Vera Klee und Andrea Tillmanns
Der kleine Igel Muki und andere Geschichten zum Vor- und Selberlesen
Illustriert von Beate Ati Schmitz
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Buches darf in irgend einer Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers oder der Autoren reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Das Copyright der einzelnen Geschichten liegt bei den Autoren.
Originalausgabe © 2005 Wurdack Verlag, Nittendorf und Autoren www.wurdackverlag.de Cover und Illustrationen: Beate Ati Schmitz
Inhalt Vera Klee Der Eisbär, der kein Eis mochte Muttertag bei Familie Marienkäfer Die Ente Lisa Die Geschichte von dem Hund, der nicht bellen konnte Lotti fährt in Urlaub Die Geschichte von dem kleinen Igel Muki Die kleine Spinne Max
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Andrea Tillmanns Wie der kleine Fisch schwimmen lernte Der bunte Falter Ein ganz besonderer Stein Der kleine Geist Punkte für Oskar Die kleine Raupe am großen See Eine ganz spezielle Gitarre Wie Bianca ihre Flecken bekam Das winzige Krokodil Auf der Löwenzahnwiese
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Der Eisbär, der kein Eis mochte Es gibt warme Länder, und es gibt Länder, in denen ist es kalt; so kalt, dass das Wasser zu Eis gefriert. In so einem kalten Land leben Pinguine, Robben, Wale, Eisbären und noch viele andere Tiere. Diese Tiere sind es gewöhnt, Tag und Nacht in dieser Kälte zu leben. So auch Bob, der Eisbär. Von Geburt an kannte er den weißen Schnee, das kalte Wasser und die glatten Eisflächen.
Doch Bob konnte das Eis gar nicht leiden! Immer, wenn das Eis noch nicht dick genug war und er darüber laufen wollte, krach, brach es ein und der Eisbär wurde von oben bis unten pitsche-patsche-nass. War das Eis nach ein paar 2
Tagen und Nächten endlich so fest gefroren, dass er gefahrlos hinübergehen konnte, so rutschte er aus und fiel auf seine kleine schwarze Eisbärennase. Wollte er wieder aufstehen, so fiel er sofort wieder hin. Das tat ihm jedes Mal ein bisschen weh, obwohl er so ein dickes Eisbärenfell hatte. Deshalb hasste Bob das Eis. Das Dumme daran war jedoch, dass er ein Eisbär war und alle dachten, er würde das Eis lieben. „Ich bin eben anders als die anderen Eisbären. Ich muss doch nicht sein wie alle anderen? Dafür liebe ich es in der Sonne zu liegen oder im Schnee herumzustapfen“, rief er den Freunden zu, wenn diese sich wunderten. „Ich habe einen Freund“, erzählte Flipsi, das Pinguinchen, „mein Freund Max, der kann gar nicht schwimmen, dabei ist er genauso ein Pinguin wie ich!“ „Und ich“, hörte man den großen Wal posaunen, „ich kann überhaupt nicht unter Wasser singen. Alle anderen Wale können sich unter Wasser verständigen, nur ich nicht. Aber das ist mir egal! Dafür kann ich tolle Springbrunnenblasen.“ Und aus seinem Luftloch entsprang ein mindestens drei Meter hoher Strahl, der sich in der Luft teilte und in wunderschönen Bögen wieder ins Wasser eintauchte. Bob und Flipsi bewunderten dieses Wasserspiel und klatschten Beifall. Sie spielten noch jahrelang zusammen, bis sie auf einmal feststellten, dass Bob nicht mehr so oft auf dem Eis ausrutschte, Max, der Pinguin, schwimmen gelernt hatte und der große Wal plötzlich unter Wasser singen konnte. 3
Sie waren alle überglücklich und hatten im Laufe der Jahre alles gelernt, was sie früher nie konnten, und dabei noch viele gute Freunde gefunden. Und weil sie immer so tolerant waren, wurden große Direktoren aus ihnen. Flipsi, der Pinguin leitet heute eine Pinguin-SchwimmSchule und ratet einmal, wer sein bester Lehrer ist: der Pinguin Max! Und der Wal ist Direktor einer UnterwasserMusik-Schule geworden. Doch was ist aus Bob, dem Eisbären geworden? Bob wurde der beste Eisfiguren-Schnitzer der kalten Länder. Er nahm sich einen Eisblock, setzte ihn vor sich hin und bearbeitete ihn mit Hammer und Meißel, bis die schönsten Figuren entstanden. So konnte er wenigstens nicht mehr auf dem Eis ausrutschen!
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Muttertag bei Familie Marienkäfer Auf einer großen Blumenwiese lebte die Familie Marienkäfer: Vater, Mutter und das kleine Marienkäferkind Ferdinand. Das Marienkäferkind war erst 2 Jahre alt und musste noch viel lernen; so auch heute wieder. Seine Freunde Max und die kleine Lena waren gekommen, und sie spielten schon eine geraume Zeit miteinander, als Max Ferdinand fragte: „Hast du schon etwas zum Muttertag?“ „Muttertag? Was ist denn das?“, fragte Ferdinand. Noch nie hatte er davon gehört. „Weißt du, Muttertag ist am Sonntag. Wir basteln etwas besonders Schönes für die Mama und Papa macht ihr Frühstück.“ „Wieso, ist deine Mutter denn krank?“, entgegnete das kleine Marienkäferkind. „Nein, Sonntag werden alle Mütter geehrt, weil sie immer für uns da sind. Wir haben ein Bild gemalt und etwas gebastelt. Hast du etwa nichts?“, erklärte Max. Ferdinand schämte sich. Nein, er hatte noch nichts, er wusste ja bis jetzt noch gar nichts von diesem komischen Muttertag. Doch als die Freunde nach Hause flogen, suchte er die Wiese ab. Er würde schon etwas Hübsches für Mami finden. Doch solange er auch suchte, er fand nichts. Es musste etwas ganz Besonderes sein, denn er liebte seine Mutter 5
über alles. Ferdinand beschloss weiter weg zu fliegen. Er wollte unbedingt noch etwas für seine Mutti finden. Wie er so über die Wiesen, Wälder und Felder flog, entdeckte er auf einmal einen wunderhübschen, glatten, grauen Stein, auf dem man wunderbar landen konnte. Aber das war wohl nicht das richtige Geschenk für seine Mami. So flog er weiter und weiter und suchte und suchte. Auf seinem langen Flug entdeckte Ferdinand wunderschöne Raupen, glänzend grüne Blattläuse sowie die tiefschwarzen dicken Kaulquappen. Doch dies alles war nichts für seine Mami – für diesen besonderen Muttertag. Also flog Ferdinand noch etwas weiter, bis er an einem langen Sandstrand ankam. Er landete auf den Dünen und sah den Meereswellen hinterher, auch um sich etwas auszuruhen. Plötzlich entdeckte er ein Glitzern und Funkeln in dem hellbraunen Sand. Sofort flog Ferdinand neugierig hin und betrachtete das glitzernde Etwas genauer. Dieses war noch mit viel Sand bedeckt, so dass er erst einmal vorsichtig pustete. Nachdem die Sandkörner vom Wind weggetrieben wurden traute er seinen Augen nicht: Eine wunderhübsche Muschel lag vor ihm im Sand. Herangespült von den Wellen war die Muschel so glatt poliert, dass sie nur so funkelte. An der einen Seite hatte sie sogar ein Loch. Das war’s! Ferdinand stellte sich vor, wie wunderhübsch seine Mami mit dieser Muschel aussähe, wenn diese an einer Kette hinge. Wenn er noch ein Band durch das Loch ziehen würde, hätte er das passende Muttertagsgeschenk. Er fand, er hatte etwas ganz 6
Besonderes gefunden und flog mit der Muschel nach Hause. Dort angekommen zog er noch ein rotes Band durch das Loch und versteckte sein Geschenk, denn Muttertag war erst Sonntag, und bis dahin durfte seine Mami das Geschenk auf gar keinen Fall finden. Er dachte nach, wo er es am besten verstecken könnte. Da fiel ihm seine Spielkiste mit den Dinosauriern ein. Dort würde Mami bestimmt nicht suchen!
