1. Der erste Blick Das war die Tageszeit, zu der ich mir wnschte, ich wre in der Lage zu schlafen. High School. Oder wre...
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1. Der erste Blick Das war die Tageszeit, zu der ich mir wnschte, ich wre in der Lage zu schlafen. High School. Oder wre Fegefeuer das richtige Wort? Wenn es irgendeinen Weg gbe fr meine Snden zu ben, dann msste mir diese Zeit angerechnet werden. Diese Eintnigkeit war etwas an das ich mich nie gewhnen wrde; jeder Tag wirkte unglaublich monotoner als der letzte. Ich denke, das war meine Art zu schlafen wenn Schlaf als der Status zwischen aktiven Handlungen definiert wird. Ich starrte auf die Risse die durch das Mauerwerk in der hinteren Ecke der Cafeteria liefen, und versuchte ein Muster zu erkennen, das nicht da war. Es war eine Mglichkeit die Stimmen auszublenden, die wie ein rauschender Fluss durch meinen Kopf strmten. Einige hundert dieser Stimmen ignorierte ich aus Langeweile. Wenn es um die menschlichen Gedanken geht, hatte ich alles schon gehrt. Heute drehten sich alle Gedanken um das triviale Drama, dass eine Neue auf die Schule gekommen war. Es brauchte nur so wenig um alle in Aufruhr zu versetzen. Ich hatte das neue Gesicht zum wiederholten Male aus allen Blickwinkeln in ihren Gedanken gesehen. Nur ein ganz gewhnliches menschliches Mdchen. Die Aufregung um ihre Ankunft war ermdend berechenbar wie das Aufblitzen eines glitzernden Gegenstandes vor einem Kind. Die Hlfte der Jungs sah sich bereits mit ihr in einer Beziehung, nur weil sie etwas Neues war. Ich versuchte noch strker sie auszublenden. Nur vier Stimmen schaltete ich aus Hflichkeit aus nicht aus Abscheu: Meine Familie, meine zwei Brder und zwei Schwestern, die so sehr daran gewhnt waren, keine Privatsphre in meiner Gegenwart zu haben, dass sie kaum darber nachdachten. Ich gab ihnen so viel Privatsphre wie ich konnte. Ich versuchte nicht zuzuhren, so weit es ging. So sehr ich es auch versuchte... ich hrte sie dennoch. Rosalie dachte, wie immer, ber sich selbst nach. Sie erblickte ihr Profil in der Reflektion der Brille eines Schlers, und grbelte ber ihre eigene Perfektion. Rosalie's Gedanken waren ein Oberflchlicher Tmpel mit wenigen berraschungen. Emmet war wtend darber, dass er letzte Nacht ein Wrestling Match gegen Jasper verloren hatte. Es wrde seine gesamte begrenzte Geduld erfordern den Schultag hinter sich zu bringen, bis er seine Revanche fordern konnte. Es kam mir nicht aufdringlich vor wenn ich Emmett's Gedanken zuhrte, da er nie ber etwas nachdachte, dass er nicht auch laut aussprach oder in die Tat umsetzte. Vielleicht fhlte ich mich nur schuldig, wenn ich die Gedanken der anderen las, weil ich wusste, dass sie ber Dinge nachdachten, von denen sie nicht wollten, dass ich sie wusste. Wenn Rosalie's Gedanken ein oberflchlicher Tmpel waren, dann waren Emmett's ein klarer See ohne Schatten. Und Jasper... litt. Ich unterdrckte ein Seufzen. Edward. Alice rief in Gedanken meinen Namen und hatte sofort meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Es war fast das gleiche, als wrde jemand meinen Namen laut rufen. Ich war erleichtert, dass mein Name in letzter Zeit aus der Mode gekommen war es war lstig; jedesmal wenn jemand an irgendeinen Edward dachte, drehte ich automatisch meinen Kopf in dessen Richtung...
Diesmal dreht sich mein Kopf nicht. Alice und ich waren gut in diesen privaten Unterhaltungen. Es war selten, dass irgendjemand etwas davon mitbekam. Ich behielt meine Augen auf den Linien im Putz. Wie macht er sich? Fragte sie mich. Ich runzelte die Stirn und verzog ganz leicht meinen Mund. Nichts was den anderen auffallen wrde. Ich knnte genauso gut aus Langeweile die Stirn runzeln. Alice's Stimmung war nun alarmiert und ich sah in ihren Gedanken, dass sie sich mit ihren Zukunftsvisionen auf Jasper konzentrierte. Besteht Gefahr? Sie suchte weiter in der unmittelbaren Zukunft, bltterte durch monotone Visionen auf der Suche nach dem Grund fr mein Stirnrunzeln. Langsam bewegte ich meinen Kopf nach links, als wrde ich zu den Ziegeln an der Wand blicken, seufzte, und dann nach rechts, zurck zu den Rissen an der Decke. Nur Alice wusste, dass ich meinen Kopf schttelte. Sie entspannte sich. Sag mir bescheid, wenn es schlimmer wird. Ich bewegte nur meine Augen, nach oben an die Decke und wieder nach unten. Danke, dass du das fr mich machst. Ich war froh, dass ich ihr nicht laut antworten konnte. Was sollte ich sagen? `Ist mir ein Vergngen`? Das traf es kaum. Es war keine Freude, Jasper bei seinem inneren Kampf zuzuhren. War es wirklich ntig so herumzuexperimentieren? Wre es nicht der sicherere Weg, einfach zu akzeptieren, dass er nie in der Lage sein wrde, seinen Durst so zu zgeln wie der Rest von uns, statt seine Grenzen auszutesten? Warum mit dem Unheil flirten? Unser letzter Jagdausflug war jetzt zwei Wochen her. Das war keine besonders schwere Zeitspanne fr den Rest von uns. Zeitweise ein bisschen unbequem wenn ein Mensch zu nah vorbeilief, wenn der Wind aus der falschen Richtung wehte. Aber Menschen liefen selten zu nah vorbei. Ihre Instinkte sagten ihnen, das was ihr Bewusstsein niemals verstehen wrde: wir waren gefhrlich. Jasper war zurzeit sehr gefhrlich. In diesem Moment hielt ein junges Mdchen am Ende des Tisches, der unserem am nchsten stand um mit einem Freund zu reden. Sie warf ihre kurzen strohblonden Haare herum und fuhr mit den Fingern hindurch. Die Heizlfter wehten ihren Duft in unsere Richtung. Ich war daran gewhnt, welche Gefhle so ein Duft in mir auslste der trockene Schmerz in meiner Kehle, das hole verlangen meines Magens, das automatische Anspannen meiner Muskeln, der bermige Giftfluss in meinem Mund... Das war alles ziemlich normal, fr gewhnlich leicht zu ignorieren. Jetzt war es schwerer, die Gefhle waren strker, verdoppelt, weil ich Jaspers Reaktionen berwachte. Zwillingsdurst, vielmehr als nur meiner. Jasper lies seinen Vorstellungen freien Lauf. Er stellte es sich vor stellte sich vor, wie er sich von seinem Platz neben Alice erhob und sich neben das Mdchen stellte. Wie er sich zu ihr hinab beugte als wrde er ihr etwas ins Ohr flstern wollen, und stattdessen mit seinen Lippen den Bogen ihrer Kehle berhrte. Stellte sich vor, wie sich der heie Fluss ihres Pulses unter der feinen Haut auf seinen Lippen anfhlte... Ich trat gegen seinen Stuhl. Unsere Blicke trafen sich fr eine Minute, dann senkte er seinen Blick. Ich konnte Beschmung und den rebellierenden Kampf in seinem Kopf hren. ,,Sorry," flsterte Jasper. Ich zuckte mit den Schultern. ,,Du hattest nicht vor irgendetwas zu tun," murmelte Alice um ihn zu beruhigen. ,,Das konnte ich sehen."
Ich unterdrckte einen Gesichtsausdruck der ihre Lge verraten htte. Wir mussten zusammenhalten, Alice und ich. Es war nicht leicht, Stimmen hren und in die Zukunft sehen zu knnen. Die Freaks unter den Freaks. Wir schtzten unsere Geheimnisse gegenseitig. ,,Es hilft ein bisschen wenn du sie als Personen betrachtest," empfahl Alice, ihre hohe musikalische Stimme war zu schnell fr menschliche Ohren, selbst wenn jemand nah genug gewesen wre um zuzuhren. ,,Ihr Name ist Whitney. Sie hat eine kleine Schwester die sie abgttisch liebt. Ihre Mutter hatte Esme zu dieser Gartenparty eingeladen, erinnerst du dich?" ,,Ich wei, wer sie ist," sagte Jasper knapp. Er dreht sich weg und starrte aus einem der kleinen Fenster die direkt unter dem Dachvorsprung des langen Raumes angebracht waren. Sein Tonfall beendete die Unterhaltung. Er wrde heute Nacht jagen mssen. Es war lcherlich solche Risiken einzugehen, seine Strke zu testen um seine Ausdauer zu verbessern. Jasper sollte seine Grenzen akzeptieren und sie nicht berschreiten. Seine frheren Gewohnheiten waren nicht besonders dienlich fr den Lebensstil den wir gewhlt hatten; er sollte sich selbst nicht zu sehr unter Druck setzen. Alice seufzte leise, stand auf, nahm ihr Tablett ihre Requisite mit und lie ihn allein. Sie wusste wann er Genug von ihren Aufmunterungsversuchen hatte. Obwohl Rosalie und Emmett sehr schamlos mit ihrer Beziehung umgingen, waren es Alice und Jasper die die Gefhle des anderen genauso gut kannten wie ihre eigenen. Als knnten sie auch Gedanken lesen nur die des anderen. Edward Cullen. Reflexartige Reaktion. Ich drehte meinen Kopf als htte jemand meinen Namen gerufen, nur dass ihn niemand gerufen hatte, sondern gedacht. Meine Augen sahen fr den Bruchteil einer Sekunde in ein paar Schokoladenbraune Menschenaugen in einem blassen herzfrmigen Gesicht. Ich kannte das Gesicht, obwohl ich es bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht selbst gesehen hatte. Es war heute fhrend in allen menschlichen Kpfen. Die neue Schlerin, Isabella Swan. Tochter des rtlichen Polizeichefs, die aufgrund einer neuen Sorgerechtssituation hierhergezogen war. Bella. Sie korrigierte jeden, der ihren vollen Namen benutzte... Ich wandte mich gelangweilt ab. Es dauerte eine Sekunde bis ich merkte, dass es nicht sie war, die meinen Namen gedacht hatte. Natrlich verknallt sie sich sofort in die Cullens, hrte ich den ersten Gedanken weiter. Jetzt erkannte ich die `Stimme`. Jessica Stanley es war schon eine Weile her, seit sie mich mit ihrem einheimischen Geschwtz genervt hatte. Was fr eine Erleichterung es war, als sie ber ihre fehlplatzierte Verliebtheit hinweggekommen war. Es war fast unmglich ihren lcherlichen Tagtrumen zu entfliehen. Zu der Zeit wnschte ich mir, dass ich ihr genau erklren knnte, was passieren wrde, wenn meine Lippen, und die Zhne dahinter, auch nur in ihre Nhe gekommen wren. Das htte diese lstigen Fantasien verstummen lassen. Der Gedanke an ihre Reaktion brachte mich fast zum lcheln. Das geschieht ihr ganz recht, dachte Jessica weiter. Sie ist nicht mal wirklich hbsch. Ich versteh nicht, warum Eric sie so anstarrt... oder Mike. Sie winselte in Gedanken bei dem letzten Namen. Ihre neue Flamme, der allgemein beliebte Mike Newton, interessierte sich kein bisschen fr sie. Aber offenbar interessierte er sich fr das neue Mdchen. Erneut, das Kind mit dem glitzernden Gegenstand. Das verursachte einen bitteren Beigeschmack in Jessicas Gedanken, obwohl sie uerlich sehr freundlich zu der Neuen war, als sie ihr das bliche Wissen ber unsere Familie mitteilte. Die neue Schlerin musste nach uns gefragt haben.
Heute schauen auch alle zu mir, dache Jessica selbstgefllig. Was fr ein Glck, dass Bella zwei Kurse mit mir zusammen hat.. Ich wetter Mike wird mich fragen, was sie Ich versuchte das alberne Geschwtz auszublenden bevor mich dessen Belanglosigkeit und Trivialitt verrckt machte. ,,Jessica Stanley teilt dem Swan-Mdchen die ganze schmutzige Wsche ber den Cullen-Clan mit," flsterte ich Emmett als Ablenkung zu. Er kicherte verhalten. Ich hoffe, sie gibt ihr bestes, dachte er. ,,Eigentlich sehr einfallslos. Nur der kleinste Hinweis eines Skandals. Kein Quntchen Horror. Ich bin ein bisschen enttuscht." Und das neue Mdchen? Ist sie von dem Klatsch und Tratsch auch enttuscht? Ich versuchte zu hren, was das neue Mdchen, Bella, von Jessicas Story hielt. Was sah sie, wenn sie sich die seltsame, kreidebleiche Familie anschaute, die allgemein gemieden wurde? Es war so etwas wie meine Pflicht ihre Reaktion zu kennen. Ich handelte als eine Art Aussichtsposten, falls jemand einen unerwnschten Eindruck von meiner Familie bekommen knnte. Um uns zu schtzen. Wenn jemand misstrauisch wrde, knnte ich meine Familie rechtzeitig warnen und wir konnten uns zurckziehen. Es passierte gelegentlich manche Menschen mit ausgeprgter Fantasie sahen in uns Figuren aus einem Buch oder einem Film. Normalerweise lagen sie falsch, aber es war besser umzuziehen, als einen genaueren Blick zu riskieren. Ganz ganz selten lag vielleicht mal jemand richtig. Wir gaben ihnen keine Chance ihre Theorie zu beweisen. Wir verschwanden einfach und waren nicht mehr als eine gruselige Erinnerung... Ich hrte nichts, obwohl ich sehr nah neben Jessicas innerem Monolog lauschte. Es war als wrde niemand neben ihr sitzen. Wie eigenartig, hatte sich das Mdchen woanders hingesetzt? Das wre merkwrdig, denn Jessica redete immer noch mit ihr. Irritiert schaute ich auf um nachzusehen. Ich musste prfen, was mein ,,besonderes Gehr" mir mitteilte das war etwas was ich sonst nie tun musste. Wieder blieb mein Blick an diesen groen braunen Augen hngen. Sie sa genau da wo sie vorher auch gesessen hatte und sah zu uns herber, ganz natrlich, dachte ich, da Jessica sie immer noch mit dem blichen Klatsch ber die Cullen versorgte. ber uns nachzudenken wre auch ganz natrlich. Aber ich konnte nicht mal ein flstern hren. Ein einladendes warmes Rot befleckte ihre Wangen, als sie den Blick senkte, weg von dem peinlichen Fauxpas dabei erwischt zu werden, einen Fremden anzustarren. Es war gut, dass Jasper immer noch aus dem Fenster starrte. Ich wollte mir nicht vorstellen, was dieser einfache Zusammenfluss von Blut mit seiner Kontrolle angerichtet htte. Die Gefhle standen so klar und deutlich in ihrem Gesicht, als wren sie in Grobuchstaben auf ihre Stirn geschrieben: berraschung, als sie unwissentlich die subtilen Zeichen des Unterschieds zwischen ihrer Art und unserer aufsaugte, Neugierde, als sie Jessicas Geschichten lauschte, und noch etwas anderes... Faszination? Es wre nicht das erste Mal. Wir waren schn fr sie, unsere natrliche Beute. Dann, letztlich, Scham als ich sie erwischte, wie sie mich anstarrte. Und dennoch, obwohl ihre Gedanken so deutlich in ihren seltsamen Augen standen Seltsam, wegen ihrer Tiefe; braune Augen wirkten oft Flach in ihrer Dunkelheit Ich konnte nichts hren auer Stille von dem Platz auf dem sie sa. Gar nichts. Ich fhlte mich einen Moment lang unwohl. So etwas war mir noch nie passiert. Stimmte etwas nicht mit mir? Ich fhlte mich wie immer. Besorgt, hrte ich konzentrierter zu. Alle stimmen die ich blockiert hatte, schrien pltzlich in meinem Kopf.
...Ich frage mich was fr Musik sie hrt...vielleicht knnte ich dieses neue Album erwhnen... dachte Mike, zwei Tische weiter fixiert auf Bella Swan. Wie er sie anstarrt. Ist es nicht genug, dass die Hlfte der Mdchen an dieser Schule fr ihn Schlange steht... Eric Yorkie hatte hitzige Gedanken, die sich auch um dieses Mdchen drehten. ...ekelhaft. Man knnte meinen sie wre berhmt oder so etwas... Sogar Edward Cullen starrt sie an... Lauren Mallory war so eiferschtig, dass ihr Gesicht jadegrn anlaufen msste. Und Jessica, stellt ihre neue beste Freundin zur Schau. Was fr ein Witz... Immer mehr Gift versprhte sie in ihren Gedanken. ...Ich wetter, jeder hat sie das schon gefragt. Aber ich wrde gern mit ihr reden. Ich sollte mir eine originellere Frage berlegen... grbelte Ashley Dowling. ...Vielleicht ist sie bei mir in Spanisch... hoffte June Richardson. ...Haufenweise zu tun heute Abend! Mathe, und der Englisch Test. Ich hoffe meine Mutter... Angela Weber, ein ruhiges Mdchen, dessen Gedanken ungewhnlich freundlich waren, war die einzige an diesem Tisch die nicht von dieser Bella besessen war. Ich konnte sie alle hren, jede unwichtige Kleinigkeit die ihre Gedanken passierte. Aber absolut nichts von der neuen Schlerin mit den trgerisch offenen Augen. Und natrlich konnte ich hren, was sie sagte, wenn sie mit Jessica sprach. Ich brauchte keinen Gedanken lesen zu knnen um ihre ruhige klare Stimme auf der anderen Seite des Raumes hren zu knnen. ,,Wer ist der Junge mit den Kupferfarbenen Haaren?" Hrte ich sie fragen, whrend sie mir aus dem Augenwinkel einen verstohlenen Blick zuwarf, nur um schnell wieder wegzuschauen, als sie sah, dass ich sie immer noch anstarrte. Wenn ich Zeit gehabt htte zu hoffen, dass der Klang ihrer Stimme mir helfen wrde den Klang ihrer Gedanken herauszupicken, irgendwo versteckt wo ich sie nicht erreichen konnte, wre ich enttuscht gewesen. Normalerweise hrten die Menschen ihre Gedanken in einem hnlichen Klang wie dem ihrer Stimme. Aber diese ruhige schchterne Stimme war mir unbekannt, keine von den hunderten von Stimmen die durch den Raum flogen, dessen war ich mir sicher. Absolut neu. Na dann viel Glck, Idiot! Dachte Jessica bevor sie auf die Frage antwortete. ,,Das ist Edward. Er sieht toll aus, klar, aber verschwende nicht deine Zeit. Er verabredet sich nicht. Offensichtlich sind ihm die Mdchen hier nicht hbsch genug." Sie rmpfte ihre Nase. Ich dreht meinen Kopf weg um mein lcheln zu verbergen. Jessica und ihre Klassenkameradinnen hatten keine Ahnung, was fr sein Glck sie hatten, dass mir keine von ihnen gefiel. Neben dem flchtigen Humor, fhlte ich einen Seltsamen Impuls, einen den ich nicht richtig verstand. Es hatte etwas mit dem bsartigen Unterton in Jessicas Gedanken zu tun, von dem das Mdchen keine Ahnung hatte... ich versprte das seltsame Verlangen, dazwischen zu gehen um diese Bella Swan vor den bsen Gedanken in Jessicas Kopf zu schtzen. Was fr ein seltsames Gefhl. Whrend ich versuchte den Grund fr diesen Impuls aufzuspren, inspizierte ich das neue Mdchen noch einmal. Vielleicht war es nur ein lange vergrabener Beschtzerinstinkt Der Starke fr den Schwcheren. Das Mdchen wirkte zerbrechlicher als ihre neuen Klassenkameradinnen. Ihre Haut war so durchscheinend, es war schwer zu glauben, dass sie ihr irgendeine Art von Schutz vor der Welt da drauen bieten konnte. Ich konnte das rhythmische pulsieren des Blutes durch ihre Venen unter der klaren blassen Membran sehen... Aber darauf sollte ich mich besser nicht konzentrieren. Ich war gut in dem Leben, das ich gewhlt hatte, aber ich war genauso durstig wie Jasper und ich sollte mich besser nicht in Versuchung fhren.
Da war eine leichte Falte zwischen ihren Augenbrauen, derer sie sich scheinbar nicht bewusst war. Es war unglaublich frustrierend! Ich konnte deutlich erkennen, dass es eine Belastung fr sie war dort zu sitzen, sich mit fremden zu unterhalten, im Mittelpunkt zu stehen. Ich konnte ihre Schchternheit spren, daran wie sie ihre zerbrechlich wirkenden Schultern hielt, leicht gekrmmt, als wrde sie jeden Moment eine Abfuhr erwarten. Und doch konnte ich nur spren, nur sehen, konnte mir nur vorstellen. Da kam nichts als Stille von diesem gewhnlichen Menschenmdchen. Ich konnte nichts hren. Warum? ,,Sollen wir?" murmelte Rosalie und unterbrach meine Konzentration. Mit einer Spur von Erleichterung wendete ich meinen Blick von dem Mdchen ab. Ich wollte nicht lnger daran scheitern es irritierte mich. Und ich wollte kein Interesse an den Gedanken dieses Mdchens entwickeln nur weil sei vor mir verborgen waren. Kein Zweifel, wenn ich ihre Gedanken entschlsseln konnte und ich wrde einen Weg finden wren sie genauso belanglos und trivial wie alle anderen menschlichen Gedanken. Sie wren den Aufwand nicht wert, den ich aufbringen msste. ,,Also, hat die Neue jetzt Angst vor uns?" fragte Emmett, der immer noch auf meine Antwort auf seine Frage wartete. Ich zuckte mit den Schultern. Er war nicht interessiert genug um mehr Informationen zu fordern. Und ich sollte auch nicht interessiert sein. Wir standen von unserem Tisch auf und verlieen die Cafeteria. Emmett, Rosalie und Jasper gaben vor in der Abschlussklasse zu sein; sie begaben sich zu ihren Kursen. Ich spielte eine jngere Rolle als sie. Ich machte mich auf den Weg zu meinem BiologieKurs und stellte mich auf eine langweilige Stunde ein. Es war zu bezweifeln, dass Mr. Banner, ein Mann mit gerade einmal durchschnittlicher Intelligenz, in der Lage wre irgendetwas zu lehren, dass jemanden mit einem zweifachen Abschluss in Medizin berraschen knnte. Im Klassenraum lie ich mich auf meinen Stuhl fallen und verteilte meine Bcher wieder Requisiten; sie beinhalteten nichts, dass ich nicht schon wusste quer ber dem Tisch. Ich war der einzige Schler der einen Tisch fr sich allein hatte. Die Menschen waren nicht clever genug um zu wissen, dass sie Angst vor mir hatten, aber ihr berlebensinstinkt reichte aus, um sie von mir fern zu halten. Der Raum fllte sich langsam, als die Schler vom Mittagessen zurckkamen. Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurck und wartete darauf, dass die Zeit verstrich. Wieder einmal wnschte ich mir ich wre in der Lage zu schlafen. Weil ich ber sie nachgedacht hatte, erweckte ihr Name meine Aufmerksamkeit, als Angela Weber das neue Mdchen durch die Klassentr begleitete. Bella scheint genauso schchtern zu sein, wie ich. Ich wette der Tag heute ist verdammt schwer fr sie. Ich wnschte ich knnte irgendetwas sagen... aber es wrde vermutlich nur bld klingen... Yes! Dachte Mike Newton, whrend er seinen Stuhl drehte um die Mdchen beim Betreten des Raumes zu beobachten. Und immer noch nichts von der Stelle, an der Bella Swan stand. Die Leere wo ihre Gedanken sein mssten irritierte und verunsicherte mich. Sie kam nher, whrend sie an mir vorbei den Gang entlang zum Lehrerpult ging. Armes Mdchen; neben mir war der einzige freie Platz. Automatisch rumte ich die Hlfte des Tisches frei, die ihr gehren wrde, und stapelte meine Bcher bereinander. Ich bezweifelte, dass sie sich hier sehr wohl fhlen wrde. Das wrde ein langes Semester fr sie werden in diesem Kurse jedenfalls. Aber vielleicht, wenn ich neben ihr sa, wre ich in der Lage ihr Geheimnis herauszufinden... nicht das ich jemals vorher die nhere Umgebung
gebraucht htte... geschweige denn, dass ich irgendetwas hren wrde, dass es wert wre gehrt zu werden. Bella Swan trat durch den heien Luftstrom, der von dem Heizlfter direkt zu mir wehte. Ihr Duft traf mich wie eine Abrissbirne, wie ein Rammbock. Es gab kein Bild, das brutal genug war um zu beschreiben, was in diesem Moment mit mir geschah. In diesem Augenblick war ich alles andere als nah an dem Menschen der ich einst gewesen war; Nicht der Anflug eines Fetzens der Menschlichkeit, in die ich mich sonst hllte blieb brig. Ich war ein Jger. Sie war meine Beute. Die ganze Welt bestand nur noch aus dieser einen Wahrheit. Es gab keinen Raum voller Zeugen sie waren nur noch Kollateralschaden in meinem Kopf. Das Mysterium ihrer Gedanken war vergessen. Ihre Gedanken bedeuteten nichts mehr, denn sie wrde nicht lnger denken knnen. Ich war ein Vampir und sie hatte das seste Blut, das ich in 80 Jahren gerochen hatte. Ich htte mir niemals trumen lassen, dass ein solcher Duft existieren konnte. Wenn ich das gewusst htte, htte ich schon vor langer Zeit begonnen danach zu suchen. Ich htte den ganzen Planeten nach ihr durchkmmt. Ich konnte mir den Geschmack vorstellen... Der Durst brannte wie Feuer in meiner Kehle. Mein Mund war trocken und ausgebrannt. Der frische Strom von Gift nderte nichts daran. Mein Magen drehte sich vor Hunger, der ein Echo des Durstes war. Meine Muskeln drohten zu zerspringen. Nicht mal eine Sekunde war vergangen. Sie beendete gerade den Schritt, der ihren Duft zu mir herber geweht hatte. Als ihr Fu den Boden berhrte, wanderte ihr Blick zu mir, eine Bewegung die definitiv verstohlen gemeint war. Ihr Blick traf meinen und ich sah meine Reflektion in ihren geweiteten Augen. Der Schock des Gesichts dass ich dort sah, rettete fr wenige Augenblicke ihr Leben. Sie machte es nicht leichter. Als sie den Ausdruck auf meinem Gesicht sah, schoss ihr das Blut wieder in die Wangen und verlieh ihrem Gesicht die kstlichste Farbe die ich je gesehen hatte... Der Duft hllte mein Gehirn in eine dicke Nebelwand. Ich konnte kaum denken. Meine Gedanken wteten zusammenhanglos, ohne Kontrolle. Sie beschleunigte Ihren Schritt, als htte sie verstanden, dass es besser war zu flchten. Ihre Eile machte sie tollpatschig sie stolperte und viel fast auf das Mdchen das vor mir sa. Verletzlich, schwach. Mehr noch als normale Menschen. Ich versuchte mich auf das Gesicht zu konzentrieren, dass ich in ihren Augen gesehen hatte, ein Gesicht, dass ich mit Abscheu erkannte. Das Gesicht des Monsters in mir das Gesicht, das ich mit Jahrzehnte langer Anstrengung und kompromissloser Disziplin zurckgeschlagen hatte. Wie leicht es jetzt wieder an die Oberflche trat! Der Duft umfing mich erneut, trbte meine Gedanken und hob mich fast aus meinem Stuhl. Nein. Meine Hnde umklammerten die Tischkannte, als ich versuchte mich auf dem Stuhl zu halten. Das Holz war mir nicht gewachsen. Meine Hnde brachen durch die Strebe und zerbrselten das Holz zu Spnen. Meine Finger hinterlieen einen Abdruck in der Tischkannte. Vernichte die Beweise. Das war eine Grundregel. Schnell zerbrselte ich den Rest der Kannte mit meinen Fingerspitzen und hinterlie ein unfrmiges Loch. Das Holzpulver verteilte ich mit meinem Fu ber dem Boden.
Vernichte die Beweise. Kollateralschaden... Ich wusste, was jetzt passieren musste. Das Mdchen wrde sich neben mich setzten mssen und ich musste sie tten. Die Unschuldigen Umstehenden im Klassenraum, achtzehn anderen Kinder und ein Mann, wrden den Raum nicht verlassen knnen, wenn sie gesehen hatten, was sie bald sehen wrden. Ich zuckte zusammen bei dem Gedanken was ich tun msste. Selbst zu meiner schlimmsten Zeit htte ich nie eine solche Gewalttat begangen. Ich hatte nie unschuldige gettet, nicht einmal in acht Jahrzehnten. Und jetzt plante ich zwanzig von ihnen auf einmal zu tten. Das Gesicht des Monsters im Spiegel verspottete mich. Obwohl ein Teil von mir vor dem Monster zurckschreckte, plante der andere Teil das Verbrechen. Wenn ich das Mdchen zuerst ttete, htte ich nur fnfzehn oder zwanzig Sekunden, bis die Menschen in diesem Raum reagieren wrden. Vielleicht ein bisschen lnger wenn sie nicht sofort merken wrden, was ich tat. Das Mdchen wrde keine Zeit haben zu schreien oder schmerzen zu spren; ich wrde sie nicht brutal tten. Soviel konnte ich dieser Fremden mit ihrem unheimlich begehrenswerten Blut geben. Aber dann musste ich die anderen davon abhalten zu fliehen. Um die Fenster musste ich mir keine Gedanken machen, zu hoch und zu klein um als Fluchtmglichkeit zu dienen. Nur die Tr wenn ich sie blockierte waren sie gefangen. Es wrde lnger dauern und schwieriger sein, sie alle umzubringen, wenn sie panisch durcheinander rannten. Nicht unmglich, aber es wre sehr viel lauter. Zeit fr viel Geschrei. Jemand wrde es hren... und ich wre gezwungen noch mehr unschuldige zu tten. Und ihr Blut wrde auskhlen whrend ich die anderen ttete. Ihr Duft strafte mich, fllte meinen Rachen mit trockenen Schmerzen... Also dann die Zeugen zu erst. Ich plante es in meinem Kopf. Ich befand mich in der Mitte des Raumes, die am weitesten entfernte Reihe im Rcken. Ich wrde die rechte Seite zuerst nehmen. Ich konnte vier oder fnf ihrer Hlse pro Sekunde schnappen, schtze ich. Es wre nicht laut. Die rechte Seite wre die glcklichere; sie wrden mich nicht kommen sehen. Vorne angekommen wrde ich umdrehen und die linke Seite bis nach hinten durchgehen, es wrde mich maximal fnf Sekunde kosten, jedes Leben in diesem Raum zu vernichten. Lange genug fr Bella Swan um zu sehen, was bald auf sie zukommen wrde. Lange genug fr sie um Angst zu empfinden. Vielleicht lange genug, falls der Schock sie nicht erstarren liee, um zu schreien. Ein dnner Schrei, der niemanden aufschrecken wrde. Ich atmete tief ein und der Duft brannte wie Feuer in meinen trockenen Venen. Jetzt drehte sie sich um. In wenigen Sekunden wrde sie sich nur ein paar Zentimeter neben mich setzen. Das Monster in mir lchelte vor Verlangen. Zu meiner Linken schlug jemand einen Ordner zu. Ich sah nicht auf um zu sehen, welcher der zum Tode verurteilten Menschen es war. Aber die Bewegung wehte einen Hauch alltglicher unparfmierter Luft in mein Gesicht. Fr eine Sekunde war ich in der Lage klar zu denken. In dieser wertvollen Sekunde sah ich zwei Gesichter nebeneinander in meinem Kopf. Das eine war mein eigenes, oder besser war es gewesen: das rot-ugige Monster, das so viele Menschen gettet hatte, dass ich irgendwann aufgehrt hatte zu zhlen. Durchdachte, gerechtfertigte Morde. Ein Killer von Killern, ein Killer von anderen, schwcheren Monstern. Es war ein Gott-Komplex, das gab ich zu zu entscheiden wer den
Tod verdient hatte. Es war ein Kompromiss, den ich mit mir selbst geschlossen hatte. Ich hatte menschliches Blut getrunken, aber nur in einer lockeren Definition. Meine Opfer waren in ihrer dunklen Vergangenheit kaum menschlicher als ich es war. Das andere Gesicht war das von Carlisle. Es gab keine hnlichkeit. Carlisle war nicht mein biologischer Vater. Wir hatten keine gemeinsamen Eigenschaften. Die hnlichkeit unserer Hautfarbe war das Ergebnis von dem war wir waren; jeder Vampir hatte die gleiche Schneeweie Haut. Genau wie die hnlichkeit unserer Augenfarbe die Reflektion einer gegenseitigen Entscheidung. Und trotzdem, obwohl es sonst keine hnlichkeiten gab, stellte ich mir vor, dass mein Gesicht anfing seins zu reflektieren, in den letzten siebzig seltsamen Jahren in denen ich seine Wahl annahm und in seine Fustapfen trat. Meine Zge hatten sich nicht verndert, aber es kam mir vor als htte ein Teil seiner Weisheit mich geprgt, dass ein bisschen von seinem Mitgefhl in der Form meines Mundes zu erkennen war, und der Hauch seiner Geduld war ersichtlich in meinen Augenbrauen. All diese kleinen Vernderungen verloren sich im Gesicht des Monsters. In wenigen Augenblicken wre nichts mehr in mir brig, dass die Jahre die ich mit meinem Schpfer, meinem Mentor, meinem Vater verbracht hatte, wiederspiegeln wrde. Meine Augen wrden rot leuchten wie die eines Teufels; alle hnlichkeit wre fr immer verloren. Carlisles freundliche Augen verurteilten mich nicht in meinem Kopf. Ich wusste dass er mir diese schreckliche Tat die ich begehen wrde, vergeben wrde. Weil er mich liebte. Weil er dachte, dass ich besser wre, als ich wirklich war. Und er wrde mich immer noch lieben, auch wenn ich jetzt beweisen wrde, dass er falsch lag. Bella Swan setzte sich auf den Stuhl neben mir, ihre Bewegungen waren angespannt und unbeholfen aus Angst? und der Duft ihres Blutes erblhte in einer unaufhaltsamen Wolke um mich herum. Ich wrde meinem Vater beweisen, dass er unrecht hatte. Die Erkenntnis dieser Tatsache schmerzte fast genauso sehr wie das Feuer in meiner Kehle. Ich lehnte mich angewidert von ihr weg, als ein pltzlich aufkeimender, heftiger, unbegrndeter Hass mich durchfuhr. Wer war diese Kreatur? Warum ich, warum jetzt? Warum musste ich alles verlieren, nur weil sie beschlossen hatte in diese unscheinbare Stadt zu ziehen? Warum ist sie hierhergekommen! Ich wollte kein Monster sein! Ich wollte diesen Raum voller unschuldiger Kinder nicht auslschen! Ich wollte nicht alles verlieren was ich mir durch Opfer und Abschwrungen verdient hatte! Das wrde ich nicht tun. Sie konnte mich nicht dazu bringen. Der Duft war das Problem, der abscheulich ansprechende Duft ihres Blutes. Wenn es nur einen Weg gbe zu wiederstehen... wenn nur eine weitere B frischer Luft meine Kopf frei machen wrde. Bella Swan warf ihre langen, dicken Mahagoni farbenen Haare in meine Richtung. War sie wahnsinnig? Es war als wrde sie das Monster ermutigen wollen! Es verhhnen. Da war keine freundliche Briese, die den Geruch von mir fortwehte. Bald wrde alles verloren sein. Nein, keine helfende Briese. Aber ich musste nicht Atmen. Ich stoppte den Luftfluss in meinen Lungen; die Erleichterung kam augenblicklich, aber unvollstndig. Ich hatte immer noch die Erinnerung des Duftes in meinem Kopf, den Geschmack auf der Zunge. Auch so wrde ich nicht lange widerstehen knnen. Aber vielleicht konnte ich fr eine Stunde wiederstehen. Eine Stunde. Gerade genug Zeit um aus
diesem Raum voller Opfer zu verschwinden, Opfer die vielleicht gar keine Opfer sein mussten. Wenn ich fr eine kurze Stunde wiederstehen knnte. Es war ein unangenehmes Gefhl nicht zu atmen. Mein Krper brauchte keinen Sauerstoff, aber es war gegen meine Instinkte. Wenn ich angespannt war verlie ich mich mehr auf meinen Geruchssinn als auf meine anderen Sinne. Er wies die Richtung bei der Jagd, er war die erste Warnung wenn Gefahr drohte. Mir begegnete nicht oft etwas dass genauso gefhrlich war wie ich selbst, aber der Selbsterhaltungstrieb meiner Art war genauso gro wie der von gewhnlichen Menschen. Unangenehm aber ertrglich. Ertrglicher als sie riechen zu mssen ohne meine Zhne durch diese dnne, durchsichtige Haut sinken zu lassen und das heie, nasse, pulsierende Eine Stunde! Nur eine Stunde. Ich durfte nicht an den Duft denken, an den Geschmack. Das stille Mdchen hielt ihre Haare zwischen uns und lehnte sich nach vorne, so dass es ber ihren Ordner fiel. Ich konnte ihr Gesicht nicht erkennen, um zu versuchen die Gefhle in ihren klaren, tiefen Augen zu lesen. War das der Grund weshalb sie ihren gelockten Fcher zwischen uns ausbreitete? Um diese Augen vor mir zu verstecken? Aus Angst? Schchternheit? Um ihre Geheimnisse vor mir zu verbergen? Meine anfngliche Verunsicherung von ihren Stummen Gedanken Schach matt gesetzt zu werden war schwach und blass im Vergleich zu dem Verlangen und dem Hass das/der mich jetzt beherrschte. Ich hasste diese zarte Frau dieses Kind neben mir, hasste sie voller Inbrunst, mit der ich an meinem alten Ich hing, die Liebe meiner Familie, meine Trume etwas Besseres zu sein als ich war... Ich hasste sie, hasste es welche Gefhle sie in mir auslste es half ein bisschen. Ja das Unbehagen, das ich vorher versprt hatte war schwach, aber es half auch ein bisschen. Ich klammerte mich an jedes Gefhl, dass mich davon ablenkte mir vorzustellen, wie sie schmecken wrde... Hass und Verunsicherung. Ungeduld. Wrde diese Stunde jemals enden? Und wenn die Stunde vorbei war.. Dann wrde sie diesen Raum verlassen. Und was wrde ich tun? Ich knnte mich vorstellen. Hallo, mein Name ist Edward Cullen. Kann ich dich zu deinem nchsten Kurs begleiten? Sie wrde ja sagen. Es wre hflich das zu tun. Auch wenn sie bereits Angst vor mir hatte, wovon ich ausging, wrde sie sich an die Gepflogenheiten halten und neben mir hergehen. Es wrde einfach sein, sie in die falsche Richtung zu lotsen. Ein Teil des Waldes streckte sich wie ein Finger um den hinteren Teil des Parkplatzes zu berhren. Ich knnte behaupten ich htte ein Buch in meinem Wagen vergessen... Wrde irgendjemand bemerken, dass ich die letzte Person war mit der sie gesehen wurde? Es regnete, wie immer; zwei dunkle Regenjacken, die in die falsche Richtung gingen wrden nicht allzu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, oder mich verraten. Auer dass ich heute nicht der einzige Schler war, der sich ihrer bewusst war obwohl sich ihr niemand auf so mrderisch Art bewusst war wie ich. Mike Newton ganz besonders, er bemerkte jede Gewichtsverlagerung whrend sie in ihrem Stuhl herum zappelte sie fhlte sich unwohl in meiner Nhe, so wie sich jeder fhlen wrde, so wie ich es erwartet hatte bevor ihr Duft alle menschenfreundlichen Anliegen zerstrt hatte. Mike Newton wrde bemerken, wenn sie den Klassenraum mit mir zusammen verlie. Wenn ich eine Stunde berstehen knnte, knnte ich auch zwei berstehen? Der brennende Schmerz lie mich zusammenzucken. Sie wrde nach Hause gehen in ein leeres Haus. Chief Swan arbeitete den ganzen Tag. Ich kannte sein Haus, wie ich jedes Haus in dieser kleinen Stadt kannte. Sein Haus
schmiegte sich an dicke Baumstmme ohne nahe Nachbarn. Selbst wenn sie Zeit zum Schreien htte, die sie nicht haben wrde, wrde sie niemand hren. Das wre der verantwortlichste Weg damit umzugehen. Ich bin sieben Jahrzehnte ohne menschliches Blut ausgekommen. Wenn ich meinen Atem anhielt konnte ich zwei Stunden berstehen. Und wenn ich sie allein erwischte, wrde niemand anders Gefahr laufen verletzt zu werden. Und kein Grund diese Erfahrung zu schnell vorbeigehen zu lassen, besttigte das Monster in meinem Kopf. Es war kleinlich zu glauben, nur weil ich die neunzehn Menschen in diesem Raum verschonte, wre ich weniger ein Monster wenn ich dieses unschuldige Mdchen ttete. Obwohl ich sie hasste, wusste ich dass mein Hass ungerechtfertigt war. Ich wusste was ich wirklich hasste, war ich selbst. Und ich wrde uns beide noch viel mehr hassen, wenn sie tot war. Ich berstand diese Stunde auf diese Art und Weise ich berlegte mir den besten Weg sie zu tten. Ich versuchte mir nicht den eigentlichen Akt vorzustellen. Das wre zu viel fr mich; Ich knnte diesen Kampf verlieren und wrde damit enden jeden in meinem Blickfeld zu tten. Also entwickelte ich Strategien und nicht mehr. Es brachte mich durch die Stunde. Einmal, kurz vor Ende der Stunde, blinzelte sie durch die flieende Wand ihrer Haare zu mir herber. Ich konnte fhlen wie der unberechtigte Hass in mir aufflammte als sich unsere Blicke trafen sah die Reflektion in ihren ngstlichen Augen. Blut frbte ihre Wangen rot bevor sie sie wieder hinter ihren Haaren verstecken konnte, es zerriss mich fast. Aber dann lutete die Schulglocke. Gerettet von der Klingel was fr ein Klischee. Wir waren beide gerettet. Sie, gerettet vor dem sicheren Tod. Ich, fr kurze zeit davor gerettet, die albtraumhafte Kreatur zu werden, die ich frchtete und verabscheute. Ich konnte nicht so langsam gehen wie ich sollte als ich aus dem Raum strmte. Wenn jemand auf mich geachtet htte, wre ihm aufgefallen, dass etwas nicht stimmte, mit der Art wie ich mich bewegte. Niemand achtete auf mich. Alle menschlichen Gedanken drehten sich immer noch um das Mdchen, das dazu verurteilt war in weniger als einer Stunde zu sterben. Ich versteckte mich in meinem Auto. Ich mochte die Vorstellung dass ich mich verstecken msste nicht. Es klag so feige. Aber es war ohne Frage der Fall. Ich hatte nicht genug Disziplin brig um mich in der Nhe von Menschen aufzuhalten. Da ich mich so sehr darauf konzentrierte die eine nicht zu tten, hatte ich nicht mehr genug Konzentration brig um den anderen zu wiederstehen. Was fr eine Verschwendung das wre. Wenn ich dem Monster schon nachgab, dann sollte die Niederlage es auch wert sein. Ich legte eine CD ein die mich normalerweise beruhigte, aber jetzt half sie wenig. Nein, was jetzt am meisten half war die khle, feuchte, klare Luft die mit dem leichten Regen in mein Fenster strmte. Obwohl ich mich mit perfekter Klarheit an den Duft von Bella Swans Blut erinnerte, war es als wrde die saubere Luft meinen Krper von dieser Infektion reinwaschen. Ich war wieder bei Verstand. Ich konnte wieder klar denken. Und ich konnte wieder kmpfen. Ich konnte dagegen ankmpfen was ich nicht sein wollte. Ich musste nicht zu ihr nach Hause gehen. Ich musste sie nicht tten. Offensichtlich war ich eine vernnftige, denkende Kreatur und ich hatte eine Wahl. Es gab immer eine Wahl. In Klassenraum hatte es sich nicht danach angefhlt... aber jetzt war ich weg von ihr. Vielleicht, wenn ich ihr ausweichen wrde, gbe es keinen Grund mein Leben zu ndern. Ich
mochte mein Leben so wie es zurzeit aussah. Warum sollte ich mir das von einem unangenehmen und kstlichen Niemand ruinieren lassen? Ich musste meinen Vater nicht enttuschen. Ich musste meiner Mutter keine Sorgen, keinen Stress... keine Schmerzen verursachen. Ja, es wrde auch meine Adoptivmutter verletzen. Und Esme war so sanft, zart und weich. Jemandem wie Esme schmerzen zuzufgen war absolut unverzeihlich. Wie ironisch, dass ich dieses Menschenmdchen vor Jessica Stanleys erbrmlichen, abflligen Gedanken schtzen wollte. Ich war die letzte Person die jemals als Beschtzer vor Isabella Swan stehen wrde. Sie wrde niemals mehr Schutz vor etwas bentigen als vor mir. Wo war Alice, wunderte ich mich pltzlich? Hatte sie nicht gesehen wie ich das SwanMdchen auf zig verschiedene Arten umbrachte? Warum war sie nicht gekommen um zu helfen um mich zu stoppen oder um die Beweise zu vernichten, was auch immer? War sie so sehr darauf bedacht ob es rger mit Jasper gab, dass sie diese viel schlimmere Mglichkeit bersehen hatte? War ich doch strker als ich dachte? Htte ich dem Mdchen wirklich nichts getan? Nein. Ich wusste, dass das nicht wahr war. Alice musste sich wirklich sehr stark auf Jasper konzentrieren. Ich suchte in der Richtung wo sie sein musste, in dem kleinen Gebude dass fr die Englisch-Kurse genutzt wurde. Es dauerte nicht lange bis ich ihre bekannte `Stimme` lokalisiert hatte. Und ich hatte recht. All ihre Gedanken drehten sich um Jasper whrend sie alle seine Mglichkeiten mit prfendem Blick betrachtete. Ich wnschte ich knnte sie um Rat fragen, aber gleichzeitig war ich froh, dass sie nicht wusste wozu ich fhig war. Dass sie keine Ahnung hatte von dem Massaker das ich in der letzen Stunde erdacht hatte. Ich fhlte ein neues Brennen in meinem Krper das brennen vor Scham. Ich wollte nicht dass irgendeiner von ihnen etwas wusste. Wenn ich Bella Swan aus dem Weg gehen knnte, wenn ich es schaffen wrde, sie nicht zu tten sogar als ich darber nachdachte, wand sich das Monster in mir und knirschte frustriert mit den Zhnen dann musste niemand etwas erfahren. Wenn ich mich von ihrem Duft fernhalten knnte... Es gab keinen Grund weshalb ich es nicht wenigstens versuchen sollte. Eine gute Wahl treffen. Versuchen das zu sein, was Carlisle dachte was ich war. Die letzte Schulstunde war fast vorbei. Ich beschloss meinen neuen Plan in die Tat umzusetzen. Besser als hier auf dem Parkplatz herumzusitzen wo sie an mir vorbei laufen konnte und mein Vorhaben ruinieren knnte. Wieder empfand ich den ungerechtfertigten Hass fr das Mdchen. Ich hasste, dass sie diese unbewusste Macht ber mich hatte. Dass sie aus mir etwas machte, was ich verabscheute. Ich lief schnell ein bisschen zu schnell, aber es gab keine Zeugen ber den kleinen Hof zum Sekretariat. Es gab keinen Grund weshalb Bella Swan mir hier begegnen sollte. Sie wrde gemieden werden wie die Plage die sie war. Das Bro war leer, abgesehen von der Sekretrin, die ich sehen wollte. Sie bemerkte mein leises Eintreten nicht. ,,Mrs. Cope?" Die Frau mit den unnatrlich roten Haaren schaute auf und ihre Augen weiteten sich. Es traf sie immer unerwartet, die kleinen Anzeichen die sie nicht verstanden, egal wie oft sie einen von uns schon gesehen hatten. ,,Oh," hauchte sie etwas verwirrt. Sie glttete ihr Shirt. Albern, dachte sie sich. Er ist jung genug um mein Sohn zu sein. Zu jung um auf diese Art von ihm zu denken...
,,Hallo Edward. Was kann ich fr dich tun?" Ihre Wimpern klimperten hinter ihrer dicken Brille. Unbehaglich. Aber ich wusste wie scharmant ich sein konnte wenn ich wollte. Es war einfach, seit ich wusste wie welcher Ton, welche Geste verstanden wurde. Ich lehnte mich vor und erwiderte ihren Blick als wrde ich ihr tief in die nicht tiefgrndigen kleinen braunen Augen blicken. Ihre Gedanken flatterten bereits. Das wrde einfach werden. ,,Ich hab mich gefragt ob sie mir mit meinem Stundenplan helfen knnten," sagte ich in der sanften Stimme die ich mir aufhob um Menschen nicht zu erschrecken. Ich hrte wie ihr Herzschlag schneller wurde. ,,Natrlich Edward. Wie kann ich dir helfen?" Zu jung, zu jung, leierte sie sich selbst herunter. Das war natrlich falsch. Ich war lter als ihr Grovater. Aber laut meinem Fhrerschein hatte sie recht. ,,Ich hab mich gefragt, ob ich von meinem Biologiekurs in einen anderen Naturwissenschaftlichen Leistungskurs wechseln knnte? Physik vielleicht?" ,,Gibt es ein Problem mit Mr. Banner, Edward?" ,,Keineswegs, es ist nur so, dass ich den Stoff schon durchgenommen habe..." ,,In dieser Schule fr Begabte, die ihr alle in Alaska besucht habt, stimmt." Sie schrzte ihre schmalen Lippen als sie das bedachte. Sie sollten alle aufs College gehen. Ich hab gehrt wie sich die Lehrer beschweren. Perfekte Zehnen, nie eine verzgerte oder falsche Antwort, nie ein Fehler in einer Klausur als ob sie einen Weg gefunden htten in jedem Fach zu schummeln. Mr. Varner wrde eher glauben, dass jemand betrgt, als einzusehen, dass ein Schler schlauer ist als er... Ich wetter ihre Mutter gibt ihnen Nachhilfe... ,,Ehrlichgesagt, Edward, Physik ist zur Zeit berfllt. Mr. Banner hasst es, wenn er mehr als 25 Schler in einem Kurs hat" ,,Ich mache bestimmt keine Probleme." Natrlich nicht. Nicht ein perfekter Cullen. ,,Das wei ich Edward. Aber es gibt einfach nicht genug Sthle, so leid es mir tut..." ,,Kann ich den Kurs dann vielleicht abwhlen? Ich knnte die zeit fr unabhngige Studien nutzen." ,,Biologie abwhlen?" Ihr Unterkiefer klappte auf. Das ist verrckt. Wie schwer kann es schon sein, ein Fach abzusitzen, das man schon kennt? Es muss ein Problem mit Mr. Banner geben. Ich frag mich ob ich mit Bob darber reden sollte? ,,Du wirst nicht genug Punkte fr den Abschluss zusammenbekommen." ,,Das hole ich nchstes Jahr nach." ,,Vielleicht solltest du mit deinen Eltern darber reden." Hinter mir ffnete sich die Tr, aber wer immer es war, machte sich keine Gedanken ber mich, also ignorierte ich den Neuankmmling und konzentrierte mich weiter auf Mrs. Cope. Ich lehnte mich noch ein Stck vor und weitete meine Augen noch etwas. Das wrde besser funktionieren wenn sie Gold statt schwarz wren. Die Schwrze ngstigte die Leute und so sollte es ja auch eigentlich sein. ,,Bitte, Mrs. Cope?" Ich lie meine Stimme so weich und berwltigend klingen wie es ging und sie konnte erstaunlich berwltigend sein. ,,Gibt es kein anders Fach in das ich wechseln knnte? Ich bin mir sicher, dass es irgendwo einen freien Platz gibt? Die sechste Stunde Biologie kann doch nicht die einzige Mglichkeit sein..." Ich lchelte sie an, darauf bedacht meine Zhne nicht so deutlich zu zeigen, dass es ihr angst machte. Ihr Herz schlug schneller. Zu jung, erinnerte sie sich verzweifelt. ,,Naja, vielleicht kann ich mit Bob Ich meine Mr. Banner reden. Ich knnte schauen ob..."
Es dauerte nur eine Sekunde und alles vernderte sich: die Atmosphre des Raumes, meine Mission hier, den Grund weshalb ich mich zu der rothaarigen Frau lehnte... Was zu einem bestimmten Zweck gewesen ist, war jetzt fr einen anderen. Es dauerte nur eine Sekunde, in der Samantha Wells die Tr ffnete um einen verspteten unterschriebenen Beleg in den Korb an der Tr zu werfen, und wieder zu verschwinden um die Schule so schnell wie mglich zu verlassen. Es dauerte nur eine Sekunde, bis die leichte Briese durch die offene Tr mit mir zusammentraf. Es dauerte nur eine Sekunde bis ich begriff warum die Person die zuerst hereinkam mich nicht durch ihre Gedanken unterbrochen hatte. Ich drehte mich um obwohl ich mich nicht zu vergewissern brauchte. Ich drehte mich langsam whrend ich um die Kontrolle meiner Muskeln kmpfte die gegen mich rebellierten. Bella Swan stand mit dem Rcken an die Wand gepresst neben der Tr, ein Stck Papier umklammert in ihrer Hand. Ihre Augen waren noch weiter als ohnehin schon als sie meinen grimmigen unmenschlichen stechenden Blick sah. Der Geruch ihres Blutes durchtrnkte jeden Luftpartikel in dem kleinen heien Raum. Meine Kehle brach in Flammen aus. Das Monster starrte mir aus dem Spiegel ihrer Augen entgegen, eine Maske des Bsen. Meine Hand verharrte in der Luft ber dem Tresen. Ich msste mich nicht wieder umdrehen um darber hinweg nach Mrs. Copes Kopf zu greifen und ihn mit genug Kraft durch ihren Tisch zu schmettern und sie damit sofort zu tten. Zwei Leben sind besser als zwanzig. Ein guter Handel. Das Monster wartete ungeduldig, hungrig darauf, dass ich es tat. Aber es gab immer eine Wahl es musste eine Wahl geben. Ich schnitt das Gefhl in meiner Lunge ab und fixierte Carlisles Gesicht vor meinen Augen. Ich wendete mich wieder Mrs. Cope zu und bemerkte ihre innerliche berraschung ber die Vernderung in meinem Gesichtsausdruck. Sie schrak vor mir zurck, aber konnte sich ihre Angst nicht erklren. Ich brachte all die Selbstbeherrschung auf die ich mir in Jahrzehntelanger Abstinenz angeeignet hatte um meine Stimme wieder ausgeglichen und weich klingen zu lassen. Es war noch genug Luft in meiner Lunge um noch einmal hastig zu sprechen. ,,Macht nichts. Ich verstehe, dass es unmglich ist. Haben sie vielen Dank fr ihre Mhe." Ich schwang herum, strmte aus dem Raum und versuchte den vom Blut erwrmten Krper des Mdchens nicht zu spren als ich nur Millimeter an ihr vorbei lief. Ich hielt nicht an, bis ich mein Auto erreichte, legte den gesamten Weg viel zu schnell zurck. Die meisten Menschen waren schon weg, deshalb gab es kaum Zeugen. Ich hrte einen Unterstufenschler, D.J. Garrett, wie er mich bemerkte, aber dann nicht weiter beachtete... Wo ist Cullen hergekommen als wre er pltzlich aus dem Nichts aufgetaucht... Ich mal wieder mit meiner Fantasie. Wie meine Mutter immer sagt... Als ich in meinen Volvo stieg waren die anderen schon da. Ich versuchte meine Atmung zu kontrollieren, aber ich keuchte in der frischen Luft, als wre ich kurz vorm ersticken. ,,Edward?" fragte Alice alarmiert. Ich schttelte nur meinen Kopf. ,,Was zur Hlle ist denn mit dir passiert?" fragte Emmett, der einen Moment abgelenkt davon war, dass Jasper nicht in der Stimmung fr eine Revanche war.
Statt zu antworten, setze ich den Wagen zurck. Ich musste von diesem Parkplatz verschwinden bevor Bella Swan mir auch hierher folgen konnte. Mein eigener, persnlicher Dmon, der mich jagte... Ich schwang den Wagen herum und beschleunigte. Ich erreichte die 40 bevor ich auf der Strae war. Auf der Strae erreichte ich die 70 noch vor der Ecke. Ohne zu gucken wusste ich, dass Emmett, Rosalie und Jasper sich alle umgedreht hatten und Alice anstarrten. Sie zuckte mit den Schultern. Sie konnte nicht sehen was war, nur was kommen wrde. Sie konzentrierte sich jetzt auf meine Zukunft. Wir beide verfolgten was sie in ihrem Kopf sah und wir waren beide berrascht. ,,Du verlsst uns?" flsterte sie. Die anderen starrten mich an. ,,Tue ich das?" zischte ich durch meine zusammengekniffenen Zhne. Dann sah sie es, als meine Entschlossenheit schwankte und eine andere Mglichkeit meine Zukunft in eine dunklere Richtung lenkte. ,,Oh." Bella Swan, tot. Meine Augen, glhend rot mit frischem Blut. Die Durchsuchung die folgte. Die vorsichtige Zeit in der wir warteten bis es wieder sicher fr uns war hervorzutreten und von vorn anzufangen... ,,Oh," sagte sie wieder. Das Bild wurde jetzt klarer. Ich sah zum ersten Mal das Haus von Chief Swan von innen, sah Bella in der kleinen Kche mit den gelben Schrnken, mit dem Rcken zu mir als ich mich aus den Schatten an sie heranpirschte... mich von ihrem Duft zu ihr hinziehen lie... ,,Stopp!" sthnte ich, nicht in der Lage noch mehr zu ertragen. ,,Sorry," flsterte sie mit geweiteten Augen. Das Monster frohlockte. Und die Vision in ihrem Kopf nderte sich erneut. Ein leerer Highway bei Nacht, die schneebedeckten Bume am Rand flogen mit 100 Meilen pro Stunde vorbei. ,,Ich werde dich vermissen," sagte sie. ,,Egal wie kurz du weg sein wirst." Emmett und Rosalie tauschten einen besorgten Blick. Wir waren kurz vor der Biegung auf die lange Auffahrt die zu unserem Haus fhrte. ,,Lass uns hier raus," instruierte Alice. ,,Du solltest es Carlisle selbst sagen." Ich nickte und das Auto kam quietschend zum Stehen. Emmett, Rosalie und Jasper stiegen ohne ein Wort aus; sie wrden Alice nach einer Erklrung fragen, wenn ich weg war. Alice berhrte meine Schulter. ,,Du wirst das richtige tun," murmelte sie. Keine Vision dieses Mal ein Befehl. ,,Sie ist Charlie Swans einzige Familie. Es wrde auch ihn tten." ,,Ja," sagte ich, und stimmte damit nur dem letzten Teil zu. Sie glitt aus dem Wagen zu den anderen, ihre Augenbrauen besorgt zusammengezogen. Sie verschmolzen mit dem Wald und waren auer Sicht bevor ich den Wagen wenden konnte. Ich raste zurck zur Stadt und ich wusste die Visionen in Alices Kopf wrden von dunkel in strahlendes Licht getaucht werden, wie durch ein Stroboskop. Whrend ich mit 90 nach Forks zurckfuhr, war ich mir nicht sicher was ich tun wrde. Meinem Vater auf Wiedersehen sagen? Oder das Monster in mir mit offenen Armen empfangen? Die Strae flog unter meinen Reifen dahin.
2. Wie ein offenes Buch Ich lehnte mich gegen die weiche Schneewehe und das trockene Puder verformte sich unter meinem Gewicht. Mein Krper hatte sich noch weiter abgekhlt um sich der Luft um mich herum anzupassen und die kleinen Eisstcke fhlten sich wie Samt auf meiner Haut an. Der Himmel ber mir war klar, voller leuchtender Sterne, ein schimmerndes blau an einigen Stellen, gelb an anderen. Die Sterne bildeten majesttische, verschlungene Formen in dem schwarzen Universum ein groartiger Anblick. Ungemein schn. Oder besser, sollte ungemein schn sein. Wre es gewesen, wenn ich in der Lage gewesen wre es wirklich zu sehen. Es wurde einfach nicht besser. Sechs Tage waren mittlerweile vergangen, sechs Tage versteckte ich mich bereits in der leeren Wildnis von Denali, aber ich war der Freiheit kein Stck nher gekommen seit ich zum ersten Mal ihren Duft aufgeschnappt hatte. Wenn ich hinauf zu dem juwelenbehangenen Himmel starrte war es als wre da eine Blockade zwischen meinen Augen und seiner Schnheit. Die Blockade war ein Gesicht, nur ein belangloses menschliches Gesicht, aber ich konnte es nicht aus meinem Kopf verbannen. Ich hrte die sich nhernden Gedanken bevor ich die dazugehrenden Schritte hrte. Die Bewegungsgerusche waren nur der Hauch eines Flsterns auf dem weien Puder. Ich war nicht berrascht, dass Tanya mir hierher gefolgt war. Ich wusste dass sie schon einige Tage ber das Gesprch das jetzt kommen wrde nachgrbelte, sie schob es vor sich her, bis sie genau wusste, was sie sagen wollte. Ungefhr sechzig Yards entfernt sprang sie in Sicht, auf die Spitze eines unter dem Schnee hervortretenden schwarzen Felsens und balancierte dort auf den Ballen ihrer nackten Fe. Tanyas Haut war silbern im Sternenlicht und ihre langen blonden Locken leuchteten schwach, fast rosa auf ihrem Erdbeertaint. Ihre bernsteinfarbenen Augen leuchteten auf, als sie mich entdeckte, halb begraben unter dem Schnee, und ihre vollen Lippen umspielte ein Lcheln. Vorzglich. Wenn ich wirklich in der Lage gewesen wre sie zu sehen. Ich seufzte. Sie hockte sich auf den Felsen, ihre Fingerspitzen berhrten den Stein, ihr Krper rollte sich zusammen. Kanonenkugel, dachte sie. Sie schoss in die Luft, ihre Umrisse wurden zu einem dunklen, verdrehten Schatten als sie zwischen mich und die Sterne sprang. Sie rollte sich zu einer Kugel zusammen als sie auf den aufgetrmten Schnee neben mir traf. Ein Schneesturm erhob sich um mich herum. Die Sterne wurden schwarz und ich war begraben unter den federhnlichen eisigen Kristallen. Ich seufzte wieder, aber machte keine Anstalten, mich aus dem Schnee zu heraus zu graben. Die Schwrze unter dem Schnee tat weder weh noch vernderte sie die Sicht. Ich sah immer noch dasselbe Gesicht. ,,Edward?" Wieder flog Schnee, als Tanya mich schnell ausgrub. Sie fegte das Pulver von meinem unbeweglichen Gesicht, darauf bedacht, meinem Blick nicht zu begegnen. ,,Sorry," murmelte sie. ,,Es sollte ein Witz sein." ,,Ich wei. Es war lustig."
Ihre Mundwinkel verzogen sich nach unten. ,,Irina und Kate sagen, ich sollte dich in Ruhe lassen. Sie denken ich nerve dich." ,,Kein bisschen," versicherte ich ihr. ,,Ganz im Gegenteil, ich bin derjenige der unhflich ist furchtbar unhflich. Es tut mir sehr leid." Du gehst wieder nach Hause, oder? Dachte sie. ,,Ich hab mich... noch nicht vollkommen... entschieden." Aber du bleibst nicht hier. Ihre Gedanken waren jetzt wehmtig, traurig. ,,Nein. Es scheint nicht wirklich... zu helfen." Sie zog ein Gesicht. ,,Das ist meine Schuld, nicht wahr?" ,,Natrlich nicht," log ich reibungslos. Seih kein Gentleman. Ich lchelte. Wegen mir fhlst du dich unwohl, klagte sie. ,,Nein." Sie zog eine Augenbraue hoch. Ihr Gesicht war so unglubig, dass ich lachen musste. Ein kurzes Lachen gefolgt von einem weiteren Seufzer. ,,Na gut," gab ich zu. ,,Ein kleines bisschen." Sie seufzte auch und sttze ihr Kinn auf ihre Hnde. Ihre Gedanken waren verrgert. ,,Du bist tausendmal lieblicher als die Sterne, Tanya. Dessen bist du dir natrlich absolut bewusst. Lass dein Vertrauen nicht von meiner Eigensinnigkeit erschttern." Ich kicherte bei dieser abwegigen Idee. ,,Ich bin solche Reaktionen nicht gewhnt," brummte sie und verschob ihre Unterlippe zu einem attraktiven Schmollmund. ,,Natrlich nicht," stimmte ich ihr zu und versuchte dabei ihre Gedanken auszublenden in denen sie all die Erinnerungen an ihre abertausend Eroberungen durchging. Tanya bevorzugte Menschliche Mnner fr eine Sache waren sie besonders bekannt, fr die Tatsache, dass sie weich und warm waren. Und immer gierig, mit Sicherheit. ,,Sukkubus," zog ich sie auf, in der Hoffnung die Bilder aus ihren Gedanken zu vertreiben. Sie grinste breit. ,,Das Original." Anders als Carlisle hatten Tanya und ihre Schwestern ihr Gewissen langsam entdeckt. Am Ende war es ihr Verlangen nach menschlichen Mnnern, weshalb sie sich gegen das Abschlachten entschlossen haben. Jetzt... lebten die Mnner die sie liebten. ,,Als du hier aufgetaucht bist," sagte Tanya langsam. ,,Dachte ich..." Ich wusste was sie gedacht hatte. Ich htte mir denken knnen, dass sie so fhlen wrde. Aber im Moment war ich nicht gerade gut darin berlegt zu handeln. ,,Du dachtest, ich htte meine Meinung gendert." ,,Ja." Sie starrte finster vor sich hin. ,,Ich fhle mich schlecht weil ich mit deinen Erwartungen gespielt habe, Tanya. Das wollte ich nicht ich hab nicht nachgedacht. Es ist nur so, dass ich... sehr pltzlich aufgebrochen bin." ,,Ich gehe davon aus, dass du mir nicht erzhlen wirst, warum...?" Ich setzte mich auf und schlang die Arme um meine Beine. ,,Ich mchte nicht darber reden." Tanya, Irina und Kate waren gut in dem Leben, dass sie sich ausgesucht hatten. Auf manche Art sogar besser als Carlisle. Abgesehen von der verrckten unmittelbaren Nhe die sie sich zu denen erlaubten die einmal mehr ihre Beute sein sollten, sie machten keine Fehler. Es war mir zu peinlich meine Schwche vor Tanya einzugestehen. ,,Probleme mit Frauen?" vermutete sie und ignorierte meine Zurckhaltung.
Ich lachte schrill. ,,Nicht so wie du es denkst." Dann war sie still. Ich lauschte ihren Gedanken, whrend sie verschiedene Mglichkeiten durchging bei dem Versuch den Sinn meiner Worte zu verstehen. ,,Du bist nicht mal nahe dran," sagte ich ihr. ,,Ein Tipp?" fragte sie. ,,Bitte lass es gut sein, Tanya." Dann war sie wieder still, immer noch am grbeln. Ich ignorierte sie, und versuchte vergeblich die Sterne wahr zu nehmen. Nach einem Moment der Stille gab sie auf und ihre Gedanken schlugen eine andere Richtung ein. Wohin wirst du gehen, Edward, wenn du wieder abreist? Zurck zu Carlisle? ,,Ich glaube nicht," flsterte ich. Wohin wrde ich gehen? Ich konnte mir keinen Ort auf dem gesamten Planeten vorstellen, der irgendetwas Interessantes fr mich barg. Es gab nichts was ich sehen oder tun wollte. Denn egal wo ich hinging, ich wrde nirgendwo hin gehen ich wrde immer nur vor etwas weg rennen. Ich hasste es. Wann bin ich so ein Feigling geworden? Tanya legte ihren schlanken Arm um meine Schultern. Ich versteifte mich, lste mich aber nicht aus dieser Umarmung. Sie bezweckte nicht mehr damit als freundschaftliche Untersttzung. Hauptschlich. ,,Ich denke du wirst zurckgehen," sagte sie, in ihrer Stimme lag nur noch ein Hauch ihres lange verloren gegangen russischen Akzents. ,,Egal was es ist... oder wer es ist... das dich verfolgt. Du wirst ihm entgegentreten. Du bist so ein Typ." Ihre Gedanken waren sich dessen so sicher wie ihre Worte. Ich versuchte die Vision die sie von mir hatte festzuhalten. Derjenige, der den Dingen direkt entgegentrat. Es tat gut wieder so von mir selbst zu denken. Ich hatte nie an meinem Mut gezweifelt, meiner Fhigkeit mit Schwierigkeiten fertig zu werden, vor dieser schrecklichen Stunde in dem High School Biologiekurs vor so kurzer Zeit. Ich ksste ihre Wange; und drehte mich schnell wieder weg als sie ihr Gesicht zu meinem drehte, ihre Lippen schon gespitzt. Sie lchelte reumtig ber meine Schnelligkeit. ,,Danke Tanya. Das musste ich hren." Ihre Gedanken wurden launisch. ,,Gern geschehen, denke ich. Ich wnschte du wrdest besser mit dir reden lassen, Edward." ,,Es tut mir leid, Tanya. Du weit, dass du zu gut fr mich bist. Es ist nur... ich hab noch nicht gefunden wonach ich suche." ,,Na gut, wenn du gehst bevor wir uns noch einmal sehen... auf Wiedersehen Edward." ,,Auf Wiedersehen Tanya." Als ich die Worte aussprach konnte ich es sehen. Ich konnte mich gehen sehen. Stark genug um zu dem einzigen Ort zurck zu gehen an dem ich sein wollte. ,,Danke nochmal." Mit einer flinken Bewegung sprang sie auf ihre Fe und rannte weg, geisterte so schnell ber den Schnee, dass ihre Fe keine zeit hatten in den Schnee einzusinken; sie hinterlie keine Fuspuren. Sie drehte sich nicht um. Meine Reaktion strte sie mehr als sie sich hatte anmerken lassen, sogar in ihren Gedanken. Sie wrde mich nicht noch einmal sehen wollen bevor ich ging. Ich verzog rgerlich meinen Mund. Ich mochte es nicht Tanya zu verletzen, obwohl ihre Gefhle fr mich nicht tief, nicht rein waren und auf jeden Fall nichts was ich erwidern konnte. Es kam mir trotzdem so vor als wre ich dadurch weniger ein Gentleman.
Ich legte mein Kinn auf meine Knie und schaute wieder hinauf zu den Sternen, obwohl ich es pltzlich eilig hatte mich auf den Weg zu machen. Ich wusste, dass Alice sehen wrde, wie ich nach Hause kam und es den anderen erzhlte. Das wrde sie glcklich machen besonders Carlisle und Esme. Aber ich blickte noch einmal hoch zu den Sternen, versuchte an dem Gesicht in meinem Kopf vorbei zusehen. Zwischen mir und den funkelnden Lichtern im Himmel starrte mir ein verwirrtes schokoladenbraunes Augenpaar entgegen. Es schien zu fragen, was diese Entscheidung fr sie bedeuten wrde. Natrlich konnte ich mir nicht sicher sein, dass es das war, was diese eigenartigen Augen zu wissen begehrten. Selbst in meiner Vorstellung konnte ich ihre Gedanken nicht hren. Bella Swans Augen fragten weiter und ein ungehinderter Blick zu den Sternen blieb mir verwehrt. Mit einem schweren Seufzer, gab ich auf und erhob mich. Wenn ich rannte war ich in weniger als einer Stunde bei Carlisles Auto... Ich wollte meine Familie so schnell wie mglich wiedersehen wollte unbedingt der Edward sein, der den Problemen ins Gesicht sah Ich rannte ber das sternenklare Schneefeld, ohne Fuspuren zu hinterlassen. ,,Es wird alles gut werden," hauchte Alice. Ihre Augen blickten ins Leere und Jasper hielt mit einer Hand ihren Ellenbogen um sie zu fhren whrend wir aneinandergedrngt die Cafeteria betraten. Rosalie und Emmett gingen voran, Emmett sah lcherlicherweise aus wie ein Bodyguard mitten im Feindesland. Rose sah sich auch wachsam um, aber eher irritiert als beschtzend. ,,Natrlich wird es das," grummelte ich. Ihr Verhalten war albern. Wenn ich mir nicht sicher wre mit der Situation umgehen zu knnen, wre ich zu Hause geblieben. Die pltzliche Verlagerung von unserem normalen, sogar verspielten Vormittag es hatte in der Nacht geschneit und Emmett und Jasper waren sich nicht zu schade um meine Zerstreuung auszunutzen um mich mit Schneebllen zu bombardieren; als ich mich nicht wehrte, waren sie gelangweilt und bombardierten sich gegenseitig auf diese bertriebene Wachsamkeit wre komisch gewesen, wre es nicht so rgerlich. ,,Sie ist noch nicht hier, aber auf dem Weg den sie hereinkommt... sie wird nicht in Windrichtung sein, wenn wir an unserem Stammplatz sitzen." ,,Natrlich setzten wir uns auf unseren Stammplatz. Hr auf damit, Alice. Du gehst mir auf die Nerven. Es geht mir gut und daran wird sich nichts ndern." Sie blinzelte kurz als Jasper ihr auf ihren Stuhl half, und ihre Augen blickten mir endlich ins Gesicht. ,,Hmm," sagte sie berrascht. ,,Ich glaube du hast recht." ,,Selbstverstndlich habe ich recht," murmelte ich. Ich hasste es, im Mittelpunkt ihrer Sorgen zu stehen. Pltzlich hatte ich Mitleid mit Jasper als ich mich daran erinnerte wie wir alle schtzend ber ihm schwebten. Er erwiderte kurz meinen Blick und grinste. Nervig, nicht war? Ich schnitt ihm eine Grimasse. War es erst letzte Woche gewesen, dass dieser lange, graue Raum so tdlich stumpf auf mich gewirkt hat? Dass es sich wie Schlaf, wie ein Koma anfhlte, hier zu sein? Heute waren meine Nerven angespannt wie die Seiten eines Pianos, gespannt um bei der kleinsten Berhrung zu singen. Meine Sinne waren in uerster Alarmbereitschaft; ich prfte jedes Gerusch, jeden Seufzer, jeden Lufthauch der meine Haut berhrte, jeden
Gedanken. Besonders die Gedanken. Es gab nur einen Sinn den ich unterdrckte. Den Geruchssinn selbstverstndlich. Ich atmete nicht. Ich erwartete mehr ber die Cullens zu hren in den Gedanken die ich durchforstete. Den ganzen Tag wartete ich, suchte nach irgendeiner Erkenntnis die Bella Swan jemandem anvertraut hatte, versuchte zu sehen welche Richtung der neue Klatsch und Tratsch nehmen wrde. Aber da war nichts. Niemand beachtete die fnf Vampire in der Cafeteria, es drehte sich immer noch alles um das neue Mdchen. Einige der Menschen hier dachten immer noch an sie, immer noch dieselben Gedanken wie letzte Woche. Doch anstatt es unsagbar langweilig zu finden, war ich fasziniert. Hatte sie mit niemandem ber mich gesprochen? Es war unmglich dass sie meinen schwarzen, mrderischen Blick nicht bemerkt hatte. Ich hatte ihre Reaktion darauf gesehen. Sicher hatte ich sie zu Tode erschreckt. Ich war berzeugt gewesen, dass sie es vor irgendwem erwhnt haben musste, vielleicht sogar ausgeschmckt hatte um die Story noch besser zu machen. Mir ein paar bedrohliche Zeilen gab. Und dann hatte sie ja auch noch mitbekommen wie ich versucht hatte den gemeinsamen Biologiekurs zu wechseln. Sie musste sich gefragt haben, nachdem sie meinen Gesichtsausdruck gesehen hatte, ob sie der Grund dafr war. Ein normales Mdchen htte sich umgehrt, ihr Erfahrungen mit denen der anderen verglichen um Gemeinsamkeiten zu entdecken die mein Benehmen gerechtfertigt htten, damit sie sich nicht ausgeschlossen fhlte. Menschen wollten unbedingt normal sein, dazugehren. Sich in ihre Umgebung einfgen wie eine nichtssagende Schafherde. Dieses Bedrfnis war bei heranwachsenden ganz besonders ausgeprgt. Dieses Mdchen wrde keine Ausnahme dieser Regel sein. Aber niemand nahm Notiz von uns wie wir hier saen, an unserem blichen Tisch. Bella musste auerordentlich schchtern sein, wenn sie sich niemandem anvertraut hatte. Vielleicht hatte sie mit ihrem Vater gesprochen, mglicherweise war dies die strkste Bindung... obwohl das unwahrscheinlich war aufgrund der Tatsache, dass sie nur sehr wenig Zeit mit ihm verbracht hatte in ihrem Leben. Sie wrde ihrer Mutter nherstehen. Trotzdem sollte ich bald mal bei Chief Swan vorbeischauen und mir anhren was er dachte. ,,Irgendetwas neues?" fragte Jasper. ,,Nichts. Sie... scheint kein Wort darber verloren zu haben." Alle hoben eine Augenbraue bei dieser Neuigkeit. ,,Vielleicht bis du ja gar nicht so gruselig wie du immer dachtest," sagte Emmett kichernd. ,,Ich wette ich htte ihr mehr Angst einjagen knnen als du." Ich verdrehte ihm gegenber meine Augen. ,,Ich frag mich warum...?" Er wunderte sich wieder ber meine Offenbarung ber die einzigartige Stille dieses Mdchens. ,,Wir sind damit durch. Ich wei es nicht." ,,Sie kommt rein," murmelte Alice. Ich merkte wie mein Krper sich versteifte. ,,Versuch menschlich auszusehen." ,,Menschlich meinst du?" fragte Emmett. Er hob seine rechte Faust und dreht seine Finger um den Schneeball hervorzubringen den er in seiner Handflche versteckt hatte. Natrlich war er dort nicht geschmolzen. Er hatte ihn zu einem klumpigen Eisbrocken zusammengedrckt. Sein Blick ruhte auf Jasper aber ich sah die Richtung seiner Gedanken. Genau wie Alice. Als er den eisigen Klumpen nach ihr warf, lenkte sie ihn mit einem beilufigen Fingerschnippen in eine andere Richtung. Das Eis flog quer durch die Cafeteria, zu schnell fr menschliche Augen, und zerschmetterte mit einem lauten Krach an der Backsteinwand. Der Stein krachte auch.
Die Kpfe in der Ecke des Raumes drehten sich alle um auf den kleinen Eisklumpen auf dem Boden zu starren und sich dann nach dem Schuldigen umzusehen. Sie schauten nur ein paar Tische weiter. Niemand sah zu uns. ,,Sehr menschlich, Emmett," kritisierte Rosalie. ,,Warum schlgst du nicht gleich ein Loch in die Wand, wenn du schon einmal dabei bist?" ,,Es wrde beeindruckender aussehen, wenn du das tun wrdest, Baby." Ich versuchte ihnen meine Aufmerksamkeit zu schenken, grinste vor mich hin als wre ich Teil ihres Geplnkels. Ich erlaubte mir nicht zu der Schlange zu sehen in der ich wusste, dass sie stand. Aber das war alles wo ich hinhrte. Ich konnte Jessicas Ungeduld mit der Neuen hren, die abgelenkt schien und bewegungslos in der Reihe stand. Ich sah, in Jessicas Gedanken, dass Bella Swans Wangen wieder rot gefrbt waren von ihrem Blut. Ich nahm kurze, flache Atemzge, bereit sofort das Atmen einzustellen, falls auch nur ein Hauch ihres Duftes die Luft in meiner Nhe erreichen sollte. Mike Newton war bei den beiden Mdchen. Ich hrte seine beiden Stimmen, mental und verbal, als er Jessica fragte, was mit dem Swan-Mdchen los seih. Ich mochte es nicht wie seine Gedanken sich um sie drehten, das Aufflackern bereits hergestellter Fantasien, die seinen Verstand vernebelten, whrend er sie beobachtete wie sie aus einer Trumerei aufblickte als htte sie vergessen, dass er da war. ,,Gar nichts," hrte ich Bella mit dieser leisen, klaren Stimme sagen. Es hrte sich wie das Klingeln einer Glocke an durch das Gebrabbel in der Cafeteria, aber ich wusste, dass das nur daran lag, dass ich so konzentriert zuhrte. ,,Ich nehme heute nur eine Limo," sagte sie, whrend sie weiterging um zum Ende der Schlange aufzuschlieen. Ich konnte mich nicht davon abhalten ihr einen kurzen Blick zuzuwerfen. Sie starrte auf den Fuboden, das Blut schwand langsam aus ihrem Gesicht. Schnell wandte ich meinen Blick ab, zu Emmett, der jetzt ber das schmerzverzerrte Lcheln in meinem Gesicht lachte. Du siehst krank aus, Bruder. Ich arrangierte meinen Gesichtsausdruck, damit er leicht und lssig wirkte. Jessica wunderte sich ber die Appetitlosigkeit des Mdchens. ,,Bist du nicht hungrig?" ,,Ehrlichgesagt, ist mir im Moment ein bisschen schlecht." Ihre Stimme war leiser, aber immer noch sehr klar. Warum strten mich die beschtzerischen Bedenken die pltzlich von Mikes Gedanken ausstrahlten? Was machte es schon, dass da ein Besitzergreifender Ton in ihnen lag? Es war nicht meine Angelegenheit, wenn Mike Newton sich unntigerweise um sie sorgte. Vielleicht war das die Art wie jeder auf sie reagierte. Hatte ich sie nicht auch instinktiv beschtzen wollen? Bevor ich sie tten wollte... Aber war das Mdchen krank? Es war schwer zu beurteilen sie sah so delikat aus mit ihrer transparenten Haut... Dann bemerkte ich, dass ich mich auch um sie sorgte, genau wie dieser dmliche Junge, und ich zwang mich, nicht ber ihre Gesundheit nachzudenken. Abgesehen davon mochte ich es nicht, sie durch Mikes Gedanken zu beobachten. Also wechselte ich zu Jessicas und schaute genau zu whrend die drei sich einen Tisch aussuchten. Glcklicherweise setzen sie sich zu Jessicas blicher Gesellschaft an einen der ersten Tische des Raumes. Nicht in Windrichtung, genau wie Alice versprochen hatte. Alice stie mich mit ihrem Ellenbogen an. Sie wird bald herbersehen. Benimm dich menschlich.
Hinter meinem Grinsen biss ich die Zhne zusammen. ,,Beruhig dich, Edward," sagte Emmett. ,,Mal ehrlich. Dann ttest du halt einen Menschen. Das ist wohl kaum das Ende der Welt." ,,Wer wei," murmelte ich. Emmett lachte. ,,Du musst lernen ber Dinge hinwegzukommen. Wie ich. Die Ewigkeit ist eine lange Zeit um in Schuldgefhlen zu versinken." Genau in dem Moment, schleuderte Alice eine kleinere Handvoll eis, die sie versteckt hatte, in Emmetts unerwartetes Gesicht. Er blinzelte berrascht und dann grinste er in Erwartung. ,,Du hast es nicht anders gewollt," sagte er als er sich vorbeugte und seine schneebedeckten Haare in ihre Richtung schttelte. Der Schnee, der in dem warmen Raum bereits zu schmelzen begann, flog in einem dicken Schauer aus Wasser und Eis aus seinen Haaren. ,,Iiih!" kreischte Rosalie, als sie und Alice vor den Tropfen zurckwichen. Alice lachte und wir alle stimmten mit ein. Ich konnte in Alice Gedanken sehen wie sie diesen perfekten Moment dirigiert hatte und ich wusste, dass das Mdchen ich sollte aufhren auf diese Art an sie zu denken, als wre sie das einzige Mdchen auf der Welt dass Bella uns zusah wie wir lachten und spielten, wir sahen so glcklich und menschlich und unrealistisch ideal aus wie ein Norman Rockwell Gemlde. Alice lachte weiter und hielt ihr Tablett als Schild vor ihr Gesicht. Das Mdchen Bella musste immer noch zu uns herber sehen. ...starrt wieder zu den Cullens, dachte jemand und erregte meine Aufmerksamkeit. Automatisch reagierte ich auf diesen unbeabsichtigten Ruf, und bemerkte, als meine Augen ihr Ziel fanden, dass ich die Stimme kannte Ich hatte ihr heute schon so oft zugehrt. Aber meine Augen glitten an Jessica vorbei, zu dem durchdringenden Blick des Mdchens. Schnell senkte sie ihren Blick und versteckte sich wieder hinter ihren dicken Haaren. Was dachte sie? Die Frustration wurde mit der Zeit immer grer anstatt abzustumpfen. Ich versuchte unsicher darber was ich da tat, da ich es nie zuvor getan hatte mit meinen Gedanken die Stille um sie herum zu erforschen. Meine Gabe war immer ganz natrlich zu mir gekommen, ohne dass ich danach fragen musste; ich musste nie daran arbeiten. Aber jetzt konzentrierte ich mich um das Schild zu durchbrechen, dass sie umgab. Nichts als Stille. Was hat sie nur an sich? Dachte Jessica und spiegelte meine eigene Frustration wieder. ,,Edward Cullen starrt dich an," flsterte sie in dem Swan-Mdchen ins Ohr und kicherte. In ihrem Ton lag kein Anzeichen ihrer Eifersucht. Jessica schien gut darin zu sein Freundschaften vorzutuschen. Ich lauschte angestrengt auf die Antwort des Mdchens. ,,Er sieht aber nicht sauer aus, oder?" flsterte sie zurck. Also hatte sie meine wilde Reaktion letzte Woche bemerkt. Natrlich hatte sie das. Die Frage verwirrte Jessica. Ich sah mein Gesicht in ihren Gedanken als sie meinen Ausdruck berprfte, aber ich traf nicht ihren Blick. Ich konzentrierte mich immer noch auf das Mdchen und versuchte irgendetwas zu hren. Meine starke Konzentration schien nicht zu helfen. ,,Nein," teilte ihr Jess mit und ich wusste, dass sie sich wnschte, sie htte ja sagen knnen wie mein Blick sie wurmte aber davon war keine Spur in ihrer Stimme. ,,Wieso sollte er?"
,,Ich glaube, er kann mich nicht leiden," flsterte das Mdchen zurck und legte ihren Kopf auf ihren Arm als wre sie pltzlich mde. Ich versuchte die Bewegung zu verstehen aber ich konnte nur raten. Vielleicht war sie mde. ,,Die Cullens knnen niemanden leiden," versicherte ihr Jess. ,,Naja, eigentlich beachten sie niemanden genug um ihn leiden zu knnen." Jedenfalls bis jetzt nicht. Ihre Gedanken waren ein klagendes grummeln. ,,Obwohl er schaut dich immer noch an." ,,Hr auf, ihn anzugucken," sagte das Mdchen ngstlich und hob den Kopf von ihrem Arm um sicherzugehen, dass Jessica ihrer Bitte nachkam. Jessica kicherte, tat aber was ihr gesagt wurde. Fr den Rest der Stunde sah das Mdchen nicht mehr von ihrem Tisch auf. Ich dachte obwohl ich natrlich nicht sicher sein konnte dass es Absicht war. Es wirkte so als ob sie zu mir herber sehen wollte. Ihr Krper wrde sich leicht in meine Richtung bewegen, ihr Kinn wrde sich drehen, und dann wrde sie sich dabei erwischen, tief einatmen und stur zu demjenigen starren der gerade sprach. Ich ignorierte den Groteil der Gedanken um sie herum, da sie im Moment nicht von ihr handelten. Mike Newton plante eine Schneeballschlacht nach der Schule auf dem Parkplatz und bemerkte nicht, dass der Schnee sich in Regen verwandelt hatte. Das rieseln der Schneeflocken auf dem Dach war zu dem blichen trommeln von Regentropfen geworden. Konnte er die Vernderung wirklich nicht hren? Fr mich hrte es sich sehr laut an. Als die Mittagspause zu Ende ging, blieb ich auf meinem Stuhl sitzen. Die Menschen strmten hinaus und ich erwischte mich dabei wie ich versuchte ihre Schritte von denen der anderen zu unterscheiden, als ob da etwas Wichtiges oder Unnormales an ihnen wre. Wie dumm. Meine Familie machte auch keine Anstalten sich zu bewegen. Sie warteten ab, was ich tun wrde. Wrde ich in den Klassenraum gehen, mich neben das Mdchen setzen, wo ich den starken Duft ihres Blutes riechen und die Wrme ihres Pulses in der Luft auf meiner Haut spren konnte? War ich stark genug dafr? Oder hatte ich genug fr heute? ,,Ich... denke es ist okay," sagte Alice zgernd. ,,Dein Geist ist bestimmt. Ich denke du berstehst die Stunde." Aber Alice wusste nur zu gut wie schnell ein Geist sich ndern konnte. ,,Warum das Glck herausfordern, Edward?" fragte Jasper. Er wollte sich nicht selbstgefllig fhlen, weil ich jetzt der Schwache war, aber ich konnte hren, dass er es ein bisschen tat. ,,Geh nach Hause. Geh es langsam an." ,,Was ist schon gro dabei?" wiedersprach Emmett. ,,Entweder er ttet sie oder eben nicht. So oder so muss er es hinter sich bringen." ,,Ich will noch nicht wieder umziehen," beschwerte sich Rosalie. ,,Ich will nicht von vorn anfangen. Wir sind fast fertig mit der High School Emmett. Endlich." Ich war hin und hergerissen in meiner Entscheidung. Ich wollte, wollte wirklich dem Problem gegenbertreten, statt schon wieder davon zu laufen. Aber ich wollte auch nicht zu weit gehen. Es war ein Fehler von Jasper letzte Woche zur Schule zu gehen obwohl er so lange nicht auf der Jagd gewesen war; war das hier jetzt ein genauso sinnloser Fehler? Ich wollte meine Familie nicht entwurzeln. Niemand von ihnen wrde mir dafr danken. Aber ich wollte in meinen Biologiekurs gehen. Ich bemerkte, dass ich ihr Gesicht wiedersehen wollte. Das war es das mich meine Entscheidung treffen lies. Dieses Merkwrdige Verlangen. Ich war wtend auf mich weil ich so fhlte. Hatte ich mir nicht geschworen, dass
die Stille der Gedanken dieses Mdchens nicht unntigerweise mein Interesse wecken wrde? Und hier stand ich nun, vollkommen unntig interessiert. Ich wollte wissen, was sie dachte. Ihr Kopf war verschlossen, aber ihre Augen waren geffnet. Vielleicht konnte ich sie lesen. ,,Nein, Rose, ich glaube wirklich, dass es ok ist," sagte Alice. ,,Es... wird bestndiger. Ich bin mir zu 93% sicher, dass nichts Schlimmes passieren wird, wenn er in seinen Biologiekurs geht." Sie sah mich neugierig an, wunderte sich, welche Vernderung in meinen Gedanken ihre Zukunftsvision sicherer gemacht hatte. Wrde Neugierde ausreichen um Bella Swan am Leben zu erhalten? Emmett hatte irgendwie recht warum es nicht einfach hinter sich bringen, so oder so? Ich wrd der Versuchung gegenbertreten. ,,Zum Unterricht, also," ordnete ich an und erhob mich von meinem Platz. Ich wandte mich ab und verlie die Cafeteria ohne mich noch einmal umzudrehen. Ich konnte Alices sorgen hren, Jaspers Tadel, Emmetts Anerkennung und Rosalies Verrgerung. Vor der Tr des Klassenraumes atmete ich ein letztes Mal tief ein und dann hielt ich die Luft an, whrend ich den kleinen warmen Raum betrat. Ich war nicht zu spt. Mr. Banner rstete sich noch fr den bevorstehenden Unterricht. Das Mdchen sa an meinem an unserem Tisch, den Kopf gesenkt und starrte auf den Ordner den sie vollkritzelte. Ich begutachtete die Zeichnung als ich nherkam, sogar interessiert an dieser trivialen Kreation ihres Geistes, aber es war nichtssagend. Nur ein wiederholtes kritzeln von Kringel zu Kringel. Vielleicht konzentrierte sie sich gar nicht auf das Muster, sondern dachte an etwas anderes? Ich zog meinen Stuhl unntig grob zurck und lie ihn ber das Linoleum kratzen; Menschen fhlten sich wohler wenn ein Gerusch das Erscheinen von jemandem ankndigte. Ich wusste, dass sie das Gerusch gehrt hatte; sie sah nicht auf, aber ihre Hand lie einen Kringel in der Zeichnung aus und machte sie unsymmetrisch. Warum sah sie nicht auf? Vielleicht hatte sie Angst. Ich musste sichergehen, dass sie einen anderen Eindruck von mir hatte, wenn sie spter ging. Musste sie glauben machen, dass sie sich alles nur eingebildet hatte. ,,Hallo," sagte ich mit der ruhigen Stimme die ich benutze, wenn ich wollte, dass die Menschen sich in meiner Gegenwart wohlfhlten und formte ein freundliches Lcheln mit meinen Lippen, das keinen meiner Zhne entblte. Sie sah auf, ihre groen brauen Augen erstarrten fast perplex und voller stummer Fragen. Es war derselbe Ausdruck der meine Sicht die ganze letzte Woche blockiert hatte. Als ich in diese seltsam tiefen braunen Augen blickte, merkte ich dass sich der Hass der Hass von dem ich dachte, dass dieses Mdchen ihn verdiente nur weil sie existierte in Luft aufgelst hatte. Jetzt blo nicht atmen, nicht ihren Duft schmecken, es war schwer vorstellbar, dass jemand so verletzliches Hass verdiente. Ihre Wangen wurden rot und sie sagte nichts. Ich schaute ihr weiterhin in die Augen, konzentrierte mich nur auf die fragenden Zweifel und versuchte die appetitliche Farbe ihrer Haut zu ignorieren. Ich hatte genug Atem um noch eine Weile weiter zu sprechen ohne einatmen zu mssen. ,,Meine Name ist Edward Cullen," sagte ich obwohl ich wusste, dass sie das wusste. Es war hflich so zu beginnen. ,,Ich bin letzte Woche nicht dazu gekommen mich vorzustellen. Du must Bella Swan sein." Sie wirkte verwirrt da war die kleine Falte zwischen ihren Augen wieder. Sie brauchte eine halbe Sekunde lnger als gewhnlich um zu antworten.
,,Woher kennst du meinen Namen?" fragte sie und ihre Stimme zitterte nur ganz leicht. Ich muss ihr wirklich Angst eingejagt haben. Ich fhlte mich schuldig; Sie war so Schutzlos. Ich lachte freundlich ein Gerusch von dem ich wusste, dass es Menschen half sich behaglich zu fhlen. Wieder war ich vorsichtig mit meinen Zhnen. ,,Oh, ich wrde sagen alle hier wissen wie du heit." Sie muss doch bemerkt haben, dass sie zum Mittelpunkt der Aufmerksamkeit an diesem monotonen Ort geworden war. ,,Die ganze Stadt hat auf deine Ankunft gewartet." Sie runzelte die Stirn, als ob ihr diese Information unangenehm war. Ich vermutet, so schchtern wie sie wohl war, musste Aufmerksamkeit etwas Schlechtes fr sie sein. Die meisten Menschen empfanden das Gegenteil. Obwohl sie nicht aus der Herde austreten wollten, krochen sie gleichzeitig zum Scheinwerferlicht um ihre individuelle Uniformitt zu prsentieren. ,,Nein," sagte sie. ,,Ich meine, warum hast du mich Bella genannt?" ,,Ist dir Isabella lieber?" fragte ich verwirrt aufgrund der Tatsache, dass ich nicht sehen konnte wo die Frage hinfhrte. Ich verstand es nicht. Sie hatte ihre Vorliebe am ersten Tag mehrmals klar gemacht. Waren alle Menschen so unergrndlich ohne den geistigen Zusammenhang als Hilfe? ,,Nein, ich mag Bella," antwortete sie und legte ihren Kopf leicht zur Seite. Ihr Gesichtsausdruck wenn ich ihn richtig las war hin und hergerissen zwischen Scham und Irritation. ,,Aber ich glaube dass Charlie ich meine mein Dad mich anscheinend hinter meinem Rcken Isabelle nennt. Jedenfalls scheint mich hier jeder unter diesem Namen zu kennen." Ihr Gesicht wurde einen Rotton dunkler. ,,Oh," sagte ich lahm und drehte mich schnell weg. Pltzlich hatte ich verstanden, worauf ihre Frage abzielte: Ich hatte einen Ausrutscher gemacht einen Fehler. Wenn ich die anderen Schler am ersten Tag nicht belauscht htte, htte ich sie automatisch mit ihrem vollen Namen angesprochen, wie alle anderen auch. Ihr war der Unterschied aufgefallen. Ich fhlte ein stechendes Unbehagen. Mein Ausrutscher war ihr sehr schnell aufgefallen. Sehr scharfsinnig, besonders fr jemanden, der in meiner Nhe Angst verspren sollte. Aber ich hatte grere Probleme als die Frage was fr Gedanken sie ber mich in ihrem Kopf verschloss. Ich hatte keine Luft mehr. Wenn ich weiter mit ihr reden wollte, musste ich einatmen. Es wrde schwer sein nicht zu reden. Unglcklicherweise, fr sie, machte der gemeinsame Tisch sie zu meinem Versuchspartner und wie wrden heute zusammen arbeiten mssen. Es wrde seltsam aussehen und unglaublich unhflich wenn ich sie whrend des Versuchs ignorieren wrde. Es wrde sie noch misstrauischer, noch ngstlicher machen... Ich lehnte mich soweit von ihr weg wie es mglich war ohne meinen Stuhl wegzuschieben und drehte meinen Kopf zum Gang. Ich sttze mich ab, spannte meine Muskeln an und nahm einen schnellen Atemzug indem ich nur durch meinen Mund atmete. Ah! Es war wirklich schmerzhaft. Selbst wenn ich sie nicht roch, konnte ich sie auf meiner Zunge schmecken. Meine Kehle stand pltzlich wieder in Flammen, das Verlangen war genauso stark wie letzte Woche in dem Moment als ich ihren Duft das erste Mal aufgeschnappt hatte. Ich presste die Zhne zusammen und versuchte mich zusammenzureien. ,,Die Zeit luft," gab Mr. Banner den Startschuss.
Es fhlte sich an, als msste ich jedes kleine bisschen Selbstkontrolle aufbringen, dass ich mir in siebzig Jahren erarbeitet hatte um sie ansehen zu knnen. Sie starrte vor sich auf den Tisch und lchelte. ,,Ladies first?" bot ich ihr an. Sie sah auf und ihr Gesicht wurde ausdruckslos und ihre Augen weiteten sich. Stimmte etwas nicht mit meinem Gesichtsausdruck? Hatte ich ihr wieder Angst gemacht? Sie sagte nichts. ,,Ich kann auch anfangen, wenn du willst," sagte ich leise. ,,Nein," sagte sie und ihr Gesicht lief wieder rot an. ,,Ich mach schon." Ich starrte das Material auf dem Tisch an, das Mikroskop, die Schachtel mit den Prparaten besser als zuzusehen wie das Blut unter ihrer blassen Haus zirkulierte. Ich nahm einen weiteren hastigen Atemzug durch meine Zhne und zuckte zusammen unter den Schmerzen die ihr Geschmack in meiner Kehler verursachte. ,,Prophase," sagte sie nach einem kurzen Blick durch das Mikroskop. Sie wollte das Prparat schon entfernen obwohl sie kaum darauf geschaut hatte. ,,Lsst du mich auch einen Blick darauf werfen?" Instinktiv dmlich, als wre ich einer von ihnen griff ich nach ihrer Hand um sie daran zu hindern, das Prparat zu entfernen. Fr eine Sekunde brannte ihre Haut auf meiner. Es war wie ein elektrischer Impuls heier als 89,6 Grad. Die Hitze schoss durch meine Hand meinen Arm hinauf. Hastig zog sie ihre Hand unter meiner zurck. ,,Entschuldigung," murmelte ich durch meine zusammengebissenen Zhne. Ich brauchte etwas wo ich hingucken konnte, also starrte ich kurz durch das Okular des Mikroskops. Sie hatte recht. ,,Prophase," stimmte ich ihr zu. Ich war immer noch zu verstrt um sie anzusehen. Ich ignorierte den brennenden Durst als ich so leise wie mglich durch meine Zhne einatmete und konzentrierte mich auf die Aufgabe whrend ich das Wort in der richtigen Stelle des Arbeitsblattes eintrug und anschlieend das Prparat austauschte. Was dachte sie jetzt? Wie hat es sich fr sie angefhlt als ich ihre Hand berhrte? Meine Haut muss eiskalt gewesen sein abstoend. Kein Wunder dass sie so still war. Ich streifte das Prparat mit einem Blick. ,,Anaphase," sagte ich mehr zu mir selbst als ich es in der nchsten Zeile eintrug. ,,Darf ich?" fragte sie. Ich sah auf und war berrascht zu sehen, dass sie eine Hand erwartungsvoll nach dem Mikroskop ausgestreckt hatte. Sie sah nicht verngstigt aus. Dachte sie wirklich meine Antwort wre falsch? Ich konnte mir ein Lcheln nicht verkneifen, als ich den Hoffnungsvollen Blick sah mit dem sie das Mikroskop entgegennahm. Sie schaute durch das Okular mit einem Eifer, der sich schnell wieder auflste. Ihre Mundwinkel senkten sich. ,,Prparat Nr. drei?" fragte sie ohne von dem Mikroskop aufzusehen und hielt ihre Hand auf. Ich lies es in ihre Hand fallen, darauf bedacht sie nicht noch einmal zu berhren. Neben ihr zu sitzen war wie neben einem Heizstrahler zu sitzen. Ich konnte fhlen wie meine Temperatur leicht anstieg. Sie sah sich das Prparat nicht sehr lange an. ,,Interphase," sagte sie lssig vielleicht versuchte sie etwas zu lssig zu klingen und schob mir das Mikroskop zu. Sie berhrte das Arbeitsblatt nicht und wartet stattdessen darauf, dass ich die Antwort eintrug. Ich berprfte ihre Antwort kurz sie hatte wieder recht.
Wir beendeten die bung auf diese Weise, sprachen nur das Ntigste und sahen uns nicht an. Wir waren als erstes fertig die anderen hatten mehr Probleme mit dem Versuch. Mike Newton hatte Probleme sich zu konzentrieren er versuchte Bella und mich zu beobachten. Ich wnschte er wre da geblieben wo auch immer er gewesen ist, dachte Mike und beobachtet mich wtend. Hmm, interessant. Ich wusste nicht, dass dieser Junge irgendeine Abneigung gegen mich hegte. Das war eine ganz neue Entwicklung, genau so neu wie die Ankunft des Mdchens. Aber was ich noch interessanter fand zu meiner berraschung diese Abneigung beruhte auf Gegenseitigkeit. Ich sah wieder zu dem Mdchen, verwirrt von der groen Spanne von Chaos und Umbruch die sie trotz ihres gewhnlichen unbedrohlichen Auftretens in meinem Leben verursacht hatte. Es war nicht so, dass ich nicht nachvollziehen konnte, was in Mike vorging. Sie war ehrlichgesagt ziemlich hbsch... auf eine ungewhnliche Art und Weise. Ihr Gesicht war mehr interessant als schn. Nicht gerade symmetrisch ihr schmales Kinn passte nicht zu ihren breiten Wangenknochen; Extreme Farben der hell/dunkel Kontrast zwischen ihrer Haut und ihren Haaren; und dann waren da noch die Augen die bersprudelten vor lauter stillen Geheimnissen... Augen die sich pltzlich in mich bohrten. Ich starrte zurck und versuchte wenigstens eins dieser Geheimnisse zu ergrnden. ,,Hast du Kontaktlinsen bekommen?" fragte sie auf einmal. Was fr eine seltsame Frage. ,,Nein." Ich musste fast lachen bei der Vorstellung, ich msste mein Sehstrke verbessern. ,,Oh," nuschelte sie. ,,Ich hatte das Gefhl dass deine Augen irgendwie anders sind." Ich fhlte mich pltzlich wieder klter als ich verstand, dass ich offensichtlich nicht der einzige war der heute Geheimnisse aufdeckte. Ich zuckte mit den Schultern und wandte mich in die Richtung wo der Lehrer seine Runden zog. Natrlich sahen meine Augen anders aus seit sie sie das letzte Mal gesehen hatte. Um mich auf die Tortur, auf das Verlangen heute vorzubereiten, hatte ich das ganze Wochenende damit verbracht zu jagen, meinen Durst so gut es ging zu stillen, zu bersttigen. Ich berfllte mich mit dem Blut von Tieren, nicht dass es viel gendert hatte wenn ich wieder dem Duft gegenberstand, der die Luft um sie herum fllte. Als ich sie das letzte Mal angesehen hatte, waren meine Augen schwarz vor Durst. Jetzt wo mein Krper mit Blut gefllt war, hatten meine Augen einen warmen Goldton. Bernsteinfarben von meinem exzessiven Versuch meinen Durst zu stillen. Noch ein Ausrutscher. Wenn ich gesehen htte, was sie mit ihrer Frage meinte, htte ich einfach ja gesagt. Seit zwei Jahren sa ich nun zwischen den Menschen in dieser Schule, und sie war die erste die mich intensiv genug beobachtet hatte um den Unterschied meiner Augenfarbe zu bemerken. Die anderen schauten sofort weg, wenn wir die Blicke erwiderten die sie uns zuwarfen weil sie Schnheit meiner Familie bewunderten. Sie scheuen zurck, blockieren die Details unsere Erscheinung in dem instinktiven Bestreben besser nicht zu verstehen. Ignoranz war der Segen des menschlichen Geistes. Warum musste es ausgerechnet dieses Mdchen sein, das zu viel sah? Mr. Banner erreichte unseren Tisch. Dankbar inhalierte ich den frischen Windzug den er mitbrachte und der noch nicht von ihrem Duft getrnkt war. ,,Edward," sagte er mit dem Blick auf unseren Antworten. ,,Meinst du nicht Isabella htte auch ein wenig am Mikroskop ben sollen?"
,,Bella" korrigierte ich reflexartig. ,,Um ehrlich zu sein, drei der fnf hat sie identifiziert." Mr. Banners Gedanken waren skeptisch, als er sich dem Mdchen zuwandte. ,,Hast du die bung schon mal gemacht?" Ich beobachtete sie, vertieft in ihr lcheln, dass ein wenig peinlich berhrt aussah. ,,Nicht mit Zwiebelwurzeln." ,,Mit Fisch-Blastula?" riet Mr. Banner. ,,Ja." Das berraschte ihn. Die heutige bung hatte er von einem fortgeschritteneren Kurs bernommen. Er nickte dem Mdchen gedankenverloren zu. ,,Warst du in Phoenix in einem College-Vorbereitungskurs?" ,,Ja." Sie war also fortgeschritten, intelligent fr einen Menschen. Das berraschte mich nicht. ,,Naja," sagte Mr. Banner und schrzte seine Lippen. ,,Vielleicht ist es ganz gut, dass ihr zusammensitzt." Er drehte sich um und nuschelte ,,Dann bekommen die anderen Kids die Chance selbst etwas zu lernen," vor sich hin. Ich bezweifelte, dass das Mdchen das gehrt hatte. Sie begann wieder Kringel auf ihren Ordner zu malen. Zwei Ausrutscher in einer halben Stunde. Eine ganz miserable Vorstellung von meiner Seite. Obwohl ich immer noch keine Ahnung hatte, was das Mdchen von mir dachte wie viel Angst hatte sie, wie viel ahnte sie? wusste ich dass ich mich noch mehr anstrengen musste um einen guten Eindruck bei ihr zu hinterlassen. Irgendwie musste ich ihre Erinnerung an unsere letzte grausame Begegnung ertrnken. ,,Schade um den Schnee, nicht war?" wiederholte ich den Smalltalk, den duzende von Schlern schon gefhrt hatten. Ein langweiliges Gesprchsthema. Das Wetter ein sicheres Thema. Sie starrte mich zweifelnd an eine unnormale Reaktion auf meine normale Frage. ,,Nicht wirklich," sagte sie und berraschte mich schon wieder. Ich versuchte die Unterhaltung wieder auf einen banalen Pfad zu lenken. Sie kam aus einer warmen, helleren Gegend ihre Haut strahlte das irgendwie aus die Klte musste unangenehm sein fr sie. Genau wie meine eisige Berhrung... ,,Du magst die Klte nicht," nahm ich an. ,,Genau wie die Nsse," stimmte sie mir zu. ,,Es muss schwer fr dich sein, in Forks zu leben." Vielleicht httest du nicht herkommen sollen, wollte ich noch hinzufgen. Vielleicht solltest du dahin zurckgehen wo du hingehrst. Aber ich war mir nicht sicher, ob ich das wirklich wollte. Ich wrde mich immer an den Duft ihres Blutes erinnern gab es eine Garantie dafr, dass ich ihr nicht folgen wrde? Abgesehen davon, wenn sie wieder wegging wrden ihre Gedanken fr immer ein Geheimnis bleiben. Ein qulendes ungelstes Puzzel. ,,Du hast ja keine Ahnung," sagte sie mit schwacher Stimme und blickte fr einen Moment gedankenverloren an mir vorbei. Ihre Antworten waren nie das, was ich erwartet hatte. Sie veranlassten mich dazu mehr Fragen zu stellen. ,,Warum bist du dann hierher gekommen?" hakte ich nach, und merkte sofort, dass mein Tonfall anklagend klang, nicht lssig genug fr diese Unterhaltung. Die Frage klang unhflich, neugierig. ,,Es ist... kompliziert." Sie blinzelte kurz mit ihren groen Augen und belie es dabei. Ich platzte fast vor Neugierde die Neugierde brannte genauso hei wie der Durst in meiner Kehle.
Ehrlichgesagt, wurde es langsam einfacher zu atmen; die Qual wurde ertrglicher durch die Vertrautheit. ,,Ich denke, ich werd's verstehen," beharrte ich. Vielleicht wrde normale Neugierde sie dazu bringen meine Fragen so lange zu beantworten, wie ich unhflich genug war, sie zu stellen. Sie schwieg und starrte auf ihre Hnde. Das machte mich ungeduldig; ich wollte meine Hand unter ihr Kinn legen und ihren Kopf anheben, damit ich in ihren Augen lesen konnte. Aber das wre dumm von mir gefhrlich ihre Haut noch einmal zu berhren. Pltzlich sah sie auf. Es war eine Erleichterung die Gefhle wieder in ihren Augen sehen zu knnen. Sie sprach schnell, ratterte die Wrter herunter. ,,Meine Mutter hat wieder geheiratet." Ah, das war sehr menschlich, leicht zu verstehen. Sie senkte betrbt ihre klaren Augen und die kleine Falte erschien wieder zwischen ihnen. ,,Das hrt sich nicht so kompliziert an," sagte ich. Meine Stimme war freundlich ohne dass ich gro etwas dazu beitragen musste. Ihre Betrbnis machte mich seltsam hilflos und ich wnschte mir ich knnte irgendetwas fr sie tun. Ein merkwrdiger Impuls. ,,Wann war das?" ,,Letzten September." Sie atmete tief aus nicht wirklich ein Seufzen. Ich hielt die Luft an, als ihr warmer Atem mein Gesicht berhrte. ,,Und du magst ihn nicht." Vermutete ich in der Hoffnung mehr Informationen zu bekommen. ,,Nein, Phil ist schon ok," sagte sie und korrigierte meine Annahme. Die Andeutung eines Lchelns umspielte ihre vollen Lippen. ,,Ein bisschen zu jung vielleicht, aber nett." Das passte nicht zu der Situation die ich mir ausgemalt hatte. ,,Warum bist du nicht bei ihnen geblieben?" fragte ich etwas zu neugierig. Es klang naseweis. Was ich zugegebenermaen ja auch war. ,,Phil reist sehr viel. Er spielt Profi-Baseball." Das kleine Lcheln trat nun deutlicher hervor; diese Berufswahl amsierte sie. Ich lchelte auch ohne dass ich es beabsichtigt htte. Ich versuchte gar nicht ihr ein behagliches Gefhl zu vermitteln. Ihr Lcheln bewirkte, dass ich zurcklcheln wollte um ehrlich zu sein. ,,Kenne ich ihn?" Ich arbeitete die Liste aller Profi Baseballer im Kopf ab und fragte mich, welcher Phil ihrer war... ,,Eher nicht. So gut spielt er nicht." Wieder ein Lcheln. ,,Zweite Liga. Er wechselt stndig." Die Liste in meinem Kopf vernderte sich und ich tabellierte eine Liste anderer Mglichkeiten in weniger als einer Sekunde. Zur selben Zeit, malte ich mir die neue Situation aus. ,,Und deine Mutter hat dich hierher geschickt, damit sie mit ihm reisen kann," sagte ich. Spekulationen schienen mehr Informationen aus ihr herauszubekommen als meine Fragen vorher. Es klappte wieder. Sie schob ihr Kinn vor und ihr Gesichtsausdruck war pltzlich starsinnig. ,,Nein, sie hat mich nicht geschickt," sagte sie und ihre Stimme klang hart. Meine Annahme hatte sie aufgebracht, obwohl ich nicht verstand, warum. ,,Ich hab mich selbst geschickt." Ich verstand die Bedeutung nicht und auch nicht den Grund fr ihren Groll. Ich war gnzlich verloren.
Also gab ich auf. Ich wurde einfach nicht schlau aus diesem Mdchen. Sie war nicht wie anderen Menschen. Vielleicht waren die Stille ihrer Gedanken und ihr verlockender Duft nicht die einzigen Dinge die anders an ihr waren. ,,Das verstehe ich nicht," gab ich zu und hasste es, das einzugestehen. Sie seufzte und schaute mir in die Augen, lnger als nahezu jeder normale Mensch es geschafft htte. ,,Zuerst blieb sie bei mir aber sie hat ihn vermisst," erklrte sie langsam, ihr Tonfall hrte sich mit jedem Wort einsamer an. ,,Es hat sie unglcklich gemacht... also habe ich mich dazu entschlossen, etwas mehr Zeit mit Charlie zu verbringen." Die kleine Falte zwischen ihren Augen wurde tiefer. ,,Und jetzt bist du unglcklich," murmelte ich. Ich knnte nicht damit aufhren meine Hypothesen laut auszusprechen in der Hoffnung aus ihren Reaktion zu lernen. Diese, wie auch immer, schien nicht allzu weit von der Wahrheit entfern zu sein. ,,Und?" sagte sie, als wre das ein Aspekt der nicht bercksichtigt werden msse. Ich starrte ihr weiter in die Augen und merkte dass ich nun endlich meinen ersten echten kleinen Einblick in ihre Seele bekommen hatte. In diesem einen Wort sah ich, welchen Platz sie sich auf ihrer Priorittenskala einrumte. Anders als bei anderen Menschen, standen ihre eigenen Bedrfnisse ganz weit unten auf der Liste. Sie war selbstlos. Als mir das bewusst wurde begann sich das Geheimnis um diese Person die sich hinter stummen Gedanken versteckte ein wenig zu lften. ,,Das klingt nicht gerade fair," sagte ich. Lssig zuckte ich mit den Schultern um meine Neugierde zu verbergen. Sie lachte, aber es klang nicht amsiert. ,,Hat dir das noch keiner gesagt? Das Leben ist nicht fair." Ich wollte ber ihre Worte lachen, obwohl auch ich nicht amsiert war. Ich wusste ein kleines bisschen was ber die Ungerechtigkeit im Leben. ,,Ich denke, das habe ich schon mal irgendwo gehrt." Sie starrte mich an und wirkte wieder verwirrt. Ihre Augen flackerten und dann trafen sie meine wieder. ,,Das ist alles," sagte sie mir. Aber ich war noch nicht bereit, diese Unterhaltung zu beenden. Das kleine V zwischen ihren Augen, ein Anzeichen von Sorge, strte mich. Ich wollte es mit meinen Fingerspitzen glattstreichen. Aber selbstverstndlich konnte ich sie nicht berhren. Es war in so vielerlei Hinsicht nicht sicher. ,,Du berspielst das ziemlich gut." Ich sprach langsam, erwog immer noch die nchste Hypothese. ,,Aber ich wette du leidest mehr als du irgendjemandem zeigst." Sie verzog das Gesicht, ihre Augen verengten sich, ihre Lippen formten einen Schmollmund und sie wandte sich wieder nach vorn zum Lehrerpult. Sie mochte es nicht, wenn ich richtig riet. Sie war kein typischer Mrtyrer sie wollte kein Publikum fr ihren Schmerz. ,,Habe ich unrecht?" Sie wich leicht zurck, aber tat so als htte sie mich nicht gehrt. Ich musste lcheln. ,,Ich denke nicht." ,,Warum interessiert dich das berhaupt?" verlangte sie zu wissen und starrte mich wieder an. ,,Das ist eine gute Frage." Gab ich zu, mehr zu mir selbst statt als Antwort. Ihr Urteilsvermgen war besser als meins sie sah den Kern der Dinge whrend ich am Rand herum zappelte und blind die Anhaltspunkte durchsiebte. Die Details ihres
menschlichen Lebens sollten mich nicht interessieren. Es war falsch von mir mich um ihre Gedanken zu sorgen. Abgesehen vom Schutz meiner Familie waren menschliche Gedanken bedeutungslos. Ich war es nicht gewohnt der weniger intuitiver Part einer Beziehung zu sein. Ich verlie mich zu sehr auf mein besonderes Gehr ich war nicht so scharfsinnig wie ich immer dachte. Das Mdchen seufzte und blickte wieder nach vorne. Irgendetwas an ihrem frustrierten Gesichtsausdruck war belustigend. Die ganze Situation, die ganze Unterhaltung war belustigend. Niemand befand sich jemals in grerer Gefahr vor mir als diese kleine Mdchen jeden Moment, abgelenkt von dieser lcherlichen Konversation, konnte ich durch meine Nase einatmen, die Beherrschung verlieren und sie anfallen und sie war irritiert weil ich ihre Frage nicht beantwortet hatte. ,,Nerve ich dich?" fragte ich und schmunzelte ber die Lcherlichkeit des ganzen. Sie warf mir einen flchtigen Blick zu und dann schienen ihre Augen von meinen gefangen. ,,Nicht wirklich," erklrte sie mir. ,,Ich bin von mir selbst genervt. Mein Gesicht ist so einfach zu lesen meine Mutter nennt mich immer ihr offenes Buch." Verrgert runzelte sie die Stirn. Ich starrte sie erstaunt an. Sie war verrgert weil ich sie zu leicht durchschaute. Wie bizarr. Es hat mich in meinem ganzen Leben noch nie so viel Aufwand gekostet um jemanden zu verstehen oder besser Existenz, Leben war wohl kaum das richtige Wort. Ich hatte nicht wirklich ein Leben. ,,Ganz im Gegenteil," wiedersprach ich und fhlte mich seltsam... vorsichtig, als ob da irgendeine versteckte Gefahr wre die ich nicht sehen konnte. Pltzlich war ich auf der Hut, die Vorwarnung machte mich vorsichtig. ,,Ich finde du bist sehr schwer zu lesen." ,,Dann musst du ein guter Leser sein," folgerte sie, und hatte mit ihrer Vermutung wieder mitten ins Schwarze getroffen. ,,Normalerweise," stimmte ich ihr zu. Ich lchelte breit um meine leuchtenden, messerscharfen Zhne zu zeigen. Es war dumm von mir das zu tun aber pltzlich wollte ich verzweifelt eine Warnung an dieses Mdchen loswerden. Ihr Krper war nher als vorher, ihre Haltung hatte sich unbewusst gendert whrend unserer Unterhaltung. All die kleinen Zeichen und Hinweise die dazu dienten alles Menschliche ngstlich auf Abstand zu halten, schienen bei ihr nicht zu wirken. Warum wich sie nicht zurck vor Schreck? Sicher hatte sie genug von meiner dunklen Seite gesehen um die Gefahr zu bemerken, aufmerksam wie sie war. Ich kam nicht dazu zu sehen, ob meine Warnung den gewnschten Effekt erzielt hatte. Mr. Banner bat um die Aufmerksamkeit der Klasse und sie wandte sich von mir ab. Sie wirkte erleichtert ber die Unterbrechung, also hatte sie es vielleicht unterbewusst verstanden. Ich hoffe, sie hatte. Ich bemerkte die Faszination die in mir aufkeimte und versuchte sie zu entwurzeln. Ich konnte es mir nicht leisten, Bella Swan interessant zu finden. Oder besser, sie konnte es sich nicht leisten. Und trotzdem sehnte ich mich schon nach einer weiteren Chance um mit ihr zu reden. Ich wollte mehr ber ihre Mutter wissen, ihr Leben bevor sie hierherkam, ihr Beziehung zu ihrem Vater. All die unbedeutenden Details die ihren Charakter deutlicher hervorbringen wrden. Aber jede Sekunde, die ich mit ihr verbrachte, war ein Fehler, ein Risiko dass sie nicht eingehen sollte. Gedankenverloren warf sie ihre Haare herum genau in dem Moment als ich mir erlaubte zu atmen. Eine konzentrierte Welle ihres Duftes traf mich tief im Rachen.
Es war wie am ersten Tag wie die Abrissbirne. Der Schmerz der brennenden Trockenheit lie mich schwindeln. Ich musste wieder den Tisch umklammern um mich auf meinem Stuhl zu halten. Dieses Mal hatte ich etwas mehr Kontrolle. Wenigstens machte ich nichts kaputt. Das Monster knurrte in mir, genoss aber nicht den Schmerz. Er war zu fest angebunden. Fr den Moment. Ich stellte das Atmen vollstndig ein und lehnte mich so weit von dem Mdchen weg, wie ich konnte. Nein, ich konnte es mir nicht leisten, sie faszinierend zu finden. Je interessanter ich sie fand umso grer war die Chance, dass ich sie tten wrde. Ich hatte heute schon zwei kleine Ausrutscher gehabt. Wrde ich einen dritten machen, der nicht klein war? Sobald die Glocke klingelte, floh ich aus dem Klassenraum vermutlich zerstrte ich dadurch den kleinsten Eindruck von Hflichkeit den ich fast aufgebaut hatte whrend dieser Stunde. Wieder keuchte ich an der frischen Luft als wre sie eine heilende Essenz. Ich beeilte mich, so viel Abstand wie mglich zwischen mich und das Mdchen zu bringen. Emmett wartete vor unserem Spanischkurs auf mich. Er las meinen wirren Gesichtsausdruck fr einen Moment. Wie lief es? Wunderte er sich wachsam. ,,Niemand ist gestorben," murmelte ich. Na das ist doch was. Als ich sah wie Alice das Ende der letzten Stunde geschwnzt hat, dachte ich schon... Als wir den Klassenraum betraten sah ich seine Erinnerung an kurze Zeit vorher, die er durch die offene Tr seiner letzten Unterrichtsstunde gesehen hatte: Alice lief eilig und ausdruckslos ber den Platz in Richtung Wissenschaftsgebude. Ich fhlte die Erinnerung an sein verlangen aufzustehen und zu ihr zu gehen und dann seine Entscheidung zu bleiben. Wenn Alice seine Hilfe brauchte, wrde sie fragen... Ich schloss meine Augen vor Ekel und Abscheu whrend ich mich auf meine Stuhl fallen lies. ,,Ich hatte nicht bemerkt, dass es so knapp war. Ich htte nicht gedacht, ich wrde... ich sah nicht, dass es so schlimm war," flsterte ich. War es auch nicht, beruhigte er mich. Niemand ist gestorben, richtig? ,,Richtig," quetsche ich durch meine Zhne. ,,Diesmal nicht." Vielleicht wird es leichter. ,,Klar." Oder, vielleicht ttest du sie auch. Er zuckte mit den Schultern. Du wrst nicht der erste, der es vermasselt. Niemand wrde dich zu hart verurteilen. Manchmal riecht ein Mensch einfach zu gut. Ich bin beeindruckt, dass du so lange durchhltst. ,,Das ist nicht gerade hilfreich, Emmett!" Ich war emprt darber, dass er einfach so akzeptierte, dass ich das Mdchen tten wrde, dass das irgendwie unumgnglich war. War es etwa ihre Schuld, dass sie so gut roch? Ich wei noch, als es mir passierte..., er erinnerte sich und nahm mich mit sich ein halbes Jahrhundert zurck, auf eine Landstrae in der Dmmerung, wo eine Frau mittleren Alters ihre trockene Wsche abnahm, die zwischen zwei Apfelbumen an einer Leine hing. Der Duft von pfeln hing schwer in der Luft die Ernte war vorber und die berreifen Frchte lagen auf dem Boden verteilt, die Druckstellen lieen ihren Duft in dicken Wolken auslaufen. Ein frisch gemhtes Feld bildete den Hintergrund zu diesem Duft, harmonisch. Er ging die Landstrae entlang, nahm die Frau berhaupt nicht war auf seinem Botengang fr Rosalie. Der Himmel ber ihm war lila, im Westen orange. Er wre den verschlngelten Weg weitergegangen und es htte keinen Grund gegeben, sich an diesen Nachmittag zu erinnern,
abgesehen von der leichten Briese, die die weien Laken aufblhte wie Segel im Wind und die den Duft der Frau ber Emmetts Gesicht fcherte. ,,Ah," grummelte ich leise. Als ob die Erinnerung an meinen eigenen Durst nicht schon genug wre. Ich wei. Ich hab's nicht mal eine Sekunde ausgehalten. Ich hab nicht mal darber nachgedacht zu wiederstehen. Seine Erinnerungen wurden zu detailiert fr mich um sie noch lnger zu ertragen. Ich sprang auf meine Fe, meine Zhne so hart aufeinander gepresst, dass sie durch Stahl htten schneiden knnen. ,,Esta bien, Edward?" fragte Senora Goff, erschrocken von meiner pltzlichen Bewegung. Ich konnte mein Gesicht in ihren Gedanken sehen und wusste, dass ich alles andere als gesund aussah. ,,Me perdona," murmelte ich, als ich zur Tr strmte. ,,Emmett por favor, puedas tu ayuda a tu hermano?" fragte sie und gestikulierte hilflos in meine Richtung, als ich aus dem Raum hastete. ,,Klar," hrte ich ihn sagen. Und dann war er direkt hinter mir. Er folgte mir zur anderen Seite des Gebudes, wo er mich einholte und mir seine Hand auf die Schulter legte. Ich schttelte seine Hand mit unntiger Gewalt ab. Es htte smtliche Knochen in einer menschlichen Hand gebrochen und sogar noch die Knochen des Arms der daran hing. ,,Tut mir leid, Edward." ,,Ich wei." Ich atmete ein paarmal tief ein und aus um einen klaren Kopf zu bekommen und meine Lungen zu reinigen. ,,Ist es genauso schlimm?" fragte er und versuchte nicht an den Duft und den Geschmack aus seinen Erinnerungen zu denken, nicht gerade erfolgreich. ,,Schlimmer, Emmett, schlimmer." Fr einen Moment war er ganz still. Vielleicht... ,,Nein, es wre nicht besser, wenn ich es einfach hinter mich bringe. Geh zurck in die Klasse, Emmett. Ich mchte allein sein." Er drehte sich ohne ein weiteres Wort und ohne einen Gedanken um und ging zurck. Er wrde der Spanischlehrerin sagen, dass ich krank war, oder dass ich schwnzte, oder dass ich ein gefhrlicher, unkontrollierbarer Vampir war. War seine Entschuldigung wirklich von Bedeutung? Vielleicht kam ich nicht mehr zurck. Vielleicht musste ich gehen. Ich ging zurck zu meinem Auto um auf Schulschluss zu warten. Um mich zu verstecken. Schon wieder. Ich htte die Zeit nutzen sollen um einen Entscheidung zu treffen, oder um meine Entschlossenheit zu verstrken, stattdessen, wie ein Schtiger, erwischte ich mich dabei wie ich die Gedanken, die vom Schulgebude wiederhallten durchsuchte. Die bekannten Stimmen traten deutlich hervor, aber ich war im Moment nicht interessiert an Alices Visionen oder Rosalies Beschwerden. Ich fand Jessica, aber das Mdchen war nicht bei ihr, also suchte ich weiter. Mike Newtons Gedanken erregten meine Aufmerksamkeit und ich fand sie letztendlich im Sportunterricht. Er war unglcklich weil ich heut in Biologie mit ihr gesprochen hatte. Er grbelte ber ihre Reaktion als er das Thema angesprochen hatte... Ich hab ihn ehrlichgesagt noch nie mit jemandem mehr als nur ein paar Wrter wechseln sehen. Natrlich entschloss er sich Bella interessant zu finden. Ich mag nicht, wie er sie ansieht. Aber sie scheint nicht besonders angeregt zu sein von ihm. Was hat sie noch gleich gesagt? `Ich frag mich, was er letzten Montag hatte.` Irgendwas in der Art. Hrte sich
nicht so an, als wrde es sie interessieren. Es kann keine besondere Unterhaltung gewesen sein... Auf diese Art redete er sich weiter Mut zu, berzeugt davon, dass Bella kein Interesse an dem Austausch mit mir gehabt hat. Das rgerte mich ein bisschen zu sehr fr meinen Geschmack, also hrte ich auf ihn zu belauschen. Ich legte eine CD mit brutaler Musik ein und drehte die Anlage so weit auf, bis sie alle anderen Stimmen bertnte. Ich musste mich sehr stark auf die Musik konzentrieren um nicht wieder zu Mike Newtons Gedanken zu driften, um das ahnungslse Mdchen auszuspionieren... Ich schummelte ein paar Mal als die Schulstunde sich dem Ende nherte. Nicht um zu spionieren, redete ich mir ein. Ich wollte mich blo vorbereiten. Ich wollte genau wissen, wann sie die Sporthalle verlie, wann sie auf dem Parkplatz sein wrde. Ich wollte nicht, dass sie mich berraschte. Als die Schler aus der Sporthalle strmten stieg ich aus meinem Auto aus, unsicher, warum ich das tat. Es regnete leicht ich ignorierte, dass er langsam meine Haare trnkte. Wollte ich, dass sie mich hier sah? Hoffte ich, dass sie mich ansprechen wrde? Was tat ich hier? Obwohl ich versuchte, mich davon zu berzeugen wieder ins Auto zu steigen, bewegte ich mich nicht, wohlwissen dass mein Verhalten erbrmlich war. Ich verschrnkte die Arme vor meiner Brust und atmete sehr flach, als ich sah wie sie in meine Richtung lief, ihre Mundwinkel nach unten verzogen. Sie sah mich nicht an. Sie blickte ein paarmal wtend zum Himmel, als ob er sie rgern wollte. Ich war enttuscht, als sie ihren Wagen erreichte bevor sie an mir vorbei musste. Htte sie mich angesprochen? Htte ich sie angesprochen? Sie stieg in einen ausgeblichenen roten Chevy Truck, ein rostiger Gigant, der lter als ihr Vater war. Ich beobachtete wie sie den Truck startete der alte Motor rhrte lauter als irgendein anderes Gefhrt auf dem Parkplatz um dann die Hnde vor den Heizlfter zu halten. Die Klte war ihr unangenehm sie mochte sie nicht. Sie kmmte mit ihren Fingern durch ihre dichten Haare, hielt die Locken in die warme Luft als ob sie versuchte sie zu fhnen. Ich stellte mir vor, wie das Fhrerhaus des Trucks roch und verwarf den Gedanken schnell wieder. Sie sah sich kurz um, bevor sie ausparkte und blickte endlich in meine Richtung. Sie starrte mich fr weniger als eine halbe Sekunde an und alles was ich in ihren Augen lesen konnte war berraschung, bevor sie wieder wegsah und ihren Truck zurcksetzte. Nur um sofort wieder mit quietschenden Reifen zum Stehen zu kommen. Die Rckseite ihres Trucks wre um ein Haar mit Erin Teagues Kleinwagen zusammengestoen. Sie starrte in ihren Rckspiegel und verzog rgerlich den Mund. Als der Wagen an ihr vorbeigefahren war, berprfte sie alle toten Winkel zweimal und fuhr dann so langsam und vorsichtig aus ihrer Parklcke, dass ich grinsen musste. Es war als wrde sie denken sie sei gefhrlich in ihrem bauflligen Truck. Der Gedanke dass Bella Swan irgendwem gefhrlich werden konnte, egal was fr ein Auto sie fuhr, brachte mich zum Lachen whrend sie an mir vorbeifuhr und stur geradeaus schaute.
3. Erscheinung Ehrlichgesagt, war ich gar nicht durstig und doch entschied ich mich, diese Nacht jagen zu gehen. Ein kleiner Versuch der Vorbeugung, obwohl ich wusste, dass es ungengend sein wrde. Carlisle begleitete mich; seit ich aus Denali zurckgekehrt war, waren wir nicht mehr allein miteinander gewesen. Whrend wir durch den dunklen Wald rannten, hrte ich, wie er ber meinen abrupten Aufbruch letzte Woche nachdachte. In seinen Gedanken sah ich wie meine Gesichtszge in grimmiger Verzweiflung verzogen waren. Ich fhlte seine berraschung und seine aufkeimende Sorgen. ,,Edward?" ,,Ich muss weg Carlisle. Ich muss sofort gehen." ,,Was ist passiert?" ,,Nichts. Noch nicht. Aber es wird etwas passieren, wenn ich bleibe." Er streckte sich nach meinem Arm aus. Ich fhlte wie es ihn verletzt hatte, als ich ihm meinem Arm entzog. ,,Das verstehe ich nicht." ,,Hast du jemals... gab es mal eine Zeit in der..." Ich sah, wie ich tief durchatmete, sah das wilde Flackern in meinen Augen durch den Filter seiner tiefen Besorgnis. ,,Hat irgendein Mensch jemals besser fr dich gerochen als die anderen? Viel besser?" ,,Oh." Als ich merkte, dass er verstanden hatte, zeichnete sich Scham in meinem Gesicht ab. Er streckte wieder seinen Arm nach mir aus, diesmal ignorierte er, dass ich zurckzuckte und lie seine Hand auf meiner Schulter liegen. ,,Tu was immer du fr ntig halst um zu wiederstehen mein Sohn. Ich werde dich vermissen. Hier, nimm meinen Wagen. Er ist schneller." Jetzt fragte er sich, ob es richtig gewesen war, mich wegzuschicken. Fragte sich, ob er mich verletzt hatte durch sein geringes Vertrauen. ,,Nein," flsterte ich beim Rennen. ,,Das war es, was ich brauchte. Ich htte dein Vertrauen zu leicht missbrauchen knnen, wenn du mir gesagt httest, dass ich bleiben soll." ,,Es tut mir leid, dass du leidest, Edward. Aber du solltest alles in deiner Macht stehende tun um das Swan-Kind am Leben zu lassen. Auch wenn das bedeutet, dass du uns wieder verlassen musst." ,,Ich wei, ich wei." ,,Warum bist du zurckgekommen? Du weit, wie glcklich es mich macht, dich hier zu haben, aber wenn es so schwer fr dich ist..." ,,Ich wollte kein Feigling sein," gab ich zu. Wir wurden langsamer wir joggten mehr durch die Dunkelheit. ,,Besser das, als sie der Gefahr auszusetzen. In ein oder zwei Jahren wird sie hier verschwinden." ,,Du hast recht, das wei ich." Entgegen aller Vernunft, bewirkten seine Worte eher, dass ich bestrebter war zu bleiben. In ein oder zwei Jahren wrde das Mdchen verschwinden...
Carlisle blieb stehen und ich auch; er wandte sich mir zu um meinen Gesichtsausdruck zu untersuchen. Aber du wirst nicht wegrennen, oder? Ich senkte meinen Kopf. Bist du zu stolz, Edward? Es ist keine Schande, wenn ,,Nein, es ist nicht mein Stolz, der mich hier hlt. Nicht jetzt." Weit du nicht, wo du hinsollst? Ich lachte kurz auf. ,,Nein, das wrde mich nicht aufhalten, wenn ich mich dazu bewegen knnte, zu gehen." ,,Wir kommen selbstverstndlich mit dir, wenn es das ist, was du brauchst. Du musst es nur sagen. Ihr seid immer mit uns gezogen ohne euch zu beschweren. Sie werden dir das nicht nachtragen." Ich hob eine Augenbraue. Er lachte. ,,Ja, Rosalie vielleicht, aber sie schuldet dir was. Abgesehen davon, es ist besser fr uns, jetzt so gehen, wo noch nichts passiert ist, als zu warten bis ein Leben beendet wurde." Am Ende des Satzes war sein Humor verflogen. Ich runzelte die Stirn bei seinen Worten. ,,Ja," stimmte ich ihm mit rauer Stimme zu. Aber du wirst nicht gehen? Ich seufzte. ,,Ich sollte." ,,Was hlt dich hier, Edward? Ich kann es nicht sehen..." ,,Ich wei nicht, ob ich es erklren kann." Selbst fr mich machte es keinen Sinn. Er studierte sehr lange meinen Gesichtsausdruck. Nein, ich verstehe es nicht. Aber ich respektiere deine Privatsphre, wenn es dir lieber ist. ,,Danke. Das ist grozgig von dir, wenn man bedenkt, dass ich niemandem Privatsphre gebe." Mit einer Ausnahme. Ich gab mein bestes um das zu ndern, oder nicht? Wir haben alle unsere Macken. Er lachte wieder. Sollen wir? Er hatte gerade den Duft einer kleinen Rehherde aufgeschnappt. Es war schwer genug Begeisterung aufzubringen, wenn man bedenkt, dass das Aroma einem nicht gerade das Wasser im Mund zusammenlaufen lie. Und jetzt, wo ich die Erinnerung an den Duft des Mdchens noch frisch im Kopf hatte, drehte sich mir sogar fast der Magen um bei dem Geruch. Ich seufzte. ,,Na los," stimmte ich zu, obwohl ich wusste, dass es kaum helfen wrde, wenn ich noch mehr Blut meine Kehle hinunter zwang. Wir nahmen beide unsere Jagdhaltung an und lieen uns von dem unappetitlichen Duft vorwrts leiten. Als wir wieder nach Hause kamen, war es klter geworden. Der geschmolzene Schnee war gefroren; es war als wre alles mit einer dnnen Glasschicht berzogen jede Tannennadel, jeder Farnwedel, jeder Grashalm war mit Eis berzogen. Whrend Carlisle sich fertig machte fr seine Frhschickt im Krankenhaus, blieb ich am Fluss stehen und wartete auf den Sonnenaufgang. Ich fhlte mich aufgeblht von dem vielen Blut, dass ich getrunken hatte, aber ich wusste, dass ich keinen Durst versprte wrde wenig helfen, wenn ich wieder neben dem Mdchen sa. Kalt und regungslos wie der Stein auf dem ich sa, starrte ich auf das dunkle Wasser wie es zwischen dem Eis hindurchfloss, starrte direkt hindurch.
Carlisle hatte recht. Ich sollte Forks verlassen. Sie konnten irgendeine Geschichte verbreiten, die meine Abwesenheit erklren wrde. Ein Internat in Europa. Besuch bei entfernten Verwandten. Ein jugendlicher Ausbruch von zu Hause. Die Geschichte war egal. Niemand wrde nachfragen. Es waren nur ein oder zwei Jahre, und dann wrde das Mdchen verschwinden. Sie wrde ihr Leben weiterleben sie wrde ein Leben haben, dass sie weiterleben konnte. Sie wrde irgendwo aufs College gehen, lter werden, eine Karriere beginnen, vielleicht jemanden heiraten. Das konnte ich mir vorstellen ich konnte das Mdchen ganz in wei vor mir sehen, wie sie den Gang entlang schritt, den Arm unter dem ihres Vaters. Es war seltsam, dass diese Bild schmerzen in mir auslste. Ich verstand es nicht. War ich eiferschtig, weil sie eine Zukunft hatte die ich nie haben konnte? Das ergab keinen Sinn. Jeder Mensch um mich herum hatte diese Mglichkeiten ein Leben und ich beneidete sie nicht. Ich sollte sie ihrer Zukunft berlassen. Sollte aufhren ihr Leben zu riskieren. Das war das einzig richtige. Carlisle fand immer den richtigen Weg. Ich sollte auch jetzt auf ihn hren. Die Sonne erhob sich hinter den Wolken und das seichte Licht glnzte auf dem gefrorenen Glas. Nur noch ein Tag, entschied ich. Ich wrde sie nur noch einmal sehen. Ich schaffte das. Vielleicht wrde ich erwhnen, dass ich wegging, um die Geschichte einzuleiten. Das wrde schwieriger werden als ich gedacht hatte; weil mir die Vorstellung zu gehen wiederstrebte, fing ich jetzt schon an Entschuldigungen zu suchen um zu bleiben um die Frist noch zwei Tage zu verlngern, drei, vier... Aber ich wrde das richtige tun. Ich wusste, ich konnte Carlisles Rat vertrauen. Und ich wusste auch, dass ich zu durcheinander war um die richtige Entscheidung allein zu treffen. Viel zu durcheinander. Wie viel von diesem Widerwillen kam von meiner zwanghaften Neugierde und wie viel von meinem ungesttigten Appetit? Ich ging hinein um mir etwas Frisches fr die Schule anzuziehen. Alice wartete auf mich, sie sa auf der obersten Treppenstufe zur zweiten Etage. Du gehst schon wieder weg, klagte sie. Ich seufzte und nickte. Ich kann nicht sehen wo du diesmal hingehst. ,,Ich wei noch nicht wo ich hingehen werde," flsterte ich. Ich mchte, dass du bleibst. Ich schttelte meinen Kopf. Vielleicht knnen Jazz und ich mit dir kommen? ,,Sie brauchen euch alle noch mehr, wenn ich nicht mehr da bin um mich fr sie umzuhren. Und denk an Esme. Wrdest du ihr ihre halbe Familie mit einem Schlag entreien wollen?" Du wirst sie so unglcklich machen. ,,Ich wei. Und deshalb musst du bleiben." Es ist nicht dasselbe, als wenn du hier wrst und das weit du. ,,Ja. Aber ich muss das richtige tun." Es gibt viele richtige Wege, und viele falsche Wege, nicht war? Fr einen kurzen Moment verschwamm sie in eine ihrer seltsamen Visionen; ich beobachtet gemeinsam mit ihr wie die unbestndigen Bilder flackerten. Ich sah mich selbst zwischen seltsamen Schatten, die ich nicht zuordnen konnte verschleierte ungenaue Formen. Und dann, pltzlich, meine Haut wie sie in der Sonne glitzerte auf einer kleinen Lichtung. Diesen Ort kannte ich. Da war eine Person mit mir auf der Lichtung, aber wieder
war es ungenau, nicht wirklich da um sie besser zu erkennen. Das Bild wackelte und verschwand als sich millionen kleiner Stckte zu einer anderen Zukunft zusammensetzten. ,,Ich hab nicht viel davon verstanden," sagte ich ihr, als die Vision schwarz wurde. Ich auch nicht. Deine Zukunft verndert sich sehr stark so dass ich nicht viel davon greifen kann. Aber ich denke... Sie hielt inne und berflog ein paar andere Visionen fr mich. Sie waren alle gleich verschwommen und vage. ,,Ich glaube, irgendetwas wird sich ndern," sagte sie laut. ,,Dein Leben scheint sich an einer Kreuzung zu befinden." Ich lachte grimmig. ,,Dir ist schon klar, dass du dich anhrst wie eine Wahrsagerin vom Jahrmarkt?" Sie streckte mir ihre kleine Zunge raus. ,,Heute ist alles in Ordnung, oder?" fragte ich sie und meine Stimme klang pltzlich besorgt. ,,Ich sehe nicht, dass du heute irgendjemanden tten wirst," versicherte sie mir. ,,Danke, Alice." ,,Geh dich umziehen. Ich werde den anderen nichts sagen du kannst ihnen selber Bescheid geben, wenn du fertig bist." Sie stand auf und schoss mit hngenden Schultern die Treppe hinunter. Vermiss dich wirklich. Ja, ich wrde sie auch sehr vermissen. Es war eine ruhige Fahrt bis zur Schule. Jasper merkte, dass Alice wegen irgendetwas unglcklich war, aber er wusste, wenn sie darber htte sprechen wollen, dann htte sie das bereits getan. Emmett und Rosalie hatten einen ihrer Momente, in denen sie nichts um sich herum wahrnahmen und sich nur verliebt in die Augen blickten es war ekelhaft ihnen dabei zuzusehen. Wir waren uns alle vollkommen im Klaren darber wie berglcklich verliebt die beiden waren. Vielleicht war ich aber auch nur verbittert, weil ich der einzige war, der alleine war. An manchen Tagen war es schwerer als an anderen mit drei perfekt zusammenpassenden Prchen zusammenzuleben. Heute war einer dieser Tage. Vielleicht wren sie alle glcklicher, wenn ich nicht mehr da wre, grimmig und verbittert wie der alte Mann, der ich eigentlich mittlerweile sein sollte. Natrlich war das erste was ich tat, als wir die Schule erreichten, nach dem Mdchen Ausschau zu halten. Nur um mich wieder vorzubereiten. Richtig. Es war peinlich zu sehen, dass die Welt um mich herum vollkommen leer schien und sich alles nur noch um sie drehte meine ganze Existenz kreiste nur noch um sie, statt um mich selbst. Dennoch war es auch irgendwie leicht zu verstehen; nach achtzig Jahren, jeden Tag und jede Nacht dasselbe wurde jede Vernderung zu etwas ganz besonderem. Sie war noch nicht da, aber ich konnte den drhnenden Motor ihres Trucks in der Ferne hren. Ich lehnte mich an meinen Wagen um zu warten. Alice blieb bei mir, whrend die anderen direkt zum Unterricht gingen. Sie waren gelangweilt von meiner Fixierung es war unverstndlich fr sie wie ein Mensch mein Interesse so lange aufrecht erhalten konnte, egal wie kstlich sie roch. Langsam fuhr das Mdchen in Sichtweite, ihre Augen auf die Strae geheftet und mit den Hnden das Lenkrad umklammert. Sie schien wegen irgendetwas verngstigt zu sein. Ich brauchte eine Sekunde um zu begreifen was dieses Etwas war, zu bemerkten, dass jeder Mensch heute mit diesem Gesichtsausdruck fuhr. Die Strae war vereist und alle
fuhren noch vorsichtiger als sonst. Ich konnte sehen, dass sie das erhhte Risiko sehr ernst nahm. Das schien zu dem bisschen zu passen, was ich bisher ber ihren Charakter herausgefunden hatte. Ich fgte es meiner kleinen Liste hinzu: Sie war eine ernsthafte Person, eine verantwortungsvolle Person. Sie parkte nicht allzu weit von mir entfernt, aber sie hatte noch nicht bemerkt, dass ich hier stand und sie beobachtete. Ich fragte mich wie sie reagieren wrde, wenn sie mich bemerkte? Errten und weitergehen? Das war meine erste berlegung. Aber vielleicht wrde sie meinen Blick erwidern. Vielleicht wrde sie herkommen und mit mir reden. Ich atmete tief eine, hoffnungsvoll, nur fr den Fall. Sie stieg vorsichtig aus dem Truck aus und prfte die Standfestigkeit ihrer Fe bevor sie ihr Gewicht darauf absttzte. Sie schaute nicht auf, was mich frustrierte. Vielleicht wrde ich rbergehen und mit ihr reden... Nein, das wre ein Fehler. Anstatt in Richtung Schule zu gehen, lief sie um ihren Truck herum, hangelte sich vorsichtig an ihm entlang als wrde sie ihren Fen nicht trauen. Es brachte mich zum lcheln, und ich sprte Alices Augen auf meinem Gesicht ruhen. Ich hrte nicht was auch immer sie sich dabei dachte es amsierte mich zu sehr, zu beobachten wie das Mdchen ihre Schneeketten berprfte. So wie ihre Fe herum schlingerten schien sie ernsthaft in Gefahr zu sein hinzufallen. Niemand sonst hatte so viele Probleme hatte sie an einer besonders eisigen Stelle geparkt? Sie hielt fr einen kurzen Moment inne und ihr Gesicht bekam einen seltsamen Ausdruck. Es war... weich? Als ob irgendetwas an den Ketten sie... rhrte? Und wieder schmerzte die Neugierde in mir wie der Durst. Es war als msste ich wissen was sie denkt als ob alles andere unwichtig wre. Ich wrde zu ihr gehen und mit ihr reden. Sie sah sowieso danach aus, als knnte sie eine helfende Hand gebrauchen, zumindest bis sie von dem glatten Parkplatz runter war. Das konnte ich ihr selbstverstndlich anbieten, oder nicht? Ich zgerte hin und hergerissen. Bei der Abneigung die sie gegen Schnee hegte, wrde sie die Berhrung meiner kalten Hand sicher nicht willkommen heien. Ich htte Handschuhe anziehen sollen ,,NEIN!" schrie Alice laut auf. Instinktiv durchforstete ich ihre Gedanken in dem Glauben ich htte eine schlechte Entscheidung getroffen und sie she wie ich etwas Unverzeihliches tat. Aber es hatte nichts mit mir zu tun. Tyler Crowley hatte sich entschieden, die Kurve auf den Parkplatz etwas zu schnell zu nehmen. Diese Entscheidung brachte ihn auf dem rutschigen Eis zum schliddern... Die Vision kam nur eine halbe Sekunde bevor sie eintrat. Tylers Van schoss um die Ecke whrend ich immer noch das Ende der Vision beobachtet, das Alice zu diesem ngstlichen Aufschrei bewogen hatte. Nein, diese Vision hatte nichts mit mir zu tun, und doch hatte es alles mit mir zu tun, denn Tylers van die Reifen trafen nun in dem schlechtmglichsten Winkel auf das Eis wrde ber den Parkplatz rutschen und das Mdchen zerquetschen, das ungewollt zum Mittelpunkt meiner Welt geworden war. Auch ohne Alices Vorhersage war es leicht zu erkennen, welchen Bahn der Wagen, ber den Tyler gerade die Kontrolle verlor einschlagen wrde. Das Mdchen, das genau am falschen Platz neben ihrem Truck stand, sah auf, irritiert von dem Gerusch der quietschenden Reifen. Sie sah direkt in meine geschockten Augen um dann direkt in ihren nahenden Tod zu blicken. Nicht sie! Die Worte schrien in meinem Kopf als ob sie zu jemand anderem gehrten.
