Digitalisiert in Paraguay (im September 2002)
Hans Sterneder
DER SANG DES EWIGEN Hymnus „Dieses Hohelied der schöpfe...
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Digitalisiert in Paraguay (im September 2002)
Hans Sterneder
DER SANG DES EWIGEN Hymnus „Dieses Hohelied der schöpferischen Urkraft beweist, daß Hans Sterneder nicht nur ein Dichter von hohem Rang, sondern auch ein ebensolcher Mystiker ist. Was aus den Hymnen dieses Werkes spricht, ist nicht das Ich, sondern das göttliche Selbst, das sich als Strahl des Allselbst der Weltgottheit erkennt, — Hier braust tiefstes Empfinden in heiliger Andacht auf. Hier klingt der Hymnus der Gottheit auf die Erde herab und enthüllt in dichterischen Akkorden ihr waltendes Sein und Wesen. Man muß sich auch hier,
wie immer bei Sterneder tief in die Weltall-Mystik versenken, um diesen wunderbaren Einfühlungsschauern gerecht zu werden. Wie ein einsamer Komet wird dieses erhabene ,GLORIA IN EXCELSIS' durch die Welt von heute ziehen." „ In freien Rhythmen von gewaltiger Kraft feiert hier Gott das Werk seiner Schöpfung. Im Rausch der Worte findet der Dichter Bilder von hinreißender Wirkung. Sterneders Sang — und das mag als sein schönstes Lob gelten — vermag auch dogmenhaft ungebundene Geister in wahre Andacht und Gottgläubigkeit zu versenken. —
Dazu folgende Leserzuschrift: „Ich bin kein religiös-dogmatisch gebundener Mensch, aber aus Ihren Werken des Geistes spricht die ,Große Ordnung', die des reinen Geistes ist. Ich kann die Mechanik eines geist-losen Systems nicht mehr gelten lassen, wenn wirklich ein Gott ist. - Kosmische Mystik, welch ein Wort! Und doch Geheimnisse umspannend, vom Kleinsten bis zum Größten. — Geist setzt Gott voraus, nicht die stoffliche Substanz des Konkreten, Objektiven. — Ich kenne die Gedankengänge von Engels und Lenin, die ohne Gott eine Philosophie gründen wollten. Aber es blieb bei einer „wissenschaftlichen Weltanschauung". Welch ein Hohn auf den Geist des Menschen, der die Tiefen der Gottheit erforscht. -
Die Wirklichkeit ist nicht das Dasein, das wir sinnlich existierend führen müssen, sondern das wir ahnend als GeheimnisGrund unseres Lebens, die Weltall-Zeit, die Uhr des Kosmos ,Die große Verwandlung' — Tod nennen. Ganz nüchtern sieht man das auf sich zukommen: „Die Vollendung". Alles irdisch Erlebte bleibt zurück im Vergessen. Was ist der einzelne Mensch? — Ein Wesen, das sich Gedanken macht wie es existiert. —Und so haben wir viele Systemmacher und Propheten und es wundert sich niemand, wenn ein neuer Name auftaucht. — Aber aus Ihrem Namen spricht die magisch-mystische Erhabenheit des All-Einen. — Sie bringen ihn zum Ausdruck! Ich verneige mich in Hochachtung vor Ihrem Genius."
Umschlagbild: C. D. Friedrich „Kreuz auf der Felsenspitze" nach dem farbigen Bruckmann-Druck, mit Genehmigung des Bruckmann-Verlages, München. Graphik: Helmut König, München. Klischees: Graph. Kunstanstalten Sautter, Reutlingen und Stuttgart. Druck: Paul Christian KG., Horb a. N.
BAUM-VERLAG PFULLINGEN/WÜRTT.
(C) 1959 by Drei Eichen Verlag Hermann Kissener, München 9 Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung und auszugsweisen Wiedergabe, vorbehalten 21. - 24, Tausend, Oktober 1959 Gesamtherstellung: Frühmorgen St Holzmann, München 8
HANS STERNEDER
Der Sang des Ewigen Das Hohelied der schöpferischen Urkraft
DREI EICHEN VERLAG • HERMANN KISSENER MÜNCHEN 9
Den uns helfenden Wesen des Jenseits
Ich bin der große Weltenbaum. Die Zahl der Äste meiner Krone umspannt das ganze Weltall. Jeder Ast trägt einen Sternenhimmel duftender Sonnenblüten. Jede Sonnenblüte gebiert eine Frucht mit Planetenkernen.
