Albert Hauser
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Albert Hauser
Fcu Ukv|rkpmgn/ Ocpkhguv Jkgt"ukv|v"OCPP
Für Cordula, meine Frau und allen Freunden, die mir Mut und Ideen geschenkt haben, besonders Christoph und Anette.
Kej"uc|"wh"gkog"uvgkpg"wpf fcjvg"dgkp"okv"dgkpg0"fct"wh ucv|v"kej"fgp"gkngpdqigp."kej jgvg"kp"okpg"jcpv"iguoqigp"fc| mkppg"wpf"gkp"okp"ycpig0"fq fcjvg"kej"okt"xkn"cpig."ykg"ocp |gt"ygkvg"uqnvg"ngdgp<"uk|gpvj whh"go"mnq0 Walther van den Baumenwiesen Wuerzborough, 1170-1220
Sämtliche Namen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten wären rein zufällig.
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Jcwugt."Cndgtv< Das Sitzpinkel-Manifest: hier sitzt MANN / Albert Hauser. ISBN 3-8218-3050-6 © Vito von Eichborn GmbH & Co. Verlag KG, Frankfurt am Main, Januar 1997 Umschlaggestaltung: Stefanie Welscher unter Verwendung einer Zeichnung von Moni Port. Gesamtproduktion: Fuldaer Verlagsanstalt GmbH, Fulda ISBN 3-8218-3050-6 Verlagsverzeichnis schickt gern: Eichborn Verlag, Kaiserstraße 66, 60329 Frankfurt am Main
n"ecp)v"igv"pq"Fgukphgevkqp# Cpf"n"vt{."cpf"n"vt{."cpf"n"vt{000 Aus einem englischen Volkslied über den Putzdienst in einer Männerwohngemeinschaft.
Xqtyqtv Ich bin geläutert! Mein Leben hat endlich einen Sinn bekommen! Ich sehe Land! Frei, endlich frei! Viele solcher Dankschreiben erhalte ich fast täglich. Hier schreiben Männer, die es begriffen, und Frauen die es verstanden haben, wie sehr sich ein Leben verändern kann. Sie verstehen, daß ich aus Gründen der Diskretion keine Namen nennen kann. So schreibt zum Beispiel Dr. H. K. aus O.: »Ohne Ihr Buch wäre mein Leben unerfüllt geblieben. Ich habe zwar die deutsche Einheit geschaffen, diese Republik nach bestem Wissen und Gewissen regiert - aber den wirklichen Sinn hat mir erst Ihr Buch erschlossen. Das Wort »aussitzen« hat für mich eine neue Bedeutung bekommen. Dank, vielen Dank.« In einer Zuschrift aus dem südlichen Teil von Europa (P.P. II. aus R.) kam vor längerer Zeit folgende Zuschrift: »Es gibt viele Bücher auf der Welt - aber keines hat mich so tief berührt wie das Ihre. Wer als Mann die Grundlagen des Mannseins nicht erkennt, der stiehlt sich sein eigenes Leben. Sobald ich am Ostersonntag wieder am Petersplatz arbeite, denke ich an Sie.« Die Bewohnerin einer Wohngemeinschaft bedankte sich dafür, daß dieses Buch Diskussionen anregte, die sie seit den 68er Zeiten nicht mehr erlebte. Ein anonymer Schreiber aus Deutschland meint: »Ich habe eine Fußballnationalmannschaft zu trainieren. Nachdem ich Ihr Buch als Pflichtlektüre in der Mannschaftsbesprechung durchnahm, weinten manche Spieler. Vor allem Klinsmann und Häßler bekannten, daß sie
jahrelang Stehpisser gewesen sind und erst nach der großen Wende in ihrem Leben zu der heutigen Leistung im Sport gelangten. Jeden Sieg unserer Mannschaft widme ich Ihnen und Ihrem Buch.« Ein Herr G. bekennt: »Ich sitze wegen der von meiner Tochter verdienten und von mir hinterzogenen Steuer. Das fiel mir sehr schwer. Unser Gefängnispsychologe empfahl mir Ihr Buch. Jetzt sitze ich gern - nicht immer, aber dafür immer lieber!« Das sind nur einige Auszüge aus den Briefen, die mich nach wie vor fast täglich erreichen. Ich kann leider nicht alle beantworten. Deshalb auf diesem Wege: Danke für jede positive und ermutigende Zuschrift. Kritische Schreiben nehme ich ebenfalls gerne zur Kenntnis - beachte sie aber nicht. Viel Mut gab mir eine Zuschrift einer weiblichen Leserin. »Durch ihr Buch habe ich zu ersten Mal verstanden, welche komplizierten Vorgänge sich in einem Mann abspielen. Ich hatte ein total falsches Bild vom anderen Geschlecht. Nie hätte ich es für möglich gehalten, daß es Männer schaffen, einen Klodeckel zu reparieren. Ihr Buch hat mir die Augen geöffnet.« So etwas macht Mut, so etwas hilft auch, viele negative Stimmen wegzustecken. Zum Abschluß möchte ich Ihnen folgenden Vers von Herrmann FlappCelvelat aus einem Grundschullesebuch nicht vorenthalten: Ist es ein Traum, ist es Fiktion? Des Lebens Sinn - es ist der Thron! Sitzen, drücken, gieß es aus den Lücken! Mensch, wenn du den Thron besteigst, mußt zuerst dich bücken! Am Fronleichnamstag 1996 Albert Hauser
Fcu"Gtngdpku Angemeldeter Besuch hing für Samstag-Abend unheilschwanger über mir. Der Vergnügungsausschuß der örtlichen Feuerwehr, dessen passives Mitglied ich seit langem bin, suchte unsere Lokalität aus, um den Familienwandertag für Freunde und Förderer zu planen. Meine schlimmsten Befürchtungen wurden noch übertroffen, als mich meine Frau fragte, ob es nicht möglich sei, diesen Termin alleine wahrzunehmen. Sie hätte eine kurzfristige Möglichkeit an einer Schulung teilzunehmen, genau an diesem Wochenende - und da die Leute sowieso nur zu mir kämen, wäre das doch kein Problem. Ohne zu wissen, auf was ich mich da einlassen würde, sagte ich zu. So geschah es, daß ich am Freitag Abend, verlassen für fast drei Tage mit einem halbwüchsigem Sohn und einer 15 Monate alten Tochter allein und einsam, allen Katastrophen dieser Welt ausgesetzt war. Natürlich ließ ich mir nichts anmerken. Ganz locker schaffte ich es, die beiden in die Koje zu bekommen, und genoss den Abend mit einem exzellenten Rotwein und meinem so lange nicht mehr besuchten Freund, dem Computer. Nein, es war noch keine wirkliche Schwierigkeit, die Kinder schliefen ruhig durch, ich freute mich schon auf den nächsten Morgen und irgendwie auch auf den angekündigten Besuch. Es wurde ein reiner Herrenabend. Die einzige Dame mußte leider kurzfristig absagen. Die Kinder lagen schon im Bett, als gegen 20 Uhr die ersten Gäste erschienen. Alle kamen ohne Auto - das versprach mit Sicherheit eine feuchte und vielleicht auch fröhliche Sitzung. Jetzt, da ich mich damit abgefunden hatte, freute ich mich auf die Leute. Natürlich hatte ich vorgesorgt, der Vorrat an gepflegten Getränken durfte und konnte an dem Wochenende nicht zur Neige gehen. Es wurde tatsächlich ein gelungener Abend. Wenig wurde besprochen, viel getrunken. Als die letzten schwankend gegen 2.30 Uhr das Haus verließen, war ich allerdings auch wieder froh, daß diese schwere Sitzung zu Ende war. Im direkten Anschluß an eine sehr kurze Nacht wurde ich von meinem Sohn gegen 7.30 Uhr geweckt. Er tat das so sensibel, daß meine Tochter augenblicklich lautstark auf ihre nahrungslose Situation hinwies. Mit erschwertem Kopf begann ein Sonn-
tag, der sicher nicht zu den besten in meinem Leben gerechnet werden konnte. Nachdem ich die Treppen herunter kam und die Bescherung im Wohnzimmer sah, wußte ich, daß unsere Ehe auf eine harte Probe gestellt würde, sollte ich die Wohnung bis zum Spätnachmittag nicht wieder blitzblank in den Ursprungszustand zurücksetzen. Notgedrungen bereitete ich mich auf die schwere Aufgabe vor. Die Kinder entsorgte ich kurzerhand zu meinen Eltern. Das Wohnzimmer war relativ schnell in Ordnung, die Küche dauerte schon etwas länger. Ein Hoch auf die Technik, eine Spülmaschine wurde mit Sicherheit auch nach einem durchzechten Abend erfunden. Das Eßzimmer strahlte gegen 14 Uhr wieder in neuem Glanz, ja, ich war mir sicher, meine Gattin, meine Beste, sie mußte einfach zufrieden mit mir sein. Die ganz Zeit jedoch hatte ich das Gefühl, etwas vergessen zu haben, die Vorahnung bestätigte sich, als ich notgedrungen die Toilette aufsuchen mußte und dabei wieder etwas klarer sehen und leider auch riechen konnte. Mir fiel das vorher nicht auf, aber jetzt, nachdem sich der Duft der Feier entfernt hatte, ja da war was, irgend etwas roch seltsam. Diesen Geruch bemerkte ich noch nie. Bei Besuchen wunderte es mich zwar immer wieder, daß meine Frau als erstes mit einem Putzeimer in unserer Toiletten-Bad-Kombination verschwand. Aber muß mann sich immer sofort Gedanken machen, wenn er leichte Auffälligkeiten bei nahestehenden Personen bemerkt? Ist es nicht besser, Kompetenzen zu belassen, anstatt sie zu beschneiden? Beginnt nicht schon hier die Unterdrückung der Frau, wenn sie über jeden Schritt Rechenschaft ablegen muß? Fragen über Fragen - und mir war immer noch nicht klar, wo dieser seltsame Geruch herkam. Ein heruntergefallener Kamm brachte mich ein kleines Stückchen weiter. Was waren das für Kleinstfarbveränderungen auf den zuvor strahlend weißen Bodenkacheln? Mein detektivischer Spürsinn ließ mich angestrengt und konzentriert weitersuchen. Diese dunklen beigen bis gelblichen Flecken, konnten von mir fast im gesamten Toiletten/Badezimmerbereich nachgewiesen werden. Und richtig: Ein Test zeigte schnell, daß hier auch die Ursache der Duftstoffe lag. Sollte es.... Mein Herz begann wie wild zu klopfen. Ist es...? Nein, ich weigerte mich, die Lösung der Überlegungen weiterzudenken. 8
Das bedeutete im Klartext doch... Zuerst mußte das Hygienezimmer gereinigt werden. Ich erledigte das mit einem würgenden Gefühl im Hals, was daran lag, daß ich hier etwas bereinigte, vor dem ich mich immer schon, sagen wir mal ferngehalten habe. Überall waren diese eingetrockneten Spritzer. Mindestens fünf Mal wechselte ich das Wasser, schrubbte mit Domestos, Dan Clorix und anderen scharfen Sachen, bis meine Hände stark gerötet waren. Blitzblank war alles, als endlich meine Frau eintraf. Nachdem die Kinder wieder von der Oma geholt und kurze Zeit später ins Bett gebracht wurden, überraschte ich meine Liebste mit der Frage nach einer baulichen Veränderung. Man könnte doch Badezimmer und Toilette trennen - und wenn man ein Stück von der Küche abschneiden würde, wäre sogar noch Platz für ein separates Gästeklo. Mild lächelnd meinte meine Frau darauf: »War gestern viel Besuch da?«
Fcu"Gzrgtkogpv Nichts darf behauptet werden, bevor es nicht bewiesen ist. Um meine Überlegungen nicht innerhalb der Familie zu publizieren, erzählte ich stöhnend meiner Frau, daß ich jetzt beschlossen hätte, endlich Ordnung auf unserem Dachboden zu schaffen. »Daß ich das noch erleben darf«, entgegnete sie und freute sich über meine unverhoffte Bereitschaft und meinen Ordnungssinn. Ich wußte natürlich genau, daß die reinen Aufräumarbeiten nicht so lange ausfallen würden, obwohl der Umfang der notwendigen Tätigkeit sehr unübersichtlich war. Nach einer knappen Stunde war das schlimmste erledigt und jetzt war Zeit und Raum für die eigentlich wichtigen Dinge des Lebens. Eine Rolle übriggebliebener weißer Rauhfasertapete schnitt ich in Teile von je drei Metern und klebte die Bahnen mit einem dieser farblosen Klebestreifen auf den Holzboden. Dadurch entstand eine Fläche, zwei auf drei Meter. In die Mitte legte ich ein altes Waschbecken. Das Teil fristete bereits seit mehr als acht Jahren sein Gnadenbrot unter unserem Dachgiebel. Jetzt wurde die Schüssel zum Schlüssel in einer der wichtigsten Testreihen der Menschheit. Vom bereits sehr mitgenommenen Wasserfarbkasten meines Sohnes besorgte ich mir rote Farbe, von meiner Tochter entlieh ich die kleine Kindergießkanne. Aus ca. 1,20 m Höhe ließ ich nun rosa gefärbtes Wasser auf das Waschbecken plätschern. Der Feldversuch, der praktisch die menschliche Abwasserstrahlfunktion nachbilden sollte, wurde zugegebenerweise nicht in einem genormten Umfeld durchgeführt. Ich wollte nur für mich erkennen, in welchem Umkreis sich rote Farbflecken nachweisen lassen - und ging von einem Radius von zirka einem Meter aus. Weit gefehlt. Gedanklich teilte ich die Tapetenfläche in 10-qcm-Segmente ein. Keines dieser Vierecke blieb von den Spritzern verschont. Darüber hinaus fand ich rote Farbanteile auf dem weißen Lampenschirm (einem Hochzeitsgeschenk von Tante Gerda - nie wirklich benutzt, aber immer greifbar...falls sie mal doch überraschend zu Besuch kommen sollte) in ca. 4,2 m Entfernung. Ja, selbst die weiße Dachkammertür hatte bei näherer Betrachtung mindestens einen Farbbeleg und zeig-
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te, wie sehr sich flüssige Masse beschleunigt, wenn sie aus 1,20 m Höhe auf steinhartes Porzellan auftrifft. Unbemerkt stand plötzlich meine Frau neben mir. Es schien, als habe sie alles mit angesehen. Lächelnd meinte sie: »Bekommst du wieder Besuch von deiner Herrencrew?«
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Wir leben in einer Welt, in der es fast schon zum guten Ton gehört, ein Outingspezialist zu sein. Talkshows unserer modernen Medienlandschaft sind voll von bekennenden Fetischisten, die öffentlich schildern, wie sie ihre Marmelade zum Frühstück ausschließlich auf gebrauchte Damenunterwäsche streichen. Oft sind es ganz normale Menschen, die sich zu diesen wichtigen Themen äußern. Bankangestellte, Verwaltungsbeamte, Lehrer, Metallfacharbeiter. Tabuisiert wird jedoch eines der wichtigsten emanzipatorischen Themen. Niemand traut sich, öffentlich darüber zu sprechen. Fast könnte man annehmen, das Darüber-Reden würde mit einem sofortigen Blitzschlag von oben bestraft. Was verursacht unsere Schweigsamkeit? Liegt es daran, daß die deutsche Reinigungsmittelindustrie gefährliche Umsatzverluste hinnehmen müßte, setzten sich manche, für diese Branche äußerst gefährlichen, Gedanken durch? Besteht ein Kartell der Mächtigen, haben die Chemieunternehmen der Welt derartigen Einfluß auf die Meinungsbildung der Menschheit, daß es unmöglich ist, neues, wichtiges Gedankengut zu verbreiten? Trotzdem bekenne ich furchtlos: Es wird Zeit zur ultimativen Emanzipation des Mannes! Was bedeutet das? Ein Blick in das Lexikon zeigt es.
Gocp|krcvkqp<"Die rechtliche und faktische Befreiung einer Klasse oder Gruppe aus einem Abhängigkeitsverhältnis Berteismann Universallexikon 1995.