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Am Sonntagmorgen stand Ferdinand vor Aufregung schon um 6.00 Uhr auf und holte seine glänzende Muschelkette aus der Dinokiste. Er legte sie mitten auf den Frühstückstisch, den Papa schon gedeckt hatte und ging seine Mami wecken. Sie durfte doch heute an diesem besonderen Tag nicht lange schlafen!? Er rüttelte so lange an ihr, bis sie sich die Augen rieb, auf den Wecker sah und noch schlaftrunken sagte: „Aber Ferdinand, heute ist doch Sonntag, leg dich noch ein bisschen hin!“ Doch Ferdinand dachte gar nicht daran und rief: „Mami, aufstehen, heute ist doch Muttertag!“ Seine Mutter ließ sich wohl oder übel überzeugen und ging gähnend zur Frühstückstafel hinunter. Was freute sie sich, als sie den gedeckten Tisch sah und Ferdinands Muschelkette entdeckte. Sofort zog sie sie um ihren Hals und schaute in den Spiegel. „Wunderhübsch! Ferdinand, wo hast du denn diese Muschel gefunden? Noch nie habe ich so ein schönes Geschenk bekommen!“, rief sie lächelnd aus, umarmte Ferdinand und gab ihm einen dicken Kuss. Den ganzen Tag behielt sie sein Geschenk um und Ferdinand war stolz, dass er so eine glänzende Muschel für seine Mami gefunden hatte.
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Die Ente Lisa Lisa war eine weiße Hausente. Ihre Federn glitzerten schneeweiß in der Sonne und ihr Schnabel war leuchtend orange. Wenn sie aus dem Wasser herauskam, sah man ihre orangefarbenen Schwimmhäute. An Land tapste sie manchmal etwas unbeholfen herum, aber in dem großen See mit der wild bewachsenen Enteninsel glitt sie federleicht durch das Wasser. Die Ente Lisa war immer gut gelaunt und kam sofort angeschwommen, wenn die Kinder etwas Brot in den See warfen. Sie quakte und schnatterte immer ganz laut, so als ob sie alle begrüßen wollte. Doch eines Tages kletterte die Ente Lisa an Land und legte sich auf das Gras. Sie hatte leichte, zwickende Bauchschmerzen. Damit sie etwas bequemer liegen konnte, sammelte sie ein paar Stöckchen und baute sich ein weiches Bett. Sie wunderte sich, denn dieses Gefühl im Bauch war neu für sie. Noch nie zuvor hat ihr Bauch gezwickt. Es war kein großer Schmerz, nein, eher nur ein leichtes Kneifen, aber doch recht seltsam. Sie legte sich in ihr hergerichtetes Nest und ruhte sich etwas aus. Auf einmal spürte sie, dass dieses Zwicken im Bauch wanderte. Erst bemerkte sie etwas mitten in ihrem Bauch und später wanderte das Gefühl in Richtung Schwanzfedern. Plötzlich fühlte sie etwas Warmes, Hartes unter sich. Die Ente Lisa stand auf und schaute sich an, was da aus ihr herausgekommen war: ein Ei! Ein süßes, kleines Entenei! So, wie sie es schon oft bei den anderen Enten auf der Insel gesehen hatte. Jetzt besaß sie auch ein Ei! 9
Lisa freute sich so sehr, und damit es ihr niemand wegnehmen konnte, legte sie sich vorsichtig darauf um es zu schützen und zu wärmen. Sie hatte dies bei den anderen Enten beobachtet. Nach einigen Tagen schlüpfte ein niedliches Entenküken aus dem Ei und Lisa wünschte sich noch mehr Zwicken in ihrem Bauch, damit noch viele, viele weitere Enteneier aus ihrem Bauch heraus kommen.
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Die Geschichte von dem Hund, der nicht bellen konnte Es war einmal ein kleiner, weißer Hund, der lebte bei den Nachbarn. Er hatte weißes, zotteliges Fell und süße schwarze Ohren. Er hieß Robbie und spielte den ganzen Tag mit den Kindern aus der Straße. Doch eines Morgens saß er traurig in der Ecke seines Gartens. Als die Kinder zu ihm gingen und nachfragten, erklärte er: „Ich bin so traurig, weil ich nicht bellen kann! Der große Schäferhund Rex von gegenüber kann gaaaaaanz laut bellen! Wuff, wuff! Und auch alle anderen Hunde aus dieser Straße bellen so laut, dass ich mich manchmal erschrecke und zur Seite hüpfe. Aber ich – schnief – ich kann nur quietschen.“ Die Kinder versuchten ihn zu trösten: Barbara sagte: „Ich kann auch nicht so schön malen wie andere Kinder.“ „Und ich, ich sollte einmal singen, das konnte ich überhaupt nicht!“, meinte Martin. Und Michael fügte hinzu: „Meine Mutter wollte, dass ich Fußball spielen gehe, aber ich konnte überhaupt keine Tore schießen!“ Robbies Hundemutter kam heraus und fand es gar nicht so schlimm, dass Robbie nicht bellen konnte: „Du hast es einfach ausprobiert und gemerkt, dass du es nicht kannst.
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Nicht jeder kann, was andere können. Dafür fährst du aber schon prima Fahrrad! Jedes Kind und somit auch jedes Hundekind ist anders und kann verschiedene Dinge. Jonas kann wunderschön malen, und Julia sehr gut tanzen. Florian erzählt tolle Geschichten und Robbie kann ganz schnell rennen und dabei ganz hoch quietschen.“ Robbie hörte auf zu weinen und tobte mit den Kindern durch die Straße. Er quietschte ganz vergnügt und alle Hunde klatschten Beifall, weil Robbie der einzige Hund aus der Siedlung war, der so schön quietschen konnte!
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Lotti fährt in Urlaub Lotti packt ihre Tasche. Sie legt die Mohrrüben hinein, einige Kohlrabiblätter und ein bisschen Trockenfutter als Proviant. Sie fährt heute in den Urlaub. Den ganzen Winter über musste sie in dem engen, dunklen Kaninchenstall sitzen, konnte sich kaum bewegen und wurde nicht oft besucht. Ab und zu kam die kleine Lisa vorbei und füllte ihre Näpfe auf. Dazu öffnete sie die Holztür und streichelte das weiche, graue Fell von Lotti, bevor sie schnell frisches Wasser und Futter bereitstellte. Schwupps, schon war sie wieder verschwunden. Jetzt freut sich Lotti auf ihre große Reise. Sie klettert in den großen schwarzen Wagen mit der lila Gittertür. Und schon beginnt die Fahrt. Es wackelt und schaukelt hin und her, wenn es bergauf geht, rutscht sie gegen die hinterste Wand, wobei ihr Stummelschwanz die Wucht des Aufpralles auffängt. Manchmal wird sie in die rechte Ecke gedrückt, und ihr Hängeohr wird eingeknickt, aber es macht ihr nicht so viel aus. Nur wenn die Luft zum Atmen langsam knapp wird, hofft sie darauf, bald das Ziel zu erreichen. Sie riecht schon die Feldblumen und das frisch gemähte Gras. Sie wird ganz unruhig und ihr Korb wackelt bedrohlich, weil sie vor Aufregung nicht still hocken kann. Achtung, Endstation, die Reise ist beendet. Sie stehen und ihr Transportkorb wird heraus getragen. Jetzt endlich kann sie die Wiese entdecken. Der Drahtzaun steht schon bereit. Ihr Reisemobil wird auf den Boden gesetzt und die Türe geöffnet. Lotti hoppelt über die Wiese und gesellt sich zu 13
Franzi und Mohrle. Jedes Jahr im Sommer treffen sie sich hier und verbringen eine schöne Zeit miteinander. Sie tollen herum und spielen Fangen. Wenn sie müde sind, kuscheln sie sich aneinander und schlafen ein Stündchen. Urlaub – für Lotti ist es die schönste Zeit des Jahres!