Ich bin der große Baum der Welt. In meinen Ästen hängen siebenmal siebenundsiebzig Bienennester. Aus jedem Stocke schwirrt ein ganzer Sternenhimmel strahlender, freudiger Bienen. Auf ihren Schenkeln tragen sie die schwere Goldfülle der Honigkörner.
Ich bin die große, schwangere Weltenmutter. — Mein Leib ist prall gespannt von der köstlichen Last meiner Früchte. Die siebenmal siebenundsiebzig Zentralsonnen kreisen in meinem Leibe wie das kommende Leben in den Leibern der Erdenmütter.
Wie sie, empfinde ich namenlose Schöpferlust. Wie sie, kann ich nicht ruhen, vom frühen Morgen bis zum späten Abend. Wenn ich nur einen Augenblick in Schlaf verfiele, alle Welten müßten vergehen wie Kometenfall.
Ich bin die große Ruh, mein Ruh'n das große Tun.
Mein Sein ist Sinnen, mein Sinnen ist Wollen, mein Wollen ist Werden. Ich denke das Leben in allen Höhen und Weiten. Das Feuer meines Wesens brennt in alle Fernen des Weltalls. Die Flammen meines Geistes schlagen lodernd in alle Tiefen.
Ich sende die unnennbare Zahl der Lebensfunken aus meiner Brust in alle Weltenräume. Ich mache die Dunkelheit und die Helle, denn der Teil jener Funken, der gefesselt ist in den Stoff, bedarf des täglichen Todes zu stärkender Rast.
Namenlos war meine Sehnsucht, lieben zu dürfen in meiner Alleinheit! Drum hab' ich gespalten aus mir jenen anderen Teil, der all meinen Kindern dient zu Gehäusen.
Erde und Wasser, Luft und Feuer sind entstanden dortmals am Tage meiner großen, unerträglichen Sehnsucht. Und diesen Ursaatgrund gab ich den Lichtkindern meines Geistes, damit ich Mutter werden konnte, die sich der Früchte ihres Schoßes freut und sehnend harrt auf den Heimgang ihrer Kinder vom Spiel.
Ich fühle mich im Dehnen der Steine; ihre gleißenden Leiber sind die Schränke meines Geistes. Ich fühle mich im Aufbrechen der Blüte des Mandelbaumes; ihr Duft ist mein Hauch. Die Sehnsuchts- und Liebesrufe der Tiere sind meine Stimme. Ich rede aus den Kehlen der Vögel, aus dem Schrei der weiblüsternen Hirsche, aus dem honigfrohen Gesumm der gutmütigen Hummeln.
Ich künde die Zeit der Paarung aller Kreatur. Ich bin der ahnende Lebensdrang in den Eiern der Vögel, die in den Nestern liegen. Ich empfinde mich voll seliger Lust in der kraftgestählten Schwinge des Adlers. Ich kreise als feurige Lebensessenz in den Säften der Pflanzen. Und harre so demütig zu heilen die Gebresten von Mensch und Tier.
Ich fühle mich wohlig im Rauschen der Wälder. Ich weise den Meeren die Stunden der Flut. In allem bin ich, tausendfältig ist mein Sein!
Ich habe den Weltenriesen Adam Kadmon an den Kreis des Himmels gestellt als ewiges Bild meiner Erdenkinder. Denn es hat mir gefallen, den Menschen zu bauen nach dem Gesetze des Kosmos. Sonne, Mond und Sterne und mit ihnen die Kräfte des Alls zu senken in seine Brust, und seine Seele sich widerspiegeln zu lassen im funkelnden Heer der Himmelslichter.
Ich habe sein Schicksal weise an die Sternenscheibe gebunden, so wie das Gesetz des Baumes ich in die Form seines Blattes gebannt.
Ich habe seine Ichheit ihm in Gesicht und Hände gezeichnet, damit er dauernd erschaue, ob er in Einklang lebe mit meinem höchsten Gesetz: der Harmonie!
Denn ich habe die Dämonen der Leidenschaft in seinen Weg gestellt, damit er durch deren Besiegung betrete den königlichen Pfad der Überwindung, lösend sich aus den Banden der Erde, um würdig zu werden für seinen Heimgang.