Immer noch gefangen in Alices Gedanken, sah ich wie die Vision sich vernderte, aber ich hatte keine Zeit mir den Ausgang anzusehen. Ich schoss ber den Platz und warf mich zwischen den heran rutschenden Van und das vor Schock gefrorene Mdchen. Ich bewegte mich so schnell, dass alles um mich herum verschwamm auer dem Objekt in meinem Blickfeld. Sie sah mich nicht kein menschliches Auge htte meinem Flug folgen knnen und starrte immer noch auf das massige Gefhrt dass ihren Krper gleich in den Metall Rahmen ihres Trucks quetschen wrde. Ich packte sie um die Taille und warf sie mit einer solchen Eile um, dass ich nicht mal annhernd so behutsam mit ihr umging, wie ich es htte tun mssen. In der hundertstel Sekunde nachdem ich sie aus der Schusslinie warf und bevor ich mit ihr in meinen Armen auf den Boden aufschlug, wurde mir bewusst, wie schwach und zerbrechlich ihr Krper war. Als ich ihren Kopf auf das Eis aufschlagen hrte, erstarrte ich selbst auch zu Eis. Aber ich hatte nicht mal eine Sekunde zeit um ihren Zustand zu berprfen. Ich hrte wie der Van hinter uns sich quietschend um den eisernen Krper des Trucks wickelte. Er nderte funkensprhend seine Richtung und schlidderte erneut auf sie zu als wre sie ein Magnet der den Van anzog. Ein Wort, das ich niemals in der Gegenwart einer Lady benutzt htte, entwich mir durch meine zusammengebissenen Zhne. Ich hatte schon zu viel getan. Als ich fast durch die Luft geflogen bin um sie aus dem Weg zu stoen, war ich mir vollkommen bewusst, dass ich einen Fehler machte. Zu wissen, dass es ein Fehler war, konnte mich nicht aufhalten, aber das Risiko dass ich einging, war mir nicht bewusst nicht nur fr mich, sondern fr meine ganze Familie. Entlarvung. Aber es half nichts, ich konnte dem Van nicht erlauben bei seinem zweiten Versuch ihr das Leben zu nehmen zu gewinnen. Ich lie sie los und streckte dem Van meine Hnde entgegen bevor er sie berhren konnte. Die Wucht des Aufpralls presste meine Schulter in den Wagen der neben dem Truck stand und ich konnte spren wie sich das Metall unter dem Druck verbog. Der Van erschauerte unter der unnachgiebigen Sperre meiner Arme und balancierte unstabil auf zwei Rdern. Wenn ich meine Hnde wegnahm, wrde der Hinterreifen auf ihre Beine fallen. Oh, verdammt noch mal, es war verflucht, wrde diese Katastrophe denn nie enden? Konnte noch mehr schiefgehen? Ich konnte schlecht hier sitzen bleiben, den Van in die Luft halten und auf Rettung warten. Wegwerfen konnte ich ihn auch nicht da war auch immer noch der Fahrer, dessen Gedanken zusammenhanglos waren vor lauter Panik. Ich sthnte innerlich auf und stie den Van kurz von uns weg. Als er wieder runterfiel, fing ich ihn mit einer Hand unter der Karosserie auf und packte mit der andern wieder die Taille des Mdchens um sie nher zu mir hin und unter dem Wagen weg zu ziehen. Ihr Krper war schlaff als ich sie herum schwang um ihre Beine in Sicherheit zu bringen war sie bewusstlos? Wie schwer hatte ich sie verletzt bei meinem improvisierten Rettungsversuch? Jetzt wo ich sie nicht mehr verletzen konnte, lie ich den Van fallen. Die Fenster vibrierten als er auf den Asphalt krachte. Ich wusste, dass ich mich mitten in einer Kriese befand. Wie viel hatte sie mitbekommen? Hatte irgendein anderer Zeuge gesehen, wie ich mich aus dem Nichts neben ihr materialisiert hatte und dann mit dem Van jonglierte um sie darunter hervorzuholen? Diese Fragen sollten meine grte Sorge sein. Aber ich war zu besorgt um mir darber Gedanken zu machen, dass wir entlarvt werden knnten. Zu sehr von der Panik erfasst, dass ich sie bei meinem versucht sie zu
schtzen selbst verletzt haben knnte. Zu bengstigt da ich wusste, was ich riechen wrde, wenn ich mir erlaubte einzuatmen. Mir zu sehr ihres warmen, weichen Krpers bewusst, der gegen meinen gepresst war trotz der doppelten Hinderung unsere Jacken konnte ich diese Hitze spren... Die erste Sorge war die grte. Als das schreien der zeugen um uns herum ausbrach, lehnte ich mich ber sie und begutachtete ihr Gesicht um zu sehen ob sie bei Bewusstsein war hoffte instndig, dass sie nirgendwo blutete. Ihre Augen waren weit geffnet vor Schock. ,,Bella?" fragte ich eindringend. ,,Bist du in Ordnung?" ,,Es geht mir gut." Sagte sie automatisch mit schwacher Stimme. Erleichterung durchfuhr mich als ich den Klang ihrer Stimme hrte, der so herrlich war, dass es fast wehtat. Ich nahm einen kurzen Atemzug durch meine Zhne und der begleitende Schmerz in meiner Kehler strte mich nicht. Ich genoss ihn fast. Sie versuchte sich aufzusetzen, aber ich war noch nicht bereit, sie loszulassen. Es fhlte sich irgendwie... sicherer an? Besser jedenfalls, sie an meiner Seite zu haben. ,,Seih vorsichtig," warnte ich sie. ,,Ich glaube du hast dir deinen Kopf ziemlich heftig angeschlagen." Da war kein Geruch von frischem Blut welche Erleichterung aber das schloss noch lange keine inneren Verletzungen aus. Ich wollte sie so schnell wie mglich zu Carlisle bringen und zu einem voll ausgestatteten Radiologischen Institute. ,,Au," sagte sie und ihre Stimme klang komischerweise berrascht, als sie merkte, dass ich recht hatte, was ihren Kopf anging. ,,Das hab ich mir gedacht." Ich lchelte vor Erleichterung, fast schon albern. ,,Wie zum Teufel..." Ihre Stimme brach weg und ihre Lider zitterten. ,,Wie bist du so schnell hierhergekommen?" Die Erleichterung wurde bitter, der Humor verschwand. Sie hatte zu viel gesehen. Jetzt, da mir klar wurde, dass dem Mdchen nichts fehlte, wurde die Sorge um meine Familie grer. ,,Ich stand direkt neben dir, Bella." Aus Erfahrung wusste ich, dass ich sehr berzeugend sein konnte, wenn ich log, es verunsicherte jeden Fragesteller bzgl. der Wahrheit. Sie versuchte wieder sich aufzusetzen und diesmal lie ich es zu. Ich musste einatmen um meine Rolle besser spielen zu knnen. Ich brauchte Abstand zu ihrem mit warmem Blut gefllten Krper, damit er mich in Kombination mit ihrem Duft nicht bermannte. Ich wich so weit von ihr zurck, wie es der schmale Raum zwischen den beiden Fahrzeugen zulie. Sie starrte zu mir hoch und ich starrte zurck. Zuerst wegzuschauen war ein Fehler den nur ein inkompetenter Lgner begehen wrde, und ich war kein inkompetenter Lgner. Mein Gesichtsausdruck war mild und freundlich... Es schien sie zu verwirren. Das war gut. Die Unfallstelle war nun umstellt. Hauptschlich Schler, Kinder die versuchten durch die Wracks einen Blick auf zerquetschte Krper erhaschen zu knnen. Stimmengewirr und schockierte Gedanken erhoben sich. Ich durchsuchte die Gedanken um sicherzugehen, dass es noch keine Verdchtigungen gab und dann blendete ich sie aus um mich wieder auf das Mdchen zu konzentrieren. Sie war abgelenkt von dem Durcheinander. Sie blickte sich um, ihr Gesichtsausdruck immer noch geschockt und wollte aufstehen. Ich legte meine Hand auf ihre Schulter um sie sanft wieder auf den Boden zu drcken.
,,Bleib besser noch etwas liegen." Sie wirkte zwar unverletzt, aber sollte sie ihren Hals schon bewegen? Wieder wnschte ich Carlisle wre hier. Meine jahrelangen theoretischen Studien in Medizin waren kein Vergleich zu seiner Jahrhundertelangen Praxiserfahrung. ,,Aber es ist kalt," stellte sie fest. Sie war vor wenigen Sekunden fast zu Tode gequetscht worden und ihre einzige Sorge war die Klte. Mir entfuhr ein kichern bevor ich mich dran erinnerte, dass die Situation nicht komisch war. Bella blinzelte und blickte mir dann direkt ins Gesicht. ,,Du warst dort drben." Das ernchterte mich wieder. Sie blickte nach Sden, obwohl dort nichts weiter zu sehen war als die verbeulte Seite des Vans. ,,Du warst bei deinem Auto." ,,Nein, war ich nicht." ,,Ich hab dich gesehen," beharrte sie; ihre Stimme wirkte kindlich, wenn sie stur war. Sie schob ihr Kinn vor. ,,Bella, ich stand neben dir und hab dich beiseite gezogen." Ich schaute tief in ihre groen Augen um sie dazu zu bringen meine Version zu akzeptieren die einzig akzeptable Version die zur Verfgung stand. ,,Nein." Ich versuchte, ruhig zu bleiben, nicht in Panik zu geraten. Wenn ich sie nur wenige Augenblicke ruhig stellen knnte, um mir die Chance zu geben die Beweise zu vernichten... und um ihre Geschichte durch die Bekanntgabe ihrer Kopfverletzung zu untergraben. Sollte es nicht leicht sein, dieses stille, geheimnisvolle Mdchen ruhig zu halten? Wenn sie mir nur vertrauen wrde, nur fr ein paar Augenblicke... ,,Bitte, Bella," sagte ich, meine Stimme zu fordernd, weil ich wollte, dass sie mir vertraute. Ich wollte es ganz verzweifelt, nicht nur wegen des Unfalls. Ein dummes Verlangen. Was fr einen Sinn wrde es fr sie machen, mir zu vertrauen? ,,Warum?" fragte sie immer noch in Verteidigungshaltung. ,,Vertrau mir," bat ich sie. ,,Versprichst du mir spter alles zu erklren?" Es machte mich wtend, dass ich sie schon wieder anlgen musste, obwohl ich mir so sehr wnschte, ich knnte ihr Vertrauen verdienen. Deshalb klang meine Erwiderung scharf. ,,Gut." ,,Gut," sagte sie in demselben Tonfall. Als die Rettungsaktion um uns herum begann Erwachsene tauchten auf, Lehrer riefen, Sirenen heulten in der Ferne versuchte ich das Mdchen zu ignorieren und meine Prioritten zu ordnen. Ich durchsuchte alle Gedanken in der Menge, die Zeugen und die spter da zugestoenen, aber ich konnte nichts Gefhrliches finden. Viele waren berrascht, mich hier mit Bella zu sehen, aber alle schlossen da es keine andere Mglichkeit gab dass sie einfach nicht registriert hatten, dass ich neben dem Mdchen stand, vor dem Unfall. Sie war die einzige die die einfache Erklrung nicht akzeptierte, aber sie wrde die am wenigsten glaubhafte Zeugin sein. Sie war ngstlich, traumatisiert und von der Beule an ihrem Hinterkopf ganz zu schweigen. Vielleicht stand sie unter Schock. Ihre Geschichte war annehmbar, wenn sie verwirrt war, oder nicht? Niemand wrde ihr allzu viel Beachtung schenken bei so vielen anderen zeugen... Ich zuckte zusammen, als ich die Gedanken von Rosalie, Jasper und Emmett auffing, die gerade erst am Ort des Geschehens eintrafen. Sie wrden mir heute Abend die Hlle hei machen.
Ich wollte den Abdruck den meine Schultern in dem braunen Auto hinterlassen hatte ausbgeln, aber das Mdchen war zu nah. Ich wrde warten mssen, bis sie weggetragen wurde. Es war frustrierend zu warten so viele Augen auf mich gerichtet als die Menschen mit dem Van kmpften um uns zu befreien. Ich htte ihnen gern geholfen um das ganze zu beschleunigen, aber ich hatte schon genug Schwierigkeiten und das Mdchen hatte scharfe Augen. Endlich hatten sie es geschafft, den Wagen weit genug weg zu schieben, damit sie Sanitter mir ihren Tragen zu uns durchkamen. Ein bekanntes, besorgtes Gesicht begutachtete mich. ,,Hey, Edward," sagte Brett Warner. Er war Pfleger und ich kannte ihn gut aus dem Krankenhaus in dem Carlisle arbeitete. Ein glcklicher Zufall das einzige Glck heute dass er als erster bei uns war. In Gedanken stellte er fest, dass ich gesund und ruhig aussah. ,,Bist du in Ordnung, Junge?" ,,Alles bestens, Brett. Ich hab nichts abbekommen. Aber ich glaube, Bella knnte eine Gehirnerschtterung haben. Sie ist sehr hart mit dem Kopf aufgeschlagen, als ich sie beiseite gezogen habe..." Brett widmete seine Aufmerksamkeit dem Mdchen, das mir einen grimmigen Blick zuwarf. Ach ja, richtig. Sie war der Stille Mrtyrer sie htte lieber im Stillen gelitten. Sie stritt meine Geschichte nicht sofort ab, was mich erleichterte. Der nchste Sanitter wollte mich nicht so einfach davon kommen lassen, aber ich hatte keine Mhe ihn davon zu berzeugen, dass es mir gut ging. Ich versprach, dass ich mich von meinem Vater untersuchen lassen wrde und damit lie er es gut sein. Den meisten Menschen musste man einfach nur mit einem Sicheren Auftreten begegnen. Den meisten Menschen, aber nicht dem Mdchen, natrlich nicht. Passte sie auf irgendeines der normalen Muster? Als sie ihr eine Halskrause anlegten ihr Gesicht lief rot an vor Scham nutzte ich den Moment in dem alle abgelenkt waren um mit meinem Fu die Delle in dem braunen Auto auszubeulen. Nur meine Geschwister merkten was ich da tat und ich hrte Emmett Versprechen in Gedanken, dass er sich um alles kmmern wrde, was ich bersehen hatte. Dankbar fr seine Hilfe und noch dankbarer dafr, dass Emmett mir meine gefhrliche Wahl schon vergeben hatte stieg ich beruhigt auf den Beifahrersitz des Krankenwagens neben Brett. Der Polizeichef erreichte den Unfallort bevor man Bella in den hintern Teil des Krankenwagens geschoben hatte. Zwar waren die Gedanken von Bellas Vater keine Worte, aber die Panik und die Sorge, die aus ihnen herausstrmten, berlagerten alle anderen Gedanken in der Nhe. Wortlose Angst und Schuldgefhle strmten Flutartig aus ihm heraus, als er seine einzige Tochter auf die Bahre geschnallt sah. Strmten aus ihm heraus und in mich hinein, hallten wieder und wurden strker. Als Alice mich warnte, dass der Tod von Charlie Swans Tochter ihn auch tten wrde, hatte sie nicht bertrieben. Mein Kopf wurde schwer vor Schuldgefhlen, als ich seiner panischen Stimme lauschte. ,,Bella!" rief er. ,,Es geht mir gut, Char Dad." Seufzte sie. ,,Mir ist nichts passiert." Ihre Versicherung beruhigte ihren Dad kaum. Er wandte sich sofort an den nchsten Sanitter um mehr Informationen zu bekommen.
Erst als ich ihn reden hrte, er formulierte perfekt zusammenhngende Stze, ohne panischen Unterton, bemerkte ich, dass seine Angst und seine Sorge nicht wortlos waren. Ich konnte die genauen Worte einfach nur... nicht hren. Hmm. Charlie Swan war nicht so still wie seine Tochter, aber ich konnte sehen wo sie es herhatte. Interessant. Ich hatte nie viel zeit in der Nhe des rtlichen Polizeichefs verbracht. Ich hatte ihn immer fr einen langsamen Denker gehalten jetzt bemerkte ich, dass ich derjenige war, der langsam war. Seine Gedanken waren teilweise verschlossen, nicht abwesend. Ich konnte nur ihre Grundhaltung, ihren Ton ausmachen... Ich wollte genauer zuhren um zu sehen ob ich in diesem einfacheren Puzzel den Schlssel zu den Gedanken des Mdchens finden konnte. Aber Bella war mittlerweile im hinteren Teil des Wagens und der Krankenwagen machte sich auf den Weg zum Krankenhaus. Es war schwer mich von der mglichen Lsung zu dem Geheimnis, dass mich verfolgte loszureien. Aber ich musste jetzt nachdenken ich musste die heutigen Geschehnisse aus jedem Winkel betrachten. Ich musste zuhren um herauszufinden, ob ich uns alle in so groe Gefahr gebracht hatte, dass wir auf der Stelle wrden abreisen mssen. Ich musste mich konzentrieren. In den Gedanken der Sanitter war nichts Beunruhigendes zu hren. Soweit sie es beurteilen konnten, hatte das Mdchen keine ernsthaften Verletzungen. Und Bella hielt sich an die Geschichte, die ich ihr geliefert hatte, bis jetzt jedenfalls. Als wir das Krankenhaus erreichten, war meine erste Prioritt mit Carlisle zu sprechen. Ich eilte durch die automatischen Tren, aber ich konnte nicht darauf verzichten, Bella zu beobachten; ich behielt sie durch die Gedanken der Sanitter im Auge. Es war leicht den bekannten Geist meines Vaters zu finden. Er war in seinem kleinen Bro, allein der zweite Glcksfall, an diesem mit Unglck verhangenen Tag. ,,Carlisle." Er hrte mich kommen und war sofort alarmiert als er den Ausdruck auf meinem Gesicht sah. Er sprang auf seine Fe und sein Gesicht wurde knochenbleich. Er lehnte sich ber den sauber aufgerumten Walnussschreibtisch. Edward du hast doch nicht ,,Nein, nein, das ist es nicht." Er atmete tief durch. Natrlich nicht. Tut mir leid, dass ich sowas auch nur denken konnte. Deine Augen, ich htte es selbstverstndlich wissen mssen... Er bemerkte meine immer noch goldenen Augen mit Erleichterung. ,,Sie ist trotzdem verletzt, Carlisle, vermutlich nicht schwer, aber..." ,,Was ist passiert?" ,,Ein blder Autounfall. Sie war zur falschen Zeit am falschen Ort. Aber ich konnte nicht einfach dastehen und zusehen sie sterben lassen..." Erzhl mir alles von Anfang an, ich versteh's nicht. Wie bist du in die Sache verwickelt? ,,Ein Van schlidderte ber das Eis," flsterte ich. Ich starrte die Wand hinter ihm an whrend ich sprach. Statt einer Reihe von Diplomen hatte er nur ein einfaches lgemlde an der Wand eins seiner Lieblinge, ein unentdeckter Hassam. ,,Sie war im Weg. Alice hat es kommen sehen, aber ich hatte keine Zeit um irgendetwas anderes zu tun als ber den Platz zu rennen und sie aus dem Weg zu zerren. Niemand hat etwas gesehen... abgesehen von ihr. Es... es tut mir leid, Carlisle. Ich wollte uns nicht in Gefahr bringen." Er umrundete den Tisch und legte seine Hand auf meine Schulter.
Du hast das richtige getan. Und es war sicher nicht leicht fr dich. Ich bin stolz auf dich, Edward. Dann konnte ich ihm in die Augen sehen. ,,Sie wei dass mit mir etwas... nicht stimmt." ,,Das macht nichts. Wenn wir gehen mssen, dann gehen wir. Was hat sie gesagt?" Ich schttelte ein wenig frustriert meinen Kopf. ,,Noch nichts." Noch? ,,Sie hlt sich an meine Version der Geschehnisse aber sie erwartet eine Erklrung." Er runzelte abwgend die Stirn. ,,Sie hat sich den Kopf gestoen naja, ich bin daran schuld," fgte ich schnell hinzu. ,,Ich warf sie ziemlich hart zu Boden. Sie scheint in Ordnung zu sein, aber... ich denke nicht, dass es schwer wird, ihre Glaubhaftigkeit anzuzweifeln." Ich fhlte mich wie ein Verrter, als ich das sagte. Carlisle bemerkte, dass mir das nicht gefiel. Vielleicht wird das nicht ntig sein. Lass uns sehen, was passiert, sollen wir? Es hrt sich an, als htte ich eine Patientin nach der ich sehen muss. ,,Ja bitte," sagte ich. ,,Ich mach mir solche Sorgen, dass ich sie verletzt haben knnte." Carlisles Gesicht erhellte sich. Er glttete seine vollen Haare nur ein paar Stufen heller als seine goldenen Augen und lachte. Das war wohl ein interessanter Tag fr dich, nicht war? In seinen Gedanken konnte ich die Ironie erkenne und es schien ihn zu belustigen. Was fr ein Rollentausch. Irgendwann whrend dieser Gedankenlosen Sekunde in der ich ber den eisigen Parkplatz gesprintet bin, hatte ich mich vom Killer zum Beschtzer entwickelt. Ich lachte mit ihm, als ich mich daran erinnerte, dass ich mir so sicher war, dass Bella niemals mehr Schutz vor etwas brauchte, als vor mir. Aber mein Lachen war halbherzig, denn abgesehen von dem Van, entsprach das immer noch der Wahrheit. Ich wartete allein in Carlisles Bro eine der lngsten Stunden in meinem ganzen Leben und lauschte dem Krankenhaus voller Gedanken. Tyler Crowley, der Fahrer des Wagens schien es schlimmer erwischt zu haben als Bella und die Aufmerksamkeit wandte sich ihm zu, whrend sie darauf wartete gerntgt zu werden. Carlisle hielt sich zurck und vertraute der Diagnose der Sanitter, dass das Mdchen nicht schwer verletzt war. Das beunruhigte mich, aber ich wusste, dass er recht hatte. Ein Blick auf sein Gesicht und sie wrde sofort an mich denken, an die Tatsache dass mit meiner Familie etwas nicht stimmte und das knnte sie zum Reden bringen. Sie hatte sicher einen redseligen Gesprchspartner an ihrer Seite. Tyler war voller Schuldgefhle weil er sie fast gettet htte und er schien das Thema nicht fallen lassen zu knnen. Ich konnte ihren Gesichtsausdruck durch seine Augen sehen und es war eindeutig, dass sie sich wnschte er wrde damit aufhren. Wie konnte er das nicht sehen? Als Tyler sie fragte, wie sie so schnell reagieren konnte wurde ich hellhrig. Ich wartete atemlos, als sie zgerte. ,,hm..." hrte er sie sagen. Dann berlegte sie so lange, dass Tyler dachte, seine Frage htte sie verwirrt. Schlielich sprach sie weiter. ,,Edward hat mich zur Seite geschoben." Ich atmete auf. Und dann beschleunigte sich mein Atem. Ich hatte sie noch nie zuvor meinen Namen aussprechen hren. Ich mochte den Klang auch wenn ich ihn nur durch Tylers Gedanken hrte. Ich wollte es selbst hren...
,,Edward Cullen," sagte sie, als Tyler nicht verstand, wen sie meinte. Ich fand mich an der Tr wieder mit der Hand am Trknauf. Das Verlangen sie zu sehen wurde immer strker. Ich musste mich daran erinnern, vorsichtig zu sein. ,,Er stand neben mir." ,,Cullen?" Hh. Das ist komisch. ,,Ich hab ihn gar nicht gesehen." Ich htte schwren knnen... ,,Wow, es ging alles so schnelle. Ist er okay?" ,,Ich glaub schon. Er ist auch hier irgendwo, aber er musste nicht auf eine Bahre." Ich sah den gedankenverlorenen Ausdruck auf ihrem Gesicht, wie sich ihre Augen verengten, aber diese kleinen Vernderungen bemerkte Tyler nicht. Sie ist hbsch, dachte er beinahe berrascht. Sogar wenn sie total fertig ist. Zwar eigentlich nicht mein Typ, aber dennoch... Ich sollte sie mal ausfhren. Vielleicht heute... Mit einem Mal war ich auf dem Flur, auf halbem Weg zur Notaufnahme, ohne auch nur eine Sekunde darber nachzudenken, was ich tat. Glcklicherweise betrat die Schwester vor mir den Raum Bella sollte gerntgt werden. Ich lehnte mich an die Wand in einen dunklen Winkel direkt um die Ecke und versuchte mich zu fassen whrend sie weggerollt wurde. Es war unwichtig, dass Tyler sie hbsch fand. Jedem wrde das auffallen. Es gab keinen Grund fr diese Gefhle in mir... was waren das fr Gefhle? Verwirrung? Oder war ich eher wtend? Das machte alles keinen Sinn. Ich blieb wo ich war so lange ich konnte, aber die Ungeduld obsiegte und ich nahm einen anderen Weg in Richtung Rntgenraum. Sie wurde bereits zurck zur Notaufnahme gebracht, aber ich konnte einen Blick auf ihre Rntgenbilder werfen, als die Schwester mir den Rcken zudrehte. Es beruhigte mich zu sehen, dass es ihrem Kopf gut ging. Ich hatte sie nicht verletzte, nicht wirklich. Carlisle erwischte mich hier. Du siehst besser aus, kommentierte er. Ich sah weiter geradeaus. Wir waren nicht allein, die Halle war voller Patienten und Besucher. Ah, ja. Er heftete ihre Rntgenbilder an die Lichttafel(?), aber ich brauchte keinen zweiten Blick darauf zu werfen. Ich seh schon. Sie ist vollkommen in Ordnung. Gut gemacht, Edward. Die Anerkennung meines Vaters weckte gemischte Gefhle in mir. Ich wre erleichtert gewesen, wenn ich nicht gewusst htte, dass er nicht loben wrde, was ich jetzt vorhatte. Er wre nicht begeistert, wenn er meine wahre Motivation kennen wrde... ,,Ich denke, ich werde jetzt mal mit ihr reden bevor sie dich sieht," murmelte ich. ,,Verhalte mich normal, als wre nichts gewesen. Ich werde es ausbgeln." Alles akzeptable Grnde. Carlisle nickte abwesend whrend er immer noch auf die Rntgenbilder schaute. ,,Gute Idee. Hmm." Ich schaute nach, was sein Interesse geweckt hatte. Schau dir all diese verheilten Prellungen an! Wie oft hat ihre Mutter sie wohl fallen lassen? Carlisle lachte ber seinen Witz. ,,Ich fange an zu glauben, dass das Mdchen einfach nur Pech hat. Immer zur falschen Zeit am falschen Ort." Forks ist sicher der falsche Ort fr sie, wenn du hier bist. Ich zuckte zusammen. Geh schon. Bgel es aus. Ich komme jeden Moment nach.
Ich lief schnell weg und fhlte mich schuldig. Vielleicht war ich ein zu guter Lgner, wenn ich sogar Carlisle austricksen konnte. Als ich in die Notaufnahme kam, murmelte Tyler immer noch Entschuldigungen vor sich hin. Das Mdchen versuchte seiner Reue zu entkommen indem sie so tat als wrde sie schlafen. Ihre Augen waren geschlossen, aber ihr Atem war nicht gleichmig und hin und wieder zuckten ihre Finger ungeduldig. Ich starrte sie lange an. Das war das letzte Mal dass ich sie sehen wrde. Diese Tatsache verursachte starke Schmerzen in meiner Brust. War es weil ich es hasste ein Rtsel ungelst zurckzulassen? Das erschien mir keine gute Erklrung zu sein. Dann atmete ich tief durch und trat ins Sichtfeld. Als Tyler mich sah wollte er etwas sagen, aber ich legte einen Finger an meine Lippen. ,,Schlft sie?" murmelte ich. Bellas Augen sprangen auf und fixierten mich. Sie weiteten sich augenblicklich und wurden dann kleiner vor rger und Misstrauen. Ich erinnerte mich, dass ich eine Rolle zu spielen hatte, also lchelte ich sie an als wre nichts Ungewhnliches passiert auer einer Beule an ihrem Kopf und ein bisschen zu viel Fantasie. ,,Hey, Edward," sagte Tyler. ,,Es tut mir so leid..." Ich hob eine Hand um sein Entschuldigung abzuwehren. ,,Es ist ja kein Blut vergossen worden," sagte ich leichthin. Ohne nachzudenken lchelte ich ein wenig zu breit ber meinen kleinen Insider. Es war erstaunlich einfach Tyler zu ignorieren, der keinen Meter von mir entfernt lag ber und ber mit frischem Blut bedeckt. Ich hatte nie verstanden, wie Carlisle das schaffte das Blut seiner Patienten zu ignorieren, whrend er sie behandelte. Wre die andauernde Versuchung nicht zu gro, zu gefhrlich...? Aber jetzt... verstand ich es, wenn man sich nur stark genug auf etwas anderes konzentrierte, war die Versuchung gar nicht so gro. Obwohl es frisch und offensichtlich war, Tylers Blut war nichts im Vergleich zu Bellas. Ich hielt Abstand von ihr und setzte mich ans Fuende von Tylers Bett. ,,Also, wie lautet das Urteil?" fragte ich sie. Sie schob ihre Unterlippe ein wenig vor. ,,Mit mir ist alles in Ordnung. Aber sie lassen mich nicht gehen. Wie kommt es dass du nicht auf eine Bahre geschnallt bist, wie der Rest von uns?" Ihre Ungeduld brachte mich wieder zum lcheln. Ich konnte Carlisle in der Halle hren. ,,Alles eine Frage der Beziehungen," sagte ich leichthin. ,,Aber keine Sorge, ich bin gekommen um dich hier rauszuholen." Ich beobachtete ihre Reaktion genau als mein Vater den Raum betrat. Ihre Augen wurden grer und ihr Mund klappte auf vor berraschung. Ich sthnte innerlich auf. Ja sie hatte die hnlichkeit bemerkt. ,,So, Miss Swan, wie fhlen sie sich?" fragte Carlisle. Er hatte eine Art an sich mit der er jeden Patienten mhelos beruhigen konnte innerhalb weniger Augenblicke. Ich konnte nicht sagen, wie es bei Bella wirkte. ,,Es geht mir gut," sagte sie leise. Carlisle befestigte die Rntgenbilder an der Lichttafel ber dem Bett. ,,Deine Rntgenaufnahmen sehen gut aus. Tut dein Kopf weh? Edward sagt, du bist ziemlich hart aufgeschlagen." Sie seufzte und sagte wieder, ,,Es geht mir gut," aber diesmal schwang etwas Ungeduld in ihrer Stimme mit. Dann warf sie mir einen khlen Blick zu.
Carlisle trat nher an sie heran und tastete ihren Kopf ab, bis er die Beule unter ihren Haaren fand. Ich wurde hinterrcks von einer Welle seltsamer Gefhle berrannt. Ich hatte Carlisle schon tausendmal zugesehen wie er Menschen behandelte. Vor Jahren hab ich ihm sogar nebenbei geholfen natrlich nur in Situation wo kein Blut involviert war. Es war also nichts Neues fr mich, zu sehen, dass er mit dem Mdchen umging, als wre er genauso menschlich wie sie. Ich beneidete ihn oft wegen seiner Selbstkontrolle, aber dieses Gefhl war anders. Ich beneidete ihn um mehr als nur um seine Selbstkontrolle. Ich sehnte mich nach dem Unterschied zwischen Carlisle und mir dass er sie sanft berhren konnte, ohne angst haben zu mssen, zu wissen, dass er ihr nichts tun wrde... Sie zuckte zusammen und ich rutschte unruhig auf meinem Platz herum. Ich musste mich einen Moment konzentrieren, um meine lssige Haltung beizubehalten. ,,Empfindlich?" fragte Carlisle. Ihr Kinn trat ein wenig hervor. ,,Nicht wirklich," sagte sie. Ein weiterer kleiner Teil ihres Charakters offenbarte sich mir: sie war mutig. Sie mochte es nicht, Schwche zu zeigen. Wohlmglich die verletzlichste Person die ich je gesehen hatte und sie wollte nicht schwach wirken. Ich konnte ein Kichern nicht unterdrcken. Sie warf mir einen weiteren wtenden Blick zu. ,,Also," sagte Carlisle. ,,Dein Vater ist im Wartezimmer du kannst mit ihm nach Hause gehen. Aber komm wieder wenn dir schwindelig wird oder deine Sicht beeintrchtigt wird." Ihr Vater war hier? Ich tastete die Gedanken im berfllten Wartezimmer ab, aber ich konnte seine feine mentale Stimme aus der Gruppe nicht herausfiltern bis sie wieder sprach, ihr Gesichtsausdruck war ngstlich. ,,Kann ich nicht wieder zur Schule gehen?" ,,Vielleicht solltest du es langsam angehen, heute," schlug Carlisle vor. Ihre Augen wendeten sich zu mir. ,,Kann er wieder zur Schule gehen?" Verhalte dich normal, bgel alles aus... ignoriere wie es sich anfhlt, wenn sie dir in die Augen blickt... ,,Irgendjemand muss doch die Gute Neuigkeit berbringen, dass wir berlebt haben," sagte ich. ,,Eigentlich," korrigierte mich Carlisle, ,,befindet sich der Groteil der Schule im Wartezimmer." Diesmal konnte ich mir ihre Reaktion vorstellen ihre Aversion gegen Aufmerksamkeit. Sie enttuschte mich nicht. ,,Oh nein," sthnte sie und hob die Hnde vors Gesicht. Es fhlte sich gut an richtig geraten zu haben. Ich begann sie zu verstehen... ,,Mchtest du lieber noch bleiben?" fragte Carlisle. ,,Nein, nein!" sagte sie schnell und schwang ihre Beine ber die Bahre und glitt auf den Boden. Sie verlor das Gleichgewicht und stolperte in Carlisles Arme. Er fing sie auf und half ihr das Gleichgewicht wiederzufinden. Und wieder keimte der Neid in mir auf. ,,Es geht mir gut," sagte sie, bevor er etwas sagen konnte, ihr Wangen wieder gertet. Natrlich wrde das Carlisle nichts ausmachen. Er ging sicher, dass sie stehen konnte und lie sie los. ,,Nimm etwas Tylenol gegen die Schmerzen," empfahl er. ,,So schlimm tut es gar nicht weh."
Carlisle lchelte als sie ihre Papiere unterzeichnete. ,,Hrt sich an, als httest du groes Glck gehabt." Sie drehte ihr Gesicht leicht, um mich mit eisigen Augen anzustarren. ,,Ich hatte Glck, dass Edward zufllig neben mir stand." ,,Oh, ja natrlich," stimmte Carlisle sofort zu. Er hatte dasselbe in ihrem Tonfall gehrt wie ich. Sie hatte ihren Verdacht nicht als Einbildung abgeschrieben. Noch nicht. Sie gehrt dir, dachte Carlisle. Regel das wie du meinst. ,,Vielen Dank auch," flsterte ich schnell und leise. Kein Mensch konnte das hren. Carlisles Mundwinkel hoben sich leicht, als er den Sarkasmus bemerkte und wandte sich an Tyler. ,,Du musst aber wohl noch etwas lnger bei uns bleiben," sagte er als er die Schnittwunden untersuchte, die die zersplitterte Windschutzscheibe hinterlassen hatte. Naja, ich hatte mir die Suppe eingebrockt, da war es nur fair, dass ich sie selbst auslffelte. Bella kam direkt auf mich zu und hielt nicht an, bis sie unangenehm nah war. Ich erinnerte mich wie ich gehofft hatte, bevor das ganze Chaos ausgebrochen war, dass sie auf mich zukommen wrde... Das hier war wie eine Verspottung dieses Wunsches. ,,Kann ich kurz mal mit dir reden?" zischte sie. Ihr warmer Atem strich mir bers Gesicht und ich musste einen Schritt zurckweichen. Ihre Anziehungskraft hatte kein bisschen nachgelassen. Jedesmal wenn sie mir zu nahe kam, brachte es das schlechteste in mir zum Vorschein, drngende Instinkte. Gift flutete meinen Mund und mein Krper verlangte danach zuzuschlagen sie zu packen und meine Zhne in ihren Hals zu schlagen. Mein Geist war strker als mein Krper, jetzt noch. ,,Dein Vater wartet auf dich," erinnerte ich sie durch meine zusammengepressten Zhne. Sie blinzelte kurz zu Carlisle und Tyler. Tyler achtete nicht auf uns, aber Carlisle beobachtete jeden meiner Atemzge. Vorsichtig, Edward. ,,Ich wrde gern mit dir unter vier Augen sprechen, wenn es dir nichts ausmacht," beharrte sie leise. Ich wollte ihr sagen, dass es mir sehr wohl etwas ausmachte, aber ich wusste, dass ich das letzten Endes hinter mich bringen musste. Das konnte ich genauso gut jetzt tun. Ich war so voller widersprchlicher Gefhle, als ich aus dem Raum stolzierte und auf ihre Schritte lauschte die mir hinterher stolperten und versuchten Schritt zu halten. Ich musste meine Show weiterspielen. Ich kannte die Rolle, die ich spielen musste ich hatte den Charakter vor mir: Ich war der Schurke. Ich wrde lgen, spotten und grausam sein. Es ging gegen alle meine besseren Manieren die menschlichen Manieren an die ich mich in all den Jahren gehalten hatte. Ich hatte mir noch nie so sehr das Vertrauen von jemandem gewnscht wie in diesem Augenblick in dem ich alle Grnde dafr zerstren musste. Es machte es noch schlimmer, weil dies der letzte Eindruck war, den sie von mir bekommen wrde. Dies war meine Abschiedsszene. Ich drehte mich zu ihr um. ,,Was willst du?" fragte ich khl. Sie schrak zurck vor meiner Feindseligkeit. Ihre Augen waren verwirrt, der Ausdruck, der mich verfolgt hatte... ,,Du schuldest mir eine Erklrung," sagte sie kleinlaut; ihr elfenbeinfarbenes Gesicht wurde blass.
Es war sehr anstrengend meine Stimme rau zu halten. ,,Ich hab dir das Leben gerettet ich schulde dir gar nichts." Sie zucke zurck es brannte wie Sure zu sehen, wie meine Worte sie verletzten. ,,Du hast es versprochen," flsterte sie. ,,Bella, du hast dir den Kopf gestoen, du weit nicht, was du da redest." Sie schob ihr Kinn vor. ,,Mit meinem Kopf ist alles in Ordnung." Jetzt war sie wtend, was es mir leichter machte. Ich erwiderte ihren Blick und lie mein Gesicht noch unfreundlicher wirken. ,,Was willst du von mir, Bella?" ,,Ich mchte die Wahrheit hren. Ich mchte wissen, warum ich fr dich lge." Was sie wollte, war nur fair es frustriete mich, ihr das abschlagen zu mssen. ,,Was glaubst du denn, was passiert ist?" ich knurrte fast. Die Worte sprudelten in einem Sturzbach aus ihr heraus. ,,Alles was ich wei ist, dass du nicht in meiner Nhe warst Tyler hat dich auch nicht gesehen, also sag mir nicht, ich htte mir den Kopf zu hart angeschlagen. Der Van htte uns beide zerquetscht aber das hat er nicht, und dein Hnde haben Abdrcke in seiner Seite hinterlassen und du hast auch Abdrcke in dem anderen Auto hinterlassen, aber du bist kein bisschen verletzt und der Van htte meine Beine zerquetscht, aber du hast ihn hochgehalten..." pltzlich biss sie ihre Zhen zusammen und ihr Augen glitzerten voller Trnen. Ich starrte sie spttisch an, aber was ich wirklich fhlte war Ehrfurcht; sie hatte alles gesehen. ,,Du glaubst, ich htte einen Van angehoben?" fragte ich sarkastisch. Sie antwortete mit einem kurzen nicken. Meine Stimme wurde noch spttischer. ,,Niemand wird das glauben, das ist dir klar, oder?" Sie strengte sich an um ihre Wut zu kontrollieren. Als sie mir antwortete, sprach sie jedes Wort mit Bedacht aus. ,,Ich werde es niemandem erzhlen." Sie meinte es so wie sie es sagte das konnte ich in ihren Augen sehen. Sogar wtend und verraten, wrden sie mein Geheimnis bewahren. Warum? Der Schock ruinierte meine sorgfltig aufgesetzte Mine fr eine halbe Sekunde, dann riss ich mich wieder zusammen. ,,Warum ist es dann so wichtig?" fragte ich, darauf bedacht meine Stimme scharf klingen zu lassen. ,,Es ist mir wichtig," sagte sie drngend. ,,Ich mag es nicht zu lgen also htte ich gern einen guten Grund warum ich lge." Sie bat mich, ihr zu vertrauen. Genau wie ich wollte, dass sie mir vertraute. Aber das war eine Grenze, die ich nicht berschreiten konnte. Meine Stimme blieb gleichgltig. ,,Kannst du mir nicht einfach danken und die Sache auf sich beruhen lassen?" ,,Danke," sagte sie, tobte innerlich vor Wut und wartete. ,,Du wirst es nicht auf sich beruhen lassen, oder?" ,,Nein." ,,In dem Fall..." Ich konnte ihr nicht mal die Wahrheit sagen, wenn ich es gewollt htte... und ich wollte nicht. Mir war es lieber, sie wrde ihre eigene Geschichte erzhlen bevor sie erfuhr was ich war, denn nichts konnte schlimmer sein, als die Wahrheit ich war ein lebender Alptraum, direkt von den Seiten eines Horrorromans. ,,Ich hoffe, du kannst mit Enttuschungen umgehen."
Wir starrten uns an. Es war seltsam wie liebenswert ihre Wut war. Wie ein wtendes Ktzchen, sanft und harmlos, und so nichtsahnend von ihrer eigenen Verletzbarkeit. Sie lief rot an und biss wieder ihre Zhne zusammen. ,,Warum strt es dich dann?" Diese Frage hatte ich nicht erwartet. Ich verlor die Rolle die ich spielte. Ich fhlte wie die Maske von meinem Gesicht wich und sagte ihr dieses eine mal die Wahrheit. ,,Ich wei es nicht." Ich brannte mir ihr Gesicht ein letztes Mal ein es war immer noch wtend, das Blut immer noch in den Wangen und dann drehte ich mich um und lie sie stehen.
4. Visionen Ich ging zurck zur Schule. Es war das einzig richtige, die unaufflligste Art sich zu benehmen. Gegen Ende des Tages waren fast alle Schler wieder in die Schule zurckgekehrt. Nur Tyler, Bella und ein paar andere die den Unfall dazu nutzen um zu schwnzen blieben abwesend. Es sollte nicht so schwer fr mich sein, das richtige zu tun. Aber den ganzen Nachmittag biss ich meine Zhne zusammen um gegen das Verlangen anzukmpfen, dass in mir die Sehnsucht weckte auch zu schwnzen um das Mdchen wieder zu finden. Wie ein Stalker. Ein besessener Stalker. Ein besessener Vampir-Stalker. Schule war heute irgendwie, unmglich noch langweiliger als letzte Woche. Koma-mig. Es war als wre smtliche Farbe aus den Backsteinen gewichen, und aus den Bumen, dem Himmel, den Gesichtern um mich herum... Ich starrte auf die Risse in der Wand. Es gab noch etwas richtiges, das ich tun musste... das ich nicht tat. Natrlich war es ebenso falsch. Es kam ganz auf den Blickwinkel an von dem aus man es betrachtete. Von der Perspektive eines Cullen nicht nur eines Vampirs, sondern eines Cullen, jemandem der zu einer Familie gehrte, so ein seltener Status in unserer Welt das richtige wre ungefhr das: ,,Ich bin berrascht, dich hier im Unterricht zu sehen, Edward. Ich hab gehrt du warst in diesen schlimmen Autounfall heute Morgen verwickelt." ,,Ja, das war ich Mr. Banner, aber ich hatte Glck." Ein freundliches Lcheln. ,,Ich bin nicht verletzt worden... ich wnschte ich knnte das selbe von Tyler und Bella behaupten." ,,Wie geht es ihnen?" ,,Ich glaube Tyler geht es soweit gut... nur ein paar oberflchliche Kratzer von der Windschutzscheibe. Aber bei Bella bin ich mir nicht sicher." Ein besorgter Seufzer. ,,Sie hat vielleicht eine Gehirnerschtterung. Ich hrte sie war etwas verwirrt sah sogar Dinge. Ich wei, dass die rzte besorgt waren..." So htte es laufen sollen. Das schuldete ich meiner Familie. ,,Ich bin berrascht, dich hier im Unterricht zu sehen, Edward. Ich hab gehrt du warst in diesen schlimmen Autounfall heute Morgen verwickelt." ,,Ich bin nicht verletzt worden." Kein Lcheln. Mr. Banner verlagerte sein Gewicht von einem Fu auf den anderen. ,,Weit du wie es Tyler Crowley und Bella Swan geht? Ich hab gehrt, es gab einige Verletzungen..." Ich zuckte mit den Schultern. ,,Davon wei ich nichts." Mr. Banner rusperte sich. ,,hm ja, richtig..." sagte er und mein kalter Blick lie seine Stimme angespannt klingen. Er ging eilig wieder nach vorne und begann mit dem Unterricht. Es war falsch. Es seih denn man betrachtete es aus einem undeutlicheren Blickwinkel. Es kam mir nur so... so unritterlich vor hinter dem Rcken des Mdchens schlecht von ihr zu reden, besonders da sie sich als vertrauenswrdiger erwies als ich mir htte trumen lassen. Sie hatte nichts gesagt das mich verraten htte, obwohl sie guten Grund
dazu gehabt htte. Konnte ich sie verraten, wenn sie nichts anderes getan hatte, als mein Geheimnis zu bewahren? Ich hatte eine hnliche Unterhaltung mit Mrs. Goff nur auf Spanisch statt englisch und Emmett warf mir einen langen Blick zu. Ich hoffe du hast eine gute Erklrung fr das was heute passiert ist. Rose ist auf dem Kriegspfad. Ich verdrehte meine Augen ohne ihn anzuschauen. Ich hatte mir schon eine perfekte Erklrung zurechtgelegt. Man stelle sich nur mal vor, ich htte nichts unternommen um den Van davon abzuhalten, das Mdchen zu zerquetschen... spulte ich meine Ausrede in Gedanken ab. Aber wenn sie getroffen worden wre, wenn sie zerfleischt worden wre und geblutet htte, die rote Flssigkeit verschwendet auf der Teerdecke, der Geruch des frischen Blutes der durch die Luft strmte... Ich erzitterte, aber nicht nur vor grauen. Ein Teil von mir zitterte vor Verlangen. Nein, ich wre nicht in der Lage gewesen sie bluten zu sehen ohne uns auf abscheulichere und schockierendere Weise zu entlarven. Es war eine perfekte Ausrede... aber ich wrde sie nicht gebrauchen. Es wre zu beschmend. Und ehrlichgesagt, hatte ich erst lange nach der Aktion ber diese Mglichkeit nachgedacht. Pass auf wegen Jasper, fuhr Emmett fort ohne meine Trumerei zu bemerken. Er ist nicht so sauer... aber er ist fester entschlossen. Ich verstand sofort was er meinte und fr einen Moment verschwamm der Raum vor meinen Augen. Meine Wut war so allumfassend dass ein roter Dunst meine Sicht vernebelte. Ich dachte ich wrde daran ersticken. PSSST, EDWARD! REISS DICH ZUSAMMEN! Brllte Emmett mir in seinem Kopf entgegen. Er legte seine Hand auf meine Schulter und hielt mich fest, bevor ich aufspringen konnte. Er nutzte selten auch nur annhernd seine ganze Kraft das war nicht ntig, denn er war strker als jeder Vampir den einer von uns jemals kennengelernt hatte aber jetzt nutzte er sie. Er packte meinen Arm, aber drckte mich nicht runter. Wenn er gedrckt htte, wre der Stuhl unter mir zusammengebrochen. RUHIG! Befahl er. Ich versuchte mich zu beruhigen aber es war schwer. Die Wut brannte in meinem Kopf. Jasper wird nichts unternehmen, bevor wir uns nicht alle miteinander unterhalten haben. Ich dachte nur du solltest wissen, in welche Richtung er tendiert. Ich konzentrierte mich darauf, mich zu entspannen und fhlte wie Emmetts Hand sich lste. Versuch nicht noch mehr Aufsehen zu erregen. Du hast schon genug Schwierigkeiten. Ich atmete tief durch und Emmett lie mich los. Ich hrte mich routiniert im Klassenraum um, aber unsere Auseinandersetzung war so kurz und leise , dass nur ein paar Leute die hinter Emmett saen, etwas mitbekommen hatten. Niemand wusste etwas damit anzufangen, also lieen sie es auf sich beruhen. Die Cullens waren Freaks jeder wusste das bereits. Verdammt, Junge, du bist ein Wrack, fgte Emmett noch hinzu mit Verstndnis in der Stimme. ,,Bei mich," murmelte ich und hrte ihn leise kichern.
Emmett verurteilte niemanden und ich sollte dankbarer sein fr seine einfache Natur. Aber ich konnte sehen, dass Jaspers Plne fr ihn einen Sinn ergaben, dass es ihm vorkam wie die bestmglichste Lsung. Die Wut brodelte in mir, kaum unter Kontrolle. Ja, Emmett war strker als ich, aber er musste mich noch im Wrestling schlagen. Er beschwerte sich, ich wrde mogeln, aber die Gedanken von jemandem zu hren war genauso ein Teil von mir, wie seine immense Kraft ein Teil von ihm war. Wir waren uns ebenbrtig in einem Kampf. Ein Kampf? Lief es darauf hinaus? Wrde ich gegen meine Familie kmpfen wegen einem Menschen den ich kaum kannte? Fr einen Moment dachte ich darber nach, dachte an das Gefhl des zerbrechlichen Krpers des Mdchens in meinen Armen im Vergleich zu Jasper, Rose und Emmett bernatrlich stark und schnell, von Natur aus Killer Maschinen... Ja, ich wrde fr sie kmpfen. Gegen meine Familie. Ich schauderte. Aber es war nicht fair sie schutzlos zurck zu lassen, wenn ich sie in Gefahr gebracht hatte. Aber ich konnte auch nicht alleine gewinnen, nicht gegen alle drei und ich fragte mich, wer auf meiner Seite stehen wrde. Carlisle, ganz sicher. Er wrde gegen niemanden kmpfen, aber er wre absolut gegen Roses und Jaspers Vorschlag. Das war vielleicht alles was ich brauchte. Wir wrden sehen... Esme, eher nicht. Sie wre auch nicht gegen mich und sie wrden es hassen nicht mit Carlisle bereinzustimmen aber sie wre fr jeden Plan der ihre Familie zusammenhalten wrde. Ihre oberste Prioritt wre nicht Recht, sondern ich. Wenn Carlisle die Seele unserer Familie war, dann war Esme das Herz. Er gab uns einen Anfhrer der es verdiente, dass man ihm folgte; sie sorgte dafr dass wir aus Liebe folgten. Wir liebten uns alle sogar unter der Wut die ich im Moment fr Rose und Jasper versprte, sogar whrend ich plante sie zu bekmpfen um das Mdchen zu schtzen, wusste ich, dass ich sie liebte. Alice... ich hatte keine Ahnung. Es wrde vermutlich davon abhngen, was sie kommen sah. Sie wrde auf der Seite des Siegers stehen, knnte ich mir vorstellen. Also wrde ich ohne Hilfe auskommen mssen. Allein war ich kein Gegner fr sie, aber ich wrde nicht zulassen, dass das Mdchen wegen mir verletzt wrde. Das knnte Ausweichmglichkeiten bedeuten... Meine Wut wurde von dem schwarzen Humor gedmpft. Ich konnte mir vorstellen, wie das Mdchen reagieren wrde, wenn ich sie entfhrte. Natrlich riet ich selten richtig, wenn es um ihre Reaktionen ging aber wie konnte sie anders reagieren als mit Schrecken? Ich war mir nicht sicher, wie ich das anstellen sollte sie entfhren. Ich wre nicht in der Lage lange in ihrer Nhe zu sein. Vielleicht wrde ich sie einfach zurck zu ihrer Mutter bringen. Aber auch das wre sehr gefhrlich. Fr sie. Und auch fr mich, bemerkte ich pltzlich. Wenn ich sie aus Versehen ttete... ich war mir nicht sicher, wie viel Schmerz mir das bereiten wrde, aber ich wusste, dass es vielfltig und intensiv sein wrde. Die Zeit verging schnell, whrend ich ber all die Komplikationen nachdachte, die vor mir lagen: die Auseinandersetzung die zu Hause auf mich wartete, der Konflikt mit meiner Familie, die Schritte die ich anschlieend gezwungen wre einzuleiten... Naja, immerhin konnte ich mich nicht darber beschweren, dass das Leben auerhalb der Schule monoton wre. Das Mdchen hatte so viel verndert. Emmett und ich gingen schweigend zum Auto als die Schulglocke lutete. Er machte sich Sorgen um mich und um Rosalie. Er wusste auf welcher Seite er stehen musste, wenn es zum Streit kam, und es strte ihn.
Die anderen warteten im Wagen auf uns, ebenso still. Wir waren ein ruhiges Grppchen. Nur ich konnte das Geschrei hren. Idiot! Wahnsinniger! Schwachkopf! Esel! Selbstschtiger, unverantwortlicher Dummkopf! Rosalie feuerte eine Beleidigung nach der anderen auf mich ab. Es machte es schwerer die anderen zu hren, aber ich blendet sie aus so gut es ging. Emmett hatte recht, was Jasper anging. Er war sich sicher, welchen Weg er gehen wrde. Alice war aufgewhlt, besorgt um Jasper jagte sie durch Bilder in der Zukunft. Egal aus welcher Richtung Jasper auf das Mdchen zuging, sah Alice immer mich, wie ich ihn abwehrte. Interessant... weder Rosalie noch Emmett waren bei ihm in dieser Vision. Also plante Jasper alleine vorzugehen. Das glich die Sache aus. Jasper war der beste, der erfahrenste Kmpfer unter uns. Mein einziger Vorteil bestand darin, dass ich seine Bewegungen hren konnte, bevor er sie machte. Ich hatte nie ernsthaft mit Emmett oder Jasper gekmpft nur herumgealbert. Es gefiel mir nicht, dass ich Jasper wirklich verletzen msste... Nein, nicht das. Nur abwehren. Das war alles. Ich konzentrierte mich auf Alice, wie sie sich Jaspers verschiedene Angriffswege merkte. Als ich das tat, vernderten sich ihre Visionen, entfernten sich immer weiter von dem Swan-Haus. Ich wrde ihn vorher ausschalten... Hr auf damit, Edward! Das kann nicht passieren. Ich werde es nicht zulassen. Ich antwortete ihr nicht, ich sah nur weiter zu. Sie begann weiter voraus zu suchen, in den verschwommenen, unsicheren, weit entfernten Mglichkeiten. Alles war schattenhaft und vage. Auf dem ganzen Heimweg lste sich die unangenehme Stille nicht auf. Ich parkte in der groen Garage des Hauses; Carlisles Mercedes war da, neben Emmetts groen Jeep, Roses M3 und meinem Vanquish. Ich war erleichtert, dass Carlisle schon zu Hause war diese Stille wrde mit einer Explosion enden und ich wollt ihn dabei haben, wenn das passierte. Wir gingen direkt ins Essezimmer. Der Raum wurde selbstverstndlich nie fr seinen eigentlichen Zweck genutzt. Aber er war mbliert mit einem langen ovalen Mahagoni-Tisch, der von Sthlen umgeben war wir waren gewissenhaft darauf bedacht alle Requisiten an ihrem Platz zu haben. Carlisle nutzte ihn gern als Konferenzraum. In eine Gruppe voller starker und verschiedener Charaktere war es manchmal von Nten die Dinge in einer ruhigen, gesitteten Atmosphre zu besprechen. Ich hatte so das Gefhl, dass es heute nicht gesittet zugehen wrde. Carlisle sa an seinem blichen Platz, am stlichen Kopfende des Tisches. Esme sa neben ihm sie hielten sich an den Hnden. Esmes Augen ruhten auf mir, die goldenen Tiefen voller Sorge. Bleib. Es war ihr einziger Gedanke. Ich wnschte ich knnte die Frau anlcheln die in so vielerlei Hinsicht wirklich meine Mutter war, aber ich hatte jetzt keine beruhigenden Blicke fr sie. Ich setzte mich zu Carlisles anderer Seite. Esme streckte sich an ihm vorbei um mir ihre freie Hand auf die Schulter zu legen. Sie hatte keine Ahnung, was hier gleich passieren wrde; sie machte sich blo Sorgen um mich. Carlisle hatte ein besseres Gefhl dafr, was gleich kommen wrde. Er presste seine Lippen zusammen und runzelte die Stirn. Der Ausdruck war zu alt fr sein junges Gesicht.
Als die anderen sich setzten, konnte ich die Trennlinie die gezogen wurde genau sehen. Rosalie setzte sich gegenber von Carlisle, ans andere Ende des langen Tisches. Sie funkelte mich an und machte keine Anstalten wieder wegzusehen. Emmett setze sich neben sie, sein Gesicht und seine Gedanken verdreht. Jasper zgerte und stellte sich dann an die Wand hinter Rosalie. Seine Entscheidung war gefallen, egal wie diese Diskussion ausging. Ich presste meine Zhne zusammen. Alice betrat als letzte den Raum, ihre Augen auf etwas in weiter Ferne gerichtet die Zukunft, immer noch zu verworren um einen Nutzen daraus ziehen zu knnen. Ohne darber nachzudenken, setzte sie sich neben Esme. Sie rieb sich die Stirn, als htte sie Kopfschmerzen. Jasper wurde unruhig, unsicher ob er sich zu ihr setzten sollte, aber er behielt seinen Platz bei. Ich atmete tief durch. Ich hatte das ganze Angefangen ich sollte zuerst reden. ,,Es tut mir leid," sagte ich und schaute erst zu Rose, dann Jasper und dann Emmett. ,,Ich wollte niemanden von euch in Schwierigkeiten bringen. Es war gedankenlos und ich bernehme die volle Verantwortung fr meine bereilte Aktion." Rosalie funkelte mich unheilvoll an. ,,Was meinst du mit `volle Verantwortung bernehmen`? Wirst du es wieder geradebiegen?" ,,Nicht so wie du denkst," sagte ich und versuchte meine Stimme ruhig und gleichmig zu halten. ,,Ich bin bereit zu gehen, wenn es die Lage verbessert." Wenn ich glaube, dass das Mdchen sicher ist, wenn ich glaube, dass keiner von euch sie anfassen wird, fgte ich in meinem Kopf hinzu. ,,Nein," murmelte Esme. ,,Nein, Edward." Ich ttschelte ihre Hand. ,,Es ist doch nur fr ein paar Jahre." ,,Esme hat recht," sagt Emmett. ,,Du kannst jetzt nirgendwo hingehen. Das wre das Gegenteil von Hilfreich. Wir mssen wissen, was die Leute denken. Jetzt mehr denn je." ,,Alice wird alles Wichtige auffangen," wiedersprach ich. Carlisle schttelte seinen Kopf, ,,Ich denke Emmett hat recht. Das Mdchen wird eher reden, wenn du verschwindest. Entweder wir gehen alle, oder keiner." ,,Sie wird nichts sagen," beharrte ich schnell. Rose war kurz davor zu explodieren und ich wollte diesen Fakt vorher loswerden. ,,Du kennst ihre Gedanken nicht," erinnerte mich Carlisle. ,,Aber das wei ich. Alice, besttige mich." Alice starrte mich resignierend an. ,,Ich kann nicht sehen, was passiert, wenn wir das einfach ignorieren." Sie blickte kurz zu Rose und Jasper. Nein, diese Zukunft konnte sie nicht sehen nicht wenn Rosalie und Jasper so entschieden dagegen waren die Sache zu ignorieren. Rosalie schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. ,,Wir knnen dem Menschen nicht die Chance lassen irgendetwas zu sagen. Carlisle das muss dir klar sein. Selbst wenn wir beschlieen wrden alle zu verschwinden, ist es nicht sicher Geschichten zurckzulassen. Wir leben so anders als der Rest von unserer Art du weit, dass es genug gibt, die jeden Grund willkommen heien um mit dem Finger auf uns zu zeigen. Wir mssen noch vorsichtiger sein, als alle anderen!" ,,Wir haben schon oft Gerchte zurckgelassen," erinnerte ich sie. ,,Nur Gerchte und Annahmen, Edward. Keine Augenzeugen und Beweise!" ,,Beweise!" hhnte ich. Aber Jasper nickte, seine Augen waren unerbittlich. ,,Rose..." begann Carlisle.
,,Lass mich ausreden Carlisle. Es muss keine groe Sache werden. Das Mdchen hat sich heute den Kopf angeschlagen. Vielleicht stellt sich heraus, dass die Verletzung schwerer war, als sie auf den ersten Blick schien." Rosalie zuckte mit den Schultern. ,,Jeder Sterbliche geht mit dem Risiko ins Bett nie wieder aufzuwachen. Die anderen erwarten von uns, dass wir hinter uns aufrumen. Technisch gesehen wre es Edwards Job das zu tun, aber das bersteigt offensichtlich seine Krfte. Du weit, dass ich mich unter Kontrolle habe. Ich wrde keine Beweise zurcklassen." ,,Ja, Rosalie, wir alle wissen was fr ein professioneller Meuchelmrder du bist," knurrte ich. Sie zischte mich wtend an. ,,Edward, bitte," sagte Carlisle. Dann wandte er sich zu Rosalie. ,,Rosalie, ich habe in Rochester nicht hingesehen weil ich der Meinung war, dass du deine Gerechtigkeit verdient hattest. Die Mnner die du gettet hast, haben dir groes Unrecht angetan. Aber das hier ist nicht dieselbe Situation. Das Swan-Mdchen ist unschuldig." ,,Es ist nichts persnliches, Carlisle," sagte Rose durch ihre Zhne. ,,Es ist zu unserem Schutz." Es folgte ein kurzer Moment der Stille, als Carlisle seine Antwort berdachte. Als er nickte, leuchteten Rosalies Augen auf. Sie htte es besser wissen mssen. Selbst wenn ich nicht in der Lage gewesen wre, seine Gedanken zu lesen, htte ich seine nchsten Worte vorhersagen knnen. Carlisle machte keine Kompromisse. ,,Ich wei, dass du es nur gut meinst, Rosalie, aber... ich mchte, dass meine Familie es verdient beschtzt zu werden. Der gelegentliche... Unfall oder Fehltritt ist ein bedauerlicher Teil dessen was wir sind." Es war so typisch fr ihn, sich mit einzubeziehen, obwohl er nie selbst so einen Fehltritt hatte. ,,Ein unschuldiges Kind kaltbltig zu ermorden ist etwas ganz anderes. Ich denke, die Gefahr, die sie bedeutet, egal ob sie ihre Vermutungen ausspricht oder nicht, ist kein bergeordnetes Risiko. Wenn wir ausnahmen machen um uns selbst zu schtzen, riskieren wir etwas viel wichtigeres. Wir verlieren das Wesen das uns ausmacht." Ich riss mich zusammen so gut ich konnte. Es wrde der Situation nicht guttun, wenn ich jetzt grinste. Oder applaudierte, was ich so gern getan htte. Rosalie knurrte. ,,Es wre nur verantwortlich." ,,Es wre hartherzig," korrigierte Carlisle sanft. ,,Jedes Leben ist wertvoll." Rosalie seufzte schwer und schob ihre Unterlippe vor. Emmett ttschelte ihre Schulter. ,,Es wird alles gut werden Rose," ermutigter er sie mit sanfter Stimme. ,,Die Frage ist," sprach Carlisle weiter, ,,ob wir weiterziehen sollen?" ,,Nein," sthnte Rosalie. ,,Wir haben uns gerade eingelebt. Ich mchte nicht schon wieder in meinem zweiten High School Jahr anfangen!" ,,Du knntest dein jetziges Alter natrlich beibehalten," sagte Carlisle. ,,Um dann noch frher wieder wegzuziehen?" konterte sie. Carlisle zuckte mit den Schultern. ,,Ich mag es hier! Hier scheint so selten die Sonne, wir sind fast normal." ,,Naja, wir mssen uns ja nicht gleich entscheiden. Wir knnen abwarten und sehen ob es ntig ist. Edward scheint sich sicher zu sein, dass das Swan-Mdchen nichts sagen wird." Rosalie schnaubte. Aber um Rose machte ich mir keine Sorgen mehr. Ich konnte sehen, dass sie sich Carlisles Entscheidung beugte, egal wie sauer sie auf mich war. Ihr Gesprch ging mit unwichtigen Details weiter. Jasper verharrte bewegungslos.
Ich verstand warum. Bevor er und Alice sich getroffen hatten, hatte er in einem Kriegsgebiet gelebt, es war ein unbarmherziger Krieg. Er kannte die Konsequenzen wenn man die Regeln brach er hatte die grausamen Nachwirkungen mit eigenen Augen gesehen. Es hatte eine Menge ausgesagt, dass er Rosalie nicht mit seinen besonderen Fhigkeiten beruhigt hatte, und es auch jetzt noch nicht tat. Er hielt sich aus der Diskussion raus stand darber. ,,Jasper," sagte ich. Er erwiderter meinen Blick mit ausdruckslosem Gesicht. ,,Sie wird nicht fr meinen Fehler bezahlen. Das werde ich nicht zulassen." ,,Dann profitiert sie daraus? Sie htte heute sterben sollen, Edward. Ich wrde das nur berichtigen." Ich wiederholte mich und betonte jedes Wort. ,,Ich werde es nicht zulassen." Er hob berrascht die Augenbrauen. Damit hatte er nicht gerechnet er htte nicht geglaubt dass ich ihn stoppen wrde. Er schttelte einmal seinen Kopf. ,,Und ich werde nicht zulassen, dass Alice in Gefahr gert, nicht mal den Hauch einer Gefahr. Du empfindest nicht das gleiche fr jemanden was ich fr sie empfinde, Edward, und du hast nicht durchgemacht, was ich durchmachen musste, egal ob du meine Erinnerungen gesehen hast, oder nicht. Du verstehst es nicht." ,,Ich werde darber nicht mit dir diskutieren, Jasper. Aber ich sage es dir jetzt noch einmal, Ich werde nicht zulassen, dass du Isabella Swan verletzt." Wir starrten uns an nicht funkelnd, sondern um den Gegner abzuschtzen. Ich sprte wie er die Stimmung um mich herum abtastete, um meine Entschlossenheit zu prfen. ,,Jazz," unterbrach Alice uns. Er erwiderte meinen Blick noch einen Moment lnger und wandte sich dann Alice zu. ,,Du brauchst mir nicht zu erzhlen, dass du dich selber schtzen kannst, Alice. Das wei ich. Dennoch muss ich..." ,,Das wollte ich gar nicht sagen," unterbrach Alice. ,,Ich wollte dich um einen Gefallen bitten." Ich sah was sie vorhatte und mein Unterkiefer klappte auf mit einem lauten Japsen. Ich starrte sie an, geschockt, mir war nur vage bewusst, dass alle auer Alice und Jasper mich vorsichtig anschauten. ,,Ich wei, dass du mich liebst. Danke. Aber es wre mir wirklich lieber, wenn du versuchen knntest, Bella nicht zu tten. Erstens, Edward ist sich sicher und ich mchte nicht dass ihr beide euch bekmpft. Zweitens, sie ist meine Freundin. Oder besser, sie wird es sein." Es war glasklar in ihrem Kopf: Alice, lchelnd, mit ihrem eisigen Arm auf den warmen, zerbrechlichen Schultern des Mdchens. Und Bella lchelte auch. Ihr Arm um Alices Hfte. Die Vision war felsenfest; nur der Zeitpunkt war noch unklar. ,,Aber... Alice..." keuchte Jasper. Ich war nicht in der Lage meinen Kopf zu drehen um seinen Gesichtsausdruck zu erkenne. Ich konnte mich nicht von dem Bild in Alices Kopf losreien um seinen zu sehen. ,,Ich werde sie eines Tages lieben, Jazz. Ich wre sehr verrgert, wenn du sie nicht in Ruhe lsst." Ich war immer noch gefangen in Alices Gedanken. Ich sah wie die Zukunft schimmerte, als Jaspers Entschluss wankte bei ihrer unerwarteten Bitte. ,,Ah," seufzte sie seine Unentschlossenheit hatte eine neue Zukunft hervorgebracht. ,,Seht ihr? Bella wird nichts sagen. Wir haben nichts zu befrchten." Wie sie den Namen des Mdchens sagte... als wren sie lngst enge Vertraute...
,,Alice," wrgte ich hervor. ,,Was... soll das...?" ,,Ich hab dir gesagt, dass eine Vernderung ansteht. Ich wei es nicht, Edward." Aber sie schloss ihren Mund, und ich konnte sehen, dass da noch mehr dahintersteckte. Sie versuchte nicht daran zu denken; sie konzentrierte sich jetzt auf Jasper, obwohl er zu perplex war um irgendwelche Entscheidungen zu treffen. Das machte sie manchmal wenn sie versuchte, etwas vor mir zu verbergen. ,,Was, Alice? Was versteckst du?" Ich hrte Emmett grummeln. Es frustriete ihn jedesmal wenn Alice und ich diese Art von Unterhaltung fhrten. Sie schttelte ihren Kopf und versuchte mich nicht rein zulassen. ,,Geht es um das Mdchen?" verlangte ich zu wissen. ,,Geht es um Bella?" Sie biss ihre Zhne zusammen vor Konzentration, aber als ich Bellas Namen aussprach, rutschte sie ab. Der Ausrutscher dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, aber das war lange genug. ,,NEIN!" schrie ich. Ich hrte wie mein Stuhl auf den Boden aufschlug und erst da bemerkte ich, dass ich aufgesprungen war. ,,Edward!" Carlisle war auch aufgestanden und legte seinen Arm auf meine Schulter. Ich nahm ihn kaum war. ,,Es festigt sich," flsterte Alice. ,,Jede Minute wirst du entschlossener. Es gibt nur noch zwei Wege fr sie. Der eine oder der andere, Edward." Ich konnte sehen, was sie sah... aber ich konnte es nicht akzeptieren. ,,Nein," sagte ich wieder; mein Widerspruch war kraftlos. Meine Beine fhlten sich dumpf an und ich musste mich auf dem Tisch absttzen. ,,Knnte uns bitte irgendwer in das Geheiminis einweihen?" beschwerte sich Emmett. ,,Ich muss gehen," flsterte ich zu Alice und ignorierte ihn. ,,Edward, das Thema haben wir hinter uns," sagte Emmett laut. ,,Das ist der beste Weg um das Mdchen zum Reden zu bringen. Abgesehen davon, wenn du weg bist, werden wir nicht mit Sicherheit wissen, ob sie redet oder nicht. Du musst bleiben und damit klar kommen." ,,Ich sehe dich nirgendwo hingehen, Edward," erklrte mir Alice. ,,Ich wei nicht, ob du noch weggehen kannst." Denk darber nach, fgte sie stumm hinzu. Denk darber nach zu gehen. Ich verstand was sie meinte. Ja der Gedanke, das Mdchen nie wieder zu sehen war... Schmerzhaft. Aber es war ntig. Ich konnte keine der Zukunftsmglichkeiten bewilligen zu der ich sie offensichtlich verdammt hatte. Ich bin mir nicht sicher wegen Jasper, Edward, dachte Alice weiter. Wenn du weggehst, wenn er glaubt sie ist eine Gefahr fr uns... ,,Das hre ich nicht," wiedersprach ich ihr und nahm das Publikum um uns herum immer noch nicht wirklich war. Jasper schwankte. Er wrde nichts tun, dass Alice verletzten konnte. Nicht in diesem Moment. Wrdest du ihr Leben riskieren und sie schutzlos zurcklassen? ,,Warum tust du mir das an?" chzte ich. Mein Kopf fiel in meine Hnde. Ich war nicht Bellas Beschtzer. Das konnte ich nicht sein. War Alices geteilte Zukunft fr Bella nicht der beste Beweis dafr? Ich liebe sie auch. Oder ich werde. Es ist nicht dasselbe, aber ich mchte sie hier haben, damit es passiert. ,,Liebe sie auch?" flsterte ich unglubig.
Sie seufzte. Du bist so blind, Edward. Kannst du nicht sehen, wo du hinsteuerst? Kannst du nicht sehen, wo du bereits bist? Es ist unausweichlicher, als die Tatsache, dass die Sonne im Osten aufgeht. Sieh, was ich sehe... Ich schttelte entsetzt meinen Kopf. ,,Nein." Ich versuchte die Vision auszublenden, die sie mir offenbarte. ,,Ich muss diesem Kurs nicht folgen. Ich werde gehen. Ich werde die Zukunft ndern." ,,Du kannst es versuchen," sagte sie, ihre Stimme klang skeptisch. ,,Ach, kommt schon!" bellte Emmett. ,,Pass doch mal auf," zischte Rose ihn an. ,,Alice sieht, dass er sich in einen Menschen verknallt! Das ist so klassisch, Edward!" sie gluckste. Ich hrte sie kaum. ,,Was?" sagte Emmett erschrocken. Dann hallte sein donnerndes Gelchter durch den Raum. ,,Das ist es was hier vor sich geht?" er lachte wieder. ,,Ein krasser Bruch, Edward." Ich sprte seine Hand auf meiner Schulter, und schttelte sie ab. Ich konnte ihm jetzt keine Aufmerksamkeit schenken. ,,Verknallt sich in einen Menschen?" widerholte Esme verblfft. ,,In das Mdchen, das er heute gerettet hat? Er verliebt sich in sie?" ,,Was siehst du, Alice? Ganz genau," verlangte Jasper zu wissen. Sie drehte sich zu ihm um; Ich starrte immer noch benommen auf ihr Profil. ,,Es hngt alles davon ab, ob er stark genug ist, oder nicht. Entweder wird er sie selbst tten" sie drehte sie wieder um und erwiderte meinen Blick, strahlend ,,was mich wirklich irritieren wrde, Edward, wenn man bedenkt, was das fr dich bedeuten wrde..." dann wandte sie sich wieder an Jasper, ,,oder sie wird eines Tages eine von uns sein." Irgendjemand japste; ich schaute nicht auf um zu sehen, wer es war. ,,Das wird nicht passieren!" Schrie ich wieder. ,,Beides nicht!" Alice schien mich nicht zu hren. ,,Es kommt alles darauf an," wiederholte sie. ,,Er wird vielleicht gerade eben stark genug sein, sie nicht zu tten aber es wird knapp. Es wird eine unglaubliche Selbstkontrolle verlangen," sinnierte sie. ,,Sogar noch mehr als Carlisle aufbringen kann. Er wird so eben stark genug sein... Das einzige wofr er nicht stark genug ist, ist sich von ihr fernzuhalten. Das ist ein vergeblicher Kampf." Ich fand keine Worte. Den anderen schien es hnlich zu gehen. Der Raum war stumm. Ich starrte zu Alice und alle anderen starrten mich an. Ich konnte meinen eigenen entsetzten Gesichtsausdruck aus fnf verschiedenen Blickwinkeln sehen. Nach einer langen Pause seufzte Carlisle. ,,Naja das... macht die Dinge komplizierter." ,,Wrd ich auch sagen," stimmte Emmett zu. Seine Stimme klang immer noch belustigt. Man konnte darauf vertrauen, dass Emmett sogar den Witz in der Zerstrung meines Lebens finden wrde. ,,Ich denke, die Plne sind immer noch die selben," sagte Carlisle gedankenverloren. ,,Wir bleiben und beobachten. Selbstverstndlich wird niemand das Mdchen... verletzten." Ich versteifte mich. ,,Nein," sagte Jasper leise. ,,Dem kann ich zustimmen. Wenn Alice nur diese zwei Mglichkeiten sieht..." ,,Nein!" Meine Stimme war kein Brllen, oder Knurren, oder Verzweiflungsschrei, aber irgendeine Mischung aus allen dreien. ,,Nein!" Ich musste raus, weg von dem Lrm ihrer Gedanken Rosalies selbstgeflliger Ekel, Emmetts Humor, Carlisles nie endende Geduld...
Noch schlimmer: Alice berzeugung. Jaspers berzeugung von dieser berzeugung. Am schlimmsten von allen: Esmes... Freude. Ich stolperte aus dem Raum. Esme berhrte meinen Arm, als ich an ihr vorbei lief, aber ich beachtete die Geste nicht. Ich rannte noch bevor ich zur Tr hinaus war. Ich berquerte den Fluss mit einem Satz und rannte in den Wald. Der Regen war zurck und ergoss sich so stark, dass ich innerhalb weniger Momente durchnsst war. Ich mochte den dicken Regenvorhang er zog eine Mauer zwischen mir und dem Rest der Welt hoch. Sie umschloss mich, lie mich allein sein. Ich rannte nach Osten, ber und durch die Berge ohne von meinem Kurs abzukommen, bis ich die Lichter von Seattle vor mir sah. Ich hielt an bevor ich die Grenze zu menschlicher Zivilisation berschritt. Eingeschlossen vom Regen, ganz allein, war ich endlich bereit, mich damit auseinander zu setzen, was ich angerichtet hatte wie ich die Zukunft geteilt hatte. Zuerst die Vision von Alice und dem Mdchen, wie sie sich umarmten das Vertrauen und die Freundschaft waren so offensichtlich, sie sprangen einen regelrecht an. Bellas groe Schokoladen-Augen waren nicht perplex in dieser Vision, aber immer noch voller Geheimnisse in diesem Moment schienen es glckliche Geheimnisse zu sein. Sie schreckte nicht zurck vor Alices kaltem Arm. Was hatte das zu bedeuten? Wie viel wusste sie? In diesem Still-Leben der Zukunft, was dachte sie da ber mich? Dann das andere Bild, fast das gleiche, nun von Horror gezeichnet. Alice und Bella, ihre arme immer noch in vertrauter Freundschaft umeinander gelegt. Aber jetzt gab es keinen Unterschied zwischen diesen Armen beide waren wei, eben und marmorn, hart wie Stahl. Bellas groe Augen waren nicht mehr Schokoladenbraun. Die Iris waren schockierend anschaulich blutrot. Die Geheimnisse darin waren unergrndlich Akzeptanz oder Trostlosigkeit? Es war unmglich zu sagen. Ihr Gesicht war kalt und unsterblich. Ich zuckte zusammen. Ich konnte die Frage nicht unterdrcken, hnlich, aber anders: Was hatte es zu bedeuten wie war es dazu gekommen? Und was dachte sie jetzt von mir? Die letzte konnte ich beantworten. Wenn ich sie in dieses leere halbe Leben zwang, aufgrund meiner Schwche und meines Egoismus, wrde sie mich sicher hassen. Aber da war noch ein entsetzliches Bild schlimmer als jedes andere Bild, dass ich je in meinem Kopf hatte. Meine eigenen Augen, dunkelrot von menschlichem Blut, die Augen des Monsters. Bellas zerstrter Krper in meinen Armen, aschfahl, ausgesaugt, leblos. Es war so konkret, so klar. Ich hielt es nicht aus, das zu sehen. Konnte es nicht ertragen. Ich versuchte es aus meinen Gedanken zu vertreiben, versuchte etwas anderes zu sehen, irgendetwas anderes. Versuchte den Ausdruck auf ihrem lebendigen Gesicht zu sehen der meine Sicht im letzten Kapitel meines Lebens blockiert hatte. Alles vergebens. Alices trostlose Vision fllte meinen Kopf aus und ich krmmte mich innerlich aufgrund der Hllenqualen die sie auslsten. Whrenddessen schumte das Monster in mir ber vor Freude, jubilierte ber die Wahrscheinlichkeit seines Erfolges. Es machte mich krank. Das konnte nicht gestattet werden. Es musste einen Weg geben, die Zukunft zu berlisten. Ich wrde mich nicht von Alices Visionen leiten lassen. Ich konnte einen anderen Weg whlen. Es gab immer eine Wahl. Es musste eine Wahl geben.
5. Einladungen High School. Nicht lnger nur das Fegefeuer, sondern die pure Hlle. Qual und Feuer... ja, ich hatte beides. Ab jetzt machte ich alles richtig. Jedes ,,i" bekam seinen Punkt, jedes ,,t" seinen Strich. Niemand konnte mir vorwerfen ich wrde mich vor der Verantwortung drcken. Esme zuliebe und um die anderen zu beschtzen, blieb ich in Forks. Ich ging zu meinem alten Tagesablauf ber. Ich jagte nicht mehr als die anderen. Jeden Tag ging ich zur High School und benahm mich menschlich. Jeden Tag lauschte ich auf Neuigkeiten ber die Cullens es gab nie etwas Neues. Das Mdchen hatte nicht ein Wort ber ihre Beobachtungen verloren. Sie wiederholte dieselbe Geschichte, immer und immer wieder ich stand neben ihr und hab sie zur Seite gerissen bis ihre Zuhrer gelangweilt aufgaben noch mehr Fragen zu stellen. Es bestand keine Gefahr. Mein bereiltes Handeln hatte niemandem geschadet. Niemandem auer mir. Ich war fest entschlossen, die Zukunft zu ndern. Nicht gerade die einfachste Aufgabe, die man sich selbst stellen konnte, aber es gab keine andere Wahl mit der ich htte leben knnen. Alice sagte, ich wre nicht stark genug um mich von dem Mdchen fern zu halten. Ich wrde ihr das Gegenteil beweisen. Ich dachte, der erste Tag wrde der schwerste sein. Am Ende des Tages, war ich mir dessen sicher. Aber ich lag falsch. Ich hatte Skrupel weil ich wusste, dass ich das Mdchen verletzten wrde. Ich beruhigte mich indem ich mir einredete, dass ihr Schmerz nicht schlimmer war als ein Nadelstich nur ein kleiner Stich im Vergleich zu meinem. Bella war ein Mensch und sie wusste, dass ich etwas anderes war, etwas falsches, etwas bengstigendes. Sie wrde vermutlicher eher erleichtert sein als verletzt, wenn ich sie nicht mehr beachtete und so tat als wrde sie nicht existieren. ,,Hallo, Edward," grte sie mich an diesem ersten Tag in Biologie. Ihre Stimme war lieblich, freundlich, eine hundertachtzig Grad Wendung im Vergleich zum letzten Mal als ich mit ihr gesprochen hatte. Warum? Was hatte die Vernderung zu bedeuten? Hatte sie es vergessen? Sich entschieden, dass sie sich alles nur eingebildet hatte? Hatte sie mir mglicherweise verziehen, dass ich mein Versprechen nicht gehalten hatte? Die Fragen brannten in mir, wie der Durst der mich durchfuhr, jedesmal wenn ich einatmete. Nur einmal in ihre Augen blicken. Nur um zu sehen, ob ich darin die Antworten lesen konnte... Nein, ich konnte mir nicht mal das erlauben. Nicht, wenn ich die Zukunft verndern wollte. Ich nickte kurz in ihre Richtung ohne meinen Blick von der Tafel abzuwenden. Sie sprach mich nicht mehr an. An diesem Nachmittag, sobald die Schule vorbei war und ich meine Rolle gespielt hatte, rannte wieder nach Seattle, genau wie am Tag zuvor. Ich kam mir so vor, als knnte
ich mit dem schmerzenden Durst besser umgehen, wenn ich ber den Boden dahinflog und alles um mich herum in eine grne Masse verwandelte. Dieser Lauf wurde eine tgliche Angewohnheit. Liebte ich sie? Das konnte ich mir nicht vorstellen. Noch nicht. Alices flchtige Einblicke in diese Zukunft verfolgten mich und ich konnte sehen wie leicht es wre, sich in Bella zu verlieben. Es war genau wie fallen: mhelos. Es nicht zuzulassen, war das Gegenteil von fallen es war als wrde ich mich einen Steilhang hinauf schleppen, eine Hand nach der anderen, und genauso anstrengend als wre ich nicht strker als jeder Sterbliche. Mehr als einen Monat verging und es wurde immer schwieriger. Das ergab keinen Sinn ich wartete darauf, darber hinweg zu kommen, dass es leichter wurde. Das musste Alice gemeint haben, als sie vorhergesehen hatte, dass ich nicht in der Lage sein wrde, mich von dem Mdchen fern zu halten. Sie hatte das Ausma der Schmerzen gesehen. Aber ich konnte Schmerzen ertragen. Ich wrde Bellas Zukunft nicht zerstren. Wenn es mein Schicksal war, sie zu lieben, war dann nicht das Beste was ich tun konnte, sie zu meiden? Sie zu meiden, war das die Grenze von dem was ich ertragen konnte? Ich konnte so tun, als wrde ich sie ignorieren, und nie in ihre Richtung schauen. Ich konnte so tun, als wrde sie mich nicht interessieren. Das war das uerste, so zu tun, aber nicht die Wahrheit. Ich sog immer noch jeden ihrer Atemzge auf, jedes Wort, das sie sagte. Ich teilte meine Qual in vier Kategorien ein. Die ersten beiden waren bekannt. Ihr Duft und ihre Stille. Oder besser ich trug die Verantwortung auf meinen eigenen Schultern wo sie hingehrte mein Durst und meine Neugierde. Der Durst war die grte Qual. Ich gewhnte mir an in Biologie nicht mehr zu atmen. Natrlich gab es Ausnahmen wenn ich eine Frage beantworten musste oder sowas in der Art, und ich etwas Luft brauchte um zu sprechen. Jedesmal schmeckte ich die Luft um das Mdchen, es war wie am ersten Tag Feuer und Verlangen und verzweifelte Gewalt die danach verlangte auszubrechen. In diesen Momenten war es hart auch nur darber nachzudenken zu wiederstehen. Und genau wie an diesem ersten Tag, knurrte das Monster in mir ganz dicht an der Oberflche... Die Neugierde war die Konstanteste Qual. Die Frage schwirrte immer in meinem Kopf: Was denkt sie gerade? Wenn ich sie leise seufzen hrte. Wenn sie abwesend mit einer Strhne ihres vollen Haares spielte. Wenn sie ihre Bcher lauter auf den Tisch fallen lie, als sonst. Wenn sie zu spt in den Unterricht hetzte. Wenn sie mit dem Fu ungeduldig auf den Boden klopfte. Jede ihrer Bewegungen, die ich mit meiner Gabe beobachtete, war ein qulendes Geheimnis. Wenn sie mit den anderen menschlichen Schlern sprach analysierte ich jedes Wort und jeden Tonfall. Sagte sie, was sie dachte, oder was sie glaubte, sagen zu mssen? Oft hrte es sich fr mich so an, als wrde sie ihren Zuhren das sagen, was sie hren wollten, was mich an meine Familie und ihr alltgliches Leben voller Illusionen erinnerte wir waren besser darin, als sie. Es seih denn ich lag falsch, ich interpretierte nur. Warum sollte sie eine Rolle spielen mssen? Sie war eine von ihnen ein menschlicher Teenager. Mike Newton war die grte berraschung meiner Qualen. Wer htte gedacht, dass so ein gewhnlicher, langweiliger Sterblicher so rgerlich sein konnte? Um ehrlich zu sein, htte ich diesem nervenden Jungen dankbar sein sollen; er brachte sie mehr zum Reden als die anderen. Ich lernte so viel ber sie durch diese Unterhaltungen ich vervollstndigte immer noch meine Liste aber andererseits, Mikes Hilfe bei diesem Projekt verrgerte mich
nur noch mehr. Ich wollte nicht, dass Mike derjenige war der ihre Geheimnisse lftete. Das wollte ich selbst tun. Es half, dass er ihre kleinen Offenbarungen, ihre kleinen Ausrutscher nicht bemerkte. Er wusste nichts ber sie. Er erschaffte sich eine Bella die nicht existierte ein Mdchen genauso gewhnlich wie er selbst. Er hatte die Selbstlosigkeit, den Mut, der sie von allen anderen Menschen unterschied nicht bemerkt, er konnte den unnormalen Ablauf ihrer ausgesprochenen Gedanken nicht hren. Er bemerkte nicht, dass sie sich eher anhrte wie ein Elternteil dass von seinem Kind erzhlt, als andersherum, wenn sie ber ihre Mutter sprach liebend, nachsichtig, leicht amsiert und sehr beschtzerisch. Er hrte nicht die Geduld in ihrer Stimme, wenn sie Interesse an seinen weitlufigen Geschichten vorgab, und dachte nicht an die Gte hinter dieser Geduld. Durch die Unterhaltung mit Mike, konnte ich die wichtigste ihrer Qualitten zu meiner Liste hinzufgen, die aufschlussreichste von allen, so simpel wie sie selten war. Bella war gut. Alle anderen Dinge fgten sich zu einem ganzen zusammen gtig und bescheiden und selbstlos und liebevoll und mutig sie war durch und durch gut. Diese hilfreichen Entdeckungen lieen mich gegenber dem Junge nicht auftauen, warum auch immer. Diese besessene Art mit der er Bella ansah als wre sie eine Eroberung die er machen musste provozierte mich fast so sehr wie die geschmacklosen Fantasien die er ber sie hatte. Er wurde sich ihrer immer sicherer, whrend die Zeit verging, denn sie schien ihn seinen erdachten Rivalen vorzuziehen Tyler Crowley, Eric Yorkie und sogar, nur sporadisch, meine Wenigkeit. Er sa jeden Tag routiniert auf ihrer Seite unseres Tisches und quatschte mit ihr, ermutigt durch ihr lcheln. Nur ein hfliches Lcheln, redete ich mir ein. Es war jedes Mal dasselbe, ich amsierte mich bei der Vorstellung ihn quer durch den Raum an die hintere Wand zu schleudern... es wrde ihn vermutlich nicht allzu schwer verletzen... Mike dachte nicht an mich als Rivale. Nach dem Unfall dachte er, Bella und ich wren durch die Erfahrung zusammengeschweit, aber offensichtlich war das Gegenteil der Fall. Damals hatte es ihn noch gestrt, dass ich Bella dazu auserkoren hatte, ihr meine Aufmerksamkeit zu schenken. Aber jetzt ignorierte ich sie genauso konsequent wie alle anderen und damit war er zufrieden. Was dachte sie jetzt? Begrte sie seine Aufmerksamkeit? Und zum Schluss, die letzte meiner Qualen, die schmerzvollste: Bellas Gleichgltigkeit. Wenn ich sie ignorierte, ignorierte sie mich. Sie versucht nicht noch einmal mit mir zu sprechen. Und soweit ich es beurteilen konnte, dachte sie auch nicht an mich. Das htte mich verrckt gemacht oder sogar meine Entschlossenheit gebrochen, die Zukunft ndern zu wollen wenn sie mir nicht manchmal die gleichen verstohlenen Blicke zugeworfen htte, wie frher. Ich sah es nicht selbst, da ich mir nicht erlauben konnte sie anzusehen, aber Alice warnte uns jedesmal wenn sie kurz davor war zu uns herberzusehen; die anderen waren immer noch misstrauisch weil das Mdchen zu viel wusste. Es milderte die Schmerzen ein wenig, zu wissen, dass sie mich hin und wieder aus der Ferne beobachtete. Natrlich war es mglich, dass sie nur darber nachdachte, was fr ein Freak ich war. ,,Bella wird in etwa einer Minute zu Edward blicken. Seht normal aus," sagte Alice an einem Dienstag im Mrz und die anderen waren darauf bedacht auf ihren Pltzen herumzurutschen und sich wie Menschen zu benehmen; konsequentes Stillsitzen war typisch fr unsere Art.
Ich achtete darauf, wie oft sie in meine Richtung sah. Es beruhigte mich, obwohl es das nicht sollte, dass ihre Hufigkeit nicht nachlie, als die Zeit verstrich. Ich wusste nicht, was es zu bedeuten hatte, aber es fhlte sich gut an. Alice seufzte. Ich wnschte... ,,Halt dich da raus, Alice," presste ich hervor. ,,Es wird nicht passieren." Sie schmollte. Alice sehnte sich danach, sich mit dem Mdchen anzufreunden, so wie sie es in ihrer Vision gesehen hatte. Auf eine seltsame Art und Weise vermisste sie das Mdchen, dass sie gar nicht kannte. Ich gebe zu, du bist besser, als ich gedacht htte. Du hast die Zukunft wieder verschwommen und sinnlos werden lassen. Bist du jetzt zufrieden? ,,Fr mich ergibt sie eine Menge Sinn." Sie schnaubte verchtlich. Ich versuchte sie auszublenden, ich war zu ungeduldig fr eine Unterhaltung. Meine Stimmung war nicht gerade die beste angespannter als ich irgendeinem von ihnen zeigte. Nur Jasper wusste wie sehr ich mich wandte, er fhlte den Stress den ich ausstrahlte aufgrund seiner besonderen Fhigkeit die Gefhle anderer zu ertasten und zu beeinflussen. Er verstand den Grund fr diese Gefhle nicht, und da ich stndig schlecht gelaunt war in den letzten Tagen ignorierte er es. Heute wrde ein harter Tag werden. Schlimmer als der Tag zuvor. Mike Newton, der verhasste Typ mit dem ich es mir nicht erlauben konnte zu konkurrieren, hatte vor, Bella heute nach einem Date zu fragen. Ein Ball mit Damenwahl stand aus und er hatte gehofft, dass Bella ihn fragen wrde. Dass sie es bisher noch nicht getan hatte, verunsicherte ihn. Jetzt war er hin und her gerissen ich freute mich ber seine Probleme, was ich nicht sollte denn Jessica Stanley hatte ihn gefragt, ob er mir ihr zu diesem Ball gehen wrde. Er wollte nicht ,,ja" sagen, da er immer noch hoffte, dass Bella ihn fragen wrde (und ihn darin besttigte, dass er seine Rivalen besiegt hatte), aber er wollte auch nicht ,,nein" sagen und somit ganz auf den Ball verzichten, falls Bella ihn nicht fragte. Jessica, verletzt durch sein Zgern und wohlwissentlich was der Grund dafr war, warf in Gedanken mit Messern nach Bella. Und wieder hatte ich das Verlangen mich zwischen Bella und Jessicas feindselige Gedanken zu werfen. Ich Verstand diesen Instinkt jetzt besser, aber das machte es nur noch frustrierender, dass ich ihm nicht nachgeben konnte. Daran zu denken, dass es soweit gekommen war! Jetzt war ich ein Teil dieser belanglosen High School Dramen, die ich sonst so sehr verachtet hatte. Mike nahm all seinen Mut zusammen, als er in Biologie zu Bella hinberging. Ich lauschte seinen Schritten und erwartete seine Ankunft. Der Junge war schwach. Er hatte darauf gewartet, dass sie ihn um dieses Date bitten wrde, aus Angst, seine Verliebtheit bekannt zu geben bevor sie ihm nicht ein Zeichen gegeben htte, das sie auf Gegenseitigkeit beruht. Er wollte keine Zurckweisung einstecken, ihm wre es lieber, wenn sie den ersten Schritt machte. Feigling. Er setzte sich wieder auf unseren Tisch und fhlte sich direkt besser aufgrund der vertrauten Situation. Ich malte mir aus, welches Gerusch sein Krper wohl machte, wenn er die gegenberliegende Wand mit solcher Wucht traf, dass fast alle seine Knochen auf einmal brechen wrden. ,,Also," sagte er mit gesenktem Blick zu dem Mdchen. ,,Jessica hat mich gefragt, ob ich mit ihr zum Frhlingsball gehe."
,,Das ist ja toll," antwortete Bella sofort enthusiastisch. Es war schwer nicht zu lcheln, als Mike sich ihres Tonfalls bewusst wurde. Er hatte mit Betroffenheit gerechnet. ,,Ihr werdet sicher eine Menge Spa haben." Er rang nach der richtigen Antwort. ,,Naja..." zgerte er und wre fast zu feige gewesen es auszusprechen. Dann sammelte er sich. ,,Ich hab ihr gesagt, dass ich darber nachdenke." ,,Warum solltest du so etwas tun?" verlangte sie zu wissen. Ihr Tonfall hatte etwas missbilligendes, aber auch einen kleinen Funken Erleichterung. Was hatte das schon wieder zu bedeuten? Ein unerwartet heftiger Anflug von Wut lie mich meine Hnde zu Fusten ballen. Mike hrte die Erleichterung nicht. Sein Gesicht war rot angelaufen ich war pltzlich angespannt, das wirkte wie eine Einladung und er sah wieder zu Boden als er weitersprach. ,,Ich hab mich gefragt, ob... naja, ob du nicht vielleicht vorhattest, mich zu fragen." Bella zgerte. In diesem kurzen Moment ihres Zgerns, sah ich die Zukunft viel klarer als Alice sie jemals gesehen hatte. Es war egal, ob sie Mikes unausgesprochene Frage mit Ja beantwortete oder nicht, denn irgendwann wrde sie zu irgendjemandem ja sagen. Sie war liebenswert und faszinierend und menschliche Mnner wrden das auch sehen. Egal ob sie sich fr jemanden aus dieser glanzlosen Masse entschied oder wartete bis sie aus Forks weg war, der Tag wrde kommen, an dem sie ja sagen wrde. Ich sah ihr Leben vor mir, wie ich es schon einmal gesehen hatte College, Karriere... Liebe, Hochzeit. Ich sah sie am Arm ihres Vaters, ganz in wei, ihr Gesicht gertet vor Glck, als sie sich zu Wagners Hochzeitsmarsch vorwrtsbewegte. Dieser Schmerz war schlimmer als alles was ich jemals empfunden hatte. Ein Mensch wre an diesen Schmerzen gestorben ein Mensch htte das nicht berlebt. Und nicht nur Schmerz, sondern unverblmte Wut. Die Wut sehnte sich nach einem Ventil. Obwohl dieser bedeutungslose, unwrdige Junge vielleicht nicht derjenige war zu dem Balle ja sagen wrde, wollte ich seinen Schdel mit meiner Hand zerquetschen, stellvertretend fr wer auch immer es sein wrde. Ich verstand dieses Gefhl nicht es war ein Durcheinander aus Schmerz und Wut und Verlangen und Verzweiflung. So etwas hatte ich noch nie gefhlt; ich konnte es nicht benennen. ,,Mike, ich denke, du solltest ihre Einladung annehmen," sagte Bella sanft. Mikes Hoffnungen verschwanden. Unter anderen Umstnden htte ich das genossen, aber ich stand immer noch unter Schock wegen des Schmerzes und der Gewissensbisse wegen dem was dieser Schmerz und die Wut in mir ausgelst hatten. Alice hatte recht. Ich war nicht stark genug. In diesem Moment wrde Alice sehen wie sich die Zukunft wieder nderte, wieder klarer wurde. Wrde sie das beruhigen? ,,Hast du schon jemand anderen gefragt?" fragte Mike mrrisch. Er warf mir einen finsteren Blick zu, wieder argwhnisch, das erste Mal seit Wochen. Ich bemerkte, dass ich mein Interesse verraten hatte; mein Kopf hatte sich Bella zugewandt. Der wtende Neid in seinen Gedanken Neid auf denjenigen den das Mdchen ausgesucht hatte gab meinem unbekannten Gefhl pltzlich einen Namen. Ich war eiferschtig. ,,Nein," sagte das Mdchen leicht amsiert. ,,Ich werde nicht zu dem Ball gehen."
Durch all den rger hindurch, sprte ich trotzdem Erleichterung in ihren Worten. Pltzlich wurde ich mir meiner Rivalen bewusst. ,,Warum nicht?" fragte Mike beinahe unhflich. Es gefiel mir nicht, wenn er in diesem Ton mit ihr sprach. Ich unterdrckte ein knurren. ,,Ich fahre nach Seattle diesen Samstag," antwortet sie. Die Neugier war nicht so unverhohlen wie sonst jetzt da ich beabsichtigte alle Antworten herauszufinden. Ich wrde das Wieso und Warum dieser neuen Erkenntnis bald herausfinden. Mikes Tonfall wurde jetzt unangenehm bettelnd. ,,Kannst du nicht an einem anderen Wochenende nach Seattle fahren?" ,,Nein, tut mir leid." Bella war nun etwas brsker. ,,Du solltest Jess nicht lnger warten lassen das ist unhflich." Ihre Sorge um Jessicas Gefhle fcherte meine Eifersucht nur noch mehr an. Dieser Seattle-Trip war eindeutig eine Ausrede um ihm abzusagen hatte sie nur aus Loyalitt ihrer Freundin gegenber abgelehnt? Sie war selbstlos genug um so etwas zu tun. Wnschte sie sich, sie knnte ja sagen? Oder waren beide Vermutung falsch? Hatte sie an jemand anderem Interesse? ,,Ja, du hast recht," murmelte Mike, so niedergeschlagen, dass ich fast Mitleid mit ihm gehabt htte. Fast. Er wandte sich von ihr ab und schnitt mir den Blick auf ihr Gesicht durch seine Gedanken ab. Das wrde ich nicht dulden. Ich drehte mich um, um ihren Gesichtsausdruck selbst zu lesen, das erste Mal seit ber einem Monat. Es war eine groe Erleichterung, als wrde ein Ertrinkender nach Luft schnappen. Sie hatte ihre Augen geschlossen und die Hnde an die Schlfen gepresst. Ihr Schultern schtzend hochgezogen. Sie schttelte langsam ihren Kopf, als versuche sie irgendeinen Gedanken loszuwerden. Frustrierend. Faszinierend. Die Stimme von Mr. Banner holte sie aus ihrer Starre und sie ffnete langsam ihre Augen. Sie sah sofort zu mir herber, vielleicht hatte sie meinen Blick gesprt. Sie schaute mir in die Augen mit diesem verwirrten Ausdruck, der mich so lange verfolgt hatte. In dieser Sekunde sprte ich weder die Gewissensbisse, noch die Schuldgefhle, noch die Wut. Ich wusste dass diese Gefhle wiederkommen wrden, bald, aber in diesem Moment fhlte ich mich seltsam beflgelt. Als htte ich gewonnen statt verloren. Sie schaute nicht weg, obwohl ich sie mit unangebrachter Intensitt anstarrte und vergeblich versuchte ihre Gedanken in ihren flssigen braunen Augen zu lesen. Sie waren voller Fragen statt Antworten. Ich sah dir Reflektion meiner Augen in ihren und sie waren schwarz vor Durst. Mein letzter Jagdausflug war fast zwei Wochen her; das war nicht der sicherste Tag um meinen Willen zum brckeln zu bringen. Aber die Schwrze schien ihr keine Angst zu machen. Sie schaute immer noch nicht weg, so sanft, ein umwerfendes Rot verfrbte ihre Haut. Was dachte sie blo? Ich war kurz davor die Frage laut auszusprechen als Mr. Banner meinen Namen rief. Ich sah die Antwort in seinem Kopf als ich ihm einen kurzen Blick zuwarf. Ich atmete kurz ein. ,,Der Krebs-Zyklus." Durst brannte in meiner Kehle spannte meine Muskeln und fllte meinen Mund mit Gift ich schloss meine Augen und versuchte mich trotz des Verlangens nach ihrem Blut das in mir aufflammte zu konzentrieren.
Das Monster war noch strker als zuvor. Das Monster frohlockte. Es begrte die zweigeteilte Zukunft, die ihm eine fnfzig-fnfzig Chance gab, sein boshaftes Verlangen zu stillen. Die dritte mgliche Zukunft die ich allein durch Willenskraft hatte aufbauen wollen fiel in sich zusammen zerstrt von gewhnlicher Eifersucht und das Monster war so viel Nher an seinem Ziel. Die Gewissensbisse und die Schuldgefhle brannten gemeinsam mit meinem Durst, und wenn ich in der Lage gewesen wre Trnen zu produzieren, htten sie meine Augen gefllt. Was hatte ich getan? Mit dem Wissen, dass der Kampf sowieso schon verloren war, sah ich keine Notwendigkeit mehr darin, dem zu widerstehen, was ich wirklich wollte; ich starrte wieder zu dem Mdchen. Sie hatte sich wieder hinter ihren Haaren versteckt, aber ich konnte zwischen den Strhnen erkennen, dass ihre Wangen dunkelrot angelaufen waren. Dem Monster gefiel es. Sie erwiderte meinen Blick nicht, aber sie wickelte eine Strhne ihres vollen Haares nervs um ihren Finger. Ihre delikaten Finger, ihr zartes Handgelenk sie waren so zerbrechlich, sahen so aus, als wrde ein Hauch meines Atems reichen um sie zu knacken. Nein, nein, nein. Ich konnte das nicht tun. Sie war zu zerbrechlich, zu gut, zu wertvoll um dieses Schicksal zu verdienen. Ich konnte nicht erlauben, dass mein Leben auf ihres prallte, es zerstrte. Aber ich konnte mich auch nicht von ihr fernhalten. Alice hatte recht. Das Monster in mir zischte vor Frustration als ich ins Wanken geriet, erst der eine Weg, dann der anderen. Die kurze Stunde mit ihr verging viel zu schnell, whrend ich zwischen Pest und Cholera wankte. Die Glocke lutete und sie suchte ihre Sachen zusammen ohne mich noch einmal anzusehen. Es enttuschte mich, aber ich konnte auch nichts anderes erwarten. Es war unverzeihlich wie ich sie nach dem Unfall behandelt hatte. ,,Bella?" sagte ich, nicht in der Lage mich zurckzuhalten. Meine Willenskraft lag in Trmmern. Sie zgerte bevor sie mich ansah; ihr Ausdruck war abweisend, misstrauisch. Ich erinnerte mich selbst daran, dass sie allen Grund hatte, mir nicht zu trauen. Das es besser fr sie war. Sie wartete darauf, dass ich weitersprach, aber ich starrte sie nur an und versuchte ihr Gesicht zu lesen. Ich nahm kurze, hastige Atemzge um meinen Durst zu bekmpfen. ,,Was?" sagte sie endlich. ,,Sprichst du jetzt wieder mit mir?" In ihre Stimme lag Abneigung die, genau wie ihre Wut irgendwie liebenswert war. Ich wollte lcheln. Ich war mir nicht sicher, was ich auf diese Frage antworten sollte. Sprach ich wieder mit ihr, so wie sie dachte? Nein. Nicht wenn ich es verhindern konnte. Ich wrde es zumindest versuchen. ,,Nein, nicht wirklich," sagte ich zu ihr. Sie schloss ihre Augen, was mich frustrierte. Es schnitt mir den besten Weg zu ihren Gefhlen ab. Sie atmete tief ein ohne die Augen wieder zu ffnen. Ihre Lippen fest zusammengepresst. Mit immer noch geschlossenen Augen, antwortete sie. Das war keine normale menschliche Art eine Unterhaltung zu fhren. Warum tat sie es dann? ,,Was willst du dann, Edward?" Der Klang meines Namens aus ihrem Mund machte seltsame Dinge mit meinem Krper. Wenn ich einen Herzschlag gehabt htte, wre er jetzt schneller geworden.
Aber was sollte ich ihr antworten? Die Wahrheit, entschied ich. Ich wrde so vertrauenswrdig sein, wie ich konnte, von jetzt an. Ich wollte ihr Misstrauen nicht verdienen auch wenn ihr Vertrauen zu gewinnen unmglich war. ,,Es tut mir leid," erklre ich ihr. Das entsprach mehr der Wahrheit als sie je erfahren wrde. Unglcklicherweise konnte ich mich nur fr die belanglosen Dinge entschuldigen. ,,Ich bin sehr unhflich zu dir. Aber so ist es besser, wirklich." Es wre besser fr sie, wenn ich weiterhin unhflich zu ihr wre. Knnte ich das? Sie ffnete ihre Augen, immer noch wachsam. ,,Ich verstehe nicht, was du meinst." Ich versuchte sie so deutlich es ging zu warnen. ,,Es wre besser, wenn wir nicht befreundet wren." Soviel wrde sie sicher verstehen. Sie war schlielich ein cleveres Mdchen. ,,Vertrau mir." Ich Augen verengten sich und ich erinnerte mich, dass ich das schon mal zu ihr gesagt hatte kurz bevor ich ein Versprechen gebrochen hatte. Ich zuckte zusammen, als sie ihre Zhne aufeinanderschlug sie erinnerte sich natrlich auch daran. ,,Schade, dass du das nicht schon frher herausgefunden hast," sagte sie wtend. ,,Dann httest du dir die Reue sparen knnen." Ich starrte sie schockiert an. Was wusste sie von meiner Reue? ,,Reue? Was denn bereuen?" fragte ich sie. ,,Dass du nicht zugelassen hast, dass der blde Van mich zerquetscht!" brachte sie bissig hervor. Ich erstarrte, geschockt. Wie konnte sie sowas denken? Ihr Leben zu retten war das einzig richtige was ich getan hatte, seid ich ihr das erste Mal begegnet bin. Das einzige wofr ich mich nicht schmte. Der einzige Grund weshalb ich froh war berhaupt zu existieren. Ich kmpfe um ihr Leben seit dem ersten Moment in dem ich ihren Duft aufgeschnappt hatte. Wie konnte sie so etwas von mir denken? Wie konnte sie meine einzige gute Tat in diesem Durcheinander in Frage stellen? ,,Du denkst ich wrde es bereuen, dein Leben gerettet zu haben?" ,,Ich wei, dass du das tust," gab sie zurck. Ihre Einschtzung meiner Absichten lie mich aufkochen. ,,Du weit gar nichts." Wie verwirrend und unverstndlich ihr Gehirn arbeitete! Sie schien nicht wie andere Menschen zu denken. Das musste die Erklrung fr ihre mentale Stille sein. Sie war ganz anders. Sie warf ihren Kopf zurck und schlug wieder ihre Zhne aufeinander. Ihre Wangen waren wieder rot, diesmal vor Wut. Sie stapelte laut ihre Bcher aufeinander und marschierte zur Tr ohne mich noch eines Blickes zu wrdigen. Obwohl ich verrgert war, war es unmglich ihre Wut nicht amsant zu finden. Sie ging steif, ohne auf ihre Fe zu achten und stolperte ber die Fuleiste. Sie strauchelte und ihre Bcher fielen auf den Boden. Statt sich nach ihnen zu bcken, stand sie steif da und schaute nicht mal runter, als ob sie berlegte, die Bcher einfach liegen zu lassen. Ich schaffte es, nicht zu lachen. Niemand konnte mich sehen; Ich huschte an ihre Seite und hatte ihre Bcher aufgesammelte bevor sie nach unten blickte. Sie wollte sich gerade bcken und erstarrte dann. Ich gab ihr ihre Bcher zurck und achtete darauf sie dabei nicht zu berhren. ,,Danke," sagte sie mit khler reservierter Stimme.
Ihr Tonfall verrgerte mich wieder. ,,Gern geschehen," erwiderte ich genauso khl. Sie richtete sich wieder auf und stapfte zum Unterricht. Ich schaute ihr so lange hinterher bis sie auer Sichtweite war. Spanisch nahm ich nur verschwommen war. Mrs. Goff kmmerte sich nicht um meine Geistesabwesenheit sie wusste dass mein Spanisch besser war als ihres und sie rumte mir smtliche Freiheiten ein ich konnte in Ruhe nachdenken. Also konnte ich das Mdchen nicht ignorieren. Das war offensichtlich. Aber bedeutete das wirklich, dass ich mich entscheiden musste sie zu verwandeln oder zu tten? Das konnte nicht die einzig mgliche Zukunft sein. Es musste noch eine Wahl geben, irgendeine feine Balance. Ich versuchte eine Lsung zu finden... Ich beachtete Emmett nicht besonders bis die Stunde fast vorbei war. Er war besorgt Emmett war nie besonders feinfhlig was die Gefhle anderer anging, aber er konnte die offensichtliche Vernderung in mir sehen. Er fragte sich, was passiert war, dass den unerbittlich finsteren Ausdruck aus meinem Gesicht vertrieben hatte. Er grbelte ber meinen neuen Gesichtsausdruck und kam zu dem Ergebnis, dass ich Hoffnungsvoll aussah. Hoffnungsvoll? Sah es so fr die Auenwelt aus? Ich erwog die Idee von Hoffnung zu sprechen, whrend wir zum Volvo gingen und fragte mich auf was ich denn genau hoffen konnte. Aber ich musste nicht lange berlegen. Ich war so sensibel fr alle Gedanken die sich um das Mdchen drehten, dass der Klang von Bellas Namen in den Kpfen meiner.... den Kpfen meiner Rivalen, das musste ich wohl zugeben, meine Aufmerksamkeit erregte. Eric und Tyler hatten gehrt mit Genugtuung dass Mike abgewiesen worden war und bereiteten ihre Schritte vor. Eric stand schon in Position, er lehnte an ihrem Truck wo sie ihm nicht aus dem Weg gehen konnte. Tylers Kurs musste lnger im Klassenzimmer bleiben aufgrund einer Ankndigung weshalb er sich beeilte sie noch einzuholen bevor sie ihm entkam. Das musste ich mir ansehen. ,,Warte hier auf die anderen, okay?" murmelte ich zu Emmett. Er beobachtete mich misstrauisch, zuckte aber dann mit den Schultern und nickte. Der Junge hat seinen Verstand verloren, dachte er amsiert von meiner seltsamen Bitte. Ich sah Bella wie sie die Turnhalle verlie und positionierte mich so, dass sie mich nicht sehen konnte, als sie an mir vorbeilief. Als sie sich Erics Hinterhalt nherte, hielt ich mich bereit um im richtigen Moment an ihnen vorbei zu laufen. Ich sah wie sie sich versteifte, als sie den Jungen an ihrem Truck stehen sah. Sie erstatte fr einen Moment, dann fing sie sich wieder und ging weiter. ,,Hi, Eric," hrte ich sie freundlich sagen. Ich war pltzlich und unerwartet wtend. Was wenn dieser schlaksige Typ mit seiner unreinen Haut auf irgendeine Art attraktiv fr sie war? Eric schluckte laut. ,,Hi, Bella." Sie schien seine Nervositt nicht zu bemerken. ,,Was gibt's?" fragte sie whrend sie ihren Truck aufschloss ohne auf sein ngstliches Gesicht zu achten. ,,hm, ich hab mich nur gefragt... ob du vielleicht mit mir zum Frhlingsball gehen mchtest?" Seine Stimme berschlug sich. Dann sah sie auf. War sie bestrzt, oder erfreut? Eric konnte ihr nicht in die Augen sehen, also konnte ich ihren Ausdruck nicht in seinen Gedanken sehen. ,,Ich dachte, es wre Damenwahl," sagte sie nervs.
,,Naja, schon," gestand er. Dieser Bedauernswerte Junge verrgert mich nicht so sehr wie Mike Newton, aber ich empfand auch kein Mitleid mit ihm als Bella ihm mit sanfter Stimme antwortete. ,,Danke dass du fragst, aber ich bin an dem Tag in Seattle." Davon hatte er schon gehrt; dennoch war es eine Enttuschung. ,,Oh," murmelte er und traute sich sein Augen gerade so weit zu heben, dass er ihre Nasenspitze sehen konnte. ,,Dann vielleicht ein Andermal." ,,Klar," sagte sie. Dann biss sie sich auf die Lippe als wrde sie bedauern ihm ein Schlupfloch geboten zu haben. Das gefiel mir. Eric stolperte vorwrts ging in die Entgegengesetzte Richtung von seinem Auto. Sein einziger Gedanke war Flucht. In dem Moment ging ich an ihr vorbei und hrte ihren erleichterten Seufzer. Ich lachte. Sie drehte sich nach dem Gerusch um, aber ich blickte stur geradeaus und versuchte meine Mundwinkel davon abzuhalten amsiert zu zucken. Tyler war hinter mir, er rannte fast weil er sie unbedingt noch erwischen wollte bevor sie davonfuhr. Er war Mutiger und Selbstsicherer als die anderen beiden; er hatte nur so lange gewartet um sie zu fragen, weil er Mikes Vorrecht respektierte. Ich wollte aus zwei Grnden, dass er sie erreichte. Wenn wie ich mir berlegt hatte diese ganze Aufmerksamkeit unangenehm fr Bella war, wollte ich ihre Reaktion beobachten. Aber wenn dem nicht so war wenn Tylers Einladung die war auf die sie gewartet hatte - dann wollte ich das auch wissen. Ich schtze Tyler als Rivalen ab, obwohl ich wusste, dass es falsch war. Er wirkte auf mich ermdend, durchschnittlich und unbedeutend, aber was wusste ich schon von Bellas Vorlieben? Vielleicht mochte sie durchschnittliche Typen... Bei dem Gedanken zuckte ich zusammen. Ich knnte nie ein durchschnittlicher Typ sein. Wie dumm von mir, mich als ein Rivale um ihre Zuneigung zu sehen. Wie knnte sie etwas fr jemanden empfinden, der in jeder Hinsicht ein Monster war? Sie war zu gut fr ein Monster. Ich sollte sie entkommen lassen, aber unentschuldbare Neugierde hielt mich davon ab, das richtige zu tun. Mal wieder. Aber was, wenn Tyler seine Chance verpasste nur um sie spter zu kontaktieren, wenn ich nicht die Mglichkeit hatte, zuzusehen, wie es ausging. Ich setzte meinen Volvo zurck und versperrte ihr den Weg. Emmett und die anderen waren schon auf dem Weg, aber er hatte ihnen mein seltsames Benehmen beschrieben und sie gingen langsam, beobachteten mich und versuchten herauszufinden, was ich vorhatte. Ich beobachtete das Mdchen durch meinen Rckspiegel. Sie schaute finster auf meinen Wagen ohne meinen Blick zu erwidern. Sie sah aus als wrde sie jetzt lieber einen Panzer fahren statt diesen rostigen Chevy. Tyler rannte zu seinem Wagen und fuhr direkt hinter sie in die Schlange, dankbar fr mein seltsames Verhalten. Er winkte ihr zu um ihre Aufmerksamkeit zu ergattern, aber sie bemerkte ihn nicht. Er wartete kurz und dann verlie er seinen Wagen und hastete zu ihrer Beifahrertr. Er klopfte an die Scheibe. Sie erschrak und starrte ihn verwirrt an. Eine Sekunde spter kurbelte sie das Fenster herunter, sie schien Probleme damit zu haben. ,,Tut mir leid, Tyler," sagte sie, ihre Stimme verrgert. ,,Ich stecke hinter Cullen fest." Sie nannte meinen Nachnamen in einem rauen Tonfall sie war immer noch sauer auf mich.
,,Ja, ich wei," sagte Tyler, den ihre Stimmung nicht abschreckte. ,,Ich wollte dich nur etwas fragen, whrend wir hier feststecken." Sein Grinsen war schelmisch. Es befriedigte mich zu sehen wie sie erbleichte als ihr klar wurde, was er vorhatte. ,,Wirst du mich fragen ob ich mit dir zum Frhlingsball gehe?" fragte er und verschwendete keinen Gedanken daran zurckgewiesen zu werden. ,,Ich bin nicht in der Stadt, Tyler," erklrte sie ihm, immer noch verrgert. ,,Ja, das hat Mike auch gesagt." ,,Aber warum - ?" wollte sie fragen. Er zuckte mit den Schultern. ,,Ich hatte gehofft du wolltest ihn nur nicht verletzen." Ihre Augen funkelten und wurden dann kalt. ,,Sorry, Tyler," sagte sie, wirkte aber kein bisschen so als wrde es ihr leid tun. ,,Ich werde wirklich nicht hier sein." Er akzeptierte ihre Entschuldigung, seine Selbstsicherheit war ungetrbt. ,,Kein Problem. Wir haben ja immer noch den Abschlussball." Er stolzierte zurck zu seinem Wagen. Es war gut, dass ich darauf gewartet hatte. Der Entsetzte Ausdruck in ihrem Gesicht war unbezahlbar. Er sagte mir, was ich nicht so verzweifelt wissen wollen sollte dass sie keinerlei Gefhle fr irgendeinen dieser menschlichen Typen hatte, die sie ausfhren wollten. Auerdem war ihr Gesichtsausdruck das lustigste was ich je gesehen hatte. Meine Familie erreichte den Wagen, sie waren verwirrt darber dass ich ausnahmsweise mal vor Lachen bebte, statt alles in meinem Blickfeld mit mrderischen Blicken zu bestrafen. Was ist so lustig? Wollte Emmett wissen. Ich schttelte nur meinen Kopf whrend ich von erneutem Lachen geschttelt wurde als Bella ihren lauten Motor wtend aufheulen lie. Sie sah aus, als wrde sie sich wieder einen Panzer wnschen. ,,Fahr los!" zischte Rosalie ungeduldig. ,,Und hr auf dich wie ein Idiot zu verhalten, wenn du das kannst." Ihre Worte strten mich nicht ich hatte zu viel Spa. Aber ich fuhr los. Niemand sprach mit mir auf dem Heimweg. Ich musste immer wieder kichern wenn ich an Bellas Gesicht dachte. Ich bog in unsere Einfahrt ein erhhte die Geschwindigkeit, jetzt wo keine Zeugen mehr da waren Alice ruinierte meine Stimmung. ,,Also, kann ich jetzt mit Bella reden?" fragte sie pltzlich, ohne vorher ber ihre Worte nachzudenken, was mich vorgewarnt htte. ,,Nein," schnappte ich. ,,Das ist nicht fair! Worauf soll ich denn warten?" ,,Ich hab mich noch nicht entschieden, Alice." ,,Was auch immer, Edward." Bellas zwei Schicksale waren wieder klar und deutlich in ihrem Kopf. ,,Warum willst du sie berhaupt kennenlernen?" murmelte ich mrrisch. ,,Wenn ich sie doch sowieso umbringen werde?" Alice zgerte eine Sekunde. ,,Ein Punkt fr dich," gab sie zu. Ich nahm die letzte enge Kurve mit neunzig Meilen und kam mit quietschenden Reifen wenige Zentimeter vor der hinteren Garagenwand zum stehen. ,,Viel Spa bei deinem Lauf," sagte Rosalie selbstgefllig, als ich aus dem Auto strmte. Aber heute wollte ich nicht rennen, stattdessen ging ich auf die Jagd.
Die anderen hatten vereinbart morgen jagen zu gehen, aber ich konnte es mir jetzt nicht mehr leisten durstig zu sein. Ich bertrieb es ein wenig, trank mehr als ntig, bersttigte mich wieder eine kleine Elchherde und ein Schwarzbr. Ich hatte Glck zu dieser Jahreszeit ber ihn zu stolpern. Ich war so voll, dass es unangenehm war. Warum war das nicht genug? Warum musste ihr Duft so viel strker sein, als alles andere? Ich war jagen gegangen um mich auf den nchsten Tag vorzubereiten, aber als ich nicht mehr weiterjagen konnte, war der Sonnenaufgang immer noch stundenlang entfernt und ich wusste, dass der nchste Tag nicht schnell genug kommen wrde. Als ich realisierte, dass ich mich auf die Suche nach dem Mdchen machen wrde, stellte sich wieder dieses beflgelte Gefhl ein. Ich haderte mit mir auf dem ganzen Weg zurck nach Forks, aber die weniger noble Seite in mir gewann und ich fuhr fort mit meinem unvertretbaren Plan. Das Monster war unruhig aber gesttigt. Ich wusste, dass ich einen sicheren Abstand zu ihr wahren wrde. Ich wollte nur wissen, wo sie war. Ich wollte nur ihr Gesicht sehen. Es war schon nach Mitternacht und Bellas Haus war dunkel und still. Ihr Truck stand am Straenrand, der Polizeiwagen ihres Vaters in der Einfahrt. Es gab keine bewussten Gedanken in der Nachbarschaft. Ich beobachtet das Haus vom Wald aus, der an den stlichen Teil des Grundstcks angrenzte. Die Vordertr war vermutlich abgeschlossen nicht dass das ein Problem gewesen wre, aber ich wollte keine zertrmmerte Tr als Beweis hinterlassen. Ich beschloss zuerst die Fenster in der oberen Etage zu versuchen. Die wenigsten Menschen bauten dort Schlsser ein. Ich umrundete die offene Flche und erklomm die Hauswand in einer halben Sekunde. Ich baumelte mit einer Hand an der Regenrinne ber dem Fenster und schaute hindurch. Mein Atem stockte. Es war ihr Zimmer. Ich konnte sie in dem schmalen Bett sehen, ihre Decke lag auf dem Boden und ihr Bettlaken war unter ihren Beinen verdreht. Whrend ich sie beobachtete drehte sie sich unruhig hin und her und warf einen Arm ber ihren Kopf. Sie schlief unruhig, zumindest in dieser Nacht. Ob sie die Gefahr in ihrer Nhe sprte? Ich schreckte zurck als ich sah wie sie sich wieder hin und her warf. Wie konnte ich besser sein, als irgend so ein Spanner? Ich war nicht besser. Ich war viel viel schlimmer. Ich lockerte meine Finger um mich fallen zu lassen. Aber vorher erlaubte ich mir einen langen Blick auf ihr Gesicht. Es war nicht friedlich. Die kleine Falte war wieder zwischen ihren Augenbrauen und ihre Mundwinkel hingen herunter. Ihre Lippen bebten und dann ffneten sie sich. ,,Okay, Mom," murmelte sie. Balle redete im Schlaf. Die Neugierde gewann die Oberhand ber den Ekel vor mir selbst. Die Verlockung dieser ungeschtzten, unbewusst ausgesprochenen Gedanken war unglaublich verfhrerisch. Ich prfte das Fenster, es war nicht verschlossen, aber es klemmte da es vermutlich lange nicht genutzt worden war. Ich schob es langsam zur Seite, es quietsche bei jedem Millimeter. Nchstes Mal sollte ich etwas l mitbringen... Nchstes Mal? Ich schttelte angewidert meinen Kopf. Ich schlpfte leise durch das halb geffnete Fenster. Ihr Zimmer war klein unorganisiert aber nicht unordentlich. Ein Stapel Bcher lag neben ihrem Bett, mit den Buchrcken zu ihr hin, und CDs verteilt um ihren billigen CDPlayer die CD obenauf war nur eine klare durchsichtige Hlle. Papierstapel lagen neben
einem Computer, der aussah, als gehre er in ein Museum fr berholte Technologie. Schuhe lagen auf dem Boden verstreut. Ich wollte unbedingt die Titel ihrer Bcher und CDs lesen, aber ich hatte mir geschworen auf Distanz zu bleiben; stattdessen setzte ich mich in den alten Schaukelstuhl am anderen Ende des Raumes. Hatte ich wirklich mal gedacht sie she durchschnittlich aus? Ich dachte an diesen ersten Tag und meine Abneigung gegen die Jungs, die sich sofort in die verknallt hatten. Aber wenn ich mich jetzt an ihr Gesicht in ihren Gedanken erinnerte, konnte ich nicht verstehen, warum ich sie nicht sofort fr wunderschn gehalten hatten. Es war so offensichtlich. Und jetzt ihre dunklen Haar zerzaust und wirr um ihr blasses Gesicht, in diesem abgetragenen T-Shirt voller Lcher und in schbigen Jogginghosen, ihre Zge unbewusst entspannt, ihre vollen Lippen leicht geffnet sie raubte mir den Atem. Oder htte mir den Atem geraubt, dachte ich ironisch, wenn ich geatmet htte. Sie sprach nicht mehr. Vielleicht war ihr Traum zu Ende. Ich starrte in ihr Gesicht und versuchte die Zukunft ertrglicher zu machen. Sie zu verletzen war nicht ertrglich. Bedeutete das, dass meine einzige Wahl darin bestand zu versuchen wieder weg zu gehen? Die anderen konnten mich jetzt nicht davon abhalten. Meine Abwesenheit wrde niemanden in Gefahr bringen. Es wrde keine Vermutungen geben, nichts was die Gedanken von irgendwem wieder auf den Unfall lenken knnte. Ich schwanke wie heute Nachmittag, aber ich fand keinen Ausweg. Ich konnte nicht mit den menschlichen Jungs konkurrieren, auch wenn diese speziellen Jungs nicht ihr Interesse weckten. Ich war ein Monster. Wie knnte sie etwas anderes in mir sehen? Wenn sie die Wahrheit ber mich erfahren wrde, wrde es sie ngstlich zurckschrecken lassen. Wie das typische Opfer in einem Horrorfilm, wrde sie schreiend wegrennen vor angst. Ich erinnerte mich an ihren ersten Tag in Biologie... und ich wusste, dass das genau die richtige Reaktion wre. Es war albern von mir zu glauben, dass sie, wenn ich sie zu diesem blden Tanz eingeladen htte, ihre eilig gemachten Plne ber den Haufen geworfen htte und mit mir zum Ball gehen wrde. Ich war nicht derjenige zu dem sie ja sagen wrde. Es war jemand anderes, jemand menschliches und warmes. Und ich knnte ihn nicht mal wenn das Ja eines Tages gesagt wre jagen und tten, weil sie ihn verdient hatte, wer immer er war. Sie verdiente Glck und Liebe mit wen auch immer sie auswhlte. Ich schuldete es ihr, dass ich jetzt das richtige tat; ich konnte mir nicht lnger einreden, dass ich nur Gefahr lief das Mdchen zu lieben. Es wre egal, wenn ich jetzt ging denn Bella wrde mich nie so sehen wie ich mir wnschte, dass sie mich sah. Sie wrde mich niemals so sehen als wre ich es wert geliebt zu werden. Niemals. Konnte ein totes, kaltes Herz brechen? Es fhlte sich so als wrde meins brechen. ,,Edward," sagte Bella. Ich erstarrte, mein Blick auf ihre ungeffneten Augen geheftet. Ist sie aufgewacht und hatte mich hier entdeckt? Sie sah aus als schliefe sie, aber ihre Stimme war so klar... Sie seufzte einen leisen Seufzer und dann wurde sie wieder unruhig, rollte sich auf die Seite immer noch tief schlafend und trumend.
,,Edward," murmelte sie sanft. Sie trumte von mir. Konnte ein totes, kaltes Herz wieder schlagen? Es fhlte sich so an als wre meins kurz davor. ,,Bleib," seufzte sie. ,,Geh nicht. Bitte... geh nicht." Sie trumte von mir und es war kein Albtraum. Sie wollte, dass ich bei ihr blieb, dort in ihren Trumen. Ich versuchte die Gefhle die mich durchfluteten in Worte zu fassen, aber es gab keine Worte die stark genug waren um das zu beschreiben. Fr einen langen Moment, versank ich darin. Als ich wieder an die Oberflche kam, war ich nicht mehr derselbe Mann der ich vorher gewesen war. Mein Leben war eine unendliche, unvernderliche Nacht. Es musste, notwendigerweise, immer Nacht fr mich sein. Also wie war es mglich, dass jetzt mitten in meiner schwrzesten Nacht die Sonne aufging? In dem Moment als ich ein Vampir wurde, als ich meine Seele und meine Sterblichkeit unter den sengenden Schmerzen der Verwandlung gegen Unsterblichkeit eingetauscht hatte, war ich wahrhaftig gefroren. Mein Krper war mehr Stein als Fleisch, bestndig und unvernderlich. Ich selbst bin auch gefroren meine Persnlichkeit, meine Vorlieben und Abneigungen, meine Stimmungen und meine Bedrfnisse; alles war so geblieben. Mit den anderen war es ganz genauso. Wir waren alle gefroren. Lebende Steine. Wenn sich doch einmal etwas fr einen von uns vernderte, war das etwas Seltenes und andauerndes. Ich hatte gesehen wie es mit Carlisle passiert und ein Jahrzehnt spter mit Rosalie. Liebe hatte sie fr die Ewigkeit verndert. Mehr als achtzig Jahre waren vergangen seit Carlisle Esme gefunden hatte und dennoch blickte er sie jedesmal mit den Augen eines frisch verliebten an. So wrde es immer fr sie sein. So wrde es auch immer fr mich sein. Ich wrde dieses zerbrechliche menschliche Mdchen immer lieben, fr den Rest meiner unendlichen Existenz. Ich blickte auf ihr bewusstloses Gesicht und fhlte wie mich diese Liebe bis in den kleinsten Winkel meines steinernen Krpers ausfllte. Sie schlief jetzt friedlicher, ein kleines Lcheln auf den Lippen. Whrend ich sie beobachtete, schmiedete ich einen Plan. Ich liebte sie, also wrde ich versuchen stark genug zu sein um sie zu verlassen. Ich wusste, dass ich jetzt nicht stark genug dafr war. Daran wrde ich arbeiten. Aber vielleicht war ich stark genug die Zukunft auf einem anderen Weg zu berlisten. Alice hatte nur zwei Zukunftsvisionen fr Bella gesehen, und jetzt verstand ich sie beide. Sie zu lieben wrde mich nicht davon abhalten sie zu tten, wenn ich es zulie, dass ich Fehler machte. Dennoch konnte ich das Monster in mir jetzt nicht spren, konnte es nirgendwo in mir finden. Vielleicht hatte die Liebe es fr immer zum Schweigen gebracht. Wenn ich sie jetzt ttete, wre es nicht absichtlich, es wre ein schrecklicher Unfall. Ich wrde unglaublich vorsichtig sein mssen. Ich wrde niemals meine Zurckhaltung fallen lassen knnen. Ich wrde jeden meiner Atemzge kontrollieren mssen. Ich wrde immer einen Sicherheitsabstand einhalten mssen. Ich wrde keine Fehler machen. Endlich verstand ich die zweite Zukunftsvision. Sie hatte mich verwirrt was knnte passieren, weshalb Bella in diesem Unsterblichen halben Leben gefangen sein sollte? Jetzt
am Boden zerstrt vor Verlangen nach dem Mdchen konnte ich verstehen, wie ich in unverzeihlichem Egoismus meinen Vater um diesen Gefallen bitten konnte. Ihn darum bitten, ihr Leben zu beenden, ihr ihre Seele zu rauben nur damit ich sie fr immer behalten knnte. Sie verdiente etwas Besseres. Aber ich sah noch eine andere Zukunft, ein dnnes Seil auf dem ich vielleicht laufen konnte, wenn ich die Balance halten knnte. Knnte ich das schaffen? Mit ihr zusammen sein und sie ein Mensch bleiben lassen? Mit voller Absicht nahm ich einen tiefen Atemzug, und dann noch einen, lie mich von ihrem Duft durchstrmen wie ein Lauffeuer. Der Raum war angereichert mit ihrem Duft; ihr Parfum lag auf jedem Gegenstand. Mein Kopf begann zu schwimmen, aber ich kmpfte dagegen an. Ich wrde mich daran gewhnen mssen, wenn ich irgendeine Art von Beziehung mit ihr fhren wollte. Ich nahm einen weiteren brennenden Atemzug. Ich beobachtete sie weiter whrend sie schlief bis die Sonne hinter den stlichen Wolken aufging, plante und atmete. Ich kam nach Hause, kurz nachdem die anderen zur Schule aufgebrochen waren. Ich wich Esmes fragenden Augen aus und zog mich schnell um. Sie sah den fiebrigen Ausdruck auf meinem Gesicht und fhlte sowohl Sorge als auch Erleichterung. Meine lange Melancholie hatte ihr weh getan und sie war froh, dass sie vorbei zu sein schien. Ich rannte zur Schule und kam nur wenige Sekunden nach meinen Geschwistern dort an. Sie drehten sich nicht zu mir um, obwohl Alice wissen musste, dass ich zwischen den dichten Bumen die den Parkplatz umrahmten stand. Ich wartete bis niemand hinsah und stolzierte lssig zwischen den Bumen hervor auf den berfllten Parkplatz. Ich hrte wie Bellas Truck laut um die Ecke polterte und ich hielt hinter einen Suburban, wo mich keiner sehen konnte. Sie fuhr auf den Parkplatz und warf einen langen finsteren Blick auf meinen Volvo bevor sie in die am weitesten entfernte Parklcke fuhr, die Stirn in Falten gelegt. Es war seltsam, sich daran zu erinnern, dass sie immer noch sauer auf mich war und zwar aus gutem Grund. Ich wollte ber mich selbst lachen oder mich treten. Meine ganzen Planungen und berlegungen waren vollkommen irrelevant, wenn sie sich nichts aus mir machte, oder? Ihr Traum konnte von etwas vollkommen belanglosem gehandelt haben. Ich war so ein arroganter Bldmann. Naja, es war sowieso besser fr sie, sich nichts aus mir zu machen. Das wrde mich nicht davon abhalten, ihr hinterherzulaufen, aber ich wrde sie jedesmal vorwarnen, wenn ich ihr nachlief. Das schuldete ich ihr. Ich trat leise hervor und berlegte, wie ich am besten auf sie zugehen konnte. Sie machte es mir leicht. Ihr Autoschlssel fiel ihr aus der Hand als sie ausstieg, in eine tiefe Pftze. Sie bckte sich danach, aber ich war schneller, hob ihn auf bevor sie ihre Finger in das eisige Wasser tauchen musste. Ich lehnte mich an ihren Truck als sie sich aufrichtete. ,,Wie machst du das?" verlangte sie zu wissen. Ja, sie war immer noch sauer. Ich hielt ihr ihren Schlssle hin. ,,Was mache ich denn?"
Sie streckte ihre Hand aus und ich lie den Schlssel in ihre Handflche fallen. Ich atmete tief durch, sog ihren Duft ein. ,,Einfach so aus dem Nichts auftauchen," erluterte sie. ,,Bella, ich kann nichts dafr, dass du so unaufmerksam bist." Die Worte waren ironisch, fast schon witzig. Gab es irgendetwas, das ihr nicht auffiel? Hrte sie, dass meine Stimme sich liebkosend um ihren Namen legte? Sie blickte mich finster an, mein Humor schien sie kalt zu lassen. Ihr Herzschlag beschleunigte sich vor Wut? Aus Angst? Dann senkte sie ihren Blick. ,,Was sollte der Stau gestern?" fragte sie ohne mich anzusehen. ,,Ich dachte du wolltest so tun, als gbe es mich nicht statt mich zu Tode reizen?" Immer noch sehr wtend. Es wrde mich einige Anstrengung kosten, die Dinge gerade zu rcken. Ich erinnerte mich an meinen Vorsatz ihr gegenber ehrlich zu sein... ,,Das war Tyler zu liebe, nicht meinetwegen. Ich wollte ihm seine Chance lassen." Und dann lachte ich. Ich konnte mir nicht helfen bei dem Gedanken an ihren Gesichtsausdruck gestern. ,,Du..." sie keuchte und brach ab, anscheinend zu wtend um weiter zu reden. Da war er wieder derselbe Gesichtsausdruck. Ich unterdrckte ein weiteres Lachen. Sie war schon sauer genug. ,,Und ich tue nicht so als gbe es dich nicht," schloss ich. Es war wichtig die Unterhaltung lssig wirken zu lassen. Sie wrde es nicht verstehen, wenn ich ihr zeigte, was ich wirklich empfand. Ich wrde ihr Angst machen. Ich musste meine Gefhle fr mich behalten, es langsam angehen lassen... ,,Also willst du mich zu Tode reizen? Da Tylers Van das nicht geschafft hat?" Ein kurz aufblitzender rger durchfuhr mich. Glaubte sie das wirklich? Es irritierte mich so angegriffen zu werden sie wusste nichts von der Vernderung die letzte Nacht geschehen war. Aber dennoch war ich sauer darber. ,,Bella, das ist vollkommen absurd," schnappte ich. Ihr Gesicht wurde rot und sie wandte sich ab. Sie stapfte davon. Gewissensbisse. Meine Wut war unberechtigt. ,,Warte," bat ich sie. Sie blieb nicht stehen, also lief ich ihr nach. ,,Es tut mir leid, das war unhflich. Ich sage nicht, dass es nicht wahr wre" es war absurd sich vorzustellen, ich wollte ihr auf irgendeine Art und Weise Schaden zufgen ,,aber es war unhflich, es auszusprechen." ,,Warum lsst du mich nicht einfach in Ruhe?" Glaub mir, wollte ich sagen. Das hab ich versucht. Oh, und auerdem bin ich elendig in dich verliebt. Lass es langsam angehen. ,,Ich wollte dich etwas fragen, aber du hast mich abgelenkt." Mir war soeben eine Vorgehensweise eingefallen und ich lachte. ,,Hast du vielleicht eine gespaltene Persnlichkeit?" fragte sie. So musste es tatschlich fr sie aussehen. Meine Stimmung war unberechenbar, so viele neue Gefhle durchfuhren mich. ,,Du machst es schon wieder," stellte ich fest. Sie seufzte. ,,Na gut. Was willst du mich fragen?" ,,Ich hab mich gefragt, ob du nchsten Samstag..." ich sah wie sich der Schock auf ihrem Gesicht ausbreitete und unterdrckte wieder ein Lachen. ,,Du weit schon, der Tag, an dem der Frhlingsball stattfindet..."
Sie unterbrach mich und schaute mir endlich wieder in die Augen. ,,Soll das irgendwie witzig sein?" Ja. ,,Lsst du mich bitte ausreden?" Sie wartete und biss sich auf die Unterlippe. Dieser Anblick lenkte mich kurz ab. Seltsame, unbekannte Reaktionen rhrten sich in meinem lang vergessenen menschlichen Kern. Ich versuchte sie abzuschtteln, damit ich meine Rolle weiterspielen konnte. ,,Ich hab gehrt, dass du an dem Tag nach Seattle fhrst, und ich hab mich gefragt, ob du mitfahren mchtest?" bot ich ihr an. Mir war aufgefallen, dass es vielleicht besser war ihre Plne zu teilen, statt sie darber auszufragen. Sie starrte mich mit leerem Gesicht an. ,,Was?" ,,Mchtest du mitfahren nach Seattle?" Allein in einem Auto mit ihr meine Kehle brannte bei dem Gedanken. Gewhn dich daran. ,,Mit wem?" fragte sie, ihre Augen geweitet und wieder verwirrt. ,,Mit mir, offensichtlich," sagte ich langsam. ,,Warum?" War es wirklich so schockierend, dass ich ihre Gesellschaft wollte? Sie muss meinem Benehme der letzten Wochen die schlimmstmgliche Bedeutung beigemessen haben. ,,Naja," sagte ich so lssig wie mglich, ,,ich hatte ohnehin geplant in den nchsten Wochen nach Seattle zu fahren, und um ehrlich zu sein, ich bin mir nicht sicher, ob dein Truck die Strecke schafft." Es war leichter sie zu rgern als ernst zu sein. ,,Mein Truck luft wunderbar, danke der Nachfrage," sagte sie mit derselben berraschten Stimme. Sie begann weiter zu gehen. Ich hielt mit ihr Schritt. Sie hatte noch nicht wirklich nein gesagt, also nutzte ich diesen Vorteil. Wrde sie nein sagen? Was wrde ich tun, wenn sie nein sagte? ,,Aber schafft dein Truck es auch mit nur einer Tankfllung?" ,,Ich wsste nicht, was dich das angeht," grollte sie. Das war immer noch kein nein. Und ihr Herz raste wieder, ihr Atem ging schneller. ,,Der Verbrauch begrenzter Ressourcen geht jeden etwas an." ,,Ehrlich Edward, ich versteh dich nicht. Ich dachte du willst nicht mit mir befreundet seit." Aufregung durchfuhr mich, als sie meinen Namen aussprach. Wie soll man es langsam angehen und zur gleichen Zeit ehrlich sein? Naja, es war wichtiger, ehrlich zu sein. Besonders in diesem Punkt. ,,Ich sagte, es wre besser, wenn wir nicht befreundet wren, nicht dass ich es nicht will." ,,Oh, danke, das erklrt natrlich alles," sagte sie sarkastisch. Sie hielt unter dem Vordach der Cafeteria und erwiderte meinen Blick. Ihr Herzschlag geriet ins Stottern. Hatte sie angst? Ich whlte meine Worte mit Bedacht. Nein, ich konnte sie nicht in Ruhe lassen, aber vielleicht war sie schlau genug, mich in Ruhe zu lassen, bevor es zu spt war. ,,Es wre... klger fr dich, nicht mit mir befreundet zu sein." In die Tiefen ihrer aus geschmolzener Schokolade bestehenden Augen zu blicken machten langsam unmglich. ,,Aber ich bin es leid, mich von dir fernzuhalten Bella." Die Worte brannten mit viel zu viel Inbrunst. Sie hielt den Atem an und die Sekunde die sie brauchte um weiter zu atmen beunruhigte mich. Wie sehr hatte ich sie erschreckt? Naja, ich wrde es herausfinden. ,,Mchtest du mit mir nach Seattle fahren?" fragte ich sie geradeheraus. Sie nickte, ihr Herz pochte laut.
Ja. Sie hatte ja gesagt, zu mir. Und dann wurde mir schlagartig etwas bewusst. Was wrde sie das kosten? ,,Du solltest dich wirklich von mir fernhalten," warnte ich sie. Hatte sie mich gehrt? Wrde sie der Zukunft entkommen, in die ich sie hineindrngte? Konnte ich irgendetwas tun, um sie vor mir zu beschtzen? Geh es langsam an, brllte ich mich an. ,,Wir sehen uns dann im Unterricht." Ich musste mich zusammenreien um nicht zu rennen, als ich floh.
