Das große Buch vom
Schummeln Thomas Brockmann
Spicken, Tricksen, Mogeln - das sind die drei Disziplinen, die in der S...
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Das große Buch vom
Schummeln Thomas Brockmann
Spicken, Tricksen, Mogeln - das sind die drei Disziplinen, die in der Schule wirklich zählen. Und wer Erfolg damit hat, behält seine Kunststücke stets in bester Erinnerung (wie die zahlreichen im Buch preisgegebenen Schummelgeständnisse von Prominenten und Spitzenpolitikern beweisen).
Eichbornverlag 1990 ISBN 3-8218-3008-5
scanner: L. k-leser: L. 05/2002
EINLEITUNG Zwar ist Schummeln noch keine olympische Disziplin, aber wohl eine der beliebtesten Sportarten während der Ausbildung. Und neben dem sportlichen Aspekt häufig unumgänglich. Bei gutem Unterricht wird kaum geschummelt. Wer allerdings glaubt, nur weil er Lehrer ist, eine Autorität zu sein, sollte besser nicht erfahren, was hinter seinem Rücken geschieht. Der Leistungsdruck während der Ausbildung nimmt ständig zu. Allein Noten und Punkte entscheiden häufig über die Zukunft. So ist beispielsweise ein naturwissenschaftlich Hochbegabter dazu gezwungen, seine eventuellen Schwachstellen in Fremdsprachen durch Schummeln auszugleichen. Denn eins ist klar: Selbst Einstein würde heute an der Reformierten Oberstufe scheitern. So versteht sich dieses Buch als praktische Überlebenshilfe für Schüler und Studenten, die weder genial noch angepaßt sind. Denn: Wer genial ist, braucht nicht zu schummeln. Wer angepaßt ist, will nicht schummeln. Und wer realistisch ist, wird seine persönliche Mischung zwischen Lernen und Schummeln finden. Wer Zweifel an der Durchführbarkeit der geschilderten Tricks hat, kann beruhigt werden: Sämtliche Schummelmethoden sind praxisbewährt. Ein Hinweis zum Gebrauch. Eltern verschenken »Das große Buch vom Schummeln« am besten ungelesen. Lehrer sollten vor der Lektüre reichlich Baldrian schlucken. Schüler und Studenten aber den »Krimi« auf keinen Fall zu schnell lesen.
I GRUNDSÄTZLICHES 1.1. Schummeln - Warum eigentlich? Das Schummeln, oder wie es bei den Lehrern heißt, der Täuschungsversuch ist keineswegs etwas Neues. Schon zu Urgroßvaters Zeiten wurde geschummelt, und so mancher Enkel hat von seinem Opa wertvolle Tips über das Spicken erfahren (was natürlich nicht unbedingt im Sinne der Eltern war). Nein, auch Lehrer sind keine anderen Schüler gewesen! Gespickt hat wohl jeder einmal; und so mancher Pauker, der heute als »scharfer Hund« verschrieen ist, war als Pennäler selbst ein »Trickser«. Gründe fürs Schummeln gibt es eigentlich eine ganze Menge, doch wesentlich ist wohl der eine: Der Stoff oder ein Teil des Stoffes - ist noch nicht im Kopf, ergo muß das Wissen auf den Zettel! In welcher Form und in welchem Maß nun geschummelt wird, ist abhängig von vielen Faktoren: 1. Was weiß ich, und was fehlt mir noch? 2. Wie umfangreich ist der Stoff, der auf den Schummelzettel muß? 3. Welche Möglichkeiten des Schummelns bestehen vor Ort? 4. Welche Verfahren bin ich bereit anzuwenden? Diese Punkte werden in den folgenden Kapiteln noch ausführlich behandelt. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, zum prekären
Thema des Schummelns zu stehen. Richtig ist: Die sogenannte Chancengleichheit ist nicht mehr gewährleistet. Doch tauchen mit dieser Kritik auch Fragen auf: Wird denn tatsächlich nicht geschummelt, wenn ich es als einzelner bleiben lasse? Ist die Entscheidung fürs Schummeln nicht genauso freiwillig und allen zugänglich wie das »ehrliche« Schreiben? Wo bleibt denn die Chancengleichheit, wenn einzelnen Schülern Nachhilfelehrer und einzelnen Studenten Repetitoren zur Verfügung stehen? Ist Schummeln nicht eine Form des Wettbewerbs, mit der wir in unserer Leistungsgesellschaft alltäglich konfrontiert werden? Es gibt also verschiedene Möglichkeiten, das Problem zu betrachten. Tatsache bleibt: Wer schummelt, tut dies freiwillig. Im positiven Fall schreibt man eine gute Arbeit oder besteht die Klausur. Im negativen Fall wird man erwischt, von der Klausur ausgeschlossen oder vielleicht sogar von den Paukern geächtet. Doch eines muß an dieser Stelle deutlich gesagt werden: Wer sich erwischen läßt, ist selber schuld und kann niemanden, außer sich selbst, dafür verantwortlich machen. Er sollte entweder mehr üben, ein anderes Verfahren wählen - oder, als letzte Möglichkeit, den Stoff lernen (was unter Tricksern allerdings sehr verpönt ist).
1.2. Die Angst, erwischt zu werden Jeder hat eine Hemmschwelle, die es zu überwinden gilt. Denn immerhin handelt es sich ja um eine nicht erlaubte Handlung. Der eine ist eher bereit, den »Pfad der Tugend« zu verlassen, als der andere. Grundsätzlich muß jedoch gesagt werden: Schummeln
kann jeder! Dennoch gibt es natürlich Praktiken, die für den einen mehr und für den anderen weniger geeignet sind. Auch gibt es Naturtalente und Leute, die etwas mehr üben müssen, um zum Erfolg zu gelangen. Wer kennt ihn nicht, den Schüler, der schon zehn Minuten, bevor er den Spicker ziehen will, wie eine rote Laterne leuchtet, becherweise Schweiß verliert und nervös seinen Kopf in alle Himmelsrichtungen rotieren läßt. Hier muß der Pauker sich schon mit dem Gesicht zur Wand in die Ecke stellen, um nicht zu merken, daß sich ein Täuschungsversuch anbahnt. Deshalb ist es immer wichtig, die Regeln des Schummelns einzuhalten: 1.
Nur ein Verfahren verwenden, das man wirklich beherrscht und lange geübt hat.
2.
Nur schummeln, wenn ich absolut sicher bin, nicht entdeckt zu werden.
3.
Sich auf keinen Fall nervös machen und unter Zeitdruck setzen lassen.
4.
Jedes unnötige Risiko vermeiden und lieber mal eine Arbeit »vergeigen«.
Basis des Schummelns ist, daß man ruhig bleibt und nur überlegt handelt. Ich muß in jedem Moment wissen, wo die Aufsichtsperson sich befindet. Man muß sich ständig vor Augen halten, daß Erwischtwerden längerfristige Folgen hat. Im schlimmsten Fall haben die Pauker mich bei jeder zukünftigen Arbeit oder Klausur auf dem Kieker, und meine Chancen, den oder die
Schummelzettel einzusetzen, sind gleich Null. Gott sei Dank treten diese Situationen aber recht selten ein, so daß auch für Amateure die Zukunft noch offen bleibt.
II. VORAUSSETZUNGENDES SCHUMMELNS 2.1. Der Ort Leider gibt es an Schulen, Fachhochschulen und Universitäten unterschiedliche Bedingungen, so daß keine einheitlichen Ratschläge gegeben werden können. Jedoch sollte man prinzipiell in Klassen- und Klausurräumen entweder ganz weit vorne oder hinten sitzen. Im Prinzip ist der hintere Sitzplatz zu bevorzugen, da sich die meisten Lehrer und Dozenten vorne ans Pult setzen. Es muß also eine möglichst große räumliche Distanz zwischen Pennäler und Pauker bestehen, denn direkt unter den Augen des »Geiers« läßt sich schwer schummeln. Außerdem hat man von dort eine bessere Übersicht und als Trickser mehr Zeit, seine Schummelzettel zu entfernen bzw. zu verbergen. Es gibt aber auch einige »scharfe Hunde«, die sich an die Rückwand des Klausurenraumes stellen in der Annahme, jetzt würde sich jeder beobachtet fühlen und keiner es mehr wagen zu schummeln. Bei diesen Paukern kann sich also sehr schnell die relative Vorzüglichkeit eines hinteren Sitzplatzes ins Gegenteil kehren. Daher sollte man immer wissen, wer Aufsicht führt und welche typischen Verhaltensweisen diese Person während der Klausuren zeigt. Auch sollte man in gewisser Weise das anzuwendende Schummelverfahren auf die jeweiligen
Pauker abstimmen. Jedoch auch der vorderste Platz (als Außenplatz) hat seine Vorzüge. Schüler und Studenten, die das »Körperschummeln« beherrschen, können hier sehr ruhig und zügig arbeiten. Unter Körperschummeln versteht man das Schummeln in der Deckung des Körpers. D. h., befindet sich die Aufsichtsperson im hinteren Bereich des Raumes oder beginnt zu wandern, kann man den (die) Schummelzettel direkt vor sich legen, ohne gesehen zu werden. In anderen Momenten legt man den Unterarm mit etwas Abstand parallel zur Tischkante. Der Schummelzettel wird dann zwischen Arm und Kante platziert. Befindet sich der Pauker in unmittelbarer Nähe, wird der Unterarm einfach auf den Spicker gelegt und ist so nicht mehr zu sehen. Grundsätzlich sollte man natürlich versuchen, die Sichtmöglichkeiten für die Aufsichtspersonen möglichst stark einzuschränken, also beispielsweise nur zwei Seiten »offen« zu lassen. Ein Rechtshänder sollte bestrebt sein, links hinten oder vorne zu sitzen. Er schummelt dann mit links an der Wandseite. Entsprechend umgekehrt verhält sich der Linkshänder. Da ein Mittelplatz sämtliche vier Richtungen anbietet, ist der gesamte Mittelbereich des Klausuren- oder Klassenraums entsprechend ungünstig.
2.2. Die Größe des Schummelzettels Beim Schummeln kommt es nicht nur darauf an, möglichst viel Stoff auf dem oder den Zetteln unterzubringen, sondern diese(n) auch möglichst klein zu halten. Am günstigsten sind Schummelzettel, die relativ klein, gut zu handhaben und schnell entfernbar sind. Denn wählt man größere Dimensionen, so steigt das
Risiko, und es empfiehlt sich, ein stationäres Verfahren (Post- oder Karteikartenmethode) zu verwenden. Nach eigenen Erfahrungen ist ein »ambulantes« Verfahren fast immer zu bevorzugen, denn was nützen einem die besten Karteikarten, wenn es der Aufsichtsperson plötzlich in den Sinn kommt, einen umzusetzen. Es gilt die Regel: Schummelzettel gehören an den Körper!
2.3. Die Aufsichtsperson Zur optimalen Klausurvorbereitung gehört auch, daß man Erkundigungen einzieht, welcher Pauker, Dozent oder »Hilfswilli« (Hilfswissenschaftler) während der Klausur oder Arbeit Aufsicht führt. Bei allgemeinbildenden Schulen erübrigt sich diese Vorbereitung meist, da in der Regel die Klassenarbeiten bei den Fachlehrern selbst geschrieben werden. An Fachhochschulen und Universitäten kann es aber hilfreich sein zu wissen, wer »das Auge des Herrn« führt. Jeder Dozent hat seine Eigenarten und Methoden - und läßt sich einer der folgenden, vereinfachten Kategorien zuordnen: Typ A: Er ist völlig desinteressiert, und es ist ihm schnurz, wieviel gespickt wird. Er hat die gesunde Auffassung, es wird ja doch geschummelt - also regt er sich gar nicht erst sonderlich darüber auf und läßt den »Krug« an sich vorüberziehen. Häufig ist dieser Typ gar nicht der Fachdozent. Daher fehlt ihm auch das persönliche Interesse an einem objektiven Leistungserwerb. Typ AI: sitzt überwiegend, wechselt gelegentlich mal den Standort und durchkreuzt zuweilen äußerst
gelangweilt und harmlos den Klassenraum. Wertnote sehr gut - dennoch im Blickfeld behalten. Typ A2: sitzt am Pult oder an der Wand und liest Zeitung oder ein Buch. Dieser Typ von Aufsichtsperson verhält sich nach dem Motto der drei Affen: Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen! Typ A2 ist mit der Wertnote sehr gut *** zu bewerten. Typ B: ist im Grunde genommen korrekt, denn er sagt sich, schummeln kann jeder bei mir, wenn er sich nicht erwischen läßt. Wer zu plump schummelt, hat es nicht anders verdient, er fliegt auf. Die Toleranz dieser Dozenten ist ziemlich großzügig bemessen, und wer sich nicht zu dilettantisch anstellt, kommt auch ungeschoren davon. Wertnote 2-3, da vorausgesetzt werden muß, daß man im Schummeln bereits etwas erfahren ist. Typ C: läßt kein Schummeln zu und greift ohne Pardon durch, wenn er jemanden erwischt. Jedoch hat dieser Typ von Dozent keine Ahnung, wie man eine Klausur am besten überwacht. Erst am Ende der Klausur beginnt Unruhe in ihm aufzukommen, und er schreitet im Raum auf und ab. Doch sind zu diesem Zeitpunkt meistens sämtliche Schummelaktionen abgeschlossen. Wertnote 3 +, da man sich relativ gut anpassen kann. Typ D: hat im wesentlichen die gleichen Grundsätze wie Typ C, nur pflegt er die Beaufsichtigung viel fachkundiger anzugehen. Verdächtige Leute werden teilweise kontrolliert, indem die Klausurenbögen angelupft werden, um etwaige Schummelzettel aufzudecken. Zu diesem Typ gehören auch jene, die sich
an die Rückwand des Raumes stellen, im Glauben, die Trickser dadurch zu verunsichern. Sie lesen auch während der Klausur, jedoch wechseln sie mehrmals den Platz oder blättern ihre Lektüre im Gehen. Bei diesen Personen muß man sehr vorsichtig arbeiten und häufiger den Blickkontakt suchen als bei den erstgenannten Dozenten. Wichtig ist, daß man sich als Trickser dem Rhythmus der Aufsichtsperson anpaßt. Mit etwas Übung und ruhigen Nerven besteht auch hier die Möglichkeit zu relativ gutem Arbeiten. Wertnote 3-4. Typ E: Er verschreckt alle Amateure und treibt die meisten Studenten vor lauter Verzweiflung zum Lernen. Diese Dozenten beginnen ihre Klausuraufsicht damit, daß sämtliche Kleidungsstücke (Mäntel, Jacken etc.) und Taschen an einem bestimmten Platz (meist vorn oder hinten an der Wand) deponiert werden müssen. Auf der Schreibfläche werden dann nur noch Federtasche, Taschenrechner und Lineal geduldet. Außerdem wird die Anordnung gegeben, daß während der Klausur niemand den Raum verlassen darf. Ferner sind sämtliche Klausurbögen speziell gezinkt durch beispielsweise Lochmarkierungen in der oberen Blattecke. Eine weitere Variante können farblich unterschiedliche Klausurenstempel sein. Während der Klausur selbst setzt sich der Dozent meist in die hintere Reihe und führt in unregelmäßigen Abständen sogenannte Stippvisiten durch. Zuweilen geht er auch durch sämtliche Reihen und hebt die Klausurbögen alle nacheinander hoch, um verwendete Schummelzettel freizulegen. Wertnote 5, doch keine Panik! Bei dieser Art von Dozenten muß man zwar relativ raffinierte oder
kaltblütig-dreiste Verfahren anwenden, um zum gewünschten Schummelerfolg zu gelangen, doch es gilt: Schummeln ist fast immer möglich! Katastrophale Klausursituationen, in denen ein Schummeln fast unmöglich ist (Wertnote 5-6) gibt es, wenn mehrere Aufsichtspersonen (3-4) eine Klausur von 40-60 Prüflingen bewachen. Dann gibt es nur noch ganz spezielle Methoden, die sicherlich nicht jedermanns Sache sind. Doch dazu später.
2.4. Der zu spickende Stoff Prinzipiell weiß natürlich jeder Schüler oder Student selbst am besten, was auf dem Schummelzettel zu stehen hat. Vielleicht können aber dennoch einige Tips gegeben werden, die für den einen oder anderen recht wertvoll sind. An Universitäten und Fachhochschulen ist es üblich, daß die Fachschaft sogenannte Klausurensammlungen führt. Das sind Zusammenstellungen aus Prüfungsfragen der einzelnen Fächer oder Fachrichtungen aus vorherigen Semestern. Teilweise stehen außer diesen Fragenkatalogen auch sogenannte Antwortenkataloge zur Verfügung. Derartige Zusammenstellungen können einem sowohl das Lernen als auch die Herstellung von Schummelzetteln erleichtern. Jeder Dozent hat nämlich seine Schwerpunktthemen, also bevorzugte Fragen, die er verstärkt prüft. Leider ist die Zusammenstellung von Fragenkatalogen an Gymnasien bzw. allgemeinbildenden Schulen bisher fast gar nicht verbreitet. Es ist nicht nur so, daß Lehrer bei ihrem Unterrichtsstoff gerne bestimmte Bereiche bevorzugt abfragen, sondern Pauker sind in gewisser Weise auch den Pennälern ähnlich: Die
meisten sind nämlich faul! Bezogen auf die Arbeiten kann dies bedeuten, daß sie z. B. im Abstand von zwei Jahren exakt die gleichen Klassenarbeiten schreiben lassen in der Annahme, es käme doch kein Schüler auf die Idee, die gleichen Aufgaben würden zweimal gestellt. Bei der beschriebenen Erfahrung handelt es sich übrigens keineswegs, wie vielleicht angenommen, um eine Ausnahmeerscheinung. Die Wahrscheinlichkeit, daß eine bereits geschriebene Arbeit erneut vorgelegt wird, steigt erheblich, wenn sich der Lehrer oder Dozent in Zeitdruck befindet. Dies ist häufig nach Krankheit, Konferenzen oder bei Nachprüfungen der Fall. Eine Möglichkeit des Schummelns besteht somit darin, die entsprechenden Fragen und Antworten auf dem (den) Schummelzettel(n) zusammenzutragen. Bei allgemeinbildenden Schulen empfiehlt es sich, sämtliche Klassenarbeiten vom Primus der höheren und darauffolgenden Klasse zu leihen und sie zu kopieren. Anschließend hat man genügend Zeit, den jeweiligen Stoff im Kleinformat (Spicker) zu notieren. Wesentlich aufwendiger ist es dagegen, wenn man den gesamten Stoff, den größten Teil oder eine Zusammenfassung auf den Schummelzetteln speichern will. Diese Vorbereitung ist zwar relativ umfangreich und benötigt je nach Fach einen Zeitbedarf von l bis l 1/2 Tagen, rentiert sich aber in Fächern, in denen man absolut keine Schnallung (= Wissen) hat, in jedem Fall. Natürlich ist auch eine Kombination von Schummeln und Lernen möglich. Das kann dergestalt laufen, daß man nur den Teil des Stoffes extern speichert ( = schummelt), der in der vielleicht zu kurz bemessenen Lernzeit nicht mehr in den Kopf zu kriegen war. Eine andere Möglichkeit besteht darin, daß man nur einige Schwerpunkte lernt (im Fachjargon
»Joker setzt«) und den restlichen Stoff notiert. Doch prinzipiell sollte jeder Schüler oder Student selbst wissen, was er lernen kann und was bzw. wieviel er spicken muß. Man muß jedoch immer den Zeitaufwand für das Anfertigen von Schummelzetteln in Relation zum Risiko setzen. Es besteht schließlich ein ziemlich großes Risiko, die Arbeit trotzdem zu vergeigen, wenn man beispielsweise nichts weiß und den Stoff nur zur Hälfte durch Schummelzettel abgedeckt hat.
2.5. Die Kleidung In Zusammenhang mit einigen Schummelverfahren sind bestimmte Kleidungsstücke besonders positiv zu beurteilen. Wählt man eine Methode, bei der man sehr viele Schummelzettel verwendet, sollte man ein möglichst praktisches Kleidungsstück mit relativ vielen leicht zugänglichen Taschen tragen. Es versteht sich allerdings von selbst, daß man nicht mit einer Bomberjacke im Hochsommer zur Klausur antritt. Sehr gut erfüllen Herrenjacketts (Sakkos) ihren Zweck. Sie sind fast zu jeder Jahreszeit zu tragen und relativ unauffällig (wenn man nicht sonst ausschließlich in TShirts rumläuft). Ebenfalls bewährt haben sich sogenannte Jagd- und Schießwesten, weil sie sich durch ein außerordentlich großes Fassungsvermögen auszeichnen. Besonders günstig ist dabei die Rückentasche, die sich etwa in Höhe der Nieren über den gesamten Rücken erstreckt und sowohl rechts als auch links vom Körper offen ist. Diese Tasche ermöglicht Platz für ca. vier Pfund Schummelzettel, stellt also in jedem Fall ausreichend Raum für eine Zetteldeponie zur Verfügung. Der wesentliche Vorteil ist, daß sie von
beiden Seiten zu beschicken ist und man beispielsweise im linken Teil die bereits benötigten Unterlagen verwahren kann. Die günstige Lage der Rückentasche ist besonders herauszustellen, weil sie es ermöglicht, daß man die Schummelzettel greifen und wegstecken kann, ohne mit den Armen auffällig arbeiten zu müssen. Man braucht lediglich den Arm etwas nach hinten abzuknicken und gelangt auf diese Weise schnell und unauffällig an des »Rätsels Lösung«.
2.6. Das Verhalten danach Ein wichtiger und wesentlicher Grundsatz des Schummelns ist, sich nach erfolgreichem Schummeln vor den Mitschülern oder Studenten nie mit den Leistungen zu brüsten. Man sollte auch nicht den Fehler begehen und glauben, das »Evangelium des Schummelns« verbreiten zu müssen und alle Mitschüler zum routinemäßigen Täuschungsversuch bekehren zu wollen. Durch ein solches Verhalten gefährdet man seine zukünftigen Chancen erheblich. Sehr leicht erzeugt man durch Angeben im größeren Kreis nicht nur Neid, sondern auch Haß! Es gibt dann durchaus Leute, die bei entsprechender Gelegenheit ein gehässiges Wort bei Dozenten äußern, die häufig ein offenes Ohr für derartige Hinweise haben. Vielleicht ist hier der britische Leitsatz angebracht: »Der Gentleman schweigt und genießt!«
III. SEIT GENERATIONEN BEWÄHRT - KLASSISCHES AUS DER TRICKKISTE Dieses Kapitel beschäftigt sich mit Tricks und Kniffen, die teilweise schon von unseren Großeltern verwendet wurden. Sie sollen aber keineswegs abqualifiziert werden; zum Teil kann man sie auch heute noch wirksam einsetzen. Jedoch sind die Möglichkeiten des Schummelns teilweise durch eine relativ kleine Fläche stark begrenzt.
3.1. Die stationierte Postkarte Eine Postkarte wird mit den gewünschten Fachinformationen im Hochformat beschrieben und eine kleine Ecke freigelassen. Anschließend befestigt man die Karte unterhalb der Tischkante mit einer Heftzwecke. Durch den einfachen Haltepunkt ist der Schummelzettel drehbar. Im ungenutzten Zustand ist die Postkarte nicht zu sehen, benötigt man eine der Informationen, so wird sie gedreht. (Geschickte Trickser schaffen dies allein mit dem Knie.) Wichtig bei dieser Methode ist es, daß die Heftzwecke so weit wie möglich ins Holz gedrückt wird. Andernfalls hängt die Karte schräg und kann eventuell von der Seite aus gesehen werden. Biegt sich die Karte leicht nach unten, so sollte man sie vorher auf der beschriebenen Seite kräftig über die Kante ziehen. Dadurch wird sie gestrafft, so daß sie unter der Tischfläche eng anliegt. Bei Schulbänken empfiehlt es sich auf jeden Fall, den
Schummelzettel an der untersten Tischkante zu befestigen. Andernfalls könnte das System bei einem Blick ins Ablagefach auffliegen.
3.2. Karteikarten-Schummeln Eine andere Variante dieser Methode ist das Karteikarten-Schummeln. Dies ist mit Sicherheit eine Weiterentwicklung des zuerst geschilderten Tricks. Eine große Karteikarte hat den Vorteil, daß sie mehr Fläche für den Stoff bietet. Dabei wird der Schummelzettel nach dem Schubladenprinzip benutzt. Unter der Tischkante befestigt man mit Klebeband (z. B. Tesafilm) zwei Pappstreifen im Abstand einer Karteikartenbreite. Die Karteikarte wird jetzt zwischen Pappe und Tischkante geklemmt und durch Verschieben per Hand schnell sichtbar. Man kann dieses System allerdings auch noch ein klein wenig verfeinern, indem man an der hinteren Kante der Karteikarte ein Ende eines Gummibandes befestigt. Das andere Ende wird an die Tischplatte (unten!) geklebt. Man zieht die Karte heraus, liest die Information, und der Schummelzettel zieht sich eigenständig in die »Schublade« zurück, sobald man ihn losläßt! Nachteilig bei dieser Methode ist, daß der Schummelzettel »stationiert« ist, also mehr oder weniger fest mit der Schreibfläche verbunden. Man geht also das Risiko ein, daß man die Beweismittel im Notfall nicht schnell genug verschwinden lassen kann. Andererseits sind Aufsichtspersonen in der Regel auf Spickzettel im Ablagefach des Schreibpults fixiert.
3.3. Die Linealmethode Lineale haben den Vorteil, daß man sie zu den meisten Arbeiten oder Klausuren mitnehmen und dort verwenden darf. Die Rückseite bietet bei entsprechender Schreibweise genug Platz für den Stoff. Man kann zwar weit weniger Informationen unterbringen als auf Postoder Karteikarten, jedoch reicht die Fläche für naturwissenschaftliche Formeln oder Ableitungen schon aus. Da sich auf dem Material des Lineals relativ schlecht schreiben läßt (Holz, Plastik, Metall), schneidet man ein Stück Papier in der entsprechenden Größe aus und klebt es auf die Unterseite. Ebenso lassen sich auch Geo-Dreiecke für Schummelzwecke umfunktionieren. Bei Geo-Dreiecken aus klarsichtigem Plastik gibt es noch eine besondere Form: Man verwendet dafür kein Papier, sondern ritzt mit einer Zirkelspitze die Informationen direkt ins Material. Der große Vorteil ist dabei, daß niemand bei einem durchsichtigen Geo-Dreieck irgend etwas Unerlaubtes vermutet. Außerdem kann die Aufsichtsperson, selbst wenn sie unmittelbar vor dem Trickser steht, nichts erkennen; das Schriftbild bzw. Eingeritzte ist nämlich nur bei bestimmtem Lichteinfall zu sehen. Daher braucht man das Geo-Dreieck nur flach auf den Tisch zu legen, und man ist über jeden Verdacht erhaben. Bei der Lineal- oder Geo-Dreieck-Methode kann man, wenn die Aufsichtsperson unruhig herumtigert, das Lineal entweder benutzen und wie wild unterstreichen oder es einfach rechtzeitig verschwinden lassen. Man kann dem Entdecktwerden auch vorbeugen, indem man nach Gebrauch das hilfreiche Lineal gegen ein
unbespicktes austauscht.
3.4. Das Löschblattschummeln In Schulen werden Arbeiten häufig in Hefte geschrieben. Da liegt es nahe, das Löschblatt seinem Zweck zu entfremden und als Schummelzettel zu nutzen. Man legt einfach das einseitig beschriftete Löschblatt ins Heft und nutzt es als Informationsquelle. Um später eine peinliche Situation zu vermeiden, empfiehlt es sich allerdings, das Blatt rechtzeitig vor der Abgabe wieder zu entfernen. Bei der Beschriftung dieses Löschblattes gibt es verschiedene Möglichkeiten. Außer der vollständigen Beschriftung kann man zum Beispiel Formeln unregelmäßig über das Blatt verteilen. Bekleckst man das Löschblatt anschließend noch ein wenig mit Tinte, so schöpft kaum jemand beim Umhergehen Verdacht. Eine Spezialität des Löschblattschummelns ist folgende Art der Beschriftung: Man notiert sämtliche Informationen mit Hilfe einer leeren Kugelschreibermine. Da es sich bei Löschblättern um außerordentlich weiches Papier handelt, drückt sich die Schrift sehr gut ins Papier. Den gleichen Effekt erzielt man, indem man den Stoff auf einen Pergamentbogen (Butterbrotpapier) schreibt, unter den man vorher das Löschblatt gelegt hat. Drückt man beim Schreiben entsprechend auf, so werden sämtliche Informationen auch ohne Tinte lesbar sein. Die Wirkung ist ähnlich der Geo-Dreieck-Methode. Hält man den Bogen etwas schräg, so ist der Stoff durch den anderen Lichteinfall (Licht-Schatten-Wirkung) gut zu erkennen. Im flachen (abgelegten) Zustand wirkt das Papier jedoch
unbeschrieben. Eine etwas extravagante Gestaltung des Schummelzettels besteht darin, seine Notizen auf sogenanntes Eßpapier zu machen. Dadurch besteht immerhin die Möglichkeit, den Schummelzettel in Momenten der Panik durch Essen zu vernichten. Dieses Eßpapier erhält man in einigen Süßwarengeschäften meist in DIN-A5- oder -A6-Format. Natürlich kann man ebenso Oblaten beschriften, die sich mit ihrer kleinen und handlichen Form auch gut in der Handinnenfläche verstecken lassen.
