OE I dXE: Hier ist die Bedeutung unzweifelhaft erotisch - im Lied geht es um die Unaufrichtigkeit der Liebesbekenntnisse einer Hctärc208 - und stent eine passende Analogie zu den lateinischen Passagen dar. 209 Die raffinierte hcllenistische Epignmmkuns[ spricht allerdings nicht zugunsten eines umgangssprachlichen Zugs. Was Pcttons oben zitiene Passage (130) betrifft, handelt es sich um den Brief des Polyänus an Circe; der Tonfall ist ausgesprochen literarisch, und das ganze Satzgefüge lamquam ea maior fie,; possil quae abJlulil mihi ptr quod etiam le haben potui klingt keineswegs umgangssprachlich.
11.2.c. Syntax Die Konstruktion q u i d + Gen. Par t i t i v von Personen hielt man für umgangssprachJich 210 und argumentierte mit den Textstcllen Eu 546 quid hoc hominisl, auch im Plural, wie z.B. in An 744ff., als der Sklave Davus auf die Bühne zurückkehrt und erregt ausruft:
mtIOJ!1Wh fide"" quid lurbae.sl apudfom",1 qmd i/li ho",inu", litiganl! 111m annona carrul. (quid mUlm a1iud nua"o.) 207 VgI.J. Oassen/J. Steup (fllUkydides. 6. Bd, Berlin 19053) z.St; in diesem Sum begegnet EXOO bereits bei Horner 282, 6 569) und Archilochos (fr. 196a,24f. und 33 West%). 208 A.S.F. Gow/D.L Page (l-Iellenistic Epigrams. 11. Commentary), S. 485; vgl. AI' 5,158,4; rur andere Stellen s. E. Fabbro. Carmina convivalia Attica, Roma 1995, zu carm.conv. PMG 904,2. 209 Die gleiche Bedeutung von körperlichem Besitz fmdet sich bei lhcocr. 15,131. wo es auf Aphrodite gegenüber Adonis bezogen ist: Gows Übersetzung von hOloa ..as she clasps" wird der erotischen Metlpher nicht gerecht 210 Hofm.-Sz. 56; Lindsay, Synl. PI., S. 16 sagt nur, daß diese Art von Genitiv Partitiv ähnlich ist wie der Typus lahn viTi und macht keinen Unterschied zwischen Beispielen mit der Person, wie Poe 856 IItJQ'O quid ",Ti si! oder Am 576 qui Jxx si! hominiJ? und mit der Sache, wie Cis 60S quid iJluc eJ/ vtriJi?: Er spricht hier nicht mehr von Kolloquialismus, wie er es in seiner .Captivi'-Ausgabe getan hatte (fhe Captivi ofPlautus. London 1900, z.St).
er
68
II. Einzclinterpretationen
Hier gibt es offensichtlich eine schöne GegenübersteUwlg zwischen den Aus~ rufen in den ersten zwei Versen und dem leise gesprochenen Ausdruck quid dicam alilld lIeJc10, der hingegen wie ein KolloquiaJismus aussieht (5. unten, S. 118f.): Der Sklave scheint mit komischer und selbstironischer Wirkung den hochtrabenden Ton zu dämpfen, in dem er mit einem Bravourstück angefangen hatte, und dann doppelsinnig eine übliche Verwirrungsfonne1 benutzt: 'Jetzt habe ich mein R<"1Jcnoire erschöpft'. Zusammen mit Terenz' Passage wird Caes. civ. 3,29,4 qllid militum lrunsvexisstl erwähnt. Mit qJiod zitieren Hofmann und Szamyr Ace. trag. 491 Ribb. = 134 DangeI tlll/ qllod supern! SodUIl! m;/tis leto? an mcti ptJUlittl? (pathetische Vorwürfe, wahrscheinlich an Agamemnon genchtct211 ). Diese beiden Belege würden ausreichen, den wngangssprachlichen Charakter der Konstruktion für das frühe sowie für das klassische Latein auszuschließen. Ähnliches wie für quid gelte auch öfter - so weiter Hofmann und Szantyr - für qllidquid und qllanlum, für die auf VahJen verwiesen wird, bei welchem davon jedoch bezüglich der "deliciae orationis Catullianae" die Rede ist; er zitiert Catull. 3,2 IIIgtlt, 0 Vtntres CilfJidinesqut I tl qual//IIIII esl homimlm venllJliomm und 9,10 0 qual/111m tJ/. hominum btal;omm, I qllid Hit latlills tJl btaliusve? und schließt zur Konstruktion: "hoc dicendi genus, et maxime cum exwllendae comparationi in servit. priscis poetis soUernne fuit, ut Plaurus scribit in ...": Darauf folgen zwei Plaurus-Zitate (Capt 836 quanlum tJI homimlm oplll· momm oplumt, il/ /empore adlJtniJ. Poe 90 qllal/Illm hom;mJHJ It"a sus!iJJtl SliUmIHJo) und ein Terenz-Zitat (ph 853 [01 OIHniUIH quanlufJJsl qlli 1J;l1onl hom;nllm hOlJJo oma· lissiIlJt); nach einib~n homerischen loci similcs erwähnt Valdell die ersten zwei Verse von Hor. senn. 1,6. Es lohnt sich, das Zitat bis zu V. 6 wiederzugeben: nOl/ qllill, Moutl/aJ, L:YdomHJ qllidqllid Elmseos I ineoluil jiniJ, I/tmo gultrosior esl It, I lIte qllod al1us libi mattmllS filiI a/fjUt poltnlllS I olim qlli magl/is Itgioniblls imptn/flf'tnl, I 11/ pltnqllt SOUllt, naJO SUspelUJiS adllnco I ;gnolos, ul mt libtrtit/o polre na/llm. 212 Diese Passage ist besonders lehrreich aufgrund des gehobenen Zusammenhangs, in welchem dieser Satzbau - wie bei Plautus. Terenz und CatulJ - auftritt Es handelt sich um das Lob auf Maecenas und sein adeliges Geschlecht, welches eine hervorragende Stellung am Anfang der Satire einnimmt, die mit dem il1opit von carm. 1,1,1 (MatctnaJ, allltJls tdilt regiblls) vergleichbar ist. Fede1i bemerkt in seiner stilistischen Analyse von senn. 1,6,1-6 die variatio der Kausalpartikc1 (quia in V. 1 und quodin V. 3) und das die Würdigung archaisch abscWießende 211
Vy).
J.
Dangei (Accius. ffiuvre. Paris 1995), S. 296 (zu fr. VII und VIII der 134f. Dangei = 491f. Ribb.), wobei $fxiufJ/ Gen.PI. bezogen auf Diomcdes
,Nyclegresia' = und Ulixes ist. 212 Opuscula. Leipzig 1808, n 224ff.; weitere Stellen mit quQ//(um bei Plautus sind Mer 663 ttrlum!( pra«onum iu/xrt iahl qJlIlJI(um MI lr1ndUalr, Ru 706 o:i l fano, nalum quanlum MI homi· num Iacrikgiuume (vy). Leo, Plaut. Forsch. 311).
11.2. Bisher als umgangssprachlich geltende Elemente
69
in/pentanllt in V. 6 (das an Plaut, Capt 244 und Acc. trag. 586 Ribb. 562 Dangcl crinnert), währcnd dcr ganze Vers auf Lucr. 3, 1028 (nges (...) magllis qui ge!/libllJ imperi/anll!) anspielt; ferner stellt er die Folge von zwei mchrsilbigen Wörtern am ScWuß heraus 0'. 4: itgionibllJ impenlonllt. ein Stilmittel der epischen Tradition 213), sowie eben unter den die Feierlichkeit erhöhenden Stilmitteln die Gegenüberstellung zwischen dem umfassenden Lydorum quidqllid wld Iltmo (...) It. Das einzige hier anzutreffende Element des sermo pedesltr ist quia, was Horaz fast ausscWießlich in Satiren und Briefen verwendet,214 Bei I-Joraz I1wt wieder ist epod. 5,1 a/ 0 deornm quidquid in codo ngil vergleichbar mit carm. 2,1,25 deomm quisquis. Beide Stellen sind in Gebetsfonn gegossen, welchc dic Römer bcreits in der Frühzeit von den Griechen übemommen hattcn. 215 Auch der Gebrauch in der Kunstprosa bestätigt den nicht-umgangssprachlichen Charakter der Konstruktion: Er kommt in Ciceros Reden vor (z.ß. Verr. 2,135),216 und auch die ca. zehn Belege bei Livius sind bem<""I:kenswert: außer den allgemeinen 3,54,7 (bominum) wtd 45,24,11 (Rbodiorum vironlnJ fimilIamm) taucht cs zweimal in dcr Schwurfonnel qllidquid deorum ts/. (3,25,8 und 23,9,4) und in den übrigen Stellen in Verbindung mit Gruppen wie aves (1,25,1),palm (2,35,5 und 3,17,5 patmm pkbisqu,) und milit" (24,32,7) auf, unter denen einige wegen des redundanten und feicrlichen Tons hervor.milchen sind: 2,5,7 pa/m, pltbenl, quidquid deonlflJ bomillumque Romonorum tJSe/ und 3,17,5
11011 quidquid pa/mfJ} pltbisque es/, cOl/sules, /ribUIlOJ, deOJ lJolJlillesque OHII/es omJOlos opem firn, ill C"pitolillm CIIrrm, liberan oe j>acon allgus/iJsimom il/anl domunI louis oplimi fJJtJ.>.7Jni demi'?
213 Vgl. Marouzeau, Stylistique 101, Hofm.--Sz. 757. 214 Z.St. 215 Der Vergleich ist bei Nisbct/Hubbard. (zu CanTI. 2, 1,25) zu lesen, zusammen mit dem erhellenden Verweis auf E. Norden, Agnostos Theos. Untersuchungen zur Fonnengeschichte religiöser Rede, Berlin 1913 (= 5ruttgart 1956), 144ff. Die Beurteilung D. Mankins (l-Iorace. Epodes, Cambcidge 1995) zu epod. 5,1, der Satzbau sei prosaisch sowie wngangsspr.lchlich, beruht, was die letztere Behauptung betrifft, auf den von Vahlen erwähnten Passagen aus Catull wld von Horaz' Satire und reflektiert den gründlichen in der 'Introduction' (S. 12f.) ausgedrückten Widerspruch, nach dem unter den Kategorien 'poetic' (Epos, Tragödie, Archaismen und Griizismen) und 'unpoetic' (Standacdprosa: z.B. ciceronische, caesansche; gesprochene Sprache: 'colloquial', 'vulgar') unterschieden wird: Derlei Unterschied (für den der Autor auf Watson, Axelson rcvisited, firn Literaturvef"J:eichnis: 'Axelson reconsidered1 allgemein hinweist, wo er allerdings nicht zu finden ist) ist zur Bestimmung eines Kolloquialismus völlig unbrauchbar: Es kann allenfalls geschehen, daß es Gemeinsamkeiten (wie Löfstedt es gezeigt hat, Synt. I 21, 22, 49ff., 213f., 230, 245, 299, 337f.) zwischen Dichter- und Umgangssprache gibt (beides der Kunseprosa gegenübergestellt), aber EJemente der Kunseprosa (z.B. Ciceros Reden und Traktate, Caesar, Livius) und Elemente der Umgangssprache zusanunenzustellen heillt, jede Identität der letzteren zu leugnen. 216 Man sehe A. Klotz, Cicero. Särnmdiche Reden. I, (Vorrede) S. XLVI.
70
11. E.inzelinterprerationcl1 In Eu 56ff. heißt es: dN", tJIIo1tpNI, e/iam atqMt etiam w!ita, m: 'IJUX rtI in se IIlqllt ro1lsi!iJl/lr lWlllt",odJmI
probt
/N,
hobtr 1I1hmt, eam cOltIi/io "!;fn 11011 po/e.J. Fraenkel behauptet, daß el i 0 m 0/ q 11 e e ti a m mit dem Imperativ "anscheinend umgangssprachlich« ist, und wird hierbei von Belegen bei Plaurus und Cicero unterstützt. 211 Die vom ThlL erwähnten Passagen besitzen jedoch einen völlig anderen als gesprochenen Ton. 218 Die iunctura befindet sich tatsächlich, mit dem Imperativ vidt, bei Plaurus. aber in Au 614 tim, FidtJ, tliam atqUt tliam mine, sallJO/11 1// Qlllam abJ Le oll/tmm: I !NOt fidei concndidi aHrum geht es um ein Gebet des alten Eudio, mit offensichdicllCll Stilmineln der gehobenen Sprache (auILJm (...) ollftraHI (...) QUf7Im).219 Mit (oflJidtra ist die iuncrura bei Cicero zu finden, aber, abgesehen von einem Beleg in den Atticusbricfen, können die anderen in den Reden (Q.Rosc.. div. in Cacc., Ven., Phil., ManiJ.). wenn nicht sogar in den Traktaten (Ein.), nachgewiesen werden; dicsen Belegen kann eine Stelle aus Livius, eine aus Seneca (ben.) und eine aus Tertu11i.an (oat.) hinzugefügt werden. Darüber hinaus sei auf saU. Jug. 85,28 mil dem Verb np"tun hingewiesen. wobei die iuncrura mit 'auf das sorgf.i1rigste, reiflich' gut wiedergegeben worden ist220 Marius' Rede vor der Volksversammlung hat rhctorischen Anspruch. obgleich sie darauf abhebt. der popuJaren Haltung des Redners Ausdruck zu verleihen (85,31: non Jl/nl lonposilo verbo mto);221 wenn Ma.rius sich seiner Unkenntnis der griechischen Literatur rühmt (lftq"t IilltfllJ GrotcaJ didia), fehlt es in seinen Reden nicht an Reminiszenzen an die attischen Redner. 222 Bemerkenswen: ist zuJe(Z[ die Verwendwlg der iuncrun in der Anrufung der Götter, mit der Cicero seine Vcrres-Reden abschließt (2,5,185): i",ploro ttiOnJ It Apollo (...) Itqut ttiOnJ olque ttiom Diono. Auch hier würde ein der Alltagssprache entnommener Ausdruck sehr merkwürdig klingen.
217 Eun. S. 676. 218 S.v. tJiam 930. 219 Vgl. Stocken z.st, der bemerkt, daß auch tJiaJII aJql« thM oft mit Verben 'des Binem' vabwlden ist (z..ß. Tri 674). 220 E. Koesrermann (C Sallusaus Crispus. BclJ.Jug., Heidclberg 1971) z.St 221 H. Schnorr von Carolsfeld, Über die Reden und Briefe be1 Sallusl, Leipzig 1888, 52-5, erWIDnt bei G.M Paul (A HlStoncal Comm. on 5all. Bell. Jug., Liverpool 1984) zu 85, 31.
222
Vy). Paul a.O. zu 85,32.
0:.94
11.2. Bisher als umgangssprachlich geltende Elemente
71
Im Nachtrag zu den mechanisierten Fragefonneln erwähnt Ho&nann als einen halb-mechanisierten Vorläufer Ht 61ff.: 223 nam pro tkum tJlque hominumJitkm quid vi.r tibi auf quid qUtMri.r? anno.r .rexaginla naJu.r t.I aul pm.r eo
Chremes versucht, sich um seinen Nachbarn Menedemus zu kümmern. welcher den ganzen Tag auf dem Acker verbringt. da er die Schuld gegenüber seinem Sohn tilgen will. Der Tonfall, in dem Chtemes nach der Schwurfonnel fragt, hat kaum mit dem mechanisierten q u i d qua e r i s? zu tun, wie man es in Ciceros Briefen findet. Die Frage des Chremes beabsichtigt vielmehr. den Hörer zu reizen, wld insofern gilt ihr Sinn in vollem Maße. In seinem die EOleuerung der Verneinungen betreffenden Abschnitt hält Hofmann minus für ein abgeschwächtes non und zitiert Ht 259;224 propte,. quom in .rummo infamia .rum e/ meo patn' minu.r tsumj obsequens
Bezüglich des intensivierenden Wertes von HI i n u s führt Wackemagel als Beispiel die einem Scipio gewidmete poetische Grabinschrift an (CLE 9,6; ne quairalü, bOllore quei minus sit mandallls),225 die aufgrund der Wortspiele und der "künstlichen Formen" von Mommsen auf den Anfang des Vll. Jhs. a.u.c. da~ tien wird (== 154 v.Chr.).226 minus wird von Hofmann ausdrücklich als ein umgangssprachlicher Zug behandelt, aber. wie auf eindeutige Weise aus dem zitierten - bezüglich Terenz zeitgenössischen - .e1ogiwn Scipionis' hervorgeht, scheint es vielmehr eine emphatische wld der Konversation völlig fremde Funktion zu haben. 227 Übrigens spricht die Fülle der aus der prosaischen oder
223 Ut. Umg. § 49 (NachtI"d.&I; in der erhaltenen Vorlage (Men. fr. 77,If. K.-A.) hieß es 1tpOl; 'tftc; "A9Tlvfu;, OOlIJ.O~, YEYOvci.ll; E'tlll 'tQC(lütf; 224 L3t. Umg. § 133. 225 Vorles. 11 254f. 226 Vgl. F. Bücheler, CLE z.St.; F. Münzer, RE IV, 1901, 1433f; vgl. jetzt E. Court· ney, Musa lapidaria. ASelection of L3tin Verse Inscriptions, AtJanta 1995, 227[ 227 W. Kroll in seiner Besprechung von Hofmann, Lat Umg. (Glott!. 17, 1929, 271 f) verweist - bezüglich des Gebrauchs von minuJ - auf Tab.Bant. 10 pod pU im (J't« egmad min{1) I driuaid d()(J(d malud = quo quiJ de ea n minUJ iunl ihlo malo (E. Vetter, Handb. d. itali· sehen Dialekte, Heidelberg 1953, S. 15; vgl. auch den Index s.v. milf{sj: Kompar.Adv. 'minus): Der Gebrauch ist italisch und archaisch, gehört aber nicht einmal hier zur Umgangssprache, sondeOl zur feierlichen Rechtssprache (der lat Text ist die lex Appuleia vom J. 100 v.ehr.).
I I. Einzelinterpretationen
72
poetischen Sprache stammenden Passagen mit minus (z.B. Calo orig.• eie. C1ucm,} Hor. cann" Caes. Gall.) deutlich für eine hochstilisierte Wirkung. 228 AhnJichcs gilt auch für mi n j mt, z.B. in Hr 88f., welches Hofmann als umgangssprachlich betrachtet: 229 ME. dice/ur.
eH. al ir/Ol nu/rol in/ma tMUII
adpone, ne Iobora. ME. nlinime. eH. quam rtm agis?
Auch der literarisch-anspruchsvolle Gebrauch von minime ist anderenorts belegt (z.B. eie. Ven., S.Rosc., 6.n.; HOf. cann.; Tac. dial.; Plin. o.h.).230 Außer-
dem ist zu betonen, daß es bereits bei Plautus und Terenz ausgesprochen schwer ist, die Verwendung von minime als Superlativ von jener pro ptJrlicula negandi zu unterscheiden.2.31 Bei Tcrenz kommt minime in einem hochstilisierten Zusammenhang vor, und zwar in I-It 381 ff.: edtpolle, mla Anliphila, kmdo etjOrlunakJm iudiro, id quom studuiJJi iJtijörmae ul moru ro"nmilesjöre"I; mi"jmequt, ita mt di ame"t, mjror fj Ie fjbj quiJque e>.ptJiI.
In bezug auf die Redeweise von Bacchis spricht Marouzeau VOll "verbiage prelcntieux Cl moralisaleur" (es folgt im V. 384 die Wiederaufnahme des mct1andrischen Sprichworts (hl)pöC; XapalC'tllr> EX Ä.6you 'fvropi~E'tCt.l).232 Dies deckt sich gut mit der $childcmng, die Clitipho von ihr im V. 227 gibl (11ItOJI poLUIJ procox ntogl1ijica sumpllloso 1Iobilis). Der affektierte Tonfall der Bacchis ist ein deutliches Indiz gegen das aUtagssprachliche Gepräge von nJi1linJt. 233 Ähnliche Beobachtungen gelten für houdquaquam in HI 175f.: 1Ii1 adhuc ut quod vertart, Clima: haudquaquam etiam ftssafll tl t'llam Jimul eum lIUll!iO tibi hic a4fuluranl hodie fao.
Hofmann selbst zeichnet die Geschichte dieser Negation nach: Ennius, Cicero ausschließlich in den rhetorischen und philosophischen Schriften, Lukrez. Sallust. Vergil und Livius; halldquaqllam verschwindet zusammen mit haud aus
228 229 230 231 Tcrcnce, 232 233
Vgi. ThlL S.V. poT7llif 580f. und 584f. Lat. Umg. § 77. Vgi. llllL a.Q. 584f. Vgl. ThlL a.Q. 584, mit dem VelWeis auf H. Thesleff, Yes and No in Plautus and I-lclsinki 1960,60ff. Z.St. Die gegenteilige Meinung bei Hofmann, Lal. Umg. § 77.
11.2. Bisher als umgangssprachlich gehende Elemente
73
dem spädatei.nischen Sprachgebrauch. 234 Es ist kaum ein anderes verneinendes Adverb mit einer solch eindeutig und ausschließlich hochlitera.rischen Tradition zu finden, das jenseits jedes Verdachts steht, daß es sich dabei um einen Kolloquialismus handeln könnte. 235
In An 204f.: DA. bofflJ vtrlm, qUtJUo! SI. ü,ritkJ? Nml mefalliJ. sed dicrJ tibz': lIe ItJltm fatias; lIef/lle 111 haJId düm /ibi 11011 proedidlim: (aveJ treffen wir die Doppelnegation n e q 11 e hall d an, die wahrscheinlich eine Übersetzu.ng des griechischen o"li[ ~T, ist. 236 Hofmann hält den Pleonasmus für ein Merkmal der volkstümlichen Sprache. 237 Die angegebene Stelle ist für Terenz der einzige Beleg, und sonst wird auf das Frühlatcln (v.a. Plaurus) hingewiesen. Bezüglich eic. Verr. 3,60 debebot (...) 11ummum 11"i/um I/emini unterstreicht I-iofmanu, daß der Gebrauch durch die auch mit Hilfe der Alliteration betonte 'Ausdrucksstä.r:ke' legitimiert wird: Mir scheint, daß gerade die Verwendung der Alliteration (wohl das älteste Stilmittel der römischen Kunstprosa238) das Umgangssprachliche ausschließt. 239 Zu Carull. 76,3 Ntf JOtdtrt nuUo spricht er von "zweifelsfreiem Beleg". Löfstedt jedoch hat das überlieferte nllOo gegen die Verbesserung vieler Herausgeber (darunrer KroIQ in 1100 verteidigt, und zwar ausgerechnet aufgrond der Wiederkehr dieser Art cgation bei den Dichtem der augusteischen Zcit. 240 Diesen (Ovid. Proper/.. Sulpicia) unrCt-
234 235 236
LaI. Umg. § 77~ vgL ThIL S.v.
Dichterischen Ton&lls ist ebenso simili 0lJ1I von V. 176 (vgl. Hofm.--Sz. 271). Vgl. \V.\V. Goodwin, On lhe OrIgin of lhe ConSlNction of Oll ~lil wilh lhe Subjunctiv~ and lhe Future Indicative, HSCPh I, 1890,72. 237 Lat. Umg. S92.~ vgl. auch Allardic~ 2. 238 Seit dem Gebet der Suovcraurilia in Cat. agr. 141 (vgl. dazu E. Norden, Antike Kunslprosa. I, LcipzigiBedin 1898, 157). 239 Vgl. vor allem \Vackemagcl, Vorles. U 299ff.: "von Homer an (8 280)", im Lu. z..B. Bon. ttag. 140 Jocelyn '1l1ot non mimtt ntmillis Oocelyn z.St.: "A certain degree of emotion is indicatcd in lhe speaker")~ zur Negationenhäufung im Griechischen vgl. B. Gygli-\Vyss, Das nominale Po!yptOlon im älleren Griechisch, Göttingen 1966, 40ff.: "oU&~ polyptotisch verwendet"; z.B. Eur. cycl. 120 ouocv oU&:~ oU&:v6c;: "Hier dürfen wir mit ziemlicher Sicherheit annehmen, daß ,,"us der eher primitiven Ausdrucksv~ntirlrungein Stilmittel geworden ist" (S. 43), Plat. Phdr. 236e ("Hier soll der sich feierlich gebende Eid des Ph:ti.dros :tngcfiihrt werden, mit dem Phaidros den Sokr.ues zwingen kann, ihm seme Rede über den Eros zu halten", a..O.) lOyov ivavrlov aimic; t:aim);. ~ll~bl:O'tt GOI lu:pov ).öyov ~llOCva ~T)OCvOc; ~~ Elll&~lV ~~ i9xyycl..tiV; s. auch z.ß. CLE 1968,2 (336 n.cu.) IIl1l1i IIJtm· qMfllll IItKllit. 240 Synt. 11 213~ Löfstedl, der inuner sehr aufmerksam ,,"uf die Beziehungen zwischen Umg.lflgs- und Dichtersprache isl, bemerkt hier zu Recht nichts.
74
11. Einzelinterprerationen
stellt Hofmann einen "vulgären Einschlag". Über Vergil sagt er "Hur georg. 4, 453", Bezüglich des ,literarischen' Gepräges solcher Stellen genüge die Beobachrung Tränkles zu Prop. 2,19,32 (nemo non nocuisse: Noch eine Alliteration).241 Bei Perron, der halbgebildete Personen verschiedene Beispiele hierfür aufweisen läßt, sind wir nach Hofmanns Ansicht "auf eindeutig umgangssprachlichem Boden"; die angeführte Passage (42,7) neminem nihil bord facen oportet wird vom Freigelassenen Seleucus ausgesprochen, als er von Chrysanthus' Trauerfeier erzähk Eine Analyse der Sprache und der Charakterisicrung der Freigelassenen bei Perron zeigt, daß gerade Seleucus' Rede nur ein einziges Beispiel von reinem Vulgarismus bietet (maiJIs jaOO), während eine beträchtliche Kohärenz und Variation in der Wortstellung, eine Fülle an bildliehen Ausdrücken und Mcraphem zu finden ist, und ausgerechnet der fragliche Satz ist eines seiner zahlreichen Sprichwörter (im Tcxt zwischen Jed mulier quat mulitr milvillum gtflUJ und atqlle tJl mim ae Ji in puleum conidllJ. Jed antiquus amor cancer tst, vgl. auch 76,3: lIemini lamen nihii JatiJ ts~.242 Von den Sprichwörtem könnte demnach gesagt werden, sie seien volkstümlich und mündlichen Ursprungs; daß sie je~ doch grundsätzlich der Umgangssprache fremd sind, steht frei zu behaupten, auch ohne auf die Ein1eirung von Ottos maßgebendem Werk zu vcrweisen, denn Methaper, Klangfiguren, Parataxe. Anapher, Reim, Alliteration (auch bei Perron: lItfJJinem nihi~ usw. sind eben gerade den Sprichwörtern eigentümlich. 243 Es bleibt Plaurus: An vier von fünf Stellen, die Hofmann anführt, findet sieb die pleonastische Negation in Langversen. Während diese Tatsache bei Tcrenz für die Überprüfung eines Kolloquialismus nach Happs Methode wenig Bedeurung hat, ist sie bei Plautus sehr wichtig. Bei genauem Lesen der fUnf plautinischen Passagen ist die poetische Farbe sofort sichtbar: Au 286 ..Uel (...) non ..1ks; Ep 532, im V. 530 pn"p"tas, pnV(ff rmitat, Ep 664, im V. 665 nimiJ iongllm ioqllor; Ps 136: im v. 135 USllfa IIJllrpari, Tri 1157: im V. 1155 dtM polo comi/ia PM/ra
241 242 243
Sprachkunst Propen, z.St. Boyce, Language Freedmen 77f. Sprichw.• besonders x, xvii, xx, xxxiff; s. hier oben, S. 23f.
11.2. Bisher als umgangssprachlich geltende Elemente
75
CH. quid tu isti( SV. nele equidtmi ud le miror, Chnme, lam mant, qui hm lanlum biberiJ CH. nil nimü. SY. "nil" narros? wo IJtroSl, quod dia" soul, aquilae untelu!. Hofmann denkt, wie schon Eugraphius (non multum), daß n j 1 hier die Bedeutung von non habe (etwa wie das bayerische nix statt nich~.244 Ho&narm ist allerdings entgangen, daß gerade eine Formel wie nil nimis eine sprichwörtliche Wendung ist. 245 Ihre griechische Vorlage Ill)litv drav - eine der berühmtesten Sentenzen des Altertums. die auf die Sieben Weisen zuriickgeht und am Apollon-Tempel von Delphi als Inschrift angebracht war 246 - wird wohl auch dem sentenziösen Menander nicht fremd gewesen sein. Man bemerkte, daß Terenz allmählich in seinen Bearbeitungen die menandrischen Spriiche vernachlässigt habe,247 aber wenn wir sie antreffen, entstammen sie direkt dem griechischen Vorbild. Es ist daher schwer vorstellbar, daß man die umgangssprachliche Verwendung im Sinne von non findet, in einem Ausdruck, den die römischen Zuschauer sofort. wld zwar als eine Sentenz, erfaßt haben mußlen. 248 Hinzu kommt. daß der gehobene Tonfall, in dem Chremes sie ausgesprochen haben mag. als er auf die Unterstellwlg des Sklaven erwidert, gleich von diesem lächerlich gemacht wird: Er antwortet darauf: ",Nichts' sagst du?", und fügt obendrein cin griechisches Sprichwort hinzu, nämlich das vom Adler, der in seincm Alter viel trinkl, weil er nicht mehr beißcn kann. 249 Die Emeuerung der Partikel und Präpositioncn ist sicherlich cine der Erscheinwlgen, welche die Entwicklung des Lateinischen zu den romanischen Sprachen charakterisieren: Gute Beispiele dafür sind el, das -que ersetzt (il. e) und quomodo, das ul ersetzt (il. (ome). Daß q u i sn a m dieser Kategorie angehöre, wie Hofmann behauptet, "gegenüber bloßem quir der ruhigen Sprache" - wld dies anhand einer terenzischell Stelle - ist zweifelhaft. 250 An 235:
opperiar, ut Jaam num quid nam hare turbo tristitioe a4ftral.
244 Lat. Umg. S77, 245 Ono, Spriehw. 243 fangt die Liste der Belege (Cie. fm. 3,22,73, Sen. epist. 94,43, Plin. n.h. 7,119 usw.) mit der terenzisehen Stelle an. 246 VgJ. Leutseh zu CPG n (Göttingen 1839-51 = Hildesheim 1958), Greg.Cypr. 79. 247 Fraenkcl, Eiern. Plaut. 42f. 248 Vgl. Donat, der zu An 61 (ut ntqllid nimii'J edäutert: senltnlia non ineonl.rlla strw, qllia tsl jXro1t/gala. 249 000, Spriehw. 32. 250 Lat. Umg. S 148.
000400>90
76
11. Einzclinrcrpretationen
Schon die Tatsache, daß es sich hier um iambische Oktonare und um einen Monolog von Mysis handelt, spricht gegen I-Iofmanns Behauptung. Betrachten wir dagegen zwei lehrreiche Passagen: Cic. Ven. 2,4,80: qu;slIom ;g;IIIr, per dtM ;mmortalts, Iutb;lur P. Sdp;onis mtIJ/oriam morill; (...)?; Verg. georg. 4.445 '~/am quis It, ;uvtnufn confidtntiss;nlt, nMlras I ;uml adirr domos? (...) '~251 Soweir ich sehe, ist hier n.ichts Umgangssprachliches zu finden - bei Terenz nicht mehr als bei VergiI oder Cicero. In einem kurzem Monolog sagt die Hebamme Lesbia (An 481f.):252
LE. adhur, Arr1?Ylis, quat adsoknt quatqut oporttnl signa esst ad faiuttm, omnia hufe esse tidto. Hofmann ist der Ansicht, daß die Junktur a d 01; q u; des s tunSinne von 'aprum esse. pertillere ad' deutlich umgangsprachlich ist, wie im allgemeinen in den Fällen, in denen roe und haben mit präpositionalen Wendungen verbunden seien. 253 Weitere Belege bei Tercllz sind Au 138 IItC salis od ob;urgandum cousae,254 706 (...) Ilt vo(uom esst mt IIUII( od lIoml11dllm mdtu, Ht 207 (...) otqUt bat( sunllanltn ad tJ;r1ultm omn;a, Ph 861 l1am n;1 ad bane rrm est,255 in An 683 nil ad lt scheim all;lItl unausgesprochen zu sein. 256 Zwei Gehrauchsweisen sollen wltcrschiedell werden: eine. in dem ad aliqu;d einem Genitiv entspricht (\v1e in An 138) und eine, in dem od aliqu;d tsJt 'pertinere' bedeutel. Lehrreich für die ßewerrung des zweiten Typus ist eine Stelle bei Caesar: civ. 3,101,2 mogl1o ve1110
tt stCll11do conplelas olltraritIJ nnvt.$ taula tl piet tl stuppa nliqllisqut nbus, fluat SII111 ad ;l1eendia, ;n Ponpon;anam dtlJSem ;mm;s;1.257 Daß sich ein Schriftsteller wie Caesar dieser Konstruktion bedient, für den Hofmallos ausführlicher Index nur eine
251 RAD. Mynors (VirgiI. Georgics, Oxforo 1990) z.St., flihn Aen. 2,373. 12,637 und Horn. li 462 ('ne; vi> 'tOt. 'A"tpca<; uit, (krov ovjJ.CppO.O"O"CltO f}ouMXc;) an (wobei sich 9crov auf f}ouMe; bezieht). 252 Vg). F. Lee, Der Monolog im Drama, (Abh.K.Ges.Wiss.Göttingen, Phil.-hisl.K1. NF ßd 10,5) Bcrlin 1908,57 Arun. 4. 253 Lat. Umg. § 153. 254 Spcngel z.St.: "ad obiurgandum ((lkJa = obill'1,olldi causa. So häufig ad mit dem Gerund zur Angabe des Zweckes stoUt des Genetiv". 255 Dziatzko/Hauler z.st.: "in dieser Fonnel kommt tsJ der Bedeutung VOll ptm/uJ, sptdaJ. PakJ nahe". 256 Vg). Spengel z.St 257 Vgl. F. KrnnerfF. Hofmann/H. Meusel (CO Julii Caesaris Commentarii de bella civiii, ßerlin 1959 12) z.St, die außer zwci von unseren Terenzstellen (An 482, 1-11 207) auch Cic. Verr. 4,15,33, Caec. 60, Cluent 87, nat.deor. 3,83, Art. 3,7,2 erwmnen: Bis auf die lel2te sind dies alles Stcllcn aus stilistisch anspruchsvollen Schriften Ciceros.
11.2. Bisher als umgangssprachlich geltende Elemente
77
wngangssprachliche Fonn angibt,258 verringert drastisch die Wahrscheinlichkeit, daß es sich dabei wn etwas Umgangssprachliches handelt. I.nteressant ist außerdem der Gebrauch von ad aiiquid we bei (ato: Ln agr. 125 eximito: id est ad amu", muhm et ad !atem dolqnm el ud cOtiiacum bedient er sich einer griechischen Entlehnung, wie agr. 126 deuilich zeigt. wo ad lorminu nichts anderes als die lateinische Wiedergabe des griechischen Ausdrucks ist, wie sich auch aus deo Überschriften in den Kompilationen des 10. Jhs. (Cato, geop. 8,20 otvoc; npOC; bUO"EV'tEplav Keti (>umv yetO"'tp6C;)259 ergibt; ad lormina ist eine technische Verwcndung in der ärLtlichen Literatur. 260 Die wichtigsten Indizien gegen den umgangssprachlichen Charakter der Terenzstelle werden jedoch durch zwei textimmanente Faktoren geliefert: Erstens, der gehobenen Stil ist ein Merkmal des einleitenden Monologs;261 zweitens. der Gebrauch des bakehisehen Tetrameters ausgerechnet in den V. 481-4, eines Metnuns nämlich, das bei Aristophanes Anzeichen für I'aracragödie war (z.B. Thesm. 1143f.),262 und von dem Lindsay sagt: "admirably swted to Roman 'gravitas·".263 Nicht seltcn findet sich bei Terenz die Verbindwlg A d v e [b an SteUc von Prädikatsnomen + esse. z.B. in Ht 619fL
+ es se
SY. le 110ft: lidea! qllid velil. nesdoqllid ln'slis esl: non lememl: umeo quid sil. eH. qllid sitl? nt isla htrrl~ magffO iam tanalll magnas nugtlJ dixeril.
Die fTaghche Junktur (11011 lemeresl an Stelle von !Ion ItllUrarillllJ es~ wird VOll Hofmann uurer die trivialen und sparsamen Züge der Umgangssprache gezählt. 264 Die gesammelten Stellen sind vomehmlich Plautus und Cieeres Briefen entnommen, aber es wird auch auf Lukrez hingewiesen. Aus Lukrez wäre z.B. 3.862 debel el1im, misen siftrte aegnqlle!lIlJlnlflJSl zu zitieren; in bezug auf diesen T}'pus kann auf eine verbreitete Fonn von idiomatischen Sätzen mit male Lar. Umg. § 130: civ. 3,104,3 naviCN!am paroulom (aber zum poetischen Wert von pa1'f/1lm! bei Verg. Aen. 4,328 vgl. Patricia Watson, Axelson revisited: the selection of vocabulary in Latin poetry, CQ 79,1985,430 und Anm. 5). 259 VgL Goujard (Caton. De I'agriculture, Paris 1975), S. 275. 260 Vgl. LSJ S.V. npCK;. 261 Zum gehobenen Stil in den Monologeinleitungen (auch mit Senaren) vgl. Fraenkel, Elem. Plaut., Kap. V1; Haffter 1974 2, 120f.; Happ 1967, 82 Anm. 2. 262 Vgl. ß. Zimmennann, Untersuchungen zur Fonn und dramatischen Technik der aristophanischen Komödien. I, Königstein, Ts. 1984,223. 263 Early Latin Verse, Oxford 1922,289. 264 Lat. Umg. § 151: besonders bei Plau(Us mit Adverbien wie aliur kilt jmsJra pukhrt Irpide; Lindsay, Synt. PI. 79ff. hält es für "a well-known feature of colloquial Larin", vgL Allardiee 91(.: Ht 239, Eu 104.609, Ph 151. 162, He 637, Ad 71. 655. 258
78
11. Einzelinrerprerationcn
hingewiesen werden, welche bei Lukrez selbst begegnet (3,597 animo mole ftelum, 826 malt habet, 863f. maa passit I accidert);U5 ähnliche Wendungen kommen bei CatuU (38,1 f. maltsl, Comijici, /uo Ca/uUo, I malest, HIt herCllIe, e/ laboriose)266 und bei Lucilius (393 Krenkcl ßuc/iblls oe 1IU1liJque aduersü flrmi!er wenl) vor. Sollte der Gebrauch VOll Lukrez etwa als wngangssprachlich betrachter werden? Davon ist nicht auszugehen. Erstens ist in der zitierten Passage ein Pleonasmus zu bemerken (mum (...) aegnque), wld bereits deswegen trägt die ganze Wendung das Gepräge des gehobenen Stils; zweitens sollte man die entsprechende Untersuchung auch auf ähnliche idiomatische Sätze ausdehnen, auf die Bailey bei Lukrez aufmerksam gemacht hat. Eine mögliche LöSWlg kann erst aus dem Zusammenhang gewonnen werden, in dem Adverb + tSSt bei Plautlls verwendet wird, d.h. entscheidend ist die Frage, ob dieser Gebrauch eher den Langversen bzw. den Senaren eigentümlich ist. Begnügten wir uns mit dem eingeschränkten Material, das Hofmann hierzu bietet, könnten wir tatsächlich glauben, es handele sich um ein umgangsspracliliches Element: Die dagegen angeführten Argumente sind tatsächlich nichl erdrückend. Jedoch ist Hofmanns Dokumentation nicht nur unvollständig (dies könnte man ihm nicht vorwerfen), sondem auch irreführend. Betrachtet man seine eigene Behandlung in der Lateinischen Syntax, entdeckt man, daß seine Vorstellung über die UmgangsspracWichkcit dieser Konstruktion unverändert ist, diesmal aber sind die erwähnten Schriftsteller viel zahlreicher,267 und man stellt fest, daß die "Volkstümlidlkeit" der Konstruktion "erwiesen" wird durch die Autorell, bei denen sie vorkommt. Außer den Kommem und Cicero (Erstli.1lgsreden, wie z.B. in S.Rosc. 84, und Briefe) werden ebenso Sallust, Catull, Horaz (Satiren), Ovid, Livius, Martia.I und Tacitus erwähnt. Von diesen wird so gut wie keine Stelle angegeben. Man soll sich darauf verlassen, daß eine in der ganzen Latinität belegte Konstruktion, von sämtlichen Autoren der Alltagsrede entnommen wurde. Auch wo - so Hofmann und Sza.ntyr weiter die gehobene Sprache solche Verbindungen biete, handele es sich angeblich um Entlehnungen aus der Umgangssprache. Es wird dazu Cic. Phi!. 1,9 '"'0 rot angeführt. Hier.lu findet man die Bemerkung, daß die frühere und spätere Volkssprache longt rot bevor.lugte, während Cicero wld Caesar üblicherwcise longt abtsst schrieben: Angeführt wird Petrol1. 58,5 ~,besonders vulgär'') und, mü den Worten "auch dichterisch", "z.B." Verg. Aen. 12,52. Eine nähere Überprüfung einiger Passagen könnte einige Aufschlüsse bringen. Der Zeitfol. 265 Bailey z.St~ vgL HA). Munro (f. Lucreti eari de rerum natura. 11. Cambridge 1886) z.St 266 Kroll z.St spricht von ..Ausdruck der Umgangssprache". 267 Hofm.-Sz. 171.