6. Blutgruppe Den ganzen Tag folgte ich ihr durch die Augen von anderen Schlern und nahm meine eigenen Umgebung kaum war. Nicht durch die Augen von Mike Newton, denn ich konnte seine anstigen Fantasien nicht mehr ertragen und auch nicht durch die von Jessica Stanley, denn ihre Abneigung gegenber Bella machte mich wtend auf eine Art die nicht gesund war fr das engstirnige Mdchen. Angela Webber war eine gute Wahl, wenn ihre Augen zur Verfgung standen; sie war freundlich ihr Kopf war ein angenehmer Ort. Und manchmal waren es die Lehrer, die einem den besten Blick boten. Ich berrascht zu sehen, wie sie durch den Tag stolperte trippelte ber Risse im Gehweg, verstreute ihre Bcher, und, am hufigsten von allem, viel sie ber ihre eignen Fe die Leute durch deren Augen ich sie belauschte dachten sie wre tollpatschig. Ich dachte darber nach. Es stimmte, dass ich fter mal Probleme damit hatte, aufrecht zu stehen. Ich erinnerte mich, wie sie an diesem ersten Tag in den Tisch vor mir gerannt ist, wie sie auf dem Eis hin und her rutschte vor dem Unfall, wie sie ber die Fuleiste im Trrahmen gestolpert ist gestern... Wie seltsam, sie hatten recht. Sie war tollpatschig. Ich wusste nicht, warum ich das so witzig fand, aber ich musste laut loslachen whrend ich von Geschichte zu Englisch ging und einige Leute warfen mir verwirrte Blicke zu. Warum war mir das blo noch nie aufgefallen? Vielleicht weil da irgendetwas Anmutiges in ihrer Stille war, so wie sie ihren Kopf hielt, der Bogen ihres Nackens... Jetzt hatte sie nichts Anmutiges mehr an sich. Mr. Varner beobachtete, wie sie mit der Spitze ihres Schuhs am Teppich hngen blieb und sich wortwrtlich in ihren Stuhl fallen lie. Ich musste wieder lachen. Die Zeit verging unglaublich langsam, whrend ich auf meine Mglichkeit wartete, sie wieder mit meinen eigenen Augen sehen zu knnen. Endlich ertnte die Glocke. Ich marschierte so schnell es ging ohne aufzufallen, zur Cafeteria um meinen Platz zu sichern. Ich war einer er ersten. Ich entschied mich fr einen Tisch der meistens leer war und war mir sicher, dass er das auch bleiben wrde, wenn ich dort sa. Als meine Familie den Raum betrat und mich an einem anderen Tisch sitzen sah, waren sie nicht berrascht. Alice musste sie vorgewarnt haben. Rosalie stolzierte an mir vorbei ohne mich eines Blickes zu wrdigen. Idiot. Rosalie und ich hatten nie eine einfache Beziehung gehabt ich hatte sie gekrnkt, als sie mich das allererste mal hatte sprechen hren, von da an ging es abwrts aber es schien als wre sie in den letzten Tagen noch schlechter gelaunt. Ich seufzte. Rosalie machte es sich selbst schwer. Jasper schenkte mir ein halbes Lcheln als er an mir vorbeilief. Viel Glck, dachte er zweifelnd. Emmett verdrehte die Augen und schttelte den Kopf. Er hat seinen Verstand verloren, der arme Junge. Alice strahlte, ihre Zhne zu weit entblt.
Kann ich jetzt mit Bella reden?? ,,Halt dich da raus," flsterte ich unter vorgehaltener Hand. Ihr Lcheln senkte sich und dann strahlte sie wieder. Na gut. Dann seih eben Stur. Es ist nur eine Frage der Zeit. Ich seufzte wieder. Vergiss den Versuch in Biologie heute nicht, erinnerte sie mich. Ich nickte. Nein, das hatte ich nicht vergessen. Whrend ich darauf wartete, dass Bella die Cafeteria erreichte folgte ich ihr durch die Augen eines High School Anfngers, der hinter Jessica lief. Jessica quasselte ununterbrochen von dem Ball, aber Bella antwortete nicht. Nicht das Jessica ihr die Mglichkeit dazu gegeben htte. In dem Moment als Bella durch die Tr der Cafeteria trat, warf sie einen Blick zu dem Tisch an dem meine Geschwister saen. Sie schaute einen Moment, dann legte sie ihre Stirn in Falten und ihre Augen senken sich zum Boden. Sie hatte mich noch nicht gesehen. Sie sah so... traurig aus. Ich versprte das starke verlangen, aufzustehen und an ihre Seite zu gehen, um sie irgendwie zu trsten, nur ich wusste nicht, was sie als trstend empfunden htte. Ich wusste nicht, warum sie pltzlich so traurig war. Jessica plapperte weiter ber den Ball. War Bella traurig, dass sie nicht dabei sein wrde? Das kam mir unwahrscheinlich vor... Aber das knnte man ndern, wenn sie wollte. Sie kaufte sich etwas zu trinken und sonst nichts. War das richtig? Brauchte sie nicht mehr Nahrung als das? Ich hatte mir nie viele Gedanken ber die menschliche Ernhrung gemacht. Menschen waren so verdammt gebrechlich! Es gab millionen verschiedener Dinge um die man sich sorgen musste... ,,Edward Cullen starrt dich schon wieder an," hrte ich Jessica sagen. ,,Ich frag mich, warum er heute alleine sitzt?" Ich war Jessica dankbar obwohl ihre Abneigung jetzt noch grer wurde denn Bellas Kopf schoss nach oben und sie sah sich um, bis sich unsere Blicke trafen. Da war keine Spur mehr von Trauer in ihren Augen. Ich machte mir Hoffnungen, dass sie vielleicht traurig gewesen war, weil sie dachte ich htte die Schule heute frher verlassen und diese Hoffnung lie mich lcheln. Ich bedeutete ihr mit meinem Finger sich zu mir zu setzten. Sie wirkte so geschockt darber, dass ich sie wieder aufziehen wollte. Also zwinkerte ich und ihr Mund klappte auf. ,,Meint er dich?" fragte Jessica entgeistert. ,,Vielleicht braucht er Hilfe mit seinen Bio-Hausaufgaben," sagte sie mit leiser, verunsicherter Stimme. ,,hm, ich geh besser mal gucken, was er will." Das war wieder ein Ja. Sie stolperte zweimal auf dem Weg zu meinem Tisch obwohl auf ihrem Weg nichts lag auer perfekt glattem Linoleum. Mal ehrlich, wie konnte ich das bersehen? Ich vermute mal ich hatte ihren stummen Gedanken mehr Aufmerksamkeit geschenkt... Was hatte ich sonst noch bersehen? Seih ehrlich und geh es langsam an, ermahnte ich mich selbst. Sie hielt hinter dem Stuhl der mir gegenberstand und zgerte. Ich atmete tief ein, diesmal durch meine Nase statt durch den Mund. Spre das brennen, dachte ich trocken. ,,Warum setzt du dich heute nicht mal zu mir?" fragte ich sie.
Sie zog den Stuhl zurck und setzte sich, wobei sie mich die ganze Zeit nicht aus den Augen lie. Sie wirkte nervs, aber ihre Physische Zusage war wieder ein Ja. Ich wartete darauf, dass sie etwas sagte. Es dauerte einen Moment, aber dann sagte sie, ,,Das ist komisch." ,,Naja..." ich zgerte. ,,Ich dachte mir, wenn ich schon in die Hlle komme, dann richtig." Warum hatte ich das gesagt? Ich vermute es war wenigstens ehrlich. Und vielleicht hatte sie die unterschwellige Warnung in meinen Worten gehrt. Vielleicht merkte sie, dass sie besser aufstehen und so schnell wie mglich verschwinden sollte... Sie stand nicht auf. Sie starrte mich an, abwartend, als htte ich meinen Satz noch nicht beendet. ,,Du weit, dass ich keine Ahnung habe wovon du redest," sagte sie als ich nicht weitersprach. Das war eine Erleichterung. Ich lchelte. ,,Ich wei." Es war schwer die Gedanken zu ignorieren, die hinter meinem Rcken schrien und ich sollte ohnehin das Thema wechseln. ,,Ich glaube deine Freunde sind sauer auf mich, weil ich dich entfhrt habe." Das schien sie nicht zu kmmern. ,,Sie werden es berleben." ,,Aber vielleicht gebe ich dich nicht zurck." Ich wusste nicht mal ob ich versuchte ehrlich zu sein, oder ob ich sie nur wieder aufziehen wollte. In ihrer Nhe war es schwer meine eigenen Gedanken zu verstehen. Bella schluckte laut. Ich lachte ber ihren Gesichtsausdruck. ,,Du siehst besorgt aus." Es sollte wirklich nicht lustig sein... Sie sollte besorgt sein. ,,Nein." Sie war eine schlechte Lgnerin; es half nicht, dass ihre Stimme wegbrach. ,,berrascht, ehrlichgesagt... Wie kommt das?" ,,Ich hab dir doch gesagt," erinnerte ich sie. ,,Ich bin es leid mich von dir fernzuhalten. Also hab ich es aufgegeben." Ich bemhte mich mein lcheln beizubehalten. Es war gar nicht so einfach ehrlich und lssig zu gleich zu sein. ,,Aufgegeben?" wiederholte sie verwirrt. ,,Ja aufgegeben gut zu sein." Und scheinbar auch aufgeben lssig zu sein. ,,Ich mache jetzt nur noch was ich will und lasse die Wrfel fallen wie sie wollen." Das war ehrlich genug. Ihr meinen Egoismus zeigen. Es ihr auch eine Warnung sein lassen. ,,Ich versteh schon wieder nichts." Ich war egoistisch genug um mich darber zu freuen. ,,Ich sage immer zu viel, wenn ich mit dir rede das ist eins der Probleme." Ein eher kleines Problem, verglichen mit den anderen. ,,Keine Sorge," versicherte sie mir. ,,Ich verstehe sowieso nichts." Gut. Das bedeutete sie blieb. ,,Das hoffe ich doch." ,,Also im Klartext, sind wir jetzt Freunde?" Ich berschlug das kurz fr eine Sekunde. ,,Freunde..." wiederholte ich. Ich mochte den Klang nicht. Es war nicht genug. ,,Oder nicht," murmelte sie und sah beschmt aus. Dachte sie, dass ich sie dafr nicht genug mgen wrde? Ich lchelte. ,,Naja, wir knnen es versuchen, denke ich. Aber ich warne dich, ich bin kein guter Freund fr dich."
Hin und her gerissen wartete ich auf ihre Reaktion einerseits wnschte ich mir, sie wrde endlich verstehen, anderseits dachte ich, ich wrde sterben, wenn sie es tat. Wie Melodramatisch. Ich benahm mich so menschlich. Ihr Herz schlug schneller. ,,Das sagst du stndig." ,,Ja, weil du nicht auf mich hrst," sagte ich wieder zu leidenschaftlich. ,,Ich warte immer noch darauf, dass du mir endlich glaubst. Wenn du schlau bist, gehst du mir aus dem Weg." Aber wrde ich es zulassen, wenn sie es versuchen wrde? Ihre Augen verengten sich. ,,Ich denke deinen Eindruck meiner Intelligenz hast du damit klar gemacht." Ich war mir nicht ganz sicher, was sie damit meinte, aber ich lchelte entschuldigend, weil ich sie wohl versehentlich gekrnkt hatte. ,,Also," sagte sie langsam. ,,So lange ich... nicht schlau bin, knnen wir versuchen Freunde zu sein?" ,,So knnte man es sagen." Sie senkte ihren Blick und starrte intensiv auf die Limonadenflasche in ihrer Hand. Die altbekannte Neugierte folterte mich. ,,Was denkst du gerade?" fragte ich es war befreiend diese Worte endlich laut aussprechen zu knnen. Sie erwiderte meinen Blick, ihr Puls wurde schneller whrend ihre Wangen rot anliefen. Ich atmete ein, um die Luft zu schmecken. ,,Ich versuche herauszufinden, was du bist." Ich behielt mein Lcheln bei und festigte meine Gesichtszge whrend Panik in mir aufstieg. Natrlich versuchte sie das. Sie war nicht dumm. Ich konnte nicht hoffen, dass sie etwas so offensichtliches bersah. ,,Und, funktioniert es?" fragte ich so ruhig wie ich konnte. ,,Nicht wirklich," gab sie zu. Ich kicherte vor Erleichterung. ,,Hast du irgendwelche Theorien?" Sie konnten nicht schlimmer sein, als die Wahrheit, egal was sie sich berlegt hatte. Ihre Wangen wurden noch rter und sie sagte nichts. Ich konnte die Wrme ihrer gerteten Wangen in der Luft spren. Ich versuchte meinen berzeugenden Tonfall bei ihr anzuwenden. Bei normalen Menschen funktionierte es wunderbar. ,,Willst du sie mir nicht erzhlen?" Ich lchelte ermutigend. Sie schttelte ihren Kopf. ,,Zu peinlich." Hmpf. Es nicht zu wissen, war schlimmer als alles andere. Warum sollten ihr ihre berlegungen peinlich sein? Ich hielt es nicht aus, es nicht zu wissen. ,,Das ist wirklich frustrierend, weit du das?" Meine Beschwerde lste irgendetwas in ihr aus. Ihre Augen funkelten und die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus. ,,Nein, ich kann mir nicht vorstellen, warum das frustrierend sein sollte nur weil jemand dir nicht sagen mchte, was er denkt, obwohl er selber nur kryptische Andeutungen macht nur um dich die ganze Nacht wach zu halten um darber nachzudenken, was sie bedeuten knnten... also, warum sollte das frustrierend sein?" Ich warf ihr einen finsteren Blick zu, weil ich wusste, dass sie recht hatte. Ich war nicht fair. Sie fuhr fort. ,,Oder noch besser, sagen wir mal diese Person macht einen Haufen seltsamer Dinge am einen Tag rettet sie dein Leben unter unmglichen Umstnden und
am nchsten behandelt sie dich wie einen Parasiten und erklrt weder das eine noch das andere. Das wre auch alles gar nicht frustrierend." Das war die lngste Rede die ich je aus ihrem Mund gehrt hatte und sie gab mir einen weiteren Punkt fr meine Liste. ,,Du hast ein ziemliches Temperament, oder?" ,,Ich mag keine Doppelmoral." Sie ging total auf in ihrem rger. Ich starrte Bella an und berlegte, ob ich berhaupt irgendetwas richtig machen konnte in ihren Augen, als Mike Newtons stille Rufe mich ablenkten. Er war so wtend, dass ich lachen musste. ,,Was?" schnaubte sie. ,,Dein Freund denkt ich bin gemein zu dir er berlegt ob er herkommen und unseren Streit beenden sollte." Das wrde ich gern sehen. Ich lachte wieder. ,,Ich wei nicht von wem du redest," sagte sie eisig. ,,Aber ich denke du hast unrecht." Ich genoss die Art wie sie ihm eine Abfuhr erteilte durch diese Aussage. ,,Hab ich nicht. Ich sagte dir doch, dass die meisten Menschen leicht zu durchschauen sind." ,,Abgesehen von mir." ,,Ja. Abgesehen von dir." Musste sie fr alles eine Ausnahme sein? Wre es nicht fairer wenn man bedenkt womit ich jetzt alles klar kommen musste wenn ich wenigsten etwas in ihrem Kopf hren knnte? War das zu viel verlangt? ,,Ich frag mich, warum das so ist?" Ich starrte in ihre Augen und versuchte es wieder... Sie senkte den Blick. Die Augen stur auf den Tisch gerichtet, ffnete sie ihre Limonade und nahm einen kurzen Schluck. ,,Hast du keinen Hunger?" fragte ich. ,,Nein." Sie sah auf den leeren Tisch zwischen uns. ,,Und du?" ,,Nein, ich hab keinen Hunger," sagte ich. Den hatte ich definitiv nicht. Sie schrzte ihre Lippe und starrte weiter auf den Tisch. Ich wartete. ,,Wrdest du mir einen Gefallen tun?" fragte sie und blickte pltzlich wieder auf. Was knnte sie von mir wollen? Wrde sie nach der Wahrheit fragen, die ich ihr nicht erzhlen konnte die Wahrheit von der ich niemals wollte, dass sie sie erfhrt? ,,Das kommt darauf an, was du mchtest?" ,,Nicht viel," versprach sie. Ich wartete, wieder neugierig. ,,Ich hab mich nur gefragt," sagte sie langsam whrend sie auf die Limonadenflasche starrte und mit dem kleinen Finger ber die ffnung strick. ,,Ob du mich vielleicht vorwarnen knntest wenn du dich das nchste mal entschliet, mich zu meinem wohl zu ignorieren? Nur damit ich vorbereitet bin." Sie wollte eine Vorwarnung? Also musste meine Ignoranz etwas schlechtes sein... ich lchelte. ,,Das hrt sich fair an," stimmte ich zu. ,,Danke," sagte sie. Ihr Gesicht war so erleichtert, dass ich ber meine eigene Erleichterung lachen wollte. ,,Kann ich dann auch einen Gefallen haben?" fragte ich Hoffnungsvoll. ,,Einen," erlaubte sie. ,,Nenn mir eine Theorie." Sie wurde rot. ,,Das nicht."
,,Du hast keine Einschrnkungen gemacht, nur versprochen zu antworten," argumentierte ich. ,,Du hast selbst schon Versprechen gebrochen," gab sie zurck. Da hatte sie recht. ,,Nur eine Theorie ich werde auch nicht lachen." ,,Doch, du wirst." Sie schien sich dessen absolut sicher zu sein, obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, was daran lustig sein knnte. Ich versuchte erneut berzeugend zu sein. Ich schaute ihr tief in die Augen das war einfach bei Augen mit einer solchen Tiefe und flsterte, ,,Bitte?" Sie blinzelte und ihr Gesicht wurde Ausdruckslos. Naja, das war nicht genau die Reaktion die ich mir erhofft hatte. ,,h, was?" fragte sie. Sie sah benommen aus. Was stimmte nicht mit ihr? Aber ich gab noch nicht auf. ,,Bitte sag mir nur eine kleine Theorie," bettelte ich mit meiner sanften, nichtfurchteinflenden Stimme, whrend ich ihren Blick auffing. Zu meiner berraschung und Zufriedenheit, schien es endlich zu wirken. ,,hm, naja, hat dich eine Radioaktive Spinne gebissen?" Comics? Kein Wunder, dass sie dachte, ich wrde lachen. ,,Das ist nicht besonders kreativ," schalt ich sie und versuchte meine erneute Erleichterung zu verbergen. ,,Tut mir leid, weiter bin ich noch nicht," gab sie sich geschlagen. Das erleichterte mich noch mehr. Jetzt konnte ich sie wieder aufziehen. ,,Du bist nicht mal nahe dran." ,,Keine Spinnen?" ,,Nein." ,,Keine Radioaktivitt?" ,,Keine." ,,Verdammt," seufzte sie. ,,Kryptonit macht mir auch nichts aus," sagte ich schnell bevor sie nach Bissen fragen konnte und dann musste ich lachen, weil sie dachte ich wre ein Superheld. ,,Du hast versprochen nicht zu lachen." Ich presste meine Lippen aufeinander. ,,Ich werd`s noch herausfinden," versprach sie. Und wenn sie das tat wrde sie wegrennen. ,,Ich wnschte du wrdest es nicht versuchen," sagte ich ohne zu sticheln. ,,Weil...?" Ich schuldete ihr Ehrlichkeit. Ich versuchte zu lcheln um meine Worte weniger furchteinflend klingen zu lassen. ,,Was wenn ich kein Superheld bin? Was wenn ich der Bse bin?" Ihre Augen wurden ein kleines bisschen grer und ihre Lippen ffneten sich leicht. ,,Oh," sagte sie. Und nach einer weiteren Sekunde, ,,Ich verstehe." Sie hatte mich endlich gehrt. ,,Wirklich?" fragte ich und unterdrckte meine Verzweiflung. ,,Du bist gefhrlich?" vermutete sie. Ihr Atem berschlug sich und ihr Herz raste. Ich konnte ihr nicht antworten. War dies mein letzter Moment mit ihr? Wrde sie jetzt wegrennen? Wrde es mir mglich sein ihr zu sagen, dass ich sie liebte, bevor sie weg war? Oder wrde ihr das noch mehr Angst machen? ,,Aber nicht bse," flsterte sie und schttelte ihren Kopf, in ihren Augen lag keine Spur von Angst. ,,Nein, ich glaube nicht, dass du bse bist."
,,Da liegst du falsch," sthnte ich. Natrlich war ich bse. Frohlockte ich jetzt nicht, da ich wusste, dass sie besser von mir dachte, als ich es verdiente? Wenn ich gut wre wrde ich mich von ihr fernhalten. Ich streckte meine Hand ber den Tisch um, als Ausrede, nach dem Deckel ihrer Limonadenflasche zu greifen. Sie zuckte nicht zurck, obwohl meine kalte Hand pltzlich so nah war. Sie hatte wirklich keine Angst vor mir. Noch nicht. Ich drehte den Deckel wie einen Kreisel und beobachtete ihn, statt sie. Meine Gedanken waren das reinste Durcheinander. Lauf, Bella, lauf. (Lauf Forrest, lauf! *lol*) Ich brachte es nicht ber mich die Worte laut auszusprechen. Sie sprang auf. ,,Wir kommen zu spt," sagte sie genau in dem Moment wo ich dachte, sie htte irgendwie meine Stumme Warnung gehrt. ,,Ich gehe heute nicht zum Unterricht." ,,Warum nicht?" Weil ich dich nicht tten will. ,,Es ist manchmal gesnder zu schwnzen." Um genau zu sein, war es gesnder fr die Menschen, wenn die Vampire schwnzten an Tagen an denen Menschliches Blut vergossen werden sollte. Mr. Banner wollte heute Blutgruppen bestimmen. Alice hatte schon ihre erste Stunde geschwnzt. ,,Naja, ich gehe jedenfalls hin," sagte sie. Das berraschte mich nicht. Sie war verantwortungsbewusst sie tat immer das Richtige. Sie war das Gegenteil von mir. ,,Wir sehen uns dann spter," sagte ich, ein Versuch wieder lssig zu klingen whrend ich auf den kreisenden Deckel starrte. Und, ganz nebenbei, ich bete dich an... auf eine angsteinflende, gefhrliche Art und Weise. Sie zgerte, und ich hoffte fr einen kurzen Moment, dass sie trotz allem bei mir bleiben wrde. Aber die Glocke lutete und sie rannte davon. Ich wartete, bis sie verschwunden war und dann steckte ich den Deckel in meine Tasche ein Andenken an diese wichtige Unterhaltung und lief durch den Regen zu meinem Auto. Ich legte meine Lieblings Beruhigungs CD ein dieselbe die ich mir an diesem ersten Tag angehrt hatte aber ich hrte Debussys Noten nicht sehr lange. Andere Noten klangen in meinem Kopf, das Fragment einer Melodie, die mich befriedigte und faszinierte. Ich drehte die Anlage leiser und lauschte der Musik in meinem Kopf, spielte mit dem Fragment, bis es sich zu einer volleren Harmonie entwickelte. Instinktiv bewegte ich meine Finger in der Luft ber imaginre Pianotasten. Die neue Komposition kam gut voran, als eine Welle Seelischer Pein meine Aufmerksamkeit erweckte. Ich schaute in die Richtung aus der diese Pein kam. Wird sie jetzt umkippen? Was soll ich jetzt tun? Mike war in Panik. Ungefhr 100 Yards entfernt, lie Mike Newton Bellas schlaffen Krper auf den Brgersteig sinken. Sie plumpste teilnahmslos auf den nassen Beton, ihre Augen geschlossen, ihre Haut kreidebleich wie eine Leiche. Ich riss fast die Tr aus dem Auto. ,,Bella?" rief ich. Da war keine Vernderung in ihrem leblosen Gesicht, als ich ihren Namen rief. Mein Krper wurde klter als Eis. Ich war mir Mikes verrgerter berraschung bewusst, als ich wtend seine Gedanken aussiebte. Er dachte nur an seine Wut auf mich, also wusste ich nicht, was mit Bella los war. Wenn er ihr irgendetwas angetan htte wrde ich ihn auslschen.
,,Was hat sie ist sie verletzt?" verlangte ich zu wissen whrend ich versuchte mich auf seine Gedanken zu konzentrieren. Es machte mich wahnsinnig, dass ich in menschlicher Geschwindigkeit laufen musste. Ich htte mein Auftauchen nicht ankndigen sollen. Dann konnte ich ihr Herz schlagen hren und ihren flachen Atem. Als ich zu ihr hinsah, presste sie ihre Augen noch fester zu. Das beruhigte meine Panik ein bisschen. Ich sah eine Erinnerung in Mikes Gedanken auf flimmern, ein Schwall von Bildern aus dem Biologieraum. Bellas Kopf auf unserem Tisch, ihre blasse Haut leicht grnlich. Rote Tropfen auf den weien Karten... Blutgruppen-Bestimmung. Ich blieb auf der Stelle stehen und hielt den Atem an. Ihr Duft war eine Sache, aber ihr flieendes Blut eine ganz andere. ,,Ich glaube sie ist Ohnmchtig," sagte Mike, ngstlich und aufgebracht in einem. ,,Ich wei nicht, was passiert ist, sie hat sich noch nicht mal in den Finger gestochen." Eine Welle der Erleichterung durchfuhr mich und ich atmete wieder, schmeckte die Luft. Ah, ich konnte den kleinen Fluss von Mike Newtons Nadelstichgroen Wunde riechen. Einst htte mich das wohl gereizt. Ich kniete mich neben sie, Mike schwebte neben mir, wtend ber meine Einmischung. ,,Bella. Kannst du mich hren?" ,,Nein," jammerte sie. ,,Geh weg." Die Erleichterung war so gro, dass ich lachen musste. Es ging ihr gut. ,,Ich wollte sie gerade zur Krankenschwester bringen," sagte Mike. ,,Aber sie konnte nicht mehr weitergehen." ,,Ich mach das. Du kannst zurck in den Unterricht gehen," sagte ich abweisend. Mike schlug seine Zhne aufeinander. ,,Nein, ich soll das machen." Ich hatte nicht vor hier herum zu stehen und mit diesem Kerl zu diskutieren. Erregt und panisch, halb dankbar und halb betrbt von dem Dilemma, das es unumgnglich machte sie zu berhren, hob ich Bella sanft vom Brgersteig auf und hielt sie in meinen Armen. Ich berhrte nur ihre Kleidung und versuchte so viel Abstand wie Mglich zwischen unseren Krper zu behalten. In derselben Bewegung schritt ich vorwrts um so schnell wir mglich in Sicherheit zu bringen mit anderen Worten, weiter weg von mir. Erstaunt riss sie die Augen auf. ,,Lass mich runter," befahl sie mich schwacher Stimme schon wieder verlegen, erriet ich an ihrem Ausdruck. Sie mochte es nicht, Schwche zu zeigen. Ich hrte Mikes lauten Protest hinter uns kaum. ,,Du siehst furchtbar aus," sagte ich ihr und grinste, denn sie war vollkommen in Ordnung abgesehen von einem schwachen Kopf und einem flauen Magen. ,,Leg mich wieder auf den Brgersteig," sagte sie. Ihre Lippen waren wei. ,,Du wirst also Ohnmchtig wenn du Blut siehst?" Konnte es noch ironischer werden? Sie schloss ihre Augen und presste die Lippen zusammen. ,,Und nicht mal dein eigenes Blut," fgte ich hinzu und mein grinsen wurde breiter. Wir waren jetzt am Sekretariat. Die Tr war einen Spalt geffnet und ich trat sie aus meinem Weg. Ms. Cope sprang berrascht auf. ,,Oh je," japste sie als sie das aschfahle Mdchen in meinen Armen sah. ,,Sie ist in Biologie umgekippt," erklrte ich, bevor sie sich sonst was berlegen konnte. Ms. Cope beeilte sich, die Tr zum Zimmer der Krankenschwester zu ffnen. Bella hatte ihre Augen wieder geffnet und beobachtete sie. Ich hrte das innerliche Erstaunen der
Krankenschwester als ich das Mdchen auf das schmale Bett legte. Sobald ich sie abgelegt hatte, wich ich soweit von ihr zurck wie es der schmale Raum zu lie. Mein Krper war zu aufgeregt, zu begierig, meine Muskeln angespannt und das Gift floss. Sie war so warm und wohlriechend. ,,Ihr ist nur etwas schwindlig," versicherte ich Mrs. Hammond. ,,Sie bestimmen Blutgruppen in Biologie." Sie nickte verstehend. ,,Es gibt immer einen." Ich unterdrckte ein Lachen. War klar, dass Bella diese eine sein wrde. ,,Leg dich einfach ein bisschen hin, Liebes," sagte Mrs. Hammond. ,,Es geht vorbei." ,,Ich wei," sagte Bella. ,,Passiert das fter?" fragte die Krankenschwester. ,,Manchmal," gab Bella zu. Ich versuchte mein Lachen als Husten zu tarnen. Das erinnerte die Krankenschwester daran, dass ich auch noch da war. ,,Du kannst jetzt zurck zum Unterricht gehen," sagte sie. Ich sah ihr direkt in die Augen und log mit perfekter berzeugung. ,,Ich soll bei ihr bleiben." Hmm. Ich frage mich... ach naja. Mrs. Hammond nickte. Es funktionierte wunderbar bei ihr. Warum musste Bella so schwierig sein? ,,Ich hole dir ein bisschen Eis fr deinen Kopf, Liebes," sagte die Krankenschwester, leicht irritiert davon mir in die Augen gesehen zu haben so wie Menschen reagieren sollten und verlie den Raum. ,,Du hattest recht," sthnte Bella und schloss wieder ihre Augen. Was meinte sie damit? Ich kam zum schlimmsten Ergebnis: sie hatte meine Warnungen akzeptiert. ,,Ich hab meistens recht," sagte ich und versuchte meine Stimme amsiert klingen zu lassen; sie klang er sauer. ,,Aber womit denn genau?" ,,Schwnzen ist gesund," seufzte sie. Ah, wieder Erleichterung. Dann war sie still. Sie atmete langsam ein und aus. Ihre Lippen wurden langsam wieder rosa. Auf ihren Mund zu starren lste seltsame Gefhle in mir aus. Ich wollte mich zu ihr hinbewegen, aber das war keine gute Idee. ,,Du hast mir vorhin einen ganz schnen Schrecken eingejagt," sagte ich um die Unterhaltung wieder in Gang zu setzen, damit ich wieder ihre Stimme hren konnte. ,,Ich dachte, Newton wrde deinen toten Krper wegzerren um ihn im Wald zu vergraben." ,,Ha ha," sagte sie. ,,Ehrlich ich hab schon Leichen mit besserer Farbe gesehen." Das stimmte sogar. ,,Ich dachte schon, ich msste deinen Mord rchen." Und das htte ich auch getan. ,,Der arme Mike," seufzte sie. ,,Ich wette er ist sauer." Wurt stieg in mir auf, aber ich dmmte sie sofort ein. Ihre Sorge war sicher nur Mitleid. Sie war gtig. Das war alles. ,,Er hasst mich," sagte ich ihr, diese Idee brachte mich um jubeln. ,,Das kannst du nicht wissen." ,,Ich hab sein Gesicht gesehen Ich kann es wissen." Es war vermutlich die Wahrheit, dass sein Gesicht zu lesen mir genug Informationen gegeben htte um diese Feststellung zu machen. Und die ganze bung mit Bella verbesserte meine Fhigkeit menschliche Gesichter zu lesen. ,,Wie konntest du mich sehen? Ich dachte du schwnzt." Ihr Gesicht sah besser aus der grne Ton war aus ihrer transparenten Haut verschwunden.
,,Ich sa in meinem Auto und hab Musik gehrt." Ihr Gesicht zuckte, als htte meine gewhnliche Antwort sie irgendwie berrascht. Sie ffnete wieder ihre Augen als Mrs. Hammond mit dem Eisbeutel zurckkam. ,,Hier, Liebes," sagte die Krankenschwester, whrend sie Bella das Eis auf die Stirn legte. ,,Du siehst besser aus." ,,Ich glaube mir geht es gut," sagte Bella und nahm den Eisbeutel von ihrem Kopf whrend sie sich aufsetzte. Natrlich. Sie mochte es nicht, wenn man sich um sie kmmerte. Mrs. Hammonds faltige Hand flatterte auf Bella zu, als wollte sie sie wieder runter drcken, aber in diesem Moment ffnete Ms. Cope die Tr und beugte sich hinein. Ihr Auftauchen wurde begleitet von dem Geruch von frischem Blut, nur ein Hauch. Unsichtbar fr mich im Raum hinter ihr, stand Mike Newton, immer noch sehr sauer, und wnschte sich, der schwere Junge den er jetzt hinter sich herzog wre das Mdchen das mit mir hier drin war. ,,Wir haben hier noch einen," sagte Ms. Cope. Bella sprang schnell von dem Bett, dankbar aus dem Scheinwerferlicht zu sein. ,,Hier," sagte sie und reichte Mrs. Hammond den Eisbeutel. ,,Den brauche ich nicht mehr." Mike grunzte als er Lee Stevens halb durch die Tr schob. Es sickerte immer noch Blut aus der Hand die Lee vor sein Gesicht hielt und rann zu seinem Handgelenk. ,,Oh nein." Das war mein Stichwort zu gehen und Bellas auch wie es schien. ,,Geh raus, Bella." Sie starrte mit verwirrten Augen zu mir hoch. ,,Vertrau mir geh." Sie wirbelte herum, erreichte die Tr bevor sie zufiel und eilte hindurch zum Sekretariat. Ich war nur wenige Zentimeter hinter ihr. Ihre wehenden Haare streiften meine Hand... Sie drehte sich zu mir um, immer noch mit geweiteten Augen. ,,Du hast auf mich gehrt." Das war das erste Mal. Sie rmpfte ihre kleine Nase. ,,Ich hab das Blut gerochen." Ich starrte sie vollkommen perplex an. ,,Menschen knnen kein Blut riechen." ,,Naja, ich schon das ist es wovon mir schlecht wird. Es riecht rostig... und salzig." Mein Gesicht war gefroren, ich starrte sie immer noch an. Was sie wirklich ein Mensch? Sie sah menschlich aus. Sie fhlte sich so weich an, wie ein Mensch. Sie roch menschlich naja, eigentlich besser. Sie benahm sich menschlich... irgendwie. Aber sie dachte nicht wie ein Mensch, oder reagierte wie einer. Was gab es sonst noch fr Mglichkeiten? ,,Was?" verlangte sie. ,,Es ist nichts." Mike Newton unterbrach uns indem er den Raum mit grollenden, brutalen Gedanken betrat. ,,Du siehst besser aus," sagte er ungehalten zu ihr. Meine Hand zuckte, wollte ihm Manieren beibringen. Ich sollte besser aufpassen, sonst wrde ich damit enden diesen unausstehlichen Jungen zu tten. ,,Behalt blo deine Hand in der Tasche," sagte sie. Fr eine Sekunde dachte ich sie redete mit mir. ,,Es blutet nicht mehr," antwortete er beleidigt. ,,Kommst du mit zurck zum Unterricht?" ,,Machst du Witze? Da kann ich ja direkt hier bleiben."
Das war sehr gut. Ich dachte ich wrde die ganze Stunde mit ihr verpassen und jetzt bekam ich sogar zustzliche Zeit. Ich fhlte mich habgierig wie ein Geizhals der ber jede Minute freute. ,,Ja, stimmt wohl..." murmelte Mike. ,,Also kommst du dieses Wochenende mit? Zum Strand?" Ah, sie hatten Plne. Der rger lie mich erstarren. Es war ein Gruppenausflug. Ich hatte etwas davon in den Kpfen der anderen Schler gesehen. Es waren nicht nur die beiden. Ich war immer noch wtend. Ich lehnte mich an den Tresen und versuchte die Kontrolle zu behalten. ,,Klar, ich hab doch gesagt, dass ich dabei bin," versprach sie ihm. Also hatte sie zu ihm auch Ja gesagt. Die Eifersucht brannte, schmerzhafter als Durst. Nein, es war nur ein Gruppenausflug, versuchte ich mich zu berzeugen. Sie verbrachte den Tag mit Freunden. Nichts weiter. ,,Wir treffen uns am Laden meines Vaters, gegen zehn." Und Cullen ist NICHT eingeladen. ,,Ich werde da sein," sagte sie. ,,Wir sehen uns dann in Sport." ,,Ja bis dann," antwortete sie. Er trottete zurck zu seinem Unterricht, seine Gedanken voller Zorn. Was sieht sie blo in diesem Freak? Klar, er ist reich, denke ich. Die Mdchen denken er wre hei, aber das kann ich nicht nachvollziehen. Viel zu... zu perfekt. Ich wette sein Vater experimentiert mit Schnheitsoperationen an ihnen allen. Deshalb sind sie alle so wei und schn. Das ist nicht normal. Und er sieht irgendwie... unheimlich aus. Manchmal wenn er mich ansieht, knnte ich schwren dass er darber nachdenkt mich zu tten... Freak... Mike war nicht vollkommen unaufmerksam. ,,Sport," wiederholte Bella leise. Ein chzen. Ich sah zu ihr bemerkte, dass wieder traurig war wegen irgendetwas. Ich war mir nicht sicher weswegen, aber es war offensichtlich, dass sie nicht zu ihrer nchsten Stunde mit Mike gehen wollte und ich war absolut fr diesen Plan. Ich ging zu ihr und lehnte mich zu ihr hinunter, fhlte wie die Wrme ihrer Haut zu meinen Lippen ausstrahlte. Ich durfte nicht atmen. ,,Ich kmmere mich darum," murmelte ich. ,,Setzt dich da drben hin und sieh blass aus." Sie tat was ich sagte, setzte sich auf einen der Klappsthle und lehnte ihren Kopf an die Wand, whrend hinter mir Ms. Cope aus dem Hinterzimmer kam und zu ihrem Schreibtisch ging. Mit geschlossenen Augen sah Bella so aus, als wre sie wieder ohnmchtig. Ihre Farbe war noch nicht vollstndig zurckgekehrt. Ich drehte mich zu der Sekretrin um. Hoffentlich passte Bella gut auf, dachte ich hmisch. So hatte ein Mensch zu reagieren. ,,Ms. Cope?" fragte ich mit meiner berzeugenden Stimme. Ihre Augenlieder flatterten und ihr Puls beschleunigte. Zu jung, rei dich zusammen! ,,Ja?" Das war interessant. Wenn Shelly Copes Puls schneller ging, lag es daran, dass sie mich attraktiv fand, nicht weil sie angst hatte. Ich war an sowas gewhnt wenn ich von menschlichen Frauen umgeben war... dennoch hatte ich diese Erklrung nie fr Bellas rasendes Herz in Betracht gezogen. Diese Vorstellung gefiel mir sehr viel besser. Zu sehr, ehrlichgesagt. Ich lchelte und Mrs. Copes Atem wurde lauter.
,,Bella hat Sport in der nchsten Stunde, aber ich glaube nicht dass sie sich schon so viel besser fhlt. Eigentlich dachte ich, es wre besser, wenn ich sie jetzt nach Hause bringe. Glauben sie sie knnten sie entschuldigen?" Ich schaute in ihre Augen und genoss das Chaos, das das in ihren Gedanken verursachte. War es mglich, dass Bella...? Mrs. Cope musste laut schlucken bevor sie mir antworten konnte. ,,Brauchst du auch eine Entschuldigung, Edward?" ,,Nein, ich habe Ms. Goff, sie wird es nicht stren." Ich beachtete sie nicht weiter. Ich berdachte diese neue Mglichkeit. Hmm. Ich htte gern geglaubt, dass Bella mich genauso attraktiv fand, wie es andere Menschen taten, aber wann hatte Bella jemals die gleichen Reaktionen wie andere Menschen? Ich sollte meine Hoffnung nicht aufkeimen lassen. ,,Okay, alles klar. Geht's die besser, Bella?" Bella nickte schwach ein bisschen zu theatralisch. ,,Kannst du laufen, oder wre es dir lieber, wenn ich dich wieder trage?" fragte ich amsiert von ihren schlechten Schauspielknsten. Ich wusste, dass sie lieber laufen wollte sie wollte nicht schwach sein. ,,Ich werde laufen," sagte sie. Wieder recht gehabt. Ich wurde immer besser darin. Sie stand auf und zgerte kurz, als ob sie ihr Gleichgewicht testen wollte. Ich hielt ihr die Tr auf und wir traten hinaus in den Regen. Ich beobachtete sie, wie sie ihr Gesicht in den Regen hielt mit geschlossenen Augen und einem leichten Lcheln auf den Lippen. Was dachte sie? Irgendetwas an dieser Haltung wirkte seltsam und ich erkannte schnell warum es mir so unbekannt vorkam. Normale menschliche Mdchen wrden ihr Gesicht nicht in diesen Sprhregen halten; normale menschliche Mdchen trugen Make-up, sogar hier an diesem nassen Ort. Bella trug nie Make-up und brauchte es auch nicht. Die Kosmetikindustrie verdiente Milliarden Dollar im Jahr an Mdchen die versuchten so eine Haut zu bekommen wie sie. ,,Danke," sagte sie und lchelte mich an. ,,Es ist gut wenn einem bel wird, wenn man dafr Sport schwnzen kann." Ich blickte ber den Schulhof whrend ich berlegte wie ich meine Zeit mit ihr verlngern konnte. ,,Jederzeit," sagte ich. ,,Also, kommst du auch? Diesen Samstag meine ich?" Sie klang hoffnungsvoll. Ah, ihre Hoffnung war beruhigend. Sie wollte dass ich bei ihr bin und nicht Mike Newton. Und ich wollte Ja sagen. Aber da waren viele Dinge die beachtet werden mussten. Zum einen wrde diesen Samstag die Sonne scheinen... ,,Wo geht ihr denn genau hin?" Ich versuchte beilufig zu klingen, als ob es mich nicht so sehr interessieren wrde. Mike hatte etwas von Strand gesagt. Nicht viele Mglichkeiten der Sonne dort auszuweichen. ,,Runter nach La Push, nach First Beach." Verdammt. Naja, dann war es unmglich. Auerdem, Emmett wre verrgert, wenn ich unsere Plne absagen wrde. Ich blickte zu ihr hinunter und lchelte ironisch. ,,Ich glaube nicht, dass ich eingeladen wurde." Sie seufzte, sie hatte bereits aufgegeben. ,,Ich hab dich gerade eingeladen." ,,Lass uns den armen Mike nicht noch weiter reizen diese Woche. Wir wollen doch nicht dass er zerreit." Ich dachte daran den armen Mike selbst zu zerreien und genoss das Bild in meinem Kopf. ,,Mike-schmike," (was soviel heit wie ,,Schwuler Lackaffe" ganz frei bersetzt, aber das hrt sich nicht so schn an ;) ) sagte sie, wieder abweisend. Ich lchelte breit.
Und dann ging sie von mir weg. Ohne nachzudenken, packte ich sie an ihrer Jacke. Mit einem Ruck kam sie zum stehen. ,,Was glaubst du wo du hingehst?" Ich war fast sauer darber, dass sie mich verlassen wollte. Ich hatte noch nicht genug Zeit mit ihr verbracht. Sie konnte nicht gehen, noch nicht. ,,Ich geh nach Hause," sagte sie, verblfft darber weshalb mich dass stren sollte. ,,Hast du nicht gehrt, dass ich versprochen habe, dich sicher nach Hause zu bringen? Denkst du ich wrde dich in deinem Zustand Auto fahren lassen?" Ich wusste, dass sie das nicht mgen wrde meine Folgerung ihrer Schwche. Aber ich musste ohnehin fr den Seattle-Ausflug ben. Sehen ob ich mit ihrer Nhe klar kam auf engem Raum. Das hier war eine sehr viel krzere Fahr. ,,Was fr ein Zustand?" verlangte sie. ,,Und was ist mit meinem Truck?" ,,Alice bringt ihn dir nach der Schule." Ich zog sie zurck zu meinem Auto, sehr vorsichtig, da ich mittlerweile wusste, dass sie schon beim vorwrtsgehen Probleme hatte. ,,Lass mich los!" sagte sie, drehte sich seitwrts und stolperte fast. Ich strecke eine Hand aus um sie aufzufangen, aber sie fing sich wieder bevor es ntig war. Ich sollte nicht nach Ausreden suchen um sie zu berhren. Ich dachte wieder an Mrs. Copes Reaktion auf mich, aber ich verschob es auf spter. Da war vieles was bercksichtigt werden musste an dieser Front. Neben dem Auto lie ich sie los, und sie stolperte gegen die Tr. Ich wrde noch vorsichtiger mit ihr umgehen mssen in Anbetracht ihrer Gleichgewichtsprobleme... ,,Du bist so aufdringlich!" ,,Es ist offen." Ich stieg auf meiner Seite ein und startete den Wagen. Sie versteifte sich, immer noch drauen obwohl der Regen strker wurde und ich wusste, dass sie die Klte und die Nsse nicht mochte. Wasser trnke ihre dichten Haare und lie sie fast schwarz erscheinen. ,,Ich bin absolut in der Lage, mich selbst nach Hause zu fahren." Natrlich war sie das aber ich war nicht in der Lage sie gehen zu lassen. Ich lie das Beifahrerfenster herunter und lehnte mich zu ihr. ,,Steig ein Bella." Sie verengte ihre Augen und ich vermutete, dass sie berlegte ob sie versuchen sollte zu ihrem Wagen zu rennen. ,,Ich hol dich sowieso wieder zurck," versprach ich und genoss ihren verrgerten Gesichtsausdruck, als sie verstand, dass ich es ernst meinte. Sie reckte ihr Kinn in die Luft, ffnete die Beifahrertr und stieg ein. Der Regen tropfte von ihren Haaren auf das Leder und ihre Stiefel quietschten. ,,Das ist vollkommen unntig," sagte sie khl. Sie sah ein bisschen verlegen aus unter ihrem rger. Ich machte die Heizung an, damit sie es nicht unbequem hatte und drehte die Musik leiser. Ich fhr Richtung Ausfahrt und beobachtete sie aus dem Augenwinkel. Sie schob schmollend die Unterlippe vor. Whrend ich es beobachtete berlegte ich was das fr Gefhle in mir auslste... dachte dabei wieder an die Reaktion der Sekretrin... Pltzlich sah sie zu der Anlage und lchelte, ihre Augen geweitet. ,,Claire de Lune?" fragte sie. Ein Klassik-Fan? ,,Du kennst Debussy?" ,,Nicht gut," sagte sie. ,,Meine Mutter hrt gern klassische Musik zu Hause ich kenne nur meine Lieblingsstcke."
,,Das ist auch eins meiner Lieblingsstcke." Ich starrte nachdenklich in den Regen. Ich hatte tatschlich etwas mit ihr gemeinsam. Dabei hatte ich gerade angefangen zu denken, wir wren das genaue Gegenteil in jeder Hinsicht. Sie wirkte jetzt entspannter und starrte, wie ich, in den Regen ohne etwas zu sehen. Ich nutze ihre Ablenkung um mit meiner Atmung zu experimentieren. Ich atmete vorsichtig durch die Nase ein. Gewaltig. Ich klammerte mich an das Lenkrad. Der Regen hatte ihren Duft noch verbessert. Ich htte nicht gedacht, dass das mglich wre. Dummerweise stellte ich mir jetzt vor, wie sie wohl schmecken wrde Ich versuchte gegen das Feuer in meiner Kehle an zu schlucken und an etwas anderes zu denken. ,,Wie ist deine Mutter so?" fragte ich um mich abzulenken. Bella lchelte. ,,Sie sieht genauso aus wie ich, nur hbscher." Das bezweifelte ich. ,,Ich hab zu viel von Charlie in mir," sprach sie weiter. ,,Sie ist aufgeschlossener als ich und mutiger." Das bezweifelte ich auch. ,,Sie ist unverantwortlich und ein bisschen exzentrisch und sie ist eine sehr unvorhersehbare Kchin. Sie ist meine beste Freundin." Ihre Stimme wurde melancholisch; sie runzelte die Stirn. Wieder klang sie mehr wie ein Elternteil als ein Kind. Ich hielt vor ihrem Haus und fragte mich viel zu spt ob ich berhaupt wissen durfte wo sie wohnt. Nein, das wre nichts Ungewhnliches in so einer kleinen Stadt, mit ihrem Vater als Person der ffentlichkeit... ,,Wie alt bist du, Bella?" Sie musste lter sein, als sie aussah. Vielleicht kam sie erst spt in die Schule, oder ist sitzengeblieben... das schien eher unwahrscheinlich. ,,Ich bin siebzehn," antwortete sie. ,,Du wirkst nicht wie siebzehn." Sie lachte. ,,Was?" ,,Meine Mutter sagt immer, ich bin mit fnfunddreiig geboren worden und dass ich immer lter werde." Sie lachte wieder und dann seufzte sie. ,,Naja, irgendeine muss ja die erwachsene sein." Das machte einiges klarer. Ich verstand jetzt... wie die unverantwortliche Mutter Bellas Reife erklrte. Sie musste frh erwachsen werden um die Verantwortung zu bernehmen. Deshalb mochte sie es nicht, wenn man sich um sie kmmerte sie dachte, das wre ihr Job. ,,Du wirkst aber auch nicht wie ein normaler High School Schler," sagte sie und riss mich aus meiner Trumerei. Ich verzog das Gesicht. Jedesmal wenn ich etwas an ihre bemerkte, bemerkte sie zu viel an mir. Ich wechselte das Thema. ,,Also, warum hat deine Mutter Phil geheiratet?" Sie zgerte eine Minute bevor sie antwortete. ,,Meine Mutter... sie ist sehr jung fr ihr Alter. Ich glaube bei Phil fhlt sie sich noch jnger. Sie ist verrckt nach ihm." Sie schttelte nachsichtig den Kopf. ,,Akzeptierst du ihn?" wunderte ich mich. ,,Spielt das eine Rolle?" fragte sie. ,,Ich mchte, dass sie glcklich ist... und er ist es, den sie will."
Die Selbstlosigkeit dieses Kommentars htte mich verwundert, wenn es nicht so perfekt zu dem gepasst htte, was ich bisher ber ihren Charakter herausgefunden hatte. ,,Das ist sehr grozgig... ich frag mich..." ,,Was?" ,,Wre sie dir gegenber auch so grozgig, was meinst du? Egal auf wen deine Wahl fallen wrde?" Es war eine dumme Frage und ich schaffte es nicht meine Stimme lssig klingen zu lassen, als ich sie stellte. Wie dmlich von mir berhaupt darber nachzudenke, jemand knnte mich fr seine Tochter akzeptieren. Wie dmlich von mir berhaupt nur zu denken, Bella knnte mich whlen. ,,Ich ich denke schon," stammelte sie als Reaktion auf meinen Blick. Angst... oder Anziehung? ,,Aber sie ist immer noch meine Mutter. Das ist ein bisschen was anderes," schloss sie. Ich lchelte ironisch. ,,Also niemand allzu unheimliches." Sie grinste mich an. ,,Was meinst du mit unheimlich? Haufenweise Piercings im Gesicht und Tattoos am ganzen Krper?" ,,Das wre auch eine Definition, denke ich." Eine sehr harmlose Definition in meinen Augen. ,,Was wre deine Definition?" Sie stellte immer die falschen Fragen. Oder vielleicht genau die richtigen Fragen. Die Fragen die ich auf keinen Fall beantworten wollte. ,,Glaubst du, ich knnte unheimlich sein?" fragte ich sie und versuchte ein bisschen zu lcheln. Sie dachte kurz darber nach bevor sie mir mit ernster Stimme antwortete. ,,Hmm... Ich denke du knntest unheimlich sein, wenn du wolltest." Ich war jetzt auch ernst. ,,Hast du jetzt angst vor mir?" Sie antwortet sofort, ohne darber nachzudenken. ,,Nein." Ich lchelte wieder. Ich glaube nicht, dass sie die ganze Wahrheit sagte, aber sie log auch nicht wirklich. Sie hatte immerhin nicht genug Angst um wegrennen zu wollen. Ich fragte mich, wie sie sich wohl fhlte wenn ich ihr sagte, dass sie diese Unterhaltung mit einem Vampir fhrte. Ich zuckte instinktiv zusammen, als ich mir ihre Reaktion vorstellte. ,,Also, erzhlst du mir jetzt etwas ber deine Familie? Das ist bestimmt eine viel interessantere Geschichte als meine." Eine unheimlichere auf jeden Fall. ,,Was mchtest du denn wissen?" fragte ich vorsichtig. ,,Die Cullens haben die adoptiert?" ,,Ja." Sie zgerte und fragte dann kleinlaut. ,,Was ist mit deinen Eltern passiert?" Das war nicht so schwer; Ich wrde nicht mal lgen mssen. ,,Sie sind vor langer Zeit gestorben." ,,Das tut mir leid," murmelte sie, offensichtlich besorgt, sie knnte mich verletzt haben. Sie machte sich Sorgen um mich. ,,Ich erinnere mich nicht mehr so genau an sie," versicherte ich ihr. ,,Carlisle und Esme sind schon lange meine Eltern." ,,Und du liebst sie," stellte sie fest. Ich lchelte. ,,Ja. Ich knnte mir keine besseren Menschen vorstellen." ,,Du hast Glck."
,,Ja, das wei ich." Unter diesen Umstnden, was Eltern angeht, konnte man mein Glck nicht abstreiten. ,,Und deine Brder und Schwestern?" Wenn ich zulie dass sie nach mehr Details fragte wrde ich lgen mssen. Ich schielte auf die Uhr, entmutigt stellte ich fest, dass meine Zeit mit ihr um war. ,,Mein Bruder und meine Schwester und Jasper und Rosalie, werden ganz schn sauer auf mich sein, wenn ich sie im Regen stehen lasse." ,,Oh, tut mir leid. Ich halte dich auf." Sie rhrte sich nicht. Sie wollte auch nicht, dass unsere Zeit schon um war. Das gefiel mir sehr, sehr gut. ,,Und wahrscheinlich mchtest du deinen Truck wieder haben bevor Chief Swan nach Hause kommt, damit du ihm nichts von dem Unfall in Biologie erzhlen musst." Bei der Erinnerung an ihre Verlegenheit in meinen Armen musste ich grinsen. ,,Ich bin mir sicher, dass er es lngst gehrt hat. Es gibt keine Geheimnisse in Forks." Sie sagte den Namen der Stadt mit ausgeprgtem Missfallen. Bei ihren Worten musste ich lachen. Keine Geheimnisse, allerdings. ,,Viel Spa am Strand." Ich blickte in den strmenden Regen, wohlwissend, dass er nicht anhalten wrde und wnschte mir strker als sonst, dass er es doch tun wrde. ,,Gutes Wetter zum Sonnenbaden." Naja, am Samstag wrde es das sein. Sie wird das genieen. ,,Sehen wir uns morgen nicht?" Die Sorge in ihrer Stimme gefiel mir. ,,Nein. Emmett und ich starten das Wochenende etwas frher." Ich verfluchte mich dafr, dass ich diese Plne gemacht hatte. Ich knnte sie absagen... aber es gab jetzt nichts Wichtigeres als zu jagen und meine Familie wrde von meinem Benehmen schon beunruhigt genug sein ohne dass ich enthllte wie besessen ich bereits war. ,,Was habt ihr vor?" fragte sie. Sie klang nicht glcklich ber meine Antwort. Gut. ,,Wir gehen campen in der Goat Rocks Wildnis, sdlich von Rainier." Emmett war begierig auf die Bren Saison. ,,Oh, naja, viel Spa," sagte sie halbherzig. Das gefiel mir auch. Als ich sie so ansah, qulte mich die Vorstellung auch nur zeitweise auf Wiedersehen sagen zu mssen. Sie war so weich und zerbrechlich. Es wirkte leichtsinnig sie aus den Augen zu lassen, wo ihr so viel zustoen konnte. Und trotzdem, das schlimmste was ihr passieren konnte, war mit mir zusammen zu sein. ,,Knntest du mir dieses Wochenende einen Gefallen tun?" fragte ich ernst. Sie nickte, ihre Augen gro und verwirrt von meinem drngen. Geh es langsam an. ,,Seih nicht sauer, aber du scheinst jemand zu sein, der Gefahren magnetisch anzieht. Also... versuch nicht ins Meer zu fallen oder dich berfahren zu lassen oder so etwas, in Ordnung?" Ich lchelte sie reumtig an und hoffte sie wrde die Trauer in meinem Blick nicht sehen. Wie sehr ich mir wnschte, dass es nicht so viel besser fr sie war nicht in meiner Nhe zu sein, egal was ihr dort passieren konnte. Lauf, Bella, lauf. Ich liebe dich zu sehr fr dein eigenes Wohl oder meins. Sie war verrgert ber meine Neckerei. Sie warf mir einen finsteren Blick zu. ,,Ich werd sehen, was sich machen lsst," schnappte sie, bevor sie aus dem Wagen in den Regen sprang und die Tr hinter sich zuschlug so fest sie konnte. Genau wie ein wtendes Ktzchen das denkt es seih ein Tiger.
Ich schloss meine Finger um den Schlssel, den ich ihr gerade aus der Tasche gezogen hatte und lchelte als ich davonfuhr.
7. Melodie Ich musste warten als ich zur Schule zurckkam. Die letzte Stunde war noch nicht zu Ende. Das war gut, denn ich musste ber einiges nachdenken und brauchte etwas Zeit fr mich. Ihr Duft lag noch immer im Auto. Ich hielt die Fenster geschlossen um ihn auf mich einstrmen zu lassen, versuchte mich an das Gefhl zu gewhnen meine Kehle absichtlich abzufackeln. Anziehung. Es war kompliziert darber nachzudenken. So viele Seiten, so viele Bedeutungen und Ebenen. Nicht das gleiche wie Liebe, aber unausweichlich damit verbunden. Ich hatte keine Ahnung, ob sich Bella von mir angezogen fhlte. (Wrde ihre mentale Stille mich immer weiter frustrieren bis ich irgendwann verrckt werden wrde? Oder gab es da eine Grenze, die ich eventuell erreichen konnte?) Ich versuchte ihre physischen Reaktionen mit denen von anderen zu vergleichen, wie die der Sekretrin oder Jessica Stanley, aber die Vergleiche waren ergebnislos. Dieselben Anzeichen Vernderung der Herzfrequenz und Atemrhythmus konnten genauso gut Angst oder Schock oder Wut bedeuten genau wie Interesse. Es schien undenkbar, dass Bella die gleichen Gedanken hegte wie Jessica Stanley. Auerdem wusste Bella ganz genau, dass mit mir etwas nicht stimmte, auch wenn sie nicht wusste, was es war. Sie hatte meine eisige Haut berhrt und ihre Hand zurckgerissen wegen der Klte. Und dennoch... als ich mich an diese Fantasien Erinnerte die mich so zurckschrecken lieen, aber mit Bella an Jessicas Stelle... Ich atmete schneller, das Feuer kletterte meine Kehle rauf und runter. Was wenn es Bella gewesen wre, die sich vorgestellt hatte, wie ich meine Arme um ihren zerbrechlichen Krper legte? Fhlte wie ich sie enger an meine Brust zog und meine Hand unter ihr Kinn legte? Den schweren Vorhang ihrer Haare aus ihrem gerteten Gesicht kmmte? Mit meinen Fingerspitzen die Konturen ihrer vollen Lippen nachfuhr? Mein Gesicht nher zu ihrem lehnte, wo ich die Hitze ihres Atems auf meinem Mund spren konnte? Immer nhre kommend... Aber dann zuckte ich zurck aus diesem Tagtraum, wohlwissend, was ich schon wusste als Jessica sich diese Dinge vorgestellt hatte, was passieren wrde, wenn ich ihr so nah kam. Anziehung war ein unmgliches Dilemma, denn ich wurde bereits auf die schlimmste Art und Weise von Bella angezogen. Wollte ich dass sich Bella von mir angezogen fhlte, eine Frau zu einem Mann? Das war die falsche Frage. Die richtige Frage war, sollte ich wollen, dass Bella sich von mir auf diese Art und Weise angezogen fhlte, und die Antwort war nein. Denn ich war kein menschlicher Mann und das war ihr gegenber nicht fair. Mit jeder Faser meiner Existenz sehnte ich mich danach ein normaler Mann zu sein, damit ich sie in meinen Armen halten konnte ohne ihr Leben zu gefhrden. Damit ich meine eigenen Fantasien spinnen konnte, Fantasien die nicht mit ihrem Blut an meinen Hnden endeten, ihrem Blut glhend in meinen Augen. Mein Streben nach ihr war unvertretbar. Was fr eine Art von Beziehung konnte ich ihr bieten, wenn ich es nicht riskieren konnte, sie zu berhren?
Ich senkte meinen Kopf in meine Hnde. Es war alles noch viel verwirrender, weil ich mich in meinem ganzen Leben noch nie so menschlich gefhlt hatte nicht mal als ich noch menschlich war, soweit ich mich erinnern konnte. Als ich ein Mensch war drehten sich all meine Gedanken um die Soldatenehre. Der Groe Krieg wtete die meiste Zeit meiner Jugend und ich war nur neun Monate von meinem achtzehnten Geburtstag entfernt als die Grippe ausbrach... Ich hatte nur vage Erinnerungen an diese menschlichen Jahre, dunkle Erinnerungen die mit jedem Jahrzehnt weiter verblassten. An meine Mutter erinnerte ich mich noch am deutlichsten, ich fhlte einen uralten Schmerz wenn ich an ihr Gesicht dachte. Ich erinnerte mich schwach daran wie sehr sie die Zukunft hasste von der ich kaum erwarten konnte, dass sie endlich eintrat. Ich betete jede Nacht dafr whrend sie beim Tischgebet darum bat, dass der ,,schreckliche Krieg" bald enden mge... Ich hatte keine Erinnerung an eine andere Art von Verlangen. Abgesehen von der Liebe meiner Mutter, gab es keine andere Liebe die mich zum bleiben bewegt htte... Das war alles absolut neu fr mich. Ich konnte keine Parallelen ziehen, keine Vergleiche erstellen. Die Liebe die ich fr Bella empfand war rein, aber jetzt waren die Gewsser trbe. Ich wollte so sehr in der Lage sein sie zu berhren. Fhlte sie genauso wie ich? Das wre egal, versuchte ich mich zu berzeugen. Ich starrte auf meine weien Hnde, hasste ihre Hrte, ihre Klte, ihre bermenschliche Kraft... Ich zuckte vor Schreck zusammen als sich die Beifahrertr ffnete. Ha. Ich hab dich berrascht. Es gibt immer ein erstes Mal, dachte Emmett als er auf den Beifahrersitz glitt. ,,Ich wetter Mrs. Goff denkt du nimmst Drogen, du warst so fahrig in letzter Zeit. Wo warst du heute?" ,,Ich hab... eine gute Tat vollbracht." Hh? Ich kicherte. ,,Mich um die Kranken gekmmert, sowas in der Art." Das verwirrte ihn noch mehr, aber dann atmete er ein und bemerkte den Duft im Auto. ,,Oh. Schon wieder dieses Mdchen?" Ich verzog das Gesicht. Das wird langsam komisch. ,,Erzhl mir davon," murmelte ich. Er atmete wieder ein. ,,Hmm, sie hat schon einen besonderen Duft, nicht war?" Das Knurren brach zwischen meinen Lippen hervor bevor er die Worte zu ende gesprochen hatte, eine automatische Reaktion. ,,Ganz ruhig, Junge, ich sag's doch nur." Dann kamen die anderen. Rosalie bemerkte den Duft sofort und warf mir einen finsteren Blick zu, sie war immer noch nicht ber ihren rger hinweg. Ich fragte mich, was ihr Problem war, aber alles was ich von ihr hren konnte waren Beschimpfungen. Ich mochte auch Jaspers Reaktion nicht. Wie Emmett bemerkte er Bellas Anwesenheit. Nicht dass der Duft fr einen von ihnen auch nur ein tausendstel des Vorzugs hatte wie fr mich. Aber es rgerte mich trotzdem, dass ihr Blut s fr sie war. Jasper hatte sich nicht gut unter Kontrolle... Alice kam zu meiner Seite des Wagens und streckte ihre Hand nach Bellas Autoschlssel aus. ,,Ich hab nur gesehen, dass ich es tun wrde," sagte sie verschleiert, wie es ihre Angewohnheit war. ,,Du musst mir das Warum erklren."
,,Das bedeutet nicht..." ,,Ich wei, ich wei. Ich werde warten. Es wird nicht mehr lange dauern." Ich seufzte und gab ihr den Schlssel. Ich folgte ihr zu Bellas Haus. Der Regen fiel herab wie millionen kleiner Hmmer, so laut dass Bellas menschliche Ohren, das Donnern ihres Trucks vielleicht nicht hren konnten. Ich beobachtete ihre Fenster aber sie kam nicht um hinauszusehen. Vielleicht war sie nicht zu Hause. Da waren keine Gedanken zu hren. Es machte mich traurig, dass ich nicht mal genug hren konnte um nach ihr zu sehen um sicher zu gehen, dass sie glcklich war, oder wenigstens sicher. Alice kletterte auf den Rcksitz und wir rasten nach Hause. Die Straen waren leer, also dauerte es nur ein paar Minuten. Wir strmten ins Haus und jeder ging seinem Zeitvertreib nach. Emmett und Jasper waren in der Mitte eines raffinierten Schachspiels, mit acht Schachbrettern ausgebreitet vor der riesigen Glasfront und ihren eigenen komplizierten Regeln. Sie wrden mich nicht spielen lassen; nur Alice spielte noch Spiele mit mir. Alice ging zu ihrem Computer der bei ihnen um die Ecke stand und ich hrte wie die Monitore zu flimmern begannen. Alice arbeitete an einem Modedesign Programm fr Rosalies Kleiderschrank, aber Rosalie begleitet sie heute nicht um hinter ihr zu stehen und Schnitt und Farbe zu diktieren whrend Alices Hand ber den Touchscreen huschte (Carlisle und ich mussten das System ein wenig ausbessern, da die meisten Touchscreens auf Temperaturen reagierten). Stattdessen flzte sie sich heute auf das Sofa und zappte durch zwanzig Kanle pro Sekunde ohne Pause. Ich konnte hren wie sie darber nachdachte, ob sie in die Garage gehen und ihren BMW erneut tunen sollte. Esme war oben und grbelte ber ein paar neuen Blaupausen. Alice lehnte sich um die Ecke und fing an Emmetts nchste Zge fr Jasper mit dem Mund zu formen Emmett sa auf dem Boden mit dem Rcken zu ihr der seinen Gesichtsausdruck nicht vernderte als er Emmetts besten Lufer vom Brett kickte. Und ich, das erste mal seit so langer Zeit, dass ich mich schmte, setzte mich an das erlesene prachtvolle Piano, dass direkt am Eingang stand. Behutsam arbeitete ich mit meinen Fingern die Tonleiter ab um die Tonlage zu testen. Es war immer noch perfekt gestimmt. Oben hielt Esme inne mit dem was sie tat und legte ihren Kopf zur Seite. Ich begann die erste Reihe der Melodie zu spielen, die sich mir selbst heute im Auto eingeflstert hatte, erfreut darber dass sie sich sogar noch besser anhrte als ich mir vorgestellt hatte. Edward spielt wieder, dachte Esme berglcklich, ein strahlendes Lcheln auf ihrem Gesicht. Sie stand von ihrem Schreibtisch auf und glitt leise zum Treppenabsatz. Ich fgte eine Harmonie hinzu und lie die zentrale Melodie hindurch weben. Esme seufzte zufrieden, setzte sich auf die oberste Stufe und lehnte ihren Kopf an das Gelnder. Ein neues Stck. Es ist so lange her. Was fr eine liebliche Melodie. Ich lie die Melodie eine neue Richtung einschlagen, folgte ihr mit der Basslinie. Edward komponiert wieder? Dachte Rosalie und ihre Zhne schlugen in grimmiger Verbitterung aufeinander. In diesem Moment hatte ich einen kurzen Einblick in ihre grundlegende Emprung. Ich sah warum sie so schlecht auf mich zu sprechen war. Warum Isabella Swan zu tten ihr kein schlechtes Gewissen verursacht htte. Bei Rosalie drehte sich alles um Eitelkeit.
Die Musik brach abrupt ab und ich lachte bevor ich mich zusammenreien konnte, ein scharfes Bellen vor Belustigung brach ab, als ich meine Hand schnell vor meinen Mund hielt. Rosalie drehte sich zu mir, um mir einen finsteren Blick zuzuwerfen, ihre Augen waren gespickt mit verrgerter Wut. Emmett und Jasper drehten sich auch um und ich hrte Esmes Verwirrung. Esme sauste blitzschnell nach unten und schaute von Rosalie zu mir. ,,Hr nicht auf Edward," ermutigte mich Esme nach einem angespannten Moment. Ich fing wieder an zu spielen, wandte Rosalie meinen Rcken zu und versuchte sehr angestrengt das Grinsen auf meinem Gesicht zu kontrollieren. Sie sprang auf und marschierte aus dem Raum, eher wtend als verlegen. Aber sicherlich auch sehr verlegen. Wenn du irgendetwas sagst, werde ich dich jagen wie einen Hund. Ich unterdrckte ein weiteres Lachen. ,,Was ist los, Rose?" rief ihr Emmett nach. Rosalie drehte sich nicht um. Sie marschierte weiter in die Garage und kletterte unter ihren Wagen, als knnte sie sich dort begraben. ,,Was ist denn jetzt los?" fragte Emmett mich. ,,Ich hab nicht die leiseste Ahnung," log ich. Emmett grummelte frustriert. ,,Spiel weiter," drngte Esme. Meine Hnde hatten wieder innegehalten. Ich tat was sie sagte und sie stellte sich hinter mich um mir ihre Hnde auf die Schultern zu legen. Das Stck war berwltigend aber unvollstndig. Ich spielte mit einer Brcke, aber es schien irgendwie nicht richtig zu sein. ,,Es ist bezaubernd. Hat es einen Namen?" fragte Esme. ,,Noch nicht." ,,Gibt es einen Geschichte dazu?" fragte sie mit einem Lcheln in der Stimme. Es bereitete ihr so viel Vergngen und ich fhlte mich schuldig, dass ich ihr meine Musik so lange vorenthalten hatte. Es war egoistisch. ,,Es ist... ein Schlaflied, denke ich." Und dann bekam ich die Brcke richtig hin. Sie leitete leicht zu der nchsten Bewegung ber und entwickelte ein Eigenleben. ,,Ein Schlaflied," wiederholte sie fr sich. Es gab eine Geschichte zu dieser Melodie und sobald ich das bemerkte, vielen die Noten ohne Anstrengung auf ihren Platz. Die Geschichte war ein schlafendes Mdchen in einem schmalen Bett, dunkles Haar, dick und wild und verschlungen wie Seegras auf dem Kissen... Alice berlie Jasper sich selbst und setzte sich zu mir auf die Bank. Mit ihrer trllernden, Glockenspiel hnlichen Stimme skizzierte sie einen wortlosen Sopran zwei Oktaven ber der Melodie. ,,Das gefllt mir," murmelte ich. ,,Aber wie wre es damit?" Ich fgte ihre Melodie der Harmonie hinzu meine Hnde flogen nun ber die Tasten um alle einzelnen Stcke zusammen zu setzen modifizierte sie ein wenig und fhrte sie in eine andere Richtung... Sie erfasste die Stimmung und sang mit. ,,Ja. Perfekt," sagte ich. Esme drckte meine Schulter. Aber jetzt konnte ich das Ende sehen, mit Alices Stimme die sich ber der Melodie erhob und sie an einen anderen Ort fhrte. Ich konnte sehen wie das Stck enden musste, denn das schlafende Mdchen war perfekt genau so wie es war und jeder Vernderung wre
falsch, eine Betrbnis. Das Stck wich ab, der Erkenntnis entgegen, langsamer und leiser jetzt. Alices Stimme wurde auch leiser und feierlich, eine Melodie die unter die Hallenden Bgen einer von Kerzen erleuchteten Kathedrale gehrte. Ich spielte diese letzte Note und beugte meinen Kopf ber die Tasten. Esme strich mir durchs Haar. Es wird alles gut werden, Edward. Es wird alles ein gutes Ende nehmen. Du verdienst Glck, mein Sohn. Das Schicksal schuldet es dir. ,,Danke," flsterte ich und wnschte ich knnte es glauben. Die Liebe kommt nicht immer auf dem einfachsten Weg. Ich lachte kurz auf ohne Humor. Du bist vielleicht am besten von allen auf diesem Planeten dafr ausgestattet um mit einer solchen Zwickmhle umzugehen. Du bist der beste und klgste von uns allen. Ich seufzte. Jede Mutter dachte dasselbe von ihrem Sohn. Esme war immer noch voller Freude darber dass mein Herz nach all der Zeit berhrt wurde, egal wie gro die Tragdie war die damit verbunden war. Sie hatte gedacht, ich wrde fr immer allein bleiben... Sie wird dich auch lieben mssen, dachte sie pltzlich und berraschte mich mit der Richtung die ihre Gedanken eingeschlagen hatten. Wenn sie ein kluges Mdchen ist. Sie lchelte. Aber ich kann mir niemanden vorstellen, der so langsam ist um nicht zu sehen, was fr ein Fang du bist. ,,Hr auf damit, Mom, du bringst mich in Verlegenheit," zog ich sie auf. Ihre Worte, obwohl sie unmglich waren, munterten mich auf. Alice lachte und begann die erste Stimme von ,,Heart and Soul". Ich grinste und beendete die einfache Tonfolge mit ihr. Dann begnstigte ich sie mit einer Darbietung von ,,Chopsticks". Sie kicherte und seufzte dann. ,,Also ich wnschte du wrdest mir sagen, warum du vorhin ber Rose gelacht hast," sagte Alice. ,,Aber ich kann sehen, dass du es nicht tun wirst." ,,Nein." Sie schnippte mit ihren Fingern gegen mein Ohr. ,,Sei nett, Alice," ermahnte Esme sie. ,,Edward benimmt sich nur wie ein Gentleman." ,,Aber ich mchte es wissen." Ich lachte ber den jammernden Ton den sie angeschlagen hatte. Dann sagte ich, ,,Hier, Esme," und begann ihr Lieblingsstck zu spielen, eine namenlose Ehrung an die Liebe die ich zwischen ihr und Carlisle beobachtet hatte, fr so viele Jahre. ,,Danke, Liebling." Sie drckte wieder meine Schulter. Ich musste mich nicht konzentrieren um das bekannte Stck zu spielen. Stattdessen dachte ich an Rosalie, die sich immer noch bildlich in der Garage wand vor Demtigung, und ich grinste in mich hinein. Da ich gerade erst die Potenz von Eifersucht fr mich selbst entdeckt hatte, hatte ich ein klein wenig Mitleid mit mir. Es war ein mieses Gefhl. Natrlich war ihre Eifersucht tausendmal belangloser als meine. Das berhmte Fuchs in der Krippe Szenario (ein komisches Sprichwort das bei uns soviel bedeutet wie ,,Neidhammel" oder ,,Spielverderber" heit, da ich den Zusammenhang aber dann nicht verstehe, hab ich's so bernommen wie`s da steht). Ich frag mich, inwiefern Rosalies Leben und Persnlichkeit anders gewesen wren, wenn sie nicht immer die schnste von allen gewesen wre. Wre sie glcklicher gewesen, wenn Schnheit nicht schon immer ihre grte Strke gewesen wre? Weniger egozentrisch? Mitfhlender? Naja, ich denke es war sinnlos darber nachzudenken, denn die Dinge waren nun mal so und sie war immer die Schnste.
Sogar als Mensch hat sie immer im Mittelpunkt ihrer eigenen Herrlichkeit gestanden. Nicht dass es sie gestrt htte. Ganz im Gegenteil sie liebte Anbetung mehr als alles andere. Das hat sie mit dem Verlust ihrer Sterblichkeit auch nicht gendert. Es war daher kein Wunder, dass sie verletzt war, als ich sie schon von Anfang an nicht so vergttert hatte, wie es alle Mnner immer getan hatten. Nicht dass sie mich auf irgendeine Art gewollt htte ganz im Gegenteil. Aber es hatte sie verrgert, dass ich sie gewollt hatte, schlimmer noch. Sie war es gewhnt gewollt zu werden. Mit Jasper und Carlisle war das anders sie waren beide schon in jemanden verliebt. Ich war komplett unberhrt und dennoch kein bisschen von ihr angetan. Ich dachte der alte Groll wre begraben. Das sie das lange hinter sich gelassen hatte. Und das hatte sie auch... bis zu dem Tag an dem ich jemanden gefunden hatte, dessen Schnheit mich so berhrt hatte, wie ihre es nicht getan hatten. Rosalie hatte sich darauf verlassen, dass, wenn ich ihre Schnheit nicht anbetungswrdig gefunden hatte, es auf der ganzen Welt keine Schnheit gab, die mich berhren wrde. Sie war wtend seit dem Moment als ich Bella das Leben gerettet hatte, denn durch ihre untrgliche weibliche Intuition hatte sie da schon gewusst, was mir selbst noch nicht bewusst gewesen ist. Rosalie war zu Tode gekrnkt, dass ich ein unbedeutendes menschliches Mdchen anziehender fand als sie. Ich unterdrckte wieder ein Lachen. Auf eine Art strte es mich aber auch, wie sie Bella sah. Rosalie dachte, das Mdchen wre gewhnlich. Wie konnte sie sowas nur glauben? Fr mich wirkte es absolut unverstndlich. Ein Produkt ihrer Eifersucht, kein Zweifel. ,,Oh!" sagte Alice abrupt. ,,Jasper, weit du was?" Ich sah, was sie gesehen hatte und meine Hnde erstarrten auf den Tasten. ,,Was, Alice?" fragte Jasper ,,Peter und Charlotte kommen uns nchste Woche besuchen! Sie werden in der Gegend sein, ist das nicht nett?" ,,Was hast du Edward?" fragte Esme, die die Anspannung in meinen Schultern sprte. ,,Peter und Charlotte kommen nach Forks?" zischte ich zu Alice. Sie verdrehte ihre Augen. ,,Reg dich ab, Edward. Es ist nicht ihr erster Besuch." Ich biss meine Zhne zusammen. Es war ihr erster Besuch, seit Bella hier war und ihr ser Duft sprach nicht nur mich an. Alice runzelte die Stirn. ,,Sie jagen nie hier. Das weit du." Aber Jaspers selbsternannter Bruder und der kleine Vampir den er liebte waren nicht wie wir; sie jagten auf die bliche Art. Man konnte ihnen nicht trauen, wenn Bella in der Nhe war. ,,Wann?" verlangte ich. Sie schrzte unglcklich ihre Lippen, aber sagte mir was ich wissen musste. Montagmorgen. Niemand wird Bella etwas tun. ,,Nein," stimmte ich ihr zu und wandte mich dann von ihr ab. ,,Bist du soweit Emmett?" ,,Ich dachte wir brechen erst morgens auf?" ,,Wir kommen Sonntagnacht zurck. Es liegt an dir, wann wir losgehen." ,,Na gut. Aber lass mich wenigstens noch Rose auf Wiedersehen sagen." ,,Klar." Bei der Stimmung in der Rose war, wrde es ein kurzer Abschied werden. Du bist echt verloren, Edward, dachte er, whrend er Richtung Vordertr ging. ,,Ich denke, das bin ich." ,,Spiel das neue Stck noch einmal fr mich," fragte Esme.
,,Wenn du magst," stimmte ich zu, obwohl ich etwas zgerte, der Melodie bis zu ihrem unausweichlichen Ende zu folgen das Ende, das mir unbekannte Schmerzen verursachte. Ich dachte kurz nach und nahm dann den Flaschendeckel aus meiner Tasche und legte ihn auf den leeren Notenstnder. Das half ein bisschen meine kleine Erinnerung an ihr Ja. Ich nickte zu mir selbst und begann zu spielen. Esme und Alice wechselten einen kurzen Blick, aber keine von beiden fragte nach. ,,Hat dir noch niemand gesagt, dass man nicht mit seinem Essen spielt?" rief ich Emmett zu. ,,Oh, hey Edward!" rief er zurck, grinste und winkte mir zu. Der Br zog einen Vorteil aus seiner Ablenkung und schwang seine schwere Pranke ber Emmett Brust. Die scharfen Krallen fuhren durch sein Shirt und quietschten ber seine Haut. Der Br heulte auf bei dem hohen scharfen Ton. Ah, verdammt, Rose hatte mir dieses Shirt geschenkt! Emmett brllte den wtenden Bren an. Ich seufzte und setzte mich auf einen geeigneten Felsbrocken. Das knnte noch eine Weile dauern. Aber Emmett war fast fertig. Er lie es zu, dass der Br versuchte ihm mit einem weiteren Hieb seiner Pranke den Kopf abzuschlagen und lachte als der Br abprallte und zurcktaumelte. Der Br brllte und Emmett brllte lachend zurck. Dann sprang er auf das Tier zu, das einen Kopf grer als er war und auf seinen Hinterpfoten stand und ihre Krper vielen eng umschlungen zu Boden und rissen eine Fichte mit sich. Das Brllen des Bren erstarb mit einem Gurgeln. Ein paar Minuten spter joggte Emmett auf mich zu. Sein Shirt war zerstrt, zerrissen und voller Blut, mit Fell bedeckt. Seine dunklen lockigen Haare waren in keinem besseren Zustand. Er hatte ein breites Grinsen im Gesicht. ,,Der war stark. Ich konnte es fast spren, als er nach mir schlug." ,,Du bist so ein Kind, Emmett." Er beugte mein gepflegtes, strahlend weies Button-Down Hemd. ,,Hast du es nicht geschafft, den Puma zu erledigen?" ,,Natrlich hab ich das geschafft. Aber ich esse nicht wie ein unzivilisierter Barbar." Emmett lachte. ,,Ich wnschte sie wren strker. Das wrde mehr Spa machen." ,,Niemand hat gesagt, du sollst dein Essen bekmpfen." ,,Ja, aber mit wem soll ich denn sonst kmpfen? Du und Alice, ihr schummelt, Rose will ihre Haare nicht durcheinander bringen und Esme wird sauer, wenn Jasper und ich wirklich zur Sache kommen." ,,Das Leben ist schon hart, nicht war?" Emmett grinste mich an, verlagerte ein wenig sein Gewicht so dass er genug Platz hatte um auszuholen. ,,Komm schon Edward. Schalt es fr eine Minute aus und kmpf fair." ,,Man kann das nicht ausschalten," erinnerte ich ihn. ,,Ich frag mich was dieses Menschenmdchen macht um dich aus ihrem Kopf zu halten?" berlegte Emmett. ,,Vielleicht kann sie mir ein paar Tipps geben." Mein Humor war mit einem Mal verschwunden. ,,Halt dich von ihr fern," knurrte ich durch meine Zhne. ,,Empfindlich, hmm?" Ich seufzte. Emmett setzte sich neben mich auf den Felsen.
,,Tut mir leid. Ich wei, dass du eine harte Zeit durchmachst. Ich geb mir wirklich mhe keine allzu groe Nervensge zu sein, aber da es Teil meiner Natur ist..." Er wartete darauf, dass ich ber seinen Witz lachte und verzog dann das Gesicht. Du bist immer so ernst. Was bedrckt dich? ,,Ich denke ber sie nach. Naja, ich sorge mich eher, ehrlichgesagt." ,,Was gibt es denn worber du dir Sorgen machen msstest? Du bist doch hier." Er lachte laut auf. Ich ignorierte auch diesen Witz, aber beantwortete seine Frage. ,,Hast du jemals darber nachgedacht, wie verletzlich sie alle sind? Wie viele Gefhrliche Dinge einem Sterblichen passieren knnen?" ,,Nicht wirklich. Aber ich glaube ich verstehe was du meinst. Ich war kein wirklicher Gegner fr einen Bren damals, nicht war?" ,,Bren," nuschelte ich und fgte dem Stapel eine weiter Angst hinzu. ,,Das wrde ihr zu ihrem Glck gerade noch fehlen, was? Verirrter Br in der Stadt: natrlich wrde er direkt Bella ber den Weg laufen." Emmett kicherte. ,,Du klingst ziemlich verrckt, weit du das?" ,,Stell dir nur mal fr einen Moment vor, Rosalie wre menschlich, Emmett. Und sie wrde einem Br ber den Weg laufen... oder von einem Auto berfahren werden... oder von einem Blitz getroffen... oder die Treppe herunterfallen... oder krank werden eine schwere Krankheit bekommen!" Die Worte flossen nur so aus mir heraus. Es war eine Erleichterung sie raus zu lassen sie hatte schon das ganze Wochenende in meinem Krper geeitert. ,,Feuer und Erdbeben und Tornados! Ugh! Wann hast du dir das letzte Mal die Nachrichten angesehen? Hast du gesehen, was den Menschen alles so passieren kann? Einbruch und Mord..." meine Zhne schlugen aufeinander und ich war pltzlich so aufgebracht von der Idee was ein anderer Mensch ihr antun knnte, dass ich nicht atmen konnte. ,,Hey, hey! Krieg dich wieder ein, Junge. Sie wohnt in Forks, du erinnerst dich? Sie wird also nass geregnet." Er zuckte mit den Schultern. ,,Ich glaube sie hat ernsthaftes Pech, Emmett, das glaube ich wirklich. Schau dir die Beweise an. Von all den Orten auf der Welt wo sie htte landen knnten, endet sie in einer Stadt, wo Vampire einen kleinen Teil der Bevlkerung ausmachen." ,,Ja, aber wir sind Vegetarier. Also ist es nicht eher Glck als Pech?" ,,So wie sie riecht? Definitiv Pech. Und noch greres Pech, dass sie fr mich noch so viel besser riecht." Ich schielte auf meine Hnde und hasste sie wieder. ,,Abgesehen davon, dass du nach Carlisle die beste Selbstbeherrschung von uns allen hast. Wieder Glck." ,,Der Van?" ,,Das war blo ein Unfall." ,,Du httest sehen sollen wie er immer und immer wieder versucht hat sie zu erwischen, Em. Ich schwre dir, es war als wre sie ein Magnet oder sowas." ,,Aber du warst da. Das war Glck." ,,War es? Ist das nicht das grte Pech dass ein Mensch haben kann ein Vampir der in ihn verliebt ist?" Emmett berschlug diesen Gedanken leise fr einen Moment. Er stellte sich das Mdchen vor und fand die Vorstellung uninteressant. Ehrlich ich versteh dich nicht. ,,Naja, ich kann Rosalies Vorzge auch nicht wirklich sehen," sagte ich unhflich. ,,Ehrlich, sie scheint anstrengender zu sein, als irgendein schnes Gesicht es wert ist." Emmett kicherte. ,,Ich denke nicht, dass du mir erzhlen wirst, was..."
,,Ich wei nicht, was sie fr ein Problem hat, Emmett," log ich mit einem pltzlichen breiten Grinsen. Ich sah rechtzeitig was er vorhatte um auszuweichen. Er versuchte mich von dem Felsen zu stoen und der Stein verursachte eine lautes Krachen als er sich zwischen uns spaltete. ,,Betrger," murmelte er. Ich wartete darauf, dass er es noch einmal versuchen wrde, aber seine Gedanken nahmen eine andere Richtung. Er stellte sich wieder Bellas Gesicht vor, aber weier mit blutroten Augen... ,,Nein," sagte ich und meine Stimme berschlug sich. ,,Es lst deine Probleme bzgl. Ihrer Sterblichkeit oder nicht? Und dann wrdest du sie auch nicht tten wollen. Wre das nicht der beste Weg?" ,,Fr mich? Oder fr sie?" ,,Fr dich," antwortet er leichthin. Sein Ton implizierte ein selbstverstndlich. Ich lachte humorlos. ,,Falsche Antwort." ,,Mir hat es nicht allzu viel ausgemacht," erinnerte er mich. ,,Rosalie schon." Er seufzte. Wir wussten beide, dass Rosalie alles tun wrde, alles aufgeben wrde um wieder ein Mensch zu sein. Sogar Emmett. ,,Ja, Rose schon," gab er leise zu. ,,Ich kann nicht... ich sollte nicht... ich werde Bellas Leben nicht zerstren. Wrdest du nicht genauso empfinden, wenn es Rosalie wre?" Emmett dachte einen Moment darber nach. Du... liebst sie wirklich? ,,Ich kann es nicht beschreiben, Emmett. Auf einmal bedeutet dieses Mdchen die Welt fr mich. Ich kann den Sinn der Welt nicht sehen, wenn sie nicht mehr da wre." Aber du wirst sie nicht verwandeln? Sie wird nicht fr immer da sein, Edward. ,,Das wei ich," grummelte ich. Und, wie du schon gesagt hast, sie ist irgendwie zerbrechlich. ,,Glaub mir das wei ich auch." Emmett war nicht besonders taktvoll und heikle Gesprche waren nicht seine Strke. Er zgerte nun, weil er nicht zu direkt sein wollte. Kannst du sie berhaupt berhren? Ich meine, wenn du sie liebst... wrdest du sie nicht, naja, anfassen wollen...? Emmett und Rosalie teilten eine sehr krperliche Liebe. Er konnte nicht nachvollziehen wie jemand lieben konnte ohne diesen Teil einer Beziehung. Ich seufzte. ,,An sowas kann ich nicht mal denken, Emmett" Wow. Was hast du denn dann fr Mglichkeiten? ,,Ich wei es nicht," flsterte ich. ,,Ich versuche einen Weg zu finden, sie zu... verlassen. Aber ich wei einfach nicht wie ich mich von ihr fernhalten sollte..." Mit tiefer Befriedigung stellte ich pltzlich fest, dass es richtig von mir war zu bleiben zumindest jetzt, wo Peter und Charlotte auf dem Weg nach Forks waren. Sie war sicherer wenn ich da war, zeitweise, als wenn ich weg wre. Fr den Moment konnte ich so etwas wie ihr Beschtzer sein. Der Gedanke whlte mich auf; ich brannte darauf so schnell wie mglich wieder zurck in Forks zu sein um diese Rolle so lange wie mglich zu erfllen. Emmett bemerkte die Vernderung in meinem Gesicht. Was denkst du gerade? ,,Genau jetzt," gab ich etwas beschmt zu, ,,kann ich es kaum erwarten nach Forks zu rennen und nach ihr zu sehen. Ich wei nicht, ob ich es bis Sonntagnacht aushalte."
,,Oh nein! Du gehst nicht frher nach Hause. Lass Rose etwas Zeit um sich abzuregen. Bitte! Mir zu liebe." ,,Ich werde versuchen zu bleiben," sagte ich zweifelnd. Emmett deutete auf das Handy in meiner Tasche. ,,Alice wrde anrufen, wenn es einen Grund fr deine Panik gbe. Sie ist genauso verrckt nach diesem Mdchen wie du." Ich zog ein Gesicht. ,,Gut. Aber ich bleibe nicht lnger als bis Sonntag." ,,Es gibt keinen Grund zurck zu eilen es wird sowieso sonnig werden. Alice sagte, wir htten Schulfrei bis Mittwoch." Ich schttelte starr meinen Kopf. ,,Peter und Charlotte wissen wie man sich benimmt." ,,Das ist mir wirklich egal, Emmett. Bei Bellas Glck geht sie genau zur falschen Zeit in den Wald und..." ich schrak zurck. ,,Peter ist nicht gerade bekannt fr seine Selbstbeherrschung. Ich werde Sonntag zurckgehen." Emmett seufzte. Wie ein Verrckter. Bella schlief tief und fest, als ich am frhen Montagmorgen durch ihr Fenster kletterte. Diesmal hatte ich an etwas l gedacht und das Fenster lie sich geruschlos aus dem Weg schieben. Daran, dass ihre Haare glatt auf dem Kissen lagen konnte ich erkenne, dass sie eine ruhigere Nacht hatte, als das letzte Mal als ich hier war. Sie hatte die Hnde unter ihrer Wange gefaltet wie ein kleines Kind und ihr Mund war leicht geffnet. Ich konnte hren wie ihr Atem langsam durch ihre Lippen ein und ausstrmte. Es war eine unglaubliche Erleichterung hier zu sein, sie wieder sehen zu knnen. Ich bemerkte, dass ich nicht wirklich ruhig war bis das der Fall war. Nichts stimmte, wenn ich nicht bei ihr war. Nicht dass alles richtig war, wenn ich bei ihr war... dennoch. Ich seufzte und lie das Feuer durch meine Kehle strmen. Ich war zu lange weg gewesen. Die ganze Zeit ohne den Schmerz und das Verlangen verstrkten es jetzt noch. Es war schlimm genug, dass ich mich nicht traute mich neben ihr Bett zu knien so dass ich die Buchtitel lesen konnte. Ich wollte die Geschichten in ihrem Kopf kennen, aber ich hatte vor noch mehr angst, als nur vor meinem Durst, Angst, dass ich wenn ihr so nahe kam, immer noch nher sein wollte... Ihre Lippen sahen sehr weich und warm aus. Ich konnte mir vorstellen sie mit meinen Fingerspitzen zu berhren. Ganz sanft... Das war genau die Art von Fehler die ich nicht zulassen konnte. Meine Augen glitten wieder und wieder ber ihr Gesicht und untersuchten es nach Vernderungen. Sterblich vernderten sich stndig der Gedanken ich knnte etwas verpassen macht mich traurig... Ich hatte den Eindruck sie she... mde aus. Als htte sie nicht genug Schlaf bekommen dieses Wochenende. War sie ausgegangen? Ich lachte leise und ironisch darber, dass mich der Gedanke strte. Was wre wenn? Ich besa sie nicht. Sie war nicht mein. Nein, sie war nicht mein und ich war wieder traurig. Sie drehte eine ihrer Hnde um und ich sah, dass sie schwache, ansatzweise verheilte Kratzer in ihrer Handflche hatte. Hat sie sich verletzt? Obwohl es offensichtlich keine schwere Verletzung war, strte es mich. Ich erinnerte mich daran wo sie dieses Wochenende gewesen war und schloss, dass gestolpert sein musste. Das schien eine glaubwrdige Erklrung zu sein.
Es war beruhigend zu wissen, dass ich ber diese kleinen Geheimnisse nicht ewig nachgrbeln musste. Wir waren jetzt Freunde - oder zumindest versuchten wir befreundet zu sein. Ich konnte sie nach ihrem Wochenende fragen nach dem Strand und welche Nachtaktivitt sie so erschpft aussehen lie. Ich konnte fragen, was mit ihren Hnden passiert war. Und ich konnte ein bisschen lachen, wenn sie meine Theorie besttigte. Ich lchelte sanft als ich mir vorstelle, dass sie vielleicht wirklich ins Meer gefallen war. Ich fragte mich ob sie eine schne zeit gehabt hat dort drauen. Ich fragte mich, ob sie vielleicht an mich gedacht hatte. Ob sie mich vielleicht auch nur einen Hauch so sehr vermisst hatte, wie ich sie vermisst hatte. Ich versuchte sie mir in der Sonne am Strand vorzustellen. Das Bild war allerdings unvollstndig, denn ich war noch nie am First Beach gewesen. Ich kannte ihn nur von Bildern... Ich fhle mich ein wenig unbehaglich als ich an den Grund dafr dachte, dass ich noch nie noch nie an diesem schnen Strand war, der, wenn man rannte, nur wenige Minuten von unserem Haus entfernt war. Bella hatte den Tag in La Push verbracht ein Ort an den es mir vertraglich verboten war zu gehen. Ein Ort an dem ein paar alte Mnner sich immer noch an die Geschichten ber die Cullens erinnerten, sich erinnerten und daran glaubten. An Ort an dem unser Geheimnis bekannt war... Ich schttelte meinen Kopf. Ich hatte nichts zu befrchten. Die Quileutes waren auch vertraglich gebunden. Sogar wenn Bella einer dieser alten Sagen begegnet wre, konnten sie nichts aufdecken. Und warum sollte das Thema berhaupt zur Sprache kommen? Warum sollte Bella ihre Verwunderungen dort aussprechen? Nein die Quileutes waren vermutlich eine der wenigen Dinge um die ich mir keinen Sorgen zu machen brauchte. Ich war sauer auf die Sonne, als sie aufzugehen begann. Sie erinnerte mich daran, dass ich meine Neugierde in den nchsten Tagen nicht stillen konnte. Warum entschied sie sich gerade jetzt zu scheinen? Mit einem Seufzer duckte ich mich aus ihrem Fenster bevor es hell genug war, dass mich irgendjemand sehen konnte. Ich hatte vor in dem dichten Wald bei ihrem Haus darauf zu warten, dass sie zur Schule aufbrach, aber als ich zwischen den Bumen ankam war ich berrauscht die Spur ihres Duftes auf dem schmalen Pfand zu erahnen. Ich folgte der Spur schnell, neugierig und wurde immer besorgter als sie mich tiefer in die Dunkelheit fhrte. Was hatte Bella hier drauen gemacht? Der Pfad verschwand pltzlich mitten im Nirgendwo. Sie war nur wenige Schritte von dem Pfad herunter in den Farn gegangen, wo sie den Stumpf eines umgestrzten Baumes berhrt hatte. Vielleicht dort gesessen hatte... Also, Bella, ich bin der Spur deines Geruchs in den Wald gefolgt, nachdem ich dein Zimmer verlassen hatte, wo ich dir beim schlafen zugesehen hatte... Ja, damit wrde ich das Eis brechen. Ich wrde nie erfahren was sie hier drauen gedacht und getan hatte, und ich schlug frustriert meine Zhne aufeinander. Schlimmer noch, das war genau das Szenario dass ich mir fr Emmett ausgedacht hatte Bella wanderte allein durch den Wald wo ihr Duft jeden ansprach der in der Lage war ihn zu verfolgen... Ich knurrte. Sie hatte nicht einfach nur Pech, sie forderte es auch noch heraus. Naja, jetzt hatte sie jedenfalls einen Beschtzer. Ich wrde ber sie wachen und sie vor allem schtzen so lange ich es verantworten konnte. Ich erwischte mich dabei, wie ich mir wnschte, Peter und Charlotte wrden etwas lnger bleiben.
8. Geist Ich sah nicht viel von Jaspers Besuch whrend der zwei sonnigen Tage, die sie in Forks verbrachten. Ich kam nur nach Hause damit Esme sich keine Sorgen machte. Ansonsten war mein Leben eher das eines Gespenstes statt eines Vampirs. Ich schwebte unsichtbar durch die Schatten, wo ich dem Objekt meiner Liebe und Begierde folgen konnte wo ich sie durch die Gedanken der glcklichen Menschen die mit ihr durch das Sonnenlicht spazieren konnten sehen und hren konnte, manchmal berhrten sie aus Versehen ihre Hand. Sie reagierte nie auf solche Berhrungen; diese Hnde waren genauso warm wie ihre. Die gezwungene Abwesenheit in der Schule war nie eine grere Herausforderung als jetzt. Aber die Sonne schien sie glcklich zu machen, also konnte ich sie nicht allzu sehr verabscheuen. Alles was ihr gefiel erhielt meine Zustimmung. Montagmorgen hrte ich eine Unterhaltung die fast mein Vertrauen zerstrte und meine Abwesenheit von Bella zur Folter machte. Als sie endete, verste sie mir jedoch den Tag. Ich hatte ein wenig Respekt vor Mike Newton; er hatte nicht einfach aufgegeben und sich zurckgezogen um seine Wunden zu lecken. Er war mutiger als ich gedacht htte. Er versuchte es erneut. Bella war ziemlich frh in der Schule und, sie genoss die Sonne so lang sie schien, setzte sich auf eine der Picknickbnke whrend sie auf das erste Luten wartete. Ihr Haar schimmerte in der Sonne auf unerwartete Art und Weise, offenbarten einen Rotton, den ich vorher nicht bemerkt hatte. Mike fand sie dort sie kritzelte wieder und war froh ber sein Glck. Es war schrecklich einfach nur zusehen zu knnen, machtlos, gebunden an die Schatten des Waldes durch das strahlende Sonnenlicht. Sie grte ihn freudig genug um ihn in Extase und mich in das Gegenteil zu versetzen. Na also, sie mag mich. Sie wrde nicht so lcheln wenn es nicht so wre. Ich wette sie wre gern mit mir zu dem Ball gegangen. Ich frag mich, was so wichtig ist in Seattle... Er bemerkte die Vernderung ihrer Haare. ,,Das hab ich vorher ja noch gar nicht bemerkt dein Haar ist ja rtlich." Ich entwurzelte versehentlich die Fichte an der meine Hand lehnte, als er eine ihrer Locken um seinen Finger wickelte. ,,Nur in der Sonne," sagte sie. Zu meiner tiefen Zufriedenheit rckte sie ein Stck von ihm weg, als er die Strhne hinters Ohr schob. Mike brauchte eine Minute um seinen Mut zusammen zu nehmen und verschwendete seine Zeit mit Small-Talk. Sie erinnerte ihn an den Aufsatz den wir alle am Mittwoch abgeben mussten. Aus dem zufriedenen Ausdrucks auf ihrem Gesicht zu urteilen, war ihrer bereits fertig. Er hatte es vollkommen vergessen und das dezimierte seine Freizeit. Verdammt schei Aufsatz. Endlich kam er zum Punkt ich presste meine Zhne so stark aufeinander, sie htten Granit pulverisieren knnen doch selbst dann schaffte er es nicht seine Frage geradeheraus zu stellen. ,,Ich hatte vor dich zu fragen, ob du vielleicht ausgehen mchtest." ,,Oh," sagte sie.
Dann waren beide kurz still. Oh? Was soll das heien? Wird sie Ja sagen? Warte ich glaub ich hab gar nicht richtig gefragt. Er schluckte schwer. ,,Naja, wir knnten etwas essen gehen, oder so... und ich knnte spter an meinem Aufsatz arbeiten." Dumm das war auch keine richtige Frage. ,,Mike..." Der Zorn und die Wut meiner Eifersucht waren genauso stark wie letzte Woche. Ich zerbrach einen weiteren Baum bei dem Versuch mich hier zu halten. Ich wollte so sehr ber den Schulhof rennen, zu schnell fr das menschliche Auge, und sie packen sie von diesem Jungen stehlen, den ich in diesem Moment so sehr hasste, dass ich ihn am liebsten gettet htte, und es htte mir Spa gemacht. Wrde sie Ja zu ihm sagen? ,,Ich glaube nicht, dass das eine so gute Idee wre." Ich atmete wieder. Mein aufgebrachter Krper beruhigte sich. Seattle war also doch eine Ausrede. Ich htte nicht fragen sollen. Was dachte ich mir blo? Ich wette es ist dieser Freak, Cullen... ,,Warum?" fragte er enttuscht. ,,Ich glaube..." zgerte sie. ,,Und wenn du irgendjemandem erzhlst, was ich dir jetzt sage, werde ich dich totschlagen..." Ich musste laut auflachen als diese Todesdrohung ihre Lippen verlie. Ein Eichelher kreischte, stolperte und flchtete bei dem Gerusch. ,,Aber ich denke, das wrde Jessica verletzten." ,,Jessica?" Was? Aber... Oh. Okay. Ich glaube... Also... Hh. Seine Gedanken ergaben keinen Sinn mehr. ,,Ehrlich, Mike, bist du blind?" Ich betete ihre Sentimentalitt an. Sie sollte nicht von jedem erwarten, dass er so Aufmerksam war wie sie, aber ehrlich dieser Umstand war unbersehbar. Bei dem Aufwand den es Mike gekostet hatte, Bella nach einem Date zu fragen, glaubte er nicht, dass es fr Jessica hnlich schwer war? Es musste Egoismus sein, der ihn anderen gegenber so blind machte. Und Bella war so selbstlos, sie sah alles. Jessica. Hh. Wow. Hmm. ,,Oh," brachte er schlielich heraus. Bella nutze seine Verwirrung um sich zu verdrcken. ,,Der Unterricht fngt gleich an und ich kann nicht schon wieder zu spt kommen." Von da an war Mike kein zur Verfgung stehender Aussichtspunkt mehr. Als er ber die Vorstellung von Jessica nachdachte, fand er, dass es ihm gefiel, dass sie ihn attraktiv fand. Sie war zweite Wahl, nicht so gut, wie wenn Bella so empfunden htte. Sie ist irgendwie s, denke ich. Ein schner Krper. Ein Spatz in der Hand... Er malte sich zwei neue Fantasien aus, die genauso vulgr waren, wie die ber Bella, aber nun waren sie eher lstig als rgerlich. Er verdiente keine von beiden; sie waren austauschbar fr ihn. Danach hielt ich mich aus seinem Kopf raus. Als sie auer Sichtweite war, hockte ich mich auf einen Baumstumpf und tanzte von Kopf zu Kopf um sie zu beobachten und war jedesmal froh, wenn Angela Webber zur Verfgung stand. Ich wnschte es gbe einen Weg dem Webber-Mdchen dafr zu danken, dass sie einfach nur ein netter Mensch war. Es beruhigte mich zu wissen, dass Bella wenigstens eine Freundin hatte, die es wert war, als solche bezeichnet zu werden. Ich betrachtete Bellas Gesicht aus jedem Blickwinkel der gerade zur Verfgung stand und ich konnte sehen, dass sie wieder traurig war. Das berraschte mich ich dachte die
Sonne wrde ausreichen um sie zum lcheln zu bringen. In der Pause sah ich wie sie immer wieder einen verstohlenen Blick zu dem leeren Cullen-Tisch warf und das erregte mich. Es gab mir Hoffnung. Vielleicht vermisste sie mich auch. Sie hatte Plne mit den anderen Mdchen auszugehen ich plante automatisch meine berwachung aber diese Plne wurden verschoben, als Mike Jessica zu dem Date einlud, dass er fr Bella geplant hatte. Also ging ich direkt zu ihr nach Hause, huschte kurz durch den Wald um sicher zu gehen, dass niemand gefhrliches zu nah vorbeigekommen war. Ich wusste, dass Jasper seinen einstigen Bruder gebeten hatte, die Stadt zu meiden er zitierte dabei meinen Wahnsinn, sowohl als Erklrung als auch als Warnung aber das war gar nicht ntig gewesen. Peter und Charlotte hatte nicht vor es sich mit meiner Familie zu verscherzen, aber Vorhaben konnten sich ndern... Na gut, ich bertrieb es. Das wusste ich. Als ob sie wusste, dass ich sie beobachtete, als ob sie Mitleid mit mir htte, weil ich jedesmal verzweifelte wenn ich sie nicht sehen konnte, kam Bella nach einer langen Stunde im Haus hinaus in den Garten. Sie hatte ein Buch in der Hand und eine Decke unter dem Arm. Leise kletterte ich in den nchsten Baum um den Garten zu berblicken. Sie breitete die Decke auf dem feuchten Gras aus, legte sich buchlings darauf und fing an durch das abgenutzte Buch zu blttern, als ob sie ihre Stelle suchen wrde. Ich las ber ihrer Schulter mit. Ah mehr Klassik. Sie war ein Austen Fan. Sie las schnell und kreuzte ihre Beine in der Luft. Ich beobachtete wie das Sonnenlicht und der Wind in ihren Haaren spielte, als ihr Krper sich pltzlich versteifte und ihre Hand auf der Seite gefror. Alles was ich sehen konnte war, dass sie Kapitel drei erreicht hatte und dann eine ganze Reihe Seiten auf einmal umbltterte. Ich erhaschte einen kurzen Blick auf die Titelseite, Mansfield Park. Sie begann eine neue Geschichte das Buch war ein Sammelband verschiedener Romane. Ich wunderte mich, warum sie die Geschichten so abrupt wechselte. Nur wenige Augenblicke spter schlug sie das Buch wtend zu. Mit einem verrgerten Gesichtsausdruck schob sie das Buch zur Seite und drehte sich auf ihren Rcken. Sie atmete tief ein, als msse sie sich beruhigen, krempelte ihr rmel hoch und schloss die Augen. Ich erinnerte mich an den Roman, aber ich konnte mich an nichts Anstiges darin erinnern, dass sie verrgert haben knnte. Ein weiteres Geheimnis. Ich seufzte. Sie lag sehr ruhig da, und bewegte sich nur einmal kurz um eine Haarstrhne aus ihrem Gesicht zu streichen. Ihr Haar fcherte sich um ihren Kopf aus, ein Fluss aus Haselnssen. Und dann war sie wieder bewegungslos. Ihr Atem wurde gleichmiger. Nach einigen langen Minuten begannen ihre Lippen zu beben. Murmelten im Schlaf. Ich konnte nicht widerstehen. Ich hrte mich soweit wie mglich in der Nachbarschaft nach Gedanken um. Zwei Esslffel Mehl... eine Tasse Milch... Komm schon! Nimm ihn in die Mangel! Komm schon! Rot oder Blau... oder vielleicht sollte ich etwas weniger aufflliges tragen... Es war niemand in der Nhe. Ich sprang auf den Boden und landete leise auf meinen Zehen. Das war absolut falsch, viel zu riskant. Wie herablassend ich einst Emmett gerichtet hatte fr seine Gedankenlose Art und Jasper fr seine Disziplinlosigkeit - und jetzt
missachtete ich bewusst alle Regeln mit solch einer Verachtung, die ihre Fehltritte wie nichts erscheinen lieen. Ich sollte der Verantwortungsbewusste sein. Ich seufzte, aber kroch dennoch ohne Rcksicht ins Sonnenlicht. Ich vermied es mich selbst anzusehen in den Strahlen der Sonne. Es war schlimm genug, dass meine Haut im Schatten steinern und unmenschlich war; Ich wollte Bella und mich nicht nebeneinander im Sonnenlicht sehen. Der Unterschied zwischen uns war sowieso schon unberbrckbar, schmerzvoll genug auch ohne dieses zustzliche Bild in meinem Kopf. Aber ich konnte die regenbogenfarbenen Punkte auf ihrer Haut nicht ignorieren, als ich nher kam. Ich war so ein Freak! Ich stellte mir ihre Panik vor, wenn sie jetzt die Augen ffnete... Ich wollte schon zurckweichen, aber sie murmelte wieder und hielt mich dort. ,,Mmm... Mmm." Nichts Verstndliches. Naja, ich wrde noch ein bisschen warten. Vorsichtig stahl ich ihr Buch, streckte meinen Arm aus und hielt meinen Atem an, als ich ihr so nahe war, nur zur Sicherheit. Ich begann wieder zu atmen als ich ein paar Meter entfernt war und teste wie das Sonnenlicht und die frische Luft ihren Duft beeinflusst hatten. Die Hitze schien den Duft zu versen. Meine Kehle flammte auf vor Verlangen, das Feuer war wieder frisch und wtend, weil ich zu lange von ihr getrennt gewesen war. Ich verbrachte einen Moment damit, mich zu konzentrieren und dann ich zwang mich durch meine Nase zu atmen lie ich das Buch in meinen Hnden auffallen. Sie hatte mit dem ersten Buch angefangen... Ich berflog die Seiten bis zum dritten Kapitel von Sinn und Sinnlichkeit auf der Suche nach irgendetwas Provozierendem auf Austen`s allzu hflichen Seiten. Meine Augen stoppten automatisch bei meinem Namen der Charakter Edward Ferrars wurde zum ersten Mal eingefgt Bella sprach wieder. ,,Mmm. Edward," seufzte sie. Dieses Mal hatte ich keine Angst, dass sie aufgewacht sein knnte. Ihre Stimme war nur ein leises Murmeln. Kein angsterfllter Schrei, den sie von sich gegeben htte, wenn sie mich jetzt gesehen htte. Freude rang mit dem Ekel vor mir selbst. Sie trumte immer noch von mir. ,,Edmund. Ah. Zu... hnlich..." Edmund? Ha! Sie trumte gar nicht von mir, stellte ich verbitterte fest. Der Ekel kam strker zurck. Sie trumte von fiktionalen Charakteren. So viel zu meiner Einbildung. Ich legte ihr Buch zurck und stahl mich zurck in die Schatten wo ich hingehrte. Der Nachmittag verstrich und ich beobachtete wie die Sonne langsam am Himmel versank und die Schatten langsam auf sie zu krochen. Ich fhlte mich wieder hilflos. Ich wollte die Schatten vertreiben, aber die Dunkelheit war unausweichlich; die Schatten verschlangen sie. Als das Licht verschwunden war, sah ihre Haut zu blass aus geisterhaft. Ihr Haar wieder dunkel, fast schwarz neben ihrem Gesicht. Es war bengstigend zu beobachten als wrde ich zusehen, wie Alices Vision in Erfllung ging. Bellas stetiger Herzschlag war die einzige Beruhigung, das Gerusch, das diesen Moment davon abhielt zu einem Albtraum zu werden. Ich war erleichtert als ihr Vater nach Hause kam. Ich konnte nicht viel von ihm hren, als er die Strae herunter Richtung Haus fuhr. Eine vage Verstimmung... in der Vergangenheit, irgendetwas von seinem Arbeitstag. Erwartung vermischt mit Hunger ich vermutete, dass er sich auf das Abendessen freute.
Aber diese Gedanken waren so leise und zurckhaltend, dass ich mir nicht sicher sein konnte; ich bekam nur das Wesentliche von ihnen mit. Ich fragte mich, wie ihre Mutter wohl klang welche genetischen Verbindungen sie so einzigartig machte. Bella wachte langsam auf und setzte sich ruckartig auf als der Wagen ihres Vaters die steinige Auffahrt entlangfuhr. Sie schaute sich um und wirkte verwirrt von der unerwarteten Dunkelheit. Fr einen kurzen Moment fiel ihr Blick auf die Schatten in denen ich mich versteckte, aber dann wandte sie sich wieder ab. ,,Charlie?" fragte sie leise whrend sie immer noch in die Bume sphte die um den Garten herumstanden. Er schlug die Autotr zu und sie sah in die Richtung aus der das Gerusch kam. Sie sprang schnell auf die Fe, raffte ihr Zeug zusammen und warf noch einen letzten Blick auf den Wald. Ich kletterte auf einen Baum, der nhe bei dem Kchenfenster stand und belauschte ihren Abend. Es war interessant Charlies Worte mit seinen verschlsselten Gedanken zu vergleichen. Seine Liebe und seine Sorge um seine einzige Tochter waren schier berwltigend, und doch waren seine Worte immer knapp und beilufig. Die meiste Zeit saen sie in geselliger Stille beisammen. Ich hrte wie sie ihre Plne fr den morgigen Tag in Port Angeles mit ihm besprach und ich passte meine eigenen Plne an, whrend ich zuhrte. Jasper hatte Peter und Charlotte nicht gebeten sich von Port Angeles fern zu halten. Obwohl ich wusste, dass sie ausreichend gesttigt waren und nicht vorhatten in der nheren Umgebung zu jagen, wrde ich sie nicht aus den Augen lassen, nur zur Sicherheit. Abgesehen davon, gab es immer noch andere meiner Art da drauen. Und dann waren da noch die vielen menschlichen Gefahren da drauen, ber die ich vorher nie nachgedacht hatte. Ich hrte wie sie sich darum sorgte ihren Vater mit den Vorbereitungen des Abendessens allein zu lassen und lchelte ber diese Besttigung meiner Theorie ja sie kmmerte sich um andere. Und dann ging ich mit dem Wissen, dass ich wiederkommen wrde wenn sie schlief. Ich wrde ihre Privatsphre nicht in dem Sinne missachten wie ein Spanner es tat. Ich war hier als ihr Beschtzer und nicht um sie anzugaffen, wie Mike Newton es zweifellos getan htte wenn er behende genug gewesen wre, sich so wie ich durch die Baumkronen zu bewegen. Ich wrde sie nicht so respektlos behandeln. Mein Haus war leer als ich zurckkam, was mir sehr recht war. Ich vermisste die verwunderten oder geringschtzigen Gedanken nicht, die meinen Verstand in Frage stellten. Emmett hatte eine Nachricht auf dem Treppenpfosten hinterlassen. Football auf dem Rainier Feld komm schon! Bitte? Ich fand einen Stift und kritzelte das Wort sorry unter seine Bitte. Die Teams waren auch ohne mich ausgeglichen. Ich machte den krzesten Jagdausflug meines Lebens, gab mich mit kleineren, harmloseren Kreaturen zufrieden, die nicht so gut schmeckten wie die Raubtiere und schlpfte in frische Kleidung bevor ich nach Forks zurckrannte. Bella schlief diese Nacht wieder unruhig. Sie zerwhlte ihr Bettlaken, ihr Gesicht mal besorgt und mal traurig. Ich fragte mich was fr ein Albtraum sie verfolgte... und bemerkte dann dass ich das vielleicht besser gar nicht wissen wollte. Wenn sie sprach, murmelte sie hauptschlich abfllig Dinge ber Forks in einem mrrischen Tonfall. Nur einmal, als sie die Worte ,,Komm zurck" seufzte und ihre Handflche nach auen drehte eine wortlose Bitte hatte ich die Hoffnung, dass sie vielleicht von mir trumte.
Der nchste Schultag, der letzt Tag an dem die Sonne mich gefangen hielt, war genau wie der Tag zuvor. Bella wirkte noch trauriger als gestern und ich fragte mich, ob sie ihre Plne doch noch absagen wrde sie schien nicht in der Stimmung dafr zu sein. Aber, da sie Bella war, wrde sie vermutlich das Vergngen ihrer Freunde ber ihr eigenes stellen. Sie trug heute eine dunkelblaue Bluse und die Farbe betonte ihre Haut perfekt, lie sie cremig aussehen. Als die Schule zu Ende war, vereinbarten sie, dass Jessica die anderen Mdchen abholen wrde Angela kam auch mit, wofr ich dankbar war. Ich ging nach Hause um meinen Wagen zu holen. Als ich dort Peter und Charlotte vorfand entschied ich, den Mdchen eine Stunde Vorsprung zu lassen. Ich htte es sowieso nicht ausgehalten mich an ihr Tempo zu halten um ihnen zu folgen ein scheulicher Gedanke. Ich kam zur Kche hinein und nickte Emmett und Esme kurz zu whrend ich an den anderen vorbei direkt zum Piano ging. Ugh, er ist zurck. Rosalie natrlich. Ah, Edward. Ich hasse es ihn so leiden zu sehen. Esmes Freude wurde von Sorge berlagert. Sie sollte besorgt sein. Diese Love Story die sie sich fr mich wnschte raste immer sprbarer auf eine Tragdie zu. Viel Spa in Port Angeles heute Abend, dacht Alice aufmunternd. Sag mir bescheid, wenn ich endlich mit Bella reden darf. Du bist erbrmlich. Ich kann es nicht fassen, dass du das Spiel letzte Nacht verpasst hast um jemanden beim Schlafen zu beobachten, grummelte Emmett. Jasper beachtete mich nicht in seinen Gedanken, auch nicht als das Stck dass ich zu spielen begann etwas strmischer klang als ich beabsichtigt hatte. Es war ein altes Stck mit einem bekannten Thema: Ungeduld. Jasper verabschiedete sich von seinen Freunden die mich neugierig beobachteten. Was fr eine seltsame Kreatur, dachte die weiblonde Charlotte, die ungefhr so gro war wie Alice. Und er war so normal und hflich als wir ihn das letzte Mal getroffen haben. Peters Gedanken stimmten mit ihren berein, wie es meistens der Fall war. Es muss an den Tieren liegen. Ohne menschliches Blut werden sie vielleicht alle irgendwann verrckt, schloss er. Sein Haar war genauso hell wie ihres und auch fast so lang. Sie waren sich sehr hnlich abgesehen von der Gre, denn er war ungefhr so gro wie Jasper sowohl optisch als auch in ihren Gedanken. Sie waren ein perfektes Paar. Alle auer Esme hrten bald auf ber mich nachzudenken und ich spielte gemigtere Tne um ihre Aufmerksamkeit nicht wieder auf mich zu lenken. Es war schwer das Mdchen nicht mehr zu sehen. Ich horchte erst wieder auf, als die Verabschiedung langsam endgltig klang. ,,Wenn du Maria wieder siehst," sagte Jasper ein bisschen ironisch, ,,bestell ihr schne Gre von mir." Maria war der Vampir der sie beide, Jasper und Peter erschaffen hatte Jasper in der letzten Hlfte des neunzehnten Jahrhunderts, Peter erst vor kurzem, in den Neunzehnhundertvierzigern. Sie hatte einmal nach Jasper gesehen, als wir in Calgary waren. Es war ein aufregender Besuch wir mussten sofort umziehen. Jasper hatte sie hflich gebeten, sich von nun an von uns fern zu halten. ,,Ich glaube nicht, dass das so bald passieren wird," sagte Peter lachend Maria war unglaublich gefhrlich und es war nicht mehr viel Zuneigung zwischen ihr und Peter brig geblieben. Peter war mageblich an Jaspers Treuebruch beteiligt. Jasper war immer Marias
Liebling gewesen; sie betrachtete es als unwichtige Kleinigkeit, dass sie einst vorhatte ihn zu tten. ,,Aber wenn es passieren sollte, werde ich es ihr auf jeden Fall ausrichten." Sie reichten sich die Hnde. Ich lie das Stck zu einem unbefriedigenden Ende auslaufen und stand hastig auf. ,,Charlotte, Peter," sagte ich und nickte. ,,Es war nett dich wiederzusehen, Edward," sagte Charlotte zweifelnd. Peter nickte nur zustimmend. Verrckter, warf mir Emmett nach. Idiot, dachte Rosalie zur gleichen Zeit. Armer Junge. Esme. Und Alice, in einem neckenden Tonfall. Sie gehen direkt nach Osten, nach Seattle. Nicht mal in die Nhe von Port Angeles. Sie zeigte mir den Beweis in ihrer Vision. Ich tat so als htte ich sie nicht gehrt. Meine Entschuldigungen waren sowieso schon schwach genug. Sobald ich in meinem Auto war, fhlte ich mich entspannter; das stabile Schnurren des Motors das Rosalie fr mich verstrkt hatte letztes Jahr als sie noch bessere Laune hatte war beruhigend. Es war eine Erleichterung in Bewegung zu sein, zu wissen, dass ich mit jeder Meile die unter mir hinweg flog nher zu Bella kam.
9. Port Angeles Als ich in Port Angeles ankam war es noch zu hell fr mich um in die Stadt zu fahren; die Sonne stand immer noch zu hoch am Himmel, und, obwohl meine Scheiben schwarz getnt waren, wollte ich kein unntiges Risiko eingehen. Mehr unntige Risiken, sollte ich sagen. Ich war zuversichtlich, dass ich Jessicas Gedanken auch aus der Ferne finden wrde Jessicas Gedanken waren lauter als Angelas, aber wenn ich die eine gefunden hatte, konnte ich auch die andere finden. Wenn die Schatten lnger wurden, konnte ich nher kommen. Aber jetzt lenkte ich den Wagen erst mal von der Strae auf eine berwucherte Einfahrt kurz vor der Stadt die selten genutzt wurde. Ich wusste die ungefhre Richtung in der ich suchen msste es gab wirklich nur einen Ort in Port Angeles wo man Klamotten kaufen konnte. Es dauerte nicht lange bis ich Jessica gefunden hatte, die sich vor einem dreigeteilten Spiegel hin und her drehte, und ich konnte Bella im Hintergrund sitzen sehen, um das lange schwarze Kleid, das sie trug zu begutachten. Bella sieht immer noch sauer aus. Ha ha. Angela hatte recht Tyler hatte sich etwas eingebildet. Trotzdem kann ich nicht verstehen, warum sie sich so anstellt. Immerhin wei sie, dass sie ein Date in Reserve hat fr den Abschlussball. Was wenn Mike sich auf dem Frhlingsball nicht amsiert und mich nicht noch einmal fragt, ob ich mit ihm ausgehen mchte? Was wenn er Bella zum Abschlussball einldt? Htte sie Mike gefragt ob er mit ihr zum Frhlingsball geht, wenn ich nichts gesagt htte? Findet er sie hbscher als mich? Findet sie sich hbscher als mich? ,,Ich glaube ich finde das Blaue besser. Es betont deine Augen." Jessica lchelte Bella mit falscher Wrme an, whrend sie sie misstrauisch anschielte. Glaubt sie das wirklich? Oder will sie, dass ich am Samstag wie eine Kuh aussehe? Ich hatte schon keine Lust mehr, Jessica zuzuhren. Ich suchte in der Nhe nach Angela ah, aber Angela zog sich grad um und ich verschwand schnell wieder aus ihrem Kopf um ihr etwas Privatsphre zu geben. Naja, es gab nicht viele Gefahren denen Bella in einem Bekleidungsgeschft ausgesetzt war. Ich wrde sie erst mal in Ruhe shoppen lassen und sie dann einholen wenn sie fertig waren. Es wrde nicht mehr lange dauern bis es dunkel war die Wolken kamen langsam aus Richtung Westen zurck. Ich sah sie nur schemenhaft zwischen den dicken Bumen, aber ich konnte sehen, wie sie den Sonnenuntergang beschleunigten. Ich freute mich ber sie, erflehte sie mehr als ich mich jemals zuvor nach ihren Schatten gesehnt hatte. Morgen konnte ich wieder neben Bella in der Schule sitzen, ihre ganze Aufmerksamkeit whrend der Pause fr mich beanspruchen. Ich konnte ihr all die Fragen stellen, die ich mir aufgehoben hatte... Also, sie war sauer ber Tylers Annahme. Ich hatte es in seinem Kopf gesehen dass er es wrtlich gemeint hatte, als er vom Abschlussball sprach, dass er ein Anrecht erhob. Ich erinnerte mich an ihren Gesichtsausdruck an diesem einen Nachmittag dieser geschockte Zweifel und ich lachte. Ich fragte mich, was sie ihm wohl dazu sagen wrde. Ich wrde ihre Reaktion nicht verpassen wollen.
Die Zeit verging langsam whrend ich darauf wartete, dass die Schatten lnger wurden. Ich schaute hin und wieder nach Jessica; ihre mentale Stimme war am einfachsten zu finden, aber ich hielt es dort nicht lange aus. Ich sah das Restaurant indem sie planten zu Abend zu essen. Dann wrde es dunkel sein... vielleicht wrde ich zufllig dasselbe Restaurant whlen. Ich berhrte das Telefon in meiner Tasche und berlegte ob ich Alice zum Essen einladen sollte... Das wrde ihr gefallen, aber sie wrde auch mit Bella reden wollen. Ich war mir nicht sicher, ob ich bereit war um Bella noch weiter in meine Welt zu involvieren. War ein Vampir nicht schon Problem genug? Ich schaute wieder bei Jessica rein. Sie dachte ber ihren Schmuck nach und fragte Angela nach ihrer Meinung. ,,Vielleicht sollte ich die Kette zurckbringen. Ich hab eine Zuhause die passen knnte, auerdem hab ich schon mehr Geld ausgegeben als ich durfte..." Meine Mutter wird ausrasten. Was hab ich mir nur dabei gedacht? ,,Es macht mir nichts aus zu dem Laden zurck zu gehen. Aber meinst du nicht, Bella wird sich wundern wo wir bleiben?" Was war das? Bella war nicht bei ihnen? Ich schaute zuerst durch Jessicas Augen, dann durch Angelas. Sie waren auf dem Gehweg vor einer Reihe von Lden und machten gerade kehrt. Bella war nirgendwo zu sehen. Oh, wen interessiert denn schon Bella? Dachte Jessica ungeduldig bevor sie Angelas Frage beantwortete. ,,Es geht ihr sicher gut. Wir werden schon noch frh genug bei dem Restaurant sein, auch wenn wir zurck gehen. Abgesehen davon hatte ich den Eindruck, dass sie allein sein wollte." Ich erhaschte einen kurzen Blick auf einen Buchladen zu dem Jessica dachte, dass Bella gegangen seih. ,,Dann lass uns beeilen," sagte Angela. Ich hoffe, Bella denkt nicht wir htten sie sitzen lassen. Sie war heute im Auto so nett zu mir... sie ist wirklich ein liebenswerter Mensch. Aber sie wirkte den ganzen Tag irgendwie deprimiert. Ich frag mich, ob das mit Edward Cullen zusammenhngt? Ich wette, deshalb hat sie nach seiner Familie gefragt... Ich htte besser aufpassen sollen. Was hatte ich sonst noch verpasst? Bella lief hier ganz alleine herum und sie hatte vorher nach mir gefragt? Angela schenkte nun Jessica ihre Aufmerksamkeit Jessica quasselte ber diesen Idioten Mike und ich konnte keine Informationen mehr von ihr bekommen. Ich kontrollierte die Schatten. Die Sonne wrde sehr bald hinter den Wolken verschwunden sein. Wenn ich auf der westlichen Seite der Strae blieb, wo die Gebude sie vor dem schwindenden Licht abschirmten... Ich wurde langsam ngstlich whrend ich durch den dichten Verkehr Richtung Stadtmitte fuhr. Damit hatte ich nicht gerechnet Bella lief alleine los und ich hatte keine Ahnung, wie ich sie finden knnte. Ich htte damit rechnen mssen. Ich kannte Port Angeles gut; ich fuhr direkt zu dem Buchladen aus Jessicas Kopf, in der Hoffnung, dass meine Suche kurz sein wrde, bezweifelte jedoch, dass es so einfach sein wrde. Wann machte Bella es je einfach? Und natrlich war der kleine Laden leer, abgesehen von der seltsam gekleideten Frau hinter der Kasse. Das sah nicht nach einem Ort aus, an dem Bella interessiert gewesen wre zu New Age fr eine bodenstndige Person. Ich fragte mich, ob sie berhaupt hineingegangen war? Da war ein schattiges Pltzchen in dem ich parken konnte... Von dem Platz fhrte ein dunkler Pfad direkt bis zum berhang des Ladens. Das sollt ich wirklich nicht tun. Zu dieser Tageszeit herumzulaufen war nicht sicher. Was wenn ein vorbeifahrendes Auto die Sonne in genau dem falschen Moment in Richtung Schatten reflektieren wrde? Aber ich wusste nicht, wie ich sonst nach Bella suchen sollte!
Ich parkte, stieg aus und hielt mich im tiefsten Schatten auf. Schnell hastete ich in den Laden und erhaschte den Hauch von Bellas Duft in der Luft. Sie war hier gewesen, auf dem Gehweg, aber kein Zeichen ihrer Anwesenheit im Laden. ,,Guten Tag! Kann ich ihnen helfen..." begann die Verkuferin, aber da war ich lngst wieder zur Tr hinaus. Ich folgte Bellas Duft soweit der Schatten es erlaubte und hielt am Rande des Sonnenlichts an. Wie hilflos ich mich fhlte eingepfercht von der schmalen Linie zwischen Dunkelheit und Licht, die sich ber den Gehweg vor mir zog. So eingeschrnkt. Ich konnte nur raten, dass sie der Strae in Richtung Sden gefolgt war. Dort gab es nicht viel zu sehen. Hatte sie sich verlaufen? Naja, das schien nicht besonders abwegig. Ich stieg wieder ins Auto und fuhr langsam durch die Straen, auf der Suche nach Ihr. Hin und wieder stieg ich an Schattigen Stellen aus, aber ich witterte ihren Duft nur noch ein Mal und die Richtung in die er wehte, verwirrte mich. Wo wollte sie hin? Ich fuhr ein paarmal zwischen dem Buchladen und dem Restaurant hin und her, in der Hoffnung ihr auf dem Weg zu begegnen. Jessica und Angela waren bereits da und berlegten ob sie schon mal bestellen oder noch auf Bella warten sollten. Jessica drngte dazu, sofort zu bestellen. Ich begann durch die Gedanken von Fremden zu huschen um durch ihre Augen zu sehen. Bestimmt musste sie irgendwer gesehen haben. Je lnger sie verschwunden blieb umso nervser und besorgter wurde ich. Ich htte nie gedacht, dass es so schwer sein wrde, sie wieder zu finden, wenn ich sie einmal, wie jetzt, verlieren wrde. Das gefiel mir nicht. Die Wolken verdichteten sich am Horizont und in ein paar Minuten konnte ich ihr zu Fu folgen. Dann wrde ich nicht mehr so lange brauchen. Einzig die Sonne machte mich so hilflos. Nur noch ein paar Minuten und der Vorteil lge wieder auf meiner Seite, dann wre die menschliche Welt wieder machtlos. Andere Gedanken und wieder andere. So viele belanglose Gedanken. ... ich glaube das Baby hat schon wieder eine Ohrenentzndung... War es sechs vier null oder sechs null vier...? Schon wieder zu spt. Ich sollte ihm mal sagen... Da kommt sie! Aha! Endlich, da war ihr Gesicht. Letztendlich hatte jemand sie bemerkt! Die Erleichterung hielt nur fr den Bruchteil einer Sekunde und dann las ich die Gedanken des Mannes der aus dem Schatten ihr Gesicht begutachtete genauer. Sein Geist war mir fremd und doch nicht ganz unbekannt. Einst hatte ich genau solche Gedanken gejagt. ,,NEIN!" brllte ich, und ein gewaltiges Knurren brach aus meiner Kehle. Mein Fu trat das Gaspedal durch, aber wo sollte ich hinfahren? Ich kannte die ungefhre Richtung aus der die Gedanken kamen, aber das Wissen war nicht detailiert genug. Irgendetwas, da musste irgendetwas sein ein Straenschild, eine Ladenfront, irgendetwas in seinem Blickfeld, dass seinen Aufenthaltsort verraten wrde. Aber Bella stand im Schatten und sein Blick war auf ihr verngstigtes Gesicht geheftet er genoss ihre Angst. Ihr Gesicht verschwamm in seinen Gedanken mit anderen Gesichtern. Bella war nicht sein erstes Opfer. Das Gerusch meines Knurrens brachte den Autorahmen zum vibrieren, aber das lenkte mich nicht ab.
In den Wnden hinter ihr waren keine Fenster. Irgendwo im Industriegebiet, weit weg von der bevlkerten Einkaufsstrae. Mein Wagen fuhr quietschend um die Kurve, berholte ein anderes Fahrzeug auf dem Weg in die, wie ich hoffte, richtige Richtung. Als der andere Fahrer hupte, war das Gerusch schon weit hinter mir. Sie nur wie sie zittert! Der Mann lachte erwartungsvoll. Die Angst war seine Motivation er genoss es. ,,Bleib weg von mir." Ihre Stimme war ruhig und fest, kein Schrei. ,,Seih doch nicht so, Herzchen." Er sah wie sie sich zu einem rauen Lachen umdrehte, das aus einer anderen Richtung kam. Das Gerusch verrgerte ihn Halts Maul, Jeff! Dachte er aber er mochte es wie sie zusammenzuckte. Es erregte ihn. Er begann sich ihre Bitten vorzustellen, wie sie betteln wrde... Ich hatte nicht mitbekommen, dass da noch andere bei ihm waren, bis ich das Lachen gehrt hatte. Ich verlie seine Gedanken auf der Verzweifelten Suche nach etwas was ich gebrauchen knnte. Er machte einen Schritt auf sie zu und bog seine Finger durch. Die Gedanken um ihn herum waren nicht so eine Kloake wie seine. Sie waren alle leicht betrunken und keiner von ihnen war sich darber im Klaren wie weit der Kerl, den sie Lonnie nannten, vorhatte zu gehen. Sie folgten ihm blind. Er hatte ihnen ein bisschen Spa versprochen... Einer von ihnen sah nervs die Strae hinunter er wollte nicht dabei erwischt werden wie er ein Mdchen belstigte und gab mir was ich brauchte. Ich erkannte die Kreuzung zu der er hinbersah. Ich berfuhr eine rote Ampel und schlidderte durch eine Lcke zwischen zwei Autos die gerade gro genug fr meinen Wagen war. Hinter mir erhob sich ein wahres Hupkonzert. Mein Handy vibrierte in meiner Tasche. Ich ignorierte es. Lonnie bewegte sich langsam auf das Mdchen zu um die Spannung zu steigern der Moment des Schreckens der ihn erregte. Er wartete auf ihren Schrei um ihn auszukosten. Aber Bella hielt den Mund geschlossen und spannte ihren Krper. Er war berrascht er hatte erwartet, dass sie versuchen wrde, wegzurennen. berrascht und ein wenig enttuscht. Er mochte es, seiner Beute nach zu rennen, das Adrenalin der Jagd. Diese hier ist mutig. Ich denke, dass ist vielleicht sogar besser... sie ist kmpferisch. Ich war nur noch einen Block entfernt. Das Monster konnte jetzt das Drhnen meines Motors hren, aber er beachtet ihn nicht, er war zu sehr auf sein Opfer versteift. Mal sehen, wie er die Jagd fand, wenn er die Beute war. Mal sehen, was er von meiner Art zu jagen hielt. In einem anderen Teil meiner Gedanken ging ich bereits die verschiedenen Foltermethoden durch, die ich in meinen Tagen der Selbstjustiz bezeugt hatte, um die schmerzvollste herauszusuchen. Er wrde dafr leiden. Er wrde sich vor Schmerz winden. Die anderen wrden einfach nur sterben, aber das Monster das Lonnie hie wrde um seinen Tod betteln lange bevor ich ihm dieses Geschenk machen wrde. Ich war in der Strae, die ihre kreuzte. Ich flog scharf um die Kurve, meine Scheinwerfer huschten ber die Szenerie und lieen alle erstarren. Ich htte den Anfhrer berfahren knnen, der zur Seite sprang, aber das war ein zu schneller Tod fr ihn. Der Wagen drehte sich und rutschte ber die Fahrbahn, bis er wieder in die Richtung zeigte aus der ich gekommen war. Die Beifahrertr war Bella am nchsten und ich lie sie aufschwingen. Sie rannte bereits zum Wagen. ,,Steig ein," knurrte ich.
Was zum Teufel? Ich wusste, dass das keine gute Idee ist! Sie ist nicht allein. Soll ich rennen? Ich glaub ich muss mich bergeben... Bella sprang durch die offene Tr ohne zu zgern und schlug sie hinter sich zu. Und dann sah sie mich an, mit dem vertrauensvollsten Blick den ich je an einem Menschen gesehen hatte und all meine brutalen Plne fielen in sich zusammen. Es dauerte weniger als eine Sekunde bis ich begriff, dass ich sie nicht im Wagen lassen konnte whrend ich mich um die vier Mnner auf der Strae kmmerte. Was wrde ich ihr sagen, nicht hinsehen? Hah! Wann tat sie jemals das was ich ihr sagte? Wann tat sie jemals etwas Sicheres? Wrde ich die Kerle wegzerren, weg aus ihrer Sichtweite, und sie hier alleine lassen? Es war eher unwahrscheinlich, dass ein weiterer gefhrlicher Mensch heute Nacht durch die Straen von Port Angeles schlich, aber der erste war genauso unwahrscheinlich gewesen! Wie ein Magnet zog sie alles Gefhrlich an. Ich konnte sie nicht aus den Augen lassen. Fr sie wirkte es wie ein und dieselbe Bewegung als ich beschleunigte und sie so schnell von ihren Verfolgern wegbrachte, dass diese meinem Wagen nur mit einem verstndnislosen Blick hinterher starrten. Sie hatte mein Zgern nicht bemerkte. Fr sie sah es so aus, als wre Flucht von Anfang an der Plan gewesen. Ich konnte ihn nicht einmal anfahren. Das wrde ihr Angst machen. Ich wollte seinen Tod so verzweifelt, dass das Verlangen danach in meinen Ohren klingelte, meine Sicht vernebelte und wie ein bitterer Nachgeschmack auf meiner Zunge lag. Meine Muskeln waren von dem Druck angespannt, der Begierde, der Notwendigkeit. Ich musste ihn tten. Ich wrde ihn langsam schlen, Stck fr Stck, Haut von Muskel, Muskel von Knochen... Allerdings sa da das Mdchen das einzige Mdchen auf dieser Welt dass sich mit beiden Hnden in den Sitz krallte und mich anstarrte, ihre Augen immer noch geweitet und voller Vertrauen. Vergeltung wrde warten mssen. ,,Schnall dich an," befahl ich. Meine Stimme war rau vor lauter Hass und Blutdurst. Nicht der gewhnliche Blutdurst. Ich wrde mich nicht damit beflecken irgendeinen Teil dieses Mannes in mir aufzunehmen. Sie schloss den Sicherheitsgurt und schreckte zusammen bei dem leisen Klicken. Dieses kleine Gerusch lies sie zusammenzucken, aber es strte sie nicht, dass ich durch die Strae jagte und alle Verkehrsregeln missachtete. Ich fhlte dass sie mich ansah. Sie wirkte seltsam entspannt. Das ergab keinen Sinn fr mich nicht nachdem was sie gerade erlebt hatte. ,,Bist du okay?" fragte sie, ihre Stimme war rau vor Aufregung und Angst. Sie wollte wissen, ob ich okay war? Ich dachte fr den Bruchteil einer Sekunde ber ihre Frage nach. Nicht lange genug fr sie um das Zgern zu bemerken. War ich okay? ,,Nein," bemerkte ich und mein Ton schumte vor Wut. Ich brachte sie zu derselben unbenutzten Einfahrt an der ich den Nachmittag verbracht hatte, beschftigt mit der erbrmlichsten berwachung berhaupt. Unter den Bumen war sie jetzt schwarz. Ich war so wtend, dass mein Krper erstarrte und ich bewegungslos dasa. Meine eisigen Hnde sehnten sich danach ihren Angreifer zu erschlagen, ihn in Stcke zu reien und so zu verstmmeln, dass man seinen Krper nie mehr identifizieren knnte... Aber das wrde beinhalten, dass ich sie hier allein lassen musste, ungeschtzt in der dunklen Nacht.
,,Bella?" fragte ich mit zusammengepressten Zhnen. ,,Ja?" erwiderte sie heiser. Sie rusperte sich. ,,Geht es dir gut?" das war das allerwichtigste, oberste Prioritt. Vergeltung war zweitrangig. Ich wusste das, aber mein Krper war so voller Wut, dass ich kaum denken konnte. ,,Ja." Ihre Stimme war immer noch belegt vor Angst, kein Zweifel. Also konnte ich sie nicht allein lassen. Selbst wenn sie aus irgendwelchen unerfindlichen Grnden mal nicht in dauernder Gefahr schwebte ein blder Scherz, den das Universum mit mir trieb - selbst wenn ich sicher sein konnte, dass sie in meiner Abwesenheit absolut sicher war, konnte ich sie in der Dunkelheit nicht allein lassen. Sie musste schreckliche angst haben. Dennoch war ich im Moment nicht in der Lage sie zu trsten selbst wenn ich gewusst htte wie man so etwas macht, was ich nicht wusste. Sicher wrde sie die Gewaltbereitschaft spren, die ich ausstrahlte, so viel war offensichtlich. Ich wrde sie nur noch mehr ngstigen, wenn ich die Lust jemanden abzuschlachten, die in mir brodelte, nicht bndigen konnte. Ich musste an etwas anderes denken. ,,Lenk mich bitte ab," bat ich sie. ,,Wie bitte?" Ich hatte kaum genug Selbstkontrolle um ihr zu erklren, was ich brauchte. ,,Plapper ber irgendetwas unbedeutendes bis ich mich beruhigt habe," erklrte ich mit zusammengekniffenen Zhnen. Einzig die Tatsache, dass sie mich brauchte, hielt mich im Wagen. Ich konnte die Gedanken des Mannes hren, seine Enttuschung, seine Wut... Ich wusste wo ich ihn finden konnte... Ich schloss meine Augen und wnschte mir, dass ich nichts sehen konnte... ,,hm..." Sie zgerte ich vermute sie versuchte aus meiner Bitte schlau zu werden. ,,Ich werde wohl Tyler Crowley morgen nach der Schule berfahren?" Sie sagte es, als wre es eine Frage. Ja das war es was ich brauchte. Natrlich fing Bella mit etwas an, womit ich berhaupt nicht gerechnet hatte. Genau wie vorher klang der Hang zur Gewalt in ihrer Stimme eher belustigt ein alberner Widerspruch. Wenn ich nicht innerlich gebrannt htte vor lauter Verlangen jemanden zu tten, htte ich gelacht. ,,Warum?" bellte ich um sie zum weitersprechen zu bewegen. ,,Er erzhlt berall herum, dass ich mit ihm zum Abschlussball gehen wrde," sagte sie, ihre Stimme hatte wieder diesen wtenden Tiger-Ktzchen-Tonfall. ,,Entweder er ist total verrckt, oder er versucht immer noch es wieder gut zu machen, dass er mich fast gettet htte, letzten... naja, du weit schon wann," fgte sie trocken hinzu, ,,und irgendwie glaubt er, der Abschlussball wre die beste Mglichkeit, das zu tun. Also hab ich mir gedacht, wenn ich sein Leben auch in Gefahr bringe, sind wir quitt, und er kann aufhren sich schuldig zu fhlen. Ich kann ganz gut auf Feinde verzichten und vielleicht hrt Lauren auf Gift zu versprhen, wenn er mich in Ruhe lsst. Vielleicht muss ich aber auch seinen Sentra schrotten," fuhr sie gedankenverloren fort. ,,Wenn er kein Auto hat, kann er auch niemanden zum Abschlussball fahren..." Es war ermutigend zu sehen, dass sie manche Dinge auch mal falsch verstand. Tylers Aufmerksamkeit hatte nichts mit dem Unfall zu tun. Sie schien nicht zu verstehen wie sie auf die menschlichen Jungs an der High School wirkte. Merkte sie auch nicht, wie sie auf mich wirkte?
Ah, es funktionierte. Ihre verblffenden Gedankengnge zogen doch immer wieder meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich begann wieder die Kontrolle ber mich zu gewinnen, etwas anderes als Rache und Folter zu sehen... ,,Davon hab ich gehrt," erzhlte ich ihr. Sie hatte aufgehrt zu reden und ich musste sie dazu bringen, dass sie weitersprach. ,,Du hast davon gehrt?" fragte sie unglubig. Und dann klang sie wtender als zuvor. ,,Wenn er vom Hals abwrts gelhmt ist kann er auch nicht zum Ball gehen." Ich wnschte es gbe einen Weg sie zu bitten mit ihren Mordgelsten und angedrohten Krperverletzungen fortzufahren ohne verrckt zu klingen. Sie htte sich keine bessere Methode einfallen lassen knnen um mich zu beruhigen. Und ihre Worte fr sie reiner Sarkasmus, bertreibung waren eine Erinnerung die ich in diesem Moment herzlich gebrauchen konnte. Ich seufzte und ffnete meine Augen. ,,Besser?" fragte sie ngstlich. ,,Nicht wirklich." Nein, ich war ruhiger aber mir ging es nicht besser. Denn ich hatte gerade festgestellt, dass ich das Monster namens Lonnie nicht tten knnte, aber ich wollte es immer noch mehr als fast alles andere auf der Welt. Fast. Das einzige was ich im Moment mehr wollte, als einen absolut berechtigten Mord zu begehen, war dieses Mdchen. Und, obwohl ich sie nicht haben konnte, machte der Traum sie zu haben es mir unmglich heute Nacht auf Mordtour zu gehen ganz egal wie gerechtfertigt diese Sache sein wrde. Bella verdiente etwas Besseres als einen Mrder. Ich hatte sieben Jahrzehnte damit verbracht etwas anderes als das zu sein alles andere als ein Mrder. Diese Jahrelange Anstrengung konnte mich dennoch nicht zu dem machen, den dieses Mdchen, das neben mir sa, verdiente. Und dennoch hatte ich das Gefhl, wenn ich zu diesem Leben zurckkehrte das Leben eines Mrders wenn auch nur fr eine Nacht, wrde ich sie fr immer verlieren. Selbst wenn ich nicht ihr Blut trank selbst wenn ich nicht das flammende Rot als Beweis in meinen Augen htte wrde sie den Unterschied nicht bemerkten? Ich versuchte gut genug fr sie zu sein. Das war ein unmgliches Ziel. Aber ich wrde es weiter versuchen. ,,Was ist los?" flsterte sie. Ihr Atem fllte meine Nase und erinnerte mich daran, warum ich sie nicht verdiente. Nach all dem was passiert war, sogar mit all der Liebe die ich fr sie empfand... mir lief immer noch das Wasser im Munde zusammen. Ich wrde ihr soviel Ehrlichkeit geben wie ich konnte. Das schuldete ich ihr. ,,Manchmal habe ich etwas Probleme mich zu beherrschen, Bella." Ich starrte in die schwarze Nacht und wnschte mir, dass sie den Schrecken in meiner Stimme hrte und gleichzeitig auch nicht. Der Wunsch sie wrde es nicht hren, war strker. Lauf, Bella, lauf. Bleib, Bella, bleib. ,,Aber es wre nicht hilfreich, wenn ich zurckfahren und sie jagen wrde..." allein schon der Gedanke daran, lie mich fast aus dem Wagen springen. Ich atmete tief durch und lie ihren Duft meine Kehle hinunter brennen. ,,Jedenfalls, versuche ich mich davon zu berzeugen." ,,Oh." Sie sagte nichts weiter. Wie viel hatte sie aus meinen Worten herausgehrt? Ich schielte heimlich zu ihr herber, aber in ihrem Gesicht war nichts zu lesen. Ausdruckslos vor Schock, vielleicht. Naja, sie schrie wenigstens nicht. Noch nicht.