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Die Geschichte von dem kleinen Igel Muki In einem wunderschönen, grünen Garten wurde vor einiger Zeit ein kleiner Igel geboren. Seine Eltern nannten ihn Muki und hatten viel Freude mit ihm. Eines Tages wurde er so groß, dass er in den Kindergarten durfte. Es war eine besonders schöne Einrichtung, die in einem sehr alten Haus untergebracht war, in dem es sogar noch Stuck an der hohen Decke gab und in dem knarrende, breite Holztreppen und -geländer zum Hinaufsteigen in die anderen Etagen einluden. Der Tierkindergarten besaß sehr viele interessante Räume: den „Dschungel-Raum“, einen Turnraum, die Lese- und Kuschelecken sowie einen Ess-Saal und einen Bastelraum, der mit Tischen, Stühlen und 2 Wasserbecken ausgestattet war, in denen Schildkröten, Teichfische und Wasserschnecken lebten. Außerdem gab es dort noch einen großen Garten mit naturbelassener Erde, einem bunten Holzhaus, viel Grasfläche und ganz viiieeel Sand. Anfangs war Muki ein bisschen aufgeregt, weil er zum ersten Mal dort war, aber dann spielte er einfach mit den anderen Kindern mit. Dank den netten und gut ausgebildeten Erzieherinnen fand er sich schnell zurecht und wollte gar nicht mehr nach Hause. Am zweiten Tag durfte Muki sogar zum Mittagessen bleiben, welches die Erzieherinnen immer selber kochten. Alle Kinder saßen schon gemeinsam am Tisch und freuten sich auf Nudeln mit Gulasch, welches soeben vor ihnen auf dem 15
Tisch in dampfenden Schüsseln gereicht wurde. Es roch herrlich! Da fing der kleine Muki fürchterlich an zu weinen. Die Kinder in dem Ess-Saal waren plötzlich mucksmäuschenstill. „Was ist mit dir?“, fragte die kleine Lisa, Tochter der Waschbärenfamilie. „Warum weinst du?“ „Ich – schnief – wir essen kein Schweinefleisch und ich habe doch solchen Hunger“, schluchzte Muki. „Wie – du isst kein Fleisch? Das schmeckt doch aber so gut!“, rief der kräftige Michael, Sohn der Hundefamilie, und stopfte sich schon ein Stück in den Mund. „Wir sind Moslems und essen niemals Schweinefleisch. Anderes Fleisch essen wir schon“, erklärte Muki. „Was sind Mossis, oder Lime – wie das auch heißt?“, fragte die etwas jüngere Stefanie, das kleine Mäusekind. Die Kindergärtnerin brachte schnell noch ein paar Pfannkuchen für Muki und tröstete: „Oh, das wusste ich nicht – aber kein Problem. Es gibt hier bei uns noch mehr Kinder, die Moslems sind. Ihr bekommt von uns heute besonders leckere Pfannkuchen – garantiert o h n e Schweinefleisch – dafür aber mit wunderbar süßer Erdbeermarmelade.“ Sie erklärte den jüngeren Tierkindern, dass Moslems an den Islam glauben und in dieser Kultur kein Schweinefleisch gegessen wird. Muki hörte auf zu weinen, strahlte über das ganze Gesicht und sah, dass sich noch mehr Kinder die Pfannkuchen 16
nahmen. Er biss hinein und lächelte. Dann aß er sogar noch zwei Pfannkuchen, so sehr schmeckte es ihm, und die Kindergärtnerinnen sahen sich zufrieden und schweigend an. An diesem besonderen Tag soll es sogar Kinder gegeben haben, die Nudeln mit Gulasch und Pfannkuchen gegessen haben!
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Die kleine Spinne Max „Mama?“, fragte Max, „Wann kann ich endlich ein Spinnennetz weben?“ „Lieber Max, das fragst du mich nun schon das 174. Mal! Wenn du größer wirst, kommt ein Faden aus deinem Körper. Dann zeige ich dir, wie man ein Netz baut. So lange musst du dich noch gedulden. Gehe doch noch ein bisschen draußen auf der Wiese spielen.“ Die kleine Spinne ging zur Blumenwiese. Dort spielte sie oft mit ihren Freunden. Heute traf sie Flips, den Regenwurm. Er konnte wunderbare Gänge in den Boden graben. Sie spielten oft den ganzen Tag in seinen selbst gegrabenen Tunneln und hatten viel Spaß miteinander. Zu ihnen kam auch Brommi geflogen, eine Hummel. Brommi konnte in die Blüten fliegen und Nektar sammeln, woraus er herrlichen Honig machte. Außerdem summte er wunderschöne Lieder. Sie spielten Verstecken und Nachlaufen. Es machte furchtbar viel Spaß zwischen all den schönen Blumen. Auch Kathie, der Schmetterling spielte oft mit ihnen. Kathies Flügel sahen wunderschön aus. Alle nur vorstellbaren Farben hatten sie. Sie konnte herrlich fliegen, sie war eine Akrobatin am Himmel. Nur Max, Max konnte nichts Besonderes. „Was kannst du, Max?“, fragten die Freunde oft. Worauf Max antwortete: „Ich? Ich kann die schönsten Spinnennetze der Welt bauen!“ „Zeig mal“, sagte Kathie. „Ja, bau uns eines“, rief Flips. 18
Doch jedes Mal musste Max feststellen, dass er noch keinen Faden hatte. Wenn ich doch nur schon einen Faden hätte, dachte Max. Er sagte stets: „Wenn ich in die Schule komme, lerne ich Netze bauen. Dann spielen wir zusammen unter meinem Netz. Es wird das schönste von der ganzen Wiese!“ Jeden Morgen probierte er einen Faden aus sich herauszupressen. Es klappte nicht, so sehr er sich auch bemühte. „Mama, wann ist es endlich soweit?“, fragte er dann. „Geduld, Geduld!“, war immer die Antwort von Mutter Spinne. Als Max 1 Jahr wurde, wünschte er sich kein Spielzeug, keinen Game-Boy, keinen Spielzeug-Gutschein; nein, er wünschte sich nichts sehnsüchtiger als: Ich würde so gerne endlich ein Spinnennetz weben können! Aber sein Wunsch wurde noch nicht erfüllt. Als er kurz vor seinem 2. Geburtstag stand, sagte Mutter Spinne: „Nächste Woche darfst du zur Spinnenschule. Dort lernst du alles über Netze und Bautechniken.“ Max freute sich so! Er konnte es beinahe nicht erwarten, bis der erste Schultag anbrach. Am Morgen vor dem 1. Schultag weckte er seine Mutter schon um 5.00 Uhr morgens. „Mama, Mama, sieh einmal, ich habe einen Spinnenfaden! Zeigst du mir jetzt, wie ein Spinnennetz geht?“ 19
