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WALTER POHL
Die Awaren Ein Steppenvolk in Mitteleuropa 567-822 n. Chr.
·~-·l) @i~ VERLAG C.H.BECK
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I
MUNCHEN
Mir vier Karren
VORWORT
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Im Jahre 1961 hat Reinhard \'V'enskus in seinem Buch "Stammesbildung und Verfassung" beispielhaft gezeigt, wie eine Erforschung der germanischen Volkerer vermied den Volksbegriff und sprach von gentes - methodisch korrckt und 'wirklichkeirsnahe zu erfolgen habe. Die Probe aufs Exempel wurde 1979 rnit der "Geschichte del' Goten" unternommen, im selben Jahr aber auch versuchr, die ethnogenetische Betrachtungsweise auf ein nichtgermanisches Volk, narnlich die karantanischen Alpenslawen anzuwenden. Die "Goten" wie der Kommentar zur "Conversio Bagoariorum et Carantanorum" wurden von den Rez ensenten wie den Lesern sehr gut aufgenommen. Die "Geschichte der Goren" wurde 1985 ins Italienische und 1988 ins Arnerikanische iibersetzt; sie sol1 spatestens 1989 in einer dritten, vollig iiberarbeiteten deutschen Auflage erscheinen. Aus den ge .. nannten Gri.inden lag es daher nahe, rnit der Gotengeschichte eine Reihe uncer dem Titel "Friihe Volker" zu eroitnen, die aber erst mit Walter Pohls "Die Awaren" Gestalt annimrnt. Der Autor hat sieh seit mehr als zehn Jahren mit den friihmittelalterlichen Volkern des Karpatenraurns beschaftigt und dariiber z ahl .. reiche Arbeiten veroffendicht. Nun bringt er eine Darstellung der europaischen Awarengeschichte, wofur es kein Vorbild gibt. Er schreibt diese Geschichte als Historiker unter Anwendung der ethnogenetischen Methode, wobei er die Ergeb .. nisse der Nachbardisziplinen Archaologie und Philologie zwar nicht auGer Acht IaGt, aber die Gefahren einer "vermischten Argumentation" zu vermeiden trach .. tet. DaG er sich dabei auf Cebiete vorwagen mug, deren Forschungsstand noch stark den iiberkommenen eraristischen, wenn nicht nationalistischen Auffassun .. gen vcrbunden ist, erhohr ganz auGerordentlich den Wert dieser Pionierleiscung. Wien, Friihjahr
C1P·Titelaufn,lhme
der Deutsciien Bibliotbek
Die Awurcn : e. Steppenvolk in Mitteleuropa 56,-822 n. Chr. / W,ller Poh!. .. Munchen : Beck. '988 (Fruhe Volker) [SB:\- 3 +~6 33))c.)
Pohl,
\'(.',z/tc;':
lS1)N 3406 3333C 3 Cs
c:. H .Beckschc
Vtrlao;sbuchhandlung (O,car lleck) Muuchen Sarz und Druck: C. H. Beck'sche Buchdruckerei Nordlingen Primed in Germany
J
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1988
Herwig Wolfram
INHALT
Vorwort
I.
von Herwig Wolfram.
.
v
.
Einleitung I.
Schlechte E uropaer?
2.
Quellen,
.
Bilder, Vorurteile.
3. Forschung,
2.
. . . . . . . . . . . . . . . ..
Methodik,
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . .
4
Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..
10
Die awarische Wanderung yj S. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..
I.
Konstantinopel
2.
Das Reich und die Steppenvolker
3. Fiiichrlinge
aus dem Osten.
21
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..
27
4. Awaren oder Pseudo-Awaren? 5. Der awarische
7. Die Entdeckung 8. Entscheidende 9. Zeitenwende
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..
3I
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..
37
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..
40
Siegeszug
6. Byzanz und die Turken Europas Jahre
. .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..
. . . .
48
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..
52
567-590
I.
Der erste Angriff auf Sirmium
2.
Zwischen
. . . . . . . . . . . . . . . ..
58
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..
61
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..
66
Frieden und Krieg
3. Baians Allianz mit Byzanz 4. Die Eroberung
43 . . . . . ..
. . . . . . . . . . . . . . . . .
568 . . . . . . . ..
3. Die neue GroGmacht,
18
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..
von Sirmium
.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . ..
76
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..
82'
5. 584: Der Krieg am Limes und der Kampf der Symbole 6. 585: Die Bookolabras-Affare
70
7. 586: Der Krieg in Thrakien 8. Besetzung
und Besiedlung
85 des Karpatenbeckens
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..
89
4. Awaren und Slawen I.
Fruhe Slawen
2.
Erinnerungen
. an die .Awarenzeit'
3. Der Heilige und die Barbaren
.
in Griechenland . . . . . . .
. . . . . . .
.
.
94 99 10J
4. Slawenzuge
auf der griechi;chen
5. Ocr ,Obor'
und seine Slawen
6. Awarische
Herrschafr.
Halbinsel
7· Das 7- jahrhundert
7
10
..
slawischc Expansion
.
.
und neue Otfensiven
Konsolidierung
I.
II!
..
7. Die Slawisierung der Balkanprovinzen
Il7
- Die Awaren
IZI
- Die \'\'cstpolitik
Der Feldzug
I. 2.
des Maurikios,
des Kaisers
und die Datierung
Die Awaren in der Offensive
3. 593: Der .Buschkrieg' 4. 594: Kleinkrieg
und die Eroberung
gegen Donauslawen
6. Alpenslawen
Krieg
. 133
.
. . . . .
.
. . . ..
und awarische
.
aufhaltcn
. . ..
. 138
4. Samo
143
.
in Bcdrangnis
9. 602: Das Ende der imperialen
3.626:
. . . . .
.
und Lebensformen
des friihen
Nomaden,
Reirerkrieger,
Steppenvolker
2.
"Ihr Leben
isr der Krieg"
...
3. Das friihawarische
+
Awarisches
5. ,Logades' 6. Formen
Prestige,
und Krieger
Die kroarische
Erhnogenese
7. Der Ware!1verkehr
7. Kuver und Asparuch
274
156
8. Kontinuitat
9. Die Awaren Geschenke
I I.
Die awarische
178
Reprasentation
der Aneignung
und Byzanz
10.
und Wandel
195
. .
199
.
205
. . . . . . ..
. ...
Ethnogenese
288
Leben und Uberleben Die spatawarische - Das awarische - Tudun
Verfassung
.
292
.Doppelkonigtum':
Khagan
uud lugurrus
293
..
300
- Tarkhan
. . . . . . . .
. . . . . . .
.
.
301 302
- Canizauci
.
304
- Zupan
305
- Karun
305
3. ,Limes
306
cerrus':
Die Awaren
und del' Westen
308
4. Del' Untcrgang
der awarisclien
Macht
312
.
3 15
22[
- 79 I: Karls Zug ins Awarenland 223
- 792 bis 796
der Nichtawaren
- Bulgaren
....
- Gepiden
und andere
- Slawen
der Greifen
215
.
Geschichte
.- Romanen
282
.
- Der ,Ring'
9
20
- Die awarische Sprache 12.
der Kultur
- Kapkhan
189
.
.
oder Tribut?
- Warchonitcn
2.
185
. . . . . . . . . . ..
.
159
163
.
und seine Grenz en
8. Ritus und Religion
261
. .....
152
174
Formen
.
Awarenreiches
..
der Produkticn,
248
von Konstantinopcl
.
170
Geschenke,
243 245
268
.
Khaganat
Gold:
242
gegen Thessalonike
6. Alciocus und Kuvrat ..
I.
I.
238
256
8. Das Jahrhundert 6. Strukturen
....
240
gegen den Kaiser ....
Die Belagcrung
'"
. 147
. Politik an der Donau
j.
. . . . . . .
.
Der Handsucich
. 135
.
Westpolitik
7. 598: Nur die Pest kann die Awaren 8. 599: Der Khagan
.
.
2.
yon Cividale
um 615
- Dalrnarien
128
.
. . . . . . . . . . . . . . . ..
auf Widerruf
5. 595: Der ill yriscbe
des Krieges
237 237
- Dcr .Kricg des Khagans'
59 I -6C2
..
nach 602 ..
- Die groGc Offensive 5. Die Balkankriege
IX
l nbult
[nh alt
Illll
.
318
225
- 797 bis
)20
8/1
227
5. Wohin germanische
und ,Walchen'
Gruppen
. . . . . . . . . . ..
vcrschwanden
die Awar en?
323
229
6. Zusammcnfassung .
.
)2S
2)2 2,)
5
Anmerkungen
...
. .....
33)
x
Lnhalt
Bibliographic
469
I.
Quellen
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 469
2.
Literatur
471
3. Abkurzungen
. . . . ..
Zeittafel
. ..
496 jahrgelder
. . . . . . . . . . .
I.
Die eurasische Steppenzone
2.
Das Awarenreich
3. Awarisch-byzantinische
Register
. 502
. .............•....................
503
. . . . . . .
und seine polirische
4. Das Karpatenbecken
l.
EINLEITUNG
. 493
.
Tabelle: Hohe der awarischen Karren
.
Umwelr
. . . . . . . .. urn
Kriegc auf der Balkanhalbinsel in awarischer
Zeit
.
. 504
600
506 .
sa8
. . . . . . . . . . . . . . . ..
510
513
1.1.
Schlechte Europaer?
Wenige del' Volker, die am Ubergang zwischen Antike und Mittelalter die Geschicke Europas bestimmten, sind so unbekannt geblieben wie die Awaren. Fast ein Vierteljahrtausend, von 558 bis 796, beherrschten sie von den ungarischen Steppen aus weite Teile Mittel- und Osteuropas. In seinen besten Zeiten trieb das awarische Khaganat Byzantiner und Franken in die Defensive, unterhielt Kontakte bis zu den persischen Sassaniden und den zentralasiatischen Tiirken und pragte die slawische Expansionsbewegung zwischen Ostsee und Agais. Noch als das Awarenreich unterging, staunte man am Hof Karls des GroBen iiber die Schatze, die im "Ring" der Khagane zwischen Donau und Theif gehortet worden waren. Dennoch sind die Awaren in der europaischen Geschichte Fremde geblieben. Selbst die Hunnen, die ihre Herrschaft nur wenige Jahrzehnte behaupteten, haben sich besser im Bewufsrsein der Nachwelt erhalten. Yon Attila erzahlen das Nibelungenlied und Fresken im Vatikan, jedes Schulkind lernt seinen Namen. Den Khagan Baian, der die awarische GroBmacht begriindete, nennt kaum ein Handbuch. Vielleicht liegt das auch daran, daB er und seine Nachfolger den Franken und Langobarden wenig Grund zur Klage gaben: Wahrend die Hunnen und die Ungarn vom Karpatenbecken aus halb Westeuropa durchzogen, richteten sich die awarischen Angriffe fast nur gegen Byzanz. Zudem bleiben die Awaren selbst stumm fiir uns. W:ihrend gleichzeitig die Herrscher der Bulgaren und Tiirken groBe Inschriften in Stein meiiieln lielien, kennen wir aus dem awarischen Bereich nur einige kurze Runentexte. Die Geschiehte der Awaren schrieben daher ihre Feinde. Fur die zeitgenossischen ,Kriegsberichterstatter' blieb der Gegner fast anonym. Baian ist der einzige Awarenherrscher, dessen Name iiberliefert ist; alle anderen werden in den Quellen mit ihrem Titel Khagan bezeichnet. Eine Handvoll fremdartiger Wiirden, etwa Iugurrus, Kapkhan, Canizauci, und ein knappes Dutzend Namen ist alles, was erhalten ist. War diese Anonvmitat Programm, oder druckt sie das Befremden der Chronisten aus? Diesen erschien das "haBliche Yolk der haarigen Barbaren" als treulos, brutal, habgierig und unbereehenbar.' Zur selben Zeit scheuten sieh die Byzantiner nicht, die rnilitarischen Errungensehaften der ,Barbaren' zu kopieren, etwa den Steigbiigel, den erst die awarisehen Steppenreirer in Europa heimisch gemacht haben. Die Armeen des christlichen Imperiums und der ,h:iBlichen' Steppenrciter hatten mehr gemein, als sich die Ideologie der Zeit eingestehen konnte. Dennoch zehrte die mod erne Wissensehaft lange von den Vorurteilen ihrer Informanten. Als "verderbliche Sturmtlut", die "bliihende Staaten und Volker in den Strudel einer allgemeinen Vernichtung ziehr", betrachtete die Awaren noch einer ihrer bedeutendsten Erforscher.'
2
i.
t.':.-.tif!it!-fng
D:1E die awarischen Kries,zugc olr 'loci und 7.ersr(:irung iiber die Proviuz cn des Rornerreiches brachten, ist nicht zu icugnen. Das Heer der Khagane war SOZUS3gen eine hochspez ialisierte "Kriegsmaschinc"-', die nur der Krie;; in Funkt ion halren konnte. Doch was den Feinden als blindes \~:liten erschien, war cine wohldosiertc "bkonomie d er Gewah ", cin gcschicktes Wechselspiel von Drohung, Angrifi und Vcrhandlung, das den ZufluiS 'Ion Reichtiimern aus dcm Imperiur.: in Gang hielt. Dadurch ermoglichre das Khaganat den Kriegcrn, die ihm folgten, den geregelten Erwerb von Prestige und Giitern, in denen es sich ausdruckte. fur da, Imperium wicderum wurden solcherart Krieg und Frieden, Innen und Aullen kalkulierbar, Der hochrnilitarisierte sparromische Staatsapparar und die Barbarenherrscher konkurriertcn urn die Verteilung der Reichtumer, die der mediterrane WirtsehaftHaum produzierre. Irn Westen gelang es germanisehen Konigrcichcn, sich des Apparates z u bernachtigen. Den Awaren gluckre das niche. Sie vermochten auch nicht wie spater Bulgaren und Ungarn, einen christlichcn Staat nach romischern Vorbild zu errichten und dadurch ihrem Reich eine dauerbafte Grundlage zu geben. Das christliche Khaganat, das die .lerzten Awaren' osrlich des Neusiedlersees errichtcten, war nur inehr cine verspate.e Karikatur der verspiclren Moglichkcit, .gute Europaer' zu werdcn. Dieses Scheitern war Freilich erst das Ergebnis cines jahrhundertelangen Proz.esses und nicht schon seine Voraussetz ung, wie erne am Nomuden- Klischee orientierte Ceschichtsschreibung lcicht glauben macht. Es lag nicht an der Wildheit und Andersartigkeit der Awarcn, daf sic Barbaren blieben und als sokhe aus der Geschichte wieder verschwanden. Die Vorausserzungen dieses Scheiterns sind zugleich die Bedingungen de r "Geburt Europas' und damit Teil einer Fruhgescliichre des Abendlandes. Der Mediavist darf niche da \'on ausgehcn, da!!. F ranken, Rornaneu oder gar Bvzanriucr im 6" 7, oder 8. Jahrhunden die ,Eigenen', die Awaren aber die .Frernden' waren. Lange waren die Germanen Gegcnstand einer .Ceschichte der deutschen Stamrne', ostliche Barbaren dagegcn Stoff der Volkerkunde. fin ethnozentristisches Weltbild konnte die Ubcrlegcnhcit des chrisrlichen Abendlandes (cder der nordischen Rasse, mit Vorurteilen begrlinden, die schon die Aniike kannte. Karl der Grolle wuf5tc fur seine Eruberungskriege gegcn die gottlosen Awarcn sarntliche Register des Ressentiments z u ziehen.' Eine ahnliche Propaganda begleiterc in dcr Neuzeit die koloniale Unterwerfung der ,Wilden' in Ubersee, Schlielllich suchte der Nationalismu5 seit dem 19, Jahrhundert seine Rechtfertigung nicht zuli!tzt in einem lJ1il~vt:rstdnclenen Bild VUll den Viilkcrn des Fri.ihmitteialters, Die langsame Dberwindung \'on Nationalismus und EthnoztntrislTlus gibt der Erior~chung der ,Barbarcn' ncue Aktualitat. £in Jahrhllndert, das mit dem Gipfel del' Zivilisation aueh den Gipfel der ,Barbarei' (im p"jorativen Sinn) err'eich, hat, mull sich uber die Ursprlinge dieser Doppelgesichtigkeit unscrer Kultur neue Rechenschaft ablegen, Das ,Fremde', Andersartige, seine Festschreibung im Vorurteil und seine Verdrangung !!TI ,Prozeh der ZiviEsation' werden ZUIl1 Problem, Der Nomade, del' Nicht-Sem1afte als Gegenbild par excellence wird ef'tdeckt. fin "trait~ de nonlldologie" \vill der ,neuen Philosophic' den \Xfeg zu einem "nomadisiercnden Denken" ,,'eisel', das die dualistischc Logik des Abcndlandes i.iberschreitet.' Die Ethnologic ais ,Modewissenschaft' soil i.iber ,•.ndcrc Lebcnsformen Auskun!t geben und :.1.aterial zur Zivilisationskritik bieten, Kuiturkontakt und Akkulturation \Verden lU bcliebten imerdisziplinarcn Forschungsgebieten.
,)·c/.lii!d)~I.' [!: i"'J/)l·/i.~:·;;
\\70 solches Interesse nicht in da, Klischee "om .edlen \,(·iiden' zuriickfallt, das schon seit Tacitus Kchrseire des Vorurteils war, mUD auch die Friihmiuelalterl orschung sich ihm srelleu. Eine bceindruckende Reihl': von forschungen hat in den letzten Iahrzehnten die Viellalt der Lebensformen im frulunittclalterlichcn Eu ropel und'ihre gegenseitige Vernetzung deutlich gcmaeht. Gerade im ostmitteleuropaischen Herrschaftsbereich dcr AWCH<'11 stidlet; eine ganzc Reihe von Kulturcn aufeinander. \\.'0 die schrittiichen Quellen schweigen, spricht die Archaologie; etwa 5000c awarische Graber sind zur Zeit ausgegraben, jahrlicli kommen Tausende dazu. Freilich sind die l'vliiglichkeiten und Grenzen der historischen Interpretation noch nicht unumstritten, der Dialog zwischen Archaologic und Geschichrsforschung leidet an gelegentlichen l'vlillverstandnissen'" Doeh haben schon die bisherigen Ergebnisse vieles geklarr. Ethnische Viclialt und Flcxibilitat, kultureller Austausch, oft uber groDe Disranzen, weitraumige Polirik und regienale Diffcrenzierung treten bei dcr Erforschung der Steppenr eiche immer deutlicher hervor. Die Einsicht del' modernen Ethnosoziologie, daf die fruhminelalrerlichen Volker aus unterschiedlichen Gruppen besrehen, die sich um einen relativ kleinen Kern sarnmeln urid ibm bald zugehorig Iuhlcn, bestatigr sich.? Der ungewohnlicl: rasche Ablauf solcher Ethnogenesen in der Steppe erlaubt neue Aufschli.isse i.iber Faktoren und Zusammenhange, die dabci einc Rolle spielen. Eine Geschichte der Awar en hat sich daher z wei sehr unterschiedlichen Herausforderungen zu stellen. Einerseits muf sic den vielen Detailfragen gerecht werden, in den en sich in der letzten Zeit der Erkenntnisfortschritt ergeben hat. Nuancen in der Interpretation von Quellen haben bei der Sparlichkeit der historischen Inlormationen bereits bctrachtlichc Ab weichungen im Gesamrbild zur Folgc. Fin Uberblick uber die wesentlichen Qucllcn und die aktuelle Diskussion in der ,Werkst:nt des Historikers' ist daher notig. Dabei !agt sich das vorliegende Werk bewuist auf das Risiko der Interdisz inlinarirar ein und sucht von mediavistischer Seite den Dialog mil den zahlreichen' am Cegenstand irueressierren Wissenschaiten: Archaolozic und Alterrumswisscnschait, Ethnologic, Byzantinistik, Slawisrik , Orientalistik sowie einer Reihe anderer Philologien, deren Ergebnisse unser Wissen i.iber die Awaren bereichcrn. Da der Autor in der Methodik all dieser Disziplinen nicht immer sattelfest ist, mug er sich oft darauf besehranken, ihre Aussagen histOrisch zu bdragen. Doeh ist eine solche Zusammenschau gerade im Fall der Awarcn notwendig; es i"t /.U hoffen, da!\ der dadurch gewunnene Uberblick fi.ir manche M~ngel im Detail cnrschadigen rnoge, Wenn die "Geschichtc del' Awaren" einer Vielfalt wciterer Untersuchungen, die weit i.iber ihre lv10glichkeiten hinausgehen, als \Verkzeug dienen kann, h~t sic ihr Ziel erreicht; manche neue .\spekte und rrage~tellungen, die darin angcboten werden, konnten dabei nlitzlich sein, Aui der anderen Sei!:e gelH es niehl nur d:lru1l1, die vielen Verastelungen des Erkenntnisprozesses nachzu/.eichnen und dazu cine Materiaisammlung samt historischer Kritik vorzulegen. Ziel der DarsteJlung ist, bei allen Schwierigkeiten, der Blick aufs Ganze. \Venn die Konfrontation von gmtiler und imperi
1.
4
QueLlen. Bilder, vorurteile
Einleitung
Ceschichte der Awaren wendet sich daher auch an jene Leser, denen das Sehicksal dieses - und anderer - "fruher Volker" bisher weniger vertraut war und die sich, wie der Autor, gerade dureh diese Fremdheit herausfordern lassen. Die Moglichkeit, sieh dies em intellektuellen Abenteuer zu widmen, verdankt der Autor in erster Linie seinem Lehrer, Herwig Wolfram, der dieses Bueh anregte, in jeder Weise Iorderte und herausgab. EntscheiJende Untersti.itzung sowie zahllose Denkanstofse gab aueh Falko Daim; sein Projekt im Rahmen des yon Herwig Wolfram und Herwig Friesinger geleiteten Forsehungsschwerpunktes "Neue Wege der Fruhmittelalrerforschung" bot den materiellen Ruckhalt, das Institut fur Osterreichische Geschichtsforschung den geistigen Hintergrund. Dessen Mitgliedern, besonders aber Heinrich Berg und Brigitte Resl, sei herzlich g~dankt. Hervorzuheben ist die Hilfe yon Johannes Koder (Wien), der zahlreiche Ubersetzungen aus dem Griechischen verbesserte, sowie yon Csanad Balint (Budapest), Evangelos Chrysos (Ioannina), Radoslav Katicic (Wien), Alexander Avenarius (Bratislava), Erich Zollner (Wien), Neven Budak (Zagreb) und Peter Stadler (Wien), denen das Bueh eine ganze Reihe von Anregungen und Korrekturen verdankt, Auch ohne die Diskussionen rnit vielen anderen Kollegen, denen hiermit gedankt sei, hatre die "Geschichte der Awaren" nicht geschrieben werden konnen. Die Karren zeichneten Franz Siegrneth und Burghard List mit viel Sachverstand ; fi.ir die Umsehlagbilder sorgte Falko Daim. Dank gebi.ihrt nicht zuletzt dem Verlag C.H.Beck und im besonderen Herrn Wieckenberg und Herrn Schunemann, die das Werk publizierten und betreuten.
1.2.
Quellen,
Bilder,
Vorurteile
Die historischen Nachrichten i.iber die Awaren starnrnen von Nachbarn, die oft auch ihre Feinde waren; ja, die sich ihnen durch Religion und Kultur i.iberlegen fuhlten. Das macht die Quellen nicht wertlos; parteiische Geschichtsdarstellungen sind selten vollig aus der Luft gegriffen. Rohsroff des Vorurteils ist die Tatsache, die es entsrellt zur Kenntnis nimmr - oder verschweigt. Ein Jahrtausend antiker Ethnographie hatte das Vorurteil, den .Topos', zur Methode gemacht.' Der gebildete Byzantiner und sein manehmal etwas weniger gebildeter Zeitgenosse aus dem Westen sahen die ,Sky then', wie man sie immer noch gelegentlich nannte, weiterhin mit den Augen Herodots. Synesios 'Ion Kyrene stellte urn 400, als beinahe jahrlich neue Volker die Grenzen des Irnperiums uberschritten, fest: Es gibe keine neuen Barbaren; die alten Sky then erfanden immer neue Namen, urn die Romer zu tauschen.' Was er aussprach, blieb Orientierungshilfe bis hin zu jenen Monchen der Karolingerzeit, die in ihren Klostern das Weltgeschehen in di.irren Satzen zusarnmenfaliten. Die Hunnen nannte man oft Sky then; Awaren und Bulgaren dafi.ir Hunnen; Goren und nach ihnen sogar gelegentlich Slawen wurden als Geten bezeichnet: und das legendare ,Gog und Magog' der Bibel wurde noeh auf hochmittelalrerlichen Landkarten eingetragen.' Das ermoglichte immerhin eine grobe Einteilung der Barbaren in ,Sky then', Reiterkrieger, die aus der Steppe kamen, und ,Germanen', die im Westen lebten. Durchaus konsequent rechnete man die Goten zu den ostlichen ,Sky then'; oft urteilte man zu schernatisch, wie Prokop es tat, als er die ,hunnische' Lebensweise
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der Slawen erwahnte. Die Stelle ist dennoch ein gutes Beispiel dahir, wie im Gewand des Topes durchaus zuverlassige 1nformationen geboren werden konnen." Ein urn 600 verfalites Kriegshandbuch, das sogenannte Maurikios-Strategikon, teilte die Barbaren nach ihrer Lebens- und Kampfweise in drei Gruppen: die "blonden Volker", darunter Franken und Langobarden; die "Sky then, d. h. die Awaren und Ti.irken und die anderen hunnischen Volker"; und die Slawen und Anten. Fur rnilitarische Zwecke war das offensichtlich ausreichend. Im sechsten oder siebenten Jahrhundert war es nicht schwer, sich Informationen iiber die Barbaren zu beschaffen. Segar die fernen Ti.irken unterhielten bald nach ihrer ersten Gesandtschaft eine iiber hundert Kopfe zahlende Kolonie in Konstantinopel. S Byzantinische Diplornaten sarnmelten regelmafsig N achrieh ten iiber alle Volker, die fur die kaiserliche Diplomatic interessant werden konnten. Es war in Auseinandersetzungen oft yon entscheidender Bedeutung, iiber politische Struktur, Kampfweise oder innere Spannungen der Barbaren auf dem Laufenden zu sein." Das galt nicht nur fi.ir den Hof, sondern teils auch fiir die Bewohner jener Provinzen, die mit Barbareneinfallen rechnen muiiten. Wie Kleriker aus Thessalonike in den Miracula Dernetrii die verschiedenen Angriffe auf ihre Stadt schildern, zeigt ein recht fundiertes Wissen i.iber die Feinde. Selbst niichterne Berichte wohlinforrnierter Zeitgenossen sind jedoeh yon unausgesprochenen Wertvorstellungen gepragt, Einem gebildeten Romer (und ebenso einem frommen Kleriker des Westens) mulire nomadisches Leben als roh, brutal und unzivilisiert erscheinen. Eine Zusammenstellung der Barbarentopoi bei Ammianus Marcellinus (4. Jh.) ergab u.a. folgende rypische Zi.ige der Barbaren: Wildheit, Ziigellosigkeit, Wut, ubersteigerte Tapferkeit, Uberheblichkeit, Verschlagenheit, Frechheit, Unbestandigkeit, Gier.? Schon die Namen waren, zufallig oder nicht, sprechend: .Avari' mufste auf Latein als ,die Habsiichtigen' verstanden werden, ,Vulgares' als ,die Gemeinen', und der Name der Slawen gab ohnehin Anlall, das antike .servus' durch das mod erne .Sklave' zu ersetzen.' An dieser negativen Grundhaltung anderte es nichts, daf die barbarische Gesellschaft gelegentlich in kulturkritischer Absicht als positives Gegenbild zur eigenen Welt beschrieben wurde, wie es die Germania des Tacitus oder der idealisierte Sky the Anacharsis bei Herodot zeigen. Aueh wenn die Awaren keinen Tacitus fanden, gibt es einzelne Beispiele dafiir, Der Kirchenhistoriker Johannes yon Ephesos beschreibt, wie die awarischen Eroberer 582 den halbverhungerten Bewohnern yon Sirmium grollzugig zu essen gab en : "lhre Barmherzigkeit, die in Predigten verbreitet wurde, ist der Bewunderung der Christen wurdig, aber auch ihrer Verdammung hir diejenigen, die ihren Mirknechten gegeni.iber nicht solche Milde, ihren Verwandten nicht solches Mitleid zcigen."? Ahnliches trug sich sparer mitten im Krieg zu, als der Khagan der gegenuberliegenden rom ischen Armee einige Wagenladungen Lebensmittel schenkte, damit sie ein wi.irdiges Osterfest feiern konnte.." DaB dari.iber hinaus das einfache Leben bei den .Skv then' fi.ir manchen griechischen Aussteiger eine reizvolle Alternative darstelle'n konnte, zeigt der beriihmte Bericht des Priskos, der am Hofe Attilas einen zum hunnischen Krieger avancierten griechischen Kaufmann traf.' Doch der Autor stellt der herben Zeitkritik des ,Barbaren aus Leidenschaft', der "die Fruchte seiner Tapferkeit ungestort geniellen" wollte, eine Apologie der rornischen Welt entgegen. Das Uberlegenheitsgefiihl des Rorners i.iber die ,Wilden' war durch Spuren
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I,
E inleit ung
,edler Einialt' irn seinern Barbarenbild nicht zu erschiittern. Die Greuel, die den ,Sky then' aller Art seit Hieronymus und Salvi an zugeschrieben wurden, dienten als Illustration dafur, daB auBerhalb der romisch-christlichen Okumene ein mensehenwiirdiges Leben gar nicht moglich war. Bei manchen steigerre sich dieses Bild bis zu blindem Hag, wie ihn die Tiraden des Theodor Synkellos verraten: Den Khagan betrachtete er als "verderbliche Brut des ewigen bosen Geistes ; er zeigte sich als Sohn des Teufels, niche nach Notwendigkcit der Natur, sondern nach eigener Entscheidung, und alle teuflische Verworfenheit verkorperte sich in ihm. Wie ein Antigott, der nach der Macht iiber Land und Meer strebte, reckte er seinen Mund gen Himmel und erreichte mit seiner Zunge die Erde, urn das Yolk Gottes zu vernichten wie verlassene Eier."" Solche Schilderungen zielten auf die moralische Aufforderung, die Sunden zu unterlassen, fur die Gott soIche Strafen sandte. Der Gedanke, daB Barbareneinfalle als gottliche Strafe i.iber die Christenheit kamen, muf den Zeitgenossen sozusagen in Fleisch und Blut iibergegangen sein. Der trankische Autor des Fredegar legt ihn im siebenten Jahrhundert sogar dem Wendenkonig Sarno in den Mund, als dieser von einern frankischen Gesandten als "heidnischer Hund" beschimpft wird: "Wenn ihr Diener Gottes seid und wir seine Hunde sind, dann ist uns, solange sieh euer Handeln unablassig gegen Ihn richtet, erlaubt, euch mit unseren Zahnen zu zerfleischen.'''l Die christlichbyzantinische Sraatsideologie konnte die Existenz heidnischer und feindseliger Barbarenreiche an den Grenzen nur als vorlaufig betrachten, sozusagen als Prufung im Rahmen des gorrlichen Heilsplanes. Taufe und Unterwerfung unter den Kaiser blieben Endziel byzantinischer (spater auch frankischer) Politik. 14 Wild, treulos, grausam und hinterhaltig waren Awaren und andere ,Hunnen' sozusagen aus Prinzip, es war ihre Existenzweise, unabhangig davon, wie sie sich verhalten mochten. Es ist vielen byzantinisehen Autoren zugute zu halten, daf diese Pradikate, mit denen sie nicht sparten, die Realitat in ihren Berichten niche vollig verdecken, Der Verlauf der Kampfe zwischen Byzantinern und Awaren, wie er bei Menander, Tbeophylakt und anderen geschildert wird, zeigt, dag die beiden Seiten einander wenig vorzuwerfen hatten. Fast hat man den Eindruck, daf sinnlose Grausarnkeiren eher zum Repertoire des christlichen Imperiums gehorten. Die selterien Vorstoile in Feindesland niitzte man regelmaBig zu Massakern an schlafenden Zivilisten." Ein gefangener persischer Gesandter wurde wahrend der Belagerung von 626 demon strati v verstiimmelt zum Khagan gesehickt, den abgeschlagenen Kopf eines weitercn am Hais befestigt. 16 Der Khagan lid~ nur ausnahmsweise seine Gefangenen nicdcrmerzeln.'? Auch Vertragsbriiche kamen auf beiden Seiten vor; die Romer waren die ersten, die awarische Gesandce festhielteri." Freilich scheute sich der Khagan nicht, in aller Form Meineide zu schworen und die diplornatischen Regeln zu mifsachten." Das Maurikios-Stracegikon zieht daraus die i.iblichen Schli.isse: "Weil sie unruhig, hinterhaltig, schlecht und unzuverlassig sind und sich van Unersattlichkeit nach Geld beherrschen lassen, verachten sie Eide und halten keine Ubereinkunft, sondem ersinnen, bevor sie das Gegebene empfangen, einen Anschlag und die Auflosung des Beschlossenen.'''c Dasselbe Handbuch rat auch rornischen Feldherrn mehrtach, keine Moglichkeit auszulassen, urn den Gegner zu tauschen und zu iiberrurnpeln." Imperiale und gentile Politik arbeiteten mit densclben Methoden, und die Provinzialen hatten Grund, die Kaiserlichen ebenso zu furchren wie die
Quellen. Bilder,
\fomrteiLe
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Barbaren." Die .Pax Rornana' war ein ebenso offensives Programm wie del' Weltherrschafrsansprueh des Khagans, Wenn Menander den Kaiser Justin vor awarischen Gesandten sagen laBt: "Den Rornern wird ein Krieg mehr niitzen als ein Friede"'l, so ist das kein bloiier Bluff. Rornische Armeen begannen ebenso oft mit den Feindseligkeiten wie die Awaren. \"10 die Grenz en derart zu verschwirnmen drohten, muiite wenigstens die Sprache Klare Unterscheidungen treHen. Die Sprachrnuster lieferten wiederurn die Grundlage datiir, wie man polirisch mit den Barbaren verfuhr. Justin 11., Maurikios und Karl der Groge fanden den Ri.ickhalt ihrer Politik in dieser Ideologic." Manche dieser sprachlichen Bilder haben sich bis zu den Historikern unseres Jahrhunderts erhalten." Ein Jahrhundert, in dem rnit dem ,Feind aus dem Osten' genug politischer Mifsbrauch betrieben wurde, sollte sich solcher Wertungen e nrhalten. Zumindest die Pauschalurteile der Quellen konnen nicht ungepri.ift iibernommen werden, Bei aller Voreingenommenheit enthalten jedoch viele Nachrichten sachliche Inforrnationen. Gerade dort, wo sie vorn vorherrschenden Klischee abweiehen, sind sie durchaus glaubwiirdig. Eingehende Quellenkritik kann rneist Anhaltspunkte dafi.ir bieten;" Eine griindliche Untersuchung einzelner Quellengruppen kann durchaus ncch neue Ergebnisse bringen; etwa die Analyse der politischen Terrninologie der byzantinischen Autoren, wie sie in den letzten Jahren von Evangelos Chrysos und seinen Schiilern weitergefuhrt wurde. Trotz aller Verz:errungen sind Nachrichten uber die Barbaren Spuren eines sturrnischen Kulturkontaktes, der Auswirkungen auf beide Seiten harte. Wo man sie als Grundlage einer Geschichte der Awaren nimmt, sollte der Zusammenhang mitgedacht werden, aus dem die Information starnrnt, Einen Grofsteil der Nachrichren uber die Awaren verdanken wir bvzantinischeu Autoren, Die Neuankornmlinge aus dern Osten treHen in den fiinfziger Jahren des 6. Jahrhunderts in einer der fruchtbarsten Perioden der historischen Literatur ein. Wenige Abschnirte der byzantinischen Geschichte sind so gut dokumentiert wie die Regierung J ustinians. Prokop schliefs; sein Werk gerade ab die achtbandige Kriegsgeschichte reicht bis 552, von den Awaren nimmt er keine Notiz rnehr." Agathias, del' wohl unter Justin II. schrieb, kni.ipfte an sein Werk an und Fiihrte es bis 559.,8 Yon den Awaren erwahnt er nur die Haartracht, Ais sein Nachfolger wiederum versrand sich Mcnander; er sehrieb unter Maurikios eine Geschichte der Jahre 558 bis 582, unsere Hauptquelle hir die ersten Awarenkriege. Leider isr das \'Verk selbst verloren; seine zah!reichen, auf ausgezeichnete Informationsquellen gestiitzten Gesandtschaftsberichte erschienen zurn Gliick noch im 10. jahrhundert so lehrreich, daIS man viele in die .Excerpta de legationibus' aufnahm, ebenso wie ahnliche Ausziige aus dem Werk des Priskos aus dem 5. J ahrhundert. 29 Del' letzte der literarisch versierten und historisch interessierten Juristen, der uns ein fri.ihbyzantinisches Geschichtswerk hintcrlieli, war Theophylaktos Simokattes (nach Schreiner hielS er eigentlich Simokates, doch wird hier die eingefi.ihrte Schreibung beibehalten). Unter Kaiser Herakleios beschrieb er, an Menander anknuptend, die Regierungszeit des Maurikios (582-60z)Y Oer Agypter, der klassischen Philologen wegen seiner ausschweifenden Rhetorik lange als "Ausbund an Fratzenhattigkeit" erschien, ist unser Kronzeuge zur awarischen Geschichre." Es mag sein, daB er selbst in der .Mirnesis' klassischer Vorbil-
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1.
Einleitung
der nicht mehr das Niveau seiner Vorganger erreichte ; auch seine teils ausgezeichneten Quellen durfte er otters miBverstanden und beliebig angeordnet haben. Doch bieten seine aushihrlichen Schilderungen im ganzen ein wertvolles Bild der Kampfe und damit der Politik des Khaganates, wenn auch selten tiefere Einblicke. Die Erfahrungen der byzantinischen Generale in den Awaren- und Slawenkriegen unrer Maurikios fafh eine Quelle anderer Art zusammen: ein Kriegshandbuch, das urn 60c von einern unbekanntcn Autor kornpiliert wurde und LInter dem Namen "Strategikon des Maurikios" i.iberliefert ist." Wer auch immer der Verfasscr war, es handelte sich urn einen Leitfaden aus der Praxis, der be weist, wie niichtern und flexibel die Byzantiner im Umgang mit ihren Gegnern sein konnten und wie ernst sie die psycholo.gische Kriegfi.ihrung nahmen. Nicht nur die Militars, auch die Kirche war durch die Barbareneinfalle herausgefordert. Eine der interessantesten, aber auch umstrittensten Quellen i.iber die awarische Fruhzeit ist die Kirchengeschichte des Johannes von Ephesos, erhalten in einer syrischen Kornpilation aus der Kreuzzugszeit, dem sogenannten Michael Syrus. Johannes, ein monophysitischer Bischof, verbrachte seine letzten Lebensjahre urn 580 zum groBen Teil in Klosterhaft in der Umgebung yon Konsrantinopel, wo er, hochbetagt, noch eine Reihe aktuellcr Informarionen in sein Werk einbaute." Bei aller Unzuverlassigkeit schrieb der greise Bischof unter dem frischen Eindruck der ersten grollen awarisch-slawischen Invasion urn 584; auch wenn seine Informationen wohl aus dritter oder vierter Hand stammen und er Authentizitat gar nicht anstrebte, gibt er wieder, was damals in Konstantinopel ,die Spatzen von den Dachern pfiffen', und das enthalr eindrucksvolle Details, die wohl kaum erfunden sind. Wesentlich zuverlassiger ist eine andere Quelle aus kirchlichen Kreisen: die gerade in letzter Zeit vielbenutzten "Miracula Sancti Dernetrii", eine Sammlung von Berichten iiber das wundcrbare Eingreifen des toten Stadrheiligen in die vielfaltigen Fahrnisse seiner Stadt Thcssalonike. Der erste Teil, unter Herakleios niedergeschrieben, crzahlt unter anderem von der ersten i;;roGen awarisch-slawischen Belagerung der Stadt; weitere Angriffe schildert eine gegen Ende des 7. J ahrhunderts zusamrnengestellte Fortsetzung." Das iibernanirliche Wirken des Demetrius wird in beeindruckerider Niichrernheir der Schilderung herausgearbeitet; auch wenn die ansti.irmenden Barbaren sozusagen nur die Folie fi.ir die hagiographische Erorterung abgeben, ist diese reich an authentisch wirkenden Details. Johannes Koder hat ji.ingst die Bedeutung dieser und ahnlicher Quellen fiir die griechische Bevolkerung rnir der Funktion der Herkunftssagcn bei Goren oder Langobarden verglichen; ratsachlich war die Erzahlung des gemeinsamen Bestehens von Gefahren unter charismatischer Fi.ihrung fur den Zusammenhalt einer Gemeinschaft in schwierigen Zeiren wohl grundlegendH Ahnliche Intentionen leiteten die Homilie des Theodor Synkellos i.iber die Befreiung Konstantinopels aus der Awarennot im Jahr 626; unmittelbar danach vertaiit, erortert sie die Ereignisse in ihrer moralischen und heilsgeschichdichen Dimension der Errettung der Kaiserstadt durch die Gottesrnutter." Dasselbe Ereignis behandeln zwei weitere zeitgenossische Quellen: ein aus diesem AniaB verfafstes Gedicht des Pisides, das bei aller Rhetorik einige wertvolle Informationen bierer'", und der wenig anspruchsvolle und leider unvollstandige, aber relativ ausfi.ihrliche Bericht der sogenannten Osterchronik (Chronicon paschale)."
QueUen,
Bilder, VorurteiLe
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Nach 626 verschwinden die Awaren mehr oder weniger aus dern Gesichtskreis der byzantinischen Uberlieferung: das 7- und 8. Jahrhunden sind uberhaupt die ,dark ages' dcr Historiographie im krisengeschi.ittelten griechischen Kaiserreich." Nach Theophylaktos Simokattes reiEt die Tradition der .literarischen' Chronistik ab. Erst aus dem 9. Jahrhunden kennen wir wieder ein historisches Werk groGeren Stils ; es ist die Chronographie des Theophanes .Confessor', bald nach 810 von einern Mench aus besten Kreisen verfaEt. Die Jahre zwischen 285 und 813 werden in annalistischer Manier, doch mit chronologischen Unsicherheiten behandelt; fiir die Zeit der Awarenkriege stiitzt sich der Chronist fast ausschlieGlich auf das Werk Theophylakts. Doch liegt sein Interesse vor allern im Osten; uber das hinaus, was wir aus seinen Quellen wissen, bietet er meist nur knappe Nachrichten." Einige Informationen zu Awaren und Bulgaren gibt sein Zeitgenosse, der Patriarch Nikephoros, im .Breviarium." Eine wesentliche Bereicherung unseres Wissens i.iber die Awaren bieten schlieBlich noch zwei sparere Werke. Irn 10. Jahrhundert stellte der gelehrte Kaiser Konstantin Porphyrogennetos im Rahmen eines groBeren enzyklopadischen Unternehmens den beruhrnten Traktat "De administrando imperio" zusammcn. Besonders fur die Geschichte des westlichen Balkans, fi.ir die Ethnogenese der Kroaten und Serb en bietet dieses Werk einzigartige, wenn auch haufig angezweifelte Iniormarionen." Auch das Ende des 10. ]ahrhunderts kornpilierte Suda-Lexikon enthalt einige sonst unbekannte Nachrichten i.iber die Awareri, darunter Fragmente Menanders.? 1m lateinischen Westen nahm man zunachst weniger Notiz yon den Awaren. Sehr knappe Angaben finden sich in einigen zeitgenossischen Chroniken, wie bei Victor Tonnensis, Johannes Biclarensis oder Isidor. Ausfiihrlicher rnuf das verlorene Werk des 612 gestorbenen Secundus von Trient gewesen sein, dem Paulus Diaconus einige fri.ihe Nachrichten eutnahrn.'! Seinen Zeitgenossen Papst Gregor den Crofsen interessierten vor allern die unerquicklichen kirchenpolitischen Auseinandersetzungen der Zeit; doch bieten seine Briefe wertvolle Anhaltspunkre fiir das Vordringen der Slawen und Awaren in Richtung Adria." Eine ebenso periphere Rolle spielt das Khaganat im Werk des Gregor von Tours." Erst der Verfasser der sogenannten Fredegar-Chronik kann urn die Mitre des 7- Jahrhunderts einige wertvolle Mitteilungen iiber die Vorgange jenseits der frankischen Ostgrenze machenY Hauptquelle fi.ir die Beziehungen der Awaren zum Westen ist yon Anfang an die langobardische Dberlieferung, die gegen Ende des 8. Jahrhunderts der Diakon Paulus, ciner der Vertreter der karoJingischen Renaissance, zu Papier brachte. Da seine Familie aus Friaul stammte, konnte er zum Thema Awaren auch .Haus-Uberlieferungeri' bieten." Die frankisch-awarischen und bayerisch-slawischen Auseinandersetzungen bis 610, die langobardisch-awarische .Enrente' oder die zweimalige Pliinderung von Friaul sind zum groBen Teil nur aus seiner Niederschrift bekannt. Als Paulus seine Langobardengeschichte verfaiire, rnachte die Politik Karls des GroBen die Awaren auch bei den Franken wieder zum Thema. Die Reichsannalen LInd eine Reihe weiterer Annalenwerke verzeichnen gerreulich, wenn auch rnit unterschiedlichem Informationsgrad, die verschiedenen Schritte im raschen Niedergang des ostlichen Nachbarn." Der Zerfall des Khaganats legte fi.ir die frankischen Beobachter erstmals, gleichsarn auf dem Seziertisch, seine inn ere Struktur
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Forscb ung, Metbodile,
Einleitung
bloG. Die verschiedenen Wiirdentrager mit ihren fernostlichen Titeln wurden nun, da jeder seine eigene AuBenpolitik zu machen schien, nicht ohne orthographische Schwierigkeiten in den Annalen verewigt. Die Helden der Awarcnkriege wurden in der karolingischen Oflendichkeit gefeiert; ein Gedicht iiber Konig Pippins Awarensieg von 796 und ein Nachrul des Paulinus von Aquileia fiir Erich von Friaul sind erhalteri." Eine Bischofskonfercnz, die noch 796 im Feindesland stattfand, rnachte sich iiber die Bekehrung der Unterworfenen Gedanken, woriiber auch Alkuin und der Salzburger Erzbischof Arn korrespondierten." Sogar ein Brief Karls des Crofien an seine Frau vorn Awarenzug 791 ist erhalten." Karls Biograph Einhard wiederum wiirdigt die Unterwerfung des Awarenreiches zusammenfassend als die groGte militarische Leistung des Kaisers." SchlieGlich JaBt die karolingische Organisation des gewonnenen "Osdandes" bis weir ins 9. Jahrhundert hinein Spuren der rasch verschwundenen Awaren erkenneri.':'
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Forschung,
Methodik,
Spraehe
"L'histoire des Avares reste it ecrire" - mit dies em Satz urnrif Dennis Sinor 1963 ein trotz in ten siver forschungen noch nichr eingelosres Versprechen. Seitdem wird er als Motto yon Vorwort zu Vorwort weitergegeben, und jiingst nannte noch Ome!jan Pritsak die Awaren "stepchildren in historical studies".' Dennoch ist ein Versuch in dieser Richtung nicht mehr so einfach mit dem Mangel an Veroffentlichungen zu rechtfertigen. Arnulf Kollautz unternahm es gemeinsam rnit Hisayuki Miyakawa, "Geschichte und Kultur eines volkerwanderungsz eitlichen Nornadenvolkes" darzustellen ' und zog dabei einen weiten Bogen yon den innerasiatischen Jou-Jan z u den europaischen Awaren. Das sehr materialreiche Werk liiih ein Grundproblem der Awarenforschung deutlich werden: Ein Oberblick iiber die verschiedensten wertvollen Einzeluntersuchungen, uber die Ergebnisse eines Dutzends verschiedener Landeskunden ergibt noch keine Geschichte. Die "histoire des Avares" wird durch den Blick aufs Detail oft geradezu verstellt. Einheitlicher versuchte Alexander Avenarius das Schicksal der "Awaren in Europa" nachzuzeichrien." Dern verdienstvollen Werk wurde dennoch verschiedentlieh vorgeworfen, niche auf allen Gebieten dem Stand der Forsehung gerecht geworden zu sein. Tatsachlich ist in wenigen Fragen des europaischen Mittelalrers der Historiker mehr auf die Hilfe mehr oder weniger exotischer Disziplinen verwiesen. Er miiBte nicht nur die lateinischen und griechischen Quellen mit ihren Nuancen zu meistern wissen. Zusatzlich sollre er iranische, arrnenische, syrische, arabische und chinesische Nachrichten kritisch rezipiereri', in der slawischen, ungarischen, riirkischen und mongolischen Sprachwissenschaft und Namenkunde bewandert sein, publizierte und moglichst auch unpublizierte Ergebnisse der Archaologen umsichtig deuten konnen, den Fundus der Volkerkunde mitsamt neuer erhnologischer Methoden beherrsehen und schliefslich dem Fachmann auch aus seiner eigenen Zunft noch neue Einsichten zu alten Fragen zu bieten haben. Ein abnliches Menii stellte schon Herwig Wolfram seiner "Geschichte der Coren" voran; daB der abzudeckende Bereich bei den Awaren nicht I
Sprucbe
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nur zur Halbinsel von Kertsch, sondern uber die chinesische Mauer hinausreicht, macht es dem Mediavisten in diesem Fali nicht einfacher. Es ist kein Zufall, daB einer der Klassiker der Steppenforschung "Osteuropaische und ostasiatische Streifziige" betitelt ist ; nicht zuletzr die unsvsternarische und oft sprunghafte Form errnoglichte es urn die Jahrhundertwende' dem Auror, Josef Marquart, Verbindungslinien zwischen den Disziplinen zu ziehen, die heme noch ergiebi~ sind. Es waren gerade die Wanderer zwischen den Wissenschaften, die der Erforsehung der Nomadenvi.ilker entscheidende Impulse gaben. In der zweiten Halfte des vorigen [ahrhunderts war der Deutsche Wilhe!m Radloff im Dienst des Zaren unterwegs durch den ,Wilden Osten'; er samrnelte eine Unzahl volkerkundlicher und sprachwissenschaftlicher Daten, grub in eiszeitlichen Hohlen und eisenzeitliehen Kurganen, stellte metallurgische Untersuchungen an und publizierte das Material in Form eines Erlebnisberichtes "Aus Sibirien". Lange bevor das Wort .interdisziplinar' in einer irnrner mehr auf das Spezialistentum reduzierten Wissenschaft in Mode kam, legten Grenzganger wie Radloff und Marquart die Grundlage auch der Awarenforschung im Spannungsfe!d zwischen Archaologie und Volkerkunde, Sprachwissenschaft und Geschiehte. In der Enge der inzwischen in Osteuropa gezogenen nationalen Grenzen konnte dieser weite Horizont nicht immer bestehen. Starres ethnisches Denken, das auch aus der ,germanischen Altertumskunde' langst ein Rechtfertigungssystem hir Volkstumspolitik und Schlimmeres gemacht harte, verhinderte zwar nicht fundierte Forschungsarbeit, verstrickte sie aber in Teulelskreise heftiger Diskussionen urn falseh gestellte Fragen. Waren die Slawen Sklaven der Awaren oder die Awaren bloB Vorrnacht eines slawischen Stammesbundes? Sind die Rumanen direkte Nachfahren der Dakoromanen oder spates Ergebnis einer erhnischen .Trendurnkehr' an der Grenze zwischen Ungarn und Slawen? Wie karantanisch sind die Karntner, wie kroarisch die Slowenen, wie slawisch sind Serben und Kroaten? Noch iiber den Grabern des 8. jahrhunderts in der Slowakei entlud sich ein langwieriger Streit, ob die langst Verblichenen nun Awaren oder Slawen, Awaroslawen oder Vorgrolimahrer gewesen seien, bis man sich auf den neutralen Terminus "awarenzeitlich" einigte. Wie brisant auch scheinbar entlegene historische Forschungen noch heme werden konnen, wenn sich die Tagespolitik ihrer bemachrigt, zeigte nicht zuletzt die Aufregung, die eine 1987 in Ungarn herausgegebene Geschichre Siebenbiirgens in Rumanien ausloste." Die Ethnogenesen der Steppenvolker liatren als Musterbeispiel gegen den ruckprojizierten Nationalitatenstreit dienen konnen. Man weiB aus altturkischen Inschriften, chinesischen und byzantinischen Chroniken, wie schnell Reitervolker sich bildeten und wieder zerfielen. Die Quellen belegen, daf die Goten als Skythen gaIten, am hunnischen Hof gotisch gesprochen wurde; die iiberlieferten .hunnischeri' und .awarischeri' Namen sind sehr unterschiedlichen Ursprungs, die anthropologische Zusammensetzung der Awaren wie aller ihrer Nachbarn ist auBerst heterogen. Dafiir ubernahrnen Germanen hunnische Tracht, Byzantiner awarische Bewaffnung, Slaw en awarische Titel, und sogar bayerische Monche konnten im 8. jahrhundert awarische Narnen tragen.' DaB auBerst verdiente forscher dennoch naeh Identirar zwischen zeitlieh und raurnlich weir voneinander entfernten Volkern ahnlichen Namens suchten", hat in viele Sackgassen gefuhrt. Die Wanderungen, die immer neue Gruppen von Steppenkriegern yon einern
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Einleitung
Forschung,
Ende der eurasischen Sreppenzone ans andere Iuhrren, sind ein faszinierender Gegenstand. Doch standen an ihrem Ursprung irgendwo in del' Nachbarschaft der Mandschurei nicht ,die' Awaren oder (,Proto')Bulgaren, auch wenn man dort auf ahnliche Namen stoEt. Es war vielleicht nichr zufallig die deutschsprachige Forschung , die kurz nach der Apokalypse des .Volkischeri' im Gefolge von Reinhard Wenskus der Friihgeschichte wieder einen .Standpunkt' zu geben versuchre.? DaE eine derartige ethnosoziologische Betrachtungsweise auch fur das osteuropaische Fruhmittelalter ergiebig ist, wurde bald erkannt. Frantisek Graus hat 1973 in Spoleto diese Aufgabe skizziert, ahnliche programmarische Beitrage lieferten Manfred Hellmann und Wolfgang Fritze'": auch wenn sie vor allem die slawischen Ethnogenesen ansprachen, gilt dasselbe fur die Steppenvolker. Die Skizzierung eines solchen Neuansatzes bedeutet keine summarische Aburteilung der alteren Forschung; sie will nur die Fragestellungen dem Erkenntnisstand anpassen und darnit die Fruhgeschichtsforschung endgultig aus ihrem nationalen .Beweisnotstand' Iosen, Sie schliefjt das Bekenntnis ein, daf gerade von Seiten der Mediavistik das Fruhmitrelalter ostlich von Elbe, Enns und Adria manchmal vernachlassigt wurde. Archaologie und Sprachwissenschaft, Slawistik und Byzantinistik haben diese Lucke rnit teils groGartigen Ergebnissen gefi.illt. Das ermutigt dazu, eine der schonsten Aufgaben der Geschichrsforschung wahrzunehmen: narnlich die Geschichte der Awaren zu erzahlen, aus den vielfaltigen Forschungen ein Gesamtbild zu gewinnen. Wahrend die Archaologen zwischen der rnahrischen und der serbischen Morava jahrlich tausende Awarengraber freilegen, ist dem Historiker solcher Zuwachs seiner Quellen nicht vergonnt. Dennoch hat die Arbeit an den sehriftliehen Zeugnissen in den letzten zehn, zwanzig Jahren bedeutende Fortschritte gemacht. Grundlegend ist das Quellenbueh, das der ungarisehe Byzantinist Samuel Szadeczky-Kardoss 1972 erstmals vorlegre. Es bietet zu Kurzregesren der einzelnen Stationen der awarischen Gesehiehte die betreffenden Quellenverweise. Ein ahnliches Werk weir groGeren Malistabs wird seit 1980 in Munster yon Jadran Ferluga, Manfred Hellmann und anderen herausgegeben: das "Glossar zur [riihmitrelalterlichen Geschiehte Osteuropas", das zu lateinisch und griechisch uberlieferten Namen aile bekannten Quellenbelege auflistet." Der Quellenkunde der zentralasiatischen Geschichte widmen sich die bisher drei von Janos Harmatta herausgegebenen Aufsatzsammlungen zur "Collection of the Sources for the History of Pre-Islamic Central Asia". I) In der Tschechoslowakei waren Bohumila Zasrerova und Alexander Avenarius urn Quellenstudien zur Awarengeschichte berniiht. Entscheidende Verbesserungen brachten die letzren Jahre bei den Editionen einzelner Quellen. Fast aile wesentlichen Autoren zur Awarengeschichte liegen in neuen kritischen Ausgaben und/oder Ubersetzungen vor: darunter Theophylakros Simokar(r)es, Menander, die Miraeula Demetrii, das Maurikios-Strategikon, Fredegar und die karolingischen Reichsannalen." In manchen Fallen hangt die NeuEdition geradezu rnit einer Lawine yon Veroffentlichungen und Einzeluntersuchungen zusammen, wie im Fall der Miracula Demetrii." Die Analyse der so detailreichen und lebensnahen Miracula wiederum isr nur einer der zahlreichen wichtigen Ansatze in der Neubewertung des Verhaltnisses von Byzanz und den Barbaren nach der justinianischen Epoche." II
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Auf dem tradicionsreichcn Fcld Josef Marquarts, in einer Verbindung v on Sprach- und Geschichtsforschung, haben in letzter Zeit Karoly Caegledy, Peter B. Golden und andere die asiatischen Hintergriinde der awarischen Geschichte erhellt. 17Van sla wistischer Seite bernuhte sich etwa Radoslav Katicic urn eine differenzierte Deutung cier kroarischen Fruhgeschichte, zu der in Jugoslawien Lujo Margeric und Nada Klaic neue Theorien enrwickehen." Eine knappe \'V'Lirdigung der archaologischen Ergebnisse der letzren Zeit muGte eigentlich viele Seiren urnfassen und etwa so aussehen wie Istvan Bonas grofsartige Zusammeniassung van I971 iiber "Ein Vierteljahrhundert Volkerwanderungszeirforschung in Ungarn"19, die leider noch nicht fortgesetzt wurde. Zudem waren darin die Ergebnisse cines Dutzends ,nationaler' Archaologien zu beriicksichtigen. Dazu ist der Autor niche befahigt. Wenn dennoch hier einige Andeurungen gemacht und SchluBfolgerungen versucht werden, so ist das als Verbeugung an eine Zunft aufzufassen, der eine ganze Reihe wesentlicher Erkenntnisse zu verdanken sind und noch sein werden. Der Historiker kann gerade ein Dutzend Awaren bei Namen nennen, der Archaologe ,ken nt' yon vielen Tausenden zwar nicht die Namen, aber viele typische oder individuelle Zuge. Nach neuesten Schatzungen wurden bisher ca. 2000 .awarische' Fundsrellen und 50000 Graber erschlossen"', allerdings noch relativ wenige Grabe-felder vollig ausgegraben und publiziert. Auch wenn diese Flut an Indizien den Ausgraber gelegentlich dazu verfiihrt, vorschneli historisch zu urteilcn, kann der Historiker auf der anderen Seite diese Masse an .Zeitzeugen' nicht einfach ignorieren. Dern Laien, der Grabungsberichte studiert, mag scheinen, daG erst im Tad die Awaren fur uns lebendig werden. Awarenzeirliche Siedlungen sind bisher nur in geringem MaE ausgegraben worden." Der Totenkult der Awaren hingegen hat markante Spuren hinterlassen. Vornehme Krieger wurden teils mit ihren Pferden, jedenfalls mit ihrer oft reich geschmuckten Tracht und prunkvollen Wafien begraben; ihre Frauen trugen oft ebenso reichen Schmuck. Ein besonders reiches Beispiel ist das leider noch immer nicht ausfuhrlich publizicrte, I971 gefundene und einern Khagan zugeschricbene Grab aus einer Sandgrube bei Kunbabony ." SolcheFunde sind nicht nur von kunsthistorischem Interesse. Die Art der mitgegebenen Sratussyrnbole, die Einflusse und Werkstatten, Bestattungsritus und Anordnung des Graberfeldes, Nahrungsmittel- und Werkzeugbeigaben, Spuren von Krankheiten und Verletzungen und vieles mehr errnoglichen eine Fulle von Schlussen. Es ist das Verdienst der Schule von Gyula Laszlo und Istvan Bona, daB in der ungarischen Forschung auf soziale und wirtschaftliche Fragestellungen besonderer Wert gelegt wurde." Von den groiSen Leistungeu del' ungarischcn Archaolcgie wird im einzelnen noeh zu reden sein; zugig wurde in den letzten Jahren der Zentralraum des Awarenreiches in einer Reihe von Ausgrabungen weiter erschlossen." Aber auch in allen N achbarlandern sind einc Reihe neuer Ergebnisse zu awarenzeitlichen Kulturen zu verzeichnen ; besonders Daim und Lippert in Osterreich, Vinski und Kovacevic in Jugos!awien, Bialekov.i, Cilinska, Dekan, Tocik in der Tschechoslowakei und Joachim Werner in der BRD beschaltigten sich mit F ragen der Awarenzeit. Neue Wege zu einer verbesserten Chronologie beschritt in Wien Peter Stadler rnit seiner Computer-Seriation von awarischen Giirtelgarnituren.
Einleitung
Forscbung, Methodil«, Spracbc
"Die Funcie geben aber keine Antwort ohne eine vorhergehende Frage des Forsehcrs"'5, die wiedcrum mit seinem historisehen Versrandnis und Interesse zusarnrnenhangt. Nicht gJnz einig ist man sieh daher in der Frage der historisehen Interpretation archaologischer Befunde: Wie weit kann cine archaologisch gewonnene Relativ-Chronologie Grundlage historischer Datierungen sein? Wie ist das Verhaltnis von archaologischer Kultur, ethnischer und politischer Einleir r Kann ausschlieGlich aufgrund crchaologischen Materials ein ethnisch-politischer ,Urn bruch' postuliert werden? Diese und ahnliche Fragen bedurfen in Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen noch weiterer Diskussion. DaB es dabei auch zu MiBverstandnissen kommen kann, be wiesen 1986 die Diskussionen auf dem Symposion in Zwettl." Klar ist, daf jede Disziplin zunachst rnit den eigenen Merhoden zu tragfahigen SchlulHolgerungen gelangen muf], bevor man die Ergebnisse der Nachbardisziplin zu deren Stiitzung heranzieht; die "vermischte Argumentation" kann zu Zirkelschlussen tuhren. Ahnliches gilt im ubrigen fur die Zusammenarbeit zwischen Geschichte und Namenkunde. Eine verstarkte erkenntnistheoretische Diskussion und die Einsicht in die grundsatzliche "methodologische Differenz" der Wissenschaften konnten deren Zusammenarbeit fordern." Sowohl die Archaologie als auch die Sprachwissenschaft streben nach Klassifikation ihres Materials; es fuhrt jedoch zu grundlegenden Irrtiimern, die dabei gewonnenen Schemata rnit historischen Kategorien gleichzusetzen. Eine archaologische Kultur oder eine Sprachgruppe kann nicht ohne weiteres mit einem Volk oder einer politischen Einheit identifiziert werden." Selbst heute, nach der Entwicklung des modernen Narionalstaates, wiirde man dabei schon im deutschen Sprachraum vollig danebengreifen; umsomehr gilt das fur die vie I offeneren uno weniger homogenen Lebensformen des Friihmittelalters. Dazu ist noch die Unscharfe aller fruhgeschichtlichen Methoden zu beri.icksichtigen. Selbst eine durch breites Material gesti.itzte archaologische oder linguistische Chronologie rnuf die "Gleichzeitigkeit des UngJeichzeitigen"'9 voraussetzen. Wahrend der Historiker manches praziser datieren kann, erlauben seine Quellen nur selcen exakte raumlichcn Eingrenzungen. Bei der Verstandigung untereinander und mit einer breiteren bffentlichkeit stellt sich schlieiilich das Problem der Begriffe. "Volk", "Stamm", "Reich", "Ade!" und ahnliches ist durch die ji.ingere Geschichte in vielfacher Weise gepragt und verfarbt worden.vSelbst ihre wissenschafdiche Verwendung i.ibernimmt damit oft unretlektiert cine Reihe von Konzepten und Axiomen aus dem Fundus der Wissenschaftsgeschichte. Gerade im Rahmen einer Reihe mit dem Titel "Fruhe Volker" sollte daran erinnert werden, daf das "Volk", ahnlich wie die "Klasse" oder "Schicht", keine .naturliche' Gegebenheit, sondern als Begriff bereits eine Abstraktion ist. Aile diese Kollektiva konnen dazu dienen, bestirnmte Aspekte fri.ihmittelalterlichen Lebens zu beschreiben, verrnogen die Vielfalt der Existenzformen aber nicht ausreicherid zu erfassen. Sie sind daher keine "klassifikatorischen", sondern "operationale" Begriffe, wie Erhard Oeser rich tig bernerkr' I: "Del' Begriff beschreibt dann niche eine logische Klasse von gleichartigen Individuen, sondern ein Phanornen, das in seiner Realitat immer wieder hergesrellr werden rnuli." 1m Bewulitsein des Mittelalters wie der Gegenwart ist ein Yolk oder Stamm durch gemeinsame Abstammung definiert. Reinhard Wenskus hat rnit dieser - in
der jungeren Geschichte vcrhangnisvollen - biologischen Erklarung gebrochen und sie durch eine Reine von Faktoren ersetzt, iiber deren relative Gewichtung man allenfalls noeh streiten kann.!' Die so entstandenen "typologischen Bcgriffc" (im Sinne Oesers) "sind definitorisch unschart, weil man aufgrund del' verschiedenen Faktoren und Merkrnale nicht immer eindeutig angeben kann, ob ein Individuum unter diesen Begriff £allr"." DaG sic sich LInter Awaren, Slawen oder Romanen nicht das gleic:he vorstell en, erschwert schon die Kommunikation unter den Historikern. Urnsornehr gilt das fur die interdisziplinare Versrandigung: Wer fur den Linguisten ein Slawe war, weil er slawisch sprach oder einen slawischen Namen trug, kann sich durehaus als Aware verstanden haben und auch in awarischer Tracht bestattet worden sein. In einem hir den Archaologen awarischen Grab bingegen konnen auch Sia wen oder Germanen, ja sogar Angehorige der rornischen Armee bestattet liegen; besonders dann, wenn die ethnische Zuordnung aufgrund weniger Kriterien erfolgt. Es gibt eben Awaren, die awarischer sind als andere. Wie der .typische' Aware aussieht und welche grobenauch sozial bestimmten - Stufen des .Aware-Seins' (oder oft: ,Aware- Werdens') unsere Quellen erkennen lassen, soil an anderer Stelle untersucht werden.>' Eine ,Geschichte der Awareu' mug zugleich eine Geschichte der Nicht-Awaren, des Raumes sein, in dem cine Gemeinschaft del' Awaren politisch wirksam wurde; sie beschreibt damit ein zugleich regionales und weltpolitisches Phanornen." Dem Historiker bleibt dennoch niches anderes i.ibrig, als die historisch gewachsenen Begriffe rnit ihrer Last zeitgenossischer wie moderner Farbungen zu verwenden. Oft hilft die Riickkehr zur Begriffssprache des Pruhrninelalters zurnindest letztere zu umgehen; die Forderung, sich der Sprache der Quellen zu bedienen, ist nicht neu. Man nimrnt damit eine Reihe yon Facetten und Varianten in Kauf, die immerhin den Vorteil bieten, selbst mehr oder weniger Teil des uritersuchren Gegeusrandes zu sein. Erschwert wird das noch dadurch, daB viele byzantinischen Historiker urnstandliche antikisierende Umschreibungen dem damals aktuellen Begriff vorzogen ." Die .polirische Semantik' ist daher wichtiger Bestandteil aller historischen Forschungen i.iber das .erste' Mitrelalter. Zur Verdeutliehung soli hier ein kurzer Kommentar zur Wahl der Schliisselbegriffe vorangestellt werden. Fur das moderne ,Volk' verwendete das Mittellatein vor allem die Begriffe .nario', ,gens' und .populus'; ihre Bedeutungen i.iberschneiden sich, ja entsprechen einander oft; doch ist .natio' der allgemeinste, wahrend .populus' die politische Berechrigung und spatestens in der Karolingerzeit das christliche Bekenntnis hervorhebt.? ,Gens' verweist gemaG der zeitgenossischen Auffassung auf die gemeinsame Abstammung eines Volkes, Stammes oder sogar einer Dynastie, meint im prakrischen Gebrauch aber vor all em eine politisch bestimmte EinheitY Dennoch dient der Begriff auch in der vorliegenden Arbeit zur Differenzierung des Volksbegriffs. Eine Gens ist demnacb ein nach traditioneller Art .gentil' verfaBter Personenverband zurn Unterschied von der rornischen Form der territorial organisierten Staarlichkeit." Bei Goren, Franken oder Langobard en verschrnolzen die beiden Organisationsformen nur allmahlich ; bei den Awaren hielt sich eine relariv hochentwickelre Form gentiler Verfassung bis z.um Schluii. Fur die .auiierromischen' Volker wird irn folgenden Gens alternierend mit Volk gebraucht. In den griechischen Quellen hieBen sie meist .ethne: auch dieser Begriff wird in del' modern en Literatur gelegentlich ubernommen.f
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1.
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I.
Einleitung
Der mil dern Odium der .Primitivitar' behaftete Stammesbegriff wird hier hingegen nur beschrankt verwendet, Awaren oder Langobarden waren herrschaftlich organisierte GroBverbande, die weite Gebiete kontrollierten. Wie viele Gentes umgriffen sie eine Reihe yon .Srammeri' oder Stammesgrupperi." Solche (Teil-) Sramme sind jedoch kaum bekannt, ihr politischer Spielraum war gering. Anders bei den fri.ihen Slawen, wo man viele regionale G ruppen durchaus als .Stamrne' bezeiehnen kann; ob das auch auf diejenigen Einheiten zutrifft, die in rornisches Territorium einfielen, ist fraglich. Der Leser rnoge deshalb entschuldigen, werin er otters mit wenig aussagekraftigen Hilfsausdriicken wie .Verbande'; .Gruppen' und ahnlichern abgespeist wird. Wesentlich expressiver ist der Begriff ,Barbaren', der sich als unverzichtbar erwies, um die vielgestaltige Menge der Nicht-Romer diesseits wie jenseits der alten Reichsgrenze zu bezeichnen, Der Leser wird bereits bernerkt haben, daB dabei keineswegs alte Vorurreile reaktiviert werden sollen. Auf der anderen Scire standen die .Rorner'. Wenn hier die griechischer. Byzantiner oft als .Rorner' bezeichnet werden, so folgt das ihrem Selbstverstandnis: Sie verstanden sich als "Romaioi", das heiBt als Romer, und ihre griechische Sprache als die rornische zum Unterschied yon der lareinischeri." Ihre politische Organisationsform war das Imperium (gelegentlich verkiirzend als ,das Reich' bezeichnet), jenseits der Grenze erstreckte sich das Barbaricum, in dem die Gentes (oder griechisch "ethne") lebten. Rornische Provinzialen, die nicht mehr (oder nur ideell) unter kaiserlicher Herrschaft (etwa in den Alpen) lebten, werden - ebenfalls quellengetreu Romanen genannt. Uberhaupt werden bei Volks- und Stammesnamen in der Regel die in den Quellen ublichen Benennungen verwendet. Es versteht sich dabei von selbst, daf die Kroaten, Bulgaren oder Tiirken des Fruhmitteialters nicht mit den heutigen Nationen desselben Namens identiseh sind. Deshalb wurde auf Kunstausdriicke wie ,Protobulgaren' (auf dem die bulgarische Forsehung beharrt+') verzichtet niemand wurde daran denken, Sokrates oder Perikles lis ,Protogriechen' zu verstehen. Bei den Turken des 6., 7- Jahrhunderts war die Terminologie der Byzantiner maBgeblich; die in der Literatur ebenfalls verwenderen Sonderbezeichnungen wie .Turkiit' oder .Kok-Tiirken' stammen zwar teils ebenfalls aus den Quellen, sind aber schwer abzugrenzen. Chinesische Bezeichnungen wurden dort iibernommen, wo die Ubereinstimrnung mit westlichcn Namen umstritten ist, etwa bei den Juan-juan. Vermieden wurden hypothetische Re-Turkisierungen oder Eindeutschungen. Ein Volksname "Dinglingen"" mag zwar leicht uber die Zunge gehen, hiilt aber eher an einen sch wabischen Heimatroman denken, Die Mahrer waren fur die Franken einfache "Maravani", erst Konstantin Porphyrogennetos bezeichnet ihr Land als "Mega le Moravia" zur Unterscheidung vom Land an der serbischen Morava, das als Reichsboden gaIt; die eingebiirgerte Ubersetzung "GroBmahren" tragt nichts zur Prazisierung, aber viel zu Miiiverstandnissen bei. Die heutigen Mahrer werden es hoffentlich nicht verubeln, wenn dassel be Artribut der "Megale Bulgaria" Kuvrats - allerdings unter Anfiihrungszeichen - belassen wird, weil es hier der Unterscheidung niitzt ; ebenso wie jenem Karl, den es von seinen zahlreichen Nachfolgern mit ihren teils weniger schmeichelhaften (und erst sparer entstandenen) Epithera abhebt. DaB er irn ubrigen kein Deutscher (und auch kein Franzose) war, sollte inzwischen klar sein.
Forschung,
Metbodik,
Sprache
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Bei geographischen Bezeichnungen lieil sich oft die Verwendung modern er politischer Termini nicht vermeiden, VOl' allem dort, wo sie nicht klar einer abg egrenzten Naeurlandschaft oder antiken Einheit entsprechen, Das mag mitunt er unerwunschte nationale Assoziationen hervorrufen ; vordringlicher Gesichtspunkt war freilich, das leichte Auffinden des betreffcnden Gebietes auf ein er modern en Kane Zll errnoglichen, DaB es Osterreich und Ungarn, die Slowakei und Siebenbiirgen, J ugoslawien und Rurnanien irn F ruhrni ttelalter nicht gab, kann als bekanm vorausgesetzt werden. Yon praktischen Gesichtspunkten lieB sich der Autor auch bei der Wiedergabe moderner Ortsnamen leiten; zurneist wurde die heutige offizielle Form verwendet, doch in der deutschen Umgangssprache iib liche Eindeutschungen (Belgrad, Arhen etc.) gelegentlich vorgezogen. Der ,Schatz yon Nagyszentmikl6s' hat sich unter dieser ungarischen Bezeichnung in der Literatur eingeburgert und wird deshalb so genannt, obwohl der Fundort heute in Rurnanien - und der Schatz in Wien -liegt. Schwierig sind die ,barbarischen' Organisationsformen zu fassen. Das Aware nreich wird hier, nach dern Titel seines Herrschers, auch als Khaganat bezeichnet ," "Del' Khagan", ohne Attribur gebraucht (wie es auch in den Quellen iiblich is t), steht immer fur den Awarenherrscher; tiirkische und andere Khagane werden als solche bezeichnet. Viel weniger klar ist die Terminologie der Quellen fur slawische Herrscher. Oft werden die Oberhaupter kleinerer slawischer Gemeinschafren umstandlich urnschrieben.t" Sonst werden sie in griechischen Quellen rnit dem lateinischen Lehnwort ¢ijYE;, als agxov1:ES oder cpuAagxol bezeichnet; die lateinischen Quellen dagegen verwenden .rex' erst fiir Sarno, slawische Fursten gelren lange als ,duces' Y Hier wird meist allgemein von Fursten, Herrschern oder'Anfuhrern gesprochen, wo nichr die Terminologie der Quelle ubernornmen wird; das an Karl May erinnernde und in der Literatur verbreitete "Hauptling" wird vermieden. Was fur Volksnamen gesagt wurde, gilt umsomehr fiir Personennamen. Auch durchaus plausiblen Ruckubersetzungen wurde die Version der (oder, im Zweifelsfall, einer) Quelle vorgezogen, nur die griechischen bzw, Iateinischen Endungen fielen in der Regel weg. Dber viele Schreibungen lie15e sich streiten. Dbenriebene Quellenimitation ist es wohl, wenn Barisic48 den Khagan "Haganos" nennt, als ware es ein Personenname (dabei ist die Sehreibung gar nicht quellengetreu). Ob man das griechischc Xcvovo; und das lateinische "Caganus" besser mit Khaghan, Chagan, Qagan oder gar Qayan wiedergibt, ist offensichtlich Auffassungssache. In solchen Fallen wurden zurneist eingetuhrte und zudem auf einer deutschen Tasratur mogliche Schreibungen einer konsequenten Umschrift vorgezogen; der Verfasser bitter hierfiir urn Nachsicht, Bei der Transkription chines ischer Namen wurde das alee, in der Literatur gebrauchliche Wade-Giles-System ubernomrnen, Namen aus anderen Sprachen folgen in der Schreibung nach Moglichkeir neuerer Fachliteratur. Heikel ist die Wiedergabe des Griechischen; altgriechische Transkriptionen tauschen oft uber den Lautwert, sonst miiliten die Awaren Abaren heiilen. Dennoeh schreibt niemand den Kaiser Herakleios .Iraklios'. Bei den wenigen erhaltenen awarischen Namen gibt es darnit ohnehin keine Probleme. Nur der Name der Awaren selbst muBee - ahnlich wie jener der .Slaven' - nach den Quellen eher ,Avaren' geschrieben werden. Doch zumindest mit dieser Nachlassigkeit weif sich der Verfasser mit seiner Geschichte der Awaren in bester Gesellschaft. :" (.&~\.:.,
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Konstantinopel
2.
DiE AWARISCHE
2.1.
WANDERUNG
Konstantinopel
558
Das erste, was dell Griechen an den Awaren auffiel, waren ihre Iangen Zopfe, schmutzig und geflochten la chinoise'. In der Metropole Konstantinopel, wo Fremde aller Linder aus und ein gingen, verursachte das erste Auftreten einer awarischeu Gesandtschaft einen Auflauf. "Die ganze Stadt lief zusammen, urn sie zu betrachten, da man ein solches Yolk noch nie gesehen harte. Denn sie trugen die Haare hinten ganz lang, gebunden mit Bandern und geflochten, wahrend die iibrige Tracht den anderen Hunnen ahnlich war", berichtet Theophanes. Das geschah etwa im Januar 558. Die Haartracht ist auch das einzige, was der Zeitgenosse Agathias in seiner ausfiihrlichen Ceschichte der Jahre 552-59 iiber die Awaren mitteilr. Die Frankenkonige, so erzahlt er, lassen sich die Locken lang wachsen. "Sie sind freilich nichr, wie die der Turken und Awaren, ungekamrnt, borstig und schmutzig und geschmacklos in Knoren gefiochten. Man gewinnt aus dem beschrankten Interesse der Quellen fast den Eindruck, die Ankunft der Neuankornmlinge aus dem Osten sei eher ein Ereignis fur den Klatsch als eines der hohen Politik gewesen. Wahrscheinlich unterschatzte man zunachst die Bedeutung der Exoten, die "auf der Flucht aus ihrem Land" an die Grenzen des Imperiurns gekommen waren, wie Theophanes noch mitteilt, Die politischen Hintergrunde des awarischen Auftrittes erklart Menander.: "Nach vielen langen Irrfahrten wand ten sich die Awaren als Bittende an den Fiirsten der Alanen Sarosios, er solie sie mit den Romern bekannt machen. Der teilte ihr Anliegen dem J ustinus, dem Sohn des Germanus und damaligen Befehlshaber der Truppen in Lazike, mit, und Justinus leitete es an Kaiser Justinian weiter ; und der Kaiser wies ihn an, die Gesandtschaft dieses Volkes zu ihm nach Byzanz zu schikken." Die Awaren standen also nordlich des Kaukasus, wo auch die Alanen wohnten." Hier wurden sie von der byzantinischen Diplornatie zunachst hingehalten, wohl ebensosehr aus Berechnung wie aus burokratischer Schwerfalligkeit. Schliefslich konnten die Botschafter unter Kandich sich auf den Weg nach Konstanrinopel rnachen.' Wenn das Resiimee des Chronisten stimrnt, dann rrumpfte der Bote des "tapfersten aller Volker" vor dem Kaiser aul. Er lieB sich keineswegs anrncrken, daB sein Heer soeben auf der Flucht den halben asiatischen Kontinent durchquert hatte, und bot dem Kaiser ein Biindnis mit den "unbesiegten" Awaren an. Sie konnten aile Feinde des Reiches ausrotten ; Freilich nur unter der Bedingung, "daB sie wertvolle Geschenke, jahrliche Gelder und eine sehr [ruchrbare Gegend zur Besiedlung erhielten. ,,6 Der Kaiser nahm, nach einer Beratung im Staatsrat, das Angebot an. "Darauf schickte er sogleich Geschenke ab, goldverzierte Ketten, Ruhebetten, Seidenkleider und viele andere Gaben, urn damit z u bcsanftigen, was an uberheblicher Gesinnung erfullbar war."
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55 S
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Zum endgulugen Abschluf cines Biindnisses sandtc ] ustinian einen gewlssen Spatharios Valentines zu den Awaren, der sie "zum Krieg gegen die Feinde der Romer" aufhetzen sollte.? Diese Vorgangsweise war keineswegs auiiergewohnlich. Auf ahnliche Weise waren fast alle Barbarenvolker mit dem Rornischen Reich verbunden. Die jahrlichen Zahlungen aus Byzanz erlaubten es den kleineren und groBeren .skythischerr' Heerhihrern, ihre Herrschaft zu Iestigen, wofiir sie gdegentlich das Pliindern unterliefien. Diese kaiserliche Diplornatie ohne Waffen hatte es verstanden, an der Nordgrenze ein unubersichtliches System miteinander rivalisierender Machtgruppen zu schaffen. Diese verzichteten zwar keineswegs auf ausgedehnte Raubziige ins Reich, den en die rornische Armee kaum gewachsen war. Doch seit dem Zusammenbruch des Attilareiches vor etwa einern Jahrhundert harte im Schwarzmeergebiet keines der Barbarenreiche mehr die Hegemonie erringen konnen. Attila-Sohne, Goren, Bulgaren, Kutriguren, Utiguren, Anten und Slawen hatten einander bei Einfallen auf rornisches Gebiet abgelost, Wo aber einer der Gegner zu gefahrlich zu werden drchte, gelang es den kaiserlichen Diplomaten immer wieder, andere gegen ihn aufzuhetzen. Mit dieser .Politik ohne Waffen' an der Nordgrenze geJang es Justinian, Geld und Truppen fur seine ehrgeizigen Plane im Westen freizubekommen. Wahrend rornische Armeen das vandalische Afrika, das ostgorische Italien sowie Teile Spaniens eroberten und im Orient gegen die Perser kampften, blieb die Balkanhalbinsel ZieJ barbarischer Pliinderungen: 540 und 544 durch bulgarische .Hunnen', 545 durch Slaw en, die 548 und 550-52 erneut einbrachen, ei nmal mit U ntersnirzung der Gepiden. 5 sr fielen auch Kutriguren ein. Der Kaiser reagierte darauf rnit dem foreierten Ausbau der Befestigungen; besonders die Limeskastelle entlang der Donau wurden verstarkt, Oft sorgten hier, wie Ausgrabungen beweisen, barbarische Foderaten fur den Schutz der Provinzen; die Zusammensetzung der Besatzungen spiegelte zwei jahrhunderte wechselhafter Geschichte.t Zwischen Singidunum/Belgrad und der Donaumi.indung lagen, nach Prokop, fast I TO Stadte und Kastelle, eine bis dahin uncrreichte Dichte, mit einem Abstand von 6 bis 10 krn zwischen den Befestigungen. Noch gegen Ende des Jahrhunderts nennt Theophylakt im Verlauf der Kriegsereignisse 24 Narnen.? Ergebnis dieser Art von ,umfassender Landesverteidigung' war cine Pattsituation, Es gelang den Barbaren kaum, wichtige Stadte einzunehmen oder Breschen in den Limes zu schlagen. Auf der anderen Seite wurde das rornische Leben in den Balkanprovinzen durch die haufigen Verwiistungen immer schwerer beeintrachtigt. Thrakien, einst eines der wichtigsren Rekrutierungsgebiete des Imperiums, verlor zuschends an Einwohnern und Wirtschaftskraft. "Die Illyrier und ganz Thrakien, wohl vom Ionischen Meerbusen bis zu den Vorstadten der Byzantier, dort wo Hellas und das Land der Chersoncsioren liegen, iiberrannten, seitdem Justinian Herrscher der Romer war, Sklavenen und Anten fast Jahr fur Jahr und vollbrachten an den Bewohnern dort nicht wiedergutzumachendc Taren. Denn mehr als 200000 Romer wurden, wie ich glaube, bei jedem EinfaIJ gerotet oder in die Sklaverei verschleppt, sodaf sieh gewiB die Skythenwuste iiber das ganze Land hin dehnt", schrieb Prokop in seiner ,Geheimgeschichte'. 10 Auch wenn der HaB auf den "Fi.irsten der Darno-
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2.
Die atcarische 'W'mzdaung
nen"" den Historiker wohl zur Ubertreibung veranlalite, der .Hinrerhof der Reichshauptstadt befand sich in einer Art Belagerungszustand. Gerade gegen Ende seiner Regierung, als Justinian fast aile auBenpolitischen Ziele verwirklicht hatte, wurde der Preis dieser Erfolge immer spiirbarer. Prokops schonungslose Abrechnung in der ,Geheimgeschichte' ist nur ein Indiz Iur die wachsende Kritik, die auch bei anderen Historikern Spuren hinterlieli. Agathias beklagt Verfall und Zerstreuung der rornischen Armee, die der alternde Kaiser zugelassen habe: Statt iiber 600000 Mann stunden nur mehr I50000 unter Waffen, vernachlassigt und unzufrieden, weil del' Kaiser den Barbaren lieber mit Diplomatie und Geschenken begegne. Ahnlich, wenn auch respektvoller, begriindet Menander den Abschlufs des Biindnisses mit den Awaren: "Da er (justinian) nun schon ein Greis war und die tapfere und kriegsfreudige Gesinnung in eine ausgeglichenere gewandelt hatte, beschlof er, die Barbarenrnacht nicht durch einen Krieg, sondern auf andere Weise zuriickzuweisen." 'J Die Griinde fur den Niedergang der Balkanprovinzen lagen freilich tiefer. Die Zeit J ustinians hatte zwar eine gewisse Prosperitat rnit sich gebracht; nicht nur Festungsmauern, sondern auch groBe Kirchen und andere Gebaude wurden errichtet." Die Stadte hatten weniger unter den Barbarenangriffen zu leiden als das Hinterland; doch hatte die Schwachung der landlichen Gebiete wirtschaftliche Folgen. Ohnehin hatten die kleinen Bauern schwer um ihr Uberleben zu ringen; die Novellen justinians versuchten sie gegen die groBen Dornanen zu schutzen, die in man chen Gegenden immer noch ihre Existenz bedrohten." In den Donauprovinzen war die spatantike Villenorganisation allerdings schon in Auflosung." Die GroBgrundbesitzer waren yon zunehmendem Arbeitskrafremangel betroffen. Die unruhigen Zeiten begiinstigten die Abwanderung der Sklaven und Kolonen, die sozialen Spannungen verscharften sich. Entlaufene Sklaven und Kolonen, vertriebene Bauern, verarrntc Stadter, aulsassige Soldaten und verstreute Barbaren schloss en sich zu Banden sogenannter "Skamaren" zusammen, die teilweise in betrachtlicher Starke Raububerfalle verubten. '7 Dieser "ataxw:; ~(o:;",das ,regellose Leben', dem aufgrund einer Verordnung yon 569 milirarische Malinahmen entgegengesetzt werden sollren, untergrub die rornische Ordnung und Iorderte die schrittweise Barbarisierung des Landes. Seit Mitre des Jahrhundem kam dazu die .agyptische' Pest, die in Zyklen das Imperium heimsuchte: ein demographischer Schock, der die Enrvolkerung vorantrieb.!s In dieser Situation wirkte der spatromische Staatsapparat kontraprcduktiv: Die dezirnierte, rnit wirtschaftlichen Schwierigkeiten kamplende Bevolkerung wurde zunehmendem Steuerdruck ausgesetzr; mit wachsender Militarisierung versuchte das Imperium die Verhaltnisse unter Kontrolle zu bekommen. Gelegendiche Steuer- und Schuldennachlasse nach verheerenden Invasionen konnten diese verhangnisvolle Spirale nicht auffangen. DaB ein Barbareneinfall man chen leichter errraglich schien als die Ankunft der Steuerbearnten, vermerkte Johannes Lydus.'? Prokop sorgte sich daruber, daf rornische Burger lieber zu den Barbaren uberliefen als ihre Steuern zu bezahlen; ahnlich sparer Papst Gregor. sc Wahrend der Balkankriege des Maurikios warfen die Bewohner von Asimos den Bruder des Kaisers aus der Stadt, als er hier Soldaren ausheben wollte.' Freilich kann aus solchen warnendcn Beispielen nichr geschlossen werden, daB die Bewohner der Balkanprovinzen in allen Fallen die II
Dds Reich «nd die Steppenoolleer
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Herrschatt der Barbaren vorgezogen hatrerr'"; doch fehlte vielen die Motivation, unter allen Umstanden die: rornische Ordnung an der Donau zu verteidigen. Die Schwache der roruischen Position auf dem Balkan zeigten die Ereignisse des Jahres 559, als die Awaren sich noch in den Steppen am Kaukasus authielten. Sieben Jahre lang harte relative Ruhe in den Balkanprovinzen geherrscht - zurnindest sind fur diese Zeit keine groBen Barbareneinlalle uberliefert. '.11m Winter 55 Sf 59 uberschritten die kutrigurischen Hunncn unter Zabergan und einige slawisehe Gruppen die Donau. Wihrend ein Teil der Invasoren sich gegen Griechenland wandte, rnarschierte die Armee Zabergans bis vor Konstantinopel und setzte sich in der Umgebung der Hauptstadt fest. Der Kaiser hatre nichr geniigend Truppen zur Verfiigung, urn die pli.indernden Barbaren zu vertreiben. Sogar der greise Vandalen- und Gotensieger Belisar mulite rnir einer klein en Eliterruppe und einem Haufen unbewaffneter Bauern gegen die barbarische Reiterei ausriikken. Doch weder sein Sieg noch einige weirere erfolgreiche Scharrnutzel genugten, urn die Kutriguren davonzujagen. Justinian mulite ihren Abzug schlieBlich rnit Gold erkaufen." Der Kaiser wandre sich nun an die Nachbarn der Kutriguren, die ebenfalls hunnischen Utiguren unter Sandilch, und versuchte sie rnit allen Mitteln zu einern Angriff auf Zabergan zu bewegen. "Seine Botschaft an Sandilchos fi.igte hinzu, er wiirde nach der Niederwerfung del' Kutriguren das an Zahlungen, was die Romer bisher dem Zabergan entrichter hatten, auf ihn iibertragen. Da lieB Sandilchos, der den Rornern gefallig sein wollte, dem Kaiser sagen: ,Es ist weder gottgefallig noch sonsrwie schicklich, Stammesgenossen ganz und gar auszurotten. Sie sind mit uns nicht nur sprachverwandt und durch gleiche Wohnweise, Tracht und Lebensart verbunden, sondern auch blutsverwandt, wenn sie auch anderen Fiirsten unterstellt sind. Dennoch will ich nun - Justinian ist es, der es befohlen hat - den Kutriguren sogleich aIle ihre pferdc nehmen und in rneinen Besitz bringen, damit sie keinc Reiterei haben, mit der sie die Romer iiberfallen konnen.''''\ Im Bericht des Agarhias ziert sich Sandilch noch weniger, uber die kutrigurischen Nachbarn herzufallen. "So fiihrten beide sehr lange Krieg gegeneinander und verfeindeten sich immer mehr. Bald unternahmen sie Uberfalle und Pliinderungsziige, bald aber stellten sie sich zum offenen Kampf, bis beiderseits die Streitkrahc so aufgerieben und gsnzlich vernichtet waren, daB sie zweifellos die yon den Ahnen iiberkommene Benennung einbiiliten. In diese rniiiliche Lage gerieten die hunnischen Ethne, so daB diejenigen, die in diesen Gegenden blieben, verstreut anderen zu dienen und ihren Namen zu ubernehmen gezwungen waren".26 Es war die Stunde del' Awaren, die 559 im Kalkul des bedrangten Kaisers anscheinend noch keine Rolle gespielt hatten.
2.2.
Das Reich und die Steppenvolker
Das Reich der Sky then, die einst Herodot beschrieben harte, war langst aus den Steppen am Nordufer des Schwarzen Meeres verschwunden. Dennoch betrachteten die Byzantiner noch ein jahrtausend nach dem Klassiker der Geographie die Bewohner der Lander jeriseits des "Pontos Euxeinos" als Skytherr'. Sarrnaten, Goten und Hunnen hatten einander in der Hcrrschah uber die weiten Steppen des
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2.
Die aurariscbe W,mderulli!,
heurigen Sudruhland abgelost, vorn romischen Donaulimes imrner weniger Ii1 Schach gehalren. Nach dem Untergang des Attila-Reiches, 453/54, gelang es lange keiner Macht mehr, eine ahnliche Vormachtstellung an der rornischen Nordgrenze zu erlangen. Wahrend sich weiter westlich durch den Aufstieg des Frankenreiches die Verhaltnisse stabilisierten, konkurrierren jenseits der unteren Donau eine Vielzahl kurzlebiger Barbarenreiche miteinander. Selbst rornischen Beobachtern fiel nun auf, da~ die .Skvtheu' in Wirklichkeit eine Reihe verschiedener Volker waren, die einander die beste Ausgangsposition fur Raubzuge auf Reichsgebiet streitig machten. "Alle diese Volker bezeichnete man mir dem allgemeinen Namen Sky then und Hunnen, naherhin nach Stammen, die einen etwa als Kutriguren, die anderen als Utiguren, wieder andere als Ulrizuren, als Burugunden und so weiter, wie es eben bei ihnen herkornmlich und gewohnt war .. , Doch ihr Aufenthalr sollre kein sehr langer sein, denn sie verschwanden, wie man sagt, ohne eine Spur zu hinterlassen, Denn fur einen Augenblick waren Ultizuren und Burugunden bis in die Zeit des Kaisers Leo (t 474, d. Verf.) auch den damalige Rornern wohlbekannt und schienen bedeutende militarische Starke zu besitzen. Wir jedoch kennen sie weder, noch, so glaube ich, werden sie je kennenlernen ; vielleicht sind sie untergegangen oder ganz weir weg ausgewandert. "" Prokop, der Historiker der Kriege Justinians, schliefir seine Schilderung der Schwarzrneervolker mit dem Hinweis, da~ er keine genauen Entfernungen angeben konne. jenseits des Schwarz en Meeres wohne eine groile Menge yon Barbaren, von denen nur einige durch Gesandrschaften an die Romer bekannt seien; auch aus den Angaben der alten Geographen seien keine genaueren Inforrnarionen zu gewinnen. ' Dennoch bliihten gerade in der Zeit J ustinians ethnographisehe Exkurse, die dem Leser eines hisrorischen Werkes die Vielfalt der Barbarenvolker zu benennen versuchren. Bei Jordanes, Prokop, Agathias, Euagrios oder dem sogenannten Zacharias Rhetor sind mehr oder weniger austuhrliche volkerkundliche Schilderungen erhalten. Manches stiitzte sich auf Inforrnationen, die man im diplomatischen Verkehr erhalten hatte. Aus einer Bemerkung Prokops la~t sich verrnuten, daf man in Konstantinopel erst 547/48 die Narnen der Kutriguren und Utiguren eriuhr, und zwar durch eine Gesandtschaft der Krimgotcn." Einiges stamrnte aus Augenzeugenberichten. Ein Handwerker aus dem anatolischen Amida, der nach der Eroberung seiner Stadt durch die Perser yon diesen an nordkaukasische .Hunnen' verkauft worden war, lieferte dem Auror der sogenannten .Kirchengeschichte des Zacharias Rhetor' Material fur einen erhnographischen Exkurs. Anderes bezog dieser Chronist aus unbekannten schriftiichen Quellen: besonders eine Lisre yon sechzehn Volkern jenseits des Kaukasus, yon denen drei in Stadren und dreizehn in Zelren wohnten. S Dieser umstrittene Volkerkaralog zeigt die Schwierigkeiren, mit denen eine historische Ethnographic der Steppenzone zu kampfen hat. Der Text isr im Rahmen einer bis 570 reichenden Sammelchronik in syrischer Uberserzung erhalten; nach ji.ingsten Forschungen ging das griechische Original wiederum auf die mittelpersische Version einer alteren griechischen Vorlage zuruck." Wenn man bedenkt, wieviele Varianten die griechische Wiedergabe hunnischer oder riirkischer Narnen ohnehin kennt, so wird man die Beweiskraft der an sich so wertvollen
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Reich und die Steppenuolker
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QueUe vorsichtig beurteilen. Zuciem gcrat durch den komplizierten Uberlieferungsweg die Datierung ins Wanken; auch wenn der Autor sein Werk, wie er schreibt, 555 verfalite, so kann manehes auf vie] fruhere Vorlagen, einzelnes auf etwas spatere Uberarbeitung zuruckgehen. Mir vie! Akribie bemuht sich die moderne Forschung, die oft widerspruchlichen Angaben der einzelnen Auroren in Ubereinstirnrnung zu bringen. Schon die kritische Sichtung des Quellenmaterials, das in einern Dutzend Sprachen erhaiten ist, bedurfte groGer wissensehaftlicher Leisrungen.' Dennoch ist es bis jetzt nicht gelungen, Identitat, Verwandtschaft und Verschiedenheit del' bekannren Volker i:iberzeugend zu klaren. Deudich wi I'd diese Schwierigkeit bei jenen Hunnen, auf die die Awaren am Schwarzen Meer stielien. Die meisten tragen ahnlich aufgebaute Namen: Neben den bereirs genannten Kutriguren und Utiguren kennen wir Onoguren, Saraguren sowie Oguren, dazu kommen einige ahnliche Namen, die manchmal nicht eindeutig zuordenbar sind"; Ferner Bulgaren, deren enge Beziehungen zu den .ogurischen' Volkern aus einer Reihe yon Quellen hervorgehen. Die Trager dieser Namen spielten im 6. Jahrhundert eine bedeutende Rolle in den pontischen Steppen, wobei ihre Verhaltnisse zueinander lange Zeit im Dunkeln bleiben. Erst im 7·Jahrhundert setzte sich unter ihnen der Bulgarenname dureh. Khan Kuvrat herrschte im pontischen "Grog-Bulgarien" uber Onogur-Bulgaren und stamrnverwandte Kutriguren"; bald blieb in Europa von all den Narnen nur mehr der bulgarische iibrig. Aus spaterer Perspektive gehoren die ,,-gur-Volker" am Schwarzen Meer daher zur Vorgeschiehte der bulgarischen Ethnogenese. Als die Byzantiner gegen Ende des y.jahrhunderts erstmals rnit Bulgaren zu tun bekamen, hatten diese keineswegs eine vergleichbare Machtstellung. Sie bereiteten Theoderich einige Schwierigkeiten, bevor er noch der .Grofse' wurde; ihre Kontingente durcbquerten die Schluchten des Balkan als Angehorige der rornischen Armee oder, of tel' noch, als Pli.inderer.IC Es ist eigenartig, da~ VOl' allem lateinische Quellen den Bulgarennamen fur diese Zeit haufig verwenden, darunter Ennodius, der Hofdichter Theod erichs, die Getica yon Cassiodor/jordanes sowie die Cassiodor-Chronik; ferner Marcellinus Comes. Im Ostgotenreich war man demnach iiber die alten Gegner rechr gut inforrniert. Dagegen sprechen die griechischen Chronister, meist allgemein von "Hunnen"; nur Malalas und einige spatcre Chroniken (johannes Anticchen us, Zonaras) erwahnen den Bulgarennamen, wahrend Priskos, Prokop, Euagrios, Agathias ihn nicht verwenden. Wo letztere den Oberbegriff ,Hunnen' prazisieren, sprechen sie yon Kutriguren, U riguren und ahnlichen Volkern." Der Hunnenname war seit dem Fall des Attila-Reiches und dem Abzug der Goren nach Westen zunehmend zum Synonym der alten Bezeichnung "Skythen" fiir die Stepperivolker geworden. Tatsachlich liell sich uber die pontischen Hunnen der justinianischen Zeit kaum eine genauere Aussage machen, als sie Hunnen zu nennen ; im ostgotischen Italien harte man es leichter, denn die Bulgaren waren offensichtlich die einzige Gruppe, rnit der man in Kontakt kam. Die wohlinformierten Historiker des Ostens konnten odcr wollteri nicht so konkret sein. Man hatte es hier mit sehr wechselnden Gruppierungen zu tun. Dabei handelte es sich urn eine relativ homogene Schicht von Kriegern, die Trager der verschiedenen Herrschaftsbildungen waren. Sie war in der zweiten
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2.
Die au.arische Wanderung
Halite des 5. Jahrhunderts aus drei Gruppen zusammengewachsen. Die erste waren jene Attila-Hunnen, die aus dem Karpatenbecken ans Schwarze Meer zuruckgekehrt waren; zunachst unter der Fiihrung der Schne des groEen Hunnenkonigs. Jordanes wutite yon einer solchen Ruckwanderung!"; und noch die spatere bulgarische Tradition nannte den Attila-Sohn Irnik/Ernak unter den ersten bulgarischen Fiirsten." Dazu kamen in den Sechzigerjahren Neuankornrnlinge aus dern Osten. Ein Fragment des Priskos berichtet: "Urn jcne Zeit schickten die Saraguren, Oguren und Onoguren Gesandte zu den ostlichen Romern. Diese Volker waren naeh einem Kampf mit den Sabiren aus ihrem Heimadand vertrieben worden, sie wiederum waren yon den Awaren verdrangt worden." Im siidrussischen Waldgurtel stiefsen die Saraguren auf die hunnisehen Akatziren, einstige Untertanen Attilas, und unterwarfen sie naeh langen Karnpfen. q Alle yon der Wanderbewegung erfaEten Volker erscheinen in dieser Quelle zum ersten Mal und werden erst viel sparer wieder genannt. Prokop betont drittens die hunnisehe Siedlungskontinuitat an der Maoris, dem Asowschen Meer ", also diirtten nicht nur die Zuwanderer aus West und Ost an der neuen ,hunnischen Melange' beteiligt gewesen sein. Namengebend wurden jedoch die ,-guren' aus dem Osten, auch wenn erst in der Mitre des 6.Jahrhundens die Trager solcher Namen politisch aktiv wurdcn, Die Hunnen, die bis in die dreifsiger Jahre des 6.Jahrhunderts die Balkanprovinzen unsicher machten, nannten sich Bulgaren; irgendwann vor 547/48 ubernahrnen die Kutriguren die Initiative. Etwa zur selben Zeit, vor 552, machten Onoguren durch einen Raubzug im Kaukasusgebiet yon sich reden. Etwas spater, 568, begegnete ein byzantinischer Gesandter am Unterlauf der Wolga Oguren, die dem Turkenkhagan unterstanden.i" Dafur hort man nun kaum mehr etwas van Bulgaren. Die drei Volkerkataloge, die in den fiinfziger Jahren des 6. Jahrhunderts niedergeschrieben wurden, erganzen dieses Bild auf leider rccht widerspruchliche Weise. Prokop nennt unter den "zahlreichen Hunnenvolkern" nordlich des Kaukasus neben den Sabiren nur Utiguren, die ostlich der Maoris (des Asowschen Meeres) wohnen, und die Kutriguren wesdich davon.'? AuEerdem kennt er Anten im Norden und "tetraxitische" Goren, die auf der Krim und der Halbinsel Kertsch lebten. Wesendich ausfuhrlicher ist Jordanes. Zwischen Dnjestr und Dnjepr, so schreibt er, leben die Anten, nordlich davon die schon aus Attilas Zeit bekannten Akatziren (die ihre saragurischen Dberwinder anscheinend uberlebt hattcn}"; jenseits davon, nordlich des Schwarz.en Meeres, Bulgaren; in der Gegend des Krim-Hafens Cherson die hunnischen Altziagiren; an der Maoris die Hunuguren, uber die Jordanes einiges zu erzahlen weiE, vor allem, daf sie einst auch in den Balkanprovinzen gehaust hatten. Allerdings konnte sich das ebenso auf die anschlieEend erwahnten (Krim- )Goten beziehen. Die Sabiren kcmplettiercn den etwas unubersichtlichen Exkurs in der Gotengeschichte." Die Liste des sogenannten Zacharias Rhetor bietet wenig mehr als ein ,Telefonbuch' der Sreppenvolker. Die Bwrgr/Bulgaren werden nordlich des Kaukasus zweimal genannt, unter den Stadtebewohnern und unter den Nomaden. Zu letzteren zahlen auch Onoguren, Oguren, Sabiren, Kutriguren und Saragurcri." Die Utiguren fehlen vermutlich. Die drei Listen sind nicht ganz einfach miteinander und den restlichen Quellen auf einen Nenner zu bringen. Etwa ist die Identifizierung der Hunuguren des
Dus Reich und die Steppen colleer
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jordanes mit den Onoguren umstritten. An der Maoris wurde man eigentlich Kutriguren und Utiguren erwarten. Oder versteeken sich diese hinter den Bulgaren des Jordanes? Es ist allgemein iiblich, dieses Vexierspiel aufz ulosen, indem man die Onoguren, meist auch Kutriguren und Utiguren, als Bulgaren oder z umindest bulgarische Stamrne betrachtet." Umgekehrt kann man auch yon den Bulgaren als eincm Stamm der onogurischen Federation lesen." Der Haken an all diesen Identifikationen ist, daE sic Verhaltnisse des 7.Jahrhunderts auf das 6. ubertragen.? Was Theophanes im 9.Jahrhundert uber die Bulgaren des 7.Jahrhunderts schrieb, spiegelt geanderte Verhaltnisse: Die zweite bulgarisehe Ethnogenese vereinigte nach dem Ende der awarischen und tiirkischen Hegemonie die Stammesgruppen, die an der Maoris ubriggeblieben waren. In der Zeit justinians ist weder ,Bulgaren' noch ,Onoguren' als Oberbegriff bezeugt. Jordanes nennt Bulgaren und Onoguren nebeneinander, .Zacharias' dazu noch Kutnguren und andere. Alle diese Volker galten als Hunnen. Freilich schopften diese Gentes aus einer gemeinsamen Tradition. Fur Kutriguren und Utiguren ist bezeugt, daE sie sieh als Verwandte betrachteten und dieselbe Sprache spracherr'", ihre Dberlieferung wuiite yon der Trennung eines gro£eren Verbandes, dem sie einst angehort hatten." Hervorstechend ist die gemeinsame Namenstradition. Man hat daher auch ,Oguren' oder ,Ogurturken' als Dberbegriff vorgeschlagen. ,6 Auch das ist nicht unproblematisch; denn schon bei Priskos werden Oguren als ein Yolk unter anderen genannt, ebenso bei Menander, und als Turken galten sie den Zeitgenossen nicht." Doeh die Ordnung der ,Oguren' ist noeh komplizierter: Wahrend im 7. Jahrhundert die Vielfalt ahnlicher Namen am Schwarzen Meer wieder verschwindet, erreieht sie in den asiatisehen Steppen erst ihren Hohepunkt. On oq, ToquzOguz, Oguzen, Uiguren und andere treten im Lauf der Zeit neben die aus dem 6. J ahrhundert bekannten ,-guren'; die beiden Endungen ,-gur' und ,-guz' entsprechen den beiden tiirkischen Sprachgruppen. In Europa erben U grieriUngarn den Ogurennamen. Idcntitat und Nicht-Identitat aller dieser Volker wurden in der Forschung in immer neuen Kombinationen behauptet und verworten." Diesen Versuchen kann hier nicht im einzelnen nachgegangen werden. Doch sind seibst Volker gleichen oder entspreehenden Namens oft kaum zu verbinden, etwa die Onoguren der Griechen und die On oq der tiirkischen Inschriften, Erstere, die im 6. Jahrhundert eine zweitklassige Rolle im Kaukasusvorland gespielt hatten, gingen unter Kuvrat in der bulgarischen Erhnogenese am Schwarz en Meer auf. Die On oq erscheinen in den Orchon-Inschriften als Feinde des westtiirkischen Khaganats, werden besiegt, "gesammelt und geordnet" und gelten daraufhin als Teil des "vereinten Turkenvolkes", als "eigenes Volk" des Turkenkhagans. Auch die Oguzen und Toquz-Oguz im Norden werden geschlagen, aber weiterhin neben den Tiirken als eigene Einheiten angesprochen." Man konnte nun diese Vielfalt ahnlicher Namen als Mitglieder einer groEen Stammesfoderation deuten. Die bisher plausibelste Variante dieser Interpretation vertrat Karoly Czcgledy"'. Er identifizierte die ,ogurischen' Stamme mit der aus den chines ischen Quellen bekannten T'ie-leh-Foderation, die sich seit dem vierten Jahrhundert in drei Teile gespalten und schrittweise uber die Steppen verbreitet hatte. Wahrend ein Teil in der nordlichen Mongolei blieb und dort bald nach 600 den Turken einige Schwierigkeiten bereitete, kamen die westlichen T'ie-Ieh/Oguren 463 nach Osteuropa.
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2,
Die au/arische W/anderung
Dall der chinesische und del' tiirkische (bzw.griechische) Name ofters fLir dieselben Gruppen verwendct wurde, legt ein Quellenvergleich tatsachlich nahe." Doeh lallt auch die Theorie Czegledys manches unerklart. Denn ,Oguren' war im Westen eben niche der Name fur irgendeine Federation yon iiberregionaler Bedeutung; man kann darunter nur ein Biindel yon Gentes ahnlichen Namens verstehen. Auch im Osten ist die Konjunktur der Ogurennamen nicht mit dem Erfolg der T'ie-leh zu erklaren ; sic waren zwar immer wieder in chinesischen Quellen prasent, doch beschrankte sich gerade im 6.17. Jahrhundert ihre Rolle auf gelegentliche Aufstande gegen ihre Herren - zuerst die Juan-juan, dann die Turken. Dieses Schicksal teilten lange Zeit die Bulgaren im Westen, Der Hunnenname verbreitete sich durch mehrere machtige Imperien, die diesen Namen trugen; ,ogur' -Verbande hingegen waren in allen bekannten Steppenreichen der Zeit prasent, oft ohne narnengebend zu werden. Man miiBte also in den ogurischen Volkern ein sehr bestandiges ethnisches Substrat sehen, das sich auch - oder geradeunter fremder Herrsehaft entfalten konnte und seinen Volksnamen in immer neuen, ahnlichen Varianten erhielt. Doch ware auch eine andere Interpretation denkbar." Die verschiedenen Deutungen stimrnen darin iiberein, daB ,ogur' .Starnm' bedeutete. Meistens wird das Wort vorn nirkischen .oq', Neil, hergeleitet, was das chinesische T'arig-schu zu bestatigen scheint: "Der Khagan teilte sein Reich in zehn Stamrne ; jeder Stamm hatte einen Befehlshaber, dem er einen Pfeil sandte ; der Name (dieser zehn Manner) war ,die zehn sche': man nannte sie auch ,die zehn pfeile'."33 Der Pfeil galt, nach archaologischen Beobachtungen, vielIeicht auch bei den Awaren als Rangsymbol.H Wcnn nun ein turkischer Khagan sich riihmt, er habe "alle Volker geordnet"!", dann bedeutet das in dies em Sinn eine Einteilung in militarische Einheiten, aus denen sich Stamme bilden konnten. Der tiirkische terminus technicus dafur war ,ogur/oguz', je nach Dialekt. Eine solcher .Stamrn' mulite zu Beginn keineswegs ethnisch einheitlich sein; das wurde er erst im Lauf der Zeit durch unausweichliche ethnogenetische Prozesse." Dem rationalen Charakter einer solchen ,Stammesgriindung' entspricht der oft regelmafsige Aufbau der .Oguren'
Fliicbtlinge .ius dem Osten
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Ordnung (Galater, Thraker, Sky then usw.) entstammen der Realitat, aber dienen zugleich starker als die yon Einzelstamrnen als Typenbegriffe und zur klassifikatorischen Ordnung. Deshalb emfernen sie sich leichrer yon der Wirklichkeit und unterliegt ihr Gebrauch auch der Spekulation", beschreibt D, Timpe die Methode der antiken Ethnographie. Derselbe Name kann einmal als Volkereigenname, ein anderesmal als erhnographischer Idealtypus verwendet werden.t" Eine moderne Klassifikation, fur die noch dazu Volksangehorigkeir im heutigen Sinn vie! enger gefaEt wird, kann sich daher nicht ausschlieBlich auf N amensahnlichkeiten stiitzen. Methodisch gerechtfertigter erscheint es, aufgrund einer Semantik der Volkernamen keine Volkergeschichte, sondern zunachsr Namensgeschichte zu schreiben. Der Historiker wiederum kann nicht davon ausgehen, daB derselbe Name immer dasselbe Volk bezeichnet. Sprachliche Erwagungen diirfen nicht dazu verlei ten, eine politische oder ethnische Einheit zu postulieren, wo die Zeitgenossen keine wahrnahmen.'? Wie weir die verschiedenen .Erberi' der Einteilung eines Steppenreiches in ,Ogur'-Einheiten eine gemeinsame ethnische Grundlage besaBen oder enrwickelten, ist den Quellen nicht zu entnehmen, Diesen Mangel kann keine namenkundliche Argumentation ausgleichen. Der Historiker der Stepp envolker hat sich daher zu bescheiden: Ein Ethnoriyrn wird erst geschichtstrachtig, wenn sich eine politische Einheit als handelnde Gruppe seiner bedient. Die Geschichte eines awarischen, bulgarischen oder ogurischen Volkes laBt sich nach unseren Quellen nur dort schreiben, wo Trager dieses Namens Geschichte machten, wo wir Hinweise haben auf Verfassung, Politik und vielleicht auch ethnische und soziale Zusammensetzung, Ein volkisches Substrat, das den greifbaren po litischen Einheiten und ihrem Wechsel iibergeordner ware, bBt sich kaum rekonsrruieren. Fur die Schwarzrneervolker bEt sich daher n ur sagen: Die Onoguren waren im 6. Jahrhundert ebensowenig ein bulgarischer Stamm wie die Bulgaren ein onogurischer; welche Volker sich als verwandt betrachteten, laBt sich nur in einigen Fallen feststellen (Kutriguren und Utiguren im 6., Bulgaren, Onoguren/Hunnogunduren und Kutriguren im 7. Jahrhundert). DaE dies Ausdruck einer gemeinsamen Herkunft ,ogurisch' organisierter Traditionskerne war, bllt sich vermuten. Als die meisten dieser ,hunnischen' Stamrne in der Zeit awarischer und turkischer Herrschaft, wie Agathias sagr'", die Narnen anderer Volker annahmen, denen sie dienten, verschwand am Schwarzen Meer allrnahlich die Namensvielfalt des 6, Jahrhunderts. lm 7. jahrhundert setzte sich dcr Bulgarenname bei ihnen
durch."
2.3. Fluchtlinge
aus dem Osten
Wer waren die befremdlichen Zopftrager aus del' Steppe, die mit dem altern den Kaiser Justinian ins Ceschaft kommen wollten? Die Byzantiner versaumten nicht, an Ort und Stelle ihre Erkundigungen einzuziehen. Gerade damals waren die Kontakte nach Osten sehr intensiv. Schon langere Zeit harte man in Konstantinopel nach einem verlaiilichen Verbundeten im Rucken der persischen Erbfeinde gesucht. Dabei ging es auch um den Fernosthandel: Die Perser kontrollierten die Seidensrralie, und in der ersten Halfte des 6, Jahrhundens war es ihnen gelungen,
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2.
Die auiarische Wanderung
den Preis der kostbaren Sroffe uber die Malien in die Hohe zu treiben. Die direkten Kontakte der Byzanriner nach Indien - von denen das geographische Werk des Kosmas Indikopleustes zeugt - konnten diesen Handelskrieg nicht entscharlen. ' In der Sogdiane, dern Z wischenstrornland an Oxus/ Amu Darja und J axartes/ Syr Darja, herrschten bis iiber die Mitre des Jahrhundens die - mehr oder weniger - hunnischen Hephthaliren uber eine Reihe florierender Handelssradre an der Drehscheibe zwischen China, Indien, Persien und dem Westen. Sie waren zumeist rnit dern sassanidischen Iran verbiindet und der byzantinischen Diplornarie wenig zuganglich. Weiter nordostlich beherrschten die nur aus chinesischen Quellen bekannten Juan-juan (oder Jou-jan, gesprochen eher wie Rou-ran) das Gebiet nordlich wie sudlich des Tien-schan und Altai-Gebirges und darnit auch die Handelsrouten des Tarim-Beckens. Die Grolireiche der Steppenzone vergingen so schnell wie sie entstanden. Eine einzige Schlacht konnte uber das Schicksal einer Macht entscheiden, vor der ein Jahrhundert oder langer die Nachbarn gezittert hatten. So rasch wie nach dem Tod Attilas (453) eine .Vielvolkerschlacht' sein Reich fur imrner zerstorte, fiel fast genau hundert Jahre sparer, 552-55, das Khaganat der Juan-juan. In ihrer Herrschaft bcerbt wurden sie von einer Dynastie aus dem Stamm der T'u-kue/Turken, die ihnen bis dahin untertan gewesen waren. Die neuen Machthaber ubertrafen schnell ihre bisherigen Meister; sie griffen nach Westen aus und zerstorten urn 560 auch das Reich der Hephthaliren.' Von der neuen GroBmacht konnte sich Byzanz ein Biindnis gegen das Perserreich erhoffen, die diplomatischen Kontakre waren eng. "So wurden die Tiirken Freunde der Rornaer und betraten niernals als Feinde unser Land", resumiert Menander etwas voreilig.' Von den Turken erfuhr man auch, wie es zur awarischen Wanderung gekommen war. Jahrzehntelang betrachteren die tiirkischeri Khagane die Awaren, die sie Warchoniten nannten, als ihre Untertanen. Noch in den siebziger Jahren warf Turxanthos einem Gesandten der Romer vor, dafl diese rnit seinen entflohenen Sklaven, den Warchoniten, paktiert hauen.' 568 erkundigte sich Justin II. bei dem turkischen Gesandten Maniach von Sogdien genau, wieviele Awaren abgezogen und wieviele unter nirkischer Herrschaft verblieben seien. "Es gibr einige, die uns untertan sind. Von uns abgefallen diirften etwa zwanzigtausend sein", antwortete dieser." Dafl die Awaren gar nicht so unbesiegt waren , wie Kandich vor Justinian behauptet hatte, blieb in Byzanz allgemein bekannt und wurde ihnen immer wieder vorgehalten. Der Gesandte Komentiolos sagte 584 dem Khagan ins Gesicht, daf seine Awaren einst als Fliichtlinge auf rornischern Boden aufgenommen worden seien, "als sich vorn osrlichen und ursprunglichen Stamm dein Teil abgespalten und getrennt harte. "7 Der Khagan war iiber diese unangenehme Wahrheit so erz iirnt, dafl er den Romer urn ein Haar harte hinrichten lassen. Noch Ende des Jahrhunderts griff der Feldherr Priskos den alten Vorwur] auf; bei Theophylakt steht an dieser Stelle ein erklarender Exkurs, der noeh zu behandeln sein wird." Auch Theodor Synkellos wuflte 626, dafl die Awaren unter Baian als Fliichtlinge nach Europa gekommen waren." U nzweifelhaft waren also die "Awaren", die 558 am Kaukasus standen, vor der turkischen Expansion aus Zentralasien geflohen. Dabei harte sich ihre, in der alten L
Fliichtlinge aus dcm Osten
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Heirnat 'W'archoniten (OuagX(J.)vl,-raL) genanme, Gruppe gespalten - rnanche b lieben unter tiirkischer Herrschaft zuriick. Das wird auch dadurch belegt, daB kurz nach 580 noch einrnal zwei warchonitische Stamrne aus dem Osten nach Europa kamen und sich dem awarischen Khaganat anschlossen." Dber die genaueren Urnstande der awarischen Wanderung berichret ein recht wenig beachtetes Menander-Fragment 3.US den ,Excerpta de sententiis":!' "AIs Sizabulos, del' Tiirk enherrscher, von der Flucht del' Awaren horte und von dern Schaden, den sic den Turken dabei zugefugt hatten", verkiindere er, daf die Awaren den turkischen Schwertern nicht entgehen wurden: ",Wenn ich den Krieg gegen die Hephthaliten beendet habe, werde ich auch die Awaren angreifen, und sie werden meiner Macht nicht entkomrnen." Die Fluchtlinge hatten also den Krieg der Tiirken gegen die Hephrhaliten geniitzt, urn den riirkischen Machtbereich heimlich zu verlassen. Das heiflt, dag sie schon vor der Zerstorung des Hephthaliten-Reiches tiirkische Untertanen waren ; ob sie aus dem tiirkischen Heer abzagen oder wahrend dessen Abwesenheit aus dem Hinterland aufbrachen, Jaflt sich leider nicht bestimmen, Dafl sich die warchonitischen Untertanen in so entscheidender Stunde davongernacht hatten, trugen ihnen die Tiirken anscheinend besonders nacho Nocb Turxanthos drohte, sie wie Ameisen unter den Hufen der tiirkischen pferde zu zerstampfen; und den Awaren selbst war anscheinend auch nicht ganz wohl beim Gedanken an ihre ehemaligen Herren." Die Flucht vor den Turken war jedoch nicht das erste, was man irn Westen von "Awaren" horte ; fast genau ein Jahrhundert vorher erwahnt sie Priskos als ein Glied in jener Kette, die Oguren und andere Volker ans Schwarze Meer drangte. Zwei Varianten komplizieren die Erzahlung; in den Excerpta de legationi bus erfahrt man nur, dafl die Awaren, von Volkern am Ozean vertrieben, auf die Sabiren stielien. '; Schlagt man im gegen i cco zusammengestellten Suda-Lexikon unter dem Stichwort "Awaren" nach, finder man in einern anderen Teii des Priskos- Textes den mythologisehen Hintergrund des Geschehens.':' Die am Ozean lebenden Volker, heiflt es dort, seien von einer groflen Zahl yon menschenfressend en Greifen und durch Nebel, die vom Ozean aufstiegen, aus ihrem Land vertrieben worden und hatten daraufhin das Land der Awaren in Besitz genommen. Die fernostliche (oder, aus der Sicht der Byzantiner, [ern-nordliche) Schauergeschichte greift Elernente einer alten skythischen Sage auf, die schon Herodot iiber die Hyperborcer, das Volk am nordlichen Ozean, erzahlt. '5 Gabe es nur die bisher zitierten Quellen zur Wanderung der Awaren, wiiflte man imrnerhin mehr i.iber ihre Herkunft als bei vielen anderen Gentes, die plotzlich aus der endlosen .Scythia' an den Grenzen des Imperiums aufgetaucht waren. Theophylakt jedoch, der iiber zwei Generationen sparer rnit Hilfe erstklassiger Quellen, allerdings oft in Unsicherheit iiber ihre Anordnung, die Awarenkriege beschrieb, hat noch wesentlich mehr uberliefert, Sein .Skvthenexkurs', mit dem er die Flucht der Awaren aus dem Osten erklaren will, ist ebenso detailreich wie unklar und daher umstrittcn. Der rote Faden des Exkurses, von Theophylakt durch einige Einschiibe mehr verwirrt als erklart, ist ein Brief, den ein Turkenkhagan an Kaiser Maurikios schickte: Worauf sich die Datierung dieses Brides, "am Beginn des Sommers dieses jahres", bezieht, ist unkJar; die zuvor geschilderren Kriegsereignisse fallen
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2.
Acioarcn oder Pseu do-Auaren i
Die ascarische Wmldenmg
ins Jahr 595, aber Theophylakt konnte, naeh Haussig, diese Angabe aueh aus einer im Jahr 600 entstandenen Vorlage geschopft haben;" Wann auch immer der von Theophylakt verwendete Siegesberieht seinen Weg an den Kaiserhof gefunden hat, es handelt sich urn eine zumindest fi.infzehn Jahre naeh der awarischen Wanderung entstandene Auflistung der Feinde, die das ti.irkisehe Khaganat iiberwunden hatte. Sie stellt keinen chronologischen Berieht dar, sondern liefert die Begri.indung, warum del' Khagan sich nun "Hcrrscher iiber sieben Geschlechter und Herr uber die sieben Zonen der Erde" nennen Kanno Dabei ist offen bar aueh gleiehgi.iltig, ob nun der Verfasser des Briefes selbst aile gesehilderten Siege errungen hat, oder ob es ein Vorganger war. Ahnliche, ausfi.ihrlichere Auflistungen unterworfener Volker finden sich in zwei ti.irkisehen Orchon-Inschrifren urn 700.17 In der von Theophylakt wiedergegebenen Reihenfolge liest sich die Sieges botschaft des - i.ibrigens ungenannten - Ti.irkenkhagans so: Zuerst wurden die Hephthaliten (oder "Abdeloi") unterworfen, dann die Awaren, von denen ein Teil naeh Tabgast und ein anderer in dieselbe Gegend zu den Mukri floh. Dann Kamen die am "Sehwarzen Fluf;' Til siedelnden Oguren an die Reihe, von denen sieh einige Starnme War und Chunni nannten. Zuletzt wurden in einem blutigen Krieg die Kolch i.iberwunden. Uber den anschliefsend gesehilderten Aufstand des Turum, der selbst der ti.irkisehen Khagans-Dynastie entstammte und nur mit gro!;er Miihe besiegt werden konnte, wulite man in Byzanz aus einern mi.indliehen Gesandtenbericht, wie Theophylakt ausdri.ieklieh bemerkt." Die Identitikation der genannten Namen stellt die Forsehung trotz einer Reihe mit gro!;er Gelehrsamkeit unternommener Versuehe weiterhin vor sehwere Probleme. Aus dem Vergleieh der grieehischen mit chinesischen, persischen, indisehen, armenisehen oder arabisehen Quellen die ti.irkischen oder rnongolisehen Urformen 7.U erschlielien und dann noeh die richrigc geographisehe und historische Einordnung zu finden, ist bisher nur teilweise gelungen. Aueh wo in sieh relativ widerspruehsfreie Deutungen gefunden wurden, blieben sie letztlich unbeweisbar. Das ist - gegeni.iber der erkenntnistheoretisehen Unbekummertheit rnaneher Versuehe (etwa bei Ko!lautz/Miyakawa) - zu betonen. Zudem unterliefen schon Theophylakt selbst offensichtlich einige Fehler und Verweehslungen. Das Tabgast, in das ein Teil der besiegten Awaren floh, ist sieherlieh das in den Orchon-Inschriften Tabgac genannte Nordehina; Theophylakt verwechselt es aber mir einer angeblieh von Alexander dem Grolien gegriindeten, sonst unter dies ern Namen unbekannten baktrischen Stadt. Der Croiiteil des im Berieht des Ti.irkenkhagans Awaren genannten Volkes ware dernnach in den Fernen Osten geflohen - naeh China und zu den benachbarten (koreanischen oder mandschurisehen?) Mukri." Der ,Schwarze Flu!;' konnte die Wolga, Menanders .Atil', aber aueh ein anderer Flu!; sein (vg!. Kap.2-4-); die ,Kolch' waren wohl jene .Choliaten', bei denen die Gefahrten des Gesandten Zernarchos urn 570 auf seine Ruckkehr aus dem ti.irkisehen Perserkrieg warteten.:" Au!;erdem glaubt Theophylakt, seiner Quelle entnehmen zu konnen, daf der gesehilderte Siegeszug des Turkenkhagans in der Zeit des Maurikios stattgefunden habe. Zur Nachricht vom Awarensieg bemerkt er daher erklarend: "Aber es soll niemand glauben, daf wir die damaligen Vorgange falseh erzahlen, wenn er weiii, da!; die in Europa und Panno-
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nien angesiedelten Barbaren Awaren sind, dercn Ankunft jedoeh schon vor der Zeit des Kaisers Maurikios liegt. Die Barbaren in der Donaugegend tragen namlich falschlich die Bezeichnung Awaren, Das ist die Kernaussage des Theophylakt-Exkurses iiber die Herkunft der Awaren: Nieht die Awaren, die der Ti.irkenkhagan besiegte, sind die Vorfahren der europaischen Awaren. sondern diejenigen Oguren, die sich "angeblich nach zwei mythisehen Koriigen" War una Chunni (Oua.Q ZUt Xouvvi) nannten. "Unter der Kaiserherrschaft des Justinian entfemte sich ein kleiner Teil des urspriingliehen Stammes von dies en War und Chunni und fiel nach Europa ein. Diese nann ten sich selbst Awaren und zeichneten ihren Anfiihrer mit der Bezeichnung ,Khagan' aus. Wie es zur Anderung ihres Narnens gekommen ist, wollen wir erzahlen ... Als die Barselt und die Onoguren und die Sabiren und andere dortige Hunnenstamme sahen, da!; ein Teil der War und der Chunni in ihre Gebiete flohen, gerieten sie sehr in Furcht, da sie vermuteten, da!; die Eindringlinge Awaren seien. Sie ehrten daher die Fli.iehtlinge mit prachtigen Gesehenken und glaubten, so von ihnen als Gegengabe die Unversehrtheit zu erhalten. Als die War und Chunni den erfolgreichen Beginn ihrer Flucht sahen, machten sie sich den Irrtum derer, die zu ihnen gesandt worden waren, zu eigen und nannten sich Awaren. Unrer den skyrhischen Vol kern hei!;t es narnlich, daf die Awaren ein Stamm von besonderer Geschicklichkeit seien. "21
"22
2+
Awaren
oder Pseudo-Awaren?
Theophylakts ki.ihne Behauptung, die europaischen Awaren seien in Wirkliehkeit falsehe Awaren, "W E1!()a~UQOL", ist sehr verschieden interpretiert worden. Daf die ,echten' Awaren in seinem Bericht fur die Juan-juan stehen, ist relativ unbestr itten , auch wenn diese Identifikation einige kleinere Schonheitstehler hat. Die Siegesliste jedes Ti.irkenkhagans ware ohne die Erwahnung der Juan-juan, mit deren Niederwerfung die tiirkische Herrschaft begann, unvollstandig.' Erschwert wird die Suche naeh den Stamrnvatern der europaischen Awaren dadurch, daf der Name in der Steppenzone in verschiedenen Varianten reeht verbreitet war. Zudem scheint es sich urn einen sehr alten Namen mit verzweigter Tradition zu handeln. Schon Herodot gibt eine skythisehe "Abaris"-Mythe wieder; ihr Held war der Hyperboreer Abaris, der auf einem Pfeil die Welt durchzog.' Chinesische Quellen nennen mehrmals ein Yolk narnens A-pa; urn 585 griffen diese den ti.irkischen Khagan Scha-po-lue an.: Kurz naeh 600 nahmen sie an einern Aufstand der T'ie-leh-Foderarion gegen die nirkische Herrsehaft teil.' Auf sie bezieht sich vielleicht der Name .Apar' in den tiirkischen Inschrifren.' Eine jahrhundertealte Tradition des Awarennamens im si.idwestliehen Turkestan, an der persischen Nordostgrenze, ]a!;t sich iranischen Quellen entnehmen; etwa gab es dort, noeh auf sassanidischem Gebiet, die .Awarenstadt' Abar-sahr." Awaren an der persisehen Grenze um 575 erwahnt johannes von Ephesos: Der PerserKonig schickte ihnen angeblich 2000 gefangene christliche Jungfrauen, die sieh jedoeh lieber ertrankten.? An der legendenhaften Erzahlung interessiert weniger die unsichere historisehe Einordnung als die Moglichkeit, noch naeh dem Zug Baians mit Awaren an der persischen Grenze zu rechnen. Aueh Theophylakt
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Die ataarische Wanderung
selbst sah anscheinend die Awaren als ehemalige N achbarn der Perser, wenn er uber die Flucht des Oberschamanen Bookolabras (um 580) zu .seincn' Hunnen berichtet, "die viele auch Turken nennen, den Persern nahe"." Auf persischawarische Beziehungen spielt schlielilich Corippus an; die Perser hatten einst den Awaren-Khagan gefiirchtet und um Frieden bitten mussen." DaE es noch heute im Kaukasus Awaren gibt, die schon im Fruhmittclalrer dort belegt sind, g<:hort zu dieser westasiatischen Namenstradition. Ein ossetisches Epos wulite, daE man im Awarenland sein Gliick maehen konnte." Ahnlieh schillernd wie der Awarenname selbst sind beide Bestandteile des N amens der Warehoniten. "Chunni" bzw. "Ch(i)oniten" sind Varianten des Ethnonyms "Hunnen", dessen weit gefaeherter Gebraueh jede genauere ethnische Zuordnung verbietet." "War", wie naeh Theophylakt einer der awarischen Stammvater hieE, konnte bloE eine Variante des Awarennamens sein '"; doeh betrachteten die Zeitgenossen die beiden Namen offensiehtlich nicht als identisch. In iranisehen Sprachen bedeutete das Wort .breit, weit' und wurde haufig zur Benennung groEer Fliisse verwendet; die Hunnen iibernahmen .Var' als Name fur den Dnjepr, '; Vielleicht hangt eine Nachricht in der Suda damit zusammen, daE die Awaren einst vom Ufer des Dnjepr aufgebroehen seien." Der Ort Varvaliz der persisehen Quellen lag vermutlich im heutigen Afghanistan. q Als Volksname konnte .war' den ,hua' der chines ischen Quellen entsprechen, die im 4. Jahrhundert die Sogdiane eroberten. ,6 Ein halbes J ahrtausend sparer hieE ein mongolischer Stamm Varguni'"; auch wenn dieser Name auf den der Warchoniten zuriickgehen sollte, verrat er nichts dariiber, wer im 6. Jahrhundert so genannt wurde. Dberholt scheinr die These zu sein, daf dieses Ethnonyrn auf den Namen des Flusses Orchon in der heutigen Mongolei z uriickgehr, an dem das ostnirkisehe Reichszentrum lag." So vielfaltig wie die ,awarischen' Spuren im Steppenraum sind auch ihre Deutungen und die Theorien uber die Herkunft der Baian-Awaren. DaE trotz der Behauptung Theophylakts die Awaren Baians yon den Juan-juan abstammten, vermutete schon im 18. J ahrhundert Deguignes, und diese These wurde allgemein ubernornmen, auch wenn sich hie und da kritische Stimmen regten. Dafur schien schon die Chronologie zu sprechen; yon beiden Volkern wuiite man zudem, daE sie ihre Haare zu Zopten flochten." Theophylakts Geschichte yon den PseudoAwaren wurde haufig als Topos gedeutet, wie einst Tacitus' Erklarung des Germanennamens, bestimmt, den Gegner herabzusetzcn." Sicherlieh ist die wenig schmeichelhafte Benennung .Pseudabaroi' topisch, ebenso wohl die doppelte Erklarung, die der Byzantiner fur den .Narnenraub' anbietet (Selbstbenennungl Fremdbenennung). Doch haben auch Topoi oft einen realen Hintergrund, auf dem sie sich ,einnisten'; Namensiibertragungen sind unter Steppenvolkern so haufig'", daE dies durch den Nachweis einer top ischen Darstellung fur die Awaren nicht einfach auszuschliefsen ist. Fiir die Identifikation der Juan-juan mit den europaischen Awaren wurden auch etymologische Criinde angefuhrt. Der Awarenname wurde yon mongolisch ,abarga'/Wurm abgeleitet. Das wiederum sol1 zu einer der schillernden Bedeutungen des chinesischen Juan-juan passen, etwa: ,sich ringelnde Wiirmer'. Die Wurm-Etymologie vertuhrte zu einem semantischen Rosselsprung, der Warchoniten wie Kermichionen als ,Wurm-Hunnen' den Juan-juan gleichsetzte." Die
Awaren oder Pseu do-Auaren :
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Gleichsetzung van ,abarga' und Juan-juan beruht zudem auf einem herabsetzenden Wortspiel: Dem Namen der Juan-juan hatte ein chinesischer Kaiser ,per Dekret' die Wurm-Bedeutung unterschoben." DaE die Selbstbezeichnung eines siegesdurstigen Steppenvolkes als ,Gewiirm' so verbreitet gewesen sein soll, wi.irde ohnehin iiberraschen. Uberhaupt sollte man die kaum belegbaren etymologischen Deutungen des Awarennamens bei der Diskussion iiber die Herkunft der europaischen Awaren nicht als Argument heranziehen. Am verbreitetsten ist die yon Nemeth vorgeschlagene tiirkische Etymologie yon .avar' als ,rebellisch, ungehorsam'.:" Doch gerade die Tiirken bezeichneten nach der awarischen Rebellion ihre ehemaligen Untertanen als Warchoniten, nicht als Awaren. Aulierdem kann eine tiirkische Deutung die skythische Vergangenheit des Namens nicht erklaren. Togan" betont die Aussichtslosigkeit, eine eindeutige Etymologie des Awarennamens zu finden. Ebensowenig lassen die wenigen crhaltenen awarischen Personennamen eindeutige Riickschlusse auf Herkunft oder Muttersprache ihrer Trager ZU.26 Eine andere Spur verfolgten manche sowjetischen Forscher; sie schlossen eng an 'I'heophylakt an und vertraten die Herkunft der Awaren yon Oguren der AltaiGegend.27 In jedem Fall sollte man die ogurische Spur nicht so we it strapazieren wie Tomaschek, der den Awarennamen als verballhornten Ogurennamen auffaEte.28 Schon bei Priskos waren aber die beiden Gentes nebeneinander und als Feinde genannt worden." Wenn, wie Czegledy rneint, die T'ie-Ieh Oguren waren, konnte man Freilich in dies em Bereich einen Ansatzpunkt sehen. Unter den zehn rebellierenden T'ie-leh-Stammen um 600 sind narnlich sowohl die A-pa als auch ein Stamm namens .Hun' bezeugt. In dieser Nachricht waren alle Elemente des Theophylakt-Exkurses versammelt: (A)war und Hun als Mitglieder einer ogurischen Federation, die einst yon den Turken geschlagen worden war. Keine dieser Identifikationen ist freilich, auEer durch die Ahnlichkeit der Namen, belegbar. An ein anderes unter der Herrschaft der Juan-juan und dann der Tiirken lebendes Yolk, die Yiieh-pan, dachten Parker und jiingst Pritsak ; auch hier dient die Ahnlichkeit chinesischer und westlicher Namen als Beleg, wobei die Gleichung yiieh =or=var dem Laien etwas weit hergeholt erscheint." Andere Forscher suchten das Herkunftsgebiet der Awaren weiter im Westen; dort konnte das yon den Tiirken zerstorte Hcphthalitenreich Ausgangspunkt der awarischen Wanderung gewesen sein. Ais Beleg dienten diverse Awaren- und War-Nennungen in diesem Raum.!' Allerdings wurde das Hephthalitenreich erst entscheidend geschlagen, als die Baian-Awaren schon am Schwarzen Meer kamptten.!' Die rninutiose "Losung der Awarenfrage", die Haussig seit 1953 in einer Reihe yon Arbeiten anbot, umgeht diese Schwierigkeit." Die .war' identifizierte er mir den .hua' der chinesischen QuellenH, die im 4. Jahrhundert die Sogdiane eroberten; untcr ihnen setzten sich die Hephthaliten durch, die um 460 die awarischen Warchoniten an den Kaukasus verdrangten, was sich im Bericht des Priskos spiege!t. Hundert Jahre sparer nahmen diese nordlich des Kaukasus lebenden Awaren Kontakt mit den Byzantinern auf." Ein Mangel dieser auEerst minutiosen Theorie ist es, daE sie kaum erklart, warum die Tiirken iiber den Abzug der Awaren - wahrend des Kriegs gegen die Hephthaliten! - so wiitend waren. Selbst nach der Zerschlagung des Hephrhalitenreiches lagen groEe Teile West- Turkestans im persischen EinfluEgebiet, die Grenze zwischen Tiirken und
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Die auariscbc Wanderung
Persern befand sich, wie die Orchon-Insehriften bez eugen ", am Tamir-Oapiq, dem ,Eisernen Tor' nordlich des Oxus/ Amu Darja. Der Abzug kaukasischer Awaren hatte die Ti.irken vor 560 schon gar nicht betreffen konnen. Einen interessanten Gedanken auflerte Haussig in einer ji.ingeren Arbeit "; danaeh ware der Awarenname eine traditionelle Fremdbezeichnung der Sogder tiir Nomadenvolker gewesen und liefle sich daher ethnisch gar nicht fixieren. Dicse These wird der auEerst diffusen Verbreitung der Awaren-Nennungen gereeht; aueh wissen wir, daf die Byzantiner bei sogdischen Gesandten in tiirkischen Diensten Intormationen iiber die Awaren einholten, Die seflhaften Nachbarn der Stepp en volker spielten sicher eine wichtige Rolle bei der Dberlieferung und Verbreitung yon Ethnonymen. Schlielilich erklart Theophylakt selbst einmal ausdriicklich den Awarennamen als Fremdbezeichnung. Doch waren fur aile Zeitgenossen die Awaren oder Warchoniten (wie die Turken sie nannten) eine deutlieh unterscheidbare Gruppe, yon der ein Teil unter riirkischer Herrschaft zuri.ick-
blieb." Eine andere Hypothese entwickelte CzegledyJ9; leider ohne auf die Argumentation Haussigs einzugehen (was aueh umgekehrt gilt). Seiner Meinung naeh waren nicht nur die Hua (und ihre tiihrende Dynastie, die Hephthaliten) Warchoniten, sondern auch die Juan-juan. Yon letzteren stammten, wie er zu erweisen sucht, auch die europaischen Awaren; gegen eine Identifikation mit den Hephthaliten fiihrt er zu Recht ins Treffen, daf Menander und Theophylakt (bzw. ihre tiirkischen und sogdischen Informanten) Hephthaliten und Baian-Awaren deutlieh unterschieden. Freilich trennten beide Sehriftsteller auch Warehoniten und Hephthaliten. Cz egledys .pan-warchonirische' Theorie fiihrt dazu, dafl er Warchoniten und Oguren/T'ie-Ieh als die zwei groflen Stamrnesfoderationen der vortiirkischen Epoche sehr scharf vorieinander abheben mufl.4C Das wiederum widerspricht Theophylakts Nachricht, daf die Warchoniten Oguren waren. Auch die iibrigen Probleme der juan-juan-Theorie sind so nicht zu beseitigen. Der Kern der Juanjuan war yon den Ti.irken mit chinesiseher Untersti.itzung in einer ungewohnlich brutalen Vernichtungsaktion dezimiert worden; angeblich hatten diese den letzten Khagan und dreitausend seiner Anhanger, die vergeblich bei den Chines en Zuflueht gesucht hatten, getotetY Ob die Juan-juan fi.ir eine neue Ethnogenese noch stark genug waren, ist fraglich; eher konnte man das yon anderen Gruppen aus dem zersehlagenen Juan-juan-Reich erwarten. Dennoch ist es kaum zielfi.ihrend, den ohnehin schon beachtlichen Katalog yon prasumtiven Ahnen der Awaren im Osten mit einer weiteren .Losung der Awarenfrage' zu bereichern. Weder Juan-juan noch Wu-huan, T'ie-leh oder Yuehpan, dissidente Ti.irken oder verstreute Hephthaliten, ungarische oder uigurisehe Oguren konnen einfach mit den Awaren identifiziert werden, die 558 am Kaukasus standen. Es ist ein verbreitetes Miiiverstandnis des seflhaften westlichen Historikers, bei den Nomaden des Ostens nur eindeutige Zuordnungen als Losung zu akzeptieren. In dies em Sinn hat man sich immer bemuht, den verzwickten Text Theophylakts gegen den Strieh geradezubi.irsten. Aueh Haussig, dessen minutiose Untersuchung der Kornplexirat der Quellenlage durchaus gereeht wird, fand am Schluf mehr, als man suchen sollte: Mandschuren des 4. Jahrhunderts, die mir den Tragern des Awarennamens in Europa .identisch' waren und deren Wanderweg er auf einer Landkarte eintragen konnteY
A-waren o d«: Psendo-Auurcn:
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"Sic bestehen aus rauscndcrlei. ja zehnrausendcrlei Stammen", schrieb urn 600 ein chinesischer Kaiser i.iber die Tiirkcn.!' Die Crofreiche der Stcppenkrieger waren Stamrnesfoderationen mit sorgfaitig abgestuften und sehr flexiblen Herrschaftsverhaltnissen zwischen den verschiedenen Gruppen. Die engsten Verwandten konnten die erbittertsten Feinde sein, neue Einheiten konnten aus den unterscliiedlichsten Elementen entstehen. "W enn Flteris Khagan nicht gewirkt harte, und wenn ieh selber nicht, ihm folgend, gewirkt hatte, so hatte es weder ein Reich noch ein Volk gegeben", lies! man in der Tonjukuk-Insehrift des 8.Jahrhunderts.:" Und die etwas alteren Orchon-Inschriften betonen mehrfach, wie ein erfolgreieher Herrscher aus einer klein en Gruppe erst ein gro{;es Volk macht: "Khagan geworden, habe ich das ganze elende Volk gesammelt; das arrne Volk habe ich reich gemacht, das (an Zahl) geringe Yolk habe ich zahlreich gemaeht. "45 Angehorige unterworfener Volker schlielien sieh an, werden ,geordnet' und konnen gleich auf den nachsten Kriegszug mitziehen." Diese ,Ordnung' dureh eine mythisch legitimierte Verfassung errnoglichte erst den Aufstieg des zweiten ti.irkischen Khaganates am Ende des 7. Jahrhunderts: "In so we iter Ausdehnung ... herrschten sie (i.e.die Ti.irkenkhagane, d.Verf.), indern sie die ,blauen Turken', die ohne Herrn und ohne Stammesorganisation waren, ordneten."47 Solche Versch iebungen [iihrren haufig dazu, dafl Geschleehter oder Stamme eines Steppenvolkes denselben Namen trugen wie andere Volker oder deren Stamrne, wie es Radloff einst bei den Kara-Kirgisen nachwies." Die Erwahnung eines Ethnonyrns "fi.ir die Ethnogenese eines zentralasiatischen Volkes (sagt) daher nichts aus, wer die N arnenstrager wirklich wareri". 49 Daf Stepp en volker keine festen, stabilen Einheiten waren, zeigen schon die Verhaltnisse im Attila-Reich: cin hunniseher Adeliger, der bald darauf als Germanenkonig erscheint (Edika); ein Artila-Enkel, der je nach Lage als Hunne oder Gepide auttritt (Mundo); ein griechiseher Kaufmann, der es zum Hunnenkrieger gebracht hat; Germanen, die ihre Toter, ganz naeh .hunnischer' Sitte bestatten; und nach dem Fall des Reiehes eine Reihe yon polyethnischcn Gruppen, die im Rorrierreich Zuflucht sucheri." Bei schlechterer Quellenlage konnte man durchaus zu dem Schlufl kommen, die gotischen ,Sky then' Theoderichs seien Abkommlinge der hunnischen ,Sky then' Attilas gewesen, unter dem Theoderichs Onkel eine fi.ihrende Stel!ung eingenommen hatte. In so bewegten Verhaltnissen dienten Herkunttsmvrhen und -bcrichte der nachtraglichen - Orientierung, und zwar sowohl fi.ir die Betroffenen selbst als auch hir gelehrte Ethnographen, die noeh ihre traditionellen Vorstellungcn einbrachten. "Vor allem der Bereich der Wanderungen, Beutekriege, Gefolgschaftsraids konnte in der antiken Ethnographic nicht p!ausibel erfaflt werden". Das antike Denken stellr datiir "vor aHem das Abstammungsund Wachstumsmodell zur Verfi.igung; deshalb wird iiberall der Topos ,Origo' abgefragt"." Was im Gewand dieses Topes i.iberliefert wurde, ist zwar keineswegs blofl gelehrte Konstruktion, sondern fiillte sich zumeist mit zeitgenossischen Informationen. Dennoch haben Herkunftsberichte ihrcn eigenen Wahrheitsgehalt, sie spiegeln nicht ernpirische Tatsaehen, sondern eine mythische Realitat, wobei die My then der Gentes und diejenigen der Ethnographen in unseren Quellen ineinandergreifen. Ubertragt man soiche N achrichten ohne weiteres in moderne wissensehaftliche Begriffssprache, werden sie autornatisch verfalschr."
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Die atoarische
Vi/anderung
Den vielgeschrnahten Theophylakt als QueUe ernsrzunehrnen, heiBt deshalb nicht, seine Behauptungen blof affirmativ oder negierend zu behandeln; seine Nachrichten uber die Herkunft der Awaren sind zunachst als .verdoppelter Myrhos' zu verstehen, als byzantinische Uberforrnung barbarischer Herkunftssagen. In topische Form gekleider, enthalt der Skythenexkurs bei all seiner Konfusion erstaunlich viel Wissen iiber die ethnogenetischen Prozesse im Steppenraum. das erst die moderne Ethnosoziologie ,wiederentdeckt' hat; besonders eindringlich geht daraus hervor, dafS jede Gleichung .ein Yolk - ein Name' unangebracht ist. Wenn wir die Briiche und Ungereirntheiten der Quellen einmal ernstnehrnen, wiirde sich etwa folgendes BiJd ergeben: r. OafS die Awaren auch Warchoniten hieiien, belegt schon Menander mehrmals (vgl. Kap. :::.3.); und Theophylakt erganzt, noch "bis in unsere Zeit" (das 7. Jahrhundert) wiirden die europaischen Awaren "nach den Geschlechtern der Herrscher unterteilt und die einen in altehrwurdiger Weise War genannt, die anderen als Chunni bezeichnet. "5; Diese Bemerkung des Chronisten ist eine der wenigen, in der man auf die Spur einer eigenen awarischen Tradition stofSt; alles andere stammt ja aus Berichten ihrer - tiirkischen wie hunnischen - Feinde. Auch diese aber betrachteten die Baian-Awaren als Warchoniten, wie Menander bestatigt. Wir haben damit, neben dem Awarennamen selbst, noch drei weitere Namenselemente, die auf der Sucbe nach den Vorfahren der europaischen Awaren zu beri.icksichtigen sind: War, Chunni sowie - nur im Theophylakr-Exkurs belegt Oguren. 2. Auch wenn man annirnmt, dafS die Juan-juan der chinesischen Quellen im Westen als Awaren galten, konnen sie damals niche die einzigen Trager dieses Namens gewesen sein. Abgesehen yon den A-pa54 gibt es eine kaum z u leugnende awarische Narnensrradition an der Nordgrenze des Perserreiches. Das mehrfache Vorkornmen des Namens iiberraschr nicht, wenn man sein Alter berucksichtigt, Der Ri.ickgriH auf solche Traditionen war bei der Namengebung der Steppenvolker durchaus i.iblich: "Um eine religios-rnagische Wirkung zu erreichen, pflegte man fur beide Namen (i. e. Titel des Khagans und Name des Reiches, d. Verf.) Worte aus einern fur diese Zwecke alti.iberlieferten Wortschatz z u wahlen."!' Einen so !chen Vorgang beschreibr Theophylakt durchaus zutreffend. Richtig verstanden, ist sein Exkurs ein Lehrsti.ick der Ethnosoziologie: Unter demselben Volksnamen konnen sich verschiedene Verbande verbergen; Name und Tradition dienen dazu, das Prestige einer herrschenden Gruppe zu stiitzen ; Fremd- und Eigenbenennung stehen dabei in Wechselwirkung. Einen ahnlichen .Traditionsraub' schreibt das Oguz-Name sparer den Seldschuken zu. Bei ihnen ging es damals darurn, wie oft seit dem 9. jahrhundert, eine Abstammung von der turkischen Aschina-Dynastie zu behaupten, die das hochsre Prestige genoGY 3. Die Awaren des Westens konnen daher nicht einfach rnit den Awaren des Ostens identifiziert werden. Bei ihrer Entstehung spielen nicht weniger als vier Narnen eine Rolle, die alle ernst genommen werden sollten - ganz abgesehen yon dem Zusammenhang, in den Theophylakt sie bringt: Awaren, War, Chunni und Oguren. Diese Liste erinnert auffallig an die Siegesbotschaft des Ti.irkenkhagans, besonders, wenn man Spuren des War- und des Hunnennamens im Bereich der Hephthaliren in Betracht zieht. Das erlaubt Ruckschlusse auf das politische Programm der .neueri' Awaren: Man wahlte einen Namen, der unter den Steppenvol-
Der auiarische Siegeszug
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kern besonderes Prestige gcnoB; gleichzeitig: errnoglichre man es fast allen Leidtragenden der ti.irkischen Expansion, sich der neuen Gruppierung zugehorig zu fiihlen. Es war bald nach 552 klar geworden, daB die Steppenkrieger zwischen Wolga und chinesischer Mauer nur rnehr die Wahl hatten, unter ti.irkischer Herrschaft zu leben oder abzuziehen. Wahrend der Kern des alten Juan-juan-Reiches zwischen den Tiirken und China aufgerieben wurde, bereiteten die Baian- Leu te einen geordneten Abzug 'lor, fur den schlieiilich der Hephthalitenkrieg geni.itzt wurde. Es liegt auf der Hand, daB die durch die vollige Niederlage kompromittierte juan-juan-Dynastie dazu nicht in der Lage gewesen ware, selbst wenn einzelne Mitglieder die tiirkische Vernichtungsaktion i.iberlebt haben sollten (in dies em Fall waren sie aber nicht erst wahrend des Hephthalitenkrieges geflohen)." Wahrscheinlich kann man einen Ansatzpunkt dieses Unternehmens im Bereich der T'ie-leh/Oguren suchen; egal, ob es sich dabei urn eine Stammesfod eration oder urn den jeweiligen Herrschern untersrehende Kampfbi.inde ,ogurischer Art' handelre.5S Die Baian-Gruppe wahlte fiir ihr Unternehmen den siegverheilicnden Awarennamen. Wahrscheinlich hatten auch die Juan-juan diesen N amen getragen oder waren im Westen so genannt worden; doch kann er mit ihnen nicht so eng verknupft gewesen sein, daB er nun durch ihre Niederlage zuviel von seinem Nimbus eingebullt harte. Noch wahrend des Hephthalitenkrieges schlossen sich auch Teile der von den Tiirken Angegriffenen und weitere westasiarischkaukasische Gruppen dem Zug nach Westen an; die .neuen Awaren' hatten wahrscheinlich einen Weg eingeschlagen, an dem sie mit stamm- oder eher namensverwandten Verbanden rechnen konnten, die teils in fri.iheren Wanderbewegungen nach dem Westen gelangt waren. Daf die nach Europa gekommenen Awaren niche aus einern einzigen Gebiet stammten, legen auch archaologische Befunde nahe. Balint'? verweist auf zentralasiatische und innerasiatische Wurzeln - also Traditionen aus dem ehemaligen Gebiet der Juan-juan wie der Hephthaliten - so wie Spuren aus dem Kaukasusgebiet. Noch fur den zeitgenossischen byzantinischen Beobachter, bis hin zu The ophylakt, war die bruchstuckhafte Grundlage der awarischen Ethnogenese sichtbar. Es gelang der Dynastie Baians jedoch bald, den Awarennamen durchzusetzen und zu monopolisieren.