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Sie können es selbst genau beobachten: In der Öffentlichkeit finden Sie kaum Bilder von Männern, die sitzen. Ja, wirklich, fast alle Männer stehen oder liegen. Gruppenbilder von Politikern, Fototermine mit großem Händeschütteln, alles im Stehen. Die Hohepriester der modernen Kulturbetriebe, Rockmusiker, Theatergrößen, Operngrößen, Avantgardekünstler - alle stehen. Wird hier dem Mann suggeriert, daß er alles im Stehen erledigen muß? Ist Stehen in der Werteskala unserer modernen Zivilisation ganz oben? Sitzende Männer finden Sie als Mafiabosse, grimmig den Mordbefehl erteilend. Im Auto entdecken Sie sitzende Männer, ja, aber da nur sichtbar bis zu den Schultern. Die guten Politiker stehen. Der amerikanische Präsident spricht zu seinem Volk nur von einem Stehpult aus, der Papst bringt das Urbi et Orbi selbst im weit überzogenen Nachruhestand noch aufrecht an die Weltöffentlichkeit - selbst wenn siebzehn Jesuiten ihn von hinten stützen müssen. Lenin wird auf Bildern stehend gezeigt - damals wurde er noch als gut eingeschätzt, Stalin wurde dann nur noch auf seinem Divan lässig sitzend dargestellt. Können Sie sich vorstellen, daß eine Siegerehrung bei einem sportlichen Großereignis sitzend durchgeführt wird? Niemals. Die Assoziation Macht, Erfolg, Größe wird immer mit einer aufrechten Haltung verbunden. Sitzend meint dagegen schwach, unterlegen, schlecht, böse. Was können wir aus heutiger Sicht dagegen tun? Fordern Sie eine anteilsmäßige gleiche Verteilung von Fernsehbildern mit stehenden und sitzenden Männern. Damit wäre ein erster Schritt getan hin zu einer Veränderung des öffentlichen Denkens. Der Gang durch die Institutionen kann verdammt hart sein - aber er lohnt sich. Das hehre Ziel einer Befreiung des Mannes von seiner Stehpflicht ist ein Grund, sich voll und ganz einzubringen. Die nachfolgenden Generationen werden uns anklagen, sollten wir hier versagen.
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Fkg"Gtmgppvpku Darum: Männer, pinkelt nur noch im Sitzen! Schreibt es in großen Lettern an Hauswände: Sitzpflicht - spritzt nicht! Nur ein sitzender Mann ist ein guter Mann!
Sie erinnern sich noch an mein Experiment. Die Ergebnisse meiner Forschungen begann ich nun rechnerisch aufzuarbeiten. Eine Computersimulation auf einem 3-D-Bild unserer Hygienezelle belegte es deutlich: Theoretisch wäre es sogar möglich, daß meine Zahnbürste von einem dieser mikrofeinen Tröpfchen getroffen wurde. Der Gedanke erzeugte ein Schaudern. Aber warum nicht, die Umsetzung des Kindergießkannentests ließ nichts anderes zu, bedenkt man, daß zusätzlicher körpereigener Druck die Fallgeschwindigkeit eher noch erhöht.
Spritzpinkler sind Schuld an Allergien und Umwelt-Krankheiten. Denn durch sie werden zuviel chemische Reinigungsmittel verbraucht! Wer im Stehen pinkelt ist schuld an der nächsten Chemiekatastrophe! Stopp den Hunger in der Dritten Welt - pinkelt im Sitzen! Emanzipiert euch! Überlasst das Vorrecht des Thrones und Herrschens nicht nur dem weiblichen Geschlecht! Wer sitzt, sündigt nicht! Wer sitzt, liebt besser! Wer sitzt, erzielt auch im Dunkeln eine brauchbare Trefferquote! Gründet Betroffenheitssolidaritäten. Tauscht euch aus in Diskussionsrunden und Männergruppen. Laßt euch nicht von den Bossen der Chemiekonzerne beeinflussen, irgendwann wird Meister Propper öffentlich kundgeben: Ich sitze nicht nur beim Autofahren! "
Fgt"Mnqfgemgn Ich erinnerte mich an eine Begebenheit, die mich an den Rand des Totalekels gebracht hatte. Es war so: Meine Frau wünschte sich seit langem einen neuen Toilettendeckel. Obwohl ich immer wieder betonte, daß der alte Verschluß noch lange gut genug wäre, konnte ich mich den Wünschen meiner Gattin nicht entziehen. Zuerst mußte man das alte Stück demontieren. Eigentlich kein Problem - nur die Schrauben waren an Stellen, an die man ohne Einwirkung von Zwang nicht hingreift. Und das alles in einem Abstand von ca. 80 mm von der Oberfläche des humanen Fäkalienentleerungsbeckens! Ich stülpte mir also die Anti-Aids-Handschuhe aus meinem Fahrzeugverbandskasten über, darüber noch die Gartenhandschuhe und zu guter Letzt die alten Schutzhandschuhe, die ich in der Garage noch von unserem Umbau über hatte. So hielt ich endlich das Ergebnis in der Hand und entsorgte es sofort.
Dort, wo der Rand des Klodeckels aufsitzt und man bei Reinigungsarbeiten nicht hinkommt, hatte sich eine seltsam gefärbte Schicht angesammelt. Ich schrie nach meiner Gefährtin, die schnell mit einem Blick, der selbst gestandene Mannsbilder in den Suizid treiben könnte, den Belag fachkundig entfernte. Nachdem dieser Schritt vollzogen war, konnte ich mich um die Endmontage der neuen Sitzgelegenheit kümmern. Ein Klodeckel muß in den richtigen Abständen aufgesetzt werden. Dazu wurden vom Hersteller ca. 2000 Schrauben (vielleicht sind es auch ein paar weniger) in unterschiedlicher Größe, Distanzscheiben, Abstandhalter, Kontermuttern und weiterer hochtechnischer Krimskrams beigefügt. Die vom Hersteller beigefügten Hilfskonstruktionen müssen nun nach Anleitung (Halten Sie mit einer Hand die Schraube A, mit der anderen die Distanzhülse Cl und schrauben die Auflagengegenhalterung - beachte die korrekte Einführung von C/B1- dagegen...). Da die Endbefestigung erst dann erledigt werden kann, wenn der Deckel und die dafür inzwischen lose eingesteckten Halterungen auf den in der Porzellanschüssel dafür speziell vorgesehenen Öffnungen einhebammisiert sind, kann das ganze Gebilde bis zur endgültigen Verschraubung mehr als labil genannt werden. Irgendwann hatte ich es geschafft, alle Teile mit je einem Finger festzuhalten. Als ich den Klodeckel in die beiden Bohrungen einbringen wollte, machte es genau über der Schüssel Plumps. Plumps? Plumps! Ein Geräusch, halb metallisch, aber durchaus so zu identifizieren, daß ein kleines, aber doch schweres Teil in eine Flüssigkeit gefallen sein mußte. Richtig, ein paar kleine Blasen markierten die Eintrittstelle auf der Oberfläche des Wasserspiegels. Es war die Kontermutter der Distanzscheibe auf dem Abstandhalter Bl - das Teil, das nach der Festverankerung der Gesamtkonstruktion der Sitzauflage die nötige Stabilität verleihen sollte. Ich schrie nach meiner Frau, die aus der Küche zurückrief: »Wenn ich dauernd dabei sein muß, hätte ich es doch gleich selbst machen können.« Nachdem ich ihr die Dringlichkeit der Situation plausibel machen konnte, kam sie, die Hände voller Teig, und meinte: »Und jetzt?« Ich schlug vor, einen neuen Klodeckel zu kaufen.
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»Was, nochmal sechzig Mark? Na, das merke ich mir aber, wenn es wieder um andere Dinge geht. Hol das Teil doch raus!« So entschwand sie wieder in die Küche und ließ mich allein mit meiner verlorenen Kontermutter. Zuerst holte ich ein paar Stäbe und versuchte eine Rettungsaktion aus der Distanz. Ohne Erfolg. Ich probierte es mit einem Draht, mit einem Schöpfer und dachte sogar kurz über den Einsatz meiner Angelgarnitur nach. Zu guter Letzt blieb mir nur der Weg über den Direktgriff ins nasse Element. Also, ich wieder Aidshandschuhe, Gartenhandschuhe, Arbeitshandschuhe, darüber zwei Plastikbeutel und griff gaaaanz vorsichtig in die Flüssigkeit. Das Kinn war nur ca. 10 mm von der Kante des ungedeckelten Klos entfernt, so mußte ich einerseits aufpassen, daß ich nicht aus Versehen ins Porzellan biß und andererseits konzentrierte ich mich auf das durch die vielen Schichten stark gedämpfte Tastgefühl. Da, endlich spürte ich inmitten des Aqua-Kloaca einen Gegenstand. Leider rutschte er nach der Berührung um weitere wichtige Zentimeter in die Tiefe. Ich gab meinen Fingern den Befehl zu folgen, und wie ich endlich die Klodeckelkomponente erreichte und nach oben ziehen wollte, überwand der unappetitliche Wasserrand die Plastikbeutelbarriere, die sich sofort mit der Flüssigkeit füllte. Ich zog blitzschnell die Hand (mit der Mutter!) zurück und goß damit den Inhalt der Tüten über meine Hose. Was für eine Sauerei! Als mein Schrei meine Frau erreichte, dachte sie sofort an einen Notfall - und sie hatte damit nicht unrecht. Es war einfach ekelhaft. Der Boden klatschnaß, ich stand mit meinen Gesundheitssandalen und feuchten Hosen inmitten des Eau de Toilette. Genau dieses Gefühl des Abscheus hatte ich jetzt wieder, als ich feststellte, was für eine Sau ich bis zu diesem Tag gewesen war.
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Ugnduvgtmgppvpku Natürlich, ist doch alles gar nicht so schlimm. Ich höre sie jetzt schon, die Verräter aus den eigenen Reihen, die Hand zum Dolchstoß erhoben, verblendet durch öffentliche Aufrufe, zukünftig statt Kaffee morgens eine Tasse Urin zu trinken. Da machen doch kleine Spritzer auf der Zahnbürste den Kohl auch nicht mehr fett. Hier erkennt der Leser leicht die Zusammenhänge einer unfreien Presse- und Literaturlandschaft. Denn eine Untersuchung der kleinen Tröpfchen brachte überraschende Ergebnisse. Urin ist ein flüssiges Ausscheidungsprodukt der Nieren. Er besteht aus Wasser, Salzen und Abfallprodukten des Körpers. Über die Harnblase wird ca. 0,3 - 0,4 l dieses Stoffes angesammelt und dann über den Harnweg ausgeschieden. Vergiftungen werden ausgeschwemmt, zuviel Salz und sonstiges schädliches Zeug wird abgesondert. Sicher, eine äußerliche Anwendung von sterilem Harnstoff auf Wunden hat in schweren Zeiten teilweise antiseptische Medikamente ersetzt. Aber Trinken - oder auch nur Spritzer auf der Zahnbürste...? Wieviele Liter hatte ich bereits in meinem Leben neben das Porzellan gesetzt? Ich rechnete sofort. Bei einer Spritzquote von nur 5 ml pro Stehpiss, gießt ein Mann im Jahr fast 10 Liter Körpersaft neben die Schüsseln dieser Welt. Es addiert sich auf 700 Liter stinkenden Urins bei einer Durchschnittslebenszeit von 70 Jahren. 200 Millionen Liter Pipi werden in Deutschland Jahr für Jahr auf diese schreckliche Weise entsorgt. Und ich war dabei. Ich war ein Täter! Ja, ich bereute mein Stehpinkeln über all die Jahre!
nes Wesen kann noch nicht die Erbärmlichkeit des Vaters erahnen, der die Bodenkacheln kurz davor verpinkelt hat. Ich denke daran, wie ich barfuß aufs Klo gegangen bin - und mit diesen Füßen bin ich unter meine Bettdecke zurückgekehrt. Mir schaudert, allein der Gedanke an die in die Toilettenatmosphäre abgegeben Feinsttröpfchen, die in der Thermik der Zentralheizung nach einem langen Weg irgendwo eine neue Heimat fanden. Besonders unappetitlich ist der Gedanke an eine Frotteeumrandung rund um die Kloschüssel. Gut, man sieht dann die Spritzer nicht - aber überlegen Sie mal, wieviele Millionen Tröpfchen Platz gefunden haben! Und dann noch die Kleidung. Jeder, der in kurzen Hosen aufrecht pinkelt, spürt das Auftreffen der feinen Tropfen, und wenn Sie eine ungeschickte Farbe für eine lange Hose wählen, ist das Ergebnis oft auch für Außenstehende sichtbar. Natürlich nur für den engen Kreis der Wissenden - aber er vergrößert sich mit Garantie nach diesem Buch. Ich persönlich dachte an all die Dinge mit einem Schlag. So faßte ich einen Entschluß: Ich werde zukünftig nur noch im Sitzen meine flüssigen Abwässer ausscheiden! Nie wieder werde ich mich zum Steher zurückentwickeln, ich habe mich emanzipiert. Sitzen ist Macht. Keine Urinspritzer mehr! Ich bin bekehrt! Ich bin geheilt! Feierlich sprach ich zu mir selbst: »In unserm Klo gibt es nur noch Wasser und CD!«
Ein schreckliches Bild stand vor meinen Augen: Meine kleine Tochter krabbelt in die Klo/Badezimmerkombination, Ihr Schnulli fällt ihr vor lauter Anstrengung aus dem Mund - und raten Sie mal, wo er hinfällt? Eben, auf einen dieser eingetrockneten Spritzer! Sie nimmt ihn, kindlich arglos, wieder in den Mund! Ihr unverdorbe-
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Uejygtg"\gkvgp Ich kenne Menschen, die sich das Rauchen abgewöhnt haben. Und ich habe mir das Stehpinkeln abgewöhnt. Das erste Mal war komisch. Sich bewußt zu setzen - ohne die innerliche Ankündigung, daß mehr kommt. Also, ich rein ins Klo, sofort hingesetzt in Erwartung der flüssigen Dinge, die da kommen sollten. Und es geschah nichts. Ich war wie blockiert. Ehrlich. Ich wieder runter vom Klo, Hose hoch, und raus. Kaum draußen, stellte ich fest, der innerliche Füllstandszeiger hatte bereits die rote Marke überschritten. Gut, irgendwann wird es schon klappen - vielleicht muß man einfach mehr pressen. Tür zu, Konzentration - wieder nichts. Inzwischen fragte meine Frau an der Toilettentür, ob alles in Ordnung sei. Von meinem Entschluß und meinen Überlegungen hatte ich niemandem etwas erzählt. Sie kennen das - wenn eine so wichtige Aktion zu groß angekündigt wird, klappt gar nichts. Jetzt klappte ebenfalls nichts. Hose wieder hoch, der Schwimmerschalter zwischen meinen beiden Beckenknochen ging langsam auf das Signal zur Notentleerung über. Die Versuchung, das alte System wieder anzuwenden war da. Schon wollte ich - nein, es ist wie bei einem Alkoholiker, eine Schnapspraline reicht aus, um die Sucht wieder so intensiv zu spüren wie zuvor. Diese Blöße wollte ich mir nicht geben, nicht vor mir und nicht vor meinen Angehörigen - obwohl sie ja gar nicht wußten, welche lebensentscheidenden Gedanken gerade durch meinen Kopf gingen. Aber die überschüssige Flüssigkeit mußte raus, schweren Herzens rannte ich zum Auto, fuhr ein Stück aus dem Ort und erreichte mit letzter Kraft einen rettenden Baum. Wie ein Hund, schoss es mir durch den Kopf, wie ein Hund... Mein Problem war nur temporär gelöst. Ich wußte, nach einer Zeitspanne, die ich selbst wenig beeinflussen konnte, würde ich wieder genauso dastehen - oder besser gesagt - sitzen. Natürlich schränkte
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ich sofort meine Flüssigkeitszufuhr bis auf einen Notbetrieb ein. Kaffee, Bier, Tee, alles Sachen die besonders wasseranregend schienen, wurden gestrichen. Natürlich werden Sie jetzt einwenden, jeder Mann sitzt doch. Denn die festen unverdaulichen Bestandteile müssen auch von Männern im Sitzen ausgeschieden werden. Ja, ja, ich weiß, daß in südlichen und orientalischen Ländern auch sitzfreie Lösungen angeboten werden. So hat sich in Frankreich die berühmte »Toilette d'Acrobatic« allen mediterranen Campingplatzbesuchern ins Gedächtnis geschrieben. Ungeübte Mittel- und Nordeuropäer trauen sich in die Einrichtungen entweder nur mit Gummistiefeln oder mit Badepantoletten, die dann unter fließendem Wasser einer Tiefenreinigung unterzogen werden. Die Sagrotanische Verse, eine allergische Hautkrankheit der unteren Bewegungsapparate, hervorgerufen durch die Benutzung von Desinfektionsmitteln nach Toilettenbesuchen, ist auf mangelnde Übung auf diesem Gebiet zurückzuführen. Sie bemerken richtigerweise auch hier die Gefahren eines Stehfäkalismusses. Männer sind also auch gezwungen, sich hin und wieder zu setzen. Denn nur 0,2 % der männlichen Deutschen haben einen künstlichen Darmausgang, der sie von diesem Gang befreit. Diese schwere Sitzung wird in der Regel einmal täglich, meistens zwischen 6.30 und 9.00 Uhr, durchgeführt. Die flüssige Entsorgungspraxis dagegen wird im Durchschnitt je nach Stand der Prostata zwei- bis dreistündig vollzogen. Das bedeutet, daß mindestens drei oder vier Gänge pro Tag feststofffrei ausgeführt werden. Zu 95 % wird diese Tätigkeit vom Mann immer noch im Stehen ausgeführt. Nur 5% setzen sich beim Pinkeln auf die Schüssel. Gerade die reine Flüssigkeitsentsorgung schaffte ich nicht sitzend. Nein, wirklich, ich gab mir alle erdenkliche Mühe - aber ich bekam es nicht hin. Nur wenn sich die Überreste der ballaststoffreichen Ernährung anmeldeten, öffnete sich hockend auch mein Wasserrückhalteschließmuskel. Es war eine innerliche Blockade, mental, rein mental. Was war zu tun?
