KLEINE
BIBLIOTHEK
DES
WISSENS
LUX-LESEBOGEN NATUR-
UND
KULTURKUNDLICHE
FRITZ
HEFTE
KROKEL
LEBEN UND WERK ADAL...
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KLEINE
BIBLIOTHEK
DES
WISSENS
LUX-LESEBOGEN NATUR-
UND
KULTURKUNDLICHE
FRITZ
HEFTE
KROKEL
LEBEN UND WERK ADALBERT
STIFTERS
1805-1868
VERLAG MURNAU
SEBASTIAN
-MÜNCHEN
LUX
-INNSBRUCK -ÖLTEN
Adalbert Stifter Adalbert dem 19. Werk sind Not und dem Ende
Stifter hat mit seinem irdischen Dasein und Schicksal Jahrhundert angehört. Die Augen und Ohren für sein aber erst durch die Erschütterungen, durch die seelische Ratlosigkeit unseres Jahrhunderts geöffnet worden. Seit des ersten Weltkrieges ist die Zahl seiner Leser ständig im Wachsen. Sie lesen ihn aber anders als die wenigen, die vor der Jahrhundertwende zu seinen Schriften griffen und, von einigen Vorauseilenden abgesehen, sich nur undeutliche und unzulängliche Vorstellungen von seinem Werk und seiner Person zu bilden vermochten. Seine Schriften — das haben wir erkannt — sind keine Zuflucht für Menschen, die sich der Wirklichkeit nicht stellen mögen. Sein Leben war nicht behaglich, wie man geglaubt hat, A. keine idyllische Zurückgezogenheit, kein
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ungestörtes Genießen angenehmer Dinge. Sein Leben war ein Mosaik von bunten Steinen, ein Gegeneinander von lichten und dunklen Farben; es war Mühe und Arbeit, und ein gerüttelt Maß von Schmerz und Unglück war ihm zugeteilt. Stifter war kein von Natur mäßiger, kein leidenschaftsloser Mensch. Aber er hat nie den Blick von dem einen, was not tut, abgewandt; und er hat uns in immer neuen Abwandlungen gesagt, was es heißt, ein Mensch zu werden und ein Mensch zu bleiben.
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er Raum, in dem sich Stifters Leben abgespielt hat, ist, in Meilen gemessen, nicht groß. Er umfaßt das obere Moldautal und den Böhmerwald, das ganze oberösterreichische Land und die Stadt Wien mit ihrer Umgebung. Auf Reisen kam er einmal nach Ungarn, einmal nach Prag, einmal ans Adriatische Meer bei Tricst. Jenseits der Grenze Österreichs lernte er einige bayrische Städte kennen; in München, das er zweimal besuchte, hatte er Freunde unter den Malern. Seine Sehnsucht, eine Zeitlang in Italien zu leb;n, blieb unerfüllt. Was er von der Welt gesehen hat, ist demnach nicht viel. Aber er war ein Mensch des liebevollen Sehens, des eindringenden Schauens, der immerfort zeichnete und malte, sei es mit dem! Stift und Pinsel oder mit den Worten, und der zudem durch das Studium der Naturwissenschaft angeleitet war, Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten zu erfassen. Daher genügte ihm der kleine Ausschnitt der Schöpfung, den er mit dem leiblichen Auge erblickte, um die Wesenheit und Ordnung des Ganzen, das weltcrhaltende Gesetz, wie er es nannte, zu erkennen. Wem aber diese Einsicht zuteil geworden ist, für den hat jedes Ding im Gefüge des Ganzen seine Bedeutung und sein Recht; er weiß, daß es dem Ganzen dient, indem es seine „eigene Weise will" und bleibt, was es ist. Ob wir es groß oder klein nennen, hat keinen letztgültigen Sinn: ..Gott hat das Wort groß und klein nicht, für ihn ist es nur das Richtige." Der Knabe Adalbert hat dreizehn Jahre in dem Marktflecken Oberplan an der Moldau im elterlichen Hause verlebt, wo er als erstes von fünf Kindern am 23. Oktober 1805 geboren wurde. Die meisten seiner Vorfahren waren Handwerker, insbesondere Leinweber, gewesen, die aber auch ein wenig Feldbau betrieben. Ein Zweig war kleinbäuerlich; die Großmutter* Ursula, die diesem Zweig entstammte, erzählte dem Knaben die heimischen Sagen und Märchen, die sie alle kannte und die der Berti in sich sog wie später die biblische Geschichte. Der Vater hatte das Weben aufgegeben und trieb einen Flachs- und Getreidehandel, der ihn oft ins angrenzende Oberösterreich führte; er war beweglicher als seine Vorfahren, besaß auch Bücher und las oft in ihnen. Stifter hat über seine frühesten Erinnerungen, von denen eine bis ins erste Jahr zurückreichte, zuweilen mit seinen Angehörigen gesprochen und sie zuletzt auch aufzuzeichnen begonnen. Sie verraten 3
die Stärke und Bewegtheit seines Gefühlslebens. Da tauchen Wonne und Entzücken auf; Jammervolles, Unleidliches, dann Süßes, Stillendes; Entsetzliches und Zugrunderichtendes, und wie es wieder aufhörte. Allmählich beginnen Eindrücke der Außenwelt stärker hervorzutreten, sie mehren sich. Der Knabe war wild und mußte oft besänftigt werden. Er tummelte sich auf Feldern und Wiesen. Seine Wißbegierde erwachte: Er wollte den Grund aller Dinge wissen, die ihn umgaben, besonders der Himmelserscheinungen und der Pflanzenwelt. Die erste naturkundliche Belehrung empfing er in der Bürgerschule von einem Lehrer, der auch einmal eine Aufführung von Haydns „Schöpfung" veranstaltete und ihn darin mitsingen ließ: „Das Tonwerk machte einen so unermeßlichen Eindruck auf mich, wie nachher nie ein Kunstwerk mehr. Ich war in die höchsten Kreise der Andacht und Gottesverehrung gestellt." Mit zwölf Jahren verliert Adalbert den Vater, den sein umstürzender Wagen erschlagen hat. Nun hilft er dem Großvater beimi Feldbau. „ I n jenen Jahren faßte ich eine unendliche Liebe zur landschaftlichen Natur und Einsamkeit, da ich schier immer im Freien war." Oft betrachtet er die schönen Linien und die Fär1bung der Wälder. Da er ein begabter Knabe ist, muß er sich mit dreizehn Jahren von der Heimat trennen, um das Stiftsgymnasium von Kremsmünster, das im oberösterreichischen Alpenvorland liegt, zu besuchen. In der Heimat ist er fortan nur in den Ferien. Gewisse Charakterzüge Stifters treten schon an dem Knaben hervor. Schönheit wirkt zauberhaft auf ihn, Schönheit der menschlichen Gestalt, der Kunst, der äußeren Natur. Von der „Magie" — vom unbegreiflichen Zauber — „des Schönen" und der Seligkeit, die sie dem Herzen gewährt, wird er oft in seinem Leben sprechen. Er empfängt sie, wo sie seinem Auge begegnet, als ein Geschenk des Himmels; aber nur durch eigenes Wollen und Streben kann er die Klarheit erringen, nach der er trachtet. Noch sucht er sie nur in den Dingen, die ihn umgeben, er will wissen, was sie sind und wie sie sind; später wird er Klarheit auch in sich selber suchen, Unklarheit peinigt ihn. Anerkennung tut ihm wohl, er braucht sie wie jeder Mensch, aber sein Gewissen ist wach: Der Beifall muß verdient sein, der Knabe muß wissen, daß er recht getan hat. 4
Die acht Jahre in Kremsmünster haben im ganzen Leben Stifters nachgewirkt. Es sind die Jahre der größten Empfänglichkeit, und er empfängt gern, was ihm seine benediktinischen Lehrer zu geben haben. Sein Klassenlehrer der ersten vier Jahre, Pater Placidus Hall, sorgt für den Vaterlosen „fast mehr als väterlich": Er ermuntert den begabten Knaben, zügelt sein oft zu lebhaftes W e sen und läßt ihn durch sein eigenes Beispiel den hohen Wert der Wahrhaftigkeit, der Gerechtigkeit und der Heiterkeit fühlen. Die religiösen und philosophischen Lehren empfindet Adalbert nicht als etwas, das ihm eingeflößt werden soll, sondern als eine Erweckung dessen, was im Kerne seines Wesens schlummert und nur der anpochenden Hand bedarf. Im Menschen ist etwas Göttliches angelegt, hört er hier, die „ursprüngliche Gottähnlichkeit der Seele" macht sein eigentliches Wesen aus und strebt nach Entfaltung; dieser Kraft verdankt der Mensch alles, was in seinem Leben gut und wahr ist, sie befähigt ihn zum rechten Lebenswandel, sie gewährt ihm Religion, Kunst, Wissenschaft. Adalbert ist keineswegs ein geborener Musterknabe, dazu ist sein Blut zu heiß. Aber er trachtet nach Klarheit in sich selbst; und was er als das Rechte erkennt, das tut er auch, danach sucht er zu leben. Nicht, daß es ihm ausnahmslos gelungen wäre; aber seine freiwillige Einordnung in den Geist und die Disziplin der Schule beruht weder auf Furchtsamkeit noch auf Mangel an Eigenwilligkeit, sondern auf Einsicht. Er begreift den Sinn der Ordnung, in die er gestellt ist, und bezähmt die abwegigen Antriebe. Wessen sein Geist zur Entfaltung bedarf, das wird ihm geboten. Er erwirbt in Kremsmünster die höhere Schulbildung jener Zeit. Er lernt auch zeichnen und malen, dringt in die Naturwissenschaften ein, wird ein guter Schwimmer und macht Wanderungen in das lockende nahe Hochgebirge; hat er doch „über eine außerordentlich schöne Landschaft hin täglich den Blick auf die Alpen und ihre Prachtgestalten". Gedichte zu verfassen, wird schon im Unterricht verlangt, aber er tut es darüber hinaus aus eigenem Antrieb: „Wie viele heimliche Gedichte machte ich damals, wenn ich abends allein auf irgendeiner Höhe unter Obstbäumen saß und der unendlich zarte Rosenschimmer über die Berge floß." 5