3.5. Kurzinformationen Manche Schüler und Studenten, die ein oder zwei Formeln unbedingt noch notieren müssen, schreiben diese häufig mit Kugelschreiber in die Handinnenfläche oder auf den Unterarm. Man muß dabei aber bedenken, daß das Risiko, beim Schummeln erwischt zu werden, nicht in Relation zum Gewinn (zwei Formeln) steht. Außerdem besteht die Gefahr, daß sich durch eventuelle Schweißausbrüche an der Handinnenfläche die Schrift auflöst und somit die Information im entscheidenden Moment nicht zu entziffern ist. Im Zusammenhang mit zu notierenden Formeln muß auch das sogenannte Kugelschreiber-Schummeln erwähnt werden. Es gibt sowohl vollkommen durchsichtige Kugelschreiber als auch Exemplare mit Sichtfenstern. Häufig bekommt man solche Schreibutensilien als Werbegeschenke mit innen befestigten Röhrchen, auf denen sich z. B. Firmennamen befinden. Das Röhrchen kann man bekleben oder die Formeln auf einem kleinen Stück Papier notieren und dies entsprechend formen. Dieses Verfahren ist für
naturwissenschaftliche Fächer relativ gut geeignet, zumal die Handhabung leicht und unverdächtig ist. Man kann die Kapazitäten ausweiten, indem man mehrere Kugelschreiber in der oben beschriebenen Form präpariert und sie je nach Bedarf aus der Federtasche zieht. (Das gilt natürlich auch für die Lineal- und Geo-DreieckMethode.) Prinzipiell muß man bei der Benutzung der Federtasche als Aufbewahrungsort für Schummelzettel sehr vorsichtig sein. Sie ist für ihre Möglichkeiten zur Zweckentfremdung schon sehr bekannt und zählt bei vielen Aufsichtspersonen - ähnlich wie die Ablagefächer unter dem Schreibpult - bereits zur Standardkontrolle bei jeder Klausur oder Arbeit. Auf jeden Fall sollte man die Federtasche entsprechend füllen, damit die Schummelzettel oder die präparierten Stifte nicht sofort ins Auge fallen.
3.6. Der Vorteil, eine Frau zu sein Ich denke gerne daran, wie ich einmal während einer Klausur einen Blick auf meine Nachbarin warf, die bei gesenktem Haupt völlig in ihre Arbeit vertieft zu sein schien. Als ich jedoch sah, daß sie ihren Rock fast bis zum Bauchnabel hochgeschoben hatte, war ich weniger , von ihren schöngewachsenen Beinen fasziniert als vielmehr von der Tatsache, daß sie zwei vollgeschriebene DIN-A 4-Bögen unter ihre Seidenstrümpfe geschoben hatte! Als schließlich der Prof erneut wie ein Geier seine Kreise zu ziehen begann, schob sie souverän ihren Rock wieder über die Oberschenkel, und die Schummelaktion blieb unentdeckt. Wie mir routinierte Trickserinnen versicherten, eignen sich Netz- und Seidenstrumpfhosen besonders gut. Ferner
könne man die Schummelzettel auch direkt auf der Haut mit Leukoplastband befestigen. Nach Möglichkeit sollte man keine zu kurzen oder zu langen Röcke wählen; optimal ist eine Länge bis zu den Knien. Außerdem empfiehlt es sich, den Rock nach oben umzuklappen und nicht nach innen zu drehen, um die Oberschenkel beziehungsweise die Papiere schneller bedecken zu können. Natürlich bietet auch die Brustpartie bei entsprechendem Busen ein hervorragendes Versteck für Schummelzettel. Klebt oder näht man den Schummelzettel an die Innenfläche eines Kleides mit elastischem Ausschnitt, soll man relativ zügig arbeiten können. Ein Mädchen allerdings hatte einmal Schiffbruch erlitten, als sie beim Schummeln ertappt wurde, jedoch noch schnell ihren Schummelzettel in den Ausschnitt steckte. Der Dozent, der sie dabei beobachtet hatte, forderte sie auf, den Schummelzettel herauszugeben. Sie jedoch stritt alles ab. Daraufhin kam es zu einer amüsanten Szene. Der Dozent erklärte, als Lehrer sei es ihm nicht gestattet, jedoch als Mann würde er sich das Recht herausnehmen, griff in ihren Ausschnitt und zauberte sogleich den Schummelzettel heraus. Das Mädchen reagierte nun völlig unerwartet. Sie sagte nur, als Studentin dürfe sie sich zwar so nicht verhalten, aber als Frau sei es ihr erlaubt, erhob sich und gab dem völlig verdutzten Dozenten eine schallende Ohrfeige.
3.7. Die Schummelzettelrakete Hierbei handelt es sich nicht etwa, wie vielleicht angenommen, um einen Papierflieger, der ständig zwischen den Mitschülern umherkreisend zu einem regen
Informationsaustausch beitragen soll. Vielmehr bezieht sich die Bezeichnung »Rakete« auf die Schnelligkeit, mit der der Schummelzettel aus der Hand in das Versteck verschwindet. Der Spicker ist nämlich mit einem kräftigen Gummiband verbunden, das am Oberarm unter dem Hemdsärmel festgeklebt wurde. Im ungenutzten Zustand wird der Schummelzettel durch die Hemd- oder Jackenmanschette verdeckt, kann jedoch flott mit einem Griff in die Handinnenfläche gezogen werden. Will bzw. muß man den Spicker aber schnell verschwinden lassen, so braucht man ihn nur wieder loszulassen. Das Gummiband wird nämlich beim Schummeln derartig stark vorgespannt (ähnlich wie beim Karteikartensystem), daß der Spicker, hält man ihn nicht mehr fest, in Windeseile unter den schützenden Ärmel entweicht. Der Vorteil liegt also »auf der Hand«, wo sich jetzt kein Zettel mehr befindet. Es bleibt lediglich anzumerken, daß man für den Schummelzettel möglichst festes Material (also kein Pergamentpapier) wählt. Außerdem sollte man die Ecken abschneiden, um ein Umknicken oder Verhaken zu verhindern.
IV. METHODEN DES TÄUSCHUNGSVERSUCHS 4.1. Der Zettel für alle Fälle Bisher wurde »Schummeln« als Oberbegriff für jede Form des Täuschungsversuches verwendet. In diesem Kapitel wird der Begriff in seiner eigentlichen Bedeutung benutzt: Notieren des Stoffes auf kleine handliche Zettel. Grundsätzlich muß man den Schummelzettel zügig und flott handhaben können. Den entsprechenden Schummelzettel ziehen, ihn einsetzen und den Stoff abschreiben, muß ein Ablauf sein. Auf diese Weise erregt man auch am wenigsten Aufsehen. Denn es ist logisch, daß derjenige, der wenig schreibt, sich häufig umblickt und ständig mit den Händen am Kramen ist, am ehesten auffällt und Verdacht erweckt. Bei den Schummelzettel-Verfahren haben sich zwei Methoden besonders bewährt:
4.1.1.Die Schummelzettel-Kartei Es werden karierte Zettel im Format 7x9 cm zugeschnitten. Die Zettel werden einseitig beschriftet, und zwar so, daß man in einer Karoreihe zwei Schreibzeilen anordnet. Das karierte Papier bietet gewissermaßen eine Hilfestellung, das Format maximal auszunutzen. Außerdem fällt es einem durch die vorgezeichneten Linien leichter, sein Schriftbild gleichmäßig zu halten. Das Format 7 x 9 cm ist natürlich variabel. Es sollte so bemessen werden, daß es die maximale Fläche darstellt, die mit der flach
ausgestreckten linken Hand (bei Rechtshändern) abgedeckt werden kann. Bei der Anordnung des Stoffes sollte man eine Überschrift notieren oder die Frage deutlich von der Antwort trennen. Eine Möglichkeit ist z. B. eine farbliche Unterstreichung. Auf diese Weise sind die jeweiligen Fragen schneller zu finden. Zum Schreiben eignen sich besonders gut Bleistifte der Härtegrade H und HB. Um ständiges Anspitzen zu vermeiden, kann man sogenannte Techniker- oder Druckbleistifte verwenden, die ein dünnes, aber kräftiges Schriftbild ermöglichen. Vom Schreiben mit Kugelschreibern oder Füllern ist abzuraten, weil man bereits durch leichtes Schwitzen in der Handinnenfläche den notierten Stoff verwischen kann. Wesentlich für die Schummelzettel-Kartei ist, daß man auf der unbeschriebenen Rückseite in Längsrichtung die Überschriften der Vorderseite überträgt. Diese schreibt man in Druckbuchstaben so groß, daß für eine Zeile eine Karoreihe benötigt wird. Auf diese Art und Weise kann man sehr schnell auch auf relativ weite Distanz den richtigen Schummelzettel herausfischen. Hat man nun sämtliche Schummelzettel in der oben beschriebenen Form angefertigt, nimmt man ein kleines Notizbuch, das in etwa die gleichen Abmessungen aufweist, und legt zwischen zwei Seiten des Notizbuches einen Schummelzettel. Die Zettel sollten möglichst nach Bereichen geordnet werden. Man kann sich zu diesem Zweck z. B. mit Büroklammern Hilfsmarkierungen machen. Die Handhabung dieses Systems läuft wie folgt: 1. Aufgabenzettel lesen 2. Das Notizbuch ziehen und bei senkrechter
Körperhaltung in der Deckung des Tisches blättern. Bei guten Hilfsmarkierungen findet man zügig den entsprechenden Bereich. 3. Die rückseitigen Überschriften (in Großformat) der Schummelzettel lesen und den richtigen Zettel ziehen. 4. Das Notizbuch wieder wegstecken. 5.Den Schummelzettel auf den Tisch packen und »auf geht's«! Dabei kann man für jede einzelne Frage das Notizbuch ziehen oder bei einmaliger Benutzung sämtliche benötigten Antwortzettel gleich zu Klausurbeginn herauszufischen und Übergangs weise in der Tasche lagern.
4.1.2. Das WBI-System Der Name leitet sich ab von der Fernsehsendung »Was bin ich?« mit Robert Lembke. Bei diesem heiteren Beruferaten wird für jede verneinte Frage, die von den Kandidaten gestellt wird, eine Karte eines Blockes umgeblättert. Für das WBI-System kauft man sich einen kleinen Schreibblock mit karierten Seiten. Ein Block hat 40 Seiten im Format 10,4 x 7 cm. Zunächst markiert man sich die endgültige Formatgröße. (Das Format ist abhängig von der Größe der Handinnenfläche des Tricksers.) Anschließend werden sämtliche Seiten durchnumeriert, wobei die Zahlen deutlich in das äußerste Karofeld der linken unteren Ecke geschrieben werden. Jetzt sind die gröbsten Vorbereitungen getroffen, und man kann mit dem Beschriften beginnen. Der Einfachheit halber empfiehlt es sich, den Block nur einseitig zu beschriften. Mit der Schere bekommt der Block jetzt sein »Einsatzformat«. Das verstärkte
Deckblatt wird dazu für das Inhaltsverzeichnis verwendet, wobei man die Überschriften in Kurzform notiert. Da sämtliche Blätter durch eine Spirale zusammengehalten werden, kann man sehr schnell die entsprechende Seite finden und die übrigen Blätter umschlagen. Durch das günstige Format des Blockes lassen sich die Schummelzettel vielseitig nutzen: 1. Man hält den Block in der Handinnenfläche, kippt die Hand, liest einen Satz und legt die Hand wieder flach auf den Tisch. Schummeln ist so in fast jeder Situation möglich. 2. Man stellt eine geöffnete Kakaotüte (0,5 1) auf den Tisch und packt den Block dahinter. Durch den Sichtschutz ist ein sogenanntes offenes Schummeln möglich. Wandert der Dozent, handhabt man das Verfahren wie unter Punkt 1. beschrieben. 3. Man schummelt in der Deckung des Körpers. Der Block liegt zwischen Unterarm und Körper auf dem Tisch und wird in Notsituationen durch die Hand abgedeckt.
4.2. Das Vorschreiben An Fachhochschulen beispielsweise ist es üblich, Klausuren nur auf sogenannten Klausurbögen zu schreiben. Das sind entweder karierte oder linierte DINA-4-Doppelbögen, die in der oberen linken Ecke der Vorderseite einen speziellen Stempelabdruck mit folgender Aufschrift tragen: »Klausur Nr., Fach, Semester«. Diese Klausurbögen erhält man während der Klausur, und die nicht benötigten Bögen werden vom Dozenten wieder eingesammelt und in seinem Büro oder dem Sekretariat aufbewahrt. Unter »Vorschreiben«
versteht man nun das Aufüllen eines Bogens, bevor die Klausur geschrieben wird; es handelt sich also quasi um einen »Leistungsnachweis in Heimarbeit«. Zunächst soll die Frage geklärt werden, wie man die entsprechenden Bögen erhält. Dabei gibt es wieder verschiedene Alternativen: 1. Man holt sich während der Klausuren mehr Bögen, als man eigentlich benötigt, und legt die unbenutzten Bögen in seine Schulmappe. So kann man im Laufe eines Semesters einen ansehnlichen Stapel zusammentragen. 2. Man nimmt zunächst einen Klausurbogen und gibt in einem Schreibwarengeschäft oder bei einem Schlüsseldienst einen ent- sprechenden Stempel in Auftrag. Wichtig dabei ist, daß der Stempel exakt genauso gestaltet wird wie der Stempelaufdruck auf dem Bogen. Studiert man in einer Kleinstadt, so sollte man als Vorsichtsmaßnahme den Stempel in einem anderen Ort anfertigen lassen. Die Klausurbögen erhält man in normalen Schreibwarengeschäften. Weisen die Bögen allerdings besondere Wasserzeichen auf, ist es wichtig, das Papier in dem selben Geschäft wie die Lehranstalt zu kaufen. Das entsprechende Geschäft oder die Lieferfirma herauszubekommen, dürfte einem einigermaßen pfiffigen Trickser aber nicht allzu schwer fallen. Beginnt man seine Klausur zu Hause im stillen Kämmerlein vorzubereiten, so ist es wichtig, daß man dabei möglichst flott schreibt. Eine gestochene Schönschrift ist auf jeden Fall zu vermeiden, da das Schriftbild insgesamt zusammenpassen und gleichmäßig erscheinen muß. Außerdem muß unbedingt derselbe Kugelschreiber benutzt werden, mit dem man in der Klausur schreibt.
Beim Vorschreiben sollte man am besten alle vier Seiten des Doppelbogens voll schreiben und entsprechend der zu notierenden Stoffmenge die abzuknickende Randfläche (für Korrekturen) wählen. Das hat den Vorteil, daß man den Bogen in jedem Moment der Klausur »ziehen« kann. Paßt man dann die Nummerierung der Seiten den bereits geschriebenen an, so kann man den vorgeschriebenen Bogen immer unauffällig einordnen. Zum Vorschreiben sollte man Stoffbereiche nehmen, die besonders umfangreich sind, oder Klausurfragen wählen, die mit penetranter Wiederholung immer erneut gestellt werden. Will man mit einem Klausurbogen einen ganzen Bereich abdecken, der aber in der Klausur vermutlich in mehrere Teilfragen gegliedert wird, so rückt man bei der Beantwortung eines neuen Teilbereiches die Zeile etwas ein. Auf diese Weise hat man später noch Platz, die entsprechende Nummerierung, die man vorher ja noch nicht kennt, einzufügen. Kommt dann die eine oder andere Teilfrage doch nicht, so läßt man diesen kleinen Freiraum einfach bestehen (oder schreibt zwei Buchstaben, die man anschließend wieder durchstreicht!). Dadurch kann einem im schlimmsten Fall passieren, daß man für diesen Teil der Antwort keine Punkte erhält, weil man ja das Thema verfehlt hat. In jedem Fall muß das Geschriebene aber umfangreich genug sein, so daß sich eine erhebliche Zeitersparnis während der Klausur ergibt. Fragen, die einfach oder kurz beantwortet werden können, notiert man sich auf dem »externen Speicher« (oder lernt sie halt). Der Zeitpunkt des Bogen-Ziehens sollte während der Klausur auf keinen Fall zu früh gewählt werden, um unnötige Verdachtsmomente zu vermeiden. Es könnte schließlich
auch der naivsten Aufsichtsperson auffallen, wenn man bereits fünf Minuten nach Klausurbeginn schon bei der fünften DIN-A-4-Seite angelangt ist. Das Ziehen der Klausurbögen wird wieder durch die äußeren Bedingungen (z. B. Sitzplatz, Aufsichtsperson) vorgegeben. Handelt es sich um Dozenten, die keinen Wert darauf legen, daß Taschen und Mäntel vom Sitzplatz verschwinden, treten keine größeren Probleme auf. Man wählt eine oben offene Schultasche oder Mappe und legt in jedes Fach einen vorgeschriebenen Klausurbogen. Bei vier bis fünf Doppelbögen, die man maximal verwenden sollte, dürfte es keine Schwierigkeiten bereiten, sich die Anordnung der Bögen zu merken. Bei Dozenten, die keine Taschen in der Nähe zulassen, beschränkt sich die Anzahl der möglichen vorgeschriebenen Klausurbögen. In diesem Fall sollte man eine Woll- oder Lederjacke oder ein Sakko über seine Stuhllehne hängen, die meistens geduldet werden, und je einen Bogen aufgerollt in einen Ärmel stecken. Rollt man das Papier etwas schräg auf - ähnlich einer Schultüte -, halten sich die Bögen im oberen Teil des Ärmels sehr gut und sind von außen trotzdem nicht sichtbar. Es ergibt sich auch kein sonderliches Problem, den Klausurbogen herauszufischen, wenn die vorgeschriebene Antwort gefragt wird. Hat man den gerollten Bogen auf dem Tisch liegen, braucht man das Papier nur kurz entgegen der Drallrichtung über die Tischkante zu ziehen, und der vorgeschriebene Bogen ist äußerlich vom Original nicht mehr zu unterscheiden. Eine andere Variante des Ziehens besteht darin, zwei Klausurbögen mit einer Sicherheitsnadel an der Innenfläche des Jacketts zu befestigen. Beim Ziehen öffnet man entweder die Sicherheitsnadel oder reißt den
Bogen einfach ab (wobei dann natürlich die Nadel relativ weit am Rand des Bogens eingestochen sein sollte). An allgemeinbildenden Schulen, Fachoder Berufsschulen werden die Klassenarbeiten entweder auf DIN-A-4-Doppelbögen ohne Stempelaufdruck, in Klassenarbeitshefte oder auf spezielle Blöcke mit Vordrucken geschrieben: 1. Handelt es sich um ungestempelte DIN-A-4-Bögen, so dürfte es dem interessierten Schüler nach den bisherigen Schilderungen nicht mehr schwer fallen, das Papier zu besorgen, das Nötige vorzuschreiben und den Bogen zu ziehen. 2. Ist es an der Schule dagegen üblich, auf speziell vorgedrucktem Blockpapier zu schreiben, so erfordert das Vorschreiben wieder einige Vorbereitungen. Und wieder gibt es verschiedene Beschaffungsmöglichkeiten: a) Man sucht die Lieferfirma für die Blöcke auf und kauft einen entsprechenden Posten an Blockpapier. Bei eventuellen Fragen der Angestellten kann man ruhig »unter dem Siegel der Verschwiegenheit« mit offenen Karten spielen. Meistens sind solche Leute von der Dreistigkeit dieser Unternehmung so begeistert und von der Idee derart gefesselt, daß sie sich ohne Hemmungen auf die Seite des Pennälers stellen und einem das Material beschaffen. Wie gut, daß jeder einmal Schüler war! b) Man besorgt sich einen sauberen, unbeschriebenen Arbeitsbogen und läßt ihn sich im nächsten Kopiergeschäft vervielfältigen. Handelt es sich dabei um besonderes Papier, z. B. karierte DIN-A-4-Bögen mit Aufdruck, so kauft man zunächst dieses Papier in einem Schreibwarengeschäft und gibt es im Kopiergeschäft ab. Beim heutigen Stand der Kopier-
technik ist es möglich, auf nahezu alle Papierarten zu kopieren. Häufig bieten diese Geschäfte auch weitergehende Serviceleistungen an, die es ermöglichen, die Kopien gleich als Block geleimt zu erhalten. So weisen auch die vorgeschriebenen Blockbögen eine kleine Leimkante auf. Meistens werden aus Kostengründen die Blöcke heute auch gar nicht mehr gedruckt, sondern schon von der Schule bei einem Kopie-Center in Auftrag gegeben. So braucht man lediglich das entsprechende Geschäft ausfindig zu machen, seinen Vers aufzusagen, und alle Wege des Vorschreibens stehen offen. 3. Selbst wenn Klassenarbeitshefte verwendet werden, gibt es einen Weg des Vorschreibens. Es handelt sich meist um normale DIN-A-4-Hefte, die zur Arbeit ausgegeben werden. Betrachtet man einmal ein Schulheft, so wird man feststellen, daß ca. 15 DIN-A-4Doppelbögen übereinanderliegen und im Knick an zwei Stellen zusammengeheftet sind. Will man bei dieser Form von Klassenarbeiten die Methode des Vorschreibens nutzen, nimmt man sich die entsprechenden Doppelbögen aus normalen DIN-A-4Heften der gleichen Art und schreibt die ersten beiden Seiten (Vorder- und Rückseite) voll. Will man nun während der Arbeit einen vorgeschriebenen Bogen in das Klassenarbeitsheft einfügen, schlägt man das Heft in der Mitte auf, öffnet die Bügel der Heftklammern und kann so sämtliche Doppelbögen herausnehmen. Jetzt braucht man nur noch den vorgeschriebenen Bogen an der richtigen Stelle einzufügen und die Klammern wieder zu schließen. Nachteilig bei diesem Verfahren ist die Tatsache, daß man vorgeschriebene Bögen nur einordnen kann, wenn das Heft maximal bis zur Hälfte
vollgeschrieben ist. Allgemeine Bewertung der Vorschreib-Methode: Die Erfahrung hat gezeigt, daß die günstigste Methode in der Kombination mehrerer Verfahren besteht. Hervorragend eignet sich das Vorschreiben in Verbindüng mit dem WBI- oder Karteikarten-System, auch weil der zeitliche Aufwand für das Vorschreiben geringer ist.
4.3. Externes schreiben Unter dieser Bezeichnung versteht man das Anfertigen von Klassenarbeiten oder Klausuren von jemandem außerhalb des eigentlich dafür vorgesehenen Raumes. Um dies zu ermöglichen, müssen zunächst bestimmte Bedingungen erfüllt werden: 1. Es muß eine zweite Person zur Verfügung stehen, die die Arbeit oder Klausur außerhalb des Klausurraumes anfertigen kann. 2. Es muß jene Art von Bögen, die während der Klausur benutzt wird, in ausreichendem Maß vorhanden sein. 3. Der »Ghostwriter« muß den Aufgabenzettel bekommen. 4. Die Kontaktperson muß einen geeigneten Ort zur Verfügung haben. 5. Es muß die Übergabe der extern geschriebenen Klausur geregelt sein. zu 1. Das Finden eines Helfers, der die Klausur oder Klassenarbeit schreibt, dürfte für Leute, die sich für dieses Verfahren entscheiden, nicht allzu schwer sein. Denn wer die Dreistigkeit für diese Methode besitzt, hat auch meistens geeignete Freunde. In allgemeinbildenden Schulen kommen nur Schüler in Frage, die sich in einer anderen Klasse befinden und nicht selber gerade eine
Arbeit schreiben müssen. An Fachhochschulen und Universitäten werden in der Regel mehrere Klausurtermine angeboten, so daß sich der Kreis der in Frage kommenden Studenten erweitert. Natürlich kann auch eine völlig außenstehende Person helfen. zu 2. Es erübrigt sich, auf die Beschaffung von Klausurbögen weiter einzugehen (da dieses Thema bereits ausführlich dargestellt wurde und wohl schon ein Lernerfolg beim Leser unterstellt werden darf). zu 3. Damit der Ghostwriter die Aufgabenstellung kennt, muß man sich zunächst entweder einen zweiten Aufgabenzettel besorgen oder die Fragen in Kurzform auf einem kleinen Blatt Papier notieren. Dann bieten sich verschiedene Verfahren an, dieses Schriftstück an den Mann zu bringen: a) Wenn man einen Fensterplatz hat, hält man das Fenster schon vor Beginn der Klausur oder Arbeit geöffnet, knüllt das Papier zu einem kleinen Kügelchen und wirft es in einem unbeobachteten Moment hinaus. Die Kontaktperson weiß natürlich, wann sie aufzupassen hat, und holt sich den Aufgabenzettel. b) Man hat einen Platz in unmittelbarer Nähe der Tür und schiebt den Bogen in einem unauffälligen Augenblick flach durch den Türschlitz nach draußen, wo der Kontaktmann bereits geduldig wartet. c) Man wartet, bis etwa 10 bis 15 Minuten Klausurzeit verstrichen sind, und bittet darum, austreten zu dürfen. Um eventuellen Zweifeln seitens des Paukers vorzubeugen, kann man schon ein entsprechendes Attest mitbringen (siehe Sonderkapitel »Bescheinigungen und Atteste«). d) Die Kontaktperson tritt während der Arbeit nach ca.
10 Minuten in den Klassen- bzw. Klausurraum und bittet den Bekannten um seinen Auto-, Mofa-, Mopedschlüssel. - Der Schüler oder Student hat vorher auf einem kleinen Zettel die Fragestellungen in Kurzform notiert und ihn in die Schlüsseltasche des Schlüsselbundes gelegt. Vor allen Augen übernimmt der Helfer den unverdächtig erscheinenden Schlüsselbund mit der Aufgabenstellung. Anstelle von Schlüsseltaschen mit Reißverschluß kann man auch kleine Taschenlampen (als Schlüsselanhänger) zweckentfremden. Man entfernt nur die Batterie und hat so genug Platz für ein kleines, aber gehaltvolles Papierkügelchen. Der Vorteil bei diesem Verfahren ist es, daß die Übergabe vor den Augen des Dozenten oder Fachlehrers erfolgt, der dies in seiner »treuen Gutgläubigkeit« für eine harmlose Handlung hält und niemandem die Dreistigkeit eines derartigen Täuschungsversuches zutraut. (Man muß den Paukern nur immer einen Schritt voraus sein. Selbst die gewieften und noch nicht »verkalkten« Pauker, die meinen, selbst das beste »Schummelabwehrsystem« zu haben und angeblich von allen Tricks wissen, kennen nur die bereits verjährten Kniffe von gestern.) In jedem Fall weiß die Aufsichtsperson die Schlüsselaktion nicht einzuordnen. Sollte der Dozent oder Lehrer stutzig werden oder Fragen stellen, so kann man immer sagen, daß man dringend nach Hause oder in die Stadt müsse und das eigene Auto (Moped, Mofa) nicht anspringt. Bei diesem Verfahren ist es allerdings wichtig, die Übergabe nicht ständig auf die gleiche Weise durchzuführen - letztendlich könnte sonst doch mal jemand auf den Trichter kommen, Verdacht schöpfen und sich die Schlüssel einmal näher zu betrachten. e) Z. B. an Fachhochschulen und Universitäten werden in
der Regel mehrere Klausurtermine angeboten. So setzt sich die Kontaktperson, die entweder den Schein schon hat - was natürlich der in dieser Beziehung überforderte Dozent bei der Vielzahl der Studenten nicht weiß - oder ihn zu einem späteren Zeitpunkt erst erwerben will, mit in den Klausurenraum. Der Kommilitone erhält ebenso wie die anderen einen Aufgabenzettel und verläßt nach einigen Minuten den Raum. So etwas ist durchaus nicht selten, denn viele Studenten setzen sich mal mit rein und versuchen, allein mit ihrem Basiswissen, ohne größere Vorbereitung, eine Klausur zu bestehen. Ähnlich ist es auch an Gymnasien in der reformierten Oberstufe möglich, da ein Teil der Klausuren freiwillig geschrieben wird. Wenn der Lehrer ein Verlassen des Raumes nur gestattet, wenn Aufgaben- und Klausurzettel abgegeben werden, sollte man sich vorher entsprechende Notizen gemacht oder die Fragen eingeprägt haben. zu 4. Um die Klausur extern zu schreiben, muß der Helfer einen ungestörten Platz zur Verfügung haben, möglichst in nicht allzu großer Entfernung vom Klassenoder Klausurraum. An Universitäten gibt es in dieser Hinsicht wenig Probleme, da auf dem Campus genügend unbesetzte Seminar- und Vorlesungsräume zur Verfügung stehen. An Fachhochschulen und allgemeinbildenden Schulen eignen sich z. B. leere Klassenräume, der Tischtennisraum, das Fotolabor, auch ein Keller oder Bodenraum. Ansonsten setzt man sich ins meist in der Nähe befindliche Stammcafe. Damit die Kontaktperson in der Lage ist, die fremde Klausur zufriedenstellend zu beantworten, muß sie entweder selber im Stoff stecken und ihn beherrschen oder das entsprechende Material zur Verfügung haben. Sie muß die Aufgaben in einem kürzeren Zeitraum lösen
als die regulär schreibenden Schüler oder Studenten, denn die Zeit für die Übergabe der Fragen und die Entgegennahme der extern geschriebenen Arbeit muß ja von der festgesetzten Zeit abgezogen werden. Deshalb muß die Kontaktperson das notwendige Informationsmaterial übersichtlich geordnet haben. An Fachhochschulen und Universitäten ist es üblich, nach Scripten, Repetitorien oder eigenen Mitschriften zu arbeiten. In jedem Fall ist es für den Hilfsschreiber eine Erleichterung, wenn man für das Stoffgebiet ein Inhaltsverzeichnis angefertigt hat. Im übrigen ist man ja in diesen Fällen in der Regel nicht bestrebt, mit einer l + oder »summa cum laude« abzuschließen, sondern schlicht damit zufrieden, wenn man die Klausur gerade noch mal »über die Kante gezogen« (= bestanden) hat. zu 5. Die Übergabe der fertigen Klausur erfolgt meistens auf der Toilette. Dafür hat man einen gemeinsamen Zeitpunkt vereinbart - z. B. zehn Minuten vor dem regulären Abgabetermin. Handelt es sich bei der Aufsicht um einen mißtrauischen Pauker, der auch auf den Locus geht, besteht noch lange kein Grund zur Panik: Ruhig bleiben(!) und sich in dem »Ort für große Geschäfte« einschließen. Der Hilfsschreiber bleibt im benachbarten Klo sitzen. Jetzt erfolgt die Übergabe unter der Trennwand. Um etwaige Geräusche (Rascheln) dabei zu überdecken, wird die Wasserspülung betätigt. Fälle, bei denen eine Aufsichtsperson einem Schüler oder Studenten auf den »locus vivendi« folgt, sind jedoch außerordentlich selten. Der Empfänger sollte nach Möglichkeit einen locker anliegenden Pulli tragen, unter den er dann den Klausurbogen schieben kann. Eine andere Möglichkeit gibt es bei einer Wolljacke oder einem Jackett mit weiten
Ärmeln: Der Bogen wird um den Unterarm gewickelt und durch den darüber geschobenen Ärmel verdeckt. So transportiert man das hochwertige Material an seinen Platz im Klassen- oder Klausurenraum und braucht nur noch einen günstigen Moment abzupassen, in dem die extern geschriebene Arbeit gegen die bisherige (gewissermaßen das Muster ohne Wert) ausgetauscht wird. Entscheidende Bedingung für die Anwendung der Extern-Schreib-Methode ist, daß der Dozent oder Lehrer weder das Schriftbild der Kontaktperson noch die Originalschreibweise des Studenten kennen darf. Diese Voraussetzung wird jedoch in den meisten Fällen erfüllt, wenn man nicht gerade für eine riesige oder anderweitig stark ausgeprägte Handschrift bekannt ist.