Fr einen Moment war es still. Ich rang mit mir selbst bei dem Versuch etwas zu sein was ich sein sollte. Was ich nicht sein konnte. ,,Jessica und Angela werden sich Sorgen machen," sagte sie leise. Ihre Stimme klang sehr ruhig und ich war mir nicht sicher, wie das sein konnte. Stand sie unter Schock? Vielleicht hatte sie die Geschehnisse des heutigen Abends noch nicht ganz realisiert? ,,Wir wollten uns treffen." Wollte sie weg von mir? Oder machte sie sich nur Gedanken, um die Sorge ihrer Freunde? Ich antwortete ihr nicht, sondern startete den Wagen und fuhr zurck. Mit jedem Schritt den ich der Stadt nher kam, wurde es schwerer mich an meine Vorstze zu halten. Ich war schon viel zu nah an ihm dran... Wenn es unmglich war wenn ich dieses Mdchen niemals haben oder verdienen knnte wo war dann der Sinn darin, diesen Kerl unbeschadet davon kommen zu lassen? Bestimmt wrde ich mir soviel erlauben knnen... Nein. Ich wrde nicht aufgeben. Noch nicht. Ich wollte sie zu sehr um zu kapitulieren. Wir waren bereits an dem Restaurant an dem sie ihre Freunde treffen wollte, bevor ich berhaupt den Sinn meiner Gedanken verstand. Jessica und Angela hatten schon zu Ende gegessen und waren nun beide ehrlich besorgt um Bella. Sie machten sich gerade auf den Weg um nach ihr zu suchen und gingen die dunkle Strae hinunter. Es war keine gute Nacht fr sie um alleine herumzulaufen ,,Woher wusstest du, wo...?" Bellas nicht beendete Frage unterbrach mich und ich bemerkte dass ich schon wieder einen Fauxpas begangen hatte. Ich war zu abgelenkt gewesen um sie zu fragen wo sie sich mit ihren Freunden treffen wollte. Aber anstatt, die Frage zu beenden und auf einer Antwort zu beharren, schttelte Bella nur ihren Kopf und lchelte leicht. Was hatte das nun wieder zu bedeuten? Naja, ich hatte keine Zeit ber ihre seltsame Akzeptanz meines noch seltsameren Wissens zu rtseln. Ich ffnete meine Tr. ,,Was machst du?" fragte sie verwirrt. Dich nicht aus den Augen lassen. Mir nicht erlauben heute Nacht allein zu sein. In dieser Reihenfolge. ,,Ich lade dich zum Essen ein." Naja, das wrde interessant werden. Es wirkte als wre es eine andere Nacht gewesen, in der ich mir berlegt hatte, Alice mitzubringen und so zu tun als htte ich zufllig das selbe Restaurant ausgewhlt wie Bella und ihre Freundinnen. Und jetzt stand ich hier und hatte praktisch eine Verabredung mit dem Mdchen. Obwohl es nicht wirklich zhlte da ich ihr nicht die Gelegenheit gab, abzulehnen. Sie hatte ihre Tr schon halb geffnet, bevor ich um das Auto herum war normalerweise war es nicht allzu frustrierend sich in einer unaufflligen Geschwindigkeit zu bewegen statt darauf zu warten, dass ich das fr sie tat. Tat sie das weil sie es nicht gewohnt war wie eine Dame behandelt zu werden oder weil sie mich nicht fr einen Gentleman hielt? Ich wartete auf sie whrend ich beobachtete wie ihre Freundinnen fast um die dunkle Ecke verschwanden. ,,Wrdest du bitte Jessica und Angela davon abhalten nach dir zu suchen, bevor ich sie auch noch retten muss?" bat ich sie schnell. ,,Ich glaube nicht, dass ich mich beherrschen kann, wenn ich deinen anderen Freunden noch einmal begegne." Nein, dafr wre ich nicht stark genug.
Sie zuckte zusammen und fasste sich dann schnell wieder. Sie machte einen Schritt in ihre Richtung und rief, ,,Jess! Angela!" mit krftiger Stimme. Sie drehten sich um und sie wedelte mit ihrem Arm ber ihrem Kopf herum um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Bella! Es geht ihr gut! Dachte Angela erleichtert. Ziemlich spt. Grummelte Jessica vor sich hin, aber auch sie war dankbar, dass Bell nichts zugestoen war. Das machte sie etwas sympathischer. Sie eilten zurck und blieben dann abrupt stehen, geschockt, als sie mich neben ihr sahen. Oh oh! Dachte Jess, berrascht. Auf keinen Fall! Edward Cullen? Ist sie alleine losgegangen um ihn zu suchen? Aber warum sollte sie sich danach erkundigen, dass sie nicht in der Stadt waren, wenn sie wusste, dass er hier war... Ich erhaschte einen kurzen Blick auf Bellas gekrnktes Gesicht als sie Angela gefragt hatte, ob meine Familie fter mal der Schule fernblieb. Nein, sie konnte es nicht gewusst haben, entschied Angela. Jessicas Gedanken hatte die berraschung berwunden und begannen mit den Spekulationen. Bella verheimlicht mir etwas. ,,Wo warst du?" fragte sie. Sie schaute Bella an aber beobachtete mich aus den Augenwinkeln. ,,Ich hatte mich verlaufen. Und dann habe ich Edward getroffen," sagte Bella und wedelte mit einer Hand in meine Richtung. Ihre Stimme klang seltsam normal. Als wre das wirklich alles was passiert war. Sie musste einfach unter Schock stehen. Das war die einzige Erklrung fr ihre Ruhe. ,,Wre es in Ordnung, wenn ich mich euch anschlieen wrde?" fragte ich um hflich zu sein; ich wusste, dass sie bereits gegessen hatten. Heilige Scheie, ist der hei! Dachte Jessica, ihre Gedanken waren pltzlich unzusammenhngend. Angela war nicht viel mehr gefasst. Ich wnschte wir htten noch nicht gegessen. Wow. Einfach nur. Wow. Warum konnte Bella nicht so auf mich reagieren? ,,h... klar," stimmte Jessica zu. Angelas Blick wurde etwas dster. ,,hm, eigentlich haben wir schon gegessen, whrend wir auf dich gewartet haben, Bella," gab sie zu. ,,Tut mir leid." Was? Halt die Klappe! Beschwerte sich Jessica innerlich. Bella zuckte lssig mit den Schultern. So ungezwungen. Definitiv unter Schock. ,,Das ist ok ich hab sowieso keinen Hunger." ,,Ich denke, du solltest etwas essen," wiedersprach ich. Sie brauchte Zucker fr ihren Kreislauf obwohl ihr Blut s genug roch, so wie es war, dachte ich ironisch. Das Entsetzen wrde sie jeden Moment packen und ein leerer Magen wrde da nicht helfen. Sie wurde leicht ohnmchtig wie ich aus Erfahrung wusste. Diese Mdchen waren nicht in Gefahr wenn sie sich sofort auf den Heimweg machen wrden. Die Gefahr verfolgte nicht jeden ihrer Schritte. Und ich wre lieber allein mit Bella so lange sie auch mit mir allein sein wollte. ,,Wrde es dir etwas ausmachen, wenn ich Bella heute nach Hause fahre?" sagte ich zu Jessica bevor Bella etwas entgegnen konnte. ,,Dann msstet ihr nicht warten, whrend sie isst." ,,h, nein, das ist kein Problem, denke ich..." Jessica schaute Bella intensiv an und hielt nach einem Anzeichen dafr Ausschau, dass es das war was sie wollte.
Ich wrde so gern bleiben... aber sie will ihn vermutlich fr sich allein haben. Wer wrde das nicht wollen? Dachte Jess. Zur gleichen Zeit, sah sie wie Bella ihr zuzwinkerte. Bella zwinkerte? ,,Okay," sagte Angela schnell, sie hatte es eilig zu verschwinden, wenn es das war, was Bella wollte. Und es schien, dass sie es wirklich wollte. ,,Wir sehen uns dann morgen, Bella... Edward." Sie bemhte sich meinen Namen so lssig wie mglich auszusprechen. Dann griff sie nach Jessicas Hand und zog sie von uns weg. Ich wrde einen Weg finden mssen um Angela dafr zu danken. Jessicas Auto stand nicht weit entfernt in dem Lichtkegel einer Straenlaterne. Bella beobachtete sie genau, bis sie im Wagen waren, eine kleine Sorgenfalte auf der Stirn. Sie musste sich also sehr wohl im Klaren darber sein, in was fr einer Gefahr sie sich befunden hatte. Jessica winkte noch einmal als sie davon fuhr und Bella winkte zurck. Erst als der Wagen verschwunden war, atmete sie tief durch und wandte sich zu mir um. ,,Ehrlich, ich bin nicht hungrig," sagte sie. Warum hatte sie gewartet bis sie weg waren um zu reden? Wollte sie wirklich mit mir allein sein sogar jetzt, nachdem sie meine mrderische Wut bezeugt hatte? Ob das nun der Fall war oder nicht, sie wrde etwas essen. ,,Tu mir den Gefallen," sagte ich. Ich ffnete ihr die Restauranttr und wartete. Sie seufzte und trat ein. Ich ging neben ihr zu dem Podium an dem die Hostess stand. Bella wirkte immer noch vollkommen selbstbeherrscht. Ich wollte ihre Hand berhren, ihre Stirn, um ihre Temperatur zu berprfen. Aber sie wrde vor meiner kalten Hand zurckschrecken wie zuvor. Oh, Mann, die recht laute mentale Stimme der Hostess drang in mein Bewusstsein. Oh Mann, oh Mann. Heute Nacht verdrehte ich einige Kpfe. Oder bemerkte ich es heute nur so intensiv, weil ich so sehr wollte, dass Bella mich so sah? Wir wirkten immer besonders anziehend auf unsere Beute. Ich hatte nie besonders darber nachgedacht. Normalerweise es seih denn man versuchte wiederholt, wie Shelly Cope und Jessica Stanley, den Schrecken zu bersehen gewann die Angst recht schnell die Oberhand ber die anfnglichen Anziehung... ,,Ein Tisch fr zwei?" bat ich, als die Hostess nichts sagte. ,,Oh, h, ja. Willkommen im La Bella Italia." Mmm! Was fr eine Stimme! ,,Folgen sie mir bitte." Ihre Gedanken waren abwesend abschtzend. Vielleicht ist sie seine Kusine. Sie kann nicht sein Schwester sein, sie sehen sich kein bisschen hnlich. Aber auf jeden Fall verwandt. Er kann nicht mit ihr zusammen sein. Der menschliche Blick war getrbt; sie sahen nicht klar. Wie konnte diese kleingeistige Frau meine Erscheinung eine Falle fr die Beute so attraktive finden aber trotzdem nicht in der Lage sein, die sanfte Perfektion des Mdchens neben mir zu sehen? Naja, man muss ihr ja nicht auch noch helfen, nur fr den Fall, dachte die Hostess whrend sie uns an einen Vier-Personen Tisch in der Mitte des berfllten Teils des Restaurants fhrte. Kann ich ihm meine Nummer geben, wenn sie daneben sitzt...? Grbelte sie. Ich zog einen Schein aus meiner hinteren Hosentasche. Menschen waren besonders kooperativ, wenn Geld mit im Spiel war. Bella war bereits im Begriff sich zu setzen. Ich schttelte meinen Kopf in ihre Richtung und sie zgerte whrend sie ihren Kopf verwirrt zur Seite neigte. Ja, sie wrde
heute Nacht noch verwirrter sein. Eine Menschenmenge war nicht der ideale Ort fr so eine Unterhaltung. ,,Vielleicht htten Sie einen etwas ruhigeren Tisch fr uns?" fragte ich die Dame und reichte ihr den Schein. Ihre Augen weiteten sich vor berraschung und verengten sich wieder als sie den Schein entgegen nahm. ,,Natrlich." Sie schielte auf den Schein, whrend sie uns hinter eine Trennwand fhrte. Fnfzig Dollar fr einen besseren Tisch? Reich ist er auch noch. Das macht Sinn ich wette seine Jacke ist mehr wert als mein letzter Gehaltscheck. Verdammt. Warum will er mit ihr allein sein? Sie bot uns einen Tisch in einer ruhigen Ecke des Restaurants an, wo uns niemand sehen konnte wo niemand Bellas Reaktion sehen konnte auf was immer ich ihr erzhlen wrde. Ich hatte keine Ahnung, was sie heute von mir wissen wollen wrde. Oder was ich ihr preisgeben wrde. Wie viel hatte sie bereits erahnt? Welche Erklrungen der heutigen Ereignisse hatte sie sich selbst zusammengereimt? ,,Wie wre dieser Tisch?" fragte die Hostess. ,,Perfekt," beteuerte ich ihr und, etwas genervt von ihrem herablassenden Verhalten Bella gegenber, lchelte ich sie breit an und zeigte meine Zhne. Damit sie mich richtig sah. Whoa. ,,hm... ihre Kellnerin wird sofort bei ihnen sein." Er kann nicht echt sein. Ich muss trumen. Vielleicht verschwindet sie... vielleicht sollte ich meine Nummer mit Ketchup auf seinen Teller schreiben... Sie wandte sich ab und wankte leicht davon. Seltsam. Sie hatte immer noch keine Angst. Ich erinnerte mich pltzlich daran wie Emmett mich vor so vielen Wochen in der Cafeteria aufgezogen hatte. Ich wette ich htte ihr mehr Angst einjagen knnen als du. Verlor ich meinen Schrecken? ,,Du solltest wirklich aufhren so etwas mit den Menschen zu machen," unterbrach Bella missbilligend meine Gedanken. ,,Das ist wirklich nicht fair." Ich sah ihren kritischen Gesichtsausdruck. Was meinte sie? Ich hatte die Dame nicht verngstigt, obwohl ich es vorgehabt hatte. ,,Was mache ich denn?" ,,Leute so zu blenden sie hyperventiliert vermutlich gerade in der Kche." Hmm. Bella lag fast richtig. Die Hostess war im Moment wenig zusammenhngend, whrend sie ihre inkorrekte Beschreibung von mir ihren Kollegen zum Besten gab. ,,Ach, komm schon," zog Bella mich auf, als ich nicht direkt antwortete. ,,Du musst doch wissen, wie du auf die Mensch wirkst." ,,Ich blende die Leute?" Das war eine interessante Umschreibung. Korrekt genug fr heute Abend. Ich frag mich, warum es so anders war... ,,Du hast es nicht bemerkt?" fragte sie kritisch. ,,Glaubst du jeder bekommt so einfach was er will?" ,,Blende ich dich?" meine Neugier brach aus mir heraus bevor ich die Worte zurckhalten konnte. Aber bevor ich wirklich bereuen konnte die Worte ausgesprochen zu haben, antwortete sie, ,,Manchmal." Und ihre Wangen bekamen einen leichten Rotton. Ich blendete sie. Mein stummes Herz schwoll vor einer so intensiven Hoffnung an die ich noch nie zuvor empfunden hatte. ,,Hallo," sagte jemand. Die Kellnerin. Ihre Gedanken waren lauter und expliziter als die der Hostess, aber ich blendete sie aus. Stattdessen starrte ich auf Bellas Gesicht,
beobachtete wie das Blut unter ihrer Haut floss, bemerkte nicht, wie es in meiner Kehle brannte, aber bemerkte sehr wohl wie es ihr blasses Gesicht erhellte, wie es ihre cremige Haut betonte... Die Kellnerin wartete auf etwas von mir. Ah, sie hatte gefragt, was wir trinken wollten. Ich schaute immer noch auf Bella und die Kellnerin wandte sich ihr fluchend zu. ,,Ich nehme eine Cola?" sagte Bella, als ob sie um Erlaubnis fragte. ,,Zwei Cola," bestellte ich. Durst normaler, menschlicher Durst war ein Zeichen von Schock. Ich wrde sichergehen, dass sie den Zucker aus der Cola in ihren Kreislauf aufnahm. Sie sah ziemlich gesund aus. Mehr als gesund. Sie sah blendend aus. ,,Was?" verlangte sie sie fragte sich wohl, warum ich sie anstarrte. Ich hatte kaum mitbekommen, dass die Kellnerin gegangen war. ,,Wie fhlst du dich?" fragte ich. Die Frage berraschte sie. ,,Mir geht es gut." ,,Du fhlst dich nicht schwindelig, schlecht, kalt?" Das verwirrte sie noch mehr. ,,Sollte ich?" ,,Naja, ehrlichgesagt warte ich darauf, dass du einen Schock bekommst." Ich lchelte leicht und erwartete ihren Wiederspruch. Sie wollte nicht, dass man sich um sie kmmerte. Sie brauchte eine Minute um mir zu antworten. Ihr Blick war irritiert. So schaute sie manchmal wenn ich sie anlchelte. War sie... geblendet? Das wrde ich nur zu gerne glauben. ,,Ich glaube nicht, dass das passiert. Ich war schon immer gut darin unangenehme Dinge auszublenden," antwortete sie ein wenige atemlos. Hatte sie viel Erfahrung mit unangenehmen Dingen? War ihr Leben immer so gefhrlich? ,,Ich fhle mich besser, wenn du etwas Zucker und Essen zu dir genommen hast." Die Kellnerin brachte die Colas und einen Korb mit Brot. Sie stellte alles ab und versuchte Augenkontakt mit mir herzustellen whrend sie nach meiner Bestellung fragte. Ich gab ihr zu verstehen, dass sie sich auf Bella konzentrieren sollte und blendete sie dann wieder aus. Ihre Gedanken waren vulgr. ,,hm..." Bella warf einen kurzen Blick auf die Speisekarte. ,,Ich nehme die Pilzravioli." Die Kellnerin wandte sich sofort wieder zu mir um. ,,Und fr dich?" ,,Ich nehme nichts, danke." Bella machte ein beleidigtes Gesicht. Hmm. Sie musste bemerkt haben dass ich nie a. Sie bemerkte alles. Und ich verga in ihrer Gegenwart immer vorsichtig zu sein. Ich wartete, bis wir wieder allein waren. ,,Trink," ermahnte ich sie. Ich war berrascht, als sie sofort reagierte ohne Wiederworte zu geben. Sie trank das Glas in einem Zug leer, also schob ich ihr stirnrunzelnd die zweite Cola herber. Durst oder Schock? Sie trank noch ein paar Schlucke und schttelte sich kurz. ,,Ist dir kalt?" ,,Nur die Cola," sagte sie, aber sie zitterte wieder und ihre Lippen bebten leicht als wrden ihre Zhne gleich anfangen zu klappern. Die schne Bluse die sie trug war zu dnn um sie zu schtzen. Sie lag an ihr wie eine zweite Haut und war genauso zart wie die erste. Sie war so schwach, so sterblich. ,,Hast du keine Jacke dabei?" ,,Doch." Sie sah sich etwas verwundert um. ,,Oh Ich hab sie in Jessicas Wagen liegen lassen."
Ich zog meine Jacke aus und hoffte, dass die Geste nicht durch meine Krpertemperatur geschmlert wurde. Es wre schn gewesen ihr einen warmen Mantel anbieten zu knnen. Sie schaute mich wieder mit leicht errteten Wangen an. Was dachte sie jetzt? Ich reichte ihr die Jacke ber den Tisch und sie zog sie sofort an, dann zitterte sie wieder. Ja, es wre schn warm zu sein. ,,Danke," sagte sie. Sie atmete tief ein und schob dann die rmel der Jacke soweit hoch, dass sie ihre Hnde frei bekam. Dann atmete sie wieder tief durch. Wurden ihr die Geschehnisse des heutigen Abends endlich bewusst? Ihr Gesichtsfarbe war immer noch normal; ihre Haut war cremig und rosig neben dem dunklen Blau ihrer Bluse. ,,Die Farbe Blau hebt deinen Hautton sehr schn hervor," bemerkte ich. Ich war nur ehrlich. Sie errtete und verstrkte dadurch den Effekt. Sie sah gesund aus, aber das war kein Grund so zu tun, als wre nichts gewesen. Ich schob ihr den Korb mit Brot zu. ,,Ehrlich," wiedesprach sie, als sie erriet was ich vorhatte. ,,Ich bekomme keinen Schock." ,,Das solltest du aber ein normaler Mensch wrde einen Schock bekommen. Du siehst nicht einmal verngstigt aus." Ich beobachtete sie, abschtzend und fragte mich, warum sie nicht normal sein konnte und dann, ob ich das wirklich wollte. ,,Ich fhle mich sicher bei dir," sagte sie und ihre Augen waren wieder voller Vertrauen. Vertrauen das ich nicht verdiente. Ihre Instinkte waren vollkommen falsch entgegengesetzt. Das musste das Problem sein. Sie sah die Gefahr nicht so wie ein menschliches Wesen sie sehen sollte. Sie hatte die gegenteilige Reaktion. Anstatt zu rennen, verweilte sie, angezogen von dem was sie ngstigen sollte... Wie sollte ich sie vor mir selbst schtzen wenn keiner von uns beiden das wollte? ,,Das ist komplizierter als ich gedacht htte," murmelte ich. Ich konnte sehen wie sie meine Worte in ihrem Kopf drehte und wendete und ich fragte mich, was sie daraus machte. Sie nahm eine Brotstangen und begann zu essen, ohne es wirklich zu bemerken. Sie kaute einen Moment und legte ihren Kopf dann gedankenverloren zur Seite. ,,Normalerweise bist du besser gelaunt, wenn deine Augen so hell sind," sagte sie ihn einem lssigen Tonfall. Ihre Beobachtung, so selbstverstndlich ausgesprochen, lies mich taumeln. ,,Was?" ,,Du bist immer sehr schlecht gelaunt, wenn deine Augen schwarz sind dann rechne ich damit. Ich hab eine Theorie dazu," fgte sie leichthin hinzu. Also hatte sie sich ihre eigenen Theorien zusammengebastelt. Natrlich hatte sie das. Ich bekam ein wenig Angst als ich versuchte mir vorzustellen wie nahe sie der Wahrheit gekommen sein knnte. ,,Mehr Theorien?" ,,Mm-hm." Sie kaute einen weiteren Bissen, absolut unbekmmert. Als ob sie nicht gerade die Eigenschaften eines Monster mit dem Monster selbst besprechen wrde. ,,Ich hoffe, du warst diesmal etwas kreativer..." log ich, als sie nicht weitersprach. Was ich wirklich hoffte war, dass sie falsch lag Meilenweit von der Wahrheit entfernt. ,,Oder klaust du immer noch aus Comics?"
,,Naja, nein, ich hab es nicht aus einem Comic," sagte sie etwas verschmt. ,,Aber ich bin auch nicht ganz allein darauf gekommen." ,,Und?" fragte ich durch meine Zhne. Sie wrde bestimmt nicht so locker reden, wenn sie kurz davor war zu schreien. Als sie sich zgernd auf die Lippe biss, kam die Kellnerin mit ihrem Essen um die Ecke. Ich beachtete sie kaum als sie den Teller vor Bella abstellte und fragte, ob ich noch etwas bruchte. Ich verneinte, bestellte aber noch etwas Cola. Die Kellnerin hatte die leeren Glser nicht bemerkt. Sie nahm sie an sich und verschwand. ,,Du wolltest etwas sagen?" brachte ich ungeduldig hervor sobald wir wieder allein waren. ,,Ich erzhl es dir im Auto," sagte sie leise. Ah, das wrde bse werden. Sie wollte ihre Vermutung nicht vor anderen aussprechen. ,,Wenn..." fuhr sie pltzlich fort. ,,Es gibt Bedingungen?" ich war so gespannt, dass ich die Worte fast knurrte. ,,Ich hab natrlich ein paar Fragen." ,,Natrlich," stimmte ich mit fester Stimme zu. Ihr Fragen wrden vielleicht ausreichen um mir zu zeigen in welche Richtung ihre Theorie ging. Aber wie sollte ich sie beantworten? Mit vertretbaren Lgen? Oder wrde ich sie mit der Wahrheit davon kommen lassen? Oder wrde ich gar nichts sagen, da ich mich nicht entscheiden konnte? Wir saen uns stumm gegenber whrend die Kellnerin zwei weitere Colas brachte. ,,Na dann leg mal los," sagte ich, als sie wieder verschwunden war und biss die Zhne zusammen. ,,Warum bist du in Port Angeles?" Das war eine zu einfache Frage fr sie. Die Frage verriet nichts, wohingegen meine Antwort viel zu viel verraten wrde. Sie sollte zuerst etwas aufdecken. ,,Nchste," sagte ich. ,,Aber das ist doch die einfachste!" ,,Nchste," sagte ich wieder. Meine Ablehnung frustrierte sie. Sie wandte den Blick von mir ab und schaute auf ihr Essen. Whrend sie scharf nachdachte, nahm sie einen Bissen und kaute sorgfltig. Sie splte den Bissen mit etwas Cola hinunter und sah wieder zu mir auf. Ihre Augen waren zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen whrend sie berlegte. ,,Na gut, dann," sagte sie, ,,sagen wir mal, rein hypothetisch natrlich, jemand... wei was andere Menschen denken, kann ihre Gedanken lesen, sowas in der Art mit ein paar Ausnahmen." Es knnte schlimmer sein. Das erklrte das kleine Lcheln im Auto. Sie war schnell bisher hatte das noch niemand von mir erraten. Abgesehen vor Carlisle, aber damals war es ziemlich offensichtlich gewesen, als ich zu Beginn alle seine Gedanken beantwortet hatte, als htte er sie laut ausgesprochen. Er verstand es bevor ich es verstand... Die Frage war nicht so schlimm. Da klar war, dass sie wusste, dass mit mir etwas nicht stimmte, war diese Frage nicht so ernst. Gedankenlesen war immerhin keine typische Eigenschaft fr Vampire. Ich ging auf ihre Hypothese ein. ,,Nur eine Ausnahme," korrigierte ich. ,,Hypothetisch." Sie unterdrckte ein Lcheln meine vage Ehrlichkeit gefiel ihr. ,,Na gut, mit einer Ausnahme also. Wie funktioniert das? Wo sind die Grenzen? Wie knnte... dieser Jemand... jemand anderen zu genau der richtigen Zeit finden? Wie knnte er wissen, dass sie in Gefahr war?"
,,Hypothetisch?" ,,Klar." Ihre Lippen zuckten und ihre flssigen braunen Augen schauten mich begierig an. ,,Naja," ich zgerte. ,,Wenn... dieser Jemand..." ,,Sagen wir, er heit Joe," schlug sie vor. Ich musste ber ihren Enthusiasmus lcheln. Glaubte sie wirklich die Wahrheit wre etwas Gutes? Wenn meine Geheimnisse angenehm wren, warum sollte ich sie dann vor ihr bewahren? ,,Also dann Joe," stimmte ich zu. ,,Wenn Joe gut aufpasste msste das Timing gar nicht mal so gut sein." Ich schttelte meinen Kopf und unterdrckte einen Schauer bei dem Gedanken, dass ich heute beinahe zu spt gekommen wre. ,,Nur du kannst in einer so kleinen Stadt in Schwierigkeiten geraten. Du httest ihre Verbrechensrate fr die nchsten Jahrzehnte in die Hhe getrieben." Ihre Mundwinkel senkten sich und sie zog einen Schmollmund. ,,Wir haben von einem rein hypothetischen fall gesprochen." Ich lachte ber ihren rger. Ihre Lippen, ihre Haut... sie sahen so weich aus. Ich wollte sie berhren. Ich wollte mit meinen Fingerspitzen ihre Mundwinkel berhren und sie wieder nach oben ziehen. Unmglich. Meine Haut wrde abstoend auf sie wirken. ,,Ja, stimmt," sagte ich um zu der Unterhaltung zurckzukommen bevor ich mich noch mehr deprimierte. ,,Sollen wir dich Jane nennen?" Sie beugte sich ber den Tisch zu mir herber, jedwede Belustigung und Verunsicherung waren aus ihrem Blick gewichen. ,,Woher wusstest du es?" fragte sie mit ruhiger und fester Stimme. Sollte ich ihr die Wahrheit sagen? Und wenn ja, wie viel? Ich wollte es ihr sagen. Ich wollte das Vertrauen verdienen, dass ich immer noch in ihrem Gesicht sah. ,,Du kannst mir vertrauen, weit du," flsterte sie und streckte eine Hand aus, als wolle sie meine Hnde berhren, die gefaltet auf dem leeren Tisch vor mir lagen. Ich zog sie zurck ich hasste die Vorstellung ihrer Reaktion auf meine kalte, steinerne Haut und sie lie ihre Hand fallen. Ich wusste, dass ich darauf vertrauen konnte, dass sie meine Geheimnisse bewahrte; sie war absolut vertrauenswrdig, durch und durch gut. Aber ich konnte nicht darauf vertrauen, dass sie nicht entsetzt sein wrde. Sie sollte entsetzt sein. Die Wahrheit war Entsetzlich. ,,Ich wei nicht, ob ich noch die Wahl habe," murmelte ich. Ich erinnerte mich daran, dass ich sie mal damit aufgezogen hatte, dass sie `sehr unaufmerksam` war. Ich hatte sie damit beleidigt, wenn ich ihren Gesichtsausdruck richtig gedeutet hatte. Naja, ich konnte diese Fehleinschtzung korrigieren. ,,Ich lag falsch du bist viel aufmerksamer als ich dir zugetraut hatte." Und obwohl sie es vielleicht nicht bemerkt hatte, ich traute ihr eine Menge zu. Ihr entging nichts. ,,Ich dacht, du httest immer recht," sagte sie und zog mich lchelnd auf. ,,Normalerweise schon." Normalerweise wusste ich was ich tat. Normalerweise war ich mir der Dinge sicher. Und jetzt war alles Chaos und Tumult. Dennoch wrde ich es nicht eintauschen wollen. Ich wollte nicht das Leben, das Sinn machte. Nicht wenn Chaos bedeutete, bei Bella zu sein. ,,Ich lag falsch was dich angeht und noch bei einer anderen Sache," fuhr ich fort und wechselte gleich das Thema. ,,Du bist kein Magnet fr Unflle das ist nicht ganz die Richtige Bezeichnung. Du bist ein Magnet fr Gefahren. Wenn es im Umkreis von zehn
Meilen irgendeine Gefahr gibt, wird sie dich finden." Warum sie? Was hatte sie getan um das alles zu verdienen? Bellas Gesichtsausdruck wurde wieder ernst. ,,Und du zhlst dich selbst auch zu diesen Gefahren?" Auf diese Frage ehrlich zu antworten war wichtiger als alles andere. ,,Eindeutig." Ihre Augen verengten sich leicht nicht argwhnisch diesmal, sondern seltsam betroffen. Sie streckte ihre Hand wieder ber den Tisch, langsam und ganz bewusst. Ich zog meine Hand ein Stck zurck, aber sie ignorierte es, sie war entschlossen mich zu berhren. Ich hielt den Atem an nicht wegen ihres Duftes, sondern wegen der pltzlichen berwltigenden Anspannung. Angst. Meine Haut wrde sie abschrecken. Sie wrde davonlaufen. Sie strich sanft mit ihren Fingerspitzen ber meinen Handrcken. Die Hitze ihrer sanften, freiwilligen Berhrung war mit nichts zu vergleichen dass ich je zuvor gefhlt hatte. Es war fast reine Freude. Htte es sein knnen, wenn ich nicht solche Angst gehabt htte. Ich beobachtete ihr Gesicht, als sie meine kalte steinerne Haut berhrte und war immer noch nicht in der Lage zu atmen. Ihre Mundwinkel hoben sich zu einem kleinen Lcheln. ,,Danke," sagte sie und erwiderte meinen Blick. ,,Das war schon das zweite Mal." Ihre weichen Finger verweilten auf meiner Hand als ob es ihnen dort gefiel. Ich antwortete ihr so locker ich konnte. ,,Wir sollten es nicht auf ein drittes Mal ankommen lassen, einverstanden?" Sie verzog ein bisschen das Gesicht, nickte aber. Ich zog meine Hand unter ihrer weg. So wunderbar wie sich ihre Berhrung angefhlt hatte, wollte ich nicht darauf warten, dass die Magie ihrer Toleranz verschwand und sich in Abscheu verwandelte. Ich versteckte meine Hnde unter dem Tisch. Ich las in ihren Augen; obwohl ihre Gedanken stumm waren, konnte ich Vertrauen und Bewunderung in ihnen erkennen. In diesem Moment bemerkte ich, dass ich ihre Fragen beantworten wollte. Nicht weil ich es ihr schuldete. Nicht weil ich wollte, dass sie mir vertraute. Ich wollte, dass sie mich kannte. ,,Ich bin dir nach Port Angeles gefolgt," sagte ich ihr, die Worte sprudelten so schnell aus mir heraus, dass ich sie nicht berdenken konnte. Ich kannte die Gefahren der Wahrheit, das Risiko das ich einging. Jeden Moment konnte ihre unnatrliche Gelassenheit in Hysterie umschwenken. Aber das brachte mich nur dazu, noch schneller zu sprechen. ,,Ich habe noch nie zuvor versucht jemanden zu beschtzen und es ist schwieriger als ich gedacht htte. Aber das liegt vermutlich nur daran, dass du es bist. Normale Menschen scheinen den Tag ohne grere Katastrophen zu berstehen." Ich beobachtete sie abwartend. Sie lchelte. Ihre Mundwinkel hoben sich und ihre Schokoladen-Augen wurden warm. Ich hatte gerade zugegeben, dass ich sie verfolgte und sie lchelte. ,,Hast du je darber nachgedacht, dass meine Tage beim ersten Mal schon gezhlt waren, als der Van auf mich zukam und du ins Schicksal eingegriffen hast?" fragte sie. ,,Das war nicht das erste Mal," sagte ich und starrte auf den dunklen Tisch, meine Schultern beschmt gesenkt. ,,Deine Tage waren gezhlt, als ich dich das erste Mal gesehen habe." Es war die Wahrheit und es erzrnte mich. Ich hing ber ihrem Leben wie die Klinge einer Guillotine. Es war als wre sie von einem grausamen, ungerechten Schicksal zum Tode verurteilt und nachdem ich mich als unbrauchbares Werkzeug erwiesen hatte
versuchte dieses Schicksal immer wieder sie zu tten. Ich versuchte mir dieses Schicksal bildlich vorzustellen eine grausige, eiferschtige Hexe, eine rachschtige Harpyie. Ich wollte etwas oder jemanden haben, der dafr verantwortlich war damit ich etwas Konkretes hatte, gegen das ich kmpfen konnte. Irgendetwas zum vernichten, damit Bella sicher war. Bella war sehr ruhig; ihr Atem ging schneller. Ich sah zu ihr auf, wohlwissentlich dass ich endlich die Angst sehen wrde auf die ich so lange gewartet hatte. Hatte ich nicht gerade zugegeben wie nah ich daran gewesen war sie zu tten? Nher als der Van der versucht hatte sie zu zerquetschen. Und doch war ihr Gesicht immer noch entspannt, ihre Augen nur verwundert zusammengezogen. ,,Erinnerst du dich?" Sie musste sich daran erinnern. ,,Ja," sagte sie mit klarer fester Stimme. Ihre tiefen Augen waren voller Erkenntnis. Sie wusste es. Sie wusste, dass ich sie hatte tten wollen. Wo blieben die Schreie? ,,Und dennoch sitzt du hier," sagte ich und brachte die Tatsache auf den Punkt. ,,Ja, ich sitze hier... wegen dir." Ihr Gesichtsausdruck vernderte sich, wurde neugierig, als sie grob das Thema wechselte. ,,Weil du irgendwie wusstest, wie du mich heute finden konntest...?" Hoffnungslos versuchte ich ein weiteres Mal durch die Barriere zu brechen die ihre Gedanken abschirmte, ich wollte sie so verzweifelt verstehen. Es ergab alles keinen Sinn fr mich. Wie konnte sie sich darber noch Gedanken machen, nachdem die Wahrheit so deutlich auf dem Tisch lag? Sie wartete nur neugierig. Ihre Haut war blass, was normal fr sie war, aber es beunruhigte mich dennoch. Ihr Essen stand immer noch fast unberhrt vor ihr. Wenn ich ihr weiterhin zu viel erzhlen wrde, bruchte sie eine Grundlage wenn der Schock letztlich eintrat. Ich nannte meine Bedingungen. ,,Du isst, ich rede." Sie berschlug den Gedanken eine halbe Sekunde lang und schob sich dann hastig einen Bissen in den Mund. Die Eile strafte ihre Ruhe lgen. Sie war begieriger nach meiner Antwort als ihre Augen zugaben. ,,Es ist schwerer als es sein sollte dir zu folgen," erklre ich ihr. ,,Normalerweise kann ich jemanden sehr schnell finden, wenn ich einmal seine Gedanken gehrt habe." Ich beobachtete ihr Gesicht ganz genau, whrend ich das sagte. Richtig zu raten war eine Sache, aber es besttigt zu bekommen eine ganz andere. Sie regte sich nicht, ihre Augen waren geweitet. Ich sprte wie ich meine Zhne zusammen biss whrend ich auf ihre Panik wartete. Aber sie blinzelte nur einmal, schluckte laut und schob sich direkt einen weiteren Bissen in den Mund. Sie wollte dass ich weitersprach. ,,Ich konzentrierte mich auf Jessica," fuhr ich fort und beobachtete wie sie jedes Wort aufsog. ,,Nicht besonders aufmerksam wie schon gesagt, nur du kannst in Port Angeles in Gefahr geraten" ich konnte nicht wiederstehen das hinzuzufgen. War ihr bewusst, dass andere Menschen nicht stndig Todesnahe Erfahrungen machten oder dachte sie, sie seih normal? Sie war alles andere als normal, unnormaler als alles was ich bisher kannte. ,,Und zu erst bemerkte ich gar nicht dass du alleine losgezogen bist. Als ich bemerkte, dass du nicht mehr bei ihr warst fuhr ich zu dem Buchladen den ich in ihrem Kopf gesehen hatte. Ich wusste, dass du nicht hineingegangen bist, sondern dich nach Sden gewandt hattest... und ich wusste, dass du bald umdrehen musstest. Als hab ich einfach auf dich gewartet und die Gedanken der Passanten durchstbert um zu sehen ob dich irgendjemand bemerkt hatte, damit ich wusste, wo ich dich finden konnte. Ich hatte keinen Grund besorgt zu sein... aber
ich war seltsam beunruhigt..." ich atmete schneller als ich mich an das Gefhl der Panik erinnerte. Ihr Duft brannte in meinem Hals und ich war dankbar. Es war ein Schmerz der bedeutete, dass sie am Leben war. So lange ich brannte, war sie sicher. ,,Ich begann im Kreis herumzufahren und zu... lauschen." Ich hoffte die Worte ergaben einen Sinn fr sie. Das musste verwirrend sein. ,,Die Sonne ging langsam unter und ich war kurz davor dir zu Fu zu folgen. Und dann..." Als mich die Erinnerung berkam absolut klar und deutlich, als wre ich zu diesem Zeitpunkt zurckversetzt woren fhlte ich die selbe mrderisch Wut in mir aufschumen. Ich wollte seinen Tod. Ich brauchte seinen Tod. Ich biss meine Zhne zusammen und konzentrierte mich darauf, an dem Tisch sitzen zu bleiben. Bella brauchte mich immer noch. Nur darauf kam es an. ,,Was dann?" flsterte sie mit geweiteten Augen. ,,Ich hrte was sie dachten," quetschte ich durch meine Zhen hervor, nicht in der Lage ein knurren zu unterdrcken. ,,Ich sah dein Gesicht in seinen Gedanken." Ich konnte dem Verlangen zu tten kaum wiederstehen. Ich wusste genau wo ich ihn finden wrde. Seine dunklen Gedanken klebten am Nachthimmel und zogen mich zu ihm... Ich bedeckte mein Gesicht, in dem Bewusstsein, dass mein Ausdruck der eines Monsters war, eines Jgers, eines Killers. Ich fixierte ihr Gesicht vor meinen geschlossenen Augen um die Kontrolle zu behalten, konzentrierte mich nur auf ihr Gesicht. Ihr zartes Knochengerst, die dnne Hlle ihrer blassen Haut wie Seide, gespannt ber Glas, unglaublich weich und leicht zu zerbrechen. Sie war zu verletzlich fr diese Welt. Sie brauchte einen Beschtzer. Und, aufgrund einer verworrenen schlechten Leitung des Schicksals, war ich das Beste was zur Verfgung stand. Ich versuchte meine heftige Reaktion zu erklren, damit sie mich verstand. ,,Es war sehr... schwer du kannst dir nicht vorstellen wie schwer dich einfach nur fortzubringen und sie... am Leben zu lassen," flsterte ich. ,,Ich htte dich mit Jessica und Angela nach Hause fahren lassen knnen, aber ich hatte Angst, dass ich nach ihnen suchen wrde, wenn du weg wrst." Das zweite Mal heute Nacht gestand ich einen Mord geplant zu haben. Immerhin war dieser hier vertretbar. Sie war ruhig whrend ich versuchte mich zu fassen. Ich hrte ihren Herzschlag. Der Rhythmus war unregelmig, aber er verlangsamte sich mit der Zeit und wurde wieder stabil. Auch ihr Atem war gleichmig. Ich war zu dicht an der Grenze. Ich musste sie nach Hause bringen bevor... Wrde ich ihn dann tten? Wrde ich wieder zum Mrder werden nachdem sie mir vertraute? Gab es irgendeinen Weg mich aufzuhalten? Sie hatte versprochen mir ihre neueste Theorie zu verraten wenn wir alleine waren. Wollte ich sie hren? Ich sehnte mich danach, aber wrde die Befriedigung meiner Neugierde besser sein, als es nicht zu wissen? Irgendwie musste sie genug Vertrauen fr eine Nacht haben. Ich sah sie wieder an, ihr Gesicht war blasser als vorher aber gefasst. ,,Bist du fertig? Knnen wir nach Hause fahren?" fragte ich. ,,Ich bin fertig," sagte sie und whlte ihre Worte bewusst, als ob ein einfaches `Ja` nicht ausdrcken knnte, was sie sagen wollte. Frustrierend. Die Kellnerin kam zurck. Sie hatte Bellas letzten Satz gehrt, whrend sie hinter der Abtrennung hin und her berlegt hatte, was sie mir noch anbieten knnte. Ich wollte meine Augen verdrehen bei den Angeboten die sie im Kopf hatte. ,,Na, wie sieht's aus?" fragte sie mich.
,,Wir htten gern die Rechnung, danke," sagte ich ihr, mit dem Blick auf Bella. Die Atmung der Kellnerin beschleunigte und sie war fr einen Augenblick um es mit Bellas Worten zu sagen geblendet von meiner Stimme. In einem Moment pltzlicher Erkenntnis, whrend ich meine Stimme im Kopf der Kellnerin hrte, bemerkte ich warum ich heute so viel Bewunderung erntete unbeschadet von der normalen Angst. Es war wegen Bella. Bei dem Versuch, keine Gefahr fr sie zu sein, weniger gruselig zu sein, menschlich zu sein, hatte ich wirklich die Grenzen berschritten. Die anderen Menschen sahen nur noch Schnheit, da ich meinen Schrecken so sehr unter Kontrolle hielt. Ich schaute zur Kellnerin auf und wartete bis sie sich wieder gefasst hatte. Es war irgendwie amsant, jetzt da ich den Grund dafr kannte. ,,Natrlich," stotterte sie. ,,Bitte sehr." Sie gab mir die Mappe mit der Rechnung und dachte an die Karte, die sie darin versteckt hatte. Eine Karte mit ihrem Namen und ihrer Telefonnummer. Ja, es war irgendwie lustig. Ich hatte das Geld schon bereit. Ich gab die Mappe sofort zurck damit sie nicht auf einen Anruf warten musste, der niemals kommen wrde. ,,Stimmt so," sagte ich und hoffte, dass die Menge des Trinkgeldes ihre Enttuschung ein wenig lindern wrde. Ich stand auf und Bella folgte mir. Ich wollte ihr meine Hand anbieten, dachte aber, dass das mein Glck fr heute zu sehr strapazieren wrde. Ich bedankte mich bei der Kellnerin, lies Bella dabei aber kein einziges Mal aus den Augen. Bella schien sich ebenfalls ber irgendetwas zu amsieren. Wir verlieen das Restaurant; ich lief so nah neben ihr her wie ich es mir zutraute. Nah genug, dass die Wrme die ihr Krper ausstrahlte wie eine physische Berhrung an meiner linken Seite war. Als ich ihr die Tr ffnete seufzte sie leise und ich fragte mich, was sie so sehr bedauerte dass es sie traurig machte. Ich schaute ihr in die Augen und wollte gerade fragen, als sie ihren Blick senkte, vor Verlegenheit. Das machte mich noch neugieriger aber auch abgeneigter zu fragen. Die Stille zwischen uns hielt auch noch an als ich ihr die Autotr aufhielt und mich dann auf den Fahrersitz setzte. Ich schaltete die Heizung an das warme Wetter war pltzlich vorbei; das kalte Auto musste unangenehm fr sie sein. Sie kuschelte sich in meine Jacke mit einem leichten Lcheln auf den Lippen. Ich wartete und schob die Unterhaltung hinaus bis das Licht der Promenade hinter uns verblasste. Dadurch fhlte ich mich mehr allein mit ihr. War das richtig? Jetzt da ich mich nur noch auf sie konzentrierte wirkte das Auto pltzlich sehr klein. Ihr Duft wurde von der Heizung herumgewirbelt, baute sich auf und wurde strke. Er wuchs immer mehr an und wurde zu einem eigenen weiteren Wesen im Auto. Eine Prsenz die Anerkennung forderte. Die hatte sie; ich brannte. Aber das Brennen war ertrglich. Es wirkte seltsam richtig fr mich. Ich hatte so viel gegeben heute Nacht - mehr als ich erwartet hatte. Und hier war sie, immer noch freiwillig an meiner Seite. Ich war dafr etwas schuldig. Ein Opfer. Ein brennendes Angebot. Wenn ich es nur dabei belassen knnte; nur brennen, nichts weiter. Aber das Gift fllte meinen Mund, und meine Muskeln spannten sich in Erwartung, als wrde ich jagen... Ich musste solche Gedanken aus meinem Kopf verbannen. Und ich wusste was mich ablenken wrde. ,,Jetzt," sagte ich zur ihr und die Angst vor ihrer Antwort berschattete das Brennen. ,,Bist du dran."
10. Theorie ,,Kann ich dir noch eine Frage stellen?" bat sie, statt auf meine Aufforderung zu antworten. Ich war hellhrig und rechnete mit dem schlimmsten. Und dennoch, wie verfhrerisch es war, diesen Moment noch lnger hinauszuzgern. Bella freiwillig fr noch ein paar Sekunden lnger bei mir zu haben. Ich seufzte bei dem Dilemma und sagte, ,,Eine." ,,Naja...," sie zgerte fr einen Moment als ob sie erst darber nachdenken musste, welche Frage sie stellen wollte. ,,Du hast gesagt, du wusstest, dass ich nicht in den Buchladen gegangen bin und dass ich nach Sden gegangen bin. Ich hab mich nur gefragt, woher du das gewusst hast." Ich warf einen kurzen Blick durch die Windschutzscheibe. Wieder eine Frage, die nichts von ihr preisgab, aber viel zu viel von mir. ,,Ich dachte wir htten die Ausflchte hinter uns," sagte sie in kritischem, enttuschtem Ton. Wie ironisch. Sie war absolut ausweichend ohne es berhaupt zu versuchen. Naja, sie wollte dass ich direkt war. Und bedauerlicherweise fhrte diese Beziehung in keine gute Richtung. ,,Na gut, also," sagte ich. ,,Ich bin deinem Geruch gefolgt." Ich wollte ihr Gesicht sehen, aber ich hatte Angst davor, was ich wohl sehen wrde. Stattdessen lauschte ich wie ihr Atem schneller und dann wieder normal wurde. Nach einer Weile sprach sie wieder und ihre Stimme war fester als ich erwartet hatte. ,,Und dann hast du eine meiner ersten Fragen noch nicht beantwortet..." sagte sie. Ich schaute sie stirnrunzelnd an. Sie versuchte auch Zeit zu schinden. ,,Welche?" ,,Wie funktioniert das mit dem Gedankenlesen?" wiederholte sie ihre Frage aus dem Restaurant. ,,Kannst du von jedem die Gedanken lesen, berall? Wie machst du das? Kann der Rest deiner Familie...?" sie brach ab und errtete wieder. ,,Das ist mehr als eine," sagte ich. Sie sah mich nur an und wartete auf ihre Antworten. Warum sollte ich sie ihr nicht geben? Sie hatte schon so viel erraten und es war ein einfacheres Thema als das was drohend nher rckte. ,,Nur ich kann Gedanken lesen. Aber ich kann auch nicht jeden berall hren. Ich muss ungefhr in der Umgebung sein. Je bekannter die `Stimme` ist, umso weiter entfernt kann ich sie hren. Aber nicht mehr als ein paar Meilen weit." Ich versuchte es so zu beschreiben, dass sie es verstand. Versuchte etwas zu finden, womit ich es vergleichen konnte. ,,Es ist ein bisschen so, als wrde man in einer riesigen Halle stehen voller Leute und alle reden gleichzeitig. Es ist nur ein Summen ein Meer von Stimmen im Hintergrund. Bis ich mich auf eine Stimme konzentriere, dann werden diese Gedanken klar. Meistens blende ich alles aus es kann sehr ablenkend sein. Auerdem ist es dann einfacher normal zu wirken," ich schnitt eine Grimasse ,,wenn ich nicht aus Versehen die Gedanken von jemandem beantworte statt seine Worte." ,,Warum glaubst du kannst du mich nicht hren?" wunderte sie sich. Ich gab ihr eine weitere Wahrheit und einen weiteren Vergleich.
,,Ich wei es nicht," gab ich zu. ,,Ich vermute, dass dein Gehirn nicht genauso arbeitet wie das der anderen. Als wrden deine Gedanken auf UKW gesendet, aber ich kann nur KW empfangen." Ich bemerkte, dass sie diesen Vergleich nicht mgen wrde. Die Erwartung ihrer Reaktion brachte mich zum lcheln. Sie enttuschte mich nicht. ,,Mein Gehirn funktioniert nicht richtig?" fragte sie und hob verrgert ihre Stimme. ,,Ich bin also ein Freak?" Ah, die Ironie wieder. ,,Ich hre Stimmen in meinem Kopf und du glaubst, du wrst der Freak?" Ich lachte. Sie verstand all die kleinen Dinge, aber die groen verstand sie immer falsch. Immer die falschen Instinkte... Bella nagte an ihrer Unterlippe und die Falte zwischen ihren Augen war sehr tief. ,,Keine Sorge," versicherte ich ihr. ,,Es ist nur eine Theorie..." und es gab eine viel wichtigere Theorie zu besprechen. Ich konnte es nicht erwarten, das endlich hinter mich zu bringen. Jede Sekunde die verstrich fhlte sich immer mehr wie gestohlene Zeit an. ,,Was uns wieder zu dir zurck bringt," sagte ich zwiegespalten, einerseits ngstlich, andererseits wiederstrebend. Sie seufzte und kaute immer noch auf ihrer Lippe herum ich machte mir sorgen, dass sie sich verletzen knnte. Sie schaute mir mit aufgewhltem Gesichtsausdruck in die Augen. ,,Haben wir die Ausflchte nicht alle hinter uns gelassen?" fragte ich leise. Sie senkte den Blick und schien einen inneren Kampf zu fhren. Pltzlich versteifte sie sich und riss erschrocken die Augen auf. Das erste Mal stand ihr die Angst ins Gesicht geschrieben. ,,Heilige Scheie!" japste sie. Ich bekam Panik. Was hatte sie gesehen? Wie hatte ich sie verngstigt? Dann rief sie, ,,Fahr langsamer!" ,,Was ist los?" Ich verstand nicht woher ihre Angst kam. ,,Du fhrst fast 100 Meilen pro Stunde!" brllte sie mich an. Sie warf einen kurzen Blick aus dem Fenster und schrak vor den vorbeirasenden Bumen zurck. Das bisschen Geschwindigkeit lie sie vor Angst aufschreien? Ich verdrehte meine Augen. ,,Entspann dich Bella." ,,Willst du uns umbringen?" warf sie mir mit hoher angespannter Stimme vor. ,,Es wird schon nichts passieren," versprach ich ihr. Sie atmete tief ein und sprach dann etwas ruhiger weiter. ,,Warum hast du es so eilig?" ,,Ich fahre immer so." Amsiert von ihrem geschockten Gesichtsausdruck erwiderte ich ihren Blick. ,,Schau auf die Strae!" rief sie. ,,Ich hatte noch nie einen Unfall, Bella. Ich hab noch nicht einmal einen Strafzettel bekommen." Ich grinste sie an und tippte mir an die Stirn. Es machte die Situation noch komischer es war so absurd mich mit ihr ber so etwas Geheimes und seltsames lustig zu machen. ,,Eingebauter Radardetektor." ,,Sehr witzig," sagte sie sarkastisch, ihre Stimme klang eher ngstlich als sauer. ,,Charlie ist Polizist, du erinnerst dich? Ich bin dazu erzogen worden, mich an Verkehrsregeln zu halten. Abgesehen davon, wenn du uns vor einen Baum fhrst, kannst du wahrscheinlich einfach aussteigen und weggehen."
,,Wahrscheinlich," wiederholte ich und lachte humorlos. Ja, wir wrden wohl einen sehr unterschiedlichen Preis zahlen mssen bei einem Autounfall. Ich konnte verstehen, dass sie Angst hatte, trotz meiner Qualitten als Autofahrer... ,,Aber du nicht." Mit einem Seufzer senkte ich die Geschwindigkeit. ,,Zufrieden?" Sie warf einen Blick auf den Tacho. ,,Fast." ,,Genug Kommentare zu meinem Fahrstil," sagte ich ungeduldig. Wie oft war sie meiner Frage jetzt ausgewichen? Dreimal? Vier? Waren ihre Spekulationen so Schrecklich? Ich musste es wissen sofort. ,,Ich warte immer noch auf deine neueste Theorie." Sie biss sich wieder auf die Lippe und sah bedrckt aus, fast schon als htte sie Schmerzen. Ich versuchte meine Ungeduld zu beherrschen und meine Stimme weicher klingen zu lassen. Ich wollte sie nicht beunruhigen. ,,Ich werde nicht lachen," versprach ich, in der Hoffnung, dass sie nur vor Scham nicht sprechen wollte. ,,Ich habe eher Angst dass du sauer auf mich sein knntest," flsterte sie. Ich hatte Mhe meine Stimme zu kontrollieren. ,,Ist es so schlimm?" ,,Ziemlich, ja." Sie schaute nach unten und wich meinem Blick aus. Die Sekunden verstrichen. ,,Schie los," ermutigte ich sie. Sie antwortete kleinlaut, ,,Ich wo nicht wie ich anfangen soll." ,,Wieso fngst du nicht am Anfang an?" Ich erinnerte mich an ihre Worte vor dem Essen. ,,Du sagtest du wrst nicht allein drauf gekommen." ,,Nein," stimmte sie zu und war dann wieder still. Ich versuchte mir zu berlegen, was sie inspiriert haben knnte. ,,Wie bist du darauf gekommen ein Buch? Ein Film?" Ich htte ihre Sammlung durchsehen sollen, als sie nicht zu Hause war. Ich hatte keine Ahnung, ob Bram Stoker oder Anne Rice bei ihren abgegriffenen Bchern lagen... ,,Nein," sagte sie wieder. ,,Es war am Samstag, am Strand." Damit hatte ich nicht gerechnet. Der lokale Klatsch und Tratsch ber uns war nie besonders bizarr gewesen oder przise. Gab es ein neues Gercht, dass ich verpasst hatte? Bella sphte von ihren Hnden auf und sah meinen berraschten Gesichtsausdruck. ,,Ich hab einen alten Freund der Familie getroffen Jacob Black," fuhr sie fort. ,,Sein Vater und Charlie sind schon befreundet seit ich ein Baby war." Jacob Black der Name war mir nicht bekannt und dennoch erinnerte er mich an etwas... vor langer Zeit... ich schaute gerade aus durch die Windschutzscheibe und durchforstete meine Erinnerungen um die Verbindung zu finden. ,,Sein Vater ist einer der ltesten von den Quileute," sagte sie. Jacob Black. Ephraim Black. Ein Nachfahre, kein Zweifel. Es war so schlimm wie es nur kommen konnte. Sie kannte die Wahrheit. In Gedanken ging ich die Konsequenzen durch whrend der Wagen durch die schwarzen Kurven der Strae flog, mein Krper war starr vor Angst bewegungslos abgesehen von den kleinen automatischen Aktionen die ntig waren um den Wagen zu steuern. Sie kannte die Wahrheit. Aber... wenn sie die Wahrheit am Samstag erfahren hatte... dann kannte sie sie schon den ganzen Abend... und dennoch...
,,Wir sind spazieren gegangen," erzhlte sie weiter. ,,Und er hat mir von ein paar alten Legenden erzhlt er wollte mir ein bisschen Angst machen, denke ich. Er erzhlte mir eine..." Sie hielt kurz inne, aber es gab keinen Grund mehr fr Skrupel; ich wusste, was sie sagen wrde. Das einzige Geheimnis das es noch zu lften galt war das, warum sie jetzt und hier bei mir war. ,,Erzhl weiter," sagte ich. ,,ber Vampire," hauchte sie, ihre Stimme war kaum mehr ein Flstern. Irgendwie war es noch schlimmer, sie das Wort aussprechen zu hren, als zu wissen, dass sie die Wahrheit kannte. Ich schrak bei dem Ausdruck zurck, hatte mich aber schnell wieder in der Gewalt. ,,Und da hast du sofort an mich gedacht?" fragte ich. ,,Nein. Er... hat deine Familie erwhnt." Es war pure Ironie, dass ausrechnet der Nachfahre von Ephraim den Vertrag verletzte den er geschworen hatte einzuhalten. Ein Enkel, oder vielleicht Ur-Enkel. Wie viele Jahre war es her? Siebzig? Ich htte wissen mssen, dass die Gefahr weniger von dem alten Mann ausging der an die Legenden glaubte. Natrlich, die jngere Generation diejenigen die zwar gewarnt wurden, die aber den alten Aberglauben lcherlich fanden natrlich lag dort die Gefahr der Entlarvung. Ich vermutete, dass es mir nun erlaubt war, den kleinen Stamm abzuschlachten wenn ich dazu geneigt wre. Ephraim und sein Rudel von Beschtzern waren lange tot... ,,Er dacht es wre blo ein dummer Aberglaube," sagte Bella pltzlich mit einer neuen Angst in der Stimme. ,,Er htte nicht gedacht, dass ich irgendetwas davon ernst nehmen wrde." Aus meinem Augenwinkel sah ich, wie sie unruhig ihre Hnde verschrnkte. ,,Es war mein Fehler," sagte sie nach einer kurzen Pause und dann senkte sie ihren Kopf als ob sie sich schmen wrde. ,,Ich habe ihn dazu gebracht es mir zu erzhlen." ,,Warum?" Es war nicht mehr so anstrengend meine Stimme gleichmig zu halten. Das schlimmste war bereits geschehen. So lange wir ber die Details der Aufdeckung sprachen, mussten wir uns keine Gedanken ber ihre Konsequenzen machen. ,,Lauren hatte etwas ber dich gesagt sie hatte versucht mich zu provozieren." Sie verzog ein bisschen das Gesicht bei der Erinnerung daran. Ich war ein bisschen abgelenkt von der Frage, wie Bella von irgendjemandem provoziert werden konnte, der ber mich sprach... ,,Und ein lterer Junge des Stammes hatte gesagt, dass deine Familie nicht zum Reservat kommen wrde, aber es hrte sich so an, als ob er etwas anderes meinte. Also hab ich Jacob beiseite genommen und es aus ihm heraus gekitzelt." Sie senkte ihren Kopf noch weiter als sie das zugab und ihr Ausdruck wirkte irgendwie... schuldig. Ich wand meinen Blick von ihr ab und lachte laut auf. Sie fhlte sich schuldig? Was knnte sie getan haben um irgendeine Art von Tadel zu verdienen? ,,Wie hast du es aus ihm heraus gekitzelt?" fragte ich. ,,Ich hab versucht zu flirten es hat besser geklappt als ich gedacht htte," erklrte sie und ihre Stimme klang unglubig bei der Erinnerung an ihren Erfolg. Ich konnte es mir nur vorstellen wenn man bedachte was fr eine Wirkung sie auf alles Mnnliche in ihrer Umgebung hatte, vollkommen unbewusst von ihrer Seite wir berwltigend musste sie dann erst sein, wenn sie versuchte attraktiv zu sein. Ich hatte pltzlich Mitleid mit dem armen Jungen auf den sie ihre ganze Naturgewalt losgelassen hatte.
,,Das htte ich zu gern gesehen," sagte ich und lachte wieder vor Schadenfreude. Ich wnschte ich htte die Reaktion des Jungen gesehen, htte das ganze Ausma der Verwstung mit eigenen Augen bezeugt. ,,Und du wirfst mir vor, ich wrde die Leute blenden armer Jacob Black." Ich war nicht so sauer ber die Art meiner Entlarvung wie ich gedacht htte, dass ich sein wrde. Er wusste es einfach nicht besser. Und wie konnte ich von irgendjemandem erwarten, dass er diesem Mdchen irgendeinen Wunsch verwehrte? Nein, ich hatte nur Mitleid aufgrund des Schadens den sie diesem unschuldigen Geist zugefgt haben mochte. Ich sprte wie ihr Errten die Luft zwischen uns aufheizte. Ich sah zu ihr herber und sie schaute aus dem Fenster. Sie sprach nicht weiter. ,,Was hast du dann gemacht?" fragte ich. Zeit um zu der Horrorgeschichte zurckzukehren. ,,Ich hab ein bisschen im Internet nachgeforscht." Immer wieder praktisch. ,,Und hat dich das berzeugt?" ,,Nein," sagte sie. ,,Nichts passte. Das meiste war eher albern. Und dann..." Sie brach ab und ich hrte wie sie ihre Zhne zusammenbiss. ,,Was?" verlangte ich. Was hatte sie gefunden? Was an diesem Albtraum hatte einen Sinn fr sie ergeben? Nach einer kurzen Pause flsterte, ,,Ich hab beschlossen, dass es egal ist." Fr den Bruchteil einer Sekunde waren meinen Gedanken erstarrt und pltzlich passte alles zusammen. Weshalb sie ihre Freunde weggeschickt hatte, statt mit ihnen zu flchten. Warum sie wieder zu mir ins Auto gestiegen war, statt wegzurennen und nach der Polizei zu rufen... Ihre Reaktionen waren immer falsch immer absolut falsch. Sie zog die Gefahr an. Sie lud sie ein. ,,Es ist egal?" presste ich durch meine Zhne und Wut stieg in mir auf. Wie sollte ich jemanden beschtzen der so... so... so entschlossen war ungeschtzt zu sein? ,,Ja," sagte sie leise mit einer Stimme die unglaublich weich klang. ,,Es ist mir egal, was du bist." Sie war unglaublich. ,,Es ist macht dir nichts aus, dass ich ein Monster bin? Dass ich kein Mensch bin?" ,,Nein." Ich fing an mich zu fragen, ob sie wirklich gesund war. Ich knnte die beste Pflege fr sie arrangieren... Carlisle hatte die ntigen Verbindungen um ihr die besten rzte zu besorgen, die talentiertesten Therapeuten. Vielleicht konnte man irgendetwas tun um was immer mit ihr nicht stimmte zu heilen, was immer es war, dass es ihr ermglichte neben einem Vampir zu sitzen mit einem absolut ruhigen und gleichmigen Puls. Ich wrde ihre Behandlung selbstverstndlich berwachen und sie so oft besuchen wie es mir erlaubt war... ,,Du bist sauer," seufzte sie. ,,Ich htte besser nichts gesagt." Als ob es einem von uns geholfen htte, wenn sie diese strende Tatsache verschwiegen htte. ,,Nein. Ich mchte gerne wissen, was du denkst auch wenn, was du denkst vollkommen verrckt ist." ,,Also liege ich wieder falsch?" fragte sie in einem etwas streitlustigen Tonfall. ,,Das habe ich damit nicht gemeint!" Ich biss wieder die Zhne zusammen. ,,`Es ist egal`!" wiederholte ich bissig. Sie japste. ,,Ich hab also recht?" ,,Ist das wichtig?" konterte ich.
Sie atmete tief durch. Ich wartete wtend auf ihre Antwort. ,,Nicht wirklich," sagte sie mit kontrollierter Stimme. ,,Aber ich bin neugierig." Nicht wirklich. Es war nicht wirklich wichtig. Es war ihr egal. Sie wusste dass ich kein Mensch war, ein Monster, es war ihr nicht wirklich wichtig. Abgesehen von meinen Zweifeln an ihrer geistigen Zurechnungsfhigkeit, fhlte ich einen leichten Anflug von Hoffnung. Ich versuchte sie zu unterdrcken. ,,Was mchtest du wissen?" fragte ich sie. Es gab keine Geheimnisse mehr nur noch unwichtige Details. ,,Wie alt bist du?" fragte sie. Meine Antwort kam automatisch und war tief verwurzelt. ,,Siebzehn." ,,Und wie lange bist du schon Siebzehn?" Ich versuchte nicht zu lcheln bei ihrem herablassenden Tonfall. ,,Eine Weile," gab ich zu. ,,Okay," sagte sie pltzlich enthusiastisch. Sie lchelte mich an. Als ich ihren Blick erwiderte, wieder an ihrer geistigen Zurechnungsfhigkeit zweifelnd, lchelte sie noch breiter. Ich verzog das Gesicht. ,,Lach jetzt nicht," warnte sie. ,,Aber wie kommt es, dass du bei Tageslicht rausgehen kannst?" Ich lachte trotz ihrer Bitte. Es sah so aus als htten ihre Nachforschungen nichts Unnormales ergeben. ,,Mythos," erklrte ich ihr. ,,Ihr verbrennt nicht in der Sonne?" ,,Mythos." ,,Ihr schlaft nicht in Srgen?" ,,Mythos." Schlaf war schon so lange kein Teil meines Lebens mehr zumindest nicht bis zu den letzten paar Nchten in denen ich Bella beim Trumen beobachtet hatte... ,,Ich kann nicht schlafen," murmelte ich und beantwortete ihre Frage damit ausfhrlicher. Sie war fr einen Moment still. ,,Gar nicht?" fragte sie. ,,Nie," flsterte ich. Ich schaute in ihre Augen, geweitet unter den geschwungenen Wimpern und sehnte mich danach schlafen zu knnen. Nicht um zu vergessen, nicht um der Langeweile zu entfliehen, sondern weil ich trumen wollte. Wenn ich bewusstlos wre, wenn ich trumen knnte, dann knnte ich fr ein paar Stunden in einer Welt leben wo sie und ich zusammen sein konnten. Sie trumte von mir. Ich wollte von ihr trumen. Sie schaute mich mit verwundertem Gesichtsausdruck an. Ich musste wegschauen. Ich konnte nicht von ihr trumen. Sie sollte nicht von mir trumen. ,,Du hast mir die wichtigste aller Fragen noch nicht gestellt," sagte ich, meine stumme Brust war noch klter und hrter als zuvor. Sie musste endlich verstehen. An irgendeinem Punkt musste sie merken, was sie hier gerade tat. Sie musste verstehen, dass das alles wichtig war wichtiger als alle anderen berlegungen. berlegungen wie die Tatsache, dass ich sie liebte. ,,Und welche ist das?" fragte sie berrascht und ahnungslos. Dadurch wurde meine Stimme nur noch hrter. ,,Machst du dir keine Sorgen um meine Ernhrung?" ,,Oh. Das." Sie sprach leise und ich wusste es nicht einzuschtzen. ,,Ja, das. Willst du nicht wissen, ob ich Blut trinke?" Sie zuckte zurck bei meiner Frage. Endlich. Sie verstand.
,,Naja, Jacob hatte etwas darber gesagt," sagte sie. ,,Was hat Jacob gesagt?" ,,Er sagte, dass ihr keine... Menschen jagt. Er sagte deine Familie galt nicht als gefhrlich weil ihr nur Tiere jagt." ,,Er sagte, wir wren nicht gefhrlich?" wiederholte ich zynisch. ,,Nicht genau," korrigierte sie. ,,Er sagte, dass ihr nicht als gefhrlich galtet. Aber die Quileutes wollen euch trotzdem lieber nicht auf ihrem Land haben, zur Sicherheit." Ich starrte auf die Strae, meine Gedanken waren hoffnungslos verknotet, meine Kehle schmerzte vor bekanntem brennendem Durst. ,,Also, hat er recht?" fragte sie, so locker als wrde sie nach dem Wetterbericht fragen. ,,Dass ihr keine Menschen jagt?" ,,Die Quileutes haben ein langes Gedchtnis." Sie nickte und dachte scharf nach. ,,Aber gib dich damit nicht zufrieden," sagte ich schnell. ,,Sie haben recht, wenn sie sich von uns fernhalten. Wir sind immer noch gefhrlich." ,,Das verstehe ich nicht." Nein, natrlich nicht. Wie sollte ich es ihr erklren? ,,Wir versuchen es," erklrte ich ihr. ,,Normalerweise sind wir sehr gut darin. Manchmal machen wir Fehler. Ich zum Beispiel in dem ich mir erlaube mit dir allein zu sein." Ihr Duft war immer noch prsent im Auto. Ich gewhnte mich daran, ich konnte ihn fast ignorieren, aber ich konnte nicht leugnen, dass mein Krper sich immer noch aus den falschen Grnden nach ihr sehnte. Mein Mund war gefllt mit Gift. ,,Das ist ein Fehler?" fragte sie mit Schmerz und Trauer in der Stimme. Dieser Klang entwaffnete mich. Sie wollte mit mir zusammen sein trotz allem wollte sie mit mir zusammen sein. Hoffnung keimte erneut auf und ich erstickte sie. ,,Ein sehr gefhrlicher," sagte ich ihr ehrlich und wnschte mir, dass diese Ehrlichkeit bewirkte, dass es ihr etwas ausmachte. Sie antwortete zunchst nicht. Ich hrte wie sich ihre Atmung nderte sie beschleunigte sich auf seltsame Weise die sich nicht nach Angst anhrte. ,,Erzhl mir mehr," sagte sie pltzlich mit vor Schmerz bebender Stimme. Ich beobachtete sie aufmerksam. Sie hatte Schmerzen. Wie hatte ich das zulassen knnen? ,,Was mchtest du denn noch wissen?" fragte ich sie und berlegte wie ich es vermeiden konnte, sie noch mehr zu verletzen. ,,Erzhl mir warum ihr Tiere statt Menschen jagt," sagte sie, immer noch geqult. War das nicht offensichtlich? Oder vielleicht war ihr das auch egal. ,,Ich mchte kein Monster sein," murmelte ich. ,,Aber Tiere reichen nicht?" Ich dachte ber einen weiteren Vergleich nach, einen den sie verstehen wrde. ,,Ich kann es natrlich nicht mit Sicherheit sagen, aber ich wrde es mit einer Ernhrung auf Tofu und Soja-Basis vergleichen; wir nennen uns selbst Vegetarier, ein kleiner Insider Witz. Es stillt den Hunger nicht vollkommen oder besser den Durst. Aber es macht uns stark genug um zu wiederstehen. Meistens." Ich wurde leiser; ich schmte mich dafr sie in Gefahr gebracht zu haben. Eine Gefahr die ich immer noch zulie... ,,Zu manchen Zeiten ist es schwerer als zu anderen." ,,Ist es jetzt sehr schwer fr dich?" Ich seufzte. Natrlich wrde sie die Frage stellen, die ich nicht beantworten wollte. ,,Ja," gab ich zu.
Diesmal lag ich richtig was meine Erwartungen an ihre Reaktion betraf: ihr Atem blieb gleichmig, ihr Herz schlug normal weiter. Ich erwartete es, aber ich verstand es nicht. Wieso hatte sie keine Angst? ,,Aber jetzt bist du nicht hungrig," stellte sie fest und war sich ihrer vollkommen sicher. ,,Wieso glaubst du das?" ,,Deine Augen," sagte sie ohne weiteres. ,,Ich hab dir gesagt, ich htte eine Theorie. Ich habe festgestellt, dass Menschen Mnner speziell schlechter gelaunt sind, wenn sie Hunger haben." Ich lachte innerlich ber ihren Ausdruck: schlecht gelaunt. Das war weit untertrieben. Aber sie lag vollkommen richtig, wie immer. ,,Du bist sehr aufmerksam, nicht war?" ich lachte wieder. Sie lchelten ein bisschen und die Falte zwischen ihren Augen tauchte wieder auf als ob sie sich konzentrierte. ,,Warst du dieses Wochenende mit Emmett jagen?" fragte sie nachdem ich mich beruhigt hatte. Die lssige Art mit der sie darber sprach war sowohl faszinierend als auch frustrierend. Konnte es wirklich sein, dass sie so viel so einfach verkraftete? Ich war nher an einem Schock als sie ,,Ja," antwortete ich ihr, und dann, als ich es eigentlich schon dabei belassen wollte, hatte ich wieder das gleiche Bedrfnis wie im Restaurant: Ich wollte dass sie mich kannte. ,,Ich wollte nicht gehen," fuhr ich langsam fort, ,,aber es war ntig. Es ist einfacher in deiner Nhe zu sein, wenn ich nicht durstig bin." ,,Warum wolltest du nicht gehen?" Ich atmete tief ein und erwiderte dann ihren Blick. Diese Art der Ehrlichkeit war auf eine andere Art und Weise schwierig. ,,Ich fhle mich nicht wohl..." ich denke, dieser Ausdruck trifft es am besten, obwohl er nicht stark genug war, ,,wenn ich nicht in deiner Nhe bin. Es war kein Scherz als ich letzten Donnerstag zu dir sagte, dass du nicht ins Meer fallen oder dich von einem Truck berfahren lassen sollst. Ich war das ganze Wochenende abgelenkt weil ich mir Sorgen um dich gemacht habe. Und nachdem was heute Abend passiert ist, bin ich berrascht, dass du das Wochenende unbeschadet berstanden hast." Dann erinnerte ich mich an die Kratzer auf ihren Handflchen. ,,Naja, nicht ganz unbeschadet," ermahnte ich. ,,Was?" ,,Deine Hnde," erinnerte ich sie. Sie seufzte und verzog das Gesicht. ,,Ich bin hingefallen." Ich hatte richtig geraten. ,,Das hab ich mir gedacht," sagte ich, nicht in der Lage mein Lcheln zu verbergen. ,,So wie ich dich kenne, htte es schlimmer kommen knnen und diese Mglichkeit hat mich das ganze Wochenende geqult. Es waren sehr lange drei Tage. Ich bin Emmett ganz schn auf die Nerven gegangen." Ehrlichgesagt, war das immer noch der Fall. Ich verwirrte Emmett sicher immer noch und den Rest meiner Familie ebenso. Abgesehen von Alice... ,,Drei Tage?" fragte sie mit pltzlich scharfer Stimme. ,,Seid ihr nicht erst heute zurck gekommen?" Ich verstand ihren Tonfall nicht. ,,Nein, wir sind am Sonntag zurckgekommen." ,,Warum war dann keiner von euch in der Schule?" verlangte sie zu wissen. Ihre Aggression verwirrte mich. Sie schien nicht zu verstehen, dass diese Frage wieder etwas mit Mythologie zu tun hatte. ,,Naja, du hattest gefragt, ob die Sonne mich verletzt und das tut sie nicht," sagte ich. ,,Aber ich kann trotzdem nicht raus gehen wenn die Sonne scheint, zumindest nirgendwohin wo man mich sehen kann."
Das lenkte sie von ihrer mysterisen Verstimmung ab. ,,Warum?" fragte sie und lehnte ihren Kopf zur Seite. Ich bezweifelte, dass ich einen ausreichenden Vergleich finden wrde um das zu erklren. Also sagte ich ihr nur, ,,Ich werd's dir irgendwann zeigen." Und dann fragte ich mich ob das ein Versprechen war, dass ich vielleicht wrde brechen mssen. Wrde ich sie nach dieser Nacht wiedersehen? Liebte ich sie schon genug um sie verlassen zu knnen? ,,Du httest anrufen knnen," sagte sie. Was fr eine seltsame Aufforderung. ,,Aber ich wusste doch dass du sicher bist." ,,Aber ich wusste nicht, wo du warst. Ich..." sie brach ab und starrte auf ihre Hnde. ,,Was?" ,,Ich mochte es nicht," sagte sie schchtern und die Haut ber ihren Wangenknochen wurde wieder warm. ,,dich nicht zu sehen. Es macht mir auch angst." Bist du jetzt zufrieden? Wollte ich von mir selbst wissen. Naja, hier war die Belohnung fr all meine Hoffnungen. Ich war verwirrt, begeistert, entsetzt am meisten entsetzt davon dass alle meine wildesten Trume gar nicht so abwegig waren. Deshalb machte es ihr nichts aus, dass ich ein Monster war. Es war der gleiche Grund weshalb mir die Regeln egal waren. Warum richtig und falsch keinen Einfluss mehr auf mich hatten. Warum all meine Prioritten um eins nach unten gerutscht sind um an oberster Stelle Platz fr dieses Mdchen zu schaffen. Bella mochte mich auch. Ich wusste, dass es nichts im Vergleich zu meiner Liebe fr sie war. Aber es war genug fr sie um ihr Leben zu riskieren um hier neben mir zu sitzen. Und es gern zu tun. Genug um ihr Schmerzen zu bereiten, wenn ich das richtige tat und sie verlie. Gab es irgendetwas das ich jetzt noch tun konnte, dass sie nicht verletzen wrde? berhaupt irgendetwas? Ich htte weg bleiben sollen. Ich htte nie wieder nach Forks zurckkommen sollen. Ich wrde ihr nur Schmerzen bereiten. Wrde mich das davon abhalten jetzt zu bleiben? Es noch schlimmer zu machen? So wie ich mich jetzt fhlte, ihre Wrme auf meiner Haut sprte... Nein. Nichts wrde mich davon abhalten. ,,Ah," brummte ich zu mir selbst. ,,Das ist falsch." ,,Was hab ich gesagt?" fragte sie schnell um die Schuld auf sich zu nehmen. ,,Siehst du es nicht, Bella? Es ist eine Sache, wenn ich mich unglcklich mache, aber eine ganz andere, wenn du so tief drinsteckst. Ich mchte nicht hren, dass du so fhlst." Es war die Wahrheit, es war eine Lge. Der egoistische Teil von mir machte Luftsprnge bei dem Wissen, dass sie mich genauso wollte wie ich sie wollte. ,,Es ist falsch. Es ist nicht sicher. Ich bin gefhrlich, Bella bitte versteh das." ,,Nein." Sie schob schmollend ihre Lippen vor. ,,Ich meine es ernst." Ich kmpfte so stark mit mir zum einen wollte ich verzweifelt, dass sie es akzeptierte und zum anderen genauso verzweifelt dass sie sich von meinen Warnungen nicht in die Flucht schlagen lie dass die Worte wie ein Knurren zwischen meinen Zhnen hervorkamen. ,,Ich mein es auch ernst," gab sie zurck. ,,Ich hab dir gesagt, es ist mir egal was du bist. Es ist zu spt." Zu spt? Alices Vision schwirrte in meinem Kopf, Bellas blutrote Augen starrten mich unverwandt an. Ausdruckslos aber es war ausgeschlossen, dass sie mich fr diese Zukunft nicht hassen wrde. Mich dafr hasste, dass ich ihr alles genommen hatte. Ihr ihr Leben und ihre Seele gestohlen hatte. Es konnte nicht zu spt sein.
,,Sag das niemals," zischte ich. Sie starrte aus ihrem Fenster und biss sich wieder auf die Lippe. Ihre Hnde waren in ihrem Schoss zu Fusten geballt. Ihr Atem stockte und brach ab. ,,Was denkst du?" Ich musste es wissen. Sie schttelte den Kopf ohne mich anzusehen. Ich sah etwas Glitzerndes auf ihrer Wange, wie ein Kristall. Qual. ,,Weinst du?" Ich hatte sie zum Weinen gebracht. So sehr hatte ich sie verletzt. Sie wischte die Trne mit ihrem Handrcken ab. ,,Nein," log sie mit brchiger Stimme. Ein lange begrabener Instinkt bewirkte, dass ich meine Hand nach ihr ausstreckte in dieser einen Sekunde fhlte ich mich menschlicher als jemals zuvor. Und dann erinnerte ich mich daran, dass ich es... nicht war. Und ich lie meine Hand sinken. ,,Es tut mir leid," sagte ich und biss meine Zhne zusammen. Wie konnte ich ihr jemals sagen wie leid es mir tat? All die dummen Fehler die ich begangen hatte. Mein unendlicher Egoismus. Dass sie die unglckliche war, die meine erste tragische Liebe entfachte. Auch die Dinge, die ich nicht kontrollieren konnte dass ich das Monster war, dass von Schicksal dazu auserkoren war, ihr Leben zu beenden. Das alles tat mir so leid. Ich atmete tief durch ignorierte meine elende Reaktion auf den Duft im Auto und versuchte mich zusammen zu reien. Ich wollte das Thema wechseln, an etwas anderes denken. Glcklicherweise war meine Neugierde bzgl. des Mdchens unerschpflich. Ich hatte immer eine Frage. ,,Sag mir mal eins," sagte ich ,,Ja?" fragte sie mit trnenerstickter Stimme. ,,Was hast du gedacht, bevor ich um die Ecke kam? Ich hab deinen Gesichtsausdruck nicht verstanden du sahst nicht besonders ngstlich aus, eher als wrdest du dich stark konzentrieren." Ich erinnerte mich an ihr Gesicht zwang mich dazu nicht daran zu denken, durch wessen Augen ich es gesehen hatte den Ausdruck wilder Entschlossenheit darin. ,,Ich habe versucht mich daran zu erinnern, wie man einen Angreifer unschdlich macht," sagte sie mit gefassterer Stimme. ,,du weit schon, Selbstverteidigung. Ich wollte ihm seine Nase in sein Gehirn rammen." Ihre Fassung hielt nicht an bis zum Ende ihrer Erklrung. Ihr Tonfall nderte sich bis er hasserfllt war. Es war keine bertreibung und ihre Ktzchenhafte Wut hatte dieses Mal nichts Amsantes. Ich konnte ihre zerbrechliche Figur sehen Seide ber Glas berschattet von den groen krftigen menschlichen Monstern die sie verletzt htten. Die Wut kochte in meinem Hinterkopf auf. ,,Du wolltest mit ihnen kmpfen?" ich wollte sthnen. Ihre Instinkte waren lebensgefhrlich fr sie selbst. ,,Hast du nicht daran gedacht wegzurennen?" ,,Ich falle oft hin, wenn ich renne," sagte sie kleinlaut. ,,Was ist mit schreien?" ,,Dazu wollte ich gerade kommen." Ich schttelte unglubig meinen Kopf. Wie hatte sie es geschafft am Leben zu bleiben bevor sie nach Forks kam? ,,Du hattest recht," sagte ich zu ihr mit einem bitteren Unterton. ,,Ich fordere wirklich das Schicksal heraus wenn ich versuche dich zu beschtzen." Sie seufzte und warf einen Blick aus dem Fenster. Dann sah sie mich wieder an. ,,Sehe ich dich morgen?" fragte sie pltzlich. So lange ich auf dem Weg in die Hlle war ich wrde die Reise genieen. ,,Ja ich muss auch noch einen Aufsatz abgeben." Ich lchelte sie an und es fhlte sich gut an das zu tun. ,,Ich halte dir in der Pause einen Platz frei." Ihr Herz flatterte; mein totes Herz fhlte sich pltzlich wrmer an.
Ich hielt vor dem Haus ihres Vaters an. Sie machte keine Anstalten mich zu verlassen. ,,Versprichst du mir, dass du morgen da sein wirst?" beharrte sie. ,,Ich verspreche es." Wieso machte es mich so glcklich das falsche zu tun? Es musste etwas Falsches daran sein. Sie nickte zufrieden und fing an meine Jacke auszuziehen. ,,Du kannst sie behalten," bot ich ihr schnell an. Ich wollte ihr gerne etwas von mir dalassen. Ein Andenken, so wie der Flaschendeckel, der jetzt in meiner Tasche steckte... ,,Du hast keine Jacke fr morgen." Sie gab mir die Jacke zurck und lchelte mich reumtig an. ,,Ich mchte es Charlie nicht erklren mssen," erklrte sie mir. Das konnte ich mir vorstellen. Ich lchelte sie an. ,,Oh, stimmt." Sie legte ihre Hand an den Trgriff und hielt inne. Sie wollte genauso wenig gehen, wie ich sie gehen lassen wollte. Sie ungeschtzt zu lassen, auch nur fr wenige Augenblicke... Peter und Charlotte waren schon lange auf dem Weg, weit hinter Seattle, kein Zweifel. Aber es gab immer noch andere. Diese Welt war kein sicherer Ort fr einen Menschen und fr sie wirkte sie noch gefhrlicher als fr irgendjemanden sonst. ,,Bella?" fragte ich, berrascht von dem befriedigenden Gefhl dass ich versprte wenn ich nur ihren Namen aussprach. ,,Ja?" ,,Versprichst du mir etwas?" ,,Ja," stimmte sie bereitwillig zu und dann verengte sie ihre Augen als ob sie ber einen Grund nachdachte meine Bitte abzuschlagen. ,,Geh nicht alleine in den Wald." Warnte ich sie und fragte mich, ob diese Bitte etwas wre, das sie lieber abschlagen wrde. Sie blinzelte verwirrt. ,,Warum?" Ich warf einen Blick auf die nicht gerade vertrauenswrdige Dunkelheit. Die Schwrze der Nacht war kein Problem fr meine Augen, aber genauso wenig war sie ein Problem fr jeden anderen Jger. Nur Menschen machte sie blind. ,,Ich bin nicht immer die grte Gefahr da drauen," erklrte ich ihr. ,,Belassen wir es einfach dabei." Sie schttelte sich, fing sich aber schnell wieder und lchelte sogar als sie sagte, ,,Was immer du sagst." Ihr Atem berhrte mein Gesicht, so s und wohlriechend. Ich knnte die ganze Nacht so sitzen bleiben, aber sie brauchte ihren Schlaf. Das Verlangen sie zu warnen und das sie zu schtzen waren absolut gleichwertig als sie ihren Kampf in mir fhrten. Ich seufzte ber das Unmgliche. ,,Wir sehen uns dann morgen," sagte ich in dem Bewusstsein, dass ich sie viel frher wiedersehen wrde. Aber sie wrde mich nicht vor morgen sehen. ,,Morgen also," stimmte sie zu als sie die Tr ffnete. Wieder eine Qual sie gehen zu sehen. Ich lehnte mich zu ihr und wollte sie aufhalten. ,,Bella?" Sie drehte sich um und erstarrte vor berraschung als sie sah wie nahe unsere Gesichter sich waren. Auch ich war berwltigt von dieser Nhe. Die Hitze strmte in Wellen aus ihrem Krper und streichelte mein Gesicht. Ich konnte fast ihre seidige Haut spren...
Ihr Herzschlag stotterte und ihr Mund klappte auf. ,,Schlaf gut," flsterte ich und lehnte mich zurck bevor das Verlangen meines Krpers weder der bekannte Durst noch der neue und seltsame Hunger den ich pltzlich fhlte mich dazu verleitete irgendetwas zu tun, dass sie verletzen knnte. Sie sa noch einen Moment lang da, bewegungslos und mit geweiteten Augen. Geblendet vermutete ich. Genau wie ich. Sie fasste sich wieder obwohl ihr Gesicht immer noch etwas verwirrt aussah und fiel fast aus dem Auto whrend sie ber ihre Fe stolperte und musste sich am Auto festhalten. Ich kicherte hoffentlich zu leise fr sie um es zu hren. Ich beobachtete wie sie den Weg entlang stolperte bis sie den Lichtkegel erreichte der die Eingangstr umgab. Sicher fr diesen Moment. Und ich wrde bald zurck sein um mich davon zu berzeugen. Ich konnte spren wie ihre Augen mir folgten, als ich die dunkle Strae hinunterfuhr. Das war eine ganz neue Erfahrung fr mich. Normalerweise konnte ich mich selbst durch die folgenden Augen beobachten. Aber das hier war seltsam aufregend dieses unfassbare Gefhle von Augen in meinem Rcken. Ich wusste dass es nur daran lag, dass es ihre Augen waren. Eine Millionen Gedanken rasten durch meinen Kopf whrend ich ziellos durch die Nacht fuhr. Ich kurvte lange durch die Straen und dachte an Bella und die unglaubliche Erleichterung die ich versprte, jetzt da die Wahrheit heraus war. Ich musste mir nicht lnger Sorgen machen, dass sie herausfinden knnte, was ich war. Sie wusste es. Es war ihr egal. Obwohl es fr sie offensichtlich etwas Schlechtes war, war es fr mich unglaublich befreiend. Aber noch viel mehr dachte ich ber Bellas erwiderte Liebe nach. Sie konnte mich nicht genauso lieben, wie ich sie liebte eine solche bermchtige, alles verzehrende, erdrckende Liebe wrde vermutlich ihren zerbrechlichen Krper zerstren. Aber ihre Gefhle waren stark genug. Genug um die instinktive Angst zu besiegen. Genug um mit mir zusammen sein zu wollen. Und mit ihr zusammen zu sein, war die grte Freude, die ich je versprt hatte. Fr eine Weile whrend ich allein war und ausnahmsweise niemand anderen verletzte erlaubte ich mir diese Freude zu empfinden ohne an die damit verbundene Tragdie zu denken. Ich war einfach nur glcklich, dass sie mich mochte. Ich jubelte ber den Triumph, ihre Liebe gewonnen zu haben. Ich stellte mir vor wie wir Tag fr Tag nebeneinander sitzen wrden, wie ich ihre Stimme hren und sie zum lcheln bringen wrde. Ich wiederholte das Lcheln in meinen Gedanken, sah wie sich ihre vollen Lippen an den Mundwinkeln nach oben bogen, das angedeutete Grbchen, auf ihrem spitzen Kinn, wie ihre Augen warm wurden und schmolzen... Ihre Finger hatten sich heute so warm und sanft auf meiner Haut angefhlt. Ich stellte mir vor, wie sich die zarte Haut ber ihren Wangenknochen anfhlen musste seidig, warm... so zerbrechlich. Seid ber Glas... bengstigend zerbrechlich. Ich sah nicht wo meine Gedanken hinfhrten bis es zu spt war. Whrend ich auf dieser verheerenden Verwundbarkeit verweilte, strten andere Bilder ihres Gesichtes meine Fantasien. Verloren in den Schatten, bleich vor Angst und dennoch waren ihre Lippen zusammengepresst, ihre Augen fest entschlossen, voller Konzentration, ihr schmaler Krper gestrafft um die massigen Figuren zurckzuschlagen die um sie herum standen, Albtrume in der Dunkelheit...
,,Ah," sthnte ich als der siedende Hass den ich vor lauter Freude ber ihre Liebe vollkommen vergessen hatte, erneut in einem Inferno aus Wut ber mich einstrzte. Ich war allein. Bella war sicher zu Hause; fr einen Moment war ich wahnsinnig erleichtert darber dass Charlie Swan der Kopf der rtlichen Gesetzeshter, ausgebildet und bewaffnet ihr Vater war. Das hatte etwas zu bedeuten, verschaffte ihr einen Unterschlupf. Sie war in Sicherheit. Es wrde nicht lange dauern, diese Beleidung zu rchen... Nein. Sie verdiente etwas Besseres. Ich konnte es nicht zulassen, dass sie etwas fr einen Mrder empfand. Aber... was war mit den anderen? Bella war in Sicherheit, ja. Angela und Jessica waren bestimmt auch sicher in ihren Betten. Dennoch lief ein Monster frei herum in den Straen von Port Angeles. Ein menschliches Monster machte ihn das zu einem menschlichen Problem? Den Mord zu begehen nachdem es mich verlangte war falsch. Das wusste ich. Aber ihm die Mglichkeit zu lassen, wieder jemanden anzugreifen war auch nicht richtig. Die blonde Hostess vom Restaurant. Die Kellnerin die ich nie wirklich angesehen hatte. Beide hatten mich auf lcherliche Weise genervt, aber deshalb verdienten sie noch lange keine Gefahr. Jede von ihnen war vielleicht fr irgendjemanden seine Bella. Diese Erkenntnis lie mich eine Entscheidung treffen. Ich wendete den Wagen Richtung Norden und beschleunigte, nun da ich ein Ziel hatte. Wann immer ich ein Problem hatte, dass zu gro fr mich war etwas handfestes wie dieses hier wusste ich wo ich Hilfe finden konnte. Alice sa auf der Veranda und wartete auf mich. Ich hielt direkt vor dem Haus, statt zur Garage durch zu fahren. ,,Carlisle ist in seinem Arbeitszimmer," sagte Alice bevor ich fragen konnte. ,,Danke," sagte ich und wuschelte durch ihr Haar, als ich an ihr vorbeiging. Danke dass du mich zurckgerufen hast, dachte sie sarkastisch. ,,Oh," ich hielt vor der Tr inne und holte mein Handy aus der Tasche. ,,Tut mir leid. Ich hab nicht mal nachgesehen, wer es war. Ich war... beschftigt." ,,Ja, ich wei. Es tut mir auch leid. Als ich sah was passieren wrde, warst du schon unterwegs." ,,Es war knapp," murmelte ich. Tut mir leid, wiederholte sie beschmt. Es war leicht gndig zu sein, in dem Wissen, das es Bella gut ging. ,,Mach dir keine Sorgen. Ich wei, dass du nicht auf alles achten kannst. Niemand erwartet von dir, dass du allwissend bist, Alice." ,,Danke." ,,Ich htte dich heute Abend fast zum Essen eingeladen hast du das gesehen bevor ich meine Meinung gendert habe?" Sie grinste. ,,Nein, das habe ich auch verpasst. Ich wnschte ich htte es gewusst. Ich wre gekommen." ,,Worauf hast du dich denn konzentriert, dass du so viel verpasst hast?" Jasper denkt ber unseren Jahrestag nach. Sie lachte. Er versucht sich nicht fr ein Geschenk zu entscheiden, aber ich glaube ich kann es mir ungefhr vorstellen... ,,Du bist echt skrupellos." ,,Jap."
Sie schrzte ihre Lippen und schaute zu mir auf mit einem leicht vorwurfsvollen Ausdruck. Spter habe ich besser aufgepasst. Wirst du ihnen sagen, dass sie es wei? Ich seufzte. ,,Ja. Spter." Ich werde nichts sagen. Tu mir einen Gefallen, und sag es Rosalie wenn ich nicht in der Nhe bin, okay? Ich zuckte mit den Schultern. ,,Klar." Bella hat es ziemlich gut aufgenommen. ,,Zu gut." Alice grinste mich an. Unterschtz Bella nicht. Ich versuchte das Bild auszublenden, dass ich nicht sehen wollte Bella und Alice, beste Freunde. Ich seufzte schwer vor Ungeduld. Ich wollte den nchsten Teil des Abends schnell hinter mich bringen; Ich wollte, dass es vorbei war. Aber ich machte mir ein wenig Sorgen Forks zu verlassen... ,,Alice..." fing ich an. Sie sah was ich vor hatte zu fragen. Heute Nacht wird ihr nichts passieren. Ich werde jetzt besser aufpassen. Sie braucht eine vierundzwanzig stndige berwachung, nicht war? ,,Mindestens." ,,Aber abgesehen davon wirst du bald wieder bei ihr sein." Ich atmete tief durch. Ihre Worte taten gut. ,,Na los bring es hinter dich, damit du da sein kannst wo du sein willst," sagte sie. Ich nickte und eilte hinauf zu Carlisles Zimmer. Er wartete bereits auf mich mit dem Blick auf die Tr geheftet, statt auf das dicke Buch das vor ihm lag. ,,Ich hab gehrt, dass Alice dir gesagt hat, wo du mich finden kannst," sagte er und lchelte. Es war eine Erleichterung bei ihm zu sein, sein Einfhlungsvermgen und seine Intelligenz in seinen Augen zu sehen. Carlisle wrde wissen, was zu tun ist. ,,Ich brauche Hilfe." ,,Was immer du willst, Edward," versprach er. ,,Hat Alice dir erzhlt, was Bella heute Abend passiert ist?" Was fast passiert ist, korrigierte er mich. ,,Ja, fast. Ich hab ein Problem Carlisle. Weit du, ich mchte ihn... wirklich sehr gern... tten." Die Worte kamen schnell und leidenschaftlich aus mir heraus. ,,So sehr. Aber ich wei, das wre falsch, denn es wre Rache und keine Gerechtigkeit. Es wre nur aus Zorn und nicht objektiv. Aber dennoch kann es nicht richtig sein, einen Triebtter und Serienmrder frei in Port Angeles herumlaufen zu lassen! Ich kenne die Menschen dort nicht, aber ich kann auch nicht zulassen, dass jemand anderes Bellas Platz einnimmt. Diese andere Frau jemand empfindet vielleicht genauso fr sie, wie ich fr Bella. Er wrde genauso leiden wie ich gelitten htte, wenn Bella verletzt worden wre. Es ist nicht richtig..." Sein breites unerwartetes Lcheln unterbrach den Fluss meiner Worte. Sie tut dir sehr gut, nicht war? So viel Mitgefhl, so viel Selbstkontrolle. Ich bin beeindruckt. ,,Ich bin nicht wegen Komplimenten hier, Carlisle." ,,Natrlich nicht. Aber ich kann nichts fr meine Gedanken, nicht war?" Er lchelte wieder. ,,Ich kmmere mich darum. Du kannst beruhigt sein. Niemand wird an Bellas Stelle verletzt werden." Ich sah den Plan in seinem Kopf. Es war nicht wirklich das was ich wollte, es stellte mein Verlangen nach Brutalitt nicht zufrieden, aber ich wusste, dass es das Richtige war.
,,Ich zeige dir wo du sie finden kannst," sagte ich. ,,Dann lass uns gehen." Er hob seine schwarze Tasche im Vorbeigehen auf. Ich htte einen Aggressiveren Weg bevorzugt wie einen gespaltenen Schdel aber ich wrde es Carlisle auf seine Weise regeln lassen. Wir nahmen meinen Wagen. Alice stand immer noch auf den Treppenstufen an der Veranda. Sie grinste und winkte als wir davonfuhren. Ich sah, was sie fr uns vorhergesehen hatte, wir wrden keine Schwierigkeiten haben. Die Fahrt auf der dunklen leeren Strae war sehr kurz. Ich schaltete die Scheinwerfer nicht an um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Ich musste lcheln bei dem Gedanken wie Bella auf diese Handlung reagiert htte. Ich war bereits langsamer gefahren als sonst um meine Zeit mit ihr zu verlngern als sie sich beschwert hatte. Carlisle dachte auch an Bella. Ich htte nicht gedacht, dass sie gut fr ihn ist. So unerwartet. Vielleicht war es irgendwie Vorherbestimmt. Vielleicht dient es einem hheren Zweck. Auer... Er stellte sich Bella mit schneeweier Haut und blutroten Augen vor und verwarf die Vorstellung dann wieder. Ja. Auer. Genau. Denn wie konnte irgendetwas gut daran sein etwas so Reines und Schnes zu zerstren? Ich starrte finster in die Nacht, all die Freude der vergangen Stunde zerstrt von seinen Gedanken. Edward verdient es glcklich zu sein. Das Schicksal schuldet es ihm. Die Schrfe in Carlisles Gedanken berraschte mich. Es muss einen Weg geben. Ich wnschte ich knnte es glauben beides. Aber da war kein hherer Zweck in dem was Bella passierte. Nur eine bsartige Harpyie, ein hssliches, bitteres Verhngnis das es nicht ertragen konnte, Bella das Leben zu lassen, das sie verdiente. Ich blieb nicht in Port Angeles. Ich brachte Carlisle zu der Spelunke wo die Kreatur namens Lonnie sein Enttuschung mit seinen Kumpels mit Alkohol hinuntersplte zwei von ihnen waren bereits gegangen. Carlisle konnte sehen wie schwer es fr mich war, ihnen so nah zu sein seine Gedanken zu sehen, seine Erinnerungen an Bella die vermischt waren mit anderen Mdchen die weniger Glck gehabt hatten und denen niemand mehr helfen konnte. Mein Atem beschleunigte. Ich umklammerte das Lenkrad. Geh, Edward, sagte er sanft. Ich sorge dafr dass keine von ihnen mehr in Gefahr sein wird. Geh zurck zu Bella. Das war genau das richtige was er sagen konnte. Ihr Name war die einzige Ablenkung die etwas bei mir bewirkte. Ich lie ihn allein im Wagen und rannte geradewegs durch den schlafenden Wald zurck nach Forks. Es ging schneller als der Hinweg in dem rasenden Auto. Nur wenige Minuten spter kletterte ich die Hauswand hinauf und schob ihr Fenster beiseite. Ich seufzte leise vor Erleichterung. Alles war so wie es sein sollte. Bella lag sicher in ihrem Bett und trumte, ihre nassen Haare wie Seegras auf ihrem Kissen ausgebreitet. Aber anders als in den anderen Nchten, lag sie zusammengerollt wie ein Ball da und hatte die Decke eng um ihre Schultern geschlungen. Vor Klte, vermutete ich. Bevor ich mich auf meinen blichen Platz setzen konnte, schttelte sie sich im Schlaf und ihre Lippen bebten. Ich dachte kurz nach und schlpfte dann durch die Tr in den Flur hinaus um einen anderen Teil ihres Hauses zum ersten Mal zu erkunden.
Charlies Schnarchen war laut und gleichmig. Ich schnappte einen Bruchteil seines Traumes auf. Irgendetwas mit strmendem Wasser und geduldiger Erwartung... vielleicht angeln? Da, am oberen Ende der Treppe war ein viel versprechend aussehender Schrank. Ich ffnete ihn hoffnungsvoll und fand wonach ich gesucht hatte. Ich nahm die am dicksten aussehende Decke von dem Stoffberg und brachte sie in ihr Zimmer. Ich wrde sie zurckbringen bevor Bella aufwachte und niemand wrde etwas merken. Whrend ich meinen Atem anhielt breitete ich die Decke vorsichtig ber ihr aus; sie reagierte nicht auf das zustzliche Gewicht. Ich setzte mich wieder in den Schaukelstuhl. Whrend ich gebannt darauf wartete, dass es ihr wrmer wurde, dachte ich an Carlisle und fragte mich, wo er wohl gerade war. Ich wusste, dass sein Plan aufgehen wrde Alice hatte es gesehen. An meinen Vater zu denken brachte mich zum seufzen Carlisle hatte zu viel Vertrauen in mich. Ich wnschte ich wre die Person die er in mir sah. Die Person die Glck verdiente, die hoffen konnte, dieses schlafenden Mdchen wert zu sein. Wie viel anders die Dinge wren, wenn ich dieser Edward sein knnte. Als ich darber nachdachte, erfllte ein seltsames Bild meine Gedanken. Fr einen Augenblick verwandelte sich das hexenhafte, verhngnisvolle Gesicht, dass sich nach Bellas Zerstrung sehnte, in das eines trichten und sorglosen Engels. Ein Schutzengel irgendetwas das Carlisles Version von mir teilte. Mit einem achtlosen Lcheln auf den Lippen, seine himmelblauen Augen voller bermut, gestaltete der Engel Bella auf eine Art und Weise in der ich sie nicht bersehen konnte. Ein lcherlich starker Duft, der meine Aufmerksamkeit forderte, ein stummer Geist der meine Neugierde entfachte, ein stille Schnheit die meine Augen auf sich zog, eine selbstlose Seele die meine Ehrfurcht verdiente. Ohne den natrlichen Selbsterhaltungstrieb damit Bella es aushielt in meiner Nhe zu sein und, letztlich, noch eine Priese erschreckend groes Pech. Mit einem unerschrockenen Lachen, trieb der verantwortungslose Engel Bella in meine Arme und vertraute munter darauf, dass ich Bella trotz meiner fehlerhaften Moral am Leben lie. In dieser Vision war ich nicht Bellas Richterspruch; sie war meine Belohnung. Ich schttelte meinen Kopf ber diesen verantwortungslosen Engel. Er war nicht besser als die Harpyie. Ich konnte eine hhere Macht die so gefhrlich und dumm handelte nicht gut heien. Dann lieber das hssliche Schicksal das ich bekmpfen konnte. Und ich hatte keinen Engel. Sie waren fr die Guten reserviert fr Menschen wie Bella. Also wo war ihr Engel die ganze Zeit? Wer wachte ber sie? Ich lachte leise, aufgeschreckt von der Erkenntnis, dass in diesem Moment ich diese Rolle einnahm. Ein VampirEngel. Nach ungefhr einer halben Stunde rollte Bella sich entspannt auseinander. Sie atmete tiefer und begann zu murmeln. Ich lchelte zufrieden. Es war nur eine kleine Sache, aber immerhin schlief sie in dieser Nacht besser, weil ich hier war. ,,Edward," seufzte sie und lchelte auch. Fr diesen Moment schob ich alles Unheil beiseite und war einfach nur glcklich.
11. Befragungen CNN brachte die Story direkt als aller erstes. Ich war froh, dass es in den Nachrichten kam bevor ich zur Schule aufbrechen musste, ich konnte es nicht abwarten zu hren, wie die Menschen den Bericht formulieren wrden, wie viel Aufmerksamkeit sie ihm schenkten. Glcklicherweise war der Tag voller Neuigkeiten. Es gab ein Erdbeben in Sdamerika und eine politische Entfhrung im mittleren Osten. Die Nachricht bestand nur aus wenige Sekunden, ein paar Stzen und einem krnigen Bild. ,,Alonzo Calderas Wallace, wurde wegen mehrfacher Vergewaltigung und Mord in Texas und Oklahoma gesucht. Er wurde in den frhen Morgenstunden bewusstlos in der Nhe eines Polizeireviers gefunden. Im Moment ist noch nicht klar, ob man ihn nach Houston oder Oklahoma City berfhren wird, damit er dort vor Gericht gestellt wird." Das Bild war unscharf, ein Fahndungsfoto, und zu der Zeit als das Foto aufgenommen wurde hatte er einen dichten Vollbart. Selbst wenn Bella den Bericht sah, wrde sie ihn vermutlich nicht erkennen. Das hoffte ich jedenfalls; es wrde sie nur unntig aufregen. ,,Die Untersuchungen hier in der Stadt werden nur sehr knapp ausfallen. Es ist zu weit entfernt um von lokalem Interesse zu sein," erklre mir Alice. ,,Es war gut, dass Carlisle ihn aus dem Staat geschafft hat." Ich nickte. Bella schaute nicht viel Fern und ich hatte ihren Vater noch nie etwas anderes als Sportsendungen anschauen sehen. Ich hatte getan, was ich konnte. Dieses Monster jagte nicht lnger und ich war kein Mrder. Jedenfalls nicht krzlich. Es war richtig gewesen Carlisle zu vertrauen, dennoch wnschte ich mir, das Monster wre nicht so einfach davon gekommen. Ich erwischte mich bei der Hoffnung, dass er nach Texas ausgeliefert werden wrde, wo die Todesstrafe immer noch in Kraft war... Nein. Das war egal. Ich wrde damit abschlieen und mich auf wichtigere Dinge konzentrieren. Ich hatte Bellas Zimmer vor nicht ganz einer Stunde verlassen und ich konnte es schon wieder kaum erwarten sie endlich wieder zu sehen. ,,Alice, wrde es dir etwas ausmachen..." Sie unterbrach mich. ,,Rosalie wird uns fahren. Sie wird verrgert sein, aber du kannst dir sicher vorstellen, dass sie die Ausrede gern nutzen wird um ihren Wagen vorzufhren." Alice lachte glockenhell. Ich grinste sie an. ,,Wir sehen uns dann in der Schule." Alice seufzte und mein Grinsen wurde zu einer Grimasse. Ich wei, ich wei, dachte sie. Noch nicht. Ich warte bis du bereit dafr bist, dass Bella mich kennenlernt. Aber du solltest wissen, dass das nicht nur egoistisch von mir ist. Bella wird mich auch mgen. Ich antwortete ihr nicht und eilte zur Tr hinaus. Das war ein ganz anderer Blickwinkel. Wrde Bella Alice kennenlernen wollen? Einen Vampir zur Freundin haben wollen? So wie ich Bella kannte... wrde ihr diese Vorstellung vermutlich gar nichts ausmachen.
Ich runzelte die Stirn. Was Bella wollte und was das Beste fr sie war, waren zwei sehr unterschiedliche Dinge. Als ich meinen Wagen in Bellas Einfahrt parkte, begann ich mich unwohl zu fhlen. Ein menschliches Sprichwort besagt, dass die Dinge am nchsten Morgen ganz anders aussehen dass die Dinge sich ndern, wenn man eine Nacht darber geschlafen hat. Wrde ich fr Bella anders aussehen in dem blassen Licht eines nebeligen Morgens? Unheimlicher oder weniger unheimlich als in der Schwrze der Nacht? War die Wahrheit zu ihr durchgedrungen whrend sie geschlafen hatte? Wrde sie letztlich doch Angst haben? Ihre Trume waren friedlich gewesen letzte Nacht. Als sie immer und immer wieder meinen Namen genannt hatte, hatte sie gelchelt. Mehr als einmal hatte sie mich im Schlaf gebeten zu bleiben. Wrde das heute nichts mehr bedeuten? Ich wartete nervs und lauschte auf die Gerusche, die sie im Haus verursachte die schnellen Schritte auf der Treppe, das Reien einer Schutzfolie, die Inhalte des Khlschranks die aneinander schlugen beim Schlieen der Tr. Es hrte sich an, als htte sie es eilig. Konnte sie es nicht erwarten zur Schule zu kommen? Der Gedanke brachte mich wieder hoffnungsvoll zum lcheln. Ich warf einen Blick auf die Uhr. Es hatte den Anschein wenn man bedachte dass ihr altersschwacher Truck in seiner Geschwindigkeit stark beeintrchtigt war dass sie wirklich spt dran war. Bella strmte aus dem Haus und ihre Schultasche rutschte ihr von der Schulter, ihr Haar war nur lose zusammengebunden und der Zopf rutschte in ihrem Nacken bereits wieder heraus. Der dicke grne Pullover verhinderte nicht, dass sie ihre schmalen Schultern in der Klte des Nebels anzog. Der lange Pulli war zu gro fr sie, unfrmig. Er verbarg ihre schlanke Figur und verwandelte all ihre zarten Kurven in eine unfrmige Masse. Ich begrte diese Tatsache genauso wie ich mir gewnscht htte, sie htte etwas in der Art an, wie die blaue Bluse, die sie letzte Nacht getragen hatte... der Stoff hatte sich so sanft an ihre Haut angeschmiegt und war tief genug ausgeschnitten gewesen um ihre Schlsselbeine, die sich von der kleinen Mulde unter ihrer Kehle abhoben, auf hypnotisierende Weise zu entblen. Das Blau war wie Wasser um ihre zarte Figur geflossen... Es war besser unverzichtbar dass sich meine Gedanken sehr weit von diesem Anblick entfernten, daher war ich dankbar dafr, dass sie diesen unfrmigen Pullover trug. Ich konnte es mir nicht leisten Fehler zu machen und es wre ein fataler Fehler diesem seltsamen Verlangen nachzugeben, das ihre Lippen... ihre Haut... ihr Krper... in mir entfachte. Ein Verlangen, dass seit Jahren aus mir gewichen war. Aber ich konnte mir nicht erlauben daran zu denken, sie zu berhren, das war unmglich. Ich wrde sie zerbrechen. Bella drehte der Haustr in einer solchen Eile den Rcken zu, dass sie beinahe an meinem Wagen vorbeigestrmt wre ohne ihn berhaupt wahrzunehmen. Ich stieg aus und gab mir keine Mhe darauf zu achten mich mit menschlicher Geschwindigkeit zu bewegen, als ich den Wagen umrundete und die Beifahrertr fr sie ffnete. Ich wrde nicht mehr versuchen sie zu tuschen zumindest wenn wir allein waren wrde ich Ichselbst sein. Sie sah verwirrt zu mir auf, als ich aus dem Nichts aufzutauchen schien. Und dann verwandelte sich die berraschung in ihrem Blick in etwas anderes und ich hatte keine Angst mehr oder Hoffnung dass ihre Gefhle fr mich sich ber Nacht gendert haben knnten. Wrme, Verwunderung, Faszination, all das schwamm in der geschmolzenen Schokolade ihrer Augen.
,,Mchtest du heute mit mir fahren?" fragte ich. Anders als bei dem Essen gestern Abend wrde ich ihr die Wahl lassen. Von jetzt an wrde sie immer eine Wahl haben. ,,Ja, danke," murmelte sie und stieg ohne zu zgern ein. Wrde der Nervenkitzel jemals aufhren den ich empfand weil ich derjenige war, zu dem sie Ja sagte? Ich bezweifelte es. Ich konnte es kaum erwarten wieder neben ihr zu sitzen, also raste ich um das Auto herum. Sie wirkte kein bisschen berrascht von meinem pltzlichen Auftauchen auf dem Fahrersitz neben ihr. Das Glck dass ich empfand, jetzt da sie so neben mir sa, war vollkommen. So sehr ich die Liebe und Kameradschaft meiner Familie genoss, trotz der vielfltigen Unterhaltung und Ablenkung die die Welt zu bieten hatte, war ich noch nie so glcklich gewesen. Auch wenn ich wusste, dass es falsch war, dass es sehr wahrscheinlich kein gutes Ende nehmen wrde, konnte ich das Lcheln nicht lange zurckhalten. Meine Jacke hing ber der Kopfsttze ihres Sitzes. Ich sah wie sie sie beugte. ,,Ich hab dir die Jacke mitgebracht," erklrte ich ihr. Das war meine Entschuldigung gewesen, fr den Fall dass ich eine gebraucht htte, um heute Morgen vor ihrer Tr zu stehen. Es war kalt. Sie hatte keine Jacke. Das war sicher eine akzeptable Kavaliersgeste. ,,ich wollte nicht, dass du dich erkltest oder so etwas." ,,So empfindlich bin ich nicht," sagte sie und starrte mehr auf meine Brust als auf mein Gesicht, als ob sie zgerte mir in die Augen zu sehen. Aber sie zog die Jacke an, bevor ich es ihr befehlen oder aufschwatzen musste. ,,Bist du nicht?" murmelte ich zu mir selbst. Sie starrte auf die Strae whrend ich beschleunigte und Richtung Schule fuhr. Ich hielt die Stille nur wenige Sekunden aus. Ich musste wissen, was sie heute Morgen dachte. Es hatte sich so viel zwischen uns gendert seit die Sonne das letzte Mal aufgegangen war. ,,Was denn, keine zwanzig Fragen heute?" fragte ich und versuchte es wieder langsam anzugehen. Sie lchelte und wirkte erleichtert darber, dass ich das Thema angesprochen hatte. ,,Stren dich meine Fragen?" ,,Nicht so sehr wie deine Reaktionen," gab ich ehrlich zu und erwiderte ihr Lcheln. Sie verzog ihren Mund. ,,Sind meine Reaktionen schlecht?" ,,Nein, das ist ja das Problem. Du nimmst alles so locker auf es ist unnatrlich." Nicht ein Schrei bis jetzt. Wie konnte das sein? ,,Ich frag mich was du wirklich denkst." Diese Frage stellte ich mir natrlich bei allem was sie tat oder nicht tat. ,,Ich sage dir immer, was ich wirklich denke." ,,Du behltst Dinge fr dich." Sie biss sich wieder auf die Lippe. Sie schien es nicht zu bemerken, wenn sie das tat es war wohl eine unbewusste Reaktion auf Anspannung. ,,Nicht viele." Diese wenigen Worte reichten aus um meine Neugierde zu steigern. Was enthielt sie mir bewusst vor? ,,Genug um mich wahnsinnig zu machen," sagte ich. Sie zgerte und flsterte dann, ,,Du willst es gar nicht hren." Ich musste einen Augenblick nachdenken, ging unsere Unterhaltung der letzten Nacht Wort fr Wort durch, bevor ich den Zusammenhang verstand. Vielleicht musste ich mich so sehr konzentrieren, weil ich mir nichts vorstellen konnte, dass ich sie nicht sagen hren wollte. Und dann weil der Tonfall in ihrer Stimme der gleiche war wie letzt Nacht; pltzlich voller Schmerz erinnerte ich mich. Ich hatte sie einmal gebeten ihre Gedanken nicht auszusprechen. Sag das niemals, hatte ich sie angeknurrt. Ich hatte sie zum Weinen gebracht...
War es das was sie vor mir verheimlichte? Die Tiefe ihrer Gefhle fr mich? Dass es ihr nichts ausmachte, dass ich ein Monster war und dass es zu spt fr sie war um ihre Meinung zu ndern? Ich konnte nicht sprechen, denn die Freude und der Schmerz waren zu gro um sie in Worte zu fassen, der Kampf zwischen ihnen zu hart um eine angebrachte Antwort zuzulassen. Abgesehen von dem gleichmigen Rhythmus ihres Herzens und ihres Atems war es still im Auto. ,,Wo ist der Rest deiner Familie?" fragte sie pltzlich. Ich atmete tief durch registrierte den Duft im Wagen das erste mal mit heftigem Schmerz; ich bemerkte zufrieden, dass ich mich daran gewhnte und zwang mich dazu wieder lssig zu sein. ,,Sie haben Rosalies Auto genommen." Ich parkte auf dem freien Platz neben dem in Frage kommenden Auto. Ich unterdrckte ein Lcheln als ich sah, wie sich ihre Augen weiteten. ,,Prahlerisch, nicht war?" ,,hm, wow. Wenn sie so einen Wagen hat, warum fhrt sie dann immer mit dir?" Rosalie htte Bellas Reaktion genossen... wenn sie Bella gegenber objektiv gewesen wre, was definitiv nicht der Fall war. ,,Wie ich schon sagte, es ist prahlerisch. Wir versuchen nicht aufzufallen." ,,Das gelingt euch nicht," sagte sie mir und lachte erleichtert. Ihr munteres vollkommen sorgloses Lachen erwrmte meine hohle Brust genauso wie es meinen Kopf vor Zweifel schwirren lie. ,,Also, warum ist Rosalie heute mit ihrem Wagen gefahren, wenn er so auffllig ist?" fragte sie. ,,Hast du es noch nicht bemerkt? Ich breche jetzt alle Regeln" Meine Antwort sollte ein kleines bisschen bengstigend klingen selbstverstndlich lchelte Bella darber. Sie wartete nicht, bis ich ihr die Tr ffnete, genau wie letzte Nacht. Ich musste mich hier in der Schule normal verhalten also konnte ich mich nicht schnell genug bewegen um das zu verhindern aber sie wrde sich daran gewhnen mssen, mit mehr Zuvorkommenheit behandelt zu werden, und sie wrde sich schnell daran gewhnen mssen. Ich ging so dicht neben ihr her, wie ich es mir erlaubte und achtete darauf, ob diese Nhe sie strte. Zweimal zuckte ihre Hand in meine Richtung doch dann zog sie sich schnell zurck. Es sah so aus, als wollte sie mich berhren... mein Atmen wurde schneller. ,,Warum habt ihr berhaupt solche Autos? Wenn ihr nicht auffallen wollt?" fragte sie whrend wir gingen. ,,Eine Schwche," gab ich zu. ,,Wir fahren alle gerne schnell." ,,Das passt," murmelte sie. Sie sah nicht mehr auf und daher entging ihr mein antwortendes Grinsen. Oh nein! Das glaub ich nicht! Wie zum Teufel hat Bella das angestellt? Ich kapiers nicht! Warum? Jessicas mentaler Schock unterbrach meine Gedanken. Sie wartete unter dem Vordach der Cafeteria um sich vor dem Regen zu schtzen, mit Bellas Winterjacke ber dem Arm. Ihre Augen waren unglubig aufgerissen. Bella bemerkte sie einen Augenblick spter. Ein helles Rot schoss in ihre Wangen, als sie den Ausdruck auf Jessicas Gesicht sah. Die Gedanken in Jessicas Kopf waren ziemlich deutlich in ihrem Gesicht zu lesen. ,,Hey, Jessica. Danke, dass du daran gedacht hast," grte Bella sie. Sie streckte die Hand nach ihrer Jacke aus und Jessica reichte sie ihr wortlos.
Ich sollte hflich zu Bellas Freunden sein, egal ob sie gute Freunde waren oder nicht. ,,Guten Morgen, Jessica." Wow... Jessicas Augen wurden noch grer. Es war seltsam und amsant... und, ehrlichgesagt, ein bisschen peinlich... zu bemerken wie sehr die Nhe zu Bella mich verweichlicht hatte. Es sah so aus, als htte niemand mehr Angst vor mir. Wenn Emmett das herausfnde wrde er mich das nchste Jahrhundert lang auslachen. ,,h... hi," nuschelte Jessica und ihre Augen wanderten Bedeutungsschwanger zu Bella. ,,Ich denke, wir sehen uns dann in Mathe." Du wirst mir alles erzhlen. Ich werde kein Nein akzeptieren. Details. Ich brauche Details! Edward schei CULLEN!! Das Leben ist so unfair. Bellas Mundwinkel zuckten. ,,Ja, wir sehen uns dann." Jessicas Gedanken spielten verrckt whrend sie zu ihrem ersten Kurs rannte und uns hin und wieder verstohlene Blicke zuwarf. Die ganze Geschichte. Ich akzeptiere nichts anderes. Hatten sie geplant sich gestern zu treffen? Treffen sie sich fter? Wie lange schon? Wie konnte sie das geheim halten? Warum sollte sie das wollen? Es kann nichts lockeres sein sie muss total verknallt in ihn sein. Gibt es eine andere Mglichkeit? Ich werde es heraus finden. Ich halt es nicht aus, es nicht zu wissen. Ich frage mich, ob sie zusammen sind? Oh, verdammt... Jessicas Gedanken drifteten pltzlich ab und wortlose Fantasien jagten durch ihren Kopf. Bei diesen Spekulationen zuckte ich zusammen und nicht nur weil sie in ihren Gedanken Bella durch sich selbst ersetze. So konnte es niemals sein. Und dennoch... ich wollte es... Ich wollte es mir selbst nicht eingestehen. Auf wie viele falsche Arten wollte ich Bella? Auf welche wrde ich sie letztlich tten? Ich schttelte meinen Kopf und versuchte mich abzulenken. ,,Was wirst du ihr erzhlen?" fragte ich Bella. ,,Hey!" flsterte sie vorwurfsvoll. ,,Ich dachte du knntest meine Gedanken nicht lesen!" ,,Kann ich auch nicht." Ich schaute sie verwundert an und versuchte den Sinn hinter ihren Worten zu verstehen. Ah wir mussten zur selben Zeit dasselbe gedacht haben. Hmm... das gefiel mir. ,,Na jedenfalls," sagte ich ihr, ,,kann ich ihre lesen sie wird dir in der Klasse auflauern." Bella sthnte und lie dann die Jacke von ihren Schultern gleiten. Ich bemerkte erst nicht, dass sie sie zurckgab ich htte nicht danach gefragt; mir wre es lieber gewesen, sie wrde sie behalten... ein Andenken deshalb war ich zu langsam um ihr meine Hilfe anzubieten. Sie reichte mir meine Jacke und steckte ihre Arme durch ihre eigene ohne mich anzusehen, also bemerkte sie nicht, dass meine Hnde ausgestreckt waren um ihre zu helfen. Ich runzelte die Stirn darber und kontrollierte meinen Ausdruck schnell wieder bevor sie es bemerkte. ,,Also, was wirst du ihr erzhlen?" fragte ich. ,,Wie wre es mit ein bisschen Hilfe? Was will sie denn wissen?" Ich lchelte und schttelte meinen Kopf. Ich wollte hren, was sie dachte ohne einen Hinweis. ,,Das ist nicht fair." Ihre Augen verengten sich. ,,Nein, dass du dein Wissen nicht teilst das ist unfair." Richtig sie mochte keine Doppelmoral. Wir erreichten ihre Klassentr wo ich sie verlassen musste; ich fragte mich ob Ms. Cope entgegenkommender war, was eine nderung bzgl. meines Englischkurses anging... ich konzentrierte mich wieder. Ich konnte fair sein.
,,Sie mchte wissen ob wir heimlich zusammen sind," sagte ich langsam. ,,Und sie mchte wissen, was du fr mich empfindest." Sie riss die Augen auf nicht verwundert sondern eher naiv. Ihre Augen waren offen fr mich, lesbar. Sie spielte unschuldig. ,,Hmm," murmelte sie. ,,Was soll ich ihr blo sagen?" ,,Hmmm." Sie versuchte immer mich dazu zu bringen, mehr preiszugeben, als sie es tat. Ich berlegte, wie ich ihr antworten knnte. Eine lose Haarstrhne, leicht klamm vom Nebel, fiel ihr ber die Schulter und kruselte sich dort wo der alberne Pullover ihr Schlsselbein versteckte. Sie fesselte meinen Blick... lenkte ihn auf die anderen versteckten Kurven... Ich streckte vorsichtig meine Hand nach der Strhne aus, darauf bedacht, ihre Haut nicht zu berhren der Morgen war khl genug auch ohne meine Berhrung und wickelte sie zurck in den losen Haarknoten, damit sie mich nicht wieder ablenken konnte. Ich erinnerte mich daran, wie Mike Newton ihr Haar berhrt hatte, und ich biss meine Zhne zusammen bei dem Gedanken. Sie war vor ihm zurckgezuckt. Ihre Reaktion jetzt war keineswegs die gleiche; stattdessen weiteten sich ihre Augen ein wenig, Blut schoss ihr ins Gesicht und ihr Herzschlag wurde unregelmig. Ich versuchte mein Lcheln zu verbergen als ich ihre Frage beantwortete. ,,Ich denke, die erste Frage knntest du mit Ja beantworten... wenn es dir nichts ausmacht..." ihre Wahl, immer ihre Wahl, ,,... es wre einfacher als jede anderen Erklrung." ,,Es macht mir nichts aus," flsterte sie. Ihr Herz hatte seinen normalen Rhythmus noch nicht wiedergefunden. ,,Und ihre andere Frage..." Jetzt konnte ich mein Lcheln nicht mehr verbergen. ,,Also die Antwort auf diese Frage wrde ich selbst gern hren." Darber soll Bella erst mal nachdenken. Ich unterdrckte ein Lachen als ich den schockierten Ausdruck in ihrem Gesicht sah. Ich drehte mich schnell um, bevor sie noch weitere Fragen stellen konnte. Es war schwer fr mich ihr nicht alles zu geben was sie wollte. Und ich wollte ihre Gedanken hren, nicht meine. ,,Wir sehen uns beim Mittagessen," rief ich ihr ber die Schulter zu, eine Ausrede um zu sehen, ob sie mir immer noch hinterher starrte mit geweiteten Augen. Ihr Mund stand weit offen. Ich drehte mich wieder um und lachte. Als ich davon schlenderte war ich mir der geschockten und spekulierenden Gedanken um mich herum kaum bewusst die Blicke wechselten zwischen Bellas Gesicht und meiner sich entfernenden Figur. Ich schenkte ihnen keine Aufmerksamkeit. Ich konnte mich nicht konzentrieren. Es war schon schwer genug meine Fe in einer akzeptablen Geschwindigkeit zu bewegen, als ich den feuchten Rasen zu meinem nchsten Kurs berquerte. Ich wollte rennen richtig rennen, so schnell, dass ich verschwinden wrde, so schnell, dass es sich anfhlte als wrde ich fliegen. Ein Teil von mir flog bereits. Ich zog die Jacke an auf meinem Weg zum Unterricht und lie mich von ihrem Duft einhllen. Ich wrde jetzt brennen mich von dem Geruch desensibilisieren lassen dann wrde es spter leichter zu ignorieren sein, wenn ich beim Mittagessen wieder mit ihr zusammen war... Es war gut, dass die Lehrer keine Lust mehr hatten mich aufzurufen. Heute wrden sie mich wohl unvorbereitet und ohne Antwort erwischen. Meine Gedanken waren heute Morgen ganz woanders; nur mein Krper sa im Klassenraum. Natrlich beobachtete ich Bella. Das wurde langsam alltglich so automatisch wie Atmen. Ich hrte ihre Unterhaltung mit dem enttuschten Mike Newton. Sie lenkte das
Gesprch schnell auf Jessica und ich grinste so breit, dass Rob Sawyer, der rechts von mir sa, zusammenzuckte, tiefer in seinen Stuhl sank und sich von mir weglehnte. Ugh. Unheimlich. Also hatte ich es doch nicht ganz verloren. Auerdem beobachtete ich Jessica, wie sie ihre Fragen an Bella formulierte. Ich konnte die vierte Stunde genauso wenig erwarten wie das neugierige menschliche Mdchen, das den neuesten Tratsch hren wollte. Und ich belauschte auch Angela Weber. Ich hatte die Dankbarkeit die ich ihr gegenber empfand nicht vergessen erstens weil sie nur Gutes ber Bella dachte und zweitens fr ihre Hilfe letzte Nacht. Also wartete ich den ganzen Morgen darauf, dass mir irgendetwas auffiel, das sie haben wollte. Ich dachte, es wrde einfach werden; wie bei jedem normalen Menschen musste es irgendeinen Quatsch geben, den sie unbedingt haben wollte. Mehrere vermutlich. Ich wrde irgendetwas anonym schicken und uns fr quitt erklren. Aber Angela erwies sich als genauso wenige entgegenkommend wie Bella mit ihren Gedanken. Sie war seltsam zufrieden fr einen Teenager. Glcklich. Vielleicht war das der Grund fr ihre unbliche Freundlichkeit sie war eine der wenigen Menschen die hatten was sie wollten und wollten was sie hatten. Wenn sie mal nicht den Lehrern zuhrte und sich auf ihre Notizen konzentrierte, dann dachte sie an ihre kleinen Zwillingsbrder, mit denen sie dieses Wochenende an den Strand fahren wrde malte sich aus wie viel Spa sie haben wrde mit einer fast elterlichen Zufriedenheit. Sie passte fter mal auf sie auf, war aber nicht genervt davon... es war irgendwie s. Aber es half mir nicht wirklich weiter. Es musste doch etwas geben, das sie sich wnschte. Ich wrde nur weiter Ausschau halten mssen. Aber spter. Jetzt war es Zeit fr Bellas Mathestunde mit Jessica. Ich achtete nicht darauf wo ich lang ging als ich mich auf den Weg zu meinem Englischkurs machte. Jessica sa bereits auf ihrem Platz und klapperte mit beiden Fen unruhig auf dem Boden herum whrend sie darauf wartete, dass Bella endlich kam. Sobald ich mich auf meinen Platz setzte wurde ich absolut ruhig. Ich musste mich daran erinnern mich hin und wieder zu bewegen. Um die Maskerade aufrecht zu erhalten. Es war schwer, da meine Gedanken so sehr auf die von Jessica konzentriert waren. Ich hoffte, dass sie sich wirklich Mhe geben wrde, Bellas Gesicht fr mich zu lesen. Jessicas Fuklappern wurde schneller als Bella den Raum betrat. Sie sieht... bedrckt aus. Warum? Vielleicht hat sie doch nichts mit Edward Cullen. Das wre sicher eine Enttuschung. Allerdings... wenn er immer noch zu haben ist... wenn er pltzlich Interesse an Verabredungen hat, wrde ich ihm gern aushelfen... Bellas Gesicht sah nicht bedrckt aus, eher wiederwillig. Sie war besorgt sie wusste, dass ich alles hren wrde, was sie jetzt sagte. Ich lchelte in mich hinein. ,,Erzhl mir alles!" verlangte Jessica als Bella noch damit beschftigt war, ihre Jacke auszuziehen und ber ihre Stuhllehne zu hngen. Sie bewegte sich bedchtig, unwillig. Ugh, sie ist so langsam. Lass uns endlich zu den interessanten Themen kommen! ,,Was mchtest du wissen?" fragte Bella, als sie sich setzte. ,,Was ist letzte Nacht passiert?" ,,Er hat mich zum Essen eingeladen und dann nach Hause gefahren." Und dann? Komm schon, da muss doch noch mehr passiert sein! Sie lgt sowieso, das wei ich. Ich werde sie darauf ansprechen. ,,Wie bist du so schnell nach Hause gekommen?" Ich sah wie Bella ihre Augen verdrehte. ,,Er fhrt wie ein Verrckter. Es war schrecklich."
Sie lchelte leicht und ich lachte laut auf womit ich Mr. Masons Ausfhrungen unterbrach. Ich versuchte aus dem Lachen ein Husten werden zu lassen, aber ich konnte niemanden mehr tuschen. Mr. Mason warf mir einen irritierten Blick zu, aber ich kmmerte mich nicht um die Gedanken die dahinter steckten. Ich lauschte immer noch auf Jessica. Hmm. Hrt sich so an als ob sie die Wahrheit sagt. Warum lsst sie sich jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen? An ihrer Stelle wrde ich alles so laut ich knnte heraus posaunen. ,,Ward ihr verabredet hast du ihm gesagt, dass ihr euch dort treffen sollt?" Jessica sah die berraschung in Bellas Gesicht und war enttuscht darber dass sie echt war. ,,Nein ich war eher berrascht ihn dort zu sehen," erzhlte Bella ihr. Was geht ihr vor?? ,,Aber er hat dich heute zur Schule abgeholt?" Da muss doch noch mehr dahinter stecken. ,,Ja das war auch eine berraschung. Er hat mitbekommen, dass ich gestern keine Jacke hatte." Das ist ja nicht gerade spannend, dachte Jessica wieder enttuscht. Ihre Fragestellung ermdete mich ich wollte etwas hren, dass ich noch nicht wusste. Ich hoffte, dass sie nicht zu unzufrieden war und das Verhr beendete bevor sie die Fragen gestellt hatte, die mich wirklich interessierten. ,,Also, seid ihr wieder verabredet?" fragte Jessica. ,,Er hat mir angeboten mich am Samstag nach Seattle zu fahren, weil er denkt, dass mein Truck die Strecke nicht schafft zhlt das?" Hmm. Er scheint sich groe Mhe zu geben um... naja, auf sie aufzupassen, irgendwie. Also muss da etwas von seiner Seite aus sein, wenn schon nicht von ihrer. Wie kann das sein? Bella ist verrckt. ,,Ja," beantwortete Jessica Bellas Frage. ,,Also dann," schloss Bella. ,,Ja." ,,Wow... Edward Cullen." Egal ob sie auf ihn steht oder nicht, dass ist schon was. ,,Ich wei," seufzte Bella. Der Ton in ihrer Stimme ermutigte Jessica. Na endlich hrt sich so an, als htte sie es begriffen! Sie muss doch merken... ,,Warte!" sagte Jessica und erinnerte sich pltzlich an die wichtigste aller Fragen. ,,Hat er dich geksst?" Bitte sag ja. Und dann beschreib jede Sekunde! ,,Nein," murmelte Bella und dann sah sie auf ihre Hnde und ihr Gesicht verfinsterte sich. ,,So ist es irgendwie nicht." Verdammt. Ich wnschte... Ha. Sieht so aus, als ob sie es sich auch wnschte. Ich runzelte die Stirn. Bella sah wegen irgendetwas besorgt aus, aber es konnte nicht Enttuschung sein, wie Jessica vermutete. Das konnte sie nicht wollen. Nicht bei dem was sie wusste. Sie konnte meinen Zhnen nicht so nahe kommen wollen. Demnach zu urteilen was sie wusste, hatte ich Reizhne. Ich schauderte. ,,Glaubst du am Samstag...?" stachelte Jessica. Bella sah noch frustrierter aus, als sie sagte, ,,Das bezweifle ich." Ja, sie wnscht es sich. Es rgert sie. Lag es daran, dass ich all das durch Jessicas Perspektive beobachtete, dass es so aussah, als htte Jessica recht? Fr eine halbe Sekunde war ich von der Idee, der Unmglichkeit, abgelenkt, wie es sein knnte sie zu kssen. Meine Lippen auf ihren Lippen, kalter Stein auf warmer, weicher Seide...
Und dann stirbt sie. Ich zuckte zusammen, schttelte meinen Kopf und versuchte wieder aufzupassen. ,,Worber habt ihr euch unterhalten?" Hast du berhaupt mit ihm geredet oder hast du dir von ihm auch alles aus der Nase ziehen lassen? Ich lchelte wehmtig. Jessica lag nicht ganz falsch. ,,Ich wei nicht, Jess, alles mgliche. Wir haben uns ein bisschen ber den EnglischAufsatz unterhalten." Ein ganz kleines bisschen. Mein Lcheln wurde breiter. Oh, KOMM SCHON. ,,Bitte, Bella! Gib mir ein paar Einzelheiten." Bella berlegte einen Moment. ,,Naja... ok, ich hab was. Du httest sehen sollen wie die Kellnerin mit ihm geflirtet hat das war der Hammer. Aber er hat sie nicht mal beachtet." Was fr eine seltsame Einzelheit. Ich war berrascht, dass Bella das berhaupt bemerkt hatte. Es war so unbedeutend. Interessant... ,,Das ist ein gutes Zeichen. War sie hbsch?" Hmm. Jessica schien das wichtiger zu finden, als ich. Muss wohl irgendein Frauending sein. ,,Sehr," sagte Bella. ,,Und vielleicht neunzehn oder zwanzig." Jessica war einen Moment von einer Erinnerung an ihr Date mit Mike am Montag abgelenkt Mike war ein wenig zu freundlich zu einer Kellnerin gewesen, die Jessica nicht mal hbsch fand. Sie schob die Erinnerung beiseite und kam ohne sich etwas von ihrem rgern anmerken zu lassen zu ihrer Frage nach Einzelheiten zurck. ,,Noch besser. Er muss dich wirklich mgen." ,,Das glaube ich auch," sagte Bella langsam. Ich konnte mich kaum noch auf meinem Stuhl halten, blieb aber immer noch absolut ruhig. ,,Aber das ist schwer zu sagen. Er ist immer so kryptisch." Ich war wohl doch nicht so leicht zu durchschauen und auer Kontrolle wie ich gedacht hatte. Dennoch... aufmerksam wie sie war... Wie konnte sie nicht bemerken, dass ich sie liebte? Ich ging in Gedanken unsere Unterhaltung durch und war berrascht, dass ich die Worte nicht laut ausgesprochen hatte. Es hatte sich angefhlt als wre dieses Wissen in jedem Wort zwischen uns mitgeschwungen. Wow. Wie kannst du einem mnnlichen Model gegenbersitzen und dich unterhalten? ,,Ich verstehe nicht wie du den Mut aufbringst mit ihm allein zu sein," sagte Jessica. Bella war fr einen kurzen Moment geschockt. ,,Warum?" Seltsame Reaktion. Was denkt sie denn was ich meine? ,,Er ist so..." Wie ist das richtige Wort? ,,Einschchternd. Ich wsste nicht was ich zu ihm sagen sollte." Ich konnte heute Morgen ja nicht mal richtig englisch (in unserem Fall wohl eher deutsch) mit ihm reden. Ich muss mich wie ein kompletter Vollidiot angehrt haben. Bella lchelte. ,,Ich hab auch ein wenig Probleme mich in seiner Gegenwart normal zu verhalten." Sie schien zu versuchen Jessica ein besseres Gefhl zu geben. Sie war so unnatrlich selbstbeherrscht gewesen als wir zusammen waren. ,,Oh naja," seufzte Jessica. ,,Er sieht ja auch einfach fantastisch aus." Bellas Gesichtsausdruck wurde pltzlich khl. Ihre Augen blitzen auf, wie sie es taten, wenn Bella sich ber Ungerechtigkeiten rgerte. Jessica bemerkte die Vernderung nicht. ,,Da ist noch viel mehr an ihm als das," schnappte Bella. Oooh. Jetzt kommen wir der Sache langsam nher. ,,Ehrlich? Was denn?"
Bella nagte einen Moment an ihrer Lippe. ,,Ich kann es nicht wirklich erklren," sagte sie schlielich. ,,Aber er ist noch viel unglaublicher hinter der Oberflche." Sie sah an Jessica vorbei, ein bisschen desorientiert, als ob sie etwas in sehr weiter Ferne anstarrte. Das was ich jetzt fhlte war ein bisschen so wie das Gefhl das ich hatte, wenn Carlisle oder Esme mich mehr lobten als ich es verdiente. hnlich aber intensiver, verzehrender. Verkauf mich nicht fr dumm es gibt nichts Besseres als sein Gesicht! Auer sein Krper vielleicht. Schmelz. ,,Das geht?" kicherte Jessica. Bella wandte sich nicht um. Ihr Blick war immer noch in die Ferne gerichtet. Ein normaler Mensch wrde sich hmisch freuen. Vielleicht sollte ich die Fragen einfacher formulieren. Ha ha. Als wenn ich mit einem Kindergartenkind reden wrde. ,,Also magst du ihn?" Ich war wieder starr. Bella sah Jessica nicht an. ,,Ja." ,,Ich meine, magst du ihn so richtig?" ,,Ja." Sieh sich einer an, wie rot sie wird! Ich sah es mir an. ,,Wie sehr magst du ihn?" verlangte Jessica zu wissen. Der Klassenraum htte um mich herum in Flammen aufgehen knnen und ich htte es nicht bemerkt. Bellas Gesicht war jetzt knallrot ich konnte die Hitze fast spren. ,,Zu sehr," flsterte sie. ,,Mehr als er mich mag. Aber ich wsste nicht, wie ich das ndern knnte." Treffer! Was hat Mr. Varner gerade gefragt? ,,hm welche Nummer Mr. Varner?" Es war gut, dass Jessica Bella nicht mehr ausfragen konnte. Ich brauchte ein Minute Pause. Was zur Hlle dachte dieses Mdchen denn jetzt? Mehr als er mich mag? Wie kam sie denn darauf? Aber ich wsste nicht wie ich das ndern knnte? Was sollte das denn heien? Ich konnte keine logische Erklrung fr diese Worte finden. Sie waren absolut unsinnig. Anscheinend konnte ich nichts fr Selbstverstndlich annehmen. Offensichtliche Dinge, Dinge die einen Sinn ergaben, wurden auf seltsame Weise verdreht und ins Gegenteil umgewandelt in ihrem bizarren Gehirn. Mehr als er mich mag? Vielleicht sollte ich die Karten sofort offen auf den Tisch legen. Ich warf einen Blick auf die Uhr und biss die Zhne zusammen. Wie konnten sich schlichte Minuten fr einen Unsterblich so lang anfhlen? Mein Kiefer war whrend der gesamten Mathestunde von Mr. Varner zusammengepresst. Ich hrte mehr von seinem Unterricht als von dem in dem ich sa. Bella und Jessica sprachen nicht wieder, aber Jessica warf Bella hin und wieder einen verstohlenen Blick zu und ihr Gesicht war wieder puterrot ohne ersichtlichen Grund. Die Mittagspause konnte gar nicht schnell genug kommen. Ich war mir nicht sicher, ob Jessica ein paar der Antworten die ich hren wollte aus Bella herausbekme, wenn die Stunde zu Ende war, aber Bella war schneller. Sobald die Klingel ertnte, drehte Bella sich zu Jessica. ,,In Englisch hat Mike mich gefragt ob du irgendetwas wegen Montag gesagt httest," sagte Bella mit einem breiten Lcheln im Gesicht. Ich verstand es genauso wie es gemeint war Angriff ist die beste Verteidigung.
Mike hat nach mir gefragt? Die Freude lie Jessicas Gedanken pltzlich weicher werden, ohne ihren typischen Biss. ,,Ist nicht war! Was hast du gesagt?" ,,Ich sagte ihm, dass du erzhlt hast, dass ihr sehr viel Spa hattet und er sah zufrieden aus." ,,Sag mir genau was er gesagt hat und dann haargenau was du geantwortet hast!" Das war alles was ich heute von Jessica bekommen wrde. Bella lchelte als wrde sie dasselbe denken. Als wenn sie die Runde gewonnen htte. Naja, das Mittagessen war eine andere Geschichte. Ich wrde die Antworten erfolgreicher aus ihr rausbekommen als Jessica, dafr wrde ich sorgen. Ich hielt es kaum aus, obligatorisch in Jessicas Gedanken reinzuschauen whrend der vierten Stunde. Ich hatte kein verlangen nach ihren obsessiven Gedanken ber Mike Newton. Ich hatte mehr als genug von ihm in den letzten zwei Wochen. Er hatte Glck, dass er berhaupt noch am Leben war. Ich bewegte mich teilnahmslos mit Alice durch den Sportunterricht, so wie wir uns immer bewegten wenn es zu krperlichen Aktivitten mit Menschen kam. Natrlich war sie meine Partnerin. Es war der erste Tag Badminton. Ich seufzte vor Langeweile als ich den Schlger in Zeitlupe bewegte um den Federball zurck zur anderen Seite zu schlagen. Lauren Mallory war in dem andern Team; Sie verfehlte. Alice wirbelte ihren Schlger herum wie einen Taktstock und starrte an die Decke. Wir alle hassten Sport, besonders Emmett. Ein Spiel zu schmeien war eine Beleidigung fr seine persnliche Philosophie. Sport schien noch schlimmer zu sein, als sonst ich war genauso verrgert wie Emmett immer war. Bevor mein Kopf vor Ungeduld platzen konnte beendete Coach Clapp das Spiel und entlie uns ein paar Minuten frher. Ich war lcherlicherweise dankbar dafr, dass er das Frhstck ausgelassen hatte seine neue Dit und der konsequente Hunger veranlasste ihn dazu, so schnell wie mglich das Schulgelnde zu verlassen um irgendwo ein fettiges Mittagessen zu sich zu nehmen. Er versprach sich selbst, morgen wieder von vorn anzufangen. Dadurch hatte ich genug Zeit zum Mathe-Gebude zu kommen bevor Bellas Unterricht zu Ende war. Viel Spa, dachte Alice, als sie davon schlenderte um sich mit Jasper zu treffen. Ich muss nur noch ein paar Tage lange geduldig abwarten. Ich vermute mal du wirst Bella nicht von mir gren, oder? Ich schttelte verrgert meinen Kopf. Waren alle Medien so selbstgefllig? Ach ja, nur zu deiner Information, dieses Wochenende wird sehr sonnig werden. Vielleicht mchtest du deine Plne ndern. Ich seufzte whrend ich weiter in die andere Richtung ging. Selbstgefllig, aber auch ntzlich. Ich lehnte mich an die Wand neben der Tr und wartete. Ich war nahe genug um Jessicas Worte genauso deutlich durch die Wand hren zu knnen wie ihre Gedanken. ,,Du wirst heute nicht bei uns sitzen, oder?" Sie sieht so... strahlend aus. Ich wette sie hat mir tonnenweise Informationen vorenthalten. ,,Ich denke nicht," antwortete Bella seltsam unsicher. Hatte ich nicht versprochen das Mittagessen mit ihr zu verbringen? Was dachte sie blo? Sie kamen zusammen aus der Klasse heraus und beide Mdchen rissen die Augen auf, als sie mich sahen. Aber ich konnte nur Jessica hren.