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Jedesmal in die freie Natur? Nun, das war es dann sicher auch nicht, zumal ich immer daran denken mußte, was ich tun sollte, wenn plötzlich, mitten in der Nacht... Ich wartete bis zum nächsten Harndrang. Diesmal versuchte ich es wie ein Skirennfahrer, der vorher gedanklich die Piste abfährt. Konzentration und Entspannung, jeden Schritt genau überlegen... aber Vorsicht! Nicht im Stehen - und nicht zu intensiv. Hier besteht die Gefahr, daß die Vorbereitung schnell zur ungewollten, schlecht kontrollierbaren spontanen Ausführung kommt - vor allem dann, wenn der Bedarf an Entsorgung übermäßig groß ist und der Übungsteilnehmer noch steht. Fast wäre die Sache im wahrsten Sinn des Wortes in die Hose gegangen - ein rettender Sprint auf den Porzellanstuhl - und vorbei, nichts ging mehr. Also, die gleiche Prozedur wie vor drei Stunden. Ich wieder rein ins Fahrzeug, einen Baum am Ortsrand ausgesucht und los. Zum Glück war es inzwischen dunkel geworden, ich konnte davon ausgehen, daß mich niemand beobachtete. Gegen 23 Uhr ging ich schlafen. Meine zu einem Viertel gefüllte Blase machte zwar darauf aufmerksam, daß gesunder Schlaf nur dann garantiert ist, wenn keine im Körper befindlichen flüssigen Abfallstoffe diese Anzeige im Kleinhirn betätigen - aber jetzt nochmal an den Ortsrand? Nein, danke. Und morgen früh, so hoffte ich, wäre sicher das Abendessen verdaut, so daß ich der Sitzung gefahrlos entgegensehen konnte. Am nächsten Morgen wachte ich wesentlich früher auf als sonst, und als ich von meiner Flüssigdüngeraktion von der gemeindeeigenen Obstbaumplantage zurückkam, das Abendessen war anscheinend noch nicht so weit gediehen, erzählte ich meiner Familie, daß Joggen Geist und Seele erneuert. Meine Frau lächelte. Die Fahrt ins Büro dauerte ungefähr zwanzig Minuten. Da gab es eine Einrichtung, die ich nie zuvor so zu schätzen gelernt hatte. Zwar hatten wir auf dem Stockwerk der leitenden Angestellten eigene Toiletteneinrichtungen, aber eben nur die ganz normalen Sitzklos. Sicher, früher hätte ich keinen Gedanken daran verschwendet, meine Tröpfchen zu verteilen, aber seit gestern war ja alles anders. Deswegen übte ich Solidarität mit der restlichen Belegschaft und suchte das Pissoir neben dem Großraumbüro auf. 22
Endlich konnte ich wieder normal trinken, meine Nieren atmeten förmlich durch, als die erste Flasche Mineralwasser in der körpereigenen Reinigungsanstalt eintraf. Ich rechnete. Es dauert ungefähr 2,5 Stunden, bis die Flüssigkeit im Körper verarbeitet ist. Wenn ich also gegen 18 Uhr das Büro verlasse, dann darf die letzte Betankung gegen 15.30 Uhr erfolgen. So mogelte ich mich durch die Woche - tagsüber Büro, abends meine mir immer mehr ans Herz wachsende Obstbaumplantage.
Fcu"Iguvåpfpku Meine Frau wunderte sich zwar, daß ich auf ein gutes Bier am Abend verzichtete, noch mehr, daß ich eigentlich allem entsagte, was zwischen Eheleuten durchgeführt werden darf. Wir hatten bis jetzt immer ein interessantes, entspanntes und gefühlvolles Sexualleben, Pausen der Enthaltsamkeit waren nicht so unser Fall. Meine morgendlichen Dauerläufe und meine abendlichen Spazierfahrten taten ein Übriges: Es entstand bei meiner treuen Gefährtin ein furchtbarer Verdacht. Gut, alles wies darauf hin. In jeder Frauenzeitschrift ist es nachlesbar. Die Anzeichen, wenn ein Mann eine außereheliche Beziehung pflegt: Desinteresse im heimischen Bett, Gesundheitswahn, veränderte Gewohnheiten - meiner Frau war klar: Ich habe eine Freundin. Als ich dann zu einem seit langem angekündigten geschäftlichen Kurzbesuch nach Paris aufbrechen wollte, stellte sie mich zur Rede: »Wer ist es?« Zuerst konnte ich der Frage nicht folgen. Ich war (und bin es heute noch) sehr glücklich verheiratet. Meine Frau bedeutet mir alles. Deswegen fiel ich aus allen Wolken, als sie mir sagte, wie sie mich beobachtet hätte, ob ich wirklich so naiv sei, daß eine Frau nicht merke, wenn sie betrogen wird. »Ist es deine neue Sekretärin?« Ich war total von der Rolle. Die Person, die seit eineinhalb Jahrzehnten mir das Liebste war, stand da und gab mir unmißverständlich die rote Karte. Noch schlimmer wurde es, als ich versuchte, mit Ausreden die Diskussion zu entkrampfen. Nein, das ist nicht so, ich habe keine Freundin, wie kommst du nur darauf, es ist alles ganz harm (harn?) los. Bevor meine Frau den Koffer holen wollte, schrie ich: »Gut, gebe mir drei Minuten, dann gebe ich alles zu.« Das wirkte. Ein gutes Mittel übrigens für derartige Gespräche, die Androhung eines Geständnisses. Noch hatte ich es nicht richtig ausgesprochen, da überlegte ich mir, wie ich irgendwie aus dieser Situation herauskommen könnte, ohne zuzugeben, was wirklich in mir vorging. Aber ich bin ein schlechter, un-
trainierter Lügner und deswegen versuchte ich es einfach mit der Wahrheit. Mißtrauisch hörte mir meine Liebste zu. Ich schilderte ihr meine Erfahrungen während meiner Toilettenputzpremiere, meine Gedanken zu diesem Thema und meine Probleme in der Umsetzung. Skeptisch zuerst, aber mit der Zeit erkannte sie immer mehr den Wahrheitsgehalt meiner Worte. Ich glaube nicht, daß ihr Verdacht vollkommen beseitigt war - zumindest ließ sie aber die Koffer dort, wo sie waren. »Jetzt weißt du alles.« So beendete ich mein Geständnis. »Und nun?« Ich glaube, Frauen wissen nicht, was in diesem Fall in einer Männerseele vor sich geht. Hier sind die beiden Psychen einfach zu unterschiedlich. Es bedeutet einer Frau nichts, in Sitzstellung ihr Wasser zu lassen. Es sind die Männer, die hier noch viel lernen müssen. Zugegeben, ein Mann kann sich schlecht in die Psyche und Gedankenwelt einer Frau einfühlen, eines ist klar: Die weiblichen Mitglieder unserer Weltgesellschaft sind uns hier einen gewaltigen Schritt voraus. Wem fällt es schon leicht, sich so seinem intimen Sozialpartner zu offenbaren? Fast wäre ein Geständnis über eine Affäre (und kurz habe ich mir sogar überlegt, ob ich eine erfinden soll) einfacher gewesen als zuzugeben, wie sehr mich das Thema Pinkeln im Stehen betroffen gemacht hat. Ich sagte ihr alles. Wie es mich würgte, als ich unsere Hygienezelle sauber machte, wie ich mir schäbig vorkam, weil ich daran denken mußte, daß ich die Person, an der mir in diesem Leben am meisten liegt, zur Klofrau degradiert habe. Ich erzählte ihr über das Experiment auf unserem Dachboden und sogar über meine Entzugsprobleme. Sie sagte nichts - und lächelte nur. Ich schloß mein Outing mit dem flammenden Appell an eine nicht anwesende Menschenmenge, daß es Zeit sei, total umzudenken - wenn sich Männer wirklich emanzipieren wollten, denn dann wäre das Platznehmen ein wichtiger Schritt für die gesamte maskuline Menschheit.
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Und zu guter Letzt fügte ich hinzu, daß ich es selbst aber noch nicht so im Griff hätte, und deswegen eben auswärts die Reste der Getränkezunahme ausscheiden mußte. Immer noch lächelnd - mir kam es fast wie ein Grinsen vor - meinte sie, ob ich es nicht einmal mit einer Therapie versuchen wollte..
Uqnn"wpf"Jcdgp Rechnen Sie doch mal selbst. Wenn man pro Jahr für die großflächige Verteilung von Urintröpfchen in Toiletten nur drei Flaschen Reinigungsmittel und ein Reinigungsgerät einsetzt, dann stellt sich die Rechnung pro Jahr wie folgt dar:
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Vqqnu Reinigungsmittel Reinigungsgerät
DM 9.72"z"5"? FO"8.22"z"n
Gesamt:
DM 22,50 DM 6,00 FO"4:.82
Cpvgknkig"Mquvgp"h°t"Chvgt/Engcp/Wvknkvkgu Seife Ant. Nagellack Handcreme
DM 8,50 DM 5,00 DM 4,00
Gesamt:
FO"39.72
Ugmwpfåt/Okvvgn Warmwasserenergieaufwand Ant. Fahrkosten für Einkauf Beruhigungsmittel, bzw. div. Ersatzstoffe, wenn Sie sich über das verpinkelte Klo ärgern, Spirituosen, Schokolade, sonstige Mittel Gesamt
DM 9,00 DM 3,50
DM 12,60 DM 9,00 DM 22,60 FO"67.92
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Oåppgt"wpf"kjtg"Mnqu
Hqnigmquvgp
Eingesparte Seife, wenn Mann »ihn« nicht mehr in die Hand nehmen muß, eingesparte Seife, wenn DM 22,50 man einem Mann die Hand gegeben hat, von dem man ausgehen mußte, daß er »ihn« gerade in der Hand gehabt hat und sich nicht dieselbe gewaschen hat. Gesamt: Gpfdgvtci<
DM 12,60 FO"""57.32
FO"348.;2 Dgk"ec0"82"Okq0"Jcwujcnvgp"kp"Yguvgwtqrc"ocejv fcu"hcuv"9"Oknnkctfgp"FO# Zählen wir jetzt noch die Arbeitszeit hinzu, bei einem Stundensatz von niedrig angesetzt DM 20,00, bei einem Aufwand von 10 Stunden/Jahr, dann kommen wir nur für den Arbeitsaufwand auf 12 Milliarden DM pro Jahr. Was für eine Zahl! Zusammen macht das fast 19 Milliarden DM verschwendetes Bruttosozialprodukt - nur weil es die Männer nicht schaffen, sich zu setzen! Allein die Milliarden für Putzmittel zeigen, um welchen Markt es sich handelt. Für das Kartell um Meister Propper & Co. lohnt es sich also alles erdenkliche zu tun, um die Männer in ihrer stehenden Position zu belassen. Die Folgekosten wie Umweltverschmutzung durch erhöhten Energieverbrauch, Zerstörung der Ozonschicht, weil die Putzmittel verschiedene Atmosphärekiller enthalten, sowie die Rehakosten für Hauterkrankungen sind hier nicht einmal eingerechnet.
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Es wäre ja möglich, daß die Männer die Toilette generell selbst reinigen. Für viele ein revolutionärer Gedanke. Denn was tun meine Geschlechtsgenossen heute nicht schon alles und das mit einem großen Selbstverständnis? Wir haben es gelernt, unsere Schuhe selbst zu binden. Wir wissen, wie eine Raviolidose geöffnet wird. Wir haben keinerlei Probleme mit Gesichtsmasken. Den Anschaltknopf für einen Staubsauger können wir klar und deutlich identifizieren. Ist das nichts? Ich kenne Männer, die haben bereits mehrfach den Küchenherd sauber gemacht. Als die Ehe auseinanderging, besuchten sie eine Woche lang die Hauswirtschaftsschule - und wenn heute ihre Mütter mehr als sechs Wochen krank oder im Urlaub sind, können sie vollkommen selbständig die Kochstelle reinigen. Das ist doch eine gigantische Leistung, oder? Freiwillig, ohne staatliche Förderung bringen sich heute viele Männer positiv in die Gesellschaft ein. Aber es fehlt noch viel. Kein Lehrer zeigt seinen Schülern den echten Gebrauch einer Toilette. Ein Skandal! Das Sitzpinkeln muß in der Schule zum Pflichtfach werden. Unsere Jungen brauchen diese Ausbildung. Wie sagten schon unsere Väter der Demokratie: Wes Bier ich trink, des Klo ich sitz. Der Gemeinschaftskundeunterricht benötigt neue Impulse. Aber das alles hätte doch schon längst geschehen können!
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Fcu"Mqornqvv Es liegt auch hier an einer gnadenlosen Infiltration der Chemiegiganten. Jeder Impuls für mehr wasserlassende Gleichberechtigung wird von den Lobbyisten der Reinigungsmittelkonzerne im Keim erstickt. Dies kann bewiesen werden. Hier ein paar Fakten. Sicher haben Sie bereits von den einen oder anderen Vorgängen aus den Medien erfahren. Der Einfluß der Wirtschaft geht so weit, daß gute Ansätze in Sachsen-Anhalt bereits in Vorwendezeiten durch Interventionen der Chemieindustrie verhindert wurden. Ja, Fachleute gehen davon aus, daß die Wende in Deutschland und vielleicht sogar im gesamten Ostblock - ein Ergebnis von geschickt eingefädelten Machenschaften der Reinigungsmittelindustrie war. Denn es gab Planungen, die geringen Ressourcen der Commecon-lndustrie zu schonen, indem Toiletten nur noch in einer Höhe von 1,55 m gebaut werden durften. Damit wäre jeder Mann gezwungen gewesen, sitzenderweise die Dinge abzuführen, die ihn zum Gang an diesen Ort gezwungen haben. Gorbatschow griff dieses Thema auf und wollte ein Pflichtsitzen im gesamten Warschauer Pakt einführen. Mußte er deshalb gehen? Watergate. Ein Begriff für das Abtreten eines abgehalfterten Politikers. So kommt es bei uns an. Wurde die amerikanische Öffentlichkeit gezielt falsch unterrichtet, lag es daran, daß Nixon im Falle eines Wahlsieges und einer wiederholten Präsidentschaft ein Gesetz zur Einsparung von Putzmitteln verabschieden wollte? Allein das Wort »Water-Gate« könnte da ein wichtiger Hinweis sein. Oder fürchteten sich die Chemiegiganten davor, daß zusätzlich zu den atomaren Abrüstungsvereinbarungen ein bilaterales Memorandum für eine allgemeine Männersitzpflicht verabschiedet hätte werden können? Eingeweihte und gut unterrichtete Kreise glauben sogar den Grund hierfür zu kennen. Sitzendes Pinkeln hemmt den Aggressionstrieb des Mannes - der kalte Krieg wäre wahrscheinlich viel früher beendet gewesen. 30
Dies beweist auch eine geheime Untersuchung des Instituts für angewandte Urinalforschung (IfaU). Darin wird dargelegt, daß die Rüstungsindustrie gemeinsam mit den Putzmittelherstellern den Abschuß von Nixon herbeigeführt hat.