4.4. Der Ghostwriter Der Ghostwriter ist jemand, der für einen anderen eine Klausur schreibt. Der Unterschied zum externen Schreiben besteht darin, daß der Ghostwriter jetzt selbst im Klausurenraum sitzt. Man unterscheidet bei dieser Methode verschiedene Varianten: Variante 1: Person A will für Person B eine Klausur schreiben. A und B sind beide im Raum und sitzen voroder nebeneinander. Während B seinen Bogen mit belanglosem Geschreibsel füllt, schreibt A die Klausur unter B‘s Namen. Am Ende der Prüfungszeit reicht A die Klausur an B, und B geht nach vorne, um »seinen« Leistungsnachweis abzugeben. A dagegen verläßt im allgemeinen Abgabegetümmel den Raum ohne etwas abzugeben. Variante l ist nur empfehlenswert, wenn durch die Aufsichtsperson günstige Bedingungen zum
Klausurentausch gegeben werden. Ansonsten gibt es keine Probleme, da sich ja beide Namen auf einer eventuell angefertigten Anwesenheitsliste befinden. Variante 2: A und B sitzen beide im Klausurenraum, wobei die räumliche Distanz zwischen beiden keine Rolle spielt. A schreibt die Klausur unter B‘s Namen und gibt am Ende der Prüfung mit diesem falschen Namen auch die Arbeit ab. Währenddessen kann B zum Beispiel auf seinem Klausurbogen einen Brief an seine Freundin schreiben, um die Zeit sinnvoll zu überbrücken. Diesmal verläßt also B den Raum, ohne etwas abzugeben, hat aber dennoch eine gute Arbeit geschrieben! Diese Variante ist nur möglich, wenn der Dozent die Klausuren bei der Abgabe nicht einzeln kontrolliert bzw. die Namen anhand der Personalausweise überprüft. Eine Ausweiskontrolle vor Klausurbeginn birgt dagegen keine Schwierigkeiten. Selbst wenn der Pauker A und B persönlich kennt, jedoch die Namen auf den Klausurbögen nicht zu überprüfen pflegt, ist die Anwendung dieser Variante problemlos. Variante 3: B befindet sich überhaupt nicht im Klausurenraum und sieht sich statt dessen vielleicht das Vormittagsprogramm im Fernsehen an. A dagegen fertigt unter falschem Namen die Arbeit für B an. Der Name von B ist aber auf der Anwesenheitsliste eingetragen und B besteht auch die Prüfung. Diese Variante eignet sich nur, wenn der Dozent B und A nicht mit richtigem Namen kennt und keine Ausweiskontrolle durchführt. Variante 4: Hierbei handelt es sich um die inoffizielle Krönung des Ghostwritens!
A ist überhaupt kein Student der Hochschule oder dieses Fachbereiches. Er ist vielleicht Chemiestudent und wird sozusagen allein für eine Chemieklausur entliehen. A erscheint also im Klausurenraum, wird unter dem Namen von B in der Anwesenheitsliste geführt und gibt auch selbst »seine« Arbeit ab. A absolviert also gewissermaßen ein Gastspiel unter fremdem Namen. Natürlich kann in einem Härtefall, wo B ausschließlich dieser eine Schein fehlt, ein solches Gastieren auch die Bedeutung einer Benefizveranstaltung bekommen. Die Bedingungen sind natürlich die gleichen wie bei Variante 3. Wem diese Methode unwahrscheinlich, ja vielleicht sogar utopisch vorkommen mag, kann beruhigt werden und darf sich getrost wieder bequem in den Sessel zurücklehnen: Es ist ein praktikables Verfahren, und mir sind alleine sechs Fälle an meiner ehemaligen Lehranstalt bekannt. Dies läßt sich auch relativ plausibel erklären. In einem Semester befinden sich heute so viele neue Gesichter und neue Namen, daß die Dozenten häufig erst in höheren Semestern in der Lage sind, die Studenten namentlich zu unterscheiden. Im übrigen gibt es auch einige Dozenten, die nur in einem Semester unterrichten bzw. einen Lehrauftrag haben und daher meistens so wenig im Lehrbetrieb stecken, daß sie sich überhaupt keine Gedanken über eventuelle Täuschungsversuche machen; sie eignen sich also ausgezeichnet für derartige Aktionen.
4.5. Beschaffungsmöglichkeiten Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit Aktivitäten vor Beginn der schriftlichen Prüfung, womit weniger das Lernen gemeint ist als vielmehr das Bemühen, vorzeitig
an die Aufgabenstellung zu gelangen. Um dabei erfolgreich zu sein, muß man einige Gewohnheiten der Pauker und Dozenten kennen. Somit müssen folgende Fragen geklärt werden: 1. Tippt der Lehrer seine Aufgabenzettel selber, oder gibt er der Sekretärin die Fragen zum Tippen? 2. Wann und wo werden die Aufgabenzettel vervielfältigt? 3. Wo werden die Aufgabenzettel bis zur Prüfung verwahrt? Hat man diese Fragen beantwortet, so bieten sich je nach Sachlage entsprechende Abfangmöglichkeiten. Dabei versucht man den Ablauf vom Zeitpunkt des Schreibens des Aufgabenzettels (seitens des Dozenten) bis zum offiziellen Vorlegen der Fragen in der Klausur zu unterbrechen bzw. kurz einen ergiebigen Blick auf die Fragestellung zu werfen. (Es soll an dieser Stelle einmal betont werden, daß es nicht darum geht, den Leser zu derartigen nicht erlaubten Handlungen zu animieren.) Betrachten wir die einzelnen Abfangmöglichkeiten näher: a) Zum Zeitpunkt der Vervielfältigung Als erstes muß man klären, ob die Aufgabenstellung kopiert oder mit Hilfe einer Matrize vervielfältigt wird. Im allgemeinen wählt ein Dozent oder Lehrer immer dasselbe Verfahren, so daß diese Frage in der Regel nur einmal geklärt werden muß. Ferner ist Voraussetzung, daß man Zugang zum Vervielfältigungsgerät hat. Befindet sich das Gerät im Sekretariat oder in einem Raum, der auch für Schüler oder Studenten zur Verfügung steht? Im ersten Fall muß man also einen entsprechenden Vorwand suchen, um sich in dem Raum für einen mehr oder weniger langen Zeitraum aufhalten
zu können. Ein Grund wäre z. B., wenn man ein Referat oder etwas Privates abziehen möchte. Entscheidend ist, daß man keinen Verdacht weckt, wenn man sich dort aufhält. Während man also an dem besagten Gerät mit seiner Arbeit beschäftigt ist, sollte man versuchen, im nebenstehenden Papierkorb die weggeworfenen Matrizen zu kontrollieren. Nach dem Vervielfältigen wird nämlich üblicherweise die Matrize, auf jeden Fall aber der geschwärzte Durchschlagbogen weggeworfen, da er zumindest für den Pauker wertlos ist und nur dreckige Finger verursacht. Der Durchschlag ist zwar ohne weiteres nicht lesbar, da die Buchstaben seitenverkehrt abgedruckt sind, aber das Problem läßt sich leicht beheben: Man liest einfach mit Hilfe eines Spiegels das heiße Material (zu Hause natürlich). Das ganze Unterfangen hat jedoch nur Sinn, wenn man weiß, daß an diesem Tag die Aufgaben vervielfältigt wurden. Sind die Möglichkeiten während des Lehrbetriebes zu riskant, so kann man beispielsweise am Abend in das Lehrgebäude marschieren, um offiziell Tischtennis zu spielen, ins Fotolabor zu gehen oder mit einer Arbeitsgruppe zu üben; inoffiziell wirft man bei dieser Gelegenheit ein Auge in den vielleicht ergiebigen Papierkorb. Man kann sich auch spät abends noch Zutritt verschaffen, indem man den Hausmeister darum bittet, noch schnell ein paar Seiten eines wichtigen Scriptes kopieren zu dürfen. Um derartige außergewöhnliche Gefälligkeiten erbitten zu können, muß eine wichtige Regel befolgt werden: Prinzipiell sollte man zum Personal, also dem Hausmeister, den Sekretärinnen und den Raumpflegerinnen ein gutes bis sehr gutes Verhältnis anstreben. Allein ein nettes Gespräch kann schon Wunder wirken.
b) Nach der Vervielfältigung Voraussetzung ist, daß man weiß, wo die Klausurfragen aufbewahrt werden. Meistens kann man unterstellen, daß die Sekretärin die begehrten Fragen in demselben Raum aufbewahrt, in dem sie einen großen Teil ihrer Tipparbeit erledigt. Aufgabe ist es nun, mit Hilfe einer |$weiten Person die Sekretärin aus diesem Raum zu lotsen, um zügig die ^entsprechenden Ablagefächer für die Dozenten abzuchecken. Befindet sich in diesem Raum z. B. auch das Vervielfältigungsgerät, kann man auf diese Weise auch gleich den Inhalt des Papierkorbes kontrollieren. '.So ist es durchaus möglich, daß man in einem glücklichen Moment bei ; einer derartigen Aktion zwei oder drei »Richtige« zieht. An allgemeinbildenden Schulen, Fach- und Berufsschulen werden die Vervielfältigungen meist in spezielle Ablagefächer der jeweiligen Pauker gelegt. Verschafft man sich außerhalb des Unterrichts z. B. am Nachmittag oder Abend Zugang zum Lehrerzimmer, kann man in diesen Fächern durchaus fündig werden. Der Vollständigkeit halber soll auch erwähnt werden, daß die Möglichkeit besteht, per Nachschlüssel oder geöffnetem Fenster abends ins Lehrgebäude zu gelangen, um in dem vermeintlichen Raum zu schnüffeln. Aber nicht nur in Anbetracht der Tatsache, daß man ein äußerst großes Risiko eingeht, sondern auch weil man eine Straftat begeht - zumindest kann es im negativen Fall so ausgelegt werden -, ist unbedingt von derartigen Eskapaden abzuraten. Der Wert einer Klausur, die man vorzeitig erhält, sollte immer im Verhältnis zum damit verbundenen Risiko gesehen werden. Mit einem Einbruch überschreitet man aber in jedem Fall das vertretbare Maß. Statt dessen sollte man es sich lieber zur
Gewohnheit machen, vor jeder Arbeit Stippvisiten bei den entsprechenden Papierkörben zu machen. Es sind eine Reihe von Zufallstreffern möglich, die es einem erlauben, seine Schummelvorbereitungen auf wenige Fragen zu beschränken.
4.6. Klausuranfertigung mit Fremdhilfe: Golden Circle Hierbei handelt es sich gewissermaßen um eine Variante des Ghostwritens. Person A und Person B sitzen im Klausurenraum und müssen beide die schriftliche Prüfung in einem naturwissenschaftlichen Fach wie Mathe, Physik oder Chemie absolvieren. A hat vom Stoff mal wieder keinen blassen Schimmer. Dagegen gehört B zu den Leuchten des Semesters oder der Klasse. Beide haben sich dahingehend abgesprochen, daß B das nötige Wissen an A weiterleiten wird. Voraussetzung für das Gelingen dieser Methode ist, daß A routiniert im Klausurentausch und die Aufsichtsperson nicht gerade als allzu scharfer Hund verschrien ist. Der Ablauf des GOLDEN CIRCLE bzw. der Informationsaustausch läuft wie folgt: - B sitzt dicht hinter A und läßt sich zwei Klausurbögen geben. - B löst die erste Aufgabe und schiebt den Bogen zur rechten vorderen Ecke seines Tisches. - A greift nach hinten, nimmt den abgelegten Bogen von B und schreibt die erste Aufgabe ab. - Währenddessen hat B die zweite Aufgabe auf seinem zweiten Klausurbogen gelöst. - A ist mit dem Übertragen fertig und packt den Bogen bei B auf den Tisch, und zwar auf die linke vordere Ecke
des Tisches. - Anschließend greift A nach hinten rechts, nimmt den Bogen von B mit der zweiten Aufgabe, notiert den Lösungsweg... etc. Bei diesem System nimmt A den »neuen« Bogen jeweils mit dem rechten Arm und gibt den »alten« Bogen mit links nach hinten, ohne sich dabei umzublicken. Während des Austauschens muß man natürlich genau wissen, wo die Aufsichtsperson ist. Wichtig ist, daß B sich den für die Anzahl der Aufgaben benötigten Platz entsprechend gut einteilt, so daß am Ende seine beiden Klausurbögen voll sind. Bei dem GOLDEN CIRCLE ergibt sich für A eine chronologische Reihenfolge in der Beantwortung der Aufgaben (Fragen l, 2, 3, 4...). Bei B dagegen ergibt sich folgende Reihenfolge: Bogen 1: 1., 3., 5., 7., 9. Aufgabe Bogen 2: 2., 4., 6., 8., 10. Aufgabe. Um unnötige Verdachtsmomente bei der Korrektur und anschließenden Benotung zu vermeiden, kann A sich auch mit der Beantwortung von beispielsweise sieben Aufgaben begnügen. Schließlich will A ja nur eine ausreichende Note erhalten und befindet sich nicht auf dem »Karrieretrip«. Dieses System eignet sich nur für Arbeiten und Klausuren, bei denen die Beantwortung der Fragen bzw. das Abschreiben nicht allzu viel Zeit braucht. Daher kommen für den GOLDEN CIRCLE vorwiegend naturwissenschaftliche Arbeiten in Frage.
4.7. Atteste und Bescheinigungen Bei einigen Schummelverfahren ist es unumgänglich, zumindest einmal während der Arbeit oder Klausur den
Raum zu verlassen. Da aber einige Pauker dies verhindern wollen, beschränken sie die Möglichkeiten auszutreten zeitlich (z. B. nur in der ersten Stunde) oder verbieten es ganz. Andere Lehrer wiederum gestatten ein Verlassen des Klausurenraumes nur bei Vorlage eines sogenannten Pinkelscheines. Dies ist ein ärztliches Attest, das z. B. eine Reizblase bescheinigt. Zu diesen prekären Fällen ist zunächst einmal allgemein zu erwähnen, daß ein derartiges Verbot unzulässig ist. Es sei denn, in der Prüfungsordnung ist eine entsprechende Klausel eingebaut, was es aber m. E. bisher nicht gibt. Im wesentlichen versuchen die Pauker einen durch ein solches Verbot auch nur abzuschrecken. Mit etwas Phantasie und einer Handvoll Selbstbewußtsein besteht jedoch kein ernsthaftes Problem, dieser Art von Dozenten oder Lehrern in adäquater Weise entgegenzutreten. Man braucht nur auf die Forderung nach einer ärztlichen Bescheinigung einzugehen und sich tatsächlich eine solche zu besorgen. Nach einschlägigen Erfahrungen ist es außerordentlich einfach, in den Besitz eines entsprechenden Attests zu kommen. Unabhängig von der Möglichkeit, daß man einen Mediziner aus dem Freundeskreis der Eltern oder der Verwandtschaft aufsuchen kann, geht man zu einem beliebigen Arzt und beantwortet die Frage, was einem denn fehle, wie folgt: »Bei uns an der Penne haben wir einen Pauker, der es einem nur gestattet, während einer Arbeit den Raum zu verlassen, wenn man einen sogenannten Pinkelschein vorweisen kann. Da es aber manchmal unumgänglich ist, auf dem Klo einen schnellen Blick in das dort deponierte Lehrbuch zu werfen, benötige ich ein solches Attest. Außerdem muß
unbedingt verhindert werden, daß derartige Auflagen bzw. Verbote bei uns an der Schule einreißen. Mir geht es nun darum, von ihnen eine solche ärztliche Bescheinigung zu erhalten. Eignen würde sich z. B. folgende Formulierung: >Herr ... leidet momentan an einer Reizblase - durch Verkühlung des Unterleibes -, was sich in einer häufigen Harnsekretion äußert. < Wenn Sie mir eine solche formlose Erklärung ausstellen würden, wäre ich Ihnen sehr dankbar.« Die Ärzte finden in der Regel ein solches Begehren sehr komisch, stellt es doch eine amüsante Abwechslung in ihrem Berufsalltag dar. Im übrigen sind auch Mediziner einmal Pennäler und Studiosi gewesen und haben volles Verständnis für Tricksereien. In einem anderen Fall kann ein ärztliches Attest ebenfalls außerordentlich hilfreich sein. Die Prüfungsordnungen der Schulen und Universitäten beinhalten meist eine Klausel, die besagt, daß man in einem Krankheitsfall eine Klausur oder Arbeit wiederholen kann, wenn eine entsprechende Bescheinigung vorliegt. Befindet man sich nun gerade im Vordiplom oder vor einer Versetzung und muß unbedingt die eine Arbeit oder Prüfung noch bestehen, da man sonst durchfällt, so kann man einen ähnlichen Weg wie oben einschlagen. Man erscheint nicht zur angesetzten Prüfung - vielleicht auch, weil man in letzter Minute erkannt hat, daß die Vorbereitung nicht ausreichend war, oder weil man eine riskante »Gratwanderung« machen müßte - und geht statt dessen zu einem Arzt. Dort erklärt man, wie brisant die Situation ist und daß man ein Semester oder gar ein ganzes Jahr verlieren wird, wenn man keinen Sondertermin erhalten kann. Der Arzt wird einem dann in der Regel eine Krankmeldung ausstellen, die man durch einen
Kommilitonen oder Mitschüler später im Sekretariat abgeben läßt. Die Bescheinigung wird dem Prüfungsausschuß vorgelegt, der aber meist nur prüft, ob es sich auch nicht etwa nur um Kopfschmerzen gehandelt hat. Anschließend wird ein sogenannter Sondertermin festgelegt, der es ermöglicht, sich ausreichend auf den Stoff vorzubereiten. In manchen Lehranstalten gilt ein Krankheitsfall aber nicht als Grund, um einen neuen Termin zu erhalten. Hier werden schwerwiegende Entschuldigungsgründe verlangt. In diesen Fällen marschiert man einfach zu einem Rechtsanwalt oder Notar, schildert die Situation und läßt sich eine offizielle Vorladung zuschicken, wobei dummerweise natürlich die Anwesenheit zum Zeitpunkt der Prüfung verlangt wird. Als Grund kann der Notar »eine Unterredung über ein verfaßtes oder zu verfassendes Testament mit dem Klienten ...« in seine Akten schreiben. Prinzipiell sollte man Leute, von denen man eine derartige Bescheinigung erbittet, ins Vertrauen ziehen, unbedingt mit offenen Karten spielen und bei einem Gespräch den anderen auf keinen Fall unter Druck setzen. Es ist wichtig, zielbewußt, aber mit Bescheidenheit aufzutreten und nicht durch quengelndes Bitten den Partner zu verschrecken. Natürlich darf man diese Methoden, zumindest die des Sondertermins, nicht überstrapazieren, sie also nur in absoluten Not- bzw. Ausnahmefällen verwenden.
V. ES GEHT FAST ALLES WENN DIE NERVEN MITMACHEN 5.1. Die Lochtechnik Manche Dozenten, die um die Möglichkeit des Vorschreibens von Klausuren wissen, haben sich eine kleine Schweinerei ausgedacht, mit der sie glauben, ein unüberwindbares Hindernis geschaffen zu haben. Ihr Trick besteht darin, die Originalklausurbögen durch ein oder zwei Löcher in einer Ecke zu markieren. Durch diese Maßnahme soll ein warnendes Signal gesetzt werden, frei nach dem Motto: »So schlau wie die Studenten bin ich allemal«, und jeder von dem Ziehen eines vorgeschriebenen Bogens abgeschreckt werden. Will man nun eine Klausur nach der Vorschreib-Methode schinschen, so muß man zunächst einmal nach einer Arbeit feststellen, welchen Lochdurchmesser der verwendete Locher des Lehrers in das Papier gestanzt hat. Als nächstes leiht man sich mehrere Locher und stellt durch Vergleiche fest, welcher die gleiche Größe schafft. Jetzt kann man entweder dieses »Handwerkszeug« mit in die Klausur nehmen und in der Jackentasche verwahren, oder man halbiert mit einer Eisensäge den Locher, so daß man ein handlicheres und kleineres Gerät erhält. Im übrigen kann man sich in größeren Papierwarengeschäften einen sogenannten Taschenlocher besorgen. Dies sind relativ kleine Locher, die nur ein Loch stanzen. Hat man nun die besagte
Gerätschaft in der Klausur dabei, so zieht man zu einem beliebigen Zeitpunkt seinen vorgeschriebenen Bogen und legt ihn zunächst unter den bereits gelochten Bogen. In einem günstigen Moment werden dann beide Bögen exakt (Kante an Kante) übereinandergelegt, um mit einem dünnen Bleistiftstrich die Lochstelle zu markieren. Jetzt braucht man nur diese Stellen einzustanzen, und schon hat man die unüberwindbar erscheinende Hürde mit null Fehlern genommen. Beide Bögen sind optisch nicht mehr voneinander zu unterscheiden. Aber auch der Weg des externen Schreibens ist durch eine solche (Pseudo-Schummel-Verhütungs-Maßnahme) keineswegs behindert. Man gibt dem Kontaktmann lediglich neben dem Aufgabenzettel oder der Fragestellung einige zusätzliche Koordinaten an. Diese Zahlen ermöglichen der Kontaktperson, außerhalb des Klausurenraumes den Bogen auch gleich richtig zu lochen. Die Koordinaten können wie folgt lauten: o. r. 1/2 u. 1/4. Die Kontaktperson kennt natürlich diesen Code und weiß: Oben rechts in der Ecke l cm in der Höhe und 2 cm in der Breite das erste Loch und l cm in der Höhe und 4 cm in der Breite das zweite Loch stanzen. Es gibt allerdings auch die Möglichkeit, daß man erst den extern angefertigten Bogen reinschmuggelt und ihn dann selbst locht.
5.2. Der Federtaschen-Clou Der Clou sieht wie folgt aus: Man besorgt sich eine Füllerbox aus Metall, die man häufig beim Kauf eines teuren Füllfederhalters oder Kugelschreibers dazubekommt. Es handelt sich dabei um eine Leichtmetallschachtel, die relativ flach ist und einen großen
Klappdeckel hat. Als nächstes löst man mit einer Rasierklinge das Futter an der Innenfläche des Deckels. Das Filz- oder Samtmaterial darf dabei an den Rändern nicht auffasern. Außerdem soll die untere Kante des Stoffes (an der Scharnierseite) nicht freigeschnitten werden, sondern weiterhin an der Deckelfläche haften. Danach werden an die beiden Ecken des Filzlappens zwei kleine und besonders flache Magnete so geklebt, daß, wenn das Futter den Deckel berührt, die Innenfläche wieder sauber durch den Stoff abgedeckt wird. Die Handhabung dieses raffinierten Verfahrens verläuft nun relativ simpel. Wie sich der inzwischen geschulte Leser sicherlich bereits gedacht hat, wird die Innenseite des Deckels als Fläche für den Schummelzettel genutzt. Öffnet man während der Arbeit die Füllerbox und löst mit einem einfachen Handgriff das Futter vom Deckel, so sind sämtliche extern gespeicherten Informationen freigelegt. Bis zu diesem Punkt war noch alles voraussehbar, doch der eigentliche Trick wird erst jetzt deutlich. Will man nämlich den Schummelzettel verschwinden lassen, weil wieder einmal der Pauker gierend umhertigert, so braucht man nicht das Futter per Hand an den Deckel zu drücken, sondern lediglich die Schachtel zu schließen. Öffnet man selbst oder die Aufsichtsperson wieder die Füllerbox, so liegt der Filz oder Samtstoff ganz sauber an der Deckeninnenfläche an. Nichts läßt optisch mehr auf einen Schummelzettel schließen! Dieses kleine Zauberkunststück resultiert aus der günstigen Form der Schachtel. Da die Füllerbox außerordentlich flach ist, kommen das Futter und somit die Magneten an den Eckpunkten so dicht an den Metalldeckel, daß die Anziehungskraft ausreicht, um den Stoff wieder in die unverdächtige Ausgangsstellung zu
bringen. Dieser raffinierte Clou macht die Federtaschenmethode zu einer äußerst sicheren Variante!
5.3. Sozialverhalten einmal anders praktiziert Glücklicherweise gibt es trotz NC-Angst, Punktejagd und Auflösung des Klassenverbandes auch in der Reformierten Oberstufe noch eine gewisse Einigkeit und ein Gemeinschaftsverhalten ganz spezieller Art. Für das Bestehen einer »fiesen« Ausnahmeklausur werden nämlich sowohl von Tricksern als auch von »sauberen« Schülern oder Studenten nahezu alle Methoden akzeptiert, die einen Leistungserfolg ermöglichen; in diesen Fällen ist man sich doch einig, daß alle am selben Strang ziehen. So werden bei derartig skrupellosen Paukern Klausuren häufig nicht als Einzelleistungsnachweis, sondern gewissermaßen in Gemeinschaftsarbeit angefertigt. Diese klassen- oder semesterinternen Hilfestellungen können in verschiedenen Formen durchgeführt werden. Zur Vereinfachung wird eine naturwissenschaftliche Arbeit unterstellt. 1. Der Könner oder Semestercrack sitzt hinter einem Hilfsbedürftigen und notiert die Lösungswege für die jeweiligen Aufgaben auf einem kleinen Zettel. Anschließend wird der Zettel in das umgeschlagene Futter des linken oder rechten Hosenbeines gesteckt. Jetzt streckt der Hintermann seine Extremitäten aus, so daß die Füße unter dem Stuhl des Vordermannes liegen. Eventuell muß man durch Heranrücken mit dem Tisch etwas nachhelfen. Der Vordermann braucht jetzt nur noch dem Hintermann »ans Bein zu gehen« und den
befreienden Zettel herauszufischen. 2. Die Klassenleuchte kann das Wissen auch auf andere Weise weiterleiten. Der oder die angefertigten Zettel werden zu kleinen Kügelchen geformt und an den entsprechenden Platz gerollt oder geworfen. Dies setzt allerdings voraus, daß der Zettelschreiber auch über ein gewisses sportliches Talent verfügt. Vorteilhaft ist diese Variante aber deshalb, weil man einen oder mehrere Hilfsbedürftige auch über eine relativ große räumliche Distanz beschicken kann. 3. Der Zettel wird in die Innenfläche eines Kugelschreibers oder in eine Füllerkappe eingedreht. Der unwissende Schüler oder Student wendet sich dann um und fragt seinen Kollegen, ob er ihm einen Stift leihen könne, da der eigene leergeschrieben sei. Der gibt ihm natürlich das präparierte Exemplar... 4. An Fachhochschulen und Universitäten bestehen häufig mehrere Klausurtermine. Hier haben sich für einzelne Härtefächer schon regelrechte Arbeitsgemeinschaften gefunden und bewährt. So hatte sich z. B. das sog. Fotolabor-Team, bestehend aus fünf Leuten, auf naturwissenschaftliche Klausuren spezialisiert. Nachdem die Aufgabenstellung aus dem Klausurenraum gebracht worden war, schloß man sich im Fotolabor ein und teilte die jeweiligen Fragen untereinander auf. Auf diese Weise gelang es den »Fünf Weisen«, eine zweistündige Klausur binnen 30 Minuten zu lösen. Um möglichst vielen Studenten helfen zu können, kopierte man den DIN-A-4-Bogen mehrmals und schnitt einzelne Antwortenzettel aus. Diese wurden geordnet an einem sicheren Ort, z. B. auf einem hohen Regal im Flur, deponiert. Jeder Student brauchte sich
jetzt nur noch beim obligatorischen Gang aufs Klo die entsprechenden Antworten, die er nicht wußte, zu holen und konnte glücklich und zufrieden seine Klausur beenden.
5.4. Was ein Fotokopierer so alles kann Hier soll auf die Möglichkeit verwiesen werden, Zettel mit Fotokopierern auf Spickergröße verkleinern zu können. Auch hierbei handelt es sich gewissermaßen um eine Nutzung des technischen Fortschrittes. Bewährt hat sich folgendes: 1. Man notiert den zu spickenden Stoff auf einem DINA-4-Bogen mit Schreibmaschine, wobei man nur Großbuchstaben verwendet und einen doppelten Zeilenabstand wählt. (Damit werden die Verkleinerungsmöglichkeiten erheblich erhöht.) 2. Man marschiert mit seinen angefertigten Bögen zum nächsten Kopier-Center und reduziert den Stoff auf eine extrem kleine, aber noch leserliche Größe. Für die prozentuale Verkleinerung am Kopiergerät lassen sich keine Richtwerte nennen, da die optische Leistungsfähigkeit individuell verschieden ist. 3. Entweder schneidet man den Stoff zu mehreren einzelnen Zetteln zu und fertigt eine Schummelzettelkartei an, oder man verwendet das Ziehharmonika-System. Dabei wird zunächst ein länglicher Streifen Papier in Spickergröße ineinandergefaltet. Jetzt klebt man seine MiniFotokopien auf das präparierte Papier und besitzt so einen handlichen und umfangreichen Klausurenhelfer. Selbstverständlich kann man auch das bewährte WBI-System benutzen. Der Vorteil
dieser Methode besteht insbesondere darin, daß man hervorragend Vordrucke und Tabellen ohne viel Mühe auf Spickergröße verkleinern kann. Das bringt eine enorme Arbeitserleichterung und Zeitersparnis!
5.5. Mein Gott, bin ich erkältet... Zugegeben, die alljährlichen Erkältungen und Schnupfenepidemien, die sich im verregneten Herbst und matschigen Winter in unsere Breiten einschleichen, sind schon ein Ärgernis. Doch kann man auch diese Krankheiten nutzen. Wofür? Natürlich zum Schummeln! Gemeint ist die wirklich sympathische Methode, seine vielen Papiertaschentücher ein wenig mit Wissen zu »würzen«. Beschriftet man mit einem weichen Kugelschreiber den Zellstoff dieser Taschentücher, so kann das »hungrige Auge« des unwissenden Schülers vor dem Benutzen des Tuches noch rasch »gesättigt« werden. Wie es bei verantwortungsbewußten Mitbürgern üblich ist, legt man das benutzte und zerknüllte Taschentuch anschließend in eine separate Tüte unter der Bank, damit die Bakterien nicht die Nachbarn infizieren können.