Nett. Wow. Oh ja, da geht noch viel mehr als sie mir erzhlt hat. Vielleicht sollte ich sie heute Abend mal anrufen... Oder vielleicht sollte ich sie nicht ermutigen. Hm. Ich hoffe, er hat bald genug von ihr. Mike ist s aber... wow. ,,Wir sehen uns dann spter, Bella." Bella kam auf mich zu und hielt einen Schritt von mir entfernt an, immer noch unsicher. Die Haut ber ihren Wangenknochen war leicht gertet. Ich kannte sie mittlerweile gut genug um zu wissen, dass hinter ihrem Zgern keine Angst steckte. Anscheinend lag es an dieser Kluft die sie sich zwischen unseren Gefhlen einbildete. Mehr als er mich mag. Absurd! ,,Hallo," sagte ich, ein bisschen sehr knapp. Ihr Gesicht erhellte sich. ,,Hi." Es sah nicht so aus, als wollte sie noch mehr sagen, also fhrte ich sie zur Cafeteria und sie ging schweigend neben mir her. Die Jacke hatte gewirkt ihr Duft war nicht so berwltigend wie sonst. Es war nur eine leichte Verstrkung der Schmerzen die ich bereits sprte. Ich konnte es leichter ignorieren als ich einst fr mglich gehalten hatte. Bella war unruhig als wir in der Schlange warteten, spielte abwesend mit dem Reiverschluss ihrer Jacke und trat von einem Fu auf den anderen. Sie warf mir viele verstohlene Blicke zu, und wenn ich zurck sah, senkte sie ihren Blick, als ob sie sich schmte. Lag es daran, dass uns so viele Leute anstarrten? Vielleicht konnte sie das Getuschel um uns herum hren das Getratsche war heute verbal und mental das gleiche. Oder vielleicht sah sie an meinem Gesichtsausdruck, dass sie in Schwierigkeiten war. Sie sagte nichts, bis ich anfing das Mittagessen fr sie aufs Tablett zu laden. Ich wusste nicht, was sie mochte noch nicht also nahm ich von allem etwas. ,,Was machst du da?" zischte sie leise. ,,Soll das alles fr mich sein?" Ich schttelte meinen Kopf und trug das Tablett zur Kasse. ,,Die Hlfte ist natrlich fr mich." Sie hob skeptisch eine Augenbraue, sagte aber nichts weiter whrend ich bezahlte und sie zu dem Tisch geleitete an dem wir letzte Woche vor dem tragischen Experiment bzgl. Blutgruppenbestimmung gesessen hatten. Es wirkte so, als whren viel mehr als nur ein paar Tage vergangen. Alles war anders. Sie setzte sich wieder mir gegenber. Ich schob das Tablett zu ihr herber. ,,Nimm dir was du magst," bot ich ihr an. Sie nahm einen Apfel und drehte ihn in ihren Hnden mit einem Abschtzenden Ausdruck in ihren Augen. ,,Ich bin neugierig." Was fr eine berraschung. ,,Was wrdest du tun, wenn dich jemand zwingen wrde, etwas zu essen?" fuhr sie mit leiser Stimme fort, so dass kein menschliches Ohr sie hren konnte. Unsterbliche Ohren waren etwas anderes, wenn diese Ohren aufpassen wrden. Ich htte es ihnen wohl doch besser frher sagen sollen... ,,Du bist immer neugierig," beschwerte ich mich. Aber naja. Es war ja nicht so, als htte ich noch nie vorher was essen mssen. Es war ein Teil des Versteckspiels. Ein unangenehmer Teil. Ich griff nach dem nchstbesten Etwas und hielt ihrem Blick stand whrend ich einen kleinen Bissen von was auch immer nahm. Ohne nachzusehen konnte ich es nicht sagen. Es war genauso schleimig und grob und widerwrtig wie alles menschliche Essen. Ich kaute schnell und versuchte nicht das Gesicht zu verziehen whrend ich schluckte. Der Klumpen
Essen rutschte langsam und unangenehm meinen Hals hinunter. Ich seufzte bei der Vorstellung wie ich ihn spter wieder herauswrgen msste. Widerlich. Bella war geschockt. Beeindruckt. Ich wollte meine Augen verdrehen. Natrlich hatten wir diese Tuschung perfektioniert. "Wenn dich jemand zwingen wrde, Erde zu essen, knntest du es doch auch, oder?" Sie kruselte ihre Nase und lchelte. ,,Hab ich mal... wegen einer Wette. So schlimm war es gar nicht." Ich lachte. ,,Das berrascht mich nicht." Sie sehen gut zusammen aus, nicht war? Gute Krpersprache. Ich werde Bella meine Beobachtungen spter erzhlen. Er lehnt sich zu ihr hin, genau wie er es tun wrde, wenn er interessiert wre. Er sieht interessiert aus. Er sieht... perfekt aus. Jessica seufzte. Lecker. Jessicas und mein Blick trafen sich, sie schaute nervs weg und kicherte mit dem Mdchen das neben ihr sa. Hmmm. Vielleicht sollte ich mich doch besser an Mike halten. Realitt, nicht Fantasie... ,,Jessica analysiert alles was ich tue," informierte ich Bella. ,,Sie wird es spter alles vor dir ausbreiten." Ich schob das Tablett wieder zu ihr herber Pizza, stellte ich fest und berlegte wie ich am besten anfangen sollte. Meine vorherige Frustration kehrte zurck als ich die Worte in meinem Kopf wiederholte: Mehr als er mich mag. Aber ich wsste nicht, wie ich das ndern knnte. Sie nahm einen Bissen von demselben Stck Pizza. Es amsierte mich, wie vertrauensvoll sie war. Natrlich wusste sie nicht, dass ich giftig war nicht das Essen teilen sie verletzen wrde. Dennoch erwartete ich irgendwie, dass sie mich anders behandelte. Wie etwas anderes. Das tat sie nie jedenfalls nicht auf eine negative Art und Weise... Ich wrde langsam anfangen. ,,Die Kellnerin war also hbsch?" Sie hob wieder die Augenbraue. ,,Das hast du wirklich nicht bemerkt?" Als ob irgendeine Frau hoffen konnte mich von Bella abzulenken. Schon wieder absurd. ,,Nein, ich hab nicht drauf geachtet. Mir ging viel im Kopf herum." Nicht zuletzt die weiche Berhrung ihrer dnnen Bluse... Gut, dass sie heute diesen hsslichen Pullover trug. ,,Die rmste," sagte Bella lchelnd. Es gefiel ihr dass ich die Kellnerin nicht im Geringsten interessant gefunden hatte. Das konnte ich verstehen. Wie oft hatte ich mir vorgestellt Mike im Biologieraum auszuschalten? Sie konnte nicht wirklich glauben, dass ihre menschlichen Gefhle, die Erfllung ihrer siebzehn sterblichen Jahre, strker sein konnten, als die Unsterbliche Leidenschaft die sich in mir in einem Jahrhundert aufgebaut hatte. ,,Etwas dass du zu Jessica gesagt hast..." ich schaffte es nicht locker zu klingen. ,,Naja, es strt mich." Sie nahm sofort eine Verteidigungshaltung an. ,,Es berrascht mich nicht, dass du etwas gehrt hast, dass dir nicht gefllt. Du weit was man ber den Lauscher an der Wand sagt?" Der Lauscher an der Wand hrt seine eigene Schand, das sagt man. ,,Ich hab dir gesagt, dass ich zuhren wrde," erinnerte ich sie.
,,Und ich hab dir gesagt, dass du nicht alles wissen willst, was ich denke." Ah, sie dachte wieder an die Situation in der ich sie zum Weinen gebracht hatte. Ich hatte einen Klo im Hals vor Reue. ,,Das stimmt. Dennoch hast du nicht ganz recht. Ich mchte wissen was du denkst alles. Ich wnschte nur... dass du manchen Dinge nicht denken wrdest." Mehr Halbwahrheiten. Ich wusste, ich sollte nicht wollen, dass sie mich mochte. Aber ich wollte es. Natrlich wollte ich es. ,,Das ist aber nun mal eine Tatsache," grummelte sie und warf mir einen finsteren Blick zu. ,,Aber darum geht es jetzt nicht." ,,Worum geht es dann?" Sie lehnte sich zu mir herber mit ihrer Hand um ihren Hals gelegt. Das erregte meine Aufmerksamkeit lenkte mich ab. Wie weich sich diese Haut anfhlen musste... Konzentrier dich, ermahnte ich mich. ,,Glaubst du wirklich, dass du mehr fr mich empfindest als ich fr dich?" fragte ich. Die Frage hrte sich lcherlich an, als ob die Worte zusammenhanglos wren. Sie riss die Augen auf und hielt den Atem an. Dann sah sie schnell weg und atmete mit einem Keuchen weiter. ,,Du tust es schon wieder," murmelte sie. ,,Was?" ,,Mich blenden," gab sie zu und erwiderte vorsichtig meinen Blick. ,,Oh." Hmm. Ich war mir nicht sicher, was ich dagegen tun knnte. Noch war ich mir sicher, dass ich sie nicht blenden wollte. Ich war immer noch aufgeregt, weil ich es konnte. Aber das half der Unterhaltung nicht weiter. ,,Es ist nicht deine Schuld." Seufzte sie. ,,Du kannst nichts dafr." ,,Wirst du mir meine Frage beantworten?" verlangte ich. Sie starrte auf den Tisch. ,,Ja." Das war alles was sie sagte. ,,Ja, du wirst die Frage beantworten, oder ja, du glaubst es wirklich?" fragte ich ungeduldig. ,,Ja, ich glaube es wirklich," sagte sie ohne aufzuschauen. Da war ein leicht trauriger Unterton in ihrer Stimme. Sie errtete wieder und ihre Zhne begannen wieder ihre Lippe zu bearbeiten. Pltzlich bemerkte ich, dass es sehr schwer fr sie sein musste, das zuzugeben, da sie es wirklich glaubte. Und ich war nicht besser als dieser Feigling Mike, das ich von ihr verlangte ihre Gefhle preiszugeben bevor ich meine offenlegte. Es war nicht zu ihr durchgedrungen also musste ich mich entschuldigen. ,,Da liegst du falsch," versprach ich. Sie musste die Sanftmut in meiner Stimme hren. Bella sah zu mir auf, ihre Augen waren unklar und gaben nichts preis. ,,Das kannst du nicht wissen," flsterte sie. Sie dachte, dass ich ihre Gefhle unterschtze, da ich ihre Gedanken nicht hren konnte. Aber die Wahrheit war, dass sie meine unterschtze. ,,Warum denkst du das?" wunderte ich mich. Sie starrte mich an mit der Falte zwischen ihren Augenbrauen und kaute auf ihrer Lippe. Zum millionsten Mal wnschte ich mir verzweifelt, sie einfach nur hren zu knnen. Ich wollte sie gerade anbetteln mir zu sagen mit welchen Gedanken sie gerad zu kmpfen hatte, aber sie hielt einen Finger hoch um mich davon abzuhalten. ,,Lass mich nachdenken," bat sie. So lange sie nur ihre Gedanken sortierte konnte ich geduldig sein.
Oder zumindest so tun als ob. Sie presste ihre Hnde zusammen, verschlang ihre zarten Finger ineinander und lste sie wieder. Sie sah auf ihre Hnde, als gehrten sie zu jemand anderem, whrend sie sprach. ,,Naja, abgesehen von den offensichtlichen Dingen," murmelte sie. ,,Manchmal... ich kann es nicht mit Sicherheit sagen ich wei nicht, wie man Gedanken liest aber manchmal ist es so als wrdest du dich verabschieden obwohl du etwas ganz anderes sagst." Sie schaute nicht auf. Das hatte sie also bemerkt. Hatte sie auch bemerkt dass es nur Schwche und Egoismus waren die mich hier hielten? Dachte sie deswegen schlecht von mir? ,,Gut erkannt," hauchte ich und dann sah ich mit Entsetzen ihren schmerzerfllten Gesichtsausdruck. Ich beeilte mich ihre Annahme zu wiederlegen. ,,Aber genau deshalb liegst du falsch. Allerdings..." Fing ich an und hielt dann inne, whrend ich mich an die ersten Worte ihrer Erklrung erinnerte. Sie strten mich, obwohl ich mir nicht sicher war, dass ich sie richtig verstanden hatte. ,,Was meinst du mit den ,offensichtlichen Dingen`?" ,,Naja, sie mich doch mal an," sagte sie. Ich sah sie an. Alles was ich die ganze Zeit tat, war sie anzusehen. Was meinte sie? ,,Ich bin vollkommen durchschnittlich," erklrte sie. ,,Naja, abgesehen von den schlechten Dingen wie die ganzen Nahtoderfahrungen und die Ungeschicklichkeit. Und dann sieh dich an." Sie fcherte durch die Luft in meine Richtung, als ob sie ber etwas redete, dass so offensichtlich war, dass man es nicht aussprechen msste. Sie dachte sie wre durchschnittlich? Sie dachte dass ich irgendwie besser wre als sie? In wessen Vorstellung? Dumme, kleingeistige, blinde menschliche wie die von Jessica oder Ms. Cope? Wie konnte sie nicht merken, dass sie die schnste... die herrlichste... Diese Worte waren nicht annhernd gut genug. Sie hatte keine Ahnung. ,,Du siehst dich selbst nicht gerade klar, weit du," erklre ich ihr. ,,Ich gebe zu, dass du recht hast, was die schlechten Eigenschaften angeht..." ich lachte humorlos. Ich fand das bse Schicksal das sie verfolgte nicht amsant. Die Ungeschicklichkeit jedoch war irgendwie witzig. Liebenswert. Wrde sie mir glauben, wenn ich ihr sagte, dass sie sowohl uerlich als auch innerlich schn war? Vielleicht fand sie Untermauerungen berzeugender. ,,Aber du hast nicht gehrt was jedes mnnliche Wesen hier an deinem ersten Tag gedacht hat." Ah, die Hoffnung, die Aufregung, die Begierde dieser Gedanken. Wie schnell sie zu unmglichen Fantasien geworden waren. Unmglich weil sie keinen von ihnen wollte. Ich war derjenige zu dem sie Ja gesagt hatte. Mein Lcheln muss selbstgefllig gewesen sein. Ihr Gesicht war Ausdruckslos vor berraschung. ,,Das glaube ich nicht," murmelte sie. ,,Vertrau mir nur dieses eine Mal du bist das Gegenteil von durchschnittlich." Ihre Existenz war Grund genug die Schpfung der Welt zu rechtfertigen. Sie war Komplimente nicht gewhnt, das konnte ich sehen. Wieder etwas an das sie sich wrde gewhnen mssen. Sie errtete und wechselte das Thema. ,,Aber ich verabschiede mich nicht." ,,Verstehst du denn nicht? Das beweist doch dass ich recht habe. Ich empfinde viel mehr fr dich, denn wenn ich das tun kann..." Wrde ich je selbstlos genug sein um das Richtige zu tun? Ich schttelte verzweifelt meinen Kopf. Ich wrde die Kraft aufbringen mssen. Sie verdiente ein Leben. Nicht das was Alice fr sie kommen sah. ,,Wenn es das richtige ist, zu gehen..." Und es musste das Richtige sein, oder nicht? Es gab keinen unbekmmerten Engel. Bella gehrte nicht zu mir. ,,Dann wrde ich mir selbst Schmerzen zufgen um dir keine zu bereiten, damit du sicher bist."
Als ich die Worte aussprach wnschte ich mir dass sie wahr wren. Sie warf mir einen wtenden Blick zu. Irgendwie hatten meine Worte sie verrgert. ,,Und du glaubst nicht, dass ich das selbe tun wrde?" fragte sie zornig. So wtend so zart und so zerbrechlich. Wie knnte sie jemanden verletzen? ,,Du wrdest diese Wahl nie treffen mssen," erklrte ich ihr, erneut deprimiert von dem groen Unterschied zwischen uns. Sie starrte mich wieder an und berzeugung ersetzte den rger in ihren Augen und betonte die Falte zwischen ihnen. Da musste wirklich etwas absolut falsch sein im Universum wenn jemand so Gutes und so Zerbrechliches keinen Schutzengel verdiente, der sie vor Unheil bewahrte. Naja, dachte ich mit schwarzem Humor, immerhin hat sie einen Schutz-Vampir. Ich lchelte. Wie sehr ich meine Ausrede zu bleiben liebte. ,,Natrlich ist dich zu schtzen ein Full-Time-Job, der meine stndige Anwesenheit erfordert." Sie lchelte auch. ,,Heute hat noch keiner versucht mich umzubringen," sagte sie leichthin und dann sah ihr Gesicht fr eine halbe Sekunde wieder nachdenklich aus bevor ihre Augen wieder unklar wurden. ,,Noch," fgte ich trocken hinzu. ,,Noch," stimmte sie zu meiner berraschung zu. Ich htte gedacht, dass sie es ablehnen wrde, Schutz zu bentigen. Wie konnte er nur? Dieser Egoistische Esel! Wie konnte er uns das antun? Rosalies stechender mentaler Aufschrei brach durch meine Konzentration. ,,Beruhig dich, Rose," hrte ich Emmett am anderen Ende der Cafeteria flstern. Sein Arm lag auf ihren Schultern und presste sie fest an seiner Seite hielt sie zurck. Tut mir leid Edward, dachte Alice schuldbewusst. Sie konnte sich denken, dass Bella zu viel wusste wegen eurer Unterhaltung... und, naja, es wre schlimmer gewesen, wenn ich ihr nicht sofort die Wahrheit gesagt htte. Das kannst du mir glauben. Ich zuckte zusammen bei der Vision die folgte, was passiert wre, wenn ich Rosalie zu Hause erzhlt htte, dass Bella wusste, dass ich ein Vampir war, wo Rosalie die Fassade nicht aufrecht erhalten musste. Ich wrde meinen Aston Martin auerhalb der Staatsgrenze verstecken mssen, wenn Rosalie sich nicht beruhigt hatte, bis die Schule vorbei war. Die Vorstellung von meinem Lieblingsauto, zerquetscht und brennend, war niederschmetternd trotzdem wusste ich, dass ich die Strafe verdiente. Jasper war nicht viel glcklicher. Ich wrde mich spter um die anderen kmmern. Ich hatte nur begrenzte Zeit um mit Bella allein zu sein und die wollte ich nicht verschwenden. Und Alice zu hren hatte mich daran erinnert, dass ich noch etwas zu klren hatte. ,,Ich hab noch eine Frage an dich," sagte ich und blendete Rosalies mentalen Hysterie Anfall aus. ,,Schie los," sagte Bella lchelnd. ,,Musst du dieses Wochenende wirklich nach Seattle oder war das nur eine Ausrede um deinen ganzen Verehrern zu entkommen?" Sie schnitt mir eine Grimasse. ,,Du weit, dass ich dir die Sache mit Tyler noch nicht verziehen habe. Es ist deine Schuld, dass er denkt ich wrde mit ihm zum Abschlussball gehen." ,,Oh, er htte auch ohne mich eine Mglichkeit gefunden dich zu fragen ich wollte einfach nur dein Gesicht sehen." Ich lachte bei der Erinnerung an ihren entgeisterten Ausdruck. Keine von den dunklen Wahrheiten die ich ihr ber mich preisgegeben habe, hat sie je so entsetzt gucken lassen. Die Wahrheit machte ihr keine Angst. Sie wollte mit mir zusammen sein. Verblffend.
,,Wenn ich dich gefragt htte, httest du mich auch zurckgewiesen?" ,,Vermutlich nicht," sagte sie. ,,Aber ich htte dir spter abgesagt htte eine Krankheit oder einen gebrochenen Knchel vorgetuscht." Wie seltsam. ,,Warum solltest du so etwas tun?" Sie schttelte ihren Kopf als wenn sie enttuscht wre, dass ich es nicht sofort verstand. ,,Du hast mich noch nie in Sport gesehen, vermute ich, aber ich htte gedacht, dass du es trotzdem verstehen wrdest." Ah. ,,Beziehst du dich auf die Tatsache, dass du nicht ber eine glatte, ebene Flche laufen kannst ohne etwas zu finden worber du stolpern kannst?" ,,Offensichtlich." ,,Das wre kein Problem. Es kommt nur auf die Fhrung an." Fr den Bruchteil einer Sekunde war ich berwltigt von der Vorstellung sie beim Tanzen in meinen Armen zu halten wo sie mit Sicherheit etwas Schneres und Ansprechenderes tragen wrde, als diesen hsslichen Pullover. Mit absoluter Klarheit erinnerte ich mich daran wie sich ihr Krper unter mir angefhlt hatte, als ich sie vor dem heran rutschenden Van gerettet hatte. Noch strker als an die Panik, oder die Verzweiflung oder den rger, erinnerte ich mich an dieses Gefhl. Sie war so warm und weich gewesen und hatte sich so leicht an meinen steinernen Krper angepasst... Ich riss mich von dieser Erinnerung los. ,,Aber du hast mir noch nicht gesagt..." sagte ich schnell um sie davon abzuhalten mit mir ber ihre Ungeschicklichkeit zu diskutieren, was sie scheinbar vor hatte. ,,Musst du unbedingt nach Seattle oder knnen wir auch was anderes machen?" Unaufrichtig ihr die Wahl berlassen ohne ihr die Mglichkeit einzurumen den Tag ohne mich zu verbringen. Das war nicht wirklich fair von mir. Aber ich hatte ihr letzte Nacht etwas versprochen... und mir gefiel die Idee diesen Versprechen zu halten fast so sehr wie diese Idee mich ngstigte. Die Sonne wrde am Samstag scheinen. Ich knnte ihr mein wahres Ich zeigen, wenn ich stark genug wre ihr Entsetzen und ihren Ekel zu ertragen. Ich kannte den perfekten Ort um ein solches Risiko einzugehen. ,,Ich bin offen fr Vorschlge," sagte Bella. ,,Aber ich muss dich um einen Gefallen bitten." Ein eingeschrnktes Ja. Was knnte sie von mir wollen? ,,Was?" ,,Kann ich fahren?" War das ihre Vorstellung von Humor? ,,Warum?" ,,Naja, hauptschlich weil, als ich Charlie erzhlt habe, dass ich nach Seattle fahre, hat er mich explizit gefragt ob ich alleine fahre und zu dem Zeitpunkt war das noch so. Wenn er noch mal fragt, wrde ich vermutlich nicht lgen, aber ich denke nicht, dass er noch mal fragen wird und wenn ich den Truck zu Hause lasse wrde es das Thema unntigerweise zur Sprache bringen. Und auerdem macht mir dein Fahrstil angst." Ich verdrehte meine Augen. ,,Bei all den Dingen die dir an mir Angst einjagen knnten, machst du dir Sorgen um meinen Fahrstil." Ihr Gehirn funktionierte auf jeden Fall verkehrtherum. Ich schttelte emprt meinen Kopf. Edward, rief Alice drngend. Pltzlich starrte ich auf einen hellen Kreis aus Sonnenlicht, der in einer von Alices Visionen erschienen war. Es war ein Ort den ich sehr gut kannte, der Ort an den ich Bella mit hin nehmen wollte eine kleine Lichtung wo niemand auer mir je hinging. Ein ruhiger, schner Ort an
dem ich mich darauf verlassen konnte, allein zu sein weit genug weg von jedem Pfad oder menschlichen Lebens, dass sogar mein Geist Ruhe und Frieden hatte. Alice erinnerte sich auch an diesen Ort, denn sie hatte mich dort vor nicht allzu langer zeit in einer anderen Vision gesehen eine dieser flackernden unsteten Visionen die Alice mir an dem Morgen gezeigt hatte, als ich Bella vor dem Van gerettet hatte. In dieser flackernden Vision war ich nicht allein gewesen. Und jetzt war sie klar Bella war mit mir dort. Also war ich mutig genug. Sie starrte mich an, Regenbogen tanzten auf ihrem Gesicht, ihre Augen waren unergrndlich. Es ist derselbe Ort, dachte Alice voller Entsetzen, das nicht zu der Vision passte. Anspannung vielleicht aber Entsetzen? Was meinte sie mit derselbe Ort? Und dann sah ich es. Edward! Alice protestierte schrill. Ich liebe sie, Edward! Ich blendete sie verrgert aus. Sie liebte Bella nicht so wie ich sie liebte. Ihre Vision war unmglich. Falsch. Sie war irgendwie geblendet, sah unmgliche Dinge. Nicht mal eine halbe Sekunde war vergangen. Bella sah mich neugierig an und wartete darauf, dass ich ihrer Bitte nachgab. Hatte sie den kurzen Anflug von Widerwillen gesehen oder ging es zu schnell fr sie? Ich konzentrierte mich auf sie und unsere Unterhaltung und verbannte Alice und ihre fehlerhaften, lgenden Visionen aus meinen Gedanken. Sie verdienten meine Aufmerksamkeit nicht. Trotzdem war ich nicht in der Lage den spielerischen Ton unserer Unterhaltung aufrechtzuerhalten. ,,Willst du deinem Vater nicht erzhlen, dass du den Tag mit mir verbringst?" fragte ich mit einem dsteren Unterton in der Stimme. Ich kmpfte gegen die Vision und versuchte sie noch weiter weg zu schieben um sie davon abzuhalten durch meinen Kopf zu flackern. ,,Mit Charlie ist weniger meistens mehr," sagte Bella voller berzeugung. ,,Wo gehen wir denn berhaupt hin?" Alice hatte unrecht. Vollkommen unrecht. Es war einfach nicht mglich dass das passieren wrde. Auerdem war es eine alte Vision, gebrechlich. Die Dinge hatten sich gendert. ,,Das Wetter wird schn sein," erklre ich ihr langsam und bekmpfte die Angst und die Unsicherheit. Alice hatte unrecht. Ich wrde so tun als ob ich nichts gehrt und gesehen htte. ,,Also werde ich mich aus der ffentlichkeit fern halten... und du kannst bei mir bleiben wenn du mchtest." Bella verstand sofort was ich meinte; ihre Augen strahlten erwartungsvoll. ,,Und dann zeigst du mir was du meintest wegen der Sonne?" Vielleicht, wie schon so viele Male zuvor, wrde ihre Reaktion das genaue Gegenteil sein von dem was ich vermutete. Ich lchelte bei dieser Vorstellung und bemhte mich zu den schneren Gedanken zurck zu kommen. ,,Ja. Aber..." Sie hatte noch nicht Ja gesagt. ,,Wenn du nicht... mit mir allein sein mchtest, wre es mir dennoch lieber, wenn du nicht allein nach Seattle gehen wrdest. Ich fhle mich nicht wohl bei der Vorstellung, was dir in einer Stadt dieser Gre alles passieren knnte." Sie presste ihre Lippen aufeinander; sie war beleidigt. ,,Phoenix ist dreimal so gro wie Seattle allein schon von der Bevlkerung her. Die eigentliche Gre..." ,,Aber scheinbar waren deine Tage noch nicht gezhlt in Phoenix," sagte ich und unterbrach ihre Rechtfertigungen. ,,Also wre es mir lieber, wenn du bei mir wrst."
Sie knnte fr immer bleiben und es wre nicht lange genug. So sollte ich nicht denken. Wir hatten kein Fr Immer. Die vergehenden Sekunden zhlten mehr als je zuvor; jede Sekunde vernderte sie whrend ich unberhrt blieb. ,,Wenn das so ist, habe ich nichts dagegen mit dir allein zu sein," sagte sie. Nein weil ihre Instinkte verkehrtherum waren. ,,Ich wei," seufzte ich. ,,dennoch knntest du es Charlie erzhlen." ,,Warum um alles in der Welt sollte ich das tun?" fragte sie und klang entsetzt. Ich warf ihr einen finsteren Blick zu, die Visionen die ich nicht gerade erfolgreich zu unterdrcken versuchte schwirrten durch meinen Kopf. ,,Um mir einen Grund zu geben, dich zurck zu bringen," zischte ich. So viel musste sie mir zugestehen einen Zeugen der mich dazu zwang, vorsichtig zu sein. Warum hatte Alice mir dieses Wissen aufgezwungen? Bella schluckte laut und starrte mich lange an. Was sah sie? ,,Ich denke ich lasse es darauf ankommen," sagte sie. Ugh! War es ein besonderer Kick fr sie ihr Leben zu riskieren? Ein Adrenalinsto den sie herbeisehnte? Ich schielte zu Alice die meinen Blick warnend erwiderte. Neben ihr starrte Rosalie finster vor sich hin, aber das htte mich nicht weniger kmmern knnen. Sollte sie doch den Wagen zerstren. Es war blo ein Spielzeug. ,,Lass uns ber etwas anderes reden," schlug Bella vor. Ich sah sie wieder an und wunderte mich wie sie so Blind sein konnte gegenber den Dingen auf die es wirklich ankam. Warum konnte sie nicht das Monster sehen, das ich war? ,,Worber mchtest du denn reden?" Sie blickte erst nach links und dann nach rechts als ob sie sich davon berzeugen wollte, dass uns niemand zuhrte. Sie wollte anscheinend ein weiteres Mythenbehaftetes Thema ansprechen. Ihre Augen erstarrten kurz und ihr Krper versteifte sich, dann wandte sie ihren Blick wieder mir zu. ,,Warum seid ihr letztes Wochenende zu den Goat Rocks gefahren... um zu jagen? Charlie sagte es wre kein guter Platz zum campen, wegen den Bren." So blind. Ich erwiderte ihren Blick und hob eine Augenbraue. ,,Bren?" japste sie. Ich lchelte ironisch whrend ich beobachtete wie sie diese Information sacken lie. Wrde sie das dazu veranlassen mich endlich ernst zu neben? Wrde irgendetwas sie dazu veranlassen? Sie riss sich wieder zusammen. ,,Du weit, dass keine Brensaison ist," sagte sie streng und verengte ihre Augen. ,,Wenn du richtig lesen wrdest, wsstest du, dass das nur die Jagd mit Waffen betrifft." Sie verlor fr einen kurzen Moment die Kontrolle ber ihr Gesicht. Ihr Mund klappte auf. ,,Bren?" sagte sie wieder, eine zaghafte Frage diesmal, kein erschrockenes Japsen. ,,Grizzlybren mag Emmett am liebsten." Wieder beobachtete ich wie sie diese Information schluckte. ,,Hmm," murmelte sie. Sie nahm einen weitern Bissen Pizza und senkte den Blick. Sie kaute bedchtig und nahm einen Schluck Limonade. ,,Also," sagte sie und schaute wieder auf. ,,Was magst du am liebsten?" Ich vermute ich htte mit sowas in der Art rechnen mssen, aber das hatte ich nicht. Bella war letztendlich doch immer berraschend. ,,Puma," antwortete ich schroff.
,,Ah," sagte sie in neutralem Tonfall. Ihr Herzschlag war normal und gleichmig, als ob wir uns ber ein Lieblingsrestaurant unterhalten wrden. Na gut. Wenn sie so tun wollte, als wre das nichts Ungewhnliches... ,,Natrlich mssen wir darauf achten, dass wir die Umwelt nicht schdigen indem wir unberlegt jagen." Erklrte ich ihr, meine Stimme abgeklrt und nchtern. ,,Wir konzentrieren uns auf Gebiete mit einer berpopulation von Raubtieren so weitrumig wie mglich. Hier gibt es immer genug Rehe und Hirsche, aber wo bleibt da der Spa?" Sie hrte mir mit hflichem, interessiertem Gesichtsausdruck zu, als wenn ich ein Lehrer wr, der einen Vortrag hielt. Ich musste lcheln. ,,Oh natrlich," murmelte sie lssig und nahm wieder ein bisschen Pizza. ,,Anfang Frhling ist Emmetts Lieblings Brensaison," sagte ich und fuhr mit meinem Vortrag fort. ,,Sie wachen dann gerade erst aus ihrem Winterschlaf auf und sind dann sehr leicht reizbar." Siebzig Jahre spter und er war immer noch nicht darber hinweg gekommen diesen ersten Kampf verloren zu haben. ,,Es gibt doch nichts schneres als einen wtenden Grizzlybren," stimmte Bella zu und nickte feierlich. Ich konnte ein Lachen nicht unterdrcken als ich den Kopf schttelte ber ihre unlogische Ruhe. Es musste zur Sprache gebracht werden. ,,Sag mir bitte, was du wirklich denkst." ,,Ich versuche es mir vorzustellen aber ich kann es nicht," sagte sie und die Falte zwischen ihren Augen tauchte wieder auf. ,,Wie jagt man denn einen Bren ohne Waffen?" ,,Oh, wir haben Waffen," erklrte ich ihr und schenkte ihr ein sehr breites Lcheln. Ich rechnete damit, dass sie zurckschrecken wrde, aber sie war sehr ruhig und beobachtete mich. ,,Nur nicht solche, wie sie sie in den Jagdgesetzen beschreiben. Wenn du jemals im Fernsehen gesehen hast, wie ein Br angreift, solltest du dir Emmett beim jagen vorstellen knnen." Sie warf einen Blick zu dem Tisch hinber an dem die anderen saen und schauderte. Endlich. Und dann lachte ich ber mich selbst, denn ein Teil von mir wnschte sich sie wrde so blind bleiben. Ihre dunklen Augen waren nun gro und tief als sie mich ansah. ,,Bist du auch wie ein Br?" fragte sie fast flsternd. ,,Mehr wie ein Puma, das sagen jedenfalls die anderen," erklrte ich ihr und versuchte wieder abgeklrt zu klingen. ,,Vielleicht sind unsere Vorlieben bezeichnend." Ihre Mundwinkel hoben sich ein wenig. ,,Vielleicht," wiederholte sie. Und dann legte sie den Kopf zur Seite und die Neugierde stand ihr ins Gesicht geschrieben. ,,Werde ich das irgendwann mal sehen knnen?" Ich brauchte keine Bilder von Alice um mir ausmalen zu knnen wie schrecklich das wre meine Vorstellungskraft war gut genug. ,,Auf keinen Fall," schnaubte ich. Sie zuckte vor mir zurck, ihre Augen verwirrt und verngstigt. Ich lehnte mich ebenfalls zurck, wollte etwas Raum zwischen uns bringen. Das wrde sie niemals sehen, oder? Sie wrde nichts tun, was mir helfen knnte sie am Leben zu lassen. ,,Zu bengstigend fr mich?" fragte sie mit gleichmiger Stimme. Ihr Herz schlug immer noch doppelt so schnell.
,,Wenn es das wre, wrde ich dich sofort mitnehmen," gab ich durch meine zusammengepressten Zhen zurck. ,,Du knntest eine gesunde Portion Angst gut vertragen. Nichts knnte heilsamer fr dich sein." ,,Warum dann?" verlangte sie ungehindert. Ich starrte sie dster an und wartete darauf, dass sie angst bekommen wrde. Ich hatte Angst. Ich konnte es mir nur zu gut vorstellen wie es wre Bella bei der Jagd bei mir zu haben... Ihre Augen blieben neugierig, ungeduldig, nichts weiter. Sie gab nicht auf und wartete auf ihre Antwort. Aber unsere Stunde war um. ,,Spter," schnappte ich und erhob mich. ,,Wir kommen sonst zu spt." Sie sah sich verwirrt um, als wenn sie vergessen htte, dass wir beim Mittagessen saen. Als ob sie sogar vergessen htte, dass wir in der Schule waren berrascht, dass wir nicht irgendwo allein waren. Ich verstand dieses Gefhl nur zu gut. Es war schwer den Rest der Welt wahrzunehmen, wenn ich mit ihr zusammen war. Sie stand schnell auf und warf ihre Tasche ber die Schulter. ,,Dann also spter," sagte sie und ich konnte die Entschlossenheit in ihrem Gesicht sehen. Sie wrde mich darauf festnageln.
12. Komplikationen Bella und ich gingen schweigend zu Biologie. Ich versuchte mich auf den Moment zu konzentrieren, auf das Mdchen neben mir, auf alles was real und solide war, auf alles, was Alices hinterlistige, unbedeutende Visionen aus meinen Kopf vertreiben konnte. Wir gingen an Angela Weber vorbei die auf dem Gehweg mit einem Jungen aus ihrem Mathekurs sprach. Ich berflog flchtig ihre Gedanken und erwartete eine weitere Enttuschung nur um von ihrem sehnschtigen Ton berrascht zu werden. Ah, also gab es doch etwas, das Angela wollte. Unglcklicherweise war es nichts dass einfach so in Geschenkpapier eingepackt werden konnte. Ich fhlte mich auf einmal seltsam wohl, als ich Angelas hoffnungsloses Verlangen hrte. Ein Anflug von Seelenverwandtschaft, von dem Angela nie etwas erfahren wrde, durchfuhr mich und ich war fr diese Sekunde eins mit dem freundlichen Menschenmdchen. Es war seltsam trstend zu wissen, dass ich nicht der einzige war, der eine tragische Liebesgeschichte durchlebte. Herzschmerz war berall. In der nchsten Sekunde war ich pltzlich verrgert. Denn Angelas Geschichte musste nicht tragisch sein. Sie war ein Mensch und er war ein Mensch und der Unterschied, der in ihrem Kopf so unberbrckbar schien, war lcherlich im Vergleich zu meiner Situation. Es gab keinen Grund fr ihr gebrochenes Herz. Was fr eine verschwendete Trauer, wenn es keinen einleuchtenden Grund dafr gab, dass sie nicht mit dem zusammen war, den sie wollte. Warum sollte sie nicht haben knnen was sie wollte? Warum sollte diese eine Geschichte kein Happy End haben? Ich wollte ihr ein Geschenk machen... Also wrde ich ihr geben, was sie wollte. Da ich wusste, wie ich auf Menschen wirkte, sollte das nicht allzu schwer werden. Ich streifte das Bewusstsein des Jungen neben ihr, dem Objekt ihrer Begierde, und er schien nicht uninteressiert zu sein, er stand nur vor dem gleichen Hindernis wie sie. Hoffnungslos ergeben, so wie sie war. Alles was ich tun musste, war eine Andeutung machen... Der Plan schmiedete sich leicht, das Drehbuch schrieb sich von selbst ohne dass ich gro etwas dazu beitragen musste. Ich wrde Emmetts Hilfe bentigen ihn dazu zu bringen war die einzige Schwierigkeit. Die Menschliche Natur war so einfach zu manipulieren im Gegensatz zu der eines Vampirs. Ich war zufrieden mit meiner Lsung, mit meinem Geschenk fr Angela. Es war eine nette Ablenkung von meinen eigenen Problemen. Wrden meine doch auch so leicht zu regeln sein. Meine Laune hatte sich leicht verbessert als Bella und ich uns auf unsere Pltze setzten. Vielleicht sollte ich etwas positiver denken. Vielleicht gab es irgendwo da drauen auch eine Lsung fr uns die sich meinem Blick entzog so wie Angelas offensichtliche Lsung fr sie nicht zu sehen war. Wahrscheinlich nicht... Aber warum Zeit mit Hoffnungslosigkeit verschwenden? Ich hatte keine Zeit zum Verschwenden wenn es um Bella ging. Jede Sekunde zhlte. Mr. Banner betrat den Raum und schob einen alten Fernseher und einen Videorekorder vor sich her. Er behandelte ein Thema, dass ihn nicht besonders interessierte genetische Fehlfunktionen indem er die nchsten drei Unterrichtsstunden eine Film zeigte. Lorenzos l war kein besonders heiterer Film, aber das strte die Freude im
Klassenzimmer nicht im Geringsten. Keine Notizen, kein Klausurrelevantes Thema. Drei freie Tage. Die Menschen jubelten. So oder so war es mir egal. Ich hatte sowieso nicht vorgehabt meine Aufmerksamkeit auf irgendetwas anderes als Bella zu richten. Heute schob ich meinen Stuhl nicht von ihr weg um mir Platz zum atmen zu lassen. Stattdessen setzte ich mich so nah neben sie wie jeder normale Mensch es tun wrde. Nher als wir im Auto nebeneinander gesessen hatten, nah genug, dass die linke Seite meines Krpers in die Hitze ihrer Haut getaucht wurde. Es war eine seltsame Erfahrung, sowohl angenehm als auch nervenaufreibend, aber es war mir lieber als ihr gegenber zu sitzen. Es war mehr als ich gewhnt war aber ich merkte schnell, dass es noch nicht genug war. Ich war nicht zufrieden. Ihr so nah zu sein, bewirkte lediglich dass ich ihr noch nher sein wollte. Die Anziehungskraft wurde strker je nher ich kam. Ich hatte sie beschuldigt ein Magnet fr Gefahren zu sein. In diesem Moment fhlte es sich so an wre das die buchstbliche Wahrheit. Ich war eine Gefahr und mit jedem Millimeter den ich mir erlaubte ihr nher zu kommen wurde ihre Anziehungskraft strker. Und dann lsche Mr. Banner das Licht. Es war seltsam was fr einen groen Unterschied das machte, wenn man bedachte, dass meinen Augen die Dunkelheit nichts ausmachte. Ich konnte genau so gut sehen wie vorher. Jedes Detail des Raumes war klar zu sehen. Also warum diese pltzliche Elektrizitt in der Luft, in der Dunkelheit die fr mich nicht dunkel war? Lag es daran, dass ich wusste dass ich der einzige war der klar sehen konnte? Dass wir beide, Bella und ich, unsichtbar fr die anderen waren? Als wren wir allein in diesem Raum, nur wir beide, versteckt in diesem dunklen Raum, so nah beieinander... Meine Hand bewegte sich ohne mein Zutun auf sie zu. Nur um ihre Hand zu berhren, sie in der Dunkelheit zu halten. Wre das ein so schrecklicher Fehler? Wenn meine Haut sie strte, musste sie ihre Hand nur zurckziehen... Ich riss meine Hand zurck, verschrnkte die Arme vor der Brust und ballte die Hnde zu Fusten zusammen. Keine Fehler. Ich hatte mir versprochen keine Fehler zu machen, egal wie klein sie auch sein mgen. Wenn ich ihre Hand halten wrde wrde ich nur noch mehr wollen eine weitere unbedeutende Berhrung, ein weiteres Stck nher zu ihr rcken. Ich konnte es fhlen. Eine neue Art von Verlangen wuchs in mir und versuchte meine Selbstkontrolle auszuschalten. Keine Fehler. Bella kreuzte ebenfalls ihre Arme vor der Brust und ballte ihre Hnde zu Fusten wie meine. Was denkst du? Ich sehnte mich danach ihr diese Frage zu stellen, aber der Raum war zu ruhig um mit einer geflsterten Unterhaltung davon zu kommen. Der Film begann und erhellte die Dunkelheit ein kleinwenig. Bella schielte zu mir herber und bemerkte meine steife Krperhaltung genau wie die Ihre und lchelte. Sie ffnete leicht ihre Lippen und ihre Augen strahlten warm und einladend. Oder vielleicht sah ich auch nur, was ich sehen wollte. Ich lchelte zurck; sie schnappte kurz nach Luft und sah dann schnell weg. Das machte es noch schlimmer. Ich kannte ihre Gedanken nicht aber ich war mir pltzlich sicher, dass ich heute Morgen recht gehabt hatte und sie wollte dass ich sie berhre. Sie sprte dieses gefhrliche Verlangen genauso sehr wie ich. Die elektrische Spannung summte zwischen unseren Krpern.
Sie bewegte sich die ganze Stunde keinen Millimeter und behielt ihre steife, kontrollierte Position bei wie ich mein. Gelegentlich blinzelte sie zu mir herber und jedesmal durchfuhr mich schlagartig der summende Strom. Die Stunde verging langsam aber immer noch nicht langsam genug. Das war so neu, ich htte tagelang so mit ihr dasitzen knnen, nur um dieses Gefhl zu erforschen. Ich hatte tausende kleiner Auseinandersetzungen mit mir selbst whrend die Minuten vergingen, Vernunft kmpfte gegen Verlangen, whrend ich versuchte eine Berhrung zu rechtfertigen. Schlielich schaltete Mr. Banner das Licht wieder ein. In dem grellen Licht wurde die Atmosphre in dem Raum wieder normal. Bella seufzte, streckte sich und bog ihre Finger durch. Es musste unangenehm fr sie gewesen sein, diese Position so lange beizubehalten. Fr mich war es leichter Reglosigkeit war ganz natrlich. Ich schmunzelte ber ihren Erleichterten Gesichtsausdruck. ,,Das war interessant." ,,Mmm," murmelte sie und verstand genau was ich meinte, sagte aber nichts weiter. Was wrde ich dafr geben, zu wissen, was sie jetzt dachte. Ich seufzte. Wie oft ich es mir auch wnschte, es half nichts. ,,Sollen wir?" fragte ich. Sie verzog das Gesicht und erhob sich ungeschickt, ihre Hnde ausgestreckt als htte sie Angst jeden Moment zu fallen. Ich knnte ihr meine Hand anbieten. Oder ich knnte meine Hand unter ihren Ellenbogen legen ganz leicht nur um sie zu sttzen. Das wre sicher nicht allzu schlimm... Keine Fehler. Sie war sehr still whrend wir zur Sporthalle gingen. Die Falte zwischen ihren Augen war ein Beweis, ein Zeichen dafr, dass sie tief in Gedanken war. Auch ich war nachdenklich. Eine leichte Berhrung ihrer Haut wrde sie nicht verletzen, argumentierte meine Egoistische Seite. Ich konnte den Druck meiner Berhrung kontrollieren. Es war nicht besonders schwer wenn ich mich zusammen riss. Mein Taktgefhl war besser entwickelt als das eines Menschen; ich konnte mit einem dutzend Kristallglser jonglieren ohne eins zu zerbrechen; Ich konnte eine Seifenblase berhren ohne dass sie zerplatze. So lange ich mich unter Kontrolle hatte... Bella war wie eine Seifenblase zerbrechlich und kurzlebig. Befristet. Wie lang knnte ich meine Anwesenheit in ihrem Leben rechtfertigen? Wie viel Zeit hatte ich? Htte ich eine weitere Chance wie diese, wie diesen Moment, wie diese Sekunde? Sie wrde nicht fr immer in meiner Reichweite sein... Bella drehte sich vor der Eingangstr zur Sporthallte zu mir um und ihrer Augen weiteten sich als sie den Ausdruck in meinem Gesicht sah. Sie sprach nicht. Ich sah mich selbst in dem Spiegel ihrer Augen, sah den Kampf in meinen eigenen wten. Ich sah wie sich mein Gesicht nderte als meine bessere Hlfte den Kampf verlor. Meine Hand hob sich ohne mein Zutun. So sanft als wre sie aus hauchdnnem Glas, als wre sie eine Seifenblase, strichen meine Finger ber die warme Haut die ihre Wangenknochen bedeckte. Sie wurde noch wrmer unter meiner Berhrung und ich konnte das Pulsieren ihres Blutes unter ihrer transparenten Haut spren. Genug, befahl ich mir, obwohl meine Hand danach verlangte ihr Gesicht zu streicheln. Genug.
Es war schwer meine Hand zurck zu ziehen, mich davon abzuhalten ihr noch nhre zu kommen als ich bereits war. Tausende von Mglichkeiten rasten auf einmal durch meinen Kopf tausend unterschiedliche Mglichkeiten sie zu berhren. Meine Fingerspitzen ber die Konturen ihrer Lippen fhren. Meine Handflche unter ihr Kinn legen. Die Spange aus ihrem Haar ziehen und spren wie es sich ber meiner Hand ausbreitete. Meine Arme um ihre Taille legen, sie an meinen Krper heranziehen. Genug. Ich zwang mich, mich von ihr abzuwenden und mich von ihr zu entfernen. Mein Krper bewegte sich steif widerwillig. Ich lie meinen Geist verweilen um zu beobachten wie sie sich hastig umdrehte, nahezu vor der Versuchung davonrannte. Ich fing Mike Newtons Gedanken auf sie waren am lautesten whrend er beobachtete, wie Bella unaufmerksam an ihm vorbeieilte, ihre Augen ausdruckslos und ihre Wangen gertet. Er blickte finster drein und pltzlich raste mein Name in Verbindung mit unzhligen Flchen durch seinen Kopf; ich konnte ein Grinsen nicht unterdrcken. Meine Hand kribbelte. Ich streckte sie und ballte sie dann zu einer Faust zusammen, aber ich sprte immer noch ein schmerzlos Stechen. Nein, ich hatte sie nicht verletzt aber sie zu berhren war dennoch ein Fehler gewesen. Es fhlte sich an als wrde ich brennen als htte sich das Brennen meines Durstes auf meinen gesamten Krper ausgebreitet. Wenn ich ihr das nchste Mal nahe war, wrde ich mich davon abhalten knnen, sie wieder zu berhren? Und wenn ich sie einmal berhrte, wrde ich danach aufhren knnen? Keine Fehler mehr. Das war`s. Geniee den Moment, Edward, sagte ich mir grimmig, und behalte deine Hnde bei dir. Das oder ich wrde mich dazu zwingen mssen zu gehen... irgendwie. Denn ich konnte es mir nicht erlauben in ihrer Nhe zu sein, wenn ich weiterhin Fehler machen wrde. Ich atmete tief durch und versuchte meine Gedanken zu bndigen. Emmett holte mich vor dem Englisch-Gebude ein. ,,Hey, Edward." Er sieht besser aus. Seltsam, aber besser. Glcklich. ,,Hey, Em." Sah ich glcklich aus? Ich denke, abgesehen von dem Chaos in meinem Kopf, fhlte ich mich glcklich. Du solltest in Zukunft besser deine Klappe halten, Junge. Rosalie will dir die Zunge herausreien. Ich seufzte. ,,Tut mir leid, dass du es ausbaden musstest. Bist du sauer auf mich?" ,,Ach was. Rose wird darber hinweg kommen. Es musste doch so kommen." Bei dem was Alice kommen sieht... Im Moment wollte ich nicht an Alices Visionen denken. Ich starrte geradeaus und presste meine Zhne aufeinander. Als ich mich nach einer Ablenkung umsah, sah ich wie Ben Cheney den Spanischraum vor uns betrat. Ah hier war meine Gelegenheit Angela Weber ihr Geschenk zu geben. Ich hielt an und packte Emmett am Arm. ,,Warte eine Sekunde." Was ist los? ,,Ich wei, dass ich es nicht verdiene, aber wrdest du mir trotzdem einen Gefallen tun?" ,,Was denn fr einen?" fragte er neugierig.
Leise und in einer Geschwindigkeit die es einem Menschen unmglich machte die Worte zu verstehen, selbst wenn ich sie lauter ausgesprochen htte erklrte ich ihm was ich vorhatte. Er starrte mich ausdruckslos an, seine Gedanken waren genauso leer wie sein Gesicht. ,,Also?" drngte ich. ,,Wirst du mir helfen?" Er brauchte eine Minute um zu antworten. ,,Aber, warum?" ,,Komm schon, Emmett. Warum nicht?" Wer bist du und was hast du mit meinem Bruder gemacht? ,,Bist du nicht derjenige der sich dauernd beschwert, dass in der Schule immer dasselbe passiert? Das hier ist doch mal was anderes, oder nicht? Nenn es ein Experiment ein Experiment der menschlichen Natur." Er schaute mich eine weitere Minute an bevor er nachgab. ,,Naja, es ist etwas anderes, das geb ich zu... na gut, okay." Emmett schnaubte und zuckte dann mit den Schultern. ,,Ich werde dir helfen." Ich grinste ihn an und war noch begeisterter von meinem Plan, jetzt da er dabei war. Rosalie war eine Nervensge aber ich schuldete ihr etwas dafr, dass sie Emmett ausgewhlt hatte; niemand hatte einen besseren Bruder, als ich. Emmett brauchte nicht zu ben. Ich flsterte ihm zu was er sagen sollte, whrend wir den Klassenraum betraten. Ben sa bereits auf seinem Platz hinter mir und suchte seine Hausaufgaben zusammen um sie einzureichen. Emmett und ich setzen uns und taten dasselbe. Im Klassenraum war es noch nicht still; das murmeln der gedmpften Unterhaltungen wrde anhalten bis Mrs. Goff um Aufmerksamkeit bat. Sie hatte keine Eile whrend sie die Tests der letzten Klasse begutachtete. ,,Also," sagte Emmett etwas lauter als ntig wenn er nur mit mir sprechen wrde. ,,Hast du Angela Weber schon gefragt ob sie mit dir ausgeht?" Das Gerusch von raschelndem Papier hinter mir hrte abrupt auf als Ben erstarrte und seine Aufmerksamkeit auf unsere Unterhaltung lenkte. Angela? Sie reden ber Angela? Gut. Ich hatte sein Interesse geweckt. ,,Nein," sagte ich und schttelte langsam meinen Kopf um enttuscht zu wirken. ,,Warum nicht?" improvisierte Emmett. ,,Bist du zu feige?" Ich schnitt ihm eine Grimasse. ,,Nein, ich hab gehrt, dass sie an jemand anderem interessiert ist." Edward Cullen wollte Angela um ein Date bitten? Aber... Nein, das gefllt mir nicht. Ich will nicht, dass er in ihrer Nhe ist. Er ist... nicht richtig fr sie. Nicht... sicher. Ich htte nicht mit seiner Ritterlichkeit gerechnet, seinem Beschtzerinstinkt. Ich hatte auf Eifersucht spekuliert. Aber so sollte es auch gehen. ,,Davon lasst du dich abhalten?" fragte Emmett verchtlich und improvisierte wieder. ,,Keine Lust auf einen kleinen Konkurrenzkampf?" Ich warf ihm einen finsteren Blick zu, aber versuchte das Beste aus dem zu machen, was er mir gab. ,,Weit du, ich glaube sie mag diesen Ben wirklich. Ich werde nicht versuchen sie vom Gegenteil zu berzeugen. Es gibt auch noch andere Mdchen." Die Reaktion in dem Stuhl hinter mir war elektrisch. ,,Wer?" fragte Emmett und hielt sich wieder an das Drehbuch. ,,Mein Laborpartner sagte es wre irgendein Typ namens Cheney. Ich bin mir nicht sicher ob ich ihn kenne."
Ich unterdrckte mein Lcheln. Nur die hochmtigen Cullens konnte es sich erlauben vorzugeben nicht jeden Schler an dieser kleinen Schule zu kennen. Bens Kopf war wirr vor Schock. Mich? Lieber als Edward Cullen? Aber warum sollte sie mich mgen? ,,Edward," murmelte Emmett etwas leiser und deutete mit den Augen auf den Jungen. ,,Er sitzt direkt hinter dir," formte er so deutlich mit den Lippen, dass der Mensch die Worte leicht ablesen konnte. ,,Oh," murmelte ich zurck. Ich drehte mich um und warf einen kurzen Blick auf den Jungen hinter mir. Fr eine Sekunde waren die schwarzen Augen hinter der Brille verngstigt, aber dann versteifte er sich und hob seine schmalen Schultern, angegriffen von meiner eindeutig herablassenden Bewertung. Er reckte sein Kinn und ein Anflug von Wut verdunkelte seine goldbraune Haut. ,,Hah," sagte ich arrogant als ich mich wieder zu Emmett umdrehte. Er denkt, er wre etwas Besseres als ich. Aber Angela nicht. Ich werd`s ihm schon zeigen... Perfekt. ,,Hattest du nicht gesagt, dass sie mit Yorkie zum Ball geht?" fragte Emmett und schnaubte als er den Namen des Jungen aussprach den viele wegen seiner Ungeschicklichkeit verachteten. ,,Das war anscheinend sowas wie eine Gruppenentscheidung." Ich wollte dass Ben darber Bescheid wusste. ,,Angela ist schchtern. Wenn B naja, wenn ein Junge nicht den Mut aufbringt sie zu fragen ob sie mit ihm ausgehen mchte, wrde sie es auch nie tun." ,,Du magst wohl schchterne Mdchen," sagte Emmett wieder improvisierend. Stille Mdchen. Mdchen wie... hmm, ich wei nicht. Vielleicht Bella Swan? Ich grinste ihn an. ,,Genau." Dann kam ich wieder zu unserem Auftritt zurck. ,,Vielleicht wird Angela irgendwann mde zu warten. Vielleicht frag ich sie ob sie mit mir zum Abschlussball geht." Nein, das wirst du nicht, dachte Ben und setzte sich in seinem Stuhl auf. Was macht es schon, dass sie so viel grer ist als ich? Wenn es ihr nichts ausmacht, dann strt es mich auch nicht. Sie ist das netteste, intelligenteste und schnste Mdchen an der ganzen Schule... und sie mag mich. Ich mochte diesen Ben. Er schien klug zu sein und es ehrlich zu meinen. Vielleicht verdiente er sogar ein Mdchen wie Angela. Ich zeigte Emmett ein Daumen-Hoch-Zeichen unter dem Tisch als Mrs. Goff die Klasse begrte. Okay, ich geb es zu es hat irgendwie Spa gemacht, dachte Emmett. Ich lchelte zufrieden darber, dass ich es geschafft hatte einer Liebesgeschichte zum Happy End zu verhelfen. Ich war zuversichtlich, dass Ben sein Vorhaben in die Tat umsetzte und Angela ihr Geschenk von mir bekam. Meine Schulden waren beglichen. Wie dumm die Menschen doch waren, sich von sechs Inch Unterschied ihr Glck zerstren zu lassen. Mein Erfolg versetzte mich in gute Stimmung. Ich lchelte wieder als ich mich in meinem Stuhl zurcklehnte und mich darauf vorbereitet unterhalten zu werden. Immerhin, wie Bella beim Mittagessen gesagt hatte, hatte ich sie noch nie beim Sport gesehen. Mikes Gedanken waren am leichtesten zu finden in dem Stimmengewirr in der Sporthalle. Sein Geist war mir nur zu vertraut geworden in den letzten Wochen. Mit einem Seufzen lie ich mich dazu herab durch ihn zu hren. Immerhin konnte ich mir sicher sein, dass er seine Aufmerksamkeit auf Bella richten wrde.
Ich kam gerade rechtzeitig um zu hren, wie er ihr anbot ihr Badminton-Partner zu sein; als er den Vorschlag machte, ging er in Gedanken noch andere Partnerschaftliche Aktivitten mit ihr durch. Mein Lcheln erstarb, meine Zhne schlugen aufeinander und ich musste mich daran erinnert, dass Mike Newton zu ermorden keine Option war. ,,Danke, Mike du weit, dass du das nicht tun musst." ,,Keine Sorge, ich werde Abstand halten." Sie grinsten sich an und unzhlige kleine Unflle alle irgendwie in Verbindung mit Bella rasten durch Mikes Kopf. Mike spielte zuerst alleine, whrend Bella sich auf dem hinteren Teil des Spielfeldes herumdrckte und ihren Schlger so behutsam hielt, als wre er eine Art Waffe. Dann kam Coach Clapp vorbei und wies Mike an, Bella mitspielen zu lassen. Oh oh, dachte Mike als Bella seufzend nher kam und ihren Schlger in einem seltsamen Winkel hielt. Jennifer Ford schlug den Federball direkt zu Bella mit einem selbstgeflligen Ton in ihren Gedanken. Mike sah wie Bella nach ihm schlug und ihren Schlger meterweit an ihrem Ziel vorbeischwang. Er griff ein und versuchte den Ball zu retten. Ich beobachtete die Flugbahn von Bellas Schlger alarmiert. Er traf das gespannte Netz und sprang zu ihr zurck, traf ihre Stirn und schleuderte herum um Mikes Arm mit einem schallenden Klatschen zu treffen. Au. Au. Autsch. Das gibt einen fette blauen Fleck. Bella knetete ihre Stirn. Es war schwer auf meinem Platz sitzen zu bleiben wo ich hingehrte, wenn ich sah, dass sie verletzt war. Aber was knnte ich tun wenn ich da wre? Auerdem schien es keine schwere Verletzung zu sein... Ich zgerte weiter zu zusehen. Wenn sie vorhatte weiterhin zu versuchen zu spielen, wrde ich eine Ausrede erfinden mssen um sie aus dem Unterricht zu holen. Der Coach lachte. ,,Tut mir leid, Newton." Diese Mdchen ist der schlimmste Fluch den ich je gesehen habe. Man sollte sie den anderen nicht aufdrngen... Er drehte sich vorstzlich um und ging weiter um eine anderes Spiel zu beobachte, so dass Bella wieder in ihre vorherige Beobachterposition zurckfallen konnte. Au, dachte Mike wieder und massierte seinen Arm. Er drehte sich zu Bella um. ,,Bist du okay?" ,,Ja, und du?" fragte sie scheu und wurde rot. ,,Ich glaub ich werd's berleben." Ich mchte ja nicht wie eine Heulsuse klingen. Aber, verdammt, das tut weh! Mike schwang seinen Arm im Kreis und sthnte. ,,Ich werde einfach hier hinten stehen bleiben," sagte Bella, eher mit Scham und Verdruss im Gesicht als Schmerzen. Vielleicht hatte Mike das meiste abbekommen. Ich hoffte ehrlichgesagt, dass es so war. Immerhin spielte sie nicht weiter. Sie hielt ihren Schlger vorsichtig hinter ihrem Rcken und ihre Augen waren geweitete vor Reue... Ich musste mein Lachen als Husten tarnen. Was ist so lustig? Wollte Emmett wissen. ,,Erzhl ich dir spter," murmelte ich. Bella griff nicht mehr in das Spiel mit ein. Der Coach ignorierte sie und lie Mike alleine spielen. Ich raste durch den Test am Ende der Stunde und Mrs. Goff lie mich frher gehen. Ich achtete genau auf Mike whrend ich ber das Schulgelnde lief. Er hatte sich entschieden, Bella auf mich anzusprechen. Jessica schwrt, dass sie zusammen sind. Warum? Warum musste er ausgerechnet sie auswhlen?
Er schien das wahre Phnomen nicht zu bemerkten das sie mich ausgewhlt hatte. ,,Also." ,,Also, was?" wunderte sie sich. ,,Du und Cullen, huh?" Du und der Freak. Wenn dir ein reicher Typ so viel bedeutet... Ich knirschte mit den Zhnen bei dieser herabsetzenden Annahme. ,,Das geht dich nichts an, Mike." Verteidigung. Also ist es wahr. Mist. ,,Das gefllt mir nicht." ,,Das muss es auch nicht," schnappte sie. Warum sieht sie nicht was fr eine Zirkusattraktion er ist? Wie sie alle. So wie er sie anstarrt. Mir luft ein kalter Schauer ber den Rcken, wenn ich das sehe. ,,Er sieht dich an, als ob... als ob du etwas zu Essen wrst." Ich zuckte zusammen und wartete auf ihre Antwort. Ihr Gesicht wurde knallrot und sie presste ihre Lippen zusammen als wrde sie den Atem anhalten. Dann, pltzlich, prustete sie los. Jetzt lacht sie mich aus. Groartig. Mikes Gedanken wurden trotzig und er verschwand in der Umkleidekabine. Ich lehnte mich an die Mauer der Turnhalle und versuchte mich zu fassen. Wie konnte sie ber Mikes Beobachtung lachen er hatte so genau ins Schwarze getroffen, dass ich mir Sorgen zu machen begann, ob Forks zu viel wusste... Weshalb sollte sie ber die Vermutung lachen, dass ich sie tten knnte, wenn sie wusste, dass es die absolute Wahrheit war? Was war daran lustig? Was stimmte nicht mit ihr? Hatte sie einen mrderischen Sinn fr Humor? Das wrde nicht zu meiner Vorstellung ihres Charakters passen, aber wie konnte ich mir sicher sein? Oder vielleicht war mein Tagtraum ber den albernen Engel in so fern wahr, dass sie gar keine Angst empfinden konnte. Mutig das war ein Wort dafr. Andere Leute wrden sagen dumm, aber ich wusste wie schlau sie war. Egal was der Grund dafr war, keine Angst zu empfinden und auch dieser verdrehte Sinn fr Humor waren nicht gut fr sie. War es diese seltsame Eigenheit die sie in stndige Gefahr brachte? Vielleicht wrde sie mich fr immer hier brauchen... Bei dem Gedanken hob sich meine Stimmung. Wenn ich mich zusammenreien konnte, mich sicher machen konnte, dann wre es vielleicht richtig bei ihr zu bleiben. Als sie durch die Tr der Turnhalle trat, hatte sie ihre Schultern angezogen und biss sich wieder auf die Unterlippe an Anzeichen fr Besorgnis. Aber sobald ihr Blick meinen traf, entspannte sie ihre Schultern und ein Lcheln breitete sich ber ihr Gesicht. Es war ein seltsam friedlicher Ausdruck. Sie kam ohne zu zgern auf mich zu und hielt erst an, als sie so nah war, dass die Hitze ihres Krpers wie eine Welle auf mich zu schwappte. ,,Hi," flsterte sie. Das Glck, dass ich in dem Moment empfand war wieder mit nichts zu vergleichen. ,,Hallo," sagte ich und dann weil meine Laune pltzlich wieder so gut war, konnte ich es nicht lassen sie aufzuziehen fgte ich hinzu. ,,Wie war Sport?" Ihr Lcheln schwand. ,,Gut." Sie war eine schlechte Lgnerin. ,,Wirklich?" fragte ich ich machte mir immer noch sorgen um ihren Kopf; hatte sie Schmerzen? aber Mike Newtons Gedanken waren so laut, dass sie meine Konzentration strten. Ich hasse ihn. Ich wnschte er wrde sterben. Ich hoffe er fhrt mit seinem glnzenden Auto direkt ber eine Klippe. Warum konnte er sie nicht einfach in Ruhe lassen? Er sollte sich an seinesgleichen halten an die Freaks.
,,Was?" verlangte Bella? Ich richtete meine Augen wieder auf ihr Gesicht. Sie sah Mike hinterher und dann wieder zu mir. ,,Newton geht mir langsam auf die Nerven," gab ich zu. Ihr Mund klappte auf und ihr Lcheln verschwand. Sie musste vergessen haben, dass ich die Macht hatte, sie ihre letzte verhngnisvolle Stunde ber zu beobachten, oder gehofft, dass ich davon keinen Gebrauch gemacht hatte. ,,Hast du schon wieder zugehrt?" ,,Wie geht es deinem Kopf?" ,,Du bist unglaublich!" presste sie durch ihre Zhne, dreht sich um und stapfte wtend Richtung Parkplatz. Ihre Haut wurde dunkelrot es war ihr peinlich. Ich holte zu ihr auf und hoffte, dass ihr rger bald verschwand. Normalerweise verzieh sie mir recht schnell. ,,Du hast doch erwhnt, dass ich dich noch nie bei Sport gesehen habe," erklrte ich. ,,Das hat mich neugierig gemacht." Sie antwortete nicht; ihre Augenbrauen eng zusammengezogen. Sie hielt pltzlich an, als sie sah, dass der Weg zu meinem Wagen von einer Traube mnnlicher Schler versperrt war. Ich frag mich, wie schnell das Ding fhrt... Sie dir die SMG shift paddel (irgend so ein Autofachkram... keine Ahnung was das ist) an. Sowas hab ich noch nie auerhalb eines Magazins gesehen... Nette Seitengitter ... Ich wnschte ich htte sechzigtausend Dollar herumliegen... Genau deshalb war es besser, wenn Rosalie ihren Wagen nur auerhalb der Stadt nutzte. Ich wand mich durch das Gedrnge wollstiger Jungs zu meinem Auto; Bella zgerte eine Sekunde und tat es mir dann gleich. ,,Protzig," murmelte ich, als sie einstieg. ,,Was ist das fr ein Wagen?" wunderte sie sich. ,,Ein M3." Sie runzelte die Stirn. ,,Diese Sprache spreche ich nicht." ,,Es ist ein BMW." Ich verdrehte meine Augen und konzentrierte mich dann darauf, auszuparken ohne irgendjemanden zu berfahren. Ich musste in paar Jungs tief in die Augen sehen, die scheinbar nicht aus dem Weg gehen wollten. Meinem Blick eine halbe Sekunde lang zu begegnen reichte aus um sie vom Gegenteil zu berzeugen. ,,Bist du immer noch sauer?" fragte ich sie. ,,Definitiv," antwortete sie knapp. Ich seufzte. Vielleicht htte ich es nicht ansprechen sollen. Aber naja. Ich konnte versuchen ihr entgegenzukommen, denke ich. ,,Wrdest du mir verzeihen, wenn ich mich entschuldige?" Sie dachte einen Moment darber nach. ,,Vielleicht... wenn du es ernst meinst," entschied sie. ,,Und wenn du mir versprichst, es nicht noch einmal zu tun." Ich wollte sie nicht anlgen und deshalb konnte ich dem auf keinen Fall zustimmen. Vielleicht konnte ich ihr etwas anderes anbieten. ,,Wie wre es, wenn ich es ernst meine und dir erlaube am Samstag zu fahren?" Ich zuckte innerlich zusammen bei dem Gedanken. Die Falte zwischen ihren Augen kam zum Vorschein, als sie darber nachdachte. ,,In Ordnung," sagte sie einen Augenblick spter. Nun zu meiner Entschuldigung... Ich hatte noch nie zuvor versucht Bella absichtlich zu blenden, aber jetzt schien ein guter Zeitpunkt dafr zu sein. Ich schaute ihr tief in die
Augen als ich vom Schulgelnde herunter fuhr, und fragte mich ob ich es wohl richtig machte. Ich nutzte meinen berzeugendsten Tonfall. ,,Dann tut es mir sehr leid, dass ich dich verrgert habe." Ihr Herz schlug lauter als zuvor, und der Rhythmus war abgehackt. Ihre Augen waren weit aufgerissen und sahen etwas verblfft aus. Ich lchelte halb. Es sah so aus als htte ich es richtig gemacht. Natrlich hatte ich auch einige Schwierigkeiten meinen Blick von ihren Augen zu lsen. Genauso geblendet. Gut, dass ich diese Strae in und auswendig kannte. ,,Und ich werde Samstag frh pnktlich vor deiner Tr stehen," fgte ich hinzu um die Verabredung zu besiedeln. Sie blinzelte kurz und schttelte ihren Kopf, scheinbar um wieder klar denken zu knnen. ,,hm," sagte sie, ,,es hilft nicht wirklich bei der Sache mit Charlie, wenn pltzlich ein Volvo ohne Erklrung in der Einfahrt steht." Ah, wie wenig sie mich immer noch kannte. ,,Ich hatte nicht vorgehabt mein Auto mitzubringen." ,,Wie - ..." wollte sie fragen. Ich unterbrach sie. Die Antwort wrde schwer zu erklren sein ohne es zu demonstrieren und dafr war wir jetzt kaum die richtige Zeit. ,,Mach dir deswegen keine Sorgen. Ich werde da sein, ohne Auto." Sie lehnte ihren Kopf zur Seite und sah einen Moment so aus, als wrde sie weiter nachfragen wollen, nderte aber dann doch ihre Meinung. ,,Ist es schon spter?" fragte sie und erinnerte mich an unsere noch nicht beendete Unterhaltung in der Cafeteria; sie lie die eine schwierige Frage fallen um dann direkt zu einer anderen noch unangenehmeren zu kommen. ,,Ich vermute es ist spter," stimmte ich widerwillig zu. Ich parkte vor ihrem Haus und war angespannt als ich berlegte wie ich es ihr erklren knnte... ohne meine monstrse Natur zu sehr zu offenbaren, ohne sie wieder zu ngstigen. Oder war das falsch? Meine Dunkelheit zu minimieren? Sie wartete mit demselben hflich interessierten Gesichtsausdruck den sie beim Mittagessen aufgesetzt hatte. Wenn ich nicht so ngstlich gewesen wre, htte ich wohl darber gelacht. ,,Und du willst wirklich immer noch wissen, warum du mich nicht jagen sehen darfst?" fragte ich. ,,Naja, ich hab mich eigentlich mehr ber deine Reaktion gewundert," sagte sie. ,,Hab ich dir Angst gemacht?" fragte ich und war mir sicher, dass sie es verneinen wrde. ,,Nein." Ich versuchte nicht zu lcheln, aber es gelang mir nicht. ,,Tut mir leid, dass ich dich erschreckt habe." Und dann verschwand mein Lcheln gleichzeitig mit jedem Anflug von Humor. ,,Es lag nur an dem Gedanken daran, wie es wre wenn du dabei wrst... wenn wir jagen." ,,Das wre schlecht?" Das Bild in meinem Kopf war zu viel Bella, so verletzlich in der leeren Dunkelheit: ich selbst, auer Kontrolle... ich versuchte es aus meinem Kopf zu verbannen. ,,Sehr." ,,Weil...?" Ich atmete tief durch und konzentrierte mich fr einen Moment auf den brennenden Durst. Fhlte ihn, managte ihn, bewies meine Gewalt ber ihn. Ich wrde mich nicht mehr kontrollieren mssen ich wollte so sehr, dass es wahr wre. Ich wrde sicher fr sie sein. Ich starrte auf die willkommenen Wolken ohne sie zu sehen, wnschte mir ich knnte
glauben, dass meine Entschlossenheit irgendeinen Unterschied machen wrde, wenn ich beim Jagen auf ihren Geruch stie. ,,Wenn wir jagen... geben wir uns ganz unseren Sinnen hin," erklrte ich ihr und berdacht jedes Wort bevor ich es aussprach. ,,Wir lassen uns weniger von unseren Kpfen leiten. Besonders von unserem Geruchssinn. Wenn du irgendwo in der Nhe wrst, wenn ich so die Kontrolle ber mich verliere..." Ich schttelte geqult meinen Kopf bei der Vorstellung was dann mit Sicherheit passieren wrde nicht knnte, sondern wrde. Ich lauschte auf ihren Herzschlag und drehte mich dann ruhelos zu ihr um, um in ihren Augen lesen zu knnen. Bellas Gesicht war gefasst, ihre Augen blickten ernst. Ihr Mund war leicht geschrzt vor Besorgnis vermutete ich. Aber besorgt um was? Ihre eigene Sicherheit? Oder meine Qual? Ich starrte sie weiter an und versuchte ihren vieldeutigen Ausdruck zu interpretieren. Sie erwiderte meinen Blick. Nach einer Weile wurden ihre Augen grer und ihre Pupillen weiteten sich obwohl sich das Licht nicht gendert hatte. Mein Atem wurde schneller und pltzlich schien die Stille im Auto zu summen, genau wie in dem dunklen Biologieraum diesen Nachmittag. Der pulsierende Strom zwischen uns erhob sich wieder und das Verlangen sie zu berhren war, kurzzeitig, strker als das Begehren meines Durstes. Die pochende Elektrizitt fhlte sich an, als htte ich wieder einen Puls. Mein Krper sang mit. Als wre ich wieder ein Mensch. Mehr als alles andere auf der Welt wollte ich die Hitze ihrer Lippen auf meinen spren. Fr eine Sekunde kmpfte ich verzweifelt um die Kraft, die Kontrolle, meinen Mund auf ihre Haut legen zu knnen... Sie atmete hastig ein und erst da merkte ich, dass, als ich begonnen hatte schneller zu atmen, sie ganz aufgehrt hatte. Ich schloss meine Augen bei dem Versuch die Verbindung zwischen uns zu unterbrechen. Keine Fehler mehr. Bellas Existenz war an tausend anfllige, ausgewogene chemische Prozesse gebunden die alle so einfach zum erliegen gebracht werden konnte. Das rhythmische Ausdehnen ihrer Lungenflgel, der Strom von Sauerstoff bedeutete Leben oder Tod fr sie. Der flatternde Rhythmus ihres zerbrechlichen Herzens konnte von so vielen dummen Unfllen oder Krankheiten unterbrochen werden oder... von mir. Ich glaube nicht, dass irgendeiner aus meiner Familie zgern wrde, wenn er oder sie eine Chance geboten bekme zurckzukehren wenn er oder sie die Untersterblichkeit gegen Sterblichkeit wrde eintauschen knnen. Jeder von uns wrde dafr durchs Feuer gehen. Fr so viele Tage oder Jahrhunderte brennen wie ntig. Die meisten unserer Art preisten die Unsterblichkeit ber alles andere. Es gab sogar Menschen die danach strebten, die an dunklen Orten nach denen suchten, die ihnen das dunkelste aller Geschenke machen konnten... Wir nicht. Nicht meine Familie. Wir wrden alles dafr geben, Menschen zu sein. Aber keiner von uns hatte sich je so verzweifelt danach gesehnt wie ich in diesem Moment. Ich starte auf die mikroskopisch kleinen Gruben und Risse in der Windschutzscheibe, als wre eine Lsung in dem Glas versteckt. Die Elektrizitt war noch nicht verschwunden und ich musste mich konzentrieren um meine Hnde am Lenkrad zu halten. Meine rechte Hand begann wieder zu stechen, aber ohne Schmerzen, von da wo ich sie vorher berhrt hatte. ,,Bella, ich denke du solltest jetzt reingehen."
Sie gehorchte sofort ohne Kommentar, stieg aus dem Wagen aus und schlug die Tr hinter sich zu. Fhlte sie das Katastrophenpotential genauso deutlich wie ich? Schmerzte es sie genauso mich zu verlassen wie es mich schmerzte sie gehen zu lassen? Der einzige Trost war, dass ich sie bald wiedersehen wrde. Eher als sie mich wiedersehen wrde. Ich lchelte bei dem Gedanken, lie dann das Fenster herunter und lehnte mich herber um noch einmal mit ihr zu sprechen es war sicherer, jetzt wo die Hitze ihres Krpers auerhalb des Wagens war. Sie drehte sich um, neugierig was ich wollte. Immer noch neugierig, obwohl sie mir heute so viele Fragen gestellt hatte. Meine eigene Neugierde war vollkommen unbefriedigt; ihre Fragen zu beantworten hatte nur meine Geheimnisse aufgedeckt ich hatte wenig von ihr bekommen auer meinen eigenen Vermutungen. Das war nicht fair. ,,Oh, Bella?" ,,Ja?" ,,Morgen bin ich an der Reihe." Sie runzelte die Stirn. ,,An der Reihe womit?" ,,Fragen zu stellen." Morgen, wenn wir an einem sichereren Ort waren, umringt von Zeugen, wrde ich meine Antworten bekommen. Ich grinste bei dem Gedanken und dann wendete ich den Wagen, da sie keine Anstalten machte, zu gehen. Sogar wenn sie nicht im Auto war, hallte der elektrische Schwung in der Luft wieder. Ich wollte ebenfalls aussteigen um sie zur Tr zu begleiten, als Ausrede um an ihrer Seite zu sein... Keine Fehler mehr. Ich trat aufs Gas und seufzte als sie hinter mir verschwand. Es schien als wrde ich stndig zu Bella hinrennen und dann wieder vor ihr wegrennen, aber nie bleiben. Ich wrde einen Weg finden mssen, mich zu behaupten wenn wir jemals im Begriff sein wrden irgendeinen Frieden zu finden.
Am nchsten Morgen wartete ich in der Nhe ihres Hauses. Sobald ich sprte, dass sich die Gedanken ihres Vaters entfernten, als er zur Arbeit aufbrach, fuhr ich in die Auffahrt und wartete auf sie. Meine Gedanken wanderten zurck zu letzter Nacht. Bella hatte sich in ihrem Bett von einer Seite auf die andere gewlzt, war immer wieder zusammengezuckt, murmelte nahezu Unverstndliches vor sich hin und schien hufig kurz vor dem Erwachen zu stehen. Ich machte mir groe Sorgen, whrend ich unbewegt auf meinem blichen Platz in dem Schaukelstuhl in der dunkelsten Ecke des Zimmers sa und sie beobachtete. Welche schweren Gedanken machten sie so unruhig, welche ngste qulten sie? Dann hatte sie pltzlich die Augen geffnet und mich direkt angeschaut. Konnte sie mich in dem dunklen Zimmer wirklich sehen? Der Moment dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, dann drehte sie sich auf die andere Seite und flsterte sehnsuchtsvoll meinen Namen. Fr den Rest der Nacht schlief sie viel ruhiger und tiefer. Ich sah ihr aus den Augenwinkeln zu, als sie das Haus verlie, zu meinem Auto ging und dann zgerte, bevor sie einstieg. Misstrauen? Zweifel? Hatte sie mich letzte Nacht bemerkt? Ich atmete tief durch, versuchte, mir meine Befrchtungen nicht anmerken zu lassen, und lchelte ihr zur Begrung zu. ,,Guten Morgen. Wie geht's?", fragte ich, um einen leichten Tonfall bemht, aber meine Augen erforschten ihr Gesicht. Sie erschien mir etwas blasser als sonst, und unter ihren Augen zeichneten sich die Schatten der unruhigen Nacht ab. ,,Gut, danke.", sagte sie und klang dabei ruhig und entspannt, in dem Blick den sie mir zuwarf, lag keinerlei Misstrauen. Kstliche Erleichterung durchflutete mich. Sie hatte mich nicht bemerkt, und wenn doch, dann war sie in dem Moment so schlaftrunken gewesen, dass sie es mit ihren Trumen vermischt hatte. ,,Du siehst mde aus", hakte ich trotzdem nach. ,,Ich konnte nicht schlafen", gab sie zu. Ihr Blick richtete sich nach vorn, und in einer unbewussten Geste griff sie nach ihren Haaren und schob sie ber ihre Schulter, als wolle sie mir den Blick auf ihr Gesicht entziehen. ,,Ich auch nicht.", scherzte ich, um mich von den Gefhlen abzulenken, die diese einfache Geste in mir auslsten, und lie den Motor an. Sie lachte. ,,Das glaube ich gern. Wahrscheinlich habe ich sogar noch ein bisschen mehr Schlaf bekommen als du." ,,Darauf mchte ich wetten.", sagte ich trocken. ,,Und, was hast du die ganze Nacht gemacht?" Sie war so neugierig wie immer. Doch nicht nur, dass ich diese Frage nicht beantworten konnte, ohne ihr gestehen zu mssen, dass ich in ihr Schlafzimmer eingedrungen war, heute wrde ich berhaupt keine Fragen beantworten.
Heute war mein Tag. Der Tag, auf den ich gewartet hatte, seit unserem ersten Gesprch, seit mich ihre fragenden Augen unentwegt verfolgten. Heute hatte ich endlich die Chance, ihr all die Fragen zu stellen, die mich schon so lange beschftigten, all ihre kleinen und groen Geheimnisse aufzudecken, die meine immer noch so kurze Liste vervollstndigen sollten. Ich lachte voller Vorfreude. ,,Keine Chance. Heute stelle ich die Fragen." ,,Ach ja, stimmt. Was willst du wissen?", stimmte sie zgerlich zu und runzelte die Stirn. War sie verstimmt, weil ich ihre Frage nicht beantwortet hatte, oder erwartete sie Fragen, die sie nicht beantworten wollte? Aber ich wrde ihr den Anfang erleichtern und zunchst nur die einfachsten meiner schier endlosen Fragen stellen. ,,Was ist deine Lieblingsfarbe?" ,,Die ndert sich tglich." Sie verdrehte die Augen. Versuchte sie mir auszuweichen? Das war nun wirklich keine Frage, die schwer zu beantworten war. Ich lie nicht locker, so leicht wrde sie mich nicht davon abhalten knnen, meinen nahezu unstillbaren Wissensdurst zu befriedigen. ,,Was ist heute deine Lieblingsfarbe?" ,,Braun wahrscheinlich." ,,Braun?" Ich schnaubte verchtlich. Wie konnte Braun eine Lieblingsfarbe sein? ,,Klar warum nicht?", verteidigte sie sich. ,,Braun ist warm. Ich vermisse Braun. Baumstmme, Felsen, Erde alles, was braun sein sollte, ist hier ganz und gar mit pampigem, grnen Zeug bedeckt." Bei diesem Ausbruch sah ich ihr verblfft in die Augen. Und dann sah ich es, sah auf das, was sich direkt vor meinen Augen befand ihre kastanienbraunen Haare, die in verfhrerisch sanften Wellen ber ihre Schultern flossen, ihre warmen braunen Augen, deren Tiefe wie geschmolzene Schokolade schimmerte... Sie hatte Recht, erkannte ich wie schon so oft hatte sie genau ins Schwarze getroffen, whrend ich blind herumstolperte. Braun ist...meine Lieblingsfarbe. ,,Du hast Recht", stimmte ich mit belegter Stimme zu. ,,Braun ist warm." Ich schluckte. Ich konnte nicht verhindern, dass meine Hand blitzschnell in ihre Haare griff, um sie zu berhren. Natrlich nur, um sie ber ihre Schulter zurck zu schieben, damit sie mir nicht die Sicht auf ihr Gesicht verdeckten, wenn sie wieder nach vorn sah, versuchte ich mich selbst zu berzeugen. Wir hatten die Schule erreicht, und whrend ich in eine Parklcke fuhr, setzte ich meine Befragung fort. ,,Was ist in deinem CD-Player?", frage ich, darauf gefasst, die nchste berraschung zu erleben. Und ich wurde nicht enttuscht. Ich hatte etwas romantisches erwartet, etwas Sanftes, dass zu ihrem lieblichen Wesen passte.
Sie nannte den Titel der CD mit der brutalen Musik, die ich vor einiger Zeit gehrt hatte, um die Stimmen aus meinem Kopf auszublenden, als ich nach unserem ersten Gesprch vor ihr und vor Emmets Erinnerungen in mein Auto geflchtet war. Verblffend. Mit einem Lcheln zog ich die entsprechende CD aus dem Fach unter dem Player und reichte sie ihr. ,,Und dazu Debussy?", fragte ich und zog eine Augenbraue hoch. Es war wirklich erstaunlich, was wir auer unserer Lieblingsfarbe noch alles gemeinsam hatten. Ich achtete kaum darauf, mich in menschlicher Geschwindigkeit zu bewegen, damit ich zwischen den Stunden Zeit hatte, sie in ihre nchste Klasse zu begleiten, und sie rechtzeitig zur Mittagspause abzuholen, um nur ja keine Minute zu verpassen, keine Sekunde zu verschwenden. Sie nur durch die Augen anderer zu beobachten war einfach nicht genug. Wann immer ich Gelegenheit hatte, stellte ich ihr weitere Fragen. Beinahe noch mehr als ihre Antworten faszinierten mich ihre Reaktionen auf meine Fragen. Viele beantwortete sie locker und scheinbar, ohne darber nachzudenken, doch manche Fragen schienen etwas in ihr auszulsen, von dem ich nichts ahnte. Was lie sie errten? Was lie sie zgern? Was machte sie verlegen - und warum? Die Stille ihrer Gedanken wurde immer frustrierender fr mich. Obwohl ich endlich in der Lage war, ihr all meine Fragen zu stellen, schienen mir ihre Antworten obgleich sie ehrlich und aufrichtig waren merkwrdig unvollstndig, ohne das sie begleitende Echo ihrer Gedanken warfen immer nur noch mehr Fragen auf. Als sie die Frage nach ihrem Lieblingsedelstein mit ,Topas' beantwortet hatte, wollte ich schon die nchste Frage stellen, als sie errtete. Ich fragte nach, wollte wissen, was sie an dieser Frage in Verlegenheit gebracht haben konnte, doch sie sah mich nicht an und weigerte sich hartnckig meine Neugier zu befriedigen, schien immer verlegener zu werden. ,,Sag's mir", brach es schlielich aus mir heraus, ich war der Verzweiflung nah. Was htte ich nicht alles dafr gegeben, in diesem Moment einfach ihre Gedanken hren zu knnen. Sie errtete wieder und gab - zu meiner ungeheuren Erleichterung - nach. ,,Es ist deine heutige Augenfarbe." Sie seufzte, und die Rte auf ihren Wangen verstrkte sich. ,,Wenn du mich in zwei Wochen noch mal fragst, mag ich wahrscheinlich den Onyx am liebsten." Sie hatte wieder diesen Unterton in der Stimme, der sich immer dann einschlich, wenn sie die Tiefe ihrer Gefhle fr mich verbergen wollte, seit ich sie einmal dafr angefaucht hatte. Erwartete sie etwa eine weitere Zurckweisung? Verlegen schaute sie auf ihre Hnde, wickelte sich eine Strhne ihres Haares um die Finger, die Unterlippe befand sich wieder zwischen ihren Zhnen. Diese Ehrlichkeit, gerade weil sie ihr so schwer fiel, rhrte etwas tief in meiner lange verschtteten menschlichen Seite. Um ihr ber ihre Verlegenheit weg zu helfen und mich nicht auf meine innere Zerrissenheit zu konzentrieren, stellte ich schnell die nchste Frage. ,,Was fr Blumen magst du am liebsten?"
Auf dem Weg in unsere Bioklasse begegneten wir wieder Angela Weber und Ben Cheney, die sich schchtern, aber doch strahlend in die Augen schauten. Du hast keine Chance! dachte Ben triumphierend, als er meinen Blick auf sich ruhen fhlte. Sie mag mich. Nur mich. Und morgen wird sie mit mir ausgehen. Ich warf Angela einen interessierten Blick zu, um Ben noch ein wenig aufzustacheln, und lchelte bei Bens Reaktion still in mich hinein, sehr zufrieden mit mir und der glcklichen Wendung in Angelas Liebesgeschichte. Doch ihr Glck weckte auch wieder die Hoffnung in mir, der ich mich nicht hingeben durfte. Aber eine leise Stimme in mir lie sich einfach nicht zum Schweigen bringen - ...vielleicht... ja, vielleicht gab es ja wirklich ein Lsung, die ich nur im Moment einfach nicht sehen konnte. Ich verbot mir, bei diesem Gedanken zu verweilen, denn ich wrde meine ganze Konzentration fr die vor uns liegende Stunde brauchen dem zweiten Teil des Films. Als Mr. Banner sich dem Lichtschalter nherte, zog ich meinen Stuhl ein Stck von Bella weg. Nicht so weit wie zu der Zeit unseres Schweigens, aber auch nicht so nah wie gestern dazu hatte ich nicht die Kraft, ich konnte mir selbst nicht vertrauen, nur Millimeter von ihr entfernt zu sitzen, ohne mich von dem Verlangen berwltigen zu lassen, sie zu berhren. Ich begehrte ihre Nhe, die Berhrung ihrer Haut mit jeder Faser meines Krpers, lie mich von ihrer Wrme berschwemmen, ihrem Duft berauschen, setzte mich in Flammen und sprte die Elektrizitt summen. Obwohl ich keinerlei Erfahrung damit hatte, fhlte ich mich wie ein Alkoholiker, der sich eisern unter Kontrolle hlt, um seinem Verlangen zu widerstehen, sich aber irrwitziger Weise erlaubt, tief das Aroma seines Lieblingswhiskys einzuatmen, um sich selbst zu qulen. Meine Berhrung hatte sie gestern nicht verletzt, und sie war auch nicht vor mir zurckgeschreckt. Und dennoch, wenn ich auch nur den Bruchteil einer Sekunde die Kontrolle ber mich verlor... Bella sah whrend der ganzen Stunde nicht einmal zu mir rber, sie lehnte sich ber den Tisch nach vorn und legte das Kinn auf ihre verschrnkten Arme. Ihr Krper war so verkrampft, dass es aussah, als hielte sie sich am Tisch fest, um sich nicht in meine Richtung zu bewegen. Ja, sie fhlte dieses gefhrliche Verlangen, genau wie ich. Dieses Wissen berauschte mich. Am Ende der Stunde, als das Licht wieder anging, entschlpfte ihr abermals ein erleichtertes Seufzen. Und heute stimmte ich ihr innerlich zerrissen zu. Ja, ich wnschte mir, dass diese Stunde nie zu Ende gehen mge, und doch sprte ich so etwas wie Erleichterung, als das kalte Neonlicht dem Raum eine gewisse Normalitt zurckgab. Keiner von uns beiden sprach auch nur ein Wort, als wir uns erhoben und schweigend und gedankenverloren zur Sporthalle gingen. Hier, in der ffentlichkeit vor vielen Zeugen, konnte ich den Drang nach der Berhrung nicht lnger unterdrcken, nach der ich mich sich so verzweifelt sehnte. Die Rckseite meiner Hand strich sanft und vorsichtig von ihrer Schlfe hinab zu ihrer weichen Wange, die sich unter meiner kalten Hand erwrmte. Genug! befahl ich mir, aber es war nicht genug, wrde nie genug sein. Ich brauchte meine ganze Willenskraft, um mich umzudrehen und von ihr weg zu gehen.
Whrend ihres Sportunterrichts beobachtete ich sie durch die Augen von Gracie-Lou Freebush, die zusammen mit einer Freundin gegen Bella und Mike spielte. Mike wre auf eine Art ein besserer Beobachtungsposten gewesen - er behielt sie stndig im Auge, obwohl er wegen der Abfuhr, die er sich gestern geholt hatte, nicht mit ihr sprach aber ich wusste, wenn ich noch eine einzige seiner Phantasien wrde ertragen mssen, konnte ich fr nichts mehr garantieren. Doch sie nicht zu beobachten, ihr nicht wenigstens auf diese Art nah zu sein, wre nicht zu ertragen gewesen, und ich musste einfach wissen, ob es ihr gut ging, dass sie sich nicht wieder verletzte. Doch sie hielt sich die ganze Stunde im Hintergrund, den Schlger sicher hinter dem Rcken verwahrt und beobachte Mike, wie er alle vier Spiele allein gewann. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, und sie strahlte mich an, als sie aus der Sporthalle kam und mich wie am Vortag an der Wand lehnen sah. Befreit und glcklich lchelte ich zurck meine Welt hatte ihren Fokus wieder. Auf dem Weg zum Parkplatz und auf der Fahrt zu ihrem Haus stellte ich ihr weitere Fragen, erfreute mich an ihren Antworten und dem Klang ihrer Stimme. Vor dem Haus ihres Vaters angekommen, machte sie keinerlei Anstalten das Auto zu verlassen, vertieft in unser Gesprch. Der Himmel verdunkelte sich, und der sintflutartige Regen schuf einen Kokon um das Auto, der die Welt ausschloss, whrend wir hier zusammen saen, und sie meine Fragen nach ihrem Leben beantwortete. Die Stunden verrannen, doch sie schien es nicht zu bemerken, Und dann hrte ich, worauf ich, mit einem kleinen Teil meiner Aufmerksamkeit, schon eine Weile lauschte. In einiger Entfernung nherten sich die verhllten Gedanken ihres Vaters. Obwohl ich immer noch nicht in der Lage war Charlie Swans Gedanken klar zu erfassen, hatte ich mich auf seine ,Wellenlnge' eingestellt und war in der Lage, ihn jetzt aus grerer Entfernung wahr zu nehmen. ,,Ist das alles?", fragte sie erleichtert. Sie schien zu glauben, dass ich mit meinen Fragen schon zu Ende sei, als ich unterbrochen durch die baldige Ankunft ihres Vaters nicht gleich mit der nchsten Frage fortfuhr ,,Nicht einmal annhernd", klrte ich sie auf, ,,aber dein Vater wird bald nach Hause kommen." ,,Charlie!" Sie seufzte und schaute aus dem Fenster in den regenverhangenen Himmel. Wieder schien es, als htte sie Zeit und Raum vergessen, genau wie ich, wenn sie bei mir war. ,,Wie spt ist es denn?", fragte sie und schaute auf die Uhr. Mein Blick wanderte in die Ferne, ohne wirklich etwas zu sehen. ,,Das ist die Dmmerung", sagte ich versonnen. Die Stunde der Jger. Die Stunde der Monster. Ich fhlte ihren Blick auf mir ruhen und wandte mich wieder ihr zu. ,,Fr uns ist es die sicherste Stunde des Tages", versuchte ich zu erklren. ,,Die einfachste. Aber auch die traurigste, auf eine Art... das Ende eines Tages, der Anbruch der Nacht."
Oft waren wir gezwungen, uns tagsber zu verstecken. Nicht alle Orte auf dieser Welt waren wie Forks mit seiner selten aufreienden Wolkendecke. Wir waren Gefangene dessen, was wir sind, und unser wahres Leben spielte sich in der Nacht ab. Tagsber spielten wir unsere Scharade fr die Menschen. ,,Die Dunkelheit ist so vorhersehbar, findest du nicht?" Mein Leben war eine mondlose Nacht gewesen, bis dieses Mdchen auftauchte und wie ein heller Stern meine Mitternacht erhellte und alles berstrahlte. ,,Ich mag die Dunkelheit. Ohne sie wrden wir die Sterne nie sehen", widersprach sie mir. Dann runzelte sie zweifelnd die Stirn und fuhr fort, ,,Nicht, dass man sie hier besonders oft zu Gesicht bekommt." Ich lachte. Wie konnte ich denn traurig sein, bei ihrer Art die Welt zu betrachten? ,,Charlie wird in ein paar Minuten hier sein. Also, falls du nicht doch noch vorhast, ihm zu erzhlen, dass du den Samstag mit mir verbringen willst..." Mir auch nur das kleinste Bisschen helfen willst, dich heil zurck zu bringen... Ich hob fragend eine Augenbraue, doch ich kannte ihre Antwort schon. ,,Danke, aber ich verzichte", sagte sie, nahm ihre Bcher an sich und wandte sich dann wieder mir zu. ,,Also bin ich dann morgen wieder dran?" Ich war nahezu emprt. Ich hatte viel zu lang gewartet, um jetzt aufzuhren, wo ich endlich meine Antworten bekam. ,,Mit Sicherheit nicht! Ich habe dir doch gesagt, ich bin noch nicht fertig." ,,Was hast du denn noch nicht gefragt?" Wieder versuchte sie, mich dazu zu bringen, ihr mehr zu verraten, als ich wollte. Ich wollte ihre spontanen Antworten, ohne dass sie sich darauf vorbereiten konnte und ich wollte mir keine einzige ihrer Reaktionen entgehen lassen. Ich verkniff mir ein Lcheln ,,Das wirst du schon merken morgen." Um ihr keine Gelegenheit zu geben, weiter in mich zu dringen es war mir nahezu unmglich, ihr eine Bitte abzuschlagen - beugte ich mich ber sie hinweg, um ihre Tr zu ffnen. Ich wrde sie nicht berhren, das hatte ich mir fest versprochen, aber ich konnte dem Drang nicht widerstehen, ein letztes Mal ihre berwltigende Nhe, ihre Wrme zu spren, bevor sie mich verlie wenn auch nur fr kurze Zeit. Ich wagte so nah bei ihr nicht zu atmen, fhlte nur ihre Wrme und lauschte dem Rasen ihres Herzens. Die Intensitt sich nhernder Gedanken, die den Namen meiner Familie dachten, lie mich, die Hand ber dem Trgriff, in der Bewegung erstarren. Was will ein Cullen hier? dachte eine tiefe, raue Stimme voll heftiger Besorgnis.
Die ,Stimme' kam aus einem sich nhernden Auto, in dem ich noch eine zweite Gedankenstimme wahrnahm - jnger und voll freudiger Erwartung und Aufregung die sich um das Wiedersehen mit Bella drehte. Doch ich konnte diesen Gedanken nicht viel Aufmerksamkeit schenken, ich war zu abgelenkt von den Gedanken des lteren Mannes. Billy Black, vermutete ich. Bella hatte erwhnt, dass ihr Vater mit ihm befreundet ist. Er war krftig gebaut, mit einem breiten, faltigen Gesicht. Die ausdrucksstarken schwarzen Augen saen tief in den Hhlen. Sein Gesicht war vor Abscheu verzerrt. Der Fahrer des Wagens wahrscheinlich sein Sohn Jacob - sah noch zu jung aus, um schon einen Fhrerschein zu haben. Ein hbscher Junge mit langen, schwarzen Haaren, die er im Nacken zusammengebunden hatte. Die Augen ein wenig heller, aber genau so ausdrucksvoll wie die seines Vaters. Ich sprte die jhe Welle von Angst und Panik, die aus Billy Black herausstrmte, als er die Situation in meinem Auto erfasste, und natrlich vllig falsch bewertete. Er sah, wie ich mich ber Bella beugte, mein Gesicht nur Zentimeter von ihrer Kehle entfernt. Nein! Er kann nicht... BELLA! Haben sie sich im Laufe der Jahre verndert? Wir haben einen Vertrag! Offensichtlich wusste er noch nichts davon, dass sein eigener Sohn den Vertrag bereits gebrochen hatte. Meine Gedanken wanderten siebzig Jahre zurck. Damals hatten wir uns noch ohne Jasper und Alice in der Nhe von Hoquiam niedergelassen, als wir zum ersten Mal dem Rudel der drei Wlfe begegneten. Obwohl sie in der Unterzahl waren, htten sie uns angegriffen, und es wre zu einem tdlichen Kampf gekommen, wenn Carlisle nicht gewesen wre. Er konnte sie davon berzeugen, dass wir anders sind als unsere Artgenossen, und so schlossen wir einen Vertrag. Ich muss die Beschtzer informieren. ,,Auch das noch", entfuhr es mir. Die Beschtzer so nannte sich das Rudel damals selbst. Sie schtzen die Menschen vor ihrem einzigen Feind. Vor den Monstern. Vor uns. Wir hatten angenommen, dass die Linie mit Ephraim Black ausgestorben sei. Offensichtlich hatten wir uns geirrt. ,,Was ist?", fragte Bella verwirrt. Ich warf ihr einen kurzen Blick zu, sah ihre Verwunderung ber meine Anspannung und den pltzlichen Stimmungswechsel. ,,Noch eine Komplikation", sagte ich bedrckt. Gleichermaen frustriert und wtend beendete ich die unterbrochene Bewegung, ffnete ihre Tr, stie sie weit auf lehnte mich von ihr weg. Die Scheinwerfer des fremden Autos erfassten uns, erhellten das Innere meines Wagens.
Das dunkle Auto fuhr an die Bordsteinkante und blieb wenige Meter von uns entfernt stehen. Forks ist neutrales Gebiet, ich habe das Recht hier zu sein, lehnte sich mein Innerstes auf. Bella wollte bei mir sein, sie wollte Zeit mit mir verbringen. Niemand zwang sie zu etwas. Und obwohl das stimmte, konnte ich das Gefhl nicht abschtteln, bei etwas Verbotenem ertappt worden zu sein. ,,Charlie kommt gleich um die Ecke", erinnerte ich sie, whrend ich starr die Insassen des anderen Fahrzeugs beobachtete. Sofort stieg sie aus, und warf dem anderen Auto einen verwirrten Blick zu. Konnte sie die Insassen nicht erkennen? Vermutlich war es fr sie zu dunkel, und der Regen behinderte ihre Sicht zustzlich. Dann wanderten ihre Augen zurck zu mir. Ihr Blick war verwirrt und voller Neugier. Doch jetzt war nicht die Zeit fr Erklrungen. Als ich die Scheinwerfer von Charlie Swans Streifenwagen um die Ecke biegen sah, gab ich so heftig Gas, dass der Motor aufheulte und die Reifen auf dem nassen Asphalt quietschten. Als ich in dieser Nacht in ihr Zimmer schlpfte, schlief sie sehr friedlich. Ein Lcheln umspielte ihre Mundwinkel, als sie leise vor sich hinmurmelte, zu undeutlich, um sie zu verstehen. Das war am Anfang ihrer Trume oft so, spter wurden ihre Worte dann meist deutlicher. Ich setzte mich in den Schaukelstuhl, der mein Stammplatz geworden war, und genoss das Gefhl, wieder bei ihr zu sein. Ihre Trume schienen intensiver zu werden, aber immer noch angenehm zu sein. Meine Hnde verkrampften sich um die Lehnen des Schaukelstuhls, um mich am Platz zu halten. Es wurde immer unertrglicher, nicht nher an sie heranzugehen. Ich wurde von ihr angezogen, wie die Motte vom Licht. Der Wunsch, sie zu berhren, brannte in mir, wurde fast bermchtig. Und sie schien genau so zu empfinden. Doch was verstand ich schon davon? Ja, dank meiner Gabe wusste ich sehr viel ber die menschliche Natur, aber ich hatte keinerlei eigene Erfahrung in diesen Dingen. Und was wusste ich wirklich ber Bella? Was konnte ich wirklich als gesichert annehmen? Ich konnte ihre Gedanken nicht hren, und wie oft hatte sie mich schon berrascht und vllig anders reagiert, als ich erwartet hatte, als ,normal' gewesen wre. Zweifel nagten an mir. Was, wenn sie sich gar nicht von mir angezogen fhlte? Was, wenn ihre Reaktionen nur ein Zerrbild meiner eigenen Wnsche und Bedrfnisse waren? Was, wenn ich nur das sah, was ich sehen wollte? Was, wenn sie nur Dankbarkeit fr mich empfand? Ich hatte ihr Leben gerettet. Mehr als einmal. Meine Gedanken drehten sich immer schneller. Was, wenn sie meine Nhe nur deshalb ertrug? Sie war ein gtiger, selbstloser Mensch, der niemals schlecht von jemandem denken wrde, der ihr das Leben gerettet hatte.
Was, wenn... STOPP! Ich musste damit aufhren, bevor ich mich noch weiter in meine Panik hineinsteigern konnte. Ich atmete tief durch Mund und Nase ein, lie den Durst meine Kehle hinunterflammen, um mich in der Realitt zu halten. Und um mich daran zu hindern, zu ihr rber zu gehen. Nein, sie war vor meinen Berhrungen nicht weggezuckt. Aber konnte ich daraus automatisch schlieen, dass sie mich auch berhren wollte? Ich konnte die Augen nicht vor den Tatsachen verschlieen. Seit sie im Restaurant voller Dankbarkeit meine Hand gestreichelt hatte, hatte sie mich nie wieder von sich aus berhrt. War es nur das gewesen? Dankbarkeit? ,,Edward, versprich, dass du bleibst." Ein ruhiger, fast sehnschtiger Ausdruck lag auf ihrem Gesicht, als sie immer und immer wieder meinen Namen flsterte. Diese ungeschtzt ausgesprochenen Worte zerstreuten meine Zweifel mit einem Schlag. Ich umfasste die Lehnen fester. Ich konnte mich jetzt nicht von ihr losreien, obwohl ich wusste, dass ich noch etwas in einem anderen Teil des Hauses zu erledigen hatte. Erst als sie gegen Morgen tief und traumlos zu schlafen schien, erledigte ich meinen Auftrag. Dann lief ich nach Hause, um mich umzuziehen und pnktlich mit dem Wagen auf sie zu warten. Heute erschien sie sehr schnell, nachdem ihr Vater das Haus verlassen hatte. Sie eilte auf meinen Wagen zu, die Haare, die sie mit einer Spange zu einem Zopf gebunden hatte, hpften auf und ab. Sie stieg ohne zu Zgern ein, als knne auch sie es nicht erwarten, endlich wieder in meiner Nhe zu sein. Ihr Atem stockte und ihr Herz setzte einige Schlge aus, als ich ihr zur Begrung zulchelte. Fr einen unendlichen Augenblick sahen wir uns an. ,,Hast du gut geschlafen?", fragte ich, um mich abzulenken, weil das Verlangen, sie zu berhren, wieder bermchtig zu werden drohte. ,,Hab ich. Wie war deine Nacht?" ,,Wohltuend." Ich lchelte, und mein Innerstes wrmte sich, bei der Erinnerung an ihre geflsterten Worte. ,,Darf ich fragen, was du gemacht hast?" ,,Darfst du nicht", sagte ich, und mein Lcheln wurde noch breiter. ,,Der Tag heute gehrt immer noch mir." Wann immer ich die Gelegenheit dazu hatte, stellte ich ihr Fragen nach den Menschen, die in ihrem Leben wichtig sind und waren, wollte herausfinden, wer sie geprgt hatte, und wie sie zu dem Menschen geworden war, den ich hier vor mir hatte. Ich fragte nach ihrer Mutter, ihrer verstorbenen Gromutter, ihren Schulfreunden und als ich es vor Neugier nicht mehr aushielt, nach meinen vergangenen Rivalen, nicht sicher, ob ich es wirklich wissen wollte, doch ich musste einfach fragen. Sie errtete und senkte den Blick. Die Frage hatte sie in Verlegenheit gebracht.
Wir saen inzwischen in der Cafeteria, und sie spielte gedankenverloren mit ihrem Zopf, als sie mir sagte, dass es da eigentlich keine gegeben hatte. Ich konnte es nicht glauben, wenn ich an die Anziehungskraft dachte, die sie auf die mnnlichen Wesen an dieser Schule ausbte die Anziehungskraft, die sich auf mich ausbte. Oder hatte sie auf den Richtigen gewartet, so wie ich auf sie gewartet hatte, ohne je zu wissen, was mir fehlte? Die Hoffnung in mir schwoll wieder an, durchbrauste mich, trmte sich zu hohen Wellen auf und riss mich mit. ,,Du hast also nie jemanden kennengelernt, bei dem es dir erst war?", fragte ich, bevor ich meine selbstschtige Hoffnung unter Kontrolle bringen konnte. ,,Nicht in Phoenix." Ich presste die Lippen zusammen. Das war die Antwort, auf die ich gehofft, und die ich so sehr gefrchtet hatte. Das war nicht richtig. Ich war die erste Liebe ihres Lebens, genau wie sie die erste Liebe meines Daseins war. Das ist falsch, vollkommen falsch, schrie meine bessere Seite. Fr uns konnte es keine Zukunft geben. Was fr eine Art Beziehung konnte ich ihr schon bieten? Und unsere Zeit war so begrenzt. Sie steckte viel zu tief drin. Wohin sollte das nur fhren? Ich schob diese Gedanken gewaltsam beiseite. Schon morgen wrde ich mir darber keine Sorgen mehr machen mssen. Nicht, nachdem sie mich in der Sonne gesehen hatte. Sie nahm einen Bissen von ihrem kaum berhrten Essen und kaute gedankenverloren. Ich konnte es nicht lnger aufschieben, musste ihr mitteilen, dass ich sie gleich verlassen wrde. Wie sehr mich dieser Gedanke verletzte. Ich hatte nur so wenig Zeit mit ihr, und diese zu verschwenden, um das Monster in mir zu fttern, nhrte den Hass auf das, was ich war, und die Sehnsucht nach dem, was ich fr sie nicht sein konnte. Natrlich htte ich heute Nacht auch in der nheren Umgebung jagen knnen, aber zum einen achteten wir darauf, den Wildbestand hier nicht zu sehr zu dezimieren, und zum anderen wusste ich genau, dass mich die Pflanzenfresser nicht so befriedigen wrden wie die Jger. Und ich war es ihr schuldig, fr morgen jede Sicherheitsmanahme zu ergreifen, die ich konnte. In meinem Hinterkopf schwirrte Alices Vision, die ich obwohl ich wusste, wie falsch, wie verdreht, wie berholt sie war einfach nicht ganz aus meinem Kopf vertreiben konnte. ,,Ich htte dich heute allein fahren lassen sollen", sagte ich aus meinen Gedanken heraus. ,,Warum?", fragte sie erstaunt. ,,Alice und ich verschwinden nach dem Essen." ,,Oh.", sagte sie und sah so verletzt aus, wie ich mich fhlte. ,,Das ist schon okay, es ist nicht so weit zu laufen." Ich runzelte die Stirn. Was dachte sie nur? ,,Du musst natrlich nicht nach Hause laufen. Wir holen deinen Transporter und stellen ihn hier ab." Offensichtlich war ich in meinem Bemhen, sie daran zu gewhnen, mit mehr Frsorge behandelt zu werden, noch keinen Schritt weiter gekommen.
,,Ich hab den Schlssel nicht dabei", sagte sie seufzend. ,,Ehrlich, es macht mir nichts aus zu laufen." ,,Dein Transporter wird hier sein und der Schlssel wird stecken", versicherte ich ihr. ,,Es sei denn, du machst dir Sorgen, dass ihn jemand klauen knnte." Bei diesem Gedanken musste ich lachen. ,,Wie du meinst.", sagte sie trotzig und verzog die Lippen zu einem Schmollmund, der ungewollt so verfhrerisch war, dass es mich meine ganze Selbstbeherrschung kostete, nicht die Hand auszustrecken und ihre Lippen mit meinem Finger zu berhren. In ihrer Stimme hatte eine Herausforderung gelegen; sie schien davon berzeugt, dass es mir nicht gelingen wrde, ihren Schlssel zu finden. Was wrde sie denken, wenn sie wsste, dass er sich in diesem Augenblick in Alices Tasche befand? Dass es mich gestern Nacht keine halbe Minute gekostet hatte, den Geruch des Schlssels in der Waschkche aufzuspren und ihn an mich zu nehmen, ohne Spuren zu hinterlassen? Ich konnte ein selbstgeflliges Grinsen nicht unterdrcken. ,,Und wo wollt ihr hin?", wechselte sie das Thema. ,,Jagen.", sagte ich grimmig. ,,Wenn ich morgen mit dir allein bin, will ich vorher jede denkbare Vorsorge treffen." Ich atmete tief durch und fhlte mich zerrissen von dem wilden Streit, der in meinem Innern tobte. ,,Du kannst immer noch absagen, Bella", sagte ich flehend und der Teil von mir, der Alice Vision einfach nicht vertreiben konnte, hoffte tatschlich, dass sie es tun wrde. Sie senkte den Blick auf ihre Hnde, ich hrte, wie ihr Puls und ihre Atmung sich beschleunigten, whrend sie ber meine Worte nachdachte. Ich konnte deutlich sehen, dass meine Warnung angekommen war, sie hatte mich verstanden. Aber wrde sie wenigstens dieses eine Mal auf meine Warnung hren und das Richtige tun? Verzweifelt wartete ich auf ihre Antwort. ,,Nein", flsterte sie und schaute mir endlich wieder in die Augen. ,,Kann ich nicht." ,,Vielleicht hast du Recht", murmelte ich. In mir tobten Scham und Reue fr meine Selbstsucht und eine unbndige Erleichterung, die mir Angst machte. Ich durfte mir nicht so verzweifelt wnschen, dass es fr sie genauso unmglich schien, sich von mir fernzuhalten, wie es umgekehrt fr mich war. ,,Wann kommst du morgen?", unterbrach sie meine Gedanken. ,,Das kommt darauf an...morgen ist Samstag willst du nicht ausschlafen?" ,,Nein", antwortete sie so schnell, dass ich ein Lcheln nicht unterdrcken konnte. ,,Dann um dieselbe Zeit wie immer", legte ich fest. ,,Ist Charlie dann da?" ,,Nein, er fhrt morgen angeln." Sie strahlte mich an und ich wusste, dass sie ihrem Vater, trotz meiner Bitte, nichts von unserem Ausflug erzhlt hatte. ,,Und was wird er denken, wenn du nicht nach Hause kommst?" Die Frustration ber ihren mangelnden Selbsterhaltungstrieb lie meine Stimme schneidend klingen. ,,Keine Ahnung", sagte sie leichthin. ,,Er wei, dass ich Wsche waschen wollte. Vielleicht denkt er ja, ich bin in die Waschmaschine gefallen?"
Wie konnte sie darber Scherze machen? Wie konnte sie all meine Bemhungen sie am Leben zu erhalten, so boykottieren und Scherze darber machen? Die kleine Falte zwischen ihren Augen erschien, als sie versuchte, meinem wtenden Funkeln stand zu halten, dann lenkte sie schnell ab. ,,Und was jagt ihr heute?" ,,Was wir im Nationalpark finden knnen. Wir werden in der Umgebung bleiben." Zumindest nach unserer Definition von Entfernung. ,,Warum fhrst du mit Alice?" ,,Alice ist am ... verstndnisvollsten." ,,Und die anderen?", fragte sie zaghaft. ,,Die sind vor allem skeptisch." Sie verstanden nicht, dass ich schon wieder jagen gehen wollte, verstanden nicht, warum ich es nicht einfach hinter mich brachte so oder so. Alice war die einzige, die verstand, warum ich mich nicht von Bella fernhalten konnte. Und ihre Sehnsucht, die Freundschaft mit Bella zu beginnen, die sie vorhergesehen hatte, schien immer mchtiger zu werden. Bella warf einen verstohlenen Blick ber ihre Schulter, um meine Geschwister zu betrachten, die zu unbewegt an unserem blichen Tisch saen. Obwohl keiner von ihnen zu uns rber sah, waren sie zu sehr auf mein Gesprch mit ihr konzentriert, um darauf zu achten, sich menschlich zu benehmen. Ich beobachtete Bella besorgt, versuchte einzuschtzen, wie diese Szene auf sie wirkte. ,,Sie mgen mich nicht", vermutete sie. ,,Das ist es nicht", widersprach ich ihr mit meiner berzeugendsten Stimme und setzte eine Unschuldsmiene auf. Das war keine Lge... Nein, es ging nicht darum, dass sie sie nicht mochten. Rosalie hasste sie, zerrissen von ihrer Eifersucht. Und die andern hielten mich fr verrckt. Und sie alle machten sich groe Sorgen, wegen meiner Besessenheit und der Folgen, die sie fr uns haben konnte, dem Risiko, dem ich uns aussetzte. ,,Sie begreifen nicht, dass ich dich nicht in Ruhe lassen kann." Sie verzog das Gesicht. ,,Da geht es ihnen wie mir", sagte sie und ich hrte wieder ihre Unsicherheit, die ich nicht begreifen konnte. Ich schttelte den Kopf und verdrehte die Augen. Wusste sie denn wirklich nicht, welche Wirkung sie auf mich hatte? ,,Ich hab's dir doch gesagt du kannst dich offensichtlich selber berhaupt nicht richtig
einschtzen. Du bist anders, als alle Menschen, die ich kennengelernt habe. Du faszinierst mich." Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen und ihre Lippen verzogen sich zu einem schmalen Strich. Sie sah mich so grimmig an, als glaubte sie, ich wolle mich ber sie lustig machen. ,,Dank meiner speziellen Talente", sagte ich leise und tippte unauffllig an meine Stirn ,,habe ich ein berdurchschnittliches Verstndnis der menschlichen Natur. Menschen sind leicht zu durchschauen. Du dagegen... du tust nie das, was ich von dir erwarte. Du berraschst mich immer aufs Neue" Sie wandte die Augen von mir ab und lie ihren Blick langsam wieder zu meinen Geschwistern wandern. Irgendetwas an dem, was ich gesagt hatte, schien sie zu verunsichern. Ich wollte meine Sache diesmal besser zu machen, versuchte ihr meine Gefhle so zu erklren, dass ich zu ihr durchdrang, suchte nach einem Weg, es ihr zu erklren, ohne sie durch die Tiefe meiner Gefhle zu erschrecken. ,,So weit ist es einfach zu erklren. Aber da ist mehr... und das ist nicht so einfach in Worte zu fassen..." Mitten im Satz brach ich ab, als ich pltzlich erst Verwirrung und dann Angst auf ihrem Gesicht sah. Bella beobachtete immer noch meine Geschwister Ich folgte ihrem Blick und sah, dass Rosalie sie mit ihrem Blick bannte, sie mit ihrem Hass zu verbrennen schien. Fr dich? Er riskiert unser aller Sicherheit fr eine wie dich? Meiner Kehle entrang sich ein wtendes Fauchen, und Rosalie wandte sich ab. Ich blendete sie aus und konzentrierte mich ganz auf Bella. Wollte sie beruhigen, versuchen, ihr die Angst zu nehmen. Doch ich war so aufgewhlt, dass es mir schwer fiel zusammenhngend zu sprechen. ,,Es tut mir leid. Sie ist nur besorgt. Verstehst du... es ist nicht nur fr mich gefhrlich, wenn die Sache mit uns, nachdem wir so viel Zeit in der ffentlichkeit miteinander verbracht haben..." Ich senkte meinen Blick. ,,Wenn was?" Ich konnte die Worte kaum aussprechen. ,,Wenn die Sache ein schlechtes Ende nimmt", sagte ich tonlos. Ich brachte sie in mehr als einer Hinsicht in Gefahr. Wie konnte ich das nur zulassen? Beschmt verbarg mein Gesicht in meinen Hnden, nicht in der Lage, ihrem verstndnisvollen Blick stand zu halten. An einem kleinen Luftwirbel sprte ich, dass sie die Hand nach mir ausstreckte, sie dann aber wieder zurck zog. Soweit war es also gekommen ich hatte ihr ihre Angst nehmen wollen und nun wollte sie mich trsten. Tief beschmt von meiner Schwche und Selbstsucht riss ich mich gewaltsam zusammen. Nach einer Weile brach sie das Schweigen. Ihre Stimme klang ruhig und beherrscht. ,,Und du musst
jetzt gleich gehen?" ,,Ja", sagte ich und hob meinen Kopf. Wie konnte es sein, dass sie immer noch so ruhig war? Als ich mich daran erinnerte, warum ich direkt nach dem Essen gehen wollte, konnte ich ein Lcheln nicht unterdrcken. ,,Es ist wahrscheinlich das Beste. Wir haben immer noch fnfzehn Minuten dieses entsetzlichen Films in Bio vor uns ich glaube nicht, dass ich das noch lnger aushalten wrde." Bevor ich noch etwas hinzu fgen konnte, hrte ich Alice leichte Schritte, die kein menschliches Ohr vernehmen konnte, sprte wie sie neben mir anhielt. Bella schreckte hoch, als Alice - scheinbar wie aus dem Nichts neben mir erschien. ,,Alice", begrte ich sie, ohne meinen Blick von Bella zu wenden. ,,Edward." Nun ist es endlich soweit, trllerte Alice selbstgefllig in ihren Gedanken. Wir hatten vereinbart, uns am Auto zu treffen nun ja, ich hatte das vereinbart. Ein ironisches Lcheln stahl sich auf meine Lippen, als ich mich damit abfand. ,,Alice, Bella Bella, Alice", stellte ich sie einander kurzerhand vor. Alice lie sich natrlich nicht abschrecken. ,,Hallo, Bella", sagte sie strahlend. ,,Endlich lernen wir uns kennen." Und bald knnen wir endlich Freundinnen werden... wenn er nicht... kurz flackerte ihre Vision durch ihren Kopf. Ich warf ihr einen finsteren Blick zu. ,,Hi, Alice", murmelte Bella schchtern. Sie schien ein wenig befangen in Alice Nhe. Auch Alice schien das zu spren. ,,Bist du soweit?", fragte sie an mich gewandt. Nein, ich war nicht bereit, Bella jetzt zu verlassen, aber ich wusste, dass ich keine andere Wahl hatte. ,,Gleich. Wir treffen uns am Auto", betonte ich Soll ich in der Zwischenzeit schon Bellas Transporter holen? fragte Alice in ihren Gedanken. Ich nickte ihr dankbar zu, so schnell und unmerklich, dass Bella es nicht bemerken konnte. Durch die Wlder wrde Alice nicht einmal eine halbe Minute brauchen, um zum Haus der Swans zu kommen, fr die Strecke zurck mit dem Transporter wrde sie erheblich lnger brauchen. Das verlngerte meine Frist mit Bella um einige kostbare Augenblicke. Bis gleich dann, dachte Alice und ging weg. ,,Soll ich dir viel Spa wnschen oder trifft es das nicht?", fragte Bella und ein Hauch von
Traurigkeit lag in ihrer Stimme. ,,Doch, doch viel Spa kann nicht schaden." Ich fhlte mich seltsam beruhigt bei dem Gedanken, dass auch sie mich vermissen wrde und lchelte. ,,Viel Spa dann", sagte sie und versuchte dabei aufrichtig zu klingen sie versagte klglich. Mein Lcheln vertiefte sich. ,,Ich versuch's. Und du gib bitte darauf Acht, dass dir nichts zustt, ja?" ,,In Forks was fr eine Herausforderung." Meine Kiefer verkrampften sich bei dem Gedanken, was ihr bis morgen frh alles passieren konnte, erhhte die Qual, mich von ihr trennen zu mssen. ,,Fr dich ist es eine Herausforderung. Versprich es mir." ,,Ich verspreche, darauf Acht zu geben, dass mir nichts zustt", sagte sie, als wrde sie ein auswendig gelerntes Gedicht zitieren. ,,Ich hab allerdings vor heute Abend Wsche zu waschen dazu muss ich mich wohl oder bel in Gefahr begeben.", fgte sie hinzu. ,,Fall nicht in die Maschine", spottete ich. ,,Ich tu mein Bestes." Widerwillig stand ich auf und sofort erhob sie sich auch, schaute mich mit ihren unergrndlichen Augen an. ,,Bis morgen", seufzte sie. ,,Es kommt dir vor wie eine lange Zeit, oder?", fragte ich sanft, versuchte sie meine eigene Traurigkeit nicht sehen zu lassen, um es ihr nicht noch schwerer zu machen. Sie nickte bedrckt, die tiefe Falte zwischen den Augen. ,,Bis morgen ich werde da sein.", sagte ich und lchelte ihr zrtlich zu. Ich konnte nicht widerstehen, streckte meine Hand ber den Tisch hinweg und berhrte sanft die durchscheinende Haut ber ihrem Wangenknochen. Dann drehte ich mich um und ging. Als ich in mein Auto stieg, fuhr Alice gerade mit dem Truck auf den Parkplatz. Nachdem ich zurck gesetzt hatte, parkte Alice den Transporter auf den freigewordenen Platz. Ich nahm einen Zettel aus meiner Tasche, auf den ich ,Sei vorsichtig' geschrieben hatte. Sanft berhrte ich die Verschlusskappe in meiner Tasche, besessen von dem irrationalen Wunsch, dass sie auch etwas von mir haben sollte. Ein Zeichen. Einen Glcksbringer. Ein Pfand. Ohne darber nachzudenken berhrten meine Lippen den Zettel, dann legte ich ihn auf den Fahrersitz ihres Autos, whrend Alice in den Volvo stieg. Ich atmete tief ein, wollte ein letztes Mal ihren Duft in der Kabine einatmen, doch er war stark mit Alices Geruch vermischt, und ich fhlte mich gleichermaen betrogen und erleichtert, denn das machte es mir etwas leichter mich loszureien. Je mehr Zeit ich mit ihr verbrachte, desto schwerer wurde es, mich auch nur fr kurze Zeit von ihr zu trennen. Auch mir kam es wie eine lange Zeit vor.
,,Edward, es gibt nur noch zwei Wege fr Bella, seit du sie vor dem Van gerettet hast. Daran hat sich nichts gendert." Wir stritten uns schon die ganze Rckfahrt. Whrend der Jagd hatten wir fast die ganze Zeit geschwiegen und nur das Notwendigste miteinander gesprochen. Ich hatte dieses Gesprch vermeiden wollen. ,,Wenn es passiert, dann wird es an diesem Ort geschehen, Edward. Ich habe es gesehen." Ich schauderte bei ihren Worten. Warum tat sie mir das an? ,,Es wird nicht passieren", presste ich zwischen den Zhnen hervor, meine Hnde umklammerten das Lenkrad wie einen Rettungsanker. ,,Ja, ich wei, es hat sich viel gendert, seit ich die Vision von Bellas Tod hatte" Weit du eigentlich, wie sehr sie dich verndert hat? ,,Und je strker deine Gefhle fr sie geworden sind, je sicherer du dir deiner selbst wirst, desto blasser wird die Vision." Ich antwortete ihr nicht darauf. Klammerte mich nur an die Hoffnung, die in ihren letzten Worten gelegen hatte. ,,Aber es ist nicht unmglich. Du weit, alles hngt davon ab, ob du stark genug sein kannst", fuhr sie erbarmungslos fort. ,,Du hast dich schon frher geirrt, Alice", erinnerte ich sie. ,,Ja", stimmte sie mir zu. ,,Die Zukunft ist keine exakte Wissenschaft. Es hngt alles davon ab, wie sich jemand entscheidet." Ich knirschte mit den Zhnen. ,,Sollte ich wirklich mutig genug sein, sie zu der Lichtung zu bringen, besteht eine ganz andere Gefahr. Was glaubst du, wird passieren, wenn sie mich im Sonnenlicht sieht? Wenn sie sieht, was fr ein Monster, was fr ein Freak ich bin?" Sie warf mir einen komischen Blick zu, sagte aber nichts dazu. Wir schwiegen beide fr eine Weile, hingen unseren Gedanken nach. ,,Es kommt nher", brach sie schlielich das Schweigen. ,,Je mehr die erste Mglichkeit verblasst, desto nher kommt die zweite. Es sind nur noch wenige Tage, Edward." Sie sah es vllig klar in ihrem Kopf. Bellas blutrote Augen in ihrem weien Gesicht. Meiner Kehle entrang sich ein Knurren, doch das hielt sie nicht auf.
,,Ich wei nicht, wie und warum es passieren wird. Es sind noch nicht alle Entscheidungen gefallen. Noch gibt es zu viele Unbekannte in der Gleichung. Aber das Ergebnis steht fest... und es wird sehr bald passieren" Ich schloss die zweite Mglichkeit kategorisch aus. Niemand wusste besser als ich, wie selbstschtig und schwach ich war, dass es mir einfach nicht gelang aus ihrem Leben zu verschwinden... sie nicht lnger der Gefahr auszusetzen... endlich das Richtige zu tun. Mein Verlangen nach ihrer Nhe war noch strker als mein Selbsthass. Doch ich wusste, dass ich Carlisle niemals bitten wrde, ihr das Leben zu nehmen. Dafr liebte ich sie viel zu sehr. Ihre Seele aufs Spiel zu setzen, nur um sie nie verlieren zu mssen... Ich wnschte es mir mehr als alles auf der Welt, um meiner selbst willen. Aber fr sie wnschte ich mir so viel mehr. Den Rest der Fahrt verbrachten wir in brtendem Schweigen. Ich gab noch etwas mehr Gas und war erleichtert, als ich kurz darauf die Auffahrt zu unserem Haus erkennen konnte. Ich betrachtete den Himmel, whrend ich zur vereinbarten Zeit durch den Wald zu Bellas Haus lief. Heute wrde ein schner, sonniger Tag werden die dnne Wolkenschicht wrde sich bald auflsen. Was das Wetter anging, konnte man sich immer auf Alice verlassen. Ich verzog das Gesicht. Als ich mich der Haustr nherte, hrte ich ihre Futritte auf der Treppe. Ich klopfte an die Tr. Sofort beschleunigten sich ihre Schritte, und ich konnte ihr Herz laut hinter der Tr schlagen hren. Dann erklang ein mehrmaliges metallenes Klicken und dann ein Schaben. Offensichtlich hatte sie Probleme mit dem Riegel. Endlich ffnete sich die Tr, und ihr entfuhr ein erleichtertes, tonloses Seufzen. Ich betrachtete sie, versuchte zu ergrnden, was das Seufzen zu bedeuten hatte, prfte ob sie sich verletzt hatte, whrend ich nicht bei ihr sein konnte, suchte nach Anzeichen, ob sie den Ausflug absagen wollte. Mein Blick fiel auf ihre Kleidung und ich konnte mein Lachen nicht unterdrcken. ,,Guten Morgen.", sagte ich kichernd. Ihre Wangen rteten sich und sie schaute an sich hinunter, fragte sich, was mich an ihrem Aussehen so erheitert haben mochte. ,,Stimmt was nicht?", fragte sie unsicher. ,,Wir passen genau zusammen", klrte ich sie auf, und musste wieder lachen, und sie stimmte ein, als ihr aufging, was ich meinte.
Es war, als ob wir uns abgesprochen htten wir trugen beide Jeans, weie Hemden und darber einen braunen Pulli. Das gefiel mir sehr. Whrend sie die Haustr schloss, ging ich langsam auf die Beifahrertr ihres Transporters zu und fragte mich schicksalsergeben, wie sich mich dazu hatte berreden knnen. ,,Du warst einverstanden", erinnerte sich mich sffisant, stieg ein und lehnte sich hinber, um meine Tr zu ffnen. Meine Mrtyrer-Miene schien sie zu erheitern. ,,Wohin?", erkundigte sie sich munter. ,,Schnall dich an ich bin jetzt schon ganz nervs." Sie warf mir einen giftigen Blick zu, tat aber worum ich sie gebeten hatte. ,,Wohin?", wiederholte sie seufzend. ,,Auf der 101 nach Norden.", wies ich sie an. Es war frh am Samstag morgen, und auf den Straen war nichts los. Sogar mit ihrem Transporter htte sie ein etwas flotteres Tempo fahren knnen. Natrlich wusste ich, dass sie ein verantwortungsbewusster Mensch war und die Verkehrsregeln achtete... aber dieses Schneckentempo? Machte sie das absichtlich, um sich fr meine Fahrweise zu rchen, die sie erschreckte? ,,Hattest du die Absicht, Forks vor Einbruch der Dunkelheit zu verlassen?" ,,Dieser Transporter ist alt genug, um der Grovater deines Autos zu sein ein wenig mehr Respekt, bitte." Nach einer Ewigkeit hatten wir die Stadt hinter uns gelassen. Dichtes Unterholz und grn verhllte Baumstmme sumten jetzt die Strae. Wir begegneten keinem anderen Fahrzeug. ,,Da vorne rechts auf die 110", sagte ich, als die Abzweigung kam, und sie gehorchte schweigend. ,,Und jetzt immer geradeaus, bis die Strae endet." ,,Und was ist da, wo die Strae endet?", wollte sie wissen. ,,Ein Pfad." Ihre Stimme kickte ein klein wenig nach oben. ,,Wir wandern?" ,,Ist das ein Problem?", fragte ich und unterdrckte ein Lachen. Fr jemanden, der so liebenswert tollpatschig war wie sie, konnte die Vorstellung einer Wanderung durch die dichten, undurchdringlichen Wlder nicht gerade angenehm sein. ,,N.", log sie wenig berzeugend. ,,Keine Sorge, es sind nur fnf Meilen oder so, und wir haben es nicht eilig."
Nein, ich hatte es nicht eilig. Es wre fr mich ein leichtes, sie zu tragen und in wenigen Minuten mit ihr die Lichtung zu erreichen. Doch ich wollte ihr Zeit geben, sich auf das Kommende vorzubereiten. Und noch mehr wollte ich mir selbst Zeit geben. Nicht um mich vorzubereiten. Ich wusste, was passieren wrde. Aber ich wollte meine Gnadenfrist verlngern. Klammerte mich wie ein Ertrinkender an die letzten Stunden, die sie noch bereitwillig mit mir verbrachte. Sie reagierte nicht auf meine Bemerkung, schaute nur besorgt und beunruhigt nach vorn. Lag das nur an der bevorstehenden Wanderung? Oder dmmerte ihr langsam die Erkenntnis, wie gefhrlich es fr sie sein knnte, den Tag mit mir zu verbringen? Ich hielt ihr Schweigen nicht lnger aus, musste wissen, was sie beschftigte, musste ihre Stimme hren, solange sie noch an meiner Seite war. ,,Woran denkst du?" ,,Ich frage mich nur, wo wir hingehen", sagte sie, aber es klang nicht ganz berzeugend. Trotzdem ging ich darauf ein, versuchte uns beide abzulenken. ,,Es ist ein Ort, an dem ich gern bin, wenn das Wetter schn ist" Wir schauten beide aus dem Fenster auf die immer dnner werdende Wolkendecke. ,,Charlie hat gesagt, es wird warm heute" ,,Und hast du Charlie gesagt, was du vorhast?", erkundigte ich mich ohne Hoffnung. ,,Nein." Natrlich nicht. ,,Aber Jessica denkt, dass wir zusammen nach Seattle fahren?" Ich lchelte erleichtert bei dem Gedanken, dass es wenigstens einen Menschen gab, der wusste, dass sie den Tag heute mit mir verbrachte. ,,Nein, ich hab ihr gesagt, dass wir die Fahrt abgeblasen haben was ja auch stimmt." Sie wrde nichts, aber auch gar nichts tun, um mir zu helfen, sie heil zurck zu bringen. Hatte sie denn berhaupt keinen Selbsterhaltungstrieb? ,,Niemand wei, dass du mit mir unterwegs bist?" In mir kochte die Wut. Nur ein bisschen Hilfe, mehr wollte ich doch gar nicht von ihr. War das wirklich zuviel verlangt? ,,Kommt drauf an... Ich geh mal davon aus, dass du es Alice gesagt hast?"
,,Das ist wahnsinnig hilfreich, Bella", schnappte ich wtend. Sie tat so, als htte sie mich nicht gehrt, und starrte stur auf die Strae. ,,Deprimiert dich Forks jetzt schon so sehr, dass du lebensmde bist?" Was dachte sie nur? Wrde ich je die ungewhnlichen Wege verstehen, die ihre Gedanken nahmen? ,,Du hast gesagt, dass es dich in Schwierigkeiten bringen kann... wenn wir in der ffentlichkeit zusammen sind", sagte sie so ruhig und selbstverstndlich, als wrde das alles erklren, als wre damit alles gesagt. ,,Heit das, du machst dir Sorgen, dass ich in Schwierigkeiten geraten knnte, wenn du nicht zurck nach Hause kommst?" Ich rettete mich in beienden Sarkasmus, um ihr nicht zu zeigen, wie tief mich ihre Worte beschmten. Wieder einmal dachte sie nur an mich, wenn sie doch eigentlich an sich denken sollte und an das, was ich ihr antun knnte. Sie nickte nur, ohne den Blick von der Strae zu wenden. Ich konnte es nicht fassen. Wie konnte das sein? Ich fluchte in mich hinein, aber ich achtete darauf, so schnell zu sprechen, dass sie die Worte nicht verstehen konnte. Ich wusste, dass dies unsere letzten gemeinsamen Stunden waren, aber es sollten nicht ihre letzten Stunden sein... Den Rest des Weges schwiegen wir. Wahrscheinlich sprte sie meine Wut. Gut. Sie sollte spren, wie unvernnftig ihr Verhalten war. Bald hatten wir das Ende der Strae erreicht. Als der Asphalt endete, verengte sie sich zu einem Fuweg mit einem hlzernen Wegweiser. Bella parkte auf dem schmalen Seitenstreifen und wir stiegen aus. Es war warum geworden, beinahe schwl unter den Wolken am Himmel. Ich sah, wie sie ihren Pullover auszog und ihn um ihre Hften schlang. Darunter trug sie eine rmellose Bluse, die sich eng anschmiegte und den sanften Linien ihres Krpers folgte. Ich schluckte. Um mich abzulenken und etwas zu tun zu haben, drehte ich mich um und zog ebenfalls meinen Pullover aus. Das Hemd darunter war aufgeknpft. ,,Hier entlang", sagte ich und warf ihr ber die Schulter einen Blick zu, bevor ich in den dunklen Wand hinein ging. Sie hatte sich noch nicht von der Stelle bewegt. ,,Was ist mit dem Pfad?", fragte sie und die Panik in ihrer Stimme war unberhrbar. Angst vor dem tckischen Waldboden, vermutete ich. Ich hrte, wie sie einige hastige Schritte machte, um mich einzuholen. ,,Ich habe gesagt, dass am Ende der Strae ein Pfad ist - nicht, dass wir ihm folgen werden." ,,Kein Pfad?", fragte sie noch einmal, und es klang verzweifelt.
,,Ich sorge schon dafr, dass du nicht verlorengehst", sagte ich grimmig. Auch wenn du mir offensichtlich nicht dabei helfen willst. Mit einem spttischen Lcheln drehte ich mich zu ihr herum. Sie stie ein unterdrcktes Keuchen aus. Ihr Herz raste und die Falte zwischen ihren Augenbrauen erschien. Sie sah mir nicht in die Augen, sondern starrte mit einem gequlten Ausdruck auf meine entblte Brust. Wenn sie der Anblick meiner kalten unmenschlichen Haut hier in den Schatten schon so sehr entsetzte, was wrde passieren, wenn sie mich im Sonnenlicht sah? ,,Mchtest du nach Hause?", fragte ich leise und es gelang mir nicht, den Schmerz aus meiner Stimme heraus zu halten. Sie straffte sich. ,,Nein", sagte sie und machte entschlossen ein paar Schritte auf mich zu, bis sie direkt hinter mir stand. Was bedeute das? Wollte sie tapfer sein? Ich wurde aus ihrem Verhalten einfach nicht klug. ,,Was ist es dann?", fragte ich sanft, um sie nicht wieder zu erschrecken. ,,Ich bin keine gute Wanderin", sagte sie klglich. ,,Du wirst sehr geduldig mit mir sein mssen." ,,Ich kann geduldig sein wenn ich mir groe Mhe gebe." Aufmunternd lchelte ich ihr zu. Ich suchte in ihren Augen nach Antworten, versuchte ihre Worte mit ihrem gequlten Gesichtsausdruck in Einklang zu bringen. Es gelang mir nicht. Sie versuchte mein Lcheln zu erwidern, aber es war wenig berzeugend. ,,Ich bringe dich zurck nach Hause", versprach ich ihr, ebenso wie mir. ,,Wenn du willst, dass ich mich noch vor Sonnenuntergang fnf Meilen durch diesen Dschungel schlage, dann solltest du langsam mal vorangehen", sagte sie mit pltzlicher Schrfe in der Stimme. Ich runzelte die Stirn und versuchte einmal mehr aus ihrer Miene und ihrem Tonfall schlau zu werden. Dann gab ich auf und ging ihr voran in den Wald hinein. Der Weg, den ich gewhlt hatte, war nicht schwierig zu gehen. Der Untergrund war grtenteils eben und auch fr einen ungebten Wanderer bequem zu bewltigen. Ich hielt ihr die nassen Farne und die vorhangartigen Moosgeflechte beiseite, und wann immer uns unser Weg ber Felsbrocken, oder umgestrzte Bume fhrte, fasste ich sie am Ellenbogen und half ihr hinber. Jedes Mal, wenn ich sie berhrte, beschleunigte sich ihr Herzschlag. Angst oder Anziehungskraft? Doch sie schien nicht ngstlich zu sein. Die meiste Zeit gingen wir schweigend unserem Ziel
entgegen. Hufig schaute sie mich verstohlen an und schien dabei immer trauriger zu werden. Um uns abzulenken stellte ich ihr hin und wieder weitere Fragen. Heute erkundigte ich mich nach ihren Kindheitserlebnissen. Nach ihren Geburtstagsfeiern, ihren Grundschullehrern und ob sie jemals Haustiere hatte. Ihr Gesicht wurde rot vor Verlegenheit, und sie musste sich ruspern, bevor sie mir mit leiser Stimme antwortete. ,,Ich habe das mit den Tieren aufgegeben, nachdem drei Fische hintereinander infolge meiner Behandlung gestorben sind." Sie sah dabei so beschmt zu Boden, als ob sie mir gerade einen Massenmord gestanden htte. Ihr schuldbewusstes Gesicht war so urkomisch, dass ich in lautes Lachen ausbrach. Doch ich wusste, dass ich heute noch andere Antworten bekommen wrde. Antworten auf meine wichtigsten Fragen. Fragen, die ich niemals laut stellen wrde, und ich wrde ihre Antworten annehmen, egal wie sie ausfielen. Der heutige Tag war ein Wendepunkt in unserer Beziehung wenn es so etwas wie eine Beziehung fr uns berhaupt geben konnte. Was konnte ich ihr schon bieten? Ich wnschte mir so sehr, ihr ganzes Menschenleben bei ihr bleiben zu knnen. Sechzig, siebzig Jahre fr mich war das eine sehr kurze Zeitspanne. Und doch wre es fr mich die ertrglichste Variante. Zu sehen, wie sie sich entwickelte, immer fr sie da zu sein. Sie zu beschtzen, wann immer sie Schutz bentigte. Einfach nur bei ihr sein zu drfen, ihre Nhe zu genieen. Mich als Teil eines Ganzen zu fhlen... Aber wrde sie ihr Leben mit jemandem vergeuden wollen, der kein Mensch sein konnte? Sie wrde sich entwickeln ich wrde mich niemals verndern. Schwer lastete das Ungleichgewicht zwischen uns auf mir. Ich setzte meine ganze Hoffnung auf den heutigen Tag meine beiden Hoffnungen. So unvereinbar wie Bella und ich. Die beste Mglichkeit fr sie wre es, sich von mir abzuwenden. ber das, was uns verband, hinweg zu kommen und ihr Leben weiterzuleben. Ich wrde das akzeptieren, auch wenn es nichts an meinen Gefhlen ndern wrde. Fr mich gab es kein Zurck. Ich wrde sie gehen lassen, wenn das ihr Wunsch war. Und wie konnte es das nicht sein? Konnte ich es wagen, ihr meine unsterbliche Liebe zu gestehen, bevor sie mich verlie? Wie viele Berhrungen wrde ich mir gestatten, wie viele Fehler begehen? Du wirst wohl nicht in die Verlegenheit kommen, diese Entscheidung treffen zu mssen, dachte ich sarkastisch. Nicht, nachdem sie dich in der Sonne gesehen hat. Deine Zeit ist um, geniee deine letzten Stunden. Doch ich hatte mich schon so oft bei Bella geirrt, selten ihre Reaktionen richtig vorausgesehen. Sie tat praktisch nie das, was logisch war, was richtig war. Sie reagierte nicht wie andere Menschen.
