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Der gute Mond „Guter Mond, du gehst so stille." Schon unsere Vorfahren sangen dir diese Volksweise und freuten sich, wenn du ihnen mit deinem lieben Licht auf dem Heimweg leuchtetest. In gleicher Freundschaft waren dir die naturfrohen Griechen zugetan, als sie dir den ausgeglichenen, wohlklingenden Namen SELENE gaben, und nicht anders empfanden die alten Römer, die dich auf den sanften Namen LUNA tauften. Freilich, nicht immer bist du der gute, stille Mond gewesen. Denn gar oft in der Geschichte hallte die Nacht, die von deinem Licht erhellt war, wider vom Kriegsgeschrei, und wie oft blickten in den Jahren der letzten Kriege die Menschen besorgt zum Himmel, wenn die in deinem Lichte zauberisch verklärte Landschaft schonungslos den Angriffen der Kampfwaffen preisgegeben war! Doch davon wollen wir hier nicht reden. Die beglückende Empfindung, die uns im Anblick der märchenhaft beleuchteten Felder und Wiesen überkommt, der feenhafte Glanz, den du über Bäche und Seen legst, den danken wir dir, auch wenn er in unseligen Zeiten die Zerstörung begünstigt hat. Und wie sich einst die Generation der Romantiker in deinen Anblick versenkte, so wollen auch wir uns wieder von deinem Zauber erfassen lassen und darüber für eine kleine Weile die Unrast und die Sorgen des Alltags vergessen. Doch wir bleiben nicht stumm bei deinem Anblick, wir fragen nach deinem Wesen, der Ursache deiner wechselnden Erscheinung; ja auch die Möglichkeit, dich in nicht allzu ferner Zukunft einmal selbst aufzusuchen, wollen wir erwägen. Und so werden wir, wenn sich unser Auge an deinem Bilde sattgesehen hat und unser Gemüt vom Eindruck einer Vollmondnacht erfüllt ist, auch unsere Meßinstrumente zu dir emporrichten; vielleicht, daß wir nähere Auskunft über dich erhalten! Wir werden mit scharfem Blick und größter Sorgfalt deinen Lauf am Himmel verfolgen und werden versuchen, daraus neue Erkenntnisse über dich, den einzigen und so getreuen Begleiter der Erde zu gewinnen. Du wirst uns nicht gram sein darüber, guter Mond, auch wenn wir feststellen werden, daß dein Licht ja gar nicht von dir, sondern von der Sonne stammt, daß du nicht stille am Himmel gehst, sondern durch den Weltraum rasest, und daß du in Wirklichkeit kein lieblicher Weltkörper, sondern eine verlassene, leblose Wüste bist. Wir werden nicht enttäuscht sein, wenn wir das erfahren müssen; denn der ewig lebendige
Reiz zu forschen und zu grübeln wird keineswegs geschmälert, wenn die Ergebnisse solchen Bemühens einmal nicht auf der Linie unserer Erwartungen liegen.
Die Mondgestalten Zunächst wollen wir uns einmal mit dem ständig wechselnden Spiel deiner Lichtgestalten beschäftigen. Wir haben festgestellt, daß du uns von Zeit zu Zeit eine voll beleuchtete Scheibe zeigst und nennen dich dann Vollmond. Wir haben auch gemerkt, daß du als Vollmond ungefähr zu jenem Zeitpunkt im Osten aufgehst, zu dem die Sonne im Westen versinkt, und daß der neue Tag sich wieder im Osten ankündigt, wenn sich deine volle Scheibe bei ihrem Himmelslauf dem westlichen Horizont zuneigt. Wir haben weiter beobachtet, daß in den darauffolgenden Tagen der beleuchtete Teil deiner Scheibe immer kleiner wird und daß du dahinschwindend immer näher an die Sonne heranrückst. Ist deine Scheibe nurmehr zur Hälfte beleuchtet, so gehst du erst um Mitternacht auf. In dieser Halbmond-Gestalt erreichst du, während die Sonne sich im Osten über den Horizont schiebt, im Süden deinen höchsten Stand am Himmel und versinkst dann, in deinem matten Licht kaum beachtet, wenn das Tagesgestirn in der Mittagsstunde alles in seinen blendenden Glanz taucht. Noch spärlicher wird dann der uns sichtbare Teil deiner Scheibe. Sie nimmt — welch reizvolles Spiel der Natur — eine Sichelform an, die sich mit geringer Phantasie zu dem kleinen lateinischen Buchstaben „a" ergänzen läßt; so bietest du uns eine bequeme Denkhilfe dafür, daß du jetzt im Abnehmen bist. Und schließlich verschwindest du für unsere Blicke vollständig vom Himmel, wenn du als Neumond im Strahlenglanz der Sonne untertauchst. Aber wenn du dich auch viele Jahrtausende hindurch auf diese Weise von Zeit zu Zeit am Himmel verstecken Abnehmender Mond k o m ) t e s t > in Zukunft wird dir dies Spiel nicht mehr gelingen. Wir werden dich aufspüren, wo immer du dich auch verbirgst. Wir werden dich von den mächtigen Antennen der Funkmeß- oder Radaranlagen mit starken quasioptischen Wellen bestrahlen. Im Lichte dieser quasioptischen Strahlung wirst du uns kaum mehr entgehen.*) Wenn du dich nun mehrere Tage im Lichtmantel der Sonne verborgen gehalten hast, dann trittst du mit einer schmalen Sichel wieder am Himmel *) Der junge Leser wird hier auf die Hefte 7 „Sterne" und 27 „Die gläserne Landkarte" verwiesen, in denen der Verfasser über die quasiopfische Strahlung und viele andere Vorgänge, die in diesem Heft erwähnt werden, geplaudert hat.
hervor und nimmst ständig zu. Und wieder hat diese Sichel eine merkwürdige Form; sie läßt sich in Gedanken leicht zu einem anderen Buchstaben ergänzen: die Sichel erinnert an ein „5", u n d . das gibt uns an, daß du im Zunehmen begriffen bist. Ist deine Scheibe schließlich wieder zur Hälfte beleuchtet, dann kommst du ungefähr in der Mittagsstunde über den östlichen Horizont emporgestiegen, und wenn die Sonne ihren Tageslauf vollendet hat und im Westen versinkt, stehst du in dieser Halbmondfoim strahlend am südlichen Himmel. Dein Glanz wächst dann immer weiter, bis du als Vollmond wieder mit deiner ganzen Schönheit strahlen kannst. Zunehmender Mond Wir haben auch genau verfolgt, wie lange dein Lebenslauf, d. h die Zeit von Neumond zu Neumond, dauert. Als Neumond wirst du geboren im Alter ven 0,0 Tagen, wirst dann älter und erreichst das erste Mondviertel (ein Viertel der Kugel ist beleuchtet), die Gestalt des Halbmonds, mit 7,4 Tagen; nach weiteren 7,4 Tagen, im Alter von 14,8 Tagen bist du zum Vollmond geworden. Beim letzten Viertel bist du angekommen, wenn dein Mcndalter auf 22,1 Tage angewachsen ist. Mit 29,5 Tagen ist dann dein Lebenslauf beendet: du wirst als Neumond neu geboren, und die Zählung deines Mondalters beginnt von neuem. Um uns bei verschiedenen Beobachtungen deines Laufes am Himmel leichter und übersichtlicher ausdrücken zu können, haben wir für diesen deinen Lebenslauf eine eigene Zählweise geschaffen und ihr einen eigenen Namen gegeben. Dein Leben dauert, so sagen wir, eine Lunation lang. Die Astrenomen zählen diese Lunationen fortlaufend weiter und haben sich damit von der sich wiederholenden bürgerlichen Monatszählung ganz unabhängig gemacht. Nach dem gegenwärtigen Stand der Zählung fiel auf den ersten Neumond im Jahre 1948 beispielsweise die Lunation 310, und mit dem letzten Neumond dieses Jahres begann dann die Lunation 3 22. Das sind also zwölf Lunationen im Jahre.
Der Mond als Spiegel Der regelmäßige Wechsel deiner Lichtgestalten, die wir auch deine Phasen (von griech. phasis = Erscheinung) nennen, hat uns die Vermutung nahegelegt, daß das Licht, das wir von dir empfangen, gar nicht von dir selbst stammt, sondern von der Sonne geborgt ist. Du wärest dann in gewissem Sinne ein gewaltiger Spiegel, der im Weltraum schwebt und das Sonnenlicht im Laufe jeder Lunation in stets gleicher Weise der Reihe nach in alle Richtungen des Raumes hinausstrahlt. Wenn uns der
Bild der Mondphasen: Die Sonne bescheint immer die Hälfte der Mondkugel und die Hälfte der Erdkugel. Sieht der Erdbewohner die beleuchtete Mondhälfte (Vollmond), dann steht einem Betrachter auf dem Monde die unbeleuchtete Seite der Erde gegenüber (Neuerde). Durch Strahlenberechnung in der irdischen Atmosphäie wild er die Neuerde am pechschwarzen Mondhimmel trotzdem in ihren äußeren Umrissen wahrnehmen können, während für irdische Beobachter der Neumond unsichtbar bleibt. Bei Neumond würde ein Mondastronom Vollerde registrieren. Selbstverständlich entsprechen sich auch die übrigen Phasen von Erde und Mond. Die elliptische Form der Mondbahn ist auf dem Bild gut zu erkennen. volle Strahl des an dir gespiegelten Sonnenlichtes trifft, dann haben wir Vollmond, wenn der Strahl aber gerade in die unserer Erde abgewandte Richtung geht, haben wir Neumond. Wenn du am Tag oder in der Nacht in irgendeiner Gestalt am Himmel stehst, brauchen wir nur darüber nachzudenken, wo im gleichen Augenblick die Sonne ihren Standpunkt haben muß. Wir werden dann leicht feststellen, von welcher Seite her die Sonne in diesem Zeitpunkt deine Kugel bestrahlt, und warum wir dich dann nur als Sichel oder als Halbmond zu Gesicht bekommen können. Prüfen wir das mit einer Kugel und einer Lampe zu Hause nach, dann ist uns die Form deiner Phasen kein Rätsel mehr.