5.6. Allein im Klassenraum An allgemeinbildenden Schulen ist es üblich, daß Schüler der Unter- und Mittelstufe, haben sie eine Klassenarbeit versäumt, diese zu einem späteren Zeitpunkt nachschreiben müssen. Diese Nachschreiber dürfen aber keineswegs ihre Arbeit während des Unterrichts im Klassenverband anfertigen, sondern werden häufig
während der Stunde in einen leeren Raum (Pavillon, Lehrerbibliothek...) eingeschlossen, da keine Aufsichtsperson zur Verfügung steht. Natürlich wird genauestens überprüft, daß der Pennäler nur einen Kugelschreiber oder Füller mitnimmt und die Schulmappe draußen bleibt. Jedoch wissen die Schüler meistens schon vorher, in welches Zimmer sie gesteckt werden, da häufig nur ein bestimmter Raum in Frage kommt. Die Nachschreiber haben sich nun einiges ausgedacht, damit aus dem Nachteil, alleine schreiben zu müssen, ein »saftiger« Vorteil erwächst. 1. Man schneidet sich einen langen Streifen Papier zu, füllt ihn mit den sachdienlichen Hinweisen und rollt ihn in die Füllerkappe ein. Der Füller wird anschließend nur leicht in die Kappe hineingedrückt, da der Platz ja jetzt reduziert ist, zeigt ihn kurz auf der Handfläche vor und durchschreitet zielbewußt die Spickerkontrolle. 2. Um sich die Arbeit zu ersparen, einen Schummelzettel anfertigen zu müssen, wird einfach das Lehrbuch schon rechtzeitig vorher im Raum deponiert. a) Man verknotet das allwissende Buch mit einem Bindfaden, läßt beides aus dem Fenster hängen und schließt anschließend das Fenster wieder. b) Man stellt das Buch auf den Fenstersims an der Außenwand des Gebäudes. Später braucht man lediglich das Fenster zu öffnen, den »goldenen Griff« zum Lehrbuch zu machen, und schon werden sich viele Fragen wie von selbst beantworten.
5.7. Hilfe, mein Script hängt in der Klospülung... Mancher Schüler oder Student, der meint, daß sein
Nervenkostüm einfach nicht ausreicht, um unter den Augen des Geiers zu »lunschen«, praktiziert gerne einen sog. Schummelkompromiß. Dabei wollen diese Nervöslinge im Klassen- oder Klausurenraum »sauber« bleiben und nur in absoluten Notfällen den Raum verlassen, um auf »00« das dort deponierte Lehrbuch oder die Schummelzettel zu konsultieren. Nun ist es zwar logisch, daß man seine externen Speicher nicht gerade auf den Toilettendeckel legen kann, auf der anderen Seite sind die Lagermöglichkeiten in diesem kargen Raum aber auch ziemlich beschränkt. Ein guter Platz ist die Unterseite des Waschbeckens, wenn man das Buch dort mit einem zweiseitigen Klebeband befestigt. Kleinere Hilfsutensilien lassen sich auch prima auf die Innenfläche einer Lampenschale aus Milchglas legen. Schmalere Bücher kann man gut im aufgeklappten Zustand zwischen Spiegel und Kachelwand schieben. Am meisten verbreitet, jedoch auch am riskantesten, ist der Behälter der Wasserspülung. Am sichersten verfährt man dabei, wenn man oberhalb des Wassers zwei harte Pappstreifen zwischen die Behälterwände klemmt, um darauf die Unterlagen abrufbereit ruhen zu lassen. Nun gibt es natürlich auch Pauker, die diese Quelle kennen und dementsprechend unmittelbar vor oder während der Arbeit mit lechzender Zunge und gierenden Augen diese Loci durchforsten. Bei derartigen Stöberaktionen werden aber seltsamerweise die Mädchen bzw. Damentoiletten mit konstanter Bosheit immer ausgelassen, Also verlagert man den Ort der Informationsspeicherung einfach aufs Mädchenklo! Dabei braucht man keine Angst vor eventuell auftretendem »Krähengeschrei« zu haben; es wird sich keine Hysterie bei den Mädchen einstellen, weil sie ja selbst
auch diese Quelle anzapfen können.
5.8. Was in der Sexta so alles läuft Selbst in der Unterstufe, ja schon in der Sexta der Gymnasien sollen hochbegabte Jungtrickser auf phantasievolle Weise ihren zuweilen öden Schulalltag erleichtern. Schließlich gebührt auch dem Nachwuchs ein ehrenvoller Platz in diesem Buch. a) DIE TRUMPFKARTE
Gerade im Erdkundeunterricht in der Unterstufe wird noch sehr viel mit sogenannten stummen Karten gearbeitet. Hierbei handelt es sich um Deutschland- oder Europakarten, wo Flüsse, Städte und Gebirge zwar eingezeichnet, jedoch namentlich nicht bezeichnet sind. Aufgabe der Pennäler ist es, die Namen zu lernen und später z. B. in einem Test richtig zuzuordnen. Nun hat jede Klasse einen Kartenordner (Schüler), der dafür sorgt, daß zu der entsprechenden Unterrichtsstunde die Deutschland- oder Europakarte im Klassenraum hängt. Pfiffige Schüler sind inzwischen auf die Idee gekommen, sämtliche Orte und Flüsse etc. ganz auffällig mit einem dicken Filzstift zu nummerieren. Als nächstes notiert sich jeder auf einem eigenen Zettel die Zahlen und vermerkt dahinter die richtigen Namen (z. B. l = Mainz). Kommt der Pauker bei der nächsten Geographiestunde in die Klasse, so wird er annehmen, daß einer seiner Kollegen (z. B. der Geschichtslehrer) die Nummerierung auf der Karte vorgenommen hat. Für die Pennäler ist aber aus der einst stummen Karte jetzt schnell eine »Trumpfkarte« geworden, die man gerne vor Augen hat. b) DREISTIGKEIT SIEGT
Der folgende Trick erscheint so banal, daß man ihn
geradewegs belächeln möchte. Viele Pauker geben sich solche Mühe beim Anfertigen eines Tafelbildes, daß sie nicht nur in einer Unterrichtsstunde von ihrem aufwendigen Gemälde profitieren wollen. Mit großen Lettern schreiben sie dann an die Tafel: »Bitte stehen lassen« und unterzeichnen dies mit ihrem abgekürzten Namen. Wird nun in einer der folgenden Stunden beispielsweise eine Geschichts- oder Mathearbeit geschrieben, so haben die Pennäler vorher wichtiges Zahlenmaterial in das geschützte Tafelbild integriert. Aufmerksam blicken alle Schüler jetzt regelmäßig während der Arbeit nach vorne, und endlich scheinen sich die Konzentrationsbemühungen einmal zu lohnen. c) SPIEGLEIN, SPIEGLEIN IN DER HAND
Ein Spiegel hat zwar die unangenehme Eigenschaft, ein Schriftbild in unleserlicher Form wiederzugeben, jedoch kann man mit einer zweifachen Spiegelung schon wieder sehr nutzbringend arbeiten. Man geht wie folgt an das Problem heran: Zunächst besorgt man sich einen kleinen rechteckigen Schminkspiegel, den man mittels eines Glasschneiders in zwei Teile gleicher Größe schneidet. Das Format ist wie bei den Schummelzetteln abhängig von der Handinnenfläche des Tricksers. Beide Teile werden mit ihren Vorderseiten zueinander in einem Winkel von etwa 80° zusammengeklebt. Zu diesem Zweck verwendet man Glas oder Atomkleber. Hat man sich einen solchen Winkelspiegel gebastelt, so ist das Hantieren relativ einfach. Man sitzt an einem gut beleuchteten Platz z. B. in der Fensternähe, hält sein Arbeitsgerät in der schützenden Handinnenfläche und betrachtet gelassen in der dem Gesicht zugewandten Spiegelfläche das Schriftwerk des Nachbarn. Wenn man Schwierigkeiten beim Lesen haben sollte, kann man sich
auch stärker vergrößernde Spiegel (z. B. Rasierspiegel) besorgen, die jedoch den Nachteil haben, daß man sie näher an das Geschreibsel des Nachbarn halten muß. Doch sicherlich wird auch in diesem Fall der talentierte Nachwuchs weitere Verfeinerungen finden. d) EIN TOTER WINKEL IST EIN GUTER WINKEL
In den meisten Klassenräumen gibt es außer der WandSchiebe-Klapp-Tafel auch eine nicht verstellbare Tafel und Korkwand an der Seitenfront des Raumes. An der Unterkante dieser Tafel ist eine metallene Ablageleiste für Kreide angebracht. Mit dieser Leiste hat es nun folgende überaus erfreuliche Bewandtnis. Sitzt man direkt an der Wand und stationiert an der Unterseite des Metallbleches seinen Schummelzettel mit der unerlaubten Formelsammlung, so kann niemand anders außer man selbst das Geschriebene lesen. Die Leiste ist nämlich in einem Winkel befestigt, der es nur an einer bestimmten Stelle (nämlich dem Wandplatz) ermöglicht, die Unterseite einzusehen. Auf diese Weise kann man den sonst toten Winkel für sich zum »Leben« erwecken und lohnend nutzen.
VI. NOCH MEHR TRICKS FÜR MUTIGE 6.1. Der Fuß mit dem gewissen etwas Die Fußsohle bietet ungeahnte Möglichkeiten zum Einsatz von Pfuschzetteln. Wer das Glück hat, auf großem Fuß (Schuhgröße 39-44) zu leben, dürfte schnell Gefallen an der folgenden Schummelmethode finden. Als erstes stellt man seinen Schuh auf ein weißes Blatt Papier und zeichnet mit einem Bleistift die Konturen auf. Anschließend wird die Fläche an jeder Seite um circa l cm verkleinert und die Form ausgeschnitten. Als vorbeugende Sicherheitsmaßnahme klebt der Trickser noch zwei Streifen eines beidseitig klebenden Teppichbandes unter die Schuhsohle (erst im letzten Durcheinander vor der Prüfung). Jetzt heißt es, den Fuß schräg stellen und nicht mehr fest auf den Boden aufsetzen. Während der Klassenarbeit selbst wird der FußsohlenSpicker einfach auf den Boden gelegt, und bei leicht geneigtem Haupt läßt sich jede Wissenslücke schnell füllen. Droht Gefahr durch den unruhig umherlaufenden Pauker, hält man den Fuß locker über den Pfuschzettel. Und muß tatsächlich die Notbremse gezogen werden, bleibt einem halt nichts anderes übrig, als mit einem kurzen Fußtritt den Spicker an die Sohle zu kleben. Das Beweismittel ist für den Lehrer nicht mehr sichtbar. Selbst wenn man aufstehen und zum Pult dackeln muß,
um eventuell alle Taschen vorzuzeigen. Die kostbaren Informationen lassen sich allerdings nicht wiederverwerten. Denn der Teppichkleber hält bombig fest. Natürlich bietet dieser Trick auch die Rechts-LinksVariante an, bei der für jeden Schuh ein separater Spicker gefertigt wird.
6.2. Adressenaufkleber - bewährt und billig Die Zweckentfremdung von Adressenaufklebern für unseren Einsatz hat seine guten Gründe. Bevor sich jetzt jeder Schüler in das nächste Geschäft stürzt, mit Etiketten eindeckt und wie wild die Unterarme beklebt, sollte der Leser sich näher mit den technischen Vorbereitungen beschäftigen. Beim Schüler bestimmt die Größe seines Unterarmes die zu beklebende Fläche. Man sollt versuchen, etwa vier Adressenaufkleber nebeneinander unterzubringen. Deshalb muß zunächst ausprobiert werden, welche Etikettgröße sich am besten eignet. Quasi als Test werden die ausgewählten Etiketten auf den Unterarm geklebt und die Eckpunkte mit einem Filzstift auf der Haut markiert. Damit ist der Stand für die späteren Spickzettel festgelegt. Anschließend werden neue Aufkleber der gleichen Größe genommen, die man jetzt mit den Schummelinformationen präpariert. Um auf der relativ kleinen Fläche möglichst viel Text unterzubringen, empfiehlt sich zum Beschreiben ein Rapidograph der Stärke 0,25 (- 0,25 mm Strichdicke). Mit den speziellen Grafikerstiften (in jedem Schreibwarengeschäft zu kriegen) läßt sich auf einem Etikett etwa eine halbe DINA-4-Seite Text notieren. Schummelprofis, die beidarmig
arbeiten, bringen damit locker vier DIN-A-4-Seiten auf den Klebespickern unter. Ansonsten eignen sich auch extrem dünn schreibende Filzstifte. Am Klausurtag wird ein möglichst weiter Pulli getragen, der an den Armen besonders schlabberig hängt. Der Pulli hat den Vorteil, daß die Spicker auch stückweise freigelegt werden können. Will man beispielsweise das erste Etikett lesen, zieht man den Ärmel nur ein wenig hoch. Dieser Schummeltrick erscheint auf den ersten Blick ausgesprochen riskant. Hat man doch die Spickzettel ständig am Körper und kann sie in brenzligen Situationen nicht so einfach verschwinden lassen. Tatsächlich ist aber die Handhabung recht ungefährlich. Denn wenn der Pauker nicht unmittelbar hinter einem steht und gerade über die Schulter lugt, kann eigentlich nichts schief gehen. Liegt der Unterarm angewinkelt auf dem Tisch, sind weder von vorne noch seitlich die unerlaubten Hilfsmittel zu sehen. Günstig ist die Variante auch deshalb, weil die Körperbeziehungsweise Armhaltung völlig normal aussieht. Und kein Schummelutensil muß aus der Schulmappe, Hosentasche oder dem Ablagefach gekramt werden. Allein ein unverdächtiges Drehen des Unterarmes ermöglicht den schnellen Kontrollblick. Für den Fall, daß eine wichtige Information in der Prüfungsaufregung plötzlich nicht zu entziffern ist, kann man den Unterarm auch an die Brust legen und sich mit der linken Hand scheinbar unter der Achsel kratzen. Aus der kurzen Entfernung dürfte selbst das undeutlichste Gekritzel lesbar sein. Aus psychologischen Gründen hat es sich bewährt, die Hand des bespickten Armes von Anfang an zu öffnen. Man sollte also bewußt darauf achten, die Finger möglichst gespreizt zu halten. Die
meisten Lehrer leben nämlich noch in der Annahme, Spickzettel würden meist in der Hand versteckt. Eine locker ausgestreckte Hand schenkt Vertrauen und signalisiert zumindest naiven Lehrern: »Ich habe nichts zu verbergen!« Ein zweiter psychologischer Trick: Wenn man sich als einarmiger Bandit (= nur ein bespickter Unterarm) durch die Arbeit mogelt, sollte gleich bei Prüfungsbeginn der rechte Ärmel hochgeschoben werden. Dann wundert sich der mißtrauische Pauker nachher nicht, daß im Laufe der Klausur beide Ärmel hochgekrempelt sind.
6.3. Das endlose Schummelvergnügen So mancher Schüler oder Student hat bei der Vielzahl seiner Pfuschzettel gewaltige Schwierigkeiten, den Überblick zu behalten. Am liebsten möchten sie allein einen Zettel, auf dem sich extrem viel Stoff speichern läßt und die jeweiligen Informationen schnell zu finden sind. Diesmal kommt die Lösung aus Süddeutschland, wo die folgende Handbohrmaschine erfunden wurde (Pennälerjargon: bohren = abschreiben). Und so sieht die Konstruktion aus: - Der möglichst stabile Kupferdraht (z. B. Schweißdraht) wird zu einem 20 x 12 cm großen Rahmen geformt. - Anschließend werden über den Draht an den Schmalseiten Papprollen geschoben, die sich leicht drehen lassen müssen. - Danach schneidet man sich einen circa 10 cm breiten und 45 cm langen Papierstreifen zu, der von oben bis unten mit sachdienlichen Hinweisen zum Prüfungsstoff versehen wird. Zu empfehlen ist eine gute Gliederung, eventuell sogar mit farbigen Überschriften.
- Der Schummelzettel läuft als endloser Papierstreifen nach Art eines Förderbandes außen über die Rollen und wird relativ stramm zusammengeklebt. Der Antrieb erfolgt natürlich nicht per Motor, sondern mit Daumen und Zeigefinger. Bindfaden und Reißzwecke dienen als Haltevorrichtung, um die Handbohrmaschine an die Tischkante zu hängen. Und lugt der Pauker wieder durch die Bankreihen, verdeckt man das Schummelgerät einfach mit seinem Körper. Inzwischen gibt es auch eine »Handversion« der Bohrmaschine. Je nach Handgröße schneidet man einen 3-5 cm breiten Papierstreifen beliebiger Länge (!) aus. Die beiden schmalen Seiten des Schummelzettels werden jeweils an die Breitseite von zwei leeren Füllerpatronen geklebt und anschließend aufgerollt. Während der Spicker locker im Handteller liegt, läßt sich durch leichtes Drehen mit dem Daumen zügig die entsprechende Textstelle finden. Wer zu Nervosität neigt, spannt noch ein kleines Gummiband um die beiden Tintenpatronen. Sonst kann es passieren, daß einem in der Aufregung ein Ende entgleitet und der Spicker sich plötzlich wie eine fallengelassene Klopapierrolle über den Tisch ausbreitet. Noch ein Tip für die Handhabung: Am zweckmäßigsten ist es, wenn die Spickerrolle über den geöffneten Hosenschlitz gehalten wird. Bei Gefahr einfach fallen lassen und Reißverschluß zu.
6.4. Die Uhr der Zeit Bei genauer Betrachtung entpuppt sich die Armbanduhr als vorzügliches Schummelutensil.
Es beginnt mit dem Armband selbst, das möglichst dehnbar sein sollte. Weniger gut geeignet sind Fabrikate zum Umbinden um das Handgelenk. Schreibt man sich mit dem Kugelschreiber das Fachwissen auf die Haut, kann das Armband einerseits leicht verschoben werden und andererseits wieder schnell und unauffällig als Deckung dienen. Außerdem empfiehlt es sich, auf die Unterseite der Uhr einen runden Spicker zu kleben. Problemlos läßt sich dann bei einem elastischen Armband die Uhr umdrehen und auch zurückklappen. Für Uhren, die über keine eingebaute Datums-Anzeige verfügen, bietet der Handel kleine Metallschilder mit Monatskalender an, die am Armband festgeklammert werden. Wem diese Fläche von circa 2 x 1,5 cm ausreicht (zum Beispiel Vokabeltests), der sollte das Plättchen verkehrt 'rum tragen und mit einem spitzen Gegenstand (zum Beispiel Nadel) die Informationen einritzen. Natürlich kann man sich auch einen Pappstreifen basteln, der am unteren (vom Arm verdeckten) Teil des Bandes befestigt wird. Über den technischen Fortschritt durch Mikrochips kann sich ein Trickser gar nicht genug freuen. Schließlich gäbe es sonst nicht die Möglichkeit, bei Prüfungen, zu denen keine Taschenrechner zugelassen sind, mit der Manageruhr zu arbeiten. Inzwischen gibt es schon einen Armband-Computer, der am Handgelenk getragen wird. Wenn man sich vor Augen führt, was diese Maschine alles kann, schlägt das Herz eines jeden Profischummlers höchste Töne: - drahtlose Datenübertragung, - separate Eingabetastatur (Zahlen und Buchstaben), - eigener Speicher von 2000 Zeichen (entspricht einer Schreibmaschinenseite).
Wohlgemerkt, es handelt sich um einen Computer, der wie eine Armbanduhr getragen wird, also extrem wenig Platz benötigt. Da ist es schon phantastisch, eine dicht beschriebene DIN-A-4-Seite an Schummelinfos speichern zu können. Vor allem bei Textklausuren (Fremdsprachen, Deutsch, Geschichte etc.) hält der Pauker den Computer für eine einfache - halt neumodische - Uhr. Schließlich ahnt ja keiner, daß sich auf dem »Zifferblatt« Schummeldaten abrufen lassen. Natürlich ist der Kaufpreis nicht gerade Schüler- und studentenfreundlich. Aber vor entscheidenden Prüfungen kann man sich genauso das Gerät probeweise zur Verfügung stellen lassen. Bei Interesse fragt man im Fachhandel nach dem »Seiko Data 2000«.
6.5. Die bayerische Variante Ärgern wir uns häufig darüber, daß Mädchen unter ihren Röcken ganze Berge von Spickern verstecken können, so bietet die Lederhose eine echte Alternative. Wie bayerische Schüler berichten, wird dieses Kleidungsstück eher weit und locker als modisch-eng getragen. Deshalb kann man getrost seine Schummelzettel auf den/die Oberschenkel kleben (Leukoplast). Durch leichtes Verschieben oder Umklappen des Hosenbeines ist der Wissensstoff schnell ablesbar. Eine zweite Möglichkeit ist die Umschlag falte. Es ist durchaus üblich, den Rand am Hosenbein circa 5 cm umzuklappen. Hier läßt sich eine regelrechte Zetteldeponie anlegen. Beidseitig beschriebene Spicker klemmt man einfach in die Falte und zieht sie bei Bedarf heraus. Einseitig beschriftete Zettel dagegen werden von innen an den umgeschlagenen Rand geklebt. Sogar auf
dem Leder selbst läßt sich mit einem weichen Kugelschreiber Wichtiges notieren. Außerdem besitzt dieses Kleidungsstück eine Besonderheit: die großzügig angelegte Hosenklappe. Von nur zwei Knöpfen wird der circa 20 x 15 cm umfassende Lederlappen gehalten. Klebt man auf die Innenseite einen passend gestalteten Spickzettel, läßt sich bei geöffnetem Taubenschlag ausgezeichnet mogeln. Allerdings ist beim Aufstehen unbedingt darauf zu achten, daß der Hosenlatz wieder verschlossen ist. Aber auch an der Brustpartie gibt es ein gutes Spickerversteck. Die Hosenträger werden nämlich oben mit einer Querverbindung zusammengehalten. Bei einer stilechten Lederhose ist hier ein Schild mit einem röhrenden Hirsch angebracht. Die Rückseite des Schildes ist wie geschaffen für einen Schummelzettel. Dazu kommt, daß sich aus der kurzen Entfernung auch kleine Schrift entziffern läßt. Ein weiterer Vorteil ergibt sich aus der Handhabung. Wird das Schild um die waagerechte Achse gedreht, schaut die informationsreiche Hinterseite nach oben und bleibt in dieser Stellung. Ohne das Schild mit der Hand zu halten, läßt sich jetzt alles abschreiben. Bei einer derartigen Vielzahl an Schummelmöglichkeiten kann man bayerische Schüler um ihre Lederhosen nur beneiden.
6.6. Sankt Nikotinus, der hilfreiche Partner An einigen Schulen, vor allem aber an Fachhochschulen und Universitäten ist es erlaubt, bei mehrstündigen Prüfungen im Klausurenraum zu rauchen. Zu solch einer freizügigen Regelung kommt es meist bei Paukern, die
selbst diesem Laster frönen. Eine elegante Lösung, Kapital aus diesem Umstand zu schlagen, ist das Selberdrehen seiner Sargnägel während der Klausur. Die Schummelaktion läuft dabei der Reihe nach wie folgt ab: Man besorgt sich eine Tüte Tabak und vier oder fünf Packungen Blättchen. Aus den Packungen werden jeweils die ersten drei Papierstreifen entnommen, mit einem weichen Bleistift präpariert und wieder in die Sammelschachtel zurückgelegt. Die Blättchenpackungen werden nun an verschiedenen Stellen im Tabakbeutel untergebracht und nach Wissensbereichen geordnet. Bei einer Chemie-Klausur werden zum Beispiel verschiedene Reaktionsarten und -gleichungen der einzelnen Stoffe berücksichtigt. Für Physikarbeiten sortiert man die Blättchen nach den Auflösungsfaktoren von Formeln (Beschleunigung, Zeit, Masse...). Während der Prüfung fängt der Trickser also im fraglichen Moment an, sich genußvoll eine Zigarette zu drehen. Vor dem Zukleben wandert das neugierige Auge natürlich noch mal an den gespeicherten Informationen entlang. Wichtig nur: Da Drehpapier beim Befeuchten durchsichtig wird, darf man die Schummelnotizen nicht zu dicht an den Gummiring schreiben. Ansonsten hängt die Effektivität dieser Methode weniger von der Menge der präparierten Blättchen ab als vielmehr von der Anzahl der eingesetzten Päckchen. Wird man zum Rauchen auf den Flur geschickt, dürfen meistens nur Zigaretten und Feuerzeug mit nach draußen genommen werden. - In der Zigarettenpackung sind selbstverständlich die Spicker!
6.7. Schummeltheater mit Rollenspiel
Auf der Bühne gelten Schauspieler als besonders gut, wenn sie ihre Rolle effektvoll beherrschen. Das gleiche läßt sich von Schülern sagen. Nur hat es hier eine ganz andere Bedeutung. Pennäler, die ihre Rolle beherrschen, sind hervorragende Trickser. Eine Rolle ist nämlich ein speziell präparierter Schummelzettel. Und so wird eine Spickerrolle angefertigt: Man nehme einen DIN-A-4-Bogen (zum Beispiel eine Heftseite) ..., schneide an der Längsseite einen Streifen ab, der so schmal ist, daß er sich bequem in der Hand verbergen läßt (= 3 bis 5 cm breit)..., beginne ihn zunächst von einem Ende straff nach innen einzurollen (bitte gerade und gleichmäßig)..., wiederhole das Aufrollen, bis ein gleichmäßiges kleines Röllchen entstanden ist, das auch in Ruhelage aufgerollt bleibt..., rolle jetzt vom anderen Ende her in entgegengesetzter Richtung, aber auf der gleichen Papierseite ..., und wiederhole das Drehen so lange, bis wieder ein gleichmäßiges Röllchen entstanden ist... Das Papier wurde durch das Aufrollen so gestrafft, daß es wie eine Feder gespannt ist. Auf jeden Fall sollte der Spickerstreifen erst nach dem Aufrollen beschriftet werden. Sonst verwischt durch das häufige Anfassen der Text und kann später nicht entziffert werden. Für das Beschreiben auf dem Rücken des Streifens rollt man den Schummelzettel auseinander und klemmt die Enden zum Beispiel unter zwei Bücher. Dabei bieten sich zwei Arten der Beschriftung an: 1. Den Stoff in waagerechten Schriftzeilen über die gesamte Länge des Streifens notieren. Nachteilig ist hier, daß man später ausgiebig drehen muß. 2. Den Text in querlaufenden Zeilen aufschreiben, die wie bei einem Buch untereinander geordnet werden. Hier
besteht der Nachteil darin, daß man die Hand etwas weiter öffnen muß, um gut lesen zu können. Wem die Handhabung noch nicht klar ist: Bei Rechtshändern kommt die Spickerrolle in die linke Hand, wird auf der Handinnenseite festgehalten und vom Daumen gedreht. Es versteht sich, daß Röllchenbreite und Größe des Handtellers aufeinander abgestimmt sein müssen. Vorteilhaft sind folgende Eigenschaften: Bequeme Handhabung bei ausreichender Fingerfertigkeit. - Es lassen sich große Stoffmengen verarbeiten. Wenn ein Streifen nicht ausreicht, wird halt ein zweiter drangeklebt. - Sind extrem große Wissenslücken zu füllen, fertigt man sich mehrere Röllchen an. Nach dem Motto »die eine im Einsatz – die nächste wartet schon« werden die Rollen an leicht zugänglichen Stellen (Brusttasche, Manschette etc.) aufbewahrt. Um den Überblick zu behalten, kann man auch verschiedenfarbige Streifen wählen und das Stoffgebiet damit gleich untergliedern. Beispiel Geschichte: rot = Allgemeines gelb = wichtige Zahlen grün = historische Ereignisse blau = Namen und Kriege Bei überraschenden Schummelzettel-Kontrollen des Paukers läßt das Röllchen sich unauffällig in die Füllerklappe schieben und man ist über jeden Verdacht erhaben.
6.8. Die Klappen-Variante Mit Formeln oder Vokabeln beschriebene Löschblätter sind für viele Schüler häufig die ersten Gehversuche im Schummeln. Eine Variante mit dem Löschblatt ist der sogenannte Klappenspicker. Er hat den Vorteil, daß man sämtliche Informationen gebündelt vorfindet und nicht einzeln auf dem Löschblatt suchen muß. Die Handhabung dürfte bei der Bauanleitung klar werden. Schritt 1: Zwei gleichfarbige und möglichst weichfaserige Löschblätter im DIN-A-4-Format besorgen. Schritt 2: Beide Bögen übereinander legen und auf dem oberen ein Rechteck mit Bleistift einzeichnen. Die Fläche (etwa 3,5 x 5 cm) darf nur so groß sein, daß sie problemlos mit der Hand verdeckt werden kann. Schritt 3: Beim oberen Löschblatt drei Seiten ausschneiden und um die vierte stehengebliebene wie ein Scharnier aufklappen. Schritt 4: Mit einem Klebestift beide Bögen sauber zusammenkleben, wobei die Klappe frei beweglich bleiben muß. Von flüssiger Klebe ist abzuraten, weil sie meist durchnäßt. Schritt 5: Entweder einen dünnen Spickzettel (Butterbrotpapier) anfertigen und in den Freiraum kleben oder das untere Löschblatt direkt beschriften. Schritt 6: Da bei geschlossener Klappe beide Löschblätter wie ein einzelnes Blatt wirken sollen, muß das Ganze getarnt
werden. Außerdem wirkt ein scheinbar gebrauchtes Löschblatt unauffälliger als ein nagelneues. Deshalb den Bogen von jeder Seite tüchtig mit Tinte bespritzen und bekrickeln. Vor allem an den Schnittstellen um die Klappe herum sollten Flecken sein. Da das Löschblatt bekanntlich Flüssigkeiten aufsaugt, sind die Kanten nachher nicht mehr zu erkennen. Wichtig: Für den Fall, daß die Klappe sich einmal verschiebt, auch die Schnittränder beim unteren Löschblatt beschriften. Weil ein ordentlicher, disziplinierter und wohlerzogener Schüler sein Löschblatt immer neben sich legt, läßt sich mit dem Klappenspicker besonders unauffällig schummeln. Mit der linken Hand verdeckt öffnet man die Klappe, wirft ein schnelles Auge auf den Spicker und kann fast gleichzeitig weiterschreiben. Einige Pennäler, die auf diese Methode schwören, bespicken sich gleich mehrere Löschblätter, um sie je nach Bedarf gegenseitig auszutauschen. Andere wiederum basteln eine Art Adventskalender, indem sie in einen Bogen 6-8 Klappenspicker einbauen. Also: Klappe auf - es wird geschummelt!