Vielleicht konnte sie sogar meinen Anblick in der Sonne ertragen? Vielleicht war auch das egal? Vielleicht... Dann schob sich die Realitt vor die Hoffnung, als ich an ihren gequlten Gesichtsaudruck dachte, als sie meine nackte Brust gesehen hatte. Bella war ein sehr aufmerksamer Mensch, mit berdurchschnittlicher Beobachtungsgabe - als bruchte jemand eine gute Beobachtungsgabe, um Todesangst zu bekommen, wenn er mich im Sonnenlicht sah. Wir waren bereits seit Stunden unterwegs, und das Licht, das durch das Bltterdach drang hatte sich verndert. Aus dem trben Olivton war ein helleres Jadegrn geworden. Wie angekndigt, war die Sonne hervorgekommen. ,,Sind wir bald da?", fragte sie mit gespielter Quengeligkeit und verzog die Lippen zu einem unwiderstehlichen Schmollmund. ,,Fast", sagte ich lchelnd, erleichtert ber die freudige Erregung und die Ungeduld, die ich in ihrer Stimme hrte. ,,Siehst du das Licht dort vorn?" Sie starrte angestrengt in den dichten Wald. ,,hm, sollte ich da was sehen?", fragte sie, Zweifel im Blick. Ich konnte die kreisrunde Wiese inmitten der Bume schon deutlich erkennen, sah die bunten Feldblumen, die mit dem satten Grn des Grases wetteiferten. Hrte den Bach rauschen, der sie im Osten begrenzte. Ich grinste. ,,Na ja, vielleicht ist es fr deine Augen noch ein bisschen zu weit", rumte ich ein. ,,Zeit fr einen Besuch beim Optiker", sagte sie gespielt grummelig, was mein Grinsen nur noch verstrkte, entschlossen, die letzten unbeschwerten Momente mit ihr zu genieen und in mein Gedchtnis einzuprgen. So wollte ich sie in Erinnerung behalten; glcklich, gelst und mit der Neugier im Gesicht, die zu ihr gehrte, wie ihr Herzschlag, der zum Rhythmus meines Lebens geworden war. Nach weiteren hundert Metern schien auch sie die Lichtung erkennen zu knnen. Ihr Krper straffte sich, und sie beschleunigte ihre Schritte. Als wir den Rand der Lichtung erreichten und sie durch den letzten Ring der Farne ging, stand die Sonne hoch ber uns. Ich lie sie voran gehen, wollte ihr einen Abstand zwischen uns gewhren, nicht neben ihr stehen, wenn der Schock, der Abscheu, der Ekel sie bermannten. Sie ging langsam durch das weiche Gras und die sich wiegenden Blumen, schien verzaubert von der Schnheit dieses verwunschenen Platzes. In der Mitte der Wiese angekommen drehte sich halb um, als wolle sie mich ansprechen. Als sie
entdeckte, dass ich nicht hinter ihr stand, fuhr sie ganz herum und starrte an den Rand der Lichtung, wo ich noch immer bewegungslos verharrte. Sie sah so erschrocken darber aus, dass ich nicht bei ihr war, als htte sie den Grund, warum wir hier waren, ber der Schnheit der Lichtung vergessen. In ihrem Gesicht blitzte etwas auf, als sie sich erinnerte, und sie macht einen Schritt auf mich zu, in ihrem Blick nichts als Neugier. Sie streckte einen Arm nach mir aus, lchelte mir ermutigend zu. Das machte es noch schlimmer. Als sie einen weiteren Schritt auf mich zumachen wollte, hob ich eine Hand, um sie aufzuhalten. Sie hielt inne, zgerte und lie sich dann zurck auf ihre Fersen sinken. Ich versuchte ein letztes Mal, mich auf ihren Schock vorzubereiten, auf ihre Schreie. Darauf, dass sie sich von mir abwenden wrde. Und auf den Schmerz, das Richtige zu tun... sie gehen zu lassen. Ich wusste, sie konnte nicht vorbereitet sein auf das, was jetzt kam, aber die Bchse der Pandora war geffnet, jetzt musste ich den letzten Schritt machen. Ich atmete ein letztes Mal tief ein und trat in die helle Glut der Mittagssonne. 14. Lamm und Lwe Wieder frustrierte es mich, dass ich ihre Gedanken nicht hren konnte. Aber ich wagte es nicht, sie danach zu fragen. Ich lag mit geschlossenen Augen im Gras, still und unbewegt. Ich wollte nichts tun, was sie erschrecken knnte. Ich wollte ihr Zeit geben, sich an meine unmenschliche Haut zu gewhnen. Meine Andersartigkeit. Als das Gift mich transformiert hatte, verwandelte sich meine Haut in eine Substanz, hnlich wie ein Diamant. Mein Krper verhrtete sich, erstarrte zu einer Art lebenden Stein. Jede kleine Zelle in meiner Haut wurde zu einer glitzernden Facette, die das Sonnenlicht reflektierte wie ein Prisma. Ich hatte erwartet, dass sie das schne Wetter genieen und sich ins Gras legen wrde, um die Sonne auf ihrer Haut zu spren. Doch sie sa seit Stunden nur still da, mit angezogenen Beinen, das Kinn auf die Knie gesttzt, und betrachtete mich. War sie zu aufgewhlt, zu verngstigt, um sich auch hinzulegen? Was dachte sie? Um meine Zweifel zu zerstreuen und mich zu beruhigen, sang ich das Schlaflied, das ich fr sie komponiert hatte. Ich sang es so tief, dass die Frequenz fr ihre menschlichen Ohren nicht hrbar war. Aber natrlich entging die Bewegung meiner Lippen ihrer Aufmerksamkeit nicht. Langsam entspannte ich mich. Sie war nicht schreiend davon gelaufen - noch nicht. Ich sprte, wie ihre Wrme sich mit der Wrme der Sonne verbndete und mich in ein verfhrerisches Netz einzuweben versuchte mich zu berwltigen drohte. Auch ihr Geruch wurde durch die Sonne noch intensiviert, aber ich hatte mich gegen die Windrichtung gesetzt. Immer wieder fchelte eine leichte Brise ber die Wiese und erleichterte meine Qual.
Ich lauschte ihrem Herzschlag. Hin und wieder beschleunigte er sich, und ich sprte, wie ihre Hand in meine Richtung zuckte, als wolle sie mich berhren. Ja, mein Anblick war ein Schock fr sie gewesen, aber wie schon so vieles zuvor nahm sie es unnatrlich gelassen hin. Alice hatte mich gewarnt, Bella nicht zu unterschtzen. Hoffnung keimte in mir. Sanft und zgernd nherte sich ihre Hand wieder meinem Arm, und diesmal streichelte sie mit einem Finger ber meinen Handrcken. Ich schlug die Augen auf und beobachtete sie genau. Als sie wieder aufschaute, begegnete sie meinem Blick. Der Ausdruck in ihren Augen war schwer zu lesen, aber ich war mir sicher, dass Angst keins der Gefhle war, die sich darin spiegelten. ,,Mache ich dir denn keine Angst?", fragte ich schlielich. Ich versuchte meiner Stimme einen neckischen Ton zu geben, wollte sie nicht spren lassen, wie wichtig mir ihre Antwort war. ,,Nicht mehr als sonst auch." Wie konnte das sein? Ich sah die Reflektion unzhliger Regenbogen auf ihrer Haut schimmern. Ich lchelte sie strahlend an, offenbarte die Reihen glnzender, rasiermesserscharfer Zhne. Doch anstatt zurck zu schrecken, rutschte sie etwas nher an mich heran und berhrte mit den Fingern ihrer rechten Hand meinen Unterarm. Ich sprte, wie ihre Finger zitterten. Ich schloss meine Augen und genoss das intensive Prickeln, das von meinem Arm ausgehend durch meinen ganzen Krper jagte. ,,Darf ich?", fragte sie. ,,Ja", sagte ich und seufzte wohlig. ,,Du kannst dir nicht vorstellen, wie sich das anfhlt." Reine, unverflschte Lebensfreude pulsierte in mir. Nichts in meiner Existenz hatte mich auf dieses Entzcken vorbereitet. Ihre Hand streichelte sanft ber die Adern an der Innenseite meines Arms. Ich sprte, wie sie die andere Hand ausstreckte, um meine umzudrehen. Ohne darber nachzudenken, kam ich ihrem Wunsch zuvor und kehrte meine Handflche nach oben. Ich hatte mir vorgenommen, sie nicht mehr zu tuschen, keine Scharade mehr zu spielen, wenn wir allein waren. Ihr Atem stockte und ihre Finger erstarrten auf meinem Arm. Besorgt schaute ich sie an. Die Geschwindigkeit meiner Bewegung hatte sie erschreckt. ,,Verzeihung", murmelte ich und schloss meine Augen wieder, als sie zu mir aufsah. ,,In deiner Nhe fllt es mir zu leicht, ich selbst zu sein" Immer wieder streichelte sie ber die Haut meines Arms, als ob ihre Finger sich von dem berzeugen wollten, was ihre Augen kaum glauben konnten. Dann hob sie meine Hand, drehte sie hin und her und fhrte sie nher an ihr Gesicht, um sie genauer betrachten zu knnen. Angespannt beobachtete ich ihren Gesichtsausdruck, versuchte in ihm zu lesen. Ich hielt es nicht lnger aus. ,,Sag mir, was du denkst", bat ich flsternd. ,,Es ist immer noch so seltsam fr mich, es nicht zu wissen."
,,So geht es uns anderen die ganze Zeit" ,,Was fr ein hartes Leben." Ich konnte mir kaum vorstellen, wie das sein musste. Allein ihre Gedanken nicht hren zu knnen, machte mich fast wahnsinnig. ,,Aber das war keine Antwort." ,,Ich habe mir auch gerade gewnscht zu wissen, was in dir vorgeht..." Sie stockte. ,,Und?" ,,Ich hab mir gewnscht, ich knnte glauben, dass es dich wirklich gibt. Und, dass ich keine Angst habe." ,,Ich will nicht, dass du Angst hast", murmelte ich. In meiner Stimme lag die Sehnsucht nach dem, was ich nicht sagen konnte, ohne sie anzulgen. Wie sehr ich mir wnschte, ihr sagen zu knnen, dass es keinen Grund zur Angst gab, dass sie nichts von mir zu befrchten hatte. Sie schien mich zu verstehen, auch ohne dass ich es aussprach. ,,Hmmm, na ja, das ist nicht die Angst, die ich meine, obwohl ich das vermutlich im Auge behalten sollte", sagte sie. Mit einer schnellen Bewegung die fr ihre Augen unsichtbar blieb - richtete ich mich halb auf und sttzte mich auf meinen rechten Arm. Meine linke Hand hielt sie immer noch in ihrer. Unsere Gesichter waren nur Zentimeter von einander entfernt. Wie immer, wenn ich so nah bei ihr war, hielt ich den Atem an und sah ihr eindringlich in die Augen. ,,Wovor hast du dann Angst?", flsterte ich. Sie antwortete nicht. Stattdessen beugte sie sich vor und atmete tief meinen Geruch ein. Ich sprte ihre seidigen Lippen nur noch Millimeter von meinen entfernt. Vllig berrumpelt atmete ich ein. Der Geruch ihres Blutes fllte meine Lunge und vertzte sie. Der Durst brannte wie Feuer in meiner Kehle. Ein roter Schleier drohte sich vor meine Augen zu schieben. Dahinter wirbelte Alice Vision in ekelerregender Weise in meinem Kopf... Im winzigsten Bruchteil einer Sekunde hatte ich ihr meine Hand entrissen und war bis an den Rand der Lichtung zurck gewichen. Eine weitere Sekunde spter entdeckte ihr verwirrt suchender Blick mich im Schatten der riesigen Tanne, unter der ich stand. ,,Tut mir ... leid ... Edward", flsterte sie. Ich sah den Schock in ihrem Gesicht. ,,Lass mir einen Moment Zeit", rief ich gerade laut genug, damit sie mich hren konnte, und versuchte, mich wieder unter Kontrolle zu bringen. In meinen Mund schwamm das Gift und meine Muskeln waren angespannt, als wre ich auf der Jagd. Aber das waren nur automatische Reaktionen meines Krpers. Ich war ein Vampir, und es hatte keinen Zweck, sich etwas anderes zu wnschen. Aber ich hatte bewiesen, dass sich Alices Visionen nicht erfllen mussten. Ich war stark genug um mich loszureien, bevor meine Instinkte bermchtig wurden. Ich konnte das Monster nirgendwo in mir fhlen. In mir war nur Platz fr die Liebe zu diesem Mdchen. Und fr die Angst sie zu verlieren. Auch wenn mein Krper sich nach ihrem Blut sehnte, so wusste ich jetzt, dass mein Wille stark genug war, um meinen Instinkten zu widerstehen.
Mit neuer, scharfer Klarheit erkannte ich, dass ich sie nie verlassen konnte. Nein, ich konnte sie nicht aufgeben. Meine Selbstsucht wrde das nie zulassen. Und ich wollte mehr von dem, was ich eben gefhlt hatte. Ich wusste, dass das Falsch war, aber ich war nicht in der Lage mich aufzuhalten. Ich flog dahin auf dem Wissen, dass sie mich auch begehrte, dass sie mich ebenso wollte, wie ich sie wollte. Um die Konsequenzen wrde ich mich spter kmmern. Dafr war jetzt kein Platz in mir. Aber ich wusste nun, dass ich es schaffen konnte. Ich machte mir keine Illusionen darber, dass es leicht werden wrde - alles andere als das. Der Durst und das Verlangen, die mich durchrauschten, waren eine eindringliche Mahnung. Aber ich wrde es schaffen. Ich wrde meine Balance halten. Ich wrde ber das Drahtseil gehen und meine Balance halten. Es waren nicht einmal zehn Sekunden vergangen, seit ich vor ihrer unerwarteten Nhe geflohen war. Ganz langsam, um sie nicht noch mehr zu erschrecken, ging ich auf sie zu. Sie hatte sich nicht einen Millimeter bewegt, seit ich weggelaufen war. Ihr Gesicht wirkte wie versteinert. Als ich noch zwei Meter von ihr entfernt war, lie ich mich in den Schneidersitz sinken, ohne den Blick von ihr abzuwenden. ,,Es tut mir so leid." Ich zgerte. ,,Verstehst du, was ich meine, wenn ich sage, ich bin auch nur ein Mensch?", versuchte ich zu scherzen. Sie nickte einmal, doch ihr Gesichtsausdruck nderte sich nicht. Ihr schien langsam bewusst zu werden, wie real die Gefahr war, die von mir ausging. Ich roch, wie ihr nachtrglich das Adrenalin ins Blut schoss. Ich lchelte sarkastisch. ,,Bin ich nicht das perfekte Raubtier? Alles an mir wirkt einladend auf dich meine Stimme, mein Gesicht, selbst mein Geruch. Als ob ich das ntig htte!" Bella sah kein Monster in mir. Sie sah in mir einen Mann, der ihre Zuneigung verdient hatte, und so sehr mich dieses Wissen berwltigte, so sehr machte es mir auch Angst. Ich war kein sterblicher Mann egal wie sehnlichst ich es mir wnschte, egal wie hart ich darum kmpfte - ich knnte doch nie der sein, der sie verdient hatte. Ich versuchte mich an all die guten Grnde zu klammern, warum es nicht sein konnte, nicht sein durfte. Ich war kein Mensch, und es wurde Zeit, dass sie diese Tatsache wirklich begriff. Mit einem Satz kam ich auf die Fe, und als Teil derselben Bewegung sprang ich wieder an den Rand der Lichtung. Im Bruchteil einer Sekunde hatte ich die Wiese umrundet und stand wieder unter demselben Baum. ,,Als ob du mir davonlaufen knntest." Ich konnte ein bitteres Lachen nicht unterdrcken. Starr vor Schreck starrte sie zu mir herber. Aber das konnte mich jetzt nicht bremsen es steigerte nur meine Wut auf mich selbst. Ich griff nach oben und brach einen halbmeterdicken Ast vom Baum und schleuderte ihn gegen den Stamm eines anderen Baumriesen, an dem er zerschmetterte. Der Baum bebte. Mit einem Sprung stand ich wieder vor ihr, einen knappen Meter entfernt, und rhrte mich nicht. ,,Als ob du dich gegen mich wehren knntest", sagte ich sanft. Kreidebleich sa sie immer noch unbewegt da, die Augen vor Angst weit aufgerissen. Sie starrte mich an, wie eine Maus die Schlange, bevor sie verschluckt wird.
Ihr Herz schlug wild und unregelmig. Meine Wut verschwand wie Nebel in der Sonne und wurde von einer tiefen Traurigkeit berschwemmt. Wieder einmal hatte ich sie verletzt... ,,Hab keine Angst", murmelte ich.... ,,Ich verspreche ...." Ich stockte. ,,Ich schwre, dass ich dir nichts tue." Noch mehr als sie, wollte ich mich selbst davon berzeugen. Ich wollte, dass es wahr war. Sie rhrte sich nicht. ,,Hab keine Angst", flsterte ich noch einmal und ging langsam auf sie zu. Darauf bedacht, keine hastige Bewegung zu machen, lie ich mich vor ihr zu Boden sinken. Ich beugte mich vor, bis sich unsere Gesichter auf derselben Hhe befanden. ,,Bitte verzeih mir", sagte ich frmlich. ,,Ich kann mich zusammenreien. Du hast mich auf dem falschen Fu erwischt. Ab sofort zeige ich mich nur noch von meiner besten Seite." Die Sekunden verstrichen, whrend ich auf ihre Antwort wartete, doch sie schien ihre Stimme noch nicht wieder gefunden zu haben. Ich versuchte, zu der unbeschwerten Stimmung zurckzufinden, die noch vor wenigen Minuten zwischen uns geherrscht hatte. ,,Ich bin heute nicht durstig, ehrlich." Ich zwinkerte ihr zu. Sie lachte, doch es klang zittrig und atemlos. ,,Alles okay mit dir?" fragte ich sanft. Vorsichtig hob ich meine Hand und legte sie wieder in ihre. Sie betrachtete sie, dann schaute sie mir in die Augen. Ihr Blick war wachsam, aber nicht mehr ngstlich. Dennoch antwortete sie mir noch immer nicht, sondern zeichnete mit den Fingerspitzen die Linien in meiner Hand nach. Schlielich schien sie zu sich zurckgefunden zu haben und lchelte mich zaghaft an. Ich erwiderte ihr Lcheln, strahlend vor Erleichterung. ,,Also, wo waren wir, bevor mein Betragen so ungehrig wurde?" ,,Ganz ehrlich ich kann mich nicht erinnern." Ich lchelte reumtig. ,,Ich glaube, wir haben darber geredet, wovor du Angst hast, abgesehen von den offensichtlichen Dingen." ,,Stimmt." ,,Und?" Sie senkte den Blick wieder auf meine Hand und lie ihre Finger ziellos ber meine Haut wandern. Die Zeit verrann, whrend sie ber ihre Antwort nachzugrbeln schien. ,,Wie schnell ich ungeduldig werde." Ich seufzte. Sie schaute mir in die Augen, und was immer sie dort sah ermutigte sie mir zu antworten. ,,Ich habe Angst ... Na ja, aus naheliegenden Grnden kann ich nicht mit dir zusammenbleiben. Und ich habe Angst, dass ich genau das will, viel zu sehr." Sie sah mich nicht an, als sie das sagte, als koste es sie berwindung, diesen Gedanken auszusprechen. ,,Ja", sagte ich langsam. ,,Davor solltest du auch Angst haben. Dass du mit mir zusammen sein
willst. Das ist nmlich nicht vernnftig." Sie runzelte die Stirn. ,,Ich htte schon lngst weggehen sollen", versuchte ich zu erklren und seufze. ,,Und sptestens jetzt sollte ich es wirklich tun. Doch ich wei nicht, ob ich das kann." ,,Ich will nicht, dass du weggehst", murmelte sie traurig und senkte abermals den Blick. ,,Und genau deshalb sollte ich es tun. Aber keine Sorge. Im tiefsten Innern bin ich eine selbstschtige Kreatur. Ich begehre deine Nhe zu sehr, um zu tun, was ich tun sollte." ,,Gut." ,,Nein nicht gut!" Sanft entzog ich ihr meine Hand. In ihren Augen spiegelte sich ihre Verwirrung, doch sie sah mich nicht an. Der Kampf, der in meinem Innern tobte und die damit verbunden abrupten Stimmungswechsel mussten fr sie sehr schwer zu verstehen sein. Ich war nicht stark genug, um sie zu verlassen, aber ich wrde meine monstrse Seite auch nicht mehr herunterspielen. Ich wollte ihr keine Angst machen, aber ich musste ihr eine faire Chance geben, ihr eigenes Urteil zu fllen. Und ich musste ihr alles erzhlen, ihr alles erklren, so dass sie klar erkennen konnte, worauf sie sich da einlie. Keine Geheimnisse mehr. Vielleicht war sie stark genug, zu gehen... Vielleicht war sie stark genug, zu bleiben... ,,Es ist nicht nur deine Nhe, die ich begehre! Vergiss das nie! Vergiss nie, dass ich fr dich gefhrlicher bin als fr jeden anderen", brach es aus mir heraus. Ich konnte dem Blick ihrer fragenden Augen nicht Stand halten und sah in den Wald. ,,Ich bin nicht sicher, ob ich das verstanden habe. Vor allem das Letzte", sagte sie. Mir ging pltzlich auf, dass sie das wirklich nicht verstehen konnte. Fr mich war dieses Wissen so sehr Teil meiner selbst. Doch woher sollte sie wissen, welche besondere Anziehungskraft ihr ses Blut auf mich hatte. Welch verheerenden Sog es auf mich ausbte soviel machtvoller, als das Blut jedes anderen Menschen. Meine Gedankenlosigkeit brachte mich zum Lcheln. ,,Wie soll ich das blo erklren?", berlegte ich laut. ,,Und am besten, ohne dir schon wieder Angst einzujagen .... Hmmm." Ich konnte einfach nicht widerstehen und legte meine Hand wieder in ihre. Sie legte ihre andere Hand obenauf und hielt meine fest umschlossen. Wieder durchstrmte ein Kribbeln meinen ganzen Krper, brachte pures, unverflschtes Wohlbehagen. ,,Diese Wrme das ist so angenehm", sagte ich versonnen. Ich durfte mich jetzt nicht von diesen Gefhlen ablenken lassen. Dennoch dauerte es einen Moment, bis ich meinen Faden wiedergefunden hatte. ,,Jeder hat doch seinen Lieblingsgeschmack, richtig?", versuchte ich es zu erklren. ,,Der eine mag Schokoeis, der andere Erdbeer." Sie nickte.
,,Tut mir leid, dass ich ausgerechnet an Essen denke mir fllt gerade nichts Besseres ein." Mein zerknirschtes Grinsen brachte sie zum Lcheln. Ich versuchte es mit einem anderen Bild, einem anderen Gleichnis. ,,Die Sache ist, jeder Mensch hat einen anderen Geruch. Wenn du einen Alkoholiker in einem Raum voll mit abgestandenem Bier einschliet, wird er vermutlich nicht nein sagen. Doch er knnte widerstehen, wenn er wirklich wollte wenn er zum Beispiel auf Entzug ist. Wenn man aber ein Glas mit hundertjhrigem Brandy vor ihn hinstellt, mit dem edelsten Cognac, und wenn sich der Raum langsam mit dessen Aroma fllt wie wrde es ihm dann wohl ergehen?" Wir saen stumm da und schauten einander in die Augen; jeder schien die Gedanken des anderen lesen zu wollen. ,,Obwohl vielleicht hinkt der Vergleich ja", fuhr ich fort. ,,Vielleicht wre es zu einfach, dem Brandy zu widerstehen. Machen wir aus dem Alkoholiker lieber einen Drogenabhngigen." ,,Heit das, ich rieche wie deine Lieblingsdroge?", scherzte sie, in dem offensichtlichen Versuch, die Stimmung aufzuhellen. Ich lchelte ihr dankbar zu. ,,Du bist meine Lieblingsdroge." ,,Passiert das fter?" Ich lie meinen Blick ber die Wipfel der Bume schweifen, whrend ich ber meine Antwort nachdachte. ,,Ich habe mit meinen Brdern darber gesprochen", setzte ich an zu erklren. ,,Fr Jasper seid ihr eigentlich alle gleich. Er ist als Letzter in unsere Familie gekommen und muss sich noch grundstzlich zur Enthaltsamkeit zwingen. Es dauert eine Zeit, bis sich ein persnlicher Geschmack herausbildet, was den Geruch und das Aroma betrifft." Ich warf ihr einen zerknirschten Blick zu. ,,Tut mir leid", sagte ich. Das musste alles sehr beunruhigend fr sie sein. Dennoch klang ihre Stimme gefasst, als sie mir widersprach. ,,Es strt mich nicht. Tu mir einen Gefallen und mach dir nicht stndig Sorgen, mich zu krnken oder zu ngstigen oder sonst was. So denkst du nun mal, und ich verstehe das, oder ich kann's zumindest versuchen. Erklr es mir einfach, so gut es geht." Ich atmete tief durch und schaute wieder in den Himmel. ,,Jedenfalls, Jasper war sich nicht sicher, ob er schon mal jemandem begegnet war, der so..." ich zgerte, suchte nach dem richtigen Wort - ,,anziehend auf ihn gewirkt hat wie du auf mich. Also eher nicht. Emmett ist schon lnger abstinent, sozusagen, und er wusste, was ich meine. Ihm ist es zweimal passiert, sagt er einmal war es sehr heftig, das andere Mal nicht ganz so sehr." ,,Und dir?" ,,Noch nie." Ich hatte mir nie vorstellen knnen, dass es so etwas berhaupt geben knnte, staunte immer noch ber die Macht, die ihr ser Duft ber mich hatte. ,,Was hat Emmett gemacht?", brach sie das Schweigen.
Auf einmal war es, als wre die Luft geschwngert vom schweren, sen Duft berreifer pfel. Die Erinnerung an Emmetts jh aufflammenden Durst und daran, wie er ihn gestillt hatte berfluteten meine Sinne. Geqult verzog ich das Gesicht und ballte meine Hnde zu Fusten. Ich war nicht in der Lage, ihr zu antworten. Schwer lastete die Stille zwischen uns. ,,Na ja, ich kann es mir denken", sagte sie schlielich. Ich sah sie entschuldigend an, flehte um ihr Verstndnis. ,,Selbst die Strksten haben ihre schwachen Momente, nicht?", brachte ich mhsam hervor. Der beiende Ton ihrer Antwort traf mich vllig unvorbereitet. ,,Was soll das heien? Bittest du mich um Erlaubnis?" Augenblicklich schien ihr ihre scharfe Erwiderung leid zu tun. ,,Ich meine, heit das, es ist unvermeidlich?", setzte sie beschwichtigend hinzu. ,,Nein, natrlich nicht!", erwiderte ich hastig. ,,Natrlich ist es vermeidbar! Ich meine, ich knnte nie..." Ich konnte den Satz nicht beenden und sah ihr tief in die Augen. ,,Das mit uns ist anders. Bei Emmett... das waren Fremde, die er zufllig traf. Und es ist lange her er war noch nicht so... erfahren und so vorsichtig wie jetzt." Ich beobachtete sie genau, whrend sie ber meine Worte nachdachte. ,,Das heit, wenn wir uns, wei nicht... in einer dunklen Gasse getroffen htten..." ,,Es hat mich damals meine ganze Kraft gekostet, nicht vor der ganzen Klasse aufzuspringen und..." ...dich zu tten. Ich konnte die Worte nicht aussprechen. Beschmt wandte ich den Blick von ihr ab. ,,Als du an mir vorbeigingst, war ich drauf und dran, in Sekunden alles zu zerstren, was Carlisle fr uns aufgebaut hat. Wenn ich meinen Durst nicht bereits seit... allzu vielen Jahren unterdrckt htte, wre ich nicht in der Lage gewesen, mich zu bremsen." Mit perfekter Klarheit sah ich die Erinnerung an diese dunkle Stunde. Ich schaute sie grimmig an und wusste, dass uns beiden dieselben Bilder durch den Kopf gingen. ,,Du musst gedacht haben, ich bin wahnsinnig." ,,Ich hab's einfach nicht verstanden. Wie du mich so schnell hassen konntest." Ich gestand ihr, dass ich in Gedanken hundert verschiedene Mglichkeiten durchgespielt hatte, sie aus dem Raum zu locken. Und dass ich sie mir eine nach der anderen wieder aus dem Kopf geschlagen hatte. Ich hatte ihr bereits in dem Restaurant gestanden, dass ich geplant hatte sie zu tten, doch jedes Detail, dass ich jetzt enthllte, machte es realer fr sie. Ich sah, wie sie um Fassung rang, als meine Worte einsanken und sie sie zu begreifen versuchte. ,,Und du wrst mitgekommen." Das war keine Frage sondern eine Feststellung. Ich hrte die Anstrengung, die es sie kostete, ihre Stimme ruhig klingen zu lassen, als sie mir antwortete. ,,Auf jeden Fall wre ich mitgekommen." Ich senkte meinen Blick auf ihre Hnde, die noch immer meine Linke umschlossen.
Es war so schwierig, ihr das alles zu gestehen. An welchem Punkt wrde es zuviel fr sie? Wann wrde sie aufspringen und schreiend davon laufen? Doch wenn unsere Beziehung eine Chance haben sollte, musste ich ihr die ungeschminkte Wahrheit offenbaren. Egal, was es mich kostete. Keine Geheimnisse mehr. Also fuhr ich fort und berichtete ihr, wie kurz ich davor gewesen war, sie und die Sekretrin zu tten, als ich gerade vergeblich versuchte, meinen Stundenplan zu ndern. Ich sprte, wie sie nachtrglich vor Angst zitterte. Ich htte sie so gern getrstet, doch ich wusste nicht, ob ich spter weitersprechen konnte, wenn ich jetzt damit aufhrte. Ich versuchte ihr zu erklren, wie viel Kraft es mich gekostet hatte, mich zu den anderen ins Auto zu setzen und ihr nicht zu folgen. Dass ich stattdessen zu Carlisle ins Krankenhaus gefahren war, um mich zu verabschieden. Ich hatte mich nicht getraut, Esme unter die Augen zu treten sie htte mich nicht so ohne weiteres gehen lassen. Beschmt erzhlte ich ihr von meiner feigen Flucht nach Alaska, und dass mich das Heimweh schlielich wieder nach Hause gefhrt hatte. Ich hatte mich selbst davon berzeugt, dass irgendein kleines Mdchen bei diesen Worten lchelte ich sie entschuldigend an nicht die Macht haben konnte, mich ins Exil zu zwingen. Ich war dankbar dafr, dass sie meine Beichte nicht unterbrach. Vielleicht war sie aber auch einfach nicht in der Lage zu sprechen. Ich erzhlte ihr von den Vorsichtsmanahmen, die ich getroffen hatte, bevor ich sie wiedersah. Von den Schwierigkeiten zu erfahren, ob sie sich jemandem anvertraut hatte. Ich konnte ja ihre Gedanken nicht lesen und wusste nicht, ob sie immer meinte, was sie sagte. Ich runzelte die Stirn bei der Erinnerung an Jessicas Phantasien, und schob diesen Gedanken schnell zur Seite. Abschlieend erinnerte ich sie an den Tag, an dem sie fast vor meinen Augen zerquetscht worden wre. Sie hatte mir einfach nur zugehrt; ihr Blick ruhte ruhig und voller Verstndnis auf mir. Ich schloss meine Augen und lauschte ihrem Herzen, das ruhig und stetig schlug. Es war sehr schwer gewesen, das alles auszusprechen, und noch schwerer war es zu ertragen, dass sie jetzt alles wusste. Gleichzeitig fhlte ich mich ungeheuer befreit. Sie kannte nun die schreckliche Wahrheit und dennoch sa sie immer noch bereitwillig neben mir. Aber wie konnte es sein, dass sie all das so ruhig und gelassen aufnahm? Ich konnte sie einfach nicht begreifen. Das Schlimmste jedoch war, dass sie Mitleid mit mir zu empfinden schien. Anstatt schreiend davon zu laufen schien sie zu berlegen, wie sie mich trsten, mir meinen Schmerz erleichtern konnte. Das verdoppelte meine Qual, machte sie so unertrglich, dass... ,,Und im Krankenhaus?", unterbrach sie meine Gedanken mit schwacher Stimme. Ich schlug die Augen auf und zwang mich, weiter zu sprechen. ,,Ich war so angewidert von mir selbst! Ich konnte es nicht fassen, dass ich uns tatschlich in Gefahr gebracht, dass ich mich dir ausgeliefert hatte ausgerechnet dir! Als htte ich nicht schon genug Grnde gehabt, dich zu tten." Wir zuckten beide zusammen, als mir das Wort entwischte. ,,Doch es hatte den gegenteiligen Effekt", fuhr ich hastig fort.
,,Als Rosalie, Emmett und Jasper sagten, dass nun der Zeitpunkt gekommen war, stritt ich mich mit ihnen... so heftig wie nie zuvor. Carlisle war auf meiner Seite, und Alice." Ich verzog das Gesicht bei der Erinnerung an ihre Visionen. ,,Esme sagte, ich solle tun, was ich tun musste, um hierbleiben zu knnen." Ich schttelte meinen Kopf, als knne ich ihn so frei bekommen von den Erinnerungen. ,,Den ganzen Tag belauschte ich die Gedanken von allen Leuten, mit denen du sprachst, und war vollkommen verblfft, dass du dein Versprechen hieltst. Du warst mir ein Rtsel. Ich wusste nur, dass ich mich nicht weiter auf dich einlassen durfte, also bemhte ich mich, dir fernzubleiben. Doch der Duft deiner Haut, deines Atems, deiner Haare... er traf mich jeden Tag aufs Neue, so intensiv wie beim ersten Mal." Wir schauten uns an; zrtlich ruhte mein Blick auf ihr. ,,Dabei wre es letztendlich viel besser gewesen, wenn ich uns alle tatschlich bei der ersten Begegnung verraten htte, als wenn ich dir jetzt hier ohne Zeugen, ohne Hindernisse etwas antun wrde" ,,Warum?", fragte sie und schien ehrlich erstaunt. Hatte sie denn nicht verstanden, warum ich ihr das alles enthllte? ,,Isabella.", sagte ich feierlich, dann verwuschelte ich ihr mit meiner freien Hand liebevoll das Haar. Sie erstarrte unter meiner Berhrung. ,,Bella, wenn ich dir je wehtun wrde, knnte ich mir nie wieder in die Augen sehen. Du hast ja keine Ahnung, wie es mich qult." Beschmt schaute ich wieder nach unten. ,,Der Gedanke, dass du bewegungslos, blass, kalt daliegst... dass ich nie mehr sehe, wie du rot anlufst oder wie die Erkenntnis in deinen Augen aufblitzt, wenn du wieder mal intuitiv durchschaust, dass ich dir etwas vormache... ich knnte es nicht ertragen." Mein Leben wre sinnlos ohne sie. Es gelang mir nicht, den Schmerz, den diese Vorstellung in mir auslste, aus meinen Augen zu vertreiben, als ich sie anschaute. ,,Du bist jetzt das Wichtigste in meinem Leben. Das Wichtigste, was es je gab in meinem Leben." Ich wartete und beobachte sie genau. Sie schaute nicht von unseren ineinander verschlungenen Hnden auf. Was dachte sie? ,,Was ich fhle, weit du ja schon", sagte sie schlielich. ,,Ich bin hier ... mit dir ... was, grob gesagt, bedeutet, dass ich lieber sterben wrde, als mich von dir fernzuhalten." Sie runzelte die Stirn. ,,Was bin ich nur fr ein Idiot." ,,Das kannst du laut sagen", stimmte ich lachend zu. Unsere Blicke begegneten sich, und sie musste ebenfalls lachen. Gemeinsam lachten wir ber den Aberwitz und die schiere Unwahrscheinlichkeit dieses Augenblicks. ,,Und so verliebte sich der Lwe in das Lamm...", murmelte ich. Sie sah zur Seite und nahm mir damit die Mglichkeit, in ihren Augen zu lesen. ,,Was fr ein dummes Lamm", sagte sie und seufzte. ,,Was fr kranker, masochistischer Lwe", hielt ich ihr entgegen.
Natrlich hatte sie Recht. Sie war immer so ungeheuer mutig und tapfer, doch was sie hier tat, war alles andere als klug. Gedankenversunken sah ich in den Wald. ,,Warum ...?", setzte sie an, doch dann stockte sie. ,,Ja?" ,,Warum bist du vorhin weggerannt?" Mein Lcheln verschwand. ,,Das weit du doch." ,,Nein, ich meine, was genau habe ich falsch gemacht? Ich muss schlielich auf mich aufpassen, also sollte ich wissen, was ich besser sein lasse. Das zum Beispiel" sie streichelte ber meinen Handrcken - ,, scheint okay zu sein." Schon wieder versuchte sie die Schuld auf sich zu nehmen. Versuchte es mir leichter zu machen, wenn ich einen Fehler gemacht hatte. Ich lchelte sie an. ,,Du hast berhaupt nichts falsch gemacht, Bella. Es war meine Schuld." ,,Aber ... was kann ich denn tun, um es dir nicht noch schwerer zu machen?" ,,Hmmm...." Ich berlegte. ,,Du warst einfach so nahe die meisten Menschen schrecken instinktiv vor uns zurck. Unsere Fremdheit stt sie ab. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass du so nahe kommst. Dazu noch der Geruch deiner Kehle." Ich hielt inne, um zu sehen, wie sie darauf reagierte. Wieder berraschte sie mich. ,,Das ist doch schon mal was", sagte sie munter. Sie drckte ihr Kinn an die Brust. ,,Keine entblte Kehle in deiner Gegenwart." Gegen meinen Willen musste ich lachen. ,,Im Ernst, es war mehr berraschung, als alles andere." Ich hob meine freie Hand und legte sie sanft an die Seite ihres Halses. Sie sa ganz still da. Ich fhlte, wie ein Schauer sie durchrieselte, aber ich war mir ganz sicher, dass nicht Angst die Ursache dafr war. ,,Siehst du", sagte ich. ,,Kein Problem." Ihr Blut rauschte jetzt durch ihre Adern und ich fhlte ihren frenetischen Pulsschlag unter meiner Hand. Der Durst brannte in meiner Kehle und es htte meinen Schmerz erleichtert, wenn ich meine Hand von ihrem Hals genommen htte, doch nichts in der Welt htte mich dazu bringen knnen. ,,Es sieht so hbsch aus, wenn deine Wangen rot werden", sagte ich leise. Sanft entzog ich ihr meine andere Hand und strich ihr damit leicht ber ihre Wange, die die Farbe von Rosenblttern im Morgentau angenommen hatte. Vorsichtig nahm ich ihr Gesicht in beide Hnde hielt sie ganz sanft. Ihre sanft geschwungenen Lippen zogen mich magisch an. Wenn ich ihr so nah sein konnte, ohne mich von meinem Verlangen berwltigen zu lassen, konnte ich dann nicht auch...? ,,Nicht bewegen", flsterte ich. Ich ertrank in den Tiefen ihrer sanft schimmernden Augen, als ich mich ihr langsam nherte. In den
hundert Jahren meiner Existenz hatte ich noch nie das Verlangen versprt, ein Mdchen zu kssen. Jetzt wollte ich es mehr als alles auf der Welt. Im letzten Moment siegte mein Verstand ber das Begehren. Ich wollte diesen Augenblick nicht zerstren, indem ich sie wieder erschreckte. Abrupt wendete ich meinen Kopf und legte meine Wange sanft an die Senke unterhalb ihrer Kehle. Ganz langsam glitten meine Finger von ihren Wangen hinunter zu ihrem Nacken. Ich fhlte wie sie zitterte ein Echo meiner eigenen Begierde und schnappte nach Luft. Doch ich hielt in der Bewegung nicht inne, bevor meine Hnde auf ihren Schultern lagen. Bedchtig strich ich mit meiner Nase an ihrem Hals entlang, ber ihr Schlsselbein und dann, ganz behutsam, drckte ich meinen Kopf seitlich an ihre Brust. Und lauschte ihrem Herzschlag. ,,Ah", seufzte ich. Bisher hatte ich immer das Gefhl gehabt, auf Bella zuzulaufen oder von ihr wegzurennen, aber niemals zu verweilen. Ich hatte mich nach einem Platz gesehnt, an dem wir Frieden finden knnten. Jetzt sprte ich, dass dies genau der Moment war wir waren angekommen... Langsam beruhigte sich ihr Puls, whrend wir unbewegt in der Sonne saen und die Nhe des anderen genossen. Es schien, als wren Stunden vergangen, als ich mich vorsichtig von ihr lste und in ihre Augen schaute. ,,Von jetzt an wird es einfacher sein", sagte ich befriedigt. ,,War es denn sehr schwer?" ,,Es war nicht annhernd so schlimm, wie ich befrchtet hatte. Und fr dich?" ,,N, fr mich war's ... nicht schlimm." Ich musste lcheln. ,,Du weit schon, was ich meine." Sie erwiderte mein Lcheln. ,,Schau mal." Ich griff nach ihrer Hand und drckte sie an meine Wange. ,,Warm, oder?" Ihre Augen wurden leicht unfokussiert und ihr Herzschlag beschleunigte sich. ,,Beweg dich nicht", flsterte sie. Ich schloss meine Augen und gefror an meinem Platz; Bewegungslosigkeit war meine Natur. Ganz langsam noch langsamer als ich zuvor lie sie ihre Hand ber mein Gesicht wandern. Sie streichelte meine Wange, strich zart ber meine Augenlieder und die Schatten unterhalb meiner Augen. Dann folgte sie der Linie meiner Nase und berhrte, ganz vorsichtig, meine Lippen. Ihre Berhrung war so zart wie ein Schmetterlingsflgel und gleichzeitig so intensiv, als dringe ihre Hand durch meine Haut bis hinunter auf meine Knochen. Ich kmpfte mit meiner Selbstbeherrschung, doch das Verlangen, das in mir wtete hatte nichts mit meinem Durst zu tun. Noch nie war es mir so schwer gefallen, reglos zu verharren. Dann zog sie ihre Hand zurck und lehnte sich von mir weg. Ich ffnete meine Augen und schaute sie voller Staunen an. Sie erwiderte meinen Blick mit der gleichen Intensitt und ihr Blut begann erneut wild zu pulsieren. ,,Ich wnschte", flsterte ich, ,,ich wnschte, du wrdest das auch spren ... dieses Durcheinander ... diese Verwirrung. Damit du weit, was in mir vorgeht." Ich hob eine Hand und strich vorsichtig ihr Haar ein wenig nach hinten; dann streichelte ich mit den
Fingerspitzen sanft ihr Gesicht. ,,Kannst du es beschreiben?", hauchte sie ,,Ich wei nicht, ob das geht. Einerseits, wie gesagt ist da diese Begierde der Durst dieses grauenhaften Wesens, das ich bin. Ein bisschen verstehst du das, glaube ich, wenn auch nur bis zu einem gewissen Grad. Schlielich" ich musste unwillkrlich lcheln ,,konsumierst du keine illegalen Substanzen. Aber dann ...." Meine Fingerspitze berhrte leicht die samtene Haut ihrer Lippen und ich sprte, wie ein wohliger Schauer ber ihre Haut lief. ,,Dann sind da noch andere Begierden, die ich noch nicht einmal selbst verstehe die mir fremd sind." ,,Diese Art von Begierde verstehe ich vielleicht besser, als du denkst." ,,Ich bin es nicht gewohnt, mich so menschlich zu fhlen. Ist das immer so?" ,,Fr mich, meinst du?" Sie hielt inne. ,,Nein, nie. Das ist das erste Mal." Ich hielt ihre Hnde in meinen. Wie zart und zerbrechlich sie waren. Ich wusste, irgendwann wrde sie mehr wollen. Menschliche Nhe und Zrtlichkeit... es war nur natrlich, dass sie diese Begierden irgendwann wrde auskosten wollen. Und ich konnte ihr nichts davon geben, ohne sie dabei zu tten. Was sollte ich nur tun? ,,Ich wei nicht, wie ich dir nahe kommen kann", gestand ich tonlos. ,,Ob ich dir nahe kommen kann." Sie schaute mir tief in die Augen und beugte sich ganz langsam zu mir hin; dann legte sie ihre Wange an meine Brust. ,,Das ist nahe genug", flsterte sie und schloss die Augen. Ja, fr jetzt... Ich legte den Arm um ihre Schultern und vergrub traurig mein Gesicht in ihren Haaren. ,,Du machst das besser, als du denkst", bemerkte sie. ,,Ich hab durchaus menschliche Instinkte. Sie sind vielleicht tiefer vergraben, aber sie sind da." Wieder verharrten wir fr die Dauer eines unmessbaren Augenblicks. Ob sie sich wohl genau so wenig rhren mochte, wie ich? Doch ich sah, dass das Licht schwcher wurde und die Schatten des Waldes sich nach uns ausstrecken. Sie seufzte. ,,Du musst nach Hause", stellte ich fest. ,,Ich dachte, du kannst meine Gedanken nicht lesen." ,,Sie werden langsam etwas klarer", sagte ich schmunzelnd. Ich dachte an den Rckweg und pltzlich kam mir eine Idee. Voller Begeisterung fasste ich sie an den Schultern und drehte sie so, dass ich ihr Gesicht sehen konnte. ,,Kann ich dir was zeigen?"
,,Was denn?" ,,Wie ich durch den Wald laufe?" Sie verzog das Gesicht. Wahrscheinlich dachte sie an meine Demonstration von vorhin. Aber natrlich wrde ich mit ihr nicht so schnell laufen. ,,Keine Sorge, dir passiert nichts, und auerdem sind wir viel schneller beim Transporter." Sehr viel schneller... Ich dachte an die stundenlange Wanderung vom Vormittag. Meine Mundwinkel zuckten. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. ,,Verwandelst du dich in eine Feldermaus oder so?", fragte sie argwhnisch. Ihr misstrauisches Gesicht war einfach zauberhaft. Ich lachte laut auf. ,,Das ist ja wirklich mal was Neues!" ,,Ja, stimmt, wahrscheinlich hrst du das fter." ,,Na los, Angsthase rauf auf meinen Rcken mit dir!" Sie schaute mich an, als hielte sie das immer noch fr einen Scherz. Ich lchelte ber ihr Zgern, dann ergriff ich sie einfach und schwang sie auf meinen Rcken. Ihr Herz raste. Fest schlang sie die Arme und Beine um mich. Ich sprte ihre Wrme an meinem Rcken und ihren sen Atem an meiner Wange. ,,Ich bin ein bisschen schwerer als ein Rucksack", warnte sie. ,,Hah!", stie ich verchtlich hervor. Sie war so leicht wie eine Feder. Ich ergriff ihre Hand, presste sie an mein Gesicht und atmete tief ein. ,,Sag ich doch" murmelte ich in mich hinein ,,immer einfacher." Es war erstaunlich, wie wenig Macht mein Durst in diesem Moment ber mich hatte. Das Verlangen nach ihr war so viel strker. Dann lief ich gemchlich los. Der Griff ihrer Arme und Beine verstrkte sich noch. Ich wre gern schneller gelaufen, wirklich gerannt - wollte dem Jubeln in mir Ausdruck verleihen doch ich wusste, dass die hohe Geschwindigkeiten sie ngstigten wrde. Whrend wir durch das dichte Unterholz liefen, dachte ich ber den heutigen Tag nach. Ich hatte Bella nicht gettet und ich wrde es schaffen, Alices andere Vision auch nicht eintreten zu lassen. Mit Bella an meiner Seite war alles mglich. Ich wrde einen Weg finden, das Unvereinbare zu vereinbaren. Es gab immer eine Wahl. Es musste eine geben. Nach nur wenigen Minuten erreichten wir ihren Transporter. ,,Aufregend, oder?", fragte ich voller Begeisterung. Ich hielt ganz still, damit sie von meinem Rcken rutschen konnte. Doch sie bewegte sich nicht. Stimmte etwas nicht mit ihr? ,,Bella?", fragte ich besorgt. ,,Ich glaub, ich muss mich hinlegen", japste sie.
,,Oh, tut mir leid." War dieser langsame Lauf wirklich zuviel fr sie gewesen? Ich wartete, doch sie bewegte sich immer noch nicht. ,,Ich glaub, ich schaff's nicht allein", kam es klglich von meinem Rcken. Ich lachte amsiert in mich hinein. Weder die Wahrheit ber mich, noch mein Aussehen in der Sonne hatten sie aus der Bahn geworfen, aber dieser kleine Lauf warf sie um. Sie reagierte wirklich niemals so, wie sie sollte. Sanft lste ich ihren Griff um meinen Hals und zog sie nach vorn. Einen Moment hielt ich sie wie ein Baby in meinen Armen, dann legte ich sie vorsichtig auf die weichen Farne. ,,Wie geht's dir?" ,,Ich glaub, mir ist schwindlig." Besorgt mustere ich sie. Sie sah wirklich sehr blass aus und war ein wenig grnlich um die Nase. ,,Steck den Kopf zwischen die Knie", riet ich ihr. Zu meine berraschung hrte sie auf meinen Rat und atmete langsam ein und aus. Ich setzte mich neben sie und beobachte sie aufmerksam, whrend das Grn langsam aus ihrem Gesicht verschwand. ,,Das war wohl doch keine so gute Idee", stellte ich fest. ,,Wieso, war doch interessant." Das sollte wohl munter klingen, aber das Resultat war eher klglich. ,,Erzhl mir nichts. Du bist so blass wie ein Gespenst. So blass wie ich!" ,,Ich htte mal lieber meine Augen zumachen sollen." ,,Beim nchsten Mal." ,,Beim nchsten Mal?!" Ich lachte ber das Entsetzen in ihrer Stimme. ,,Angeber", brummelte sie. Ich beugte mich vor, bis unsere Gesichter nur Zentimeter voneinander entfernt waren. ,,Mach die Augen auf, Bella", sagte ich leise. Sie schlug die Augen auf. Als sie bemerkte, wie nah ich ihr war, zuckte sie nicht zurck. Sie sah mich nur voller Staunen an. ,,Beim Laufen kam mir der Gedanke ..." Ich stockte, wusste nicht, wie ich es sagen sollte, wie sie darauf reagieren wrde. ,,Dass du aufpassen solltest, nicht gegen einen Baum zu rennen?", fragte sie ernst. ,,Das beruhigt mich." Wie immer kam sie mit etwas vllig unerwarteten um die Ecke. ,,Bella, du Dummerchen", sagte ich glucksend. ,,Laufen ist meine zweite Natur, darber muss ich nicht nachdenken." ,,Angeber", murmelte sie noch einmal. Ich lchelte.
,,Nein", fuhr ich fort, ich wollte mich jetzt nicht von ihren seltsamen Gedanken ablenken lassen. ,,Mir kam der Gedanke, dass ich gerne etwas probieren wrde." Das Verlangen sie zu Kssen war bermchtig. Langsam beugte ich mich weiter nach vorn. Ich wusste, wie gefhrlich mein Vorhaben war. Ich prfte meine Strke, mich nicht von meinen Instinkten berwltigen zu lassen. Sie war so zerbrechlich. Ich berechnete jede Bewegung genau, bevor ich sie machte. Kontrollierte meine Kraft. Sanft und zrtlich nahm ich ihr Gesicht in meine Hnde. Ich sah, wie die Erkenntnis in ihren Augen aufblitzte dann stockte ihr der Atem. Ich zgerte. Es musste furchterregend fr sie sein, so nah bei meinen Zhnen und dem Gift in meinem Mund zu sein. Doch sie schreckte nicht vor mir zurck. Voller Vertrauen sah sie mich an. Dann berhrten sich unsere Lippen. Ihre Lippen waren genau so warm und weich wie sie aussahen. Und wie sie erst schmeckten... Auf die Gefhle, die mich durchstrmten, war ich nicht vorbereitet gewesen. Das Chaos und der Aufruhr in mir waren nicht sehr hilfreich bei meinem Bemhen, mich auf etwas anderes als ihr Blut zu konzentrieren. Und dann... Sie wusste doch, dass ich ein Vampir bin, Herrgottnochmal! Ich hatte erwartet, dass sie genau so vorsichtig sein wrde wie ich, dass sie sich mir vielleicht sogar entwinden wrde. Aber zumindest, dass sie an ihrem Platz erstarren wrde sich der Gefahr vollauf bewusst. Doch pltzlich keuchte sie und griff mit beiden Hnden in meine Haare, versuchte mich noch nher an sich heranzuziehen. Ihr Herz flatterte. Ich roch das Blut, das in ihre Wangen strmte, sprte die berwltigende Hitze auf meiner Haut. Ihr Atem fcherte ber mein Gesicht, hllte mich in den berauschendsten Duft, den es auf dieser Welt geben konnte. Ihre Lippen bewegten sich in ungeahnter Weise auf meinen ermutigten sie, sich zu ffnen... Meine Instinkte schrien danach zuzubeien... meine Zhne in ihre Kehle zu schlagen. Ich erstarrte. So sanft es mir in meiner Panik mglich war, lste ich meine Lippen von ihren und schob ihr Gesicht einige Zentimeter von mir weg, ohne meine Hnde von ihrem Gesicht zu lsen. ,,Uups", sagte sie tonlos. ,,Ich wrde sagen, das ist noch untertrieben." Was hatte sie sich nur gedacht? Meine Kiefer waren gewaltsam zusammengepresst. ,,Soll ich ...?" Sie versuchte sich von mir zu lsen, um mir etwas mehr Platz zu lassen. Doch ich sprte, dass der Moment der Gefahr vorbei war. Ich konnte mich jetzt nicht von ihr trennen mich jetzt von ihr lsen zu mssen, htte mir krperliche Schmerzen bereitet. In mir tobten immer noch die Gefhle, die unser Kuss in mir ausgelst hatte. ,,Nein, es ist ertrglich. Gib mir nur einen Moment." Sie sah mir unverwandt in die Augen, whrend sich der Aufruhr in mir langsam legte. ,,So", sagte ich, und lchelte ihr zu, als ich sprte, dass ich die Kontrolle ber mich zurckerlangt hatte.
,,Ertrglich?", fragte sie. Ich lachte laut und befreit auf. ,,Ich bin strker, als ich dachte. Gut zu wissen." ,,Ich wnschte, das knnte ich von mir auch behaupten. Tut mir leid." ,,Na ja, du bist schlielich wirklich nur ein Mensch." ,,Schnen Dank auch", sagte sie bissig. Ich schwang mich auf die Beine und hielt ihr meine ausgestreckte Hand hin. Sie ergriff sie, und als ich sie hochzog, merkte ich, wie ntig sie sie hatte. Ihr Gleichgewicht war noch nicht wieder hergestellt. ,,Ist dir immer noch von unserem Lauf schwindlig, oder liegt es an meinem Talent beim Kssen?" Ich lachte wieder. Ich fhlte mich unbeschwert und frei; so unbeschwert und frei wie noch nie zuvor in meinem Leben. ,,Wei nicht genau, ich bin noch ganz benommen", erwiderte sie. ,,Ein bisschen von beidem, wrde ich sagen." ,,Vielleicht solltest du jetzt mich fahren lassen." Ich war mich sicher darber, wie sie auf meine Frsorge reagieren wrde. ,,Hast du sie noch alle?", protestierte sie auch prompt. ,,Ich kann jederzeit besser fahren als du an deinen besten Tagen", zog ich sie auf. ,,Deine Reflexe knnen mit meinen nicht mithalten." ,,Das stimmt wahrscheinlich, aber ich glaube nicht, dass meine Nerven oder mein Transporter das aushalten wrden." Ich konnte einfach nicht aufhren sie zu necken. ,,Wie wr's mit ein bisschen Vertrauen, Bella?" Hatte mir jemals jemand mehr Vertrauen geschenkt als dieses Mdchen? Sie steckte eine Hand in die Hosentasche, in der sich der Schlssel befand. Dann schrzte sie die Lippen und schttelte grinsend den Kopf. ,,Nein. Kommt nicht in Frage." Unglubig starrte ich sie an. Sie wollte sich an mir vorbeischieben und zur Fahrertr gehen. Doch auch wenn sie nicht leicht geschwankt htte, htte ich nie zugelassen, dass sie sich so verwirrt ans Steuer setzte. Ich legte einen Arm um ihre Hfte und drckte sie an mich. ,,Bella, ich hab bereits zu viele Anstrengungen unternommen, dich zu schtzen, um jetzt zuzulassen, dass du dich ans Steuer setzt, obwohl du nicht mal gerade laufen kannst." Wieder konnte ich dem Drang, sie zu necken, nicht widerstehen. ,,Auerdem: Echte Freunde lassen einen nicht betrunken fahren", zitierte ich aus der Verkehrserziehung und kicherte. ,,Betrunken?", fragte sie entrstet.
,,Meine bloe Gegenwart berauscht dich", sagte ich grinsend, selbst vollkommen berauscht von dieser Tatsache und den Gefhlen, die das in mir auslste. ,,Wo du Recht hast ...", seufzte sie. Sie zog den Schlssel aus der Tasche, hielt ihn hoch und lie ihn fallen. Blitzartig fing ich ihn auf. ,,Lass es ruhig angehen, ja? Mein Transporter ist nicht mehr der Jngste." ,,Sehr vernnftig." Ich war wirklich erleichtert darber, dass sie so ein robustes und sicheres Fahrzeug fuhr. Auch wenn ich es wie eine Strafe empfand, mit diesem Auto fahren zu mssen. ,,Und du? Lsst dich denn meine Gegenwart ganz kalt?", fragte sie pltzlich kleinlaut. Ich lchelte sie liebevoll an. Hatte ich mich wirklich so gut im Griff, dass sie das Chaos nicht bemerkte, das in mir tobte? Statt einer Antwort beugte ich mich vor und strich mit den Lippen entlang ihres Unterkiefers - vom Ohr zum Kinn und wieder zurck. Wilde Erregung durchzuckte meinen Krper. Sie zitterte. ,,Trotzdem", murmelte ich. ,,Meine Reflexe sind besser." 15. Reine Willenssache Ich lie es auf der Rckfahrt langsam angehen. Dadurch, dass wir zurckgelaufen waren, waren wir sehr viel frher dran, als ich geschtzt hatte. Und je eher ich sie nach Hause brachte, desto eher wrde unser gemeinsamer Tag enden. Dieser Tag sollte niemals enden. Ich hatte einen Oldie-Sender im Radio eingestellt und sang gedankenverloren mit. Immer wieder wanderte mein Blick zu ihr. Auf ihr Gesicht, das mir immer noch wie ein Wunder erschien, auf unsere ineinander verschrnkten Hnde und auf ihre Haare, die am offenen Fenster im Fahrtwind wehten. ,,Magst du Musik aus den Fnfzigern?", fragte sie unvermittelt. ,,Es gab gute Musik damals, im Gegensatz zu den Sechzigern und Siebzigern furchtbar!" Bei dem Gedanken an die entsetzliche Musik in dieser Zeit schttelte es mich. ,,Die Achtziger waren halbwegs ertrglich." ,,Verrtst du mir eigentlich irgendwann, wie alt du bist?" ,,Spielt es eine Rolle?", fragte ich betont leichthin zurck. Ich dachte an das Versprechen, das ich mir auf der Lichtung gegeben hatte. Keine Geheimnisse mehr. ,,Eigentlich nicht, aber ich bin eben neugierig ..." Sie verzog das Gesicht. ,,Nichts ist so interessant wie ein ungelstes Geheimnis." Nicht zum ersten Mal lsten ihre Worte in mir das Gefhl aus, als knne sie meine Gedanken lesen.
Verwirrend. ,,Wenn ich blo wsste, wie du das aufnimmst", sagte ich nachdenklich und schaute in die untergehende Sonne. Auf Grund meines Aussehens sahen die Menschen in mir automatisch einen Teenager. In gewisser Weise war ich das auch. Whrend der Transformation war mein Wesen erstarrt, so wie es war. Doch zu meiner Zeit war man mit siebzehn eher ein Mann, als ein Teenager. Und ich hatte seitdem fast ein Jahrhundert Lebenserfahrung gesammelt. Wrde Bella einen alten Mann in mir sehen, wenn sie die Wahrheit wusste? Wrde sich dadurch ihre Einstellung zu mir verndern? ,,Probier's doch aus", sagte sie nach einer Weile, als ich immer noch nicht geantwortet hatte. Ich seufzte und schaute sie an. Was war dieses Geheimnis denn schon gegen all das, was ich ihr heute bereits offenbart hatte? ,,Ich wurde 1901 in Chicago geboren." Ich hielt inne und musterte aus den Augenwinkeln wie sie darauf reagierte. Sie tat geflissentlich unbeeindruckt. Lchelnd fuhr ich fort. ,,Carlisle fand mich in einem Krankenhaus, im Sommer 1918. Ich war siebzehn, hatte die spanische Grippe und lag im Sterben." Ich hrte, wie ihr der Atem stockte und sah ihr in die Augen. Schon wieder sorgte sie sich um mich. Schnell versuchte ich, sie zu beruhigen. ,,Ich erinnere mich kaum es ist schon so lange her, und menschliche Erinnerungen verblassen." Doch die Erinnerung an die Transformation wrde niemals verblassen. ,,Ich erinnere mich allerdings, wie es war, als Carlisle mich rettete. Das ist nichts, was man so schnell wieder vergisst." ,,Und deine Eltern?" ,,Die waren schon an der Grippe gestorben. Ich war allein, deshalb whlte er mich aus. Er wusste, dass mich im Chaos der Epidemie niemand vermissen wrde." ,,Wie hat er dich denn ... gerettet?" Ich lie mir Zeit mit meiner Antwort und wog die Worte sehr genau ab. ,,Es war schwierig. Nur wenige von uns haben die Selbstbeherrschung, die dafr notwendig ist. Aber Carlisle war immer der Menschlichste, der Groherzigste von uns allen. Ich glaube nicht, dass es jemanden wie ihn noch einmal gibt ... oder gab." Ich hielt kurz inne und berdachte meine nchsten Worte. ,,Fr mich war es einfach sehr, sehr schmerzhaft." Bei der Erinnerung daran presste ich die Lippen zusammen. Ich sah die ungebrochene Neugier in ihren Augen, whrend sie ber meine Worte nachdachte. Trotzdem war das genug Wahrheit zu diesem Thema. Was knnte ihr dieses Wissen schon nutzen? Es war nicht ntig, sie mit den Einzelheiten zu erschrecken. ,,Er tat es aus Einsamkeit", unterbrach ich ihre Grbelei. ,,Das ist meistens der Antrieb. Ich war der Erste in Carlisles Familie, doch kurze Zeit spter fand er Esme. Sie war von einer
Klippe gefallen und direkt ins Leichenschauhaus gebracht worden, doch ihr Herz schlug noch." Gefallen war nicht ganz der richtige Ausdruck. Doch mein Entschluss, ihr von nun an alle Fragen wahrheitsgem zu beantworten, bezog sich nur auf mich, auf meine Geheimnisse. Dank meiner Gabe wusste ich so viel mehr, als das, was man mir erzhlte. Und ich wrde meine Familie niemals so hintergehen und ihre Geheimnisse preisgeben. ,,Heit das, man muss im Sterben liegen, um ... verwandelt werden zu knnen?" Genau wie ich, schien sie das Wort Vampir zu vermeiden. ,,Nein, das macht nur Carlisle so. Er wrde das nie jemandem antun, der eine andere Wahl htte." Ich hatte groen Respekt vor Carlisle und seiner Einstellung zum Wert des Lebens. Das war einer der Grnde, warum ich ihm auf seinem Weg folgte. ,,Es ist aber auch einfacher, sagt er, wenn das Blut schwach ist", sagte ich abschlieend. Ich schaute auf die inzwischen dunkle Strae und wollte die Angelegenheit damit auf sich beruhen lassen. Doch sie schien noch nicht bereit, das Thema fallen zu lassen. ,,Und Emmet und Rosalie?", hakte sie nach. ,,Rosalie kam als Nchstes in die Familie. Mir wurde erst viel spter klar, dass Carlisle gehofft hatte, sie knne fr mich zu dem werden, was Esme fr ihn war er hielt sich mit seinen Gedanken sehr zurck, wenn ich in der Nhe war. Aber sie war nie mehr als eine Schwester fr mich. Und nur zwei Jahre spter wir lebten damals in den Appalachen fand sie Emmet. Sie war auf der Jagd und stie auf einen Bren, der gerade dabei war, ihn zu tten. Aber weil sie nicht wusste, ob sie selber fhig sein wrde, es zu tun, trug sie ihn zu Carlisle, mehr als hundert Meilen weit. Ich bekomme erst jetzt eine vage Vorstellung davon, wie schwierig es fr sie gewesen sein muss." Ich schaute ihr bedeutungsvoll in die Augen, hob unsere verschrnkten Hnde an und strich mit meinem Handrcken ber ihre Wange. ,,Aber sie schaffte es", sagte sie nachdenklich und wandte den Blick von mir ab. ,,Ja", murmelte ich. ,,Sie sah etwas in seinem Gesicht, das ihr die Kraft dazu gab. Und seitdem sind sie zusammen. Manchmal leben sie zu zweit als Ehepaar. Aber je jnger wir vorgeben zu sein, desto lnger knnen wir an einem Ort bleiben. Forks schien perfekt zu sein, also meldeten wir uns an der Highschool an." Ich lachte. ,,Ich nehme an, in ein paar Jahren mssen wir wieder einmal zu ihrer Hochzeit gehen." ,,Alice und Jasper?" ,,Alice und Jasper sind zwei ganz besondere Wesen sie entwickelten ihr Gewissen, wie wir es nennen, unabhngig von jemand anderem. Jasper kam aus einer anderen ... Familie einer sehr andersartigen Familie. Er wurde depressiv und sonderte sich ab. Alice fand ihn. Wie ich hat sie bestimmte Fhigkeiten, die ber das hinausgehen, was fr uns normal ist." ,,Wirklich?", unterbrach sie mich. ,,Aber du hast doch gesagt, du bist der Einzige, der
Gedanken hren kann." ,,Das stimmt ja auch sie kann andere Sachen. Sie sieht Dinge Dinge, die passieren knnten, die bevorstehen. Aber es ist sehr subjektiv. Die Zukunft ist nicht in Stein gemeielt. Dinge ndern sich." Ich hatte die Zukunft verndert. Mein Unterkiefer verkrampfte sich, als sich das Bild von Bellas totem, zerstrtem Krper vor mein inneres Auge schob. Ich warf ihr einen schnellen Blick zu. Ich musste mich einfach davon berzeugen, dass sie wohlbehalten neben mir sa. ,,Und was sind das fr Dinge, die sie sieht?" Ich atmete tief durch und kehrte zu unserer Familiengeschichte zurck. ,,Zum Beispiel sah sie Jasper und wusste, dass er nach ihr suchte, bevor er es selbst wusste. Dann sah sie Carlisle und unsere Familie, und so machten sie sich gemeinsam auf die Suche nach uns. Auerdem reagiert sie auergewhnlich sensibel auf nichtmenschliche Wesen und wei immer, wenn Artgenossen von uns in der Nhe sind. Und ob sie eine Bedrohung darstellen." ,,Habt ihr denn viele ... Artgenossen?", fragte sie berrascht. ,,Nein, nicht viele. Und die wenigsten lassen sich an einem Ort nieder. Nur diejenigen, die wie wir die Jagd auf euch" ich warf einen verschmitzten Blick in ihre Richtung ,,aufgegeben haben, knnen sich berhaupt unter Menschen mischen. Wir haben bislang nur eine Familie gefunden, die genauso lebt, in einem kleinen Dorf in Alaska. Fr eine Weile schlossen wir uns ihnen an, aber wir waren so viele, dass es auffllig wurde. Wer sich fr unseren ... Lebensstil entscheidet, neigt dazu, sich mit anderen zusammenzutun." ,,Und die anderen?" ,,Die meisten sind Nomaden. Wir haben alle irgendwann mal so gelebt. Es verliert seinen Reiz, wie so vieles andere auch. Hin und wieder begegnen wir anderen von uns, weil die meisten im Norden leben." ,,Warum?" Inzwischen hatten wir Charlies Haus erreicht, und ich parkte ihren Transporter an der blichen Stelle. Das Haus war still und dunkel Charlie war noch nicht zu Hause. Amsiert beantwortete ich ihre Frage. ,,Wo hast du denn deine Augen gehabt heute Nachmittag?", zog ich sie auf. ,,Glaubst du, ich knnte im Sonnenschein die Strae entlang spazieren, ohne Massenkarambolagen auszulsen? Wir haben die Halbinsel Olympic nicht ohne Grund ausgewhlt sie ist eine der am wenigsten sonnigen Gegenden der ganzen Welt. Es ist schn, die Mglichkeit zu haben, tagsber das Haus zu verlassen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr einem nach gut achtzig Jahren die Nacht zum Hals heraushngt." ,,Kommen daher die Legenden?" ,,Nehme ich an." ,,Und ist Alice auch aus einer anderen Familie, so wie Jasper?"
,,Nein, und das ist wirklich eigenartig. Alice erinnert sich berhaupt nicht an ihr Menschenleben. Und sie hat keine Ahnung, wer sie geschaffen hat als sie erwachte, war sie allein. Wer auch immer es war, er verschwand, und keiner von uns versteht, warum er das gemacht hat. Htte sie nicht schon damals diese besondere Gabe gehabt und Jasper und Carlisle gesehen, dann wre vermutlich eine durch und durch wilde Kreatur aus ihr geworden." Das laute Knurren ihres Magens unterbrach die Stille, die meinen Worten folgte. Es war spt geworden, und seit dem Frhstck hatte sie nichts mehr gegessen. Sie musste sehr hungrig sein. ,,Tut mir leid, ich halte dich vom Abendessen ab." ,,Ist schon okay, wirklich." ,,Ich hab noch nie so viel Zeit mit jemandem verbracht, der geregelte Mahlzeiten braucht. Ich vergesse das immer." Ich wollte sie jetzt nicht verlassen, doch ich wollte sie auch nicht vom Abendessen abhalten. Ich dachte ber einen Weg nach, wie ich trotzdem meine Zeit mit ihr verlngern konnte. ,,Ich mchte bei dir bleiben", sagte sie und ihre Stimme klang so sehnsuchtsvoll wie ein Widerhall meiner eigenen Gedanken. ,,Warum bittest du mich nicht hinein?", schlug ich erleichtert vor. ,,Mchtest du denn?", fragte sie. Es klang unglubig. Es gab nichts, das ich mehr wollte, als bei ihr zu sein. Das war alles, was ich wollte und was ich brauchte. ,,Ja, wenn ich darf." Bevor sie ihre Meinung ndern konnte, war ich ausgestiegen und hielt ihr im selben Moment die Beifahrertr auf. ,,Sehr menschlich", lobte sie. ,,So langsam kehrt die Erinnerung zurck." Wir gingen nebeneinander durch die Dunkelheit zum Haus. Immer wieder schaute sie zu mir rber, als wolle sie sich vergewissern, dass ich noch da war. Ich erreichte die Tr vor ihr und ffnete sie fr sie. Keine Geheimnisse mehr. Verdutzt hielt sie inne. ,,War nicht abgeschlossen?" ,,Doch, ich hab den Schlssel benutzt, der unter dem Dachvorsprung lag." Sie trat ein und schaltete das Verandalicht an. Dann drehte sie sich um und schaute mich mit misstrauisch hochgezogenen Augenbrauen an. ,,Ich war eben neugierig auf dich", gestand ich und machte mich auf einen Wutausbruch gefasst.
,,Du hast hinter mir hergeschnffelt?" Doch ihre Stimme hrte sich nicht wtend an, als sie das sagte. Eigentlich klang sie eher... geschmeichelt. Ich lie mir meine Erleichterung nicht anmerken. ,,Irgendwas muss man ja machen die ganze Nacht", sagte ich leichthin. Sie lie meine Bemerkung unkommentiert und ging durch den Flur in Richtung Kche. Ich huschte an ihr vorbei und setzte mich auf einen der Kchensthle, um auf sie zu warten. Als sie den Raum betrat fiel ihr Blick auf mich. Schweigend betrachtete sie mich eine ganze Weile, bevor sie sich abwandte und irgendetwas zu Essen aus dem Khlschrank nahm. Dem Aussehen nach vermutlich Lasagne. Sie schnitt ein Stck ab, legte es auf einen Teller und schob ihn in die Mikrowelle. In der Kche breitete sich der unappetitliche Geruch nach menschlichem Essen aus. Ich versuchte, ihn zu ignorieren. Mir war gerade aufgegangen, dass ich mich nie wieder nachts heimlich in ihr Zimmer schleichen durfte. Es war richtig gewesen, ihr zu gestehen, dass ich unbemerkt hier gewesen war. Aber nun, da sie es wusste, musste es ihre Wahl sein. Sonst wre ich wirklich nicht besser als der schlimmste Spanner. Ich konnte ihr Vertrauen niemals so missbrauchen. ,,Wie oft?", fragte sie beilufig, ohne die Augen von dem Teller in der Mikrowelle zu nehmen. ,,Hmmm?" Ich war noch ganz in meine berlegungen versunken und wusste im ersten Moment nicht, wovon sie sprach. Sie drehte sich immer noch nicht zu mir um. ,,Wie oft bist du hergekommen?" ,,Ich bin fast jede Nacht hier." Sie fuhr herum. ,,Wozu?", fragte sie vllig verdutzt. ,,Es ist interessant, dir beim Schlafen zuzusehen." Ich lie meine Stimme ganz sachlich klingen. ,,Beziehungsweise zuzuhren du sprichst." ,,Nein!", keuchte sie. Sie schnappte nach Luft und hielt sich an der Sple fest. Sie errtete, und ihr Gesicht erhellte sich auf so anziehende Art, dass ich schlucken musste, um das Verlangen zu unterdrcken, das das in mir auslste. War ihr der Gedanke, dass ich den schutzlos ausgesprochenen Worten ihrer Trume gelauscht hatte nur peinlich, oder war sie bse auf mich? ,,Bist du sauer?" ,,Das kommt darauf an!", sagte sie atemlos. Ich wartete. ,,Und worauf?", bohrte ich nach, als sie nicht weiter sprach. ,,Darauf, was du gehrt hast!", sagte sie klglich. Sofort war ich bei ihr und nahm behutsam ihre Hnde in meine.
,,Sei mir nicht bse!", bat ich leise. Ich senkte meinen Kopf, damit ich ihr in die Augen schauen konnte. Verschmt versuchte sie meinem Blick auszuweichen. ,,Du vermisst deine Mutter", flsterte ich. ,,Du machst dir Sorgen um sie. Das Gerusch des Regens macht dich unruhig. Du hast anfangs viel ber dein altes Zuhause geredet, aber das hat nachgelassen. ,Es ist zu grn', hast du einmal gesagt." Ich lachte sanft und wusste nicht, wie ich fortfahren sollte, aus Angst sie noch einmal zu verletzten. ,,Sonst noch was?", hakte sie nach. Ich wusste natrlich, worauf sie hinauswollte. ,,Meinen Namen hast du auch genannt", gab ich zu. Sie seufzte resigniert. ,,Oft?" ,,Wie oft genau ist ,oft'?" ,,O Gott!" Sie lie den Kopf hngen. Zrtlich und beruhigend zog ich sie an mich und hielt sie fest in meinen Armen. ,,Fhl dich nicht blogestellt", flsterte ich in ihr Ohr. ,,Wenn ich Trume htte, wrden sie alle von dir handeln. Und ich schme mich nicht dafr." Dann hrten wir Reifen auf dem Pflaster der Auffahrt und sahen das Licht von Scheinwerfern in den Flur fallen. Sie verkrampfte in meinen Armen. ,,Soll dein Vater wissen, dass ich hier bin?" ,,Ich wei nicht genau ...", sagte sie unsicher. ,,Dann ein andermal ..." Ich lste mich von ihr und verschwand im Flur, unsicher, ob ich jetzt gehen sollte. Ich wollte nicht gehen. ,,Edward!" zischte sie. Ich kicherte erleichtert. Das war eindeutig eine Einladung gewesen sie wollte nicht, dass ich ging. Mit einem Satz hatte ich die Treppenstufen berwunden und betrat ihr Zimmer. Zunchst wollte ich mich in den Schaukelstuhl setzen meinem blichen Stammplatz aber dann nderte ich meine Meinung und legte mich auf ihr Bett. Obwohl ich bereits den ganzen Tag ihren Geruch in der Nase hatte, waren die Wellen des Dufts, die ihrem Bett entstrmten, berwltigend. Ich atmete tief ein. Unten wurde der Schlssel im Schloss gedreht und die Tr geffnet. ,,Bella?" rief Charlie. ,,Hier bin ich", rief sie zurck. Ich hrte, wie Charlie sie bat, ihm etwas zu Essen zu machen. Whrend sie gemeinsam aen, sprachen sie nur wenig. ,,Keine Plne fr den Abend?", hrte ich Charlie pltzlich fragen.
,,Nein, Dad, ich will einfach nur ins Bett." ,,Die Jungs hier sind alle nicht dein Typ, was?", fragte er, und es klang irgendwie misstrauisch. ,,Stimmt, von den Jungs ist mir bis jetzt noch keiner ins Auge gefallen", antwortete sie. Ich hrte die leichte Betonung des Wortes ,Jungs' und kicherte still in mich hinein. Dann fragte er sie nach Mike Newton, und mein Humor war schlagartig wie weggewischt. ,,Wir sind nur befreundet, Dad", antwortete sie zu meiner ungeheuren Erleichterung. Das Gesprch schien ihr unangenehm zu sein, und sie beendete es schnell. Sie wnschten sich gegenseitig eine ,Gute Nacht', und ich hrte, wie sie mit merkwrdig schlurfenden Schritten die Treppe hochkam. Oben angekommen, zog sie die Tr geruschvoll hinter sich zu. Sie schaltete das Licht nicht ein und bemerkte mich deshalb nicht, als sie auf Zehenspitzen zum Fenster sprintete. Sie riss es auf und beugte sich in die Nacht hinaus. Ihr Blick irrte suchend durch die Dunkelheit, glitt ber die fr sie undurchdringlichen Schatten der Bume. ,,Edward?" flsterte sie unsicher. Ich rusperte mich amsiert. ,,Ja?" Erschrocken fuhr sie herum. ,,Oh!", sagte sie tonlos und lie sich schwankend zu Boden sinken. ,,Tut mir leid." Ich kniff meine Lippen zusammen, um nicht lachen zu mssen. ,,Einen Augenblick ... mein Herz muss nur wieder in Gang kommen." Langsam, um sie nicht noch einmal zu erschrecken, setzte ich mich auf. Dann beugte ich mich vor, streckte die Arme nach ihr aus und hob sie vorsichtig aufs Bett. ,,Setz dich doch zu mir", sagte ich und legte eine Hand auf ihre. ,,Wie geht's dem Herzen?" ,,Sag du's mir ich bin sicher, du hrst es besser als ich." Ich lachte tonlos in mich hinein. Ihrer Aufmerksamkeit entging wirklich nichts. Eine Weile saen wir stumm da und lauschten darauf, wie sich ihr Herzschlag beruhigte. ,,Kann ich mal kurz ein paar menschlichen Bedrfnissen nachgehen?", fragte sie pltzlich. ,,Aber sicher." Ich signalisierte ihr mit der Hand, dass sie sich nicht abhalten lassen sollte. Sie warf mir einen Blick zu, der wohl streng wirken sollte. ,,Und du bleibst, wo du bist." ,,Ja, Ma'am." Ich erstarrte auf ihrer Bettkante und regte mich nicht mehr. Nichts htte mich dazu bringen knnen, sie jetzt zu verlassen. Sie sprang auf, hob ein paar Kleidungsstcke vom Boden auf, nahm ihren Waschbeutel vom Tisch und schlpfte aus dem Zimmer.
Von unten hrte ich den Fernseher, dann das laute Zuschlagen der Badezimmertr. Knallte sie die Tren immer so? Oder wollte sie damit verhindern, dass Charlie jetzt nach oben kam? Ich hrte, wie sie sich die Zhne putzte, dann das Rauschen des Wassers, als sie in die Dusche ging. Ein Hauch des Erdbeerdufts ihres Shampoos schlich sich ins Zimmer. Ich schluckte bei dem eisernen Versuch, sie mir nicht unter der Dusche vorzustellen. Die Zeit schien sich endlos zu dehnen. Schlielich hrte ich, wie sie die Treppe herunterpolterte und ihren Vater ansprach. ,,Nacht, Dad." ,,Nacht, Bella." Dann schlich sie leise die Treppe wieder hoch und schloss die Tr ihres Zimmers hinter sich. Als sie sah, dass ich immer noch unbewegt auf ihrer Bettkante sa, lchelte sie mir zu. Sie trug jetzt ein lchriges T-Shirt und eine graue Jogginghose. Ihre feuchten Haare schien sie nur sehr flchtig gekmmt zu haben. Wild flossen die dicken Strhnen ihren Rcken hinab. Ich lie meinen Blick ber ihre schlanke Gestalt und das vom heien Wasser gertete Gesicht wandern. Anerkennend hob ich eine Augenbraue. ,,Hbsch." Sie verzog das Gesicht. ,,Nein, wirklich, es sieht gut an dir aus." ,,Danke", flsterte sie. Langsam kam sie zum Bett und setzte sich im Schneidersitz neben mich. Offensichtlich sehr verlegen betrachtete sie die Maserung des Holzfubodens. ,,Was war das denn fr eine Vorfhrung?", fragte ich, um sie von ihrer Verlegenheit abzulenken. ,,Charlie denkt, ich will mich rausschleichen." ,,Oh." Hatte er Grund fr sein Misstrauen? Machte sie das hufiger? Das schien gar nicht zu ihrem Charakter zu passen. ,,Wie kommt er denn darauf?" ,,Anscheinend wirke ich ein wenig zu aufgekratzt." Mit einer Hand hob ich ihr Kinn an und betrachtete ihr Gesicht. ,,Stimmt du siehst tatschlich ein wenig erhitzt aus." Langsam neigte ich meinen Kopf und legte meine Wange an ihre. Sie rhrte sich nicht. ,,Mmmmmm ...", brummte ich wohlig und genoss die Wrme ihrer Haut. Eine Weile schwiegen wir beide. ,,Ich hab das Gefhl ... na ja, als wrde es dir jetzt viel leichter fallen, mir nahe zu sein." ,,Ja?", murmelte ich und lie meine Nase vom Kinn zu ihrem Ohr gleiten. Ganz sacht schob ich ihre feuchten Haare nach hinten und ksste behutsam die Senke unterhalb ihres Ohres. Sie hielt den Atem an.
,,Auf jeden Fall", sagte sie und atmete gepresst aus. ,,Hmm." ,,Und ich frag mich ...", fuhr sie fort, stockte jedoch, als ich mit meinem Finger der Linie ihres Schlsselbeins hin zu der Vertiefung unterhalb ihrer Kehle folgte. ,,Ja?", hauchte ich. ,,Woran das liegt", beendete sie ihren Satz. Ihre Stimme bebte. Ich lachte. berwltigt vor Glck. ,,Reine Willenssache." Abrupt lehnte sie sich von mir weg. Ich erstarrte und hielt den Atem an. Hatte ich sie erschreckt? Hatte ich etwas falsch gemacht? War ich zu weit gegangen? Ich war einfach nur meinen Gefhlen gefolgt. Es hatte sich so richtig angefhlt. Wir blickten uns wachsam in die Augen. Ich konnte in ihrem Gesicht keine Furcht entdecken. Langsam entspannten sich meine verkrampften Kiefer. ,,Hab ich was falsch gemacht?", fragte ich unsicher. ,,Ganz im Gegenteil. Du treibst mich in den Wahnsinn", erklrte sie immer noch ein wenig atemlos. Sie fhlte das gleiche berwltigende Verlangen wie ich? Sie wollte mich, wie sie keinen der anderen Jungs wollte, die um sie gekmpft hatten? Ein triumphierendes Lcheln breitete sich auf meinem Gesicht aus. Ich war derjenige, zu dem sie immer und immer wieder Ja sagte. Ich konnte mein Glck noch immer nicht fassen. ,,Wirklich?" ,,Soll ich jetzt Beifall klatschen?", fragte sie spttisch. Ich grinste. ,,Ich bin einfach nur angenehm berrascht", stellte ich klar. ,,So was htte ich mir in den letzten, ber den Daumen gepeilt, hundert Jahren nie trumen lassen. Dass ich mal jemandem begegne, mit dem ich auf diese Art zusammen sein will ... anders als mit meinen Geschwistern. Und dann hre ich auch noch, dass ich gut darin bin, obwohl es so neu ist ... gut darin, mit dir zusammen zu sein." ,,Du bist in allem gut", sagte sie. Ich zuckte mit den Schultern, dann brachen wir beide in ein unterdrcktes Lachen aus. ,,Trotzdem", bohrte sie weiter. ,,Wie kann es sein, dass es dir pltzlich so leicht fllt? Wenn ich an heute Nachmittag denke ..." ,,Es fllt mir berhaupt nicht leicht", sagte ich seufzend. ,,Aber heute Nachmittag war ich noch ... wankelmtig. Und das tut mir sehr leid es war unverzeihlich, wie ich mich verhalten habe."
,,Unverzeihlich nun nicht gerade", widersprach sie. ,,Danke", sagte ich lchelnd. Ich senkte den Blick, bevor ich weiter sprach. ,,Verstehst du, ich war mir einfach nicht sicher, ob ich stark genug sein wrde ..." Ich nahm ihre Hand und drckte sie leicht an meine Wange. ,,Und solange ich die Mglichkeit noch nicht ausgeschlossen hatte, dass es mich" ich drehte ihre Hand und sog tief den Geruch ihres Handgelenks ein - ,,berwltigen knnte, so lange war ich tatschlich ... anfllig. So lange, bis ich ganz sicher war, wirklich stark genug zu sein, verstehst du? Bis ich wusste, es gibt nicht die geringste Mglichkeit, dass ich jemals ... dass ich je in der Lage wre ..." Ich konnte nicht weitersprechen. ,,Das heit, jetzt gibt es die Mglichkeit nicht mehr?" ,,Reine Willenssache", wiederholte ich lchelnd. ,,Wow, das war ja einfach", sagte sie. Ich warf den Kopf in den Nacken und lachte so tief, dass sie es nicht hren konnte. Das Bett unter uns bebte. ,,Fr dich vielleicht!", schrnkte ich ein und tippte mit dem Finger an ihre Nasenspitze. Dann wurde ich wieder ernst. Ich wnschte, es knnte so einfach sein. Dass Willenskraft allein reichen wrde, um jede Gefahr fr sie ausschlieen zu knnen. Ich seufzte tonlos. ,,Ich versuche es", flsterte ich, geqult von meinen Zweifeln. ,,Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mich losreien und fortgehen kann, wenn es zu ... bermchtig wird." Ihre Miene verfinsterte sich. Ich wusste, dass ich mich nie wieder heimlich in ihr Zimmer schleichen durfte. Doch wenn ich heute Nacht nicht bei ihr sein konnte, wrde die Qual morgen wieder unertrglich. ,,Und morgen wird es wieder schwieriger sein", versuchte ich ihr meine Gedanken zu erklren. ,,Ich hab deinen Geruch jetzt schon den ganzen Tag im Kopf und bin erstaunlich desensibilisiert. Aber wenn ich gehe, egal fr wie lange, muss ich beim nchsten Mal wieder von vorne anfangen. Obwohl wahrscheinlich nicht ganz von vorne." ,,Dann bleib doch hier", erwiderte sie mit sehnsuchtsvoller Stimme. ,,Passt mir prima", entgegnete ich und lchelte erleichtert. ,,Immer her mit den Fesseln ich bin dein Gefangener." Vorsichtig umfasste ich ihre Handgelenke mit meinen Fingern. Ich lachte leise, als mir aufging, dass ich sie auf diese Weise gefangen hielt. ,,Du wirkst irgendwie ... optimistischer als sonst", stellte sie fest. ,,So kenne ich dich gar nicht." ,,Sollte es nicht so sein?", frage ich lchelnd. ,,Die Herrlichkeit der ersten Liebe und das alles? Ist es nicht unglaublich man liest von etwas, man sieht es in Filmen, und dann erlebt man es, und es ist vllig anders?" ,,Absolut", stimmte sie zu. ,,Viel gewaltiger als ich es mir je vorgestellt htte."
Pltzlich schossen die Worte wie ein Wasserfall aus mir heraus. ,,Zum Beispiel das Gefhl der Eifersucht. Ich hab eine Million Mal davon gelesen und tausend Schauspieler gesehen, die es im Kino oder Theater dargestellt haben, und ich dachte, ich htte es einigermaen kapiert. Aber dann war es wie ein Schock ..." Bei der Erinnerung daran verzog ich das Gesicht. ,,Erinnerst du dich an den Tag, an dem Mike dich fragte, ob du mit ihm zum Ball gehst?" Der Tag, an dem ich mir eingestanden hatte, dass ich nicht stark genug war, um mich von ihr fernzuhalten. Sie nickte. ,,Der Tag, an dem du wieder mit mir geredet hast." Sie schien sich aus dem gleichen Grund wie ich an diesen Tag zu erinnern. Ihre Gedanken waren mit meinen in Einklang. ,,Ich war berrascht, wie verrgert ich war fast schon wtend. Zuerst wusste ich berhaupt nicht, was ich davon halten sollte. Ich war fuchsteufelswild, noch mehr als sonst, dass ich nicht wusste, was in dir vorgeht warum du ihm abgesagt hattest. War es blo wegen Jessica? Gab es einen anderen? Mir war klar, dass mich weder das eine noch das andere zu interessieren hatte. Und ich versuchte wirklich, mich nicht dafr zu interessieren. Und dann", fuhr ich fort, ,, gab es diesen Stau auf dem Parkplatz." Als ich daran dachte, konnte ich ein Lachen nicht unterdrcken. Die Erinnerung an ihren entsetzten Gesichtsausdruck wrde mich noch in vielen hundert Jahren zum Lachen bringen. Sie schaute mich grimmig an. ,,Ich wartete, weil ich wissen wollte, was du zu den anderen sagen wrdest. Ich wollte unbedingt deine Reaktion sehen. Als du dann genervt dein Gesicht verzogst, war ich so erleichtert aber sicher konnte ich mir nicht sein." Ich beobachtete sie genau, whrend ich die nchsten Worte sagte. ,,Am selben Abend kam ich zum ersten Mal hierher. Die ganze Nacht, whrend du schliefst, kmpfte ich mit mir und war hin- und hergerissen zwischen dem, was moralisch richtig war, und dem, was ich wollte. Ich wusste, wenn ich dich weiterhin ignoriere wie es das Beste war, oder wenn ich fr ein paar Jahre verschwinde, dann wrdest du irgendwann Mikes Werben nachgeben, oder dem eines anderen wie ihm. Das machte mich rasend! Und dann", flsterte ich, ,,hrte ich meinen Namen. Deine Stimme war so deutlich, dass ich zuerst dachte, du wrst aufgewacht. Doch dann hast du dich unruhig auf die andere Seite geworfen und noch einmal meinen Namen genannt. Und geseufzt. Mich berkam ein Gefhl, das so berwltigend war, dass ich wusste, ich kann dich nicht lnger ignorieren." Einen Moment lang lauschte ich ihrem pltzlich unregelmigen Herzschlag. Dann fuhr ich fort. ,,Eifersucht ... das ist schon merkwrdig. Viel machtvoller, als ich dachte. Und irrational! Als Charlie dich vorhin nach diesem grsslichen Mike Newton fragte ..." Ich schttelte verrgert den Kopf, wenn ich nur daran dachte. ,,Ich htte wissen mssen, dass du zuhrst", sthnte sie. ,,Aber sicher!" ,,Und das hat dich eiferschtig gemacht? Ehrlich?" ,,Na ja, das ist neu fr mich. Du erweckst mein menschliches Empfinden, daran muss ich
mich erst mal gewhnen. Es fhlt sich alles noch besonders intensiv an." ,,Aber mal im Ernst", zog sie mich auf ,,dass dich das aufregt, nachdem ich hren muss, dass Rosalie Rosalie, die Inkarnation reiner Schnheit fr dich bestimmt war! Emmet hin oder her wie soll ich da mithalten?" ,,Das ist gar kein Vergleich.", versicherte ich ihr. Ich zog ihre Hnde auf meinen Rcken und drckte sie an meine Brust. Sie hielt ganz still und atmete nur flach. ,,Ich wei", murmelte sie. Ich sprte, wie sich ihre Lippen beim Sprechen an meiner Haut bewegten. ,,Das ist ja das Problem." Sie hatte mich vollkommen missverstanden. ,,Klar ist Rosalie auf ihre Art schn, aber selbst wenn sie nicht wie eine Schwester fr mich wre oder zu Emmet gehren wrde, fnde ich dich immer noch zehnmal ... ach was, hundertmal attraktiver als sie." Bei den kleinen Dingen war sie immer so einfhlsam, nahezu hellsichtig. Doch bei den wirklich wichtigen, groen Dingen, lag sie oft meilenweit daneben. Wie konnte ich es nur so erklren, dass sie endlich verstand, was ich fr sie empfand? Dass sie meine Seelenverwandte war... ,,Seit fast neunzig Jahren lebe ich unter meinesgleichen und unter euch ... und nie hatte ich das Gefhl, nicht komplett zu sein. Ich hatte keine Ahnung, dass ich etwas suchte geschweige denn, was. Und natrlich fand ich auch nichts, denn du warst ja noch nicht geboren." ,,Ist das nicht ungerecht?", flsterte sie. Ihr Gesicht lehnte immer noch an meiner Brust. ,,Ich musste berhaupt nicht warten. Warum sollte es fr mich so leicht sein?" ,,Stimmt", sagte ich amsiert. ,,Ich sollte es dir definitiv ein bisschen schwerer machen." Ich lste meinen Griff von einem ihrer Handgelenke und umfasste sie nun beide mit einer Hand. Mit der frei gewordenen Hand strich ich zart ber ihre nassen Haare, vom Scheitel bis hinab zu den Spitzen. ,,Du riskierst ja nur in jeder Sekunde, die du mit mir zusammen bist, dein Leben wenn's weiter nichts ist! Du musst ja nur deiner Natur den Rcken kehren, und den Menschen ... was soll das schon wert sein?" ,,Sehr wenig ich hab nicht das Gefhl, dass mir irgendwas fehlt." ,,Noch nicht", sagte ich traurig. Aber der Tag wrde kommen. Wieder berfiel mich der Schmerz bei dem Gedanken daran, wie wenig Zeit wir hatten. Sie wand sich in meinem Griff, um mich ansehen zu knnen, doch ich hielt ihre Gelenke fest in meiner Hand. ,,Was...", setzte sie an, als sie sprte, wie ich erstarrte. Vertieft in unser Gesprch hatte ich nicht bemerkt, dass Charlie unten den Fernseher ausgeschaltet hatte. Nun hrte ich ihn die Treppe hochkommen. Ich lie Bellas Hnde los und verschwand in der dunklen Ecke neben dem Schrank. Wenn Charlie glaubte, dass Bella schlft, wrde er sicher nicht das Licht einschalten. Dann konnte er mich hier nicht entdecken.
,,Leg dich hin", zischte ich ihr zu. Sie legte sich mit angezogenen Knien auf die Seite und zog die Decke bis zum Kinn hoch. Wie Bella prophezeit hatte, ging die Tr auf und Charlie schaute herein, um zu prfen, ob sie war, wo sie hingehrte. Sie atmete gleichmig und nahm es dabei mit dem Heben und Senken der Brust ein wenig zu genau. Lie sich ihr Vater von dieser lausigen Vorstellung wirklich tuschen? Nach einem kurzen Augenblick schloss Charlie die Tr von auen. Ich wartete, bis ich hrte, dass er die Tr seines eigenen Zimmers geschlossen hatte. Im selben Moment lag ich schon neben ihr auf dem Bett. Sie bemerkte es nicht und spielte immer noch ,schlafen' fr Charlie. Vorsichtig schob ich einen Arm unter die Decke und zog ihren Rcken an meine Brust. ,,Du bist eine grauenhafte Schauspielerin", flsterte ich ihr ins Ohr. ,,Die Laufbahn kommt fr dich nicht in Frage, wrde ich sagen." ,,Mist, hab ich's doch geahnt", brummelte sie. Erschreckt durch mein pltzliches Auftauchen hmmerte ihr Herz wild in ihrer Brust. Um sie zu beruhigen, summte ich ihr Schlaflied. ,,Soll ich dich in den Schlaf singen?" ,,Ja, klar!", sagte sie lachend. ,,Als ob ich schlafen knnte, wenn du hier bist." ,,Das machst du stndig", erinnerte ich sie. ,,Aber bislang hatte ich keine Ahnung, dass du hier warst." Das klang so frostig, als htte sie mir doch noch nicht ganz verziehen, dass ich heimlich hier gewesen war. ,,Also gut, wenn du nicht schlafen willst...", begann ich. Ich hrte wie ihr der Atem stockte. ,,Wenn ich nicht schlafen will ...?" Ihr eifrig gespannter Ton brachte mich zum schmunzeln. ,,Was willst du dann?" Es dauerte einen Moment, bis sie antwortete. ,,Ich wei nicht genau." ,,Sag mir Bescheid, wenn du's herausgefunden hast." Ich hatte auch schon eine Idee, wie ich die Wartezeit sinnvoll nutzten konnte. Langsam lie ich meine Nase ber ihre Wange zu ihrem Ohr gleiten. Ich atmete tief ein. ,,Ich dachte, du bist desensibilisiert?" ,,Dass ich dem Wein entsage, bedeutet nicht, dass ich das Bouquet nicht zu schtzen wei", flsterte ich. ,,Du hast einen sehr blumigen Duft, nach Lavendel ... oder Freesien. Da luft einem das Wasser im Mund zusammen." ,,Genau was wre mein Tag ohne dass mir jemand sagt, wie schmackhaft ich wieder rieche."
Ich lachte ber ihre Unvernunft, dann seufzte ich, weil es eben kein Wasser war, das in meinem Mund zusammenlief. ,,Ich wei jetzt, was ich will", sagte sie. ,,Ich mchte mehr ber dich wissen." ,,Frag mich alles, was dir einfllt." Sie berlegte, als sortiere sie ihre Fragen nach der Dringlichkeit. ,,Warum das alles?", fragte sie schlielich. ,,Ich versteh immer noch nicht, wie du so hartnckig versuchen kannst, dich dagegen zu wehren, was du ... bist. Versteh mich nicht falsch ich bin froh, dass du es tust. Ich kapier nur nicht, warum." Ich zgerte. Es gab so viele Antworten auf diese Frage. Welche sollte ich ihr geben? ,,Gute Frage. Du bist nicht die Erste, die sie stellt. Die anderen also die meisten unserer Artgenossen, die voll und ganz zufrieden sind mit ihrer Bestimmung wollen auch immer wissen, wie wir so leben knnen. Aber, ich meine nur weil man ein bestimmtes Los zugeteilt bekommt, muss man sich doch nicht damit abfinden. Kann ich mich denn nicht darber erheben und die Grenzen des Schicksals ausweiten, das ich mir nicht selbst ausgesucht hab? Warum soll ich denn nicht versuchen, meine menschlichen Wesensarten, so schwach ausgeprgt sie auch sein mgen, zu erhalten?" Sie antwortete nicht, lag nur reglos in meinen Armen. ,,Bist du eingeschlafen?", fragte ich nach einer Weile. ,,Nein." ,,Ist das alles, was du wissen wolltest?" Sie verdrehte die Augen. ,,Nicht ganz." ,,Und, was noch?" ,,Wie kommt es, dass du Gedanken lesen kannst ... und die anderen nicht? Und dass Alice die Zukunft voraussehen kann?" Ich zuckte mit den Schultern. ,,Wir wissen es nicht genau. Carlisle hat so eine Theorie. Er meint, dass wir alle unsere strksten menschlichen Eigenschaften mit uns in das andere Leben nehmen, wo sie dann noch intensiviert werden. Demnach war ich schon vorher sehr sensibel fr die Gedanken der Leute um mich herum. Und Alice, wo auch immer sie lebte, hatte bereits prkognitive Fhigkeiten." Wir hatten in unserer Familie schon viele Diskussionen zu diesem Thema gefhrt. Carlisle war fasziniert von der Erforschung des Wesens und der Physiologie von Vampiren. ,,Was hat Carlisle mitgebracht, und die anderen?" ,,Bei Carlisle ist es das Mitgefhl, bei Esme die Fhigkeit, leidenschaftlich zu lieben. Emmet hat seine Kraft mitgebracht, Rosalie ihre ... Beharrlichkeit. Oder auch Sturheit, wie man mag." Ich schmunzelte. ,,Jasper ist ein interessanter Fall. Er war schon in seinem ersten
Leben ziemlich charismatisch und konnte andere dazu bringen, Dinge mit seinen Augen zu sehen. Heute ist er fhig, einen Raum voller wtender Menschen zu beruhigen oder, umgekehrt, eine lethargische Menge zu stimulieren. Ein ausgesprochen raffiniertes Talent." Es konnte nicht leicht fr sie sein, all diese Dinge zu begreifen. Ich wartete geduldig, whrend ich ihr die Zeit gab, das alles zu verarbeiten. ,,Aber wie hat das denn alles angefangen? Ich meine, Carlisle hat dich verwandelt, also muss ihn auch jemand verwandelt haben und so weiter ..." ,,Das knnte ich dich genauso fragen: Wo kommst du her? Evolution? Gttliche Schpfung? Wre es nicht mglich, dass wir uns wie andere Arten auch, also wie alle Raub- und alle Beutetiere, ber lange Zeitrume entwickelt haben? Oder, falls du nicht glaubst, dass die ganze Welt von allein entstanden sein soll, was mir auch nicht leicht fllt ist es denn so schwer vorstellbar, dass dieselbe Macht, die farbige Engelfische und Haie erschuf, Babyrobben und Killerwale dass diese Macht auch unsere beiden Arten gemeinsam erschaffen konnte?" ,,Moment mal ich bin die Babyrobbe, hab ich das richtig verstanden?" ,,Ja." Ich lachte und berhrte mit meinen Lippen ihr Haar. Sie bewegte sich in meinen Armen, als wolle sie sich zu mir umdrehen, dann berlegte sie es sich anders. ,,Meinst du, du kannst jetzt schlafen?", fragte ich in unser Schweigen hinein. ,,Oder hast du noch mehr Fragen?" ,,Hchstens ein oder zwei Millionen." ,,Es gibt noch morgen und bermorgen und berbermorgen ...", erinnerte ich sie. ,,Ich kann mich darauf verlassen, dass du morgen frh nicht verschwunden bist?", fragte sie. Ihre Stimme klang drngend. ,,Schlielich bist du ein Mythos." ,,Ich verlasse dich nicht", versprach ich ihr. Ich gehe erst, wenn du mich fortschickst. ,,Dann nur noch eine fr heute ...", begann sie. Ich roch, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. ,,Ja?" ,,Ach nichts, vergiss es. Ich hab's mir anders berlegt." ,,Bella, du kannst mich alles fragen", versicherte ich ihr. Sie erwiderte nichts; ich sthnte frustriert. ,,Ich denke die ganze Zeit, ich msste mich so langsam daran gewhnen, deine Gedanken nicht zu kennen, aber es wird immer schlimmer." ,,Ich bin froh, dass du nicht weit, was ich denke. Schlimm genug, dass du mich belauscht, wenn ich im Schlaf rede."
,,Bitte!" Ich versuchte meine ganze berzeugungskraft in meine Stimme zu legen. Und ich konnte sehr berzeugend sein. Warum nur hatte es auf Bella keine Wirkung, wo es doch bei anderen Menschen so problemlos funktionierte? Sie schttelte den Kopf. ,,Wenn du's mir nicht sagst, dann nehme ich an, dass es was viel Schlimmeres ist", drohte ich dster. Sie antwortete noch immer nicht. ,,Sagst du's mir? Bitte?", flehte ich wieder. Es machte mich verrckt, nicht zu wissen, was sie dachte. ,,Na ja." Sie stockte. Ich sprte die Wrme, die ihrem Gesicht entstrmte, als ihr frisches Blut in die Wangen floss. ,,Ja?" ,,Du hast doch gesagt, dass Rosalie und Emmet irgendwann heiraten." ,,Hmm-mh", besttigte ich. ,,Und, hm ... Heirat ... und Ehe ... also, ist das genauso wie bei Menschen?" Ich begriff und lachte. ,,Ach darauf willst du hinaus!" Sie zappelte nervs unter der Decke, wartete auf meine Antwort. ,,Ich wrde sagen, im Grunde ist es dasselbe. Wie gesagt, die meisten menschlichen Verlangen haben wir auch, es gibt nur andere, strkere, die sie berdecken." ,,Hmmm", machte sie nur. ,,Gibt's einen bestimmten Grund fr deine Neugier?" Ihr Herz setzte fr einen Schlag aus, dann beschleunigte sich ihr Puls. ,,Na ja, ich hab mich schon gefragt ... ob du und ich ... irgendwann mal ..." Schlagartig wurde ich ernst und erstarrte. ,,Bella, ich glaube nicht, dass ... das ... mglich wre bei uns." Ich hatte es gewusst. Natrlich machte sie sich darber Gedanken. Natrlich wrde sie irgendwann mehr wollen. Und ich... ich wollte... Ich begehrte sie so sehr, dass es schmerzte. Doch daran durfte ich nicht einmal denken. Ich schluckte. Irgendwann wrde das, was ich ihr geben konnte, einfach nicht mehr gengen. Ich wrde ihr nicht mehr gengen... Bald. Unsere Zeit war so begrenzt. ,,Weil es zu schwer fr dich wre, wenn ich so ... nahe bin?" ,,Das wre wahrscheinlich auch ein Problem, aber ich meine was anderes."
Meine Worte waren weniger als ein Flstern. Ich war mir nicht sicher, ob ich meine Stimme kontrollieren konnte, wenn ich lauter sprach. ,,Du bist so zart so zerbrechlich. Wenn wir zusammen sind, muss ich mich ununterbrochen kontrollieren, um dich nicht zu verletzen." Behutsam legte ich eine Handflche an ihre Wange. ,,Ich muss nur eine hastige Bewegung machen ... eine Sekunde lang nicht richtig aufpassen schon kann es passieren, dass ich versehentlich deinen Schdel zerschmettere, obwohl ich eigentlich nur meine Hand ausstrecken wollte, um dein Gesicht zu berhren. Du hast ja keine Ahnung, wie unglaublich zerbrechlich du bist. Ich darf es mir niemals auch nur eine Sekunde lang gestatten, in deiner Nhe die Kontrolle zu verlieren." Ich wartete auf eine Reaktion, doch sie lag nur still in meinen Armen. ,,Hab ich dir Angst gemacht?", fragte ich besorgt. Sie brauchte eine Weile, bis sie mir antwortete, dann sagte sie sehr ernst ,,Nein, mir geht es gut." ,,Jetzt bin ich aber neugierig", sagte ich und lie meine Stimme heiter und unbeschwert klingen. ,,Hast du denn schon mal ...?" ,,Nein, natrlich nicht." Erneut sprte ich, wie sie rot anlief. ,,Ich hab doch gesagt, ich hab so was noch nie fr jemanden empfunden. Nicht mal annhernd." ,,Ich wei. Ich frag nur, weil ich die Gedanken der anderen kenne, und Liebe und Lust gehen da nicht immer Hand in Hand." ,,Bei mir schon. Jetzt jedenfalls und vorher gab es sie gar nicht." Ich wusste nicht, warum es mir so wichtig war, aber ihre Antwort machte mich sehr glcklich. ,,Das ist schn. Dann haben wir wenigstens eine Sache gemeinsam." ,,Noch mal zu deinen menschlichen Instinkten ...", begann sie. Ich wartete darauf, dass sie fortfuhr. ,,Also, findest du mich denn auch ein bisschen attraktiv, auf diese Art?" Ich lachte und wuschelte leicht durch ihre inzwischen fast trockenen Haare. Wie konnte sie auch nur den leisesten Zweifel daran haben? Aufmerksam, wie sie sonst immer war? ,,Ich bin zwar kein Mensch, aber ein Mann!" Sie ghnte. ,,Ich hab deine Frage beantwortet, und jetzt solltest du schlafen", drngte ich. ,,Ich wei nicht, ob ich schlafen kann." ,,Soll ich gehen?" ,,Nein!", sagte sie schnell und ein wenig zu laut.
Ich lachte befreit auf. Dann summte ich wieder das Schlaflied, das ich fr sie geschrieben hatte. Sie schien mder zu sein, als sie gedacht hatte. Nach wenigen Augenblicken war sie in meinen Armen eingeschlafen. Sie schlief sehr friedlich in dieser Nacht, redete aber gleichzeitig noch mehr als gewhnlich. Es gab wohl sehr vieles, das ihr Unterbewusstsein beschftigte. In ihren Trumen schien sie den heutigen Tag noch einmal zu erleben. Auch ich dachte ber die wunderschnen Stunden nach, die wir miteinander verbracht hatten. Mitten in einem Monolog ber die Ereignisse auf der Lichtung drehte sie sich in meinen Armen um und schmiegte sich an mich. Ihr Kopf ruhte nur wenige Zentimeter von meinem entfernt auf meiner Schulter. Ihre Gesichtszge waren entspannt im Schlaf, ihre vollen Lippen leicht geffnet. Fasziniert betrachtete ich die feinen Linien ihrs Gesichts. Ihre Wimpern warfen lange Schatten auf ihre Wangen. ,,So wunderschn", schien sie meine Gedanken zu besttigen. ,,Wie ein funkelnder Diamant." Ich schluckte, als sie sich noch enger an mich kuschelte. ,,Edward... ich liebe dich", murmelte sie. Es gab keine Worte fr die Gefhle, die mich in diesem Moment berfluteten. Sie waren so intensiv, dass sie fast schmerzten und mir den Atem raubten. Mein erstarrtes Herz zog sich auf eine Weise zusammen, zu der mein Krper gar nicht fhig war. Als htte es noch irgendetwas bedurft, um mein perfektes Glck zu steigern wie konnte das berhaupt mglich sein? - sagte sie pltzlich in gereiztem Ton ,,Mike... wie ein Golden Retriever. Verschwinde!" Sie verglich Mike mit einem schwanzwedelnden Hund? Ich lachte tonlos in mich hinein. Ich wei nicht, wie lange ich sie so in meinen Armen hielt, whrend ich ihrem Atem und ihren Worten lauschte. Waren Stunden vergangen, oder erst Minuten? Pltzlich schauderte sie. Sie hatte sich so eng an mich geschmiegt, dass meine kalte Haut sie ganz ausgekhlt hatte. Widerstrebend lste ich mich von ihr und wickelte sie fest in ihre Decke. Dann setzte ich mich auf meinen Stammplatz im Schaukelstuhl und bewachte ihren Schlaf. 16. 16. Bei den Cullens Ohne dass ich es gemerkt hatte, hatte es vor dem Fenster zu dmmern begonnen. Vorsichtig kroch ein rosa Schimmer ber die Baumwipfel im Osten, und ein paar vereinzelte Sonnenstrahlen malten kleine Muster auf den Boden. Meiner Erfahrung nach wrde das allerdings nicht besonders lange anhalten, sptestens in ein paar Stunden wrde der Himmel wieder durch und durch grau sein.
Schnell sah ich zu Bella hinber. Zum Glck schlief sie noch tief und fest. Ein Blick auf ihren Wecker zeigte mir, dass ich noch etwa zwei Stunden Zeit hatte, bis sie aufwachen wrde. Hoffentlich wrde das reichen. Wie friedlich sie dalag. Einen Arm unter dem Kopf angewinkelt, die Beine ein wenig angezogen und mit einem so wunderschnen Lcheln im Gesicht, dass es mir wirklich schwer fiel mich abzuwenden. Doch wenn ich meine Plne fr den heutigen Tag realisieren wollte, musste ich noch etwas erledigen, und zwar schnell. Leise stand ich auf und war im Bruchteil einer Sekunde am Fenster. Sie hatte nichts gemerkt natrlich nicht. Ohne einen weiteren Blick ber die Schulter, der mich von meinem Vorhaben htte abbringen knnen, sprang ich hinaus und lief los. In der kurzen Zeit, in der ich unterwegs war, rasten meine Gedanken wie wild hin und her. Konnte ich das tun? War das Richtig? Oder setzte ich sie in meiner Selbstsucht womglich einer Gefahr aus, der sie sich gar nicht bewusst war? Was war mit meiner Familie? Um Alice brauchte ich mir keine Sorgen zu machen, genauso wenig wie um meine Eltern. Aber um die anderen? Konnte ich Jasper das antun? War es fair, seine Selbstkontrolle auf eine solche Probe zu stellen? Dann tauchte ein anderes Gesicht vor meinen Augen auf. Wie wrde Rosalie reagieren? Erschreckt von diesem Gedanken und den Bildern, die dabei in meinem Kopf entstanden, verlangsamten sich meine Schritte. Was wenn sie die Kontrolle verlor? Oder sich gar nicht darum bemhte, sich zu beherrschen? Und Emmett? Er wrde zu ihr halten, da war ich mir sicher. Doch jetzt war keine Zeit mehr darber nachzudenken. Ich hatte schon beinahe die Einfahrt hinter mir, und meine Entscheidung war gefllt. Dies war eine absolute Premiere, dessen war ich mir nur allzu bewusst. Niemals in all den Jahrzehnten unseres Zusammenlebens hatte einer von uns einen Menschen zu uns eingeladen. Und das aus sehr gutem Grund. Mein Vorhaben war extrem gefhrlich. Nicht nur wegen der direkten Gefahr, die von einem Haus voller Vampire ausging. Mit meinem Verhalten setzte ich uns alle einem groen Risiko aus. Auch in unserer Welt gab es Regeln. Eigentlich nur eine Regel, aus der sich alles andere ergab: Wahre das Geheimnis. Die Sicherheit unserer Art hing in hohem Mae davon ab, dass den Menschen unsere Existenz verborgen blieb. Vampire, die gegen die Regel verstieen, wurden hart bestraft. Menschen, die dem Geheimnis zu nahe kamen, wurden gettet. Selbstironisch dachte ich, dass es eine Erleichterung war, dass Rosalie keine Gedanken lesen und nicht in die Zukunft schauen konnte. Wenn sie je erfahren wrde, wie viel ich Bella bereits enthllt hatte, wrde sie mich in der Luft zerreien mit Recht. Ich schob diesen Gedanken energisch zur Seite. ,,Was hat er vor, Alice? Jetzt sag schon!", hrte ich Roses ungeduldige Stimme aus dem Haus dringen. Ich hab es doch gewusst! Ich hab es gewusst, endlich! Juhuuu, Bella kommt! Ein Lcheln stahl sich auf mein Gesicht, als ich die Haustr ffnete. Alice reagierte
jedenfalls genauso, wie ich gedacht hatte. Und was war mit den anderen? ,,Edward, da bist du ja!" Esme kam mir entgegen und schloss mich kurz in ihre Arme. Was ist denn passiert? Alice ist ja richtig aufgeregt. ,,Erzhl ich sofort. Warte." Besorgt sah sie mich an. Die Zerrissenheit, die sich in meinem Gesicht spiegelte, beunruhigten sie. ,,Edward!", rief jedoch eine andere Stimme, und schon hing Alice an meinem Hals, noch bevor ich irgendetwas htte antworten knnen. ,,Kann uns endlich mal irgendjemand sagen, was hier los ist?" Ich geh gleich die Wnde hoch! Ich wette, es hat irgendwas mit diesem Mensch zu tun! Phhh... Rosalies Gedanken brodelten, und ich wusste, wenn ich noch lnger warten wrde, wrde der Vulkan ausbrechen, und zwar mit einem gewaltigen Knall. ,,Edward, sag es uns. Geht es um Bella?" Carlisles Gesicht war ruhig und gelassen. Aber unter der Oberflche plagten ihn dieselben Sorgen, die auch mich beschftigten. Ich lchelte ihm beruhigend zu. Es wrde sowieso passieren, warum also noch warten? ,,Ja. Es geht um Bella. ... Ich wollte sie fr heute einladen." ,,WAS!?" Das ist doch wohl nicht dein Ernst! Erst sagst du ihr alles ber uns, und als wre das noch nicht schlimm genug, bringst du sie jetzt hierher?!? Oooaahr.... ,,Rosalie, bitte", versuchte Carlisle sie zu beruhigen, doch da war sie schon die Treppe hinauf und oben schlug mit einem Knall, der sogar Menschenohren erschttert htte, ihre Tr zu. Emmett sthnte. Er warf mir kurz einen Blick zu, der sowohl genervt als auch entschuldigend wirkte. Sie beruhigt sich schon wieder. Ich verstehe es zwar nicht, aber wenn du meinst ... Er grinste mir zu. Vllig verrckt, der arme Junge... Dann sprang er die Stufen hinauf und war verschwunden. Ich wandte mich zum Rest der Familie um. Alice strahlte ber das ganze Gesicht. ,,Dann ist es jetzt endlich soweit? Ich darf mit ihr reden?" Esme und Carlisle lchelten ebenfalls. ,,Ich denke, ich gehe recht in der Annahme, dass sie kommen wird?", fragte Carlisle ernst. Da war ich mir ziemlich sicher. Mittlerweile kannte ich Bella gut genug, um zu wissen, dass sie der Gedanke an einen Besuch bei meiner Familie nicht abschrecken wrde. Jedenfalls nicht zu sehr. Ich nickte kurz.
Esme freute sich mindestens genauso unbndig wie Alice, lie es sich aber nicht so deutlich anmerken. Nur ihre Augen leuchteten und ihre Gedanken waren so erfllt von ihrer Liebe zu mir und der Freude ber mein lang ersehntes Glck, dass sich mein Innerstes erwrmte. Ein leises Sthnen lie mich den Blick von ihr abwenden. Vorsichtig sah ich zu Jasper hinber. Er stand ein Stck hinter den anderen, das Gesicht merklich angespannt. Das ist nicht dein Ernst, oder? Er sah mir direkt in die Augen. Okay, es ist dein Ernst. Ich hoffe nur, du weit was du da tust! Schnell war alles geregelt. Schneller als ich gehofft hatte, auch wenn sich Rosalie und Emmett nicht mehr blicken lieen bis ich aus dem Haus war. Ich hatte in Rosalies Gedanken gesehen, dass sie auf die Jagd gehen wollte, um nicht in Bellas Nhe sein zu mssen. Das war vermutlich keine schlechte Idee. Ich hatte alle Vorkehrungen getroffen, die mir mglich waren. Rasch zog ich mich um und rannte zur Tr hinaus. Glcklich machte ich mich auf den Rckweg. Zu ihr! Voller Vorfreude lief ich so schnell, dass ich kurze Zeit spter wieder unter ihrem Fenster stand. Erleichtert atmete ich aus, hinter der Scheibe war es noch dunkel. In Sekundenschnelle sa ich wieder im Schaukelstuhl. Ich blickte mich prfend um. Die Tr war fest verschlossen, das Bett etwas unordentlicher als nur wenige Stunden zuvor. Und Bella lag da und schlief. Mit einem Lcheln bemerkte ich, dass sie anscheinend unruhiger geworden war, seitdem ich sie verlassen hatte. Ihre Haare lagen zerzaust und wild verteilt auf ihrem Kopfkissen, was sie jedoch nur noch bezaubernder aussehen lie. Ich stellte mich darauf ein, warten zu mssen. Ungeduldig, was sie zu meinem Angebot sagen wrde. Aber sie war ein Mensch, und ich wusste nicht, wie lange sie nach den Aufregungen des letzten Tages noch schlafen musste. Meine Geduld wurde auf keine allzu harte Probe gestellt - sie erwachte frh an diesem Morgen. Mit einem Sthnen drehte sie sich zur Wand, dann schnellte sie herum und setzte sich auf. ,,Oh!" ,,Deine Haare sehen aus wie ein Heuhaufen ... aber mir gefllt's", neckte ich sie. Ihr Kopf fuhr zu mir herum. ,,Edward! Du bist noch da!", rief sie jubelnd. Sie sprang auf, durchquerte das Zimmer und warf sich auf meinen Scho. Ich lachte. ,,Was hast du denn gedacht?", fragte ich erstaunt. Ich hatte doch versprochen, hier zu sein. Sanft streichelten meine Hnde ber ihren Rcken. Entspannt lehnte sie ihren Kopf an meine Schulter. ,,Ich war mir sicher, ich htte alles nur getrumt." ,,Das ist nicht gerade originell", spottete ich.
Pltzlich versteifte sie sich in meinen Armen. ,,O Gott, Charlie!", rief sie und sprang auf. ,,Er ist vor einer Stunde gefahren. Nachdem er deine Batteriekabel wieder angeschlossen hat, sollte ich hinzufgen. Ich muss zugeben, ich war ein wenig enttuscht. Sollte das etwa schon ausreichen, um dich davon abzuhalten, Reiaus zu nehmen?" Sie stand mitten im Zimmer und lie den Blick unsicher zwischen mir und der Tr hin und her wandern. ,,Normalerweise bist du morgens nicht so verwirrt", sagte ich und breitete einladend die Arme aus. ,,Ich muss noch mal kurz fr Menschen", erklrte sie. ,,Ich warte", versprach ich. Sie strmte zur Tr hinaus und quer ber den Flur ins Bad. Ich hrte, wie sie in aller Eile ihre Zhne putzte und leise etwas sehr Unfreundliches ber ihre Haare murmelte. Dann kehrten ihre hastigen Schritte zu ihrem Zimmer zurck. Ich hatte meine Haltung nicht verndert mit ausgebreiteten Armen sa ich da, um sie zu empfangen. ,,Da bist du ja wieder", sagte ich leise, als sie sich wieder auf meinen Scho setzte. Schweigend wiegte ich uns eine Weile in dem Stuhl. Dann fiel ihr Blick auf das frische Hemd, das ich trug. ,,Du warst weg?", fragte sie vorwurfsvoll. ,,Ich htte unmglich in denselben Sachen gehen knnen, in denen ich gekommen war was sollen denn die Nachbarn denken?", sagte ich leichthin. Ich wusste immer noch nicht, wie ich die Einladung formulieren sollte. Sie verzog das Gesicht. ,,Du hast tief und fest geschlafen; ich hab nichts verpasst", versicherte ich ihr. Um nichts in der Welt htte ich verpassen wollen, was sie heute Nacht gesagt hatte... ,,Dein Monolog war schon vorbei." Sie sthnte ahnungsvoll. ,,Und was hast du diesmal gehrt?" Ich sah sie zrtlich an. ,,Du hast gesagt, du liebst mich." ,,Das wusstest du doch schon", sagte sie und senkte den Kopf. ,,Trotzdem - es war schn, es zu hren." Es war ihr vielleicht nicht bewusst, aber so hatte sie es mir noch nie gesagt. Sie lehnte ihren Kopf gegen meine Schulter. ,,Ich liebe dich", flsterte sie und ihr Atem strich ber meinen Hals. ,,Du bist jetzt mein Leben", antwortete ich ihr ergriffen. Ich berhrte ihr Haar mit meinen Lippen und lauschte ihrem Herzschlag, whrend ich uns langsam vor und zurck schaukelte. Ich wollte bis in alle Ewigkeit hier mit ihr sitzen, sie
einfach nur in meinen Armen halten und mich an dem Gefhl berauschen, dass sie mich liebte. Doch sie brauchte nicht nur hin und wieder Zeit im Bad. Um die komplizierten Prozesse ihres menschlichen Krpers aufrecht zu erhalten, musste sie auch regelmig etwas zu essen bekommen. Als es im Zimmer langsam heller wurde, sagte ich beilufig, ,,Zeit frs Frhstck." Sie richtete sich auf und griff sich mit beiden Hnden schtzend an die Kehle. Mit angstvoll geweiteten Augen starrte sie mich an. Ich starrte zurck, zu geschockt ber ihre Reaktion, um etwas sagen zu knnen. ,,Kleiner Scherz", kicherte sie. ,,Von wegen, ich kann nicht schauspielern." Emprt runzelte ich die Stirn. ,,Das war nicht witzig." Warum konnte sie die Tatsache, dass ich ein Vampir war, dass ich gefhrlich fr sie war, nicht ernst nehmen. Darber machte man keine Scherze. ,,Es war sehr witzig, und das weit du auch", hielt sie mir entgegen. Aber so sicher schien sie sich ihrer Sache nicht zu sein, denn sie beobachtete mich genau, um sich zu berzeugen, dass ich ihr vergeben hatte. Natrlich hatte ich. ,,Ich przisiere: Frhstck fr Menschen." ,,Ach so." Strafe muss sein. Sanft, aber so schnell, dass ihr der Atem aus den Lungen gepresst wurde, warf ich sie ber meine Schulter und trug sie runter in die Kche. Ohne auf ihren Protest zu achten, setzte ich sie auf einen der Sthle. ,,Was gibt's denn zu essen?", fragte sie aufgekratzt. Das brachte mich fr einen Moment aus dem Konzept. Erwartete sie, dass ich ihr etwas zu Essen bereitete? Ich verstand doch nicht das Geringste vom menschlichen Essen und noch weniger von der Zubereitung. Unsicher sah ich sie an. ,,h, wei nicht genau. Was httest du denn gern?" Sie sprang auf und grinste mich an. ,,Lass mal, ich kann ganz gut fr mich sorgen. Pass auf: Jetzt jage ich." Ich beobachtete sie genau, whrend sie erst eine Schssel und dann eine Schachtel mit Cornflakes aus dem Schrank nahm. Sie fllte die Flakes in die Schssel und bergoss sie mit Milch aus dem Khlschrank. Das sah nun wirklich nicht kompliziert aus. Dann nahm sie einen Lffel aus der Schublade und trug ihr Frhstck zum Tisch. ,,Kann ich dir auch irgendwas anbieten?", fragte sie, wohl um nicht unhflich zu erscheinen. Ich schaute in ihre Schssel und verdrehte angeekelt die Augen. ,,Iss einfach, Bella."
Nachdenklich sah ich sie an, whrend sie sich setzte und ihr Frhstck in sich hineinlffelte. Irgendetwas schien sie nervs zu machen. ,,Und, was machen wir heute?", fragte sie pltzlich. ,,Hmmm ..." Ich wusste wirklich nicht, wie sie darauf reagieren wrde. Am besten, ich versuchte den Ball flach zu halten. ,,Was hltst du von der Idee, meine Familie kennenzulernen?", formulierte ich vorsichtig. War sie sich darber bewusst, dass dies unserer Beziehung nach den Traditionen der Menschenwelt einen ,offiziellen Charakter' geben wrde, wenn wir uns gegenseitig unseren Familien vorstellten? Gespannt wartete ich auf ihre Antwort. Sie schluckte, und ihr Herz setzte einen Schlag aus. ,,Hast du jetzt Angst?", fragte ich hoffnungsvoll. Zeigte sie endlich einmal die richtige Reaktion? Sie sollte Angst haben bei der Vorstellung. Sie war immer so mutig, aber in ein Haus voller Vampire zu gehen, erforderte schon einiges an Courage. ,,Ja", gab sie zu und senkte den Blick. Sie hatte also doch so etwas wie einen Selbsterhaltungstrieb auch wenn er nur schwach entwickelt war. ,,Keine Sorge", sagte ich und konnte ein Lcheln nicht unterdrcken. ,,Ich beschtze dich." ,,Ich hab keine Angst vor dem, was sie mir antun knnten", korrigierte sie meine Vermutung. Ich starrte sie unglubig an. ,,Ich hab Angst, dass sie mich nicht mgen", fuhr sie fort. ,,Ich meine, werden sie nicht ... berrascht sein, wenn du jemanden ... wie mich ... mit nach Hause bringst? Wissen sie, dass ich ber sie Bescheid wei?" ,,Oh ja, sie wissen alles. Gestern haben sie noch Wetten abgeschlossen, ob, du weit schon ob ich dich heil wieder zurckbringe oder nicht." Ich behielt das Lcheln auf meinem Gesicht, aber die Wut schlich sich in meine Stimme. ,,Allerdings begreife ich nicht, wie man gegen Alice wetten kann. Auf jedem Fall haben wir keine Geheimnisse voreinander. Wie auch, wenn ich Gedanken lesen und Alice die Zukunft voraussehen kann." ,,Und Jasper allen ein wohliges Gefhl gibt, wenn sie ihr Herz ausschtten nicht zu vergessen." Ich lchelte zustimmend. ,,Du hast gut aufgepasst." ,,Das soll hin und wieder vorkommen", sagte sie und verzog das Gesicht. ,,Das heit, Alice hat mich kommen sehen?" Alice Vision von Bellas blutroten Augen im schneeweien Gesicht schob sich vor mein
inneres Auge. ,,So was in der Art", sagte ich gepresst. Ich wandte mich ab, bis ich mir sicher war, meinen Gesichtsausdruck wieder unter Kontrolle zu haben. Ich fhlte, dass sie mich beobachtete. Als es mir gelungen war, die Vision aus meinem Kopf zu vertreiben, drehte ich mich wieder zu ihr um. Ihr Blick ruhte immer noch voller Neugier auf mir. Sie schien nicht bereit, das Thema fallen zu lassen. ,,Schmeckt das?", fragte ich, um sie abzulenken. Ich betrachtete die inzwischen aufgeweichte, pampige Masse. ,,Ganz ehrlich, besonders appetitlich sieht das nicht aus." ,,Es kann ja nicht immer Grizzly geben.", murmelte sie. Ich starrte sie finster an. Ich konnte mich einfach nicht daran gewhnen, wie beilufig sie von diesen Dingen sprach. Es war immer wieder ein Schock fr mich. Whrend sie ihr Frhstck beendete, schaute ich aus dem Fenster auf den Wald hinter dem Haus. Ich dachte darber nach, warum es mir so wichtig war, unsere Beziehung ,offiziell' zu machen. Sie hatte sich gestern in groe Gefahr gebracht, indem sie niemandem erzhlt hatte, dass sie den Tag mit mir verbringen wrde. Das sollte nie wieder vorkommen. Doch das war nicht der einzige Grund. Tief in mir drin gab es noch einen viel wichtigeren selbstschtigeren Grund. Meine Augen wanderten wieder zu ihr, und ich lchelte bei dem Gedanken daran, dass sie mich liebte. ,,Und du solltest mich auch deinem Vater vorstellen", sagte ich aus meinen berlegungen heraus. ,,Er kennt dich doch schon", erinnerte sie mich. ,,Als deinen Freund, meine ich." Sie musterte mich argwhnisch. ,,Wozu?" Weil ich der ganzen Welt verknden will, dass ich derjenige bin, zu dem du Ja gesagt hast. ,,Macht man das nicht so?", fragte ich unschuldig. ,,Keine Ahnung", antwortete sie. Richtig, sie hatte mir ja erzhlt, dass sie auch keinerlei einschlgige Erfahrungen in diesen Dingen hatte. ,,Ich meine nur, das ist nicht notwendig, ehrlich", fuhr sie fort. ,,Ich erwarte nicht, dass du ... also, du musst wegen mir nicht so tun, als ob", Wie kam sie denn auf die Idee? Sie schien die Schwche und Selbstsucht meiner Motive nicht zu erkennen. ,,Das mache ich auch nicht", versicherte ich ihr. Die Falte zwischen ihren Augenbrauen erschien und sie biss sich auf die Lippe.
,,Sagst du nun Charlie, dass ich dein Freund bin, oder nicht?", drngte ich sie. ,,Bist du das denn?" ,,Okay, ich erflle nicht ganz das klassische Anforderungsprofil, aber sonst?" ,,Ehrlich gesagt, ich hatte das Gefhl, du bist mehr als das", bekannte sie und sah auf die Tischplatte. ,,Na ja, ich dachte, die blutigen Details verschweigen wir ihm lieber." Ich beugte mich ber den Tisch und hob sanft ihr Kinn an, damit ich in ihren Augen lesen konnte. ,,Aber wir mssen ihm eine Erklrung dafr geben, warum ich so oft hier bin. Ich hab nmlich keine Lust, dass Chief Swan eine einstweilige Verfgung gegen mich erwirkt." ,,Meinst du das ernst?", fragte sie und ich hrte die Sehnsucht in ihrer Stimme. ,,Du wirst wirklich hier sein?" ,,Solange du mich willst", versicherte ich ihr. ,,Das heit dann wohl fr immer", sagte sie voller berzeugung. Fr immer. Wie wunderschn das klang. Aber sie irrte sich. Wir hatten nicht fr immer. Langsam ging ich um den Tisch herum und blieb neben ihr stehen. Mit den Fingerspitzen fuhr ich ber ihre Wange und prgte mir jede Linie ihres Gesichts ein. Wie lange konnte ich meine Anwesenheit in ihrem Leben noch rechtfertigen? Wie viel Zeit hatte ich noch? ,,Macht dich das traurig?", fragte sie. Ich konnte ihr nicht antworten. Es kostete mich groe Anstrengung, die Traurigkeit von meinem Gesicht zu verbannen. Ich wusste nicht, ob ich meiner Stimme trauen konnte. Ich konzentrierte mich nur auf das hier und jetzt und darauf, dass sie mich liebte. Als ich mir sicher war, meine Gefhle einigermaen unter Kontrolle zu haben, unterbrach ich die Stille. ,,Bist du fertig?" ,,Ja", sagte sie und sprang auf die Fe. ,,Ich warte hier, du ziehst dich an." Ich hrte, wie sie mehrere Schubladen aufzog und die Bgel auf der Kleiderstange in ihrem Schrank hin und her schob. Dann ging sie kurz ins Bad. Nach wenigen Minuten erschien sie oben an der Treppe. Sie trug einen hellbraunen Rock, der ihre wunderschnen Beine zur Geltung brachte und dazu die blaue Bluse, die sich so verfhrerisch an ihre schlanke Gestalt schmiegte und ihren Teint zum Strahlen brachte. Die Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Ihre Wangen waren sanft gertet.
,,Wie sehe ich aus?", fragte sie und hpfte die Treppe runter. ,,Geht das so?." Ich wartete am Fu der Treppe auf sie, und sie rannte direkt in mich hinein. Ich fing sie auf und hielt sie dann ein Stck von mir weg, um sie betrachten zu knnen, dann zog ich sie fest in meine Arme. ,,Nein", flsterte ich in ihr Ohr. ,,Das geht ganz und gar nicht so verfhrerisch auszusehen ist unfair." ,,Was meinst du mit verfhrerisch?", fragte sie unsicher. ,,Ich kann schnell was anderes anziehen ..." Ich seufzte und schttelte den Kopf. ,,Was du da wieder redest." Wieso konnte sie nicht begreifen, wie wunderschn sie war? Ich senkte den Kopf und ksste ihre Stirn. Sehr schnell realisierte ich, dass das nicht genug war. ,,Soll ich dir erklren, wozu du mich verfhrst?", hauchte ich. Ich lie meine Finger an ihrem Rckgrat hinabwandern. Tief sog ich ihren unvergleichlichen Duft ein. Mein Atem beschleunigte sich, als ich zum zweiten Mal die seidige Wrme ihrer Lippen an meinen sprte. Ihre Lippen schienen noch weicher, noch samtiger zu sein ... Und dann sackte sie in meinen Armen zusammen. ,,Bella?", rief ich aufgeschreckt und fing sie auf. ,,Ich bin ... ohnmchtig geworden ... wegen dir", beschuldigte sie mich benommen. ,,Was soll ich blo mit dir anstellen?", sthnte ich verzweifelt. ,,Gestern ksse ich dich, und was machst du? Greifst mich an! Und heute fllst du in Ohnmacht!" Sie lachte kraftlos. ,,Und dabei hast du gesagt, ich bin in allem gut", beschwerte ich mich halb verzweifelt, halb amsiert. Ich seufzte. ,,Das ist ja das Problem" erklrte sie. ,,Du bist zu gut viel zu gut." ,,Ist dir wieder schlecht?", fragte ich besorgt. Ihr Gesicht war jetzt sehr blass. ,,Nein das war eine andere Art von Ohnmacht. Ich wei auch nicht, was passiert ist." Sie schttelte den Kopf. ,,Ich glaub, ich hab vergessen zu atmen." ,,So kann ich dich doch nirgendwo mit hinnehmen." ,,Mir geht's prima", beteuerte sie. ,,Auerdem: Deine Familie denkt ohnehin, dass ich sie nicht mehr alle habe." Ich betrachtete sie aufmerksam. Die Farbe war noch nicht vollstndig in ihre Wangen zurckgekehrt. Die Blsse bildete einen scharfen Kontrast zu ihren dunklen Haaren. Durch die Farbe ihrer Bluse wurde der Kontrast auf eine unfassbare Art gleichzeitig gemildert und verstrkt. Ihre Haut schimmerte wie Alabaster... ,,Dieses Blau steht dir wirklich gut", sagte ich und fhlte mich dabei merkwrdig atemlos.
Das Kompliment machte sie verlegen. Errtend schaute sie zur Seite. ,,Was ist denn jetzt?", fragte sie und klang dabei auch ein wenig atemlos. ,,Ich versuch schon die ganze Zeit, nicht daran zu denken, was wir vorhaben, also gehen wir jetzt endlich?" ,,Nur noch mal fr die Akten: Du machst dir also keine Sorgen, weil du einem Haus voller Vampire einen Besuch abstattest, sondern du hast Angst, dass sie dich nicht mgen knnten?" Ich musste einfach noch einmal nachfragen, ob ich das wirklich richtig verstanden hatte. ,,Ja", antwortete sie ohne zu zgern. Ich schttelte fassungslos den Kopf. ,,Du bist unglaublich." Langsam fuhr ich ihren Transporter durch Forks und dann auf die Schnellstrae in Richtung Norden. Ich machte mir Sorgen, wie sie auf unser Haus reagieren wrde. Wir waren sorgsam darauf bedacht fr alle Flle - die Fassade aufrecht zu erhalten. Deshalb hatten wir die richtigen Requisiten an den richtigen Stellen, aber es gab viele Hinweise auf das, was wir sind. Fr einen aufmerksamen Beobachter und ich kannte niemanden, der aufmerksamer war als Bella waren die Unterschiede nur allzu offensichtlich. Wrde sie auch das einfach so hinnehmen und akzeptieren knnen, wie schon so vieles zuvor? Wann wrde es endgltig zuviel fr sie? Ich beobachtete sie aufmerksam, als ich auf die Wiese vorm Haus fuhr. Mit vor Staunen geweiteten Augen sah sie sich um. ,,Wow." ,,Gefllt's dir?", fragte ich lchelnd. Ganz augenscheinlich war es nicht das, was sie erwartet hatte. Ich htte zu gern gewusst, was genau sie eigentlich erwartet hatte... ,,Es ... hat seine Reize." Sie zeigte sich bemht unbeeindruckt. Lachend zog ich an ihrem Pferdeschwanz. Sie war eine so schlechte Lgnerin. Dann stieg ich aus und hielt ihr die Tr auf. ,,Bist du so weit?" ,,berhaupt nicht lass uns reingehen." Sie versuchte zu lcheln, doch es wurde eher eine Grimasse daraus. Nervs strich sie sich ber die Haare und kaute auf ihrer Lippe. ,,Du siehst toll aus", versicherte ich ihr und nahm ihre Hand. Wir gingen ber die Wiese und die Verandatreppe hinauf. Ich ffnete ihr die Tr und lie sie eintreten. Neugierig sah sie sich in dem hellen, offenen Raum um. Ihr Blick fiel auf meinen Konzertflgel, neben dem Esme und Carlisle bereits auf uns warteten.
Sie lchelten Bella zum Willkommen zu. Wie besprochen verhielten sie sich abwartend, um ihr Zeit zu geben und sie nicht zu ngstigen. Aufmerksam beobachtete ich jede ihrer Reaktionen. Wir alle wrden uns ihrem Tempo anpassen und ihr soviel Zeit geben, wie sie brauchte. ,,Carlisle, Esme", sagte ich in die kurze Stille hinein. ,,Das ist Bella." Carlisles Blick fiel auf unsere ineinander verschrnkten Hnde. Diese Kontrolle, diese Selbstbeherrschung.... Obwohl sie eine solche Verlockung fr ihn darstellt...Sie tut ihm wirklich unheimlich gut. ,,Willkommen bei uns, Bella. Wir freuen uns, dass du hier bist." Langsam schritt Carlisle auf sie zu. Zu meiner groen berraschung ging sie ihm entgegen und ergriff die Hand, die er ihr vorsichtig entgegenstreckte. ,,Es ist schn, Sie wiederzusehen, Dr. Cullen." ,,Carlisle, bitte." ,,Carlisle." Entspannt lchelte sie ihm zu. Ich war sehr berrascht, ber ihr sicheres Auftreten. Ich wusste, wie schchtern sie war, und konnte mich noch sehr genau an ihr Verhalten in den ersten Tagen an der neuen Schule erinnern. Doch jetzt zeigte sie nicht die geringste Unsicherheit. Langsam entspannte ich mich. Lchelnd trat nun auch Esme auf Bella zu und reichte ihr die Hand. Sie war die einzige aus der Familie, die Bella noch nie gesehen hatte. Umso gespannter war sie auf sie gewesen auf den Menschen, dem es gelungen war, nach all den Jahrzehnten mein Herz zu berhren. Ah, wie sie ihn ansieht. Ich wusste doch, dass sie ihn auch lieben muss, dachte Esme gerhrt. Sie scheint ein kluges Mdchen zu sein... wie knnte sie ihn da nicht lieben. ,,Ich bin sehr froh, dich kennenzulernen", sagte sie aufrichtig. ,,Danke. Ich freue mich auch." ,,Wo sind Alice und Jasper?", fragte ich, doch im selben Moment erschienen die beiden schon auf der Treppe. ,,Hey, Edward!", rief Alice enthusiastisch und rannte in ihrer normalen Geschwindigkeit die Treppe herunter. Verdammt! Ich hatte sie doch gebeten nichts zu tun, was Bella erschrecken knnte. Carlisle und Esme warfen ihr warnende Blicke zu. ,,Vorsicht, Alice", mahnte Carlisle unhrbar fr Bella. Doch Bella wirkte nicht erschreckt. Sie lchelte Alice an. Endlich! ,,Hi, Bella!", sagte Alice, und bevor ich eingreifen konnte, schnellte sie nach vorn und ksste Bella auf die Wange. Und bald werde ich nicht mehr so aufpassen mssen... bald bist du nicht mehr so zerbrechlich... Ich erstarrte und beobachtete Bella aufmerksam. Sie wirkte
vllig berrumpelt, schien sich aber nicht zu ngstigen. Angsthase, neckte Alice mich in Gedanken. Freundinnen begren sich so... Ich verdrehte die Augen. In Alice jubelte die Freude, ihre ,beste Freundin' endlich besser kennen zu lernen. ,,Du riechst wirklich gut, das ist mir noch nie aufgefallen", fgte Alice laut hinzu, und brachte damit nicht nur Bella in Verlegenheit. Ich wre am liebsten im Boden versunken. Nach dieser grandiosen Aussage wusste niemand mehr so recht, was er sagen sollte. Als die Sekunden verstrichen, kam Jasper langsam die Treppe runter, und verbreitete ein Gefhl der Wrme und Geborgenheit. Ich starrte ihn an und hob warnend eine Augenbraue. uerlich hielt ich meinen gelassenen Gesichtsausdruck bei, knirschte dabei aber unhrbar mit den Zhnen. Verdammt! Welcher Teil meiner Bitte ,Benehmt euch menschlich' war eigentlich so schwer zu verstehen gewesen? Bellas Blick wanderte von mir zu Jasper, und die Erkenntnis blitzte in ihren Augen auf. ,,Hallo, Bella", grte Jasper, blieb aber in sicherer Entfernung stehen und reichte ihr auch nicht die Hand, wie er es versprochen hatte. Ich wrde sie gern besser kennen lernen, dachte Jasper pltzlich. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der eine solche Ausstrahlung hat. Ich kann es kaum in Worte fassen. Dieses Glck und diese Wrme die ihr entstrmen... Ich frage mich, wie stark sie sein wrden, wenn sie nicht so nervs und sich ihrer Sache ganz sicher wre...? Die Intensitt und noch mehr die Richtung seiner Gedanken berraschten mich. Ich wusste, dass Jasper nicht nur die Stimmungen der Personen in seiner Umgebung fhlen und beeinflussen konnte. Diese Stimmungen hatten auch einen groen Einfluss auf ihn. Ich hatte befrchtet, dass Bella eine groe Versuchung fr ihn darstellen wrde. Aber er verschwendete kaum einen Gedanken an seinen Durst. Dafr genoss er intensiv die positive Ausstrahlung, die er von Bella empfing... Vielleicht fiel es ihm auch deshalb so leicht sich zu beherrschen, weil er erst gestern auf der Jagd gewesen war... ,,Hallo, Jasper", sagte sie und lchelte ihm schchtern zu. Dann wandte sie sich lchelnd an alle. ,,Ich freue mich, euch kennenzulernen. Ihr habt ein sehr schnes Haus." ,,Danke", sagte Esme. ,,Wir sind froh, dass du gekommen bist." Sie war sichtlich bewegt und sehr beeindruckt von Bellas Tapferkeit. Edward! Carlisle sah mich eindringlich an, und ich wandte ihm meine Aufmerksamkeit zu. Alice hat gesehen, dass wir in den nchsten Tagen Besuch zu erwarten haben. Er zgerte kurz. Ein Zirkel von drei Nomaden. Auergewhnlich wild und ungehemmt. Sie waren eine Weile in der Gegend um Seattle, jetzt sind sie in nrdlicher Richtung unterwegs, werden unser Gebiet aber wohl nur streifen. Wahrscheinlich besteht kein Grund zur Sorge, aber ... sein Blick wanderte zu Bella ... ich dachte, es ist besser, wenn du es weit.
Er war besorgter, als er es sich anmerken lassen wollte. Ich nickte ihm kurz zu, damit er wusste, dass ich ihn verstanden hatte. Bella lie ihren Blick durch den Raum wandern, und verharrte bei dem groen Konzertflgel. Nachdenklich betrachtete sie ihn. Esme war ihrem Blick gefolgt und bemerkte ihr Interesse. ,,Spielst du?", fragte sie und deutete auf den Flgel. Bella schttelte den Kopf. ,,Kein bisschen. Aber er ist so schn. Gehrt er dir?" ,,Nein", antwortete Esme lachend. ,,Hat Edward dir denn nichts von seinen musikalischen Begabungen erzhlt?" ,,Nein." Mit vollkommener Unschuldsmine begegnete ich ihrem vorwurfsvollen Blick. ,,Aber ich htte es mir ja denken knnen", fuhr sie an Esme gewandt fort. Fragend hob diese ihre schmalen Augenbrauen. ,,Schlielich kann er doch alles, oder?", fragte Bella und es klang ein klein wenig frustriert. Jasper kicherte, doch Esme warf mir einen tadelnden Blick zu. ,,Ich hoffe, du hast nicht geprahlt", wies sie mich zurecht. ,,Das ist unhflich." ,,Nur ein kleines bisschen", gab ich zu und lachte. Esmes Miene wurde weich und nachgiebig, als sie mich voller Stolz betrachtete. Ich bin so froh, dass du endlich dein Glck gefunden hast. ,,Ehrlich gesagt, war er viel zu bescheiden", nahm Bella mich in Schutz. Wilde Freude durchtobte mich, wie jedes Mal, wenn sie mich ber das hinaus lobte, was ich verdient hatte. ,,Na dann spiel ihr was vor", ermunterte Esme mich. ,,Sagtest du nicht eben, angeben ist unhflich?", zog ich sie liebevoll auf. ,,Jede Regel hat ihre Ausnahmen", hielt sie mir entgegen. ,,Ich wrde dich gerne spielen hren", bat Bella. ,,Dann ist es entschieden", sagte Esme und schob mich in Richtung Flgel. Ich zog Bella mit mir und setzte sie neben mich auf die Bank. Bevor ich zu spielen anfing, schaute ich tief in ihre schokoladenbraunen Augen.