Frau Spinne gähnte: „Max, es ist noch dunkel und noch so früh.“ „Nein, nein, du hast es mir versprochen“, rief Max. Frau Spinne stand auf und zeigte Max ein einfaches Spinnennetz. Als er es jedoch selbst versuchte und nachbauen wollte, wurde daraus kein Netz, sondern ein verheddertes Wollknäuel. „Mach dir nichts daraus“, tröstete Mama ihn, „wenn du morgen in die Spinnenschule gehst, wirst du es schon lernen.“ Max war traurig. Er übte den ganzen Tag, doch es klappte nicht. Endlich kam der nächste Morgen. Sein 1. Schultag in der Spinnenschule. Ganz stolz ging Max in die Schule und sah, dass andere Spinnenkinder auch noch keine Netze weben konnten. „Seht gut her!“, sagte seine Lehrerin. „Ihr müsst hier beginnen, dort festmachen, und jetzt quer bauen. Probiert es gleich heute nachmittag zu Hause aus.“ Max merkte sich alles sehr gut. Er wollte das beste Netz der Klasse bauen. Den ganzen Nachmittag übte und übte er, doch es klappte nicht. Das Netz sah nicht so aus wie die anderen Spinnennetze auf der Wiese. Am nächsten Morgen sah er in der Schule, wie jeder in seiner Klasse ein einfaches Spinnennetz baute, nur er schaffte es nicht. Er weinte. Er weinte so sehr, dass die Lehrerin ihn tröstete: „Wenn du willst, übe ich gleich noch einmal mit dir.“ Leider verhedderte sich sein Faden stets. Max war so unglücklich. Nach der Schule übte er sofort wieder, er 20
wollte noch nicht einmal essen, sondern sofort ein Spinnennetz weben. „Ich schaffe es!“, redete er sich immer wieder ein. „Ja, was die anderen können, kann ich doch auch. Ich werde so lange üben, bis es klappt!“ Aber so sehr er sich auch bemühte, der Faden verhedderte sich stets und sah aus wie der Kokon eines Schmetterlings. „Ich will eine richtig gute Spinne werden, so wie du“, sagte er zu seiner Mutter. „Mach dir keine Sorgen“, antwortete seine Mutter, „das wird schon, du musst nur noch ein bisschen üben.“ Aber als Max schlief, überlegte auch Frau Spinne, woran es liegen könnte, dass ihr Sohn Max kein Spinnennetz weben konnte. Plötzlich hatte sie eine Idee! Am nächsten Morgen ging sie mit Max zum Spinnenspezialisten: DR. NETZ Max musste seltsame Bilder ansehen und Tafeln lesen:
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Einige Bilder konnte er nicht erkennen. „Ich hab’s. Du brauchst eine Brille!“, sagte der Arzt zu Frau Spinne. „Du hast jetzt einen Faden, lernst in der Schule wie ein Spinnennetz gewebt wird, aber du kannst die Tafel in der Schule nicht lesen. Außerdem kannst du den dünnen Faden nicht richtig sehen! Du wirst sehen: Wir suchen dir eine schöne Brille aus, und du kannst dann alles wunderbar erkennen.“ „Dann webst du das schönste Netz der Wiese!“, sagte Frau Spinne überglücklich. Sie war froh, endlich das Problem gelöst zu haben. Max ging mit seiner Mutter in die Stadt, um sich eine neue Brille auszusuchen. Und er fand, dass er mit Brille sogar gut aussah. Vor allem konnte er jetzt alles viel, viel besser sehen! Am nächsten Morgen ging Max mit seiner neuen Brille stolz in die Spinnenschule. Dort probierte er sofort wieder das Netz der Lehrerin nachzuweben. Und siehe da: es klappte! „HURRA!“, schrie Max, „Seht alle her: Ich kann es!“ Er baute sein 1. Spinnennetz. Er freute sich so sehr. Nach der Schule lief er so schnell er konnte nach Hause. „Mama! Sieh her!“ Er baute sofort vor den Augen seiner Mutter ein richtiges Netz. Nein, es wurde sogar das schönste und stabilste Netz der ganzen Wiese! Alle seine Freunde kamen und schauten begeistert zu. Sie klatschten sogar Beifall. Sie bewunderten Max dafür, dass er solch schöne Netze weben konnte. 22
Flips baute die tollsten Gänge unter der Erde. Kathie konnte fliegen, und Brommi summte die schönsten Lieder. Aber solch schöne Spinnennetze konnte nur Max bauen. Dass Max jetzt immer eine Brille tragen musste, machte ihm gar nichts aus. Er war ja soooooo glücklich! Jeden Tag nach der Schule übte er auf der Wiese neue Spinnennetze. Seine Freunde waren stets mit dabei. Am Ende des Schuljahres bekam er sein 1. Zeugnis. Dort stand: Bau eines Spinnennetzes:
Note:
sehr gut
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Wie der kleine Fisch schwimmen lernte Als der kleine Fisch die weiche Hülle seines Eies durchstieß und zum ersten Mal den Kopf ins Freie steckte, staunte er nicht schlecht: Links und rechts, oben und unten sah er Hunderte kleiner Fische, und direkt vor ihm schwammen noch ein paar weitere. Er atmete tief ein und fühlte, wie das kühle Wasser durch seine Kiemen strömte. Dann atmete er aus und ein und wieder aus, bis er nicht mehr darüber nachdenken musste und ganz automatisch weiteratmete. Währenddessen sah der kleine Fisch seinen Brüdern und Schwestern zu, die um ihn herum munter durch das Wasser schwammen und lustige Kunststücke versuchten. Er fand, es sah sehr kompliziert aus, wie sie ihre Flossen bewegten. Viel komplizierter jedenfalls, als nur zu atmen. Vorsichtig stieß sich der kleine Fisch vom Rest seiner Eihülle ab und ließ sich ein Stückchen durch das Wasser treiben. Als er sich zu drehen begann, erschrak er und bewegte vorsichtig die rechte Vorderflosse. Sofort drehte er sich nach links. Dem kleinen Fisch wurde ein bisschen übel von all der Dreherei, und er hörte sofort auf, die rechte Flosse zu bewegen. Dennoch drehte er sich einfach weiter, und jetzt machte er sogar einen Purzelbaum. Vor Schreck bewegte er seine Schwanzflosse. Doch das war wohl völlig verkehrt, denn nun drehte er sich noch schneller als vorher. Dem kleinen Fisch wurde ganz schwindelig. 24
Direkt vor sich entdeckte er plötzlich einen großen Stein, auf den er genau zuzutreiben schien, und entsetzt probierte er, die Rückenflosse zu bewegen. Jetzt drehte er sich noch schneller. Der kleine Fisch schloss vor Angst die Augen und hielt alle Flossen ganz ruhig. Dennoch prallte er einen Augenblick später gegen den Stein, den er vorher schon bemerkt hatte. Immerhin drehte er sich jetzt nicht mehr, und sein Magen konnte sich langsam wieder beruhigen. Dafür tat ihm jetzt alles andere weh. „Hey, was machst du denn da?“, hörte der kleine Fisch eine Stimme gleich neben sich fragen. „Ich versuche zu schwimmen, aber das ist einfach zu schwer für mich“, entgegnete der kleine Fisch, ohne die Augen zu öffnen. „Aber du bist doch ein Fisch“, entgegnete die Stimme lachend, „und alle Fische können schwimmen!“ Jetzt öffnete der kleine Fisch die Augen. Rechts neben ihm schwamm eine seiner Schwestern im Wasser und sah ihn neugierig an. „Ich muss eben noch ganz viel üben“, antwortete er traurig. „Dann schaffe ich es vielleicht auch irgendwann ...“ Zu seinem Schrecken bemerkte er, dass er sich schon wieder zu drehen begann, und schloss vorsichtshalber ganz schnell die Augen, damit ihm nicht wieder so schwindelig würde. 25
Da fühlte er, wie er von dem Stein weggedrückt wurde. Seine Schwester schob ihn einfach mitten ins Wasser hinein, wo er sich nirgends festhalten konnte, obwohl er noch längst nicht schwimmen gelernt hatte!