Einundzwanzig]ährig kommt Stifter in eine ihm völlig neue Umwelt, in die er nicht schnell hineinwächst, mit der er aber allmählich innig vertraut wird: Er geht nach Wien, in die Hauptstadt des gewaltigen österreichischen Kaiserreiches. Hier gewinnt er eine Fülle von Anregungen und Eindrücken und ein gründliches Wissen. Er studiert die Rechtswissenschaften, um einmal ein Beamter zu werden. Da die Mittel, die er von Hause bekommt, nicht ausreichen, gibt er Privatunterricht und kommt dadurch in Häuser des Adels und des gebildeten Bürgertums, in denen man ihn schätzt; so überwindet er die ungelenke Art des Landkindes. Aber ungleich manchen anderen, die wie er beengten Verhältnissen entstammen, steigt er trotz seiner Geistesgaben nicht auf gerader Bahn zu einer angesehenen Berufsstellung empor. Sein bis dahin zusammengefaßtes Wesen spaltet sich, seine inneren Regungen und Antriebe geraten in Widerspruch miteinander. Es gärt in ihm, er zweifelt an der Richtigkeit des eingeschlagenen Weges. Ist er wirklich durch seine Natur zum Beamten bestimmt? Er hört neben den juristischen Fächern, die er fleißig und pflichtgemäß in der vorgeschriebenen Ordnung erledigt, Vorlesungen in Physik, Mathematik und Sternkunde; er verlegt sich also nebenher auf die Naturwissenschaften, die er liebgewonnen hat und in dsn^n er auch vorzugsweise seine Privatschüler unterrichtet. Doch das ist nicht alles. Heimlich schreibt er eine Erzählung „ J u l i u s " , die er niemandem zeigt. Auch Zeichenstift und Pinsel ruhen nicht; ohne weiteren Kunstunterricht müht er sich, Bilder zu malen. Er liest die Werke romantischer Dichter: Tieck, Hoffmann und besonders Jean Paul erregen ihn tief und steigern die Glut und Gärung seiner Gefühle, während sein Trachten nach Klarheit sich an den sicheren Erkenntnissen der strengen Wissenschaft nährt. Was ist von einem solchen jungen Menschen zu erwarten? So fragen sich besonders in seiner Heimat, in der er jährlich die Ferien zubringt, zwar nicht die schlichten, dem geistigen Leben fernstehenden Angehörigen, wohl ab3r die Freunde, die ohne Bedenken ihre einmal eingeschlagene Laufbahn verfolgen und in deren Familien er als gern gesehener Gast verkehrt. Und dort beginnen nun die tiefsten Wirren, die auf dem Wege djes Mannes harren. In der begüterten Kaufmannsfamilie Greipl in Friedberg
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verliebt er sich in die Tochter Fanny, die seine Neigung erwidert. Es ist eine reine erste Liebe, die aus dem Herzen quillt. Sie sehen sich in den Ferien; wenn Stifter in Wien ist, schreibt er ihr Briefe, von denen uns mehrere erhalten sind. Da blicken wir in sein erschüttertes Gemüt. Er schwankt von Anfang an zwischen halber Hoffnung und halbem Verzicht. Als er sicher sein darf, daß auch sie ihn liebt, ist er tief beseligt; aber ein untrügliches Gefühl sagt ihm, daß sie niemals die seine werden „kann, und Schwermut be-i mächtigt sich seiner. Ihm fehlt die äußere Grundlage für eine Ehe. Das Rechtsstudium hat er beendet, sich aber um kein Amt beworben. Einige Versuche, naturwissenschaftlicher Lehrer zu werden, scheitern: es scheint, als habe er es selbst halb unbewußt darauf angelegt, daß sie scheitern mußten. Er sieht dann aueh ein, d a ß er als Professor so wenig wie als Beamter in der Weise würde wirken können, wie er es wünscht. So bleibt er einstweilen beim Privatunterricht und beim Malen; hin und wieder verkauft er ein Bild. Fanny, an die Verhältnisse und Anschauungen ihres elterlichen Hauses gewöhnt, begreift sein Verhalten nicht, und die: Eltern, die Stifter sonst durchaus wohlgesinnt sind, verlangen schließlich, daß sie die Beziehung zu ihm abbricht. Ihr Bruder muß es ihm mitteilen. Dieser Bruder ist einer der Freunde, mit denen Stifter seine besten Stunden verlebt. Hier ist ihm ' das Glück günstiger als in der Liebe. Von den Freunden sind einige seine Schüler gewesen, aber fast alle sind sie etwa sieben oder acht Jahre jünger als er. Dieser Altersvorsprung gibt ihm eine gewisse geistige Überlegenheit in dem Kreise von jungen Männern, die angesehenen Familien entstammen und in echt österreichischer Ungezwungenheit und Herzlichkeit miteinander verkehren. In ihnen wogt der G e iühlsüberschwang der Romantik, ihre Freundesliebe mutet uns schwärmerisch an, aber sie ist echt und tief, und in ihrer Luft entfalten sich Seele und Geist. Briefe, die Stifter an einige dieser Freunde schreibt, als ihr Beruf sie in andere Orte geführt hat, lassen uns etwas von der inneren Bewegtheit jener Jugendgeneration ahnen. Aber Stifter ist nicht einseitiger Gefühlsmensch. Er hält auf die Pflege und Anwendung der Verstandeskräfte. Man versteht ihn nur halb, wenn man nicht auch seine Vorliebe für Mathematik und
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Naturwissenschaft versteht. Genaue Beobachtung, klare, festgelegte Begriffe und Beweise, die zu sicheren Erkenntnissen führen, sind ihm ebensosehr Bedürfnis wie das Strömen und Wallen der Gefühle. Darum nennen ihn einige seiner Freunde einen Verstandes-, andere einen Herzensmenschen, und die einen wie die anderen haben recht. Später, in seinen Dichtungen, faßt Stifter seine Kräfte zu einträchtigem Schaffen zusammen. In Wien lernt Stifter, als sich die Beziehung zu Fanny Greipl gelöst hat, ein schönes, armes Mädchen, Amalia Mohaupt, kennen, das sich, fern vom Vater lebend, als Putzmacherin ernährt. Sie hofft, durch eine Heirat in bessere Verhältnisse zu kommen. Sie fesselt ihn durch ihre Schönheit, er verspricht ihr auch die Ehe. Dann aber sieht er, in der Heimat weilend, bei der Trauung eines Freundes Fanny Greipl wieder, und die gewaltsam unterdrückte Liebe zu ihr quillt unaufhaltsam noch einmal empor. Er bittet Amalia um Entbindung von seinem Versprechen, und dann schreibt er Fanny einen der rührendsten Briefe; er macht einen letzten Versuch, ihr Herz wiederzugewinnen und die Eltern umzustimmen. Der Brief bleibt unbeantwortet, und jetzt fühlt sich Amalia Stifters gewiß. Aber erst nach zwei Jahren, im November 1837, werden sie getraut. Von der Zwischenzeit dürfen wir aus mancherlei Anzeichen annehmen, daß es Stifters bedrängteste Jahre waren, daß seelische und materielle Nöte ihn auf harte Proben stellten, die er nicht alle rühmlich bestand. Was im einzelnen geschehen ist, konnte bisher nur teilweise aufgehellt werden. Aber auch das Bettende geschieht: Seine Malerei erreicht einen Höhepunkt, und inmitten aller Bedrängnis entfaltet sich unaufhaltsam der Dichter Adalbert Stifter. Im Sommer 1836 schreibt er an einer Erzählung in Briefen, die er freilich erst nach vier Jahren — als „Feldblumen" — druckfertig machen wird. Mit der Eheschließung beginnt für Stifter die zweite Hälfte seines Lebens — dreißig Jahre, in denen .Erfüllungen und Entbehrungen, Hoffnungen und Enttäuschungen gemischt sind. Nun hat er eine Frau und eine Häuslichkeit — eine zunächst noch bescheidene, aber anheimelnde und stets saubere Wohnung. Amalia stellt keine unerfüllbaren Ansprüche. Zu den Werken ihres Mannes freilich hat sie nie ein inneres Verhältnis gefunden. Stifter rühmt in vie8