Schon in den alten Zeiten hielt man dich für einen Spiegel der Erde, und man glaubte, die dunklen und hellen Flecke auf deiner Scheibe seien die gespiegelten Umrisse unserer Erdteile und Meere. Aber diese allzu persönliche Auffassung hat sich nicht halten lassen. Du bist vielmehr zunächst ein Spiegel für das Sonnenlicht und in zweiter Linie erst ein Spiegel für das Erdlicht. Denn auch das gibt es. Freilich vermag unsere Erde nicht aus eigenem Licht zu leuchten wie die glühend heißen Sterne und die Sonne. Die Erde borgt ihr Licht vielmehr von der Sonne und spiegelt genau wie du selbst, guter Mond, das auftreffende Sonnenlicht wieder in den Weltraum hinaus, und sogar viel kräftiger als du selbst. Dabei kann nun das von unserer Erde reflektierte Sonnenlicht auch zu dir gelangen, lieber Mond, und wenn je ein empfindendes Wesen auf deiner Oberfläche seine Blicke zum Himmel emporhob, dann sah es die Erde in genau den gleichen Phasen über den Himmel wandern wie wir dich sehen. Die Vollerde leuchtete ihm als eine Scheibe von wunderbarer Größe, viermal größer als uns Erdbewohnern die Scheibe des Vollmondes erscheint. Du bist also zunächst ein Spiegel für das unmittelbar auf dich auftrennende Sonnenlicht. Aber auch das reflektierte Erdlicht, das mittelbar von der Sonne stammt und dich trifft, wird an deiner Oberfläche nochmals reflektiert. Freilich sind es recht schwache Lichtwellen, die sich nadi dieser doppelten Reflektion von deiner Oberfläche aus in den Weltraum ausbreiten. Unser Auge ist jedoch empfindlich genug, unter günstigen Umständen diese zweimal, zunächst an der Erde, dann am Mond gespiegelten Wellen wahrzunehmen. Oft nämlich, wenn du zur ganz schmalen Sichel geworden bist, bemerken wir, daß der restliche Teil deiner Scheibe von einem' Der Widerschein der Erde auf der Mondkugel eigenartigen fahlen Lichte beleuchtet ist. Dieser aschgraue Schein ist
aber nichts anderes als jener Widerschein der von der Sonne beleuchteten Erde. Mit diesem aschgrauen Erdlicht hilfst du uns freundlicherweise Erkenntnisse sammeln, die unsere eigene Lufthülle betreffen. Da wir nur in unbedeutende Höhen hinaufkommen und den Erdraum noch nicht verlassen können, sind wir nicht in der Lage, die ganze Erde von außen zu studieren. Wir müssen also versuchen, die Erde in einem Spiegel zu betrachten, und ein solcher Spiegel ist deine Oberfläche. Zwar nicht mehr im Sinne der Alten, die meinten, die dunklen und hellen Flecke auf deinem Antlitz seien ein getreues Abbild unserer Länder und Meere, wohl aber im Sinne jener optischen Spiegelung des Erdlichtes. Dadurch wird es uns vor allen Dingen möglich, festzustellen, wie stark eigentlich die Spiegelung des Sonnenlichtes an der Erde ist.
Die Untersuchung des Mondlichtes Das reflektierende Sonnenlicht ist der einzige Weg, auf dem wir bisher Auskunft über die Beschaffenheit deiner Oberfläche erlangen konnten Wir denken jetzt noch nicht an die mannigfachen Gestaltformen deiner Oberfläche, die uns in diesem Lichte das Fernrohr enthüllt hat. Nein, wir denken jetzt daran, daß wir die spektrale Untersuchung *) des an deiner Oberfläche reflektierten Sonnenlichtes dazu ausnützen können, um die stoffliche Beschaffenheit deiner spiegelnden Haut zu ergründen Wir wissen, daß sich das Sonnenlicht — jeder Regenbogen am Himmel beweist uns das aufs neue — aus den verschiedenen Spektralfarben zusammensetzt. Ferner wissen wir, daß das violette und das rote Ende der sichtbaren Spektralfarben in den unsichtbaren ultravioletten und ultraroten Strahlen eine Foitsetzung findet. Wenn deine Haut nun von unterschiedlicher Beschaffenheit ist, dann dürfen wir erwarten, daß sie die einzelnen Spektralfarben auch unterschiedlich, d. h. in verschiedener Stärke, reflektiert. Photographieren wir dich also mit einer Kamera, der wir verschiedene Filter vorsetzen, so könnten wir möglicherweise ganz verschiedene Bilder von deiner Oberfläche erhalten. Dann nämlich, wenn sie aus den verschiedenartigsten Stoffen zusammengesetzt wäre. Aber genau das Gegenteil ist der Fall! Gleichgültig, welches Filter wir voisetzen, ob wir dich im Ultraviolett oder im Ultrarot photographieren, ob wir von dir Farbaufnahmen oder einfache Schwarz-Weiß-Bilder machen, stets zeigst du uns die unverändert gleichen Züge. Und daraus müssen wir den zwingenden Schluß ziehen, daß eben deine ganze Oberfläche einheitlich aus ein und demselben Stoff geschaffen ist. *) Vgl. den Lesebogen Nr. 20 „Das multiplizierte Auge" von Gustav Büscher. 7
Wir können aber noch eine weitere Probe mit dem von dir gespiegelten Lichte anstellen. Licht pflanzt sich in Form einer Wellenbewegung fort, die wir etwa mit den Wellen eines von der Hand geschwungenen Seiles vergleichen können. Die Schwingungen einer solchen Seilwelle laufen bei einer bestimmten Handbewegung jeweils in einer ganz bestimmten Ebene ab, die wir die Polarisationsebene nennen. Auch die Lichtwellen haben unter Umständen eine solche Polarisationsebene. Bei einer Reflexion der Wellen kann nun die merkwürdige Erscheinung auftreten, daß sich je nach der Beschaffenheit des Stoffes diese Polarisationsebene dreht. Näher können wir hier allerdings nicht auf diesen ungewöhnlichen Vorgang ein gehen. Wir können aber leicht verstehen, daß die Drehung, die die Polarisationsebene des an dir reflektierten Sonnenlichtes erfährt, und die
Größenverhältnis von Erde und Mond: Der Durchmesser des Mondes beträgt an dem uns zugewandten Teil seiner Kugel 3470 Kilometer. Möglicherweise ist der Mond aber in geometrischem Sinne gar keine Kugel, sondern wie die Erde abgeplattet. Unsere Erde hat ja durch den Einfluß der Erdrotation am Äquator einen größeren Durchmesser als am Pol. Ihr mittlerer Durchmesser beträgt 12 740 Kilometer. ^Er ist somit rund viermal so groß als der des Mondes. D
wir genau ermitteln können, uns einen wertvollen Fingerzeig geben kann, aus welchem Stoff deine Haut geschaffen ist. Und dann haben wir in unseren Laboratorien viele Versuche angestellt und nach Stoffen gesucht, die in gespiegeltem Lichte ähnliche Polansationserscheinungen hervorrufen wie du, und die daher vermutlich dem Stoffe deiner Oberfläche entsprechen würden. Wir waren doch etwas enttäuscht vom Ergebnis dieser Bemühungen. Vulkanischer Staub und Asche sind die Stoffe, die sich bei optischen Untersuchungen genau so verhalten wie deine Haut. Es ist herzlich wenig, was wir von deinem lieben Gesicht übriggelassen haben. Eine öde, trostlose Wüste aus vulkani schem Gestein. Du hast uns getäuscht mit deinem Heben Licht in stiller Nacht, mit dem märchenhaften Glanz, den du über das ruhende Land legst. Erbarmungslos nüchtern und nackt ist dein Äußeres, aus gewöhnlichstem Stoff geschaffen, der in entsetzlicher Einförmigkeit deinen ganzen Leib bildet. Wir sind ehrlich enttäuscht über dich, guter Mond.