6.9. Technik mit Stiften Wirkungsvolle Tricks sollten entweder genial - weil einfach - oder raffiniert und technisch ausgetüftelt sein. Zu der erstgenannten Kategorie zählt mit Sicherheit der Bleistift-Spicker. Für diese Schummelmethode zerlegt man einen Blei- oder Buntstift in seine Einzelteile. Jeder Blei-/Buntstift besteht aus der Mine und zwei zusammengeklebten Holzhüllen. Dreht man den Schreiber langsam in der Hand, lassen sich schnell die beiden Klebestellen ausmachen. Mit Messer oder
Rasierklinge wird vorsichtig in die Verbindungsrille (Klebestelle) geschnitten, und beide Holzhälften werden getrennt. An einer der zwei Hüllen klebt man mit ein paar Tropfen UHU die Mine fest und schneidet danach einen entsprechend schmalen Schummelzettel zu. Auf dem Spicker lassen sich hervorragend schwer zu lernende Gleichungen, Ableitungen oder Formeln notieren. Sind die Vorbereitungen abgeschlossen, legt man die beiden Hälften wieder aufeinander. Jetzt wird auf einer der beiden Schnittstellen ein Klebestreifen befestigt. Dazu wählt man entweder durchsichtigen Tesafilm oder ein Klebeband in der Farbe des Blei-/Buntstifts. Wichtig ist, daß einfarbige und keine gestreiften Schreiber benutzt werden. Sonst könnte die Klebestelle auffallen. Das Klebeband wirkt wie ein Fenster- oder Türscharnier und hält die Teile zusammen und beweglich. Beide Holzhälften lassen sich nun mit einem Griff auseinander klappen und wieder verschließen. -Es versteht sich, daß dieses System ausbaufähig ist, indem mehrere Schreiber präpariert werden. Wie sagen doch penible Lehrer so gerne: »Am gespitzten Bleistift kann man die gute Vorbereitung erkennen.« Recht haben sie! Mit gut gespickten Stiften fängt die Arbeit an.
6.10. Krankheit eingesetzt
-
Schamlos
Jemand, der krank oder verletzt ist, löst bei den meisten Mitbürgern Achtung, Anteilnahme und Hilfsbereitschaft aus. Dabei muß keineswegs jede Krankheit echt sein, sondern nur wirkungsvoll vorgetragen werden. Ein Schüler, dem in einigen Tagen eine Hammer-Klausur
bevorsteht, tut gut daran, erste Zeichen seiner »Krankheit« frühzeitig bekannt zu geben. Zu diesem Zweck verläßt er ein paar Tage vorher wegen Übelkeit den Unterricht und kommt erst zur nächsten Stunde zurück. Am Tag vor der Klausur läßt sich der Schüler wegen Magenkrämpfen nach Hause bringen. Nach so viel Vorbereitungsarbeit gibt es für den Prüfungstag selbst mehrere Möglichkeiten: 1. Der Trickser erscheint gar nicht in der Penne, weil Wissensstand und Schummelausarbeitungen nicht ausreichen würden, die Klausur zu packen. Statt dessen trifft die Krankmeldung im Sekretariat ein, die natürlich anstandslos akzeptiert wird. 2. Der Schummler tritt zur Prüfung an und spielt das sogenannte Schülerlotto, indem er mehrere »Joker« setzt. Das heißt, er beherrscht zwar nur einen Teil des Stoffgebietes, hofft aber, daß überwiegend seine vorbereiteten Fragen drankommen. Für den Fall, daß keine Chance besteht, die Arbeit noch über die Kante zu ziehen, mimt der Trickser auf Krankheit. Plötzlich zeigen sich wieder diese unangenehmen Symptome von Übelkeit, Unwohlsein und Schwindelgefühlen... Also zum Lehrer dackeln und darum bitten, nach Hause entlassen zu werden. Natürlich bleibt man am nächsten Tag daheim und sieht sich vielleicht mal das Vormittagsprogramm im Fernsehen an. Bis zum Nachschreibetermin ist erst mal Zeit gewonnen. Mit erweitertem Wissen und Spicker startet man einen neuen Versuch. 3. Der Schüler tritt zur Prüfung an und versucht sein Bestes, indem er sämtliche Register zieht: eigenes Wissen einsetzen, Pfuschzettel benutzen und abgucken, was die Optik hergibt. Stellt sich nun beim allgemeinen
Fachgeplänkel nach der Arbeit heraus, daß er mit Sicherheit vergeigt hat, erscheint er zwar zur nächsten Unterrichtsstunde, läßt sich aber noch am selben Tag wegen Unwohlsein von der Anwesenheitspflicht entbinden. Auf keinen Fall geht der Schüler am nächsten oder übernächsten Tag zur Penne, weil er ja zu Hause das Bett hüten muß. Am dritten Tag schleppt er sich mit einem entsprechenden Attest ausgestattet wieder zum Schulgebäude. Der Clou ist, daß trotz geschriebener und abgegebener Klassenarbeit die Prüfung nicht zählt. Bei den meisten Schulordnungen gibt es nämlich folgende Regel: Hat ein Schüler nachweislich in krankem Zustand an einer Prüfung teilgenommen, kann seine Arbeit nicht gewertet werden. Leider wissen nur die wenigsten Pennäler von diesem Paragraphen, der sich so schülerfreundlich anwenden läßt. In nicht weniger wirkungsvoller Weise läßt sich im Schatten vorgetäuschter Verletzungen tricksen. Ein einfaches Beispiel dafür ist der Einsatz von Heftpflastern. Gemeint sind keine fertigen Streifen, sondern Pflaster, die man selber zuschneiden muß. Zunächst fertigt man einen Schummelzettel in der Größe seines Handrückens an und befestigt ihn auf der Haut. Anschließend wird ein Pflaster zugeschnitten, das den Spicker locker bedeckt. Durch simples Ablösen der einen Pflasterhälfte läßt sich so manche Antwort von der »offenen Wunde« ablesen. Wer unbedingt in allerletzter Minute die Anwesenheit bei einer wichtigen Klausur oder Klassenarbeit verhindern muß, sollte ein paar Mark in Gipsbinden investieren, die es in jeder Apotheke gibt. Nachteil an der Gipsmethode ist das unbequeme Nachspiel. Denn selbst ein angebrochener Arm liegt wenigstens zehn Tage in Gips. Als Alternative gibt es
den Stretchverband, den man wegen eines Tennisarmes oder einer Sehnenscheidenentzündung anlegen muß. Es kann allerdings passieren, daß der Pauker für eine solche Verletzung schnell mal ein ärztliches Zeugnis verlangt. Im Vergleich dazu vermutet bei einem Gipsverband kaum jemand, daß er selbst angelegt wurde. Und wer will, kann sich ein Geheimfach einbauen. Zunächst gipst ein Rechtshänder seinen linken Arm ein. Oberhalb des linken Handgelenkes beginnt der Verband und verläuft bis zum Ellenbogen. Dabei wird zwischen Arm und Gips ein 11-13 cm langer, runder Gegenstand (ca. 0,8-1,2 cm Durchmesser) geschoben, den man leicht vorstehen läßt. Dafür eignet sich zum Beispiel eine Kerze, die nach dem Antrocknen des Verbandes wieder herausgezogen wird. Damit ist das SchummelzettelVersteck fertig. In dem Hohlraum lassen sich entweder mehrere kleine Spicker oder sogar ein zusammengerollter DIN-A-4-Bogen verbergen.
6.11. Dreistigkeit siegt Viele Schüler und Studenten gehen von der Annahme aus, daß Spicker möglichst mikroskopisch klein sein sollten. Dementsprechend sind sie ständig bemüht, ihre Schrift auf einen Microfilm-Standard zu verkleinern. Abgesehen davon, daß man nach mehrjähriger Schummeltätigkeit vermutlich eine Brille braucht (typische Berufskrankheit), gibt es auch andere Wege zum Erfolg. Dabei dreht man die Regel, von der Lehrer häufig ausgehen, einfach um. Nicht je kleiner, sondern je größer der Schummelzettel ist, desto unverdächtiger läßt sich arbeiten. So wird einfach ein ganzer DIN-A-4-Bogen mit den notwendigen Informationen beschriftet. Allerdings
sollte keine Spicker-, sondern eine normale Schreibschrift gewählt werden, damit das Ganze wie ein Kladdezettel wirkt. Tolldreist packt der Spicker jetzt den großen Pfuschzettel auf den Tisch und läßt ihn auch dort liegen, wenn gerade Klein-Adlerauge neben ihm steht. Denn kaum ein Pauker würde auf die Idee kommen, daß ein Schüler die Nerven besitzt, seinen Spicker - vor allem dieser Größe - nicht verschwinden zu lassen, sobald sich die vermeintliche Gefahr in Form der Aufsichtsperson nähert.
6.12. Notbremse Sitzenbleiber
für
chronische
Während man im Berufsleben ein Unternehmen aus Karrieregründen wechselt, hat es im Schulalltag meist eine andere Ursache: der schlichte Überlebenswille! Denn wenn die Ehrenrunde nicht mehr abzubiegen ist, gibt es nur noch eins. Dem Klassenlehrer verklickern: »Ihre Warnungen, die Leistungsanforderungen in der Oberstufe nicht zu unterschätzen, waren berechtigt. Nachdem nun feststeht, daß ich erneut sitzenbleiben werde, habe ich mich zum Abgehen entschieden. Ich werde das Abitur an den Nagel hängen und Ihrer Empfehlung folgen, eine Lehre anzutreten. Deshalb möchte ich jetzt mein Abgangszeugnis erbitten. Sicherlich wäre es eine Hilfe, wenn Sie die Noten etwas >nachbessern< könnten. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Aber mit drei Fünfen im Abgangszeugnis ist es nahezu aussichtslos, sich erfolgreich um einen Ausbildungsplatz zu bewerben.« Im Innern des Paukers dürfte jetzt folgendes ablaufen: 1. In seiner fachlichen Kompetenz fühlt er sich bestätigt.
Schließlich hat er einem ja schon immer zum Abgehen geraten, weil man das Abi nicht packen wird. 2. Seinen menschlichen Regungen folgend, möchte er einem aber keine Hindernisse in den Weg legen. Denn nach seinem Verständnis hat er seinen pädagogischen Auftrag erfüllt. Wird einem das aufgemotzte Abgangszeugnis erst mal in die Hand gedrückt, ist die Sache gebongt! Natürlich hat man nicht im Traum daran gedacht, auf das Reifezeugnis zu verzichten. So führt der nächste Weg schnurstracks zur neuen Penne, wo man seine Papiere vorlegt und anstandslos in die höhere Klasse eingestuft wird. Schließlich sprechen die Noten nicht gegen eine Versetzung. Auf die eventuelle Frage, warum man sich denn mit einem Abgangszeugnis, läßt sich selbstbewußt antworten: »Ursprünglich wollte ich für ein Jahr die Schule unterbrechen und im Rahmen eines Austauschprogramms nach Amerika gehen. Doch aus privaten Gründen mußte ich den Plan umstoßen. Ja, und jetzt bin ich hier...«
VII. HITS AUS DER SCHUMMELSZENE KEIN WERTLOSER FREIRAUM MEHR
In der Kollegstufe sind während der Arbeiten Hilfsmaterialien zugelassen. Dazu gehören Lektüren, Formelsammlungen, Atlanten und Gesetzessammlungen. Zwischen den Texten lassen sich leicht eigene Notizen unterbringen. Voraussetzung: eine möglichst unauffällige, dem Druckbild ähnelnde Schrift. Besonders möchte ich in diesem Zusammenhang auf den Erdkundeatlas hinweisen. Hier kann man sehr schön bei den plastischen Karten im Gebirge (braun bis dunkelbraun) mit Bleistift ganze Aufsätze unterbringen. NICHTS GEHT ÜBER REDEFREIHEIT
Eine gute Abschreibmethode ist das Vor-Kopf-Sitzen. Viele Schüler müssen bei Klassenarbeiten ihre Tische auseinanderziehen und sich mit den Gesichtern einander zugewandt hinsetzen. Einer sitzt somit immer mit dem Rücken zum Lehrer, kann also ungehindert reden. Wenn jemand auch auf Entfernung lesbare Schrift besitzt, kann er seinem Vordermann sogar den Klausurbogen zum Abschreiben hinhalten. Der andere, dem die Informationen zugeflüstert werden, muß den Redner nur rechtzeitig warnen. Wenn die Aufsichtsperson zwischendurch mal den Standort wechselt und nach hinten wandert, werden die Rollen einfach vertauscht. Die Pauker wundern sich zwar manchmal über die Gleichheit der Fehler, können es sich aber meist nicht erklären. BLUFF OHNE NOTAUSSTIEG
Der folgende Trick wurde schon oft mit Erfolg
angewandt. Es bedarf dafür aber eines gewissen Selbstbewußtseins. Denn es gibt keinen Notausstieg, wenn es schief geht. In vielen Klassenzimmern sind Pinnwände angebracht, auf denen alles mögliche angehängt wird: Poster, Ankündigungen, Stilblüten etc. Dazwischen wird einfach ein maschinengeschriebener Spickzettel untergebracht, der wie eine offizielle Mitteilung wirkt. Aber, wie gesagt, etwas kitzlig. DIE HYSTERIKER-METHODE
Man nehme einen Haufen weißer A-4-Zettel für die Prüfung. Dann noch einige weiße Krickelzettel zum Vorschreiben. Die Kladdezettel müssen aber am Anfang der Prüfung superordentlich auf dem Tisch liegen! Während die Zeit also verstreicht, wird der Schüler langsam nervös, und die beschriebenen und leeren Zettel geraten immer mehr in Unordnung. Darunter liegt natürlich der Spicker, der beim abschließenden Aufräumen wieder im Stapel der unbeschriebenen Restbögen verschwindet. DURSTIG AUF WISSEN
Bei mehrstündigen Klausuren ist es gestattet, sich auch während der Prüfung mit Kakao, Brot und Obst zu stärken. Welcher Lehrer wird sich schon wundern, wenn ein Schüler seinem durstigen Nachbarn die Kakaoflasche rüberreicht. Das Etikett, auf dem man zuvor die Aufgabenlösung notiert hat, sollte der Pauker allerdings nicht sehen. Das kann der eventuell nervöse Mitschüler aber auch abrubbeln. Eine andere Mitteilungsform ist das Anbringen des Nachrichtenzettels am Boden einer Kakaotüte (mit Haftstreifen). Eignet sich prima für längere Schummelbotschaften.
AUF DIE OBERFLÄCHE KOMMT ES AN
In vielen »Leeranstalten« sind die Schulbänke schon alt, beschmiert und ziemlich verkratzt. Da bietet es sich an, zwischen den Kratzern ein paar hilfreiche Grammatikregeln oder Formeln zu platzieren. Selbst wenn der Pauker vor, hinter oder neben einem steht, fallen die diversen Hilfen nicht auf. Es empfiehlt sich allerdings, die Notizen auf dem Tisch zu verteilen und sie nicht auf einem Platz zu knubbeln. Den Stift wählt man entsprechend der Kratzer. In der Regel genügt jedoch blaue Tinte. Nach der Klassenarbeit wischt man alles einfach ab und kriegt so neuen Platz für die nächste Prüfung. Nicht geeignet ist dagegen das Einritzen von Informationen in das Holz. Dann ist die Fläche ein für allemal versaut. MIT DER MODE GEHEN
Sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen hat sich in den letzten Jahren eingebürgert, mit sogenannten Schweißbändern rumzulaufen. Eigentlich trägt man sie ja nur zum Tennis oder Squash. Aber diese bunten Armbänder sehen sehr witzig aus und bieten wegen ihrer Breite hervorragende Schummelmöglichkeiten (auch bei kurzärmeligen Hemden). Locker versteckt man seine(n) Spicker unter dem Schweißband und braucht bei Bedarf nur den Zettel etwas herauszuziehen. In der Deckung des Unterarmes läßt sich jetzt ausgezeichnet abschreiben. Und im Notfall einfach das Schweißband wieder rüberschieben. DREHPRINZIP UND RUNDUNG
Gebraucht wird ein rundes Federtaschenetui, das wie eine an den Enden verschlossene Röhre geformt ist. Über die ganze Breite des Innenraumes wird dicht am
Reißverschluß der schmale Spicker an eine Seitenwand geklebt. Entscheidend für den Trick ist, daß im geöffneten Zustand nichts zu sehen sein darf. Stellt man die Federtasche jedoch etwas schräg - zum Beispiel durch einen darunter geschobenen Stift, der als Keil dient -, läßt sich der ganze Schummeltext prima lesen. Dann liegt das Etui in der Klausur unschuldig vor einem, und der Pauker hat mal wieder keinen blassen Schimmer, was sich gerade abspielt. Sollte tatsächlich einmal Gefahr drohen, schiebt man den Stift beiseite und die Federtasche rollt unmerklich in die Idealposition zurück. Es besteht also kein Grund, plötzlich mit umständlichem Suchen oder auffälligem Rumkramen für Ablenkung zu sorgen. Ein Beweis, daß sich auch heute noch wirksam mit der Federtasche schummeln läßt. HART AN DER GRENZE
Ein Mitschüler, der damals in die 9. Klasse ging, hatte eine schwere Mathearbeit ohne Spicker geschrieben. Schon am Ende der Prüfung wußte er, daß er zu 99 % eine 5- oder 6 kriegen würde. Also steckte er sein Heft einfach ein, während alle anderen ihre Arbeiten ordnungsgemäß abgaben. Bei der Rückgabe der Hefte der Lehrer hatte das Fehlen noch nicht bemerkt - rief der Schüler: »He, Sie Schussel haben mein Heft bei sich zu Hause verklüngelt! Ist ja eine Unverschämtheit!« Daraufhin erhielt er einen Nachschreibetermin, natürlich mit sämtlichen Vorzügen des Alleinschreibens. - Diese Methode eignet sich aber keineswegs bei allen Lehrern und erst recht nicht für schüchterne Schüler. DIE EXTERNE ARBEIT - ZUM PLATZ GELIEFERT
Im Mathekurs ließ einer seine Klausur von seinem zwei Jahre älteren Bruder - einem Mathe-As - schreiben. Den
Aufgabenzettel beförderte er durch den Türschlitz (weitere Varianten siehe Kap. 4.3.) nach draußen. Aber die Antwort gelangte durch die spezielle Variante des Stühleholens in den Prüfungsraum. Der Bruder stürzte nämlich 20 Minuten vor Ende in die Klasse und verlangte nach zwei Stühlen. Während nun in der allgemeinen Unruhe alle Prüflinge »raus hier!« schrien, ließ er den zusammengeknuddelten Lösungszettel unauffällig am Papierkorb fallen. Dieses hervorragende Ablenkungsmanöver funktioniert natürlich auch, indem man nach Kreide oder Mofaschlüssel fragt. In jedem Fall muß aber vor Prüfungsbeginn der Papierkorb in Türnähe gestellt werden. Der Mathe-Looser brauchte nach der vollendeten Stuhlaktion nur noch nach vorne zu gehen, um sich seine Bleistifte anzuspitzen. Mit einer beiläufigen Handbewegung hob er den Zettel auf und übertrug in den letzten 15 Minuten alles fein säuberlich ins Heft. Der besagte Schüler erhielt übrigens eine 2 + , denn er hatte in der Aufregung einen Abschreibfehler gebaut. Dalli-Dalli-Rosenthal würde bei dieser Schummelmethode vermutlich einen Meter in die Luft springen und rufen: »Der Trick ist Spitze!« NEUE DIMENSIONEN
Wer den traditionellen Weg des Mogelns bevorzugt, kennt die Schwierigkeiten, den Schummelzettel ständig auf Abruf bereitzuhalten. Das gilt besonders für Schüler, die der umherschweifende und bohrende Blick der Lehrer ängstigt. Dem kann jetzt Abhilfe geschaffen werden, indem man die Informationen im Miniformat auf ein Rechenkaro schreibt und anschließend auf einem der Arbeitsbögen befestigt. Optisch fällt es nicht auf und erscheint wie belangloses Gekricksel. Aber wenn man eine Lupe zur Hand nimmt, können die benötigten
Formeln schnellstens abgerufen werden. Verwendet werden soll natürlich kein Briefmarkenglas, sondern eine kleine Plastiklupe (beim Optiker für circa eine Mark zu kriegen), die durchsichtig und leicht zu verbergen ist. Es empfiehlt sich als Gipfel der Frechheit, schon in den Wirren des Arbeitsbogen-Austeilens den Tesastreifen auf einer gleichfarbigen Unterlage zu befestigen. So werden im wahrsten Sinne des Wortes ganz neue Dimensionen erschlossen. HEISSGELIEBTES RATSCHEFUMMEL Es gibt Radiergummis, die in einem stabilen, undurchsichtigen Plastikgehäuse stecken. Da sich der Radierer problemlos herausziehen läßt, ergibt sich auf beiden Seiten eine kleine Fläche, die als externer MiniSpeicher (zum Beispiel mathematische Formeln) ideal ist. Sollte sich das Radiergummi selbst nicht beschriften lassen, einfach ein Papier draufkleben. Wirkungsvoll ist die Methode schon deshalb, weil man den Spicker immer in der Hand behalten und unbedenklich in Physik- und Mathearbeiten mitnehmen kann. Und wenn es mulmig wird, radiert man halt ein wenig auf dem Papier herum. AUFGEKLEBT UND ANGELUPFT Viele Schüler benutzen die Flächen ihrer Federtaschen und Mappen, ja sogar Schultische, um darauf einige Aufkleber unterzubringen. An diesen Anblick haben sich unsere Lehrkörper mittlerweile gewöhnt, so daß wir hervorragende Bedingungen für die folgende Schummelvariante vorfinden. Alte, ziemlich abgenutzte Sticker haben nämlich die Eigenschaft, nicht mehr richtig zu kleben. Sie haften nur noch auf der Oberfläche. Das Täuschungsprinzip ist simpel: Einen Spickzettel in der
Größe des Aufkleber anfertigen, auf Federtasche oder Schulbank befestigen und mit einer Klarsichtfolie bekleben. Denn im Anschluß soll ein ausgeleierter Aufkleber den Pfuschzettel bedecken und locker auf der Oberfläche haften. Bei schwierigen Klausuraufgaben lupft man den Sticker ein wenig an, liest seine Schummeldaten und backt ihn im Gefahrenmoment wieder fest. SCHUMMELENZYKLOPÄDIE OPTIMAL PLAZIERT Alle Prüfungsdaten werden mit einem Fotokopierer von einem DIN-A-4-Bogen so lange herunterverkleinert, bis man ein noch gut lesbares Mini-Exemplar davon hat. Anschließend werden sämtliche Zettel zu einem kleinen Büchlein zusammengeheftet. (Von diesen PrüfungsBroschüren in Kleinformat besitze ich mittlerweile 18 Stück, die der Stolz meiner ganzen Studienzeit sind.) Das angefertigte Mini-Büchlein bewahrt man nun in einem besonderen Versteck am Körper auf: der Kuhle am Hals, die vom Schlüsselbein gebildet wird. Dieser Ort eignet sich vorzüglich, weil Pauker die Spickzettel in Jackenoder Hosentaschen vermuten. Tritt der Trickser nun wieder zu einer nahezu aussichtslosen Klausur an, zieht er sich einen dicken Pulli mit V-Ausschnitt über. Vorn Pullover festgehalten, ruht jetzt das Schummellexikon in der Halsmulde und wartet auf seinen Einsatz. Keine Sorge, es kann weder rutschen noch runterfallen. Aber mit einem schnellen Griff läßt es sich zutage fördern und notfalls wieder verstecken. Eine solche Körperbewegung wirkt nämlich absolut harmlos. Schließlich denkt jeder, man müsse sich mal eben am Hals kratzen. Während der Arbeit liegt das Mini-Büchlein hemmungslos auf dem
Schoß beziehungsweise zwischen den leicht geöffneten Oberschenkeln. Sollte nun unerwartet der Pauker aufkreuzen, läßt man blitzschnell die Beine zusammenklappen, und die Gefahr ist gebannt. AUF DIE OPTIK KOMMT ES AN Erdkunde und Geschichte waren früher meine absoluten Horrorfächer. Ich habe einfach nicht begreifen wollen, warum ich so viele überflüssige Zahlen und Namen auswendig lernen sollte. So kam mein Spiegeltrick zustande, mit dem ich nie aufgeflogen war. Du nimmst dir einen weißen DIN-A-4-Bogen und legst ein Blatt Pauspapier falschrum(!) darunter. Die schwarze Kohleseite zeigt also nach unten. Der Effekt ist folgender: Während du sämtliche Daten auf den weißen Bogen schreibst, wird die Schrift gleichzeitig spiegelverkehrt - auf der Rückseite durchgepaust. Vor der Prüfung klebst du deinen Schummelzettel unter die Bank und kannst mit Hilfe eines Schminkspiegels und etwas Geschick alles ablesen. Und entdeckt der Pauker zufällig deinen Handspiegel» wird er dich eher für eitel oder einen Grimassenschneider als für einen ausgebufften Schummler halten. DEM BUCH ANS EINGEMACHTE GEHEN Gerade in der Oberstufe, wo man ja weitgehend selbständig arbeiten soll, dürfen während der Prüfung verschiedene Hilfsmittel benutzt werden. Dazu zählen nicht nur Logarithmen- oder andere Zahlentafeln, sondern auch einsprachige Lexika. Die Unterlagen selbst stellen nur eine relativ geringe Arbeitserleichterung dar. Schließlich muß man mit ihnen umzugehen wissen. Ganz anders verhält es sich mit den Buch/Heftseiten. Um
umständliches Beschriften in den Zeilenzwischenräumen zu vermeiden, habe ich in der Schule folgende Methode benutzt: Mit einem extrem scharfen Fleckentferner (für Klamotten) behandelt man die ausgewählten Textseiten. Dieses Teufelszeug ist derartig ätzend, daß sich die Druckerschwärze vom Papier löst. Jetzt erhält man eine saubere Blattfläche, die sich zügig als Schummelzettel umfunktionieren läßt. Beim Notieren der unerlaubten Daten oder Texte sollte allerdings eine entsprechende Zeilenanordnung gewählt werden. Denn sonst könnte dem Lehrmeister bei einer Stippvisite die präparierte(n) Seite(n) auffallen. Übrigens hängt die Lösbarkeit des Schriftbildes wesentlich von der Buchqualität ab. Bei manchen Drucken reicht einfacher Nagellackentferner, bei anderen muß es schon eine Nitrolösung sein. GEHEIMNISVOLLER JEANSFLICKEN Gott sei Dank haben wir noch keine englischen Schulverhältnisse, wo jeder nur im Einheitslook mit feinem Zwirn rumlaufen darf. Bei uns können Schüler alle Klamotten tragen, auf die sie Bock haben. So war keinem Pauker aufgefallen, daß ich zu den Prüfungen grundsätzlich mit meinen verlotterten Flickenjeans antrat. An sonstigen Schultagen strahlte ich nämlich eher ein sogenanntes gepflegtes Äußeres aus. Grund für mein besonderes Prüfungsdesign im Clochardstil waren meine Jeansflicken auf den Oberschenkeln. Sie verdeckten keine Löcher, sondern bedecken vielmehr das Wichtigste an meiner Hose: die Spickzettel. Entgegen der optischen Wirkung sind die Flicken nämlich mit Druckknöpfen am Stoff befestigt und durch einen einfachen Handgriff zu lösen. Ratzfatz klappt man den Stofflappen um und hat freien Zugang zu seinem Spicker. - Wer meine
Klausurenjeans einmal bewundert hat, wird zugeben, daß sich eine Unmenge an Wissensstoff darauf platzieren läßt. Übrigens wählte ich als Papier Karteikarten, die ich mit einem beidseitigen Klebeband auf der Hose befestigte. Jeans sind eben zeitlos aktuell und unheimlich praktisch... MULTIPLE CHOICE EINE LOCKERE PRÜFUNGSFORM Während des Studiums mußten wir eine Reihe an Klausuren im Multiple-Choice-Verfahren absolvieren. Wie bei der theoretischen Führerscheinprüfung kommt es allein darauf an, das Kreuz an die richtige Stelle zu setzen. Nachteilig ist dabei vor allem, daß die Pauker in relativ kurzer Zeit ein ausgesprochen großes Stoffgebiet abfragen können. Deshalb haben einige Kommilitonen und ich extreme Klimmzüge vollbracht, um vorzeitig an die Examensbögen zu gelangen. Einige Male waren wir auch erfolgreich. Bei diesen Glücksfällen markierten wir auf besondere Weise die richtigen Antworten. Mit einer spitzen Nadel stachen wir ein winziges Loch in das entsprechende Lösungskästchen. Während der Prüfung selbst brauchte ich nur noch die Bögen leicht anzuheben und konnte problemlos erkennen, wo ich mein Kreuz zu setzen hatte. War eine Klausurbeschaffung einmal unmöglich, griff ich zu einer anderen bewährten Methode. In den höhergelegenen Bankreihen suchte ich mir einen hervorragenden Ausblick auf die vor mir sitzenden Kommilitonen. Die Arme aufgestützt und die Hände scheinbar nachdenklich an die Stirn gelegt, begutachtete ich durch ein kleines Opernglas die Lösungen der anderen Studenten ...