2.5. Oer awarische
Siegeszug
Etwa 20000 awarische Krieger standen im Jahr 55 il in den Stepp en nordlich des Kaukasus und warteten die Ri.ickkehr ihrer Gesandten aus Konstantinopcl ab. Diese Zahl, die ein ti.irkischer Gesandter sparer den Rornern mitteilte, ist im Gegensatz zu sonst oft phanrastischen Angaben der Quellen glaubwi.irdig. Auch die Starke der Ungarn bezifferren arabische Autoren im 9. Jahrhundert rnit 20000 Marin.' Fur damalige Verhaltnisse eine betrachtliche Streitmacht - ein starkes Stamrnesheer der Volkerwanderungszeit umfafste etwa 15000 bis 20000 Mann. Die rornischen Arrneen, die in Italien die Ostgoten niederrangen, waren meist nicht starker als 12000 bis 18000 Soldaten. Obwohl die Gesamtstarke der Reichstruppen mil 200000 bis 300000 beziffert wurde, standen nur dreimal im Lauf des 6. jahrhunderts kaiserliche Armeen yon 30000 Mann im Feld. Z
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Die atcariscbc
W,!lUlerHl1g
Die grog en Worte des Gesandten Kandich VOl'Justinian hatten also durchaus eine GrundJage. Solcheriei hochlahrende Aullerungen, mit denen Menander gerne seine Berichce schrniickt, gehorren von Anfang an zum Repertoire del' europaischen Awaren. Aus den Quellen geht hervor, wie viele Register die Botschafter aus der Steppe zu ziehen wuliten. 1m Auftritt der Gesandten driickte sich aber auch die augenbJickliche psychologische Verfassung del' Gens aus, die wiederum fiir den Erfolg entscheidend war. Vom Auszug aus Zentralasien an spielte del' Awarenkhagan - gezwungenermaBen - hoher als seine Konkurrenten. Binnen kurzem gelang es ihm so, seiner Gefolgschaft ein neues Selbsrbewufltsein zu geben. Die auffalligen Anleihen bei der skythischen Tradition waren kein Zufall, sondern deuten auf ein mythisch fundiertes Herrscha£tsprogramm: der Awarenname, der bei den Gegnern Furcht und Schrecken ausloste ; del' Name (oder Titel) des Unterhandlers Targitios, der nach einern legendaren Skythenkonig benannt war); vielleicht hat auch die Greifensage damit zu tun. Laut Priskos waren die Awaren einst yon den Greifen am Ozean vertrieben worden.' Eine ahnliche skythische Sage hatre schon Herodot nach Aristeas erzahlt: Er nennt mehrfach die Gold hiitenden Greifen am Ozean als gefahrliche Nachbarn der im hohen Norden hausenden Hyperboreer und del' einaugigen Arimaspen und bezeugt auch die skythische Greifen- Verehrung.' Dieses Motiv wurde uber ein jahrtausend in der griechischen Ethnographic weitergegeben und findet sich im 6. Jahrhundert bei Stephanos Byzantios." Den Priskos-Bericht iibernimmt zum Stichwort ,Awaren' noch das hochmitte!alterliche Suda-Lexikon.? Der Greif ist in einer bestirnrnten Epoche des 8. jahrhunderrs zudem das verbreitetste Motiv der awarischen Kunst.s Insgesamt ergibt das eine faszinierende Assoziationskette, die uber ein Jahrtausend Steppengeschichte iiberbriickt: .Abaris' war nach Herodot ein Hyberboreer; die Hyperboreer waren Nachbarn del' Greifen; Greifen gaben urn 460 den Anlaf zur ersren awarischen Wanderung; die Greifensymbolik war zeirweise in der awarischen Kunst yon Bedeutung. Der Schluf auf eine Awarentradition der Steppenvolker ist freilich hyporhetisch. Die Erwahnung bei Priskos zeigt im Grunde nur die rnyrhologischen Assoziationen, die der Awarenname bei den Griechen ausloste. Auch beim spatawarischen Greifenstil ist umstritten, was davon der Sreppenuberlieferung enrspringt und was yon Byzanz und den Sassaniden starnmt.? Immerhin spricht die Namengebung (Awaren, Targitios) fur eigene Steppentradition." Doch sollre ohnehin keine schernatische Trennung versuchr werden. Die byz antinische Vorstellung yon den Sky then und das Selbstbild der .skythischeri' Awaren glichen sich im Verlauf des kulturellen Austausches wohl an. Byzantinische Handwerker haben sicherlich ihre Spuren in der Darstellungsweise des Fabelueres hinterlassen. Doch kaum werden sie den Greifen erst in die awarische M ythologie eingefiihrr haben; denn das wiirde eine schwer vorstellbare Durftigkeit in der Uberlieferung der Steppenvolker bedeuten. Eher ist anzunehmen, daB der Awarenname und die darnit verbundenen Bilder auch in der Steppe sehr tiefgreifende mythologische Vorstellungen bei Freund und Feind auslosten, so wie es Theophylakr beschreibt.' Die Awaren machten auch eine .Polirik des Ubematurlichen': Ebenso wie man im Westen die Hunnen wegen ihrer angeblich iibernaturlichen Herkunft furchrete, schrieb man den Awaren magische Krafte Zll. Die Franken wurden durch magische Vorspicgelungen
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iiberw unden: ,,In den Kiinsten del' Magie bcw.inderr, z eigten sic (die Awaren) ihnen verschiedene Trugbilder und augen einen groGcn Sieg davon."" Zu diesel' rnythischen Legitimation paGte der Stil del' awarischen Politik, die haufig mit arrogantem Autrreten und der Einschuchterung der Gegner arbeitete. Die groBen Worre der Cesandten wurden so zur ,self-fulfilling prophecy'. Die vidschichtige unci verheiliungsvolle Tradition der \Xiar-Chunni-Awaren wurde durch den Erfolg immer aufs neue besratigt und konnte dadurch zum gemeinsamen Nenner eines heterogenen Volkes werden. Der awarische Traditionskern wurde zum Anziehungspunkt auch fiir jene Reiterkrieger, die schon langer an der Reichsgrenze an den wechse!haften Karnpfen zwischen dem Imperium und den Barbaren teilnahmen. Der Verlauf des Siegeszuges del' Awaren durch den siidrussischen 5teppengi.irtel ist nicht genau zu rekonstruiercn. Menander nennt, in dieser Reihenfolge, Utiguren, hunnische Zalen, Sabiren und schlieBlich Anten als unterworfene Volker. 'J 1m Suda-Lexikon hat sich zudem eine wohl ebenfalls auf Menander zuriickgehende Information erhalten, nach der die Awaren einst yon dort aufbrachen, wo der Danaper/Dnjepr fliefst, q Die ersten Leidtragenden des awarischen Angriffes waren wohl, wie schon ein [ahrhundert zuvor, die Sabiren. Sie saBen im 6. Jahrhunden nordlich des Kaukasus, waren 515 und 548 in Armenien eingefallen und spielten seither eine gewisse Rolle in wechse!nden Bi.indnissen mit Byzanz und den Persern." Sinor und Besevliev lokalisieren sie in der Kaukasusregion, Kollautz zwischen Kaspischem Meer und Kuban, Haussig als Nachbarn der Kolcher in der Nahe des Passes yon Darial und Avenarius am Kailas- Vorgebirge." 1m awarischen Heer werden sie nach ihrer Niederlage nicht erwahnr ; ihr Reich am Kaukasus existierte aber weiter, wo sie noch unter Tiberios an ihrer Schaukelpolitik zwischen Rornern und Persern Iesthielten. '7 559 markiert daher keineswegs den Untergang des Sabirenreiches", del' Sieg blieb auf der awarischen Wanderung Episode. Geringe Bedeutung harte wohl auch die Unterwerfung der sonst kaum bekannten Zalen." Foigenschwerer war dagegen die Konfrontation mit den vorn Bruderkrieg geschwachten Utiguren und Kutriguren. "Beide Volker erlagen den vordringenden Awar en", faBt Szadeczky-Kardoss zusammeu." Doeh offensiehtlich erlitten die beiden Gentes nicht das gleiche Schicksal: Die Utiguren wurden laut Menander im Kampf unterworfen, von Kutriguren steht an dieser Stelle nichts. Diese wiederurn bildeten noeh 568 im Awarenheer einen selbstandigen, wenn auch mindel' geachteten Verband." Es ware denkbar, daB der Kutrigurenkonig Zabergan gegen die utigurischen ,Pferdediebe' awarische Hilfe in Anspruch nahm. Der Preis Elir die Ausschalrung der Rivalen war, daB die Kutriguren sich nun mit einer Nebenrolle im Heer Baians begniigen muliten. Die .strenge Strafe' fiir beide Volker bestand jedenfalls, wie Agathias betont, in der Knechtschalr im Land anderer Volker, deren Namen sie annehmen muliten: die Geschichte ihres Untergangs, die er am Ende seines Buches noch verspricht, bleibt er leider schuldig." Die Gelder, die sit aus der kaiserlichen Kasse erhalten hatten, fordene Baian noch nach 568.") Die Beispie!e zeigen, daB die ,Vernichtung cines Steppenreiches trotz aller Beteuerungen der Sieger nichr immer wortlich zu verstehen ist. Die Utiguren bewahrten nach dern Abzug der awarischen Reiter ihr maotisches Reich. Urn 575
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Die ataarische 'W'andenmg
trai der rornische Gesandte Valentines auf dem Weg zu den Tiirken auf Geiolgsleute des Utigurenfursren Anagaios, der als tiirkischer Untertan bald darauf am Zug gegen die Stadt Bosporos teilnahm.:" Nun konnten sieh die Turken ihrerseits riihmen, die Schwarzrneervolker umerworfen zu haben: "Heute dienen sie als unsere Sklaven", prahlte Turxanthos vor einer romischen Gesandrschafr." Noch einige Jahrzehnte sparer tauchen in den pontischen Stepp en wieder Kutriguren auf, die im .Grofibulgarien' Khan Kuvrats eine maBgebliche Rolle spicleri." Ob Schwarzmeerbulgaren schon nach 558 in Kampfe rnit den Awaren verwikkelt wurden oder sich ihrern Zug anschlossen, wissen wir nicht, Die ,Bulgaren', die nach 590 mehrfach im Awarenheer genannt werden, konnten auch yon der Donau stamrnen oder diesen Namen erst als awarische Untertanen angenommen haberi." Etwas ausfuhrlicher behandelt Menander den awarischen Angriff auf die Anten." Nach den ersten MiBerfolgen schickten sie einen ihrer vornehmsten Vertreter zum Khagan. Er trug den slawischen Namen Mezarnir und war der Bruder des Kelagast, vielleicht des Konigs. Stan, wie ausgemacht, uber die Auslosung yon Gefangenen zu verhandeln, machte er den Fehler, mit den Awaren ,awarisch' z u reden: "Er ]jeB sich zu hochmiitigen und anrnalienden Worten hinreifsen." Der Khagan wurde offensichtlich in dieser Angelegenheit von einem ortskundigen Kutriguren beraren. Dieser war auf die Anten schlecht zu sprechen; er meinte, der groBsprecherische Gesandte sei in seinem Volk der Machtigste, und riet zu seiner Ermordung. Die Beseitigung des "eitlen Tropfes"'9 entsprach zwar nichr den diplornatischen Spielregeln, harre aber Erfolg; der antische Widerstand brach vollig zusamrnen. Das awarische Interesse an den Anten erschoptte sieh anscheinend darin, zu plundern und Sklaven zu machen; so ging man mit SeBhaften urn. Bei nomadischen Konkurrenten zahlte die Unterwerfung. Doch auch die Anten konnten so nicht .vernichret' werden; noch 602 mulite ein awarisches Heer gegen die gefahrlich gewordenen Alliierten der Byzantiner auszieheri." Die Awaren harten z war ihren ,Blitzkrieg' in der pontischen Steppenzone binnen weniger Jahre erfolgreich beendet; doch ist es irrefuhrend zu behaupten, daB sich ihr Reich danach "von der Elbe bis zum Kaukasus" oder auch nur bis zum Dnjepr ersrreckt habe.!' Irgendeine Einfluiinahme in diesem Raum ist (abgesehen vom Praventivschlag gegen die Anten) nicht mehr belegt, das awarische Interesse konzentrierte sich yon nun an auf Sudost- und Mitteleuropa. 562 oder eher 563 standen die Awaren an der Donau; die einzige Bedrohung, die sie im Rucken noch hatten, war das rurkische Khaganat. 2.6. Byzanz
und die Turken
Wahrend die Awaren an der Donau standcn, erschien in Konstantinopel die erste Gesandtschaft der neuen GroBmacht im Osten. Am Kaiserhof herrschte noch eine gewisse Unkiarheit iiber die Neuankornmlinge. Theophanes Byzantios berichtet: "Im Osten des Tanais (des Don) hausen die Turken, Iruher Massageten genannt, welche die Perser in ihrer Sprache Kermichionen nennen, Diese sandten darnals Geschenke und Gesandte zum Kaiser Justin, rnit der Bitte, daB er die Awaren nicht aufnehrnen moge ... Ais die Awaren sparer kamen, urn Paunonien
Byzan z und die Ticrken
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als Wohnsitz unci urn Frieden baten, schlof er wegen del' Abmachungen und der Vertrage rnir den Turken keine Obereinkunft ab." Die Nachricht gehort zum Jahr 562/63, als allerdings noch Justinian regierte; doch war es Justin, der nach 565 den Awaren lange einen Vertrag verweigerte. Die Nachricht findet sich bei Theophanes Confessor zum seIben Jahr': Bei ihm sind es die Hermichionen unter dern Konig Askel, die eine Gesandtschaft schicken. Fur die unklare Angabe, daf dieses Volk "innerhalb des Volkes der Barbaren nahe dern Okeanos" woh nte ("TaU Eo(j)1'}EVxEq.l.EVOUtou tWV ~((Q~aQwv Wvou:; JtA1lo(oV roi) wxwvou"), erwog der Editor de Boor die Konjektur "Awaren". Das fiihrte dazu, daf die Herrnichionen ofters als Awaren betrachter wurden, wahrend man die ottensichtliche Identitat rnit den Kermiehionen ubersah.' Auch wenn Awaren im Osten zuriickgeblieben waren, batten sie zu der Zeit wohl andere Interessen, als yom fernen Kaiser in Konstantinopel einen Boykotr ihrer Namensvettern zu veri angen. Diese Forderung isr hingegen eine der Konstanten der tiirkischen Diplomatic: Ein byzantinischer Gesandter beirn Tiirkenkhagan harte sparer den Friedensvertrag seines Kaisers mit den Awaren fast mit dem Leben bezahlt." DaB es sich urn eine Gesandtschaft der Tiirken hanclelte, wohl nach dem Sieg uber die Hephrhaliten, scheint klar. Aber warum erscheinen die Turken hier zum einzigen Mal als ,Kermichionen'? Offensichtlich war es ein iranischsprachiger Dolmetscher, der die Herren aus der fernen Mongolei am Kaiserhof prasentierte, vielleicht auch wie einige Jahre sparer ein Sogder. Die Perser waren mit den Turken gegen die Hephthaliten verbiindet und lebten seit kurzem in Frieden mit den Rornern. Verrnutlich hatten sie, wie ublich, dem unbekannten Biindnispartner einen bereits bekannten Namen gegeben; wenn der Kermichionen-Name oft geradezu als Knotenpunkt der Forschungen uber die Namen der Tiirken, Juan-juan und Awaren erscheint, so ist das methodisch zweifelhaft.6 Sonst unbekannt ist auch der Name des "Rex" Askel; iiblicherweise wird er rnit dem des Scultor oder Scaldor identifiziert, yon dessen Gesandtschaft bei Kaiser Justin Corippus spricht." Zu dieser Zeit herrschten iiber die Turken vcrmutlich zwei Khagane. Der eine hieB nach chinesischen Quellen Sse-kin, nannte sich Muhan Khagan und regierte etwa Yon 553 bis 572. Den anderen nannten die Chinesen Sse-tie-rni, die tiirkischen Inschriften Istarni und die Byzantiner Stembischadas oder Stembischagan (Theophylakt); er wird meist rnit dem Sizabulos bei Menander identifiziert." Dem Stembischagan schreibt Theophylakt gemeinsam mit einem zweiten, ungenannten die Niederwerfung der Hcphthaliten und der Awaren zu. Das encspricht der turkischen Uberlieferung, die in den OrchonInschriften den Reichsgriinder Bumin/T'u-rnen und Istami als Sieger iiber aile Feinde nennt.? In Wirklichkeit war nach dem friihen Tod des Burnin sein jiingerer Sohn Sse-kin bestirnmend bei der endgultigen Vernichtung der Juan-juan und im Krieg gegen die Hephthaliten. Der Scultor des Theophanes konnte auch er sein; doch ist es ublich, den N amen auf Istarni zu beziehen, der einen immer selbstandigeren westtiirkischen Herrschaftsbereich aufbaute und sparer den diplornatischen Verkehr mir Byzanz besorgte." Die vielen Varianten eines einzigen Herrschernamens befremden zunachst. Doch welche Schwierigkeiten ein Fremder rnit Titeln und Narnen der Khagane haben mulite, macht eine chinesische Nachrichr iiber die Thronbesreigung yon Sse-kins NeHen Sche-ru begreiflich: Nach dem
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Sui-schu" wurde er unter dem Tirel I-li-ki.i-Iu Schad 110-ho-sehi-po-Io Khagan gewahlt und nannte sich daraufhin Scha-po-lue. Binnen weniger Jahre harte das Khaganat der T'u-kue eine auch in der eurasischen Steppe seltene Machtstellung erreicht. Seine Politik war hauptsachlich nach Osten orientiert; man verstand die Auseinandersetzungen zwischen den chinesischen Teilreichen zu ni.itzen, tiirkische Heere stiefsen bis tief ins chinesische Kernland vor und zwangen die Kaiser zu hohen Geschenken, die vor allem in Seide ausgezahlt wurden. Nach Westen hin kontrollierten die Ti.irken den Seidenhandel bis an die persische Grenze, die - nach den Orchon-Inschriften - meist am Tamirqapiq, dem Eisernen Tor, verlief, einem PaG zwischen den heutigen Stadten Samarkand und Balkh. Wegen der Seide gerieten die neuen Herren der Steppe bald in Konflikt mit dem sassanidischen Perserreich. Menander erzahlt, daB die Sogder mit Genehmigung des Ti.irkenkhagans Sizabulos am persischen Hof urn eine Handelserlaubnis ansuchten. Konig Chosroes, "dem es gar nichr behagte, daf die Ti.irken frei nach Persien einreisen sollten", antwortete mit einer Provokation: Er kaufte die sogdische Seide auf und lieB sie vor den Augen der Gesandten verbrennen. Dadurch wurde der Wirtschaftskonflikt zu einer Staatsaffare. Als Sizabulos mir einer zweiten Gesandtschaft auf einen Vertrag drang, wies der Perserkonig die ehemaiigen Verbi.indeten bri.isk ab. Einige Mitglieder der Delegation seien sogar vergiftet worden, behaupteten die Ti.irken; die Perser meinten, sie seien nur dem heilien Klima zum Opfer gefallen." Chosroes fiirchrete offensichtlich, die Kontrolle i.iber das eintragliche Seidengeschaft zu verlieren. Seide wurde damals im Westen beinahe mit Gold aufgewogen: Der Preis fiir ein Pfund (ca. 330 g) betrug unter Justinian 15 Solidi (also ca. 65 g Gold);" Doeh gelang es damals den Byzantinern, selbst eine Seidenkultur aus der Sogdiane in die Hand zu bekommen; die hochpolitische Schmuggelaffare, in der zwei indische Monche eine Hauptrolle spielten, machte den Westen freilichnoch nicht unabhangig von Seidenimporten, die ehinesisehe Seide blieb begehrenswert. 15 Diese Karte wollte der Perserkonig nicht aus der Hand geben. 567 ersehien eine persische Gesandtsehaft in China", wohl urn eine Eindammung der ti.irkischen Macht vorzuschlagen. Auf diesem weltpolitischen Sehaehbrett taten nun die Ti.irken den logisehen Zug: Sie wandten sich an Byzanz. Von dem nun folgenden Gesandtenaustausch sind wir durch Menander gut unrerrichtet. Wieder hatten die weltgewandten Sogder die Initiative ergriffen, und ihr Fi.irst Maniach wurde von Sizabulos mit der Leitung der Mission in Konstantinopel betraut. Die Gesandtschaft erschien Ende 568 in der Kaiserstadt, brachte als Geschenk Seide in betrachtlichem Wert rnit und schlug einen Freundsehaftsvertrag vor. Nicht zuletzt ging es auch darum, die persischen Zwischenhandler aus dem Seidengesehaft auszuschalren. Letzteres di.irfte, bedingt durch den mi.ihseligen und gefahrlichen Weg, kaum gelungen sein; aber das Bi.indnis wurcie mit feierliehen Eiden besiegelt.'? Der Kaiser erkundigte sich genau nach den Verhaltnissen bei dem neuen Bi.indnispartner. Das riesige Reich wurde damals von vier Fi.irsten regiert, die Oberherrschaft aber tiihrte Sizabulos. IS Die Ti.irken zahlten auch, wie i.iblich, die unterworfenen Volker auf. Die Byzantiner interessierten sich besonders fiir die Awaren, die sich gerade in Pannonien festgesetzt hatten. Justin schickte zur Bekraftigung des Bi.indnisses im Spatsornrner 56917 einen seiner hochsten Militars auf die weite Reise zum Ti.irkenkhagan: den Heermcister [2
Die Entdeckung
Europa:
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des Orients, Zemarchos, also immerhin den Oberkommandierenden cines evenmellen Perserkrieges. Das zeigt, daf man sieh von den Tiirken sehr handfeste milirarische Untersti.itzung erwartcte. In Begleitung des Maniach gelangte der General nach Sogdien, wo ihm die Ti.irken einen seltsamen Empfang bereiteten: Zuerst bot man ihm Eisen zum Kauf an - die T'u-kiie waren als Schmiede grolsgeworden, was eine wichtige sakrale Bedeutung besaf - und dann nahmen Schamanen mit Feuer eine Geisteraustreibung an ihm vor." SchlieGlich gelangte man zum "Ektag", dem ,Goldenen Berg', in dessen Nahe die Residenz des Khagans lag.'1 Sizabulos beni.itzte die Gelegenheit, den Rornern auf diskrete Art und Weise seine Schatze vor Augen zu fi.ihren. Zemarchos durfte den Khagan auch auf einem Zug gegen die Perser begleiten, wohl versorgt mit einer kirgisischen Sklavin und zwanzig Dienern. SchlieGlich gab der Khagan ihm auf den Heimweg wiederum einen eigenen Gesandten mit, einen gewissen Tagma- Tarkhan." Menander beschreibt den beschwerliehen Reiseweg der Abordnung bis an das Kaspisehe Meer, dann entlang des Nordufers i.iber die Wolga, wo sie auf Oguren trafen, und schlieiilich i.iber den Kuban durch Feindesland naeh Alanien und ans Schwarze Meer. Die zweijahrige Reise des Zemarehos regte die Phantasie der Byzantiner sehr an; die Hauptstadt schwirrte bald von Geri.ichten und phantastischen Erz ahlungen i.iber das Land der Ti.irken, von denen sieh einiges bei Johannes von Ephesos erhalten hat.') Dieser erzahlt etwa, daB die Gesandten den Khagan weinend angetroffen hatten ; nach einer alten Weissagung ki.indige narnlich eine rornische Gesandtsehaft in dieser fernen Gegend den Weltuntergang an. ,Die Welt steht auf keinen Fall mehr lang': Vielleieht gab es in Konstantinopel wirklich Leute, die nach so ungewohnlichen Naehrichten dieser Meinung waren. Die ,Neue Welt' weit jenseits des Kaukasus loste groBe Befi.irchtungen und Hoffnungen aus. Doch Phantasten wie Realpolitiker wurden enttauscht ; das Bi.indnis mit den Ti.irken hatte trotz einer Reihe abenteuerlicher Gesandtschaftsreisen wenig spi.irbare Auswirkungen. Der Kaiser Freilich scheint lange auf die ti.irkische Karte gesetzt zu haben; der Partner im Osten bestarkte ihn darin, den Krieg gegen die Perser zu riskieren " - und er veranlafste ihn zu einer gefahrliehen Unterschatzung der Awaren. 1m Vertrauen auf die starken Spri.iche der Ti.irken gegen die awarischen ,Ameisen' und aus Ri.icksicht auf sie verhinderte er, wie Theophanes Byzantios betont, jahrelang jede Dbereinkunft mit Baian.
2.7. Die Entcleckung
Europas
An der Nordgrenze des Imperiums gerieten die Dinge immer mehr in Bewegung. Die Konkurrenzkarnpfe zwischen den Gentes wurden yon der byzantinisehen Diplomatic mit allen Mitteln angestaehelt. 559 hetzte man die U tiguren auf die pli.indernden Kutriguren, die man naeh ihrer Niederlage gegen jene untersti.itzte; gleiehzeitig war man mit den Awaren gegen beide verbi.indet; und gegen diese wiederum ging man einen Pakt mit den Ti.irken ein. Durch den so gesehi.irten Kampf aller gegen alle konnte sich der Kaiser nicht lange abgesichert fi.ihlen. Schneller als erwartet setzten sich die Awaren durch. Der Khagan harte wohl kaum den gesamten pontischen Raum unter Kontrolle gebraeht; aber er harte sein
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Die ataurische Wandcrung
liel erreicht: als Sieger iiber seine nachsten Konkurrenten an der Reichsgrenze zu stehen und hier aus einer Position der Starke weiterverhandeln zu konnen, Nach aller Erfahrung konnte der Kaiser nun die immer noch Verbundeten als Feinde betrachten. Er mulite mit einer Wiederholung der bedrohlichen Situation beim Zabergan-Einfall vor wenigen Jahren rechnen. Den Khagan aber offen als Gegner z u behandeln, dazu reichten die militarischen Krafte ebensowenig aus wie wahrend des Kutrigurenzuges. Mit allen Mitteln versuchte man die Awaren daher hinzuhalten. Eine awarische Gesandtschaft in Konstantinopel fordene nun das versprochene Land zur Ansiedlung auf Reichsboden. Das Tauziehen, das darauf folgte, erinnert an die Iangwierigen Verhandiungen, die [ruhere Kaiser mit verschiedenen Corenkonigen gefuhrt hatten. Es ging dabei im Grunde urn die Eingliederung in die rornische Kriegswirtschaft: Die Angesiedelten waren de jure kaiserliche Truppen, die regelmafiige Zuwendungen aus dem rornischen Militarbudger erhielten und yon den Bewohnern der Provinz rnit Nahrungsmitteln versorgt werden mu!Sten. Gieichzeitig erwarben sie eine Operationsbasis fur weiteren Druck auf die Reichsregierung. Dieses prekare .Adrianopel-Systern' harte fur die Romer imrnerhin den Vorteil, daB die Auseinandersetzung uberschaubarer wurde und daiS zwischen ,innere' und ,auBere' Barbaren eine Kluft getrieben wurde. Es bestand Freilich die Gefahr, daiS die barbarische Herrschaft auf rornisch-rechtlicher Grundlage sich vcrselbstandigte, wie in den Germanenreichen des Westens, deren Bekarnpfung Hauptziel der justinianischen Politik war.' Die awarischen Gesandten, die Land zur Ansiedlung besichtigen wollten, wurden also mit wenig Begeisterung aufgenommen. Auf den Rat des Generals justin.' machte der Kaiser ein geradezu .levantinisches' Angebot: jenen Teil der Provinz Pannonia II, in dem einst die Eruler gelebt hatten. Die Pannonia U nahm das nichr sehr ausgedehnte Gebiet zwischen Save, Donau und Fruska Gora "in, in dem die Metropole Sirmium lag; in dieser Stadt residierte der Gepidenkonig, lediglich ein Streifen an der Straiie nach Singidunum/Belgrad, urn die Ruinen yon Bassianael Petrovci, lag noch in rornischern Einflu!Sgebiet. Urn 51 2 hatte Kaiser Anastasius hier an der Gotengrenze versprengte Emler angesiedelt, die in den vierziger [ahren nur noch einige Tausend Mann zahlten, yon denen sich damals der grofste Teil den Gepiden anschloli.:' Dieses ausgesetzte Vorfeld der rornischen Verteidigungslinien lag zudem mitten im Spannungsfeld der Gepiden und Langobarden, das schon den Erulern zurn Schicksal geworden war. Die Awaren lehnren ab; sie wollten, so sagt Menander, nicht auBerhalb der .Scythia' leben. Damit kann, nach dem Wortgebrauch der byzantinischen Autoren, nur die Scythia minor gemeint sein, die byzantinische Provinz si.idlich des Donaudeltas.' Hier pflegten die awarischen Heere noeh wahrend der Regierung des Kaisers Maurikios zu iiberwintern, wenn sie im Feindesland blieben." Die auffallige ,Zuneigung' der Awaren fur die Scythia minor wird strategische Crunde gehabt haben; trotz aIler Siege rnulite man die Stepp en am Schwarzen Meer im Auge behalten, und auf der anderen Seite war es gunstig, moglichsr nahe am Zentrum des Reiches zu bleiben. Zudem fand man hier in ebenem Gelande genugend Weide fur die pferde. Wahrend die Verhandlungen sich ergebnislos hinzogen, harte der General einen awarischen Gesandten .umgedrehr' - "einen gewissen Kunimon, der ihm heirn1
Die Encdeckul'Ig Europus
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!icb zu versrehen gab, die Awaren verhandelten so und dachten anders ; sit hihr ten gemaGigte Wone im Mund und schutzten die maiivolle Haltung als verschlagenen Vorhang einer angebiichen Freundschaft gegen die Romer vor, damit sie die Doriau iiberschreiten konnten, ihre Absichten seien ganz anders. Sie woll ten narnlich sogleich naeh den'. Donaui.ibergang mit voller Heeresrnachr Krieg beginnen."" Der Aware Kunimon tragt den Namen des Gepidenkonigs Kunimund ; es ist nicht auszuschliefsen, daf Meriander seine Vorlage miSverstanden hat und in Wirkliebkeit ein Gesandrer des Cepidenkonigs vor den neuen Nachbarn warnte. DaB die Byzantiner barbarische Gesandte zu bestechen versuchten, bestatigt allerdings aus erster Hand Priskos, den ein solches Unternehrrien bei Auila fast den Kopf gekostet hatte." Der awarische Doppelagent kormte sich durchaus als Germane dem Awarenheer angeschlossen haben und gerade wegen seiner Kenntnis der Verhaltnisse an der Donau der Gesandtschaft mitgegeben worden sein. Zu den ,Logades' Baians kann man ihn wohl nicht rechnen." Justin spielte we iter auf Zeit; er schickte die Gesandten wiederum nach Konstantinope! und riet insgeheim dem Kaiser, sie dort moglichst lang zuriickzuhalten. Tatsachlich wurden sie unter allen moglichen Vorwanden aufgehalten, ohne daS man ihren Forderungen entgegenkam. Sie niitzten die Zeit, urn Waffen und Gewander einzukaufen. Daraufhin reichte Justinian das hei!Se Eisen wieder an Justin weiter und trug ihm auf, der Gesandtschaft auf der Riickreise die Waffen abzunehmen. Dadurch legten die Romer die Karren auf den Tisch; "das schon lange gespannte Verhaltnis arrete in offene Feindschaft aus" ." Inzwischen harte Justin seinen Majordomus Bonus rnit der Organisation der Verteidigung betraul." Was nun geschah, bleibt dunkel, denn das Menander-Fragment brichr an dieser Stelle ab. Manchmal wird eine Nachricht der sogenannten Chronik yon Monemvasia (urn 900)" daiiir ins Treffen gefuhrt, daf der Kaiser den Awaren schlicfilich doch entgegengekommen sei. Es heigt darin, Justinian habe den Awaren gestartet, sich in der Stadt Durostorurn/Silistra in Moesien niederzulassen." Es liegt allerdings nahe, an einen Irrtum der .Chronik' zu glauben, in der die Unterscheidung zwischen Awaren und Slawen verschwimmt; denn als Justin II. 565 die Regierung iibernahm, standen die Awaren noch immer jenseits der Donau. '4 Aueh wenn es zu Karnpfen gekommen sein sollte, das Awarenheer legte eine auffallige Zuruckhaltung an den Tag. Der alte Belisar und sein ,Ietztes Aufgebot' rnuliten diesmal jedenfalls nicht mobilisiert werden. Dagegen rnachte das Awarenheer ganz woanders yon sich red en : Endang der alten Einfallstra!Se der Steppenvolker nordlich der Karpaten zog es gegen das Frankenreich, Kurz nach dem Tod Chlothars I. (5. Dezernber 561) blieb sein Sohn Sigibert "in Thuringia iuxta Albim fluvium" Sieger iiber die Streinnachr des Khagans. '5 Dieses Datum ist der einzige Anhaltspunkt fi.ir die Chronologie der Jahre 558-565. Dblicherweise wird das Tauziehen an der Donau auf 561-62 datiert, der Frankenzug auf 562. Allerdings gibt es keinen Grund, der gegen eine umgekehrte Reihenfolge spricht. Der Angriff auf die Franken ware geographisch leichter an die Pli.inderung des Ant enreiches nordostlich des Karpatenbogens anzuschlieBen. Zudem wiirde darnit eine sonst unerklarliche Kehrtwendung der awarischen Politik aus der Welt geschafft. Denn die Franken waren darnals einer der gefahrlichsten feinde des Imperiums. Sie bedrohten die Konsolidierung der byzantinischen Position in Oberiralicn, und
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Die Ent.decleung
Die aic.iriscbe Wimdenmg
der Irankische Dux Amingus harte soeben den Truppen des Narses an del' Etseh eine blutige Schlacht geliefert. ,6 Den Gefallen, den Franken in den Rucken ZLl fallen, machten die Awaren dem Kaiser wohl eher vor als nach dem .Kahen Krieg' an der Donau. Fur diese Variance spricht schliefslich, daB del' ,Magister militurn per Armeniam' Justin vermudich erst nach dem Friedenschluf rnit den Persern (En de 56r) aus Lazike abberufen wurde. 17Zum jahr 563 stellt Victor Tonnensis .e die "erste" Gesandtschaft del' Awarcn, die Justinian "cum donis rnaximis" entlieB; das paBt nicht ganz zu den bei Menander berichteten Ereignissen, aber es konnte sich urn eine Verdichtung mehrerer Gesandtschaften handcln. Die Datierung Victors hinkt in dieser Zeit oft urn ein bis zwei Jahre nach, doch konnte sie hier auf die Verwieklungen an der Donau 563 zutreffen. Den Frankenzug konnte man dann ,62 ansetzen, Es liegt immerhin "nahe, hinter dern awarischen Ritt an die Elbe die ostrornisehe Diplornarie zu vermuten"19, ob es nun der Vertrag van 558 war oder ein nach der Gesandtenaffare zustandegekommenes Ubereinkommen. zc Doeh kann das nicht die ganze Erklarung sein. Denn wenige Jahre sparer wiederholre der Khagan aus ebenso undurchsiehtigen Gri.inden den Angriff auf den entlegenen Nordosten des Frankenreiches. Es war das Jahr, nachdern der neue Kaiser Justin dem Targitios mit schroffen \Vorten jcde Tributzahlung verweigert harte. Bei dies em Zug im Jahr 566 erlitt die frankische Streitmacht eine schwere Niederlage.' Die Awaren standen, wie der Chronist verrnerkt, mit magischen Krafren im Bunde und iahrnten den lrankischen Widerstand durch allerlei Fantasrnen. Dabei geriet Konig Sigibert selbst in awarisehe Gefangensehaft. Doch er befreire sich rasch aus dieser milslichen Lage: "Die er nicht dureh Taplerkeit in der Schlacht iiberwinden konnte, iiberwand er dureh die Kunst des Schenkens. "'j Die Franken hatten also von den Rornern nichr nur gelernt, siegreiehe Feinde mit ,Geschcnken' zu versohnen, sondern auch diese peinliche Tatsaehe mit schon en Worten zu bernanreln. In einer neuerliehen iiberraschenden Wendung schlof der Khagan ein Bi.indnis rnit dem Frankenkonig und versprach, gegen Verkostigung seines anscheinend schlecht versorgren Heeres binnen drei Tagen abzuziehen. Der Vertrag iiberrascht: warum der grofsangelegte Zug gegen das Frankenreich, wenn man sich nach einern glanzenden Sieg durch "Mehl, Hulsenlruchte, Sehafe und Rinder":" zufriedenstelleri lieB? Wieder sehen viele Forscher byzantinische Diplornaren am Werk, obwohl wir wissen, JaB Justin II. erst kurz vorher einer awarischen Gesandtschait eine Abfuhr erteilr harte." Andere glauben, Sigibert harte den Awaren in diesem Vertrag den ,germanischen Osten' abgerreten und sahen darin den Beginn der Sbwcnsiedlung an Elbe und Oder, was Fritze zurecht zuruckweist." Kaum haltbar ist auch die Auffassung, Baian habe durch den Vertrag Sigiberts Untersti.itzung gegen die Gepiden erreicht.? Warum zag Baian zweimal hintereinander einern Angriff auf die imrner noeh reichen Balkanprovinzen die Expedition in Gebiete vor, in denen auiler Versergungsschwierigkeiten nichts zu erwarten war? Die durehschaubaren Interessen der kaiserlichen Politik konnen dem Historiker keine ausreichende Erklarung tiir die Motive des Khagans !iefem. Auch die Argumentation, fur einen Angriff auf das Reich seien die Awaren noch zu schwach gewesen, kann das ebenso riskante Unternehrnen an der Elbe nicht erklaren; gerade wenn man sieh vcrgegenwartigt, wie alltaglich barbarische Raubzuge auf dem Balkan geworden waren. DaB "der U
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Schatten von Narses und Belisar in den Awareniagern Angst und Schrecken verb rei tete" , ist kaum anzunehrnen.' Erklart man die awarischen Unternehmungen jener Jahre nul' mir ihrer Angst oder ihrer "probyzantinischen Politik"'9, impliziert man damit, daE sie keine eigene Strategie gehabt hatten. Doch barbarische Gentes sind nicht bloE Schachfiguren imperialer Politik. Schon Ernst Stein bernerkte, daE "die Diplomatic der Awaren eine GroEzi.igigkeit und Logik zeigr, die z ur Kulturstufe des Volkes in keiner Beziehung steht und der rornischen ebenbi.irtig ist.">" Die awarische Politik ist treilich schwieriger zu erfassen, da sie nur aus den Zeugnissen des Gegners zu erschliefsen ist. Zudem findet sich der Historiker noch heute in imperialer Staatsrason besser zurecht als in der Strategie eines Nomadenherrschers. Diese Schwierigkeit sollre jedoch niche dazu fiihren, daB barbarisehe Politik i.iberhaupt nicht erklart wird. Fragt man nach ihren Bedingungen, so hEt sich durchaus ein innerer Zusammenhang herstellen, aueh wenn dieses Bild hypothetisch bleibt. Ein solcher Erklarungsversuch darf sich nicht bloE an unseren Vorstellungen van politischer Niitzlichkeit orientieren, denen etwa die beiden Frankenzi.ige Baians kaum gerecht werden. Genauso handlungsleitend waren Ideen von Legitimitat, Prestige und Bewahrung, die in der kultischen Sphare verwurzelr waren. Sie waren entscheidend fur den Zusammenhalt cines barbarischen Gemeinwesens und fur den Erfolg seines Herrschers. Die Fuhrungskunst des Khagans bestand darin, diese iiberlieterten Legitimationsformen der machtpolitischen Realitat anzupassen und umgekehrt die Realitat im traditionellen Sinn zu interpretieren. Die alnurkischen Inschriften und die im Theophylakt-Exkurs erhaltene Siegesbotschaft des Ti.irkenkhagans zeigen eine solche rituell formalisierte Selbstdarstellung eines Steppenfursten." Wesentliches Element darin ist, nach Himmelsrichtungen geordnet, die Aulzahlung der unterworfenen Volker. Konstitutiv fur ein Steppenreich dieses Typs war es, die Nachbarn auf allen Seiten besiegt zu haben. Das erfordert keine tatsachliche Kontrolle iiber diese Volker. Ebenso wie die Ti.irken noeh nach Jahrzehnten die pannonischen Awaren als ihre Untertanen betrachten und diese Frage sogar zum springenden Punkt ihres Verhaltnisses zu Byzanz machen", beansprucht Baian vom fernen Karpatenbecken aus die Jahrgelder der Kutriguren und Utiguren an der Maoris, "weil Baian diese Volker nun gewiil beherrschre'"." Der Sieg des Khagans uber aile erreichbaren gentilen Konkurrcnten begri.indet also ein bestimmtes rituelles Ordnungsverhaltnis und legitimien seine Herrschaft. Es ist kein Zufall, daB die erste awarische Gesandtschaft sich vor Justinian ruhmt, "alle" Feinde besiegen zu konnen, und sparer der Awarenkhagan VOl'dem Gesandten Theodoros behauptet, Herr aller Volker zu sein." Noeh ausgepragter ist diese Vorstellung bei den Turken; Turxanthos versichert: "Mir untersteht ja die ganze Erde, begonnen vorn iiuGersten Osten, authorcnd im auEersten Westen. "J\ Tatsachlich gelang es Baian, innerhalb weniger Jahre aile gentilen Konkurrenten aus dem Feld zu schlagen. Irn Fall der Franken ist es offensichtlich, daf es nicht um eine Eroberung auch nur von Teilen des Frankenreiches ging. Entscheidend war, dail man die Niederlage yon 562 nicht auf sich sitz en lieB; die rituelle Rangordnung mulite hergestellt werden, wollte sich der Khagan tatsachlich vor seinen Kriegern als ,Welt'-Herrscher legitimieren. Eine ahnliche Bedeutung hatte
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Entscbeidende Jahre
vielleicht die seltsarne Klausel irn Pakt mit den Langobarden von 566167, Jag diese den Awaren ein Zehncel ihres Viehs i.iberlassen mufsten." Hauptziel des ersten Jahrzehnts awarischer Politik war also die Erringung der Hegemonie im Barbaricum und dadurch die Festigung der Stellung des Khagans in einem wachsenden polvethnischen Kriegerverband. Ein zu schncller GroBangriff auf das Reich harte diese Strategie gefahrdet. Erfahrungsgernaf spalteten sich pliindernde Barbarenverbande auf Reichsboden hiufig auf, wie es auch 558/59 dem Heer Zabergans geschah.'? Ein fri.iher MiBerfolg harte Baian iiberhaupt seine Position gekostet. Er beschrankte sich daher zunachst auf grolle Forderungen und kleine Scharmi.itzel. Durch diese vorsichtige Strategie legte der Khagan die Basis fur die gentile Croiimachrpolitik der folgenden Jahre.
hielten. Er trug ein leuchtend weilics und purpurnes Gewand, einen golden en Umhang und goldenen Gurtel sowie purpurne Stiefel aus parthischern Leder. Der ganze Saal war verschwenderisch mit Gold, Edelsteinen und kostbaren Teppichen und Ti.ichern ausgestattet. Urn den Kaiser hatte in langen Sitzreihen der Senat Platz genommen, zum Eingang hin stand die Garde in kostbaren Uniformen. Die aufwendige imperiale Reprasentation konnte ihre Wirkung auf die Barbaren nicht verfehlen, die nun hereingefi.ihrt wurden. "Sic glaubten, dag der rornische Palast ein zweiter Himmel sei" - bei aller Selbstgefalligkeit des Panegyrikers ist diese Behauptung kaum i.ibertrieben. Generationen barbarischer Krieger gaben ihr Leben, urn einen Abglanz der Prachtentfaltung des ,Neuen Rom' zu erkamplen. Die .imitatio imperii' war Grundlage barbarischer Herrschaft; sie band Imperium und Barbaren in widerspri.ichlicher, aber unaufloslicher Weise aneinander." Nachdem die awarischen Gesandten, entsprechend dem Hofzeremoniell, sich dreimal vor dem Herrscher zu Boden geworfen hatteri, i.iberbrachten sie die Botschaft des Khagans.? Corippus !aB, die Exoten aus dem Norden hauptsachlich i.iber Schnee und Eis sprechen, was wohl eher die geographischen Vorstellungen des Autors wiedergibt als die Worte der Gesandten. In diesem Zusammenhang ist auch die Bernerkung, daf das Perserreich von den Awaren den Frieden erkaufen mulite, weniger aussagekraftig als sich der Erforscher der awarischen Vorgeschichte wi.inschen wi.irde; den Euphrat wird kaum ein Awarenheer uberschritren haben, wie hier behauptet wird. rc Dennoch sind der Rede des Targitios auch aktuelle Informationen zu entnehmen. Das Heer Baians harte demnach an der Donau die Zelte aufgeschlagen. Der Gesandte ri.ihmte sich, wie i.iblich, eine Reihe von Volkern und Konigreichen unterworfen zu haben. Und er forderte die ublichen Jahrgelder, die Baian unter Justinian erhalten hatte. Der Vertrag yon 558 hatte also wahrscheinlich die Turbulenzen yon 563 i.iberdauert. Doch nun wies Justin die Awaren ab. Er betonte, die ,Geschenke' [ustinians seien freiwillige Gaben gewesen, auf die die Awaren keinen Anspruch hatten. Er drohte unverhohlen rnit den guten Beziehungen der Romer zum ti.irkischen Khagan Scaldor! Askel/Istarni und ]jell auch den Hinweis auf die Flucht der Awaren aus ihrer Heimat im Osten nicht aus. U nd er rneinte, die Romer wi.irden sich bei einem awarischen Angriff zu verteidigen wissen. Sowohl die Forderung der Awaren als auch [ustins Abweisung bestaugt der Bericht Menanders iiber dasselbe Ereignis." Die beiden Reden, die auch er zitiert, gibt er Freilich etwas anders wieder; Targitios ist in dieser Version wesentlich umganglicher." Allerdings fordern die Awaren - nach Menander - sogar mehr Geschenke als bisher; es handelte sich laur Menander vor allern urn goldene Ketten, Ruhebetten und andere Luxusartikel. Justin erwidert, das bestc Geschenk sei es, den Awaren gehorig Angst einzujagen, damit sie nicht wagten, die Romer anzugreifen, was sie das Leben kosten wi.irde. Am unfreundlichsten ist der Kaiser in der Version des Johannes von Ephesos.' J Hier beschimpft er die awarischen Gesandten als tote Hunde und droht darnit, ihnen die Haare abzuschneiden. Dann !aBt er sie, angeblich 300 Mann stark, ein halbes Jahr in Chalked on internieren und befiehlt ihnen schlieGlich, sich nie mehr blicken zu lassen. Der Zwangsurlaub am Marmarameer kuriert schlielilich die Barbaren yon ihrer Angriffslust. Der Platz, den die Gesandtschaft von 565 bei den verschiedenen Autoren einnimmt, und die verschiedenen Ausschmuckungen, die
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2.8. Entscheidende
Jahre
In der Nacht des 14.November 565 starb der siebenundachtzigjahrige Justinian, und am nachsten Tag trat sein Neffe und Nachfolger Justin II. die Regierung an. Yon Anfang an machte er klar, daf er eine andere AuGenpolitik verfolgte. Zum Unterschied von seinem Vorganger legte er sich den Beinamen .Pacificus' bei. Das bedeurece keineswegs, daf er rnit den Nachbarn in Frieden zu leben beabsichtigte; ganz im Gegenteil war das ein bewufster Ri.ickgriff auf die altromische T ugend, die Pax Romana rnit allen Mitteln zu verteidigen.' Die oft kritisierte diffizile Beschwichtigungspolitik ] ustinians sollte aufgegeben werden. Entscheidend fi.ir diesen Schritt war nicht so sehr die angespannte Finanzlage' - Kriege kamen meist teurer als ein erkaufrcr Frieden - sondern ein Versuch, das angeschlagene Prestige des lmperiums zu verbessern. In diesem Sinn ist es vielleicht passend, wenn Michael Syrus, ein syrischer Chronist der Kreuzzugszeit, Justin als den "Ietzten Franken", also: den letzten Romer, auf dem Kaiserthron bezeichnet.' Der neue Kaiser lieB seine Thronbesteigung auf durchaus altrornische Weise mit einern lateinischen Panegyric us feiern. Das Gedicht des Corippus ist bis auf die ersten Zeilen erhalten; die Uberlieferung setzt gerade don ein, wo Justin als Herr der Awaren gefeiert wird: ,,]enes schreckliche Volk mit den schlangenartigen Haaren, roh und Iurchtbar anzusehen, harte Krieger, deiner Herrschaft unterworfen und bereit zu dienen, bitten sic demiitig und mit aurgelostem Haar im Audienzsaal urn Frieden.":' DaB die Gesandten Baians vor dem Kaiser zu Kreuz e krochen, stimmte Freilich nur im Sinn des Hofzerernoniells. Dennoch ist die Beschreibung, die der Dichter vom Aultreten der Botschafter gibt, aufschlubreich: die imperiale Prachtentfalrung, die Corippus ausschweifend beschreibt, genauso wie das Selbstbewulitsein der Barbaren, die sich nicht scheu ten, auf dem "Olymp" des Reiches ihre Forderungen zu stellen.' Bereits am siebenten Tag seiner Herrschaft wurde die awarische Gesandtschaft, die sich wohl gerade in Konstantinopel aufhielt, zurn Kaiser vorgelassen." Fi.ihrer der Gesandtcn war Targitios (Corippus nennt ihn Targites)", einer der wenigen bekannten awarischen Wi.irdentrager. Justin bot fur die Audienz alle Mittel auf, urn die Barbaren zu beeindrucken. Im groben Audienzsaal harte er auf dem gewaltigen und aufwendig geschmi.ickten Thron Platz genommen, flankiert von gefli.igelten Siegesgortinnen, die einen golden en Lorbeerkranz i.iber sein Haupt
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2.
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sie erfahrt. zeigen, daf Justins Auftreten die Byzantiner beeindruckte. Es verkorperte eine Politik der Starke, die dem rornischen Selbstbewufitsein schmeichelte; auch als man schon [angst wuiite, wie die Geschichte weiterging. Immerhin hatte justins Geste zunachst den gewi.inschten Erfolg; der angedrohte Angriff blieb aus, und Baian wandte sich zunachst, wie auch Menander schreibt, gegen die Franken. '4 Daf es wirklich die Angst vor den rom ischen Waffen war, die den Khagan von einem Angriff auf Reichsgebiet abhielt, ist wenig wahrscheinlich. Vielleicht spielte die riirkische Bedrohung eine gewisse Rolle. Die Versorgung des Heeres durfre ebenfalls Schwierigkeiten gemacht haben. Der Winter 566 war ungewohnlich hart; Marius von Avenches berichtet, daB in seiner Heimat funf Monate lang Schnee lag. Die Franken hatten nach ihrer Niederlage in diesem Jahr den Awaren Nahrungsmittel zu liefern; im folgenden Jahr rnufsten die Langobarden fur das Bundnis einen Teil ihres Viehs abtreten. Das war fi.ir den Moment wohl wichtiger als die goldenen Ketten und Ruhebetten, die es in Byzanz zu holen gab. Die Basis fur einen Angriff auf das Imperium mulite zunachst sichergestellt werden. Die Wendung nach Westen hangt sicher auch mit dem eskalierenden Konflikt zwischen Langobarden und Gepiden zusamrnen, in den die Awaren bald hineingezogen wurden. Die Gepiden hatten nach 453 aus der Konkursmasse des AttilaReiches den Lowenanteil erkampfr; ihr Reich umfallte die ostliche Halite des Karpatenbeckens und Siebenbi.irgen, ihr Konig Kunimund residierte in Sirmium, nicht weir von der rornischen - und der langobardischen Grenze. Die Langobarden hatten 508 das Erulerreich in Sudrnahren und Niederosrerreich iibernornmen und waren rnit der Zeit nach Siidosten vorgeriickt ; das Zentrum ihres Machtgebietes lag nun in Pannonien, das sie bis auf das Gebiet von Sirmium kontrollierten. Der von den Rornern geschi.irte Machtkampf der beiden Gentes flammte 565 wieder auf; die zunachst geschlagenen Gepiden sicherten sich die byzantinische Untersti.itzung mit dem Versprechen der Herausgabe Sirmiums, hielren diese Zusage naeh dem Sieg von 566 aber nieht ein.'6 Der Langobardenkonig Alboin wollte diese Niederlage nicht auf sich sitzen lassen. Einst hatten die Gepiden gegen ihn die Kutriguren ins Land gerufen; nun sandte er eine Gesandtschaft zu Baian. Diese mu£te den Khagan erst zu einem Bi.indnis uberreden. Sie verwies auf die rornische Unterstiitz ung fur die Gepiden; eine Verniehtung des Gepidenreiches wiirde auch Kaiser Justin treHen, der den Awaren so feindlieh gesinnt sei, Nach der Besetzung der Gepidia konnten Awaren und Langobarden gemeinsam in Scythia (minor) und Thrakien einmarschieren und sogar Konstantinopel angreifen. "Die langobardischen Gesandten betonten ferner, ein Krieg gegen die Romer liege im eigensren Interesse der Awaren, weil ihnen andernfalls jene zuvorkommen und mit allen Mitteln die Macht der Awaren niederwerfen wi.irden, wo irnrner auf Erden sie sich befanden.'
Entscheidende Jahre
Die aiuurische W,mdeTUng
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unvcrzuglicli ein Zehntel des gesamten Viehbestandes der Langobarden i.iberliegen; fur den Fall cines Sieges sollten sie die Halfte der Beute und das ganze Gepidenland haben.«d Das Verhandlungsgeschick des Khagans setzte sich durch; Alboin war offensichtlich bcreit, einen hohen Preis zu zahlen, urn eine Entscheidung gegen den gepidischen Erbfeind herbeizufuhren. Kunimund sah nun ein, in welche Zwickrnuhle er geraten war; noch einmal lief er den Rornern die Ubergabe Sirmiums zusagen. Gleichzeitig versuchte auch eine langobardische Gesandtschaft den Kaiser zu einem Bi.indnis zu bewegen. Oer Kaiser entschlof sich, der Tragodie ihren Lauf zu lassen, und verabschiedete die Gepiden mit vagen Versprechungen. Damit nahrn das Schicksal des Gepidenreiches, das 567 von beiden Seiten angegriffen wurde, seinen Lauf. Kunimund entschlo£ sich, zuerst gegen die Langobarden zu ziehen; auf dem Schlachtfeld ver lor er Konigturn und Leben, angeblich von Alboins Hand, das Gepidenheer wurde zersprengt. Alboin machte groGe Beute, darunter Kunimunds Tochrer Rosamunde, die er zur Ehe zwang. "Das Geschlecht (genus) der Gepiden kam so herab, daB sie von da an keinen eigenen Konig hatten, sondern alle, die den Krieg iiberlebten, sind entweder den Langobarden unterworfen, oder sie seufzen bis heute, der harten Herrschaft der Hunnen unterworfen, die im Besitz ihres Landes (patria) sind."19 Die Awaren konnten ohne gro£ere Kample das Gepidenland an der Theif besetzen; eine romische Armee unter Bonus bernachtigte sieh Sirmiums und einer Reihe illustrer gepidischer Fluchrlinge.:" Auch die andere Halfte des Karpatenbeckens sollte kampflos in die Hande der Awaren fallen. Am z.April 568, dem Ostermonrag, setzte sich unter der Fi.ihrung Alboins eine Wanderlawine nach Italien in Bewegung; Gepiden, Sarrnaten, Sueben, Pannonier, Noriker, moglicherweise Bulgareri" und sogar Sachsen sehlossen sich dem Langobarclenheer an." Angeblich harte Alboin mit den Awaren vereinbart, ihnen Pannonien zu iiberlassen, wenn sein Yolk zweihundert Jahre lang das Recht zur Ri.ickkehr behalren wurde." So wenig realpolitisch diese Bestimmung ist, sie zeigt doch, wie sehr die gentile Tradition die Verbindung zur alren Heimat bewahrte: Auch die italischen Ostgoten betrachreten Pannonien als Heimat, und Eruler und Vandalen hatten noch lange nach ihrer Auswanderung Kontakte in die Herkunftsgcbiete.
In wenigen Jahren harte sich die politische Geographie Ostrnittelcuropas grundlegend verandert, Die dramatischen Ereignisse von 565-68 sprachen die Phantasie an. Ais nach 590 wahrend des Awarenkrieges unter Maurikios ein gepidischer Raubrnorder aufgegriffen wurde, behauptete der junge Mann, seinen kostbaren Besitz in der letzren Schlacht Kunimunds von einem Sohn Alboins erbeuter zu haben. '4 Er harte sozusagen die gentile Tradition, der keine Gens mehr entsprach, zu seiner person lichen Geschichte urngedeutet. Die Origo gentis Langobardorum tradierte das Geschehen in Italien, und die Gestalt Alboins wurde bald von Sagen umwoberi." Auch die Zeitgenossen empfanden die Ereignisse als Veranderung, wie zahlreiche, oft sehr lakonische Nachrichten daruber in den Chroniken zeigen. Die politischen Hintergri.inde des Geschehens werden aus den Quellen leider kaum deutlich; hier ist der Entwurf des Historikers gefordert.
J2
2.
Die ataarische W',mdenmg
2.9. Zeitenwende
568
Die awarische Bcsetzung des Karparenbeckens und der Abzug des Langobardenheeres markiert iiblicherweise das Ende der Volkerwanderungszeit, ja sogar der Antike, und den "Anbruch des Mittelalters".' Die Ercignisse van 567/68 gelten als entscheidend fiir das spatere Schicksal Ostmittclcuropas. Wie der Historiker dazu steht, driickt sich auch in seiner Interpretation aus. Wenige politische Entscheidungen des Fruhrnirtelalters sind von modernen Historikern so sehr - und aus so verschiedenen Blickwinkeln - kritisiert worden. "Indem die Schwaben die altesten Sitze der Germanen zwischen Elbe und Oder raurnten, die Gepiden der Vernichtung anheimfielen, Alboin mit den Seinen nach Italien abriickte, die Awaren an der Donau ihre Stellung einnahmen, war diesen und ihrem Gefolge, den Slawen, der ganze Osten, so we it ihn die Germanen beherrscht hatten, preisgegeben." So faEt etwa Miillenhof, von Kollautz mehrfach zustimmend zitiert, das Ergebnis jener Jahre zusammeri.' Nicht zufallig schwingt in vielen alterer; Darstellungen deutscher Historiker Milsbilligung mit. Einer Zeit, die den .deutschen Osten' zur Lebensfrage der Nation rnachte, muiite die Handlungsweise Alboins oder Sigiberts schwer verstandlich erscheinen. Die Ereignisse sind ein Lehrstuck gentiler Politik: Der Gerrnanenkonig Alboin dachte weder germanisch noch territorial; was fiir spatere Historiker wie Ludwig Schmidt "ein schwerer politischer MifSgriff"l war, die Zerstorung des Gepidenreiches und die Raumung des Karpatenbeckens, machte gerade Alboins Erfolg aus. Auch Justin II. wird es als Fehler angekreidet, das Gepidenreich als Ordnungsfaktor an der Donau geopfert zu haben. Doch das entsprach einem traditionellen Prinzip imperialer Diplomatie: Narnlich den hungrigen Gegner gegen den satten zu unterstiitzen, barbarische Reiche nicht zur Ruhe komnien zu lassen, wie man es schon bei Odoaker, den Vandalen und den Ostgoten gemacht hatte. Diese Srraregie wirkt auf den ersten Blick widersinnig, denn immer wieder handelte man sich fiir einen weniger bedrohlichen Feind einen gefihrlicheren ein: Start einern berechenbaren Gepidenkonig, der mit seinem Bischof in der alten Kaiserstadt Sirmiurn residierte, einen angriffslustigen Awarenkhagan. Die kaiserlichen Strategen konnten wohl kaum so wie Avenarius ' darnit rechnen, an Stelle der "zu teuren" Gleichgewichtspolitik eine "verlamiche Biindnisbeziehung" zu Baian aufzubauen. Aber konnre ein stabiler barbarischer ,cordon sanitaire' uberhaupt im Interesse des Reiches sein? Die Gepiden bedienten sich zuuehmend der Kunstgriffe kaiserlicher Politik und schick ten etwa Kutriguren und Slawen auf Pliinderungsziige ins Reich, ohne sich selbst die Hande schmutzig zu machen. j Sirmium, nach Attilas Tod in Triimmern, mug unter gepidischer Herrschaft einen Aufschwung genommen haben- unter Kunimund war es Residenz, Bischofssitz und Miinzstarte, die Befestigungsanlagen waren stark genug, urn 567, gleich nach dem Einzug der Byzantiner, einer awarischen Belagerung standzuhalten." Man harte in Konstantinopel Grund, den Konkurrenten mehr als den Gegner zu fiirchten; nicht zuletzt deshalb, weil ein funktionierendes barbarisches Gemeinwesen dem iiber Steuerdruck und Biirokratie verdrossenen rornischen Burger leicht als Alternative erscheinen rnochte - man denke nur an das beriihmte Gesprach des Priskos mit
Zeiter/wende
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einern griechischen Kaufmann am Hof Attilas." \y'en:1 Prokops Larnento in seiner Geheimgeschichte nur einigermaEen die Stimmungslage der Provinzialen wiedergibt, hatte die Bevolkerung der Balkanprovinzen nicht mehr viele Grunde, die kaiserliche Administration, oft ohnehin durch barbarische Militars vollstreckt, einer Barbarenherrschaft vorzuziehen. DaE Alboins Erfolg in Italien nicht zuletzt darauf beruhte, ist bekannt. Gegen die eben aus den Steppen Innerasiens aufgerauchten Awaren konnte die irnperiale Propaganda besser Front machen als gegen die vertrauten Gepiden; nicht zufallig verwendet Corippus in seinem Kronungsgedicht tiir Justin die awarischen Gesandten als barbarischen Kontrapunkt zur Glorie des Kaisers. Die Bevolkerung von Sirmium, die gotische und gepidische Herrschaft ertragen harte, geriet vor den Awaren in Angst und Schrecken, w ie eine Ritzinschrilt auf einem Ziegel bezeugt." "Deus adiuta Rornanis", dieses Notstandsprogramm lieE noch Herakleios vor der awarischen Offensive von 626 auf Miinzen schlagen, bezeichnenderweise die Ietzte lareinische Munzinschrift des Ostens." Man nahrn dafiir in Kauf, was den westlichen Historiker schmerzt, der sich in der gegenteiligen Tradition verwurzelt sieht: Mir der Basis fiir die Barbarenstaaten an der Donau wurde die rornische Zivilisation hier i.iberhaupt bis auf Rudimente zerstort, Dafiir blieb Byzanz das Schicksal des Westens, durch barbarische Konigreiche auf lateinischer Grundlage " von innen aufgezehrt zu werden, e rspart. Diese Politik, der auch J ustinians Reconq uista entsprach, harte fiir Balkanund Donauraum zweifellos weitreichende Folgen; man wird ihr jedoch nicht gerecht, wenn man bloE justins ,Fehl'entscheidung yon 567 beklagt. Noch weniger Verstandnis bringen viele Forscher der Politik Alboins entgegen. Warum gestand der Langobardenkonig den Awarcn derartig giinstige Bedingungen zu? Immerhin iiberlief er dem Vertragsparrner, der dann gar nicht in den Kampf einzugreifen brauchte, das ganze Cepidenland mit einigen Draufgaben. Meist findet diese Frage eine psychologische Erklarung: Baians damonisches Verhandlungsgeschick, als er die langobardischen Gesandten bei eisiger Kalte wochenlang hinhielt. t r Bona fuhrt die langobardische Nachgiebigkeit zudem auf den zunehmenden slawischen Druck zuruck, was aber kaum entschcidend gewesen sein kann.!' In den Quellen finder sich kein Hinweis auf eine slawische Rolle bei den Entscheidungen dieser Jahre. '; Warum zogen die Langobarden schon ein Jahr nach ihrem Sieg aus dem so lang urnkampften Gebiet ab? Hautig wird behauptet, sie hatren es mit der Angst zu tun bekommen, als sich der awarische Gartner als Bock entpuppte; daher "blieb Alboin nach seinem Pyrrhussieg nur der Ruckzug nach Italien, wollte er nicht nut seinern Volk das grausame Schicksal der Gepiden, die harte Fron unter den Awaren, teilen.'''~ Auch Avenarius sieht Italien als "einzige Fluchtmoglichkeit" der Langobarden.' j Und Bona meint: "Die Zerschlagung des gepidischen Konigreiches erwies sich als verhangnisvoller Fehler der Langobarden. Sie sahen sich mit cinern Mal in eine verz.weifelte strategische Situation versetzt.'''6 Dagegen betont Hauptmann, die Langobarden seien freiwillig abgezogen": Goubert sieht Alboin sogar als "grand homme d'etat", der schon immer Italien im Visier gehabt habe": freilich ohne zu erklaren, warum man sich dann noch rnit den Gepiden schlagen rnulite. Den Awaren selbst wird kaum eine eigensrandige Strategic zugestanden. "Les Avares rr'entrenr vrairnent dans la grande politique qu' au suite des Lornbards ",
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2.
Die dwari5che W/andenmg
meint Goubert. '9 Manche fiihren ihren Einzug ins Karpatenbecken auf die drohende byzanrinisch-turkische Allianz zuruck, die zur Aufgabe des Schwarzmeergebietes gezwungen habe ", oder auf [ustins Abfuhr von 565, die sie die nachstbeste Gelegenheit ergreifen lie£." Baian als Objekt byzantinischer oder iangobardiseher Diplomatic, Alboin als Opfer awarischer Diplomatie, Justin als Opfer seiner eigenen Diplomatic und Kunimund als Opfer aller drei: Das sind die Variationcn, die in der neueren Literatur angeboten werden. Die Quellen, die nichts iiber die Motive der Akteure berichten, erlauben alle Hypothesen. Doch hatte die Wende yon 567i68 ihre Wurzeln weir in der Vergangenheit; verfolgt man den Wandel der Ausgangspositionen gentiler Politik im Karpatenbecken, wirkt auch das Drama um Alboin weniger unvermittelt. Wolfram hat das Karpatenbecken des spaten 4. und 5. Jahrhunderts zutreffend als "gentilen Ballungsraum" beschrieben "; fast alle groflen Invasionen des West- und Ostreiches nahmen yon hier ihren Ausgang. Es waren aber nicht ,fertige' Volker, die an der Donau auf die Gunst der Stunde warteten. Irn Grenzraum des romischen Reiches hatte sich ein barbarischer Kriegeradel gebildet, der in seincn Stammestraditionen verwurzelt war, aber den Lebensrnoglickeiten nachstrebte, die ihm das Imperium bot: Macht, Prestige und Reichtum, wie sie die alte Stammesgesellschaft nicht kannte. Der spatrornische ,Staat, den keiner wollte, be waltigte seine wachs end en inneren Spannungen rnit zunehmender Militarisierung. Das bot einer hochspezialisierten barbarischen Kriegerkaste, die zudem anfangs keiner der urn die Kaiserkrone ringenden Fraktionen angehorte, Raum zur Entfaltung. Viele gab en ihre Stammesbindungen auf, urn rornische Soldaten zu werden. Die rornischen Armeen, die Alarich oder Attila bekampftcn, waren oft nicht anders zusammengesetzt als ihre Gegner. Seit 378 wurde es immer aussichtsreicher, a!s gentiler Verband en bloc in den Reichsdienst iibernommen zu werden und dadurch traditionelle Zugehorigkeit und neue Erfolgschaneen zu verbinden. Ein solches Foderatenheer hatte gegeniiber den regularen Armeen den Vorteil, daf sein Zusammenhalt nicht nur auf regelmafligen Soldzahlungen beruhte. Ein gotischer oder anderer Traditionskern hatte das \'V'ertsystem der alten Stammesgesellschaft bewahrt und neuen Bedingungen angcpaiit. All jenen, die sich anschlossen, gab diese Kerngruppe den Namen und das Zusammengehorigkeitsgefuhl, das die bald als gemeinsam betrachtete Dberlieferung vermittelte." Die Starke dieser Gemcinsamkeit und der militarische Erfolg entschieden iiber das Schicksal der rasch wechse!nden gentilen Verbande, Nach Attilas Tod erlebten wenige Jahrzehnte den Aufstieg und Fall eines skirischeri, suebischen, sarmatischen, rugischen und erulischen Reiehes an der mittleren Donau, sahcn den Kampf der zwei amalisehen Theoderiche mit ihren Heeren urn das ostgotische Konigtum und den rornischen Patricius- Titel. Trager aller dieser Gruppierungen war ein ethnisch sehr heterogener, aber kulturell recht homogener Kriegeradel mit seinen Gefolgschaften. Seine hervorragendsten Vertreter verbanden eine illustre Ahnenreihe mit weitreichenden Kontakten und einem Gespiir fiir die Gunst der Stunde. Manche, wie der hunnische Gepide Mundo, wechselten mehrmals erfolgreich die Seitcn. Andere, wie del' Skire Odoaker, vermochten nach dem Verlust eines Konigstums noch I
Zeitenwende
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ein anderes zu erringeri." Barbarenkonig, Strafsenrauber und rornischer Offizier: Das war nur eine Frage der Groflenordnung und darnit der Glaubwiirdigkeit des Fiihrungsanspruches. Die gentile Aristokratie des Karpatenbeckens erlebte ihre Blutezeit im 5. jahrhundert. Die spektakularen Erfolge diirfen freilich nichr dariiber hinwegtauschen, dafl ihre Lebensweise auf einem labilen Gleiehgewicht beruhte, das sie iortwahrend selbst untergrub. Die wachs en de soziale Ungleiehheit zerstorte die alte Stamrnesordnung, die den Zusammenhalt der Gens begriindete; und die standigen kriegerischen Auseinandersetzungen vernichteten jene rornische Ordnung, die allein noch die Anspri.iche der erfolgsgewohnten Barbarenkrieger erfiillen konnte. Die Rivalitaten unter den Gentes wuchsen, und die rornische Diplomatic tat ein iibriges, urn die Stabilisierung barbarischer Verbande zu verhindern. Durch die haufigen Verwiistungen war schlielilich die Nahrungsmittelversorgung der Donauprovinzen gefahrdet, was eine Rolle beirn Abzug yon Goten und Erulern spielte. Nach dem ostgotischen Kahlschlag yon 468-73 konnte sich in Pannonien lange keine stabile Macht mehr etablieren. Der Sturz des westrornischen Kaisertums und der schrurnpfende Aktionsradius Ostroms machten das geopolitisch einst so sensible Karpaten becken zur Peripherie. Das Gepidenreieh, das sich an der Theiii und in Siebenburgeri behauptet harte, verlor an Bedeutung; gerade diese Randlage errnoglichte abcr seinen Weiterbestand, trotz mehrfacher Niederlagen gegen die Ostgoten. Seit diese 504 Sirmium erobert hatten und die Langobarden 508 das Erulerreich in Mahren und Niederosterreich beerbten, herrschte im Karpatenbecken einige J ahrzehnte relative Ruhe; wer noch nichr ins Reich abgewandert war, hatte seine Anspriiche zuruckschrauben miissen, und die bauerliche Bevolkerung, gemiseht aus Rornanen, Sueben, Gepiden und anderen, diirfte sich erholt haben. Parallel dazu konsolidierten sich langsam die Gebiete innerhalb der Reiehsgrenzen. Im Westen sicherten die Herrschaft Theoderiehs und sein Biindnissystem ein gewisses Gleiehgewicht, und im Osten konnte nach der wirtschaftlichen Sanierung unter Anastasius die justinianische Diplomatie in die Offensive gehen. Die grofl angelegte "renovatio imperii" erneuerte auch die Erfolgschancen der barbarischen Krieger an der Peripherie. Das weitgespannte Subsidiensystem und der groge Soldatenbedarf Justinians losten an der Donau eine neue Konjunktur gentiler Politik aus. Hunnen, Bulgaren, Langobarden, Gepiden, Eruler kampften in romischen Heeren, die das italische Ostgotenreich niederrangen." Gerade der Wiederaufbau in den Balkanprovinzen machte sie trotz aller Befestigungen wieder zum lohnenden Zie! fur Raubziige. Pan nonien, lange machtpolitisches Vakuum, wurde noeh einmal zum Aufmarschgebiet. Die Gepiden besetzten Sirmium und rnachten erstmals die Gebiete siidlich davon unsicher. Bulgaren stiefsen auf ihren Raubziigen bis an die langen Mauern vor und griffen in rornischen Diensten an der mittleren Donau eiri." Die Rest-Eruler in der Pannonia II kampften abwechselnd auf romischer, gepidischer und langobardischer Seite, aber auch gegeneinander. Das Frankenreich weitete sein Interessengebiet bis an die Grenzen Pannoniens aus; angeblich dachte Konig Theudebert sogar daran, einen Marsch auf Konstantinopel zu initiieren. Am Nordrand des Karpatenbeckens wie in der Waiaehei drangen slawische Gruppen vor, die als Gefolge des langobardischen Thronpratendenten Hildigis urn 550 politisch fail bar werden.27
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2.
Die ataarische Wlanderung
Die expansivsre Macht In der mittleren Donau waren die Langobarden. Urn 500 noch erulische VasaiIen im alten Rugiland, weiteten sie ihre Herrschah bald nach Pannonien aus, wo sit] ustinian 546/47 als Foderaten in der ehemals cstgotischen Savia und im Sudostziplel Noricums bestatigte. Dem erfolgreichen Exercitus Langobardorum schlossen sich erulische, suebische, gorische Gruppen an, deren Integration die Langobardcnkonige bewulit betrieben. ,8 Urn 550 gerieten sie in Konflikt mit den gepidischen Nachbarn. Es ist iiblich, in der Stadt Sirmium den Zankaplel der beiden Machte zu sehen." Warum zeigten aber dann die Langobarden nach ihrem Sieg yon 567 an Sirmium kein Interesse mehr, warum versprachen die Gepiden ihre Hauptstadt den Rornern, urn Hilfe im Langobardenkrieg zu erhalten? Von allem Anfang an ging es urn mehr: nicht urn territoriale Fragen, sondern urn den Fuhrungsanspruch iiber den Kriegeradel des Karpatenbeckens. Schon in den ersten Kriegen operierte jede Seite mit einern Thronpratendenten der anderen. Ein vorlaufiger Friede war nur zu erreichen, indem man sich darauf einigte, beide zu beseitigen - zu sehr rnufite man einen konkurrierenden Traditionstrager im Dienst des Gegners furchren. Hatte in dieser erst en Runde noch ein Patt geherrscht, so gewann die flexiblere langobardische Politik in den folgenden ]ahren eindeutige Vorteile. Das defensiv eingestellte gepidische Konigtum harte es nie gut verstanden, andere Stammessplitter zum AnschluB zu bewegen. Die Eruler iieB man 512 gleich wieder ziehen, der ehrgeizige Mundo mulite auf eigene Faust sein Gluck versuchen, und selbst das Gros der sirrnischen Gepiden schlofs sich nach der Niederlage yon 504 ohne Umschweife den Ostgoten anY Der Langobardenkonig Alboin, urn 560 zur Regierung gelangt, versuchte sich von Anfang an auch als der .bessere' Gepidenkonig zu profilieren. Nur so !agt sich die legendenhafte Darstellung seiner Gepidenkriege verstehen, die bei Paulus Diaconus breiten Raum einnimrnt.!' Prinz Alboin totet in der Schlachc den gepidischen Thronfolger Thurismod. Auf Befehl seines Vaters Audoin reitet er daraufhin zum Gepidenkonig Thurisind in die Hohle des Lowen, urn sich yon ihm zum Waffensohn annehrnen zu lassen." Fast hilt er der Blutrache der aufgebrachten Gepiden zum Opfer, aber der Plan gelingt. Irn Text des Paulus komrnt der Gedanke zurn Ausdruck, dag er damit an die Stelle des Getoteten tritt, Nach einer anderen Dberlieferung lost Alboin den nachsten Krieg dadurch aus, dag er die gepidische Konigstochter Rosamunde raubr" ; jedenfalls nimrnt er sie nach dem Sieg zur Frau. Ihren Vater Kunimund toter er in der Schlacht, aus seinem Schadel liilt er einen Trinkbecher verfertigen: eine alte magische Praktik, urn die Krafte des Cetoteten in sich selbst aufzunehrnen.'! Es hihrt nicht weiter, die Historizitat all dieser Sagenelemente zu diskurieren.!' Ob all das so geschehen ist oder niche - gerade die Legendenform erlaubt einen Einblick in die .gentile Propaganda' Alboins. Eine Serie symbolischer Handlungen Alboins verfolgt den Zweck, die Loyalitat der gepidischen Krieger zu ihrem Konigshaus zu untergraben und auf sich selbst zu iibertragen, Diese Politik hat Erfolg: Die GlaubwLirdigkeit des gepidischen Konigtums verfallt, und nach dem Tod Kunimunds setzen sich die Erben sang- und klanglos nach Konstantinopel ab. "Das Geschlecht der Gepiden kam so herab, daB sie yon da an keinen Konig hatten ... "36 Der aktivsre Teil der Krieger schliefit sich Alboin an. Wahrend
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Skiren, Rugier oder Eruler teils noch nach [ahrzehnten ihr Konigtum unter anderem Namen zu restaurieren such ten (man denke an Odoaker, Erarich oder Sinduaid)!', traten Gepiden nur mehr als namenlose Untertanen der langobardischen, awarischen oder rornischen Herrscher auf. Es ist eine Ironie del' Geschichte, daf Alboins meisterhafte Politik zu seiner personlichen Tragodie hihrte. Ausgerechnet als er seine Frau Rosamunde zwingen will, aus dem Schadel ihres Vaters zu trinken, laBt sie ihn errnorden und flieht zu den Romern.lS Alboin harte sich der gentilen Traditionen bedient, urn seine Stellung als Konig zu legitimieren und auf neue Gruppen auszudehnen. Als er glaubte, sie soweit zu beherrschen, daB er rnit ihnen spielen konnte, war das sein Untergang. Am Erfolg seiner italischen ReichsgrLindung anderte das trotz zehnjahriger FLihrungskrise nichts mehr. Vor dies em Hintergrund sind auch die Ereignisse yon 567/68 leichter zu verstehen. Das Gepidenreich ging unrer, weil es an Attraktivitat fur die eigene und fremde Gefolgschaft verloren hatte unci keine Zukunftsperspektive mehr bot. Die verscharfte Rivalitat zwischen den Gentes und die neuerliche Verwustung der Balkanprovinzen in den letzten ]ahren [ustinians bewirkten, daB nur rnehr in groBem Stil erfolgreich gentile Politik zu machen war. Wie schon ein Jahrhundert zuvor, wurden die kleineren Gentes nacheinander aufgerieben. In dieser Situation ging es Alboin, ahnlich wie urn 470 den Ostgoten, nicht mehr urn Gebietsgewinne an der Donau. Wie zu Zeiten des jungen Theoderich muliten vor einem erfolgreichen Abzug aus Pannonien aile Konkurrenten geschlagen werden; das Ziel war die Zusammenfassung des donaulandischen Kriegeradels unter der langobardischen Krone. Nur so konnte Alboin, wie einst die ostgotischen Amaler, hoHen, sich im Herz des Imperiurns zu behaupren. Moglicherweise plante Alboin wirklieh, wie seine Gesandten bei Baian behaupteten, zunachst gemeinsam mir den Awaren einen Angriif auf Konstantinopel." Er scheint bald beschlossen zu haben, den Osten den Awaren zu uberlassen, so wie sich einst die amalischen Bruder ihre ,]agdgrunde' aufgeteilt hatten. Der Vertrag rnit Baian bot einen Vorteil: Wenn sichergestellt war, daf in die eb en geraurnten Gebiete die Awaren einziehen wiirden, dann fiel fur die Untertan en Alboins die Chance weg, durch Zuruckbleiben in Pannonien wieder ihre eigenen Herren zu werden. Auf der anderen Seite konnte die Klausel mir dem Riickkehrrecht auf 200 Jahre etwaige Vorbehalte gegen das Risiko einer Auswanderung zerstreuen helfen. DaB Alboin sein Zie! nicht vollstandig erreichen konnre, ist klar; wie bei allen Wanderbewegungen blieben Teile der Bevolkerung zuruck und gerieten unrer awarische Herrschaft. Dennoch waren in dem Heer, das zu Ostern 568 nach Italien aufbrach, aile wesentlichen gentilen Gruppierungen vertreten. Die Aufgabe der germanischen Position an der mittleren Donau, die dadurch erfolgte, war durch Alboins Politik vielleicht beschleunigt worden. Del' Langobardenkonig ist aber nicht dafiir verantwortlich ZlI machen, daB diejenigen, die ihm folgten, im Karpatenbecken keine Zukunft mehr sahen. Dart etablierte sich nun eine neue herrschende Schicht.
DcI' erste !lngI'd] auf Sirmuon
). DIE NEUE
GROSSMACHT,
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3. I . Del' erste Angl'iff auf Sirrni um Erst vor den Mauern der alten Metropole Sirrnium wird der awarisehe Einmarseh im Karpatenbecken in unseren Quellen faGbar. Die gepidische Besatzung war naeh der Niederlage Kunimunds anscheinend kampflos einer rornischen gewichen. Ihr Kommandant Usdibad, auiierdem der Neffe Kunirnunds, Reprila, und der arianische Bischof Thrasarieh hatten den gepidisehen Konigsschatz den Romern ausgeliefen und waren ins Exil gegangen. Nun harte sich eine rornische Streitmacht unter Bonus Sirmiums bernachrigt: "Naeh 11.5 [ahren war die Stadt wieder rornisch." Das stadtische Leben hatte in del' letzten Periode gepidischer Herrsehaft einen Aufschwung genommen. Konig Kunirnund residierte don und lieG eigene Miinzen mit seinern Monogramm pragen.' Gut moglich, JaG auch der angelsachsische Dichter Widsith gerade dort "mid Gefthum" weilte, wie er kurz mitteilt.' Die ehristliehen Gepiden harten einen eigenen arianisehen Bischof; schon wahrend der ersten awarischen Belagerung spielte auch der orthodoxe Oberhirte eine maligebliche Rolle.' Die erste Konfronration der neuen Grofsmachr mit dem alten Imperium war von Drohgebarden begleiter. Die Awaren erhoben VOl' del' Schlacht um Sirmium ihreri [urchteriichen Kriegsruf und sehlugen die Trommeln, urn den Gegner einzuschuchrern: aber Bonus harte seine Soldaten vorgewarnt, und sic: erwiderten die barbarische "Kakophonie", indem sie auf ihren Sehilden und Feldflaschen einen ebenso ohrenbetaubenden Larm schlugen." Die Einwohner der Stadt waren weniger kaltbliitig ; als sie nach der Sehlacht vom Daeh der Thermen aus awarische Unrerhandler naherkommen sahen, glaubten sie an einen erneuten Angriff und gab en Alarm. Die Bader hatten also die Gepidenzeit uberstanden; noch im [4· Jahrhundert konnte man ubrigens die machtigen Ruinen bewundern.' Menanders Berichr i.iber den Verlauf der Schlacht hat sieh leider nicht erhalten, die i.iberlieferten Fragmente behandeln blof die kornplizierten Verhandlungen danach. Wir wissen nur, daf der Feldherr Bonus verwundet wurde ; urn sieh vor den awarischen Cesandten keine BloGe zu geben, mulite sich der Haudegen vorn Arzt Theodoros zusarnmenflicken lassen und trotz groller Schrnerzen personlich vor der Stadt verhandeln. Anseheinend war es den Rornern gelungen, die Awaren vorlaufig zuruckzuwerfcn; das Heer Baians harte sieh etwas von der Stadt zuri.iekgezogen, von einer Ubergabe ist nieht mehr die Rede. VOl' der Schlacht harte der Khagan die beiden Gesandten des Kaisers, Vitalian und Comita, in Ketten gelegr': nun suchte er selbst Verhandlungen mir den Rornern. Die Gesandren, rnit denen der blessierte Bonus unter den Stadtrnauern verhandelte, tormulierten das Leitmotiv der zahen Verhandlungen der folgenden Jahre. Die Awaren hatten das Land der Gepiden mit dem Recht des Eroberers in Besitz genommen. Die Beserzung Sirmiums durch kaiserliehe Truppen sei deshalb ein I
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Krie:.::sab, ebenso wie die Auinanme des UsJibad durch die Romer. In diesem Punkt sind die Rechtsvorstellungen der Reitervolkcr strenger als das rornische Volkerrecht. Durch den Sieg iiber die Gepiden war Usdibad ein Untertan Baians g~worden; wenn die Romer den Fliichtling bei sich beherbergren, war das fur einen gentilen Persorienveroand mindestens ebenso gravierend wie die Besetzung eines Territoriums. Der Streit urn die Auslieferung Usdibads blieb i.iber Jahre zentraler Punkt aller Verhandlungen. Interessant ist, daG nul' von Usdibad, nicht aber von Reptila oder Thrasarich gesprochen wurde; vielleicht deswegen, weil der gepidisehe Dux von Sirmium als einziger noeh eine intakte gepidische Einheit befehligte. Bonus gab die Vorwi.irfe zuriick ; die Awaren hatten romisches Gebiet angegriffen. Die Barbaren beschwerten sieh aueh, Justin habe Baian mehrfaeh beleidigt und seine Pflichten - wohl aus den Vertragen rnit Justinian - nicht crtiillt. Bonus redete sieh heraus. Der Kaiser habe das Geld fur die Awarcn schon seinen Gesandtcn i.ibergeben; erst als er von del' aueh fur Barbaren ungewohnlichen Arroganz des Khagans und seinen Drohungen erfahren habe, sei die lahlung gestoppt worden. Trotz aller Vorwi.irfe war die Friedensbereitschaft der Awaren groG. Anscheinend wollte sieh Baian auf einen langeren Krieg nichr einlasscn, Er drangte auf sofortige Verhandlungen. Es war Bonus, der sieh nun zierte ; er schlug vor, eine Gesandtschaft zum Kaiser zu sehicken, denn er selbst konne uber die Friedens bedingungen nieht entseheiden. Die Reaktion des Khagans auf diese Offerte war von verbluffender Offenheit: "Da ieh auf die Volker (Wv!,]), die mir in Waffenbrudersehaft folgen, Riicksicht nehrnen muG, schame ich mich, wenn ieh mich von hier zuri.iekziehe, ohne irgendetwas erreicht zu haben. Darnit es niche so aussieht, als harte ieh dieses Unternehmen ganz zwecklos und ohne Nutz en gem«chr, schickt rnir einige kleine Gesehenke. Denn aueh auf dem lug durch Skyrhien habe ieh niches mitgenornmen, und es ist ein Ding der Unmoglickeit, auch hier ohne Gewinn abzuziehen ."? Diese Bitte eines erfolgreichen Heerfuhrers, der gerade ein groGes Reich erobert hat, muter seltsam an. Sic erlaubt einige Riickschliisse auf die Situation des Awarenheeres. Del' Mann der Stunde ist Alboin; er hac Kunimund gesehlagen und groGe Beure gemachr, darunter die Konigstochter Rosamunde. Auch Johannes von Biclaro " spricht nur von Langobarden, die dem Gepidenreich den Garaus gemacht hatten. Der Sieg Alboins ist so groG gewesen, dag er in die Sage eingehen sollte. Der junge gepidisehe Raubmorder, del' ein Vierreljahrhunderr sparer in Thrakien gestellr wird, behauptet noeh, seine Beute in dieser Schlecht errungen zu haben." Die Awaren sind zu dieser Entscheidung moglicherweise zu spat gekommen; der besiegte gepidische Adel hat sich bereits Alboin oder den Rom ern angeschlossen. Nur durch den Vertrag mit den Langobarden gehoren die Awaren zu den Siegern; aber das Heer will sichtbare Erfolge. Der Hinweis aui den ,lug durch Sky thien' deutet darauf hin, dag Baians Heer aus der Gegend ostlich des Karpatenbogens kam und nicht dureh die mahrische Pforte aus dem Grenzgebiet zum Frankenreieh, wie Bona meint." Zur Klarung diesel' Frage kann die Archaologie wenig beitragen. Wenn Cornsa auf einer Fundkarte trapezforrniger Anhanger gleich den genauen awarischen Wanderweg eintragt, so ist das doch ein erkenntnistheoretisches Wagl1is. ! Es ist kaum anzuneh1
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J. Die neue Groismacht,
Ziciscbcn Frieden unrl Krieg
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men, Jag ein jahrhundertelang in Osteuropa verbreitetes Schrnuckstuck ausgerechnet im Fri.ihjahr 567 in die Erde gelangt ist. Wahrscheinlieh haben die Awaren 566/67 wie irn jahr zuvor am .skythischen' Donauabsehnitt iiberwintert. '4 Welchen Weg sie von dort nahrnen, ist Spekulation. Die Besetzung des Gepidenlandes wurde - Menander zufolgc - erst naeh den Ereignissen vor Sirmium organisiert. DaB Baian sieh von Bonus fiir den Abzug "nicht mehr als einen Silberreller, einen kleinen Betrag in Gold und ein skythisches Gewand" wunschte, ist ein wenvoller Hinweis darauf, daf die ,Landnahme' der Awaren im Karpatenbecken keineswegs als Triumphzug begonnen hat. Die Verteidiger der Stadt fanden diese Bitte angemessen; doch widersprach sie der neuen Barbarenpolitik des Kaisers, und Bonus wagte nicht, auf eigene Faust einen Prazedenzfall zu schaffen. Er behauptere, aulier Waffen und Ausrustung besaiie man niches von Wert. Diese Ausrede brachre Baian in Rage. Er drohte, eine Armee zum Pli.indern auf Reichsboden zu schicken. Bonus erwiderte, dieses Abcnteuer konnre auch schlecht ausgehen. "Darauf entgegnete er (der Khagan): .Ich werde eben Leute ins Romerland sehicken, urn die es nicht mir nicht leid ist, wenn sie zu Tode kommen.' Und er befahl zehntausend Hunnen, die Kutriguren heiBen, die Save zu iiberschreiren und das Gebiet nach Dalrnatien hin zu verheeren. '''5 Der Satz wird oft zitiert, urn das Verhaltnis des Khagans zu den unrerworfenen Volkern zu charakterisieren. Offensichtlieh konnten die kurrigurischen Hilfstruppen damals relativ selbsrandig operieren, genossen aber nicht dasselbe Ansehen wie die ,awarischen' Verbande. Der Khagan verwendete sie, urn bei Stocken der Verhandlungen Druck auf die Romer auszuiiben, und karn dabei gleichzeitig ihrem Wunsch nach Beute entgegen: Eine Rolle, die bald auf Slawen i.iberging. Yon Kutriguren hort man dagegen nichts mehr; zum Teil wurden sie wohl awarisiert, andere betrachtete man fortan als Bulgaren. ,6 Ob sic die angedrohte Mission wirklich aushihrten, win'! nicht berichtet. '7 Bona bezweifelt zurnindest die Anzahl. Ob Baian wirklich 10000 Kutriguren in der Hinterhand hatte, wissen wir natiirlich nicht ; aber mit einer geringeren Anzahl harte er den Romero kaum drohen konnen. Die Verhandlungen waren jedenfalls zunachst gescheitert. Ohne formlichen Vertrag bekarnen beide Seiten die Atempause, die sie benorigten. Baian iiberschritt mit seiner Armee die Donau und begann rnit der systernatischen Besetzung des Gepidenlandes. Diese Aufgabe lieG zunachst keine Krafte fi.ir einen weiteren Angriff auf Sirrnium frei. Ais im Fruhjahr 568 die Langobarden Pannonien raurnten, mulite auch dieser Raum organisiert werden. Unterdesscn konnte Kaiser Justin vom Erfolg seiner Politik der Starke iiberzeugt sein: Mit geringem militarischem Aufwand und ohne Subsidien hatte er eine wiehtige strategische Position gewonnen. Im Winter 567/68 herrschtc er iiber das ausgedehnteste Rornerreich seit dem groGen Theodosius. Der Erfolg verhartete die Haltung des Kaisers; in den Verhandlungen rnit den Gesandten des Khagans, die sieh iiber die folgenden Jahre hinzogen, gab er sich immer noch als Triumphator. Dabei verlor der imperiale Gesrus zunehmend seine Grundlage: Die Langobarden eroberten Stuck fur Stuck das Mutterland des Reiches. Und an der Donau baure die .schnelle Eingreiftruppe' Baians ihre GroBmaehtstellung auf - viel urnsichtiger, als der alte Herr am Bosporus agierte.
3.2. Zwischen
Frieden
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und Krieg
Die vor den Mauern von Sirmium abgebroehenen Verhandlungen schlepp ten sich noeh jahrclang hin; die Fragmente Menanders, die davon berichten, w urden in den "Excerpta de legationibus" zum Lehrbeispiel fur spatere Generationen. Was zwischen den Friedensbemuhungen lag, l~iGt sich nur erahnen; anseheinend kam es erst 570 und 571 zu bedeutenderen Kamplen, und dann wurde Frieden gesehlossen.' Aueh die Zusarnrnenhange mit der internarionalen Lage bleiben verschwornmen. Das - laut Menander - 568/69 abgesehlossene Bi.indnis rnit den Turkenstarkte den Romero den Rucken, diirtre aber auch uberrriebene Hoffnungen auf ihr Eingreifen gegen Awaren wie Perser erzeugt haben. Wenn der Tiirkenkhagan srch ruhmte, die Awaren wie Ameisen unter den Hufen zu zertreten" so konnte das bei Justin zu einer gefahrlichen Unterschatzung der Awaren fiihren. Inzwischen brachte Alboin den Kaiser urn die Fruchre des zwanzigjahrigen Gotenkrieges. 569 fiel Mailand, und erst 572 verschaffte die Ermordung des Langobardenkonigs den Reichstruppen in Italien eine Atempause. Der fur 569 erwartete Perserkrieg wurde noeh einmal aufgeschoben, del' Tribut bis 572 gezahlt. Erst dann brach Justin den nachsten zwanzigjahrigen Krieg vorn Zaun. Er mag gehofft haben, bis 572 mit den Awaren fertig zu werden. Manchmal wird seine Ungeduld rnit den Generalen an der Donau sichtbar: Etwa uberhaufte er Bonus schon anlalllich der ersten awarischen Gesandtschaft, die er nach 567 empfing, rnit Vorwiirlen, mit den Barbaren iiberhaupt verhandelt zu haben. Das Zogern des Oberkommandierenden bei den Gesprachen vor Sirmium ist vcrsrandlich ; z um Krieg nicht gerustet und zum Frieden nicht ermachtigt, konnte er nur versuchen, Zeit zu gewinnen. Den Horizont des Kaisers dagegen zeigt das Poem des Corippus, in dem nach alrrornischer Caesar-enmanier Barbaren nul' alsoStaffage fur imperiales Geprange vorgesehen sind. Zunachst lag tatsachlich dem Khagan mehr an einem Vertrag als den Romero. Bonus hatte es abgelehnt, den Khagan fur seine Friedensbercitschaft zu bezahlen. Baian kam dennoeh zu seinern ,Tasehengeld'. Der beim Khagan festgehaltene Cesandte Vitalian war in Ketten murbe geworden. Er lieB sich z urn Hyparchen von IlIyrieum schicken und beschaffte auf eigene Faust 800 Solidi. Immer noeh keine grofse Summe, aber mehr als die Souvenirs, die Baian von Bonus verlangt hatte. Der Khagan beherrschte alle Register; die freundlichen Bitten hatten nichts geholfcn, also drohte er nun. Die 800 Goldstucke waren sein Preis daiur, um wahrend des Waffenstillstandes nicht zu plundern. Daraufhin ging Targitios in Begleitung Vitalians nach Konstantinopel, urn die Forderungen der Awaren zu unterbreiten. Der Forderungskatalog blieb immer der gleiche: zunachst die Obergabe Sirmiurns ; dann die Jahrgelder, die Justinian an Kutriguren und U tiguren gezahlt hatte ; schlieiilich die Auslieferung Usdibads und seiner Gefolgschaft.' Niemand konne leugnen, daG die Gepiden nun die "Sklaven" Baians seien, sagte Targitios dem Kaiser. An anderer Stelle berief er sich dabei auf das Kriegsrecht. Die U nterwerfung einer Gens begr iindet nach dieser Logik niche nur die Herrschaft iiber samtliche ihrcr Angehoril
3. Die neue GrojJmacht, 567-590
Ziciscbcn Frieden und Krieg
"'en, sondern auch iiber ihr Land (in diesem Fall Sirmium); Ferner einen Rechtsanspruch auf die ]ahrgelder, die ihr vertraglich zustanden." Hatte Baian auch die beiden hunnischen Gentes erst 567/68 unterworfen, wie Stein und Fritze rneinen?" Ein ,Blitzkrieg' in den maotischen Si.impfen ist gerade 567/68 besonders unwahrscheinlich; man hatte im Karpatenbecken aile Hande voll zu tun. Vielleicht fi.ihlte sich der Khagan erst nach der Besetzung des G-=pidenreiehes stark genug, seinen Anspruch auch zu auE"rn; fri.iher stand die Forderung naeh Land im Vordergrund. Menander stellt den Siegeszug dureh die pontischen Steppen vor die Ankunft an der Donau. Auch daE, laut Theophanes, noch 562 "Bulgaren" Thrakien plunderten, muf nicht heiEen, daE die Kutriguren erst danach den Awaren erlagen." Abgesehen yon der chronologischen Un zuverlassigkeit des Theophanes, die eine prazise Deutung kaum ermoglicht, konnte es sich urn eine Gruppe gehanJelt haben, die sich gerade auf der Flueht vor den Awaren befand, so wie einst die Goten vor den Hunnen ausgewichen waren; oder der Khagan hatte schon damals Leute, ,urn die es ihm nicht leid war, wenn sie zu Tode karneri', ins Feuer geschiekt. Interessant ist die zweite Begri.indung des gewiegten Diplomaten Targitios flir die awarischen Forderungen. Er bezeichnet Baian als Sohn des Kaisers, der Anspruch auf Versorgung habe, was ja die kaiserliehe Herrsehaft nicht becintrachtige.? Diese i.iberraschende Feststellung ist kaum ein blofser rhetorischer Schnorkel Menanders und wohl auch mehr als ein diplomatischer Kniff des Targitios. Irn Grund beschreibt Targitios die Rechtsform, unter der jahrhundertelang barbarische Foderaten auf Reichsboden gelebt hatten, wodurch der Barbarenherrscher zum Beauftragten des Kaisers, sozusagen zu seinem ,]uniorpartner', wurde. Einen solchen Status hatten die Awaren seit 562 angestrebt. Es war ihnen gelungen, eine Reihe yon Vertragspartnern des Reiches zu unterwerfen. Nach barbarischer Logik waren sie darnit auch Erben ihrer Foedera geworden. In diesem Sinn bedeutete Sirrnium mehr als eine strategische Position; es ging auch um eine legitimicrte Besitznahme yon Reichsboden. Ob sich der Aware Freilich auf eine "adoptio per arrna", eine Annahme seines Khagans zum Waffensohn des Kaisers, bezieht, wie Claude rneint, ist unsicher. Denn Justin II. hatte ja noch nicht einmal einen Vertrag mit den Awaren geschlossen; und wenn schon Justinian die Adoption vollzogen harte, was Claude daraus schliefsr, kann sein Nachfolger diese Vaterschaft nicht einfach geerbt haben. Denkbar ist, daf Targitios eine solche Adoption blof vorschlug; wahrscheinlicher, daB er sich metaphorisch ausdri.iekte. A uffallig ist, daf in keiner der Verhandl ungsrunden zwischen 567 und 57 I die naheliegende Forderung genannt wird, die Targitios einst nach der Thronbesteigung Justins vorbrachte: narnlich nach den Geldern, die Justinian den Awaren selbst gezahlt hatte. Dberging Menander sie, weil sie ihm zu selbstverstandlich erschien? Jedenfalls standen im Zentrum der awarisehen Argumentation diejenigen Anspri.iche, die man durch Kriegsrecht erworben hatte. Was man yon Justinian erbeten hatte, davon war weniger die Rede. Auch wirdriie eine Summe genannt; ganz zum U nterschied yon spateren Friedensverhandlungen, bei denen einfaeh bestimrnte Betrage gefordert werden. Dieses Auftreten ist charakteristisch fi.ir die Politik Baians. Es ging nicht einfach urn Lizitation, sondern urn die Durchsetzung yon wohlerworbenen Rechten, wie man meinte. Spatere Awarenherrseher modifizierten ihre Anspri.iehe je nach der
miiitarischcn Situation; der Fordaungskatalog von 567 anderte sich nicht durch Niederlagen oder Siege. Auch territoriale Forderungen wurden spater nicht mehr gestellt, noeh dazu unter Ancrkennung der Eigentumsrechte des Reiches. Vermutlich strebre Baian im Lauf der sechziger Jahre eine Foderatenstellung an, wie sie einsr die Goten gehabt hatten. Doeb die Zeit hir eine solche Politik war vorbei ; auch den Langobarcien gelang es in Italien jahrzehntelang nicht, ihre Position vom Kaiser legitimieren zu lassen. Vielleicht harte ein weniger starrsinniger Herrscher als Justin II. besser mit Baian verhandeln konnen, Aber die Verhaltnisse im ehemaligen Westreich muften fi.ir Konstanrinopel ein warnendes Beispiel sein, wohin die Legitimation barbarischer Herrschaft auf Reichsboden hihren konnte. [ustins Antwort an den Gesandten lief daher auf die einfache Maxime hinaus: "Mit den nomadisehen und hergelaufenen Awaren Freundschaft zu halten, ist schwieriger, als sie zu seinen Feinden zu zahlen.":" Im i.ibrigen beantwortete der Kaiser das Ansinnen der Awaren rnit Drohungen, Beleidigungen und der Gegenforderung nach Auslieferung der .awarischen' Gepidell. Das war kein Bluff; er wuBte, daf das Krieg bedeuten mulite, und wies Bonus brieflich an, sich darauf vorzubereiten. Zudem mulite sich der General vorn Kaiser schwere Vorwi.irfe gefallen lassen, solche Unterhandler iiberhaupt zu ihm zu schicken. Was dann geschah, wissen wir nicht: yon groBeren Kampfen wird jedenfalls nichts berichtet, Wenn wir die crste Mission des Targitios auf den Winter 567/68 setzen, so konnten der Abzug der Langobarden und die neuen Aufgaben in Pannonien den Kriegsausbrueh verhindert haben. Bald darauf - vielleicht im folgenden Winter - kam Targitios wieder nach Konstantinopel, Er wiederholte dem Kaiser die Forderungen Baians. Da die Jahrgelder der beiden Hunnenstamme fi.ir die vorhergehendenJahre noch ausstariden, verlangte er zudem eine Nachzahlung. Justin entgegnete ihm ebenso hochfahrend wie beim letzten Mal. Nachdem Targitios mehrere Audienzen hindureh dariiber verhandelt harte, wurde Justin ungeduldig; er entlief Targitios und beauftragte seinen Feldherrn Tiberios - damals Comes Excubitorum -, mit den Awaren weiterzuverhandeln.'1
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Naehdem eine weitere awarisehe Gesandtschaft i.iberhaupt abgewiesen worden war, ersehien schlieElich Apsieh in Konstantinopel.'2 Bei seiner Mission in del' Kaiscrstadt hatte er anscheinend weitreiehende Vollmachten. Es kam zu einer Art Friedenskonferenz zwischen Tiberios und Apsich und ihren Begleitern, auf der ein Friedensplan ausgearbeitet wurde. Die rom ischen Unterhandler erklarten sieh bereit, zwar nicht Sirmium, aber doch Land zur Niederlassung den Awaren zu i.ibergeben. Vielleicht handelte es sich urn den Rest der Pannonia Sirmiensis, die auch das Gebiet yon Bassianae umfaiite, das man den Awaren schon einrnal angeboten hatte.'; Dieser Punkt i.iberraseht. Warum wollten die Awaren, denen mittlerweile das gesamte Karpatenbecken zur Verfi.igung stand, nun auch ein kleineres Sti.ick romisches Territorium, "wo sie sich niederlassen konnten"? Denkbar ware, daf man Sirrnium in die Zange zu nehmen hoffte. Wahrscheinlieher ist, daf es ohnehin nur urn den Tcil Pannoniens ging, den die Awaren 568 bcserzt hatten unci den sie nun, wit zuvor die Langobarden, offizicll i.iberlassen haben wolltcn. Die rornisehe Terminologie war in diesem Punkt konsequent und spraeh aueh dann yon
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Uberlassung eines Reichsterritoriums, wenn die Barbaren dort Lingst wohnten; das wi.irde zur Nachricht des Theophanes Byzantios passen, wonaeh Justin den Awaren "Pannonien als Wohnsitz" verweigert habe (siehe Kap. 2.6.). In jedem Fall hat es wiederum den Anschein, als harte Baian zu jener Zeit den Status eines "inneren" Foderaten angestrebt, sozusagen eine ,gotische' Karriere. ,Gotiseh' war aueh die zweite Bestimmung des Vertragsentwurfes, namlich die Stellung aw arischer Geiseln, die das Wohh-erhalten der neuen Reichsangehorigen garantieren sollten: Als Geisel war Theoderich einst mit der rornischen Welt vertraut geworden. Dber diese Vereinbarung kam es allerdings zu einer sehr aufschlufreichcn Kontroverse zwischen Tiberios und dem Kaiser. Der General hatte mit Apsich ausgernacht, "die Byz antiner sollten yon den Awaren Sohne ihrer Machtigen (uQXOVtEe;) als Geiseln erhalten." Justin bestand aber darauf, Sohne des Khagans selbst in die Hand zu bekommen. "Das sagte aber dem Tiberios nicht zu. Der rechnete namlich so: Empfange man einige Sohne skythischer Archontes, so wi.irden die Vater dieser Geiseln niemals zulassen, daB der Khagan sich entschliefic, die Vertrage zu brechen.'''4 Inzwischen hatte der Kaiser den Friedensplan i.iberhaupt verworfen. Brieflich appellierte er an die Kriegslust seiner Truppen. Auch Tiberios blieb nichts anderes i.ibrig, als Bonus, der immer noch in Sirmium saB, die Bewaehung der FluBi.ibergange ans Herz zu legen. 5 Leider geht der historisehe Zusammenhang der gescheiterten Mission des Apsich aus den Menander-Fragmenten nichr hervor. Die Bedingungen des Friedensentwurfes sind fi.ir die Romer deutlich gi.instiger als die bisherigen Forderungen des Targitios (die Freilich darin enthalten gewesen sein konnten, ohne extra erwahnt zu werden). Zu 569/70 vermeldet der spanisehe Chronist Johannes van Biclaro lakonisch einen Sieg des Tiberios i.iber die Awarcri." Es ware plausibel, mit Stein die Gesandtschaft des Apsich danach anzusetzen.'? Die Kornpromiiilosigkeit [ustins ware so besonders verstandlich. Doch der Kaiser hatte die Moglichkeiten seiner Balkanarmee iiberschatzt, Seir dem Beginn des Perserkrieges, 572, hatte er im Westen nur mehr eine bescheidene Anzahl Truppen zur Verfi.igung. Tiberios, der anscheinend den Awaren entgegengezogen war, wurde gesehlagen. Einzelheiten sind bei Menander nicht erhalten. Es ist rnoglich, daB ein anderes Bruchsti.ick hierhergehort, in dem es heiBt, daf die Awaren in kleineren Gruppen auf Reiehsgebiet vorgestofsen waren, worauf die rornischen Generale sie angriffen." Jedenfalls kam es schlielilich ZJ einer der seltenen groBen Feldschlachten zwischen Romern und Awaren; davon berichten Theophanes und Euagrios zum Jahr 574. Tiberios, der den Barbaren entgegenzog, wurde yon ihnen i.iberrumpelt und mulite sieh rnit groBen Verlusten zuri.iekziehen. Naeh Euagrios marsehierte er mit einern graBen, in aller Eile zusammengetrommelren Heer gegen die Awaren. Den neurekrutierten Soldaten war allein der Anbliek der Feinde zuviel. Mit knapper Not entging Tiberios der Gefangennahrne." Gut zu dies em Schlachtbericht paBt ein sonst schwer einzuordnendes Menander-Bruehsti.iek. Naeh der Niederlage der Romer schickte der awarische Feldherr einen Boten zu Tiberios, der ihn fragte, wieso er mit so unterlegener Anzahl gegeni.iber den "Awaren und Sky then" einen Kampf gewagt habe. "Gibt es bei euch keinc Blicher und Aufzeiehnungen, wober ihr lesen und I
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Frieden
laid K;'ieg
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ertahren konnt, Jag die skythischen Starnme (nJ. q.,Di,a tex 2:x'lJ1'hxu) am schw ierigsten zu bekampfen und besiegen sind?"20 Die Schlappe fuhrte zu einer Anderung der Politik. Tiberios hatte der awarischen Gesandtschaft, die zu Friedensverhandlungen nach Konstantinopel reiste, einen Tribun mitgegeben, der Justin die Lage auseinandersetzte. Das Scheitern seiner Strategie gegen die Awaren konnte beim Entschluf des kranken Kaisers mitgespielt haben, sich yon den Regierungsgeschaften zuri.ickzuziehen. Im Dezember Iieg Justin Tiberios zum Caesar kronen; noeh im selben Winter schlof der neue Mitkaiser den Vertrag mit den Awareri." Es ist schade, daf wir wenig iiber die Bedingungen dieses Vertrages erfahren, des ersten, der zwischen Byzanz und dem Awarenreieh im Karpatenbecken geschlossen wurde.:" Doch wurde, wie Menander anlafslich spaterer Verhandlungen mitteilt, ein Jahrgeld yon 80000 Solidi ausgemacht, also fast 400 Kilo Cold." Nicht alle Forscher beziehen alle diese Naehriehten auf denselben Krieg.24 Es ist moglich, daB es zwischen 568 und 574 noeh andere Kampfe gegeben hat. Einigermalien sicher einordnen lassen sich jedoch nur der Sieg des Tiberios urn 570 und seine Niederlage yon 574, auf die der 80000 Solidi-Vertrag folgte. Noch einmal kam es zu Kornplikationen. Die awarische Gesandtschaft geriet auf dem Ri.ickweg in einen Hinterhalt der Skamaren, wie die organisierten Banditen damals genannt wurden." Die Rauber brachten einige Pferde, Silber und andere Gegensrande an sich. Der hochpolitische Schurkenstreich brachte das diplornatische Karussell noch einmal in Bewegung. Tiberios gelang es schlieiilich, die Tater ausforschen und das Geraubte zuri.iekgeben zu lassen.26 Die Affare ist bezeichnend fi.ir die Verhaltnisse in den Balkanprovinzen; wenn die Skamaren sich nieht scheuten, eine Schar awariseher Reiterkrieger zu i.iberfallen, werden normale Reisende kein leichtes Leben gehabt haben, Der Sieg yon 574 und die Verwicklung der Romer im Perserkrieg hatten weitere awarische Angriffe erleichtert. Dennoeh kamen die Byzantiner im Lauf der si ebziger Jahre relativ glimpflich davon. Baian wandte sich zwar gegen die Armee des Tiberios, scheint aber die Balkanprovinz.en und vor all em die Stadte ungeschoren gelassen zu haben. Wieder ist diese vorsiehtige Politik kaum mit der Schwache der Awaren zu erklarcn. Spatestens der Sieg i.iber Tiberios und der Beginn des Perserkrieges hatten jede Befi.irehtung beim Khagan zerstreuen mi.issen. Auch die Slawen ni.itzten diese Gelegenheit aus. Doch Baian harte anscheinend andere Ziele. Er "war damals den Rornaern nieht feindlich gesinnt, sondern schon seit clem Regierungsantritt des Tiberios bestrebt, rnit unserem Staat in gutem Einverriehmen zu leben", bernerkt Menander etwas sparer. 27 N ati.irlieh war der Khagan ebensowenig ein .Friedensfurst' wie irgendeiner der damaligen Herrscher. Doch versuchte er zuniichst seine Ziele ohne groBe Konfrontation rnit den Romern zu erreichen. Im Gegenteil: Urn seine Hegemonie im Barbarieum durchzusetzen, war ihm auch die Zusarnrnenarbeit mit dem Imperium recht.
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3.3. Baians AlJianz mit Byzanz 1m Dezember 574 wurde Tibcrios zurn Caesar und damit zum Mitregcnten erhoben.' Dem Kaiser justin setzre die "Damonenplage" immer mehr zu , anscheinend eine krankhafte Paranoia.' Mit seinem Ri.ickzug von der Politik 'ferbesserte sich das Verhaltnis zu den Awaren. Einige Jahre lang verbanden gemeinsame Interessen die beiden Grogmachte an der Donau. Baians Freundschaft mit seinem alten Gegner Tiberios, die Menander hervorhebt, war von Realpolitik gepragt. Die Vormachtstellung des Khagans nordlich der Donau war von zwei Seiten her bedroht. Turkische Verbande waren in die pontischen Steppen vorgestoBen, und T urxanthos/Turk-Schad, der Sohn des Sizabulos, srieB mit der Reitpeirsche wilde Drohungen gegen seine awarischen "Sklaven" aus.' An der unteren Donau ging die Initiative immer mehr an slawische Gruppen i.iber, die keinerlei Scheu vor dem Awarenkhagan zeigten. Zumindest an diesen versuchte er rnit byzantinischer Riickendeckung ein Exempel zu statuieren. Die Slawen waren zwar kein gefahrlicher Gegner, aber unangenehme Konkurrenten. Welche Rolle die Ti.irken im politischcn Kalkiil Baians spielten, ist schwer abzuschatzen. Wir wissen besser als er, daf den Drohungen des Turxanthos keine Taren folgten. Doch zeigt die Panik, die noch unter Baians Sohn durch das Geri.icht von einern tiirkischen Angriff im Awarenheer ausgelost wurde ', wie ernst man diese Gefahr nahm. Welche Rolle die Awaren in der ti.irkischen Politik spielten, zeigr am deudichsten die unliebsame Uberraschung, die eine rornische Gesandtschaft zu dieser Zeit am tiirkischen Hof erlebre.' Irn Jahr 576 schickte Tiberios seinen Vertrauten Valentines, der diese Reise schon zweimal gemachr harte, zu den Tiirken. Von den engen Beziehungen zum innerasiatischen Bundnisparmer zeugen auch die i.iber hundert Turken, die mit der eirien oder anderen Gesandtschaft in die Kaiserstadt gekommen waren und sich nun mit Valentines auf den Weg machten. Der Gesandte durchquerte von der Krim aus das Land der Uriguren, die jetzt unter tiirkischer Herrschafr lebren, Baians Behauptung, aile Utiguren unterworfen zu haben, war also - falls sie je gesrimmt hatte - von den Ereignissen uberholt worden. Sizabulos, seit 567 rornischer Verbundeter, war eben gesrorben; nun herrschre sein Sohn i.iber das nordwesttiirkische Khaganat." Wahrend Valentines noch mit allerlei Artigkeiten die Gri.iBe des neuen Caesar besrellte und langsam zur Sache (narnlich dem Perserkrieg) kam, unterbrach ihn Turxanrhos unwirsch. Er bezichtigre die Romer der Li.ige und des Betrugs, weil sie rnit den Awaren/ Warchoniten einen Vertrag geschlossen hatten: ,,,Euer Basileus soll mir die verdiente BuBe leisten, denn rnit mir sprach er von der bestehenden Freundschaft, mit den Warchoniten, unseren entlaufenen Sklavcri' (er meinte die Awaren) ,ging er ein Bi.indnis ein. Die Warchoniten aber werden, wenn ich cs wiinsche, als ti.irkische Untcrtanen zu mir zuri.ickkehren, und wenn sie nur meine z u ihnen gesandte Reitpeitsche sehen, werden sie in del' riefsten Erde Zuflucht suchen.' =r Nach weireren Drohungen gegen die Awaren wart er den Rornern vor, seine Gesandten immer nur durch den Kaukasus zu Iiihren, darnir ihn del'
Baians Allian z mil
ByZ'~rI'L
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beschwerlichc Weg von einern Angriff abhalte. "Ich aber weiE sehr genau, wo der Danaper (Dnjepr), der Ister (die Donau) und der Hebros (die Marirza) flieBen und wo un sere Untertanen, die Warchoniten, auf rornisches Gebiet ubergesetzr sind." Ahnlich wie die Aufnahme des Usdibad fi.ir Baian, war der Venrag mit den Awaren fi.ir Turxanthos ein feindseliger Akt. Die Angelegenheit war ihm wichtig genug, dah er deswegen die rornischen Gesandten rnit dem Tad bedrohte. Die Sache ging noch einmal glimpflich aus; Valentines und seine Begleiter mufst en sich nur nach ti.irkischem Brauch bei der Totenfeier fi.ir Sizabulos mit ihren Dolchen die Wangen zerfleischen, wie es einst auch beim Begrabnis Attilas geschehen war. Doch urn seine Drohung zu unrerstreichen, schickte der Tiirkenherrscher unverzi.iglich ein Heer auf die Krim, das zusammen mit den Kriegern des Utigurenfi.irsten Anagai die byzantinische Stadt Bosporos/Kertsch erobert e." Einige Jahre spater erschienen die Turken vor Cherson, an der Si.idki.iste der Krim" - falls Tiberios diese Nachricht nicht bloB erfand, urn die Awaren einzuschuchtern. Es ist jedenfalls moglich, daf Baian in den ersten Regierungsjahren des unberechenbaren Turxanthos abwartete, ob die Gewitrerwolken naherriicken wiirden. Anders als sonst hatten Romer und Awaren in den Jahren nach 576 dieselben Sorgen. Hier wie dort muBte man ti.irkische Angriffe bciurchten. Die zwe ite Gemeinsamkeit war allerdings naheliegender. Der FriedensschluB von 574 hatte den Slawen an der unteren Donau erstmals seit dem Auftauchen der Awaren wieder Gelegenheit gegeben, auf eigene Faust Krieg zu [uhren. Diese Selbstandigkeit paBte weder dem Caesar noch dem Khagan ins Konzept. Irn vierten Jahr des Caesar Tiberios, 578, verwiisteren angeblich 100000 SIawen Thrakien und andere Reichsgebiete. Die Darierung Menanders ist exakt, und es ist unbegri.indet, ihm einen Irrturn zu unterschieben. Auf dassclbe Ereignis bezieht sich vermudich Johannes von Biclaro, wenn er zum zehmen Jahr jusrins II. van eincm Slaweneiniall in Thrakien und der Zerstorung vieler Stadte berichtet, '0 Johannes van Biclaro spricht im selben Zusammenhang freilich auch yon awarischen Attacken. Im zehnten Jahr justins sollen die Awaren die thrakische Kiiste heimgesuchr und von Schiffen aus angegriffen haben. Im erstcn Jahr des Tiberios waren sie dann bei einem neuen Einfal! nach Thrakien bis zu den Langen Mauern vorgestolsen. Das widerspricht Menanders Bemerkung, daB die Awaren sich gegeni.iber Tiberios freundschaftlich verhielten, seit er Caesar geworden war. z Dieses Problem la!h sich losen, indem man die Angriffe zur See auf die als Ruderer bekannren Slawen bezieht. Es Wit schwer, sich die awarischen Reiterkrieger als Seerauber vorzustellen.!' Von Awaren auf Schiffen horen wir nul', als sie 578 von der rornischen Donauflottille ins Slawenland ubergesetzt werden (siehe unten). Es ware naheliegend, wenn der Spanier diese Information erhalten und miiiversranden harte. Vielleicht verwechselte er sie zudem mit einer anderen Geschichre, die man sich im Westen erzahlte: Der Langobardenkonig habe dem Khagan Schiffbauer zur Eroberung thrakischer Inseln geschickt. '4 Abgesehen von der .awarischen Marine', die durch westliche Chroniken geisterte, wiirden die Nachrichten des Bielarensers fur die z weite Halfte der siebziger Jahre ebensogut zu den Jahren 585/86 II
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Baians Allian: nut Bycanz
passen. Sein Text Iagt vermuten, dag schon vor 578 Slawen die Balkanprovinzen unsicher machten ; aile konkreten Angaben, besonders der Hinweis auf Awaren, konnen auch aus anderen Zusammenhangen stammen. Eine exakte Chronologie slawischer Raubzi.ige aufzustellen, ist ohnchin ein aussichtsloses Unterfangen. Der Awarenkhagan schlof Friedensvertrage und brach sie wieder ; je nach Quellenlage sind die Kricgc, die er fi.ihne, mehr oder weniger genau datierbar. Slawencinfalle waren, wenn nicht der Khagan sie anordnete, nicht zentral gesteuert. Ein slawiseher Stamm horte vom Aufbrueh oder vorn Erfolg des nachsten; durch Boren fordene man Nachbarn zum Mitziehen auf; man vereinigte sich und trennte sich wieder." Die historisehe Darstellung kann daher nur eine Art Intensitatskurve anbieten; Jahre relativer Ruhe wechselten mit solchen haufiger Raubziige. Einen ersten Hohepunkt erreichten die slawischen Aktionen im Jahr 578; dag ein Groliteil der Pli.inderer Familien und Habe zuri.ickgelassen harte, zeigt die folgende ,konzertierte Aktion' von Rornern und Awaren. Trotz des Sieges von Melitene 575 war der Grolsteil der Reichstruppen auf dem persis chen Kriegsschauplatz gebunden. In dieser Situation bat der Caesar den Khagan urn Hilfe; er iiberrcdcre ihn "zum Krieg gegen die Sklawinen, darnit diese, soviele auf romischem Gebiet pli.inderten, durch die Not!age ihres eigenen Landes zuruckgehalten wurden, es zu verteidigen. ,,,6 Baian war schnell bereit, die Slawen nordlich der unteren Donau anzugreifen, denn er hatte seine eigenen Gri.inde dazu: "Der Awarenfi.irst harte narnlich dem Daurentios selbst und allen verantwortlichen Fi.ihrern des Volkes (~auQEvnov xaL LOU:; ooo. EV TEAH TOUE{}vou:;) Botsehaft gesehickt und ihnen befohlen, sie sollten sieh den Awaren umerwerfen und ihnen tributpflichtig werden. Dauritas aber und die Fiirsten urn ihn (~a'UQ(w:; 6E xal ol yc suv a1JT0 ~yc[.t6vc:;) erwiderten: ,\1;'er ist dcr Mensch unter der Sonne, der die uns innewohnendc Macht unterwerfen konnte? Wir sind gewohnt, daf wir fremde Machte, nicht aber, daf andere uns beherrschen, Daran wollen wir nicht ri.itteln lassen, solange es noeh Kriege und Schwerter gibt.' Da die Sklawinen so anmaisende Reden fuhrten, erwiderten ihnen die Awaren nicht weniger hochfahrend. Daraus folgten dann Schmahungen und Beschimpfungen, die angesiehts der rauhen Meritalitat der Barbaren in wiisten Streit ausarteten. Und als die Sklawinen ihren Zorn nichr mehr zi.igeln konnten, ermordeten sie die Gesandten, die zu ihnen gekommen waren, so daf Baian davon nur durch andere erfuhr. Diesen Vorwurf also erhob Baian seit langem gegen die Sklawinen und trug seinen heimlichen HaB mir sieh herum und veri.ibelte ihnen ihre \Veigerung, ihm untertan zu werden, gar sehr, abgesehen davon, dag er von ihnen die grogte Unbill ertahrcn hane.'''7 Der Auftritt des selbstbewuiiten Slawenfi.irsten, so sehr ihn Menander ausgeschmi.ickt haben mag, ist eine Schliissclstclle fur das Verstiindnis der awarischslawisehen Beziehungen. Seit 566 hatte das Khag:ll1at die Kontrolle uber die Gegend ncrdlich und westlich des Donaudeltas verloren. Die ungli.iekliche Mission zeigt, daf der Khagan die Slawen an der unteren Donau als seine Untertanen betrachrete. Wie er dieses Verhaltnis verstand, wird genau definierr: den awarisehen Befehlen gehorchen und Tribut leistcn. Yon Heeresfolge ist in anderen Quellen deutlicher als hier die Rede." Die "Weigerung, ihm unrertan zu werden", erziirnte den Khagan sehr, widersprach sie doch der awarischen Herr-
schaftsideologie. Die tatsiichliche awarische Kontrolle uber unterworfene Starnme in soIcher Entfernung vorn Reiehszentrum kann nicht sehr intensiv gewesen sein ; der Khagan war ja nicht cinmal imstande, ohne byzantinisehe Hilfe den Gesandtenmord zu rachen." Die prinzipielle Anerkennung der awarischen Oberherrsehaft war aber wiehtiger als der unmittelbare Nutzen daraus. Vor allem konn te der Khagan nicht dulden, dag die Slawen eintragliche Raubzi.ige auf Reichsgebiet veranstalteten, ohne daB er etwas damit zu tun hatte. Als .Herr aller Barbarel1krieger' beanspruchte er das Monopol uber derartige Unternehmungen. Das war vermutlieh der springende Punkt im Streit mit den stolz en Slawen des Dauritas. Auch in diesem Punkt ist der Erfolg des awarischen Angriffes zweifelhaft. Die slawisehen Pli.inderer durften in ihrer Heimat bereits gewisse Reiehti.imer aufgehauft haben. Der Khagan rechnete damit, dag ihr Land "reich an Verrnogen" sei, "weil das rornische Gebiet seit langem von den Sklawinen heimgesucht und ausgepli.indert worden war, ihr eigenes Land hingegen noeh nie von einem fremden Yolk verheert worden war. '<2" Spater riihrnte sich der Khagan aueh, "viele Tausend Romer, die in sklawinischer Gefangenschaft schrnachteten, befreit" zu haben ." Die Slawenkrieger an der unteren Donau enrwickelten sieh zusehends zu Konkurrenten des Khaganats; Dauritas nahm, will man Menander glauben, den Mund bereirs ebenso voll wie der Khagan selbst, Baian mulste also zu einern Slawenkrieg nicht lange i.iberredet werden. Sofort lief die rornische Militar-Maschinerie an; Johannes, der Praefectus Praetorio Illyricums ", wurde mit der Organisation betraut. Er lief die awarischen Reiter in schweren Lastschiffen uber die Donau setzen, angeblieh 60000 Mann.') Mit rornischem Gclcitschutz wurden die Barbaren die Donaustraiie entlang bis in die Provinz Scythia gefi.ihrt. 1st Menanders Angabe exakt, mi.issen die Dauritas-Slawen ungefahr dort gewohnt haben, wo Priskos 593 Jagd auf die Ardagast-Gruppe machte - er hatte die Donau bei Durostorum iiberschritten.'" Dort oder noeh etwas fluBabwarts wurden die schwerbewaffneten Reiter wieder iiber den Strom gesetzt. Trotz des wohlorganisierten Anmarsches bekam das Heer des Khagans bum einen slawischen Krieger zu Gesicht. Die zogen sieh, wie sparer vor den Feldherrn des Maurikios, in dichte Walder zuri.ick, sofern sie nicht ohnehin gerade auf Pliinderungszi.igen unterwegs waren. Fi.ir den Krieg im Dickicht waren die Awaren nicht geri.istet; sic begni.igten sieh darnit, wie i.iblich, die slawisehen Dorter zu verwiisten. Ob das aufwendige Unternehmen uber die gemachte Beute hinaus irgendeinen Effekt hatte, wird nicht rnehr berichtet, Die slawischen Raubzi.ige wurden dadurch nicht unterbunden. Aber vermudich hatten die Slaw en ihre Lektion gelernt: Es war besser, den KIngan nichr direkt zu erzi.irnen. Man konnte sich auch, wie es immer i.iblicher wurde, 'lorn Awarenherrseher auf Bcutcziige sehieken lassen, die man ohnehin unternommen harte. Das Verhaltnis des Khaganats zu den Slawen in der Walachei blieb problematisch, wie die Ereignisse der neunziger Jahre zeigen sollten. Vielleicht brachte die kurzfristige Zusammenarbeit rnit dem Khagan den Romern noeh einen weiteren Vorteil, Als der spatere Kaiser Maurikios 578 die dezirnierte Orientarmee i.ibernahm, erhielt er Verstarkungen, die moglicherweise aus dem Awarenreieh kamen. So versteht Stein die Angabe des Theophanes, Tiberios habe .,oc!)~tata E1JVl(0)V", Manner der Barbarenvolker, gekauft, angeb-
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!ich 15 ooe Manri." Krieger als Ware - das Geschatt war keineswegs ungewohnlich. Friihere Kaiser hatten oft, gerade in Pannonien, Barbaren rekrutiert. Allerdings ist in dies em Fall nichr beweisbar, da~ sie aus dem Awarenreich stammten ; datiir konnen die guten Beziehungen dieser Jahre hochstens als Indiz ge!ten. Baian konnte also eine ,leichte Brigade', Angehorige der wenig geachteten unterworfenen Volker, verkauft haben; seine awarischen Panzerreiter wird er kaum hergegeben haben. Denn das Awarenheer riistete sich schon zum nachsten Schlag.
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Die Eroberung
von Sirmium
Wenn Baian die politische Initiative zuri.ickgewinnen wollte, konnte er sich mit dem Schlag gegen die Donauslawen nichr begni.igen. Als Anfi.ihrer eines erfolgshungrigen Barbarenheeres mulite er mehr tun, als blof in rornischen Diensten Polizeiaktionen gegen slawische Pli.inderer durchzufi.ihren. Der Druck seiner Krieger war schon bei der ersten Belagerung von Sirmium spi.irbar geworden. Es ist nur zu verstandlich, daf sic zehn Jahre sparer umso weniger zusehen mochten, wie die slawischen ,Sumpfbewohner' unbehelligt die Balkanprovinzen ausraubten. Einen dauerhaften Frieden mit Byzanz, so gut er auch dotiert war, konnte sich der Khagan deshalb nicht leisten. Tiberios wuiite zwar aus eigener Erfahrung urn die Ge£ahrlichkeit des Awarenheeres. Doch di.irfte ihn die politische Behutsamkeit, die Baian bis dahin gezeigt hatte, zu Illusionen verleitet haben. Au~er zwei oder drei kurzen Kriegen war in beinahe zwanzig Jahren nichts passiert ; wie auch immer der Khagan gedroht hatte, die Forderung nach der Dbergabe Sirmiums war bis dato vor allem ein diplomatisches Problem gewesen, und Baian hatte sie sich schliefslich abkaufen lassen. Als 579 der wohlbekannte Targitios piinkdich zur Dbernahme der Jahrgelder in Konstantinopel erschien, schien alles in Ordnung zu sein. In den beiden vorgeschobenen Posten Sirmium und Singidunum war man nichr auf einen Krieg vorbereitet, und der neue Kaiser hatte alle verfi.igbaren Krafte nach Osten geworfen, wo Maurikios sie iiber den Tigris gegen Mesopotarnien fuhrte. Den Kaiser in Sicherheit zu wiegen, war Teil von Baians Plan. Fast geni.iglich spieite er diese Kornodie bis zum letzten Augenblick. Kaum war Targitios mit den i.iblichen Schatz.en aus Byzanz eingetroffen, zog der Khagan mit seinem Heer an die Save zwischen Sirmium und Singidunum. Dort begann er eine Bri.icke zu errichten.' Der barbarische Bri.ickenbau beschaitigtc die Zeitgenossen besonders. Menander, der schon die zweifache Dbersetzung der Donau im Vorjahr detailliert beschreibt, widmet der Save-Bri.icke mehrere Seiten, Der greise Zeitgenosse Johannes von Ephesos, dem keine offiziellen Quellen zur Verfugung standen, gab wieder, was bis in seine Klosterzelle auf den Prinzeninseln drang:" Darunter nimmt eine Abwandlung der Briickenbau-Geschichte breiten Raum ein. Auch Theophylakt erzahit ausfuhrlich von einem spateren Bri.ickenschlag uber die Save.' So gar im Suda-Lexikon hat sich die Nachricht von einem Bri.ickenschlag des Khagans, um sein Heer i.iberzusetzen, erhalten.:' Tatsachlich diirtte es betrachtliche Schwierigkeiten gemacht haben, ein Reiterheer i.iber einen groBen Fluf zu setzen. In fast allen Wandersagen spielt die Ubersetzung der Donau
Die Erobeyung
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Sirrnuon
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als "primordiale Tat" cine Scnlusselrolle', so bei Bulgaren, Kroaten, Serben und den ,Sermesianoi' Kuvers. Dberraschende Donauiiberquerungen erklarten sich antike Autoren gerne darnit, daB der Strom zugefroren war.6 Fur die Byzantiner bedeutete der Dbergang uber die Donau zudem die Uberschrcirung der Reichsgrenze. Johannes von Ephesos weif in der Zen, als Kaiser Justin starb, gleich van zwei Bri.ickenbauten der "langhaarigen" Awaren." Der erste, entscheidende ist bei ihm der Bri.ickenschlag uber die Donau. Justin hatte, so berichtet er, den Awaren auf ihre freundschaftliche Bitte einige Architekten und Ingenieure geschickt, die dem Khagan einen Palast und ein Bad errichten sollten. Solcher ,Technologietransfer' war damals nicht ungewohnlich ; in den erhaltenen Berichten pflegt er jedoch tragisch zu enden. Ein Architekt aus Sirrnium, der einst Attilas Vertrautern Onegesios ein Bad errichtet harte, wurde statt der erhofften Freilassung als Bademeister zuriickbehalten." Ein trauriges Schicksal hatte auch jener Busas, der den Awaren den Bau von Belagerungsmaschinen beibrachte.? Die Architekten Baians gerieten in eine Zwickmi.ihle, als der Khagan sie zwingen wollte, fur ihn eine Donaubrucke zu errichten. Sie weigerten sich zuerst, "den Fluf, der wie ein Meer ist", z u i.iberbri.icken. Als der Khagan sie mit gezogenem Schwert bedrohte, erwiderten sic, auch der Kaiser wi.irde sie toten lassen, wenn sie sich dazu zwingen lieBen. Schlicf.lich gaben sic trotzdern nacho 1hre Hoffnung, daB die Barbaren nicht genug gutes Bauholz herbeischaffen konnten, trog. Als die Bri.icke Fertig war, forderte der Awarenherrscher vom neuen Kaiser Tiberios die Auslieferung Sirmiums. Als der sich weigerte, brach der Krieg aus. Die Architekten mufst en noch eine weitere Bri.icke errichten. Von den technischen Problemen der Awaren bei der FluBi.iberquerung erzahlt auch Menander. Doch sagt er nichts davon, dag sie mit rornischem ,know-how' gelost wurden. Der Khagan iurchtete auiierdern, van der romischen Donauflotte und der Garnison von Singidunum bei seinem Vorhaben gestort zu werden. "Urn daher seincn Plan vor Bekanntwerden zu vollenden, zag er viele gro~e Schiffe in ganz Oberpannonien auf der Donau zusammen, aus dencn er, so gut es gehen wollte und nicht eben nach den Regeln der Schiffsbaukunst, Kriegsschiffe herstellen lieB, die er mit Bewaffneten und Ruderern bemannte, welche niche geordnet, sondern nach Barbarensitre regellos mit den Rudern das Wasser schlugen. Die Flu~schiffe glitten nun dichtgedrangt den FluB hinab. Er selbst zag mit dem ganzen Heer der Awaren zu FuS auf die Fluisinsel bei Sirmium zu und gelangte so an die Save."IO Wurde vorher tatsachlich auch die Donau uberbruckt, wie Johannes erzahlt? Eine Donaubrucke harte fi.ir die Eroberung Sirmiums keine besondere strategische Bedeutung gehabt. Das awarische Reichszentrum lag zwar jenscits des Stromes, doch kontrollierten die Awaren ubcr viele hundert Kilometer beide Ufer. AuBerhalb der Reichweite der rornischen Waffen war es wohl kein Problem, mir Hilfe der improvisierten Truppentransporter eine Armee i.iberzusetzen. Wahrscheinlich verschob sich die Ceschichte van der unbekannten Save, die ohnehin als Fortsetzung der Donau betrachtet wurde (und i.iber die ja sparer eine zweite Briicke geschlagen wurde), auf die bekanntere Donau. Wie die folgenden Ereignisse zeigen, diente die Brucke wahrend der Belagerung vor allem dazu, den rornischen Nachschub tiir Sirmium auf der Save abzuschneiden.
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Wahrend "das ganze Awarenheer" mit Hochdruck an der Fertigstellung dcr Briicke arbeitete, schopf ten die Romer in Sirmium und Singidunum Verdacht. Der hochstrangige rornische Offizier des Gebietes war damals Sethos in Singidunurn. II Er protestierte gegen den Bau und lie!1 nach dem Grund fragen. Nun begann der Khagan sein Verwirrspiel. Er behauptere, wiederum gegen Slawen ziehen zu wollen, erzahlte noch einmal die Geschichtc vorn Gesandtenmord und kiindigte an, deswegen eine Gesandtschaft naeh Konstanrinopel schicken zu wollen. Wenn man ihn beim Bau behindern wiirde, so muiite er das hingegen als Vertragsbrueh betrachten. Die Besatzung von Singidunum lieg sich nicht tauschen, aber einschuchrern. Man wuljte, dag gegen die awarische Armee mit so schwachen Kraften ohnehin wenig auszurichten war. Zudem trieb nun Baian seine Kornodie auf die Spirze. Er bot an, zu schworen, daf er niches gegen die Romer im Schilde tuhre, und legte mit groger Geste einen Eid nach awarischer Sitte mit dem Schwert und einen auf die Bibel ab.I2 Die Taktik des Khagans, mit allen Mitteln Zeit zu gewinnen, ging auf. Als Gesandten schickte er ausgerechnet den Kopf del' .Falken' an seinern Hof, "denjenigen, der ihn (den Khagan) am meisten zum Krieg gegen die Romer gedrangt und aufgereizt harte", nach Konstantinopel. Ij Der servierte dem Kaiser die Ceschichte vorn geplanten Slawenzug. Tiberios glaubte kein Wort. Doeh in Ermangelung ausreichender Truppen mufste er das Versteekspiel mitmachen. Er riet, das Unternehmen zu verschieben, da die Turken schon vor Cherson auf der Krim stunden. Das wiederum durchschaute der Aware sofon. Zum Schein ging er darauf ein und lieg sich dafur, letztes Mittel der byzantinischen Politik ohne Waffen, mit Gesehenken iiberhaufen. Das sollte ihm zum Verhangnis werden. Die schwache rornische Eskorte konnte nicht verhindern, dag er auf dem Weg durch Illyricum von pliindemden Slawen ermordet wurde. Es war die zweite awarisehe Gesandtsehaft binnen weniger Jahre, die am eigenen Leib den Verfall der rornischen Ordnung auf dem Balkan verspiine. Auch die Machtdemonstration Baians im vergangenen Jahr harte den Awaren bei den slawische Kriegern keinen Respekt verschafft. q Wenig sparer lief der Khagan die Maske fallen. Bald nach seinem ungliicklichen Kollegen traf der Gesandte Solachos in der Kaiserstadr ein. I) Er sprach mit dem Kaiser Klartext: "Die Romer konnen der Stadt Sirmium mit keiner List mchr beistehen. Sie konncn yon nun an weder Nahrungsrnittel noch irgendeine andere Hilfe zu Schiff auf dem Fluf hinbringen, es kame denn eine so starke Streitrnacht, dag sie mit Gewalt und Ubermacht das Awarenheer vertreiben und die Brucke zerstoren konnte." Verachtlich sagte er, "wegen einer einzigenlacherlichen Stadt, eher eines Topfes", sollte der Kaiser der Romer doch keinen Krieg vom Zaun brecheri." Er forderte die Uberlassung der Stadt und sicherte den Bewohnern daiiir freien Abzug mit allem Hab und Gut zu. Interessant ist die Begriindung, die fi.ir die Forderungen des Khagans gegeben wird. Der Khagan "furchte namlich, die Romer wollten sich nur so lange vorgeblich an die Friedensvertrage halren, bis sie den Perserkrieg beendet bitten, und dann mit ganzer Heeresmacht gegen die Awaren ziehen, wobei sie in dieser Stadt ein uberaus giinstiges Bollwerk gegen sie bitten und weder durch das Hindernis des machtigcn Stromes noch durch irgendwelche iibrigcn Gelandeschwierigkeiten abgehalten wiirden. Klarerweise und offensiehtlich meine es der Kaiser mit den
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Awaren nich: ehrlich, da er doch schon naeh einem dauerhatten Fricdensschluf urn die Stadt Sirmium rnachtige Mauern habe errichten lassen. Der Khagan freue sich zwar iiber die Gesehenke, die er alljahrlich vorn Kaiser erhalte, und Gold, Silber und Seidenkleider seien gewiil nicht zu verachten ; das teuerste und kostbarste Gut aber sei das Leben, und gerade darum miisse der Khagan furchten, und bedenken, dag die Romer schon triiher viele einheimische Volker dieser Gegend durch Ceschenke und Gaben Iur sich gewonnen, hinterher jedoch unterworfen und vernichtet hatten." Darauf folgt noch einrnal das altbekannte Argument, durch den Sieg uber die Gepiden stiinde Sirrniurn den Awaren ZU.I7 "Nichtige Vorwande"18 fur einen Friedensbruch, gewiK Irnmerhin harte Baian sich die Tiraden Justins gut gemerkt. Aufgabe des Historikers ist es zum Gluck nicht, Iruhmittelalterliche Kriegsschuldfragen zu klaren, Hinter der Rhetorik zeichnen sich gewisse Motive der awarischen Politik ab. Wenn das Angebot freien Geleits ehrlich gemeint war, ging es kaum urn die Stadt als Stadt. Hicr liegt ein fundamentaler Unterschied zu Zentralasien. Auch die Pliinderung der Grenzstadt war nicht vorrangiges Kriegsziel. Im Vordergrund stand die strategische Bedeutung Sirrniums. In der Literatur gilt Sirmium als Schliissel zur Balkanhalbinsel; der Fall der Stadt als "turning-point in the history of the peninsula" .19Doch war das "Bollwerk" an der Save wirklich "geeignet, die zu erwartenden Einbriiche der Barbaren in Richtung nach Thrakien und Dalmatien zu verhindern'"?" Auch ohne die Eroberung der Stadt waren die Awaren schon nach Thrakien vorgestofien. Von Bedeutung war natiirlich die Kontrolle des Save-Ubergangs ; doch ersparte der Besitz Sirmiums dem Awarenheer sparer nicht den aufwendigen Bau von Schiffsbriicken iiber den Flug.21 Im Besitz der Stadt hatte ein starkes Rornerheer dieses Unternehmen leichter behindern konnen, Fur die Kriegsziige auf der Balkanhalbinsel war die Eroberung der alten Metropole vorteilhatt, aber keineswegs entscheidend. Die Befurchrungcn des Khagans, Sirmium konnte zum Ausgangspunkt rornischer Angriffe werden, entsprangen wohl eher prinzipieller Einsicht als aktueller Sorge. Baian kannte Starken und Schwachen des Gegners zu gut, urn sich ernsthafr bedroht zu fi.ihlen. Angriffskriege pflegen als Verteidigung deklariert zu werden. Dureh die Eroberung dcr Stadt wurde das awarische Gebiet an Donau und Theig Freilich abgerundet. "Die groflen Strome, die das Land durchflielien und wallanig absichern"22, waren nun bis hinunter nach Belgrad in awarischer Hand. Wesentlicher als die strategisehe Bedeutung der Stadt mulste beiden Parteien die symbolische sein. Tiberios meint bei Menander, er wi.irde dem Khagan "eher eine seiner Tochter verrnahlen als ihm Sirmium kampflos iiberlassen. "2j In diesem Sinn urteilt Stein, daf beim Kampf um die Stadt ihre "moralische Bedeutung die strategische weir ubertraf. "24 Der romische Balkan als ganzes war Ende der siebziger Jahre mehr als je zuvor unrer Belagerungszustand; die rornische Ordnung der Provinzen reduzierte sich immer mehr auf das Festungssystem, dem Justinian Gestalt gegeben hatte. Die alte Kaiserstadt an der Save zu halten, war fiir die Moral der Verteidiger entscheidend; es symbolisierte die Bereitschaft, eine Festung auch in aussichtsloser Situation zu behaupten, Aus demselben Grund war der Prestigekampf um Sirmium [iir den Khagan unausweichlich. Zu oft harte er schon auf der Herausgabe der Stadt bestand en,
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sein Recht daraut bekrafrigt. Verzichtete er weiterhin, stand er vor seinern Heer als Verlierer da. Das Symbol rornischer Macht vor der Haustiir harte zudem eine sehr reale Auswirkung, die Baian selbst bei den Verhandlungen mit Theognis ansprach. "Als einen glaubhaften Grund dafur, daB er Herr der Stade werden wollte, Iuhrte er an, daB nicht Deserteure aus dem awarischen Heer, da die Stade so nah war, sieh den Rornern ergaben.":" Der Gepide Usdibad war also niche der letzte gewescn, der das Exil bei den Rornern der awarischen Herrschaft vorgezogen hatte. Das "hochberuhmte Sirrnium" mulite als Anziehungspunkt fur die Krieger des awarischen Machrbereiches beseitigt werden. Nachdem er die Forderungen des Solachos zuruckgewiesen harte, versuchte Tiberios, so gut es ging die Vertcidigung der Stadt zu organisieren. Durch die awarische Briicke war der normale Nachschubweg saveaufwarts abgeschnitten; auch die Hauptstratie yon Singidunum war in awarischer Hand. Doch gelang es zunachst, "teils durch Illyrien und teils durch Dalrnatien" Verstarkungen in die bedrangte Stadt zu schicken. Vermutlich geschah das auf der Drina-Stralie sowie auf dem Weg durch Bosnien, Laut Johannes yon Ephesos versuchte der Kaiser wahrenddessen, Langobarden und andere Volker zurn Eingreifen zu bewegen. Auch mit den Ti.irken und den ihnen unterworfenen pontischen Reiterkriegern suchte man deswegen Kontakt. Mit groGem Geprange brach der Protospatharios Narses, einst Giinstling [ustins, zu dieser Mission auf. Doch die diplornatische Offensive war vorn Pech verfolgt. Das rnit dem Gold fi.ir bundnisbereite Barbaren beladene Schiff sank in der Nahe der Donaurnundung ; Narses war davon so betroffen, daB er erkrankte und bald darauf starb. ,6 Ob aufgrund des Schiffsuntergangs oder nicht, die bewahrte byzantinische Diplornatie konnte der belagerten Stadt diesmal keine Entlastung bringen. Dennoch vermochten die Awaren gegen die seit 567 ausgebauten Befestigungen der Stadt nichts auszurichren. Dber den Verlauf der Belagerung isc leider wenig bekannt. Beide Seiren durtten sich auf einen Abnutzungskrieg eingestellt haben. Das Ringen urn Sirmium dauerte fast drei Jahre lang. 'i Durch eine zweite Bri.icke, vermutlich oberhalb der Stadt, wurdc der Ring urn die Stadt geschlossen. Ein awarisches Kontingent unter Apsich, einem der vornehmsten Awaren, bcwachte die Bri.icke an der StraBe nach Dalmatien. Doch die Romer zeigten sich gar nicht ; daraufnin glaubte Apsich, diese Stelle vernachIassigen zu konnen, und vereinigte seine Krafte mit dem Hauptheer, das unter Baian an der unteren Brucke stand;" Schon davor war es zu erneuten Verhandlungen gekommen. Auf den Fluliinseln Kasia und Karbonaria traf der rornische Oberbefeblshaber Theognis auf den Khagan. Baian lieferte einen groGen Auitritt ; von einem golden en Thron aus, unter einer Zeltplane und yon Schilden gedeckt, verhandelte er mit den Romern." Der Khagan torderte aberrnals die kampflose Ubergabe Sirmiums. Theognis bestand dagegen auf dem Abzug des Awarenheeres. SchlieBlich wurden die Verhandlungen ergebnislos abgebrochen. Im Lauf der Zeit machten sich in der Stadt die Versorgungsschwierigkeiten bemerkbar. Die Getreidezufuhren kamen durch die awarischen Sperren nicht mehr durch. Eine Hungersnot brach aus, m:1O mufite Pferde und Katzen verspeisen. Noch dazu war der Stadtkornmandant Salomon der Lage niche gewachsen; Klagen und Beschwerden der Burger waren die Folge. Die verzweifelte Lage der Bevolkerung dokumentiert eine Ritzinschrift auf einem Ziege!, die Ende des veri-
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gCll jahrhunderts gefunden wurde: "Herr Je::;us Christus, hilf unserer Stadt, wende ab die Awaren, schiitze die Romer und den, der das geschrieben hat. Amen. ")0 Sonst ergaben die Ausgrabungen in Srernska Mitrovica bisher keine Hinweise auf die BelagerungY Der awarische Abnutzungskrieg zeigte, daB auch ein Abbruch der Belagerung nicht z u erhofien war. Es war die Nachricht von der Notlage der Bevolkeru ng, viellcicht auch deren direktc Intervention, die den Kaiser schliefilich uberz.eugre, daf die Stadt nichr zu halten war. Zudem hatten im J ahr 581 die Slawerieinfalle einen neuen Hohepunkt erreicht, Johannes yon Ephesos berichtet, daf im d ritten Jahr nach dem Tod justins die Slawen ganz Hellas, die Gegend von Thessalonike (oder Thessalien) und ganz Tbrakien bis an die Langen Mauern plunderten.>'
So umstritten die Interpretation in manchen Punkten sein mag, Johannes von Ephesos zeigt sehr deutlich die schwierige strategische Situation, in die Byz anz geraten war. Der Perserkrieg 109 sich nun schon ein Jahrzehnt ohne Aussicht auf eine Entscheidung dahin; die "Politik ohne Waffen"33 gegen die Langobarden und im Frankenreich brachte hochstens Teilerfolge; und fur den .Hinterhof' der Hauptstadt standen kaum Truppen zur Verfi.igllng. Tiberios war durch die Politik seines Vorgangers, mit der er langst gebrochen harte, in die Enge geraten. In diesem Zusarnmenhang ist sein Entschluf zu sehcn, Sirmium nun doch zu opfern. Er beauftragte Theognis brieflich, die Ubergabe der Stadt gegen freies Geleir auszuhandeln.>' Baian sicherte den Einwohnern der Stadt freien Abzug zu, allerdings ohne Hab und Gut; er gab sich mit den 574 vereinbarten 80000 Solidi im Jahr zufrieden, fordene aber eine Nachzahlung del' aussrandigen Betrage. Kornplikationen gab es noch in der Bookolabras-Frage; der awarische Oberschamane harte eine Frau des Khagans verhihrr unci war zu den Romern geflohen.)j Baian forderte nun seine Auslieferung und harte beinahe die Verhandlungen deswegen noeh platz en lassen; schlieBlich gab er sich mir dem Versprechen zufrieden, den Abtrunnigen suchen zu lassen. Darnit war der Fall der Stadt besiegelt. An diesem Punkt ender das Werk Menanders. Glaubt man dem Bericht des Bischofs Johannes, war der Leidensweg der Stadt rnit ihrer Ubergabe noch nicht beendct.t" Die tragische Ironie lag darin, daB gerade die unerwartete Menschlichkeit der Barbaren vielen Stadtbewohnern das Leben kostete. Die Awaren braehten Brat und Wein in die Stadt, um den Hunger der Belagerten zu stillen. Die vi:illig ausgehungerten Sirmienser snirzren sich mit derartiger Gier auf die Nahrung, daB viele sich zu Tode aBen. Die UberlebenJen zogen ab, teils nach Salona, wo sirrnische Emigranten auf Inschrilten genannt sind.V Die Awaren lieBen sich in Sirmium nieder, wie Johannes ausdrucklich bernerkt. Die Tragodie Sirmiums vollendete sich im folgenden Jahr, als die Stadt von einern GroBbrand vollig zerstort wurde.V Die Barbaren, die keine Ahnung von der Feuerwehr hatton, retteren gerade das nackte Leben. So moritatenhaft der Bericht des Syrers ist, g:lOZ unglaubwi.irdig ist er nicht. Wiirde man lesen, wie die Awaren die Stadt plunderren, niederbrannten und vielleichr auch noch gegen die Abmachungen die Einwohner massakrienen, entsprache das dem gangigcn U rteil der Zeitgenossen. Das Gegenteil wird deshalb kaum erfunden sein, trotz des erhobenen Zeigefingers, rnit dem Johannes die Barmherzigkeit der Barbaren
3. Die neue GrojJmacht, 567-590
584: Der Krieg arn Limes un d der Kampf der Symbole
beschreibt. Dag Awaren sich in einer Stadt niederliefsen, wird sonst nirgends iiberliefert. Awarische Reitergraber, in zerstorten Hausern angelegt, bestatigen eine gewisse awarische Besiedlung, aber aueh den Verfall der Stadt." Die Eroberung Sirmiums wurde allgemein registriert. Irn fernen Spanien erwahnte Johannes von Biclaro die awarische Eroberung Pannoniens in einem Atemzug rnit (vermutlich slawischen) Einfallen in Thrakien und Cricchenland;" Noch in der venezianischen Dandolo-Chronik wurde die Nachricht aufgegriffen; im Zusammenhang damit wird ein Vorstof des "rex Cacanus" bis an die Langen Mauern vermelder, von den en es heiilt, daf sie bis zur Grenze Istriens nach Tarsatica (beim heutigen Rijeka) reichten. Mehrere awarische Angriffe auf Konstantinopel und den ,limes Italicus' sind in dieser Naehrieht zusammengezogen; auf einen Awarenzug gegen Istrien imJahr 582 kann man daraus nichr schlieiien." Theophylakt und Theophanes berichten ebenfalls vom Fall Sirmiums, ohne Einzelheiten zu nennen.:" Das Ereignis bezeichnet einen Wendepunkt in den awarisch-byzantinischen Beziehungen; unter anderem dcshalb, weil die beiden alten Kontrahenten, Baian und Tiberios, bald darauf verstarben. Der neue Kaiser Maurikios, der im August 582 den Thron bestieg, hielt wenig von friedlieher Koexistenz an der Donau. Und Baians Sohn betrieb als Khagan eine wesentlieh offensivere Politik als der Vater, der ihm ein konsolidiertes Reich und eine unangefochtene Hcrrsehaft hinterliefs.
J ugend am Goldcncn Horn verbracht hatte, erinnerte sich auch an 24 Eletanten, die aus dem Perserkrieg im Triumph durch die Stadt gefi.ihrt wurden; vielleicht stammte der Elefant des Khagans aus dieser Beute. Doch das Wundertier gastierte nicht lange im Karpatenbecken: "Sob ald der Khagan aber das indische Tier, den Elefanten, gesehen harte, beendete er sogleich das Schauspiel und befahl, das Tier zum Kaiser zuruckzuschicken, ob aus Schrecken oder aus Verachtung uber das Wunderwesen, weiil icli nicht zu sagen. Er belastigte den Kaiser, ihm auch ein kunstvo!l gefertigtes goldenes Bett zu schicken. Zu solchem Ansinnen lief ihn narnlich der Gipfel seines momentanen Gli.icks versteigen. Der Kaiser lieE das Geschenk mit herrscherlichem Geprange anfertigen und zustellen. Er aber zeigte sich hochmi.itig und bri.istete sich noch viel mehr, als ware cr durch ein unwi.irdiges Geschenk geschmaht worden, und schickte noch prahlerischer das goldene Bert wie etwas Wertloses und Schlechtes zuri.ick. Ja, er verlangte sogar, dag die Rornaer ihm zu den 80000 Goldsti.icken noeh jahrlich weitere 20000 ablieferten."7 Arroganz, Gier und Mafllosigkeit: Der Berichterstatter spart nicht mit den gewohnten Attributen eines Barbarenherrschers. Doeh wenn man die Bedeutung von Geschenken in gentilen Gesellschaften (und dariiber hinaus) bedenkt, sind die Gesten des Khagans leicht zu verstehcn. Der Khagan will bis an die Grenze dessen gehen, was der Kaiser geben kann; vor seinem Heer demonstriert er damit die Achtung, die er geniegt. Indem er die Annahme der Gaben verweigert, versucht er sieh zugleich einer rituellen Rangordnung zu entziehen, die dem Geber den Vorrang zuweist. Das Beste, was der Kaiser geben kann, ist fi.ir den Khagan nicht gut genug: Das ist die symbolische Aussage der Geschichte.' Bei den Lesern kam sie anscheinend gut an: Noch der liochmit telalterliehe Chronist Zonaras9 i.ibernahm die Anekdote von der erfolglosen Reise des Elefanten nach Pannonien. Maurikios entschlof sieh, jede Erhohung der Subsidien abzulehnen, auch w enn er fur den Krieg, der daraus entstehen mulite, schlecht geri.istet war. Vielleicht haben diese fri.ihen Erfahrungen mir der awarischen Lizitationspolitik dazu beigetragen, daf er in spateren jahrcn so verbissen eine militarische Losung des Balkankrieges anstrebte. Nun, 584, konnte er nur zusehen, wie der Khagan sich holte, was ihm nicht zugestanden wurde.!" Das erste Ziel der Awaren war Singidunum/Belgrad. Justinian hatte die Stadt an der Savemiindung einst stark befestigt und zu einer "glanzenden, sehr bedeutenden Stadt" gemacht. DaG die Stadt, van der aus man kurz z uvor die Belagerung Sirmiums argwohnisch beobachtet hatte, nun schlccht bewacht und ausgeri.istet gewesen sein soll, wie Theophylakr rneint, kann nicht ganz stimmen. Jeder konnte sich ausreehnen, daf sic das niehste Ziel der Awaren sein wi.irde. Dennoeh gelang es dem Khagan, sie im Handstreich zu nehmen, da ein Teil der Bi.irger auEerhalb bei der Ernre beschaltigt war. Erst innerhalb der Mauern kam es zu schweren Kampten, in denen die Awaren einen "kadmeischen" SieE;davontrugen. Wieder einmal hatte sieh Sehnelligkeit als beste Waffe der Awaren erwiesen. Ahnlieh rasch brachte der Khagan zwei wcitere Stadte in seine Hand. Die erste davon war Viminacium/Kostolac nahe der Morava-Mi.indung. Justinian hatte die seit Attila verfallende Siedlung in der Ebene auf eine Anhohe verlegen und befesrigen lassen." Ein gutes Sti.ick strornabwarts lag Augusta an der Miindung des Flusses, der heute noeh den Namen Ogost tragt.li Dag diese weniger bcdcute nde
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3.5. 584: Der Krieg am Limes und der Kampf
der 5ymbole
Tiberios i.iberlebte das Scheitern seiner Verteidigungsbemi.ihungen nur urn wenige Monate; er starb im August 582. Der Vertrag, den er seinem Naehfolger Maurikios hinterliefs, kostete 800eo Goldsolidi im J ahr. Er sah die Lieferung von Silber und bunten Gewandern vor.' Theophylakt schlagt eine der ublichen verbalen Kapriolen, urn dies en ,schmachvollen Vertrag' zu erklaren: "Wie Kampfrichter. .. gaben sie den Barbaren, als handle es sieh urn einen ruhmvollen Kampfpreis, herrliche Geschenke. '" Der Khagan sollte bald Gesehmaek daran finden, den .olympischen Geist' der Romer auf die Probe zu stellen. Es scheint, daf auch bei den Awaren ein neuer Mann an der Spitze stand, den der kaiserliche Gesandte Komentiolos wenig sparer an die freundliche Aufnahme erinnern konnte, die man seinem Vorfahren gewahrt hatte.i Baian di.irfte also bald nach der Eroberung Sirmiums gestorben sein, einer seiner Sohne war ihm nachgefolgt. Vielleicht geschah das im Winter 582/83 kurz vor der Gesandtsehaft, die Theophanes" in den Mai 583 setzt. Die folgenden Ereignisse wi.irden gut zu einem Thronwechsel passen: Der .Realpolitiker' Baian war abgetreten, der Erbe seiner Siege versuchte seinen Standort gegeni.iber dem Kaiser neu zu bestirnmen. Der neue Khagan lieg bald die Muskeln spielen. Kaurn zwei Jahre war der Friede in Kraft gewesen, erzahlt Theophylakt", als der Khagan begann, weitere Forderungen zu stellen. Es war ihm zu Ohren gekommen, der Kaiser besage riesige Tiere, und er wollte eines davon haben. Tatsachlich schickte ihm der Kaiser einen indischen Elefanten. Das war ein beliebtes Geschenk im diplomatischen Verkehr - Justin II. etwa bekam einmal "elephantinos et carnelopardum", wie Johannes von Biclar06 erzahlt, Der Spanier, der seine
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3· Die neue Groflmdcht,
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Festung als eroben gemeldet wird, zcigt, daf dcr KIngan bedeutcndcre Stadte, wie Bononia/Vidin und Ratiaria/ Arcer, links liegen gelassen hatte. Vielleicht zwang ihn auch die fortgeschrittene Jahreszeit zur Eile. Bald stand das Awarenheer vor dem thrakischen Hafen Anchialos/ Anhialo am Schwarzen Meer. Man hielt sich nicht mit einer Belagerung auf, sondern gab sich rnit der Verwiistung des Umlandes zufrieden. Besonderen Gefallen fanden die Barbaren an den Heilbadern nahe der Stadt. Justinian harte sie einst rrut Maucrn umgeben lassen, um "den Leidenden die Moglichkeit, ungefahrdet Heilung zu suchen", zu geben.'" Nun badeten hier die Frauen des Khagans, deren Badetreuden dem Kurort die Vernichtung ersparten. In den Badern von Anchialos spielt eine seltsame Szene, die Johannes von Ephesos kurz vor seinem Tod niedergeschrieben hat." Bei der Eroberung der Thermen von Anchialos fanden die "Slawen", wie er die Awaren oft nennt, die Purpurrobe der Anastasia, Gemahlin des Tiberios, die sie einst einer Kirche gestiftet hatte, wahrend sie bei den Thermen weilte. Der Khagan legte die Gewander an und spraeh: "Ob der Kaiser der Romer will oder nicht will; mir ist (jetzt) das Konigturn gegeben worden!" Die Ubersctzung ist Freilich strittig; Hauptmann hat, nach Chabot, "royaute"; "Siehe, das Reich ist mir gegeben und die Vereinigung", will Marquart herauslesen, auf den sich Kollautz stiitzt. Auch die beste Ubersctzung lieBe leider kaum Ruckschliisse darauf zu, wie der Khagan seine Geste aufgefaBt haben mag; die Anekdote ist durch zuviele Hande gegangen, bevor sie Jahrhunderte sparer in die Chronik des Syrers aufgenommen wurde. Zudem war es sicher nicht die Intention des geistlichen Schriftstellers gewesen, die Selbstdarstellung des Khagans zu dokumentieren, sondern blol\, seine barbarische Arroganz und seine Frevel am Kirchengut zu unterstreichen. Das ist bedauerlich, denn es ist eine der wenigen Naehrichten, in denen die Herrschaftsauffassung des Khagans direkt angesprochen wird. Der widerspriichliche Charakter der Beziehung zum Kaisertum kommt darin zu Ausdruck. Auf der einen Seire war der Awarenherrscher in seiner Symbolsprache abhangig vom Rornischen Reich, dem cr die Mittel zur Ausiibung seiner Herrschaft verdankte. Auf der anderen Seite muiste er standig beweisen, dal\ er all das selbst erkamptt hatte. Mit dem Recht des Siegers legte er ein romisches Prunkgewand an und dernonstrierte so mit rornischer Staatssymbolik seine barbarischen Herrschaftsrechte. Eincn ahnlichen Vorgang hat erst jungst McCormick am Beispiel der ,imitatio imperii' Chlodwigs untersucht." Das bedeutet nicht, dal\ der Khagan dadurch dern Kaiser dessen Stellung streitig gemacht hatte, wie Altheirn und Kollautz meinen: Solche Anspruche sind uns die ganze Geschichte des Frulunittelalters hindurch von keinem Barbarenherrscher bezeugt." Er festigte dadurch "bloW' seine eigene. Zudem hatte er erst kiirz.lich den Thran bestiegen, sein erster Kriegszug auf Reichsgebiet bot sich fur eine Demonstration seiner Herrschaftsfahigkeit an. Das Spektakel in den Thermen bei Anchialos steht bei Johannes bzw. Michael im Kontext von Ereignissen, die sonst ebenfalls unbekannt sind: Am Beginn dieses letzten Abschnittes der Kirchengeschichte des Klerikers steht ein awarischer Einfall, gemeinsam mit den unterworfenen Slawen und Langobarden." Dabei werden zwei Stadte und weitere Kastelle erobert, den Einwohnern wird angeboten, fried!ieh weiterzuleben und den Awaren Sreuern zu z ahlen." Sollee man
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der Kampf dcr Symbolc
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dabei an Singidunum - dessen Belvllhner ja gerade bei der Ernte i.iberfallen w urden - und Viminaciurn denken? Die Aufforderung, die Ernte fonzusetzen und einen Teil abzuliefern, sollte vielleicht die Versorgung des Heeres verbessern. Langerfristig macht sie nur Sinn, wenn die betreffenden Stadte - wie die beiden im Spatsommer 584 eroberren - in der Nahe des awarischen Siedlungsgebietes lagen. Im folgenden schilden johannes die Angst in Konstantinopel und die Verteidigungsbemiihungen in der Stadt. Sogar Kleriker steckte man angeblich in Uniform, um wenigstens die Langen Mauern bewachen zu korinen. Noch schlimmere Heimsuchungen muiite die Kirche aber von den Feinden erdulden: Die "Slawen" (hier sind viclleicht wirklich vor all em Slawen gemeint) pliinderten die Kirchenschatze ; ihr Konig verwendete das Ziborium der Kirche von Korinth sogar als Zelt. Die Interpretation dieser Stelle macht Schwierigkeiten. Kaum kann man sich den Khagan der Awaren in dies en Jahren personlich auf dem Isthmus von Korimh vorstellen. Vielleicht war der heidnische Frevler blof (awarischer?) Anfiihrer einer Schar s!awischer Plunderer, die Griechenland heimsuchte? Es bleibt die Tatsaehe, daB Johannes noch vor seinem Tod (wohl 585 yo von der Plunderung Korinths gehort hat. or Johannes von Ephesos hielt sich offensichtlich bis zu seinem Tod auf dem Lautenden, obwohl er wegen seiner monophysitischen Tendenzen mehr oder weniger interniert war. Seine Quellen waren nicht die ,offiziellen' Kriegsberichte oder Hofjournale, sondern gerade in Fragen der Tagespolitik das, was man sich in der Hauptstadt erzahlte. Der fast achtzigjahrige Kleriker gab getreulich wieder, was er gehort hatte, auch wenn er manches nicht genau einordnen konnte. Es machte ihm etwa Schwierigkeiten, Awaren und S!awen auseinanderzuhalten. Doch wenn er, gleich nach der Profanierung des Ziboriums, die Anten erwahnt, kann das bum seine Erfindung sein. Wie er berichtet, waren wahrend des Kriegszuges die Anten, von romisch em Geld angestiftet, ins Land der "Slawenen" irn "Westen des Flusses, der Donau genannt wird", eingefallen. Die Pliinderung ihrer Heimat vergrofsertc nur den Zorn der "Slawenen", und da sie das gut befestigte Konstantinopel nicht einriehmen konnten, wendeten sie sich gegen Anchialos. Yon einem Bundnis der Romer mit den Anten horen wir tatsachlich urn 600, als ein Awarenheer gegen die alten Feinde jenseits der Karpaten marschiert." Auch der Plan, wahrend eines awarisehen Angriffs deren ungeschi.itztes Land zu iibertallen, gehort zum Fundus der byzantinischen Diplomatic - man denke nur an die Kriegslist von 592.23 Die Awaren selbst hatten sich ja 578 von den Rornern ins Land slawiseher Plunderer schicken lassen." Dag die Anten wirklich einen Einfall ins Karpatenbecken wagten, ist wenig wahrscheinlich - aueh wenn sie turkische Riickendeckung gehabt haben sollten. Plausibler ware ein antischer Einfall in die walachische Heimat der Slawen, wo Maurikios auch sparer noch die Quelle des Dbels vcrrnutete." Wie auch immer, der Angriff auf Anchialos erscheint bei Johannes als Folge dieses Entlastungsmanovers. Bald nach der triumphalen Selbstdarstellung des Khagans in den Thermen schlug im Awarenlager die Stimmung urn ;" "Und es erschreckten ihn (den Khagan) Geruchte, dag das Yolk der Turken ihn verfoige. Und sic gingen nach Sirmium, da sie furchteten, daB sie (die Tiirken) einnahmen den Palast, der ihm (d cm
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Khagan) gehi:irte, so wie scinen (des Palastes) ganzen Besitz. Als jedoch sie (die Awaren) ihm (dem Yolk der Tiirkcn) acht Kentenaria Gold schickten, wandten sie (die Tiirkcn) sich von ihm (dem Khagan) weg. In dieser Zeit (waren gekommen namlich) drei Bruder vorn inneren Sky thien, indern sic rnit sich fuhrten 30000 Sky then ... ""7 Dab der Ruckzug von Anchialos im Herbst 584 aus Furcht vor den Turken erfolgte, ist gar nichr unwahrscheinlich; wer:ngleich die Jahreszeit schon fortgeschritten war, hatte man wie im folgenden Jahr im Zielgebiet uberwintern konnen. Auch der Gesandte Komentiolos scheint die ti.irkische Karte im Talon gehabt zu haben: In seiner hochfahrenden Rede vor dem Khagan fehit nicht der Hinweis auf die einstige Fluchr der Awaren aus dem Osten.28 Die rude Behandlung des Offiziers ware gut zu erklaren, wenn der Khagan die Romer verdachtigen konnte, die Ti.irken auf ihn zu hetzen. Theophylakt, der die Rede des Komentiolos so aushihrlich rekonstruiert, weif von alledem leider nichts, Doch pabt die Nachricht des Johannes in keinen anderen Zusammenhang: Seit der Eroberung Sirrniums hatte ja Frieden geherrscht, und 586 war der greise Chronist wohl schon tot. Die Stadt war zwar, wie Johannes selbst an anderer Stelle erz ahlt, ein Jahr nach der awarischen Besitzergreifung niedergebrannt." Aber dab Maurikios versuchte, das Biindnis mit den Tiirken zu niitzen, um die Awaren unter Druck zu setzen, ist gerade 584 gut moglich. Seit einigen Jahren standen die ehemaligen Herren der Baian-Awaren am Schwarzen Meer.>? U nd die vori.ibergehend gesti:irten tiirkisch-byz antinischen Beziehungen hatten sich offensichtlich gebessert. Der Awarenkhagan aber scheint aus dern Osten neue Verstarkungen erhalten zu haben. Auch wenn man das rhetorische Elaborat Theophylakts nicht auf die Goldwaage legen kann, finder sich in der Kornentiolos-Rede ein deutlicher Hinweis: Das Land der Awaren sei groG genug, sagt er, "dab auch die neu Dazugekommenen nicht Mangel zu leiden brauchen".3' Andere Informationen finden sich verschachtelt in den Skythen-Exkurs, den Theophylakt an anderer Stelle bringt, narnlich die Nachrichr von der Ankunft der drei Stamme Tarniach, Kotzagir und Zabender in Europa. Insgesamt zehn Tausendschaften stark, kamen diese warchonicischen Vcrwandten der Awaren auf der Flucht vor den Ti.irken ins Karpatenbecken." Wie Haussig gezeigt hat ", geschah das nicht zu der Zeit, in die Theophylakt seinen Exkurs einordnet, also um 595. Die zweite warchonitische Wanderung hangt, wie aus dem Text Theophylakts klar hervorgeht, mit dern ,Aufstand des Turum' zusammen. Dber die inneren Auseinandersetzungen im tiirkischen Khaganat um 582/83 sind wir aus chinesischen Quellen unterrichtet. Auf der einen Scite stand der ostturkische Khagan Scha-po-liie: auf der anderen Seite sein in der Thronfolge i.ibergangener Cousin A-po Khagan, der von Tardu, dem Khagan der Westti.irken, untersti.itzt wurde; auch die A-paH griffen gegen den siegreichen Sha-po-lue zu den Waffen." Wie schon ein Menschenalter zuvor, wurde durch diese Kampte und die ti.irkische Westexpansion der Jahre vorher eine warchonitische Wanderwelle nach Westen ausgelost. Die drei Stamme durften etwa 583/84 angekommen sein. Es ware naheliegend, die Kotzagiren als kutrigurische Gruppe zu betrachtcn, wie es zumeist in der Literatur geschiehtY Freilich werden die Kutrigurcn der griechischen Quellen sonst nirgends als Warchoniten bezeichnet; auch sagen sic
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schon jahrzehntelang am Schwarz en Meer, konncn also von den Ereignissen nur mittelbar erfabt worden sein. Die Tarniach und die Zabender sind unter diesem Namen sonst unbekanntY Die lnformationen uber die Neuankornmlinge stammen, wie schon im Fall der Baian-Awaren, von den ehernaligen Herren. Nach der Niederschlagung des .Turum-Aufstandes', also wohl 583/84, kam eine Gesandtschaft des Tardu vom Goldenen Berg an das Goldene Horn. Ihrern Bericht verdankt sich ein Tcil der Nachrichteri Theophylakts iiber die "skythischen" Volker. Der Besuch beirn neuen Kaiser Maurikios sollte vermutlich auch eine neue Politik einleiten, Nachdem zuletzt eher ein gespanntes Klima zwischen den Tiirken und Byzanz geherrscht harte, wurde nun das ,logische' Bundnis wiederhergesrellt. Es richtete sich in erster Linie gegen den gemeinsamen persischen Feind. Die Perser hatten nicht nur den Turum-Aufstand unterstiitzt, Tardu wie Turxanthos/Tiirk-Schad waren auch in direkten Kampfen untcrlcgerr." Die erneute Flucht von Warchoniten ki:innte auch Anlaf gewesen sein, Unternehrnungen gegen die Awaren ins Auge zu fassen. Indirekte Bestatigung findet dieser Zusammenhang gerade bei Michael Syrus. Unmittelbar nach dem Ri.ickzug der Awaren nach Sirrnium - der letzten Textstelle, die er sicher von Johannes von Ephesos iibernommen hat - berichtet er von der Ankunft "dreier Bruder aus dem Inneren Skythiens, die 30000 Sky then mit sich fuhrten."39 Zwei der Bruder sind bei Michael, dern Zeitgenossen der Kreuzzi.ige, die Stamm vater der Bulgaren und der Chasaren, und ersterer wird anachronistischerweise gleich von Maurikios mit dem Gebiet der Donaubulgaren bedacht, Hier war offensichtlich die Vorlage abgerissen, und der Kompilator wechselte elegant Thema und Jahrhundert. Altheim versucht etwas gezwungen, einiges davon tur die Zeit des Johannes zu retten: Die Sky then des Bulgaros halt er fi.ir bulgarische Foderaten, die schon Maurikios an der Donau ansiedelte und die ,unter turkischer Flagge' die Awaren zur Flucht nach Sirmium veranlaliten." Die Bulgaros-Sage bez ieht sich trotz solcher Konstruktionen ohne Zweifel auf die Asparuch-Bulgaren, die sich hundert Jahre spater hier niederliefsen. Doeh kon nte der Bri.ickenschlag des Syrers ins folgende Jahrhundert dadurch erleichtert worden sein, dag er bei Johannes einen Hinweis auf die warchonirischen Nachzugler fand. Denn die drei skythischen Bruder erinnern deutlich an die drei warchon itischen Stamme, die in den letzten Lebensjahren des internierten Bischofs von Ephesos an der Donau ankamen. Die Tiirken hatten 584 also guten Grund, im Einvcrnehmen rnit dem Kaiser eine drohende Haltung gegen die Awaren einzunehmen. Und der neue Kaiser hatte sicherlich a!!e diplornatischen Moglichkeiten fur ein .containrrient' des si egreichen Gegners eingesetzt. Vielleicht hatten ihn erst ti.irkische Versprechungen bewogen, sich auf einen Krieg einzulassen. Auch die Tatenlosigkeit der Romer liebe sich eher verstehen, wenn sie auf ein ti.irkisches Eingreifen hoHten. Erst in Anchialos nahm man direkte Verhandlungen mit den Awaren auf. Wenn Theophylakt schreibt, dab bis zu dieser Gesandtschaft drei Monate vergingen, kann sich das nur auf den Kriegsbeginn beziehen, Da schon bei der Eroberung von Singidunum Erntezeit gewesen war, muf dcr 'v7inter vor der Tiir gestanden sein. Wohl auch deswegen hatten die Awaren ihren raschen Vormarsch nicht we iter fortgesetzt.