Der kleine Fisch hätte vor Schreck fast das Atmen vergessen. „Was tust du denn da?“, rief er entsetzt. „Ich werde bestimmt untergehen und in einer tiefen, dunklen Höhle landen, aus der ich nie wieder entkommen kann! Oder ich stoße gegen den nächsten Stein und verletze mich so schlimm, dass ich niemals schwimmen lernen kann!“
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„Aber ich bleibe doch bei dir“, beruhigte ihn seine Schwester. Tatsächlich fühlte der kleine Fisch, wie sie nun seinen Rücken fasste und ihn langsam weiter schob. Der kleine Fisch lauschte auf seinen Magen, doch der blieb ruhig. Da begann er sich ein wenig zu entspannen, obwohl er noch nicht wagte, die Augen zu öffnen. Er spürte, wie das Wasser an seinen Schuppen entlang glitt und seine Flossen hin- und herbewegte. Sie schwammen weiter, zuerst immer geradeaus, und dann, als hätte seine Schwester seinen Wunsch erraten, in langgezogenen Wellenlinien weiter. Es war so wunderschön, dass der kleine Fisch schließlich die Augen wieder öffnete. Doch wie erschrak er, als er sah, dass seine Schwester ein ganzes Stück neben ihm schwamm! Fast hätte er vor Angst wieder die Augen geschlossen, doch dann begriff der kleine Fisch, dass er ganz alleine so schön geschwommen war. Er hatte tatsächlich das Schwimmen gelernt! Vor Freude probierte er einen Purzelbaum, und diesmal wurde dem kleinen Fisch dabei überhaupt nicht schwindelig. Gemeinsam mit seiner Schwester schwamm er weiter, um das große Meer zu erkunden. Und bald konnte er überhaupt nicht mehr verstehen, wie viel Angst er einmal vor dem Schwimmen gehabt hatte.
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Der bunte Falter Ein weißer Falter namens Walter flog voller Wonne durch die Sonne von Blüte zu Blüte mit frohem Gemüte. Doch dann, oh Schreck! sah er einen Fleck so gelb wie Sand am Flügelrand. Und gleich daneben, musst’ er zugeben, war’n Rot und Blau und Grün, genau: Von jeder Blüte, die er berührte, blieb ein kleines Stück auf den Flügeln zurück. Nach erstem Schrecken fand Walter die Flecken ganz wunderschön bunt anzuseh’n. Und so lebte er munter als kunterbunter fröhlicher Falter – der Schmetterling Walter. 28
Ein ganz besonderer Stein Es war einmal ein kleiner Stein, der gleich neben einem großen Fluss auf dem Boden lag. Der Stein lag schon dort, so lange er sich erinnern konnte, und Steine haben ein sehr gutes Gedächtnis. Oft war er halb im Boden vergraben, und einmal hatte er viele hundert Jahre lang vollständig unter der Erde gelegen, ehe er die Sonne wieder sah. Der kleine Stein liebte die Sonne, die ihn Tag für Tag wärmte. Noch mehr aber liebte er den Fluss, der so heiter plätschernd vorbeiströmte. Der kleine Stein wünschte sich nichts mehr, als einmal in seinem langen Leben in diesem Fluss liegen zu dürfen. Manchmal, wenn der Fluss im Frühjahr die Ufer bedeckte, dann beneidete er die anderen Steine, die näher am Flussbett lagen. Sie wurden vom Wasser sauber und rund gewaschen, und wenn der Fluss sich wieder zurückzog, waren sie immer glatter und schöner als vorher. Der kleine Stein dagegen hatte eine raue, grau-gesprenkelte Oberfläche. Oft kamen Menschen zum Fluss, um Steine hineinzuwerfen. Doch diese Menschen suchten immer nur die glatten, flachen Steine, die schon nah am Wasser lagen. Den kleinen grau-gesprenkelten Stein dagegen übersahen sie völlig. Eines Tages kamen zwei Kinder zum Fluss. Während der Junge flache Steine sammelte und ins Wasser warf, kickte 29
das Mädchen die runden Steine, die nicht so nah am Fluss lagen. Und wie es der Zufall wollte, trat das Mädchen auch gegen den kleinen grau-gesprenkelten Stein. Der Stein erschrak, als er in die Luft flog. Mit einem lauten Knall landete er genau auf einem anderen, riesigen Stein. Der kleine Stein spürte, wie ein Stück von ihm abbrach. Es war kein großes Stück, und natürlich tat das dem kleinen Stein nicht weh, aber er war dennoch sehr traurig. Nun würde es noch länger dauern, bis er endlich so glatt und schön werden würde wie die anderen Steine.
Da kniete sich das Mädchen vor ihm auf die Erde und nahm den kleinen, zerbrochenen Stein vorsichtig in die Hand. Es rief seinen Bruder, und gemeinsam betrachteten sie den 30
kleinen Stein, der gar nicht verstand, weshalb die beiden ihn so lange ansahen. „Schau nur, wie wunderschön der Stein glitzert und glänzt“, sagte der Junge bewundernd. „Wie tausend winzigkleine Sterne“, fügte das Mädchen leise hinzu. Da erst bemerkte der kleine Stein, dass seine Bruchkante tatsächlich in der Sonne blitzte und blinkte. Er hatte all die langen Jahre gar nicht geahnt, was in ihm steckte. Gemeinsam trugen die Kinder den kleinen Stein zum Fluss und wuschen die Erde von ihm ab. Zum Schluss hielten sie ihn eine Weile unter Wasser, und der kleine Stein genoss es, zum ersten Mal in seinem langen Leben in diesem Fluss zu baden. Dann nahmen die beiden Kinder ihn mit nach Hause. Und als der kleine, funkelnde Stein auf dem Nachttisch der beiden lag, begann er zu verstehen, dass es noch viel schönere Orte gab als den heiter plätschernden Fluss.
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Der kleine Geist Ein kleiner Geist spukte zumeist in dunkler Nacht mit aller Macht, bis irgendwann ins Schloss ein Mann hineinspazierte und renovierte. Die dunklen Ecken zum Verstecken und der Dreck waren nun weg. Der Geist flog umher und suchte sehr, doch keinen Ersatz gab’s für den Platz, wo er gelebt und froh geschwebt. So packte in Eile nach einer Weile der Geist die Sachen um Späße zu machen an anderem Ort – und dann flog er fort.