11.2. Bisher als umgangssprachlich geltende Elemente
79
ge gemäß soll nicht auf die Komiker ,gewartet' werden, um eine solche Verbindung zu erkennen: Bereits bei Ennius findet sich /tmm tsl. nämlich in anno 507 Skutsch Ixmd ttmm est qllod IN lristi CW11 ,ortk /,lIbtrnOJ (bei Servius zu Aen. 9;327 = 329, der erklärt sil.nifi€at sine uzuw).268 Ennius begründet eine Tradition, die bis zu Vergil reicht Aen. 9;375 baNd ttmm esl virIIm "res animadversa est haud in vanum; non neglecta est".269 Ein weiterer ennianischer Beleg ist trag. 265 Jocelyn (,TelamoJ nam si €1Innt, btne bonis sit, mak mom, von Plautus parodiert (Ba 660 bonll.S sil bonu, malNs sit moJis):270 Hierbei wäre Ennius. wenn man Hofmann folgt, umgangssprachlicher als Plautus (1). Stellen bei Sallust wie lug. 87,4 Rnmonos si€1lti pIerosqlle nmolo melll !axius lianlillJqlle jlliliroiZ71 und hist. 2,42 longllitk el incuriOJe fllit sind eindeutig: nämlich reine Archaismen. longe esse, was dic in der Alltagsrede entsprechende Form von longe abesse sein sollte. bictet eine noch aufschlußreichere Geschichte, für die hier auf die Anmerkungen zu Verg. Acn. 12,52lollge iUi t!ta maler erit verwiesen sei;272 bezüglich Petton. 58,5 weicht €IImbo, longe fibi sit ,omlilo ufo besalis el dominllJ dnpllntmarills (im literarischen Sinne von 'Sei es dir gar nicht nötig') nicht von den Belegstellen der Dichtung ab. 273 Zum umgangssprachlichen Ton von si, esse verweisen Hofmann und Szantyr auf Hausman. Dieser hat jedoch ein Epigramm MartiaJs (5,66 saepe sohito1ll.S nllmqllam prior ;pse samtas. I si, eris otumllmJ Ponfilione, vak) einfach durch die Änderung der Interpunktion (sie eris? aeumllm (...): "Is that how you mean to behave?'J genial cr:Iäutert, nämlich gerade aufgrund von Ph 268
A. RJsicuo, Lingua parbo e lingua d'me in Ennio, Messma/Firenze 19662,10 F.lß1 die 5 enJUmischen Belege der KonslJUktion als Erschemungen der 'Esp~sivitl' der gesprochenen Spf2Che auf (die ganze .Anlage seiner Arbeit, besonders des die 1ingua parl2o' betreffenden Teils ist voUkOfTUTl(';fl irrig: Er verwechseh Ennius' primitive Schlichtheit mil dessen Nähe zur AlI12gsspl'2che~ Ciceros S. 18 angeführtes Urteil in orat. 36 Ennio dtlmor qlloJ ffOff dis(fdir Q «J/1Imlllli moft IItt"bontm ist übrigens nur auf die Tr.lgödien zu beziehen, wie Skutsch in seiner ,Annales'-Edition S. 26 konstatiert und hai mit gesprochener Spr.lche gar nIchts zu tun, vielmehr mit geläufigem Wortgebrauch); bei Skutsch z.St. iSI zu Recht nicht von Umgangssprache die Rede. 269 Heyne z.St. 210 Von Jocelyn zur Ennius-Slelle erwähnt. 271 Explizil schreibt E. Koestennann (e. Sallustius Crispus. Bell. Jug., Heidelberg 1911) z.St. ,,Assonanzen nach archaischem Vorbild wie so häufig bei Sallust" und fügt hinzu: ..Die Verbindung von lISl mit einem Adverb kehn bei unserem Hisloriker immer wieder"; zur dmtsuta htroa - ...... -x (der bei Sallust beliebleste Typus) vgl. H. Aili, The Prost Rhythm ofSallust and uvy, Stockho1m 1979, 77f. und 96. Z72 A. Forbiger (p. Vetg. Maronis opera., llI) z.St. eNlähnl Ovld, met. 8,435. 11,479, Her. 12,53f.; Plin. pmeg. 49, Aor. 2.2,8; Coningron/NettJeship Z.SL ....Longe abesse a1icui" is a common exp~sion; "longe esse a1icui" sternS tO be pardy founded on it, tbough in slrictness of consttuetion the c:b.t. is probabl:y ethica1". 273 e. PeIlegrino (peaonii Arbitri Satyricon, Roma 1975) z.St. verweisl auf VergiIs und Ovuis oben erw2hnte SteIlen und fügt auch Sil. 17, 22 hinzu.
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11. Einzelinterpretationen
527 sie sllm: si ploeeo, Illere, Cic. S.Rosc. 29 sie tJl UII!gIlS, Tib, 1,10,43 s;e ego s;m und sogar von Hom. A. 762 &C;; €ov. 274 Aus solchen Passagen wird kein umgangs· sprachlicher Charakter geschlosscn werden kÖllnen. 275 Zur Verbindung bene / maie esse sehe man bei Terenz Ad 34 el libi bene esse soli, Ijllom sibi si! maie (im einleitendem Monolog von Micio: man beac!Hc dcn Chiasmus) wld Ph 151111 belle sit lib; (eine Fonne!, die Donat z.St. als eXotEloJl6C;; betrachtet, d.h. eine figllra oralion;s, '1"0 simulamus ah'quid lacere ve1Je276 ); bei Plautus z.B. Cu 164 fldsum si apsiflJ, hall recusem quin mihi malt sil, mei meum (man beachte die vierfache A1li~ teration) wld Mo 51f. 'l"asi i!//Jidere mih; hoc viden, Gmmio, I qll;a m;bi bUle es! el libi maie eSl; dignwmumsl (Assonanzen in beiden Versen). Auch die poetische Tradition der letzteren Konstruktion reicht über die Grenzen der römischen Literatur hinaus: Bei Horner ist K(XKWC;; &' äprx ol 1tEA.€~ (XUtn (I 324) wohl der allrate Widerhall einer zu vcnnutenden Fonnel (K(XKO\) S' lipa oL nEA.f:V apx.it in A. 604);277 Archil. fr. 133,3 W. 2 KaK~Ot(X &' exid t<9 8exv6vt\. yi.VE:'tCXt; sie ist auch bei Herodot häufig (1,8.1,132.4,79.9,109); Eur. Ale. 627 €U Oot rEVOltO; !-ferond. 5,22f. IJ." KaA.&c;; YEVOltO tTtllEpn KEtVn I litu; 0' toirYay'
qJiid tgo
dieam
de po/re? ah
IOfltamfle rem 10m fltgkgenter agtre!
274 275
Notes on Manial. CQ 13, 1919, 71. 1m homerischen Vers handelt es sich um Nestors Worte, der sich an seine Jugendzeit erumert (&; fov, Ei 1«)"[" EOV lE, ~ld 6:'V6poow). wobei ß. Hainswonh (Ille Jliad. A Commcntary. Val. 1Il, Cambridge 1993) z.$t. Ei 1tQ"[' lov lt als 'pathetic' bezeichnet und VOll einem Fomlelsatz (mit Verweis auf 'f' 643
11.2. Bisher als umgangssprachlich geltende EJemente
81
Der Infinitiv im Ausruf wird von Ho&natm für ein Stück affektiv gesprochener Sprache gehalterl, und zwar wegen der Interjektion ah sowie aufgrund des i n f i n i t i v u s i n d i g n a n t i s .279 Hinsichtlich der ersterl Begründung mag es genügen, auf den "lblL S.v. zu verweisen, dessen Belegstellen apNd rtUqNas potlas umfangreicher als jene ;n dia/ago Jun;co sind. Bezüglich der zweiten auf die Weise, derer sich Lukrez in einem Lob der epikureischen Philosophie im Proömium des zweiten Buches bedient (16f.): nonnt vidm I ni/ oUNd Jibi nO/No rllloJron. Die Geschichte des Motivs dieses Verses, bei deren Erläuterung bereits Lachmatm (unter den Beispielen der idiomatischerl Verwendung des Infinitivs) Wlsere Terenzstelle erwähm,280 stellt ein Stück Geschichte römischer Ependichtung dar: Lukrez hat es von Ennius übernommen, der seinerseits von Homer abhängt.281 Noch lehrreicher ist eine Parallelstelle bei TerCfiz selbst. In Eu 644 sagt Pythias: boccin 10m oudo>: jJcinus focen tJSt ausum! Dem in diesem Vers eothalteten Bild (facinuJ facen) widmet Haffter t..'inige Seiten, speziell um derl Stilunterschied zwischen Senaren und Langversen zu zeigen, indem er eine klangliche Verstärkung durch audax (...) f1JiJllm an dieser ,EWlUchus'-Stcl1e kOllStaticrt. 282 VOll Umgangssprachlichem ist folglich in der Passage aus der ,Andria' nichts zu spüren.283 Die Hauprursache für Konramination, d.h. l\1.isChWlg konkurrierender Konstruktionen. ist nadl Hofmanns MeinWlg die .,Unfilhigkeit, ganze Perioden zu übcrschauen und Inmstvoll zu gliedern". wld insofern gcllöre sie selbstverständlich der Umgangsspradle an. 284 Unter derl Beispiclerl. gibt er An 389ff. '"' (...) hü rtdtks o",lfia, quae IIU1l( 111111 m1a [al aJllli1ia, i1lartlllll lienl sillt 0","; ptrido.
279
Lar. Umg. § 21 und § 54; vgt. auch M. Barchiesi, L2 Tarenti11a rivisitata, Pisa 1978,
9ff. 280 T. Luercti Gri ... commcnt., Bedin 1882, S. 74: zu I/Ol/ltt u·t!trr. "Latinwn Ct cxqui. SINm eSI"; vgt. Ba.i.ley (f. Luer. Cari de cer. nat libci sex, Oxford 1950) zu Luer. 2,16. Der Verweis auf Lukrez beftndet sich bei Klotz zu An 252. 281 Vf). A. Emout/L Robin (Luerke, Paris 1925) zu l..ucr. 2,16. 282 Dichterspr. 38. 283 Im vorigen Vers (251) S2gte Mysis: KrlIU haN Mt ",i.JtmM txllIJimalilllltlli". Zum Ab.. nrakNm als Subjekt vgt wiederum Haffter 19741, 89~:zum Inf. indlgnantis als Merkmal der gehobenen Dichterpracht: vgl. auch V. Be:rs, Greek ~tic syntax in the Oassical Age, New H2ven/London 1984, 183ff. 284 Lac Umg. ! 149.
00040394
82
11. Einze:linterprer:ationen
sei zwischen mldlJ omnio consilia inctrla und foC'itJ 111 omnia consilia inana sienl entstanden. Gegen die UmgangsspracWichkeit dieser Verse stehen einige Argumente. Erstens: Hier haben wir es mit einem dem Anakoluth verwandten Stilmittel zu tun, das generell der Dichtersprache eigentümlich ist Zweitens: Weil rtdt4rt auch bei den Komikern jöcm ersetzen kann, und zwar in Verbindung mit Adjektiven bzw. adjektivisch benutzten Begriffen, ist der Anakoluth hier sehr leicht 285 Die beiden letzten Argumente betreffen den stilistischen Aspekt der Verse. Donat (z.St.) bemerkt; daß hic hier zeitliche und nicht örtliche Bedeutung har. ein Gebrauch, der auch bei Vagil vorkommt (Aen. 9,426). Zuletzt sei auf die Paronomasie ctrta (...) inarta hingewiesen (vgl. auch 386 t.XciJIdar (...) con,iJldat>;, mir der sich Davus als .,beau parleur" gebärdet. 286 Die co n t ami n a t i 0
Dziatzko und Hauler sprechen bezüglich von Ad 64 unaufmerksam von Umgangssprache zur polysyndetischen Verbindung q 11 t ... tl :287 I/imium ;PSt dunl1/ pruettr aequomque et bol/11m
Es handelt sich um einen bereits im frühen Latein geläufigen Archa.ismus (außer Plaurus und Tcrenz: Eun. amt. 2,118 Skucsch Falnmm t/ Pomonaltm, 8,274 malaqo, ,t bono diet... Acc. mg. 111 Ribb. = 385 DangcJ po,don o"'oqo, ,t fantt (ln einem Trikolon); Paeuv. trag. 301 RJbb. txiliMmqMt tI stntdlls, 340 annisqllt tl attalt, 412 nocwqMt tl nimblim oiKatcal nilPJf), der da.nn weiterhin als Archaismus in der hohen Dichtung (z.ß. Vergil, TibuU) begcgncL288 I-Ioraz benutzt die Verbindung oftmals in den Oden, wä.hrend sie nur zweimal in den Satiren vorkommt, und zwar einmal in einer ausgesprochen lehrreichen PasS3.ge (1,4,56ff.): (...) his, tf,o qliat nlln" I olim qllat scripsil Lurili1l.J, tripias si 1 ttmpora Clna modosqllt, el 9liod pri1l.J ordint t'trbllm Ul I POSltrtllS farins, pratpolltns IIbima primis. Mit den Wonen umpom mta modosqllt (1,4,58) zeigt der augusteische Dichter die einzige Eigenschaft, die der satirischcn Gattung dcn poetischen Charakler verleiht, und ziticrt dazu zwei Ennius-Vcrse (7,225f. Skutsch). Ein weiteres Indiz für den hohen Tonfall der fraglichen Stelle bci Tcrenz ist auch die RcclHssfonnel bON/tm tl at91illm (vgI. auch 1-11 642, 788, Ph 451, 637).289 285 Vf). Spengel 'Z.St. 286 Vf). Marouzeau 'Z.St. 287 ZSt. 288 Vf). Hofin.-Sz. 515; s. auch Martin zu Ad 64: "Since -l{m tl is mostly found al Ihe end of a line cf verse, and in poelS from Plautus 10 Pacuvius, it 1$ probably 10 be regarded as an archaism". 289 Vf). F. Pringmeun. 'Jjq""", tJ tItIj"d, ZRG 52, 1932,78-155.
11.2. Bisher als umgangssprachlich geltende Elemente
83
Der Abi a tiv lnstrumenti mit fotere bzw. fieri in Fragen wurde als wngangssprachlich bettachtet. 290 Ein Beispiel dafur aus Terenz ist (Ad 61Off.): discruaor animi: hocin de inprouso mali mihi obici tonlum ul neque quid me!aciam nu quid agam ctrlus sitm! membra metu dlbilia sunt; animus timon ohstipuit; puton ronsistere nil ronsili quit.
Hier geht es wn eins dreier Beispiele für lyrisches Canticum, welche bei Terenz belegt sind und die insofern nah bei den plautinischen Cantica liegen; die weiteren, beide in der ,Andria'. sind jeweils vier bakchische Verse (481-4) und der erste Teil des Monologs des adultJcenr Charinus (625-38a). In der Arie der ,Adelphoe' (610-7) wird ein einleitender Monolog vom adulescens Aeschinus gesungen, der, von Liebe gequält, das Dilemma hat, sein Geheimnis dem Bruder enthüllen zu müssen oder mißverstanden zu werden. 291 Bereits bemerkenswert faIlt im choriambiscben Tetrameter, in dem sich die besagte Wendung findet (611), das Negationspaar neque (...) net auf, was üblicherweise die Alternativen eines Dilemmas ausdruckt, während es hier denselben Begriff wiederholt: Ein typisches Merkmal für die Cantica. 292 Betrachten wir den Befund bei T erenz: In An 6l2ff. äußert der junge Pamphilus a parte seine Erre~ gung: nam quid ego nunc dicam pairi? fletphon IltUe me, modo I qui SUnl po/licilus dutere? qua audacia idfacere (Jlldeam? I fle& q/(id fI/(nc me faciam scio (man beachte die figura etymologica fl/(docia (...) audeam); so auch Charinus: An 709 quid me jiel?; vgl. ferner Ht 188 quio mim incertJlmsl eliam q/(id se Jodal, 317 quid iUo fadns, 333 quid Jodat suo (d.h. amica)?, 715 tuJors quid me jiat parvi pendis, Eu 837 quid iUoJodenlus, slulto? Häufiger Gebrauch auch bei Plautus: z.B. Capt 952 meo minon quid sit foctum jilio, Ep 152 quid ilJo jiet jididna ;gitur. 293 Weitere Belege im frühen Latein sind Lucil. Fr. 801 Krenkel 'quid me jiet?' - 'si quidenl non vif Je i"probiJ t()ll1millere', wobei die dialogische Fonn den moralischen RatscWägen für den Jüngling dient. 294 Was den Tonfall des Ausdrucks betrifft, führt Pompon. 131 Frass. sed me exemt smica nequam, neque iUo quid jaciOl!J scio nicht weiter. Einiges besagt 290 Hofm.-Sz. 121. 291 Vgl. Martin, S. 193 und Appendix IJ (S. 246f.); zur Metrik grundlegend C. Questa, Lyrica Terentiana (Ad. 610-617), in: Numeri innumeri, Roma 1984, 399-415 (s. die Vorbehalte von MM. Willcock, RivFilol 114, 1986,473--80 und Gratwick z.St.). 292 Vgl. Martin z.St. 293 Vgl. 'I1l1L S.v. falio 108,Hff.; vgl. auch Lindsay, Synt. PI. 33 "in the sense of 'disposing or". 294 Krenkel :t.St.
00040:.94
84
11. Einzelinterprerationen
Martials Gebrauch: Im Witzepigramm 12,23 (dtlltiblls olqlle eomis - Iltc le plldttutem emptis. I qllidjOcitJ ocu/o, Laelia? nOI1 emi/u" wurde in MartiaJs Wiedergabe von Lukillios, AP 11,310 die 'effektvolle Gliederung' in rhetorischer Hinsicht bemerkt;295 über dcn Fragesatz wurde gesagt: "Sed apostropha illa interrogativa ct brcvlssimo enuntiati fine efficitur".296 Am lehrreichsten für den rhctorisehen Tonfall der Wendung sind jedoch die Stellen aus Ciceros ,Verrinen': z.B. 2,42 quid hoc homine facialis?, 2,90 qllid iUo 11!Joparont jiletllm si/.? Unpassend wäre ein Kolloquialismus im ,LucuJlus' (115): DiodoJo qllidjOciom S/Dito, qllem (1 puero
alltJivi, qlli RUClim vivit toJ annos, qui habilat opud me, quem et odR/iror el diligo, qlli iJla Antiocheo conttmnil. 297 Den gleichen Tonfall scWägt QUintilWl an, der mit Anspielung auf Helenas Raub Wlter den exempla erwähnt (5,11,9): 'Si propter motnmonia uiola/o urbes eVerJoe sunl, qllidfien odllbtro par tJt?~ Lehrreich ist auch ein von Hofmann und Szantyr angeführter Vergk>ich außerhalb der lateinischen Sprache, und zwar in den Tabulae 19uvinae, um den italischen Charakter dieser Konstruktion zu erweisen (Vl b 55): fitll IIni pirse mtrs tJi "facito illo quod ius est". Diese euphemistische Fonnet, mit welcher auf die Strafe für den Angeklagten angespielt wird,298 ist ein sicheres Zeugnis für den gemein-italisch<:n syntaktischen Gebrauch, sagt aber auch, daß solcher Gebrauch zumindest im Umbrischen seinen Platz in der feierlichen Rechtsspradle hane. Im Lateinischen wiederum gilt, daß ein Unterschied zwischen der Konstruktion mit Ablativ und jener mit Dativ (dies auch bei Plautus und Terenz299), insofern, die erstcre als besondere Eigenschaft der Umgangssprache zu betrnclHcn sei, keineswegs behauptet werden kann. Von gt'ößerer Bedeutung als die besprochenen SteUen ist lediglich, daß die Komiker anhand der ThlL-Angaben überhaupt keinen Stilunterschied zwischen den beiden Konstruktionen machen: Die Ablativ-Konstruktion wurde also nur aufgrund ihrer Seltenheit in der hohen Dichtung als umgangssprachlich bezeichnet. Der Parasit Phonnio prahlt vor dem Sklaven Gera mit seiner Unangreifbarkeit: Es sei vcrgeblidle Mühe zu versuchen, von Sperbem - wic ihm - Gercch-
295
P. Sakolowsky, Oe Anthol. Palatina quaestiones, Leipzig 1893, 70 (Zitat bei Burnikel 36: s. unten). 296 W. ßumikel, Untersuchungen zur Struktur des Wittepigramms bei Lukillios und Martial, Wiesbaden 1980 (palingenesia XV), 38. 297 Der 'I1lIL 3..0. erwähnt nur diese Stelle wld gibt an, daß sich Cicero auch an anderen Stellen dieser Konstruktion bedient. 298 G. Devoto, Tabulae 19uvinae, Roma 1940, S. 276. 299 Vgt 'nllL 3..0. 103,60ff.
11.2. Bisher als umgangssprachlich geltende E.lemente
85
tigkeit zu verlangen; es sei doch viel ergiebiger, die Hannlosen miteinzubezieben (pb 330ff.): '1100 11011 rtk aaipitn' lellNIIIT IItf{lit mimo, '110· makfad1ml 110m!: iUiJ f{Ni llilJadlilll In/llilm; f{wo tllim ill iUüJnidliI ut, ill iUis opnu buJitlir.
Die Gegenüberstellung desselben verdoppelten Pronomens iUt (i n i 11 i s . .. in i 11 i s) wurde als Beispiel (und zwar als erstes) eines umgangssprachlichen Gebrauchs betrachtet. 300 Die zum Vergleich angeführten Stellen sind Cic. inv. 1,98 illJid dOCllimuJ, iUNd planlim ftamus; Caes. rr. Suet. tu!. 41,2 Couor mClolor iUi lriblli. commtndo vobiJ il!J,m tl iUNm (es handelt sich um die Weise, auf die der dictator Caesar die Wahlen der Tnbutcomitien durchführte, indem er diese Fonnel auf Zettel schrieb; i/"'m tl illum steht für den Namen des Kandidaten); Manil. 2,517ff. iUiJ inJidiar Itndanl, coplet/lur ab iUiJ, 2,185 iUe Jet/uCef/liJ lJtriJ, subeunliJ el iUt oUliJlis; Luc. 4,636 conJlixert pans, ItlluriJ tiribllJ i/k, i!1e suis (vgt 612, 615); Silo 3,317f. aul iUi dexlros "'nalir jlt>.:ibuJ arbe!, I 0111 iUi IalUOS sinu· ont in cornua gyro.r.301 Zu Caesars Bruchstück (sowie zum Gebrauch bei Cicero) wurde nachgewiesen, daß es sidl um eine alte Rechtsfonncl handelt, die nach Belieben zu \väh.lende Personen und Gegenstände angab und eine Entsprechung mit dem griechischen tOv KlXi t6v, tO KlXi t6, tU KlXi 'Ta hatte. 302 Was uns bleibt, sind also Manilius und LUCUl (bei denen sogar ein Chiasmus zu fmdcn ist) sowie 5i1ius: 303 Solltc man diese Dichter benutzen, um einen vermutlichen Kolloquialismus plausibcl zu madlcn? Auch der Vergleich mit dcm geminierten hic bietet ein ähnliches Bild: Es ist eine 'licentia poenca' > von Vergils ,Bucolica< (4,55f. non me corminibuJ uinul ntc ThroetliJ OrphtliJ I nec LinliJ, hufe maltr qlianJuiJ olqUt huic paltr adsilJ an bis zu den ,Gcorgica', der ,Aeneis" Tibull, Ovid, 5tatius wld, in der Prosa, Ciceros ,AcademiCl< wld Tacitus. 304 Der Ty300 Vgl. C.L Meader/E. Wölmin, Zur Gesch. der Pronomina demonsU'ativa. 11, ALL 12, 1902, 253f. (die von 'Konvcrs-ationssti.l' bezüglich des ähnlichen hi( - hir reden, 249); vgl. J-Iofm.-Sz. 181 f. 301 Mcader und WölfOin a.O. erwähnen ebenso Qui.nti.l. 2,9,12. 3,6,93. 11,3,168; Plin. episL 1,23,3. 6,20,15; Sen. epist. 39,1; luv. 10,91 (alles Singular). 302 A. Sonny, Demonstrativa als Indefinita, Glott:l6, 1915, 68f. (mit VelWels rur das Griechische auf Kühner/Genh 459); vgl. auch Wackemagel, Vodes. 11 107f., der bemerkt, d2ß tv9a Kui t\l6a bereir.s bei Horner 'an verschtedcnen Stellen, In verschiedenen Richtungen' bedeutet. 303 In Wirklichkeit begegnet ille .•. dille bereits bei l.ucr. 3,1092f. IIN lllillll! iJk dill iam 111»1 m'l, tx Wem, I bmttitt qllifilltltl t,laiJml, d iUe, I IKtttJihll! alt.fllt QltItiJ qlli IKIlIIiJ «tidiJ Qltll. 304 Eine Liste der StcUen bei A. Forbiger (p. Vergilii Maronis Open. I, Leipzig 1872) zu ed. 4,56; es gibt keinen Anl2ß, die plautinischen Belege anders zu belt2Chten: z.8. Ba 881 fIItD hllltr 111, lJi pr_ille hliU (man sehe den O1iasmus), SI 351 b« t§II'ftl, lJi b« ((Jllwrrt.. Beson·
86
11. Einzelinterpretationen
pus hic atqut hic 'Dieser und dieser andere' (z.B. Hor. senn. 1,1,112 hUNt alqlle hunc superan laboreI) ist vergleichbar mit Caesars Fonnel;305 schließlich bei senn. 1,1,17f. hinc VOJ, I /lOS hinc (man beachte den Chiasmus) kann von Bühnensprache die Rede sOO,306 nicht jedoch von Umgangssprache (hint ... hille kommt auch bei Livius vor).307 Es bleiben also nur drei terenzische Stellen, geminiertes hi, und ilft als wngangssprachlichen Zug ZU betrachten: Ht 276 hate ubi apemit os!ium, I continuo hic Je coniecit intro, Ad 417f. OE. "h« ftcito." SV. rtelt SOI/C. OE. ''hoc Jugito. " SY. caUide. I D E. "hoc /audis! " SY. iJtOtc TlJ es/. D E. ''hoc vi/ja da/ur': 650f. hau virgo orbast pa/Tl; t hit melIS amieus iUi gtlltrt es! proxumus. 308 Besonders aussagekräftig ist Ad 417L Es handelt sich um ein Motiv, nämlich um die moralischen Vorschriften des Vaters an seinen Sohn, was bei Horaz zu fmden war (senn. 1,4.10Sff.)309 und auch bei Platon ein Vorbild hatte (pror. 32Sd: 'to j.lEv Si!CCl\.OV, 'to Si:: iiSlKOV, Kat 't6SE j.lf.v KaA6v, 't6bE Si: aloxp6v, Kat 't6SE j.lEv ÖOlOV, 'tbbE St a"l6CJlOv, Kat 'tCx j.lEv 1tOI.El, 'tCt bi: J.lT11tOI.U). Dieses Motiv wird sofort von Syrus in seiner KochroUe parodiert: Ad 425 ''l)(J( soLsumsl, IJoc odHslumsl, IJoc Iautumst parum; I ifiud reele: iurom sie memenIQ':31O Eher als in der Alltagssprache scheint also das geminierte Demonstrativpronomen seinen Ursprung einerseits in der Rechtssprache (die Typen IJie et hit, ilk et iUe),
ders lehrreich ist u.s 971 har "'/Jl~ har (anes, das Plautus selbst als vtrVlI", IItIuf bezeichnet (972): Ps.-Acro zu HOf. senn. 2,2,64 (Ime 1I'f!llNpllS, har (QJIiiJ sagt dazu prowbium esl: nam IIbi dllae IV mokitm Sllnt, diamllS: 'Ime ranis, hoc IupIiS U7ft' (vgl. R. Tosi, Dizionario delle selUenze latine e greche, Milano 1991, S. 696). Man könnte vielleicht mit den folgenden beginnen: Enn. trag. (,Athamas') 120f. Jocelyn hi.s trat in ort BromiMI, hi.s BatrlJus pottr, I ilJis l~aells uiu! inuthlfJ' samx, Pacuv. trag. (,arm. iud.') 38f. Ribb. nom (aniJ, qllando est pnt'JIJsa hpidt, non tam
ilium adJXtit,
I qui sm ial, qllam i!lllm tumpSt Iapidtm, qui ipsa ieta esl, JXlit.
305 Nicht einmal in der Prosa (von rhet.Her. 2.40 an) kann also von einer "Nachbildung des Konversationsstils" die Rede sein (Dziatzko/Hauler zu Ph 332), vielmehr von einer traditionellen Fonnel. 306 Der Theaterdirektor wendet sich erst zwn einen, dann zum anderen Schauspieler (vgl. Fedeli z.St.). 307 Es ist nicht nötig, den literarischen Charakter der Belege aus Horaz' ars aufzuzeigen: 45 hoc QI/1tt, hoc sptrnat promissi rarminis auctor, 361 ff.: ut pietum pouis: ml quat, si propillS s!es, I tt rapiat malls, tt qUatdam, si /ong,iNS absw: I hau amaJ obscufl/m, wat hatc sub /Na /lrdtri, I iudiciJ a'1.lItlim qll« nonformldm acumt1l; I hat(plaaiit stmt4 !Ja« dtaes n:ptlila plactbit. 308 Dies sind die von Hofm.-Sz. 181 angefuhrten Stellen. 309 Vgl. Fedeli z.St. (mit Verweis auf L. Alfonsi, Sol proemio del Brurus e sulla fortuna deI Protlgora tra i Latini, RhM 94, 1951, 92f.). 310 Hier liegt die Entsprechung mit dem oben erwähnten Fragment Enn. trag. (,Athamas') 120f. Jocelyn hi.s trat in ort Bromius, his BatrlJus pokT, I illis Lyaeuf uJlis inutnlfJr sacrae. was die Koordination hit ... hit ... ilk betrifft, besonders nah.
11.2. Bisher als umgangssprachlich geltende Elemente
87
andererseits in der gehobenen Sprache der Dichnmg und der Kumtprosa (die Typen hic ... hic. ifk ... ifk) zu haben)11 Das Verbalsubstantiv auf -io wird zuweilen statt des Gerundiums verwen· de" z.B. m Ad 419fL 11011
hnrk oliMI1IS/
1I1n1( ",; tlHJCIIltandi.
piJ"Qs ex !ell/ell/io
IUKtMJ 1'11111: i l1Iihi lIe (f)ffl/l!IJX1nlllr Wllliosl.
Syrus' Worte bedeuten .. Ich muß darauf achten. (die Fische) nichl verderben zu lassen", rOIl/iOJI steht also für ravendllm esl. Diese Verwendung wurde von einigen lnterpreten für umgangssprachlich gehalten)12 Anhand des keineswegs umgangssprachlichen Charakters, der aus einer der oben (Anm. 312) erwähnten Passagen deutlich hervorgeht. sollte diese Meinung überprüft werden: in Ph 293 heißt es: JervOl!1 homif/tm (ausam oran 'e!,es non sinunl I neqlle /es/i· moni mc/;OJt. Hierbei pnmkt der Sklave Geta mit einer juristischen Terminologie. die auf das Zwölftafe1gcsetz zutückgcht. 313 In seiner Behandlung des umgangssprachlichen Gebrauchs von nllllllJ sammelt Hofmann viele Belege, bei denen die Gleichwenigkeit nll& = non
LehrreICh Ist
311
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88
11. Einzelint.erprerationen
gegeben ist. 314 Sicht man näher hin, werden sich diese Passagen als heterogen erweisen, und zwar nicht nur in syntaktischer, sondern auch in stilistischer Hinsicht. Hofmann unterscheidet drei Verwendungen, die er jeweils durch eine terenzische Stelle erläutert. Die erste Verwendung ist der Ausdruck Jmllus SJlln = 'pem, actum est de me', wie in Ph 179f., wobei Gern zu sich selbst spricht und für seine eigene Person Katastrophen voraussicht, falls er sich nicht sofort etwas ausdenkt:
nuflns es, Gela, niJi iam aliquod tibi conrilium eelere repms, ita nune inparatum subito tanto te inpendent molo Es werden Beispiele von Plaurus zitiert (As 922, Ba 193, Cas 621; mit dem Dar. erb.: Tru 196), von Terenz (An 599 nullus JUm, He 521 1/ulkl sum),315 von Cicero Crusc. 1,87 de muftl/is /oquor, qui nulli .S1/1/1, Att. 9,1,4). Eine weitere Verwendung, in der 1/ullm tatsächlich die Bedeutung von 11011 hat, ist z.B. in Hc 79 zu finden:
Ji non quamt, nulhu dixms "Wenn er nicht fragt, sage nicht": Hierbei handele es sich nicht um "weitere Verbindungen", die nach den ersteren zu vCr'.teichnen seien, wie Hofmann meint, sondern tun den einzigen echten wngangssprachlichen Gebrauch von abgeschwächtem I/UUUJ. 316 Eine dritte Verwendung, die damit nichts zu tun hat, ist der Typus von Eu 345:
hue quom adlJtnio nuUa eraf "AJs ich bier ankam, war keine mehr da", wofür auch PI. Am 792 (hie pa/tra 1/u/1a i1/ cis/uklSt, dazu Ci 686, Men 926, Ru 994, Tm 348) und Cicero (S.Rosc. 128, Art. 7,20,1) zitiert werden. So erklärt Wackemage1 bei der Behandlung des umgangssprachlichen Typus 1/u/his dixeriJ = 'sage nicht', eben bezüglich einer der von Hofmanll angegebenen Stellen: "Stellen wie pro Roscio Amer. 128 314 Lat. Umg. § 77. 315 Hinzuzufügen sind Eu 1023 ni/bus sum Ql anl1cno nach Pythias' Drohung), Ph 942 ni/bus Slim (Chremes auf Phonnios Enthüllungen), Hc 319 nIlbus sum Qlamphilus, nachdem er die Stimme von Philwncnas Mutter gehört hat), 521 1/ulla sum, 653 1/ulla sum (Myrrhina am Türgeriiusch). 316 Man hätte zumindest einen Hinweis auf M. Haupt geben sollen (Opuscula 1, leipzig 1875, 75ff. = Observ. crit. 1841), auf den - woran Wackemagel, Vorles. II 67f. erinnert - die Erklärung von (11m rogabtris "ulla (Catull. 8, 14) in diesem Sinne zurückzuführen ist; WackeOlagel a.0. sagt. auch, daß es nichts ähnliches im Griechischen gibt (sondem nur in den Veda).
11.2. Bisher als umgangssprachlich geltende Elemente
89
bate bonn in tabIlIas nllila redimml beweisen nichts: gerneint ist mi/la eills bond'.31? Wenn einmal der unterschiedliche Gebrauch ausgesprochen ist, muß auch die stilistische Stufe bestimmt werden. In bezug auf ml!JIJs S/lm = 'peru' erwähnt Hofmann selbst in den Nachträgen zur ersten Auflage seines Buches (und zwar zur Ergänzung seiner alles umfassenden Behandlung von nlllou) eine Stelle bei Properz: 1,5,22 alll cur Jim 10/0 &orpon !llIllus ego.3 18 Ein sorgf.iltiger Erklärer des Properz beobachtet. daß solcher Gebrauch (= !Ilnil sim) komischen Ursprungs sei, daß man jedoch nicht diesen mit den Fällen verwechseln dürfe, in denen "IIUlIS der Negation !Ion entspräche,319 ferner, daß es keineswegs nötig sei, den Einfluß der vulgären Sprache auf einen Ausdruck zu vennuten. der üblich geworden sei und ohne besondere stilistische Nuance benutzt wurde. 320 Diese JOT1ll1lla desperalioniJ. die in Ciccros philosophischen Schriften und in der augusteischen Liebedichnmg zu lesen ist. ist also einem umgangsspracWichen Gepräge völlig fremd, was in Ermangelung weiterer Beweise auch bezüglich der komischen Passagen zu gelten hat. Es kann vielmehr mit hoher Wahrscheinlichkeit erwiesen werden. daß ein identischer Befund beim griechischen oUÖEiC;, -tv ElVal vorliegt - dies gleichfalls nur auf die emsthafte Literatur beschränkt (v.a. Tragödie); denn wenn es in der Komödie vorkommt. besitzt es einen paratragischeIl Ton. 321 Die Bilanz der Verwendungen von miliNs ist also folgende: Ein T )'Pus ist umgangsspracWich und zwei nicht.
317 318
A.O.
Lat. Umg. S. 173 (Nachtrag zu § 92, $. 98). 319 Diesen Fehler haben begangen G. Uhlrnann, Oe S. Prop. genere dicendi, Diss. Münster 1909, 22, E. Neumann, Oe cottid. scnnonis apud Prop. proprieratibus, Diss. Königsbcrg 1925,68 und M. Schustcr, S. Prop. clcgiarum libri IV, Leipzig 19582; wir müssen hier auch Hofmann hinzu fUgen (wahrscheinlich anhand Neumanns, den er in demselben Nachtrag, Zll S. XV, erwähnt). 320 Pedeli z.St., mit Verweis auch auf H. Triinkle, Die Sprachkunst des Proper.t und die Tradition der lateinischen Dichtersprache, Wiesbaden 1960, 159 Anm. t zu Qvid. met. 11,579 proqHe /11m, qui nHUul erot, L'tniebat ad ums, hinzuzufUgen sind met 684f. 'nulla est A.4)'0· ne, nHIla tIl' ait '()«ldit una CI"" Ceyce lUO. Jo/antia lo/lilt vuba und Cic. sen. 22,79 noliu orbilron' ",t, CII'" 0 IJ()biJ dil(VltnJ, nUlq/(a", oul nulmm }OfT, die Interpreten von Terenz (z.O. zu Ph 179) hal{cn sich wortgetreu an Hofmanns hteinung. Martin z.St. "a cotloquial uS3ge 'You're done for", McGlynn s.v. n/(1htJ 11. (latpt apud tlJJIIiroJ ponitur ubl non r.x1p«kJ, ml maiof't", habel Ni", negandi q/(Q!1I non.); so auch bereits Dzial7.ko/Hauler z.St...Du bisl nichtS, mit dir ist es aus, du bist verloren", "volkstümliche \VendWlg". 321 Gruncllegend A.C. Mooehouse, A Use of on6eU; and Ill)OCi.~, CQ 59, 1965,31-40: zum Typus oi>6t.v Etval "bc undone, brought to ruin" (= Ct1troAOj.lTjV) vgl. z.B. Soph. EJ. 677 a1tW..OjlTjv Si>cnrtva<;, O'OOEv Elj.l.' EU, Phi!. 1030 Öl; oi>6ev Ei~u Kai. -tt6VllX.' Uj.l.lv 1Cw.al EU, Rur. Hel. 1194 !JIPOuoo. tttlw KOustV EiIJ.· E'tl (nur zweimal bei Aristophanes, beides in paratragischer Funktion: equ. 1243 oustv tl.1J.' eyro; vcsp. 997: Moorhause 32f.; vgl. auch van Leeuwen zu equ. 1243: "vere [ragica haec quoque SWH verba''); von Moomouses Untersuchung her ergeben sich keine Umer,;chiede zwischen dem Gebrauch des maskulinen Proll.
90
11. Einzelinterpretarionen
In Eu 10f. (prolog) sagt Tcrcnz:
atqUt in ThesQuro .rcripsit (aUsam dittrt pdl/s linde pe/ilur, aurum qua n sit JUom 11
n d t im Sinne von a quo (dieser Erklärung bedarf das Adverb laut Donar
z.St.) wurde zutreffend als der Rcchtssprnchc angehörig vcrstandcn.3 22 Hofmann Wld Szantyr, die dies zwar für die tcrcnzische Stelle zugestehen, sprechen im allgemeinen von volkstümlichem und umgangssprachlichem Gebrauch (später in die ,Kanzleisprache' übergangen). Dies bekräftigen sie mir Hor. senn. l,6,12f. conlra umJinum, Va!eri genus, und! SuptrbUJ I TarquiniuJ ngno pU/sUJ jugit.32'J Hier bietet der satirische Horaz eine Charaktcrisierung von Tarquinius' Vertreibung, die hochtrabend klingt: feierliches Epitheton (Valtri geRUJ), SuptrbuJ in emphatischer Stellung und kunstvolles Enjambement, historisches Präsens fugit, unde wird auch hier wie in den archaischen Rechtsformelll verwendet und zeigt keine Spur von Alltagsrede. 324 Das bei Terenz noch zweimal mit dieser Bedeunmg zu fmdende Adverb (Ad 413 domi babuit unde disceret und Ph 967 quom e medio eXce.Jsit Imde haec susceptast übr) ist also offen~ sichtlich nie umgangssprachlich gewesen, nicht einmal vor einem 'Übergang in die Kanzleisprache'. Der Parasit Gnatho wendet sich an den Sklaven Panneno (Eu 28M.): etiamnunc /u hic I/a!, Parmeno( eho numnam hic re/klu's flulos, ntquü fine inlmlunUUI dam a milite ad ülam amet?