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Eine ganze Welt als Geisel. Es wird Zeit für eine Revolution! Männer aller Länder vereinigt euch! Zeigt den Mächtigen dieser Welt neben einer kalten Schulter auch noch einen nackten Hintern - und setzt euch beim Pinkeln auf die Toilette! Es gibt keine Alternative. Das Überleben der Menschheit hängt von der persönlichen Bereitschaft jedes Einzelnen ab. Frage nicht, was die Gesellschaft für dich tun kann - tue etwas für die Gesellschaft und setz dich! Denn gemeinsam sind wir stark! Singt das Lied der internationalen Bewegung der Pissitter: Völker höret die Signale, sitzend auf der Urinale. Eine Welt wird neu und frei, jeder Mann ist mit dabei! Ich sehe schon als Vision, wie von der Knechtschaft des Stehpinkelns befreite Männer in gemeinsamen Pinkelhäusern, einer Stätte der Begegnung und Kultur, zusammensitzen. Hier werden politische Entscheidungen getroffen, die Welt wird gelenkt von Persönlichkeiten, die es geschafft haben, in sich selbst eine Revolution durchzuführen. Was für eine Zeit. Und wir dürfen mit dabei sein. "
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Dem Rat meiner Frau nachgebend, dachte ich immer positiver über eine Hilfe von außerhalb. Mein Zustand wurde aber auch immer unerträglicher. Ich trank daheim fast nichts mehr, die Wochenenden wurden zur Tortur, und jeder Rückfall in eine aufrechte Pinkulative brachte mich dazu, einen externen Berater aufzusuchen. Das Gefühl des Versagens ist kaum zu beschreiben. Jedesmal, wenn ich mich selbst dabei erwischte, wieder einmal aufrecht im eigenen Klo zu stehen, fühlte ich mich so unendlich schlecht. Danach kompensierte ich mein Gewissen, indem ich die Toilette, das Bad und die angrenzenden Räume klinisch sauber putzte. Hautausschläge von immer aggressiveren Reinigungmitteln waren nur eine periphere Folge. Allerdings, sicher bin ich mir da auch nicht, ob der Hautausschlag vielleicht sogar psychosomatisch bedingt war. Tatsache war jedoch, daß bei mir nichts mehr richtig lief. Meine Aktivitäten im Ehebett waren schon lange auf den Nullpunkt gesunken. Allein schon der Gedanke an eine Tätigkeit, die mit meinem speziellen Körperteil zu tun hatte, erzeugte mir Panik - tödlich für eine zärtliche Zweierbeziehung. Mir ging es nicht gut. Ich fühlte mich hundeelend. Wen wundert's, wenn ich morgens schon früh meine wichtigen Gänge in der freien Natur erledigte, traf ich ja alle mir inzwischen persönlich bekannten Vierbeiner - entweder mit Herrchen/Frauchen oder ohne. Es half einfach nichts, entweder ich würde Zeit meines Lebens einen Baum in unserer Nachbarschaft hundegleich benutzen - oder andere Dinge mußten sich verändern.
Ukv|wpi"dgk"Ft0"Lcmqd Dr. Jakob wurde mir als der Beste für Sondersituationen empfohlen. Ich hätte jeden Preis bezahlt - obwohl ich von einer Heilung meiner geschlagenen Seele nicht so ganz überzeugt war. Meine Frau war so nett, mich dort anzumelden. Sie gab als Grund meines Kommens eine typische Manneskrise an. Um eine Therapie auszuarbeiten, so sagte mir meine Frau, würde die erste Sitzung mit einem leichten Gespräch beginnen. Ich brauchte mich also nicht zu fürchten. Gespannt betrat ich die Praxis. »Guten Tag, ich war für heute angemeldet bei Dr. Jakob.« Die Vorzimmerdame musterte mich diagnostisch. »Ah, ja, stimmt. Moment, Dr. Jakob kommt gleich.« Drei Minuten vergingen, Dr. Jakob betrat den Empfang. So hatte ich mir immer einen Therapeuten vorgestellt. Eine große, etwa 45 Jahre alte Person kam auf mich zu. Er blickte über seine fast unsichtbare Brille, als ob er mir sofort sagen wollte, was in meinem Leben auf der Stelle geändert werden müßte. »Schön, daß Sie da sind«, sagte er. »Ihre Frau hat mir am Telefon mitgeteilt, daß es gut sei, wenn wir miteinander ins Gespräch kommen.« Aha, anscheinend gibt es Worte, die bei Todesstrafe in dieser Praxis nie ausgesprochen werden dürfen. Dazu gehören Worte wie Therapie, Behandlung, Probleme. »Ja, äh, ich, äh, eigentlich ist es gar nicht so schlimm - ich äh...« Was sagt man so als erstes? Sollte ich ihm sagen, daß es mir nicht gelingt, im Sitzen mein Wasser abzugeben? Würde der hochbezahlte Spezialist nicht vor Lachen vom Sofa seines grünen Zimmers kippen? Auf der anderen Seite kam natürlich wieder mein Geiz an die Oberfläche. Bei einem Stundensatz von 280 Mark kostete mich jede Minute fast fünf Mark. Zeit ist Geld, dachte ich und sagte: »Ich kann nicht im Sitzen pinkeln!« "
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Jetzt war es heraus. Endlich. Nach dem Gespräch mit meiner Frau sprach ich es zum ersten Mal laut und deutlich aus. Irgendwie fühlte ich mich jetzt schon viel besser. Dr. Jakob schaute mich fragend an. »Ah ja,« meinte er. Noch hatte er anscheinend nicht erfaßt, welche tieferen Gedankenwelten sich dahinter verbargen. »Gibt es einen besonderen Grund, warum Sie, äh, immer im Sitzen...?« Die Situation schien ihm nicht so zu gefallen. »Sie könnten doch wie alle anderen Männer auch, im Stehen und, na ja, also ich zum Beispiel, äh...« Ein Stehpinkler! Ich hatte es befürchtet. Meine Frau meldete mich bei einem Stehpinkler an! Es war mir sofort klar, daß es ihm unmöglich war, meine Situation zu verstehen. Zumindest weckte er meinen missionarischen Eifer, die gerechteste Sache der Welt zum ersten Mal einem Außenstehenden zu verkünden. Ich begann bei der Verschwörung der Chemiegiganten, erzählte ihm über die wahre Emanzipation des Mannes und endete mit meinen ganz persönlichen Erfahrungen und Experimenten. Schließlich gab ich etwas kleinlaut zu, wie schwer es mir fiel, mich zum Sitzer zu transformieren. Dr. Jakob machte sich viele Notizen. Inzwischen waren 90 Minuten vergangen (DM 420!!). Nun begann er, Fragen zu stellen. Er wollte wissen, wie ich wohne, welchen Beruf ich ausübe, Familienstand, die allgemeinen Dinge eben. Nachdem ich alle Fragen schnell beantworten konnte, schien Dr. Jakob mit bedeutendem und ersten Gesicht sofort zur wichtigsten Frage zu kommen: »Können Sie wirklich beweisen, daß die Spritzer mehr als 3 m weit - zum Beispiel bis zu einer Zahnbürste - gelangen können?« Irgendwie schien mir der promovierte Psychologe und Allgemeinmediziner unsicher zu werden. Er erzählte mir, daß seine Haushaltshilfe das Bad immer tip top in Schuß halte. Seine Frau habe ein Lehramt an der Uni - und da läge es auf der Hand, daß externe Hilfe in Anspruch genommen werde. »Aber, daß sogar die Zahnbürste..« Ungläubig blickte er zu mir, immer noch über seine fast unsichtbaren gestellfreien Augengläser. Nach
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kurzen Augenblicken des Nachdenkens kehrte der alte Therapeutengeist wieder zu ihm zurück. »Wir müssen darüber reden, was Sie empfinden, wenn Sie auf der Toilette sitzen. Sprechen wir doch einmal über die Gefühle, die Sie dabei bewegen.« Aha, endlich, dachte ich, jetzt geht wieder etwas, hat ja lange genug gedauert, für mein Geld. Er fragte mich nach meiner Kindheit, nach der Beziehung zu meiner Mutter, über frühe, längst zurückliegende sexuelle Erfahrungen und ich erzählte ihm alles. Irgendwann, ich hatte aufgehört auf die Uhr zu sehen, stellte er mir die Frage: »Könnten wir das Experiment mit der Kindergießkanne und dem gefärbten Wasser wiederholen? Es interessiert mich sehr.« Fast schien es mir, als ob ihm diese Frage wichtiger wäre als meine Behandlung. Er versprach mir, die Zeit nicht zu berechnen - er wäre eher aus wissenschaftlichen Gründen daran interessiert. Auf meine Frage, was ich nun tun sollte, antwortete er ausweichend, daß das alles seine Zeit brauchte - aber, so meinte er, das wird schon, das wird schon. Als ich mich von ihm verabschiedete und meinen Mantel von der Gardarobe holte, ging ich zu dem kleinen Empfangsdesk, um mir einen neuen Termin geben zu lassen. Die Mitarbeiterin suchte nach meiner Akte. Das Therapiegespräch schien seine Spuren hinterlassen zu haben, denn einer dieser grellgelben Klebezettel war an der Sprechanlage angebracht. Darauf stand: Bitte neue Zahnbürste besorgen. Ich habe Dr. Jakob noch ein paar Mal aufgesucht. Der gewünschte Erfolg stellte sich nicht ein. Wir haben übrigens das Experiment mit meinem alten Waschbecken auf unserem Dachboden - diesmal mit blauer Farbe - gemeinsam wiederholt. Er war tief beeindruckt von der kinetischen Energiefreisetzung und machte sich dabei eifrig Notizen in ein kleines Heft mit Ledereinband. Immer wieder murmelte er: Das sind doch mehrere Meter. Und: Das trifft ja sogar mein Badetuch und meine Kämme. Als er den roten Spritzer auf Tante Gerdas Lampenschirm bemerkte, zog er 36
ein Maßband aus seiner Jackentasche und schrieb etwas blaß in sein Heft: Neue Munddusche! Der weitere Kontakt wurde dann von meiner Seite aus eingestellt, weil er diesen Test entgegen unseren Absprachen als Therapiestunde in Rechnung stellte.
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Eine Selbsterfahrungsgruppe hat schon vielen Menschen geholfen. Warum nicht auch mir - und wenn es das nicht geben sollte, dann muß so ein Teil eben ins Leben gerufen werden. Dadurch hatte ich die große Ehre, die Gruppe der Mensitter e.V. mit ins Leben zu rufen. Vielleicht haben Sie schon ein Seminar in der örtlichen Volkshochschule besucht. Oft werden unsere Kurse auch von der Gesellschaft für humanes Pinkeln angeboten. Bis dahin war es aber noch ein weiter Weg. Die ersten Kontakte fand ich durch eine Sendeanstalt. Es gibt eine tägliche Sendung, die sich »Um Antwort wird gebeten« nennt. Hier besteht die Möglichkeit, Dinge die man selbst nicht mehr so richtig braucht, wildfremden Leuten über die Anonymität des Radios anzubieten, die sie auch nicht so richtig benötigen. Irgendwann gehen die Sachen in einen Kreislauf, der letztendlich die Sendung am Leben hält. Eben aus dieser Sendung erhielt ich einen wichtigen Impuls. Ein Mann rief an und fragte, ob sich nicht andere Männer melden könnten, die sich gemeinsam über das Reinigen von privathäuslichen Hygieneeinrichtungen austauschen könnten. Ich war wie elektrisiert. Da war doch tatsächlich jemand, der so wie ich empfinden mußte. Nicht allein auf der Welt zu sein - es gibt da noch mehr Menschen, mir war sofort klar, daß diese Botschaft codiert war, um gezielt nach Leuten wie mir Ausschau zu halten. Welcher Mann will sich schon freiwillig mit anderen Männern über so ein Thema unterhalten. Gut, es gibt Personenkreise mit einem Faible für das Extreme - ich kenne da jemanden, der reinigt wirklich Toiletten freiwillig. Aber nur, wenn es ihm seine Freundin mit schwarzen Netzstrümpfen und hochhackigen Lederstiefeln im knallengen Gummioutfit befiehlt. Wenn das Vergnügen besonders groß sein soll, findet sie noch eine unreine Stelle, und er muß diese mit seiner Zu....nein, ich denke das geht entschieden zu weit. "
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Ich notierte mir die Telefonnummer und rief an. Wie ich später erfuhr, erhielt der Anfrager neben meinem Anruf noch 239 weitere Anfragen, unter den ernstgemeinten Reaktionen waren vier Männer und 178 Damen, die unbedingt wissen wollten, was einen Mann bewegt, diese Tätigkeit auszuführen. Der Rest waren Scherzanfragen oder Hörer, die sich die falsche Rufnummer gemerkt hatten. Nach mehreren Wahlversuchen, es war immer besetzt, nahm ich mir vor, es am nächsten Tag wieder zu versuchen. Am nächsten Tag, machte mich meine Mitarbeiterin auf einen Eintrag in meinem Kalender aufmerksam. »Hier steht Sitzklo GmbH, 10 Uhr und eine Telefonnummer, soll ich dort anrufen?« »Nein, danke,« sagte ich, »ich mach das selbst.« Beim ersten Wahlversuch kam ich durch. Ein Anrufbeantworter meldete sich: »Guten Tag, hier spricht ein Anrufbeantworter. Jawohl, ich putze mein Klo selbst, ja ich bin sonst ganz normal, nein, ich benötige keine Therapie. Welcher Mann ernsthaft mit mir reden will, soll bitte nach dem Signalton seine Telefonnummer hinterlassen - vielleicht rufe ich zurück.« Ich hinterließ meine Privatnummer und hoffte auf den Rückruf. Es geschah nichts. Mehr als drei Tage geschah überhaupt nichts. Dann, an einem Freitag gegen 19 Uhr - ich war gerade wieder auf meiner Baumwiese, nahm meine Frau den langerwarteten Anruf entgegen. Kaum daheim, rief sie mir entgegen: »Er hat zurückgerufen! Er hat eine neue geheime Nummer. Ich habe sie aufgeschrieben« Ich rief sofort an. Am anderen Ende meldete sich eine ruhige Männerstimme. »Schock, Uwe Schock, guten Tag«. »Äh, guten Tag, haben Sie sich in der Sendung gemeldet, äh, ich meine, waren Sie das mit der Toilette, wissen Sie, ich hätte da auch Interesse an einem Gespräch - und da dachte ich, äh, ich rufe mal...« »Wie war Ihr Name?« Ich weiß auch nicht, warum ich so aufgeregt war, daß ich entgegen meiner sonstigen Gewohnheit einfach meinen Namen vergessen hat39
te. Irgendwann legte sich die Nervosität, logisch, man ruft ja nicht jeden Tag wildfremde Menschen an, um einen Termin für ein Gespräch über Toilettenreinigungsfragen auszumachen. Vielleicht hätte ich den Beginn des Telefonates vorher trainieren sollen. Zielgerichtet, offene Fragen stellend. Schließlich klappte eine Terminvereinbarung, Herr Schock hatte bereits mit drei anderen gesprochen und ein Treffen zur gleichen Zeit arrangiert, das bedeutete, daß sich am Donnerstag der nächsten Woche fünf Menschen zu einem Austausch über Hygienefragen im weitesten Sinn treffen würden. Ich konnte den Termin kaum erwarten. Endlich kam der ersehnte Tag. Wir trafen uns im Wohnzimmer von Uwe Schock, einem pensionierten Lehrer mit bayrischem Akzent. Er war seit mehr als 20 Jahren geschieden und lebte seitdem allein in einer Drei-Zimmer-Wohnung am Rande unserer Kreisstadt. Ich war der erste, nach und nach trafen die weiteren Gesprächsinteressenten ein. Stefan Tischler, ein arbeitsloser evangelischer Theologe, ca. 30 Jahre alt, er lebte in einer Wohngemeinschaft, erschien mitsamt seinem Fahrrad, einer sündteuren Rennmaschine, die er unmöglich alleine im Hof des Wohnkomplexes stehenlassen wollte. Ungefähr eine Viertelstunde später kam Kjell Kleppa, ein hünenhafter Norweger, der hier Maschinenbau studierte, seine Frau kennenlernte und seitdem mit seinen beiden Kindern ganz in der Nähe unseres Ortes wohnte. Schließlich erschien etwas außer Atem Andreas Jakob. Als wir uns bekannt machten, fragte ich ihn, ob er einen Psychotherapeuten gleichen Namens kenne. Es war tatsächlich sein jüngerer Bruder, und später erfuhr ich von ihm, welche Folgen das therapeutische Gespräch nach sich gezogen hatte. Im Anschluß an den Test auf meinem Dachboden führte er eine Schreitherapie in Eigenregie durch. Fast eine Stunde brüllte er: Ich bin ein Mann! Ich bin ein Schwein! Ich bin ein Mann... Seine Frau, ebenfalls mit medizinischer Ausbildung konnte ihn nur mit der Injektion eines hochdosierten Tranquilizers beruhigen. Bald darauf zog Dr. Jakob nach Java und lebt mit seiner Frau dort zufrieden und glücklich. Er genießt einen hervorragenden Ruf als weißer Medizinmann auf mehr als 200 Inseln, ein Gebiet, das so groß ist wie Baden-Württemberg und Bayern zusammen. In der Eingeborenensprache heißt er »Sitting Doc«. "
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Andreas Jakob war ebenfalls verheiratet und lebte mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in einer Firmenwohnung eines größeren Bauunternehmens in der benachbarten Kreisgemeinde. Da saßen wir nun, und keiner wußte, womit er beginnen sollte. Der Theologe schlug etwas verlegen ein Kennenlernspiel vor - er hätte damit in der Jugendgruppe immer die besten Erfahrungen gemacht stieß damit aber auf wenig Interesse. Die Situation blieb gespannt aber ruhig. In diese Stille hinein sprach der Wohnungseigentümer: »Wir sind doch alle nur wegen einem Problem hier. Wir ertragen es nicht länger, daß unsere Toiletten verspritzt werden«. Keiner sagte etwas. Ich selbst dachte sogar, wenn ich jetzt atme, dann gebe ich zu, daß genau das mein Problem ist. Die Blicke auf den Boden gerichtet, wartete jeder darauf, daß der andere zu sprechen beginnt. Da, endlich, nach endlosen Minuten, sagte Andreas Jakob: »Und wenn es so ist, dann ist es doch gut, wenn wir darüber reden können, oder?« Als hätte die Verwandtschaft zu seinem Bruder abgefärbt. Aber wir gaben ihm innerlich recht. »Ja,« sagte ich, »es stimmt schon. Als ich zum ersten Mal die Toilette bei uns zu Hause putzte, faßte ich Entschlüsse, die mein Leben verändert haben.« »Ehrlich?« Stefan Tischler hörte mit offenem Mund zu. »Haben Sie etwa die gleiche Entscheidung gefaßt wie ich?« Andreas Jakob mischte sich ein. »Und die wäre?« Nach 10 Sekunden sagte der Wohnungseigentümer: »Nie wieder im Stehen zu pinkeln !« Stimmung kam auf. »Genau, wir haben uns emanzipiert,« fügte ich hinzu. »Mehr noch,« sagte der riesige Norweger, »wir haben die Spitze der männlichen Evolution erklommen. Wir sind nicht mehr Sklave unserer gestandenen Dominanz.« »Und, nicht zu vergessen,« hörte man eine Theologenstimme, »wir machen uns frei von der Bevormundung der Reinigungsmittelindustrie.« »Wer sitzt - spart Gift.« Der Versuch eines drittklassigen Reimes kam von mir - wurde aber in der allgemeinen Euphorie fast unter Beifall angenommen.