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)85: Die Booleolabras-Aliare
Maunkios schickte ein uuglciches Paar zum Kliagun: den Senator Elpidios ", einst (oder spater? ) Gouverneur von Sizilien, und den Gardeoffizier Kornentio10s.4" Ersterer erinnerte den Awarcnherrscher vorsichtig an den Vertrag von 582. Der erwiderte ungeriihrt, kein Vertrag werde ihn hindern, als nachstes die Langen Mauern zu uberrennen. Ins betretene Sehweigen des Senators platzte Komentiolos, der sieh nicht mehr zuruckhalten konnte, mit einer Reihe von Vorwiirfen. Theophylakr gibt die angebliehe Rede des unbeherrschten Gesandten aushihrlich wiedcr.!' Neben den ublichen Gemeinplatzen findet sich einiges, was fur die Haltung den Barbaren gegenuber charakteristisch ist: Die Jahrgelder werden als Gesehenke erklart, denn "die Romer sind freigiebige Menschen, und GroBzugigkeit und Geschenkfreudigkeit halten sie fur einen Schatz." Einst, "als sich vom ostlichen und ursprunglichcn Stamm dein Teil abgespalten und getrennt harte":", seien die Awaren als Fluchtlinge aufgenommen worden - ein beliebtes Argument. Nun aber lebten sie auskornrnlich in einem groBen und diinnbesiedelten Land und hatten es nichr notig, die Romer anzugreiten." Der Khagan lieB sieh die aufdringliehe imperiale Rhetorik nicht gefallen, zornbebend und mit funkelnden Augen befahl er, Komentiolos in Ketten zu legen. "Nach Landessitte", so erfuhr dieser, drohe ihm das Todesurteil. Doeh am nachsten Tag gelang es den "fruvurruTOL", den "Machtigsten" der Awaren, ihren Herrscher zu besanftigen." Es ist nicht der einzige Hinweis auf die vorsiehtigere Politik, die von den awarischen "logades" vertreten wurdeY Die Gesandten durften unversehrt zum Kaiser zuruckkehren, Ihre Mission Freilich war gescheitert. Ein Friedensvertrag kam erst im folgenden Jahr48 zustande. Wieder war Elpidios zum Khagan gereist, der sich wohl i.iber den Winter in die Gegend von Sirmium zuruckgezogen hatte. lnzwischen hatten sich die .Tauberi' am awarischen Hof durchgesetzt; ihr vornehmster Vertreter, der bewahrte Unterhandler Targitios, ging mit Elpidios in die Kaisersradt, urn den Frieden pcrtckt zu rnachen. Die Romer mufsren nun doch die verlangten 20000 Solidi zulegen; insgesamt machten die Jahrgelder nun [00000 Goldsnicke aus - immer noch deutlich unter der Summe, die Attila in seiner besten Zeit fur sich herausgesehlagen harte." Die folgenden Ereignisse zeigen, daf der erfolgreiche Abschluf der Verhandlungen in das Friihjahr 585 fiel; del' Vertrag sollte den Sommer allerdings nicht iibcrdauern.
dend und brennend, sind reich ge'\vorden und besitzen Gold und Silber, pferdeherden und viele Waffen, und haben gelernt, Krieg zu tiihrcn, mehr als die Romer." Die Datierung ist niche ganz prazise ; das syrisehe Jahr 895 entspricht 583/84, doch berichter der Chroriist zuvor, daf der betreffende Slaweneinfall im 3.Jahr des Tiberios (58[) begonnen und vier Jahre angedauert habe. Dieser Widerspruch ist versehieden aufgelost worden: Velkov schlielir mit Diakonov an den bekannten Einfall von 579 an und kommt so bis 583; ebenso Stein, der im Einfall von 585 ein neues Ereignis sieht ; Hauptmann liest statt "drei Jahre" drei Monate und setzt die beiden groBen Awarenziige schon 583 und 584 an, gegen die ausdnickliche Datierung Theophylakts; akzeptiert man jedoch dessen Chronologie, so kann Johannes friihestens Ende 584 geschrieben haben, als er auch die Vorgange in Anchialos zu Papier brachte. Damit rcchnen etwa Nestor und Maksimovic; so konnte man ohne weiteres von vier Kriegsjahren 581-84 sprechen.' Ein genaues Datum fur den Beginn der Slaw en invasion wird sich ohriehin nicht angeben lassen; die verschiedenen Gruppen begannen und beendeten ihre Unternehmungen wohl kaum zur gleichen Zeit. Die Nachricht ist daruber hinaus eine Schlusselstelle in der Diskussion urn den Zeitpunkt der slawischen Ansiedlung auf dem Balkan. Zum ersten Mal horen wir, daB slawische Plunderer jahrelang auf Reichsgebiet blieben. Ob das bedeutet, daf sie sich auch auf rornischem Boden ansiedelten, oder ob sie nach dem Tod des Johannes wieder heimkehrten, wird seit 150 Jahren diskutiert. Ein Angelpunkt der Debatte ist die Bemerkung des Johannes, die je nachdem mit "sie blieben, bis Gott sie vertrieb" oder "sie bleiben, solange Gott sie duldet" wiedergegeben wird.' Doch die Frage der slawischen ,Landnahme' laBt sich aufgrund dieser Stelle gar nicht entscheiden. Klar ist nur eines: Es handelte sieh nicht urn landhungrige Bauern auf der Suche nach neuen Ackern, sondern urn Plunderer, die "gelernt hatten, Krieg zu fiihren". Ein Zeitgenosse wie der greise Bischof Johannes konnte sie ohne weiteres mit den Awaren verwechseln. Selbst wenn sie jahrelang blieben, kehrten die meisten eines Tages in ihr Ausgangsgebiet zuruck, so wie jener Ardagast, der 585 bei Adrianopel gesrellt und viele Jahre sparer in seiner Heimat nordlich der Donau autgestobert wurde.:' Der Frieden mit den Awaren lief die slawischcn Raubziige erst richtig spiirbar werden. Vielleicht hatte das Unternehmen des Khagans die Slawen im Vorjahr bewogen, abzuwarten oder sich seinem Heer anzuschliciicn. Irn Sommer 585 holten sie sich auf eigene Faust, was der Khagan sich durch Gold und Drohungen hatte abkaufen lassen: Sie drangen bis an die Langen Mauern 'lor. Maurikios nahrn personlich die AbwehrrnaBnahmen in die Hand, lieB das Bollwerk von seiner Garde bewachen und befahl dann dem Kornentiolos, zum Angriff auf die Plunderer iibcrzugchcri.' Der trotz seiner diplornatischen Instinktlosigkeit beIorderte Offizier hatte Gluck; am Erginos/Ergene uberraschte und schlug er eine groBere Gruppe von Slawen. Auf Befehl des Kaisers marschierte er gegen Ende des Sommers Richtung Adrianopel vor. Dort stieB das rornische Heer auf einen schwer mit Beute beladenen Slawenzug. Ausnahmsweise merkte man sich auch den Namen des Anfiihrers: Ardagast, hier noch ohne jcden Titel vorgestellt. Beim (sonst unbekannten) Kastell Ensinon siegten die romischen Waffen iiber die Slawenkrieger, die Gefangenen
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3.6. 585: Die Bookolabras-
Affare
Der Friede zwischen Khagan und Kaiser hatte den Krieg in den Balkanprovinzen nicht beendet. Das Awarenheer kehrte heirn, slawische Gruppen erstreckten ihre Plunderungszuge iiber groBe Teile der Halbinsel. Die byzantinischen Beobachter sahen dahinter die Hand des Khagans. Es ist zu verrnuten, daB das slawische Vorgehen die Billigung des Awarenherrschers hatte, seine Initiative war dazu kaum notig. Auch waren die Raubscharen nicht erst seit dem schwererrungenen Friedensvertrag auf rornisches Gebiet vorgedrungen. Gerade in diesen Jahren verfalite Johannes yon Ephesos seine Kirchengeschichte. "Und siehe! Bis auf den heutigen Tag, welches das Jahr 895 ist, wohnen und sitzen sie in den rornischen Provinzen, ohne Sorge und Furcht, plundernd, mor-
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J. Die neue Gmj5macht,
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wurden bclr eit, und die Astike, die Landschaft jenscits van Adrianopel, von Feinden gesauberr. Wahrend sich die Scharen Ardagasts i.iber die Donau zuruckzogen, errichtete Komentiolos auf dem Schlachtfeld ein Siegesdenkmal. Inzwischen wuchs sich ein Skandal am Awarenhof zurn Kriegsgrund aus. Der Bericht Theophylakts i.iber die Affare Bookolabras ist eine der raren Gelegenheiten, etwas hinter die Kulissen des Khaganates zu blicken." Der Oberschamane Bookolabras hatte sich cinem riskanten Vergni.igen hingegeben, namlich einem Liebesabenteuer mit einer der Frauen des Khagans. Die Sache flog auf und wurde damit zur Staatsafhre. Der Magier mufste fliehen, urn dem sicheren Tod zu entkommen. Er i.iberredete sieben unterworfene Gepiden, ihn zu begleiten. Sein Ziel war abenteuerlich: er wollte zuri.ick zu dem Yolk, von dem er abstammte: "Hunnen, im Osten wohnend, den Persern nahe, die viele auch mit einem bekannteren Namen Ti.irken nennen". Dieses Kabinettsti.ick byzantinischer Ethnographic braucht nicht zu verwirren, denn es sagt nichts anderes als der Skythen-Exkurs des Autors: Es ist nicht notig, in Bookolabras einen Exil- Ti.irken zu sehen/ - seine Flucht sollte einfach die awarische Ethnogenese .umdreheri', denn von den Tiirken waren die .hunnischeri' Warchoniten, die sich Awaren nannten, einst gekommen. Bald nachdem er die Donau iiberschritten hatte, wurde der Fli.ichtling von romischen Grenztruppen aufgegriffen. Es ist eine fast freudianische Ironie, da~ der awarische Don Juan ausgerechnet im sonst unbekannten art Libidinon" gefa~t wurde. Der Magier schilderte seine Herkunft, seine fri.ihere Tatigkeit und das Vergni.igen, das ihn hergefi.ihrt hatte; man glaubte ihm (oder fiirchtere sich vor seinen magischen Ki.insten) und schickte ihn nach Konstantinopel. All das muf sich noch wahrend der Belagerung von Sirmium 582 zugetragen haben. Denn schon wahrend der Ubergabeverhandlungen war davon die Rede. Menander? berichtet davon, ohne einen Namen zu nennen. Aber es ist klar, daE "einer der Leute des Khagans", der mit einer Frau des Khagans "zum Liebesgenuf zusammengekommen war", kein anderer als der Schamane sein kann. rc Um ein Haar ware die Ubergabe von Sirmium an der Forderung des Khagans nach der Auslieferung des Frevlers gescheitert. Ein bezeichnender Gegensatz: Kaiser Tiberios sagt kurz vorher, lieber wi.irde er eine seiner Tochter dem Khagan verrnahlen als ihm Sirrniurn ausliefern. Der Khagan redet vor der Ubergabe der Stadt fast nur noch von der Afhre seiner Frau. Offensichtlich ging es um mehr als um Eifersucht: Das Prestige des Herrschers stand auf dem Spiel. Der rornische Unterhandler Theognis redete sich heraus; in einem so riesigen Reich sei es unmoglich, einen herumirrenden Fli.ichtling zu finden. Der Khagan bestand schlielilich darauf, daf ihm die rornischen Feldherrn schworten, den Fliichtling suchen zu lassen und sofort auszuliefern oder zumindest seinen Tod zu melden. Aus der Sraatsaffare Bookolabras entstanden bald weitere Verwicklungen. Man behielt den Schamanen zunachst, wie i.iblich, in Konstantinopel, ein Trumpf im Armel bei kiinftigen Auseinandersetzungen. Wie diese Kane jedoch ausgespielt wurde, war stiimperhaft. Bookolabras fand bald Gelegenheit, den Khagan beim Kaiser anzuschwarzen, Als im Fri.ihjahr 585 endlich der Friedensvertrag zustandegekommen war, eroffnete er seinen Gastgebern, das Ganze sei eine Finte. Targitios sei nur gekommen, urn die 100000 Solidi zu kassieren, wahrend der Khagan schon den nachsten Krieg vorbereite. Der Verdacht war vielleicht nicht unberechI I
586: De: Kneg in Tbralcien
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tigt (ahnlichcs war 579 passiert), die Reaktion des Kaisers auf die Enthi.illungen des awarischen Fli.ichtlings jedoch unbedacht. Er lieg den Targitios festnehmen und ein halbes Jahr auf den Prinzeninseln gefangenhalten. Maurikios dachte wohl auch an die schlechte Behandlung seines Gi.instlings Komentiolos beim Khagan; doch wahr end dort die Vernunft gesiegt hatte, setzte sich am Bosporus del' Starrsinn des Kaisers durch. Damit beging Maurikios gleich zwei Fehler auf einen Schlag. Erstens verletz te er selbst das Volkerrecht, auf das sich rornische Gesandte zu berufen pflegten, und gab dem Khagan einen unanfechtbaren Kriegsgrund. Zweitens dupierte er ausgerechnet den bedeutendsten Exponenten der ,Tauben' am awarischen Hof; es war wohl nichr zuletzt Targitios, dem die Freilassung des Komentiolos zu verdanken war. Es sollte fast zehn Jahre dauern, bis sein miigigender Einflug wieder spi.irbar wurde ". Beinahe harte sich der Kaiser sogar soweit verstiegen, den awarischen Gesandten hinrichten zu lassen. Der abtriinnige Schamane scheint ihn sehr bceindruckt zu haben. Der Khagan beni.itzte den Rest des Jahres, um dem justinianschen Donaulimes einen gro~en Schlag zu versetzen. "Sky then und Myser" bot er auf, wie der in klassischen Anklangen schwelgende Theophylakr berichtet. I) Nie zuvor hatte ein awarisches Heer in so kurzer Zeit so viele Festungen in seine Hand gebracht. Der Siegeszug der Awaren begann unterhalb des Eisernen Tores mit der Eroberung von Akys/Prahovo bei N egotin q, Bononia/Vidin 5 und Ratiaria/ Arcer ". Eine Reihe von Stadten fiel auch im Grenzgebiet von Moesien und Scythia minor: Durostorum/Silistra, Zaidapa 17, Tropaeum Traiani <8, Marcianopolis/Devnja 19 und Pannasa am Flu~ Panysos/Kamcaja, Vielleicht gehort hierher auch die Eroberung von Apiaria, die erst zum nachsten Jahr berichtcr wird. Theophylakt schreibt, die Eroberung dieser Stadte sei nicht ohne Mi.ihe vor sich gegangen.2I Viele dieser Stadte behielten weiterhin ihre Bedeutung; man konnte sich fragen, ob die imp os ante Liste nicht vielmehr diejenigen angibt, die das Heer des Khagans an griff, die aber nicht alle bezwungen wurden. Wie auch immer, von justinians Jahrhundertwerk waren wieder einige wichtige Festungen gefallen. I
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3.j. 586: Der Krieg in Thrakien Der Eroberungszug des Khagans an der Donau im Herbst 585 war nur das Vorspiel gewesen, soviel war auch den Rornern klar. Maurikios ernannte den Slawensieger Kornentiolos nun zum "Strategos", zum Oberbefehlshaber tiir den europaischen Krieg. Obwohl zur gleichen Zeit Philippikos an der persisch en Grenze in einen zenni.irbenden Wtistenkrieg verwickelt war ', gelang es, in Anchialos 10000 Mann zusammenzuziehen. Als Komentiolos die Truppen rnuster te, mulite er Freilich erkennen, daE 4COC Mann so gut wie karnpfunfahig waren. Er betrautc sie rnit der Bewachung des Lagers und del' Ceratschaften. Den Rest teilte er in drei Detachcmcnts, die Kastos, Martinos sowie er selbst anfiihrteri.' Ob die Awaren auf rornischem Boden uberwintert hatten wie 597/98 vor Tomis/Consranta-, wissen wir leider nicht. Es ist recht wahrscheinlich, dag sie sich auch diesmal irgendwo an der "Riviera" des Schwarzen Meeres einquartiert hatten, denn die Operationen begannen, \VO sie im Vorjahr aufgehon hatten. Jeden-
-,. Die neue Gru)JrIlClcht, 567-590
586: Dcr Krieg in Thrakuen
falls war auch das Barbcrenheer in klein ere Einheiren autgcteilt, sei es wegen der lcichtercn Versorgung oder zur griindlicheren Pliinderung. Diese Zerstreuung verschaffte den Romern einen kurzfristigen strategischen Vorteil. Kastos wandte sich mit seinen Soldaten gcgen das z erstorte Zaldapa, an de, Strafie von Marcianopolis/Devnja an die Donau, und stoberte dort einen Trupp Barbaren auf, wohl nicht viel mehr als die hochstens 2CCO Mann, die er selbst rnit sich fiihrte. Es gelang ihm, den iiberraschten Feinden ihre Beute abzujagen. Er vertraute sie einem seiner Hypaspisten zur Bewachung an, der sie prompt wieder einbulite. Einen wesentlich bedeutsameren Dberraschungserfolg harte Martines beinahe bei Tomis errungen.! DaB es sich um Tomis/Constanta handclte und nicht um das dakische Tornis, geht im iibrigen aus dem Verlauf der Kampte eindeutig hervor.! In dieser Gegend hielt sich, wie Kundschafter gemeldet hatten, der Khagan personlich auf. Die Romer legten ihm einen Hinterhalt und hatten ihn urn ein Haar erwischt; den Tod vor Augen, gelang es dem Awarcnfursten, mit seiner engsten Begleitung auf eine Insel - die Gegend von Constanta ist reich an Lagunen - zu entwischen. Die Aufteilung des Heeres, von der auch das Strategikon spricht", machte die Awaren verwundbar. Wenig sparer entging der Khagan ia noch einem zweiten Hinterhalt. Die Episode zeigt, daB die Awaren am besten mit ihren eigenen Waffen zu schlagen waren: List und Schnelligkeit. Rasch zogen sich die beiden Heeresgruppen wieder nach Marcianopolis zuriick, wo Kornentiolos die ganze Zeit untatig verbracht harte." SchlielSlich ordnete der wenig unternehmungslustige Feldherr an, den Haemus-Dbergang zu besetzen. Das ganze Heer zog sich also nach Sabulente Canalis zuriick, das an der Strafse nach Anchialos lag. Theophylakt greift auf Aelians Beschreibung des TempeTales zuriick, um den folgenden ,bukolischen' Schlachtszenen einen Rahmen zu geben. Der Khagan hatte in zwischen sein Hccr wieder gesammelt. Martines und Kastos wurden abgeordnet, die Bewegungen des Gegners zu beobachten. Kastos gelang es, an den Dfern des Panysos/Kamcaja die Vorhut der Awaren aufzureiben; durch den Erfolg ubermiitig geworden, kehrte er nicht, wie befohlen, schleunigst zum Hauptheer zuriick. Wahrend er des Nachts am FlulS lagerte, iiberschritt eine feindliche Abteilung die Holzbriicke und versperrte ihm den Riickzug. Solcherart eingeschlossen, befahl Kastos seinen Soidaten, sich in den Waldern zu zerstreuen. "Wie Hasen oder Hirschkalber" salSen die Romer versteckt in den Biischen. Den Awaren gelang cs, einiger Feinde habhaft zu werden; mit einern schrecklichen Tod bedroht, verrieten diese den Zufluchtsort des Anfuhrers, und das Versteckspiel endete rnit der Gefangennahme des Kastos, der "wie eine kleine Traube" mitten im Wald hockte. Wahrend Komentiolos das liebliche Tal von Sabulente bewachtc, nahmen die Awaren eine andere StralSe8 und uberschritten die Auslaufer des Balkan-Gebirges. Ein riesiges Heer bewegte sieh Richtung Siiden; see romische Soldaten, die das Gebiet von Mesernbria/Nesebar verteidigen sollren, fanden den Tod. DaiS auch die Stadt selbst fie]9, wird nicht ausdriicklich gesagt; nur vorn Schicksal der Garnison ist die Rede. Ansirnuth, der Kommandeur der thrakischen Fulirruppcn, versuchte zu retten, was zu retten war, und die restlichen Einheiten unverschrt zu den Langen Mauern zu fiihren. Dabei geriet er selbst der awarischen Vorhut in die Hande.
Ais die Hiobsbotschatten sich hauiten. hielt Komentiolos in seiner wertlos gewordenen Stellung in den Haernuswaldern Kriegsrat. Er hatte noch 4000 einsatzbereite Soldaten und ebensoviele kampfunfahige. Theophylakt laBt in der Diskussion zwei Redner auftreten, von denen einer zum Riickzug rat und der andere mit flammenden Worten die rornischen Tugenden beschwort, Gegen aile Rhetorik rat auch das Strategikon, bei einem feindliehen Einfall vor all em das Heer mi:iglichst unversehrt zu bewahren und keine Schlacht zu riskieren. Dadurch bliebe dem Gegner weniger Spielraum fiir Belagerungen. Das Kriegshandbuch beriicksichtigt dabei auch die Psychologie der Soldaten: "Wer namlich im eigenen Land ist, ist im Kampf nachlassiger, weil er viele Moglichkeiten hat, sich zu retten, und keine Gefahr auf sich nehrnen will."IC Das Zogem des Komentiolos ist also nicht nur seiner Feigheit zuzuschreiben. Das Handbuch rat allerdings auch, den Feind durch Anschlage zu beunruhigen. Komentiolos kam noch einmal der Zufall zu Hilfe: Als er rnit seiner Armee nach Thrakien hinuntergezogen war, horte er, daIS ganz in der Nahe der Khagan sein Hauptquartier aufgeschlagen, seine Armee sich jedoch zum Pliindern zerstreut lube. Wieder bot sich die Gelegenheit, im Handstreich den gegnerischen Herrscher zu fassen. Doch auch diesmal scheiterte das Unternehrnen. Jemand bernerkte, daf ein Maultier schlecht beladen war, und rief dessen Fiihrer zu, sich umzudrehen. Die vulgarlateinischen Kommandoworte "torna, torna"ll pflanzten sich stattdessen durch die Reihen fort und wurden als Zeichen zur Flucht miiiverstanden. Panik brach aus. Durch den Tumult gewarnt, machte sich auch der Khagan schleunigst davon; wieder einmal hatte der allzu sorglose Awarenfiirst im letzten Augenblick Gliick gehabt. Der Fortgang des Krieges ist nicht ganz klar. Theophylakr lalSt auf die folgenschwere Schlamperei des Maultiertreibers, die er bei Libid( ob )urgos in der Hi:ihe von Mesembria lokalisiert, den Fall von Apiaria iolgen." Dann kommen nacheinander die Belagerungen von Beroe, Diocletianopolis und Philippopolis. Wenn das Awarenheer sich also auf der SrralSe Anchialos-PhilippopoIis/Plovdiv bewegte, wie ist dann der Abstecher in die unbedeutende Donaufestung Apiaria/Rahovo (bei Ruse) zu erklaren, die man ohnehin im Vorjahr passiert hatte? Weder ein Ri.ickzug an die Donau, wie Howorth meint, noch das Unternehmen einer kleineren Einheit, was Velkov vorschlagt, erscheinen plausibcl." Untermoesien war im Herbst zuvor Kriegsschauplatz gewesen. Vermutlich teilte Apiaria schon damals das Schicksal der anderen Donaukastelle, deren Zersti:irung Theophy lakt meldet, 14 Die Fabel vorn Fall Apiarias ist dennoch irn Zusarnmenhang, in dem er sie erzahlt, nicht ganz fehl am Platz. Denn nachdem der Khagan die verschiedenen Nachstellungen des rornischen Heeres gliick!ich iiberstanden hatte, nahm er den Stadtekrieg wieder auf. Apiaria markiert dabei den .Sundenfall' der byzantinischen Kriegstechnik. Schuld daran, daIS die Barbaren so viele Festungen brechen konnten, war letztlich eine Frau, erzahlt der Chronist. Die Dame war Gattin eines Mustersoldaten namens Busas und hatte sich, um die ausgedehneten Landpartien ihres Gemahls zu iiberbrucken, einen jungen Mann zum Liebhaber genommen. Eines Tages wurde Busas auf der Jagd von Awaren geschnappt: "Der Jager wurde selbst zur Beute.'
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autzurreibcn. Andernfalls drohte man ihn gleich an On und Stelle umzubringen. Busas setzte seinen Mitbewohnern unter Tranen seine militarischen Verdienste auseinander und entbloiire zum Beweis seine alren Kriegsverletzungen. Doch seine Gattin und ihr Hausfreund witterten eine Gclegenheit, den Mann am FuiSe der Mauer loszuwerden, und verhinderten seine Auskisung. Die Tragodie nahrn ihren Lauf: Ebensosehr aus Rache wie urn seine Haut zu retten, versprach del' Veteran den Awaren, ihnen bei der Eroberung der Stadt behilflich zu sein. Er unterrichtete sie, "die bis dahin rnit solchen Vorrichtungen unerfahren wareri", in der Konstruktion von Belagerungsmaschinen, darunter der Helepolis, einer Geschofjschleuder." Bald darauf wurde der verratene Verrater Zeuge der Vernichtung seiner Heimatstadt. In dieser Geschichte kristallisiert sich die Tatsache, daiS die Awaren langsam mit der Belagerungstechnik vertraut wurden; freilich Jafh sie auch einen Topes anklingen, dem Deleuze/Guattari widersprechen: "L'idee que Ie nornadc recoit ses arrnes techniques, et ses conseils poliriques, de transfuges d'un Etat imperial, est quand merne invraisemblable."'7 Die neuen Technologien erleichterten den Awaren das sonst oft muhsarne Belagerungshandwerk. Erst vor Beroe/Stara Zagora" stief das Heer des Khagans auf ernstzunehmenden Widerstand: Schlieiilich war der Khagan gezwungen, die wehrhaften Stadter urn wenig Geld in Ruhe zu lassen. Auch auf den Mauern yon Diocletianopolis/Hisaya (zwischen Plovdiv und Kalowo) harte man Katapulte und andere Maschinen aufgefahren, als die Awaren her anriickten. "Wie der Wolf in der Fabel" stand der Khagan mit enttauschten Hoffnungen da. Ahnlich ging es ihm vor Philippopolis/Plovdiv und Adrianopolis/Edirne. Die Kastelle entlang der Donau waren leichter zu erobern gewesen, wahrend trotz des unverhoffren Technologietransfers vor Apiaria groEere Stadte kaum zu knakken waren. In Konstantinopel waren inzwischen die Nachrichten uber die MiBgeschicke Kastos' und Ansimuths eingetroffen, und das Versagen der Offiziere machte den Kaiser zurn Gespott der Bevolkerung, Es blieb ihm nichts ubrig, als Kastos loszukaufen, wie sich noch greise Zeitgenossen Thcophylakts erinnerten." Statt dem gliicklosen Komentiolos rnachte er Johannes Mystakon, den "Schnurrbartigen", zum Strategos - vor kurzern hatte er ihm noch wegen mangclnder Erfolge sein Kommando im Perserkrieg entzogen." Dieser brach mit seinem Adjutanten Drocto, einern Langobarden, nach Adrianopel auf. Oem Barbaren in rornischer Uniform gelang es, die Awaren mit ihren eigenen Methoden zu schlagen. Er tauschte wahrend der Schlacht die Flucht vor, machte plorzlich kehrt und fie! i.iber die in Unordnung geratenen Verfolger her. Das Strategikon nennt dies en Trick "den Anschlag der Skyrhen"." Die Barbaren waren gezwungen, die Belagerung der Stadt aufzugeben und abzuziehen. Wie Kornenriolos im Jahr zuvor, setzte Mystakon den Geschlagenen nicht nach; cine Entscheidung, die Theophylakt ausdri.icklich begriiiSt. Adrianopel stellte offensichtlich eine Art Schwelle dar; dort begann der sensible Bereich in der Nahe der Hauptsradt, den man militarisch abzusichern suchte. jenseits davon lief man feindlichen Arrneen viel mehr Spielraum. Es hat nicht den Anschein, als ware der Krieg rnit Drocros Bravourstiick beendet gewesen; von einem Friedensvertrag ist niche die Rede, die Awaren verschwinden einfach fur mehrere Jahre aus Theophylakts Darstellung. Theophanes laiSt seine Schilderung schon vorher, nach
Bescizung
un d Be,iedlung
des Karpatenbecleens
8')
der Busas-Gcschichte, nut dern vagcn Hinweis auf die Eroberung vieler Stadre abbrechen.Was in jenen Jahren im Wcsneil der Balkan-Halbinsel geschah, nahmen die hauptstadtischen Chronisten nicht zur Kenntnis. In Thrakien ging man Zll einem friedlosen Alltag libel'. Bald erreichten die Slaweneinfalle einen neuen Hohepunkr": ein Ereignis, das der Kriegsberichterstatter Theophylakt in einem einzigen Satz abhandelt.
3.8. Besetzung
und Besiedlung
des Karpatenbeckens
567 besetzten die Awaren das Gepidenreich, im Jahr darauf auch das ehemals langobardische Territorium, das vor allern die alee Provinz Pannonien umfaBte: "Ein wcites, meist ganz. menschenleeres Gebiet. Nur stellenweise ist es yon Barbaren besiedelt, die ein fast tierisches, von den ubrigen Menschen abgeschlossenes Leben tiihren", so beschreibt Prokop urn die Jahrhundertmitte das Karpatenbekken.' Die Organisation und Besiedlung dieses weiten Raumes wird einige Zeit gedauert haben. Schriftliche Berichte haben wir dariiber keine. Doch sind die Siedlungsverhaltnisse der ersten Jahrzehnte awarischer Herrschaft in der letz ten Zeit sehr gut erforscht worden; auch wenn noch nicht alle Fragen gekJan sind, entsteht ein recht differenziertes Bild vorn Leben unter der Baian-Dynastie. Vor etwa dreiiSig Jahren begannen sich die Charakteristika der friihawarischen Periode, der ersten von drei (bzw. zwei) awarenzeitlichen Fundgruppen, abzuzeichnen: Steigbiigel mit langer Ose LInd runder Sohle; eiserne, blattforrnige Lanzenspirzen ; gerade, zweischneidige Schwerter, oft an P-formigen Osen befestigt; ein Fur die Awaren besonders charakterisrischer Trachtbestandteil, der verzierte Giirtel rnit Nebenriernen, ist ebenso wie das Pferdegeschirr rnit gepreBten oder in Blech geschnirrenen Beschlagen geschmiickt. Ferner finden sich bei den [riihcn Awaren gcprefste Pseudo-Scbnallen odcr nach byzantinischem Muster gegossene Bronzeschnallen; Lamellenpanzer; Ohrgehange mit pyramiden- bzw, kugelformigem, granuliertem Anhanger ; Armreifen mit trornpetenformigen Enden; als Schmuckmotive waren geometrische Punkt-, Linien- oder Zahnschnitt-Verzierungen oder Maskendarstellungen beliebr.' Ausstattung LInd Grabsitten der ersten Awaren des Karpatenbeckens zeigen eine Vielzahl yon Einflussen und Parallelen. Diese Awaren irnportierten keine Iertige Kultur nach Mirteleuropa: die Archaologie kann auch kein geschlossenes Herkunftsgebiet abgrenzen, einzelne Phanornene weisen auf verschiedene Gegenden. Das erklart sich niche nur durch die Polyethnie der awarischcn ,\Vanderla wine', sondern auch durch die charakteristische Vielfalt der Steppenkultur, die schon immer Ausdrucksformen verschiedenster Herkunft vermischt harte. Einiges kam aus dern ostlichen Zentralasien, den Steppen nordlich und ostlich des chinesischen Reiches, den Gebieten am Altai, wo bis kurz zuvor die Juan-juan geherrscht hatten, an die Donau. Yon hier stammten vermutlich Knochenschnallen, die fri.ihawarischen Lanzen, einer der friihawarischen Schwerttypcn oder die symbolische Panzerbestattung und andere Totenopfersitten.' Etwas starker sind die Parallel en zum westlichen Zentralasien, iibcr das die Hephthaliren geboten hatten. Die Schwcrter rnit P-formiger Ose, die Larnellenpanz er, silberne Pseudoschnallen , Kugelohrgehange, vielleicht Sitte und Symbolik der Tarngas (Sippen-
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3, Die neue Gro)Jmacht,
567~59c
zeichen) und anderes konnten aus den Steppengebicten nordlich des Sassanidenreiches starnmen.' Manches spiegelt direkt den sassanidisch-persischen Einfluf wider wie die Li:iwendarstellungen, die den Giirtel eines in Csengele bestatteten Kriegers der Fruhz.eit schmiickten." Dazu kommen Formen aus der sudrussischen Steppe, wie die Beschlage des dort vorherrschenden Martinovka-Typs." In diesem Rahmen sind auch die Pcrallelen zum kaukasische Raum zu schen." Diese Einfliisse miissen niclit immer auf kutrigurische oder bulgarische Gefolgsleute des Khagans deuten. Wie schon in friiheren jahrhunderten, bildeten die sudrussischen und pannonischen Steppen einen relativ einheitlichen Kulturraum, in dem sich unter byzantinischem Einflufs eine interethnische barbarische Krieger- Kultur entfaltete. Sehr komplex ist deshalb auch die Frage des byzantinischen Einflusses. Vieles wurde von byzantinischen Handwerkern fur awarischen Geschmack gearbeitet, Motive und Techniken wurden iibernommen und umgestaltet, oder rein bvzantinische Handelsgiiter und Beutestiicke, etwa Glasgefafl,e und Amphoren (wohl als Behaltnisse tiir Wein und (1), fanden ihren Weg ins Karpatenbecken. Der Schmuck, den eine vornehme Awarin aus Szegvar auf ihrer letzten Reise trug, konnte geradezu dem Kunstler als Modell gedient haben, der in San Vitale (Ravenna) die Kaiserin Theodora verewigte." Dazu kommt die heikle Frage ,bodenstandiger' romanischer Kontinuitat." Jedenfails war die spatantik-byzanrinische Komponente, oft schwer unterscheidbar, ein wesentlieher Faktor in der Entwicklung des awarischen Kunsthandwerks. Ahnlich vielfaltig ist die Frage germanischer Einfliisse in der friihawarischen Kultur. Der enge Zusammenhang des awarischen mit dem germanischen .Tierstil II' liegt auf der Hand; unklar ist, wie sein Auftreten im Karpatenbecken historiseh zu interpretieren ist. Wie Margit Nagy jiingst wahrscheinlich machte, di.irfte der awarische Tiersul auf cine Synthese von byzantinisch-medirerraner Flechtbandverzierung und germanischer Tierornamentik zuriickgehen. Ungewif ist, wie die sonst hauptsachlich irn nordgermanischen Bereich verbreiteten Zahnschnittverzierungen bei den Awaren aufgegriffen wurden. '0 In jedem Fall ist die awarische Version des Tierstils mir Zahnschnitt spezifisch und kann nicht als Beleg fii:' ein germanisches Ethnos dienen. .Typisch germanische' Spuren treten dagegen in relativ wenigen Graberfeldern (z.B.Ki:ilked, Ki:irnye) und im Bereich der Keszthelv-Kultur gehauft auf und verweisen eher auf eine ,kulturelle Minderheir' innerhalb des Awarenreiches. Ihr Einfluf auf die Entwicklung der awarischen Kultur war beschrankt, Eine ahnliche Vielfalt wie die kulturellen U rspriinge der awarischen Reichskultur zeigt auch die Analyse der anthropologischen Typen. Den relativ geringen Prozentsatz mongolider Schadelformen wiesen schon friihere Untersuchungen nacho '2 Allerdings war Zentralasien keineswegs nur von Menschen mongoliden Typs bewohnt. Zudem ist zu beachten, dafl, die Typologien, die verschiedenen Untersuchungen zugrundeliegen, teils unterschiedlich sind. Vor einigen Jahren wurden erstmals rnit statistischcn Methoden gri:ifl,ere Datenmengen verglichen.lj Die Untersuchung ergab einen geringen Anteil mongolider Typen, eine etwas gri:i~ere Gruppe pamirischer Charakreristika, die im westlichen Zentralasien vorherrschen, und eine Dominanz jener Europiden, die sich zu der Zeit auch in den Steppcn- und Waldgebieten Osteuropas finden. q Die verschiedenen Regionen des !!
Beselz!mg
tend Besiedillng
des Karp.itcnbecleens
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Karpatenbeckens wurden nach den Ergebnissen yon Erv von verschieden zusarnmengesetzten Gruppen bewohnt; etwa bevorzugten den Nordwesten Pannoniens die Waldbewohner Osreuropas, die Steppcnbcwohncr siedelten sich im Osten der alten Provinz an. Mit ethnischen Schlufsfolgerungen sollte man vorsichtig sein; wir kennen kein friihmittelalterliches Yolk, das anthropologisch einigermalsen einheitlich zusammengesetzt war. Doeh laGt der Befund immerhin vermuten, dafl, sich lokale und regionale Besonderheiten in der Awarenzeit erhalten und entfalten konnten. Regionale Differenzierungen festzustellen, erlaubt bei aller Akkulturation die Erforschung der materie!len Kultur. Istvan Bona fiel es auf, da~ charakteristische friihawarische Merkmale fast nul' im Osten Pannoniens festzustellen sind. Sudwestlich der Linie Savaria/Szombathely ~ Keszthely am Plattensee ~ Sopianae/ Pees fanden sich kaum Spuren aus dem ersten awarischen Jahrhundert (auch die Langobarclen hatten diesen Raum nicht besiedelt). Irn Grenzbereich hielt sich die spatrornisch-germanisch beeinflulire Keszthely-Kultur, deren Zentrum am Westende des Plattensees lag.15 Relativ wenige spatawarische Spuren fanden sich bislang auch ostlich yon Sirmiurn und entlang der Save." Dagegen war das Wiener Becken nicht, wie meist angenommen, bis zur Mitte des 7. J ahrhunderts unbesiedelt. Zwei friihawarische Kriegergrabcr mit Schwertern und mehrere reiche Frauengraber dieser Zeit tand Falko Daim 1985/86 in Zillingtal (nahe Eisenstadt); dies en Befund stiitzt auch seine Zusammenstellung friihawarischer Streufunde, die vor allem aus rornerzeitlichen Villen stammcri." Schon die Awaren des 6. Jahrhunderts besetzten in kleineren Gruppen Pannonien entlang der Donau bis ins Wiener Becken und ins heutige Burgenland hinein. IS Eine weitere Aufgliederung brachte die Prazisierunz des friihesten awarischen Materials durch Eva Cararn." Die altesten Typen treten nach ihrer Auffassung im Donau- Theifl,-Zwischenstromland noeh bum auf. Das wiirde bedeuten, da~ diese schon langere Zeit fast siedlungsleere Pufferzone zwischen Langobarden und Gepiden auch von den Awaren zunachst kaum genutzt wurde. Die awarische Siedlung konzcntrierte sich zunachst auf das i:istliche Ufer der Theifl" wo bis dahin die Gepiden gewohnt hatten, vor allern aber auf den Osten Pannoniens in den schon von Bona festgestellten Grenzen." Diese Theorie beruht allerdings auf der nicht unumstrittenen Datierung der Furstengraber zwischen Donau und TheiG, etwa Bocsa und Kunbabony, ins 7. jabrhundert." Interessant ist auch die nun in Reichweite geriickte Frage nach etwaigen Unterschieden zwischen pannonischen und Thcili-Awaren sowie denen zwischen Donau und Theifl,,22 DaB sich die erste Generation der Awaren nach Romerstraiien und anderen Verkehrswegen orientierte, bU111 nicht iiberraschen. Die Versuche, aus der Fundverteilung auch den Wanderweg der Neuanki:immlinge zu rekonstruieren, uberschatzen die Aussagekraft von Grabfunden fiir kurzfristige Bewegungen. '; Die Ausgrabungen lassen immerhin vermuten, daf die Hauptverkehrswege und vielleicht auch noch bestehende stadtische Restsiedlungen von kleinen Besatzungen gesichert wurden. Etwa konnten bisher an drei der vier Ausfallstraiien von Sepianae-Pecs in einer Entfernung von zwei bis drei Kilometern von der Stadt kleinere Graberfelder erschlossen werden. 24 Solche kleinere Bestattungskomplexe waren in der ersten Zeit des Khaganates vorherrschend. Doch entstanden schon bald auch gri:i~ere, standig bewohnte
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3. Die neue Gruj]nhlcht, 567-590
Dorfer mir mehreren hundert Einwohnern, "vie in Kornye. 'i Gerade in den grofleren Siedlungen sind westliche und byzantinische Einflusse starker als sonst. Ein verrnutlich germanisches Dorf der Awarenzeit brachten die Ausgrabungen in Kolked bei Mohacs zutage." Auch diese Siedlung, in der von ca. 570 bis urn 750 durchschnitrlich dreiBig Familien lebten, lag an der alten Limesstralie ; vielleicht handelre es sieh urn Gepiden, die :IUS ihrcm alten Siedlungsgebiet hierher umgesiedele worden waren. In Steppenreichen war es durehaus iiblich, unterworfene Gruppen zu Veneidigungszweeken urnzusiedeln.? Bei Kolked wurde jiingst auch ein fri.ihawarisches "Furstengrab" entdeckr. ,8 Die markanteste nichtawarische Gruppe, die unter der Herrschaft der BaianDynastie im Karpatenbecken lebte, war die sogenannte Keszthely-Kultur, In dern verlassenen rornischen Kastel! (davon leiter sieh noch der heutige Name ab) Valcum bei Keszthely-Fenekpuszra an der Miindung der Zala in den Plattensee begann nach der awarischen Beseezung ein neues Leben. In der langobardischen Epoche wurde die Anlage nach bisherigen Ergebnissen nicht beni.itzt; Langobarden siedelren, wie Ausgrabungen zeigen, etwas weiter sudlich bei Vors, Nach 568 wurde eine groBe Basilika mir drei Apsiden errichtet ; die Graber der nach christlichern Brauch darin Bestatteten sind leider geplundert, lassen aber einzelne westgermanische Bezi.ige erkennen. Beim alten Horr eurn, dem rornischen Lagerhaus, lag ein Graberteld der Oberschicht des Kastells. Charakteristisch [iir die reichen Graber ist vor allem der Frauenschmuck: Korbchenohrringe, Scheibenfibeln, Schlangenarmreifen und Stilusnadeln in spatantiker Tradition. Die armere Bevelkerung des Kastells wurde auGerhalb des Siidrores bestattet ; die Schmucktypen gleichen denjenigen der Horreurn-Graber, sind aber nichr aus Edelmetall. Das Material der schon im vorigen Jahrhundert entdeckten viel groGeren Graberfelder yon Keszthely-Biergarten und Keszthely-Dobogo ist leider zum GroGteil verloren. Jedenfalls war die ganze Region zur Fri.ihawarenzeit dicht besiedelt: die eypischen Sehmuckformen fanden sich gebauft auch in der Umgebung yon Pees. '9 Die Existenz einer spatrornisch gepragten Kulturgruppe unter awarischer Herrschaft erschien z unachst so ungewohnlich, dafl man zu ihrer Erklarung die polirische Geschiehte umschreiben wollte. Mitten im Barbarengebiet, glaubten die Ausgraber, hatte von 546 bis 582 eine byzantinische Garnison Dienst getan." Dag das historisch undenkbar ist, betonte wiederholr Istvan Bona.!' Eine andere Erklarung versuchte Attila Kiss; danach ware die Keszrhely-Kultur die Hinterlassenschaft der einheirnischen rornanischen Bevolkerung gewesen, die noch in der Awarenz eit ihre Traditionen bewahrt harte." Allerdings ware so kaum zu erklaren, warum Keszthely so lange verodet war und dann plorzlich eine vorher nicht faGbare Kultur auftrat. Eine plausiblere hisrorische ErkIarung fand Bona. Dag die Awaren rornische und andere Kriegsgefangene in Pannonien ansiedelten, ist wiederholt bezeugr." Wohlstand und Bewaffnung (teils rnit westlichen Waffen) der Leute yon Keszthely scheinen z u einer derartigen Interpretation nicht zu passen.>' Doch bestatigen die Miracula Demetrii" die Aufstiegschancen rornischer Kriegsgefangener. Die Steppenreiche uncerwarfen sie offensichtlich niche irnmer der .Sklaverei', wie wir sie verstehen. Sie hatten zwar ihre Freizi.igigkeit verloren, spielten aber bei Loyalirat wirtschaftlich und sogar militarisch eine wichtige Rolle. Sie wurden als Bauern urid Handwerker, oft auch als Mitkampfer gebraucht; dieselbe Aufgabe hatten die noch im Land verbliebenen ,Pannonii' und die germa-
B~5etlung und Besiedlung des Karputenbcckens
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nische Resrbevolkerung, Es scheint, daG solche Gruppen an der \'\'estflanke des awarischen Siedlungsgebietes um die Zentren Keszthely und Pees angesiedelt wurden; ihre eigensrandigen Lebensformen wurden bis zu einern gewissen Grad respektierr." Ein recht harrnonisches Zusammenleben der Seeppenkrieger mit prosperierenden Sradten war weiter ostlich (etwa in der Sogdianc und den tocharischen Stadtstaaten an der Takla-Makan) die Regel; und "in der Nahe von politischen Zentrcn in der Mongolei gab es oftmals kleinere Ackerbaugebiete, bearbeitet van chinesischen und anderen Kriegsgefangenen", in denen auch handwerkliche Spezialisten ihren Platz hatten." Die awarisch-spatantike Kontaktzone im Plartensee-Raum erfiillte wohl ahnliche Aufgaben. Nicht zufallig lag unweit si.idlich van Keszthely in Zamardi das grofhe bisher bekannte fruhawarische Graberfeld, das jiingst enrdeckt wurde. Trotz verbreiteter Pli.inderung bezeugten die Grabfunde, daB in Zamardi eine groBere Gruppe wohlhabender Awaren lebte. Der Ort, der nach bisherigen Ergebnissen etwa von 600 bis 700 besiedelt war, muf ein kulturelles Zentrum seiner Zeit gewesen se in. "Zweifellos herrschen awarische Elernente vor, die Funde reprasentieren aber die materielle Kultur halb Europas und Vorderasiens, Es fanden sich Bronzegefalie aus Byzanz, silbertauschierte Eisenklappsti.ihle italo-langobardischer Provenienz, Gbsgefage aus Ostrom und Italien und sogar spatsassanidisches Pferdegeschirr aus dem Iran ... Einerseits belegen Reiter- und Pferdebestattungen und awarischheidnisches Symbolgut die awarische Gedankenwelt, zum anderen sind zahlreiche Kreuze aus Silberblech und mit Kreuzen verzierte Cegenstandc Zeugnis fur den Einflufl des Christenturns.Y'" Besonders beliebt waren hier aueh die germanisch inspirierten Zahnschnitt- Verzierungen (siehe oben). Die wirtschaftliche Grundlage fiir die Existenz dieser reichen awarischen Siedlung botcn die zwischen Kolked und Keszthely angesiedelten Bauern und Handwerker romanischer und germanischer Herkunft. Die Auseinandersetzungen, Zu- und Abwanderungen des 7. Jahrhunderts damptten die Blute dieser Region; das Kastel! von Keszthely wurde urn 630 zerstort, vermutlich nach einer Belagerung." Die bisher freigelegten Graber von Zamardi enden gegen 700. Trager romanischer und germanischer Traditionen wurden langsam awarisiert, so sie nicht die Fluchr vorzogen. Die Entwicklung der awarischen Gesellschaft nahm einen anderen Weg. Doch gilt es festzuhalten, daf das Awarenreich Baians und seiner Nachfolger ethnisch und kulturell keineswegs ein einhcitlicher, abgeschlossener Block war; nach innen wie nach auBen offn ete es sich der Vielfalt der Lebensformen, die damals in Ostrnitteleuropa existierten.
Friihe Slaicen
4, AWAREI\'
UND
SLA WEN
4.1. Fruhe Slawen "L'obscure progression des Slaves", so charakrerisierte Lucien Musser die slawische Expansion zum Unterschied von den "vagues germaniques", Andere beliebte Bilder dafi.ir konnten aus modernen Heeresberichten starnrnen: "Einsickern", "Unterwanderung", "Infiltration", Dahinter steht die Tatsache, da~ schon die zeirgenossische Geschichtsschreibung an herrschaft!ich organisierten Gro~gruppen orientiert war; andere Lebensformen wurden nur ausnahmsweise wahrgenommen, auch wenn sie vermutlich bei den Nachbarn der Romer die Regel und nicht die Ausnahme waren. Kein Alarich, Geiserich oder Alboin verkorpert die slawische .Volkerwanderung'. In dies em Sinn ist die Slawisierung Osteuropas tatsachlieh ein .obskurer' Prozefi, Seit VOl' etwa zwei Jahrhunderten del' polnische Graf Potocki der aufgeklarten franzosischen bffentlichkeit sein Programm einer slawischen Fri.ihgeschichte prasentierte, ringt die .slawische Alrertumswissenschaft' urn die Aufhellung des Bildes.' Auch heute noch ist lange nicht in allen Grundsatzfragen Ubereinstimrnung erzielt worden, Viele Details der Siedlungs- und Wimchaftsgeschichte sind vor all em dank der ungeheuren Fortschritte der Archaologie klar geworden; iiber die gro~en Ziige del' Entwickiung bestehen weirerhin sehr unrerschiedliche Auffassungen. Es ist charakterisrisch fur den weiten Interpretationsspielraum der Disziplin, da~ ki.irzlich Orneljan Pritsak in Spoleto die Grundlage einer .slawischen Altertumskunde' i.iberhaupt in Frage stell en konnte: narnlich die Vorstellung yon einern slawischen Yolk, aus dem die verschiedenen slawischen Volker sich entwickelten. Seiner Meinung nach ware ,Slawen' bis weit ins 8. oder 9, Jahrhundert die Bczeichnung fiir cine bestimrnte Organisationsform von Grenztruppen des Imperiums und mancher Nornadenreiche.' Das Phanornen der slawischen Ausbreitung ist rnit unseren historischen Kategorien immer noch schwer zu beschreiben und erst recht zu erklaren, Zwischen Ende des 5, und Anfang des 7, Jahrhunderts fand in weiten Teilen Ost- und Mitteleuropas eine stille Revolution start. Del' Historiker kann feststellen, daf in den Quellen zwischen Ostsee und Agais immer haufiger .Sclavi' (oder ,Sclaveni', ahnlich in der griechisehen Form) und ,Wenedi' auftauchen. Die beiden Namen bezeichneten offenbar dieselben Stamrne. ,Slaw en' war, wie viele Sprachwissenschafter verrnuten, urspri.inglich eine Selbstbezeichnung und hob die ,des Wortes Machtigen', also slawisch sprechenden, yon den .nemi.ci', den Stummen (woraus del' Name fi.ir die Deutschen entstand), hervor.' ,Wenedi', im Deutschen als ,Wenden' und ,Windische' erhalten, war hingegen urspri.inglich Fremdbezeichnung und karn vorn N amen del' vorzeitlichen Veneter, Demgernaf findet del' Slawist Spuren einer bei allen Dialekten erstaunlich einheitlichen slawisehen ,lingua franca' in etwa dem gleiehen Gebiet. Und der Archaologe sto~t auf Kulturcn, die bei allen regional en Unterschieden sich doch yon allem bisherigen deutlicher unterschciden als voneinander. I
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Trotz dieser Ubereinsrimrnungen lot Cas Bild cines slawischen Volkes oder einer slawischen Volkerfamilie des Fruhmittelalters, das sich daraus zu ergeben scheint, bereits eine Abstraktion. So brauchbar es sich erwiesen hat, kann es zu falschen Schlussen und Fragestellungen fuhren (die dann etwa im Streit zwischen ungarischen und tschechoslowakischen Archaolcgen munden, wie slawisch oder awarisch die awarenzeidichc Bevolkerung der Si.idslowakei war}.' Eine rein ethnische Betrachtungsweise kann bum erklaren, wieso halb Europa in relativ kurzer Zeit slawisiert wurde. Den germanischen Eroberern gluckte es durch ihre spektakularen Unternehmungen schliefslich nur, die ,Germania' urn einige hundcrt Kilometer nach Sudosten zu verschieben, Selbst das rornische Imperium konnte in ein ern halben Jahrtausend gerade die Westh,ilfte seines Machrbereiches romanisieren. Die Slawisierung harte in wenigen Generationen einen nachhaltigeren Erfolg. Das ist mit dem vertrauten Modell der Volkerwanderung kaum mehr zu erklaren. Die slawische .Kulturrevolutiorr' erschoplte sich niche in del' ,Landnahme' eines Volkes, das yon den Dnjepr-Si.impfen aus von riesigen menschenleeren Gebieten Besitz ergriff: auch wenn es in ihrem Verlauf offensichdich zu gro~en Bevolkerungsbewegungen kam. Der Niedergang der ri.imischen Ordnung und der Ruckgang oder die Abwanderung der Gruppen, die sich an ihr orientierten, gab en nicht nur Zuwanderern, sondern auch neuen sozialen und okonornischen Entwicklungen Raurn. Vieles daran ware im modernen Sinn niche als Fortschritt zu verstehen, zum Beispiel del' deutliche Ri.ickgang del' gesellschaftlichen Arbcitsteilung, Doch handelte es sich nicht urn einen bloflen .Rucklall in die Barbarei'. Etwa setzte sich in Sudosteuropa der leichtere, aber bodenwendende Pflug, der effektives Wirtschaften in kleineren Einheiten erlaubte, erst mit dem Niedergang del' rornischen Herrschaft allrnahlich dutch." Das am Beispiel der germanischen Wandervolker entwickelte Modell der Ethnogcncse ist nur bedingt anwendbar. Das Ineinandergreifen von ,StammesbilJung und Verfassung', das die germanischen Groiisrarnme der Vi.ilkerwanderungszeit charakterisiert, ist fur die Slawen del' Fruhz eit kaum fa~bar. Ma~gebliche Traditionskerne kennen wir nicht; wo Herrschait entstand, war sie oft ,importiert'; Rekonstruktionsversuche einer urspri.inglichen, ,gemeinslawischen' Verfassung korinen nur unterhalb dieser Ebene, bei einer segrnenraren Sozial- und Rechtso rdnung ansetzen.? Vielleicht Ja~t sich die ,obscure progression' am besten so char akterisieren: Es setzte sich durch, Sia we zu sein. Modell dieses Prozesses kann nicht die Genealogie, der vereinheitlichende Starnrnbaum sein, sondern am chester, das Rhizom, das rnulrizenrrale Wurzelgeflecht,S Eine kurze Darstellung dieser Vorgange mug vereinlachcn, obwohl cs gerade die Differenzierung, das detaillierte Bild ware, das dem Stand der slawischen Fri.ihgeschichtsforschung am besten entsprache." Klar ist, da~ sieh im 5, [ahrhundert nordostlich der Karpaten erstmals fri.ihslawische Kulturen deudich abzeichnen. Am Oberlauf von Dnjesrr und Pruth finder sich die charakteristische Keramik vorn Prag-KorCak- Typ, ostlich anschliefsend die verwandte, aber von del' Steppenkultur beeinflufSte Penkowka-Kulrur." .Typisch slawische' und spater weir verbreitete Eigenheiten dieser Kulturen sind neben del' Keramik vom Prager Typ eingetiefte Hauser rnit Of en oder Herd und Hiigelgraber mit Brandbesrattung, Allerdings finden sich nicht alle dieser Merkmale bei allen spateren slawischen Kulturen. II
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4. A'U;'.lren
und Sluiccn
Bald nach 500 crscheinen Slaweu erstrnals eindeutig in schriftlichen Quellen. Seit den dreifsiger Jahren ist beinahe regelmaBig von Slaweneinfallen an der unteren Donau die Rede." Prokop weif iiber die neuen Feinde vor allem unerquickliche Details von den verschiedenen Martern zu berichten, die sie rornischen Gefangenen angeblich zufligten.'j Doch anlaBlich einer seltsarnen Affare, bei der ein Ante namens Chilbudios sich als rornischer Feldherr gleichen Namens ausgibt, erzahlt er etwas mehr von den Sklavenen und ihren antis chen Nachbarn: "Weit voneinander getrennt hausen sie in armseligen Hiitten unci wechseln aIle haufig ihren Wohnsitz. Wenn sie in den Kampf ziehen, gehen die meisten zu FuB; sie [uhren dabei nur Schild und Lanze, Panzer tragen sie niche. Manche besitzen nicht einmal ein Hemd oder einen Mantel, sondern tragen blof Beinkleider bis zu den Lenden herauf und werfen sich so auf ihre Gegner. Beide Stamrne sprechen nur eine einzige und zwar ganz barbarische Sprache und unterscheiden sich auch in ihrem AuBeren nicht voneinander. .. Ihre Lebensweise ist ebenso roh und primitiv wie die der Massageten; wie diese starren auch sie immer vor Schmutz. Doch sind sie keineswegs schlechte und bosartige Menschen, sondern tun es in ihrer Einfachheit nur der hunnischen Lebensweise gleich,"'4 Die Anten, die man als Verwandte der Slawen betrachtete ("fortissimi" der Venethi nennt sic jordanes}", stellen offensichtlich einen Sonderfall der slawischen Fruhgeschichte dar. Es ist die erste bekannte Erhnogenese, die hauptsachlich von Slawen getragen wurde und zur Bildung eines mehr oder weniger herrschaftlicb organisierten, von den restlichen Slawen - schon durch den Namen deutlich abgehobenen Gemeinwesens Iuhrte. Prokop bernerkt zwar ausdrucklich, Slawen wie Anten wiirden "nicht von einem einzelnen Mann regiert, sondern leben seit alters in einer demokratischen Ordnung" und entschieden alles gemeinsam. 16 Doch ein wenn auch wohl nicht sehr machrvolles Konigtum wird mehrfach belegt oder zumindcst nahege!egt, und die Anten des 6. [ahrhunderts waren zum U nterschied von den anderen Slawen ,politikfahig'. Haufig wird dieser U nterschied mit einem iranisch-sarrnatischen Traditionskern erklart, der die slawischen Bauern uberschichtete.'? Freilich sind die bekannteri antischen Narnen meist slawisch." Nach den Quellen siedelten die Anten am mittleren Dnjestr und Dnjepr, teils in einern Cebiet einer archaologisch als [riihslawisch erfaBbaren Kultur ; die Lokalisierung ist allerdings umstritten. '9 Sicherlich ist die antische Erhnogenese mit der Herausforderung und den Einflussen aus der benachbarten Steppenzone zu erklaren. Ob dabei eine sarrnatische Kerngruppe die entscheidende Rolle spielte oder ob Slawen selbst, wie einst die Goten, .skythische' Lebensformen iibernahmen, ist bum zu entscheiden. Nordlich der unteren Donau ist spatcstens im zweiten Driuel des 6, Jahrhunderts mit slawischen Siedlern und Kriegern zu rechneri, iiber die wir aus etwas spateren Quellen sehr gut informiert sind.:" Es waren wohl auch diese Slawen, die 55 I nach einem Raubzug durch Illyricum gepidische Hille in Anspruch nahmen, urn wieder iiber die Donau zu kornrnen. Die Gepiden kassierren als Fahrlohn ein Goldstuck pro Kopf", also ein bescheidenes Jahreseinkommen. Diese slawischen Plunderer waren keineswegs arme Leute. Weiter westlich ist die Anwesenheit .vor-awarischer' Slawen weniger gut bezeugt. Zwei der Iruhen Nennungen verdanken wir Prokop, del' sie kurz vor 550 niederschrieb." Bald nach der Vernichtung des Erulerreiches (508) spaltete sich
Friihe Slue-en
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diese Gens; ein Teil liej; sich auf romischern Boden nieder, der andere nahm rnir der alten Heimat auf del' Insel Thule Kontakt auf. Auf dieser Wanderung beruhrtc man "alle Sramrne der Sklavenen".'j Naheren Kontakt mit Slawen hatten die Germanen im Karpatenbecken gegen 550. Der langobardische Thronpratendenr Hildigis karn wahrend des Krieges von 5.1-7/48 mit einem Gefolge yon Slawen, bei denen er offensichtlich eine zeitlang gelebt hatte, zu den Gepiden, von wo er nach dern Friedensschluf mit seiner Gefolgschaft zuruckkehren muiite. Del' verhinderte Langobardenkonig war im slawischen Exil aber genauso unzufrieden wie in Italien oder Byzanz, wo er mit seinem Gefolge sparer auftauchte ; seine zweite Einmischung in gepidisch-langobardische Verwicklungen bezahlte er rnit dem Leben." Woher Hildigis, sozu sagen der erste bekannte Slawenkonig, mit seinen Slawen gekommen war, ist kaum zu entscheiden; nach Prokop war es jedenfalls nordlich der Donau. '5 Ein vager Hinweis auf die Anwesenheit von Slawen an der mittleren Donau ist schliefl ich der urn 570 verfaflte Epitaph des Erzbischofs Martin von Bracara, der unter den Vol kern seiner alten Heirnat neben Rugiern und Norikern auch Slawen nennt, 26 Eine haufig zitierte Lokalisierung der Sklavenen, die er wie die Anten zu den Venethi zahlt, bietet jordanes." Sie haben, so schreibt er, "das Land von der Stadt Novietunum und dern sogenannten Laeus Mursianus bis zum Danaster (Dnjestr), im Norden bis zur Vistula (Weichsel) inne". Umstritten ist die ldentifizierung der ersten beiden Angaben; von den verschiedenen Stadten des Namens wird meist an diejenige am Donaudelta gedachr, wahrend die Surnpfe beim pannonischen M ursa/Osijek der sonst nicht genannte Laeus Mursianus sein korinten." Letzteres wieder urn wurde oft als ein erster Beweis fur die Existenz von Slawen in der Spannungszone urn Sirmium gesehen. Doch aus der rornischen Perspektive del' Gotengeschichte interessierte hier viellcicht vor allern der Donauabschnitt, an dem- und sei es rnit gepidischer Hilfe - mit slawischen Angriffen zu rechnen war. Der Hauptteil der Slawen jedenfalls siedelte, das rnacht Jordanes klar, ostlich der Gepiden und damit aufserbalb des Karpatenbogens. Nach neueren archaologischen Forschungen konnte man in der r.Halfre des 6. Jahrhunderts in der Slowakei am ehesten mit slawischer Besiedlung rechnen; hier gibt es bum mehr Fundsrarten der ostgermanischen Reihengraberkultur." Es ist jedoch schwierig, das Einsetz en der slawischen Besiedlung zu datieren, da die Formen des Prager Typs sehr lange gebrauchlich blieben. Auch finden sich sehr ahnliche Gefaflrypen in germanischen Skeleugraberfeldern (z.B. Szcntend re), was nicht unbedingt schon auf ein slawisches Element de men muKjO Man sollte diese Schwierigkeiren niche durch verrnischte Argumentation zu beseitigen suchen, denn auch die eben angehihrten historischen Zeugnisse bieren keinen sic heren Anhaltspunkt [ur die Siedlungsgeschichte; sie zeigen nur, dag man um die Mitre des 6. jahrhunderts mit slawischen Nachbarn verkehrte und von ihnen wulitc. Ihre Prasenz war jedoch nicht so stark, daB sie daruber hinaus etwa in den langobardisch-gepidischen Kriegen eine eigenstandige Rolle hatten spielen konnen. Zur Unterstiitzung rieren die Gepiden lieber die Kutriguren vom Schwarzen Meer zu HilfeY Wann Bohrne» und Mahren .slawisiert' wurden, ist ebenfalls niche ganz geklart. Viele Forscher neigen zu einer Datierung um die Mitre oder sagar in die e rste Halite des 6. jahrhunderts.>' Konraktbelege zwischen slawischern und langobar-
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4.
Az.:'<1ren u nd Slau.en
dischern Material gibr es bislang Ireilich bum. Nach den neuesten Ergebnissen wurden einige langobardische Graberfelder immerhin noch nach der Mine des 6. jahrhunderts belegt.!' Sowohl eine langsame Einwanderung slawischer Bauern in der lerzren Phase langobardischer Herrschaft (bis 568) als auch ein Zuruckbleiben von Teilen der langobardenzeitlichen Unterschichten ist anzunehrnen.>' Die breite Slawisierung der Karpatenlander durfre aber auf die "letzte Welle" der slawischen Siedler zuruckgehen, die Gebiete zwischen Ostsee und Ostalpen erfaGte,55 In jedem Fall ist der Hinweis auf eine gewisse Kontinuitat zwischen ,germanischer' und .slawischer' Besiedlungsphase wertvoll. Eine Rolle in der Diskussion spielen auch die Grabrauber in Niederosterreich. Langobardische Graber, besonders im Tullnerfeld und im Weinviertel, wurden schon nach wenigen Jahren systematisch gepliindert, was Horst Adler" rnit slaw ischen Einwanderern erklart, die schon eine Weile in der Nachbarschafr gelebt hatten. Freilich geni.igen fiir das fachrnannische .Ausraurnen' eines Grabcrfeldes eine Handvoll Leute, die mit den so erworbenen Reichtumern aueh nicht unbedingr im menschenleeren Niederosterreich zuriickbleiben miissen. Slawische Brandgraber sind hier sonst rar; auch wenn Friesinger-? richtig darauf hinweist, daf die bescheidenen U men vom Prager Typ schwierig zu finden sind, die Besiedlungsdiehte Mahrens oder der Slowakei wurde in Niederosterreich bis zum 9, ]ahrhundert nicht erreicht. Weiter nordlich, vor allern im Elbe-Saale-Gebiet, setzte sich irn 6, ]abrhundert die slawische Bevolkerung in einern relativ durin von germanischen Resrgrupperi besiedelten Land dureh. Es handelte sich nicht um eine geschlossene \'{fanderung, eher urn eine Vielzahl kleinerer Bewegungen, In der "schlichten Bauernkultur" des Sukow-Szeligi-Typs, der sich etwas von der Prag-Korcak-Kulrur unterscheidet, wird die Hinterlassenschaft der ersten Generationen von Slawen faBbar, die hier auch den Roggenanbau einfi.ihrten,3s Die naturraurnliche Gliederung in von groG en Waldgebieten getrennre Siedlungsinseln fuhrte allrnahlich zur Herausbildung territorialer Stammesgemeinschaften, Mit den Awaren scheint die Bevolkerung diesel' Gegend, trotz der drei awarischen Vorstofse an die Elbe, wenig Kenrakt gehabt zu haben; in Grabern und SiedJungen der Awarenzeit findet sich an Elbe una Oder kaum Awarisches. Auch bei der Ethnogenese der Sorb en an der Saale ist, gegen fri.ihere Annahmen, kaum awarischer Einfluf anzunehmen; eher spielten die Franken dabei miL39 Als die Awaren kamen, befanden sich slawische Gruppen in einern weiten Bogen auBerhalb der Karpaten, yon der Elbe bis zur unteren Donau; an einigen Punkten hatten sie die Karpaten vielleieht schon uberschritten. Doch war die Situation relativ instabil; auGer den Anten hatten sich keine einheitlichen GroBverbande gebilder. Viele Gruppen beschrankren sich durchaus nicht auf bauerliche Beschaulichkeit; wo Slawen vor 568 in den Quellen erscheinen, traten sie als Krieger und Pliinderer auf, denen auch die Bildung gefolgschaftlicher Verbande (wie unter Hildigis) nichr fremd war, deren Zusammenschliisse aber instabil blie-
ben,
Ennnerttngen
4,2. Erinncrungen
all
die
:A'7.s::arer:zeit'
an die .Awarenzeir'
in
Griechenlund
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in Griechenland
Ais um 900 Arethas von Kaisareia [iir Kaiser Leon VI. ein Gutachten uber den hartnackigen Streit des Metropoliten von Parras mit den Slawen seiner Diozese verfa!he, versuchte er die Geschichte del' slawischen Einwanderung in Griechenland zu rekonstruieren. Das Ergebnis seiner Bemuhungen ist erhaiten unci hat unter dem irrefiihrenden Titel "Chronik von Monernvasia" eine lange Reihe wissenschaftlicher Diskussionen ausgelost. ' Bemerkenswert ist zunachst eines: Der Verfasser erklart die slawische Anwesenheit in Griechenland mit dem Einfal! der Awaren in den ersten Jahren des Maurikios, Er [and bei den Archivstudien zu seiner Expertise einiges Material z.ur Herkunh der Awaren und zu ihren Eroberungen von 582 bis 586, Es sind die wohlbekannten Tatsachen: die Eroberung von Sirrniurn, von Singidunum, Viminacium, Augusta, Anchialos, die Gesandtschaft des Elpidios und der Vorstof bis an die Langen Mauern - geschopft aus den Quellen, die auch uns erhalten sind, Meriander, Euagrios, Theophylakr, Theophanes.' Tatsachlich haben die Kriege von 580 bis 586 .Geschichre gernacht': Sie wurden noch ]ahrbunderte sparer von Chronik z u Cluonik weirerger eicht. In kirchlichen Unterlagen auf dem Peloponnes, in syrischen Dberlieferungen (Michael Syrus, Barhebraeus), bei hochmittelalterlichen Chronisten (Georgios Monachos, Zonaras) erhielt sich manches Detail iiber die Karnpfe an der Donau und in Thrakien. Was der Autor der "Chronik von Monemvasia" dagegen iiber seinen eigentlicben Gegenstand, die slawische Besitzergreifung grofier Teile des Peloponnes, herausfand, ist vergleiehsweise diirftig. Er nennt ein genaues Datum - das 6, Jahr des Maurikios, A,M,6096 (587/88)3 - und zahlt die Regionen Griechenlands auf, in denen sich die Awaren/Slawen niedcrlieiien. Die einzigen Details, die er ken nt, sind die Zufluchtsorte der aus den Stadten der Halbinsel vertriebenen Griechen. Das ist bemerkenswert: Schon vor einem jahrtausend wuGte man weder in Konstantinopcl noch in Griechenland selbst mehr uber die slawische Einwanderung als wir he ute wissen. "Im Lauf einer anderen Invasion besetzten sie (die Awaren) ganz Thessalien und ganz Hellas, Alt-Epiros, Attika und Euboa, Diejenigen, die auf den Peloponnes vordrangen, nahmen ihn mit Waffengewalt in Besitz. Sie verjagten und vernichteren die einheirnische und hellenische Bevolkerung und setzten sich selbsr dort fest. Diejenigen, die ihren Morderhanden entkarnen, verstrcuten sich jeder anderswohin", heiGt es in der Chronik. Es folgt cine Aufzahlung der verschiedenen Zufluchrsorte der Einheimischen auf Inseln, in Sizilien und im neugegri.indeten Monemvasia an der Ostkiiste der Halbinsel. "Nachdem die Awaren so den Peloponnes besetzt und sich dort niedergelassen hatten, blieben sie dort 218 Jahre, weder dem Kaiser der Romer noch sonst jemandem unterworfen, das heiGt, seit dem] ahr 6096 seit Erschaffung der Welt, dem 6, Jahr der Regierung des Maurikios, bis zum ]ahr 631), dem vierten der Herrschaft des Nikephoros, des alten, der Staurakios zurn Sohn harte."! Der knappe Bericht des, WeiBbuchs' von Patras ist einer der rneistkornmenti erten in der Literatur zur friihmittelalterlichen Geschichte Sudosteuropas.' Nur selren wurde der historische Wert der "Chronik" i.iberhaupt in Frage gestellt.6 \Vann sic verfaBt wurde, ob vor, urn oder nach 90C, ist fi.ir den \'Ven des Einwan-
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dcruugsberichtes zwcitrangrg. Wit: die kargen lnform.nioncn in cin historisches Gesamtbild einz ucrdnen sind, darubcr gcben die Auffassungcn wciterhin auseinander, auch wenn sich extreme: Posicionen abgcnurzr haben. .Advocarus diaboii' des ruckprojizicrten Nationalitatensrreits war Anfang des 19. jahrhunderts der Deutsche Fallmernyer mir der These, die modcrnen Cricchcn waren .eigcndich' Slawcn. Er schuf d.rmir einc bleibende Herausfordcrung [iir die Historikcr des jungen griechische» Soares. Sollee man den Bericht von der hetlenischen Diaspora in der "Chronik" glauben> Erst Spat schufen minuriose Studien, die neue Qudlen erschlossen, Grundlagen einer diffcrenzierten Debaue: etwa die Untersuchung der Ortsnameu Griecheniauds durch Vasmer oder die grundliche und auch auf arcbaolcgiscbe Ergebnisse gcsrurzrc Ceschichce des Pe[oponnes von Bon," Lemerlc verriefre die Textkritik der "Chronik" und edierre sic. Charanis verfocht in cincr Reihe vou Aufsarzen ihren Quellenwen, Dujcev legre cine iralienisch-gricchische Edition vor, Koder und Kresten nahmen die Problemacik der Abfassung unter die Lupc. Popovic erschlof systcmatisch die Munzfundc als zusnzliche Quelle." Den Historiker der Awaren interessieren dabei vor allem lwei Gesichtspunkte. Erstens: Der Vertasser der "Chronik" lagt Awcren einwandern und zwei [ahrhunderrc dort wohncn, doch als sich Anfang des 9.Jahrbunderts der byzantinische Staat wieder durchserat, sind es Slawen, die untcrworfen werden. Wie war das Verhahnis der gricchischcn Slawen zum Awarenreich? Zwcircns: \\;fie ialh sich der awarisch-slawische Vorstof in den auGerswn Siiden der Halbinsel mil den Ereignissen auf dcm ubrigen Balkan in Zusarnrnenhang b-ingen? Der Beitrag der awarischen Macht zu r slawischen Laudnahmc isc verschiedcn cingeschatzr worden. Selren wurdc die Chronik soweit worrlich gcnouunen, daB man eine rein awarische Invasion auf dem Pelopcnnes angenommen barre. Das Gt:gcntei] vermutete 13arisi~", namlich eine rein elawische Expansion unrer awarjschern Namen: Freilich schaffr der haufig gebrauchre Kunsrausdruck Awaro-Slcwen, mit dern Barisic die rerrrunologische Diffcrcnz uberbruckt, mehr Problcrne, als cr lost. Anders Nystazopoulou-Pelckidou, die von einem .alliierten' awarischs!a wisch en Vcrgehe» spricht." Warum ist ill der "Chronik" von Awaren die Rede- Tenninologischc ,Schbmperei' fillt
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Kinder uud Kindeskindcr weircr." DJ.G ~ich die Leutc von Parras im sizilianischell Exil zumindest Datum und Tater ihrcr Verrreibung gemerkt hatten und daB cine solche Information sparer iru Archiv der wiedererrichteten Diozese bcwahrt wurde, ist einleuchtcnd. Andererseiu braucht niche zu verwundem, dag man die unerfreulichen Details liebel' vergafl. Schon die Zcirgcnossen der Eroberung dachten vermurlich, cs nut Awareu zu tun zu haben. Dab die Truppcn des Kaisers Nikephoros zwei jalirhunderre sparer nur Slawcn auf dcm Peloponnes anrrafen, bcsagt wenig: Auch weiter nordlich verwcndehen sich damals die Erbcn des abgewirtschafteten Awarenreiches binnen einer Generation in Slawcn. Viel schwieriger zu erklaren ware jedoch eine massenhahe A-:1siedlung von Awaren aulierhalb des Khcgaaatcs. ~/i:ire cs doch ungewohnJich genug, daf sich die awarische Armee in Bewegung setzre, ohne dag der Khagan oder ein Angehoriger seiner Familie - an dcr Spitze gestanden harte. Wenn um ecc zwcimal Apsich starr dcm Khagan ein Awarenhee- anfiihrte, is! dies als Ausdruck schwerer innerer Konflikre zu betrachtcn. Auf einc Ansiedlung yon Angehorigen del' cwarischen Kernsclricht auBerhdlb ihres unminelbaren Machtberciches, insbesondere auf Rcichsboden, fehlr jeder Hinweis. Einc solche - jenseirs von Pannonien - zu erz wingen, war niemals Kricgsziel der Khagane. Auch don, wo das Heer des Khagans Slawen zu Hilfc karn, in den Alpen, an der Grenze zu Friaul, und nicht z.uletzt vor Thessalonikc. zog es sich so schnell zuruck, wie es gekcmmen War. Es isr nichr einzusehen, warum es gerade auf dern fur Steppenkrieger rechr uogceigncren Pcloponnes enders gewcsen scin soll, DaB groBere Gruppen von Awaren sich auf Dauer in Griechcnland niederlicGen, isr also auszuschliellen. Dafiir fehlen bisher auch archaologische Hinweisc.'? E~ bleibt die Fruge, wie stark ihre Berciligurtg an den slawischen Pldnderungsziigen der achcziger julire des 6. Jahrhunderrs war. Auffallend ist, daB gerade die sp.irlichen Quellen, in dcncn sich diese Ereignissc nicdcrgcschlagen haben, Awaren und Slawen niche genau trennen. Die "Chronik vori Monemvasia" verwandelt nnversehcns Aware» in Slawen: Johannes von Ephesos, del" yon der Profanierung des Ziboriums von Korinrb crzahlr':', verwechsch sic iibcrhaupt ; sogar die Mirarub Demetrii, der en zweitcr Teii einc so klare Schilderung vom slawisch-awarischen Verhiltnis gibtll, sprt!chcn bei der crstcn Beb~crllng mt'i~t p:luschal \'on "B.lrbaren".ltl Das ist bei der deutlichen, fast zu s(.;h~matischen L'nterscheidung der sonstigen byzantinischen Quellen - die das .,Str;negikon" auf den Begriff bringt - urn so eigentumlicher. Dennll..::h ist dt"J" Bcridlt vom wundabaren Lingreifen de.~heiligen Demetrius wihrend des ersten B;lrb;lrenangriffes auf Thessaionike dir..:bestc: Iiiustratiol1 7.UT Jwariseh-slawischr.;n Erobcrung Griechcnlands, die wir h:tben. Il
4.3. Dcr Hcilig(; und die Barbaren Hatten wir nur die aus der Pcrspcktive der Rcich~verw;J,ltung verfaBt.:n wcldichen Chroniken, wie die Me:nanders, Theophylakts oder Theophaile~', wtinten wir nichts liber die barbarischen Angriftc auf Thessaionike, die bcdeutendste Pro~ vinzmetropolc auf dem gcsJ,mten Balkan. lum Gli.ick hat !jich hier cine Quelle :lndercr Art erh:lltcn: die Bcrichte tiber d:ls wundersame Engreifen des Schutzhci-
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Ut:I" ficiligc und die Barb-xvcn
und Slatren
lil;!.cll Demetrius in dJS Leben dcr Stadt, die "f-.1iracu!a Sancti Demetrii". Trorz des ubernarurlichen Gegensrandes b andelt es sich eigcntlich nichr urn Legenden ; es sind deraillierre Aufzcichnungen wohiintormierter Zeitgenossen, die zumeist Augenze!lgen des Geschehens waren. Nuchtem und exakt wird geschilderr, wic deHciligc des Schicksnl seiner Stadt beeinfluflt. Ais Quelle nus ersrer Hand in quel[cnarmer Zeit sind die Miracuta vergleichbar der VitJ Severini; schilden dicse da, Wirken cines lebendcu Heiligcn in einer Zeit ~tandiger Barbarenangriffe, so sollcn jene die Zuverlassigkeir eines eoren Heiligen erweisen. Das erste Buch der Wun· derberichrc vcrfalirc del' Erzbischof johan ncs bald nach 61 c, in den ersten jahren des Herakleios: cr schilderte durin Ereignisse der letzten beiden Jahrzchnte des 6. jahrhunderts, die er selbsr miterlebt harte.' Im zweitcn Buch finden sieh Geschehnissc des 7. [ahrhunderts, an dcssen Ende auch die Redakuon falh.! In dicser Zeit mutite der Hcilige wicderhclt seine Stadt aus hochsrcr Bcrbarennor retten. Was wir dartlber erfahren, zeigr die awarischen und slawischen Angriffe aus dcr Sicht dcr Bcrroffenen. Darnir bierct es eine wert vcltc Erganauog zu den Chroniken, die diese Ereignissc mehr odcr weniger aus der Perspektive der byzaminischerr Burckratic berrachrco. Fur die hauptsradcischen Chroniscen hihrten aile \'
chJft bei Maurikios dcrJ.rt erzurnt, dal~ a ein Minel suchtc, "urn ihm oas gro{hmogliche Leid zuzufi.igt:n." Da er wuBte, daB clem Kaiser Thessalonike wichtiger war als aile anderen Scadte Thrakiens und IIlyricums, "rief er dl.'::1 ganzl:l1 ungeziihmtcn Stamm der Sklaver.en zusammcn (di::!:IesVolk war ihm damals .lIs ganzes untertan), stellte ihnen BJrbarcn anderer Stamme ~ur Seire und befahl Ihnen alJ~n, gt:gen Thessalonike zu ziehen. Es war die groBte Armee, die m<'ln in Ul1serer Zeit gesehen hat, schatzungsweise mehr als [OCCOOMann."s DlS Barb:lrenheer, das ;lUf d(.!m Marsch "d:lS Land zur Wi.iste machte", erschien all einem SOnnt,lg, dem 22.September, vor der St:ldt. Wie haufig bei den Angriffen auf Thess:\lonike. spiel[e das Oberr:lschung~moment eine groBe Rolle. Es gelang den Bdagercrn, bst gleichzeitig mit der i\"achricllt von ihrcr Ankunft vor den Mauern aufzm
Konsranrinupcl
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'\U(b(;bro~hen waren, urn sich ub-:r cbcn dicscn Konnnand.uu en
zu beschweren."
Die Feinde, "zJ.hlreieh wit' der Sand am Mecr". [andcn die Stadt also von Verteidigern fasr g;inzlich emblolk Auch wenn der Aurcr die Hoffnungslosigkeir der Lage iibertreibt, blcibr der wertvolle Hinwcis darauf, dag man sich in der Stadt sicber gcfiihlt hntre: "J)3S brachte dcr Stadt uns.igliche Angst, und sic mulSte aum t'rSIl:I1!vhl eine barburischc Schlachtreihe crblicken". NUT dicjcnigen, die in der Ferrie ihren \'{!afkndienst cbgeleistet hatton, kannten das furchterrcgende Spektakel." Seir den grof en Kucriguren- und Slaweneinfallen untcr justinian" harte sicb demnach kein Barbarenheer untcr den Maucrn dcr Stadt gczcigt. Unerfahrcn xeigrcn sicb auch die Bclagcrer. Als sie in der Nacnt vom 2.2. auf den zj.Scprember Thessalcnike erreichten, lagertcu sic irrrilmlich vor dem befestigren Heiligtum der beiligcn Marrone, das sie fiir die Stadt hielten. Erst am Morgen versuchtcn sic auf mitgebrachtcn Leitern die Mauern der eigcndichen Stadt zu erstcigen, auf dencn sich inzwischcn in aller Eile die Verteidigcr verceilr hatren. Angcblich war es der Heilige in Uniform selbst, der den erseen Feind yon der Mauer warf. Der uncrwartere Widt:r.sland loscc unrer den Belagerern cine Panik aus, und sie zogen sich zuruck. Die Ubcrrumpelung WJr miGJungen, was man in der Stadt der Umsichr des wehrhaften Patrons zuschrieb." Nun richretcn sich die Barbarcn auf cine langcre Belagcrong ein. Die Stadt wurde eingcscblcssen; wegcn dcr groBt:n Zahl der Kampfer, die cine iebende Verschanzung bildeten, hielc man es nicht einmal fur norwendig, Palisadcn zu errichten. In der Umgebung der Stadt plundertcn barbarischc Strcifscharen und sammelcen Vorrace fur die Versorgcng ihrcr Armer. Erzbischof Eoscbios, den wir nus Bricfen Pcpst Grcgors kennen", bernuhte sich inzwischen urn die .spirituellc Aufrihtung' der Stadt. Er war durch einen Traum bcreits gcwarnt gewese».': Seine ,~cistige J .andcsvcrreidigung' trug Frtichtc, angcblicb fanden sich sogar .Pbanrom-So'daten' auf den Mauern zum Kampf cin. Irn Lager dcr Barbaren dagcgen haufren sich die Schwierigkeiten. Einc groRere Anzahl von Angreifern lief zu den Byzantinern iiber. ~\'lie Hilfe cines Dolmctschers erfuh- man von ibnen, daG der Khagall yon der Lage The s salonikes nach clcr Epidemie gewulh hattc. £r hattt' f..:st J.J.mit gt:reehnl.!t, daB !:It:ineTruppen die St:1.dt schon am crsten Tag cinnehmen wurden.l.; Tratz alter 13emi.ihungen l~onmc!1 die Bda~\:n::r ihrc Vers~)rgungsprouh!mc nicht Ii)sen. Die Von<-ite, die sic ill dcr Umgebung de,. St,alt h,\u~n auftrcibcn k()nnen, reichten lediglich bi!:lzum Fri.ihsruck dL:sz\....eite!1 Tages. Dabei \V;Jren dit: rhrb.ren nid1t zimperlich: Sic ai?en Frtichte, Zwcige, \\'urzc\li, Kdura, Distcln und andere W·ildpfbnzen, zum SchluB sagar Staub. Dueh aUl..3h dj~ses ,menu bJ.rbar~· reichte nicht zur Erniihrung des Bel.ag~rungsheere!:l, "di~ [rde konme scin Gewicht nicht tragen".;4 Das unerwartete Scheitern des ersten An\!riifs !()sre unter den .vlaucrn hektisl..3he f-ktriebsamkeit aus. Noeh am erstel1 Abe~d bekamcn die lli.irger cin schauriges Spekukel geboten: Rund um die Stadt wurde ein ricsigcs Feuer angeziindet, verg!eichbar einem Flul~ ;tUS flammen, und d,1zu erscholl wie aus einer einzigen Kehle Jer S~hladltruf der Barbaren, "s..:hreeklicher nodl .lb uas Feuer". j\;Jch tier psy..:hol0gi!:lchcn K.rit:g:fuhrung mit ,::;on ct lumierc' b.lutt: man die ganze Nacht unu am folgcnden T;tg ("ine Unzahl Bebgerungsmaschincn. Der krie~scrfahrenc
.;. A'':''.lrl'JI
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Lrzbischo!
crwahut das
polis, die "Schildkr6{('''
g:lllZl'
i!-wl SiJ.1.~·,:n
Arsenal dcr romischcn
und den "Widder;',
Krieg:-.tedmik: die Hclcsowic Sreinschleudem, die ~- nach
einigcm Experimenricren - rnit den Hauren [rischgeschlachtetcr Ticr e gegen Feuer geschiirzt wun ..den - ;1n~l.!blir.:h 50 Snick allein ;1111 Ostabsclinier der Mauer. f Yom drittcu Tag der Bd.13crung an att ackierten die Barbarcn mit Hilfe dcr Maschinen die Miuern der Stadt. Doch die Treffsicherhcit der improvixierten Apparaturen lid~ zu wunschcn iibng, nur tin eiuaigcr der riesigen Blocke, die gcgcn die Mauern geschleuJert wurdcn, erreichte sein Ziel. Dagcgen gelang es den Verrcidigern. durch gcziehe Steinwurfe und durch Brandpfeile ruanchc der Belagerungsmaschinen aul1er Gctecbt 7..U serzen. Gezieltc Ausfalle vereiteltcn die Unrerhohlung der Maueru irn Schutz der "Schildkroten". Selbsr wenn dabei einmal das Stadtror klemmtc und sich niche meh r schlieflen lid1, verhindene die Parronanz des Heiligcn das Schlimmsre. ie Langsam hob sich die ]v10r.11 der Vertcidigcr , wahrend sich die unbenurz ten Thermen der Stadt mit internierten Uberlaufern [iillten. Am Sonntag, dcm sicbcnten Tag der Belagerung, begann der Gencralangriff der Bnrbaren, den Uoerlaufer schou angckundigt h.iuen .. Doch stntt des erwarteten Kampfcs auf Leben und Tod erlcbren die Vcrteidiger cin selrsamcs Schauspiel. Plotzlich stiitz.ten die Angreifer unter Schreien devon, zu den Hugeln in der Umgebung der Stadt. \Vie sich sparer hcrausstellre, hartcn sic vermeint, eine gro~e, in der Stadt vcrbcrgene Armee JUS allen Toren angreiien zu sehen - dieselbe Vision, die einmal den Khagan die Belagerung von Tzurullon aufgcben licB.17 In der allgemcinen Punk gericren die Belagerer untcreinandcr in Streit; die Byzanrincr konntcu von den Mauern die Auseinandcrsctz ungcu der zu den Zelten zuruckkchrenden Feinde beobachtcn. " Noch in der Xachr zog das Cros del' Arruce des KhJt;ans ab. Am n.ichstcn Morgen bat del' Rest der Barbare» vor den Toren der Stadt urn Aulnahme ; zuerst vermuteten die Vcneidiger cine Kriegslist, doch die Ubertitufer tricb nur der Hunger, sich den Sicgern anxuschheben. lhrc Aussagen erlaubten, im Anfuhrer der Phanrcmarmee, der die Uniform cines Kavallerieoffiaicrs getragen harte, den Heiligcn sclbst 1.U erkeunen. Die Reiter, die mar. nun ausschickte, bestitigten, da!1 ~sich die BJrbaren in gror.er Unoranung zuri.ickgczogcn haben l11uBten: Die S{raB~ ",,:ar i.ibersit mit ihrcn Klcidungssti.h:ken uncl Bcsitzti.im.:rn. Warm fam'! Jiese denkwiirdige sbwisch-aw;lrischc: Bl'lagerunb .state? Wahrend der Regien.lI1g des Maurikios fid der !l..5cpt..:mber zweimOlI ;lui eincn Sonntag, 586 l:nd 597. Bis..:hof 'ELisebios ist aus Bridtn P:1pst Grcgors yon 5'Ji bis 603 bo.eug,r'\ bnn dit: Kir.:he yun Thess.11onike abe;r ;lLlch .schon s86 geit!iret haben. Die Datierung ist also nul' J.us Erwagungen tiber die allgemcine politischc Situation abzulcitcn. [n den Ictzten Jahren wurde das Datum 5R6 aUgemein akztpcic.:n, wobei del' Meinungsanderung Lemerlc.:s besondae::, Gewicht zukam!? Ger.1Je im Sommer 586 verlorcn die Chronisten in der Haup(stadt das Awarenheer jenscits von Adrianope! JUS den Augen. Es ware also vnlockend, die miGglu-.:kre Belage;rung Thes.salonikcs an dell awaris~bl2n Stadtekricg die.~es Jahres din.:kt anz.uschlicBl!n .. D"G d.:r Khagan nach clem Scharmi.itzel mit clem Iangobardisl..7hen HauJq:~t'n nicht dlCll \Veg, .tuf dem er gekU!1unen WJr, l1ahm, ware nicht unwahrscheinlLch, obwohl ahnliches fur die Zeit des !vLlUrikios nidH l
Ocr Hedigc
III/d
die Bnrb.iren
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bd~gt ist. Auch die: briiskicrte Gcsocdtschuh .H1 den Kaiser, die; den Khagan so in Rage brachee, paGt blendend zum Kriegsgrund von 585/86: dcr Mission des Targicios, die mir seiner lnternierung au] den Ptinaeninscln endere. Doch, wic Lemerle au Recht betont, war dcr Khagan be; der Bclagcrung gar niche anwescnd." Die Hauptlasr der Kampfe lag bei den Slawen ; die restlichen Barbaren, die dcr Khag:1t1 ihncu »iirgab, mcgcn Awaren und Bulgarcn, vielleicht auch Gepidco gcwcscn scin. Ein bcdcuteodes awarisches Komingent harre dcr Autor des Wundcrberichtr:s scinen Lesern sicher nicht verschwiegen, lag es ilun doch daran, die Gefahr moglichst groB erscheinen zu lassen. Es ist dcrselbe Vorgang. wie ihn Theophylakt hinter den Slaweneinfallcu von 585 vcrmuter.
Was geschah also vor jcnem Septcrnbersonotcg, als das "groGte Hcer unserer Zeit" so uberraschend untcr den Mauern von Thessalonike euftauchte? Der Khagan mufSle von der Pest, die in der Stadt gewutct hane, Nachricht bekommen hcben. Er hoffre daroufhin, Thessalonike im Handstreich nehmen zu kennen. Die in jeder Hinsichr schlechr vorbereitete Belagcrungsarmce sollte durch Scbnelligkeit zum Erfolg kommen. Der Khagan durftc die Aktion im Lauf des Sommers improvisiert haben. Freilich erfcrderte auch dJS einige Vorbereitungen, zumal das awarische Hauptquarticr selbsr untcrwegs war. Daf die Pianung gelang, zeigt, was das Won des Awarcnfurstcn bei den Slawen damals galr. Der Khagan war oifensichrlich der einzige. der es vermochtc, eine so groG~ slawischc Arrnec zu versammeln. Aber auch so karn es rasch genug zu Streitcreien und Abspa!tungen, wie der Verlauf der Be1agerung zeigc. Das Scheiccrn des Untemehmcns !a!h erkenncn. wie scbwierig die Fi.ihrung eines groflen Barbarenhccres war. Die versorgungsschwierigke.rco der Belagerer scbreibr »icbt cinrnal der Hagiograph dcr furscrglichcn Regie des Heiligen zu. Ab einer gewisscn Gn)Bt konutc cine Armco sieh niclu mehr <'IUS dcm Land versorgen, das sie durchzog. Solcbe Schwierigkeiren hanen sogar rornischc Arrueen auf Reichsgebiet." In der Belagerungstechnik waren die Barbare o damals noch rechr ungcubt, auch wcnn sie den Rornern ciniges abgeschaur hatren .. Schwcrer noch wog das psychologische Moment. Aus der Perspektive des modemcn Sodrcrs war die aruike Stadt ein On dtr Zivilisation, der durch die "verderbli~he Flut der BJrbaren" bedroht wurde. Wir di.irfen aber nicht vergessen, dal1 auf den sl••wischen Bauernkrieger, in dessen Welt Steinbauten kaum vorkamcn, Ji~ungebeuren Befestigungcn, denton er sich im Romcrland gegenubersah, unheimlich wirkten .. Bataille versuchtc zu besehreiben, wit Bauern die mittclult..::r1ichcn Buq;!.:'n crkbc habtn miisscn: "StanCil, die Furdll unJ Entsetzcn einfltil1cn und cine gcwissermalScll religiose Ma(hr ausuben ..":'; Ahn· lichc Eindri.ick.e mo..:htcn die Barbaren haben. Hinter den gt:waltigen Mauern kOl1nte sich aUes verbergen; Angsrc und Visionen, von <.lenen die Quellen beridncn, sind dcshalb nichr so wunders:lill, wie cs den Stadrern vorkam. Barb:lrische Fuhrungskunst war Jaher nicht zuletzt eine psychologische hagc: Da.s Charisma des Herrschcrs und der uberna{urlichen Krafte, auf die er sich berief, stand gegen romisches SeibstbcwuBtsein, das ebenfalls religios untermautn war. Das Wunder vor Saloniki best and d:l.rin, daB die Belagerer dem Wirken des Heiligen auf die Verteidigcr :r.u wenig entgegenzusetzen hatten. Weder Ja \'t:rtraute K:lmpfruP~ noeh der \Xlil!e des ferncn Khagans konmen
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dns Abbrockcin dcr Armee, die kleinen schlielilich den grofien Streit verbindern.
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An:;~tc hin bis cur grollen
Panik und
Die awarischc Strategic, durch Konzentracion groi1er Kdfte spekrakulfirc Erfolwar ohne die Teilnahrne des Khagans und seines .Smbes' kaurn gangbar. Die Slawen vertolgten zumeist eine andere Taktik. Sic opericrten in kleineren Verbanden van einigen hundert odcr tausend Kimpfern. Auch vcr
ge zu erzielen,
Thessalonike
tauchtcu
~pater mchrmals
kleincrc Slaweobecrc
auf, etwa dJ.sjellige,
des ausgerechner am Fcsttag des Heiligen die Sradt iiberrurnpeln wolhe." Was kann aus den Beobachrungcn von Thessalonike fur die Ereignissc auf der griechischcn Halbinsel geschlossen werden? Ein negativer Schluf drangt sieh auf: Wenn niche einmal die bcdeutendste Stadt des westlichcn Balkans in jenen Jahren ein Awareuheer vor ihrcn Maucrn sah, dann fallt es schwer, sich eine geziclec awarischc Invasion auf der !;riechisehen Halbinsel vorzustellcn. Leider wissen wir nicht, warum dcr Khagan 536 die Belagcrung Yon Thessalonikc slawischen Gefolgschafren uberlieli. Wolltc er cine zweite Front eroifnen, wan rend er im thrakischen Teil der Halbinsel operierte? War er an den gcbirgigcll Gegendc» des alten Hellas weniger interessierr? Ebensowcnig wissen wir libel' die Ercignissc der folgcnden jahre: unsere Qucllen berichten weder von einem Friedensvenrag 110eh yon Kampfen mit dell Awaren. Isr cin awarischcr Kriegsz.ug durch lllyricum bis auf den Peloponnes 587 oder 588 denkbcr? Hatten 'Iheophylakt odcr unsere iibrigen Quellen ein solchcs Ercignis eber beschricben als die uniibersichrhchen Einzelaktionen slawischer Verbande? Immcrhin bestatigcn die "M"ir:l~ula", daf ohne die Awarcn do-molls ouch an dcr Agais nichrs Entscheidendcs zu unrernehmcn war. Ausdrucklich bcmerkt der Verfasser, dag um 586 "aUc" Slawen Uuterr.mcn der Awaren waren - zurn Untcrschied van del' Zeit der Nicderschrift, den crsten Jahren des Heraklcics. Das mug sich gerade auf die griechische Hofbinscl bevogcn habcn. Wo immer in diescn jahren Siawen aktiv wurden, stcckte fur den byzaruinischen Beobachter del" Khagan dahintcr. Darin stimmen Menander, Theophylakt, [obannes von Ephcscs und die Miracula ubercin. Eucgrios und die "Chronik von Moneruvasia" sehen uberhaupr our Awaren am W'erk. 'Wir konnen sicher scin, dag aucb die sicwischen Raubzi.ige auf dern Pcloponnes den Scgen des Awarenhcrrschers honen. Dieses Placet war ni..:ht aus Sclbsrlosigkeit gegeben. Sichcrlich hofftc man dabei, den Druck auf die Romer zu vcrstiirken und dadurch die eigene::Vcrhandlungsposition zu verbesscrncias ist da GrunJ, den die ,,:"1iracula" fur dit' Att;1cke :lUf Sal("lni.ki anfUhren. Zudcm mu(hc man die Slawcnkri~ger bei L.1Une h:l.!ten, wollte man ihrc Lo),alital nidll verlicren.
fn welchcm MJ.ge Awarcn an den Raubzl.igen selbsr bett:iIigt ~·aren, ist schwer zu encscheiden. Doeh ist eine de:utlichc ethnische Abgren/,ung ohnehin nieht zu treHen. Die Zahl der Awarcn, die sufort als ,Schlit7,au~en' auffielen, war gering. Tracht und BewJ.ffnung dag~gen muBten Vorbilcl fl.ir jedcn K.rieger werden, cler auf s:ch hielt - sogar in der Armee des Kaiscrs.2b Der ;m milirarischcn Gcsichtsp~lnktcn orienrierte Blick des romischen Soldaten bcurtl?ilte die cthnische Zugehorigkeir naeh der Kampfweise, wie das "Strategikon" verdt. Die gelehrten K.Ieriker waren weniger g~nau. Der Autor des \X-'undcrbcriehtcs von ~~6 bcmc:rkr ausdrucklich, dag d:lmals J.uGf.r einigen Veteranen in der Stadt niemand mit clem Anbli(k cine .• Barb.-.rcnhet:res ycrtraut war. Erst durch die Uberlaufer erfuhr man,
(1IIf.11'1"
griecinschcn Hulbinsel
re7
Jag cs sich urn Slawcn handehe, die der l\.h.lg~1I1 gcschickt hanc. Es isr nicht einma] ausgescblosscn, daE dicse Slaw en die Invnsiousartuee vicl slawischer darsrellren als sic in Wirklichkcit war. Denjeuigen. die weiter sudlich mir mehr Erfclg die Befehle (oder Vorschlage) des Kh:l.g:.ms in die Tat umsctzren, hanen vielleichr mehr Grund, si...:hals Awarcn zu fuhlen. Selbst J_Hll1, wenn sic slr..•wischcr Absrammung wareu. GaOl_ auf ci~t::ne Faust batten sich cinst Banden von Dcscrteuren uud Be-buren als Hunnen ausgegebco, cls man damit noch Furore machcn konnte." Und die Awcren selbsr hatten ihrcn Narnen cinst ouch nur .gcpachcet'. .Die Awarcn kommen': Wer hane
auf dem enelegenen Peloponnes dies em Schreckensruf auf den Grund gehen kennen? Denn die slcwiscben .Ncbeuerwcrbsbauern' waren clles andere als ein Siedlertreck, wie es sich romantische Historiker einst vorstellren. Baueru auf der Suche nach Land mechen sich niche zur Erntezeir auf den \Veg in eine entfemte Gegend. um don cine GroKstadt zu ubcrfallen. Viele von dencn, die im alten Hellas die spaten Nachkommen der Spartancr ins Exil jagten, waren schon viele Jahre lang auf Raubzi.igen uuterwegs. Und das Kunststuck, vor Thessalcnike fast gleichzeitig rnit der Nachriclu einzutrelten, war aueh niclu zu Fug zustandez.ubringen. Den Krieg 7_U Picrd wicdcrum [ernte mall am besten von .den' Awaren. \Xlie ahulich man durin den Lcbrmcistern wurdc, win! schr unrerschiedlich gcwesen scin. Man denke an die Variationsbreuc, die sich in awarenzeitlichen Grabe-n finder. Solche Grober kenncn wir aus dcm griechischen Raurn Freilich knum. Denn diejenigcn. die dort blieben, horten sehr bald auf, sich als Awarcn zu gcben. Urn Plunderer zu erniihren, hartcn die Reste gricchischen Lebens nicht aosgereichr. Man mUbt(: wiedcr von dcr Landwirtschafr leben; die cwarische Schale fie!' Die Bi..iq~crvon Parras nahmen ins Exil die Gcwighei( mit. von Awaren verrricben worden zu sein. Wer unter den Eroberem sich als Aware [iihlte, zog wiedcr ab. Wer hlieb, lieD sich als Slawe niedcr.
4.+. Slawenauge
auf der gricchiscben
] lalbinscl
Die verstreurcn Qucllen stimmen darin ubcrein. daR das Muuerbnd der Grit!chen in den ersten Jahren de., MaLirikios schwer unter Barbarcneiofallcn z.u leiden h:.Htc. Den historisehen Ablauf ZLl rekonstruiercn, fallt Jcnnoch nicht leicht. Zu widersprih:hlich sind die ohnr.:hin sparlichen Inform.ltionen, die wir besitzcn. Aufgrund der ,}..tiracula Demetrii' wurde man vennuten, dag der Sturm erst nuch 586 iosbrach, naehdcm man sieil an Thessalonike die lJnne ausgebissen hatte. Dasselbe Datum ncnnt die HChronik .•.. on ivlonemvasia": 587/88. Stutz.ig macht die Bemcrkung der tvliracuia cin g:rof~cr Tei! der in der Stadt stationierten Truppcn sei wahrcnd der Belagcrung in Hellas gcwescn\ die "affaires d'etat", die ihre Abwcsenhcit erzwangen, hingcn w()hl mit s1awischen Raubzugen zusammen. E[was fri.ihere Datcn fur slawisehe Invasion~n in Griechenland ncnnen :tnderc Quellen . .Eine Notiz des !7.Jahrhunderrs auf einem Athos-M:muskripr, auf die Schreiner hinwies!, d:1.til'rt die Grundung yon Moncmvasi:l auf A ..vL6075 und in die Zeit des MalJrikius. Das Wcltjahr ergabe nach def damals i.iblichen alexandrinisehen Zahlung 58). Verwirrung srifterc eine Jcm Isidor von Kiew, eincm gcbi.irtigen Gricchen, zugeschriebcne Schrift des 15 . .lahrhunderts; die Zers()rung Kol
Ic8
-/. A-u.'an'l1
und Sla-cc;en
rinrhs im 6.]J.hrhunderr client durin als Argument hlf die Ausprucbe des rivalisierenden Biscbofs von Monemvasia. Wit: gut man die slawisch-awarischen Sturme ubersranden hane, konnce also noch fast ein jahrtausend sparer den Vcrrang ciner Kirchc bcgrunden. Das Elabcrar crinnert an die "Chronik von Monemvasia", ailerdings sind es hicr Kurriguren und verwandte Stamme, die schon unter Justinian die Korinther venreiben.' Offensichtlich verbinder Isidor die Ereignisse uach )80 mir dcr Invasion Zabergans van 558; Settcn konstruiertc daraus cine bulgarische Ercberung von 641/4.2, eine These, die den Einwanden von Charanis niche standhieh.t Wie einst Arerbas euchre der gelehrte Kleriker Isidor vergebens nach Unterlagen uber barbarische Eroberungen auf der Halbinscl: er fand nur Berichee uber die Zeit justinians, vielleichr bei Prokop, und machtc sicb so seinen eigenen Reim auf die Ereignisse. Umsrricten isr das Zeugnis des Zeirgenossen Euagrios, dessen Kirchengeschichte erwa ein jahrzehnr nach den Ereignissen enrstand.' Die Eroberung und Untcrwerfung yon "ganz Hcllas" vcrband dcr Advokar :lUS Anriochcia mit dern Fall yon Singidunum und Anehialos 584 und dem Vordringen dcr Barbaree zu den Langen Mauern. DaB er darunter des eigentliche Hellas und nicht, wie haufig
angenommen, die gesamre Balkanhalbinsel verstand, schlof Charanis gcgen altere Auffassungen aus dem sonstigen Cebrauch des Narnens." Lielie sich bei Euagrios noch annehmen, er babe die Ercignisse mehrcrer jahre zusamrnengezogen, so ist das bei Johannes yon Ephesos kaurn mcgtich: Denn als die Bcwohner vcn Tnessalonikc yon den Barbaren zurn ersten M.11 aus ihrer Geschahigkeir gerissen wurden, war er verrnurlich schon tot. Dennoch erwahnt er die PlUnderung von Korin-h durch die "Skbvenen" als Beispiel fur die Leiden der Kirche wahrend der groBen awarisch-slnwischen Einfdllc Yon 584/85: Der Barbarenkonig stellrc dcrt das Ziborium wie ein Zeit auf und lid~ sich darunrer niedcr, heigt es in dcr bei Michael Syrus crhaltencn Stelle." Dicses Ereignis muB vor dem Tod des Johannes, also bis 585. stangefunden haben. DaB Korinth aufgegeben worden sei und die Bewobncr sieh auf die lnscl Agina zuriickgczogen hatton, erwahnt die "Chronik von Monemvasia"." Doch spielrc Korimh offensichtlich noch weiler eine Rolle. Ais im Februar 59' Papst Gregor den Bonifacius mic einer Reihe wichtigcr Bride nach Konstaminopd schickte, nahm ciiescr den Weg tiber Korinth. Dcr Beglcitbrief Gregors an Bischof Anas(;.lsios von Korinth ist erhalten, darin bittet der Papst, "da die Unverb.Gjichkeit der Zeit einer Reise meist groBe Hindernisse in den \Vcg legt", seinen Gesandten bci aHem zu umersti.itzen, "wa~ auch immer ihm auf clem Landweg an Vorsorge oder auch bt:'i Jt:'r Besch;lHung t!ine::.St.:hiffes noti~ sein wird".7 Es waren unsicherc Zeiten, dOl.:hin Korineh (wohl auf der FeslUng von Akrokorinth) saG ein Bischof, der clem papstlichcn Legaten auf seiner Reise weiterhelfen konnce. Die slawiseh-awarische Eroberung van 584 (oder etwas vorher) bedeutete also nichr den Untergang der Stadt am Isthmus. Wahrschcinlich fiel den Barbaren dOomalsnur die unbeiestigte Unterstadt in die Hinde, und die Bewohncr zogen sich nach Akrokorinth zuruck, von eindrucksvollen Felswanden geschi.itzL Oder, wie Charanis meine, wurde die StOodtbald zuruckeroberc, was Aufgabe des in den Miracula Demetrii erwahnten Kontingcnts JUS Thessalonike gewesen sein konnte. J" Dag Korinth unter Maurikio<; niche aufgegeben wurde, bestJtigen die dortigen Ausgrabungen. 584 oder bald danuf fiel die von Justinian zur Verteidigung cler
S!d':":.'t'lllii.~t' .ll1fda g;-iel.hiIchl'N
j-/.dbin)cl
109
Landenge errichrere Festung Ixrhrnia: cin damals vcrgrabcner Schurz cruhiclt als ji.ing:~(eeiue Miinzc von 58y84." Urn diesclbc Zeit wurdc die Unrcrstadt geplundcrt. Ausgrabungcn ergabcn Spuren einer Bclagerung: Brande, Graben, eine Frauenlciche auf der Agora und einige barbarische Kriegcrgrabcr; doch zogen die Sieber ottensichrlich bald wieder ab.'l Die Zerstorungsschichr fand sich auch im korinrhischen Osthafen Kcnchreai. del' verficl. Die Bevolkerung :log sich n •.1I.:h Akrokcrunb
zuruck.
Dorr [inden sich bis Konstans l l. (64l-68)
zahlreiche Mun-
zcn. :.~Da6 sie nachher, wie fast uberall, stark zuruckgehen, muB kein Bcweis fur die AufgJbe der Stadt sein." Wenn die "Chronik von Mcnemvasia" vom Awareneiafaf und dcr Aufgabe dcr Sradce des Peloponnes spricht, dann vcrdichrer sie einen langcrcn historischcn Prozef zu eincm einzelnen Ereignis. DaB sie die Aufgabe
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Das Bild VUl! dcr sla\\'ischl:!l Erobcrung und Besicdlung Griecheulands is! ir» Verlauf der langen Dcbatce differenzierter gcworden. Es handeltc sich nicht Un1 eine einzige Invasion mil anschlicflcnder l.andnabme, sondern urn ein tangeres W'cchselspiei von bewaffnetcr Auscinandcrscrzung und friedlicbcr Kccxistenz. Die Landbevclkerung
harte schon vorher abgenomme»,
was den Neuaukomm-
lingen die Ansiedlung erlcichrerre." Phaxen bvznncinischer Resrauration folgten neue Auseinandersetzungen. Die AU.~gr.lbungt'n auf der Agnra in Arhen dW<1 ergabcn zwei Zerstorungen, urn 580 und »ach 633/34; untcr Konstans n., der sich 662/6) in der Stadr aufhieh, wurde munches wiedcraufgcbaut." Erwa zur selben Zeit besuchtcn cbendlandischc Klcrikcr die "yornehmste der griecbischen Stadre": im 8. ]ahrhundert erhielt der Bischof von Athen anscheinend die Mctropolitanrechte." Mehrere .Unruhehcr izonte' zeigen auch die Fundc von Miinzhorren auf der gricchiscbcn Halbinsel, die Popovic zusammcngestellt hac." Drei Schmze auf der Agoro von Athen, je ciner in Olympia und Isthmia weisen ad die fruhcn 580er-Jahre. Abet auch unter Hcrakleios, zwischen 616 und 625, vertrauten manche ihr Vcrmogen [ieber der Erde an. Dcnnocb gehr in Arhen der Munzumlau! des ganze 7. und 8.Jahrhundert in eingeschrankrer \Xieise weiter." Bauern und Hirtcn, die nichts zu verbergen oder zu verreidigen hatten, zogen sich vor den Einwanderem ins Gebirgc zuriick. Auch diesc Bewcgung in Ruckzugsgebiere erwahnr die "Chronik von Moncmvasia"." Landstadce auf den Talboden wurden aufgegt:bcn, ouch die Slawcn bevorzugcen Bcrghange. wo vicle klcinere Dcrfer emsranden, wie etwa del' Befund irn Dropulli- Tal in Epiros zeigr." Eine Reihe klciner Fluchrsicdlungen auf kiistennahen lnseln grub Hood aus."
WidHig,er, als auch hier wiedcr uach .Puuktcu' [iir oder gcgen ••.ine grundlicbe Slawisicrung zu sucbcn, isr ohnehin die Frage des Zusammcnlcbens der Neuankonunlinge mit den Einbeimischcn. Die milirarischen Enrschcidungcn sind sowohl fur die slawischen Ethnogenesen in Gricchenland ols ouch bci del' ReHcllcnisierung seit der» 9. jahrhunderr keine ausreichende Erklarung. Dazwischcn liegen Akkulturarionsprozcsse, die noeh kaum erforschr sind. Doch gibt es hoffnungwolle Ansatzc. Die Archaologcn haben eindeungc ethnische Zuordnungen sowohl bei den "awarischen" oder "bulgarischen" Curtelschncllen aus Korinth l:nd andercn Orten" 31s :mch bei den "slawist.:hcn" Maskcnfibeln54 aufgegcben. Beides bezeugt die Barb
zrcrt, werst aut die rcgionale
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,l!.ri(;~NKf'c."l fl,dhi;ut'i
Kultur'
hinaus." \'(/'"rcn die slawischen Baucra die Nachtahreu
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Zenrrclafbanien
II I
und darubcr
jcner Krieger, die 586 die Mauern von Thessalonikc berannrcn und in dicsen jahre» cine Reihc griecbischer Stadte croberten? VOl, der Eroberung zur Ansit'dlung ist noch ein groBer Schrier; auch unter justinian wareu Slawen und Kuuigcren nach Oncchcnland voq~estof;en, ohnc dort zu bleiben. Demcntsprcchend betont Srratos" den Unrerscbied z wischen Invasorcn und Siedlem. Doch die erste Belagerung von Thcssalomke zeigt auch, wie rasch die Plunderer vor der Alternative sranden, .Staub zu Ircssen' und abzuziehen oder im Lande zu bleibcn und sieh .redlich' 7..U ernahren. Wenn die Ergebnisse der Rcubzuge zu wunschen iibrig lieftcn. fandcn slawischc Krieger anschcinend nichts dabci, wieder die Felder zu bestcllcn - zum Untcrschied vom Kriegeradel der Rcitervciker. Das erklart unter anderem ihren nachhaltigen £1'Iolg. Obwchl also die erhaltencn Nachrichtcn den gewaltsamcn Charakter der awarisch-slawischen Vorsrofle betoncn, die slawischen Siedler in Criechenland waren vor allem Bauem. Es waren nichr die in den Quellen genannten spektakularen Einzelereignisse, sondern weitgehend un beach tete Iangcrfristig-e Prozesse, die [iir die Siedlunasvcrhalmisse enrscheidend wurdcn. Nach all diesen Erwcgungen konnte man sich den Verlauf der slawischen Vorst()Be nach Griechenland erwa so vcrstcllcn: Vcn den graBen slawischen Invasionen in den [ctztcn Jahren des Tiberios wurden Makedonicn und Criechenland noeh relativ wenig betroffen. Viellcichr trafen srarkere Konringenre schon wiihrend der Belagcrung von Sirmium, 581/3z., an dcr Agais ein (wie cs ein Grenduugsdaturn von 582/'83 fur Monemvasia nahelegen wiirde), sicher jedoch spatestens 584, wahrend die Awarcn nach Thrckien marschierten. Johannes veri Ephesos wufice im Winter 584/85 sci-on von der Pltinderung dcr Unrcrsradr van Koriucb. Das Datum s84legen auch die Funde von Munz depors auf der griechischen Halbinsel nuhe." Die Invasoren umgingcn zunachst Tbcssalonike: sic nahmen auch nicht die Ktistenstralie iiber die Thermopylen, soodcrn sricfien im Landcsinncren etwa cntlang der Linie Trikala-Naupakros VOl'. In diesen gebirgigen Regienen konzcnrricrtc sicb nach Ausweis der Ortsnamcn auch sparer die slawischc Besiedlung." Erst in den nachsren bciden jahren weitcre sieh die Offcn!iive auf iVb.kedonien au!>,wo in den Scb.t;.-.fundcn noch cine Anz:\hl Mi.inzen von 584/85 ersehcincn. Hoht'punkt dicser Raub7..uge war die Bdagenlng von Thessalonike im Jahr 586. Dazu luttt: d~r Awarcnkhagan die Initiative ergrifien, n;lhlll :J.ber selbs( n idtt daran teil. Nach dem Seht'ircrn dc!> Angriffs auf Saloniki ver!agcm:n sir.:h die Kampfe wieder Jut die gricchische Halbinsel, \VO 587/88 Patras eroben wurde. Ocr Bischof 1I11d viele Einwohner sahcn keine andere Mogiichkeil, ais n.lch Siz.ilien zu fIichen; cingeschranktt:s slJdtisches Leben ging mindcstcns bis n:\eh 600 weiter.·) Doeh in den folgendcn jJhrcl1 besserte sich die Situ
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Slawen
und 62.6 die Halbinsel von einer ncucn Einwanderungswellc betroften wurde, durch die sich die slawische Siedlung nocb wesentlich vcrstarkre. Sieber ist, daB mit der Slawisicrung Griccheulnnds auc]i die Awarcn .erwas' zu tun hatten. DaB der Kern der awa~lschen Reirerkriegcr direkt an den Eroberungszugcn teilnahm, ist niche belegt. Doch bctrachtcten sich die Slawcn del' crsecn \Vellen in den achtziger j ahren des 6.Jahrhul1dens vermutlich als Uctcrranen des Khagans. wit! es die Uberlaufer in Thessalonike crziihlten. GriSElTt Unternchmungen wurdeu, nacb ihren Aussagcn, durch den Kbagan koordinicrt. Hie und da traten dicse .awarischen Slawen' wchl ouch untcr awanschem 1\Iamen auf. Daf noch vie I sparer del' Awarennarnc an sluwischen Gruppen haften blieb, scheinc die "Vita sancti Pancratii" fur die Umgebung Athens zu belcgen." Durchaus .awanschc' Ailuren ver rat die Geste des Plunderers van Koriruh Johannes von Epbcsos berrachrer ihn als "Konig" - del' scinen Sieg unrer dem prunkvollen Ziborium feicrte. Doch war cs kaum der Khagan selbsr, der ja erwa ZL\r selbcn Zeit im fernen Anchialos ein bhnliches Spektakcl vcransrahetc. Ebensowenig wie diese .irnitatio Cagani' erlauben die Kriegergraber in der eroberten Stadt erbnische Ruckschliissc. Bel den Besratteten fnndcn sich byzantinische Giirtelschnullcn [iir barbcrischcn Geschmack, geraubrc byzantinische Ringe, \'(-'affr.:nmit reils awarischen Parallelen und slawische Keramik~(, - im oeste» Fall .arme Vertern' der goldreichcn Krieger der Fruhawarcnzeit, die irn Karpareubecken ans Tageslichr kamen ..I1 Wenn unter den Eroberern awarischc Reiterkrieger waren, so verschwandcn sic wieder, ohne viele Spuren z.u hinterlcssen. \'i./er sich auf dem Peloporuies ansicdclte, war der Konrrolle des Awarenherrschers niche mehr unrerworfen: Das konrue ein Grund daftir scin, d~lg hier an der .Endstation' des Zuges n.rch Suden reloriv fri.ih stawische Ansiedlungcn entstanden. Auch bot die Halbinsel hir Raubz iige kieineren Srils gunstigt: Votaus serzuugen: Justinian harte z war den Isthmus befcstigen, siidlich davon abcr keinc Ausbesserungen vornehmen [assen.4S In dcm Gebirgsland abseits del' grofie» Hccrstrnljen konnten klcinere Siedlungsverbiinde reiativ leichr Hniemandem unrerran" sein, wie die .,Chronik" berichtct: nocb lange nach der \Xficden:robcrung: harte der byzantinischc Staat standige Probleme mir den storrischen Siawcn des Pcloponues." Es win: des wegcn nicht zu verwundern, wenn sich auf cla Hllbinsd groBere Gruppen VOI1 S!awen angesiedeh hatten, bevor cbs in andcrcn Provinzen geschah.j~
4.5. Del" "ObOI"" unJ seine Sbwen
Ober die FrJg~ des :1"'·J.risch-slawi.~chcn Verha!tnisses erhitzu:n sich 1.1I1ge die Gemiiter. Hinter der ~"isscl1schaftlichen Diskussion st:mdcn slawisches SclbsrbewuHtsein, de:::utschc.> oder ungarisches Obcrlegt!nheitsgefiihi. Der germanisiate Tschechc Jan Pcisker s\.:hloB um dic Jahrhundertwende jede eigens[andigc slawische Entwicklung unt!.:r dem ,Awarcnjoch' aus; Awaren und Spater Franken hatten den Slawen erst di.e Kll!tUr gebracht. ~ Noch in den funt'ziger Jlhrcn sah Helmut Prcidel in den 51awen die ,sirzengebliebt::n(!n' Sklaven der Ostgcnnanen, unter denen erst der Franke Sarno die Anfange cincr Ariswkratie "ges..:haffen" habc.~ In dieselbc Richtung weist Pritsaks Theoric von de:- ,Erfindutl!!, der 51:1·
0('1' "Or'or"
nnd seine 5/.1'1.•.'1:11
If]
wen' durch nomadische Herren; cine eigensc.indige Entwicklung wird prakti sch nusgcschlcssen.' Auf dcr andere» Scire leugnete man wcitgehend eine awarischc Herrschafc iiber Slawen augerhalb des Karparenbeckens und verstand das Awarer-reich als eine Art slewiscbes Sramrnesbundnis untcr awarischer Vorhcrrschcfr.' In eine Ihnliche Ricluung weiseu auch die Vcrsuchc. JUS spateren Verhaltnissen eine originale gcmeinslawiscbe Kultur der Fruhzcir zu rekonstruieren.' Doch eine brucbiosc und organische Entwicklung des Slawentums kann nicht vorausgesctzr werden.' Heute ist unbestrirten, dal~ das awarisch-slawischc Verhdlmis nichr auf eine einfache Forme! zu bnngen 1St. Auf der eincn Seire gab es sicherlich autogene Faktoren der slawischcn Ausbreitung, niche nur den Druck der Rciternomaden ; selbst am Hohepunkt awarischer Macht baben Slawen sehr eigensdndigc Spurcn hinterlassen. Auf der andercn Seirc isr die Konfrontacion mit den militansch lange uberlegenen Reiterkriegern nicnr spurlos an den Slawen, die ihr ausgesctzr waren, vorbeigegaogcn. Sic bemmce einerseits cigcnsrmdigc Emwicklungen, fuhrre aber auch zu Lernprczessen und losre gesellschaftliche Verandcrungen aus." Ahnliche Einflusse auf die Iruhslawische Gesellschaft kamen von Byzantinem und Franken. Regional wie xcitljch wurden diese Pakrorcn in schr verschiedcner Weise wirksam." Bei den Slawcn selbst blieben die Awaren offenbar meist in schlechter Erinnerung. Der "Obor" wurde zum Iorchteinfloflenden Riesen spaterer Sagen und Marchen - odcr zurn Schimpfwort." Zeitnaher 1St, was dem Autor des ,Fredegar' irn 7-jahrhunderr anlafilicb des Samo-Aufsrandes von bohmischcn Slawen zugetragen wcrde." ,,]edes jahr kamen die Hunncn zu den Slawen, urn bei ihnen z u iiberwintern, und schliefen mit den Frauen und Tochtern der Siawen: die Slawen erduldetcn auch andere Nicdertrachtigkeiren und leisteren den Hunnen obendrein Tribute." Ahnli.:bes wt:iG bald nach ICCO dcr russiscbe Monch Nestor in seiner Chronik au erz ab.en: "Die Awaren kamprccn gcgen die Sloven en und bcdruckren die Dulebco, welche Sloven en warcn, und taten den dulebischcn \Xlcibern Gcwalt ,10; wenn ein Aware fahren woilte, li~B er nichr Pferd oder Ochsen cinspannen. sondern betahl drei oder flinf Weiber an den Wagen 7..U spanncn und den Awe-en zu [ahrcn. Die Aware» waren namlich grof gcwachsen und stolzen Sinnes."" Man hat die Parallelen der beiden Berichtc damit erkIaren wollen, d:d~ die Vorlage :\'('ston. wie in ar:dcren Fallen, aus Mahren stammte. was nicht unwidcr· sprochtn blieb.'~ Die Gemeinsamkeit liegt VOl' aHem darin, dag slawische Frauen in beiden Fallt::n aIs Opfc:r awarischer Gewalt d:1rgestellt werden. Das iibl'rrascht nicht; nach der Eroberung Cividales wurden nur die Frauen als Sklavinncn fortgefi.ihrt.'3 [n einigen ungarischen Grlberfeldcrn licl~en sich Awaren mogli.:herweise gemeinsam mit sJawischen Fr
114
..j . .'"h~'lIre/'1lind
Slauien
Dl'Y
awarischer Krieger im Winter aufneluucn und versorgeu, so ,>,.• ie cs dicse» geficl. Die Eingriffe der Awaren veriinderten ouch die Gesellschaftsstrukrur, cine Zwischcnschichr entstand .. Freilich gibe dcr Frcdegar-Bericht nur cine Tendenz, ein Modell awarisch-slawischcn Zusammeniebcns wieder: wie ausgepragr die geschilderren Faktcren fur Bobmen cder Mdhren wirklich waren, ist ungewiiL" Nebcn ihrer Rolle bel Produkrion und Rcprcduktion wurdcn n,••:h Fredeger Sl.iwen als .Kanoncnfuncr' il1l Awarcnhcer gcbrauclu. "Dio;! \'('endt:n hurren den Hennen schon von alters her als befulci so gedient, daB die Hunnen, wcnn sic mit Heeresmacht gegen irgendcin Volk in den Krieg z.ogen, ihr Hcer in voller Schlachtordnung vor ihrem Leger aufstellren, die Wenden aber kamphen: \Vcnn sich ihnen der Sieg zuneigre, dann riickten die Hunnen vor, urn Beute 1.U machen; wurden die \V'endcn aber gcworfen, dann sammeltcn sic unrer dem Schutz der Hunnen neue Krafte. Von den Hunnen wurdcn sit' nun deshalb befulci genanru, weil sic bei Scblachrbcginn eine zweirc Schlachrrcihc bildetcn und vor den Hunnen in den Kampf zogen.;'J6 Der Ausdruck ,bcfulci' isr viel diskuticrt worden; egal ob man dann des slawische .Buffelfuhrer' oder umbtisch ausgesprochene ,bebulci' (Hinen), ein trankisches .Beivolk' oder ein bilingualcs .bis-Iolc' ode- gar die '\(/urzel des modemen ungarischcn .mufurc' (Rekrut, Grunschnabel) siehr, nichrs davon crleichtert die Interpretation, sondern stiitz r sicb erst darauf." DaB Slawen im Awarenheer oft grof~c Kcmingentc srellren, ist vielfach belcgr. Die bci Theophylakt tibcrliefertcu Gcfangcoenzahlen der Scblachr an der TbeiG zeigen die Slawcn sogar in der Uberzahl: bei der Belagerung von Konsranrinopel 626 stell ten Slawen den grofle-en Teil des Belagerungsringes. Deonoch sollte man die Information Fredcgars :LUS dern Nordwesren des Awarenrciches nicht zu sehr verallgemeinern. Slawischc Fufhruppcn im Vorfeld awarischer Kavallerie in der Schlachraufstellung sind sonsr nicht beacugt." In den Kriegen gegcn Byzanz spielien die awarischen Reiter sichc- die .l-iauptrol]c .. Innerhalb des awarischen Heeres war die Stellung der Slawen differenz.icrr .. In der vordcren Reihe des slawischen Belcgerongsringes von 626 kampften "nac..:kte", also zumindcst ungcschdrzte Krieger, die zwcite Rcihe bestand aus gepanzcrten Fugsoldaten." Manche muflten Pionierdienste leisren wie etwa den Bau van Brucker: und Schiffen; andere - teilw'etse auch tlicsdben - konnten re<:ht unabhjngig operieren.l~ Die Slawcn, die 593 fur den Khag;m ein Brucke uber die Save bauten, "verrichteten diese Arbeit abcr nur JUS Furcht vor den befehlshabendcn TJ.xiarchcn".l) D:lis dit: Slawt:n oem Khagan nul' tlnter Zwang folgten, beobachte[e man 626 in Konstantinopel.~~ Wiederholt trJ.ten SJawen a!s amphibische Truppen auf. und zwar ills Ruuerer in ihren "Munoxyla", den Einbiumen; zuJetzt 626 bei der Belagerun!! von Konstantinope!, als mehn.:re t,msend Boote von d~r Donau ?urn Goldenen Horn mitgefuhrt wurden. Oft kampften Slawen sclbstindig, aber auf Befehl des Khagans':6 und konnten sogar nn den L:mgobardenkonig ,verliehen' werden.l~ Andere konmcn zurn Mirkiimpfen nur aufgefordert oder durch Geschenke und sanften Druck ZUTTI Mitmachel1 bewogt:l1 wl!rdcn. Einc Anekdo[c Theophyb.kt~ ist dafiir char
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lkj~ dortigen Stammen Ccsandie geschickt, urn erne Streitmacht zu sammeln, unJ babe den Starnmesfahrern vide Ceschenkc gcgcben. Sit horten die Geschenke zwar angcnommen, das Bundnis ihm [edoch abgeschlagcu, wobei sie darauf bestanden. JaB die Lange des Wegcs fur sic einc QUJI darstelle, und sic batten sie, die jerzt gefangeo seien, z:..im Khagan gcscbickr, urn Grunde 7.U ihrer Verteidigung vorzubringcn. In 15 Monaten batten sic den We~ zu-tickgelcgt. Untcr !vliihchtung des Gcsandrschaftsrecbtes habc dcr Khagan beschlosscn, sic an dcr Ruckkehr zu hindcm." Daraufhin seicn sie z.u den .Romern nusgewichen. Schlieiilich behaupretcn die drei .cdlen W"ilden' noch, daB in ihrcm Land das Eisen unbckannr sei und sic auch "vom Krieg noch niches gehort hanen" und umsomehr Interesse am Lyra-Spiel und musikalischen Wettk::impfen hauen. Trorz allcr klischechaftcn Ubcrzeichnungen steckr in diesel' Schwejkiade mehr Anschauungsmaterial ubcr das awarisch-slawische Vcrhaltnis als jede Systematisierung bieten kann. Die Bemiihungen des Khagans, um slawiscbe Mitkampfer nus entfernten Gegenden 7.U werben; seine Doppelstraregic von Geschenken und versteckter Drohung; wahrend die Sla-ven sich semen Forderungen ehcr mit Ausrcden und gespieltcr Harmlosigkeir au entziehen versuchcn als durch offene Abldmung; schliefllich die Unfahigkeit der Awaren, mit mehr als einer symbolischen Repressalie gcgcn die Gesandten zu reagieren. Letzteres hing [reilich ganz van der Entfernung und der augenblicklichen poiirischen Lage ab. Die .Slawen vom Ozean', die wohl zwischen Elbe- und Odcrrmindung zu such en sind'", lratten sicher weniger zu befurchrcn als solche. die den awarischen Pferdehufcu naher lagen .. In del' Literatur hat es sicb eingcbi.irgcrt, die slawischcn Scharen des K.h:Lgansin .innere' und ,::Iugere' 1.U scbeidcn.>' Eine klarc Absrcfuog au sehcn, ware aber verfchlt. Yom politischen Anspruch des Khaganars her sollre es keine ,au~cren Slawcn' gebco; die Realpolitik tbgegcn muRte in jcdcm Fall Aufwand und Gewinn abwagen: wie diffizil diesc doppehe Realitfr gehandhabt wurde. zeigt das diplomatische Tauvichen nut Byzanz wcgen der Donauslawen." Auf der slawischcn Scire war ncch grcflere Bchutsamkcit »otig. line offene Konfrontation wagten bis zum Snmo-Aufscand nur die Amen und die Donauslawen des Dauriras!', wobei die Ubcrleg-nheir clt's KhagallatS deutlich wurde. :!\loch 6z6 sdH:ute sich der Khlgan nicht. im Zorn die slaw ischen Uberlebcnden des Fi:lskos auf clem Coldenen Horn liber die Klinge springcn zu lasscn.H Doch wo sic keiner adiquatcn ;l\t,."arisl.:hcn MJdltkonutltf
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und
S{U74-"!!lI
Untcruehmen ciner gewisse» Cro(~c:nordnLl!lg. so schcint es, bcruirigten die Zusnmmung und Uutcrstutzun]; des Khagans. Scheu bildcten slawische Krieger gro11erc Invasionsarrneen, nie daucrhafte Grcflverbande; sic kampften meisr in Gruppen von einigen hundcn Kriegem oder noch weniger. Zeitgenossiscbe Betrachrer
kouruen
daher Awaren und Slawcn nach ihrer Lebens- und Kamplweis e
und der verschiedenen Organisarionsform unterscheidcn. Am nusfuhrlichsren beschreibr das Maurikios-Strategjkon den Unrerschied zwischen dcr awarischcn Desporie und der slawischcn Gesellschah. Die Slawen sind demnach "ohne Herrschaft und [tassen einander, kennen auch keine Takrik und versuchen nichr, im Verband zu kampfcn." Sic wohnen an "schwer zugangliclien Platzen in Wild ern und an Gewassern", baltcc Ticre und bauen Hirst: an, sind gastfreundlich und lassen sich "weder unterwerfen noch bcherrschen". Sie sind nur mit klcincn WurfspicHen und hclzernen Bogen mit kleiuen, vcrgifreren Pieilen bcwaffnet. "Weil es bei Ihnen viclc Konige gjbt, die niche kooperieren, ist es nicht unangebracht, einige vo n Ihnen durch Ubcrredung oder Gcschenke ... zu gewinncn und die anderen anzugreifen", empfiehlt das Kriegshandbucb." Wer auch immcr der Verfasser des um eoc odcr in den [ahrzehnten danach niedergescbriebencn \Xrerkes ist, seine Informadoucn gchcn zuruck .luf die ronusche Offensive der 590er Jahre gcgen die Slawe» llre, mu(he man sich romi~cher und awarischer Formen bedienen. Es isc zudem wahrscheinlich, daE so mancller Slawenkrieger im Awarcnreieh Karrierl! machtc: "Ein slawischcr Addiger, der ins awarische Reich komrnr unJ dort in seiner Position anerkannt wird, fuhlt sieh bald als Aware."~O Durch die Awarisierung s!awischer Reiterkrieger wurdc die .:tlteScheidung zwischen ,awaris~her' Kava!lerie und ,slawise her' lnf;mtrie immer nC~1 bestitigt. Die Unscharfe1 die durch diesc !itandige Bc\vcgung cntsrand, fiihrte dJzll, Ja~ weniger gut informiertc Zeilgenossen Awa~ ren und Sbwen venvechsc1n ode!" in einen Topf wcrfen konnten: Etwa Johannes
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j!d':,;JiH'h~' /:.'X}hlIISion
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Lphesos, ViC[\)" Tonnensis ode!" die v ertricbcucn Cr.echen, dercn Schicksal von Moncmvasia" wicdcrgibr. Vorsic!u isr dcswcgcn auch bei der ethnischcn Interpretation archaologischer Ergebnisse gcbotcn: nicht aile Slawen reiscen mir einem Topf vom .Prager Typ' unter don Ann, und nicht jeder Krieger mil awarischcr Ausrustung harte mir der Ausnisrung auch die awarischc ldentitat cngelegt. Byzantiner wic Gcrmanen nahmcn Aware» LInd Slowcn vor allem al, Gcgner waln-: deshalb inreressierrc sic in ersrer Linie del' militariscbc Aspekt der awarisch-slawischen Beziehungen. Die wirtschafrliche und kuhurelle Ebenc blieb auger acbt. lmmcrhin here» wir zweimal von awarischen Tributanspr iichen. Einmal waren sic sogar der Casus belli, als in den spaten siebziger Jahren die Slawen des Dauritas einen awarischen Gcsandten umbrachten, dcr mit Tributiorderungeu gekcmmen war." Von Tributcn \Vcil~auch Fredegar ZlI berichren." Modem e Forscber, an dcr Rechtsgcschichre gescbult. hubcn rnehrfach Vermutungcn iibcr deli. Charakter dieses Triburverhaltnisses angt:stellt.~.i Solche Uberleguogen kennen sich freilich nur au! allgemeine Annaluuen sturz cu. Zu wcnig berucksichtigt wurdc dabci, d;1{~zwei schr verschiedene Tributverpflichtungen in Frage kernmen. Einerseics ging es um symbclisclic Leistungen, mir deuen de!' Khag:m als cbcrgeordner anerkannt werdcn sollre. In dicsem Sinn war die Einiorderung des Tributes eine Presrigefrcge, und als sokhc fuhrrc sic auch zu dem Konflikr mir der Dauriras-Gruppe. Da-nals gin~ es vermutlich urn Anccile an der Beutc, die aus den Pliinderungszugen der Donauslawen stamrnte. Svmbolische Abgaben dieser Art tauchcn auch in den Verbandlungen mit den Byzantinern immer wiedcr :lUf.H Eine andere Form des Tributs war zur Befricdigung der Lcbcnsbedurfnissc dcr awarischen Kriegcrschichr norwcndig: Vich odcr Lcbensrninel, handwcrkliche Erzeuguissc und ahnlichcs. Das berraf eher die im Urnkreis der A\v aren siedelnden agrarischen Gruppen: augcrdcrn dicjcnigen. bei dencu sich awarischc Einheiten ill) Winter einquarrierteu, so wie cs Frcdegnr schildert. Uller die Organisation dieser Versorgung sind die Quellen sons: fast stumm. Auch die Archiologie k,lJ1I1 nur die Spuren einer lnndwirtschafrlichcn Bevolkerung festsccllen. dcren Arbeir die nomo.dischc Vichwirtschaft cler Einwandercr erganzen kcmnte und sich mit ihr im Lauf der Zeit \·erband.4j In wdchen l.ebcnsordnung..:n oder Produktionswcisen di~se Vcrbindung sicll \'ollzog, mug gerade fiir das K,up:nenbcC'ken Spekulalion bh:ibcn; Besitzverh~ltllj::.se Dder Abgabc:-nsym.:::mc,sozialc Schidnung und ihr ethnischer CIl:lrakter sind aus den Qucllen k:tull1 zu erschlid~t:n.4" Zu vcrmuten isr .weh, r.bG Ansiedlung der S!:nven fur die awarisdlen Kriegsl.l.i~e straregische Erleichtl'l'ungell brachte. Die fruhcl1 Untt:rnchll~uns;cn W:lren immer wieder durch Versorgungsscbwierigkt'itcn gefihrJet, etw" die cr~te Bd.lgCrung von Thessalonikc:~7 Bei sp~itc;rel1 Angriffen :lUr diesc Stadt konmcn sich Bebgcrer wit;' Belagcnc bei lokalcn Slawe.nstammcn verpflegen."s \-')11
die "Chronik
4.6. AwarisdH:
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Expan~ion
Die alt\.' hagc, nb die Slaw~n auf J.w;lri~.;ht!1l IkfdJ!, auf dt'r f-Iudl!. vor den Aw
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lassen sie uberhaupt uicht erkcnnen. Die slawische Ausdchnungsbewegung geht auf die Zeit .... or dcm Awareneinbruch zuruck ; sie veranderte sich durch die vollig neue polirische Situation nach 568. Die JUS archaologischcn Beiunden und vereinzelrcn schrifrlichen Nachrichten abgelcircren Karten z eigen cine wcirrtiumige Zangenbcwcgung, die das Zentrum des Khaganates im Karpatenbcckcn unlgcht. Die eine Stcfirichtung gebt iiber die untere Dooau in die Balkanprovinzen ; die andere vcrjautt nus dem nordlichen Karpatenvoriand ubcr Bohrnen und Mahren in die Alpenlander. J Dieses .ewariscbe Loch' in der Welt der Slawen isr niche so zu verstehen, (b.H es an der mittleren Douau keine Slawen gab; doch sind sie bislang kuhurcil kaum zu [assen und waren polinsch unwirksam.' Auf die anderen. die ihrc slawische Identitar besser bewahrrcn, wirktcn denncch die Kraftlinicn des awarischen Reichcs. Es ist auffallig, daB an bciden Hanken des Awarenrciches untcr den Slawen chnlichc oder gleicht: Narncn aujtreten. Der Name der Krcaren wird auBer am nordwestlichen Balkan noch in Karnten und beiderseits der Karpaten genannt.! Ebenso wic die illyrischen Kroaren, sollen [aut Konstanrin Porpbyrcgenoeros die Scrben aus dem eordlichen Karpatcnvorlaud gekommen sein, wo die Franken seit dem 7. jahrhundert Sorb en kan.ucn.' Dulebcn hid; ein tschcchischer Stamm im Gebiet Yon Budweis. nach der Ncstor-Chronik nannten sich aber auch die Vortahren der Wolhynit:r osrlich des Karparenbogens (wohl am Bug) so; Ortsnamen erinnern sogar in der Stciermark an sie.' Abodritco schlicfilich kennr des 9.Jahrhundert sowohl in Mecklenburg als auch bei Belgrad." Es konnre sich dabei urn alte slawische Stamme hondeln, die im Verlau] dcr awarischcn Herrscbaft z erfielen, vielleichr sogar gezielr urngesiedelr warden. OJS ist die vcrbreitece Erklarung.? Doch sind dazu einige Frcgczcichen zu setzen. Zwischen dem Auftauchcn der Awaren und clef ersrmaligen Nennung diescr Stamme liegen zwei- bis dreihundcrr Jahre; aus der Zeit, cis ein awariscber VorstoB diese Gentes crbgt haben konnre, kcnnen wir (auger den Amen) keinerlei slawische Soudemamcn." lm 7.jahrhundert wcrdcu die Sorben erwiihnt, der Name mug aber niche unbcdingr mil dem Scrbennarnen idcntisch sein. Die Sorb en und nocb mchr die Mecklenburger Abodriteu lcbccn auBerhalb der awarische» EinflufSzone. 1m Fall dt!r Kro~nen sind sch!ic!~lich auc!! andere, niehr-er\Jnische Deutungen des Namen!! Jenkbar.:I Es ware mc)glich, dag sl;nvische Gruppen an verschiedenen Orten auf die gleiehe Namenstraditiun 2uri.ickgriffen, odcr dag awarischt: .Frcmdbcl.cichnungen mir im Spiel waren. Dcnlloch 'verlcihr die Parallelit~it cler Faile Ihnen cinige:> Cewi~ht. ..\'lan sollt~ aber nicht vtl"sllchcll, cine FruhgcoS;.;hiehtc sbwischcr Volker nur lL,fgrund der N3.men.sglcichheit ihrcr pr3sumptivcl1 Nachfahren zu schreiben. Auch rdatil! kleine, traJi[ionsstarke Kerngruppen konntcn an vcr.schiedenen Stell~n Ethnogcneser. ausgdost haben. Vielleicht helfen archaologi.~che Refunde Liber die Einv..··anderung d<::r !\'ordwestsl
pr.izisicrcn ; die Motivation
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Hcrrscl..••l/t, slawiscbe
Exp.m51:JtI
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Kap.j 9·) ode!" walvrcnd der Erschurterungen urn 626 (Bel ngerung von Konstanrinopcl, Aufstande gcgen die Awarenhcrrschan, Reichsbildung dcr Schwarzrueer-
bulgaren, vgl. Kap.7.).-6.). Solche Dissidenten des Awarenreiches kcnnten sorbiTradicionen nach Nordwesren gebracht habcn: wie .slawisch' oder .awarisch' diese Namen und ihr Inhclr waren, daruber lassen sich keine ver!aRlich~1l Aussogen machen. Bishcrige archaologische Ergebnisse! legen nahc, d:tB sich im Nordwesren bum .aworische' Kuhureiemcnte durchsetzren. Doch daB geratic Sorben und Abodriren relariv grofle und aggressive Herrschahsbcreiche bildeten, ware vielieichr aus Erfahrungen im (oder mit dern) Awarenheer zu erkldren.'! Der cwarische EinfluB war iru Norden, gegen die Ostsee hin, jedenfalls am geringsten: dorr srieiicn auch die Truppenwerber des Khagans auf wenig Versrandnis." Die relanv geschcczre Lage mag bei der Entscheidung dieser Sla-ve», cntgegen den ublichcn \"\Iandcrwegen zu z.iehcn, mitgcspiclt habcu. Im allgcrueinen reichte der lange Arm des Khaga», kaum iibcr die Karpmen, iedenfalls niche zu den Elbslawen. j Bei der gesellschairlicben Differenzierung, die sich hier beobachten tiEt, sind bum direkre awarische Einflusse au beobachren. 1m 7. [ahrhunden stabilisierten sich kleine rcrriroriale Einheiten mit bcfestigten Mittelpunkren verschicdenen TypS.;6 Die Slawisierung des Landes "zwischen Hradschin und Vineta"l? geht also kaum auf die Awaren zuruck. Weiter sudlich bilderen slawische Gruppen dagegen einc Art Vorfeldorganisation des Awarenreiches, wie es Fredegar fur Bohmen und Mahren vermuten IiBL IS Ahnlich wie im Elbe-Odcr-Raurn, aber vielleichr etwas sparer, enrwickel[en sich Handelsplatz.e und Herrschaftssitae allrnahlich zu befesugren BurgwalIen. AnIaBlich der Konflikre mir Sarno mufhen die Franken urn 63c erstmals einc solche Verschanzung, die Wogastisburg, belagern." Da£ die Awaren in ihrem Mcchtbcreich den Bau solcher Anlagen zunachst zulielien, knnn bezweiielr werden. Dcnn von srandigen awarischen Besntzungen weif auch Fredegar niche zu berichten ; erst irn Lauf der Zeit bildete sicb cine mit den Awaren z usammenarbeiten de einheimische Fuhrungsschicht heraus, die Fredegar als awaroslawischc Mischlinge betrachter. Gcr3dc diese Trager der awarischen Herrschaf( leiteten spatt:r eine cigenstandige .£ntwicklung ein. Ahnlich verlicf \\'ohl die Entwicklung im Ostalpenraum und im hcutigcn 510wenien. Allerdings bestanden hier im 6. ]ahrhundert teils noch recht f10rierende gcrmaniseh-romanische Sirdlungcn. In Karnten existiertt::n beachdiche Burgstadte auf dem Hemmabcrg, wo jungst mehrere Kirehcnbauten des 6. Jahrhunderrs ausgegraben wurden, im alten Teurnia, Juf dem Osttiroler Kirchbichl bei Lavant, auf dem die Bewohncr Agumul11s Zuflucht gefunden harten, und eine Reihe kleinerer Kastelle, wie das bei Meciaria/Magl~rn.lc In Slowcnicn .sind in letzter Zeit eine Reihe von Hiigelsiedlungen ausgegrabcn worden, in denen sich noch nach Mitte des 6. Jahrhunderts unter langobarclischer Vorherrschaft I!in sehr vieWlItiges romanisch-barbarisches Milieu eotfalten konnte: kirch!ichc Zenrren auf dem Vranje bei Celcia/Cclje und in Kucar, Fluchtburgcll auf dem Rifnik und dem Gradee bci Praprctno und kJeinere Miiitarpostcn wie Zidani gaber, Krizna gora, Velike Malence usw.· Dicsseits wie jenseits der Karawanken vcrlieren sich gcgen 600 clie Spuren dieser Mischbevolkerung; m'lnchmalla~t slch am Ende dt:s Horizontes eine Zerstorungsschicht fC'itstetien. sche odcr cbodritische
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Die Kultur dcr hisrorisch ~Ut bczcugten Slaw en des 7--8. jahrhunderts 1St lungegcu weder in Karnten noch in Slowenien falibar. Erst scir del' a.Ha'fcc des 8. Jahrhundens sind die Alpensiawen eindcncig oachweisbar." Del' eigenturnliche Mangel an Spuren ist zwischen Niedercsrerrcich und Griechcnland ein verbreitetes Phanomen. Er 1St wohl reils nut Forschungslucken 7.U erklaren. 7.U denen der oft mag ere NachlaG der Slawcu {iihrt - unJ gelegentlich wohl auch durch mangelndes Interesse, fruhe Slawen zu Iinden. Offensiclulich tmten die SIJ.WCll den \Xleg ins [enseirs weniger gut ausgcscatrct an als des bci den Awaren ublich war. Nordlich der Donau sind slawischc Graberfelder an den Aschenurnen Prager Typx zu erkennen; vielleicht hinterlicfien Slawen we iter sudlich bel der Br andbestartung noch weniger Spuren. Auch die Toren der karolingerzeidichcn Konlachkultur bekamcn recht wenig ins Grab; die Manner hatten blof Messer, Feuerzeugc oder Ahlcn. Solchc .armen' Graber deuten niche unbedingt auf die Armut der Bestartcren - chrisrlichc Graber sind mcist .arm' - sondern auf das jeweilige Verhaltnis zum Ted. Die .Kottlachkultur' ist daher schwer daricr- und cbgrenabar ; denkbar ware, da6 manches, was ins 9. Jahrhundert datiert wird, schon in die vorhergehende Fundliicke gehort.':1 Ein .negativer' SchluB [aEt sich ziehen: Nordlich wie sudlich der Karawanken waren nach awarischer Sine lebende Kriegergruppen vieileicht machtpohtisch, niche abcr kulrurell tor-angebend." Die Erobcrung del' befestigcen Plane und die Konfrontacion mit Bayern und Langobarden Iuhrte vcrmurlich 7.U groBer~n Zusammenschlussen, als es weiter nordlich der Fall war. Auch die Prasenz de- Awaren war wohl starker spurbar. Dennoch lag die Initiari v·e bei den Sla-ven, die den Kampf gegen die Bay-ern zunachst ohne awarische Untersnitzung aufnahmen; erst nach der Niederlage von 59r rief nun den Khagan zu Hilit'.15 Es ist auffallig und bishe- kaum beachrer worden, wie sehr sich der Bereich dcr awarischcn Akrivitat mir der» slawischen Expansionsgcbiet dcckr. Nirgcnds uberschrirten die Truppen des Khagans im Westen die Grcnze der slawischen Wamicrungen. Anders lis die Hunnen und Magyaren, lieflen sic Bavem und Norditalien ungeschorcn. Isrrien und Cividalc, Agumum und Lorch, Thtiringcn und die Elbe waren die allgerstcn Zicle awarischer Hcere wic slawischer Siedler. Innerhalb dieser Grenzen ergan;-.ten sich die kleinraumigcn, dczentralen slawischen VorstoBe und massive awarische Inrerventionen. Den Siegcn des Khagans, die rnchrfach die Moghchkeir zu ungehindertem Vorstofien ins gegnerische Kernland geboren hatren, folgccn r:lsche Riickzi.ige. Mit Recht stelh Fritze lest, "daB djl! Ausdehnung der awarischcn Hcrrschafr nal.:h Westen und SLidwt'sten im 6. und fruhen ? Jahrhundert einen defensiven Charakter hane". Doeh ging es in dies en Kampfcn nicht so sehr urn die Sicherung des ".1warischen Kernraurncs"l6, der ohnehin nicht bedroht war. Die \Vestpolitik des Kh.1g3.ns war nichr zulctzr Slawenpolitik. Auf der einen Seitc sollte die sJawisehe Siedlungshewegung, auf die sich die awarische Herrschaft stiitzte, abgesichert werden. Auf diese Weise bck3.mcn die bayerischen Duces, die sich auf das norische Erbe sti.irzen wol!tcn, ihrcn unerwartetcn Dcnkzeltel "inruente Cagano".J7 Etwa 'lur selben Zeit, urn 596, demonstrierten die Awaren nochmals ihre Prasenz im enrlegenen Thuringen. £s ging wohl kaum darum, ausgcrechnct don die slawischen Anspriiche an der Drau durchzusetzen.l~ An der Drau wie an der Elbe hlttt tier KI1:lgan cine Monopolstellung 7.U verteidigen: Gelang es einmal
D:I.: SI'I~~'isit'nOigdel' Batk'lI!prm:inzen eincm andere» Hcrrscher,
sich als Schutzruacht
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dcr slawischen Siedler Mineleuro-
zu etablicren, war eine Grundlage dcr awanscben Herrschaft bcdroht. Man muGte also nichr nur den Nacbbam, sondern vor allcrn den Slawen, die sicb in den Hugel- und Berglandem entlang der Grenzen ausgebrciret hanen, militarische Prasenz dernonstrieren. Zum Unterschied yon den Slawcn an der unteten Donau beschrankten sich die Slawen des Wesu:ns zumeisr auf die schon zu Beginn dcr neunziger Jahre erreiehten Siedlungsgrenzen und waren anscheinend kaum an weiteren Raubzugcn interessiert. Erst langere Zeit nach 626 sind einige kleincrc Vorsrofle nach Friaul und .lokale Akrivitaten der Same-Wenden und Sorb en bekannr." Dem enrsprach die Friedenspolirik des Khagans gegeniiber den wesrliclien Grofimachten. Das doppelte Ziel, die Slawen moglichst unter Kontrolle zu baleen und fur den Kampf geger- Byzanz den Rucken frei zu bekommen, wurde bis gegen 626 erreicht. Dafu- verz.ichtcte m:1O auf eine offensive Wesrpolitik und p;1Brc sicb dem schrirtweisen und kleinrauruigen slawischen Vorgehen an, bereir, im Krisenfall Schutz und Herrschafr iiber slawische Gruppen geltend zu ruachen, die im iibngen ihre cigcnen Ziele verfolgren. Die wesrlichen Beobachrer nahmen Awaren und Slawen als gctrcnnce. aber meist kooperierende Volker wahr. Freilich dtirfte hier noeh mehr als fur die Baikan-Slawcn gegoltcn haben, daB man vieles rnit, manches ohne, aber nichts gegen den Khagcn machcn konnce. Wo bis 6~6Slcwen auhraren, waren die Awaren oie fern, sei es im Pusterral, bei Cividale, in Isrrien oder bei der Eroberung von Salona. Von Widt:rstand gegen awarische Tnbutforderungen. wie ihn die Lcuce des Dauriras lcisteten, ist hicr niches bekannr. Erst sparer wurden die dinarischen und alpinen Berggebiete zu slawischen Verteidigungsposirionen. PlS
41. Die Slawisierung
del' Balkanprovinzen
Am Ostrand des awarischen Herrschaftsgebieres spitzte der srandige Kontliki mit dem Imperium das awanscb-slawischc Verhalmis zu. Die awarische Macht iiber die Slawen in der beurigcn \\I'alachei war nie sehr groft Auch die groihngelegte Expedition Baians von 5781 hinderte die Ardagast-Gruppe und andere niche daran: weirer auf eigene Recbnong zu operieren. Freilich betrachrere der Khagan sie aIle als Untertanen, er kOllnte sic zu Angrifft:n auf Reichsgebic( auffordern unJ yon den Romero, die zuruckschlugen, dafur Genugtuung fordern. Di(.' Diskussion, ob die Slawen an cler untercn Donau frei oder awarische Untertanen waren":' ist ein Streit urn Woite, die fur dieses flexible Verh:ilmis bt:dt:utungslos sind. Archaologisch ist die Bcvolkerung der heutigen Walachei im 6.-].Jlhrhundert in cler slawisch bestimmten Ipote~tj-Cindqti-Kultur recht gut b.abar.i Die rumanischc Forschung hat sich bemuht, hier romanische Elemenre nachzuweiscn: schriftli.:he Qudlen belegen immerhin, dag Romanen und Gepiden unter den Donau·Slawen lebten.4 Awaris •... hes Kulrurgut 1st in den Ausgrabungcn an der unteren Donau nieht sehr stark vertreten. Das vidJeichr, awarische Grab von Tirg~orl ist eine Ausnahme in einer agrarisch ausgerichteten slawischen Umwelt, die etwa im groBen Graberfeld vQn Sarata Monteoru mit I 5co Urnenbestattungen ihre Spuren hinterlassen hat.6 Der Reichtum der slawischen "Hauprlinge", die ein
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Slaioen
durchaus als K.onigc bccrachteu kounre, ist durch die Crabungeu erst unvollstandig bcsrarigr: er kommt jedoch in den Quellen mehrfach zum Ausdruck." Gegeo 600 war jener soziale .Fortschritt", der zur Bildung van Herrscbafr [ilhrte, hier offensichtlich we iter gediehen als in den underen slawischen Siedlungsgebieren. Freilich ist damit zu rechnen, daG die akrivstcn Elemenre der SIJwen an der umeren Donau auch am ehesten aus ihrer Heimer abzogen, urn in den romischeu Provinzen ihr Gluck zu machcn. Iru 7.Jahrhundcrt war fur die Slawen ncrdlicb der Donau nicht mehr vie! zu holen, die Ansarze zur Entstehung cines Kricgeradels, wie sic sich unter Haudegen wie Dauritns oder Ardagast gezeigt batten, emwickeheu sich niclu wciter. Erst die Bulgaren Asparucbs organisierten sich unrer Einbeziehung der Slawen an der Donau zu eincr fur des Imperium bedrohlichen Macht. Wann Slawen begannen, sich in den Balkanprovinzen niederxulassen, ist - ahnlich wie die Slawisierung Griecheulaods - immer noch umstritten. Die klnssischen Posirionen von Safarik und Niederle, die mit der Ansiedlung slawischer Bauern schon in dcr ersten Halfte des 6. jahrhundcrts rechneten, und Robert Rosier, dcr den Beginn dcr slawischen Eroberuug erst nach 600 darierte, sind zwar modifiziert worden.' Wie grog dcr Interpretarionsspielraum auf Grund der Queilen isr, zeigt einer der wichrigsrea Streitpunkte. Die Kirchengeschichrc des johannes von Ephcsos, crhaltcn im hochrnirtclnlterlichcn syrischen Text des Michael, bcrichtet vom grofle» Slawencicfall. untcr dern zur Zeit der Abfassung, urn 580, die Balkanprcvinzen jahrelang z.u leiden batten." Ob die Eindringlinge blieben, "bis Gotr sie vertrieb", "solange Gott sic duldet", odcr ob sie sich "n:lch Gottcs <Willen zuruckzogen", gait je nach Ubersetzung lis Beweis fur oder gcgen cine Ansiedlung urn 580.10 Dabei starb [ohannes in seiner Klosterhaf schon 585, bcvonoeh die slawischen Plunderer Gelcgenheir gehabe hanen, wirklich FuB zu lassen; als Kronzeugc ist cr aha wenig gt:c:ignt::t. Wie die ncucre Diskussion veigr, isr die Suchc nnch einem gen.luen Datum ohnehin verfehlt. Die Slawisierung gro!~cr Teile von Tlirakien und Illyrien mug als Proxef aufgeL1Bt werdcn, desscn Stufen nur ungefalir zeitlicb einzuordnen sind. 1 Es laBt sich dabei im Grunde nur :mgeben, wekhe Formen slawischer Priscnz z.u einer bestimmten Zeit wahrscheinlich waren. Fesr stehr zunachst, daG der romische Donaulimes zumindest seit clem 5.)alllhundert kein ,Damm' war, der kleinere oder grogcre B:lfbarcngruppen am Uberset zen des Slromcs haltl.: hinJern k6nncn. Barbarischc- Fodcraten in !>chwiichcr bevolkerten Gegenden anzusiedeln, war seit 378 Gcpflogenheit der romischen Bchcirden. Die ,romischen' Donauprovinzen boten bngst ein aufh.:rst buntes Bild van halb· oder gar nicht romanisierten Barbaren jeder dellkbaren Herl~unft. Es handelre sich sowohl urn Besarzungen von K3.stditn und andere Kricgergruppen, die !heorerisch regulare Einhciren cler romlschen Arrnce waren, als auch um baucrliche Siedler, wie es die friedlichcn "Klein)4otcn" waren. Das Attribut ,minores: verwies d:lbci auf die Reichsangehorigkeit.l~ Die Barbarisierung der Limesgcbiete versrarkte sicb noch durch den erhohren Bedarf an Federaten in der Zeit Justinians, die - wie Funde bclegen - in den ausgebautc:n Limesfestungen dominierten.'.l Wir wissen <-luch, dag sdlOn Justini:l.n mit Amen uber die Oberlassung der Festung Turris am linken Donauufer verhandelte.!4 DaS k!tinere slawische Gruppen schon damals als ,romische' Soldaten odcr ;lis Ballcrn ins Reich k:lmen, Byzanuncr
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!Jic! Sldr.·i~I('lIm,,< dev
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ist kc-ines\\'cgs ~lushc:s(hl()s:'I:!J.!) Die Chronisren inceressierten sich [iir solche Zuwanderer nicbt, solange sic nicht zum strategischen Problem wurden. \Venn sieh unter der Keramik dcr byzantinischcn Donaukasielle teilweise starke Ahnlichkeiren mit der slawiscben Iporesti-Kcrarnik Iesrstellen lassen". so zcigt das, wit schr die romischen Grcnzprovinzen zum Barbaricum offen waren. Kein \Vunder, daB bci den Byzantincru lias Won Crenae rncist als ,.LlE(Jinl~f, worrlich .Vemunlcr', wicdcrgcgcben wu rdc." Die Balkanprcvinzcn waren also keineswcgs ein so geschlossener Raum, daIS Slawen als Fremde aufgefallen waren." Scziale Spannungen bcgiinstigren die Barbarisierung ; auch dureh die Pest beschleunigte sich dicse Entwicklung." ln vielen enrlegcnen und entvolkcrten Ccbieren konnten sich Bauern und Hirten bewegen und niederlassen, ohne auf WiderstanJ zu srofien." Die Ubergange zwischen den skamanschen .Oudaws'. zwischen romischen Soldaren oft, barbntischer Absrammung - " .Soldar' und .Barbar' wurden irn Volksmund identische Begriffc':" - und den pliindernden lnvasionsarmeen slawischcr und anderer Herkunft. Yon denen die Cbror.isten berichten, waren wohl HieRtnd. Gcscbickre Abet-teurcr konnten im l.auf ihres Lebcns unccr allen drei Namcn auf ihre Rechnung kommen." Ein anderer Unrcrschied sollte nichr verwischt werden: del' zwischen Raubern und Siedlern. Es waren niche unbedingt die erfolgreicbcn Plunderer, die sich am Tarorr nicdcrlieflen. Sie blicben zwar oft jahrelang in ihrem Ziclgebiet und verstanden cs, das flache Land schr systematisch auszuraubcn." Aber so wie Ardagast mit scincn Leutcn kehrre das Gros immer wieder uber die Donau zuruck." Die byxantinischc A rmec war machtlos gegen die verbrciteren Pliindcrungen, sie verstand cs nur gelegentlich, dem Cegncr seine Beute anschliefiend wieder abz njagc» oder Rccbezuge gt:gen slawischc Siedlungen nordlich der Donau zu unternehmen. Bis Sc z ist t:!>schwer vorstcllbar, (bE eui slcwischcs Heer sich nach erfolgreichcrn Kriegszug mir PWndcrungsgut und Gefangencn auf Reicbsboden nieder!id~. Sonst barre, wie die Gcgner einer fruhcn Slawisierung richtig argumenricrten, Maurikios die Pravcntivschlage gegen Slawen kauru jenseits der Donau Iiihren lassen. Daf slawische Krieger, nachdern sic eincn Landsrrich verwiister hatren, gleid1 anst:hlieGcnd die Sl.:hwerter zu rHugscharen schmiedetcn und fricdli.:h der gewohnten Arbeit nachgingen, bedurfte zumindes! der Zustimmung der Rdmer, solange dicse i.iber eine intakrc Armee verfi..igten. Auf der anderen Seite fiel es \\'ohl nil.:hr sehr auf, w~nn si.:h im L\uf der 7.cit in dell cntvolkcrtl.:n Gebietcn Slawen niederliegen. Dcr Zlls,lmmenhJng zwischen dem standigen ,Belagerungszlistand' da Provinziab1, der AufgJoe Yon Siedlungsdumen und der Niederlas.'.>ungslawischer Gruppcn wid-de sio.:hiJngsamer flUS ::tIseine dirckce Verdrangung, flihrtt: aber zum selben Frgebnis. Fur den schrittwcisen Ruckzug der Romer JUS d"m Binnenland hlufen sich ~egcn Ende des 6. Jahrhundens die Belcge. Im M",i 59! [rug Papst Grcf.;or 1. allen illyris~hen Bischofcn auf. die vor den Barbaren ~eflQhcnen Kollegcn aufzunehmen; er bestatigtc damit eine [ussiQ dt's Kaiscrs.tj DaB die vetrit!bellen Bruder kcines'ivegs mit offenen Annen aufgt.!nommcn wurden, uigen mehrere Streitfalle: Der geflohene Bis..:hof von Lisslts/Lesh im hc:utigen Albanien war gezwungen, nach ltalicn auszuweichcn.~~ Die Inl'istcn grol~eren StJdte hie1ten sich jedoch bis in~ 7.J:lhrhundert, wie Miinzfunde in Caricin Grad (J 1I~[jni:m3 Prima?) und Nais-
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4. Aw,ln.:n urlll S{awt'1I
sus/Ni! zcigen. In Serdica/Sofi.i wurde ge~l:n Endc des 6. j ahrhunderts noch die Wasserleitung ausgebaut." Die Ausgrabungen in Caricia Grad zeigen im ubrigen, daB die .Barbarisierung' und der Niedergang der Stadt cin langerfrisriger Prozcf waren: drciflugeiige Pteilspitzcn uno andere .oscliche' Ausrustungsgegcnsrande zwischen .byaanrinischen' Topfen, Einbnuren in verfallenden Hausern, Sicdlungsrcsre iiber Brandschichtcn. Spuren vcn Vichhahung innerhalb der Stadt und andere Hinwcisc auf ,Vt'rlindlichunb'.~~ \Vc:iter nordwesclich, im osdicben Bosnien, {anden sich Spuren slawischer Ansiedlungen, die wohl noch auf die zweite Halfte des 6. Jahrhunderts zuruckgehen. ~9 In MusiCi bei Visegrad, an der Srrafle von Naissus/Ni! nach Dalrnarien, konnten einige Grubenhauser ausgcgraben werden; die Keramik war mit der von Succava [Rumanien) verwandt. Erst ab Miue des 7-jahrhunderrs gab es groBerc, langerfristig besicdelte Dorfer wic das in Batkovici bei Bijeljnia. Serbische und andere Gentes mil Sondernamen werden erst im 9. jahrhunderr faBbar.J~ Anderswo auf der Baikanhaibinscl ist eine fruhc slawische Prasenz archaologisch im allgemeine» \·•.eniger gut nachzuweisen. Die am serbischen Dcnaulimes gefundenen Maskenfibe!n konncn niche cis Be!ege dufur betrachter werden.!' 1m 7·Jahrhundert cntstanden die baucrlichen Siedlungen yon Slarinska Reka und Mihajlovac am rechccn Donauufcr mit rechrcckigen Grvbenhausern und .typisch slawiscber' Keraruik.t' Spuren einer wcitcrentwickchen landwirtschafrlichen Kultur zeigt des vom S. bis ins I I. ]ahrhunderr bcsiedehe Dorf v on Macvanska Mitrovice im Gebiet des alren Sirmiurn.» In Makcdonien wurden sbwische Niederlassungen bei Gradiite nordwestlich von Prilep ausgegraben: sonsr ist des schrifrhch bezeugte slawische Hinterland von Saloniki noch kaum arcbaclcgisch crschlossen." Erwas reicher sind die Oberrestc slawischer Lebcnsfcrmcn in Nordostbulgarien. Pnihe Spuren der Zuwandercr zcigr cine Ackerbauern-Sicdlung in Dzedzov i Lozja in der Gegend von Silistra, dem alten Durostorurn, einem Schwerpunkt slawischer Landnahme.!' Auch bet Preslav, im spatercn Zentrum des Buigarcnreiches, serzren sich slawisclre Cbarakrerisrika durch." Insgesanu isr der relative Mangel typisch slawischer Pormen auf dem Balkan bis ins 7., 8. jahrhundert markanr. Das laBr darauf schliefien, daR die Slawisierung der Balkanprovinzen yon Anfang an cine gewisse BY7..anrinisicrung der Slawen hedeutete.;;7 Die regional en Kulturen, die lUS dem Zusammcnlcbcn von Einheimischen und Zuwanden:rn cntsLlndc:n, sinJ no\.":hk:1.Um erforschtY Vie!leieht ist ;.lUS der Weitcrbcni.itzung byzanrinischer Baurcstc zu erkHiren, daj~zum Untt:rsch;ed vom slawis..:hc:n Nordwcs[c~1l auf dem Balkan bi~Jang kt:im: fruhc:n ,Burgwalle' gefunden wurden.;;i Die Belege dafi.ir sind freilich noch relativ mager, geradc fur die fri.ihe Zeit; Schli.isse auf die soziale Differcoziel'ung der Balkanslawen konnen sic: noeh kaum sti.itzcn. Die slawischen Siedler schloss en ot'fensichtlich nichr an die Vertei!ung der SiedIUfigsdiume an, die sie \'orfanden. Sie schein en luch nicht zucrst die Grenzgebietc und clann die Binncnregioncn des imperiums bcsetz{ zu haben.-tC Sowelr sil.:h das aus den schrifdichen Nachrichten und den bisher noeh rech~ durftigen Bodenfunden ablesen liiHt, bevorzugten sie zunachst die gebirgigen Binnenregionen IlIyricums: Bosnien, Makedonit:n, Albanien LInd Grie\.":henland abstirs der Kustenregionen.4' Emseheidend dafi.ir war vielleicht die ungleichc militarisehe Prasenz der
Die S{"I~.:,'i,\J",.nmgder Kdk.mpm'i..'illL('I1
1:15
Bvzanriner. DJ.s kuiserliche BI::Wt':eungshl~cr k ampfte bis hel wiederholt i,; Thrukien und cnrlang des Donaulirncs. Die Kusccnstadrc konnrcn auf dcm Secwcg Verstarkungen erbnltcn, Zcnrren wie Thessalonike und Salona vcrfiigcen libel' Truppenkontingcntc. die auch offensive Operationen du-cbftihrcn konnten (was ailer dings diese Sradre Se!bST; gefabrden kcnnte}." 1m binncnldndischen Dulmarien mutiren sicb die Romer ~9S dcrauf bcscbrankcn. dcm Hecr des Khagans auf Umwegcn 7.U folgcn und scinen Trof; zu uberfallen. Die Awarcn wicdcrum konnten vierzig Kasrelle zerstoren ; das hatten niche schon die Slawcn bcsorgr." Im jahr zuvor war eine romische Arroec auf 600 Slawen gesroflen, die nach der Eroberung dreier klcinerer Sradre ihre Beutc und die Gcfangenen auf Wagt!n rnit sich fuhrten. DaB die slawischen "Geten" nach der Eroberung von Skopis weircr nach Stiden gezogcn waren, wurde ihnen zum Vcrhangnis." Erst nach 602. konnten solche lnvasorcn sich ungehindcrt nicdcrlassen, die Siedler in groBcm Mallsrab auch als Eroberer auftretcn. Die Slawen, die urn 615 Thessalonike bebgerren, {iihrtcn Farnilicn und Habseligkeiren mit sich, angeblich urn sich in der Stadt niederlasscn loll konnen.o Ohnc dag cine romische Annce sie hatre schiitzen konnen, Iielen die lerzten Fesrungen des Donaulimes." Die Ausgrabungen ergabcn an vielcn Orten cntlang der Donau, daG sic urn 600 zerstort und aufgegebcn worden scin mussen." Anschliciicndc slawiscbe Besieoiung licf~ sicb nur gelegenthch Ieststelleu." in manchen Sicdlungen, besonders in der Scythia minor, hielr sich die romiscbe Bevdlkerung noch eine zcitlang nach 602; dafilr vcrschwand sic im Binnenland ostlich der jamra danu vollig, wic der Uncergang dcr vorslawischen Orts-, ja Cewasscrnarnen zeigt." Es folgten die groBen Binncnstadce Serdica und Naissus ; bis 62.6 kern kcine rcrnischc Armee mchr tiber das Vorfcld von Konstaminopei und Thessalooikc hiuaus." Ais sich nach 626 die romischc Position auf dem Balkan \v iede- konso'idierre, wurden die Siedier allmihlich der romischen Organis.uion JngcglieJert. Eine regionale slawische Einheit unccr der hihrung eines zumindcst rheoretisch dem Kaiser veranrworrlichen Fursten ncnncn die Quellen "Skbvini;l".I' Sie enrsprang
einer Ncugruppicrung der in dcr \Vandcrungszeit zerfallcnen nlten Srarnme. Dementsprecbend sind die ersren Narncn slawischcr Verbande, die wir ctfahren. vor allem terriroriotl bt:s[immt.l~ PerbunJ, der Konig der StrYllloncn, iH um 67';) schon weitgehend heJlenisien; cr kleidet sir.:h nach byzantinischer Sine und sprid1t ausgezeichnct gric..:hisr.:h. Erst diese ,Ordnung del' Dinge' macht fi.ir den byzantinischen Beobad1lcr die uniiberschaubare nMasse del' Slawen" benennbar und differcnzierbu.5;; Awan~n und Byzamin<:r, sparer
,,6
4. A1.::tn..'n end Slm.•:cn
lLu: ,~'r.l"whirn~llgder H.d.t.llj/,,·ol..'iIlZCl1
spez.ialisiertes Kricgcrtum und Zenrraiisierung unter schla~kraftigen Hccrkiinigen. Diesc .fortgeschrinencn' Organisaoonslormcn besafien die Slawen kaum." Dennoch breiteren sic sich irn Verlauf weniger Gcneracionen uber ganz Osteuropa aus. Der Schluf liegt nahe, daB die weniger entwickelre, .primitivcre' Organisauonsform den Bedingungen besser angepafit war. Es war nicht cinfach die groEt Zchl, die den Erfolg der Slawen ausmachte. obwohl schon die Auroren des
lusriturion, die die trudirionclle Stamrncshierarergaozr. Selbsr der unbctmafligc Dauritas antwo rtct den awarischen Gescndten niche allein, sondcrn gemcinsam mit den ,lI'l'iF,Il0Ve;" seines Stammes.6; Die erfolgreichscen dieser "Erhnarchen", wie Ardagastes, sind bevorzugtes Zicl byz anunischer Konrcrschlagc." Irn ;. jahrhundert treten "reges" ouch in den byznnrinischen Sklavinicn Mckedonieus auf; die Franken n s nnten die Srammcstubrer an ihrcn Orcnzen "duces".69 Erst Sames [rankisch inspi-
6. jahrhunderts nul' werden,
ihr massenhancs
A uftreten
betonen." Zahlreich knnn cine Gens
wenn ihre Lcbensweise
und gentile Verfassung den iuReren Voraussetzungen gut enrsprichr. Beides war bei den Slawen der Fall. Eine einfache. aber schr anpassungsfalnge gemischrc Landwircschaft'? erlaubce es, verwiistete oder
niche kultiviene
Landsrricbe
zwischen Ostsee und Agais zu besiedeln. "Hi palu-
des silvasque pro civitatibus habent", als Siedlungen haben sie Sompfe und Walder, bescbreibr [ordanes ihre Vorlicbe fur Ruckzugsgcbiete, die zur Erschlieflung
neuer Kuhurflachen
fuhrte."