DAS EI ZUM ERFOLG
Jahrelang gab es an meiner Fachhochschule keine Probleme, Klausuren vorzuschreiben. Vorsorglich ließ man sich mehr Prüfungsbögen geben, als eigentlich nötig waren. Und so störte es auch niemanden, daß die Klausurblätter mit einem Stempelabdruck speziell markiert waren. Eines Tages allerdings wurde ein Kommilitone erwischt, als er gerade aus seiner Mappe eines der fünf vorgeschriebenen Blätter herausangelte. So platzte die Bombe, und die Dozenten dachten sich eine neue Sicherheitsmaßnahme aus. Von jetzt an wurden in unregelmäßigen Abständen verschiedenfarbige Prüfungsstempel eingesetzt. Dabei war es nicht vorherzuberechnen, ob nächstes Mal blaue, grüne oder rote Stempelkissen benutzt würden. Mit dem beliebten Bunkern von Prüfungsbögen war es jedenfalls vorbei. Denn wenn jede Aufgabenstellung auf drei verschiedene Arbeitsbögen geschrieben werden muß, kann man lieber gleich anfangen zu lernen. Da ich mich aber von meiner gewohnten Vorschreibmethode nicht trennen wollte, grübelte ich einige Zeit und fand die Lösung in einem alten Fälschertrick: Schält man ein hartgekochtes Ei und rollt es über einen frischen Stempelabdruck, überträgt sich das Zeichen auf die hauchdünne Umhüllung des Eies. Anschließend wird das Ganze auf der vorgeschriebenen Klausur wieder abgerollt, und schon hat man einen »Originalbogen«. Nach dieser Aktion lehnt man sich gemütlich zurück und verspeist genußvoll das Beweismittel... DER REINRAUS-SPICKER
Während der gesamten Mittelstufe hat sich mein Federtaschentrick erfolgreich bewährt. Und zwar besaß ich eine sogenannte doppelstöckige Federtasche mit zwei
Reißverschlüssen, die über die Jahre schon ziemlich ramponiert war. So fiel es niemand auf, daß ich die Naht zwischen Reißverschluß und Außenkante der Länge nach aufgeschnitten hatte. Vor einer Klassenarbeit nahm ich jedes mal die Pappverstärkung aus dem Umschlag. Mit einem Gummiband wurde dann mein Pfuschzettel (kleine Karteikarte) am hinteren Rand der Pappe befestigt. Danach schob ich beides zurück in die Umhüllung der Federtasche. Ähnlich wie bei der Schummelzettel-Rakete zieht man im Bedarfsfall den Spicker heraus und läßt ihn in der Notsituation einfach los. Durch das gespannte Gummiband schnellt die Karteikarte automatisch in das Federtaschenversteck zurück. PSYCHOTRICK MIT ELTERNHILFE
Wer frühzeitig weiß, daß eine Ehrenrunde bevorsteht, kann mit Hilfe seiner Eltern folgenden Schachzug machen. Der Vater sucht den entsprechenden Lehrer auf und bittet ihn um seinen fachlichen Rat, wie denn ein Sitzen bleiben des Sohnemannes noch zu verhindern sei. Der Pauker wird jetzt erst mal den üblichen Kommentar vom Stapel lassen: »Es liegt ja nicht an seiner Intelligenz... aber er ist ja so unverschämt faul, selten bei der Sache und läßt sich immer so leicht ablenken ... Wenn überhaupt noch etwas zu retten ist, müßte sofort der gesamte Unterrichtsstoff des Schuljahres aufgearbeitet werden...« Nun heißt es pfiffig sein und den Lehrer unauffällig in die Verantwortung nehmen. Man erklärt seine Bereitschaft dazu und bittet den Pauker, doch einen Nachhilfelehrer zu empfehlen, der die schwierige Aufgabe erfüllen könnte. Natürlich wird jetzt ein befreundeter Referendar oder ehemaliger Studienkollege genannt, dem er gerne diese zusätzliche
Einnahmequelle zuspielen möchte. Daraus ergeben sich einige entscheidende Vorteile: 1. wird der Bekannte des Paukers aufgrund des persönlichen Kontaktes seinen Nachhilfeschüler gezielt vorbereiten. 2. werden dem Schüler »inoffiziell« einige Möglichkeiten gegeben, im Unterricht zu glänzen und so seine schlechten Noten auszubügeln. 3. werden wie zufällig genau die Aufgaben der anstehenden Klassenarbeit eingeübt, bei der man jetzt natürlich besser abschneidet. Obwohl die Methode so einfach ist, hat sie sich schon oft bewährt. Wenn der entsprechende Lehrer nämlich selber einen (befreundeten) Nachhilfelehrer empfiehlt, macht er sich quasi für den Erfolg der kostspieligen Förderstunden mitverantwortlich. Denn andernfalls hätte er ja einen schlechten Rat gegeben. Natürlich wird zu keinem Zeitpunkt »das Kind wirklich beim Namen genannt«. Jedenfalls konnte ich auf diese Weise zweimal das scheinbar unvermeidliche Sitzen bleiben umgehen. LANDSTREICHERN ABGEGUCKT
Hausierer und um Almosen bittende Leute haben ihre eigene Zeichensprache, mit der sie nachfolgenden Kumpeln Nachrichten hinterlassen. An vereinbarten Stellen der Hauseingänge werden die Zeichen mit Kreide auf das Pflaster gemalt. Die Bedeutung der Krickeleien kennen natürlich nur Eingeweihte. Dazu eine kleine Auswahl: Nun braucht man sich als Schüler nur dieses Prinzip zunutze zu machen und seine Tischoberfläche entsprechend zu gestalten. Denn was würde der Lehrer schon Unerlaubtes vermuten, fände er folgende
Schmierereien auf der Schulbank:
Sicher würde er nie auf die Idee kommen, daß dies wichtige Ereignisse aus dem Leben Bachs sind. Die Entschlüsselung: Wer Zweifel an dieser Schummelmethode hat, sollte einmal den Test machen und morgen die obige »Schmiererei« noch einmal betrachten. Bestimmt fällt einem zu jedem Bild die richtige Assoziation ein. HAARSPRAY UND TELESKOPSPICKER Auf einem glatten Zettel von ca. 4 cm Breite (Länge nach Umfang der zu speichernden Informationen) wird der Text geschrieben. Um gute Lesbarkeit bei geringster Buchstabengröße zu gewährleisten, ist ein Druckbleistift unbedingt erforderlich. Da beim Schummeln der Bleistifttext nur allzu leicht verschmiert, muß man ihn auf jeden Fall mit Haarspray einsprühen. Dabei nicht mit dem Spray sparen! Der nasse und penetrant stinkende Zettel wird an der Luft oder über einem Ofen getrocknet. Auf keinen Fall darf Kugelschreibertinte, die man zum Unterstreichen der Frage benutzt, übersprüht werden. Denn durch das Spray verschwimmt sie! Ist der handliche Zettel vollständig getrocknet, wird er schräg zu einem handlichen Zylinder eingerollt. In dieser Form wird er in der
Hand versteckt. Ist man nun an der Grenze seines Wissens angelangt, wird der Zettel von Mittel-, Ringund kleinem Finger festgehalten und mit Daumen und Zeigefinger teleskopartig aufgedreht, so daß man den Text bequem abschreiben kann. Nach Gebrauch den Zylinder wieder zu seiner ursprünglichen Größe zusammenschieben und mit der Handfläche vor den Blicken des Lehrers verbergen. DER LEICHTE GANG DURCHS PRÜFUNGSQUIZ
Jägerprüfungen sowie Gehilfen- und Meisterprüfungen der verschiedenen Berufe haben zwei Gemeinsamkeiten. Zum einen ist eine Behörde oder staatliche Institution für die Veranstaltung zuständig. Zum anderen nimmt der schriftliche Teil mit drei bis vier Stunden eine relativ lange Prüfungszeit in Anspruch. Nun hat sich bei den verantwortlichen Beamten folgende Gewohnheit durchgesetzt. Der von jedem Kandidaten zu
beantwortende Fragenkatalog ist derart umfangreich, daß er nur alle vier bis fünf Jahre aktualisiert wird. So kann man davon ausgehen, daß die schriftlichen Fragen meist identisch mit denen des Vorjahres sind. Diesen Ablauf haben wir uns bei der Jägerprüfung zunutze gemacht. Mit den insgesamt 50 Kandidaten wurde abgesprochen, daß sich jeder 10 der 500 Fragen merkt und im Anschluß an die Prüfung aufschreibt. Damit sich nun nicht jeder die gleichen Fragestellungen einprägt, wurden vorher kleine nummerierte Zettel verteilt. So bedeuteten die Ziffern 125/134, daß man die Fragen 125 bis einschließlich 134 behalten sollte. Auf diese Weise ließen sich nachträglich 480 von 500 Aufgaben zusammentragen. (Nur zwei Prüflinge waren derart in Streß geraten, daß sie es vergessen hatten.) Natürlich konnten wir selber von dem wertvollen Wissen nicht mehr profitieren, sondern erst der nächste Jahrgang. Dafür war jedoch deren Abschneiden sensationell. Von 47 Prüfungskandidaten fiel nicht einer durch den schriftlichen Teil. Wer die üblichen Durchfallquoten beim Jagdschein (50 bis 60 %) kennt, weiß das Ergebnis zu würdigen.
VIII. DIE TECHNIK MACHT'S MÖGLICH 8.1. Der technische Fortschritt Nicht nur der heutige Stand der Technik, sondern auch die Preisgünstigkeit bestimmter elektronischer Geräte hat es vielen Schülern und Studenten ermöglicht, eine neue Dimension des Täuschungsversuches zu begründen. Gemeint ist die drahtlose Informationsübermittlung kurz: Sprechfunk. Mit Funkgeräten sind die sogenannten Walkietalkies gemeint, die in vielen Kauf- und Warenhäusern schon zu Schleuderpreisen (50 bis 80 DM) erhältlich sind. Dies ist gewissermaßen eine Variante des externen Schreibens; dabei diktiert die Kontaktperson dem Schüler oder Studenten im Klausurenraum die Antworten mittels Sprechfunk. Doch auch hier gibt es Grundregeln, die zunächst beachtet werden müssen: a) Das Sprechfunkgerät muß mindestens eine Reichweite von drei Kilometern besitzen. b) Der Student im Klausurenraum muß ein umgebautes Walkietalkie (kurz: Empfänger) besitzen, das für niemanden optisch oder akustisch wahrnehmbar sein darf. c) Die sendende Kontaktperson muß einen absolut ungestörten Ort in der Schule oder in der Nähe zur Verfügung haben. Der Umbau des Empfänger-Walkietalkies ist mit etwas technischem Sachverstand, einem bißchen Kabel und einem Lötkolben ohne größere Probleme in Heimarbeit möglich. Im wesentlichen müssen zwei Maßnahmen getroffen
werden: a) Der Lautsprecher-Mikrofon-Anschluß muß gekappt und ein gesonderter Lautsprecheranschluß (ein zweipoliges Kabel) aus dem Gehäuse gelegt werden. Bei einem Walkietalkie wird der Lautsprecher sowohl als Empfänger wie auch als Mikrofon genutzt. Man kann also nicht das Mikrofon stillegen, ohne nicht auch gleichzeitig den Lautsprecheranschluß zu entfernen. Für das Empfängergerät wird nur ein gesonderter Lautsprecheranschluß benötigt. Man verfolgt bei geöffnetem Gehäuse den Drahtverlauf des Lautsprecher-Mikrofon-Teiles und schneidet die Drähte durch. Anstelle der gekappten Drähte wird ein zweipoliges Kabel an derselben Anschlußstelle (Schalter) angelötet, das anschließend aus dem Gehäuse führen soll. Wenn sich der Lötkolben inzwischen nicht schon durch die Schreibtischplatte gebrannt hat, kann man ein Loch in das Gehäuse glühen, um das Kabel später nicht einzuklemmen. Eine mit einem Seitenschneider gekniffene Kerbe erfüllt diesen Zweck aber genauso. An das aus dem ? Walkietalkie führende Kabel (ca. 50 cm) wird jetzt ein Ohrhörer kleinster Größe (»Knopf im Ohr«) angeschlossen, den man für 2,50 DM im Elektrogeschäft bekommt. b) Für einen einwandfreien Empfang ist eine Antenne unumgänglich - jedoch ist aus naheliegenden Gründen die übliche 120 cm lange Teleskopantenne weniger geeignet. Daher wird die mit einer Kreuzschlitzschraube befestigte Antenne des Walkietalkies entfernt und ein etwa drei bis vier Millimeter starker und ein Meter langer isolierter Kupferdraht angeschraubt oder -gelötet. Sind beide Arbeiten fertig, so ist der eigentliche Umbau bereits abgeschlossen, und das Gehäuse kann wieder verschraubt werden. Sämtliche weiteren Maßnahmen
sind einfach und die entsprechenden Teile relativ leicht zu beschaffen: 1. Man besorgt sich eine etwas ältere, gebrauchte Lederjacke mit einer möglichst großen Innentasche im Futter. 2. Man kauft bei einem Hörgeräteakustiker etwa 20 cm schalldichten Schlauch der kleinsten Durchmesserstärke und ein kleines Endstück fürs Ohr (Ohranschluß). 3. Man besorgt sich ein Netzgerät für das SenderWalkietalkie, da die maximale Reichweite der Sprechfunkgeräte häufig mit einem 220-Volt-Anschluß vergrößert werden kann. 4. Jetzt fehlt nur noch eine Rolle Leukoplastband. Als erstes bohrt man die Öffnung des Ohrhörers (»Knopf im Ohr«) so weit auf, daß der schalldichte Schlauch reingeschoben werden kann und festsitzt. Auf keinen Fall darf man zu tief bohren, um nicht die Membrane des kleinen Lautsprechers zu zerstören. Danach wird der Ohrhöhrer mit reichlich Leukoplastband umwickelt, damit erstens der Schlauch nicht herausrutschen und zweitens später kein Geräusch entweichen kann. Dann braucht man nur noch den eigentlichen Ohran-Schluß auf das andere Schlauchende zu stecken. Der Vorteil von Schlauch und Ohranschluß besteht darin, daß beide extrem klein sind und aus durchsichtigem Material bestehen. Anschließend wird das Futter der Jackeninnentasche so weit aufgeschnitten, daß das Walkietalkie zwischen Leder und Jackeninnentasche paßt, äußerlich aber nicht sichtbar ist. Andererseits muß das Gerät auch ruhig sitzen und darf nicht bei jeder Bewegung hin und her rutschen. Als nächstes wird das Antennenkabel (isolierter Kupferdraht) so im Jackenfutter befestigt, daß es
möglichst lang und gestreckt hängt. Man kann die Antenne auch in ein Hosenbein hängen (keine Angst, der Draht steht nicht unter Strom). Für den Anbau des Ohrhörers müssen einige Vorbereitungen getroffen werden. Der Schüler oder Student, dem die Antworten diktiert werden sollen, muß unter der Lederjacke einen Rollkragenpulli oder ein Hemd mit hohem Kragen tragen, und seine Haarpracht sollte nach Möglichkeit nicht aus einem Mecki-Schnitt bestehen. Günstig wäre es, wenn die Haar im Nacken etwas voller sind und seitlich die Ohren zumindest zur Hälfte bedecken. Das Lautsprecherkabel wird unter dem Pulli entlang der Wirbelsäule geführt und mit Leukoplastband so befestigt, daß kein Verrutschen möglich ist. Am Halswirbel darf das Kabel bzw. der Schlauch aber nicht zu stramm anliegen. Man muß den Kopf noch problemlos bewegen können, damit es nicht so aussieht, als ob man Genickstarre hätte. Um den Schlauch gut hinters Ohr führen zu können, ist es wichtig, die »Knickstelle« möglichst hoch an der Wirbelsäule anzusetzen. Zu diesem Zweck werden die Nackenhaare vor dem Befestigen weit hochgekämmt. Um ein gutes Kleben des Leukoplastbandes zu gewährleisten, empfiehlt es sich, den Nackenflaum vorher auszurasieren. Anschließend wird der Schlauch hinters Ohr geführt und das Ohrstück von oben eingesetzt. Als Letztes werden die Haare im Nacken und an der Seite ordentlich gekämmt, so daß alle verdächtigen Teile bedeckt sind. Nun überprüft man nur noch, ob genug Bewegungsfreiheit besteht - und ist jetzt für den Einzelleistungsnachweis gewappnet. Für den Laien erscheint der Anbau des Gerätes relativ
umfangreich und abschreckend. Kennt ein eingespieltes Team jedoch die notwendigen Handgriffe, so kann man einen Wissensbedürftigen sogar innerhalb einer kurzen Schulpause (fünf Minuten) mit der notwendigen Gerätschaft bestücken. Die Handhabung im einzelnen: a) Nachdem man das Gerät entsprechend installiert hat, begibt sich der Diktierende an sein stilles Örtchen. Dort sollte sich nach Möglichkeit eine Steckdose befinden, um das Netzgerät für das Sender-Walkietalkie benutzen zu können. b) Die Kontaktperson spricht jetzt etwa drei bis vier Minuten einen beliebigen Text ins Walkietalkie, damit der Empfänger sein Gerät entsprechend einstellen kann. Der »empfangende« Schüler sollte sich dabei in der Nähe des Klausuren- oder Klassenraumes befinden und durch Veränderung der Lautstärke an seinem Gerät die optimale Feineinstellung vornehmen. c) Die Vorbereitungen sind jetzt beendet. Der »unwissende« Student begibt sich in die Höhle des Löwen und besorgt sich einen zweiten Aufgabenzettel oder schreibt die Fragen ab. Für die Übergabe der Aufgaben wird eine der bereits beschriebenen Methoden gewählt. d) Der Kontaktmann erhält die Fragestellungen und beginnt, die dazugehörenden Antworten von seinem Versteck aus über Sprechfunk zu diktieren. Wichtig für das Diktieren ist, daß man in einem gleichmäßigen Tempo spricht und jeden Satz einmal wiederholt, damit der Empfänger, hat er einmal den Anschluß verloren oder akustisch etwas nicht verstanden, den Satz richtig beenden kann. Diktieren und Mitschreiben müssen vorher geübt sein! Man kann bei diesem Schummelverfahren am
Empfänger-Walkietalkie auch einen Druckknopf installieren (Verlängerung der Ruftaste), der es ermöglicht, der Kontaktperson klarzumachen, daß man beim Diktat den Anschluß verloren hat. Hört die sendende Person das Rufzeichen (Rückkopplung), wiederholt sie den Satz und setzt das Diktat in ruhigem Tempo fort. Außer einem Raum in der Schule gibt es auch die Möglichkeit, von einem Auto aus zu diktieren. Unter diesen Umständen schließt man das Walkietalkie an die Autobatterie (z. B. über den Zigarettenanzünder) an und nutzt die Autoantenne für einen einwandfreien Empfang. Bisher wurde der einseitige drahtlose Informationsfluß beschrieben. Natürlich kann der Empfänger die Aufgabenstellung per Funk durchgeben. Das ist riskant und setzt voraus, daß man während der Klausur unauffällig sprechen kann. Der große Vorteil der drahtlosen Verständigung besteht darin, daß man den Klassen- oder Klausurenraum nicht zu verlassen braucht (bzw. höchstens einmal, um den Aufgabenzettel hinauszubringen) und die Aufsichtsperson nicht im Traum an das denken würde, was sich gerade vor ihren Augen abspielt. Bei richtiger Handhabung kann der Pauker sogar unmittelbar neben einem stehen und wird dennoch nicht ein einziges Wort des Diktates vernehmen können! Allerdings muß man auch zugeben, daß schon einige Dreistigkeit dazugehört, um diese Methode zu praktizieren. Es soll auch nicht verschwiegen werden, daß die Konsequenzen (Strafmaßnahmen) entsprechend hart ausfallen werden, wenn man sich dabei erwischen läßt.
8.2. Jeder für sich, aber ein Rechner für alle Wer kennt sie nicht, die ätzenden Mathearbeiten mit ihren ellenlangen Aufgabenstellungen. Sie scheinen einem das ganze Leben lang zu folgen und an den Fersen zu haften. Nun gibt es für diese Durststrecke glücklicherweise auch einige erfrischende Hilfen. Seit der Erfindung der Mikroprozessoren sind die altbewährten Rechenschieber aus den Schulmappen verschwunden und an ihre Stelle die vielseitig nutzbaren Taschenrechner getreten. Mit Ausnahme der Grundschulklassen werden sie in fast jeder Klassenstufe als Hilfsmittel geduldet. Da diese »mathematischen Zauberkünstler in Kleinformat« nicht nur außerordentlich preiswert sind, sondern auch wesentlich mehr leisten können, als in den meisten Fällen von ihnen verlangt wird, lohnt es sich, auf einige Nutzungsmöglichkeiten einzugehen. 1. Man setzt sich neben einen guten Zahlenjongleur der Klasse und legt nur provisorisch seinen eigenen Taschenrechner auf den Tisch. Verabredet ist aber, daß der Nachbar seine Zwischen- und Endergebnisse erst aus dem Taschenrechner löscht, wenn man sie zuvor abgeschrieben hat. Der Mathecrack beantwortet kontinuierlich die Fragen und gibt einem durch Fingerzeig zu verstehen, wann das Zwischen- und wann das Endergebnis der jeweiligen Aufgabe eingetippt ist. Man braucht also nur die zumeist leichten Rechenansätze selbst zu schreiben und notiert anschließend die Ergebnisse. Diese Methode hat deshalb ihren Vorteil, weil im Gegensatz zum auffälligen und antiquierten Abgucken der Blickkontakt zum Taschenrechner des
Nachbarn leichter möglich ist. 2. Eine ähnliche Form gibt es in Physik- und Chemiearbeiten. Hier werden meist nur zu einem bestimmten Anteil Rechenaufgaben gestellt. So erzählt man dem Pauker, daß man den eigenen Taschenrechner vergessen habe und statt dessen den des Nachbarn verwenden werde, wenn dieser ihn nicht mehr benötige. Während der Lehrer nun annimmt, man würde sich jetzt mit den Textaufgaben beschäftigen, pinnt man fleißig die aufleuchtenden Zahlen des nachbarlichen Rechners ab. 3. Ähnlich der Methode des GOLDEN CIRCLE kann man sich auch durch ständigen Taschenrechneraustausch helfend unter die Arme greifen. Dabei wird vorausgesetzt, daß der »Aktive« und der »Passive« beide denselben Rechnertyp besitzen. Bei diesem Verfahren man könnte es auch GOLDEN MEMORY nennen - gibt der Wissende die jeweiligen Ergebnisse in die einzelnen Speicher ein, vertauscht die Rechner, und der Nachbar braucht lediglich die entsprechenden Speicher Ml, M2, M3... abzurufen. Macht man dies auch mit den folgenden Nachbarn - häufig haben nämlich ganze Klassen einheitliche Rechner - so kann sich eine fruchtbare Taschenrechnerkette bilden, die eine ganze Sitzreihe von Schülern in den glücklichen Besitz richtiger Lösungen bringen kann. Für Studenten, die noch die Klausuranforderungen des Statistik-Scheines zu erfüllen haben, bietet sich eine besondere Spezialität an. Meist kommen im Fach Statistik nur fünf bis sechs verschiedene Aufgabentypen in Frage. Das ist nicht falsch zu verstehen, es handelt sich dabei um außerordentlich umfangreiche und langwierige Rechengänge. Nun gibt es aber Taschenrechner bzw. Computer in Rechnergröße, denen man sogar Formeln eingeben
kann und die zusätzlich über bis zu 99 Speicher verfügen. Programmiert man jetzt die jeweiligen Rechenschritte der in Frage kommenden Aufgabentypen, so braucht man nur noch die Art der Frage zu erkennen, das Zahlenmaterial einzugeben und kann in Windeseile sämtliche Ergebnisse und Zwischengrößen abrufen.
8.3. Elektronisches Perfektion
Schummeln
in
Der technische Fortschritt durch Mikrochips hat Schülern und Studenten in den letzten Jahren entscheidende Vorteile gebracht. Taschenrechner können mittlerweile immer mehr Funktionen lösen und werden ständig billiger. Kaum noch gibt es naturwissenschaftliche Prüfungen, zu denen elektronische Computer nicht offiziell zugelassen sind; oft werden sie sogar wie selbstverständlich erwartet. So läßt sich schon mit einem gehobenen Taschenrechner-Standard ausgezeichnet schummeln. Gerade die Kombination aus »Programmierfähigkeit« und »constant memory« (Dauerspeicher) ist ideal. Formeln und Rechengänge (oder Kurztexte bei Buchstabentastatur) werden programmiert. Bei Mathe können das zum Beispiel Formeln für Aufgaben mit zwei Unbekannten sein. Im Anschluß brauche ich nur noch die Zahlenwerte einzutippen, und der Rechner wirft blitzschnell die Ergebnisse raus. Wie jeder erfahrene Trickser weiß, müssen aber auch die Rechenschritte und Zwischenergebnisse notiert werden. Das ist jedoch kein Problem. Es werden zwei Arten von Speichern unterschieden. Während im Programmspeicher (Arbeitsspeicher) die
einzelnen Rechenschritte (Formeln) eingegeben werden, sammelt der Datenspeicher Zahlenmaterial, also die Endund Zwischenergebnisse. Der Ablauf sieht jetzt folgendermaßen aus: 1. Formel programmieren, 2. Aufgabenstellung notieren und Zahlen eingeben, 3. Endergebnisse abrufen; auf Klausurbogen mit viel Freiraum dazwischen notieren und zweimal unterstreichen (als Streicheleinheit für das Lehrerauge!), 4. Zwischenergebnisse aus dem Datenspeicher abfragen und aufschreiben (über dem Endergebnis anordnen), 5. die einzelnen Rechenschritte über den Programmspeicher abfordern und übertragen. Entgegen dem üblichen Ablauf bei Mathearbeiten löst man also die Aufgabe von hinten nach vorne. Während normalerweise gespeicherte Daten beim Ausschalten des Gerätes gelöscht werden, hält der constant memory die Informationen auch nach dem Abschalten fest. So sitzt ein gewiefter Schüler am Vorabend der Klausur in seinem Kämmerlein und gibt in den Taschenrechner eine ganze Formelsammlung ein. Mit der Gewißheit, daß über Nacht nichts verlorengegangen ist, erscheint er tags darauf in der Prüfung und zaubert per Knopfdruck das Geschummelte hervor. Nun hat die Sache natürlich einen kleinen Haken. Denn clevere Lehrer - die zugegebenermaßen selten sind können bei verdächtigen Schülern die Speicher abrufen. Das heißt, sie dackeln durch die Bankreihen und überprüfen stichprobenweise die Speicherinhalte. Die Wahrscheinlichkeit eines solchen »Lehrerattentates« ist allerdings äußerst gering. Schließlich verlangt es vom Pauker ein hohes Maß an Kenntnissen der jeweiligen
Rechnertypen. Dennoch soll im folgenden erläutert werden, wie das Risiko, mit den geschummelten Formeln erwischt zu werden, minimiert werden kann. Manche Rechner können so programmiert werden, daß nur nach Eingabe eines Codewortes die Daten abrufbar sind. Da solche Taschencomputer aber recht teuer sind, sollte man die Gefahr auf simplere Weise umgehen. Da vereinzelt Lehrer um die Möglichkeit der constant memories (Dauerspeichern) wissen, greifen sie gerne zu folgender Abwehrmaßnahme: Sie öffnen den Taschenrechner und entnehmen für 30 bis 45 Sekunden die Batterien. Dadurch werden sämtliche Schummeldaten gelöscht. Taschenrechner mit constant memory haben nämlich eine Art Notstromaggregat (Kondensatoren), das bei einem Batteriewechsel für den Datenerhalt sorgt. Wird die Zeit von 30 bis 45 Sekunden überschritten, ist der Reststrom verbraucht und der Speicher leer. Ein solches Auslöschen der Schummelinformationen läßt sich jedoch vermeiden. In der Nähe des Batteriefaches findet man im Gehäuse meist genügend Platz, um zwei kleine Knopfzellen gleicher Stromstärke zu montieren. Mit einer einfachen Reihenschaltung (1,5 V + 1,5 V) und vier Lötpunkten werden die Minibatterien im Freiraum angebracht und an die Stromquelle angeschlossen. - Es spielt dabei keine Rolle, ob für den normalen Rechnerbetrieb Knopf- oder Mignonzellen benutzt werden. Das Resultat ist das gleiche: Obwohl der Pauker die »Hauptbatterien« herausnimmt, wird der Speicher heimlich mit Strom versorgt und das wertvolle Wissen erhalten. - Manchmal muß man eben seinen eigenen Datenschutz aufbauen.
8.4. Geheimtür für Rechenspezies Wer seinen Taschenrechner zu beherrschen weiß, braucht von den Vorteilen programmierter Formelsammlungen und Schummeltexte nicht erst überzeugt zu werden. Doch bleibt irgendwie das ungute Gefühl, der Pauker könnte einem zu Beginn der Klausur auf die Schliche kommen. Nun gibt es außer der heimlichen Stromquelle im Gehäuse noch eine weitere Vorbeugemaßnahme, die zum Beispiel mit dem »Texas Instruments TI-66« möglich ist. Das Ziel ist, den fachkundigen Pauker in die Irre zu führen. Er soll im Bewußtsein, nicht ausgetrickst werden zu können, ruhig alle Speicher abrufen. Verdächtiges wird er dabei nicht entdecken. Denn der Rechner zeigt jedes Mal 0 (= leer) an. Tatsächlich ist jedoch ein Teil der Datenbanken unsichtbar mit Schummelinfos belegt. An die gelangt man aber nur auf einem ganz speziellen Weg. Um das System zu begreifen, muß kurz auf einige Zusammenhänge eingegangen werden. Programmierbare Taschenrechner verfügen über eine bestimmte Anzahl von Programm- (Arbeits-) und Datenspeichern. Beim TI66 wird beispielsweise eine Kapazität von 512 Programmspeichern angegeben. Will ich jedoch einen Datenspeicher einflechten, reduziert sich automatisch die Anzahl der Programmspeicher auf acht. - Der Platzbedarf von Daten- zu Programmspeichern entflicht also einem Verhältnis von 1:8. Maximal wären somit 64 Datenspeicher möglich. Der Clou wird an einem gedachten Modell mit 16 Speichern deutlich. Von den 16 Programmspeichern
bleiben die ersten 8 leer und die weiteren 8 werden mit Schummelinfos belegt. Um den Pauker nun bei seinem Kontrollakt auf Glatteis zu führen, wird zum Schein ein Datenspeicher eingerichtet, der den Platz der letzten 8 (belegten) Programmspeicher benötigt. Die 8 Programmspeicher gehen aber nicht verloren, weil sie in einen nicht zugänglichen Speicherteil des Rechners geschoben wurden. Jetzt passiert folgendes: Der Mathe-Kontrolletti ruft nacheinander die Speicher (M) ab, Ml... 0, M3 ... 0. Beim 9. Drücken - eigentlich 9. Programmspeicher - leuchten die Werte 8,1 auf. Damit weiß der fachkundige Pauker Bescheid: 8 Programm- und l Datenspeicher wurden eingerichtet. Weil es ja eine äußerst mißtrauische Aufsichtsperson ist, kontrolliert er jetzt auch die Datenspeicher. Taste gedrückt, aber Asche, das Sichtfeld zeigt 0 an. Wieder keine Zahlen drin. Das Mißtrauen des Lehrers schlägt in Wohlgefallen um, und anerkennend wird dem Schüler oder Student auf die Schulter geklopft. Denn wenn sowohl Programm- als auch Datenspeicher Null anzeigen, muß der Junge einfach sauber sein. Kaum hat der Aufsichtslöwe die Kurve gekratzt, sagt der Schüler seinem Rechner per Knopfdruck: »Ich brauch' deinen Datenspeicher nicht mehr!« In einem Film würde jetzt eine geheime Trennwand beiseite geschoben und der Weg in die hinteren Räume gezeigt. Sofort öffnet der Computer die 8 vom Datenspeicher (zur Tarnung) belegten Programmspeicher. Fazit: Die versteckten Schummelinfos sind wieder verfügbar und einsatzbereit. Anhand der 16 Speicher sollte das Prinzip der Mogelaktion deutlich werden. Beim TI-66 stehen aber weit mehr, nämlich insgesamt 512 Speicher zur Verfügung. Würde man 160 Programmspeicher mit uner-
laubten Formeln belegen, ergäbe sich folgende Aufteilung: 352 leere Programmspeicher + 20 leere Datenspeicher, hinter denen sich die 160 bespickten Programmspeicher befinden. Es gilt halt der alte Schummelgrundsatz: Man muß dem Pauker immer einen (Programm-) Schritt voraus sein.