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Das Eis war gebrochen. Endlich, nach Wochen, konnte ich mich Menschen öffnen, die außerhalb meines kleinen Universums lebten. Hier wurde ich verstanden, hier hatte jeder das gleiche Problem. Ich erfuhr, daß es einige schon ganz gut im Griff hatten. Der Norweger pinkelte bereits in seinem Heimatland im Sitzen, anerkennend bemerkten wir, wie weit voraus uns auch in diesem Fall die Skandinavier waren. Stefan Tischler hatte erst einen Entschluß gefaßt, aber, wie er zugab, ihn noch nie umgesetzt. Uwe Schock war bereits ein erfahrener Hockpinkler, logisch, dem Alleinstehenden fallen die verteilten Tropfen besonders auf. Nur der Bruder meines Therapeuten sagte wenig. Er hatte sich vorgestellt, daß er Informationen erhalten würde, wie eine Toilette schneller sauber gemacht werden kann. Er wollte seiner Frau damit helfen und suchte jetzt allen Ernstes so einen Weg der Lösung. Im Laufe des Gesprächs wurde ihm klar, welchen abscheulichen Weg er gehen würde, wenn er hier auf der niedrigen Entwicklungsstufe des Mannes verharren würde. Er war dann auch der Erste, der nach reichlich Kaffee auf den Ort der Erkenntnis mußte. Fast weihevoll stellten wir uns vor die geschlossene Klotür und feuerten ihn an. Allen voraus natürlich Uwe Schock, logisch, es war ja auch seine Toilette. »Sie schaffen es!« »Jakob, Jakob, hock, hock, hock!« Der Reim kam wieder von mir, inzwischen schienen alle anzuerkennen, welche Fähigkeiten in mir schlummerten. Hinter der Klotür hörte man ein zaghaftes »Es kommt nichts.« Das führte nur dazu, ihn noch mehr anzufeuern. Drücke, drücke, es war ein Gejohle und Gekreische, ähnlich einer Boxkampf-Übertragung, bei der eine zuschauende Männergruppe die Akteure anfeuert Und endlich, wir hörten es alle, ein sanftes Geräusch, wie eine Quelle im Gebirge, etwas gurgelnd, nicht unangenehm, und ein erleichtertes Stöhnen. Er hatte es geschafft. Nein - wir hatten es geschafft! Als er die Naßzelle verließ, fielen wir uns gegenseitig in die Arme, ja ich möchte fast schwören, daß seine Augen ein bißchen feucht geworden waren. Vielleicht war es auch nur die Anstrengung - auf jeden Fall war es ein erhebender Moment. "
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Wir nahmen wieder Platz - der Damm zwischen uns war gebrochen. Hier entstand die Keimzelle einer neuen Männergeneration. Nachdem wir uns alle das Du anboten, zog der Norweger eine chinesische Zeitung aus seiner bastgefertigten Umwelthängetasche. Sie war englischsprachig - was uns sehr entgegenkam, da keiner von uns auch nur einen Hauch von Ahnung über die fernöstlichen Schriftzeichen hatte. Irgendwo, in der Mitte der Zeitung, er hatte es mit einem Marker grellgelb angestrichen, wurde von einem geheimen Männerbund berichtet. Kjell, (sprich Chiell) dessen Sprachkenntnisse von uns allen am besten waren, las übersetzend vor. »Geheimer Männerbund in Songg«. Eigentlich hieß es Chongg, aber trotz jahrelangem Aufenthalt in Deutschland waren ihm manche Zischlaute nach wie vor nicht so geläufig. Laut dem übersetzten Bericht gab es anscheinend im Südwesten von Taiwan eine Verbindung, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, die Entleerung der Blase als meditativen Mittelpunkt des Lebens zu erfassen. Die Zeitung sprach von einer Weiterentwicklung des Zen, auf der Basis des Fäkularurinismus der Schule der neunten Dynastie, was immer das auch heißen mochte. »Na und?« Diese Bemerkung unterbrach die nachdenkliche Stille. Unwissend umherblickend fügte Andreas hinzu: »Was hilft uns das?« Unser Theologe konnte soviel Unwissenheit nicht fassen. Es sei schon lange bekannt, daß die Entleerung von Blase und Darm eine besondere Anregung direkt in die Nervenenden des Kreativsektors im Großhirn bewirke. Hier gäbe es klare wissenschaftliche Aufsätze, er selbst habe sich da schon mehrfach mit verschiedenen Spezialisten auseinandergesetzt. Da schaltete sich Kjell ein. Natürlich. In Norwegen gab es bis ins hohe Mittelalter gemeinsame Toiletten. Ausgrabungen bestätigten, daß die finnische Sauna ihre Vorgänger in Gruppenklos hatte. Als man begann, in eiskalten Winternächten die Stätten der Kommunikation zu stark zu beheizen, entwickelte sich eine, zuerst den Männern vorbehaltene Gesundschwitzeinrichtung. »Diese alten Traditionen müssen nur neu belebt werden.« Stefan begeisterte sich an einer Vision, in der Männer gemeinsame Stuhlgänge zur Wiederfindung der eigenen Identität benutzen. »Und warum nur Männer?«
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Uwes Frage konnte spontan auch niemand beantworten. Aber eines war klar: Die Chance einer Eigenemanzipation durfte nicht durch die Verwässerung einer beidgeschlechtlichen Toilettenbenutzung vertan werden. Es wurde noch viel diskutiert und geredet. Als sich bei mir endlich der Blasenschließmuskel meldete, er war inzwischen schon so trainiert, daß mindestens das Doppelte des Inhaltes in die Blase hineinpaßte als noch Wochen zuvor, fühlte ich so etwas wie Lampenfieber. Ich wußte, daß ich mich auf meine neuen Freunde verlassen konnte - trotzdem, irgendwie war es komisch. Ein gewisser Erfolgsdruck entstand in mir - gepaart mit einem ganz anderen Druck blockierte er fast, gleichsam übertönend, die pinkulativ-kreativen Gedanken. Doch auch das Fassungsvermögen einer noch so konditionierten Urinzwischenlagerung war endlich - für mich gab es nur zwei Möglichkeiten: Entweder hier, in Gemeinschaft, sitzenderweise, oder nach einer blitzschnellen Verabschiedung in der freien Natur an einem x-beliebigen Baum. Noch versuchte ich die Entscheidung hinauszuzögern. Ich hatte mir im Laufe der Wochen verschiedene Techniken angeeignet. Ein Teil des Problemes war natürlich mental. Wer permanent nur an das eine denkt, hat bereits verloren, ehe der Kampf richtig aufgenommen wurde. Also kommt es darauf an, sich andere Dinge in seine Gedankenwelt zu rufen. So helfen zum Beispiel komplizierte Rechenaufgaben über besonders heikle Situationen hinweg. Erschwerend kommt hier leider hinzu, daß die Umgebung ungewollt daran Anteil nimmt. Nur ein ganz geübter Personenkreis - zu dem ich mich zum Glück inzwischen zählen konnte - schaffte es mit zusammengebissenen Zähnen, die Quadratwurzel aus 28561 zu ziehen, ohne daß Außenstehende in irgend einer Form etwas mitbekamen. Das dachte ich zumindest. »Fehlt dir etwas? Geht es dir nicht gut?« Uwe Schock riß mich aus meinen mathematischen Gedankenwelten. »Öh, nöh, alles klar, ich bin nur etwas müde. Es war einfach ein langer Tag. Vielleicht sollte ich sowieso besser gehen..« »Ist es soweit?« Stefans analytischem Verstand schien nichts zu entgehen. "
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»Äh, wieso, wie meinst du das?« »Na, du bist doch der einzige, der hier noch nicht - du weißt schon...« Stefan schien die Situation auszukosten. Aha, dachte ich, das ist also die Kehrseite einer verbindlichen Gemeinschaft dieser Art, Gruppenzwang, Kontrolle, eigentlich nicht der Weg, den ich mir vorstellte. »Mach schon, wir steh'n hinter dir! Du mußt es nur wollen. Dann geht das schon.« Die tiefe Baßstimme des Norwegers hatte etwas Überzeugendes. Gruppendynamische Effekte mit positiven Auswirkungen. Nicht aus Zwang - nein aus einer Verbundenheit zu den Freunden wollte und mußte ich es tun, bevor eine Diskussion über Vertrauen und Ehrlichkeit aufkommen konnte, bei der ich mich aus den bereits beschriebenen Gründen sowieso nicht mehr richtig beteiligen konnte. Also gut. Mit feuchten Achseln stand ich auf, stets darauf bedacht, nicht noch viel mehr naß werden zu lassen. Der Super-GAU stand unmittelbar bevor. Fünf Freunde auf dem Weg von der gemütlichen Sitzecke zur Toilette. Ein Weg wie auf das Schaffot. Vor der Tür wurde ich noch einmal mit ermunternden Worten verabschiedet. Ich wollte etwas passendes sagen, ein Zitat kam mir in den Sinn: Es ist nur ein kleiner Schritt für mich... Besser nicht, dachte ich. Wortlos betrat ich die Toilette. Stille. Nur in der absoluten Ruhe ist der Erfolg der Aktion bei Außenstehenden meßbar. Achtung... acht... sieben...sechs...fünf...vier...drei... Schließmuskeln öffnen...zwei...Druck erhöhen... eins... null: Go! Wie erwartet, es geschah nichts. Ich wiederholte den Vorgang. Diesmal begann ich mit dem SMÖB (Schließmuskelöffnungsbefehl) bereits bei fünf. Wieder kein Ergebnis. Ein erneuter Versuch, SMÖB bei acht, dann nochmal bei null. Es war zum Verzweifeln. Ermunternde Worte von Außen. Sie bekamen meine Schwierigkeiten natürlich voll mit. Ich machte den Fehler, den alle in dieser Situation begehen. Ich versuchte es mit Druck. Gngngngngng! 45
»Was ist los, Schwierigkeiten? Können wir helfen?« Ich konnte die Stimmen mit Ausnahme des Norwegers (Sswierigkeiten) nicht eindeutig identifizieren. Mir war das jetzt auch völlig egal - ich wollte den Erfolg - und ich wollte ihn jetzt. Die Druckerhöhung veränderte die Rottöne in meinem Gesicht. »Du schaffst es! Es ist eine Frage der Ehre!« Medizinisch gesehen, war die Erhöhung des Druckes so stark, daß eine Bruchgefahr unmittelbar bevorstand. Doch zum Glück entschied mein Körper vorsichtshalber notbremsenderweise, das Sicherheitsventil meines zweiten körpereigenen Unterleibsausganges zu öffnen. Im Zusammenwirken mit feststofflichen Ausscheidungen war nun die flüssige Entschlackung kein Problem mehr. Was für eine Wohltat - aber eben nur ein Phyrrus-Sieg. Gewonnen ja - aber nicht richtigDie Freunde gratulierten. Schulterklopfen, Anerkennung. Trotzdem wußte ich es besser. Es hatte wieder nicht geklappt. Die Enttäuschung versuchte ich mir nicht anmerken zu lassen. Deswegen, wiederholte ich noch einmal meine Müdigkeitsaussage und empfahl mich - nicht ohne einen neuen Termin auszumachen. Meine Frau hörte, wie ich das Fahrzeug in die Garage stellte. »Na, wie war's?« »Interessant« sagte ich. Und meine Frau wußte nun, daß sie mich alleine lassen mußte. Wortlos ging ich ins Wohnzimmer und schüttete meine Sorgen in ein paar Gläser von diesem verdammt guten knochentrockenen schwäbischen Rotwein... Ich fühlte mich schlecht. Und schuldig - wußte aber nicht genau warum. Wir trafen uns dann in unregelmäßigen Abständen. Man sollte in seiner Unerfahrenheit nicht den Anspruch erheben, einfach so eine Selbsterfahrungsgruppe zu gründen. Jeder von uns mußte auf seine Weise selbst den Weg zur konsequenten Sitzung finden. Das war schade, weil wir das Gemeinschaftsgefühl nicht intensiv genug erleben konnten. Gut ist es natürlich jetzt in der Beratungspraxis. Wir wissen, wie es ist, ein Stehpinkler zu sein. 46
Wir wissen, wie man sich dabei fühlt, welche Schuldkomplexe auf einem Menschen lasten. Jeder von uns hat es selbst erlebt, wenn nach einem Toilettenbesuch auf die Lackschuhspitzen geschaut wird - und sich die Menge wissend von einem aufrechten Urinator abwendet.