len Briefen ihre guten Eigenschaften, und zweifellos bemühte sie sich, gegen ihn so gut zu sein, wie sie es vermochte. Stifter wollte mit seiner ganzen sittlichen Energie eine Ehe im liöheren Sinne führen. Sein Verhalten gegen Amalia ist ein fortgesetzter Ver-, such, dieses Höhere auch in ihr zu finden, zu wecken, zu beschwören, zu kräftigen — und, wenn er fern von ihr weilt, ihre Eigenschaften in seiner dichterischen Einbildungskraft so zu steigern, daß sich in diesem Bilde all seine Sehnsucht nach der vollkommenen Gattin zu erfüllen scheint. Als Stifter 35 Jahre alt ist, wird zum ersten Male eine Erzählung von ihm gedruckt: „Der Kondor"; in ihrer Mitte steht eine Begebenheit, die in jener Zeit Aufsehen erregen mußte. Eine eigenwillige Frau erzwingt, daß man sie an einem Ballonaufstieg teilnehmen läßt, der zu wissenschaftlichen Messungen unternommen wird. Aber als die Gondel sich immer mehr von der freundlichen Erde, die das Sonnenlicht überflutet, entfernt, als der blaue Himmel immer dunkler wird, die Sterns hervortreten und die Men-
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Kapelle, nach einer Zeichnung des Dichters 9
sehen in der Gondel nun im schwarzen, kalten, unheimlichen Weltenraum schweben, hält es Cornelia nicht mehr aus; „das Weib erträgt den Himmel nicht", der Ballon m u ß schnell zur Erde herabgelassen werden. Diese Begebenheit steht inmitten einer unglücklich endenden Liebesgeschichte. Die Erzählung findet Beifall, und es folgen ihr schnell andere, denn die Herausgeber von Zeitschriften, Jahrbüchern und Taschenbüchern werden auf den neuen Dichter aufmerksam und fordern ihn zu Beiträgen auf. In kurzem wird Stifter einer der beliebtesten Erzähler. In dem Kaffeehaus Neuner, in dem die Wiener Künstler und Dichter verkehren, lernt er Grillparzer und Lenau kennen. Nach den langen Jahren des Zögerns offenbart er eine überraschende Fruchtbarkeit. Er weiß nun, auf welchem Felde seine Hauptbegabung und seine eigentliche Berufung liegt. In dem Zeitraum von 1840 bis zur 48er Revolution — die tief in sein Leben eingreift —, hat Stifter 39 Erzählungen und Schilderungen verfaßt. Aus diesen wählt er noch in denselben Jahren 13 Erzählungen aus und gibt sie, gründlich umgearbeitet, in sechs Bänden unter dem Titel „Studien" neu heraus. Erwägt man, daß dabei die Malerei und der Privatunterricht nicht aufhören, wenn sie auch zurücktreten, so wird deutlich, welche ungewöhnliche Arbeitskraft Stifter einzusetzen hat. Zuweilen mutet es uns fast wie Selbstquälerei an, wenn wir aus Stifters Briefwechsel erfahren, wie er einen Text immer wieder durchgeht, umschreibt und feilt, bevor er sich entschließen kann, ihn dem Verleger zu schicken. Ihm hat ja alles viel schöner vorgeschwebt, als es aufs Papier gekommen ist, und es gewährt ihm keinen rechten Trost, daß es den Freunden besser gefällt als ihm selbst. Daß er die dreizehn Erzählungen der „Studien", besonders die zuerst entstandenen, so gründlich durcharbeitet und umformt, hat allerdings noch einen anderen Grund. Er selbst wandelt und festigt sich, «r wird strenger gegen sich selbst, mäßigt den Überschwang des Gefühls, wird verhaltener im Ausdruck und immer ehrfürchtiger vor d«n Dingen, wie sie an und für sich sind, nicht durch die Wünsche und Stimmungen des Menschen gefärbt und entstellt. 10
Wir können hier nicht auf den Inhalt der vielen Erzählungen, Stifters im einzelnen eingehen. Man braucht keine Anleitung, sie zu lesen. Aber wir wollen einiges Allgemeine, das Verständnis Fördernde, darlegen. Stifter erzählt von vielerlei Heil und Unheil im Menschenleben, und man kann kaum sagen, ob das eine oder das andere bei ihm überwiegt, so sehr mischen und verflechten sie sich miteinander. Menschen werden reif, indem sie Entsagung üben, Unglücksschläge bestehen oder Fehler und Torheiten einsehen und überwinden. Andere scheitern, indem sie von einseitigen Anschauungen oder Leidenschaften irregeführt werden; oder sie erliegen, teils schuldig, teils unschuldig, einem Übermaß des Unglücks. Kinder gehen gerettet aus Lagen hervor, in denen Erwachsene verkommen würden. Die Ausgänge sind oft schön und trostreich, andere sind wehmütig oder ohne Trost. All das erwächst aus den Seelen der Menschen, in denen der himmlischen Anlage eine irdische, oft rätselhafte entgegensteht. Aus den Entscheidungen, die der Mensch zwischen seinen verschiedenen inneren Antrieben trifft, geht sein Schicksal hervor. , Oft ist tadelnd bemerkt worden, daß in Stifters Erzählungen der Naturschilderung zuviel Raum und Wichtigkeit eingeräumt sei. Stifter aber kennt und liebt alles, was mit dem Menschen geschaffen ist, von Grund auf, und wer sich von ihm willig leiten läßt, wird dadurch sehender. Die Personen seiner Erzählungen sind zudem nicht zufällig in ihrer Landschaft, sondern sie leben mit ihr, und der Pulsschlag ihrer Landschaft geht in ihr eigenes Leben ein; man würde ihr Bild verstümmeln, striche man diese Zusammengehörigkeit weg. Oft ist Stifters Geburtsheimat und der Wald, an dessen F u ß sie liegt, der Schauplatz einer Erzählung. Das fängt mit dem „Heidedorf" (1841) an, in das er Erinnerungen seiner Kindheit hineingewoben hat, und es entfaltet sich im „Hochwald", der viele Leser am tiefsten bezaubert. Im Jahre 1841 wird Stifter von seinem Verleger Heckenast (der später in ein freundschaftliches Verhältnis zu ihm trat) aufgefordert, mit anderen Schriftstellern zusammen ein Sammelwerk „Wien und die Wiener in Bildern aus dem Leben" zu verfassen. Die Beiträge sollen leicht verständlich und humoristisch sein. Stifter hat l1
ihrer zwölf geliefert: Schilderungen aus dem Wien, in dem er lebt, und so, wie er es täglich mit eigenen Augen sieht. Dabei entfaltet er einen Humor, der in seinen freundlich-ernsten Erzählungen nur selten Raum findet, der ihm aber natürlich war und dem er auch im Gespräch gern freien Lauf ließ. Aber an anderen Stellen ist er sehr ernst und tief, so etwa, wenn er von der Spitze des Stephansturmes die gewaltige Stadt überblickt und das Leben verspürt, das in all diesen Wohnhäusern und öffentlichen Gebäuden pulsiert. Er fühlt etwas von dem großen Strom der Geschichte, der durch die Zeiten rauscht, der die Einzelnen trägt und mitführt und doch zugleich von ihnen gebildet wird. Am 8. Juli 1842 erlebt Stifter inmitten der Menschenmenge der Stadt eine totale Sonnenfinsternis. Er hat, was in diesen Stunden geschah, unter dem frischen Eindruck in einer wahrhaft großartigen Schilderung festgehalten. Er wußte im voraus von dem astronomischen Ereignis und seiner Ursache. Aber was dann geschah und vorher nicht zu errechnen war — diese Lichter, Farben und Stimmungen überraschten und überwältigten ihn mit der „Magie des Schönen". Das Verschwinden des Lichtes war von einer schauerlichen und beklemmenden Erhabenheit — hier spürte der Mensch seine Abhängigkeit, seine Bedrohtheit, und wie völlig er auf eine verläßliche Naturordnung, die ihn schützt und erhält, angewiesen ist. Stifter bekennt, daß er nie in seinem ganzen Leben so erschüttert war: „Es war nicht anders, als hätte Gott auf einmal ein deutliches Wort gesprochen, und ich hätte es verstanden." Aber er denkt weiter, nachdem die Erschütterung abgeklungen ist, und nun legt er, als Anhang zu seiner Schilderung, den Lesern ein© Frage vor, die uns einen Grundzug seines Wesens und seines dichterischen Gestaltens erschließt. Die Frage lautet: „ W a r u m , da doch alle Naturgesetze Wunder und Geschöpfe Gottes sind, merken wir sein Dasein in ihnen weniger, als wenn einmal eine plötzliche Änderung, gleichsam eine Störung derselben geschieht, wo wir ihn dann plötzlich und mit Erschrecken dastehen sehen? Sind diese Gesetze sein glänzendes Kleid, das ihn deckt, und m u ß er es lüften, daß wur ihn selber1 schauen?" — Stifter nimmt sich von dem Erleben der vielen nicht aus: Erst eine Unterbrechung der gewohnten Regelmäßigkeit, mit 12,