Bezüglich der Konstruktion ab + Abi a t i v, zuweilen ohne ßewegungs~ verben verwendet, sprechen Hofmann und Szantyr im allgemeinen von "prägnalller Verwendung", die jedoch "speziell umgangssprachlich" sei, mit Verweis auf einige komische Passagen: PI. Ps 924 ades! (I milile, Poe 1092 (lmat ab Imone hic; außerdem - zum adnominalen Gebrauch - Ad 541 0 viUo mercennanum.325 Von einigen bei ihnen erwähnten Schriftstellern, meist ohne weitere OUliEU; und des Neutrums oOO€v: [nsofem ist die Entsprechung mit dem ku. nuUns tJJt nicht verfälscht. 322 Dies hai Fraenkcl gezeigt (Zum Interdietum VTRVB1, ZRG 54, 1934, 314ff. =K1. Beirr. 1I 480ff.). 323 208f. 324 Zu dieser stilistischen Analyse vgl. Fedeli Z.$I" der bezüglich undt auf Fraenkels oben (Anm. 322) erwähnten Aufsatz verweist. 325 255; hierbei folgen sie anderen Inlerpreten oder werden ihrerseits von ilUlen aufgegriffen: z.8. A.O.F. Lorenz (praut. Mil., Bedin 1869) zu Mi! 160 ~,kurzcr und bequemer Ausdruck der Umgangssprache''), Mauracll zu Pee 1092, nicht aber z.B. von Dziattko und
11.2. Bisher als umgangssprachlich geltende Elemente
91
Angabe, könnte man ein völlig anderes Bild ableiten, und es mag ratsam sein die Belege im ThlL nachzuprüfen: 3Z6 Die Verwendung in hoher Dichtung beginnt in der archaischen Zeit mit Enn. trag. 62f. Jocelyn (,Alexander) iam dNdum ab iHdir animw atque aures auent I auide exspeetantes nuntium: Dieses tragische Fragment ist sehr bemerkenswert, und zwar erstens, weil die gehobene Sprachebene in jedem Wort deutlich ist,327 und zweitens, da es neben PI. Ba 197 quod ab iUoc a/tigisset nuntius zu stelJen ist: 328 Das gilt ebenfalls für unsere ,Eunuchus'-Passage und PI. Mit 962 vah, egone ut ad tt ab libertina esse autknm internuntius, als ennianisches Erbe sind woW die Passagen der augusteischen Dichtung zu betrachten - und zwar vor allem Verg. Aen. 7,454 adsum dirarnm ab sede sortmlm und 8,686 vie/or ab Aurorae papuJis el fitort rubro (feierliche Schilderung VOll Antonius' Triwnph über die Parther), neben die üblicherweise Ovid. met. 9,136f. vietor ab Oechafia Ct1Iaeo sacra parabaI I vota 10m gestelJt wird (diesbezüglich beachte man z.B. auch VaJ.A. 8,228, Stat. Tbeb. 7,566). Daß die Konstruktion vom gehobenen Zusammenhang kaum zu trennen ist (nämlich, in diesem Fall, die Siegesfeier des Antonius), geht deudich aus Martial hervor, und zwar aus den ersten zwei Versen des Epigramms 7,8 nune hilores, si quando mihi, nune IJltJitt, Musae: 1 melor ab Odrysio reddilur orbe deus, während Man. speet. 24, t si quis ades longis sems sptetalor ab ons beispielsweise mit Stat. Theb. 7,382 aliis poplll%r ab om zu vergleichen ist. Die Wendung ist der Prosa keinesweg fremd: \'(fenn es stimmt, daß Cicero sich dieser Wendung zweimal in den Atticusbriefcn bedient (9,13,8 habeo a Ba/bo litteras, 16,7,7 legi a Bmlo), taucht ein identischer Gebrauch auch bei Livius auf (2,3,7 fit/eras ab Tarqlliniis reddun~ oder bei Tacitus (hist. 1,74 mbrae ab Othone ad ViteUium epis/uloe); i.n Liv. 1,50,3 Kauer zu Ad 541 oder von J. Bnx und M. Niemeyer (plauL Mi!., Leipzig 1875) zu Mil 154 und von den meisten Kommentatoren zu den komischen Stellen, bei denen sich die KonslrUktion befindet 326 S.v. a. ab 16,59ff. 327 Jocelyn z.St zitien Soph. Ai. 686, Eur. Hipp. 173.912, J-1yps. 1. 3. 15 und lateinische Reflexe wie PI. Ci 554 onimuJ audirt txpttit, uNlI. 46,7 iO/11 mtJIJ prt1ltrrpidaJIJ autt vogan', Cic. Phi!. 5,13 tmtt animus apud wnJilium ilbtdpro rtO diare G,a passage of excited metonc"). 328 Vgl.Jocelyn zu EIln. trag. 62, der auch an ein von Cicero (An. 13,47,1) erwähntes trJgisches Fragment erinnen (mc. inc. 23 Ribb.): ']>DJua qUal1J abJ U, Agamemno,'non 'ut ~nirtm' ("am id quoqUt jtriJsem niJi TorquatllJ tJJtt) Jtd ut Jm·bertm 'ttJigiJ tmriJ nuntiNJ, txttmpltJ· (vgl. D.R. Shackleton Bailey, Cicero's Leuers to Atticus. Val. V, Cambridge 1966, z.St.): Der 'rolL a.O. reiht das Fragment unter die Belege ohne Bewegungsverb natürlich anhand der 2. RibbeckAusgabe (1871) (der erste ThlL--Band wurde 1900 veröffentlicht), wobei hier noch mit Wilhelm poJitaquam ab! ud, AglVIttmno, Utilit tmrtJ nu"tiNJ, I tXttmpltJ zu lesen war; in der 3. Ausgabe (1897) nimmt Ribbeck die Verbesserung von RitschJ (Opusc. n 271) auf und liest poJtquam abJ it, AglVIttmno, ul ~nirtm tttilil (lurtJ nuntius, I txJtI1IpltJ G,abhorrere ab antiquitate posttaquam monuit Ritschelius''): RitschJ selbst wollte aber poJltaquam in PI. Ba 171 lesen, und Terzaghi verfuhr ähnlich zu Mo 135 (vgl. J-1ofm.-$z. 599).
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11. Einzelinterpretationen
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Tumus Htrdonius ab Aricia ftrocittr in abstnttm Tarqllinillm eral i"vecllIS hat einen wlleugbar feierlichen Ton,329 eine archaisiercnde Farbe zeigt auch Cic. Yerr. 5,113 graviortm aplld sopientis illmeeJ St fore ab inftris lestem qllam si vivus i" illdieillm prodllcerelur (Cicero liest die 1c[uen Worte des Nauarchen Furius von Heraclea vor, welche dieser vor seiner Ermordung durch Verres - weil er ein Zeuge von dessen Taten war - an den Senat geschrieben hatte). In der Komödie, der die Belege für die ,umgangssprachliche' Deutung der Konstruktion entstammen, scheint unverständlich, daß Stellen wie PI. Ba 188 sam/em tibi ab sodali solidtIm nunlio, Cu 405ff. LY. (...) die mihi, I quid eum nune quaem? 0111 quoiati's? CV. eloquor. I ab Tberapo"tigono PIßtagidoro milite oder Ht 859f. qllid lIulle mlill/liml abs Je responsum, Chremt, I nt senliat me StIlsisst alque aegre ftrnt? der Alltagsrede entnommen sein könntCIl. Diese Passagen dürfen von der frühen Tragödie (siehc die beiden Stellen oben) nicht gesondert werden, wie auch Ennius z.B. von VergiI nicht zu trennen ist. Ennius kommt es wohl zu, die Konstruktion in dic hohe poetische Tradition wiedereingcführt zu haben, während der Gebrauch in der Prosa, abgesehen von technischen Verwendwlgen wie in den epistulae, auf gehobene Zusammenhänge beschränkt wurdc.
II.2.d. Stilistisches
In Eu 72f. liest man:
el ladet el amon anleo, el p"'du/! Ide"I, UIIOJ tidtnJqlle pereo, nec quid agam JCio, Bezüglich der Adjektive in diesen beiden Versen spricht Hofmann von Abu 11 d a 11 z wld stark pathetischem Zusammenhang;330 diese Merkmale fallen für ihn in das Gebiet der Umgangssprache. Die ganze Passage ist anscheinend poetisch gcfarbt: et taedet et anion ordeo ist ein Beispiel für die 'ErweilenUlg der Satzglieder' mit Verbalgruppen;331 die Verbindung pmdem et stiem begegnet in trag. inc. 145 RJbb. pmdms et seiens I ad peJtenl ante om/os positam;332 vivos vidtnsqlle, das wie das vorige Paar eine sprichwörtliche Trndition haben wird, erscheint zweimal bei Lukrez (3,1046; 5,993) und zweimal in 329 W. Weissenbom/H.J. Müller (fici Livi Ab urbe condita, 1.1, ßedill 18797) z.St.: Als Herkunftsangabe (hier steht es fiir Aria'''Ni'J kommt es ofl bei Livius, nie bei Cicero oder Caesar vor. 330 Lat. Umg. § 85. 331 Lindholm, Erweiterung 71. 332 Ribbeck wollte anhand der terenzischen Par.l.Ilele sog'.tr pmdenJ IrlnU bevor~ugen.
11.2. Bisher als umgangssprachlich gehende Elemente
93
Cict.'fos Reden.J33 Die zweite lukrezische Stelle vit'O vitknJ tivo Jtptliri tiJeera busto ,,1S nOlcd for alliteration, pathos and a definitely macabrc and ghoulish quali[}'«.J14 Dies alles scheint Phacdrias Worten auch den geringsten umgangssprachlichen Charakrer zu entziehen. Dcr Chi a s mus ist eines der konventionellen Stilmerkmale der frühen Dichtersprache. 335 Die Tatsache, daß eine gekreuzte WOrtStellung auch der Allugsrede angehört, wird von Hofmann mehnnals behauptet, und zwar im Sinn eines affekciscb motivierten Satzbaus.J36 So wird auch z.B. Ht 206: lrortari rnbro nalunl, nalunl rnbro ront;vtlTitr
ulHer den Stellen aufgezählt, in denen der Chiasmus mehr oder wenigcr "zufatlig" auftauche. Die Rede des Chremes an seinen Sohn C1itipho (2ooff.), die eine Art VOti Vcrteidig\Ulg des 'Sclbstbestrafers' Menooemus ist, ist in Wirklichkeit aber stark von rhetorischen Stilmitteln durchset'.lt (es genügt, auf den Schluß hinzuzuweisen: 209 eOllJilia eonsequi eonsimilia). Hier sei auch auf Ph 352f. verwiesen: ntJ.al Phanium tJSe hone sibi eognaiam Demipho? I hone Dtmipho ntt,1J1 tJSe eognatam; auch im Griechischen kann derselbe Tonfall beobachtet werden: z.ß. Men. Sa 465 MOO"XlOOV t Ea lJ't Ea IJE, MoaxlOOV (dazu sagt Ausrin "Verba inverso ordine iterau ontioni magnam graviutCtn addunt"337); Pk 50Gf. rA..ulCi:pa IJE KatoJ.iAOUtE, lCat<xAtAoUtf: IJE I rlUlCEpa, 'Ilt 17f. "taJ.lix öti'>p'''. aKouEll;: ~ ,,6plll "tix 00)pCt" CP1101. "tc4ta IJ' t.~ElAOve'''. Es f.illt schwer, die Par e 11 l h e sein An 2t7f. als einCß Zug der Alltags. sprache anzusehen: 338 t1lIdirtque eorums/ opmu pnliUJ1l Qudodam (nam incepliol/ amen/ium, haud amanlium)
Das n:ap6~otov ollltnli/lm, haud (l///Of"ium ist reine Dichtersprache,339 und der vorangehende Vers könnle einer von Fnenkel anerkannten "wahrscheinlich
333 Vgl. Otto. Sprichw. 377. 334 W.E. Loonard/S.B. Smirh (f. Lucreti Cari. Oe rtrum n,Hura, Madison/Milwaukee/london 1968) zu 5,993 (S. 728). 335 Vgl. Palmer. lai. Language 92r. 336 Lai. Umg. § 111; Hof"m-Sz. 696ff. 337 Z.SI.; es iSl ein Ülwrnus, denn la ~ ist ein Kolon. 338 So Hofinann, LaI. Umg. § 106; vgJ. Pasquali, Lingu2 hilI. deli'uso 83: ,Je p2It:l1tesi sono propne 2IlChe di Virgilio, per alleggerire peOodi tJoppe compIic2ti".
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11. Einzelinterpretationen
sehr alten Einleirungsfonnel.effektvoller Berichte" entsprechen: Mit audin esl operae pretiu"I, einer "grandiosen Enniusparodie", fingt I-loraz an, das Thema einer Satire zu behandeln (senn. 1,2,37).340 Es kann nicht behauptet werden, der ennianische Anfa.ng (a.nn. 494 Skutsch) habe umgangssprachlichen Charakter. Dies läßt sich auch nicht von dem entsprechenden plautinischen Zusammenhang sagen, in dem eine ähnliche Fonnel begegnet (Cas 879): Anapästische Tetrameter, einleitender Monolog, Monologanfang (875) neque quofuginm neque lIbi lattam. 877 iliJ nune pudeo atqllt ita "lilie ptJveo usw. Es handelt sich zweifellos um eine Formel des na"an, aber m.E. nicht der Umgangssprache. Hofmann behauptet, daß ein Merkmal der Umgangssprache auf dem Gebiet der affektiven Kurzsätze die Apo s i 0 pes e sei. d.h. die bewußte Selbsrunterbrechung, die sich durch Gebärden ergänzen läßt. 341 Ein Beispiel hierfür ist An 164f.:
quem quükm e.go si unuro ... ud quid OPHst IJtriJis? Eine der zur Bekräftigung angeführten Passagen ist Cic. An. 4,15,6 nihil tom pusillllm, nihil tam sine VOCt, nihil tom ... vemm hate tu Itcum habeto. Handelt es sich hier nicht um ein Trikolon, das typisch für Reden, Sakra.lsprache und die phil~ hellenische Rhetorik ist,342 und in dem auch noch Anapher und Klimax enthalten sind? Wen.n wir uns die Beobachtung VOll Pascluali zu eigen machen wollen, es reiche nicht aus, daß eine Erscheinung in Ciceros Atticusbriefcn belegt sei, wn sie als umgangssprachlich zu bestinlmen, vielmehr sei es wichtig, festzusteUen, daß sie sich SOllSt nirgends bei Cicero finde, wo ein wngangssprachlicher Ausdruck unpassend wäre,343 dann können wir QuintiI. 9,2,54 anführen, der ... non alldeo totum dictrt (Cic. Mil. 12.33) als Beispiel für die Aposiopese aufweist. 344 In einer stilistisch derartig gescWiffenen Rede ist die Figur gar nicht unpassend; es handelt sich demnach doch nicht grundsätzlich um einen KoUoquialismus. Die Aposiopese ist im übrigen ein Phänomen, das 339 Auch Paronomasie genannt (odnominaJio): vgl. Hofm,-Sz. 709, Marouzeau, Stylistique 65ff., Klotz und Spcngel z.St. wld W.G. Amon, Pho,.",io Parasitvs. A Study in Dramatic Methods ofCharacterization, Greece & Rome 17, 1970,53. 340 Das Reifen der horazischen Satire, Festschr. Reitzenstein, LeipziglBedi.n 1931, 121 Anm. I; vgl. Haffter 1974 2, 3 Anm. I,derauch Liv. 3,26,7 erwähnt. 341 Lat. Umg. § 57. 342 Pasquali, Lingua lat. dell'uso 82 Anm. 9. 343 Ebd. 83. 344 Vgl. Cousin (QuintiI. lnst. oral., Paris 1975) zu Quintil. 9,2,54.
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11.2. Bisher als umgangssprachlich geltende Elemente
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oftmals in der Dichtersprache auftaucht. 345 Zum Beispiel in Verg. Aen. 1,135 quOJ ego ...; wenn die Terenzstelle verglichen wird mit Callim. epigr. 52,4 Kal au 1to't' i}pua&r,c;-
Der erste Vers wird von eincr wirkungsvollen ,Erweiterung der Satzglieder' gekennzeichnet, die Lindholm unter den substantivischen Gruppen verschiedenen Umfangs anführt, wobei die längere Gruppe der kürzeren folgte; ein 345 Vgl. Maurach, Dichtersprache 52; siehe auch die hier zitierte Unterscheidung von H. lausberg, Handbuch der literarischen Rhetorik, Stuttgart 199
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II. Einzelinterpretationen
weiteres seiner Beispiele ist Ht 40 clamon summo, cum /abort Il,axumo odcr Ph 57f. (...) qllo in metll et I quanta in periclo. 348 Im folgenden Vers hält Hofmann pro· si lob s i I für eine Art Parataxe, die zur Kategorie der 'formelhaften Doppelbedingungen und -einräumungen' gehöre, wie velit nout (pctron. 71,11), sit non sit (pI. As 465) oder habeo non habeo (PI. Ru 1068), also für ein umgangssprachliches Element. 349 Das Beispiel aus Petron, d.h. das sprichwörtliche "Er wolle oder wolle nicht"350 befindet sich innerhalb der aufsehenerregendcn EICf.Ppa(H~ eines Grabdenkmals (71,5-12).3 51 Gellau die gleiche Formel begegnet in der griechischen Literatur (Eur. IT 512, Hec. 566; man vergleiche auch Horn. !J. 43 und H 197) in von rhetorischen Künste!eien gekennzeichten Zusammenhängen.352 Derartiges kann auch für die oben erwähnten plautinischen Stellen (Langverse) gelten. Der Händler in der ,Asinaria' druckt sich in zwei ähnlichen Figuren aus (465f.): sil, non si!, non edepot seio. si iJ est, eum esse uportel. I ego eerte me incerto seio hoc dalumm flemini homini; um die ,Rudens'-Passagc zu erläutem (1067ff.: GR. non habeo. TR. lIegas qllod oculis video? GR. at lIe videas velim. I habeo, null habeo: qllid tu me curas quid remm geram? I TR. quo modo hflbeas, id rtftrt, iurtlu OIlHe iniuria), bedient sich Man einer ganzen Reihe rhetorischer Termini (O"toxaO"Il6~, O"taO"l~, ölICalOloyta), für die er auf Aristet. [het. 1416a Gff. hinweist,353 Die Annahmc eines Tonfalls der Alltagsrede ist also in Chrcmes' asyndetischen Ausdrücken (melius peius, obsit prosil), die keinen Utllcrschied zu den von Hofmann selbst angegebenen Stellen aufweisen, unbegriilldet. 354 Der entscheidendc Gegenbeweis scheint mir jedoch gerade aus dem Wescn der 348
Erweiterung 70; zur Rcchtsfocmel boml'ft t/ atqllom vgl. F. Pringsheim, 'Bonum tl at· qf4U/1I', ZRG 52, 1932,78-155. 349 Lat. Umg. § 103. 350 Vgi. Ouo, Sprichw. 362: bereits von Donat zu Eu 1059 bemerkt. 351 Vgi. Boyce, languagc Freedmen 102: "ln chapter 71, whcrc Trimalchio dcscribcs his will, his funerary monument and his epit2ph, his languagc suddenly bccomcs more rcfmed in accordance with thc seriousncss of thc topie and the fonnulaic narurc of wills and epitahs. Focmal vulgarisms are sttikingly absent from this passage, (...)"; s. auch C. Panayot41cis, Theauum Arbittis, Theattical EJements in the SatJriro of Petronius, Leiden/New York/Köln 1995, 104f. 352 Von der ersten Euripides-Stelle (1pE\>yoo 'tpO/tov yE /iil 'tlv' oilX h:oov t...-rov) kann man zu Recht als "a good Euripidean OÖlplOjUX" sprechen, und zwar derjenigen, die bei Ar. Ach. 395 treffend parodiert werden (M. Plamauer, Eur. Iph. in 'rauris, Oxford 1938 z.St.); in der zweiten Stelle (ö /i' oil 9€.M:ov 'tE ICCll aEArov OllC"tQl ICOPnc; I ttl1Vf:l O""lliitM> l'tvcul1a'tO<; litap~) werden Thaltybios' Worte als "deliberately heightcncd hnguagc" charakterisiert (Chr. Collard, Eur. Hec., Oxford 1984, z.St.); zur zwciten homerischen Stelle (bccOv UtICOVta) vgl. G.S. Kirk (Ihe lJiad. A Commentary. Vol. 11, Cambridgc 1990) z.St. "a rhetorica! f10urish (0 st:rengthen ßiq.". 353 Plaurus Rudens. Text und Commentar, Leipzig 1928 z.St. 354 Derartiges gilt fiir Eu 252 'Ul,ol fJNU: 1fegtJi ail: Gio (ebenso in Lat. Umg. § 103 erwähnt).
11.3. ,Attisch-römische' Umgangssprache
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Nebeneinanderstellung von prodeSJe und obeSJe hervorzugehen, welche 111 fuSti verbomm oftmals zu finden ist gewichtige Beispiele dafür sind Enn. trag. 40 Jocclyn mUl obesse, iUos prodesse, me obstan, iUos obsequi,355 trag. inc. 202 Ribb. id quod seis prodest nibil, id quod nesciJ obeJt, Ovid. trist. 5,1,66 mibi quod prodeJt, boc tibi (...) obtst, eie. Verr. 2,3,94 lIibil prodeJt, std obtst ttiam, off. 2,17 pfurimum (...) et pros;'lt et obsillt, Liv. 40,12,6 obeJt potius quam prodeJl, Porphyr. in Hor. cann.saee. 33f. Nt prosin/, (...) nt obsint. 356
[1.3. Elemente der ,attisch-römischen' Umgangssprache
TI .3.a.. Einzelne Wörter Wenn man in der arrischell Komödie 'geh weg' sagen will, benutzl man das wngangssprachliche ~lh~E. Dieser Imperativ har bei Menander oftmals die Bedeutung von 'hau ab, mach dich weg, geh zu' und wird üblicherweise (allein bzw. zusammen mir einem anderen Verb) an Unterlegene gerichtet. Dies geschieht manchmal mit impliziter Strafandrohung,357 auch wenn \vie in Pk 525 der impulsive Polemon es sich mit Pataikos erlauben kann (ßaSt~E bEiJpo).358 Fast identisch ist der lateinische Gebrauch von a HI b 111 a bei den Komikent, bei denen es allerdings gegenüber Mensclu...'11 niedrigen Ranges verwendet wird.359 Dcr einzige Beleg bei Terenz ist Ht 379f.: 355
Jocelyn z.St. zitiert Passagen aus auischen Tragikem und Rednem und bemerkt: "Elaborate gesturing would have probably accompanied an excited tone of voice" und "similar anaphora of the personal pronoun occurs in highly emotional passages of comedy". 356 TI,IL s.v. oblum 265; ich habe einige Stellen ohne Zensur zuungunsten möglicher umgangssprachlicher Zusammenhänge ausgewählt: Es ergibt sich, daß solche nicht zu fm· den sind. Lehrreiche Beobachtungen zu Naevius' Gebrauch der Parataxe bei M. Barchiesi, Nevio epico, Padova 1962, S. 369f.: "il nflesso slOnco di una visione severamente stilizzata e schematizzata dei mondo e dei suoi valori" (vgl. Ricottilli 59 und Anm. 131); vgl. auch S. Timpanaro, Conttibuti di filologia e di storia della lingua latina, Roma 1978,251 und Zan· grando 1997, 205 Arull. 63. 357 Ep 376 OII~C "ai ~lh!;;F. (ein Sklave zu einem anderen), Sa 258f. ß(Wl!;;C "ai t I1ncoo' (Chrysis zur Amme), 661 (Moschion zum Sklaven), Pk 322 (Derneas zu 0lly5is), 334 MUPO Si: ~Sl!;;t (Moschion zum Sklaven), 982 (polemon zu einer Dienerin), Sk 147lXWl!;;C Kat ail Sdlpo (Stratophanes zum Parasiten), 267 eXrt, ßcdh.l;;' a~' (Stnl.lophanes zu ei· nem Mädchen). 358 Vgl. Gomme/Sandbach zu Ep 376. 359 llllL s.v. 1873f. (Iumt "olio abeu"dJ): PI. As 488 itaJaa'lo, oge ambNIa ergo (ein Sklave zu einem Händler), Pe 750 JNroUI INm. ombula (ein Parasit zu einem Zuhälter), Ps 263 ambula IN (der Zuhälter zu einem Sklaven), Tri 1108 i, l~ ambula, aall/lulI rtdi (Channides zum Sklaven); zum plautinischen Gebrauch vgl. La.ngen, Beiträge 202ff.; zur szenischen ßedeunmg
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11. Einzelinterpretationen CUT. fal1tm labiUm ... SV. aHm Ii saplas CUT. U). q/lid istic? SV. monehit CUT. 0 homi"el1lftliCMII SV. ambHIa.
Syros gtbt Clitipho, der wenigstens seine Geliebte begrüßen möchte, die Emp. fehlung. zuerst auf eine höfliche Weise wegzugehen (obtas Ji Japias). dann, weil der Junge zögert. benutzt der Sklave eine entschieden resolutere Wendung (beweg dich!').360 Dieser umgangssprachliche Gebrauch ist auf die Komödie beschränkt; in CLE 1544,7f. lJI qui adJtitisti, mti monument;, hospeJ. mtmor I amhulo tl te lSJt honrilltm JtU pnJxtllO cogitu entspricht die Fonnel amhllla dem volt in den anderen Liedern. Das Adverb 0 C i 11 S mit einem mehr oder weniger verschwommen vergleichenden Wert, wird im allgemeinen mit imperativen Fannett der Bewcgungsverben gebraucht und gehört vor allem der Alhagsredc ao: 361 Die Bedcutwlg ist also nicht 'schneller', sondern kanu mit den i.n ungeduldigem Ton ausgesprochenen Worten 'beeil' dich!' übersetzt werden. Diese Verwendung ist deutlich z.B. in Eu 912f.:
eH. molJt vtro oal/I /e
nl/lnx. SO. movtO. CI-I. /ideo, ud niJpromovtJ.
Weitere Belege sind: An 724f. DA. tucipt 0 me hllnt oetllJ I otqlle onll noslrom ianllom adpone;362 731 DA. m«'t oetllJ te, 11/ qllid agom porro i"telkgar; Ht 832: Sv. srqutrt hat mt oetllS; mit dem gleichen Wert des Imperativs der Konj. Präsens bei Ph 562 GE. tomllJ t'l,o ad ellm oallJ. 363 Bezüglich der KornödieJ64 kann man zu Recht von einer Lehnprägung durch die entsprechende griechische Form OOttOV reden, welche in ähnlichem Zusammenhang (d.h. mit Imperativ von Bewegungsverben) von Aristophanes verwendet wird: vesp. IBO (BdclykIcon zum Sklaven Sosias: fXtSl~E 8änov). pac. 726f. (frygaios zu den He1fcrinncn
von
ßcXSl~E
in der griechischen Tragödie vgl. D. ßain, Masters, Se",'ants and Orders in Gr~k Tragedy, Manchester 1981,54 Anm. 11. 360 In Ph 936 ist in ild ambllla eine rituelle Fonnel (vgl. PI. Cu 621). 361 Vgl. ThJL S.v. tKilJr (oriJlJ) 414f. 362 Vgl. Shipp z.St. (mit Verweis auf Palmer, Lat. Langua~ 252 zur ursprünglichen Bedeutung von Vergieichsfonnen in • :JO.t}. 363 Man vecgteiche auch Ht 867f. 0-1. ltmtD tKiJlJ tL 11/ P.ScrJI e//II, id qlUXi aiJ'U, I qllam «:Imme 1// du, Eu 469( PA. ru inJiaJhil. htIa Ütbat uliJJJoras I txirr, t{1/fJ/ illßi, «iM. proadt 111 hilI', Eu 609 AN. ptrlonp, sd ltm/(J tKiJlJ proJxnJ1tJlJ: mI/la wlUJl. 364 Plautus bietet neun Beispiele rur dieselbe VerwendWlg (5. ThJL a.O.)
11.3. ,Attisch-römische' Umgangssprache
99
des ,Friedens', Opora und Theoria: 365 ~t-ßp', & K6paL, I E7tEU90v ä~' i:~ot 9&:ttov), Plut. 604 (der alte Chremylos zur Annut: EPP' i:C; K6paKac; eattOv cup' ~&v); so auch bei Menander. Dk 430 (Sostratos' Mutter zu einem Mädchen namens Plangon, einer stummen Figur, die sie beim Opfern begleitet: ltop€uou 9ö:ttov),366 596 (Knemon zur Sklavin, der Ypa.~ Simiche: 9&:ttOV ßcüil~' ti:aro), 866 (der junge Gorgias zur ersten Frau seines Vaters Wld zu seiner Stiefschwester: ltpoaYE'tE ~il 9&.tt6v ltoS' u~ttC;), Sa 658f. (der junge Moschion zu Pannenotl, einem Sklaven seines Vaters: acpüc; ö:. cpAtlapttC; 'tau'ta 9O.'t'tov t\UlSl I tlUro), 690 (der Sklave Parrnenoll zu Moschion: 1tpÖo:Yt 9linov).367 Auch bei den Tragikern handelt es sich um einen KoUoquialismus: Soph. OC 824 Xroptl, ~tv', €~ro OOuuov (der Koryphäus, ein alter attischer Mann, zu Kreon);368 besonders lehrreich ist die Weise, in der es Euripides benutzt in Med. 100 ist OlttUall'tt 9ö:aaov ~ro~ll'tOC; flaro der Befehl, den die Amme den Kindern erteilt; in Andr. 551 ist irrO\) au eö:.aaov vom Alten Peleus an seinen Sklaven gerichtet. Aus den erwähnten Beispielen ergibt sich, daß der griechische Gebrauch im Vergleich mit dem der römischen Komiker stärker charakterisiert ist, da das Adverb immer (außer Men. Sa 691) gegenüber Untergebenen verwe.ndet wird. Das Adverb i filII J in der Bedeutung 'Zuhause' findet sich fast ausschließlich in der frühen Komödie.3 69 An Stellen wie PI. Am 120 pa/er ;1I/IIJ n"ne tJl oder Ht 454 eJlne ea intus? ist die Wiedergabe des griechischen €V()oV deutlich, das im Attischen (Aristophanes, Euripides, Platon) die ordentliche Fonn für 'zuhause' war,370 z.B. Ar. ecd. 336 ~ix tOV .6.i' DU ynp EV()OV Ducra
365 Vgl. Platnauer z.Sl.: Der Plural ICOpat der Hss. ist wahrscheinlich beizubehalten; wenn es so ist, müßte er nur auf ·01tOJpa und 8Empio bezogen werden und nicht auch auf eine vermutliche statua des Friedens (wie es das Scholion zum Ravennas möchte). 366 Gomme/Sandbach z.St. "and quickly, too"; vgi. Fraenkel, Eun. S. 688 (zu 912). 367 Vgl. auch Dk 889 tlICWV, JtpOE)'9E bEßp6 ~l [ail aano]v (Vermutung von Sandbach; Post, von Amon gefolgt, ergänzt [lCäleooooJv): Eine niedere Figur zur anderen (der Sklave Geca zum Koch). 368 Vgl. auch OT 430, wobei Oidipus in äußerster Erregung gegen Teiresias diesen mit derartigen Worten (oille Elc; ou6pov, oilX" OOaoov) beschimpft, die der Komödie entnommen zu sein scheinen (vgl. CraUn. fr. 129 K.-A. oille alU:PPTtcrE\.I; ail eaooov). 369 ThlL s.v. 103. 370 Auch im Dorischen: vgl. Wackemagel, Kl. $ehr. 11 1042 "Ein indirekter Dorismus ist ~\ttOv für lJi:\."tOl, das dadurch in Gebrauch kam, daß Dorisch sprechende, die gewohnt waren rur ihr heimisches evOOl in der Gemeinsprache EvOOV zu sagen, danach auch ~LEvtm mit andrer Endung versahen" (vgl. auch A.S.F. Gow, Theocritus. Val. II, Cambridge 1965, zu 15,1 lv&Ol npo.~lV60.:).
100
II. Einzelinterpretationen
oder Men. Sa 256 EV~OV f:<1tiv aut6c;.3 71 Daß im Lateinischen ;I/IUS der Abklatsch der attischen Wendung und keinen selbständigen Ausdruck darstellt, scheint gerade durch zwei der sehr wenigen Belege im frühen und klassischen Latein außerhalb der Komödie bewiesen zu werden: VafTo (rle I. L. 7,12) erläutert inlus para, CIIra, tlick bei Plaurus (Men 352) durch das synonymische /u domi videbis, Cicero (sen. 12) bedient sich einer Wiederholung in FabjllS 1I0n in Juee modo olque in oculiJ civium magnlls, sed ;nlm domiqllt praeslantior: Ln Rom hieß 'zuhause' üblicherweise domi (das dem griechischen Lokativ OtlCOt entspricht), während intus noch zu Varros und Ciceros Zeiten erklärt bzw. mit dom; von einer Wiederholung begleitet werden mußte. 372 't'll"ixCt.VEl,
Um 'weggehen' zu sagen, benutzt Tcrcnz das Verb
tI
b i re, wie in Ht 978:
abiil? Mh, roga!Ie velkm (...) Wie auch in He 444 und 510, entspricht abii' im Griechischen dem, was z.B. Menander in dis ex 18 sagt: ilSTt 'O'''tlV OVtOI; lppoUSOI; "der ist nun weg", was bestimmt eine Allfangsfonnel im Sinne eincr Bühnenanweisung ist. Die Formel wird in den ,Bacchides' (vgl. 500f., 515ff.) von Plaurus ausgelassen, auch wenn er sie aus den Vorbildem nehmen oder sie jedenfalls benutzen kann (z.B. Ps 397 illie hine obiil, tu mir/os soLus Pm/dole))73 Wenn die lateinische Fassung für eine wngangssprachliche Deutung der griechischcn Vorlage spricht, würde das Wort lppoUSOI;, welches in der attischen Prosa und in der Ncucn Komödie sonst nicht zu finden ist - wohl aber bei den Tragikem -, vieJmelu einen emotionalen Tonfa.ll nahelegen: ,,
Iltnlm
un ironischen Sinn verwendet
PA. ehellt quid dixti, pwullta? al/ mel/lila es? etiam rides? ita» kpidJfI!t tibi "ÜUlJtIl, seella, »Oi il/ndm? PY. "imium.
371 Vf!). Headlam zu Herond. 1,6: "ilie ward regulady used when it is asked whether a person is at horne". 372 Lehrreich ebenso die übrigen Stellen: eic. de or. 2;276 ana'Uo diximl domi non UJe (seil. Emtillm), Nasi(tJ muil illam domini iflSSll dixim el iUuIll inlus eISe (es Folgt f!)eieh danach zweimal domi non eISe), Synod.Hil. eoll.antiar. p. 115,6, Stellen, welche der ThlL als Übersetzungen von tvoovangibt. 373 C. Quest!., Strutture seeniehe di Plauto e Menandro, in: Menandre. EntrHardt 16, 196; vf!). auch K.B. Frost, Exits and Entrances in Menander, Oxford 1988, 17 Anm. 109. 374 Gomme/Sandbaeh z.St.
11.3. ,Attisch-römische' Umgangssprache
101
PA. Iiqllidtm ÜtllC inpllne habilen! ... / PY. IMrum?
Es geht um eine Auseinandersetzung zwischen dem Sklaven Panncno und der Dienenn pythias. Panneno, der sie fragt, ob es ihr Spaß mache, mit ihm und anderen ein Spiel zu treiben, antwortet sie frech "übennäßig"; auf seine Drohung erwidert sie mit einem ironisch-spottenden lJ e ru nJ? 'tatsächlich?'.J75 Das Vorbild für diesen Ausdruck w.."eEI; war bereits im Attischen ein Kolloquialismus bei Sophokles und Aristophanes.376 Auf Demiphos Angebot, die neue Frau seines Sohnes Antipho wie eine Verwandte zu betrachten und ihr die vom Gesetz vorgschriebene Mitgift anzuweisen (wld zwar fünf Minen), erwidert der Parasit Phonnio spottend (ph 411 ),
hahahae, homo maus. Bei der Erörterung der Interjektion babahae übersetzt Hofmann den ganzen Satz "Haha, ein lieblicher Mensch" und bemerkt wie der 'Kurzsatz' hierbei den 'Intellektualsatz' "über ein solches (niedrige) Angebot muß ich wirklich lachen" ersetzt. Höhepunkt der Verspottung ist das von Hofmann in seiner Interpretation vemachlässigte ironische Adjektiv s 11 a lJ; s. Bei den Komikenl findet man sonst nichts derartiges. Die Vorlage dieser Wendwlg ist in der anisehen Alltagssprache zu suchen. Einen sicheren Gebrauch weist Platoll auf: z.B. rep. 527d 1)öi:>l; d C...) ön [ouca~ ötlh61l (wobei das Scholion das Wort mit Ei>~e'l~ erklärt) wld Gorg. 491e 0>1; i}(ib~ d.3 n Dieser Sinn ergibt sich jedoch ebenso in einer Passage bei Menander: in Sa 412 sagt Nikeratos zu Chrysis in bezug auf Demeas 0.')...')...' [Ot' EKEtvo~ ~\)~.378 Terenz hat eine umgangs375 Dollat z.St. im'dentu i"terrogl1lio; Hofmann, Lat. Umg. § 135; Hofm.-Sz. 837; vgl. T romaras z.$t. 376 Vgl. Stevens, Coll. Aesch. Soph. 99 "used ironicaIly. 'ReaIly'; 'indeed''': z.ll. Soph. Am 758, OT 350, Ar. Ach. 557, nub. 841, Lys. 433; vgl. auch Stevens, Coll. Eur. (Henn. Einzclsehr. 38) 23, mit weiteren Stellen (Ar. equ. 89, vesp. 1223. 1412, av. 174. 1048. 1606, Plm. 123.429, Eur. fr.inc. 885 N.2, cyd. 241) wld dem Vergleich mit dem lat. lta"e? (pI. Tm 291, An 643), was anhand von vtrIIm unnötig ist. 377 Vgl. Tamtnt, Coll. Plat. 110: "in derisive sense" (vgl. auch rep. 337d, 348c; Pann. 13lb ~tox;, Theaet. 20ge ~u xpii.~' (Xv Eil)); E.R. Dodds (plato. Gorgias, Oxford 1959) zu 491e 2 übersetzt "How amusing you areI" und führt diese weiteren Belege an: Euthd. 300a 6, Timaeus, Lex.Plat. s.v. ~i><;' eil~ Kat iilpprov. 378 Dies ist die Edäuterung von Austin z.St.; Gomme und Sandbach z.$t halten für möglich, ~i><; als "Iaudarory" zu verstehen: "he is a kind pleasant fellow (and so his action is inexplicable)", wie in AIex. Fr. 182,3 K-A. und in Aristot. met. 1381a 30, erkennen jedoch an, daß - wenn die von ihnen gegebene Deutung von t~vuoia im V. 411 ~,a crackpot thing to do'') richtig ist - ~i><; in einem "double-edged way" benutzt werden kann, denn es
102
11. Einzelinterpretationen
sprachliche Wendung von Menander übersetzt, die in der römischen Litcrntur - wir wissen nicht, ob auch in der Alltagssprache379 - keinen Erfolg haben
soUte. J80 Die Dienerin pythias deutet in bezug auf den EWlUchen an, der in Wahrheit der verkleidete Chaerea ist, daß er die jWlge Parnphila vergewaltigt habe (Eu
660): iUe (lutem bonus ur nusqllt1l11 appart/. edom hoc miJmz JHJpiror, aliquid domo abeuntem absluüut.