Die gespiegelten Wärmequellen Nachdem wir aus der wechselnden Gestalt deiner Phasen schließen mußten, daß du nicht mit eigenem Lichte leuchtest, waren wir von vornherein darauf gefaßt, daß deshalb auch deine Körpertemperatur nichf sehr hoch liegen könne. Wir haben uns dann auch in eingehenden Messungen damit beschäftigt und zu diesem Zwecke von dem Riesenspiegel des Mount-Wilson-Observatoriums ein Bild von dir entwerfen lassen, das den beachtlichen Durchmesser von 12 cm hatte. Dieses Bild haben wir mit dem feinsten Wirmemeßgerät, einem Vakuum-Thermoelement, abgetastet und au? den elektrischen Strömen, die dabei erregt wurden, auf die an den einzelnen Punkten deiner Oberfläche herrschende Temperatur geschlossen. Dabei haben wir gefunden, daß die Mitte deiner Scheibe bei Vollmond, wenn die Sonnenstrahlen senkrecht auf sie treffen, die für uns Erdenbewohner unerwartet hohe Temperatur von + 134° Celsius erreicht. Auf dem nachtdunklen Teil deiner Scheibe haben wir dagegen beängstigend tiefe Temperaturen gemessen. Hier herrscht eine eisige Kalte von —150° Celsius. Wir haben die Temperaturen auch im Verlauf von Mondfinsternissen verfolgt und dabei gefunden, daß bei diesen Finsternissen an deiner Oberfläche ganz jähe Temperaturstürze stattfinden. An einem Punkte am Rande deiner Scheibe, der von den Sonnenstrahlen nurmehr unter einem ganz flachen Winkel erreicht wurde, maßen wir vor Beginn der Finsternis eine Wärme von + 69 ° C. Als das Sonnenlicht abgeschwächt wurde und du in den Halbschatten unserer Erde eintratest, sank diese Temperatur bis zu einer Kälte von 9
— 98 ° C ab Und als schließlich wahrend der totalen Finsternis alle warmende Sonnenstrahlung von dir ferngehalten wurde, da wurde diese Eiseskalte noch unbarmherziger und die Temperatur sank schnell weiter auf —117 °C Diese rasenden Temperaturwechsel zwischen gluhendei Hitze und eisiger Kalte lassen uns vermuten, daß deine Haut ein sehr schlechter Wärmeleiter ist Daher kann wahrend der Sonneneinstrahlung nur wenig Warme in dein Inneies eindringen, und selbst diese geringere Warmereserve vermag bei Temperatursturzen nicht ausgleichend einzugreifen, da die unzureichende Wärmeleitfähigkeit deiner Haut dies wiederum verhindert Diese Feststellung paßt vorzüglich zu der schon früher geäußerten Vermutung, daß deine Haut aus vulkanischer Asche besteht Denn auch diese Asche weist nur ein sehr schlechtes Wärmeleitvermögen auf, weshalb man in der Technik gern ähnliche Stoffe zur Warmeisolation verwendet Im Innern deines Leibes wird sich unter diesen Umstanden eine unveränderliche Temperatur ausgebildet haben, die etwa in der Nahe unseres Nullpunktes, also bei der Temperatur des schmelzenden Eises, liegen mag So haben wir unser Wissen um dein Wesen wieder um einen wichtigen Zug bereichern können Jeweils 14,8 Tage brennt die Sonne auf jeden Punkt deiner Oberflache Pausenlos hegt die glühende Sonnenhitze für diese Zeitspanne auf einem bestimmten Teil deiner Haut Sie treibt die Temperatur in dieser Zeit auf Hohen, bei denen auf unserer Erde die leicht schmelzbaren Stoffe schon flussig wurden und das Wasser langst zum Kochen gebracht wäre Wenn dann die Sonnenstrahlen von einem Punkt deiner Oberflache hinwegwandern, wird er für 14,8 Tage in erbarmungslose Kalte getaucht, eine Kalte, die doppelt so tief ist wie die niedrigsten Temperaturen an unserer Erdoberflache und in unserer Eidatmosphare Diesem fünf zehntägigen Wechsel zwischen brennender Sonnenglut und eisiger Weltraumnacht mußten sich also irgendwelche niederen Lebewesen anpassen, wenn sie in deiner trostlosen Wüstenei bestehen wollten Warum erleben wir aber auf unserem Heimplaneten, der Erde, nicht einen ahnlich schroffen Temperaturwechsel, wenn die Nacht hereinbricht und die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist 7 Warum besteht nur bei dir, lieber Mond, ein solch auffallender Gegensatz zwischen Tagund Nachttemperaturen 7 Daß deine Haut ein schlechter Wärmeleiter ist, diese Tatsache können wir nicht allein dafür verantwortlich machen Die wichtigste Ursache ist vielmehr das Fehlen einer dich schutzenden Lufthülle Du bist nicht wie unsere Erde von einer etwa 500 km dicken Atmosphäre umgeben Die nun schon über dreihundert Jahre wahrende Beobachtung deiner Oberflache durch das Fernrohr hat auch nicht den 10
geringsten Anhalt dafür ergeben, daß du eine eigene Atmosphäre besitzen konntest Du bist also nicht mit einem warmespeichernden, schutzenden Mantel umhüllt, der, da du es selber ja nicht kannst, die Gegensatze zwischen der Erwärmung deiner Oberflache wahrend der Zeit der Sonnenbestrahlung und ihrer Abkühlung in der Mondnacht ausgleichen und so den 1 emperaturwechsel mildern konnte, wie das auf unserer Erde der Fall ist Keine isolierende Zwischenschicht legt sich um deinen Leib und verhindert seine rasche Abkühlung, sobald die Sonne dich nicht mehr erreicht Ohne Warmeschutz mußt du deines Weges ziehen, und der Weltraum kann ungehindert von deinem geringen Warmevorrat zehren Kaum ist ein Punkt deiner Oberflache aus den Sonnenstrahlen ms Dunkle getaucht, so beginnt jenes ewig unveränderliche Gesetz wirksam zu werden, das wir Temperaturstrahlung heißen alle von der Sonne aufgenommene Warme zieht wieder aus deinem Leib in die geheimnisvolle Weite hinaus, die wir den interplanetaren Raum (den Raum zwischen den Planeten) nennen Wir können diese deine Temperaturstrahlung recht gut messen, da sie sich von der gespiegelten Sonnenstrahlung deutlich abtrennen laßt Gerade die vergangenen Jahre haben uns auf diesem Gebiet wieder eine Reihe von sehr verbesserten Instrumenten gebracht, mit denen sich Wärmestrahlungen mit einer früher nicht gekannten Leichtigkeit nachweisen lassen Sie werden auch der Mcndforschung zugute kommen
Der Mond strahlt Radiowellen aus Eine für unsere alltäglichen Vorstellungen von dir, guter Mond, wohl recht sensationell anmutende Behauptung lautet, daß sich deine Ausstrahlungen nicht auf den Bereich dei Warmewellen beschranken, sondern herabreichen bis zu den kurzen elektrischen Radiowellen, die wir als die quasioptischen Wellen, die Mikro- oder Zentimeterwellen kennen Theoretisch wußte man schon seit langem daß von dir wie von einem Radiosender elektrische Wellen in den Weltraum hinausstrahlen mußten Aber erst im Jahre 1946 gelang es den Amerikanern Dicke und Bermger mit den in ihrem Land besonders hochentwickelten Empfangern, deine Strahlung im Gebiet der Zentimeterwellen nachzuweisen Die Eigenschaft, elektrische Wellen auszusenden, ist aber nicht dein Vorrecht allem Halb durch Zufall, halb durch planmäßiges Forschen haben wir in den vergangenen Jahren feststellen können, daß aus dem gesamten riesigen Weltraum solche elektrische Wellen zu uns kommen Wir sehen als ihre Ursache jene vereinzelten Elektronen und Atome an, die die unendlichen Räume zwischen den einzelnen Fixsternen der Milchstraße bevölkern Wir bezeichnen diese Wellen auch als das Milch11
stiaßenrauschen, weil sie im Kopfhörer oder Lautsprecher nicht in harmonischen Tonfolgen laut werden, sondern nur als ein eintönig andauerndes Rauschen, wie wir es ähnlich auch am Ufer eines Baches hören können Das Milchstraßeniauschen und dem eigenes Rauschen haben giundverschiedene Uisachen auf die wir hier nicht weiter eingehen können Wir wollen jedoch noch erwähnen daß wir von unserer Sonne hei noch eine dritte Art von Radiowellen aus dem Weltall kennen, das solare Rauschen ( sol lat = Sonne) oder die solaren Ultrakurzwellen Sie sind gewöhnlich die machtigsten der drei erwähnten Rauschstrahluni,cn und haben uns schon viel von den Geheimnissen der Sonne verraten Ihr \uftreten ist manchmal auch von empfindlichen Störungen des Rund funkempfanges begleitet Zwar hat man auch dir, guter Mond, schon vielerlei Wirkungen au c den Empfang unserer Rundfunkstationen nachgesagt, dir diese Wnkungen aber bisher weder einwandfrei beweisen, noch sie überhaupt glaubhaft machen können Deine Temperaturstrahlung im Zentimeterwellenbereidi ist die einzige echte Mondstrahlung, die wir bis heute kennen und wir wissen im Augenblick noch keinen Naturvoigang, bei dem sich diese Strahlung irgendwie störend bemerkbar riachen konnte Aus diesem Grunde brauchen wir den immer wieder auftauchenden Erzählungen von angeblichen bösartigen Mondstrahlen keinen Glauben zu schenken, so gern die Phantasie vieler Menschen auf solche Vorstellungen auch eingehen mochte Außer deinen Zentimeterwellen kennen wir an dir nur noch eine einzige allerdings zieml'ch unbedeutende Naturerscheinung, die auf die Ausbreitung unserer Kurzwellensendungen von Einfluß sein konnte Det berühmte englische Nobelpreisträger Appleton konnte dir nachweisen daß deine Anziehung nicht nur auf den festen und flussigen Teil unseres Heimatplaneten einwirkt, sondern sich auch auf die Gasatome unserer Atmosphäre erstreckt Dadurch bist du in der Lage, jene leitenden Schichten in etwa hundert Kilometer Hohe, die wir die Ionosphäre nennen m geringem Umfang in der Hohe schwanken zu lassen Entsprechend dieser Schwankung heben und senken sich diese Schichten periodisch und lassen eine loncsphansche Gezeit erkennen ähnlich den jedermann gelaufigen Gezeiten am Meere (Ebbe und Flut) und den weniger bekannten Gezeiten in der unteren Atmosphäre, die zu Luftdruckschwankungen fuhren und nur mit den feinsten Meßinstrumenten und in langwierigen Beobachtungsreihen festgestellt werden können Ganz unsinnig und seit langer Zeit als durchaus unbegründet abgewiesen ist der Aberglaube daß du das Wetter beeinflussen konntest Zwar scheinen manche fluchtigen Beobachtungen für eine solche Wetterbeeinflussung zu sprechen, eine genauere Betrachtung zeigt jedoch immer wieder, daß dabei eine 12