der uns das Licht der Sonne, die Grundbedingung alles irdischen Lebens, gegönnt ist; erst die plötzliche Wahrnehmung, daß das Weltall auch anders sein könnte, ohne eine Möglichkeit menschlichen Daseins; erst das große Erschrecken erinnert uns daran, daß die Schöpfung nicht auf sich selbst ruht und nicht aus sich selbst lebt, sondern aus dem Willen eines Schöpfers, der die erste Ursache aller Dinge ist. In ihm allein ruht das welterhaltende und menschenerhaltende Gesetz. Nun aber zu Stifters Frage: Es liegt in ihr ein leiser Tadel, daß wir Gottes Dasein im unablässigen W e ben der Naturkräfte, dem ruhig ablaufenden, stetig bildenden und umbildenden, weniger merken als in den viel selteneren Augenblicken, in denen wir etwas wie eine Lücke im Ordnungsgefüge der Natur wahrzunehmen scheinen oder in denen Erstaunliches, ja Entsetzliches uns beunruhigt, erregt, überwältigt. Stifter selbst trachtet Zeit seines Lebens danach, dieses sonst unbemerkte, stetig und ruhig fließende Wirken ehrfürchtig innezuwerden, und all sein Tun und Lassen ist von dieser seiner Grundempfindung bestimmt. Deshalb gibt es für ihn nichts Bedeutungsloses, der Alltag ist geheiligt, und die Sätze seiner Schriften sind, auch wenn er von ganz gewöhnlichen Verrichtungen spricht, in ihren Ausdrücken, ihrem Klang, ihrem Daherschreiten im Einklang mit dem Leben der Schöpfung. Stifter weiß vom unentweihten Menschen, von den unentweihten Dingen — und daher bezaubert er die Leser, die in der unrastigen, lärmerfüllten Welt des heutigen Menschen nicht frei atmen können und das Göttliche in der Schöpfung wieder verspüren wollen. Es kann nicht ausbleiben, daß Stifter auch in seinen Erzählungen und „Studien" zuweilen grüblerische Fragen aufwirft, ohne sie befriedigend beantworten zu können. Auch er muß einsehen, daß wir nur weniges von der Beschaffenheit der Dinge außer uns begreifen und daß uns die Tiefen der menschlichen Seele noch rätselvoller und unbekannter sind. Immer wieder zeigt sich, bald hier, bald dort, Unbegreifliches, Unheimliches, Angsterregendes, jind Gottes Ratschlüssen sehen wir wegen ihrer Unerforschlichkeit nie ohne ein heimliches Bangen entgegen. Darum sucht Stifter Beschwichtigung und Trost in einem umfassenden Blick auf das Weltganze und die Menschheitsgeschichte. 13
Er kommt zu der Überzeugung, daß Natur wie Geschichte einen und denselben Satz bestätigen: Alle zerstörenden Kräfte müssen den erhaltenden Kräften mit der Zeitenfolge nicht nur* unterliegen, sondern auch selbst zuletzt zur Ausbildung des Ganzen dienen. Es gibt Zusammenbrüche und Katastrophen, es gibt Untaten bis zu entsetzlichen Ausmaßen — aber sie haben in der Ordnung der Schöpfung nicht das letzte W o r t ; das Erhaltende ist auf die Dauer doch das Stärkere und siegt. Das ist die Bekräftigung, nach der Stifter verlangt; denn er ist sein ganzes Leben hindurch ein Hüter und Heger der erhaltenden Kräfte gewesen. Es ist Stifter, auch von Freunden, zuweilen vorgeworfen worden, daß seine Erzählungen nur von gewöhnlichen Menschen und Dingen handeln und allzusehr an Kleinem und Unbedeutendem hafteten. Gegen diesen Einwand hat er sich mit guten Gründen zur Wehr gesetzt. Die übliche Unterscheidung von groß und klein, von bedeutend und unbedeutend hat in seinem Welt- und Menschenbild keine Berechtigung. Aber er will auch nicht den reichen Inhalt der geschichtlichen Vergangenheit aus seinem Stoffgebiet ausschließen. Auch in ihm muß ja das waltende göttliche Gesetz zu erkennen sein. Da sich Stifter zudem stärker als früher zur Geschichte hingezogen fühlt, studiert er eine Zeitlang Lebenserinnerungen aus der Französischen Revolution, die ihn ,,da> Gewicht jener furchtbaren Zeit" fühlen lassen. Einige Jahre später wendet er sich jener Zeit zu, in der die Babenberger Österreichs Herzöge waren; namhafte Historiker machen ihm Quellen und Urkunden zugänglich. Endlich entscheidet er sich für einen anderen Stoff aus derselben Zeit: das böhmische Geschlecht der Rosenbcrger. Stifter hat sich auf der Suche nach einem für ihn geeigneten historischen Gegenstand seiner Heimat an der oberen Moldau erinnert; mit ihm wird er sich, mit längeren und kürzeren Unterbrechungen, zwanzig Jahre beschäftigen. Zunächst aber soll sich jetzt ein Akt der Geschichte vor Stifters leiblichen Augen abspielen und ihn selbst mit seinen Folgen treffen. Es gärt in ganz Europa, es gärt nicht am wenigsten in Österreich, und im März 1848 bricht dort ein Aufstand aus, ein Umsturz wird versucht, eine neue Staatsverfassung gefordert; sprengende Kräfte bedrohen den Bestand des aus vielen Völkerschaften 14
Adalbert
Stifter: FeJsenlandseliaft
zusammengesetzten Reiches. Die revolutionären Vorgänge erregen Stifter aufs tiefste. Er sieht ein, daß Reformen des öffentlichen Lebens notwendig sind: er verkehrt in der vorbereitenden Zeit in einem politischen Klub, der solche Fragen erörtert. Aber er bezweifelt, daß ein gewaltsamer Umsturz des Restehenden zum gewünschten Ziele führen kann. Er sieht voraus, daß ein unerzogenes Volk von politischen Rechten und Freiheiten, die ihm plötzlich zugeworfen werden, keinen heilsamen Gebrauch machen kann. Was er dann mitansehen muß, übertrifft seine schlimmen Erwartungen. Ein Zwang ist von den Menschen genommen, neue Wege werden ihnen geöffnet — was tun sie in dieser Lage? Von ganz wenigen abgesehen, versagen alle, auch die sogenannten Gebildeten. Ehrgeiz mit Unfähigkeit und überlauter Stimme gesellt — sind das die Eigenschaften, die man zu dem neuen Aufbau braucht? 15
Sollen diejenigen regieren, die nicht einmal sich selbst im Zaume halten können, heftige und ungestüme Menschen, Phantasten, eigensüchtige Naturen? Stifter versucht, in einer neugegründeten Zeitung zur Besinnung und Mäßigung zu mahnen. Aber wer hört in solcher Zeit auf die Stimme der Vernunft? Stifter gibt seinen Versuch zunächst auf; er sieht ein, daß er warten muß. Und er verläßt Wien, endgültig, nachdem er schon in den Jahren vorher die Sommermonate jedesmal in einem Hause am Rande von Linz zugebracht hat. Soviel ihm Wien in mehr als zwanzig Jahren gegeben hat, er ist der Stadt überdrüssig und zieht ihr sein „geliebtes Oberösterreich" vor. Vielleicht findet er dort soviel Ruhe, um sein unterbrochenes dichterisches Schaffen wieder aufnehmen zu können. Aber wer mag jetzt Erzählungen lesen, wie er sie schreibt? Die österreichische Regierung wird nur mit Waffengewalt allmählich wieder Herr der Lage; im März 1849 hat sich ihre Macht, abgesehen von Ungarn, wieder gefestigt. Jetzt ist es so weit, daß; Stifter seinen Versuch, durch Aufsätze und Aufsatzreihen in der! Tagespresse belehrend und erziehend zu wirken, wieder aufnehmen kann. Das Volk im allgemeinen hat den Beweis geliefert, d a ß es noch unmündig ist. Und da man die Erwachsenen nicht noch einmal in die Schule schicken kann, muß man versuchen, durch das gedruckte Wort zu ihnen zu sprechen, damit sie reif werden für die begehrte demokratische Freiheit. Warum haben sie versagt? Weil sie unwissend sind und weil sie sittlich schwach und haltlos sind. Politische Freiheit setzt Charakterfestigkeit voraus. Wenn die Menschen redlich sind, werden sie immer das Richtige finden und tun, und wenn sie unredlich sind, wird ihnen keine staatliche Einrichtung, kein Gesetz, aber auch keine Freiheit zum Heile gereichen. Nur erzieherische Bemühung kann helfen, sie ist die Vorbedingung des Gedeihens in der Familie, in der Gemeinde und im Staat. Stifter verläßt sich also keineswegs darauf, daß der Lauf der Zeit mit seinen dunklen, undurchschaubaren Mächten der Menschheit dasjenige bringen wird, was ihr nottut. Nein, jeder ist sich selbst anvertraut, und jeder trägt in seiner Seele die Verantwortung für da,s Ganze; jeder hat eine Entscheidung zu treffen: „Kein Weltgeist, kein Dämon regiert die Welt; was je Gutes oder Böses 16