Die landwirtschaftiiche
Produktion
weirer Teile
Osreuropas war stark zuruckgegangen ; jcne bauerlichc .Grundbevolkerucg', die jahrhunderrelang lnvasionsarmeen alier Art erdulder und versorgt hatte, war stark dezimiert. Die hohe Zenrralisierung und Militarisierung der Germancn harte in dicsem Raum gcrade ihr Scheiccrn bewirkt. Versorguugsschwierigkeite» einer breiten Schicht vcn Kriegern und starke gentile Konkurrenz hatten die rneisren
dieser hochspezialisierten Beute-bkonomien ruiniert. Die fri.ihslawische Vertassung dagegen licd~einc bleibendc Zeruralisierung kaum au. Weder ein dauerhafter Zusammenschluf mehrcrer lokaler Gruppen noch die endgtllrigc Durchserzung cines slawischen Heerkonigs gegen die alten Stammcsund Clanoberhauprer war im 6. jahrhundert dcnkbar. "Sit sind lrci, lassen sich weder unterwerfen noch bcherrschen, vor aHem im eigenen Land", beschreibt das Strategikon" diese segmeruiire Ordnung. "Gesellschaften gegcn den Staat", hat der franzcsische Frhnologe Pierre Clastrcs dieses Pricvip bcnannt, d.is mit tcils auBerst differcnaierteu Mechanismcn die Verfc:stigllng van Herrschaft verhinden. G¢ Diese dezentrale Organisation, die verstreutc Lebensweise und die Vorliebe [iir \X!ald- und Sumpfgcbiere erschwereen feindliche Angriffe, woven das Strategikon und die Kriegsberichte Thcophylakrs ein gurcs Bild gebcn." Zudcm rcagierte dJS slawische Stammcsgetuge autierordendich flexibel auf jede Bedrohung cines sf-iner Glieder; da~ Kriegshandbuch warm da ••.. or, daB bei Angriffen auf ein Dorf oder ('in~n StJmm irnmer mit dem Eingreifen der N:lchbarn zu r~l.:hnen sei.~! Sehr gut zcigt sich die!;er Effekt im Verlauf der Pcrbund-Aifare, aIs die schlecbte Beh<1ndlung eines Srammcsfurnen eine breitc Koalition gc.:gen Thessalonike mobilisierte.6j Auch bei erfoigreiehen Plunderungen erhielten slawische Heere Zuzug, konnten sich aber ebcnso Icicht wieder rcilcn.64 Freilich ist cine solche Massierung slawischer Krieger immer \'ortibergehend. Bei cleT erstcn Bclagerung von Thessalonike kommt es schon nal.:h einer Woche zu ernsten 5treitigkeiten.6l Das Strategikon empfiehlr, slawische Stammesfursten gegeneinander auszuspieien.66 Bis ins 9. Jahrhundert treten (mit Ausnahme der Anten) keine slawis..:hen ,Volker' oder GroBst:imme hervorj in den Quellen ist nur von Slawen- Wenden die Rede, in manchen Gegenden ers..:heinen lokalc, meist geographiseh bcstimlTIte Namt::n. Auch das sbwisl.:he Koni~tum, das 7.um ersten Mal an der umeren Donau im letzten Drittel des 6. Jahrhunderts Gestalt an-
mrnmt,
1St
zuudchsr cine
127
j(Jk.1J.:
chic nicht erserzr, sondern
riertes Oberkonigtum umfalh cine groBcre Einlieit, bleibr aber zunachst Episode. Die slawischen Fursten an der unreren Dcneu hatren wohi eine gewisse Gefolgscbafr und waren van landwirtschaftlicher Arbeir befreir." Doch ein speaialisicrres Kriegenum, das wie bci den germanischen Wandervolkern von fremder Produktion lebte, konnte sich nieht bilden. Das legcn auch die Befunde clef groBen walachischen Nekropole Vall Sarara Monteoru nalte, die vom Ende des 6. bis weir ins J.Jahrhundert benutzt wurde." Anders als bei den Awaren war es nieht ublich. Gefangene zu Sklaven zu machen. Die .menschliche Beine' wurde meist sofort geroret oder verkaufr." Kaum siedehe man sic, wic es Awaren und Bulgaren taten, els Unterworfene an: "Die Gefangenen bahen sie niche wit: die anderen Volker unoegrenzte Zeit in Knechtschuft, sondern sie serzen ihnen cine vcrabrcdere Zeit fest und srell en ihnen Irei, ob sie gegen Zahlung nech Hause zunickkehren oder ais freie Freundc dort bleiben wollen", bencbrer das Scraeegikoo." Dns war kaum eine Frage der GastIreundschafr, wic Bcsevliev mcinr." "Das Bedurfnis , Kricgsgefaogenc zu Knechten zu mechen, besteht unrer einfaehen winschoftlichen Verbalcnissen kaurn", interpreriert Wenskus die Auskunfr des Kriegshandbuchcs." Doeh konnce die Nachricht im Strcregikon eiuen wcrrvoilcn Hinweis emf cinen Grund fur die rasche Slawisierung we iter Laodstriche enrhalten. War bei den .huunischen' und osrgermanischen Volkern Tapferkcit im Krieg Jer eiJlzi:;e We~ zu sozialcru Aufstiegi6, konnte unter den Sla-ven such ein Bauer als Freier leben. Diese Offenheir
machre es [iir manchen
Angehorigen
romischer
wie barbarischer
Untcrschichten verlockend, als .Slawe' zu lebcn. Das zeigt cine \'V'arnung des Kriegshandbuches: "Die sogenannrcn Fhichtlingc, die ausgesandt werden, urn W~ge 7.U zeigen und etwas zu mcldcn, muG, man sicher beobacbten: Wenn sie namlich Romer sind, die im Lauf cler Zeit zu Slawen wurden, das eigene \Xresen vt:rgessen haDen und die Loyalitit gegen die h~inde vorziehen, iSl e~ am Pl:.ltZ, \~'ohlgesiniltcn \\lohltatcn zu erwcisl!D, die Bos·willigen abcr 7.lL bestr:lfen.":~ In eiller Zeit, in der weite Tciic del' Bevij!kerung nicht mehr viele Gri.inde h.men, ihr Romenum zu vencidigl:!n, v,,·.u die Sb.wisierul1!; der EalkJllprovinzclI nidll bloG die En:etzung eines Volkes dun.·h ein anderes. Dic genrile Politik grogen 5ri15, wie sie Goten, LU1bobanJcn oder Awaren bctrieben, beeindrucktc Zeitgenos:sen \vic moJerne Historikcr. Doeh gerade ihre Erfolge und die soziaic Polarisierung, die .~ieher\'orrief, 7..chrtcn mit der Zeit die eigene Grundlagc auf. Die Slawen des 6. und 7. Jahrhunderts brachten keinen Thcoderich hen·or; doch blieb ihnen :luch ein TejJ crspart. Die vielen kleinen Einheiten, die sic bildeten. waren gcnti!cn wit: impt::ri:llen Konkurrenren in d;:r direkten Konfrontation unterlegeni doch hatten sit: gutc Chancen, sic aile 7.U i.iberdauern.
Dcr Fe.'ld'?!!;{. des K.li't'Y) nrni die D'l;it:nm.~ des Krieges
5. DIE BALKANKRIEGE
~. I.
Dcr Feldzug des Kaisers
DES MAURIK.IOS,
LInd
die Daticrung
592-602
des Kriegcs
"In dieser Zeit wurden die Aware», die gegen die Romer kampften, mehr durch Gold als durch das Eisen abgewehrc", diese lakonische Bilanz der Regierung des Maurikios zog im [ernen Spanien die Chronik lsidors. r Das Urteil des Chronisren wird viclleichr den Erfolgen, nichr aber den Bcmi.ihungen des Kaisers gerechr. Seiren stand die Balkanfront so sehr im Zentrum des Intcresses wie irn leczren jahrzchnt seiner Herrschaft. Scir dcm Ende des Perserkriegcs 591/92 war hier das Gros der romischen Armee konzentriert. ~Im Geschichrswerk des Theophylaktos Simokat(t)es, das in acht Buchern die Reg.erungszeir des Maurikios schildcrr, nehmen die Balkankriege den breitestcn Raum ein. Der AgypterTheophylakt, der etwa eine Generation nacb den Ereignissen in den zwanziger und dreitiiger [ahrcn des 7. jahrhunderts schrieb', bcscf kaum des \Vissen und den Uberblick seines Vorbildes Menandcr. Dennoch hane er erscklassige Qucllen z ur Verfi.igung. Haussig vernuner, daR der Chronist sich auf Tagebucher cines Kriegsteilnehmers und amclicbe Bencbtc stiitzen konnte, zumindesr vermittcls einer wohl 599 entstandenen, heure jedoch vcrlcrenen Zusammenstellung.! Die reilweise minutidsen Feldzugsberichte werden in modern en Darsreliungen meist in wenigcn Saraen zusammengefafit. I "Die Zeit des Maurikios ist ohne jene groflen, heroisch durcbgekarnpfren Kriegsz iige, die das Zeiralter des Justinian auszeichnen", urteilr Krumbacher'' ubcr den Stoff Tbeophvlakrs. GroBe Schlachten sind selten, Zufalle odcr Versagcn enrscheiden iiber Erfolg oder :vliBerfolg. Der Gegner ist kaum zu Iassen und bleibe auch auf dem Papier fast anonym, kein Wirigis oder Torila rritt unrer Awaren und Slawen hervor. Gerade dieser Mangel macht den Reiz der Schilderuog aus. \Venige spatannke Cbronistcn haben die Barbarcnkriege ihrer Zeit so illusicnslos dargcstcllr wic Tbeophylakr. Der Geiz des Kaisers, die Fcigheit der Feldherrn, die Aufsiissigkeir der Truppc und das MiBtrauen der Bevolkerung machen, wie er zeigt, die jahreIangen Ansrrengungec der Byzantiner scbliefllich zunichtc. Die Gegncr werde» einander irumcr ahnlicher: "Barbaren" kampien auf beiden Seitcn, dcr Khagan rcagicrt zuweilen rncnschlicher als der christlichc Kaiser und seine Cenerale. Wenn der Bcricht Thcophylakts ohne Hi>hepunkte bleibc, ~o ist d3s seinem GegenstanJ durchau~ angemc:ssen; Die groGcn Entscheidungcn tiber die Zukunh der Balkanprovinzen fielen nicht auf dem Sehlachtfeld. Die Schwierigkeiten der HistOriker mil Theophylakt haben einen weiteren Grund. Es ist bisher nieht gelungen, die einzelnen Feldzuge zweifelsfrei zu d.1tieren. Vermutlich wu£te der Autor selbst bei der Anordnung seines Materials nicht immer die genauen Daten. lm 9. Jahrhundert (eiIte Theophanes die bei Thcophylakt berichcclen Ereigni!)se rdativ beliebig auf einzelne Jahre auf..' Der ITlOderne HistOriker is[ wenig kli..igc:r;gerade dort, wo cr Hinweist' findet, '1erwickclt er sich in \(fiderspri..iche.
129
Unbcsrriuen ist nut. daB ruit deru Sturz des Maorikios im November 601. dcr Krieg zu Ende war. W,lOll die. Offensive des Kaisers begann. sagt Tbcophylckt auch: Doch seine chronologischen Hinwcisc widursprechcn einander. Er schreibt, nach dern Ende des Perserkrieges habe der Kaiser die Truppen auf den Balkan verlegt, urn Aware» und Shoo, wen zunickzudrangen. Da der Friede mit Chosroes vermurlich im Herbst 591 geschlcssen wurde", kann dcr Aufbruch des Kaisers niclu vor detn Fri.ihjahr 59!. erfolgt scin. Dem widerspricht cine andere Angabe Theophylakrs, nach der die Uberfuhrung der Truppen im neuruen Jahr des Kaisers stangefunden harte, also zwischen August 590 und August 591. Vor allern in der alteren Literatur datierte man deswcgen haufig den Kriegsbeginn auf 59 (,9 Thcophylakt konnrc sich auch geirrt haben, ctwc aufgrund der Herrschaftsdarierung nach Konsularsjahren, die ein Jahr nachhinkre, wie Haussig vorschlug. re Einen anderen Fixpunkr bierer die Sormenfinsternis, die der Kaiser nach seinem Abmarsch beobachtete. Leider verfinsrertc sich die Sonne in der fraglichen Zeitspanne zweirnal, am 4.10.590 und am I9.3.592.. Genauerc Berechnungen ergaben jedoch, daB die Finsternis yon 59Z in Konstanrinopel niche zu sehen war. J: Der Oktober 590 liegr zwar irn 9. [ahr des Kaisers, aber bestimmt vor der entscheidenden Phase im Perserkrieg: zudem wiirde es vcrwundern, daB Maurikios im Herbst ein so groBes Unternehmen begonnen haben sol1.'3 Als der Kaiser nach vielerlei Pahrnissen in Anchialos angekcmmen war, verhef er seine Armee wieder, da in der Hauptsradt zwei Gesandrschafren auf ihn wartcten. Eine devon kam angeblich vom Frankenkonig Theuderich (11.). '4 Der abc r besrieg im Friihiahr 596, unter der Vcrmundscbafr der berilchrigten Brunhilde, den Theon, nachdem Childebert 11.gesrorben war.'! Die rneisten Autoren" nehmen an, Theophylakt habe die beiden Hcrrschcr vcrwcchsclt: ratsachlich harren der junge Theuderich und sein Bruder Theudeberc Il, bei Regierungsarurin etwa achr Jahre alr, wenig Gelegcnheir, in die Geschichre einzugehen, und die konfusen Vcrhalrnisse jener Jahre irn Frankenreich konnecn den cnrfernrcn Beobachrcr 11
durchaus
verwirren.
Eine weirerc chronolcgische Fufbnge! finder sich im l.auf der Kriegsberichte: Nach dem Feldzug des Petros gegen die Slawen an der Donau erwahnc Theophylakt den Tod des Pacriarchen Johannes Nesteutcs mit der Angabe "vor vier Jahren" .17 Der "Faster" starb am a.Seprember 595; nimmt man die information ernst, so musscn sich die Aktioncn des Petrus bis 599 hingezogen habcn. Das isr deswegen problemutisch, weil seine Scbarrnutzel im Slawenland ins drine oder hochsreas vierte von Thcophylakt bcschriebene Kriegsjahr fallen. Die tradirionelle Auffassung recbnete deshalb mle einer Li.ickc im Kriegsbericht, die mcist auf 594-97 angesetze wurde.'~ Dadurch konnte man den meisten der chronologischen Hinweise Theophylakrs gerecht werden. DJfi.ir t:'!rgabsich ein seltsamcs Ungleichgewicht bei den Kriegsereignissen; die erstcn Feldzi.ige wurden auf viele Jahre aufgetcilt, wahrcnd urn 600 gleich rnchrere Fcldzugsschilderungen z.usammengedrangt werden muBten. Am wcitcsten zag Grafenauer") die Ereignisse der ersten Jahre ausein.\nJer, urn die ,weiBen Hecken' aus der Chronologie zu schaffen. Einen anderen \'(feg, die Lucke zu beseitigen, suchte Labuda; er stiitzte sich dabei :luf die Datierung der frankis-:hen Gesandtschaft und auf den Tod d...:s
'Je
5. Die Balk<Jnkri"~1!des
,A,I.llmkio),
5'12-602
Patriarchen und meintc, der Krieg; habe erst 595 cngcfangcn." Sun der unmorivierten Ereignislosigkeir unter dem Kommando des Petros nahrn er eine langerc Zeitspanne zwischen Perser- und Awacenkricg an. Dadurcb cntfernte er sich aber 'Ion den chronologischen Fixpunkreu des Maurikios-Znges. Einc Verbindung zu scbaffen bcmiihre sich Avena-ius." \Vohl ware Maurikios ~91 eusgczogen und wcgcn einer persischen Ccs.mdrschatr in Hernkleia wieder umgel cehn: aher die franken warcn niclu "am drirtcn Tag", wic Thcophylukt schreibt , sondern ebcn erst vier Jahre sparer angekornmen. Doch wenn man schon glaubr, daR der Chronist auf diese Weise mitten irn Absatz vier Jahre uberbriickt, so ist doch kaum anzunehmen, wcgen der persischen Gesandeschafr habe man den mil so groBem Geprange begonnenen Awarenkrieg iiberhaupt [iir vier Jahre bleibcn lassen. 1m ubrigen kommt Avenarius wie schon Labuda gegcl1 Endc des Krieges ins Ced-angc. >l Eine noch komprimierrerc Losung verfochr jiingst Duker; nach einem fUnfjahrigcn "mystery war" unrcr dern Kommando des Maurikics in Thrakien (591.96), von dem nur die Anekdoten tlberlieferr und in der Scbilderung des Maurikios-Zcges verdichrec sind, setzt er den Kriegsbeginn erst auf 597.1} Wit' man es auch drehr, die Kriegscreignisse lassen sich bum zwischen dern Tod Childeberrs II. und dcr Rcvclce des Phokas unterbringen. Haussig" ging deshalb vom Ablauf dcr FddL.i.igt: aus und rcchnere sie vorn Herbst 601 zuruck. Damit kam er. bei allen Unsicherhciten, bis in die Nahc des Perscrfriedens. Die beim Zug des Mcurikios eingebauten Darierungen - dus Kriegvcnde im Osten, des 9. Regicrungsjahr, die Sonncnfinstcrnis (wohl vom 4· IO. 590), die persische und die frankische Cesandrscbafr - konnrcn, so rncinte er , nicbr auf cinen Nenner gebrachr werden; bei der ganzen Erzihiling handle es sicb eher urn eine romanhafte Melange, die Theophylukt aus .... erschiedenen Quellen schcpfte. Aucb den Tod des Patriarchen berucksichrigt seine Chronologie nicbr mchr. \'{'arum harte Theophylakt ausgerechner vier jahre dansch darau! verweiscn sollen- Eher stammr dicse Bemerkung nus einer Vorlage des Chronisten. Dazu wurde passen, dag nach dem Vorstof des Priskos an die Thein, den Haussig auf ~99 setae, die Kriegsbcrichre vie! obertlachlicher werden: Thcopbylakts Hauprquel!e mug daher ~99/6oc cnrstnnden sein. Offensichtlich ohne Haussigs Arbeir %1I kennen, kam '970 NystazopoulouPelekidou in einer minurioscn Studie" 7.U sehr ahnlichen Ergebnisse». Wahrend Haussig den Begin» des eigentlichen Kriegcs auf 593 setzte, ling cr nach ihrcr Zahlung schon 591 an. Die 18-monatigt' Mmpfp:luse d:nicrt sie auf Ende 595 bis Mitte 597, nach Haussig dauerte sic von Ende 596 bis Anfang 598; !:r ,:ergaB dJb('i, d:tf~ Tht'ophylakt die Opcrariollcn diese~ Jabres schOll im Herbst bcginnen J:Hh. Der Ansat;~ dt:r Griechin wird daher cler Sehilderung Thcoph~'lakts 3m ehcsten gerccht; t'r wurde auch bereits cfters rezipicrt. ~~WcnH er hier im :dlgemeinen zur Grundbge der D:ltierung genommcn \Vird, be rent werden, daB manches anders interprctierbar ware. Eine unbesrreitbare Chronologie wird sieh aufgrund der \Viderspri..iche bei Thcophylakt kaum aufsteHen lassen. 1m Grund ware damit auch wenig gclost; .•.ielieicht lief~en sieh die Ereigni~sc im Sudosten und im Westen Jes Awarcnreiches ilnders aufeillander abstimmen, die politischt GroBwetreriage geradc Jer crcignisreichcn J:1hrc um 591 und urn 59)" Ware klarer zu erkenncn. Duch •.un Ablaut" des Dramas an der Donau anden ~s wenig, ob die einzclnen En:ignisse ein J3.hr fruhtr oder spiter stattfanden.
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Die N et'rf.J.hrt des /vl aurieios Prokop harte einsr Kaiser Justinian vorgeworfen, [iir seine ehrgciaige Polirik die Balkanprovirtzen von Truppcn entblolh und demit ruiniert zu habea", Justin 11. harte mil: dem Perserkrieg in Kaut gt'nommcn, die Donaugrenze ebensowenig wirksam vcrteidigen zu konoen. Tibcrios und Maurikios erbten von ihm den Zweifronrcnkrieg an Dcnau und Tigris, und mane he Niederlage gegen die Aw:.J.ren wird von den Chronisren auf den Mangel an Truppen zunickgetuhrt. Es war desba'b versrhndlich, daG dcr Kaiser nach dem vorrcilhafren Friedensverrrag rnir dern ncuen Perserkonig hoffre, die strategische Situation auf deru Balkan rnit dern Gros seiner Armee grundlegend andcrn au konnen. Dennoch befand er sich z.unachsr in.der Defensive. Angeblich wollren die Awaren in Thrakien einfallen, und Maurikios plance sit: mit seiner Armce bei Anchialos nbzufangen. Leider wissen wir niches iiber die Ereignisse der vorhcrgehenden Jahre und die straregische Situation, del' sich del' Kaiser gegenubersah. Die ganze Erz ahlung von seincm ,Unternehmen Anchialos' wirkt nicht so, als blue eine unrnirtelbare Bedrohung besranden. Au~er als Anlag zu einer Machrdernonstra(ion kcmmen die Awaren darin nicbr vor. Die Schwierigkeiren des Kaisers warcn anderer Art: Zunachsr versuchcen Berater, Patriarch und Kaiserin. Maurikios davon abzubringen, selbsr ins Fcld zu zichcn. in Hebdomon, einer der ersten Stationen des Marsches, creignerc sieh cine Sonnenfinsrernis. Der Kaiser kehne daraufhin urn und empfing dnheim persische Gesandre. Dcr zweire Versuch war nichr wcniger von duster-en Vorzeichcn verfolgt, obwoh! man angeblicb eincn Splitter vom Krenz Christi vorantrug." Ein riesiges Wildsehwein fiel den Kaiser an, und dns Pfcrd drohre ihn abzuwerfen." Mautikios fuhr daraufhin zu Schiff weiter und geriet in einen turcluerlichen Sturm. Und bald nach der Landung wurde ihm ern Monster gebracht, ein Kind mir Fischschwnnz unci ohnc Augen, das cine Frau cbcn geborcn hatce." Man war noch mchr weir von der Hauprstadr eutternt, aber die Cegend war vor kurzeru van den Awaren verwiistcr worden. In Hcraklcia/Eregli am MarmaraMeer batten sie die Glvkerta-Kirche niedergebranm. Ob das bci der bekannren Invasion von 586 passiert war oder seither, wisscn wir nicht.!' Die cminosen Geschehnisse hiehen auch auf dem Weitcrmarseh an; das Nerd dts Kaiscr~ kolbbiert~ unter der Last des Goldsdnnuckes, den cs lrug. Ocr reif.:he Aufputz der pfade, wit: w:r ihn in awarischen Rei[ergribern finden, war also keineswegs eine rein ,barbarische' Sine. Die Fabulierlust des Theophylakr hat an diescr Stelle :lUcb ein K.riminalr:itscl eingebautj der gepidische Raubmorder, del' mit verdll.'htig rt:ichem Goldschmuck hier auftritt. wird erst viele Kapitel spiter endar\'tY Als KOmf:lSr \verden die unbewaffncten Slawen vom Ozean, die mit dcr Kidur:1 den Khagan von cla Wehruntauglichkeit ihrcs Stamme,<; i..iberzeugcn woHrcn, vorgesldlt)i. Nachdem sich da.') !-leer !loch Jurch die Si.impfe des Xerogypsos gt'qualt hat, kommr man in Al1Chi:dos an (die false he Entfertlungsangabc verrat die Redaktion dl:s Theoph)'lakt).H Der Krieg hat noell nicht einmal b~gonnen, aber der Kaiser kehrt z.uri.ick; wieder client eine pcrsische Gesandrsehafr lis Anla.B. Naeh lwei Tagen crsch~inen auch die Franken Bos() und Berro lis Gcsandte Theuderichs 11.
1)2
5. Die B,d.~arzkrie.?edes
M.lllrikws,
Die
59.:-6c2
Die Ouvcrtiire des groBt!ll Awarcnkrieges wi-kt wie ein Satyrspicl. Tbeophy, lakt schopfte vielleichr aus Anckdoten iiber den Kaiser, die wohl schon wahrend seiner Lebenszeit kursierten. Vermudich haben sit: einen historischen Kern, auch wenn vcrschicdenes durcheinandergeraten ist. Auf alle Faile verraten sic, wie man in Konsmminopel dachre. Erwas [estcrcn
uber die Balkanpolitik historischen
Boden
- und die Fahigkeiren - des Maurikios
bctritt
man mir del' Irankischco
Cesandt-
schaft.!' Die diplomatischen Beziehungen zu den Franken waren eng: Jahrelang harte man versucht, von ihnen Hilfe gegen die Langobarden zu erbahen. Fiinf Gesandtschafren Maurikios' an Childeberr II. sind bekanno": die letzte harte 590 oder 591 cine peiniiche Affare urn die Ermordung [rankischer Gesandter in Karthago bereinigt." Schon der Regierungsanrrin Childeberts in Burgund im Fruhjahr 592 ware Grund genug fur cine Cesandrschaft nach Konstantinopel gewesen; Coubert serzt auch die Mission Bosos und Benes ins jahr 592..l~ Die ubrigeo Angaben bei Theophylakr passen eber zu 596: scwohl die Nennung Theuderichs II., der erst zu diesem Zeitpunkt das burgundische Erbe des Vaters angctretcn harte; ais auch die Vcrschlage der Franken. Sie verlangten fur einen Krieg gegen die Awaren Geld van den Rcmcrn, so, wie man es mehrmals fur eine Intervention in Italien kassiert harte. Maurikios meinte, die Franken konncen auch ohne Zahlungen kampfcn. Des frankischc Ansinncn muf mit dem Krieb zusammcnhnngen, den Brunhildes Leurc gerade urn 596 in Thuringen mit den Awaren ausfochten.v
Ein Dux Boso war unter Guntram mehrmals hcrvorgetreren, vor alieni urn 585 als Marder des Prarendentcn Gundovald und zuletzt bci cinem unruhmlichen Zug gegen die Westgoten im Jabr 589.i~Freilich wire es ein Ausdruck Iehlenden Fingerspuzengefuhls gcwcsen, ausgerechncr den Morder des einst veri Byzanz unterstiitzren Bastard-Merowingers an den Kaiserhof 1.U senden. Will man der .wilden' Brunhilde genugend Feingcfiihl zugestehen, kann man an einen cnderen Bose den ken - dcr Name Bose war bei den Franken reclu haufig." Ein hyzantinischer Scribon Busa beforderce im Fruhjahr 595 dreifSig Coldpfund von Maunkios zu Papsr Gregor": vielleichr kehrtc auch er im folgenden Jahr mil einem [rankischen Kollegen nacb Konsranrincpel xuruck. Vermutlich hat Theophylakr die Nccbrichren veri z wei frankischen Gesandrschafren miteinander verbunden: sowohl diejenigc Childeberts von 59:! als auch die Thcudcricbs von 596 hatren ja einen Throuwecbscl mirzuteilen, uud bcide muBten an einem Bundnis gegcn die Awaren intaessicn sein - 592 stand cler cben von Childebert eingesetzte bayerische Dux Tassilo im Kampf rott den Karntner Sbwen.~'; Es ist durchJ.us moglich, daB noch andere Gesandtschaften hincinverwoben wurdenY Zur Datierung des ganzen Awarcnkricges steIn die Nachricht von der frankischen Gesandtschaft in der Legendc von der ,vcrflixten' Heerfahrt des Kaisers lvlaurik.ios lU isolierr; die Verflechtung der Zcitebenen ist nicht mehr aufzulosen.
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da O.fj'('mi've
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5.z , Die Awaren in der Offensive Auf den legendcnhafren Berichr vom .Kaisermanover' folgt bei Theophylakr cine vie I niichternere Schilderung cines tarscchlichen Awarcneinfalles ; wie die beiden Abschnine zusammenhiingen, wird nichr ganz klar, oft wurde jede Verbindung bestrictcn.' Doch ist es durcbaus denkbar, d:d~ der beimkehrende Kaiser nun Priskcs den Oberbefehl uberlieB (van einer Heirnkchr der Armce wird ja niche berichter). Von Ancbialos zu den Haernus-Passen, die der neue .Srrategos' besetzen lief!, war es niche weir. Theophylakr liefert in diesem Kapite] den historischen Hintcrgrund, der auch das Unternehrnen des Maurikios verscandlicher rnacht. Der bcfurchtete Awarenangriff rrat zundchsr nichr ein, was dem Kaiser eine Feindbertihrung erspartc. Der Khagan wendete vorersr eine Takcik der kicinen Sriche an: Er befahl slawischen Vcrbanden. die Donau zu tiberqucrcn. Sein Ziel war es, die Romer niche 7.ur Ruhc kommen zu lassen, urn vom Kaiser eine Erhohung der jahrgelder zu erreichen.' Viclleicln harte ihn die Machedemonsu-ation auf dem Marsch nach Anchialos zur Vorsichr bewegr. Slawische .Guerrilleros' rusteren sich also zur Uberschreirung der OOO:1u. Die romische Position am Limes, die der Khagan seit 584 aufgerollt harte, scheint sich dcnoch wieder konsolidien zu haben: Niche nur wird die Donau als Grenze genannt, auch das 584 zerseortc Siogidunurn war wieder bewohnt. Die wehrhaften Bewohner der Stadt an der Savemi.indung waren in erster Linie betroffen. Sie beobachrecen eine Schar vou Slawen, die getreu dern Befehl des Kbagans Boote bauten. Die Romer setzten iiber und verbrannren die slawische Flottillc. Demir zog man erst recht die Feinde auf sich. Doeh die Sachc verlicf noeh einrnal glimpflich; nach erwa einwccbigcr Be1agerung zog der Khagsn seine Barbaree ab, die klug genug waren, sich von den Verreidigern noch dafur beznhlen zu lassen. D:lB man in Singidunum ohne weitercs 1.CCO Goldstucke, einen mit Gold eingelcgccn Tisch und cin kostbcres Gewand aufb-ingcn konnte, zeigt, dag es sich bci der vielumkarnpften Stadt damals keiueswegs urn ein herunrergckommenes Grcnzkasrell hnndelte.' Die slawische Amphibien-Linheir wurde bei Sirmium schon vom Khagan erwartet, wo er Boote baucn lidS. urn das Awarenheer uber die Save zu sctzcn. Der Khagan hntte also bcscbtossen, trorz des roruischen Aufmarsches selbst in den Kampf einzugreifen. Die cusfuhrliche Schilderung dcr letztcn awarischeu Kriegsvorbcreitungen i.iberrasdn - sogar die Marschentfernung von Sirmium wird mit funf Parasangt:n angegeben, als wurde es sich urn Jas Kriegstagebuch einer romischen Armce handeln.4 Die ganze Gcschi~hte von der FluBuberquerung wirkr wie ein Echo de!' Erz:ihlung Menanders van den Vorberciwngen zur Eraberung Sirmiums.1 Ob aus der QueJle zu schlie~en ist, daa Sinnium damab die Haupt;jtddt des Khagans war, so wie ein.q der Gepidenkonig hier residierte ist fraglich.~ Es wird nur berichtet, daB in dieser Gegend das Awarenheer zusammcngezogen wurde. Immerhin hane die bald nach ihrer Eroberung 582/83 niedergcbrannte Mctropole noch einige stratcgischc Bedeutung. Auffallig ist die gute Organis<1.tion im Heer des Kh ••gans. Welche Schwierigk~iten die Dbersetzung eines Flusses fur cine Reiterarmee mit sich brachte, geht lUS dem Menander-Bcricht dcutlich hervor. Nun hane man dafur slawis..::hc Spezialil
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stcn, die VOI1 eig<..·llt:ll.,1'"xian.:hen" bcaufsidHigt wurden. Vursti)ge auf eigene Faust. wic vor Singidunum, worden zugunstcn cines gecrdneten Vormarsches aufgegeben. \Vihrend dcr Khagan die Save iiberschritt, ernannte der Kaiser Pnskos z um Feldherrn fur Europa. Priskos, den einige Jahre zuvor in Anatolicn die Armee davongejagr harte. nls er cine Soldktirzullg durchscrzcn sollre", isr der einzigc der rasch wechsclnden Oberkommandiercnden, von dem Theophylakt ein eher positives Bild zeichnet. Dennoch war er in dicsem Fall dem gut vorbereiteren awarischen Einfall nichr gewachsen. Der Khagan schickce ein kleioes Reiterheer voraus, das den Romern Angst einjagen solhe. Angeblich erreichte dcr awarische Vcrtrupp binucn funf Tagen das gut ,00 km enrfcmrc Bononia/Vidin am heuee bulgarischen Abschnin der Donausu afle." Eile tat Not: Auch Priskos ordnete einc Tauscndschafr Reiter unter Salvian ab. urn wenigsrens den Balkaniibergang zu verteidigcn. Tatsachlich gelang es Salvian, den Prokliana-Paf an der StraBc Anchialos-Marcianopolis" funf Tage vor der aw ••rischen Vorhut zu etreichen und diese in einer eintagigen Schlacbt zuruckzuwerfen. Del' Khagan sandrc daraufhin 8000 Mann, die der Hauptarmec den Durchzug Ireikampfen sollren: ausnahmsweise erfahren wir den Namen des Anfuhrers, Samur. Auch dieser Ubermacht hielteu die Romer stand. Das gebirgige Terrain war [iir die awarische Karnpfweise nichr gunseig. Ais schliefllich der Khagan mit der» Rest seiner Streitmachr heranruckte, rnachten sich die Verteidiger im Schutz der Nachr devon. Erst am vicrten Tag merkte man im Awarenheer, daE der P::lf~ubergang nun [rei war. Iru ndchscen Morgengrauen riickte man durch den gefahrlichen Engpaf vor. Von Jon harte man in drei Tagen das einige Jahre vorher urnkampfre Tal von Sabulentc Canalis" erreicht, und bald darau] standen die Awaren vor Anchialos/ Auhialo, in der Nahc des heutigen Touristenparadieses Nesebur. Die Armee des Priskos harte sich kampflos zuruckgexogen. Nur einige romische Kundschafrer warden von den Awaren aufgegriHen, warcn aber trotz rauher Beha.ndlung nicht zum Redcn zu bringen. In angcblich nur funf Tagen lcgre das Awarcnhecr die knapp ace km bis nach Drizipera/Karisur.m (bei Liile-Burgaz) zuriick und war damir nicht cinmal '50 km von der Hauptstadt en tfcrn t. Hier (und nicht in Anchia1os) geSChlh es wahrscheinliC'h, daB die Awaren die Kirche des Martvrers Alexander niederbr..lllnten. Anscheinend fanden dil: Angreifcr aui ihre!;~ Weg weniger Hindernisse vor als dcr Kaiser kurz vorher auf s~inem Marsch in die Gegenrich tung. Die Awan::n maclHen )ich an die Belagerung Driziperas, stieBen aber auf unertvartet starke Gegenwehr. Naeh einer Woche licl.~ der ungedu!dig gewordcne Khagan Belagerungsl11aschinen bauen. Oo..:h wer sich selbst zu he1fen wcig, dem hilft Gorr: Die Veneidiger 6ffneten die Tore und drohten sich auf die Feinde 7.U scurzen i der Khaga!l vermcinte bei hdlem Tlgeslichl eine riesige Armee aus de, Statit .::r.ufsich zukommen zu sehen und blies zum Ri.ickzug.!j Freilich fuhrte diese "Flucht" in die richtige Richwng> namlic.h vorwarts: Bald standen die Awaren 'lOr Herakleia/£regli, dem alten Perintn am Marmara-Mee!', dessen Einwohnergbubc m.w Theophylakt - erst kiirz!ich yom Kaiser so grofhi.lgig fur die letzten aw:ui.schen Verwustuugen cl1c.5chadigr worden waren. q L~
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)'iF Ocr .Bwcb.krieg' ,~e~t'rlDon-xuslawcn
5. Die 8.dk,mkricgc des MJ.lmho!J, 592-6c.:
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Hier erst griff die rcmischc Arrnee wieder ein: Nachdcm Hecr den Kbag.m zurtickgeschiagen harte, glaubte l'riskos
schon ein imaginares durch eincn Uberraschungsangriff die Awaren endgi.iltig vcru-eiben zu konnen. Doch uberraschr warden die Romer: Denn bei dieser Gelcgenheir ereignete sich vermurlich die nachtlicbe Atcacke dcr Awaren, die als Exempel in die Kricgshandbuchcr eingehen sollre.'! "Andere stcllen sich cinigc Tage wic z ur offenen Schlccbt nabe beim eigenen Lager acf und tauschen vor, die Feiode zu fdrchten und daher nicht das Gelande des eigenen Lagers zu verlassen, schwachcn sie dadurch und greifen in der Nacbt an; das tat der Khagan der Awaren mil den rornischen Kavalle-isren bei Heraklcia, weil sie es niche ausbielten, mir der lnfanrerie sicher zu lagero. sondern augen unbewachr verweilten." Die Romer worden also geschlagen, ohne daf iibcrhaupt eine offenc Feldschlachr stnufand, und zogen sirh, ihrer Kavallerie bcraubt, nach Tzurullon/Corlu im Landesinneren zuruck. Don wurden sie von der awarischen Arrnec eingeschicssen. Priskos saB in der Faile, der mit so groBcn Hoffnungen begonnene Krieg stand fur die Romer aiemlich schlechr.
Da half der Kaiser seinem bed-angten Feldherrn mir einer Kriegslisi aus der Pnsche. Er sandte einen Boren mil einem [ingierten Brief an Priskos und dem Auftrag, sich von den l-einden abfangen zu lassen, nach Tzurullon. In dem Brief unterrichtere er scinen Obcrbefehlshabcr von der Absicht, cine Hone nach Pannonien zu schicken, urn don die Familicn dcr Awaren anzugreifcn. Bei Theophylakr" ist der angebliehe Briei, in dem nichr mir Beschirnpfungcn de, »ruehlosen" und "verfluchten« Awaren gcspan wird, wiedergegcben. Ocr Trick wirkte: Der Khagan zog sich angeblich gegen eine geringc Summe Coldes zuriick in sein Reich. Den Historike- Lifh dieses glimpflichc Ende des groilen Awereueinfalles uuhefriedigt. Denn selbsr wenn der Iistenreiche Kaiser d3.5 Barbarcnheer crfolgreicli get'iuscht harte, erklart des 110ch nichr, wicso man sicb z.u Beginn des fclgenden [ahres offensichrlich in vcrtraglich gercgclten friedlichen Verhii'rnisscn befand." Wahrscheinlich harte Priskos niche nur eiue kleine Zahlung gcleister. sondem einen regularen Friedensveru ag ausrandegebracht, was im folgenden Abscbnirr Theophylakts erwahnr wird." In den nachsten beiden jahrcn kar» cs trotz cines rcgcirecluen .kalten Krieges' 7,wiscben den beidcn Machten zu keir.cn Kampfc». Die Romer batten freie Hand gcgcn die Slawcn an der unteren DOllau.
5·)· 59): Dt::r J~u.schkricg'
gcgen Don.msl.1wen
Die Atempausc:: im Awarenkrieg, derer man sieh ()ffcnsichdid: sicher war, wolhe Maurikios ntitz.en, um einer: weniger spekt,1kularen. doch fast cbcn!>o unangenchmtn Gegner zu rreffen: die Slawen jenscits der umeren Donau. Seine Anweisungen an Priskos cl1thalten das strJt('gi.~che Credo, an dem er bis Zll scinem StuTZ festhie1t: Thrakien kann nur ge.~chutzt \verden, indcm die Donaugrenz~ mit allen Mitteln verteidigt wird; um aber die Donau zu halten, ist es notwendig, den Gegner auch jenseits der Grenze niciu 'wr Ruh~ kummen zu las.scn. Die Konzeption WJr immerhin kunscqur!nt. Die Ereigni:;se der verg.mgent'n JJlm~ hatten gel':eigt, daB die rein defensive Str:aegie Justinians - Verstirkung
5. Die Ba!k':lnkricX~ des MiIIO'ikios, 592·-6o~
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des Limes durch ein ricfgesrcffehcs Festungss ystem gcgcn die Barbareneinfalle niche aufrcchrzuerhalten war. Die Awaren, die schon nach dem Fall Sirmiums eine Reibe von wichrigcn Kastellcn eroberr hanen, machtcn Fonschrine in dcr Belagerungstechnik. Zudern hindenen die noch intakrcn Limesfestungen sie nicht daran, in die unmitrelbare Nahe der Hauptstadt voraustoflen. Schlicfilich hanen auch die Slawen keine Scheu mehr vor groBen Stadten, wie der Angriff :tuf Singidunum von 59:! zcigr. Das srraregische Dcnken des Kaisers knnnre darauf nur eine Antworr: die slawische Bedrohung an dcr \"'urzel zu packen. Damir wurde zugleich dem Khegan tin wichriges Druckmirtcl und ein, wenn auch unsicherer, Verbundeter genommen. Seir dern 4. Jahrhundert harten rcmische Truppen nicht mehr in so groflem Maflsrab jenscirs der Donau operiert. Schon damals war en die norddanubischen Goren schwer zu Iossen, kaum 2U schlagen und nicht zu vetnichteu gewesen. Diesmal war die Acsgangsposition fur eine .Sauberung' des Limes-Glacis noch wesentlicb ungunsriger. DaB man sie iiberhaupr in Angriff nahm, zeigt eines: Die schon aufs Reichsgebier vorgedrungenen Slawen galten noeh nichr als gefahrlich. Dicjenigcn, die man als Feinde ausmachen konnre. s;lBcn nocb jenseits der Grenze, unter ihnen jener Ardagast, der im Jahr der groGen Sla ••s-eninvasion, 58 5. bei Adrianopel gestelh worden war.' Er war nun, neun Jahre sparer, das erste Angritfsaicl. Irn Friihjahr 593) sammcltc Priskos gcmeinsam mit dcm Kommandeur der FuBtruppen. dem Germanen Gentzon/Gento, seine Streirkrahe in Herakleia und Drizipera. Von dart erreichten sie in zwanzig Tagesmarschen Durostorum/Silistra an der Donau.' Bei den Awaren harte man die romischen Truppenbewegungcn aufmerksam bcobachter. Bereits in Durosrorum erschicn eine awarische Gcsandrscheft, die Aufkli'irung uber die Zicle der Romer forderte. Fuhrer der Gescndrscbafr war ein gewisser Koehl, dessert angebliche Rede 'Ihcophylakt. gerreu seinem Vorbild Menander, ausfuhrlich vitierr." Er beruft sich ernphatisch auf den Frieden und die Venrdge, die die Romer nun gebrochen batten; geradc Priskos, dcr jiingst den Frieden eingeleirer babe, stundc jetzr hochgernster an der Donau. "lhr habt den Barbaren die Schlechtigkcu beigebrachr. Vertragsbruch ware uns unbekannr gebheben, wenn wir niche euch als Lehrmeister in der Luge gefunden hatten", wirft der Aware dcrn romischen General vcr. Fur einen Augenblick erscheint hinter clem Seereotyp des treuJosen B,lrbaren das cmgegengesetzte Bilci. der ,edle Wilde'. Die Soldaten sind bcrroffen, doch Priskos behilr einen kuhlen Kopf. F.r sctzt dem Abge:);mdren des Khagans :1L1seinander, daB "durch die Bundnissc und Vereinbarungcn mit den Awaren (tai; 'A~uQt%al:; ot',,'frip:u.t; tE ZUL o:tovoai;) dt:r Krieg gegcn Jie Geten" (die SJawen) "nicht zu Ende sei"J Diesc Lektion in romischcrn Volkerrech( muB der beredte Barbar zunachst hinnehmen. Priskos lielS nun Boote bauen und ubersehrilt die Donau. Der r6mische Nachrichtendienst hatte funktioniert; es gehng, Ardlgasr, dessen Krieger zurn Teil auf Raubzi.igen untcrwegs waren, des Nachts auf dem Kriegspfad zu iiberrumpeln. Der aus dem Schlaf geschreckte SlawenfUrst warf sich aufs Pfcrcl und galoppierte clavon. Bald hatten ihn die Verfolger erreichr, er erwehne sich cler Ubermachr und sctzte s(inc Flucht zu FuB fort. In unwegsamem Gtl;inde hane a die: Romer fa~t aGgeschi.iudt, Wart er nidu i.ioer einl.!l1Baumstamm ge~turZL Di~ ab~meuerljche Vcrfolgungsjagd nJhm ein unwahrscheinliehes EnJe: Ocr hst schon verlorene I
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Arcagcsc sdl:1ffte cs mir [erz tcr Kraft. in einem benachbartcn Flug unterz utuuchen und zu vcrscbwinden. Die rne.sten seiner Leute batten weniger Gluck, sic wurdcn wahrenddesscn yon der kaisertichen Arrnee niedergcmachr.! Des weiteren verwiistetcn die Romer des Gebler des verjagten Slawenfursten, zerstorten Felder, fill ten Baume und {iihrteu alle dberlebenden Bewohner nach Byznnz in die Sklavcrei: In den Guerillakriegen unseres [nhrhunderrs pflegr man ein derartiges Vorgchen cls "S:il1berung~:lktio!1" Z1.1 beaeichnen. Man machte dabei betrachtliche Beine, uber die sofort Streit carsrand. Es bandelre sich also bei den Slawen an der Reichsgrenze keineswegs um arme Bauer»: das gcraubte Gut aus zahlreichen Kriegsziigen harte Scharze ergeben, die sich die niche gerade mit Beure verwohnten romischen Soldaren niche entgchen lassen wollten. Der bis dare wenig erfolgreicbc Priskos wollte einen Grofheil davon dem Kaiser schenken. Als daraufhin Unruhen und Tumuhe im Heer ausbrachen, rief Prisk os noch vor Sonnenaufgang seine Offiaiere z usammcn, versicherte sich ihrer Unterstuczung und hielr dann seinen Soldaren auf Latein cine "themistokJeisehe Rede". Theophylakt zitiert das rhctorische Bravoursriick als Beispiel fur die Macht des Wortes. Der Appell des Feldherrn, fur Ruhm und Ehre und nichr aus Habgier zu kampfeu, beruhigte [ur den Augcnblick die Truppe. Langerfristig trug seine \-'01'gangswcise sicher dazu bci, die Begeisterung [iir die muhsamen Slawcnkriege weitcr zu dampfen." Die Uberfdhrung der Slawenbeure erwies sich als niche weniger schwierig. Priskos ordoere dazu Tarimer mit 300 Mann ab. Am sechsren Tag wurdc der Trupp van Slaw en uberfailcn. Obwohl Tatimer in diesem Kampf vcrletzt wurde, konnten die Angreifer ebgcschicgen und der Schatz bcil nach Konstantinopel uberfiihrt we-den. Das Ereignis beweisr, daG zu dieser Zeit weir inncrhalb der Reichsgrenze knegerische Slawen cuzuereffen waren ; d:.d~sic bier schon siedelten, ergibt sich daraus niche zwingend. Dern Kaiser karn der sichrbnrc Erfolg gercde rechr: Tctimer wurde van der Bevolkerung bcjubelr, der Kaiser [eierte ein Dankgebcr in dcr Hagia Sophia. lnzwischen ging nordlich der Dcnau der Slawcnkrieg weirer. Das Hauptproblcm war nun, iiberhaupr einen Gegner ausfindig zu rnachen. Der Taxiarch Alexandcr iiberqucrtc im Auf trag des Priskos den Flug HelibJkios/hlomipl~ und steHte in der Nilhe eine slawische Schar. Die angegriffenen Slawen zogcn sich in Sumpfc und Dickichte zuruck, wo sie den verwirrten Romero faSt den Garaus gemacht hiinen. Deren Versuc.h, de:n Auw:l!d l1iecierzubrcnncn, um d~n SIJwen die Deckung zu nehmen, schlug fchi, das Terrain W3.r zu [cuche Die wenigcn Gcfangcnen, dllo: ffi.Jn gem:1cht ham:, verrieten die Ve:-sr~ckc de Sbwen J.uch untel' cler Falter nicht." Die im ,Dst.:hungelkricg' unbeholfencl1 Reichstruppen hat ten schlid~lich Gli.ick. Ein Uber!iufer stellte sich dem TaxiJrchen Alexander zur Verfugung. Oer Mann war Gepide und einst Christ gcwesen. [cbte aber bei den Slawen. Was wir uber ihn erfahren. bGt mal1ches uber ethnogenetische und gesellschafdiehc Vorgi:inge erahncn, was sieh sonst sdten in den Quellen findct. Er sprach sbwisch, konntc awarischc Lieder singen, kannte sich in seiner Umwelt ausgezeichnet JUS und wurJt van dtn SlJwen sLlwelt ge:.lchtc:t. dJJ1 ihm utren Konig Musuk.ios auf sein 'X'un 150 BLlote roit Be~atzung anvcnrautt', Infonnanrcn wit.: ihn traft:n die Riimer nordlich der Donau ofters an, haufig ehemaligc Provinzillcn oder Christen.
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Mfllni.i;;io5, 59.2-601
S,. Ircn waren t:s [edoch .Hochverrater' dieses Kalibers. die einen Kneg ernscheiden konnten. Die slawische Schar, mir der man in den Auen des Helibakios aneinandergeraten war, kam nach seinen Informationcn vcn Musukios, eioern .acgeuanureo'' Konig der Slawen, der sich etwa 3:) Parasangcn (ca. 165 km) entfernt aufhielt. Sic sollre die Lage nach der Vertreibung des Ardagast und die Bewegungen der Romer auskundschahen. Der Gepide rncchcc sich crborig .. Musukios cine Faile zu stcllen, wofiir ihm eine hohe Bclohnung versprochen wurde. Wahrend I'riskos die slawischcn Gcfangenen niedermachcn licll, eilte der Gepide zu Musukios und erbat sich von ihm Rudercr mit Booten, urn die fluchtigen Untertanen des Ardagasr iiber den FluB Paspirion zu setzen." In der Nacbt holte er sodann Alexander mit zoo Eingeweihtcn herbei. Diejcnigen Slawen, die niche schon in weinseligen Scblaf gcfallen waren, lulhc der Gepide mir anscheinend rechr schwermutigen awarischen Gesangen ein, die auch das Signal fur die Romer darstellren. Die Leure Alexanders Iielcn iiber die Boorsleure her, denen sie "zu· gleich mit dem Schlaf das Leben raubten". Auf den erbeuteten Booten setzte Priskos noch in derselben Nachr mit )000 Mann uber den FluB. Der ungltickliche Musukios schlief gerade scinen Rausch nach dcm Begrabnis seines Bruder's aus und wurdc lcbcnd gefangen, del' Rest seiner Unrerranen wurdc niedergemctzeh: Die Romer verbrachten die genae Nachr ,.im Blur", wie Theophylakr in uniibersetzbarcr lakonischer Drnsrik mitteih. Am Morgen nach dem blutigen Uncernehmen lid~ Priskos den Rest des Heeres uber den Paspirion seraen. Der erfolgreiche Blitzkrieg machte die Truppen sorglos: nun war es an ihnen, im Rausch naeh clem Fest ubcrrumpelr zu werden. Nur der wachsame Genrzon, Komruandeur der FuBtruppen, verhinderre, dag die rachedurstigen Slawen linter den Kaiserlichen ein cbensolches Massakcr veransraiteren wie dicse am Tag zuvor. Priskos lid~ die fur den Wachdicnst verantwortlichcn Offixiere pfahlcn und cine Rcihc Soldaren cuspcitscheu.'? Dem Heer sollre noch mchr zugcmuret werden. Maurikios, den die bisherigen Erfolge anschcinend in der HoHnung besrarkr hatten, die Slawen im Norden enrscheidend trctfcn z u konnen, wiinschte die ,Siuberungsaktion< auszudehnen. Er sandre Tatirner zuriick zu Priskos mir dem Befebl, im Feindesiand zu iiberwintern."! Dahinrcr steckre eine Srraregie, wie sie das StrJ.tegikon!\ fur den Sla\\"enkrieg cmpfichlt. 1m Winter, wenn Fli.isse und Sumpfc zugcfroren und die Biiume kah1 sind, konm:n n:1ch den RatschJagen des Krieoshandbuchcs die Sb.wen leichter bekimpft werden. Doch die Theoric cler ,tabula rasa' W:lr nil.'ht in die Praxis umzusetZl.:n, Jie Soldau:n warcn anderer Meinun~. Sic- fi.irchteten di~ grimmige Kalte und die standigen feinJlichen An~riffc, und nul' die Oberrcdungskunst des Priskos konnte die ivleulerei bcenden. Bald darauf zog cr sich gegen den Befeh! des Kaisers uber die Donau luruck.!6
5-4- 594: Kleinkriog
auf Widerru!'
Dcr Khag;an harte seit dcm ~eharnischten Protest seines Gesandtcn Koch die rbmischen Abentcuer im Slaweniand gt'duJdt't. Vicllcicht hane cr
j 94:
Kleinkrit!,,
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Ruckzug die Doncu iibcrcchriucn hatte, forden c cine awarischc Gcsandrscliafr Aufk1:irung i.ibcr seine Plane. Die schoncn \'qorte des Feldherrn scbeinen den Khagan keineswegs befricdigt au haben. Bald erhiclt Priskos die Nachricbc. der Khagan plane eine neue Invasion. Schon habe er slawischen Scharen befohlen, die Donau 2U uberschreiten.' Die Situation J~::.Kh,\gans war keineswegs einfach. Ausnahmswei,e erlaubt uns die Darsrcllung Thcophylakrs einen Blick auf die schwicrige Position eines Barbarenherrschers. Auf del' einen Scire waren die Slawen erz.iirut wcgen der Brutalirat und der Erfolge des Priskos. Was Ihnen der .Khagan befahl - ins Reichsgebiet einzutallen - hatren sic auch aus eigenem Anerico getan. Der Khagan konnrc jedoch nichr duiden, da6 ihm slawische Stamrnesfiirsten die initiative an der Donau srreicig machrcn ; er war zudem auch "neidisch auf den Erfolg der romischen Truppen".' Auf dcr anderen Seice gab es, und diescr Hinweis des Tbeopbylakr ist besonders wcrtvoll, eine Friedenspartei am Hof des Khagans: "Targitios und die Logades der Barbaren widerrieten dem Khag:m eine Auseinandersetz ung; sic sagten namlich, er zurne zu Unrecut den Romaern."! Die ,Tauben' setz ten sich schliefilich durch, de r Khagan erklarte sicb bcreir, einen Gcsandren des Priskos zu empfangen. Das Aufrreren des Theodor, eines redegewandten Arzrcs-, vor dern Kbagan gesralter Theophylakt zum ublichen Lehrstuck fur die Macht des Wortcs. Die Rad-Parabel vom Pharco Scsostris und dem gefangenen Konig, der an der Drchung des Rades den Gang des Schicksals erkennt, riihrten das Hcrz des "aufgeblasenen" Khagans. Der diskretc Hinweis auf den "miL goldenem Zierar verz ierten Reisewagen" des Pharao, "mit Edelsreinen cingefafc", scheinr den Geschmack des Awarenfursren aetroffen zu habcn. Interessanter isr in diesem Zusammenhang das Auftreten des Khagans. Er prahhe, "er sei der Herr eincs ganzcn Volkcs, unci es gebe, soweit die Sonne ihre Strahlen verbreire, niemand, der sich ihm widerscrzen konnc", und ruhmte sich seines gunsrigen Schickscls.' Die Vorgange der jiingsten Zeit h.rrtcn eincn Scharten auf seine unangcfochtenc Srellung geworfen. Er harte es niche vermocht, die Slawenfiirsten in seinem .Himerhoi' zu schurzen. Auf der node-en Seite !ief~sicb sein Monopolansprl.lch :luf Kriegsziigc ins Reich nicht aut'redHerhalten; dt:r i.ibersturztc Aufbrul:h vor Tzurullon mufht: sein Prestige weiter geschwaciu haben. Ausdriicklich berief er sich also auf sein Charism:1, beharrte auf <;cinem HerrschaftsJnspruch Libel' aile Barbarcnvoiker und betonte - wie t:inst die cr:>teawarischc Gesandtschaft yon 559 - seine UnbesicgbJrkeir. ~"as den mehr ooer wl!ni~cr kbssisch gt:bildt:ten Griechen als Hybris und bloGer Hochmut crschien, war .'\w.drl.lck der awarischen Hcrrschahsidcult)gie. Sie vor einem Gesandten des KJisers bekdi.higt zu h:1ben, war Tci! des B:11ancc;k[es, den der Khagan notig hatte, urn an der .!v1acht zu bleiben. Adres.s.1tel1 der hochfahrendcn Worte waren vor allern die eigenen Leute. Zur Wirkung war ;lber :1uch ein grt:ifbares Ergcbni.s der Vcrhandlungcn notwcndig. Der Khagan forderte daher cincn Anteil an del' Bcute - denn, so sagtc er, "Priskos hot mein Gebiet betreten, gegen meine Untertanen hat er sich vergan):)cn. Gemt:inslm soli uns deT gluckJiche Gewinn sein~'''' Was den Byzantinern lIs unerwartetc Milde des Kh:lgans erschien, war cin klciner diplomatischcr Erfolg des AWJ.renherrschers: Denn durch die Dbeq~'lbt:
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)'N: Klcinkrieg
5. Die B~dkankriege des AJ.lurikios, J92-u()2
des Bcureanruils anerkanntcn die Romer zuglcich das Slawengcbier nordlich der Dcnau als awarische lntcressensphare. Priskos mugte de hew seine Antwort an Koch, ein Slawenfcldzug der Romer beruhre niche die awarischen Interessen, zurucknehmen. Auf der anderen Seite akzcptierte dureh die Ubernahme des Beuteanteils der Khagan nachrraglicb das Vorgehen des Priskos ; er machte sich soz.usagcn zum stillen Teilhaber des erfolgrciche» Angriffes auf diejcnigcn, dercn Hcrrscher er zu sein bcanspruchte. Die widerspruchliche Situation im Gebiet der heutigen Walachei hat zu Meinungsverschiedenheiten der Hisroriker gefi.ihrt: Standen die Slawen an der unteren Donau unrer awariscber Herrschaft oder nicht? >lSi ces Slaves avaicnr ete les sujers ou les allies de Baian, celui-ci aurait ete oblige de leur preter secours", meint Lernerie," Nach Hauptmann" standee die ••walachischen" Slawen seu 579 unter awarischer Herrscbafr und wurden erst durch den Verrrag yon Drizipera (598) den Romern .,ausgeliefert". Andere Forscher betonen die fakusche Unabbangigkeir diescr Slawen." Ausfiihrlich behaodeh Avenarius" das untcrschiedliche Ergebnis der Missionen des Koch und des Theodor und betont "die lcgische und psychologische Unwahrscheiniichkeir" der Priedensofferre des Khugans. Er kornmr zu dem Schluil, der Khagc» habc zwischen wirklicher und potemieller Macht unterschicden. Freilich gab es Unrerschiede zwischen Anspruch und Wirklichkeit in der Macht des Khagans. Die Wirklichkeit aber war srandigen Veranderungen unterworfen. jeder Vcrsuch, den Machtbereich des Awarenreiches iiber eine langere Periode zu umgrenzen, ist z um Scheircrn verurteir. Auch 7.U einem gcgebenen Zeitpunkt lafh sich das Reich des Khagans kaum in einer Landkarte eiotragen. Die Raume und Spielraumc der awarischen Politik sind zu unterschicdlich. Feste Grenaen cntstanden lediglich, wenn man sie mit den Byzanrinern vertraglich vereinbart hatte. Sclbsr da gab C$ jcnseirs devon offcnsichrlich gewisse Sicherhcirszoncn, in dcnen man jeden Aufmarsch einer romischen Arrnee a!s Kriegshandlung wertcre. Sense hatte Koch niche schon in Durosrorum den Friedensbruch des Priskos anprangem konncn. jenseits des romischen Gebietes gab es Hcrrscbaltsgcbiete in vcrschiedener Abstufung, his zu einem allumfassenden Raum myrhischen Herrschattsanspruches. I' jeder Schrier de!" awarischen Polirik antwortcte auf cine koukretc Seorung ode!" Bedrohung dieses Herrschafrsaufbaues. Was uns widcrspriichlich erscheint, enrspringt der srandigen Baiancearbeit einer Grofhnachl ohne Staatsappar;H. Die politischen HanJlungen des Khag,lns muBter1 pragmatisch und symbolisch zugleich sein. Da~ Abkoll1lllell vom Wimer 59:;!:N ist dafi.ir ein gutes .lki~pld:Man kam zu ciner fur beide Tcile annehmbaren U>sung, die den drohenden Krieg vcrhimlerte. DaB Priskos clem Khagan cinen Teil seiner Krieg:;beute abtrat, war nicht binge Wicdergutmachung - dazu hane ein Teil nicht ausgereicht. Priskos Iegte, wie im Jahr zuvor seinem Kaiser, dem Herrscher der Awaren mit cinem Beuteanteil seinen Sieg zu Fu~en, lieB ihn daran teilhaben. So dri.ickt es cler Khagan in seiner Antwort an Theodor aus: Er erwartet van seinen! "Freund" Priskos dlfur, dlj3 er ihn luf seinem Terririorium plundern iaRt, cinen Antcil. ein "Geschenk aus der Beute". Der Khagan ist kein Staatslenker. der sich flir den Schutz. seiner Unrertanen verantwortlich fuhlc Ir ist cler Anfuhrer cines Barbarl.!nheeres. cler aile, dic die:;em Heel" nicht angehoren, als porentielle Beute betra~hlct. F..swar nicht das
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W/iderruI
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eillt.igt.' Mal, daIS die Slaweu an der unteren Dcnau ciner so verstandcnen Komplizenschafc zwischen dem Imperium und dern Awarenreich zum Opfer fielen. Vom awarischen Slawenkrieg von 578t.l bis zum Venrag von 598L} fuhrt eine Linic gerneinsamcr Intcressen gcgen die .anarchischeo' Slawen. Die Aussicht, cincn Teil der Beure an die Feinde abtrcten zu mussen, [uhrte im romischen Heer au ncucr iwliB~timlllung. Es bedurfre der ganzen Uberredungskraft des Pnskos, die Soldateu zu beruhigcn. Man einigtc sich schlielilich darauf, dem Khagan aile Gefangenen auszuliefern und den Rest der Beure zu bebalten. Angeblich waren es 5000 Barbaren, die man Ireigeben rnulite. Dann machte sich das Heer auf den Ruckmarsch nach Dnzipera. q Wahrcnd Priskos auf diese Weise cine heikle Situation bereinigte, waren seine Tage als Oberkommandicrender scherr gezahh. Es war wahl seine eigenrnachtige Politik, die den Kaiser veranlafltc, ihn durch den eigenen Bruder Petros zu ersetaen. Vielleicbr wollre er ouch die Erfolge. die er weiter erwarterc. fur seine eigene Familie einheimsen. Besonders erzurnt war Maurikios iiber die Ablieferung der Kriegsgefangencn, die er [ilr cine Dummheit hie It. Seine Zielseuung im europaischen Krieg vertrug sich nicht mit derartigen pragmatischen Losungcn. Das Kriegsjabr 594 sollte zeigen, dag die groflen Hoffnungen des Kaisers verfehlr waren. \X'eder die Razzien des Priskos im Slawenlaod noch dcr prckare Friede mit dem Khagan hinderten die Slawen an neuen Einfallen, im Gegenreil. Der Bruder des Kaisers war gczwungen, seine Operationen rief irn eigenen Land zu beginncn; er schlug sein Hauptquanier in Odcssus/Vama am Schwarzen Meer auf. '5 Der Kleinkrieg. den er an der Donau Ibhne, fend wiederurn unter den wachsamen Augen der Awaren start; der Khagao duldcre die Expediuonen gegen die Donauslawen sozusagen bis auf Widcrruf. Und die Laune dcr romischen Soidaren verschlechterte sich weiter, fast hat man den Eindruck cincr latenten Meinerci.
Der Kaiser und sein Bruder crugeo wenig dazu bei, die Srirrunung in der Armee bessem. Petros fuhnc sich als Kommandaar mir einem kaiserlichen Eriaf ein , daB der Sold in Hinkunft nur 7.U einern Drittcl in Geld, der Rest in \·Vaffcn und Kleidung ausgezahlt we-den sollte.·6 Scion kern es wieder 7.:U Aufruhr und wusren Beschirnpfungcn des Kaisers. Nut durch das Zugestandnis, da~ inval ide Soldaten \'ersorgt und die Kinder der Gefaltenen an ihrcr Stelle in die Stammrollen eingetragen werden soil ten, waren die Wogen ,u glitten. Schon auf da ersten Etappe des \Veilerrn,\rsch~s stidsman Juf Sl:twen: Und wie so oft. waren die Plunderer bcreits mit Beute beladen, als man ihrcr habhaft wurdt!. Sie hatten Zaldapa, Skopi:; und Akys hci.mgesudn; ~s handdtc :;ich nj~ht urn Scupi/Skopjc!7, sondern urn klein<:re KClstelie in 1':iedcrmocsien bloW. Scylhia minor, zwis.::hen Odessus/Varna und Durostorum/Silistra. Petros hane TOOO Mlnn unter dem bewahrten Alexander vorausgeschickt, die abe:r wenig Lust zu einem Angriff h.men. Die Slawcn verSChafli'.ten sich inzwischen in einer Wagenburg, wobei sie Frauen und Kinder in die Mitre nahmen. Alexand~r mu!Ste seine Soidaten in ihrer Muttersprache anfahren - ciner der Hinweise auf die bteinische Umgangssprache der unteren Range -, um sic zur Attacke zu bewegen. Der Kampf vcrlief so, wie man cs aus mane hem Western kcnnt: Die Romer ffiu6rcn absitzen, hatten manche Opfer zu beklagec., ersturmten "Schlid~lich doch die W'agcnburg, wobei die Verteidiger ihre romischcn Gefangcnen iiber die;:Klinge sprin1.U
l,p
5. Die
Bldbllkrit'ge
de,
,11.zurikius, J92.-hCL
g\.'n ljd~en, bcvor sie selbst tielen. Petros lcierte den Sieg, an der» er kciucn Antcii harte, mit ciner jagd, auf der er sich verletzte. Maurikios bcstand rrotzdem daracf den Feldzug fortzusetzen, und schricb seinern Bruder ciuigc unfreundliche Briefc. Er trug dun aber schliefilich auf, Thrakicn niche 7.U verlassen, well cr von einem bevorstehenden Angriff dcr Slawen auf die Hauptstadr
gehort babe. Petros nahrn also die StraEe, auf dcr die Shwen gckommcn ' v;1ren, und crreichtc ubcr Piston, d.rs verwiisrctc Zaldapa und latrus die Stadt Novae/Svistov an der Donau." Das muB am 11.August gewesen sein: Denn die Burger bestandcn darauf, daG der Feldherr am ncchsten Tag dJS rest des Manyrers Lupus mit ihnen beginge." Weniger erfreuliche Erlebnisse harte Petros im oabegelegenen Asimos, dessert Name sich bis heute irn FluB Osam erhalren hat. Er wurde von clef starken Besarzung der Stadt mil grof.en Ehren empfangen. P.:[r05 war vou den Praclnkerlen der Stadtgarde so entzuckr, dag er sie gjeich mitnehmen wollre. Die Stadtocwohner bericfcn sich dagegen auf Kaiser Justin, dcr ihnen wcgen der baofigen Barbareneinfalle 50 starken Schurz zugesichcrr bane. Als der Feldherr darauf besrand, die Stadt vcn ihrcn Veneidigern zu enrblofien, nahmen diesc Zuflueht in der Kirche. Petros heauhragte Gentz on, der noch irumcr die FuBtruppt:n kernmaodierte, die Stadtgardc don hcrauszuholen, aber dcr Germane hatre rnchr Ehrfurchr vcr dem heiligen Ort als der Bruder des Kaisers. Am nachsten Tag vcrsuchte Petros, den Bischof verhaften zu lassen, doch die Bewohner yon Asimos war fen seine Leure hinaus und v(:rspcrrten die Tore. Auf den Mauern sang man Loblieder auf den fernen Kaiser und verwunschte seinen Feldherrn. Der mutite unverrichterer Dinge abaiehen. Es ist anzunehmen, daH diose Blamage nur ein Beispiel fur das gcspanntc Vcrhaltnis zwischen Provinz.ialen und Reichsgewalt ist. 1: Der nachste, fast fo!g\:l1s.:hweren: Flop vntcrlief dern Korum.mdanrcn cine Wucbe sparer: Petros hatte rausend Mann zu Erkundungen iiber die Donee serzcn lassen, wo diese unerwarteterweise auf eine Tausendschafr Bulgarcn stietlen. Die
Barbaree zogen im Vertruucn auf den Pricdenszustand zwischen Kaiser und Khagon ruhig ibres ~reges. Dcr romiscbe Anfiihrer !ieg sic untcr Beschcf nch1llt:1l, wor:lUf sic ihn dur~h t:inen B0tCn zur Einhaltung des friedens m:lhnten. Dt:r OHizier schicktc sic zu Petros. Dieser wiederum wies die Friedensmahnungen zuruck und verki.indetc gruBspurig, sie wurden bJlcl al!e durch das Schv.ert urnkommen. Darautllin griffcn die Bu!g:m~n den romis<.:hcn Trupp an und schlugen ihn in die Flucht. Petros sah nun seinen Fehler ein, ilir den der Offizier biiBen !nuRte, Dcr Zwi~chenfall ilihrte 7.U diplomati~chen Verwicklungen; der Khagan lieE seine Gesandten s~harfstem gegen den Vertr:,tgsbruch protestieren. PetfOS heuchelte Unwisscnheit, und es gelang ihm, die Awaren mit glanzenden Gesch~nken und einem BuGgeld zu beschwichtigen.~J Die topographische Einordnung deT Stelle wiirde vcnnuten lassen, dag der folgensl:hwerc Zusammcnstog am Si.idufer der Donau stattfand. Doell ware clann die Vertragsvcrletzung auf awarischer St'ite gelegen. Der romische Trupp hane:: wohl dJ.s r;eindesland ausgekundschaft~t und niche das Land an cler DonaustraEc. Die Gcschichtc ist zudem ein wichtiger Hinweis auf An'ivesenheit und Rolle von Bulgaren im Awareureichj sie gJlten woh! a!s Tei! des Awarenhecn::s, konnten aba rdati ....selbst:indig operieren. Viel~ Z
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i9i: Der ti!yrische Krieg
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lciciu sollreu sie fur den Khagan die Bewegungcn des rouu ..•chcn Heeres beobachten oder Priisenz im Slawcngebiet dcrnonstricreu .:!3 Nach all den Peinhchkeiten wolhe Petros doch 110ch einen Erfolg vorweisen konnen. Er [ie~ z wanzig ausgewahlre Scldccen i.iber die Donau serzen, urn Feinde ausfindig zu mechen. Die vorsichrigen Kundschafter bewegten sich, wie ubiicb. n ur nachrs. 'vas Ihnen zum Verbangnis werden sol]te: Sie wurdcn untcrtags bcim Schlafcn von cinigen v-orbeireitcnden Slawcn entdeckt und gefangeu gencmrnen. Voter der Felter verricten sic die Plane des Petros. Der Anfuhrcr - "phylarchos" _ dieser Slawen, Peiragast, konntc nun den Romern cine Falle stollen. Als Petros, der noch niches vom Verbleib des Gegncrs wufite, die ersten tausend Mann uber die Donau sctzen lid~, wurden alle von den im Wald versteck ten Slawen niedergemacht.
Dennoch gclang es Petros schliefilich, mir der Ubcrmacbr seiner Truppen, die von Booten aus die Slawen unter Beschuf; nahmen, den Ubcrgang zu erzwingen: Auch Peiragast wurde von einem Pfeil getroffen und smrb. Allerdings hatten die Romer noeh keine Pferde cbergeserzr, viele der Geschlagcnen entkamcn daher. Auf dem W'eitermarsch gerier die kaiscrlichc Armee in einc wasser lose Gegend _ wahrscheinlicli die Baragae-Sreppe" -, und die Soldaren mutiten furchtbarcn Durst lciden. "Da das Herr den Mangel an Wa~ser niche aushalten konnte, loschten sic ihren Durst rnit Wein. ,,:~ Es entstand ein heilloscs Durchcinander. SchlieB~ lich vcrriet ein gefangener Slawe, daB man our 4 Parasacgen {ca.z z km) vom Helibakios/der Ialomipr" curfernt war. Prompt genet des Heer wieder in einen Hinrerhalt der .arnpbibischen' Slawen: Wahrend die Romer sich gierig am Wasser driingten, brachen JUS Verstecken am gcgenuberticgenden Ufer Slawen hervor und metzelten cine groge Anzah! nieder. Der Versuch, mit improvisierten F!ij~c.:n das andere Uter zu gewinnen, cnderc in einern weitcren Debakel." )::.Jr: war das ~\'r.16voll, Petros wurde wiedcr durcli Priskos ersetzt, der gro~ere!) Gescluck und wahrschcinlich auch mehr Gluck im Buschkrieg bewiesen bane. Des Maiheur seines Rivalen harte allcrdings gezeigt, lhB auch die Siege des Vorjahrcs die Kampfkrafr der Don.ruslawcn kcincswegs bccineracheigt hanen. Daf keinc nachhahigeren Erfolge erziclr werden konnten, lag wohl nichr nur an der Unfi"ihigkcit irgendwelchcr Kommand:uncn.
5·5· 595: Der iHyri!)ch~ Krieg 5)12
hatten dil: Ki>mer dil.: aWiirisdlc Annt:c nm mit \lie! Gllick au~ dtr Umgebung
der Hauptstadt t:ntfernen konncn. Dennoeh tid~del' getlt,sdue KhagJn in dcn nachsten beiden Jahren die Waffcn ruhen - obwoh! ih:n die an der Donau in einer v61kerrechtlichen GrauZl.me operierenden romischen Truppcn VorwJnd ge.nug fLir einen neuen Angriff geboten hatten. \X!arum diese Zuri.ickhaltung? Hatte die Prisenz des kaiserlichen Heeres eine so 'lbschreck.:nde \'firkung aut"die erfolg.~gcwohnten Awaren? Vermutlich war cs in jenen Jahren tJ.tsachlich die Politik des Khagans, in der KonfrontJtion mit den Romero niehl zu\·iel zu nskieren. Er!it 598 stieG die awari~ sche Armce wieder in die europaischen KernlJnder des Romerreiches vor. Wie schon 592. zeigtc sieh ill diesenl Jahr, daB dil! kaiscrliche Armee einem geschlosse-
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5. Vir: 8.;,lki.mk)"iegc des Maurikios, 592~()02
ncn Aufmar sch dcr Aw.trcn \vcnig cntgegcnzuseczcn harte: Bride Male war der sonsr gar nicht zaghalte Priskos vor alle-n bemiiht, sein Heer 2U retten. Die Schlagkralr der Romer reichc zur Erklarung also nicht aus. Die Chronologie der groBen Awarenzbge - so wenig prtiz.is sic im eiuzelnen ist - zeigr allerdings, JaB mebrjahrige Pausen zwischen den Unrcrnehrnungen die Regel waren. Kaum Iolgteo zwei Invasioncn unmictclbar aufeinander - selbst wenn dadurch cin straregischer Vortcil ungcniitzt blieb. Die awarische Kampfwcise war fur langc Abuctaungskriege niche gceigner. Auch such ten die Aware» nie von sich aus eine Eruscheidcngsscblechr: all einer Vernichtung der gegnerisehen Armee war Ihnen niche gelegen.' Ein Kriegsgrund, wie es die romische Offensive an der Donau sein mochte, mufh c niche zum AnlaB fur einen Krieg gcnommeu werdcn. Gerade in den Jahren Ulll 595 kamen noch weitere Grunde daxu, eine Offensive gegen Byzanz zu unterlassen. Denn die Situation an der Westflanke des Awarenreichcs war in Bewegung geraten. D:lB Thrakien einige Jahre Ruhc gcnofi, war also niche vorrangig das verdiensr der rcmischen Generale. 1m Gegcuteii: Die kaiserlichc Armee war sclbsr von den Slawenkriegen einigermaiicn in Mitleidenschafr gezogen worden. Als der im Fruhjahr 595 an seinen Posten zuruckgekehrre Priskos in der Astikc seine Truppen mustcrte, stcllcc er fest, daB sic betrachrliche Verluscc erhnen hartcn. Er machre die Ausfalle, so gut es ging, wert und stieE in zweiwochigem Marsch an die Donau vor.' Er setarc iiber den fluE und schlug in Novae superior sein Lager auf - "rc c vw N613at" ist wohl kein sonst unbckanntes Lager gegeniiber von Novec/Svistov, sondern jenes Novae/Cezava oberhalb des Eisernen Tores, das jusrinian befcstigt harte, oder eiu Bruckenkopf am anderen Ufer - also wcscnrlich naher dem Zenrrum des Awarenrciches.! \,(/i.::der begann des bckannte Spiel: Der Khagan lieB durch Gesandre nach dcm Grund des Heerzuges fragcn. Ocr romischc Peldherr speistc sie mit Ausreden ab ; er rncinte, die Gegend sei zum jagen besonders geeigner und auflerdem wasserreich. Doch diesmal war der Aware hannackiger ; er erwiderte, die Romer batten Iremdes Gebicc betreten und dadurch den Friedensverrrag gcbrocben: sicherlich barren romische Einheicen die Donau Uberscbritren. Auf die diesbezughchen Vorwiirfe des Khagans kontcrrc del' romische Fcldherr, wie cs die Romer olters eaten, damir, daB er den barbarischen Rechrsanspruch auf dicscs Land in Erage srellte und den rornischen hervorkehrtc. Denn aueh am Nordufer del' Donau konnte sieh Priskos luf r()n1ischem Geblet ~<.ihnt'n, nimlich im alten trajanischen Daziel1, J.n das zumindest die Bri.ickcnkopfe nordlich des Stromes erinncrten.~ Der Khagan lutu: J.lso z\vei Grunde, zu prott:sticren; 2um cioen hatten romische Truppen den Strom i.iberquert und aktualisienen damit aIte Anspruche auf Gebiete, die nun die Awaren besaBcn. Zum zwciten rcidH~ fur einen awarischen Protest auch der AufmJrsch erner romischen Armee an der Donau in offensichdir.:h offensiver Absicht; a:Js dcmselben Grund hane der Kha~an einige Jahrt: zuvor Koch entsandt (vgl. Kap. 5.3.). Man kam i.iber die gegenseitigen Vorwurfe nicht hinaus; der awarische Gesandte meinre jedenfalls, in wessen Land man si,h befinde, werde Jer Krieg emscheiden, und zog ab.~ Wie ;tuch immer, Priskos bringt t:in intt:ressantes £lemenl in die AuseinanJersetzung: Er wirft den Awaren vor, sie seien our ais Fli.ichtlinge vor den Turken nach Europa gekommcn. Damir gibt cr Theophylakt die Gdcgcnheit zu scinem
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Der illyrische Krieg
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beruhmten Skyrhen-Exkurs. I'riskos hat die Aware» .111 ihrem wunden Puukt getroffen: Er hat nichr nur den .Gebunsfehler' des Awarenreiches angesprochen, sondern zugleich auf tine immer noch akruellc Bedrcbuog angespielt. Die diplomatischen
Kontakre der Romer rnit dern nirkischen
Khaganat hatten immer schon
eine Spicze gegen die Awaren enthalten.' Harte Priskcs aus cktuellern An laB auf den dunklen Punkr in der cwarischen Geschichie angcspieh? Seine Vorwiirfc vcrfehltcu ihrc \~"irkung> viclleicht errcichreu sic sogar das Gegcnteil. Diesmal lief der Khagan seincn Drohungen eine wohidosicrtc Handlung folgen. Am zehnten Tag nach dern Treffen berichtercn Boren, die Barbaren hatten Singidunum eingenommen und wollten die Bewobner ins Feindesland verschleppen.' Ohne Zogern ruckte Priskos donauaufwarts vor und schlug auf dcr lnsel Singa in der Nahe Consranriolns sein Lager auf - angeblich 3c Meilen von Singidunum entfernt. Vielleichr handelre es sich um die lnsel beim heurigen Vinca, 30 km srromabwarts
vcn Belgrad." Don kam es zu einer denkwilrdigen Begegnung des rornischen Oberkomrnanmir dem Awarenkhagan. Der Awarenherrscher harte am Ufer Platz genommen, das BoO[ des Priskos war in Rutweite auf der Donuu verankert. Das Arrangement tiir die Giprelkonferenz an der Donau zeigt des Mij~tr3uen, des damals zwischen den Machten herrschte. Theophylakt gibr die fur seincn rherorischen Geschmack rechr sehmucklosen Reden der beidco Kontrahcntcn wieder." ,,;£\'0';: 6 "lcn:go; U~llV",die Dcnau isr euch trcmd, war der Kernpunkt del' Aussage des Kbagans. Er verlangte den Ruckaug der rcrnischen Armee von del' Donau als Bedingung fur den Frieden: ,,\\I'a5 gibt es zwischen euch. Romer, und meinem Land gemeinscmes? Warum setzt ihr euren FuB weirer als es sich gehort ? Die Donau ist euch fremd, ihrc WcUen eehoren zum l-eindcsland. Mir Waffen haben wir sic uns erworben." "Das bedeutcr jedoch niche uubedingt ciucn Anspruch auf das rcchre Donauufcr, cs beziehr sich ehcr auf den FluB seibst, VOl' dessen Uberschreiruog gewarnr wird. rc lrnmerhin sag Priskos in diesem Augenblick in einem Boot auf dcrn Flug, uud seine Flcrre ankcrte bei dcr Inscl Singa. Die standige Anwesenhcir rcmischer Armeen am Srrcm wertete der Khagan wohl auch als verletzung awarischer Intcressen. Der Siawenkrieg am Unterlauf war gerade noch toleriert worden. jerz r stand Priskos am Rand des Karpatenbeckens. Der Khagan muBte mit einer Auswt:itung der romischen Offensive auf awari.sches Siedlungsgcbict rechncn. Er forden\! den sofortigen Abzug del' romischen Armee; die Dc.:klaration des ,Istcr Anricus' sollte dit:5cn Punkt unrerrnauern. Wano immer in den folgenden Jahren cine: romische Anne:e her.lnru.,;ktc, kam es im neur.llgis,hcn Gl.!biet zwi)..:ht:'11 Singidunum und den ,Katarakten' zur Konfrontation. Es ware also \'crfchh, 7.U wcitreichende Schliisse aus der awarischen ,Donau-Doktrin' zu ziehcn. Sic war ein politis..:her Schachzug im strategischen Pokerspicl der beiden GroBmaehte. [rn Frieden von 598, nJ.ch dem awarischen Sicgcszug durch Thrakien, wurde die Donau nur allgemein ab Grenz.c fcstgeIegt, sogar ihre Oberschreitung gegen die Slawen war moglich; als die Aw;nen urn 600 in Bedrangnis gericten, wurde die weitgehendere AusJegung van 595 wieder aktueU (vgl. Klp.5.7.-9.). Schon das zeigt ihrcn vorwicgend defensiven Char3kter. Denn wenn die Awan~n Beute machen wolhen, beschrank{en .sic sicn ohnl'hin nicht auf die wenig eintraglichen Grenzgarnisonen :lm obersten Limes.
dierenden
5. Die B.dk.lIlkriege des Maurikios, J92-6c1
Alpenslanscn und LI'Wdri."ichc \'(,ie5lpolitik
Popovic" s(hlidh JUS den awarischen Ancprilchcn, Jaa in diescr» Jahr (er dati err die Ereignissc auf 596) die Operationen des Khagans dem illyrischen Limes den Todessrof versetzt harten. Die letzten Miinzen in illvrischcn Limeskastellen, die bisher gefunden worden, stamrnen von 592/93' n' Nach 596 wurdc seiner Meinung nach die rcrnische Verteidigungslinic auf den .inneren Limes'
cmen Barbaremrupp. Ls ::;cbng romischen Kundschaftern, sich nachts soweit heranzupirschen. daf sie cinige Barbarcn lebend fangen konnten. Guduin brachte
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z.uruckgenommcn.
Doch crfahrcn
wn- nur vom l-ull Singidunums, das kcineswcgs dufgegcben, wurde und in den folgenden Jahren Operationsbasis der romischen Armee wurdc. Andere Kasrelle harrcn die Awaren offensichtIich niche gcnommcn: die Romer warcn sofort auf die Nachrichr vom Fall Singidunums bis auf )0 Mcilea an die Stadt herangeriickt. Dart stieflen sic bei Constantiola auf das Awarenheer. Do. schon Viminacium 50 Meilen von Singidunum enrfemr war!', konnen die Kastelle unrerhalb dcr Margus/Morava-Miindung damals nicht betroffen gewesen sein. Nochher cber wandte sich der Khagan nach Dalmauen. Will man niche ann ehmen, die Awarcn hatten bcreirs vor dem Anmarsch des Priskos am illyrischen Limes systematisch ,gewildert< - was ihnen der General wahrend der Vcrhandlungcn sicherlich vorgcworfen hatte - kann gerade in diesem jahr niches Enrscheidcndes passiert sein. Yon einer formellen Aufgabe dcr Donaugrenzc durch die Bvzantiner kann gleichfalls kcine Rede scin. Das Jahr 595 brachre also kcine grundlegende .Anderung der Verhaltnisse am Limes. 50woh! 592 als auch im Herbst 597 wird das voruberaiehende Awarenheer mehr Schaden angerichcer haben. Priskos lief sich jedenfalls auf cine Fesdegung dcr .nassen Grenze' nicht ein; er Iorderte die Rcckgabe von Singidunum. Daraufhin drohte dcr erzurnte Khagan, noch vielc weitcrc Stadce zu erobern. und aog sich vor» Ufer in sein Zeh zuruck. Nachdem die Verhandlungen gcscheitcrt waren, schicktc Priskos den Guduin mit cinem Tcil des Heeres zu Schiff nacli Singidunum. Als die cwarische Besutzung die romische Flone heranruckcn sab, versuclue sic, vor der Stadt aus Wagen eine Ver schanzung zu errichtcn. Sebald die Rome- die Verreidigungslinie tiberrannr hanen. ergriflen die Barbarcn die Flucbt: niche zuletzt aus Purcht, auch Yon den Bewohnem der Stadt angegriffen zu werden." Anscheinend barren die Barbaren die Stadt nicht v(lIE:; zcrstort, sondem cine Besatzung don stationiert ; die Einwohner konnen noch nicht verschleppr worden sein, wic es die Romer bcfurchtct hancn. Am nachstcn Tag wurden die beschadigten Maucrn wiederhergestellt. Dilraufhin k.i.indir;rc der Khasan dur(h Botc:n an Priskos den Frieden offiziell auf. Doch er schlug nieht den gewohnten Weg cntlang der Donaustr:.Gc ein; diesmal wandtc er sidl in RichtLIng zurn "ionischen Golf", also zur Adria, und marschierte in Dalmatien ein.1J Genalleres Hi~t sich i.ibc:r die Ziele des Awarennee~ res leider nich[ sagen. Laut Theophylakt griff es naeh einigen Tagesmarschen die sonst unbekannte St:tdr Bonkeis an und eroberte sie sl.:hliemich.!6 Die Stadt und yit:rzig weitere Festungen .'wllen in die H:lOd der Barbaren ~efallen sein. Priskos machte keinen Versu(h, die Dalmatincr 'lor den awarischen Plunderern zu schutzen. £r sandre nllr den bewiihrten Haudegen Guduin mit lOCO Mann aus, urn die Feinde unter Beobachtung zu hahen. Das romische Detachement konnte es nicht wagen, wie die Invasionsarmee die Hauptstrage zu beni.itzen; man roulhe sich durch unwegsames und unbekanntes Gelande bewegen. D:ls Unrernehmen hane unerwarteren Erfolg. Eines Tages erspahten Guduin.~ Leute aus cler H6hc sondern
gleicb zuruckerobert
1-+7
aus ihnen hcraus , da~ ihrc Abteilung JUS zwei Tausendschcfren bcsrand und vom Kbagan mit der 13ewachung der Beutc betraur worden war. Wie irnmer bei solchen Gelegcnheiren waren die Fcinde vom Wein benebe.t. Die Romer hatten mit den ahnungsloscn Barbarcn dnher lcichtcs Spiel; die zuruckgcwonnene Beutc wurde umgchend an Priskos gcschickt. Es \VJr rnit geringcm Aufwand gegluckt. den Khagan urn die Fruchrc seiner Ercberungen zu bringen. Theophylakt schreibr es dessen Niedergeschlagenheir 2U, daG nun nachtzehn Monate und mehr" zwischen Awaren und Rome-n nidus Erwahnenswertes geschch. Beide Heere [agerten wahrend dieser Zeit an der Dcnau." W'clcher Teil Dalmaticns darnais in Mitieidenscbaft gczogen wurde, isr schwer zu entscheiden. Die Kiistenbewohncr hatren in dieser Zeit noch andere Sorgen, etwa den jahrelangen Streit Papsr Gregors des Groden rnit clem Erzbischof von Salona, der eine rege Korrespondenz ausloste." DaG ein Vorrnarsch enrlang der Save die Byzanriner damals noch sehr beunruhigt harte, ist zu bezweifeln. Wahrscheinlich schlug der Khagan die Serafle von Sirm.ium nach Salona ein, auch wenn sic zunachsr in rclanv unergiebiges Berggebier fuhrte, JaG im Gebirgc gekarnpfr wurde, zeigr ja das Unrernehmen des Guduin. Dadurch konnte das bcurigc Bosnien der slawischen Expansion geoffner worden sein." DaB der Kh.agan sich auf ein soichcs relativ wenig eintragliches Unrernehmen in den Bergen einliefi, muB mir der Situation im Westen seines Reiches zusammenhangen. Ein Zug nach Siidwcsren [uhrte, wie augedroht, auf Reichsgebier; gleicbzeing demonstrierte er die awarischc Prcscnx in eincr Region. in dcr das Vordringen der Slawen immer mehr das Gleichgcwichr der Macbtc bedrolne. Viclleichr hane dcr Khagan ursprunglicb gcplant, an die dalmarinische Kuste vorzustolien, und erfuhr auf dern \\leg von den slawisch-baycrischen Auseinandersetvungen im Drautal. Auf jcden Fall miissen die Ereigoissc im \'qesten in diescn jahren wichrig genug gewesen sein, urn den Krieg gegen Byzanz zunachst im Sande verlaufen zu lassen.
5.6. Alpensluwen
und awarische
Wahrend an d~r untt:ren Donau byzantinisl:he
Westpolitik
Feldherren mil wechsdndem Erwcstlichcn H..intl des awa.rischen Machtbereicht.~ ihnliche Auseinanderseri'.ungcn. LInd sic brachtcn clem Khagan ahnliche Prob!cme: Hier wie donluttcn Sbwen, dcr.:n Fi..ihrung l.:rbc::anspruchte, auf cigenc Faust gekampft und d,ldurch eincn Gcgc::nangriff def betroffenen Nachbarn ausgeliisL Die Kvnterschlage wit::derum erforderten cine awarische Reaktion. Dcr Khagan konnte cs sich nieht leisten, auf die Dauer die initiative den Shwen allein zu ;berlassen - ebensowt:nig, wic er ihre Niederlagen auf sich sitzen lassen konnre. Wie allch gegeni.ibcr Byzanz, gcbng es im Westen, die unauswci..:hliche Konfrontarion zu b~grcnzen. DaG mit einer dosienen Mischung schneller Intervention, Drohung und Diplomatic ein langerer Krieg verhindert wurde, zeigt einmal mehr das Ges(hick des Khagans. 1m La1.1fedt::r achtziger 1ahre di.irfle es den Alpensbwen, \,jelleicht mil awarischer Untt:rsti.itzung, gelungen sein, in Karnren wie in Krain die Reste germafo!g im SI:.nvenland karnpftcl1, bcgannt:n
,1111
1.;8
t, Die B/.dk.mkn·cgc des
A/,runklOs,
592-6::;2
nisch-romauischcr Hcrrschaft zu bcseingen. DJ~ geschah, ohnc dag die Chronisren von dieser folgenschwercn Vcranderung vie! Notiz nahmen. Wir verdanken es nur den unentwegecn kirchenpolitischen Srreitcreien im -Patriarch at Aquileia, dJ.B wir zumindest das Ende der Kirchenorganisation in den slawisch gewordenen Gebieren rekonsrruieren konnen. Dureh die [angobardischc Eroberung 568 war ein Crofiteil del' aquileischen Kirchc zur .cecctesia in gentibus" geworden. ~ Im Spannungsfeld zwischen Reich und Langobarden, zwischen Papsr und Exarchar versteifre sich die .Fromkirche' van Aquileia im .Drcikapitelstreit' auf eine scbismctische Position. Eiu Brief aus diesen Auseincnderseraungen tragt die Unterschriften der Bischofe des langobardiscben Bereiches, die sich 59' bei Maurikios iiber den Papsi beschwerten.' 1m jahr vorher war auf dem Konzil von Marano ein langjahriger Streit uber cine Verschnung mit Rom geschlichrec worden; Pall Ius Diaconus zchlt die Exponen[en der beiden Linien auf.' Anfang des? Jahrhunderts kam es dann z ur folgenschweren Spaltung zwischen dem .Fluchtparriarchar' im byzantinischen Grado und dem wiedererrichtecen Pau-iarchensitz im Iangobardischen Aquileia. Als 827 auf dem Konz.il von Mantua zwischen den Rivalen enrschieden werdcn sol he, vermochcen beide Kirchen Beweismaterial JUS der Zeit urn 6co vorzulcgcn. Darunter war die Unterschriftenlisrc einer zwischen 572 und 577 in Grado abgehahenen Synode, die auf diese Wcise in den Protokollen von 827 erhalcen gebiicbeu ist.' Im weireren Veri auf des Patriarchen-Streits ging man dazu uber, solche Bcweisstuckc zu falschen. Ein derarriges Eracugnis del' Gradenser Falscherwerksratt 1St vermurlich die in der icalienischen Lireratur weichin verwendete Unterschrifrenlistc einer Synode vcn I
579'
Die aufeinanderfolgcndcn Bischofsiisren zeige» den VerfaJl der "ecciesi;} in genubus". In den sicbzigcr jahren hatton die Bischofc van Celcia/Celjc und Emona/ Laibach, von Teurnia bei Spinal/Drau una Aguutum/Lienz noch gemcinsam rrut ihren Kollegen JUS Venetien an der Gradenser Synode teilgeuomrncn. Bald darauf fielen die chrisrlichcn Fluchtburgen im .Dreilandereck' zwischen Awaren, Franken und Langcbarden in slawische Hand. In den kirchenpolitischen Auseinandersctzungcn urn 590 trar keiner der Bischofe nordlich der Karnischen Alpert mcbr hervor. Ecwas binger scheinc sich Bischof Johannes von Ccleia behaupter zu haben: Nacb 587 gehorte er [aut Paulus Diaconus der Kompromifl-Fraktion an und war 590 wohl noch in seiner Diozesc." Bald darauf floh er abcr "de Pannoniis" nach Isrrien, wo er in Civitas Nova cin Bistum einrichrere: Schismariker 7. wangen ihn schliefilich, seine Fluchr nach Sizilicn Iortzuscrzcn, wic wir cus einem Brief Paps[ Gregors von 599 wissen.s Haufig wird fur die siebzigtr Jahre des 6. JJhrhlmderts aueh noeh mit einem Bischof von Siscia gcrechnet, woher dcr "Vindcmius Cesscnsis" der Gradenser Synode gekommen seill sol\.9 Die italienische Forschung laBt ihn hingegen auf cler lnse! CiSSl in der Buche von Rovinj residieren. Das Schicksal dicses istrischen ,Klein-Athntis' ist voUer R:itscl: Angeblich soli es um 700 bei einem Erdbeben in den Fluten verschwundcn .sein.!" Auf den versunkcnen Bischofssitz weist auBerdem die Untersehrift cines Ursinus auf einem Protokoll der ri5mischen Svnode von 680 hin; nach der griechischen Version war er "b;(oi
Alpcnsl.naen
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It'wlll"/.sdJl;'
\y"'r:SlPQiilik
'49
"Cenelensis;' (also Cencda bci Vittorio Ven~LO).;1 Unmiuclbar dJI1Jch folgt die ebenso unklare Unrerschrifc des "b:LOXO;'tO; Kl:::Aitav'l;:" (lat. .Vejcnnnae"). Geht man nach der geographischen Reihcnfolge, konncc ersreres Cissa sein. zweiteres Civitas Nova als Trager der Celcia-Tradirion. Wit auch immer, ein Bistum Siscia 7.ur Awarcuzeit lath sich mit Hilfe des Vindcmius Cessensis nichr rckonstruieren. In Karnten harren sich um 59C die Sla-ven jedcnfalls durcbgcseur. Paulus Dieconus isr unmiliverscindlich: Es war schon "provincia Sclaborum", in die urn 592 der eben cingescrzte Bayemherzcg Tassilo vorsriefi. I: Wie sein byzantinischer Kollege Priskos machtc der bayerische Dux bei den .arrn en Vcttern' der Awaren reiche Beute. Er holte sich auf dicse Weise wohl einen Anrei] an dern, was einsr den [etzren Norikern gehdrr harte. Die Ausgrabungen auf den Karncner Fluchtburgen des 6. jahrbunderts - Hemmaberg, Grazerkogel. Laubendorf oder dern Kirchbichl von Lavam zeigcn, daB die norische Kirche vor dem Staweneinfall iiber gewisse Mittel verfugr harte. Auf dern Hoischhugel bei Maglern, direkr an der heutigen italienischen Grenze, vergrub einer der Verteidiger sein Vermogen van etwa 20 Goldsolidi. darunter Miinz en Justin II. (t 578) und laogobardische Pragungen.:-I Ahnhches mag Tassilo den slawischcn Raubern geraubt hcbeu. Dan es sich bei den Gegnern Tassilos iiberhaupt urn .Karntner' Slawen hcndelre, scheint aus der Parallele zum bayerischen Vorstof urn 6ro'l hervcrzugehen. Damals wurde um Aguntum/Lienz gekampfr. In diesem Raum werden im allgerncinen auch die Karnpfe der neunziger jahre lckalisiert. ,6 Die Angreifer waren in heiden Fallen die Bnyem. DaB sich dcr frischgebackene Bcycrnherzog Tassilo gerade im Drautal seine erstcn Sporen verdiente, ist wchl kein Zufall. Nichr erst seit 589 eine Bayerin den Lmgobardcnkonig geheiratet bene. pflegte man in Bnyern die Freundschafr mit dcm sudlichcn Nachbaru auch daun, wenn das der Politik del' Merowingerkonige \•...idersprach. Erst nach dern Friedcnsschluf mit den Langobnrden von 59' konnte Childeberr Il. es sich erlauben, durch die Einsetzung Tassilos - wohl 592 - die Boyero wieder fester an die Kandare zu nchmen." 591/92 schlof dcr neue Langobardenkcnig Agilulf den ersrcn einer Reihl: Yon Friedensvertragen mit den A c,-aren. .e Das bedcutete den Verzicht auf ehemals lengobardische Positionen jenseits van Isonzo und Kamischerr Alpe». Auch die Bischofe, die 591 in Grado vus.unmcnk.uncn, h.HtCI1 sich mit dem Zusarnrnenbrucb der norisehen Diozcsen anscheinend schon abgefunden. In ihrem Bittbrief an KJ.iser Maurikio;; werden die altcn alpinen I3i.s..:hof.s~itze 1I0ch erwahnt, ihre Unt~rsd1fif[ fehlt bere-its. '? Die Slawengebbr steht lli~ht auf del' TJgcsordnung;; Hauptsorgc im Patriarchat von Aquileia sind der Dn~i~Kapitel· Streit uncl die Sclwlierigkcitcn mit Papst Grcgor!O Zur Verdeudichung erinnert man daran, dag einst frankische Bisch6fe in Binnennoricum Priester eing;esetzt hatten. Unverhohlen drohen die Bischofc, dag ahnliches wieder geschehen konn~ [e, wenn der Kaiser sic ni.;h[ ur.terstiitzt. T:ltsachlicb lag die lni[ilcive wieder bei den Franken; nachdem die oft halbherzig unttrnommenen Vorsrogc nach Oberitalicn gescheitert Warell, hatten sich nun die Hayern suJ!ieh des Brenner fesrgesetzt. Gestiitzr o.uf die Basi.s im spateren Nurih~Tal, dem ,Klcin~Noricum' iIll Pustl!naF" versuchte Tassilo mit frankischer l
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592·~6~;.:]
Ruckendcckunc, entlaug der Dr.iu vorzustolicn. Walu-end sich die drci Gro~~ machre 591 untereinandcr zum Snllhalten verpflichter hatten, [iihrren Bayern und Slewen in den Alpen eineu Srellvenrererkrieg." Das mulice [niher oder spatcr auch zu machrpolitischen Konsequenzen fvhren. Doch 592 hindcrre der Aufmarsch des Maurikios die Awaren daran, sofort auf die bayerische Offensive zu rcagrcren. Auf der anderun Seite verhinderte die konfuse Situation in Obcritclicn iedc Intervention von diescr Seicc. Agilulf hatte mit ccfstindischcn Duces zu tun; der Exarch Romanus bemiihte sich, diese Schwierigkeiten auszuniitzen, lag aber wiederum im Konflikt mit Papst Gregor, und der kam mit den schismarischcn Bischofen im Patriarchar Aquilcia niche zurecht, die ihrerseies untereinander zerstritten waren.'! Segar die Aufnahme und Versorgung der Fluchtlinge, die Gregor am Herzen lag, wurde durch das Schisma bebindert, wic im Fall des Bischofs Johannes yon Celeia. Trorz allem machte die slawische Expansion an der Grenze ltaliens halt. Dcr "langob:lrdische Limes"!' und die awarisch-langobardische Aehse ersparten dem langobardischen italien das Schicksal der Balkanprovinzen. Anscheinend hielren sich die Alpenslawen an die machtpolitischen Richtlinien des Khagans, der keinc Konfrcntacion mir den Langobarden wiinschte. Auf der anderen Scire setzte sich in den jahren nach 59~ wicdcr die byzantinisch-Irtinkische lnreressengcmeinschaft durch. Kein Wunder: fm Sdden wie im Osten grenaren die Konige Austrasiens an Feinde des Kaisers. Gerade in Bayern diirfte man schr gcnau beobachret habcn, was im Awarenreich vor sich ging. 595, als die Armee des Khagans in die Kdmpfe urn Singidunum verwicke]t war, fiihlte man sich sicher gcnug [ur eincn ncuen Dberfall auf die Slawcn an der Dr.1l1.!\ MJ.n barre sicb gerauscht: Diesmal kern der Khagan den Slawen au Hilfe, die .2000 Bayern gingen allc zugrundc. jeder Ruckschiuf auf die politische Grot1wettt:rbge, in del' diesc Ercignisse siaufandcn, ist ebenso hypotlietisch wie die Dacierung, auf die cr sich stiitzt. \'(lie die Chronologie: der Kriege im Osten bei Theophylakt sino ouch die bei Paulus Diacoous beschriebenen Ereiguisse nur ungefahr einauordnen. \'lenn clef Chronisr der Langobarden die Ereignisse in die richrige Reihenfolgc gebracht hat, fand das baverische Dcbakel kurz VOl' dem Tod Childcberts II. statt ; kurz nachhebekamcn die Franken sclbst mir dem Hccr des Khagans zu tun. Die Awe-en fielcn in Thi.iringcn ein, uno Brunhilde, dic fur Theuderich II. und Theudcbert n. die Rc:gi~rung hillrtc, mllgu: ihren Abzub crkaufen.z6 \'Xricschon 562 uno 565, ni.itztcn die Awaren ihrell I:rankensicg ni~ht fur einen Vorston :m den Rhein. Es handeitc sich um cine blnBe Machtdemonstration. Fritze meim sehr richtig, "daB der Khago.n die politis!.::he Verbindung zwischen J3ayernherzog und Frankenk0nig sehr wohl ka.nnte und dag cr gedach[e, wie jcnem so auch diesem auf unmiGvcrscandlid1c Weise die Zugchorigkeit des Drau{ales zum awarischcn Machtbereich kllr zu machen".'7 In der Konfrontation mir den Awaren besannen sich die Frankt.:n des altcn Bi.indnisscs mit dem Kaiser. Die s!.::hon erwahnte Gesandts..:haft des Boso und Betto (oder eine.::der in diese Nachriclll eingegJngencn Missionen)'~ vcrsuehte fur Jen AWJ.renkricg, der uhnehin nidlt zu verhindt!n1 war, romische Subsidien fli..issig zu machen. Ob cler awarische Vorstof~ na!.::hThuringen Ursache oder FeIge diescr Verhandlungen war~ ist schwer zu enrschtidcn.19 Verrnutlich hJ.tten sich die
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\Veslpolitik
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Bayern I1.:1.chder Schlappc in Karnren ihrerscirs an den ,gruGen Bruder' urn Hilfe gew;lnJt. Die Ira-ikische Gesandrscbait, die in Konstantinopel die Thronbesteigung der heiden Mcrowinger-Buben anzeigrc, konncc die Gclegenheit benuczr habcn, dern Kaiser einen Awarcokrieg vcrzuschlagen. Maurikios harte gcnug van den Ausgnben [iir dell wenig wirksamen Langoburdenkrieg der unsicheren Verhiindeten'" unJ speisrc sie rnit guten 'W'onen ab. 1000,:wis.:henkonnren die Awuren den Plane» der Brunhilde zuvorgekommen sein ; es ist unwahrscheinlich, daB sic nach dem awarischen Praventivschlag noch groBe Lust an weicercn Abenteuern harte. Auch die Bayern hielten nun funfzehn Jahre still. Das langobardisch-awarische Verhaltnis blieb durch den Frackenkrieg ungetrubr ; im Gegenreil, der Khagan hatte sich durch cine neue Gcsaodtscbaft an Agilulf vorher abgesichert.!' Darauflun karn es auch z.u eincrn Venrcg Agilulfs mit Theudericb Il." Die Drohgebarde des Khagans harte also den wechsclseingeo Nichtangriffspakt der barbarischen GroBm:ichte wicdcrerstehen lassen. Dcr Volkcrbund funktionierte, die drci Partner konnten sich ihren eigcnen Problemen zuwencien. Es handelte sich also keincswcgs urn cine [olgcnschwere \X/esrwendung der awatischen Poiitik, wie einsr Ludmi! Hauptmann'! zu crweisen versuchre. Wedcr konnte die Drohung der byzantinischen Arrnce einen soichen Proncwechsel erzwungcn heben, noch reichen die Scharmutzel an der Westgrenze als Beleg dafi.ir aus. Es drclue sich blog urn cine kurzfrisrige Verlagerung des straregischea Schwcrgewichts - die Karnpfe zwischen Alpen und Elbe brachtcn zuwenig ein, um gr6Beren Aufwand Z1..l lohnen.>' Noch weniger kann man ruir Hauptmann annchmcn, die awurische Wcstwendung habe die Knechrschuft der Alpenslawcn verschar'r. Aucb das Oegentcil ist daraus nicht zu erschlicgen, wic es Mal versucht.>' Zielfi.ihrender ist Fritzes Verglei.:h~6 ruit jenen makcdonischcn Stawen, die cine Generation spacer den Awuren eine gemcinscme Belageruog Salonikis schntackhafr rnachen konocen. Das awarischc Eingreifcn sollre aber wohl nicht, wic Fritze meint, cinem .- doch recht unwahrscheinlichcn - baycrischen Angriff auf Pannonien vorbeugen. Sdbst 'Iassilo II!., der dJ7..U doch wesenrlich besscre Vorausscrzungen besaf als scin Namensvetter awci jahrhunderte zuvor, hat solchcs uic versucht. In erster Linie ging cs vermudich darum, die slawische Exp'lnsionsb~wt::gung sdbst unter Kontrolle zu halten. Ocr Fi.ihrungsanspruch des Khagans vcrlangte seine Pd~en1. uber.11J dort, we l:)ckJ:mpfr wurdc. 1.:;s~tand nidH In seinc.:r Macht, \\·ie Hauptmann annahm, seine harte HJ.nd bis in dic let7.ten Alpen61cr spi.irbar w madlen. Aber wenn es notwendig war, dano konnte er mit ungeahntcr Schnelligkeit auftauchcn. D:ts ExcmpL~!, d.1s cr 595 an den Baycrn statuierte, solltc auch Jen Sta\ven zeigen, daB er der Herr wa!'. Damit erreit:hcc er zumindest, daG neben dcm Khl!:)anat in s~jnem Bereich kein zwcitcs liberregionalcs Hcrrschaftszcnrrun1 entstand. Die Problemc im Westen kOllntcn cbs vursichtigc Auftreten der Awan~n im Osten vers6ndlicher machc.:n; vielleicht schon das Zogern in der. Jahren 593 und )94, sicherlich aber die sonsr bum erklar!ichc Wendung ::lUf den westlichen Balkan im Kricgsjahr 595. In diescm Jahr "versehwandcn" die Awaren nach den Kampfen um Singidunum und trotz einer formellen KriegserkHirung mchr Qdcr \\'enigc:' ~\US d~'m .Blickfe!d der byzJntinischcn Armer. Hochstwahrs(.heinlich
Ip
i- Die 8.dk,mkriege d,,)' ,H,wrikllh,
592-6c2
wollte mJ.11 mir dcm Zug in Richung Adria den Sla-ven des 'W'est..:nsJell Rilckcu starken. Und die darauf folgcnde achrz.ehnmonatige Kampfpause an der Donsu niitzte der Khagan, urn die Situation im Westen cndgu!tig zu bereinigcn.
5.7.598: Nur die Pest kann die Awaren aufl-alten
I Ii i I
Die Offensive der Romer war zurn Stillstand gekommen, obwohl an schein end kein Vertrag geschlossen worden war; auch Tbecphylakr [iihrt die Ereignissc des jabres 598 auf einen romiscben Vertragsbruch zuriick. womit wohl die DonauIiberserzung von 595 gemeinr ist.' Ocr Kbagan harte die Zeit gcnihzr, urn die Verhalmisse im Westen zu kldren. Nun sammclte er scin Heer, urn der alien EinfallstraBc ins Rcmerrcich zu Iolgc». dcr Doncu entiang du-cb Moesien nuch Tlirakien.' Nach der Schilderung Theophylakts began» der Zug schon im Herbst (also ,S97), die Awaren srielien bis Torms/Constama am Schwarzen Meer vor.! Priskcs kam der bclagerten Stadt zu Hilfe. Theophanes berichtcr auflerdern, des romische Hecr sei von Singidunum zuriickgckehrt.' 'IXlahrscheinlich harte Priskos wahrend der Kampfpause Singidunum zu einer An Hauptquartier ausgebaut. jedenfalls konnre die zuvor so urnkampftc Stadt ebensowenig wie der Rest des Limes dav Awarenheer cufhalten. 'X'abn:nd die bciden Hecre einander vor Tomis gegeni.iberlagen, brach der Winter herein. Einstmals hatre in dieser Stadt Ovid, fern yon Rom, die schwermutigen Jahre seiner Verbaunung verbrachr. Nun schlugen hier, nur wenig voneinander enrfenu, Romer und Barbn-en ihre Winrerquartiere auLI w,,~nun gcschah, ist cines der schonstcn Illusrrarionsbeispie!c zur Psychologie der Barbaren. Ais der Fri.ihling ins Land z og, druckte die Romer der Hunger. Die Pro vim. Scythi
.f<)8:
N,IF die Pest. ,bnn die
A't.:.'(./Fell
aujhot/fen
153
Das Vcrhalren des Khagans widerspricht allen Klischecs Yon den grausamen .Renncm und Brennern', die von seinen bis zu unseren Zeirgenosseo propagierr wurden. Vermutlich steckte nicht blofier Edelrnur dahinrer. Spektakulare GroBzugigkeit ist eiu Grundzug jedes erfolgreichcn Barbarcnherrschers. Die Romer sahen meisr nul' die andere Seire dieser Eigenschaft: Ndrnlich das Geschick, mir dem er sich die Mittel [ur seine Geschenke verschcffte. Deshalb galren die Barbaren als habgicrig. Die Frcigiebigkeit, die S0 [inanz.iert wurde, richrere sich in der Regel an andere Mirglieder der gentilen Cescilschaft. Der hohere R:lOg verpflichtete auch zur grofleren Gabe." Wenn beirn Osterfcsr von Tomis Romer solche Gcschenkc cmpfingen, so rrug dies dazu bei, das Prestige des Scbcnkers zu erhohen. Dennoch wirkt es nichr wie cin kalkuliertcr Schachzug des Khagans, wenn er auf dicse Weise seinem Selbstgefuhl schmeichelre: Ebenso wic bei der Bine urn Gewi.irze trier uns hier durch aile kulturellen Filter hindurch etwas vom spontenen l.ebensgefilhl eines Awarenherrschers cntgcgen. Es war der Khagan selbst, der diescn Osterfricden durch ein Machrworr beendere. Nach Ablauf der Festtage - uber die cr wohl informiert war - fordene er die Entflechtung der Streirkrafre. ,,$0 cnrferruen sich die Romer wieder von den Bcrbaren". Fur beide Parreien solhe das [ahr eines dcr verlustreichsren werden. Am sechstcn Tag erfuhr der Khagan, eine romiscbe Armce sei unter Komemic105 in Nicopolis" angekommcn. Er gelangte uber Zikidiba" nach Iacrus/Krivina, wo er das Lager aufschlagen lids. Die Awaren zogen ihm solon entgegen, sicher in der Absichr. die Vereinigung mit Priskos zu verhindem. Theophylakt beschuldigt den Komentiolos des Hochverrats ; als der Khagan bei Iatrus, nahe von Ncvoe/Svisrov, angekommen war, vcrsprach der Feldherr in einer Geheirnborschalr, ihm seine Arrr-ec auszuiiefern. Ais die Barbaren im ersten Morgenlicbt angriffen, rat der romische Kommandeur alles, urn seine Truppen durcheinander zu bringen. Dennoch luelt sieh die dezinuerte Armel' bis zum Abend. In der Neche machte sich Komentiolos hcimlich davon, niche ohne seine besren Einheiren zur Fluchr aufzufordem. Am nachstcn Tag zcgcn sicb die verbleibcnden Romer dber den HuB Iatrus/jann-a zuruck ; hier gcricceu sie noch einmal in einen awnrischen Hinterhah, doch unter grollcn Verlusten konnte sich der kummerlichc Rest der Armee den Weg durch die Enge erkarnpfen.'! Korucnriolos kam auf der Flucht nach Drizipera, wo er Einlaf begehne. Doch die Tore oHneten sich nichl. Van den Stadtmauern hagclte es Steine und Verwunsehungcn auf den \'erriteri~chl!n General. Der mugte seine Flueht nach Konsuntinopel fortsetz.en. Hier wurde er alsbald von ocr Armee formlich des Verrats angeklagt; Mauriklos setztt: Schiedsrichter ein, die den Feldherrn schliet~lich freisprachen. 1m folgenden Sommer wurde Komcntiolos wieder in Arnt und \Vurden eingesetze; Phokas lieg ihn bald nach seiner Machtubernahme umbringen.14 Eine etwas andere Version des Gcschehens uberliefert Johannes Antiochenus.'j Ihm zufolge steckte cler Kaiser selbst, den das Hecr haRte. hinter dem Komplott: Er habe Komentiolos bCluftragt, die rehellische Armee den Awaren aus7.uliefern. Doch sein Brief wurde entdeckt, und er muBte den fcldherrn fallcnb.ssen. Wahrend Komentiolos \'on den .'vlilitlirs angekbgt wurd\.!, ubernahm Philippikos, der Schwiegcrsohn des Kaisers, das Kommando in Thrakien. Theoph}'lakt weig zwar nichts von einer Tatigkeit des Philippikos im Awarcnkrieg, doeh seine Angaben widersprechcn ihr aueh nichl. BcsrJtigt wird sie durch
lJ..f
j. [)U' B.dk'lIlkriegt'
j;)8: .... Vw· die
de, M,l!Irikil)~, 592-602
ein Frugmcru des Michael Sv-us." Danuch batten die ,.Bulg:l1'en" Thrnkien vcrbeen, bis die Romer unter Philippikos ibncn entgegengetretcn seien. Daruus ist niche unbedingc Zli scbliellen, daE die Bulgaren im Heel' des Khaga»s die Mehrben gescellc hanen: Michael als Zeitgencssc del' Bulgarcn und nicbr der Awaren kunn seine QueUe cbenso uminterpretiert haben. I? Auch seine Geschichre voru Vcrrat des Kaisers ist wohl nul' iusofern historisch. als sit' die Meinung vielcr Zcugenossen widcrspiegclr , die sk.mdalosc Rehabiliuerung des Komentiolos war dafiir AnlaB gcnug:. Dail Philippikos die wenig effektiven Abwehraktionen in del' Umgebung der Hauptsradt leitete, his er iru ncchsten Sommer wieder von Kornentiolos abgelosr wurdc, erscheinc jedcnfalls schr plausibel. Dem flichenden Komentiolos waren die Aware» auf dcr» FuHe gefolgr. Bald nach ihm tauchten sie vor Drizipcra auf und eroberten die Stadt. Don brannten sie die Alexandcr-Kirche nieder, zcrsrorten das mir Silber geschmi.ckte Grab des Manyrers und verstreuten seine Gebeine. Es ist das zweire Mal binnen weniger Jahre, daB wir VOIl del' Zerstorung einer Alcxander-Kirche horen. IS De- "Entehrung des Martvrers" scbreibt Theophylakt das Unheil zu, das nun iiber die Barbarcn kam. Bald nach dem Siegesschmnus in Drizipcra brach im Lager dcr Barbaree die Pest all.". Dcr Khagan wurde bcsonders scbwer gerroffcn j sieben seiner Sohnc fielen acgeblich am gleichen Tag der unbcilbaren Krankheit zurn Opfer." Inzwischen harte der unselige Komenriolos als Bote der Niedcrlage in del' Hauptstadt cine rcgelrechre Panik vcrursacht: man dachte angeblich daran, Europa iiberhaupt aufzugebcn und sich nach Chalkedo» jenseirs des Bosporus abzusetzen. Der Kaiser [edoch mobilisierte die letzren Reserven. !icl~ die Burger der Stadt bcwaffncn und beseorc ~o die .d.angen Mauern". Nach einer Woehe !id~ er sich vom Sonar bitten, cine Ccsandtschaft zum Khagan gcheo zu lassen.
Als dcr Beaufrragte des Kaisers, Harmaron, ill Drizipera ankam, lid~ihn dcr Khagan zehn Tage warren. Nichr einmal die reichen Cescbcnke. die ('I' rnitgebrachr harte, becindruckten den traucrnden Awareufurstcn. Ab I Iarmaron am zwolfrcn Tag ins Zelr des Khagnns vorgelassen wurde, weigcrte sicb dieser, die Geschenke JL'S Kaisers cnzunchmen. Der Gcsandte muJ;te seine gauze Beredsamkeu aufbieten, um iiberhaupr seine Goben anzubringcn. Doch am Iolgenden Tag konnre er den Khagan s.:hlid~uch 7..um Friedems.:hluH i.iberr<::den. Wiederum beschuldigtc der Kb:lgan den Kaiser, den Frieden gebrochen Zli haben, und wieder, wie schon VOl' Prisk os am Donauufer, rief er GGn zurn Scbiedsriehter zwischen ~ich und !vLturikios an - eine fast lfotzige Geste, na(.;hdem ihn ein sokher SchicksJ.b:schbg gelroHen hatte,:<: Obwohl untt.'r widrigcn Bcdingungen ausgchandclt, bracbte dcr Fricdensvertrag beiden Partncrn einen Voneil. Der Khagan hatte seine Jahrgelder urn weitere 20000 Solidi erhbhen konnen und bezog nun IIOOCO.J1 Die Romer crreichren, daB die Donau lusdrucklich als Grcnze fc~tgch.'gt wurde. Sie verzichtetcn dadun.:h JU! die Bri.ickenkopfe nurd!ich des Str()m~s, die 595 umstritten waren. Dafur durfte die Donaugrenze im Kampf geg:en Slawcn uberschritten werden, wie ausdrucklich vereinbart wurde. Damit war ein anderer Zanbpfel der vergangenen Jahre im romischen Sinn JUS der \Vtlt geschafft. Denn es \var klar, daB die Byzantiner an diescr Bestiml11ung groBeres IrHcrt:sse hatten.
Pest
kC1I1II
die
AiI:.·,'Te!l
au/h.d/en
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wcnoglcich sic sicherlicb ueutral [ormulicrr \\'ur." Das bedcutete nichts weniger, als dolE "die in den zwei Reichert lebendcn Sklavcncn nichr als Subjekrc des Vcikerrcchtes
unerkannt
wurdcn"."
Der Veru-ag zcigt, dag man in Konsranrinopcl zu einigen Konzessioncn an die Awaren bereit war, um sich gegen die norddanubischcn Slaweu [reie Hand zu vcrschaffen: und ebensu. J,\{~ dctn KhJ~a[1, dcr trot, seiner dcziruierrcn Anuce cine starke Verhandlunspcsicion harte, de. Schicks.il dicser "Cntertanen" niche selir am Hcracn lag, im Gegentcil. Land siidlich der Dcnau zu beserzcn, war ebensowenig ein vordringlir.:hes politisches Ziel des Kbagans. Gcrade 598, als wieder cinmal die Verwundbarkcit del' rornischen Vertcidigung blofigeleg: worden war, glaubte der Khagan offenbar ohne Kontrollc uber das illynsche Ufer auskommen 7.U konnen. Ober die Verliandlungen in Drizipcra wciH Theophanes+' ausnahrnsweise mehr ;I.lI berichren als seine Vorlage Theophvlakr. Vor Abschiuli des Friedens, erzahlr er, wotlrc der Khagan die Gefangenen urn ein Nomisma pro Kopf zurtickgeben. Maurikios wics diescs Angcbot zuriick, worauf del' Barber den Preis auf die Halfre hinuntersetzte. Der geizige Kaiser jedoch wolke nichr einma! eine Siliquie pro Kop[ bieten. Nachdcm das Pokerspiel urn Menschenleben gescheitert war, brachtc der erzurntc Barber aile Gefangenen urn. Abn!iches schreibr ouch Johannes Anriochcnus-' iiber Mcurikios: nur hat sich nach seiner Darsrcilung das ganxe schon vor dcm Verrat des Komentiolos zugcrragen. Zwcifcllos schwirrte die Kaiscrstadr damals, kurz vor dern Slur? des M:l.Urikios, von i.iblen Geruchrcn. Ihr histcrischcr Kern l:iBt sich nicht mehr feststcllcn. Dcch zeigt:tl sic immerhin. was man den Bnrbaren zutraute und was nicht. Die Niedcrmerzelung von Gefan~enen wurde cls Ausnahme augescher ; cblich war ein rccht eintriglicher Handel nut ihncn." Die Position bcidcr Konrrahcruen WJr durch die Ereignisse des jahres angeschlagen. Maurikios war bei seiner Armec noch unbelicbtcr geworden, und die Unzufriedeuhcir erfafire immer breitere Bcvolkerunasschichten. Die Armecfuhrung war durch Jell Skcndal um Kcmentioios ebenfalls in MiBkredit gebrocht. Auf der andcren Seire konnrc der Khcgan seine» Sieg und die lnrrigen im Lager des Gcgner s nichr weirer nutzen. Auch wcun in unserern Verstandnis die Seuchc Jis unvc:rschuldetcr Schicksalsschlag erscheint, cin charismatischer Bubarenherrscher wurde daWr ebcnso verantwonlich gemachr \Vie fur cincn verlorenen Krieg. !J Allcin deswcgen i~t cs un\Vahrs~hcinlich, daH noeh im selben Jahr der Krieg wcitcrging und Pri~kos bis ins Herz J .... !> A\varcnreiches vorstidt~~ Priskos ham: immerhin vermocht, seine Arn1t:e int~kt zu halten, g,UlZ naeh den Richtlinien des Strategikons.!' Die Rii.:kschHige fur die Romer insgesamt machen cine sofortigc Offensive jedoch wenig pbusibd: "Nietl1J.nd ist gewohllt, nach einer Niederl<1ge den Kampf sofort wieder aufzunehmen, aLl~er den Skyth~n; den Romern ist es aber besonders fremd", bernerkt das Kriegshandbuch.·io Der FrieJensvcnrag wurde kaum so ,1usfi.ihrJich geschiJdert werden, wenn er nicht wenigstcns bis zum n~,,;:hstenJahr in Kr;]ft geblieben ware.
, )6
J.
Die Balleanleriege dt!s M.m-rikios, 5.8.599:
>92-002
in Bedrangnis
Der Khagan
Als sich das von der Seuche geschlagenc Barbarenhecr libel' die Donau zorcckaog, riickre Priskos nacho Er schiug sein Winterquartier in Singidunum auf, d3S zu einem Eckpfeilcr der rornischen Vcrteidigung gcworden war. \'7ahrc;ndJcssen lief in Konsranrinopel das Verfahren gegen Komenriclos, del" schlietilich wieder als "strategos" eingeserz r wurde. Es hat den Anschein, cls ware er dadurch Vergesetzter des Priskos geworden. Ais die warme jahreszeit kam, begab er sich zur Armee, urn scin Kommando zu ilbernchmen. Auf kaiserlichcn Befehl wurdc der Priedensvertrag mit den Awaren gebrochen. Die Armec zog nun fluBabwarts zur Donauinsel be! Viminacium/Kostolac, ~uf die an schein end der Name dcr 584 zersrorten Stadt ubergegangen war. Hier, wo sich die Donau unrerhalb der Morava-Mi.indung in mehrere Laufe teilr, wollre man uber den Strom setzen. DaB man niche einfach auf der ahen Reichssrrafle nach Sirrnium vorsrieti, 1St ein sichercs Zeichen daftir, daB die ehemalige illyrische Metropole damals niche Residenz des Khagans war. Der hielr sicb nordlich der Donau auf, von wo er vier seiner Sohne mit einem Teil des Heeres abordnete, urn die Peinde am Uberschreiten des Flusses zu hiudem. Dennoch erzwang eine romische Abreilung, die den Strom auf einer Boocsbrukke ubersetzre, die Landung und errichtete einen Bnickenkopf am awanschen Ufer. Komenriolos saG wahrenddessen krank in Viminacium und harte wenig Lust, sich auf ein riskantes Manover im Awarenland einzulassen. Priskos wiederurn wollte ohne semen Kollegen keine Schlacht wagen. Erst als die in ihrer Verschanzung belagerten Soldaten durcb Boren dringcnd urn Vcrstarkung buren. muRte Priskos wohl oder libel in den Kampf eingreifen. Der ersec Anseurm der Khagan-Sobnc wurde crfolgreich cbgeschlagcn. Am n.ichsren Tag lief) Priskos alle FlaGe und Boote zuruck auf die Insel bringen, urn seinen Soldaten den Fluchtweg abzuschneiden. Als am vierten Tag die Aware» erncur cngriffen, stellcc Priskos seine Armee in drei Blocken vor der Schanze auf. Die Awaren, voll bewaffner, batten ihr Heer in funfzehn Abrcilungen geteih, die von allen Seiten attackierten. Dennoch gelang es den Romem, das Lager 7.U verreidigcn ; als die Sonne uber dem Schlachrfeld umcrging, hatten die Romer jcc, die Barbarcn angeblich 400C Kampfer verloren.! Am dritten Tag, beim nachsten awarischcn Angriff, ordncte Priskos seine Truppen in clrei Abteilungen an und schloB die Gegnn ein; angeblich blieben diesmal 9000 Awaren auf def Walstatt. Es veq.~illgen zehn Ta.ge, bevor die Sehnt: des Khagans sich wieder zurn Kampf steUten. Priskos zog dem reind cmgegen und suchte sich das Terrain aU5; cs gelang ihm. die AWJren in die Zange zu oehmen und ins Moor zu treiben. Die Hohe, auf der sich die Romn pastien hatten, WJr viclleicht die Romers::h:mze zwischen Kubin und Alibunar, wo sich einst ausge· dehnte SUmpfe befanden,' Die Romer hattcn die Lektion in den Slawensiimpfen gelcrnt. Zusarnmen mit ihrem Heer fanden die awarisch~n Prinzen im Morast den Untergang. Nach den Verlustzahien, die der Sieger zu Protokoll gab, mli6te in den Kampfen an cler Donau die gaoze awarische Armee ausgerottet worden sein; im Entscheidungs· kampf allein solle!1 15oeo ihr Leben gdassen h.lben.4 I
599. Der AiJl."gml in Bedr.ingnis
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Dem Khagan, der am Kampf dicsmal .mschcincud reilgcnommen harte, gd~\llg mir knapper Not die Huchr an die TheilS. Nach dem Verlust \'011 sicben Sohnen und einem Teil seines Heeres dureh die Pest war das ein neuer Schicksaisschlag fur den Her-scher. Priskcs niitzre gcrtcu den Richrlinien [iir erfolgreiche Fcldherrn die Gunst der Stunde.' Er srief in eine Gegend vor , die scit jahrhunderten keine ronuschc ..Armee mchr bcrrcren hattc, namlich durch den Banar an die
unrere Thcil~. Es beseem kcin Grund, den bei Theophylakt genanrneu Flug Tissos stattdessen rnir dem Ternes zu identifizieren." Hier, im Kemgebier des Awarenreichcs, kern es ein Mortar nach den Kampfcn bei Viminacium zu einer neuen Schlachr. Der Tag des Kampfes wurde, rnit ungcwohnlicher Ritterlichkeit. einvernehmlich Iestgelegt. Der Khagan harte sein Hecr in zwolf Haufen angcordner: denn "in der Schlacht [orrnieren sic die Schlachtaufsrellung niche wie die Romer uud Pcrser in drei Blocken, sondcrn in verschiedcnen Regimentem, wobei sie die Regimcnter in Haufen zusammenschlielien"," Priskos verwirrtc den Gegner durch eine gcwagtc Rochade und konme so seine Siegesserie [ortsctz en. £5 war eine der wenigen groften Feldschlachren, die wahrend des ganzen Awarcnkriegea ausgefochtcn worden. Dcnnoch wagte es der Fcldherr nicht, ins Don:w-TheiB-Zwis!..:henstromland, den Zcntralraum des Gegners, einzumarschiercn. Es zeigte sich, dag der K.rieg gegen die Steppenbewohner auf hcrkommliche Wei.~e niche zu gewinnen war. Einen Perserkrieg konnre man, wie Herakleios, dutch den Vormarsch auf die gegnensche Hauptstadt eruscheiden: Die Awaren konnten nur besicgr worden, wenn sie sich uberhaupt zur Schlachr stcllrcn. Selbst dann blicb cin Sieg sclrsarn folgenlos - wenn cr niche die Stcllung des Herrschers sowcir erschvrrcnc, dag sein Reich van selbsc zusarnmenbracb. Alles, W;IS Priskos tun konnte, war, eine Abtcilung von 40CO Mann iiber die Theif setzen zu lassen, urn die Vorgaugc im Lager des Ocgncrs zu bcobachrcn. Die Romer stielicn als crsees auf drei gepidische Dcrfer, Die Bewohner harten am Vorabend, unbeeindruckr von den Kriegsv •...irren, ein groBes Fest gefeicn und schliefen gerade ihren Rausch lUS. Kur •...vor Morgengrauen veranstaltete der romischc Trupp untcr den schlafendcn Barbaren ein graGliches Masscker. Gebt man nach dem Kriegsbericht des Theophylakt, so war das der gr6fhc Sicg Yon allen: von niche wcoiger als 30CCC torcu Gcpiden und einer groBen Heme ist die Rede. Das Beispiel isr in .•.. ielcr Hinsichr lchrreich. Zum ersteu %I:igt es, wie sehr die Nachridnen vorn Kriegs:h.:haupbu .lUfs:ehausdlt wurdell. iVLlUrikios btt..: die Erfo!gt: stiner Feldhern:n bitter Ilotig, und so konnte cin GcmelLd an bctrunkcnen BJ.ucrn ~um Groi1ercignis hudlstil.isicrt wcrdc;n. Zum zweiten bcwei.st Jic Existenz von Gepidt:ndorfcrn im alren SiedlLlng~gcbiet an der TheiH, d:1.G die Nachkommen der Bcsicgtt:n \"on 567 unter a\vari~cher Herrs~haft ein recht auskommlidH:~s Leben haut.>l1.Orint:ns abc'r zcigt d;lS Verhaltc:n des rijmist:hen Mi!itars im Feindesland, wie wenig das Imperium seinen b<1rb;lrischen Gegncrn VOl'zuwerfen hatte. Der Khagan harte die: Bcvolk.crung van Singidunum oder Drizipera am Leben gelasscn, abwoh! er sie durchaus nieht im Ben angctroHen hatte, sondern mit der Waffe in del' Hand. Romer fanden nicius dabei, mit groBer Grundlichkeit schlafende Zivilisten abzus!..:hlJchcen. Der VorwLlrf des awarischen Gesandcen Kochs, die Barbaren haHe!! alie Ubel erst von den Komern gclern[, gewinnt in diesem Licht cine gcwisse Berechtigung.
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J, Ule Bttl.hmkricge
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des M.fI!nkio$,
0";0101: DdS Ende tier impenalen
f?2-60~
Der Khngan brauchte drei Wochen, um seine Reserve», dar unrer besonders vielc Slawen. zu mobilisicrcn. Priskos blicb in dieser Zeit an dcr TheiG srehen. Die leo.re Schlecht des Ft.:ldzugs war mindcsrens ebenso erbirrerr wie die vorhergchenden: wieder gelang es den Romern, den Gegner in den HuB z.u treiben, wo viele, bcsonders Slawen, umkamen. Es ghickte den Romem auch, eine gr6Gere Anzahl von Gefangenen zu mechen, deren Anaahl tiberliefcrr ist. Auch wcnn man dabei die unvermcidhche Ubertrcibung berflcksichcigt, zeigt sich, daf diesmal Slawen die Hauptlast
des Kampfes
2U
tragen hatten.
Bei den genauen Zahlen Jifferieren leider die Angaben \'011 Theophylukr und Tbeophanes." Thcophylakt zahlt 3000 Awaren, 4000 plus 2200 "andere Barbaren" sowie
Gepiden,
8000
Slawen. Laut Theophanes
weirerc Barbaren und nu r
warcn es ebcnfalls
3000
Awaren,
3200
Slawen. Die Rechnung Theophylakrs iSI sic her vorzuz.iehen, besonders was die Zahl der Slaw en betrifft, doch der Hinweis auf Gepiden beim spaceren A utor ist wertvoll, und man wird unrer den "anderen Barbaren" vor allem Bulgarcn und Gepiden vcrsrehcn ki:innen - bcide mit einem Koncingenr. das dem awarischen ungcfahr enrsprnch. Dennoch sind die Zahlcn kaum churakterisrisch fur die Zusammensetzung cines Awarenheeres. Zuni .lerzten Aufgcboc' des Khagans waren die unterworfenen Gentes sic her starker berangezogen worden als au profitablen Raubz iigen. Die Ereignisse der beidcn Jahre hancn cincn Aderlaf der awarischen Kerntruppen mit sicb gebracht. Zudcrn waren slawische Futiscldaren, die wohl auch in der ersren Schlachereihe gekampf[ hanen, leichcer lebend 7.U f:.tngcn cls cin awarischer Reiter. SchlieBlich bezeichnete sich ein Kriegsgefangener del' Romer im Zweifelsfcll sicher lieber als "anderer Barbar", auch wcnn er sich scnst zu den Awarcn gexahlt harte. Ob die gefangenen Slawen aus dem Karparenbccken oder scinen Randiandern stammren, z.um .reguiaren' Awarenhcer gehorten oder nicht, isr schon deswegen kaum 7.U emschciden, weil bcides damnls kaum klar sbzugrenaen war. Priskos lid~ nach scinem Sieg die Gcfangencn nach Tomis briogen. Der Khagan harte zwar cine Armcc, niche aber die Fassung verloren. Es gdang ihm, Gesnndce zum Kaiser Z:J schicken, bevor der noch Genaueres iiber die milit'irische Lege erfahrcn hane. Dort verlangcen die Barbaren unrcr Drohungen die Herausgabe der Gcfangenen. Der Kaiser fie! ;lUf die Tauschung herein und lid~ die Krieger des Khagans von Tonus postwendend zuruckschicken." Minlerwcile w.tr die schlechre jahreszeir angebrochcn. Priskos konnte seine» Sicg nicht mchr nutzen. Komcntiolos, cler an den Erfolgcn ansdH:inend keincn Antcil hanc, wollt~ auf dem sehncllsten Weg zuri.iek na~b KonstaminopeL In NO\',lC/$vistQv angekommen, erkundigte er sich nJch do.!m \~\!g ,lOf der J.ltcn Via Traiana tiber das B,dkan-Gebirge.1l Es st(~\lte sicb heraus, dag ein libel' hundertjahriger Greis der einzigc war, der sie noeh kanntej seit 90 Jahren, so sagte cr, sei sie nicht mchr bcnutzt worden. 'frotZ aller Warnungen machte sieh der ungecluldige Feldherr auf den Weg; im Gcbirge wurde er vom Winter uberrascht, und cin Guneil sc;ncr Gefolgsehaft fiel Jer Kaite und den Wintcrsturmen zum Opfer. K.omentiolos beschloB darJufhin, in PhiIippopo!is/Plovdiv zu i.iberwintern. Erst im Frtihjahr kehrto: cr in die Hauptstadt zuriick, lber Maurikios hielt trotz al1er Mi{;geschicke weiter an ihm fest. I: Mit diest:r Gt:!:>t.:hidltt:, dil.! den Verfall Jer romischen Einriehtungen auf der Halbir.sel zcigt, end en die det:tiHiertcn Kricgsberichte des Theophylakr. Sc:ine 2000
80c
PolitI!':
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dry Donuu
1;'9
Vorl,,~e war Wllhl im Wirucr )991600 cntstandcn'.' UI""!J spiegdt die Unzufriedcnheir in der romischen Armee: nur Priskos komrnr rechr gut wcg, seine Siege hatten ihm Respekr verschafft. Sonst sind die Ungeschicklichkeir und Praporcnz des Kaisers und seiner Peldherrn sowie der Wider:-.tand in der Armee dJS Hauptrhema des Kricgsbe-ichtes. Leider sind Fur den Auror die Feinde, Awaren und Sla-ve», demgcgeniiber VOIl sekund irem interesse. Doch d.is spiegeh den Zustand tines Hecres, das VOl' cllcm mir sich sclbst 1.U kampfen h.nte. Die Siege des Pnskos zeigen, wozu cs fahig war. Dcnnoch sollte man sich von der Tendcnz des Benchres - der geizige Kaiser und unfahige Generale hdtren die Armee um die Fruchte der Siege gebraehr - niche zu sehr becindrucken lassen. Geradc dcr augergewohnliche Erfolg im Awarenland macht deurlicb, daB der Awarenkrieg niche zu gewinnen war: All die Siege der rcmischen \XI'aHen hatten lcrz.tlich keine Entschcidung gcbracht.
5·9· 600/02: Das Ende dcr imperialen
Polirik an der Donau
Die spekrakularen Erfolge des Priskos vcrschatfcen dem Kaiser cine Atempause. 1m 19. jahr der Herrschaft des Maurikics - also yon September 600 bis August 6c r - wurde an der Donau nichr gekarnpft.' Dern unseligen Kornenriolos, den dcr Kaiser wiedcr als Kommandanren cingesetzt harte, cnrspr ach diese Uncingkeir ohnchin. Es ist, als ob die folgenlosen Siege des Priskos und die verfahrene innenpolitische Situation cine Art Lerhargie der impenalen Pclirik ausgelost hatten. W'ihrenddr::sscn
blieb der Khagan niche untarig. Er versuchte, die Scharte von 599 durch eine diplomarische Offensive auszugieichen. Nachdem der Konrakr mit den Ln-gobarden scbon vorbcr rcclu cng gcwescn WJr, schlof cr rnit Cesandtcn des Kcnigs Agilulf einen ewigen Frieden.' Auf dern Ruckweg nach Italien gab er Ihnen einen eigenen Bocschaner mir, "cler dann wetter nach Gallien reiste und die Konige der Franken crsuchtc, wie mit den Awaren so auch rnit den Langobarden Frieden zu hahen." Die Friedensmission des awarischen Gesandten IUrIe wohl vor al'crn den Zweck, Byzanz zu isoliercn; ein byzanrinischfrankisches Bundnis wit: 596 sollre verhindert werden.' Daneben harte dcr Pakr mir den Langobarden cine offensive Bedeutung. Schon vorber harte Agilulf dCIl1 Kh"g;m nHJ.ndwerkcr zur Frbauung van S.,;hiffcn" geschickt, mir dcncn cr (,bnn "eine lnse! in Thrakien croberte".~ Vcrmudieh hatten die str:l.tcgis-.:he Bedcutung der Donau in d..:n lcrzten Kampfcll und dt::r gelungcnc:: Schlag cler romisch~n Flouillc gegen Singidunum bcim Khag.1n den \'{tunsch naeh eigcnen Oonaus(hiffl!n hervorgerufen. Die bewahrten slawischen Monoxyla (Einbaun1I.'.), die fur bloGe Landungsrnanovcr siehcr ausreichten, kannten es libt:r langerc Strecken doch nicht mit den byzaminischen Dromones aufnehmen. Hier mogen die SehiH.sbaue.r aus ltalien ;lusgeholfen haben. Die langobardisehen Boote konnten schon beim Aut'marsch des Apsieh ;1n den Katarakten im Herbst 601 lum Einsat:l. gekommen sein. We:iendich greifbarer ist ein anderer Punk.t des awarisch-lan!;obardischen Gbereinkommcns. Noeh wahrcnd cler 3warisehe Botschaitt'r auf seiner Goodwill-Tour zu den europaischen Konigshofcn unterwegs war, fiden AWJ.rcn, Sla-
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600/02: Da) Ende dvr impenalen Po{irik an der Don.en
J, Vie B"dk;mkriege des M"lllrikios, 59J-6cl
wen und Langobardcu
gerucinsnm im bvzantinischcn
tierte Akcion machre die Abwehrerfolge
des Exarche»,
Istrien ein.' Dicse konzerzu denen Papsr Gregor im
Mai 599 gratulien harte", zunichre. Ocr Waffenstillstand zwischen Agilulf und dem Exarchat war im Marl. 60r abgelaufcn ; Hartmann verbindet den Einfall in Istrien mit der Eroberung Paduas durch Agilulf und dati ert ibn :tuf 6c17; Krahwinklcr" auf 6c~. Zum Dank fur die langobnrdischc Unrcrstutzung in schwierigcr Stunde half dcr Khagan, cls die Not voruber war, dcm Langobardenkonig durch ein slawisches Komingent bei der Eroberung von Cremona, im August 603.1 Die Ruckenstiirkung aus dem Westen durfte dazu beigerragen haben, daf das Khaganar seine Krise solange uberstand, bis der Hauptgcgner in eine noeh viel uefergehende taumelte.
Maurikios,
dcr in Konstnminopel immer rnehr in Bedrangnis gerier. beschlof Weise sein Image durch Erfolge an der unwirt!ichen Donau aufzupolieren. Die Einsetzung seines Bruders zum "atgcri:1lYo~ t~~ 'EuQw;[TJ~" sollte dafur sorgen, daf diesmal etwas mehr Licht auf die kaiserlicbe Familie fiel. Der erfolgreiche Priskos wurde still und leis •.•cbserviert. Laut Theephylakt soil das im zwanzigsten Regierungsjahr des Kaisers, 601-oZ, und nach der Hochzcit des Prinzcn Thcodosios (November 6C1 LI) geschehen scin. Doch die Erejgnisse unrer dem Kommando des Kaiserbruders sind im Jahr 602 nicht unterzubringen. Die Bemerkung Theophylakts beziehr sich also wohl auf die Tarigkeir, nichr die Einsetzung des Petros ills Feldberr. Den Sommer nach seiner Berufung lieH der neue Oberkornmandiercnde in Palastolon an dcr Donau" untatig; versrrcichen. Zu Herbstbeginn crfuhr er. daB an den ,.Kataraktcn" am Eiscrnen Tor Apsicb. der Peldberr der Awarcn, seine Armee konzenrnert habe.'! Petros versuchre die Lege dutch Verhandlungen zu bercinigen. DcI' Untcrteldherr, "i:noolQ(H11'lO;'\ der Awe-en Iorderre die Dbl..:r~ lassung clef Posicionen am Eisernen Tor, Petros meinte, eine solchc Abtretung ware mit dem Friedensverrrag unvereinbar. Untcr dem Eiodruck der PriskosOffensive strebccn die Awe-en vermudich nach einer Revision des Friedens yon Drizipera. Vielleicht versuchten sic die romische Aufmarschbasis zwischen Singidunum und den Katarakcen unrer Konrrollc zu bekommen. Den groflen Worten folgten keine Taren, beide Parteien zogen sich in ihre Winterquartiere zuriick. Die Armee des Khagans harte ihr Hauptquartier in Consrauriola aufgeschlagen, don, wo einst die denkwurdigc Begegnung mir Priskos stattgefunden harte. Anschein end befa.nd sich auch cler Khagan selbst bei seiner Armeej dcnnoch harte er die Fiihrung cler Operation en und ;luch cler Verhancllungen scinem Untcrallfuhn:r Apsich iiberlasscn. Das ist ungewohnJichj will man nicht annehmen, daB der Awarenherrscher im Verlauf der vergangenen Jahre rasch vergn~ist war, konnte es auf seine teilweise Entmachtung de men. Sicherlich war seine Position geschwachl, und jenc "Logades", die schon ciornal als Opposition aufgetreten waren, konnten seine Funkrjonen beschninen haben, Das Zogern des Khagans fie! auch in Konstantinopel auf, wo man fiir 6Cl mit einem UberraschungsangriH rechnetc. Doch obwobl der Khagan Erfolge bitter notig hane, wagte er auch im folgenden Jahr keinen direktcn Angriff auf das Imperium. Stattdessen lTI
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schon in den achtziger johren die Awarcn im Rucken bedroht. wit:' [ohannes von Ephesos bezeugt.!' Dcr awcrische Praventivscnlag erlcdigte diose Karle im Talon des Kaisers. Es 1St die leczte Erwahnung dcr im Gebiet der heutigen Ukraine siedelnden Amen, Apsicb scheinr Erfolg gehabt zu haben. Dennoch geschah in diescrn [ahr erwas AufSergewohn!iches, des die Schwache der awarischcn Posiuou deurlicb mochr: Einc Gruppe Awarcn verlief JJS Khaganar, um sich auf die Scire des K.•isers zu schlagen." Wenn man bedenkt, mil welchcm Nachdruck die Gesandren Baians einst Deserteure aller Art zuruckgefordcrt hatten, kann man die Bedeutung dieser Tat ermessen. Theophylakt hatte sic cuch nichr extra erwahnt, wenn es sich urn cinen alltaglichen Vorgang gehandele harte, so wie es die Aufnahme anoerer Barbaren in die kaiserliche Armee war. Angeblich war der Khaga.n von del' Nachricht sehr berroffen und versuchtc verz weifelt, die Abcrunnigen zuruckzuholen. Die awanschen Dissidenten vertrauten offcnbar darauf, daB ihr Khngan nicht mehr die Macht harte, vom Kaiser ihre Auslieferung zu fordcrn. Maurikics war ungeduldig geworden: Er wiinschte die Schwache des Gegners gcnctzt xu sehcn. Er befahl dem Petros, der im sicheren Adrianopcl iiberwintert harte, die Donau zu uberschreiren. Der konnre sich nur dazu emschliefle». seinen Hypostracegos Cuduin ins Slawenlcnd zu schicken. Die Razzia des Unrerfeldherrn, der unter Phokas dann Dux von Ncapcl wurde", nahm den ubhchen Verlauf Die Romer tdteten, wen sic erwischen konnten, und beluden sich mit "Ruhm und Beuce". Doeh Guduin, der seine Aufgabe crust nahrn, hinderte seine Soldaren an der Ruckkebr tlber den Strom. Was dann folgrc, ist .groBe Gescbicbre': Man hat den Ereignissen, die sich nun mit rcdlichcr Logik an clef Donau entwickelren, oft enrscheidende Bedeutung eingeraumt. Ohne den Sturz des Maurikios ware niche dcr fast dreifSigjahrige Perserkrieg ausgebrcchcn: und ohne die Sl:hWlchun~ der bciden .Erbfeinde' hatten die Araber niche den ganzen Vorderen Orient erobert. Doch es war nur mehr del' Tropfen, der das FaR zum Oberlaufen brachte. Die wcitreichende poliusche Konzeption des Kaisers und ihrc milirarischc Durchscrzbarkeir kiaffrcu irnmcr weirer auseinander. Die Erfolge gegen den Khagan batten vor allem die Position der Slawen gcstarkr. Damir war des Imperium auf eincn Krieg zuruckgeworfen. der sich in keiner Rechnung bezahlr ruachen konnre ; schon gar nichr irn innenpolirischen Kalkul des Kaisers, sich - getreu seinem Beinamen "Pacificus" - durch iugcre Erfolge innere Ruhe zu verschaff<;:n. Dal1 der Kaiser trotz i.iblcr Erfahrungen wieder einmal den Betch! gab, irn Slawenlancl zu i.iberwintern. liet; dJ.s ganze System einstiir7.en. ()ffen$idulil:h so lite dieser Befehl Engpasse in der Getreideversorgung der Provinzen verhin· dern.'~ Die Soldaten brachten zunachst mehr odcr weniger verniinftige Einwande vor: geringe Hoffnung auf Beuee, Mangel an pferden und die grofSe An;.~ahl Feinde. Dcr Feldherr schob die Verantwortung seincm Bruder zu, Maurikios verstcifte sil:h auf seinen Plan. Die vom langen \Varten ohnchin aufgebrachren Truppen meutcrten und zogen i.iber die Donau naeh Palastolon, dann weiter iiber Asimos nach Carisca, \'on ,.vo aus man noch einma} cincn Donauubergang phntc.l!l Doch Maurikios verschartte die Stimrnung durch cioen unvorsichtigen Brief. Nun geriet das Heer auger Konrrolle. Wie cinst in cler Zeit Jer Soldatenkaiser nahm der Exercitus Romanus fur sich in Aospruch, cincn K:li~er ,machen' zu
162
kdnnen.