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Punkte für Oskar Es war einmal ein kleiner weißer Hund, der nichts lieber tat, als in Pfützen zu springen. Kaum sah er auf einem Spaziergang eine Pfütze, war er kaum noch zu halten. Er zerrte an der Leine, und wenn sein Herrchen nicht aufpasste, sprang der kleine Hund mit Anlauf in die Pfütze. Er liebte es, wie das Wasser dann hochspritzte und sich weit über den Weg verteilte. Dass er dabei selbst eine ganze Menge Wasserspritzer abbekam, störte den kleinen Hund nicht. „Oskar!“, schimpfte sein Herrchen dann. „Schau dir nur an, wie du jetzt wieder aussiehst!“ Sobald sie wieder nach Hause kamen, wurde der kleine Oskar von seinem Frauchen in die Badewanne gesteckt und so lange gewaschen, bis alle Dreckspritzer verschwunden waren und sein Fell wieder schneeweiß war. Oskar fand es ganz schrecklich, gebadet zu werden, denn dabei brannte ihm immer das Shampoo in den Augen, und ständig ziepte sein Frauchen an seinem Fell. Und doch – wenn er beim nächsten Spaziergang wieder eine Pfütze sah, war er nicht mehr zu halten. Manchmal ging auch Max, der Sohn von Herrchen und Frauchen, mit Oskar spazieren. Max hatte überhaupt nichts dagegen, dass Oskar mitten in jede Pfütze hineinsprang. Meistens sprang Max sogar mit in die Pfütze, und dann hopsten die beiden gemeinsam immer wieder ins Wasser, 33
bis sie von oben bis unten mit Schlammspritzern übersät waren. „Oje, wenn Mama das sieht“, murmelte Max dann immer, und Oskar bellte ihm aufmunternd zu. Der kleine weiße Hund wusste ganz genau, dass sein Freund Max nur eine andere Hose anziehen musste. Dem blieb das schreckliche Baden erspart. Eines Tages aber hatte Max eine Idee: „Weißt du was“, sagte er zu Oskar und zog einen dicken schwarzen Stift aus seiner Schultasche, „wir malen einfach lauter schwarze Punkte auf dein weißes Fell. Dann fallen die paar Spritzer von den Pfützen gar nicht mehr auf.“
Oskar bellte begeistert, und Max malte einen Fleck nach dem anderen auf Oskars weißes Fell. Als er fertig war, gefiel ihm der Hund noch besser als zuvor. Oskars 34
Frauchen dagegen bekam einen riesigen Schreck und steckte den Hund sofort in die Badewanne. Die schwarzen Flecken aber wollten einfach nicht abgehen, so lange sie Oskar auch wusch. Da gab sie irgendwann auf. Als Max am Abend mit Oskar spazieren ging, fanden die beiden eine wundervolle, riesige Pfütze gleich neben dem Weg, und natürlich sprangen sie mitten hinein und hüpften fröhlich darin herum. „Oje, was wird Mama wohl sagen“, murmelte Max wie immer auf dem Rückweg, und Oskar dachte traurig an die Badewanne. Aber zu seinem Erstaunen durfte er sich an diesem Abend sofort in sein Körbchen legen – sein Frauchen musterte ihn zwar kritisch, entdeckte aber die Dreckspritzer zwischen all den schwarzen Punkten nicht. Und weil der Trick so gut funktioniert hatte, malte Max die Punkte auf Oskars Fell immer wieder nach, bis sie irgendwann gar nicht mehr verblassten. Nun sprang Oskar noch viel lieber in jede Pfütze – und er wurde nur noch ganz selten in die Badewanne gesteckt.
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Die kleine Raupe am großen See Die kleine Raupe lebte gleich neben einem großen See. Meist krabbelte sie von Blatt zu Blatt und fraß große Löcher hinein, bis sie satt war. Manchmal kroch sie auch über den Baumstamm zum Boden hinunter und durch das hohe Gras zum Wasser. Dann trank sie einen Schluck und betrachtete sich im Spiegel des Wassers von allen Seiten. Sie war nämlich sehr gespannt darauf, wann sie sich endlich in einen Schmetterling verwandeln und fliegen lernen würde. Aber bisher konnte sie noch keine Veränderung erkennen.
Eines Tages sah die Raupe gleich unter der Wasseroberfläche eine kleine schwarze Kaulquappe. Sie wusste, dass die Kaulquappe sich auch irgendwann einmal verwandeln würde, und zwar in einen Frosch. „Hallo Kaulquappe“, sagte die kleine Raupe. „Sag mir, macht es Spaß, durch den großen See zu schwimmen?“ Denn sie stellte sich Schwimmen fast so schön vor wie Fliegen. 36
„Schwimmen ist toll“, antwortete die Kaulquappe und schwamm ein bisschen hin und her. „Schwimmen ist viel besser als Krabbeln“, fügte sie hinzu. „Krabbeln ist sicher schrecklich langweilig …“ Da wurde die kleine Raupe sehr traurig. Bestimmt hatte die Kaulquappe recht. Wie gern wäre die kleine Raupe auch durch den großen See geschwommen, von einem Ende zum anderen, von links nach rechts und von oben nach unten. Aber Raupen konnten nun einmal nicht schwimmen, sondern nur krabbeln. Und wozu sollte das schon gut sein? Traurig krabbelte die Raupe zurück auf ihren Baum und legte sich auf ein Blatt in die warme Frühlingssonne. „Hallo, kleine Raupe!“, hörte sie da die Kaulquappe von ganz weit unten rufen. „Sag mir, macht es Spaß, in der Sonne zu liegen?“ „Na klar!“, antwortete die Raupe. „Das fühlt sich so gut an, dass ich es dir gar nicht beschreiben kann!“ „Hier im Wasser spürt man die Sonne kaum“, entgegnete die Kaulquappe traurig und schwamm davon. Da fand es die kleine Raupe gar nicht mehr schlimm, dass sie nicht schwimmen konnte.
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Eine ganz spezielle Gitarre Es war einmal ein kleiner Frosch, der Musik über alles liebte. Er liebte es, mit seinen Brüdern zusammen im Chor zu quaken, aber ebenso gerne hörte er dem Gesang der Vögel zu oder dem Zirpen der Grillen. Er konnte gar nicht genug bekommen von all den wunderschönen Melodien, die jeden Tag rund um seinen Teich erklangen. Eines Tages aber entdeckte er einen jungen Mann, der sich auf die Wiese neben dem Teich setzte und ein merkwürdiges Ding aus einer großen Hülle nahm. Dieses hölzerne Ding hatte an beiden Seiten zwei Beulen und einen langen, dünnen Hals, an dem sechs Schnüre befestigt waren. Der junge Mann legte das Ding schräg auf seine Beine, drückte mit der linken Hand auf die Schnüre, zog mit der Rechten daran, und schon erklangen die schönsten Töne, die der Frosch jemals gehört hatte. Wie verzaubert hörte der kleine Frosch zu, während der junge Mann immer neue Melodien spielte. Wie gern hätte er selbst solche schönen Lieder gesungen … Aber mit einem Mal erschien dem kleinen Frosch sein Quaken langweilig, und selbst der Gesang der Vögel und das Zirpen der Grillen kamen ihm nun viel eintöniger vor als diese Melodien. Als der junge Mann das Musikinstrument wieder in der Hülle verstaute und weiterging, da machte sich der kleine Frosch sofort auf den Weg zur alten, weisen Eule. Er 38
beschrieb ihr das Musikinstrument und wartete dann aufgeregt auf ihre Antwort. „Hm, lass mich überlegen“, sagte die Eule und rieb sich nachdenklich mit der rechten Flügelspitze den Schnabel. „Das wird wohl eine Gitarre gewesen sein …“ „Dann will ich Gitarre spielen lernen!“, erklärte der kleine Frosch und hüpfte zurück zu seinem Teich. „Frösche können nicht Gitarre spielen!“, rief ihm die Eule hinterher. Aber das hörte der kleine Frosch schon nicht mehr. Sobald er an seinem Teich angekommen war, erzählte er all seinen Freunden, dass er Gitarrespielen lernen wollte. „Frösche können nicht Gitarre spielen“, widersprach jetzt auch einer der älteren Frösche. „Wir haben viel zu kurze Finger und zu dünne Haut dazu.“ „Außerdem hast du überhaupt keine Gitarre“, fügte eine jüngere Froschdame hinzu. Da wurde der kleine Frosch sehr traurig. Es machte ihm überhaupt keinen Spaß mehr, gemeinsam mit den anderen Fröschen zu quaken. Den ganzen Abend konnte er nur an die wundervollen Melodien denken, die der junge Mann der Gitarre entlockt hatte. Und in der Nacht fand er kaum Schlaf, weil er nur daran denken konnte, wie gern er selber Gitarre gespielt hätte. 39
Als er am nächsten Tag traurig am Rand seines Teiches saß, kamen zwei seiner Brüder vorbei. Gemeinsam trugen sie ein zusammengerolltes Blatt, in das sie offenbar etwas Schweres eingewickelt hatten.