über die Menschen gekommen ist, haben die Menschen gemacht. Gott hat ihnen den freien Willen und die Vernunft gegeben und hat ihr Schicksal in ihre Hand gelegt. Dies ist unser Rang, dies ist unsere Größe. Daher müssen wir Vernunft und freien Willen, die uns nur als Keime gegeben werden, ausbilden; es gibt keinen andern Weg zum Glücke der Menschheit, weil Vernunft und freier Wille dem Menschen allein als seine höchsten Eigenschaften gegeben sind, und weil sie immerfort, bis zu einer Grenze, die wir jetzt noch gar nicht zu ahnen vermögen, ausgebildet werden können. Wer andere Wege zum Glück vorschlägt, wer die Bildung und Entwicklung unseres Geistes für verwerflich hält, der lästert Gott in seinem W e r k e . " Nachdem Stifter eine Aufsatzreihe „ ü b e r unsere gegenwärtige Lage und unsere sittliche Verbesserung" veröffentlicht hat, läßt er ihr eine andere „Ober die Schule" folgen. Erziehung ist die erste und heiligste Pflicht des Staates — nicht nur, weil der Staat zu seinem Gedeihen unterrichtete und redliche Menschen braucht, sondern auch, weil er jedem einzelnen die Möglichkeit schaffen soll, sich als Mensch zu entfalten und zu vollenden. Auf die volle Entfaltung der menschlichen Kräfte kommt alles an; dazu müssen Familie, Schule und Kirche zusammenwirken. Von diesem Gedanken beseelt, untersucht Stifter die Aufgaben der verschiedenen Schularten, und er erkennt, daß die wichtigste von allen die Volksschule ist. Zu ihrer Hebung muß viel geschehen; vor allem sollten die Lehrer strenger ausgewählt, besser ausgebildet, dann aber auch in ihrem Auskommen sichergestellt werden. Die Ereignisse von 1848 haben im österreichischen Schulwesen und in der Wissenschaftspflege eine günstige Auswirkung. Von dem Unterrichtsminister Leo Graf Thun werden Verbesserungen und Neueinrichtungen energisch in Angriff genommen. Jedes der Kronländer bekommt eine Schulbehörde und dieser solle ein Schulrat als Beaufsichtiger der Volksschulen angehören. Es gelingt Stifter nach langen Besprechungen und Verhandlungen, im Juni 1850 mit diesem Amt für Oberösterreich betraut zu werden. Nun ist Stifter also doch ein Beamter geworden, was er vor zwanzig Jahren von sich gewiesen hatte. Ist es ein glücklicher Schritt? Manches spricht dafür. Die Hebung des Schulwesens ist 17
ja mit Ernst und Eifer in Angriff genommen, und Stifter darf hoffen, das, was er in der Volkserziehung als nötig erkannt hat, zu verwirklichen, oder doch wenigstens die Verwirklichung so weit anzubahnen, daß ein stetiger Fortschritt in den kommenden Zeiten zu erwarten ist. Aber auch auf die äußere Sicherung seines Daseins kommt es ihm an. Zwar ist und bleibt seine Ehe zu. seinem großen Schmerze kinderlos, aber er will doch seine Frau im Falle seines Todes nicht unversorgt wissen; die Einnahmen aus der Schriftstellerei fließen unregelmäßig und sind immer ungewiß, besonders wenn der Geschmack des Publikums sich einmal wandelt und seine Schriften künftig weniger geschätzt und verlangt werden sollten, wofür schon manche Anzeichen sprechen. So wird er also im 45. Lebensjahre Schulrat. Aber das Bücherschreiben will er deswegen nicht aufgeben. Dank dem Verständnis seines Vorgesetzten, des Statthalters, werden seine Dienststunden im Büro so geregelt, daß er am Morgen einige Stunden schaffen kann, und am Abend ist dann noch ein „Dichtungstermin". Die häufigen Dienstaufsichtsreisen freilich, die ihn durch das ganze Land — nach Süden bis ins Salzkammergut, nach Norden ins Mühlviertel, in die Nähe seiner Geburtsheimat — führen, nehmen ihn stärker in Anspruch; denn es ist die Regel, d i ß er täglich zehn Stunden P r ü fungen abzuhalten hat. Stifter hat schon seit Jahren den Gedanken gehegt, einige sei-: ner Erzählungen, die ihm für Kinder geeignet erscheinen, neu zu bearbeiten und, um weitere vermehrt, in zwei Bänden herauszugeben. Jetzt, da er, ohne eigene Nachkommen, als Schulrat so oft mit Kindern zu tun hat — er hätte sie oft am liebsten alle mit nach Hause genommen —, greift er den Plan wieder auf. Was kann er dafür von seinen Erzählungen verwerten? Kinder müssen darin vorkommen, von ihrem Ergehen, von ihrer Rettung aus Gefahren sollen die Geschichten handeln. Das ist der Fall bei den „Pechbrennern" — einer Begebenheit aus der Zeit der letzten Pest, die ihm der Großvater einmal erzählt und die er nie vergessen hat; als er sie niederschreibt, paßt er die Ausdrücke und Wendungen denen des Großvaters an. Zwei Familien, die sich in den Wald geflüchtet haben, gehen an der Seuche zugrunde; aber ein Knabe und ein Mädchen in all ihrer Unerfahrenheit entgehen 18
ihr oder überstehen sie. — Dann hat Stifter den „Heiligen Abend" vorliegen. Das ist nun eine rechte Kindergeschichte, das Weihnachtsmärchen von Konrad und Sanna, rührend wie Hansel und Gretel und erfüllt von den Schrecknissen und der Schönheit des winterlichen Hochgebirges. Aber was sich sonst noch vorfindet, ist doch für Kinder schon zu ernst, nur für Jünglinge geeignet. Stifter spricht jetzt von Jugenderzählungen. Ganz neu verfaßt er die Geschichte von dem braunen Zigeunermädchen, dessen Wesen mit dem Leben der Natur so tief vertraut ist, daß es in Hagelschlag und Feuersbrunst Rettung bringen kann; aber es vermag nicht, auf die Dauer mit der Familie, die das Zigeunerkind liebreich aufgenommen hat, zu leben, sondern muß zu seinem Stamme zurückkehren. Stifter hat bei der Umarbeitung und Ausfeilung der Erzählungen noch strengere Anforderungen an sich gestellt als bii den „Studien". Er gesteht seufzend: „Manche Partien haben mich nach neuer Durchsicht sehr gerührt, manche geärgert — daß denn nichts so wird, wie es ursprünglich bei der Empfängnis vor der Seele steht!" Als er endlich mehr genötigt als freiwillig dem Verleger das Manuskript schickt, findet er die Veröffentlichung immer noch übereilt. Hätte er nur mehr Zeit! „Was dem Leser das Einfachste und Natürlichste scheint, ist das Werk der größten Kunst und Sorgfalt; wer es anders meint, der versteht von Kunst und ihren Hervorbringungen nichts." Der Buchtitel „Bunte Steine" wird erst ganz zuletzt festgelegt; er veranlaßt Stifter, die bisherigen Titel der sechs ausgewählten Erzählungen durch die Namen von Gesteinsarten zu ersetzen: Granit, Kalkstein, Turmalin, Bergkristall, Katzensilber und Bergmilch. Dann stellt Stifter der Einleitung, die von seiner kindlichen Liebhaberei, Naturgegenstände zu sammeln, berichtet, im Herbst 1852 noch eine „Vorrede" voran, die in eingehender Darlegung sein Bekenntnis zum welterhaltenden und menschenerhaltenden Gesetz ausspricht. Sie ist veranlaßt durch einen Angriff des norddeutschen Dichters Friedrich Hebbel, der Stifter und anderen „Naturdichtern" vorgeworfen hat, sie besäßen keinen Sinn für das Große und eben deswegen glückte ihnen das Kleine wie Butterblumen und Käfer so vortrefflich. 19
Als eine Art Antwort erörtert Stifter, ohne Hebbel zu nennen, die Frage, ob denn in der Natur und im Menschenleben die Worte groß und klein eine wesenhafte Bedeutung haben. Hierbei gebraucht nun Stifter eine Bezeichnung, die vielen gefällt und oft nachgesprochen wird. Er spricht vom „ s a n f t e n Gesetz" und meint damit das stille und unablässige Wirken des Sittengesetzes in den zahllosen alltäglichen Beziehungen der Menschen zueinander: als Redlichkeit, Achtung, Duldung, Liebe, wechselseitige Förderung. Diese unauffälligen Befolgungen des Gesetzes sind die „millionenfachen Wurzeln des Baumes des Lebens"; sie sind es, die den Menschen in seiner Menschlichkeit erhalten. Aber dieses Gesetz ist wie jedes Gesetz unerbittlich; wer ihm trotzt, wer es verletzt und verhöhnt, an dem erweist es sich als ein eisernes, und aus Sünde erwächst Strafe. Selbst die mächtigsten Frevler und Gewalttäter, die Fürchterliches anrichten, werden von der „schrecklichen Majestät des Sittengesetzes" ereilt, das ihre Pläne wie Halme knickt und sie selbst zerschmettert; denn das Gesetz ist der Wille Gottes. Das dürfen wir nicht vergessen: als sanft erweist es sich nur an denen, die es willig und aus Liebe erfüllen. Noch während der Arbeit an den „Bunten Steinen" entschließt sich Stifter zu weiteren, groß angelegten Werken, die als mehrbändige Romane erscheinen sollen. Er sammelt weiter Material aus der böhmischen Geschichte des Mittelalters. Gleichzeitig beginnt er, eine unvollendet gebliebene Erzählung, „Der alte Hofmeister" betitelt, zum Roman auszuarbeiten; er will sie aber jetzt den „Nachsommer" nennen, weil sie „das Glück einiger alter Menschen schildert". Er schwankt, welches der beiden Werke er zuerst fertigstellen soll. Die Arbeit schreitet nur langsam voran, denn allmählich machen sich hemmende Wirkungen der Amtstätigkeit bemerkbar. Stifter hatte zunächst feststellen müssen, wie die Schulverhältnisse in jeder Stadt und jedem Dorfe des Landes waren — meistens waren sie kläglich —, und er bemühte sich, die in Betracht kommenden Personen in den Gemeinden für die notwendigen Besserungen zu gewinnen. Dann ging er mit Eifer an das Aufbauen. Er setzte durch, daß neue Schulen gebaut, alte in einen würdi-, gen Zustand gesetzt wurden. Aber er hatte nicht geahnt, wie zäh 20