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Diese unsere Erfahrung geben wir im inzwischen im Interessenverband Mensitter International e.V. an Männer weiter, die ebenfalls an der wichtigsten Wende ihres Lebens stehen. Jeden Kurs bieten wir nur zum reinen Selbstkostenpreis an, gegen eine geringe Tagespauschale von DM 3.800 weisen wir gerne Männer in die Kunst der eigenen Veränderung ein. Kommunikationsseminare für Frauen bilden dazu aus, wie Partnerinnen eine dringend notwendige Wandlung an den Partner weitergeben - ohne daß Selbstzweifel, Depressionen oder wilde unkontrollierte Aggression eintritt. Leider sind die Kurse bis in KW 38 übernächstes Jahr ausgebucht. Vielleicht können Sie bis dahin mit einem unserer Lehrvideos vorlieb nehmen. Titel: Die Qualen des Strahles (DM 288,00 zzgl. Versand) Unser befreundetes Institut DESP (Der ehemalige Spritz-Pisser) International e. V. hat vielleicht noch Paarberatungstermine frei. Paare erhalten hier die Möglichkeit, unter Anleitung gemeinsam Wasser zu lassen. Eine schöne Übung, die das Zusammenleben wesentlich bereichert.
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Der Vergnügungsausschuß der örtlichen Feuerwehr stand wieder an. Natürlich wollten sie alle schon allein wegen des netten Abends Wochen zuvor die Sitzung wieder bei uns abhalten. Keinem der Teilnehmer war klar, welche Welten sich seitdem bei mir verändert hatten. Welcher dieser erbärmlichen Erdlinge konnte schon nachvollziehen, wenn sich ein Mensch vom normalen Dasein des Homo Saphiens zu einer neuen Spezies entwickelt. Diese Kleingeister des Vergnügungsausschusses waren ohne Ausnahme noch ganz normale Stehurinatoren, mit der naturbedingten Ausnahme der einzigen Dame, die aber auch diesmal nicht dabei sein konnte. Ich durfte nicht undankbar sein. War nicht dieser Herrenabend der Auslöser für meine menschliche Weiterentwicklung? Hat nicht letztlich dieser wichtige Abend meine männliche Totalemanzipation bewirkt? Auf der anderen Seite war mir natürlich klar, was da wieder auf unser Klo zukam. Mir graute vor diesen Harnsteinspritzern, und je mehr ich darüber nachdachte, desto weniger wollte ich den Zustand akzeptieren. Nein, nein, und nochmals nein, die Sauerei in unserem Klo - ich mußte immer an meine Zahnbürste denken - durfte nicht mehr vorkommen. Ich muß es hier nochmals wiederholen. Niemals darf ein Mensch in meinem Klo aus einer Höhe von ca. 120 cm auf den harten Stein des Porzellanbeckens herunterpinkeln und dabei seine Tröpfchen im ganzen Raum verteilen. Die Revolution läuft und darf vor allem in meinem Haus nicht unterbrochen werden. Aber wie sag ich's meinem Kinde? Ein Vortrag vor versammelter Mannschaft schien mir zwar am angebrachtesten - leider mußte ich dabei immer wieder an meine eigene Unvollkommenheit denken. Zuerst dachte ich an eine technische Lösung. »Wenn ich die Decke so abhängen würde, daß jeder Entsorgungsgang zwangsläufig zu einer Zwangssitzung würde...?« Meine Frau schaute mich vielsagend an und ging aus dem Zimmer. 49
Ich deutete es nicht als Zustimmung. Trotzdem halte ich diese Lösung nach wie vor als Übergangseinrichtung als sehr praktikabel. In unserem Gesprächskreis wurde inzwischen von ähnlichen Einrichtungen mit großem Erfolg gesprochen - allerdings sind Verletzungen nicht ganz auszuschließen, je nachdem, wo die Deckenabhängung angebracht ist. Eine weitere Idee wäre eine Fotozelle. Sobald das Klo betreten wird, beginnt ein Warnton, der erst dann wieder endet, wenn sich die betreffende Person aus dem überwachten Bereich entfernt hat. Das wäre dann nur sitzenderweise möglich. Ohne es mit meiner Frau abzusprechen, installierte ich diese technische Einrichtung. Inzwischen habe für diese Idee den goldenen Hocker, eine Auszeichnung der internationalen Vereinigung der vorbildlichen Toilettenbenutzer (IWT) Internatioal e. V. für besondere innovative Entwicklungen erhalten. Als nach der Endmontage meine Frau zum ersten Mal das bis dahin noch stille Örtchen aufsuchte - und plötzlich lautstark eine 105 Dezibel-Hupe auf die geforderte Hockstellung aufmerksam machte fand sie es, sagen wir mal, nicht so toll. Sie erschien ca. 1,2 Sekunden nach Auslösung des Tongenerators vor mir, leichenblaß und etwas zitternd, und sagte nach Atem ringend nur wenige Worte: »Das da - oder ich.« Nach reiflicher Überlegung entschloß ich mich, ein Schild an unserer Toilettentür anzubringen. Über den Inhalt machte ich mir lange Gedanken und entschied mich für folgende Aussage: JKPYGKU"\WT"VQKNGVVGPDGPWV\WPI
Jkgtokv"ocejgp"ykt"fctcwh"cwhogtmuco."fc©"fkgug"Vqkngvvg pwt"ukv|gpf"dgpwv|v"ygtfgp"fcth0"Dguwejgt"dkvvgp"ykt."fkgug Dgvtkgduqtfpwpi"gkp|wjcnvgp0"H°t"Htcigp"uvgjv"fgt Hconnkgpxqtuvcpf"|wt"Xgth°iwpi0 »Und welche Strafe hast du dir ausgedacht?« »Welche Strafe?« fragte ich meine Frau zurück. »Na ist doch logisch, ohne Strafandrohung beachtet das doch keiner.« »Was soll ich jetzt als Strafe androhen - es ist doch eher eine Bitte« »Na ja, so hast du es aber nicht formuliert.« "
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Vielleicht hatte meine über alles geliebte Gattin recht - trotzdem, ich ließ den Zettel an der Tür hängen. »Wie kontrolliert der Herr Großinquisitor die Einhaltung?« Es schien mir, als würde meine angetraute Hälfte die sehr ernst gemeinten Beweggründe überhaupt nicht für voll zu nehmen. »Und vor allem, wer kontrolliert die Kontrolleure?« Was soll man tun, wenn in der nächsten Umgebung ein Zentrum für angewandte Ignoranz und Destruktivität eröffnet hat? Ein alter Pädagogiklehrsatz lautet: Unerwünschtes Verhalten löscht man durch Nichtbeachten. Konsequent dran bleiben, nicht aufgeben, nichts anmerken lassen. Kolumbus wäre nie in Amerika gelandet, hätte er auf die Stimmen seiner Umgebung gehört. Oder Einstein. Können sie sich vorstellen, daß seine Frau nach der familieninternen Premiere seiner Relativitätstheorie sagte: »So, so, aber jetzt sollte relativ dringend der Rasen gemäht werden.« Na also! Jedenfalls hing das besagte Schild an der Klotür, und der langerwartete Besuch betrat unsere Wohnung. Die Besprechung begann mit einem Getränk - es wollte dann nicht alleine bleiben, und weitere Flüssigkeitsaufnahmen erfolgten in kurzen Abständen. Dann mußte der erste auf die Toilette. Als er zurückkam, grinste er. Nun ja, jeder hat so seine Macke, dachte ich. Der nächste Besucher suchte das Örtchen auf, kam zurück und wollte meine Frau sprechen. »Was willst du von meiner Frau?« »Nun, sie ist doch der Familienvorstand, ich hätte da ein paar Fragen an sie.« »Sehr witzig, wirklich sehr witzig, was habe ich wieder gelacht. Der Familienvorstand wird mindestens zu 50% immer noch von mir verkörpert. Also, was ist los?« »Woher habt ihr denn das tolle Schild?« »Welches Schild?« Die noch nicht Entleerten wußten natürlich nicht worum es ging. »Das am Klo, das müßt ihr unbedingt ansehen.« Zwei Personen standen sofort auf und wurden vom Wortführer zur Toilettentür gebracht.
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Gelächter. Ich saß da und wußte genau, daß jetzt wieder etwas verkehrt lief. Mittlerweile hatten alle das Schild gesehen. Die Vorbereitung zu dem Fest war nicht mehr das Thema, jetzt ging es nur noch um die Sitzordnung beim Pinkeln. »Ja, ja, macht nur eure Scherze,« sagte ich, »mir ist es sehr ernst.« Löwengleicher Mut stieg in mir hoch. »Ihr versaut also nach wie vor eure Klos daheim?« »Nö,« sagte einer, »wir gehen zum Nachbarn.« »Oder an einen Baum,« sagte ein anderer und wußte nicht, in welche Wunde er da gerade griff. »Bei uns soll es ja einen geben, der nur an die Bäume macht - der hat wahrscheinlich kein Klo daheim.« »Oder so ein Schild an der Tür.« Der Wortwechsel wurde immer wieder vom lauten Gewieher der dummschwätzenden Anwesenden unterbrochen. »Der macht das immer spätabends, meine Frau meint, das sei vielleicht ein Abartiger, der sich so auch den Kindern zeigen will.« »Dann würde er es doch nicht nachts machen - sondern tagsüber. Nachts sind ja kaum Leute unterwegs« »Ja, vor allen Dingen dort nicht. Mein Nachbar erzählte mir, daß es auf der Baumwiese wie auf einer Bahnhofstoilette riecht. Da will schon keiner mehr hin.« »Aber Hunde dürfen hinmachen, wo sie wollen, da sagt keiner was.« Der Abend sollte mir nicht kampflos aus den Händen gleiten. »Ich könnte euch da Rechnungen aufstellen, daß tonnenweise Hundekot in der Landschaft verteilt wird.« Irgendwie kam das nicht so ernsthaft heraus, wie ich es geplant hatte. »Ja, aber morgen wird zurückgeschissen!« Der Vergnügungsauschuß machte seinem Namen alle Ehre. Die Männer bogen sich vor Lachen. Kleingeister, bedauerliche Kleingeister. Es ist mir nach wie vor sehr fremd, wie sich ansonsten ganz normale Menschen derart verändern können. Es ging hier um eine Sache, die das Verständnis des modernen Mannseins gewaltig verändern könnte - und was passierte? Unqualifiziertes Scherzen.
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An diesem Abend ging wieder nichts. Auch heute würde die längst überfällige Planung der Familienwanderung unerledigt bleiben, das war mir sonnenklar. Ich hatte auch keine Lust mehr, auf diesem Niveau weiterzureden. Immer wieder brach diese übelste Stimmung auf, jedesmal wenn einer der Sitzungsteilnehmer die Toilette benutzte. »Kann ich eine Kopie haben?« fragte mich einer der Prustmeister. »Die zeige ich meiner Frau, damit sie sich endlich auch einmal hinsetzt.« Männer sind in Gruppen furchtbar, einfach furchtbar. »Ich lege mir jetzt ein Gebüsch im Garten an, dann spare ich jede Menge Wassergebühren - und dünge noch mein Grundstück.« Wieder kam einer zurück und kommentierte das Hinweisschild. »Wie der Perverse in der Baumwiese!« »Vielleicht will er nur Dünger sparen.« Die Gäste bogen sich vor Vergnügen - um nicht den geringsten Verdacht zu erwecken, lächelte ich mit. Irgendwann gegen später wurde unser Haus von der versammelten Dekadenz verlassen. Nicht ohne im Hof noch einige Sprüche über das Thema zu verlieren. Einer wollte sogar zu der Baumwiese fahren, um herauszufinden, wer da immer... Ich fühlte mich elend. Meine Frau stand im Türrahmen und sah mich an. Den größten Teil der Gespräche hatte sie mit angehört. Sie wußte um meine Ernsthaftigkeit. Auch wenn sie nicht alle meiner Ideen mittragen wollte, so glaube ich zumindest - dankte sie mir doch meine Sitzentscheidung. Denn es war eine große Erleichterung für sie, hoffte ich wenigstens.
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Überraschenderweise hatte mein Sohn die veränderte Toilettenhaltung sofort akzeptiert. Wir führten ein Gespräch, ich drohte ihm mit verschärftem Fernsehverbot für den Fall, daß ich auch nur einen Spritzer auf dem Boden vorfinden sollte. »Was regst du dich auf, Papa? Ich pinkle immer im Sitzen. Das hat mir Mami nie anders gezeigt. Hast du das nicht gewußt?« Das grenzenlos schlechte Gewissen kam wieder über mich, jedesmal, wenn ich feststellen mußte, daß ich mich um die Erziehung meiner Kinder zu wenig gekümmert habe. »Sonst verspritzt doch das ganze Bad. Also, wer das im Stehen macht, ist eine Sau. Das sagte schon unsere Kindergärtnerin.«
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Oft helfen die einfachen Dinge einfach nicht mehr. Manchmal müssen harte Maßnahmen eingeleitet werden. Der Gedanke daran, daß ich beobachtet wurde, daß sich die Menschen in meiner Umgebung bereits lustig machten, schockierte mich. In meinen Alpträumen jagten sie mich, den Baumpinkler, durch die Felder, ich, nur in Unterhosen bekleidet, mußte mich vor dem Ansturm der wütenden Menge verstecken. Ich konnte ihnen entkommen, doch plötzlich wurden in unserem Ort Kontrollen eingeführt. In meiner Einbildung wurden Pinkulations-Kommissariate eingerichtet, jeder Bürger hatte sich zu einem Test einzufinden, ob er es schafft, im Sitzen zu urinieren. Ich floh, man jagte mir nach, ich rannte immer schneller, stürzte einen Abhang hinab, direkt auf meine »bearbeitete« Baumwiese. Dort standen sie alle: Meine Selbsthilfegruppe, der Therapeut, meine Sekretärin, der Vergnügungsausschuß der Feuerwehr. Sie glotzen mich an. Hände griffen nach mir, einer rief nach dem Strick. Ein Polizist verurteilte mich zu drei Jahren Dauerwasserlassen - im Stehen, von einem Sprungbrett eines öffentlichen Freibades. Ein Schild wurde aufgestellt: Männeken Piss vom Nordbad. Endlich wachte ich schweißgebadet auf. Diese Nacht konnte ich nicht mehr schlafen. Schlechtgelaunt überbrückte ich meinen Büroaufenthalt mit Spielereien am Computer. Meiner Mitarbeiterin sagte ich, daß ich einen Vorgang in aller Ruhe vorbereiten müsse - und deswegen könne ich keine Störung akzeptieren. Von Napprischk, der Vorstand unserer Firma, kam trotzdem - ich konnte gerade noch das Bild von den zerborstenen Raumschiffen wegschalten in der Hoffnung, daß mein Chef die letzten Detonationen nicht gehört hatte. Ersah mich prüfend an. »Was ist los mit Ihnen? Sie wirken in der letzten Zeit so unkonzentriert. Fehlt Ihnen etwas? Sie wissen, in den heutigen Zeiten können wir uns keine Schwäche leisten.« »Herr von Napprischk, danke für Ihre Nachfrage, aber mir geht es gut, ja sogar sehr gut. Eigentlich möchte ich sagen - mir ging es noch nie besser.« 55
»So, so.« Er machte ein nachdenklich wissendes Gesicht. »Sie sind in der letzten Zeit sonderbar. Haben Sie private Probleme?« Das wirklich Gute an unserem Vorstand war, daß er es ernst meinte. Er war noch ein Unternehmer einer längst vergangenen Epoche, dem wirklich etwas an seinen Mitarbeitern lag. Er mußte also eine Veränderung an mir bemerkt haben, und das gerade jetzt, wo sich meine Krise sowieso zuspitze. »Sie können jederzeit zu mir kommen. Sie wissen das.« Ja, das war mir klar. Aber wer kann erwarten, daß der oberste Vorstand einer Firma mit über tausend Beschäftigten Verständnis für das Problem eines Hauptabteilungsleiters zeigt, der es nicht schafft - ach was sage ich, Sie kennen ja mein Problem. »Ich weiß, Herr von Napprischk, aber es ist nichts, wirklich nichts.« »Ehrlich?« »Ja, ehrlich. Ich arbeite vielleicht in der letzten Zeit nur etwas zuviel, einige Sachen dulden leider keinen Aufschub, aber das bekomme ich hin.« »Sie werden eben auch nicht jünger.« Oh, damit hatte er unwissentlich eine meiner weiteren offenen Flanken getroffen. Natürlich, es stimmte schon, daß die Leistungsfähigkeit geringer geworden ist. Und der runde Geburtstag mit einer Vier voran, der belegte schon, daß man mit den jungen fünfundzwanzigjährigen Hochschulabgängern nicht mehr so mithalten konnte. Ich sagte darauf jedenfalls nichts. Daß es sich aber schon bis in die Chefetagen meines Arbeitgebers herumgesprochen hatte, verringerte meine Alpträume nicht gerade. Irgendwie gelang es mir, meinen Chef aus dem Büro zu wimmeln - dann traf ich eine Entscheidung: Heute wird es gemacht.