J. Die Balkankricgc
des M'1.IIrikio~, i92-6c2
M:Ul fand acch in dcr Hauptstadt
weniger \X!iderstanJ,
als man erwurtet
harte, der Unreroffizier Phokas wurde "urn Kaiser aufgerufcn, der [luchtende Maurikios ergriffen und am lJ. November 601 mit seiner Familic umgebracht. Damit war der Balkankrieg zu den Akten gclegt. 6. STRUKTUREN UND LEBENSFORMEN AWARENREICHES
6.1. Nomaden,
Reiterkrieger,
DES
Steppenvolker
Nach 568 reichte Zentralasier, bis zum Wiener Wald, so kcnnre man mit gewisser Berechrigcng behaupten. Auch wenn nur cine Minderheit der Awaren selbst aus den groflen Steppen diesseits und jenseits des Tien-schan-Gebirges stammte: Ein relativ cinheitlicher Kulturraum mit ahnlichen Organisations- und Lebcnsformen erstreckre sich damals von der Chinesischen Mauer bis an die Resre des rornischen Donculimes. Und auch polirisch wurden die Ebencn an der mittleren Donau manchmal rechr direkr von den Ereignissen im Fernen Osten betroffen. Urn die Eigenheit des Awcrenreiches zu verstehen, ist cin Blick auf sein zentrslasiatisches .Hiuterland' unerldiilich. Auf der anderen Seire ist bei Analogieschliissen Vorsichr geboten. Die Lebensordnungen der Steppe sind bei naherem Hinsehen auBerst vielfalrig ; schon der Begriff des Nomadismus isr zu facenenreich, urn ihn einfach auf die europaischen Awaren zu ubertragen.' Es sollen hier daher nur einige charakteristische Merkmale der Sreppenvoiker skizziert und Bedingungen und Moglichkeiteu ihrer Existenz angegeben werden, sozusagen als Folie fur die Auswenung der sparlichen Daten uber die Strukrur des Awarenreiches. Die Darsrcllung muB dabei auch Unterschiede sichrbar machen: Gegenuber den Steppenreichen Zentral- und Wesrasiens und Si.idruBiand.'i war das Khaganar an der Donau ein Sonderfall, was scbon mit den naturraumlichen Bedingungen zusammenhingt. Der .zivilisierte' Beobachtcr ist, damals wie hcute. gcneigt, sc~haftcn Ackerbau gegenuber dem rauhen Leben der Wanderhirten als hohere Kulturstufe anzusehen.' Das ist nicht gerechtfertigr. "Der Hlrrennomadismus ist cine der spezialisiertesten Formen wirtschaftlicher Akrivitac"! und crrnoglicht die Ncrzung weiter Trockcngebicte, die enders niche z.u bewohncn waren. Diese Lebensweise enrwickelte sich erst [ahrtausende nach dern Ackerbau, in Zentralasien vor erwa }OOO jahren.' Da die eurasiscbc Steppenzone schr uneinheitliche Bedingungen bieter - von unzuganglichen Berggebieren uber Wusren, Wunensteppen, Grassteppcn bis zur Waldsteppe am nordiichen Rand - entstand im Lauf der Zeit ein ganzes Bunde! yon nichr-seiihafren Wirtschaftsformen: nah- und fernwanderndcr Karnel- und Pfcrdenomadismus, Transhurnanz, Berghirrenrcm usw.' Das Leben in diescn .okologischcn Nischen' war hart und erfordcne zur optimalen Nutzung yon Weide und Wasser "cineo bemerkens werten Grad Yon kollekrivcr Disziplin, abgestimrmer Aufgabendurchfuhrung und rcchnischer Geschicklichkeit"." Zudem war bei Jagd und der Verteid.gung der Herden die iiberlegcne Schnelligkeir und Kampfkraft der geiibten Reiter standig geforderr. Das fiihrte dazu, daB die Steppcnkricger scfihaften Velkerri bei den meisren Zusammensrolien milirarisch cbcriegen warcn. Nur die groflen Imperien der Aleen Welt
,6.
6. Ssruleturen und t.ebensiormen (/1..'> A i..•varenreicbes
Nomaden,
wareu ihnen zeirwcisc gewachsen. Ge-ode der Konrakt mil China, dcm [ran unci auch dem Romcrreich envies sich aber als wichrige Herausforderung [ur die Nomadenreiche. Die milirarische Kor-fronracicn zwang beide Scire» zurn Lemen voneinander
und zur Vervollkommnung
ihrer Kampfweise;
der Fernhandcl
zwi-
schen stadrischen Kulruren bot den Sreppenvolkern neue wirtschaftliche Moglichkeiren ; und die Reichriimer der GroBstaaten schufen Aurcize zurn ZUSJIllmenschluf immer groflcrer Vcrbande \'00 Reircrkriegcm." Die Wunderwaffe der Hunnen war der Reflexbogen gewesen, im 6. jahrhunderr serzte sich in we item Raum der Seeigbugel durch, dcr dem berinenen Bogenschutaen und Lanzcnreiter [esteren Stand bot. Winiogel nennt das die "Zweite Kavallerie-Rcvoluticn": die drine .Revolution' war cine Verbesserung der rnilirarischen Organisation, die ebenfalls im 6. jahrhundert mit den Turkcn begann; beide Errungenschaften srarkten in cinern jahrhundertclangen Prozef die Schlagkraft der Reiterheere und begrunderen schliefilich die Ubcrlegenheir der Chiran und der Mongolen.! Aber auch an der Stidflanke der Hcchkulturen waren zwischen dem 6. und dem 11. jahrhunderr mit den Arabern und den Beduinen Nordafrikas die Steppenvolker im Vormarsch." Gcschichce und Ethnologic cler zentralasiatischcn Volker sind seit '945 in einer Anzahl von Einzelunccrsuchungen und Ubcrblicksdarstcllungen weircrentwickelt worden. I:: Dabei wurden eine Reibe van charakterisrlschen Zugen der Stepp envolker berausgearbeiter. Auffallig sind, als Gegengewicbr zur ungeheuren Mobili[3.[der Nomaden, die stark en, wcnn auch komplex en und oft widerspruchlichen Clanbindungen und die kollektiv gepragre Denkwcise." Die milirarische Organisation war auf dem Dezimalsystem aufgebaut, was auch die germanischen ,Skythen' iibcrnahmcn." Bei der raumiichcn Organisation und der Aufstellung des Heeres spielrcn kosmologische Vorsrcllungcn cine bedcutende Rolle: Die Himmelsrichrungen, Farben und Zahlen dienten zur svmbolischen Einordnung.'} Nach Prestige und \Xlurde wareu die vornehmcn Krieger vielfach gestufr ; diese Rangordnung dnicktc sicb in einem kompliziertcn Trinkzeremonicll'! und in einer Zucahmc dcr Amtcr und Ehren :lUS; bei den Turken des 6. Jahrhunderts gab. es nach chinesischen Quellen 28 Klassen erblicber Wurdentrager. q Bildung und Untcrgang von Reichen und Volkem gingcn in der Steppenzone in wesenrlich rascherem Tempo vcr sich als unter Seflhaften. 16 Der etwa 605 verfa{he "Bericht iiber die WestlanJe des Chinesen P'ei-chu etwa bemerkt: "Seit dem Alrertum sind viele Gencraeionen vcrgangctl, es erfolgten Annexionen und Kirnpfe zwischen den Lindcrn, ihr Aufstieg und Fall. Es anderten sich in cler Folge die iruhercn B-:I1t:nnun::;~n, und cin anden::s Yolk, das si..:h neu nit'derlieB, wurde mit d>!m alten N::unen benannr. Dberdics vermischren sich die Stamrnesangehorigen, und die Gebierc wurden mir den lirerarischen (d. h. fruheren) Namen benannr."'7 Tlirkische Khagane hinterlieBcn in ihren Inschriften stilisierte Berichte ihrer Reichsgrundungen. Es war kein Makel, einst klein angefangen zu haben. 1m Gegenteil; man ri.ihmte sieh, mil nur wenigen Getreucn fremder Herrschaft davongezogen zu sein. "i\ilein Vater, cler Kha~Jn, zog aus mit 17 Mann. Als sich die Nachricht von seinem Kriegs2ug verbreitete, cia stieg, wer in cler Stadt wohnte, bergan, und wer in den Bergen lebte, stieg herlb. Und als sie sich versammelt harten, da ware~ sie siebzig. Da cler Himmd ihnen Kraft verlieh, waf die Schar H
Reuevlcricger, Steppenoollecr
16i
meines V,UtI'S, des Khag.ms. wic die Wn!tl' und die Fe.ode wie die Schafc. Nach Osten uncl nach \'\festen unternahm e: Feldzuge, sarnmelte Lcute und bielr sic zusammen. Sie aahlren jerzr insgesamr 700 Mann. Und als sie 7eo geworden waren, da ordnete er das Yolk nach den Ceserzen der Vorfahren. ",ij Bereics die ersten rurkischen Khagane hartcn "Reich und Verfassung des nirkischen Vclkcs" geordnet, wie die Inschriir s~lgt. .,A!!c Volker ill den vier Weltgcgender, waren ilmcn Icindlich, aber sic aogen gc::gen sic und uruerwarfen alle Volker in den vier Weltgegenden, brachren sic dazu, Frieden 2U halten, ihr Haupt zu buck en und ihre Knie zu beugen."l? Dieienigen, die sich dem siegreichcn Heer anschlosse», wurden ebenfalls "geordr:et und konnten schon am nachsten Kriegsaug teilnehmen." Das Wechselspiel von militariscbern Erfolg LInd Neuorganisierung der gewonnenen Anhanger zicbt sich dureh die alttiirkischen Inschriften: selten kommt in Iruhmirrelalrerlichcn Quellen der direkte Zusammenhang zwischen Stammesbildung und Verfassung so deutlich zum Ausdruck. Ahnlich stelh Thcodor Synkellos" die awarische Geschichte dar: Baian "floh aus fernen Landern wie eine gorrgesandte Phge dorrhin, wo nun sein Yolk (EltvO;) wohnr. .. (Baian uno seine Sobne) bemachtigten sich in kurzcr Zeit durch Plbnderungen und Massaker der Nachbarvdlker und versklavten sie, wuchsen und vermehrten sich und bedeckten diescs Land rnir ihrer Menge." Er betont besonders den Zusarnmenhang zwischen Erfoig und Vermchrang, der cuch in den OrchonInschriften angesprochen wird: die .Ordnung', welche die Khagane nach eigenen Aussagen ihren Volkern aulertegten, erschien ihm, dem Gegner, als Sklcverei. Zum Erfolg eines Herrschers gehorte auch die vornehme Abkunfr, ob sie nun durch ranachliche Abstammung oder du-ch .Ansippung' zustandc gekommen war. Die "weiHe:n Knocheo". die herrschaftsfahigen Sippe», genos.sen gegenubcr den "schwarz en Knochen" gewobnbcber Herkunft iiber aile Yolks- und Sprachgrenacu hinaus holies Prestige. Die turkische Aschina-Dynastie, die sich von einer \V'olfin herleitete (manche Varianten der Sage klingen wie aus dem .Liber latinus' abgescbrieben}, mujhe fast allen Reichsgriindungen der folgenden jahrhundcrte Lcgitimirat verleihen. Noch den Scldschuken wurde vorgeworfen, ihre Abkunft von einem Zweig dieser "Khaganiden" erschlichen 2U haben." Nach Dschingis-Khan wurde seine Dynasrie die angesebensre, von der sicb miihelos auch sparere turkische Hcrrscher herleircren. Solcher Konservarivismus in der Legnirrnerung und DarsteUung von Herrschaft cntsprach dcm raschcn Verfcll. dern sic in del' Rcalitit ausgesctl.t war. \'\fcnIl bei Theophylakt cinmal ein byzantinischcr Gesanorer die alte! Rad-Parabel uber die Vcrganglichkcit clt:r lvlacht dt:m Awart:llkhagan vortragt, so ist das Bild ausgezeichner gew~ihlt.l:' Die Orchon-Inschriften crklarcn offen, daB das erste turkisehe Khaganat nur solange seine Macht erhalten kor.nre, als der Khagan murig und klug war, weise Berater hatte und die "Biigc", die Adeligen, und das Volk eintriichtig waren. Do~h die Sohne cler Reichsgriinder hatten nicht deren Tugcnden geerbt; ihre Zwietracht wurdc van der "List und Verschlagenheit" cler Chinesen ausgeniitzt, und das Reich zerficl. Auch die chinesischen Quellen betonen nicht ohne Genugtuung die sti1ndigen inneren Konflikte bei clen turkischen Nachbarn. Vielen tlirkischcn Kriegern schien schlie61ieh d~r Dienst (urs chinesische Imperium mehr Chancen zu bieten. "Die turkischen Bage gaben ihre turkischen Namen auf, und indem sic chinesische Namcn trugen, gehorchten sic dem chineH
1M,
6. Strnluurcn
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,\'()TI!.u{m,
des A:u.·
sischcn Kaiser." Dux Volk kbgtt·: "l.:h bin ein Volk gCWCSCrl, das scin eigcncs Reich hatte. wo ist jerzr mein Reich?,. \X/o ist mcin Khagan? 'X/elchem Khagan diene icb ?"'4 Das .Volk' benotigr einen charismatischcn Khagan. der es erst eigentlich zum Yolk macht." Es versteht sich van selbst, daB das Happy-end del' lnschriften nur cin vorlaufiges war; die uKok"-Turken worden von Uigurcn und Karlukcn, diose yon den Oguzen abgclo«. 0,15 sr:inJige Auf uud Ab bewirkre eine dauerudc Neuverteilung der Chancen und eine Neuzusarnrnensetzung der Volker und polirische» Einheiren. Das zeigt schon die Zustandsbcschrcibung, die Radloff im vorigeu jah rhunderr von den Kara-Kirgisen cnrwarf: Dieses .Volk' war in cine rechre und [inke Halfre gcreilt, welche jeweils etwa scchs Sr.immc umfaEten, die wiederum aus einer Anzahl Geschlechter zusamruengeserzr warcn." An den Numeo der Sramme und Geschlechrer lieB sicb die bcwegte Geschicbte ablesen, der sich ihre augenblicklichc Zusammensetzung verdankre: Eine gauze Reihe von ihncn cnrsprach dencn anderer Volker ode!" ihrer Tcilstamme. Volkcmamcn konncen lour Bezeichnnng kleinercr Gruppen andercr Volker werden ; niclu nur wenn einstmais rubmreiche Trager cines Reiches sich andcren unterwerfcn mufiten, sondern auch dadurch, daE ganz andere Gruppen den prestigcrrachtigen Namen iibernahmen." Diesen srandigen Wechscl, der sich ill bewuflr konscrvativen Formen und mit einem beschrankren .Repertoire' an Mcglichkai-cn vollzog, zu erfasscn, ist cin Grundproblcm der Forschung. Die Modelle, die aus den mehr oder wcniger spar lichen Quellen ahgelcitct werden, vemachlassigen meist diesen dynamischen Aspekt." Eine gl:naue Gliederung, selbsr wenn sie fur des fruhmittclaherliche Zentralasien moglicb ware, lieBe sich ohnehin niche ohne weitercs auf das Awareurcich iibenragen.1'9 Wichnger isr es, die inncren Widerspruchc dcr Sreppengesellschafr und die Prozesse, die sie auvlosten, festzustcllen. Dazu sind tradirionelle Schichtenoiodelle, wit: scbr man sic im Detail auch nut erbnographischem Material .anreicherr'. wenig gecigner. Aber auch der Marxismus harte seine Schwicrigkeiccn mit der Analyse nomadischer Gcsellschaircn. Friedrich Engels' Klassiker "Vom Ursprung der Familie, des Privarcigenturns und des Staares"!" weiB von den Steppenvclkern nur zu berichren, dag "die Deurschen bci ihren WanJcrzi..igcl1, besonders nach Siidost ~·.U den Ste.ppenn()m~".lcn am S..:hwar"l.en Meer, sittlich stark verkommcn (waren) und bei diesen auRer ihrcn Reitkunsten auch arge widernatiirlicht: Laster angenommen (hattcn)." Eint' Einor-dnung in das l1larxi.~tische Stufenmodell bra(hrc OffCllSidlt~ li.:h eine :;tarkc Schemarisierung mit sich; die Kcnn7.eichnul1g als "pJ.tri •.•rch::der F.:udali:;lfllls", Ji~ sit.::h in dtn fi.infzigcr Jahren in dt:r $Owj~tj!ichen Forschung durchset7.te, bictet bum Ansatzpunkte zum Verstiindnis der besondercn Dyna~ mik nomadischer Gesellschaften; cine Einsicht, die sich auch in der marxistischen l~ors(hung zunehmend durchsetzt." Eine andere Moglichkeit bictet da eimt von Morgan cntwickelte, van Marx une Engels aufgegriffenc Begriff cler ,militlri~chen Dcmokratie';\ der in der mar~ xisrischen Diskussion in letzter Zeit verstarkr bcachtet wird. Es handelt sich um cine Gesellschaftsform an der Schwelle \lon da Gentil- 2.ur Klassengescllschaft. Erwirtschaftung eines agrarischen Mehrprodukts, Ent' •.. ·il.:klung der Arbcitsteilung und des PrivJteigentums, verschiedener Ausbeutllngsverh~ltnissc und Formen sozialcr Ungleichheit kennzeichnen nach den ji.ingst in der DDR pllblizier~
Reiterkrieger, S!(';"j1l.:w'.:o/ker
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teu Arbciten dieseu Tvp: der (\~'cni~ gi.instig ::;I,:wihllt') L\;lHlc" leiter sich aus der Rolle des Krieges sowic dcr Volks- bzw. Heeresversamrnlung ab, die allerdings immcr mehr unrer den Einflllg dcr Cefolgschancn aufbauencen Aristokraten ger ar. Sowohl die spmanrike germanische als auch die slawischc Ccscllschafr des Frtihrnitrelalters wird diesem Typ zugeordnet ; er bereitet den Ubergaog zum Feudalismus durcb Best:iti~ung alter Exploitaricnssrrukruren und den Aufstieg neucr Fuhrungsschichten vor.!' Im Grund is! die Katcgorie eigentlieh unrnarxistisch, da sic niche die Produkrionsverhalcnissc, scndern nur die pohrische Vcrfassung beschrcibt.'. Das Modell konnte sich trotzdem fur das Verstandnis der fruhslawischen Gesellschalr als brauchbar erweisen ; im Fall der Awarcn ist seine Anwendung problemarischer. Dcr Grad sozialer Unglcichhcit und verfestigter Hen-schcfr ist bei den Aware» wohl zu grofl, ohne Jag auf der anderen Seire ausgebildete Klassen nachweisbar waren.H Die Schwierigkcit ist jedcch nichr nur rypologisch: Eigeneunvsverhahnisse lassen sicb bum archaologisch ermittcln ; der Mangel an Siedlungsgrabungcn iru awarischcn Bereich bictec nicht einmal fur den EntwickIungsstand der Produkrivkraftc ausreichendes Material. Kaum zu klaren sind ouch die awarische Hceresvcrfassung und das Gewicht dcr Hecrcsversammlung und der Gefolgschafrsverbande: der tarsachliche Einflu!; scbwankte wohl. Die ieweilige Balance zwischen Khagan, Srcppenadel und Heeresversammlung kann aber kaum fur die Produktions- und Ausbeurungsverhalmissc entscheidend gewescn sein. Zudem ist in allen Steppenreichen (und bei viclen gerrnanischen Gentes der Vclkcrwanderungszcu), zum Unterschied von den b-iihen Slawen, tin grundlegendes Problem au bcachrcn. lhre Herrschcfc bcruhte auf einer je spezifischen .Melcnge' untcrschiedlicher Produktionsverhaltnissc: Zum ersren wurde die Herdenwirtschafr in gentilen Familien- und Srarnmesverbanden betrieben, die relanv selbstgeuugscm wirtschaftcn und wesernlichc Nahrungsmiuel und Gcgenstcnde raglichen Bedarfs selbsc hersrellcn." Vermurlicb ist dabei "individudler Besitz an Tieren ruit kollek nver Aneignung des Landes" vcrknupfr, die Verfi.igungsgewalt iiber die Wc:idt:m6glichkciten ist das enrscheidendc Elemenr": dabci setzr sicb aristokrarische Konrrclle im Lauf der Zcir gegenubcr koiiektiver Willensbildung durch. Nebcn del' Wt-idewirtschaft spielr zum zwcitcn die .rauberische Expansion' cine t:msch<::idcnde Rolle; dur~h tribut.lrtigen Gi..itcrtransfer und ml.!hr oder weniger starke Einglicd<::rung in die Milicarburokrarie eincs GroBstaates partizipiert die Kric:gerschidn ;111dt'n jeweiligen Ausbeuwngsvcrhaltnissen dicser Klasscngesdl:;chaftenY Drirlens sl.:hopfen die Reiterkrie~cr ;luch Produktc der sd~hafren b:iuerli..:hen Bevolkerung ihn;s Hcrrs(hJ.ftsgc:bitte~ .lb . .\>' TWlL ihrcr wt:it6umigcn militarischcn Organisation ~ind l1(lmadische Gesdlschaften jedoch klum imstallde, diffe:rt:nziertc Formen eincr sokhcn Herrschaft uber SeGh.lfte zu cntwickeln; J.lZU is[ der Widerspruch 2.U den beiden anderen Formen, der sich auch in dt:r Verachtung scBhafter Arbcit auBert, ;r.u stark. Da die Weidewirtschaft nur begrenzte Moglichkeitcn bictct und mit der ,Beutc~bkonomie' rasch in Konflikt gerat, ist die L~bensdaucr dicser Raub-Staatcn begrenzr; es sci denn, sic lassen da~ Nomadenlebcl1 hinter sich und besetzen als Kriegerkaste einen bestehc:ndcn Staatsappan.tY Eine anderc Moglichkeit zcigcn dil' curopaischcn Steppenreiche (Bulgaren, Ungaro), die um den Preis ihrer ,Verl:indlichung', der EinsL:hrilnkung der Herdenwirtschaft und der Bet:ndigung cler Raubziigt cine Anp
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6. Srl"uktrll"i:11
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des A" •vorcnrcicbcs
sung .m die scBhaltc Kuhur der Xachbarregioncn crreichtcn. Die \'ollig unterschiedhchen Ergebnisse lassen auf eine sehr verschiedene Gewichtsvcneilung der drei strukcurellen Elemencc in den verschiedcnen Steppenreichen schliefscn. die sich hinter starken morphologischen Ahnlickeiten verbirgr. "Wilde Volker, dcren Leben der Krieg ist" ("e6vll aygt. J,v ~to::;b no),EM-0C;"), nennr cin zcicgenossiscber Schrifrstcller diejenigcn, die 626 unter awanschcr Fiihrung Konstantinopcl angriffcn." Dem entspricht recht gut, was das .Stratcgikon' iiber die Turken sagr: ,.Nicht belaster durch vielfaltige wichtige Angelegcnheiten, sind sie nur darin geubr, gegt:n Feindc tap fer zu sein."" .Produktionsmitrel' des Kriegers waren seine Waffen, die tarsachiich ein berrachtlichcs Kapital darsteliten. Die Eigendynamik des rnilirarischen Aspekrs betont eine jungst crschienene .ethno-philosophischc' Abhandlung, ein "Traite de nomadologic" von Gilles Deleuze und Felix Guattari." Hier wird die "nomadisehe Kriegsmaschine" dem "Staatsappar:lt" entgegengesem , wahrend dieser die Souveranirar uber einen geschlossenen Raum ausiibt, bringr jene dank ihrcr HOkonomie der Gcwalr'' ihre Macht in einem offencn Raum zur Gelrung. den sic durch flexible Anordnung ihrer Krafre 7.U uncerwerfen verstcbe. Die Organisation der Steppenreicbe erlaubt kurzfnarig auflcrstc Machtenrfahung, ohm: Iiber einen Staatsapparat zu verfugen, was wiederum ihre begrenzren langfrisrigen Mcglichkeiten erklarr. Das Wechselspiel der imperialen Staacen mit den .Reicheu ohne Staat' liBt sich in diesem Sinn skizaieren: Ocr Sraar bemtiht sich, die Kriegsrnaschine unter Kontrolle z u bekommcn; die Sreppenkrieger srrcben nach Zugang zurn Sraatsapparar und seinen materiellen Moglichkeire» (W:lSim "Traite de nomadolcgie" vcmachlassigt wird). Von der militarischcn Organisation geht auch Pritsaks Modell del' "Avar pax" lUS.~4 .Pax' is! sein ctwas irrefuhrender Begriff fur Sreppcnreiche im Gegensarz zu den Irnperien der Seflhaftcn, der aus dem tiirkischen Terminus .el'/Friede fur Srcppcnrciche abgeleiret ist. Sic we-den von kultischen Kriegcrbunden - im Sinne Dumezils - gerragen, und z u ihreru Erfo!g gehdren nmoncylcnders. new partners, new territory, military forces, chattel and provisions". Die Lisee wirkt etwas beliehig und wi.irde wobl ehcr zu den Kolonialabenteuern van Pizarro, Clive oder Peters passen. Der Ansatz zeigt trorz aller werrvollen AnstoBc die Beschrankung eincr rein milieirischcn Auffassung dcr Steppenreiche: die Herdcnwirtschafc spieit darin keine Rolle, die Nomadenreiche sind kriegeriscbe Zweckverbande, deren gentile Gliedcrung durch die Dezimalorganisanon IJ.n~s( vcrdrangr ist. Doch die Versorgung mit .provisions' war in den weiten Seeppcn wchl kaum auf rein militirische Weise zu organisieren; und schon die Zuchr der Streitrosse erforclerte gilIlZ lnderc Strukturen. Die s,honstcn Skbvinnen (fur Pritsak Bcute ,p.1r excellence' des Kriegers) ersctz.en nich[ die Rolle von Familie und Hausgemeinschafr. Darin liegt auch cler Grund dafiir, d.16 milicarische Einhciten und Mannerbiinde sich immer wieder erhnisieren, aite und neue gentile Verb:indc sich durchsctz.en. Die l:.rginzungen zu scinem Modell, die Pritsak 1987 in Spoleto prasentienc, beriicksichtigen diesen Mangel. Er untersucht in seinem Beitrag die politische Semantik der altti.irkischen Inschriften, wobei sich auffallende Parallelen zu den Ergebni:isen cler Ethnosoziologic des europaischell Friihmittelalttrs ergc:ben. Das Srcppcnreich (el) stutz.t sich auf tradit.iondle Gcsetze (toru) und die Legitimita[ des Herrschers (kut·(ili.ig), die wiederum auf dem Charisma der Dynastie (kut)
Nomadcn.
Reiler.kriega,
Steppr:l1"t'ulker
: 69
und dem Herrschoftsaufu-ag des Himmels (i.ili.ig)beruhr. Die Kh:lg
17v
6. Struktnren und I.el)t!~/)fnn}/~'Jl dl!5
Ai..;co·('IlI"(:idJl:s
uud I'-i,ml~lhg:l'm..::ins.;h,\ft ~tJndig ncu zu bilden, was sich besoudcrs bei Schwacbe dcr Zcntralgewalr durchsetzcn kann." Die Abspahung von fremder Hcrrschaft ist, [olgt man den QueUen, ouch die Hauprursache greger~'r und klcincrer Wandcrungen, die oft tausende Kilometer uberbrucktcn und neue Erhncgenesen auslosteu. Es ist moglich. daf durcb Klimaschwankungen verurs.rclne Kuapplicit solche Sexessionsbewegungen bcschlcunigtc." ..\tidHige Steppcnreichc reagicnen auf solche Probleme meist mit vcrscharfrem Expansionsdrang; es waren benachteiligre Mirglieder einer Dynastie odcr besicgre Clans, die ZUI11 Kern grogriumtger Wanderbewegungen wurden. Niche immer muf es daWr objcktive Ursachen gcgeben habcn ; die Quellen geben als Grund fiir Wanderungen und Abspa!tungen zumeist Unabhangigkeitsstreben und inncre Rivalitaten an. In dcr Regel horcn wir nur davon, wenn das Untcrnehmen aufiergewohnlichen Erfolg hatte ; ahnliches war in kleinerem Ma~stab jedoch offensichtlich alltaglich in allen Srcppenreichen und trug zu ihrer inneren Dynamik bel. Dicse Prozesse sind im Turkenreich nur auf hochster Ebcne, bei den Awaren noch wenigcr faBbar.F Daf~ ein solchcs dynarnisches Modell der Oberlie· ferung jedoch am ehesten entsprichr, sol! im folgenden skizziert werden.
6.2. "Ihr Leben isr dcr Krieg" ,,In offencm oder maBig hugeligem Gelandc vermochte den awariscben Panzerrei tern mit ihrcn Panzerbrecherlanz en im aeiegencssischen Europa kcin einziger Gegner - das byznntinische Hecr nichr ausgenommcn - erfolgreichen Widcrsl:J.nd zu leisten." 50 charakterisicrt Istvan B6n;J. die Ube-legenhcir der awarischcn Armee.' Uber die Unbesieglichkcir der Awaren mag man streiceu - in den reiaciv wenigen offeuen Fcidschlachtcn, von dencn wir Nacbrichr haben, sclilugcn sich die Romer oft rechc tapfer, und sie waren bcmuhr, die Errungenschaften des Gegners rasch zu kopieren . .l Doch daB das Awarcnheer kricgstechnisch europaischeu Heeren einiges voraus harte, wuficen schon die informicrten Zeitgcnosscn. Im sogcnannrcn Maurikios-Strategikon ' werden die "kriegserfahrcnen" Awe-en sehr hoch cingescbatzr. Die Hunnen hatteu als ,Wunderwaffe' den skyrhischcn Reflexbogcn in Osreuropa wieder dvrchgeserzr. Er war aus mehreren Schichcen yon Holz, Schoen und Horn verleimt und oft mir Knochcnplatten vcrsrarkt, \va~ die Durchschlagskraft \vesendich crhohre. Diesel" ,Kompositbogcn' war cine ausgcsprochenc Fc,·nwaffe; die schweren, drl!ifli.igeligen Pfeilspitun hatten cine "Rei~hweitc Yon fast 500 Meter. Zudem W:lr er mir 60 bi.s J60 em kiirzer als die meistcn einbchcn Bogen, was seine Handhabung im Sattel crleichterte, in der Hunnen und Awaren eine ers(J.unliche Fertig:keit hesaBen. 1m vollcn Galopp konnren sic vorwarts oder ruckwartS bis zu zwanzig Pfeile pro Minute abschieBcn. Die aufwcndigc Fertigung, die bis zu 7.ehn Jahrt:n in Anspruch nchmen konntc, und seine AnHlligkeit bci feuchter Witterung verhinderten offensichtlich, daB der Reflexbogen sich in Mir~ tel· und W·esteurop3. allgemein durchsctzte; cr blieb charJktcristisch fur die Rei· tervoJker des Ostens.1 Oie Awaren verlicGen sich nicht blog ouf den I~ernbmpf mil Pfeil und l3ogen: "Geri.istct sind sic mic Pam.erbemden, S..::hwert, Bogen und Lanze, weswegen die
,,II)/" Leben
iSI
dcr Krieg"
'7'
mcisren vou ihncu irn Kampf "w('i WaHcll mirnchmen, indem sic an der Schulter die Lauze rragen und den Bogen in den Handen holccn und beides je nach Bedarf vcrwenden. Niche nur sit: tragen Waffen, cuch die Pferde der Vornehmen sind an dcr Brust durch Eisen oder Fill. geschcrar. Gur geubt sind sic im Bogenschieiien zu Pfcrd." So bcschreibt das Srrategikon den schweren, bis an die Zabne bewaffneten awarischea Panzcrrciter." ~\hnlich zcichnct etwa gleichzeitig dJS chincsischc Tschou-schu die turkischen Krieger; ,Jds \X';J.ffen besoflen sic Bogen, Pfeile, heulende Pfeilspirzcn. Panzerjacken, lange Reircrspiefle und Schwerrer: als Gurtelschmuck rrugen sie auch Dolche.:" Einen scbwer gepanzcrtcn Lanzcnreiter, allerdings ohne Bogen und Steigbugel, aeigt cines der Goldgefafle des Scbarzes yon Nagyszentmiklos." Die Lanz e war auch die Hauptwaffe der hephrhaliuschen Panzerreiter, die den Bogen weniger verwendcten." Zwei gepanzerte Bogenscbutzen sind auf den Mantelverschluflscheiben aus Grab 144 in Modling dargestellt (siehe Umschlagbild): ihr Panzer siehr ahnlich aus wie der des Reiters von Nagvszenrmiklos. te Wahrscheinlich harte seir der Rornerzeir der Panzerreiter in Europa nichr mehr cine solche Rolle gespieir." Eine Neueinnihrung gchr sicher auf die Aware» zuruck: der eiserne Steigbogel, der die Standfestigkeit des .hunnischcn Pemkampfcrs' verbesscrte. Die Bedeutung dieser Vorrichrung ist verschieden gewichret worden; Lynn Wrhire siehr durin ein Musreroeispiel des Einflusses der Technologie auf den, Wandel der Gesellschafr' und ein entscheidcndes Element in der Herausbildung des Rirtertums - vielleichr eine leichre Uberschatzung dieses awarischcn .Mitbringsels', denn im Westen wurde cr offensichtlich nur lcngsarn iibernommcn. l~ Die Bvzantiner hanen ihn jedenfalls schon urn 600 in die Standardausnisrung des Soldcren cingcftihrt. '.i Die romische Armec iibernahm iiberhaupt manches vou den awarischen Kriegem; wie sehr die Soldaten des Kaisers ihrcn ,h:ifUi..:hcn
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(,. Sn'ukturerl unci Lebensjormen
des Assarenreicbcs
Taktik nachdachren." Das Hancibuch cmpfichlt, die Kavcllerie in Hcufen nach ihrcr Funkrion in dcr Schlacht aufzusrellen, "wie sich jerzr die Awaren und Turkvolker acfstellen, die jene Form bewahren und daher schnell jcweils die einzelnen Ruckschlagc in der Schlachr ausgleichen konnen.":" Uberdies war es bei den Awaren Brauch, eine strategische Reserve z unickzubehalten, die ubcrraschcnd eingreifen kcnntc." Dicscn .Anschlag der Sky then" vcrsuchrcn die Byzantincr z.u kopicrcn." Solche und ahnliche Uberraschungen und Hinterhalte waren die bcvorzugte Srracegie der Aware». "Sie freuen sich am Kampf aus der Enrfernung, an Anschlagen, Einkreisungcn gegen die Feinde, am vorgetauschren Ruckzug und an \'V'endungen ... Sie oberlcgcn den richtigen Zeitpunkr g:mz gennu und nu tz en ihn ohne Verzogcrung, weil sie nichr so sehr vcrsuchen, den Feind im Handgemenge nicderzukampfen, wie durch Hinrerlisr, ploraliche Angriffe und Mangel an Norwendigern. "!3 Yon der "fingierten Fluche" der Hunnen und Awaren erzahlce man sich zu Fredegars Zeiten auch im \X'estcn. In der aktualisierten Version emer Theoderich-Sage, die Fredegar wiedergibt, i.iberwindet der Aware Xerxer, dessen Name wohl aus dem Alexander-Roman kommt, auf diesc Weise gousche Gegner.l4 A.hnliche Listen wenderen andere Sreppenvolker an; erwa die Ungarn bei ihrem ersten Einfall in Italien." Die awarische .Kricgsmaschine" zeichnece sich dutch Scbnclligkeie nus, durch die freie, aber koordinierte Bewegung. ~7 Zur psychologischen Kriegst'i.ihrung gebcrte der Schiachtruf, den die Awaren (ebenso wie Slawen und andere Barbaren) zu Kampfbcginn erschallen lie6en.1s Solches uwolfisches Heulec" war fur die Byzantiner ein Kennzeichen der Sreppenvolker. 19 Die Awaren zeichneren sich auch durch groge Hartnackigkeir aus: .,\,(ienn sie die Feinde besiegcn, srelleu sic alles andere zuriick und begucgen sich niche wie Perser und Romer und die anderen Volker mir einer bescheidenen Verfolgung und deru Reub de:'>Eigenrums, sondern sctzen solengc nach, bi, sie die I'einde endgulrig vernichret haben, und verwenden dazu jedes Minel."?' Auf der anderen Scire "geben sic nicht wie andere Volker, im Kampf besiegt, den Kampf auf, sondern versuchen auf vielc Arten, die Fcinde 7.U bekampjen.".' Das bestatigen die Kriegsberichte des Theophylakt: der Bruckcnkopf, den Priskos 599 gegenubcr von Viminacium errichrett.:, wurde rrotz wiedcrholtcr MiBert'olge immer \vieder berannt.F Vermutlich vcrhngte cs schon d.1s Prestige des AWJ.renkriegers, MiBerfolge nicht auf sich sitzen zu lassen. DaG schwere Niederlagen Steliung, ja Leben t:incs Khugans gdahrden konnten, i!)t bei Stcppcnvolkern wiederholt beuugt.·;; Dit a\varische Kampfweise hatte auch ihre SchwJchen. Nahkampf und HandgCIllCIl~e, worauf die GerlllJnen spezialisiert waren, vcrsudlten dit:: Awaren lunlichst zu ,tcrmeidcn. Schon gar nicht hlg ihnen der FuBkampf; das Strategikon begrundet das mit einem alten Topos uber die Reitervolkcr: "Sie leben namlich auf den pferden und steigen nicht ab, konnen aueh nicht auf den FuGen stehen, weil sie mit den Pferden verwachsen sind und wegcn mangclnder Gelegenheit niche zu FuB gehen."H Doch legt der Augenschein offensichdich ein solches Uneil nahei noeh Wilhelm Radloff beobachtete: .,Zu gehen versteht der Altajer gar nicht. Seil1 Gang ist schleppend. wackelnd und sehr langsam; dazu tragt luch seine besonders ungeschicktc FuBbekkidung bet ... Sob.:dd aber cler Altajer zu Nerd steigt, anden sich seine ganze Korperh:-litung. Hier fi.ihlt er sich am Plarze .. Pferd und Reiter verschmelzcn z.u einem Ganzen."31 "Native centaur dignity"
.,1ln Leben ist der Krieg" naunte Peter Flemint; die Erscheinung dcr Mcugolcu zu l'Icrde. FuG eher Shakespearcs "poor monster Caliban" glichen.>
'll wahrend
sie zu
Im Krieg jedenfalls waren die Awarcn von ihren Pferden abhangig; ••Mangel an Weide" machce ihnen schwer zu schaffcn." Sie tubrten rneisr vie! mehr Pferde mit, als sic zum Kampf brauchten ; der Rest blieb wahrend dcr Schlacbt unter scbwachcr Bcwachung zuruck. Romische Kundschaftcr licficn sich durch die grorlc Zahl del' Pfcrde lcichr uber die wahre Starke cines Awcrenheercs tauschen: "Fur vide is! es niche abzuschatz en, cb die Menge (der Krieger) accoo oder 30000 berragr"." Manche ptotaliche Wendung wahrend der Awarcnkriege mag dadurcb zu erklaren sein, dag die Herden Mangel linen. Der groBe Bedarf an \'V'cideland machre es notwendig, daB das Heer sich sogar im Feindesland zersneure." Was fur ein straregischer Nachccil das war, zeigr sich daran, daf es den Byzantinern mchrmals urn ein Haar gelungen ware, sich des nur vcn einem kleinen Gefolgc begleiteren Khagans zu bemhchrigen." Auf die Beiagerungsrechnik stellren sich die Awaren mit Schwierigkeiten, aber doch relariv rasch eio. Sirmium mufire 579-8z ausgehungert werdcn, gegen die Mauern der Stadt wuBte man noch kein Rezept." Das anderte sich schon in den folgenden [ahren, als eine ganze Rcihe van Limesfestungen fielen, manchrnal Freilich dutch Uberrumpelung ; man schrieb die awarischen Fortschrine in der Bclagcrungsrcchnic einem gefnngenen romischen Soldaten aus Apiaria zu." Die Bewohner yon Thessclcnike konnten 586 von ihren Mauern beobachten, wie die Barbaren Belagerungsrnaschinen zimmerten, allerdings auch, daB diese nichr ganz so wie gewcnschr Iunkrionierten." Immerhin erwiesen sich die Awaren als gelehrige Schuler in der alten griechischen Kunst del' ,,:WI.LOgZ(U", des .Scadteknakkens' . Ahnlichc .Entwicklungsbilfe' bendrigte der Khagan zum Bau einer Savebrucke, wobei laur johannes von Ephesos romiscbe Archirekcen helfen muBten. ~'l Die Awaren sulbst bedienten sich offcnbar kaum del' Stadtmauern zu ihrer Verteidigung ; die barbarische Besatzung Yon Singidunum verschanzte sich vor der Stadt hinter ihren Wagen.4-j Solchc Wagenburgen sind auch von den Sicwe» und andercn Volker» bekannt ..•6 Erst von den Spatawaren isr bezcugt, daB sie Schanz.en zur Abwchr gegen Peindc errichteten." Die Hauptlast der Bciagercngcn trugen offensichdich Slawen und andere Hilfs\'olkeri besonJers dit! siawis..::hcn M.onoxyla (Einb:iurnc) wurden haufig eingesctzt.48 Fur ,amphibische' Unternt.:hmungen gegen Ki.istenstadte lieE sieh der Khagln einm:l! aut:h langob;lrdis(he Spezialisten kommen.49 Die Grabfunde bestatigen im JlIgemeinen das Bild des Kriegshandbuches. Da die awarischen Kriegt:r oft mit iltren \"'affen bcstam:( wurJ~n, la6t sich die Au.srustung gut n::k.onstruieren, selbst wenn voll.stJ:.ndigt! Ri..istungen rdati .•..selten crhalten geblicben sind. Man muG dabei den ungl!heuren Wen der verschicdenen Ausrustungssti.icke berucksichtigen; nicht jeder Krieger konnte sieh alles leisten, und manches mogen die Erbcn behalten haben. Auch gab es offt'nsichtlich Manner in vornehmer SteHung, die ahne \Va£fen oder nur mic nieht zllm Kampf gt:eigne:en Prunkwafft:n bestattet wurden.~~ Yom P:mzer wurden oft nur symbo~ lische Bruchsti..icke mitge-gcben.l' Dennoch gehoren P:mzerfragmenre, ciserne Lanzenspitzen. eiscrne Steigbugel, dreiflugcligc Pfeibpitzcn und Brl.lchstucke cler Bogcnversteifung zu den ,aIltagl!chen' GrabbeigabenY Recht haufig sind Schwertbcigaben; typisch fur die fruhen Awaren sind gerade, rebtiv lange, ein-
I1-+
6. Slrukllfren
Itnd Lebcnsjcrmeu
des Au-arcnrcicbes
schncidigc Rcitcrschwereer." Manche, wcnn ouch niche aile vomehmen Rcirerkricger Ijet~en sich gcmeinsam mir ihrcm Nerd bestatten, das voll aufgezdumt war.H Die Funde zeigen. neben deurlichen z enrralasiatischen Paralielcn, daE die Awaren auch hyz anciniscbe Handwerkskunst scharz ten oder byzantinische Waffen zurn Vorbild nahmen. Freilich ist die Wechselbeziehung zwischen .skyrhischen' und byznntinischcn \'V'affcnschmieden noch nicht gentigend erforscht. DaB die Awe-en \V:lffcn in Konstaminopel kauftcn, belcgt ein Menander-Fragmcnt fur die Friihzcit!!; frankische \Vlffeneinfuhrcn in der Spatzeir sollte ein yon Karl dem Groflen verfugter Export-Stop bremsen." Der .Techoologie- Transfer' zwischen Imperium und Barbn-en funktionierte jedenfalls in beiden Richrungen. wie vcrstreutc Meldungen andcuten, roche gut. Wenig ist leider ubcr die awarische Heercsorganisacion bekannt. In Zenrralasien harte das 6. jahrhunderr offensichrlich Fortschrine in der Einteilung des Hecres und der Vertci!ung der Fi.ihrungsaufgaben gebracht, die sich an urahen kosmologischen Anschcuungen oriennerren." Dartiber JaBt sich JUS den Quellen ubcr die europaischen Awaren kaum crwcs herauslesen. Relanv gut bezeugr 1St nur die Gliederung in Tausendschaften und Zehntauscndschaften." Den byz antinischen Beobachtern tiel im ubrigen auf, daB Awaren und Tdrken "starker als die cnderen Sk yrhen im Vcrband" kampftcn'" und zcntralcr organisiert waren. Heeresorganisarion und gentile Verfassung hingen eng zusarnmen , den Erfolg der Awaren erklart das Strategikon niche zuletz r mit der desporischen Herrschalt, der sie unrerworfen
waren.
6.]. Das Iruhawarischc
Khaganar
"Mliht:ll und Plagen crtragcn sic tapjcr, weil sic von cincm Her-scher rcgiert werden, bci Vertchlungen van den Anfiihrern (€% tWV U0XOv't(uv) strcngc Srrafen erleiden und niche durch Liebe, sondern durch Angst bcherrscht werden." So beschreibr das Straregikon die owarische .Despor ie' und erklart dadurch die Uberlegenheir der Awaren (und Turken) i.iber die anderen skythischen Volker, noeh mchr abcr iibcr die anarchischen Slawen.' Ein spiitmiuelalterlicher europaischcr Beobnchter, Pian Carpini, teihe diese Mischung aus Abneigung und Bewunderung [ur die Desporie der Srcppenvolker . "In der ganzcn Welt gibe es weder bei den Liien noch bei den Ordensbrudern gehorsarnt!rc Untcrtanen ols bei den Tartaren."l Offcnsichtlich ~ab c:. au~h andere Auffassungt:n. fin chincsi~chcr G~n~ral de.s 6. Jahrhundens sagle i.iber die Ti.irken: "Die Sold,HCl1 cler T'u-kue ycrabscheuen Wurden und BeJolll1ungen und mil1achten ihrc Vorge.setzte[l. Sic sind zwar vid an tier Zah!, aber sic ki.immern ~i(;h nicht urn Gt:setze oder Befehle."'l Del' buddhistische Pilger Hsuan-Tsang traf am Tien-schan auf einen Trupp ti.irkischer Reiter, die gcracie eine Karawane ausgepllinderr hatten und ,wie ublich' den Streit urn die Beute mit W'affengewalt austrugen.~ Dag Uneinigkeit und Aufsassigkeit das Reich zugrunde gerichtet hatte, berichtcten die ,letzren Awaren' dem Bulgarenkh:tgan, dieselbc Klage erscheint in aitti.irkischcn Inschriftcn.5 Es ist genau dieser W'iderspruch, der den bst 7,yklischcn Abbuf des Aufstiegs und F:tlles von Steppcnreichen auslostc. Ein erfolgreicher und umsichciger Herr-
Dill
[ridmisariscbe
Khol.\!,(/na{
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scber konmc die vidfaltil:;:t:!l Krafrlinien dcr nomadischen Cescllschaft linter Kenn-olle bringcc: geradc der Erfolg spotnte in dcr z weiten, drinen Generation den Ehrgeiz vielcr Konkurrenren an; die zenrnfugale Tcndenz behielt gegen das kaum insriturionell abgcsichcrre Zentrum die Oberhand, ein neuer Zyklus begann. Ahniiche Zyklcn liegen cuch der Geschichtc der europaischen Awaren zugrunde. Dennoch ist die relative Sl:lbilir;it des Awarenreiches ersraunlich. Das Khaganat on der Donau uberscand die Nicderlcgen ~egen Priskos um 600, die Katastr-ophe ....or Konscanrinopel urn 626 und die dadurch bcgunsngten Abfallbewegungen. die Kuver-Rebellion und den Erfolg del' Asparuch-Bulgaren urn 680 und die Niederlage gegen die Bayern urn 740. Der Zusammenhalt der awarischen Puhrungsschicht blieb trorzdem gewahrt. Diese Kobarenz ist ungewdhnlich. Dcsertionen, Teilungen und die Enrsrehcng rivalisiercnder Herrschnfrszentren waren in allen Sreppenreichcn haufig. Hunnen oder Goren sagren sich immer wieder von ihren Konigen los, urn auf cigcne Faust oder in rornischen Diensteu Kamere zu mechen. Generarionenlang war das romische Offizierskorps Yon barbarischen Uberlaufcrn dorninierr. Schon unter Justinian kampnen bulgarische Einheiren in Italien." 1m 7. jahrhunderr lebten und kampfren Buigaren unter verschiedenen Herrschern an \x/olga, Don und Donac, in Byzanz, Bayern, Karantanien und Iralien, im awarischen und im chasanschen Reich, in Thrakien und Makedonien. Tiirkische Feldherrn eroberren im Dienst der Tang-Dynasrie ehemals turkische Ccbicrc Zcntralasiens [iir die Chinesen. Zur selben Zeit kampftcn Awaren, soviel wir wissen, fast nur auf Rechnung des Khagsns. \V'as nach den MiHerfolgen urn 600 gcschah, berichter Theophylakr als Ausnahme: Es "fiden einc Menge Awarcn ab und liefen schnellstens zurn Kaiser uber. Ab der Khagan dies veruahm, erschrak er unci bckaru es gewalrig mit der Furchr 7.U tun. Er ncbtece dnher flebendiche Bitten an sic und ersann viele Mittel, urn die abgefalleucn Truppen wicdcr zu sich zunickzubringen."? D",H solche Abfallbewcgungen bcdrohlich warden konnten, berichtet (wohl nichr zulerzt aufgrund derselben Ereignissc) das Strarcgikon: "Ihnen macht der Abfa!l dcr Uberlaufer sehr ZlI schaffen, denn sic sind yon unsterer Art, gicrig nach Cewinn und aus vielen Stammen zusammcngeserzr und kiimmern sich niche urn Verwandte und Eintrachr
unrercinander
; wenn eioige anfangcn
iiberzulaufen,
folgr Ihnen eine
Menge Gleichgesinnrer.?' Spuren solcher Uberlcufer haben sich nicht erhalten ; wahrscheinlicb verloren sie den Awarcnnarnen cbcnso schncll wie die besiegten Awarcn nach dcm Unccrgang ihres Khagnnates. Auch wenn der "Hunne" Apsich, der gegen Ende des 6. Jahrhunderts iur BYZ
'76
6. Strukuiren und l.ebensjormen at's Aioarenrviches
iungcn hatren die Awarcnkhagane in Europa offensichrlich kaum zu run, auch wenn ihr eigcnes Reich vielleichr auf eine solche .Verdoppelung' zuruckging.t, Welcher An die Yerfassung war, auf der eine so crfolgreichc Monopolisierung des Awarennamens beruhre, wissen wir leider kaum. Baian vcrdankte seine Srellung als erfolgreicher Hcerkdnig, wie seine hunnischen und gouschcn Vorlauter, \'01' allem dem militdrischcu Erfolg und der Treue del" Armee, die er fuhnc." \'Vie die sakrale und rraditiooellc Lcgirimierung seiner Herrschaft, ohne die kcin Barbarenkdnig auskommcn konnre, aussah, wissen wir nicbt. Was die Bvzanriner im 6. und 7. jahrhunderr wahrnahmcn, unterschied sich iiberdies deutlich von dem Zusrand. den gegen 800 die Irankischen Eroberer antrafen. Nichts weist darauf bin. daB VOf 700 ein Iugurrus oder Tudun in der awarischen Politik eiac Rolle spielre. In dieser Zeit ist der einzige eindeurig idenrifizierbare Titel der des Herrschers: der Khagm. Die Awarcnhcrrscher waren die ersrcn, die diesen im Femen Osten seit einiger Zeit gebrauchlichen Tircl in Europa u-ugen.'! Er wurde so sehr zu ihrem Markenzeichen, daS er den Namen verdrangre. ja sogar haufig als Name miBverstanden wurde: Fredegars Ilrex Gaganus" isr kcin einrnaliger lrnum.'6 Baian blieb der einzige, dcssen Name uns uberliefert ist, und er vcrschwindet ucch der Eroberung von Sirmium (582) aus den Quclieo. Scin Name isr auch bci anderen Volker» bekannt: Ein Sohn des Bu!garenkhans Kuvrat irn 7. Jahrhunden hicf so, ein Vorfahre des Dschingis Khan nannrc sich Torholjin baiyan, und ein Feldherr Bayan war unter Kublai Khan an der Eroberung Chinas beteiligt.'? 1m Mongolischen und in viclen T urksprachen isr aus der Wurzel .baj' das Wort fur .reicb' gebildet, was zumeist zur Erklarung des Narnens herangezogen wird.'! Sclbst Baian blcibt in den Quel!en rechr konrurcnlos. Eigcnschaften wie Verschlagenheit, Grausamkeit, Habgier, Wortbrtichigkeit. Prablerei. Irnpulaivitat, abcr auch Tapferkeit. Hartnackigkcir und Umsichc kounrc m~U1 aufgrund del' b yzantinischcn Berichte wohl jedem bedeutenden Barbarenfursten zuschreibcn ; wahrscheinlich wiirden sic ebenso auf die meisten Kaiser passen. Del' Ernst, mit dc:n hcurc noch gdegcntlich in dcr Litcratur seiche Porrrars cntworfen werden, ist nicht einmal dutch den Mangel an gehaltvolleren Intormanonen zu rechrfertigen." Nur aus eincr Nebenbemerkung des Thecdor Synkcllos wissen wir, daR auf Baian hintereinander 7.wei seiner Sohnt fol!;ten. deren jiingercr die Awaren noch in die Katastfuphe \Ion 626 fuhrre:lC Der Vater des Khagans von 62.6 hatte <\us fernen Gegenden bei den Romern ZuOucht gcsucht; "die Herrschaft dieses Vaters wunll.! auf seinen Suhn, den Nachfolger, vererbt. Jen ilteren Bruder des Hundes voo heme". DaB der jungere Bruder niche lange 'lor 610 an die Herrschaft k:un, wird im allgemeinen aus dem Berichr des Paulus Diacenus von cler Erobcrung Cividales durch einen jugendlichen Awarenfursten geschlosscn, der das Herz cler Frau des ehen gefallent:n langobardischcn Dux bctorte.!' Die Erzah!ung ist freilich sagen haft. Docn !age cs nahe, daf$ nJch 602 cler schon reilwcise entmachtete Khagan bald :lbgetrctcn ware. Er harte am ehcsten seit 583 regiert, wie Therese Olajos aus der Bemerkung cines byzantinischen Gesandten kuf7. darauf schlielkl~ Dafur spricht immerhin, da(~ del' seinem Vorbild Menander wohlbekannte Baian bei Thcophylakt nicht mehr genannt wird. Auch kame man hi.r jeden cler drei Herrscher auf cine Rt:gierungsuit von etwas tibeT 20 ]ahrcn: Baian yon vor 562
DtIS /riih.I'I-:-'arische
Khtlgdlldt
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(ob er schon die grogc \Vand1.!ruug anfiihrte, ist unbekannr] bis ca.5~3; der altere Sohn bis nach 601; una der jiingere bis 626, spatestens abet 63c. DaB dern erst en Sohn Baians nicht einer seiner laogst erwachsenen Sohne nachfolgre, sondero ein jcr.gerer Bruder. lag untcr anderem daran, daB jcne sich als Heerfuhrer niclu eben bewahrt hat-en (einige waren auch an der Pest gcstorben).? Auch bci den Turken und Bulgaren wurden Bruder eines Hcrrschers rnanchrnal seinen Sohnen bei der Nachfolge vorgez,og~n.!~ Wit die Enucbeidung daruber [iel. wissen wir nicht: doch ist zumindest bet dem Herrschaftswechsel nach 602 ein starker Einflufl der Groben, unter Fuhrung Apsichs, anzunehmen. Den Geschlccbtsnarnen der .Baimiden' kcnncn wir niche: Thcophylakts Bemerkung uber die ,War' und ,Chun' ist wohl eher auf groRere Einheiten als auf cine Dynastic zu beziehen." Es isr anzunehrnen, daf die Dynasrie 626 ihr Prestige verspiehe: solche Katastrophen z erstorren fur gewohnlich das Charisma eines Sreppenherrschers, was his 7.U riruellern Konigsmord Iuhren konnrc." \Venie; spacer bekriegten einander ein awarischer und ein bulgarischer Pratendent filr die Wurde des Awarenkhagans.:" Die SteHung des Khagans an sieh war anscheinend zunachsr nichr geschmalerr. weiterhin erscheinr er allein als Gestalter der awarischen Polirik. Erst in der letzten Epoche awarischer Herrschaft ist das Doppelkonigtum bezeugt.l8 Wie die ostgerrnanischen Heerkonigc der Wanderungszcit, [iihrtcn Baian und seine Nachfolger fast immer selbst das Awarenhcer. Nur einmal i.iberlieB Baians Nachfolger diesc Aufgabe seinen Schoen. Auch nach ihrem MiBerfolg hielt sich in den folgenden ]ahren der Khagan im Hinrergrund. Ais 6cr eioe awarischc Armee an den Katarakten autmarschierte, verbandelten die Romer mit Apsich, der sich als ,Unterfeldherr' (Hvpostrategos] praseruiertc. [rn »achsten Jahr schickre der Khagan den Apsich gegen die Anren." Die byzantinisehen Quellen vermitteln den Eindruck, ais lage auch die Entschcidung uber Krieg und Frieden in der Hand des Khagans. Er schickre und empfing Gesandtschafccn, [eitete personhcb die Verhandlungen, deren Verzogcrung die kaiser-lichen Gesandren macchmal ganz. seiner Laune zuschrieben." Er band sein ganzcs Volk durch vertrage unci Scbwore odcr leistere zumiodest, wie vor der Belagcrung van Sirrnium, im Nomen des "gesamten Volkes der Awaren" [Menander verwendet in diesem Zusammcnhang sowohl ,,1:0 'A~6.Qw\' ~{rvo;" als .1uch "Tc)'Ar36.Qwv a:tav ql'UAOV")JI einen Meineid. In diescm Sinn h,\[ Kollautz niehl ganz unrecht. wenn er sehr zugespitzt mt:int; nDie Geschichte aller Nomadenvolker ist die Gcschichte ihrer Kh.1gane" Y Diese Auffa.ssung entsprach sowahl der Sdbstdarstellung der Steppcnherrscher (wie sie
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6, S1ruktun!ll
ulld Leht'TlifomlCn
des Ascavenveichcs
hatten, karu es zu einer bexeichnenden Mcinungsverschiedenheir zwischen Justin und Tiberios. Man harte vereinbart, einige Sohnc vornehmer Awarcn als Geiseln zu stellen: der Kaiser beharrte nun darcuf, Sohne des Khagans in die Hand zu bekommen. Tiberios, der rnit den Verhaltnissen bei den Awaren sicher besser vertraut war, rechnere damit, daB die awarischcn Archontcs "nieOla!s zulassen" wiirdcn, ,.daG dcr Khagan sich cntst.:hlicl1e, die Vertrage zu brechen" .)1 Dat~ ! Ober1egung durchaus realisrisch war, sollre sich nocb mchrmcl, zeigen. Es gab einfluflreiche .Lobbies' am Awarcnhof; vor dem Krieg urn Sirmium kern 579 ein Gesandcer nach Kousrarninopel, yon dem man wufste, daB er den Kingan immer z.um Kampf gegen die Romer gedrangt hatre, Da~ er auf dem Ruckweg yon pldndernden Slawen ermordet wurde, barre ouf den Hingst beschlossenen Kriegsausbruch allerdings keincu Einfluf~ mehr.l6 Es cntsprichr viclleicht der aggressiveren Poiitik von Baians Sohn, daf auf ihn vor allem die .Tauben' Druck ausubten: 584 geriet der Khagan bei Verhandlungen mir den Romern in Zorn iiber den Gesnndren Komenriolos, den cr torcn lassen wollte. "Tags darauf aber beruhigte sich sein Zorn, und die Machrigstcn unter den Awaren besanfngten ihren Fuhrer mir tiberzeugenden W'orten und rcdecen ihm gut zu, daB er gegen Komennolos nicht die Todesstrafe verhnnge. "j7 Erwa achn Jahre sparer gelang es den .Machtigseen' sogar, den Kricgsausbruch z u verliindern. Dcr Khagan werrete die Operationen des Priskos im Sbwenland als .casus belli'; "T~!gitios und die vornchrnen Anfuhrer der Barbaren widerrieten dem Khagan eine Auseinandersetzung ; sie sagten narnlich, er z.iirne zu Unrcchr den Romern.t'V Viclleichr betonre del' Khagan nichr aofallig wen.g sparer vor dem Gesandren, er sei "Herr des ganzen Volkes" und es gebc niernanden, dcr ihm widerscehen konneY' Bei all seiner Macht erlaubte die Stdlung des Khagans kcinc Willkurhcrrschah; sie war durch Tradition und Vcrfassung gcbunden. In wclchen Fcrmen Heeresversnrumlung odcr Rat der .Logades' instirutioualisiert warcn, wissen wir nichr: daR der Herrschcr solcben Kollektivorganen letztlich verantwortlich war, lag in der Natur seiner Hcrrschnft." An diesen awarischen .populus' war auch seine Selbsrdarstcllung cls Hcrrscher adressicrt, die byzantinische Berichterstattcr wie moderne Hisroriker gem als "die ublichc Prahlerci" abtun. Dabei war das keineswegs ein bloG barbari:icher Brauch; das Hofzeremoniell, mir dem die christlichen romischen Kaiser die Gesandten ,ubcrfuhren', arbeitetc mit denselben Mitteln: Prunk, .Machtdemonsuarion, Geschenke, ritualisiertt' Selbstaussage, Pr:t.hierei und Drohung bis hin zum gezielten BluHY Reiche ohne SU;1.tsapparJt, deren Zusammenhalt kaum zu erzwingen war, sondern auf cler Bereitschaft zu folgen beruhtt', muBten um so mchr lrachtt.:n, Eindruck zu machen. Die wenigen Bcrichte uber die Selbstdarsrellung der :lwariscbcn Khagane und ihre ostlichcn Para1!elen erlauben eil1en gewissen Einblick in die Methode del' Herrschaftsausubung.
6.4. Awarisches
Gold: Prestige,
Gescbenke,
Repr:isentation
Ausfuhrliche Augenzeugenberichte, \Vie sie Priskos yom Hof Attilas oder Me· nander vom Empfang bei einem turkischcl1 Khagan uberliefenen, gibr es aus dem Awarenreich nicht. Einige kurze Auftritte in den Quellen, meist anliilHich von Friedensverhandlungcn, sind alles, was wir von cler Selbstdarstellung der awari-
/i.tv;1risch~'sGold: Presuge, Geicbenke, Repr-isenmuon
179
schcn Khagene keunen. Sit sind ausgesciuudckt durch die rhetorischen Pflichcubungcn der antikisierenden Chronisten, gescbopf lUS dern ,Worterbuch des Barbarenfilrsten' und wohl manchmal durch akruclle Details angereichen. Die Umstande solcber Bcgegnungen we-den geiegentiich skizziert. "Baioll traf ein, sueg vom Pfcrd und serzte sich aut einen gcldenen Thronsessel. wortiber JUS zwci Ieincrnen Plachen so ctwas wie ein Zeit errichter war. Als Schutz [iir Brust und Gesiclu aber hiclr man ihm zum Schirm Schilde vor, wegen der Wurfge3chosse, die die: Romer etwa auf ihn schlcuderten." So rrar der Khagan bei den Verhandlungen urn Sirmium 580 dcrn romiscben Feldherrn Theognis entgegen.' Einige Jahre sparer ereignere sich jene sehsame Szcne in den Thermcn von Anchialos, bei der sich der neue Khagan in den Gewandern der Kaiscrin Anastasia zeigte.' Besonders arm an Details sind die Kricgsberichtc des Theophylakr: die Szenen seiner ausschweifenden Redeschlachren werden bum skiz ziert. Am eindrucksvollsten isr noch jener Aufrritt, bei der» der Kbagan, am Donauujer sirzend, mir dem Fddherrn Priskos vcrhandelt, dessen Boot in einiger Entfernung hilt.' Die byz antinischen Quellen enrhahen auch keincn Hinwcis auf eine Residena des Khagans: daB er sich mchrtach in der Gegend von Sirmium aufhieh und cinmal angebiich aus Angst vcr den Turken don verschanzte, kann noeh nicht belegen, dag et don seine Hauptstadr hane.' Der ,Ring', den 796 die Franken erobcrten, wird noch oicbr genannt ; im rJahrhundert deuten die Fiirstcngriber im nordwesrlichcn Teil des Donau- Theifl-Zwischenstrcmlandes darauf, daB das Herrschaftszenrru rn hier lag. f Vcrmurlich konnte sicb im IS. jahrbunderr trorz aller ncuerworbener Reichtumer der Awarcnhof noch niche mit dem Sitz der turkischen Khagane messen. Von dicsem brachce die Gesandtschsfr des Zernarchos (569-7'l) einen eindrucksvolleo Berichr nach Hause: Der Khagan "soR in einem Zeit auf einem zweiradrigen Thronscssel von Gold, der im Bed.nfsfall \'011 eincm Plerd gezogen werden konntc." Die Gastrnahler fanden in drei verschicdenen, aus seidcnen Steffen geferngten Zeken start, ,.5izabulos ruhte auf eincm Lager aus purcm Gold, und mitten im Gemach standcn goldene Wasserkruge, Kessel mit Spreugwasser und gruGe geldene Kriige." Am dritten Tag traf man sich abcrmals in einem anderen Zeit, diesmal mit vcrgohictcn Hclz saulcn; vcrgoldet war auch das Ruhelager, das yon vier goldcnen Pfauen getragen wurde. "Am F.ingang die~es Zcltgemaches hatte man Wagen auf!=;estdlt. die reicblich mit Silbersachen, Scheiben und Schusseln sowi(' z:lhlreichcn Tierfi~urell ,illS Silber bdaJcn waren, und diese Silber.1rbeiten standen sicherlieh den unseren nicht nacho So weir ging die Prunkliebe des Herr· s(hers de!' Ti.irken."~ Ahnlich beschrt'iben chine')ischt' Quellen den tiirkischen Hof. Der Khagan SCha-pl)-!i.ie stdlte Zllm Empfang cler chinesischen Gesandren Soldaren auf und "trug seine Schatze zur Schau".' Einer seiner Nachfolger cmpfing einen chinesischen Gast so; "Der Kh:lgan trug cinen Mantel aus griinclll SaLin und scin Hoar g:inzlich offen; nur seine Stirn war yon einem Seiden band von zehn FuH Lange mehrfach umwunden, das auf :icinen Rucken hcrumcrficl.. Er bewohnte cin goldenes Zeh, das mi[ goldenen Blumen verziert W:lr, dercn Gbnz. die Augen blcndcte." So slh der btriihmtc Pilger des 7-j.\hrhundens, Hsuan-Tsang, den Kh
180
6. Sirukturen
und Lebensjormen
des Aussrenrciches
Ce vicrt crrichtcn: die Wande ringsum sind aus \Xfollu:ppichcn gefcrtigr. Er [ragt Gewander JUS verz.ierter Seide; er sitzt auf einem goldenen Lager, dessen Fiii!e vier goidene Phonixe bilden.?" Dagegen nirnrnt sich Amlas holz erner Pnlast und das darin vcranstaltete Gasuuahl in der Bcschreibung des Priskos rechr bcscheiden aus. I:) Von den crsten Awarcnkhaganen wissen wir imrncrhin, daB sie rnanche del' Kostbarkeiten, "lie sie Gasrc am Ti.irkenhof bewundcrrcn, \10m Kaiser zum Gcschenk erhiehen. Schon die erste awarischc Gesandtschaft erhie]t 558 "goldver-
zierre Kerreo, Ruhebetren, Seidenkleider und viele andere Gaben."11 "GoJdene Ketten, wie z.ur Fesselcng Flcchtiger gemacht, Ruhebetren und viele andere Cegenstaode einer hoheren und verfeinerccn Kulrur" bildeten in den folgenden jahren die i.iblichen Geschenkc." "Gold und Silber, Gewander und Genet, goldene Sattel und anderes" l.ieB der grcise Justinian cwarischcn Gesnndren [iir sic selbsr und ihre Fiirsten aushandigen, sodaf immer mehr awcrische Gesandtc unter jedem denkbaren Vorwand in Konstantinopel auftauchten, erzahlt johannes von Ephesos.'! N3Ch dcm Regicrungsancriu justins Il. wurden die Forclerungen zunachsr beschcidencr. "Einen silbernen Diskos, erwas Gold und dazu ein skythi-
sches Uberkleid" verl.mgte Baian 567 vergcblich vor Sinnium." Sparer verlagerten sich die Verhandlungen immer mehr auf fescstehende Geldsummcn, die wohl reils in Goldmiinzen, reils in Silber und seidenen Gewiindern kassierc wurden.'! An die cwarischen Forderungen nach Gold, Silber und kostbaren Stein en erinnert des Suda-Lcxikon." Dazu karnen noch besondere Ceschenke wie jenes "kunstvoll gefertigte goldene Ben", das der Khagan bald nach 582 zuruckschickre. (7 Auch indische Gewurze waren begehrt." Decaillierrer waren die Aufstellungen der Chinescn ubcr die Cuter, die ihr Kaiser den Ti.irken schenkte: Rciscwagen, Pferde, Trommeln, Blasinsrrumente, Fahnen, goldene Vasen, Kleidung, Stoffe, Berrzeug, und zwar je nach dem Rang der Empfanger. '9 Die Pricdensveru-age driickten den jeweiligen Kurswert der awarischen Macht in Solidi cus." Ein Solidus wog nomine!l4,5 5 Gramm Gold, 72 Solidi machten ein Pfund JUS. Der jahressold cines romischen Soldaren betrug unter Justinian etwa 5 Solidi; damit konnrc man sicb taglich 3 Pfund Broc, r Pfund Fleisch, einen halben Liter Weill und 5 cI 01 leisren. Des Cebalt hoher Offiaiere (Prafckten, Duces) bet rug von 4(,;0 Solidi aufwarts, der afrikanische Praefectus praerorio crhielt 7200 Solidi, andere Spitzenbcamce bis zu 450CO Solidi, genug, urn sich ~ine klcine Privatarmee zu halten.l! DaB die Heeresausgaben s0kherJrt - nach Scharzung Steins _. im 6. ]ahrhunJen etwa 6 Millionen Solidi ausmachten und dam.~t cineo GroBteil des Budgets verschlang~n, kann nicht verwundern. Demgegenubcr nimmt sich die awarische Apanage relativ be.~cheiden aus. Seil 574/75 kassierrc Baian 8acco Solidi jahrlich; dieser Bctrag anderte sich auch nach der Eroberung Sirmiums zuniichst nicht.li 585 crreichte Baians Sohn nach zunachst vergeblichen Verhandlungen eine Erhohung auf 100000 Solidi; 598 vereinbane man die Summe von 12oooo.zs Da die AusHille in Kriegsjahren in der Regel nachgez.ahlt wurden, hatten Baian und Sahn bis 602 also fast 3 Mil!ionen kassiert. Damit schnitlen sie im Vergleich sehr gut ab. Anila hane es zwar binnen weniger Jahre gesdufft, die Jahrgclder VOIl etwa 25000 auf i.iber 150000 SoLidi zu lizitieren; die jedoch erhielt er nur einigeJahre lang.~6 Die Perser muJ?ten sich wahrend der Friedensjahre um 565 mit 30000 Solidi zufricdengeben.17 Die Turken forderII
Z
}
/viaansches G'uld: Prestige, Geschenee, Repr.isvruauon
181
[L'l1 vom cbinesischen Kaiser niclu Coldstccke, sondern Seide: Urn po erhielren sic jabrfich (OOCCO Stuck von vier verschiedencn Seiden-Arren, 607 sogar einmal 2::)OCOC Stuck." Allerdings machten die rurkischen Khagane ofters berrachrlichc Gegengeschcake bis zu mchreren Tausend Pferden." Nach 602 erhieiten die Awarcn wohl weitcr ihren iiblichen Tribut, dcr sich 604 crhohr habcn mu61'\ 623;'24. bevor Herakieios wicdcr gegen die Perser aufbrach, kcssiertcn sic die Rekordsummc von acc occ Solidi." N ..II.:h der Niederlage von 626 bekamen die Awaren, wcnn iiberhaupt crwas, sicher v-icl weniger, und nach der Griindung des Bulgarenreiches an der Donau um 680 vcrschwanden sic mehr oder weniger aus dem Blickfcld der Byzanriner. Zu den mindcsrens rund 6 Millienen Solidi an Gold una Wertgegenstiinden, die bis dahin als Tribur an die Khagane flossen, kamen noch Losegclder fur Gefangene und Pltinderungsgut.> Die riesigen Summen [csten im Karpatenbecken ein "Goldenes Zeitalrer" aus, dessen Spuren auch die Grabfunde zeigen: "Var dem jahr 626 kennen wir so gut wie kein Grab cines [reien Awaren ohne Coldschmuck.">' Reiariv seltcn wurden dagegcn die byzantinischen Solidi selbsr den Toren mugegeben: etwa zwanzig friihawarische Graber enrhaiten originalc Pragungen. DaG die romischen Mi.inzen einen gewissen Presrigewert hatten, zeigen die Nachpragungen. die sich in sieben Grabern Ianden." Ein Grcflteil des Goldes durtrc jedoch eingeschmoizen oder cberhaupt in Barren, eeils auch in Silber und andcren Gtirern kassiert worden sein." GroBe Goldmengen fanden sich in den Fdrsrengrabern des 7.jahrhunderts. Die T97J von Sandgrubenarbcicern in Kunb.ibony gefundenen und erst nachher reilweise sichergesreihen Grabbeigaben cines Khagans oder Ftirsten geben einen Eindruck vorn Auftreren eines soichcn Hcrrschers. An PrunkwaHen harte der Tote ein Schwerr in goldbeschlagener Scheide, einen Sabel mir goldbeschlagcnem Griff, einen Zerernonialbogen mit goldenen Enden, einen goldbesehhgenen Kocher und sechs rcich mir G0lJ vcrzierte Dolche unci Messer bci sich. Diese hingeu an vier verschiedenen. ebenfalis goldbeschlagenen Gi.irteln. Dazu harte man ihm eioc Trinkgarnitur rnit go/den en Trinkhornem und Bechern so-vie eincn Krug aus massivem Gold mitgegeben. lnsgesamt konntcn nocb fast drei Kilograrnm Gold geborgen werden." Fast ebenso reich sind die Graber van Boese und Kunagora, ein wenig bescheidener die yon Kunmadaras, Kecel usw." Aus darn Hen eiues aweriscbcn Khagans des 8. [ahrhunderts stammen wahrschcinlich auch dcr albanisr:he Schaczfund von Vrap und sein (in Jer Echtheit nicht unbestrittcnes) Pendant von Erscke, den:n Gefaf1c und Gi.!rtelbeschl::igc insgesarn[ 9 kg Gold und fast i kg Silber enthielren. Allein die dort gefundenc massive goldene Riemenzungc und eine ebcnsokhe Giirtel.sdl!1all~ wiegen je etwa 15C Gramm.)'~ Ein Teil des riesigen Schat7es, "der in einer langen Rcihc von Jrrhrhundencn angehauft worden war"J~1 wurde schlid~lich zur Bente der Fr:mken und setzte die Zeitgenossen Karls des Grof1en in Erst:\unen. Die northumbrischen Annalen wissen ~ar van "XV p!auris auro argentoque palliisque oloserids pretiosis repletis, quorum quodque quatuor [rahebant boves" .~oDa Kaiser vcrteilte Jen "thesaurus inestimabilis"41 an Bistiimer, Abteien und wdtliche GroRc. schrni.ickte seincn Palast damit aus, schenkrc einen Teil dem Papst; "unus bahcus et unU$ glad ius huniscus ct duo pallia Sirica" gingen an den angelsachsischen Konig OffaY Fur Karls Biographen Einhard war cs der grof1tc Schatz, den die Franken jt! erobcrt hatten; er cro->tete sich damie, dag die Awaren die Kostbarkeiten nur ihren PlUn-
J8:c
6. Strulnurcn nnd l.cbcnsiormcn
des Aiuarcnreicbes
vcrdank-en." In diescm Sinn vcrwics cin langobardiscber Gcschichrsschreiber auf "die vielen hciiigcu GeLit~e, die diesc grausnmcn Frevler geraubt hatten'";" Refle s c des Scharzfundes findeu sich noch in deutschen Sagen; die Sachsenchronik wuEte von dem "groten schacz von gclde ind von silvcre, den de korunc Eczelin inde sine nakomelinge b.n~e gesamcnr haben" .-ll Eine lerzte Spur der Awarenschatzc ist vicllcichr jener Goldfund, der 1799 in i'."agyszentmik16s, dem beurigea Slnicolaul Mare in Siebenbi..irgen, ens Tagcslichr kam. Er umfaEt 13 Goldgefafle mir bst 10 kg Gcsarrugcwicln. cinige devon trag en griechische lnschrifren oder Runenzeichen. Beriihmr ist die Darscellung des gcpanzerrcn Lanzenreiters auf einern der Kruge, der jongst auf dem Titelblact des Werkes von Herwig Wolfram die "Gebun Mitteleuropas" symbolisieren scllre. Die Deutung und Darierung des Fundes sind urnstrirtcn ; hiclr man ihn aunachst Fur den Schatz Attilas, brnclue man ihn sparer rneist mit den Bulgaren des 9. cder den Ungarn des ic.jahrhundens in Verbindung. 'X'ie vielc aulleq;ewohnliche Schatzfunde, enthalt er Stucke aus verschicdencn Epochen, von denen die meisren Unikare und daher kaum gcnau zu daricren sind. Die griecbischen Inschrifren erinnern an die Felsinschriften der Bulgarenkhane und nennen auch Titel, die im Reich der Donaubulgarcn belegt sind (etwa den .Boila Zoapan'}. Doch sind von den Donaubulgaren kcum verglcichbarc Stucke bckannt, wahrend vicles an die awarische Kunst crinnert. Die Runenzeichen alme!n der awarischen Knccheninschrifr von Szarvas :lUS der ersten Halite des 8.J:lhrhunderts, aber auch anderen osteuropaischen Runenschrifrcn." Es ware also durchaus dcnkbar. daB der goldreiche Hort vom Rand des Karparenbeckens einst einem awarischen Khagan gchort bane und wahrend dcr Turbulcnzen urn Sea (oder auch ein Jahrhundert sparer) in die Erdc kam." \'(lie aber auch immcr der Schatz schliefilich in die Erdc gelangtc, die cxklusive goldene Tafelgamitur gibt einc gutc Vorstelluug davoo, wie del' Hort des Khagaus im 8. j.rhrhundert ausgesehcn babcu kcunrc. Das .barbansche Gold' und die anderen Koszbarkciten diemen niche als Zahlungsnurrel. ,,,Barbarischt's Gold' ist schon bel den Griechen spnchwortlich gewesen, die in ihren Stadtcn keinc Scharzc benorigren, und die es hochsr unpraktisch [inden mochten, sich gjeichsam rnit einer Million-Piund-Ncre aus Edehnetall zu beschwe-eu.":" Die Arabcr staunren daruber, daS sich die Frauen reicher \'V'olga-Bulg,(ren gror,e ~tel1gen yon Dirhem-Mi.inzen um den Hals, die Herrscher an die Anne hangten.~9 Aber auch Hir romische Soldatcn empFiehlt das Strategikonl-=-:"Denn wit' pra.:htig in der Bewlffnung ein SoJdat 1st, mit so .•.. iel Bereitsrhaft greift er an und sovicl Furcht fl6!h er den Feindcn ein." Reichtum hatte nur dt:o Sinn, im Diesseits odeI' iOl J,;:nseirs zur Schau g.:-stellt I'.u wt;:rdtIJ; Pracht und Prestige hingen eng zusammen. Das gale umsomehr fur den Sdl.ltz des Herr::.chers. Weicht: Rolle der Konigsschatl'. beim Aufstieg und Fall der germanischen Reiche spielte, ist bekannt. Byzantinischc Historikcr verzeichnen es jedesmal als Triumph der kaiserlichen Politik, wenn es gclang, cinen fcindlichen K6nigshort in die Holnd 7.U bekQmmen, wie es innerhalb relJtiv kurzer Zcit bei Ostgoten, Gcpiden und Langobarden gliicktc.1 r "Letzten Endes bezog das ganzc Yolk scinco Ruhm aus den Rcichti.imern, die sich um den Koni~ sammclten", besrhrcibt Dub}' fri.ihminelalterliche Verhiltnisse.5~ Dem Konigshon wohnte cine magischt: Kr;lft inne, die uber die Prachtentfaltung des Hcrrschcrs auch seint:n UntertJ.nen zuganglich wurde. derungcn
Aisariscbes Gold: Prestigf.', Gescbcnlee, Reprdsentauon
Dieser Presrigegebalr
IS]
machte den Schatz des Herrschers zu einern durchaus sorgfaltig dosicne Geschenke konnte der Furst sich der Treue seiner Gefolgsleute vcrsichcrn. Das Suda-Lexikon beschreibc die Sz.ene, wie der Bulgarcnkhan Tervel, der eben erfolgreich Justinian H. zur Ruckkehr an die Machr verholfen hatre, sein Heer belohnte: "Der Bulgarenherrscher stellre die Rollpeitsche unci den Kricgsschild mir dem Buckel auf den Boden und legre soviel Geld daruber, bis es sie bedeckre. Dann schlug er seinen Speer in die Erde ein und haufce seidene Gewander in der Hebe und dcr Breite auf. Zum SchluB verteilre er an die Scldaren mit der rechten Hand Gold und mit der linken Silber aus Kasrche». die er immer von neuem anfullte."!' Als eine Gruppe yon Krieger» sich dem jungen Dschingis-Kban angeschlossen harte, begninderen sic das nach dem Berichr Rasid ud-Dins so; "Er legt sein Gewand ab und macht es zum Geschenk: er sreigt vom Pferd, urn es berzugeben. Er besirzr ein Land, unrerhah eine Armee und unterhalt den Ulus (den S(aat) grolhtigig."H Marcel Mauss stellt in seiner kiassischen erhnographischcn Uruersuchung iiber "Die Gabe"!' fest: "Zwischen Hauptling und Vasallen und deren Dienern erabliert sich rniucls solcher Gaben die Hierarchic. Ceben heiBe Uberlegenheit beweisen, aeigen. daf man mehr ist und hoher steht, magister ist. Annehmen, ohne zu erwidern oder mehr zuruckzugebco, heiBt sich unterordnen, Gefolge und Knecht werden.,. der Hauptling besraogr sein Mana, indem er unter seine Vasallen und Verwandten austeilt, was er soeben empfangen hat." Auch Karl der GroBe handelte nicht enders, als die Awarenbeute in Aachen angekornmen war.le weniger ein Reich durch sraatliche Organisationsformen gefestigr wird, desro wichtiger wird diese Art von Ausrausch. Ein srandiger Umlauf von Geschenken halt die barbarische Gesellschafr zusarnmen , ein wichtiger Knoreopunkt dieser Zirkuiaricn von Prestigegurern ist der Hof des Kooigs oder des Khagans. "Man borter die Schatze, aber our urn sie sparer auszugeben, urn sicb Leute zu verpflichten";" Irn Mittelpunkr stand nichr der Cebrauchswert des Geschenkes. Die Prunkwajfen der Fursten, wie sie etwa in Kunbabony gefundcn wurden, warcn niche fur den Kampf bestirnmt, vielleicht sogar ,bloW fur die Beerdigung. "In diesen ... Gesellschafren airkuliert etwas ganz anderes als das Niitzliche ... Der Reichturn (is[) t:bensosehr ein Prestigeobjekt \Vie cine nutzliche Sache."!7 Die von den Zeitgenossen hervorgehobene "Gier" und "Habsucht" der Barbaren ist also nieht sosehr ein Streben nach Luxus, sondern nach Prestige, das durch Pradncmfalrung unterstrichen wird. Urn diests Bediirfnis zu befriedigtn, entfaltet s1ch eine aufwendige "economic ostcntatoire"58, deren Spuren uns in den Grabern der vornehmen Awart~n erhalten geblieben sind. Gyula Laszlo hat aus den Awarengrabcrn geschlossen, daB nur solche Objekte als Grabbeigaben verwendet wurden, die den soz.ialen Rang des Besitzers bezeichneten, gleichsam fur die Ewigkeit fes(hielten.~; Auch die Vielfalt der stilis[ischen Einflii~se, die der ArchaoJoge antrifft, liiBt sich so crklaren: Gcradc das Fremde, die Beute, bezeugt Erfolg und Rang des Tragers. Die Aufmachung des B
Durch
18-+
6. Strukturen
und Lebensjormen
des Aurarenreichcs
andcrcs: Vorrangiges Lebensziel des Kriegcrs war der Erwerb van Prestige. Dcr Ethncloge Mario Erdheim hat kiiralich die Bedeutung des Presriges in einer
Untersuchung ubcr cine Kriegergesellschafr ganz anderer Art - die azrekische und kommt dabci zu Ergebnissen, die auch fur die Awaren von Wert sind. "Das Prestige eines Individuums", so definiert er, .cbestehr aus dem \Xr'isscn, das die Angchorigen seiner Bczcgsgruppe von seiner Vorbildlichkeir hcbcn."?' Erfolg ist in diesern Sinn als Rcalisierung tradirioncller \'('em: zu vcrstchcn. "Nach Prestige srrebend, realisierte das Individuum die uberlieterten My then, also das \Vissen aus seiner Vergangenheit, und trug so zur Konrinuitar, d. h. zur Erhalrong und Fortenrwicklung seiner Kultur bei."~~ Wie teilweise heute noch, druckte sich das Prestige in Starussyrnbolcn und der auBeren Erscheinung aus, in dcr Art der Kleidung, im Reichtum des Schmuckes und der Gore der Bewaffnung. Das awarische Rangzeichen par excellence war der Gurtel. Schon des Tragen eines Hiiftgurtels war, zumindesr im Grab. den Vornehmen vorbehalten: in Form, Beschlagen, Art und Anzahl der Nebenriemen und Reichtum der Verzierung hoben sich die Gurtel voneinander ab. "Zwei gleicbe Gurtel werden wir kaum zu [inden haben ... Jede Stelle des Gcnels, jeder Beschlag, Riemen und Gegensrand der Ausriistung hat seine Bedeutung und Rolle gehabr"", faGt Csall5.ny die Ergebnisse seiner Untersuchungen zusammen. DJ.nach konnte der Gurtel den Werdeg
.t.ogades' und Krieger
/81
"cias \'V'issen urn die Vorbildlichkeic" des einzclnen weitergebcn. Diese Aufgabe erfullte in Sramrnesgesellschafren der Clan und, bei auBergcwohnlichen Taren, der Stamm. In Stcppenreichen wurde dicser Horizonr oberschriuen. Auffallig ist, wie sehr bei allen Werkstiittenunterschieden die Machan und Symbolsprache etwa der Currel ahniich ist. Das isr niche bloB cine Frage der Mode. Srarussymbole erfordern eine gcwis:;e Vcrbindlichkeu, in diesem Punkt unrerscheider sich unsere Cesellschafr, in del" das Srarussymbol zur W'are geworde» ist (mit Ausnahme von Titeln, die niche so einfach zu kaufen sind), van allen truheren. Niemand darf eine Ehrc beanspruchen, die ihm niche zukomrnt. Auszeichnungen zur Schau zu stellen. ist ja nur yon \'X'erc, wenn sie der nachsre nicht biliigcr, gleichsam .h.c.' erwerben kann. Garant dieser Yerbindlichkeir waren das Khcganat und seine Verfassung. Solange die differcnzienen Statusunterschiede im ganzen Reich einigermaflen ausbalancierc blieben, konnce auch der He-rscher seine Autoritat bewahren, und umgekehrr. Wenn es einern Herrscher nichr mehr gelang, Ordnung in den Erwerb von Prestige zu bringen, kam es zu "Eifersucht und Anschuldigungen untereinander", wie awarische Gefangene nach dem Untergang ihres Reiches dem Bulgarenkhan klagten": die Srellung des Khagans und die iiberkommene Ordnung waren ge[ahrdet. Das Awarenreich gcwann seinen Zusammenhalt also vor allem dadurch, daB es den Erwerb von Prestige rcgelrc. jede Machrpositicn, jede Wurde und Funktion harte ihren Stellenwerr innerhalb einer rituellen \'Veltordnung. Dazu kam die "bindende magische Kraft"?' der Geschenke, die der Khagan verteilte. Ebenso wie der Khagan Vorbild des Kriegers war, worden die Giiter, die er verteilte, vorbi!dlich. Eine Hofwerkstatr als Knotenpunkt der awarischen .Presuge-Kunst' konnte zwar trotz mancher Versuche noch nichr nachgcwiesen werden; bei vielen Cegensrandcc lassen sich eher regionale Werkstattenkreise vermuten." Nichr zu leugnen ist jedoch, daB es einen sehr einhcirlichen awarischen Reichsscil gab. Er ist der kunstlerische Niederschlag der awarischen .economie ostencaroire', cines politischen Systems, das seincn Mitglicdem den geregelten Erwerb von Prestige ermoglicbte. Der Khagan symbclisiene Einbeit und Erfolg dieses Kriegerbundes: in rnanchen Sreppenreichen. wie bei den Chasaren, wurde er t.nsachlich zur reinen Symbolfigur ohnc jcde reale Macht rcduzien, bei den Awaren versrand er es lange, daraus groBes politisches Gewicln abzuleicen - auch wenn er seinen Machtanspruch tmmer nur bis 1.U cinem gewissen Grad einlosen konnte.
6.5. ,Logades'
und Krieger
"Die Bage und das Volk", dJ.s waren no.ch den alttiirkischcn Insehriften neben dem Khagan und seiner Dynastic die maBgebenden Tragt:r eines Reiches, von deren Eintracht sein Schicksal abhing.! Eine weitere Diffcrenzierung laBt die Terkhin-Inschrift des 8. Jahrhunderts fur die Uiguren crkennen; drei W'ahlk6rper waren dan:tch bei der Wahl des Khagans beteiligt: die 9 GroB-Buyruqs (toquz buyruq); tausend militarische Anfi.ihrer und die "qara bod un", das (bewaffnete und d:ther zur Partiz.ipation berechtigte) Volk.: Eine Zweiteilung setzt al-Masudi fur die Ch;1sarcn voraus.J Bei den Donaubulgaren folgten, wic die lnschriftcn
IS6
6. Stmktu1"en
und Lebensjonnen
JO.I!,(.dc:s' /111.1Krieger
des /vicarcnrcichet
zeigen, dem Khan z wei Adelsrange, die Boilen und die Bagainen, SOWle die .Bulgaren', was sich wahrscheinlich auf die Heeresangehorigen bcziehe.' Fur die Awaren HHh sich cine ahnliche Schichtung aunehmen, sie ist aber schriftlich nicht belegr.' We awarische Wurdentragcr (auller dern Khagan) auftreten, wird ihrc Stellung nur uruschriebcn: "Ot itCf.Qfl !id,.fruu; (~Qxovn:;", also die .Herrschenden' bei Menander": "oi. ()uvtim:rr()t" (die ,Machtigsten') und ,,01. trirv f)(1!}~aQWv Aoy60€t;" (die .Auserwahlten dcr Barbaren') bei Theophyiakt." Der sraarsrechrlich neutrale Titel ,uQXO'V1:e;' konnte sowohl hobere romischc Funkrionare als auch die Anfi.ihrcr voikerwanderungszeitlicher Gentes bezeichnen.! Mir der Durchsetzung des Ticels .rex'/,Qij~' fur moncrchische Herrscher bekam er eincn mehr o!igarchischen lnhalt. 1n offizicllen Dokumenten wurdc er allerdings weirerhin als barbarischer Herrschertitel vcrwender: noch im iojahrhundcrt wurde der Bulgarenkhan yon den Bvzanrinern als "oQXf.l)V BOuA'YCf.(lla;" angesprochen." Der Ausdruck Wh jedenfalls, zum Unterschicd von den "Logades", an eine eigensrandige, in der genrilen Verfassung verwurzelre Machrposition denken. Den Begriff "Logades" kennen die Quellen aucb fur die Attila-Hunnen. Die Untersuchungen von Otto Macncben-Hclfen zum Wortgebrauch des Priskos haben gezeigr, daJ1 man diescn Ausdruck niche als Terminus technicus im Sinne der Crundbedcutung .die Auserwahlten' verstehen darf. "Es gibr keinen Nachweis dahir, daB diese hervorragenden Manner bei den Hunnen auBer ihrcr Prorninenz irgenderwas gcmeinscr» harten.Y'" Vor allem treten unrer den Logades jene "t;u,1:l10nm" hervcr. die "Freunde", mir denen Anile sich umgab; durcb peronliche Loyalitat an ihn gebunden, stellren sie ein Gegengewichc zur Srammessrruktur, den "X(1tU (f.'U/.U Y.Ol YEVll ftQzovn::;", dar.!' fine ahnlichc Rolle spielten die
personlich ausgewahiten .Genossen des Herrschers' bei den Mcngclen."
Bei den
Hunnen nehmen cinige dicser .Auscrwahhen' in. Augcnzeugenbericiu des Pnskos fur uns Gestalt an: bei den Awaren kennen wir nur eine Hcndvoll Namen. Unklar ist vor allcrn, ob die awarischen .Logades' Stammesfuhrer oder personliche Bcauhragte des Khag:ms waren und wit: weir sie ihre Position ihm verdank(en. I} Die Gesnndren scbeinr der Khagan ausgcwahlt zu habcn, wcr das Heel' in seiner Vcrtretung ttihrte, entschied ebenfalls cr. Wir kennen auch einen Fall, in dcm ein Kh
Arpad die HerrschJ.ft auf sich vereinigte.J{. Oo.:h reicht die Ahnlichkcit nichr aus, um irgcndwelche Ri..ickschii.iss~ auf Klndich, :tuf Herkunft oder Bedeutung seines Namcns (oder Titds) loU ziehen. Etwas besser bckannt ist Targirius. del' erstmais
(~.(\i.f!J ci\·6Qu. :t~'Qq:})\~:"l1'WV")nennt
ihn Theophylakr,
187
als er in gespannrcr
Lege
585 in Konstaminopcl einen kurzlebigen Friedensvcrtrag untcr Dach und Fach bringt. '9 Weniger erfolgreich verlief die anschlicfiende Mission, wahrend der cr eine aeir'ang auf den Prinzcninseln testgehalren wurdc." Wievicl polirischen Einfhd'~ er besaB, z.eigte sich im \'(iinter 593/94-, als er gerneinsarn mit den .Logades' den Khazun an einer Kriq;serkLirung gegen die Romer hinderte." Die Formulicrung bl~t offen, ob er selbst zu diesen Lcgades gchort~j dOlE er ncmendich liervorgeboben wird, kann auch daran liegen, daB die Romer ihn gut kannren, obwohl man in diescm Fail .und die anderen Logades' erwarten wurde.
Uber die Position des awarischen .Chefdiplcmaren' ist vicl spekuliert worden. Die Nennungen z.iehen sich iiber fast dreiEig Jahre, genauso wit: bci Apsich. Waren diese Namen in WirkJichkeit Rcngtieel! Haussig hat sogar vermutet, daB der Targitios der zweire Mann in cinem fruhawarischen Doppelkonigrum gewesen sein kcnnte." Doch rritt er niemals als Mitherrscher auf. Zudem gjbt cs in der rcichen Titulatur der Sreppenvolkcr in dieser Zeit keine Parallden. Auch ist cine Dienstzeit von dreigig Jahren [iir eincn Diplomate» niche aufiergewobnlich. Auffallig ist immerhin, d
/88
6. Struksuren
IJTld
Lebensjorrnen
Farmen der Pyudl!kru)n,
des Aurarenreiches
und rnufaeu nichr an bestimmte Funktionen sein. Unklar is•. der Zusamrnenhang rnit dem ,hunnischen' Feldherrn
seiche '\{'urden waren oft vererbbar
gebunden
Apsich, der zur selben Zeit im Sold der Byzanrincr
stand."
Der Name erinnert
an
hunnische Namen mit gleichcr Endung (Dengizich, Kursich, Basich) und an den persischen Rangtitel Zich~s; etyrnologische Deutungsversuche brachten aber keinc endguhige Klarung." Yon den machngstcn Awarcn ihrer Zeit wisscn wir ciuige weitere Namen. Solachos hieB der Gesandte, der j 80 die Kriegserklarung Baians uberbruchte.>' Uber eine Vorhur vcn 8000 Kriegern, die einen Pafhibergang Ireikampfen sollten, gebor S91 ein gewisser Samur." 1m folgenden Jahr erschien im lager des Priskos zu Durosrorum ein "Barbar" narnens Koch und protestierte im Namen des Khagans geger: den SlawenkriegY Ein awarischer "Exarch" namens Errnirzis tat sich wahrend der groBen Belagerung von 626 dutch Vorwiirfe an die Verteidiger hervor.'! Aile anderen narnentlich gcnannren awarischen Honorarioren" waren nach dem Urreil der Quellen Mitglicder der bulgarischcn Volksgruppe. oder der Name legt fremde Herkunfr nahe. "Jenen Kotrageros", der vor 561 gegen die Anten herz.te, wird man kaum als Perscnennamen werten konnen: immerhin wurde sein Urteil gebcn." Kunimon, Mitglied eincr awarischen Gesandtschaft, der denselben Namen wie der Gcpidenkonig trug, [iihlte noch niche sehr awarisch und war vielleichr nur ein gcpidischer Fuhrer der ersten bekannten awarischen Gesandtschafr in Europa." 1m 7- Jahrhundert wissen wir von mehreren illustren awarischen Dissidenten, die (zumindest nach ihrer Flucht) als Bulgaren galren: Alcioeus, Kuver und sein polygloner Gefolgsmann Mavros.'? Wenig loyal war auch Unguirncri, Trager eines ahen germanischcn Namens und iiberhaupr dcr einzige »omenrlich bekanntc .Aware' des S. [ahrhunderts.t" Auch wenn bei der geringen Zahl eine Abwagung der Namen statisrisch niche sehr signifikant ist, bclegt sic doch, daB die Polyerhnie der Awaren bis in die hochsren Scbichten reichre. Die magere Bilanz der schriftlichen Aussagen lagt sich in einigen Punktcn durch archaologische Befunde erganzen. Fur die oberste Schichr der [riihawarischen Zeit konnen die Graberfelder yon Kunagora, Szenrendre und Ozora als Beispiel dienen: Die Krieger wurden gerueinsnrn mit ihren kcsebar aufgezaumten pferden bestattet unci trugen lange Schwerre- in goldbeschlagcner Scheide." Recht zahlreich waren wohlhabende Krieger; sie lebcen in kleineren Auien, deren Graberfelder meist nichr mehr nls einige Dutzend Bcstanungcn zahlen. Bei ihnen warcn Pferdebestattungen gleichfalls recht haufig; je nach Reichtum wurden Gurtel und Waffcn mit Gold oder Silb~r beschlagen.4>:1 Sehr rticht: Graber fanden sich im ungewohnlich groBen Graberfeld von 2amarcli siidlich des PlattenseesY Manchmall~gt die Anordnung der Graber in den Metropolen soziale Beziehungen nahe. In Alattyan fand sich neben einem Mann mit reichem Gurtel, aber ohne Waffen, jcweils ein etwas bescheideneres Grab cines Bewaffneten, rundherum reiche Frauen- und Kind~rgraber und im weiteren Umkreis arm ere BestattungenY Eine ahnIiche Aufteilung des Gdiberfeldes zwischen mehreren Familien, deren Oberhaupter jeweils im Zentrum lagen, laBt sich Mters feststellen.4J Niche gekhirt ist. ob uno in welch em MaBe die fruhawarischen Krieger nomadisierten; Gyula Laszlo n:lhm tine starke Binnenmigration als gegeben ;w. was spater vorsichtiger beurt~i1t wurde.H
Fcrmen der Anelgrumg
18y
Ubcrhaupr ist die fruhawariscbc Gesellschefcsordncog nrchiiologisch vergleichswcise schwer zu rekonsrruieren. Daf~ Ncmaden wcniger Spuren himerlassell als seBhafte Bauer», liege auf der Hand. Die Archaologie hat in den letzten jnhrzehnten ein sehr [cines Instrumentarium fur die Analyse landwinschafrlichcr Taeigkeit und baue-liche- Sicdlungsformen entwickeit. Bei den Awaren iiberwicgen Grab'unde niclu zuhllig bei wcirem die SiedlungsgrabulIgt:n. Die '\'I/elt der awarischcn Krieger hat andere Spuren hinterlassen: Rangs ymbole, Bestanungss itten, kunstlerische Ausdrucksformen. iiberregionalc Verbindungen und Einflusse. VeriaBliche Ergebnisse sind d3r.1U~ nur abauleiren, wenn ein gauzes Beaiehungsgdlecht erfaEt wird. Vorausserzung dajiir isr eine sehr groEe und im Detail dokumentierte Marerialmenge. aber auch behursame l-ragesrellungen. Laszlos sicher beeindruckende Entwiir'[e der awarischen Gesdlschaftsordnung sind auf sehr scbmaler Basis aufgcbaur." Dazu kommt oft einc Fixicrung auf iiberkornmene Problemsrellungcn ; besonders die Frage dcr ethnischen Zuordnung wird immer noch z u sehr in den Vorclergrund gcruckt." In letzcer Zeit wurden die Vorausseczungen jedoch wesentlich vcrbcssert: seit Banas Zusammenhssung von '97l, in der er einen Mangel an publiziertern [riihawatischcrn Material konstatierte'", hat sich die Datenbasis rnsch ausgeweiret, und cine Reihe von Differenzierungen waren m6g!ich.4~ Der Hisroriker darf davon eine Reihc neuer Erkenntnisse erwarten.
6.6. Formen
der Pruduktion,
Formen
der Aneignung
\~'as bisber i.iber die awarischc Gesellschafr ges:lgt wurdc, wird manchcn an cine langsr iiberholte Geschichtsauffassung erinnern. Es war die Redc van Fiirsren und Kriegsherrn, von Adeligen und Kriegem, von Gold unci Macht. Man konnte nun, wie Bertch Brecht in einem bekannten Gedicht, [ragen: Und we- zahltc die Zeche? In Werken uber Stcppcnvolker win! diese Prage explizit ode- irnplizit auf awcitache \Xteise beantwortet. Auf der einen Seite beschrtinkt man sich auf die kargen Quelienbelege uber Wirtschaftsformen. In Besevlievs groBangelegtem Wcrk ubcr die .Protc'<Bulgaren sino von den fast zwcihundert Seiten uber Leben und Kulwr ganze zwei dem Kapitel .Ackerbav, Viebzucht, lndustrie und Handel" gewidmet, uno zwar cls Teil der "Siuen und Gcbrauchc". Das iSL durchaus dem AusmaB der schriftliehen Nachrichten angemcsscn, die gerade dit: l:-'eststdlung erb.uben daB tatsachlich Ackerbau und Viehzucht betrieben wurden, was wenig i.iberf;lschr.! Wer sich auf lrchaologischc Quellen stutzt, kann Genaueres !lagenj oft geht auch d
190
6. Stmkturcrt IIml t.ebensjormen
des Aicarenreicbes
noch isr die Ausplundcrungs-Theorie einc grebe Ver eiofachung, und z war .IUS zwei Grunden: Erstens beruhte die spatantike Gesellschafr zumindest ebensoschr auf Ausbeurung wie ihr barbarisches Gegensruck: die verrechtlichren Formen, in dcnen sich diesc Abschopfung vollzog, und die groBartigcn kuhurellen Leistungen, die darnir errnoglicht wurden, dtlricn niche daruber hinwegcauschen, daR sehr vicle Bewchner des Impcriums eine Barbarenlicrrschaft zumindcst niclu mehr schreckte als es die Organe des romischcn Staarcs taten. Und zweitens war auch die awariscbe Gesellschaft in sich differenziert. Weswtliche Produkrionsaufgaben loste sie sclbst: Raub und Tribut brachren zwar ungehcure Reichnimer ins Karparenbecken, rrugcn aber wenig zurn Uberleben der Awarenkricgcr bei. Die awarische Kriegergesellschafr beruhte auf einer Art doppelrer Aneignung: Sic eignere sich, vcr aliem aus den Kriegen gegcn die Romer, Prestigegtiter an. Und sie produzierte intern, meistcns in kleinen Einheiten, Lebcnsrnittel und Gebrauchsgurer (oder schopjte den Ertrag ab). Diese beiden Wirtschaftskreisliiufe verliefen zwar sicherlich niche vollig getrennt, sind aber selbsr aus unseren sparlichcn Nachrichten deurlicb unterscheidbar. Sie erfullten awei verschiedene Anspriiche der herrschenden Kriegerschicht: das Ubcrlebcn zu sichern - und daruber binnus ein standesgemafies Leben zu ermoglichen. Die folgende Zusamrnenfassung sell die Spuren dieser .doppeltcn Okooomie' skizziercn. Ocr Wirtschafrsraum, den die Awaren bcsecaten, bot fur ihre Reiehsbildung aile Grundlagen: Die weiren Steppen an der mittleren Donau erlaubren die Aufzucht ihrer Herden; slawische und reils romanische und germanische Bauem boten eine Erganzung der Lebensmittelversorgung, und die straregische Position an der Grenze des Romischen Reiches ermogiichre den Zugang 7.U den riesigen Reichnimern, die es vcrwalrcte. Wie diese Elernence einander innerhalb des awarischen Wirtschaftsraumes erg:inztcn, laBt sich bislang nur ungefahr skizzicrcn. Uba munches wird die Ausweitung der systematischcn SieJlungsgrabungen Auskunfr geben konnen. Erst in den sechziger jahren wurde in Dunaujvaros die ersre awarcnzeitliche Siedlung Ireigelegr, inzwischen sind etwa zehn weirere, meist noeh unpublizicrt, dazugekommen.' Immerhin lassen die Befunde erkennen, daB neben junensiedlungen relariv bald Dcrfcr mit Holzhausern vcm .osteuropaischen Hausrypus' enrstanden. In Dunaujvaros an der allen Limesstrafie wurden 34 halbeingetiefce Erdhauser eus dem 7-jahrhundert gefunden. Nul' wenige Hinweise auf nomadische Viehwirtschafr
gibt t.s bislang fur das erste Jahrhundert des Khaganats. Das Strategikon erwahnt die riesigen Pferdeherden, die awarische Heere auf Kriegszugen mit sich fi.ihrtell.4 Die T.nsa(hc der Viehzucht belegen die Fleischbeigaben in Grabern, die wahrend der gan2.en Awarenzeit mehr oder weniger iiblich waren!; sie ermogJichen jeJoch kaum weitere Schli.issc. Sicher verfugten rt:iche Krieger tiber groBe Herden; ob sie in kollektivem oder individuellem Eigemum standen und wer das Vieh huteee> ist auch aus den Grabfunden bisher nicht abzulesen. Doch finden sich in den mcisten Graberfeldern eine Anzahl armerer oder gar beigabcnJaser Bestauungen, mit Ausnahrne cler Friedhofe der Furstcn, die noch im Tod gerne unter ihresgleiehen blieben. Die Diskussion, ob diese irn Aul der Krieger-Clans, sozusagen im ,gaozen Haus', lebenden Armen Sklaven waren oder nieht, ist aufgrund der Gr
Formcn der Produktion, Formen der Aneignung
191
des Frcien war, ist k.nun zu bewciscn, uru S0 mchr, als der Bcgriff der .Freiheit' fur die Sreppenkneger-Gesellschafr uberhaupr niche geklarr ist." Wie immer ihr rechtlicher Status war, III den Aufgaben dieser .Knechrc und Magde', die oft am Rand besrattet wurden, wird wohl Hausarbeir und Viehzucht gehort haben.' Aufiallig ist in vielen, bcsanders den [riihen Graberfeldern ihre relativ geringe Zahl: in Alattyan mechen Manner ohne Messer und Frauen ohne Beigaben nur ctwa IC-'Yooiler Bestartungcn aus. Dazu kommen arme Graber, in denen .\1~nnen~ Messer, cine Eisenschuallc, dazu gelcgenrlich Feuer- oder Schieifsteine beigegebell waren.! Der Bcdarf an Sklavec War bei Steppenvolkem im allgemeinen gering; wohlhabende Reiterhirren besafien nur einige Haussklaven." Bisher wurden keine anthropologischen Unterschiede zwischen reichen und armen Besrarrungen fesrgestellr ; auch in beigabenlosen Crabern Ianden sich .zentralasiatische' Schadel. 10 Das bedeutet, d:t.G keineswegs einc Herrenschichr .osdicher' Awaren uber fremdstarnmige Sk.aven herrschte ; soziale und ethnische Struktur waren ebensowenig deckungsgleich. Inwieweit die awarischen Krieger und ihre Fcmilien an dcr Produkrion und Hauswinschafr bcteiligt warcn, ist noch nichr klar. Den vornehmen Frauen der Fruhawarenzeit wurde vie! Schmuck rnugegeben, abcr kaum Arbeitsger-at.' Trorzdem ist es wohl uberrriebcn, wie Kollaurz Yom "tIii.gen, drohnenhaften Dasein" des awarischen Adels, der "reich und unabhnngig ein Leben in Genufisuchr und Scbwelge-ei fiihrte". zu sprechen. U lmmerhin erforderten Pferdezuchc und Wanderleben. Obung und Kampf, Organisation des Reiches und gesellschaftliche Verpflichumgen vom awarischcn Krieger (und seiner Frau) sicher groGen Einsatz. Die Bedeutung dcr Jagd liifSt eine schone Ricmenzunge rnit einer jagdszene, gespeisr lUS der Tradition des .skythischen' Tierstils, crahncn ; in Gdibem Ianden sich Pleischheigaben von Rehcn und andcreru W'ild, aJlerdings in wcsentlich geringercrn NbB als von Huusticrcn. r.' jcdenfalls wareu nuch die crIolgreichen fruhawarischen Krieger darau] angcwiescn, in ihrem Umkreis fur eine Iunktionierende Herdenwinschaft 7.U sorgen, die zunehmcnd durch andere Formen landwirrschafrlicher Produktion erganzt wurdc. Fine Versorgung durch die romische .Annona' uud den iiberregjonaien Lebensmirtelhandel, wit! sie die wandernden Hcere dcr fruheren jahrhunderte anstreben konnren, war nicht mehr miiglich. Ein gruudlegender okologischer Unrerschied zum Grogteil des eurasischen Sleppengiirteb lag d;lrin, daB die AW;lren ihr Khag;lOat ,wf Ackerland grund{'1en: \'(-'eite Gcbiete waren lanJwirtschafdieh bebaut oder zurnindest bebaubar. Diescr Vorteil wurde 1/011 Anfang an genLitzt. Freilich ~xistierten die Lcbcnsformt:n Jer Reiterkrieger und der Bauern an fangs noch rdatil,' llnverbundcn nebeneinander. Awarische Krieger konnten ihre Wimerquartiere bei slawischen Bauern am Rand des Reiehes beziehcn, wie Fredegar baeugt.l~ Gepidisehe Dorfer blieben bt:stehen und wurden vidleif..:ht au.Gerhalb des ehemaligen Gepidenlandes neu angeIt:gt.l$ Die Ausgrabungen in Kolked bei Moh
1
'92
6. Struletnren und Lebensjormen
des Aioarenrcicbes
men des Kunsrhandwerkes wurdeo hier mit Duldung und Forderung des Khaganates auf spezifisch nwarische Weist! gepflegt. Mir der Entdeckung des Graberfeldes von Zamardi und seinen reichen Grabern ist jener Kreis angescbcner und wohlhabender Awaren ins Blickfeld geruckr. JeT von den wirtschafdichen Aktivieaten dcr Region profitierte." Gegen fruherc Deutungcn, die in der KeszrhelyKultur vcr allcm cinco Beleg sparanriker Kontinuirar sahen. muB beront we-den, da6 die Awcrcn sic nicht in dieser Form antrafen. Es war wohl dus Ergebnis bewutiter Siedlungs- und Wirtschaftspolitik, wenn die wiederbelebren \'V"irtschcfcszenrren urn Keszrhely und Pees florieren konnren. Welchen Anteii daran verschleppre Byzantiner, bodensrandige Pannonier, germanische Gefolgsleute oder awarische Krieger batten, kann diskuriert werden. Wesentlicher isr ihre Bedeutung fur Wirtschaft und Kultur des Awarenreiches. Das Interesse dcr Awaren an einer funktionierenden Landwirtschafr zeigt eine etwas unklure Nachrichr des Johannes von Ephesos aus den acluziger jahrcn des 6. jahrhunderts. Die Awaren eroberten zwei romischc Stadre und andere Kastelle: "den Einwohncrn sagtcn sie: ,Geht hinaus, sat und emtet, und wir werden die Halne des Triburs Yon euch nehmen."
Formen tier Prodeletion, Formen der Aneigmmg
193
bust die Fiuclu riskicrte, wahrend seine vier Bruder bei den Awaren bliebcn; er harte es immerhin nach cwarischer Art zu Pfeil und Bogen gebrachr. Auffallig ist dabei, daG er auf seiner Fluchr angeblich yon einem Wolf gefchrt wurde, ein besonders bei Steppenvolkern verbreitetes Sagenmotiv." Noeh aussagekraftiger isr, was die Miracula Demerrii uber das Schicksal der romischen Kriegsgefangenen in Pannonien berichren." Emscheidend ist die In[ormation, da~ man es sogar als Christ, Romer und Kriegsgefangener in der barbarischen Gesellschaft zu erwas bringen konnte. Das erlaubr weitrcichende Ri.ickschli.isse auf die Steilong dcr .produkuven Klassen' des Awarenreiches. Die Unterworfenen waren zwar unfrei, was vor allern zur Folge harte, daB sie das Awarenreich niche vetlassen durfren und woh! Abgabcn zu ieisten hatten. Dafiir wurden ihre Lebensweise und ihre Gemeinschaften respeknert ; sic wurden nicht als Sklaven auf die awarischen Siedlungen aufgcreilt." Bei .Bedarf konnten (oder muBten) sie Kriegsdiensre leisren ; bewahnen sie sich, so konnren sic ihre Freiheit erringen. Mit der Kampfkrafr dcr Exil-Romer Kuvers konnce es niche einmal das Hecr des Khagans aufnehrnen. Ob die Freiheit die Erlaubnis zurn Waffentrlgen zur Folge haue oder schon voraussetzte, -vird nicht deurlich. Denkbar ist, daB das Sprungbrett zum sozialen Aufstieg bei den pannonischen Romern der wirtschafrliche Erfolg war, durch den sie sich eine gure Kricgsausnistung verschaffen konnren: die Freiheit brachte wahrschcinlich, wie bei den Hunnen'", erst der Erfolg im Krieg. Es hat auBerdem den Anschein, als ware der Status des Unrerwcrfenen kcin Hindemis bei Heiratsverbindungen rnit Reiterkricger-Pamilieu gewesen. Dieses Bild wird im allgemeinen durch die Punde dcr .Keszthe-
ly-Kulrur' unrersrrichen. Schrifrliche wie archaologische Qucllen bestarigen auch, d;tB JUS verschiedenen Grunden im Lauf des 7-jahrbundcrts in dcr awarischen Gesellschaft die Spielraume fur die auronome Encfahung der .Erhne' enger wurden. Zunehmende Konfliktc zcrstorten das attraktive chnsrlich-barbarische Model! in Pannonien. Wie viele Steppenvolker, uberlieflen die Awe-en also zunachsr eincn gutt.'n Te il der landwirtschahlichen und handwerklichcn Produkrion der seBhaften Bevolkerung." Das tiihrt zur allgemeinen Frage, wie awariscb das fruhawarische Kunsthandwerk cigenrlich war. Wer warcn diejenigea, die .rypisch awarische' Gurtelbeschlage, Waffen oder Geschrneide herstellren? Die Antwort ist trotz del" Fulle des Materials keincswegs einfach; wie stark der byzantinische EinfluB auf die awari~(he Kultur war, i.st vers..:hicd~n gedeutet worden. Gt'rlde die besten Stucke, die vornehmen Awaren ins Grab mitgegeben wurden, verraten oft byzantinische WerkstittentraditionY Das ist kein Beleg fur kultureUe ,Unterentwicklung' und nicht nur aus der Freude an Luxusgiitern, die man mit cigenen ~litteln nicht herstellen konnce, l.U erkIa.ren (wie d:.lSetwa bei Seidengewandern der Fall wlr); ,exotisches' Aussehen ungc\vohnlichcr Gegenstande erhohte im allgemeinen deren PrestigeweTt. Auf Jer anderen Scite hatte die awarische Kulrur eine erstaunliche Assimilationsfahigkeit fur fremde Einflusse; vieles wurde in einheimischen Werksta.tten ubernommen und weiterencwickeltY Was in der Welt des Kriegers am wichtigsl:en W;lf, also Waffen, GurtelbcschHige, pferdegeschirr, Schmuck und ahnliches, ist auch das, worJfI fur uns der ,awarische' Stil sichtbar wird. Welcher Herkunft der Handwerker WJr, cler diese Gegcnstande in scinem Sinn herste!lte, wird fur den Awarenkrieger zweirran!;ig gewesen sein.
194
6. Struktunm
und Lebensjorrnen
Ocr \'(/.lrcrtVt'r*,'!hr IImi seine Grcnzen
des Aumrenrcicbes
Die Archaologie erlaubt nur, handwerklichc Traditionen Iestzusrellcn - ob es ,gdangene' odcr .ausgcborgte' Byzautiner warcn oder Eiuhcimiscbc, die sich gewisse Verfahren angeeignet hatten, ist kaum z u sagen. D,·d'~der Khagan sich gelegenrlich auslandische Spezialisrcn komrnen liel~, bezeugen zwci Quellen. Byzancinische "mechanici et architect]" sollten angeblich einen Palest und ein Bad fur Baian errichtcn, als er sic zwang, eine Donaubrucke zu baucn.!' Vom befreunderen Langobardenkonig Agi!ulf holre sich cin KhagJnH "artdices" zurn Schiffbau. Solche Entwieklungshilfe war damals als Freundschaftsgcstc durchaus ublicb. DaiS man Spitzen-Handwerke- festbieh. wie es einst die Rugierkonigin Giso tat3S, gehorre ebenfalls zu den Brcuchen del' Zeit; von den Awaren ist uns solches nichr ubcrliefcrt. Die awarischen Schmiede und Goldscbmiede hatten jedenfalls eine angesehene Stellung. Sie wurden voll bewaffner, haufig nut ihrcn Pferdeo, ebcnso abcr mit ihrcm Handwcrkszcug bcsraner." Im Grab des Goldschmiedcs von Kunsz entmdrton aus der ersren Halftc des 7. [ahrhundercs fanden sich tine Reihe yon Preilmcdeln, Gu6formen und Matrizen (teils byzantinischen Typs) fur damals aktuelle Gcnelbeschlage und Schmuckstucke, daneben Zangen. Hammer, Punzen, GuBloffel und Blasbalgdilsen sowic eine Fcinwaagc mit einem Satz byzantinischer Gewichtc." Dicse Schmicde iibernahmen zum Teil byzantinischc und orienralische Motive, wuren abcr sicher selbst ausgczeichoete Handwerker. Die Erzeugnisse ihrer Werkstatten kamen reils weit herum; ob sie selbsr wanderten oder ihre Produkce geeauschr, verkauft oder verschenkr wurden, wissen wir niche Die Umersuchung von Werkstattkreisen kann ergeben. ob Produkte iokalcr Werkstatten nur in der Umgebung oder in weiterem Raum Verbreitung [anden ; ob eine weitc Streuung auf Mobilitat der Besitzer, Wanderho.ndwerker odor Handel zuruckgchr, ist archaologisch kaum ZlI erfcssen. Bei den Awarcn wird man wohl eher mit Auftragsproduktion rechnen als mit einer Erzeugung fur den Merkt, W:lS aber uberrcgionale Verhandclung niche <'lUsschlidk}'~ Das belie Ansehen des Schrniedes i~t fur die Steppengesellschafr charakrcristisch. Schon Herodor erzahlr von den Schoen des Konigs Targitaos, dag der jtingste, del' als einaiger das glubcnde Gold anfasscn kcnnre, den Thron erbte. Schmied und Schamane, Schmied und Konig blieben in cnger mythologischer Bcziebung." Manche Forscher glauben, daB der Tucl Khagan auf den Schmied Kava des iranischen Myrbos zuruckgeht.:" Sieber ist es, d.1B die Turken ihrcn Ursprung von Schmieden hetleireten. Die Ambivalenz des Ansehcns der Schmiede zeigce sich, a1:>u('r Khagan cler Juan-jllan wegt'll snkher Herkunft.cinen turkisi.:hen Heiralsamrag zuri..iekwies. Nach dicscr Bdeidib"ung griffen die Ti.i~·ken zu den \'(.'Jffcn und zersturten das Reich der Juan-juan:P DaG die Ti.irken d~n byzan[inist.:hen Gesandren Zemari.:hos mit Eisen empfingen, Jas ~ie ihm symbo!isch zum Kauf anboten, muil mit ihrer Herkunftssage 1:u,~ammenhangenY Noeh Dsehingis-Khan st'litzte ~ich auf den Mythos vom Schmied-StammV3ter. Der auch bei den Spatawaren bezeugtc TarkhJn- Tire! erinnert an den Schmied Tarkhan einer :tlten Sage.4j Dicse Wertschatzung stammt wohl daher, dag die Entwicklung der Metallurgic die mi!itarische Uberlegenheir und wirtschafdiche Eigenscamligkeit der Nomaden mitbegrundct hattc.~~ \'\"'oher das Met:tl! kam, ist ooch ungekhrt. Besonders disk.utiert wirJ derzcit dic Frage bei den Bronzegtissen der Spatawarenzeitj die Beschlj~e einer einzigen Gurtelgarnitur wogen immc.:rhin dun..:hschnittlich 300 Gramm. Joachim \'Verner
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denkt an cine Ausbeurung dcr Kupfervorrarc vom siowakischen .Eraberg'. wofur es Ireilich keine Bclege gibt.'! Uberholt ist die Ansicht, die romischen Bronzestaruen Pannoniens waren systemarisch eingcschmolzen worden. Allerdings aeigt des Hacksilberdepot von Zerniansky Vrbovok in der Slowakei, daB es ublich war, Altmetall wi('Jerzuverwenen.J6 Die spatawarische Bronzegufi-dndustrie' setzr in jcdcm fall eine gewisse ttberregionale Arbcicsceilung voraus. vielleicbr wurde mit dcr balbfertigen Lcgierung geh:lOdelt, was Werksratt- und Mnteriaianalysen klaren konnten."
Spuren einer lokalen awarischen Eisencrzverarbeitung erbrachren Siedlungsgrabungen der jungsten Zeit; in Eperies wurdcn Resre von Schmelzofen und Eisenschlacke gefuoden." Fur den slawischcn Bereich n6rdlich der Karpaten ist die Erkennrnislage besser: der Abbau von Rasenerz und seine Verarbeirung ist bier gut dokurnencierr." Verrnutlich hanen grcflerc Siedlungen ihre cigenen Schmelzgruben, wie das auch Hir den spatawarcnzeirlichen .Burgwall' im mahrischen Mikulcice bestatigt wurde.'" Direkte Hinweise auf den Bergbau der Awarenzeit babco wir nichr. Sicherlich wurde in Sicbenburgen Sail. abgebaut. Kurt Horedt nimmt bis in die Mirte des 7. Jahrhundens gepidische .Salzherren' in Siebenburgen an; gegen 700 mehren sich die awarischen Grabfundc im Meres- Tal, was darauf hindeutcn konnte, d:d'~ die Awaren den Salzhandel selbst in die Hand gcnornmen hanen. I' Ais Ende des 9. Jahrhunderts Konig Arnulf die Mahrer van den Salzeinfuhren aus dem Bulgarenreich abschneiden wollte, drehte es sich zweiIcllos urn das Salz aus dem Mcree-Bogen."
61 Der \Varenverkehr
und seine Grenz.en
Ube- den awarischen Handel wissen wir rechr wenig. Es ist bezcichnend, daB ein jungsr erschienenes \XIerk uber die Handelsvcrbindungcn des Pruhrnirtcialrers die Awaren nur am Ramie als Piraten vennerkt. Die schriftlichcn Quellen wissen immerhin von owarischen Waffcilcinfuhren; 562 wurden einer awarischen Gesandrschafr die in Konsrantinopel ersrandencn \Vaffen wieder abgencmmen", naeh dem rail des Khaganatcs unrersagte Karl der GroGe 'W'affengeschafte mit den Awarcn und Slawen.' Was im Kriscnfall verboten wurde, wird sonst nicht uniiblich gewesen sein. Ailerdillg~ 'war der I'hndel zwischen Impc:riutn und Barbaren cin Politikum. Die Handelserhubnis war Gegenstand von Vertragen. 468/69 schickten die Sohne Attilas eine Gesandtst.:haft zu Kaiser Leo, die nerreichen woHte, dag die Hunnen wieder nach altt!r Sine an del' DOl1J.u ihren Markt mit den Romern J.bh3lten und aoch ihrerseits ihre Bcdi..irfnisse decken konnten."~ Eine ganz ahnlichc: Bitte, ,,;).11 der Grenze ent/ang Markte errichtcn zu durfen, urn mit China Handel zu trciben'<, trug 584 eine ti..irkische Abordnung dem chinesischen Kaiser vor.s Die Foedera del' Awaren mit By7..an7. sahen zumindest die Moglicbhit 'lor, daB dit, Awan~n sich fur den Gegcnwert der au,~gezJhlrenJahrgelder ,,6t.' E/.t1toglC.L;«(nin form von l-iandel"/' mit Waren eindccken konnten. Dcr Bulgarenkhan Krum schlug im Jahr 812. eine sehr weitgcbcnde Reglementierung vor.? Handclsbcschrankungen und die Au~weisung bll!garischer Kaufleute fiihrten 894 zum Krieg 7.wisdll.:n Bu!garen und Byzanz.s I
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6. Struklltren tau/ Lebensjorrnen
Del' \~/Mt:ll~'erkehTund seine Grenzen
des Aioarenreiibes
\'(t'as aus Byzunz zu den Awuren kern. bfh sich aus den Grabfundcn bis zu eicem gewisscn Grad erschlicllen, auch wenn im einzelnen der Nachweis niche
moglich ist, dlB ein Gcgensrand
als Handelsware
den Weg ins Karpatenberken
bcsonders Schmuck; GlasgefaBe und Amphoren; seidene Kleider: wahrschcinlich auch Gewurze, die den Khagao im Jahr 598 vor Tomis so sehr cnrz.iickten", remer Wein, den man sparer fur den
gcfundeu
harte: Gold-
und Siibergegenstande,
Fall des Khaganarcs mirverantworrlich machte." In geriogerem MaG hat sich ein Warenaustausch mir dem langobardischen Italien und dem Merowingcrreicb in den Grabfunden niedergeschlagen.' [ Was die Awaren exporrierren, berichten die Quellen nicht. Schriftlich belegr ist nur ein Geschafr, das allerdings betrachrliche Einnahmen brachre: der MensehenhandeL £.5 war tiblich, Kriegsgcfangene aus den romischen Provinzen anschlieBend zum Riickkauf anzubieten. Nachdcm die groflc Belagerung van Tbessalonike (urn 616) gescheitert und ein Priedensvenrag zusrandegekornrnen war "kamen die Barbaren furchtlos bis vor die Mcuern, urn zu niedrigen Preisen ihre Gefangenen zu verkaufen und mit vcrschiedenen Gegenstanden zu handeln". I: Selbst uber Preise fur Gefangene sind wir unterrichter. 598 bot sic der Khagan angeblich urn einen Solidus pro Kopf an; als der Kaiser daraut niche tinging, errnJJ~igte er die Forderung auf die Halite. Niche einmal bei diesern ,Sonderangcbot' wollte Maurikios xugreifen, worauf der Khagan die Gefangenen tdtcn lieE; der geizige Kaiser rnachte sich dadurch iluBersr verhalk lj Zu Artilas Zeiten hane man [iir einen Gefangenen acht bis zwclf Solidi bezahlen mussen." DaB cin solches Geschafr niche zusrandekam, war offensichrlich die Ausnahme. 640 schickte der Papst einen Beauftragren nach Dalmstien, um Reliquien und Gefangene aus dem gefallenen Salona freizukaufen. 'I Welche Bedeutung der Sklavenhandel, dcr .Treibsioft' der anti ken Zivilisation, bei den Aware» daruber hinaus harte, ist niche iibcrhefert. DaB im \Vesten der vom Slawennamen abgeleitece .Sklave' den laceinischen Bcgnff .servus' verdrangre, muE nicht Schuld der Awarcn sein ; ahnliches gescbcb bei den Arabern. [6 Ein groRdumiger Sklavenhcndel, wie bei den Ungarn des 9. jahrbundcrts, die ihre slawischen Cefangenen in Cherson gcgen Luxusgurer tauschten", isr fur die Awaren niche belegr. Anz unehmen isr ein Bedarf cler Kriegcrgcselischan nuch jungen Sklavinnen: es gehorte zu den gebrauchlichen Ehrungen fur Caste, Ihnen fur die Dauer des Aufenrhaltes cine Sklavin 7.U uberlassen. Diese Ehre wiederfuhr der Gesandtschaft des Priskos auf dem W'cg zu Atrila - "auf dicse Weise pflegcn nimlich die Skvthen Gaste zu ehren" -, die Botschafter des K3isers vcrzichteten aber <wf solche'rreuden.18 Ein~ krjegsgdan!S~nc Sklavin erhielt auch cler Gesandte Zemarchos bei den Turkcn. 19 Das Schicksal dieser mensl:hlichen Beute in einer fur Frauen recht Ublen Zeit weiB Paulus Diaconus sehr melodramatisch Zll beschrei· ben: Nach cler £roberung Civiclales 61 I wurden die Frauen vergewaltigt, die Manner umgebracht; die ,ducissa' Romilda, die dem Khagan die Tore gaffnet hatte, gab dieser oach einer Nacht an zwCilf AW:lren weiter, "die sic die ganze Nacht hindurch sich einander ablosend durch die Befriedigung ihrer Lust marterten". Ihre Tochter wufhen sich durch den Geruch von vcrwescndem Hi.ihner~ fleisch so abstoGend zu mat::hco, daB die "stinkenden Langoblrdinnen" angeblich ihre Keuschheit bewahnenj "spater wurden sie nJch versehiedenen Lind ern verkauft und auf cine ihrer edien Geburt wi..irdigc Weise vermahlt".10 Die FabellaEt I
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inunerhin vermuten, Jag vornclune Bayem und Alarnannen niches dabci fandcn, awarische Sklavinnen zu ersteben und, so sic JUS guter Familie waren, zu heirare n: wie gebrauchlich solche Geschaire warcn, wissen wir nicht. Der Handel mit Gebrauchs- und Luxusgutern HiEt sich our schlaglichtartig erhellen. DaB im 6. Jahrhundert die Onoguren am Schwarzen Meer Hermelinlelle lieferrcn, bericbrer jordanes." Die Chase-en des 9.Jahrhunderts exporticrten nnch Konsraminopel Fcl!e (besonders Biberfel!e). Eische und Eiscbleim, Wachs und Honig." Fur die Chinese» waren pferde das am meisten geschatzre Produkt der "Nordvolker"."j Mir dem Export van Vieh und Fellen wird man auch bei den Awaren rechnen kcnnen. Zum Unterschied von den Nomadenvolkem weiter osrlich konnren sic jedoch am gewinnbringendcn Transirhandel auf der SeidenstraBe niche profirieren. Von Cherson, "wohin der habgierige Kaufmann Asiens Waren bringr":", wurden die Produkte des Osrens ncch Konstanrinopcl verschifft, von wo sie auch, wenn tiberhaupr, weitcr nach Westen gingen. Einen gcwissen Ausrausch zwischen dem Karpatenbecken und den sudrussischen Sreppen, vor allem yon Gegensranden des gehobenen Kunsthand werkes, belegen die Grabfunde. Gegenstande aus dem ferneren Osten kamen gleichfal1s zu den Awaren: ob sie von Einwanderem mitgebracbt. von den Byzantinem erworben oder gehandelt wurden, ist niche festzustellen." Munches wcisr darauf hin, daf zumindest in [ruhawarischer Zeit der Austausch auf der Bernsteinsrralie weirerging." Der hocbenrwickelce Handel im Verbreitungsgebiet des arab ischen Dirbem zwischen Ostsee und Schwarzem Meer, den arabische Schriftsteller und Ausgrabungen {iir das 9. Jahrhundert bezeugen. war zur Awarenzeir noeh niche in Schwung gckornmen; die Routen, auf denen er vcrlief, umgingen meisr das Karparenbecken." Nur vereinzelt weisen Dirhem-Funde aus der zweiten Halftc des 8. Jahrhunderts im awarischcn Machtbereich auf Handelsbeziehungen rnir der arabischen Welt, erwa in Petrovci, beim clren Baxsianae, wcstlich von Belgrad. wo ache pragefrische Dirhcms (zwischen 762 und 794/99) ans Licht kamen. ~S Mit einer enrwickelren Geldwinschafc ist kaurn zu rechnen, ebcnso wic es etwa ein Pseudo-Masudi-Fragment von den Bulgarcn bcrichtet." Die von den Byz antinern ausgezahlten Solidi dienten teilweise zu Einkaufen: hauptsachlich worden sie jedoch eingeschmolzen und deckren den Goldbedarf des awarischcn Kunsthandwerks. Offeasichtlich stand der Prestigewert im Vordergrund." In Grabcm dienten Goldmunzen oft als Tctcn-Obulus ; sie wurden dem Toren in den Mund gde-gt. einc Sittc, die Vun China bis in die r()mischc Well vcrbrcitc:t warY Kleine Kupfcrmunzen, die im byzJ.ntinisehen Wirtschaftsraum fi..iral1tagliche Handelsl;;t:schafte verw~ndet wurden, find en sich b~i den Awaren kaum. Nach 680 verschwindcn die byzantinischt:n Munzen uberhaupt aus den Jwarischen Funden; in diescr Zeit anderten sich nicht nur die politische Situation, sondern auch die wirtschaftlichen und sl)zialen Grundlagen des Awarenreiches ..ll In BYZlnz ging damals cler Geldumlauf ebenfalls zuri.ick. Allerclings zeigt eine neue Aufstellung von Wolfgang Hahn, daE im Ostalpenraum selbst w:ihrcnd der ,dunkelsteo' Jahrhunderte ein gewisser Geldverkehr aufrecht blicb. Auf dem Gebiet des heucigen Niederosccrreich und d~s Burgenlandes enthielten StreufLlndc funf klein ere Miinzen Justins Il., J'.wei des Mallrikios, zwei des Phobs, vier des Herakleios und zwei von Konstans II. sowie eine des 8. J.lhrhundcrts. Mi.inzen dieser Kaiser gibt es aLlch aus den karantani.~chen Zentren auf dem Zoll- und clem Aichfcld (Knittel-
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6. Struletwren
und Lebensiormen
teld) sowie aus dem Raum von Poetovio/Ptuj
des AWdTcnn:il:iJl!s
und Celeia/Celje. Auf lebhaften bayerischen Osthandel konnre dcr Miinz.schatz van Hellmonsodr bci Lina deuten, der insgesarnr 80 Nummia des Maurikios, Konstans II. und sogar juscinians II. (von 685-95) umfa'he.lJ lnsgesamt scheint es, dag die grundlegenden okonomischen Kreislaufe des Awarenreiches wenig kommerzialisiert waren. Die Subsisrenzokonomie, die Versorgur:g mir Lebcnsnorwendigem, !iifh wenig Ausrausch crkenncn ; Aule und Do-fer dtirfcen relativ autarke Einheiren gewesen sein." Wo dcnnoch Krieger versorgr werden muBten, geschah das direkt (wie im Fredegar-Beispiel) oder wohl durch Abgaben von Bauern, die im Umkreis der Herren angesiedclr waren, die sie zu versorgen hatten. In Zenrralasien war die Versorgung der Besataer durch die Iokale Bcvolkerung ublich .:H Ildiko Ecsedy hat aus den chinesischen Quellen Belege fur das Srcuersysrcm bei den Turken gesammelt; danach wanderren Clans und Kriegergruppen zwischen den Siedlungsgebieten der Seflhaften, urn Abgaben einzusammein. Doch handelte es sich dabei selren urn Lebensmittel, sondern vor allem urn "rare goods of prestige cheracrerv.t'' Den Ungarn rnulicen slawische Sramme Tribute in Form yon Marderfellen entrichten." Ahnliches gait fur das Chascrenreich: Die Chasaren .ckamen uber die Poljanen und sagten: .Zahlt uns Tribut!'" FUr jeden Rauchfang Iieierten slawische Stamme, je nach Moglichkeit, ein "weiBes Eichhorn" oder eine Mi.inze; ilber die Poljanen sagt die Legende, daB sie mit den Chasaren uber die Art des Tributes verhandelren und ihnen ein Scbwert pro Rauchfang anboten.' Eioe ahnliche Bedeutung harte wahl die Triburfordcrung, die awarische Cesandce an die SIawen nordlich der unteren Donau richteren." Es ist kaum vorstellbar, Jail es daoei urn Lebensminelieisrungen ging; moglich war hcchstens die Ablieferung von Lebendvieh." Hauprquelle van Presrigegilrem waren die Romer, im bcsondercn der romische Staat. \'\1il:: immer man diese Zahluugen auffaGt4!, auch bei ihnen stand rrotz des hohen Wertes die symbolische Funktion im Vordergrund. Der ZufluB an Reichtiimern speiste vor allern die barbansche .Prcstige-Okonomie'. Presrige-Gcrer sind niche belicbig eintauschbar, ibre .Bedeutung' Iibcrwiegt ihren ,Wert'. Sicherlich gab es daneben einen gewissen Binnen-Markt fur Luxusgiiter ; doch verhinderce wohl die Prestige-Funktion, daB Kaufen und Verkaufen die uns selbsrversrandliche Bedeutung bekcmrnen konnten. Es isr mcglich, daB ein awarischer Krieger eincn Handwerker oder Handler fur ein Schmucks tuck bezahlte ; kaum denkbar ist es, da~ cr selbsr es je weiterverknufte. Vicles blieb ihm ja so sehr verbunden, daB er es niehr eiomal vercrbre, sondern ins Grab mitnahm. Und wenn er es wf.'itergab, madue er es wohl hodlstens einem Standesgenos:sen zurn Gest.:h~nk. Unter diesem Aspekr wird die sehr resrriktive Reglemenrierung verstandlich, die der Bulgarenkhan Krum 811 den Byzantinern vorgeschlagen haben soIl: "Die Kaufleute beider Linder sollten zukunhig ihre Waren mir Urkunden und Siegeln versehen einfuhren. \'V"aren, die diesen Bestimmungcn nicht enrsprachen, solhen eingczogen werden."·l Wenn alles kauflich zu erwcrben war, bcdrohre das die diffizile Rangordnung des Prestiges und die Rolle, die der Herrscher dabei spielte. In diesem Sinn hatten die geLmgenen Awaren dem Khan den Untergang ihres Reiches erklart: "Aile wurden Kaufleute und betrogen einander":H liue Aussage v.;ar es, die Krum zu seiner protektionistischen MaHnahrne bt:wog. Die Reiter· krie-ger konnten durchaus mit einer entwickelten Warenwirtschaft koexistieren
Ritus una Religion
[99
und sie ausuiitzen: Jill' Sozialsvstem war jcdoch bedroht, wenn sie sclbst sie iibernahmen.v' Durch die in Kapitel 6+ geschildcrre Prcstige-Okonomie konnre uber die Stunde des Ertolges hinaus die Treue der Awaren zu ihrem Khaganar aufrechrerhalteu werden. \Vare es nur darum gcgangcn, Gold, Geiangene oder Beute zu erringen, harrcn die awarischen Krieger auch auf eigene Faust handeln konnen, als gewobnlichc Rnubmordcr • als Skamaren oder durch eine Karrierc in der kaise rlichen Armee. Doeh ein Barbarcnreich war kcin bloiier Zweckverband. Der Krieger bane darin teil an einer hobcren Einheir. Das Zugehorigkeitsgefuhl, des ihn daran band, war kein rein geisng-psycholog.sches Phanomen. .Okoncmie der Cewalt' und kriegerisches \"Xr'eltbild, Prestige und seine Ausdrucksformen, Geschenke und ihrc symbolische Bedeutung, Herrschaftslcgirimation und ihre pol iusche Durchsetaung zeigen die cngc Verschrankung der geisrigcn und materiellen Grundlagen der Steppenreiche."! Politische Verfassung und rnilirarische Machtenrfahung sind grundlcgeod fur das Vcrsrandnis diescr K riegergesellschaft. Sic ermoglichteu es, d:lfi die vcrsciuedenen Sreppenreiche sehr unterschiedliche Ausbeutungsverhaltnisse aufrichten konnten: Sie verstanden es, in staatliche, stadtische oder bauerliche \'(iirtschafts6iume einzudringen und dabei ihre eigcnen Strukruren und Lebensformen langc aufrechrzuerhalten. Fur das Iruhe Awarenreich lassen die Quellen die Vermutung zu, dag diese Abschcpfung vorwiegcnd kollcktiv organisierr war. Die Kricgsgefangenen in Pannonicn waren niche auf einzelne awarische ,Adclige' aufgeteilr, sie untcrstanden offensichrlich J.Is Gemeinschaft dem awarischcn Khaganat, das bis zu einem gewisscn Grad wohl auch die Veneilung der Produkrc konrrolliertc. Die SteppenCcsellschaft war an cine flexible Aufteilung del' Weidcgebiete an grd!'trc und kleinere koliektive Einheiten (Stamme, Aule, Clans) gewohm~6; erst im Lau] der Zcir serzte sich dabei der EinfluH des Sreppen.idcls durch. Die GroELligigkeit des Herrschers manifestierte sich in der Verleihong von Tireln und Wurden, in der Ubcrgabe von Gescheoken und Presugegcrern. Individnellc, .Feudale' Verfi..igung iibcr abh:ingige Produzentcn palh kaum in dieses Bild der frtihawarischen Sozialordnung." Immerlun gibr es vereinzeire Hinweise, dag die .Spirzen der Gesellschaft' der sparercn Awarenzeir iiber einc eigenc Gcfolgschafr und Schauc verfugren, wie Kuvers Berarer Mavros (sicbe Kap. 7.7.) und der Tudun Yon 796 (siehe Kap. 8.4.). Das sagt uber die Prodaktionsweisc allcrdings noch nichr vie! aus.
6.8. Rims und Religiun Mit tlen religib:sen Gebrauchen der Stt:ppenvOiker wuihen die duistlichen B1'7.an· riner wenig anzufangen. Dcr Gesandrt Zemarchos hatte bci d.:n Ti.irken cin ungcwi:ihnJiches Erlebni.s: "Andere ihrcs Srarnme.s erschjenen, die, wie :sit: sagten. Austreiber schlechter Omen waren, uncI bmen zur Gruppe um Zemarchos. Sie nahmen allcs Gepick, das sic bci sich {rugen, und legtcn es aui den Boden. Sie steckten \'I/eihrauchzwt:ige in Brand. raunten in skythischer Sprache barbarische Wane, erzeugten Gerausche mit einer Glocke und einer l'luke, schwenkten die \Veihr;!uchzwcige mit knisternclen FJammchcn uber clem Gepack und fielen 7.U·
JDC
6. Stmkturen
nnd l.ebensjormen
des AU'.tl'eIlYeidu.:s
gleich In Trance, tobteu und wahnten des Bose auszutreiben. Den» in diescr Weise wendeten eiriige, wie sit! glaubren, Unheil ab und verrrieben das Scblechre. Da sie. wie sie meinten, das Unheilvollc verjagcen, fuhrcen sie auch Zcmarchos selbst durch die Flarnmen. wodurch sic auch sich selbst zu reinigen glaubren."" Man muB nur wenig Ahnung von Schamanismus haben, urn in der Beschreibung einige typische Elcmcnre devon wicderzufindcn: Bescssenbcii, Bcschworungvformeln, Exorz.ismus, Feuerritcn.' Turkiscbc Feccrverchrung, Tiercpfer und Wahrsagepriester belege auch Theophvlakt.' Niches davon isr spezifisch nomadiscb: doch wird man niclu fchlgehen, wenn man cs ebenso fur die Awaren voraussetzt. Nur vereinzelt liefien sich in awarischen Grabem bisber Hinweise auf scharnanistische Prakriken iestsrellcn. Wenn in mane hen Grabcrn der Schadel Iehlt. so l:ifh sich das als Spur eines Schadelaaubcts inrerpreneren. ob man nun einen Schadz auber, die Abwehr gegen ,Wiederganger' oder die Ausnutzung des .Mana' des Verstorbenen darin siehr.' In einigen donaubulgarischen Grabern bei Devnja [and man dagegen nur Schadel; vielleichr harte man sic als wichtigsten Teil des Toren vcm Schlachtfeld mitgenommeu.' Dem rollkiihnen Frevel und der darauffolgenden Pluchr eines awerischc» Scbomarten verdcnken wir es, daG wir seinen awarischen Tire! kcnnen: Bookolabras, was Theopbvlakt mit "Jvhgier, Priester" iiberscrzt." Einen g:mz almlichcn Titcl kennen wir aus bulgarischen lnschrifren: "Kolobros" oder "Kulubros", was wieclerum dem aluurkischen ,qolobur' (auch .qolaguz' ~ \'Vegweiser, Fuhrer) entsprichr." Die Tatigkeit des .Gorterwegweisers' konnre sich aus Anrwortcn von PJ.PSt Nikolaus I. an die jungc bulgarische Christengemeindc erschlieflen lassen. "Das Amt des Kolobros bestand durin, daB er die 'Iage und 5tunden fur den Kampf wahlrc, rnagische Handlungcn vollbrachce und weisscgre. urn dadurch dem Heer den Erfolg zu sichern", fclgen Bcsevliev daraus.! Im Jahr 566 verdankten die Awaren offensiehtlich solchen Praktiken den Sil!g gcgcn die Franken: ,,!vbgias cr-ibus instructi, diversas cis fantasias ostenderum"." 1m Suda-Lcxikon erhieh sich die Nachrichr, die Awaren hatten einst durch kunstliche Erzeugung VO!1 Regengussen und Finsternis die romiscben Kundschaher gerauscbt und sich so unenrdeckt heranpirschen konnen." Priester, die die Zukunfc vcruussagtcn, erwahnc Thcophvlakt bci den Turken." Del' Bookolabras uud scin Vergchen waren Baian wichrig genug, dag er in der Srundc des Sieges nach deT Eroberung yon Sirmillm fast die Friedemverhandlungen an der Forderung hane scheitern lassen, den Gef!ohenen rot oder lebcndig in seine Hande zu bekonuTIcn.J1 Als def Khagan erfuhr, d:tB die Romer den Fluchding in Ehren aufgcnommen h,u:en, 1;var das der Grund fur cineo neuen Krieg. 'j Der andere Fall, in clem die aw:uische Rdigion 'l.UIll Politikum wurde und daher in die GeschiL:htswerke Eingang fand, erei~nete sieh einigeJahrc fri.iher. Bajan lieB eine Brucke bauen, um die Belagerung van Sirmium vorzl1bereiten; urn die Romer .in Sicherheit Zli wiegen, legte er vor den Bewohnern van Singidunum ••die awarisL:hen Eide ab, indem er mit gezucktem Schwen sich selbst und das glOze awarischc Volk verwunschu:'; bUs cr mit dem Bruckenschlag tiber die Save Bases gegcn die Romer im Schilde fi.ihre, so soli ten er und das ganz.e Geschlecht der Awar~n unter clem Schwert vernichtct werden. Dcr Himmel i.iber ihoen und Cott im Himmel soBren Feuer auf sic herJ.bschleudern, die \x"alder und Berge sic unter sich begraben und die Save .1US den Ufern treten und sie ertr:inken. So schwor der
Ritns und Religion
2al
Khagan nach barbarischer Sine, dann erklarte er : .Nun will ich auch die romischen Eide schwceen.": Dazu stand er van seinem Thron ad und warf sich ziuernd VOl' dcr Bibel auf die Knie. Wenig sparer wurde offenbar, daB er nie daran gcdachr harte, den Schwur zu halten.'" Eidleistung durch Selbstverfluchung war barbarischer Brauch: ebenso, daB man sich an eincn solchen Schwur gegenuber Feinden nicht gebunden fuhhe.'! Anders war das bei Gssten. \"'ie schr sich ein Awarenkhagan an seinen Lid hieh, ruhmte der verrricbenc und zunachsr bei den Awaren aufgenommene Langobardenkcnig Percrarit sparer im eoglischen Exi!'!!· Auch als langobardische Gesandte [iir seine Auslieferung Gold boten, White sich der Khagan dcm "bei einem Gorzenbiki" geleisreten Eid seinem Schiitzling Percrarir gegeouber gebunden; urn diplomarischen Verwicklungen vcrzubeugen, legte er ihm allerdings cine Fortsetzung seiner Fluchr nabe. Der Eid beim Schwert, wie ihn Baian geleistet harte, war auch bei den Bulgaren ublich." DaB die "Awaren« Schwertcr, auGerdem die Abbilder von Tieren, Feuer und Wasser verehrten, behauprer die Vita Pancr atii ; doch betrifft die Nachricht, sowcu sie nichr ohnehin topisch isr, wohl griechische Slawen. ,8 Van den Bu!garen isr tiberliefert, daP.. man bei Friedcnsvenragen nach der Sine beider Partner schwor ; Kaiser Leon V. mufite dabei 8 [S/r6 '~lasser auf die Erde gieBen, Pferdesanel umwerfen und Hunde schlachtea: die drasrische Selbstverfluchucg nach heidnischem Ritus [iihrte anschliefiend in Bvaanz zu einer Sraatskrise. '" Ahnliche Problerne bekam der Sa!zburger Erzbiseho{ Theotmar urn 900; in einern Brief an den Papst rechtfertigr er sich gegen den Vorwurf, man harte einen Vertrag mit den Ungarn durch Schwiire "auf Hund, Wolf und andere augersr [revelhafce und heidnische Dingo" besiegele." Daf der Himmel auf die Erde snirzen solie, wie Baian scbwor, erinnerr an einen riirkischen Schopfungsmyrhos, den Radloff aufgezcidmt:t hat": Dauach wolkc der ersre Mensch, Erlik, nach de-n Vorbild des hochsten Ganes einen Himmel er richten ; dicser zerstorte ihn jedoch. Die Triimmer stiirzren herab: die Erde, "die bis dabin glatt und cben gewescn war, wurde verdorben", Berge, Schluchren und Walder eutstanden. Wertvoll isr schlicfhich die Nacbrichr, daB der Khagan beim Himrnelsgon schwar. Bci den meistcn .heidnischen' Steppenvolkern galr dcr Himmelsgott Tangri als hachstes Wesen.!! Er war jcncr "Schopfer von Himmel und Erde", den naeh TheophylakI die TUrken als einzigen Gatt verchrten.!) Die Orchon-Inschriftcn bezeugcn, d.16 naeh Auff'assung der Turken der Himmel den Khagan einsetzte.~4 Wenn sich die Bulgarenkhane in ihren lnschriften den Titel "EX {)fO'U O:!::lXWV" zulegen, S0 ist das kcine bloGt: Nachahmung des griechischen BasileusTiters ("Eh {}EOU paOl~_Eu;"), sondern eine Konvergenz chri!)tlicher und heidnischer Herrschaftslegitimation.1) Den Christen durchlus versrandlich schein en muihe es a~lCh, wenn der Awarenkhagan wiederholt Gatt zurn Richter zwischt::n sich und dem Kaiser anriefY Got[ aIs Huter der Wahtheit erwahnt eine bulgarische lnschrift. 17 Das Weltbild des Tangrismus l2iBrvielleicht eine awarische Ritzzeichnung erkennen, die sich auf einem Mokriner Beintiegel findet.l8 Ein BauIn mit ncun A.sten, der aus einer Saule auf einem doppelten Hugel wachst, n:icht bis hinauf zu Sonne und Mond, umen \veidet Vich. Van ein~m Himmelsbaum, der aus dem Nabel der Welt durch die 17 Himmel.sregionen wichs[, crzahh ein turkischer
102
6. Strulauren
1411.1
I.t'iJl!ns/orml!ll
des Aurarenreiches
S~hopfun;;~my{hus.!':' Baurnd.usrcllungen findcu sich v...-iederholt in der awarischen KU['.Sl; Ireilich konncn sic im einzclncn cbenso von der spatantiken Ikcnographic des Lebensbaumcs beeinfluBt worden sein. Die zwci Pfcrdc mit Sriermasken ncben eincm Bnurn auf einern Kncchemiegel aus einem (allerdings nachawarenzeitlichcn] Grab in Sopronkdhida, die als Hinweis auf Sreppen-Schamanismus galten, scheincn clier auf nordcuropaische Vorbilder zuruckzugehen." Oblich waren auch Glucksurnulcne und aporrop.iischc Sjrnbolc." Rituelle Bedeutung harte wahrscheinlich die Runenschrift auf dcm Nadelbehalrer von Szarvas." Reiches Material bietet die Archaologie fur die Bestattungssitten der Awaren. Dabei ist rnit Dair»!' Iesrzuhalten, daB die Grabungsbefunde nicht die personlichen Glaubensvorsrellungen, sondern nur die verbindlichen Traditionen und Brauchc der Cemeinschaft - mit ihren Spiclraumen und lokalen Varianten erschlicfien helfen. Auch ist uns lcdiglich der .unrerirdische' Teil der Grabsine» z.cganglich. Wenn der byzantinische Gcsandrc Valentines sich zusammen mit einer rcrkischen Traucrgemcinde mit dem Dolch die Wangen zerfleischen mu~te':', so is! ein solche- Brauch archeologisch niche nachzuprtifen. DaG nach chinesischen Berichrcn turkische Begrabnisse gleichaeing veritable .Heirarsmarkte' warcn». mug dem Ausgraber ebenso entgchen. Andercs ist indirekt zu crschliefien: DaB auf den Grsbern Zeichen aufgestellc wurden, gchr daraus hcrvor, daB spatere Grabrauber offensichdich gut Ianden, was sic suchten.v Eine Urkcndc yon 808 erwahnr an den .Joca Avarorum" nahc dern Neusiedler See "tumuli", Grabbegel." Torenmahler, wie sie bei zenrralasiatischen Stcppenvolkem zurn Bestartungsritual gchorren, sind gelcgentlich aus der Bcigabe yon Tieren oder dercn Korperteilen abzuleiten, doch waren die Braucbe hier niche eiohcirlich." Untcrschicdlich ist die Oneucierung der Graber, die zwischen ost-wcst.icher und sudostlich-ncrdwestlicher Richtung schwankt; auch wenn ersterc in der Fruhz eit, leczrer- ..' sparer domiuiert, lassen sich d.u-aus nur bedingt RegdLl ableiten. Denkbar ware, daH man sich nach der Richrung des Sonncnaufgangs orientierre: auch an die vorhcrrschcndc Wind rich tung ist gcdacht wordcn.?" Haufig wurden die Toren in Sarge gelegr": in einzclnen Pallen gcwinnt man sogar "den Eindruck einer iiebevo!l als W'ohnraum eingerichreren letzten Ruhesrane" Y Vornehme Awarcn der Frubacir wurden sehr aufwcndig in Brett- oder Baumsargen und in groBen Gruben besraaet." Sehr vcrbreiret war die Siue cler Fleischbeigaben, wo-
bei Qu:liitit und Aufbewahrung cler F!cischstiicke von Graberf'eld zu Graberfeld sehr )..:hwJnken.~; Gemeinsan1 war den europiiis~hen Awaren jedenfaib die Sitte cler Korpcrbestattun~. Bei den S[eppenvolkern ZemralJsiens war d<\snicht selbstverstandli~h; na~h Ausweis dcr chinesischen QudJen verbrannten die Ti.irken des 6.Jahrhunderts ihre Tote:1.H Ocr Befund ist freilich widersprut:hlich; Ausgrabungen im tiirkisc.hen Bereich stid1en meist auf Korperbest:mung, wahrend Vcrbrennungen bislang nul' selten nat:hgewiesen werden konnten. AulSerdem kennt man sogcnannte ,symb0Iische' Graber, in denen die Leiche fehlt.~j Ahnlich ist die Problematik bei den zenrralasiatischen Pferdebesrattungen; das Sui-sehu behauptet, am Grab eines vornehmen Tiirken sci sein Lieblingspferd eingdschert worden, wiihrcnd die archaologischcn Befunde gerad
RUM
tou/ Religion
.zCJ
ubiicb. am 4c.Tag nach dern l:kgrabni~ .ruf dcru Grabhugd den Schade! des Lieblingspierdes auf einer Stange aufzupflanzen." Bei den [riihen Awarcn wurde die Pferdebeigabe niche einheirlich gchandhabt. Ofters wurde ein pferd am Grab verbrannr und die Rcste mitbestatter, was aus Brandspuren an den Pfcrdegcschirreu hervorgeht: in anderen Fallen wurde ein ganz.es Pferd mitbegraben." Ahnllche Sincn finder. sich in den Sreppcn Osceurop,is. und z war sowohl partielle als auch genae Pferdebestartung.tDoch wurdcn nicht aile awarisclieu Krieger mit ihrem Pferd oder dessen Restcn bestattet. Sowohl fur die Tilrken als auch [iir die Bulgaren ist bezeugr, claG eincm vornehmcn Toren Frauen oder Sklavec ins Grab Iolgen muBteni laur Mcuandcr geschah dies, damir sic dem Toren irn jenseits sein standesgemaftcs Begrabnis melden konnren. jI Bei den Awaren war derarnges bisher nicbt nachzuweisen ; wenn das Grab eines vornehmen Kriegers von Frauenoder armercn Bestanungen umgeben ist, kann das ebcoso im Lauf der Zeit z ustandegekornmen sein. GroBe Kurgene (Grabhcgel mir Holzkammern) oder Stcindenkmaler, wie sic in Zentralasicn, aber auch bei den llulgaren gclegemlicb vornehrne Graber schmbckren, waren bei den Awaren offensichrlich nichr ub-
lil.:hY Eine religiose Bedeutung konnrcn die Ornameme haben, die in der fruhawarischen Zeit auf Rierucnz ungeu getragen warden. Bona interpretiert sic als Tamgas, als Sippenaeichen, die an iranisch-sarmatische Brauche anschlossen, die Ornamenrik ahnelr den gleichzeirig im westlicheu Zenrralasien ublichen Snicken." Die Gortelbeschlage waren woh], besonders in der Spatz eit, cin wcsentliches Element rirucll fundiener Symbolsprache des Awarenkriegcrs. Ebenso dienten ganz allgemein die Gr abbeigaben der Sclbstdarsrellung im Tode. Doch das war den [riihminelaherlichen Barbarenvolkcrn gcmcinsam, bis cs dem Christentum gelang, diese Sirte zuriickzudrangen;''' (rb~r awarisches Christencum oder clu-isrliche Awcrcn ist werng zu sagen. Turkische Khagaoc nahmen den Buddhisrnus an, chasarische bckehrten sich zum judenrum, oigurische beknnnren den Manichaismus, Bulgaren und Ungarn entschicden sicb [iir vcrscbiedcne Pormcn des Cbristenrums, und wciter cstlich serzte sich unrer den Sreppcnvolkern schlieiilich der Islam durch. Von den Awcren isr
ahniiches erst unter Irankiscber Herrschafr
7.U vermcldcn. D.aB sic Heiden wareu, hcsta(lgen karolingische Propag:mdisten wit: Religionspolitiker: "Haec autem gcn:.: bruta et irrationabiiis vel certt~ idiotae et sine litteris", uemerkrc die Synode! die wahrend des Fcldzuge:- \'on 796 an d"r DonJu lagle.iI Die Enm ubersdlfitten wedel' Rupert noch Emmcram, und auch die anderen Glaubensboten aus dem Wl!stcn verloren ihr Interesse J.!l der AW
]0;
6. Struleturen und l.ebensjormen
Die
des Aurarenreiches
der abgcsecare Vater erhob sich gegen seincn christlicb bez.ahlte diese» heidnischen Rockfall mir der Blendung."
gewordencn
Sohn und
Auf die Dauer crlaubre die wenig rnir Glaubensfragen zu tun harte, die
jedoch die Christianisierung, Behauptung der Bulgaren. Den awarischen Khagancn hat sich dieses Problem nie gestelh. Als Baian auf die Bibel schworen soilre, mu{he ihm die Bedeutung dieses
Buches erst erklarc werdcnY Auch chrisrlichc Syrnbole (odcr gar das Fehlcn yon GrJbbci~aben) in awarischen Graben- konnen kein awarisches Christenrum belegen." Scibst die zahlrcichen Kreuze oder Kreuzverzierungen, die in [etzter Zeit in Zamdrdi ans Tageslichr kommen'", beweisen nicbr, daE der Trager sich ais Christ verstand, ebensowenig wie die liturgischen Gerare oder Inscluiften in den Schatzfunden von Malaja Perescepina oder Nagyszentmiklos, auch wenn sie die Offenheir der B.1r-
baren fur die Obernahme christlicher SymboJe zeigen. Sofern sich der Besiczer der Bedeutung dieser Symbolik iiberhaupr bewufit war, konnte er sie ohne Schwierigkeiten in sein \'V'eltbild einfiigen. Es gab ja kein kanonisches Heidentum, das cine Ubernahme diverser christlicher Attribute cusgeschlossen hane. Solange auf der anderen Seice keine orgcnisierte Kirche existierte, die heidnische Ausdrucksformen bekampfre [woven die grtindlichen Response des Papsres im Fall der Bulgaren ein beredres Zeugnis ablegcn)"', enrstand dabei bestenfalls ein heidnischer Synkretismus mir christlichen Zugen." Dennoch gab es ein awarenzeicliches Christentum im Karpatenbecken. Seine Trager waren zumeisr schon Christen gewesen, bevor sie auf die eine oder andere Weise unter awarische Herrschaft geraren waren. Die am besren Gesrellten unter Ihnen konnten es sich leisten, die Basilika im Kastel! von Fenekpuszta wiederaufzubancn." In der Blurezeir der Plencnsee-Christen urn 600 konnten cinige vielleicht scgcr Pilge-fahrren ins Heilige Land unternehmen: die sogenannten Scheibcnfibe!n rnit chrisrlichcn Motiven, die sich in Gr.iberu von Keszrhely-Fcnekpusz.ta finden, wareu als Pilgerandenken aus Pal astin a gebrauchlich.S Auch im 7. und 8. jahrhundcrt lief~en sich manche Bewohner dcr Cegend mir gefahere» Htinden und ohne Beigaben bescanen." Spuren christlicher Bevolkerung hielten sich nicht nur urn Keszthely, sondern auch an anderen Orten bis ans Ende der Awa· renzeit, ctwa in Savaria/Szombethcly oder irn Raum von Sopianae/Pecs.f Die Frage awarenzeitlichen Christentums ist verknupjt, abcr nichr identiscb mit dcr nach dem Fcrtleben von Provinzialen rornanischer Tradition.G7 Eine besondere Ausstrahlungskraft dieses .Inselchristenrums' auf die awarische Oberschichr ist kaum anzunehmenj seine kulturelle Wirkung war wohl in den ersten]ahrzehnten am grofhen, als noeh gewissc iiberregionale VerbinJungen besrand~n.68 In den folgenden Jahrhunderten hielcen sich zwar christliche Gemeinden, doch ihre Bduche emfernten sich von der Orthodoxie. Man tauhe mil Wasser, verga~ dabei aber die notigen lateinischcn I:ormcln. Die Synode von 7966'] hane zu beraten, ob die "ab c1ericis illiteraris", von schrifrunkundigen Klcrikern, ge!:ipenclete Taufc giiltig: ware, und kam zu Jem SchluG, daB zumindest die Anrufung des Heiligen Geistes unverzichtbar ware ("sola aqua nihil valet"). Dag es sich dabei urn Einheimische handelte, ist ahas bezweifclt worden; doch die Annahme vorkarolingischer Missionare, seien es nun bayerische Iren oder Schismatiker aus AquiJeia1C, ist keine befriedigende Alternative; Missionare des 8. Jahrhunderts aus clem Westen hanen, so irisch oder haretisch sie sein mochcen, die TauffQrmel
,'i!,!drt?1
und Byc.nrz
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belu-n-sclu. Zudem betout d:.l::' Svnodalprotokoll" ausdrucklich, dJfS die Taule ,,3 sacerdotibus terrae istius", durch Priester dieses Landes, wclchen Bekennmisses uuch immer, gultig sei, solange sie im Narncn der Dreifaltigkcir crfolgt sei. Es ging also urn pannonische Kleriker. Die Awarcnmission wurde mit groBem propagandisrischcm Aufwand und guten vorsao.en eingcleitct, doch die Ergebnisse waren offensiclulich magerj nich: nur wcgl.!l1der Unlust des Erzbischofs Arn. sich im .wildcn Osten' aufzuhalten. Awarische Honorarioren muliten sich taufcn lassen, nannren sich nun Abraham oder Theodor und versuchtcn, untcr frdnkischer Duldung die Reste des Khaganares zusammenzuhalren ; doch brachte Ihnen die neue Religion kein Gluck. Heidnische Slawen machten die Ergebnisse der .polirischen Mission' zunichte. Es war wohl auch dcr Verlust ihrer sakralen Tradirioncn, der die leczten Awaren so schnell JUS der Geschichre verschwinden lid~. Erst urn die Mitre des 9. jahrhundercs gelang es den Franken, in Mosapurc/Zalavar, nahe Keszrhelv. ein mehr oder weniger lebensfahiges kirchliches Zentrum zu schaffen."