„Wir wollen dir etwas schenken“, erklärte sein jüngerer Bruder. 40
„Eine ganz besondere Gitarre“, fügte sein älterer Bruder hinzu. Langsam und vorsichtig ließen sie das zusammengerollte Blatt auf den Boden gleiten. Aufgeregt hüpfte der kleine Frosch zu dem Blatt und rollte es rasch auseinander. Dann sah er enttäuscht auf. „Das ist ja nur ein leeres Blatt“, sagte er. „Aber nein“, widersprachen seine Brüder einhellig, „das ist eine ganz besondere Gitarre. Eine Gitarre nur für Frösche – sie ist wasserdicht, hat ganz weiche Saiten, die deinen Fingern nicht wehtun werden … und damit der Storch dich nicht entdeckt, ist sie außerdem durchsichtig.“ Gemeinsam hängten die beiden dem kleinen Frosch die durchsichtige Gitarre um. Die Gitarre war so leicht, dass der kleine Frosch sie überhaupt nicht spürte. Er griff mit der linken Hand nach den Saiten, und tatsächlich waren sie so weich, dass er gar nicht merkte, wie er sie berührte. Er schlug mit der rechten Hand die Saiten an, und jetzt glaubte der kleine Frosch ein paar wunderschöne Töne zu hören. Vor Freude begann er die Melodie mitzuquaken, und seine Brüder stimmten mit ein. Jeden Tag übte der kleine Frosch nun, auf seiner unsichtbaren Gitarre zu spielen, und schon bald wurde er der beste Luftgitarrenspieler weit und breit.
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Wie Bianca ihre Flecken bekam Alle Kühe in Bauer Erwins Herde bekamen in diesem Jahr fast gleichzeitig ihre Kälber. Als das siebte und letzte Kälbchen geboren wurde, trauten die Kühe ihren Augen nicht: Das Tier war schneeweiß, ohne einen einzigen schwarzen Fleck. Alle anderen Kühe hatten viele hübsche schwarze Flecken, und ihre Kälber ebenso. „Sie soll Bianca heißen“, sagte die Mutter des neugeborenen Kälbchens. Sie war nämlich eine sehr gebildete Kuh und wusste, dass der Name „weiß“ bedeutet. Bianca wuchs rasch heran. Sie spielte jeden Tag mit den anderen Kälbern auf der großen Wiese hinter Bauer Erwins Hof. Und da sie immer nett und freundlich zu ihren Spielkameraden war, wurde sie auch von allen gemocht. Irgendwann aber betrachtete Bauer Erwin sie nachdenklich und murmelte: „Hm, dieses schneeweiße Kalb sieht merkwürdig aus unter all den schwarz-gepunkteten Kühen und Kälbern … Ich will es mit Bauer Jansen tauschen, dann ist meine Herde wieder einheitlich schwarz-weißgepunktet.“ Die Kühe und Kälber erschraken, als sie das hörten. Bianca sollte sie verlassen? Ausgerechnet das netteste und freundlichste der Kälbchen? Doch was sollten sie dagegen tun?
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Während die Kühe sehr traurig wurden und schweigend im Stall standen, träumten die Kälbchen in dieser Nacht davon, wie gerne sie Bianca einen ihrer Flecken abgeben würden. Jedes Kälbchen hatte mehr als genug Flecken, da würde einer weniger gar nicht auffallen. Und wenn Bianca auch schwarze Flecken hätte, könnte sie bei ihnen bleiben. Ach, was hätten die Kälbchen dafür gegeben, wenn sie ihrer Freundin helfen könnten! Und weil sich alle Kälbchen das gemeinsam so fest wünschten, ging ihr Wunsch tatsächlich in Erfüllung. Am nächsten Morgen hatte Bianca genau sieben schwarze Flecken – von jedem der sechs anderen Kälbchen einen, und den siebten Fleck hatte Bianca sich wohl selbst herbeigewünscht.
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Als Bauer Erwin an diesem Tag in den Stall kam, traute er seinen Augen kaum – jedes Kälbchen hatte schwarze Flecken, und auf Biancas schneeweißem Fell entdeckte er die schönsten Flecken von allen. Jetzt hatte er natürlich keinen Grund mehr, das Kälbchen fortzugeben. Und so durfte sie bei ihrer Mutter bleiben. Jeden Tag spielte Bianca mit den anderen Kälbern auf der großen Wiese hinter Bauer Erwins Hof. Und sie wusste, sie hatte die besten Freunde auf der ganzen Welt.
Das winzige Krokodil Es war einmal ein kleines Krokodil, das lebte in einem großen Zoo. Doch während all seine Geschwister rasch immer größer wurden, blieb das kleine Krokodil so winzig wie an dem Tag, als es aus seinem Ei geschlüpft war. Bald begannen die anderen, das kleine Krokodil zu hänseln und zu necken: „Willst du nicht auch ein bisschen wachsen?“, riefen sie ihm zu. „Sonst halten die Menschen dich noch für einen Grashüpfer!“ Da wurde das kleine Krokodil sehr traurig. Es wäre ja gerne ebenso groß und schwer geworden wie seine Eltern und Geschwister, doch so viel das kleine Krokodil auch aß, es wurde einfach nicht größer.
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Eines Tages konnte das kleine Krokodil den Spott der anderen Krokodile nicht mehr ertragen. Traurig ging es zu dem Zaun, der das Krokodil-Gehege umgab, und schlüpfte durch die Gitterstäbe, die die anderen Krokodile zurückhielten. Dann ging es weiter und weiter, bis es zu einer Wiese kam, wo zwei Menschenkinder einen bunten Ball hin und her über das Gras schossen. Das kleine Krokodil sah den beiden eine Weile zu, bis der bunte Ball plötzlich genau auf das Krokodil zuflog und gleich vor ihm liegen blieb. Es versuchte, in den Ball zu beißen, doch so weit konnte das kleine Krokodil sein Maul gar nicht öffnen. „Ui, sieh mal“, sagte einer der beiden Jungen, der inzwischen näher gekommen war, und winkte seinen Freund herbei. „Das winzige Krokodil will mit uns Fußball spielen!“ Die beiden Kinder legten sich vor das kleine Krokodil ins Gras, und dann spielten sie den großen Fußball vorsichtig hin und her, bis dem kleinen Krokodil die Schnauze wehtat. Als die Jungen schließlich nach Hause gingen, nahmen sie das Krokodil in der Jackentasche mit. Das kleine Krokodil blieb eine Weile bei den beiden Kindern, doch irgendwann bekam es Heimweh nach seinen Eltern und Geschwistern. Da verabschiedete es sich von den Jungen, schlüpfte in die Handtasche der Mutter und gelangte so in die große Stadt. Es freundete sich mit einem Metzger an, der das kleine Krokodil fütterte, fuhr mit dem Bus, lief mit einer Maus um 45
die Wette und lernte jeden Tag neue Menschen und Tiere kennen.