und widerstrebend sich die Verhältnisse erweisen würden, in dio einzugreifen ihm aufgetragen war. Allmählich wird ihm deutlich, daß es ein Martyrium bedeutet, inmitten des Getriebes sehr umständlicher und widerstrebender Behörden und allzu menschlicher Beschränktheit und Eigensucht ein hohes Ziel unbeirrt zu verfolgen. Der tägliche Kleinkram nimmt ihm nicht nur seine Zeit, er zehrt an ihm, da er ihn nicht wie mancher andere Beamte mit kalter Gleichgültigkeit abzutun vermag; und dann dauert es lange, bis Stifter wieder in den für das Schaffen erforderlichen Gemütszustand kommt. Der Verbrauch an Nervenkraft, an seelischer Energie ist in diesen Jahren ungeheuer, und wir erstaunen, wenn wir aus den Briefen erfahren, daß Stifter auf Amtsreisen es fertigbringt, nach zehn Stunden Prüfungen abends im Gasthof noch am „Nachsommer" weiterzuschreiben! Dieses Buch stellt Stifter schließlich voran und verschiebt einstweilen die Weiterarbeit an dem historischen Roman. Der Roman muß mit größerer Anstrengung gearbeitet werden; denn er verlangt ein peinlich genaues Eindringen in die geschichtlichen Tatsachen. Die Personen, die Ereignisse, die Verhältnisse müssen so gezeichnet werden, wie sie wirklich gewesen sind, die Phantasie ist zu einer dienenden Rolle genötigt. Das alles ist mühsame Arbeit. Die Plagen und Enttäuschungen des Amtes untergraben aber schließlich Stifters Gesundheit. Er ist unglücklich und krank, er leidet an nervösen Störungen, die er in einem Briefe beschreibt: „Nach den Prüfungen und nach einer längeren Reihe von Tagen, an denen ich unausgesetzt am Schreibtisch saß, ohne einen einzigen Spaziergang zu machen, empfand ich allerlei seltsame Dinge an meinem Körper . . . Ich ward reizbar, mürrisch, erschrak, wenn ein Federmesser zu Boden fiel, und was ganz lächerlich war, fürchtete mich, wenn ich im Wagen saß und auf eine Inspektion fuhr. Später kamen Wallungen im Kopfe dazu." Er nimmt schließlich Urlaub — den ersten nach fünf Jahren AmtsarbeitI — und erholt sich im Bayrischen Walde. Dort stellt ihm ein Passauer Freund seine Wohnung, die er sich am Dreisesselberg gebaut hat, zur Verfügung. Die Lackenhäuser, zu denen sie gehört, werden fortan ein Lieblingsaufenthalt Stifters sein. Sie liegen nicht weit vom Blökkenstein und dem See des „Hochwaldes". Die erquickende Luft, 21
das reine Wasser, die Bewegung helfen ihm. Aber da der Ursprung seines Dbels seelisch ist, heilt Stifter sich selbst vorwie-i gend von der seelischen Seite her, indem er sich ganz dem „Nachsommer" widmet; denn hier kann er, der Unglückliche, von den Widrigkeiten seines Lebens Gequälte, Bilder eines höheren und geglückteren Lebens malen, und in diesem freien, heilsamen Strömen der Phantasie findet er Gesundheit und Heiterkeit wieder. Die Arbeit am „Nachsommer" erstreckt sich im ganzen über die Jahre 1853 bis 1857; 1858 erscheint das Werk in drei Bänden, über keines seiner Werke hat sich Stifter so oft in seinen Briefen ausgesprochen, schon während der Entstehung und dann nach der Vollendung; denn er fürchtete, die Leser würden den eigentlichen Sinn, auf den es ihm ankam, nicht fassen, sie würden die Hauptsache an einem unrechten Ort suchen. Da das Buch „Der Nachsommer" heißt, kann sein beherrschender Schwerpunkt weder in der geistigen und seelischen Entwicklung des darin beschriebenen jungen Naturforschers liegen noch in der Liebe zwischen diesem und Natalie, denn diese jungen Menschen stehen noch im Vorsommer ihres Lebens. Einen Nachsommer erlebt der alte Bisach, indem er in seinem Rosenhause schaltet und waltet und eine abgeklärte Freundschaft mit Mathilde, der einstigen Jugendgeliebten, pflegt. Sein Leben ist wahrhaftig tragisch gewesen, voller Entbehrung und Unglück: Fehler und Schuld sind ihm nicht erspart geblieben. Den Schmerz seiner Trennung von Mathilde und ihre ungerechte Verachtung hat er ertragen müssen; er hat sich einem Amt gewidmet, das seiner natürlichen Veranlagung zuwider war; er hat eine Frau, die er achtete, aber nicht liebte, geheiratet und durch den Tod verloren. Aber „bei wem der Schmerz geistig und sittlich ist, der wird durch ihn verklärt und wird ein größerer Mensch". Darum ist Risach von allen Personen des Romans „der durch Unglück und Kraft Erstarkteste", und sein Leben, in dem der Sommer gefehlt hat, wird durch einen Nachsommer gekrönt. Er ist verstehend und gütig geworden: durch seine Einsicht und Liebe erfahren alle, die in seinen Kreis getreten sind, eine Klärung und Förderung ihres eigenen Wesens, und den jungen Menschen, die zu ihm kommen, bleiben Irrwege erspart. Risach vermag im Nachsommer seines Lebens sich und anderen 22
die Bedingungen eines glücklichen Daseins zu schaffen. Dem Dichter selbst macht die Verstrickung in unglückliche Umstände den eigenen Nachsommer, nach dem er sich sehnt, unmöglich. Wir dürfen aber die kleinen und größeren Freuden, die Stifter trotzdem noch beschieden sind, nicht übersehen. Er hat eine Häuslichkeit, und diese schmückt er mit den Bildern befreundeter Maler und mit schönen alten Möbeln, die er auf seinen Dienstreisen aufgetrieben hat und zu deren Wiederherstellung ein Schreiner in seine Wohnung kommt. Er liebt Kakteen, und das Aufgehen einer schönen Blüte ist ein festliches Ereignis, zu dem die erreichbaren Freunde, selbst mitten in der Nacht, herbeigeholt werden. Sein Freundeskreis ist kleiner, als er ihn in Wien gehabt hat, aber er genießt doch in ihm manche heitere, gesellige Stunde. Als Leser erfreut er sich an den Werken Goethes und der griechischen und römischen Schriftsteller, denen er die Maßstäbe für dichterische Leistung entnimmt. Anerkennung, die seine eigenen Schriften finden, beglückt ihn, wenn sie von urteilsfähigen Männern oder von einfachen, reinen Gemütern kommt. Und mit der Zeit wird ihm auch gewiß, daß die Hoffnung, durch seine Werke ein Körnchen zum Bau der Ewigkeit beizutragen, in Erfüllung gegangen ist. Er bleibt für die Schönheit empfänglich: ,,Selig das Herz, welches sie empfinden kann: denn nur dies ist Reichtum, und einen andern gibt es nicht" — so hat er einst gesprochen, und so empfindet er bis an sein Ende. Aber aus drei Quellen sickert unablässig Bedrückendes in den Gang seiner Tage. Er leidet unter den widrigen Eindrücken seiner Amtstätigkeit, die noch dazu seine beste Zeit und Kraft verschlingt. Dann muß er Vernunft und guten Willen beständig anspannen, um der häuslichen Schwierigkeiten Herr zu bleiben. Schließlich kann er sich nicht verhehlen, daß die Zsit, in der er lebt, anderes erstrebt als er, daß das politische Handeln die sittlichen Ge^ setze mißachtet, daß selbst in der Kunst und Dichtung Leidenschaften gepriesen werden, die er verachtet. Seltener wird allmählich die Zustimmung, die seine Schriften finden. Hinzu kommen in dem Jahre nach Erscheinen des „Nachsommer" harte Unglücksschläge. Die alte Mutter, an der er innig gehangen hat, stirbt. Es stirbt ein mit ihm verwandtes junges Mädchen, das ihm eine Pflegetochter 23
werden sollte. Und dann bricht Unheimliches und Bestürzendes über ihn herein: Amalias Nichte Juliane, die seit ihrem sechsten Jahre an Kindesstatt von ihm aufgezogen wird, verschwindet als achtzehnjähriges Mädchen, und nach vier Wochen wird ihr Leichnam von der Donau an Land gespült; ,,es ist Grund vorhanden, zu glauben, daß sie sich selbst ein Leid angetan", schreibt Stifter in einem Brief; aber das Geschehene läßt sich nicht aufhellen und auch nicht verwinden. Der Schlag ist für den Kinderlosen doppelt furchtbar; ein Schatten des gräßlichen Ereignisses ist aus seinem Leben nicht mehr gewichen. — Zu Stifters häuslichem Unglück gesellt sich öffentliches: Österreich verliert in Oberitalien den Krieg gegen Napoleon III. Noch tiefer wird ihn später der Bruderkrieg von 1866 schmerzen. Als Stifter sich wieder gefaßt hat, verwendet er alle freie Zeit für den geschichtlichen Roman. Er hat sich entschlossen, drei Gestalten der Rosenberger nacheinander zu behandeln, als erste W i tiko, der im zwölften Jahrhundert unter Herzog Wladislaw II.