6.9. Die Awaren
und Byzanz
Kaum im Vorfeld des Imperiums angekommen, schickten die Awaren rrotz ailer Scbwierigkcitcn ihrc erste Gesandrschafr nach Konsrantinopel. I Diese Eile ist charakteristisch fur die Polirik der Baian-Dynastie. Die Macbtstellung der ersten Khagane ware ohne Byzanz nichr dcnkbar ge\vesen. In Krieg und Frieden war das Awarenreich abh:ingig vom meditcrranen Wirtschaftsraull1 und den don produzicrten Presugcgurero. Es war cine ganz andere Art von Abhangiakeir als dicier». ge, die heme zwischen .Erster' und .Driner' \V'elt besteht. Dennoch isc diese Bcz.iehung zwischen imperialem .Zcutrurn' und barbarischer .Pcriphcric' grundlegend fur des Versrandnis der frtihawarischen Gesellschaft. In den Zenrren des
byzantinischen Reiches [lessen gi::;anris::he Reichnimcr zusarnrnen, die cine kornBurokratie miucls cines drtlckenden Steuer systems den Produzenren abgenommen harte. Die barbarischen Gentes mit ihren dirckreren, aber wenig dauerhafcen Methoden warcn Konkurrcnccn und N\.ltznie~cr dieser Bdrokraric zugleich. Die bloflc Herrscbafr uber slawische Bauern oder verarmte Pannonier hanc nie vergleichbare Strukruren hervorbringen konnen. DJ.s unterscheidet das Aworenreich von den gleichzcitigen slawiscben Gescllschaftsforrnen und erinnerr an die Germanenheere der Voikerw;lOderungs7.eit. Wie sehr Jie KhagJ.I1-: vom standigt:n Zuf\ug an Presrigcgi.itcfn abhangi~ waren, I:Wr sich am Verha1tcn Baians ablesen. nachdcm die erste Belagcrlln!;; von Sirmium (567) gescheitert war. Ganz offen b.:grundetc t::rseine Fordcrung nach "kleincn Geschenken" fiir seinen Abzug damit, dag er auf die: Volker, die ihm in Waffenbriidcrschaft folgren. Rucksicht nehmen muss!:: und daher unmagJich ohne sichtb.ucn Erfolg abziehcn konne," Immerhin hatte der Binstdler soeben fast kampflos das ganze Gepidenrei~h an sid) gebracht. Solche Beispiele fcstigten das Vorurteil von der unermcGlichcn Gier der Barbaren. Doch Bonus und seinen Beratern erschicn die!:ic Forderung bi!lig und verniini'tig, denn der Khagan vcriangte nur "eine silberne Schale, etwJ.s Gold und dazu ein Uberkleid, wic es die vornehmen Sky-then tragen", ;vlotiv des Khagal1s war bum "amour-propre blesse" und "Ilvi· pliziertc
2c6
6. Scnrktlln:n ,mel Lebensjormen
des A~ ',irenrcicbes
dire", wic Lerncrle' cin ahulichcs Verlangcn nach del' gruBen Bclagerung von Thessalomke (urn 616) interprctiert. Nicht die Schwache seines Charakrers, sondern der gentile .Gesellschafrsvcnrag' 1StTnebkrafe bei dcm Wunsch each zumindest symbolischen (Ab- )Gabcn. Der Hinweis auf dell Druck seines Vielvolkerheeres ist keine billigc Ausrede, sondcm verweisr auf den Erfolgsz wa-ig, unter dem cr steht." BioBer Landgewinn konntc dJS Heer Baians niche zufriedcnstellen ; rrichr einmal, wenn durcuf noch der cine oder andere gepidische Bauer auruckgeblieben war. \'(fenn schon der Sieg cuf dem Schlachtfeld sich niche einstel!r, dann muB die Ubcrlegenheit des Awarenherrschers wenigsrens gcgenstandlicb ausge~ druckr werden. Piir friihere Generationcn barbarischer Heerfuhrer war es noch etwas leichrer gewesen. die Erfolge, die allcin ihre Stellung festigen konnten, durch Plundcrung oder Beserzung romischer Provinzen zu erringen. Die Bedingungen fur Baian und seine Sohnc waren schwierigcr. Die Analyse del' awarischen Politik gegenubcr Byzanz aeigr, wie sic: dennocb Iange ihr Ziel urreichen konnren. Von Beginn an spieltcn sie hoher als die meisren anderen Barbarcnkonigc: doch HUhdas niche auf bcscndere ,Wildhc:it' oder .Habgier' schlieficn. Deun dazu war cine au~crst dillereuziertc
Polirik uccig.
Mchr als bisbcnge Untersuchungen z eigten, Iolgrc die Policik Baians zunachst den Modellen der Volkerwanderungsz eit. Die Uben::inkunft mit justinian war irn .klessiscben' Sinn ein Poedus, das gentile Armcen innerhalb oder 3ugerhalb des Impcriums unter ihren eigenen Anfiihrem nomindl als Vcrbiindcte dcr rcrnischen Armee eingliederre! - auch wcnn sich die Terminologie inz wischen gewandele hatte.6 Den Jogischen' zweiten Schrier tat Baian. als cr wenige Jahre spacer die Ansiedlung auf Reichsboden Iorderre. Doch seit den schlechten Erfabrungen mir den Goren waren die Reichsbehorden vorsichuger gcworden. Dss Angebm des .Ausgediogcs' dcr Eruler urn Bassianae war wcnig verlockend ; keiner der Verhandlungspartner aluue wold, dag gcrade in diesem Raum in den kornmcnden jahrz.ehnten die heftigsrcn Gefechce cnrbrenneu wurdcn. Die Aweren hcucu offensichdich die Scythia minor vorgezogen, «uch urn ihre Operationsbaxis, die Srcppen am Schwarzen Meer, waiter konrroiheren zu konncn.? Die Verhandluugsposition der Awarcn vcrschlechtertc sidl durch den Regi<.'rungsa!ltritt Justins II. im Herbst 565 l'ntscheidend. Wahrtnd Justinian Imme, sdrker versuchr hatte, scin Rcst,lUrationswerk an der Donau durch t::ine Polirik ohne \'\'affen abz.usichcrn, setzte sieh nun dit: Opposition durch, die schon lange diesc .•venig I!hrc:nhaftc: und zudtm leider wenig erfolgreiche Strategie veruneilt h~lttc, DJ.5 Gcdicht des Corippus, das die Thronbcstcigung des schon bcjahrtcn Justin feiertc. zei~t gcrade am Beispici der awari~chcn Gesandtscb.ft, wit~ man kunf[ig mil den Barbarcn umzuspringen plante; der Titel ,Pacificu!)', dl.!n der Kaiser reaktiviertc, verhieE den Nachbarn wenig Schonung.s Ob sie sich bluffen lieBen odeI' ohnt:hin andere Ziele verfolgtt:l1 - die Awaren vcrzidlteten zunachst d:trauf. die neue Politik auf die Probe zu sIeBen. 568 konnten sie auf Umwegt:n dennoeh Reichsland b~setzen: Auch wenn Pannonien, noch dazu ohne Sirmium, schon bnge keinc..: kaiserlichen Amtsldiger md1r ~l.!seht:11hatte, Justinian hatte 'lwanzig Jahre zu\'or die Langl)bJrJ~n als foderattn hier legalisit:tt. Romis(;lie Focleratc:n wartn aucb die GepiJen seit liber eint.'!11Jahrhundert gewesen. Sdtsamerwei.sc beanspruchtc 13aian in den jahrelan~
Die
A1•.·!li·eu mI(l
BYl..HI7.
2C7
gcu Verhandlunge», die tdgten. I1l('!1'(die Rc.::hl:iIl,Khio!!je dicser beiden Foedera, sondern die del' Kurriguren uud Uriguren (auger Mencndcr verschwieg mehrmals, was ihm selbstverstandlich erschicn). Die Bedingungen (wozu noeh die Forderung nach der Auslicferung des Gcpiden Usdibad karn) muten reclu beschciden <'.0, der Verrrag schciterte aber an jusrins staffer Haltung. Wie sehr man sich bci den Awnren damals um den Abschluf eines Bundnisscs mil Bvznnz berntihrc, xeigen die video Ccsnndtschaften, die mall zu dicsem Zweck an den Kaiscrhof schickte. Die Einfalle in da, Reichsgcbict ordneten sich zun'ichsr gleicbfalls dicsern Ziel unter ; Stadre wurden niche angegriffen, der Sieg iiber die Armee des Tiberios offensichdich nicht ausgeniitzt. Wic de- kutrigurische Streifzug von 567 waren sic bcgrenace Untcrnehmungen, urn Druck in den Verhandlongen ausuben zu konnen. Als endlich. nach mejireren jahren, die Stellung dcr Awareu vertraglich ebgesichcn wurde, crhielten sie hohere jalirgeldcr als jeder einzelne ihrer Vcrganger. Ob die Frage der Rechtsnachfolge eine Rolle spieire,
und ob der Verrrag auch die formelle Uberlassung Pannoniens embieh. wissen wir leider nicht. DaB Bainn damals besrrebr war, mir den Rdrnern "in gurem Einvernchmen zu leben?", erklart sieh zum Teil wohl dadurch • ..lag die Organisation des neuen Siedlungsraumes eiuigc Zeit dauerte. Die vorsicbrige Polink Baians, bishcr bum zureichend erklan", xeigt, d:lH forcicrre Angriffspoiitik hir den Aufbau cines Steppcnreiches keineswegs immer die besre Srrategie darstellre. Urn sich unter den barbarischen Konkurrenten durchzusctzen, war die vorubergehende Zusarnmcnarbeir mit dem benachbarten Imperium oft gi.instiger. Was sich etwa zur selbcn Zeit zwischen Turken und Chinese» ereignere, macht des noch deudicher sichrbar. Als )45 die erste chinesischc Gesandcschafr Zll den T'u-kue kam, ,.bc~!i.ickwi.il1!)ehten sic sich aile unrereinander und sagtcn: .Unser StJClt wird aufbliihen, denn heure i~t ein Gesandrcr aus einem graGen Reich zu uus gckomm~n.''''' Enge Verbindungen zum cbinesischell Kaiserhaus waren fur nirkische Khagane immcr wicder ein Trumpf gegen ihre Konkurrerucn. Ebenvo sichcrce Baian den Aufbau seines mineleuropaischeu Reichl'S durcb Bundnis se mil Byz anz ab. Doch scheint der Kbugan gegen Endc der siebaiger Jahre zu der AuHassung gckommen zu sein, d,lg dl'r Friede mit tll.!n R(jmern keine w~ircrcn Moglichkeitcn bot. 578 hane er 110eh mit Hilfe der Byzantiner die 'llLfmiipfi~en S1.,wen des Dauritas in die S.:hrankcIl gewiesen. Seine StelJung im Barbaricum war damit ull:l.ngdoehtt:n.!l Die VehelOcnz. mit der Bai:m b;l!d die Obergabe Sirmiurns anstrebte, lag sidler auch daran. dal1 cr damie endlich auf romischem Gebiet feseen FuG zu fJ.ssen huffte. Der Angriff
lCS
6. SCI"II.kUolrt'J'I
»nd !.eb'·/HjorTllcn
dl:s Aw.lycnYI:/c!Je,·
Gcschenk: oder Tnbl,t?
sind sic an eincr Koncrolle des Si.idLlfl:rs der Donau nicln interessicrt. Nur wcnn rorniscbe Arrneen am sensiblen illyrischen Donauabschnin aujmarschieren, er-
folgt regelmaBig der Protest des Khagans. "Der lstros ist euch [remd" ~ diese angeblichcn \'(iorte des Khagans vcrweisen nichr auf cine volkerrcchtliche Abtretung der Festungen am Siidofer, sondcrn sind eine drohendc Antwort auf die rcmische Offensivpolitik. 'i Ins Zentrum trat nun die Lizitation urn die Hohc dcr jahrgcldcr. Bald nach dcr Eroberung Sirmiums (582) eroffncce Baians Sohn dieses SpieJ.'6 Unrer Kaiser Maurikios (58z-6cz) marschiene das Awarenhcer zumindcst vicrmal bis ins Vorfeld Konstaruinopcls (584/85, 585186, 592, 598); nach dem Zusamrnenbruch der Grenzverteidigung hntren die Balkanprovinz.en bis 626 wabrscheinlich noch Schlimmeres zu erdulden. Auch dieser Krieg hane jedoch seine Spielregeln. Wie aus den detaillicrren Schilderungen der Quellen hervorgchr, hondelre es sich keineswegs urn regellosc Pliindernngszuge. Die betciligcen Kriegergruppen mutiten uruer Kontrollc bleiben. Deshalb waren die Khagane immer wiedcr bercit, Frieden zu schlieftcn, gcrade in gonstigen milicarischen Situaricnen. Freilich suchre man Bcuce ZtI machcn, die eigene Verhandlcngsposition zu verbessern: aber von cinem Zusammenbruch der Rcicbsverteidiguog mllthe man cine gentile Anarchic bcfurcbren, in der einc zentraic Leirung del' Angriffe cbenso unrnoglich wie uberflussig wurde. Fast hat es den Anscbcin, als bcdurften die Khagane der byxanrinischen Gegenwehr; das Zogcrn, dcm Gegner cinen entscbeidenden Schlag zu verserxen, Hi~{sich in den Peldzugsberichcen verfolgen. Aber auch auf der anderen Seire versuchce man ouch den spektakularen Erfoigen des Priskos niche, dcm angeschlagencn Khaganar weitere Schbge zuxufiigen. Stare die so crfolgrcich begoonene Offensive [ortzusctzen, verlegte man sich wieder auf Polizeiakrionen gegen Slawcn nordlich der unteren Donau. Das Awarenreich war eiu mad][igcr und gefahrlicbcr Fciud. abcr seine Politik WM kalkulierbar. Van scincrn Zerfall war keme Besscrung der Situation zu erwarten, sondern eher
eine Auswcitung
der
unuberschaubarcn
slawischcn
Akt.vitnten.
Datum
schlof Byzanz zweimal mir dcm Khagan ein Bundnis, das sich explizir gegen die Slaw-en richtcre." Nieht zufallig verpuffce ein Grofaei! der Offensive der neunzigel" Jahre in den Slawensumpfen. Dabei waren die Reichstruppen fur den Krii!b gcgen die Awarcn vicl leichter zu rnotivicren. Es kann kein Zufall scin, daB irnmer dann irn Heer cine Meurerei ausbrach, wenn es gcgen Slawen ging.'8 1m .schmut1.igen Krieg' gcgcn die Donausbwen war \venig Ebrc unJ Beute zu gewinnen; man mu{he $ie erst aufspiiren, in sch~vierigem GeHinde bek:irnpfen, strtndig von Hinlcrhattcll bedrollt, und harte man einll1al !:)csicgt. so war damit wenig gcwonnc:n, Fast hat lOan den Eindruck, da~ der Khagan den Abnlitzungskrieg in cler Walachei, trotz aUer Proteste, mil Genugtuung verfolgte. Die Awaren hatten dort sdbst genug Schwicrigkeiten gehabt. Fur das Imperium bot cler Awarcllkri~g einen zwciten Voneil: Gegen die bezopttell Reiterkrieger war offensichtlich leichtcr Front zu machen. Die Zusammenarbeit zwischen der romischen Bevblkerung und den Hingst christianisierten Germanen hane das Westreich aufgezehrt. Die ,hiiBlichen' und heidnischen AwareO wurden offensidulich als frcmdarriger empfundeo; viele Provin7.ialen gingen aus den Balkanprovinzen liebc.:r ins von den Langobarden hedrohte halien. Die oHene Gren7.c :tllm Barharicurn W,\f nicht so sehr von massiven Angriffcn be-
209
drohc als von der aiimahlichen Unrerboblung imperialer Macht. Der peinliche Zwischenfall yon Asimos, wo dcr Bruder des Kaisers an der Spitze eines Reichsheeres yon den Stsdtbewohnern einfach hinausgcworfen wurde, zeigt die Schwa-
che kaiserlieher Autorirar bei den Provinzialen." Nur bei geregelrer, zentr al gesteuerter Kriegfuhrung konnce der imperiale Staauapparar eiue gewisse Glaubwurdigkeit bewahren. Slawen, ruit dencn man kaum verhandeln und niche Fr ieden scliliefien konnte, machren cine geschlossene Vertcidigungspolink unmoglich. Die endlosen Scharmiitzel beiderseits der Reichsgrenzc zeigen die Hilflosigkeit der Reichsarmee gegen die slawischen Scharen. DaB eine Rebellion im Slawenkrieg schliefilich den Srurz des Maunkios und den Zusammenbrucb der Donaugrenz.e ausloste, ist dafur ein Symptom. fur den Khagan war es ein Sieg ohne Waffen; doch bedrohre dieser langfristig seine unangefochrene Stellung u nter den Barbaren. Er muBte sich auf immer groflere und riskantere Unternehmungen verlegen, urn noch Erfolge vorweisen 7.U konocn.P Zulerzr lieB er es doch auf die entscheidende Konfrontarion mit Byzanz ankommen. Dieser Schein kippce die heikle Balance zwischen Kaiscrreich und Khaganat. Was einer ganzen Reihe .nordhcher Barbaren' in China gclungen war, namlich den imperialen Staarsapparar zu beserzen, blieb dem Baianiden aus der ungarischerr Tiefebene versagt. Die Waage scnkre sich in die andere Richrung ; der Goldsrrom nus Kcnstantinopel versiegre. Wenn das Khaganat sich trotzdem noch fast zwei jahrhunderte behaupten konnre, so lag das daran, daB zur seiben Zeit auch aile anderen benachbarten Grofirnachte inncre Krisen durchliefen. Die in zwei Gencrariooen autgehaufren Scbarae sicherten den Khaganen immer noch einen gewaltigen Vorsprung vcr allen gentilen Konkurrcnten.
6.10. Gcscbcnk
oder Tribur?
Erwa so wie oben geschildert, vcrlief die widerspruchliche Konfrontarion 1.WIschen den Awaren und Byzauz.: Es war keineswegs der lieroische Abwehrkarnpf einer bedrohren Zivilisacion gegen die .verderbhchc Elut' aus dern Osten; aber auch niche dcr kuhne Anritt edler \'(filder gegen eine dekadcncc Burokrane. Wenn hier noeh einmal die historischen Ablauic zusammengefafst wurden, so deswegen, wed an ihnen am ehestcu die sonst wenig bekannren Strukturen - und ihre wech-
selnde Bedeutung - sichtbar werden. Line volkerrechdiche Analyse des barba~ risch-byz:.1ntinischen Verhaltnisses, wit' sit: - im groBercn Zusammenhang der Bt!zit:ilUngt'n des Reiches zu aHen seinen Nachbarn - dt:rzeit von Evangdos Chrysos lInd seinen Schi.ilern unternommcn wird\ wird sieherlich neue Gcsichts~ punkte bringen. wird TcrminoJogic und Rechtsanschauungen der Romer J.ufhellen. Man brauchr our die Men:mder-Obersetzungen Doblhofers an wichligen Steilen mit clem griechischen Original vergleichen, um zu st'hen, daB NU:lOcen im Verstandnis eines Begriffs vellig verschiedene lnterprt:tationen zur Folge haben kennen. Auch eine genauere quellenkritische Untersuehung der bei Menander und anderen wiedergegebenen Reden konnte vielicicht noch gewisse Klarungen bringen. Als Ergebnis solcher Untersuchungen iSl jedo.:h nicht zu erwarten, dag das awarisch~byzantinische Verhaltnis eindeutig ,auf den Begriff' gcbracht wird. Zwcifcllos waren 7.W.1rdie Bezit:hungen zwischen Kaiser und Khag:.1n im wesent-
210
6. Slmkwre!l
und Lebensjornicn
des Aumrenreicbcs
lichen volkcrreclulicb gcret:;eI{i Kric~ und Frieden ware» deutlich unrerschcidbar, fur bcide Seiten verbindliche Vertragc wurden ausgehandelt und gescblossen (wenn ouch immcr wieder gcbrochen), diplomatische Formen eingehalrea (wenn auch gelegentlich
verletzt),
und rechdiche
Argumcnte
verwendece offensichrlich
sogar die awansche Diplomatic. Dennocb zcigcn schon die rechtlichen Fonnen, dcrcr mall sicl, bediente, eine bccchtiiche Ambivclcnz. Da, ist ubernll dcr Fall, \VO Mcchrpolirik verrechclichr wird. Doeh die grundlegende Verschiedenbeic der sphtromischen und der awarisehen Gescilschaft, ihrer jcwciligen inneren \lliJerspriiche und Intercssen, macht die Mehrdeungkeit rcchtlichcr Aussagen hier besonders deurlich. Bis in die rhcrorischen Ausschmuckungen der byz.anciniscben Historiker HiBt sich verfolgen, wie sehr die vcrschiedenen Rechtsvorstellungen der beidcn Partner Aus!egungsfragen wicdcr zu Machtfragen machen. Sehr gut acigen das die diplomatischen Auscinandersetzungen urn die byzantinischen Slawcnkriege: wer daraus die da-
malige Rechtsstellung der Slawen an der untercu Donau ableiten rnochte, stoBt bald an die Grenze der .romisch-rcchtlichen' Terrninologie.' Wo immer es urn Terriroricn gelu. muR man die sehr unterscbiedlichc Bedeutung des Raumes fur Romer und Awaren bedenken. Am devrlichsrcn wird die Ambiva'cnz fur uns beim entschcidcnden Nexus, dcr Kaiser und Klugan aneinandcr band: bei den regclmaBigen Zahlungen, die dem Barbarcn die Mittel zu seiner Herrschaft gaben und fur die Romer die fatale Differcnz zwischen rnilirarische- Macht und politischem Anspruch uberbrucken halfen. In diesen Zahlungen kam die Abhangigkeit beidcr Seiten voneinander deutlich zum Ausdruck, und cs wurde alles getan. urn diesen Zusammenhang 7,U bemanteln. fur die Romer bedcutetcn die ]Jhrgcldvcrpfljchtungen In so gut wie alle Nachbar» niche our cine Belasrung der Sraacskassc, sondern aucb der Sooverani6[. Menancier, dcr eindnnglichsrc Darsrcllcr der Diplomatic seiner Zeit, vcrsucln mit allerlei Begrundungen vergcssen 7.U machen, dlg diese Zahluugen Hingst unumgauglich geworden waren. ,,\'7as frdher Justinian, der kein Blue vergid~en woilrc. wohl aus Mirleid und nichr aus Angst den Hunnen schcnktc' ", so lagt cr Justin n. vor Tcrgirios die Politik seines Vorgangcrs erlaurern.' Mir justinians Alter erklare Menander die Tarsache. dag die Awarcn niche gleich mir
Waffengt:walt vertriebcn worden waren.~ Zugleid1 lobt er den alten Kaiser dafur, daB er durcll Geschenke die Barbart'n gegcncioander aufgehetZI hat. "Oabei s:th der Kaisl'r m.cincr Meinung n,u.:h sehr ldug vor:lUS, daG dil: Ri:imcr auf jeden Fall den Vorteil d:traus ".ichen wurden, ub nun die A",";1ren siegten odeI' unterlagen. ,,~ Andere Autoren gingcn mir Justinians Subsidienpolitik schiirfcr ins Gcrieht. Ein vcrni(.;htendes Uneil fllIte Prokop in seiner Geheimgeschichtc. Agathias bcklagrc den Verfall cler romischen Armee; cler Kaiser habe irn Alter zunehmend das Risiko eines Kriegcs gcschem und desh3lb die Feinde licber mit Geschenken an einem Angriff gehindert.b Eine bczeichnende Geschichtc erzah!t Johannes yon Ephesos von cler Mission des Zemarchos am turkischen Hof (568/69), Dort fra~tt: ihn cler Khagan: ,,1st es wahr, was mir die Perser gesagt haben: ,Der Konig der Romer ist unser Untertan, da er uns wie cin Unrertan Tribut leistet?'" Del' Romer konnte sich nur :IUS der Aff:ire zichen, indem er auf die Denkmalt"r Trajans venvies, die in! Perserreich :m die Ubcrlcgcnheit dl'r Rumer
Geschenk: odcr Tribllt?
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erinuenc»." \X,'enig sparer erwalint Johannes die "l11urmurativ" in Konsraruinopel gcgen den Ausverkau! des Reichcs an die Barbaren.! Etwa zur selbcn Zeit horen wir die gleichc» Klagen in fast ubcreinsnrnmcndem W'ortlaut aus China, Der Kaiser Kao-rsu kritisierre 583 in cinem Reskripr die hisherige kaiserliche Pclirik": "Sie meinten, das Schicksal ihres Sraates bange von der Absichr der Barbarcn ab ... Deshalb erschopftco sie das ganzc Vermogen ihrer Bcvolkerlll1g z ur Pfll!ge der Frcuudschcft mit den T'u-kuc; sit holten ihrc gauze» Reichrumer aus ihren Scbatzkammern und warfen sie weg in die Wuste ... Ich bin der Ansichr, daB man ... den \X'eg des Hcnschers verleugnet, wenn man das Volk rnir schwercn Abgabcn belcgr und damit die bosen Wolfe (d.i. die T'u-kue) beschenkr. welche China gegcouber nichr nur nie Dankbarkeir gezeigt haben, sondem gar Bandicen geworden sind." Die Chinesen hancn schon in der Han-Zeir den Hsiung-nu gcgeouber eine sehr almlich Barbarenpclitik betrieben wit' spacer die Byzantiner. Die ,.i-i chih-i't-Politik sollte durch wcchselnde Gewahruog von Zehlungen und Titeln an verschicdene Barbarenfursren deren Rivalitat sreigern: die Zehlcngen wurden nicht als Tribute bctrachret, sondern als Belohnung fur geleistete Diensre odcr als groGzugige Ceschenke." Auch fur die Zahlungen, die ein jahrtausend sparer das Sung-Reich an die Lico zu leisten harte, wurdc der Ausdruck .Tribut' vorsichrig vcrmieden.' In cine ahnliche Zwickmuhle zwischen Anspruch und Realitat kamen sogar die Franken nach dem awarischen Angriff yon 566, als Sigibert .,arte donandi", dureh die .Kunst des Scbenkens'. eincn teuren Frieden mit den Siegern schloti. "Diesc Zugestandnisse aber fiig~en seiner» Rufe keinen Schaden 2.U", beeiien sieh die frankischen Chronisten z u versichem. ': Justin 11. versuchtc dem Dilemma zu cntkommen, indem er nut alrromischem Pathos mit der Subsidienpraxis brach. AnlaiSlich der erscen awarischen Gesandtscbafr beim neue» Kaiser wird bei Menander ungcwohnlich deutlich angesprochen, worum es geht. Die awarischen Gcsandcen laGt er argurnenueren: •••A!s dem Erben der varcrfichcn Hcrrschafr mllBt du, Kaiser. aucb den Freundcn deines Vaters nicht antlers lis dcin Vater \'t;'ohltaten erweisen ... So werden wir gegen dich diesel be Gesinnung hegen ... Wir mi.iGtcn uns ja wahrlicb scharncn, wenn wir mil \V'ohltatcn uberhauft warden unci sie dum Wohllitcr niche vergelren wollten: lahnten wir es doch auch deinem Vater, dar.. a frcigebig und unser Wohhater gewesen ist. Wir Il;itten namlich auch das rumis<..:he land verheeren konnen, ~nthiclten uns jedoch nicht nur ailer EinfiUe, souJ.ern t.lLen ihm noeh eincn Gcfallen: Wir vernichteren namlich die eueh bcnaehbarten Barbaren, die immer in Thrakicn einbraehen. Und hiner ist libri~beblicb..:n, dt:n thrakischcn Grcl1::aaum 7.U i.ibcrrenncn .. Wisse, daB un~t'r Fi..irst nur d:l.nn weiter dir und clem romischen St:lat wohlgesinnt scin bnn, wenn er den Preis erhalt, den er als Bedingung daftir festgesetzt hat, da~ cr nicht gcgcn die Romer 7.U den Waffen greift.' Solches sprachen die Gcsandten cler Awaren und entleciigtcn sich ihre!' Auftrages mit aHen Mitteln, indem sie es bald mit tlitten, dann wieder mit Drohungen versllehren. Sie hofften Il:imlich, dem Kai.<;er Angst und Schrccken ~inzuj3.gen und d:ldurch die R6mcr zu einer Art Tributvcrh:iltnis zu den AWClrenzu zwingen."'3 Justin widerspricht massiv: ",Ich wcrde eurer Hilfe nitl1lals bedi.irfen, und lhr werder von uns ni~hrs erhalten, es sci denn, was iell fur richtig crachte, als 13dohnung fur cure Dienstbarkcit und nicht
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6. Simkmrcn
nnd Lebensjormen
Ccscbcnl: oder Tribnti
des Au-arenreicbes
Die bcidcn vcn Mcnandcr nachempfundenen Reden gcben die Probleme recht gut wieder , die be-ide Seiten mir den Jahrgeldern batten. Der Terminus "xg~1-ta" (Geld) war so allgemein gewahlr, daB er kcine volkerrechtlichen Schlusse zuliefl. Die Inrerpretarion
als Leistungshonorar
oder gar Anerkennungsgeschenk
("EQUVOI:;
OOUAELU':;", wiees] usrin fonnuiien.) nlr milirarische Dienste kam der byzantinischen Stcarstheorie am moisten cntgegcn. Dancbcn konnrc man sic his zu eincm gewissen Grad als Geschenke
des Kaisers an be[reundete
Furseen verstehcn:
"bw(la"
{Ge-
schenk) ist in der Lireratur die haufigste Urnschreibung. Mancbmal kommr dazu das Attribut .ublich' (lateinisch: die "consucta dona"), wodurch man den Rechtsanspruch der Barbaren bemantclte. Das war nur solange aufrechrzuerhalten, wie die Ernpfanger niche gegen Byzanz zu den Waffcn griffen und gar dadurch weitere Zahlungcn zu erzwingen vcrsuchren. Diese konnren leichr als Tribur aufgefafh werden ("cpOQoAoy(a" sagt jusrin, von "un6<poQo!." spricht Menander). In diesem Fall wiederum war es eher zu tolerieren, mit einer einmaligen Surmne den Abzug der Feinde zu erkaufen. Nahm man regulare Zahlungen in die Friedensbedingungen auf, wie es bei den Awaren so oft geschah, dann mu6te wiedcr die Fiktion der Freundschcfrsgeschenke und der nulitarischen Dienste hcrhalren. Glaubt man den byz.antinischen Autoren, so verstanden die awarisclien Gesandren sich der byzantinischen Terminologic durchaus zu bedienen. Moglicberweise hatten sic erkannr, da~ sie leichrer Zahlungen herausschlagen konnten, wenn sie niche von Triburen sprachen. Die Mischung von schmeichlerischen Bitten und kaum verhullren Drohungen, die Menandcr darstellr, wi-kr insgesamr durchaus glaubwurdig. Doch waren die byz antinischen Zahlungen ouch fur den Khagan ein ideologisches Problem. Geben heiBt in gcnrilen Gescllschaften Uberlegenheir bewcisen.!'' Der Khagan war auf die Gurer aus Konstanrinopel angewicsen ; die Vorstellung, d:tf~es sicb um Tribute handelrc, war bei der augenscheinlichen Ubcrlegenheir dcr Byzcnriner auf vielcn Gebieten niche leicht cufrechtzucrbahen. Durch die Annahme der Gabcn, denen er kciuc gleichwerrigen entgegenset zen konme, erkannre er den hoheren Rang des Kaisers an ; um so mehr, als ein Teil der [ohrgelder in Miinzen ausgezahlt wurde, die das Bild des Kaisers trugen. Die Auseinandersetzung uber den Charakter del' Ceschcnke spielte sich vcr allem auf syrnbohschcr Ebcne ab: Mustcrbeispicl dafiir ist die Ceschichre von den Elefanten und clem goldenen Ruhebett, die Baims Sohn postwendend wieder z.uriickschickte.!\ lndcm er mit clem Ausdruck der Geringscharzung die Annahme dieser Geschenke verweigcrte, venuchte cr, sich der rituellen Rangordnung zu entziehen. Auch def Krieg hat in dicsern Sinn t'ine symbolische Dimension; egaJ, ob er zu einer Erhohung def Jahrgclder fuhrt oder oiehl, ein Sicg demonstriert, daB es sich nicht um bloRe Geschcnke handdt. An Jer grundlegenden Doppeldeutigkeit d~r Zahlungcn konnte das ni~hts andern. Vor der Erob~rung von Sirmium verweigtrtc Baian die Annahmc von Gold und Gesehenken, was er laut Menander so begrundet haben soU: "Der Khagan freue sieh Z'o·var i.iber die Geschenke, die cr alljahrlich vom Kaiser erhielte, und es sei schon, Schaez.e, Gold, Silber und Seidenkleider zu besitz.en; d:ls teuerste und kostbarste Gut \'on allen sei aber das Leben, und gcrade darum musse der Khagan furchtcll und bed~nkcll, daB die Romer in fruberer Zeit viele def in jencs Land eingcwandenen Volker durch diese Geschenke gekodert und endlich zurn gi.instigen Zeitpunkt angegriffen und vollig vernichtet hanen.'O\o Sehr deutlich wird hier
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der Gedanke ausgcaprochen, (bg die Ccschcnke des Kaisers einc Abh:ingigkeit begrunden, die lerztlich ins Verderben fuhren kann. Das isr nicht nur symboliscb, sondern auch rcalpolirisch von Bedeutung; daB die Byzantiner die Ceschenke nurztcn, urn die Barbaree gcgeneinaoder ausz.uspielen. WJr den Empfangern bewufic. Der Gescndre Valentines mufite sieh Yom Turkcnkhagan Turxanthos sagcn lassen: "Jhr seid doch nichr erwa jene Romer, die in zehn Sprachcn cine Ltig" sagen, aber nur tines sinncn konncn, namlich Lug und Trug?' Er harte bum ausgesprochen, da verstopfte er mil allen zehn Finger den Mund. Dann fuhr er fort: ,'W'ie ieh jerzt zehn Finger in me inem Mund habe, so bedienr ihr Romer euch vieler verschiedeuer Sprachen, mir dcncn ihr bald mich, bald meine Sklaven, die Wan:honiten, hetrugr. Wahrhaftig, aile Volker lullr ihr mir curer viclfalr der Wone und eurer Verschlageuheit ein, laBt sie dann, wenn sic, vcr den Kopf gcstofien, zu Schcdcn gekcmmen sind, im Stich und genieBt nur die Fruchre ihrer Muhen. "'17 Ganz. ahniich beklagr sich ein turkischer Khagan in seiner Orchon-Inscb-if iiber die Chinesen: "Das chinesische Volk, das im UbcrfluG Gold, Silber und Seide liefcrr, hat immer cinschmeichelnde Reden gcfulu-r und iiber weichlichen Reichrum verhigt. Indem es sic mit seiner einschmeichelnden Rede und nut seinem weichhchen Reichcum bestnckte, hat es die fern wohnenden Volker an sich herangezogen. Aber nachdcm dicse sich in seiner Nahe niedergelassen hatten, haben sie don seine Tucke 7.\1 spuren bekommen."'s "List und Verschlagcnheir des chinesiscben Volkes und seine Rdnkcsucht" baben Zwierrachc gestifret und dadurch zum Unrcrgang des ersten riirkischcn Khaganats gefi.ihn.19 Bei den Bcrbareu wie bei den Imperieu bcsranden also harmackige Vorbehalte gcgcn das System des Gurcrtransfers. Romer und Chinescn beklagten, daG die Barbaren JUS den ohnehin iiberhohten Steuern glaneende Geschenke erhielten und zum Dar-k dafur bl()~ raubten und plunderten. Awcrcn und Tilrkcn wufircn, Jag sie durch die erkampften Reichtiimcr in cine Abbangigkeir geriercn, die vcn del' irupcrialen Diplomatic bei der ersrcn Gclt!~enht:it benurzt wurdc, urn sit! zu vemichten. Bcide batten rechr. Daf dennoch, trotz aller grogcn Worte, an den .ublichen Geschenken' kein We~ vorbeiluhrte, zeigr die Unauswcichlichkeir dieses Systems. Syrnbolischc und ideologische Manovcr konruen das nichr verhchlen. Sie schufen eine Vielfal! Jer Regriffe und IntcrprelJrionen, die kcine cindeutige volkcrrechdiche Deutung zulass<:n. Dcr machtpolirische Zusammenhaol; crzwang Jjese \V/iderspriichlichk1.?it. Viele Grundstrukturen des awarisch-bvZ<1ntinischen Vcrh::iltnisses ahndn aufhllcnd den gleichzeirigcn Beziehungen ~wischcn TlirkeG und Chincsen, doc!. sollte man dar3.us hinc Analogieschliisse l.iehen. ;'vlanches mutct untcrschiedlich an. Zwischen China und dell nordlicht:n Barbar!:n halte sieh cin Austauschsystem er,tblicrt, das starker auf Gegen.~eitigkcit bcruhte. Auch Tribute und Geschenke waren Teil dieses AustJ.!..lschesj immcr wieder erwiihnen chincsischc Quellen betrachdiche tlirkische Leistungcn, di~ vor aUrin in Vich und ,Landesprcdukten' bestanden. :0 Diese Balance brach frcilich otters zusammen und mugte nell hergesteJlt werden; doch scheillt cs, daB im Fcrnen Ostell trotz alla Vorurteile die Offenheit beiJer Gesellschaften etwas gruGer war als zwischen Byz.anz und den Awarcn. Ihre Beziehung ist cher mit dem spatromisch-germanischen Verhaltnis zu vcrglei-
Jq
6. Stn~ktun'll
und
t.ebcnsjovmen
Die
des A'r.;,'.lrC!lf('lch!:i
chen. Schon einer dcr ervrcn turkischcu Khaganc, T'n-po (57f-St), t rat zum Buddhismus uber, nahm angeblich "nur uoch vegerarischc ~~ahrung zu sich ... und bedaucrtc Iebhafr, Jag er nichr in China geboren sci"." Auf der anderen Seirc bceinfiuliccn die Turken das Leben dcr clunesischen Oberschichtcn. De- bcruhmtc Dichter Po Kii-i (urn 800) besang in lwei Cedicuten das blaue Filzz elt, in de:n er im Winter auf Nomadenart lebte und dem kein Pabst glcichkam. Diesc bessere kulturelle Basis gab 'I'urken wie Chinesen gr6Eere Einfll.1gmoglichkcitcl1; erfolgreicbc Kaiser emp [ingen die Huldigung viele- ,auBerer Vasallen', die Turken konnten auf die chinesischc Polirik EinfluB nchmen, auch wenn ihnen der Erfoig der Liao oder der Mongolen dabei versagt blieb. Mchrere turkische Khcgane konnren chinesische Prinzessinnen heimfuhren. 1m jahr vor dern Angriff auf die Juan-juan heirarcre T'u-mcn die Prinzessin "Ewige Freude": dcr Khagan Scbapo-Iue ehclichrc die Prinzcssin Tauscndgold, dcren tragiscbes Geschick die Quellen ausfi.ihrlich behandein." Eine Tochter des Khagans heirarerc im [ahr ;68 Kaiser Wu-ti.2~ Solcbe Verbiodungen ruit dem byzantinischen Kaiserhaus crreichten die Awaren nicht. Targitios begougre sich bald nach 567 damir, die awarischen Anspr iiche damn zu rechtfertigen, daB Baian sozusagen ein Sohn des Kaisers sci." Auch Bcians jungercr Sohn hatre Kaiser Her akleics VOl' 626 scinen "Vater und Wohltater" genannt." Der Ausdruek volkerreclulicher Beziehungen durch Verwandrschafrsmodclle war romische Tradition wie barbarischer Brauch. Erwa nahm Kaiser Zeno Theoderich. dieser den Erulerkonig Rodulf zum \'(f;JHensohn an. Wic anstrebcnswert eine solche Srellung sein konnte, zeigr die Alboin-Sage." Auch chinesische Kaiser nahmen often Barbarenhcrrscher als ihre Sohne an, etwa den rangurischen Hsi-bsia im J 1. jahrhundcrt." lm fall des Awarcnkhagans isr tin [crmellcr Adcptionsakr wohl auszuschliclien - Baian und Justin waren ja noch uiclu cinmal ein »orrnales Verrragsverhalruis eingegangcn, und eine WJffensohnschafr ging j,l nichr einfach auf den Nachfofger tibet, wie Claude erwegt. Harre schon justiuiun Baiun adopriert, wire uns zudcm wohl cin Berichr Mcnanders daruber erhalren." DaB der Awarenkhagan aus einer Adoption gar einen Anspruch auf den Kaiserthron abgeleirer lube. wic Kollaurz meiru", geht aus kciner Quelle hervor. Aucb Dclgers Auffassung von einer institutionellcn .Familie der Kcnige'. dercn Oberhaupr der Kaiser gcwescn sei", tragt wenig zur Klarung bei. Ehcr wird man In cine allgemeine symbolische Ausdrucksfonn der polirische» Beziehungen den ken, $0 wie sie auch Herakleios spater vcrwendete, ais cr den Khagan in heikler Luge bridlieh fur die Zeit seiner Abwcsenheit den 'schiitzer scin~s Sohnes' nanntc. In dicsem Brief hatte er ihm offens.ichtlich auch den S-:hutz der Kaiser~{adt und dt!s Palastes anvcnrJutY Eine solche Ehrenbczc::ugung, die wohl dem Khag;an si.:hmeicheln suHte, wird kaum ein festes Reehtsverhaltnis begri.indct haben. \'Vie sehr sich die Interpretation des Verhaltnisses zwischen lmperien und ilarbarenreichen den politi~chen Gegebe::nhciten anpaBte, zeigr das Beispiel der Turken. Am Hohcpunkt ihrer Macht um )70 konnte der Khagan T'a-po sich vor seiner Gefolgschaft briisten: 'IBraucbe i-:b mi~h uberhaupt noch zu sor~en, dJB es mil' an irgend etwas mangeln konnte, wenn nur mcinc beiden Sohnl! pietacvoll und gdlOrsam bl~iben?" Dam!t meinte er die beiden ehinesischcn Kaiser van Nord-Tschou und Nord-Ts'i.H Knapp zwei GeneratiuI1en spitcr is[ wiedel'um ein Ti.irkenkhagan als Sohn cines KJi~ers gtn'lnnt.J~ ~l
.:I.'iv·,!rl5I..iJe
Ethnogenese
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Offensichclich war man am Kuscrhcf iiuGcl'st :.parsam mir Titcln [iir die awa rjschen Khaganc. Viele ,grogt' Vorganger, erwa Arrila und Theoderich, hatten den Titel eincs .patriciux' odcr eincs .rnagisrcr milirurn' ge[ragen, was einem dcr hochsten Kommandoposren dcr romischen Armcc cnrspruch." Ocr Patricius-Titel wurde etwa einem "HUnnC!l"fursten verliehen, der urn 62C zur Taufe nach Konst,.•nrincpel gckcnnucn war." Dell Bulgarenkhan Tervel, del' justinian Il. wicder z urn Thron verhclicn harte. muBtc dieser zum Dank als erstcn Barbarcnfursven zum Caesar crnennen." All das wird uber die Awareu niche berichter. fine internationale romisch-barbarische Aristokratic wic in der HunnenzeitJ8 konnce niche mebr entstehen ; vielleichr hatten die Erfahrungen mir dem Untergang des Westreicbes im Byzanz des 6. jahrhunderrs zu einer Verba-tung del' Posirionen gefuhrr, die zumindest auf hochster Ebene cine gegenseirigc Durchdringung verhinderte. Diesc Reakrion beschrankte die Moglichkeiten der awarischen Pclitik und liel~ eine stark ere Integration in die rornische Welt niche zu. Aber auch die A',1,'aren sclbsr schein en dazu wenigcr bereir gcwescn zu sein als viele andere Barbarenvclkcr.
6.1 I.
Die awarischc
Erhnogencse
"TO. E; 6!-lwXI-LLav ~l6~tEV(i uo, ~frvrl",die Volker, die mir in Waffenbri.idetsehaft folgen, so nannte Baian im jahr 567 scin polyethnisches Heer, dem er den Sieg schuldere.' Am Ende des Awarenreiches, 796, sprach der Franke Alkuin in einem Brief an Karl den Croucn Yon den "gentes populique Hunorum", die nun iiberwenden seien.' Der byzaminischc Gesandce Zemarchos vcrsicherte den Turkenkhagan der Freundsehaft fur "die zu den Ti.irkcn gehongen und die den Turken untcrworfcncn Sr.immc". ~ DJG die Gentes des Friiluuinelalters keine homogenen Volker waren, ist inzwischen weithin anerkannr.' Doch [ordert das Paradox, daB ein Volk aus mehreren Volker» hestand, immer noch cine Erlhurcrung. Die Rolle der .Ethne' im Awnrcnreich sell hier, im Verglcich zu iihnlichen Reichsbildungen, naher bestimmr werdcn. Es genugt dabci nichr, ein srariscbcs Modell cines polyethnischen Staarswcsens vor Augen zu haben. D.1.s Bild vom .Herrenvolk', das andere Volker unterwirft und .iiberschichret', verocchlassigt die Dynamik der erhnischen wie sozialen Pro.lesse. Auch die gt:\valtsame UntLTwerfung "blcibt nieht olin!.! Folgen fur da!:. Volksrum der Betroffenen"f, bewirk[ meist die Integration cines Teils cler Besiegtcn und lost {!ine Akkulturation in beiden Richtungen aus. Diese zwangswcise Inregration nimlli.t sowohl in den altti.irkischen Inschrif'ten als :luch in mongolis..:hen Epen brei[cn Raum ein. Die Mongole::n (oteten na..:h eincm Sicg "die Besten, die reden konne::n", also die Traditionstrager der Fcinde, und die >ISchlechtgesinnten"; "Gutgesinnte", "gute Le::ute" wurden "zu den eigenen Leuten", m:lO n::lhm sie mir "in die Heimat", wa "dit' Untertanen der beiden Khane zusammengebracht und verbunden" wurdcn.6 Ahnli-:hes be rich ten wiederholt die Orchoninschriften: Der feindliche Khagan und die hoheren Amtstr:igel' werden umgebracht, "die Bage und das Volk" schliegen sich an, werden "gesJ.rnmclt und geordne[".7 Auf der anderell Seite konnte die Loslosung einer kleinen Gruppe, etwa um cinen bena~ht('iligten Prinzen, .,chnell wieder wr BiJdung eines neuen
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6, Strukr.urell und l.cbensjornrcn des Auureuveicbes
.Volkes' hihrcn:' Derartigc etluiogenetischc Prozesse veriinderteu im Lauf del' Zeit die ethnische Scrukrur des Awnrcnrciches: je nach den polirischen Bedingungen. konnten sic cine Awarisierung odcr die Forrnierung regionaler Einheiren bewirkcn. \Vcr Aware war und we- nicht, kann beute nicht mehr als selbstverstandlich gclrcn. Ocr Ccbrauch des B.:griffs in den Quellen isr relativ unscharf cr kann pauschal die Angehorigcn des Awarcnreiches bczcichncn, bczicbt sich oft lc diglich auf das Awarenhecr ode- die Reiterkrjeger, die in ihm karnptten, wird aber gelegentlich noch we iter spezifiziert. In diesem eingeschrankten Sinn srellrcn die Awaren in ihrem eigenen Heer viellcichr nur eine Mindcrheit dar. Zumindest deuren die Zahlen der Gefangcnen, die Priskcs in der Schlecht an der Thcif machte, darauf hin: jcco Awaren, erwa glcich groBe Konringenre van Cepiden und anderen Barbaren und Scoo Slcwen." DJS war allerdings ein .lerxres Aufgebot' des Khagans ; auflerdem ist 2U bcdcnken, daB FuBkampfcr leichtcr in Getangcnschafr gerietcn ais awarischc Reiter, die wohl auch ruehr zum Kampf motivierr waren , fin erwas anderes Bild zeigen die archaologischen Bdundc; die a warische Kultur, deren Eigenhciren sich deudich abzeichnen, umfalhe sic her vielc, die sich im
cngcren Sinn keincswegs als Awarcn verstanden ; genausu wie viele, die Mitre des 5.Jahrhundcrts hunnische Tracht trugen, nichr Hunnen gewesen sein miissen. Doch sind die meisten Gegcnstande, die der Archaologie als typisch awarisch gelten, erwa tier Wurdcgi.irtcl, glcichzeitig Statussymhole, die nur einer Minderheir ins Grab mirgegebe» wurdcn. Auch hier konnre man also zwischen den Awaren im vollcn Sinn, denen symbcltrachrige Gegenstande wie Waffcn, Gurrel, Goldschmuck etc. ins Grab rcitgcgebe» wurden, und jcner Mehrheit untcrschciden, die sich im jenseits bestenfalls mit Messer oder Spinnwirre], mil Flcischbeigaben ode- Kcrnmik .ausweisen' konntc. Doc], !iI!B~si..:h burn cine sinnvolle Abgrenzung durchfiihrcu, die Phnnomene ubcrlappen zu sehr, und die gemcinsamc Bestanung verwischt die Grenzen. Es ist deshalb durchaus legitim, den awarenzeitlichcn Fundkomplex des Knrparenbeckcns mir den aus den scluiftlichen Quellen beknnnren Awareu zu verbinden. Der Awarennarne hat also eine Reihe von Inhalteu, die niche zur Deckung zu b-ingen sind. Kuhurell knnn cr die Trager cwarischer Tracht und Tradition bezeichncn; polirisch sind darunter die Angehcrigen des Awarenreiches, sozial die seiner Obersc.:hicht von Reirerkriegern z.u verstthcn; d,lz.u konn(~n noch die \·on diesen direkt Abhangigen, im Familil?n· oder Sicdlungs\'crband Lcbenden gcz~hlt werden. Erhnischer und sozi,Jer Sinn, Eigcn- unJ Fremdbczeichnung sind fur uns oft kaum zu unrcrs..:hciden. 1m vollen Sinn war Aware, Wer;\n g~mein!ia!l1e Ab~tammung glaubte, sich zu Traditiun und Verfassung bekanntc und in Tracht und Sitte diese Zugeh()rigkeit ausdri.i..:kte; das war an fangs vermurlich ein recht kleiner Personcnkrcis. Ocr Erfolg des Khaganates macht~ seine Trager zum Vorbild; der Name tibte wie Tracht und Lebensweise d.:r ii.ihrcndcn Clans eine groge Anziehungskraft aus.!: Dieser ,trickJe-down effect', wie ihn die angelsachsische Kulturanthropologie ncnnt, fuhrte zur Bildung einer relatiy einheitlichen ,Reichskultur' und ].Uf Verhreitung des Awarennamens. Die ,Geheime Gcschichte' de:- lvlongolcn zcigt, wie sich der r\ame einer kleinen Gruppc Juf das gesJmtc Yolk ausdehnt, das cler siegreiche Dschingis· Khan oq;anisiert.rJ In Jicscm Sinn k()nnen die freien Untenanen des Khagans als
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Awaren gchcn. Dcunoch hiehcu ':>i..:hcucb inuerhalb der herrscheuden Kriegerschichr andere Namcn uno Traditioncn, deren Bedeutung je nach dcm Erfolg de.'> Khaganares schwankre. Wesendichen polirischen Einflug gewanncn erst die awarischcn Bulgaren des 7.Jahrhunderts. Wit: Attila, dulderen die awanschcn Khagane die Existenz erhnisch relativ geschlosscner Kficge:-gruppen in ihrem Herrschahsgebiet. Unabhangigc Operarioncn einer Zehru.iusendschafr Kuniguren. einer Tuuscndschafr Bulgaren sind bczcugt." DaB ihr Ansehcn gerioger war aIs das der eigendichen Awarcn, zeigcn die abfalligcn Wone des Kbagans iiber die Kurrigurco, "urn die es nicht schade sei".': Genaucre Angabt:n cber die Exisrenz der erhnischen Einheitcn im Karparenbecken entbalr die Kuver-Oeschichtc dcr Miracula Demeu-ii':', wo Yon den nach Pannonicn verschleppten Bewohnern der Balkanprovinz cn die Redc ist. ,.Seit damals vcrmischccn sie sich mit Bulgaren. Awaren und den andercn (hcidnischcn) Volkerschalren (t{}VL:l.O(), hatten Kinder voncinandcr, und wurden tin zahlreiches Volk (,,-ao~):[eder Sohn aber ubemahm von seinem Vater die Trudirionen und die Zuneigung seines Gesch.cchres (YEVO;:) zu den Sirten der Romer ... Sccbzig Jahre und mchr, nacbdern sich die Barbaree ihrer Vorvater bemachrigt hanen, harte sich dort aus Ihnen ein andercs, ncues Volk (i,uo.;) cntwickelr: mil der Zeit aber warcn die meisten Yon Ihnen frei geworden. Der Khagan dcr Awaren, der sie nun als eigcnes Ethnos berrachrete. setzte ilinen nach der Satzung seiner Gens (:l.c.dhJ); tq, yev£l tfioo;) einen Anfuhrer (uQZ(J)v) narnens Kuver ein." Der Berichr wirkt wie aus einem Lehrbuch barbarischer Ethnogenesen iibernommen, auch wenn die Proragonistcn Romer waren. Demnach gab es Awaren, Bulgaren und andere "t:.:ti1nikui" un Karparenbccken: die Nuchkorumen dcr rcmischen Gefangencn verruischten sich mit ihnen und werden dadurch zurn .Jaos" (diose- Ausdruck betont die groBe Zahl und kunn scwohl eiu Yolk als cucii ein Beer bezeichnen). Der Khag;\J1 betruchretc das neue, Yolk' als eigcnes "erhnos" und sankricnicne diesen Tatbesrnnd durch eine gCW],SSC pclicischc Autonomic, indem er cinen ,,en. "Ethnikoi" Yt::rweis[ iUl nt:uu~stamt:ntari,')cht:n Sinn auf das Hei· dentum und meil1t hier auch die Herkuoft; die Awaren unu Bulgaren, die im "echoos" Kuvers dufgegangen sind, werden weiler so genannt, WO],U ihr Heidentum beitrlgt.!6 ,,1.30S" ist das neu enLStandene, zahln:iche Yolk; der Wortgebr;tuch ist inkonsequent, einmal werd~n damit nur die Nachkommen der Rbmer ncbcn den (heidnischcn) "cthnikoi" bezeichner, einmal cler gesamte, polyethni. sche Verband. '7 "E[hn05" ~'ird es don genannt, wo der Khagan es als Volk anerkennt unJ im Sinn der 6enrilen Verfassung ordnet; zudem verweist das Wort auf eine regiol1ale Abgrenzung. is [0 ahnlichem Sinn ist ein Kapitel vorher von den sbwischen "ethne" um Thessa10nike die Rede, die ja unttr eigencn Konigen der byzantinischen Staadichkeit eingegliedcrt waren.!~
2!r?
6. S,rukwn:n
Di(" .1·:"·,Ii"lJl."hl.' Etlsnogenese
«nd Lebr:lIsj;,nnen des Atrarenreicbes
Ocr anonvme Autor dcr Miracula untersc'ucd also zwischen den lll:thnikui" der Awaren und Bulgaren als (heidnische) Volksgruppcn, aus denen ein "bos" (was die groBe Zahl hervorhcbr) oder ein "ethnos" (was VOl' allem das Element del' Verfnflthcir bctonrc) cntsrehen konnrc. In dieser ncuen Einbeir bliebcn die ,~ethni·
koi" zunachsr unrerschcidbar: im Verlauf der Darsrellung serzt sich jedoch der neue Name .Scrmcsianoi' durch. Trager der awru-ischcn Verfassung wiederuro \VJr das "genos" des Khapans, woruuter man ouch sein Ccschlcchr. seine Dynasrie verstehen kann. Ebenso konnten die Awaren", aber avch die awarischen Bulgaren" als Ethnos bczeichner werden. DJS Awarenreich lImf:d~te also ncben ursprunglichen erhnischen Einhciten regionalc Gruppen, JUS denen neue .Volker' cntscehen konnten, und zwar mit Duldung des Kbaga-is. Trotzdem war del' Spielrnum solcher Gruppen geringer als irn Hunnenreich. Atrila hatte die Verfassung dcr Goren oder Gepiden unter seiner Herrschaft respektiert. ihre Konige zahltcn 7.U seinen vornehmsren Be-acern." Der Awarenkhagcn setzre nach awarischer Verhssung einen frcmdcn "Archon" ein. Das konnte zenrrifugale Tendenzen in diescru Full nicht bremsen. Doch darrut sich die Ethnogenese der .Scrmesianoi' vollcnden konnte, mu!hen sie den Kbagan schlagen und aus seincm Mechrbcreich abziehen.'! Manches deuret darauf hin, dal1 die Awaren die Vermischung del' Eduiikoi dulderen oder sogar fordcrten. Uberwintcrnde Aware», schreibr Fredegar, zcugten regdmaBig Nccbkommen mit Frauen und Tochtern der bohmischcn Slawen." Hinwcise auf Exogamic Jer Reiterkneger ergaben archaologische Befunde." Eine solche .Melange' fend ihre Grundlage in der bei Nomaden iiblichen Sippenexogamie'", aber auch darin, daB Sklavinnen cls Scxualobjekr dienen mufhen.l1 Daf die Kinder nus sokhcn Verbindungen cin hoheres Anschcn genossen als del' .rnindere' Elrernreil, zt!igt Fredegar ; im Fall dcr bohmischen Wenden Whiten sic sich dcnuoch diescm zugehorig. Viele andere wcrdcn den Auf.':!tieg in die awarischc Oberscbicht geschafft baben, fur den ohnehin die awarische Abkunft nichr die einaige .Einc-inskarte' war. \'V'odurch untcrschiedcn sich nun Awaren von awarischeu Slawcu, diese wiederurn von Siawcn auBerhalb des awarischcn Maclubcreichs? Die Fruhmittelalrerforschung iSl leider nicht in der glUddichen Lage, wie oftas vorgeschLlgcn, den "Voiksbegriff \lerbannen" zu konncn.~~ Unserc Quellen verwenden fast ausschlieBlich \,.,thnische Eimeilungen, auch wenn man sidl d,lbei Stets fragen mug, wie .t:rhnisch' diese K,\tcgorien gemcim :.ind. Die Diskussion, was ein Yolk (oder ,Eth110~') Zlt cinem Yolk lllacht, ist kc:ineswl!gs abgeschlo:-..st:n. Trotz ihrer relativ sparlichen DatenbJsi.s kann die Fri.ihmirtclalteri"orsehung dazu manches bcitragen; Bromlcj hat Volkerwandcrungcn Sl)zusagen als ,Laboratorium' der Etbnos-Forsehung bezeichnet, in clem Hypotht.:· sen liber die Unterschcidungsmerkmale (,distin~rive features' im Sinn des Strukruralismus) des Ethnos sich zu bewihren hanen.l? Nachdem dit.:!rassiseh-biologische Definition zum Gltick i.iberwunden ist, werden ublichenvt!isc ganze Listen von Ubc!reinseimmungsrnerkmalen angegeben: Herkunft, Sprache, Terricoriu!Tl, Kultur, Zusammengehorigkeirsgefi.ihl, Institutioncn oder ahnlichcs.Je Manche dieser K.riterien ~ind ftir die cthnischc Zugchi)rigkeit im Stcppcnbc:reich fast bedeutungslos. Daj~ es nicht die Rasse war, die den Awaren charakterisierte, zeigen anthropoiogi:.chc Unrasucbungen \I; auch die Spr:lI::he war 1m ,polyglot-
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Frulrminelalrer wohl niclu vun eurscheidender Bt'J~lltun~, sonst h.iuen Fr.mken oder Bulaarcn oder die diversen nomadischen Eroberer Chinas nicht so leicht und van den .... Schriftstcllerr. der Zeit unbernerkr die Sprache dcr Unrcrwortenen annchmen konncn": in jedem Fall ist davor zu warnen, die "Pseudo-Volker der Linguistik"J.l, also die statistische Menge der .native speakers', mit Ethnicn im historischen Sinn zu idenrifizieren. Die marcriellc Kultur hob beuachbarte Volker, etwn Baycru und Alarnannen oder Gepidcn und Laugobardcn, niche unbedingt deurlich voneinander ab. Ein ge.meinsan1cs Terrirorium schliefilich kann fur die ldentirat vert Wandervolkcrn niche unerlatilich gcwesen sein, wenn man nur an den .langen Marsch' der Goren denkt. Dorr, we lccine dcurliche Grcnze im Boden 2.U rnarkieren isr, wird der Mensch selosr zum "Trager von .Greuzzeichen'"." Der fruhminelaltcrhchc Beobachter urteilte demgem~ii~ meist nach Tracht, Sitte und Bewaffnung. jordmes unterscheider die Teiln~hmer an der .Volkerscliiacht' am Ncdao 454 nach ihrer Kampfweise.'! Nach Ausriistung und Kamptweise differenzierr cuch das Maurikios-Strategikon: dazu kommen noeh Lebensweise und Verfassung. Dicsc Unterschcidung erlaubt es ailcrdings nur, gcrrnanische oder .skyrhische' Volker als groflc ethnische Kornplcxe voneinander zu trenncn. Die Awaren konnte man anfangs an ihrer Haartrachr erkennen. Doch verwischre sicb das Bild dadurch, daB sowohl die romische Armee als auch angeblieh die Bulgaren Waffen und Klcidung dcr awarischen Krieger nachahrntcn ; auch anderen wird die awarischc Tracht gefallcn haben, die solchen Rcspckt cinfloBte, ohne daB sie sich gleichzeirig als Aware» Iuhlren ; manche .vcrkleideten' sich vermuclich bewuflt, urn Eindruck zu mechen. Diese "ethnischc Mimikry" kann sowohl eine ratsachliche "Aufstiegs
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G. Strutuuren und l.ebensjormen
Vi,' '/'W4'Hdw FtlJrlo,~('nt'se
des l\i.,':iln:ureidn's
Mongole.i zum Ausdruck: "Ih sic wcdcr Religion 110(h Glnubcn habun, in dcuen sie ihre Kinder erziehen, wie es andere machen, erklaren der Vater und die Mutter jedern neuen Kind die Herkunft und beschreibcn ihm den Clan.":" Stammcssuge, Rims, Gesere und Vcrfassung gehen ineinander iiber und sind das Band, das die gentile Gerneinschafc zusammcnhalt ; atlerdings nur so lange. als der subjektiven cine objckuve Rcalitar cntspricht, die gemeinsame Symbolsp-ache auch gcru-insames Handcln ermoglichr, in dem sich die Cemeinschafc erst konstiruiert." Die Entscbeidung dariiber fallr in der Sphare der Politik. Gegencber der Realitat hinkt das Zugehorigkeirsgefuhl zumeist nach: vide bckcnnen sich noch eine Weile zu einer unrergcgangcncn ethnischen Einheit. Dieser crhnischc Konservativismus wird dadurch erleichtert, daG kein prinzipieller Unrerschied zwischen etbnischem Zugeborigkeirsgefuhl und dem Wir-Gefi.ihl einer Kleingruppe besreht." Beim Zerf.111einer ethnischen Einheit oder bei Mikromigrarionen ncigen die entstandenen Splitter dazu, sich in fremder Umgebung noch mchr oder weniger lange an ihre gewohnte erhnische Idcntitiit zu klarnmcrn ; auch kann tiber groge Distanzen des Bewufltsein der Zusammcngehorigkeit aufrechterhahen werden. Die Walchcnorte im fruhmirrelalrerlichen Ostalpenraum, die bulgarischen ode- gcpidischen Dorfer irn ltalicn, das Paulus Diaconus beschrieb, z.cugcn davcn ; im Steppcnraum nut seiner grofieren ethnischcn Mobilitar isr dicses Phanomen noch weir haufiger anzurreffcn." Dem .Srammesbewufirscin' oder .erhnischen Zugehorigkeitsgefi.ihl' enrsprach also eine ie unterschiedliche Rcalirar. Gemeinsam war den [riihmitrelalrcrlichcn Volkern. von denen wir Kunde haben, nur cines: Jhr Zusammengehorigkeitsgefiihl war kcin rein psychologisches, geisuges Phanomen. Es [and seinen Ursprung wie seinen Ausdruck in sinnenfalligcr und historisch wirksamcr Form: es WJr niche cin fur alie Mal gcgeben, scndern mutire standig gepflegt werden. In diescrn Sinn haben wir niche so sehr au [ragen, wer Aware oder Slawc war, sondern wer durch eioe bcstimmte, konkrete Praxis Aware odcr Slawe wurde und als solcher gait. Das konnre eine okonomische Titigkeit in einer bcstimmren .Ethnosphare'!' einschliegen; der sozia!e Stares, seine Aufrechtcrhaltung oder Verbesserung entschicd oft ouch ubcr die ethnische Zugehongkeir. Eine solche soaial-ethnische Seheidung spielte sichcrlich zwischen Aware» und Sla-ven cine Rolle und erklart auch das auffaHige Verschwinden der Awaren, n.1chdtm ihre militiirisch-politische RoUe ausgc~pit:lt W:'Ir. Ohnchin crhaltcn in fruhmittelaltt!rlichen Quellen zumeist Angehorige da Oberscbicht und geordoete J-Il'ere erhnischc Bczcichnungen, wahrcnd auf die genauc ethnische Zuordnung der breiten Masse wenig geachtet wird.46 In den Bereich Jer ,erhnischen Praxi.<)'gehorcn Spraehc lIod Erzidtung, Ht:iratsrtgdn und Best;lttungs::.ittell, Rdigion und Oberlieferung, Tracht unt! Schmuck; der symbolische ,t:th.nische' Gehah alier dieser kulturellen Ausurucksformen scheint r~cht unterschiedJich gewesen zu scin. Endogamie ooer Haartracht, Machart des Gi.irtels ooer Glaube an bestimmte Gottheiten konnten ethnischc Signifikanz erhalten oder verliercn. Die ,historische Scrnantik' dieser Zugehorigkeitssymbole muB mit relativ beschcidencm Material auskommen; die erhaltene materielle Kultur ist nur der ,tOte Rest' einer einst lebendigcn Symbolsprachc.47 Doch stehr die Interpretation an.:hiologis-.:her Ergebnisse erst am Anfang.~s hir den Historiker in cler Regel besser bBb:tr ist dcr Konnex zwischen E[hnos und politischer Institution; diese ist zumeist Brcnnpunkt der ,crhnisdl..:n Praxis'.
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ob Konig, cligarcbische l-uhrungsschicht odcr (miluarischc) Demokrarie, die l nstituncnen miissen ihre Lcgitimitat in der Tradition finden. Es ist fur die Bewahrung der crhnischen Bindungen zumcist giinstig, wcnn sie ihre Verkorperung in eincr gerneinsarnen Institution linden: [ruhmirrelalterliche Quellen setzen ofrers den Verlust des Konigtums gleich mil dem ethnischen ldentitatsverl ust iibcrhaupr. Aller dings gibt es Gegcnbeispiete: ein extrcmer Fall crhnischer Beharrungsf:ihigkcic in der Diaspora sind die Juden, doch bliebe» auch Bulgaren unter Iremder Herrschah lange ihren Traditionen treu, und die Slawen haben gemeinsame zenuale Instirutioncu offcn bar nie besessen. Encscheidcnd daitir 1Stcine Tradition, die auch [iir Klcingruppen gcnug gemeinschaftsbildcnde Kraft und instiruuonelle Fesrigkcir bierer, daB sic in Iremder Umgebung ihre Identitat rcproduz.ieren konnen. Ergebnis dieser .ethnischen Praxis' war unter [ruhmiuelaherlichen Bedingungen jedoch nie ein organisches Gaozes, cine Totalitat, wie sie der Volksbegriff dem modernen Berrachrer suggcrien. sondcrn einc au Berst vielgestaltige, widerspruchliche und bcwcgre Realitar." .Erhnische Gerneinscbaftcn' gab es also auf verschicdcnen Ebenen und in sehr unrerschiediichen Grogenordnungen.50 Die Awaren waren ein politisches Ethnos, im vollen Sinn bezeichnere del' Name den bewaffncren Populus, die ,qara bod un' der Tiirken, als Trager des Awarenreiches. Umer seiner Hcrrschafr lcbten cinerseirs Teile ahnlicher .Volksheere' (oder besser .Heervolker"), die sich dem Khaganat angeschlosscn hattcn und ihren groflcn Nameo in einem klcincren Verband zu bewahren verrnochten, etwa die awarischen Bulgaren. Andcrerseirs bestand die Masse der Bcvolkcrung aus segment'iren Gruppcn, die in lckalen Verbanden cls Bauern oder Hirten lebt eu: welche von ihnen sich als Slawen oder Romancn verscanden, wisscn wir nicht. sclten genug sind derartige Nomen als pauscbaie Frerndhezeichnung solcher Gruppcn belcgr. Auf allen drci Ebenen wurde die .rwarische Ethnogeucsc wirksam, die awarischc Kultur und wohl aueh awarisches Sclbstverstandnis verbreiterc, ohne die alteruauven Traditionen gunz lUSZU[Oschen. Mir der Scbwachcng der awarischen Macht irn J. jahrhundert konnten nicht-awarische Traditionskemc v.•..iedcr zurn Ansatzpunkt neuer Erhnogcnesen werden - erwa jener der Sermesianoi -, die aber nur J.uBerhalb des awarischen Kemgebieres einc Zukunft hartcn. Iru Karpatenbeeken sclbsr sctz[en sidl der Awarennamc und die ::lwarischen Lebensordnungen im 8. Jahrhundert soweit dureh, Jag nach del' Zcrschlagung des Khaganates kcin andercr Traditionskern tnt'lu die Bevulkcrung Jieses Raulnes zu organisieren vennodltc. Doeh auch jenes ,politische Ethnos" das sich Av.'aren nannle, konnte den Vcrlust der Macht nicht hnge uberdaucrn. Glei('h~liltig,
WaTchonirel1 "FreiEch wurdcll bis in unscre Zeit die ,falschen' Awaren n:lch den Geschlechtern ihrer Herrschcr umcrtcilt und die einen in altehrwtirdigcr Weise War genannt, die anderen als Chunni bezeichnet.';j[ Glaubt man cler etwas konfusen Darstellung Theophylakts. so nannte sich ci!l Teii der Uguren War, ein anderer Chunni; beide leiter en ihren Nameu von mythischen Herrschcrn dieses N~lmens abY Wir.:::luch
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6. Sll"~fklUn:n nnd Lebensjrmnen
Die
de, Awarenrcicbes
immer nun die knifflig~ Hcrkunftsfragc bcuneilt, die Nachrichr V0n del' Zweitcilung der Awarcn bis in die Zeit Theophylakts verdienc einigc Glaubwiirdigkeir.!' Der awanschc Tradirionskcm hestand demnach aus zwei herrschaftsfahigcn Gcschlechrern, die ihre Namen von den belden mythischen Konigen ableitereu. Dieser Mytbcs erinnert an die ungarische Stammesage van den heiden Brudcm Hunor und Mager. den Stamrnvatern der Magyarcn,H Einer tr:igt den Hunnennamen, der andere den dcr MagY:l.ren. Aus dern Zusamrnenschluf! der belden Geschiechrer und ihres Anhangs entstanden die europaischen Awaren; vielleichr verweist der Awarenname darauf, daB die Baianiden der \Xlar-Dynastie entsrammten, vielleichr war er tatsachlich usurpiert, moglicherweise spiehe beides zusammen. Die Zweigliedrigkeir der Awaren blieb auch erhalten, als sicb weitere Gruppen dem neuen Erhnos anschlossen. Die formulierung Theophylakts IaRt erkennen, da6 ,War' und .Chunni' einerseirs die heiden herrschenden Clans bezeichne.en. auf der anderen Seiec z wei Voiks- oder Reichsteile, die diesen Clans untersranden. Solche Zweireilungen waren unter Steppenvolkern nicht ungewohnlich, bei den Kara-Kirgjsen konntc sie noch Radloff beobacbcen". die Mongolen wurden wie die Turken nach 600 von zwei rivalisiercnden Sippen beherrschr", und in zwei Flugel waren schon die Hsiungnu geteilr, wahrcnd dcr Hcrrscher das Zentrum einnahm." Freilich solltc man sich darunter keinc allzu geschfcssencn Einheircn vorsrellen. Die Byzantincr waren nur allau bercit, innere Gegensa-ae ihrer Gegner zu niitzen, WJ.S hier nil' gelang. Auch in der Aufstellung des Awarenheeres wurde keine Zweiteilong sichrbar, obwohi sonst die Schlachrordnung ein getreues Abbild solcher Strukturen warY Bei den Mongolcn hicf~en die beiden Fli.igel des Heeres .bcrangar' und .juangar"; diese Bczcichnungen kdnnten [rcilich gewisse Spckulationen auslosen." Die Differcnzierungen, die Arcbcoiogic und Aorhropologie bei dcr rassischcn Hcrkunft, dcm kuirurellen Hinrcrgrund und in den Sil:dlungs6L:bietl?l1 in [ctz ter Zeit herausgearbcitcr haben, bciegen sehr gut, da6 die Awaren niche als homogenes .Volk' im Karpatcnbeckcn cingezogen sind." Zu beachten ist auch die ebentails warchonieischc Gruppe der Tarniach, Kotzagiren und Zabender, die nach 580 die Aware» verstarkte." Doeh sollte man damit vorsicbeig scin, den ,War' oder ,Chunni' irgendwelclic kulturellen oder gar rassischen Eigenbeucn zuzuordnen. Nach welchcn Krirericn sicb die Scheidung der Warchoniten vollzog, wissen wir nicht: die ursprtingiichen Traditionskerne konnen schr klein gcwesen sein, und rver sicb ihncn anschlofi, muflre niche derselben Herklmft sein. Leider haben wir aut.:h keincn Hinweis darauf, ob die Awaren sich seiber Warchoniten nannten. Nach Theophylakt verscbwindct der Name aus den Quellen. Oer vie! spater genJnnte mO!1~olische Stammesname Varguni"" .~tarnmt viel!eichr aus d~rsdben Namen.stradition, erlaubt aber kaum Ruckschiiisse auf das Schicksal der awarischen \,(iarchoniren. Das gleiche gilt fur ungarische Ortsnamen Yom Typ Varkony, die vor al!em an der oberen TheiB rccht hiil.1figsind, etwa ,Tiszav~rkony'. Aucb weDn ein Zusammenhang gegeben ')cin soUle, is[ kaum zu kJaren, wen die Ungarn mit dem hingst auger Gebraw,::h geratenen \Xlarchonitennamen bezeichneten.6} Interessanterwetse erhidt sidl weder be! den Ungarn fJOch bei den Deutschen Jer Awarenname selbst aIs Ortsnarne. Auch die HandvolJ Ortsehaften in Norditalien, die so interpretiert wurden, wie Avareno bei Cavallese odeI' Var~ngo, sind
bum
117.i..·.II·isdJI:!
Ethnvgcnese
awarisch z u cieuren.?" Vorxiclu gcborcn ist bci der Hericitung
.l2J
der sudslawi-
schell Orrsnnmen wic Obrovfac) Yom furchrerrcgenden Obor, dem Awaren der slawischeu Tradiriou'? - sie sind ebenso aus .obrovativumgr aben zu crklaren. Selbsr im Fall des karntnerischen Vcbre/Hairnburg bei Volkermarkt. dessen dcutsene Namensfcrm Huncburg (erstmals r ICJ genannt) die awarischc Deutung zu besrarigen scheint, ist eine gclehrte Interpretation niche auszusch!it:Ben.66 Vcn der iibcrtragenen Bedeutung .Riese' abgdeitl:l isr sichcrlicb der Karnrncr Obir, ein mark anter Karawankenberg."
Awarische Sprache Versuche der Sprachwissenschaft, die Sprache der Awaren III identifizieren, 5011ten den Historiker niche 7,U voreiligen Schlusscn veranlassen. Selbsr bei solchen Steppenvolkem, bei denen eine signifikante Anzahl von .Sprachrcnen' eine !inguistische Einordnung erlaubt, ergibr sich daraus noch nichr zwingend eine historische Zugchorigkeit.6S Bei den Awaren lehrt ein Blick in die Zusammensrellung yon Moravcsik'", wic durftig die Basis fur solche Untersuchungen isr. Es ist daher kein Wunder, dag bislang sehr untcrschiedlichc Hypothesen iiber die Sprache der Awaren aufgesrellt wurden. Pelliot und nach ihm Menges versuchcen zu belegcn, daG die Aware» mongolisch sprachen, eine Ansicht, die von vielcn Forschern getcilt wurde." Problematisch 1St dabei, daB die mongolische Sprache nicht vor dem I 3. jahrhundcrt faBbar wird." Combocz. Nemeth, Moravcsik und andere hielten die Awaren hingegen fur ein 'Iurkvolk." In der neuercn Diskussion, die von den Arbeiten Ligeris bceinflufir wurde, beginnen sicb differenaierterc Positionen durchzuserzen ; grundsatzlich wird rnit Mehrsprachigkeh oder auch mit Sprachwechsel gerechnet.i3 Solcheu sebr sch.ufsinnigen Bemuhungcn steht dcr bcrcchrigre erkennrnistheoretische Pessimism us gegenuber, den Doerter in einer eingehenden Untersuchung bunnischer Sprachresrc vcrtrat." Dcr Historikcr muB diesc Diskussiou vor allcm den Linguisten iibcrlassen. Doch sollte bei allen Uberlegungen der hyporherische Charakter einer Arbeit auf so schmaler Darenbasis bcwul~t bleiben: Zu leicht betrachtet sonsr der Historiker SchluBfolgerungen als Selbstverstdndlichkeiten, iiber dercn Bcdingtheir unter Sprachwissenschaftern ohnehin Klarheir herrscht. Das knappe Dutzcnd direkt iibcrlieferter aWJriseher 0iamen I:i{h keine eindtl1tige Zuordnung 7.U; Tlrgitios ist alt-skythiseh, Apsich LInd Kandich offensichtlich hunnisch (was immer das heifSt), Baian kann mongolis~h ode!" lschuwJ.schis..:h-tiirkisch hergdeitet werden und kommr aut.:h bei den Bulgaren vor, Koch ist am ehesten tiirkiseh 7.U erkJ:iren, cbcrI,'>o Alciocus. Der Titd Khagan is[ jt: nach Geschmack persi$ch oder mongolisch zu verstehcn, u!'ld mit clem Awaren- und Warchonitennamen i.iberschreitct man offensichtlich die Sprachgrenzen.;f Die Steppenvolker gin~en eben nicht nach dem Grundsatl eine Person - ein Name - cine Sprache vor, Ti[ei (wobei oft gerade fremde gcschatzr wurdcn) und Namen gingt'o incinander uber, viele Vornehme trugcn eine Reihe solcher Wiirdenamen; die Titulatur gehorre uberhaupt "zurn kulturgeschichdichen und iinguistischen Wandergut" .1" Etwa hicl~ Dschingis-Khan Temujin nach cinem TJ.rurenfi.irsten, den sein Vater zur Zcit seiner Geburt uberwunden hatte.n Niemand wurde auf die: [Jet: kommen, die Hunnen
".
6. Srrukllaerz nnd Lei,)i!ll~f(H'mcn tlCl"
C't:.
.1.
N,;Il11c:n ihres bedeutendsten K0ni~s Auila als Germanen zu bcstiuunen. Zu berucksichugcn ist schliefllich der Unrerschied zwischen jencr ,Symbolsprachc', in der sich die Identitac der Gens ausdrucktc und die rradirionelle, oft aruiquierre Namcn, Worte oder Zeichen umfaBtc, und dcr - ode- den - Versrandigcngsspracben."
nach dcm
Nur tint: Quclle neunt Sprachcn,
die irn Awnrcnreich
~t:sprol:h(';Jl wurden.
Ein
.Archou' KUVt'fS, der den gricchiscben (odcr graaisierten) Narncn Manos (del' Dunkle) tragl, sprach, wie die Miracu]a Dernerrii vermerken, "gut unsere Sprache ebenso wie die der Romer, der Slawen und der Bulgaren". jungst hat Martha Grigoriou-Ioannidou crwiescn, daB mit der Sprachc der Romer damals noeh Latein gemeint war und devon das Gnechische der Bewohner yon Thessalonike unrcrsclucdcn wurde, W;\S bisberigc Zweifel aus der Welt schaffr." Die Nachrichr crlaubr den SchluB auf vielsp-achigkeir zumindest im Bereich der ethnischcn .Mclangc' Kuvers, aber wohl auch dariiber hinaus. Des entspricht der Nachrichr des Priskos iiber die Polyglossie am Attila-Hof, "denn de sic bunt zusammengesetzr sind, sprechen sic zu ihrer bcrbarischen Sprache enrwcdcr die der Hunnen oder die der Coren oder die der Ausonicr (Romer), wegen ihres Utngangs mit den Romern;,.b Ein skythischer Spaflmacher rief mir seinem "Kauderwelsch aus Larein, Hunnisch und Gottsch unausloschliches Gelachter hervor".~L W.JS Baians ,Warchoniten' sprachen, ist schwer zu erschliefie»: sicber blieb es nicht die einzige Sprache im Awarcnreich. WeIche devon als .lingua franca' vorherrschte, ist wieder eine andere Frage. Viele glauben, dJB ahnlich wie im Bulgarenreich sich, spates tens im S.jahrhundert, das Slawischc durchgeserzt hatte. Freilich liegt aucb die Slawisierung der Bulgaren im Dunkeln.s: Leider finder sich iiberhaupr kein Hinweis auf ein stawisches Element in dcr awarischen Obcrschichr. Man hat versuclu, das Problem durch Ortsnamenforschungcn zu ldsen. Doch da~ die sp.itawanschen Funde ruancher Cegenden in Ccbicten mit vielcn slawischen Ortsnamcn licgen. wie erwa in Niederoscerrcich, kann auf sparere Entwicklungen zuruckgehen, sclbst wenn das vollige Fehlen .ostlicber' Namen :luffiillt.s; Man suchtc sich eben immer wieder dieseiben giinstigen Plac-e aus odeschlof dort an bestehcnde Siedlungen an. Nur eine allgemeine Erwagung sturzt die Annahme, slawisch konntc ,lingua franca' des sparen Awarenrciches gcwcseu sein: Die auffcllende Einheirlichkeic dcr slawischen Sprachc dicser Zeit ware kaum zu erklaren, wenn sie niche auch irn Awarenreich gesprochen worden warc.8.; Doch schlidh dit.:se BeobJ.chtung die Existen? anderer Sprl~h~n keineswcgs aus. Sprad1L.ellgni~.'t d~r ~paten Awan:n sind dit! lCl.llgtitd, die: J~n gleidlZeiLigen bulgarischen und chi\,sarischcn :ihneln; ihrc Hcrkunfr ist spra..:hlich nicht einheitJich, ih.re Verbreitung geht aber vermudich auf das ti.irkische Khaganat zuruck.sJ Dazu kommen etwa ein Dut7.end Knochenobjekte aus awarischen Gdbern mit kurzer Runcninschrift; die IJngste davon, :1uf der Nadclbuchse cioer alten Dame des 8.Jahrhunclerts, wurde erst vor wenigen Jahren in Szarv:ls entdeckt und urnfaGt 58 Zeichen. Sie entsprechen, wie R6na- Tas bestatigt, weitgchend dem .Buchstabenbestand der Runeninschriften auf Goldgegenst:tnden van Nagyszenemikl6s, was ein neues Licht :luf die Herkunft dicses Schatzc::i weden konnte, Schli.isse auf die sprachliche Zugehorigkeit der Awarcn zu ziehen, erlauben sic hingegen noeh niche R6na-Tas hat zwar cine ti.irkischc Entzifferung vorgeschlJ.gen, be-
,:\':c/)lo/'li..-.lrt'J1'
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zeichnec seincn Vcrsuch abcr selbsr als selir hyporhctisch. was bci dcr geringen Materialmcnge ouch kaurn anders mcglich isr. Zudcrn sind die anderen osteu ropaischen Runeninschrifren und ihrc Zusammcnhangc noch cbcnsowenig gekHirt.% Ahnlichc Runenzcichen kannte vielleichr der Vertasser des .Aethicus lster", ob es nun der Salzburgcr Erzbischof Am oder ein unbckannter istrischer ,Sky the' war, als er scin Phantasic-Alphabet entwarf." Vielleicln werden das Aufcauchcn never Inschrifren lJI1J die Diskussion dcr Entzifferungsversuche in Zukunir wcitcre Klarungen b-ingen. Ftir den Augeriblick scheinr es, Jag die awarische Runcnschrift im Rahmen der spatawanschen Kulrur, trotz der Vcrwendung auf den GoldgefaGen von Nagyszcntmiklos, ein eher marginaies Phanomen war. In jedem Fall gehone sit' einer rituellen Sphare an, die wcnig Ruckschlusse auf die Alhagssprache erlaubt. Ebenso wie in d er Verfassung, konnen sich in RilUS und Repraseruation sprachlich uberholte Verhalrnisse gcspiegeir haben. Den Spracbwissenschcfter m.1g ein solcher weilier Fleck auf der fruhmittelalrerlichen Sprachenkarte storen ; der Historiker kann sich damir nosten, d3B die Zeitgenossen der Sprachfrage nur wenig Aufmerkscmkeu widmeten - und dal1 der weiBe vcrrnurlich ein rechr .bunrer' Fleck war.
6.12.
Geschichte der .Nichtawaren'
Die Quellen bcricluen von den Taren der Awaren: nur ausnahmsweise werden in diesern Zusammenhang auch andere Gentes genunnt. Das gescbieht oft dann, wenn die GroBe der bestandcnen Gehhr bctont werden sell. Ere-a berichret Thcophanes zur Vorbereuung der Belagcrung Konstantinopcls von 626, eine persischc Gesandtschaft harte die .,Hunnen, die man Awaren nenm", die Bulgaren, die Sl.iwen unci die Gepidcn zum gemeinsameu Sturm au! Konstarninopel veranlassen sollen. DaG bier, in der Sphare der hohen Polirik, die Volker des Khaganares cinzeln erwahnt werden, ist ungewohnlich und soil wohl unterstreichen, wie brcit die From war, die sich gcgcn die Kaiscrscadt mobilisierte. Am ahnlichem Grund fciern frankischc Quellen Karl den GroBen als Oberwinder eine- Reihe von Gentes im Awarcureich, dercn Kcnntnis man sparantiker Literatur vcrdankie.' Die Byz ancincr begni.igten sich sonst rneist daunt, Bulgaren, Gepiden und Slaw en in awarischen Heeren wiederzuerkenncn ; besonders wenn diese in Gefangensch.:tft j:;(:rieren, scheinen sit.:ihren SondernJmen hcrvorgekehrt:tu haben. Vidlcicht hie !ten manche es :lUch fiir weniger gi.instig, sich in Jer H,md des Feindes noch "Is Awaren zu beke.nnen. Umgekehn scheinen slawi::.chc Gruppcn gelc~entlieh unter awarischcm Namen ,lufgl'treten zu sein, um gr6Bcren Respt:kt bei den Romern zu errcgen. Die aW:lrischen Heere, die ihren Nachbarn das Leben erscbw\:rtcn, bildeten jedoch nieht die Hauptmasse der awarenzcitlichcn Bevolkerung des K;upatenbckkens. Wie in den rncisren fruhmitte!alterlichen Reichen war es cine bewaffnete Minderheit, die Geschichtc machte. Ihr Erfol~ und ihr Reichtum. reprasentiert durch Schmuck und \Xlaffen, besrimmen auch das archioiogische Bild der Epoche. ,Leitfossilien' cler awarenzeitlichen Archaologic sind nicht ztltallig die Giirtclbeschliige cler Vornehmcn, ni,ht Keramik und Gehnuchsgegcnstinde. Wu sich die Armut der Bcerdi~ten (odcr ihr chrisdichcr Gbubc) im Mangelal1 Beigaben I
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6. Strnlenrren
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ausdriickt, sind die Erkcnnuusmoglickeiten beschraukt. Line .Geschiclnc von unren' ist fur die Awarenzeit knum zu schrciben. Die ethnischc Zugehorigkeir dieser Gruppcn zu bcstimmeo. 1St noch schwierigcr als fur die Angeh0rigen dcr Oberschicbr. Unsere schrifrlichcn Quellcn interessieren sich dafiir nur in Ausuahmefallen {crwa wenn, wic bei Paulus Diaconus, der eigcnc Urgrobvatcr d'l:wgehi5rte). Und die archaologischen Befuude crlauben bum ethnische Sonderungen.' In einzeinen Grabcrfeldcrn I:iEt sich I1
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der siidosteuropaischcn Ceschicbte erkenucn: Fast till julu-tauscud, nachdem die Romer die Proviuz Dakien (das helltige Siebenbiirgcu und ein Teil dcr Wala(hei) aufgegebcn batten, tauchtcn in dicser Gegend die romanischen Walachen auf; Berghirten und Bacem ncrdlich. vor allem aber sudlich der Donau hatten inmitten aller Bevolkerungsverschiebungen jahrhunderrelang ihre .Romaniras' gepflegc und weirerentwickclr und wurdcn zum Kern cincr neucn .walachischen' Erhnogcncse. Die Namensncnnungen erlauben also bei aller Vcrsicbr, ruchr-awarischc Traditionen del' Awarenzeii z.u erfassen. In einer Zeit, in der seibsr die gro~en his torischen Ablaufe nur punkruell ans Licht treten, in der emscheidende Bevolkerungsvcrschiebungen nur schlaglichtanig zu erfassen sind, weil die Lucken zwischen den spdrlichen Hinweisen zu grog sind, bedcuter jede ethnische Jdenniikation cine Spur. Auch die Historiograpben des Friihmittclalters versuchcen auf diese \'V'eist:, die unubcrschaubaren Vorgange in den .skyrhischcn' Steepen in den Griff zu bekommen. Jrrefuhrend wird diese Methode erst, wenn die Volker im modernen Sinn aufgefaBl werden. Diese nationale Bctraclncngsweise hat dazu gefi.ihrr, daf eine genae Reihe von Problemen bis jeczr die Eruotionea aufwirbeln: Das awarisch-slawische Verhalmis oder die romanisch-rurnanische Kcntinuirat sind beure noch mancherorten hej~t: Eisen.'! Dabei gchen gegensatxliche Positionen oft vom gJeichcn Vorverst.indnis aus. Dieses Paradigma JiBr sich am Beispiel zweier neuerer Theonen zum Schicksal dcr Bulgaren im Karpatcnbeckcn verdeutlichen. Endc der fijnfziger Jahre versuchte Simonyi, aus den sparlichen Quellenangaben einen eioheitlichen Schicksalsfadcn .dcr' panncnischen Bulgaren zu spinnen. '4 Nach seiner Hypothese batten sich diese Buigaren im 5. Jahrhundert im Karputenbeckcn niedcrgelassen und don bis ins 9. oder noch linger allen Sriirmen dcr Zeit widersranden. Zu einem ganz anderen Ergebnis kam ki.ir~Iich Vekony": Er sah irmerhalb von niche einmal ISC j.ihrcn glcicb vier verscbiedene bLdgarischl! Gruppen i111 Karpatcnbecken a01 \Verk. Hinter beiden Theorien stcckt diesclbc rcclu srarischc Vorsrellcng von der Rolle der Volker in der Sreppenzone des Fruhmittelalter s. Kann einc ethnische Konrinuitiit nicht mehr bchauptet wercicn, so erkliirt man alle Veriinderungen durch das Auftreccn neuer Volker odcr Volksrcilc." I!
Bu/gan:rl
1
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Geradc die Bul~aren des 6. und 7- JahrhunJerts sind cin Musterbeispicl fur die vidf.lchen Bruchc, Neuanfallgc unJ Umgruppierungen) die si..:h hinter cinem Volksnamen vt'rberg<:n. Der ~ame verkorpt:rtt offensichtlich eine ungewbhnlich stlrke Tradition, die immer wieder aufj:;cgriHcn wurdc; cs kann nieht ais sicher j:;elrcn, dag aile GtuPPCll, die unter dieser Bt::Zeichmmg Ethnogellescn a~lslosten, stammvcrwandt waren. I] Es scheint ogar bei Rayern und Karalltanen. Doch selbst in cia Diaspora bt'wahnen Jiese bulgari. schcn Abl!nteurcr 0J:1men und hkntitit. 1
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6, S/ruktIlYt:lI
und Lelrensjormen des At;;an:nrelthe<,
Die Bulgaren, die scit Ende des 5. jahrhunderts 'Ion dell Stcppcn am Schwarze» Meer aus die Balkanprovinacn angriffen, hanen zur Zeit der awarischcn Wande~ rung ihre Bedeutung schon eingebilfir. Starke Koncingente kampfren in rbmischen Heeren", eine kleinere Gruppe har-e sich vicllcicht den Langobarden aogeschlcssen und zcg mit Alboin uuch Imlien." Auf keinen Fa!! gab es vor 567 selbsrcndige Bulgaren im Karpatenbeckcn, wo sie solon in die Zwicknuihlc zwischen Gepiden und l.angcbarden gercren waren - Prokop b;itte uns des nichr vcrschwiegen." Am Schwarzcn Meer war die Initiative an Kutriguren und Utiguren iibergegangen: ihre Reiche erf;:d~tt'n verrnudich erwa dieselben Gruppen wie z uvor das bulgarischc. Es ist daher charakrenstiscb, daf Bulgaren weder anlaBlit.:h des awarischen Siegeszuges yon 559/62 noch im Awarenhcer von 567 erwahnt werden. Dagegen gab es hicr cine groflerc geschlossene Kutrigurengruppe,~~ Die crste Nachrichr von awarischen Kumguren ist aucli die lerzte ; wic ublich, bieh sich der Name niche vie! langer als das Konigtum. das ihn :lUf seine Fahnen gcscbrieben harte.
Dagegen
setzrc sich gegcn Endc des 6"Jahrhundcrts die wesenrlich tragfahiTradition unrer awariscbcr - und weirer ostlich moglicherwei~ se unrcr rurkischer - Hcrrschaf wieder durch. Sie bot niclu-awarischen Reiterkricgern offen bar die guosngstcn Moglichkeiren [iir die Formierung cines .Erhnos' innerhalb des awarischcn Khaganacs. Die erste Spur devon bieret die Nachrichr Theophylakrs zu 594:" als ein romischer Vortrupp etwa in der Gegend der Olt-Miindung auf z.ehn Hundertscbafren Bulgarcn stieG; der Angriff auf sic brachre nicbr nur eine militarische Blamage, sondem auch eincn geharnischcen Protest des Khagans. Aufgabc dcr Bulgaren war es an schcin end gcwescn, die Bewegungen der romischcn Armec zu verfolgen und viclleichr auch in del' vclkerrcchtlichen Grauzone des Slawenlandes die Pr.isenz des Khagans zu demcnsrrieren. Das pa{h z.ur iiblichen Stratcgie der Steppenrciche, die Aulienzone dutch rar-gniedrigcre Truppen anderer .Erhue' zu scbutzen.'- Die Ercignisse zeigco [erner, dJG diese Bulgarcn in engem Kontakt mit dcm awarischcn gere bulgarische
.Hauptquarricr'<standen.
Auf eiuem Irrtum des Thcophancs beruhr web! eiue weiterc Nelll1ung vo n Bulgaren als Besltl'.ung \'on Singidunum im Jahr 5~5 .z~ Als Hinweis auf bulgariselle Gruppen im Awarenhet:r kcmme vie!leicht cine Spate Mitteilung des Michael Syrus \'erstandcn werden, nach der unter i\1aurikios da GenerJI Philippikos Bulgarcn bekJmpft habc.:6 ZuverHissiger sind die NaciJrichtcn van einer Teilnah· me del" Buigarcil an den grogen Bdagerungen \'on Th~s~alonike (um 6r8) unJ Konstantinopd (616).!7 Doch spielren sic keine hervorragende Rolle in den Kampfen.!~ Ob die~e Bulgaren ihrt: Sitzt: damals am S.:hwarzen Meer o(icr im Karpatenbek· ken hatten, gehr aus diesen Nachriduen nicht hervor, Klar is( nur, daB die Niederl:lgc des aw:uischen Khaganatcs 6.!6 und seine nachfolgende SchwJ..:heperiode Ihnen entscheidenden Auftrieb gaben. Binl1en kurzcr Zeit wurden die diszipli· nierten Mitkampfer zu gcfahrlichen Konkurrenten, die an mebrerm Fronten das awarische Khaganat herausfarderten.:9
Gescbichtc der ,.."./ic/J!d'I.:.',o·en'
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Gepiden und andere germaniscbe Gruppen W'cr 568 rnir A.lboin abzog. wurdc Langobarde: wer blieb. mufjte sicb den Awnreu anschlieben. AUt: diejenigen, die hoffen konnrcn, auf cinem groGell Kricgszug mir cffenem Auspng ihr Cluck zu mechen. worden sich dem polyerhnischcn Heer des Langcbardenkonigs aogcschlossec baben, dazu diejenigen. die in per~ sdnlicher odcr wirtscbaftlicher Abbangigkeir von der langobardischen Puhrungsscbicbr lcbten. Grund zurn Bleibcn hatccn degcgen die Baucrn jcncr Gegendcn, die niche langobardisch besiedelt gewesen waren , dazu jene Gepidcn, die der Sache Kunimunds bis zum Schluf treu gcblieben waren , sofern sic es nichr vorzogcn, zu den Rcmcrn iibcrzugehen. Die vornehrnscen ~epidischcn Traditicnsuager schlosscn sich Byzanz an: Kunirnunds Neffe Rcptiia und der Bischof Thrasarich, die den Konigsschatz mir sicb fUhrten'O; Ferner Usdibad mit seinem Gefolge, dessert Auslief~rung der Khagan im [olgenden mehrmals forderte." Auch wenn man devon ausgehen muB, daH sich nichr alle diesc Gruppen der Logik des Historikers gemJf~ vcrhielren, bleibr der Unrcrschied zum Einzug der Hunnen unbestrcitbur. Diese waren im Karpaienbecken auf cine breire und dynarnische .skyrhisch' -germ:lI1ischc Adelsschicht gestoflen, die im Reich Anilas eine bedeutende Rolle spielen konnte ; Baicn dagcgen traf an der mittleren Donau fast nur auf Namenlosc, die im Verband seines Rciches ihre gentile Identirar zwar teils erhalten konntcn, aber keine bcdcutcnde Rolle spielten. Insofern isr das Urreil des Paulus Diaconus" berccbngt: "Der Stamm der Cepiden aber kam so hcrab, dag sie seitdcru keinen cigencn Kc)nig hatten". Die Fluchrbewegung ins Imperium ri~ auch nach 567 nicht ganz ab ; es warcn sieben Gcpioc». die als cinzige bcrcit waren, dem verfemren Schmuncnen BookoIabras ins Exil zu fol~cn"i; Von all dies en Fliichdingcn erfahrt man nichrs mehr, so wic von vielcn ihrcr illusrren Vorganger. Nur ei» junger Gcpide rnachtc Anfang dcr neunzigcr Jahre in Tbrukien als Raubrnorder an cinern kaiser lichen Lcibwachrer von sich reden'": dal1 man aucb unter den verstr euten Gepiden gewissc Tradirionen bewahrte, zeigt seine Rcchtferrigung. er babe das Gcraubte in der (fast dreiBig Jahre 'lurucklieg(:.'I1den) Langobardenschlacht erbeutet. yon der er man· ches zu erzahh:n wufhe. Dicsc Oberliefcrung<:n hatten a!lcrdings ihre gemeinschaftsbildcndc Kraft \"t:rloren unci konmen so zur individueJlen S:lga eincs Gcsctzloscn werden. Ein anderer ,Grenzgangt:r' verl1Jlf 593 den ROOlern Zl! einem ihrer glanzcndstcn Siege uber die Siawt:n nordlieh der Ulllen;:n Donau; er hane unter clem sbwischen Archon ivlusukios cine ge3chtete SteHling, konme aW:1.ri~ sehe Lieder singen. bew.lhrte seine gepidi.~ch~christliche Tradition und verriet seint! shwisierte"Heimat im enrscheidenden Augenbli<.:k an die Byzantiner.3i 1m Awarenreich zuri.i.:kgeb!iebene Gepidcn llahmen an Kriegszi.igen des Khagan.steil. Zur Verteidigung ihrer engeren Hcimat trugcn sic wohl 599 an der Thcig bei, einc groBcre Z:lh! von ihnen gcritt dabei in Gcf
-r
2JC
6. Struknuren sos d l.ebensiormen
deJ'Awerenreicbe,
Charakrerisrischer sind wohl [cue Gepidcn, ...lit'cin Detachcmeut des Priskos an c ntraf und niedenuetzelce": Den Bewohnem diescr drci Do-fer warcn die Kriegsereignissc unbekannt geblieben: "sic s:dkn dahcr bei cinem Gastmahl zusamrnen und feierccn cin lokales Fest. Sie waren vollig auf das Trinkcn konzcntrien und verbrachten die ganz.e Nacht beim Mahl" - was den "bctrunkenen Barbaren" allesumt zum Verhangnis werden sollrc. Auch wenn ~s kaum ;.COOO waren, wic zu lesen steht: Sie lebten durchaus nicht in "hartcr Frou"." Sic wunten ihre Fcsre zu Ieicm, und es Iohnre sich sogar, sie auszuphindem. Dieser Eindruck wird Yon den Ausgrabungen in Kolked besratigt, we zur Awarenzeit wahrscheinlicb Gcrmanen, vielleichr Gepiden.Jebten." Des Dorf war bis zum Ende des Khaganares konrinuicrlich bewohnt ; im zugehcrigcn Priedhof fanden sich "zahlreiche gut ausgestartere ~/affengrJber", auch Silber-Beigaben wurden ausgegrabcn. Die lokale Sozialsrruktur blieb unangeraster: die vomehmste Sippe, reicher, abet in ibrer Tracht kaum unterscbicden. Jid~ihre Mirglieder abgesondert bestatten. Der Fund cines Gotterbildes auf einer Ourtelschnalle deutet darauf bin, daB germanischc Tradirioncn bcwahrt werden konntcn." 1m Lau] der Zeit wurde der awarische Kulrureinfluf immer starker, die spatawarenzeirliche Bauernkulrur setzrc sich auch hier durch. Das Germanendorf von Kciked lag niche im cinstigeo gcpidischen Sicdlungsgcbiet, was mir Baians Bevolkerungspolitik zusanunenbangen kcrmte (falls es sicb nichr ohnehin urn Langobardcn handclte). 1m alten gepidischen Kcrngebiet an der Theif sind noch keine eindeurigen Spuren awarenz.eirlicher Gepiden gefunden worden. Freilich wird das Aufhoren der grof~en gepidischen Grabe-felder ublicherwcisc .historisch' auf 567 daticrr: Graberfeldabschnirre mit Hnuiungen arrner Graber konruen aucb sparer angcscrzt we-den." Dafur konntc sprcchen. daG die Region zwischen Mares und Koros von den friihcsten Awaren anscheinend niche im selbeu j\tJn besiedclr wurde wie anschlicficnde Gcbietu.t' Doch [chien hier deurliche Vergesellschaftungen yon spatgepidischem mir truhawarischem Material, die al'ein solchc Vermutunzen erharren kouncen. Sehr umstrirten isr die Prage dcr cwarenzeitlichcn Gepiden in Siebenburgen. Wahrend Kurt Horedr mit einem GroJ1teil dcr rumanischen Forscher aus den groBen gcpidisdli;:n Fricdho[cn \ion Band, Veresmnrt und Morc~ti schlid~t, daB hier "cler spiitgermanisdlC Fundhorizont. .. etwOl bis in die ~lilte des r Jahrhundens anhalt"4J, hat htvan liona diese Auffassung in einer Rcihe yon Punkten kritisit::rt, ohnc noeh t.:ine eindeurigt: Wenung gegeni.ihcrzu:-;tellc:n.4; D:lB mit 567 ein Brueh in dtr siebenbi.irgischen Siedlungsgeschichre anzusetzcn ist, del' vic!kieln Juf groBere Umsicdlungen zuri.ickgeht, hat auch Hor~dt b~tont.~" Auf eint: Riick7.u~~!'Iteilung rei..:her gt::pidi:.;cher Salzherren, die erSt 630 unterging, wol1te er <Jus dem bekannten Miinzfund von mehrL'ren Tauscnd Solidi am Plateau von Firto~u :.;chlid~t'n.4' Als Hinterlass!!nschah einer vorawarischen Bevolkcrung deutere Rusu das Griberfeld van No~iac, d:tchte allerdings eher an autOchthone, chrisdiche S<1lzarbeiter.~8DaB sieh urn die Salzsriitten in Sicbcnbiirgcn bis \1111 630 eine wohlhabende Mischkultur halten konnte, ist Jenkbar; ahnliches du!deten die Baianidcn ja aucb an der Wcstflanke urn Keszthely. Doch ist diese Fragc nur mir verfeinerren :uchao!ogischen !vlcthodt.'11endgultig zu klarcn. Obwohl die ar~hao!ogischcn Spuren sich in jedem Fall friiher veriieTen, stiel~en noch die fr:inkischen Eroberer der Karolingerzcit auf Mcns..:hcn, die sich Gt'pidcn der Tbeif
Gt's,]n'dJlt:
tier .Nictnauiuren'
2} f
naumeu. Paulus Dr.iconus beronr ~bf; "usqu.: ,Id hcdie", ,l!S0 his in die Karoliugerzeit, Gepidcn unter awarjsclicr Herrschaft suindcn." "Vidleidl~ war einer ihrcr Groflen jener souderbare Unguirnen, dcr seincm Klugan so wcnig Ireundliche \\'orte sagte, als 796 die Truppen Pippins heranruckten. "jC Der Dichter Thcodulph, Bischof von Orleans [der sich allerdin~'> auch aus spararuiker Literatur iniormicrt haben konntc), neunt ncbcn dcrn "ddormis Abar" den ,.Pannoni..:us Gipes".': Sieber kcine Iirerarische Reminiszcnz isr die Mineiluug der ~7r verhg[en .Conversio Bagoariorum et Carantanorurn' uber die "Pannonia inferior": "De Gcpides autem quidam adhuc ibi restaur."!' Die letzcc Nennung pannonischer Gepiden liegt damir immerhin sparer als die lecztc Erwahnung der Awaren, von denen drei Jahrhundenc zuvor ihr Reich zersrort worden W3r. Weit weniger laBt sicb uber langobardischc Restgruppen unter awarischer Hcrrschaft sagcn. Die Quelle» jcdentalls wissen nidus van zuriickgcbliebcnen Langobarden: Manus van Avenches berichter sogar. man habe bcim Auszug 568 die alton Wohnsitze den Hammen preisgegcben.ll Doch pltegten, wie man weiB, volkerwanderungszcitliche Gentes seltcn vollig geschlossen abzuziehen. selbsr wo die Quellen das beroncn. Die Bemerkung des Johannes van Ephesos, die Langobarden waren neben den Siawen unrer awarisciier Herrschaft gcsrandcn':', durfrc auf einem lrrtum beruhen und ken» kaum die Existcnz von Langobarden im Awarenheer beweisen. Seit dem Fall Cividales 61 I lcbten langobardische Kriegsgefangene (und ihre Nachkomrnen) in I'annonien'", sparer war der Hof des Khagans Zie! illusrrcr langobardiscber Flhchtlinge.>' Die Prage ist auch archaologisch uogeklan. Anbng der scchxigcr Jahre glaubre man eine Zeitlang, arcbaolcgiscbc Beweisc fur ein Zusammcnleben langobardischer Frauen und Sklaven mit den neuen Herren gcfundcn :I.U [taben ; diese Interpre ration hat sich jedoch nicht durchgesetzr.v Starke germanische Elcmcrue finden sicb illl Grabertcld von Kornye, d.irunter eiserne Gcnclbescbugc LInd -schnallen, Tiersrilverzicrungcn mit Zahnschuitr (die allerdings auch die Aware» selbst verwendeten ), Schildbuckel und Spathcn (ein bei den Awe-en niche gebrauchlicher gerrnanischcr Schwcru.yp, dcr in ihrem Bereich sonst nur bei Kolked und in Sicbcnbiirgen vereinz.elr erscheint). ,Westlieh' sind auch die Kcramik und manche Gegenstande des r.iglichcn Gebraurhs.'~ AhnJidl wie die Keszthdy-Kul[l.1r, mit der sic ciniges ve;'binder, k6nncn die in Kornye feststellbaren Auslaufer dt:s merowingischen Kulturkrt:ises nicht crhnisch lestgdcgt we!'den.)~ Vcreinzche westliche Sp:Jl'en in ,1wJ1'(:nzcitlichen Gr:ibt:rn findt:n si,,:h ofter!); erwa die eigentumlichl!n Riemcnzungen !nit G . '~sichbJ:trstellung aus E16sz:ilias, die auf bayt:ri::iCht: Parallt:lell ve.n\eiscn.(;Q Lin mil gcnnani~c.:hen W••ffen und Schmucksti.icken beSl Leben gleichgcsdultcI \vurde. Die Obernahme und eigenstiindigc Weirercnrwicklung des gt:rmanisc\lt:n Tierstih und Zahnschniucs durch die Awa-
2J1
6. Strukturen
und Lebcnsjormen
des A",·,n-erzreiches
ren ist ein Beispiel fur die komplexen Akkulturarionsprozesse, die in der awarischen F riihzeit sranfanden'"; durch voreilige ethnische Zuordnung geraten sie aus dem Blick.
Romanen
una,
Walch en ,6"
Irn germanischen Westen wie im griechischen Osten kannte man im Mittelalter die Nachfahren romanischer Provinzialen als ,Walchen' bzw. ,Vlachoi', als ,WeIsche' oder Walachen. Daf solche Gruppen auBerhalb der geschlossenen .rornanischen' Siedlungsgebiere iiberlebten, beweisen heure noch die Ratorornanen und die Rumanen. In Nordrirol und Salzburg hielten sie sich bis ins Hochmittelalter, uberall in Osterreich erinnern WaIchen-Ortsnamen an sie.6; Dennoch ist die Frage der ,romanischen Kontinuitar' irn einzelnen heiB umstrirten. Nur selten traten die barbarisierten Nachkommen der Provinzialen im Iruhmirtelalterlichcn Sinn als eigenes Ethnos hervor. In einzelnen Fallen organisierten sie sich nach gentilem Muster und schlossen sich einern wandernden Heer an, wie die "Norid' und "Pannonii" Alboins." Ublicherweise lebten sie in lokalen oder regionalen Gruppen und wurden von der jeweils herrschenden Gens uberschichtet, Die iiberregionale Bistumsorganisation erwies sich solchen Situationen nur in Siidund Westeuropa gewachsen." Viele provinzial-rornische Traditionen gingen verloren; was den Barbaren dienlich war oder die Identitat der Gemeinschaft behaupten half, wurde rneist bewahrt. Barbarische Lebensweisen wurden iibernommen. Der starkste Einfluf ging dabei oft nicht von den jeweiligen Eroberern aus, sondern von ebenfalls unterworfenen barbarischen Bevolkerungsgruppen. "Wahrend die Assimilation an die Herrenschicht haulig mifllingt, vollzieht sie sich unter ethnisch und kulturell verschiedenen Bcvolkerungsreilen des eroberten R:\Ul11esoft verhaltnismaBig rasch. ,,66 Auf der anderen Scire wurden ehernals rornanische Kulturformen auch an bzw. durch Germanen und Slawen weitergegeben. Das Schick saI der ortsansassigen Bevolkerung in jenen [ahrhunderten wird durch die Konz entration auf den Aspekt der romanischen Kontinuitat oft eher verdunkelt als geklarr, An del' mittleren Donau und in den anschlieBenden Alpengebieten ist cine feststellbare Erhaltung rornisch-christlicher Traditionen bis in die Karolingerzeit die Ausnahme.67 Wo keine Spuren einer solchen Kontinuitat festzustellen sind, kormen die Nachfahren del' Provinzialen und ihre barbarischen Schicksalsgenossen nicht einfach verschwunden sein. Sie auszurotren, hatten die Eroberer kein Interesse: Ihre Ernteertrage, ihre Kenntnisse und Fahigkeiten waren fiir wandernde Krieger vounoteri." Haufig zogen zwar ,Romani' der schwindenden Rornanitas nach Siiden oder Sudwesten nach, wie in Noricum 488 und in Pannonien 568, kaum erfaBten solche Absetzbewegungen jedoch die gesamte Bevolkerung, Die Frage ist freilich, wie lange es sinnvoll ist, eine bauerliche Unrerschichr in barbarischer Umgebung als Romanen und Provinzialen zu bezeichnen. Irn Karparenbecken kreist die Diskussion rornanischen Forrlebens vor allem urn die Keszthely-Kultur. Allerdings ist auch an diesem Br ennpunkt nichtawarischer Traditionen die regionale Kontinuirar kaum zu belegen. Die neuen Siedier im Kastell yon Keszthely-Fenekpuszta knuplten zwar offensichtlich an die rornische
Gcschicbte
der .Nichtatuaren'
2]3
Vcrgangenheit dieses Ones an; doch Kamen sie seibst vielleicht woanders her. WeIche Rolle in dieser Mischbevolkerung und in ihrer wohlhabenden Oberschicht Pannonier und Noriker, rornische Gefangene und Germanen spielten, ist bei der Weitraumigkeit byzantinisch-barbarischer Kultur schwer zu unterscheiden und noch umstritten.v Die friihawarenzeitliche Kultur der Plattensee-Gegend ist charakteristisch fiir die sehr verrnischten Formen, in denen sich das chrisrlich-antike Erbe [ortentwickelte. Auch die Isolation, in die die chriscliche Bevolkerung der Umgebung yon Keszthely sparer geriet", ist typisch fur die Exisrenz solcher Inseln innerhalb fremder Kulturraume. In den meisten alten Rornerstadren Pannoniens war das stadtische Leben schon vor Baian zum Erliegen gekommen. In den Ruinen sind oft weder die Nachko mmen der Romer noch die Eroberer nachzuweiseri." Freilich muB es in der Awarenzeit Ausnahmen gegeben haben. Das gilt besonders fiir Savaria und Scarab antia; in beiden Stadten gibt es deutliche Hinweise auf ein gewisses Fortleben der christlichen Bevolkerung. Scarabantia scheint bis 568 der Sitz des Bischofs Vigilius gewesen zu sein, der dann mit den Langobarden nach Italien ging und auf der beriihmten Unterschriftenliste der Jahre nach 572 als "Vigilius episcopus Scarava(n)ciensis" verewigt ist." Vielleicht war er nichr der letzte spatantike Bischof Pannoniens; daf er sich sonst .episcopus Pannoniae primae' genannt haben wiirde, wie Toth meint, ist erwagenswerr." Funde Iiturgischen Gerares und christlicher Symbole aus pannonischen Stadten korinen teils in die friihawarische Zeit gesetzt werden." Ebenso wie in Scarabantia, gibt es in Savaria Hinweise auf eine ununterbrochene Besiedlung bis in die Karolingerzeit. Im heutigen Szornbarhely existiert ncch jetzt ein in der Romerzeit angelegter Kanal, der sich ohne standige Instandhaltung aufgehillt harte." Ausgrabungen linter der spateren Martinskirche stiitz en die Vermutung, daB dort vor der Karolingerzeit eine bescheidene Memoria des Martyrers Quirinus stand;" Da beigabenlose christliche Bestattungen oder bescheidene Adaptierungen antiker Ruinen oft schwer nachzuweisen sind, kann die Weiterbeni.itzung der zerstorteri Stadte auch anderswo nicht ausgeschlossen werden.? Mit einem nennenswerten stadtischen Leben ist allerdings kaum zu rechnen. Ahnlich wie in Pannonien waren wohl die Verhaltnisse in den Randlandern des Karpatenbeckens. Nur di.irftige Hinweise auf ein Weiterleben antiker Traditionen sind bisher, trotz grofler Bemi.ihungen von Rudolf Egger, Herbert Mitscha-Marheim und andereri", in Karnren und der Steiermark Iesrzusrcllen. Die beachtlichen Spuren provinzial-christlichen Lebens enden urn 600 mit der Aufgabe der Fluchtburgen." Auch die Befunde der Ortsnamenforschung sind eher negativ nur 6% der Cewassernamen in Karnten und dem benachbarten Slowenien sind vorslawisch, und die waren schon slawisiert, als die Bayern karnen." Nur urn Celeia/Celje und urn Volkermarkt, in der Nahe der ,Hunnenburg' Haimburgl Vobre, finden sich einige alteuropaische und Walchen-Ortsnamen.s, Archaologisch sind das 7. und 8. Jahrhundert nordlich wie siidlich der Karawanken noch kaurn erforscht. Fur das Ende des 6. Jahrhunderts erlaubt das Graberfeld yon Bled I einen Einblick in die vielfaltigen Akkulturarionsprozesse der Zeit - nicht zufalJig hielt es Kastelic fur slawisch, Werner fur germanisch und Korosec fiir alpenromanisch." Grafenauer nahm an, daf die Altsiedler in Bled gegen 600 i.iberwogen, und B6na hat diesen rornanisch-barbarischen Kulturkreis mir der Keszthely-Kul-
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6, Struleturcn und Lcbcnsjovmen
de, /vuiurenreicbcs
tur in Verbindung gebracht.Sj Irn 7, jahrhundert verlieren sich ailerdings die Spuren, bis irn 8, jahrhunderr Slawen nachweisbar werden, Etwas anders stellt sich das Problem im ostlichen Randgebiet des Awarenreiches, dem heutigen Rurnanien. Denn das Ergebnis unterscheidet sich vi:illig vom Rest des Gebietes osrlich von Alpen und Adria: ein romanisch sprechendes walachisch-rumanisches Volk, und das in einern Gebiet, das zum Teil nie rornisches Staatsgebiet war, zum Teil fruher aufgegcben wurde als aile anderen Donauprovinzen, narnlich schon im 3, jahrhundert. Kaurn gibt es ein einleuchtenderes Beispiel fur die ethnischen Bruche und Spriinge des ersten Mittelalters. Die eigentliche walachische Ethnogenese fand erst irn Hochrnirtelalrer an der unteren Donau statt, dort, wo noch die Armeen des Maurikios auf ein unerschopfliches Reservoir feindlicher Slawen gestofsen waren. DaiS die romanischen Walachen nicht aus dern Nichis entstanden sein konnten, urn so mehr als die .rornaischen' Nachbarn siidlich der Donau hngst griechisch sprachen, leuchtet ein. Dennoch isr die Kentinuitat zwischen den antiken Dakoromanen und den Walachen umstritten. Wahrend die rurnanischen Historiker Beweise einer moglichst ungebrochenen romanisch-rumanischen Kontinuitat zu sammeln suchen, steht besonders die ungarische Forschung diesem Vorhaben seit jeher skeptisch gegenuber - das zieht sich von der .klassischen' Daicoviciu-Alfoldi-Kontroverse der vierziger Jahre bis zur Diskussion zwischen Horedt und Bona in den siebziger Jahren und dem Streit urn die ungarische ,Geschichte Siebenbiirgens' anno 1987- s, DaiS die wechselnden Herren Siebenburgens - Goten, Hunnen, Gepiden, Awaren, Ungarn - jedesmal in ein menschenleeres Land kamen, ist nicht anzunehrnen. Doch zeigen die Bodenfunde fast nur Spuren dieser herrschendcn Kulturen; autochthone Traditionen konnen, wenn iiberhaupt, nur an einzelnen Cegenstanden festgemacht werden.i' Vorslawische Ortsnarnen haben sich kaum erhalteri." Irn iibrigen stiitzt sich die dakoromanische Tlieorie eher auf indirekte Argumente, etwa die Bevolkerungszahl. S7 Etwas deutlicher sind die Spuren spatantiker Tradition in der Bauernkultur des 5. bis 7- Jahrhunderts in der Walachei, wo sich Werkst:itten fur die Herstellung .byzantinischcr' Schmucktyperi findcn." Es miissen allerdings nicht unbedingt Rornanen gewesen sein, die etwa im Raum urn Bukarest .byzantinische' Fibeln und Ohrringe erzeugten.l? Die Truppen des Maurikios trafen hier am Ende des 6. Jahrhunderts auf slawische Gerneinschaftcn ; einzelne Gepiden und Romanen lebten mit den Slawen zusarnmen, hatten aber manche ihrer Eigenheiten bewahrr." Ais hisrorischer Beweis fiir die Existenz einer geschlossenen walachischen Volksgruppe im 7. Jahrhundert wird von der rumanischen Forschung eine Nachrichr der Nestor-Chronik aus dem I I, Jahrhunderr herangezogen. Hier heiiSt es iiber die Slawen an der Donau, sie waren zunachst von den Bulgaren unrerdriickr worden; dann hatten die .weilien Ugrier' die Walachen verjagt, die das Slawenland besetzr gehalten hatten. Das Auftauchen dieser .weifsen Ugrier' setzt die Chronik in die Zeit des Kaisers Herakleios.?' Die Nachricht ist offensichdich aus mehreren Schichten zusammengewachsen, die ,wciiSen Ugrier' cine Kontarnination von Ungarn und Onoguren. Egal, ob der noch ein z weites Mal genannte Angriff der Walachen auf die Slawen an [rankische, byzantinische oder tatsachlich ,walachische' Bedriickungen erinnert, eine genauere historische Einordnung ist kaum zu treHen. Ais Beleg fur romanische Kontinuitat ni:irdlich der Donau kann die Stelle nicht dienen; ganz im Gegenteil
Gesclncbte del' .Nicbtuuiarcn'
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dokuruentiert sic dus wechselhalre und von verscniedcnen Volkern gepdgte Schicksal diesel' Gegend. Es bleibt die Tatsache, daf zwischen Slawen, Griechen und Awaren, spater Ungarn rornanische Tradition und Sprache uberlebten. Sprachliche Analysen legen nahe, dag die .Ethnosphare' dieser Gruppen gebirgige Ruckzugsgebiete wareri, in denen sie von der Herdenwirtschaft lebten.?' Diese ,Berg- Vlacheri' hielten sich wohl vor allem in den Gebirgsl:indern der Balkanhalbinsel'"; es ist keineswegs ausgeschlossen, daiS auch anderswo (etwa in der Walachei) landliche romanische Traditionen weitergegeben wurden, es ist jedoch nicht als bewiesen anzusehen. Dag .rornische' Traditionen im Barbaricum eine groiSe Beharrungskraft haben konnten, zeigr die Kuver-Geschichte; ein ahnlicher Fall ereignete sich in der ersten Halfte des 9. Jahrhundens, als sich nach mehr als 20 Jahren die Nachkommen der nordlich der Donau angesiedelten Bewohner Adrianopels erhoben LInd abzogeri." Wie die Erfahrung lehrt, genugte unter gunstigen Umstanden auch ein recht kleiner Traditionskern, urn eine Ethnogenese in Gang zu bringen, Nach dem bisherigen Wissensstand ist fur die Awarenzeit damit jedoch noch nicht zu rechnen; wenn es noch .Karparenromaneri' gab, so Iuhrten sie ein ahnlich unauffalliges Leben wie die Nachkommen der Provinzialen anderswo im awarischen Machtbereich,
Slauien Verbreitungskarten fruhslawischcr Kulturen zeigen irn Karpatenbecken zumeisr mehr oder weniger weifSe Flecken. Das heiiSt nicht unbedingt, dag es hier unter awarischer Herrschaft keine Slawen gab; auch der Mangel an Spur en in Karnten oder Siowenien kann ja niche so interpreticrt werden." Es bedeutet nur, daiS bislang wenig Aussagen uber slawische Lebensformen irn Karpatenbecken gemacht werden konnen. Slawen nahmen an awarischen Kriegsz iigen teil; mehrfach werden sic aus diesem Anlaf auch im Karpatenbecken selbst genannt.y6 Es ist zu verrnuren, daf sie nicht erst von weither geholt werden muliten. Dagegen ist die Nachricht des Johannes von Ephesos, daf sich die Anten urn 584 auf Slawen "westlich der Donau" gestiirzr hatten, bei den vagen Vorstellungen des Autors vorn Barbericum nicht als Beweis fur die Existenz pannonischer Slawcn z u betrachten." Mehr JaiSt sich den schriftlichcn Quellen nicht entnehrnen. Erst nach 796 wurden slawische Gruppen z u einern politischen Faktor an der mittleren Donau. In der groBen Masse des awarenzeitlichen Fundrnaterials aus dem Kerngebiet des Awarenreiches fanden sich bislang nur geringe Spuren, die slawisch gedeutct werden konnten." Denkbar ware es, daiS in beigabenlosen und armen Grabern awarischer Friedhofe auch Menschen slawischer Herkunlr bestattet waren; dabei stellt sich jedoch die Frage, ob es terminologisch sinnvoll ist, von Slawen zu sprechen, wenn nichts auf eine Bewahrung slawischer Traditioncn deutct. Durchaus moglich ware es auch, daiS Slawen, ahnlich wie Gepiden oder rornische Gefangene, in eigenen Siedlungen lebten, deren Spuren noch nicht gefunden sind, Nur wenn Slawen in der Nahe des awarischen Siedlungsgebietes lebten, konnte ja ihre landwimchafdiche Produkrion einigermaiSen zuverlassig abgeschopfr werden.
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6. Struleiuren und Lebensjormen
des Aurarenreiches
Awarische und slawische Wirtschafrsweise waren anfangs komplementar , slawische (und andere) Ackerbauern konmen die awarische Herden- und Raubokonomie erganz en. Dennoch gibt die Vorsrellung yon einer "Symbiose yon zentral organisierten Reiternomaden einerseits und einer Vielzahl nur locker verbundener bauerlicher Kleinverbande andererseits"" lediglich die Ausgangsposition wieder, ethnische wie soziookonornische Trerinlinien hingen zwar zusarnmen, wsren aber flexibel und mussen sich nicht irnmer gedeckt habcn. EinigermaBen sieher Jalh sieh nur verrnuten, daf ein relariv bedeutender Bevolkerungsanteil des Karpatenbeckens slawischer Herkunft gewesen sein muB, wie auch im Awarenheer Slaw en neben den Awaren die bedeutendsten Komingeme srellten, Ice Das muB jedoch nicht heiBen, daB irgendwelche bedeutenden Gruppen im Zentralraum des Awarenreiches ihre slawische Identitar aufrechterhalten konnten ; fur die breite und relativ einheitliche Masse spatawarischer Bevolkerung konnen noch keine Aussagen uber ethnische Zugehorigkeit gemacht werden. Es existierte jedenfalls keine gesehlossene slawische Schicht, die naeh dem Untergang des Khaganates im Karpatenbecken seine Naehfolge hatte antreten konnen. Auf der anderen Seite diirfre die Masse der spatawarischen Bevolkerung relativ raseh slawisiert worden sein; darauf deuten zumindesr die Befunde aus Niederosterreieh.lel Falls im Karpatenbecken sclbst keine rnarkanten neuen Fundgruppen auftreten, mullte zunachst einmal die Frage der slawischen Hinrerlassenschaft in den sicher slawisehen Randgebieten des Awarenreiehes geklart werden, urn Iesteren Boden unter den Fussen zu haben.I02 Zu beachten ist jedenfalls, daB ethnogenetische Prozesse umkehrbar sind; wie bei den Bulgaren im 6.17. jahrhundert oder sparer den Walachen ist davon auszugehen, daB ein awarischer Sog auf die Slawen des Khaganates naeh dessen Sturz am Ende des 8. Jahrhundens (in Randgebieten wesentlich friiher) yon einer Gegenbewegung abgelosr wurde.
7. DAS SIEBENTE
7. I. Konsolidierung
JAHRHUNDERT
und neue Oflensiven
Die Awaren nach
602
Die Erfolge des Priskos hatter; das Prestige des Khaganates angesehlagen; auch in Italien harte man die Siege der Byzaminer verfolgt. Noeh Paulus Diaconus vermerkt sie als bedeutendstes Verdiensr des Maurikios.' Doch anderte das nichts an der Freundsehaft der Langobarden zu den Awaren, die dureh mehrere Gesandtschaften urn die jahrhundertwendc bekraftigt wurde.' Trotz gewisser innerer Konflikte ging die bedrohliche Situation fur das Awarenreieh rasch vorbei; die kaiserlichen Generale verrnochten die Offensive niche zu erneuern, und rnit dem Sturz des Maurikios im Spatherbst 602 war die Gefahr endgultig i.iberwunden. Daf das Awarenreich damals "on the verge of dissolution" war', ist wohl ein wenig ubertrieben. In der Geschichte der BalkanJander gilt 602 als Datum, an dem die Damme brachen: Von da an, so meinte man, konnten Awaren wie Slawen in den rornisehen Provinzen sozusagen naeh Belieben sehalten und walten. Sieherlieh markiert der Zusammenbrueh der .Vorwartsverteidigung' des Maurikios einen entscheidenden Einschnitt." Doeh machten die Rebellion der Europa-Armee und die Usurpation des Phokas nur sichtbar, was sich schon langere Zeit angedeutet harte: Die Grundlagen der rornischen Ordnung an der Donau waren ins Wanken geraten. Es war niche irgendeine Palastintrige, die dem Barbarenkrieg des tragischen Maurikios einen Dolchstof versetzte; der aussichtslose Kampf am Limes entschied iiber den Fall des Kaisers. Danach dauerte es einige Zeit, bis die neue Situation Folgen zeigte. Der Verlauf del' Ereignisse ist im einzelnen schwer zu erkennen; neben den knappen Meldungen des Theophanes verz.eichnen bis gegen 615 nur eine agyptische und eine spanische Quelle awarische und slawische Attacken. Theophanes ubernimmt von Theophylakt die Nachricht, daB Herakleios bei seinem Regierungsantritt gerade ncch zwei Soldaten von der Armee des "Tyrannen" Phokas vorfand; er fugt hinzu, dall die Awaren Thrakien verwiisteten, kann aber nichts Genaues dazu berichten.' Johannes von Nikiu6 weiB von Angriffen auf Illyricum um 609, bei denen sich nur Thessalonike halten konnte ; und Isidor van Sevilla erwahnt zu 614 die slawische Eroberung yon "Graecia", was sich vermutlieh auf ganz Illyrieum
bezieht.? Niche zu Unrecht hat Barisic daher die Wiederaufnahme der groBen Kriegsziige auf der Balkanhalbinsel erst in die ersten Jahre des Herakleios (nach 610) datiert.' Die Nachwelt lieJl an Phokas, dern Usurpator, kein gutes Haar"; nicht aile Zeitgenossen sahen ihn so, auf dem Forum Romanum wurde ihm als letztern ein Denkmal gesetzt. In der Tat nahm das Verhangnis nur allmahlich seinen Lauf. Der
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7- Das siebente [uhrbundert
karn seit 6c4 langsum auf Tourcn, 6::;6 fie I die Grenzfestung Dara, 609 Edessa, im folgenden Winter loste sich die byzantinische Verteidigung auf, uncl eine persische Armee konnte erstrnals bis Chalkedon am Bosporus vorstolien.'? Die Aufstande von 604/05 bekam der Usurpator recht schnell unter Kontrolle, erst MiGernte und Kalte lief~en 609 d.e wachsende Unzufricdenhcit in allgemeinen Aufruhr ubergehen, dureh den schliefSlich Herakleios, Sohn des Exarchen von Africa, im Herbst 6rc an die Macht gebngte." Auf die akure Bedrohung an der Ostfront reagierte Phokas durehaus ahnlich wie die meisteri seiner Vorganger: Er zog die Truppen aus Europa ab und erkaufte sieh den Frieden an del' nun unzureichend geschi.itzten Donaugrenze. Wohl 604 schlof er einen neuen Vertrag mit dem Khagan; dafS dieser den Awaren eine Erhohung der jahrgelder (vielleichr auf raoooo Solidi) brachte, ist anzunehmen." Dieser Vertrag verhinderte wohl nicht, daf der Verfall des Limes und die Slawisierung weiter Landstriche sich besehleunigten.1j Etwa urn diese Zeit fielen diejenigen Stadte und Festungen an der Donau, die noeh kurz zuvor den Heeren des Priskos und Petros als Aufmarschbasis gedient hatten: Singidunum, Novae, Durostorum, Tomis, das eigensinnige Asimos und die ubrigen Ende des 6. Jahrhunderts noch erwahntcn Kastelle. q DaB die Awaren sich daran uberhaupt niche bereiligt hatten, ist nicht anzunchmen ; 6°3/04 und 609/ro karnen fur soIche Operationen besonders in Frage. Immerhin schurzte der Vertrag von 604 offensiehtlich die verbleibenden groGeren Stadte des Binnenlandes zunachst VOl' konzentrierten awarisehen Angriffen. In diesen Jahren kam es vermutlich bei den Awaren Zll einem Regierungswechsel; ein jiingerer Sohn des Reichsgriinders Baian loste den alteren Bruder ab." Daf die Sohne des regierenden Khagans bei der Nachfolge einem Onkel den Vorrang lassen rnuliten, kam aueh bei den Turken VOr.16 Baians Enkel hatten nieht viel Gluck gehabt; einige waren 598 an der Pest gestorben, andere war en im folgenden Jahr hir eine Serie awariseher Niederlagen veranrwortlich gewesen. Wie schon 532/84, registrierte keine Quelle den Regierungswechsel oder den Namen des neuen Herrschers ; auch der genaue Zeitpunkt ist ungewifS. Man konnte annehmen, ciaG der neue Khagan kurz vor 6ro den Thron bestiegen harte: denn bis dahin is! nichts yon awarisehen Initiativen bekannt. Yom Naehfolger des zuletzt wenig offensiv eingestellten alteren Baian-Sohnes erwartete man aber wohl mehr Schwung in der Aulsenpolirik. U nd tatsachlich machte ab 610 das Awarenheer wieder yon sieh reden. Perserkrieg
Die \'('estpolitik und die Eroberung van Cividale Ob der Khagan 609/10 die Wirren in Byzanz fur einen Angriff nutzte, wie Johannes von Nikiu verrnuten JafSt, ist unsicher. Offensichtlich schaltete er sich wenig sparer iiJ die inneren Konflikte der westlichen Nachbarn ein. Hier hatten sieh seit jahren die Spannungen zwischen dem austrasisehen Konig Theudebert II. und seinem Bruder Theuderich II., mit dem Brunhilde in Burgund das Regiment fi.ihrte, verscharft. Der Zwist bestimmte die westeuropaische Diplomatie ; der Langobardenkonig Agilulf harte 604 seinen Sohn Adaloald rnit einer Tochter Theudeberts verlobt. Im Gegenzug sollte Theuderich eine Tochter des Westgotenkonigs
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Witterich heiraten ; doch auf Bctreiben Brunhildes dupierte er den Goren, indern er die Braut zuruckschickre und die Mitgift behielr, Burgund war daraufhin van Gegnern eingeschlossen, deren Allianz allerdings wenig bewirkte. Irn Februar 610 riG Gundemar den gotischen Thron an sich ; er blieb in der Front gegen Brunhilde und unterstiitzte ihren Gegner Theudebert sogar mit Geld. '7 Zustandig fi.ir diesen Schaehzug war der Comes des van den frankischen Verhaltnissen am meisren betroffcnen Septimanien, des cxponierten Gebietes urn Narbonne. Scin Name war Bulgar. Der Brief, in dern er seinem Irankischen Gewahrsm.inn die Zahlung ankiindigt, ist erhalten ; darin spricht er yon den Ger iichten, dafS Brunhilde die Awaren gegen Theudebert zu Hilfe gerufen harte, und bitter um Informationen dariiber, ob Theudebert die Awaren schon gesehlagen habe." Ob es damals, wie 596, zu einer direkten Auseinandersetzung zwischen Awaren und Franken karn, wissen wir niche. Doeh fand offensichtlieh eine An Stellvertreterkrieg in den Osttiroler Alpen start. Der bayerisehe Dux Garibald, Sohn des soeben verstorbenen Tassilo (II.), wurde bei Aguntum/Lienz YOn Slaw en gesehlagen, die daraufhin das bayerische Grenzgebiet (wohl im Pustertal) verwiisteteri. Den Bayern gelang es immerhin, die Feinde wieder zu vertreiben und ihnen die Beute abzunehmen. '9 Die Awaren selbst wurden um dieselbe Zeit woanders aktiv, Ausfuhrlich schildert Paulus Diaconus ihren Angriff auf Gisulf II., den langobardisehen Dux von Friaul. Naehdem Gisulf und viele seiner Gefolgsleute auf clem Schlachtfeld ihr Leben gelassen hatten, verschanzte sieh seine Gemahlin Romilda mit ihren Sohnen (darunter dem spateren Konig Grimoald) und dern Rest des Heeres in Forum Iulii/Cividale. Angeblieh solI sie selbst, yon der Schonheit des jungen Khagans bezaubert, ihm die Tore geoffnet haben, worauf die Manner niedergemetzelt, Frauen una Kinder verschleppt wurden. Nur den Sohnen Gisulfs gelang die Flucht, die Paulus mit sagenhaften Elernenten ausschmiickt. 20 Niemand war den bedrangten Friulanern zu Hilfe geeilt; trotz dem niitzte der Khagan seinen Sieg nicht fur ein weiteres Vordringen. Das verleitet zur Schlufsfolgerung, dafS die Aktion rnit Konig Agilulf, der mit Gisulf schon viele Schwierigkeiren gehabr hatte, abgesproehen war. Dasselbe tat ja auch Grimoaid, dies mal noeh unter den Leidtragenden, als er sparer Konig war." Die Frage, ob eine solche 1ntrige denkbar ist, hangt mit den uniibersichtlichen Bundnisverhaltnissen der Zeit zusarnmen ; die Mosaiksteine sind nieht ganz einfach zusammenzufiigen. Das langobardisehe Konigshaus war uber Agilulfs Gemahlin Theudelinde mit den bayerischen Agilolfingern, durch Adaloalds Frau mit Theudebert II. verbunden; das Bundnis mit dem Austrasier wurde noeh kurz vor dessen Tod 612 erneuert. Falls die Geruchte stimmen, claG die Awaren mir Brunhilde paktierteri, standen sie auf der anderen Seite. Dem wiirde auch die slawisch-bayerische Auseinandersetzung entsprechen, egal, ob wiederurn ein bayeriseher Vorstof sie ausloste" oder ob sie eine awarische Parteinahrne im innerfrankischen Ringen andeuten sollte. Allerdings ist der awarische Zug gegen Friaul kaum dureh ein etwaiges Bi.indnis mit Brunhilde zu begri.inden; das Spiel del' Allianzen blieb in jenen Jahren bloGe Theorie, der Irankische Konflikt explodiertc erst rnit dem Tod Theudeberrs (6r2), die Langobarden hielten sich heraus, und der Fall Cividales hatre keinerlei spiirbare Folgen an anderen
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,7.
Dus siebente j abrbundcrt
Fronten. Die traditionell guten Beziehungen zwischen Awaren und Langobarden scheinen sich jedenfalls nicht nachhaltig verschlcchrert zu haben. Die Aktionen an der Westgrenze des awarischen Machtbereiches dienren also durchaus awarischen - und slawisclien - Zielen. Der junge Khagan hatte seinem Heer einen gJanzenden Erfolg geliefert. Die Schwachung der Friulaner niitzten die benachbarten Slawen kurz darauf z u Plunderungen in Istrien." Agilulf par..te der Schlag gegcn den aufsassigen Gisulf ins Konzept, selbst wenn er ihn nicht angestiftet harte. Und im Fernen Spanien, wo man die irankischen Querelen ernster nahm, mochte man den Nachrichten entnehrnen, dar.. die gottlosen Awaren fiir die verhaiite Brunhilde Partei ergriffen hatten. Man beni.itzte das wohl nicht ungern als propagandistische Munition: Noch fast 200 Jahre sparer geniigte ja ein derartiges Geriicht im Frankenreich, urn einen Rivalen - Tassilo III. - zu desavouieren. [edenfalls lier..en sich die Awaren nicht weiter in den Macht-Poker der Westmachte hineinziehen; sie versuchten auch niche, die gespannte politische Situation fur neue Erfolge zu niitzen. Der awarisch-slawische Doppelschlag harte wieder einmal signalisiert, daf mit dem Khaganat nicht zu spaiien war; Friulaner wie Bayern, die ohnehin ihre eigene und manchmal recht expansive Aur..enpolitik betrieben, hatten einen entscheidenden Dampfer erhalten. Nun konnre sich del' Khagan wieder der Balkanpolitik zuwenden.
DIe grofle Offensi-vi?
urn 615
Start der Balkanpolitik urn jeden Preis, die Maurikios Thrun und Leben gekostet harte, betrieb man in Byzanz offcnsichtlich i.iberhaupt keine Balkanpolitik mehr. Herakleios, der als Retter in Konstantinopel eingezogen war, taumelte in seinen ersten Regierungsjahren von Nicderlage zu Niederlage. Armee und Finanzen waren durch die Biirgerkriege und durch die gesellschaftlichen Spannungen, in denen diese wurz.elten, zerruttet. Die reichsten Provinzen des Reiches fielen Zug urn Zug an die Perser: 6 I 31r4 wurde Syrien erobert, 614 fie! Jerusalem, und in den Jahren bis 619 folgte Agypten.'4 DaB die Romer in dieser Lage wenig fur die verarrnten Balkanprovinzen tun konnten, ist klar. Erst 619120 gelang es Herakleios, durch eine Finanz- und Militarreform wieder die Mittel fiir eine akrivere Aur..enpolitik in die Hande zu bekomrneri." An diese dunkle Zeit erinnerte man sich in Byzanz offensichdich sparer nicht gem; die Quellen berichten erst ab 620 wieder ausfuhrlicher. Fiir die Vorgange auf dern Balkan ist man fast vollig auf Verrnutungcn angewiescn. Nur iiber die wiederholtcn Belagerungen von Thessalonike sind wir durch die Miraeula Dernetrii besser inforrnierr. Sie lassen gleichzeitig wertvolle Ri.ickschliisse auf die gror..raumige Situation zu. Die Initiative war auf die Slawen iibergegangen. Ausgerechnet in der Nacht des Demerrius-Festes. an einem 26.0ktober, naherte sich in einern jener Jahre ein nicht sehr gror..er, aber kriegserfahrener Trupp von Slawen unbemerkt der Stadt. Wie durch ein Wunder wurden die etwa 5000 Feinde entdeckt, bevor sie im Morgengrauen angreifen konnten, und in oHener Feldschlachr abgewehrt." Die Bewohner der Stadt waren deshalb fast uberrumpelt worden, weil darnals iiberal! "tider Frieden" herrschte. Das Jaj~t vermuten, dar.. dieses Ereignis 604 stattfand,
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als Phokas gerade einen Friedensverrrag rnir den Awaren abgesch!ossen haue." Offensichtlich konnte man zu dieser Zeit in Thessalonike noch darnit rechnen, dar.. ein Vertrag rnit dem Khagan auch die Slawen von einern Angriff abhalten wiirde; doch man tauschte sich. Die slawischen Stamrne, die vermutlich die weirere Umgebung dcr Stadt schon erreicht harten, brauchten das Einverstandnis des Khagans nicht rnehr, urn einen gut organisienen Handstreich gegen die MetropoIe Illvriens zu versuchen. W~itere Fortschritte in der selbstandigen Organisation der Slawen zeigt die nachste Belagerung Thessalonikes, die etwa zehn jahre sparer stattfand." Erstrnals werden in dern (allerdings zwei Menschenalter sparer verfafsten) Bericht slawische Stammesnarnen genannt: Drogubiten, Sagudaten, Belezegiten, Baiuneten, Berzeten. "Sie verwiisteten ganz Thessalia und die ihr und Hellas vorgelagerten Inseln, weiters auch die Kykladen-Inseln und ganz Achaia, Epiros und den gror..ten Teil yon Illvricum und einen Teil von Asia und machten, wie gesagt, gar viele Stadte und Provinzen unbewohnt". 29 Selbst wenn die Aufzahlung keine exakten geographis chen Ruckschlusse erlaubt, zeigt sie den Unterschied der politischen Situation zu 604, als man sich im tiefsten Frieden wahnte. Bemerkenswert ist auch, dar.. den Slawen allein die Initiative zu all diesen Pliinderungen zugeschrieben wird. Anfi.ihrer (Archon) des wohl ad hoc zusammengeschlossenen, aber wohlorganisierten Barbarenheeres war ein gewisser Charzon ; die Slawen hatten eine gro6e Menge ihrer Einbaurne bereirgestellt, um die Stadt von der Seeseite angreifen zu konnen, und sie verfugten auch iiber andere Belagerungsmaschinen. Sie hatten ihre Frauen und ihre Habe mirgebracht, urn sich nach der Eraberung in der Stadt niederlassen zu konnen. Stirnrnt diese Information, wiirde das zweierlei bedeuten: Erstens ging es bei den slawischen Kriegszligen dieser Jahre tatsachlich um die Eroberung von Siedlungsgebieten; im Stil der Volkerwanderungszeit hatten sich ganze Gentes aufgemacht, um das eroberte Territorium zu besetzen. Zweitens hatten sich die Angreifer noch nicht in der naheren oder ferneren Umgebung der Stadt fest angesiedelt, die Auizahlung der Starnmesnarnen greift daher den Ereignissen moglicherweise 'lor. Daf der Angriff auf die Stadt zwei Jahre sparer wiederholt wurde, deuter ebenfalls an, daB viele zu bleiben wiinschten - jene, deren Stammesnamen den Leuten von Thessalonike bald darauf vertraut wurden. Die meisten von ihnen werden ein halbes Jahrhundert sparer wahrend der PerburidAffare wieder genanntY Trotz ihrer anfanglichen Befiirchtungen gelang es den Stadtbewohnern, verstarkt durch Fli.ichtlinge, sich erfolgreich zu verreidigen. Eine Reihe von Gefangenen der Slawen niitzte die Gelegenheit, urn in Thessalunike Zuflueht zu suchen. Das wiederum bestarkte die Slawen in ihrem Plan, sich mit allen Mitteln der Stadt zu bernachrigen: "Sie versarnrnelten betrachtliche Gesehenke und liefsen sie zum Khagan der Awaren bringen. Sie versprachen ihm, er werde riesige Mengen an Schatzen bei dem Vorhaben erbeuten, die er, wie sie versprachen, aus unserer Stadt beschaffen konne, falls er ihnen dabei Waffenhilfe leiste. Sie versicherten, daf die Stadt leicht zu nehmen sein wiirde: Denn die Stadte und Eparehien rundum hatten sie schon unbewohnt gemacht, nur diese Stadt habe sieh allein mitten zwischen ihnen gehalten; und die Stadt nehme aile Fluchtlinge aus den Gegenden an der Donau auf, aus Pannonien und Dakien und Dardanien und den andercn Eparehien und Stadten."!' Unter dies en Fliiehtlingen waren, wie wenig
7 L\{5 siebcnte [abrh un dert
Konsolidierung un d neue O/Tcnsit'en
sparer gesagt wird, auch Bewohner yon Naissus/Nis und Serdica/Sofia, die schlechte Erlahrungen mit der Wirksamkeit barbarischer Belagerungsmaschinen gemacht hatten. Die diisrere Lage, in der sich die Leute von Thessalonike sahen, entspricht ziemlich genau den knapperen Informationen, wie sic johannes von Nikiu und Isidor gebcnY In den ersten Rcgierungsjahren des Herakleios fielen die lerzren rornischen Bastionen in weiten Gebietcn der Balkanhaibinsel: Nur einige feste Platze an den Kusren und die Stadte in der weiteren Umgebung von Konstantinopel konnten sieh halten.!' Man hat versucht, die Chronologie der Eroberungen rnit Hilfe der Miinzfunde zu praz isieren: In Caricin Grad endet die Munzreihe 606/07, in Naissus sind ein Follis von 613 aus einern byzantinischen Grab und ein zwischen 6I) und 616 gepragrer Solidus die jiingsten Stucke." Man konnte also den Fall von Naissus auf 6141I5 setzen ; welchen Anteil daran die Awaren hatten, sagen die Miracula nicht genau, doch legt der Text nahe, daB man die Gegend, aus der die Fluchtlinge karnen, als .Revier' des Khagans betrachtete, Isidor kennt nur Slawen als Angreifer, Johannes von Nikiu nennt unter verschiedenen Barbarcnvolkern namentlieh nur die Awaren (aIlerdings in der verbaIlhornten Form "Alwarikon").
der Pieilhagel, mit dem die Verreidiger uberschurrer wurdcn, rich tete wenig Schaden an. Die Belagerung dauerte 33 Tage; sie war also wesentlich besser organisiert als aIle Iruheren, die schon nach wenigen Tagen wegen der Demoralisierung der Angreifer und Versorgungssehwierigkeiten abgebroehen wurden. Nach einem Monat erfolgloser Angriffe gelang es dem Khagan noeh, sein Gesicht zu wahren. Er trar in Verhandlungen mit den Verteidigem, forderte fur den Abzug Geld und drohte mit neuen Angriffen. Der Verrrag kam zusrande, die Awaren zogcn ab, nicht ohne noch die Kirchen der Umgebung niedergebrannt zu haben. Andere Barbaren kamen mit den Stadtern ins Geschaft und verkauften ihre Gefangeneu'": es war vielleichr der Beginn cines friedlieheren Zusammenlebens zwischen Thessalonike und seinen slawischen Naehbarn, und die Stadt blieb nun fur mehr als eine Generation von Angriffen verschont.
2.J..1
Der "Krieg des Khagans" gegl!i1 Thessalonike Das Verhaltnis zwischen Awaren und Slawen JaBt sich mit Hilfe der Miracula recht genau bestimmen: Diejenigen Slawen, die sich unter Chatzon gegen Thessalonike zusarnrnengetan hattcn, konnten unabhangig operieren, den Khagan zur "symmaehia" auffordern. Irn Kontakt mit ihm erschienen sie allerdings eher als Bittsteller (obwohl auch der Khagan die Aufforderung zum Mitkampien gelegentlieh mir Geschenken .garnicrte'!'). Im Kampf muiiren sie sieh der Fi.ihrung des Khagans unterordnen. Andere Slawen, die im engeren awarisehen Machtbereieh lebten, waren ebenso wie Bulgaren und weitere Gentes dem Befehl des Khagans direkr unterworfen und gehorttn der Streitmachr an, die er nun gegen Thessalonike mobilisierte. Die Vorbereitungen nahrnen offenbar zwei Jahre in Anspruch; dann, etwa 6171i 8, ruche das Behgerungsheer an.;6 Der "Krieg des Khag:ms", wie ihn die Miracula nennen, war die wohl harteste Belagerung von allen, die der heilige Demetrius den Einwohnern bestehen haHY Zunachst preschten ausgewahlte Reiter heran, bevor man in der Stadt damit rechnete, und bernachtigten sieh aller, die sie auiserhalb der Stadtmauer antrafen. Nach einigen Tagen kam unter Fuhrung des Khagans das Gros der Arrnee, das die Belagerungsmaschinen mit sieh Fuhrte. Auch fur den Kaiser kam offensichdieh der Angriff iiberraschend; man fiihrte es auf ein Wunder zuriick, daf dennoeh eine Reihe von Versorgungssehiffen die Stadt zum richtigen Zeitpunkt erreichten. Die Barbaren waren noch besser mit Belagerungsmasehinen ausgestattet als 586;8; diesmal verfiigren sie sogar uber Belagerungsturrne, hoher als die Stadrrnauer, auf deren Plartforrn gepanzerte Kampfer Platz fanden, rollende Leirern und Brandschleudern. Doeh Iunktioniertcn nieht aIle Vorrichtungen zur Zufriedenheit: ein Turm stiirzte ein und begrub seine Bcsatzung unter sich, und die .Schildkroten', die gegen die Mauern gefuhrt wurden, erwiesen sich als wenig zuverlassig. Auch
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Dalmatien Noch um die Jahrhundertwende harte Papst Gregor rnit Salona in einer langwierigen kirchenpolitischen Streitfrage korrespondierr": die unerquickliche Auseinanderserzung war eines der letzten Lebenszeiehen der Stadt. Dber den Fall von Salona, der alten Metropole Dalmaticns, berichtet keine zeitgenossische Quelle; doeh bei Konsrantin Porphyrogennetos hat sich eine sagenhafte Erziihlung davon erhalren. In Kapitel 29 und 30 werden zwei Varianten dieser Legende wiedergegeben. Der Grenzfluf Dalmatiens, so wird erzahlt, war die Donau; jenseits lebten die Awaren, und die Garnison von Salona harte am Fluf zu waehen. Nach der rneist bevorzugten Version von Kapitel 30 Eielen die Dalrnariner einmal, als die Awaren auf Kriegszug waren, iiber ihre Frauen und Kinder her. Als sie im folgenden Jahr diesen Plunderungszug wiederholen wollten, gericten sie jedoch die in awarische Gefangensehaft. Die Awaren legten die romischen Uniformen an und verschafften sich so am Karsarnstag Zutritt zur Stadt Salona, die sie auf diese Weise in Besitz nehrnen konnten; von da aus eroberten sie den Groflteil Dalmatiens und lieEen sieh dort nieder. Die Geschichte gibt zunachst wenig Auischlusse iiber den hisrorischen Hintergrund der Ereignisse. DaB ratsachlich Truppen aus Salona die Donau iiberschritten hatten, um das Land der Awaren auszuplundern, erscheint fur die Zeit seit 602 undenkbar; hochstens konnte sich darin eine Reminiszenz an den Zug des Priskos verbergen. Die Parabel von der Hybris der Salonitaner scheidet fur die nahere Datierung also aus; bemerkenswert ist nur, dag hier, ebenso wie in Grieehenland, der Name der Awaren als Angreifer bewahrt wurde, obwohl man es !angst nur mehr rnit Slawen zu tun harte. Eine groBe Rolle in der Diskussion spielre daher der verwitterte Grabstein einer Abtissin, den man in Salona gefunden hatte ; die fromme Frau, einst aus Sirrnium geflohen, war am a.Mai einer fi.inften Indiktion gesrorben, was meist mit 6 I2 aufgeli:ist wurde - terminus post quem fur den Fall dcr Stadt.!' Darnit kame man in die Gegend von 6 J 4, dern Datum der Eroberung von "Graecia", das Isidor gibt; es wurde fur den Fall yon Salona ubernommen und ging in die meisten Handbiicher ein." Ein spateres Datum, 625, nennt die allerdings erst im 13. J ahrhundert entstandene Chronik des Archidiakons Thomas von Spalato, der die Eroberer als .Goten' bez eichnet - im Sinn einer Ansippung
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7- Dus siebente [ubrhundert
der Kroaren an die Goren, denn die spatrnirrelalterliche Gelehrsarnkeit leitete die Kroaten von den Goren ab.!' Eine bedeutsame zeitgenossische Quelle ist schliefjlich der ,Liber ponrificalis; danach sandte Papst Johannes IV., selbst Dalrnatiner, 640/41 den Abt Martin rnit einer grogeren Geldsumme nach Dalrnatien, um dort Gefangene freizukaufen und Reliquien der von Awaren und Slawen zerstorten Kirchen zu erwerberi." Die Ausgrabungcn der letzren Jahre in Salona haben die Diskussion wieder in Gang gebracht. Nahm man bisher an, daB auch die Munzreihe hier 613/14 abbrache", so brachte ein neuer Fund von 51 Kupfermiinzen eine Korrektur ; die letzte Miinze des Schatzes wurde zwischen 625 und 630 gepragr, zwei weirere stamrnen von 614/r 5 Y Auf dieser Grundlage analysierte Nikola Jaksic noch einmal den Text Konstantins." Bisher war man davon ausgegangen, daf die Variante in Kapitel 30 zuverlassiger sei, weil sie das Herrschaftsgebiet der Awaren korrekr im spateren Ungarn (im Land von Konstantins "Tiirken", den Ungarn) lokalisierte und mir der Abwesenheit der awarischen Krieger den erfolgreichen Raubzug der Salonitaner plausibler machen konnte. Tatsachlich schien die Version von Kapitel 29, die von "unbewaffneten Slawen, die Awaren genannt werden", sprach, allem zu widersprechen, was man i.iber .die' Awaren wuflte.49 Kapitel 29 enthalt allerdings ein intercssantes Detail, das aus lokaler Tradition starnmen rnuli: Es erwahnr nicht nur die .Donau' als Grenzflufs, sondern auch die "c1isura" am Kleisa-Pali, nur vier Meilen von der Stadt entfernt, wo die Salon itaner den Zugang zur Stadt bewachten.'? Man hat aus der Schilderung nicht den Eindruck, als ware der Fluf von hier noch so weit entfernt gewesen wie die Donau; [aksic meint daher, daB in Wirklichkeit von der Cetina die Rede ist, die tatsachlich langere Zeit eine regionale Grenze bildete. Von jenseits des Flusses hatten, wie er folgert, wohl zwischen 619 und 626 ortsansassige Slawen Salona erobert. Das schein bare Paradoxon van den "Slawen, die Awaren genannt werden", erinnert an Griechenland, wo spatere Quellen ebenso vergeblich den Widerspruch zwischen der Erinnerung an awarische Angriffe und der augenscheinliehen Niederlassung von Slawen zu uberbriicken versuchten." Grundlage der Verwirrung ist wohl ein ahnlich komplexes awarisch-slawisches Verhalrnis wie es aus den .Miracula Demetrii' hervorgeht. Auch in der Nahe der dalmatinischen Kuste lie Ben sieh im ersten Viertel des 7. jahrhunderts allmahlich slawische Gruppen nieder. Von ihnen erwartete man zunachst keinen gefahrlichen Angriff; vielleichr gingen die Salonitaner tatsachlich soweit, die Slawen jenseits der Cetina ausplundern zu wollen. Diese Slawen planten daraufhin einen Handstreich gegen die Stadt; es ist gut moglich, daB sie ebenso wie die Chatzon-Slawen den Khagan um Hilfe ersuchten. Wie 604 in Thessalonike, suchte man sieh einen hohen Festtag fur den Angriff aus: das Osterfest, an dem die Salonitaner weniger wachsam waren. Das wiederum weist darauf hin, da~ die Angreifer die Cebrauche der Christen schon recht gut kannten. Der Hauptteil der Gefangenen und der Beure blieb bei denen zuruck, die nun die Kiistenebene besetzten ; das laBt verrnuten, daB kein grolles Aufgebot unter Fiihrung des Khagans erschienen war wie 61 71I 8 vor Thessalonike. Eher handelte es sich um klein ere awarisehe Gruppen, deren hoheres Prestige der Aktion den Namen gab." Wann das geschah, ist schwer zu sagen; sieher nach 6141I5, was die M i.inzfunde bestatigen, moglicherweise nach 625, obwohl ein einzelner Solidus
Del" Hundstreich geg~rz den Kaiser
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ebenso nach der Eroberung in die Erde gelangt sein konnte ; der Ri.ickkauf von Gefangenen van 641 muf nicht unmittelbar nach ihrer Verschleppung erfolgt sein, wird aber kaum ein Vierteljahrhundert auf sich warren haben lassen. Man kame darnir auf ein Datum in den ]ahren vor, vielleicht auch naeh 626. Die Ausgrabungen lassen darauf schlielien, daB das Leben in Salona mit der Eroberung nicht auf einen Schlag beendet war; erst um die Mitte des z Jahrhundens war die Ubersiedlung nach Spalaio, in den alten Dioklerians-Palast, abgeschlossen.!' Das weitere Zusamrnenleben der Romanen rnit den Slawen war durehaus friedlich; eine Reihe romaniseher Stadte behauptete sieh, neben Spalato/ Split etwa Diadera/Zara/Zadar und Ragusa/Dubrovnik (das die Bevolkerung des zerstorten Epidamnus aufnahrn).!' Die legendenhafte dalmatinische Dbcrlieferung wurde bis zur Endfassung des Konstantins-Textes mehrfach iiberarbeitet; die Cetina als Grenze zu den ,Awaren' ersetzten die Kornpilatoren naeh ihren historischen Informationen durch die Donau, einsr awarische und sogar dalmarinische Grenze.!' Die Version von Kapitel 30 laBt die befremdlichen ,unbewaffneten Slawen, die Awaren genannt werden' ubcrhaupt weg und spricht nur mehr vori jenen Awaren, die man aus den Geschichtswerken kannre. Niche immer muf aber die plausiblere Version die authentische sein; gerade was ungereimt anmutet, bewahrt manchmal die urspriinglichere Uberlieferung.