Ein derart ironischer Ausdruck, bon U J, häufig bei den Komikern,381 ist wohl nichts anderes als die Wiedergabe des griechischen "nA6~. wie es z.ß. in Ar. vesp. 453 öcOOuov lCaA;'V bli'T1v oder in Men. Asp 308 6 Ka).oi; aötÄlp6<; vorkommt. 382 Zu vergleichen ist auch das Adjektiv XPTIO''tOC;, das im ironischen SinD noch öfter als KaÄ6c; auftaucht. 383 Bereits in der Tragödie ein KoUoquialismus ist außerdem das Adverb KaA~, was pllkhre (13mal bei Terenz, 30mal bei Plautus) sowie beUe (7mal bei Plautus. oftmals in Wortspielen) ent· spricht.384 Bei Mena.nder kann das Verb lSElV die umgangssprachliche Bedeutung von 'jdn. treffen, mit jdm. reden' besitzen. z.B. in Dk 234f. ESEl (JE, v~ .6.la, I 'tov weist eben den sarkastischen Sinn von ..simple, innocent" (wie bei Platon) auf; insofern gibr es Webster durch 'soft' richtig wieder. 379 Wolhe man von seinem Fehlen in Ciceros Briefen, Horaz' Satiren und Penon ausgehen, müßte man auch das ausschließen. 380 Zu tuavt als einem Lieblingswort des Trimalchio vgl. G.B. Beach, Oe Sennone Cotidiano, CJ SO, 1954/55, 356 (petron. 33,1. 39.3; JlIou/tr 59,1. 65,11. 71,11. 75,8); ein anderes Schicksal sollte dllkiJ "aimable" haben: bereits in Sen. dia!. 5,8,5 und darm bei chrisdichen Autoren (vgl. G.).M. Bartelink, Les observations de )erÖme sur des tennes de la langue courante et padee, Latomus 38, 1979,216). 381 Die übrigen Stellen bei Terenz sind Eu 850,918, Ad 476, 556, 557, 722, An 616, 846, Ph 287 (McGlynn s.v. bomd I. (8) irrmia IWIrpatllr); vgl. Hofm.-Sz. 837; gut bezeugt auch bei Cicero; zu Apuleius vgl. L. Callebat, Senne cotidianus dans les Metamorphoses d'Apulec, Caen 1968, 467. 382 Gomme/Sandbach z.st.: "ironieal"; der LS) S.v. KcU.6<; IV. fuhrt auch Aesch. Eum. 209, Soph. 8. 393, Eur. Bacch. 652 an; bei Arisrophanes s. auch equ. 923 und Lys. 510. 383 Austin zu Asp 75 velWeist auf Asp 408, Ep 708, Ar. nub. 8, Dem. 23,169, rlat. Theaet. 166a, I-Ierond. 3,26 (er vergleicht die Srellen mit dem oben erwähnten Ad 476 ilk boWMJ ur)-
384 Vgi. Stevens, Coll. Aesch. Soph. 99 und Cell. Eur. (CQ 31) 188f., mit folgenden Stellen: Soph. Ant. 18, OT 1008, Eur. Med. 504, 588, cycl. 631, Plal. rep. 506b; der Vergleich mit dem lat pl/khrr, btlk bei )ebb zu Soph. QT 1008; s. auch Soph. EI. 1017.
11.3. ,AttisclNömische' Umgangssprache
'tft 1C6pn ltpom6V'tcx,
103
lto"'[' ilv, 1 t&Et:V 't6't' EV9i>c;.385 An einer Stelle finden wir bei Terenz eine entsprechende Verwendung: 386 Die aufgeregte ÖO'tlC;
Nau,i,,,,ua ,agt (ph l043ff.): immo ul meam iom seias senltnuom, neque ego ignosro neque promiltO quicquam neque ropontko prius qU(JlJ1 gnaJum tidtro: eius iudicio ptrmitto omnia: quod is iubebilfaciom.
prius qUant gnatum videro heißt ,,'" bevor ich mit meinem Sohn geredet habe" (1045). Die Bestätigung des umgangssprachlichen Tonfalls von lJ i der e wird, außer von den menandrischen Belegen und vom Gebrauch 'sehen = reden mit' in den neueren Sprachen, auch von Cicero gegeben, der am Ende eines Briefs an Atticus schreibt (12.37a): qua rt etiam Othonem vide, wobei sich etiam 'wieder einmal' auf eine Aufforderung in einem Brief des vorigen Tages bezieht (12,37,2: wobei 37a als der letzte Teil des Briefes galt387): qua n ante qUant disctdis, Othontm, si Romae esl, conlltnias ptrot/im. Die Bedeutung von vidtrt ist hier identisch mit jener von eonuenirt.
II.3.h. Fonneln und idiomatische Ausdrücke
II.3.b.l. Einleitungsformeln Chaerea erzählt Panneno von dem unglücklichen Augenblick. als ihm der e[~ regre Archidemides begegnete und ihn davon ablenkte, mit den Augen dem soehen etblickten Mädchen zu folgen (Eu 337f.): "heus, heus tibi dito, Chaerta" ütquil. roliti. "sein quid ~o te wkbom?" "die."
385 Vgl. Gonune/Sandbach z.St., mit Verweis auf 174. 305. fr.com.adesp. 1089,19 KA., Pk 159 und schol. Thuc. 4,125 (::: öl.<:lkxGi1va~); s. auch E.W. Handley (The Dyskolos of Men., Lendon 1965::: 1992) zu 305; Stoessl zu Dk 107 verweist auch auf P.Cair.Zen. 264 (3. Jh. v.Chr.) tllvTtae'l'; ~l lfu;l:v "tÖv ICtpa~(l Jrepi 'tCOv lCepalllrov (den einzigen Beleg in LSJ). 386 Vgl. McGlynn s.v. vidta IV. i.q. viro, ronlltnio ro/loq1/Dtdi et agendi CQldQ. 387 Vgl. den Anhang zu D.R. Shackleton Baileys Ausgabe (M. Tullius Cicero. Epistu· lae ad Atticum. Vol. II, Stuttgart 1987).
104
11. Einzclinrerprerationen
sein ... ? ist eine Einleitungsfonnel für eine Unterhaltung.388 Fracnke1 führt sie bezüglich Eu 563 (eH. noslin hanc IJuom amat frater? AN. novi: »tmpe, opinor, Thaidem) auf die von Euripides gebrauchte Einlcirungsfonnel der Stichomythie ol.06a / oiSa zurück, die danach in die Mittlere wld die Neue Komödie, und VOll dort in die Palliata übergangen sei. 389 Dieses< 11 0 s t i li-Schema' könnte Terenz von Menander übcmommcn oder auch unabhängig eingefügt haben (vgl. Ht 180 CL. hUlle MultdemuRJ noslin nostmm viril/um? eH. probe.).390 Mit einer geringfügigen Variation wie in Eu 327f. eH. pa/ns cagna/um alqllt aeqllo/em Archidemidem I "ostin? PA. tjuidni?, Pb 63f. GE. Jtn;; nosln, Dovt, fra/rem maionm Chrtmem I "osÜn? DA. quidni? wld Ad 573 SY. nostill porticuRl apud mactllJlm hane deursum? DE. quidni 1/()I)enm? geht die Fonne!, nach Fraenkcl (ebd.), direkt auf die Vorlagen zurück (vgl. Allaxandr. fr. 9 K-A. 'tTtV EK Kopl.v90u AalS' oicr90:; (8.) 1t00l; rap 0\);). Diesen Stellen sollten drei plautiniscbe Belege hinzugefügt werden: Au 171 f. nOJlin hllne senem Eucliollem ex proximo paliperC/lblm? I EU. novi, hominem hall malum mecastor; Cu 423 cape, signum noset. nos/in? LY. quidni Ilollerim?~ Tm 726 AS. efoqllar, sed tlllaetto. nOJlin tll hune S/rabacem? DI. qllidni? Ln einer bewegten Szene wendet sich Thais zu Parmeno und sagt über den Soldaten Thraso (Eu 463f.):
quid, hune non vilks? PA. video et me /aedel. "Siehst du ihn dcnn nicht?" ist cin umganhJSsprachlichcr Satz, dessen Elcment 11011 J) i des? bei Terenz sonst nur in Eu 67Sf. PH. rogilas? 110n vides? I PY. videom? vorkommt. Diese Fonnellä.ßt sich nicbt von viden trennen)91 Norden sagt (zu Yerg. Acn. 6,779 viden, IIt ... ij, daß "die der Sprache des Lebens angehörige Fonn", zu deren vergilischem Gebrauch sich Servlus mit den Worten posuit secu/us Enn;um äußere (wovon uns keine Spur erhalten ist), von Terenz im Gegensatz zu Plautus benutzt, von Horaz in den Satiren nicht verschmäht (Norden bezieht sich auf nonne vides in 1,4,109 und 2,5,42) und in die hohe Dichtung durch Carull (61,77 und 62,8) eingebürgert worden sci.392 Nisbet 388 Vgl. Troma.ras z.St.; Hofmann, Lat. Umg. § SO. 389 Zur römischen Komödie, MusHelv 25, 1968,238, mit Verweis auf seine Dissertltion: Oe media et nova comoedia quaestiones selecrae, Göttingen 1912, 55ff. 390 Fraenkel, ebd. 391 Zu tidtn IN (eine "mechanisierte Fragefonnel'') gibt Hofmann, Lat. Umg. § 50 zwei Belege an (Ht 252, Cic. Alt. 8,13). 392 P. Vergilius Mare. Aeneis Buch VI. Berlin 19263 (:; Stuttgart 19705), z.St; als Griizismus betrachtet Norden die Tatsache, daß lidtn NI hier den Indikativ sratt dem Konjunktiv regiert (zu 615) wurde jedoch von Wackemagel berichtigt (Vodes. I 244), der stattdessen
105
11.3. ,Attisch-römische' Umgangssprache
und Hubbard halten das bekannte ,lides 111 aba (Hor. carm. 1,9,1) eher für eine Frage als für eine Behauptung (anders als Bentley) aufgrund der poetischen Tradition von 'common locutions' wie nonne vides 111 •• .? und videfl 1I1?, zu denen sie für das Griechische Horn. H 448, P 545, Alcm. PMGF 1,50 ~ OUX 6pT\u;; Callim. hy. 2,4"3 und cann.pop. PMG 7,Sf. '0 lp&<; I ~la eupi~o, 0\). ElcrOpihc;; allführen.394 Eine unmittelbare Nähe zu unserer ,Eunuchus'-Stelle fmden wir jedoch erst, wenn wir eine der zahlreichen Stellen in der attischen Komödie betrachten: in Ar. ecd. 46ff. sagen die Frauen, die zur Versammlwlg eilen und andere ihnen bekannte Frauen ankommen sehen: rv. A 'ti}... LlltKu9iOlVOC; S' oiJX öpq.C; MEluJ"tiXll'" I OlttuSoucra... €v 'tale; tW36:crw; np. Kal'tot SOKEl I Ka'tCx oxol"'" 1ta.pQ. 'ta...SpOc; t~E19El'" ~6V11. rv. A 'ti}... 'toß KaXTtAOU S' OUX ör*C; rEUcrtO"'tp(tt11... I txoucra... t ... "tf1l)E~U~ 'ti}... Aa~11t(xl)a:395 In hellenistischer Zeit wird z.ß. die Wendung von Herond. 4,35 oiJX öpfl<; (Kokkale zu Kynno, während sie ihr eine Statue von Batale zeigt),396 von Machon, fr. 380 Gow und ebenso von Menander bezeugt in Pk 349f. entgegnet Daos dem Moschion: Kat llala: 1 Eq>6St' OUX öP
,IX,
v
von "volkstümlicher Redeweise" spricht; R.G. Austin (p. Verg. Maronis Aeneidos liber sextus, Oxford 1977) z.St bemerkt, daß eine Fonn wie »dm ~,in the quicke.ned casual pronunciation of the man-in-the-street") auch im Epos, und zwar an einer gehobener Stelle, anzutreffen ist und dem Gespdch zwischen Anchises und Aeneas "dramatic conversational rea1ism" verleiht; zur Komödie weist er auf PI. CU 311 vidm Nt expaliJlit? und Eu 241 »dm ml l:)( lO(Üm ortNm ItxNm, 783 tJidm tN, Thais, qNant rtm hic agit? hin: Terenz benutzt also diese Form, wenn auch sehener als Plautus. 393 Er ahmt Homer nach: vgl. F. Williams (Callim. Hymn to Apollo, Oxford 1978) zu 2,4. 394 Cann.pop. PMG 853 weist einen Kolloquialismus bereits im incipit auf (00 'tt ItC.tO'XE14: vgl. Stevens, Coll. Eur. (CQ 31) 185). 395 Man sehe ebenso pac. 545. 549, ccc1. 46. 49, Ach. 344, equ. 419, av. 294, vesp. 420 (von Hcadlam zu Herond. 4,35 angegeben). 396 Vgl. Headlam z.st. "yes, for only see" (auch 23 und 56). 397 Die Wiedergabe ist annähernd richtig. weil das Versende unbestirrunt ist (s. Gomme/Sandbach z.St), der umgangssprachliche Ton aber ist jedenfalls erkennbar.
000-40.194
106
I I. Einzelinterprerationen
risbschen Merkmal eines literarischen Genus werden kann,398 Ihre Funktion erschöpfte sich m.E. darin, daß sie einen Ton der Unminelbarkeit und der Volkstümlichkeit hervorbrachte. Hierbei denke ich vor allem an Alkmans Partheneion, da z.B. in Catulls Epithalamien oder in Horaz' vides ut alta nichts anderes als ein literarisches Stilmittel zu sehen ist, hinter dessen Gebrauch Kallimachos und Homet sranden. 399 Bezüglich Homers und Kallimachos' könnte es bemerkenswert sein, daß wir gerade in einer der vom alexandrinischen Dichter übernommenen Stellen, und zwar in der des Schweinehirten Eumaios (in der ,Hekale' zum Thema der Gastfreundlichkeit niederer Leute gegenüber Vorgesetzten4OO), folgende bi:a lt'tEpOi:v'ta finden, die Penelope an den Schweinehirten richtet Epxi:6 ~O\., 'tov ~ElVOV tvav'tiov cOOi: lCaA.EO'oov. I o\:l';( 6~e;, Ö j.lOt utae; Ett.E7t'tOPE Jtnow €1ffioO't; (p 544f.): Letzteres ist ein hübsches Beispiel für die homerische Fonneltechnik: Bei Homer sind die Schiffe tatsächlich schnell, auch wenn sie anhalten, und PeneJope spricht gtjlügebe flVoTte (\I. 543), auch wenn sie zwn Schweinehirten sagt: "Geh' "', siehst du nicht, daß ... ?«. Es zeigt sich folglich sicherlich Umgangssprache einerseits 398 Ich weise auf die zweifelhafte Analyse von A. Griffims hin (Alcmall's Partheneion: the moming after me night before, QUCC 14, 1972. 13), demzufolge man anhand eines Vergleiches zwischen Alkmalls ~ OVl opfi;; und den vidm ut von Carulls beiden Epithalamien (den erwälmten 61,77 wld 62,8) behaupten könnte, daß "this type of question was a motif of the archaic Greek epithalamium, taken over by Catullus"; werm non viJu? ein Motiv gewesen sein muß, dann im satirisch-diatribischen Stil: vgl. E. Woytek, Varro, in: J. Adamiet:z ~-lrsg.), Die römische Satire, Darrnstadt 1986, 327f.: "kynische Firbung der varronisehen Kritik (....) Formulierung im Diatribcnstil (...) die in den Satirenbruchstücken relativ oft vorkommende Frage /ton vidu? (.. .) (Stellen in 328 Anm. 77), womit ein Sachverhalt ohne Deduktion als unmittelbar evident hingestellt wird; die Fonnulierung emspricht dem in der Diatribe ganz geläufigen (l1) OVX bp{il;; (bei Bion-Teles: Stellen in 328 Arun. 78)"; s. auch Valentin.a Zangrando, L'espressione colloquiale nelle Diatribe di Epittcto. Contatti con 10 stile della predica.zione diatribica., QUCC 59,1998,92. 399 Bei der Ansicht zweier angesehener Kommentatoren von Alkman und Catull ergäbe sich ein Widerspruch zwischen einer "epischen FonneJ" (C.o. Pavese, 11 grande partcnio di Alcmane. Amsterdam 1992, 5. 61) und einer "Wendung der Umgangssprache" (Kroll zu Catull. 62,8). In der Tat könnte die Frage m.E. genau umgekehrt werden: Vielleicht begriff Alkmans Publikum das populäre Element, während der Leser CatuJls die Wendwlg ohnehin zu den gelehrten Reminiszenzen zählte, an denen das Epithalamion 62 reich ist. Es soll ferner behauptet werden, daß es sich hier nicht wn eine 'epische Fonnel' handelt, nur weil sie bei Horner anzutreffen iS1". auch eine von Pavese a.O. angefiihrte Parallele, Aesch. Ag. 1623 OVl bp{it; 6p&v ~E; hat keineswegs die Bedeutwlg unserer Fonnel, sondern heißt 'Du hast Augen und dennoch kannst du das nicht sehen?' und gehört zur einem anderen, in der Tragödie beliebten, Formeltypus: Vgl. J.D. Denniston/D.L Page (Aeschylus. Agamemnon, Ox.ford 1957) z.5t., die auf Soph. fr. 923,2 Radt Q:ll' oM' 6p&vtEt; Eiaopöxn 'tO.jJ.IPO:vT1 und Aesch. PV 447 ~M;1tOvtEt; fßM;1l:0V }1eX'tTlV verweisen; wie wir von Dem. 25.89 wissen (cix:m:. 'tO 'tfi<; 1tapOl}1loo;, op&V'tOt; }1Tt Opav Kai O:KOOOV'tOt; }1Tt eXKOUelV), geht es hierbei um ein Sprichwort. 400 Vgl. A.S. Hollis (Callimachus. Hecale, Oxford 1990), S. 342f.
11.3. ,Attisch-römische' Umgangssprache
107
bei Aristophanes und Menander (und vielleicht auch bei Herondas, Machon und in den cannina popularia), andererseits bei Plaurus, Terenz und in Horaz' Satiren (unabhängig davon, ob sie die Originale aufgreifen oder nicht), Sprache volkstümlichen Tons tritt bei Homer und Alkman entgegen (sie imitieren niemanden), und zuletzt reine literarische Sprache begegnet bei KaJJimachos (er imitiert Homer), bei Carull und dem lyrischen Horaz (sie imitieren die Alexandriner). Vergil (und Enoius) gehören wahrscheinlich der letzteren Gruppe an. 401
lI.3.b.2. Zustimmungsfonneln Bekanntlich weist das Lateinische kein Äquivalent auf, wn 'ja' und 'nein' unserer modemen Sprachen auszudrücken. Eine Art bejahender Antwort ist z.B. in H t 868ff. zu lesen: CH. "e tu propuJiem, ut ista"e rem udeo, istius obSaluraben. ud ul uli istaee su"I, eautim e/ paulotim dobis si sapfes. ME. faaam. CH. obi intro: zidt quid posIukt Mcnedemus' Antwort auf die Ratschläge des Chremes, Ja c i a m, ist eines der häufigsten Mittel, die das Lateinische kennt, um einzuwilligen. Es ist waJlfschein.lich, daß dieser feste Gebrauch bei Plaurus und Terenz eber eine Über· setzung aus den griechischen Originalen als ein unabhängiger Zug der römi· sehen Alltagsrede ist. 402 Was sagte man in derlei Fällen in der Sprache des 401 Hingewiesen werden soll hier auf den Aufsatz VOll G. Pascucci: Vidtn (u.." SIFC 29, 1957, 174-96, der fiir das gesammelte Material nützlich ist (gtößtenteils aus lblLKarteien) und versucht, eine Vermunlllg von J. Stroux (Handschriftliche Studien zu Cicero Oe Oratore, Leipzig 1921, 146ff.) zu verteidigen, welcher ihrerseits eine humanistische Vermunmg aufgenommen hatte: In de or. 2,326 sage Cicero vor dem Zitat eines Terenzverses: vidt11 iUa: (es folgt Ter. An 51) qNDm Itmgo t.JJ norrali4. Bisher hat man hingegen meisl Fricdrichs Verbesserung vidtaJNr angenonunen oder andersartig verbessert. Bei der Besprechung der Stellen geht Pascucci davon aus, daß das beste Argumem gegen diejenigen, die seine Vennunmg mit VelWeis auf den sehr schencn Gebrauch VOll ",'dm NJ in der laleinisehen Prosa velWorfen haben (nur eirunal und in unbestimmter Lesung, wie Pascucci selbsl S. 194 sagt: Liv. 1,39,3, jedenfalls ein von Vergil übemonunener Epizismus), der "colorito an:2.izzanle" und die "capacitä eVOC
108
11. Einzelinterpretationen
AUtag.; in Athen, wenn wir den meist verbreiteten Typus auslassen, in dem das in der Frage benutzte Verb in der Antwort wiederaufgenommen wird?403 Die Lösung ist in der FonnelltOlf}oro 'tClUta zu suchen - in verschiedenen Varianten (auch mit ~pctcrro und o'Ütro) -. die sehr häufig bei den Komikent und den Tragikern ist. 404 Für die römische Komödie beschränkt sich Fraenkcl darauf, viele plautinische Stellen zu sammeln. Die Tcrenzstellen. an denen fociom
belegt ist, sind folgende: An 45f. So. (...) quin tu uno Ilcrbo die quirl est quotf me velis. I SI. rIo faciam. 596f. SI. (orTigen milli gnatum P(}ffO enitm. I DA. faciam hereie sedulo, 681f. PA. mplo: restilue in quem me accepisLi 10000m. I DA. faciam, Ht 235f. CUT. e/iam COlJtJ fit IJideot forte hit te a pa/re aliquiJ exims? I CUN. jacianl, 994ff. SY. slIspicionem istanc ex iUis qlloere, nm prtifer pa/am. I si 11011 esl IJmlm, ad nliJtricordiam ambOJ addllers cilo, I alll scibiJ qllmlls lsifl. CUT. nett slIadrs: facianl., Eu 207 PH. JOe ila IIt iIlSS;, dumcanlllr ;sti. PA. faciam, 362 CH. obsttrO htrdt, Parmeno,fae 111 poLiar. PA. faciam sedu/o oe I dabo optram, adilltJIJbo, 5OOff. TH. diligenter, Pylhias, I fae euns, si ehremu hoc forte advtneril, I IIt ortS primum ul manent; si id non eonlHlOdUnlSI, 1 ut mital; s; id non poteril, ad nlt adducilo. I PY. itafaciam, 724 DOR. (...) id modo die, abim Damm PY. ila fadam, 769 11-[, fae animo hau prautNli diCtls. eH. faciam. Ph 197f. AN. eedo quid portos, obsecro? atque id, si POIU, verbo exptdi I GE. faciam, 784f. OE. agtdum, ut soUs, Nallsistrata,fte illa IIt plaettur /JobiJ, I 111 slia vof,m· lalt id q1lod est facilmdllm Jadat. NA. JOciam., 793ff. OE. parce sodes, I 11I pOJsis film i/la, Ne Ir adlllesCtJls mulier deftligel.1 NA. faciam 111 i1lbrs, Hc 611 f. i ergo intro el COIJ1pone quat Itcum simili I firanillr: dixi. SO. ita ut i1lbes /aciam, 716ff. quid agas? mtretrietm hone primum adtllm",m unseo: I oremllS oeCIIStnl1lS gravi1ls dtlliqllt I miniltJIJl" si cum iUo bablle,;1 rem postta. I LA. faciam 111 monu. In den meisten Fällen handelt es sich um einen Sklaven, der auf einen Befehl antwortet. Die häufigste Fonn ist das e1:nfachcfacian, (siebenmal; dazu kommt einmal der Gebrauch mit dem Adverb stdllio wld zwei Verben in einer Art wachsenden T rikolons); viennal iSI i/a jaciam belegt, wobei es sich um eine NachahmWlg des griechischen ov'tw lt0111(0) handelt, was besonders in den frühen Dialogen Platons vorkommt; ferner treffen wir die Fonnel faciam 111 illbts an (auch ila 111 iubuftciam und JadoH/ ut monu), die eine Parallele im euripideischen 1)pixO"O~EV oü't~ @; ou Küd>EIC; (IT 1494) hat. 405 Bemerkenswert ist der Vergleich der angeführten SteUen mit jenen des Plautus, die Fraenkel zitiert hat: Plautus hat in der Tat eine ausgc~ sprochene Vorliebe für die längere Wendungfadam III iubes und ähnliches C11 von 18), während faciam und ila Jaciam nur je zweimal belegt sind; weiterhin begegnen noch drei Varianten: Jaciom Stdll/O, ibo et faciom sedulo,ftciom el p"//abo 403 404 405
A.O. 80ff. Stellen gesanunclt 3.0. 81f. A.O. 82 Anm. 3.
11.3. ,Attisch-römische' Umgangssprache
109
fons. 406 Lct",tlich ist auch TeIl."Uz' Vorbild, nämlich Menander, zu erwähnen, der das einfache ltor,ao> zweimal benutzt: Asp 380f. I1A. 'tClU'tCl (100 ß~ßo\) AE\)~EVCl' 1 cmoevn, Sa 612f. I1H. JtEXCl\)(JO' ~" 1tapo~i>vo\)'
1tOEl I 't'iivbov EU'tptltTl. NI. xof}croo.
Seltener ist die Variante fi t t, wie in Ht 593f.: CI-I. ego ütuc eurabo. SY. atqui nunc, tre, tibi iJtic adsmunmu est. CH.fiet. sv. si sapias; nom mihi ian! minus minusqut obtemperat.
Sie erscheint noch zweimal bei Terenz: Eu 207f. PH Joc, ila IIt illm, dtdllcontllr isli. PA. fatiom PH ot dilingt!1ltr I PA. fitl PH. ot motllrt 1 PA. fltt, Ph 227f. (...) em mine ipsost opus eo Ollt, siqllid potest, I mtlioft el eaUidioft. PH. fiet suhtlo; fünfmal be; PI.utus (As 829, Mer 302, Mil908, Poe 915, Tri 1068). Weniger üblich als der Typus Jaciam ist die zustimmende Antwort er i I, die z.ß. in Ht lOBff. begegnet:
SI C
SO.Jatiu? CI-I. IltfUm. SO. non IJidu quantum moli ex ea re excitur mbditum se surpicalur. CH. "mbditum" ain tu? SO. sie en"t, mi vir. CH. co'!filtre? SO. au Je obseC1v, istuc inimicis siel. Terenz weist diesen Ausdruck noch dreimal auf: Eu 1056ff. '1'1-1. siquid conlu-
hilum, 110m le. hO€ sifleens, I quodlJiJ donum praemiuHl 0 nJe oP/rllo: id oplalllHl olIftm. I GN. ilant? TI-I. sie tri1., Ph 800ff. eH. (...) proeierhoc I cognalom COD/ptri esst 1I0bis. OE. quid? dtliras. eH sie triI., Ad 181f. AE. (...) 110m si nloftStHs ptrgiJ tJJt, iam intro obnpim alqlle ibi I /lJqm ad ntctm optrim loris. SA. loris libtr? Aß. sie trit. Die einzige ähnliche Form bei Plautus scheint Ps 677 std prf!ftclo lJoc sie erit zu sein. 407 Fraenkel kommt zu aufschlußreidlen Ergebnissen, wenn er die griechischen Bejahungsformelu untersucht: Bereits bei Homer (Q 669), bei Euripides (Ion. 413), zweimal auch bei Aris[Qphanes (av. 446, nub. 431) wld bei Plawn (Ion. 530b, Phdr. 279b) treffen wir die Formel fa1a\. tabE (in verschie· denen Formen) in der ßedeurung von 'erit hoc', 'das wird geschehen, wird in Erfüllung gehen' an; es handeIr sich um die Erfüllung eines Wunsches oder der durch eine Prophezeiung bestätigten HoffnWlg in feierlicher Form. Anders ist die viel mehr verbreitete Verwendung der gleichen Formel in einer bescheideneren Funktion, und zwar als Antwort auf eine Aufforderung bzw. einen Bc-
406 A.O.82 407 Vor allem bezüglich des Futur-Gebrauchs, der sehr nahe dem des Präsens ist (vgL Dziatzko/Hauler zu Ph 801).
110
11. Einzelinterpretationen
fehl 408 (ofunaJs bei Euripides, nur einmal bei Sophokles409). Diese Formel, ohwoW sie bei den Komikern und beim frühen Platon fehlt, kann auch wegen ihres vcrblaßtcn Gebrauchs für einen Kolloquialismus gehalten werden, wenn auch - gegenüber dem oben untersuchten 1t:OtiJooo '[auta - gehobenen Ni~ veaus. Als umgangssprachlich lassen sich erweisen also wohl auch die oben aufgezählten lateinischen Wendungen.
1I.3.b.3. Verstärkungs formeln Chremes versucht, Mcnedemus zu trösten, und sagt ihm, es liege in dessen Natur, ein sanfter Vater seinen Söhnen gegenüber zu sein; sein Sohn Clinia sei dann gehorsam, wenn man ihn gerecht und angemessen behandle (Hr 151ff.): ingenio te esse in liberrJI ani pUIo, tl iUII", obuqlftntem,
riquis nett 0111 commode
trae/are'.
Chremes benutzt zwei Adverbien r t c t tau l co m m 0 d t. die ebenso in PI. Cas 260 sifodaJ nele flut commode zu finden sind: C1eostrata sagt zum alten Lysldamus, sie könne sich endlich um ihre Dienerinnen kümmern, wenn er sich angemessen bcnähme. 410 Wir treffen also hier eine feste Formel an. die sonst nirgends belegt ist. Wie es üblicherweise bei einem solchen Sachverhalt der Fall ist, ist eine griechische Vorlage sehr wahrscheinlich, und in der Tat begegnet diese bei Menander (Ge 38) ö~ lCat l)llCalox;, was, wie Gomme und Sandbach bemerken, gewiß "a stock fonnula" sei, die z.B. bei Antiphon (1,10), bei Demosthenes (18,255) und in Inschriften des 4.-3. Jhs. (IG IF 228,14; IPE [2 32 B 73) vorkomme. Dabei handele es sich um eine Formel, die in der RechlSsprache entstanden zu sein scheine und die erst mit Menander in der Alltagsrede bezeugt sei. In der menandrischen Passage folgen der vom Sklaven Daos ausgesprochenen Wendung die Worte X).EOV I 6.),),' auto t"o l-lEt"pov ("nichts mehr, sondern genau das richtige''), fast wie eine Erläuterung dessen, was der Sinn von ncte flul commode ist: Es ist die Art, wie der gehorsame Clinia zu behandeln wäre.
ou
408 Fraenkel, Bcob. 77ff. 409 Fraenkcl, Sem. 63 (zu PhiL 893); den Einfluß von Euripides auf Sophokles zu betrachten wäre sicherlich interessmt, wie Fraenkel hier behauptet, aber ich frage mich, ob dieser Einfluß tatsächlich mit dem umgangssprachlichen ECtUn 'Ulma etwas zu tun h:u. 410 Der 'fhIL s.v. rommodt unterscheidet unnötigerweise die Bedeutungen des Adverbs an der tcrenzischen (i.q. romiter') und der plautinischen Stelle (i.q. «nt, IltiIiJer'), ohne zu berücksichtigen, daß ruft tl rommodt eine feste Fanne! ist. welche derlei Nuancen nicht aufWeist.
"~.
11.3. ,Attisch-römische' Umgangssprnche
111
Der junge Chaerea behauptet vor dem Sklaven Panneno, daß es für seinen Bruder Phaedria schwierig sein werde, in Konkurrenz mit Bewerbern wie dem Soldaten Thraso Thais' Gunst zu erlangen. da dieser ihr sogar eine Dienerin
geschenkt habe (Eu 354ff} eH. dJlrm fmtns portis pnudicas. PA. immo mim si saaJ quod donum hufe dono contra conporrt,
[Ium1 magu id dicaJ.
Die Fonn, in der Panneno seine Rede beginnt, im mo e n i m J i sei a J 'wenn du nur wüßtest ...' (das andere Geschenk, worauf er sich bezieht, ist der Eunuch), wird von Fraenkel als genaue Übersetzung aus dem Griechischen betrachtet, wie in Ar. Ach. 1011 't\. ~fjt', btuSav tac; IC\.XÄac; 61tt(O~tv<xC; tOllte; 'Was (werdet ihr sagen) wenn ihr seht ..,?':411 Hierbei haben wir es mit einer Fonncl der Umgangssprache zu tun, die bereits Sophokles benutzte (phil. 1405 tl rap, ECr.V {...);).412 Von den erwähnten aristophanischen Passa~ gen sei jene herausgegriffen, die bezüglich des Zusammenhanges anscheinend der terenzischen näher ist, nämlich nuh. 154f. 'tt 6fi'r' ö.v E'tEpoV Ei 1tu9ot.o I(llIcpO.'to\}<; I
Pannenos Erwiderung ist ebenfalls ironisch: r t J j nd j C 0 b j I hat die ßedeurung von 'Man wird sehen', 'Die Fakten werden sprechen'. Eine Erklärung dieser Fonne!, die in der römischen Literarur keine Spur hinterlassen wird,414
411 Eun. S. 682; vgl. Srarkie zu Ach. 1011, der weitere Belege bei Acistophanes anfuhrt (mit O't(lv oder Enc.LMv: pac. 859. 863; mit lXv von ei W1d Opt. befolgt: nub. 154. 769; lys. 399, Thesm. 773; zu einem ähnlichen Sinn mit
00040:194
112
11. Einzelillterpretationen
ist in der attischcn Alltagsrede zu suchen. Es handelt sich um einen bereits bei Sophokles anzutreffenden Kolloquialismus: fr. 388 Radt 'tax\) ö' aut"o ÖEl.~E1 t"ouPYov, O:x; ttYcOt, craq>6X;. Daß ein unter bestimmten Umständen fertiger Satz vorliegt, wurde bereits vom Scholiasten zu Platon bemerkt, der unscr Zeuge für das Sophokles-Bruchstück (wld für Cratin. fr. 188 K.-A.) ist: ltapoq.lla alm) BEi.~El, E1ti. trov Ct1t1crtOUVtrov t1 l.I.il y1.Vao09a.l. 415 Es ist treffend bemerkt worden, daß auto Bd~aol die Grundfonn ist, aut"o O"Tll.I.avaot (von Euripides bevorLUgt: Eur. Phoen. 623, Bacch. 976), auto ÖTlAWcrEl (Dem. 19,157) und autO BlBa;€l (Plat. Prot. 324a) die alternativen Fonnen. 416 Die athen ische Alltagssprache spiegelt sich auch in zwei Aristophanes-Passagell: In Lys. 375 ist toüpyov 'taX' autO Bao1.~El die Antwort der Frauen auf die Aufforderung der Alten, "ihr Feuer zu entzünden"; in rau. 1261 erwidert Euripides ironisch auf den Chor, der eben aischyleische Verse gesungen hat: 1t
Sie ist auch in Eu 658 hoc quod fteil, ns ipso i!/dietll, 705 qu;d isti cnt/am? rtJ ipSll indieat, He 395 quod le sein ipJtl if/(JjCtll ns anzutreffen. In PI. Au 421 liest man palom id quidem esl: res ipsa lestest. Es handelt sich auch hier um eine umgangssprachliche Fonnel und eine Übersetzung aus dem Griechischen. Diesmal ist die direkte Vorlage belegt: Men. Sa 444 aUt"a. 't(ipya BTlAOl ("Die Taten zeigen es", sagt Moschion. als er den Verlust der Güter betrauert, die sein Haus vor kurLem erlitten bat). Aust:i.n fuhrt als Parallelen Ar. ycsp. 921 'to ltpiiYl.la q>aipsat salis indican', die nicht die Bedeutung von 'Man wird sehcn' unscrer Fomlcl besitzcn, sondern schon einen Tatbestand bezeichnen. 415 Schol. zu Plat. Hipp.ma. 288b (vgl. auch schol. zu Plat 11,eact. 200c). 416 A.c. Pearson One Fragmcnts ofSophodes. Vol. n, Cambridge 1917) z.St. 417 Zum ebenfalls wngangssprachlichen Gebrauch ohne Subjekt velWeist Dover z.$t. auf vesp. 994 und auf Dem. 2,20 (s. auch Plat. PhJb. 2Oc, rep. 497c); van Lceuwen zu ran. 1261 crwähnt unter zahlreichen Stellen aus der griechischen Literatur auch unsere aus dem ,Eunuchus'. 418 P.T. Stevens (Eur. Andr., Oxford 1971) z.$t. zitiert auch Phoen. 623 und Bacch. 976 und sagt anhand von Pearson: "These phrases, probabJy colloquial in tone, are vaxiants on thc regular expression au'tÖ lit~l ".
40.>94
J 1.3. ,Attisch-römische' Umgangssprache
113
cr:\)'tO yap [}oQ; (mit einer Variation von equ. 204 ((tm) ftOU ÄtYH: Kleon schreil tatsächlich wie ein Hund), Thesm. 804 ()flACl ()f: 'tiipya und Eur.
VEp6V E(JtlV'
Or. 1129 au'to ()l)ÄOl 'toüpyov (außer der plautinischen Stelle) an. 419 Dies reicht aus, den Unterschied zwischen dem Typus au'to ()Et~E1. (res indicabil) und dem Typus au'to ()l1AOl (res ipsa indical) auch im Griechischen zu erkenJ1en. 420
II.3.b.4. Dankes- und Höflichkeitsformeln Clinia ist bereit, Syrus' Plan auszuführen, was sich nun als unvenneidlich erweist, und Clitipho redet ihn mit Dankworten für die versprochene Hilfe an
Q-Ir 358ff.): CUN. salicet Jaclumm me esse,. in eum iam res rediit locum ul sit necessus CUT. mm'to Je amo, Clinia.
Bei me r i t o t e am 0 handelt es sich wn die Nachahmwlg eines alltagssprachlichen Ausdrucks der gebildeten griechischen Gesellschaft. Die ursprüngliche Wendung kommt bei dem Mimendichter Herondas [1,3) vor: ~a'tllv EYro cptAEro (JE, wobei ou llatTlv den Sinn von dK6tCOl; hat, also nmi10. 42 \ Es gibt einen Unterschied zwischen dieser Wendwlg, die 'danke' bedeutet, und allJflbo 'bitte', wie sich deuwch in PI. Poe 250 AD. soro,~ portt, amabo. AN. quiesco ttE0. AD. amo Ie erweist. 422 Den angeführten Stellen können folgende hinzugefügt werden: PI. Cas 181 (...) vicinam "emi"em amo merilo magi.J quam le, Afran. corno 248 Ribb. "i lanltlm amanm lalem (.am aRlO (es folgt pro Itlo menlo), C1L XTn 10024,43" nlento It amo und CTL XTII10024,43b amo Ie menlo.
ou
419 Zu Men. $a 444. 420 Beide Typen zusammen (pI. Au 421 und Eur. Bacch. 976 «um <J11IWVEt) bei Qua, Sprichw. 297 (flir Terenz zitiert er nur Eu 70S). 421 Vgl. Headlam z.St., der auch auf Eu 186 verweist (vgl. Fraenkel, Eun. S. 679), 456ff. ecquid not amal 1 de Jidicino Ulac? (...) I TH. plurimllm mm'lo 1110, Ad 945f. bene jatir. I merilo le amo (vgl. Spengel z.S,-, mit dem Hinweis auf einige plautinische Stellen: As 138, 834, Cis 21); Ph 54 amo te el non neghim hobeo graliam (s. auch 478 omniJ /IOJ omo), J-1t 825 deamo te, und zahlreiche Stellen aus Ciceros Briefen. Headlam findet im Griechischen keine Fonnen, die jenen des Herondas ä1mlich sind, während q:.lAW Ö'n (und dedeij häufig ist (z.8. Aesch. Eum. 971, Ar. Ach. 7); unbestinunt ist Men. Ep fr. 2 q:.lAW 0', 'Ovftcrlllt, !Cai.
114
II. Einzelinterpretationen
Eine Dankfonnel in der Gesellschaft der griechischen Gebildeten war KaÄ&<; KOtEte;. Eine entsprechende Fonne! ist in Eu 185f. zu fmden: 423 TI-I. non fitl: hoc modo sine le exorem. PH. miicet jacillfldumst quod us. TH. muito te anta, benefacis.