Um Esme eine Freude zu machen, spielte ich zuerst das Lied, das ich als Tribut an die Liebe zwischen ihr und Carlisle geschrieben hatte. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Bella vor Staunen der Mund aufklappte. Alice versuchte ihr Kichern zu unterdrcken, doch es gelang ihr nicht ganz. ,,Wir sollten die beiden allein lassen", schlug Carlisle vor. Er sprach so schnell und leise, dass Bella ihn nicht hren konnte. ,,Ich hatte bisher gerade mal die Gelegenheit ,hi' zu ihr zu sagen", maulte Alice. ,,Ich will mehr Zeit mir ihr verbringen. Jetzt wo Edward endlich Vernunft angenommen hat und sie hier ist..." Auch sie achtete darauf, dass Bella sie nicht hren konnte. ,,Alice!", mahnte Carlisle sanft und sie gab nach. Leise huschte einer nach dem andern aus dem Raum. Ich schaute Bella an, ohne mein Spiel zu unterbrechen. Ich htte dieses Stck mit verbundenen Augen spielen knnen. ,,Und, gefllt's dir?", fragte ich und zwinkerte ihr zu. Sie schnappte nach Luft, als sie verstand. ,,Du hast das komponiert?" Ich nickte. ,,Es ist das Lieblingsstck von Esme." Sie schloss die Augen und schttelte den Kopf. ,,Was ist los?", fragte ich besorgt. ,,Nichts, ich fhl mich nur extrem belanglos." Ich lie das Stck langsam ausklingen und schuf einen bergang zu ihrem Schlaflied. Als Esme in ihrem Zimmer die Klnge hrte seufzte sie beglckt. Er ist so einfhlsam und so romantisch. Bella ffnete die Augen und schaute mich an. Ich sah in ihren Augen, dass sie das Lied erkannte, mit dem ich sie gestern in den Schlaf gesungen hatte. Sie schien es zu mgen. ,,Dazu hast du mich inspiriert", sagte ich sanft. Es war mir sehr wichtig, dass sie wusste, dass ich es fr sie geschrieben hatte. Doch ich wollte die Stimmung nicht zu verderben, sie nicht wieder in Verlegenheit bringen, indem ich sie daran erinnerte, wie oft ich sie heimlich beim Schlafen beobachtet hatte. ,,Sie mgen dich", lenkte ich schnell ab. ,,Besonders Esme." Sie schaute sich um. Sie hatte nicht bemerkt, dass die anderen den Raum verlassen hatten. ,,Wo sind sie hin?" ,,Ich nehme an, sie wollten diskret sein und uns allein lassen." Sie seufzte. ,,Sie mgen mich, okay. Aber Rosalie und Emmet..." Ihre Stimme klang besorgt. Natrlich war ihr die Abwesenheit der beiden nicht entgangen. Und es war nicht das
erste Mal, dass sie ihrer Sorge, dass zumindest ein Teil meiner Familie sie ablehnte, Ausdruck verlieh. Ich runzelte die Stirn. ,,Mach dir wegen Rosalie keine Gedanken", versuchte ich zu beschwichtigen. Ich legte meine ganze berzeugungskraft in meinen Blick. ,,Sie kriegt sich schon ein." Skeptisch schrzte sie die Lippen. ,,Und Emmet?" ,,Na ja, er denkt, ich bin nicht ganz bei Trost, das stimmt schon, aber er hat nichts gegen dich. Und er versucht, auf Rosalie einzuwirken." ,,Was genau ist denn eigentlich ihr Problem?" Ich seufzte tief. Es schien, als knne ich der Frage nicht lnger ausweichen. ,,Rosalie fllt es von uns allen am schwersten zu akzeptieren.... was wir sind. Deshalb kommt sie schlecht damit klar, dass ein Auenstehender ber sie Bescheid wei. Und sie ist ein bisschen eiferschtig." Ich musste ihr soviel von der Wahrheit geben wie ich konnte, ohne sie zu erschrecken. ,,Rosalie ist eiferschtig? Auf mich?!" Unglubig starrte sie mich an. ,,Du bist ein Mensch." Ich zuckte mit den Schultern. ,,Sie wre auch gern einer." Das war zumindest der wichtigere Teil der Wahrheit. Rosalies Kleinlichkeit und Selbstsucht waren wirklich nicht von Bedeutung. ,,Oh.", sagte sie nur. Sie schien immer noch verblfft. ,,Aber Jasper wirkte irgendwie auch nicht so begeistert." ,,Das ist hauptschlich meine Schuld", gab ich zu. ,,Wie gesagt, er lebt noch nicht so lange auf unsere Weise. Ich hab ihn darum gebeten, dir nicht zu nahe zu kommen." Bei diesen Worten schien ihr ein Schauer ber den Rcken zu laufen, aber ich war mir nicht ganz sicher. Bevor ich nachfragen konnte, fuhr sie fort. ,,Und Esme und Carlisle... ?" ,,Sie sind glcklich, dass ich glcklich bin." Ich lchelte bei dem Gedanken an Esmes Begeisterung. ,,Esme wrde es auch nicht kmmern, wenn du ein drittes Auge oder Schwimmhute zwischen den Zehen httest. Die ganzen Jahre ber war sie besorgt, dass mir etwas Wesentliches fehlen knnte dass ich noch zu jung war, als Carlisle mich verwandelte. Jetzt ist sie auer sich vor Freude; jedes Mal, wenn ich dich berhre, macht sie fast Luftsprnge." ,,Alice scheint ziemlich ... begeistert zu sein." Mein Kiefer verkrampfte sich. Ich wrde niemals mit ihr ber Alice Vision sprechen. Sie wrde nicht eintreten, und es gab keinen Grund, auch nur ein Wort darber zu verlieren. ,,Alice hat ihre eigene Sicht der Dinge", sagte ich angespannt. ,,Die du aber jetzt nicht nher erlutern willst, richtig?"
Und wieder verstanden wir uns ohne Worte. Ihr war klar, dass ich ihr etwas vorenthielt. Aber ihr war auch klar, dass ich nicht bereit war, darber zu reden. Ich empfand tiefe Dankbarkeit fr ihr Verstndnis und dafr, dass sie nicht versuchte, in mich zu dringen. Stattdessen wechselte sie das Thema. ,,Was hat dir Carlisle eigentlich vorhin gesagt?" Stirnrunzelnd schaute ich sie an. ,,Das ist dir also auch aufgefallen." Warum berraschte mich das eigentlich? Sie zuckte nur mit den Achseln. ,,Was hast du denn gedacht?" Konnte sie wirklich nichts erschrecken? All dies war so neu fr sie, musste so merkwrdig auf sie wirken, und doch nahm sie es vllig gelassen hin. Ich konnte mein Glck kaum fassen. ,,Er wollte mir etwas mitteilen, wusste aber nicht, ob du es hren solltest", beantwortete ich ihre Frage. ,,Und, soll ich?" ,,Du musst sogar. Ich werde nmlich in den nchsten Tagen ... oder Wochen ... etwas bertrieben beschtzerisch sein und will nicht, dass du mich fr einen geborenen Tyrannen hltst." Ich hrte Alice in ihrem Zimmer. Natrlich hatte sie gelauscht. Ich unterdrckte ein Seufzen. Unfair! Wieso darfst du soviel zeit mit ihr verbringen? Dir ist doch jeder Vorwand recht, das ist so gemein. Ich kann auch auf sie aufpassen. Und wir knnten viele tolle ,Mdchendinge' machen... Ich fluchte unhrbar in mich hinein. Hatte man in diesem Haus denn berhaupt keine Privatsphre? Dann wurde ich mir der Ironie meines rgers bewusst.... Ich konnte niemandem Privatsphre gewhren auer Bella. ,,Was ist passiert?" ,,Passiert ist nichts. Es ist nur Alice sieht voraus, dass wir bald Besucher zu erwarten haben. Sie wissen, dass wir hier sind, und sie sind neugierig." ,,Besucher?" ,,Ja. Die Sache ist ... sie unterscheiden sich von uns, was ihre Jagdgewohnheiten angeht. Ich nehme nicht an, dass sie berhaupt in die Stadt kommen, aber solange sie hier sind, werde ich dich mit Sicherheit nicht aus den Augen lassen." Diesmal konnte sie ihr Schaudern nicht vor mir verbergen. ,,Endlich mal eine vernnftige Reaktion!", murmelte ich. ,,Ich dachte schon, du httest gar keinen Selbsterhaltungstrieb."
Sie erwiderte nichts, sondern sah sich abermals in dem weiten Raum um. Ich folgte stolz ihrem Blick. ,,Nicht ganz, was du erwartet hast, oder?" ,,Nein", gab sie zu. ,,Keine Srge, keine Skeletthaufen in der Ecke; ich glaub, wir haben noch nicht mal Spinnweben. Das muss eine groe Enttuschung fr dich sein", versuchte ich sie zu necken. Doch sie ging nicht auf meinen Ton ein. ,,Es ist so hell... und offen." ,,Das ist der einzige Ort, an dem wir uns nicht verstecken mssen." Ihr Schlaflied nherte sich seinem melancholischen Ende, und ich lie es langsam ausklingen. ,,Danke schn", sagte sie leise. In ihren Augen schimmerten Trnen. Verschmt wischte sie sie weg. Vorsichtig berhrte ich mit einem Finger ihren Augenwinkel und lie eine brig gebliebene Trne darber laufen. Neugierig betrachtete ich sie. Ohne darber nachzudenken, folgte ich einem Impuls und leckte den Finger ab. Ich wusste, dass mein Stoffwechsel die Substanz nicht verarbeiten konnte. Es war etwas von ihr, das fr immer in mir bleiben wrde. Auch dann noch, wenn sie eines Tages nicht mehr bei mir war. Mein Innerstes zog sich schmerzhaft zusammen. Sie schaute mich fragend an. Wahrscheinlich hielt sie mich jetzt fr einen kompletten Idioten. Stumm erwiderte ich ihren Blick. ,,Was hltst du davon, wenn ich dir den Rest des Hauses zeige?", fragte ich schlielich. ,,Keine Srge?", fragte sie nach. Ihr Ton war sarkastisch, doch er konnte die Angst nicht ganz berdecken. Ich lachte und nahm ihre Hand. ,,Keine Srge", versprach ich. Ich ging mit ihr die Wendeltreppe hoch in den ersten Stock. ,,Rosalies und Emmets Zimmer ... Carlisles Bro ... das Zimmer von Alice...." erluterte ich, als wir an den entsprechenden Tren vorbeigingen. Am Ende des Ganges unterbrach sie meine Fhrung. Abrupt blieb sie stehen und starrte unglubig an die Wand. Ihre verblffte Mine brachte mich unweigerlich zum lachen. ,,Du kannst ruhig lachen", sagte ich. ,,Ich find's auch komisch." Doch sie lachte nicht. Fassungslos starrte sie auf das groe hlzerne Kreuz, dessen dunkle
Patina einen aufflligen Kontrast zum helleren Untergrund der Wand bildete. Zgernd streckte sie eine Hand danach aus, berhrte es dann aber doch nicht. ,,Das sieht sehr alt aus." Ich zuckte mit den Schultern. ,,Um 1630, vielleicht etwas spter." Sie starrte mich an. ,,Und warum habt ihr das hier hngen?" ,,Aus nostalgischen Grnden. Es hat Carlisles Vater gehrt." ,,Hat er Antiquitten gesammelt?", fragte sie erstaunt. ,,Nein. Das hat er selbst geschnitzt. Es hing an der Wand ber der Kanzel des Pfarrhauses, in dem er gepredigt hat." Ich beobachtete sie genau. Ihr Blick wanderte wieder zu dem Kreuz. Sie schien vergeblich zu versuchen diese Information zu verarbeiten. Die Sekunden verstrichen. ,,Alles okay?", fragte ich besorgt. Sie ging nicht auf meine Frage ein. ,,Wie alt ist Carlisle?", fragte sie leise, ohne den Blick von dem Kreuz abzuwenden. ,,Er hat vor kurzem seinen 362. Geburtstag gefeiert" Als das einsank ruckte ihr Kopf herum. Sie starrte mich an. Schock. Unglaube. Verwirrung. All das sah ich in ihren weit geffneten Augen. ,,Carlisle wurde in London geboren, in den 1640ern, nimmt er an", przisierte ich. ,,Damals wurden solche Daten noch nicht genau festgehalten, zumindest nicht unter einfachen Leuten. Auf jedem Fall war es kurz vor der ra Cromwell." Wachsam beobachtete ich jede ihrer Reaktionen. Ich sah die vielen Fragen in ihren Augen und so begann ich, ihr Carlisles Geschichte zu erzhlen. 17. 17. Carlisles Geschichte Carlisle war der einzige Sohn eines anglikanischen Pfarrers. Seine Mutter war bei seiner Geburt gestorben. Sein Vater war ein intoleranter Mann, der fest an das personifizierte Bse glaubte und Hetzjagden auf Hexen, Werwlfe und Vampire anfhrte. Damals wurden viele unschuldige Menschen verbrannt die wirklichen Monster lieen sich nicht so einfach fangen. Als der Pfarrer alt wurde, bertrug er die Jagd seinem Sohn. Carlisle entdeckte eine Gruppe wirklicher Vampire, die sich in den Abwasserkanlen unter der Stadt verbargen, und nur nachts zum Jagen hinauskamen.
Er mobilisierte die Leute, die sich mit Mistgabeln und Fackeln bewaffneten, und fhrte sie zu der Stelle, an der er die Vampire gesehen hatte. Irgendwann erschien ein uralter Vampir, der ganz schwach vor Hunger war. Er floh, als er den Mob sah. Carlisle 23 Jahre alt und sehr schnell fhrte die Verfolger an. Der alte Vampir war wohl zu hungrig, um der Verlockung zu widerstehen. Anstatt einfach zu fliehen, fiel er ber Carlisle her. Als die anderen zu ihnen aufschlossen und den Vampir angriffen, lie er von Carlisle ab, ttete zwei Mnner und schleppte einen dritten mit sich fort. Carlisle wusste, dass alles, was mit dem Monster in Berhrung gekommen war, verbrannt werden wrde. Deshalb versteckte er sich drei Tage in einem Keller. Es gelang ihm, sich still zu verhalten und nicht entdeckt zu werden. Dann war es vorber und er erkannte, was aus ihm geworden war... Ich sah die ungebrochene Flut von Fragen in Bellas Augen. Um ihr all das anschaulicher erklren zu knnen, fhrte ich sie ber den Flur zurck in Carlisles Bro, wo eine ganz Wand voller Bilder die Geschichte seines Lebens illustrierte. Ich bat Carlisle, Bella seine Geschichte zu erzhlen, doch er entschuldigte sich. Er musste im Krankenhaus fr einen Kollegen einspringen. ,,Auerdem kennst du die Geschichte so gut wie ich", fgte er lchelnd hinzu, bevor er sich verabschiedete. Neugierig betrachtete Bella das Bild von Carlisles Geburtsstadt, dem London um 1650. ,,Was geschah dann?", fragte sie und schaute mich an. ,,Als er wusste, was mit ihm passiert war. Ich erzhlte ihr, was Carlisle mir erzhlt hatte, als ich ihm einst die gleiche Frage gestellt hatte. Er hatte gegen das aufbegehrt, was aus ihm geworden war. Er widerstand seinem Durst, obwohl der Instinkt am Anfang am strksten ist und alle anderen Impulse in den Hintergrund drngt. Dann versuchte er, sich zu tten, doch nichts funktionierte. Als er immer hungriger und schwcher geworden war, versteckte er sich im Wald vor den Menschen, um der Verlockung nicht zu erliegen. Eines Nachts waren Rehe an seinem Versteck vorbeigekommen. Rasend vor Durst hatte er sich auf sie gestrzt und gemerkt, dass er auch von Tierblut berleben konnte. Er musste nicht zum Monster werden. Im Laufe der nchsten Monate entwickelte er seine Philosophie und begann, seine Zeit besser zu nutzen. Dann schwamm er nach Frankreich. Unglubig unterbrach sie mich. ,,Er schwamm nach Frankreich?" ,,Bella, es schwimmt andauernd jemand durch den rmelkanal", erinnerte ich sie geduldig. ,,Klar, stimmt schon. Es klang nur irgendwie komisch in dem Zusammenhang." ,,Schwimmen ist leicht fr uns..." ,,Alles ist leicht fr euch", unterbrach sie mich wieder. Ich wartete amsiert, bis sie mir wieder zuhrte. ,,Ich unterbreche dich nicht mehr, versprochen."
Ich konnte ein grimmiges Lachen nicht unterdrcken. Ich war mir sicher, dass sie ihr Versprechen brechen wrde, sobald ich meinen Satz beendet hatte. ,,... weil wir, genau genommen, nicht atmen." ,,Ihr..." ,,Denk an dein Versprechen!" Ich lachte und legte ihr einen Finger an die Lippen. Es war eine Erleichterung fr mich, dass ich sie immer besser einschtzen konnte. ,,Willst du die Geschichte nun hren oder nicht?" ,,Du kannst mir nicht so etwas hinwerfen und erwarten, dass ich nichts dazu sage", brummelte sie an meinem Finger vorbei. Ich legte ihr meine Hand an den Hals und brachte damit ihr Herz zum Rasen; doch sie lie nicht locker. ,,Ihr msst nicht atmen?" Ich zuckte betont gleichmtig mit den Schultern. ,,Es ist nicht notwendig, nein. Wir atmen nur aus Gewohnheit." ,,Wie lange hltst du es aus, ohne zu atmen?" ,,Unbegrenzt lange, nehme ich an; ich wei nicht genau. Man riecht nichts das wird auf Dauer etwas unangenehm." ,,Etwas unangenehm", wiederholte sie tonlos. Ich beobachtete, wie ihr Gesicht einen immer fassungsloseren Ausdruck annahm. Der Schock schien sich noch zu verstrken, als die Information einsank, und sie vergeblich versuchte zu begreifen. Vorsichtig nahm ich meine Hand von ihrem Hals. War dies jetzt der Moment? Der Moment, auf den ich schon so lange hoffte. Der Moment, den ich so sehr frchtete. Langsam blickte sie zu mir auf. Ich sah mein Gesicht als Reflektion in ihren Augen. Ich sah die Traurigkeit, die meinen Blick berschattete. Mein Gesicht war eine starre Maske. ,,Was ist?", flsterte sie zaghaft und legte ihre Hand an meine Wange. Ich seufzte und sprte, wie meine Geschichtszge sich entkrampften. ,,Ich warte immer noch darauf, dass es passiert." ,,Dass was passiert?" ,,Irgendwann werde ich etwas sagen, oder du wirst etwas sehen, was du nicht mehr ertragen kannst. Und dann wirst du schreiend davonlaufen. Ich werde dich nicht zurckhalten, wenn das passiert. Ich wnsche mir ja, dass es passiert dass du dich in Sicherheit bringst. Aber zugleich will ich bei dir sein. Und beides zusammen geht nicht..." Das Dilemma der Unvereinbarkeit meiner Wnsche lie mich verstummen. ,,Ich laufe nirgendwo hin", versprach sie.
Ich wusste, dass sie glaubte, was sie sagte. Doch sie war ein Mensch. Und Menschen nderten ihre Meinung... ,,Wir werden sehen", sagte ich nur und lchelte sie wehmtig an. Sie quittierte meine Worte mit einem finsteren Blick, erwiderte aber nichts darauf. Ich nahm den Faden der Geschichte wieder auf und erzhlte ihr von Carlisles Wanderjahren quer durch Europa. Whrend seiner Studien entdeckte er seine Leidenschaft fr die Medizin. Es hatte beinahe zwei Jahrhunderte gebraucht, um seine Selbstbeherrschung zu perfektionieren. Jetzt war er in der Lage, seine Arbeit frei von Qualen auszufhren. In Italien traf er auf die Volturi eine Gruppe zivilisierter und gebildeter Vampire. Er blieb einige Jahrzehnte bei ihnen, aber sie versuchten immer wieder, ihn zur Rckkehr zu seiner ,natrlichen Ernhrung' zu bewegen. Carlisle sehnte sich nach Gleichgesinnten und begann, seine Hoffnungen auf die neue Welt zu richten. Die Jahre verstrichen, und Vampire waren zu Figuren aus Legenden und Mrchen geworden. So war es ihm mglich, unter Menschen zu leben, und als praktischer Arzt zu arbeiten. Doch er wurde immer einsamer, da er es nicht riskieren konnte, einen Menschen zu nah an sich heranzulassen. Zu dieser Zeit reifte in ihm der Wunsch, sich einen Gefhrten zu schaffen, wenn er keine Gleichgesinnten finden konnte. Doch er zgerte, weil es ihm widerstrebte, einem Menschen das Leben zu nehmen und ihm anzutun, was ihm angetan worden war. Dann stie er auf mich. Meine Eltern waren gestorben und auch ich war nur noch wenige Stunden vom Tod entfernt.... Da beschloss er, es zu versuchen... Versunken in meine Erzhlung brauchte ich einen Moment, um mich meiner Umgebung wieder bewusst zu werden. Ich lchelte Bella zu, die schweigend darauf wartete, dass ich fortfuhr. Doch ich glaubte, ihr frs erste genug Stoff zum Nachdenken gegeben zu haben. ,,Und damit sind wir wieder in der Gegenwart", sagte ich deshalb abschlieend. ,,Und seitdem bist du immer bei Carlisle gewesen?" Natrlich stellte sie wieder genau die Frage, die ich nicht beantworten wollte. ,,Fast immer", rumte ich ein. Sanft legte ich eine Hand auf ihre Taille und geleitete sie zur Tr hinaus. Mein Blick streifte die vielen Bilder an der Wand. Wrde ich je die Gelegenheit haben, ihr die anderen Geschichten zu erzhlen? Ich fhrte sie ber den Gang zurck zur Treppe. ,,Fast immer?", hakte sie nach. Ich seufzte unwillig. ,,Also, ungefhr zehn Jahre nach meiner ... Geburt .... Verwandlung wie auch immer du es nennen willst hatte ich eine typische Phase jugendlicher Rebellion", gestand ich ihr. ,,Ich kam mit seiner AbstinenzPhilosophie nicht klar und war wtend, dass er meinen Appetit zgelte. Also ging ich eine Zeit lang meiner eigenen Wege." Ich dachte nur sehr ungern an diese Zeit zurck.
,,Wirklich?", fragte sie fasziniert. ,,Du bist nicht angewidert?" ,,Nein." ,,Warum nicht?" ,,Ich finde, es klingt ... einleuchtend." Einleuchtend? Ich gestand ihr, viele Menschen gettet zu haben und sie fand es... einleuchtend? Ich lachte hart auf. Einmal mehr strmte ich vergeblich gegen die Barriere, die ihre Gedanken vor mir verbarg. Wir hatten jetzt das Ende der Treppe erreicht und standen im Flur im zweiten Stock. ,,Vom Zeitpunkt meiner Neugeburt an wusste ich, was jeder in meiner Nhe, ob Mensch oder Monster, dachte. Das war der Grund, warum es zehn Jahre dauerte, bis ich mich Carlisle widersetzte ich kannte seine absolute Aufrichtigkeit und verstand ganz genau, warum er so lebte. Aber nach wenigen Jahren kehrte ich zu ihm zurck und lebte wieder ganz nach seiner Philosophie. Ich hatte gedacht, ich wre immun gegen die ... seelischen Qualen, die mit einem belasteten Gewissen einhergingen. Wenn ich die Gedanken meiner Opfer kannte, dann konnte ich schlielich die Unschuldigen verschonen und nur die Bsen verfolgen. Was war denn so schlimm daran, dachte ich, wenn ich einem Mrder in eine dunkle Gasse folgte und ein junges Mdchen vor ihm rettete?" Ich sprte, wie sie erschauderte. Dachte sie an den Abend in Port Angeles, an dem ihr ein hnliches Schicksal gedroht hatte? ,,Doch mit der Zeit erkannte ich immer deutlicher das Monster in mir es schaute mich aus meinen eigenen Augen an. Ich konnte der Verantwortung fr all die Menschenleben nicht entfliehen. Also ging ich zurck zu Carlisle und Esme, und sie nahmen mich auf wie einen verlorenen Sohn. Es war mehr, als ich verdient hatte." Wir hatten den Gang durchquert und standen nun vor der Tr am Ende des Ganges. ,,Mein Zimmer", sagte ich, ffnete die Tr und zog sie mit mir hinein. Ihr Blick streifte ber die westliche Wand, die komplett mit CDRegalen bedeckt war, ber meine Musikanlage und das Ledersofa. Dann betrachtete sie den dicken, goldfarbenen Teppich und die mit schwerem Stoff verkleideten Wnde. ,,Gute Akustik, nehme ich an", sagte sie trocken. Ich lachte und nickte. Dann griff ich nach der Fernbedienung und stellte die Musik an, whrend sie einen Teil meiner Musiksammlung betrachtete. Den grten Teil verwahrte ich in meinem Archiv im Keller. Insbesondere meine groe Plattensammlung, von der ich mich aus nostalgischen Grnden nicht trennen wollte. In meinem Zimmer war nur Platz fr meine derzeitigen Lieblingsalben. ,,Sind die sortiert?", fragte sie, immer noch in die CD-Sammlung vertieft.
,,h ... ja nach Erscheinungsjahr und innerhalb des Jahres nach meinen Vorlieben", sagte ich abgelenkt von meinen Gedanken. Sie drehte sich zu mir um und sah, dass ich sie beobachtete. ,,Was?" ,,Ich dachte, ich wre einfach ... erleichtert, wenn du alles weit und ich nichts mehr vor dir verheimlichen muss. Erleichtert, nicht mehr. Doch es ist anders. Es macht mich ... glcklich." Ich zuckte mit den Schultern und lchelte sie an. ,,Das ist schn", sagte sie und lchelte zurck. Mein Lcheln verschwand und ich runzelte die Stirn. Nein, das war nicht schn. Obwohl es fr mich unheimlich befreiend war, sie nicht mehr anlgen zu mssen, keine Geheimnisse mehr vor ihr zu haben, so war es doch offenkundig schlecht fr sie. Ich setzte sie einem Risiko aus, das sie gar nicht berschauen konnte, das sie teilweise nicht einmal kannte. Sie hatte die Vernderung in meinem Gesichtsausdruck bemerkt. ,,Aber du wartest immer noch darauf, dass ich kreischend davonlaufe, hab ich Recht?" Gegen meinen Willen musste ich lcheln. Ich nickte. ,,Tut mir leid, dass ich dir die Illusionen nehmen muss, aber du bist keineswegs so bengstigend, wie du denkst. Ehrlich gesagt, ich finde dich berhaupt nicht bengstigend", plapperte sie munter drauflos. Ich riss unglubig die Augen auf. Dann grinste ich sie wild an. Wenn sie es so haben wollte... ,,Das httest du nicht sagen sollen", gluckste ich. Ich lie ein tiefes Knurren ertnen, entblte meine Zhne und ging in Angriffsstellung. Sie wich vor mir zurck und funkelte mich bse an. ,,Das machst du nicht." Ich sprang so schnell auf sie zu, dass sie keine Chance hatte, mich kommen zu sehen, oder gar mir auszuweichen. Ich drckte sie fest an mich und formte mit meinen Armen einen schtzenden Kfig um sie. Ich hrte, wie ihr die Luft aus den Lungen gepresst wurde, als wir auf das Sofa krachten, das von dem Schwung bis an die Wand zurckgeschoben wurde. Sie schnappte nach Luft, als sie versuchte sich aufzurichten. Doch so schnell wrde ich sie nicht davonkommen lassen. Ich rollte sie wie einen Ball auf meinen Scho zusammen und drckte sie an meine Brust. Erschreckt starrte sie mich an. ,,Wie war das noch mal?", knurrte ich gespielt. ,,Du bist ein sehr, sehr frchterliches Monster." Das sollte wahrscheinlich sarkastisch klingen, doch sie war viel zu atemlos, um berzeugend zu sein. ,,Das hrt sich schon besser an."
,,hm." Sie versuchte sich meinen Armen zu entwinden. ,,Darf ich jetzt wieder aufstehen?" Ich lachte nur. ,,Knnen wir reinkommen?", erklang Alice Stimme aus dem Flur. Wieder zappelte sie herum, um sich zu befreien, doch ich setzte sie nur ein wenig zurecht, so dass sie halbwegs gerade auf meinem Scho sa. Das Blut schoss in ihre Wangen und frbte sie zum attraktivsten Rosa, das es geben konnte. Ihr Herzschlag hatte sich noch nicht ganz beruhigt. Von der Tr aus beobachteten Alice und Jasper uns neugierig. ,,Herein mit euch", sagte ich immer noch lachend. Alice ging mit geschmeidigen Bewegungen bis zur Mitte des Raums und lie sich zu Boden sinken. Jasper verharrte an der Tr. Er hatte seinen erschrockenen Blick auf mich gerichtet und tastete mit seinem Extrasinn die Atmosphre im Raum ab. ,,Es klang, als wrdest du Bella verspeisen, also haben wir gedacht, wir sehen mal nach, ob fr uns was brig bleibt", verkndete Alice. Neugierig wie sie war, hatte sie mich in ihren Visionen berwacht und wusste, dass es nur Spielerei war. Bella zuckte zusammen, entspannte sich aber sofort wieder, als sie sah, dass ich grinste. ,,Tut mir leid, ich kann euch, glaube ich, nichts abgeben", erwiderte ich und zog sie wieder nher an mich heran. Jasper entspannte sich und kam lachend nher. Ein gutes emotionales Klima war einfach unwiderstehlich fr ihn. ,,Eigentlich", erklrte er, ,,wollten wir dich fragen, was du von einem Spielchen hltst. Emmet hatte die Idee und Alice meint, es wird heute Abend noch ziemlich heftig gewittern." Ich war sofort wie elektrisiert. Obwohl die Wolkendecke ber Forks nur selten aufriss und es sehr hufig regnete, waren Gewitter doch eher selten. Wre es nach meiner Familie gegangen, wrde es jeden Tag gewittern. Besonders abends und nachts, wenn wir keine Scharade fr die Menschen spielen mussten und unseren Freizeitbeschftigungen nachgehen konnten. Doch so sehr mich die Aussicht auf ein Spiel auch reizte, es gab etwas, das noch viel wichtiger war. Ich wollte nicht eine Sekunde mit Bella verpassen. Alice bemerkte mein Zgern. ,,Bella kannst du natrlich mitbringen", trllerte sie. Ich will auch nicht auf meine beste Freundin verzichten. Jasper warf ihr einen zweifelnden Blick zu. Er hielt das offensichtlich fr keine gute Idee. ,,Hast du Lust?", fragte ich Bella erwartungsvoll.
,,Warum nicht?", antwortete sie sofort. Dann stutzte sie. ,,hm, was genau wollen wir denn machen?" ,,Baseball spielen wir mssen nur auf den Donner warten. Du merkst dann schon, warum", versprach ich ihr. ,,Brauch ich einen Schirm?" Die Vorstellung, einen Schirm zu benutzen, brachte Alice, Jasper und mich zum Lachen. ,,Und?", fragte Jasper trotzdem und sah Alice an. ,,Nein." Sie war sich ganz sicher. Was das Wetter anging, konnte man sich immer auf Alice verlassen. ,,Das Gewitter wird sich hauptschlich ber der Stadt entladen. Auf der Lichtung msste es halbwegs trocken bleiben." ,,Prima." Ich sprte, wie der Enthusiasmus aus Jasper herausstrmte und alle im Raum erfasste. ,,Lass uns mal Carlisle anrufen, ob er Lust hat." Alice sprang auf und ging zur Tr. ,,Was fr eine Frage", sagte Jasper lachend und folgte ihr. Diskret schloss er die Tr hinter sich. ,,Als htte ich in der Schule noch nicht genug Sport", murmelte Bella. Sie verdrehte die Augen, als ob sie ihre Zusage bereute. ,,Keine Sorge", beruhigte ich sie schnell. ,,Du schaust nur zu" ,,Warum spielen Vampire berhaupt Baseball?" Wie sollte ich ihr nur erklren, wie wichtig es fr uns war, uns hin und wieder krperlich richtig austoben zu knnen. Wer, so wie wir, fast seine gesamte Zeit unter Menschen verbrachte, musste sich stndig kontrollieren. Um nicht aufzufallen und um niemanden zu verletzen. Das war so ermdend und langweilig. Eine Demonstration wrde das sicher viel besser erklren knnen, als Worte. ,,Es ist der amerikanische Nationalsport", sagte ich deshalb nur. 18. 18. Baseball im Regen Kurz darauf brachte ich Bella nach Hause. Ich wollte etwas Zeit mit ihr allein verbringen, ohne dass meine Familie jedes Wort mitbekam, das ich zu Bella sagte. Ich konnte ihnen keinen Vorwurf machen. Unser Hrvermgen machte es unmglich, nicht jedes Wort zu hren, das innerhalb, oder in der nheren Umgebung des Hauses gesprochen wurde. Auerdem hatte ich gehrt, dass Rosalie und Emmett wieder da waren... Als ich in die Strae zu ihrem Haus einbog, begann es zu regnen. Charlie war - wie ich gehofft hatte - noch nicht zu Hause. Der Streifenwagen stand nicht in
der Auffahrt. Stattdessen parkte dort der schwarze, in die Jahre gekommene Ford, in dem ich Billy und Jacob Black vor einigen Tagen schon einmal gesehen hatte. ,,Oh nein, nicht schon wieder", murmelte ich in mich hinein. Ich glaubte nicht, dass Bella mich verstanden hatte. Billy und Jacob hatten unter dem schmalen Verandadach Schutz vor dem Regen gesucht. Verdammt! Warum will das keiner ernst nehmen? Von wegen, nicht meine Angelegenheit... Ich entnahm Billys Gedanken, dass er die anderen Stammesltesten der Quileute ber meine Beziehung zu Bella informiert hatte. Obwohl sie seine Sorge um die Tochter seines besten Freundes verstanden, waren sie nicht bereit irgendetwas zu unternehmen. Billy war wtend und bestrzt. Aber die Haltung des Rates war eindeutig. Solange wir nicht gegen den Vertrag verstieen, wrden sie nicht eingreifen Ich parkte den Transporter an der Bordsteinkante und schaltete den Motor aus. Der Junge, Jacob, schaute verlegen zu Boden. Aberglubischer alter Mann...! Das ist so peinlich... Bella wird uns fr primitive Eingeborene halten... Ich werde das verhindern! Dann handle ich eben auf eigene Faust, dachte Billy grimmig. Ich werde Charlie warnen. Er muss Bella zur Vernunft bringen. ,,Das geht zu weit", stie ich zornig hervor. ,,Er hlt sich nicht an die Abmachung." Bella verstand sofort. ,,Ist er hier, um Charlie zu warnen?", fragte sie. Sie schien eher entsetzt, als wtend. Ich nickte, ohne den Blick von Billy Black abzuwenden, der mich seinerseits durch den Regen anstarrte. Ich werde nicht zulassen, dass sie blind in ihr Verderben rennt. Billy Black war zu allem entschlossen um Bellas Leben zu retten, das er durch mich bedroht sah. Meine Augen verengten sich vor Zorn. Das Schlimmste war nicht, dass Billy hier war, um Charlie zu warnen, oder dass er bereit war, den Vertrag zu brechen. Das Schlimmste war, dass das, was Billy dachte, absolut der Wahrheit entsprach. In jeder Sekunde, die Bella mit mir zusammen war, brachte ich ihr Leben in Gefahr. Doch das gab ihm nicht das Recht, den Vertrag zu brechen. In mir tobte ein erbitterter Kampf zwischen meinem Zorn und meinem Selbsthass. Ich wusste, dass ich nicht in der Lage war, mich aufzuhalten. Ich wrde so lange bei ihr bleiben, wie sie mich wollte. Sie war mein Leben... Bella schaute mich an, und mein Blick schien sie zu beunruhigen. Die Falte zwischen ihren Augenbrauen erschien. ,,Lass mich reingehen und mit ihm reden", schlug sie nervs vor. Ich musste mich einen Moment darauf konzentrieren, meine entspannte Haltung beizubehalten.
,,Das ist wahrscheinlich das Beste", stimmte ich ihr zu. Es wre sicher nicht klug, jetzt eine Konfrontation mit den Quileute zu riskieren. ,,Aber sei vorsichtig das Kind ahnt von alldem nichts." Sie runzelte die Stirn. ,,Jacob ist nicht viel jnger als ich", erinnerte sie mich entrstet. Ich schaute sie an, und ihre ktzchenhafte Emprung lie meinen Zorn schmelzen, wie Schnee in der Sonne. ,,Ja", sagte ich grinsend. ,,Ich wei." Seufzend legte sie eine Hand an den Trgriff. ,,Bring sie ins Haus, damit ich verschwinden kann", wies ich sie an. ,,Ich bin wieder hier, bevor es dunkel wird." ,,Willst du meinen Transporter nehmen?", bot sie mir an. Ich verdrehte die Augen. ,,Selbst wenn ich nicht renne, bin ich ohne ihn immer noch schneller als mit ihm." ,,Du kannst auch hier bleiben", sagte sie wehmtig. Ich lchelte ihr aufmunternd zu. ,,Besser nicht. Wenn du sie los bist" ich warf einen finsteren Blick auf die Blacks - ,,musst du immer noch Charlie darauf vorbereiten, dass er gleich deinen neuen Freund kennenlernt", erinnerte ich sie und grinste sie breit an. Sie sthnte. ,,Na groartig!" ,,Ich bin nur kurz weg", versprach ich. Ich war wtend auf Billy Black. Durch sein Erscheinen und sein Vorhaben stahl er mir Zeit. Zeit, die ich mit Bella verbringen wollte. In mir kochte die Wut, und ich lie mich von ihr hinreien. Ich warf Billy einen arroganten Blick zu. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, beugte ich mich blitzschnell ber Bella und ksste ihre Kehle. Bellas Herz berschlug sich fast, und ihr Atem beschleunigte. Meine Mundwinkel wollten nach oben zucken, aber ich kontrollierte es. Ich wusste, dass mein Verhalten kindisch war. Doch als ich sah, dass Billy fast der Schlag traf und sich seine Hnde um die Armsttzen seines Rollstuhls verkrampften, fhlte ich mich schon viel besser. Billy schaffte es nicht, einen zusammenhngenden Gedanken zu fassen. Sein Entsetzen war jenseits aller Worte. ,,Aber wirklich nur kurz", sagte sie nachdrcklich, bevor sie aus dem Auto stieg. Ich folgte ihr mit meinem Blick, whrend sie eilig durch das leichte Trpfeln zur Veranda lief. Sie begrte die beiden scheinbar ganz unbeschwert, doch ich erkannte ihre Anspannung in der Art, wie sie ihre Schultern leicht nach vorne schob. ,,Hey, Billy, hallo Jacob. Hoffentlich wartet ihr noch nicht so lange Charlie ist heute
unterwegs." ,,Nein", antwortete Billy ihr verhalten und fixierte sie mit seinen schwarzen Augen. ,,Ich wollte ihm nur das hier vorbeibringen." Er deutete auf eine braune Papiertte, die in seinem Scho lag. ,,Das ist nett", sagte sie und betrachtete unschlssig die Tte. ,,Kommt doch kurz rein, ihr werdet ja ganz nass." Sie ffnete die Tr und trat zur Seite, um die beiden ins Haus zu lassen. Billys abschtzender Blick ruhte weiter auf ihr, aber sie lie sich nichts anmerken. Um ihre Verlegenheit zu berspielen streckte sie die Hand nach der Tte aus. ,,Komm, ich nehm dir das ab." Sie warf mir einen langen Blick zu, bevor sie die Tr hinter sich schloss. ,,Am besten, du tust es in den Khlschrank", hrte ich Billy sagen. ,,Es ist Harry Clearwaters hausgemachte Krutermischung fr Fisch, die Charlie so mag. Gekhlt bleibt sie frischer." ,,Danke, Billy, das ist nett von dir", antwortete Bella herzlich. Sie schien ehrlich erfreut. ,,Mir gehen langsam die Fischrezepte aus, und heute bringt er wahrscheinlich schon wieder welchen mit." ,,Ist er denn angeln?", fragte Billy hoffnungsvoll. ,,An seiner blichen Stelle?" Dann kann ich ihn dort abfangen... Ist vielleicht eh besser, wenn ich allein mit ihm rede... ,,Vielleicht schaue ich auf dem Rckweg mal bei ihm vorbei." Meine Hnde verkrampften sich um das Lenkrad. Doch es wre sehr unklug gewesen, jetzt einzugreifen. Ich musste Bella vertrauen. Sie wrde mit der Situation schon fertig werden. Es war die richtige Entscheidung gewesen, sie allein mit Billy reden zu lassen. ,,Ich glaub nicht", sagte Bella mit harter Stimme. Doch ich hrte ihr an, dass sie log. Hrte Billy das auch? ,,Er wollte mal eine andere ausprobieren keine Ahnung, wo." Meine Hnde entkrampften sich langsam. Ich seufzte. Obwohl es mir schwer fiel, mich jetzt von ihr zu trennen, stieg ich aus dem Transporter und huschte in den Wald. Als ich nach Hause kam, grte ich Alice, Emmett und Jasper, die im Wohnzimmer ihren Freizeitbeschftigungen nachgingen. Emmett und Jasper hatten mal wieder die Kpfe ber ihr achtbrettriges Schachspiel gebeugt. Hi, grte Jasper abgelenkt. Ist das eine Falle, oder hat er den Hinterhalt auf Brett Vier wirklich nicht bemerkt...? Er grbelte ber Emmetts letzten Zug nach, dessen Sinn er nicht verstand. Rosalie ist immer noch ziemlich sauer, warnte Emmett mich. Das war nun wirklich keine Neuigkeit. Bereits einige Meilen vom Haus entfernt, war die mentale Kanonade von Schimpfwrtern nicht mehr zu berhren gewesen. Allerdings musste ich zugeben, dass sie immer kreativer wurde... Woher kannte sie nur solche Ausdrcke, die selbst eine Spelunke voller Trucker blass vor Neid gemacht htte?
Alice sa vor ihrem Computer und lie sich von meiner Ankunft nicht stren. Ich hrte Esme in ihrem Zimmer und Rosalie in der Garage. Carlisle war noch bei seiner Arbeit im Krankenhaus. Ich lie mich auf dem Sofa vor dem Fernseher nieder und schaltete einen Kochkanal ein. Drei Kpfe fuhren zu mir herum. Jetzt ist er endgltig durchgedreht, dachte Emmet. Verliebter Trotte! Das ist jetzt nicht sein Ernst, drang Rosalies unglubiges Entsetzen aus der Garage in mein Bewusstsein. Jasper enthielt sich wie so oft jeden Kommentars. In einer von Alices vagen, flackernden Visionen sah ich einen Raum, in dem ich Bellas Kche zu erkennen glaubte. Allerdings war der Raum ungewhnlich dunkel. Er wurde nur von vielen Kerzen erleuchtet, der Tisch und die Sthle waren wei verhllt. Auf dem edel eingedeckten Tisch stand eine rote Rose in einer Kristallvase. Auf einem der Sthle sa Bella, und ich stellte einen Teller vor sie hin, auf dem etwas lag, dass sogar fr meine Augen essbar aussah. Gerade begann eine neue Show. Ein sehr feminin aussehender Koch mit gegeltem Blondhaar und langen weichen Fingern begrte sein Publikum, das ihn feierte wie einen Rockstar. ,,Wenn selbst Wasser kochen kann, dann knnen sie das doch auch...", sagte er mit liger Stimme. Das Publikum johlte. Dann begann er endlich mit dem Kochen. Aufmerksam lauschte ich seinen Erklrungen. Einige Minuten spter kam Esme die Treppe hinuntergehuscht und setzte sich neben mich. Ich fhlte die Rhrung, die ihren Gedanken entstrmte. Zu meiner groen Verlegenheit hielt sie mein Vorhaben fr unheimlich romantisch. Stumm drckte sie meine Hand. Nach einer Weile kam auch Rosalie ins Wohnzimmer und durchbohrte meinen Rcken mit ihren unglubigen Blicken. Idiot! war das mit groem Abstand freundlichste, was ich von ihr hrte. Doch ich blendete all das aus und konzentrierte mich auf die Worte des Chefkochs. Bereits als Mensch war mir das Lernen immer sehr leicht gefallen. Und als Vampir bereitete es mir natrlich berhaupt keine Schwierigkeiten mehr. Doch dies war eine unglaubliche Schinderei. Da ich es nur im Fernsehen sah, fehlten mir die dazugehrenden Sinneswahrnehmungen von Geschmack und Geruch. Nicht, dass der Geruch es angenehmer gemacht htte... Und probieren wrde ich es schon gar nicht, wenn es sich vermeiden lie. Verstndnislos hrte ich zu, als der Koch zwei offensichtlich identische Gerichte mit unterschiedlichen Gewrzen bestreute und nahezu euphorisch von mannigfaltigen Geschmacksexplosionen faselte. Ich wnschte, ich knnte dir helfen, dachte Esme bedauernd, als sie mein ratloses Gesicht bemerkte. Aber ans Kochen kann ich mich wirklich nicht mehr erinnern... Ich konzentrierte mich hart.
Nach der dritten Kochsendung war ich berzeugt, das Prinzip verstanden zu haben. Was konnte daran schon so kompliziert sein? Millionen Menschen taten es jeden Tag berall auf der Welt. Ich schlenderte in die Kche, die wir alle sonst nur betraten, wenn wir den Hintereingang benutzten. Wir hatten immer eine Menge Lebensmittel im Haus. Ein weiteres notwendiges Requisit, um die Menschenfassade aufrecht zu erhalten. Alle paar Tage lieferte Esme die Vorrte anonym bei einer karitativen Einrichtung in Seattle ab. Optimistisch suchte ich mir die Zutaten fr das Rezept zusammen, fr das ich mich entschieden hatte. Ich hatte gut aufgepasst, und dank meines perfekten Gedchtnisses konnte es ja so schwierig nicht sein. Leider hatten wir keinen Spinat im Haus, aber der Pflcksalat sah fast genau so aus. So gro konnte der Unterschied wohl kaum sein. Es war beides Gemse. Es war beides Grn. Das wrde sicher niemand merken. Ich dachte daran, wie Bella darauf reagieren wrde, wenn ich sie heute Abend mit etwas Selbstgekochtem berraschte. Ich malte mir ihren Gesichtsausruck aus... die Freude und Verwunderung in ihren wunderschnen Augen. Ein ganz ungewohnt warmes Gefhl machte sich in mir breit. Sie hatte mich heute Morgen auf dem falschen Fu erwischt, als sie mich fragte, was ich ihr zum Frhstck machen wrde. Das sollte nie wieder vorkommen. Sie wrde mich nie wieder so unvorbereitet erwischen. Ich wrde ihr beweisen, dass ich keins ihrer menschlichen Bedrfnisse vergas... Wie man Cornflakes zubereitete wusste ich ja schon. Ich war mir der unglubigen Blicke bewusst, die aus dem Wohnzimmer heraus jeder meiner Bewegungen folgten. Doch das blendete ich genau so aus, wie die Gedanken, die diese Blicke begleiteten. ,,... erst in Streifen schneiden, dann in Wrfel ..." murmelte ich gedankenverloren vor mich hin. Emmetts Lachen brachte die Scheiben im ganzen Haus zum Beben. Hmmm.... Der Unterschied zwischen Salat und Spinat schien doch grer zu sein, als ich dachte. Nach dem blanchieren hatte sich das Wasser grn gefrbt und vom Salat war praktisch nichts mehr brig... Angestrengt runzelte ich die Stirn. Lag es nur an den Fernsehkameras, dass die ... Dinge in meinen Tpfen so... so...anders aussahen? ... und sollte das wirklich so qualmen? Der Fernsehkoch hatte den Zeitaufwand fr dieses Gericht auf ca. eine Stunde geschtzt. Nach nur fnfzehn Minuten war ich fertig dann warf ich die undefinierbare, schlammfarbene Masse in die Mlltonne. Ich riss smtliche Fenster im Erdgescho auf, um den Gestank zu vertreiben. Dann floh ich vor dem Gelchter und den teils angeekelten, teils schadenfrohen Gedanken nach drauen. Ungeduldig lief ich durch die Wlder und wartete darauf, dass die Dmmerung einsetzte. Dann lief ich zurck, holte Emmetts Jeep und machte ich mich auf den Weg um, Bella
abzuholen. Kapitel 18 Baseball im Regen - Teil 2 Als ich mich Bellas Haus nherte, hrte ich sie mit ihrem Vater sprechen. Offensichtlich bereitete sie ihn gerade auf meinen Besuch vor. Ich nahm den Fu vom Gas und rollte langsam auf das Haus zu. Das wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Auerdem war es nur hflich, ihnen die Zeit zu geben, das Gesprch zu beenden, oder? ,,Warte mal...", sagte Charlie gerade. ,,Wer von ihnen ist Edwin?" Edwin? dachte ich irritiert. Wer ist Edwin? ,,Edward", korrigierte Bella nachdrcklich. Ich kicherte in mich hinein. Ach so war das.... Charlie stellte sich dumm. Mein Grinsen wurde breiter. ,,Er ist der Jngste, der mit den rtlich braunen Haaren", fuhr Bella fort. ,,Oh, okay, das ist..." Charlie schien um die richtigen Worte zu ringen. ,,... besser, denk ich mal. Mir gefllt der Groe nicht. Er ist bestimmt nett und so weiter, aber er sieht viel zu ... erwachsen fr dich aus." Ich nickte. Genau! Ich bin eindeutig der bessere Vampir fr Bella, stimmte ich Charlie selbstironisch zu. ,,Und dieser Edwin ist dein Freund?", setzte Charlie die Befragung fort. ,,Edward, Dad", korrigierte Bella erneut. Diesmal ziemlich genervt. Ich kicherte wieder. ,,Edward, okay... und?" ,,Irgendwie schon." Irgendwie schon? Ich runzelte die Stirn. Daran mussten wir definitiv noch arbeiten. ,,Gestern Abend hast du noch gesagt, dass dich keiner der Jungs aus der Stadt interessiert", erinnerte Charlie sie. Die Missbilligung in seiner Stimme war nicht zu berhren. ,,Na ja, Edward wohnt nicht direkt in der Stadt." Diesmal brach das Lachen laut aus mir heraus. Ich konnte frmlich vor mir sehen, wie Bella sich unter Charlies missbilligendem Blick wand. ,,Auerdem haben wir uns gerade erst kennengelernt. Du willst mir jetzt aber nicht vterlich ins Gewissen reden, oder?" Das war ein sehr schwacher Versuch, von der Verteidigung zum Angriff berzugehen. Charlie ging auch gar nicht darauf ein.
,,Wann kommt er vorbei?" ,,In ein paar Minuten." ,,Wo wollt ihr hin?" Charlies Fragen schossen jetzt in einem wahren Stakkato aus ihm heraus. Bella sthnte. Ich kicherte. ,,Dad, bitte soll das ein Verhr werden? Wir spielen mit seiner Familie Baseball." Ich hrte wie Charlie auflachte. ,,Baseball? Du?", fragte er unglubig. Es berraschte mich nicht, dass sie ihm die Wahrheit erzhlte. Fr jemanden, der so schlecht log wie Bella, war es einfacher, bei Nebenschlichkeiten bei der Wahrheit zu bleiben. ,,Na ja, wahrscheinlich schaue ich eher zu." ,,Du musst diesen Jungen wirklich gernhaben." Ich hatte das Haus erreicht und parkte den Jeep hinter Bellas Truck. Drinnen sprang jemand auf und lie Wasser in die Sple laufen. ,,Lass sein", brummte Charlie. ,,Ich mach das spter. Du rumst mir ohnehin viel zu viel hinterher." Schnell ging ich zur Haustr und klingelte. Ich hrte wie sich Charlies polternde Schritte der Tr nherten. Bella folgte ihm auf dem Fu. ,,Hallo, Edward, komm rein", begrte Charlie mich. ,,Danke, Chief Swan", sagte ich respektvoll. Bella seufzte leise zu leise fr Charlie. Stimmte etwas nicht mit ihr? Ich warf ihr einen fragenden Blick zu, den sie aber nicht bemerkte. ,,Nenn mich Charlie, okay? Gib her, ich nehm deine Jacke." ,,Danke, Sir." Mir fiel auf, dass auch Chief Swan sich in meiner Nhe nicht unwohl zu fhlen schien. Lag das nur daran, dass ich mich fr Bella so sorgfltig unter Kontrolle hielt? Oder waren seine natrlichen Instinkte genauso unterentwickelt, wie die seiner Tochter? ,,Setz dich, Edward", sagte Charlie. Bella grinste mir unsicher zu. Ich nahm auf dem einzigen Sessel im Wohnzimmer Platz und zwang sie so dazu, sich neben Charlie auf das Sofa zu setzen. Sie funkelte mich bse an; ich zwinkerte ihr zu. ,,Du nimmst also mein Mdchen mit zum Baseball?" In einer Stadt wie Forks fand niemand die Idee ungewhnlich, bei strmendem Regen unter
freiem Himmel Sport zu treiben. ,,Ja, Sir, das hab ich vor." ,,Nur zu ich hoffe, du spielst besser als sie." Charlie lachte, und ich fiel ein. Allerdings nicht wegen seiner wenig geistreicher Bemerkung, sondern wegen Bellas drollig-verzweifeltem Gesichtsausdruck. ,,Okay", sagte sie und stand auf. ,,Genug der Witze auf meine Kosten. Lass uns fahren." Sie ging in den Flur und zog sich ihre Jacke an. Charlie und ich gingen hinter ihr her. ,,Komm nicht zu spt, Bell" ,,Keine Sorge, ich bring sie rechtzeitig nach Hause", versprach ich ihm. ,,Und du passt auf mein Mdchen auf, okay?" Sie sthnte genervt auf. ,,Sie ist bei mir in Sicherheit, Sir. Das verspreche ich", sagte ich in meinem berzeugendsten Tonfall. Entrstet ber unsere Verbrderung stolzierte Bella an uns vorbei zur Tr hinaus. Charlie und ich lachten, und gingen hinter ihr her. Auf der Veranda blieb sie wie angewurzelt stehen und betrachtete fassungslos den Jeep. Charlie stie einen leisen Pfiff aus. Seine Gedanken schwankten zwischen Bewunderung und Entsetzen. ,,Schnallt euch an", brachte er gerade noch heraus. Ich ging zusammen mit ihr zur Beifahrertr und ffnete sie fr sie. Zweifelnd betrachtete sie den hohen Sitz. Sie ging in die Knie, als ob sie springen wollte. Wann wrde sie sich endlich daran gewhnen, von mir Hilfe anzunehmen? Ich achtete darauf sie mit meinem Krper vor Charlies Blicken zu verbergen, seufzte, und hob ich sie mit einer Hand hinein. Da Charlie uns beobachtete war ich gezwungen in menschlicher Geschwindigkeit um das Auto herumzugehen. ,,Was ist das denn alles?", fragte sie, als ich einstieg und deutete auf den Gurt. ,,Das ist ein Sechspunktgurt frs Gelnde." ,,Ich hab's geahnt." Ich beobachtete eine Weile, wie sie planlos die verschiedenen Verbindungsstcke hin und her schob. Wieder bat sie nicht um Hilfe. Ich seufzte erneut und beugte mich ber sie, um ihr zu helfen. Ich konnte nicht verhindern, dass meine Finger an ihrem Hals verweilten und ber ihr Schlsselbein strichen. Zum Glck regnete es so stark, dass Charlie uns von der Veranda aus nicht deutlich erkennen konnte. Bella hielt ganz still und konzentrierte sich auf das einund ausatmen. Es schien ihr einige Schwierigkeiten zu bereiten.
Als sie sicher angeschnallt war, startete ich den Motor und fuhr los. Das Haus blieb schnell hinter uns zurck. ,,Das ist ein ziemlich ... hm ... groer Jeep. ,,Er gehrt Emmett. Ich dachte, du willst vielleicht nicht die ganze Strecke laufen", sagte ich so beilufig wie mglich. Ich befrchtete, dass sie die Vorstellung, wieder mit mir durch den Wald zu laufen, ngstigen knnte. Zu meiner Verwunderung ging sie jedoch gar nicht darauf ein. ,,Wo stellt ihr den denn unter?" ,,Wir haben eins der Auengebude zur Garage umgebaut." Sie musterte mich. ,,Willst du dich nicht anschnallen?" Ich quittierte diese Aussage nur mit einem unglubigen Blick. Dann schien mit Versptung eingesickert zu sein, was ich ihr eben offenbart hatte. ,,Nicht die ganze Strecke laufen?" Ihre Stimme kickte vor entsetzen nach oben. ,,Soll das heien, dass wir immer noch einen Teil der Strecke laufen?" Ich verkniff mir so gut es ging ein Grinsen. ,,Du lufst sowieso nicht." ,,Stimmt ich bin diejenige, der schlecht wird." ,,Schlie die Augen, dann passiert nichts." Die tiefe Falte zwischen ihren Augen erschien, und sie biss sich auf die Lippe. Ihr Herzschlag stolperte und ihre Atmung wurde rauer. Sie schien gegen eine Panik anzukmpfen. Ich beugte mich zu ihr rber und ksste ihr beruhigend auf den Kopf. Geqult sthnte ich auf. Der Regen intensivierte ihren blumigen Duft auf eine schier unglaubliche Art. Steigerte ihn, machte ihn so unertrglich s, dass es mich beinahe berwltigte. Schnell lehnte ich mich von ihr weg. Sie warf mir einen fragenden Blick zu. ,,Du riechst so verfhrerisch im Regen", erklrte ich. ,,Auf eine gute oder schlechte Art?", fragte sie vorsichtig. Ich seufzte. ,,Beides, wie immer." Als ich auf den Gebirgspfad einbog, der uns tief in die Olympic Mountains fhrte, klammerte Bella sich an ihrem Sitz fest. Trotzdem hpfte sie wie ein Gummiball in ihren Gurten auf und ab. Ich grinste ber das ganze Gesicht und genoss die Fahrt. Irgendwann verlor sich der Weg im Nichts, und der Jeep wurde von drei Seiten von dichten grnen Baumwnden umschlossen. Der Regen hatte immer weiter nachgelassen, und der Himmel hatte sich aufgehellt. Es nieselte jetzt nur noch leicht. Bald wrde nichts weiter als neblige Feuchtigkeit in der Luft liegen.
,,Tut mir leid, Bella von hier aus mssen wir zu Fu weiter." Unsicher schaute sie in das grne Dickicht. ,,Weit du was? Ich warte einfach hier." ,,Wo ist dein ganzer Mut geblieben? Du warst unglaublich heute Vormittag." ,,Ich hab das letzte Mal noch nicht vergessen." Ich stieg aus und hatte im selben Moment die Beifahrertr geffnet. Dann begann ich ihre Gurte zu lsen. ,,Ich mach das schon, lauf du los", protestierte sie. ,,Hmmm...", murmelte ich und ignorierte ihren Protest. Ich fhlte mich leicht und unbeschwert. bermtig dachte ich, dass es hchste Zeit war, sie mal wieder aus der Fassung zu bringen. ,,Sieht ganz so aus, als msste ich deine Erinnerung etwas gerade rcken." Mit einer raschen Bewegung zog ich sie vom Sitz und stellte sie zwischen mich und dem Jeep auf die Fe. ,,Meine Erinnerung gerade rcken?", fragte sie nervs. ,,So was in der Art." Ich unterdrckte ein Grinsen und schaute ihr tief in die Augen. Dann drckte ich sie mit meinem Krper gegen die Tr des Jeeps, sttzte meine Hnde links und rechts von ihrem Kopf ab und lehnte mich so weit vor, dass unsere Gesichter sich fast berhrten. ,,So", hauchte ich und lie meinen Atem ber ihr Gesicht fchern. Als sie den Geruch einatmete, weiteten sich ihre Augen und wurden ein wenig benommen. Ich lie meine Stimme so geschmeidig und berwltigend klingen, wie ich konnte. ,,Und wovor genau hast du noch mal Angst?" ,,Dass ich gegen einen Baum pralle und, h" sie schluckte ,,sterbe. Und dass mir schlecht wird." Wieder musste ich ein Lcheln unterdrcken. Ich beugte mich herab und ksste zrtlich die Senke unterhalb ihrer Kehle. ,,Hast du immer noch Angst?", murmelte ich, ohne mit meinen Lippen ihren Hals zu verlassen. ,,Ja", stie sie atemlos hervor. ,,Vor Zusammensten mit Bumen und vor Schwindelgefhlen." Ich lie meine Nasenspitze von ihrer Kehle hoch zu ihrem Kinn wandern. Ihr Blick wurde leicht unfokussiert. ,,Und jetzt?", flsterte ich; mein Mund lag an ihrer Wange. Ihr Atem stockte. ,,Ja Bume", japste sie. ,,Schwindel." Sie blinzelte und schnappte leise nach Luft.
Sanft berhrten meine Lippen ihre Augenlieder. ,,Bella, du denkst doch nicht ernsthaft, ich wrde gegen einen Baum prallen, oder?" Ihr Herzschlag drhnte lauter als zuvor, dann ging der Rhythmus in ein Stakkato ber. ,,Nein, aber ich vielleicht." Langsam lie ich meine Ksse an ihrer Wange hinabwandern; an ihrem Mundwinkel hielt ich inne. Auch mein Atem ging jetzt rauer. Ich musste mich hart darauf konzentrieren meinen Plan nicht aus den Augen zu verlieren. Ich benutzte meinen berzeugendsten Tonfall ,,Wrde ich denn zulassen, dass dir ein Baum etwas antut?" Mein Mund schwebte ber ihrer zitternden Unterlippe. ,,Nein", flsterte sie. ,,Siehst du." Meine Lippen lagen jetzt federleicht auf ihren. ,,Es gibt rein gar nichts, wovor du Angst haben musst." ,,Nein", seufzte sie und gab auf. Ich konnte mich nicht lnger zurckhalten genau so aus der Fassung gebracht wie sie. berwltigt nahm ich ihr Gesicht in meine Hnde und ksste sie mit der ganzen Leidenschaft, die mich berflutete. Ich htte es besser wissen mssen. Ich htte ihre Reaktion voraussehen mssen. Doch ich hatte aufgehrt zu denken... Sie reagierte genau wie beim ersten Mal. Genau wie ich, schien sie nicht in der Lage, sich zurckzuhalten. Anstatt in sicherer Bewegungslosigkeit zu verharren, schlang sie die Arme um meinen Nacken und presste sich eng an mich. Mit einem Seufzen ffneten sich ihre Lippen. Wie warm und wohlriechend sie war... Ich sprte ihre Wrme mit jeder Faser meines Krpers. Meine Muskeln spannten sich an und das Gift strmte... Mein Krper war zu erregt, zu begierig... Meine Lippen verlangten danach sich zu ffnen... Meine Arme wollten sie noch nher an mich heranziehen.... Hilflos taumelte ich zurck und befreite mich aus ihrer Umarmung. ,,Verdammt, Bella", keuchte ich, ,,du bringst mich noch um, ganz ehrlich!" Ich hatte groe Mhe, meine Atmung zu kontrollieren. Wild tobten die Gefhle in mir. Sie beugte sich nach vorne und sttze sich auf ihren Knien ab. ,,Du bist unzerstrbar", murmelte sie atemlos. ,,Bis ich dich traf, dachte ich das auch. Und jetzt lass uns von hier verschwinden, bevor ich tatschlich Dummheiten mache." Die mhsam unterdrckte Erregung lieen die Worte als Knurren hervorbrechen. Ich half ihr auf meinen Rcken. Das Chaos und die Aufruhr in mir machten es schwer, so sanft mit ihr umzugehen, wie ihr zerbrechlicher Krper es erforderte. Fest schlang sie ihre Arme und Beine um mich. ,,Vergiss nicht, die Augen zu schlieen", erinnerte ich sie immer noch aufgebracht.
Ich sprte, wie sie ihren Kopf an meiner Schulter verbarg und rannte los. Scham. Reue. Wie viele Fehler wollte ich mir noch erlauben? Wie viele Dummheiten wrden mir noch einfallen, um mutwillig ihr Leben in Gefahr zu bringen? Auf wie viele Abwege wollte ich uns noch fhren, bis ich sie.... Ich konnte diesen Gedanken nicht beenden. Sie war ein Mensch. Sie konnte nichts dafr, dass sie von ihren Gefhlen und ihren Hormonen berwltigt wurde. Aber ich, ich htte es besser wissen mssen...ich htte... Ich schmte mich fr mein unkontrollierbares Verlangen und wusste doch nicht, was ich dagegen htte tun sollen. Meine angespannten Muskeln lieen nicht zu, dass ich diesmal so langsam lief, wie beim letzen Mal. Ich lief so schnell, wie ich es mit ihr auf meinem Rcken wagte. Mit langen weichen Sprngen flog ich dahin. Kurz vor der Lichtung hielt ich an. Sie schien gar nicht zu bemerken, dass wir uns nicht mehr bewegten. Mit verkrampften Muskeln klammerte sie sich weiter an mich. Amsiert atmete ich tief ein und genoss das Gefhl ihrer Umarmung und der Wrme an meinem Rcken. Dann streichelte sanft ber ihr Haar. ,,Bella, es ist vorbei." Zgernd lste sie ihre Umklammerung und sank kraftlos zu Boden. ,,Oh!", japste sie, als sie auf der nassen Erde aufschlug. Entsetzt schaute ich sie an. Hatte ich sie mit meinem rasenden Lauf verletzt? Angespannt lie ich meinen Blick ber ihre Gestalt wandern, lauschte auf ihren Herzschlag und ihre Atmung. Aufmerksam musterte ich ihr Gesicht. Es war blass, aber das war bei ihr ganz normal. Sie sah blendend aus. Auer etwas verletztem Stolz schien ihr nichts zu fehlen. Kstliche Erleichterung durchstrmte mich. Ich lachte auf. Ihr Gesichtsausdruck war urkomisch. Sie schaute so bestrzt und fassungslos, dass ich noch lauter lachte. Beleidigt rappelte sie sich auf und klopfte sich den Matsch und die Farne von ihrer Jacke. Ohne mich eines Blickes zu wrdigen drehte sie sich von mir weg und stakste auf unsicheren Beinen in den Wald. Sofort bereute ich, dass ich mein Lachen nicht zurckgehalten hatte, huschte zu ihr und schlang ihr einen Arm um die Hfte. ,,Wo willst du denn hin, Bella?" ,,Ich geh mir ein Baseballspiel ansehen. Du scheinst zwar keine Lust mehr darauf zu haben, aber ich bin mir sicher, die anderen haben auch ohne dich ihren Spa." ,,Du lufst in die falsche Richtung." Ohne mich anzuschauen, machte sie kehrt und lief in die andere Richtung davon. ,,Sei nicht sauer", bat ich. ,,Ich konnte mich nicht bremsen. Du httest mal dein Gesicht sehen sollen." Gegen meinen Willen musste ich wieder kichern.
Mit hochgezogenen Augenbrauen starrte sie mich an. ,,Ach, aber du darfst sauer sein?" ,,Ich war nicht sauer, zumindest nicht auf dich", stellte ich klar. ,,'Bella, du bringst mich noch um'?", zitierte sie und warf mir einen grimmigen Blick zu. ,,Das war lediglich eine Feststellung." Wieder wollte sie sich von mir abwenden, aber ich hielt sie ganz fest. ,,Du warst sauer", beharrte sie. ,,Natrlich war ich sauer." ,,Aber gerade hast du gesagt..." ,,Dass ich nicht auf dich sauer war. Begreifst du nicht, Bella?" Eindringlich schaute ich sie an. ,,Versteh doch!" ,,Was soll ich verstehen?", fragte sie verwirrt. Sie schien wirklich nicht zu begreifen. ,,Dass ich nie auf dich sauer bin wie knnte ich? So mutig und vertrauensvoll und ... liebevoll, wie du bist." ,,Warum bist du dann so?", flsterte sie. Behutsam legte ich meine Hnde an ihre Wangen. ,,Ich bin wtend auf mich selbst", erklrte ich sanft. ,,Jedes Mal, wenn ich leichtsinnig deine Sicherheit aufs Spiel setzte. Meine bloe Existenz bringt dich in Gefahr. Manchmal hasse ich mich dafr, dass ich nicht strker bin, dass ich es nicht schaffe..." Sie legte mir eine Hand auf den Mund. Ihr Gesicht hatte den gleichen traurigen Ausdruck, den es immer bekam, wenn ich von Abschied sprach. ,,Hr auf." Ich nahm ihre Hand und drckte sie an meine Wange. ,,Ich liebe dich. Das ist eine schwache Entschuldigung fr das, was ich tue, aber es ist trotzdem die Wahrheit." Fr einen unmessbaren Augenblick sahen wir uns in die Augen. ,,Und jetzt sei schn artig, ja?" Langsam beugte ich mich vor und strich leicht mit meinen Lippen ber ihre. Diesmal hielt sie ganz still. Dann seufzte sie. ,,Denk dran, du hast Chief Swan versprochen, mich zeitig zu Hause abzuliefern. Wir sollten uns lieber beeilen." ,,Ja, Ma'am." Meine Familie war schon vor uns auf dem Spielfeld eingetroffen. Ich konnte ihre Stimmen bereits hren. Mit einem wehmtigen Lcheln nahm ich Bellas Hand und fhrte sie durch die Adlerfarne
hin zum Rand der riesigen Lichtung. Sie hatte ungefhr die doppelte Gre eines Baseballstadions. Esme, Emmett und Rosalie saen etwa hundert Meter von uns entfernt auf einem kahlen Felsvorsprung. Alice und Jasper lockerten sich ein wenig auf. Sie standen dreihundert Meter voneinander entfernt und warfen sich den Ball zu. Carlisle markierte das Spielfeld. Als wir auf die Lichtung traten, erhoben sich die drei von dem Felsen. Lchelnd und voller Freude kam Esme auf uns zu. Wie schn, dass sie endlich da sind. Sie seufzte beglckt, als sie unsere ineinander verschrnkten Hnde sah. Rosalie stolzierte in Richtung Spielfeld davon, ohne uns eines Blickes zu wrdigen. Das darf doch wohl nicht wahr sein... Hat man jetzt nirgendwo mehr seine Ruhe vor ihr? Will er sie jetzt berall mit hinschleppen? Das ist doch wohl das Letzte... Emmett blickte ihr einige Sekunden nach, dann folgte er Esme. ,,Warst du das, Edward?", fragte Esme als wir nher kamen. ,,Es klang wie ein erstickender Br", sagte Emmett. ...wie ein verrckter, erstickender Br... Bella lchelte Esme schchtern zu. ,,Er war's." ,,Bella war unfreiwillig komisch", erklrte ich rasch. Ich wollte das Thema schnell abhaken, bevor ihr rger auf mich wieder aufflammte. Endlich sehe ich meine beste Freundin wieder, dachte Alice entzckt. Sie war mit ihren Gedanken in der Welt der Zukunft versunken, und hatte das Mdchen schmerzlich vermisst, das sie kaum kannte. Sie kam auf uns zu gerannt und blieb abrupt vor uns stehen. ,,Es geht los." Natrlich behielt sie recht. Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, wurde der Wald von einem grollenden Donnerschlag erschttert. Emmett grinste Bella an. ,,Unheimlich, oder?", fragte er und zwinkerte ihr zu. ,,Na los." Ungeduldig ergriff Alice Emmetts Hand, und die beiden schossen davon. Nicht nur Alice konnte es kaum erwarten, dass das Spiel begann. Mein Krper war begierig darauf, die so mhsam gebndigte Kraft frei zu lassen und meine aufgestauten Emotionen abzubauen. Und ich wusste, dass ich Bella unbesorgt bei Esme zurcklassen konnte. ,,Wie sieht's aus? Bist du bereit?", fragte ich voller Vorfreude. Sie sprte meine Begeisterung und bemhte sich um eine angemessene Reaktion. ,,Hurra!" Sie war wirklich eine miserable Schauspielerin. Lachend verwuschelte ich ihre Harre und rannte hinter den anderen her. Schnell hatte ich zu ihnen aufgeschlossen und berholte sie. Durch Esmes Augen sah ich, wie sie mir mit offenem Mund hinterher starrte. Ich grinste. Whrend Esme uns mit Bella langsam folgte, hrte ich, wie die beiden sich unterhielten. Ich war sehr berrascht, als ich hrte, wie Esme ihr erzhlte, dass sie von einer Klippe
gesprungen war, nachdem ihr einziges Kind zwei Tage nach der Geburt starb. Sie sprach nicht oft darber und wrde es sicher nicht irgendwem anvertrauen. Sie musste Bella wirklich mgen. Wir sechs teilten uns zu den blichen Teams auf und verteilten uns auf dem Feld. Ich spielte zusammen mir Alice und Carlisle. Rosalie, Emmett und Jasper bildeten das andere Team. Dann hatten Bella und Esme den Rand des Spielfeldes erreicht, und es konnte los gehen. ,,Okay", hrte ich Esme rufen. ,,Play ball!" Alice stand auf dem Wurfhgel, Emmett war der erste Schlagmann fr sein Team. Weil wir nur so wenige waren, wrde Jasper fr sein eigenes Team fangen. Ja! Alice erster Wurf war ein Strike. Jasper schleuderte den Ball zurck zu Alice, die sich ein kurzes Grinsen gestattete. Dann schnellte ihre Hand erneut vor. Diesmal war Emmett schnell genug und traf. Als der Ball mit einem schmetternden, donnernden Gerusch auf seinen Schlger prallte, wusste ich, dass Bella nun begriffen hatte, warum wir nur bei Gewitter spielen konnten. Der Ball schoss ber das Feld und tief in den Wald hinein. Mhelos rannte ich hinterher. ,,Out!", rief Esme. Ich sah den unglubigen Blick, den Bella mir zuwarf, als ich mit dem Ball in meiner erhobenen Hand unter den Bumen auftauchte. Selbstgefllig grinste ich ihr zu. ,,Emmett schlgt am hrtesten", erklrte Esme ihr, ,,aber Edward rennt am schnellsten." Emmetts Team lag gerade vorn, als ich meinen dritten Ball fing und damit das Offensivrecht fr uns erkmpfte. Ich nutzte die Gelegenheit, um kurz zu Bella zu sprinten, die nicht weit vom Schlagmal entfernt stand. ,,Und?", fragte ich sie aufgeregt. ,,Eins steht fest wenn ich mir noch eins dieser lahmen Major-League-Spiele anschauen muss, sterbe ich vor Langeweile." Ich lachte laut auf. ,,Als ob du sie bisher spannend gefunden httest", zog ich sie auf. ,,Ich muss sagen, ich bin enttuscht", sagte sie pltzlich. ,,Enttuscht?", wiederholte ich berrascht. ,,Ja es wre schn, wenn's mal etwas gbe, worin du nicht besser bist, als jeder andere auf der Welt." Ich lchelte ihr zu, dann eilte ich zurck aufs Spielfeld. Die anderen warteten schon auf mich. Eitler Gockel, dachte Rosalie verchtlich. Er lsst sich von ihr bewundern, als wre er ein Held, oder so was... Pahhh.
Es schien mir hchste Zeit, ihr eine Lektion in Sachen Eitelkeit zu erteilen. Ich grinste voller Vorfreude. Emmett warf den Ball und ich zielte sehr sorgfltig. Der Ball flog nur Millimeter ber Rosalies Kopf hinweg, streifte ihre Haare und brachte sie in Unordnung. Die darauf folgende wilde Flut von Beschimpfungen war wie Musik in meinen Ohren. Mit einem breiten Unschuldslcheln strahlte ich sie an. Als ich das nchste Mal am Schlag war, hielt den Ball flach, um Rosalie nichts zum Fangen zu geben, und erreichte das zweite Base, bevor Ermmett den Ball wieder ins Spiel bringen konnte. Der Spielstand nderte sich stndig, und wir heizten uns gegenseitig mit unseren blichen Sprchen an. Gelegentlich rief Esme uns zur Ordnung. Der Donner grollte weiter, doch wie Alice vorhergesagt hatte, blieb es ber der Lichtung trocken. Ich stand gerade als Fnger hinter Carlisle, der Jaspers Wurf erwartete, als Alice pltzlich keuchte. Unsere Blicke begegneten sich und ich sah, was sie sah. Im gleichen Moment war ich auch schon an Bellas Seite. ,,Was ist los?", fragte Carlisle, aufgeschreckt durch meine unerwartete Bewegung. ,,Alice?", fragte Esme nervs und kam nher. ,,Ich hab sie nicht kommen sehen ich hab's nicht gewusst", flsterte Alice. ,,Es tut mir so leid, Edward", fgte sie noch leiser hinzu. ,,Was ist denn los", brummte Emmett. Er hatte weit drauen auf dem Feld gestanden und war als letzter bei der Gruppe eingetroffen. Mittlerweile hatten sich alle um Bella und mich versammelt. ,,Sie waren viel schneller, als ich dachte. Ich hab das vorher falsch eingeschtzt", murmelte Alice. Sie war vllig aufgelst und voller Schuldgefhle Jasper sprte ihre Stimmung und stellte sich schtzend hinter sie. ,,Was ist passiert?", fragte er. ,,Was hat sich gendert?" ,,Sie haben uns spielen gehrt und ihre Route gendert", sagte sie zerknirscht. Es tut mir so leid, Edward. Es ist meine Schuld. Ich schttelte einmal mit dem Kopf. ,,Nein, ist es nicht", versicherte ich ihr leise. Nein, es war nicht ihre Schuld. Ich war so unverzeihlich dumm gewesen... In meiner Gier, keine Sekunde mit Bella zu verpassen, hatte ich sie diesem Risiko ausgesetzt... Sie war so schutzlos hier drauen. Mein Hass verschlug mir fr einen Moment den Atem. Alle Augen richteten sich besorgt auf Bella. ,,Wie viel Zeit haben wir?", fragte Carlisle an mich gewandt. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich. Dehnte meinen Extrasinn aus, bis ich im Wald auf die unvertrauten Gedankenmuster stie. Verglich ihre Geschwindigkeit mit der Umgebung, die ich in ihren Kpfen sah. ,,Nicht mehr als fnf Minuten. Sie rennen sie wollen mitspielen."
Doch ich hatte nicht nur das gesehen... Ich erstarrte. Einer der Mnner war ein Tracker. Carlisle mustere mich aufmerksam. Was hast du gehrt? In seinen Gedanken sah ich, wie sehr sich meine Miene verfinstert hatte. Schnell bemhte ich mich, meine Gesichtszge wieder unter Kontrolle zu bringen, bevor Bella etwas bemerkte. ,,Spter", murmelte ich tonlos. Carlisles Blick huschte wieder zu Bella. ,,Schaffst du das?" ,,Nein, nicht mit ..." Ich senkte meine Stimme, damit Bella mich nicht hrte. ,,... nicht mit ihr", beendete ich den Satz. ,,Auerdem wrden wir riskieren, dass sie die Witterung aufnehmen und zu jagen beginnen", fuhr ich lauter fort. Emmett wandte sich an Alice. ,,Wie viele sind es denn eigentlich?" ,,Drei", antwortete sie knapp. ,,Drei?", wiederholte er verchtlich. Worber regen wir uns hier eigentlich auf? ,,Dann sollen sie mal kommen." Sorglos und zuversichtlich wie immer, lie er die Muskeln an seinen Armen spielen. Wortlos und mit besorgten Blicken warteten wir darauf, dass Carlisle eine Entscheidung traf. Das Schweigen whrte nur den Bruchteil einer Sekunde, schien sich aber endlos zu dehnen. ,,Wir spielen weiter", entschied Carlisle. Seine Stimme klang ruhig und beherrscht. Sie lie nichts von dem Aufruhr in seinen Gedanken erkennen. ,,Alice hat gesagt, sie sind nur neugierig." Besorgt wandte Esme sich an mich. ,,Sind sie durstig?" fragte sie tonlos. Ich schttelte ganz leicht mit dem Kopf. Nein, sie waren nicht durstig, und dennoch konnte ich die Erleichterung nicht teilen, die sich auf ihrem Gesicht breit machte. Das ganze Gesprch hatte nur wenige Sekunden gedauert. Ich war mir nicht sicher, ob Bella der ganzen Unterhaltung hatte folgen knnen. Hoffentlich war einiges viel zu schnell oder zu leise fr sie gewesen. ,,Spielst du fr mich weiter, Esme?", bat ich. ,,Ich bleibe lieber hier." Natrlich, mein Junge Ich stellte mich schtzend vor Bella und konzentrierte mich auf die Gedanken der drei Nomaden, die sehr schnell nher kamen. Die anderen kehrten auf das Spielfeld zurck, lieen dabei aber den Wald keine Sekunde aus den Augen. Alice und Esme blieben unauffllig in unserer Nhe. ,,ffne deine Haare", wies ich Bella leise an. Es gelang mir, meine Stimme ruhig und sicher klingen zu lassen. Sie gehorchte sofort, zog das Gummiband heraus und schttelte ihre Haare frei.
,,Die ... anderen kommen?", fragte sie ngstlich. Sie schien verwirrt von unserer heftigen Reaktion erkannte nicht die Tragweite der neuen Entwicklung... Nicht einmal die anderen kannten das ganze Ausma dessen, was sich uns da nherte. Sie hatten nicht gehrt, was ich gehrt hatte... ,,Ja. Bitte sei ganz still, beweg dich mglichst wenig und bleib bei mir." Diesmal gelang es mir nicht ganz, den Stress und die Anspannung aus meiner Stimme heraus zu halten. Ich fasste nach den dicken Strhnen ihrer Haare und schob sie ihr so gut wie mglich vor das Gesicht. ,,Das wird nichts nutzen", sagte Alice leise. ,,Ich konnte sie ber das ganze Spielfeld riechen." ,,Ich wei", sagte ich mutlos. Ihr ser Geruch lag wie eine Decke ber der windstillen Lichtung. Die anderen hatten sich inzwischen halbherzig wieder dem Spiel zugewandt. Doch es hatte jeden Schwung verloren. Sie lieen die Blle nur abtropfen und standen viel nher beisammen als vorher. Ihre Blicke huschten immer wieder zu Bella. ,,Was hat Esme dich gefragt?", frage sie flsternd. Ich zgerte. Ich hatte gehofft, dass ihr das entgangen war. ,,Ob sie durstig sind", murmelte ich schlielich. Obwohl Rosalie so tat, als schenke sie Bella keinerlei Beachtung, sah ich, dass sie sie aus den Augenwinkeln heraus immer wieder beobachtete. Und natrlich hrte ich ihre Gedanken. Idiot! Uns alle so in Gefahr zu bringen. Wegen so einer.... Ich blendete sie aus und konzentrierte mich auf die Nomaden. Sie waren jetzt sehr nah, und ich konnte ihre Gedanken klarer erfassen. Bevor ich die Gedanken des Trackers genauer hren konnte, hatte ich geglaubt, es sei sicherer, bei der Gruppe zu bleiben. Jetzt bereute ich meine Entscheidung, nicht doch versucht zu haben, mit Bella von hier zu fliehen. ,,Es tut mir leid, Bella", murmelte ich entsetzt. ,,Es war dumm und unverantwortlich, dich so in Gefahr zu bringen. Es tut mir so leid." Gensslich und detailliert dachte der Tracker gerade an sein letztes Opfer. Ich zuckte innerlich zusammen, als ich die mentalen Bilder erfasste. Mir stockte der Atem. Mit einem raschen Schritt stellte ich mich zwischen sie und die Nomaden, die jetzt fast den Waldrand erreicht hatten. Fr eine Flucht war es viel zu spt. Ich atmete tief durch und machte mich bereit. Auch der Rest der Familie hrte die sich nhernden Schritte und wandte sich dem Waldrand zu.
19. 19. Die Jagd Als erster betrat der Tracker die Lichtung. Fr einen Vampir war er erstaunlich unscheinbar. Er war von durchschnittlicher Statur, und weder seine hellbraunen Haare noch seine Gesichtszge waren weiter bemerkenswert. Sein Blick jedoch war hellwach, so lauernd und bedrohlich wie der einer Katze, die ein Nest mit jungen Musen wittert. Er blieb sofort stehen, als er uns sah, um seinen nachfolgenden Gefhrten vorzulassen. Ihre Krpersprache lie keinen Zweifel daran, wer von beiden die Gruppe anfhrte. Doch ich wusste es besser. In ihren Gedanken sah ich, dass ihr demonstrativer Auftritt genau das war: ein Auftritt. Der Mann, der sie jetzt anfhrte, war fraglos der Schnste der drei. Seine Haut war trotz der typischen Blsse olivfarben, seine Haare waren glnzend schwarz. Er hatte eine normale Statur, war aber sehr muskuls. Die Haare beider Mnner waren kurz geschnitten. Zuletzt folgte eine Frau. Sie wirkte noch wilder als ihre Begleiter. Das bemerkenswerteste an ihr war ihr Haar. Es hatte einen ungewhnlich roten, fasst orangefarbenen Farbton, der wie ein Signal ber die Lichtung strahlte. Ihre langen Haare waren allerdings hoffnungslos verfilzt, in ihnen klebten Bltter und Moosfetzen. In geschlossener Formation und respektvoller Haltung liefen sie auf uns zu. Sie hatten das typische Aussehen und Verhalten von Nomaden. Ich fragte mich, wie diese Gruppe wohl auf Bella wirkte. Sah sie die groen Unterschiede zwischen diesem Zirkel und meiner Familie? Am aufflligsten waren natrlich die Augen. Wie bei allen Vampiren, die sich von Menschenblut ernhrten waren sie nicht golden, sondern von einem tiefen burgunderrot. Sie waren angezogen wie normale Rucksacktouristen: Jeans und Holzfllerhemden, dazu leichte, aber wetterfeste Jacken. Allerdings war ihre Kleidung zerschlissen, und sie gingen barfuss. Ihre Bewegungen waren geschmeidig und katzenhaft. Sie liefen, als wren sie auf der Pirsch; jederzeit bereit, in die Hocke zu gehen um sich zu verteidigen, oder anzugreifen. Der Unterschied zwischen ihnen und der kultivierten, weltmnnischen Haltung von Carlisle htte nicht grer sein knnen. Doch das waren nur die oberflchlichen, augenscheinlichen Gegenstze. Der wahre Unterschied war, dass unsere Familie versuchte, an ihrer Menschlichkeit festzuhalten. So unvollkommen und fehlerhaft diese Versuche auch manchmal sein mochten, sie machten uns zu dem, was wir waren. Die drei hatten die fr Nomaden typische angespannt-nervse Ausstrahlung, die gleichzeitig mit einem groen Selbstbewusstsein gepaart war. Wie so viele unserer Art hielten sie sich fr die Krone der Schpfung - das Ende der Nahrungskette. Unsere Existenz wurde in Jahrhunderten, oft in Jahrtausenden gemessen. Das Leben eines Menschen war im Vergleich dazu wie das einer Fruchtfliege, die nach einem Tag starb. Sie fhlten sich den Menschen weit berlegen, die fr sie nichts weiter als Viehherden waren, die ihnen zur Nahrung dienten. Flankiert von Emmett und Jasper, trat Carlisle langsam auf die Neuankmmlinge zu, um sie
zu begren. Die drei entspannten sich ein wenig und nahmen eine zwanglosere Haltung ein. Alice hatte Recht. Sie waren neugierig und sie wollten mitspielen. Sie hatten sehr lange keine Gelegenheit zu einem Spiel gehabt und brannten nun darauf, sich mit anderen ihrer Art zu messen. Lchelnd trat der dunkelhaarige Mann auf Carlisle zu. ,,Uns war, als hrten wir jemanden spielen", sagte er mit ruhiger Stimme und einem kaum wahrnehmbaren franzsischen Akzent. ,,Ich bin Laurent, das sind Victoria und James." Er deutete auf seine Begleiter. ,,Ich bin Carlisle. Das ist meine Familie Emmett und Jasper, Rosalie, Esme und Alice, Edward und Bella." Er stellte uns gruppenweise vor, so wie wir beisammen standen, um niemanden in den Vordergrund zu rcken. Ich sprte, wie Bella erschauerte, als Carlisle so beilufig ihren Namen nannte. Die Blicke der Nomaden waren Carlisles Gesten gefolgt, als er uns vorstellte. Laurent und die Frau warfen uns nur hflich uninteressierte Blicke zu. Der Tracker war wesentlich aufmerksamer. Seine Augen glitten ber Emmetts brenhafte Gestalt und blieben an Jaspers Kriegsnarben hngen. Was macht die denn hier? dachte er pltzlich erstaunt, als sein Blick weiterschweifte. Ich zuckte zusammen, berzeugt, dass er Bella entdeckt hatte, doch er schenkte ihr berhaupt keine Beachtung. Er schaute dorthin, wo Rosalie, Esme und Alice zusammenstanden. Ich konnte nicht genau erkennen, welcher der drei seine besondere Aufmerksamkeit galt. Sein Kopf war zu voll von den Bildern seiner unzhligen Opfer. Er schien eine von den dreien mit irgendjemandem zu verwechseln. Das war sehr ungewhnlich bei einem Vampir. Solche Fehler unterliefen fr gewhnlich nur Menschen. ,,Httet ihr noch Platz fr einige Mitspieler?", fragte Laurent jovial. Carlisle ging auf seinen freundlichen Ton ein. ,,Wir wollten eben aufbrechen, aber ein andermal gerne. Bleibt ihr eine Weile in dieser Gegend?" ,,Wir sind eigentlich nach Norden unterwegs, waren aber neugierig, wer hier lebt. Wir haben lange niemanden mehr getroffen." Ich sprte, dass Jasper seine Fhigkeit einsetzte, um die steife Atmosphre aufzulockern. Nach der anfnglichen Anspannung hatte sich ein zwangloses Gesprch entwickelt. ,,Hier gibt es tatschlich nicht viele nur uns und gelegentliche Besucher wie euch", erklrte Carlisle gerade. Ich schenkte dem Gesprch kaum Aufmerksamkeit. Ein kleiner Teil meines Gehirns registrierte es automatisch. Meine Gedanken waren auf den Tracker fixiert. Von ihm ging die grte Gefahr aus. Er hatte seinen Blick jetzt Bella und mir zugewandt und registrierte meine Anspannung. Von Bella konnte er fast nichts erkennen, da ich mich schtzend vor sie gestellt hatte, als die drei die Lichtung betraten.
Wie merkwrdig. Wovor glaubt er sie beschtzen zu mssen?, dachte er gleichermaen amsiert und abgestoen. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder der Gruppe um Esme zu. Wie hie sie noch gleich? Ach ja, Mary... Mary Brandon. Das gibt's doch nicht, dass sie hier ist... ,,Wie weit reicht euer Jagdgebiet?", erkundigte sich Laurent beilufig. ,,Wir sind hier in den Olympic Mountains unterwegs und gelegentlich entlang der Coast Ranges. Nicht weit von hier haben wir einen festen Wohnsitz. In der Nhe von Denali gibt es noch eine Ansiedlung wie unsere." Ich musste den Gedanken der Nomaden nicht lauschen, um zu wissen, wie sehr Carlisles Antwort sie erstaunte. Sie kannten nur ihre Art der Existenz und konnten sich nicht vorstellen, wie es mglich sein sollte, so eng mit seiner Beute zusammen zu leben. Die Idee eines festen Wohnsitzes hatte fr sie etwas Unwirkliches... Mrchenhaftes. Unser oberstes Gesetz machte es fr ,normale' Vampire unerlsslich, ein Dasein als Nomaden zu fhren. ,,Ein fester Wohnsitz. Wie denn das?", fragte Laurent auch prompt mit groer Neugierde. ,,Warum kommt ihr nicht mit zu uns nach Hause, dann knnen wir uns in Ruhe unterhalten", lud Carlisle sie ein. ,,Es ist eine recht lange Geschichte." Er war darum bemht, uns von der Lichtung wegzubringen. Es war nahezu unglaublich, dass die Nomaden noch nicht auf Bella aufmerksam geworden waren. Das lag vermutlich daran, dass Laurent und Victoria zu sehr auf das Gesprch mit ihm fixiert waren, und James seine Aufmerksamkeit in die Vergangenheit richtete. Auf eine Zeit, als er Jagd auf diese Mary gemacht hatte. Er war besessen von der Jagd. Von der Jagd und der Qual seiner Opfer. Das war sein einziger Lebensinhalt. James und Victoria wechselten einen erstaunten Blick, als Carlisle von einem Zuhause sprach; Laurent hatte seine Mimik besser unter Kontrolle. ,,Das klingt sehr einladend und interessant." Er lchelte herzlich. ,,Wir sind seit unserem Aufbruch in Ontario auf der Jagd und konnten schon lange kein Bad mehr nehmen." Sein Blick wanderte anerkennend ber Carlisles gepflegte Erscheinung. ,,Versteht mich nicht falsch, aber wir wrden euch bitten, in der unmittelbaren Umgebung auf das Jagen zu verzichten. Fr uns ist es wichtig, kein Aufsehen zu erregen", erklrte Carlisle. ,,Selbstverstndlich." Laurent nickte. ,,Wir werden natrlich nicht in eurem Territorium wildern. Ohnehin haben wir gerade erst auerhalb von Seattle gegessen", sagte er lachend. Ich sprte, wie Bella bei diesen Worten erschauerte. ,,Wenn ihr mit uns laufen wollt, zeigen wir euch den Weg Emmett und Alice, geht ihr doch mit Edward und Bella den Jeep holen", fgte Carlisle beilufig hinzu. Ich atmete erleichtert auf und wollte mich gerade abwenden, als ein Luftzug ber die Lichtung strich und Bellas Haare bewegte.
Ich erstarrte. Der Tracker fuhr zu uns herum und taxierte Bella mit gierigem Blick. Seine Nasenlcher waren geblht. Er machte einen Ausfallschritt und kauerte sich hin. Bereit auf Bella zuzuspringen. Hmmm... Wie sie duftet... Nicht so gut wie die andere damals, aber dieses Aroma... Ich hatte seine Absicht gerade noch rechtzeitig in seinen Gedanken gesehen. Im gleichen Moment, in dem er seine Angriffshaltung einnahm, war ich bereit ihn abzufangen. Jeder einzelne Muskel war angespannt. Das Gift strmte durch meinen Krper. Das wilde Knurren, das aus meiner Kehle brach, hallte von den Bumen wieder. ,,Was soll das bedeuten?", rief Laurent berrascht. Ich achtete nicht auf ihn. Der Tracker versuchte eine Finte, tuschte eine Bewegung nach rechts an, als wolle er so an mir vorbeikommen. Doch in seinen Gedanken sah ich, dass er es ber die linke Seite versuchen wrde. Ich reagierte noch vor ihm und blockierte ihm den Weg. ,,Sie gehrt zu uns." Carlisles strenge Zurckweisung war an James gerichtet. Doch der schenkte ihm keinerlei Beachtung. berrascht von meiner schnellen Reaktion berdachte er verschiedene Strategien. Fixierte mich mit seinem Blick. ,,Ihr habt euch einen Imbiss mitgebracht?", fragte Laurent unglubig und machte unwillkrlich einen Schritt auf Bella zu. Eine neue Salve von Knurrlauten brach aus meiner Kehle hervor. Ich fletschte warnend die Zhne, und Laurent wich vor mir zurck. Whrend dessen hatte ich den Tracker keine Sekunde aus den Augen gelassen. Er belauerte mich, wartete auf eine Gelegenheit. Auf das kleinste Anzeichen einer Chance. ,,Ich sagte, sie gehrt zu uns", korrigierte Carlisle mit fester Stimme. ,,Aber sie ist ein Mensch", protestierte Laurent erstaunt. ,,Ja", knurrte Emmett. Er hatte sich bedrohlich neben Carlisle aufgebaut und fixierte James, der sich langsam aufrichtete, ohne jedoch den Blick von Bella abzuwenden. Die gehrt mir!! Wenn ich die andere damals nicht haben konnte, dann nehme ich sie... Jasper konzentrierte seine ganze Kraft auf den Tracker. Doch er konnte nur erreichen, dass dieser fr den Moment seine aggressive Haltung aufgab. Auf dessen Entscheidung hatte er keinen Einfluss. Ich gab meine Verteidigungsposition nicht auf. Ich wusste, er wartete nur auf ein Zeichen der Schwche von mir, auf eine Gelegenheit an mir vorbeizukommen. James Rckzug war nur eine Tarnung. Die Nasenlcher blieben geblht. Er hatte seine Entscheidung lngst gefllt und nichts wrde ihn davon abbringen. In seinem Kopf malte er es sich bereits aus. Malte sich aus, auf welche Arten er Bella langsam zu Tode qulen wrde... Das Entsetzen ber diese Bilder schob sich wie ein Schleier vor meine Augen. Das Knurren
brach wieder lauter aus mir hervor. Der Hass wurde beinahe bermchtig. Er drohte mich zu berwltigen. Er wollte mich dazu bringen, ihn selbst anzugreifen. Ihn zu tten... Doch das Risiko war viel zu gro. Wie leicht knnte Bella verletzt werden, wenn jetzt ein Kampf ausbrach. Durch die Nomaden, oder durch meine eigene Familie. Eine unbedachte Bewegung im Kampfgetmmel wrde gengen um sie zu verletzen oder gar... Sie haben die andere bekommen ich nehme mir diese hier. Ein fairer Tausch. Der Tracker lie seinen Blick noch mal genau ber unsere Gruppe schweifen, taxierte die Strken und Schwchen jedes Einzelnen. ,,An Gesprchsstoff wird es uns nicht fehlen, wrde ich sagen." Laurents Ton war beschwichtigend. Er wollte die pltzliche Feindseligkeit entschrfen. Er hatte kein Interesse daran, sich mit einem Clan von sieben starken Vampiren anzulegen. ,,In der Tat", sagte Carlisle unterkhlt. Er warf mir einen besorgten Blick zu. Ihm war nicht entgangen, dass ich meine Verteidigungshaltung nicht aufgab. Er machte sich groe Sorgen ber die Grnde dafr. ,,Wir nehmen eure Einladung sehr gerne an", sagte Laurent, whrend seine Augen erst zu Bella und dann zurck zu Carlisle wanderten. ,,Und selbstverstndlich werden wir dem Mdchen nichts tun. Wie gesagt, wir jagen nicht in eurem Gebiet." James starrte ihn unglubig an. Wie kann er es wagen, eine solche Zusage zu machen? dachte er wtend. Dann wechselte er einen Blick mit der Frau, die immer noch gehetzt von einem zum anderen schaute. Ich sah das stumme Einvernehmen in ihren Kpfen. Sie wrde zu ihm halten, egal was er entschied. Carlisle blickte Laurent forschend ins Gesicht. Er glaubte ihm. ,,Wir zeigen euch den Weg. Jasper, Rosalie, Esme?" Sofort versammelten sie sich um ihn und schirmten uns dabei vor den Blicken der Nomaden ab. Alice huschte an Bellas Seite, Emmett entfernte sich langsam von James, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Als James vor meinen Blicken verdeckt war, richtete ich mich langsam auf und drehte mich zu Bella um. Ihr Gesicht war zu einer Maske der Angst erstarrt. Ich hrte ihren rauen Atem und das Rasen ihres Herzens. Stumm vor Entsetzen starrte sie mich an. ,,Komm, Bella, wir gehen", sagte ich so ruhig, wie es mir mglich war. Sie reagierte nicht. Sanft nahm ich ihren Ellenbogen und zog sie in Richtung des Waldes. Benommen stolperte sie neben mir her. Alice und Emmett hielten sich dicht hinter uns, um uns weiter vor den Blicken der Fremden abzuschirmen. Sobald wir im Schutz des Waldes waren, half ich ihr, ohne dabei stehenzubleiben, auf meinen Rcken und rannte los. Hass und Zorn trieben mich voran. Schnell hatten wir Alice und Emmet hinter uns zurck gelassen. In nicht einmal einer Minute hatten wir den Jeep erreicht. Die Tr aufzureien und sie auf die Rckbank zu setzen war Teil derselben Bewegung.
,,Schnall sie fest", wies ich Emmett an, als er wenige Sekunden spter neben ihr einstieg. Alice hatte sich bereits auf den Beifahrersitz gesetzt. Ich startete den Motor, legte den Rckwrtsgang ein und gab Gas. Ich lie den Jeep herumschleudern und beschleunigte, whrend wir auf dem kurvigen Waldweg in Richtung Schnellstrae fuhren. Kapitel 19 Die Jagd - Teil 2 Emmett musterte meinen starren Gesichtsausdruck und meine angespannte Haltung. Mein Gott, Junge komm wieder runter. Kein Grund so durchzudrehen. Carlisle wird schon mit ihnen fertig. Und dieser Laurent hat versprochen, dass sie ihr nichts tun. Es ist vorbei, Edward, versuchte er mich in Gedanken zu beruhigen. ,,Es ist nicht vorbei", knurrte ich so schnell, dass Bella mich nicht hren konnte. ,,Laurent hat keinen Einfluss auf ihn. Er hat sich lngst entschieden. Er wird sie tten, wenn ich zulasse, dass er in ihre Nhe kommt." Als sie das hrten, sahen Alice und Emmett wachsam durch die Scheiben in die anbrechende Nacht hinaus hielten Ausschau, ob der Tracker uns bereits folgte. Endlich kam die Hauptsrae in Sicht. Ich bog nach Sden ab weg von Forks und war froh, endlich schneller fahren zu knnen. Der Tacho schnellte auf 90 Meilen pro Stunde hoch. Verbissen trat ich das Gaspedal weiter durch. Der Jeep war ein Fahrzeug frs Gelnde, nicht fr die Schnellstrae. Ich wnschte, ich htte eins der schnelleren Autos dabei, aber mit denen wre ich auf dem Waldweg nicht weit gekommen. Und jetzt war es eh zu spt fr solche Wnsche. ,,Wohin fahren wir?", unterbrach Bella die Stille. Ich antwortete ihr nicht. Ich konzentrierte mich auf Alice, die versuchte in die Zukunft zu schauen. Ich sah mit ihr auf die flackernden, wirbelnden Bilder, die sie empfing. Alles flimmerte, nichts war klar. Es gab zu viele Mglichkeiten. Zu viele Entscheidungen standen noch aus. Aber immer wieder taucht der Tracker als verschwommener Schatten beim Haus der Swans auf. Doch er hatte noch keine Strategie festgelegt, deshalb blieb alles vage und ungenau. ,,Verdammt, Edward! Wohin bringst du mich?", fragte Bella erneut. Die Wut, die jetzt in ihrer Stimme mitklang, berdeckte fast die Angst. Ich blickte mich nicht zu ihr um, durfte mich nicht von ihr ablenken lassen. ,,Du musst weg von hier. Weit weg. Sofort." Hrte sie das Grauen, das ich nicht ganz aus meiner Stimme heraushalten konnte? Ihre Stimme kickte eine Oktave nach oben. ,,Dreh um und fahr mich nach Hause!", schrie sie. Ich sah im Rckspiegel, wie sie an ihrem Gurt zerrte. ,,Emmett", sagte ich nur und er verstand. Behutsam aber fest nahm er ihre Hnde in seinen eisernen Griff. ,,Nein! Edward, das kannst du nicht machen! Hrst du?" Ich verschloss mich vor dem Flehen in ihrer Stimme. Konzentrierte mich nur auf das, was jetzt getan werden musste. ,,Ich muss, Bella, und jetzt sei bitte still."
,,Nein, bin ich nicht. Du musst mich zurckbringen Charlie ruft das FBI! Sie kommen zu euch nach Hause, zu Carlisle und Esme, und dann msst ihr weg und euch verstecken!" Es machte mich wtend, dass sie sich immer wegen der falschen Dinge Sorgen machte. Gleichzeitig war ich erleichtert, dass sie das ganze Ausma der Bedrohung nicht erkannte. Sie war auch so schon verngstigt genug. Ich wollte ihren Kummer nicht noch verstrken. Das Schlimmste war noch gar nicht in ihr Bewusstsein gedrungen.... ,,Beruhige dich, Bella", sagte ich khl. ,,Das wre nicht das erste Mal." ,,Aber das erste Mal wegen mir! Du machst wegen mir alles kaputt!" Sie irrte sich. Ich hatte bereits alles kaputt gemacht. Mein Kiefer verkrampfte sich. ,Sie ist bei mir in Sicherheit, Sir. Das verspreche ich.' Die Worte schmeckten bitter, als die Erinnerung an mein Versprechen in mir hochstieg. Alice warf mir einen Blick zu. Sie hatte in ihren Visionen irgendetwas aufgeschnappt, das zu schnell fr mich gewesen war. ,,Edward, halt an", sagte sie mit ruhiger Stimme. Wtend starrte ich sie an. Der Tacho nherte sich langsam der 115. ,,Wir mssen das besprechen", sagte sie eindringlich. ,,Du hast ja keine Ahnung", brllte ich. Ich konnte meine Hoffnungslosigkeit nicht lnger verbergen. Wild brach die Verzweiflung aus mir heraus. ,,Er ist ein Tracker, Alice, kapierst du das nicht? Ein Tracker!" Ich sprte Alices und Emmetts wortloses Entsetzten, als sie dieses Wort hrten. Der Jagdinstinkt eines Trackers war nahezu unfehlbar. Tracker besaen so etwas wie einen Extrasinn. Ihre Begabung als Jger hing sehr stark von der Ausprgung dieses Sinns ab. Doch nicht nur das. Wie ein lebendes Navigationsgert erfassten sie intuitiv, welche Hinweise zum Ziel fhrten und bei welchen es sich um Fehlsignale handelte. Ihr Extrasinn schuf eine abstrakte Verbindung von Hinweis zu Hinweis und ergab in ihrem Kopf das Bild eines sich bewegenden Objekts. Als wrde ein eigenstndiger Teil ihres Gehirns das Ziel erfassen und die Bewegungen des Trackers optimieren, um ihn auf direktem Weg zu seinem Opfer zu navigieren. ,,Halt an, Edward", sagte Alice noch einmal. Ihre Stimme war ruhig, aber in ihr klang die Autoritt mit, die ihr das Wissen um die Zukunft oft verlieh. Ich achtete nicht auf sie und gab weiter Gas, doch die Tachonadel verharrte bei frustrierenden 120 Meilen pro Stunde. Ich wrde tun, was immer dafr ntig war, damit Bella wieder sicher war. Und die einzige Mglichkeit war, sie so weit wie mglich aus James Reichweite zu bringen. Er jagte seine Beute nicht nur, um sie zu tten. Er wollte mit ihr spielen, wie die Katze mit der Maus. James war ein Sadist. Er liebte es, seine Opfer langsam zu Tode zu qulen, weidete sich an ihrer Angst... ,,Edward!" ,,Alice, ich habe seine Gedanken gehrt das Spurenlesen, die Verfolgung ist seine Leidenschaft. Und er will sie, Alice, hrst du? Sie ganz speziell! Er wird noch heute Nacht
anfangen zu jagen." Ich spielte kurz mit dem Gedanken, ihnen von dieser Mary zu erzhlen, tat es dann aber als unwichtig ab. ,,Woher soll er denn wissen, wo ..." Wtend fiel ich ihr ins Wort. Hatte sie mir denn nicht zugehrt? Er war ein Tracker!! ,,Was meinst du, wie lange er braucht, um in der Stadt auf ihren Geruch zu stoen und die Spur aufzunehmen? Sein Plan stand schon fest, bevor Laurent irgendetwas sagen konnte." Ich hrte Bella nach Luft schnappen, als in ihr die Erkenntnis keimte, wohin James ihr Geruch fhren wrde. ,,Charlie! Ihr knnt ihn nicht hier alleinlassen! Das knnt ihr nicht machen!" Sie wand sich in ihrem Sicherheitsgurt, als knne sie sich so daraus befreien. ,,Sie hat Recht", stimmte Alice ihr zu. Natrlich hatte sie Recht, aber die Alternative war nicht zu ertragen. Ich wrde Bella keiner Gefahr aussetzen ... egal um welchen Preis. Bei diesem Gedanken zuckte ich zusammen, entsetzt ber mich selbst, doch das nderte nichts. Es gab keine Alternative. Ich hatte meine Wahl getroffen. Ich konnte nicht zulassen, dass der Tracker auch nur in ihre Nhe kam. Auerdem wrden sich Carlisle und Esme um Charlie kmmern, versuchte ich mein Gewissen zu beruhigen. Edward! mahnte Alice mich wieder. Unter ihrem eindringlichen Blick nahm ich den Fu einige Millimeter vom Gaspedal. Verdammt, Edward, das kannst du nicht machen! Wenn Charlie etwas zustt wird sie dir das niemals verzeihen. Als ob ich das nicht wsste. Ich kannte Bella besser als sie. Doch auch das nderte nichts. Wenn das der Preis war wenn sie mich hassen musste, um weiter leben zu knnen dann wrde ich ihn zahlen. Eine Welt ohne sie wre vllig sinnlos. In einer Welt, in der es sie nicht gab, konnte ich nicht mehr existieren. Es gab keinen Preis, den ich nicht fr sie zahlen wrde. ,,Lass uns kurz berlegen, welche Mglichkeiten wir haben", drnge Alice. Ich nahm den Fu ganz vom Pedal, zgerte einen Moment, dann trat ich die Bremse durch. Mit quietschenden Reifen kamen wir auf dem Randstreifen zum Stehen. ,,Es gibt keine Mglichkeiten", fauchte ich Alice an. ,,Ich lass Charlie nicht allein", schrie Bella. Ich konnte jetzt nicht auf sie achten, durfte mich von ihr nicht von meiner Entschlossenheit abbringen lassen. Es gab keine Alternative zu meinem Plan... Edward, du willst doch nicht etwa wie ein Feigling davonlaufen? Sie haben keine Chance gegen uns. Die Aussicht auf einen Kampf versetzte Emmett in Hochstimmung. ,,Wir mssen sie zurckbringen", sagte Emmet laut, als ich nicht reagierte.
,,Nein." Das Risiko wre viel zu gro es gab keine Alternative zu meinem Plan... ,,Er ist uns nicht gewachsen, Edward. Er hat keine Chance, an sie heranzukommen." ,,Aber er hat Zeit." Emmett lchelte. ,,Die hab ich auch." ,,Du weit nicht, was ich wei du hast es nicht gehrt." Ich whlte meine Worte sehr vorsichtig. Ich wollte, dass Emmett den Ernst der Lage begriff, ohne Bella noch mehr zu verngstigen. ,,Wenn er einmal eine Jagd begonnen hat, fhrt er sie bedingungslos zu Ende", fuhr ich fort. ,,Wir mssten ihn schon tten." Emmett war alles andere als abgeneigt. ,,Das ist schon mal eine Mglichkeit." Eine sehr gute Mglichkeit... ,,Die Frau auch sie hlt zu ihm. Und wenn es zu einem Kampf kommt, wird auch der Anfhrer auf ihrer Seite stehen." ,,Wir sind genug." Emmett strotzte vor Zuversicht. Begriff er denn nicht die Gefahr, der wir Bella aussetzten, wenn wir sie auch nur in ihre Nhe lieen? Die Phantasien des Trackers schoben sich wieder in meinen Kopf, vernebelten mein Denken... ,,Es gibt noch eine andere Mglichkeit", sagte Alice leise. Auer mir vor Hass und Zorn ber die Bilder, die ich nicht aus meinem Kopf vertreiben konnte, fuhr ich zu ihr herum. ,,Es gibt keine - andere Mglichkeit!", schrie ich sie an. Meine Stimme war wie ein wildes Knurren. Ich sprte Emmetts und Bellas erschrockene Blicke auf mir ruhen, doch Alice erwiderte meinen Blick, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Unnachgiebig starrten wir uns an. ,,Mchte vielleicht jemand meinen Plan hren?", fragte Bella in die unbehagliche Stille hinein. ,,Nein!", fuhr ich sie an. Es gelang mir kaum, sie nicht auch anzuschreien. Alice warf mir einen warnenden Blick zu. Rei dich zusammen. ,,Also", sagte Bella. ,,Ihr bringt mich zurck..." ,,Nein", fiel ich ihr sofort ins Wort. Waren sie alle verrckt? Konnte denn keiner die Gefahr erkennen? Die Notwendigkeit, Bella sofort von hier wegzuschaffen? So weit, wie es nur irgend ging. Es gab keine Alternative zu meinem Plan... Wtend schaute Bella mich an. ,,Ihr bringt mich nach Hause", fuhr sie fort. ,,Ich erzhl meinem Dad, dass ich zurck nach Phoenix will. Ich packe meine Sachen. Wir warten, bis dieser Tracker auftaucht, dann verschwinden wir. Er folgt uns und lsst Charlie in Ruhe. Charlie hetzt euch nicht das FBI auf den Hals, und ihr knnt mich meinetwegen sonst wohin bringen."
Dieser Vorschlag brachte mich einen Moment aus dem Konzept. Stumm starrten wir drei sie an. ,,Das ist gar keine so schlechte Idee." Emmetts Verblffung war alles andere als schmeichelhaft. ,,Es kann funktionieren", sagte Alice. ,,Wir knnen ihren Vater nicht einfach ungeschtzt lassen, und das weit du auch." Ich atmete tief durch. Versuchte objektiv zu prfen, ob Bellas Plan durchfhrbar war. Ich wusste, wie mutig und selbstlos sie war. Sie wrde sich eher selbst opfern als zuzulassen, dass jemand anderes fr sie in Gefahr geriet. Ich war nicht bereit, dieses Risiko einzugehen. Ich schttelte einmal mit dem Kopf. ,,Es ist zu gefhrlich. Ich will nicht, dass er sich ihr auch nur bis auf hundert Meilen nhert." Emmetts Zuversicht war unerschtterlich. ,,Er kommt an uns nicht vorbei, Edward." Alice war tief in Gedanken versunken. Die Zukunft flackerte immer noch so schnell durch ihren Kopf, dass ich den Sinn ihrer Visionen nicht erfassen konnte. ,,Ich sehe ihn nicht angreifen", sagte sie langsam. ,,Er wird darauf warten, dass wir sie allein lassen." Natrlich! Das wre fr James der einfachste Weg. Er konnte ja nicht wissen, dass ich seine Gedanken gehrt hatte und Alice die Zukunft sehen konnte. ,,Es wird nicht lange dauern, bis er kapiert, dass das nicht passieren wird", hielt ich ihr entgegen. ,,Ich verlange, dass du mich nach Hause bringst", sagte Bella energisch. Ich presste die Finger an meine Schlfen und schloss die Augen. ,,Bitte", fgte sie flehend hinzu. Ich rhrte mich nicht. Ihrem Flehen hatte ich nichts mehr entgegenzusetzen. Mutlos gab ich mich geschlagen. Ohne die Augen zu ffnen, teilte ich ihr meine Entscheidung mit. ,,Du wirst noch heute von hier wegfahren, ob dich der Tracker dabei sieht, oder nicht. Erzhl Charlie, dass du es keine Minute lnger in Forks aushltst, oder erzhl ihm meinetwegen sonst was Hauptsache, er kauft es dir ab. Es ist mir egal, was er zu dir sagt. Pack ein, was du in die Finger bekommst, und steig in deinen Transporter. Du hast eine Viertelstunde Zeit. Hast du verstanden? Fnfzehn Minuten von dem Moment an, in dem du das Haus betrittst." Ich wartete nicht ab, ob irgendjemand meinem Plan zustimmte. Ich lie den Motor wieder an und wendete; die Reifen quietschten, als die Tachonadel hochschnellte. ,,Emmett?", hrte ich Bella sagen. Im Rckspiegel sah ich, wie sie mit dem Kinn auf ihre Hnde deutete, die immer noch in Emmetts Pranken verborgen waren. ,,Oh, entschuldige." Hastig lie er ihre Handgelenke los. Ich machte mir groe Sorgen. Ich wusste, wo Bella auf ihrer eigenen Priorittenliste stand.
Und es war ihr durchaus zuzutrauen, dass sie sich zu irgendeiner Dummheit hinreien lie, wenn sie glaubte, jemand anderen damit beschtzen zu knnen. Ich versuchte den Plan so auszuarbeiten, dass ihr das nicht mglich sein wrde. Einige Minuten lang war nichts zu hren auer dem Brummen des Motors. Dann unterbreitete ich den anderen meinen Plan. ,,Wir machen es wie folgt. Wenn wir zum Haus kommen und der Tracker nicht da ist, begleite ich Bella zur Tr. Dann hat sie fnfzehn Minuten." Ich schaute in den Rckspiegel und nahm ihren Blick gefangen. Eindringlich sah ich sie an. Sie musste einfach begreifen, dass sie sich genau an den Zeitplan halten musste. ,,Emmett, du bewachst das Haus. Alice, du machst den Transporter startklar. Ich bleibe im Haus, solange sie dort ist. Danach fahrt ihr mit dem Jeep nach Hause und sagt Carlisle Bescheid." Das glaubst auch nur du... ,,Auf keinen Fall", unterbrach Emmett mich. ,,Ich bleibe bei dir." ,,berleg dir das, Emmett. Ich wei nicht, wie lange ich weg sein werde." ,,Bis wir wissen, wohin das Ganze fhrt, bleibe ich bei dir." Ich seufzte ergeben. Ich wollte nicht zulassen, dass die anderen wegen meiner Dummheit in Gefahr gerieten. Und gleichzeitig war ich sehr erleichtert. Es war gut, Emmett in dieser Situation an meiner Seite zu wissen. Ich war meinem Bruder unendlich dankbar. ,,Wenn der Tracker allerdings schon da ist", nahm ich den Faden wieder auf, ,,fahren wir weiter, ohne anzuhalten." ,,Wir werden vor ihm da sein", beruhigte Alice mich. Sie sah es ganz deutlich. ,,Was machen wir mit dem Jeep?", fragte sie unvermittelt. Ich wrde sie nicht auch noch in Gefahr bringen. ,,Du fhrst ihn nach Hause", sagte ich scharf. ,,Nein", entgegnete sie ruhig, aber bestimmt. ,,Verdammt, Alice!", knurrte ich sie an. ,,Mach die Sache nicht komplizierter, als sie ist.... Du bist so ein verdammter Dickschdel..." Ich sprach so schnell, dass Bella mich sicher nicht verstehen konnte. Ungerhrt erwiderte Alice meinen Blick. ,,Wir passen nicht alle in den Transporter", flsterte Bella. Ich ignorierte ihren Einwand und konzentrierte mich auf Alice. ,,Ich finde, ihr solltet mich alleine fahren lassen", sagte Bella noch leiser. Verzweifelt knirschte ich mit den Zhnen. Konnte sie denn nicht ein Mal vernnftig sein? Nur ein einziges Mal das Richtige tun? ,,Bitte, Bella, mach es so wie ich es sage, nur dieses eine Mal, ja?", zischte ich durch meine zusammengebissenen Zhne. ,,Aber Charlie ist kein Trottel", wandte sie ein. ,,Wenn du morgen verschwunden bist, wird er misstrauisch."
Sie erwartete doch wohl nicht ernsthaft, dass ich morgen zu Schule ging, whrend sie in Lebensgefahr schwebte. Nur damit Charlie keinen Verdacht schpfte. Was dachte sie nur? ,,Das spielt keine Rolle. Wir sorgen dafr, dass ihm nichts passiert, alles andere ist egal." ,,Und was ist mit dem Tracker? Er hat gesehen, wie du reagiert hast. Er wird denken, dass du bei mir bist egal, wo du bist." Wieder schaute Emmet sie berrascht an, und wieder kam es einer Beleidigung gleich. Wenn ich nicht innerlich gebrannt htte, htte sein unglubiger Gesichtsausdruck mich zum Lachen gebracht. Er unterschtzte Bella immer noch. ,,Edward", sagte er eindringlich. ,,Ich finde, sie hat Recht." ,,Sie hat Recht", stimmte Alice zu. Ich wollte nicht hren, dass sie Recht hatte. Natrlich hatte sie Recht, aber... Die Vorstellung, mich von ihr trennen zu mssen egal fr wie lange war unertrglich... ,,Das kann ich nicht machen.", stellte ich kategorisch klar. Doch Bella war mit ihren Vorschlgen noch nicht am Ende. ,,Emmett sollte ebenfalls hierbleiben", sagte sie. ,,Ihn wird er definitiv auch im Auge behalten." ,,Wie bitte?" Emmet war erbost. Und ich fing gerade an zu glauben, dass ihre Vorschlge was taugen... ,,Das stimmt", pflichtete Alice ihr bei. ,,Auerdem erwischt du ihn eher, wenn du hierbleibst", sagte sie an Emmett gewandt. Fassungslos starrte ich sie an. ,,Schlgst du vor, dass ich sie allein fahren lasse?" ,,Natrlich nicht. Aber mit Jasper und mir", sagte sie, als sei es das Selbstverstndlichste der Welt. ,,Das kann ich nicht machen", wiederholte ich. Aber ich hrte selbst, dass es lngst nicht mehr so entschlossen klang. Bella hrte es offensichtlich auch. Sie berging meinen Einwand einfach und sprach schnell weiter. ,,Du bleibst noch eine Woche oder so hier." Unglubig starrte ich sie durch den Rckspiegel an. Das konnte ja wohl nicht ihr Ernst sein. Als sie meinem Blick begegnete, korrigierte sie sich schnell. ,,Oder ein paar Tage. Du sorgst dafr, dass Charlie wei, dass du mich nicht verschleppt hast, und fhrst diesen James an der Nase herum, bis er meine Spur vollstndig verloren hat. Dann kommst du mir nach, natrlich auf einem Umweg, wir treffen uns, und Jasper und Alice knnen nach Hause fahren." Ich dachte einen Moment darber nach. Auch wenn ich es nicht gern zugab und ihr Plan groe Lcken hatte, musste ich doch zugeben, dass die Logik auf ihrer Seite war. Unterm Strich hatte ihr Plan mehr Vor- als Nachteile. Und er barg nicht mehr Gefahren, als jeder andere Plan. Seufzend gab ich meinen Widerstand auf.
,,Und wo sollen wir uns treffen?" ,,In Phoenix." Ihr Tonfall fgte das ,wo sonst' hinzu. Auf gar keinen Fall. ,,Nein. Er wird dahinterkommen, dass du dorthin fhrst", lehnte ich ihren Vorschlag rundheraus ab. ,,Ja und wir werden dafr sorgen, dass er es fr eine List hlt. Ihm ist klar, dass wir wissen, dass er uns belauscht. Er wird nie darauf kommen, dass ich tatschlich nach Phoenix fahre, wenn ich das vorher laut herausposaune." Emmett lachte leise in sich hinein. ,,Sie ist teuflisch." Auch Alice glaubte, dass der Plan ohne Schwierigkeiten funktionieren wrde. Ich war noch nicht berzeugt. ,,Und wenn er nicht darauf reinfllt?", fragte ich zweifelnd. ,,Es gibt mehrere Millionen Menschen in Phoenix." ,,Und es gibt Telefonbcher", hielt ich ihr entgegen. ,,Ich werde natrlich nicht nach Hause fahren." ,,Ach ja.?" Ich war immer noch skeptisch. Das Risiko war einfach zu gro. ,,Ich bin alt genug, mir eine Wohnung zu nehmen." ,,Edward, wir sind bei ihr", erinnerte Alice mich. ,,Und was wollt ihr in Phoenix machen?", fragte ich mit beiendem Sarkasmus. ,,Nicht nach drauen gehen", antwortete sie trocken. ,,Ich find die Idee ganz gut", meldete Emmett sich wieder zu Wort. Er war in Gedanken schon dabei, James in die Enge zu treiben. ,,Halt dich da raus, Emmett", warnte ich ihn. Unbeeindruckt widersprach er mir. ,,Aber es stimmt wenn wir ihn aus dem Verkehr ziehen, whrend Bella dabei ist, ist das Risiko viel grer, dass jemand verletzt wird: entweder sie oder du, wenn du sie verteidigst. Wenn wir ihn dagegen ohne sie erwischen..." Er verstummte und lchelte voller Vorfreude in sich hinein. Seine Argumente gaben den endgltigen Ausschlag. Die oberste Prioritt hatte Bellas Sicherheit. Alles andere musste dahinter zurck stehen. Als wir Forks erreichten drehte ich mich zu Bella um. Eins wollte ich unmissverstndlich klar stellen, bevor wir beim Haus ihres Vaters waren. Alice und Emmet sahen angelegentlich aus den Fenstern, als sie meinen Gesichtsausdruck sahen. ,,Bella", sagte ich zrtlich. ,,Wenn du zulsst, dass dir irgendetwas passiert, egal was, mache ich dich persnlich dafr verantwortlich. Hrst du?" Sie schluckte und nickte. ,,Ja." Ich rusperte mich, bevor ich mich an Alice wandte. Ich hatte Schwierigkeiten den Blick von Bella abzuwenden. ,,Kommt Jasper mit der Situation klar?" ,,Sei nicht ungerecht, Edward. Es gibt nichts, was du ihm vorwerfen kannst."
Das stimmte. Ich erinnerte mich daran, wie erstaunlich gut Jasper sich in ihrer Nhe unter Kontrolle gehabt hatte, als sie uns besuchte. Bellas Ausstrahlung hatte auf ihn viel strker gewirkt, als ihr Geruch. War das wirklich erst heute Morgen gewesen? ,,Kommst du damit klar?" Alice fletschte die Zhne und knurrte mich an. Sie ist meine Freundin... Ich liebe sie... werde sie lieben... wie auch immer.... Ich passe gut auf sie auf. Ihre verworrenen Gedanken brachten mich gegen meinen Willen zum Lcheln. ,,Aber behalt deine Ansichten fr dich", murmelte ich warnend. 20. 20. Abschied Ich parkte den Jeep ein Stck hinter Bellas Transporter. Das Haus war hell erleuchtet. Ich hrte Charlies Gedanken aus dem Wohnzimmer. Wie blich schaute er sich irgendeine Sportbertragung an. Er war ganz ruhig. Ihm war nichts geschehen. Entspannt wartete er darauf, dass Bella sicher nach Hause kam. Er liebte seine Tochter mehr, als Bella je von ihm hren wrde. Er war kein Mann der groen Worte. Ich lie smtliche Scheiben nach unten surren und schaltete den Motor aus. Bewegungslos und in hchster Alarmbereitschaft registrierten Alice, Emmett und ich alles, was nicht so war, wie es sein sollte. Mit all unseren Sinnen durchforsteten wir die nhere Umgebung und den Wald hinter dem Haus. Wir lauschten auf jedes Gerusch, fingen jeden Geruch auf, achteten auf jede Bewegung. Ich dehnte meinen Extrasinn so weit aus, wie es mir mglich war. Es gab nicht viele bewusste Gedanken in der Nachbarschaft die meisten Menschen schliefen schon. Intensiv richtete ich meine Wahrnehmung auf den Wald. Als ich mir ganz sicher war, dass der Tracker uns nicht zuvor gekommen war, gab ich das Startsignal. ,,Er ist nicht da", sagte ich angespannt. ,,Wir gehen." Ich hrte, wie Emmett Bella leise Mut zusprach, whrend er sie aus ihren Gurten befreite. Seine Einstellung zu ihr hatte sich heute Abend stark gendert. ,,Alice. Emmett", gab ich das Kommando und die beiden verschmolzen mit der Dunkelheit. Bella sa wie erstarrt auf ihrem Sitz. Auf ihren Wangen glitzerten Trnen. Ich ffnete ihre Tr, ergriff ihre Hand und half ihr aus dem Auto. Beschtzend legte ich meinen Arm um sie, whrend wir auf das Haus zugingen. Wachsam behielt ich die Umgebung im Auge. Ich htte sie so gern getrstet ihre Trnen getrocknet. Doch dazu war jetzt keine Zeit. Sie befand sich in hchster Gefahr. Ich musste sie so schnell wie mglich von hier wegbringen. ,,Fnfzehn Minuten", erinnerte ich sie leise. ,,Ich schaff das", sagte sie schniefend. In ihrer Stimme klang eine neue Entschlossenheit mit. Auf der Veranda blieb sie stehen, nahm mein Gesicht in ihre Hnde und schaute mir tief in die Augen. ,,Ich liebe dich", sagte sie leise und eindringlich. ,,Ich werde dich immer lieben, egal was jetzt passiert." Ich sah die groe Angst in ihren Augen und auf ihrem verweinten Gesicht. ,,Dir wird nichts passieren, Bella", sagte ich heftig.
Ich wrde niemals zulassen, dass ihr etwas passierte. Niemals. ,,Mach es einfach so, wie wir gesagt haben, okay?", fuhr sie fort als htte ich nichts gesagt. ,,Pass fr mich auf Charlie auf. Er wird mich gleich nicht mehr besonders mgen, und ich will ihn spter um Verzeihung bitten knnen." Ich konnte mich jetzt nicht mit den seltsamen Wegen befassen, die ihre Gedanken nahmen. Behutsam nahm ich ihre Hnde von meinen Wangen und hielt sie einen Moment fest. ,,Geh jetzt rein, Bella. Wir haben keine Zeit", drngte ich. ,,Nur noch eins", flsterte sie. ,,Glaub mir ab jetzt kein Wort mehr, zumindest nicht heute Abend!" Ich beugte mich vor und schaute ihr forschend ins Gesicht. Doch bevor ich den Sinn hinter ihren Worten begreifen konnte, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und ksste mich. Dann wandte sie sich von mir ab und riss die Tr auf. ,,Du sollst verschwinden, Edward!", brllte sie und knallte mir die Tr vor der Nase zu. Jetzt verstand ich ihren Plan und wandte mich schnell von der Tr ab, um an der Hauswand hoch in ihr Zimmer zu klettern. ,,Bella?", hrte ich Charlies alarmierte Stimme aus dem Wohnzimmer. Seine schweren Schritte polterten in den Flur. ,,Lass mich in Ruhe!", schrie Bella mit trnenerstickter Stimme. Dann hrte ich ihre Futritte auf der Treppe. Bevor ich durch das Fenster stieg, streifte ich den Wald mit einem letzten wachsamen Blick. Ohne mich zu bemerken, betrat Bella das Zimmer und schloss die Tr hinter sich ab. Sie rannte zu ihrem Bett und kniete sich davor nieder. Mit einer schnellen Bewegung zog sie eine Reisetasche darunter hervor, dann griff sie unter die Matratze und nahm irgendetwas an sich, das sie dort versteckt hatte. Charlie hmmerte gegen die Tr. ,,Bella, ist alles in Ordnung mit dir? Was ist denn los?", rief er angsterfllt. ,,Ich fahre nach Hause", schrie sie zurck. Bei dem letzten Wort brach ihr die Stimme. Sie unterdrckte ein Schluchzen. ,,Hat er dir was angetan?" Ich sprte die Wut, die in starken Wellen aus Charlie herausstrmte und beinahe seine Panik berdeckte. ,,Nein", kreischte Bella einige Oktaven hher. Die Wellen von Charlies Wut bersplten mich fanden ein Echo in mir. ,Sie ist bei mir in Sicherheit, Sir. Das verspreche ich.' Wieder hallten meine eigenen Worte in meinem Kopf. Schrten meinen Selbsthass. Doch ich durfte jetzt nicht bei diesen Gedanken verweilen. Bella drehte sich zu ihrem Kleiderschrank um und entdeckte mich. Ich ffnete smtliche Schubfcher und warf ihr alles zu, was ich zu fassen bekam. ,,Hat er mit dir Schluss gemacht?" fragte Charlie hilflos. ,,Nein!", schrie sie atemlos und stopfte die Sachen in ihre Tasche. Schnell war sie gefllt. ,,Bella! Was ist passiert?", schrie Charlie und hmmerte wieder gegen die Tr. Angeheizt durch ihre knappen Antworten stiegen die Wut und die Verzweiflung in ihm immer hher. ,,Ich hab Schluss gemacht!", brllte Bella zurck und zerrte am Reiverschluss der Tasche.
Sanft schob ich ihre ungeschickten Hnde zur Seite und zog den Reiverschluss zu. Dann legte ich ihr den Trageriemen ber die Schulter. ,,Ich bin im Transporter geh jetzt!", flstere ich und schob sie zur Tr. Mit einem letzten Blick auf ihr trnenberstrmtes Gesicht schwang ich mich zum Fenster hinaus. Ich hrte, wie sie die Tr aufschloss und die Treppe hinunter rannte. ,,Was ist denn los?" brllte Charlie verstndnislos. ,,Ich dachte, du magst ihn." Seine Schritte polterten hinter Bella her. In der Kche hatte er sie eingeholt. Ich lehnte mich im Schatten an die Hauswand und suchte nach Alice und Emmett. Schnell entdeckte ich Alice im Jeep. Sie hatte sich auf dem Fahrersitz niedergelassen und wandte mir das Gesicht zu. Ich habe gesehen, dass du mit Bella im Transporter fhrst. Ich habe ihn startklar gemacht, beantwortete sie meine stummen Fragen. Emmett beobachtet den Tracker. Er wird gleich hier sein. Dankbar nickte ich ihr zu. Ich lauschte in den Wald, ob ich schon irgendetwas von dem Tracker empfangen konnte. Ein kleiner Teil meines Gehirns verfolgte automatisch das Gesprch zwischen Bella und ihrem Vater. ,,Ich mag ihn auch, das ist ja das Problem", schrie sie ihn an. ,,Aber ich kann so nicht weitermachen! Ich will mich nicht an dieses de Nest ketten! Am Ende sitze ich hier fest, genau wie Mom damals. Auf keinen Fall werde ich denselben dummen Fehler machen wie sie. Ich hasse es hier ich halte es keine Minute lnger aus!" ,,Bella, du kannst jetzt nicht weg", flsterte Charlie. Er war zutiefst verletzt von ihren Worten, versuchte aber trotzdem, vernnftig zu argumentieren. ,,Es ist mitten in der Nacht." Jetzt konnte ich die Gedanken des Trackers klar hren. Er war nicht mehr weit entfernt und lauschte dem Gesprch, das aus dem Haus drang. Alles in Ordnung, signalisierte Emmett, der sich unentdeckt von dem Tracker parallel zu ihm hielt. Ich beobachte ihn weiter, bis ihr weg seid, dann hole ich euch ein. ,,Ich kann auch im Transporter schlafen, wenn ich mde bin", sagte Bella gerade. ,,Warte wenigstens noch eine Woche", bat Charlie. ,,Dann ist Rene wieder zu Hause." Dass ihre Mutter nicht zu Hause war, schien Bella unvorbereitet zu treffen. ,,Wie bitte?" Schnell sprach Charlie weiter. ,,Sie hat angerufen, whrend du weg warst. Es luft nicht so gut in Florida, und wenn Phil bis Ende nchster Woche keinen Vertrag hat, gehen sie zurck nach Arizona. Anscheinend hat der Assistenztrainer der Sidewinders in Aussicht gestellt, dass sie noch einen Shortstop gebrauchen knnten." Ich lste mich aus dem Schatten der Hauswand und eilte zu ihrem Transporter. Der Schlssel steckte im Zndschloss. Ich hatte ihn heute Nachmittag eingesteckt und vorhin an Alice bergeben. Bella schienen langsam die Argumente auszugehen. ,,Ich habe einen Schlssel", murmelte
sie nur. Ich hrte, wie sie die Tr ffnete. Charlie war direkt hinter ihr. ,,Lass mich gehen, Charlie", rief sie pltzlich zornig. ,,Es hat nicht funktioniert, okay? Ich hasse Forks, ich hasse es wie die Pest!" Ich fragte mich, was es sie kosten mochte, diese Worte zu ihrem Vater zu sagen. Ich kannte sie gut genug, um den Schmerz unter ihrem Zorn zu hren. Whrend sie in geduckter Haltung durch den Vorgarten eilte, blieb Charlie wie angewurzelt auf der Trschwelle stehen. Bella warf ihre Tasche auf die Ladeflche des Transporters und stieg ein. ,,Ich ruf dich morgen an!", rief sie Charlie zu, bevor sie den Motor aufheulen lie. Sanft nahm ich ihre Hand und drckte sie trstend. ,,Halt an", sagte ich, sobald Charlie und das Haus hinter uns verschwunden waren. ,,Ich kann fahren", sagte sie mit trnenerstickter Stimme. Ihr Krper wurde vom Schluchzen geschttelt. Vorsichtig umfasste ich ihre Hfte und schob ihren Fu mit meinem vom Gaspedal. Dann zog ich sie ber meinen Scho auf den Beifahrersitz. Der Transporter hatte bei diesem Manver nicht einmal geschlingert. ,,Du wrdest das Haus nicht finden", erklrte ich ihr. Ich wusste, dass es sie nur noch mehr aufregen wrde, wenn ich eine Schwche von ihr andeuten wrde. Er folgt uns. Charlie ist in Sicherheit, hrte ich Alices Gedanken. Unvermittelt flammten hinter uns die Scheinwerfer des Jeeps auf. Erschrocken zuckte Bella zusammen und starrte durch die Heckscheibe. ,,Das ist nur Alice", beruhigte ich sie und griff wieder nach ihrer Hand. ,,Was ist mit dem Tracker?", fragte sie. ,,Er hat den letzten Teil deines Auftritts mitbekommen." Es war genau so gekommen, wie Bella es geplant und Alice es vorausgesehen hatte. Dieser Teil des Plans hatte funktioniert. Aber ich konnte einfach keine Erleichterung darber empfinden. Noch war Bella nicht in Sicherheit. Zu vieles war noch ungewiss. Es konnte immer noch so viel schief gehen... Sie zuckte vor Angst zusammen, als sie hrte, dass der Tracker bei ihrem Haus aufgetaucht war. ,,Charlie!" ,,Keine Sorge, er ist uns gefolgt. Er rennt hinter uns her." Ich sprte, wie sie neben mir erstarrte. Obwohl es ihr Plan gewesen war und er funktionierte, schien sie sich pltzlich nicht mehr so sicher zu sein. ,,Knnen wir ihn abhngen?" ,,Nein." Trotzdem gab ich mehr Gas. Ich holte das uerste aus dem Motor heraus, der protestierend aufheulte. Der Transporter wurde durchgerttelt, als Emmett uns einholte um mit einem Satz auf die Fahrerkabine sprang. Im Bruchteil einer Sekunde hatte ich ihr meine Hand auf den Mund gelegt, als sie markerschtternd zu schreien anfing. ,,Es ist Emmett!" So schnell es der Transporter zulie fuhren wir durch das nchtliche Forks in Richtung
Norden. Als die Panik aus ihren Augen verschwand nahm ich die Hand von ihrem Mund und legte ihn sanft um ihre Hfte. ,,Hab keine Angst, Bella", versuchte ich sie zu beruhigen. ,,Dir passiert nichts." ,Sie ist bei mir in Sicherheit, Sir' Wieder klangen die Worte wie Hohn in meinem Ohr. ,,Ich wusste gar nicht, dass dich das Kleinstadtleben immer noch so langweilt", versuchte ich uns beide abzulenken. ,,Ich hatte den Eindruck, dass du dich ganz gut eingelebt hast, besonders in letzter Zeit. Aber vielleicht ist es ja nur meiner Eitelkeit zuzuschreiben, dass ich dachte, ich htte dein Leben interessanter gemacht." Doch sie ging nicht auf meinen schwachen Versuch ein. ,,Das war so gemein von mir", sagte sie beschmt und lie den Kopf hngen. ,,Dasselbe hat Mom gesagt, als sie ihn verlie. Das war ein Schlag unter die Grtellinie." Sanft zog ich sie etwas nher an meine Seite. ,,Mach dir keine Sorgen, er wird dir verzeihen." Ich lchelte ihr aufmunternd zu. Sie starrte mich an, und ich sah die nackte Angst und Panik in ihren Augen. Ich war sehr dankbar dafr, dass es so dunkel im Auto war. Mit ihren schwachen, menschlichen Augen konnte sie nicht sehen, dass sich die gleichen Gefhle in meinen Augen spiegelten. Wenigstens gelang es mir, meine Gesichtszge unbewegt zu halten. ,,Alles wird gut, Bella." Doch ich hrte selbst, dass meiner Stimme die rechte berzeugung fehlte. ,,Nichts ist gut, wenn ich nicht bei dir bin", flsterte sie. ,,In ein paar Tagen sind wir wieder zusammen", sagte ich und zog sie noch etwas nher an mich heran. ,,Vergiss nicht, es war deine Idee." ,,Wessen sonst es war schlielich die beste Idee." Ich versuchte ein Lcheln, doch als ich sprte, dass eher eine Grimasse daraus wurde, gab ich es auf. ,,Ich verstehe nicht, warum das passiert ist", sagte sie mit stockender Stimme. ,,Warum ich?" ,Sie ist bei mir in Sicherheit, Sir'. Ich atmete tief durch und starrte vor mich auf die Strae. ,,Es ist meine Schuld es war unfassbar dumm, dich so offen ... dich so der Gefahr auszusetzen." Ich hrte den Ekel in meiner Stimme. Hatte sie begriffen, dass es nur meine Schwche und Selbstsucht waren meine Gier danach jede Sekunde mit ihr zu verbringen die sie in diese Gefahr gebracht hatten? ,,Das meine ich nicht", widersprach sie mir. ,,Ich war da na und? Den anderen beiden war das ziemlich egal. Warum hat dieser James beschlossen, ausgerechnet mich zu tten? Hier sind berall Menschen warum ich?" Wieder dachte ich kurz darber nach, von dieser Mary zu erzhlen. Doch ich hatte Angst, dass sie dies nur auf den Gedanken an seine frheren Opfer bringen wrde. Ich musste einen Weg finden, ihr die Wahrheit zu sagen, ohne sie mit zu vielen Informationen noch weiter zu verngstigen. ,,Ich hab heute Abend einen ziemlich guten Einblick in seine Denkweise bekommen", sagte ich leise. ,,Ich bin mir nicht sicher, ob ich irgendwas htte tun knnen, um es zu verhindern
nachdem er einmal auf dich aufmerksam geworden war. Es ist tatschlich teilweise deine Schuld." Ich lchelte humorlos. ,,Wenn du nicht so schrecklich gut riechen wrdest, htte er vielleicht nicht solche Lust auf die Sache bekommen. Und das ich dich dann verteidigt habe, hat alles noch verstrkt. Der Anreiz kann noch so klein sein er ist es einfach nicht gewohnt, dass ihm jemand in die Quere kommt. Er sieht sich als Jger und sonst nichts seine Existenz besteht darin, Spuren zu verfolgen und seine Beute in die Enge zu treiben. Alles, was er vom Leben verlangt, ist eine Herausforderung, und wir haben ihm eine wundervolle Herausforderung geliefert: ein groer Clan starker Kmpfer, der alles daransetzt, sein einziges verwundbares Element zu schtzen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie euphorisch er jetzt ist. Er ist eine Spielernatur, und dieses Spiel verspricht aufregender zu werden als alle frheren." Die Erinnerungen des Trackers an seine frheren Opfer flimmerten in meinem Kopf, und es gelang mir nicht, den Abscheu aus meiner Stimme herauszuhalten. ,,Andererseits wenn ich nicht reagiert htte, wrst du jetzt tot. Es gab keinen Ausweg." ,,Aber ich dachte ... mein Geruch wirkt auf andere nicht so ... wie auf dich", sagte sie. ,,Das stimmt. Trotzdem bist du eine groe Versuchung fr jeden von ihnen. Wenn du auf den Tracker - oder einen von den anderen tatschlich genauso gewirkt httest, wie auf mich, dann htte es sofort einen Kampf gegeben." Ich sprte, wie sie in meinem Arm schauderte. ,,Mir bleibt jetzt wahrscheinlich nichts anderes brig, als ihn zu tten", murmelte ich gedankenverloren. ,,Carlisle wird nicht glcklich sein darber." ,,Wie ttet man einen Vampir?", fragte sie unvermittelt. Ich warf ihr einen forschenden Blick zu. Machte sie sich etwas schon wieder Sorgen um mich? Um meine Sicherheit? Fr mich bestand keine Gefahr. Sie war diejenige, die durch meine Dummheit in tdliche Gefahr geraten war. ,,Die einzig sichere Methode ist es, ihn zu zerfetzen und die Krperteile zu verbrennen", sagte ich knapp. Sie schien meine Abneigung zu spren, darber zu sprechen. Schnell wechselte sie das Thema. ,,Und die anderen zwei werden gemeinsam mit ihm kmpfen?" ,,Die Frau ja. Bei Laurent bin ich mir nicht sicher. Es gibt keine starken Bindungen zwischen ihnen er ist aus rein pragmatischen Grnden mit den beiden unterwegs. James' Auftritt heute Abend war ihm peinlich..." ,,Aber James und die Frau ... wollen dich umbringen?" Ich hatte es doch geahnt. Natrlich galt ihre Sorge nicht sich selbst. Ich seufzte unhrbar. ,,Wehe, du machst dir Sorgen um mich, Bella. Ich will, dass du ausschlielich an deine eigene Sicherheit denkst. Und ich flehe dich an sei bitte nicht leichtsinnig!" Wieder lenkte sie schnell vom Thema ab. ,,Folgt er uns immer noch?" ,,Ja, aber er wird das Haus nicht angreifen. Jedenfalls nicht heute." Wir hatten die Auffahrt zu unserem Haus erreicht. Erleichtert bog ich ab. Ich machte mir nicht die Mhe, in die Garage zu fahren, sondern parkte den Transporter vorm Haus. Alice
hielt direkt hinter uns an. Wir standen noch nicht ganz, als Emmett vom Dach sprang, Bellas Tr ffnete, sie eng an sich drckte und mit ihr ins Haus rannte. Alice und ich waren direkt hinter ihm. Sobald Emmett Bella abgesetzt hatte, zog ich sie an meine Seite. Die anderen waren vollzhlig versammelt. Und mitten unter ihnen stand: Laurent. Meiner Kehlte entrang sich ein leises Knurren. Ich konnte es nicht unterdrcken, obwohl ich in seinen Gedanken hrte, dass er in friedlicher Absicht hier war. Esme huschte an meine Seite und drckte beschwichtigend meinen Arm. ,,Er verfolgt uns", informierte ich meine Familie, ohne Laurent aus den Augen zu lassen. Er nickte betrbt. ,,Ich hab es kommen sehen." Alice ging zu Jasper und nahm seine Hand. ,,Komm, wir mssen packen. Wir bringen Bella nach Phoenix. Ich erklr's dir oben", flsterte sie ihm ins Ohr. Gemeinsam gingen die beiden die Treppe hoch. Rosalie schaute ihnen nach und gesellte sich rasch zu Emmett. Carlisle blieb an Laurents Seite. ,,Was wird er jetzt tun?", fragte er eisig. ,,Es tut mir leid.", erwiderte Laurent. ,,Als dein Junge sie verteidigte, befrchtete ich schon, dass es James anstacheln wrde." ,,Kannst du ihn stoppen?" Laurent schttelte den Kopf. ,,Nichts kann James stoppen, wenn er einmal die Spur aufgenommen hat." Ich lauschte mit meinem Extrasinn angestrengt auf den Tracker. Er hatte sich ein wenig zurckfallen lassen, als wir auf das Haus zufuhren. ,,Wir werden ihn stoppen", sagte Emmett zuversichtlich. Es war nur zu deutlich, was er damit meinte. ,,Ihr knnt ihn nicht zur Strecke bringen", widersprach Laurent. ,,So etwas wie ihn habe ich in meinen dreihundert Jahren noch nie gesehen. Er ist absolut tdlich deshalb hab ich mich auch seinem Zirkel angeschlossen." Seinem Zirkel? hrte ich die berraschten Gedanken von Emmett und Carlisle. Sie waren auf das Tuschungsmanver auf der Lichtung reingefallen. Laurent schttelte den Kopf. Er streifte Bella mit einem ratlosen Blick, dann wandte er sich wieder an Carlisle. ,,Seid ihr euch sicher, dass es das wert ist?" Der Hass berschwemmte mich. Wtend brllte ich auf. Ich wollte mich auf ihn strzen, doch ich war mir der Gefahr fr Bella nur zu bewusst, die sich mit weit aufgerissenen Augen und verngstigtem Gesichtsausdruck an meine Seite schmiegte. Ruhig Junge, dachte Emmett beschwichtigend. Er trat einen Schritt auf mich zu. Ich atmete tief durch. Carlisle warf Laurent einen ernsten Blick zu. ,,Ich frchte, du musst eine Entscheidung treffen."