Burg Wittinghausen. (Gemälde Adalbert Stifters)
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seinem verarmten Geschlecht Macht und Ansehen errang; dieser war es, der Wittinghausen baute, die Burg, in deren Ruine der junge Stifter manche Stunde verträumt und die er wiederholt gemalt hat. Er sieht ein, wie gut es ist, daß er jetzt erst zur Ausführung seines Planes kommt; denn wer das wirklich Geschehene erkennen und darstellen will, m u ß in die Jahre gekommen sein, „in denen das Brausen des eigenen Lebens den großen, ruhig wallenden Strom des allgemeinen Lebens nicht mehr überrauscht, daß man dem großen Leben gerecht wird und sein eigenes als ein sehr kleines unterordnet". Ein fast übermenschliches Ziel ist es, das Stifter hier vorschwebt: Es kommt nicht darauf an, was einem an den Dingen gefällt oder mißfällt, was einen erregt oder kalt läßt, sondern einzig und allein darauf, wie die Dinge sind und was sie fordern. Das ist ein Wirklichkeitssinn, der vom Verfasser die Überwindung aller Eigenwilligkeit, aller Gängelung durch persönliche Neigungen verlangt. Auch Stifter hat diese starke seelische Haltung nicht ganz erreichen können, aber er hat sie redlich angestrebt. So wie Stifter sein eigenes Leben in das allgemeine einordnet, so stellt er auch die Personen seines Romans in das Leben und die Schicksale ihres Volkes. Es ist ihm bewußt, daß er damit von der herkömmlichen Art abweicht und auch über Walter Scott, den berühmten Verfasser geschichtlicher Romane, hinausgeht: „Man erzählt gewöhnlich bei geschichtlichem Hintergrunde Gefahren, Abenteuer und Liebesweh eines Menschen oder einiger Menschen. Mir ist das nie recht zu Sinne gegangen . . . Es erscheint mir in historischen Romanen die Geschichte die Hauptsache und die einzelnen Menschen die Nebensache, sie werden von dem großen Strome getragen und helfen den Strom bilden." Stifter gibt seinem Roman viele Gestalten von größerer und geringerer Wichtigkeit, aber alle, auch Witiko, sind mit ihrem Tun und Lassen und Erleiden ganz und gar Bestandteile der böhmischen Geschichte. Nichts in ihrem Leben ist rein privat, alles hat eine Bedeutung für das Ganze. Was wäre Witiko ohne das Land Böhmen? Und was wäre sein Land und Volk, wenn nicht Menschen wie Witiko in ihm lebten und wirkten und zu den Entscheidungen beitrügen? Da gibt es kein Auseinanderklaffen, das Land und der einzelne gedeihen miteinander oder verderben miteinander; die Zusammengehörigkeit, 25
der Einklang ist vollkommen. Unter diesem Gesetz sieht und erzählt Stifter die Begebenheiten. Während der Ausarbeitung erlaubt er sich eine kleine Abschweifung. Von dem Herausgeber einer neuen Zeitschrift um einen Beitrag bestürmt, schreibt er die „Nachkommenschaften", eine seiner geglücktesten Erzählungen, in der Humor und tiefe Bedeutung wunderbar verflochten sind. Es ist die Geschichte eines Malers, der wie alle Männer seiner Familie mit einer Aufgabe ringt, die1 sich trotz aller Begabung und Anstrengung als unlösbar erweist, worauf er, wie alle seine Vorfahren, das Steuer herumwirft und sich erreichbaren Zielen zuwendet. Jene Aufgabe sollte darin bestehen, ein Stück der Schöpfung, eine recht einfache und reizarme Landschaft, in seiner Wahrheit und Wirklichkeit malend, nachzuschaffen: „In der Welt und in allen ihren Teilen ist die größte dichterische Fülle und die herzergreifendste Gewalt. Macht nur die Wirklichkeit so wirklich, wie sie ist!" Hier gibt uns Stifter einen Schlüssel zu seinem eigenen Ringen um das rechte „Machen"; auch er ringt — als Dichter — mit einer unendlichen Aufgabe, deren Schwierigkeit ihm am Stoff des „ W i t i k o " besonders deutlich geworden ist. Im Dezember des gleichen Jahres 1863 muß Stifter die Arbeit an dem Roman wieder unterbrechen, ein schweres Leiden zwingt ihn aufs Krankenlager. Aus einer Grippe entwickeln sich Störungen der Verdauungsorgane, tiefe Niedergeschlagenheit befällt ihn. Stifter muß sich von der Amtstätigkeit beurlauben lassen. Er hat sie nie wieder aufgenommen, denn alle ärztlichen Bemühungen, lange Aufenthalte in Wald- und Höhenluft und eine dreimalige Karlsbader Kur können ihm die Gesundheit nicht in ausreichendem Maße wiedergeben. In den verhältnismäßig besseren Zeiten arbeitet er am „ W i t i k o " weiter. Allmählich macht sich ein Leberleiden zunehmend bemerkbar: tiefe Schwermut, quälende Angst und ungemeine Reizbarkeit treten anfallweise auf, und die Reizbarkeit verschwindet auch in den besseren Zwischenzeiten nicht. Er ist genötigt, um Versetzung in den Ruhestand zu bitten, die ihm mit vollem Gehalt im Herbst 1865 bewilligt wird. Der Leiter der Unterrichtsabteilung im Staatsministeriura weiß von den Ärzten, daß Stifters Leiden unheilbar ist. 26
Es berührt uns wie ein Wunder, daß die vier Jahre, die Stifter seit der schweren Erkrankung noch lebt, eine Zeit meister-i liehen dichterischen Schaffens sind. Sein Geist scheint allen niederziehenden Einflüssen entrückt. „ W i t i k o ' ' wird vollendet, die drei Bände erscheinen in den Jahren 1865, 1866, 1867. Wir besitzen in ihm ein Werk, das in seiner Art einzig ist. Einen Roman möchte man es kaum nennen. Die Wortwahl, der Satzbau, die ganze Art der Darstellung erinnert an nichts, was man sonst Roman nennt. Man spürt auf jeder Seite die Nähe der großen Dichtung Homers oder des Nibelungenliedes. Die Rede hat etwas Gebundenes, Gedichthaftes, und doch sind es keine Verse; aber nur wer mit Verserzählungen vertraut ist, wird auch im „ W i t i k o " heimisch werden. Eine zweite Bedingung ist, daß er herausfühlt, worauf es Stifter vor allem ankommt. Der Roman enthält eine Fülle von Gestalten, Ereignissen, Verwicklungen und Lösungen, Feldzügen und Friedenszeiten, er rollt einen ganzen Abschnitt der böhmischen Geschichte wie einen farbenreichen Teppich des Mittelalters auf. Aber er läßt die Begebenheiten nicht einfach wie Naturereignisse geschehen, sondern immer von neuem wird nach Recht und Unrecht gefragt: Wer ist der rechtmäßig gewählte Herzog? Tut er das Rechte? Ist ein Krieg unvermeidlich? Was gebührt den Aufrührern von Rechts wegen? Was ist recht und gut in den Angelegenheiten des Landes und der einzelnen? Stifter hat einen Abschnitt der Geschichte gewählt, in dem durch Eidbruch und selbstsüchtiges Begehren der großen Herren des Landes Verwirrung und Krieg entsteht; aber der neue Herzog, unterstützt von besonnenen und tatkräftigen Männern wie Witiko, begründet und festigt wieder einen geordneten Zustand, in dem das Land aufblüht. Was aber in den verschiedenen Lagen, die durch den Gang der Ereignisse entstehen, das Rechte ist, wird in jedem Falle sorgfältig erwogen. Daher nehmen Zusammenkünfte zum Zwecke der Beratung und Klärung viel Raum ein; sie erregen leicht die Ungeduld derjenigen Leser, die nicht begriffen haben, daß sich in Stifters Geschichtsbild der wahre Erfolg nur an das Recht knüpfen kann; diese Wahrheit will der Dichter durch seine Erzählung belegen. Während der Ausfeilung der Witikohandschrift verfaßt Stifter als Nebenarbeiten noch einige Erzählungen und Schilderungen, die uns
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unter anderem mit den zwei Orten bekannt machen, an denen Stifter in seinen letzten Lebensjahren am liebsten weilte; monatelang war er dann allein; Amalia fühlte sich auf dem Lande nicht wohl und zog es meist vor, in ihrer Stadtwohnung zu bleiben. Der erste sind die Lackenhäuser im Bayrischen Walde: „Nicht bloß gesundheitbringend, sondern auch stillend und seelenberuhigend ist es, wenn man hier wandelt und alles auf sich wirken l ä ß t : das Gras an dem Wege mit den tausendartigen Waldblumen und den weißen Stein darin und den ernsten Baum und die hellen Wiesen und das einfarbige Getreide der Felder und die glänzenden Dächer der Hütten und die Hügel und Wäldchen und den Duft der Ferne mit manchem weißen Punkte einer Kirche und die unermeßliche leuchtende Himmelsglocke über dem Haupte . . . Zu allem dem vernimmt man das leise Rauschen der Bäche, mitunter den Klang einer Herdenglocke von dem Walde herab, oder hoch oben das schwache Wirbeln einer Lerche. Man glaubt, die Welt ist voll Ruhe und Herrlichkeit. Und wenn man von dieser Ruhe in eine andere geht, in die des großen Waldes, so ist es wirklich wieder eine Ruhe und wirklich eine andere. Der Blick wird beschränkt, nur das Nächste dringt in das Auge, und ist doch wieder eine unfaßbare Menge der Dinge. Die edlen Tannen, wie mächtig ihre Stämme auch sein mögen, stehen schlank wie Kerzen da und wanken sanft in dem leichtesten Luftzuge, und wenn der stillste Tag draußen ist, so geht in das Ohr, kaum vernehmlich und doch vernehmlich, ein schwaches erhabenes Sausen — es ist wie das Atemholen des Waldes . . . " — In dem trockenen, warmen Herbst von 1866 bleibt Stifter bis Mitte November schreibend und malend in den Lackenhäusern. Dadurch gerät er dann aber in den größten, viele Tage anhaltenden Schneefall, der seit Jahrhunderten in jener Gegend vorgekommen ist. Der herrliche Wald wird ein weißes Ungeheuer: „Ein Bangen kam in die Seele. Die Starrheit des Wirbeins wirkte fast sinnbestrickend und man konnte dem Zauber nicht entrinnen." Als die Wege endlich wieder befahrbar sind, kehrt Stifter nach Linz zurück; aber das Schneeflirren sieht er noch wochenlang bei offenen wie geschlossenen Augen vor sich. Der zweite Ort ist das kleine Dorf Kirchschlag auf den Granithöhen, die allmählich von der Donau bis zum Kamme des Böhmer28