Nach der oben behandelten l-föflichkeitsfonne1 (merito It oma), welche auch eine Lehnprägung nach dem Griechischen ist, kann be" t Ja cis nur die schon ausgedrückten Dankesworte verstärken. Donar (z.St.) hatte bereits den idiomatischen Wert bemerkt (in colt.lIItllldinem IJtnisse, tas flan iudicantis, sedgralias agtntis tJse4 24). Bei Plautus ist es siebenmal belegt (Am 937, eapt 843, Cas 396, Cu 272, 673, Pe 147, Ru 1408), bei Terenz sind die entsprechenden Stellen Ad 601,604,945,970;425 die schon von Donar (arl Eu 186) bemerkte Variante bellt flciJti findet sich in Eu 463426 und 1091 (einmal auch bei Plaurus: Ep 647); weitere Varianten sind jeciIlis probt (ph 458) und C1Irasti probt (An 847). Die attische Komödie bietet eine identische Wcndung: 427 In Ar. Ach. 1050 sagt Dikaiopolis KCXA~ yE 1tOlroV öonc; ~v "Dank ihm, wer auch immer er war"; ähnlich in Plut. 863 vil dicx KCX)..&<; toivt>v 1tOlrov Ctn6AAt>'tCXl;428 einen Beleg weist vieUeicht auch Menander auf: In Dk 629 outaC;; KaA
Vgl. Fraenkel, Eun. S. 679; weitere umgangssprachliche Dankformeln (benignt, AI~"J(AlIl (Uffo) bespricht G.B. Beach, Oe Sennone Cotidiano, CJ SO, 1954/55, 355f. 424 Zur Bedeutung von rons~tJJ(do bei Donar vgl. jetzrJakobi, Exegese Donar 123ff. 425 Man sehe ebenso Gc. Art 7,3,23 kilt jatiJ q~od non dubiJas. 426 Auch wenn es nicht klar ist, worauf sich die Danksagung bezieht (vgl. Marouzcau z.St). 427 Vgl. Quincey, Grk. Expr. Thanks 143f. 428 Viele Iod similes (auch mit EU 1tOu:tv) gibt van Leeuwen zu equ. 1180: Ar. pOle. 271. 1311, ecd. 803 (mit Fut.: lCa).(O,; '/tOdlO'E~), Hdt. 5,24, Eur. Med. 472, Plat. syrnp. 174e, Otarm. 162e (vgl. auch Quincey, Grk. Expr. Thanks 144); zwei Stellen noch bei Neil zu Ar. equ. 1080: ..Yet sometimes simply = Thank you, you're very kind'" (mit Verweis auf Plat. Lys. 204a, Lucian. catapl. 27); eine nützliche Liste der Hößichkeitswendungcn in den Briefen - darunter lCa).(O,; 1tOu:iv in vielen Varianten - findet sich bei HA Steen, Les cliches epistolaires dans [es lenres surpapyrus grecques, C&M 1,1938, 139fr. 429 Ebd.; Gomme/Sandbach z.$t.: "Quincey (...) may be right" (vgl. auch Sandbachs Apparat); ähnliche Passagen bei Menander sind vielleicht Ep 427 lCaA.&c; [JtO&v - die Ergän~ zung ist von Wilamowitz -, Mis 444, Sk 178. 430 Z.St 423
11.3. ,Attisch·römische' Umgangssprache
115
Ton auf Aus' Angebote in Soph. Ai. 94):431 Eine sichere Entsprechung bei Terenz ist Ph 105Of. NA. Phormio, a/ ego etas/ar posthac tibi quod potero, quae vom I jaciamque et dicam. PH. benigne dicis. Na. pol meritumst/uonr,432 denselben Sinn hat woW auch Eu 449ff. GN. (...) metuil Jemptrquem ipso nunt capil I jruttum neqllando iratus tu olio conftras. I TH. bUle dixti (fhnso bedankt sich wohl nicht, sondern stimmt eher zu: "Tu as bien pule", Marouzeau), oe mihi iJlue non in men/em veneral, während ein Pendant für das lCa)..~ bei Hor. epist. l,7,62f. quid muUa? 'benigne' I ropondel zu lesen ist, wo es um die AblehllWlg einer Einladung geht. 433 Eine der Höflichkeitsformeln, deren Verbreitung vom Griechischen ins Lateinische viel mehr durch die Gesellschaft als durch die Literatur erfolgt sein mag, ist ni s i mol e J t u m es I .434 Es handelt sich um eine Variante von Wendungen wie nihil impedil oder si olillm est, die ihre griechischen Entsprechungen in Formeln wie etwa Ei S" aE ~"btv lCWAUEl (Men. Ep 10) oder Ei: aOl axo,,";, (plat. Phdr. 227b) haben. Für den oben erwähnten Ausdruck lassen sich drei Belege bei Plautus zählen (As 830, eart 357, Mil672);435 bei Terenz ist die deutlichste Passage Ad 806: aUJeu/1a jJaJlriJ
nisi 11101u11l111JI,
De111U1.
Ein weiterer Beleg höflichen Tonfalls ist Eu 484f. ven/nI ubi moles/um non eril, IIbi 111 IJole.s, I ubi UH/PUS /ibi eri/, Stil habel si [um rttipi/llr. Weitere lateinische Stellen sind PI. Tri 932 nisi moles[um eJl, Catull. 55,1 Ji fine non moles[lIm est, vgl. auch Cic. fam. 13,35,2 quod .fine mo/estio [110 }Oeen possis, An. 1,5,7 quod sine mokstia [Utl JaClrt poleris, Farn. 13,23,2 quod .fine mokstia Iuo fiOl, 13,67,2 Jine moleslio lila poleris. 436 Die griechische Vorlage mag in Plat. Phdr. 87a Ei. ~il haXSte; tC'tlV dlUolV gewesen sein (vgl. auch Dem. 18,10 tvCl ~11Stv haxste; Atyro). Gemeinsamkeiten mit unserer Fonncl hat auch die attische Redensart OUlC iix90llat "leh habe nichts dagegen" (Soph. Phi!. 671, Ar:. rau. 1481), was wörtlich dem lateinischen flon mokJle ftro entspricht (Cic. An. 7,5,3).437
431 Fraenkel, Sem. S. 7; vgl. Slevens. Coll. Eur. (CQ 31) 188; weilere Slellen bei Quincey, Grk. Expr. Thanks 143: Eur. A1c. 1104, Hipp. 715, Ar. ran. 169.643 (dazu "trngic variUlls of the idiom'). 432 Weitere plautinische Stellen bei Preibisch, Oe sennonis cotidiani fonnulis 40ff. 433 Vgl. Preibisch a.O., 4l. 434 Frn.enkel, Horn.ce 350 Arun. 4. 435 Vgl. Lodge, Lex. Plaut. S.v. mokmull 81. 436 Vgl. Preibisch, Oe seononis cotidiani fonnulis 37. 437 Vgl. Slevens, Coll. Aesch. Soph. 99.
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1\6
11. Einzelinterprerationen
Die Höflichkeitsfonnel J i li b i "i delIIr 'Falls du nichts dagegen hasr', wurde von Ho6nann zusammen mit den .ri~Fonneln behandelt. 438 Auch Terenz benutzt sie, und zwar nur in Ph 446ff.:
GE. eo. OE. u·t:klü quo in wro m haec siel: quid ago? dir, Hegio. HE. ego? C:'raunHm cenllO, sj tibi tide/ur. 0 E. die, ern/ine. eR. nJene Ul? Auf Demipho, der ihn um seine Meinung fragt, erwidert also Hegio: "Gerade ich? Cratinus, denk' ich, soUte reden, falls du nichts dagegen hast"439. Bei den Komikern finden sich nur drei weitere Belege: PI. As 645 i!llereo, si "idelllr, I cO/ludile iJ/II&, Capt 219 Jt&tdt hll& nllndom, .ri tidetll" prOCllfWJ wld Naev. Er. 44 (.CoroUariaj Ribb. !111m non lIiJ mO!leam te UmlUJ, si IIidelll"j qllippinm? "Wie wäre es, wenn ich dir einen einzigen Ratschlag gäbe, falls du nichts dagegen hast?";441 ähnliche Bedeutung hat der Ausdruck in Ciceros Briefen: An. 15,11,1 und fam. 3,6,5 (s; libi llidttuf), Att. 12,2,5 und ad Brut. 1,5,2 (si libi videbiLuf).442 Das Attische weist verschiedene Passagen der entsprechenden Fonn Ei: (00\.) SOKEl auf. Barrens Erläuterung zu Eur. Hipp. 507f. (die Amme wendet sich rücksichtsvoll an Phaidra: El tOl SOKEl aOl, XPTlV jJEv O'Ü 0' aj..laptavElv·1 d 5' o'Üv, 7tl90ß j..lOl· 5EUttp<x yap i} xapu;) ist die eingehendste Behandlung dieser Fonnel, die hier jedoch die Bereitschaft ausdrückt, i.n die Wünsche ande-
1'"
438 In L:u. Umg. § 125 werden zwei Passagen erwähnt: Cie. At!.. 8,6,2 und 9,7b,2; bei MeGlynn s.v. si IV (3) werden die Höflichkeirswendungcn gesammelt ~.u l1fe anlM, anlU, Slm.; si tibi Nidel/fr, si qma hibel, si w, sim."). Den Fonneln ll' tU, JiJ mit derselben Bedeutung der beiden von Hofmarm, Lat. Umg. § 123 zitierten griechischen Stellen (philem. 113,1 K.A. Ei ßoU4l und Ar. Lys. 194 i\v ßoUA.n) seien hier einige hinzugefUgt: Timocl. fr. 6,8 K..-A., Herond. 7,92 (Headlam z.St. "used with some displeasure''), Soph. 01' 343; für Ei ('tOp) 9t4u; Soph. EI. 585, Macho fr. 383 Gow, Herond. 8,6 (Headlam z.St. "ironically, here expressing impatience as 'please' often with us": Man sehc auch 7,67 und 7,92); ebenso auf megarisch: in Ar. Ach. 766 möchte der Megariker seine als Säue verkleidetcn Töchter dem Dikaiopolis verkaufen: iiY't€wov, a{ ),f\l;;' cO; n:ax,Eta ICai teaM 'Heb' sie bitte auf] Faß' mal an, wie sehön fett sie istI'. 439 Gut übersetzt J. Sargeawu (l"ercnce. 11, Cambridge, Mass. 1983: first printcd 1912): "ifyou don't mind". 440 Nixon übersetzt die plautinischen Stellen jeweils mit "if you see fit" und "if you please": den gleichen Zusammenhang vorausgesetzt (mit Imperativen von Bewegungsverben), ist es am günstigsten, beide P:i.lle mit 'bitte' wiederzugeben; die einzige Beobachtung, die ich diesbezüglich gefunden habe, stammt von W.M. Lindsay (Plaut. eapL, London 1900 = Oxford 1981) zu Capt 219: "Philocrates is apprehensive of beillg overheard and still uses the defercntiallanguage of a slave to a master". 441 Für Nacvius' ,Corollaria' sind als Vorbild Eubulos' I'tEfJIO:VOltOM.l&.C; vemlutct worden (G. Ficlitz, Oe Atticorum corn. bipartita, Diss. Bonn 1866, 10). 442 Vgl. Prcibisch. Oe sennonis cotidiani fonnulis 36 unter den Fonneln 'quibus vel homtiones leniuntur vel prcces amplificantur'.
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11.3. ,Attisch-römische' Umgangssprache
117
rer einzuwilligen ~,if you like", "if you want to", "a11 right").443 Barrett bietet eine vollständige Liste der Belege von Et (aal) Sani in der attischen Dichrung und viele Belege auch in der Prosa. die er gemäß der Apodosis eingesruft hat: A. Die Höflichkeitsfonnel o\J'tCo XPT1nOltiv. B. f9tA.co + lnfinitiv, C. Futur, D. Konjunktiv, E. Imperativ, F. Keine Apodosis~ von allen übrigen sondert er vier Stellen ab, in denen die Apodosis nicht "acquiescent" sei, sondern einen von der Zustimmwlg eines anderen abhängigen Handlungsverlauf meinen könne, also mit Ei SmcEl im Sinne VOll "if you don't mind". "please". Er sagt jedoch, daß der Text in allen vier Passagen fragmentarisch oder der Zusammenhang lückenhaft sei und daß insofent die 'acquiescence' nicht einmal hier auszuschließen sei. In der Tat haben sich die Belege mittlerweile auf zwei verringert (aus einem Satyrspiel und einer alten Komödie):444 Aesch. (dllC'tUOUAKOl) 47a,18 RadI: ...] JtE:~J:n:' apooyov, Ei ÖOlCE:l, 'tlva; Pherecr. fr. 163,2f. K.-A. r:yro S' (Xv o.V'tf:t1tOl~l' "~il1toA.u1tpa.y~6vtt, I o.AA' Ei Soni aOl 1tpOaEXE 'tov voi>v lCcl.1Cpo&" ~,Mach' dir keine Sorgen, paß bitte auf und hör' mal zu"). Bei eingehender Überprüfung der weüeren von Barrett selbst angeführten Stellen ergibt sich jedoch, daß jene, in denen Ei: (aOl) OOKEi den Sinn von 'bitte' hat, vielleicht zahlreicher sind, als ßarrett zugeben woDte: in Ar. Ach. 338f. sagt der Chor zu Dika.iopolis 0.""'..0. VUVl A.ty', Er aOl SOKEi, I 'tOV 'tE AalCE- I Sa\.i.lOVlOV autOV Ö'tl tiiJ 'tp6nq> aOt fa'tl lptAOt;,445 was val) Leeuwen mit "A t nunc loquere, si lubet, ipsumque adeo L'lcedaemonium dilecrurn tibi esse dic" wiedergibt und folgendennaßen erläutert: "urbane invitantis swH d SOKEl et d llouA.€l, si uidtlul':446 also kein abgeschwächtes 'Ja, abcr jetzt kannst du reden, wenn du willst', sondern das ironische 'Gut. UWl rede bitte'. Diese drei Belege reichen trotzdem aus, eiue lebendige Verwendung von Er (uOl) 50lCEi = 'bitte' im Attischen zu bezeugen. Das lateinische si (tibJ) I/idetuf im Sinne von 'Falls du uichts dagegen hast' könnte auch alJ J-1öflicbktil.iformtJ eine genaue Emsprechwlg des Griechischen bieten; Terenz' Publikwn wird es jeden443 Euripides. Hippolytos, Oxford 1964. 444 in Men. Mis 264 wurde die ErgWzung Körtes a).).' EiO"~V", [Ei OOICEl CV. 66 Kö.) durch P.Oxy. 2656 (a,).:).: dO"i~V" IOi:l(?)]ICE'tl) widedegt; in Antiphan. fr. 197,1f. K.-A. drucken die letzten Herausgeber btl JC~mv OOICEl , lOOll&V Ülom:p ExOltEV und setzen in den Appaf'at Mousouros' VCmlUtung Ei OOICEl. 445 Ich nehme van Leeuwens Text auf (vuvi ist Bentleys Vennutung); Hall und Geldart schreiben ßAM:t yllp wv Ur'. Er (fOl OOICCl, -mv 'tE AaICE- I ooqwV\.Ov tai:l-tOv Crtl 'tii>t 'tpOJU!l O"oi:lo'ti. qliAoc;; Coulon hingegen nimmt EJmsleys Vennutung Ö 'tt 0"01 OOICEl auf; Barren ist ohnehin dem Text von I-lall und Gcldart gefolgt, in dem itAAix yitp zu lesen ist. was einen Einwand einleitet: "Yes, but you C2Jl speak now, ir you Iike" (Denniston, Grk. Part. 104, wobei Ach. 338 allerdings die einzige erwähnte Stelle mit dem Imperativ wäre). 446 Z.St.; SrJ.rkie z.St. gibt "if you please" wieder und sagt dazu: "a polite fonnula, perhaps used here humorously, in an unsuitable context".
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118
I J. Einzelinterpretationen
falls als Höflichkeitsfonnel wahrgenommen haben, weil solche Ausdrücke in der damalJgen gebildeten GeseUschaft geläufig gewesen sein dürften. 447 Der Zusammenhang, in dem wir die Fonnel in diesem Teil des ,Phonnio' finden. könnte jedoch auell etwas anderes vennuten lassen. Die V. 441-64 sind in der Tat ein Muster von Rechtssprache, in welchem eine Fülle an Rechtsfonneln evident ist Cratinllm eenseo (d.h. diem debm) (447), in rem lllanJ (449), mihi sie h()(
lJidelNr (449f.), aequomsl el bonulII (451), dixi (452), mihi non videllir qllod sil factum legiblls rescindi posse (455f.), amplius deliberandum eenseo (457): So drückte man sich in Rom vor Gericht oder im Senat aus. 448 si tibi videlllr konnte also, als übliche Fonnel des Vortrags im Senat,449 in diesen Zusammenhang gehören und von den Zuschauern als Rechts- eber denn als Hötlichkeitsfonnel empfunden worden sein. 45O
I1.3.b.5. Verzweiflungsfonneln Davus beschwert sich (zum Schein) über die Menge auf dem Platz und über die Teuerung (An 744ff.): di IIOJlramfitlem, (plid /"roMl apudjim"'l - quid ilJi hominllm litigantlum annona (arasl. (quid dicam a/iud nescio.) 447 In Petron. 71,10 sagt Trimalchio zu Habinn~, der von ihm beauflJ"agt wurde, ein Grabdenkmal zu errichten: joaontur, si tibi ,.idttur, tl ln"dinio ,,Möge man, si tibi tidetur, auch eine Veranda bauen": Ebenso vel1aeht ein in Grizismen geübter Leser wie der Perrons (Goesius z.B. las mit den Hss. ausgerechnetjoaiztur. Verb im Singular mit Subjekl im Neutrum Plural in griechischer WeiseQ, daß hier si fibi tidelkrnicht wie bei Terenz 'Wenn es dich nicht SIÖrt, bitte' heißt, sondern die ßedeunlOg von 'Wenn es dir richtig scheint, wenn es lUr dich eine gute Idee in' hat. 448 Zum Rechtswesen in der römischen Komödie vgl. R. Lallier, Le proces dc Phormion. ElUde sur les fl'lCI:urs judiciaires d'Amenes, Annuaire Assoc. Encourag. ElUd. Grecques co France 12, 1878, 48-62; Q. Fredershausen, Oe iurc Plaulino CI Tercnliano, Diss. Göttingen 1906; M. Radin, Greek Law in Roman Comedy, CPh 5, 1910, 365-7; U.E. Paoli, Comiei latini e diritto attico, Milano 1962; E. Costa, 11 diritto privato romano nel1e commedie di Terenzio, Roma 1970. 449 Vgl. A. Berger, Encycl. Diclionary of Roman Law, Philadelphi:J 1953 (= 1980) s.v. uidtor, s. auch Th. Mommsen, Röm. Sl2atsrecht. lU 2, Leipzig 18883 ,977 (vgl. auch Brisson, Oe foonulis t82f. 'Ttrtia dmmtndiformula: senatvi videri'). 450 Diese Rechtsfoonel war auch in den attischen Reden üblich: vgl. Dover, Colloquial Sl.ralUm = Greek and me Greeks 22 zur y~T'J einer Frau über Euripides' Urteil in Ar. Thesm. 428-31: v\lv ouv EJ.1oi 'tOUtql OOKEl I öA.i:9p6v 'tlV' fu1&; ICUplCavav QJ.1OX'l'E.J«O;,l 11 q>ap~UiICOlC1lV 11 J.1l~ yi 'tQl U:xvn. I Ö1tco; U1tOA.El'UXl. 'tQm' EYW ljlQVEp(ö.:; Uyo:,. I w ö' äJJ.a j.1E'tO. 'tik ypallj.1Q:'ttm:; mrnpil'f'oj.1Q:t; (s. im allgemeinen A. Burckhardt, Spuren der amenischen Volksrede in der allen Komödie, Basel 1924).
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11.3. ,Attisch-römische' Umgangssprache
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Die Wendung quid dicom oJiud nescio "ich weiß nicht. was ich anderes sagen soll" ist ein Audruck der Vetwirrung und scheint sich in dieser Fonn sonst nicht bei Terenz zu finden. 451 Eine Parallele - man kann sagen ein Vorbild - für die Fonne) stellen zwei Menander-Passagen dar. Direkter ist Pk 504: Polemon gerät dariiber in Verzweiflung, daß Glykera ihn verlassen hat. und ruft aus: ou" ot~' Ö 'tt ).tyoo, ~Cx tllv .6.TtI-lTltpa, 1tAr,V a1tay~o~m~ nicht wörtlich entsprechend (tu; statt 'ich'), aber sehr ähnlich in der Struktur Dk 304: Sostratos erklärt dem Gorgias, er habe sich in dessen Schwester verliebt und sei deswegen nicht als ein Verbrecher zu betrachten, wld sagt: tL yap äv 'tu; El1tOl; ..What else can I say?"452 = ..Was kann ich SOllst sagen?". Sobald er die Nachricht von der Ankunft seines Vaters erfahren hat, spart der junge Antipho nicht mit Verzweißungsausdrücken (ph 198 occidi, 199 quid agam?, 202 nuflasL mihi vita txpttmda). Nach Getas ermutigendem Spruch (203
JortirJ""u"a adiu,af; Wb! CI CIldlich zu (204), 1/011 sum apud mt. GE. atqlli opus esl nU1le quom maxumt 111 siI, Antipho Die Fonne! 11 0 n S u m a p Il d mt 'Ich bin nicht bei mir', 'Ich kann meine Nerven nicht behalten' ist der gesprochenen Sprache cntnommen~453 anscheinend aber nicht dcr römischen, sondem noch einmal der attischen. Bereits bei Aristophanes (vesp. 642) begegnet rocr9' OUtOC; ~Tl <J"opölVnta\. "c'iO'tlV ou" h autoß (philokleon in bezug auf Bdelykleon);454 weitere komische Belege sind Men. Sa 340 ou" övt' h tauto\) (Demeas über seinen Sohn Moschion, der sich - nach Meinung seines Vaters - ganz betrunken, also 'nicht wlter Kontrolle'. vom Mädchen Plangon verführen ließ)455 und Asp 307 ou" E.i~' tv t~(lVtOU (Chairestratos gegen die Absicht seines Bruders Smikrines, die Erbin zu heiraten: Hier, wie an der ,Phonnio'·Ste1Je, wird der Ausdruck von weiteren Zeichen der Verzweiflung begleitet). Auch Platon bietet dafür ein Beispiel:
451 Man kaJUl allerdings auf zwei nichl sehr verschiedene Passagen verweisen: Eu 543 (Antiphon) ho",o ipIe ItNfquamf{ IttqNt fao fluid diram QN{ flkid «)1türllnr, Ad 946 (Demea) ~m ... (qNid tgo di{am, hoc 'lUD", «)nJi{ fI/lod voM). 452 V~. Gomme/Sandbach z.Sr. 453 Eine enlSprechend hochmbende Fenn W3r z.B. vix fum «)mpoI animi (Ad 310: Geta in einem Beispiel dafür, wie der StrvMf fNrrt1ff in seiner Aufregung das mgische EdlOS erzeugen kann: vgl. zu dieser Stelle Leo, Plaur. Forsch. 136 Anm. 2 und Haffter 19742, 120 Anm. 4). 454 Vgl. Starkie z.SI., der den ursprünglichen Sinn der Metapher erläutert und vorschlägt. das Wort obdl;t unausgesprochen zu lassen ~,So in german 1ch war ganz aus dem Häuschen' i.e. 'menus non eram compos"); vgl. auch MacDowell z.Sr. 455 Vgl. Gorrune/Sandbach zu Sa 339 (sicQ: "a strange, but well-attested idiom".
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11. Einzelinterpretationen
Charm. 155d Kai.. OUKE't' EV t~au'tou "'V (Sakrares erzählt, \V1C Charmides' Schönheit auf ihn wirkt). Dieser Kolloquialismus wurde uns zum Glück von den jüngsten Herausgebem des Sophokles wiedergegeben: Phi!. 950 I:J:J..'A,' a.1tolioC;' a1Aa vüv E't' EV cauto\) y€voß (philoktetes zu Neoptolemos: "gib ihn (d.h. den Bogen) mir zurück, mindestens jetzt komm wieder zu dir").456 Terenz verwendet dieses Idiom noch viermal: An 408 proin Lu JOt apud le IIt sitJ,4S7 937 vix slIm apud me, Hf 920f. proe ;roCJllldio, I Memdemt, 11011 Sfl/H ajJud me, He 707 !lum tibi tJidtlur esse apud sesd Bei Plautus begegnet es hingegen ein einziges Mal (Mil 1345a ptrii. sumne ego apud me?),458 und einmal ist es ebt."!lso in Afranius' Togata ,Consobrini' zu finden (ft. 38 Ribb. flon.JUnI apud me).459 Die Redensart taucht anderthalb Jahrhunderte später wicder auf, und zwar bei Petron (129,12 tX qua hora illiunam acctpit, apud St 1I0!1 es/) und in Scnecas Briefen (83,26 (Um satpe apud St 11011 sint, CO!lSuttudo illSaniae durat. Wie bei Men. Sa 340 über die Wirkungen des Weintrinkens). Das gesammelte Material führt also insgesamt in die Richrung eines Calques der gricchischen Wendung, vor allem anhand dcr Nähe des lateinischen Ausdrucks der ursprünglichen Bedeutung von Ev Ello,\l'tOß 'bei mir, in meinem Haus',460 was eben als apud mt 'bei mir, in meinem Haus' wiedergegeben wurde. 461 456 H. Uoyd-Jones/N.G. W~son (Sophoclis Fabulae, Oxford 1990). welche die Lcsan vom Parisinus gr. 2712 (A) gegen die lectio facilior ao.uup (alle übrigen I-Iss. und die meisten Herausgeber) aufnehmen, rechtfertigen a(Xu'Wß gerade anhand des Aristophanes und vor allem des Menander (I-I.U.-J./N,G.W" Sophodea, Oxford 1990, S. 202: "the more idiomatic cxprcssion")~ in Wirklichleit war R.F.Ph. ßrunck der erste, der die Lesart wiedcrdufgenommen (Soph. tragocdiae septcm ex lat. Brunclcii inteq>retationc, Quedlinburg 1884 (die oog. Auf!. von 1786 ist eine Seltenheit], z.st.) und der im allgemeinen als Grundlage seines Textes den Parisinus A herangezogen hat, anstan sich aufTriclinius zu verlassen, wie dies die übrigen Kritiker von Tumebus an getan hauen (vgl. Wilamowitz, Geschichte der Ph~ologie, in: A. Gen::ke/E. Norden (Hrsg.), Einleitung in die Altertumswissenschaft, 1927 1,39): Er erkEin z.st "sie mcmbr. Eleganter" und führt die aristophanische Stelle an, wobei ..ante nos legebatur EV uu'tiP" ~n den meisten neueren Editionen fmdet sich jedoch keine Spur davon): Bruncks Vorb~d wurde anscheinend nur von A.c. Pearson befolgt (Sophodis Fabulae, Ox~ ford 1924). 457 Vgl. Kauer z.St.: "Der familiäre CharAkter (Umgangssprache) einer derArtigen Verbindung von tJle mit einer präpositionellen Wendung ergibt sich von selbst". 458 Es ist erstaunlich, daß A. Klotz in ThIL s.v. apud 342 (de animi lief abJtnliQ lief ProtJeII' lia) mit den oben erwähnten Belegen (es fehlt AfraniusQ auch Ba 713 apud ItJI animus nDJur. ChrysaM ~,T u tiens nölte vie entre !eS mains, ChrysaJe') und As 156 jlXJiS hi. apud nt)! tJI animus luus dalJO Cupidinis ~,Ton creur est rive chez nous par Ja pointe de I'Amour'') ang1bt (heide Übers. von Emout), die - wie man sieht - eine völlig andere Bedeutung haben. 459 Es handelt sich um eine Bearbeitung von Menanders 'AVC,.,lOi (Ribbcck S. 199~ T.B.L Webster, Studies in Menander, Manchester 19601, 97). 460 Vgl. noch explizitere Formen wie Hdt. 1,119 evt6<; 'tt cOOU'tOu 1tW:'tUl (also Redensart der ~onisch-attischen Koine') oder Antiphon 5,45 €v50v &'11 uU'Wu, die aber anhand von Stellen wie Aesch. cho. 233 (evoov 1EVOU, xupq. lJt ~,; 'l(JtA.uyft<; Qlpt~ (vgl. A.F. GM+
11.3. ,Attisch·römische' Umgangssprache
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Dem Sklaven Geta, der die Nachricht feierlich einleitet, die er zu überbrin-
gen hat, erwiden deT junge Antipho kalt (ph 853ff.):
GE. 101 OmNItJ11 q1/oll/lims/ 'Im UWlI/ homiftllllt homo fJI7laJim"mt! siftt lI:Jfllrowrna ob dU S(J!Ns di5tpr. Alltipho. Al'J. iJa vtlim; sed qNi is'"C rrtdam jJa tJSt mihi dia vtlim. GE. sali"t tsJ si U dt5b"'"m /.tlNdio ndtJo? AN. ~Nms.
110m
Das Verb t n i (a s, welches Marouzeau mit "Tu m'assommes" überser::zt, ist eine auf die Komödie beschränkte Wendung. 462 Das schal. Ter. p. 89,7 erklärt: iocuioris tl inltrftciI luu verbu. Terenz benutzt sie auf diese Weise. also wie einen festen Ausdruck, in der 2 Pers. Sing. nm noch einmal: 463 Ph 384f. PH. tho ,", sohnnum IUQfll nOIl noraJ? OE. tnicaJ. I dic nQfllm. Bei Plautus kommt sie etwa clfmal vor: Mer 156f. ab! I lassitudinem htrde tJeroa lua mihi addunl, enicaJ. 493 invenietllr, exqllinlllr, aliqllidfiel; enkos, 612 quia aequalem et sodalem, fjberum civem, tfli· tOS, 893 micaJ me mistrum lila rtLicenlia, 916 tnica.r, Pe 48a ah! odio me enitos, 484f. enitos. I quin Libi me dito eruiert, Poe 1267 tflicaJ me. Ru 944 entcos iam me odio, quiJquiJ tJ, Tru 118f. oh! I enica.s me miseram, qllisqliis es, Cas 233 enecos. Es könnte sich um die Wiedergabe eines attischen KoUoquiaJismus handeln,464 der bei den Komikern reichlich bezeugt ist Ar. Ach. 470 6,xoÄt:tc;; ~' (so erwidert Eu· ripides auf Dikaiopolis' letzte Bine); nub. 1499 axoute;;, curouiC;;; vesp. 849 Oi~Ol, 6lQtpißttc;; lCaJto4ic;; tPl'lVlllf.pCOv. 1202 aJtOMic;; ~; pac. 166 a'JtOuic;; ~'. aJtOuic;;;465 Thesm. 1073 aJt04ic;; ~', 00 ypau, OtroJ.l\)Uo~vrt; ran. 1245 aJloÄdc;;;466 ecc1. 775 aJlo4ic;; aJllo'[öw XCtvt'; P1ut. 389f. OlJ.lOl '[oov ICQlCroV. I Aesch. Otoeph., Oxford 1988. z.SI.) und Eur. Held. 709 atöv f9P[VÖW oi)l( lv&lv &v (vgl. WII!cins z.St.) einen weni~r umgNIgsspr.lChlichen O1arakter besit2Cn. 461 Vgl. 'ThIL S.v. op1l4339f. (i.q. Jo11fi aliaa'Mi): z.6. PI. CU 728 opll4 11ft mrtJbis. Dziatzko und Hauler (und Mtnin, der ihnen folgt) zu Ph 204 ventehen den umgangssprachlichen Ausdruck, verfehlen aber die griechische Vorlage: Nicht das gewählte f:.V f:.1UlU'tQ) Ei~li. (wie bei Xen. Anab. 1,5,17 ev taU'tiP eyeVE'tO "er kam wieder zur Besumung": Üben. v. W. Müri. Xen. Anab., München 1990), sondern das umgangsspr.l.chliche tv tllauuri3 dill, wie es in den oben angefühnen Belegen zu sehen war; zu tv + Gen. mit Ellipse von 'Haus' vgl.. Stevens, Coll. Eur. (Hcmt. Einzclschr. 38) 26f. 462 Vgl. Dziatzko/Hauler z.SI.: ,,'Du quälst (mich) zu Tode. bringst (mich) um', Formel großer Ungeduld". 463 Eine leicht verschiedene Verwendung z.8. in An 660 qNtJr mt miraJ? htK QII4J: 464 Vgl. Stevens. Coll. Eur. Q-Iemt. Einz.elschr. 38) 11f.; Zangr.tndo 1997, 198. 465 Die Wiederholung ist wohl par.ltr.lgisch (Identisch sind die Wonc des Chors in Soph. Tnch. 1(08). 466 Vf). Dover z.St. über die Tats2Che. daß gegen die Lesan von V. MundA (ciltOAt:\ 0) die auch an anderen Stellen (nub. 1499, Plut. 390, Eur. cycl. 558) bezeugte Wendung ciKo4~ (d..h. ~) zu bevorzugen ist, und zwar als "reaction to feac, anger, or impatience"~ in Eur. cyd. 558 könnte in der Tat tOV otwv St2tt ~ aufgrund von Aristias TrGF 9 F 4 un2.us· gesprochen sein (vgl. W. Biehl, Euripides. KykJops, Heidel.berg 1986, z..St.). VIC,
0004039'
122
11. ßinzelinterpretationen
a.Ol.El~; Pherecr. fr. 113,20 K.-A. (B.) ot~' "" lt.ol.El~ ~' <",mlllla ~latpl
ßouc' in; Men. Dk 412 aKOAti.;. t5{)ICU tOV näva;467 mit einem selteneren Verb vg!. Anciphan. fr. 55,5f. K.-A. (B.) ·HpltKl.El~, lt'OKtEVEl~ I iip6. ~' Ei ~~ Yvropi.~WC; ~Ol JUiw !PPCt(Jtl'; KptIDV Xinpav; Men. 5a 528 cill' ciJl[oKtEvti.; , , JtPl.Y tlKElV. ~
1I.3.b.6. Befehl,formeln In Ph 152 verabschiedet sich Gera von Davus und ruft jemanden im Hause a.n:
PU", htUI. 1ftm01f hoc prorli/7 mpt, da hor Dtmio. Die Fonnel 11 e mOli ho, pro d i t? ist typisch für Befehle (also vor allem a.n die Sklaven gerichtet: vgl. puel).468 Bei Terenz kommt sie noch einmal vor: In Hc 323 ruft Pa.mphilus, nachdem er vom Sklaven Panneno erfahren hat, daß seine Frau Philumena krank ist, IItmon mtdicum adduxit? Den gleichen gesprochenen Ton hat Hor. senn. 2,7,34 nemon okum ftrtt OOIlJ?46 9 Eine griechische Vorlage - oder eine parallele Entwicklung - könnte in einem Vers von Aristophancs bestehen: pac. 1111 oMtU; Kpoa&OOU 't&v (JJ[MlYXVO>v; ..Ntmone viJm'Ji/1/ partem mim la,!ituf1/J tJ/?,'470 Es handelt sich um den Wahrsager Hicrokles, der gerade opfert; sein Befehl ist offensichtlich an einC1l Sklaven gerichtet wie der vorige von Trygaios erteilte Befehl (1110: Kai. 'faUn ~ua 'tiic;
(J1I;ovl)%; A.aßt 9iinov):471
467 Ein weiteres QXOA]e~ in absolutem Gebrauch (ohne ~) wird jetzt von T. Gargiu10, Fr. corno adesp. 1152,44 K..-A., ZPE 116, 1997, 11f. e~zt, der wiedergibt: "mi fami morire (Ia"l con Je tue parole, con le tue accuse)", wobei Austin lC(I:'OO9]ei, las; zur 3. Pers. Sing. beachte man die feste Fom'lCl QJl:OA..t:lll' o'ixooi: Antiphan. fr. 221,8 K..-A., AJex. fr. 177,15 K..-A., dazu vgl. D. Bain, Acton & Audience. A Study of Asides and Related Conventions in Creek Drama, Oxford 1977, 102f. 468 Vgl. Mrit z.St; zum umgangssprachlichen Gebrauch von btK = hl« vgl. DZlatzko/Hauler l.St.; das negative interrogative Futur in der 2. Sing. mit der Funktion eines Imperatives ist ebenso ein umgangssprachlicher Zug dazu s. LE. Rossi, Mondo pastOrale e poesia bocclica di manien: I'idill'o OltaVO dd I»fJJIU teocriteo, SIFC 43,1971, 13f. und Anm. 3 (mit Verweis auf R.. Whitelaw, CR 10, 18%, 239ff. und CR 16. 1902.277). 469 Zu otUu s. oben, S. 98f.. 470 ÜbetSetzung von van Leeuwen z.5t. (mit ~l Sl2tt UiJv). 471 Vy). Platn2uer zu pac. 1110 "h i.s best tO take ~ as :: 'ui O"dCrrXYO., and the sent~ce as addressed ro the slave".
11.3. ,Attisch-römische' Umgangssprache
123
II.3.b.7. Ironische bzw. verspottende Formeln Die in Ad 849ff. von l\1icio an Demea gerichteten Worte sind eine ndNetio ad abmrdNm. wobei der Ausdruck nI/ne mihi tidm Ji1fJm einen sarbstischen Tonfall beslezc"72
Ml.pImt< 111"'( mihi
liden sapen. a/qllt tqJiidunfilillm tll"" ttiam ti ,,051, cogam IIt nllll iUa II"a (libtl OE. tkridu? f0rlu"a/II'I qJii isw animo nu. ego u"tio ... MI. ah pngU"t? OE. iam iam duino.
Insofern ist Demeas Erwiderung berechtigt: d t , i d t J? 'Ziehst du mich aut?'. Bei Tcrenz ist es noch in An 204 i"ride.J? (Sima zu Davus: s. oben) zu fmden. Plautus weist drei SteUen auf: Cu 18 wld 392: dtridwtt mt? Mo 1132 ttiam i"ridtJ? Es ha.ndelt sich um die wörtliche Wiedergabe einer ebenso umgangssprachlichen Wendung, die sich z.B. in Men. Dk 54 OICWlttE1.C;: tym SE, XCllp€a, KaK:Ox; txoo findet;"73 ähnlich ist audl I-Ier 39 (lCataytAC;U;:). Na.he liegt ein vielleicht in der ersten Menander-Passage wiederaufgenommener Gebrauch."74 der bei Aristophanes vorkommt ran. 58 ~ll olCuuni. ~', rostMp'· oi> yixp QU,: txw ICClICOx; (Dionysos verrit seine Leidenschaft fur Euripides). Diese Belege haben Gemeinsamkeiten mit der ,Adelphoe'-Stclle (und mit PI. Cu 18), und zwar bezüglich des Motivs der Verspottung von Gefiihlen (man beachte ttO Jtntio ..•). Der Bramarbas Thnso ullterhält den Parasiten G nalbo mit seinen Prahle
(plus milit,u oudiu). Gnatho antwortet ihm also, daß er die Geschidlte noch nicht gehärt häne, und fügt halblaut hinzu: "Ich habe es schon mehr als tausendmal gehört". In der erhaltenen römischen Komödie kommen noch zwei Belege vom Ausdruck m i ,; t n J 0 11 dir t vor. und zwar nur bei Terenz: An 946 tX ipstJ militn.r llJIditi
472 473 474
Manin Z-SL Vf). Stoessl Z.SL: .,Sostnltos· Replik scheint umgmgssprachhch zu sein". Vf). LA. Post, AJPh 82, 1961,96.
00040:194
124
11. Einzelinterpretationen
und Ph 487 al mim wedel iam aNdin eadem miliens. 475 Etwas Ähnliches findct sidl bei den attischen Komikcm: Ar. nub. 738 CO::TtKOOC; ~uplaKlC; arm ßoi>AO~al (Srrepsiades zu Sokrates); Men. Dk 918 a.c; ~Up\aK\C; (Knemon zum Koch Sikon).476 Phaedria. der sich vorgenommen hatte, seine Liebesmühen durch Arbeit und Schlaf zu vergessen. erwidert der Sklave Parmeno in ungeduldigem Ton (Eu 22lff.): PA. tii/abü IaISJis: htK pblS[aau. PH. abi, llil ditis, Pa171wfo. eieiJuftla htrt4 hQle es/ moUities allimi; llimis me il1dHlgetJ. lal1dem 11011
Phaedria antwortet seinerseits: 'Hau' doch ab! Du sagst Dummheiten'.4TI Dies ist der Sinn von 11 i I d i & i J. welches sonst weder bei Terenz noch bei Plautus zu finden ist.478 jedoch eine gut erkennbare Fonncl im Attischen war. In der zweiten Person Singular, oiJStv "iYEtC;, wird sie vor allem VOll Aristophancs und Platoll benutzt: Bei ersterem handelt es sich um eine etwas grobe Wendung. die immer in lebendigen Auseinandersetzungen benutzt wird: flub. 644. 781 (in beiden Passagen Sokrates zu Scrcpsiades), 1095 (die 'ungerechte Rede' zur 'gerechten Rede'), vesp. 1194 (Philoklcon zu ßdelykleon). av. 66 (der Sklave des Wiedehopfs zu Peisthetairos), Thcsm. 62.5 (KJeiSdlWes zu Mnesilochos); bei Platon wird es von Prougoras. Phaidros und Glaukon immer gegenüber Sokrares gebraucht (jeweils in Phlb. 23., Phdr. 235b, rep. 427d); .uch bei Antiphanes (er. 192.6 K.-A.). Bei den Tragikem ist der einzige Beleg Eur. ßacch. 479. 479 Dieser Ausdruck muß zusammen mit der entsprechenden bejahenden Fonn betrachtet werden. und zwar mit AtYElV t\ 'etwas Vemünftigcs s.gen', •. B. Soph. OT 1475 Uyoo n; "Am 1 right?" Ocbb), Eur. HF 279 alCou(Jov Ti.. . 'tl OOl SOKW AtY€lV und Plal. Crat. 404a. 480 Das einzige Beispiel in der römischen Literatur. das neben die ,EWlUChus<·SteUe gestellt werden kann. befindet sich bei einem Nachahmer der komischen Sprache. und zwar Vgl. Dziatzko/Hauler z.St.., die außerdem auf Cie. Alt. 2,19,3 ",iliells roadNS eJ{ di(m verweisen: Der einzige Beleg von ",ilimJ bei Plautus ist Ps 1057 tf>O ptn'lIrrJft memalltlJem ...ili· tIU, das hier angefiihrte Xu.uX~ ist in der Tat nur eine Glosse (vgl. Heredn. partit. p. 259). 476 w' ist Mettes Vermutung. von Sandbach angenommen: Sie iSl w:rnrschcinlichcr als oille der 00. pr.; man k2rU1 sie mit aI der dritten Terenzstelle eng in Beziehung setzen (ph 475
487). 477 479
Hofmann spricht liber abi (Lat Umg. § 45, $. 39). sagt aber nicht'S von nj/ düu. Die einzige Parallele (5. Fabia z.Sl.) scheint Ph 1000 /J(K NI ur q1MJ tz!1 dim zu sein. Vgl. E.R.. Dodds (Euripides. Bacchae, Oxford 1960) z.$l.