falsche Veiknupfung von Ursache und Wirkung stattgefunden hat Schon ganz einfache Überlegungen sagen uns, daß ja sonst auf der ganzen Erde das gleiche Wetter herrschen und daß diese Witterung sich außerdem regelmäßig mit jeder Lunation wiederholen mußte Tatsächlich ist es eben immer die Sonnenstrahlung, die unser Wetter bestimmt, und niemals bist du es, guter Mond
Der Mond am Himmel Nachdem wir jetzt ein ziemlich eingehendes Bild von dir gewonnen haben, wollen wir uns einmal ganz kurz mit den Fragen beschäftigen, die mit deiner Bahn am Himmel zusammenhangen Wenn wir deine Bahn genau verfolgen, finden wir, daß sie durch alle jene Sternbilder lauft, die wir zum Tierkreis oder Zodiakus zusammengefaßt haben Der große Nikolaus Kopernikus hat uns gezeigt, daß sich unsere Erde bei ihrem Lauf um die Sonne aur einer Ebene bewegt, deren Verlängerung auf diese Tierkreisbilder tnftt Von uns aus gesehen hat es daher den Anschein, als ob sich die Sonne in der Tierkreisebene bewege Deine Bahn hegt nicht ganz genau in der gleichen Ebene wie die Erdbahn, sondern i=t etwas dagegen geneigt Ware das nicht der Fall, so wurden die Sonnen- und Mondfinsternisse in ganz anderer Reihenfolge verlaufen Bei jeder solchen Finsternis, auf deren Erklärung wir noch kurz eingehen wollen, stehst du ganz m der Nahe des Zodiakus Und da bei einer Finsternis das gewohnte Licht ausbleibt, nennt man den Zodiakus deswegen auch Ekliptik (von dem griechischen Wort ekleipein = unterlassen, auslassen) Diesen Nan en wollen wir in Zukunft auch nur für den Tierkieis gebrauchen Über die Lage der Ekliptik am Himmel und die Sternbilder, die zu ihr gehören, gibt jede Sternkarte Auskunft Wenn nun deine Bahn, guter Mond, gegen die Ekliptik geneigt ist, so müssen wir weiter folgern, daß sie sich mit dieser an zwei Punkten schneiden wird, und diese wollen wir die Mondknoten oder Drachenpunkte nennen Jedesmal wenn du die Ekliptik in nördlicher Richtung überschreitest, wollen wir von einem aussteigenden Mondknoten sprechen, und wenn du sie in südlicher Richtung wandernd querst, reden wir von emem absteigenden Mondknoten Deine Bahn schneidet sich aber auch mit dem Himmelsaquator infolgedessen mußt du auch diesen sowohl in nördlicher als auch in südlicher Richtung in jedem Monat überschreiten ''Siehe die Mondbahntafel Seite 28) Die Mondknoten waren nicht besonders erwähnenswert, wenn sie nicht die Eigentümlichkeit hatten, zu wandern Sie verschieben sich von einer Lunation bis zur anderen um ein kleines Stuck auf der Ekliptik, bis diese schließlich ganz durchmessen 13
ist und die Wanderung wieder von vorn beginnen kann Diese eigenartige Wanderung ist für eine genaue Beherrschung deiner Bahn von größter Wichtigkeit und bestimmt vor allen Dingen den Eintritt dei Finsternisse Solche Verfinsterungen tieten ein, wenn du oder die Erde die Sonne bedeckst, tritt die Erde in gerader Linie oder ungefähr in gerader Linie zwischen dich und die Sonne (du hast dann die Gestalt des Vollmondes erreicht), so wird sich deine Scheibe ganz oder zum Teil verfinstern, je nachdem wie weit du in den Kernschatten der Erde tauchst (Wir spredien von einer Mondfinsternis ) Wenn du dich aber zwischen Erde und Sonne schiebst, so daß die Verbindungslinie zwischen den drei Weltkorpern ungefähr eine Gerade bildet (du bist dann Neumond), so wird sich die Sonne verfinstern (Sonnenfinsternis) Auch die Sonnenverfinsterung wird verschiedenartig sein Die Sonne wird ganz verschwinden oder sicheloder ringförmig zu sehen sein Nun ist aber nicht jede Vollmond- bzw Neumondzeit mit einer Verfinsterung verbunden Sie kann nur dann eintreten, wenn du als Vollmond oder als Neumond gerade oder beinahe m der EkliptiK, d h im oder nahe dem Mondknoten steht Die Wanderung der Mondknoten ungs um die Ekliptik dauert in Verbindung mit anderen Erscheinungen rund 18 Jahre Die Verfinsterungen (bzw Bedeckungen) werden sich deshalb nach Ablauf dieser Zeitspanne in der gleichen Ordnung wiederholen
Erdferne und Erdnähe Wir wollen nun einmal deinen eigenen Winkeldurchmesser feststellen, d h den Winkel, der sich ergibt, wenn unser Auge deine voll erleuchtete Scheibe oben und unten anvisiert Zu diesem Zweck nehmen wir mit einem Wmkelmeßgeiat, einem Theodoliten, oder einem anderen verfugbaren Instrument ahnlicher Art Maß an dir und bestimmen deine Winkelgroße zu rund einem halben Bogenrad Du kannst also in deine Winkelgroße recht gut mit unserem Tagesgestirn der Sonne, in Wettbewerb treten, die uns nämlich ungefähr gleich groß erscheint Aber, guter Mond, du kannst uns damit nicht hinters Licht fuhren Denn diese Winkelgroße gibt euch beiden nur für einen Betrachter auf der Erde einen gleichen Durchmesser, der gar nichts mit euren wirklichen Ausdehnungen zu tun hat Die Sonne ist ja 400mal großer als du Wir haben deinen scheinbaren Winkeldurchmesser aber einmal längere Zeit hindurch verfolgt und dabei gefunden daß er sich in bestimmten Zeitabstanden verändert Von einem Höchstmaß (Maximum) von rund 3 3 ' sinkt 14
er zu einem Mindestmaß (Minimum) von rund 29 ' *) Da du deine wirkliche Große nicht andern kannst, etwa wie ein Luftballon, den wir einmal dicker und einmal dunner aufblasen können, so bleibt uns nur ubng anzunehmen, daß du unserer Erde einmal naher und einmal ferner stehst und daß dadurch die Veianderung deines Winkeldurchmessers zustande kommt Ein Baum in der Landschaft verändert für unser Auge ja auch seine Große, d h den Winkel, unter dem wir ihn sehen, je nachdem •wie weit wir von ihm entfernt sind Bist du uns am nächsten, so sprechen wir vom Perigäum (gnech pen = um, herum, , ga" = die Erde), und wenn du am weitesten von uns fort bist, so nennen wir das dein Apogäum (gnech , apo — fort, weg) Früher glaubte man, daß sich die Himmelskörper nur auf den vollendetsten Bahnen, die die Geometrie kennt, bewegen konnten, da nur auf diese Weise die in der ganzen Welt veimutete Harmonie auch im Lauf der Gestirne ihre Krönung finden konnte Die Mondbahn hatte demnach ein Kreis sein müssen Aus unseren eben gemachten Beobachtungen müssen wir aber schließen, daß das nicht der Fall ist, sondern daß deine Bahn annähernd mit einer Ellipse zu vergleichen ist Sie weicht also ganz erheblich von der Bahn ab, die man dir früher als ehernes Gesetz zugedacht hatte, und deshalb nennen wir die Zeit, die du von einem Perigäum zum nächsten brauchst, einen anomalistischen Uml?uf (gnech = nicht gesetzmäßig), wahrend wir die Zeit von einem auf- oder absteigenden Mondknoten zum nächsten entsprechenden Knoten einen drakonitischen (gnech = Drachen) Umlauf nennen Die Zeitpunkte der Erdferne und Erdnahe sind mit freiem Auge nicht zu erkennen, da die Veränderung deines Scheibendurchmessers zu gering ist Jene häufig beobachtete Erscheinung daß deine Scheibe uns in der Nahe des Horizonts viel großer dunkt, als wenn du hoch am Himmel stehst, hat mit jenem Vorgang der Erdnahe und Erdfeine nichts zu tun sie ist weiter nichts als eine etwas verwickelte optische Tauschung Deine Erdferne und Erdnahe haben jedoch Bedeutung für die Berechnung der Meeresgezeiten sie sind hoher, wenn du uns naher bist, und geringer wenn du uns ferner stehst Der Zeitpunkt deiner größten Erdnahe wird dann einmal von ganz besonderer Wichtigkeit werden, wenn wir Foischungsraketen zu dir durch den Weltraum schicken, ihre Reisedauer werden wir selbstverständlich möglichst kurz wählen, und das ist beim Perigäum der Fall Auf unserer Mondbahntafel haben wir jene Punkte deiner Bahn eingetragen, an denen du jeweils in Erdnahe oder -ferne stehst Diese wandern ebenso wie die Knotenpunkte deine Bahn entlang *) Der Kreis hat 360° (Bogengrade), 1 ° (Bogengrad) hat 60' (Bogenminute), 1' (Bogenminute) hat 60" (Bogensekunden).