7-2. Der Handstreich
gegen den Kaiser
Sonntag, der 5. ]uni 623.' Fur diesen Tag war eine ungewohnliche ,Gipfelkonferenz ' anberaumt. In der Nahe der ,Langen Mauern', zwischen Selymbria/Silivri und Herakleia/Eregli am Marrnara-Meer, etwa 60 km westlich van Konstantinopel, sollten Kaiser und Khagan die Friedensbedingungen aushandeln. Herakleios harte den Grofheil seines Heeres an der persischen Grenze zuriickge!assen und war in die Hauptstadt zuriickgekehrt, U11l rnit diplornatischen Mitteln einen drohenden awarischen Angriff aufzuhalten.' Der Patrikios Athanasios wurde in der Begleitung von Kosmas zum Khagan geschickt, um Friedensbedingungen auszuhandeln. Der Awarenherrscher rneinte, er stiinde den Romern freundlich gegeniiber, und wiinschte die Vertragsbedingungen mit dem Kaiser personlich zu vereinbaren.' Herakleios war einverstanden, und das Treffen wurde arrangiert. Drei Tage nachdem die rornische Delegation in Selymbria eingetroffen war, erschien auch der Khagan bei Herakleia. Der Kaiser harte alles aufgeboten, um die Barbaren zu beeindrucken. Er verlief Selvmbria in vollem Ornat, das Diadem auf dem Kopf, mit einern groBen Gefolge von Senatoren und Klerikern, Wiirdentragern und Vertretern der Biirgersehaft, rnit Musikern und dem Palastehor. Fiir die Awaren harte man reiche Gesehenke und herrliche Gewander mirgebrachc, sogar ein pferderennen war vorbereitet.' Da wurde dem Kaiser gemeldet, daB sieh in den bewaldeten Gebieten zu den Langen Mauern hin awarische Reiter versteckt hielten. Sie hatten offensichtlich den Auf trag, dem prunkvollen, aber wenig verteidigungsbereiten Zug den Ri.ickweg abzuschneiden. Ob das tatsachlich ein von langer Hand geplanter Versuch war, sich der Person des Kaisers zu bemachtigen, oder ob der Khagan dadurch wahrend der Verhand-
7. Du: siebcnt e [alirb undcrt
Der Handstreicb gegm den Kaiser
lungen nur zusarzlichen Druck ausiiben wollte, isr nicht mehr fesrzustellen. Byzanunische wie mod erne Historiker nehmen ersteres als gegeben an, und der weitere Verlauf der Ereignisse scheint dafur zu sprechen. Der Kaiser reagierte schnell; er verrauschtc die kaiserlichen Gewander mit unauffalligerer Kleidung, verbarg die Krone unrer der Achsel und machte sich im gestreckten Galopp auf den Ruckweg in die Hauptstadt. Die awarischen Reiter blieben ihm auf den Fersen. Erstrnals gelang es ihnen auf diese \Veise, in das Gebiet innerhalb der Langen Mauern einzudringen. Schliclilich erreichten Herakleios und sein Gefolge das am Siidende del' theodosianischen Stadtmauer gelegene Goldene Tor; er alarrnierte die Garnison, wahrend die Awaren wenige Meilen vor der Sradtrnauer beirn Hebdomon-Palast (beirn heutigen Bakirki:iy) ihr Lager aufschlugen. Die kaiserlichen Cewander, die Geschenke und Musikinstrumente und all das, was die Fluchrenden zuruckgelassen hatten, fielen in die Hande der Awaren; sie plunderten die Umgebung der Hauptstadt und zerstorten einige Kirchen.' Dabei rnachten sie eine groJ;e Zahl von Gefangenen. Angeblich verschleppten sie 70000 Byzantiner uber die Donau, Manner, Frauen, Kinder und Greise." Wann das geschah, war lange umsrritten , denn das Chronicon paschale datiert die Ereignisse auf 623 (in diesem jahr war del' 5.Juni tatsachlich ein Sonntag), wahrend Theophanes sie auf 619 setzt, Der zeitgcnossischen Angabe del' Osterchronik wurde entgegengehalten, daIS Herakleios 623 schon in den Orient aufgebrochen war; viele pladierten deshalb fur 619 oder nach einer Umersuchung von Baynes gar auf 6 I 7.7 J ungst hat Straws in einer gri.indlichen Analyse die Einwande gegen 623 z erstreut, das als in sich widerspruchsfreies und zeitnahe uberliefertes Datum vorzuziehen ist ; der ). Juni wird zudem dadurch bekraftigr, daf noch lange nachher an diesern T1g Dankprozessionen zur Rettung aus der Barbarenge[ahr stattfanden." Wenig beachtet wurde bislang, daB das Ereignis sich bis nach Spanien herumsprach und dort in einem Zusatz zur Chronik Isidors erwalint wird: "H uni mururn longurn irrurnpentes et ad rnenia Constantinopolis peraccedentes cum predicto imperatore (i.e. Eraclio) in muro stante conlocuntur; qui acceptum precium ab eo pacis ad tempus recedunt." Das Ereignis wird hier ins 14. Jahr des Herakleios (Okt. 623-624) und ins 40. des Frankenkonigs Chlothar (62 3!z.1-) gesetzt; ein gewichtiges Argument EliI' die Datierung auf 623.9 Daf die Barbaren die Langen Mauern uberwunden hatten, sreht hier irn Vordergrund, ebenso wie der personliche Einsatz des Kaisers bei den Friedensverhandlungen. Mit dem Scheitern der .Gipfelkonferenz' waren seine Friedensbernuhungen nicht beendet: er hatte keine Wahl, wollte er gegen die Perser offensiv werden. Dber den Abschluf des Vertrages berichtet die Osterchronik nicht; Theophanes setzr ihn in das Jahr nach dem Handstreich yon Herakleia, bei ihm also 620. rc Nikephoros, der kein Datum nennt (vor dem Abmarsch gegen die Perser, schreibt er nur), weiB die Summe der .Geschenke': 200000 Solidi, eine bislang unerreichte Hahe"; das zeigt die Bedrangnis, aus der sie gegeben wurden. Zudem mulste del' Kaiser als Geiseln einen Sohn, Johannes Athalarich, den Neffen Stephanos, Sohn seiner Schwester Maria, und Johannes, einen Sohn des Parrikios Bonos, den Awaren ausliefern; erst nach 626, sparestens 636, gelang es Maria, ihren Sohn vorn Khagan z uruckzubekommeri." Die Friedensverhandlungen diirften nicht leicht
gcweser. sein ; angeblich drohte del' Khagan zunachst damit, Konstantinopel zu zerstoren, wenn er nicht die Halfre alier Giiter und Scharze erhalte, die sieh in del' Stadt befanden, 'j Durch seine "Logades" beschwor del' Khagan schliefilich den Vertrag rnit den "hergebrachten Eiden";!' Die Befriedung del' Awaren scheint Herakleios bis zum nachsten Fri.ihjahr in der Hauptstadt [estgehalten zu haben; erst im Marz 624 kehrte er wieder zum persischen Kriegsschauplatz zuriick. '5 Der Abschluf des Vertrages ist also wohl in den Winter 623124 zu datieren. War diesel' Vertrag von 623124 del' erste seit Phokas' Zeiten? Damit ist kaum zu rechnen. Auch unrer Maurikios war nach den awarischen Kriegszi.igen immer ein formeller Friedensvertrag abgeschlossen worden. Die Chronologie von Krieg und Frieden in den ersten Jahren des Herakleios ist kaum zu rekonstruieren; die Eroberung der Binnenstadte und der Angriff auf Thessalonike brachen wohl wiederholt den vertragsmaBig abgesicherten Zustand, aber der Khagan muBte Interesse daran haben, daf die regelrnafiigen Zahlungen aus Byzanz weitergingen. Beim Regierungsantritt eines Kaisers war es i.iblich, den Vertrag zu verlangern, was auch 6rolrr geschehen sein diirfte, um so mehr, als die Awaren sich in den beiden unruhigen jahren zuvor wohl kaum ganz zuruckgehalten hatten; ein Friedensschluf ist ebenso nach den Ereignissen von 6141 r 5 anzunehrnen. Nachdem die Bewohner von Saloniki 617/18 den Abzug des Khagans erkauft hatten, kam es vielleicht noch zu einem Vorstof gegen Thrakien, den man mit Theophanes auf 619 setzen ki:innte; spates tens danach wurde wahrscheinlich zwischen Khagan und Kaiser wieder verhandelt. Es ist kaum denkbar, daf Herakleios den Vorsrof gegen die Perser plante, ohne sich zumindest formell den Rucken gesichert zu haben. Bevor er erstrnals aufbrach (dieses Datum durfte Theophanes rnit 622 korrekt wiedergeben), schrieb er sogar noch einen Brief an den Khagan, in dem er ihn den Schiitz.er seines Sohnes nannte und ihn an seine Bi.indnispflichten erinnerte. In diesem Brief vertraute er dern Khagan auch den Schutz der Stadt und seiner Angelegenheiten im allgemeinen an; del' Khagan wiederum nannte ihn seinen Vater und 'W'ohltater. 16 Ein Vertrag, auf den der Kaiser sich berufen konnte, war zu diesem Zeitpunkt schon abgeschlossen. Ii Es ist also gut mi:iglich, daB das Datum dieses Vertrages bei Theophanes richtig iiberlieiert ist: 619/20.18 Gerade zu diesel' Zeit hatte Herakleios durch die Heranziehung des Kirchengutes erstrnals wieder die Mittel fur eine aktivere AuBenpolitik in der Hand; er niitzte sie fur die Aufstellung einer Armee und entwickelte offensichtlich auch eine langfristige Straregie, die diplornatisch abgesichert wurde." Da wahrscheinlich schon Phokas mehr als 120000 Solidi hatte zahlen miissen, blieb Herakleios eine weitere Erhohung wohl nicht erspart; denkbar waren 180000 Coldsnicke ; die 200000 von 623 waren jedenfalls der nachste Schrirr." Solange Herakleios aufri.istete, hielt sein Vertrag; gebroehen wurde er vielleicht schon 622, als die Armee gegen die Perser aufbrach, sonst ware der Kaiser nicht im foigenden Winter in die Hauptstadt zuruckgekehrt, In jcdem Fall mulite man fi.ir 623 mit einem Angriff reehnen. In diesen beiden Jahren niitzten auch die Slaw en i.iberall die Gelegenheit zu neuen Unternehrnungen ; eine syrische Quelle berichter, daf ihre Boote sogar Kreta erreicht harten." Del' Kaiser war immer noch in einer Zwangslage; er rnulite auch den Anschlag gegen seine Person auf sich sitzen lassen. Er verfolgte seinen kiihnen Plan weiter und vertraute auf die starken Befestigungen der Hauptstadt,
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626: Die Belagerung uon Konstantinopei
Unter Druck geriet allerdings auch der Khugan. In allen Winkeln der BalkanHalbinsel wurden Slawen initiativ ; selbst wenn sie gelegentlich awarischer Hilfe bedurften, waren sie nicht mehr wirksam zu kontrollieren. Der Khagan konnte nur hoHen, ihnen unter seiner Fiihrung grol1ere Erfolge zu errnoglichen, als sie auf sich allein gesrellr erreichen konnten. Daf die Belagerung groGer, gut befestigter Stadte die Moglichkeiten slawischer Starnrnesbundnisse meist iiberstieg, zeigen die Ereignisse von 616/e8. Der ji.ingere Sohn Baians mufite sich also unter dem Druck der Verhaltnisse zum .Poliorkeutes', zum Belagerungsspezialisten entwickeln. Dabei widersprach es der Kampfweise der Steppenreiter, gegen Mauern anzurennen. Cividale fiel daher durch Verrat, Salona durch Uberrurnpelung, und Thessalonike widerstand. Dennoch blieb dem Khagan keine andere Wahl; in immer grol1eren Unternehmungcn muGte er den Angriff gegen die Zentren des Reiches vortragen, die allein noch den Aufwand lohnen konnten. Denn auch unter jeneri Gruppen, die direkt seinem Machtbereich unterstanden, wuchs die Unruhe: Der Samo-Aufstand begann vermutlich schon 623/24.23 Der Angriff auf den Kaiser entsprang wohl rnehr diesem Erfolgszwang als dem Grimm iiber die Ranke der kaiserlichen Diplomatic, wie Srratos " argurncntiert. Der Verlauf des Unternehmens zeigt zudem, wie wenig ohne gezielte Belagerungen fiir das Awarenheer noeh zu holen war: Auch werin die Quellen ungeheure Gefangenenzahlen nerinen - die beiden Kirchen, die gephindert wurderi, werden extra genannt. Solche Erfolge konnte die Vormachtstellung des Khagans auf die Dauer nicht iestigen. Es war nur konsequent, dJG dieser nun alles auf eine Karte setzte.
Die Bedeutung des En:ig!1isses bedingt, daG im sonst .dunklen' 7. Jahrhundert mehrere Quellen ausfuhrlich daruber berichten. Eine Homilie, die meist dem Theodor Synkellos, einem Mitglied der Abordnung an den Khagan, zugeschrieben wird, preist ebenso die Erreuung der Stadt wie das Cedicht ,Bellum Avaricum' von Georgios Pisides ; sehr eingehend schildert auch das Chronicon paschale den Ablauf der Belagerung." Von den spateren Chronis ten ist der Patriarch Nikephoros ctwas genauer als Theophanes, der nur knapp bericlitet.? Leider isr die diplornatische Vorbereitung des grol1en Ringens wenig bekannt. DaG Herakleios die Offensive im Orient nicht nur durch Geld und gute Worte an die Adresse des Khagans absicherte, sondern auch mit seinen Nachbarn Kontakt aufnahm, ware nach den Cebrauchen der byzantinischen Diplomatie zu vermuten. Doch sind irgendwelche Missionen in den Westen zu diesem Zweck nicht belegbar.' Sicher hatten Perser und Awaren ihre Angriffe koordiniert", ebenso wie zur gleichen Zeit Herakleios mit den Tiirken Kontakt aufnahm. Nach den Erfolgen, die Herakleios in den vergangenen Jahren an der persischen Nordgrenze errungen harte, war auch Konig Chosroes unter Druck gekommen. Er hoffre einen entscheidenden Schlag gegen den schon soweit zuruckgedrangten Gegner zu tuhren: eine neuaulgestellte Armee unter Sahrbaraz marschierte von Syrien nach Chalkedon am asiatischen Ufer des Bosporus. Herakleios entschlof sich, die bis dahin an der Nordfront errungenen strategischen Vorteile nicht preiszugeben und bei seinen Truppen zu bleiben. Das Kommando in Konstantinopel blieb dem Magister militum praesentalis Bonos anvertraut, auch der minderjahrige Caesar Konstantin und der Patriarch Sergios waren in der Stadt. Brieflich gab der Kaiser Anweisungen fiir die Vorkehrungen, die gegen die erwartete Belagerung zu treHen wareri." Aullerdem schickte er einen Teil des Heeres in die Hauptstadt; ob das die in der Osterchronik erwahnten 12000 Reiter waren, ist nicht ganz sicher. Eine Gesandtschaft unter Fiihrung des bewahrten Patrikios Athanasios ging zum Khagan, urn ihn noch im ietzten Moment von seinen Planen abzubringen. Doch der Awarcnherrscher wies aile Angebote zuruck; als sein Heer Adrianopel erreicht hatte, schickte er den Botschafter voraus. Ironisch gab er ihm den Auf trag mit, die Byzantiner sollten doch zusehen, rnit welchen Geschenken sie ihn noch von der Eroberung der Stadt abhalten konnten." Doch als der Patrikios noch einmal beim Khagan vorsprach, beanrwortete dieser aIle Angebote rnit der AuHorderung nach der Ubergabe der Stadt. 'i Am 29. Juni erreichte die awarische Vorhut, angeblich 30000 Reiter stark, die Umgebung der Stadt. '4 Sic schlug bei Melantias am Marmara-Meer, in einiger Entfernung von den Sradtmauern, ihr Lager auf; gelegentlich stiefsen kleine Detachernents bis an die Befestigungen vor. Da kaum Feinde zu sehen waren, wagten sich Gruppen von Biirgern zehn Tage sparer unter militarischern Schutz bis zum zehnten Meilenstein vor, urn die Ernte einzubringen; doch kam es dabei zu Scharmiitzeln, in denen einige Byzantiner starben oder in Gefangenschaft gerieten." Am selben Tag (wohl dem 8. Juli) ritten etwa 1000 Awaren nach Sykail Galata und zeigten sich am Ufer des Bosporus, nahe der Makkabaer-Kirche, den Persern am anderen Ufer.'6 In dies en Tagen begannen sie damit, Kirchen und Gebaude in den Vorstadten zu pliindern und niederzubrennen. '7 Dabei wurde vermutlich auch der Aquadukt des Valens zerstort. ,8
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n. 626: Die
Belagerung
von Konstantinopel
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II
Am z j.September 626 erschiencn die Tiirken, angeblich 100000 Mann stark, vor den Toren der chinesischen Hauptsradt Chang-an. Der Kaiser Tai-tsung, der soeben den Thron bestiegen hatte, bestand die Kraftprobe; es war die letzte groGe Unternehmung des riirkischen Khaganates, vor dem einst die Awaren in den Westen geflohen waren ; wenige Jahre sparer mulite es sich den Chinesen unterwerfen.' Die Parallele zur Belagerung von Konstantinopel mag zufallig erscheinen ; doch sie verrat etwas uber den Rhythmus, dem die Steppenirnperien unterlagen. Die Reiche von Attilas Hunncn und Asparuchs Bulgaren, von Arpads Magyaren und Bumins Tiirken, sie alle gerieten ebenso wie Baians Awarenreich nach zwei bis drei Generationen in eine schwere Krise, oft naehdem sie noch kurz vorher am Hohepunkt ihrer Macht zu stehen schienen. Das soil die ungeheure Wirkung nicht schrnalern, die die Belagerung von Kenstantinopel 626 auf die Zeitgenossen hatte.' Der letzte awarische Angriff auf Byzanz war bei weitem die ehrgeizigste U nternehmung der Baianiden. Schon after harcen Barbarenheere vor der Kaisersradr eine drohende Haltung eingenommen, Theoderich harte hier Druck auf Kaiser Zeno ausgeubt-, und der alte Belisar hatte die Kutriguren aus den Vororten verjagen miissen.:' Der Frankenkonig Theudebcrt prahlte, er werde mit Langobarden und Gepiden gegen Konstantinopel marschieren.' Doch noch nie hatten Barbaren tarsachlich eine Belagerung der Stadt am Bosporus versucht.
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7 Des siebente [ubrb uridert
Genau einen Monat uach del' Vorhut erschien am Diensrag, dem 29. J uli, der Khagan an der Spitze seiner restlichen Truppen. Die Zahl del' Belagerer gibt Pisides rnit 80000 an; das kann ein biGchen ubertrieben sein, ist aber keine Phanrasiezahl.'? Nach den Ma1lsrabcn der Zeit waren 30000 schon eine riesige Armee; wenn der Khagan aile" wilden Volker, deren Leben der Krieg ist":", aufbot, so konnte er diese Zahl wohl betrachtlich uberschreiten. Vor den eigentlichen Kampfhandlungen bcgann del' Nervenkrieg ; del' Khagan zog vor das Philoxenon- Tor (ein weniger bedeutendes Tor etwa irn mittleren Abschnitt der theodosianischen Mauer) und zeigte seine Macht. In der Morgensonne funkelten Panzer und Schilde der Barbaren, ein schrecklicher Anblick fur die auf der Mauer zusammengelaufenen Burger.' Patriarch Sergios versuchte die Moral zu heben, in dern er mit einer wundcrtatigen, angeblich nicht von Menschenhand gemalten Ikone die Mauer entlangzog." Er harte auch eine Reihe von Marien-Bildern malen lassen, die nun auf den Befestigungen verteilt wurden.? Die Muttergottes (Theotokos) sollre ihre Stadt schi.itzen, so wie der heilige Demetrius Thessalonike. Der Belagerungsring urn die Stadt war nun geschlossen; am nachsten Tag lieE der Khagan in aller Ruhe den Sturm vorbercitcn. Er scheute sich nicht, von den Stadtern die Lieferung von Vieh zu verlangen. In einer Geste der GroGzi.igigkeit und urn ihn nicht we iter aufzustacheln, gab der Kaisersohn dieser Forderung nach.' Am 3 J. Juli im Morgengrauen begann der Angriff auf die Stadtmauern. Der Khagan und seine Awaren konzentrierten ihre Attacken auf den etwa einen Kilometer langen Abschnitt zwischen Pemptu- und Polyandriu-Tor ; an den anderen Abschnitten waren Slawen aufgestellt. In der ersten Schlachtreihe kampfren ungeschutzre Slawenkrieger, dahinter angesehenere, gepanzerte Inlanteristen. 'i Die Angreifer iiberschiitteren die Bollwerke mit einem Pfeilhagel." Die Karnpfe dauerten bis zur J r.Stunde; erst am Abend waren die ersten Bdagerungsmaschinen einsatzbereir. Irn Zusammenbau diesel' Vorrichtungen waren die Barbaren offensichtlich in zwischen sehr gewandt." Am r.August wurde der erste Grogangriff rnit Hilfe der Masehinen vorgetragen; die Quellei1 zahlen das i.ibliche Instrumentarium yon Stein- und Brandschleudern, ,Widdern' und .Schildkroteri' auf. ,s Irn Abschnitt zwischen Polyandriu- und Hagiu Rornanu- Tor wurden zwolf riesige Belagerungsturrne an die Mauern herangezogen, deren Plattforrnen die Mauern i.iberragten. Durch eine sinnreiche, kranahnliche Konstrukrion eines Matrosen gelang es den Belagerten, einige dieser Turme in Brand zu stecken. '9 Dort, wo del' Belagerungsring ans Goldene Horn stie1l,;vurden die Einbaume, die Monoxyla, der Slawen zu Wasser gelassen. Man harte sie im Trof von der Donau her mitgefi.ihnJo Die slawischen Ruderer hatten auf zahlreichen Raubzi.igen schon groGe Erfahrungen mit dieser Kampfweise gewonnen." Die Boote sammelten sich bei der Kailiniku-Bri.icke, wo wegen der Untiefen die groGeren byzantinischen Boote nicht mehr manovrieren konnten. Wahrend der Karnpfe harte der Kommandant Bonos dem Khagan ein weirer es Verhandlungsangebot zukornmen lassen. Dieser antwortete mit der Forderung, die Stadt und aile Reichturner Zll i.ibergeben und hinfon ihm zu dienen. Dennoch rnachte sich am nachstcn Tag, dem 2.August, eine hochrangige Delegation mit reichen Geschenken aus der Stadt auf den Weg zum Awarenherrscher: Neben dem .Chefunterhandler' Athanasios und seinern Kollegen Georgios nahmen noch
626: Die Belugerung
uon Konst.intinope!
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drei Theodore <111 dern BittgaG.g teil, darunter der Synkellos, der wahrscheinlich sparer den Augenzeugenbericht verfagte. Ocr Khagan empfing die Byzantine! gleichzeitig mit drei in Seide gekleidcten Persern; wahrend diese sitzen durften, mu1lten jene stehenbleiben, Ein ahnliches Zusammenrreifen der gegnerischen Gesandtschaften, nur mit vertauschten Rollen, hatre einsr ein ti.irkischer Khagan ausgekoster." Triumphierend teilte der Awarenherrscher den Rornern mit, Sahrbaraz werde ihm Verstarkungen schicken. Egal ob von 30CC Mann'; oder nur von tauserid Persern die Rede war>', der syrnboJische Wen einer solchen Unterstu tzung uberstieg wohl den tatsachlichen. Ganz unbekummert wurde in Gegenwart der Romer vereinbart, daG die slawisehen Ruderer die persischen .Syrnmachoi' uber den Bosporus setzen sollten.!' Dann sagte der Khagan, die Stadt moge sich keine Hoffnung auf Rettung machen. Weder sei es dem Kaiser gelungen, in Persien einzufallen, noch sei er nun mit seinern Heer anwesend, um seiner Hauptsradt beizusrehen, Die Romer licGen sich jedoch nicht einschuchtern: wahrscheinlich hatten sie schon vorn Sieg des Kaisers iiber die Armee Sahins gehort. SchlieGlich modihzierte der Khagan seine Forderung nach Ubergabe in einern wesentlichen Punkt: Die Stadt sollre geraumt werden und rnitsarnt allen ihren Schatz.en den Awaren i.ibergeben werden; die Einwohner sollten sich den Persern ausliefern, Sahrbaraz werde ihnen kein Haar kriimmen.P Vermutlich entsprach das dem Abkommen, das ebcn mit den Persern ausgehandelt worden war: Der Preis fi.ir die persische Untersturzung war die Auslieferung der Stadtbewohner. Dieses Angebot wirft ein bezeichnendes Licht auf die Kriegsziele des Khagans; ihm ging es darurn, die Stadt zu erobern und auszuplundern, Der Augenzeuge Theodor erinnerte sich sogar, der Barbar habe davon gesprochen, er wolle Konstantinopel unbewohnt machen. Es lag nicht in den Absichten des Khagans, sich selbst zum Herren uber die Hauptstadt zu rnachen, wie es immer neue Steppe nvolker in China versuchten. Vielleiebt war das in der Einsicht begri.indet, da1l sich die awarische Herrschaft in der riesigen Stadt nur schwer wi.irde behaupten konnen. Wahrscheinlich lag es auch daran, daf die awarische Kriegerschicht zu diesern Zeitpunkr nur mehr an schnellen Erfolgen orientiert war. Die Vision eines awarisiertcn Rornerreiches harte Baians ji.ingerer Sohn nicht. DaG die Byzantiner so beharrlieh cine Verhandlungslosung anstrebten, zeigt doch, daf man keineswegs sicher war, sich auf die Bollwerke der Stadt verlassen Zll konnen. Es entsprach aber aueh del' bisherigen Erfahrung im Umgang mit den Awaren: Es war imrner gelungen, gerade in heiklen Mornenren dem Kbagan den Frieden abzukaufen ; sein Zogern und seine Drohungen erwiesen sich stets als Verhandlungstaktik. Doeh diesmal griff die bewahrte Verhandlungsstrategie nicht; der Khagan wuGte, daG er nicht mehr zuri.ick konnte. WahrscheinJich glaubte er wirklich, Jag die Lage der Byzantiner aussichtslos geworden war, und lieg sich von den Persern getn in dieser Meinung bestarken, DaG Sahrbaraz yon Chalkedon aus wenig tun konnte, solange die rornische Flotte die Meerenge beherrschte, durften die Awaren nicht ganz richtig eingeschatzt haben. Nach einigen WongefechtCll verlief die illustre Delegation das Lager des Feindes, dem man die unwirksarnen Geschenke gleichwohl uberlieli. Die Stimmung in Konstantinopel war an diesem Samstagabend gedri.ickt. Doch beschlof man, die Vereinigung der beiden Heere unter allen U rnstanden zu verhindern. Die Wachsamkeir auf dem Bosporus machte sich noch in dieser Nacht bezahlt, Als die d rei
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626: Die Beftlgentng
J. Du, siebente [ahrhundert
persis chen Ernissare in der Nahe von Chalai/Bebek, an einer der engsten Stellen des Bosporus, i.ibersetzen wollten, wurden sie von rornischen Schiffen gestellt und uberwaltigt. Man niitzte diesen symbolischen Sieg zu einem jener Spektakel demonstrativer Grausamkeit, an denen die Byzantiner immer wieder Gefallen fanden, Einer der Gefangenen wurde mir abgehackten Handen zurn Khagan geschickt: die Hande band man ihm ebenso wie den abgeschlagenen Kopf des schon bei der Festnahme getoteten Kollegen urn den Hals. So rnufite er durch das Tor gehen, das von der Ikone der Madonna bewacht wurde. Den dritten Gesandten enthauptete man auf einem Schiff in Sichtweite der Perser; sein Kopf wurde zusammen mit einern hohnischen Brief an Land geworfenY Irn Lauf dieses Sonntags, des j.Augusr, kam einer der awarischen Anhihrer, Errnitzis (die Osrerchronik nennt ihn einen "Exarehos"J8), an die Mauern und warf den Rornern vor, sie hatten diejenigen ermordet, die noch am Tag zuvor mit dem Khagan gespeist hauen. Auch der Khagan lieIl sich an den Mauern blicken; der seltsamen Etikette dieses Kampfes auf Leben und Tod folgend, schickte man ihm aus der Stadt Speise und Wein. All diese nebensachlich erscheinenden Geschehnisse waren Mornente einer intensiven symbolischen Kornmunikation, die wahrend der ganzen Belagerung Iortgesetzt wurde. Auch in ihnen entschied sieh das blutige Ringen zwischen Belagerern und Belagerten. Es war mehr als psyehologische Kriegfi.ihrung, was rnit Hilfe von Geschenken, abgeschlagenen Kopfen, Drohungen und Friedensangeboten ausgetragen wurde: Die Zeiehen sind fi.ir uns im einzelnen nicht leicht zu entziffern; doch ging es darum, der i.ibermenschlichen (und oft genug todlichen) Anstrengung des Einzeinen Sinn und Bedeutung zu geben. Deswegen raurnen unsere Quellen solchen Details oft mehr Raum ein als den KampEhandlungen selbst. Auf dieser Ebene war auch die Jungfrau ein vollig realer Faktor in der Auseinandersetzung; daG sie riachher als Retrerin der Stadt gefeiert wurde, mulite im Bewuiirsein der meisten Beteiligten vollig gerechtfertigt erscheinen. Daneben ging, den ganzen Sonntag iiber, der Kampf an den Sradtmauern weiter, ebenso Montag und Dienstag. Theodor Synkellos berichret i.iber diese drei Tage, den sechsten bis achten Tag der Belagerung, nichts weireres. Das Chronicon paschale geht in etwas miBverstandlicher Weise dari.iber hinweg und erzahlt nur mehr von den Ereignissen auf dem Wasser. Es war verrnutlich in der Nacht auf Montag, als eine Flottille slawischer Monoxyla bei Chalai die Ubersetzung des persischen Kontingentes zu bewerkstelligen versuchte. Die byzantinischen Schiffe waren zunachst von widrigen Winden behindert, und die slawischen Ruderer gelangten ans asiatische Ufer. Doch setzte sich die Uberlegenheit der rornischen Marine schlielilich durch; die Besatzung der Einbaurne und wohl auch die persischen Passagiere fanden auf der Riicktahrt zum groEen Teil den Tod.l9 Es ist nicht ganz klar, ob dieser eine Versuch, den Bosporus zu iiberqueren, der einzige persische Beitrag ZUr Belagerung war. Theodor berichtet, daf die Awaren ihre schwere Kavallerie am Ufer des Bosporus aufziehen lieBen; diese Geste wurde auf der anderen Seite in gleicher Weise beantwortet, So, schreibt der Synkellos, attackierten die Feinde von Asien und von Europa aus die Stadt. Doch kann es sich bei dieser Parade nicht um mehr als eine Machtdernonstration gehandelt haberi." Die Perser scheinen nicht i.iber Boote verfugt zu haben; ihr strategisches Ziel war vor allern, Herakleios zur Aufgabe seiner Offensivplarie zu veranlassen.
",'on Konstantinopel
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Ab Mirtwoch, dem 6.Al:gUSt, verstarkten sich die Angriffe del" Barbaren yon allen Seiten: der Khagan wollte die Entscheidung crzwingen. Auch in der Naeht auf Donnerstag wurde weirergekarnpft." An diesem Donnerstag war Patriarch Sergi os nochmals mit dem nicht von Menschenhand gemalten, wunderbaren Chrisrusbild auf der Stadtmauer, mitten unter den Karnplern." Die Schlacht konzentrierte sieh auf die Gegend des Blachernenviertels, an jeuern Ende der Scadnnaucrn, das ans Coldene Horn stork Zu Land hatten die Awaren bei der Marienkirche, auGerhalb der theodosianischen Mauern, Position bezogen." Feuer, Trornpeten, Kriegsrufe und Schlachtenlarrn begleiteren den groBten Sturm auf die Befestigungsanlagen.v' Doch die Entscheidung fiel nichr hier, wo unter awarischer Fi.ihrung hartnakkig, aber erfolglos die Bollwerke besriirrnr wurden. Die Hoffnungen der Angreifer konzentrierten sich auf den Ansturrn der Monoxyla auf die nur schwach befesrigren Ufer des Goldenen Hornes.!' Zu den slawischen Ruderern kamen schwerbewaffnete, vor allern bulgarische, F,-!Bkampfer.46 Angeblich sollen sogar slawische Frauen unter den Ruderern gewesen sein, deren Leichen nach der Schlacht im Wasser treibend gefunden wurden." Wie ein dichtes Netz bedeckten die Einbaume das Goldene Horn, ja rnachten es sozusagen zu festem Land, erinnerte man sich nachher.f Auch zu Wasser konzentrierte sich der Angriff auf das Blachernen-Viertel, die nordwestliche Ecke der Stadt. Gegen die slawische ,Armada' setzten die Byzantiner Zwei- und Dreiruderer ein, die grofseren Schiffe blieben wohl teils im Bosporus." Die Berichte i.iber den Verlauf der Schlacht stimmen nicht vollig i.iberein: Pisides und Theodor Synkel105 beschreiben eine erbiuerte Seescblacht, in der sich die rornischen Boote schon zur Flucht wenden, aber dennoch die Oberhand gewinnen;" Die anderen Quellen rucken eine Kriegslist ins Zentrum: Die Osterchronik erzahlt von armenischen Seeleuren, die einen Ausfa!l unternornrnen hatten; sie enrzundeten im Hafen bei Hagios Nikolaos Feuer, die von den Slawen irrti.imlich fi.ir ein Zeichen der Awaren gehalten wurden. Die Slawen uberquerten daraufhin die Bucht und gerieten in den Hinterhalr der Armenier, die alle niederrnachten ; so konnten die Romer die Einbaume an Land bringen." Diese entscheidende Kriegslist erwahnt auch Nikephoros in etwas anderer Form; auf Befehl des Bonos habe man den Slawen Feuerzeichen gegeben, die diese fi.ir den Angriffsbefehl des Khagans
hielten." DaB diesen kriegsentscheidenden Trick weder Pisides noch Theodor verraten, ware aus ihrer Intention noch zu erklaren (obwohl sie ebenso die Verblendung der Barbaren als Werk der Muttergottes darstellen hatten konnen). Aber die Version der Osrerchronik paBt auch sonst nicht zum Schlachrbericht der anderen beiden Zeitgenossen; es ist bum anzunehrnen, daB mitten im Schlachtgeti.immel die Armenier in aller Ruhe am Ufer augerhalb der Mauern auf ihre Opfer warren und sie niedermachen konnren, Die Version vom verlriihten Angriffsbefehl war mcglicherweise schon bei Nikephoros ein Versuch, seine verschiedenen Vorlagen auf einen Nenner zu bringen; ihr folgten aile modernen Darstellungeri.J' Es ist jedoch nicht ganz einleuchtend, warurn ein erst am Tag der Entscheidungsschlacht, nach einer durchkamptren Nacht, erwa im Morgengrauen gegebenes falsches Angriffszeiehen so entscheidend gewirkt haben 5011. Heftigste Karnpfe blieben den Verteidigern jedenfalls nicht erspart, Zudem stehr
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die Geschichre im Chronicon gerade an jener Bruchstelle, wo die letzren Tage der Belagerung i.ibergangen werden. 54 Wie auch immer das tri.igerische Feuer zum Ausgang der Belagerung beitrug, die Entscheidung i.iber das Schicksal der Stadt fiel - wie sparer noch mehrrnals zur See. Die awarische ,Wunderwaffe', die gepanzerten Reiter, konnten niche viel mehr tun, als am Ufer von Sykai zu paradieren.!' Der todliche Pfeilhagel, dcr so manche Feldschlachr entschieden harte, konnre die Bastionen der Kaiserstadt nicht zu Fall bringen; und die awarischen Belagerungsmaschinen waren trotz allem der kriegstechnischen Uberlegenheit der Byzantirier nicht gewachsen. Die Perser hatten es offensiehtlich verabsaumt, irgendwelche Vorkehrungen zu treffen, urn die Stadt von der Seeseite her angreifen zu konnen. So lag, und darin stirnmen a!!e Quellen i.iberein, die Entscheidung bei den slawischen Ruderern. Doeh das Verhaltnis zwischen dem Khagan und den Slawen, die hir ihn die Kastanien aus dem Feuer holen soli ten, war nicht das beste. Das MiBverstandnis urn das Feuersignal symbolisiert die gesrorte Kommunikation. Nachher, so berichtet die Osterchronik, lief der wiitende Khagan die letzten Uberlebenden aus dern Massaker auf dem Goldenen Horn niedermacheri'": eine im Grunde ohnrnachtige Reaktion des allrnachtigen Barbarenfi.irsten darauf, daf das Seheitern der "nackten Slawen" unweigerlich auch sein eigenes bedeutete. Viele Bootsleute hatten nicht rnit letztern Einsatz gekampft: Sie sprangen ins Wasser, verbargen sich unter umgesriirzten Booten oder versuchten sich schwimmend zu retten. Manchen gelang es, ans andere Ufer zu entkornmen und sich von dort in die Hi.igel der Umgebung abzusetzen." Der Khagan hatte die Wasserschlacht am Goldenen Horn verfolgt: zu Pferd auf einem Hi.igel, von Bewaffneten umgeben. Ais die Niederlagc besiegelt war, ritt er zuri.ick zu seinem Lager vor den Stadtmauern und schlug sich auf die Brust und die Wangen.5S Er organisierte einen geordneten Abzug; wahrend der ganzen Nachr verbrannten die Barbaren ihre Belagerungsmaschinen, sodaf noch am nachsten Tag dichte Rauchschwaden iiber der Stadt lagen. Auch einige Gotteshauser wurden niedergebrannt, darunter die schon 623 ausgepliinderte Kosmasund Darnian-Kirche; nur die Muttergottes-Kirche von Blachernai blieb stehen." Als die Perser die Brande sahen, glaubten sie schon, die Stadt sei gefallen; sie vefolgten das Spekrakel rnit gemischten Gefiihlen. Denn sie Ireuten sich zwar uber den Untergang der feindlichen Hauptstadt, doch miggonnten sie dem Khagan dies en Erfolg6C Der "Hund", wie die Byz antiner den Khagan nannten, mulite sich also auf den Heimweg machen. Vor seinem Abzug lief er den Byzantinern noch eine Botschaft zukommen. Nicht aus Furcht ziehe er sich zuriick, so teilte er mir, sondern aus Mangel an Lebensmitteln. Er miisse nun die Versorgung seiner Truppen sicherstellen; doch werde er bald wiederkornmen." Sicherlich war die Ernahrung des riesigen Heeres ein Problem und harte dazu gefuhrt, daf man schnell eine Entscheidung suchen muiite ; die Belagerung von Thessalonike 586 war binnen einer Woche an Versorgungsschwierigkeiten gescheitert. Die Byzantiner wuBten zudem, daB der Kaiserbruder Theodoros rnit einem Entsarzheer heranruckte. Das lieB Bonos dem Khagan noch durch den Kommerkiarios Theodor mitteilen ; er harte zwar auch selbst die Vollmacht zu Friedensverhandlungen, doch nun wiirde das kaiserliche Heer die Awaren auf dem Riickmarsch begleiten, wo man dann
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iiber eincn Friedensschluf verhandeln konne." Der Verlaul des Abzugs cntsprach also fast vollig den Ercignissen nach der Belagerung von Thessalonike einige Jahre zuvor'": Abbrenncn der Maschinen und einiger Kirchen und Gebaude vor den Mauern, Drohung mit neuen Angriffen und zugleich Aufnahme von Verhandlungen. Am Freitag, dem 8.August, waren nur rnehr einige Reiter der Nachhut vor den Muuern zu sehen. Slawische Fliichdinge erzahlten, dag der Khagan die SIawen habe zwingen miissen, ihm zu folgen.6• Es waren also wohl auch die zunehmenden Spannungen innerhalb des Heeres, die den Khagan an einern Erfolg der Belagerung zweifeln lieBen. Noch hatte er, bei geordnetem Ri.ickzug, die Macht, sein Heer einigermafien zusammenzuhalten. Doch die Zerfallserscheinungen waren sogar fiir die Byzantiner uniibersehbar. Bonos mulite die Stadtbewohner daran hindern, vor den Mauern auf eigene Faust Jagd auf die Barbaren zu machen ; sogar Frauen und Kinder beteiligten sich an den leichrsinnigen Ausfallen." Wahrend die Nachhut im Verlauf des Freitags abzog, veranstaltete Patriarch Sergios eine erste Dankprozession zum Goldenen Tor, von wo man die Rauchschwaden beobachten konnte, die iiber dem Schlachtfeld lagen." Noeh viele Jahrhunderte erinnerte man sich an den 7.August als Tag der Befreiung aus der Barbarennot. 67 Die byzantinischen Sehriftsteller blenden das weitere Sehicksal der geschlagenen Awaren aus, mit dem Abzug von Konstantinopel verschwanden diese mehr oder weniger von der Bildflache. Der Entscheidungskampf gegen die Perser beanspruchte die Aufmerksamkeit der Zeitgenossen. Die inneren Auseinandersetzungen, die das Awarenreich lahmten, wurden nur am Rande vermerkt. Irn Fruhjahr 629 sprach Pisides in seinern Gedicht anlaBlieh der Wiedergewinnung Jerusalems von den blutigeri Auseinandersetzungen der "Sky then" und Slawen, die ihren gemeinsamen Kampf unrnoglich machten.f Umstritten ist, wie weir die Byzantiner dies en strategischen Vorteil niitzen konnten. Straws meint, der Kaiserbruder Theodoros harte noch im selben Jahr Singidunum erreicht und damit die Donaugrenze wieder gesichert." Ais Beleg wird jener rornische General in Belegradon/Singidunum genannt, der lam Konsrantin Porphyrogennetos dort die Ansiedlung der Serben betreute." Dagegen rich tete sich ji.ingst Lilie; er wandte rnit Recht ein, daB man sieh mitten im Perserkrieg kaum mit der Wiedergewinnung der oden Donauprovinzen befaBt harte." Sieherlich betrachtete man das Land bis zur Donau weiterhin als Reichsgebiet; doch mulite fur den Augenblick wohl geniigen, daB von dieser Seire kein gefahrlicher Angriff mehr drohte. Man begniigte sich verrnutlich darnir, Verbindungen zu den ,Dissidenten' des Awarenreiches herzustellen und begann, das Verhaltnis zu den Balkanslawen zu normalisieren. Schon 634 braeh rnit den ersten groBen Siegen der Araber die nachste Bedrohung iiber das Imperium herein. Sie schrankte die Moglichkeiten der byzantinischen Balkanpolitik langfristig ein. Nicht zuletzt deswegen konnte das angeschlagene Khaganat die Niederlage von 626 und die schweren Konflikte, die ihr folgten, ubersrehen,
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7+ Samo 1m Jahr 623 setzte der Frankcnkonig Chlothar II., der aile seine Konkurrenten iiberlebt hatte, seinen Sohn Dagobert zurn Konig eines verkleinerten Austrasien ostlich von Ardennen und Vcgesen ein.' Abgeschnittcn \10m [rankischen Kernland, begann Dagoberr eine aktive Ostpolitik. Es ist sicher kein Zufall, daB bei Fredegar die erste Nachricht i.iber den neuen Konig der Bericht uber den SamoAufstand ist, dem breirer Raum gegeben wird.' Dagobert brauchre Erfolge, urn seine Stellung im unruhigen Austrasien zu festigen; zu seinen Feinden gehorte der austrasische Zweig der machtigen Agilolfinger.' Erst ji.ingst wurde verrnutet, daB gerade die austrasische Adelsopposition die treibende Kraft hinter Sames Mission gewescn sein konnte." Doch daB gewissen Kreisen urn 63 I nichr an einern Sieg Dagoberrs gelegen war, heiflt nicht, daB Sarno von allem Anfang an ihr Schi.itzling gewesen sein mu!\. Wie weitgehend Dagoberts Ziele im Osten waren, zeigte sich einige Jahre sparer, als er seinem Vater auf dem Thron des Gesamtreiches nachfolgte. Man erwartete YOn ihm nichts weniger, als daB er Awaren und Slawen der frankischen Herrschafr unterwerfen solle.' Diese Fragen der hohen Politik laBt die Fredegar-Chronik aus dem Spiel, hier wird Sarno als Ceschafrsreiserider vorgestellt: ,,1m 40.Regierungsjahre Chlothars scharte eiri gewisser Sarno, ein Franke aus dem pagus Senonago, einige Manner, die rnit ihm gemeinsam Handel trieben, urn sich und zog zu den Slawen, die auch als Wenden bezeichner werden, urn (rnit ihnen) Handelsgeschafte abzuwickeln."6 Wenige Satze der Chronik sind so eingehend diskutiert worden. Sofern der Irankischen Herkunft Samos nicht glattweg widersprochen wurdc", gait den einen das belgische Soignies", den anderen das burgundische Sens" als seine Heimat. Kunstmann hat eindringlich die Gleichsetzung mit dern unterfrankischen Saal(e)gau, dessen slawische Form in dem ,Senonago' Fredegars steck en soil, verfochten." Eine solche Herkunft Samos aus einer Irankisch-slawischen Mischkultur am Ostrand des Merowingerreiches ist eine durchaus attraktivc Hypothese. Geteilt sind die Meinungen auch uber Samos Absichten auf seiner Reise zu den Slawen, die sich bereits im Aufstand gegen das Awarenreich befanden. N ur zum Teil werden die "neguciantes" Samos fur bloBe Kaufleute gehalren." Oft wird auch an Gesandte Dagoberts gedacht, die den Aufstand unterstiitzen sollten.' Offizielle Gesandtschaften nennt Fredegar Freilich durchgangig ,legationes' oder ahnlich. Doch verschwimrnt die Trennlinie zwischen Kautleuten, Abenteurern und staadichen Funktionstragcrn unter fruhmirtelalterlichen Verhaltnissen ohnehin. Der Handel mit dern Barbaricurn war eine politische Frage, zumal es sich nicht zuletzt urn Waffen gedrehr haben diirfre. Ausgerechnet die Ermordung [rankischer "neguciantes" bietet ja einige Jahre sparer den casus belli zwischen Dagobert und Sarno.') Sarno und seine Gefahrten durften schon iiber gute Kontakte irn Slaweniand verfugt haben; ohne weiteres schlugen sie sich dann im Kampf auf die Seite ihrer Handelspartner. Uberhaupt waren die Stutzpunkte der Kaufleute in der terra Sclavorum Ansatzpunkte der politischen Entwicklung und hatten groBe strategische Bedeutung. q Fredegar schildert ausfiihrlich die Unterdruckung der Slawen im Awarenreich": inzwischen waren die Sohne herangewachsen, die awarische Krieger mit
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slawischen Frauen gezcugt hatrcn. Diese "filii Chunorum" war en es auch, die sich als erste gegen ihre Vater ernporten. Die Chronik darien das Eingreifen Sam os ins 40. Jahr Chlothars, 623/14. Das wiirde bedeuten, da~ es schon vor der grofien Belagerung yon Konstantinopel im fernen Westen des Awarenreiehes zu einer Sezessionsbewegung gekoffimen war. Das Jahr 623, als das Awarenheer vor Konstancinopel aufmarschierte", kame dafur durchaus in Frage. Doeh zeigen die eher legendaren und an chronologischen Irrtiirnern reichen Berichre iiber Geschehnisse im Langobardenreieh, die Fredegar ebenfalls ins 40. Jahr Chlothars setzt", daB man die Datierung nicht auf die Goldwaage legen darf; denkbar ware eventuel! auch ein Termin nach 626. Sarno erwies sieh im Kampf gegen die Hunnen dureh seine "utilitas" als sehr niitzlich, sodal] sieh die Wenden schlielilich durchsetzten. "Die Wenden, die die Tuchtigkeir Samos erkannten, wahlten ihn zu ihrem Konig" .'8 Der Begriff .utiliras' verbindet militarische Tuchtigkeit mit anderen Fuhrungseigenschaften. '9 Die Wahl Samos ist sieher aueh Ausdruek der [rankischen Option der Wenden; Dagoberts Ruckendeckung gegen die Awaren war zunachst unverzichtbar, Zudem errnoglichte seine Wahl einen leichteren Interessenausgleich zwischen den verschiedenen tribalen und regionalen Einheiten; ein in einer dieser Gruppen verwurz elter Wendenkonig harte seine Oberherrschaft kaum so lange behaupten konnen, wenn einmal der Massierungseffekt durch die Awarenkriege nachgelassen hatte. Samos Regierung bedeutere zunachst eine gewisse Abhangigkeit vorn Frankenkonig ; selbst als es einige Jahre sparer zum Konflikt mir Dagobert karn, bestritt Sarno gar nicht diese Tatsache." Sarno verstand es jedoch schnell, seine Position unter den Wenden auszubauen. In einer Anzahl yon Karnpfen gegen die Awaren behauprete sich das neue Regnum gegen die alten Herren. Intern festigre er seine Stellung offensichrlich durch eine Reihe politi scher Heiraten. Die 12 wendischen Gemahlinnen, von denen Fredegar spricht, miissen durchaus keine legend are Ausschmuckung seirr", sondern konnen bedeuten, da~ er die fuhrenden Clans durch Einheirat an sich zu binden wuBte. Auch die Herrscher yon Steppenreichen hatten ja eine Reihe von Frauen." Jedenfalls gelang es ihm angeblich, seine Herrschaft 35 Jahre lang zu behaupten; nach seinem Tod zerfiel das Reich, das noch kaum an eigene Herrschaftstraditionen anknuplen konnte. Die slawische Grundlage der Herrschaft Samos versuchte in letzter Zeit Heinrich Kunstmann auizuweisen." Er brach mit einer Tradition, die Sarno als Personennamen und zumeist keltisch deutete ", und versuchte einen Herrschertitel slawischer Wurzel darin zu entdecken. Das altslawische Pronomen .sams' (selbsr, allein) konnte in substantivischern Gebrauch soviel wie .Herr' bedeutet haben; im Tirel .Sarno rex' ware es rnit ,solus rex' gleichzuserzen. Diese Terminologie crganzt Kunstmann mir den gleichzeitigen Duces Dervan und Walluc, die be ide der Herrschafr Sarnos unterstellt waren " und die er als ,senior dux' und ,maior dux' interpretiert. In seinem System werden altslawisches Seniorat, freilich erst vie I sparer sicher belegt, und Irankische Titulatur verknupft. DaB die Quellen einen Titel als Personennamen verstehen konnten, ist dem Historiker vertraut." Auch eine lateinisch-slawische Mischterminologie ist denkbar; die meisten spateren slawischen Herrschertitel sind aus fremder Wurzel slawisiert worden. Doch ist gerade dort, wo Kunstmann die Starke seiner Hypothese siehr, ein Fragezeichen
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angebracht, namlich bei der terminologisch einheitliclien Gestaltung der Tite!' Auch wenn Dervan und Walluc sich mehr oder weniger an den erfolgreichen Wendenkonig ansehlossen, ist doch z u fragen, welche Instanz erne solche aufeinander abgestimmte Tirulatur durchgesetzt haben konnte. Auch ist keiner der Tite] sparer belegt." Kunstmanns Ansarz bleibt imrnerhin erwagenswert, Mehr iiber die Beziehung zwischen Franken- und Wendenkonig erfahren wir bei Fredegar :lI1hglich des Krieges, der urn 631 zwischen beiden ausbrichr.' Frankische "neguciantes" werden im Slawenland beraubt und errnordet ; Dagobert schickt seinen Gesandten Sycharius, urn yon Sarno Genugtuung zu fordern. Fredegar lagt Sycharius und den Slawenki:inig ein Wortgefecht austragen, das ein Schulbeispiel fri.ihmittelalterliehen Volkerrechts darstelh, Wie verlafslich auch irnmer Fredegars Informanten sein mochten, sein Dialog zeigt, wie man im Frankenreich die Beziehungen zu den unruhigen Naehbarn im Osten sah. Sarno weigerte sich zunachst, den Cesandten zu empfangen, worauf dieser sich als Slawe verkleidete und so vor dem Konig erschien. Dort [orderte er irn Namen Dagoberts Entschadigung fi.ir die Ermordeten. In .heidnischern Stolz' verweigerte Sarno eine solche Wiedergutmachung, schlug jedoch "placeta" (Gerichtsverhandlungen) zwischen beiden Parteien vor; dabei wunschte er zugleich auch andere Streitpunkte geklart zu sehen. Solche Verhandlungen hatten Freilich eine Gleichrangigkeit der Partner impliziert: Sycharius gcriet daraufhin in Zorn und erinnerte Sarno in scharfen Worten, daf er dern Frankenkonig "servicium" schulde, "d. h. sich in der Stellung eines Tributarstaates befande"."? Sarno war beleidigt, was ihn nichr hinderte, diplomatisch zu antworten: "Sowohl das Land, das wir bewohnen, gehi:irt Dagobert, als auch wir gehoren ihrn, wenn cr sich nur dazu versteht, das freundschafdiche Verhaltnis rnit uns einz uhalten. ")0 Wie Fritze meint, bezeichnet "amicitia" in der Merowingerzeit nicht bloil ein vages Freundschaftsverhaltnis, sondern ist als Schwurfreundschalr zwischen Gleichgestellten cin klar umrissener rechtlieher Terminus. Der Nachsatz Samos zeigt dernnach, "dail er die Bindung an Dagobert ganz anders verstand als Sycharius, namlich als eine Treuebindung, die auf Gegenseitigkeit beruhte und [rankische dicio wie slawische Tributleistung ausschlofs. ";r Sycharius, "sicut stultus legatus", reagiert mit Schrnahungen: "Es ist unrnoglich, dail Christen und Diener Gottes mit Hunden ein Biindnis schliefien konnen. "i2 Daraufhin warf der Wendenkonig den Cesandten rnit der Anki.indigung, dag die Hunde die ungehorsamen Diener Gottes mit ihren Zahrien durchaus zerfleischen konnten, hinaus. Syeharius war nichr auf die Doppeldeutigkeit eingegangen, die in Sames Worten lag. Sarno leugnet gar nicht die Bindung an den Frankenkonig, die er freilieh recht allgemein und ohne den Gebrauch .technischer' Ausdrucke formuliert; die Forderung nach .amicitia' steht dazu im Widerspruch. Fritze schliefst daraus, daf die Worte des Wendenkonigs im Grunde nur eine Verbramung des Anspruchs auf Gleichrangigkeit darstellten und yon beiden Gesprachspartnern auch so verstanden wurden. Irn Verstandnis des Fruhrnitteialters war eine .amicitia' unter ungleichen Partnern jedoch durchaus denkbar.!' Die doppelte Beteuerung, .Land und Leute' seien Dagoberts, war nicht einfach inhaltslos. Urn der Scharfe der Begriffsbildung willen darf die tatsachliche Arnbivalenz solcher Aussagen nicht auiler acht gelassen werden. Ebenso wie bei den Jahrgeldern der Byzantiner an die AwarenJ\ beruhte der diplomatische Verkehr zwischen Franken und Samo an-
schein end in gewisser \Veisc auf einern gewohnheitsmigigen Ivliilverstandnis in der Interpretation der sparromischen Terrninologie, in der man sich verstandigte. Das errnoglichte beiden Seiten, im Normalfall das Cesicht zu wahren; erst wenn einer der Partner die Anspruche, die er aus seiner Rechtsauffassung ablei tete, zu genau nahm, mulite es zum Kontlikt kommen. Inreressanr ist, dail Fredegar das Verhalten des Sycharius augerst kririsch registriert; dieser gait als "torichter Gesandter", weil er sich rnit Samo auf Auslegungsfragen einlieli, uber die es nur zum Streit kommen konnre." Doch offensichtlieh war es nicht blof die Unbeherrschtheit des [rankischen Beauftragten, die zum Krieg fuhrte: Yon Dagobert hatte man ein solches offensives Vorgehen im Osten langst erwartet, Seit zwei Jahren Konig aller Franken, harte er seine Ostpolitik international abgesichen. 630 war eine frankische Gesandtschafr nach Abschluf eines ,ewigen' Biindnisses aus Konstantinopel heirngekehrt, die erste, von der wir in dies em [ahrhundert konkrete Nachricht haben;" Auch die Langobarden harte er als Verbundete gewonnen; Fredegar betont, dag das Langobardenheer in Dagobens Slawenkrieg siegreich operierte." Partner dieser Politik war offensichtlieh nicht der Langobardenkonig - in Pavia hatte man sich nie sehr fur die Verhaltnisse an der Slawengrenze interessiert -, sondern der Dux von Friaul, der wahrend des ganzen 7- J ahrhunderts eine recht eigensrandige Aulienpolirik berrieb, Nach einern Bericht des Paulus Diaconus besetzten Taso und Cacco, zwei Sohne des 611 gefallenen Gisulf II., "regionem quae Zellia apellatur usque ad locum qui Meclaria/Medaria dicitur".3s Lokalisierung und Chronologie sind nicht vollig geklart. Der Wahl der Variante ,Medaria' vor dem i.iberlieferungsgeschiehdich und palaographisch nahdiegenderen ,Meclaria' in der Monumenta-Edition von Waitz liegt die uberholte Identifikation mit Windisch-Matrei und Celeia/Celje zugrunde, die sicher zu weit ostlich lagen. Ganz in der Nahe van Cividale hingegen lag Zellia/Cegle bei Cormons. Hier verrnutete man das Gut "in Sclavinia", das Ludwig der Fromme 824 an Aquileia schenkte. Doch war das nur ein .locus' und keine .regio', und auch die Versuche, in der Nahe .Medaria=Medana' zu lokalisieren, i.iberzeugen kaum. Die verbreiretsee Deutung identifiziert Medaria daher mit Maglern, wo am Hoischhugel schon ein spatantikes Kastell unbekannten Namens lag; die ,regio Zellia' wird an den Flulinamen der Gail angesehlossen. Danach hatten die Friau!er den Weg nach Norden durchs Kanaltal und das Gebiet an der Gailitz bis zur Gail, vi.elIeicht noch das unter e Gailtal kontrolliert. Freilich sind beide Namen erst im Hochmittelalrer einwandfrei uberlieiert ; der hypothctische Charakter eines Riickschlusses auf spatantike Namensformen sollte nicht iibersehen werden.l" Die Tributpflicht der Slawen der Zellia bestand bis in die Zeit des Dux Ratchis urn 740; lag das Gebiet an der Karntner Grenze, lieile sich das Ende dieser Beziehungen unschwer durch den Beginn der bayerischen Oberherrschaft iiber die Karantanen erklaren.:" Eine nahere Datierung des langobardisehen Vorstofses is! kaum zu geben. Taso und Caeco folgten ihrem Vater Gisulf II. urn 6 II; am ehesren urn 625 fielen sie einer Intrige des byzanrinischen Exarchen, an der moglicherweise auch ihr Onkel - und Nachfoiger - Grasulf II. und der Langobardenkonig beteiligt waren, zum Opfer.ll Das Unternehmen der beiden Bri.ider ist daher
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kaum mit der langobardischen Unterstiitzung fur Dagobert zu idenrifiz iererr": es fand wohl am ehesten in den unruhigen Jahren vor 626 start. Dagobert liel~ gegen Sarno ein grolks Aufgebot aus ganz Austrasien in drei Abteilungen aufmarschieren; dazu kamen noch die Langobarden, die "solucione Dagoberti" gegen die Slawen zogen.? Ebenso wie das alamannische Aufgebot unter Chrodobert, besiegten die Langobarden ihre slawischen Gegner und rnachten eine grofle Zahl yon Gefangenen. Weniger gli.icklieh operierte Dagoberts Hauptheer, das die Wenden drei Tage lang vergeblich im "eastrum" Wogastisbure belagerte und von dort schliefslich in die Flueht geschlagen wurde. Meist wird diese sonst unbekannte Festung bei Kaaden in Nordbi:ihmen gesucht; durchaus ansprechend ist auch die Vermutung Kunstmanns, der es weiter westlich in Burk bei Forchheim in Oberfranken SUCht.44 Fredegar macht nicht zuletzt die mangelnde Einsatzbereitschaft des [rankischen Heeres und der austrasischen Grofsen fiir diese Niederlage verantwortlich, die ja auch zwei Jahre sparer eine erneute Teilung des Regnums erzwangen." Der FehJschlag fuhrte zu einer Schwachung der frankischen Position an der Slawengrenze: Dervan, Dux der Sorben, bisher [rankischer Vasall, schloB sich dem erfolgreichen Wendenki:inig an." Thiiringen und einige Irankische Gaue wurden zum Ziel slawischer Plunderungsziige ; den Sachsen muiite der Frankenkonig daraufhin den Tribut erlassen, in Thi.iringen karnen Unabhangigkeitsbestrebungen zum Durchbruch.:" Lage und Ausdehnung des Samo-Reiches, das der frankischen ,Ostbewegung' einen so entscheidenden Schlag versetzt harte, sind weiterhin umstritten. Das Zentrum des Reiches wird zumeist in Bohrnen und Mahren gesucht." Haufig wird das spatere Karantanien mehr oder weniger dem Herrschaftsbereich Sames hinzugerechnet, was aus der langobardischen Beteiligung an Dagoberts Krieg geschlossen wird.49 Abwegig ist auf jeden Fall die Vorstellung, Sames Residenz ware auf dem Kammer Zollfe/d gelegen50 Ein Sarno-Reich von der Elbe bis zu den Karawanken hat auch viel Widerspruch gefunden. Eingewandt wurde unter anderem, daB der vor den Awaren fliehende Alciocus durch Sarnos Gebiet nicht zu den Bayern harte gelangen konnen." Allerdings ist wohl kaum darnit zu rechnen, daB im damals fast menschenleeren Donautal schon eine Art Eiserner Vorhang existierte ; selbst wenn Samos Herrschaft sich damals i.iber das heutige Niederosterreich erstreckte, konnte er wohl kaum den Durchzug [luchtender Krieger verhindern. Noch regional beschrankter sah ji.ingst Kunstmann Samos Reich, er dachte "an einen kleineren, wahrscheinlich noch .mobileri' slawischen Starnrnesverband", und zwar "wesdich Bohmens ... in Ostfranken und in nachster Nahe der fri.iheren Frankischen Ostgrenze".5' Doch Samos siegreiche Behauptung gegen die beiden benachbarten Grolimachtc war kein lokales Ereignis; der Aufstand gegen die Awaren erfaBte weite Gebiete zwischen Karpaten und Alpen, und der Feldzug Dagoberts erforderte eine breite Mobilisierung, wie sie ein aufbegehrender Hauptling an der Grenze wohl kaum hervorgerufen harte. SchlieBlich deutet auch Samos Konigstitel daraufhin, daf man seiner Herrschaft einen hoheren Rang zubilligre, als ihn der Dux der Sorben oder der .marca Vinedorum' besal]. In eine andere Richtung dachte Wolfgang Fritze, der das Zentrum des SarnoAufsrandes naher am awarischen Kerngebiet sucht, und zwar "vor allem im Wiener Becken, im Marchfelde und in der oberen ungarischen Tiefebene".!' Darnit
Die hroatiscbe
Etbongenese
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Iolgtc er slowakischeri Demungen und schlof auch an cine eigene Same-Tradition in der niederosterreichischen Landesgeschichte an. Namenkunde und Heimatforschung versuchten die Melk als Westgrenze des Sarno-Reiches zu erweisen.':' Gegen ein ,wendisches' Reichszentrurn an der Donau spricht jedoch, daB zu diesel Zeit das niederosterreichische Donautal offensichtlich recht diinn besiedelt war ; zudem ware es wohl schwer gewesen, hier in der Ebene am Rande des Karpatenbeckens soiange den awarischen Reitern zu trotzen. Auch die Verwicklungen mit den Franken, der Anschluf der Sorben und die haufigen Pli.inderungszi.ige nach Thi.iringen und Sachsen sprechen gegen ein niederosterreichisches Sarno-Reich. Irn i.ibrigen zeigen jiingste archaologische Forschungen, daf Beginn oder Ende des Sarno-Reiches nicht als Zasur in der Siedlungsgeschichre des Wiener Raumes hervortreten.!' Beim derzeitigen Forschungsstand scheint es also nicht geraten, Bohmen und Mahren als Kerngebiet des Samo-Reiches zu verwerfen. Es ist denkbar, daB der spatere Kernraum des Mahrerreiches zwischen rnittlerer March und Thaya rnit seinen bedeutenden Fundstarten schon damals zentrale Bedeutung besaf. Der Dux Walluc, der das spatere Karantanien beherrschte, harte sich Sarno wohl in ahnlicher Weise wie Dervan angeschlossen. Eine solche Verbindung kcnnre noch aus den gemeinsamen Kampten gegen die Awaren stamrnen und blieb gegen die fortdauernde awarische Bedrohung sicher von Vorteil (ein ahnliches Kalkiil leitere verrnutlich Dervan gegen die Franken). Freilich war die Stellung des .ersten Slawenkonigs' institutionell kaum fundiert, seine Oberherrschaft kann nicht mehr als ein gewisser Vorrang gewesen seinY Mit dem Tod des Herrschers urn 660 zerfiel auch sein Reich; wie weiter nordlich, blieben lokale und regionale Einheiten fi.ir die weitere Entwicklung bestimmend.'? Entscheidend war, daB Samos Siege an der Westflanke des Awarenreiches den Spielraum fur eine Reihe slawischer Ethnogenesen schufen, die ihn und sein Reich bei weitern iiberdauerren und die im Spannungsfeld zwischen awarischer und Irankischer Grofsmacht eine mehr oder weniger eigenstandige Entwicklung nehmen konnten.
7- 5· Die kroatische
Ethnogenese
Keine zeitgenossische Quelle berichtet, was in den turbulenten Jahren urn 626 auf dem nord westlichen Balkan geschah. DaG damals eine Reihe rornischer Kustenstadte slawisch-awarischen Verbanden erlagen, labt sich einigermaBen rekonstruieren (vgl. Kap. 7-1.). Sonsr horen wir uur von den Grenzkampfen der Friulaner Langobarden mit ihren slawischen Nachbarn (vgl. Kap. 7-4-). DaB die Aufstandsbewegung gegen das awarische Khaganat auch auf die Linder an Save und Adria ubergriff, ware allenfalls zu verrnuten. In diesen Kontext paBt ausgezeichnet, was Konstantin Porphyrogennetos Mitre des 10. [ahrhunderts zusammenstellen lid~: der Bericht vorn Einzug der Kroaten und Scrben in ihrer spateren Heimat, Die Urspri.inge der Kroaten werden in zwei etwas voneinander abweichenden Fassungen behandelt.' "De administrando imperio", Kapitel 30 erzahlt, daf nach der Einnahme yon Salona die Awaren Dalmatien besiedelt hatten. "Die Kroaten wohnten darnals jenseits von Bayern, wo hcute die Belokroaten sind. Ein Geschlecht (YEvEa) trennte sich van ihnen, narnlich fi.inf Bruder, Klukas, Lobelos,
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7- Das siebente [abrb undert
Kosentzis, Muehlo und Chrobatos und zwei Schwestern, Tuga und Buga, und kamen rnit ihrem Gefolge (/.ao;) naeh Dalmatien ; dort fanden sie die Awaren im Besitz des Landes. Nachdern sie einige Zeit miteinander gekarnpft hatten, setzten sieh die Kroaten dureh, toteten einige von den Awaren und zwangen die ubrigen zur Unterwerfung.''' So kamen die Kroaten in den Besitz Dalmatiens ; und noch zur Zeit Konstantins gab es unter ihnen manche, die als Awaren angesehen wurden. Die Belokroatcn (oder WeiBkroaten, wie der Autor ubersetzt) blieben in der Nahe der Franken, deren Konig Otto (I.) sie nun unterstanden. Es folgen genauere Berichte iiber das Schicksal der dalrnatinischen Kroaten in der Karolingerzeit, als sie eine Zeidang den Franken unterstanden. Doeh naeh dem Sieg iiber Kotzilis) blieben sie unabhangig und empfingen unter dem Archon Porinos vorn Papst die Taufe. Die zweire Fassung in Kapitel 3 I berichtet ebenfalls, die dalmatinischen Kroaten stamrnten von den WeiBkroaten, jenseits der Ungarn, nahe der Franken ab. In der Zeit, als die Awaren die dalmatinischen Romanen unterworfen hatten, wandten sieh die Kroaten ebenso wie etwas sparer die Serben an Kaiser Herakleios, in dessen Auf trag sie die Awaren aus Dalrnatien vertrieben. Dieser veranlafite auch, daf sie von Rom aus christianisierr wurden und Bischofe erhielten, was unter Porgas geschah; seit damals waren sie dem Kaiser unterstellt (lJJtolC"CaY!-lEVo;).4 Auch hier stammen die ersten einigerrnaiien konkreten Angaben aus der zweiten Halfte des 9. jahrhunderts. Der verdoppelte Wanderungsbericht sorgte fur heftige Kontroversen. Irn Gefolge von Dumrnler verwarf ihn die ,slawische Altertumskunde' haufig vollig und rechnete rnit einer Entstehung der si.idslawisehen Kroaten und Serben an art und Stelle.' Doch bestatigten arabische Schriftsteller des ro. J ahrhunderts die Existenz von Kroaten nordlich der Karpaten ; und Konstantins "De cerimoniis" erlaubte es, "Krevatades" und "Sarban" am Kaukasus zu lokalisieren. Viele Forscher rechneten daraufhin mit iranisch-sarmarischem Ursprung des kroatischen Starnmeskerns; datur wurde auch ins Treffen gefiihrt, daB die Namen der sieben Bruder und Schwestern kaum slawisch zu erklaren waren." Nach dieser Theorie hatten iranisch-starnmige Krieger nordostlich der Karpaten die slawische Bevelkerung unterworfen; ein Teil dieser Kroaten ware um 626 nach Dalrnatien weitergezogen, wo sie die Awaren in der Herrschaft iiber die Slawen ablosten, Freilich miissen fur diese Annahme jahrhundertelange Uberlieferungslucken uberbruckt werden. Einen anderen Weg ging die Hypothese von Margetic und Klaic. Die von Konstantin berichtete Wanderung fand danach erst am Ende des 8. [ahrhunderts, wahrend der awarisch-Irankischen Kriege, start; Porinos/Porgas wird mit dem aus karolingischen Quellen bekannten Dux Barna idenrifizert.' Das erlaubt zwar, zwei dunkle Jahrhunderte zum Verschwinden zu bringen; doch ist die Namensahnlichkeit kaum ein ausreichender Beweis. Es ist durchaus moglich, daf im Zug der frankischen Awarenkriege Bevolkerungsbewegungen stattfanden ; fur den Zug eines ganzen Volkes yon nordlich der Karpaten an die Adria fehlt jeder Hinweis in den recht ausfuhrlichen zeirgenossischen Quellen." Auch ist fur die vorhergehende Zeit in Dalmatien kaum von einern Vakuum auszugehen. So sparlich die Quellen sind, erweisen sie doch, daB man an der Adria seit dem 7- Jahrhundcrt mir Slaw en zu rechnen hat.? Der Mangel an archaolcgischen Funden
Die leroatiscbc Etbongenese
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sollte nicht vorcilig als Argument herangezogen wcrden, Slawischc Funde in Dalmatien sind, bis auf das Brandgriberfeld yon Kasic bei Zadar, vor 800 zwar bislang rclativ sparlich; doch I:iBt sich die slawische Besiedlung des spateren kirchlichen Zentrums Nin bereits ins 8. [ahrhundert datieren. Awarische Einflusse im Binnenland zeigen Ausgrabungen bei Cetina, 10 Die Frage der Karntrier Kroaren" war ebenfalls lange umstritten. Viele Forscher nahrnen an, daB eine Gruppe (iranischer) Kroaten als Vertreter der awarischen Herrschaft die Fuhrungsschicht der karantanischen Slawen dargesrellt hatte. Brennpunkt der Diskussion waren die ,Edlinger', die bis ins Spatrnittelalter eine besondere Rechtsstellung genossen; die Slawen verwendeten dafiir den Ausdruck .kazaze', der kaum slawischer Herkunft ist und oft rnit den Kroaren verbunden wurde. J, In rnodifizierter Form versuchte jiingst Kronsteiner, awarischkroatische Elernente im slawisehen Erbe Karntens zusammenzustellen. Jj Die weitere Diskussion wird um zwei Tatsaehen nicht herumkommen: Ersrens gab es in Karantanien als Kroaten identifizierbare Gruppen, die bedeutend genug waren, daB ein ,pagus' nach ihnen benannt wurde, in dem sich offensiehtlich nichtslawisehe Traditionen erhielten. Zweitens jedoch waren die Karantanen eben Karantanen; niemals trugen sie (oder ihre Fiirsren) als Gens den Kroatennarnen. Historisch wenig plausibel ist deshalb die Identifikation yon Konstantins WeiBkroaten mit den Karantanen, die jiingst mehrfach versucht wurde.!" Eine Reihe von Deutungen erfuhr der Krcatenname, der kaum slawisch zu erklaren ist. Die iranische ,Schule' vertritt eine Ableitung von iranisch .Haurvata"Viehhiirer.'! Kaum uberzeugt der neuerdings vol'getragene Versuch von Kunstmann, den Kroatennamen griechisch zu deuten ; so kommt man vielleicht der Etymologie auf die Spur, die Konstantin selbst anbietet ("die viel Land besitzen"), kaum jedoch ist die weite Verbreitung des Namens bis nordlich der Karpaten zu verstehen. 16 Ebenso wie einsr Mikkola versuchte Kronsteiner, den Nameri turksprachlich z u erklaren; seine Deutung als ,freier Krieger' wurde Freilich von turkologischer Seite rnit guten Grunden zuruckgewiesen." Der Turkologie bleibt es auch uberlassen, die historisch einleuchtende Herlcitung von ,qubrat' im Sinn yon .versammein', wie es schon in den Orchon-Inschrifren vorkornmt, zu uberpriifen." Doch ist jede Etymologie iiberfordert, wenn sie die Frage nach der Herkunft der Kroaten beanrworten solI. Eine vorawarische Geschichte der Kroaten z u erschlielien, erscheint bei den groBen zeitlichen und raurnlichen Spri.ingen, die solche Rekonstruktionsversuche uberbrucken miissen, zunachst aussichtslos. Eine andere Lucke ist problematisch genug. Konstantin setzt die kroatische WanJerung ins [ruhe l Jahrhundert; erst in der zweiten Halfte des 9. Jahrhunderts wird der Name yon den Zeitgenossen gebraucht. Zunachst ist pauschal von .gentes' oder von ,Slawen' die Rede. Abt Martin ist 64 r auf Anordnung des dalmatinischen Papstes Johannes IV. in Dalmatien und Istrien unterwegs, urn von den .gentes' Gefangene zuriickzukaufen und Reliquien sicherzusrellen. [9 Papst Agathon beklagt sich 680, daf viele Bischofe "in medic gentium, tam Langobardorum, quamque Sclavorum" arntieren miissen. '0 In Friaul hat man in der zweiten Halfte des 7. Jahrhundert rnit slawischen Einfallen zu kampferr", und im Dukat von Benevent landen schon in den vierziger Jahren Slawen, die uber die Adria gekommen sind; der in Friaul aufgewachsene Raduald kann "propria illorum lingua" zu ihnen sprechen.' In die erste Halfte
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l Das siebent e jahrhundert
des 7- Jahrhundem Iallr auch, bei allen chronologischen U nsicherheiren, die Zerstorung yon Salona und anderen da!matinischen Stadren." Man hat damals an der Adria durchaus mit Slawen zu tun; nur Kroaten werden sie nicht genannt. Es handelre sich urn kleinere Gruppen, die unter der Herrschaft yon Zupanen standen, wovon noch Konstantin Porphyrogennetos berichter": ein einheitliches krcatisches Reich gab es noch niche. Die karolingische Expansion traf in diesem Raum auf slawische Gentes, die frankischerseits z.um Teil nach spatantiken Verwaltungseinheitcn benannt wurden: Borna gait als .dux Dalmatiae atque Liburniae', aber auch als .dux Guduscanorurri', niemals jedoch wurde er ,dux Chroatorum' genannr." Erst ab der Mitte des 9. Jahrhundercs begann sich in den Quellen die Herrschaftsbezeichnung ,dux Chroatorum'durchzusetzen.'6 Etwa zur selben Zeit tauchen auch die Kroaten nordlich der Karpaten erstrnals in den Quellen auf. Nach der angelsachsischen Orosius-Ubersetzung Konig Alfreds lebten nordostlich der Mahrer die Dalamentsan/Daleminzi, osrlich yon diesen die Horigti/Kroaten und nordlich die Surpe/Serben.? Arabische Geographen des r o. Jahrhundercs, etwa Gaihani, Ibn Rusta und AI-Masudi, nennen Chrwat als Residenzstadt des Slawenkonigs ,Swet malik' oder die Chrwatin neben Srbin, Mrawa und anderen slawischen Volkern: nach den Forschungen Marquarts gehen diese Berichte auf eine Vorlage aus den vierziger Jahren des 9· Jahrhunderts zuruck.'s Urn 1000 zahlt die russische Nestor-Chronik unter anderen slawischen Stammen auch die Chorwaten auf.'9 Noch etwas sparer hort man von bohrnischen Kroaten siidlich der Karpaten, etwa in einer Bestatigungsurkunde Heinrichs IV. fur das Bistum Prag yon 1086, wo von "Chrouati et altera Chrowati" die Rede
ist. JO Spuren eines "forgotten empire" zwischen NeiEe und Dnjestr, wie Dvornik rneinre i!' Der Kroatenname ist noch weiter verstreut. In Karnten wird in der zweiten Halite des ro. Jahrhunderts ein Kroatengau zwischen Feldkirchen und St.Veit genannt, daneben haben sich im alten Karantanien cine Reihe KroatenOrtsnamen erhalteri." Ahnliche Namen gibt es auch in der DDR, Bohrnen, Mahren, Slowenien und in Griechenland (in der Nahe des alten Mykene)." Der Befund wird durch die ahnlich weite Verbreitung des Duleben-Namens (nordostlich der Karpaten; in Sudbohrnen, in der Steiermark) und des Serben-Namens komplizierr ; einige weitere Stammesnamen begegnen nordlich wie sudlich der Karpa-
ten." Auch wenn man (fur Bohrnen wie Karnten) nicht ausschliefsen kann, dag das Auftreten dieser Narnen auf Bevolkerungsverschiebungen erst in der Zeit um 900 zuriickgeht, fallt doch auf, dag diese nach dem Fall des Awarerireiches erscheinenden Namen kreisforrnig urn das Zentrum des Khaganates angeordnet sind. Sie treten gerade in jenen Gebieten auf, die bis 626 unter awarischer Herrschafr standen, in der ersten Halfre des 7. Jahrhunderts dagegen aufbegehrten, und wo dann in stets bedrohlicher Nachbarschaft des Awarenreiches regionale slawische Erhnogenesen stattfanden. Geht man dieser Spur nach, lassen sich zwei auffallende Festsrellungen machen. Erstens ist der Kroatenname als erhnische Bezeichn ung z. war vor 850 unbekannt. Irn 7. [ahrhundert jedoch finden sich dazu einige eigenanige Parallelen. Jener Bulgarenkhan, der nach dem Bericht des Patriarchen Nikephoros um 635
Die Rroatische Etbongencse
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gegen die Awuren rebellierte unci damit zurn Reichsgrunder in der .Mcgale Bulgaria' wurde, hieg Kuvrar." Kuver hieg der Statrhaltcr, der sich mir den Nachkornmen der rornischen Gefangenen in Pan nonien gegen den Khagan erhob und nach Makedonien abzog.?" Dazu konnte man ncch an jenen Chrobatos denken, der nach dem Bericht Konstantins unter den fiinf kroatischen Reichsgriindern warY Die iiberraschenden Narnensahnlichkeiten haben verschiedentlich dazu verlockt, Identitat oder Verwaudtschaft zu postulieren.V Die Parallelen beschranken sich zum zweiten nicht auf den Namen. Vergleicht man den Kuver- Bericht der Miracula Dernetrii, die bulgarische Stammessage nach Nikephoros und Theophanes, die kroatische (und dazu die serbische) Ursprungssage bei Konstantin Porphyrogenneros'", so erhalt man folgende charakteristischen Elernente, wenn auch in verschiedener Abfolge: - Teilung einer grogeren gentilen Einheit und Abzug einer Gruppe aus der alren Heimat - Uberschreitung der Donau - Karnpfe mit den Awaren und Abschi.ittelung ihrer Herrschaft - Unterwerfung lokaler (slawischer) Gruppen - Die kroatische wie die bulgarische Herkunftssage enthalt daruber hinaus das Funf-Bruder-Motiv ; einer der Bruder nimmt dabei das Zentrum ein: In der Bulgarensage ist es der alteste Sohn Kuvrats, (Batjbaian, dessen Name wiederurn dem spateren kroatischen Fiirstentirel gleicht. Bei den Kroaten ist es der letztgenannte (jungste ') Bruder, der den Namen seiner Gens tragt. Darin sp iegelt sich wohl eine bei vielen Steppenvolkern ubliche kosmologische Raumaufteilung." Die zwei Schwestem der Sage erlaubren es vielleicht Gruppen mit abweichenden Traditionen, sich als Kroaten .rnutterlicherseits' zu fiihlen ; auch die Siebenzahl ist zudern bei vielen Steppenvolkern bezeugt." Versteht man den Bericht Konstantins als Fragment einer kroatischen Herkunftssage, emgeht man der Iatalen Alternative des Historikers, die Angaben als ,wahr' oder ,falsch' beuneilen zu mussen. Stamrnessagen haben ihre eigene ,Wahrheit', die nichr unbedingt in einer korrekten Wiedergabe einstiger Ereignisse besteht." In der Tradition der dalrnatinischen Kroaten wird ein kroatisches Zusammengchorigkeitsgefuhl aufbewahrt; im 10. Jahrhundert kormte es als Abstammung von den Weigkroaten jenseits der Karpaten ausgelegt werden, wenn das nicht uberhaupt eine Interpretation der Byzantiner ist. Das mug nicht heiGen, dag schon im 6. [ahrhundert diese ,WeiEkroatcn' als urspri.ingliche Einheir bestanden. Es gibt keinen Hinweis darauf, dag ihre Ethnogenese wesentlich [ruher ansetzte als die der Balkan-Kroaten. Wenn in der kroatischen Herkunftssage ein gemeinsamer Starnrnvarer (wie del' Kuvrat der Bulgaren) fehlt, sollte man ihn nicht hinzuerfinden. Wichtiger ist, daf die Kroaten ihre Ethnogenese auf den Sieg i.iber die Awaren und die U nterwerfung der Patria sudlich der Donau - also auf romischern Boden! - zuriickfuhren, Dag dieser Vorgang in die Zeit des Herakleios datiert wird, konnte zwar ebenfalls einer spateren Interpretation entspringen; doch paSt es ausgezeichnet zu unseren Information en uber die Ereignisse des 7. Jahrhundens. Wic eine solche Rebellion verlief, lagt sich aus den zeitgenossischen Quellen genauer rekonstruieren. Der Kuver-Bericht, aber auch die Sarno-Ceschichte zeigen, dag es sich niche urn fertige Volker handelte, die sich gegen den Khagan
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l D,15 siebent.e [uhrliundev:
erhoben. Trager der Autstande war die von den Awaren selbst eingesetzte Kriegerschichr. die: uber regionale polyethnische Verbande gebot. Es ware deshalb naheliegend, i.m Kroatennameri des 7- Jahrhunderts noch kein Ethnonym, sondern eine soziale Bezcichnung zu sehen. Dicsen Vorsehlag machte erstrnals Kronsreiner, der in den ursprunglichen Kroaten die reiternomadische Fuhrungsschicht des Awarenreiches sieht." Viellcicht handelte es sieh urn einen Ehrentitel oder WLirdenamcn, oder er bezeichnete jene Kriegergruppen, die die unterworfene Bevolkerung an del' Peripherie des Reiches komrollierten; etwa konnte man sich darunter jene "praetoriani" vorstellen, die Berna die Restaurierung seiner Herrschaft ermoglichten, H Nachklang einer solchen funktionellen oder sozialen Bedeutung des Kroatennamens konnte auch die vielumstrittene Bemerkung Konstantins sein, dag die Bewohner yon Ragusa "taU; Xgw0cn:ou; xat, A.t71:0UC; LXAa0aQxovtaC;" in ihren Schiffen gegen die Sarazenen beforderten." Erst als das Awarenreich untergegangen war, verlor der Name im Lauf der Zeit seine soziale oder funktionelle Bedeutung und konnte zur Unterscheidung lokaler (Krieger-)gruppen und schlielllich auch del' Ethnogenesen, deren Trager sie waren, dienen. Ein solcher Vorgang war bei den Steppenvolkern keineswegs ungewohnlich." Auf diese Weise waren auch die Steppen- Traditionen zu erklaren, die bei den Kroaren lange Ieststellbar blieben. Dall noch zur Zeit Konstantins manche Kroaten ihren Ursprung von den Awaren herleiteten und deshalb als Awaren galten47, verweist auf solche Uberlieferungen. Vermutlich ostlichen Ursprungs ist der Titel des Kroatenherrschers, des Ban, del' zurneist mit dem Namen (oder Titel) Baian in Verbindung gebracht wird." Ahnliches gilt wohl fur den Tire! Zupan, der allerdings nicht nur bei den Kroaten Verbreitung fandH Dazu kommen die Tradition der kosmologischen Farbbez eichnungen, das Vorkomrnen nicht-slawischer Namen und weitere asiatische EinflusseY All diese Spuren sollten Freilich nichr im ethnischen Sinn millverstanden werden. Db~r die einstige ethnische Zugehorigkeir jener .kroatischeri' Gruppen, deren Namen auf slawische Gentes uberging (oder unter ihnen bewahrt wurde), kann keine Aussage gemacht werden. Es kann sich auch urn Slawen gchandelt haben, die in der Glanzzeit des Khaganates im awarischen Heel' auigesrieger, waren und don manche Traditionen ubernommen hatten.!'
Dber EmwickJung und Selbstbezeichnung der spateren Kroaten bis 800 kann wenig gesagt werden. Ebenso wie der kroatische Herkunftsmvthos die konstitutiyen Elernente der Ethnogenese Icsthielr, bewahrte der .Mythos' der byzantinischen Kanzlei, was aus der Sicht des Imperiums wesentlich erschien: die Bitre urn Land an den Kaiser, die Erlaubnis zur Ansiedlung, das Biindnis gegen die Awaren und die Christianisierung. Fast formelhaft kommt diese Sicht der Dinge in Kapitel 3 I I' zum Ausdruck; ahnlich wie die gentile Origo, wenn auch nicht so weitgehend, verdichter die .interpretatio Rornana' einen langen und arnbivalenten historischen Prozefs, urn einen Rechtszustand historisch zu legitimieren. Man kann aus dieser Darstellung bum schliefsen, daB schon Herakleios eine komplette Kirchenhierarchie bei den Kroaten insrallierre ; hochstens wurden slawische Christen den Bischoren dalrnatinischer Stadre unterstellt, kroatische Bistiimer wurden erst im 9. J ahrhundert errichtet. Doch ist die Folgerung durchaus gercchtfertigt, dall seit dem 7- jahrhundert die slawischen Siedler im alren Dalmauen rnit Byzanz in vertraglich geregeltcn Beziehungen standen.53 Man achtete in Konsrantincpel
Die leroatisclrc Ethongcnese
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auch irn 7. und S. jahrhuncert sehr darauf, die gewandelren Verh.iitnisse in den Balkanprovinzen wenigstens rechtlich zu .normalisiereri'. 54 In den Crundzugen sehr ahnlich ist es, was Konstantin uber die Ansiedlung einer Reihe weiterer slawiseher Gentes auf dem westlichen Balkan rnitteilt: Serben, Zachlumi, Terbuniotcn, und Pagani. 55 Wieder wird Iestgestellt, was fur Byzanz wesentlich war: Es handelte sich urn ur spr iinglich rornische Provinzen ; sic: wurden von den awarischen Angriffen entvolkert: unter Herakleios teilteri sich yon den ungetautten Serben jenseits der Ungarn (cder, wie im Fall der Zachlumi, yon den .Lirziki' an der Visla/Weichsel) Gruppen ab, unterstellten sich dem
Kaiser Herakleios und wurden yon ihm in der verlassenen Provinz angesiedelt. Leider sind daruber hinaus bum originare Elemente einer serbisehen ,Origo genus' feststellbar. Die zwei Bruder, unter denen sich die Serben autteiiten, sind namenlos; aueh ihre Nachfolger bis Boieslav bleiben ungenannt, dann setzt die Genealogie der serbischen Chronik ein, aus der Konstantin das folgende schopfte.~6 Wie im Kroatenkapitel reicht die genaue Schilderung nicht vor die Mitre des 9. jahrhunderts zuruck, als Blastimer, Grollcnkel Boieslavs, gegcn den Bulgarenkhan Persian (wohl 852 gestorben'") Krieg fuhrte. Was Konstantin sonst uber die Ansiedlung der Serben berichtet, ist eher
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7. Dus siebente [ahrliundert
sche Dimension. Kern des Berichtes ist, dall HerakJeios mit der Legalisierung der serbischen Ansiedlung auf Reichsboden einen neuen Rechtszustand schuf. Derngegenuber sind die Erorterungen iiber Herkunftsgebiete ebenso wie die rccht phanrasievollen Etyrnologien der Ethnonyrne sekundar. Man hat zudern den Eindruck, daf sehr vorsichtig und schernatisch zwischen den awarischen Plunderern und den neuen, Iegitimen Bewohnern unterschieden wird.6j Vielleicht liegt auch darin eine Wurzel dafur, daf die Heimat der Kroaten und Serben in so grolle Ferne verlegt wird ; die rornische Tradition konnte dadurch den Eindruck vermeiden, daG die Niederlassung von Plunderern nachtraglich legaJisiert worden sei. Auch daG die kleineren Gentes zu den Serben gezahlt werden, entspricht nicht einmal fur das ro. Jahrhundert ganz der Realitar, wie Budak gezeigt hat. Noch im 9.Jahrhundert zeigen die Quellen zwischen Adria und dem Morava-Tal eine Vielfalt regionaler Ethnogenesen und keineswegs zwei einheitlich enrstandene und organisierte Groiistaaten." Wie bei den Kroaten, ist es auch bei den Serben am wahrscheinlichsten, daB eine regionale, vor allem slawische Einheit sich um 630 von der awarischen Herrschaft Ioste. Vielleicht wurden sie durch Teile der geschlagenen Belagerungsarmeen von 613 und 626 verstarkt ; Konstantins Bericht von der Ansiedlung der Serb en konnte Reflexe eines solchen Zuzugs enthalten. Ebenso konnten urn 800 Fluchtlinge aus dem Awarenreich den gentilen .Fleckerlreppich' auf dem nordwestlichen Balkan verstarkt haben. Die "Sorabi", "quae natio magnam Dalmatiae partern optinere dicitur", erwahnen erstmals die Reichsannalen zu 821.65 Die Verbreitung ahnlicher Namen konnte durch eine Wurzel aus dem Bereich der slawischen Familienterminologie zu erklaren sein.66 Auch die iranische Herkunft der Namen ist wciterhin zu erwagen ; selbst das ware jedoch keincsfalls ein Beweis fur iranische Abstammung der beiden Volker oder cines Teiles davon. Was auch immer die Narnen einst bedeuteten, cs ist kaum z u bclegen, daf sie VOl' dem 9. Jahrhundert auf dem nordwestlichen Balkan ein .Ethncs' bezeichneten,
7-6. Alciocus
und Kuvrat
Die Situation im Awarenreichnach dem Fiasko vor Konstantinopel erinnert ein wenig an die Kampfe nach dem Tod Auilas. In beiden Fallen handelte es sich keineswegs, wie man Iange glaubte, urn quasi-nationale Aufstande unterdruckter Stamrne gegen ein nomadisches Herrenvolk.' Wie 454 ging der Bruch quer durch die herrschende Reiterkriegerschicht, und wenn man die Auseinandersetzungen nachtraglich ethnisch deuten konnte, so vor allem deshalb, weil die entstandenen Bruchlinien sich in der Folge zu ethnischen Scheidungen enrwickelten. Irn Fall des Hunnenreiches ist die Zusammensetzung der verschiedenen Einheiten auf Grund des jordanes-Berichres relativ leicht zu rekonstruieren; auch gelang es nach der Nedao-Schlachr dem ostgerrnanischen Heerkonigturn relativ rasch, wieder klare Verhaltnisse zu schaffen. Solche .alternativeri' Traditionskerne mit starker Anziehungskraft gab es im Awarenreich nicht, Das awarische Khaganat war als zentrale Organisationsform nicht zu ersetzen, auch werm es stark an Prestige verloren hatte. Das ist der Hintergrund fur den Bericht Fredegars yon den inneren Auseinandersetzungen im Awarenreich. Er setzt die folgenden Ereignisse ins neunte Regie-
Alciocus und Kuurat
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rungsjahr Dagobcns (63 J /32); diese Daiierung IIlUe; nicht exakt sein, doch beruht auch die ofters vorgeschlagene Verlegung auf 635136 auf Spekulationen.' "In diesem Jahre kam es im Reiche der Awaren, die aueh Hunnen genannt werden, in Pannonien zu einem heftigen Kampf, weil namlich ein Aware und ein Bulgare darum stritten, wem die N achfolge in der Herrschaft gebuhre, und sie einander rnit gesammelter Streitrnacht bekriegten. "3 Es ging also fur den Bulgaren nicht darum, das awarische Khaganat zu erserzen, sondern es zu erringen. Das bedeuter nicht unbedingt, dag die Fronten zwischen awarischen Bulgaren und .richtigen' Awaren verliefen ; yon einer Organisationsform, die aile Bulgaren unter awarischer Herrschaft zusammengefaBt hatte.ihoren wir nichts.' Der bulgarische Pratendent wurde geschlagen; seine Srreitmacht, angeblich 9000 Mann stark, wurde aus Pannonien vertrieben und fluchtere mit Frauen und Kindem zu den Bayern, Der Frankenkonig Dagobert, den diese deswegen kontaktierten, ordnete angeblich zunachst an, die Bulgaren iiber den Winter zu beherbergen; doch dann befahl er, sie alle auszurotten. Nur dem Alciocus gelang rnit 700 Mann die Flucht in die ,marca Vinedorum', wo er viele Jahre bei Walluc, dern Dux der Wenden, verbrachte.' Die etwas befremdliche bayerische Bartholomaus-Nacht hiehen viele Forscher fur eine Lcgende." Einen Zusammenhang mit der Entstehung des NibelungenliedStoffes versuchte jiingst Kunstrnann zu rekonstruieren.? Es ist durchaus moglich, daG das Massaker reichlich ubertrieben wurde ; daf uber 8000 Krieger rnit ihren Familien getotet wurden, ist schwer vorstelibar. Doch im iibrigen paBt das Schauerstiick durchaus in die politische Welt um 630: Die inneren Kampfe im Awarenreich sind zu dieser Zeit mehrfach belegt; ebenso wissen wir von Dagoberts Interesse an der Ostpolitik. Die unfreundliche Behandlung der Asylanten diirfte der geanderten Strategie des Frankenkonigs entsprochen haben: Statt wie bisher die Sezessionsbewegungen im Awarenreich zu unterstiitzen, griff er etwa zur selben Zeit seinen bisherigen Schiitzling Sarno an; vermutlich plante er die neuen Wendenreiche zu unterwerfen. Dabei mulite ihm daran gelegen sein, die Awaren nicht zu verargern ; dem verbesserten Verhaltnis zum Khaganat konnten die bulgarischen FlUchtlinge durchaus geopfert worden sein. Daf die Flucht der Alciocus-Leute in die ,Wendenmark' den Tatsachen entsprichr, wird indirekt von Paulus Diaconus bestatigt. Unter Konig Grirnoald (661~7I), so berichtet er, sei "aus unbekanntern Grund" ein gewisser Alzeco, "Vulgarum dux", mit seinern Heer nach Italien gekommen und habe dem Konig der Langobarden seine Dienste angeboten. Daraufhin wurden die Bulgaren bei Isernia im Dukat yon Benevent angesiedelt, iiber das Grimoalds Sohn Romuald gebot. Alzeco mulire allerdings auf den Titel eines Dux verzichten und wurde im Rang eines Gastalden in die langobardische Adelsgesellschaft eingegliedert. Angeblich sprachen die Nachkommen der Alzeco-Bulgaren noch Ende des 8. Jahrhunderts neben Latein ihre eigene Sprache." Der Dukat des Alzeco wurde ofters als byzantinischer Tirel verstanden und daraus geschlossen, daB die Bulgaren aus der Reichsarmee desertiert seien.? Doch entsprach die Stellung des Alzeco "cum omni sui ducatus exercitu" der cines ,dux gentis', eines autonomen, nicht-koniglichen Heerfiihrers ; diese Machtvollkomrnenheir mufite er bei der Unrerstellung unter einen langobardischen Dux einbufjeri." Unerfindlich ist, warum Besevliev daruber hinaus Alzeco niche rnir Alciocus zusammenbringt, sondern in ihm den
7.
Alciocus «rid
Das siebente [ahrb undert
ian Kuvrats sicht, del' angeblich
in die Pcntapolis
von
11:1ch663 in Italien einzog, konnte es sich auch urn des Fliichdings yon 63 I gehandelt haben. Die bei ieliegende Vermutung, daf del' Personennarne der dcr Wi.irdename zu verstchen ist (vgl. Kap.6. 5.), filldet tz e: Alciocus konnre leicht aus dem ti.irkischen .altirden." Der Pfeil war ein wichtiges Wi.irdezeichen bei er klar ist die Etymologie des wendischen Dux Wal-cus-Gruppe lange aufhielt, Oft wird der Name mit rer erklart; Kronsreiner fand eine Parallele im kirgisirnd in Kunstrnanns System ware .valuk' der .Grolie', ell anerkannt ist nur, daB die .marca Vinedorum' etwa antanien umfaiit haben muB, da diese Slawen "sowohl ie del' Langobarden waren". '4 .eine Bulgaren sich bei den Alpenslawen aufhieltcn, Aufstieg und Fall eines anderen Bulgarenreiches: der , Bulgarenreiches in den Steppen am Schwarz en Meer, Geschichte dieses Kuvrat-Reiches, das in den Quellen verkni.ipft wird, ist ein Puzzlespiel, dessen Hauprbeegeben werden sollen: oros (9. Jh.) bcrichtet in seinem ,Breviarium"\ daB ana, Herr der Unogunduren, sich gegen den Khagan e Angehorigen yon dessen Volk ("Aa6~") aus dem loB er einen Friedensvertrag mit Herakleios, den bei.inhielten, und wurde vom Kaiser zum Patrikios erlS
.rzahlt vall den Auseinandersetzungen nach dem Tod und seines Nachfolgers Konstantin III. (24.5. 641), in rtina mit ihrern Sohn Herakleonas gegen Konstantins :;eri.icht in Konstantinopel besagte damals, daG "Ketes del' Moutanen, Neffe des Kuernaka" Martina und 'enn er sei als Kind in Konstantinopel aufgewachsen ille heidnischcn Volker i.iberwunden und sei rnit Hegewesen. Die etwas verballhornten Namen werden her der Hunnen, Neffe des Organa' versranderi." r gemeinsamen Quelle geschopft, berichten Nikephoie Herkunft der Bulgaren. Die ,,;ta),ma Bou~.yaQla·~ .tis (dem Asowschen Meer) und entlang des Kuphis Bulgaren stamrnverwandten Kotragen wchnten. Theo:1der Zeit Kaiser Konstantins, del' in den Westen ging, esamten Bulgaria und der Kotragen ("Kgo~c.rrou rou ),'(aQlar; xol TWV KOTga'(WY tOY ~lOY IAEWAf.aSav)ohne."l~ Irn folgenden wird vom Schicksal der fi.inf :gen den ausdrucklichen Wunsch des Vaters mil ihrem nder trerinten. Der erste, Batbaian (Theophanes) oder "bis auf den heutigen Tag" (,,~ttXgl T~; OEi!QO") im
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Land des Vaters; die Formulierung liBt vermuten, d~B die Quelle der beiden Chroniken des 9. Jahrhunderts noch vorn Ende des 7. Jahrhunderts starnrnte. Der z weite, namens Kotragos, i.iberschritt den Tanais/Don und lieB sich gegeniiber dem ersten nieder. Der vierte und Iiinfte, die ungenannt bleiben, gingen nach Pannonien bzw, nach Ravenna; und der dritte, Asparuch, i.iberquene Danaper/ Dnjcpr und Danaster/Dnjestr und kam an die Donau, wo ihm die stabilste bulgarischc Reichsgri.indung gelang.'9. 4. An fruherer Stelle weiB Nikephoros noch zu erzahlen, wie Herrscher und Archontes eines hunnischen Ethnos in Konstantinopel getauft werden, der Furst zurn Patrikios ernannt wird." 5. Etwas andere Angaben i.iber die Bulgarenherrscher enthalt die in einer spatmittel alter lichen Chronik bewahrte, aber zweifellos aus alter Oberlieferung geschopfte bulgarische Furstenliste, Nach den mythischen Herrschern Avitohol und Irnik, in denen wohl die Erinnerung an Attila und seinen Sohn Ernak steckt, folgt Gostun, der .Statthalter' aus dem Geschlecht Errni, der nur zwei Jahre regierte; darauf Kurt fiir 60 Jahre, Bezmer fi.ir drei Jahre und Esperih fi.ir 61 Jahre, mit dem die Reihe der donaubulgarischen Fiirsten beginnt; alle drei aus dem Geschlecht Dulc." Das Kuvrat-Puzzle lafl< sich verschieden zusammensetzen. Man kann daraus einen ,maximalen' Kuvrat rekonstruieren, der urn 620 in Konstantinopel gctauft wurde (oder sogar als Geisel hier aulwuchs), dann seinem Onkel Organa nachfolgte, irn Bund mit Herakleios und als rornischer Patrikios sein pontisches Reich aufbaute und irgendwann nach dessen Tod verstarb. Der urn 62.0 zum Patrikios ernannte hunnische Herrscber konnte sein Onkel Organa gewesen sein." Doch konnte sich diese Nachricht genausogut auf kaukasische Hunnen beziehen, etwa diejenigen, in deren Land sich Herakleios wahrend des Perserkriegs einmal zuri.ickzog." Bcsevliev halt dari.iber hinaus die Nachricht des Johannes von Nikiu fi.ir interpoliert und wenig zuverlassig: er bezieht sie eher auf einen barbarischen Offizier in rornischen Diensten.'4 Freilich wi.irde es durchaus in den Zusarnrnenhang del' Darstellung passen, daB die Gegner Martinas das Gerucht in Umlauf setzten, sie suche die Hilfe del' ,auGeren Barbaren' im Thronkampf. Das gure Verhaltnis Kuvrats zu Herakleios bestatigt Nikephoros: die Angaben des Johannes, Ketdrares/Kuvrat sei in Konstantinopel aufgewachsen, sollte man nicht zu wortlich nehmen, immerhin entstammen sie nur dem Bericht i.iber ein Geri.icht. Vom .minimaleri' Kuvrat laBt sich also nul' mit einiger Sicherheit sagen, da~ er Neffe des Organa war, in den letzten Jahren des Herakleios und den ersten des Konstans i.iber das nordostliche Ufer des Schwarzen Meeres herrschte und in Konstantinopel ein Begriff war. Wie lange er dari.iber hinaus herrschte, ist unklar ; daG er in der - zeitgenossischen - Vorlage des Nikephoros als Neffe des Organa eingefi.ihrt wird, JaBt darauf schlieiien, daG er urn 640 noch nicht allzulange regierte. Sicher ist, daB er wahrerid der Regierung des Konstans (641-68) starb." Die Lokalisierung seines Reicbes scheint auf den ersten Blick durch die genauen Angaben des Theophanes klar; naheliegend ware es, den Kuphis mit dem Kuban zu identifizieren und hier das Zentrum der Magna Bulgaria anzunehmen. Doch konnte man darin auch einen del' diesseits der Maoris gelegenen Flusse sehen, wie Lauterbach eingehend zu begriinden versuchte.:" Denkbar ware ein Kuvrat-Reich zwischen Dnjepr und Don; wahrscheinlich umtalite es ohnebin beide Ufer der
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AlciGCUS un d KU.7.rrat
Maoris, W
dern, wenn sic nach 626 damit solange zugewarret haue ; z udern kann die Aneinanderreihung der beiden Nachrichren aus dem ,wilden Norden' thernatische unci nicht unbedingt chronologische Grunde haben." DaB bis 635 das Gebiet an der Maoris awarischer Herrschaft unterstand, ware allerdings verwunderlich. Seit dem Zug Baians vorn Kaukasus an die Donau finder sich in dies em Raum nicht del' geringste Hinweis auf awarischen Einflull. Das Khaganat harte Schwierigkeiren mit den Slawen an der unteren Donau und mit den Anten riordostlich der Karpaten, die als byzantinische Verbundete 602 angegriffen wurden.i'' Die Steppen nordlich des Schwarz en Meeres kontrollierre das westtiirkische Khaganat, dem Utiguren und Oguren untersranden ; urn 576 nahm Turxanthos die Stadt Bosporos/KerrschY Es ist denkbar, daB mit dem Niedergang der nirkischen Macht - und der byzantinischen Diplomatic - nach 602 die Awaren ihren Einfluf in den pontischen Steppen vergrofsern konnten. Ob sie dabei bis an die Maoris kamen, ist fraglicb; nach 626 war ihre Grolimachtrolle jedenfalls ausgespielr, die Probleme im Karpatenbecken selbst erlaubten kaum eine Herrschaft uber die Bulgaria an der Maoris. Zur se!ben Zeit ist die nirkische Kontrolle uber die Wege zum Kaukasus belegr. Die Tiirken fie!en 627 und 628 durch die Kaspische Norte in Persarrnenien ein, wo sic Herakleios bei der Belagerung yon Tiflis unterstiitzten.t" Theophanes nennt die Angreifer auch Chasaren; doch der Titel Ziebe! (in den armenischen Quellen Jebu oder Jebu Khagan) entspricht dem turkischen Tire! (Syr) Yabgu, auch der tiirkische Titel Schad wird genannt. Es handelte sich also urn diejenigen westturkischen Wi.irden, die Menander als .Sizabulos' und .Turxanthos' wiedergegeben hatte; die Chasaren nordlich des Kaukasus unterstanden damals noch dem westturkischen Khaganat." Dazu kommt, daB Organa und Kuvrat ihre Herkunft yon der tiirkischen DuloDynastie herleiteren, die urn 630 in schwere Auseinandersetzungen mit der rivalisierenden Nu-shi-pi-Gruppe verstrickt war." Nach der bulgarischen Fursreriliste loste der ,Dulo' Kuvrar bei den Bulgaren einen "Statthalter" Gostun aus dern Geschlecht Ermi ab; dieser Reflex einer hemdherrschaft paBt gut zur Nachricht des Nikephoros. Die tiirkischen Herrscher del' Sogdiane nannten die Byzantiner rnit einer iranischeri Bezeichnung auch (K)ermichionen, (K)ermi-HunnenY Der Name Kuvrats ist in der Furstenliste als .Kurr' uberliefert; del' Wolf, uirkisch .bori' oder .qurt', aber war das riirkische Wappentier.42 Historische Nachrichten und bulgarische Memoria stimmen also iiberein: Es war eine aus dem Osten gekornmene Gruppe, unter deren Herrschaft am Schwarzen Meer die bulgarische Ethnogenese des 7- Jahrhundens stattfand; ob es nun tatsachlich Mitglieder des tiirkischen Dulo-Clans waren oder ob es die spatere bulgarische Tradition nur so haben wollte, ist dabei zweitrangig. In jedem Fall deutet all das daraul hin, daf sich Kuvrat yon der tiirkischen und nicht yon der awarischen Herrschafr loste." DaB Nikephoros seine Quellen miBverstand, braucht nicht zu verwunclern: DaB Bulgaren sich etwa gleichzeitig gegen die Awaren erhoben, isr durch Fredegar be!egt. Und auch der Wurdename (oder die Rangbezeichnung) Kuvrat konnte in solchen Zusamrnenhangen auigetaucht sein. DaB der Chronist die awarischbulgarischen Machtkarnpfe im Karpatenbecken mit dem viel bekannteren Bulgarenkhan in Verbindung brachte, leuchtet ein. SchlieBlich steht unrnirtelbar vorher die Nachricht vom Cesandtenaustausch der Kaiserschwester Maria rnit den Awa-
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Darnit erweist sich auch die in letzter Zeit neubeiebre Diskussion urn eine Identifikation des Kuvrat-Aufstandes und der von Fredegar erwahnten Kampte urn die awarische Thronfolge als wenig ergiebig.!' Bis auf die Tatsache, daG es sich in beiden Fallen urn Bulgaren handelte, die gegen Awaren karnpften, haben die Nachrichten Fredegars und Nikephoros' wenig gemeinsam: Bei Fredegar geht es urn das awarische Khaganat, bei Nikephoros urn die Vertreibung der Awaren: bei Fredegar finder'. die Karnpte in Pannonicn, bei Nikephoros an der Maoris statt; bei Fredegar siegen die Awaren, die Bulgaren mi.issen fliehen, wahrend bei Nikephoros die Awaren davongejagt werden. DaG man im Byzanz des 9. Jahrhunderts den Aufstieg der Bulgaren mit dem Niedergang des Awarenreiches in Verbindung brachte, wie es Nikephoros tat, war durchaus berechtigt. In der Tat waren Bulgaren in den Sreppen Osteuropas yon nun an die gefahrlichsren Konkurrenren des Khaganats. Nur gab es 630/35 (wie sparer noch) mehrere bulgarische Gruppen, die auf ihre Weise den Niedergang der awarischen wie der ti.irkischen GroGmacht niitzen wollten. Das Ergebnis ihrer Bemi.ihungen war unrerschiedlich: Wahrend Kuvrat im Osten ein groGes bulgarisches Reich aufbaute, konnte sich im Westen das awarische Khaganat behaupten.
71 Kuver und Asparuch In den schweren inneren Auseinandersetzungen nach 626 bi.iBte das Khaganat vollends seine Monopolstellung im Barbaricurn ein. An der unteren Donau und in den Balkanprovinzen Iestigten sich regionale slawische Herrschaftsgebiete, die teils in vertraglich geregelten Verhaltnissen zu Byzanz standen; bekannt sind die in den Miracula Demetrii genannten slawischen Stammesgebiete in Makedonien sowie die Severer und die "Sieben Geschlechter" ("b:ea YEVWL") in Moesien, auf die sparer die Bulgaren stieGen. Ahnlich waren die Verhaltnisse wohl auf dem nordwestlichen Balkan, obwohl die zeitgenossischen Beobachter 110ch kaum gentile Sondereinheiten zu unterscheidcn verrnochten. Entlang der awarischen Westgrenze begannen sich regionale Machtzentrcn in Karantanien (die Marca Winedo rum) und Bohrneri/Mahren (das Sarno-Reich) zu bilden; die groGraumige politische Organisation zwischen Elbe und Sudalpen, die sich urn 630 andeutete, konnte sich freilich nicht behaupten. Hier i.iberwog offensichtlich der Einfluf aus dem Westen; zurnindest bedient sich Fredegar der gewohnten Irankischen Terrninologie, wenn er uber die Reges, Duces und die Marca der Wenden schreibt, Im Karpatenbecken selbst hielt sich das Khaganat trotz aller inneren Konflikte.' Ein Grund fur diese unangefochtene Position lag in der Schwache der anderen GroGmachte. Fern davon, wieder eine konsequente Balkanpolitik beginnen zu konnen, geriet das byzantinische Reich wenige Jahre nach dem Ende des dreiGigjahrigen Perserkrieges seit 634 durch den arabischen Vorstof in neue Schwierigkeiten. Auch die frankischen Konige betrieben nach den erneuten Teilungen von 633 und 639 keine aktive Ostpolitik mehr und muliten die praktische Unabhangigkeit der Dukate an der Slawengrenze hinnehmen. Die langobardischen Konige gewannen seit Rothari (636-652) zwar wieder an Boden gegeni.iber den machtigen Duces und dem Exarchat, waren aber weiterhin an beiden Fronren gebunden. Friaul wie Bayern schliefslich waren fur eine selbstandige Expansionspolitik groI
KWiHr
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Seils z u schwach unci noch dazu bedroht yon den Schachzugen der eigenen Konige , das Schicksal von Taso oder Lupus isr dafur nur ein Beispiel (vgl. K~~.6+ und unten). Uberhaupt hatte der pannonische Raum seine geopolitische Bedeutung eingebi.ilk Das verodete Sirrnium war nicht langer der Schli.issel zu Italien oder dem Balkan, wie zu Theoderichs Zeiten. Fur Konstantinopel war die Pazifizierung der Slawen vor cia eigenen Haustiir nun wichtiger als die Ereignisse an der mittleren Donau. Vom gentilen Ballungsraum war das Karpatenbecken zu einer SteppenEnklave geworden; vielleicht ein Ferment fur cine Reihe dezentraler Erhnogenesen in Ostrnitteleuropa, aber nicht rnehr Brennpunkr des Machrgefalles zwischen Barbaricum und Reichsprovinzen. Gerade der Niveauunterschied zwischen den reichen Landern des Si.idens und Westens mit ihrem hochenrwickelten, aber empfindlichen Staatsapparat und den spezialisierten Freibeutern an ihren Grenzen harte die Rolle Pannoniens ausgemacht. Dieser Nexus mit dem Reich war 626 zerbrochen; nicht so sehr durch den Abwehrerfolg der Romer, sondern weil die Unterschiede zwischen Balkanprovinzen und Barbarenland fast schon eingeebnet waren. Die stadtische Winschaft beschrankte sich nun auf einige Stutzpunkre an der Kiiste, der Rest war Bauernland geworden; i.iberregionale Verbindungen hatten an Bedeutung verloren.' Diese Verengung des Horizonts harte die GroBmachtstellung des Awarenreiches untergraben; sie verhinderte aber auch seinen U ntergang. Durch die geanderten Bedingungen wurde das Wachstum einer neuen Macht noch mehr erschwert als der Weiterbestand der alten, die sich auf den in besseren Zeiten angehauften Schatz des Khagans stiitzen konnte. Die Verlandlichung weiter Gebiete, Grundlage und Folge der slaw ischen Expansion, fi.ihrte langsam dazu, daB viele Awaren Bauern wurden.:' Dadurch konnte die wirtschaftliche Basis des Awarenreiches gesichert werden ; seine Offensivkraft nahm ab. Nachrichten ubcr die Awaren sind in den ohnehin spar lichen Quellen der Zeit daher Rarirat. Dber dreiGig Jahre lang horen wir nach 626 nichts mehr von den Khaganen. Erst in den sechziger Jahren machten sie wieder van sich redcn. Wie mehrmals zuvor, wurde das Awarenreich in die langobardische Innenpolitik hineingezogen. Mit den Langobarden bestand, wie schon unter Agilulf, ein Friedensvertrag, dem der Khagan einiges Gewicht beimaiS. Als 662 nach der Usurpation Grimoalds der vertriebene Perctarit zu den Awaren Iluchtete, brauchte sich der Langobardenkonig nur auf diesen Vertrag zu berufen, und der Fluchtling wurde vom Khagan wieder hinauskomplimentiert, wenn auch niche ausgeliefert.' Die bloGe Drohung rnit der Auikundigung des Vertrages g,enugte also, damit der Khagan klein beigab; Paulus spricht sogar von einern ,BefehI' Grimoalds ("cacano ... per legatos mandavit"). Die Franken, bei denen der Fli.ichtiing schliefslich landete, niitzten dagegen die Gelegenheit, rnit Heercsmacht in Norditalien einzufallen." Dabei hatte der Khagan Perctarit zunachst sehr freundlich aufgenommen; [loch fast zwanzig Jahre sparer erzahlte dieser, der in zwischen den Thron zuriickerobert hatte, einem englischen Bischof van der Gastfreundlichkeit der Awaren." Grimoald, der wciter mir allerlei Schwierigkeiren zu karnpfen harte, beschlof bald, die Vertragstreue des Khagans auch weiter zu nutzen. Lupus, Dux yon Friaul und Plunderer von Grado, harte Grimoalds Zug gegen Kaiser Konstans in Siiditalien (663) ausgeni.itzt, urn sich gegen den Konig zu ernporen. Grimoald tat
? Dus sicbente [abrbun dcrt
Kuuer und Aspavuch
nun das, was einst seinen Vater Gisuli II. das Leben gekostet harte: Er lids die Awaren gegen Lupus aufmarschieren. Wieder verwendet Paulus Diaconus in diesem Zusammenhang das Verb .mandare', befehlen." Man scheint die Awaren damals fur nicht sehr gefahrlich gehalten zu haben.? Tatsachlich marschierte das Awarenheer auf, Lupus trat ihm bei Flovius (wahrscheinlich an der Wippach/ Vipava) entgegen, wurde in einer dreitagigen Schlacht besiegt und fieL r c Angeblich harte Paulus noch durch Augenzeugen van den Heldentaten des Dux gehort, der nun, wie viele seiner Vorganger, seine Ambitionen mit dem Leben bezahlte. Wie schon 61 J, verheerten die Aware!'! das flache Land, wahrend die Langobarden sich in die Kasrelle zuriickzogen. Nach einigen Tagen forderten Gesandte Grimoalds, daf die Verbundeten, die ihre Schuldigkeit getan hatten, Friaul wieder verlassen sollten. Diese beharrten nun darauf, daIS sie das Land mir dem Recht des Siegers in Besitz genommen hatten. Doch angeblich geniigte ein Bluff des Konigs, urn den Khagan zum Abzug zu bewegen. Grimoald lieB vor den awarischen Gesandten sein kleines Heer immer wieder vorbeiziehen und auEerte einige unmilSverstandliche Drohungen. Ob nun diese Geschichte aus dem Anekdotenschatz des Autors geschopft ist oder nicht, die Awaren lielSen es jedenfalls auf eine Konfrontation nicht ankommen und zogen bald aus Friaul ab.' Offensichtlich tiihlte man sich dem Langobardenreich nicht gewachsen; die vori.ibcrgehende Besetzung Friauls entsprang also keiner wohluberlegten Expansionspolirik, sondern nur dem Versuch, die Gunst der Stunde zu niitzen, Vielleicht hatten auch Gesandte Kaiser Konstans' dabei nachgeholfen. Immerhin scheinen dessen Aktivitaten im Westen das Interesse der byzantinischen Politik an den Awaren kurzfrisrig wieder verstarkt zu haben." Ein weiterer Grund dafiir war wohl das Auftauchen der Asparuch-Bulgaren nordlich der Donau. Die restlichen Akte des friulanischen Dramas fanden ohne awarische Beteiligung statt, Der Sohn des Lupus, Arnetrit, floh vor Grimoald "ad Sclavorurn gentem in Carnuntum, quod corrupte vocitant Carantanum", "zum Volk der Slawen in Carnunturn, das sie falschlich Carantanum nennen". DaIS Paulus sich an der amiken Geographie orientierte, entspricht der Haltung der karolingischen Intellektuellen ; ob der Karantanenname aus der Uberlieferung des 7. Jahrhundens stamrnte oder erst von Paulus hinzugefiigt wurde, ist ungewi~.'J In jedem Fall ist die Stelle ein Beleg, daf die Alpenslawen ihre Unabhangigkeit von den Awaren mehr oder weniger bewahrt hatten, wahrend die Kontaktz one zum Langobardenreich an der oberen Save der Kontrolle des Khagans wohl wieder unterstand. Arnefrir versuchte, mit slawischer Untersti.itzung den vaterlichen Dukat zuruckzuerobern ; er fiel aber im Kampf bei Nernas/Nimis ni:irdlich von Cividale. Der Schlachtort deutet darauf hin, daIS Arnetrits Schar durch das Kanaltal gekommen war. Der neue Dux Wechtari, der "suaviter" zu regieren wulite, harte rasch die Sympathien der Friulaner auf seiner Seite. Einen weiteren slawischen Einfall wehrte er angeblich rnit blof 25 Mann auf einer N atisone- Bri.icke ab. Die Erzahlung zeigr, daIS die unruhigen Nachbarn im Norden zwar die Phantasie der Grenz-Langobarden beschaftigteri; doch galten sie nicht, wie die Awaren, als wirklich ebenburtige Gegner. Bald darauf kam Alzeco mit seinen Lemen nach Italien.':' Ob er vor zunehrnendem awarischem Druck auswich oder bei den Langobarden gri:iEere Chancen sah als in den kargen Alpenlandern, wuiite die langobardische Dberlieferung nicht,
Dae die Awarcn nach dern Tod Sames (urn 6(0) bald wieder den ,limes certus' an der Enns (siehe Kap.8.}.) erreichten, ist anzunehmen." Eine standige Unterwerfung der Karantanen gelang jedoch nicht. Die regional en Konflikte zwischen Alpen unci Adria und der Zug des Alzeco lassen sich zwar nicht als Ergebnis einer grolSen Invasion im Karpatenbecken deuten ; doch hingen sie vielleicht indirekt mit der eurasischen Wanderwelle z usamrnen, die '10m Fall des westturkischen Khaganates und des Bulgarenreiches am Kubar: ausgelos: wurde.l" Der grolSte Teil dieser Bewegung wurde vermutlich vom chasarischen Khaganat aufgefangen, unter dem auch Teile der Bulgaren am Schwarzen Meer zuri.ickblieben. Die nachhalrigsre Fernwirkung war der Zug der Asparuch-Bulgaren an die untere Donau. Sie liefsen sich zunachst im .Onglos' nieder, einer sumpfigen, van Flussen umgebenen Gegend nordlich der Donau, wahrscheinlich rnit dem sudlichen Bessarabien zu identifizieren.'7 Damit hangt die Nachricht der ,Armenischen Geographie' zusammen, wonach Asparuch auf der Flucht vor den Chasaren auf die Insel Peuke im Donaudelta gekommen sein soli und die Awaren nach Westen vertrieb, ,8 DaIS die Awaren von der Insel selbst verjagt wurden, wird nicht gesagt; wahrscheinlich bezieht sich die Nachricht i.iberhaupt nicht auf ein einzelnes Ereignis, sondem ist ahnlich zu verstehen wie die Bemerkung bei Michael Syrus, die Bulgaren hatten die einst von den Awaren heimgesuchten Gebiete besetzr, '9 Aus der Sicht der Byz antiner waren die Bulgaren als Feinde an der Donau Nachfolger der Awaren. Armenische und syrische Quellen verfugten kaum iiber sonst nicht erhaltene Nachrichten von bulgarischawarischen Zusammenstofien, sie beniitzten den Hinweis auf die Awaren zur ethno-geographischen Einordnung des Geschehens, wie es in der antiken Volkerkunde ublich war. Vorn Donaudelta und den nordlich davon gelegenen Steppen aus begannen die Bulgaren mit Raubzugen in die chemaligen Reichsprovinzen. Konstantin IV, zog ihnen, nach seinem Sieg uber die Araber, im Jahr 680 entgegen; doch die kaiserliche Offensive in die Sumpfgebiete am Donaudelta erinnert an die Unbeholfenheit der Armeen des Maurikios ein knappes Jahrhundert zuvor. Nach langerern Zogern zog sich der Kaiser, von Podagra gequalt, zur Kur nach Mesernbria zuruck, worauf die verlassene Armee sich aufzuli:isen begann. Bulgarische Angriffe verwandelten die Abserzbewegung in panische Flucht, und das Heer Asparuchs setzre sich sudlich der Donau fest. In den folgenden Jahren organisierten die Bulgaren ihr neues Khanat in den ehemaligen Provinzen Moesia inferior und Scythia minor. Die "Sieben Srarnme" wurden in den \Xresten urngesiedeh, gegcn die "Abaria" hin. ic Dber Lage und Ausdehnung del' ,Abaria' wird nichts mirgereilt ; meist wird angenommen, daf die bulgarischen Grenzschutz.er zwischen Timok und Isker gesessen wareri." Danach harte westlich des Eisernen Tares die .Abaria' begonnen und auch die alten Limeskastelle in der Gegend van Virninacium und Singidunum umfalit. Wahrscheinlicher ist es, daIS die sonst nicht auf das ganze Awarenreich angewendete Bezeichnung .Abaria' sich auf das den Awaren einst vertraglich i.iberlassene Reichsgebiet um Sirmium bezog.' Dart, ar: der Sudgrenze des Karpatenbeckens, hat Kovacevic aus archaologischen Befundcn auf die Existenz einer awarischen "Militargrenze" des 8. jahrhunderts geschlossen; der Schwerpunkt dieses Gebiets rnir relativ hohem Anteil an Waffen- und Reitergrabern liegt zwischen Singidu-
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num und Sirmium.'j DaB die Awaren im Grenz raum zu den Bulgaren Krieger massierten, ist nichr zu verwundern. Wahrend in Konstantinopel 68 I die groBe okurnenische Synode tagte, war Kaiser Konstantin gezwungen, nut den Bulgaren Frieden zu schlielien.':' Die Niederlassung der Bulgaren zwischen Donau und Balkan-Gebirge ist ofters fiir das Abreiilen der Beziehungen zwischen den Awaren und Byzanz verantworrlich gemacht worden; jedenfalls sind Solidi Konstantins IV. die letzten byzantinischen Mi.inzen, die sich in awarischen Grabern [inden." Kurz bevor Asparuchs Heer die Donau uberschritt, ist der letzte diplornarische Kontakt zwischen Kaiser und Khagan belegt. 678 wurde eine arabische Florre vor Konstantinopel geschlagen; "als die Bewohner der westlichen Gegenden davcn erfuhren, der Khagan der Awaren und die dortigen Konige, Exarchen und Gastalden und die Hervorragendsten der westlichen Volker, sandten sie durch Cesandte dem Kaiser Geschenke und baten darum, Frieden und Freundschaft ihnen gegeni.iber zu bestatigen."'6 Auch wenn es in der Intention der QueUe liegt, die groile Anzahl der Wi.irdentrager hervorzuheben, die sich bei Hof einfanden, isr die Stelle doch charakteristisch fiir die gewandelten Verhalmisse an Donau und Adria. Der Khagan war zwar noch der Vornehmste und del' einzige, bei dem Titel und Volksname eigens erwahnt wurden. Doch dancben existierten eine Vielzahl von grogeren und kleineren Gentes rnit verschiedenen Verfassungen, die rnit dem Imperium selbstandige Beziehungen pflegten. Der Gastalden- Titel deutet auf eine langobardische Gesandtschatt; daneben handelte es sich wohl urn slawische Gentes, die in zwischen .polirikfahig' geworden waren." Vielleicht war es diese awarische Mission, die als Gegengabe die Solidi des Kaisers nach Hause brachte. Anlail und Verlauf der Gesandtschaften zeigen, dail die Kontakte wenig praktische Bedeutung batten." Jene slawischen Gruppen, die in der Reichweite byzantinischer Armeen lebten, wollten nach der Beendigung des Arabcrkrieges vielleicht einer Intervention vorbeugen. Die Awaren hatten im Guten oder Schlechten wenig von den Rornern zu erwarten. U nd der Kaiser begnugte sich damit, seinen "herrscherlichen Frieden" ("owJt01Lx"ijv dgYjVY]V"Y9zu bestatigen. Man sollte deshalb nicht die bulgarische Reichsgri.indung allein fi.ir das Einschlafen der awarisch-byzantinischen Beziehungen verantwortlich machen. Sie harte ja auch ein AnlaiS sein konnen, ein enges Bundnis gegen die neuen Nachbarn einzugehen. Aber die Mittel zu einer solchen Politik fehlten den nun rasch wechselnden Kaisern, und die Khagane konnten froh sein, den Status quo mehr oder weniger auirechtzuerhalten. Grofsmachtpolirik wurde an Donau und Theiil nicht rnehr gemacht. Urn 680 hatte der Khagan ohnehin wieder mir inneren Schwierigkeiten zu kampfen; das rornisch-barbarische .Ethnos', das unter der Fi.ihrung Kuvers in Pannonien lebte, rebeliierteY Die Aufstandischen wollten nach Si.iden abziehen; der Khagan verfolgte sic, wurde aber in fiinf oder sechs Kampfen geschlagen und rnuiire sich mit den Resten seiner Armee nach Norden zuruckziehen. Der siegreiche Kuver iibersetzte rnit seinen Leuten die Donau (oder die Save), rnarschierte nach Suden und lief sich zunachst in der keramesischen Ebene, zwischen Bitola und Monastir, nieder." Yon hier aus planten viele der Christen, wieder in die Stadic ihrer Vorfahren zuriickzukehrcn. Kuver dagegen wollte "Anfi.ihrer und Khagan" seines Heeres
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bleiben und weirer gentile Politik betreiben. E1' tat das, was viele barbarische Heerfuhrer vor ihm auf Reichsboden getan hatten: Er sandte eine Gesandtschaft zum Kaiser, die urn die Uberlassung des besetzren Gebietes bat. Auferdem so11ten die slawischen Drogubiten in der Nachbarschaft angewiesen werden, das Heer Kuvers mil Nahrungsmitteln zu versorgen. Die Stelle belegt, dag die gencilen Heere des 7. Jahrhunderts auf die Ausbeutung slawischer Bauern angewiesen waren. Obwohl der Kaiser zustimrnte, begannen viele der christlichen Gefolgsleute Kuvers sich nach Thessalonike abzusetzen. Dieser beschlof daher insgeheim, sich der Stadt zu bernachtigen und yon dort aus ein grofles Reich aufzubauen. Dazu wollte er sich einer List bedienen: Einer seiner "archontes", namens Mavros, ein bemerkenswert gewandter Mann, der griechisch, slawisch, bulgarisch und Latein sprach, sollte schein bar zum Kaiser i.iberlaufen, sich mit seinen Leuten in Thessalonike festsetzen und im gi.instigsten Augenblick die Stadt ausliefern." Die Struktur der "Sermesianoi", wie die N euankornrnlinge nach ihrer Herkun ft aus der Gegend von Sirmium genannt wurden, spiegelt wohl die Verhaltnisse im Awarenreich. An der Spitz.e stand Kuver, der Archon genannt wird und sich durch Ausweitung seiner Macht als Khagan durchsetzen wollte (die Quelle verwcndet den awarischen Khagansritel, niche den bulgarischen Khansritel). Er teilte offensichtlich die Macht mit anderen Archontes, darunter Mavros. Beschli.isse wurden in gemeinsamer Beratung gefailt.33 Ein Archon wie Mavros hatte seine eigene Gefolgschaft, Besitzturner und mehrere Frauen.>' Er gaIt sparer, wie die Sermesianoi iiberhaupt, als Bulgare, trug aber einen griechischen (oder ins Griechische ubersetzten) Namen, in dem unter Umstanderi eine ,kosmologische' Farbe stecken konnte.!' Seine vornehme Stellung bei den Barbaren garantierte, wie i.iblich, auch einen hohen Rang in del' byzantinischen Armee, wo er auf kaiserlichen Befehl als "strategos" der i.ibergelaufenen Sermesianoi aufgenommen wurde." Es bedurfte wieder einmal der Intervention des heiligen Demetrius, urn die Stadt vor den Ranken eines so rnachtigen Mannes zu schi.itzen. Selbst als sein Plan durchkreuzr worden war, ging seine Karriere wetter. Die Miracula berichten, daf er rnit seinen Sermesianoi auf kaiserlichen Befehl nach Konstantinopel verschifft wurde, wo er ein Kommando (vielleicht in Thrakien) erhielt." Erst der Sohn des Mavros enthiillre dem Kaiser die game Geschichte, worauf der verhinderte Verrater abgesetzt wurde; wahrscheinlich folgte sein Sohn ihm nacho Ein Siegel eines Patrikios Mavros, "Archon der Sermesianoi-Bulgaren", ist jedenfalls erhalten geblieben. Ein Patrikios desselben Namens spielt im letzten Akt der Regierung J ustinians II. 7 rc/r I wiederholt eine Rolle; er befehligt eine Flotte, die Cherson erobern sollY Auf alle Falle hatte der wendige Mavros seinen Komplizen Kuver uberspielt, yon dem man nichts mehr hort: die Sermesianoi wurden wohl in der Umgebung der Hauptstadt angesiedelt, und diejenigen, die bei Kuver zuri.ickgeblieben ware n, stellten fur Thessalonike offensichtlich keine Gefahr mehr dar. Es ist deshalb nicht anzunehrnen, daf sie es waren, die Justinian II. auf dem Ri.ickweg yon Thessalonike eine verheerende Niederlage zufugren, wie Besevliev meint.'? Theophanes differenziert in der Tat: Im Jahr 687 rnarschierte der Kaiser nach Thrakien gegen "die Bulgaren und die Sklavinieri'?", ein Jahr sparer nach Thessalonike" "xm;c( LXJ,UULVLa;xal Bo'UAyag(a;". Es di.irfte in Makedonien zu dieser Zeit auch bulgarische Siedlungsbezirke gegeben haben, darunter vielleicht noch
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7- DC/s siebente [alirhu n dert
einen yon Kuvers Getreuen (wenn Theophanes bei dieser Formulierung nichr die Verhaltnisse seiner eigerien Zeit im Auge harre). Hauptgegner waren jedoch zunachst die makedonischen Slawen, die eincm grolhngelegten Umsiedlungsprogramm unterworfen wurden; erst auf dem Ri.ickmarseh geriet der Kaiser an einer Engstelle in einen bulgarischen Hinrerhalt. Es isr wenig einleuchtend, daf gerade Kuvers wohl nichr mehr sehr zahlreiche Gefolgsehaft hier in grollerer Entlernung yon der keramesischen Ebene dern abziehenden Kaiser aufgelauert haben sollte." Und die Sermesianoi des Manos und seines Sohnes geharten ja nun der romischen Armee an. Die Diskussion urn diese Ereignisse steht in einem grolleren Zusammenhang: War Kuver der vierre Sohn Kuvrats, der laut Theophanes mit seinen Lemen nach Pannonien ging, und darnit ein Bruder Asparuchs? Als Beleg hir diese elegante Hypothese Iuhrt Besevliev eine Inschrifr auf dem Felsrelief yon Madara an, die Asparuchs Nachfolger Tervel um 707 don anbrachte: "Tov QwO%.O:rq.lEVOV tOY (~)aOLA.EaVou%. btiat1']aav U 13"L1] uo» t; 8waa[Ao jvL%.LV"("Dem Kaiser mil' der geschJitzten Nase glaubten meine Onkel in Thessalonike nicht").4; Der verstiimmelte Basileus ist Justinian II., dem man bei seinern Sturz 698 die Nase abschnirr und der 705 mit Hilfe Tervels wieder an die Macht kam. Die Inschrift konnte besagen, daf Tervels Onke! Kuver damals ein ahnliches Hilfeansuchen des vertriebenen Kaisers ablehnte und seinen Versprechungen keinen Glauben schenkre, was der Bulgarenkhan in seiner Insehrift lobend erwahnte. Diese These hat groGe Resonanz gefundenH, ist aber auch auf Kritik gestollen. Unklar ist, wieso die Onkel in der Mehrzahl stehen ": das Won konnte ebensogut allgemeiner als (nahere) Verwandte verstanden werden." Daruber hinaus fanden im Jahr 7C5 etwaige Verhandlungen kaum in Thessalonike start, und welche Gesprache des Jahres 688 noch zwanzig Jahre sparer z u einer Inschrift Anlaf geben sollren, ist uneinsichtig." Zudem ware Kuver, der laut Besevlievs Theorie urn 664 nach Pannonien zog, 705 tur eine Untersti.itzung Tervels wohl schon zu alt gewesen. Aufserdern mLilhe es verwundern , dall Tervel einem Konkurrenten, selbsr wenn es ein Onkel war, ein Denkmal setzen liell; noeh dazu urn dessen gegenteilige Politik zu feiem: Als Tervel rnit dem Kaiser in Frieden lebte, i.iberfiel Kuver dessen Heer; als Tervel Justinian wieder zum Thron verhalf, sol! Kuver eine solche Unterstiirzung abgelehnt haben. Wenn Tervel diese Taren verewigen liell, sprach er dam it ein hartes Uneil i.iber die eigene Kornpromifibereitschaft. Schlielilich ist nicht einrnal vollig gesichert, daG Kuver Bulgare war; das sagt nur die in der Handschrift des 12. Jahrhunderts beigefi.igte Uberschrift." Dazu kornrnt ein weiteres Fragezeichen: \Venn Kuver ratsachlich in den politischcn Auseinandersetzungen jener Jahre solches Gewicht besall, warum taucht dann sein Name nirgends sonst in der byzantinisehen oder bulgarischen Tradition auf? Theophanes erwahnt in seinem Bulgarenexkurs'" namenrlieh zwei Bruder Asparuchs, rnit denen weder die byzantinische Diplomatic noch die Bulgarenkhane an der Donau je viel zu run hauen, Wenn man die heiden anderen Bri.ider nichr benennen konnte, so heillt das, dall sie i.iberhaupt aus dern Gesichtskrcis verschwunden waren. Oder, was noch wahrscheinlicher ist, dall die Sage von den fi.inf Bri.idern, wie in Sramrnessagen i.iblich, die Erinnerung an eine Zusarnmengehorigkeit aller Bulgaren auf den Begriff bringen will. Schon Moravcsik meime, daf in der Geschichte yon den fi.inf Bri.idern die Erinnerung an fri.ihere Wanderungen nach
KU';..:er
un d Aspnvucb
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\X'esten aufgehoben war." Aueh die Parallele zur Kroatensage" verweist auf den mythischen Charakter des Funi-Br iidcr-Motivs. Vielleicht steckt darin die Erinnerung an den Aufbau der .Megale Bulgaria', die nach dem ,armenischen Geographeri' aus vier Stammen bestand.!' Nimmt man das Zentrum dazu, in dern der Khagan (Kuvrat bzw. Baian) sail, kame man auf das verbr eitete Fi.inferschema, ebenso wie bei den Kroaten, bei denen Chrobatos und vier weitere Bri.ider genannt werden. Zudem ist zweifelhaft, ob Kotragos, der .Kutrigure', tatsachlich als Personenname gelren kann. \Vestlich der Maoris, wo Kotragos angeblich hinwanderte, lagen ja schon irn 6. jahrhundert die Sitze der Kutriguren.!' Historisch verifizierbar sind also nur zwei bulgarische Gruppen, die aus dern Zerfall des Kuvrat-Reiches entstanden: Jene Bulgaren, die am Schwarz.en Meer zuriickblieben und teils im Chasarenreich aufgingen, teils nach Norden auswichen und hier seit dem 9. jahrhundert an der Wolga und in der ,,!laug~ BouAyagea" (Schwarzbulgarien) des Konstantin Porphyrogennetos!' fallbar wurden ; und die Bulgaren, die mit Asparuch an die Donau zogen. Diese Wanderung erwahnen auch andere Quellen: Die ,armenische Ceographie!' und die bulgarische Fiirstenliste, die nach einem Intermezzo eines Bezmer nur Asparuch nennt." Dari.iber hinaus gab es, schon zu Zeiten Kuvrars, Bulgaren im Awarenreich und in Italien, Es kann sein, dall sie nach dem Fall des Kuvrat-Reiches Verstarkung erhielten. Genauso denkbar ist aber, dall in der Sage von den fi.inf Bri.idern nur die Kunde von ihrer Existenz verarbeitet und auf Sohne Kuvrats zuriickgefuhrt wurde. Die namenlosen Kuvrat-Sohne konnen also nicht a priori als historische Personlichkeiten gelten. Die in der Kuver-Episode enthaltenen reichen historischen Informationen entschadigen ohnehin dafur, dall man i.iber die Herkunft des Protagonisten keine sicheren Angaben machen kann. Es ist Freilich verstandlich, daf sich an ein vereinz.eltes Schlaglieht in vollig quellenarmer Zeit, wie es der Kuver-Bericht ist, viele Hypothesen knupien. Auch zur Erklarung archaologischer Phanornene wurde der Anfi.ihrer der Sermesianoi in letzter Zeit vielfach herangezogen. Ungarische Forscher brachten grundlegende Wandlungen in der awarischen archaologischen Kultur mit der Einwanderung des Kuvrat-Sohncs in ZusammenhangY Diese These harte Freilich rnit der Erzahlung der Miracula nicht das geringstc zu run, man borgte sich sozusagen nur den Namen aus. Enger an den Wunderberieht schliefst eine neue Hypothese von Joachim Werner anY Er bearbeitete den um die Jahrhundenwende unter abenteuerlichen Umstanden geborgenen Schatz Yon Vrap in Albanien und zog auch einen zweiten reichen Fund, vermutlich von Erseke, ebenfalls in Albanien, heran. In Vrap, sudlich von Tirana, nahe der alten Via Egnatia, wurden neben byzantinischem Gold- und Silbergeschirr auch goldene Gi.irtelbeschlage mil' Greifen- und Rankendekor gefunden, wie er bei spatawarischen Bronzegi.issen i.iblich war. Werner sieht darin den Schatz eines Khagans, der von Kuver und seinen Leuten geraubt worden war und so nach Makedonien, sparer nach Albanien kam. Diese These ist historisch nicht unrnoglich, wenn auch nicht beweisbar." Erste Reaktionen van archaologischer Scire zeigen jedoch, dall zumeist Werners Fri.ihdatierung der Greifen-Ranken-Gruppe abgelehnt und eine Darierung des Schatzes ins 8. Jahrhundert vorgezogen wird.60 In jedem Fall ist der Schatz von Vrap, wie auch immer er ins ,Land der Skiperaren' gekommen sein mag, eine wertvolle ,awarische' Spur auf dem si.idlichen
7- Dus sicbente [ahrhundcrt
282
Balkan, \VO sonst noch kaum Awarisches an den Tag gekommen ist. Er verweist zudem in eine Gegend, schon Stadtmiiller , aJlerdings undeutliche, awarische (oder besser ,hunnische') Spuren feststellen wollre." Ob hier einst Emigranten aus dem Awarenreich sich zuri.ickzogen, ist allerdings mir historischen Mitteln kaum zu erweisen ; vielleicht kann die Archaologie weitere Klarung bringen.
,,0
7-8. Kontinuitat
und Wandel
der Kultur
Sagar die kargen Quellen hir das siebente Jahrhundert nehmen mehrfach Noriz von inneren Auseinandersetzungen und Bevolkerungsverschiebungen im Awarenreich. Is mi.i~te verwundern, wenn diese Veranderung keinen Niederschlag in der materiellen Kultur gefunden hatten, In der Tat zeigen die Grabfunde im Jahrhundert nach 626 zwei grundlegende Anderungen an. Ihre historische Interpretation ist noch ungeklarr; haufig wird die Ursache in neuen Volkerwellen gesuchr, ein .zweites Khaganat' mit geanderter ethnischer Grundlage angenommen. Vielfach wurde dieser von Gegnern sogeriannten "Katastrophentheorie" auch widersprochen. Doch hat die Diskussion der lerzten Jahre bereits eine Reihe yon Differenzierungen gebracht. Die schwere Krise des Khaganats nach 626 harte noch keinen Kulturbruch zur Folge. An einigen Anzeichen lassen sich gewaltsame Auseinandersetzungen urn diese Zeit erkennen, etwa an der Zersrorung und Aufgabe des Kastells van Keszrhely-Fenekpuszta' oder der Vergrabung des riesigen Munzschatzes von Firtosu '. Doch Kunsthandwerk und Crabbrauche der Fruhawarenzeir' blieben im groBen und ganzen erhalten ; nur gewisse Anderungen erlauben es, innerhalb dieser Epoche eine zweite (bzw.dritte) Periode zu unterscheiden, die meist von 626 bis urn 670 datiert wird.:' Vor allern langerfristige Veranderungen sind zu beobachten, etwa ein steriger Trend zur SeBhaftigkeit seit dem ersten Drittel des Jahrhunderts. Immer mehr groEere Grabertelder mit langer Belegungsdauer werden angelegr.' Aus dieser Zeit stammen vielleicht auch einige der reichsten bisher entdeckten Awarengraber. Im I97I entdeckren ,Khagansgrab' von Kunbabony war ein Mann rnit drei goldbeschlagenen Gi.irteln, mit Schwertern, Trinkhornern, Coldgefafsen und goldbeschlagenem Kocher mit zwei Dutzend Pfeil en bestattet." Ebenso wie das ,Fi.irstengrab' von Bocsa lag das Grab in del' Nordhallte des Donau-TheiliZwischenstromlandes, nahe der Donau, wo Bona den Sitz der Khagane vermuret." Ob man die awarischen Furstengraber nun vor oder 626 ansetzt, die goldreichen Bestattungen zeigen die Selbstdarstellung der dureh die erfolgreichen Kriege der ersten Jahrzehnre reich gewordenen awarischen Fuhrungsschichr, die ihre Stellung aueh durch den Niedergang der Offensivpolitik nicht einbulite. Weitere vornehme Graber werden in die mittelawarischc Zeit datiert, darunter die YOn Igar und Ozora-Totipuszta.! Die Charakreristika der mittelawarischen Gruppe wurden erstmals von Kovrig deutlich herausgearbeitet und seither verfeinert; dazu zahlen geprefsre Gi.irtelbeschlage, die oft mit gravierten Flechtbandmustern, zuweilen auch mit Glaseinlagen verz iert sind. Die Zopfspangen haben rechreckige Form, Sabel mit ,geschweifrer' Klinge und brcitere Bogen tauchen auf, vereinzelt werdcn Streitaxte
Kontinuiuit und \Va.'idel der Kult u:
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b;;ig~gtben. Stan del" nun verscn windenden byzanrinischen Mi.inzen werden gelegentlich glatte Goldblechscheiben als Obolen in den Mund der Toren gelegt.? Die mittel- und spatawarischen Graber+elder sind planrnafiiger angelegt als die oft verstreuten Bestattungen der Fruhz eic." Oft andert sich die Orientierung der Grabgruben; Freilich nicht so plotzlich und einheitlich wie zunachst angenommen." Gegeniiber der fruhawarischen Zeit wird das Siedlungsgebiet ausgeweit et, die Sudslowakei, das Wiener Becken und die Kleine Ungarische Tiefebene sind nun wesentlich dichter besiedelt als das bisher der Fall war. Allerdings wird auch hier an manchen Stellen an fri.ihawarische Siedlungen angeschlossen." Die von den Archaologen als .rnittelawarisch' bezeichnere Periode wird rneist als eine Ubergangszeit angesehen, die nur etwa ein bis zwei Generationen umfaBtel); Istvan Bona definierte sie deshalb ji.ingst neu als erste Phase der Spatawarenzeit. q Anschliefsend verbreiteten sich die Bronzegi.isse mit Greifen- und RankenVerzierung, die das Bild der spatawarischen Zeit pragen, uber das ganze Karpatenbecken." Die Datierung der beiden Wandlungen ist noch nicht unumstritren. In der ungarischen Forschung wird die mittelawarische Zeit zumeist von etwa 670 bis ins erste oder zweite Jahrzehnt des 8. Jahrhunderts datiert." Einen ganz anderen Ansatz vertrat jiingsr Joachim Werner in Ubereinstimrnung rnit einem Teil der slowakischen Forschung; er setzte den Beginn der Spatawarenzeit bereits in die Mitte des 7. J ahrhunderrs, was verschiedentlich rnit guten Argumenten zuri.ickgewiesen wurde.'7 Auffallig ist die gegeni.iber der fri.ihawarischen Periode wesentlich groBere Materialmenge aus der Mittelawarenzeit. Man konnte daraus auf eine groBe Anzahl van Zuwanderern schlielsen, eine einfachere Erklarung lage jedoch in Lingerer Dauer als bislang angenommen, zumal ji.ingere Ausgrabungen in Ostosrerreich drei mittelawarische Phasen nahelegen." NUT die Verfeinerung der Relarivchronologie kann diese imrner noch zu sehr van historischen Hilfsvorsrellungen beeinfluiire Frage einer Losung naherbringen." Wie ist der zweifache (oder zurnindest zweiphasige) Wandel in der archaologischen Kultur zu erklaren? In der ungarischen Forschung glaubte man seit Laszlo, dag nur neue Einwanderer solche Anderungen hervorrufen konnten.'? Uriterschiedlich war nur Datierung, Ursprung und ethnische Deutung der vermuteten Invasion; denn die Bestimmung eines eindeutigen Herkunftsgebietes der neuen Erscheinungen gelang nicht. Vereinzelte Parallelen fanden sich im zentralasiatischen Graberfeld von Kudyrgc ": aus Zentralasien konnte auch die in manchen sparawarischen Craberfeldern gefundene ,gelbe' Kerarnik stamrnen." Laszlo selbst dachte an das Kama-Gebiet an der mittleren Wolga und rechnete mit einer ersten ungarischen Welle schon im 7. Jahrhundert. ') Dagegen wandte sich die slowakische Forschung, die rnir der .bodensrandigen' Kontinuitar den slawischen Anteil an der spatawarischen Kultur herauszustreichen versuchte." Zu den friihen Kritikern der Einwanderungs- These, die er .Katasrrophencheorie' nannte, gehorte Josef Deer; er bestritt, daf solche weitreichende Hypothesen rein archaologisch [undiert werden konnren. '5 Laszlos Auffassung von einer "doppelten (ungarischen) Landnahme" setzte sich auch in Ungarn niche durch. Einflulireicher war die Erklarung, die 1968 Szadeczky-Kardoss vorschlug; danach harte Kuver, den er mit dem vierten Kuvrat-Sohn identifizierte, die Greifen-Ranken-Gruppe im Karpatenbecken heimisch gemacht." Diese These wurde in Ungarn zunachst aHgemein rezipiert ; nur dachte
7- Das siebente [abrhun dert
Konrinuitat un d \Vclll
man dabci rneist an die mittelawarische Gruppe, die Ku vers Bulgaren gebracht hatten.' Dabei ist gerade der Kuver der Miracula Dernetrii fur eine solche Rolle herzlich ungeeignet; yon ihm wird der Abzug, nicht seine Einwanderung berichtet, und wir wissen, da~ er nicht Khagan war, sondern nur iiber eine regionale Gruppe bei Sirrnium gebot; gerade er kann also keine neue arcbaologische Kultur im Karpatenbecken verbreiter haben." Ein anderes historisches Fundament suchte schliefslich B6na, der die KuverTheorie als "voreilig" relativierte. Er hielt in dem Aufsatz von 198 I jedoch daran fest, daf die archaologischen Befunde anders als dureh bulgarische "Uberschiehtung" nieht zu erklaren seien. Fur die These, dafl die Awaren, die Karl der Grofle und seine Heerfiihrer schlugen, in Wirklichkeit Onogur-Bulgaren seien, prasentierte er zwei Beweise: Erstens bezeichnen "bayerische und alamannische" Annalen die Awaren anlaiilich der Feldzuge der neunziger Jahre als Vandalen; und zweitens nennt eine Schenkung Ludwigs des Deurschen yon 860 am Zobernbach einen Berg namens "marca Wangariorum". Die slawisehen und bayerischen Nachbarn wuliten, so rneince er, dafl ihre awarisehen Nachbarn in Wirklichkeit Wangar/Onoguren seien. '9 Vieles davon halt historischer Kritik nicht stand. AIle angefiihrten Annalen, die "Vandali" nennen, lassen sieh auf die Annalen des Klosters Murbach im Elsafl zuriickverfolgen; selbst dem Kopisten, der 799 auf der Reichenau aus den (verlorenen) Murbacher die alamannischen Annalen abschrieb, war die Gleiehung Vandalen = Awaren unklar; er trug nach dem falschlich unter 790 verrnerkten "Vandalen"-Zug dasselbe Ereignis noeh einmal als Awarenzug ein.?" In den im iibrigen zuverlassigeren Regensburger oder Salzburger Annalen, den Briefen Arns oder Alkuins oder den gurinformierten Reichsannalen ist von Vandalen keine Rede. Dagegen ist im alamannischen Bereich irn 9. jahrhundert auch sonst eine gelehrte Vandalen-Tradition Iesrstellbar, die auf eine miflyerstandene Beda-Stelle zuriickgeht; sie setzte Vandalen und Vindeliker gleich und kam so sogar zu einer Identifizierung yon Vandalen und Bayern. Sonst dachte man bei ,Vandali' eher an .Venedi'<Slawen." Der Name eines Berges in der ,Buckligen Welt' wiederum, iiber eine Generation nach der letzten Nennung der Awaren, reicht wohl nicht aus, eine so weitreichende Theorie zu belegen; zudem wird das Wort yon germanistischer Seite anders erklarr." Als historisches Argument fiir eine Invasion werden schliefslich angeblich verstarkte Aktivitaten der Awaren urn 680 ins TreHen gefiihrt. Doeh die Routine-Gesandtschafr an Konsrantin IV. laflt keine solche Sehluflfolgerung zu": die Mission bei Pippin dem Mittleren yon 692 ist wohl eine Erfindung eines spateren Annalen-Kornpilators": die Zerstorung Lorehs Wh sich ebensogut auf 7r 3!I4 datieren und unterbrach zudem unerwarteterweise friedliche Zusrande "; und der einzige gut datierbare und gesicherte Awarenangriff dieser Zeit - auf Friaul- fand schon 663 und auf Veranlassung des Langobarden-
archaologischen Materials, wie Falko Dairn Ieststellte. je grober die Klassifizierung ist, desto eher laflt sich daraus ein Bruch in der Entwicklung ableiten." Manche mittelawarischcn Typen, ctwa die Bornmelohrgehange, lassen sich yon friihawarischen Formen ableiten , bei anderen Gcgenstanden, wie den Steigbugeln, verlief die Entwicklung eher langfristig und iiberlappte die Periodengrenzen." Auch sind "alle wesentlichen Elemenre yon Tracht und Ausriistung, die am Beginn des S. Jahrhundt:rts in Bronzeguf hergestcllt wurden, bereits in der mittleren Awarenzeit nachzuweisen, einschliefslich der wichtigsten Greifen- und Rankenmorive"," Der Greif taucht nicht iiberall zusammen rnit dem Bronzegufl auf; etwa fand er sich in Zelovce auf cinem geprefiten Silberbeschlag vorn Ende des 7- J ahrhunderts." In vielen Craberfeldern erscheinen zwar neue Population en, doch ihr Auftreten oder die Beraubung alterer Graber ist uberregional otfensicht-
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konigs start." Inzwischen haben sich auch die archaologischen Hinweise auf allrnahlich ablaufende Veranderungen eher verstarkt, Eine gewisse Kontinuirat hatte schon Kovrig zwischen den wiewohl deutlich getrennten drei Gruppen in Alattyan Festgestellt.? Daf sich Orientierung der Graber und Formenbestand nicht rnit einem Schlag anderten, ergaben Befunde in Sommerein oder Leobersdorf; wie weit ein Kulturwechsel als Kulturbruch erscheint, ist auch eine Frage der Typologie des
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lich nicht einheitlich. Bei allen Spuren der Kontinuitat bleibt der Tatbestand des allmahlichen, aber grundlegenden Wandels irn Fundgut. Beim jetzigen Stand der Forschung sollte nur darauf verzichtet werden, den archaologischen Befunden Namen und genaue Daten zuzuordnen oder sie gar rnit einer bestimrnten Person zu verkniipten. Neueste ungarische Stellungnahmen relativieren weirgehend jene hisrorischen Modelle, die man lange zu erweisen versuchte. Istvan B6na rechnet neuerdings damit, "dafl unter den ... ostlichen Ankornrnlingen das bulgarisehe Element nur schwaeh vertreten war"; die Hauptrnacht sieht er in jenen mittel- und innerasiatischen Gruppen, die z u der Zeit das Kuvrat-Reich zerstorten und die in einem teils gewaltsamen "Verschmelzungsprozess" das Awarenreich "iibersehiehteten" Y Eine differenzierte Zusammenfassung des derzeitigen Diskussionsstandes gibt Balint in seinern Steppenbuch ; auch er geht weiterhin vom Auftauehen cines neuen Steppenvolkes irn Karpatenbecken urn 670/80 aus, urn die Parallelen der spatawarischen Kultur mit del' Saltowo-Mayaki-Kulrur del' pontischen Steppen zu erklaren, lallt aber die ethnische Zuordnung weitgehend offeri." Aus historischer Sicht lassen sich zur Zeit folgende Festsrellungen treffen: r . Mittel- wie spatawarische Kultur sind bei allen Parallelen in ihrer Zusammensetzung und Verbreitung einzigartig. H Der Greif etwa ist ein fast universelles Symbol; wann er von wem woher ubernommen wurde, !ailt sich diskutiereri." Doch waren nirgendwo im Fruhrninelalter gegossene Bronze-Gurtelbeschlage rnit Greifendarstellungen derart allgemein verbreiter. Der SchluJ\ liegt nahe, daf nicht die Trager einer fertigen Kultur eingewanderr sind und die .alten' Awaren verdrangt haben, sondern dag die spezifische Kultur des Karpatenbeekens an Ort und Stelle entstand. 1. Wie unter diesen Umstandcn die beiden Kulturwechsel zu deuten sind, muflte aueh methodisch diskutiert werden. Dabei steht nicht nur die Alternative, Volkerwelle oder Wandel der Mode' zur Debarte. Das Hauptproblem ist gar nicht, zu erklaren, wie bestirnrnte Phanomene aus Zentralasien oder vorn Schwarzen Meer ins Karpatenbecken gelangt sein konnten. Ein solcher Kulturaustausch findet in der Sreppenzone fast stan dig statt. Auch gibt es standige \'V'anderbewegungen, die in .Krisenzeiren' - wic urn 670 - Hohepunktc erreichen. Grofle, geschlossene Ziige verfaflter und benennbarer Gentes, wie unter Baian oder Asparuch, sind jedoch die Ausnahme und hintcrlassen zumeist liistorische Spuren. Zugleieh sind Gruppen aller GroJ\enordnungen unterwegs, die auf eigene Faust operieren
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7- Das siebcnte [ahrbundert
oder sich neuen Grolsverbanden anschlielsen. Daneben gibt es weitreichende Handelsverbindungen und andere Tribut- und Austauschbeziehungen. Die Verbreitung mancher Motive kann, wie Balint fesrsrellr", auf Seidenstoffen geschehen, was fur die forsehung nicht rnehr nachvollziehbar ist, 3. Erklarungsbcdiirftig ist daher vor allern, wie sieh die neuen Kulturelernente im Karpatenbecken durehsetzen konnten. Die Hypothese, da~ ein neues Volk die alten Bewohner uberschichtete oder gar verdrangre, ist denkbar; doch fragt sich, ob eine so weitreichende Annahme nicht unokonornisch ist. Wir wissen aus den Miracula Demetrii allerlei uber ethnogenetische Prozesse, die im Karpatenbecken vor 680 startfanderr'"; daf gerade damals ein vollig neues Volk hier aufgetaucht ware, wird nichr gesagt. Auch an den gcwalrsarnen Auseinandersetzungen, die erwahnt werden, hatten Neuankornmlinge keinen Anteil; Befunde, die auf Zerstorungen deuten, konnen also nicht einfach als Beweis fur Zuwanderungen genommen werden." 4. In der Zeit seit 626 machte das Awarenreich eine Phase grundlegender Wandlungen dureh, die sieh sehubweise in sehweren inneren Krisen auEerten; wir wissen yon zwei Episoden heftiger Kampie urn 630 und urn 680, die sicherlich nichr die einzigen Auseinandersetzungen dieser Art waren. Der polirische .Uberbau' des Awarenreiches mulite sich an vollig geanderre Verhaltnisse anpassen. Die .Prestige-Okonornie', die durch militarischen Erfolg und standigen Zufluf yon Ciitern aus dem Imperium die Anspriiche der Krieger befriedigte, war 626 aus dem Gleichgewicht geraten. Die Folge war eine schrittweise .Verlandlichung' des Awarenreiches'"; viele Krieger waren gezwungen, sich niederzulassen und selbst landwirtschaftlich tarig zu werden, was kaum ohne Konflikte unter den erfolgsgewohnten Steppenreitern abgehen korinte. Die Ausbeutung der lokalen U nterschichten scheint sich verstarkt zu haberi." Die Unzufriedenheit mit den Fuhrungsgruppen nahm zu ; ahnlich wie die Bulgaren nach den Mi~crfolgen urn 760 vermutlich die Dulo-Dynastie, die ihr Charisma verloren harte, ausrotteten ", wurden wohl auch die Baianiden zum Siindenbock. Die Verfassung anderte sich, die Macht des Khagans wurde beschrankt; das Doppelfurstentum und die Hierarchie der anderen Titeltrager, die uns im 8. Jahrhundert enrgegentreten, starnrnen aus dem Osten. Doch ist der Befund ahnlich wie derjenige der Archaologen: Die spatawarische Verfassung nimmt zwar Elernente der tiirkischen, chasarischen und donaubulgarischen auf, verbindet sie aber in einer spezifischen Kombination, die von keinem Modell direkt abgeleitet werden kann.!' Es muB also mit dem Wechsel der Dynastien, mit dem Aufstieg neuer Fi.ihrungsgruppen, dazwiscl.en auch mit Zeiten innerer Kampfe und der Schwachung der Zentralgewalt gerechnet werden; ahnlich, wie es vorn Fall des tiirkischen Khaganates bekannt ist, 5. Diese Prozesse wurden durch Zuwanderungen vermutlich beeinflufst, nicht aber ausgelost, Ein neues Volk aus dem Osten harte der geschilderten Entwicklung auch eine ganz andere Richtung gegeben: Wie Hunnen und Awaren, Asparuch-Bulgaren und Ungarn harte es die Nachbarlander durch standige Kriegszuge beunruhigt. DaB ein neues Steppenvolk in Europa ohne aggressive Phase sofort .verlandlicht', ware in der Geschichte ohne Beispiel. Vieles spricht datiir, da~ in der zweiten Halite des 7. [ahrhunderts Neuzuwanderer aus dem Osten ins Karpatenbecken kamen, etwa der hohere Prozentsatz ostlicher Typen in vielen Graberfeldern des 8. jahrhunderts.!' Doeh durfte es sieh nicht urn eine starke, geschlos-
Kontinuuiii und Wandel dcr Kultur
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sene 0ruppe gehandclt haben, die: sofort die Herrschait ubernahm. Denn das Awarenreich blieb das Awarenreich ; die Neuankornmlinge, woher auch immer sie kamen, paEten sich seiner Tradition an unci wurden Awaren, und nicht umge-
kehrt, 6. Die Dbernahme neuer ostlicher Kulturelernente und der RiickgriH auf alre Steppcntraditionen (Greif) wird dadurch verstandlicher, daB sich die Lebensformen des Awarcnreiches denen der slawischen Nachbarn immer mehr annahert en. Es entspricht dem Traditionsbewulitsein und dem Konservativisrnus des Steppenadels!", daB man alles tat, urn die Sonderstellung, die man beanspruchte, hervorzukehren. Da~ man daher fur Einfliisse aus der a!ten Heimat besonders offen war, kann nicht verwundern. Die Vorbildwirkung des Khagans und der vornehmsten Geschlechter und der standige Kreislauf yon Geschenken und Gegengaben kennen ebenfalls zur Erklarung eines Stilwechsels beitragen. Doeh rnuf die weitere archaologische Forschung klaren, welche Bedeutung den verschiedenen Faktoren eingeraumt werden kann. In jedem Fall hatte das unruhige 7. Jahrhundert die Lebensordnungen des Awarenreiches verandert. Wirtschaftsweise und Sozialstruktur, Kultur und Verfassung des 8. Jahrhunderts differieren zum Teil betrachtlich yon der awarischen Fruhzeir. Die schriftlichen Quellen nehmen nun von den ruhig gewordenen Awaren kaum mehr Notiz, bis gegen Ende des Jahrhunderts Irankische Heere ins Karpatenbecken vordringen. Der Archaologe hingegen findet im 8. Jahrhundert au~erst reiehhaltiges Material, das zwischen Wiener Wald und Eisernem Tor eine relativ einheitliche spatawarische Kultur erkennen bEt.