480
Vgl. Stevens, Coll. Eur. (CQ 31) 189;
478
(Herrn. Einzelschr. 38) 25.
'Il.-eite1't
Stellen bei Sievens. ColJ. Eur.
40:.94
11.3.
,Attisch~römische'
Umgangssprache
125
Apuleius, apo!. 58 nihil dias, Atmiliant, non tSL vtn simift "Nein, es ist nichts, was du vorbringst, Aemilianus, es ist nicht wahrscheinlich".481 Terenz hat aus dem Griechischen eine Fonnel übernommen, die im Lateinischen keinen Erfolg haben sollte. Demca schlägt vor, daß Micio Sostrata, die Murrer Parnphilas, heirate. Die beiden Alten geben Anlaß zu L>1nem lebhaften Gespräch, an dem auch Demeas Sohn Aeschinus teilnimmt (Ad 936f.): MI. deliras. AE. line le exortm, mi pa/er. MI. insanü: m!ftr. OE. qge, da /ltniam ji/io. MI. solin sonus es?
Der von Micio ausgesprochene Satz, s a I ins (l n rt s t s ?, verstärkt die heiden vorigen ('Bist du denn geistig gesund?') und kommt oft bei Tercnz vor: An 912 sam", es? 749 saLin sanll's qlli me id rogiltS? Ht 707 satin samls es artl sobnlls? 986 satin sanllS es? 559 satine som/s? Ph 194 ah I sonns es? 802 satin SoH/IS es? Hc 493f. si SOfl/lJ sies: I iubt i/iLlm rrdire; Ad 336 011 (lU, mi homo, sonun u? 748 sanIIm le credis esse?4 82 Tcrenz gibt hier eine Formel wieder, die auch für das Gespräch der attischen Komödie, in der sie häufig wiederkehrt, typisch ist. In Ar. nub. 1275 sagt Strepsiades zum jungen Amynias: oirl( fOe' öJt:ro~ oil y' (d)'to~ UYlCXtVEU;:483 in av. 1214 ist die völlig eIltsprechende Fonn von sallnn es? anzutreffen: In uYlatVElC; ~Ev: (I.ris zu Peishetairos) leitet die Partikel ~Ev rat· sächlich eine Frage ein, auf die sicherlich eine verneinende Antwort zu erwarten ist (dies ist das einzige entsprechende Beispiel des Aristophanes);484 in Plut. 1060 und 1066 sagt die Alte jeweils zwn Jungen lUld zu Chremylos: tClMlV'tCl't' clvlSp&v, OUX UYlCX;'VElV ~Dl SOl(El~ und ytprov clVT,p rov DUX uYUx.lVElV ~Ol SOI(El~; in pac. 95 sagt der zweite Sklave zu Trygaios: 'tt ~a'tl1V DUX UYlCXtVEl~: Daß der Gebrauch zur attischen Umgangssprache gehört, wird beispielsweise VOll Dem. 24,74 cl').').' Dun: 'tau'tcx Jt:DllloElEV ä . . oul)E:i.~ UYlalvrov, ol~CXl, 0'0 't' tKElVCX ').ilwv ftl);'1CEl<;485, von Plat. -nleaet. 190c ä').').ov 481 Übers. von R. Helm (Apulcius, Verteidigungsrede. Blütenlese, Bcrtin 1977). 482 Eu 555ff. rogimndo ob'undal miet' I quid UJliam aul quid kulm Jim, quo ptrgam, undt tmtrgam, ubi I:"on I /It.J!ilum hlin( nal/(IIIS, quid mi qlltJtrtml, 101/111 nin Q}/llt iltlal/iam! gehört offensichdich zur hohen Dichtersprache und bezieht Sich insbesondere (wenn auch parodisch) auf das Motiv des Liebeswahnsums. 483 Dover z.St. vergleicht damit 832f. (cri.l l)' Eie; 'tOOO\)WV w,v ~uxvWiv cA.TlAu9ae; I cOO"t' avl)peunv ntl9Cl xoA.iixnv). 484 Vgl. Denniston, Grk. Part. 367. 485 Die Stelle wird von Dover zu nub. 1275 angefiihrt; vgl. auch Dem. 8,36 ÜU' C"lllvoe; ~v il~v ot"Ol Jl,evO\It(fIV, axoA.i]v ay6vtrov, iYyunvOvtIDv (Ei liil "toUc; -uX 'tOuxma 7lOlOUvtae; UYUXlVElV qlJ1aalJl,ev), zu dem vgl. H. Weil (Les hanngues de DCmosthcne, Paris 188\10) z.$t: "Le grec iYyUXiVClv, come Je latin sal/um eSSt, designe la sante de I'esprit, le bon
00040:.94
126
11. Einzelinterpretationen
ÖE nva oiLt uytalvOvta Ti llatvOj.lEVOV 'CoA~flcrat (...) und Phlb. 29d tll; yap O:Kol(ptv6~EVOI; äAAroc; uytalvrov av KOtE cpaVElll; gezeigt; mit Hdt. 3,33 ~l)Öt tal; q>pEva<; UYUXlVElV kann sogar die ionisch-attische Koine aufgeführt werden. Auch bei Terenz' Vorbild raucht die Wendung zweimal auf: In Men. Dk 150 (...) o\>x iJyw.ivt:tv ~Ot ÖOlCEl; i.n Pk 470 ist OVX uyuxivEt<; ..VOll are not in you right mind"486 in bedrohlichem Ton vom Alten Pataikos an den Soldaten Polemoll gerichtet.
II.3.b.8. Drohformeln Die FonneJ J i lJ i lJ 0 'Sowahr ich lebe' ist häufig in der Komödie, vor allem bei den Drohungen. z.B. Eu 989f. (der Senex zum Sklaven Panneno):487 SE. omitte de Je dkm. ego te,fimiftr, Ji MVO ...1 ud üLJ/c qJ/idqJ/id eiL primum expedi.
Weitere Passagen bei Terenz sind An 866f. ego pol bodit, si vivo, übi I OJLem/om (Don. z.St. qJ/i certo ",inan voh,"L, incertom jOciJ/nL vitam suam), Ht 918 ot ne ilhld haud inuItum, si villo, firmt! 950 Jtd Symm ... ME. quid eum? eH. tgont si villo odeo txomalum dabo. 488 Die Fonnel ist auch der griechischen Umgangssprache nicht wlbekaJlnt: In Herondas' ,schulmeister' fragt der Junge, w1evieJ cr von seiner Mutter und seinem Lehrer noch geschlagen werden müsse. Die Mutter antwortet darauf (3,79f.): E:l ti (10t ~'lV, I q>tPEtV öcra<; äv i1l(aK~ cr9t.vn ßupaa "wenn ich noch lebe, soviel wie in deine Tasche passen".489 In An 204f. reagiert Simo folgendennaßen auf die spottende Antwort des Sklaven Davus (bo!lo vtrba, quatJ(J. dazu s. oben, S. 44ff.): SI. inrideI? nihil mtfaUis. ud diro dbi:
ne Lemmfaa"as; neqJ/e Lu haJ/d dia.r dbi non pn:J~dicLJ/m: cO/Jt!
Der bedrohliche Ton ergibt sich vor allem aus d i c 0 ti b i. Dies 1st eine FonneJ, die mit dem Verb edicen (das die Drohung verstärkt) bei Terenz noch sens, aussi bien que celle du corps (...). L'orateur joue amerement sur ce double sens" (mit Verweis auf 9,20). 486 Gomme/Sandbach z.St. 487 Vgl. Hofinann. Lat. Umg. § 39 und Bacsby z.St. (mit vier plautinischen Belegen). 488 Vgl. McGlynn s.v.li (Iv. 1: mmminantisformllla). 489 Vgl. Headlam z.St; zu vergleichen ist die Beteuerungsfonnel si vr'vam (z.B. PI. Pe 786, Cie. Alt. 15,2).
11.3. ,Attisch-römische' Umgangssprache
127
zweimal begegnet: Eu 806 milu, nune adto tdieo libi I IIt tim jäaOJ ul10m ill illam (Chremes warnt den Soldaten lllf'3.s0 vor dessen Absichten gegenüber PunphiJa), 1063 san qllantJretllJl milu, tdito tibi, I si u ill pla1ta oJftndero hac pos1lfmqllam, qllod dicas mihi: I "alium qlfOlrtbam, i/u hac hablli'~' ptristi (diesmal wird der anne Bramarbas vom jungen Phaedria bedrobt). Bei Plautus sind nur zwei Belege festzustellen: Mer 465 ad portlfm nt bilaJ, dito iam tibi, Mil 842f. (ego 2dd. Pylades) dito tibi: I si jä/sa diro, Limo, txmItiobtrt. Diese Fonnel, die Befehlen und bedrohlichen Warnungen eigen ist, hat wohl ihre Herkunft in der ionischattischen Koine Q.iyoo aOl + fnf. oder Uyoo aal 'to:SE): denn außer bei Aischylos (Ag. 1421f. Atyoo Si: aOl I 'talaut' Ct.l'ttl1tlV) und Sophokles (Ai. 1089 Kai. aOl xpocprovfu 't6VSE ~il 9Ct.1ttElV, OT 449 Uyoo Si: aal, OC 840 xw..nv Uyro aOl) ist sie tatsächlich auch bei Herodot anzutreffen (8,68 Kai tOl taSE Atyro; 8,140 'A.i:yro SE: U~lV ta.5E).490 In Hc 523 wendet sich Phidippus an seine Frau, während er vom Hause fortgeht: alqNt t«am:
tidto. quid ais, M.1"illa? htN! /ibi di«J.
["tit der Fonnel 1 i b i d i t 0, die oftnuJs von der interjektion btllJ begleitet wird,491 richtet man die Aufrn<..-rksamkeit auf sich: 'l-ley, ich spreche zu dirl'492 Bei Tercnz findet diese sich noch in Eu 337 (in viel erregterem Ton) htllS htllS tibi dito, Chturta und 379 tibi tquidtm dito, mallt. Plautus bedient sich der Fonnel mehnnaIs: Ba 999 tibi mco, Cu 516 htllS 111, tibi IXo dico, Men 378/x1lS mlilitr, libi dico, 696 /x1lS Iu, tibi dito, mant, Mi] 2 t 7 libi 'l.0 mcQ. an htri madxisli? htllJ It ~II 01', Pa/atJJrio,493 434 tibi ~o dico, htllJ, Phi!«omasillm!, Poc 1305 htllJ lJI, tibi mco, mulitr, uqllid Jt pulkt?, Ps 243 hodit lIaU, htllS, hodit na/t, tibi tgo dito, htllS, hodit lIau, Ru 830 std vobiJ dito, heus IJQJß94 Die Wendung besteht anscheinend auch im ersten Jahrhundert n.Chr. fon (Priap. 45,4 VoUmer htUJ, inquil, tibi dicimlls, anatde; Petroll. 64,2 'tibi dito' inquil 'Plocamt, lIihilllomJJ? (...) ,. Im Griechischen ist diese idiomatische Wendwlg reichlich belegt: Das erste Beispiel ist wohl ein aischylcischer Kolloquialismus: Ag. 1047 oOl tOl A.tyouoa xai>nal aaq)'ij 490 VgL Fraenke1, Sem. S. 32. vgl. auch die härtere Form lv ao~ Atywoder rppQaw, ubhch beI Arisrophanes (zu erwihnen sind z.B. av. 356. 1304. 1531, Plut 58. 62), während dIes bei. den Tragikern nichl vorkommI (außer Soph. Ai. 1140: vgI. Fr:tenkel. Sem. S. 34). 491 Zu htMr,lnterjektion von 'An- und Zuruf' vgl. Ho&rumn, Lat. Umg. S17. 492 Vgl. Hofmann. Lat. Umg. S 113~ im Vers bemerke nun auch die l11lrllanisierte Frage qlliJ tIis?, um ein Gesprich einzuleiten Q-Iofmann, Lat Urng. S48). 493 Oll hm ",oJliUb ist Leos Verbesserung fiir du übediefene tmrhtrimta A:l"tzJt (Oll Ittn· odbr·bisli(.sl Goetz/Schoell~ Lindsay und Emout setzen die cruces). 494 In ThlL s.v. Jim 969 fehlt Mil434.
OOO~0J94
128
11. Einzelinrerpretationen
).,orov;495 dem römischen Gebrauch in der Anrede sehr nah ist ebenso Ar. Plut. 926 ou'tO<;, aOl A.ErEl;4% Belege in der ersten Person sind erst in hellenistischer Zeit auffindbar: Men. Dk 596 ou aOl Atrro: "is it not you I am talking tO?";497 Pk 470 aal M:xAOO,498 Herond. 4,42 ou aal Uroo, aü'tl), ...: (es spricht Kynno, die, wie alle Frauen bei I-Ierondas. gegenüber ihrer Dienerin die Geduld vemen); die liltrorüt!Jt Tradition dieser Formel lebt vielJeicht in zwei dramatischen Gedichten fort. die in P.Oxy. 413 enthalten sind (eine Farce aus römischer Zeit und ein späthellenistischer Mimus eines 1 achahmers dcs He rondas 499): 1m V. 100 (Recto, col. lli: Farce) lesen die Herausgeber aOl AtrOl, im V. 122 (Verso, col. 11: Mimus) lesen sie U~tV ).,E:yOl;500 zuletzt sei auf Ps.LuOan. Philopatt. I hingcwiesen: 50t aoi. ).,trOl, W leaAt Kpl'ti.a, OUle a.'tcu; t~O\) ...:502 Das Überleben dieser umgangssprachlichen Formel in festcn Situationen in der griechischen Literatursprache (der Ruf nach Aufmerksamkeit oder um BefeWe zu geben) ist viclleichr der beste Beweis für die unmittelbare Abhängigkeit des römischen tibi dico von den griechischen Vorlagen. 4
Im .Eunuchus'-Gespräch zwischen dem Parasitcn Gnatho wld dem Bramarbas l'braso, weldles nach Donats Auskunft eine Einlage aus Mcnan dcrs .Kolax' ist, erinnen Gnatho den Soldatcn daran, daß es in dessen Inrcrcs se liege. den Verdacht gegenüber Thais zu verstärken. er sei in Pamphila vcr4
4
&hellend 151 Fraenkels Bemerirung z.St.: "the WldedYUlg coIloqw:tl phnses ~,do you hear? she is n1king 10 yw, now she has finished'1 bttome d~ as SOOfl as wt repJace the puuople by the f.rult verb: eJOt )..tyc.o 01' ).iYEl (Ar. PINt. 926) IS addres.sed 10 a person who does not re3CI tu whal has been said., who does nOI pay altention or prelends nol 10 da so (Donatus on Ter. Htt. 523 heus cibi OIItIIJiJ A".JmiuV1r alJtrlln/UJI It, qll()l/ nihi1 inKtUm quoJ diroJ Je fi1it1j"; in der Anm. 2 Z.SI. nennl er eine der ~ltenen fran7.ösischen \l'/;edergaben Casaubons (am Rande seiner Siephanus-Edicion) "c'est a \laus qu'elle vienl de parter". 496 Vgt Vall Leeuwen z.St. "o~1 htNS tM!'; die ßclege von o~ bei Aris!ophanes befinden sieh in van Lccuwcns Anhang zu den ,Wespen' (zu V. 1). 497 Gomme/Sandbach z.St. 498 Gomme/Sandbach z.$t. "I'm talking 10JOIi (polemon), a good illSölnce of the now coloudess use of dlis ward". 499 Grenfell/l-lwu, Ox.Pap. m (1903), S. 43. 500 Die Übersetzung ist in beiden Fillen "I bid you ..."; Es gehl wn Befehle (Im Mimw jene einer Frau an ihre Sklaven). SOl Von einem Nachahmet Lukians verfaßt,. wahrscheinlich im J. 969: vgl. MD. Macleod (Lucian.VIII, C2mbrid~. Mass. 1967, S. 413). der (z.St.) iibersetzt ,,('m spea1ang tO J'f'M my good Critiasl". 502 Die erwahnren griechischen Stellen wurden le(iJgltch ~ammeh von He:lIdlam zu Herond. 4, 42 (als Aischylos-Passage wird Ag. 1031 zitien): Ich stimme He:Kllam nicht zu, was die Einordnung einer Sophokles·P25sage in diese KoIloquial,sn'lCfl betrifft OC 1485 'ZI;ü ttvo. 001 fJl(DVCD ist ein feiedichcr Ausruf des Olors (1).
495
129
11.3. ,Attisch-römische' Umgangssprache
liebt; dem Soldaten, der den Grund dafür nicht versteht, antwortet 436ff.):
Cf
(Eu
rogar? !an, Ji quando iUo mentionem Phaedriae fadt aJlt !; laudat, le ut male urat?
Der von ihm verwendete Ausdruck ma' e ure r e ~,Du wirst sehen, wie es brennt'') spielt auf eine Folterung an, die im ThGI S.v. arx.OVTl erklärt wird: .,Pro re quae angit et cruciat aliquem, vel urit, ut loquitur Terent. !Eunuch. 3, I, 48. (= 438)1": Mit dieser Bedeutung wird das Wort in Aeschin. falsa leg. 38 'toiho öt iiv äpa. Cr.rXOVll [Kai. ).u1t11l 'tOUtC!> verwendet "Hoc illum urebat, Hoc eum angebat, vel cruciabat. Metaphoram Gr., reddendo Latina ayxoV11 iiv 'tou'tl!> aptissime verti posse existimo, Crux erat illi". S03 Aischines' Wendung bezieht sich auf den Schmerz des Demosthenes, weil Philipp sich geweigert hatte, mit ihm zu sprechen; sie ist dem komischen Wortschatz entlehnt, wobei der Zusatz K:ai. ).U1tTl die FWlktion hat, die Lebendigkeit des vorigen Bildes abzuschwächen: 504 Aristophanes hat tauta Silt' o\n( arXOVT\; .. Ist das nicht ein Grund, sich einen Strick zu nehmen?" (Ach. 125); es kam als Kolloquialismus bereits bei Euripides vor: Held. 246 K:al tixS' o.YX6V11<; nt).a<;.50S Der terenzische Ausdruck läßt also an eine farbige Redensart der Sprache des athenischen Alltagslebens erinnem. 506
503 549f. 504 So J.-M. Julicn/H.L. Oe Perera (Eschinc. Discours sur l'cmbassadc, Ncw York 1979) Z.SL; dies ist vielleichI der Grund, warum es von Dobree und Weidner getilgt wurde (vgl. die Blass-Ausgabe). 505 Vgl. Stevens, Coll. Eur. (CQ 31) 190: "Ctn:6V'J'j Slr.l.l1g1ing. as [efuge of despair", bei Eur. "pcrhaps a modification of a colloquiaJ use of o:n:oV'J'j" (Ale. 229 ist cine "purely poecic vaciacion'j; den Vergleich zwischen Aischines und Aristophanes hat zuerst A.c. Pearson angestellt (Eur. Held., Cambridge 1907, zu 244 = 246); vgl. jCtzt auch Wilkins zu Held. 246: "TI1C expression is a colloquiaJ idiom"; vgI. Zangrando 1997, 198 (mit Verweis auf Epiet 2,17,34: oille O:Jto.y~n J,l.ttO: "t'flc; E1C1ßo).:ilc; "ta\mtl;. ~; ICal ti aOl Öf9EAol; latfn:). 506 Die römische Komödie wcist natürlich auch (f'N)( auf, was 'einc Qual', 'cinen Kummer' bedeutet bei Terenz ist der einzige ähnliche Beleg Ph 544 ni etiamnllnc me hlliJu aJllJa qllatrtrt in malo illbtaJ uuam7 (vgl. DzialZko/Hauler Z.SL); man sehe femer den Ausdruck in malam tmam (= (PP' 6; K6pa1C~)(zur Prosodie vgl. F. Skutsch, Plautinisches und Romanisches, Leipzig 1892, 159); anders ist der Gebrauch von (f'N)( im Sinne von '
000400>94
130
11. Einzelinterpretationen
II.3.b.9. Verschiedenes
Ln Eu 706 wendet sich Phaedria an den Eunuchen und versucht, von ihm die Wahrheit über Chaereas Verkleidung zu erfahren: PI-!. ronade istucpaulillINI'11: audin? etiam [nunt) paulillm: Jot eJt.
Wie Fraenkel bemerkt, der das überlieferte eliam [nzm4 pauiJNlnm (Kauer/ Lindsay/Skutsch) aus metrischen Gründen in etiam nune pauiJNm verbessert, handele es sich hierbei um eine sorgfliltige Übersetzung aus dem Griechischen. Die ti\c; 9upa.C;· I hl Vorlage biete Men. Sa 304f. .6.H, 'Ci 6E:t ftoEtv (UE>; 6EUP' ~ucp6v. nA. Tlv. .6.H. äKO'llE 6li V\)v, ...507 und e t i a", nun e pa 111111 m wie Etl IllKp6V sollen demnach übliche Ausdrücke der Alltagsrede in derartigen Situationen gewesen sein. S08
cmo
Charinus unterhält sich mit semem Sklaven Byrria über seme Liebesaussichten (All 305f.):
BY. quaeJo edepol, Charine, quoniam non point idfieri quod 1iJ, id veliJ quodpoJJit. eH. nii/lOM aliud niJi PhilNmenam. Das idiomatische nil al i ud ni s i 'Nichts anderes als'. 'lediglich' kommt bei den Komikern nur mit <.--mem weiteren Beleg vor: PI. Tri 395: qllia qlli nihil alilld nisi qllod sibi soli pfote!. Insofem scheint es zulässig, einen unmittelbaren Zusammenhang mit dem attischen Gebrauch zu vennuten. welchen Aristophanes, !'laron und, immer als Kolloquialismus, sogar Aischylos aufweisen. Letzterer gebraucht die Wendung in Pers. 209 (Atossa) 6 6' ou6h iiAAO y' Ti 1[t~ac; ...509 Ein platonischer Beleg ist z.B. Theaet. 195e 'CO: tv~E:lCCX Jl~h äAAO ii 6lCXvOEt'Cat 'Cl(; .,Die Nummer Elf. die man sich lediglich vorsteUen
a
507 Eun. S. 687; vgl. Barsby z.St., der rur die Textverbesserung auf Marouzeau verweIst 508 Vgl. auch Austin zu Sa 305, m.i! Verweis auf Pk 144f., PI. Au 46 iUNt rtgrrdm ab oItio! iUN( JiJ, Men 158 ME. «)t/ttde hN( ajoribll.I. PE. fiat. ME. ttillln mnttde hut. PE. Ütt!, Ph 741 mnttde hin( a.foribuJ pauUNm u/()rsNm IodtJ. 509 Vgl. Stevens, Coll. Aesch. Soph. 98f.; HeadJam zu Herond. 5,24 6p&J oe liil'co\l M:V'ta jJ.W..MV;; &;ßvta verweist auf das Urteil Cobets zu Xen. Hell. 7,4,17 (OOOEV aAM [~(l~J ;; _), demzufolge ..et Graece ct Larine qui exquisitius loquuntur in talibus J1[pa'rn:tv vel 1tOlelV vel agtn vel fatm ominunt et dicere solent oootv eiU' ;; Snmaavu:c;, el 'ti. S' ä).).o s' il--, sicuti Latine nihi! aliNd qJ(flm el quid aJif/d quam (...)": Im Lateinischen gibt es vielleicht einen Unterschied zwischen dem 'exquisitius'-Typus (nihil aliud qUllIn) und dem wngangssprachlichen Typus (nihil aJiud nin), rur das Griechische ist ein kolloquiales Idiom nicht zu leugnen (Cobet sagt ferner "apud Athenienses saepissime occurrit'j.
11.3. ,Attisch-römische' Umgangssprache
131
kann". Aristophanes benutzt ferner etwa zehnmal die ähnliche Fonne! 'tl S'
594): eH. fiel SY. Ii Japim,. 1U1IIf mihi iam mi"lfl milllUqNt obtempmzt Der einzige andere komische Beleg von mi n u s mi n u s q u e ist PI. Au 18f., Prolog (minus minusqut intplndio I CIIran).5t I Was das ähnliche magis magisque betrifft, ist Eu 507 proftcto quanto mage magisqut cogito wahrscheinlich umgangssprachlich. 512 Dieser Stelle kanu neben Catull. 38,3 tt magis magis in dies tt horas (vgl. auch 64,274 magis magis inmbrtJCllnt und 68,48 magis mortuus atqut magis) als ein entscheidender Beweis für den KoUoquialismus gelten. SB Ähnliches ist im Griechischen zu finden: Lm Dialog mit StTcpsiadcs Icgt Aristophanes dem zweiten Gläubiger den Ausdruck in den Mund (nub. 1287f. tl ö' cU..)..o y' 11 lCata }lflva ..at lCaO' it}ltpav Inllov Miov .cipyuptOv ci.Ei. yiyvum);514 00vers Zweifel, ob diese Ausdrücke immer umgangssprachlich seien, können durch das Zeugnis der Lcxikognpbco beseitigt werdco (pboL p. 244,23 = Suda ~ 115), die ~iiÄ'ov ~iiAWv als gleichwertig von a.:i (Kal) ~iiÄMv angeben und AJex. Er. 29 K.-A. 1t0X; btwtcpEl tO KpiötOV Ö ZEix; itauxfi, I EXt:lta ~iiÄMv ~iiÄ'ov (nebco fr. 186 und Anaxi!. fr. 31 K-A.) anfübrco. Die QueUe dieser Lexikographen (Antian. 108,5) spricht 3uch von Jlti~ov ~.I.t:i~ov und JllKpOV ~lKpOV (vgl. Antipban. fr. 10 K_A.).5I5 Eine letzte Nachricht besonderen Inreresses ist bei Photios überliefert (ebd.), der dann erinnert, daß s1ch z.B. Meuandcr (fr. 555 K-A.) des Ausdrucks ~a"ov ~iiÄ'ov auch ohue die 510 Diumac, Sprach!. Unters. Ar. Men. 30. 511 VgL Stocken z.SI., der "zum (spielerischen) Wechsel in der Prosodie" auf Leo, Plaut. Forsch. 299 Anm. 2 verweist; zu imJXndio vgl. Hofmann, Lat. Umg. § 69, S. 72. 512 Vgl. Fabia z.St. ~,locution f.tmilicre'j. 513 Bezüglich Afran. Fr. 351 f. Ribb. qMam (lIpio, aiN! tgo in ditJ imJXndio I tX den·tkrio ",a· lP mOf,uqNt maaror. zu impmdio vgl. Marouzeau, Quelques aspet:ts 61: "Certaines fonnes onl ete accueillies par les ecrivains une q,oque ou la langue ecrite subit encore l'inOuence du parler courMlr'; einziger Beleg bei Plautus Ps 1214 ",atJi ",at/JqNt mttlitT, lehrreich ist auch Priap. 86,4 Büch./Her. (= PLM 1,2 IApp.Verg.) $. 128 Vollmer) IKat/J d ",fIli.1 fit btata q. . I41II1iJ (duu vgI. J.K. Schönberger, Zur Sprache der Priapeen, Glolta 28, 1940, 96f., der die Wendung unter die umgangssprachlichen El~te zählt). 514 Dover z.$L zitiert auch ran. 1001 j1liU.ov j1liU.ov und bemedtt "the idKm sounds colloqulal, and perhaps usU21ly was, but cf. Eur. rr 1406 j1liU.ov 6t ~v xpOl; Jti'tfX110 fiEl Oldupol;"; aber vgI. Stevms, Coll Eur. Q-lerm. Einzelschr. 38) 17. 515 Vgl. die Anmerkungen von K2ssd und Austin zu den verschiedenen Pass~.
a
00040:194
132
11. Einzelinterprerationen
Konjwlktion Kat bediente, genauso wie Catull (magiJ mogiJ). Nachdem be\Vie~ sen wurde, daß es sich im Griechischen wie im Lateinischen um einen umgangsspracWichen Ton handelt, muß die Frage wie so oft offen bleiben, ob dies in Rom als ein Gräzismus verstanden wurde bzw. ob es immer wlabhängig der römischen Alltagsrede angehörte. Syrus hat gerade seinen Plan vorgescWagen, Bacchis zum Haus des Vaters von Clitipbo zu führen, und sagt feierlich, ohne Gefahr werde keine große und erinnemswcrte Handlung vollbracht; Clitipho antwortet daraufhin in bedrohlichem Tonfall (Ht 315):
hoc lide: in mea lila lu tim laI/dem ü quae.ritum, fabu? um fi pouUubtlfJ modo quid te fugml, ego jwierim. quid i/IQfadas? Die Anrede ho ( vi d e entspricht genau den Wonen, die Habrotonon in Men. Ep 493 an Qnesimos richtet: öpa 'taUt'. Hierbei ist der Tonfall zwar nicht bedrohlich-pathetisch, aber wie im Lateinischen umgangsspracWich,s16 Bei Terellz findet sich der Ausdruck im Sinne von 'überleg dir, denk darüber nach' (mit dem Pronomen) ansonsten nur noch in Ad 228f. o.rceltra: illuc vide I
uu
ul in ipJo articulo oppnJJit. 517 In An 96f. erwähnt der alte Simo mit Vergnügen den Ruf, den sein Sohn Pamphilus in der Öffentlichkeit genoß:
quom id mihi placebal tum uno on omne.r omnia bona dicm etlaumfortuna! meaI Dieses Satzgefüge ist ein schönes Beispiel dafür, wie Terenz es vennochte, von der feierlichen Sprache zur alltäglich gesprochenen überzugehen. 518 Unter anderem ist die Redewendung uno Ort zu beachten (vgl. auch Ph 625). Diese ist idiomatisch, also nicht unbedingt wngangssprachlich, und vielleicht vom Griechischen übernommen ist; Aristophanes hat oi Ö' t~ hö~ O"t6~ato~ &.n:aVtE~ avh:payov (equ. 670). Platon MVtt:~ yap t~ tvö~ O"t6~a"to~ u~voßO"\V (rcp. 364a; vgl. auch leg. 634e);519 zu diesen Stellen ist Herondas 3,47 €v yap ut6~' 516 Gomme/Sandbach z.St "It's far you to decide"; W.G. Amott (Menander. I, Cambridge, Mass. 1979) übersetzt "You see (0 that".
517
Vg). McGlynn s.v.lideo m. (i.q. amsidtrrJ,pupmdo, togito).
518 Dies wurde bereits von Fraenkel, Eun. S. 676 (zu Eu 53) in bezug auf gnaviur (gehobene Sprache) ... infttta patt (Umgangssprache) bemerkt. 519 Vg). 000, Sprichw. 259,
11.3. ,Attisch-römische' Umgangssprache
133
f:u'ti. 'tfl<; U\lVOUclTlC; ltCt.<:JTJ<; hinzuzufügen: Diese Worte im Munde von Metrotime, der armen Frau, die sich beim Schulmeister ihres Sohnes über ihr Unglück beschwert, besitzen einen entschieden wngangssprachlichen Duktus, wie z.B. kurz darauf die Wendwlg 6MV'ta IClvTtum (V. 49) für 'essen' zeigt.520 Bei gcnaucrem Hinsehen spricht auch die Aristophancsstelle für den Kolloquialismus, da das Verb avalCpCt.~ro, obwoW es bei Homer wld Pindar begegnet, nicht gehoben, sondern bereits bei ihnen scher.lhaft und ironisch gemeint ist.52! Bei Tcrenz beginnt die feierliche Sprachebene der Worte Simas schon in der fonnelhaft in Gebeten benutzten dreifachen Alliteration on onmtS omnia. 522 Die Fonnel b 0 fI a die e re findet sich sonst nirgendwo auf, wobei der Unterschied zu ähnlichen Belegen weniger in der Fonn als vielmehr in der Bedeutung liegt.523 Ein Pendant liegt vielleicht in einer Passage bei Langes vor (4,6,2): Der Bote Eudromos wurde von Daphnis zur Weinlese aufgenommen; als er ihn verließ, bot ihm Daphnis viele Geschenke an, worüber Eudromos sich freute wld aya96v 't\ tPEtV 1tEpi. au'tou 1l:pOc; 'tov liEU1t0'tT1V EltlfYye:A.A,E'tO "versprach ihm, seinem Herrn über ihn etwas Gutes zu sagen". Vom sprachlichen Gesichtspunkt her ist Longos ein Eklektiker5 24 und bietet nicht nur eine Be.....euglUlg der Schriftsprache (d.h. der literarischen Koine), sondern auch der zeitgenössischen Alltagsrede. 525 Dies ist bestimmt der Fall bei dem Ausdruck, den CI' in den Mund des Boten gelegt hat, aya96v 't\ [pEt.. . , was Villoison als 520 Vgl. Headlam z.St. 521 A Heubeck/A J-1oekstra (A Comrn. on Homcr's Odyssey. 11, Oxford 1(89) zu ~ 467: "said in a tonc of a jocular exaggerAtion and self-deprecation"~ W.B. Stmford (Ine Odyssey of Horner, London/Basingstoke 1(582) z.St. sagt sogar: ,,rnay be colloquial" (zu ~ S08ff. gibt er, aJlhand von Monro, eine Liste der möglichen Kolloquialismen bei Horner). In seinem persönlichsten Lied, N. 7, sagt Pindar, indem er sich gegen die Angriffe der Ägineten verteidigt, welche ihm vorgeworfen hatten, das Andenken ihres HeimatheIdens beleidigt zu haben: (75f.): El 'tl 'ltipav aep9cU; 1 Ctvt"po.yov "si j'ai pris un vol hardi en proferam des molS retentissants" (Übers. von A. Puech, Pindare. W, Paris 1(58); diese Worte, die sich wohl auf 'discordant speech' beziehen, wie er sie zu Delphi ausgesprochen hatte und welche die Ägineten gereizt hane (vgl. L.R. FarnelI, Ccit. Comment. to the Works of Pindar, London 1932, z.St), besitzen einen Ton ironischen Ressentiments. 522 Z.B. PI. Capt 355 di tibi omnt! omma Oplata offrranr, vgl. Shipp zu An 96, Hafftel' 1974 2,41. 523 ThIL s.v. bonUI 2094: Es ist i.rruner die Fonn Pron. + boni zu ftnden: PI. Au 671 Nt tgo i/li aliqNid boni ditW1l (vgl. Stocken z.St., der das Aprosdoketon von Euclio anmerkt: Man elWartet natürlich fadam), Poe 457 0h non bona hafJffJXX dixit, wo die Bedeutung eher Fachlich ist (gutes Omen geben') und auf das Griechische zurückgeht (vgl. ThGI S.v. ayCt~ 122f. "bonum ominans, felix, fausrus'j; in Ep 651 qllod bonirt, id ... ta«aJ, Mer 177 si bol/i qm'd ad lll/lil/liem, Catull. 6,15 1i qllid habu boni maliqlll, die nobiJ. Auch nicht befriedigend sind die Vergleiche von Spengel zu Eu 97: bol/a txUjJlat" oml/ia (pI. Ru 639) und bona omma prnari (Liv. 24,16,10) implizieren einen Wunsch, der bei Terenz nicht unbedingt passend ist. 524 G. Valley, Über den Sprachgebrauch des Longus, Uppsala 1926,79. 525 G. Dalmeyda, Longus. Pastorales, Paris 1934, xxxix;
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11. Einzelinterprerationen
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"sic Gallice din du bitn" wiedergegeben hat. 526 Also sollten wir bei Terenz lesen: 'EinmÜßdig sprachen mir alle über ihn nur Gutes'. Ein Kolloquialismus kann sich ohne Schwierigkeiten für vier oder fünf Jahrhunderte, etwa von Menander bis zu Langes, erhalten. Und es geschieht oft, daß wir von Menander nichts anderes als eine indirekte Bezeugung (ferenz) besitzen, die deshalb allerdings nicht weniger wertVoll ist. In Ad 837ff. redet Micio Demea mit den Worten an:
(...) raa, 11011
fiel. mitte iam irlate; da le hodie mihi:
exfJO'l.ef rollte",.
Die Bedeutung von da te mi h i ist 'verlaß dich auf mich, laß dich überreden'. Diese Redewendung ist bei Plaurus nicht zu finden; sie begegnet noch ein einziges Mal,527 und zwar in Ht 688ff., in den Worten, die Syrus an C1inia richtet, als er versucht, dessen Aufmerksamkeit zu wecken: ita credo. sed nune, Clinia, age, da te mihi vicirJi",,. I nam amid qlloqllt rtJ MI videnda in 1"111'" ut eOnltXtlur, I ntqllid de amica mme stfttx. Eine passende Wendung ist in der attischen Umgangssprache zu suchen, wie man sie in zwei Sophoklesstellen erblicken kann: 528 in Phil 84 macht Odysseus mit den Worten M~ ~Ol O'ECtu't6v ein Frewldschaftsangebot an Neoptolemos, das vielleicht von einer Gebärde begleitet wurde;529 in Trach. t 117 bittet l-IyUos den Berakles mit der gleichen Fonnel. 'ihm sein Ohr zu leihen'. In der )-Iecyra' erzählt der Sklave Sosia dem Kollegen Panneno die Katastrophen, in die er zur See verstrickt war. Parmeno sagt dazu (Hc 424): odiOIum. SO. haud dom me es/.
526 Paris 1778, S. 243; vgl. ThGI S.v. aya6CH; 128, der rur diese Bedeurung allein die Passage des Longos anfiihn, mit einem Verweis auf Horner, I 626f. U1taYYE'WXl 'UiXU,'t(l I XP'; ~OOov AavaoiO\ Kai O\lIC Uya96v l'tEp tovm, das mit Loo.~s' Wendung nicht zu tun hat: Es heißt 'einen Bericht geben, auch ungünstig' (vgi. die Ubersetzwlg von P. Mazon, Horn. lliade. 11, Paris 1961; LSJ s.v. u1tO.yytHm und ~~. 527 PI. Ba 1082 (zitiert vom ThlL S.v. do 1697 zusammen mit den beiden terenzischen Stellen) e~ don Me Mto ll'0lo inJtilNl~ Nt tlJtimo obIlqNiNm flfMtn poIIl"t besitzt m.E. einen völlig anderen Sinn. 528 Vgi. Stevens, Coll. Aesch. Soph. 104; den Vergleich zwischen Phil. 84 und Ad 838 hat Brunck gezogen (vgi. Jebb zu Phi!. 84). 529 Vgl. Fmenkel, Sem. S. 46.
40:.94
11.3. ,Attisch-römische' Umgangssprache
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Sosias Antwort, hau dei am me es I, klingt wie ein Ausruf; sie ist von Marouzeau mit ,Je te crois!" gut wiedergegeben. 530 Diese Verbindung kehrt bei T erenz mehrmals wieder. Es gibt drei syntaktische Verwendungeu: mit einem infinitivsatz wie in Hc 577f. non dom me esl, gnale mi, libi me eJSe suspeetam, uxortm iuom I propter meos mortJ hinc abisse, e!Si eo dissimulas sedulo; mit einem indirekten Fragesatz wie in An 287f. nu dom!e es! quam iUi nune IIlroeque inutikJ I e! ad pudicitiam et ad rem tlllandam sienP31 und in Hc 261f. neque adeo dom me est qllam we eum graviter iahlrum rredam, I hoc si rescierit, letzdich im absoluten Gebrauch wie in Ht 98 hau dom me omnia und Hc 568 non edepot dLlln me est, qllom hoc quod at/iw! tam animo imio tulit. Die einzige plautinische Stelle, in der etwas Ahnliches begegnet, ist Mit 881 f. meretricem commoneri, I quam sone magni referat, nihil dams!. In absolutem Gebrauch (d.h. ohne abhängigen Satz), wie im fraglichen Beispiel, ist ein umgangssprachliches Element nicht zu leugnen. Diese Konstruktion bedurfte einer Erklärung bereits in der Antike: Gloss.Plac. (ex Ter.) 5,73,4 (73,12. 108,2) ba.d clam /.it: non ißlJlit, non /eftlJit, 537,30 ne< clam " es!: non te Iotet. 532 Sehr selten findet sie sich in der späteren Literatur (am frühesten in Apul. apol. 77 non (10m se we) und sie scheint in der archaischen Liternrur eine Besonderheit des Terenz zu sein. 533 In der attischen Komödie ist eine syntaktisch sehr ähnliche Verbindung zu finden: Ln Men. Sa 292ff., in einem lebhaften Gespräch, sagt der Sklave Pannenon zwn Koch: lCataK6n'tEll; yt I..lE, I d Aav6<xVEl <JE, IplA:tat', Eil; mplK0l..ll..lata, I OUX c1>c; E'tUXEV, wobei das parenthetische Ei Aav9avEl <JE 'Falls du es nicht merkst', 'Vielleicht weißt du es nicht, aber ...' heißt. Bemerkenswert ist ebenso die Ähtilicbkeit zwischen Ar. Pillt. 169 Oll..lOl 'tCtAa<; tau'tll..l' tAiXv9a.vEv nCtA
530 Z.St.; s. die Wiedergaben VOll Thomas z.St: ,J'en sais quelque chose", ,J'en puis parler eo connaissance de amse", ,,A qui le dis-tu?"; Ashmore z.St. vergleicht es mit dem eng!...Oh, you can't teach me anyrhing about it", ,,1 know it all from experience". 531 Spengd zu An 287 "nee te fugit". 532 ThlL s.v. dam 1247,64ff. (prrxoicalivr. aliqllü/ clam est): In absolutem Gebrauch (d.h. ohne einen K2sus zu regieren) kommt es einmal bei Lukrez (5,1157) und einmal bei Livius (5,56,6) vor, beides miljöre. 533 Ace. trag. 345 Ribb. = 351 DangeI Olim il1lld qllod mim ul dam use aMei alkros hat im Ton keine Gemeinsamkeiten mit den terenzischen Stellen. 534 Man vergleiche auch equ. 461f. ~U'tt J.lil TJiv toiutfl'tPli J.1' oillc eM:X~vtv I 'tt1CUllvOJ.1.EYCl ttr. 'A:paYIUl't' und 465 O\lICO\lV 11' Ap)'El y' oto. xpcinell; A.o:v90:vtl.
ev
v
136
IL Einzelinterpretationen
Oe< alte Chwncs sagt (Ht 911 ff.):
eH. alt dNbiN11I id tibis/? tjutmqllamne animo tam romfmJillli UIt aJil/e1ti PI/ta! qHi Je tide"u amimm patialNf lI/am ... ? 1I.m.. ah qNid"i? qNB vu6ajadlil/J de"l/ff llrihi.