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Mond und Sternbedeckung Die Kenntnis deines scheinbaren Durchmessers ermöglicht uns nun die Beantwortung der häufig gestellten Frage, wieviel Sterne man wohl m e h r sehen konnte, wenn der Platz, den du am Himmel einnimmst, frei wäre Wir wollen uns mit der Antwort Zeit lassen, denn schon mancher vorschnelle und allzu oberflächliche Beobachter ließ sich durch dem helles I icht beeindrucken und gab Zahlen an, die weit entfernt von der Wirklichkeit waren Eine einfache Rechnung wird uns schnell Aufschluß geben 720 Vollmondscheiben brauchte man etwa, um deine Bahn am Himmel geschlossen zu belegen Wurden wir mit diesem Abdecken des Himmels fortfahren, so kamen wir auf jedem Nachbarstreifen mit weniger Scheiben aus, 100 000 Mondscheiben mußten wir insgesamt aneinanderfügen, um eine halbe Himmelskugel abzudecken Wieviel Sterne wurden dabei verdeckt7 Wir können unter gewöhnlichen Umstanden mit unbewaffnetem Auge etwa 2000 Sterne gleichzeitig sehen, das ist eine überraschend geringe Zahl Die Himmelshalbkugel, über die diese Sterne zerstreut sind, konnten wir, wie eben angegeben wurde, mit 100 000 Mondscheiben abdecken Auf einen Stern treffen demnach 50 Mondscheiben Die Wahrscheinlichkeit, daß ein Stern von der Mondscheibe bedeckt wurde, betragt nach dieser Rechnung also nur ein Funfzigstel Tatsachlich sind Sternbedeckungen durch den Mond auch ein recht seltenes Ereignis, wenn wir uns auf die helleren, mit freiem Auge sichtbaren Sterne beschranken Aber solche Sternbedeckungen sind sehr gute Prüfsteine für die Theorie deiner Bahnbewegung, guter Mond, und darum nimmt der Astronom die Gelegenheit gern wahr, sie messend zu verfolgen Dabei ergibt sich, daß e durchaus nicht gleichgültig ist, von welchem Ort aus wir verfolgen, wie du dich vor einen Fixstern oder gar einen Planeten schiebst Tatsachlich kann für zwei weit entfernte Beobachter auf Erden deine Lage zu einem Stern im Weltenraum so veischieden sein, daß du für den einen Beobachter den Stern verdeckst und für den anderen nicht Und selbst wenn für beide eine Sternbedeckung eintritt, so kann sie zu merklich verschiedenen Zeitpunkten erfolgen Eine höchst wichtige Entdeckung haben wir bei diesen Sternbedeckungen gemacht Wenn sich der dunkle Teil deiner Scheibe bei zunehmendem Mond auf den zu bedeckenden Stern zuschiebt oder bei abnehmendem Mond sich von ihm lost erfolgt der Übergang in beiden Fallen schlagartig Uiplotzhch hast du den Stern verschluckt und hinter deiner schwarzen Nachthalfte verschwinden lassen, und ebenso urplötzlich gibst du ihn auch wieder frei Die Fixsteine sind al=o für uns trotz ihrer gewaltigen, der 16
Sonne ähnlichen Durchmesser wegen der riesigen Entfernungen, die sie von uns trennen, tatsächlich nur punktformige Lichtquellen Ihre Bedeckung durch den Mond erfolgt m einem nicht meßbaren Sekundenbruchteil Bei einem Planeten dauert das Schauspiel des Verschlucktwerdens dagegen eine merkliche Zeit, da die Planeten wegen ihrer verhältnismäßig geringen Abstande von unserer Erde trotz ihrer kleinen Durchmesser dem Erdbewohner doch schon als winzige Scheiben erscheinen
Die Entfernung des Mondes Noch wissen wir immer nicht, wie weit du denn eigentlich von unserer Erde entfernt bist, noch fehlt uns die Kenntnis von deiner Masse, deinem Volumen und deinem spezifischen Gewicht Wir können nun weder ein Maßband von unserem Wohnort bis zu du hinauf spannen, noch können wir dich auf eine Waagschale legen Aber wir haben Mittel und Wege gefunden, die gewünschten Auskünfte auch ohne jede materielle Verbindung mit dir zu erhalten Voiaussetzung bei allen diesen Versuchen ist die Kenntnis der Geometrie die in den notwendigen Einzelheiten bereits den alten Griechen bekannt war Daher konnte sich auch schon Anstarch von Samos (um das Jahr 26 5 v Chr) mit der Messung der Mondentfernung abplagen Seine noch sehr rohen Werte wurden spater von dem gießen Astronomen Hipparch (um 15Ov Chr) verbessert Der nicht weniger bekannte Ptolemaus (um 1400 n Chr ) konnte diese Werte nochmals um eine Kleinigkeit verbessern und kam den wirklichen Verhaltnissen schon sehr nahe Wir können also mit gutem Wissen behaupten daß die Kenntnis von deiner Entfernung bereits auf einer zweitausend jahngen Tradition beruht Um so erstaunlicher ist es, daß häufig gebil dele Menschen unserer Zeit nicht die geringste Ahnung davon haben Allerdings konnten deine Entfernungen erst dann auf das genaueste eimittelt werden, als wir über die Abmessungen unseres eigenen Erdballs ausreichend genaue Unterlagen erhalten hatten Mit ihnen konnten wir nach der Trigonometrischen Methode des Vorwartseinschneidens oder der Triangulation, die für alle Fragen der Landvermessung von größter Bedeutung ist und sich in Zehntausenden \on Messungen aufb beste bewahrt hat, auch deinen Abstand ermitteln Der Landmesser der \on seinem Standort aus die Entfernung bis zu einer weit entlegenen Kirchtuimspitze feststellen will, braucht den Abstand bis dorthin gar nicht mit seinem Meßband abzumessen Oft wäre das auch gar nicht einmal möglich weil ihm Hauser Gewässer Berge und Walder im Wege lagen Ei mißt vielmehr doit wo er sich geiade befindet auf einer möglichst ebenen Fladie mit größter Genauigkeit eine feste Strecke (eine Basis) ab 17
und visiert dann von jedem der beiden Endpunkte dieser Basis die Spitze des Kirchturms an. Jede dieser beiden Visierlinien schließt mit der Basis einen bestimmten Winkel ein. Hat er diese Winkel festgestellt, dann kann er seine Meßgeräte zusammenpacken und alles Übrige rechnerisch am Schreibtisch ermitteln. Für den Astronomen bist du, guter Mond, ein solcher Fernpunkt, an den wir nicht messend herankommen können. So müssen wir zusehen, ob wir dich nicht auf ähnliche Weise, wie der Landmesser den Kirchturmhahn, von den zwei Endpunkten einer genügend großen Basis aus anvisieren und dann lediglich durch Berechnung deinen Abstand von der Erde aus feststellen können. Die erste gut befriedigende Messung dieser Art wurde von den französischen Astronomen Lalande und Lacaille im Jahre 1751 ausgeführt. Natürlich mußte ihre Mondmessung um so genauer ausfallen, je größer sie die Strecke wählten, die ihnen als Basis dienen sollte. Je größer nämlich die Basis ist, um so deutlicher unterscheiden sich die Winkel, unter denen du anvisiert werden kannst. Die längste Basis, die uns auf der Erde überhaupt zur Verfügung steht, wäre der Erddurchmesser gewesen. Da man aber nicht eigens für die Mondmessung Sternwarten errichten wollte, ohne die nicht genau genug beobachtet werden konnte, wählten die beiden Astronomen die Sternwarten in Berlin und am Kap der Guten Hoffnung als Meßstellen. Der Abstand zwischen diesen beiden Orten, der durch Erdvermessungen sehr genau bekannt war, war die Basis. Die beiden Beobachter drehten nun zu einem vorher vereinbarten Zeitpunkt ihre Fernrohre soweit über die Horizontalebene ihrer Beobachtungsorte hoch, bis sie einen genau \ereinbarten Punkt deiner Oberfläche in ihr Fadenkreuz bekamen. Die Drehwinkel der Fernrohre wurden niedergeschrieben. Beim späteren Vergleich ergab sich, daß es verschiedene Werte waren. Nun war es leicht, aus diesen beiden Winkeln und der Basis die Länge der Visierlinien und in weiteren Berechnungen die Entfernungen vom Erdmittelpunkt zum Mond festzustellen (vgl. Bild S. 19). Und was haben wir nun über deine Entfernung herausgebracht, lieber Mond? Zunächst einmal umschwebst du uns nicht in einem festen Abstand, was wir schon auf Seite 15 erwähnt haben. Und darum haben •wir aus sorgfältigen Beobachtungen einen mittleren Wert deiner Entfernung errechnet. Der Zahlenwert lautet 3 84 403 Kilometer. Mit solch außerordentlicher Genauigkeit kennen wir also deinen mittleren Abstand vom Mittelpunkt unseres eigenen Weltkörpers. Er entspricht einer Strecke von 60,267 Äquatorradien unserer Erde, d. h., 30 Erdkugeln müßte man wie eine Kette aneinanderreihen, um zu dir hinüber18
Die Berechnung der Mondentfernung: Wäre der Mond wesentlich weiter von uns entfernt als er es tatsächlich ist, so wüiden die Visierlinien der Astronomen in K und B zu dem vereinbarten Visierpunkt (Mondkrater Mösting A) praktisch parallel verlaufen. In Wirklichkeit schließen sie jedoch an ihrer Spitze einen Winkel von rund 2 Grad ein (Winkel BMK). Aus den astronomischen Messungen gewinnt man zunächst die beiden Winkel, die die Visierlinien mit der Senkrechten durch den Beobachtungsort einschließen. Aus den Erdvermessungen kennt man weiter die Basislänge BK und die Winkel im Dreieck OBK. Daraus errechnet man aber nun ohne Schwierigkeit die beiden Winkel im Dieieck BKM, die der Basis BK anliegen und aus diesen diei Bostimmungsgrößen mit Hilfe der Trigonometrie schließlich die beiden Strecken BM und KM. Die Entfernung Erdmittelpunkt—Mondmittclpunkt läßt sich dann ebenfalls einfach ermitteln Die Strecken BM und KM sind topozentiische Entfernungen zum Monde (auf den Beobachtungsort, griech. topos, bezogen), die Strecke OM ist dagegen geozentrisch, d. h. auf den Eidmittelpunkt bezogen. zukommen. Ein moderner Schnellzug mit einer Geschwindigkeit von 100 km in der Stunde könnte sie in rund 3 844 Stunden oder 160 Tagen zurücklegen. Gute fünf Monate müßten wir also mit einem solchen Zuge reisen, wollten wir mit ihm zu dir hinaufkommen. Da uns aber im Weltraum keine Schienen gelegt sind, müssen wir diesen Gedanken gleich fallen lassen. Günstiger wäre schon ein neuzeitliches Düsenflugzeug. Es legt in jeder Stunde 1200 km zurück und könnte daher schon in gut zwei Wochen an deiner Oberfläche angekommen sein. Leider bedarf dieses Flugzeug noch der tragenden Luft zur Fortbewegung, es ist also ebenfalls 19