Laurent verstand. Er zgerte einen Moment. Seine Augen wanderten von einem Gesicht zum nchsten, dann lie er den Blick durch den groen Raum schweifen. ,,Mich fasziniert das Leben, das ihr euch hier geschaffen habt, aber ich halte mich aus der Sache raus. Ich betrachte niemanden von euch als meinen Feind, doch ich werde mich nicht gegen James wenden. Vermutlich mache ich mich auf den Weg nach Norden, zu dem Clan in Denali." Ich sprte den Neid auf unseren Lebensstil in seinen Gedanken. Er htte ihn gern geteilt. ,,Unterschtzt James nicht", fuhr er warnend fort. ,,Er hat einen brillanten Verstand und einmalig scharfe Sinne. Er kann sich genauso sicher unter Menschen bewegen wie ihr, und er wird euch nicht offen angreifen ... Ich bedaure sehr, dass es dazu gekommen ist." Er senkte den Kopf, doch ich sah, dass er aus den Augenwinkeln einen weiteren verwunderten Blick auf Bella warf. Sie sind verrckt. Das alles wegen eines Menschen... ,,Gehe in Frieden", sagte Carlisle frmlich. Laurent warf einen letzten verlangenden Blick durch den Raum, dann lief er eilig hinaus. Carlisle warf mir einen fragenden Blick zu. ,,Wie nahe?" Esme ging zur hinteren Wand und lie die Metalllden vor die Glaswand an der Rckseite des Hauses herunter. Ich konzentrierte mich auf die Umgebung, die ich in den Gedanken des Trackers sah. ,,Ungefhr drei Meilen hinter dem Fluss; er pirscht dort umher, um sich mit der Frau zu treffen." ,,Was habt ihr vor?" ,,Wir lenken ihn von der Spur ab, dann bringen Jasper und Alice sie in den Sden", informierte ich ihn knapp. ,,Und dann?" ,,Sobald Bella auer Reichweite ist, jagen wir ihn." ,,Es gibt wohl keine andere Mglichkeit", stimmte Carlisle widerwillig zu. Ich wandte mich an Rosalie, die der Unterhaltung mit teilnahmslosem Gesicht gefolgt war. ,,Nimm sie mit hoch und tausch deine Kleidung mit ihr", wies ich sie an. Unglubig starrte sie mich an. Hast du sie noch alle? ,,Warum sollte ich das tun?", zischte sie. ,,Was bedeutet sie mir? Abgesehen von Gefahr eine Gefahr, der du uns alle aussetzt." ,,Rose...", versuchte Emmett zu beschwichtigen und griff nach ihrer Schulter. Ihm war der Ausbruch peinlich, besonders da sich seine Einstellung zu Bella so gendert hatte. Doch ich achtete nicht lnger auf Rosalie. Ich hatte jetzt weder die Zeit noch die Nerven, mich mit ihrer kleinlichen Eifersucht auseinanderzusetzen. Als htte sie nichts gesagt, wandte ich mich von ihr ab. Ich zwang mein Gesicht und meine Stimme zu einem ruhigen Ausdruck. ,,Esme?", bat ich leise. ,,Natrlich", murmelte sie. Im nchsten Moment hatte sie Bella in ihre Arme genommen und trug sie schnell die Treppe hoch. Ihre Kleidung wrde Bella ein wenig zu gro sein, doch es ging ja nicht um einen Schnheitspreis. Es ging darum, die Gerche durcheinander zu
bringen. Wenn wir die beiden Nomaden von hier weglocken wollten, mussten wir sie davon berzeugen, dass Bella in einem der Autos sa, die zuerst wegfuhren. Erst wenn sie weg waren, konnten Alice und Jasper ungefhrdet mit Bella Richtung Sden aufbrechen. Carlisle war jetzt ganz auf die nchsten Schritte konzentriert. Der geborene Anfhrer. Mit ruhiger Stimme erteile er seine Anweisungen. ,,Wir mssen versuchen die beiden zu trennen und in verschiedene Richtungen wegzulocken. Rosalie, du fhrst mit Esme in Richtung Kste, bis die Frau euch nicht mehr folgt. Dann kehrt ihr nach Forks zurck und passt auf Bellas Vater auf." Ich hrte das Aufbegehren in Rosalies Gedanken, aber sie widersprach Carlisle nicht. ,,Wir", - er schaute Emmet und mich an ,,werden den Tracker so weit wie mglich nach Norden fhren. Dann lassen wir ihn Nahe herankommen, machen kehrt und berwltigen ihn." Emmett grinste ihn an. Ihm gefiel besonders der letzte Teil des Plans. ,,Emmett, geh und pack alles Notwendige zusammen", wies Carlisle ihn an. ,,Du weit, was wir brauchen werden." Innerhalb krzester Zeit war Emmett mit einem groen Rucksack wieder da, den er sich auf den Rcken geschnallt hatte. Oben am Treppenabsatz erschien Esme. Sie zog Bella hinter sich her, die ein wenig benommen wirkte. Die Hosenbeine von Esmes zu langen Klamotten waren aufgekrempelt, damit Bella in ihnen gehen konnte. Alice wartete bereits auf die beiden. Sie hatte eine kleine Ledertasche in der Hand, in der sie alles Notwendige verstaut hatte, das sie fr den Aufenthalt in Phoenix brauchen wrde. Alice und Esme nahmen Bella an den Ellenbogen und flogen mit ihr ins Erdgeschoss hinab. Jasper folgte ihnen auf dem Fu. ,,Jasper...", wandte ich mich fr Bella unhrbar an ihn. Er wusste, was ich ihm sagen wollte. Keine Sorge ich werde Abstand halten, versprach er mir ernst. Sie ist bei uns in Sicherheit. Wir werden gut fr dich auf sie aufpassen. Dann wandte ich mich an Alice und erinnerte sie genau so leise an Bellas menschliche Bedrfnisse. ,,Erzhl ihr nicht mehr als notwendig", fgte ich hinzu. ,,Behalt deine Gedanken fr dich. Ich will nicht, dass sie irgendetwas erfhrt, dass sie noch mehr beunruhigen knnte, ist das klar?" Sie ist nicht so eine Mimose, wie du denkst, widersprach sie mir in ihren Gedanken. Unter meinem ernsten Blick nickte sie dann aber doch. ,,Esme und Rosalie nehmen deinen Transporter", erklrte Carlisle an Bella gewandt. Bella nickte und schaute zu Rosalie. Doch die schenkte ihr keinerlei Beachtung - wtend schaute sie auf Carlisle. ,,Alice, Jasper ihr nehmt den Mercedes. Die getnten Scheiben werdet ihr dort unten brauchen."
Die beiden nickten ihm zu. ,,Wir nehmen den Jeep", beendete er seine Anweisungen. ,,Alice", fragte Carlisle, ,,werden sie anbeien?" Alice schloss die Augen und konzentrierte sich. ,,Er wird dem Jeep folgen, die Frau dem Transporter. Dann mssten wir freie Bahn haben." ,,Dann los", sagte Carlisle und ging durch die Kche zur Hintertr. Im Bruchteil einer Sekunde war ich bei Bella und nahm sie so fest in meine Arme, dass ihre Fe vom Boden abhoben. Ich ksste sie wie ein Ertrinkender, als wre es das letzte Mal. Ich hielt den Gedanken kaum aus, nicht zu wissen, ob und wann ich sie wohlbehalten wiedersehen wrde. Sanft stellte ich sie wieder auf die Fe. Einen unmessbaren Augenblick lang sahen wir uns in die Augen. Dann drehte ich mich unter Aufbietung aller Willenskraft um und ging. Emmett und Carlisle warteten bereits im Jeep auf mich. Sobald ich sa, gab Emmett Gas. Ich lauschte auf die Gedanken des Trackers und der Frau. Nach einer Weile nickte ich Carlisle zu, der mich gespannt beobachtete. ,,Es klappt." Sofort hatte Carlisle sein Handy hervorgeholt und rief Esme an. ,,Er folgt uns, genau wie Alice gesagt hat. Ihr knnt jetzt losfahren." Er schloss das Handy. Sein Kiefer war angespannt. Ich wusste, wie sehr es im widerstrebte jemandem zu tten. Selbst eine sadistische Kreatur wie James. Und obwohl ich seine Bedenken verstand und teilte, konnten wir jetzt keine Rcksicht darauf nehmen. Kurz darauf hrte ich in den Gedanken der Frau, dass sie Esme und Rosalie folgte. Sie war auf den falschen Geruch hereingefallen. Ich klappte mein Handy auf und rief Alice an, um ihr zu sagen, dass sie Bella jetzt wegbringen konnten. 21. 21. Falsche Fhrte Unschlssig blieb ich noch einen Moment in meinem Volvo sitzen und sah gedankenverloren in die Morgendmmerung. Es war noch sehr frh, aber ich wusste, dass Charlie bereits gefrhstckt hatte. Er wollte bald zur Arbeit aufbrechen, um sich von seinen Sorgen um Bella abzulenken. Seufzend stieg ich aus dem Auto, ging zum Haus und klingelte. Wir hatten den Tracker die ganze Nacht in die Irre gefhrt. Um kein Risiko fr Charlie einzugehen, hatten wir gewartet, bis Esme anrief und uns das vereinbarte Signal gab. Sie hatte Rosalie unbemerkt von der Frau aussteigen lassen, so dass sie im Bogen nach Forks zurckkehren konnte. Wir wollten sichergehen, dass Rosalie bei Charlie war, bevor Esme umkehrte, und die Frau die Verfolgung abbrach. Nachdem auch Esme bei Charlie eingetroffen war, machten wir uns an den zweiten Teil unseres Plans. Als wir sicher waren, dass der Tracker keine Chance mehr hatte, Bellas Spur in dem Mercedes zu finden, hatten wir angehalten und ihm einen Hinterhalt gestellt. Doch er war
uns ausgewichen und erst spter wieder gefolgt. Als fr ihn feststand, dass wir nach Forks zurckkehren wrden, hatte er die Verfolgung aufgegeben und war lange vor uns in Forks eingetroffen. Zu Fu war er natrlich viel schneller als wir in dem Jeep. Die ganze Nacht ber hatten Esme und Rosalie Charlies Haus bewacht. Inzwischen leistete Emmett ihnen Gesellschaft. Ich hrte die Gedanken der drei irgendwo in den Wldern, die das Haus umgaben. Doch weder die Frau noch der Tracker waren bis jetzt wieder aufgetaucht. Was hatten sie vor? Ich htte James gern noch weiter von Forks weggelockt bevor wir umdrehten, aber es gab etwas, das ich zuerst erledigen musste. Und eigentlich war es auch egal. Solange Bella nicht in Forks war, war es vllig gleichgltig, wo wir ihn stellten. Ich atmete tief durch und konzentrierte mich auf die vor mir liegende Aufgabe. Ich hatte keine Geduld, meine Zeit damit zu verschwenden. Ich brannte darauf James zu jagen, damit Bella wieder in Sicherheit war, und ich sie endlich wieder sehen konnte. Wir waren erst seit wenigen Stunden getrennt, doch es war schon jetzt die Hlle fr mich. Aber ich hatte es Bella versprochen, und ich war es meiner Familie schuldig. Ich wrde heute ganz sicher nicht zur Schule gehen. Ich wre nicht in der Lage, stundenlang herumzusitzen, whrend Bella sich in grter Gefahr befand. Aber es war notwendig, dass Charlie mich heute in Forks sah, um damit seinen Verdacht zu zerstreuen, dass ich bei Bella war, und er meiner Familie Schwierigkeiten machen konnte. Der Tracker kommt, hrte ich Emmetts Warnung in meinen Gedanken. Ah, ich wnschte, ich htte mich von euch nicht berreden lassen.... Wo bleibt denn da der Spa? Emmett war ziemlich wtend geworden, als wir ihn davon berzeugt hatten, dass er James nicht in der Nhe von Charlies Haus angreifen durfte. Der Lrm, den ein solcher Kampf machen wrde, wre in der ganzen Stadt zu hren. ,,Bella!", rief Charlie aufgeregt, sobald er das Klingeln hrte. Er riss die Tr auf und die Hoffnung auf seinem Gesicht verwandelte sich in Wut, sobald er mich sah. ,,Was willst du denn hier?", brllte er los. Ich wnschte mir, Jasper wre an meiner Seite. Er knnte Charlie beruhigen. Das wrde alles so viel leichter machen. Nun ja, dann musste es eben so gehen. ,,Guten Morgen, Sir", grte ich hflich. Ich benutzte meine sanfte ,nicht erschrecken' Stimme. ,,Ich wei, dass es sehr unhflich ist, jemanden so frh zu besuchen, aber ich wollte Bella unbedingt sprechen, bevor sie zur Schule fhrt." Mit meinem aufrichtigsten Blick schaute ich ihm in die Augen. Ich konnte in den Wldern jetzt die Gedanken des Trackers hren. Er verfolgte gespannt unser Gesprch. Charlie erstickte fast an seiner Angst und seiner Wut. Sein Gesicht lief rot an, sein Mund ffnete sich, aber es drang kein Laut daraus hervor. Ich schluckte das Mitleid, das ich mit ihm hatte herunter, und spielte meine Rolle weiter. Verwundert lie ich meinen Blick ber den Platz schweifen, an dem sonst Bellas Transporter parkte. ,,Ist sie etwa schon losgefahren? Sie ist doch sonst nicht so frh dran." Meine Stimme war
die perfekte Mischung aus Unschuld und Neugier. ,,Was hast du mit meinem Mdchen gemacht?", presste Charlie schlielich hervor. ,,Ich wei nicht, was gestern Abend mit ihr los war, Sir. Deshalb bin ich ja jetzt hier. Wir haben mit meiner Familie Baseball gespielt. Wir hatten alle viel Spa. Und auf dem Rckweg wurde sie dann pltzlich immer schweigsamer." Charlie starrte mich an. Er konnte nicht an der Aufrichtigkeit meiner Worte zweifeln, aber er wollte mir nicht glauben. Er wollte jemanden haben, den er fr Bellas Weggang verantwortlich machen konnte. ,,Drfte ich jetzt bitte mit Bella sprechen? Es ist mir sehr wichtig, dass wir das klren, was auch immer es war..." ,,Bella ist nicht mehr da", brllte Charlie, und seiner Stimme war deutlich anzuhren, wen er dafr verantwortlich machte. ,,Sie ist zu ihrer Mutter gefahren. Verschwinde und lass dich hier nie wieder blicken." Damit knallte er mir die Tr vor der Nase zu. Ich seufzte und fuhr zu unserem Haus zurck. Ich konnte die Gedanken des Trackers hren, der mir folgte. Whrend meines Gesprchs mit Charlie hatte ich seine Wut gesprt, als er begriff, dass es uns gelungen war, ihn von Bellas Spur abzubringen. Er hatte keinen Anhaltspunkt, wo er mit der Suche beginnen sollte. Wie Bella geplant hatte, hielt er es fr einen Trick, dass sie angeblich zu ihrer Mutter gefahren sei. Als ich zu Hause ankam, warteten Carlisle und Emmett bereits auf mich. Da mir der Tracker auf dem lngeren Weg ber die Strae gefolgt war, war Emmett einige Minuten vor mir eingetroffen. Er war gerade dabei, den Rucksack, den er gestern gepackt hatte, im Jeep zu verstauen. Ich runzelte die Stirn. ,,Mit dem Jeep sind wir einfach flexibler. In jedem Gelnde", beantwortete Carlisle meine stumme Frage. Er hatte natrlich Recht. Bei dem, was wir vorhatten, kam es nicht auf die Geschwindigkeit des Fahrzeugs an. Trotzdem konnte ich einen sehnschtigen Blick auf meinen Aston Martin nicht verhindern. ,,Er ist dir gefolgt", teilte Emmett mir mit. Ich nickte. ,,Er wird mir auch weiterhin folgen. Er ist sich sicher, dass ich ihn frher oder spter wieder auf Bellas Spur bringen werde." Nach meiner Reaktion auf dem Baseballfeld stand fr ihn fest, dass ich sie nicht lange allein lassen wrde. ,,Gut", Carlisle nickte. ,,Wir sollten gleich aufbrechen." ,,Und sobald wir keine Zeugen mehr befrchten mssen, machen wir ihn fertig", sagte Emmett voller Vorfreude. Ich sah, wie Carlisle unbehaglich das Gesicht verzog. ,,Was ist mit Charlie?", lenkte ich schnell ab. ,,Rosalie und Esme werden ihn im Auge behalten. Und die Frau auch." Ich nickte zustimmend. Mehr konnten wir im Augenblick nicht tun. ,,Das ist seine alte Fhrte", sagte Carlisle. ,,Die, auf der er uns gefolgt ist." Ich nickte.
,,Er ist ein Stck auf ihr zurck gelaufen. Wahrscheinlich hofft er, uns damit verwirren zu knnen." Ich nickte abermals. ,,Er folgt uns nicht mehr", sprach Emmett das Offensichtliche aus. Fast zwei Tage lang war es uns gelungen, James hinter uns her zu locken. Wir hatten ihn weit von Forks weggefhrt. Immer nach Norden. Zunchst durch die Olympic Mountains und dann immer weiter, den ganzen Weg hoch bis Vancouver. Doch wir waren nie nah genug an ihn herangekommen, um ihn unschdlich zu machen. Es war mir nicht gelungen, seine Gedanken zu lesen. Immer wenn wir versuchten ihm eine Falle zu stellen, hatte er sich rechtzeitig zurckgezogen. Es war wie ein Katz und Maus-Spiel. Laurent hatte mit seiner Warnung Recht behalten. James hatte wirklich auergewhnlich scharfe Sinne. Es war, als ahne er unseren nchsten Zug immer rechtzeitig genug, um ihm ausweichen zu knnen. Er war uns immer einen Schritt voraus. Doch was hatte sich gendert? Warum hatte er die Verfolgung abgebrochen? Carlisle hatte vor einigen Stunden mit Esme telefoniert. Sie hatte ihm berichtet, dass Victoria die Stadt durchstreifte. Rosalie war ihr auf den Fersen. Rose hatte sich ber das langweilige Leben eines Kleinstadt-Cops beschwert, dass sie gezwungen war zu teilen, whrend sie auf Charlie aufpasste. Deshalb folgte sie jetzt Victoria, whrend Esme Bellas Vater bewachte. Esme hatte nichts erwhnt, was James dazu gebracht haben knnte, seine Plne zu ndern. Wir folgten der Spur des Trackers, die nach einigen Kilometern von seiner alten Fhrte weg fhrte. Mir machte die neue Richtung der Spur groe Sorgen. Sie fhrte direkt zum Vancouver International Airport, ca. 15 km sdlich der Stadt auf der Insel Sea Island. Wir umrundeten den Flughafen zweimal, um ganz sicher zu gehen. Er hatte ihn ganz offensichtlich nicht wieder verlassen. Doch wo war er hingeflogen? Die wahrscheinlichste Antwort auf diese Frage war, dass er nach Forks zurckkehrte, um noch einmal von vorn anzufangen. ,,Wir mssen Alice anrufen und sie informieren." ,,Sie wartet schon seit gestern auf unseren Anruf", stimmte Carlisle zu. Er zog sein Telefon aus der Tasche und whlte Alices Nummer. Sofort beim ersten Klingeln wurde abgehoben. Emmett und ich traten nah an Carlisle heran, um hren zu knnen, was am anderen Ende gesprochen wurde. Carlisle erklrte ihr kurz, was los war. "Carlisle", hrte ich Alice flstern. Vermutlich informierte sie die anderen darber, wer am Telefon war. ,,Alice, ist alles in Ordnung bei euch? Geht es Bella gut?", fragte Carlisle und schaute mich dabei besorgt an. Er wusste genau, was jetzt fr mich das Wichtigste war. "Ja", sagte sie nur. Stand Bella neben ihr? Wollte sie deshalb nicht mehr sagen? Oder stimmte da irgendetwas nicht? Ich ballte meine Hnde zu Fusten, dann ffnete ich sie ganz langsam und bewusst
wieder. Ich atmete tief durch, um mich zu beruhigen. Was immer es war, ich wrde es herausfinden. Dann konzentrierte ich mich wieder auf das Telefonat. Carlisle erklrte Alice gerade, dass wir nach Forks zurck kehren wrden, um den Tracker dort zu stellen. "Ich hab ihn gesehen", hrte ich Alice sagen, als Carlisle seinen Bericht beendet hatte. Ich hrte deutlich den nervsen Unterton in ihrer Stimme. Das war es, was nicht stimmte. Wieder atmete ich tief durch. ,,Etwas war pltzlich anders. Ich sah ihn in einem Raum. Er ist lang und voller Spiegel und hat einen Holzfuboden. Vor den Spiegeln verluft etwas, eine Art goldener Streifen. Und dann sehe ich noch einen schwarzen Tisch mit einer groen Stereoanlage, und einen Fernseher mit Videorekorder. Ich sah, wie er dort auf etwas wartete." ,,Konntest du erkennen, wann er dort sein wird?" ,,Bald. Sehr bald. Vielleicht schon heute, aber auf jeden Fall morgen. Eine Entscheidung steht noch aus. Aber das Ergebnis steht schon fest." Carlisle atmete tief durch. ,,Und dann sah ich ihn noch in einem anderen Raum. Doch der war zu dunkel, um etwas erkennen zu knnen. Ich sah nur, dass er sich ein Video anschaute." ,,Doch du konntest nicht erkennen, was ihn in den Spiegelsaal und den dunklen Raum fhrt, oder wo sich diese Rume befinden?", hakte Carlisle nach. ,,Nein. Aber was auch immer ihn dazu bewogen hat, das Flugzeug zu besteigen... es fhrt ihn dorthin." Alice verstummte. Ich streckte die Hand nach dem Telefon aus. ,,Ist Bella wach? Edward mchte mit ihr sprechen." ,,Ja", sagte Alice. "Bella?" Carlisle reichte mir sein Telefon. "Hallo?", hauchte Bella. "Bella." Mir wurde ganz schwach vor Erleichterung. Es tat so unglaublich gut ihre Stimme zu hren. "Edward! Ich hatte solche Angst!" Ich hrte ihrer Stimme deutlich an, um wen sie Angst gehabt hatte. ,,Bella", sagte ich seufzend. ,,Ich hab dir doch gesagt, du sollst um nichts Angst haben, als um dich selbst." Sie ging nicht darauf ein. ,,Wo bist du?" fragte sie. ,,Wir sind in der Nhe von Vancouver. Bella, es tut mir so leid wir haben ihn verloren. Er war auf der Hut und kam nie weit genug heran, dass ich seine Gedanken hren konnte. Und jetzt ist er weg es scheint, als habe er einen Flug genommen. Wir nehmen an, dass er auf dem Weg zurck nach Forks ist, um noch mal von vorn anzufangen." Im Hintergrund konnte ich hren, wie Alice Jasper auf den neusten Stand brachte. ,,Ich wei. Alice hat gesehen, dass er entkommen ist." "Aber keine Sorge er wird nichts finden, was ihn zu dir fhren kann", versuchte ich sie zu beruhigen. ,,Du musst nur dort bleiben, wo du bist, bis wir ihn wieder aufgesprt haben." ,,Das ist okay. Ist Esme bei Charlie?" "Ja. Die Frau war in der Stadt. Sie ist ins Haus gegangen, whrend Charlie bei der Arbeit war. Aber ihm hat sie sich nicht genhert, also hab keine Angst. Er ist in Sicherheit Esme und Rosalie passen auf." ,,Was will die Frau?" ,,Sie versucht wahrscheinlich, deine Spur aufzunehmen. Letzte Nacht hat sie die ganze Stadt
durchstbert. Rosalie ist ihr zum Flugplatz, durch smtliche Straen und an die Schule gefolgt. Sie sucht nach Hinweisen, Bella, aber es gibt keine." ,,Und du bist sicher, dass Charlie nichts passieren kann?" ,,Ja, Esme lsst ihn nicht aus den Augen. Und wir sind auch bald wieder da. Sobald der Tracker nach Forks kommt, haben wir ihn." ,,Ich vermisse dich", flstere sie. ,,Ich wei Bella. Ich wei genau, wie du dich fhlst. Es ist, als httest du einen Teil von mir mit dir genommen." ,,Dann komm und hol in dir." ,,Bald so bald wie mglich. Aber zuerst werde ich dafr sorgen, dass du in Sicherheit bist." ,,Ich liebe dich", sagte sie. ,,Glaubst du mir, dass ich dich auch liebe, trotz allem, was ich dir zumute?" ,,Ja." ,,Ich bin bald bei dir." ,,Ich warte auf dich." Ich legte auf, bevor sie bemerkte, dass mir die Stimme versagte. Schweigend machten wir uns auf den Weg zurck zum Jeep, um nach Forks zurck zu kehren. Carlisle fuhr, whrend Emmett es sich auf dem Rcksitz bequem gemacht hatte. Langsam sah ich die nchtliche Landschaft an uns vorberziehen. Noch immer hatte keiner von uns das Schweigen gebrochen. Es gab nichts zu sagen. Wir hatten nur Fragen keine Antworten. Ich hing meinen Gedanken nach, versuchte einen Sinn in dem Chaos zu entdecken. In den Gedanken der anderen hrte ich die gleichen Fragen, die mir immer und immer wieder durch den Kopf gingen. Was hatte sich gendert? Wieso hatte James die Verfolgung aufgegeben? Was wollte er wieder in Forks? Und was hatten Alices seltsame Visionen zu bedeuten? Es war fr mich sehr schwer die Gedanken eines Trackers nachzuvollziehen. Sein Extrasinn lie ihn die Dinge auf eine Weise betrachten, die jenseits meiner Vorstellung lag. Pltzlich berhrte Emmett meinen Arm und riss mich damit aus meinen Grbeleien. Er rusperte sich, bevor er sprach. ,,Ich kann Bella sehr gut verstehen, weit du. Ich htte mich damals genau so entschieden." Ich wusste, dass sich seine Einstellung zu Bella stark verndert hatte, seit sie ihn im Jeep mit ihren klugen Vorschlgen berrascht hatte. Doch ich hatte keine Ahnung, worauf er jetzt hinaus wollte. Seine Gedanken konzentrierten sich hart auf den jeweils nchsten Satz. Fragend schaute ich ihn an. Ich hatte jetzt nicht die Nerven fr Rtsel. ,,Na ja, es hat etwas damit zu tun, wie wir beide in diese Familie gekommen sind", erklrte er. ,,Ich habe jemanden geliebt und wurde wieder geliebt whrend ich noch ein Mensch war. Auch wenn es in meinem Fall nur eine sehr kurze Zeit war, so wei ich doch, dass es Bella jetzt genau so geht." Jetzt hatte er meine volle Aufmerksamkeit. So offen ber seine Gefhle zu reden, war sehr ungewhnlich fr Emmett. Doch dann berraschte er mich, indem er anfing eine uralte Geschichte zu erzhlen, die ich schon oft gehrt hatte. ,,Weit du, als der Br damals genug mit mir gespielt hatte, wusste ich, dass ich sterben
wrde. Ich konnte mich nicht bewegen und mein Bewusstsein schwand..." ,,Emmett, ich kenne deine Geschichte", unterbrach ich ihn genervt. War das etwa ein Versuch, mich von meinen Sorgen abzulenken? Er htte es besser wissen mssen. ,,Ja, ich wei", sagte er ungerhrt. ,,Aber mir scheint, ich sollte dich an einige Aspekte meiner Geschichte erinnern, Bruder." Ich seufzte. Ungerhrt von meinem abweisenden Gesichtsausdruck setzte er seine Geschichte fort, als htte ich ihn nicht unterbrochen. ,,Dann hrte ich etwas, das ich fr einen weiteren Bren hielt und einen Kampf darber, wer meinen Kadaver bekommt, wie ich dachte. Pltzlich fhlte ich mich, als wrde ich fliegen. Ich dachte ich wre tot, versuchte aber trotzdem meine Augen zu ffnen. Und dann sah ich SIE." Sein Gesicht nahm einen sanften, trumerischen Ausdruck an, der so gar nicht zu seiner brenhaften Gestalt passen wollte. ,,Und da wusste ich, dass ich tot bin", fuhr er fort. ,,Ich achtete nicht auf die Schmerzen ich kmpfte darum, meine Augen offen zu halten, ich wollte nicht eine Sekunde verpassen, um das Gesicht des Engels anzusehen. Ich war im Delirium, wunderte mich, warum wir noch nicht im Himmel waren. Ich dachte, er ist wohl doch weiter entfernt, als ich geglaubt hatte. Ich wartete voller Angst darauf, dass sie wegflog. Doch das tat sie nicht... Und dann brachte sie mich zu Gott..." Er lachte sein tiefes drhnendes Lachen. Mein Blick huschte zu Carlisle, und ich verstand gut, wie Emmett damals zu dieser Fehleinschtzung gekommen war. Wenn es ihm mglich gewesen wre, wre Carlisle jetzt sicher errtet. Mit unbewegtem Gesicht starrte er auf die Strae. Emmett betrachtete grinsend Carlisles Gesicht im Rckspiegel, dann sprach er weiter. ,,Ich dachte, das nchste, was passierte, sei mein gerechtes Urteil. Ich hatte ein wenig zu viel Spa in meinen zwanzig menschlichen Jahren, und so war ich ber das Hllenfeuer, das mich verbrannte, nicht berrascht." Er lachte wieder ,,Was mich berraschte war, dass der Engel mich nicht verlie. Ich konnte nicht verstehen, wie etwas so Schnem erlaubt wurde, bei mir in der Hlle zu bleiben aber ich war dankbar dafr. Immer wenn Gott kam, um nach mir zu sehen, hatte ich Angst, dass er den Engel mitnehmen wrde, aber das tat er nie. Ich fing an, daran zu glauben, dass die Priester, die ber einen gndigen Gott redeten, letztlich doch recht gehabt hatten. Dann verging der Schmerz... und ihr habt mir die Sache erklrt." Obwohl ich seine Geschichte natrlich genau kannte, erschtterte es mich, sie aus dieser Perspektive zu hren. Doch ich wusste noch immer nicht, worauf er eigentlich hinaus wollte. Emmett hing seinen Erinnerungen nach, sein Blick war nachdenklich in die Ferne gerichtet. Dann wandte er sich wieder mir zu. ,,Ihr habt euch darber gewundert, wie wenig mich der Vampir-Aspekt strte. Aber wenn Carlisle und Rosalie - mein Engel - Vampire waren, wie schlimm konnte es dann schon sein?" Ich verkrampfte, als ich das Bild sah, das er sich pltzlich in seinem Kopf vorstellte.
Bellas weies Gesicht - die Augen nicht lnger wie geschmolzene Schokolade, sondern entsetzlich blutrot. ,,Weit du... die Hlle ist nicht so schlecht, wenn du einen Engel an deiner Seite hast." Er warf mir einen langen Blick zu. ,,Wenn du dich endlich dazu aufraffst, das Unvermeidliche zu akzeptieren, wird es Bella gut gehen." Mit einem satten, befriedigenden Krachen landete meine Faust in seinem Gesicht. Emmett grinste mich nur an. Natrlich hatte ihn der Schlag nicht verletzt. Er glaubte fest an Alices Visionen, auch wenn sie sich frher schon geirrt hatte. Diese war einfach so sicher in Alices Kopf, dass es fr Zweifel keinen Platz in Emmett gab. Danach sagte eine lange Zeit niemand mehr etwas. Wir hatten gerade die Hlfte der Strecke nach Forks zurckgelegt, als mein Handy vibrierte. Schnell zog ich es aus der Tasche. Alice. Sofort hob ich ab. ,,Alice! Was ist passiert?" ,,Ich hatte wieder eine Vision von dem Raum, der erst zu dunkel war, um etwas zu erkennen. Dort, wo sich der Tracker das Video anschaut... Jetzt war es heller, und ich habe den Raum gezeichnet. Bella hat ihn sofort erkannt. Es ist ihr Zuhause in Phoenix." Mir stockte vor Angst der Atem. ,,Aber wie...?" ,,Ich wei es nicht. Es sind noch nicht alle Entscheidungen getroffen." Fr einen Moment schwiegen wir beide. ,,Bella hat auch das Bild von dem Spiegelsaal erkannt", fuhr Alice fort. ,,Sie sagt, es knnte das Ballettstudio sein, in dem sie als Kind Unterricht bekommen hat." ,,Und das Studio ist auch in Phoenix?" ,,Ja." ,,Wir kommen sofort. Wir nehmen den nchsten Flug von Seattle aus." ,,Edward, Bella macht sich groe Sorgen um ihre Mutter." ,,Ich werde Bella wegbringen, ihr kmmert euch um ihre Mutter." ,,Beeilt euch." ,,Ich ruf dich an, sobald ich wei, wann wir in Phoenix sein werden", versprach ich ihr und legte auf. Ich sprte die besorgten Blicke von Emmett und Carlisle auf mir ruhen. Ich sah meinen entsetzten Gesichtsausdruck in ihren Gedanken. ,,Der Tracker ist nicht auf dem Weg nach Forks", sagte ich tonlos. Ich atmete tief durch und informierte sie ber das, was Alice mir erzhlt hatte. ,,Ich werde Bella wegbringen und sie irgendwo verstecken", beendete ich meinen Bericht. ,,Wir werden sie wegbringen", korrigierte Emmett mich. ,,Emmett..." ,,Was willst du denn machen, wenn es ihm doch gelingt, euch zu folgen?", unterbrach er mich. ,,Wenn du allein mit ihr bist, machst du euch beide zur leichten Beute. Du kannst dich nicht auf den Kampf konzentrieren und sie gleichzeitig schtzen. Sie knnte verletzt werden..." Ich gab meinen Widerstand auf. Seinen Argumenten hatte ich nichts entgegen zu setzen. ,,Wo wollt ihr mit ihr hin?", fragte Carlisle.
,,In irgendeine groe Stadt, die in keinerlei Beziehung zu Bella steht. New York wre vielleicht ganz gut." Carlisle nickte zustimmend. ,,Wollt ihr fliegen, oder lieber den Mercedes nehmen?" ,,Den Mercedes", entschied ich nach kurzem Nachdenken. ,,Bleibst du mit Alice und Jasper in Phoenix?", bat ich Carlisle. ,,Jemand muss ihre Mutter beschtzen und das Ballettstudio berwachen." Und James erledigen, sobald er dort auftaucht, fgte ich in Gedanken hinzu. Carlisle nickte. ,,Natrlich, Edward. Wir kmmern uns um alles." Ich hrte das Bedauern in Emmetts Gedanken, dass er James wahrscheinlich nicht erwischen wrde, wenn er mit Bella und mir nach New York fuhr. Danach gab es nichts mehr zu sagen. Vom Flughafen aus rief ich Alice an. Wir hatten Glck gehabt und noch drei Pltze in der ersten Maschine bekommen, die heute von Seattle nach Phoenix flog. Ich sagte ihr, dass wir gleich an Bord gehen konnten und um 9:45 am Sky Harbor International Airport in Phoenix landen wrden. Alice versprach, dass Bella, Jasper und sie uns am Flughafen abholen wrden. 22. Phoenix Es war als htte das Universum ein Einsehen mit meiner Ungeduld. Wir hatten Rckenwind und wrden zehn Minuten frher als geplant in Phoenix landen. Es war ein sehr langer, schweigsamer Flug gewesen. Wie konnten wenige Stunden so lang sein, fr einen Unsterblichen? Wo war meine Perspektive geblieben? Anfangs hatte ich aus dem Fenster ins Nichts gestarrt. Doch nach einer Weile sah ich in jeder Wolke, die unter uns hinweg zog, ihr Gesicht. Schnell hatte ich das Rollo vors Fenster gezogen. Ich trommelte ungeduldig mit meinen Fingern ein Stakkato auf meine Armlehne. Konnte die Zeit nicht schneller vergehen? Nur noch wenige Minuten, dann wrde ich sie wiedersehen, sie in meinen Armen halten... Sie in Sicherheit wissen. Ich sprte die besorgten Blicke von Carlisle und Emmett auf mir ruhen. Edward, dachte Carlisle beruhigend und legte seine Hand auf meine wild trommelnden Finger. Ich atmete tief durch und lie meine Hand zur Ruhe kommen. Ich schaffte es kaum, ruhig auf meinem Sitz zu bleiben, bis die Maschine ihre Parkposition eingenommen hatte. Normalerweise musste ich mich immer wieder daran erinnern, hin und wieder herumzuzappeln, um nicht zu unbewegt zu erscheinen. Jetzt wre ich am liebsten aus der noch rollenden Maschine gesprungen. Wieder atmete ich tief ein und zwang mich zur Ruhe. Nur noch wenige Minuten... Es gab keinen Grund fr die Panik, die mich erfasst hatte und immer hher in mir stieg. Und dennoch konnte ich das Gefhl nicht unterdrcken, als wre etwas falsch. Vllig falsch. Was hatte ich bersehen? Was war mir entgangen? Es ist alles in Ordnung, versuchte ich mich selbst zu berzeugen.
Bella war bei Alice und Jasper in Sicherheit. Und in einem belebten Flughafen hatte der Tracker keine Chance, an sie heranzukommen. Und dennoch... Ich versuchte tief durchzuatmen, doch es gelang mir nicht. Obwohl ich nicht atmen musste, hatte ich das Gefhl zu ersticken. Als wir die Sicherheitszone des Landebereichs verlieen, schaute ich mich suchend nach Bella um. Wir waren am Terminal vier gelandet, dem grten des Flughafens. berall standen und drngten Menschen, die sich verabschiedeten oder begrten. Das mentale und verbale Geschnatter war nahezu unertrglich. Durch das gewaltige Stimmengewirr, das in meinem Kopf brauste, dauerte es eine Weile, bis ich Alices Gedanken ausfindig machen konnte. Sofort eilte ich auf sie zu. Suchend schaute ich mich um. Ich konnte weder Bella noch Jasper entdecken. ,,Wo ist Bella?", fragte ich statt einer Begrung. Alice sah mich bedrckt an. ,,Sie wollte Frhstcken gehen", sagte sie mit sehr kleiner Stimme. ,,Sie hat darum gebeten, dass Jasper sie begleitet, damit er ihr hilft, ihre Angst in den Griff zu bekommen." Sie stockte. ,,Alice, was...?" Sie schaute von mir weg auf ihre ineinander verschrnkten Finger. ,,Auf dem Weg wollte sie dann zur Toilette", fuhr sie leise fort. Ich wurde immer unruhiger. Was zur Hlle war hier los? Ich wusste, dass Alice mir noch nicht alles erzhlt hatte. Doch ich wusste auch, dass es keinen Sinn hatte, sie zu bedrngen. In ihrem Kopf herrschte ein wildes, besorgtes Durcheinander, so dass ich aus ihren Gedanken nicht klger wurde als aus ihren Worten. Alice seufzte. ,,Als die beiden einige Minuten weg waren, hatte ich eine Vision. Ich sah Bella die Toilette durch einen anderen Ausgang verlassen." Hatte Bella sich verlaufen? Irrte sie in diesem Moment durch den Flughafen? Ich wollte sie sofort suchen gehen. ,,Wo ist die Toilette?", fuhr ich Alice an. ,,Warte", hielt Alice mich auf. Sie griff nach meinem Arm. Ungeduldig schttelte ich ihre Hand ab. Sie sprach jetzt so leise, dass ein Mensch sie nicht mehr htte verstehen knnen, selbst wenn er direkt neben ihr gestanden htte. ,,Ich hatte noch eine zweite Vision... ich sah den Tracker wieder in dem Ballettstudio... aber diesmal war Bella bei ihm." Die Wellen der Panik versuchten mich, unter sich zu begraben. Unglubig starrte ich sie an. Mein Verstand weigerte sich, die Informationen zu verarbeiten, die Alice mir gerade gegeben hatte. Spielte mit ihnen, machte absonderliche Muster daraus. Absurd. Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein...
Wieder wollte ich mich auf die Suche machen, und wieder ahnte Alice meine Absicht. ,,Warte", sagte sie abermals. ,,Jasper wird sofort wieder hier sein. Er folgt ihrer Fhrte von dem zweiten Ausgang aus. Es macht keinen Sinn, wenn wir uns jetzt im Flughafen zerstreuen" Ich zgerte. Schttelte den Kopf. Alice ffnete ihre Handtasche und kramte nach ihrem Handy. ,,Ich rufe Jasper an und frage ihn, ob er ihre Fhrte gefunden hat." ,,Alice hat Recht, Edward", stimmte Carlisle ihr zu. ,,Es ist besser zu warten, bis wir alle Informationen haben, als wenn wir durch blinden Aktivismus am Ende noch mehr Zeit verlieren, als wir jetzt gewinnen knnten." Neben mir hrte ich Emmett grollen. Er hielt eine Menge von Aktivismus. Innerlich zerrissen stimmte ich ihm zu. Ich musste etwas tun, um nicht wahnsinnig zu werden. Um der Panik und den Bildern im meinem Kopf zu entkommen... Mein Blick fiel auf Alices geffnete Handtasche. In ihr steckte ein Umschlag, auf dem ich das Logo des Flughafenhotels erkannte, in dem Alice, Bella und Jasper gewohnt hatten. ,,Was ist das", fragte Carlisle, der meinem Blick gefolgt war. ,,Ein Brief von Bella an ihre Mutter", antwortete Alice. ,,Ich habe Bella versprochen, ihn irgendwo in dem Haus ihrer Mutter hinzulegen, damit sie ihn findet." ,,Wir sollten ihn ffnen", sagte Carlisle zgernd. Es widerstrebte ihm sichtlich, in die Privatsphre eines anderen einzudringen. ,,Vielleicht enthlt er einen Hinweis, der uns helfen kann." Ich nickte zustimmend. Alice reichte Carlisle den Umschlag, whrend sie Jaspers Nummer whlte. Carlisle ffnete den Brief, klappte ihn aber sofort wieder zu, ohne ihn zu lesen. Bevor ich nach dem Grund fr sein seltsames Verhalten fragen konnte, reichte er ihn mir. ,,Er ist fr dich." Ich nahm das Blatt von ihm entgegen und sah, dass meine Hand zitterte. In diesem Moment ertnte ganz in unserer Nhe ein bekannter Klingelton. Augenblicklich drehten wir vier uns nach Jasper um. Alice klappte ihr Telefon zu. Der Klingelton verstummte. Jeder von uns hatte eine meiner Kompositionen als Klingelton gewhlt. So waren sie unverwechselbar. ,,Ich habe ihre Spur gefunden. Sie hat die Toiletten durch einen anderen Ausgang verlassen." Jasper warf mir einen ernsten Blick zu. Ich sah die Antworten auf meine Fragen in seinen Gedanken und zuckte zusammen. Unglubig starrte ich ihn an. An die anderen gewandt fuhr er fort, ,,Sie ist mit dem Aufzug nach unten gefahren. Vor der Tr ist eine ganz frische Spur ihres Geruchs. Sie muss in ein Fahrzeug gestiegen sein... ihr Geruch verliert sich an der Bordsteinkante..." Ich schttelte meinen Kopf, versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Wie betubt starrte ich auf das Papier in meiner Hand. Automatisch begann ich zu lesen. Edward!
Ich liebe Dich. Es tut mir so leid. Er hat Mom, ich muss es probieren. Es kann sein, dass es umsonst ist. Es tut mir so leid. Sei nicht bse auf Alice und Jasper. Wenn ich es schaffe, ihnen zu entwischen, dann nur durch ein Wunder. Richte ihnen meinen Dank aus, bitte besonders Alice. Und bitte, bitte, such nicht nach ihm, denn das ist es, was er will. Ich knnte es nicht ertragen, wenn jemand wegen mir verletzt wrde. Wenn du verletzt wrdest. Das ist das Einzige, worum ich dich bitte. Ich liebe Dich. Verzeih mir. Bella Mein Kopf war auf einmal vllig leer. Ich drehte mich auf dem Absatz um schaffte es kaum, mich in menschlicher Geschwindigkeit zu bewegen und eilte zum Parkhaus. Undeutlich sprte ich, dass Alice und Carlisle mir folgten. Carlisle, der meine Absichten ahnte, rief Jasper und Emmett zu, dass sie mit dem Mercedes nachkommen sollten. Schnell schaute ich mich in der ersten Ebene des Parkhauses um und klassifizierte die zur Verfgung stehenden Fahrzeuge. Als ich mich entschieden hatte, bewegten wir uns in einer solchen Geschwindigkeit, dass uns keine berwachungskamera der Welt aufzeichnen konnte. So schnell es der morgendliche Berufsverkehr zulie, rasten wir durch die Stadt. Der Wagen, den wir gestohlen hatten, hatte getnte Scheiben. Die waren auch dringend ntig. Die blendende Sonne strahlte vom Himmel und lie Hitzewellen ber dem Asphalt der Strae flirren. Ich hatte zugestimmt, dass Carlisle fuhr. Wenn wir angekommen waren, wollte ich meine Zeit nicht mit Parken und solchen Dingen verschwenden mssen. Auerdem war Carlisle schon frher in Phoenix gewesen. Er kannte sich hier sehr gut aus. Voller Entsetzen sah ich auf meine Uhr. Wenn Bella am Flughafen gleich ein Taxi bekommen hatte, hatte sie knapp zwanzig Minuten Vorsprung. Ebenso lange wrde das Taxi bis zu der Adresse brauchen, die Alice uns genannt hatte. Das hie, sie wre jetzt in diesem Moment bereits bei James... Wenn er sie gleich... ttete..., wrde ich zu spt kommen. Mein Verstand weigerte sich, sich dieses Grauen vorzustellen. Doch ich wusste aus seinen Gedanken, dass er es nicht eilig hatte, wenn er seine Beute erst einmal gestellt hatte. Es gengte ihm nicht zu gewinnen. Er wollte nicht einfach nur seinen Durst lschen und dann verschwinden. Er liebte es, mit seinen Opfern zu spielen, sie langsam zu Tode zu foltern. Weidete sich an ihrer Angst und ihren Schmerzen. Mein Kopf fllte sich mit den grauenvollen Bildern, die ich in seinen Gedanken gesehen hatte. Geqult sthnte ich auf. Ich sprte Alices Hand trstend auf meiner Schulter, doch ich schttelte sie ab. Ich durfte mich jetzt nicht auf Alice konzentrieren, wollte nicht wissen, welche Bilder der nahen Zukunft in ihrem Kopf schwirrten. Die Bilder in meinem eigenen Kopf waren schon mehr, als ich ertragen konnte.
,,Kurz nach dem ihr in den Flieger gestiegen seid, hat ihre Mutter angerufen", unterbrach Alice meine finsteren Gedanken. Mein Kopf ruckte zu ihr herum. ,,Bella hatte ihr auf den Anrufbeantworter gesprochen. Sie sagte, dass ihre Mutter ihn regelmig abhrt." Tonlos erzhlte ich, was ich aus dem Brief erfahren hatte. Dass der Tracker ihre Mutter entfhrt hatte. Ich sprte das stumme Entsetzen in den Kpfen von Alice und Carlisle. Wieder starrte ich auf meine Uhr. Wir hatten jetzt die Auenbezirke der Stadt erreicht und befanden uns auf einer groen Ausfallstrae. Carlisle beschleunigte. Ich sah die kleinen Vorstadthuser als undeutliche Schatten an uns vorberziehen. Schenkte ihnen keinerlei Beachtung. Einen Moment hingen wir stumm unseren Gedanken nach. Dann bat ich Alice, mir das Ballettstudio genau zu beschreiben. Ich musste wissen, was mich dort erwartete. Ich durfte keine Zeit damit verschwenden, mich in den Rumen orientieren zu mssen. Und auerdem war alles besser, als mich auf die entsetzlichen Bilder zu konzentrieren, die meinen Kopf verpesteten. James allein mit Bella. Bella hilflos und verngstigt... So zerbrechlich... Seide ber Glas... Whrend ich Alices Beschreibungen lauschte, versuchte ich mich auf den Tracker zu konzentrieren. Doch wir waren noch zu weit entfernt, als dass ich seine Gedanken htte hren knnen. ,,Bella hat sich erkundigt, wie meine Visionen funktionieren", sagte Alice leise. ,,Du httest ihr erzhlt, dass sie nicht immer hundertprozentig sicher sind. Dass die Dinge sich ndern knnen." Ich nickte stumm. In unseren beiden Kpfen flackerte die gleiche Vision. ,,Ich habe ihr gesagt, dass ich nur das Ende des Weges sehe, auf dem sich jemand bereits befindet. Wenn die Plne gendert werden, kann die Zukunft pltzlich eine ganz andere Richtung nehmen. Dass manchmal schon eine winzig kleine Entscheidung ausreicht, um die Zukunft ins Wanken zu bringen." Aus den Augenwinkeln sah ich, dass sie mich forschend anschaute. ,,So war es ihr mglich, mich am Flughafen auszutricksen", fgte sie entschuldigend hinzu. Undeutlich sprte ich, dass es noch etwas anderes gab, das sie Bella erzhlt hatte und das sie vor mir zu verbergen versuchte. Doch ich konnte mich jetzt nicht darauf konzentrieren. ,,Ich hatte gesehen, dass sie bei James im Ballettstudio sein wrde", fuhr Alice fort. ,,Ich habe nach Fehlern gesucht, die Jasper und ich machen wrden, konnte aber nichts finden. Niemals htte ich gedacht, dass Bella freiwillig..." Sie war zu fassungslos um ihren Satz zu beenden. Sie kannte Bella nicht halb so gut wie ich.
Es war genau das eingetroffen, was ich befrchtet hatte, seit James auf der Lichtung auf sie aufmerksam geworden war. Dass sie sich selbst opfern wrde, um jemand anderen zu retten. Sie war so tapfer und mutig ... so dumm... Ein tiefes Grollen entfuhr meiner Kehle. Warum hatte sie nicht auf mich gewartet? Ich hatte gewusst, dass sie sich in ihrer Selbstlosigkeit zu einer Dummheit hinreien lassen wrde, wenn jemand bedroht wurde, den sie liebte. Sie hatte doch versprochen, nur an sich zu denken... fr mich auf sich aufzupassen. Wusste sie denn nicht, dass ich ohne sie nicht mehr leben konnte? Was wre meine Welt ohne sie? Was, wenn ich zu spt kam...? Ich zuckte unter den Hllenqualen zusammen, die mich bei dieser Vorstellung durchfuhren. Fragend schaute Carlisle mich an. Ich schttelte nur den Kopf. Ein Teil meines Gehirns schmiedete Plne fr den Fall, dass ich es nicht schaffte, dass ich nicht rechtzeitig bei ihr sein wrde... Aus Carlisles Erfahrungen in seiner ersten Zeit als Vampir wusste ich, dass es fr jemanden meiner Art nicht so einfach war. Menschen hatten es da so viel leichter. Sie konnten sich jederzeit dazu entscheiden, ihr Leben zu beenden. Gift, eine Kugel, ein fahrender Zug... und schon war es vorbei. Ich wusste, dass Emmett und Jasper mir niemals helfen wrden. Also musste ich eine andere Mglichkeit finden. Jemanden, der bereit und vor allem in der Lage wre , mir zu helfen. Fr dieses Problem gab es eigentlich nur eine Lsung: die Volturi. Carlisles alte Freunde aus Italien. Selbst wenn sie mir nicht helfen wollten, gab es Mglichkeiten sie dazu zu zwingen. Sie achteten sehr darauf, in der Stadt, in der sie seit ber dreitausend Jahren lebten, kein Aufsehen zu erregen. Wenn ich plante, sie in ihrer Stadt blo zu stellen, wrden sie eingreifen. Mussten sie eingreifen. Sie wrden alles tun, um unsere Art vor der Entdeckung zu schtzen. 23. In letzter Sekunde Wieder lauschte ich mit aller Kraft auf die Gedanken des Trackers. Ich kannte die genaue Richtung, in der ich suchen musste. Seine Gedanken hatten sich so tief in mich eingebrannt, dass ich sie auch aus groer Entfernung wahrnehmen konnte, obwohl ich sie noch nicht oft gehrt hatte. Und dann sprte ich ihn. Er stand im hinteren Teil des groen Spiegelsaals und starrte auf Bella hinab. Bella lag inmitten von Splittern vor der hinteren Wand. Hinter ihr erkannte ich zerbrochene Spiegel. Sie sah benommen aus und schien Schwierigkeiten mit dem Atmen zu haben. Mhsam drehte sie sich um und versuchte auf alle viere hoch zu kommen. Ich erstarrte.
Ich sprte das Vergngen, das es dem Tracker bereitete, sie bei ihren vergeblichen Bemhungen zu beobachten. Sie war so verletzlich, so zerbrechlich... Im zweiten Anlauf schaffte sie es. Langsam begann sie von ihm weg zu kriechen. Sofort war er ber ihr und trat auf ihr Bein. Bei dem abscheulichen Knacken durchlief ihn eine abartige Freude, die noch verstrkt wurde, als er ihren Schmerzensschrei vernahm. Ihr ganzer Krper krmmte sich, als sie versuchte, sich hinzusetzen, und ihr verletztes Bein umklammerte. Es war, als rinne Eiswasser durch meine Adern. Gepeinigt schrie ich auf. ,,Mchtest du deinen letzten Wunsch vielleicht noch einmal berdenken?", fragte er und berhrte beinahe spielerisch mit der Fuspitze ihr gebrochenes Bein. Ihr durchdringender Schrei fuhr durch mein Hirn wie ein Tornado. ,,Mchtest du nicht doch, dass Edward mich findet?" ,,Nein!", krchzte sie. Ihre Stimme war schmerzverzerrt. ,,Nein, Edward, er..." Sie kam nicht dazu, den Satz zu beenden. Mit einer Bewegung, die zu schnell fr ihre Augen gewesen sein musste, schlug er ihr mit dem Handrcken ins Gesicht. Von der Wucht des Schlages wurde sie an die Wand zurckgeschleudert und landete in den zerbrochenen Spiegeln. Der Schall meines Knurrens erschtterte das Auto, das gefhrlich anfing zu vibrieren. Es kmmerte mich nicht. Entsetzt sah ich, wie sich ihr Blut in ihren Haaren ausbreitete, an ihrem Kopf hinab lief und ihr weies T-Shirt Rot frbte. Als ich sie so da liegen sah, hatte ich das merkwrdige Gefhl, als wrde mein Magen sich verdrehen und tiefer in meinen Unterleib sinken. Das Gefhl brachte ein starkes Dj-vu mit sich, eine undeutliche Andeutung einer lange verlorenen menschlichen Erinnerung. Brechreiz... Das Auto quietschte um die letzte Kurve und dann endlich kam das Ballettstudio in Sicht. Es war ein schmuckloser, einstckiger Bau. Der groe Parkplatz, der ihn von der Strae trennte, war vollkommen leer. In der flirrenden Hitze des Morgens wirkte die Szene unbelebt wie ausgestorben. Ohne sie zu beachten, registrierte ein kleiner Teil meines Gehirns automatisch diese Details. Der wesentlich grere Teil meiner Gedanken sprte das jhe Aufflammen seines Durstes. Ich konzentrierte mich so sehr auf den Tracker, dass auch meine Kehle augenblicklich in Flammen stand. Sein Durst brannte wie Feuer in mir. Er hatte andere Plne mit ihr gehabt. Wollte den Terror und das Grauen noch lnger genieen. Doch er war durstig, und der se Geruch ihres Blutes legte sich schwer auf den Raum. Der Duft umwirbelte ihn, durchdrang jeden Luftpartikel, und verschloss unsere Kehlen mit schmerzhafter Trockenheit. Er wrde nicht mehr lange durchhalten. Bellas Blut bildete eine immer grer werdende
Pftze auf dem Boden. Der Anblick und der Geruch trieben ihn in den Wahnsinn. Langsam ging er auf sie zu. Er genoss die Angst auf ihrem Gesicht, als sie erkannte, dass ihr Leben sehr bald enden wrde. Ein tiefes, triumphierendes Knurren brach aus seiner Kehle hervor. Bevor das Auto noch richtig stand, hatte ich die Tr aufgerissen und sprang in langen Stzen auf das Gebude zu. In vollem Lauf sprang ich durch die Glastren und durchquerte den Vorraum. Der kleinere der beiden Sle war dunkel, der grere jedoch hell erleuchtet. Es war noch nicht einmal eine halbe Sekunde vergangen, seit ich das Auto verlassen hatte. Und dann konnte ich sie endlich mit meinen eigenen Augen sehen. Ich sah, wie sie schtzend eine Hand vor ihr Gesicht hob. Ihre Augenlieder schlossen sich. Jetzt hatte James Bella erreicht und kniete neben ihr nieder. Er verdeckte meinen Blick auf ihr Gesicht. Abrupt blieb ich stehen. Ich war zu entsetzt von dem Anblick, der sich meinen Augen bot, um mich bewegen zu knnen. Die mrderische Wut, die durch meinen Krper strmte, lie mich fr eine Hundertstelsekunde zu Eis erstarren Ein tiefes, wildes Knurren brach aus meiner Kehle hervor. Ich wusste, dass er mich gehrt hatte, doch anstatt sich zu mir umzudrehen und sich zu verteidigen, beugte er sich tiefer ber sie. Bellas geschundener, blutberstrmter Krper bumte sich auf. Dann drngten sich die siegestrunkenen Gedanken des Trackers in mein Bewusstsein. Zu spt! triumphierte er. Du konntest sie nicht vor mir schtzen und jetzt bekommt sie, wofr du zu schwach warst. Der siedende Hass in mir explodierte in einem Inferno des Zorns. Ich strmte nach vorn und schleuderte ihn von ihr weg. Sofort waren Carlisle und Alice bei ihm. Hielten ihn in Schach und schirmten Bella vor seinen Blicken ab. Dann hrte ich wildes Knurren und ein ohrenbetubendes Krachen. Aber ich konnte meinen Blick nicht von Bella abwenden, um zu sehen, was da passierte. Aus einem langen Schnitt in ihrer Kopfhaut strmte das Blut, ihr Bein war verdreht und stand in einem merkwrdigen Winkel vom Krper ab. Sie war sehr blass, und so wie sie da lag schien kein Leben mehr in ihr. ,,Oh nein, Bella, nein!", schrie ich. Ich hrte das panische Entsetzen in meiner Stimme. Wie betubt lie ich mich neben ihr auf die Knie sinken. Undeutlich nahm ich wahr, dass Emmett und Jasper pltzlich bei uns waren. Carlisle wies sie an, den Tracker in den Nebenraum zu schaffen. Der Geruch des Blutes qulte sie. Ein Schmerzensschrei hallte von den Wnden wieder. Dann ein hohes, metallisches Kreischen, wildes Knurren und ein schrilles Heulen, das abrupt abbrach. Doch all das hrte ich nicht wirklich. Ich hrte auf das lieblichste Gerusch, das es auf dieser Welt gab. Ihren Herzschlag.
Das Gerusch, das fr mich zum Rhythmus meines Lebens geworden war. Doch er klang schwach und unregelmig. ,,Bella, bitte nicht! Hr mir zu, Bella... bitte, Bella, bitte!", flehte ich sie an, bei mir zu bleiben. Sie rhrte sich nicht. Ich wusste nicht, ob sie mich hren konnte. Ihr Herz schien immer langsamer zu schlagen. ,,Carlisle!", schrie ich in hchster Not. Ich wagte nicht, sie anzufassen. Sie wirkte so zerbrechlich. Ihre Haut war so blass, dass sie fast durchscheinend wirkte. Seide ber Glas... Zart und zerbrechlich. ,,Bella, Bella, nein, bitte, nein!" Meine Stimme brach. Ein lautloses, trockenes Schluchzen schttelte meinen Krper. Sofort war Carlisle an meiner Seite und kmmerte sich um ihre Kopfverletzung. Sie schrie auf, schnappte nach Luft und bumte sich auf. Ich versuchte, sie zu sttzen. ,,Bella!" Verzweifelt schrie ich ihren Namen, als ihre Schmerzen mich durchzuckten, als wren es meine eigenen. ,,Sie hat Blut verloren, aber die Wunde am Kopf ist nicht tief", sagte Carlisle ruhig. ,,Pass auf ihr Bein auf, es ist gebrochen." Rasend vor Wut heulte ich auf, als die Bilder der nahen Vergangenheit durch meinen Kopf zogen. Schnell und routiniert tastete Carlisle Bella weiter ab. Obwohl er sehr behutsam vorging zuckte sie vor Schmerzen zusammen, als er ihre linke Seite berhrte. ,,Wahrscheinlich auch ein paar Rippen", fuhr Carlisle sachlich fort. Seine ruhige Art half mir, mich in der Realitt zu halten. Ich durfte mich meiner Wut jetzt nicht hingeben. Es gab jetzt nur eins, das wichtig war. Nur eins, das zhlte... Bella musste leben. ,,Edward", murmelte Bella. Sie war kaum zu verstehen. ,,Bella, wir kriegen dich wieder hin. Hrst du mich, Bella? Ich liebe dich." ,,Edward", sagte sie noch einmal. Ihre Stimme wurde langsam etwas klarer. ,,Ich bin hier", versicherte ich ihr schnell. ,,Es tut weh", wimmerte sie. Meine Kiefer verkrampften sich. ,,Ich wei, Bella, ich wei." ,,Kannst du nichts dagegen machen?", fragte Alice. Sie war einige Schritte entfernt stehen geblieben. Ihr Gesicht war vor Anspannung verzerrt. Sie atmete nicht. ,,Meine Tasche, bitte ... du wirst sehen, Alice, es hilft", versprach Carlisle. Sofort flitzte Alice hinaus um die Arzttasche zu holen, die immer im Kofferraum des Mercedes bereit lag. ,,Alice?", sthnte Bella. ,,Sie ist hier, sie wusste, wo wir dich finden wrden", erklrte ich, um sie von ihren Schmerzen abzulenken. ,,Meine Hand tut weh", sagte sie mit einer Dringlichkeit, die ich nicht verstand. Ihr ganzer Krper musste ihr starke Schmerzen bereiten.
In diesem Moment war Alice schon wieder bei uns. ,,Ich wei, Bella. Carlisle gibt dir gleich was, dann hrt es auf", versprach ich. Trstend strich ich ber ihren Arm. ,,Meine Hand brennt!", schrie sie geqult auf. Ein Zittern durchlief ihren Krper, dann schlug sie endlich die Augen auf. Benommen und unfokussiert irrte ihr Blick umher. ,,Bella?" Meine Stimme zitterte vor Angst. ,,Das Feuer! Mach doch das Feuer aus!", schrie sie. Und dann sah ich es... Als ich den Raum betrat, wusste der Tracker, dass er verloren hatte. Und jetzt sah ich den Grund, warum er sich nicht zu mir umgedreht hatte, als er mein Knurren hrte. Noch wichtiger als seine Verteidigung war es ihm gewesen, seine Niederlage in einen Sieg zu verwandeln... ,,Carlisle! Ihre Hand!" ,,Er hat sie gebissen." Carlisles Stimme klang nicht lnger ruhig, sondern entsetzt. Mir stockte der Atem. Mit dem Biss war automatisch Gift in die Wunde gedrungen. Das Gift war nicht tdlich, es machte das Opfer nur bewegungsunfhig und verursachte auf seinem Weg durch die Blutbahnen groe Schmerzen. Es wrde sich immer weiter in ihrem Krper ausbreiten, solange ihr Herz schlug. Und whrend es sich ausbreitete, wrde es sie verwandeln. Wie lang die Verwandlung dauern wrde, hing davon ab, wie hoch die Konzentration des Gifts im Blut war. Durch den Biss in die Hand, den James Bella zugefgt hatte, wrde die Verwandlung besonders lang und schmerzvoll werden. Alice hatte sich auf Bellas andere Seite gekniet und streichelte vorsichtig das Blut von ihrer Stirn, das ihr in die Augen zu laufen drohte. Jetzt hob Alice ihren Kopf und sah mich eindringlich an. ,,Edward, du musst es tun", sagte sie fast trumerisch. Ich habe es gesehen. Die Vision von Bellas kreideweiem Gesicht und den blutroten Augen schob sich in ihre Gedanken. ,,Nein!", brllte ich. Ich hatte es schon einmal geschafft, ihre Vision von Bellas Zukunft nicht Wirklichkeit werden zu lassen. Ich hatte Bella auf der Lichtung nicht gettet. Und auch ihre andere Vision durfte nicht eintreten. Sie durfte einfach nicht... ,,Alice", sthnte Bella. ,,Vielleicht gibt es eine Mglichkeit", sagte Carlisle leise und nachdenklich. ,,Welche?", fragte ich flehend. Ich wrde nach jedem Strohalm greifen. Ich war zu allem bereit... ,,Vielleicht kannst du das Gift heraussaugen. Die Wunde ist ziemlich sauber." Entsetzt starrte ich ihn an. Zu allem aber nicht dazu! Das... das konnte ich nicht tun. Mein Gehirn weigerte sich, sich dieses Grauen auch nur vorzustellen. Ich erstarrte zu Eis, whrend die Gedanken in meinem Kopf Amok liefen. Unterdessen versorgte Carlisle den langen Schnitt in ihrer Kopfhaut.
Bella zuckte vor Schmerzen zusammen, als er versuchte die Wunde zu schlieen, um die Blutung zu stoppen. Ihre Augenlieder flatterten. ,,Kann das denn funktionieren?", fragte Alice angespannt. ,,Ich wei es nicht", sagte Carlisle. ,,Aber wir mssen uns beeilen." Sein Blick huschte kurz zu mir. Ich wei, was ich da von dir verlange, mein Sohn. Aber ich sehe keinen anderen Weg. ,,Carlisle, ich ..." Meine Stimme brach, und ich schloss die Augen. Wir waren wie Haie. Sobald wir Menschenblut gerochen, oder gar gekostet hatten, war es fast unmglich nicht zu trinken. Und manchmal war es unmglich. Bellas Blut hatte auf mich eine so viel strkere Wirkung, als das jedes anderen Menschen. Wenn ich jetzt von ihrem Blut kosten wrde... ,,Ich wei nicht, ob ich das kann", stie ich verzweifelt hervor. Doch das war eine Lge. Ich wusste, dass ich es nicht konnte. Wenn ich einmal anfangen wrde, ihr Blut zu trinken, wrde ich nicht aufhren knnen, bevor... ,,Entweder oder es ist deine Entscheidung, Edward. Dabei kann ich dir nicht helfen. Ich muss diese Blutung hier stoppen, sonst kannst du ohnehin kein Blut aus ihrer Hand saugen." Ich wusste, ich wrde sie selbst umbringen, wenn ich jetzt ihr Blut trank. In mir klang noch der Durst nach, den ich in James Gedanken gesprt hatte. Jh flammte er erneut auf. Gepeinigt von ihren Schmerzen warf Bella sich herum. Ihr ganzer Krper bebte und zitterte. ,,Edward!", schrie sie und riss die Augen wieder auf. Diesmal war ihr Blick klarer. Er suchte mein Gesicht. ,,Alice, ich brauche etwas, um ihr Bein zu schienen!", rief Carlisle. Durch die pltzliche Bewegung hatte sich der gebrochene Knochen in ihrem Bein weiter verschoben. Es sah aus, als wolle er die dnne Schicht ihrer Haut von Innen durchbohren. Sofort riss Alice eins der Dielenbretter heraus und teilte es in zwei exakt gleiche Hlften. Dann zog sie ihren Grtel aus, damit Carlisle etwas hatte, womit er die Bretter befestigen konnte. Ich registrierte all das, als wrde mich eine dichte Wasserschicht von der Realitt trennen. Das Wasser verstopfte meine Nase und meine Ohren, trbte meinen Blick... schnitt all meine Sinne von der Auenwelt ab. Ich konnte nur noch an eins denken. An ihr Blut. Diese unglaubliche Verlockung... diese unertrgliche Qual. Vom ersten Moment an, da mich ihr Duft getroffen hatte, hatte ich all meine Selbstbeherrschung darauf verwendet, mir nicht vorzustellen, wie sie schmecken wrde. Wie ihr kstliches, ses Blut meinen Mund fllte. Wie der warme Lebenssaft langsam meine Kehle hinunterfloss... Geqult sthnte ich auf. Der Durst, der mich durchraste, war schlimmer als alle Schmerzen,
die ich in den ber hundert Jahren meiner Existenz je gesprt hatte. ,,Edward, wenn du es jetzt nicht tust, ist es zu spt", drang Carlisles Stimme wie von weit her an mein Ohr. Ich wusste, dass er Recht hatte. Mit jeder Sekunde, die sinnlos verstrich, breitete sich das Gift weiter aus. Bald wre es nicht mehr einzudmmen. In meinem Kopf wirbelte Alice Vision. Mit aller Macht versuchte ich mich davon zu befreien. Ich wrde sie nicht Wirklichkeit werden lassen. Ich durfte das nicht zulassen! Bellas Blick ruhte immer noch auf meinem Gesicht. Trotz all der Qualen, die sie litt, sah sie mich voller Liebe und Vertrauen an. Ich sah in ihre schokoladenbraunen Augen in ihr schmerzverzerrtes Gesicht. Ich durfte das nicht zulassen! Ich musste stark sein fr sie. Fr meine Bella. Fr das einzig Wichtige, das es in meinem Leben noch gab. Was wre meine Welt ohne sie? Ich konzentrierte mich nur auf ihre Augen. Schloss alles andere aus. Sah nur noch die Liebe und das Vertrauen des einzigen Menschen, der mich retten konnte. Ich wollte dieses Vertrauen verdient haben. Ich wollte mich ihrer Liebe als wert erweisen. Ich wrde es schaffen... ich musste es schaffen... fr sie... fr uns... Langsam hob ich ihre Hand an, damit mein Blick auf ihr Gesicht nicht unterbrochen wurde, whrend ich mich ber sie beugte. Vorsichtig legte ich meine Lippen ber die Bisswunde. Und dann sprte ich es... Der Geschmack ihres Blutes war noch viel mchtiger, noch viel ser und kstlicher, als ihr Duft es versprochen hatte. Es war Labsal und Balsam zugleich. Der verheiungsvolle, se Nektar rann meine Kehle hinunter. Erschtterte mein Innerstes. Es gab keine Metapher, die stark genug war um die Urgewalt zu beschreiben, mit der der Geschmack ihres Blutes in mir wtete. Ich hatte meine ganze bisherige Existenz drstend in der Wste verbracht und dies war meine Oase. Bella schrie und versuchte mir ihre Hand zu entziehen. Doch das lie ich nicht zu. Alice redete beruhigend auf sie ein. Carlisle verstrkte den Griff um ihren Kopf, damit die Wunde nicht wieder aufriss. Ohne dass ich mich dagegen wehren konnte, schalteten meine Instinkte jedes bewusste Denken in mir aus. Ich saugte strker... gieriger. Meine Augen schlossen sich. Mein ganzes Wesen war erfllt vom Geschmack ihres Blutes. Ich wusste, dass ich nicht aufhren wrde. Ich konnte es nicht. Ich wrde solange trinken, bis ich auch das letzte Quntchen wundervollen Lebenssafts aus ihr herausgesaugt hatte... Ahrghh... bergangslos wurde der kstliche Geschmack von einer bitteren Note verdorben. Ich schluckte widerwillig, als ich James Gift zusammen mit Bellas Blut in mich aufnahm.
Der ekelerregende, widerliche Beigeschmack wurde immer strker... er war sauer, herb und ungeniebar. Jh durchraste mich blindwtiger Zorn, dass der kstlichste Geschmack, den es geben konnte, so verdorben wurde. Die Wut zerrte mein Denken zurck an die Oberflche. Ich riss meine Augen auf und fixierte wieder ihr Gesicht. Ihre Augen hatten sich geschlossen. Langsam entspannten sich ihre Gesichtszge, wurden friedlicher, je mehr Gift ihren Krper verlie. Dann wurde der Geschmack ihres Bluts wieder klarer... reiner... kstlicher... so verlockend... Bevor meine Instinkte wieder die Oberhand gewinnen konnten, lste ich meine Lippen von ihrer Haut und lie ihre Hand fallen. Hastig drehte ich mich von ihr weg. Kmpfte mit meiner ganzen Kraft gegen das Verlangen an, mich wieder auf sie zu strzen. ,,Edward." Bellas Stimme war weniger als ein Hauch. Beim Klang meines Namens aus ihrem Munde explodierte das Glck in meinem Inneren. Ich hatte es geschafft! ,,Er ist hier, Bella", versicherte Carlisle ihr. ,,Bleib bei mir, Edward, geh nicht weg." ,,Ja, ich bleibe bei dir", versprach ich ihr. Ich wrde immer bei ihr bleiben. Ich hatte es geschafft! Sie seufzte zufrieden. ,,Ist alles raus?", erkundigte Carlisle sich. ,,Ihr Blut schmeckt sauber", antwortete ich leise. Bei der Erinnerung daran verkrampfte sich mein Kiefer. Ich konnte ihr Blut immer noch in meinem Mund schmecken. ,,Sogar das Morphium habe ich gemerkt." Carlisle legte mir eine Hand auf meine Schulter. Ich bin so stolz auf dich, mein Junge. ,,Bella?", wandte Carlisle sich an seine Patientin. Sie war sehr schwach. Der hohe Blutverlust machte sich bemerkbar. ,,Mmmmmh?" ,,Ist das Feuer weg?" ,,Ja", seufzte sie. ,,Danke, Edward." ,,Ich liebe dich", sagte ich ergriffen, und drckte meine Lippen auf ihre Stirn. ,,Ich wei", hauchte sie. Sie schien schon halb zu schlafen. Befreit lachte ich auf. Ich hatte es geschafft! ,,Bella?", fragte Carlisle abermals. Ich runzelte die Stirn. Sie brauchte jetzt ihre Ruhe. Er sollte sie schlafen lassen. Ich warf ihm einen bittenden Blick zu, den er jedoch ignorierte. Geqult verzog sie das Gesicht. ,,Ja?" ,,Wo ist deine Mutter?" ,,In Florida." Sie seufzte. ,,Edward, er hat mich reingelegt. Er hat unsere Videos gesehen." Ihre Stimme war so leise und schwach, dass ein Mensch sie wohl kaum verstanden htte. Beruhigend streichelte ich ber ihre Wange. Das alles war jetzt nicht mehr wichtig. Sie
lebte, und sie war in Sicherheit. Sie entspannte sich unter meiner Berhrung. Doch pltzlich erschien die kleine Falte zwischen ihren Augenbrauen. Ihr schien noch etwas Wichtiges eingefallen zu sein. ,,Alice", murmelte sie. Ihre Augenlieder flatterten, als ob sie sie ffnen wollte, doch sie schaffte es nicht. ,,Er kannte dich, Alice, er wusste, wo du herkommst." Ich erstarrte, als mich die Erkenntnis traf: Mary! Mein Kopf fuhr zu Alice herum, doch sie hatte nur Augen fr Bella. Verwundert starrte sie sie an; versuchte vergeblich zu verstehen... Ich wrde spter mit ihr sprechen. Ihr alles ber Mary Brandon erzhlen, was ich in den Gedanken des Trackers gehrt hatte. ,,Es riecht nach Benzin", murmelte Bella erstaunt. Ich hatte den Geruch schon seit einer Weile in der Nase. Und ich hatte gehrt, wie Carlisle zu Emmett und Jasper gehuscht war und mit ihnen das weitere Vorgehen besprochen hatte. In dem kleineren Saal wurden gerade die Dielenbretter herausgerissen und zu einem Scheiterhaufen aufgetrmt. Emmett und Jasper wrden sich hier um alles kmmern. Nichts wrde darauf hindeuten, dass an diesem gewhnlichen Ort etwas Ungewhnliches geschehen war. Sie wrden die Beweismittel vernichten und dann spter zu Fu nachkommen. ,,Es wird Zeit", sagte Carlisle, als htte Bella ihm mit ihrer Aussage ein Stichwort gegeben. ,,Wir mssen sie hier wegbringen." Ich nickte ihm zu. ,,Nein", protestierte Bella schwach. ,,Ich will schlafen." Zrtlich streichelte ich ihre Wange. ,,Du kannst schlafen, Liebste. Ich trage dich", besnftigte ich sie. Vorsichtig hob ich sie auf meine Arme. Ich achtete dabei sorgfltig darauf, ihr verletztes Bein nicht unntig zu bewegen und keinen Druck auf ihre gebrochenen Rippen auszuben. Zum Glck entfaltete das Morphium inzwischen seine volle Wirkung. Ihr Gesicht wirkte jetzt entspannt und glcklich. Zufrieden kuschelte sie ihren Kopf an meine Schulter. ,,Schlaf jetzt, Bella", flsterte ich ihr zu. Im Hinausgehen sah ich aus den Augenwinkeln, wie Alice etwas von dem Tisch mit dem Videorekorder nahm und in ihre Tasche steckte. Ich hatte mich auf die Rckbank des Mercedes gesetzt. Vorsichtig hielt ich Bella in meinen Armen. Carlisle fuhr diesmal erheblich langsamer. Wir wollten nicht, dass Bella durch Schlaglcher oder Bodenwellen unntige Schmerzen litt. Kurz bevor wir das Krankenhaus erreichten, lie Carlisle Alice an einem Hotel aussteigen. Ich wusste, dass ich mich auf sie verlassen konnte. Sie war genau so begabt im Manipulieren von angeblichen Tatorten wie im Beseitigen von Spuren. 24. Zeit des Wartens Wir waren erst seit einigen Minuten in dem Behandlungszimmer, als Alice erschien. Dr. Fuller hatte gerade den Zugang gelegt, damit Bella die Bluttransfusion bekam, die sie so dringend bentigte.
Alles in Ordnung, signalisierte Alice mir in ihren Gedanken. Dankbar lchelte ich ihr zu. Ich hatte keinen Zweifel daran gehegt, dass sie schnelle und grndliche Arbeit leisten wrde. Seit feststand, dass Bella auer Lebensgefahr war, fhlte sie sich nahezu euphorisch. Ich hrte, wie viel Spa ihr die Sache gemacht hatte. In ihren Gedanken konnte ich die filmreife Szenerie sehen, die sie inszeniert hatte. Sie passte perfekt zu der Alibi-Geschichte, die sie sich ausgedacht hatte. Das Herrichten den Tatorts konnte sie nur Sekunden gekostet haben, doch wie hatte sie es so schnell geschafft, das ntige Blut zu besorgen? Fragend hob ich eine Augenbraue. Alice grinste wie ein kleiner Dmon. Ganz in der Nhe ist eine Metzgerei... und morgen gibt es keine frische Blutwurst... Carlisle war unser stummer Austausch natrlich nicht entgangen. Um von uns abzulenken, verwickelte er Dr. Fuller in ein Fachgesprch und zog damit die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich. Unmerklich fr die Menschen um uns herum nickte ich in Richtung eines kleinen Beistelltisches. Alice folgte meinem Blick. Dort lagen ihr Grtel und die beiden Hlften des Dielenbretts, die sie Carlisle gegeben hatte, damit er Bellas Bein schienen konnte. Alice verstand mein Anliegen sofort. Es durfte nichts geben, das uns irgendwie mit den Ereignissen im Ballettstudio in Verbindung bringen konnte. Wir waren immer sehr grndlich bei der Vernichtung von Beweismitteln. Wenn Carlisle oder ich uns um die Sache kmmern wrden, wrden wir auffallen. Wir standen im direkten Blickwinkel der Menschen in diesem Raum. Selbst wenn wir uns in unserer normalen Geschwindigkeit bewegten, knnte es jemandem auffallen, wenn wir auch nur fr den Bruchteil einer Sekunde pltzlich nicht mehr an unseren Pltzen standen. Was war das denn? drangen die Gedanken von Schwester Elizabeth in mein Bewusstsein. Sie hatte einen kalten Luftzug versprt und wunderte sich darber. Selbst bei geffneten Tren und die Tren waren fest verschlossen regte sich in dem voll klimatisierten Krankenhaus niemals ein Luftzug. Ihr Blick wanderte durch den Raum und blieb an dem Beistelltisch haften. Der Grtel und die Dielenbretter waren von dem Tisch verschwunden, auf die sie sie selbst gelegt hatte. Sie drehte sich ein wenig um und warf Alice aus den Augenwinkeln einen misstrauischen Blick zu. Doch diese hielt weder einen Grtel der sich lngst wieder um ihre Hften befand noch irgendwelche Bretter in den Hnden. Unglubig starrte sie zwischen dem Beistelltisch und Alice hin und her. Alice lchelte sie unschuldig an. Es sah so aus, als htte sie die ganze Zeit unbewegt an ihrem Platz gestanden. Immer noch ruhte der misstrauische Blick der Schwester auf ihr. Alice war die einzige, die hinter ihr gestanden hatte. Dann wanderte ihr Blick zu Carlisle und mir. Sie fhlte sich in unserer Nhe unbehaglich, ohne zu wissen warum. Nachdem man Bella in Richtung Rntgenabteilung weggerollt hatte, traten Carlisle, Alice und ich hinter Dr. Fuller in den Gang hinaus. Ich lauschte weiter den Gedanken der Schwester, die sich immer noch ber die verschwundenen Sachen wunderte.
Sie hatte Angst, dass man sie womglich noch fr senil hielt, wenn sie jemanden auf das Verschwinden der Bretter und des Grtels ansprach. Sie zuckte mit den Achseln, versuchte die Angelegenheit zu vergessen und ging weiter ihrer Arbeit nach. Als sie die benutzten Spritzen und anderen Materialien in den dafr vorgesehenen Container entsorgen wollte, stutzte sie wieder. Das sieht ja aus wie Sgemehl... dachte sie verwundert. Wo kommt das denn her? Sie entschied, dass die komische Masse im Abfall irgendetwas anderes sein musste, das sie vorher einfach nicht bemerkt hatte. Ich muss mit meinen Gedanken wohl woanders gewesen sein. Ist ja nicht so, al htte ich nicht genug zu tun. Da kann ich schlielich nicht auf alles achten. Die Sachen sind wohl von Megan bereits entsorgt worden, ohne dass ich es gesehen habe... Eine andere Erklrung gibt es ja wohl nicht... Immer noch leicht verwirrt, hatte Schwester Elizabeth die Notaufnahme verlassen. Wenn ein Mensch sich etwas nicht erklren konnte, hielt er sich immer an die einzig logische Erklrung. Ich kannte nur eine Ausnahme... Nachdem Carlisle sein Gesprch mit Dr. Fuller beendet hatte, verabschiedete sich dieser von uns, um nach einem anderen Patienten zu sehen. Carlisle wandte sich mir zu. ,,Ich gehe zu Emmett und Jasper. Sie werden sich freuen zu hren, dass es Bella den Umstnden entsprechend gut geht." Ich nickte ihm dankbar zu. Es wrde noch eine Weile dauern, bis Bella aus der Rntgenabteilung zurck kam. Dorthin durfte ich sie nicht begleiten. Und Carlisle hatte mir bereits im Auto versichert, dass es zwar einige Wochen dauern wrde, bis Bella wieder ganz gesund war, aber dass einer vollstndigen Genesung nichts im Wege stand. Also der ideale Zeitpunkt um mit Alice ber Mary Brandon zu sprechen. Auch wenn ich dieses Gesprch gern aufgeschoben htte. Doch wo sollte ich anfangen? Wie sollte ich ihr erklren, was ich aus den Gedanken des Trackers erfahren hatte? Aber sie hatte ein Recht es zu erfahren. Und ich war an ihrer Seite. Ich sah Alice an. ,,Wir mssen reden." Sie erwiderte meinen Blick, nickte ernst und ging mir voran. Zusammen gingen wir in ein unbenutztes Wartezimmer. Ich holte tief Luft. Doch bevor ich etwas sagen konnte, begann Alice mit leiser Stimme zu sprechen. ,,Ich wei, was du mir sagen willst, Edward. Und du hast Recht. Es ist alles meine Schuld. Wenn meine Visionen nicht so unzuverlssig wren, wenn ich besser auf Bella aufgepasst htte, dann wre sie jetzt nicht hier." Sie senkte den Blick. Ich war vllig berrascht. Wie kam sie denn darauf? Nichts von dem was geschehen war, war ihre Schuld. Nichts. Ich allein trug die Verantwortung. Nur meine Schwche und Selbstsucht meine Gier jede Sekunde meiner Existenz mit Bella zu verbringen hatten sie in diese Situation gebracht. Ich schttelte den Kopf. ,,Nein, Alice. So etwas darfst du dir gar nicht erst einreden. Ich wei, wie sehr du Bella liebst und das du alles fr sie tun wrdest. Nichts von alldem ist deine Schuld." Sie hob ihren Blick.
Das gleiche gilt aber auch fr dich, dachte sie. Ich wusste, dass sie mir widersprechen wollte. Schnell fuhr ich fort. ,,Ich wollte mit dir ber das sprechen, was Bella gesagt hat. Dass der Tracker dich kannte." Der gleiche verwirrte Ausdruck, den sie im Ballettstudio schon gehabt hatte, trat wieder auf ihr Gesicht. ,,Bella muss sich irren. Ich habe ihn noch nie gesehen. Und du weit, dass ich mich daran erinnern wrde." Ich fuhr mir mit einer Hand ber die Stirn. Ich wusste immer noch nicht, wie ich es ihr erklren sollte. Bevor ich etwas sagen konnte, ffnete Alice ihre Handtasche und zog etwas daraus hervor. Jetzt erkannte ich, was sie beim Hinausgehen eingesteckt hatte. ,,Vielleicht kann uns die unsere Fragen beantworten", sagte Alice und hielt mir eine Videokamera entgegen. ,,Sie war eingeschaltet. Ich habe das rote Licht gesehen, als ich hinausgehen wollte. Er muss alles aufgezeichnet haben." Sprachlos starrte ich sie an. ,,Fhlst du dich dafr stark genug Edward, oder soll ich es mir lieber erst einmal allein ansehen?" Aus jedem ihrer Worte klangen das Mitgefhl und die Liebe, die sie fr mich empfand. Sie dachte nur an die schrecklichen Dinge, die James Bella angetan haben musste, um sie so sehr zu verletzen. Und was es mir antun wrde, wenn ich es sehen msste. Sie wusste ja nicht, dass ich vieles von dem, was er ihr angetan hatte, in seinen Gedanken miterlebt hatte. Ich wollte auf keinen Fall, dass sie sich das allein ansah. Ich wusste, wie sehr es sie erschttern wrde, etwas ber ihre Vergangenheit zu erfahren. Ich musste sie warnen, bevor sie sich das ansah. ,,Alice, er hat dich sofort erkannt, als er dich auf der Lichtung gesehen hat", sagte ich leise. Aber wie... warum...? ,,Er kannte dich als Mary Brandon... Er kannte dich als Mensch, Alice." Die Gedanken in ihrem Kopf berschlugen sich. Sanft zog ich sie in meine Arme und drckte sie fest an mich, bis sie sich beruhigt hatte. ,,Lass dir soviel Zeit, wie du brauchst", riet ich ihr. ,,Aber jetzt hast du die Mglichkeit etwas ber dich selbst herauszufinden, wenn du das mchtest." Sie nickte. Sie war jetzt wieder ganz beherrscht. ,,Ich glaube es wird Zeit, dass wir uns das Video ansehen." In ihren Gedanken hrte ich, dass sie sich jetzt viel grere Sorgen um mich machte, als um sich selbst. Sie verschwendete kaum einen Gedanken daran, was es fr sie bedeutete jetzt eine Vergangenheit zu haben. Ich drckte ihre Hand und schaltete die Videokamera ein. Wenige Stunden spter war Rene im Krankenhaus eingetroffen. Sie hatte den ersten Flieger nach Phoenix genommen. Es war ein sehr merkwrdiges Gefhl gewesen, Bellas Mutter kennen zu lernen. Renes Gedanken waren wie das Flstern eines schchternen Kindes. Sie hatte einen anderen Blick auf die Dinge als andere Menschen. Immer, wenn sie sich besonders konzentrierte, wurden ihre Gedanken von einem leisen Summen begleitet. So etwas hatte ich noch nie bei einem Menschen wahrgenommen.
Oft schien sie von ihrer eigenen Gedankenwelt so sehr in Anspruch genommen, dass sie kaum etwas anders wahrnahm. Doch wenn sie aufmerksam war, erschien sie mir geradezu hellsichtig. Dabei war sie jedoch so leicht abzulenken, wie ich es sonst nur von Jungvampiren kannte. Sie war tatschlich sehr hbsch. Natrlich nicht hbscher als Bella, wie diese behauptet hatte. Es gab keine Frau auf dieser Welt, die schner war als sie. Als wir uns begrten, hatte sie mich intensiv gemustert. Ihr Blick hnelte dabei so sehr Bellas, wenn sie neugierig war, dass mir die Kehle eng wurde. Ich hrte in ihren Gedanken, was Charlie ihr ber Bellas berstrzte Abreise gesagt hatte. Er ist also der Grund dafr, dass meine Kleine Forks Hals ber Kopf verlassen hat? dachte sie. Ich schluckte. Sie wusste ja gar nicht, wie Recht sie mit ihrer Vermutung hatte, auch wenn sie es ganz anderes meinte. Ich war der Grund dafr, dass Bella aus Forks fliehen musste. Ich war der Grund dafr, dass sie jetzt schwer verletzt in diesem Krankenhaus lag. Sie sah mir tief in die Augen. Drei Sekunden lnger, als ein normaler Mensch es konnte. Sie war wirklich eine auergewhnliche Frau. Charlie muss sich irren... er wrde ihr niemals etwas Bses antun, befand sie, als sie ihre Musterung beendet hatte. Wie sehr sie sich tuschte. Ich war das Schlimmste, was Bella jemals hatte passieren knnen. Auch wenn ich sie nicht selbst umbrachte, trug ich doch die Schuld an dem, was passiert war. Die grte Gefahr fr Bella ging immer nur von mir aus. Von dem was ich war. Wenn ich es mir weiter erlaube in ihrer Nhe zu bleiben, wrde sie irgendwann kein Leben mehr haben. Ist das da wirklich ein kleiner Rotschimmer in seinen Augen...? das kann doch nicht sein. Rene warf mir einen letzen Blick zu, dann wandte sie sich an Carlisle und Alice, um diese zu begren. Von Esme wussten wir, dass Victoria Forks verlassen hatte. Vermutlich hatte sie sich bereits auf die Suche nach James gemacht, nachdem sich dieser nicht mehr bei ihr gemeldet hatte. Frher oder spter wrde sie ihr Weg nach Phoenix fhren. Wahrscheinlich eher spter. Es war ihr nicht mglich, einfach ein Flugzeug zu besteigen. Sie war nicht in der Lage, sich so unauffllig unter Menschen zu bewegen, wie James es gekonnt hatte. Aber sie wusste mit Sicherheit, dass James in Phoenix war um Bella eine Falle zu stellen. Vielleicht wusste sie sogar, dass wir auch in Phoenix waren. Und wir konnten nicht vorsichtig genug sein. Falls sie hier auftauchen wrde, sollte sie nicht mal auf hundert Meter in Bellas Nhe kommen. Deshalb hielten Emmett und Jasper unaufhrlich Wache rund um das Krankenhaus. Rene wusste nicht einmal, dass die beiden auch in Phoenix waren. In den nchsten Stunden beobachtete sie meine Familie mit wachsender Verwirrung. Irgendwas ist seltsam an dieser Familie, dachte sie. Sie haben ein Geheimnis, das ich nicht verstehe. Wenn ich nur dahinter kme, was es ist... Und dann begann die lange Zeit des Wartens. Man hatte Bella in ein knstliches Koma versetzt, damit ihr Krper sich von den Strapazen erholen konnte, ohne dass sie unntige Schmerzen litt. Meine Gedanken waren in einer Endlosschleife gefangen. Immer und immer wieder sah ich die schrecklichen Bilder vor mir, die ich auf dem Video gesehen hatte.
Wenn ich nicht fr einen Moment zu Eis erstarrt wre... wenn ich nicht geknurrt htte... ihn damit nicht gewarnt htte... wenn ich mich gleich auf ihn gestrzt htte, htte er sie vielleicht niemals gebissen... Noch immer konnte ich seinen Geruch in ihren Haaren wahrnehmen. Auf Grund der Kopfverletzung war es nicht mglich gewesen ihre Haare zu waschen. Sanft und mit viel Geduld hatte Alice soviel wie mglich von dem getrockneten Blut aus ihren Haaren gebrstet. Doch den Gestank des Monsters hatte sie damit nicht vertreiben knnen. Ich war so entsetzt ber das, was geschehen war; so angewidert von mir selbst, so voller Hass auf das, was ich war. Ohne mich wre sie besser dran. Es wre soviel besser fr sie, wenn sie mich nicht lieben wrde. In dem grellen Licht der Neonrhren wirkte ihr schmales Gesicht noch blasser als gewhnlich. Ich betrachtete die Konturen ihren Krpers, die sich unter der Decke abzeichneten. Ihr Bein war ein einziger dicker Klumpen. Ihre gebrochenen Rippen bereiteten ihr beim Atmen groe Probleme. Deshalb hatten die rzte ihr einen Beatmungsschlauch verordnet, der quer ber ihr Gesicht verlief und unter der Nase befestigt war. Angespannt berwachte ich ihre Vitalwerte. Lauschte ihren rauen, angestrengten Atemzgen und dem steten Schlagen ihres Herzens. Und Wartete. Die Stunden vergingen, ohne dass ich sie bewusst registrierte. Die Tr zu Bellas Krankenzimmer ffnete und schloss sich immer wieder, wenn die Schwestern und rzte nach ihr sahen. Doch ich achtete nicht auf sie. Ich beobachtete die Blutergsse, die ihren Krper bedeckten. Nur daran, wie sie sich langsam verndern und die Farbe wechselten, bemerkte ich, dass die Zeit verstrich. Vor einigen Stunden hatten die rzte die Medikamente abgesetzt, die fr das knstliche Koma verantwortlich waren. Sie msste jetzt jeden Moment aufwachen. Alice hatte mir versichert, dass sie innerhalb der nchsten halben Stunde die Augen aufschlagen wrde. Es war sehr schmerzhaft sie so daliegen zu sehen. Die Zahlen und Symbole auf den Monitoren und Gerten, an die sie angeschlossen war, htten mich eigentlich beruhigen sollen, doch sie taten es nicht. Noch nie zuvor war es so furchtbar fr mich gewesen, ihre Gedanken nicht hren zu knnen. Und mit jeder Minute die verstrich, wurde es schlimmer. Wenn sie nicht sprach und ich weder an ihren Augen noch an ihrem Gesicht ablesen konnte was sie fhlte, war es fast als wre sie nicht da. Wenn ich ihren Herzschlag und ihre Atmung nicht so deutlich hren knnte, wre es so, als existiere sie gar nicht. ,,Bella, du musst aufwachen", flsterte ich. ,,Komm zu mir zurck." 25. Nadeln und Ksse Ich hatte mein Kinn auf den Rand ihres Kopfkissens gelegt und beobachtete sie. Langsam flatterten ihre Augenlider. ,,Bella", flsterte ich, doch sie schien mich noch nicht hren zu knnen. Zwlf Herzschlge spter schlug sie die Augen ganz auf und blinzelte in das helle Neonlicht, das von der Decke auf sie herab strahlte. Sie sah so schrecklich bleich aus in diesem Licht. Noch ganz
benommen hob sie die Hand, als wolle sie den Beatmungsschlauch herunter reien. ,,Auf keinen Fall." Sanft griff ich nach ihrer Hand und hielt sie fest. ,,Edward?" Sie drehte ihren Kopf ein wenig zur Seite und schaute mich an. Ein Lcheln erhellte ihr Gesicht. ,,Edward, es tut mir so leid!" ,,Pschhhh", versuchte ich sie zu beruhigen. ,,Alles ist gut." Sie durfte sich jetzt auf keinen Fall aufregen. Sie brauchte Ruhe, Ruhe und nochmals Ruhe. ,,Was ist passiert?", fragte sie. Ihre Augen wirkten noch ein wenig benommen. Diese simple Frage ffnete die Schleusentore, die ich in den letzen zwei Tagen so sorgfltig geschlossen gehalten hatte. Die Flutwelle der Erinnerungen berrollte mich. ,,Ich bin fast zu spt gekommen", flsterte ich geqult. ,,Es htte zu spt sein knnen." ,,Es war so dumm von mir, Edward. Ich dachte, er htte meine Mutter." Ich sprte, wie die Wut wieder in mir hochstieg, wenn ich daran dachte, wie sehr sie in der vergangenen Woche gelitten hatte. Wegen mir. ,,Er hat uns alle reingelegt", sagte ich tonlos. ,,Ich muss Charlie und Mom anrufen." ,,Hat Alice schon gemacht", versicherte ich ihr schnell. ,,Rene ist hier das heit im Krankenhaus. Sie ist gerade was essen gegangen." ,,Sie ist hier?" Ihr Gesicht erhellte sich ein wenig. Sie versuchte, sich aufzurichten. Sanft drckte ich sie zurck auf das Kissen. ,,Sie wird gleich wieder hier sein", versprach ich. ,,Und du darfst dich nicht bewegen." ,,Aber was hast du ihr denn gesagt?" Jetzt schwang unberhrbar Panik in ihrer Stimme mit. ,,Was denkt sie, warum ich hier bin?" Natrlich hatte Alice sich lngst eine AlibiGeschichte einfallen lassen. Erst nachdem sie die angeblichen Geschehnisse in ihrem Kopf ausgearbeitet hatte, hatte sie den vermeintlichen Tatort entsprechend prpariert. Wir waren alle sehr gute Lgner mussten es notgedrungen sein aber wenn es darum ging, eine Geschichte zur Erklrung unerklrlicher Ereignisse zu erfinden, war Alice einsame Spitze. ,,Du bist zwei Treppen heruntergefallen und dann durch ein Fenster gestrzt", erklrte ich. Ich dachte an ihre liebenswerte Tollpatschigkeit. ,,Du musst zugeben, so unrealistisch ist das gar nicht." Sie seufzte. Selbst das schien ihr schon Schmerzen zu bereiten, doch sie versuchte, es vor mir zu verbergen. Dann schaute ich an ihrem Krper herunter, der sich unter der Decke abzeichnete. ,,Wie schlimm hat's mich denn erwischt?" ,,Du hast ein gebrochenes Bein, vier gebrochene Rippen, ein paar Risse im Schdel, dazu Prellungen und Blutergsse am ganzen Krper. Und du hast viel Blut verloren. Du brauchtest eine Transfusion, was mir berhaupt nicht gefallen hat eine Weile hast du vllig falsch gerochen." Wieder hatte ich die Bilder vor Augen, als Dr. Fuller den Zugang fr die Transfusion gelegt hatte. Hrte das Gerusch, als die Nadel ihre zarte Haut durchstach... roch den Blutstropfen, der an der Nadel vorbei auf ihren Arm floss... hrte das leise Gluckern, mit dem das fremde Blut in ihre Adern lief... Es hatte mich sehr viel Willenskraft gekostet, die Nadel nicht aus ihrem Arm zu reien und das fremde Blut mit dem widerlich falschen Geruch daran zu hindern, ihren lieblichen Duft zu
verderben. Doch dann hatte ich gesehen, wie die wchserne Blsse ihrer Haut verschwand und die Farbe in ihre wunderbar vollen Lippen zurckkehrte... ,,Das war bestimmt mal 'ne nette Abwechslung." ,,War es nicht ich mag, wie du riechst." Und genau das war das Problem. Ich mochte viel zu sehr, wie sie roch... und wie sie schmeckte... Energisch schob ich diesen Gedanken beiseite. Ich durfte mich nicht daran erinnern. ,,Wie hast du es geschafft?", fragte sie leise. Natrlich wusste ich sofort, wovon sie sprach. ,,Ich wei es nicht", sagte ich und wich ihrem fragenden Blick aus. Behutsam nahm ich ihre dick verbundene Hand in meine. Unter diesem Verband befand sich der Biss, den James ihr zugefgt hatte. Unter diesem Verband verbarg sich die Wunde, aus der ich ihr kstliches Blut getrunken hatte... Sie sah mich unverwandt an und wartete auf eine Antwort. Ich schmte mich dafr, wie knapp es gewesen war. Wenn mich der Geschmack von James Gift nicht wieder in die Realitt gerissen htte... Nicht einmal Alice oder Carlisle wussten davon. Sie hielten mich fr stark und waren stolz auf mich. Der Gedanke daran steigerte den Ekel vor mir selbst und vor dem, was ich ihr beinahe angetan htte. Ich seufzte und hielt den Blick weiterhin gesenkt. ,,Eigentlich war es unmglich .... aufzuhren", sagte ich gepresst. ,,Unmglich. Aber ich hab es geschafft." Ich erinnerte mich an all das Schreckliche und an all das Schne. Ich erinnerte mich an die Liebe und das Vertrauen, die ich in ihren Augen gesehen hatte. Ich erinnerte mich an die Macht, die ihr Blut ber mich gehabt hatte. Und ich erinnerte an den Moment, als ich meine Lippen von ihrer Haut lste und ihre Hand fallen lie. Ich wusste immer noch nicht, wie ich es geschafft hatte. Zgernd hob ich meinen Blick und lchelte ihr zaghaft zu. ,,Ich muss dich wirklich lieben." Liebevoll erwiderte sie mein Lcheln. ,,Und schmecke ich so gut, wie ich rieche?", fragte sie scherzhaft. ,,Besser!", entfuhr es mir. ,,Sogar noch besser, als ich gedacht hatte." ,,Tut mir leid" Ich verdrehte die Augen. ,,Ausgerechnet dafr entschuldigst du dich." ,,Wofr soll ich mich denn deiner Meinung nach entschuldigen?" Das fragte sie noch? ,,Dafr, dass du mich fast fr immer verlassen httest." ,,Tut mir leid", sagte sie noch einmal. Diesmal klang es sehr kleinlaut. Ich durfte ihr jetzt keine Vorwrfe machen. Durfte nichts tun, was sie aufregen wrde. Sie litt auch so schon groe Schmerzen... ich wrde sie nicht vergrern. ,,Ich wei, warum du das gemacht hast", sagte ich beschwichtigend. Es war mir egal, dass ich eigentlich wtend auf sie htte sein mssen, weil sie auf eigene Faust gehandelt hatte, statt einmal das Richtige zu tun. Dafr war ich viel zu glcklich, dass ich sie wiederhatte. ,,Trotzdem war es natrlich vollkommen unvernnftig. Du httest auf mich warten sollen, du httest es mir sagen sollen", sagte ich so neutral wie mglich. Ich versuchte jeden Vorwurf aus meiner Stimme heraus zu halten.
,,Du httest mich nicht gehen lassen." ,,Stimmt, htte ich nicht", sagte ich grimmig. Natrlich htte ich das nicht. Sie wre niemals verletzt worden, und ich htte das Vergngen gehabt, James selbst zu zerstren. Pltzlich zuckte sie zusammen. Besorgt beugte ich mich weiter ber sie. ,,Bella, was ist denn?" ,,Was ist mit James passiert?" ,,Als ich ihn von dir weggerissen hatte, haben sich Emmet und Jasper um ihn gekmmert." Ich wollte sie nicht mit zu vielen Einzelheiten belasten. Verwundert schaute sie mich an. ,,Komisch, die beiden habe ich gar nicht gesehen." Das berraschte mich nicht. Bella war ja kaum bei Bewusstsein gewesen und Emmett und Jasper hatten sich nur sehr kurz in dem groen Saal aufgehalten. Ihre Selbstbeherrschung htte dem Geruch nicht lange Stand halten knnen. ,,Sie mussten rausgehen ... es war alles voller Blut." ,,Aber du bist geblieben." ,,Ich bin geblieben, ja." In dem Moment, in dem ich sie schwer verletzt dort liegen sah, hatte ich praktisch keinen Gedanken auf den Geruch ihres Blutes verschwendet. In diesem Moment hatte es nur eins gegeben, dass zhlte... ,,Und Carlisle und Alice auch ...", unterbrach sie meine Gedanken. ,,Sie lieben dich, Bella", sagte ich schlicht. ,,Hat sie das Video gesehen?" ,,Ja", antwortete ich tonlos. Ja, wir hatten das Video gesehen. Er wollte mir einen ,Abschiedsbrief' hinterlassen, wie er es ausgedrckt hatte. Deshalb hatte er alles auf Video aufgezeichnet. Er hatte geplant, uns anzurufen, nachdem er Bella gettet hatte. Fr ihn war es nichts weiter als ein Spiel. Ein aufregendes Spiel. Er war davon berzeugt gewesen, dass ich mich an ihm rchen wrde. Und das htte ich getan. Wie sehr wnschte ich mir, ich htte mich selbst um ihn kmmern knnen. Doch all mein Denken und Fhlen waren nur auf Bella konzentriert gewesen, als ich sie gefunden hatte. Er war viel zu leicht davon gekommen... ,,Sie war jahrelang im Dunkeln, deshalb konnte sie sich an nichts erinnern", fuhr Bella fort. ,,Ja, ich wei. Und es ist gut, dass sie sich selbst kein Rtsel mehr ist." Es gelang mir, meine Stimme ruhig klingen zu lassen, doch ich sprte, dass sich meine Gesichtszge vor Wut verzerrten. Bella wollte die Hand heben, wurde jedoch von den Infusionsschluchen daran gehindert. Ihre Augen weiteten sich. ,,Auuu." Sie zuckte zusammen. ,,Was ist?", fragte ich besorgt. ,,Nadeln", erklrte sie und vermied dabei jeden Blick auf ihre Hand. Ich schttelte unglubig mit dem Kopf. ,,Sie hat Angst vor Nadeln", murmelte ich in mich hinein. ,,Ein sadistischer Vampir, der sie zu Tode foltern will kein Problem. Ein Anruf von ihm, und sie lsst alles stehen und liegen. Ein
Infusionsnadel dagegen..." Sie verdrehte die Augen und schien bemht, das Thema zu wechseln. ,,Warum bist du eigentlich hier?", fragte sie. Ich starrte sie an. Fr den Bruchteil einer Sekunde war ich berrascht. Der Schmerz traf mich vllig unvorbereitet aber es stimmte. Ich hatte wirklich kein Recht hier zu sein, wo ich doch fr alles verantwortlich war, was ihr passiert war. Doch ich wusste nicht, woher ich die Kraft und die Strke nehmen sollte, um sie zu verlassen. Aber wenn sie mich fortschickte, wrde ich gehen. ,,Soll ich gehen?", fragte ich leise. ,,Nein!", protestierte sie entsetzt und zuckte zusammen. ,,Ich meine nur, was denkt meine Mutter, warum du hier bist? Ich muss schlielich wissen, was ich sagen soll, wenn sie zurckkommt." ,,Ach so", sagte ich und empfand eine Erleichterung, die ich nicht empfinden sollte, nicht empfinden durfte. Aber ich konnte mich nicht dagegen wehren. ,,Ich bin nach Phoenix geflogen, um dich zur Vernunft zu bringen und davon zu berzeugen, zurck nach Forks zu kommen." Ich benutzte meinen berzeugendsten Tonfall. Wenn ich es nicht besser wsste, htte ich mir selbst geglaubt. ,,Du hast eingewilligt, dich mit mir zu treffen, und bist zu dem Hotel gefahren, wo ich mit Carlisle und Alice wohnte selbstverstndlich war ich in elterlicher Begleitung. Doch auf dem Weg hoch zu meinem Zimmer bist du auf der Treppe gestolpert und ... na ja, den Rest kennst du ja. Du musst dich an keine Einzelheiten erinnern du hast eine erstklassige Ausrede dafr, dass dein Gedchtnis dich bei den Details etwas im Stich lsst." Sie dachte einen Moment darber nach. ,,Die Geschichte hat ein paar Schwachstellen", kritisierte sie. ,,Zum Beispiel msste es ja kaputte Fenster geben." ,,Gibt es auch", versicherte ich ihr und lchelte still in mich hinein. ,,Glaub mir, Alice hatte viel Freude daran, den Unfallort zu prparieren. Es sieht alles sehr berzeugend aus wahrscheinlich knntest du jetzt sogar das Hotel verklagen. Auf jeden Fall musst du dir um nichts Gedanken machen", versprach ich und streichelte sanft ihre Wange. ,,Du musst nur gesund werden." Trotz der Schmerzmittel, die ihren Krper immer noch ruhig stellten, reagierte sie auf meine Berhrung, und zwar genau wie immer. Ihr Herzschlag ging in ein Stakkato ber und das Piepen des Monitors berschlug sich. Bellas Wangen frbten sich zu dem schnsten Rosa, das ich je gesehen hatte. ,,Das kann ja noch peinlich werden", murmelte sie. Ihr verlegener, entsetzter Gesichtsausdruck brachte mich zum Lachen. Es war das erste echte Lachen seit Tagen. Ich fhlte mich wie befreit. bermtig dachte ich, dass es schon viel zu lange her war, seit ich sie zum letzen Mal aus der Fassung gebracht hatte. ,,Hmm, ich frag mich..." Ganz langsam beugte ich mich zu ihr hinunter. In ihren groen dunklen Augen strahlte die Vorfreude. Je nher ich ihrem Gesicht kam, desto rasender wurde das Piepen doch als sich meine Lippen ganz sanft auf ihre senkten, setzte es schlagartig aus. Entsetzt sprang ich zurck und starrte sie an. Was hatte ich getan? Erleichtert bemerkte ich, dass ihr Herz wieder anfing zu schlagen.
,,Scheint so, als msste ich noch vorsichtiger mit dir umgehen als sonst." Ich runzelte die Stirn. ,,Soll das ein Kuss gewesen sein?", schimpfte sie. ,,Oder willst du, dass ich aufstehe und ihn mir hole?" Ich lchelte, beugte mich wieder zu ihr hinunter und ksste sie zrtlich. Der Monitor spielte verrckt. Pltzlich drangen Renes Gedanken in mein Bewusstsein und ich richtete mich auf. ,,Ich glaube, ich hre deine Mutter", sagte ich lchelnd. ,,Du gehst doch nicht weg, oder?", fragte sie mit zittriger Stimme. Ich sah die Panik, die sich bei dieser Vorstellung in ihre Augen schlich. ,,Ich gehe nicht weg", versprach ich und lchelte ihr zu. ,,Ich mache ein Nickerchen." Es war besser, wenn ich mich so oft wie mglich in Renes Nhe schlafend stellte. Sie sie war viel zu aufmerksam und schon jetzt sehr misstrauisch. Ich erhob mich von dem Plastikstuhl, der direkt neben dem Bett stand und lie mich in den trkisfarbenen Sessel am Fuende des Bettes sinken. Dann schloss ich die Augen und bewegte mich nicht mehr. ,,Vergiss nicht zu atmen", flsterte sie sarkastisch. Ich holte demonstrativ Luft, ohne meine Augen zu ffnen. Ihre Mutter war jetzt direkt vor der Tr. Sie sprach mit der Schwester und erkundigte sich, wann Bella endlich aufwachen wrde. Sie klang sehr ngstlich und aufgewhlt. Dann ffnete sich die Tr einen Spalt, und sie streckte ihren Kopf ins Zimmer. ,,Mom!", flsterte Bella liebevoll. In Renes Gedanken sah ich, wie sie mich prfend musterte und dann auf Zehenspitzen an mir vorbei schlich. ,,Ist er berhaupt schon mal rausgegangen?", murmelte sie in sich hinein. Hat er berhaupt schon mal was gegessen? Habe ich auch nur einen aus dieser Familie schon mal etwas essen sehen? Ich fluchte unhrbar in mich hinein. ,,Mom, ich bin so froh, dich zu sehen!" Die Erleichterung darber, dass ihre Tochter endlich erwacht war, lenkte Rene zum Glck von den Gedanken ber mich und meine Familie ab. Sie bemerkte viel zu viel. Darin war sie Bella so hnlich. Mit Trnen in den Augen beugte sie sich ber ihre Tochter. ,,Bella, ich war krank vor Sorge!" ,,Es tut mir leid, Mom. Aber jetzt ist alles in Ordnung", sagte sie trstend. ,,Bin ich froh, dich endlich wach zu sehen!" An dem leichten Quietschen erkannte ich, dass sie sich auf die Bettkante setzte. ,,Wie lange habe ich denn geschlafen?", fragte Bella verwirrt. ,,Es ist Freitag, Schatz, du warst eine ganze Weile nicht bei Bewusstsein." ,,Freitag?" Das klang vllig perplex. Ich war gar nicht dazu gekommen ihr zu erzhlen, dass sie zwei Tage geschlafen hatte. ,,Sie mussten dich eine Zeit lang ruhigstellen", erklrte ihre Mutter. ,,Du hast viele Verletzungen." ,,Ich wei", sagte Bella nur. Ich wusste, dass sie sie spren konnte. Ihre angespannte Haltung verriet mir, dass sie ihr bei jeder Bewegung weh taten.
,,Zum Glck war Dr. Cullen gleich zur Stelle. Er ist so ein netter Mann ... aber ganz schn jung. Man wrde denken, er ist Model, kein Arzt..." Und diese goldenen Augen... bilde ich mir das nur ein, oder sind sie in den letzen zwei Tagen dunkler geworden? Das kann ja gar nicht sein. Muss an dem Neonlicht hier liegen. Aber diese Augen... diese ungewhnliche Farbe... goldene Augen... woran erinnert mich das nur...? Ach ja... Die schne Lara vom Planeten Allspa... wirklich einer der besten Science Fiction Romane, die ich je gelesen habe... ,,Dann hast du Carlisle schon kennengelernt?", unterbrach Bella die Gedanken ihrer Mutter, die sich gerade hoffnungslos verirrten. ,,Ja, und Edwards Schwester Alice auch. Ein reizendes Mdchen." ,,Das ist sie", stimmte Bella ihr voller Wrme zu. In Renes Gedanken sah ich, dass sie mich wieder nachdenklich betrachtete. ,,Du hast mir gar nicht erzhlt, dass du so gute Freunde hast in Forks." Und den Rotschimmer in seinen Augen habe ich mir auch nicht eingebildet, auch wenn er inzwischen fast verschwunden ist, dachte sie. Ist er krank? Oder hat er das von seinen leiblichen Eltern... Carlisle und Alice haben ja diese wundervollen goldenen Augen... Augen wie Lara... Ich seufzte tonlos. Niemand sonst hatte die leichte Rtung in meinen Augen gesehen. Man musste schon sehr aufmerksam sein, um sie zu bemerken. Das Rot war Gott sei Dank nicht sehr ausgeprgt gewesen und inzwischen fast verschwunden. Ich hatte nicht viel von Bellas Blut getrunken. Bei der Erinnerung daran verkrampfte sich mein Kiefer. Pltzlich sthnte Bella laut auf. Ich riss meine Augen auf. Ihre Mutter bemerkte nichts davon. Sie hatte sich bei dem Gerusch sofort zu Bella umgedreht. ,,Tut dir was weh?", fragte sie besorgt und stellte damit die Frage, die auch mir unter den Ngeln brannte. Bella sah mich an, dann wanderte ihr Blick zurck zu ihrer Mutter. ,,Geht schon wieder", versicherte sie uns beiden. ,,Ich muss nur daran denken, mich nicht zu bewegen." Halbwegs beruhigt lie ich mich zurck in meinen Scheinschlaf sinken. Bella schien sich dem mtterlichen Verhr ber ihre Freunde entziehen zu wollen. ,,Wo ist Phil?", fragte sie schnell, um von sich abzulenken. Bei ihrer Mutter hatte sie damit sofort Erfolg. ,,In Florida oh, Bella, es ist so toll! Stell dir vor! Wir waren schon dabei, unsere Zelte abzubrechen, und dann kam der Bescheid!" ,,Phil hat einen Vertrag bekommen!", mutmate Bella. ,,Ja! Woher weit du das? Und rate mal, von wem! Den Suns kannst du dir das vorstellen?" ,,Ehrlich? Super, Mom." Sie schien das Gefhl zu haben, dass jetzt Enthusiasmus angebracht war und wollte ihre Mutter nicht enttuschen. ,,Und in Jacksonville wird es dir so gut gefallen", sprudelte es aus Rene hervor. In ihren Gedanken sah ich, dass Bella sie verstndnislos anstarrte. Doch ihre Mutter schien diesen Blick nicht zu bemerken. Sie war zu sehr gefangen in ihren eigenen Gedanken. ,,Dabei hat Phil vor kurzem noch von Alaska geredet, und ich dachte schon, oh nein, der ganze Schnee und das alles du weit ja, wie sehr ich die Klte hasse. Aber Jacksonville! Immer Sonne, und die Feuchtigkeit ist gar nicht sooo schlimm. Und wenn du erst das Haus siehst, das wir gefunden haben, so hbsch, gelb mit weien Verzierungen, und der Vorgarten ist wie aus einem
alten Film, mit einer groen Eiche, und es sind nur fnf Minuten bis zum Meer. Und weit du was? Du hast sogar dein eigenes Badezimmer..." Ich spannte mich an. Das wre die perfekte Lsung. Nicht fr mich aber fr Bella. Und hier ging es nicht um mich. Ich wrde es niemals schaffen, das Richtige zu tun... sie zu verlassen und sie ihr Leben leben zu lassen, wie sie es verdiente. Aber wenn sie es schaffte wegzugehen... ,,Mom, Mom, warte mal!", unterbrach Bella sie. ,,Wovon redest du? Ich ziehe nicht nach Florida ich wohne in Forks." ,,Aber das musst du jetzt nicht mehr, Dummerchen", sagte ihre Mutter lachend und nahm mir damit praktisch die Worte aus dem Mund. Auch wenn sich alles in mir gegen die Vorstellung wehrte auch nur einen einzigen Tag von Bella getrennt zu sein, so durfte ich doch nicht an mich denken. ,,Ab jetzt ist Phil viel fter zu Hause. Wir haben schon ber alles geredet, und ich hab mir berlegt, dass ich die Auswrtsspiele einfach aufteile die Hlfte der Zeit bin ich bei dir, die Hlfte bin ich bei ihm." ,,Mom", sagte Bella und zgerte. ,,Ich will aber in Forks bleiben. Ich habe mich in der Schule schon eingewhnt und Freunde gefunden." Bei dem Wort ,Freunde' huschte Renes Blick zu mir. Bella sprach schnell weiter. ,,Und auerdem braucht mich Charlie. Er ist ganz alleine dort oben, und er kann kein bisschen kochen." ,,Du mchtest in Forks bleiben?", fragte Rene verwirrt und sprach damit wieder meine Gedanken aus. In ihrem Kopf sah ich, dass ihr Blick erneut auf mir ruhte. ,,Warum?" Ja, Warum? Das war es doch, was Bella immer gewollt hatte. Sie wollte damals nicht nach Forks ziehen. Sie hatte diese Entscheidung nur aus Liebe zu ihrer Mutter getroffen. Und bei aller Liebe, die sie fr Charlie empfand wusste ich doch, wie sehr sie ihre Mutter vermisste. Sie sprach im Schlaf sehr oft von ihr. Jetzt bot sich ihr die Chance diesen Schritt rckgngig zu machen. Warum ergriff sie die Gelegenheit nicht freudig beim Schopf? ,,Hab ich doch gesagt die Schule, Charlie aua!" Sie hatte mit den Schultern gezuckt und sofort durchfuhren sie neue Schmerzen. Beruhigend legte Rene ihr eine Hand auf die Stirn. ,,Aber Bella du hasst Forks." ,,Es ist eigentlich gar nicht so bel." Renes Blick wanderte bedeutungsvoll zwischen Bella und mir hin und her. ,,Ist es wegen diesem Jungen?", flsterte sie. Irgendetwas an ihm ist seltsam. Ich kann es nur nicht richtig greifen... ,,Auch", sagte Bella. ,,Habt ihr euch schon kennengelernt?" ,,Ja." Sie hielt inne und betrachtete meine reglose Gestalt. ,,Und deshalb will ich mit dir reden." Er wirkt immer so angespannt. Und das ist nicht nur die Sorge um ihre Gesundheit. Da steckt viel mehr dahinter. ,,Worber denn?" Der nervse Unterton in Bellas Stimme war unberhrbar. ,,Ich glaube", verkndete Rene mit vorwurfsvoller Stimme, ,,er ist in dich verliebt."
,,Glaube ich auch." ,,Und? Was bedeutet er dir?", fragte sie mit unverhohlener Neugier. Bella seufzte und schaute ihre Mutter an. ,,Ich bin ziemlich verrckt nach ihm." ,,Na ja, er scheint ja wirklich sehr nett zu sein, und meine Gte er sieht unglaublich gut aus, aber, Bella, du bist doch noch so jung..." Viel zu jung, um dich jetzt schon so fest zu binden... ,,Ich wei, Mom mach dir keine Gedanken", sagte Bella beruhigend. ,,Es ist nichts Ernstes." Nichts Ernstes? Wem willst du das erzhlen? ,,Okay", antwortete Rene. Obwohl sie nicht berzeugt war, hrte man es ihrer Stimme nicht an. Sie wollte jetzt nicht zu sehr in Bella dringen, die geschwcht auf ihren Kissen lag. Dann seufzte sie und schaute zu der groen, runden Uhr an der Wand. ,,Musst du los?" ,,Na ja, Phil ruft gleich an..." Ich sollte jetzt nicht gehen, ich sollte bei ihr bleiben... ,,Ich wusste ja nicht, dass du aufwachst..." ,,Macht doch nichts, Mom", sagte Bella. Ich hrte die Erleichterung in ihrer Stimme, die ihrer Mutter entging. ,,Ich bin ja nicht allein." ,,Ich bleibe nicht lange weg", versprach Rene. ,,Ich schlafe schon seit Tagen hier." ,,Mom, das musst du nicht! Du kannst wirklich zu Hause schlafen ich merk doch gar nicht, wenn du nachts nicht hier bist." ,,Na ja, mir war auch nicht ganz wohl zu Hause", gab Rene kleinlaut zu. ,,In der Nachbarschaft hat es ein Verbrechen gegeben, und ich bin gerade nicht so gern allein dort." ,,Ein Verbrechen?", fragte Bella erschrocken. Ich unterdrckte ein Grinsen. ,,Ja, jemand ist in das Ballettstudio um die Ecke eingebrochen und hat dort Feuer gelegt. Es ist vollkommen abgebrannt. Und auerdem stand ein gestohlenes Auto direkt vor der Tr. Du warst mal dort tanzen, Liebling erinnerst du dich?" ,,Ja." In Renes Gedanken sah ich, wie Bella bei der Erinnerung an das Ballettstudio anfing zu zittern. Besorgt beugte sie sich ber ihre Tochter. Ich unterdrckte den Impuls aufzuspringen, und Bella trstend in meine Arme zu nehmen. Es war sicherer, Renes Aufmerksamkeit nicht wieder auf mich zu lenken. Je weniger sie an mich dachte, desto besser. Nur noch einen Moment Geduld, dann wrde sie gehen, und ich hatte Bella wieder fr mich allein. ,,Wenn du mich brauchst, mein Schatz ich kann auch bleiben", drangen die Worte von Bellas Mutter in mein Bewusstsein. ,,Danke, Mom, es geht schon. Und Edward ist ja bei mir." Ja, und das ist genau der Grund, warum ich lieber hier bleiben sollte. Was ist nur los mit ihm...? Und wie ernst ist es ihr wirklich? ,,Ich bin abends wieder hier", sagte sie und warf mir noch einen prfenden Blick zu. ,,Ich liebe dich, Mom." ,,Ich liebe dich auch. Pass in Zukunft ein bisschen mehr auf beim Laufen, ja ich mchte dich nicht verlieren." Ich lchelte zustimmend. Eine Krankenpflegerin kam geschftig herein, um die Schluche und Kabel zu berprfen. Rene ksste zum Abschied Bellas Stirn und ging.
Kapitel 25 Nadeln und Küsse - Fortsetzung Die Pflegerin warf einen Blick auf Bellas EKG. ,,Bist du unruhig?", fragte sie. ,,Deine Herzfrequenz war zwischenzeitlich ganz schön hoch."Ich grinste in mich hinein. ,,Nein, mir geht's gut", versicherte Bella schnell. Eine zarte Röte überzog ihr Gesicht. Auch wenn ich ihre Gedanken nicht hören konnte, wusste ich doch genau, dass sie gerade an das Gleiche dachte, wie ich.Und obwohl ich wusste, dass sie Schmerzen hatte, war sie dickköpfig wie eh und je. Selbst jetzt versuchte sie, stark zu wirken und sich nichts anmerken zu lassen.Doch die Pflegerin ließ sich nicht täuschen die Werte, die die Monitore anzeigten, waren eindeutig.,,Ich sag der Schwester Bescheid, dass du wach bist. Sie kommt gleich mal nach dir gucken", sagte sie und ging hinaus.Sobald sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, war ich wieder an Bellas Seite.Sie zog tadelnd die Augenbrauen hoch. ,,Ihr habt ein Auto geklaut?"Ich grinste ohne jede Reue. ,,Es war ein gutes Auto, sehr schnell.",,Wie war dein Nickerchen?"Diese Frage brachte mich aus dem Konzept. Was sollte ich ihr nur sagen? Dass ich will, dass sie nach Florida geht? Sie würde diese Lüge sofort durchschauen. Sie wusste, wie sehr ich sie liebte, und dass meine Liebe zu ihr niemals vergehen würde. Mein Zögern war viel zu kurz, um von ihr bemerkt zu werden.,,Interessant", sagte ich nach dem Bruchteil einer Sekunde.,,Was?", hakte sie nach. Sie kannte mich schon viel zu genau. Auch wenn sie das Zögern nicht bemerkt hatte, sah sie mir doch an den Augen an, dass etwas nicht stimmte.Ich senkte den Blick. Ich konnte ihr jetzt nicht in die Augen schauen. Sie würde die Verzweiflung in meinen Augen lesen, die diese Vorstellung in mir hervorrief. Und ich wollte, dass sie sich frei entschied. Ohne Rücksicht auf meine Gefühle. Ich durfte sie nicht beeinflussen. Sie sollte das tun, was für sie das Beste war. Sie war das wichtigste in meinem Leben, und ich hatte nur den einen Wunsch, dass es ihr gut ging. Und ohne mich ginge es ihr soviel besser. ,,Ich habe mich nur gewundert", sagte ich vorsichtig. ,,Ich dachte, Florida... und deine Mutter... na ja ich dachte, das ist das, was du willst."Ich mied immer noch den direkten Blick auf ihr Gesicht, aber aus den Augenwinkeln sah ich, wie sie mich verständnislos anstarrte. ,,Aber in Florida müsstest du den ganzen Tag drin bleiben. Du könntest nur nachts rausgehen, genau wie ein richtiger Vampir."Das brachte mich fast zum Lächeln, aber nur fast.,,Ich würde nicht mit nach Florida kommen, Bella. Ich würde in Forks bleiben. Oder irgendwo anders hingehen. Irgendwohin, wo ich dich nicht mehr verletzen könnte."Mit leerem Gesichtsausdruck starrte sie mich weiterhin an, als könne sie den Sinn meiner Worte nicht erfassen.Ihr Herz fing an zu rasen, ihre Atmung beschleunigte sich und wurde dabei immer flacher, als wäre sie kurz vor dem Ersticken. Dann breitete sich ein tiefer Schmerz auf ihrem Gesicht aus.Stumm starrte ich sie an.Mit energischen Schritten kam eine Krankenschwester ins Zimmer und warf einen geschulten Blick auf Bellas Gesicht.,,Was meinst du, Isabella sollen wir dir noch etwas gegen die Schmerzen geben?", fragte sie und tippte bedeutungsvoll auf den Infusionsschlauch. ,,Nicht nötig", murmelte sie. Ich hörte die Anstrengung, die es sie kostete, sich ihre Schmerzen nicht anhören zu lassen. ,,Es geht schon.",,Du musst nicht die Heldin spielen. Es ist besser, wenn du dich so wenig wie möglich anstrengst dein Körper braucht viel Ruhe", versuchte die Schwester sie zu überreden und sah sie abwartend an.Es wäre soviel besser vernünftiger sich etwas gegen die Schmerzen geben zu lassen, doch Bella schüttelte nur eigensinnig den Kopf.,,Okay", sagte die Schwester seufzend. ,,Wenn du was brauchst, drück einfach den Knopf."Sie warf sie mir einen strengen Blick zu. Wie kann man nur so rücksichtslos sein und eine Patientin so aufregen, warf sie mir in ihren Gedanken vor. Mit einem letzten besorgten Blick auf den Monitor verließ sie das Zimmer.Ich hatte Bella nicht aufregen und ihr keine Schmerzen zufügen wollen. Natürlich nicht.Doch als ihre Mutter ihr angeboten hatte, zu ihr nach Florida zu ziehen, da hatte ich für einen kurzen Moment gehofft, dass sie den Schritt machen würde, für den ich einfach zu schwach war.Beruhigend legte ich meine Hände an ihre Wangen, um ihr erhitztes Gesicht zu kühlen. ,,Schhh, Bella, ganz ruhig.",,Verlass mich nicht", flehte sie mit erstickter Stimme.,,Ich verlasse dich nicht", versprach ich ihr. Dazu war ich ja gar nicht in der Lage. Sie war der Fokus meiner Welt geworden. Alles drehte sich nur noch um sie. ,,Und jetzt beruhige dich, bevor ich nach der Schwester rufe und dich ruhigstellen lasse."Doch auch diese Drohung hatte keine Wirkung auf sie. Ihr Herz raste und wollte sich einfach nicht wieder beruhigen.,,Bella", sagte ich und streichelte sanft ihr Gesicht. ,,Ich gehe nirgendwohin. Ich bin hier, solange du mich brauchst."Ich hatte doch nur das Richtige tun
wollen und wieder einmal hatte ich sie damit verletzt. Gab es so etwas wie das Richtige für uns überhaupt noch? Konnte ich überhaupt noch irgendetwas tun, ohne sie noch mehr zu verletzten? ,,Schwörst du, dass du mich nicht verlässt?", flüsterte sie.In diesem Moment hätte ich ihr alles versprochen, wenn es ihr dadurch nur wieder besser ging. Ich nahm ihr Gesicht wieder zwischen meine Hände, beugte mich zu ihr herab und schaute sie ernst an. ,,Ich schwöre es."Langsam beruhigten sich ihr Pulsschlag und die Atmung, als ihr Körper sich sichtlich entspannte. Das Piepen des Monitors ging auf eine normale Frequenz zurück.,,Besser?", frage ich.,,Ja", antwortete sie, aber es klang nicht sehr überzeugend. Ich schüttelte den Kopf. ,,Wie kannst du mich nur mit einer Überreaktion so erschrecken?", murmelte ich leise in mich hinein.,,Warum hast du das gesagt?", flüsterte sie. ,,Hast du genug davon, mir ständig das Leben retten zu retten? Willst du vielleicht, dass ich weggehe?"Entsetzt starrte ich sie an. Wie konnte sie mich so etwas fragen. Sie wusste doch, was ich für sie fühlte. Es war bereits die Hölle für mich gewesen nur diese drei Tage von ihr getrennt zu sein.,,Nein, Bella, ich will nicht von dir getrennt sein. Natürlich nicht. Was redest du dir denn bloß ein! Mir macht es auch nichts aus, dir das Leben zu retten aber ich bin es doch, der es erst in Gefahr bringt. Ohne mich würdest du nicht hier liegen.",,Du hast vollkommen recht", antwortete sie zu meiner großen Überraschung und starrte mich aufgebracht an. ,,Ohne dich wäre ich nicht mehr am Leben.",,Mehr tot als lebendig bewegungsunfähig und am ganzen Körper verbunden", flüstere ich.Ihre Glaube, dass ich gut für sie sei und die Dankbarkeit, dass ich ihr Leben gerettet hatte, waren so ungerechtfertigt und falsch, dass ich mich schämte sie anzusehen. ,,Ich hab nicht von meiner jüngsten Todeserfahrung gesprochen", sagte sie gereizt. ,,Sondern von den anderen such dir eine aus. Ohne dich würde ich schon längst auf dem Friedhof von Forks verfaulen."Bei diesen Worten zuckte ich gequält zusammen, ging aber nicht darauf ein.,,Aber es ist nicht einmal das Schlimmste, dich so zu sehen", flüsterte ich. ,,Oder dich dort auf dem Boden zu sehen, mit verrenkten und gebrochenen Gliedern auch das war nicht das Schlimmste. Auch nicht, als ich dachte, ich komme zu spät." Meine Stimme brach und ich musste mich erst sammeln, bevor ich weiter sprechen konnte. ,,Und noch nicht einmal, deine Schreie und alles andere, woran ich mich bis in alle Ewigkeit erinnern werde. Am schlimmsten war es, zu denken ... nein, zu wissen ... dass ich nicht aufhören kann dass ich dich selber töten werde.",,Das ist nicht passiert.",,Aber es hätte passieren können. Ohne weiteres."Und es wäre passiert. Das war eine unumstößliche Tatsache. Wenn mich der Geschmack von James Gift nicht in die Realität zurück gerufen hätte, wäre es passiert. Nichts und niemand hätte mich stoppen können. Ich hätte die Frau, die ich mehr liebte als meine eigene Existenz, getötet. Ich hielt dieses Wissen kaum noch aus.,,Versprich es mir", flüsterte sie.,,Was soll ich dir versprechen?",,Du weißt genau, was", sagte sie wütend.Bei ihrem gereizten Tonfall spürte ich, wie auch in mir die Wut hochstieg. Verdammt noch mal, konnte sie denn nicht wenigstens einmal nur dieses eine Mal vernünftig sein und das Richtige tun?,,Ich bin ja anscheinend sowieso nicht stark genug, um mich von dir fernzuhalten, also nehme ich mal an, dass du kriegst, was du willst ... ob es dich nun umbringt, oder nicht", fauchte ich sie an.,,Schön", sagte sie und ich hörte die Verärgerung, die sie nur mühsam zurückhielt.,,Ich weiß jetzt, dass du es geschafft hast, aufzuhören", fuhr sie fort. ,,Jetzt will ich wissen, warum du überhaupt angefangen hast.",,Wie meinst du das?", fragte ich misstrauisch. Sie konnte doch nicht wissen, dass ich sie davor bewahrt hatte, in einen Vampir verwandelt zu werden ihr Leben und ihre Seele zu verlieren. Doch ihre nächsten Worte belehrten mich eines besseren.,,Warum hast du es getan? Warum hast du das Gift daran gehindert, sich auszubreiten? Wenn nicht, wäre ich nämlich jetzt wie du."ALICE!! Auf dem Weg zum Ballettstudio hatte ich das undeutliche Gefühl gehabt, dass sie mir etwas verheimlichte. Dass sie Bella etwas erzählt hatte, von dem sie wusste, dass ich nicht wollte, dass Bella es erfuhr.Zu dem Zeitpunkt hatte ich mich nicht darauf konzentrieren können. Nun wünschte ich, dass ich sie in der Zwischenzeit darauf angesprochen hätte. Doch sie war in den letzen Tagen so aufgewühlt über die Entdeckung ihrer Vergangenheit, dass ich sie nicht damit behelligen wollte. Alice kannte meinen Wunsch, dass Bella niemals von diesen Dingen erfahren sollte, ganz genau.Meine Kiefer verkrampften sich. Zwischen meinen Zähnen hätte man Granit pulverisieren können. Unbewegt starrte ich Bella an.Sie wartete, doch ich war nicht in der Lage ihr zu antworten. Ich wusste, dass ich meine Stimme nicht würde kontrollieren können.,,Ich gebe gern zu, dass ich
nicht viel Erfahrung mit Beziehungen habe", sagte sie schließlich, als ich immer noch nicht sprach. ,,Aber ich finde es falsch ... wenn ein Mann und eine Frau einander nicht ebenbürtig sind. Es kann nicht immer der eine sein, der plötzlich auftaucht und die andere rettet. Sie müssen sich gegenseitig retten können."Es gelang mir, meine Wut zu kontrollieren und ich entspannte mich ein wenig. Ich verschränkte die Arme auf ihrer Bettkante und legte mein Kinn darauf. Ernst schaute ich sie an. ,,Du hast mich gerettet", widersprach ich ihr leise.Sie hatte mich in vielfacher Hinsicht gerettet. Sie hatte meiner Existenz einen neuen Sinn gegeben. Ich hatte jahrzehntelang in meinem Innern Krieg gegen mich geführt. Sie hatte die Kämpfe beendet. Sie hatte mir einen Frieden geschenkt, den ich nie für möglich gehalten hatte. Ich schuldete ihr so viel...,,Ich kann nicht immer nur Lois Lane sein", sagte sie. ,,Ich möchte auch Superman sein.",,Du weißt nicht, um was du mich da bittest", sagte ich sanft. Ich schaffte es nicht, ihr in die Augen zu sehen und starrte unbewegt auf die Naht ihres Kopfkissens.,,Ich glaube schon", widersprach sie mir.,,Nein, Bella, eben nicht. Ich denke seit neunzig Jahren darüber nach, und ich bin mir immer noch nicht sicher."Ich wusste nicht, ob wir noch eine Seele hatten, oder ob sie der Preis für unsere Unsterblichkeit war. Ich wusste nicht, ob nach unserer Existenz noch irgendetwas für uns kommen würde.,,Wünscht du dir, Carlisle hätte dich nicht gerettet?",,Nein, das wünsche ich mir nicht." Doch das ließ sich nicht miteinander vergleichen. Ihre Situation war eine ganz andere. Ich musste versuchen, ihr das klar zu machen. ,,Aber mein Leben war vorbei. Ich habe nichts aufgegeben.",,Du bist mein Leben. Du bist das Einzige auf der Welt, das ich um keinen Preis verlieren will."Emmett hatte Recht gehabt, erkannte ich ohne Überraschung. Sie empfand genau wie er damals. Doch das hatte nichts zu bedeuten. Das machte es nicht besser. Das machte es nicht richtig. Ich musste Bella schützen zur Not auch vor sich selbst. Ich würde ihr nicht ihr Leben und ihre Seele nehmen.,,Ich kann das nicht tun, Bella. Ich werde dir das nicht antun.",,Warum nicht?", fragte sie mit krächzender Stimme. ,,Und erzähl mir nicht, es ist zu schwer! Im Vergleich zu heute oder, keine Ahnung, wie viele Tage das jetzt her ist ... jedenfalls, im Vergleich zu dieser Sache sollte es dir leicht fallen."Wütend starrte ich sie an. Hatte sie mir denn nicht zugehört? Dann musste ich es eben anders versuchen. ,,Und was ist mit den Schmerzen?", fragte ich.Das schien der richtige Weg zu sein. Ich war zu ihr durchgedrungen. Sie erbleichte.Ich sah, wie sie versuchte sich zusammen zu reißen. Mit wenig Erfolg. Sie konnte sich sicher noch deutlich an das Feuer erinnern, das in ihren Adern getobt hatte. ,,Das ist meine Sache. Ich komme schon klar damit", log sie halbherzig.,,Mann kann's auch übertreiben mit dem Mut. Bis es nichts als Wahnsinn ist.",,Wo ist das Problem? Drei Tage es gibt Schlimmeres."Ich knirschte unhörbar mit den Zähnen. Verdammt! Was hatte Alice ihr noch alles erzählt?,,Was ist mit Charlie?", fragte ich knapp. ,,Und Renée?"Ich wartete, doch sie schien ihre Stimme nicht zu finden.,,Das ist auch kein Problem", log sie wieder. Doch ich spürte, dass sich nicht einmal selbst davon überzeugen konnte. ,,Renée hat von jeder die Entscheidungen getroffen, die für sie richtig waren. Und Charlie ist unverwüstlich er ist es gewohnt, allein zu sein. Ich kann nicht ewig auf die beiden aufpassen. Ich muss mein eigenes Leben führen.",,Völlig richtig", stimmte ich ihr zu. ,,Und genau deshalb, werde ich es nicht beenden.",,Falls du darauf wartest, dass ich im Sterben liege, dann lass dir gesagt sein, dass ich das gerade hinter mir habe.",,Du erholst dich wieder", erinnerte ich sie.Sie holte tief Luft und wir starrten uns an. Ihre Miene war störrisch und unnachgiebig.,,Du irrst dich", widersprach sie mir langsam.Ich runzelte die Stirn. Ich wusste, dass sie starke Schmerzen hatte. Viel stärker, als sie mich sehen lassen wollte und als sie je zugeben würde. Aber wie kam sie auf die Idee, dass sie an ihren Verletzungen sterben würde? ,,Quatsch. Vielleicht behältst du ein paar Narben, aber...",,Du irrst dich", unterbrach sie mich. ,,Ich werde sterben.",,Jetzt hör schon auf Bella", sagte ich aufgewühlt. Ich ertrug es nicht, wenn sie von ihrem Tod sprach. Ich schrak entsetzt vor dem Gedanken zurück. Wenn sie aufhörte zu existieren, würde meine ganze Welt aufhören zu existieren. ,,In ein paar Tagen, maximal zwei Wochen, bist du hier wieder raus."Sie funkelte mich an, als hätte ich sie absichtlich missverstanden. ,,Vielleicht sterbe ich nicht jetzt ... aber irgendwann schon. Mit jeder Minute rückt mein Tod näher. Und vorher werde ich alt."Jetzt begriff ich, worauf sie hinauswollte. Ich presste meine Finger an die Schläfen und schloss die Augen. Das war der einzig richtige Weg, doch ich wusste nicht, wie ich sie davon überzeugen konnte. Trotzdem versuchte ich es. ,,So ist es ja auch richtig. Genauso soll es sein. Und so würde es auch sein, wenn
es mich nicht gäbe. Und es sollte mich nicht geben.",,Pfff", machte sie verächtlich. Überrascht riss ich meine Augen auf. Ich hatte mit fast jeder Reaktion gerechnet, aber nicht damit. ,,Das ist doch albern", fuhr sie fort. ,,Das ist dasselbe, als würde man im Lotto gewinnen und sagen: ,Es ist besser, wir nehmen das Geld nicht und leben so weiter, wie wir eigentlich leben sollten.' So was lass ich mir nicht einreden."Was für ein absurder Vergleich. ,,Ich bin ja wohl kaum ein Lottogewinn.",,Stimmt. Du bist viel besser als ein Lottogewinn."Ich verdrehte die Augen und presste meine Lippen aufeinander. Ich musste versuchen, mich zu beruhigen. Bella brauchte jetzt Ruhe. Über alles andere konnten wir später reden. Es war an der Zeit, diese Diskussion zu beenden. ,,Bella, ich werde mich nicht mehr mit dir darüber streiten. Ich weigere mich, dich zur ewigen Nacht zu verdammen, und damit Schluss.",,Wenn du denkst, dass damit Schluss ist, kennst du mich aber schlecht", erwiderte sie. Sie war noch nicht bereit aufzugeben, das spürte ich deutlich. ,,Du bist nicht der einzige Vampir auf der Welt", spielte sie ihren letzten Trumpf aus.In dem großen Spiegel ihrer Augen sah ich, dass sich mein Blick vor Wut verdunkelte.Am liebsten hätte ich Alice ihren mageren Hals umgedreht. Aber ich wusste, dass Jasper mich nie so nah an sie rankommen lassen würde, wenn er den Zorn spürte, die mir entströmte.Aber so oder so niemand aus der Familie würde gegen meinen ausdrücklichen Wunsch verstoßen. ,,Alice würde es nicht wagen!"Nachdenklich schaute sie mich an. ,,Alice hat es vorausgesehen, hab ich Recht?", vermutete sie. ,,Deshalb regt es dich so auf, was sie sagt. Sie weiß, dass ich eines Tages so sein werde wie du."Ich atmete tief durch und verbannte die Vision die sich ungebeten einschlich in die hinterste Ecke meines Gehirns. Ich würde es nicht ertragen, mich jetzt auf diese Bilder zu konzentrieren.,,Sie irrt sich. Sie hat dich auch tot gesehen, und das ist auch nicht passiert.",,Ich werde jedenfalls nicht gegen Alice wetten."Stumm starrten wir uns an. Nur das Piepen und Tropfen, das Surren der Maschinen und das Ticken der Uhr durchbrachen die Stille. Ich erinnerte mich an meinen festen Vorsatz, mich heute nicht mehr mit ihr zu streiten. Langsam entspannte ich mich. ,,Tja, und was heißt das jetzt?", fragte sie.Ich lachte trocken. Das war eine wirklich gute Frage. Wie schon so oft, war sie mühelos zum Kern des Problems vorgedrungen, während meine Gedanken noch bei Einzelheiten verweilten. Wir würden beide nicht nachgeben und keiner von uns konnte den anderen überzeugen. Liebevoll sah ich sie an. ,,Patt, würde ich sagen."Sie seufzte und stöhnte vor Schmerzen auf, als sich ihr Brustkorb dabei hob und sie schmerzhaft an ihre gebrochenen Rippen erinnerte.,,Wie fühlst du dich?", fragte ich besorgt und schaute zum Klingelknopf.,,Gut", log sie. ,,Ich glaube dir kein Wort", widersprach ich ihr sanft. Jetzt war einfach nicht die richtige Zeit für falsche Tapferkeit. Sie brauchte dringend Ruhe, um so schnell wie Möglich wieder auf die Beine zu kommen.,,Ich werde jetzt nicht schlafen", sagte sie trotzig.,,Du brauchst Ruhe. Diese Streiterei ist nicht gut für dich.",,Dann gib doch einfach nach."Niemals! Dem würde ich niemals zustimmen. Ich würde Mittel und Wege finden. Sie zu überzeugen. Ich hatte genug Zeit, um darüber nachzudenken. Und ich wusste, dass niemand aus der Familie es wagen würde, ihren Wunsch zu erfüllen, wenn ich nicht damit einverstanden war. Hier ging es um meine Liebe und um mein Leben. Es war meine Entscheidung.,,Das könnte dir so passen", sagte ich nur und streckte die Hand nach dem Knopf aus. ,,Nein!", protestierte sie.Doch ich ignorierte ihre wütende Miene und rief die Schwester, damit sie ihr etwas gegen die Schmerzen gab.,,Ich nehme es nicht", drohte sie.Vielsagend schaute ich auf den Tropf, der neben ihrem Bett hing. ,,Ich glaube nicht, dass sie dir was zum Schlucken geben werden."Ihr Herz begann zu rasen, und ich sah die Angst in ihren Augen.Dieser Blick machte mich hilflos, und ich seufzte. Doch ich würde nicht nachgeben.,,Bella, du hast Schmerzen. Du musst dich entspannen, um gesund zu werden. Warum stellst du dich so an? Sie kommen jetzt nicht mehr mit Nadeln.",,Ich habe keine Angst vor den Nadeln", murmelte sie. ,,Ich habe Angst zu schlafen."Ich nahm ihr Gesicht in beide Hände und lächelte ihr beruhigend zu.,,Ich rühre mich nicht von der Stelle, das habe ich doch gesagt. Hab keine Angst. Solange es dich glücklich macht, bleibe ich bei dir."Sie erwiderte mein Lächeln und ich sah etwas in ihren Augen aufblitzen, dass ich nicht verstand.,,Das bedeutet: für immer das ist dir hoffentlich klar!", sagte sie.,,Ach, du kommst da schon drüber hinweg es ist doch nichts Ernstes", versuchte ich sie zu necken.Sie schüttelte den Kopf und funkelte mich böse an.,,Ich war völlig perplex, als Renée das so ohne weiteres schluckte. Aber ich weiß, dass du es besser weißt."Ich seufzte unhörbar. ,,Das ist das Schöne daran, ein
Mensch zu sein", murmelte ich. ,,Dinge ändern sich."Sie kniff die Augen zusammen. Die kleine Falte auf ihrer Stirn erschien. ,,Darauf kannst du lange warten", widersprach sie energisch.Ihre kätzchenhafte Empörung brachte mich, trotz des Ernsts der Situation, zum Lachen.In diesem Moment betrat Schwester Elizabeth mit einer Spritze in der Hand den Raum. ,,Darf ich mal", sagte sie schroff zu mir. Sie hatte ihr Misstrauen gegen meine Familie noch nicht überwunden.Ich stand auf, ging zum anderen Ende des kleinen Zimmers, lehnte mich an die Wand und wartete. Unverwandt folgten mir Bellas Augen und ich sah die Niedergeschlagenheit in ihrem Blick. Ich lächelte ihr beruhigend zu.,,Okay." Die Schwester injizierte die Flüssigkeit, wie vorausgesehen, in den Schlauch des Tropfs und lächelte. ,,Jetzt wirst du dich gleich besser fühlen", versprach sie. ,,Danke", murmelte Bella ohne Überzeugung.Es dauerte nicht lange, bis sich ihre Gesichtszüge entspannten.,,Das sollte genügen", sagte Schwester Elizabeth leise, als sie sah, dass Bellas Augenlieder zufielen. Mit einem letzten misstrauischen Blick in meine Richtung verließ sie den Raum.Sofort war ich wieder an Bellas Seite und nahm ihr erhitztes Gesicht in meine Hände.,,Bleib hier", lallte sie.,,Ja", versprach ich sanft. ,,Wie gesagt, solange es dich glücklich macht ... und zu deinen Besten ist.",,'s nicht dasselbe", murmelte sie. Ihre Hartnäckigkeit brachte mich zum Lachen. ,,Jetzt nicht, Bella. Du kannst wieder mit mir streiten, wenn du aufwachst."Ein schwaches Lächeln huschte über ihr Gesicht. Sie war schon fast eingeschlafen. ,,Mmh."Vorsichtig beugte ich mich über sie. ,,Ich liebe dich", flüsterte ich in ihr Ohr.,,Lieb dich auch", hauchte sie.,,Ich weiß", sagte ich und lachte glücklich.Schwach drehte sie ihren Kopf in meine Richtung, bis unsere Lippen sich sanft berührten.,,Danke.",,Jederzeit."Ich dachte, sie würde jetzt einschlafen, doch es gab offensichtlich noch etwas, das sie unbedingt los werden wollte. Mit großer Mühe gelang es ihr, meinen Namen zu murmeln.,,Edward?",,Ja?",,Ich setze auf Alice."Ich runzelte die Stirn, konnte aber gleichzeitig ein Lächeln nicht unterdrücken. Dann sank sie endgültig in die Besinnungslosigkeit.