Denn alles was ist, ist rein gekommen aus mir, und muß zurück in meinen Schoß, so wie der Tropfen der Wolke, der segenschwer vom Himmel fällt. Denn nur der Reinheit öffnet sich mein Herz.
Mein Leben schlägt in den Kammern der Mikroben, wie es in den Leibern der Sterne pulst, die sommernächtigen Glühwürmchen gleich selig kreisen in meiner Brust.
Ich zeichne mit meinem Finger ihre Bahn in den Raum, und in Demut folgen sie meiner Hände Spur.
Ich spiele mit dem Leben der Gestirne wie mit einer großen, glänzenden Perlenkette. Ich lösche mit meinem Finger Welten aus, und sie verhauchen unter dem Blick meiner Augen wie Schneeflocken auf den heißen Händen meiner Erdenkinder. Und immer wieder jauchzen die Sonnen auf, wenn eine ihrer Schwestern sich vollendet hat. Ich lächle, und neue stürmen jubelnd auf den Lebensplan, zärtlich begrüßt vom Chor ihrer Geschwister.
Mikrobe oder Sonne — groß ist mir das Kleinste, klein das Größte — denn in allem erhaben ist mein Gesetz! Nichts kann vergehen, Keines leben in ewiger Schuld. — Allem wird einmal Erlösung, Eins ist das Tor des andern. So wandert der Stein durch die Pflanze, und diese hinwieder durchs Tier. Die Brust des Menschen jedoch ist die Pforte alljeden Geschöpfs.
Die Silberreiher, die mit weitgeöffneten Flügeln ihren abendlichen Horsten zustreben; die Seelen der Menschen, die auf ihrer Wanderung durch die Herbergen des Stoffes ruhlos nach Glück und ewiger Heimat suchen; die Welten, die kreisen, um sich zu vollenden — sie alle sind geschlagen ans Rad des Ziels! — Ich aber habe nicht Ziel, noch suche ich Heimat — Ich bin in Ewigkeit mir beides: ich bin die ewig' zeitlose Ruh!
Im Rhythmus meines Atems ballen und formen sich Weltenalle; vollzieht sich das lodernde Brandspiel myriadenfältigen Lebens. Meine Atemzüge geben den Völkern das Zeitmaß für ihr Aufblühen, Sich-vollenden und Welken.
Ich sehe Menschen weinen an den Bahren der Toten. Ich aber empfinde himmlische Freude am Vergehen ganzer Welten: Denn Vergehen ist reif sein, Vergehen ist sich vollenden!
Es gibt keinen Tod, es gibt kein Sterben, es gibt kein Verlöschen in ewiger Nacht! Denn Alles ist aus mir, Alles bin ich, der Unsterbliche! Sterben ist nur Verlassen der Hülle, ist Wandern in neues, lichteres Land, umzuformen die Erfahrung der Erde, und zu überschauen die Strecken des abgeschrittenen Weges. Tod ist nicht Schlafen, Tod ist bewußtes Wirken und Weben am Faden der Ewigkeit; Tod ist Bereit-sein für die Stunde des neuen Rufs.
Alles ringt, alles strebt, alles schafft; ich aber lebe mit die Freuden tausendfältiger Daseinslust, denn Alles habe ich vorgedacht.
Allem bin ich Vater, denn ich habe es denkend gezeugt; Allem bin ich Mutter, denn ich habe es liebend geboren; in Allem bin ich Kind, denn ich dränge in heißer Lust zu mir selber. Allem bin ich Gott, denn alles ist aus meiner Ichheit!
Steine und Blumen, Vögel und Fische, Wellen und Wolken, Menschen und Engel — Meine Kinder sind sie alle, alle!
Einst, als ich erstmals schuf, entrasten die siebenmal siebenundsiebzig Weltenengel meinem Haupte. Wie weiße Tauben, die lichthungrig frühmorgens ihrem Schlage entflattern, umkreisen sie seither mein Herz. Als brennende, lohende Weltenkugeln fegen sie durch das All. — Ihre flammenden Leiber sind mein sichtbar gewordener Körper, sind die sichtbaren Zentren meiner Schöpfer-Kraft.
In sie senkte ich alle Gedanken und lasse sie suchen, finden und schaffen, was durch ihr Wesen wie Träume zieht. — Und in hoher, fiebernder Schöpferlust schleudern sie ständig kreisende Brände in lichtlosen Raum und zeugen die Sonnen.