für die Reise nicht geeignet Von dem einzig brauchbaren Verkehrsmittel, der Rakete, werden wir zum Schluß dieses Heftchens noch sprechen Von deiner mittleren Entfernung kannst du, wie wir schon aus der Beobachtung deines scheinbaren Scheibendurchmessers abgeleitet haben, erheblich abweichen Deine äußerste Entfernung von uns betragt 407 000 km, und bei deiner größten Annäherung betragt der Abstand 3 56 000 km Aus deinem in Wmkelgiaden gemessenen scheinbaren mittleren Scheibenduichmesser, der 3 1 ' 5,8" betragt, und deiner mittleren Entfernung kennen wir nun spielend leicht deinen wirklichen Durchmesser errechnen Wir haben ihn zu 3476 km bestimmt Er ist also rund ein Viertel so groß wie der Durchmesser unseres Erdballs, und dem Rauminhalt oder dein Volumen betragt demnach nur V47 des Erdvolumens Die Bestimmung deiner Masse hat uns wesentlich mehr Kopfzerbrechen gemacht als die Berechnung deiner Entfernung Wir fassen uns hier kurz und stellen lediglich fest, daß deine Masse 73,48 Trillionen Tonnen betiagt Anschaulicher wird deine Masse aber, wenn wir sie nicht mit der Zahl, sondern im Verhältnis zur Erdmasse ausdrucken Sie betragt dann den 0,0123 Teil oder Vsi der Masse unseres Planeten Da wir vorher schon deinen Rauminhalt kennengelernt haben und nun wissen, wie groß deine Masse ist, können wir auch ausrechnen, wie schwer ein Würfel deiner Korpermasse von einem Dezimeter Kantenlange auf unserer Erde \ are Diesen Zahlwert nennen wir das spezifische Gewicht Es betragt bei dir, guter Mond, 3,3 kg für den Kubikdezimeter und ist damit nur clei 0 6 Teil des spezifischen Gewichtes der Erde, das 5,53 kg für den Kubikdezimeter betragt Der stoffliche Aufbau deines Korpers kann daher dem der Erde nicht gleich sein
Entfernungsmessung mit Lichtgeschwindigkeit Die schnellste einfachste und überzeugendste Art, deine Entfernung zu bestimmen, kennen wir erst wenige Jahre Wir benutzen dabei die elektromagnetischen Wellen, die uns vom Rundfunk und vom Fernsehen her bekannt sind Allerdings eignet sich für unsere Zwecke nur eine ganz besondere Art dieser Wellen, die die Eigenschaft hat, sich ahnlich wie die Lichtstrahlen geradlinig auszubreiten, und die wir als quasioptische Wellen schon kennen Sie breiten sich wie die Lichtwellen mit der märchenhaften Geschwindigkeit von rund 300 000 km in der Sekunde aus Für diese Wellen ist die Reise durch den Weltraum bis zu dir hinauf, guter Mond, das Werk eines kleinen Augenblicks In wenig mehr als einer Sekunde ist der Strahl von der irdischen Sendeantenne bis zu 20
deiner Oberflache hinaufgeschossen Gegen ihn kannst du dich nicht wehren Anders als Lichtstrahlen durchdringen diese Wellen muhelos die dicksten Wolkenschichten der Erdatmosphäre und den Dunst, der über unseren Städten lagert Hier kannst du dich nicht hinter einen schutzenden Nebelschleier zurückziehen, wenn du uns dem Antlitz einmal entziehen willst Mit unfehlbarer Sicherheit wird der von der Richtantenne auf dich gezielte Strahl deine Oberflache treffen Und nun spielt sich derselbe Vorgang ab, den wir schon bei den Licht- und Warmewellen der Sonne und bei unserem Erdlicht erlebten Du wirst wieder zu einem nesigen Spiegel, der die in einem scharfen Strahl auftreffenden Wellen \on neuem m den Weltraum hmausschickt Ein Teil dieser reflektierenden Wellen kommt dabei auch an unsere Erdoberflache zurück War der abgesandte Strahl stark genug, dann sind auch die an deiner Oberflache reflektierten Wellen noch so stark, daß wir sie auf der Erde wieder mit einer Empfangsantenne auffangen, einem Empfanger zuleiten und sie an dessen Ausgang registrieren können Da uns diese Registrierung möglich ist können wir nunmehr auch unschwer messen wie lange unsere Wellen unterwegs sind, um von unserer Sendeantenne durch den Weltraum bis 7U deiner Oberflache hinaufzulaufen und dann denselben Weg bis zu unserer Empfangsantenne zurückzulegen Aus dieser Laufzeit können wir aber, da uns die Geschwindigkeit der Wellen bekannt ist, in ganz einfacher Weise den Laufweg errechnen Und so haben wir am Ausgang unseres Empfangers schließlich eine Braunsche Rohre angeschlossen, deren Skala bereits direkt in Entfernungswerten geeicht ist Wir können hier unmittelbar verfolgen, wie du deine Entfernung von uns in jedem Augenblick änderst, ja, wir können mit etwas komplizierteren Zusatzeinnchtungen sogar unmittelbar die Geschwindigkeit feststellen, die du uns gegenüber hast Noch sind wir mit diesen Versuchen, die seit dem Januar 1946 in den Vereinigten Staaten durchgeführt werden, erst im Anfangsstadium Aber wir haben berechtigte Hoffnung, hier lasche Fortschritte zu machen Jedenfalls haben wir mit diesen Ruckstrahlmessungen bereits den Beweis erbracht, daß wir bei einer einfachen Anstrahlung, bei der der Strahl nicht zurückzukehren braucht, leicht in der Lage sind, den Abstand zwischen dir und uns zu meistern Damit haben wir auch die Gewahr, daß wir zu dem Zeitpunkt, da wir uns mit Weltraumschiffen einmal deiner Oberflache nahern können, bereits über die funktechnischen Unterlagen verfugen, um entweder diese Raketen von der Erde aus zu orten und mit Hilfe der Fernsteuerung auf einer gewünschten Bahn über deiner geheimnisvollen Landschaft kreisen zu lassen, oder aber, um sogar mit bemannten Weltraumschiffen in standigem Funkverkehr zu bleiben 21
Die Fahrt zum Monde Die Verwirklichung derartiger Pläne scheint nicht mehr allzu weit in der Zukunft zu liegen Von der Erdoberflache steigen heute schon die Forschungsraketen bis in vierhundert Kilometer Hohe auf Diese Strecke ist schon ein ganz gewaltiger Fortschritt in der Eroberung der irdischen Atmosphäre Die höchsten Aufstiege von bemannten Stratosphärenballonen sind nicht über 24 km hinausgekommen, und selbst unbemannte Registrierballone haben bei ihren Aufstiegen eine Hohe von 37 km nicht überschritten Jedoch, was bedeuten diese geringen Entfernungen gegenüber der gewaltigen Strecke, die uns von dir, guter Mond, trennt' Die Hohen der Ballonaufstiege werden wir kaum mehr überbieten können hi den Hohenschichten zwischen 30 und 40 km wird die Dichte der irdischen Atmospharengase so gering, daß Ballone keinen ausreichenden Auftrieb mehr haben In diesen Hohen wird aber auch die Tragfähigkeit der Luft für Flugzeuge unzureichend, so daß wir auch mit diesen keine größeren Hohen erreichen können Es bleibt uns also nur die Rakete Vor zwanzig Jahren stand die Raketentechnik in unbedeutenden Anfangen, seitdem aber hat sie sich, vor allem durch die unermüdliche Arbeit deutscher Techniker und Wissenschaftler, gewaltig entwickelt Allem Anschein nach ist die von ihnen in Deutschland früher geschaffene Rakete des Baumusters A-4 in ihrer Art noch immer unübertroffen Sie fand auch im Kriege Verwendung und wurde damals als V 2-Rakete bezeichnet Diese in zahllosen Exemplaren gebaute Großrakete wiegt leer sechs Tonnen und wird für den Start mit einer Treibladung von neun Tonnen Alkohol und flussigem Sauerstoff gefüllt Die Gase, die bei der Verbiennung dieser beiden Stoffe entstehen jagen mit einer Geschwindigkeit von etwa zweitausend Meter in der Sekunde aus der Schwanzoffnung des Raketenkorpers heraus und können ihn dabei auf eine Endgeschwindigkeit von etwa 6000 km in der Stunde beschleunigen Noch hat allerdings keine einzige Rakete eine solche Strecke zurückgelegt, da die überall wirkende Anziehungskraft unserer Erde samtliche Raketen schon langst vorher wieder an den Boden zuruckzwang Aber nichts hindert uns anzunehmen, daß die so erfolgreich begonnene Raketenentwicklung, die in vielen Landern mit allen Mitteln gefordert wird, schon in wenigen Jahren Raketentypen zeigen wird, die 1000 km hoch steigen können Noch können wir nicht daran denken, mit einer solchen Rakete emporzusteigen, doch steht es uns frei, uns in Gedanken einem solchen Aufstieg anzuschließen und die voraussichtlichen Erlebnisse und Gefahren zu schildern, denen wir dabei begegnen werden Zunächst müssen wir ein22
mal durch das Sperrfeuer der Meteore hindurch, die unablässig in die Atmosphäre hineinhageln In hundert Kilometer Hohe beginnt für uns diese Gefahrenzone Wir können nun durch die sorgfaltige Beobachtung der Meteortatigkeit feststellen, daß es Zeiten mit geringem Sperrfeuer gibt und wieder andere Zeiten, in denen zahllose Gesteinstrummer aus bestimmten Meteorstromen m die Atmosphäre hmemsdiießen und unsere Rakete bedrohen Wir werden uns deshalb Auskunft einholen, Funkmeßstationen, die über gigantischen Antennenanlagen den Himmel mit quasioptischen Wellen abtasten und auch bei hellem Sonnenschein die Spuren der Meteore auf den .Gläsernen Karten" ihrer Beobachtungsgerate erkennen können, werden uns diese Auskunft geben Aber hinduich müssen wn durch dieses Sperrfeuer, da gibt es keinen Ausweg Vielleicht werden unsere Navigationsemnchtungen einmal so hoch entwickelt, daß der Raketenfuhrer selber ein Gerat mit sich fuhrt, auf dem ei die Bahnen der heranjagenden Gesteinstrummer verfolgen kann Dann heißt es freilich blitzschnell handeln Aber dem Raketenfuhrer genügen die wenigen Sekunden, die vom Augenblick des Erkennens eines auftauchenden kosmischen , Geschosses bis zum bevorstehenden Zusammenstoß vergehen, um durch nditige Steuerbewegungen die Rakete aus der gefährdeten Linie zu bringen Der Raketenfuhrer wird dann nicht anders navigieren als ein Kapitän, der sein Schiff durch ein eibberggefahrdetes Gewässer zu lenken hat