Menedemus' ironische Antwort q 11 j d ni? ist ein Ausdruck,535 der durch 'Und warum nicht?' oder durch Wie denn nicht? Bestimmt!' für Terenz typisch ist. indem die Wendung allein steht, d.h. ohne Verb. Er benur-~t diese FragefoDll insgesamt neunmal gegenüber nur zwei Belegen bei Plautus, der das stärkere quippini? bevor.lugt. dessen Gebrauch auf ihn beschränkt ist. 536 Folgende Belege von quidn;? finden sich bei Tcrenz: An 314ff. eH. Byrria, I quirl libi vidtl"r? odeon ad (11m? BY. quidn;? si Nil impttns, I 111 te arbilrtlJlf sibi para/11m HJoedJJlm, si iUam duxerit, Ht 684 CL. 0 mi -tYre, audist; obsecro? SV. quidnf? qu; IIJqllt JiflQ adJllerim; 700 (CL.) 110m quo Oft appelJobo pa/rem? UHU quirl dicam? SV. quidni?; 906f. CH. hem 1 Chnio hau fien videbol? ME. quidni? mecum uno sinml; Eu 327f. CH. PO/rU 'ogno/llm olqlle oeqllakm Arrhidemidem I nOJtin? PA. quidni? Ph 63f. CE. senis nOJln, DOlle, Jmlnm moionm Chnmem I nOJ/in? OA. ql(idni? 812f. OE. han, igitllr mittimlls? I eH. quidni? Ad 465f. HE. nos/mm amiflim noms Simllmm alql(e I aeqllakm. OE. ql/idni? Bei Plautus: As 790f. PA. e'l.0ll/ il/bu l/oUom. 01. quid nil Tm 726 AS. eloql/or, sed IN/nalo. nostin IN hl/n, S/rabottm? 01. ql/id"i? Die terenzisehe Fonn hält sich \V1e die plautinische eng an die griechischen Vorlagen: Jt~ yixp oi): ist in der Tat eine umgangssprachliche Fonn, die zweimal bei Menander vorkommt in Dk 904f. sagt der Sklave Cera zum Koch Sikon in bezug auf Gorgias: OlKEioc; TijJ.tv yivu'· d ~. tOl"al l"OlOÜl"oc; alti, I tpyov lHtEvqKElV und Silan wlterbricht mit J1[~ yap ou: .. Wie denn nicht?'"; im &. 210 K-A. sagt jemand ~i> l"0 Ilupov, 1tal~a.plOv, und ein anderer antwoIlet ~u' 1t&<; yap ou: I V~lVOV "Es ist süß; wie denn nicht? Es ist Lavendel". Eine genaue Entsprechung ist z.B. zwischen dem erwähnten Ph 63f. GE. senis IIOS/ti, DalJt, fralnm maionn; Chnmen; I noslin? DA. quidni? und Ana:'(andrides, fr. 9,1 K.-A
535 VfJ. G. Gngoli, Uso e valore semantico di quidlli?, Atti Acc. Sc. Ist. Bologna, Rend. vol. 58,1969/70,47-79. 536 VfJ. Langen, Beiträge l23ff. Die plautinischen Stellen (:alle ohne Verb) sind Au 81, &. 839, Men 948. 1109, Mi! 1002, Pot 436. 731. 732. 738. 739. 740. 743, Ps 361, Tru 205. 414; M.aurach zu Poe 731 stell! quippilli? neben u 6~ yap ou: (M:en. SOl 79); hinzuzufuge:n iSl Dk 36S u 6~ yap oilxl.: (von Handley wiedergegeben rur yap 6" des P.Bodmer m Hand "on Dennisron, Grk. Pan. 211 ~,Why ever nOl?", auch in Plat. Pann. 13Sb. l40e und in Eur. 0... 1602).
11.3. ,Attisch-römische' Umgangssprache
137
'tt,v t:.c Kopiv90u Aaw' otcr6a; (B.) ltW<; "(np oi.); zu sehen. 53? Ferner begegnet es ofunals bei Platon und war als ein Kolloquialismus bereits in der T ragädie üblich. 538 Es ist bemerkenswert, daß die Variante 1'l:W<; 2)' oi) / ouXi; einen we~ niger umgangssprachlichen Charakter besitzt. 539 Lnsofem sollte die Behauptung "quidni ohne Verbum ist altiateinisch«54Q nachgeprüft werden. In diesem Fall kann der terenzische Gebrauch Vorbildern nachgestaltet sein; er lebt später vereinzelt als Bezeugung der Umgangssprache weiter (Catull. 79,1; Cic. fam. 3,7,5, Quinct. 69; Hor. ars 382; Perron. 102,14);541 was auch durch das Fehlen in der KutlStpl"Osa (z.B. bei den Historikern) und in der augusteischen Dichtung wlterstrichen wird; und zuletzt wird es zum beliebten Stilmittel bei Schriftstellern wie S~neca (vor allem in den Dialogen und in den Briefen) und Apuleius. 542 Wir haben es also m.E. mit einer unter vielen von der attischen Literatur bzw. Gesellschaft übemommenen Formeln zu tun, welche nicht dem Lateinischen, zumal dem frühen, eigen sind. Statt dessen gehören sie zur gebildeten Konversation - und später deren literarischer Stilisierung - offenbar im gesamten Verlauf der Latinität. 537 Vgl. Fraenkcl, Zur römischen Komödie, Musl-lelv 25, 1968,238; die übrigen komischen Passagen sind: Ar. ran. 739f. lt6X; yap ouxl YEV~. I ÖO'tl.~ YE 1I:i,VElV ot&o Kal ~lVdv IWVOV (der Sklave Xanthias in Antwort auf Plutons Sklaven: 'Sicher, daß er ein Herr ist ...'); Antidot. fr. 3,1 K.-A. Äaß6vta 6EPILOUc; taxapi'ta<;, 11:&; yap oi); (Kassel und Austin z.Sr. greifen ....uf Meinekes Erklärung zurück: ..escharitae ... isti quum ca!idi apponerentur, expandeba.l1tur 1'1 cOllvivis, qua nimium calorem iis demerent''); Plato fr. 114 K.-A. EkUö M6puX.E, 11:6); yap 0'0 5o:i,II.OlV C(JIUl;; (mit Verspottung des tragischen Dichters MOf)'chos, der rur seine Naschhaftigkeit bekannt war: vg!. zu Teleclid. fr. 12 K..-A.). 538 DcnnistOn, Grk. Part. 86 ~,It&c; yap oi); confinns a positive statement") erwähnt neben Piaton auch Aesch. cho. 754 (es spricht die T rophos: vgl. Zangrando 1997, 200) und Soph. EI. 865. 1307 (vgl. Stevens, Coll. Aesch. Soph. 102f...in parenthesis'j. In der Reihe von Beispielen bei DJ. Mastronarde (Contact and Discontinuity. Some Conventions of Speech and Action on the Greek Tragic Stage, ßerkeley/Los Angeles/New York 1979,8) sind It&c; yixp oi); und lt(O; l)' ou; 'rhetorica! trallsfoOll questions', die bei idiomatischem Gebrauch oft abgekürzt werden. 539 Es ist fiinfmal bei Aischylos zu finden (suppl. 918, Pers. 1014, PV 759, eho. 123, Eum. 435), viennal bei Sophok.les (OT 567. 937. 1015, fr. 73Oc,5 Radt), nur einmal bei Eu· ripides (Hipp. 275) und bei Aristophanes (der Chor in pae. 1027 11:&; l)' ouXi,;), niemals bei Menander. 540 Hofm.-Sz. 458 (wobei qllidni + Dubit. Konj. zu Recht als eine ..umgangs· sprachliche, ... mechanisierte Einleitung verwunderter Frage" bezeichnet wird; zum ironi· schen Sinn vgl. auch 837). 541 Vgl. Brink zu Hor. ars 382 ..The panicle is archaic and colloquial" (mit Verweis auf B. Axclson, Unpoetische Wörter, Lund 1945,96); das Zitat von PetrOn. 102,14 - zur Jronie - ist der einzige Bezug zu qllidni bei Hofmann, Lat. Umg. (§ 135, S. 152). 542 Sen. dia!. 1,6,2 (dreimal). 3,6,1. 5,25,4 (quidni plus?). 6,18,8, ben. 2,10,4. 3,6,1. 5,10,2. 5,10,4. 6,5,2, Lucil. 40,8. 54,2. 66,52. 90,13. 94,58. 95,47. 95,70. 117,12. 117,14. 121,4, nato 1,8,2.2,26,4.2,34,4, Apul. apol. 7,4. 53,28, 10mal in mct. (vgl. L. Callebat, $eano cotidianus dans les Meramorphoses d'Apulce, Cacn 1968,424f.).
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II. Einzelinterpretationen
138
Hegio, ein Verwandter Sostratas, wird von Demea, dem Vater des Aeschinus und des Ctesipho, und von seinem Sklaven Gera als letzte Rettung wegen des von den zwei Jünglingen (in Wahrheit nur von Aeschinus) begangenen Verbrechens um Rat gefragt: es geht um den Raub der jungen Pamphila, Sostratas Tochter. Hegio spricht bedrohliche Worte über die beiden Jünglinge (Arl 454):
nisifacient quae Hk)! aequomst, haud fic auftnnt. Das Adverb j i, hat den gleichen Sinn wie impune, inul1o. 543 Diese Verwendung, für die Terenz keine weiteren Belege bietet, entspricht genau dem attischen oü'tO) in der Bedeutung von .,offhand", "without more ado".544 In Eur. Ale. 680 ~M!JV O\)-C~ iiltE1. "Du kannst nicht mich angreifen und dann einfach so weggehen",545 also ohne dafür zu bezahlen, hat OÜt"(~ den Sinn von impune. Es ist vennutlich so auch in Held. 374f. oUX, O\)-cO>C; ä 501CEl~ Kupfl- I crEl~ und in cycl. 558 a1tOA.ti~· Me; O\)-cO>C; (zu Ct1tOAEie; s. oben, S. 121f.).546
ou
In An 919 sagt der alte Chremes nach Simas Beschimpfung (!Jcophanta) in versöhnendem Ton zu Crito:
sic, Cn·to, est hic: mille. Der Satz j i c e j t h i" zur Kennzeichnung eines aus irgendeinem Grund seltsam anmutenden Menschen, ist zumindest ein weiteres Mal bei Terenz an7.utreffen. 547 Der Soldat llU3S0 lobt prahlerisch seinen rex dem Parasiten Gnatho gegenüber. Eu 406f. GN. hui I ngem elegantem naffOS TH. ;mmo si, ho· mOJt: I ptrpauc()fJIm hominum. Donat sagt (zu An 919), daß durch diese Worte Menanders Satz oü-croc; au-coe; E:CJ'tlV wiedergegeben sei (fr. 48 K._A.).548 Eine Vgl. Dziatzko/Kaucr z.St.: "so ohne weiteres:;:; impunl' (mit Verweis auf Hr 918 at ne il1l" haud inulJum, si vi/JO,fmnl. PI. Pe 276 utU( makdidum impune aIIfmi); Spcngcl z.St. erwähnt An 610 ud inul1sim numquam id auftrtl. 544 Vgl. Stevens. Coll. Eur. (Henn. Einzelsehr, 38) 56 und Arun, 137 (mit dem Verweis auf die terenzisehe Stelle). 545 Mit "non impwle" gab es bereits E1msley wieder (vgl. A.M DaJe, Eur. Ale., Oxford, 1954:;:; 1978, z.5I.), 546 Stevens a.O. erwähnt auch Ar. 1Wl. 625, Plat. symp. 176c. Gorg. 464b, Euthphr. 3b, Phdr. 237e. Xen. oec. 12,10, Soph. Ant 315, Phi!. 1067. 547 Vgl. Spengcl zu An 919. 548 Vgl. Kassel/Austin z.St.: "oihool; oÜt6l; tCTtW Buttmann apo Meineke Men. et Phil. p. 563 vid, Saekel [Quaestiones comieae de Terenti exemplaribus Graecis. diss. ßerlin 19141 p. I3sq. et de oÜ'wx; Blass-Debr.-Rehk., Gramm. d. neutest. Grieeh. § 434,3.". 543
11.3. ,Attisch-römische' Umgangssprache
139
in unserem Menander-Text erhaltene Parallele, die yon 'Ibierfelder entdeckt wurde, ist Dk 869f. m ii> tp6ltOU I /qlcixou. ro. tOlOßt~. 1:U. ciUix xoUix XCl\.pEtc:o: Dies ist Gorgias' bittere Resignation gegenüber der von Sostratos behaupteten Rigidität Knemons. 549 SowoW der attische originale Ausdruck in seiner Bündigkeit als auch die lateinische Wiedergabe besitzen einen sta.rk. umgangssprachlichen Charakter. Ln einer modernen Sprache würde es heißen. mit Bewunderung: 'Das ist erl (Das kann er)'. mit Resignation: 'So ist er: (da kann man nichts machen)'. Simo schildert dem Sklaven Sosia den Augenblick, als er yon der Schönheit G lyceriwns getroffen wurde, während er sie bei Chtysls' Trauerfeier gesehen hatte. Als Simo erfuhr, daß das Mädchen deswegen so verzweifelt war, weil sie die Schwester der Verstorbenen war, erstaunte er (An 125f.):
ptmmit ilico animl/m. hint iUot ~mtu,
h()( iUNd tll, hate iUoIl mimicordia. attoJ
Mit 'Das ist es also!', 'Darum ging es!' kann hoc i 11 N d e J I wiedergegeben werden. Diese Redensart wird üblicherweise von den I.nterpreten in Zusammenhang mit der entsprechenden griechischen Fonn 'to,h' h:E.lVO gesetzL550 Das Griechische weist einen woW bekannten KoUoquia1.ismus auf, der häufig bei den Komikern und bei Platon vorkommt 551 z.B. Ach. 41 oine irYöp€oov: toßt' CKdv' oUyro 1...t:yov, pac. 516 r,5" 'Otl toß't' h:E.lVO. Amph. Er. 9,2 K-A. (...)(A.) "[oßt' tlCE.ly' toriv oClfPl1x;, PlaL symp. 210e toßtO tUlVO. 552 Der beste Beweis für den umgangssprachlichen Ton ist m.E. in Aristoteles' ,Poetik' zu finden (1448b).553 Oie Rede ist von den gemeinen Leuten ~,nicht nur die Philosophen"). die sich am Anschauen der Bilder erfreuen, weil sie dabei etwas erfahren und erkennen, worum es sich handelt, otov Ö'tl OUt~ EKElV<X; "Wie. wenn man sagt 'Das ist er!". Stevens unterscheidet creffend bei toßt' ('töl» EKElVO den umgangssprachlichen vom nicht-umgangssprachlichen Gebrauch; insofent gehören die fünf Bclege aus Euripides zur Alltagsrede, während Soph. OC 137 öl>' tKElVOC; tyoo "Here am I. the man you seek" oder Elektras Replik in Soph. El. 1178 töS' fOt' tKElVO auf Orestes' Frage 11 cov tO d ..uvOv Etooc;
Vgt. Gomme/S:uldbach z.Sl. 550 So seil Klotz z.Sl. 551 SteVenS, CoII. Eur. (Henn. Einzelschr. 38) 31 s., dem teh einige Srellen enmehme (er gib[ die Wendung mir ..This is j[": ,,I rold you so": ..The oId slOry" wieder). 549
552 Vy). K.j. Dover (plato. Symposiwn. Cambridge 1980) z.Sr. "The expression h2S a somewha[ excl:am:uory and dn.rT12Oc characte:r'<. 553 Von Stevens nich[ erwähnl, ist es bei Dover zu Plal. symp. 210e zu finden.
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140
11. Einzelinterpretationen
'HAEIC'tpat; 'tOliE; nicht dazugehören. 554 Gemäß Stevens gilt ein derartiger Unterschied auch für die beiden lateinischen Stellen, die er nach Page (zu Eur. Med. 98) anfuhrt: Unsere ,Andria'-Passage wird als umgangssprachlich betrachtet, wld zwar im Gegensatz zu Cie. sen. 72 hOl i/hld est qllOO Pisistmto (ymnno a 50/0ne responsum est. 555 Der Sklave Panneno fragt den jungen Chaerea nach den Einzelheiten des Treffens mit dem Mädchen, in das dieser sich verliebt habe (Eu 321f.): PA. quid? vifgo quoimt? CH. neIcio herrte. PA. IIndest? CH. tantundem. PA. ubi habitat? eH. ne id quidem. PA. ubi vidisti?CH. in tio. PA. quo ratione eom atniJti? Pannenos letzte Frage enthält eine Redensart, q 11 ara t i 0 TI e ?, die durch 'Mit welchem Kopf ...?' wiedergegeben werden kann. Bei Terenz ist sie noch zweimal anzutreffen: in Ph 298 qua ratiolle inupem potius ducebot domum? (der alte Demipho zu Geta über die Heirat semes Sohnes Antipho); in Ad 670ff. qllo mtione istue? qllis despondit? qllis dedit? I qum quondo nupsit? auetor his nbus quis est? I quor dJlxit olienom? (Micio zu seinem 50hn Aeschinus); ähnlich wie letzterer ist der einzige plautinische Beleg: Ps 803 qua istue rationd McGlynn vergleicht den Ausdruck mit dem griechischen tt ~(Xerov;556 Diese Redensart ist verschiedentlich in der attischen Komödie bezeugt: Ar. vesp. 25 I f. 'tt lii} J.laEki>v 'tQ) ÖalCtUAQ> nlv BpUaAALÖ' wBEt<;. I Kal tauta 'touAaiou o1tavi~ovto<;. WVOll'tE: (der alte Koryphäus zu seinem 5ohl1);557 in Ach. 826 liest man tl öal Stevens' Zweifel (a.O., 32) über die Interpunktion von Soph. EI. 1115 .O\lt· E>cdV 'l6T1 OClqlCC; Oebb, Pearson) werden von Uoyd-Jones und Wilson in ihrer jüngst erschienen Ausgabe (Oxford 1990) zugunsten des Kolloquialismus aufgelöst: 'tOlh' h:lil'v·. ftliTi O"CllpCC;: Uoyd-Jones (Sophocles. I, Cambridge, Mass./London 1994) übersetzl also: "that is it, il is now dearl" (vgl. auch Dover zu Ar. r.tJl. 1342). Ein umgangssprachliches Element in einer derart dramatischen Situation (Elekll'a fmdet sich jetzt vor der Asche ihres Bruders: Erst ihre Berührung wird OreSles zwingen, sich zu erkennen zu geben) paßt tatsächlich gut zum sophokJeischen Gebrauch (vgl. Frnenkel, Sem. S. 52). 555 Und auch anders, kann hinzugefiigt werden, als Verg. Aen. 4,675 hoc iliud, gtmlana, filiI (vgl. 3,558). 556 S.v. ratio I I. (2) modHJ a!fndl~ modllJ «Jl!Jandi. 557 Vgl. Starkie z.St., der zum Unterschied mit .i Ita900v (mit dem die Wendung zuwei.len, wie hier, in der Überlieferung verwechselt ist) folgert: "But dlere is a dangerous po~ liteness in the euphemistic ~alkOv which admirably leads up tO the screaming finale 'you idiot'''; man beachte auch Dovers Unterscheidung zu nub. 402: "What was dle idea of ...?" oder"What put it into his head to ... ?" (beides n ~9ci:lv) wld "What made hirn ...?" (.i JtCl96lV); vgl. auch Kühner/Gerth, 11 519, wobei.l ~900v 'tOU'to E1toiflCJQl;: duoch "was kam dir in dem Sinn dieses zu thun? qua ratione ductus hoc feeisti?" wiedergegeben und erklärt wird, daß es sich am Anfang nichl um eine Frage handele ~,= warum?''), sondern um einen Ausruf G.= wie sinnlos!''): Insofern kann es auch abhängig sein, wie beispielsweise in Plat. apol. 3Gb, Euthd. 283c. 299a (alles ö 't1 llal:kDv), Eup. fr. 392,3 K..-A. (5 .1 Jw96vttC;). 554
11.3. ,Attisch-römische' Umgangssprache
141
lla900v <patVW; äVEU Bp\)aA).,t~O~; ("Wie kannst du mich anzeigen, wenn du keinen Kopf hast?": Dikaiopolis zum Sykophanten, der den Megariker anzei~ gen möchte); nub. 402 (...) ti lla8v; ou yixp ~r, ~p'ß~ y' €JClOPlCEl (Sokrates erwidert auf Strepsiades, daß Zeus nicht so verrückt sei, daß er Sunion samt seinen Eichen mit dem Blitz etschlüge, sofern es wahr sein solle, wie Strepsiades behaupte, daß Zeus nur die Eidbrüchigen treffe); 1506f. 'Ci yap l-la96v'CE~ 'Coi>~ BEOi>~ Vßpi~E'CE I Kai tfl<; UEAT,Vll<; EUK01CEÜJBE tilv E.~pav; (Strepsiades zu Somtes wld einem Schüler, als sie im lpPOV'ClUTItplOV i.n Flammen aufgehen); Lys. 599 au ~E ~r, tt Ilaarov OUK a1[oBvfluKEl~; (Lysistrata zum Kommissar, als dieser vennudich versucht, sie zu vergewaltigen); Plut. 908 mJ; ti llaBoov; (der Aufrichtige zum Sykophanten, als er von dessen vorgespiegeltem Beruf erfahren hat); es findet sich zuletzt in fr. 593,4 K.-A. ]'Ci ~r, llaBrov; (der Zusammenhang ist lückenhaft) wld in Eup. 193,4 K.-A. Kai'Col 'Cl. Ilaarov civ d~EV, Ei Ilil 1Cpou~i~ou;558 Die Fonne! kommt auch bei Mcnander vor: Dk 108ff. "aV6CJlE I ävep(I)JCt," lp1)O'LV, "Eie;; tO XOOptOV ~E Ilou I ilKEl~
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11. Einzelinterpretarianen
Eupdv 1'E Kat tl1tEtv, 'Ci 1I:OtE ~a9Wv 8V11'tOC; iiv9proltoC; O'o
1029f.): ptrii: quid hOt (lJI/emJt moli? hl/1ft ~o IIl/mql/OI1I titkram etiam: quid1fam hitproPtrrlllJ proJilit?
Die von Thraso benutzte Redensart, q 11 ; d hoc a 11 t e m J / mal;?, die mit 'Was ist das denn für ein Unglücksmensch?' übersetzt werden kann, wird von Lco als Gräzismus identifiziert, d.h. als einer der wenigen Ausdrücke, die er aufgnmd ihrer Seltenheit nicht für unabhängig hält. S62 Die attische Redensart, die der lateinisdlCIl zu Grunde liegt, ist seit Arisrophanes zu fmden: Ach. 156 tOUtt tl Eon tO KCUCOV; (Dika.iopolis vor dem Odomanten-Heer);563 vesp. 1136 tou'tt 'to KalCOV 'tl EO'tL, 1tp6<; 1tCtv'toov 8t6>v; (philokleon zu Bdelykleon, der ihm eine KlluvCtKTl zeigt, also einen persischen pe1zmante1); pac. 180f. n68tv ~PO'tou ~t npooEßaA.'; rova~ 'Hpad,€L<;, I 'tou'tt 'tl Eon tO KaK6v; (als er auf die Bühne tritt wld sich vor dem htnOKav9apo<; wiederfindet); av. 1036 tOUtt ti Eonv au KaKov 'to ~t.ßA.lOV; (peishetairos zum Volksbeschlußverkäufer, der beim Eintreten ein Papier liest); 1207 'tl not' EOtl 'tOU'tl 'to KaK6v; 562 Plaut. Forsch. 104 wld Anm. 2. 563 Srarkie übersetzt"W'hat the good-year is this?" und erläuten z.St.: "an expression of surprise"; van Leeuwen z.St. g1bl "ql/id bot malir' wieder.
11.3. ,Attisch-römische' Umgangssprache
143
(Iris zu Peishetairos. der den Befehl erteilt, sie zu fangen); das einfache 1"t tO <0<6v kommt in pac. 322, av. 1213, Thesm. 610, ft. 621 K.-A., Eup. ft. 192.74 K-A. vor; n ICQICÖV; in Ar. Thesm. 1080. 1085. Die Wendung ist auch bei Menander häufig: Sa 362 i1 tt tO ICQICOV KOt' ton: n Si IlOl tO\)TO, KQl:; (ruft der Koch aus. als der alte Demeas ins Haus stürzt);564 Dk 218f. tOUn 1"0 lCQICOV 'ti KOt' EO'tiV: Wc; ou 1l01. JUlVO 11"0 Kpä:Yj.1' ciptOlCEl (der Sklave Daos zum Treffen zwischen dem jungen Sostratos und Knemons Tochter). 464 tOU1"l tO IC(U::OV -rt ton; (der Sklave Gera. als er sich über die Abwesenheit der Jünglinge im Hause beschwert). Mi! 311 t'i KOt' ton to ICQICOV: Die von Leo angeführten lateinischen Passagen sind PI. Ru 415 qllid h(J( boni e.I/?, As 50 quid iJlUl novi e.It?, Priap. 83, I Vollmer quid h(J( novi e.Iif.165 Leo bemerkt treffend. daß Mcr 165 quid UIUl e.I1 moli? nichts mit dem Vorbild zu tun habe;566 der Ausdruck beziehe sicb in der Tat auf ein schon im V. 163 vorkommendes molum. 56? Aus dem Charakter aller griechischen und lateinischen Stellen geht ein deutlicher Kolloquialismus hervor, der bisher meist vemachlässigt wurde. 568 In Ad 81ff. fragt der alte Micio seinen Bruder Demea, warum er so böse ist;
Demca findet es selbstverständlich. daß man einem Sohn wie Aeschinus böse sei; Micio fragt ihn aber weiter, nach der a parte ausgesprochenen vielsagenden Formel dixin hOl forel OE. them opporlN1U: le ipllm, fjNatri/O. MI. fjNid trirtis u? OE. ~a.r mt ubi 1fobiJ AtJmi1f/tS fle/? fjllid/riJtil ttfJ film? '11. dixi1f htK}On? qMidflat? DE. qMid ilkflaritl (...)
Hinter der terenzischen Formel wurde die Üb~etzung wld hinter PI. Mit 1130f. nllmqllid vitklllr demIIlart olio ttlKI IIliqllrt I dixi tJJt vobiJ tiJltiJIm hunc mouhllm mililtm? die Erweiterung einer griechischen Vorlage vermutet. 569 Im ,Misumenos' fragt Getas, als er die Vorgänge auf der Bühne kommentiert, O\HC 564 Vgl. Austin z.St. 565 ;: App.Verg., Priapevm 'Qvid hoc novi est?' (Ed.J.A. Richmond, Oxford 1966):;: App.Tibull., Priapeum 11 (Ed. H. Triinkle, Berlin/New Yod: 1990). 566 A.O. Ähnliches gilt rur Plat. Crit. 47c n lj" lern Ut KUroV 1OUoto. ICUi. Mt U.i.VEI. KUi. E~ n "tÖN tOO tixu80üYWlO;, wobei sich der Ausdruck '.il.uf das eben von Samtes erwähnte 567
mKOv bezieht. 568 Die einzigen BeoI»c:hnmgen in dteser Richtung wurden \'Oll Nan Duntnr (Aristoph. Birds, Oxford 1995) zu av. 1207 (,,'What iI this pest?'. is thoroughly coI.IoquiaJ'j Wld Stoessl zu Men. Dk 218 ("redensartlich'j geäußert. 569 D. Ibin, Actors & Audience. A Study of Asides :and Rdared Convemions in Greek Drama. Oxford 1977,207.
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144
11. Einzelinterpretationen
(217). Es stellt sich mit Bain die Frage, ob er sich auf eine frühere Warnung an Thrasonides bezieht ('Hab' ich ihm das
(yw 'A.f:yov; 'Hab' ich das nicht gesagt?'
nicht gesagt?'), oder ob es sich um einen idiomatischen Ausdmck, der keinen bestimmten Adressaten fordert, handelt ('hört, hört!', eng!. 'La and behold). Die erste Interpretation erscheint BaUl näherliegend, doch müsse mangels Beweises die Frage offen bleiben. Auch in Men. Dk 172, wo auf das, was Knemon in dem Monolog zuvor gesagt hatte, zurückverwlesen wird, sei es unwahrscheinlich, daß das Publikum angesprochen werde, vielmehr biete sich als Ergänzung an ,,'to myself rather than 'to you"'. Für die Diskussion von AI. Ach. 41 ou" ily6pE:'Uov; (vgl. Soph. OC 838 OU" irf6pE:'Uov tau't" hOl;) verweist Bain auf Dover, der seinerseits von einem stereotypen Ausdruck der Empörung ausgeht (ayopE:vro als Simplex ist ein Archaismus). Ahnlich lasse sich auch OUK (ym 'AE:YOV; beurteilen, welch letzteres vcnnutlich seine wörtliche Bedeutung behalten habe. Möglicherweise sei dixin hocfon? (Ad 83) eine Ubersetzung und PI. Mil 1130 eine Erweirerung. 570
II.3.c. Syntax Zu den 'affektischen Kurzsätzen' zählt Hofmann Ht 317f.: 571 SV. at enim ... CUT. quid "enim"? SV. Ji JinaJ, ditam. CLiN. Jine.
Dies ist seine Erläuterung. "Ein Zweifel, daß lediglich bewußte Unterbrechwlg durch den anderen ohne gleichzeitiges $wcken des Redenden vorüegt, ist nicht möglich in den Fällen, wo der Sprechende sich über die Stönmg beschwert". Es handelt sich hier, wie auch in Ph 1002 CH. al ... NA. quid "at'? um eine Unterbrechung mit q u i d, dem die Wiederholung des Wortes folgt, das zuletzt gesprochen wurde. Diese Art Unterbrechung wurde wohJ der ähnlichen griechischen Fonnel mit "ti nachgebildet, die Überraschung oder Ungeduld ausdriickt,572 Überraschung finden wir bei Eur. AJc. 807, IA 460. Verlegenheit ist offensichtlich in diesen plautinischen Ste1Jell im Spiel: Ru 736 qJlid "liberas'?, 881 quid )um'?, Am 1021 quid "ego sum'? und Tri 1080 quid '10m'? Dcr bcmcr570 A.O., Arnn. I; K.J. Dover, 1..0 stile di Aristofane, QUCC 9, 1970,22; vgl. Lucian. Tim. 46 (und auch Ar. av. 1019 OUt( CA.tyov eym M.M:ll;, bezogen auf eine Drohung in IOI2f.). 571 ut Umg. § 58. 572 Vgl. Stevens, Coll. Eur. (CQ 31) 184; s. auch Stevens, CoI!. Eur. (Henn. Eillzelschr. 38) 40.
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11.3. ,Attisch-römische' Umgangssprache
145
kenswerte umgangssprachliche Grad dieser Ausdrucksweise ergibt sich insbesondere aus den Stellen Mcnanders; sie wird mit inquisitorischem Tonfall vom alten Demeas in erregten Dialogen (Szene des Verhörs über das Kind) mit scinem Sklaven Pannenon (Sa 32t) und mit der Konkubine Chrysis (374) gebraucht; ferner in einem Dialog unt<.."! Sklaven (He 44), in dem das wiederhohe Wort seinerseits umgangssprachlich ist (Aa~.l1[pö~ Ei "You're in a splendid position"573); zuletzt gebraucht Philinna diese Wendung gegenüber einer armen Frau, Myrrhine (Ge 28f.). die wohl ihre ältere Amme (wld vielleicht eine Freigelassene) ist und die sich deshalb cinc bestimmte Redeweise erlauben darf: Wenn Myrrhine ihr vorschlägt, den Liebhaber ihrer Schwester 'stehen zu lassen' (xalpEtro). wird sie von Philinna unterbrochen, die den Mann gerade als einen ö.A.a~rov bezeichnet hat: ti "XaLpEtro"; J olJlrol;Etro JlEV o\>v tOlOUtO~ rov; Sa 374 (DE.) ;hix tOUtO Kai CH. tt "Kai"; Eine ähnliche Art von Wiederholw'g ist z.B. Ad 556f. (DE.) (...) quid ais, bOIl' virl ,,' frater domil I SY. quirl, malum, "boltt uir" mihi namu? Auch hier ist eine Entsprechung im Attischen zu finden, und oftmals läßt sich diese Redewendung bei MCllander nachweisen (z.8. in Asp 274 "OlEll> Ä.tyuc;;).574 In Ad 279f. äußert der Sklavenhändler Sannio gegenüber Syrus seme Geldsorgen:
SY. nddelll,.; Ile time. SA. alul omlle nddttl. SV. omllt /'tddet; (...) Dies ist eine typische Passage für einen anerkannten syntaktischen Kolloquia+ K 0 n i unk ti\'. um eine Aufforderung auszudrücken. 575 !ismus: l-Iervo['",lUhebell ist der ähnliche Gebrauch im Griechischen: Es handdt sich um öno><; + Fururum. Ein Beispiel dafür ist Soph. OT 1518 yf;c; Jl' öno><; nE~'I'El~ ä,noucov; es sind aber vor allem Aristophanes und Platon, bei denen dies oftmals vorkommt und die WIS damit den umgangssprachlichen Charakter
11'
573
Gomme/Sandbach z.St. 574 VgL Austin z.St.: "ipsum fratris verbum indigne repccil Smicrines"; er verweist auch auf Sa 304. Dk 503, com.adesp. 1017.6Of. K.-A. 575 Hofm.-Sz. S. 456 Ausrufs- und Aufforderungssätzej. S. 642 (Finale JIl-Sätzej; Hofmann (laI. Umg. § 56) sagt in bezug auf dieselbe Sielle (und auf PI. Ba. 739 IN ob M Nt (OIJtIJI libz): .,Auch der BefehlSIOn kann die Scrzung eines Verbums imperandi ersparen" (Im Rahmen der 'affektivischen Kurzsätzej; zu den übrigen zehn Belegen bei Terenz vgl. McGlynn s.v. IIt S. 310: .iNbtndi tim habtt' (mit Verweis aufCh.E. Bennen, Syntax of Early Larin. I, &slOn 1910. 164ff.).
r
146
II. Einzelinterpretationen
der Konstruktion bezeugen,S76 Ebenfalls weist Menander Beispiele dafür auf:
Ep 983 önroc; l)l{l~EVEiC; rov Xaplololl {«pl)'oC;, 1110 elUate; S' OE. Sa 63f. liA'J..' ÖKO><; Eon I avÖpEloC;.
Ö1tO><; ~.L1i
AllwolJal
In He 787 lesen wir: BA. ob eam rtm /in ego jntroeam? LA. i, alque expk animum ll, roge ut credonl.
Die Fonn der ParataXe, welche im Gebrauch von vi s + K 0 n j unk t i v besteht, kommt bei Terenz (in der 2. Sing.) noch fün&nal vor: An 708 vemm vis dicam? Ht 818 quid ;gitUT dicam tibi vis?, 846 cedo quid vis ftciam? Eu 894f. vin inte"a, dum vmit, I domi opptriamu, (...)11054 quid Ws jaciam?5TI He 436 quid Ws dicant?; und auch bei Plautus ist die Verwendung dieser Phrase häufig (z.B. Mil 335 vi" iom faciam?J. Eine präzise Entsprechwlg ist im umgangssprachlichen Attisch zu finden, und zwar im Satzbau ßoVA.a::l / eH.El + Konj., wofür Menancler ein Beispiel bieter: Sa 476 ~i>ÄEt (flp<xcrro OOt; Das ist ein umgangssprachlicher Zug, den bereits Sophokles aufwies, wie z.B. in Phil. 761 !X>ul..n l..ixßo>~al l>i1'ta Keü 8iyoo 'tt 00\):578 Oftmals begegnet dieser Gebrauch auch bei Aristophanes (z.B. Lys. 938 !X>Ul..tt ~vpioro OE;)579 und bei Platoo.
576 Stevens, Coll. Aesch. Soph. 100 e~1 auch Acseh. PV 68, Ar. Ach. 253, nub. 257.489.824.1177, Plat rep. 336c. 337b, Men. 77a, Dem. 8,38. 19,45, Lys. 12,SO, Xen. Cyr. 1,3. 1,18); weitere Beispiele bei Stevens, CoI!. Eur (Herrn. Einzelsehr. 38) 29f.; vgl. ebenso Starkies Bemerkung zu vesp. 289: Man erfahrt, dieses unabhängige öJtC.OC; sei von Aischylos eingefiihrt (ein Hapax, wie auch bei Sophokles und Euripides) und von Aristophanes (42mal) entwickeh, sei aber häufig auch bei Platon (13mal) und bei Demosthenes (9mal); Scarkie zitiert das Urteil von B.L. Gildersleeve (On the Final $entence in Greek, AJPh 4, 1883,441) "It (d.h. das Futurum) is familiar, nOI mild". 577 Bedeutungsvoll Donal 2.$[. "on ut h« i"turoganlis, Jtd OJtmdmtiJ non t.iJt qlfid jaaat. 578 Vgl. Stevens, Coll. Aesch. Soph. 103; s. auch Stevens, CoI!. Eur. (Henn. Einzelschr. 38) 60f.; die Stellen wurden bereits von C. Amati, ContribulO alle ricerche sull'uso della lingua familiare in Euripide, SIFC 9, 1901, 129f. gesammelt. 579 Ferner equ. 36. 52, Lys. 821, Thesm. 212, rarl. 127; die übrigen Stellen in der Komödie sind Cratin. fr. 270 K-A., Phryn. fr. 9,2 K-A.. Plat. Fr. 19,1 K.-A.. fr.com.adcsp. 259 K.-A.