Und die Sonnen erwachen zur Ichheit, fühlen die lohenden Feuer schaffenden Mutterdranges und gebären Planeten: die heiligen Schoße heimkehrenden Lebens.
So wiederholt sich ewig das Gesetz, das ich hinab bis in den blühenden Apfelbaum legte: das Gesetz geheimnisvoller Spaltung in göttliche Einheit! Denn wie der Apfelbaum seine Wesenheit in die Samen seiner Früchte spaltet, jeden voll und ganz mit seiner Ichheit füllend, und dennoch ganz er selber bleibt — so erfüllt sich ewig in allen Höhen und allen Tiefen dies uralt alte Ur-Gesetz.
Meine Schöpfung wäre nicht weise, wenn nicht im Weltall und Wesen ruhte das gleiche Gesetz; wenn nicht die Formel, die ich in Sonnen gesenkt, wieder sich fände in der Brust des Menschen und im Atom!
Und alles ist weise gestellt auf die Zahl. Die Eins und die Drei, die Fünf und die Neun: mit ihnen habe ich aufgebaut. Der Heimgang des Lebens jedoch in gerader Zahl sich erfüllt. Doch die Zahl der Zahlen ist Sieben! In ihrem Rhythmus hab' ich die große Ausatmung getan. In ihr kreisen die Planeten,das Gewoge der Töne, die das All durchbrausen, eint sich zur Harmonie in der Sieben. Siebenfältig ist das Band der Farben, Siebenfach die Zahl der Körper des Menschen.
Werden, Wachstum und Reife, Krankheit, Verfall und Tod: getragen ist alles von der Allheiligen, ob in Stunden, Jahren oder Weltenzeiten.
Ich habe den Mond, den großen Former des Lebens, an die Scheibe des Himmels gestellt, damit sein Rhythmus dies Göttliche künde!
Und die großen Lichtengel tragen die Gestirne, brennenden Kerzen gleich, lobsingend durch die Hallen meines Körperdomes. Feuer ist alles, wohin ich schaue; Gluten in Sonnen, Lichter in Insektenleibern! Und Feuer ist Schwingung, und Schwingung ist Sang! So singt mir die Schöpfung brausende, rauschende Psalmengesänge im lohenden, flackernden Brand ihres Lebens.
Doch alles, wo immer im Raum es geschieht, ist des Sternenengels sichtbares Abbild. Denn wie die Menschheit sich wandelt, so wandelt sich auch der Engel. Wie diese aber zum Licht steigt, die Pflanzen und Tiere ihr folgen, denn jegliche Form der Erscheinung ist fest an ihr Vorbild gebunden.
Jeder Stern aber ist die Verdichtung von Urgedanken des Geistes, die in dem Sonnensystem meinen erhabenen Willen erfüllen.
Aus meinem Schoß sprüh' ich die Funken, niederwärts stürmen sie freudig. Merkur verlockt sie vom Lichte zum Stoff; Mars bindet sie ehern an diesen; Mond bringt in Not sie triebhafter Leidenschaft; Saturn verstrickt sie in Selbstsucht und nothafte Finsternis, so daß verloren für ewig und gefangen in Nacht scheinen die Söhne des Lichtes. Und frierend stehn meine Kinder in den grausigen Tälern des Schattens, denen das Licht meiner Alliebe mangelt.
Doch Venus steht trostreich am Himmel als sieghafte Hoffnung und lockert den Fels des Starresten Herzens, bis auf ihm aufblüht die Blume der Liebe. Siehe, da jubeln die Sterne, schießen Feuerfanale ins All, und gläubig tasten alle Geschöpfe der erwachenden Seele sich zu. Da wandelt Saturn in Jupiter sich, da wird aus Satan der zärtlichste Freund: der helfende Führer ins Reich erbarmender Menschenliebe. Besiegt hat der Lichtsohn die Hölle, erhoben ist nun sein Haupt zu den strahlenden Zeichen des Himmels.
Neptun, der milde Hüter der Wahrheit, winkt und weiset den Weg zum göttlichen Geiste. Entbunden aus den Fesseln der Erde ist wieder der Sohn des Lichts! Uranus harrt, der König der Güte, und gießt nun die Strahlen der allumfassenden Liebe auf das Haupt des siegreichen Helden. Da bricht freudiger Glanz aus des Vollendeten Augen; ruhig und machtvoll blickt er in das lohende Feuer der Sonne: Im bewußten Wissen des Meisters rüstet er sich zur Heimkehr.