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\ykuejgpdgvtcejvwpigp Ich gebe natürlich zu, daß ich oft ans Aufgeben gedacht habe. Einfach wieder zum Status Quo der Vergangenheit zurück. Es ging doch jahrelang gut. Die Familie und der Freundeskreis hatten Frieden, die Leistung am Arbeitsplatz stimmte, und niemand verdächtigte mich, einer der heimlichen Perversen in unserer Gegend zu sein. Ein Bild gab mir Kraft durchzuhalten. In einer Vision sah ich meine kleine Tochter, ein Kind, für die ein Vater noch ein Gott ist, ein Kind, das tiefgläubig von der Rechtschaffenheit des obersten Haushaltsvorstandes überzeugt ist, diese kleine Person kroch durch unsere Toilette. Die externe, künstlich aus lebensmittelechtem Kunststoff hergestellte weibliche Ersatzbrustwarze schleifte an einem rosa Baumwollband hinter ihr her - auf den Fußbodenkacheln, die bei einem eventuellen Rückfall von mir mit übelsten Feinrückständen übersät gewesen wären. Nein, niemals zurück. Lieber tot als der Sklave meiner eigenen Unfähigkeit.
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Gu"igjv"wo"cnngu"qfgt"pkejvu# Entgegen kam mir, daß an diesem Mittwochabend meine Frau zum Squash-Training enteilte. Ich konnte mich deshalb auf eine stürmfreie Bude verlassen. Sobald sie aus dem Haus war, tat ich das, was ich seit ein paar Wochen strengstens vermieden hatte: Ich trank, was gerade nur so hineinging. Und ich schloss mich ein, nachdem die Kinder im Bett waren. Jetzt oder nie. Ich reihte die Gläser vor mir auf. Mindestens zwei Liter wollte ich zu mir nehmen. Da standen nun die Dinge, die ich vorher so umgangen hatte. Hefeweißbier, Mineralwasser, sogar eine Tasse Kaffee goß ich in mich hinein, quasi als Katalysator zur Blasenanregung. In ca. 45 Minuten hatte ich mein mir selbst auferlegtes Plansoll erfüllt nach ca. 60 Minuten machte meine innere Zähluhr auf die Präsenz der angesammelten Flüssigkeit aufmerksam. Diesmal, so hatte ich mir vorgenommen, wollte ich keinen Baum düngen, diesmal mußte unsere Kanalisation bedient werden - und zwar im Sitzen! Gegen 21 Uhr machte ich mich auf, um meine Sitzung zu beginnen. Um den Effekt noch zu verstärken nahm ich eine Flasche Mineralwasser mit auf die Toilette, als Nachlademöglichkeit für Fehlschüsse. Die ersten zehn Minuten versuchte ich mich zu entspannen. Eigens dazu hatte ich ein Poster von einem Wasserfall auf die Klotür gegenüber von meiner Sitzposition geklebt. Das beruhigende Bild, es verkörperte die Reinheit des Wassers, aber auch fast hörbar das Geräusch von der gischtichen Flüssigkeit, die von oben auf die Steine prasselte. Ich stellte mir vor, wie ich einen eigenen Wasserfall produzierte. Ich malte mir aus, wie meine aus meinem Körper fließende Wassermenge den Weg der Schwerkraft folgend, durch die örtliche Kläranlage gesäubert und nach Wochen des Dahinfließens im großen Ozean Ruhe und Frieden finden würde. Nur nicht verkrampfen. Ruhig bleiben. Entspannen. Schade, daß es in unserer Toilette keine Musikeinspielmöglichkeit gab. Nach zwanzig Minuten wurde der Druck stärker, mutig füllte ich eine weitere Flasche Wasser nach. Langsam wagte ich ein vorsichtiges Pressen. Ich "
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konnte das gefahrlos tun, da ich vorsichtshalber keine feststoffliche Nahrung zu mir genommen hatte und ich vollkommen sicher sein konnte, daß durch die Druckausübung der Schuß nach menschlichem Ermessen nicht nach hinten losgehen konnte. Nach dreißig Minuten verspürte ich den Druck fast schmerzähnlich. Nach vierzig Minuten verschob sich der Harndrang in eine fast unaushaltbare Qual. Rote Schlieren tanzten vor meinen Augen, in meinen Ohren brauste es, fast als würde der mächtige Druck akustisch nach oben übertragen. Wieviel Platz hatte eine menschlich Blase? 1 Liter, 1,5 Liter, 2 Liter? Fast fühlte ich einen Rückstau bis unter die Achseln. Der Schweiß tropfte mir vom Gesicht - oder waren das die Auswirkungen einer Notredundanz meines Körpers, der jetzt andere Wege suchte, seine überschüssige Flüssigkeit abzugeben? Nach sechzig Minuten wollte ich schreien, nur noch schreien. Es war, als ob ein Messer zwischen meinen Schenkeln steckte. Mein Wasserhahn hatte sich etwas vergrößert, was mußte dieses arme Teil erleiden! Draußen begann es zu regnen. Durch das schräg gestellte Fenster drang das Geräusch eines Sommergewitters zu mir. Der Regen begann erst zögerlich, dann mit dicken Tropfen - so geschah auch plötzlich bei mir die wunderbare Wendung. Zuerst tröpfchenweise, dann immer stärker. Es war so, als ob die Flüssigkeit der vergangenen Wochen und Monate aus mir herausplatze. Ich blieb noch sitzen, still und dankbar. Ich trank noch etwas, pinkelte noch etwas, trank noch etwas, pinkelte noch etwas, ich war wie verwandelt. Die Toilette wurde mir zu einem Raum der Erkenntnis. Als gegen Mitternacht meine Frau aus dem Training und Apres-Training zurückkam, fand sie einen Ehemann vor, der mit sich und der Welt sehr zufrieden war. Eine Flasche Sekt stand auf dem Wohnzimmertisch, endlich konnte ich mich wieder den sehr angenehmen Pflichten eines Ehemannes widmen, die ich lange Zeit so vernachlässigt hatte. Meine Frau lächelte - wissend.
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Aus verschiedenen Gründen wurde es eine kurze Nacht. Am nächsten Morgen stand ich auf, und mein erster Weg führte mich in die Arena meines Triumphes. Zwar stellte sich der gewünschte Erfolg nicht sofort ein, aber die Erinnerung an den gestrigen Erfolg schaffte auch heute die Wiederholung. Das empfand ich schon als Kür. Ich traute mich, wieder einen Kaffee zu trinken, genoß einen Schluck Orangensaft obendrein und freute mich auf mein Büro. Dort angekommen, besuchte ich die Toilette der Hauptabteilungsleiter und stellte sitzenderweise fest, daß die anderen Be-Sitzer eher in der Minderzahl sein mußten. Den kleinen vertrockneten Rückständen am Boden nach zu urteilen, hatte sich in der ausschließlich von Männern dominierten Führungsetage das neue Denken noch nicht durchgesetzt. Aber sie wußten es ja auch nicht besser. Wie auch?
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Die armen Männer, die immer noch verblendet die echte Emanzipation nicht sehen konnten! Ich hatte großes Mitleid mit ihnen, sie waren noch Sklaven ihrer Tradition. Oder sie hatten ihre frühe Kindheit noch nicht verarbeitet, in der ein junger Mensch von einer fremden Person geführt, von der ersten Minute an zum aufrechten Gang gerade beim Wasserlassen gezwungen wird. Mit wieviel Schuld haben sich Mütter und Väter beladen, ihre Knaben so fahrlässig zu konditionieren! Denn die logische Weiterentwicklung vom Töpfchen weg ist nicht der aufrechte Gang, sondern die Evolution hin zum großen Topf, quasi als Belohnung oder Beförderung. Aber das Erlebnis wurde den jungen Männern vorenthalten. Stattdessen wurde der bei Knaben intimste und sensibelste Körperteil von fremden Händen geführt und zu einer Handlung gezwungen, an deren Folgen der restliche Körper bis zu seinem Tode zu leiden hat. Dieser traumatische Konflikt hat seine Folgen bis ins hohe Alter; seriöse Forschungen belegen es: Das Kraftfahrzeug wurde zum Ersatzklo des Mannes. Hier kann er sitzen und niemand, wirklich niemand zwingt ihn zu stehen. Deshalb ist ein Mann gezwungen, sich immer schnellere, größere Fahrzeuge anzuschaffen, kann er doch nur hier seine frühkindliche Frustrationsquelle abbauen. Nicht von ungefähr erinnern die Formen von archaischen Fahrzeugen wie VW-Käfer, Isetta, aber auch Saab oder Renault Dauphin an die Rundungen einer Kloschüssel. So darf man sich fragen, ob mann einen Porsche nicht zuletzt deshalb als sehr ästhetisch beurteilt, weil unser männliches Einschätzungsvermögen durch den frühen Entzug der Kloschüssel das Verlangen nach technischen Rundungen erzeugt hat. Ergo: Wer große Autos fährt, pinkelt auch im Stehen. Das ist alles sehr leicht nachzuprüfen. Männliche Zuschauer von Autorennen sind eine geballte Ladung sich selbst therapierender Psychoinvaliden. Diese Zusammenhänge dürfen einfach nicht außer acht gelassen werden. Natürlich, sie werden ignoriert, sie werden von öffentlichen Orga-
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nen nicht wahrgenommen oder bewußt unterdrückt. Aber wer würde es schon gerne zugeben, daß die Schaltstellen der Macht Klosetts nachempfunden wurden. Die Beweise sind nicht schwer zu finden. Die Stadien und Theater der Antike und natürlich die Sportarenen der Neuzeit belegen diese Theorie eindeutig. Die runde Form, nach innen eine Öffnung andeutend, was braucht es da noch mehr. Es sind gigantische Wahrzeichen von Klos, mehr nicht. Sind nicht die olympischen Ringe auch nur ein Symbol von fünf stilisierten Aborten? Überall, wo geballte Männlichkeit zugegen ist, finden wir die gleichen gerundeten Zeichen: Der deutsche Bundestag, das Capitol, der Kreml, der Vatikan und das Vereinsheim der Schützengilde von Bad Bergzabern. Männer können einfach nicht anders. Sie müssen dieses Erlebnis verarbeiten. Das ist schon so, seit der Mensch feste Wohnungen nutzt. Daß dieses Verhalten die besten Voraussetzungen für eine vollkommen patriarchalische Gesellschaftsstruktur bot, ist klar. So sind die eher von Frauen dominierten Gesellschaftsexperimente vorwiegend bei Völkern entstanden, die ohne feste Toiletten auskommen mußten.
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Fgt"Cwhmngdgt Was sagen denn Sie als aufgeklärter Klosett-Sitzer, wenn Besuch kommt? Sie haben sich jetzt vielleicht schon wochenlang an den klinisch reinen Zustand gewöhnt - und jetzt steht ein Geburtstag an. Sie wissen genau: zwölf Männer kommen, davon werden sich maximal 0,6 Personen sitzend betätigen. Sie feiern den Geburtstag in einem Restaurationsbertrieb. Das ist natürlich eine Möglichkeit. Auf Dauer ist sie aber aus finanziellen Gründen nicht durchhaltbar. Es kommt eine Taufe oder eine Konfirmation, die Einschulung der Tochter, oder der Besuch der Verwandtschaft. Oder sagen Sie dem künftigen Schwiegervater beim ersten Treffen kurz nach dem Du: »Du Heinz, bitte setz dich beim Pinkeln.« Die Gefahr ist sehr groß, das Lebensglück Ihres Sohnes/Ihrer Tochter aufs Spiel zu setzen. Zwanglose Diskussionen über dieses Thema können von Männern nur mit sehr nachsichtigen Ehefrauen begonnen werden. Ein Schild, wie bereits beschrieben, hat moralisierenden Charakter. Wie alles in Deutschland ist jetzt auch der Gang auf die Toilette reglementiert, so denkt dann vielleicht der eine oder andere. Anarchisten unter den Klosettbenutzern könnten auf die Idee kommen, jetzt erst recht gezielte Fehlschüsse zu landen. Das Ergebnis wäre katastrophal und führt nur bei sehr gefestigten Sitties nicht zu Rückfällen. Außerdem, wie beweisen Sie es einem schlechten Zieler, und - wie ahnden Sie krasses Fehlverhalten? Es wurden Versuche mit einer automatischen Ansage gemacht: »Achtung, Achtung! Wenn Sie ein Mann sind, bitten wir Sie, sich zu setzen!« Spätestens, wenn Sie selbst das vierte oder fünfte Mal auf die Toilette gegangen sind, werden Sie das Gerät entnervt abschalten. Sie können die Toilette so hoch installieren, daß stehend keinerlei Verrichtungen ausgeführt werden können. Für diese gute Idee hat Jürgen Spindler, das Ortsvorstandsmitglied der Mensitter e.V. Köln, den Preis
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des Jahres, eine sitzende Buddha-Gipsfigur, erhalten. Meine Sache wäre es nicht, sind doch trotzdem Reinigungstätigkeiten immer wieder notwendig. Außerdem wird einem Raum die Anmut genommen, der architektonische Gesamteindruck macht reiner Funktionalität Platz. An weiteren Wettbewerbsvorschlägen hat es nicht gemangelt. Rene Winzel, ein Pfarrer aus Albertville, inzwischen Leiter der französischen Sektion, machte den für mich nicht nachvollziehbaren Vorschlag, familienfremde Männer nicht allein im Familienklo urinieren zu lassen. Seine Erfahrungen sind die allerbesten, sagt er, seitdem ist sein Klo absolut spritzfrei. Der Nachteil ist dabei, daß seine Besucherrate gegen Null tendiert. Da ich Mitglied der Jury war, durfte ich selbst keinerlei Vorschläge einreichen. Das fand ich schade - aber verständlich. Mein Beitrag zur absoluten Sauberhaltung meiner Kacheln ist ein lustiger - aber bestimmter Aufkleber.
Jkgt"ukv|v"Ocpp"/"cwej"dgko"Rkpmgnp# Graphische Darstellungen zeigen auch Männern mit einer langsamen Auffassungsgabe die Ergebnisse ihres Tuns. Nach dem Besuch der Toilette wird es viel Gesprächsstoff geben, ohne daß der Impuls vom Gastgeber aus eingeleitet werden muß. Auch Frauen, denen es vielleicht peinlich ist, derartige Themen anzuschneiden, kommen so ganz zwanglos in den Genuß eines urinfreien Toilettenbodens nach einem Herrenbesuch. Der Kloaufkleber gehört in jede Wohung und sollte als Gastgeschenk bei keiner Wohnungseinweihungsfeier fehlen. Sehr passend ist die feierliche Anbringung des Klebers, um eine Wohngemeinschaft als gegründet zu betrachten. Männliche Neuzugänge oder (ständige) Gäste werden so bereits beim ersten Kontakt auf die Sauberhaltung hingewiesen. Vielleicht wird es irgendwann einmal zu einer kultischen Handlung, wenn die erste eigene Wohnung symbolisch mit der Anbringung des Kloaufklebers übergeben wird. Standesbeamte werden das Buch mitsamt dem Aufkleber als staatstragendes Werk nach der Trauung dem vermählten Paar übergeben. Paare, die den Weg zur etablierten Zweierbeziehung nicht einschlagen wollen, werden vor Zeugen feierlich ihre Hände auf den Aufkleber legen und damit die Lebensabschnittspartnerschaft bekräftigen. Denken Sie an meine Worte. Man wird Sie irgendwann einmal fragen: »Du, wo ist denn dein Kloaufkleber?« Ja, was sagen Sie dann, welche Antworten haben Sie sich zurechtgelegt? Ihre Aussage: »Ich/meine Frau/mein Mann putzt gern« glaubt Ihnen doch wirklich kein Mensch. Auch die Entscheidung, generell keinen Außenstehenden auf die Toilette zu lassen, ist in der Praxis kaum durchführbar. Auch hier gilt der dem Reformator Martin Lutzger zugeschriebene Satz: »Wenn ich wüßte, daß morgen die Welt untergeht - würde ich heute noch meine Toilette putzen und einen Kloaufkleber anbringen!« 65
Deswegen unser Rat: Ein Kloaufkleber gehört in jedes Haus. Diesem Buch liegt er gratis bei. Schenken Sie Freude, verschenken Sie dieses Buch, bringen Sie Glück in jede Wohnung. Tragen Sie den Kampf mit diesen Aufkleber in jede Wohngemeinschaft! Freuen Sie sich auf hochinteressante Diskussionsabende.