III. Rückblick
In der vorliegenden Untersuchung wurde versucht, drei verschiedene Elemente der terenzischen Sprache hervorzuheben: Es wurden einige bisher kawn beachtete Wendungen der römischen Umgangssprache erkannt: z.B. garri!, noster, forma ... bonn unter den einzelnen Wörtern; bonn meere, btare, bono Iltrba, f/Jt vide, ibi esse, id agtrt, nil supra, Numqllid vis?, nm haben cum aliquo, sex septem, fI,imffJ ni, aliud euro, sein quam, noli wlter den Fonneln; hllillS, immo, sie, ibi 111m, IInUS im Be~ reich der Syntax. Es ergab sich, daß sie ausschließlich in die römische Sprache gehören und keine griechischen Vorlagen widerspiegeln. Was die bisher als wngangssprachlich geltenden Elemente betrifft, hat eine stilistische Überprüfung - wie in der Einleitung (S. 27) angekündigt - dazu geführt, zahlreiche Fannen aus dem IImgangssprachlichm Bereich anderen sprachlichen Niveaus zuzuteilen. Eine lntetjektion wie das verdoppelte htus, eine Anrede wie 0 mi Clinia, ein Adverb wie tgngit, Verben wie titfi! wld dtputan ließen sich als eindeutig der Dichtersprache entnommene Wörter erweisen. Bedeutsam war der Fall von tmungen, einer KOO~lJ(T, ll~l(;, die sich nahezu als unwidcrlegliches Kennzeichen der Komiker-, nicht der Umgangssprache herausgestellt hat. Es konnte ferner gezeigt werden, daß Beispiele aus der SyU[ax wie cau/iost oder untit ... immer als der Rechtssprache angehörig zu verstehen sind. Ebensowenig umgangssprachlich erwiesen sich Negationen wie minus, minimt, IltqUt ... haud, haudquaquam, m1. nuDus. quisnam. die aus der Normal-, wenn nicht sogar Dichtersprache stammen. Anhand unserer Überlegungen über das Wesen der sprichwörtlichen Ausdrücke in der Einleitung (5. 23f.) konnten Sätze wie nil nimis oder prosi! obsi! auf ihre ursprünglichen sprichwörtlichen Zusammenhänge zuriickgcführt werden. Das Vennächtnis der gehobenen Dramensprache zeigte sich deuwch bei Terenz auch in der geplanten Verwendung von Stilfiguren (Abundanz, Chiasmus, Parenthese, Aposiopese). Die Tätigkeit des römischen Komikers als Übersetzers bzw. Umformers seiner attischcn Vorbilder verdeutlichte sich durch die berrächdicbe AnzaW von einzelnen Wörtern. idiomatischen Ausdrücken, bisweilen. auch von syntaktischen Erscheinungen, die er aus den Vorlagen übemommen hat. Gewiß haben Wendungen wie odus, ambulo, abiit. non vidts? ihre Bedeutungen von Bühnenanweisungen. die als solche in einem Bühnenspiel unentbehrlich sind. Die An, wie sie von Terenz benutzt werden, zeigt jedoch auch stilistisch eine
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148
111. Rückblick
unmittelbarc Nähe zu den Vorlagen, also - für die von uns behandelten Bei~ spiele - auf der Ebene der Umgangssprache. Der bedeutsamste Zug in der Umformwlgsarbeit des Terenz ist dabei die oft wörtliche Wiedergabe der grie~ chischen Formeln. Besonders interessant ist der Fall von i11/IIS, das sich in seiner Bedeutung von 'zu Hause' als ein eindeutiger Gräzismus erwiescn hat. Anderes ist weniger eindeutig: Bei Fällen wie die Antworten auf Befehle Jaciam, fitt, sie trit läßt sich die entscheidende Frage, was man sonst hätte sagen kön~ ncn, schwerlich beantworten, da dialogischc Siruationcn mit Befehlen und Antworten auf Bcfchle in dcr römischen Literarur außcrhalb der komischen Dichtung selten zu finden sind. In der Einleitwlg (S. 29) blieb die Frage offen, ob eine Formel von der römischen Sprache eher auf kolloCJuiaJ~gesel1schaft Iichem oder auf literarischem Weg übcOlommen wurde. Diesem Horizont sind die zahlreichen Höflichkeitsformeln, wie mento lt amo, bentJaciJ, niJi molM/umst, si lJidtluf zu verstehen. Ähnliches gilt für Drohfonncln wie dieo tibi bzw. libi dico, si lJilJo. Einige Formeln besitzen eincn stärkeren Ton und werden fast ausschließlich gegenüber Sklaven oder Menschen niedrigerer Schichtcn benutzt: nil dias, mmOIl hoc prodit?, salis sa1111S es?, derides?, enkas. Lronisch klingen in gew1sscn Zusammcnhängen Ausdrücke wie SUOlJiJ. bonus, lJtrum? Stilistisch eher neutrale Anredcn sind hingegen hOl /lide, nostin?, immo mim si seios. 1m allgemeinen wurde Fraenkels Ansatz verschiedentlich bestätigt, demgemäß es notwendig ist, die attische Sprache (vor allem durch Sophokles, Aristophanes, Platon vertreten) zum Vergleich heranzuzichcn, um Elcmcnte der terenzischen Sprache verstehen zu können. Dics erwies sich als bcsonders cr· giebig für die Deutung von Wendungen wie z.B. TeJ indicabit. da Je milJi oder f/Of/ sJlm apJld me. Insofern ist Terenz' direkten Vorbildern, den Dichtem der Neucn Komödie, keine Vorzugsstellung zuzuerkcruleD. Die hier ausgewählten Ei.nzelfragen geben Anlaß, einige allgemeinere ßeobach rungen bei Terenz zu fixieren: Scin klassisches La[ein räWllt insgesamt der Umgangssprache weniger Raum ein, als man sich vor.lus[ellcn pflegt; das Vennächtnis der Dmmensprache läßt sich erheblich weniger deutlich als bei Plaurus erkennen, ist ihm aber keineswegs fremd: Man könnte sagen, die Kunstsprache mit ihrer ganzen Fülle an Stilmitteln (hier nur im Gegensatz zur Umgangsprache in Anspruch genommen) bleib[ auch in Terellz' Sprachstil das entscheidende Merkmal, wenn auch in gewisser Distanz zur Tradition und auf weniger archaistischen Wegen. Schließlich werden so viele griechische Elemente schwerlich woanders in der römischcn Literarur zu findcn sein: Andere Zeugen der Hellenisierung Roms - z.B. Cato oder Plaurus - mägen die Liwrarursprache der Griechen noch dich [er abgebildet haben, Terenz bezeugt WlS aber am genauesten wld am reichsten ihre lebendige Sprache.
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un Comm. cxpli.
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(Nachdrucke) Sloman = P. Terenti Phormio. With Notes and Explanarions by A.S., Oxford 18902 (Nachdrucke)
ISO
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000400>94
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v. Indices Wichtige Begriffe Ablativ 83f. 90ff. Abundanz 92. 147 Adv"b 60f. 73. 77ff 90. 98f. 102. 108. 110. 138. 147
Affektives 10.24.57.81. 94. 145575 "l~ 55
Alliteration 73f. 80. 93. 133 Anakoluth 82 Anreden 45. 59. 128. 132. 147. 148
aparte 51. BO. 83. 143 Aposiopesc 94f.
Archaismus 12. 17. 22. 69. 79. 82. 90ff. 135. 142. 144. 148 Atellane 22. 37. 51. S9 ßauemsprache 44
Briefliteratur 15. 18.26. 47. 60. 67. 69ff. 77f. 91. 94. 103. 116. 120. 137 Bühnenanweisungen 100. 147 {onlüa 1Q. 60. 83 Chiasmus 24. 40. 59. 80. 85[ 93. 147 (On/omina/jo 81f. Demonstrativpronomen 54. 86 Dialoglinguistik 10f. Diatribe 106191
Ellipse 5M. Episches 69. I06!99 Erweiterung 92.95. 143f. Fechtersprache 53 149 Formeltechnik 106 Frngen 55. 71. 83f. 105. 125. 135f 139f. Gebctssprache 23. 69f. 133 Gemination 57[ 85f. 95345• 131
Genitiv 67ff. 67 21°, 76. 87312 lbwrtl.C'~ 4095 • 53
Imperativ 39. 45. 53 145 , 56162 , 65 201 , 70.116440,117.12246• Infinitiv 24. 81. 117. 135 Interjektionen 24. 53. 58. 81. 101. 127. 147
Interpunktion 50. 58.79 Ionisch-attische Koine 120460 • 126f. Kanzleisprache 20.3 . 90 Klassisches Latein 17f. 38. 54. 68. 100. 148 Klausel 79 m
Konjunktiv 117. 132. 145f. Konventionelles 10. 15 Kunstprosa 69. 73. 80. 87. 137
U"" Lexikographen 64. 63f.
131 Liebessprache 53a~. 58f. 59 lH Literatursprache 22. 25. 27. 3T~. 128.190 Mehrsprachigkeit 16f. 2851 Metrik 16f. 27. 77. 83291 . 130. 133 Monolog 57170 . 63. 65102 • 76f. 80. 83. 94. 144 Mündlichkeit 10. 22f. 74 Muttersprache 17.32 Mykenisch 20. 20 43 Negationen 72ff. 83. 87ff. 147 Oberschichten 18f. ParataXe 55. 74. 96. 146 Paratragisches 60u~. 77. 89. 95. 121'165 Parenthese 93f.
00040:194
158
V. Indices Sprichwörtliches 23f. 38. 45 114 . 49. 63193 • 64. 72. 74f. 92. 96. 106'99. 147 Standardsprache 11. 14:14. 21 45 . 2341 Stichomythie 104 Textkritisches 52. 58. 73. 107401 • 11644'. 120. 124'76. 141 551 . 141 561 Übersetzung 29ff. 35. 45. 48. SO. 142. 147 Übertreibung 40. 47 Verbalsubstantiv auf -io 87 Verdoppeltes Pronomen 85f. Wiederholung 3815• 83. 100. 121-165. 144f.
Parodie 52. 79. 86. 94 Partikeln 57 t1l • 68. 75. 125 Pleonasmos 9'. 54lS? 73f. 78 Publikum 18f. 18'9. 22. 2857 . 30. 49. 106'99.117.144 punz oraJio I Sf. Rechtssprache 204'. 52. st u . 6S 201• 71 121 • 82. 84ff. 87m . 90. 96~1. 110.118.147 Rhetorisches 23 41 . 2T'. 70. 84. 91 311 • 93f. 96. 137m Sakralsprache 652O'.l. 94 Schwurformeln 69. 71 ,Scipionenkreis' 17f. 29. 32 mmo 10. 12ff. 1414 . 15. 1619 . 17:16. t!f9. 48 111 • 61 114 • 69. 87m
Behandelte Ausdmcke Latein ab + AbI. 90f. abirt 100 ad aliquid Wt 7M. ahud rura SI amblilo 97f. allllus est 47 beaIti 43 bene dixti 115 bene/aas 114f. bona dkm 133f. bona vtrVa 44 bonus 102 cankm 37 capUiJ est 53f. CIlIItiOSt 87 mdt mihi 64 f. da te mihi 134 dlfit 61f. dlf'."", 62 deridts? 123 dico tibi / tibi diro 126ff. dixin hocfort? 143f. wW,60f. emungm + AbI. 62ff.
ellicaJ 121 we + Adv. 77ff. e!iam CIUt"e etiam 70 elJam nun( paulJHm 130 /ae", lji,,; + Abi. 83f. /aaal/1107ff.
ji'1109 forma bolla 40 garri 38 habm66f. habet 54 haud dom me est 134f. haudquaquam 72f. heilS 57ff. boc ilJHd est 139 boc tide 132 huius 54 ibi we 48 ibi tllm S4f. id agm48 ;/k ... i/k 84ff. ;mmo enim si saas 111 intus 99 matJs magiJ 131f.
159
V. Indices
male unrt 128f. me tJide 43 mmto te QJ'1JO 113 mihi ende 65f. milie/ls autiirt 123f. mi/lime 72 mi/lUS 71 f. mi/lus minusque 131 f. mimm ni 51 /lemon ... ? 122 /leque haud 73f. nil75f. nil aliud niJi 130f. /lil diciJ 124f. nil supru48ff. nisi moustum esll 15 noli 52f. /Ion sum apud me 119f. non lides? 104ff. noster 39 nosfin? 103f. nuUus 87ff. numquid rAs? 42 o ",i ... 59f. oous 98f. profil obsil 95ff. qua rntione? 140ff. qlle ... el 82
qllid "... "? 144f. quid + Gen. part. 67 quid dicQJ'1J alilld nmio 118f. quid hoe aNlemst mali? t 42f. quid quaeris? 71 qHidni/136f. quis/llll1175f. recte aNt rommode 110 nm habtrt eHm aliquo 50f. ro (ipsa) indicaJ (-abi/) 111 ff. sati/l sanus es? 125f. sa/l? 103f. san quant? 46 sex uptem 47 si (tim) tidetur 116ff. si liw 126 sie 138 sie erit 109f. sit est hit 138f. suaUs lOH. unde 90 uno Ort 132 ut + Konj. 145f. lJt1'Hm? loof. vide/l? l04ff. tiden 102f. tis + Konj. 146
Griechisch O:ycr.96v t l Ep€lV 123f. o:n6vTl 128f. O:KtllCOOc; j.l'UpUXlClc; 123f.
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V. Indices 123
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Aeschin. falsa leg. 38: 129 Afran. corno 38 Ribb.: 120 - - 288 Ribb.; 113 --351f. Ribb.: 131 m Alcrn. PMGF 1,50: 105 AJex. Fr. 29 K.-A. Fr. 186: 13\ -fr. 177,15 K.-A.: 122~7 - Fr. 182,3 K.-A.: 101 318 Amph. Fr. 9,2 K.-A.: 139 Anaxandr. Fr. 9 K.-A.: 104 - Fr. 9,1 K.-A: 136 Anaxil. Fr. 31 K.-A.: 131 Anthol. Pat. 5,186,3f.; 67 - 11,310; 84 - 12,101,3; 54 Antian. 108,5: 131 Antidot. Fr. 3,1 K.-A.: 137m Antiphan. Fr. 10 K.-A.: 131 - f,. 55,5r. K.-A.; 122 - Fr. 124,3ff. K.-A.: 49\~ -fr. 192,6 K.-A.: 124 -fr. 197,1f.K.-A.: 11744~ _ Fr. 221,8 K.-A.: 122467 Antiphon 1,10: 110 - 5,45: 120460
161
V. Indices Apu!. apo!. 7,4: 137
_ _ 52: 1465,.
541
--B9: 101 376 --204,113 --400, 40~
--37,44 -
53,28: 137542
-
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--125,129 - - 156, 142 _ _ 253: 146576 _ _ 33Bf.: 117. 117445 _ _ 344: 105'95 _ _ 395:96352
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--599,141 --722: 4095 --B21: 1465,. --938,146 - nub. 8: 102)1)
_ _ 1012f.: 144 51fJ _ _ 1019: 144 51G
_ _ 154f.: 111. 111 411 _ _ 257: 146576
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--298,45
-
-
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_ _ 1292: 40 95 - - 1304: 127490 --1531: 127490 _ _ 1606: 101"6 - _ 1655: 111 m - eccl. 46: 105'95
_ _ 489: 146516
--46fL 105 _ _ 49: 105J95
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- -
1095, 124
_ _ 1177: 146576 - - 1275: 125. 125m
--1287f., 131 - - 1499: 121. 121 466
162 - - 15061., 141
-pac. 140: 111 m
- - 166, 121 - - 180r., 142 _ _ 271: t 14411
--322,143 - - 516,139 - - 545, 105'" - - 549, 105'" --618,135 - _ 635: 43 101 --7261.,98 --859: 111 m --863: 111. 11 --916: 111 m - - 1027, 137'H --1110: 122. 122411 - - 1111, 122 --1311: 114 u • - _ 1350: t t tU! - Plut. 58, 127'" - - 6Z, 127'" - _ 123: Wel • --169,135 - - 389f., 121 - _ 390: 12..'66 --429: 101 n , --604,99 --863,114 --908,141 --926: 128. 128~ - - 1060, 125 --1066,125 - ran. 58: 123 - _ 127: 146579
--169: 115431 - - 625, 138'" 431 --643: 115 - _ 739f.: 137Sl7 --841,57 --888,114 - - 1001: 131"· - - 1245,121 --1261: 112.112411 --1342,140'" --1481,115 -Thesm. 212: 146579
V. Indices _ _ 428ff.: 11845(1 --610,143 --625,124 --773: flt'lI --804,113 --IOn 121 --1080,143 --1085: 143 --11431., 77 - vesp. 180: 98 --251: t4t 5S1
--25If., 140 _ _ 289: 14657• _ _ 420: 105395 --453,102 - - 588, 44 --64Z, 119 --849,121 --921,112 --994: 112011 _ _ 997: 89'11 - - 1136, 142 --1179: 57. 57 1" --1194,124 _ _ 120Z, 121 31 --1223: 101 ' _ _ 1412: 101 11• Archil. fr. 33 Wesr: 67ll1'1 - f,. 133,3 West', 80 1fY1 - Fr. 196a.24f. Wese: 67 Aristias TrGF 9 F 4: t21 0M Aristot. met. 1074a 38-b 13: 23" - poet, 1447a 29: 13 --1448b,139 --1457b 1: 11 11 _ _ 1457b 3: 12 14
- rhet. 1381a 30: 101 m - - 1404b, 11 --1404b 14, 13 --1404b 24,11 --14160 6fL 96 Arus.Mess. grarnm. 7,472,28: 63 196 Aug. civ. 2,24 p.88,14 D: 111 4 '4
C""c. 101 f. Ribb., 51 Caes. civ. 3,29,4: 68
163
V. Indices - - 3,101,2, 76 --3,104,3: 77251 - Fr. Suet. Iul. 41,2: 85 Callim. epigr. 28,2: 87311 - - 52,4, 95 - hy. 2,4, 105 carm.pop. PMG 7,5f.: 105 _ PMG 853: 105)94 Cato agr. 49,1: 62 us --125,73 --126,77 _ _ 141: 731.}1 - geop. 8,20, 77 Catull. 3,2, 68 _ 6,15: 127523 _ 8,14: 88"6 -9,10,65 - 22,10, 40" - 38,IL 78 - 38,3, 131 _ 46,7: 91 326 -55,1,115 _ 61,77: 104. 106391 _ 62: 106399 - 62,8: 104. 106391 • 106399 -64,274,131 - 68,48, 131 -76,3,73 -79,1, 137 Cic. ad Brut. 1,5,2: 116 -An. 1,5,7: 115 _ _ 1,16: 1526 .2652 --1,17,1 L 65 --2,19,3: 124 ns _ _ 2,22,3: 60 119 --2,24,2: 111 414 _ _ 3,7,2: 76'157 --4,15,6,94 _ _ 5,2,2: 4z103 - - 7,3,10,15 _ _ 7,3,23: 114 425 --7,5,3,115 - -7,20,1,88 - - 8,6,2: 116m - - 9,1,4, 88 _ _ 9,7b,2: 116m --9,13,8,91
- - 10,8,6, 47 --12,2,5,116 --13,19,3,50 --13,47,1: 91 311 --15,2: 126m _ _ 15,11,1,116 --15,11,2: 56 165 - - 10,8,6, 47 --12,37,2,103 --12,37a: 103 --16,7,7,91 _ Caec. 60: 76:57 _ C1uent. 87: 76:57 - de Of. 2,276: 100m - - 2,326L 55. 107~' _ _ 3,149ff.: 11 11 _ fum. 1,1,2: 14 25 - - 3,6,5: 116 --3,7,5,137 --9,21,L 14 - - 13,23,2, 115 - - 13,35,2, 115 --13,67,2,115 - - 14,1,14, 50 _ fin. 3,22,73: 751-<5 - inv. 1,98: 85 _ _ 2,40: 5t· 1 - Lacl. 1,2: 3811 - Lucull. 115, 84 - Mi!. 12,33: 94 _ nat.deor. 3,83: 76 757 - off. 2,17, 97 - omt. 36: 79 2M --67: 13. 1413 _ -109: 12 13 - Phi!. 1,9,78 _ _ 5,13: 91 317 - Quinet. 69: 137 _ Rab. 28: 87313 - sen. 12: 100 - - 22,79, 89'~ _ _ 47: 45 llS - - ] 2 , 140 - S.Rosc. 29: 80 --84,78 --128,88 -Tuse. 1,87: 88
000400>94
164 - Verr. 2,135: 69 - - 2,3,94,97 - - 2,4,80, 76 - - 2,5,185,70 --2,42,84 --2,90,84 --2,135,69 --3,60,73 _ _ 4,15,33: 76'157 --5,1ß, 92 CIL XlII 10024,43', 113 - XlII 10024,43b : 113 CLE 9,6, 71 -1544,7[" 98 Cratin. Fr. 129 K.-A.: 943(,1 - f,. 188 K.-A., 106 - Fr. 270 K.-A.: 139579 Dem. 2,20: 112417 _ 8,36: t 25 4 • 5 _ 8,38: 146576 - 18,10: 110 - 18,200, 57 - 18,255, 110 _ 19,45: 146576 - 19,157,112 -23,169: 102m - 24,74: 125 _ 25,89: 106399 - 29,20, 141 Diogenian. 4,12 (CPG 1234): 49 130
Enn. anno 2,118: 82 --7,225f. Skutseh: 82 - - 8,274 Skutseh: 82 - - ine.sed. 494 Skutseh: 94 - - ine.sed. 507 Skutseh: 79 - trag. 1,3 Joeelyn: 65 201 - - 40 Joeelyn: 97 - - 62Joeelyn: 91 327 - - 62f. Joeelyn: 91 - - 120f. Joee1yn: 86~4. 86'10 - - 140 Joeelyn: 73:zJ9 - - 265 Joeelyn: 79 - - 338 Joeelyn: 61
V. Indices Epict. 2,17,34: 129505 _ 3,14,11: 204' Eup. Fr. 192,74 K.-A.: 143 - f,. 193,4 K.-A., 141 - Fr. 392,3 K.-A.: 140557 Eur. Ale. 229: 12~ --6n80 --680,138 --807: 144 --1104: 1I5 4l1 _ _ 1134: 60 17') -Andr.265: 112 --551:99 - Baeeh. 479: 124 _ _ 652: 102"2 --976: 112.112411 • 113420 _ eyd. 120: 73:zJ9 --241: 101'76 --558,121-.138 --631: 102'14 _ EI. 37: 57 167 _ _ 579: 60179 _ Fr. 392 Nauck 2: 6t n _ fr.ine. 885 Nauek 2: 101)76 - Held. 246: 129 - - 374f., 138 - - 709: 121<60 - Hec. 566, 96 - - 663f., 45 _ Hel. 1194: 89'21 - HF 279,124 --599,114 - Hipp. 173: 91'17 --275: 137Sl9 --507f.,116 --715: 115431 _ _ 912:91 327 - Ion. 413: 109 --417: 114 _ _ 1440: 60 179 -lA 460, 144 -IT 512, 96 - - 829: 60 179 _ _ 1406: 131 514 - - 1494, 108 - Med. 98, 140 --100,99
165
V.lndices --472: 114
- -
_ 5,24: 1144211 • 130509
421
-7,3,113 _ 7,67: 116m
504: 102'"
_ _ 588: 10231• -Or. 1129: 113 - - 1602, 136'" 4
Phoen. 623: t 12. 112
-
"
Eust. 1761,19: 64
-7,92: 116,n - 8,6: 11643 • Hsch. Cl 6490 Latte: 64 Hieron. epist. 57,5: 3062 Horn. 11. A 6: 48 121
- - r Flor. 2,2,8: 797:11
fr.com.adesp. 259 K-A.: 146579 _ t017,60f. K-A.: 14557 • -1017,78f. K.-A.: 59 116 - 1056,8 K.-A., 64 - 1089,19 K-A.: 103,"5 -
1129,41 K.-A.: 64 #1 - 1152,44 K.-A., 122 fr.trng.inc. 22 Ribb.: 58 -79 Ribb., 58 - 145 Ribb., 92 - 202 Ribb., 97
Gell. 13,6,4: 1525 -17,17,1: 1733 _20,1,43:8731)
I-Icrmog. 1t.tlL 1,30: 53
Hdt. 1,8, 80 -1,119: 120.60
- 1,132,80 - 3,33, 126 - 4,79,80 -
5,24: 114
421
- 8,68, 127 _ 8,125: 4S11S -8,140,127 -9,109,80 Herond. 1,6: 100m -1,19,39 - 3,26: 102m - 3,47, 132 - 3,79[" 126 - 4,35: 105. 105395 - 4,42, 128 - 5,22f.: 80. 80 271
282: 67'11T1 --643,96 --z 398, 67 --HI97,91 - - H 448,105 --1324,80 _ _ I 626[: 134 526 - - A 604, 80 - - A 762, 80 _ _ \f' 643: 802'15 --U669,109 - Od. ~ 462, 76~' _ _ Ö 569: 67'JJJ7 --11 208: 51'010 - - 9 280, 73'" _ _ ~ 467: 133m - -I; 508ff., 133'" --p544f., 106 - - p 545,105 301 Hor. ars 45: 86 --234f.: 11 11 .13 - - 236ff., 63 _ _ 238: 63190. 63'94 _ _ 361ff.: 86 J07 --382,137 -
carm. 1,1,1: 68
--1,9,10 105 _ _ 1,9,14: 62 1.. _ _ 2,1,25: 69. 69 2lS _ _ 2,3,7: 44!l0
_ _ 3,21,9[" 13 _ _ 4,8,29: 44 110 -cpist.1,1,58:47 _ _ 1,I,t05: 43 108
--1,7,62[" 115 _ _ 1,8,1: 316-l 110
--1,18,75: 44 111 --2,2,121: 44 11o . 44
V. Indices
166
-
epod. S, t: 69. 69 21S
Longin. 31: 53
-senn.l,I.17f.:86
Long.4,6,2: 133
- - 1,1,112, 86 - - 1,2,37, 94 - - 1,4 39f[., 12 - - 1,4,4If., 12 --I,4,45ff.: 12. 14%.l
Luc. 4,612, 85 - 4,615, 85 - 4,636, 85 1.AJaan. catapl. 27: 114'21 _ Tim. 46: 144570
-
(Lucian.] Philopatr.: 128
-
1,4,54: 13
- - 1,4,56f[" 82 - - 1,4,58, 82 - - 1,4,1 05ff., 86 --1,4,109,104 - - 1,5,13[" 47 --1,6,68 --I,6,1ff.,68 - - 1,6,12f., 90
- - 1,9,6: 42'1» - - 2, 1,46,37 - - 2,2,64, 86~ - - 2,5,4:z, 104 --2,7,34,122 - - 2,7,46, 53
IG 11' 228,14, 110 IPE " 32 B n 110 Isocr. Euag. 10: 53 14 • I t4lIa exod. 2, t: 66
luv. 10,91: 85""
Lueil. 393 Krenke!, 78 -751 Krenke!: 66 - 801 Krenkel: 83 _ 851: 63. 63"'. 64'" _ Ilt8f. Krenkel: sam Luer. 2,16: Se·. 81%11 - 2,1141, 61 - 3,597, 78 - 3,826, 78 -3,862f[" 77 - 3,1028, 69 - 3,1046, 92
- 3,1092f.: 85)1)) - 5,993: 92 _ 5,1157: 135sn Lys. 12,50: 14651 •
Macho Fr. 380 Gow, 105 -
fl". 383 Gow: 1164>1
ManiI. 2, 185: 85 üv.I,25,1:69 - 1,39,3: 107"" - 1,50,3, 91 -2,3,7,91
- 2,5,7: 69 - 2,35,5: 69 -3,17,5,69 - 3,25,8, 69 - 3,54,7, 69 - 5,56,6: 129m -9,11,6: 61 - 23,9,4,69 - 24,16,10: 133m - 24,32,7, 69 -40,12,6,97 - 45,24,11,69
- 2,517ff. , 85 Mart. 5,66, 79 -7,8,91 - 12,23, 84 - speer. 24,1: 91
Men. Asp 75: 102m
- - 2 R 145 --307,119 --308,102 --380r., 109 - - 408, lO2'u
_ _ 508: 60 179 - dis ex 18: 100 -Dk 54,123 - - 107: 103lU _ _ 174: 103)15 - - 108fL 141
v. Indices --150,126 --1720 144 _ _ 201: 41 100 _ - 218: 143561 - - 218f., 143 --234L 102 --304,119 _ _ 305: 103315 --363: 141 560 _ _ 365: 1365)6 --464,143 - - 823: 141 560 - - 412, 122 --430,99 _ _ 503: 14551~ - - 596, 99.128 --629,114 --866,99 --869L 139 - - 889, 99''' - - 90K 136 - - 918, 124 -EplO,115 _ _ 43:41 100 _ _ 376: 97351 . 97351 --493,132 _ _ 583ff.: 38" --708: 102»3 - - Fr. 1,2: 39 _ _ Fr. 2: 113~21 - Fr. 48 K.-A.: 138 -fr. 77,If. K._A.:71:W - f,. 210 K-A., 136 - f,. 383 K.-A., 64 -f,. 555 K.-A., 131 - Fr. 882,1f. Kock: 381'7 - Ge 28f., 145 --38,110 --41: 59 116 _ He 39: 41 100 --44,145 _ Kol 50: 45 115 _ _ Fr. 3: 491lcO - Mis 214: 60 179 --217,144 --264: 117'" _ _ 444: 114d 'l
167 _ Pk 144f.: 13050• --159: 103m _ _ 322: 97351
--334: 97351 --349L 105 --470,126 --470,128 _ _ 481: 45\15 _ _ 504,119 - - 506f., 93 --525,97 - - 982, 97'" - Sa 63f., 146 _ -79: 1365)6 _ _ 128f.: 59116 _ _ 220: 65 202 _ _ 222: 65202 - - 256,100 _ _ 258f.: 97351 - - 292ff., 135 --304: 145m - - 30K 130 _ _ 305: 130501 --321,145 _ _ 325: 9Slc01 - - 325f: 95 _ _ 339: 119~55 --340,119.120 --362,143 --374,145 --412,101. 112 _ _ 444: 112. 113~1I --465,93 --476,146 - - 528,122 --658L99 _ _ 661:97351
--690,99 --6910 99 -Sk 123, 141 _ _ 147: 97351 _ _ 178: 114':l'iI _ _ 267: 97351
- Th 17f., 93
Naev. Fr. 44 Ribb.: 116
168
V. Indices
Nicol. 1,17 K.-A.: 141 Nonius 36,13: 63 Novius Arell. 29 Frassinetti: 37 _ _ 32 Frassinetti: 43 10'l
- - p. 244,23 (= Suda ~ 115,131) - bibi. 80, 53 Phryn. Fr. 9,2 K.-A.: 146s7~
--114 Fmssinetti: 51
Plat. apol. 36b: 140m - Chann. 155d: 120
rind. N. 7,75f.: 133m
_ _ t62e: 114 42& Ovid. fast. 2,638: 45 114
-Her. 2,103: 60 179 - - 12,53f.: 79112 - met. 8,435: 79 m --9,136L 91 --11,479: 79'll2 _ _ 11,684f.: 89)20 --14,26,54 - trist. 5,1,66: 97
Pacuv.
trag. 38f. Ribb.: 86104
- -
301 Iljbb., 82 - - 340 Ribb., 82 --412 Iljbb., 82 P.Cair.Zen. 264: 103JIS P.Oxy. 413,100: 128
-413,122,128 _ 2656: 1174H _ 4024,3f.: 59 176 Parthen. crot.path. 9,1: 54 Petron. - 33,1: 102)80 _ 33,8: 56us
_ 39,3: lOZltll - 58,S, 78. 79 -59,1: 102380 - 64,2, 127 -65,11: 102'80 447 -71,10: 118 -71,11, 96. 1Oz'~ -75,8: 102310 - 83,26, 120 -102,14: 137. t37~1 - 129,12, 120 - 130,6,66 Pherecr. Fr. 113,20 K.-A.: 111. 11 • 122 - r,. 163,2[ K.-A., 117 Philem. 113,1 K.-A.: 116m Phot. lex. a 2579 (cod. z 97V): 64
-
(rat. 404a: 124 S61 Crit. 47c: 143
- epist. 336e: 45 _ Euthd. 283e: 134557 _ _ 299a: 140551 --300a6: lOen - Euthph,. 3b, 138'" - Gorg. 464b: 138546 - - 491e: 101 - - 491e 2: 101 m _ Hipp.ma. 288b: t 12. 15 ~ Ion. 530b: 109 _ Lach. 200b: 43 101 - leg. 634e: 132 _ _ 669d: 1320 - Lys. 204a: t 14~2' _ _ 205e: 3817 _ Menex. 23ge: 1320 _ Men. 77a: 146576 _ Parm. 131b: 101 m _ _ 138b: 1369536 _ _ 140e: 136536 - Phdr. 227b: 115 --235b,124 - - 236e: 732.)9 - - 237c: 138546 --27%,109 --87a:115 - Phlb. 20c: 112011 --23a: 124 --29d,126 - Prot. 324a: 112 --325d,86 - rep. 329b: 38 - - 32ge: 45 _ _ 336c: 146516 _ _ 337b: 146576 _ - 337d: 101 m _ _ 348c: lOen --364a: 132
169
V. Indices
--427d,124 --497c: 112m - - 506b, 102~ - - 527d, 101 - syrnp. 174e: t 14':1.1 - - 176e: 13SW, _ _ 21Oe: 139. 139m _ _ ZlSc: 1320
-Theaet. 165a: 1320 --166a: 102'''' --190c: 125 --195e: 130 - - 200e: 112415 - - 20ge: 101 m tP1at.] Epin. 973b: 141 Plat,com. Fr. t 14 K.-A.: 137m _ Fr. 19,1 K.-A.: t46 S7'l PI. Am 120, 99 _ _ 158: 62 116 --319,51 --520,52 _ _ 576: 67210 --641,44 --671,46 --7n88 - - 937,114 --1021,,44 - As SO, 143 --107,51 _ _ 138:113411 _ _ 156: 120.5•
--331L44 --465L 96 _ _ 488: 97159 - - 521: 409S
--286,74 420 --421: 112.113 --171L 104 --614,70 _ _ 671: 133513 -Ba 145: 66 --188,92 --193,88 --197,91 _ _ 208: 3576 --500L 100 - - 515fL 100 --564,51 - - 594, 46 _ _ 597: 87112 , 87313 --660,79 _ -701: 63 190 --713: 120m --739: 14557S _ _ 839: 136516 _ _ 881: 8530• --999,127 --1080,66 _ _ 1082: 13452'7 --1099fL 63 - Capt 137: 44 --219: 116.1164.11 --244,69 _ - 355: 133m : --357, 115 --824,51 --836' 68 --843, 114 --952,83 -Cas 181, 113
--645:116
--233: 121
- - 664f., 59 --790L 136 --829, 109 - - 830, 115 --834: 113 411 --922,88 --1067fL 96 - Au 18f.: 131
--260,110 --396,114 --554,51 --613,51 --621,88 --632,60 --875,94 --877,94 --879,94 _ _ 971:86»1 --972: 86~
- - 46: 13050• --47: 46 111 --81: 136536
170 _ Ci 21: t 13~21 --95: 60 - - 554: 913%'1 _ _ 605: 67 210
--686:88 -Cu 14:47 --18: 123 - - 122: 52 - - t3ta: 52 --131: 52 --164: 80 --272:114 --311: 105)91 --392: 123 - - 405ff.: 92 --423: 104 - - 516: 127 --621:98'" _ _ 626:87}11 - - 657f.: 59 --673: 114 --728: 121 461 _ Ep 43: 41 110 --152:83 - - 205ff.: 55 --340:66 _ _ 376: 97l51 . 97n, _ _ 427: 114 4211
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--664: 74 --665: 74
- - 708: 10zl13 --983: 146 --1110: 146 - Men 158: 130!oOI --221:61 --352: 100 - - 378: 127 --696: 127 --926: 88 --948: t36ß6 --1073: 31 _ _ 1109: 136SJ6
V. Indices -
Mer 156f.: 121
--163: --165: --177: --210:
143 143
133J 41 100 _ _ 260:41 100
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--851: 43"n --980: 37. 3711 --1132: 123 -Pe48a: 12t
171
V. Indices _ _ 130: 41 100 - - 139: 46. 46 11 •
--147,114
--944,121 --994,88 --1068,96
--276: 138S43
--1143:
-
--1408, 114
-
484f., 121
_ - 536: 43 107 _ _ 750: 973S'J --786: 126'19 - - 795: 129506 -Poe 90: 68 --146: 3992
«154
- St 351: 86304 --381: 41 100
--539fL 55 - Tri 2870 37 --350,37 - - 395,130
--250,113
_ _ 674: 70 219
- - 436: 1365~ _ - 445f.: 87112 _ _ 457 ob : 133523 _ _ 731: 1365~ --731: 1365~ --732: 1365~ - - 738: 1365~ _ _ 739: 136536 - -740: 1365~ _ _ 743: 136536 _ _ 856: 67 210
--932,115 --1068,109 --1080,144
--915,109
--414: 136536 _ _ 622:87312 _ _ 622f.87 m
_ _ 1092: 90. 903:lS
--1127,60 - - 1267,121 - - 1305,127 - - 1318f.,46 - Ps 136: 74 _ _ 235:51.51 100
--243,127
_ _ 263: 9735'1 _ _ 361: 136336
--6770 109 --803,140 - - 924, 90
--1057: 124075 - -1214: 131 m _ Ru 245f.: 60 179
_ _ 1108: 97359
--1155,74 --1157,74 - Tru 118L 121 --196,88 - - 205: 136536 76 --291: 10e
--348,88
- - 726,104.136 Plin. epist. 1,23,3: 85:101 _ _ 6,20,15: 85:101 Plin. paneg. 49: 79 m Plin.v. n.h. 7,119: 75 zo5 Plut. mulier.virt. 243d: 142.1 Poil. 2,78: 64 Pompon. AtelI. 45 Frassinetti: 59 - - 118 Frassinetti: 5I - - 131 Frassinetti: 83 - - 137 Frassinetti: 39 Porphyr. in Hor. auTTl.saec. 33f.: 97 Priap. 45,4: 127
-
83,10 143
86,4: 131 m Prop. 1,1,1: 54
- - 415,143
-
--706: 68 212 --736,144
- 1,1,34, 61 -2,19,32,74
_ _ 639: 133523
_ _ 797: 46 11 •
--830,127 --881,144
Quintil. 2.9,12: 85301
000-40394
178
V. Indices
Verg. Acn. 1,135: 95 _ _ 1,335: 561~ - - 2,373, 76~' - - 3,558, \33'" _ _ 4,328: 77151 - - 4,675: 140555 - - 6,779, \04 --7,454,9\ --8,686,91
- ed. 2,22: 61 - - 4,55f., 85 --4,56: 85~ - georg. 4,445: 76 --4,453,74 vulg. Ezech. 23,4: 66
_ _ 1I,445f.: 48 111
Xen. anab. 1,5,17: 121"" - Cyr. 1,3: 14657' _ _ 1,18: 146!16 _ Hell. 7,4,17: 130509 - oec. 12, t 0: t38 Sc06
--12,52,79 _ _ 12,637: 76 151 --9,375,79 --9,426,82
Hypomnemata Untersuchungen zur Antike und zu ihrem Nachleben
133: Paul Schubert Noms d'agent et invective: entre phenomene linguistique et interpretation du recit dans les poemes homeriques
Die Cyzicus-Episode und ihre Funktion in den Argonautica des Valerius Flaccus
2000. 89 Seiten. kart.
ISBN 3-525-25224-2
ISBN 3-525-25230-7
131: Tobias Reinhardt
Das Buch E der Aristotelischen Topik Untersuchungen zur EchtheitsfragC'. 2000. 237 $eitc:n, kart. ISBN 3-525-25228-5
130: Jürgen Paul Schwindt Prolegomena zu einer "Phänomenologie" der römischen Literaturgeschichtsschreibung Von den Anfängen bis Ouintilian.
2000.249 Stiten, kart. ISBN 3-525-25227-7
127: Gesine Manuwald
1999.292 Seiten. kart.
126: Stephanos Matthaios
Untersuchungen zur Grammatik Aristarchs: Texte und Interpretation zur Wortarten lehre 1999.707 Se'iU:n, kart. ISBN 3-525-25223-4
125: Friedemann Buddensiek
Die Theorie des Glücks in Aristoteles' Eudemischer Ethik 1999. 288 Stiten, kart. ISBN 3-525-25222-6
124: Georg Wöhrle
Telemachs Reise , 29: Claudia Schindler
Untersuchungen zu den Gleichnissen im römischen lehrgedicht 2000.315 Seiten mit Ta~lIC'n und Register, kart. ISBN 3-525-25226-9
Väter und Söhne in Ilias und OdyssC'e' oder ein Beitrag zur Erforschung der MännlichkC'itsidC'ologie in der homerischen Welt. 1999. 170 Seiten, kart. ISBN 3-525-25221-8
, 28: Jörg Hardy
Platons Theorie des Wissens im "Theaitet" 2001. 331 Stiten, kart. ISBN 3-525-25225-0
V&R
Vandenhoeck & Ruprecht
Hypomnemata Untersuchungen zur Antike und zu ihrem Nachleben
123: Hans Bernsdorff
11 B: Georg Schwertlob Korzeniowsski
Das Fragmentum Bucolicum Vindobenense (P. Vindob. Rainer 29801)
Verskolometrie und hexametrische Verskunst römischer Bukoliker
Einleitung, Text und Kommentar.
1998. x, 390 Seiten, kart.
1999.177 $eiten und 1 Tafel mit 2 Abbildungen, kart. ISBN 3-525-25220-X
ISBN 3-525-25215-3
117: Anne Uhl 122: Axel Brandl
Servius als Sprachlehrer
Moralische Werte in den Res gestae des Ammianus Marcellinus
Zur Sprach richtigkeit in der exegetiscllecn
1999. 44 7 Seiten, kart.
Praxis des spätantiken Grammalikerunterrichts.
1998. XII, 605 Seiten. kart. ISBN 3·525·25214-5
ISBN 3-525-25219-6
116: Oliver Primavesi 121: Paula Perl man
City and Sanctuary in Ancient Greece Thr Theorodokia in the Ptloponnese. 2000. 327 Seiten mit 29 Abbildungen und Tafeln, kart. ISBN 3-525-25218-8
Kosmos und Dämon bei Empedokles D~r
Papyrus P. Strasb. gr. lov. 1665-16666 und die indjrekt~ Üb~rljeferung. 2001. Ca. 300 Seiten mit 3 Taf~ln, kart. ISBN 3-525·25213-7
115: Farouk Grewing 120: Alan J. Nussbaum
Two Studies in Greek and Homeric linguistics 1998. 177 Seiten, kart.
Martial, Buch VI Ein Kommentar. 1997. 592 S~iten. kart. ISBN 3-525-25212-9
ISBN 3-525-25217-X
119: Margarita Sotiriou
Pindarus Homericus Homer-Rezeption in Pindars Epinikien. 1998. X, 295 Seiten, kart. ISBN 3-525-25216-1
V&R Vandenhoeck & Ruprechl