Über der Mondoberfläche Lassen wir einmal in kuhnet Phantasie eine Rakete sich deiner Ober flache nahern Sie wird hier in deiner Nahe das Sperrfeuer, das di" Meteoriten auch um dich, guter Mond, legen, durchbrechen müssen dodi wollen wir hiervon einmal absehen und uns nur dem optischen Eindruck widmen, der uns erwartet In pechschwarzer Nacht liegt der von der Sonne nicht beleuchtete Teil deiner Oberflache da, und nur dann wenn ei ganz oder zum Teil der Erde zugekehrt ist, können wir Einzelheiten erkennen, dann nämlich spendet diesem nachtdunklen Teil jene prachtige in etwas bläulichem Licht glanzende große Scheibe die über uns am Himmel hangt, und die nichts anderes alt, unsere Erde ist, etwas Licht Kreisen wir weiter über deiner Kugel so taucht endlich der beleuchtete Teil unter uns auf, und wir bekommen nun auch die Sonne zu Gesicht Sie erscheint uns jedoch in ganz ungewohnter Umgebung Nicht unser liebliches Himmelblau umgibt sie, sondern der ewig tiefschwarze Himmel, an dem sämtliche Sterne von ausreichender Helligkeit als feine, ganz 23
ruhig stehende, strahlige Punktchen zu sehen sind Die Sonne selbst ist mit einem märchenhaft schonen, silbrig glanzenden Lichtschieier umgeben den wir von unserer Erde aus nur bei totalen Sonnenfinsternissen fui kurze Zeit beobachten können man hat ihn die Sonnenkorona ( Sonnenkrone ) genannt Voller Überraschung entdecken wir, wie sich über diese Korona hinaus eine hauchdünne, hchterfullte Scheibe, von der Sonne ausgehend, in den Raum erstreckt Es ist das Tierkreis- oder ZodiakalLcht Es entsteht durch winzig kleine Staubteilchen, die die Sonnenstrahlen ablenken Endlich einmal sehen wir dann unser Sonnensystem in seiner ganzen Großartigkeit Zuerst in Sonnennahe den flinken Planeten Mefkur, den wir bei den ungunstigen Beobachtungsbedingungen unserer Heimat so selten zu Gesicht bekommen, dann die unbeschreiblich schon und herrlich strahlende Venus, die uns auf Erden als Morgenund Abendstern gewohnlich nur für wenige Stunden zu Gesicht kommt, obwohl sie ein geübter Beobachter mit freiem Auge auch tagsüber sehen kann weiter un»ere Erde selbst, je nach der Stellung zur Sonne als zu nehmende abnehmende oder als Vollerde schließlich den rötlichen Mars, cicn hellen Jupiter und den schwächeren Saturn Vielleicht sehen wir auch den im Jahre 193 7 entdeckten kleinen Planeten Hermes, der sich unserer Erde bis auf sechshunderttausend Kilometer nähert und zu dem wir hier in Mondnahe nurmehr den halben Weg haben, wenn wir gerade gunstig stehen Lockt es UIJS nicht, die Reise weiter fortzusetzen? Doch i och gibt es am Himmel genug Ungewohntes zu entdecken Da glänzen einige jener seltsamen HaaiSterne oder Kometen mit ihrem eigenartigen stets der Sonne abgewandten Schweif Diese Kometen haben für uns Bewohner der festen Erdoberfläche jeden Schrecken verloren Wir betrachten sie als harmlose Wanderer durch den Raum zwischen den Planeten Unsere Raumschiffahrer werden sie dagegen mit recht gemisch ren Gefühlen beobachten Denn ihre Staubmassen sind jene Geschosse, die das für unsere Mondreise so gefährliche Sperrfeuer der kleinen Kaliber unterhalten Doch nun lenkt wieder die Sonne unser Auge auf sich Wir werden Zeuge eines riesigen Gasausbrudis eine lodernde, feurige Zunge hat sich immer weiter von der Sonne weg in den Raum hinausgeschoben Erst jetzt bemerken wir, welche Unruhe auf der Sonnenscheibe henscht, welches Wirbeln und Strömen Furchtbar brennt die durch keine Atmosphäre abgeschwächte Sonnenstrahlung durch unsere Schutzglaser Wenden wir unsere Blicke nun der eigentlichen Mondlandschaft zu Es kommt uns jetzt zugute, daß wir uns schon immer eifrig mit der Selenographie, der Mondkunde, beschäftigt haben Wir haben die drei24
hundert Jahre alten Kupferstiche aus dem astronomischen Werk „Selenographia sive Lunae descriptio" (Selenographie oder Beschreibung des Mondes) studiert, das erste große Kartenwerk vom Monde, da^ der Danziger Johannes Howelcke in muhevoller Kleinarbeit angefertigt hat Wir kennen die vorzügliche Mondkarte von Julius Schmidt, die in 34jahnger sorgfaltigster Beobachtung deiner Oberflachenformen entstand Wir haben die eindrucksvollen Wiedergaben deiner Gelandeformen durch die Englander Na«myth und Carpenter im Gedächtnis alle erkennbaren Einzelheiten sind dann berücksichtigt Und schließlich haben wir immer und immer wieder die unübertrefflichen Karten des besten Mondkenners aller Zeiten, der Pnvatastronomen Philipp Fauth durchgeblatteit, um in allen Fragen der Selenographie sattelfest zu sein Doch damit allein haben wir uns nicht begnügt Die Kartenwerke waren für uns nur der Ausgangspunkt zu weiteren Studien über dem W'esen So haben wir die bildliche Wiedergabe deiner Oberflachenformen durch veimessende Arbeiten erweitert die Entfernungen auf deiner Oberflache und die Hohen und Tiefen aus den Fernrohrbeobachtungen errechnet Die Arbeitsmethoden dieser Wissenschaft der Mondvermessung (Selenodasie) sind uns daher durchaus gelaufig und ebenso ihre Erkenntnisse All das Wissen, das wir so vcn dir zusammengetragen haben, hat uns dann zu ienen Fragen angeregt die der Aufgabenbereich der Selenographie (Lehre vom Monde) sind Diese Wissenschaft sucht zu ergrunden, auf welche Weise wohl deine Oberflache zustande kam woher deine Gelandeformationen stammen, durch welche Vorgange bestimmte, ganz eigenartige Einzelheiten deiner Landschaft erklart werden können, wie alt du wohl bist und viele ähnliche Probleme Noch steckt sie sehr in den Kinderschuhen, die Selenologie und fast immer heißt die Antwort, die sie uns auf unsere Fragen gibt Das wissen wir heute noch nicht So bist du von zahllosen Ratsein umgeben, und nur zu gern mochten wir den Schleier lüften Dies alles jagt uns in Gedanken nochmals durch den Kopf, wenn wir jetzt unseren erwartungsvollen Blick endlich auf deine Zaubeilandschaft richten Da dehnen sie sich aus, jene riesigen dunklen Flachen auf deiner Oberfläche, die man von unserer Erde aus schon mit freiem Auge erkennen kann Früher glaubte man wohl Festlander und Meere erstreckten sich über dich hin, ähnlich wie auf unserem eigenen Planeten Jene dunklen Flachen sah man zunächst ah die Meere an, und dieser falschen Vorstellungen verdanken sie ihre Namen, die mit den lateinischen Bezeichnungen mare (Meer), oceanus (Ozean) sinus (Golf), lacus (See) 25
Lacus somn/orc Morz imbriu, Mare serenitatis
•~~- März
tranquillitati.
Mare humorvm
Man nectaris
Mondkarte: An Gelandeformen des Mondes kennt die Selenographie Kettenund Massengebirge, Ringgebirge, Kratergruben, Ebenen, Rillen und Strahlensysteme. Die Ebenen tragen von früher noch immei den falschlichen Namen Mare (= Meer). Besonders leicht erkennt man das Mare Crisium, das sich dem unbewaffneten Auge durch seine gunstige Lage am Rande in besonders scharfen Umrissen zeigt. Die Ringgebirge oder Mondkiater sind besonders auf der Sudhälfte sehr zahlreich. Die Kaite enthalt nur einige wenige, besonders markante Rmggebiige. Ihre Entstehung ist noch vollkommen ungeklärt. Zum Teil nimmt man an, daß die Ringgebirge Einschlagstellen gewaltiger Meteore sind. Andere Mondkenner vertreten die Ansidit, die Ringgebirge könnten tatsachlich die Überreste von Kiaterwanden früherer Vulkane sein, eine Anschauung, die sich gut mit unseren übrigen Erfahrungen von den Eigenschaften der Mondobeiflache vertiagen würde. Allerdings bereitet bei dieser Annahme die Erklärung der eigenartigen Höhenverhältnisse in den Ringgebirgen Schwierigkeiten. Völlig ungeklärt sind die seltsamen Strahlensysteme, die besonders deutlich von den Ringgebirgen Kopernikus und Tycho in die weite Umgebung ausstrahlen und über deren Wesen man keinerlei Aussagen machen kann. Bei schräg auffallendem Licht kann man auch noch die Mondrillen erkennen, die vermutlich Sprünge in der Mondoberfläche oder Täler nach Art der irdischen Schluchten sind, wenngleich für den Mond keine Flusse als Entstehungs Ursachen dieser Rillen in Betracht kommen können. Bekannt ist die Hyginusrille in der Mondmitte. Der hellste Punkt der uns sichtbaren Mondoberfläehe ist der Mondkrater Aristarch. Eine besonders schöne Mondgegend ist die Wallebene Plato 26
und einem ebenfalls lateinischen Beiwort gebildet werden. Da liest man die Namen Mare Nubium (Wolkenmeer), Mare Imbrium (Regenmeer), Mare Serenitatis (Heiteres Meer), Oceanus Procellarum (Ozean der Stürme), Sinus Medii (Golf der Mitte), Lacus Somniorum (Traumsee) u. a. Die „Maria" bedecken etwa ein Drittel deiner uns sichtbaren Oberfläche und liegen durchweg tiefer als das sie umgebende Gelände. Und während unsere Rakete über die verschiedenen „Maria" hinwegjagt, nähern wir uns dem südlichen Teil deiner uns von der Erde aus sichtbaren Halbkugel, dem Gebiet, in dem sich in kaum zu übersehender Fülle jene geheimnisvollen Erhebungen befinden, die wir Ringgebirge oder Mondkrater nennen. Über dreißigtausend solcher Krater haben wir schon gezählt und den meisten von ihnen auch Namen gegeben. Von den alten Griechen Aristarch und Eratostenes über Tycho und Kopernikus bis herauf zu Fauth sind große Männer des Fortschritts und der Forschung Taufpaten für Mondkrater geworden. Aber auch irdische Gebirgsnamen wie Alpen, Apenninen, Kaukasus und Pyrenäen kehren auf dem Monde wieder. Wir werden die Rätsel der geheimnisvollen Mondlandschaften wohl erst dann losen können, wenn sich wirklich einmal eine Forschungsrakete auf die Reise begeben hat, ausgerüstet mit allen Meßgeräten, die der Wissenschaft zur Verfügung stehen. Noch bevor die ersten Menschenaugen die weiten Ebenen deiner „Maria" und die Tiefen deiner Krater aus der Nähe schauen dürfen, wird wohl von einer ferngelenkten Rakete aus eine automatisch arbeitende Kamera Bilder von deiner Oberfläche aufnehmen, wird auf einer „Gläsernen Landkarte" die Karte deiner Oberfläche bei der Bestrahlung mit quasioptischen Wellen auftauchen und auf dem Filme festgehalten werden. Vielleicht wird es sogar möglich sein, die Filmbilder durch Bildfunk oder Fernsehen direkt von der Rakete auf die Erde zu übertragen. Vor den Wiedergabegeräten werden dann mit gespanntester Erwartung die stolzen und glücklichen Forscher sitzen, die diese technische Wunderleistung verwirklicht haben. Sie werden vielleicht sogar so kühn sein und die Rakete auf genau vorausberechneter Bahn um deine Rückseite kurven lassen, auf der sie den drahtlosen Befehlen dei irdischen Fernleitstellen nicht mehr gehorcht und nur mehr dem Gesetz der Trägheit folgt. Mit angehaltenem Atem werden die Beobachter auf Erden warten, bis sie wieder auf deiner Rückseite auftaucht und die ersten Bilder von deiner rückwärtigen Halbkugel sendet, deren Anblick uns von der Erde aus für immer und ewig verwehrt ist. 27