Das kleine Krokodil erlebte noch viele Abenteuer, ehe es schließlich wieder zurück in den Zoo kam. Die anderen Krokodile waren so glücklich, das kleine Krokodil wiederzusehen, dass sie ganz vergaßen, es aufzuziehen. Stattdessen lauschten sie gespannt den Geschichten, die das kleine Krokodil von der Stadt und den Menschen erzählte. Und als das kleine Krokodil alles berichtet hatte, ging es zu den Affen, um auch ihnen von der Stadt zu erzählen, und danach zu allen anderen Tieren in diesem Zoo. Und so wurde das kleine Krokodil der größte Geschichtenerzähler im ganzen Zoo. Immer, wenn es zu einem neuen Abenteuer aufbrach, warteten alle Tiere gespannt auf seine Rückkehr, um neue Geschichten von dem kleinen Krokodil in der großen, weiten Welt zu hören. 46
Auf der Löwenzahnwiese Als der kleine Löwenzahn zum ersten Mal erwachte, reckte und streckte er sich nach oben, wo es wärmer war als in seinem Bett unter der Erde. Er merkte, wie er immer größer wurde, und eines Tages streckte er seinen Kopf durch die Erdoberfläche und spürte endlich die Sonne. Der kleine Löwenzahn wuchs rasch weiter. Er liebte es, wenn die Sonnenstrahlen ihn sanft kitzelten. Fast ebenso gern mochte er den Regen, der ihn stärkte und die Hitze des Sommers von ihm abwusch. Nach kurzer Zeit begannen seine Blütenblätter sich zu entfalten, und nun blühte der kleine Löwenzahn ebenso schön wie die anderen Pflanzen, die die ganze Wiese in ein leuchtendes Gelb tauchten. Nachts schloss er seine Blüte, und wenn am nächsten Morgen die Sonne schien, öffnete er sie wieder, wie alle anderen Löwenzahnpflanzen auch. Eines Morgens war der kleine Löwenzahn sehr müde. Er fand es plötzlich schrecklich anstrengend, die vielen Hundert Blütenblätter aufzurichten, und so ließ er seine Blüte einfach geschlossen. Schon nach wenigen Tagen spürte er, wie die Blütenblätter vertrockneten. Zuerst war der kleine Löwenzahn sehr traurig darüber. Aber dann merkte er, dass nun viele Tausend Samen in der geschlossenen Blüte heranwuchsen. Die Samen wurden immer größer, und die Stielchen mit dem lustigen Haarkranz, die auf den Samen saßen, wurden immer länger. 47
Schon nach ein paar Tagen waren die Stiele so lang, dass die ersten Haare aus der geschlossenen Blüte hervorlugten.
Der kleine Löwenzahn wartete noch ein paar Tage, dann entschloss er sich, seine Blüte wieder zu öffnen. Er fand, er sah nun fast noch schöner aus als vorher, mit all den weißen Schirmchen, die sich lustig im Wind wiegten und seinen Kopf wie eine weiße, weiche Kugel umhüllten. 48
Doch dann bemerkte er zu seinem Schrecken, dass der Wind immer wieder ein paar Samen abriss und davontrug. Die kleinen Schirmchen trugen die Samen bis zum Ende der Wiese und noch viel weiter. Er sah, dass auch die anderen Löwenzahnpflanzen immer wieder Samen verloren, und manche von ihnen waren schon fast kahl. Da bekam der kleine Löwenzahn schreckliche Angst. Was würde von ihm übrig bleiben, wenn der Wind alle Schirmchen davongetragen hätte? Er fragte einen älteren Löwenzahn, der schon fast alle Schirmchen verloren hatte und dennoch überhaupt nicht traurig aussah. „Du musst dir keine Sorgen machen“, beruhigte ihn der alte Löwenzahn. „Wenn der Wind die Samen davonpustet, landen sie irgendwann wieder auf dem Boden, und dort wachsen sie im nächsten Jahr zu neuen jungen Löwenzahnpflanzen heran.“ Da hatte der kleine Löwenzahn keine Angst mehr. Als der Wind am Ende des Tages alle Samen davongetragen hatte und der kleine Löwenzahn sehr müde wurde, viel müder als jemals zuvor, da schlief er beruhigt ein. Denn jetzt wusste er, wenn er im nächsten Jahr wieder erwachte, würden gleichzeitig Hunderte seiner Kinder auf dieser und vielen anderen Wiesen zu wunderschön gelb leuchtenden Blumen heranwachsen.
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Die Autoren Vera Klee, 1964 in Aachen geboren und aufgewachsen, lebt seit 1992 in den Niederlanden. Seit einigen Jahren schreibt und veröffentlicht sie unter ihrem Namen sowie unter einem Pseudonym Kurzgeschichten, Gedichte, lustige Alltagsgeschichten sowie Geschichten für Kinder zwischen 2 und 12 Jahren. Diverse Veröffentlichungen und Lesetermine können Sie auf ihrer Homepage verfolgen: http://home.hetnet.nl/~veraklee Andrea Tillmanns, geboren 1972 in Grevenbroich, schreibt seit über zehn Jahren Kurzgeschichten und Romane in den verschiedensten Genres, zuletzt vor allem Kindergeschichten. Die Autorin und Fotografin lebt in Würselen (bei Aachen). Homepage: http://www.pixiworld.de Die Illustratorin Beate Ati Schmitz, Jahrgang 1960, lebt mit Mann und vier Katzen in Kleinenbroich. Die Textilingenieurin malt und zeichnet seit ihrem dreizehnten Lebensjahr. Durch ihren Studienschwerpunkt Textilgestaltung ist sie mit den verschiedensten gestalterischen Anforderungen vertraut. Kontakt:
[email protected]
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Weitere Kinderbücher im Wurdack Verlag:
Zauberhafte Märchenwelt 32 Märchen und Geschichten für das Vorleseund Erstlesealter Illustriert von Matthias Herkle ISBN 3-938065-03-6
Für alle, die es noch nicht wissen sollten: Das himmelblaue Schluderwutz gibt es tatsächlich, und – es lebt im Papierkorb. Doch in diesem Buch findet ihr nicht nur das Schluderwutz. Zwischen den Seiten tummeln sich noch mehr lustige Gestalten: Ein Roboter, der mit Dampf betrieben wird, das Mäusemädchen Mirabella, ein Krokodil, das auf dem Dach lebt, und und und ...
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Weitere Kinderbücher im Wurdack Verlag:
Noch mehr Gute Nacht Geschichten 37 Märchen und Geschichten für dasVorleseund Erstlesealter Illustriert von Alexandra Knickel ISBN 3-938065-10-9
Kennt ihr schon Plix, das furchtbar niedliche Ungeheuer, das aussieht wie ein sehr kleiner Elefant mit viel zu kurzen Beinen oder wie einer dieser Staubsauger, die auf dem Fußboden herumfahren? Und wisst ihr, warum die Prinzessin aus Pampelmusien auf einem Drachen reitet? Oder habt ihr vielleicht schon mal etwas vom müden kleinen Gespenst gehört? Nein? Dann solltet ihr euch schleunigst dieses Buch schnappen und die spannenden und lustigen Geschichten lesen. Ja, oder ihr lasst sie euch einfach vorlesen ...
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