Und sein Mund singt: Der Höchste bin ich in der Welt, Der Hehrste bin ich in der Welt, Der Erste bin ich in der Welt, Für ewig bin erlöst ich, Das Letzte Leben leb' ich, Und nicht mehr gibt es Wiederkehr!
Ich sehe, wie jeder Grashalm, jeder Vogel mir zustrebt in heißer Sehnsucht, wie alles ringt und kämpft und aufwärts will. Doch ich habe die Reiche der Unschuld gebunden noch an das Chaos. Darum hab' ich den Menschen gesetzt zum Führer der Kreatur und als das goldene Tor der Erkenntnis in meine Schöpfung gestellt, damit durch ihn bewußt alles aufwärts finde zur Gottheit!
Denn es hat mir gefallen, dem Erdensohne zu geben die Freiheit des Willens, ihn zum Former zu machen des eignen Geschicks. So ist der Sohn der Erde geworden zum Sohne des Himmels! Zum großen Erlöser alles stoffgefesselten Geistes. So wird er mir selber Befreier: — Gott-Erlöser!
Strahlend leuchtet von seiner Stirn die heimliche Krone des Wissens: der edle Reifen des Leids. Nur der, dessen Haupt er umglänzt, trägt das Zeichen sieghafter Heimkehr. Ihm neigt jede Ranke sich zu, sein Haupt umflattern die Vögel, des Waldes scheues Getier kauert friedlich um seine Füße, und die Menschen falten die Hände und werden fromm wie einst. Sie alle spüren den Strom erlösenden Mit-Leids; sie alle beugen sich der gekrönten Stirn.
Aufwärts zu mir aber geht nur Ein Pfad: die allerbarmende Liebe!
Denn Liebe ist höchste Offenbarung der Gottheit! Jeder meiner Gedanken ist Liebe, jeder meiner Atemzüge haucht Liebe ins All. Durch Liebe nur geht die Erlösung aus ewigem Wechsel von Aufstieg und Abstieg, den die Menschen gut und böse nennen. Nur der durch Liebe wissend geworden, wird befreit vom Kreuz der Ursache und Wirkung, an das ihn Unwissen schlug. Nur die Liebe endet den Reigen der Wiedergeburten.
Liebe ist der Brudergesang aller Gestirne, Liebe tönt aus dem Fittichrauschen der Engel.
Halme neigen einander sich zu; Adler drängen zum Horst; Welten dröhnen im Donnergesang überströmender Mutterlust; Sternfluten singen mir brausend das Lied anbetender Liebe; Kometen reißen sich ungestüm vom Leib ihrer Mütter und suchen mich schwirrend im Raume voll Sehnsucht…
Doch in allem Leid rührt mich nicht Leid, in aller Lust faßt mich nicht Lust — mein Sein ist königliche Einsamkeit!
Wälder auf Millionen Gestirnen posaunen und orgeln mir Preis; Meere branden und tosen und sind voll ewiger Unrast; die heulenden Winde des Kosmos fegen lobsingend um Welten. Lichtwesen durchschweben ohn' Ende alle Höhen und Tiefen der Räume und fragen und suchen; Erzengel sitzen trauernd mit gefalteten Flügeln auf Sternen und sinnen weltzeitenlang nach meinem göttlichen Namen. Zentralsonnengötter ballen die Kraft ihres lodernden Geistes zusammen, mich zu ergründen, und verbrennen dabei ganze Weltenalle.
Doch die silberweißen Lichtfittiche ganzer Sternenhimmel decken nicht die Fläche meiner Hand; ihr Leben, aneinandergereiht, ist kein Schlag noch meines Herzens; ja selbst die Lichtgebete aller Geschöpfe auf allen Gestirnen bilden noch keine Silbe meines Wortes.
Ich bin der Große Ich bin der Eine, Ich bin der Schöpfer. Ich bin der Unerforschliche, - der ewig Unnennbare!
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49. Tausend, 176 Seiten, Ganzleinen DM 12.80 Sämtlich erschienen im DREI EICHEN VERLAG MÜNCHEN 9
HERMANN KISSENER