Mondbahntafel
Gradeinteilung des Himme/säquators Für diejenigen unserer jungen Mondfreunde, die den E i g e n s t e n dtr Mondbahn einmal ganz genau nachgehen wollen, haben wir in unserer Mondbahntafel einmal die typischen Bewegungen des Mondos bezüglich dei Ekliptik (Ebene der Erd- bzw Sonnenbahn) und des Hnnmclsaquators daigestellt, dessen Gradeinteilung lings dci waigeiechten Achse unserer Zeichnung lauft Je hohei die Mondbahn dem oberen Zeiehnungsrande kommt, um so hoher steht der Mond an diesem Tage am Sudhimmel und um so langer ist er über dem Honzont. Den Himmelsaquatoi muß man sich zu einem Kieis zusammengebogen denken Um penochsche Vorgange bessei veranschaulichen zu können, wiederholen sich links und lechts Tcil~ des Himmelsaquitois So ist beispielsweise der Fixstern Aldebaran zweimal auf der K u t t am Punkt B und am Punkte S Am Himmel fallen beide Punktes natürlich zusammen Die eingezeichnete Mondbahn vsuide vom Mond in den Monaten Juni — Juli 1947 durchlaufen Sie beginnt mit dem 17 Juni, dei als 1 Tag angeführt ist, and ^ndet mit dem 11 Juli, der als 32 Tag die Erklärungen abschließt Man kann hieibei leicht die Tagcsunteischiede zwischen den einzelnen Himmelsereignissen ausrechnen1 Sämtliche Uhrzeiten sind in Mitteleuropäischer Normalzeit angegeben (Siehe die beiden folgenden Seiten )
A) Am 1 Tag um 7 Uhr überschreitet der Mond die Ekliptik in nördlicher Richtung Wn haben einen aufsteigenelen Mondknoten Von hiei bis Punkt R, dem nächsten entsprechenden Schnittpunkt dei Mondbahn mit der Ekliptik, wurde ein diakomtischer Umlaut dauern (\gl l e \ t Seite i3) B) Am 1 Tag um 18 Uhr zieht dei Mond an dem Fixstern Alebaian (B; im Sternbild Stiel \oiuber Zu den angegebenen Zeitpunkt haben Mond und Fixstern bei untcrschiedhchei Hohe bezüglich des Himmelsaquators genau die gleiche Stellung am Himmel Für Beobachter in Landern, in cienen dei Mond zu dieser Stunde gerade kulminiert, d h im Süden seinen höchsten Stand über dem Horizont erreicht, steht der Mond dann genau senkrecht über dem Fixstern und hat von ihm den Winkolabstand 6,2 Grad (rund 12 Mondscheiben) Von hier bis Punkt S (Aldebaran) wahrt ein sidenschei, d h fixsteinbeze genci Umlaui C) Die Sonne steht am 2 Tage andern emgeti eigenen Punkt C in der Ekliptik Sie erreicht daher in der Mittagsstunde eine gioße Kulmmationshone Dei Mond hat, bei unteischiedhcher Hohe, auf den Himmelsaquatoi bezogen, an diesem Tag um 22 26 Uhr genau die gleiche Stellung am Himmel wie die Sonne Wir haben dahei zu diesem Zeitpunkt Neumond Da der Mond hierbei aber hoher dl» die Sonnt am Himmel steht (VIondbahn über der Ekliptik), kann dei Mond die Sonne nicht verdunkeln so daß es zu keiner Sonnenfinsternis kommt Es beginnt jetzt die Lunation 303, die bis Punkt U dauert, an dem wir wieder Neumond haben Diese Zeitspanne umfaßt einen svnoehschen Umlauf, womit wir ehe Wiederholung eines Mondumlaufs bezüglich der Wiederkehr der gleichen Mondphasen meinen D) Am 3 Tag um 15 Uhr hat der Mond sich auf seine l Bahn dei Erde auf die genngstmoghehe Ent-
fernung genähert (Pengaum) Diese Tatsache druckt sich jedoch m der unteren Bahnkurve weiter nicht aus und ist nur an der Veränderung des scheinbaren Durchmessers zu bemerken Weiterhin erreicht der Mond an diesem Tag die größtmögliche Kulmmationshohe und beginnt anschließend wieder auf dem absteigenden Ast semei Bahn hinabzuwandern (Nordwende) Von hier bis Punkt U wählt ein anomahstischei Umlauf (vgl fe v t Seite 15) E) Am 7 Tag schiebt sich der Mond (von links kommend) an den Fixstein Regulus heian und hat um 3 Uhi bezüglich des Himmelsaquators genau dieselbe Stellung wie dieser Ei überholt ihn dann und wandert weiter Wahrend des Vorubergangs steht der Mond 4,9 Grad nördlich von Regulus F) Einer dei beiden Schnittpunkte von Lkhptik und Himmelsaquator Der andere ist Punkt P In Punkt F steht die Sonne am Heibstanfang Tag und Nacht sind dann gleich lang (Heibstaquinoktium) G) Am 9 Tag steht dei Mond so zui Erde, daß von seiner v on der Sonne beschienenen Halbkugel g nau ein Vieitel fui uns sichtbai geworden ist, und zwai so, daß ehe rechte Hälfte seiner Scheibe beleuchtet erscheint Wir haben dann Halbmond oder das erste Mondviertel Genau wnd dieser Punkt um 13 25 Uhi erreicht H) Am 10 Tag um 1 Uhr ubeischreitet der Mond den Himmelsaquator in sudlicher Richtung ]) Am 11 l a g nahcit sich dei Mond de^m Fixstern Spica unel zieht um 2 Uhr an ihm vorüber, um ihn dann hmlei sich zu lassen Er bleibt dabei 5,4 Giad noidhch von dem Stern K) Am 14 Tag naheit sich der Mond der Ekliptik und ubei schreitet diese um 6 Uhr in sudlicher Rieh-
tung Wir sprechen hier von einem absteigenden Mondknoten Wurde sich die Sonne jetzt an dieser Stelle der Ekliptik befinden (wir hatten dann Neu mond) so wurde eine Sonnenfinsternis eintreten L) Am 14 Tag nähert sich die Bahn des Mondes dem Fi\stern Antares der um 20 Uhr bei einem Winkelabstand von 4 1 Grad vom Mond überholt wird M) Am 17 Tag hat der Mond den Punkt seiner Bahn erreicht bei dem er die geringste Kulminations hohe hat Er wandert nunmehr wieder den aufstei genden Ast seiner Bahn hinauf (Sudwende) Am gleichen l a g um 11 38 Uhr wird uns die gesamte von der Sonne beschienene Halbkugel des Mondes sieht bar Wir haben dann Vollmond Aus der Bahntafel ist zu ersehen daß der Vollmond im Sommer nur sehr geringe Kulminationshohen aufweist Mit dem Eintntt der Vollmondphase ist die halbe Lunation bereits ab gelaufen N) Am 18 Tag kommt der Mond um 4 U n an den Punkt seinei Bahn bei dem seine Entfernung von der Erdo am größten und sein Scheibendurchmcsser am kleinsten ist (Apogäum) O) Einer dei beiden Schnittpunkte zwischen Fkliptik und Himmelsaqudtor Der andere Punkt ist I In Punkt O steht die Sonne am Fiuhlingsanfang Er heißt daher auch der Frühlings oder Widderpunkt Von ihm aus beginnt die Gradzahlung auf dem Himmelsaquator und auf der Ekliptik Tag und Nacht sind gleich lang wenn die Sonne im Fruhlingspunkt steht (Fruhhngsquinoktium) P) Am 24 Tag überschreitet der Mond um 1J Uhr den Äquator in nördlicher Richtung
Q) Am 25 Tag wird um 11 54 Uhr nurmehr die linke Hälfte der Mondscheibe sichtbar von der Sonne beleuchtet Wir haben dann das letzte Mondviertel erreicht (Halbmond) Die Nahe des Halbmondes zum Fruhlingspunkt bewirkt daß der Mond jetzt etwa die selbe Hohe über dem Horizont erreicht wie die Sonne im Frühling und Heibst R) Am 28 Tag nähert sich der Mond der Ekliptik und überschreitet diese um 16 Uhr in nördlicher Rieh tung Wir haben wieder einen aufsteigenden Mond knoten und der bei Punkt A begönnere Zyklus eine* drakomtischen Umlaufs ist abgeschlossen Da die Sonne sich jetzt bei Punkt U befindet kann keine Sonnen finsterms eintieten S) Der Mond zieht im 29 T ig um 4 Uhi in 6 3 Grad Abstand nordlich von dem Fixstern Aldebaran vorbei Auf den Aldebann bezogen hat der Mond nun ge nau dieselbe Stellung wie m 1 unkt B eingenommen Es ist also ein sidenschei Monatszyklus abgeschlossen T) Am 31 Tag hat der Mond den höchsten Punkt seinei Bahn erreicht und kulminiert mit rund 66 Grad Er beginnt anschließend wieder den absteigenden Teil seiner Bahn hinabzuwandem (Nordwende) U) Am 32 Tage kommt der Mond um 0 Uhr wieder in die größte Erdnahe (Perigäum) Der bei Punkt C begonnene anomahstische Umlauf ist damit abgeschlossen Am gleichen Tage um 05 15 Uhr ist wieder Neumond Damit ist auch der bei Punkt C begonnene synodische Umlauf vollendet die Lunation 303 ist abgelaufen und die Lunation ^04 beginnt Man beachte wie sich die einander entsprechenden Punkte A — B — C — D und R — S — U gegeneinander bereits erkennbar verschoben haben
Bild auf der 2 Umschlagseite zeigt die Erde, vom Mond aus beobachtet In der Mitte des Bildes ein „Mondkrater" mit einer schluchtartigen „Mondrille", deren Entstehung noch ungeklait ist
Umschlaggestaltung
L u x - L e s e b o g e n 37
Kailheinz Dobsky
(Sternkunde)
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Pf
Natur- und kulturkundliche Hefte - Bestellungen (viertelj 6 Hefte DM 1,50) durch jede Buchhandlung und jede Postanstalt Verlag Sebastian Lux, Murnau (Oberb ), Seidlpark - Druck Greven & Bechtold, Köln - Pnnted in German>
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