IX. DER COMPUTER DEIN FREUND UND HELFER 9.1. Der Trick Reif für das Guinessbuch der Rekorde ist der folgende Schummeltrick, den sich zwei pfiffige Schüler in Bremen ausgedacht haben. Zweifellos zählt diese Trapeznummer des Mogelns zu den raffiniertesten Täuschungsmethoden für Schule und Uni. Zwar will ich ausführlich darüber berichten, aber gleichzeitig darauf hinweisen, daß der Gebrauch gegen das derzeit gültige Fernmeldegesetz verstößt. Und so läuft die Sache ab: Während die Mitschüler oder Kommilitonen über einer schwierigen Aufgabe brüten, tippt man locker die Fragestellung in seinen Taschenrechner... und erhält zwei Minuten später die vollständige Antwort auf dem Bildschirm des kleinen Rechners. Zugegeben, es klingt geradezu phantastisch, funktioniert aber tatsächlich! Über die Buchstabentastatur gibt man ein Stichwort in seinen Taschenrechner ein..., drückt auf einen entsprechenden Knopf..., und die Information wird drahtlos zum eigenen Homecomputer gesendet.
Hier sucht der Computer für das gesendete Schlagwort die entsprechende Antwort aus dem Programm ... und überträgt diese - wieder drahtlos - zum Taschenrechner im Klassenzimmer. In einem Speicherbaustein wird nun die Antwort aufbewahrt und kann zu einem beliebigen Zeitpunkt stückweise auf den kleinen Bildschirm des Taschenrechners geholt werden. Vom Klausurenstreß völlig losgelöst, bleibt einem nichts anderes mehr zu tun, als den Text zu lesen und locker abzuschreiben.
9.2. Ungeahnte Möglichkeiten Das Phantastische an diesem Computer-Schummeln ist die Möglichkeit, eine quasi unbegrenzte Stoffmenge abzufragen. Theoretisch lassen sich ganze Schulbücher im Computerprogramm speichern. Man ist also nicht mehr auf das mühsame Anfertigen von Spickzetteln im Klein- und Kleinstformat angewiesen. Wie bei einer Schreibmaschine tippt man einfach den - nach Stichworten sortierten – Unterrichts -beziehungsweise Lernstoff in den Rechner und kann blitzschnell die Lösungen abrufen. Das Ganze gilt sowohl für Text- als auch für Rechenaufgaben. Ob Texte, Zahlen oder Formeln - einfach alles läßt sich per SchummelComputer übertragen. Und gleichzeitig erweckt man beim Pauker den Eindruck, daß man emsig arbeitet - und nicht etwa schummelt. Auch für die Handhabung des Schummel-Computers gibt es verschiedene Varianten. Zum einen läßt sich der Homecomputer direkt anzapfen. Das heißt, man gestaltet das Speicherprogramm in der Weise, daß der Computer
seine Befehle direkt über den Taschenrechner erhält. Auf das entsprechende Stichwort spuckt der Computer die Antwort aus und sendet sie dann ins Klassenzimmer. Zum anderen läßt sich der Schummel-Computer auch als drahtloses Telefon verwenden. In diesem Fall schickt man nicht nur ein Schlagwort, sondern die gesamte Fragestellung zum Homecomputer. Hier wartet bereits sehnsüchtig ein Freund, der die Frage auf dem Bildschirm des privaten »Großrechners« liest. Anhand der Schulunterlagen bastelt er sich die richtige Antwort zurecht und sendet sie umgehend per Computer in den Taschenrechner zurück. Diese System hat folgende Vorzüge: - Es braucht kein Stoff gespeichert zu werden, da ja nur die Antworten durchtelefoniert werden. Damit entfällt praktisch die Vorbereitungszeit. Somit läßt sich noch schneller arbeiten. - Man braucht sich keine Stichworte zu merken, da der Freund zu Hause die vollständige Aufgabenstellung erhält. In jedem Fall eröffnet das Schummeln per Computer völlig neue Dimensionen des Mogelns.
9.3. Der Schwierigkeitsgrad Ziel dieses Kapitels ist, selbst technischen Laien den Schummel-Computer zu erklären. Denn zu kaufen gibt es das Gerät (noch) nicht. So verzeihen mir hoffentlich die Computerfreaks unter den Lesern, daß die einzelnen Schritte und Bauteile sehr ausführlich - sozusagen schulbuchmäßig - beschrieben werden. Denn am Ende soll jeder das Arbeitsprinzip des Schummel-Telefons verstehen. Zum allgemeinen
Verständnis ist es wichtig zu begreifen, welche technischen Probleme für das einwandfreie Funktionieren des Schummel-Computers zu lösen waren. - Ein großer Teil des normalen Computersystems muß umgebaut werden, da zum Beispiel die Befehle nicht mehr über eine Kabelverbindung gegeben werden. - Computer- und Sendesprache unterscheiden sich technisch. Sie müssen miteinander kombiniert werden. - Einerseits soll eine möglichst große Entfernung zwischen Taschenrechner und Homecomputer überbrückt werden. Andererseits darf die Antenne nicht sichtbar sein und Sender und Empfänger nicht zuviel Platz einnehmen. - Vor allem für mathematisch-naturwissenschaftliche Fächer muß eine 100 Prozent fehlerfreie Übertragung gewährleistet sein. Wird in einer Formel nur eine Zahl vertauscht, hat das schon ein völlig falsches Ergebnis zur Folge. - Sämtliche Bauteile sollen in einem Zusatzaggregat (flacher Kasten) untergebracht werden. Denn die Sende/Empfangsvorrichtung soll je nach Wunsch mit einer Steckverbindung an den Taschenrechner anschließbar sein. Bei Klausuren, in denen ich nicht schummeln will, muß der Taschenrechner ganz normal einzusetzen sein.
9.4. Die Grundbedingungen Die Grundbedingungen, die zu erfüllen sind, bestehen a) aus der technischen Grundausstattung und b) aus einem Minimum an technischem Verständnis. Die elektronischen Zusatzbausteine, die man für den Umbau benötigt, werden später im einzelnen genannt. Folgende Geräte sollten zur Verfügung stehen:
- Ein programmierbarer Taschenrechner im Wert von 200 bis 300 Mark, der mit der Computersprache BASIC arbeitet. Natürlich eignen sich auch andere Computersprachen. Nur das Beispiel läuft mit einem SHARP-Rechner (1401/Preis DM 256-), der wie die meisten Rechner mit BASIC arbeitet. Der Grund für einen so teuren Taschenrechner besteht darin, daß wir die Möglichkeit für einen Drucker- und einen KassettenInterface-Anschluß brauchen. Der Drucker-Anschluß erlaubt, Daten aus dem Taschenrechner zu geben. Er ist quasi ein regulärer Daten-Ausgang. Das Interface gibt einem dagegen die Möglichkeit, Programme, die auf dem Rechner geschrieben sind, auf einer Kassette abzuspeichern und wieder in den Taschenrechner zu leiten. Damit hat man einen externen Speicher, den wir als Daten-Eingang benutzen. Außerdem haben nur Taschenrechner der höheren Preisklasse neben der Zahlen- auch eine Buchstaben-Tastatur, die wir für die Eingabe von Texten benötigen. - Der zweite Baustein ist der Homecomputer zu Hause. Im Prinzip eignet sich für unseren Zweck jeder Typ. Hier brauchen wir nur den Speicher des Computers sowie den Daten-Ein- und -Ausgang (die Schnittstelle). Da aber fast jeder Computer darüber verfügt, eignen sich vom SINCLAIRE über den COMODORE bis zum APPLE alle Homecomputer. Es spielt dabei keine Rolle, ob der Rechner einen sogenannten seriellen oder parallelen Ausgang (Schnittstelle) besitzt. Seriell bedeutet nichts anderes, als daß die Daten hintereinander gesendet und parallel, daß die Informationen gleichzeitig nebeneinander (gebündelt) rausgeschickt werden. Im Prinzip ist die Art der Schnittstelle egal und bedarf
technisch nur einer kleinen Umwandlung. Wenn so teure Geräte als Grundausrüstung genannt werden, bedeutet das nicht, daß ein Kleinkredit bei der Bank nötig ist. Um dieses Schummelsystem zu nutzen, kann man sich den Taschenrechner auch von einer Firma für vier Wochen zur Ansicht schicken lassen (zur Not über die Eltern) oder von einem Freund ausleihen. Genauso verhält es sich mit dem Computer. Sicherlich gibt es manchen Mitschüler, Freund oder Erwachsenen, dessen Homecomputer man benutzen darf. Ansonsten gibt es noch den Gipfel an Dreistigkeit: schlicht den oder die Schulcomputer verwenden. Im Grunde genommen reicht es aus, wenn man sich das Zusatzgerät baut, mit dem allein die drahtlose Datenübertragung ermöglicht wird. Insgesamt brauchen wir an technischen Geräten also den Taschenrechner, den Homecomputer sowie zwei spezielle Sender und Empfänger.
9.5. Sendeleistung und Gerätegröße Die Sendeleistung, also die maximale Entfernung zwischen Taschenrechner und Homecomputer, hängt von zwei Faktoren ab. 1) Wieviel Geld will ich in das Projekt stecken? und 2) wie dick soll mein Zusatzgerät werden? Wenn das Gerät zum Beispiel l cm dick sein soll, erreiche ich nur eine Entfernung von circa 500 m. Bei besonders kleinen, aber teuren Batterien komme ich damit auf eine Reichweite von etwa l km (bei gleicher Gerätegröße). Dies ist nur interessant für Schüler/Studenten, die in der Nähe der Lehranstalt wohnen beziehungsweise direkt den Schul-/UniComputer anzapfen. Allgemein wird das Gerät um so
dicker, je höher die Sendeleistung sein soll. Denn bei einer größeren Reichweite müssen die Sendeeinrichtungen verstärkt werden; und damit brauche ich stärkere Batterien. Bei einer Entfernung von 5 km ist mit normalen Batterien eine Gerätedicke von 3 cm erforderlich. Ein weiterer Einflußfaktor für die Sendeleistung ist die Frequenz, auf der man senden will. Um das Ganze möglichst übersichtlich zu schildern, ist diesem Bereich ein eigener Abschnitt gewidmet.
9.6. Antenne und Frequenz Für das Computer-Schummeln eignen sich zwei verschiedene Frequenzen: der 27 Megahertz-Bereich für Walkie-Talkies, CB-Funk und Modellbau sowie die UKW-Frequenz mit 140 Megahertz. Maßgebend für die Wahl der richtigen Frequenz sind folgende Kriterien: - Antennenlänge, - Platz für Bauteile im Zusatzgerät, - einfache Technik, - zu überbrückende Entfernung zwischen Taschenrechner und Homecomputer. Der 27 Megahertz-Bereich ist ausgesprochen stark besetzt, weil alle CB-Funker auf dieser Frequenz arbeiten. Es wird jedoch überwiegend Sprache gesendet, die bei unserer Übertragung nicht stört. Ein Problem kann sich allerdings durch funkgesteuerte Modellflieger ergeben, die meist im Bereich von 27 bis 40 Megahertz liegen. Heute wird nämlich auch im Modellbau die Fernsteuerung digital übertragen. Das heißt, wenn gerade ein Modellflugzeug während der Schummelaktion in der Luft ist, können Störungen während der
Datenübertragung auftreten. Andererseits sind erfahrungsgemäß am Vormittag wen Modellbauflugzeuge in der Luft als nachmittags oder abends. Schließlich sind Hobbyflieger in der Regel selber Schüler oder halt berufstätig. Als Faustregel gilt: Unter CB-Funkbedingungen werden Reichweiten bis zu l km überbrückt. Bei größeren Entfernungen empfiehlt sich die UKW-Frequenz. Bei 140 Megahertz treten kaum Störungen auf, weil diese »Profi«-Frequenz weniger benutzt wird und ausschließlich Sprache (Gespräche) sendet. Außerdem lassen sich im Vergleich zum CB-Funk mit kurzen Antennen extrem große Reichweiten erzielen. Nachteilig ist allerdings, daß der Gebrauch der UKW-Frequenz angemeldet und genehmigt werden muß. Allgemein gilt die Regel: Je größer die Frequenz ist (140 Megahertz > 27 Megahertz), desto kürzer kann die Antenne sein. Der CB-Funkbereich (27 Megahertz) heißt auch 11-Meter-Band. Das bedeutet, die Welle ist 11 m lang (bei 140 Megahertz beträgt die Wellenlänge 2 m). Je mehr die Antennenlänge der tatsächlichen Wellenlänge nahe kommt, desto besser sind Reichweitenleistung und Übertragungsqualität. Das heißt vereinfacht, beim 11Meter-Band wäre eine 11 m lange, beim 2-Meter-Band eine 2 m lange Antenne ideal. Aber natürlich lauf; niemand mit einem CB-Funkgerät und einer 11 m langen Antenne rum. Durch Spulen und Drosseln wird die Antennenlänge technisch reduziert. Nur hat man dadurch auch einen Qualitätsverlust und benötigt (wertvollen) Platz im Zusatzgerät. Um mit wenig Aufwand eine möglichst optimale Übertragung zu erreichen, haben sich folgende Erfahrungswerte ergeben.
CB-Funk-Frequenz (27 Megahertz/11-Meter-Band) Antennenlänge ca. Reichweite Bemerkung 30 cm 500 m — 70 cm 1000 m — UKW-Frequenz (140 Megahertz-2-Meter-Band) Antennenlänge
»Stummel«
ca. Reichweite
Bemerkung
bis 1000 m
extrem kurzes Antennenstück im Kasten 20 cm ab 1000 m — 30 cm bis 5000 m — 70 cm ab 5000 m ohne Spule, optimal extreme Reichweiten Es versteht sich, daß man für das Computer-Schummeln keine Teleskopantenne am Taschenrechner anschließt. Ein extrem dünnes Glasfaserkabel (kaum sichtbar) kann genauso den Empfang verbessern. Trickreich läßt sich auch das Netzgerät für den Taschenrechner umfunktionieren. Dem Pauker wird einfach erklärt, man habe keine Lust mehr, ständig Geld für Batterien auszugeben. Deshalb will man sein Netzgerät während der Klassenarbeit benutzen. Tatsächlich wurde aber zuvor an der Umhüllung des 220-Volt-Kabels eine wirkungsvolle Antenne befestigt.
9.7. Gesetzgeber und Realität Für die Frequenz von 140 Megahertz braucht man eine sogenannte FTZ-Nummer. Das bedeutet, im Sinne des
Gesetzgebers muß jedes UKW-Funkgerät von der Post zugelassen und beim Fernmeldeamt angemeldet werden. Ohne die Zulassungs-(FTZ-)Nummer unter dem Gerät darf man das 2-m-Band nicht benutzen. Das heißt, nach Forderung des Gesetzgebers müßten folgende Behördengänge absolviert werden. - Taschenrechner (Sender) anmelden, - für den stationären Homecomputer Lizenz beantragen, - Genehmigung für die Benutzung der UKW-Frequenz anfordern, - monatlich ca. DM 50, - an Gebühren bezahlen. Wer diese offiziellen Wege gehen will, sollte sich eine plausible Erklärung für den Zweck der Sendeanlage zurechtlegen. Schließlich empfiehlt es sich nicht, dem Fernmeldeamt von einer geplanten Schummelaktion zu berichten. Eine Begründung kann sein: »Mein Vater hat häufig in der Stadt zu tun und hat so die Möglichkeit, ganz schnell mal einige Informationen aus dem Computer abzurufen. Außerdem können wir ihm auch eilige Informationen rübersenden, wenn er gerade telefonisch nicht erreichbar ist.« Im CB-Funkbereich verhält es sich etwas anders. CBFunkgeräte, Walkie-Talkies und Modellflieger haben schon beim Kauf eine FTZ-Plakette. Hier sind keine zusätzlichen Genehmigungen nötig, obwohl ein »Amtsschimmel« dies sicher anders sieht. Bei einer realistischen Betrachtung - ohne die fernmelderechtlichen Auflagen - sieht die Situation schon ganz anders aus. Denn technisch ist es nahezu unmöglich, den Schummel-Computer (weder Taschenrechner noch Homecomputer) anzupeilen. Die Post müßte zu diesem Zweck einen irrsinnigen Aufwand betreiben. Entscheidend ist dabei, daß eine Anpeilung nur
während der Übermittlung möglich ist. Und die Daten liegen ja nur für Sekunden in der Luft. Um unter diesen Umständen erfolgreich den Sender orten zu können, müßten die Jungs vom Fernmeldeamt mit circa zehn Peilwagen um das richtige Haus fahren. Dazu ein Beispiel: Wenn zehn DIN-A-4-Seiten übertragen werden, sind die Signale insgesamt für 25 Sekunden(I) in der Luft. Dagegen braucht die Post mindestens eine halbe Stunde, um irgendeinen Sender anzupeilen. Die Gefahr, beim Funken erwischt zu werden, ist folglich ausgesprochen gering. Trotzdem muß es die Entscheidung eines jedes einzelnen sein, wie er es macht. Denn Tatsache bleibt: Der Gebrauch der UKW-Frequenz ist anmelde- und genehmigungspflichtig.
9.8. Programmgestaltung Gebrauchshinweise
und
Es können sowohl Texte als auch Zahlen gesendet werden. Damit eignet sich diese Methode - mit Ausnahme von Sport und Kunst - für eigentlich jedes Fach. Die gesamte Programmgestaltung kann praktisch jeder selbst durchführen. Dazu ein paar Beispiele. Beispiel Mathe: Nehmen wir an, daß ich eine komplizierte Rechnung zu lösen habe. Auf dem kleinen Rechner gebe ich die Aufgabenstellung ein und schicke sie über den Sender zum Homecomputer. In diesem »Großrechner« zu Hause befindet sich ein Programm, das diese Rechnung lösen kann. In Bruchteilen einer Sekunde rechnet der Computer die Aufgabe aus und
meldet sich, sobald er fertig ist. Anschließend funkt er automatisch das Ergebnis zurück und schickt es in den Speicher des Taschenrechners. Jetzt bleibt es mir freigestellt, die Lösung sofort oder später abzurufen. Doch nicht nur das richtige Endergebnis hat der Computer ausgeworfen. Auch die exakten Rechenschritte und Zwischenergebnisse können abgerufen werden. Beispiel Bio: In der Klassenarbeit sollen einige Begriffe erklärt werden. Ich habe ein entsprechendes Computerprogramm eingerichtet, das aus lauter biologischen Definitionen besteht und nach Schlagwörtern geordnet ist. Jetzt brauche ich nur das richtige Stichwort über die Buchstabentastatur in den Taschenrechner einzugeben und zu senden. Sofort weiß der Computer, was Sache ist, und blitzschnell erhalte ich zum Beispiel auf das Schlagwort »Mendel« alle drei Vererbungsgesetze. Eine gute Programmgestaltung bestimmt ganz wesentlich den Erfolg des Computerschummelns. Denn der Computer verfügt über keine eigene Intelligenz. Er kann nur Befehle und Befehlsfolgen ausführen. Vereinfacht: Der Homecomputer speichert die Informationen wie ein Buch und gibt sie auf Wunsch (Befehl)kapitel-, seiten oder zeilenweise wieder. Je straffer man das Stoffgebiet also unterteilt (= Programm aufbaut), desto schneller und leichter läßt sich arbeiten. Selbst bei reinen Textaufgaben, die nicht mit zwei, drei Sätzen zu beantworten sind, ist das ComputerSchummeln ideal. Zum Beispiel gibt mir der Computer auf das Stichwort »Bundesrat« eine Stoffmenge von zwei maschinengeschriebenen DIN-A-4-Seiten (= 4000 Zeichen) in den Speicher. Nun muß ich mir die wichtigsten Textstellen
- wie aus einem Buchkapitel - suchen. Deshalb hole ich die Informationen jetzt per Knopfdruck Zeile für Zeile auf meinen Minibildschirm. Das hört sich mühselig an, geht aber wahnsinnig schnell. Über die Tastatur kann ich das Suchen nämlich wesentlich beschleunigen: - Wie bei einem Buch lassen sich die Seiten umblättern. - Mit der Bedienung eines Kassettenrekorders vergleichbar, ist Vor -und Zurückspulen möglich. Dadurch fällt es nicht auf, daß im Sichtfeld nur 16 Zeichen abgebildet werden. Durch einen kleinen Programmschritt kann man beispielsweise pro Impuls um jeweils fünf Zeichen vorspringen. Fazit: Wie bei einem richtigen Buch ist horizontales (von links nach rechts) wie vertikales (von oben nach unten) Lesen möglich. In Windeseile lassen sich die wichtigsten Textpassagen raussuchen. Einzige Voraussetzung bleibt ein gutes Stichwort / Inhaltsverzeichnis. Denn der Computer braucht exakte Befehle. Doch keine Sorge: Eine Formelsammlung oder einen Text mit Schlagwortkartei in ein fertiges Programm einzugeben, dauert nicht länger als etwa eine Stunde.
9.9. Anmerkung Schummeln
zum
Computer-
Bevor man nun den Lötkolben anspitzt und in das nächste Elektronik oder Funkerfachgeschäft stürmt, noch mal die Liste der benötigten Bauteile (natürlich systemabhängig): Sender Empfänger - Steckkontakt - Verstärker - Stromquelle - Diode
- Speicher - Codierer - Taktgeber - Trägerwellengenerator (Schwingkreis) - Modulator - Verstärker - Plastik- oder Holzverschalung
(Demodulator) - Flankenträger (Digitalbaustein) - Speicher - Kontrollbaustein - Steckkontakt - Antenne
Sender und Empfänger müssen zweimal angefertigt werden - jeweils für den Taschenrechner und den Homecomputer. Es gibt verschiedene Möglichkeiten zum Eigenbau des Schummel-Computers: entweder die Einzelteile preiswert selber basteln oder vorgefertigte Bauteile kaufen und auf einer Printplatte verlöten. Außerdem sind die Konstruktions-Details vom jeweiligen Taschenrechner -und Homecomputer-Typ abhängig. In jedem Fall sollten nur Elektronik-Spezis ans Werk gehen, die mit den empfindlichen Teilen erfahren sind. Sie sollten zu einer neuen Dimension des Schummelns angeregt werden. Aber auch technische Laien müssen nicht abseits stehen. Wer auf den Geschmack an dieser faustdicken Täuschungsmethode gekommen ist, wird sicher einen bereitwilligen Computer-Freak für die Herstellungsphase finden. Denn bei der Handhabung selbst braucht man wirklich kein Spezialist zu sein.
X. »GUTE GEISTER« -AUCH MÜNDLICHE PRÜFUNGEN WOLLEN GEPLANT SEIN Zu den größten Problemen für routinierte Schummler gehören die mündlichen Prüfungen. Jahrelang hat man sich mit Funk, Schummelzettel und vielfältigen Hilfsmittel erfolgreich durch die Schul- und UniInstanzen gemogelt. Doch plötzlich stößt man auf ganz neue Bedingungen: Kein Gemeinschaftsverband mehr, kein Vordermann, der einem Deckung gibt, und niemand zum Abschreiben oder Vorsagen. - Statt dessen gähnende Leere im Raum und ein scheinbar riesiges Aufgebot an Prüfern, die wie Geier hockend auf die Nahrung warten. Da sitzt man nun, verschüchtert und einsam mit seinem Halbwissen, und glaubt schon den Strick am Hals zu spüren. Wie bei einem zum Tode Verurteilten kreist nur noch ein Gedanke durch den Kopf: »Laß es schnell vorbei sein!«
10.1. Systematische Zeiteinteilung Zugegeben, Schummeln im mündlichen Abi oder Examen ist nicht vergleichbar mit anderen Mogeleien. Zweifellos gehört es zur hohen Schule des Täuschens; wird einem doch so manche Raffinesse abverlangt. Daß auch im mündlichen Foltergang Tricksereien möglich sind, soll im folgenden bewiesen werden. Zu diesem
Zweck empfiehlt es sich, systematisch vorzugehen und sämtliche Möglichkeiten der Reihe nach zu beleuchten. Kurz vorher: Ein bis zwei Wochen vor dem Examen beginnt die eigentliche Arbeit. Nein, ich meine nicht das Lernen! Vielmehr versucht man, alleine oder in Absprache mit Leidensgefährten, den Pauker zu löchern. Rhetorisch begabte Schüler laufen hier zu Höchstleistungen auf. Entweder probiert man die kumpelhafte Masche »Sie sollen und dürfen uns ja nichts verraten, aber einen kleinen Tip könnten Sie uns doch vielleicht geben...« oder schlägt eine Finte: »Ich finde es übrigens ganz toll von Ihnen, daß Sie Genetik im Mündlichen auslassen wollen...« Wichtig ist, die Reaktion des Lehrers kritisch zu betrachten. Allein von seinem Verhalten auf derartige Fragen läßt sich vielerlei ableiten. Mit einer werbemäßigen Penetranz versucht man - ähnlich einem polizeilichen Kreuzverhör - dem Pauker die Informationen aus dem Kreuz zu leiern. Entweder er verplappert sich, oder er kreist freiwillig das Aufgabengebiet ein. Diese Aktivitäten müssen aber auf den jeweiligen Lehrer persönlich zugeschnitten sein. Natürlich sind sie auch im Zweiergespräch möglich. Der eine Pauker braucht halt die plumpe Tour: »Für meinen Numerus Clausus hängt alles von dieser einen Note ab .... ein anderer wiederum die menschlich-sensible Masche: »... ich bin völlig durch den Wind und werde die Prüfung nie schaffen. Mein Freund hat sich von mir getrennt, und ich bin wahrscheinlich schwanger...« Das Ziel dürfte klar sein: sich bemühen, durch geschicktes Hinterfragen das Stoffgebiet möglichst einzuengen. Denn um so geringer ist der spätere Arbeitsaufwand.
Unmittelbar vorher: Nahezu aussichtslos ist es, an die schriftlich fixierten Examensfragen heranzukommen. Meist sind sie in einem Kuvert eingeschweißt und sicher deponiert. Statt dessen erkundigt man sich auf andere Weise, mit welchen Fragen die Prüflinge abgeklopft werden. Als erstes wird dafür gesorgt, daß man einen relativ späten Termin erhält, sowohl am Tag selbst als auch innerhalb der Examenswoche. Technisch ist das kein Problem. Hat jeder seine Prüfungszeiten zugewiesen bekommen, geht man zum Lehrer oder Direx und erzählt ihm eine glaubhafte Geschichte: »Bitte verlegen Sie meinen Termin. Gerade an diesem Tag habe ich einen Gerichtstermin... Sie würden mir meine Situation erheblich erleichtern, wenn Sie ausnahmsweise darauf Rücksicht nehmen könnten...« Je nach eigener moralischer Grenze lassen sich Argumentationen wie Arzttermin, Operation oder Trauerfeier finden. Durch das bewußte Verschieben des Henkertermins gewinnt man kostbare Zeit. Damit wird nicht auf die zusätzliche Lernmöglichkeit angespielt, vielmehr werden so täglich eine Reihe von Leidensgefährten vor einem selbst in die Mangel genommen. Jetzt wird jeder, der das gleiche Fachgebiet zu absolvieren hatte, intensiv interviewt über gestellte Fragen, Verhalten der Prüfer, Reaktionen etc. Somit erhält man nicht nur einen ungefähren Eindruck von dem, was auf einen zukommt, sondern erfährt ganz konkret, welche Standardfragen auftauchen, also unbedingt zu lernen sind. Außerdem läßt sich daraus die spätere Prüfungsstrategie ableiten. Direkte Vorbereitung: Die Handhabung von mündlichen Prüfungen ist recht unterschiedlich. Bei meiner Gehilfenprüfung war es beispielsweise üblich, daß jeder seine Frage wie ein Los aus dem Zetteltopf zog,
laut vorlas und wieder zurücklegte. Dabei konnte es natürlich passieren, daß dieselbe Aufgabe zweimal gezogen wurde. Aber die Pauker wollten allen Prüflingen die gleiche Chance einräumen. Glücklicherweise! Einige gerissene Lehrlinge nutzten die Methode nämlich schamlos aus. Während sie noch warten mußten, ließen sie sich von den frisch geprüften Kollegen die genauen Wortlaute der jeweiligen Fragen wiedergeben. Auf diese Weise erfuhr man auch die exakte Aufgabenstellung seines Spezialgebietes. Einer der letzten Prüflinge erschien nun im Raum, fischte sich einen Aufgabenzettel aus dem Topf und zog selbstbewußt eine irrsinnige Show vor den Lehrern ab. Ohne den echten Text wirklich zu lesen, gab er überzeugend den Wortlaut seiner gewünschten Frage wieder. Niemand aus der Prüfungskommission kontrollierte die »vorgelesene« Aufgabenstellung, und so konnte der Glückliche eine glänzende Leistung präsentieren. Beim Abitur und Examen erhält man meist vor der mündlichen Prüfung schriftlich die Aufgaben und darf sich zunächst für circa 10 bis 15 Minuten darauf vorbereiten. Zu diesem Zweck wird man mit einer Aufsichtsperson in einen separaten Raum gesteckt. Handelt es sich um einen lockeren Pauker, der ruhig in der Ecke liest oder aus dem Fenster guckt, läßt sich die Zeit wirkungsvoll nutzen. Schnell holt man Stichworte/Fachbegriffe vom Spicker und sichert sich wichtige Punkte für den bevorstehenden Einzelkampf. Wem dazu der Mut oder die Dreistigkeit fehlt, dem bietet sich eine Alternative. Er sorgt für eine geeignete Ablenkung. Da der Kontrollpauker den Raum nicht verlassen darf, benötigt man Hilfe von außen. Wie vorher vereinbart, erscheint ein guter Freund als rettender Engel.