Cpjcpi Oåppgt<"Ngdv"32"Lcjtg"nåpigt# Die Statistik belegt es eindeutig: Frauen leben ca. 10 Jahre länger als Männer. Warum leben aber Frauen länger? Sicher, es gab und gibt bereits unseriöse Einzelstudien. Manche gehen davon aus, daß bei Männern durch erhöhten Genuß von sogenannten Zivilisationsdrogen und der Benutzung von Fahrzeugen und/oder dem Gebrauch von formaldehydhaltigen Schachfiguren eine zu frühzeitige Auslösung ihrer physischen Sollbruchstellen zum Tragen kommt. Diese Arbeiten kann man aber getrost in den Bereich der Spekulation, der Phantasterei und der amateurhaften Anwendung von statistischen Daten ablegen. Andere Behauptungen wollen belegen, daß Männer einfach naturbedingt, praktisch genetisch codiert, schneller sterben müssen, weil sonst die Erhaltung der menschlichen Art durch die Überstrapzierung der internationalen Rentenversicherungskassen nicht mehr garantiert wäre. Das sind die gleichen Studien die davon ausgehen, daß der Mensch vom Planeten Urinus stammt. Bei dieser Gelegenheit möchte ich darauf aufmerksam machen, daß diese Arbeiten durch Gelder aus dem Forschungsministerium finanziert wurden. Die Forschungen haben zu Tage gebracht, daß unsere weiblichen Testpersonen bei einer geheimen Befragung zu 65% angaben, nur im Sitzen ihr Wasser zu lassen. Eine Gegenprobe unter Männern brachte nur ein Ergebnis von 55%. Es ist fast zu einfach. Genau die 10% Differenz erhöhen die statistische Lebenserwartung unserer weiblichen Mitbürgerinnen. In einem Satz: Sitzpinkler leben länger! Das ist eindeutig belegt. Im Umkehrschluß heißt das aber auch, daß unsere toilettenverspritzenden Artgenossen sich mit jedem One-Piß-Stand ihr Leben verkürzen. Ein Mathematiker hat errechnet, daß ein Mann mit einem Hochstrahl die Lebenserwartung der Männer - und wir sprechen hier von allen Männern wohlgemerkt - um 0,83 Minuten verkürzt. Das be-
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deutet, auch Männer, die sich sitzenderweise unserer tiefenemanzipatorischen Bewegung bereits angeschlossen haben, werden durch die unhygienischen Stehspritzer in ihrer zu erwartenden statistischen Gesamtlebensdauer eingeschränkt. Dieses Ergebnis hat selbst uns erschreckt. Stellen Sie sich vor, Ihr Nachbar pinkelt im Stehen - und Sie leben um fast eine Minute weniger. An was liegt es also, daß die sitzende Bevölkerungsgruppe länger auf diesem Planeten verweilen darf? Unser Institut hat zehn Gründe als Ursache herausgefunden. Ich weise darauf hin, daß die Ergebnisse von Breitentests noch ausstehen. Jedoch das seit drei Monaten andauernde Experiment mit dem Männerstammtisch HZV International e.V. aus Kleinglattbach deutet eine Bestätigung unserer Hypothese an, da alle Beteiligten noch mehr oder weniger am Leben sind. 30 Oåppgt."fkg"ko"Ukv|gp"rkpmgnp."mqoogp"ogjtocnu"co"Vci"kp gkpg"Twjg1Ogfkvcvkqpurjcug0 Es sind kostbare Minuten. Es ist ein Geschenk. Wer das Vorrecht für sich in Anspruch nehmen darf, kurz über dem Treiben der Welt zu sitzen, entgeht der Gefahr einer vorzeitigen Besteckabgabe durch einen Herzinfarkt. Ja, es heißt ja stilles Örtchen, und genau das soll es bleiben. Hier können die Dinge überdacht werden, wo gehe ich hin, wo komme ich her, wie komme ich wieder heraus, wenn das Toilettenschloß klemmt. Unser Puls entspannt sich, unsere Sinne werden wieder neu auf das Leben fixiert. 40 Oåppgt."fkg"ko"Ukv|gp"rkpmgnp. jcdgp"gkp"igtkpigtgu"Fctomtgdutkukmq0 Es stimmt schon, wenn unser Körper unter sich eine einladende Klosettschüssel wahrnimmt, werden weitere Output-Möglichkeiten angeregt. So entleert sich unser Darm sitzend öfter, denn im Stehurinieren verhindern gesellschaftliche und textile Barrieren eine ähnliche Situation. Zugegeben, es ist nur ein Erbe unserer Erziehung, daß stehend festere Körperausscheidungen nicht in unsere Unterhose entsorgt werden - trotzdem tun wir uns schwer, diese Mauern zu überwinden. Warum also nicht gleich Platz nehmen? Eine gebückte Haltung ent"
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spannt die Darmtätigkeit, die offenen Arme des unter sich liegenden Porzellans laden zur entspannten Darmentleerung ein. So bleiben die Nahrungsüberreste nicht länger als nötig in unserem Körper, die Wissenschaft weist schon seit langem auf die Zusammenhänge von Nahrungsverweildauer und Darmkrebs hin. Das Sorgenkind des Mannes, der Bauchansatz, wird positiv reguliert - ein entleerter Darm liebt besser, das wußte schon der römische Arzt Ballisto. 50 Oåppgt."fkg"ko"Ukv|gp"rkpmgnp. ygtfgp"ygpkigt"xqp"Dnkv|gp"wpf"Ogvgqtkvgp"igvtqhhgp0 Wieviele Menschen wurden schon dahingerafft, weil sie es nicht schafften, sich zu setzen? Ein stehender Mann bietet eine größere Trefferfläche. Unserer Recherche nach wurde noch kein Mann während einer Sitzung auf der Toilette von einem Meteoriten oder von einem Blitzschlag heimgesucht. 60 Oåppgt."fkg"ko"Ukv|gp"rkpmgnp. dgmqoogp"mgkpg"cnngtikuejgp"Jcwvtgcmvkqpgp0 Scharfe Putzmittel schaden der Haut. Diese These ist eine Binsenwahrheit. Wer also im Sitzen pinkelt, kann teilweise ganz auf Desinfektionsmittel verzichten. Neben dem umweltschonenden Aspekt schützen Sie Ihr größtes Sinnesorgan. 70 Oåppgt."fkg"ko"Ukv|gp"rkpmgnp. jcdgp"ygpikgt"Rctvpgtfkhhgtgp|gp0 Frauen verachten oft ihre Ehemänner. Ich kann es verstehen, schauen Sie sich doch einmal diese erbärmlichen Würstchen an, die es immer noch nicht geschafft haben, auf dem schönsten Thron der Welt Platz zu nehmen. Schwächlich und dumm verpinkelt die selbsternannte Krone der Schöpfung immer noch die Kacheln rund um das Klo. Wer glaubt, daß eine Frau, die das stinkende Ergebnis aus dem primären Geschlechtsmerkmal eines Mannes aufgewischt hat, dann langfristig scharf auf andere Ergüsse dieses Teiles ist, der irrt. So ist schon seit 1955 nachgewiesen, daß die Unterwäschewechselhäufigkeit des Mannes direkt proportionale Auswirkungen auf die gemeinsame Geschlechtstätigkeitsfrequenz hat.
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Meinen Sie, der Geruch einer alten Unterhose ist besser als die eingetrockneten Spritzer auf dem Toilettenumfeld? Aber, auch das ist belegbar, eine harmonische Partnerschaft ist die beste Voraussetzung eines langen Lebens. Und wer von seiner Partnerin ge- und nicht verachtet wird, kommt automatisch auf ein paar Jährchen mehr. 80 Oåppgt."fkg"ko"Ukv|gp"rkpmgnp."múppgp"dgk jgtwpvgtigncuugpgt"Jqug"kjtg"Jcwv"dguugt"mqpvtqnnkgtgp0 Alle reden von karzinogenen Schenkelhauterkrankungen. Alle reden davon, daß ein sich vergrößerndes Ozonloch das Hautkrebsrisiko um ein Vielfaches erhöht. Alle reden - keiner tut was. Wir fordern das Pflichtsitzen für alle Männer. Ihr Blick auf die von den Beinkleidern befreiten Fortbewegungsorgane kann somit täglich mehrmals frühe Krankheitsstadien erkennen. 90 Oåppgt."fkg"ko"Ukv|gp"rkpmgnp."ukpf"dguugtg"Nkgdjcdgt0 Das ist logisch. Da nicht überall gesessen werden kann, muß der Rückhaltemuskel automatisch intensiver trainiert werden, um unkontrollierte Ausschüttungen zu vermeiden. Als nicht unangenehmer Nebeneffekt wirkt sich das auf die Standfestigkeit im Liebesakt sehr positiv aus. Für langjährige Sitzpinkler sind verfrühter Erguß oder Potenzprobleme Fremdwörter. :0 Oåppgt."fkg"ko"Ukv|gp"rkpmgnp. hkpfgp"uejpgnngt"gkpg"Rctvpgtkp0 Die »Zeit«, ein Journal das hauptsächlich wegen der darin enthaltenen Heiratsanzeigen gekauft wird, beweist es. Frauen achten auf den Zusatz: Erfahrener Sitzpinkler (erf. Si-Pi). Die spannende Frage innerhalb einer Paarbeziehung lautet schon längst nicht mehr: Gehen wir zu dir oder zu mir? Nein, die Partnerin fragt den Herren: Sitzt du beim Wasserlassen. Und wenn er es verneint, was immer seltener vorkommt, dann werden weitere Eskalationsschritte in dieser Beziehung nie eingeleitet werden. Dies läßt uns die Hoffnung, daß der Mann damit auch seine unbeugsamen degenerierten Gene für sich behalten muß, das Aussterben der Stehpinkler ist nur eine Frage einer Generation.
;0 Oåppgt"fkg"ko"Ukv|gp"rkpmgnp."jcdgp"gkpgp"°dgtfwtejuejpkvvnk/ ejgp"Kpvgnnkigp|swqvkgpvgp0 Logisch. Kluge Männer sehen sofort den Vorteil, den eine konsequente Sitzentscheidung mit sich bringt. Wir alle können das bestätigen. Sitzpinkler sind belesener - oder können Sie sich vorstellen, literarische Werke im Stehen zu lesen? Es würde Ihnen auch technisch nicht gelingen, Sie hätten nicht einmal eine Hand zum Umblättern frei. 320 Oåppgt."fkg"ko"Ukv|gp"rkpmgnp."ygtfgp"ugnvgpgt"fwtej"Cw©gtkt/ fkuejg"gpvh°jtv0 Das Klo-Hearing 1994 hat es uns doch allen bewiesen. Es kann doch keiner sagen, die Ergebnisse hätten die Öffentlichkeit nicht erreicht. Von über 10.000 befragten männlichen permanent hockenden Toilettenusern wurde nicht einer, ich wiederhole, nicht einer, jemals von einem Außerirdischen entführt! Wer sitzt, bleibt auf der Erde - das ist wirklich wörtlich zu nehmen. Was, liebe Freunde, benötigen wir mehr? Welche Beweise oder auch Gegenbeweise liegen sonst noch vor? Muß erst eine unsichtbare Hand die nur streng wissenschaftlich nachprüfbaren Forschungsergebnisse an die Wand schreiben? Soll ein Blitz von oben die Auswüchse männlicher Ignoranz vom Erdboden tilgen! Ich wiederhole meine Feststellung: Männer, aller Länder! Wollt ihr länger in guter Gesundheit leben? Wollt ihr ein Leben vor dem Tod? Dann setzt euch zum Wasser lassen. Fazit: So wie es immer noch Raucher und bekennende Essigessenztrinker gibt, die doch um die Gefährlichkeit ihrer Vorliebe wissen - man sagt, daß der Anteil an Ärzten unverhältnismäßig hoch ist - so gibt es immer noch stehende Hardcore-Harnlasser. Nein, sie können sich später bei einer übergeordneten Gerichtigkeit nicht herausreden, sie hätten nicht gewußt, daß sie früher als die hockenden maskulinen Wesen abgerufen werden. Jeder weiß es, spätestens mit diesem Buch gibt es keine Entschuldigung für ein vorzeitiges urinbedingtes Ableben mehr. Ich rufe euch auf, Männer aller Nationen und Generationen: Setzt euch! Schenkt der Rentenversicherung und euren Erben keinen Pfennig!
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Uejnw©dgvtcejvwpi Ich habe es geschafft. Mit Hilfe meiner Frau und mit Freunden. Ich darf es laut sagen: Ich bin ein Sitzer! Ich habe die wahre Emanzipation kennengelernt. Ich bin frei, ich bin geheilt! Ich darf leben! Ich werde nie von einem Außerirdischen entführt! Ich darf Sie auffordern, wenn sie als Mann immer noch mit ihrem ekligen Harnstrahl Ihr Klo und die Toilette anderer Leute bakteriologisch infizieren, verfärben und geruchsmäßig negativ verändern, tun Sie etwas dagegen. Suchen Sie eine Beratungsstelle auf. Die Kosten übernimmt auf Antrag die Krankenkasse. Wenn Sie als Frau immer noch mit einem dieser Pisser mit Breitenwirkung zusammen sind. Verlassen Sie ihn, er ist es nicht wert! Geben Sie ihm ultimativ drei Monate Zeit. Wenn er sich dann nicht geändert hat, schmeißen Sie ihn raus. Wenn Sie als Mann bereits die so positiven Auswirkungen der persönlichen Sitzungen verspürt haben, zeigen Sie anderen Leuten, wie Sie sich verändert haben. Kaufen Sie dieses Buch, mitsamt dem wertvollen Aufkleber und verschenken Sie es. Ihr Leben ist wertvoll geworden - das Dasein vieler anderer wartet noch darauf. Wenn Sie als Mann bemerken, daß andere Männer ihr Klo verspritzen, sprechen Sie mit den Urhebern zuerst unter vier Augen. Im Wiederholungsfall müssen Sie eine öffentliche Diskussion anregen. Sollte auch hier kein befriedigendes Ergebnis erzielt werden, ja dann haben sie das Recht, sein Bild zur Abschreckung an die Toilettentür zu hängen. Wenn Sie durch dieses Buch zu einer persönlichen Lebensentscheidung gefunden haben oder jemand, der das Buch von Ihnen erhalten hat, oder Sie haben das Buch irgendwo gekauft, gesehen oder davon gehört, daß es dieses Buch zu kaufen gibt, dann bitte ich Sie, senden Sie mir eine Packung Jaffa-Kekse über den Verlag. Persönliche Beziehungen gehen über den Magen, ich brauche diese Kekse, um weitere Bücher zu schreiben. 72
Dies gilt auch für Menschen, die jemanden kennen, der davon gehört hat, daß es dieses Buch zu kaufen gibt. Bitte senden Sie mir ebenfalls eine Packung Jaffa-Kekse.
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\gjp"Original-Sitzpinkel-Aufkleber erhalten Sie für DM 8,- (inkl. Versandkosten) Bestellnummer 10883 Bitte legen Sie den Betrag als Verrechnungsscheck bei
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Gisberth von Waldhoff-Zeulenbach, MdB/ DSP (Deutsche Sitzpinkelnde Partei) in einer Debatte über staatliche Subventionen von Sitzpinkelberatungsstellen.