waldes aufsteigen. Dort hat Stifter, von kürzeren Aufenthalten abgesehen, einen ganzen Winter zugebracht, um den Nebeln der Donauniederung und der verdorbenen Luft und dem Pumpenwasser der Stadt entrückt zu sein. Von Kirchschlag überschaujt er an klaren Tagen das ganze oberösterreichische Land; wenn ein Nebelmeer die niederen Teile bedeckt, blickt er, im warmen Sonnenschein stehend, über die Oberfläche des ungeheuer hingedehnten Nebels hin, die „den ganzen Tag wie funkelndes geschmolzenes Silber schimmert, an dessen Rande das scharfe Blau der Alpen steht, und wenn der Vollmond scheint, ist ein geisterhafter, milder Glanz über die riesige Masse ausgegossen. Sind an einem Tage Wolken an dem Himmel, so legen sie blaue Schatteninseln auf das Silber, und es wird durch sie noch großartiger und lebendiger, und die Fläche scheint ausgedehnter zu sein. Außer dem Meere haben ich nie etwas Schöneres auf der Erde gesehen." Als der „ W i t i k o " vollendet ist, hat Stifter noch ein großes Anliegen auf dem Herzen. Es betrifft sein „Lieblingskind", das für den Dichter zugleich das Sorgenkind war: die Erzählung mit dem Titel „Die Mappe meines Urgroßvaters". Er hat sie viermal geschrieben. In der Urfassung erschien sie 1841, erheblich umgearbeitet in den „Studien" 1847. Aber Stifter ist auch mit dieser Fassung nicht zufrieden, er empfindet, daß das in dem Stoffe Liegende bei weitem nicht herausgearbeitet ist, und beschließt die Erweiterung zu einem zweibändigen Roman. Er versucht die Erweiterung im Winter 1864 nach der schweren Erkrankung, als seine Kraft für die Fortsetzung des „ W i t i k o " zunächst noch nicht ausreicht; er legt dann aber, als die Kräftigung vorgeschritten ist, die unfertige Handschrift wieder weg, um sie erst nach Vollendung des „ W i t i k o " wieder vorzunehmen. Jetzt ab=r befriedigt ihn das vor drei Jahren Verfaßte auch nicht mehr, er beginnt, es zu ändern und zu ergänzen und schreibt von einer gewissen Stelle an den Text ganz neu. Er nimmt sich für nichts anderes mehr Zeit, die Arbeitsweise wird fieberhaft, wie die zunehmende Flüchtigkeit der Schriftzüge erkennen läßt — es scheint, als fühle er die Nähe des Todes, der ihm die Feder zu früh aus der Hand nehmen könnte. Aber eine Grippe wirft ihn aufs Bett, und nun tritt das Leberleiden — vermutlich ein Krebs — in das letzte, tödliche Stadium. 29
Er muß die Arbeit aufgeben. Einmal noch läßt er sich die Blätter des unvollendeten zweiten Bandes ins Bett reichen, liest prüfend darin und legt endlich das letzte, angefangene Blatt aus der Hand mit den Worten: „Hierher wird man schreiben: Hier ist der Dichter gestorben." Stifter weiß also, daß seine Stunde geschlagen hat. Der Arzt weiß es auch. Die Schmerzen steigern sich ins Unerträgliche — schmerzstillende Mittel kennt die ärztliche Kunst noch nicht —, Stifters Sinne sind völlig verwirrt. In einem Augenblick, als niemand bei ihm ist, versucht er, sich das Leben zu nehmen. Als man ihn blutend findet, wird sofort der Arzt geholt. Stifter lebt noch anderthalb Tage. Er empfängt die Sterbesakramente und stirbt in den frühen Morgenstunden des 28. Januar 1868. Der Roman, den Stifter nicht vollenden durfte, die letzte „Mappe", kann als sein reifstes Werk angesehen werden. Und gerade an diesem Werk läßt sich seine Reifung bis ins einzelne nachweisen und belegen, weil wir drei verschiedene Fassungen der Erzählung gedruckt nebeneinanderlegen und vergleichen können. Die Erdichtung, daß Stifter alles aus den ledergebundenen Tagebüchern des Urgroßvaters, eines Landarztes im Böhmerwald, entnimmt, wird in allen Fassungen festgehalten. Die Angehörigen des Doktors Augustinus sowie der sanftmütige Obrist, der sieh mit seiner Tochter Margarita in dem Tale ansiedelt, nachdem er auf ßo schreckliche Weise sein Weib verloren hat, dann der Tod der Angehörigen des Augustinus, die Liebe und das Zerwürfnis zwischen ihm und Margarita — das alles ist von Anfang an der Kern der Erzählung und bleibt es. Aber wie verschieden ist die Ausführung geraten, wie verschieden im Zusammenhang damit Zahl und Art der übrigen Personen! In der letzten Fassung ist es eine ganze ländliche Gemeinde, in deren menschenerhaltende und -segnende Lebensordnung wir blicken. Und jetzt gibt es auch keine Sprünge mehr in der Erzählung wie in den früheren Fassungen. Durchgehend ist die Schilderung vollständig und zusammenhängend, jede Begebenheit fließt aus den vorhergehenden, „wie es die Dinge fordern". Irrtum und Fehlgriff werden gesühnt, dem Unglück ein Sinn abgerungen; heilende Kräfte werden aufgeschlossen, Gebete erhört; Geduld und fester Glaube finden ihren Lohn. 30
Das erzählerische Werk des Dichters (Abweichende Titel der TJrfassungen sind in Klammern beigefügt.) Studien: Der Kondor — Feldblumen — Das Heidedorf ~ Der Hochwald — Die Narrenburg — Die Mappe meines Urgroßvaters — Abdias — Das alte Siegel — Brigitta — Der Hagestolz — Der Waldsteig — Zwei Schwestern (Die Schwestern) — Der beschriebene Tännling Bunte Steine: Granit (Die Pechbrenner) — Kalkslein (Der arme Wohltäler) — Turmalin (Der Pförtner im Herrenhause) ~ Bergkristall (Der heilige Abend) — Katzensilber — Bergmilch (Wirkungen eines weißen Mantels) Erzählungen und Skizzen, die von Stifter nicht gesammelt und neu bearbeitet wurden: Julius — Der späte Pfennig — Die drei Schmiede ihres Schicksals — Zuversicht — Der Waldgänger — Der Tod einer Jungfrau — Prokopus — Menschliches Gut — Zwei Witwen — Nachkommenschaften — Der Waldbrunnen — Der Kuß von Sentze — Die Barmherzigkeit — Der fromme Spruch B omane: Der Nachsommer — Witiko — Die Mappe meines Urgroßvaters (Letzte Fassung; unvollendet) Beiträge zu „W ien und die W iene r": Aussicht und Betrachtungen von der Spitze des Sl. Stephansturmes — Ein Gang durch die Katakomben — Der Prater — Die Streichmacher — Leben und Haushalt dreier Wiener Studenten — Die Wiener Stadtpost — Der Tandelmarkt — Die Karwoche in Wien — Warenauslagen und Ankündigungen — Wiener Wetter — Ausflüge und Landpartien — Wiener Salonszenen Andere Schilderungen: Die Sonnenfinsternis am 8. Juli 1842 — Winterbriefe aus Kirchschlag — Gartenlaube — Weihnacht — Der Silvesterabend — Aus dem Bayrischen Walde
Umschlaggestaltung: Karlheinz Dobsky Bild auf der 2. Umschlagseite: Aus der Heimat des Dichters
L u x - L e s e b o g e n 2 0 7 (Dichtung) — H e f t p r e i s 2 5 P f g . Natur- und kuIturkundlicUe Hefte - Bestellungen (vierteljährl. 6 Hefte DM 1.50) durch jede Buchhandlung und jede Postanstalt — Verlag Sebastian Lux, Murnau, München I" n sbruckj Ölten — Druck: Buchdruckerei Auer, Donauwörth
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Das „Bild der Jahrhunderte", von Otto Zierer, das zu einem der größten deutschen Bucherfolge der Nachkriegszeit geworden ist, schildert die Geschichte des A b e n d l a n d e s von den Anfängen bis zur Gegenwart. Den außereuropäischen Grofiräumen ist eine neue Buchreihe von Otto Zierer:
Geschichte Indiens und des Islam gewidmet. Das spannend geschriebene Werk umfaßt folgende Bände: 1. Band
„Völker aus Steppe und Wüste" 2000 vor Chr. bis 700 nach Chr.
2. Band
„Kaiser und Kalifen" 700 bis 1500 „Die goldenen Tempel4*
3. Band
1500 bis 1760 4. Band
„Gouverneure und Rebellen" von 1760 bis zur Gegenwart
Jeder Band enthält Kunstdrucktafeln, historische Karten und im Anbang Anmerkungen, ausführliche Begriffserklärungen, Zeittafeln, Quellen- und Literaturnachweise. Die Buchreihe entspricht auch im Format den Bänden der abendländischen Serie „Bild der Jahrhunderte", ist aber in der Einbandfarbe und in der Umschlaggestaltung deutlich abgehoben. Jeder Band in Ganzleinen DM 9.—, in LUX-Luxuseinband DM
10.50.
Prospekte in jeder Buchhandlung und beim Verlag
VERLAG SEBASTIAN LUX MURNAU
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MÖNCHEN
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INNSBRUCK
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ÖLTEN
Aui 1000 Seiten das Weissen der Gegenwart
LUX-VOLKSLEXIKON Neue, erweiterte Ausgabe, Herbst 1955 mit den neuesten Daten und Statistiken. 33003 Stichwörter - 1076 Bild- und Textseiten mit 64 farbigen geographischen Karten - 46 Färb- und Schwarzweißtafeln - 64 Seiten Statistischer Teil
* Lux-Volkslexikon bietet eine kurzgefaßte Übersicht über das gesamte Wissen unserer Zeit. Alle Gebiete sind gleichmäßig berücksichtigt: Geschichte und politische Entwicklung bis zur jüngsten Gegenwart, Struktur, Grenzen, Verfassungen und Wirtschaft der Staaten und Länder, Biographien, Kunst, Literatur, Recht, Finanzen, Musik und Technik. Besondere Berücksichtigung fanden die Naturwissenschaften, die mit der Erforschung und Auswertung der Kernphysik ein neues Kapitel der Menschheitsgeschichte eingeleitet haben. — Mit seinem handlichen Format wird Lux-Volkslexikon Erwachsenen und Jugendlichen bald ein unentbehrlicher Begleiter in Beruf und Haus, beim Zeitungslesen und Radiohören sein. Ganzleinen DM 6.90 LUX-LUXUS-Einband DM 8.90 Durch alle Bachbandlungen zu beziehen Prospekte kostenlos vom
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