Er entschuldigt sich für die Störung und verwickelt den Pauker mit gesenkter Stimme in ein scheinbar unumgängliches Gespräch: »Haben Sie nicht einen roten Peugeot mit Hamburger Kennzeichen? Da ist jemand in Ihren Wagen gefahren...« Während dieses Ablenkungsmanövers pinnt man gelassen und selbstsicher seine Informationen ab. Denn den an die Unterhaltung gefesselten Lehrer quält jetzt nur noch eine Frage: Was ist bloß mit meinem Auto geschehen? Später läßt sich der Vorfall leicht korrigieren. Man hat sich eben im Fahrzeug geirrt und es mit dem eines Mitschülers verwechselt. Mittendrin: In der Prüfung selbst gibt es hauptsächlich psychologische Kniffe, mit denen sich die Kommission wirkungsvoll austricksen läßt. Wer diese Variante zu beherrschen weiß, wird nicht nur die Examensklippen umgehen, sondern sogar Spitzenleistungen erzielen. Im Gegensatz zu schriftlichen Arbeiten haben mündliche Prüfungen nämlich einen entscheidenden Vorteil, den es auszunutzen gilt. Der Ablauf und die Fragen sind nicht unumstößlich festgelegt, sondern gewisermaßen verhandlungsfähig. Es kommt darauf an, als Prüfling direkt oder unbemerkt die Regie zu übernehmen.
10.2. Strategie l ... könnte man die »Kunst der Ablenkung« nennen. Ein rhetorisch begabter Schüler (Fachjargon: VerbalAkrobat) versucht durch gekonnte Formulierungen und selbstbewußtes Auftreten sein Halbwissen aufzublasen. Fachlich beherrscht er jedoch nur einen relativ geringen Teil des Prüfungsstoffes. Um zu vermeiden, daß die Pauker seine gesamte Kenntnisbreite abklopfen, muß er
die Prüfer immer wieder auf seinen vertrauten Pfad zurückführen. Man nutzt dabei die Tatsache, daß in den meisten Fächern fast alle Faktoren in irgendeiner Beziehung zueinander stehen. Dazu ein simples Beispiel! Stellen wir uns die Bioprüfung eines Sextaners vor. Vorbereitet hat er sich allein auf die Biologie des Regenwurms. Im Mündlichen soll aber die Lebensweise des Elefanten beschrieben werden. Nach Strategie l gibt der Schüler jetzt folgende Schilderung: »Der Elefant ist ein Säugetier, das einen ausgeprägten Familiensinn besitzt. Er lebt im Dschungel, und wenn eine Herde von Elefanten aufgescheucht wird, bebt die ganze Erde. Über große Entfernungen nehmen sogar Regenwürmer diese Erschütterungen wahr. Dabei muß man wissen, daß Regenwürmer ausgesprochen scheue Lebewesen sind, die...« Und jetzt rollt der Sextaner die gesamte Spule seines Regenwurm-Spezialwissens ab.
10.3. Strategie 2 ... ist abhängig von der Fähigkeit, die Prüfungskommission einzuschätzen. Auch in diesem Fall verfügt man nur über bescheidene Fachkenntnisse, mit denen man sich durch den Fragenslalom schlängeln muß. Vor allem von den vorherigen Prüflingen hat man erfahren, in welcher Weise das Stoffgebiet abgefragt wird. Sind die Pauker einem wohlgesonnen, gibt es wenig Probleme. Mehr oder weniger deutlich gibt man den Herren zu verstehen, wo sich die eigenen Wissensstärken befinden. Die gutmütigen Prüfer wollen ihren Schützling ja nicht reinreiten und vermeiden tunlichst, allzu schwere Frage zu stellen. Kann dann eine Aufgabe mal nicht gelöst werden, gehen sie anschließend
schnell wieder in den sicheren Bereich des Schülers zurück. Ganz anders sieht es aus, wenn die Pauker zur Gattung der Hackertypen gehören. Sie suchen nicht das Wissen des Prüflings, sondern lechzen nach Schwachstellen. Penetrant testen sie das gesamte Stoffgebiet. Im Gegensatz zum angenehmen Prüfer darf der Schüler sich auf keinen Fall mit seinem Wissen entfalten. Zeigen sich Kenntnisse, wird mit anderen Fragen nach Lücken gesucht. Wehe, wenn sich eine Unsicherheit zeigt. Jetzt wird erbarmungslos nachgebohrt, um die Unfähigkeit offenzulegen. Doch diese Höllenqualen lassen sich vermeiden, wenn man die Geier mit ihren eigenen Waffen schlägt. Dazu wieder ein Beispiel: Im Examen hatten wir einen solchen Hackertyp, der dafür bekannt war, die Studenten nach dem beschriebenen Schema reinzulegen. Normalerweise trumpften Prüflinge gleich zu Beginn der Beantwortung mit ihrem Wissen auf, um sich daran festzuhalten. Ein Student ging jedoch den entgegengesetzten Weg. Er stellte zunächst sein geringes Allgemeinwissen in den Vordergrund, präsentierte es dann aber mit perfektem Selbstbewußtsein. Der Prüfungsvorsitzende nahm natürlich an, auf eine Stärke des Absolventen gestoßen zu sein. Augenblicklich wechselte er das Fachgebiet, in der Überzeugung, jetzt Wissenslücken bloßzulegen. Durch eine geschickte Finte wurde der Dozent noch weiter aufs Glatteis geführt: Als die Fragen das Spezialgebiet des Prüflings streiften - und er eigentlich eine zügige Antwort hätte geben können -, zögerte und stotterte er ein wenig. Wie ein Geier im Sturzflug fiel der Dozent über den angebotenen Fleischbrocken her und stellte sofort Zusatzfragen. Doch zu seinem Erstaunen war der Student
weiterhin sattelfest. Irritiert ging er immer mehr in die Tiefe des Themas. Aber der Prüfling befand sich ja mitten in seinem persönlichen Fachgebiet und konnte jede Frage ausgezeichnet beantworten. Verzweifelt mußte der Prof eine gute Note rausrücken. Und bei ehrlicher Beurteilung lag die Zensur höher, als es der tatsächliche Kenntnisstand des Studenten erlaubt hätte.
10.4. Strategie 3 ... ist die sogenannte Hinhalte-Taktik. Es kommt allein darauf an, Zeit zu schinden. Denn die Prüfungszeit ist in der Regel auf 20 Minuten beschränkt und wird meist strikt eingehalten. Wurde man beispielsweise mit fünf Aufgaben in die Vorbereitung geschickt, beherrscht aber nur die ersten drei, ist die Strategie klar: sich unbedingt an der Beantwortung der gekonnten Fragen festzuhalten. Dafür gibt es eine Menge Hilfen: langsam, aber nicht einschläfernd erklären, mit Formulierungen zögern, geschickt Wiederholungen und Worthülsen einbauen. Wenn die Pauker ungeduldig werden und auf eine zügige Antwort drängen, läßt man sich Äußerungen einfallen wie: » ... intensive Auseinandersetzung mit dem Thema..., vielschichtige und komplexe Betrachtung notwendig..., es ist unbedingt zu differenzieren..., für das Verständnis wesentlich..., um die Zusammenhänge deutlich zu machen..., Abhängigkeiten müssen herausgearbeitet werden...« Wenn die Fragen in einer ungünstigen Reihenfolge liegen, weil man zum Beispiel Aufgabe 4 und 5 beherrscht, aber mit den Fragen l bis 3 wenig anfangen kann, gilt der Angriff nach vorne. Bevor mit der Beantwortung begonnen wird, bittet man höflich und
bescheiden die Prüfungskommission: »Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich gerne für die Erklärung der Aufgaben von einer chronologischen Darstellung abweichen. Um meine Antworten in einem verständlichen Zusammenhang zu referieren, erscheint es mir sinnvoll, zunächst mit Frage 4 und 5 zu beginnen...« In der Regel lassen sich die Pauker darauf ein, weil ja gerade die selbständige Auseinandersetzung des Prüflings mit dem Thema gefordert ist. Was sie natürlich nicht ahnen, ist der Gedanke des Schülers, bloß nicht zu Frage l zu kommen.
10.5. Strategie 4 ... nennt man beim Pokern bluffen. Entscheidend ist der Grundsatz, daß ein Bluff nie als solcher erkannt werden darf. Die Methode steht und fällt mit einer gekonnten Präsentation der Unwahrheit. Eine Variante ist dabei die Statistik-Lüge. Die meisten Menschen sind nämlich vollkommen statistikgläubig. Behaupte ich zum Beispiel, daß bei einer Untersuchung 67,3 Prozent der Bevölkerung zu einer bestimmten Aussage gekommen sind, hat die eigene, laienhafte Meinung plötzlich ein irrsinniges Gewicht erhalten. Obwohl nie eine Erhebung stattgefunden hat, wird einem wie selbstverständlich geglaubt. Denn an einer Prozentzahl gibt es ja nichts zu rütteln. Genauso lassen sich Pauker blenden. Merke ich an der Reaktion des Prüfers, daß ich mit meiner Erklärung falsch liege, rette ich mich mit einem gekonnten Bluff: »... Obwohl die bisherige Lehrmeinung etwas anderes aussagt, hat sich bei einer Forschungsarbeit des MaxPlanck-Institutes gezeigt, daß 81,4 Prozent unserer
Hauskatzen vom Aussterben bedroht sind...« Selbst wenn der Pauker das Ergebnis bezweifelt. Er ist zwar in seiner Überzeugung verunsichert, kann aber die Antwort nicht als falsch hinstellen. Denn entkräften läßt sie sich im Moment der Prüfung nicht mehr. Natürlich gibt es auch andere Wege, seine eigentlich falsche Antwort zu rechtfertigen: Zum Beispiel durch Aussagen wie »In der letzten NATUR war zu lesen...« Oder man zitiert eine sogenannte fachliche Kompetenz »Prof. Grzimek berichtete in einem Vortrag...«. Ein angenehmer Nebeneffekt ist dabei, daß die Prüfer annehmen müssen, man würde sich über die Lehrbücher hinaus mit dem Thema beschäftigen. Ein Kommilitone, der Landwirtschaft studierte, erbrachte eine wahre Höchstleistung im PrüfungsBluffen. Mit der Aufforderung, unter anderem die Technik einer Frostschutzberegnung zu erklären, wurde er in die zehnminütige Examensvorbereitung geschickt. Heiß und kalt lief es ihm den Rücken runter. Denn er hatte keinen blassen Schimmer von einer solchen Anlage. Nur allzu gern hätte er die Frage wie bei einem Ratequiz zurückgegeben. Statt dessen half er sich auf raffinierte Weise aus der Klemme. Nur mit dem Allgemeinwissen, daß Pflanzen sich bei Wärme ausdehnen, bei Kälte zusammenziehen und einigen anderen simplen physikalischen Grundregeln erfand er kurz seine eigene Frostschutzberegnung. Als er anschließend vor die Prüfungskommission gerufen wurde, präsentierte er eine absolut einzigartige Anlage. Entscheidend war dabei, daß er selbstbewußt auftrat und die kompliziert klingende Technik seines Phantasieprodukts zügig erklärte. Zunächst waren die Pauker ziemlich überrascht. Hatten sie doch etwas völlig anderes erwartet. Nur ein Prüfer
blieb mißtrauisch und hielt die Antwort eher für einen Schildbürgerstreich. Er wollte sich einfach nicht überzeugen lassen. Und so setzte der Student noch eine Frechheit oben drauf. Tolldreist behauptete er, während seines einjährigen Auslandsaufenthaltes dieses neue amerikanische Verfahren selber kennengelernt zu haben. Welcher Pauker will da schon seinen Prüfling als Lügner hinstellen? - Wie sagte doch mein Lehrchef so treffend: Man kann ruhig dumm sein; man muß sich nur zu helfen wissen.
10.6. Der todsichere Weg durch das mündliche Abi Vom ersten Augenblick an heißt es, Position zu bekennen. Nach dem Motto »bangemachen gilt nicht« wird schon beim Eintreten gezeigt, was hier Sache ist. Mit selbstbewußtem Schritt nähert man sich der mündlichen Folterkammer, öffnet mit einem kräftigen Ruck die Tür und läßt ein fröhliches »moin, moin« (Grüß Gott etc.) im Raum erklingen. Vom zaghaften »Bin ich hier richtig?« ist genauso abzuraten wie von einem übertriebenen »Da bin ich, meine Herren! Können Sie sich bitte beeilen, meine Zeit ist knapp!«. Als Überleitung hat sich ein »Darf ich mich setzen? Ich bin so schrecklich nervös!« bewährt. »Ist das ein Prachtwetter heute?« klingt recht hausbacken. Fragen wie »In welchem Fach werden Sie denn geprüft?« sollte man tunlichst unterlassen, weil sie die Autorität der Prüfer empfindlich treffen. Um anfängliche Berührungsängste auszuräumen, beginnt man gleich mit einer lebhaften Diskussion, wo man denn am besten sitzt. Falls Zuhörer an der Prüfung teilnehmen,
kann man sich auch wortlos zu ihnen gesellen. Das Hinsetzen selbst ist jetzt wichtig. Wer beide Hände in den Taschen behält und sich locker auf den Stuhl gleiten läßt, erntet erste anerkennede Blicke. Denn Körpersprache ist alles. Cool bleiben heißt die Parole. Kippeln mit dem Stuhl reizt die Pauker, während ein Yogasitz auf hohe (transzendentale) Intelligenz schließen läßt. »Nun werden Sie auch noch um Ihren geliebten Mittagsschlaf beraubt«, kann provozierend verstanden werden. Dann schon lieber ein verständnisvolles »Wie halten Sie das bloß aus in dieser stickigen Luft?«. Vorsicht! Mit der Floskel »Also Sie haben sich mit der Frage beschäftigt, wie...« will der Pauker die erste Runde einläuten. Jetzt heißt es, Zeit gewinnen. Wie von der Tarantel gestochen springt man auf, rennt zum Prüfungsvorsitzenden und flüstert ihm ins Ohr: »Ich habe meinen Stichwortzettel im Vorbereitungsraum vergessen. Bin aber gleich wieder zurück!« Kaum wurde der Raum verlassen, kehrt man auch schon wieder zurück. »Mann, bin ich nervös. Hatte ihn ja doch bei mir«, erklärt einleuchtend die Situation. Die allmähliche Unruhe der Prüfer wird einfach ignoriert und sofort die Initiative ergriffen: »Also Ihre Frage finde ich außerordentlich ansprechend. Schon privat habe ich mich durch Fachliteratur und Zeitschriften intensiv damit auseinandergesetzt.« Ein dankbarer Blick des Prüfers zeigt jetzt seine Hoffnung, endlich die erste Frage stellen zu können. Andachtsvoll und konzentriert lauscht man den Worten des Prüfers. Bestätigendes Kopfnicken und gefaltete Hände vermitteln dabei das Gefühl, besonders aufmerksam zuzuhören. Zeigefinger an die Lippen legen und Grübelfalten aufsetzen.
Mit einem zögernden »Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich Sie richtig verstanden habe; Sie wollen also von mir wissen...« wird die Frage exakt wiederholt und zurückgespielt. Im Anschluß folgt eine rhetorische Pause, wobei man sich nachdenklich zurücklehnt. Ruckartig wird zum Stift gegriffen, und einige Stichworte werden auf dem Kladdezettel notiert. »Zweifellos ist dies ein ausgesprochen interessanter Aspekt des Themas. Doch wird es der Bedeutung des Themas eher gerecht, wenn wir die Frage anders stellen würden...« Zu diesem Zeitpunkt erfährt die Prüfung meist eine dramatische Wende, weil die Pauker erbost auf ihre Kompetenz und die bereits verstrichene Zeit hinweisen. Das ist die ideale Gelegenheit, um ein paar kritische (natürlich vorbereitete) Worte über diese autoritäre Prüfungsform zu verlieren. Schließlich dürfte eine derartig diktatorische Äußerung nicht den Grundsätzen der Reformierten Oberstufe entsprechen. Nach seiner Attacke sollte der Abiturient aber auf jeden Fall wieder fachlichen Ehrgeiz ausstrahlen: »Nun lassen Sie uns aber endlich zur Sache kommen!« In den restlichen paar Minuten der Prüfungszeit rückt man mit einigen Fakten zum Thema raus. Doch sollte nicht zu sehr ins Detail gegangen werden. Schließlich könnte man ja etwas Falsches sagen. Mit Formulierungen wie »Ohne vereinfachen zu wollen, kann man global betrachtet sagen...« oder »Unter besonderer Berücksichtigung der jeweiligen Einflußfaktoren ist es sicherlich angebracht...« läßt sich zusätzlich wertvolle Prüfungszeit einsparen. Reißt einem Prüfer dann der Kragen, kontert man treffsicher mit der Frage: »Das verstehe ich nicht! Davon haben Sie mir ja gestern am Telefon gar nichts erzählt!« Jetzt kann man getrost seine Unterlagen
zusammenkramen. Denn die Prüfer werden sich nun wortgewaltig auf ihren Kollegen stürzen und ihn mit Fragen bombardieren.
XI. NACH SCHULE UND UNI: SCHON WIEDER PRÜFUNGEN EINFALLSREICHE IDEEN FÜR DIE PERSÖNLICHE KARRIERE
Schummeln beginnt zwar in der Schule, doch es hört keineswegs nach dem Verlassen der Lehranstalt auf. Was für Weisheiten pflegen einem unsere vielgeliebten Lehrer mit dem Abschlußzeugnis noch auf den Weg zu geben? »Ihr tretet jetzt hinaus ins harte Leben... Jetzt seid ihr auf euch allein gestellt... Zeigt, daß ihr nicht für die Schule, sondern für das Leben gelernt habt...« - Recht haben sie! Nur mit dem kleinen Unterschied, daß nicht allein das gelernte Wissen gefragt ist. Denn draußen befinden wir uns in einem Wettbewerb, bei dem weit mehr als nur die Mitschüler im Rennen sind. Das Gerangel beginnt bei Lehrstellen, Studienplätzen, Volontariaten und setzt sich fort bis zur Anstellung im gelernten Beruf. Das Angebot an Ausbildungsplätzen und Planstellen steht in krassem Gegensatz zur Nachfrage. So ist der konventionelle Weg einer Bewerbung in der Regel erfolglos. Nur mit psychologischen Tricks und einer gehörigen Portion Kreativität wird man zum Spitzenkandidat. Und so ergibt sich für diesen Lebensabschnitt folgende Definition: »Schummeln heißt, in scheinbar aussichtslosen Situationen mit Tricks und außergewöhnlichen Aktivitäten zu gewinnen.«
Natürlich gibt es keine allgemeingültige Erfolgsformel. Ein auf den Beruf und auf die eigene Person zugeschnittener Weg ist nötig. Um seine ideale Vorgehensweise herauszuarbeiten, empfiehlt es sich, zunächst die folgenden Fragen zu beantworten. 1. Wie ist die Ausgangssituation in meinem Bereich? 2. Welche Erwartungen beziehungsweise welches Anforderungsprofil wird an die Bewerber gestellt? 3. Wie läuft das Auswahlverfahren ab? 4. Welchen Weg geht die Masse oder die Mehrheit? 5. Welche Person ist entscheidungsbefugt? 6. Wie komme ich an die maßgebende Person heran? Die angeführten Fallbeispiele sollen dabei als Anregung und Beweis verstanden werden, daß auch scheinbar aussichtslose Situationen zu meistern sind. Denn Schummeln geht weiter!
11.1. Der Traum von einem Volontariat Jeder, der die Arbeitsmarktsituation kennt, weiß, daß für eine Anstellung keineswegs ein guter Notendurchschnitt entscheidend ist. Vielmehr kommt es darauf an, mit besonderen Kenntnissen und Erfahrungen in der Masse der Bewerbungen aufzufallen. Aus diesem Grund sind Volontariate oder Praktika bei renomierten Unternehmen außerordentlich begehrt. Sibylle, eine befreundete Germanistikstudentin, bemühte sich, an eine Praktikantenstelle beim Norddeutschen Rundfunk heranzukommen. Ein Anruf bei der Personalabteilung brachte sie schnell auf den Boden der Tatsachen. Aussichtslos! Über hundert Bewerber, teilweise schon mit akademischen Titeln, Warteliste, frühestens in zwei Jahren waren die Schlagworte.
Gemeinsam grübelten wir über das Problem und entschieden uns für den folgenden absolut unbürokratischen Weg: - Nach einer Woche aufmerksamen Radiohörens wählte sie sich ihre persönlichen drei Lieblingsmoderatoren aus, deren aktuellen Sendungen sie natürlich gehört hatte. - Anschließend ließ sich Sybille per Telefon mit den jeweiligen Sekretärinnen verbinden und einen Termin geben. Auf die Frage, was der Anlaß des Gespräches sei, blockte sie charmant ab: »Es ist eine private Angelegenheit... Ich bin gerade in Hamburg, und wir wollten uns bei dieser Gelegenheit wiedersehen...« Damit war die wesentliche Hürde über die gefürchtete Vorzimmerdame genommen. - Beim eigentlichen Treffen mußte die Wahrheit natürlich ans Licht. Hier gab es zwei Möglichkeiten: Entweder würde sie sofort rausgeschmissen werden oder tatsächlich ein Volontariat erhalten. Doch was konnte sie schließlich verlieren. Und so sagte Sybille ihren Vers auf: »Bitte seien Sie mir nicht böse, daß ich mich mit diesem dreisten Trick bei Ihnen eingeschlichen habe. Aber sonst hätte ich nicht persönlich bei Ihnen vorsprechen können. Ich studiere Germanistik und möchte wahnsinnig gerne ein Praktikum bei Ihnen machen. Und da es offensichtlich sowieso aussichtslos ist, habe ich alles auf eine Karte gesetzt und mir gesagt: Probier das Unmögliche, frage doch gleich den Moderator, dessen Arbeit du am liebsten kennenlernen würdest. Ja, und da bin ich ... Ergebnis: Die Termine bei den anderen beiden Moderatoren konnte sie getrost absagen. Denn das dreimonate Volontariat wurde ihr prompt zugesichert. Übrigens ist dies kein Einzelfall. Eine andere Freundin
ließ sich nach dem Abitur einen privaten Termin beim Chef der Tagesschau geben und sagte frech: »Ich möchte Redakteurin im Fernsehen werden. Und ich bin sicher, daß Sie sich eher persönlich eine Meinung von mir bilden können, als wenn Sie anonyme Unterlagen erhalten...« Nach einer zweijährigen Ausbildung ist sie heute Redakteurin bei der Tagesschau!
11.2.Ausbildung zur Krankengymnastin -unmöglich? Wer sich für den Beruf der Krankengymnastin interessiert, dürfte die Schwierigkeiten kennen, einen Ausbildungsplatz zu erhalten. Ein hervorragendes Zeugnis zu haben und sämtliche Lehranstalten anzuschreiben, bewirkt so gut wie gar nichts. Eignungstests, persönliche Gespräche und der Platz auf der Warteliste entscheiden über den Erfolg. Daß es durchaus anders geht, zeigte meine Freundin Sabine. Für ihre ungewöhnliche Strategie suchte sie sich gleich die bekannteste Lehranstalt Süddeutschlands aus. Da der ausbildende Arzt selber noch praktiziert, ließ sie sich einfach einen Behandlungstermin geben. Mit vorbildlich zusammengestellten Bewerbungsunterlagen (beglaubigten Zeugnissen und Praktika mit Inhaltsverzeichnis, Foto und persönlichen Daten in Klarsichthüllen verpackt und in eine stabile Mappe geheftet) sowie einem Krankenschein ausgerüstet, erschien sie zur Untersuchung. Auf die Frage »Wo fehlt's denn?« antwortete Sabine ein wenig unsicher: »Körperlich bin ich völlig gesund. Der eigentliche Grund ist ein anderer...« Der Arzt war von ihrem Mut beeindruckt, zumal er durchaus merkte, daß der Schritt sie einige Überwindung gekostet
hatte. Fazit: Ohne, wie alle anderen Bewerber, ausgelost zu werden, wurde Sabine direkt zum Eignungstest eingeladen. Daß der Ausbilder die kleine Episode nicht vergaß, lag sicher auch an einem weiteren geschickten Schachzug: Durch einen Anruf bei der Praxishelferin erfuhr Sabine den Geburtstagstermin des Arztes. So war der per Fleurop verschickte kleine Blumenstrauß mit Sicherheit sein Geld wert. Und die Begleitzeilen »Ich bedanke mich für Ihr gezeigtes Verständnis und gratuliere Ihnen herzlich zum Geburtstag« waren sicherlich nicht ohne angenehme Wirkung. Doch damit nicht genug. Um sich auf die Eignungsprüfung gezielt vorzubereiten, ließ Sabine sich etwas Neues einfallen. Sowohl ausgebildete Krankengymnastinnen als auch Kandidatinnen, die gerade ihren Test absolviert hatten, interviewte sie nach Prüfungsfragen, -bereichen und -Übungen. Optimal präpariert, erfüllte sie unter 75 Bewerberinnen sämtliche Anforderungen als eine der besten. So verwirklichte sich einen Traum, dem niemand eine Chance gegeben hätte.
11.3. Medizinstudium - Chancenlos? Vorsicht, die jetzt folgenden Beispiele haben sicher keine Allgemeingültigkeit, sondern eher Ausnahmecharakter. Dennoch zeigen sie, daß man nichts unversucht lassen sollte. Nach einer Flut an Prozessen hat sich die Meinung verbreitet, es wäre mittlerweile aussichtslos, auf einen freien Studienplatz zu klagen. Prinzip ist dabei, daß man unterstellt, die tatsächlichen Kapazitäten an den Universitäten seien ausgelastet. Durch die Klage wird die
Anzahl an verfügbaren Studienplätzen überprüft und dem Kläger ein eventuell freier Platz zugewiesen. Daß dieses Verfahren auch heute noch sinnvoll ist, beweist die Tatsache, daß zwei ehemalige Mitschüler auf diese Weise ihr Medizinstudium beginnen konnten. Die extremste Form an Dreistigkeit erlaubte sich ein Bekannter, der wegen seiner schlechten Abi-Note in Holland Zahnmedizin studierte. Nun hatte er dort wegen der äußerst hohen Anforderungen und der fremden Sprache große Schwierigkeiten, mitzukommen. So verwunderte es niemanden, daß er bei sieben von acht Prüfungen mit Pauken und Trompeten durchrauschte. Um so erstaunlicher war es, daß er plötzlich in Köln weiterstudierte. Was war geschehen? Mit dem Todesmut des Verlierers war Peter nach seiner Niederlage ins Universitätssekretariat gestiefelt und hatte sich folgende ungewöhnliche Bescheinigung ausstellen lassen: »Herr Peter ... hat in der Zeit von... bis ... an der Universität... studiert und wurde in folgenden Fächern geprüft...« Das Formular unter den Arm geklemmt, bewarb er sich einfach an der Kölner Fakultät als sogenannter Quereinsteiger. Der zuständige Professor glaubte nun, daß er die angeführten Fachgebiete erfolgreich absolviert hatte. (Schließlich würde sich ja wohl niemand mit nicht bestandenen Examina bewerben.) Das Unglaubliche geschah: Ohne weitere Prüfung wurde Peter als Student der Zahnmedizin übernommen. Von einem Bekannten habe ich einen anderen Weg erfahren, der gesetzlich allerdings verboten ist. Zwar bin ich kein Jurist, aber nach meinem Rechtsempfinden dürfte es in den Bereich Urkundenfälschung fallen. Vom Nachahmen dieser Variante ist also dringend abzuraten, weil es sich um eine Straftat handelt. Trotzdem will ich
von dem Wunder berichten, wie Jürgen mit seinem 3,5Abi einen Medizinplatz ergatterte. Schamlos nutzte er die Tatsache aus, daß bei Bewerbungen beglaubigte Zeugnisse genauso akzeptiert werden wie Originale. Zunächst fertigte er sich eine Fotokopie seines Abiturzeugnisses an. Auf der Kopie deckte Peter anschließend mit Tipp-Ex das Feld ab, das seine Gesamtnote auswies. Danach wurde mit einem schwarzen Filzstift anstelle der ehemaligen 3,5-Note eine 1,5 hingeschrieben. Nach vollendeter »Korrektur« kopierte er das fingierte Zeugnis und mischte es unter circa 10 Fotokopien des Originals. Da kirchliche Institutionen im Gegensatz zu Behörden kostenlos vervielfältigte Urkunden beglaubigen, lief Jürgen zum nächsten Gemeindeamt. Unmittelbar vor Geschäftsschluß legte er seinen Stapel Kopien und das Original auf den Tisch und bat höflich um Beglaubigung. Durch die Masse der Blätter verschreckt und die ersehnte Mittagspause vor Augen, donnerte der Kirchenvorsteher in Windeseile mit seinem Stempel über die Papiere und zeichnete die Kopien ab. - Was jetzt folgte, dürfte klar sein. Die Kopien des Originals flogen in den nächsten Mülleimer und statt dessen reichte Jürgen die »nachgebesserte«, aber beglaubigte Kopie bei der ZVS (Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen) ein. Heute steht Jürgen kurz vor seiner Doktorarbeit, und ich bin überzeugt, daß er ein guter Arzt wird. - Aber, wie gesagt, es war Betrug! Wer diesen Weg vollzieht, begeht eine Straftat.
SCHLUSSWORT Bevor ich mich nun auf eine eventuelle Einladung zur Kultusminister- und Rektorenkonferenz vorbereite, möchte ich noch eine abschließende Anekdote erzählen, quasi als didaktische Hilfe, von der ich allerdings nicht weiß, ob sie sich tatsächlich so begeben hat. An einem als besonders autoritär verschrieenen Hamburger Gymnasium soll es einen Lehrer gegeben haben, der nur noch ein Auge besaß. Anstelle des zweiten Auges trug er ein Glasauge, das er freundschaftlich »Egon« nannte. Nun ergab es sich, daß wieder einmal eine Griechisch-Arbeit in der Oberprima geschrieben werden mußte. Nachdem Pauker die Klassenhefte und den zu übersetzenden Text verteilt hatten, sprach er zu den Primanern: »Ich muß jetzt noch mal kurz ins Lehrerzimmer, aber ich werde in fünf Minuten zurück sein.« Bevor er nun den Raum verließ, geschah das Unglaubliche. Der sonst so humorlose Pauker nahm plötzlich sein Glasauge heraus und legte es auf das Katheder mit den mahnenden Worten: »Und daß ihr mir nicht auf die Idee kommt zu schummeln; EGON sieht alles!«