Leben un d Uberleben
8. DAS JAHRHUNDERT
8.1. Leben
DER GREIFEN
und Uberleben
1m Zeichen des GreiIen lebten im Karpatenbecken des 8. J ahrhunderts nicht nur die Machtigen: die Bronzegiisse, mit denen vor allem die Giirtel geschmuckt wurden, waren ein recht verbreitetes Statuszeichen. Der Greifen- und Rankenschmuck verkorpert uber ein Jahnausend Kunstgeschichte im Wechselspiel zwischen der Bildsprache der Sreppenreiter und den Handwerkstraditionen der SeEhaften. Skythische Omarnentik, iranisehe Herrschaftskunst und hellenisch-rornisehe Einflusse waren an der Auspragung der spatawarischen Formen in kaum mehr unterscheidbarer Weise beteiligt. Viele der so dynamisehen Tierkampfszenen, der Greifen- und anderen Tierdarstdlungen erinnern an tausend Jahre altere skythische Tierbilder, aber aueh an Tierkampfrnotive der byzantinischen Kunst.' Das Kunsthandwerk der Metropolen war an Entwicklung und Dberlieferung dieses Stils entscheidend beteiligt; dennoch schlof die spatawarische Kunst damit aueh an die Vorstellungswelt und Ikonographie der .skythischeri' Ahnen an. In vieler Hinsicht wurden im 8. Jahrhundert altere awarische Traditionen fortgesetzt. Die awarischen Manner trugen immer noeh, wie einst die Gesandten yon 558, Zopfe, nur die Spangen hanen sieh verandert: Nun waren sie prismenformig und wurden gegossen. Diese Haartracht war auch bei J uan-juan, Oguzen, sparer bei Mongolen und Seldschuken gebrauchlich, wahrend Tiirken, Bulgaren und Chasaren die Haare lang und offen zu tragen pflegten.' Auch die Bewaffnung, Reflexbogen, Sabel und teils Karnpfaxte, blieb ahnlich wie in der Zeit zuvor ; die Bogenversteifungen wurden breiter, wahrend die dreiflugeligen Pfeilspitzen nun eher schmal waren. Bei Frauen waren die Mantelschlielien oft mit Glaseinlagen verziert ; erst urn die Mine des Jahrhundens karnen melonenkernformige Perlen und weitere neue Sehmuckformen auf.' Die grundlegendste Wandlung war technologischer Art: Was bis dahin in Blech gepreBt worden war, wurde etwa seit Beginn des 8. J ahrhunderts in Bronze gegossen. Das wiederum erlaubte eine grofsere Variationsbreite der Schmuckformen. i Goldreicbe Graber waren im 8. Jahrhundert seltener als zuvor; der ZufluG aus Byzanz war versiegt. Der BronzeguG erlaubte die Aufrechterhalrung der .Prestige-bkonomie'. Machart und Verzierung der Wurdegurtel spiegelten Rang, Herkunft und Zugehorigkeit des Tragers, aueh wenn die Zeiehensprache im einzelnen nicht zu entziffern ist." J Szentpeteri hat jiingst versucht, innerhalb des Graberfeldes yon Zelovce die Motive der Currelbeschlage zwischen den einzelnen Clans zu differenzieren.' Produktion und Verteilung der Giirtelzier ist noeh ungenugend untersucht; manehe Beobaehtungen lassen darauf schlielien, daG die ,Endfertigung' an Ort und Stelle erfolgte. Ein Giirtel, der .verkehrt' rnontiert, sonst aber durehaus regelkonform angefertigt war, symbolisien den Spielraum lokalen ,Eigensinns' im Rahmen verbindlieher Traditionen.8 In der .Bronzeguliindustrie' erganzten sieh iiberregionale Vernetzung und lokale Besonderheit; I
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doch harrt die hage nach Herstellung und Verbreitung noeh genauerer Bearbeitung. Noeh schwieriger Iesizustellen ist, wer zum Tragen eines Curtels berechtigt war und wer die Verbindlichkeit der Symbole garantierte. Vermutlich hatten Clans, Dorfgemeinschaften und Starnme, lokale und regionale Wurdentrager gegenuber dem Khaganat und seiner milirarischen Organisation mehr Einfluf gewonncn.? Auf manchen Graberteldern ist zu beobachten, daB reichen Gurteltragem keine Waffen mehr ins Grab gelegt wurden, wahrend Waffenbeigaben bei bescheideneren Bestartungen ublich waren." In Zelovee wurden je etwa 30 Manner mit Gunel und Waffe(n), nur mit Gurtel oder nur mit Waffe(n) bestattet; diese 93 Graber maehen insgesamt etwa ein Zehntel des Graberfeldes aus und durften die lokale Oberschicht darstellen." Uberhaupt geht die Zahl der Waffenbeigaben gegenuber [ruheren Period en zuruck", nur in Grenzgebieten bleiben sie signifikant. Das rnuf nicht heiEen, daB die awarischen Manner keine Waffen mehr besalien; doch zeigt es, daB der Krieg seine Rolle als wichtigster gemeinschaftsstiftender Faktor verloren harte. Zentrale Metapher des Lebenskampfes ist in der spatawarischen Kunst nicht zufallig der Tierkarnpf, das Raub- oder [agdtier. In vielen Varianten erscheinen sie auf Bronzeriemenzungen, Gurtelschnallen, Zierscheiben und Pferdegeschirr: Fabeltiere kampfen gegen Hufriere oder Menschen, Jager mit Bogen auf galoppierenden pferden hetzen ihre Beute, Adler-, Eber-, Drachen- oder Pferdekopfe sind im Kampf ineinander verschlungen. In der Myrhologie der Sreppenvolker symbolisieren solehe Tierkampfdarstellungen den Zyklus yon Tod und Wiedergeburt; durch den Tod gibt das Raubtier Leben und erinnert damit auch an die scxuelle Verbindung der beiden Ahnen des Geschleehres." Vielleieht errnoglichren diese Ausdrucksrnittel dem Awarenkrieger, in einer bauerlichen Urn welt seine Identitat, seinen Stolz zu bewahren, ein standesgernaBes Leben zu fuhren. Auf der anderen Seite fuhrte die zunehrnende Bedeutung der landwirtschaftlichen Arbeit dazu, daB der AnteiJ der Armen an der Bevolkerung anstieg. Manehe Graberfelder erlauben den Schlufs, daf einige wohlhabende Familien einer viel groEeren Anzahl an Armeren gegenubersranden. q Der GroBteil der Bevolkerung ging landwirtschaftlicher Arbeit naeh. In vielen Grabern wurden Arbeitsgerate wie Sieheln, Deehsel oder Eimer gefunden.'5 Keramikfunde sind haufiger als in fruheren Awarengrabern." Anthropologische Untersuchungen in Leobersdorf zeigten an vielen Skeletten Abnutzungserscheinungen oder Spuren anderer Krankheiten, die wohl auf sehwere korperliche Arbeit zuruckzufuhren sind; Kampfverletzungen lieGen sich hingegen nicht feststellen. '7 Das erinnert an das Urtei! Ibn Fadlans uber die Wolga-Bulgaren: "Ich habe unter ihnen keinen von gesundem AuBeren gesehen, vielmehr sind die rneisten krank, und viele von ihnen werden yon der Kolik getotet."'S Die verbreiteten Fleischbeigaben bezeugen, daf Pferde, Rinder, Schafe, Ziegen, Schweine, Huhner und wohl auch Ganse gehalten wurden. '9 Aueh Kase oder ahnliche Milchprodukte wurden vereinzelt ins Grab gelegt." Ob Herdenwirtschaft und Ackerbau noeh van versehiedenen Gruppen mit untersehiedliehem Sozialprestige betrieben wurden, ist bislang ungeklart.' Auf jeden Fall wohnte der GroBteil der spatawarenzeitlichen Bevolkerung in langer besiedelten Dorfern, deren Griberfelder oft uber Generationen kontinuierlich belegt wareri." Die seEhafee Lebensweise harte sieh also durchgesetzt:
290
8, Des [ahrhundert
cia Greijen
jahresz.eitliche Wanderungen eines Teils der Bevolkerung mit den Herden konnen freilich nicht ausgeschlossen werden. GroGe und Gestalt der awarischen Dorfer war unrerschiedlich, ist aber noch ungeniigend erforscht, Befestigungen mit Erdwallen oder gar Steinrnauern, die aus der siidrussischen Saltowo-Mayaki-Kultur des 8.-10. Jahrhunderts bei dorflichen Siedlungen bekannt sind ", wurden im Awarengebiet noch nicht gefunden, Doch muG es groGe Dorfer gegeben hcben. Manche Graberfelder umfassen iiber taus end Bestattungen - in Tiszafured etwa waren es 1300 Graber, ein GroBteil mittel- und spatawarisch.' In einer Reihe von Gebieten !aBt sich recht dichte Besiedlung nachweisen, etwa am unteren Koros und im Wiener Becken." Insgesamt sind derzeit etwa tausend Fundorte der Mittel- und Spatawarenzeit bekannt." Auffallend sind die Graben, die zwischen den Hauserri awarischer Siedlungen festgestellt wurden '7; vielleicht hatten sie dieselbe Funktion wie die Wassergraben, die heure noch in vielen zentralasiatischen Dorfern und Stadten der Wasserversorgung und Kanalisation zugleich dienen. Am meisten wurde in der Erforschung der Spatawarenzeit eine Frage diskutiert, uber die besonders wenig gesagt werden kann: die ethnische Zuordnung und Abgrenzung der .Awaren' des 8. [ahrhunderts. Die relativ einheitliche Kultur dieser Zeit laBt kaum ethnische Differenzierungen zu. Auch dort, wo ein Jahrhundert zuvor offensichtlich Angehorige einer Minderheir lebten, wie in Kolked, ist die Bevolkerung des 8. jahrhundcrts mehr oder weniger awarisiert." Das Fortleben einer nicht-awarischen Tradition laBt sich nur im Gebiet von Keszthely belegen, auch wenn sich gegen Ende des 7. ] ahrhunderts ,typische' Awaren hier niederzelassen hatten. Die nach-rornanische Inselkultur am Westende des Plattensees, besonders in den Sumpfgebieten an der Zala-Mlindung, blieb manchen typischen Schmuckformen treu. Gold und Silber verschwanden, die Verarmung der Formen wurde durch wachsende GroGe ausgeglichen. Riesige Korbchen-Ohrgehange, die fast bis zu den Schultern rcichten, wurden aus Bronze Iabrizierr." Fast [iihlr man sich an ahnliche Phanornene in der Botanik oder Zoologie erinnert, wo isolierte Populationen zu ungewohnlichern GroGenwaehstum neigen. Grundlegender ist die Frage nach dem Verhaltnis YOn Awaren und Slawen im 8. Jahrhundert. Umstritren ist einerseits, ob Slawen (oder ,Awaroslawen') einen bedeutcnden Anteil an der spatawarischen Bevolkerung ausrnachten, was von der ungarischen Forschung in der Regel skeptischer beurteilt wird als von der slowakischen. In einigen Graberfeldern des 7- Jahrhunderts, besonders in Pokaszeperk, deuten Brandbestattung und einzelrie Schmucksachen auf slawische Traditionen; im 8. jahrhundert [and sich ahnliches im awarischen Zentralraum bislang kaurn.>? Auf der anderen Seite diskutierte man die erhnische Deutung der grofsen awar enzeitlichen Graberfelder der Siidslowakei. J. Eisner hielt das Graberfeld von Devinska Nova Ves/Thebenneudorf bei Bratislava/PreGburg fur die Hinterlassenschaft einer slawischen .Grenzschutzrruppe'. die gegen das Khaganat die Donaugrenze bewachre." Politische Grenzen sind mit archaologischeri Mitteln nicht direkt zu erschlielien ; doeh stiefien die frankischen Heere nordlich der Donau schon am Kamp auf die erste awarische Verschanzung, so daG man die nach awarischer Sitte ausgeri.isteten und bestatteten Krieger, die an der Marchmundung lebten, eher als awarische Grenzwachter betrachten konnte, aueh wenn manche Beigaben, etwa die Keramik, slawisch gedeutet werden konnenY Prinzipicll ist dabei zu beachten, daB archaologische Einordnung, ethnische Deutung
Leben uru! Oberle/ml
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una politische Zugchorigkeit einandcr niche entsprcchen mussen ; selbst wenn man bei einer bestimrnten Population eines davon nachweisr, ist daraus noch nicht das andere zu erschlielsen. Die Kulturgrenze irn Norden des awarischen Siedlungsgebietes lag wohl am Nordrand cler Ebene; sudlich davon lagen ,awarische' Korpergraber, nordlich davon .slawische' Brandgraber.jj Daraus ist freilich weder die Nordgrenze des awarischen Machrbereichs noch die Herkunft der beiderseits Bestatteren zw ingend abzuleiten. Es ist moglich, daf in .awarischen' Grabern Menschen slawischer Herkunft oder Sprache bestattet sind; denkbar ist auch, daG, wie vielfach behauptet, slawisch uberhaupt die (oder eine) Lingua franca des spaten Awarenreiches war.>' DaG das Awarenreich, aber auch seine slawischen Nachbarn polyethnische Gesellschalten waren, ist anzunehmen. Die Diskussion, wie slawisch das Awarenreich des 8. Jahrhunderts war, ist beim heutigen Forschungsstand wenig sinnvoll ; im Grunde kann nur mir allgemeinen Annahmen operiert werden. In den Grabern findet sich eben weder AhnenpaB noch Nachweis der Muttersprache. Nach Ausweis aller schriftlichen Quellen galten die Bewohner des Khaganates im 8. Jahrhundert als Awaren; dem entspricht eine einheitliche archaologische Kultur, deren Angehorige durchaus legitimcrweise als Awaren bezeichnet werden konnen.!' Uber die Rolle der Slawen im Khaganat des S. Jahrhunderts wissen wir nichts ; die Annahme liegt nahe, daf viele Awaren dieser Zeit von Slawen des 6. jahrhunderts abstammten und auch ihre Nachkommen im 9. Jahrhundert Slawen waren. Doeh konnen sie selbst sich durchaus als Awaren betrachtet haben (oder als solche gegolten haben). Vollig verfehlt ware es daher, rnit anthropologischen Befunden zu argumentieren und etwa die acht bis neun Zehntel nicht-mongolider Typen als Slawen zu vereinnahmen. Naheliegend, aber unbeweisbar ist die Annahme, die rechr hohe Konzentration an Kriegergrabern in sensiblen Grcnzgebietcn als Grenzschutzorganisation des Awarenreiches, sozusagen als .lirnes Avar icus', zu deuten. Ungewohnlich viele Reitergraber fanden sich in den groG en Craberfeldern der Siidwestslowakei (Devinska Nova Yes, Hcliare, Nove Zamky, Zitavska Ton).;6 Weniger eindeutig ist das en dang der niederosrerreichischen Donau (Wien-Liesing); die Hinterlassenschaft eines Vorpostens konnten das Graberfeld van Mistelbaeh im Weinviertel, vielleicht auch einige Platze an der Thaya gewesen sein." Wesdich davon ist eine awarenzeitliche Besiedlung trotz einiger Streufunde noch kaum belegbar; die Vergleiche rnit del' Grenzode des Attila-Reiches und anderer Steppen-Imperien oder dem ungarischen .gyepu' sind daber nahcliegend." Das Heer Karls des GroGen uberschritt 791 zwar an der Enns den .limes certus', die Machtgrenze, stief aber erst am Wiener \'('lld auf awarische Befestigungeri." Hier begann also das awarische Siedlungsgebiet. Eine gewisse Konz.entration militarischer Stiitzpunkte !aGt sich auch an der Si.idflanke des Awarenrciches im Raurn von Sirmium und Singidunum feststellen; in Graberteldern wie Pancevo an der Ternes-Mundung oder Vojka an der Straiie Singidunum-Bassianae fand sich eine Anz ahl Reiter- unci WaffenbestattungenY Am Mittel- und Oberlauf der Save ist bishng wenig Awarisches ans Tageslicht gekommen,+i Einige Ratsel gibt das spatawarische Graberfeld yon Celarevo an der Donau auf, wo den Toten spatromische Ziegel mitgegeben wurden, die ungewohnliche Ritzzeichnungen tragen.+' Awarische Reiter bewachten nach der Deu-
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8. D<1s [ahrlrundert
tung Horedts das siebenburgische Bergwerksgebiet:tm Murq-Bogen; doch stiitz t sich diese Hypothese auf relativ wenige Graber.v Im Inneren des Karpatenbeckens war es weniger ublich, viele Waffen ins Grab mirzugeberi." Eine Ausnahme ist das leider noch unpublizierte Graberfeld von Hortobagy-Arkus, wo ungewohnlich reiche Krieger bestattet wurden; ihre bronzen en Curtelbeschlage waren vergoldet." Wahrscheinlich befand sich in dies ern Raum ein regionales Herrschaftszentrum, das von relativ grol1en Siedlungen (wie in Tiszafured) umgeben war. Die Dberlegung B6nas, dal1 in dieser Gegend der Sitz des Iugurrus gelegen sein konnte, ist rein hypothetisch. Auffallend ist die groBe Tiefe der Graber von Hortobagy, die wohl auch ein Statussyrnbol war; vielleicht wurden gerade deswegen noch keine weiteren vornehmen Grablegen des 8. Jahrhunderts aufgespurr."
8.2. Die spatawarische
Die SpdrclT.';)<1yische Velf:l5sullg
der Greifen
Verfassung
Bis ins spate 7.Jahrhundert schrieben die Berichterstatter die awarische Politik dem Khagan zu. Er allein - oder besser sein Amt - erschien als Reprasentant der awarischen Verfassung, als Aggressor oder Garant der Vertrage. Auch wenn die ratsachliche Machtverteilung dem wohl nicht ganz entsprach, verkorperte er das Awarenreich.' Erst als das Karolingerreich auf dem Hohepunkt seiner Macht den noch immer furchteinflofsenden Nachbarn im Si.idosten angreift, wird ein anderes System offenbar. Das Khaganat zerfallt gleichsarn vor den Augen der [rankischen Chronis ten in seine Bestandreile. Penibel, aber etwas verstaridnislos werden die frerndartigen Tire! der wechselnden Partner der karolingischen Diplornatie aufgezeichnet: Khagan, Iugurrus, Tudun, Kapkhan, Tarkhan, Canizauci. Es genugt nun nicht mehr, gegen den Khagan zu karnpfen oder mir ihm zu verhandeln, man mug wissen, mit weTII man es sonst noch zu tun hat; jeder Wi.irdentrager macht nun seine eigene Politik, urn zu retten, was zu retren ist. Daher ist bei der Interpretation Vorsicht geboren; wir kennen nur den Todeskampf der awarischen Verfassung, iiber ihre normale Funktion wissen wir wenig. Wahrend der awarische Steppenadel seine letzten Bastionen verliert, weisen die erhaltenen Rangtitel noch einmal, deutlicher als je zuvor, nach Osten. Samtliche Wurden, die von den spaten Awaren uberliefert sind, sind auch in anderen Steppenreichen bezeugt: Besonders bei den zentralasiatischen Tiirken des 6. und 7. sowie den Donaubulgaren und Chasaren des 8. und 9. Jahrhunderts. Die Verbreitung dieser Titel geht vermudich auf die Turken zuruck, die einige jahrzehnte lang die Steppen von der chinesischen bis zur rornischen Grenze beherrscht hatten. Sie kannten, wie die Chinesen wugten, 2.8 verschiedene erbliche Wiirden.' Dieses ausgefeilte Vokabular wurde im groBen und ganzen von den Nachfolgereichen weirerbenutzt, ebenso wie von den spaten Awaren. Diese Ahnlichkeiten sind von vielen Awarenforschern betont worden.' Man suchte das System, sozusagen das Urbild der nomadischen Verfassung. Das liegt in der Forschungsgeschichte begrundet: Bei den weitverzweigten .Streilzugen', auf denen Gelehrte wie Josef Marquart aus den verschiederisten Sprachen und Literaturen unerschopfliches Material zusammentrugen, waren sie gezwungen, vor allem sprachwissenschaftlich zu arbeiten, urn Gerneinsamkeiten und Unter-
29.3
schiede herauszuarbeiten. Diese Methode riihrre ZLl groBartigen Ergebnissen; aber sie muflte in Kauf nehmen, dag die historischen Ablaufe und Verschiedenheiten erst in zweiter Linie berucksichrigt wurden. Ein Beispiel fi.ir die Rekonstruktion fester Typen ist die Theorie vorn ,nomadischen Doppelkonigtum', die allgemein rezipiert wurde (s.u.). Dcch darf der Historiker niche vorn Typus ausgehen, sondern von der je spezifischen historischen Situation. Die Ethnosoziologie im Gefolge lion Reinhard Wenskus hat errnoglicht, in ,barbarischen' Gemeinschaften die gegenseitige Bedingtheit von Politik, Verfassung und Ethnogenese zu erfassen, Anspruch und Realitat zu unterscheiden. Entscheidend ist daher, wer in den Que!len als Handelnder auttritt: Nur daran bEt sich die Verfassungswirklichkeit ermessen. Eine genauere Analyse zeigr, daf die Nornenklarur in Steppenreiehen nirgends ganz gleich war; ein allgerneingultiges Modell gab es nicht. Selbst hinter gleichen Titeln konnen sich verschiedene Funktionen verbergen. Analogieschlusse gehen daher leicht in die Irre. Wir kennen zwar die Bausteine der spatawarischen Verfassung: Aber wir diirfen sic nicht ohne weiteres nach einer ,Gebrauchsanweisung' zusammensetzen, die von anderswo kommt. Wir miissen in Kauf nehmen, daB wir weniger wissen, als man bislang glaubte erschlielien zu konnen, Doch laBt der Vergleich verschiedener Steppen- Verfassungen, der hier skizziert werden soli, zugleich manches allgemeine iiber Funktion und Bedingtheit solcher Systerne erkennen, das fur verlorene Gewifiheiten entschadigt.
Das auiariscbe .Doppelkonigucm':
Khagan und Iugurrus
In den Quellen ist von einem Doppelkonigtum bei den Awaren niemals ausdriicklich die Rede, doch gibt es deudiche Hinweise darauf. Die halboffiziellen ,Lorscher Annalen' beschreiben zurn Jahr 796 den eben eroberten ,Ring', "ubi reges Avarorurn cum principibus suis sed ere consueti erant"." Wer mit diesen ,reges' gemeint sein kann, wird zu zwei anderen Gelegenheiten deutlich: 782 schicken "Caganus et Iugurrus, principes Hunorum"5 eine Gesandtschah zu Karl dem GroBen. 796 werden beide Fursten in inneren Auseinandersetzungen "von den ihren" urngebracht." Danach verschwinden beide aus den Berichten, bis 805 der getaufte Khagan Abraham mit Billigung des Kaisers seinen "honor antiquus" wiederherzustellen versuchr - ohne daB noch von einern zweiteri Herrscher die Rede ware.? Auch in der kleinen Szene, die der Dichter des Preisliedes auf Konig Pippin 796 am Hofe des Khagans spielen laBt, tritt dieser - rnit seiner Frau, "catuna mulier" - allein als Vertreter des untergehenden Reiches auf.' Dennoch scheint der Schluf gerechtfertigt, daB es in den Jahren vor 796 zwei Herrseher gab, die in der Regel gemeinsam handelren - oder gemeinsam untatig blieben, wie 791. Dber die Machrverteilung zwischen den beiden ist nichts bekannt. Die karolingischen Beobachter waren nicht einmal ganz sieher, ob die beiden als ,reges' vor den i.ibrigen .principes' hervorragten? oder selbst (die) Principes wareri." Anzunehmen ist, daB der stets zuerst genannte Khagan der Ranghohere von beiden war. Urn die Lucke in der Oberlieferung 2U fullen, bediente sich die historische Literatur der Theorie vorn nornadischen Doppel-
konigtum.
294
8. Das [abrbundert
der Greijen
Tatsachlich sind in fast alien Steppenreichen des Fruhmirrelalrers mehr oder weniger deudich zwci Hcrrscher bezeugt, angefangen von Attila und Bieda bei den Hunnen iiber die Tiirken, Chasaren, die fruhen Magyaren bis zu den spateren islamischen Dynastien, erwa den Karachaniden. Arabische Reisende und Schriftsteller des 9. und 10. jahrhunderts haben eingehende Beschreibungen hinrerlassen, wie die chasarische Verfassung dieser Zeit funktionierte. Nach Ibn Rusta war der Khagan nur der nominelle Oberherrscher, wahrend der ISa Heerfiihrer und tatsachlicher Regent war." Weitere Details verdanken wir Ibn Fadlan, der 922 z u den Wolgabulgaren reiste." Nur aile vier Monate zeigte sich danach der Khagan der Chasaren der Offentlichkeit, sonst durfte sich nur der Khagan-Bag, wie hier der zweite Herrscher heiilt, ihm mit groiler Ehrerbietung nahern. Wahrend der Bag (der ,,:-tEl' des Konstantin Porphyrogennetos'") die gesamte Regierungsratigkeit besorgte, verbi.irgte del' Khagan durch seine sakrale Stellung ihren Erfolg. Seine Aufgabe war es, den Einklang zwischen Himmel und Erde zu bewahren; Storungen der Weltordnung, seien es nun milirarische Niederlagen oder Naturkatastrophen, zeigten an, dail er sein Charisma verloren harte, worauf das Yolk seinen Kopf forderte. Ahnliches berichtet Al- Istachri im J ahr 932.'4 Es war vor allern Andreas Alfoldi, der in den dreilsiger Jahren auf diesen Schilderungen eine verallgemeinerte Theorie vom nomadischen Doppelkonigtum aufbaute. 15 Er lei tete diese Institution von der Kosmologie der Steppenvolker ab, vor allem von der rituellen Aufteilung des Heeres in einen linken und einen rechten Fliigel, die zur Zweiteilung der Herrsehaft gefuhrt habe. Das Doppelkonigtum ware danach eine urtumliche Institution. Diese Theorie wurde allgemein rezipiert"', obwohl auch andere Erklarungen angeboten wurden. Alle wesentlichen Arbeiten z ur awarischen Geschichte setzten ein Doppelkonigtum vorn chasarischen Typ voraus." Niche einrnal bei den Chasaren selbst liegen die Verhalrnisse so klar wie die Reiseberichte es vermuten lassen. In den Kaukasus-Kriegen des 8. Jahrhunderts wird der Khagan allein als Herrscher genannt; Heerfiihrer sind neben ihm verscliiedene Tarkhanc." Als im Jahr 704 der vertriebene Justinian II. bei den Chasaren Zufluchr findet, isr sein Gastgeber und Gegenspieler der Khagan allein. 19 Erst 833 sendcn Khagan und J1:£X/Bag zusarnmen cine Gesandtschaft nach Konstantinopel, falls Konstantin Porphyrogennetos die N achrichr korrekt wiedergibt. '0 Der Brief des jiidischen Chasarenkhagans Joseph aus dem ro. Jahrhundert gibt eine aushihrliche Genealogie der chasarischen Herrscher, ohne dabci ein Doppelkonigtum zu erwahnen." Das urnstrittene Cambridge Document, das einen ahnlichen Brief enthalt, spricht von einer Einiuhrung der Doppelherrschaft: Die Chasaren setzten, und zwar erst nach ihrer Bekehrung zum J udentum, einen KhaganRichter und einen Konig-General ein." Auffallend ist aueh der Wechsel des Titels fur den zweitcn Herrscher; verrnutlieh lautete er zunachst Isa, was im 10. Jahrhundert durch Bag ersetzt wurde." Ersterer Titel entsprach wohl dem tiirkischen Schad, der mehrfach als Sohn (bzw.Neffe) eines (Sir- )Yabgu belegt ist; es handelte sich urn ein Mitglied der tuhrenden Dynastic, das in einern Reiehsteil die Herrschaft fiihren konnte." .Bag' ist in den Orchon-Inschriften die allgemeine Bezeichnung fur einen Angehorigen des Steppenadels." Nach Ibn-Fadlan ware das Regierungssystem der Chasaren auch als Tetrarchie zu beschreiben; neben dem GroBkhagan und dem Bag ~ennt
Die sp.itaiaariscbe
'lerj~155ung
295
er als Stellvertreter den Kundiir Khagan (der Titel entspricht dern Kende, dem magyarischen Oberherrscher) und den ]awasigar.26 Al-Masudi vermutete, daB einst die Familie der Khagane die Konigswiirde, d. h. die tatsachliche Herrsehaft, innegehabt habe. '7 Artamonov schlof daraus, daB das chasarische Doppelkonigtum durch die faktische Entmachtung der Dynastic der Khagane entstanden sei"; also ein Verhaltnis wie zwischen den spaten Mercwingern und ihr en karolingischen ,Bags', die lange das Charisma der alten Konigsfamilie nicht anzutasten wagten. In jedem Fall war das .chasarische Modell' historischen Veranderungen ausgesetzr. Auch wenn es schon im 8. Jahrhundert einen Bag gegeben haben solltc, was nicht belegt isr'", kann der Khagan nicht vor dem 9. Jahrhundert aus der akriven Politik ve rdrangt worden sein. Zudem gibt es keinen Hinweis darauf, dail das chasarische Doppelkonigturn direkt an eine urturnliche Zweiteilung anknupfen konnte; weder sind zwei Fliigel des Heeres mit selbstandigen Befehlshabem belegt noch eine Entstehung der chasarischen Gens aus zwei Wurzeln (wie die War und Chunni bei den Awaren). Ncch komplizierter waren die Verhaltnisse bei den Tiirken. Die ti.irkische Starnmessage kennt das Motiv der vier und der zehn Bruder, doch weiB sie nichts von einer Zweiteilung." Die erstcn Khagane herrschten offensichtlich allein; erst die weirraumigen Eroberungen machten Herrschaftsteilungen erforderlich. Die Berichte in den chinesischen Quellen machen den Eindruek, als harte es dabei 110ch kein festes System gegeben. T'a-po ernannte in den 570em zwei jiingere Mitglieder der Dynastie zu Unter-Khaganen irn Osten und im Westen. Einer davon wurde naeh T'a-pos Tod erster Khagan, T'a-pos Sohn erhielt ein anderes Herrschaftsgebier und den Tirel .zweirer Khagan', ein schon beim letzten Thronweehsel i.ibergangener Khaganssohn wurde mit einern weiteren Khaganstitel abgefunden." In die folgenden Auseinandersetzungcn sind vier Khagane verwickelt, darunter Ta-r'o u, den die Bvzantiner als Tardu kannten.!' Auch der Theophylakt-Exkurs nen nt anlaiilich dieser Karnpte (dem Tururn-Aufstand) vier ,groBe' Khagane, die jeweils eigene Gebiete verwalteten." Menander hingegen berichtet schon fur die siebziger Jahre von acht Reichsteilen, in die der .alteste Monarch' nameris Arsilas das Tiirkenreich geteilr hatte ; iiber einen davon gebot Turxanthos/Turk-Schad.>' Schlieiilich setzte sich eine Zweiteilung in ein west- und ein osrturkisches Khaganat durch, die seit 602 praktisch unabhangig voneinander operierten. Hinter diesen Organisationsformen ein durchgehendes System zu erkennen, ist schwierig." Kompliziert wird diese Struktur durch die Titel der einzelnen Machthaber, die nach chines ischen Inlormationen hierarchisch gesruft waren. Au~er dem Khagan kannte man die Range Ye-hu/Yabgu, Selie/Schad, T''e-le/Tegin, SseIi-fa, T'u-t'un-fa/Tudun( -bag) und weitere niedrigere Range, die aile erblich waren." Ein solcher Rangtirel wurde jedoch nicht abgelegt, wenn der Trager Karriere machte, sondem er nahm einen oder mehrere weitere Titel an. Der Brauch, Mitglieder der Dynastic zu Mitherrscherri oder Statthaltern zu machen, fiihrte allmahlich zu Teilungen; doeh iibten alle Tireltrager die Herrsehaft tatsachlich aus. Hochstens T'a-po konnte sich gegen Ende seiner Herrsehaft unter dem Einfluf des Buddhismus von der Macht zuri.ickgezogen haben." Zum Unterschied von den Chasaren konnten die Positionen durehaus gewechselt werden; den Titel Khagan trugen nicht nur die obersten Herrscher, sondern gleichzeitig
8. D«s [abrhu ndcrt der Greijen
Die sp.it.uoariscb« Ve'i"sslmg
mehrere regierende Mirglieder der Dynastic. Erst langsarn diirften die zun ichst ad hoc vorgenommenen Herrschaftsreilungen zur Verfestigung van Reichsteilen ge[iihrt haben (ahnlich wit bei den Franken). DaB die Titel Yabgu oder Schad regionale Herrschaft bezeichnen konnten, zeigen auch altrurkische Inschriften ; Kudug, der gegen Ende des 7- Jahrhunderts die tiirkische Macht restaurierte, ernannte einen Bruder zurn Schad der Tardus, einen anderen zum Yabgu der Telos." Die Tonjukuk-Inschrift berichtet, da!\ nach dem Sieg uber die Osttiirken Khagan, Yabgu und Schad gerotet wurden, was die Ausschaltung der Fiihrungs-
ist die Verfassurig del' Karachaniden, einer islamisierrcn Steppen-Dvnastie, die vorn 9. bis zum 13· Jahrhundert Teile Zentralasiens beherrschte. Bei ihnen ist der Titel Yugrus belegt. Eines der Hauptwerke der friihen tiirkischen Lireratur, das urn 1070 verfaBte Kutadgu Bilik, enthalt ausfuhrliche Erorterungen iiber die Regierungskunst und beschreibt dabei auch die karachanidische Hierarchie.!" Elemente del' Doppelhcrrschaft in d er rclativ kornplexen Verfassung der Karachaniden, wie sie das \'{'erk (wahl ill idealisiertcr Form) darsrellt, beschrieb Togan und deutete dabei, wic Mikkola, die Paralle!e zurn awarischen Iugurrus an; diese Interpretation vereinfachre Josef Deer und schlof so den Kreis vorn chasarischen Doppelkonigturn zur spa taw arise hen Verfassung. i Diese Parallele ist auBerst wertvoll; doch ist Vorsicht angebraeht. Das Kutadgu Bilik nennt eine ganze Reihe yon Rangtiteln, ebenso die zeitgenossischen islamischen Quellen. Die Titel der beiden karachanidisehen Herrscher werden meist mit Arslan- Khan und Bugra-Khan wiedergegeben; sie fuhren die ,Wappentiere' der Reichshalften, den Lowen und das Kamel, im Namen. Dazu kommen noch vier Unterkhagane, deren Titel ebenfalls aus dem Element Arslan/Bugra und der Rangbezeichnung Ilig/Elik (Prinz) und Tigin/Tegin zusammengesetzt sind. Es folgen sechs Statthalter, die ebenlalls der herrschenden Dynastic entstarnmen.!' Viele dieser \XI\irdentrager erscheinen in den Berichten islamischer Historiker als Heerfiihrer, zurneist auch als Fiirsten verschiedener Reichsreile. Ebenso wie bei den Tiirken des 6. Jahrhunderts, ist ein Aufstieg moglich: gelegentlich kornmr es zu Bruderkriegen, die beweisen, daB die verschiedenen Teilherrscher iiber eine eigene bewaffnete Macht verfugen.!' Der Yugrus dagegen stammt, ebenso wie der Yabgu und einige weitere Arnrstrazer. nicht aus der herrschenden Dvnastie, sand ern aus dem Volk. Er will, so berichtet idealisierend das Kutadgu Bilik, dem Khagan oder dem Elik dienen, verlant das Yolk und geht an den Hof, \VO er sorgfalrig gepriifr und iiber die Pflichten eines .Stellvertreters' aufgeklart wird.!" AhnJich berichter Kasgari: Der Yugrus stamrnt aus dem Yolk, wird Wesir des Khagans und steht an Wi..irde nur eine Stufe unter ihrn." In der Spatzeit des Karachanidcnreiches entwickelte sich das Amt des Yugrus z u einem blofsen Ehrentitel." Amt, Herrschaft und Wi.irde waren nichr streng zu trennen; das zeigt auch der Bedeutungswandel des Yabgu-Titels: Nachdem das Uiguren-Reich zusammengebrochen war, erklarte sich der Yabgu der zuletzt unterworfenen Karluken um 840 zum KIngan und begruudcte die karachanidischc Dynastie ; del' Titel Yabgu sank hierauf zu einem der Wesir- Titel ab." So ist auch die Zweideutigkeit im Traktat des Kutadgu Bilik zu erklaren. Die Bestimmung, daf\ der Yugrus aus dem Volk kommen solie, diente vermutlich gerade dazu, ihn als Rivalen der Herrscher auszuschalten ; aus ahnlichen Grunden liellen die Ka!ifen seit dem 9. Jahrhundcrt nur Sklaven in hochste Kommandopositionen autsteigen ; auch die Wesire waren sozusagen .Privatrnanner"." Das Amt des karachanidischen Yugrus hatte wohl mehr mit dem abbasidischen Wesirat gemeinsam als mit einern originar nomadischen Doppelkonigtum. Hinter dem Modell des Traktats verbirgt sich in jed ern Fall eine lange Auseinandersetzung um den EinfluB auf die Regierungsgeschafte. Es ist nicht zu belegen, daB cler Yugrus sich je soweit durchsetzen konnte wie der chasarische B:ig; in den erzahlenden Quellen bestimmen bis zuletzt die Khagane das Bild.
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spirze bedeutete.>? Viele der Titel, die bei den Tiirken belegt sind, kannten auch die Donaubulgaren. Yon einern Doppelkonigtum ist nie ausdriicklich die Rcde; rnit einigem Scharfsinn kann darauf geschlossen werden, was Besevliev versucht hat.:'? Der zweite Herrscher trug, so nahm er an, den Titel Kapkhan. Dagegen la!\t sich Freilich einiges einwenden. Unrer Krum am Anfang des 9. Jahrhunderts war der "Boilas Kapkhan" Befehlshaber des rechten Heerfliigels, neben dem Icirgu Boilas, der den linken anfuhrte.!' Beide diirften zu den sechs Groliboilen gehort haben, die Konstantin Porphyrogennetos als hochste Wiirdentra.ger nach dem Khan erwahnt.:" Unter Symeon war der Kapkhan erster Berater des Zaren, im 1 J. J ahrhundert gab es ein eigenes Geschlecht "tWV KOJlxCtvwv", eine erbliche Wiirde war also zum Familiennamen gewurden.4; Yon Kuvrat iiber Asparuch zu den christlichen Khanen und Zaren hielten die Herrscher die Ziigel der Politik in den Handen ; es finder sich keine Spur eines chasarischen Modells, Nichts deuret auf ein archaisches Doppelfursteuturn. Eher ist umgekehrt anzunehmen, daf der Kapkhan als Heerfi..ihrer in Zeiten der Schwache des Khans voriibergehend eine konigsgleiche Stellung erringen konnte. Eine institutionelle Absicherung wie der chasarische ISa/Bag44 erreichte er sicher nicht: die Byzantiner beobachteren die Rangordnungen und Machrverhalrnisse del' Nachbarn so genau, daB ihnen cine solche Herrschaftsteilung nicht entgangen ware, und auch die bulgarische Tradition se!bst (besonders die Furstenliste) wiirde deutlichere Hinweise enthalten. Ein sakraler GroBfiirst ist dagegen bei den Ungarn am Ende des 9. Jahrhunderts bezeugt. Sein Titel Kende entspricht dem dritren chasarischen Fiirsten Kiindiir, in dessen Herrschaftsbereich die Magyaren wohl auch gelebt hatten." Zweitfiirst und Heerfiihrer war der Gyula, bis der Gyula Arpad nach der Ermordung des Kende Cussan/Kurszan um 9C3 die Herrschaft auf sich vereinigte.:" Der Titel Gyula blieb aber erhalren, und Konstantin Porphyrogennetos kennt an der Spitze der ungarischen "Tiirken" tin Triumvirat: Unter dem obersten Herrscher aus der Familie Arpads rangierten der Gyula und der KarchanY Aber tine Verdrangung des Konigs aus der aktiven Politik gelang nicht rnehr. Die ungarische Verlassungsentwicklung zeigt die Dynarnik, der die Herrschaftsaufteilung bei den Steppenvolkern untcrworfen war. Auch bei den Nachfolgereichen des tiirkischen Imperiurns bildeten sich verschiedene Formen der Herrschaftsteilung heraus. Bei den Toquz-Oguz/Uiguren wurde der Khagan zeitweise wie bei den Chasaren van del' Ausiibung der Macht verdrangt, doch teilten sich mehrere Stellvertreter die Regierungsgeschifte.4S Bei den Oguzcn war, wie Ibn Fadlan berichtet, der Yabgu der oberste Herrscher, sein Stellvertreter trug den Titel K\ldarkin, der Heerfiihrer war der Etrek, und ihm unterstehende Generale durften sich Tarhan nennen.'9 Van besonderem Interesse
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8. Dn: [ahrbunderr
der Greijen
Der Vergleich ergibt, dafl Hcrrschafrsteilungen in Sreppenreichen ganz verschiedent: \X!urzeln haben kormten." Letz tlich waren sic in mehrercn strukturellen Problemen bcgrundet: Ersrens waren die riesigen Raume, iiber die sich manche Imperien erstreckten, kaum zu kontrollieren. Eine wirksarne Herrschaltsorganisation erforderte eine Aufteilung der bewaffneten Macht und der Leitungsfunktionen. Fur Mirglieder der herrschcnden Dynastien wurden Unrerkhaganate eingerichret ; die so geschaffenen Reichsteile tendierren zur Verselbstandigung. So eritstand das rurkische Modell, das zeitweise an die dioklerianische Tetrarchie erinnert. Die Neigung zu Reichsteilungen wurde zweitens durch das Erbfolgeproblem verstarkt: Wenn ein Khagan 25 Frauen haben konnte'", so gab es eine groBe Zahl prinzipiell erbberechtigrer Sohne; dazu kamen Bruder, Neffen, ja Onkel des verstorbenen Herrschers, die oftcrs den Sohnen vorgezogen wurden, Es gab offensichtlich keine Erbfolgeordnung auBer dern Gebli.itsrecht; der Wille des verstorbenen Khagans, aber auch die Meinung der Machtigen und des Heeres entschieden, und Herrschaftsteilungen konnten als A usweg bei Konflikten dienen." Ahnliche Schwierigkeiten hatten ja auch die weniger polygamen Merowinger. Ein drittes Problem lag darin, daB Sreppenreiche oft bestehende ethnische und politische Gemeinschaften iiberschichteten, deren Verfassung anerkannt und in den Herrschaftsaufbau inregrien wurde. Einem solchen abhangigen Herrscher wurde otters ein Statthalter beigeordnet; wenn sieh diese regionale Einheit wieder von der Zentralgewalt loste, konnte daraus ein Doppelkonigturn entstehen." Eine solehe Doppelherrschaft ist im chasarischen Cberson urn 710 bezeugt; der Tudun, der vorn Khagan eingesetzre "Archon" der Stadt, stand neben dem Zoilos, dem "Protopolites" (Sradtoberhaupt), der aus einer ortsansassigen Familie ("EX OELQa.; XUl. 'YEVOU;") stammte.'" Aus einem Segment der Verfassung eines Groiirciches konnte ein neues System entstehen. Auf diese Weise wurde wobl der dritte Mann in der chasarischen Hierarchie zum ungarischen Oberkonig. Vier tens schlief lich konnte die Schwache einer herrschenden Dvnastie daz.u hihren, dag ein Mann mit geringerem Ansehen die Macht an sich riB, ohne den Herrscher, dessen Charisma ihn unangreifbar machte, ganz verdrangen zu kennen. Das geschah nicht nur in der Steppe; die karolingischen Hausmeier, der japanische Shogun, die turkischen Emire des Kalifats taten es den chasarischeri Bagen durin gleich64 Unterschiedlich war freilich, ob die Erbliehkeit des Armes und ein konigsgleicher Rang durchgesetzt werden konnten und wie weit eine institutionellc Absicherung gelang. Manche Herrscher versuchten, Sicherungen gegen eine solche ,kalte Usurpation' einzubaucn, was sich etwa am Kutadgu Bilik ablesen talk Manchmal verhinderte wohl der Sturz der regierenden Dynastic, daiS sich ein Doppelfurstenrum als Machrkomprornif verfestigen konnte ; das konnre bei den Donaubulgaren der Fall gewesen sein, wo die Dulo-Dynastie noeh im l Jahrhundert ihr Charisma komplett verspielte. Allerdings genossen die [uhrenden Farnilien der Steppe meist solches Ansehen, dag sie offensiehtlich selten zu ersetz en waren." Die verschiedenen Formen des .chasarischen Modells' einer Doppelherrschaft haben eines gemeinsam: Sie entstanden erst im Lauf der Zeit, nachdem die Siegesphase nach der Reichsgrundung abgeschlossen war und das Prestige der Dynastic dahinschwand. Der Vielfalt der U rsachen und Formen entspraeh auch die Vielfalt der Namen: \'(!ahrend die Hen'scher sich meistens Khagan oder Khan nann ten, lau{ete der
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Titel des zweircn Fiirsten fast uberal] andcrs, B,ig und 15a bei den Chasaren, Gyula bei den Ungarn, Kapkhan (falls iiberhaupr) bei den Bulgaren, und bei den Tiirken gab es gar keine fixe Rangordnung - Yabgu, Schad oder auch Ti-or Khagan'" konnten den zweiren Rang einnehrnen. Freilich entstammren die m eisten dieser Bezcichnungen einern begrenzten Vokabular, in dem die Steppenvolker Wi.irden und Funktionen ausdruckten. Fast alle der Titel sind auch bei anderen Volkern bezeugt, wo sie aber nicht das gleiche bedeutetcn. N ur der Iugurrus der Awaren ist in dieser Zeit sonst unbekannt, es sei denn, man sieht eine Parallele im Kopanos Okorses der bulgarischen Inschrifteri." Ein Iestes Repertoire von Verfassungsformen, das fur den Ausdruck je spezifischer Machtbeziehungen flexibel genug war: So ist die .nornadische' Doppelherrschaft wohl auch insgesamt zu sehen. Die Alfoldi- Theorie ist insofern berechrigt, als barbarisehe Verfassungen ja nicht ad hoc aufgestellt wurden. Ohne religiose Fundierung und rituelle Absicherung, ohne traditionelle Legitimierung ist ein Steppenherrschcr undenkbar. Auf der anderen Seite war jede gentile Verfassung nur so wirksam, wie sic erlaubte, akruelle Machrverhaltnisse zu legirimieren. Die Uberlieferung der Steppenvolker enthielt offensichtlich Modelle fur die Aufteilung der Herrschaft; aueh in der awarisehen Herkunftssage ist einc solche Zweiheit ja schon durch die beiden eponymen Herrscher War und Chunni angelcgt. Aus diesem Beispiel geht aber ebenso hervor, daf diese Moglichkeir nicht genutzt werden mulite: Als Theophylakt uber die Zweiteilung der Awaren in War und Chunni schrieb, herrschte unangefochten ein einziger Khagan. Welche Stellung der Iugurrus bei den Awaren harte, ist daher weder aus chasarischen noch aus karachanidischen Analogien abzuleiten, Deutlich ist, daf auch im awarischen Khaganat die Entstehung des Doppelfiirstenturns die Folge einer Schwachung der Herrschaft war.6S Ob es zusammen rnit den ubrigen Rangtiteln eingeiuhrr wurde, oder ob der lugurrus seine khagansgleiche Stellung erst sparer erwarb, ist nicht festzustellen. Wie sehr die Machtverteilung van den politischen Gegebenheiten abhangig war, zeigt die Entwicklung nach 796: Nichts deutet darauf hin, daB nach dem Tod des Iugurrus dieses Amt 110ch einmal besetzt wurde oder gar den alten EinfluG erhielt. Konkurrenten des Khagans urn die Macht im zerbrechenden Reich waren nun andere Wi.irdentrager. Nicht festzustellen ist auch die Machrverreilung zwischen Khagan und lugurrus bis 796. Nur zwei Tatsachen sind aus den Quellen zu belegen: Khagan und Iugurrus schickten gemeinsam Cesandte an die Franken." Und sie wurden 795/96 im Ver/auf eines Biirgerkrieges beide "a suis", von den ihren, umgebrachr." DaB sie gegeneinander kampften, konnte man aus der Formulierung der Annalen herauslesen." Alles andere gehon in den Bereich historischer Spekulation. Kein Anzeichen spricht dafi.ir, daf der Khagan so sehr von den politischen Geschaften entfernr war wie es von den Chasaren des 10. jahrhunderts berichtet wird. Ebensowenig ist zu belegen, daf die Herrschaftsgebiere zwischen den beiden Fiirsren aufgeteilt waren und der Iugurrus etwa im Nordosten des Reiches seinen Sitz harte." Die Annalen sagen ausdrucklich, daG beide Herrscher und die Fiirsten im Ring zu residieren pflegren." Am ehesten ist mir einer gemaGigtcn Form der Doppelherrsehaft zu rechnen, in der die Macht des Khagans z war eingeschrankt, aber nicht vollig ausgeschaltet war. Beide Herrscher durften ihr eigenes Gefolge gehabt haben - sonst h,itten sie keinen Burgerkrieg fuhren kon-
Jee
8. D,.isJahrhundert
der Greifen
nen; vielle.chr waren ihnen auch bestirnmte Gebiere direkt unterstellt, die sic jedoch nicht selbsr verwalteten. Ihre gemeinsame Residenz lag im Ring, von wo aus sie zusamrnen die AuBenpolitik des Reiches leiteten, Doch hatten sie schon vor 796 die Kontrolle uber andere hohe Arnrstrager , besonders den Tudun, praktisch verloren.
Tudun Der am haufigsren genannte spatawarische Rangrirel ist der des Tudun; die Annalen nahmen erstrnals 795 Notiz yon ihm, als der Inhaber dieses Arntes sieh den Franken unrerwarf. Der Verrat zahlte sich aus; in den folgenden Jahren spielte der Tudun unter den awarischen Fursten die groBte Rolle, bis 803 scin anfangs erfolgreicher Aufstand zusammenbraeh. Der Name wird in einer Reihe YOn Varianten uberliefert, vor all em die Schreibung Zotan(us) ist verbreitet: wahrscheinlich dachte man dabei an den Personennamen Zorto.?" "Cotani", im Salzburger Verbruderungsbuch im "ordo ducum vivorurn" gleich hinter Tassilo III. und seinern Sohn Theodo genannt, ist eine Tochter des letzten Bayernherzogs und hat rnit dem Tudun nichts zu tun." Die Hinweise auf die Stellung des Tudun 'lor 796 sind relativ vage: "Unus ex primoribus Hunorum'{", "qui in gente et regno Avarorum magnam potestatem habebat"77, "dux de Pannonia"7', "de terra Avarorum regulus"?". Erst sparer wird er "princeps Pannoniae" genannt.8c Er unterwirft sich "cum terra et populo SUO"Sl den Franken, i.ibergibt Karl dem Grofsen seine "patria"S2 und ernpfangr gemeinsam mit seinern "populus" (eine Quelle hat auch "comites"s)) die Taufe. Seine Herrschaft muf also ein bestimrntes Teilgebiet des Awarenreiches umfaBt haben, und er gebot iiber seinen eigenen "populus", worunter wahrscheinlich seine bewaffnete Gefolgschaft zu verstehen ist, die ihn 796 zum Kaiser begleitete: eine "magna pars Avarorurn", wie die Reichsannalen verrnerken.r' Die Verrnutung ist nahdiegend, dag es sich urn den Westteil des Reiches handelte, was die selbstandige Westpolitik des Tudun erklaren wurde." Bei der Deutung des "princeps Pannoniae"S6 ist doppelte Vorsicht geboten: 8c3 konnte der Tudun eine Stellung errungen haben, die ihm vor 796 noch nicht zukam; und "Pannonien" beschrankte sich in der karolingischen Terminologie nicht auf die rornische Provinz.s, Kurz nach seiner Unterwerfung fiel der Tudun wieder von den Franken ab, was die Einhard-Annalen schon zu 796 verrnerken, nebst der gerechren Strafe, die ihn hierfiir ereilte." Das konnre sieh auf den Autstand von 799 beziehen; erst 803 bekam ein frankisches Heer das Gebiet des Tudun endgultig unter Kontrolle. Auf dem Riickrnarsch [iihrte man den geschlagenen "princeps Pannoniae" mir sich, der sieh in Regensburg dem Kaiser unterwarf.89 Dieser Titel konnte darnit zusarnmenhingen, daB er 803 keinern Khagan mehr unterstellt war?": jedenfalls war er zu der Zeit der Hauptkonrrahenr der irankischen Pannonien-Politik. Das anderte sich erst 805 mit dem Auftreten der Kapkhan-Gruppe und del' Resrauration des Khaganats. Deshalb war 8 I I der Tudun nur mehr der zweire hinter dem Cinizauci, als die gesamte awarische Fi.ihrung nach Aachen beordcrt wurde, urn dem Kaiser ihre Aufwartung zu machen." Die beiden waren die letzten awarischen
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Wi.irdenrrager, von denen die Annalen Notiz nahrnen. Eine gelehrte Tradition hie!t den Tudun sparer fur ,den' Fursten der Awaren; als naeh fast zwei jahrhunderten Bischof Pilgrim von Pass au einen Briel Papst Eugens von 824 falschre, adressierte er ihn an "simui etiarn Tudundo necnon Moimaro ducibus et optimatibus exercitibusque plebis Hunie, qui et Auaria dicitur, atque Marauie'l.?' Der beruhmre Falscher verrnochte noch moderne Historiker zu i.iberzeugen, die daraus entnehrnen wollren, daE die Mahrerkonige sich Tudun genannt hatten." Davon kann naturlich nicht die Rede sein. Der Titel Tudun zahlt bei den Steppenvolkern zu den am weiresten verbreiteten. Wahrscheinlich stamrnt er aus China, wo tu-to oder tu-r'ung einen Provinzgouverneur oder Befehlshaber bezeichnen konnte." Eine ahnliche Rolle als Starthalter unterworferier Regionen spielte der T'u-tun-fa/Tudun/ -bag) nach chinesischen Quellen bei den Turken." Als 7IC eine Flotte justinians II. Cherson einnahm, saB dort ein chasarischer Tudun als Statthaiter." Bei den Donaubulgaren dieser Zeit spielte der Tirel keine Rolle." In den Steppen des Ostens war der Titei Tudun niche auf einen einzigen Trager beschrankt. Fur die Awaren bgt sich das zwar nicht ausschliefsen, doeh hinterlassen die Quellen den Eindruck, daB es nur einen Tudun gab. Er war vermutlieh der dritte in der awarischen Hierarchic vor 796.98 DaB er uber eine eigene Terra/Patria und einen Populus bzw. Comites verfugte, beschleunigte den Zerfall des Awarenreiches, sobald die Ordnung des Khaganates ihre Verbindlichkeit verloren harte. Sein Dbertritt zu den Franken machte irn entscheidenden Augenblick das Awarenreich wehrlos.
Tarkhan Den Rangtitel Tarkhan bei den Awaren uberliefert nul' ein Gedicht, in dem Konig Pippins Awarensieg yon 796 gefeiert wird.99 Hier tritr der Khagan "cum Tarcan primatibus", mit den Tarkhanen in seinem Gefolge, auf. Die Annalen erwahnen die Tarkhane nichr ausdrucklich, diese verbergen sieh wohl hinter den "primates" odcr "alii primores", die gelegentlich genannt werden. Der Khagan und die Tarkhane: Der Plural widerlegt schon Bonas Auffassung, "der" Tarkhan sei "Teilfiirst des ostlichen Teils des Awarenreiches" gewesen.1OO Der Name stamrnt moglicherweise aus dern alten Steppenmythos vorn Schmied Tarkhan. '·01 Einen Wlirdentrager bezeichnete er schon bei den Juan-juan; ein Bruder des Khagans Ana-lwei trug diesen Titel urn die Mine des 6. jahrhunderts.':" Der Ti.irkenkhagan Sizabulos gab um 570 dem Romer Zemarchos den Tagma- Tarkhan als Gesandten auf die Heimreise mit ; Menander bernerkt ausdriicklich, dag Tarkhan sein "Ct~CW~lC.(", seine Wurde gewesen sei. (0) Eine Reihe von ti.irkischen Tarkhanen begegnen in den Orchon-Inschriften; der Titel wird jeweils durch ein Beiwort naher bezeichnet. Tonjukuk, der "Bismarck der Steppe" (Pritsak), nennt sich in seiner Inschrift "Boila Baga Tarqan" . 5 Den Titel Tarkhan trug aueh einer der lerzten Hephthalitenfursten irn heutigen Afghanistan, der Ul11 700 bei einern Aufstand gegen die Araber fiel.,c6 Bei den Chasaren waren es haufig Tarkhane, die an der Spitze yon Heeren gegen Armenier und Araber kampften."" Ais Generale, die dem Heerfiihrer unterstehen, erwahnt sie [04
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8. Dns [abrb un dert der Greijen
Ibn Fadlan bei den Oguzen. d Doch erfullren die Tarkhane im turkischen Bereich oft auch zivile Aufgaben. "'9 Eine spatere orientalische Quelle, Juvaini, erzahlt, die Tarkhane mulhen keine Steuern zahlen, erhielten als erste ihren Beuteanteil und diirtten jederzeit beim Herrscher eintreten."C Als "besondere Adelsklasse"!" treten die Tarkhane bei den Bulgaren hervor; der Ehrentite! Tarkhan wird zumeist durch einen Funktionstitel naher bestimmt. Eine Inschrift Khan Omurtags (8 I 5-3 2) erwahnt einen "t,ounuv TUQZUVO;'" I'; eine andere berichtet, daf wahrend eines Zuges gegen die Franken ein Zera Tarkhan namens Negavonais in der Theill ertrank.") Dall in seinem Titel die "traditionelle ostliche Wurde" der awarischen Fi.irsten der TheiGgegend auflebte, wie Bona meint"4, ist nicht iiberzeugend: Der Titel ist bei den Bulgaren gebrauchlich genug. Uberali scheint "Tarkhan" ein Wurdename zu sein, der noch kein bestirnmtes Amt bezeichnete; in einigen bulgarischen Inschriften wird hervorgehoben, dall seine Trager aus vornehmen Geschlechtern stammten."j Auch Al-Chwarezrni nennt die ti.irkischen Tarkhane allgemein als Adelige."6 Dadurch waren sie fur die Ubernahme verschiedenster Aufgaben pradestiniert, was dann im Titel ausgedruckt werden konnte. Ebenso wie Tiiyiin/Tudun, erscheint Tarkhan noch im I7. J ahrhundert als Ehrentitel der Baschkirenfursten "7; anderswo, etwa bei den Ungarn, konnte der Titel zurn Stammesnamen werden."" Bei Mongolen und Kirgisen erhielt sich besonders die Bedeutung der Steuerfreiheit.!" Auch ein Personenname konnte sich daraus entwickeln.'2C Irn bayerischen Freising lebte in der zweiten Halfte des 8. Jahrhundert der hochadelige Erzpriester Tarchanat; der ungewohliche Name konnte dureh die Emigration eines awarischen Tarkhans nach Bayern gekommen sein, der in der neuen Heimat seinen Rang zu bewahren verrnochte. I"
Kapkhan Ob es den Titel Kapkhan bei den Awaren uberhaupt gegebcn habe, daruber wurde lange gestritten. Ein "princeps Hunorurn" dieses Namens kommt nur einmal in den Annalen vor; er kam 8c5 "propter necessitatem populi sui", wegen der Nodage seines Volkes, personlich zum Kaiser und bat mit Erfolg um Uberlassung des Gebietes zwischen Carnuntum und Savaria. Er war bereits getauft und trug den biblischen Namen Theodor. Doch srarb er bald nach der Riickkehr, worauf noch im se!ben Jahr der Khagan narnens Abraham einen Gesandten schickte. Dieser ersuchte urn die "alte Wurde, die der Khagan immer bei den H unnen harte". 122 Diese ,awarischen Verhaltnisse' haben schon unter den karolingischen Annalisten Verwirrung gestiftet. Die Bezeichnung .capcanus' der Reichsannalen verschwimmt bald zu Captanus, Cap(p)anus, Cabuanus und hilt schlieiilich rnit Cagan us zusammen.Y' Zur Klarung nennen die Annales Mettenses124 seli1ielllieh Abraham "alrer cagan us" . Diese Interpretation fand in der Forschung zahlreiche Nachfolgcr; danaeh ware Abraham einfach der Nachfolger des Theodor gewesen, der bei Karl um Besratigung seiner Wahl oder auch seines Vorranges gegenuber anderen Fiirsten angesueht habe. "5
Die sp.itauiariscbe
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Der Tite] Kapkhan kann kein blofser Irrtuin der Reichsanrialen sein; er ist auch bei anderen Sreppenvolkern bezeugt. Bei den Donaubulgaren spielt der "xuuX6.vo;" eine so groge Rolle, dag Besevliev"6 darin den zweiren Fursten neben dern Khan sah. Ein Schlusscl zur Bedeutung des Titels liegt in einer millverstandlichen rurkischen Inschrift des Tonjukuk, wo yon "kap(a)khan khagan" die Rede ist, 127 Uber das Verhaltnis der bcidcn Titel entspann sich in den Iiinfziger Jahren ei ne Kontroverse. Altheim lcitete sowohl Kapkhan als auch Khagan VOIll iranischen ,kavakan' (,Nachkomme des Kavi', des my this chen Schrniedekonigs) ab und hielt daher die beiden Titeltormen fur bloBe Varianten. ,,8 Dagegen wandte sich Sinor; er hielt .Kapkhan' fur ein Intensivurn des Khans- Titels und daher fur den hcheren Rang.129 Doeh drehte er in seiner Argumentation die Ereignisse von 805 urn: Da der Khagan nicht der "supreme chief of the Avars" gewesen sei, habe er einen hoheren Titel angestrebt, narnlich den des Kapkhans, Das ist bei allen denkbaren Varianten aus der Geschichte nicht herauszulesen. Auch Altheims Identifikation befremdet, da sie nicht erklart, warum sich ein Herrscher in einer Inschrift zwei vollig aquivalente Titel zugelegt haben sollte. Die linguistische Argumentation ist in beiden Fallen unbefriedigend: Selbst wenn Kapkhan und Khagan aus de!" gleichen Wurzel starnmten oder der erne 'Titel als Intensivum entstand, sagt das niches uber den spareren Gebrauch aus. Es ist kaum denkbar, dall die Frankischen Annalen zwischen zwei Titeln differenziert hauen, die vollig gleichbedeutend waren. Ware Theodor ohnehin Khagan gewesen, harte man wohl den bekannteren Titel vorgezogen. War er aber, wie Bona meint, "Hauptherrseher der Awaren"')C, warum gebrauchte er nichr den Titel, der dahir seit jeher verwendet wurde? Lag ihm nichts an jenem "honor antiquus", auf den Abraham wenig sparer so drangte? Wie Bona richtig bemerkt, ist seit 796 von einem Khagan nicht mehr die Rede. Es sieht so aus, als ware das Awarenreich in regionale Fiirstennimer zerfallen. Nur so hat auch der Restaurationsversuch Abrahams von 805 einen Sinn. Der "honor antiquus, quem Caganus apud Hunos habere solebat", war eben nicht die Wurde, die der Kapkhan Theodor vor ihm besaB; sonst hatten die Annalen auch nicht betonen miissen, dall Abraham nun die Gesamtheit des Konigreiches nach ihrem Iruheren Brauch, "summam totius regni iuxta priseum eorum ritum", erhie1r.';' Eine Restauration des Khaganats so lite die alte Rangordnung wiederherstellen, Vielleicht war Abraham der Naehfolger Theodors und strebte nach Hoherern: denkbar ist auch, dall er i.iber eine andere Gruppe gebor und den Tod des Rivalen niitz en wollte, um seine Oberherrschaft geltend zu macheri.'!' Uber die SteHung des Kapkhan ist daraus Freilich wenig abzuleiten. Es ist moglich, dall er sich (wie 8 I I del' Canizauci) nach bulgarischem Vorbild einen in den awarischen Diadochenkamplen noeh nicht .belasteten', prestigerrachtigen neuen Titel ausgesucht hatte. Dafur harte sich der Kapkhan- Titel sehr geeignet: Er klang an den ,Khagan' an und unterschied sich doeh yon ihm. Genauso denkbar ware es aueh, dag ein Kapkhan schon vor 796 existierte und etwa die Ostflanke des Reiches beherrschte, Dafur konnte sprechen, dall wohl gerade um 804 der Bulgarenkhan Krum aufmarschiert war; eine "necessitas", die das Volk des Kapkhan sehr wohl veranlalir haben konnte, moglichst weit im Westen neue Sitze zu erbitten. Die Reise naeh Aachen zahlte sich zumindest fur den Kapkhan selbst nicht aus ; sein Tod machte die Errichrung eines .Kapkhanates' am Neusiedler See zu-
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8. Des [ahrbundevt
der Greiicn
nichte, und der Tire] versch windet au> den Quellen. Annalen wieder cinen anderen Tite!'
Die sp.it atc.triscbe Ve'~i~1S$Ung Im [ahr
8 I I nennen
die
Canizauci Die Neuordnung von 805 brachte im unruhigen Pannonien keinen dauernden Frieden. Sechs Jahre sparer muGte neuerdings eine frankische Armee "ad centroversias Hunorum et Sclavorum tiniendas", urn die Auseinandersetzungen der Hunnen und Slawen zu beenden, aufmarschieren. Die Beauftragten des Kaisers luden die Streitparteien nach Aachen vor, wo sie im November mit dem Kaiser zusammentrafen: "Canizauci princeps Avarum et tudun et alii primores" und dazu die Duces der Donauslawen.'jj War der Canizauci der Khagan der Awaren, oder nur ein Stammesfi.irst neben anderen ?')4 Die Reichsannalen nennen den Canizauci "princeps Avarum". Deer schliefsr daraus, daG er nicht der Khagan gewesen sein kann. Der Wortgebrauch der Annalen ist nicht ganz eindeutig, legt aber das Gegenteil nahe. 782 sind der Khagan und der Iugurrus die "principes Hunorum">', ebenso 796'j6; die Lorscher Annalen nennen die beiden Herrscher hingegen "reges", die mit ihren "principes" irn Ring residieren. ';7 Das ist Freilich die einzige Stelle, wo ein nachweislich nachgeordneter Wi.irdentrager als Princeps bezeichnet wird. Denn die Stellung des Tudun wird bis 796 anders definiert; erst 803, als er den Franken quasi-souveran entgegentritt, ist er "princeps Pannoniae".')8 Ahnliches gilt fi.ir den Kapkhan von 805.')9 Nun, 8 [ I, ist der Canizauci allein .,princeps", der T udun nur mehr der vornehrnste der "primo res" . Princeps wird i.ibrigens, im seiben Satz , auch der Kaiser genannt. Der Wechsel in der Terminologie kann nur auf 805 zuri.ickgchen; der Canizauci rnuf Trager des ,honor antiquus', der wiederhergestellten, zumindest norniriellen Oberherrschaft i.iber das gesamte Awarenreich gewesen sein. Einen ahnlichen Titel trug der Bulgarenkhan: "XUVU ovrkrrl", nennen ihn mehrmals die Inschriften. Vermutlich diente das Attribut dazu, den GroG khan in seiner Eigenschaft als oberster Heerfiihrer von den Srammeshirsten abz.uheben, die anscheinend auch den Titel Khan beanspruchen konnren.':" Der Tire! wurde auch als ,kanas ybige' gelesen'41; in dieser Form konnte er dem Yabgu enrsprechen.!" Doeh ,sybige' hat eine Parallele im oguzischen Subasi/Subeki, dem Heerfuhrer!", und die Form .kana' ohne .s' ist rnehrfach bezeugt. '44 / DaG der frankische Schreiber diesen frerndarrigen Titel als "Caniz:lUci" wiedergibr, ist fi.ir die Verhaltnisse der Zeit keine schlimme Verzerrung. Der Gebrauch der bulgarischen Herrschertitulatur ist bezeichnend [iir den letzten Akt des awarischen Khaganates. Es kann nati.irlich keine Rede davon sein, daB der Bulgarenkhan Krum selbst den bitteren Gang nach Aachen antreten rnuiite, wie ji.ingst vermutet wurde.':" Krum errang gerade Ende Juli 8 I [ seinen historischcn Sieg i.iber Kaiser Nikephoros, der auf dem Schlachrfeld fiel. Die Nachahmung des so erfolgreichen Bulgarenherrschers sollte wohl auf den von allen Seiten bedrohten Awarenkhagan etwas von dessen Glanz fallen lassen. Es ging fi.ir ihn darum, seinen Vorrang gegeni.iber awarischen wie slawischen .primores' und .duces' zu behaupten. Dazu reichte der vielstrapazierte ,honor antiquus' nicht mehr aus. Auch gegeni.iber eventuellen Anspri.ichen der siegreichen Bulgaren, die schon
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einrna] an del" TheiS autruarschiert wareri':", solltc die Gleichrangigkeit des Khagans mit seinern i.iberlegenen Rivalen betont werden. Zumindest beim frankischen Annalisten harte er damit Erfolg; in seinem Bericht nirnrnr der Canizauci den ersten Rang ein. Auch das deutet darauf hin, daG die Ordnung yon 805 aufrecht geblieben war und der Khc:gan selbst sich rnit dem neuen Arrribut schmi.ickte. \V'ie so oft, verhinderre der grolhrtige Anstrich nichr den Absturz in die volligc Bedeutungslosigkeit.
t~tpan J)aG es bei den sparen Awaren den Titel Zupan gegeben haben konnte, ist aus einigen Hinweisen nur zu erschliefsen, Die fruhesre Nennung dieses Titels, der sparer in der slawisehen Welt allgemeine Verbreitung fand, stamrnt aus der Gegend von Kremsmi.inster in Oberosterreich, nur wenig von der awarischen Westgrenze entternt: Bei der Gri.indung des Klosters im Jahre 777 schrirr unter anderen Wi.irdentragern ein "Jopan" namens Physso die ki.inftige Grenze ab.147 Das WOrt kommt ursrpi.inglich von den Ti.irken, wo der Tire! Ch'u-pan im 7. Jahrhundert bezeugt iStT48 und der Cupan sparer ein Dorfvorsteher war; die Slawen brachten das Wort wohl mit zupa (Grube) in Zusamrnenhang.':" Die Ausbreitung des Titels ist ungeklart, belegr ist er bei den Donaubulgaren, wo ein ,,~o1J;[av WQ%.UVO£" und ein ,,1;01!;rUVO£ ~lEya.;" (GroGzupan) in Inschriften erscheinen.!" Ein nach osrlicher Sitre zusammengesetzter Titel ist auch de, "BoiJa Zoapan" auf Schale 2 [ des Schatzes von Nagyszentmikl6s, ob das Stuck nun fiir einen awarischen oder bulgarischen Zupan angefertigt wurde.'!' Die weite Verbreitung des Zupan bei den Slawen ware durch awarische Vermitdung gut zu erklaren.
Katun Das Gedicht z u Pippins Awarensieg enthalt den einzigen Hinweis auf den Titel der (Haupt)gemahlin des Khagans. Der verraterische Unguimeri wiinscht beim Herannahen des F rankenheeres nicht nur seinem Khagan den U ntergang, sondern auch "Catunae mulieri, maledictae coniugi";'!' Auch dieser Titel ist in den Steppen weir verbreitet. Er stammt vielleicht aus dern Sogdischen'<; so nannte sich die Frau des Khagans der juan-juan!'", in den altti.irkischen 1nschriften ist der Titel aus erster Hand fi.ir Ti.irken und Uiguren bezeugr'!'. Den Titcl trugen ferner eine Tochter des Chasarenkhagans, die urn 760 einern arabischen Gouverneur verheirater wurde'?", und die Schwester eines Bag, die fur Abhilfe wahrend einer Hungersnot sorgte '!": eine armenische Quelle nennt so die Frau des Khagans der "Turkastank".'58 Die Bezeichnung floG ins altrussische Igor- Lied ein 159, und das moderne ti.irkische ,kadin' (Frau) geht wohl darauf zuri.ick. ,60 Vielleicht hat sogar der Name von Tassilos Tochter Cotani etwas mir Katun zu tun.!" Die awarische Katun trug also einen weitverbreiteten Tite!' Doch ist es bezeichnend nicht nur fi.ir die awarische Mannergesellschatt, daG die einzige Nennung einer Herrscherin sie zur "maledicta coniunx" macht. In den Quellen als .bose Konigin' gezeichnet zu werden, wiedertuhr gleichermaGen ihren Zeitgenossinnen
JOr,
8. Dns [ahrh undert del' Greijen
Irene, der byzantinischen Kaiserin, Fasrrada, der Gattin Karis des GrolSel1, und Liutberga, der Frau Tassilos III.; letzterer wurde ja vorgeworfen, mit den Awaren paktiert zu haben. ,6, Die Rolle der Frau in der awarischen Gesellschaft laBt sich daraus nicht ablesen. Doch war der Einfluf der Katun in der Regel wohl beschrankt ; die Khagane pflegten ja eine ganze Reihe yon Frauen zu haben."" Der Awarenkhagan nahm seine Frauen auf Kriegszugen mit, wo einmal ihr Badcvergniigen in den Thermen bei Anchialos geschilden wird. ,64 Es war ein todeswurdiger Frevel, sich mit einer der Frauen des Khagans einzulassen, wie das Schicksal des Bookolabras zur Geniige zeigt. ,65 Bei den Oguzen erfuhr Ibn Fadlan, daf Ehebruch iiberhaupt mit grausamen Strafen belegt war: "Ehebruch ist bei ihnen unbekannt, wenn sie aber bei jemandem durch sein Benehmen entdecken, daIS er ein Ehebrecher ist, so spalten sie ihn in zwei Halften. Das geschieht so, daB sie die Zweige yon zwei Baurnen zusammenbringen, ihn an die Zweige binden und dann beide Baurne loslassen, und so wird der entzweigerissen, der an diese zwei Baume gebunden war."'66 Die Todesstrafe fur Ehebrecher gab es nach chinesischen Quellen auch bei den Tiirken. ,67Frauen blieben bei Steppenvolkern haufig lange yon ihren Mannern getrennt; die strengen Strafen sollten wohl verhuten, daIS die langen Abwesenheiten der Manner zu unliebsamen Uberraschungen fuhrten. Auf der anderen Seite bedingte gerade die Mobilitat der Manner, daf sie den Frauen eine gewisse Selbstandigkcit zugestehen muliten. Davon kann man sich noch heute in Afghanistan iiber zeugen, wo Nomadenfrauen sich wesentlich Freier bewegen konnen als die Gemahlinnen der SelShaften. ,68Dennoch nannten sich die Frauen der Mongolen, wie die ,Geheime Geschichte' bezeugt, die "Minderwertigen", und junge Frauen waren begehrtes Raubgut. ,69 Ob das bei den Awaren ahnlich war, ist ungewiB. In einigen Grabern yon Komamo wurden Frauen mit Pferden bestattet, was allerdings eine Ausnahme darstellt. '7e Frauen, die wie im russischeri Craberfeld von Newolino mit Wurd.:gurtel bestattet wurden, sind im Karpatenbecken bislang niche nachgewiesen, wenn man yon den auffalligen Riemenzungen in vielen Frauengrabern von Tisza[iired und Umgebung absieht.I71 Manche archaologische Befunde deuten darauf, daIS nicht nur die Khagane, sondern auch andere Manner der Oberschicht mehrere Frauen hatten.!" U nrer der arbeirenden Bevolkerung konnte eine geschlechtsspezifische Arbeitsteilung daraus erschlossen werden, daf mehr Manner an Isrthrose litten.'73 Im ubrigen beschafrigt sich die archaologische Forschung bislang leider recht wenig rnit der Rolle der Frau. /
Del' ,Ring' 796 gelang es dem Heer Pippins, die Residenz der Khagane zu besetzen, die schon zuvor seine Stoiitruppen unter Woynimir gepliindert hatten: "Locum, ubi reges Avarorum cum principibus suis sedere consueti erant, quem in nostra lingua Hringe nominant"?"; "hringum gentis Avarorum longis retro temporibus quietum"'i5; "Hunorum regia, Hringum quam vocirant'Y'"; "eorum regia, quae, ut dictum est, hringus, a Langobardis autern campus vocatur'''77. Hier lag der ungeheure Schatz, der die Zeitgenossen in Erstaunen versetzte. 178Um das marchenhafte Zentrum des Awarenreiches rankten sich bald die Sagen. Zwei Generationen
Die spatauarischc 'leljd5surzg
]07
sparer schrieb ein Sankt Gallener Mench, wohl Norker der Stamrnler, nieder, was ihrn angeblieh ein Veteran des Awarenkrieges einst erzahlt harte. Das ganze Hunnenland war von neun kreislormigen Befestigungen (oder Hagen) umschlosse n, so berichtete der Angeber, zwischen denen jeweils eine Entfernung wie yon Zurich nach Konstanz lag; die Walle waren zwanzig Full brei! und hoch, aus Holz und mit Sreinen ~ufgefu!lt, und im innersten Ring lagenen die Schatze, die schon Goren und Vandalen autgchauft hattcn, 179Die Legenden wurden von del' Heimatforschung des 19. jahrhunderts wieder aufgegriffen; der grundlegende Irrturn bestand darin, daIS aUe mutmaf lichen awarischen Befestigungen als Ringe bezeichnet wurden. Bald fand man uberall Awarenringe. DaIS das Wort nur die Residenz des Khagans bezeichnere, ist heute unwidersprochen. IReMeist deutete man den Namen als ringforrnige Befestigungsanlage; .carnpus' soil er wegen seiner "unstabilen, nicht aus Stein errichteten Gebaude" ,8 I gehei/Sen haben. Dagegen wandte sich Csendes, der die beiden Ausdrucke allgemein auf das Kernland des Aware nreiches, also das Donau- Theili- Tiefland, bezog. ,3, Tatsachlich ist die von den Langobarden gebrauchte Bezeichnung .campus' (Feld) aus der Tradition zu erklafen, die etwa zur selben Zeit yon Paulus Diaconus aufgezeichnet wurde; sie erzahlte, wie die Langobarden auf ihrer Wanderung "in carnpis patentibus, qui sermone barbarico .feld' appellantur", eingezogen waren.IH) DaIS diese Dberlieferung sich fruher auf das Tullnerfeld bezogen hatteI84, wufite man nicht mehr; bekannt war aber, daf die Heimat der Langobarden einst in den Ebenen Panrioniens lag, wo sich nachher die Awaren niedergelassen hatten. Es mulite die Langobarden Pippins besonders motivieren, daE sie nun die alte Heimat, das .Feld', den ,campus' ihrer Origo gentis, wiedereroberten. Das muf nicht heiBen, daf es in dies em Zentralraurn des Awarenreiehes i.iberhaupt keine feste Residenz gab. Immerhin berichtet Einhard, daIS Pippins Heer den Ring plunderte und zerstortc.'!' Die Arnbivalenz von befestigrern Herrschaltssirz und einem Raum mit rechtlicher Sonderstellung, der ihn umgab, kennzeiehnet auch die Berichre aus Zentralasien. Beides konnte der Begriff .Ordu' bezeichnen, der sparer auf die dem Herrscher unrnittelbar unterstehenden Truppen uberging, woraus unser Wort .Horde' abgeleirer ist.li6 Bei den Chitan war der Ordu sowohl "Lager oder Residenz des Barbarenkonigs und das ihm direkt unterstehende Territorium, das seinem Schutze diente". ,Si Wie eine solche Residenz aussehen konnte, beobachtete urn 830 ein arabischer Reisender bei den Toquz-Oguz/Uiguren. Er beschrieb die kreisforrnige Anlage dieses Lagers. Urn die Zeltstadt des Khagans wachten die 12000 Mann, die ihm unmittelbar unrerstellt waren. In einer Entlernung von vier Tagernarschen bildeten die Stamrnesfuhrer und Wurdentrager rnit ihren Leuteri einen weiteren Ring.IS! Der Herrscher der Uiguren zag mil; seinen 20000 pferden und seiner mobilen Residenz den Weiden nacho Bei den Awaren des 8. Jahrhunderts ist eher anzunehmen, daG die Khagane schon einen festen Sitz besalien, auch wenn sie noch nicht wie Chasaren und Donaubulgaren in einer richtigen Hauptstadt Hof hielten. '~9 Der Ring der Awaren war daher verrnutlich eine [este, kreisforrnig angelegte Palastsiedlung aus Zelten oder Holzbauten. DaIS sie befestigt war, wird nicht gesagt; verteidigr wurde sie oHensichtlich nicht. Doch ist es moglich, daf die Marcheri von den gewaltigen Befestigungsanlagen der Awaren, die del' Mench
8. Das [abrbunder:
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de;' Greijen
von Sank; Gallen nicderschrieb, lrgendeinen reulen Kern hatten. Rundherum erstreckte sich wohl ein Gebiet mit besonderer Rechrstellung, das Reichszentrum im weiteren Sinn. '9C Darin erkannren die Langobarden den .carnpus' ihrer Sagen wieder.
8.3. .Limes
certus':
Die Awaren
und der Westen
Als 79 [ trankische Heere unter der Fuhrung Karls des GroEen gegen die Awaren zogen, hielt man an der Enns, um drei Tage zu beten und zu fasten. "Denn dieser Flug, der mitten zwischen den Grenzgebieten der Bayern und der Hunnen fliegt, gait als siehere Grenze der beiden Reiche."! Zwischen Awaren und Bayern bestanden also vertraglich geregelte Verhaltnisse, die Crenze, der "Iimes certus", war festgelegt. Vermutlich war das schon seit iiber einem Jahrhundert nicht anders gewesen. Bischof Rupert kehrte um 696 auf seiner Donaufahrt in Lorch urn und wandte sich nach Salzburg.' Als der heilige Ernmeram zur Mission "ad robustarn gentem Avarorum" ziehen wollte, karn er nicht einmal soweit: Herzog Theodo riet ihm yon der Reise ab: "Zu jener Zeit war zwischen den Hunnen und dem Volk der Bayern ein Streit ausgebrochen, so d;lg die Stadte urn die Enns, die die Grenze bildet, verheert waren ... Denn wenn auch jemand eincm anderen durch Eidesbande vcrptlichtet war, so dachte er doeh mehr an Hinterlist als an die erzeigte Giite";' Dieser Uberfall unterbrach schon darnals einen Zustand geregelter Beziehungen. Ublicherweise wurde das Ereignis ins ,dunkle' 7- Jahrhundert verlegt und mit dem awarischen .roll-back' nach Sames Tod in Zusammenhang gebracht; neuerdings sind gute Grunde aufgetaucht, die fur die Zeit um 7 r 5 sprechen, doch ist die Diskussion noch nicht beender.' \V'elchen Hintergrund der ungewohnliche awarische Vorstof harte, ist wegen des volligcn Quellemnangels ohnehin nicht zu sagen. Man sollte daraus keine groEraumige Expansionsbewegung machen; es ist anzunehmen, daf schon nach dern Tod Sames die Awaren wieder die Ennsgrenze erreicht hatten. Auch die Meldung der Annales Mettenses, daG 693 neben einem halben Dutzend anderer eine awarische Gesandtschaft den karolingischen Hausrneier Pippin au'fgesucht habe, ist so gut wie wertlos; dieser Teil der Annalen wurde erst kurz nach 800 zur Beweihraucherung der karolingischen Ahnen niedergeschrieben.' Noeh legendenhafter sind weirere, vie! sparer iiberlieferte Nachrichten aus dieser Zeit: etwa yon den Vandalen, die angeblieh unter Kaiser Leontius (695-98) zwei Ererniten am bayerischen Irschenberg marterten." \V'ie solchc Uberlieferungcn manchmal .gemixr' wurden, zeigt eine Nachricht von einern awarischen Raubzug im Ziircherland, deren Zustandekornrnen Kollautz aufdecken konnte.? Irn allgemeinen waren die Awaren im 8. Jahrhundert friedliche Nachbarn; auch der Langobardenk6nig Liutprand (7 [2-44) harte mit ihnen keine Probleme.' In einern Gesetz seines Nachfolgers Ratchis wird 746 die "Auaria" in einern Atem mit den langobardischen Dukacen, der Francia, Bayern und Alamannien genannt; ohne Erlaubnis des Konigs sol! es nicmandem erlaubt sein, dorthin Gesandte zu schicken." Inreressant daran ist, dag es sich urn die erste lateinische Nennung des Begriffes .Avaria' handelt.:" Der Ausdruck taucht irn iibrigen erst wieder auf, als es sich bereits um eine frankische Avaria handelt, ganz in Dbereinstimmung mil
.L.irncs certu s': Die A:i.:·m·Cil un d del W'estell
J09
der bvz.antinischen Tcrminologie. Ein gutes Beispiel fur dicsen Gebrauch des Begriffes ist die Bcsratigung der Aio-Urkunde Karls des Crolien van 799, die Ludwig der Fromme 816 erteilte: Isr 799 noch yon den "partes Avariae" die Red c, gebraucht man 816 die Begriffe "regnum Avarorum" und "Avaria"." Erst d er Einbau in die Reichsorganisation rnacht paradoxerweise die "awarische Gegend" zu einer Avaria. Allerdings hielr sich die Erinnerung daran, daE die Awaren alres rornischcs Reichsgebier besetzt hielten. Der Geograph yon Ravenna verwendet um 700 fur das Land "ubi modo Uni, qui et Avari, inhabitant", die Begriffe "Dacia" unci "Gepidia". Dag er Dakien und nicht Pannonien als Heimat der Awaren bezeichnet, liegt daran, daB Jordanes die Gepiden dart lokalisiert; in dieser Gepidia lebten nun die Awaren. Wieder wird der Ausdruck Avaria verrnieden. Erst 741 oder eher 742 kam es wieder zu eiriem .begrenzten' Konflikt an der awarischen Westgrenze. Darnals "begannen die Hunnen (die)" Karanranen in feindlichem Aufruhr schwer zu bedrangcn. Ihr Furst war darnals Boruth, der den Bayern mitteilte, daG das Heer der Hunnen gegen sie ziehen werde, und sie bat, ihm zu Hilfe Zl1 kornmen. Jene erschienen eilends, vertrieben die Hunnen, versicherten sich der Karantanen" und begannen mit der Missioriierung des Landes. 'l Die Datierung ergibt sich daraus, daf Herzog Odilo schon 743 ein karantanisch es Kontingent gegen die Karolinger fiihrte. '4 Die Entscheidung der Alp ens lawen fur die Bayern veranderte die politische Geographie der Ostalpen; die Awaren nahmen die Niederlage offensichtlich hin. Es ist zwar noch mehrmals davon die Rede, dag die Karantanen sich gegen den zunehrnenden bayerischen Einfluf auf ihre Angelegenheiten erhoben, aber das Khaganat verrnochte solche Gelegenheiten nicht zu nutz en. Das Wechselspiel zwischen den teils ri.iden Christianisierungsmethoden der Salzburger Missionare und dem heidnischen Widerstand blieb eine Ange!egenheit zwischen Bayern und Slawen. In der Ceschichte der Missionsbestrebungen spiegelt sich deutlich das Verhaltnis zwischen dern christlichen Westen und dem awarisch-slawischen Bereich. F i.ir die Glaubensboten des 7- jahrhunderts war ostlich Bayerns niches zu holen; Columban traurnre urn 6 IO noch rechtzeitig yon der Aussichtslosigkeit einer Reise zu den Awaren, und dreiBig Jahre erduldete Amandus bei den donaulandischen Slawen das schlimrnste Schicksal eines Missionars: namlich nicht einmal des Martyriurns gewiirdigt zu werden. J5 Die Hunni auf Bedas Missionsliste werden unter die Germanen gezahlt, die es zu missionicren gelte." Ncch urn 700 war die Mission bei den Bayern und den anderen ostfrankischen Gentes vordringlicher als Bekehrungsversuche im Awarenreich. Sowohl Rupert als auch Emmeram planten, donauabwarts nach Pannonien zu fahren; beide blieben in Ba yem. Das Missionszentrum, das Rupert in Salzburg aufbaute, war sparer van entscheidender Bedeutung fiir die Christianisierung der Donau- und Ostalpenlander: zur Zeit Ruperts begniigte man sich damit, im nahen Bischofshofen an fast verschuttete alpenrornanische Traditionen anzuknupien. Corbinians sagenhafte Reise in die ,Valeria', den alren Ostteil Pannoniens, reimte sich der Biograph wohl aus alten Schriften zusarnrnen. '7 Der erste konkrete Schritt war seit 740 die yon Salzburg betreute Karantanenmission. Durch eine Reihe yon Klostergrundungen wurden seit Odilo, vor allem aber unter Tassiio III. die baverischen Grenzlande in Oberosrerreich (Mondsee, Kremsrniinsrer, Martsee) und Si.idtirol (Innichen) erschlos11
8. Dus [abrbu n dert der Greijen
JIC
sen. Erst dieser Landesausbau bot die Grundlage fur die weitere Expansion der Karolingerzeit. Lange Zeit wurde der Beginn der bayerischen Ostexpansion wesentlich fruher datiert. Da weder historische noch archaologische Quellen die Besiedlungsverhaltnisse Niederosterreichs im 7. und 8. Jahrhundert erhellten, stiitzten sich viele Landeskundler vor allem auf Befunde der Namenforschung. Die althochdeurvche Lautverschiebung erlaubr es, die Dbernahmc bestimrnter Ortsnarnen ins Deutsche ungefahr zu datieren, Etwa hangt der FluBname Erlauf mit dem des rornischen Kastells Arelape zusammen. Da die Lautverschiebung von -p- zu -ff- schon im 7. Jahrhunden stattfand, mi.issen die Bayern diesen Namen spatestens zu diesem Zeirpunkt von der romanischen Vorbevolkerung i.ibernommen haben. ,S Eine Reihe weiterer FluBnamen zwischen Enns und Wiener Wald wurden ebenfalls direkt aus der romanischen Form eingedeutscht; dazu kommen ostlich davon Wien (als Flullname), Leitha, Pitton, March und Zobernbach." Die historischen SchluBfolgerungen waren weitreichend." Demnach hatten die Bayern schon gegen Sarno die Grenze bis an die Melk vorgeschoben; die ,Melk' kann als Grenzfluf gedeutet werden, die Flusse westlich davon tragen keine slawischen Namen mehr." Nach dern Ende des Sarno-Reiches, so schlof man, schoben die Bayern ihre Siedlungsgrenze bis an den Wiener Wald vor; bei Beginn der Awarenkriege ware demnach die bayerische Besiedlung des niederosterreichischen Donauraumes im wesentlichen abgeschlossen gewesen. Nur zwischen 788 und 791 hatten die Awaren kurzfristig den ,limes certus' erreicht." Die historischen Beweise, die man fur diese These vorlegte, hielteri einer naheren Uberpriifung nicht stand. Der Stiftsbrief von Krernsmiinster 777 umfalire auch Landereien im Grunzwitigau im niederosterreichischen Dunkelsteiner Wald; doch erwies sich gcrade dieser Passus in der Urkunde als inrerpoliert.? Nach der hochmitrelalterlichen Passio s.Quirini waren die Stifter Tegernsees, Adalbert und Ortokar, auch Grunder des Hippolyrklosters von St.Polten, was auf die Zeit nach 760 deuten wiirde. '4 Eher ist anzunehmen, daB der Stifter des Klosters jener Audaccrus war, der 788 auf dem Ybbsfeld gegen die Awaren kampfte. Die Anfange der niederosterreichischen Kirchenorganisation lagen also in den Jahren nach Karls Awarenzug, als auch die herrschattliche Erfassung des Raumes begonnen wurde. Noch J ahrzehnte sparer wurde jedoch das niederosterreichische Alpenvorland als "terra Avarorurn" oder "provincia Avarorum" bezeichnet, und das Diecicnhofener Kapitulare setztc 805 Lorch als au~ere Zollstelle vor den "panes Sclavorum et Avarorum" fest." Es fallt auf, daB vor 800 fast nur Gewassemamen, aber keine Siedlungsnamen eingedeutscht wurden; nur etwa die Halite der groBeren Donauzufliisse weist Namenskontinuirat seit der Antike auf. Das sprichr gegen kontinuierliche dichre Besiedlung. Der karolingische .Generalstab' mulite sich bei der Orientierung an antike Karren halten. Nur die ratselhafte Herilungoburg bei Pochlarn, die vielleicht an die Eruler erinnert, diirfte alteren U rsprungs sein. Ob Omundesthorf, das Karl 791 an der pannonischen Grenze passierte, am Wiener Wald lag, isr H
ungewiii." Von einer gezielten bayerischen Ostkolonisation zwischen Enns und Wiener Wald kann also vor 791 keine Rede sein; in der Zeit Odilos und Tassilos war man noch damit beschaftigt, Besiedelung und Infrastruktur des oberosterreichischen
.Lirnes certus': Die Awaren
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der Westen
3
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Traungaues auszubauen. Die Befunde deuten auf zwei andere Phanornene. Zum ersten diirften ostlich der Enns unter awarischer Herrschaft gerrnanisch spreche nde Bevolkerungsgruppen und volkerwandcrungszeitliche Traditionen uberlebr haben. Eine Urkunde von 808 nennt nahe dem Neusiedler See bei den "loca Avarorurn" drei Bruder Wirut, Gisalmar und Wentilmar, die von ihrem Vater Elis Besitz geerbt hatten; es handelte sich wohl urn .germanische Awareri' wie Unguimeri und nicht urn Bayerri." Freilich sind die Hinweise darauf relativ di.irfrig, gerade irn Raum zwischen Enns und Wiener Wald, der kaum dicht besiedelt war. DaB sich die vorawarischen Flufjnamen erhalten konnten, beweist nicht, daB an den Ufern germanische oder romanische Siedlungen lagen. In Lorch kannte man sicherlich den Weg zu den awarischen Nachbarn; daB solche Wegbeschreibungen vor allem die zu i.iberquerenden Fli.isse enthielten, wissen wir aus vielen 2~
fruhmittelalrerlichen
Quellen-"
Die Ergebnisse der Diskussion erlauben also zweitens, den niederosterreichischen Donauraum als Kontaktzone zwischen dem Awarenreich und dem Westen zu betrachten, wobei sich historische, archaologische und namenkundliche Befunde erganzen, Fi.ir die offenen Grenzen sprechen eine Reihe von Personennamen in bayerischen Urkunden, die auf awarisches Vorbild oder Emigration zuri.ickgehen konnten, wie Chagan, Chaganhan, Tarchanat ere." Interessanterwe ise ist darunter keirier, der den Awarennamen selbst tragt. Auch die Ausgrabungen zeigen, daB mit dem Einzug der Awaren keineswegs ein Eiserner Vorhang an der Enns niederging. DaB der Raum von Lorch und Linz Treffpunkt der Kulturen war, zeigt fur das 7. Jahrhundert exernplarisch das Graberfeld von Linz-Zizlau. Besonders aufschluBreich ist das Kriegergrab 74. Der Mann war in westlicher Tracht bestattet; neben dem Kerper lagen eine awarische Lanze und I I dreiflugelige Pleilspirzen. Awarische .Importstiicke' fanden sich auch in anderen Grabern, wobei oft schwer zwischen Handelsgi.itern, Beutestiicken und der Habe awarischer Emigranten zu unterscheiden isr." DaB bulgarische Fluchtlingc nach Bayern gekommen waren, bezeugt Fredegar; vieileicht geht der Ortsname Pulgarn bei Linz auf solche Emigranten zuriick.!' Doch waren die gewaltsamen Ereignisse urn 630 nur eine Episode im alltaglichen Kulturaustausch zwischen West und Ost. Seit dem Ende des 7. Jahrhunderts sind bayerische Stucke in niederosterreichischen Awarengrabern feststellbar, etwa die Giirtel aus Sommerein (Grab r6) und aus Modling (Grab 240), ein Schwert in Wien-Liesing, Waffen in Zwoltaxing oder ein GefaB in Wien-Unter St. VeitH: sicher keinc Dberreste baycrischer Kolonisten, sondern Spuren des Kulturkontakres (der nicht irnrner friedlich ver!aufen muflte). Spatawarisches Material finder sich vor allern im slawischen Milieu der Ostalpen, etwa die prachtvolle vergolclete Giirrelgarnitur aus Hohenberg im Ennstal oder die Bronzegarnitur von Krungl irn steirischen Salzkammergut, beide aus der zweiten Halite des 8. jahrhunderts." Die Slawen, die urn 800 in Wimm bei Maria Tafer! an der niederosterreichischen Donau siedelten, verwendeten einzelne spatawarische Gurtelbeschlage." Awarische Spuren enthielr auch das slawische Graberfeld von Micheldorf aus dem 9. JahrhundenY Weitere Verbreitung fanden awarische Waffen und Trachtstucke offensichtlich nur in Ausnahrnefallen.'! Die Einiliisse auf die westlichen Volker waren in cler fruhawarischen Zeit vermutlich starker, als besonders das Pterdegeschirr, aber auch Lamellenpanzer und der panzerbrechende Speer Vorbildwirkung hacten.'? Der Reflexbogen wurde bei
8. Das Jahrhundert
312
Der Untergang del' auiariscben Macht
der Greijen
Langobarden, Alamannen urid Franken gelegentlich verwender", sctzte sich aber nie durch und blieb eher Prestigeobjekt. Auf Dauer, wenn auch nur allrnahlich iibernahrn man im Westen den Sreigbugel." Doch ist es ubertrieben, van einer volligen Abkapselung des Awarenreiches im 8. J ahrhundert zu sprechen. DaB die i.iberregionalen Beziehungen zuri.ickgegangen waren, lag nicht nur an einer .splendid isolation' der Awaren, sondern an der allgemeinen Regionalisierung seit dern 7. Jahrhundert. In diesem Sinn gab es jedoch einen regen kleinraumigen Austausch, dessen Spuren sich diesseits wie jenseits des ,limes certus' an der Enns feststellen lassen." Die Awaren versaumten allerdings die Trendwende zu einer neuen GroBraumpolitik, die seit Mitre des 8. Jahrhunderts den Aufstieg der Karolinger begunstigte. Ais seit 788 die neue Weltmacht an der Enns aufmarschierte, hatte das Khaganat ihr nicht viel mehr als die Erinnerung an vergangene GroBe entgegenzusetzen.
8+
Der Untergang
der awarischen
Macht
"Maximum omnium quae ab illo gesta sunt bellorum, praeter Saxonicum, (... ), illud videlicet, quod contra Avares vel Hunos susceptum est. Quod ille animosius quam cetera, et longe maiori apparatu administravit." Karls grofher Krieg, auBer dem sachsischen, war der Awarenkrieg: mit mehr Eifer und gro/leren Ri.istungen gefi.ihrt als alle anderen. Das Urteil Einhards in seiner Biographie des Kaisers gibt sicherlich die Auffassung des karolingischen Hofes wieder. Nach acht Jahren endeten die Karnpfe rnit einem totalen Sieg, fahrt Einhard fort: Pannonien war nach dem vielen Blutvergiefsen vollig menschenleer, die Residenz des Khagans verodet, der awarischen Adel untergegangen und aile Schatze erbeuter; "neque ullum bellum contra Frances exortum humana potest memoria recordari, quo illi magis dirati et opibus aucti sinr".' Bei aller Geschichtsbeschonigung war es in der Tat der eintraglichste Sieg der Karolinger. Doch Einhards Darstellung laBt auch die Widerspri.iche des seltsamen Hunnenkrieges erahnen. Die zwei vornehmsten Opfer, die er nennt, Erich und Gerold, fielen erst, als der achtjahrige Krieg langst vorbei war; der Krieg selbst hingegen vcrlief fi.ir die Franken fast unblutig. "Abues, Arabes Nornadesque" beugten vor Karl den Nacken, so stellte der Dichter Theodulf den Triumph des Karolingers in einem weltumspannenden Wortspiel dar.' Ahnlich hatte auf Latein zuletzt Corippus Justin II. gefeiert; Karl hatte in gewissem Sinn erfiillt, wessen Justin sich geri.ihmt hatte. So gar das Bild von den bezopften Awaren taucht wieder auf; "textis crinibus", mit geflochtenem Haar, wender sich der Hunne Christus zu, und "demi.itig dem Glauben gegenuber ist, der zuvor wild war"." Die groEen Wone lassen immerhin die Bedeutung erkennen, die man am Hof Karls dem Awarenkrieg beirnati: der Sieg, durch den auch die Uberreste der alten Kaisersradt Sirmium in frankische Hande fielen, war ein Meilenstein auf dem Weg vom ,regnum Francorum' zum Imperium. Josef Deer hat ausfuhrlich dargestellt, wie die karolingische Propaganda die Offensive in Pannonien vorbereitete, das zeitlose Stereotyp yon der Gefahr aus dern Osten aufbot. Die "Avarorum malitia" war Ende des 8. Jahrhunderts niche vie! mehr als eine hisrorische Rerniniszenz, auch wenn sie in einigen Annalen angesprochen wird. 5 Kriegsgrund war sicher nicht ein gefahrdeter "Vorposten des l
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Deurschtums" am. Wiener WalJ. Eo ging urn Expansion und niche urn Verteidigung des Bestehenden. Doch sollte man die symbolische Bedeutung des Heidenkrieges an der Donau nichr unterschatzen. Wie kein anderer Gegner, verkorperten die Awaren das Erbe der Volkerwanderung. "In den Schlachter, fiel so ko stbare Beute an, dag man rnit Recht glauben durfte, die Franken batten gerechterweise den Hunnen das geraubt, was diese lruher anderen Vol kern ungerechrerweise geraubt hatten", so rechrfertigt Einhard die .Expropriation der Expropriateure'." Die awarischen .Hunnen' waren die Nachfolger all jener wilden Volker, die zweihundert und mehr Jahre lang yon Pan nonien aus den Westen fast vollig ausgeplundert hatten.' Fi.ir die Karolingerzeit reprasentierten sie die Heiden par excellence; der Illustrator des Utrecht-Psalters stellte nach 820 zu Psalm 44 die heidnischen Krieger wie awarische Reiter rnit Steigbiigeln und kurzern Reflexbogen dar.? Karl trat im Narnen des vielgepruften christlichen Okzidents auf; daB die Franken selbst einst zu den ,gentes' gehort hatten, konnte durch diese neue Frontstellung endgiiltig vergessen werden. Der Sieg iiber die Awaren syrnbolisierte den Schluiistrich unter die dunklen [ahrhunderte, in denen das Abendland unter der Heimsuchung durch die Heiden gelitten hatte. Die Beutesti.icke, die der Kaiser iiberal! zwischen England und Rom verteilen lie!l, sollten das unterstreichen, die mit solchen Hoffnungen begonnene Awarenmission die neuen Verhaltnisse besiegeln. Demgegeni.iber war die bayerisch-frankische .Ostkolonisatiori' zweitrangig. Weder die herrschaftliche Erfassung noch die Mission konnten zunachst den gro~en Worten gerecht werden. Dennoch ist der Awarenkrieg Karls auch in dies em Kontext zu sehen. Irn 8. J ahrhundert harte der ba yerische Herzog, hatten Kirche und Adel ihre Snitzpunkte an der Ostgrenze ausgebaut. rc In einem jahrzehntelangen Ringen gelang es den Karolingern, die sclbsrherrlichen Bayernherzoge zu isoliercn und auszuschalten ; 788 wurde Tassilo III. abgesetzr. Die LOJ'alitat der Bayern war nur zu gewinnen, wenn man ihnen neue Moglichkeiren gab. JJ Karl verlor keinen Augenblick, die Expansionspolitik der Bayernherzoge in wesentlich gro~erem Stil weiterzuhihren. Der ebenso gro~angelegte wie ereignislose Kriegszug yon 79 J war in diesem Sinn auch eine Demonstration. Wie leicht die awarische Macht zu i.iberwinden war, harte der Frankenkonig nicht geahnt; der Irankisch-baycrischen Regionalpolitik gelang es bis zum Ungarnsturm nur zum Teil, dem gro~en Erfolg gerecht zu werden. Fur die Siedlungsgeschichte des osterreichischen Donauraumes Freilich harte der Awarenkrieg einschneidende Konsequenzen. Die .Avaria' ostlich der Enns wurde unter Irankischer Herrschaft zum bayerisch-slawischen Pionierland, zum ,Wilden Osten' des ostlrankischen Reichsteiles. Die Awaren verfolgten durchaus die bedrohliche Entwicklung an ihrer Westgrenze und versuchten im Rahmen ihrer Moglichkeiten den status quo zu verteidigen. 774 erlagen die Langobarden, die alten Verbundeten, dem Frankenkonig, der darnit zum einzigen westlichen Nachbarn der Awaren wurde." Zwei Jahre sparer scheiterte ein langobardischer Aufstand gegen den neuen Herrn; es ist sieher kein Zufall, daB zumindest einer der komprornittierten Adeligen, namens Aio, zu den Awaren ins Exil ging. 799 wurden ihm seine Giiter bei Cividale zuri.ickgegeben. l; Wenig sparer wurde Karls Dbermacht aueh in Bayern spurbar ; 78 I mufite Tassilo III. in Worms seinen Lehenseid erneuern und Geiseln stellen. ,. 6
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8. Da5
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dcr Greijen
Die Awaren reagierten prompt, und zwar mir einer kouzertierten Aktion. Irn Juli 782 erschienen in Lippspringe awarische Gesandte "pacis causa"; die Annalen verraten nur, daf Karl sie "anhorte und entliefs' ." Zur gleichen Zeit zag ein betrachtliches Awarenheer an der Enns auf, belief es jedoch bei einer bloGen Machrdernonstration: "Noeuerunt nihil", sie richteten keinen Sehaden an, bemerken erleichtert die bayerisehen Annalen.!6 Die Geste vereinigte Friedensaugebot und Drohung; sicherlich sollte sie andeuten, daB man den ,limes certus' notfalls verteidigen wiirde. Ob man dariiber hinaus Tassilo den Riieken starken wollte oder mir ihm gar eine Absprache bestand, ist unsicher.'? Die Schwierigkeiten, die Karl in diesem Jahr mit Sachsen und Sorben bekam ", niitzte das Awarenheer jedenfalls nicht. Doch blieb es den Awaren nicht erspart, in den Konflikt Tassilos mit Karl hineingezogen zu werden. 788 gestand der Bayernherzog vor der Reichsversammlung von Ingelheim, die ihn absetzte, im Vorjahr mit den Awaren paktiert zu haben - kurz nachdem er sich auf dem Lechfeld abermals dem Kaiser unterworfen harte." Die Franken beschuldigten vor allem Tassilos langobardische Gemahlin Liutberga, die Hunnen aufgestachelt zu haberi." Eine bayerisch-langobardische .Koaliticn der Verlierer' sollre mit awarischer Hilfe und bvzantinischer Unterstutzung Karls Siegeszug aufhalten. Tassilos Hoffnungen ~rfullten sich nur teilweise; im Frankenreich, ja selbst in Bayern blieb er fast isoliert. Die Awaren zogen 788 an zwei Fronten ins Feld. Der Hauptangriff erfolgte anscheinend in Friaul. DaG die Awaren in ltalien gebrandschatzt hatten, aber vertrieben worden war en, bernerkte Alkuin Anfang 790 in einem Brief, und eine Reihe von Annalen registrieren dieses Ereignis.:" Moglicherweise stiefsen sie sogar bis Verona vor und beschadigten dart die Kirche S.Zeno.'j Auf dem nordlichen Kriegsschauplatz ergriffen die Franken die Offensive; sie trafen auf dem Ybbsfeld an der Donau, einige Durz.end Kilometer ostlich der Ennsgrenze, auf die Feinde und erfochren unter Fi.ihrung der beiden koniglichen Missi Grahamannus und Audaccrus den Sieg. Noch im selben Jahr versuchten die Geschlagencn mir einen Einfall nach Bayern die Scharte auszuwetz en, die Beauftragten des Konigs siegten jedoch abermals." Es war ein vorwiegend bayerisches Heer, "cum aliquibus Francis", das diese Siege errang. Auch die beiden Beauftragten Karls kamen aus dem bayerischcn Hochadel. Grahamannus/Graman war vor all em im gren7.l1ahen Traungau begiitert und gehorte einer Adelsgruppe an, die in enger Verbindung zum Salzburger Bischof Arn "iiber die Zasur von 788 hinweg die politische Emwicklung wesendich mitbestimrnte" .OJ Aus einer sehr illustren Familie stamrnte Audaccrus/Otakar ; ihre Mitglieder gleichen Namens sind nicht leicht voneinander zu scheideri." Gleichgiiltig wie man die verschiedenen Trager des Namens identifizieren mag, das Schicksal dieser Farnilie zeigt den Hintergrund von Karls Ostpolitik. Den weitgespann ten Interessen des bayerischen Hochadels entsprach die antikarolingische Politik Tassilos langst nicht mehr. Man sah hier auch die Moglichkeiten, die sich jenseits des ,limes certus' boten. Tassilos Verzweiflungsbiindnis rnit den Awaren widersprach solchen Inreressen ; viele bayerische Adelige waren schnell bereit, im Dienst des erfolgreichen Karolingers ihr Einflufsgebiet nach Osten auszuweiten. Konigliches Mandat, Klostergri.indungen und Landschenkungen gab en ihnen dort bald nach dem Fall des Khaganates neue Machtposirionen." 21
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Die "schwa<.:hlicbe Intervention"" 'ion 783 verschlechtcrte die Position des Khaganates. An weiteren Angriffen harte man die Lust verloren. Fur die Franken hingegen stand nun das Awarenproblem auf der Tagesordnung; Mine 789 erkundigte sich Alkuin brieflich, was Karl "de Hunorum hosre" zu tun gedenke." 790 erschienen in Worms awarische Gesandte ; die kurz nach 800 enrstandene Uberarbeitung der Reiehsannalen berichtet, wori.iber verhandelt wurde, narnlich "uber die Reichsgrenzen, an welchen Stellen sie sein sollten";" Die Streitfrage wurde offensichtlich nicht geklart, die Annalen sehen darin den ,casus belli' fur den Awarenkrieg. Sicherlich forderten die Franken nun betrachtliche Gebietsabtretungen ostlich der Enns, wahrend die awarischen Gesandten am ,limes cercus' festhalten wollten."
791:
Karls Zug ins Aiaarenland
Der Awarenkrieg, den Karl 791 eroffnete, war in jeder Hinsicht eine groBe Inszenierung. Franken und Sachsen, Friesen, Thuringer, Bayern, ja sogar Slawen kamen im Sommer in Regensburg zusamrnen." In der Heeresversammlung wurden die Awaren feierlich der unertraglichen "malitia" angeklagt und der Krieg beschlossen." Das Heer wurde nun geteilt; eine Abteilung zog unter dem Kommando des Comes Theoderich und des Karnrnerers Meginfred am nordlichen 00nauufer entlang, das Hauprheer hielt sich siidlich des Strornes. AuGerdem wurde eine Donauflotte aufgeboten, die vor allem mit Bayern bernannt war.>' Die Marschroute des Nordheeres war lange urnsrritren ; denn auf der Riickkehr kehrten Sachs en und Friesen unter Meginfred und Theoderich angeblich uber Bohrnen heim." Viele Forscher dachten daher an einen Weg durch Siidbohmen und dann den Kamp entlangY Doeh kann in der damaligen Vorstellung .Bohrnen' durchaus bis an die Donau gereicht haben. Noeh schwerwiegender sind die beiden Freisinger Urkunden, die im Feldlager von Lorch ausgestellt wurden und in denen Meginfred als Zeuge genannt wird." Beide Heere durften also soweit wie moglich der Donau gefolgt sein, wo sie mit der Flotte Kontakt halten konnten.l" Die Versorgung des fur die Verhaltnisse der Zeit riesigen Heeres erforderte eine 501che Teilung; der Nachschub wurde verrnurlich vor allem z u Wasser transportiert.:" Urn das Heer verpflegen zu konnen, muiire man die Ernte abwarten, was den relariv spaten Kriegsbeginn - "eo tempore quo solent reges ad bella precedere"~C - erklart. Anfang September schlug man bei Lorch an der Enns das Lager aut." Am Montag, dem 5.Septernber, begann ein dreitagiges Fasten und Beten, begleiret von feierlicben Messen, urn dem groGen Unternehmen den bimmliscben Segen zu sichern." Nahere Details berichtet ein Brief des Konigs selbst, den er kurz darauf an seine Gemahlin Fastrada schickte.!' Die Priester, so schreibt der Konig, hatten den Wein- und Fleischgenuf untersagt, Freilich diejenigen ausgenommen, die die "infirmitas" ihres Alters oder ihrer Jugcnd enrschuldigte. Es war zudem gestattet, sich vorn \"X'einverbot freizukaufen, die "potentiores" zurn Preis von einem Solidus pro Tag, die Armeren "unusquisque secundum prcpriarn bonam voluntatern vel iuxta possibilirarern", jeder nach dem eigenen gllten Willen und gemaB seiner Moglichkeit. Leider ist nicht uberliefert, wie viele Streirer sich die Erlaubnis zum
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8. Dus [ahrbundert
der Greijcn
Weingenug etwas kosren Iief~en; Karl selbst war, wie Einhard erzahlt, dem Fasten eher abgeneigr." Wahrenddessen rnufite jeder Priester eine Messe lesen, die Kleriker Psalme singen und Liraneien beten. "Sic consideraverunt sacerdotes nostri", so hielren es un sere Priester fiir richtig. Das liturgische Spektakel verrat manches iiber die Glaubenswelt der Zeit. Vor Beginn des eigentlichen Feldzuges vereinigte es noch einmal Kampfer und Nichtkarnpfer und sollte dadurch das Unterneh.nen beflugelri." Hier bot sich den Teilnehmern des Zuges auch noch einmal die Gelegenheit, in angemessenem Rahmen ihre diversen Streitfragen zu regeln. Vor einem grofsen Gerichrshof, dem Bischof Am, der spatere Prafekr Gerold und der Kammerer Meginfred vorsalien, wurde der Erbstreit der Huosi verhandelt, einer der fiinf angesehensten Familien Bayerns; erst am zo.Seprernber konnte nach dreiragigem Prozef dariiber eine U rkunde ausgestellt werden.:" Das Dokurnent belegt die starke Beteiligung des bayerischen Adels an Karls Awarenkrieg, aber wohl auch die Ur.ruhe, die nach den Ereignissen yon 788 noch herrschte. Die Wirkung des Zuges von 791 auf die Zeitgenossen ist auch daran abzulesen, daG mehrere Freisinger Urkunden jener Jahre sich in ihrer Datierung darauf beziehen.v Von fast symbolischer Bedeutung ist die Tatsache, daiS unter den Zeugen, die sich in Lorch auf ihre Heerfahrt ins Hunnenland vorbereireten, aueh ein "Nibulunc" genannt isr, sozusagen der erste ,Nibelunge'. Es dauerre nach den drei Fasttagen also noch mindestens zwei Wochen, ehe das Heer abmarschbereit war.'s Inzwischen wurde der erste Sieg aus dem Siiden gem elder. Dort harte die "scara", die Schar des jugendlichen Pippirr'", unter Fiihrung der Duces von Istrien (vermutlich Johannes') und Friaul schon Mitre August die Grenze zu den "partes Avariae" iibcrschritten.!? An einer awarisehen Befestigung kam es zur Schlacht, wobei das "uualum" erobert wurde, viele Awaren getoter und hundertfiinfzig yon ihnen gefangen wurden.!' Naeh dem Sieg zag man sieh offensiehtlich zuruck." Der Konig diirfte in Lorch die Siegesmeldung aus Italien abgewartet haben, ehe er selbst aufbrach.!' Auf Widcrsrand stief en die beiden Heere bei ihrem Marsch donauabwarts zunachst nicht. Erst rid im Awarcnland traf man auf awarische Befesrigungen. Das Heer des Meginfred eroberte und zerstorte eine Verschanzung am Kamp; siidlich der Donau lag die awarische Grenzwehr erst am Wiener Wald, "iuxta Comagenos civitatern in monte Cumeobcrg". 54 Auch hier floh die awarisehe Besatzung. DaG die Awaren sich iiberhaupt hinter Befestigungen verschanzten, mag fiir ein Reitervolk ungewohnlich wirken, doch die Angaben der Quellen sind eindeutig. Sie zeigen, wie weit sieh die Awarenkrieger sich schon yon .nornadischer' Lebensweise entfernr hatren. 5 5 Hier, am "Chuneberg", mulite der etwa dreizehnjahrige Ludwig, der spatere Kaiser, umkehren, den der Vater fur dies en Feldzug erstrnals mit dem Schwert umgiirter hatte. 56 Sein Eindruck diirfte nicht sehr vorteilhaft gewesen sein, denn er kam nicht mehr in diese GegendY Ein anderer illustrer Gast verlief im "Hunnenhag" am "Chunisberg" das Frankenheer [ur immer, narnlich Angilram, Bischof yon Metz, der hier am 26.0ktober, allerdings ohne Feindeinwirkung, verstarb." Der strapaziose Feldzug kostete noeh mehreren seiner Kollegen das Leben!": aueh sie waren allerdings nur indirekr Opfer der Awaren, da diese keinen Widerstand
leisreten.
Der Untergang
der aicariscbcn M'lcht
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jenseirs des Wiener Waldes betrat cas Heer Karls nicht nur awarisches Siedlungsgebier, sondern auch das alte Pannonien. Ob der Grenzort Omundesth orf, den Salzburger Annalen nennen, hier lag oder anderswo, ist unsicher; denn irn 9. [ahrhundert reichte die Avaria-Pannonia bis zur Enns. Vielleicht ist die Namensnennung ohnehin anachrorustisch.t" Die Awaren lieGen die Irankischen Heere in den leeren Raum vorstolien, ohne \(fiderstand zu leisten; eine Strategie, die zwar wenig ruhmvoll, aber recht wirksam war. Es mug schon Mitte Oktober gewesen sein, als Karls Armee die Raab erreichte ; an der Miindung des Flusses wurde fiir einige Tage ein Lager aufgeschlagen." Hier setzre nicht nur die fortge. schrittene Jahreszeit, sondern vor all em eine Seuche den Franken zu, die binnen kurzer Zeit einen groGen Teil der pferde hinwegraflte." Konig Karl beschlof nun, auf einern Umweg iiber das aile Savaria heimzukehren, wahrend er dern Nordheer befahl, den Weg uber .Bohrnen' zu nehrnen." Insgesamt verbrachte das Frankenheer 52 Tage im Feindesland, falls diese Zahl nicht eine Dublette ist." Doeh mug die Angabe ungefahr stimrnen ; nimmr man den Abmarsch yon Lorch kurz nach dem zc.September an, so ist die Riickkehr wohl auf Anfang bis Mitte November zu datieren." Das konkrete Ergebnis des Feldzuges war mager; der entscheidende Schlag gegen die Awaren gelang nicht. Die Annalen berichten bloG von Verwiistungen, Pliinderungen und den vielen Gefangenen, die man weggesehleppt harte. Das wertete die karolingisehe Propaganda als Sieg, ja als Triumph.f" Tatsachlich hatten die Angreifer ostlich des Wiener Waldes dicht besiedeltes Land crreicht; die Ausgrabungen im Wiener Becken und der kleinen ungarischen Tiefebene geben einen ungefahren Eindruck davon, was hier zu erbeuten war. Es handelte sieh vor allem um klein ere Bauernsiedlungen'"; die awarisehen Reiter und anderen Krieger hatten sieh wohl wie die Besarzungen der Schanz en an Kamp und Wiener Wald rechtzeirig davongemacht. Goid und Schatze wie im Ring gab es westlieh der Raab vermutlich kaum zu erbeuren. Die Siegespreisungen der frankischen Schreiber sind also sicherlieh ubertrieben. Zudem erfafsten die Irankischen Operationen nur einen kleineren Teil des Awarenreiches; "ex magna parte vastata", zum GroGteil verwuster, wie die Annales Mosellani feststellen, war das Awarenland nicht.6S Auf der anderen Scire bestand der Erfolg gerade darin, daG zwei lrankische Heere ungestort "absque bello"69 wochenlang das Awarenreich verwusteri konnten, ohne daG sie jemand daran hindern konnte. Ein solches Ereignis rnulite der Verfassung des Khaganates - in beiden Bedeutungen - einen nacbhaltigen Schaden zufiigen, die Glaubwiirdigkeit der Herrscher beeintrachtigen. Die inneren Konflikte und Abspaltungen, die wenige Jahre spater verrneldet werden, haben ihre Wurzel nicht zuletzt in der Wehrlosigkeit, die Karls groGangelegtes Unternehmen bloGgelegt harte. Es ist deshalb nichr gerechtfertigt, den Zug yon 79 I als reinen Fehlsehlag zu bezeichnen; daf einige Bischofe und cine Menge pferde im rauhen Awarenland urngekornrnen waren, heiG( noch nicht, daf Karls Heer "desoliert" nach Regensburg zuruckkarri." Vermudich blieb das Land bis zum Wiener Wald in Irankischer Hand." DaB die Enrscheidung noeh bevorstand, wuiiten aueh die Franken, wie Karls intensive Riistungen der folgenden Jahre beweisen. Doch mehr als je war er entschlossen, sie moglichst bald zu erzwingen.
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8. D,IS [ubrb undert der Greijen
Dcr Untergang der atcnrischen Macht
792 bis 796
Noell im selben jalir uutzten die Franken die Schwachung des Gegners z u einem abenteuerlichen Handstreich. Die Idee dazu hatte wohl nicht der Konig, der eher in ,imperialen' Dimensionen dachte, sondern vermutlich Erich, der Dux von Friaul. Vielleichr trug die Erfahrung mit dem schwerfalligen Riesenheer von 79 I dazu bei, daB er auf eine schnelle Operation kleineren Maiistabs setzte.t" Er rustete eine Schar aus, die ins awarische Reichszentrum vorstoiien sollte ; Leiter des Kommandounternehmens war der Slawe Woynimir, der wohl mit den Gegebenheiten im Awarenreich besser vertraut war. Schnelligkeir und plotz liches Auftauchen waren immer die Triimpfe der Awaren gewesen: Nun wurden sie rnit ihren eigenen Waffen geschlagen. Woynimirs Leute erreichten noch im Herbst 795 den ,Ring' und erbeuteten einen Teil des sagenhaften Awarenschatzes.!' Erich selbst nahm an dem heiklen Unternehmen offensichtlich nicht teil." Die Spekulationen iiber die Stellung Woynimirs sind wenig fundiert; man sollte ihn weder als "Dux der Slawen an der Save'"" noch gar als Kroatenfursterrf hinstellen. Uber die damaligen Verhaltnisse in der .Avaria' ostlich von Friaul wissen wir so gut wie niches, auBer daf hier bis 79 I awarische Grenzwachter gestanden waren. Es ist durchaus moglich, daG Woynimir bei den Franken Karriere gemacht harte: einern slawischen .Stammesfursten' harte Erich wahrscheinlich nicht so leicht seine Leute unterstellt, noch dazu, wo es urn so eine wichtige Mission ging. Grofier Entscheidungen bedurfte es nun nicht mehr, im Jahr 796 fiel den Franken der Sieg ganz von selbst in den Schofi. Der Tudun erschien, wie versprochen, mit groiiern Gefolge bei Karl, leis tete ein Treuversprechen und nahm die Taufe, worauf er reich beschenkt wurde." Karls Sohn Pippin und Dux Erich von Friaul wiederholten in dies em Jahr mit einem groGeren Heer, in dem auch Bayern und Alamannen mirzogen, das Unrernehrnen Woynimirs.9c Der Zug glich mehr einer Staatsaktion als einer Kampfhandlung. Auf dem Vormarsch von Friaul an die Donau stief man nicht auf Widerstand. Als die Franken an der Donau ihr Lager aufschlugen, ersehien der neue Khagan, den man nach den Biirgerkriegen erhoben hatte. In seinem Gefolge waren seine Gemahlin, die Katun, Tarkhane und andere Wiirdentrager. Die Vorgeschichte seiner U nterwerfung schildert in dramatisier ter Form das Preisgedicht auf Konig Pippin. Unguimeri, "Avarorum genere", halt dem Khagan hohnisch vor, daB sein Reich vernichtet, seine Herrschatt beendet sei; ihm bleibe nur mehr die Unterwerfung." DaG der Khagan Pippin entgegenzog, urn sich zu unterwerlen, besratigen die Reichsannalen. Pippin schickte sofort Boren mit der guren Nachricht an den Vater, der rnit seinem Heer in Sachs en
Der Awarenkrieg blieb auf der Tagesordnung; unter anderem deswegen hielt sich Karl bis Ende 793 in Regensburg auf." Das Festhalren am ,Heidenkrieg' und die groGen Vorbereitungen dienten wohl auch der innenpolitischen Endastung in einer unruhigen Zeit.:" Besonders die Moglichkeiten der Donauflotte sollten \ erbessert werden. "Auf Flufischiffen wurde eine Brucke errichret, die mit Ankern und Seilen so verbunden war, daB man sie zusammensetzen und wieder auseinandernehmen konnte. "74 Allen Comites wurde aufgetragen, fur gute Brucken und Schiffe zu sorgen." Der schnellen Verlegung der .Donaurnarine' sollte eines der ehrgeizigsten Projekte der Zeit dienen, narnlich der Bau eines Kanals zwischen Altrnuhl und Rednitz, urn eine schiffbare Verbindung zwischen Donau und Rhein zu schafferi." Irn Herbst 793 schlug der Kaiser sein Lager an der Baustelle auf; freilich mullte das Prestige-Projekt trotz grofsen Arbeitskrafre-Einsatzes schlieGlich aufgegeben werden und blieb den Landesvarern vie! spaterer Zeiten iiberlassen. Karls ehrgeiziges Engagement im Sudosten rief seine Gegner auf den Plan. Die eben erst unterworfenen Sachsen hofften auf einen awarischen Gegenschlag und forderten die Awaren durch Gesandte zum gemeinsamen Kampf auf.77.JmJuli 792 wurde eine frankische Flottille auf der Elbe iiberfallen; 793 brach ein allgemeiner Aufstand los, dem sich auch Slawen und ein Teil der Friesen anschlossen." Selbst im fernen Spanien vertraute der Emir von Cordoba auf die Starke der Awaren, die das Frankenheer im entlegenen Pannonien binden wurde." Zudem brach im Herbst 792 noch ein unerquicklicher Familienzwist aus, als Karls altester Sohn, der Bastard Pippin "der Bucklige" (nicht rnir dem italischen Konig identisch), sich erhob; die Schuld an der peinlichen Affare wurde der "crude!itas" der Konigin Fastrada zugeschrieben." Die vielen Schwierigkeiten erforderten von Jahr zu Jahr eine Aufschiebung des groBen Awarenkrieges; 794 muiite man gegen Sachsen und Sarazenen kampfen, und der Sachsenkrieg zog sich bis ins Jahr 795.8, Die Hoffnung der Feinde Karls auf die awarische GroGmacht trog. Der halbe Erfolg der Franken von 79 I, der ihre Gegner errnutigt hatte, wurde erst durch seine Nachwirkungen zurn groGen Sieg. Offensichtlich waren viele Awaren von der Uberlegenheit der [rankischen Waffen iiberzeugt. Spannungen zwischen den Fiirsten und alte Rivalitaten kamen nun, wo die Herrschenden durch ihre Wehrlosigkeit kompromittiert waren, zum Ausbruch. Wann die "intestina clades", der Biirgerkrieg, von dem die Reichsannalen erst zu 796 berichten"; ausbrach, wissen wir nicht. Die inneren Auseinandersetzungen erreichten ihren Hohepunkt im Jahr 795, als das Verhangnis offenbar wurde. Noch wahrend des Sachsenkrieges erschiencn in Hliune an der Elbe, wo Karl sein Lager aufgeschlagen hatte, Gesandte des Tudun aus Pannonien.!' Sie boten dem Konig die Unterwerfung ihres Herrn mit Land und Lemen an. Der Tudun wiinsche auch den chrisdichen Glauben anzunehmen. Er folgte darnir einem alren Verhaltensmuster der Steppenreiter, die reiativ schnell einen erfolglosen Herrscher verlieiien, urn sich dem Sieger anzuschlieGen. Der starke Zusammenhalt, der die Awaren im Karpatenbecken immer ausgezeichnet hatte, war verloren; damit war das Schicksal des Khaganates besiegelr, bevor es eine enrscheidende Niederlage eriirten harte.
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stand."
Durch die U nterwerfung des Khagans [iihlten sieh oHensichrlich nicht alle Awaren gebunden; ein Teil harte sich iiber die Theif zuriickgezogen, urn dart die weitere Entwicklung abzuwarten.?' Pippins Heer ubersetzte nun die Donau und besetzte den verlassenen Ring, der noch einmal griindlich ausgepliindert und schliefilich zerstort wurde. Yon hier nahrn er wiederum Kontakt mit Karl auf.?" Als vordringliche Aufgabe betrachtete man nun die Awarenmission. Die Kleriker, die das Heer begleitet hatten, hielten noch im Lager an der Donau unter der Leitung des Patriarchen Paulinus von Aquileia eine Konferenz uber Missionsfragen ab. Das Prorokoll enthalt ausfiihrliche Erorterungen iiber die Pflicht zur Heidenmission; aber auch konkrete Fragen, die durch die Bekehrung der "gens bruta et irrationabilis vel certe idiotae et sine litteris" aufgeworfen wurden."
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8. Dus [ahrbundert
der Greilen
Der
Auch der Salzburger Bischof Am zahlte vermutlich zu den Teilnehmern; Alkuin gab ihm in einem kurz nach Pfingsten 796 geschriebenen Brief einige beruhigende Ratschlage auf den Weg mit: "Die Heeresrnacht, die mit dir geht, ist zu eurer Sicherheit und Verteidigung bestimmt. .. das (Awaren)reich war lange stabil und rnachtig. Doeh starker ist, wer es besiegt hat." Er mahnte auch, bei der Awarenmission nicht die in Sachsen gemachten Fehler zu wiederholcn.:" Die Korrespondenz Alkuins in dieser Zeit verbindet die Gliickwiinsche zum Sieg iiber die "gentes populosque Hunorum" mit groBen Hoffnungen auf ihre Bekehrung; sie zeigt auch, daB man mit vielen guten Vorsatzen an diese Aufgabe heranging. Paulinus von Aquileia und Arn von Salzburg, die zustandigen Bischofe, waren allerdings weniger enthusiastisch, wie Alkuins Mahnungen zeigen." Dennoch war im Verstandnis der Zeit die "subiectio pacifica" von der "christianitatis fidei prornissio" nicht zu rrennen." Beides war wesentlich schwieriger zu erreichen als es der schnelle Sieg vermuten lieB; erst allmahlich wurde im eroberten Pannonien die Infrastruktur aufgebaut, die beides gewahrleisten konnte.?" Wieweit das Jahr 796 schon das Schicksal des Awarenreiches besiegelte, ist umstritten. Manchmal wird die Auffassung vertreten, daB erst ein bulgarischer Angriff von 804/05 zum Untergang des Khaganates luhrte.':" DaB die awarische Kampfkraft nicht vollig gebrochen war, sollten die Jahre 799-803 zeigen; die Franken hatten ja keinen einzigen entscheidenden Sieg errungen. Doch beweist gerade die kampflose Unterwerfung, wie weit der Niedergang des Awarenreiches fortgeschritten war. Dieser Prozef setzte sich nach 796 fort, wobei die Franken bald sogar an einer ,Konservierung' der awarischen Vasallen-Fiirstentiimer interessiert wareri.':" Mit einem einheitlichen Awarerireich ist nach 796 nicht mehr zu rechnen. Irn alten Pannonien westlich der Donau regicrte der Tudun als Vasall Konig Karls; er war im Aufstand von 799-803 der Hauptgegner der Franken. bstlich der Their, hatte diejenige Gruppe Zuflucht gefunden, die nicht unter frankischer Herrschaft leben wollte; ihr Anfiihrer war vielleicht der Kapkhan. Moglicherweise harte sich auch der Khagan hierher zuriickgezogen; denkbar ist ebenso, daB er nun zwischen dem Tudun, auf den die Franken setzten, und der Gegenpartei zur Bedeutungslosigkeit verdammt war. Die Franken begniigten sich rnit der norninellen Unterwerfung des gesamten Khaganates und mischten sich in die Angelegenheiten der Theiii-Awaren nicht mehr ein; diese wiederum gaben den Franken keinen AnlaB, sich mit den Gebieten ostlich der Donau weiter zu befassen.
797 bis
811
In den folgenden Jahren traten fiir die karolingische .Offentlichkeit' wieder andere Probleme in den Vordergrund, dem Sachsenkrieg oder den Auseinandersetzungen in Spanien wird in den Annalen mehr Aufmcrksarnkeit gewidmet als den Verhaltnissen im Awarenland. Wahrscheinlich war 797 wieder ein langobardischbayerisches Heer unter Erich von Friaul in Pannonien; auch von Kampfen Konig Pippins rnir Slawen ist in den alamannischen Annalen die Rede. Am Ende desselben Jahres kam eine awarische Gesandtschaft mir reichen Geschenken zu Karl nach Herstelle."" Leider wissen wir nicht, welcher der awarischen Fiirsren I02
der a~'ari5chcn
Macht
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sie ge3chickt hatte. 798 wurde der Salzburger Bischof Am, wohl auch im Hinblick auf die Awarenrnission, zum Erzbischof ernannt. Im Januar 799 erkundigte sich Alkuin brieflich bei ihm, "quid Avaria faciat vel credat" .104 Doch waren die Fortschritte offensichtlich gering; als 799 der Aufstand im Osten ausbrach, vermerkte der Gelehrte mahnend: "Der Verlust der Hunnen liegt, wie du sagtest, an unserer N achlassigkeit". "'5 Tatsachlich erlitt die trankische Ostpolitik 799 einen schweren Riickschlag. Die Awaren erhoben sich, und die beiden zustandigen Kommandanten fielen in diesem Jahr: Dux Erich von Friaul und Gerold, der Prafekt des Ostlandes.!" Allerdings kamen beide gar nicht bis zum Kampf gegen die Awaren. Erich "fiel bei der Stadt Tarsatica in Liburnien einem Anschlag der Stadter zum Opfer" Tarsatica/Trsat, nahe dem heutigen Rijeka/Fiume, gehorte zu dem im 7·J ahrhundert byzantinisch gebliebenen Kiistenstreifen Liburniens; nun beanspruchten wohl, wie auf der istrischen Halbinsel, die Franken die Hoheit iiber die Stadt. DaB die Bevolkerung dieser alten romanischen Stadte mit den frankischen Amtstragern unzufrieden war, zeigen die Beschwerden auf dem einige Jahre sparer bei Koper! Capodistria abgehaltenen .Placitum von Risano' .108 Der Anschlag der Stadter von Tarsatica WIt vermuten, daB sie byzantinische Riickendeckung hatter.':"; die Byzantiner konnten auch den Aufstand awarischer Gruppen ermutigt haben. Der literarisch gewandte Patriarch Paulinus von Aquileia ehrte den gefallenen Erich mit einem Gedicht, das ,Traum und Wirklichkeit' des Eroberers spiirbar macht. Unter den Stadten, die urn ihn trauerten, wird an erster Stelle das verodete, aber mir imperialen Traditionen verkniipfte Sirmium genannt, dann folgen die Zentren Istriens und Friauls. Die bffnung nach Osten steigert sich zu einer Vision, in der Sky thien, die maotischen Si.impfe und die kaspischen Pforten als Zicle erscheinen. Der Sieg iiber die ,Sky then' des Karpatenbeckens offnete den Blick fiir die weiten Raume der antiken Geographen. Diesen Dimensionen, die der Awarensieg zu erschliefsen schien, entsprach auch das Ende Gerolds am I.September 799 nicht, Einhard berichtet, daf der Schwager Karls noch vor der Schlacht gegen die Awaren "incertum a quo" getotet wurde.'" Die Reichsannalen verschweigen das Kriminalratsel und lassen ihn einen ehrenvolleren Tod in der Schlacht sterben. Der doppelte Ungliicksfall nahm der frankischen Awarenpolitik die Spitz e; es ist unklar, ob in dies em Jahr der Aufstand noch niedergeschlagen wurde. Man sollte die Ereignisse allerdings nicht iiberbewerten; von einer awarischen Offensive uber die alten Grenzen hinaus kann 799 nicht mehr die Rede sein.":' Zwei weitere hochrangige Tote forderten die Kampfe im unruhigen Pannonien im Jahr 802. Die beiden Grafen Chadaloh und Goteram fielen mit vielen anderen beim "castellum Guntionis" einem awarischen Angriff zum Opfer. "5 Vermutlich ist dieser Ort nicht, wie man zunachst annahrn, mit dem heutigen Koszeg/Cuns identisch, sondern eine andere pannonische Burg. Bei Ausgrabungen in der Kirche von Traismauer wurde das Skelett eines Mannes gefunden, dem eine dreifliigelige awarische Pfeilspitze im Brustwirbel steckte ; gut moglich, daB der v ornehme Tote einer der beiden gefallenen Grenzgrafen war."" Nach so vielen .iridirekten' Opfern der Awarenkriege handelte es sich urn die ersten Prominenten, die tatsachlich von awarischer Hand getotet worden waren. Der Riickschlag wurde erst im folgenden Jahr wettgemacht, als Karl selbst nach Bayern kam und eine .IOi
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Armee nach Pannonien entsandtc, deren Ri.ickkehr er in Regensburg abwartete. Erstmals seir Jahren konnten die Annalen wieder einen Erfolg im Si.idosten verzeichnen; mit den Franken kam der Tudun, der sich dem Kaiser unterwarl. In seinem Gefolge waren "multi Sclavi et Hunni". Die "pannonischen Angelegenheiten" konnten daraufhin als georclnet gelten. IlS Damit war der letzte groEe Awarenaufstand beendet; ab nun verkehrte sicl: das pannonische Problem ins Gegenteil: Die verbliebenen Awaren gerieten immer mehr unter slawischen Druck, die frankische Schutzrnacht mulire fi.ir den Weiterbestand der awarischen Fi.irstenti.imer intervenieren. Wahrscheinlich spielte dabei auch ein bulgarischer Angriff eine Rolle. Ein im Suda-Lexikon erhaltenes Fragment berichtet, Khan Krum (um 802-814) habe die Awaren vollig besiegt und die awarischen Gefangenen i.iber die U rsachen ihrer Niederlage befragt. "9 Es ware naheliegend, dieses - freilich nichr unumstrittene - Ereignis bald nach 803, am ehesten ins Jahr 804 zu datieren und mit der Flucht der Kapkhan-Gruppe zu den Franken in Zusammenhang zu bringen.':" Die Reichsannalen geben allerdings die slawischen "infestationes" als Grund fi.ir die Notlage der Kapkhan-Gruppe an.':" Jedenfalls erschien Anfang 805 der christliche Kapkhan Theodor personlich in Aachen bei Kaiser Karl "und bat ihn, zwischen Savaria und Carnuntum ihm eine Wohnstatte zu i.iberlassen, da er vor den Angriffen der Slawen in seinen bisherigen Wohnsitzen nicht mehr bleiben konne".!" Es war das Jahr des ebenso groEangelegten wie ergebnislosen Bohmenkrieges, und der Aware tand Verstandnis, Der Kaiser gewahrte seine Bitte und gab dem Awarenfiirsten noch reiche Geschenke auf den Heimweg; kaum zuri.ickgekehrt, starb Theodor jedoch. Das awarische .Reservar' zwischen Carnuntum/Petronell an der Donau und Savarial Sz ornbathely, gut 100 Kilometer si.idlich davon gelegen, ist in die Literatur eingegangen. Doch wird in keiner Quelle gesagt, was nach dem raschen Tod des Theodor aus dem Plan wurde. Die Nachricht verr at mehr i.iber die Situation yon 805 als i.iber die weiteren Siedlungsverhaltnisse. In der Gegend des Neusiedler Sees konnten die bedrangten Awaren mehr trankischcn Schutz vor slawischen Angriffen erwarten als in der alten Heirnat, wo immer diese gelegen war. Die Gegend, die vierzehn Jahre zuvor Karls Heer verwi.istet harte, war so weit entvolken, daf hier neue Siedler Platz finden konnten. Auch wurde durch die Anerkennung des ,Kapkhanates' an den ostlichsten Auslaufern der Alpen offensichtlich die Machtsphare des Tudun, der sich 803 unterworfen hatte, nicht beruhrt, Die Lokalisierung erfolgte wohl von frankischer Seite; wie schon auf dem Zug yon 79 I orientierte man sich nach antiken Vorlagen. Eine genaue Abgrenzung erfolgte nicht; es handelte sich noch um relativ offenes Land, sonst ware es ein leichtes gewesen, den Wiener Wald oder einen der si.idlichen Donauzufliisse als Westgrenze zu markieren. Denkbar ware hochstens, daE man die alte Rornerstraiie Carnuntum-Savaria als Dernarkationslinie betrachtcte, vielleicht diente sie aber auch als Siedlungsachse. Etwa in dieser Gegend, ostlich des Neusiedlersees, lagen auch die "Iaca Avarorurri", yon den en 808 eine bayerische Urkunde spricht.":' DaE die Leute Theodors sich 805 in dieser Gegend nicderiielien, ist anzunehmen; wahrscheinlich waren sie ohnehin schon dort, als ihr Furst sich auf den Weg nach Aachen machte. Uber seine Abmachungen mir Karl aber setzte man sich sofort nach seinem Tod hinweg. Diesmal war es der Khagan, der die gi.instige Stimmung in Aachen ni.itzte und einen Gesandten zu Kari schickte. Er bat Karl I2
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um die \Viedererrichtung seiner Obcrhcrrschait, der "summa tonus regni" Die maEigen Fortschritte der Awarenmission zeigen sich daran, daf der Khagan noch Heide war; dieser Makel wurde nun ausgeglichen. Am z r.September 805 wurde er in der Fischa auf den Namen Abraham getauft.126 Die Herrschaft Abrahams umfaiite wohl die zuvor in Westpannonien angesiedelte Kapkhan-Gruppe, beschrankte sich jedoch nicht darauf. Auch der Tudun mulite nun den Vorrang des neuen Partners der frankischen Politik anerkennen. Deutlicher als zuvor erscheint mit del" Taufe in der Fischa der Wiener Raum als Ubergangszone zum awarischen Siedlungsgebiet und dem Zustandigkeitsbereich des neuerrichteten Tributar-Kh aganates.':" Dennoch gaIt auch der Raum westlich davon bis zur Enns weiterhin als "provincia Avarorum".128 In Lorch befand sich am alten "Iimes certus" die Zollstelle fur den Grenzhandel; das Diedenhofener Capitulare erlief 805 genaue Bestimmungen fiir den Warenverkehr mit den Awaren und Slaw en ostlich davon und verbot die Waffenausfuhr i.iber diese Grenze.':" Es handelte sich dabei naturlich urn eine frankische Avaria und kein souverancs Staatswesen, ebenso wie es auf dem Boden des Rornischen Reiches eine ,Gothia' oder .Sclavinia' geben konntc.U" Das zeigt auch die Schenkung yon 8 II "in Avaria" an der Pielachmi.indung.IJI Die wiedergewonnene Ehre konnte die Stellung des Khagans nicht auf Dauer sichern; selbst die Annahme des bulgarischen Khanstitels rettete das Khaganat van trankischen Gnaden nicht vor seinen slawischen Feinden. 8 I I mulite ein Irankisches Heer zur Beendigung der Auseinandersetzungen nach Pannonien marschieren und die beteiligten Fi.irsten nach Aachen vorladen: Den Khagan/Canizauci, den Tudun und die slawischen Duces aus den Gebieten an der Donau.v Wieder ordnetc der Kaiser die Verhaltnisse in Pannonien, wo die awarischen Fi.irsten ohne die [rankische Untersti.itzung ihre Stellung irnmer weniger behaupten konnten. Es ist der letzte Auftritt awarischer Wi.irdentrager in den Quellen; 822 werden noch einmal awarische Gesandre genannt, die Neuordnung von 828 beseirigte wohl auch das awarische Tributarfiirstentum an der Donau, eine Generation nach der Unterwerfung.!" .12;
8.5. Wohin verschwanden
die Awaren?
"Die Awaren waren groE an Kerper und stolzen Sinnes, und Gott vertilgte sie, und sie aile starben, und nicht ein einziger Aware ist geblieben. Und es gibt ein Sprichwort in Ruliland bis auf diesen Tag: Sie sind verschwunden wie der Obar, von dem es weder Nachkommen noch Erben gibt.'" Das Urteil der hochmittelalterlichen russischen Chronik wird gerne als ,Epilog' der Awarengeschichte zitie rt. Es ist moglich, dail der Chronist das angebliche Sprichwort in Wirklichkeit aus einem Brief des Nikolaos Mystikos hatte, den dieser Anfang des 10. Jahrhunderts an den Bulgarenzaren Symeon schrieb; er sagt ahnliches iiber die Awaren: "Auch sie gingen zugrunde und keine Spur des Volkes (toi; 'lEVOU;) besteht mehr." Es ist diskutiert worden, ob die Nachricht nichr yon pannonischen Duleben oder aus mahrischen Vorhgen stammen konnte.' Wo imrner das Verschwinden der Awaren sprichwortlich wurde, man harte Grund dazu. DaE ein so machtiges Reich und seine Trager spurlos aus der Geschichte verschwanden, ereignete sich in Mitteleuropa sparer nicht mehr.
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8. Das [ubrb un dert der Greiien
Wohin verschwandcn die Awaren r Die Franken ruhmten sich, im Krieg den "gesamtcn Adel der Hunnen" vernichtet, Pannonien ganzlich entvolkert zu haben." Das Lobgedichr auf Pippins Awarensieg formuliert dieses Kriegsziel als Befiirchtung des Khagans, wahrend das Frankenheer heranruckt: "Dcpopulare populum", das ,Yolk entvolkern', wie ein wenig geschrnackvolles Wortspiel es ausdruckr.' Die Berichte der Annalen zeigen, daB seit 803 die trankische Politik das Gegenreil bezweckte. Den Unterschied zwischen den graBen Worten und der Realitat hat die hisrorische Forsehung dennoch lange unterscharzt, das ,Verschwinden' der Awaren wurde ihr nicht zurn Problem. Auf der anderen Scire bemi.ihre man sich, besonders in Ungarn, ein awarisches Weiterleben im 9. Jahrhundert zu erweisen, bis die .letzten Awaren' urn 900 im Magyarenreich aufgingen. Man konnte dabei auf einen alten Topos antiker und mittelalterlicher Geschiehtsschreibung von der Kontinuitat, ja Identitat der hunnischen Sky then zuri.ickgreifen; so schreibt Andrea Dandolo, die Ungarn hatten nach Vertreibung der Awaren, "eiectis inde Avaribus", Pannonien besetzt": und ungarische Chronisten lassen die Szekler als Bindeglied zwischen Attila und Arpad dort verweilen.' Regino von Priim im IO., Gottfried van Viterbo und andere im 12. und I}.Jahrhundert nennen die Ungarn, die .neueri' Sky then, wie die .alren': Awaren.i Das ist nariirlieh kein Beweis fi.ir awarisch-ungarisehe Kontinuitat9; aueh die Awaren, die man so oft Hunnen nannte, schloss en ja nicht direkt an Attila an. Urn eine solche Kontinuitat zu erweisen, miiBte eine Lucke von mindesten z wei Cenerationen in den Quellen i.iberbri.ickt werden: Denn 822 wird zurn letzren Mal eine awarische Gesandtschaft bei Kaiser Ludwig erwahnt - erst am Ende einer ganzen Liste slawischer Gentes, kurz vor dem Absturz in die Bedeutungslosigkeit. I: Was folgt, sind Reminiszenzen: "Avaria" oder "provincia Avarorurn", ja "regnum Avarorurn" bleibt noch bis uber die Jahrhundertmitte die gebrauchliche Bezeichnung des Landes ostlich der Enns. r r Verschiedenrlich erinnerte man sich an die awarischen Khagane oder Tudune." Aus alledcm ist kcineswegs der SchluB zu ziehen, daB in Pannonien weiterhin ein, wenn auch geschrumpftes, Awarenreich existierte. Auch weitere in der Diskussion dt gebrauchte Argumente sind nicht als Beweise dafiir zu werten.IJ Die Erwahnung der "Hunni" von 863 bezieht sich auf die Bulgaren, die in diesem Jahr Ludwig den Deutschen gegen seinen aufsassigen Sohn Karlmann und die Mahrer unterstiitzten ; ihr Khan Boris traf mit Ludwig an der niederosterreichischen Donau zusamrnen und erklarte sich sogar bereir, die Taufe zu empfangen. q Die "Pannoniorum et Avarurn soiitudines", von denen Regino zu 889 spricht, gehoren in den Bereich der Reminiszenzen und beweisen nicht die Existenz "freier" Awaren, genausowenig wie man daraus den SehluB auf ein Fortleben der antiken Pannonier ziehen durfte.!' Auch der Feldzug des Mahrerkonigs Zwentibald/Svatopluk im .Jahr 884 richtete sieh nicht gegen Awaren, sondern gegen die Grenzgrafen aus dem verhafsten Ceschlecht der Wilhelminer; aus der Wilhelminer-Fehde erklart sich auch die Grausamkeit dieses Krieges, der nicht etwa "fri.ihere awarische Atrozitaten an spateri Naehfolgern" rachen sollte." Viel schwerer wiegt die Beobachtung, daB die Franken im 9. Jahrhundert in diesem Raum zahlreiche Karnpfe rnit Mahrern und anderen Slawen, Bulgaren und Ungarn zu bestehen hatten, von denen teils ausfi.ihr!ich berichtet wird. Mit Awaren harten sie nicht zu tun.
Wohzn cerscbuanden
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ArDaren
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Mar. kann also nicht einfach yon awarischer Kontinuitat im 9. jahrhundert ausgehen; d:lB die Awaren als verfalste Gens verschwanden, bezeugen die Ereignisse dieser Zeit. Das bedeutcr keineswegs, dag sie am Anfang des jahrhunderrs vollig ausgerottet wurden. Die frankische Eroberung, der slawische Druck und der bulgarische Vormarsch fuhrten zu groBen Umschichtungen; der Awarenname verlor seine Bedeutung und verschwand, die Menschen blieben. "Man war solange Aware, als man Herr sein konnte"!", als der Awarenname keine politisch e Einheit mehr bezeichnere, die an den "honor antiquus" des alten Khaganates anschlieBen konnte, verlor er rasch seine Anziehungskraft. Wie lange es noch regionale oder lokale Gruppen gab, die sich Awaren nannten, lassen die QueHen nicht erkennen. Eine politisch wirksame i.iberregionale Einheit, die unter diesern Namen in Erscheinung trat, gab es urn 830 nicht mehr. Die Nachkommen der Awaren verschmolzen mit Slawen und anderen zu neuen lokalen und regionalen Einheiten, die noch wenig eigenes Profil und keine erkennbaren Sondernamen besaBen. "Das Yolk, das von den Hunnen und Slawen zuri.ickblieb", so nennt urn 870 die Conversio diese Bewohner Pannonicns. 18 Fur eine Ethnogenese mit noch offenem Ausgang, wie sie damals im Karpatenbecken stattfand, ist das eine auBerst scharfsinnige Definition; sie zeigt, daB man damals in Salzburg keine eindeurigere Benennung zu geben wuBte. Diese Gruppierungen rnit dem alten Namen als ,Awaren' zu bezeichnen, ist nicht sinnvoll. Ende des 9. jahrhunderts zahlt Norker yon St. Gallen in seiner Schilderung der Kriege Karls des GroBen die Awaren unter die "Winidi", die Slawen'"; auch das zeigt die Verschmelzung an, die inzwischen stattgefunden hatte. Andererseits ist es bezeichnend, daB im Karpatenbecken nichr einfach, wie fast uberall sonst in Osteuropa, einheirliche und benennbare slawische Volker entstanden. "Das Awarenland war von der Lebensform der Awarenherrschaft geprigt und blieb, selbsr als die Gens der Awaren sich vollig aufgelosc harte, nicht nur ein besonderer Kulturraum in Europa, sondern auch ein Bereich, in dem die gesehichtlichen Prozesse einen eigenen, durch die dort gegebenen Voraussctzungen bestimrnten charakteristischen Verlauf nahrnen", bernerkte Radoslav Katicic jungsr in Zwettl. 2C Fi.ir die Forschung bleibt, wie Agnes Sos richtig schreibt, "die prirnare Aufgabe, die Siedlungsgeschichte kleinerer Landschaften zu untersuchen und darnit zu reehnen, daB die slawisch-awarische Assimilation von geographischen, ethnischen und sonstigen Faktoren, die fur kleine Landschaften jeweils sehr unterschiedlich wirksam sein konncn, abhangig ist und daher unterschiedlich verlief.":" Solche Differenzierungen konnen vor allern yon der archaologischen Forschung erwartet werden. Nachweis oder Widerlegung awarisch-ungarischer Kontinuitat sind dabei kein Iruchtbarer Ansatz. Wic immer man das .spatawarische' Fundgut datiert und beurteilt, bBt sich damit schon aus methodischen Grunden nicht erweisen, daf die Ungarn urn 900 auf ,Awaren' stieBen.u Sieht man die Bevolkerung des Karpatenbeckens im 9. Jahrhundert unter dem Aspekt der Akkuituration, lassen sieh vielfaltige Bri.iche und Ubergange feststellen. Die Grabungen der letzten Zeit haben dazu vielversprechendes neues Material zutage gefordert. An der Theig werden manche Awarenfriedhote weiterbeniitzt ; erwa hundert Bestattungen der groBen Nekropole von Tiszafured konnten ins 9. Jahrhundert darien werden. Die Graber verarrnen, Teile yon Gi.irtelgarnituren werden zweck-
., 8. Dus [abrb un.dert der Greijen
W/ohin verscb icanden die A'-:':"aren?
als Schmuckstucke verwendct, die Kenntnis des Bronzegusses geht verloren." Ostlich der Donau wird im 9. Jahrhundert auch ein gewisser EinflufS aus siidrussischen Stepper, spiirbar, Parallelen zum gleichzeitigen Material der Saltowo-Mavaki-Kultur tau chen auf; doch zeichner sich die Mischkultur dieser Zeit noch weriig deutlich ab. '4 Westlich der Donau JaBt sich Irankischer EinfluB Ieststellen, frankische Waffen wie Langsax, geflugelce Lanz.enspitzen, Tiillenpfeilspitzcn, sowie neue Typen des Frauenschmuckes (Drahtohrringe, Amphorenperlen) kommen neben Bestandteilen der alten Tracht vor. '5 Besonders gut sichtbar werden die allmahlichen Veranderungen in der ersten Halfte des 9. Jahrhunderts am Westende des Plattensees: in den Sumpfgebieten an der Zala-Miindung konnte in letzter Zeit die Hinterlassenschaft einer Reihe von Insel-Siedlungen erschlossen werden, etwa in Zalakornar oder Borjuallas ; awarische Traditionen werden von slawischen Einflussen, die teils an Mahren erinnern, und von frankischern ImpOrtgut abgelosr. Erst urn die Mitre des Jahrhundem beginnen heidnische Brauche zuriickzutreten, Kirchen werden errichtet, der Frankische EinfluB verstarkt sich." Weiter nordostlich liegt das Graberfeld von Sopronk6hida etwa in jener Gegend, die 805 fur die Leute des Kapkhans vorgesehen war; damit wird eine heidnische Mischkultur des 9. ]ahrhunderts fafSbar.'i Insgesamt ist das mit einiger Sicherheit ins 9. ]ahrhundert datierbare .spatawarische' Material gegenuber den grofsen Fundrnassen des 8. Jahrhunderts noch iiberraschend mager; natiirlich konnten manche der spatesten awarischen Typen vieler Friedhofe auch aus dem 9. Jahrhundert stamrnen, doch fehlen zumeist genauere Anhaltspunkre dahir, etwa durch Vergesellschaftung mit Material dieser Zeit. In der niederosterreichischen Avaria ist der Bruch urn 800 rnarkanter ; hier waren die Auswirkungen der frankischen Kriegsziige gravierender, und die karolingische Neuordnung griff wesentlich rascher. Eine Reihe awarischer Craberfelder werden aufgegeben; neue Nekropolcn rnir vorherrschcnd slawischen Merkmal en werden angelegt. Frankische und chrisdiche Einflusse setzen sich in dieser Umwelt nur allmahlich durch. Manches ist den spatesten awarischen und den friihesten slawischen Graberfeldern gemeinsam; auch awarische Altstiicke werden vereinzelt weiterverwendet. ,S Awarisches Erbe steckt in den archaologischen Kulturen der Slawen in Ostalpen und Karpaten, in der sogenannten KottlachKultur und dem Blatnica-Typ; freilich wurde es in eigenstandiger Weise weirerentwickelt. '9 Ganz allgemein laBt sich die materielle Kultur des 9. J ahrhunderts im Karpatenbecken und seinen Randgebieten nicht einfach als Weiterentwicklung der sparawarisclien Epoche beschreiben; bei allen Elementen der Kontinuitat, die sich regional in unterschiedlichem Maf auswirkren, war sit vielerlei neuen Einfliissen unterworten. Trager dieser Entwicklurig waren zurn Ted die Nachkommen der Awaren des 8. Jahrhunderts, aber auch Zuwanderer. Eine neue Ethnogenese fiihrte zur Entstehung regionaler, slawisch gepragter und Irankisch beherrschter Gruppen. In del' Westhalfte des Karpatenbeckens war zunachst niemand stark genug, sich als verlaiilicher Partner der karolingischen Verwaltung durchzusetzen; erst die Einsetz ung des mahrischen Dissidenten Priwina in Mosapurc/Zalavar am Westende des Plattensees [uhrte 840 indiesem Raum zu vorubergehender Stabilisierung. Frankische Grafen und die bayerische Kirche machten langsame Fortschritte in del' Organisation dieses Raumes; wie verletzbar das weitmaschige Netz ihrer
Sturz.punkte war, zeigte sicli erstmals wahrcud des Method-Srreits um 870. Weiter nordlich beherrsch ten die mahrischen Duces seit etwa 830 yon ihren Burgwallen in Sudrnahren aus das Gebiet bis zur Donau; anders als Priwina, beanspruchten sie weitgehende Unabhangigkeit yon den frankischen Konigen, die sie in wechselhaften Kampfen meist mehr oder weniger durchsetzen konnten. In gewissem Sinn schlof das oft etwas irrefuhrend als "groBmahrisch" bezeichnete Reich als regionale Macht an die Awaren an; vielleicht fanden hier auch awarische Krieger eine slawische Zukunft. Die Spuren einer direkten Kontinuitat sind jedoch sowohl auf archaologischern als auch auf historischem Gebiet relativ sparlich." Die Osthalfte des Karpatenbeckens und die Nachkommen der Awaren, die dort noch wohnten, gerieten langsam unter bulgarischen Einfluf. Wohl 804/05 erschien hier erstmals ein Bulgarenheer; man sollte jedoch nicht daraus schlielien, daB Krum dadurch die bulgarische Grenze bis an die Thei~ vorschob." Davon steht auch in der Suda kein Wort. Zumindest theoretisch beanspruchten die Franken neben Pannonien auch "adpositam in altera Danubii ripa Daciam", das am jenseitigen Donauufer anstoliende Dakien.J2 Erst in den Szoern kam es zwischen Franken und Bulgaren zu ersten Verwicklungen. 818 losten sich die am Timok, also ostlich des Eisernen Tores, siedelnden Timocanen yon der "societas" der Bulgaren und baten urn Aufnahme in trankische Gebiere." 824 erschienen auch Gesandte der "in der Nachbarschaft der Bulgaren an der Donau in Dakien" wohnenden Abodriten/Praedenecenti in Aachen und baten urn Untcrsriirzung gegen die Bulgaren, worauf Ludwig der Fromme die bulgarischen Botschafter bruskierte.!' Erst dadurch wurde eine Grenzfestsetzung zwischen Bulgaren und Franken notwendig." Seit damals bedrohten die Bulgaren das frankische Pannonien; 827 erfolgte entlang der Drau der erste bulgarische Angriff5" Nun kann man den Ostteil des Karpatenbeckens rnit einiger Wahrscheinlichkeit dem bulgarischen Machtbereich zuzahlen. Die BinJung der ostlich der Theif siedelnden Awaren und Slawen an die Bulgaren war aber wohl nicht intensiver als die "societas" del' Timok-Slawen oder die der abodritischeri "eonterrnini",F Der ,ungarische Anonymus' berichtet, daf nach Attilas Tod "Keanus magnus, dux Bulgarie" das Land zwischen Donau und Theif besetzt habe, bis zur Grenze der Polen und Ruthcncn.t" Doch die Nachricht durchmischt mehrere Zeitebenen ; man sollte daher nicht versuchen, sie aufs Jahr genau zu darieren. Mehrfach bezeugr ist hingegen, daf awarische Gruppen in diesen Jahren im Bulgarenheer kampften. Irn Jahr SII, als Kaiser Nikephoros K rums Hauptsradt Pliska plundern lieB und bei der folgenden Schlacht das Leben verlor, nahm der bedrangte Khan Awaren unci Slawen in seinen Sold. 814 gehorten Awaren und Slawen dem Heer an, mil dem Krum Konstanrinopel einnehmen wollte ; doch das ,bulgarische 626' scheiterte schon vor Beginn des Feldzugs rnit dem Tod des Khans." Danach verlieren sich die Spurcn der bulgarischen Awaren; vie! rascher, als einsr die awarischen Bulgaren aus den Quellen verschwunden waren. Glaubt man dem Suda-Fragment, so veranlalste der Untergang des Awaren-Khaganates Krum immerhin zu einem ehrgeizigen Reformprogramm: Er lieiS aile Wcinstocke umschlagen und verfiigtc recht modern anmutende burokratische Handelsb eschrankungen .•c Machtpolitisch blieb das Karpatenbecken wahrend des ganzen 9. Jahrhunderts ein Grenzraum, der yon keiner der benachbarreri Machte voll erfaBt wurde. Auf
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enttremdct
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8. DM [uhrhundert
der Greijen
der anderen Seite waren die siawischen Regionalhirsten nicht stark genug, urn sich von deren Vorherrschaft zu losen, Erst der Einzug der U ngarn fallce die verschiedenartige Bevolkerung an der mittleren Donau in einem Reich zusammen, das an die ,unterbrochene Geschichte' der Hunnen und Awaren anschlof und auch gelegentlich mit dies en traditionellen Namen bezeichnet wurde. Doch Iuhlte sich die ungarische Uberlieterung mehr mit Attila als mit den Awarenkhaganen verknupft; die naheliegende ,Ansippung' an die awarischen Vorganger unterblieb, die Awaren spielen auch bei den ungarischen Geschichtsschreibern des Mittelalters keine Rolle. Ebenso blieb den westlichen Nachbarn der Hunnenkonig besser in Erinnerung. Man kann dari.iber streiten, ob der Hagano/Hagen der deutschen Sagen sich vorn Tire! Khagan ableiten laBt41; jedenfalls hat der germanische Recke sonst wenig Awarisches an sich. Der Hunnenkonig Etzel hielt sich in der Volksi.iberlieferung, von den Awaren blieb kaum der Name erhalten. Vielleicht war es das wiedererwachte Interesse hir die anrike Lireratur, das den Attila-Hunnen, die einst auch mehr oder weniger spurlos verschwunden waren, ein solches Nachleben bescherte. Die Awaren hingegen wurden bald vergessenY Dazu trug wohl ihre zuriickhaltende Westpolitik bei; besonders aber die schwache Gegenwehr beim Untergang ihres Reichcs, die zu einer Entwertung ihres Nachruhmes fiihrre. Bezeichnend ist, was gegen Ende des 9. Jahrhunderts Notker der Stammler berichter.!' Der Recke Eishere, den Notker noch personlich gekannt haben will, erzahlt von seinen Karnpfen im Heer Karls des Grolien "in regione Winidum" gegen "Bohmen, Wilzen und Awaren" und aufSen sich ziemlich verachtlich iiber diese Gegner: "Was sollen mir diese Froschlein? Sieben, acht oder gar neun von ihnen trug ich gewohnlich auf rneiner Lanz e hin und her, rnit der ich sie durchbohrt hatte, wobei sie unbekanntes Zeug murmelten." Der Aut'schneider reiht die einst so gcfurchreten Awaren selbst unrer den wendischen .Froschen' noeh an die lctzte Stelle. Van Attilas Hunnen hatte man selbst nach dem Untergang ihres Reiches kaum ahnliches erzahlt. So vollendete sich schon nach wenigen Cenerationen das Verschwindcn der Awaren aus der Geschichte.
8.6. Zusammenfassung Ein Verb and tluchrender Krieger nimmt einen erfolgvcrheifscnden N amen an, baut als siegreiches Heer ein Reich auf und kann so zu einem Yolk werden; als nach einem Vierteljahrtausend Tradition und Institutionen ihre motivierende Kraft verlieren, verschwindet dieses Volk, scheinbar ohne eine Spur zu hinterlassen. In dieser Sichtweise wird manches an der Ceschichte der Awaren verstehbar, was noch die moderne Geschichtswissenschaft oft mit den Klischees der antiken Ethnographie erklaren wollte: rnit der Wiidheit, Habgier und Unstetigkeit der Barbarenvolker (siehe Kap. I.2.). Was den Zeitgenossen, mehr noch der Nachwelt als Yolk, als Abstammungsgemeinscha£t erschien, war ein anfangs sehr uneinheitlicher Verband, den ein geheiligtes Gesetz auf ein bestimmtes Lebensmodell ausrichtete. Aware konnte nur bleiben, wer seinem Khagan folgte; niemand au~erhalb seines Reiches wagte es, unter diesem Namen eine Herrschaft zu begri.inden; die Awaren aber, sogar die Khagane, blieben fur den AuJ3enstehenden fast namen-
Zusammeri[assung
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los, die Person ging in der Wilde auf, die sic innerhalb del' Gemeinschaft verkorpene (siehe Kap. 1+ und 6.1 I.). Ganz anders die Bulgaren: Kleinere oder grofSere Gruppen YOn Steppenkriegern konnten uberall unter diesem Namen auftreten: nach dem Namen des Anfi.ihrers lieflen sie sich unterscheiden, ganz gleich welches Ami dieser bekleiden rnochte. Bulgaren hatten nichts dagegen, byzantinischer Strategos, langobardischer Gastalde oder Awarenkhagan zu werden, und konnten dabei doch Bulgaren bleiben (siehe Kap, 2.2. und 6.12.). Wann immer groflere Kriegergruppen aus dem Awarenreich abwanderten, traten sie nichr als Awaren, sondern als Bulgaren auf (siehe Kap. 7.6.-7.). Wo immer aber "Awaren" die rornische Bevolkerung aus ihrem Land verdrangten, liefSen sie sich don als Slawen nieder (siehe Kap. 4+ und 7.1.). Denn ,Slawen' war das dritte barbarische Lebensmodell im nachgermanischen Osteuropa: Der Verzicht auf bleibende militarische Konzentratiori, auf uberregionale Herrschaft, das Verharren in lokalen Ackerbaugemeinschaften machte das slawische Modell ebenso verwundbar wie erfolgreich (siehe Kap. 4.1. und 4.7-)· Drei Organisationsmodelle, die im ,gentilen Ballungsraum' an der mittleren und unteren Donau drei unterscheidbare Volker entstehen lassen: So konnte man die ethnogenetischen Prozesse des 6. bis 8.JahrhundertS zusammenfassen. Freilich sind diese Vorgarige nicht im modernen Sinn rein funktionell zu bestimmen; Tradition und Traditionsbruch, Beharrung und Eigensinn, Mythos und Tausehung, Ehrgeiz und Akkulturation entscheiden iiber Stetigkeit oder Wandel der .ethnischen Praxis'. Die - wirkliche oder geglaubte - Herkunft bestimmt die Lebensordnung ebensosehr wie umgekehn. Der Fortgang dieser Entwicklung ist im mittel- und osteuropaischen Friihmittelalter noeh offen, wie gerade das Beispiel der Awaren zeigt; ethnische Prozesse sind umkehrbar (siehe Kap. 6.11.). Selbst der Begriff ,Yolk' bezeichnet recht unterschiedliche Realitaten, vom .poiitischen Ethnos' der Awaren, dem die zentrale Organisation Identitat verleiht, bis zur verstreuten ,Menge der Slawen', die zumeist erst unter fremder Verfassung historisch fafSbar werden und doch kulturell und sprachlieh verbliifiend einheitlich erscheinen (siehe Kap. 4 . .I.). Der Erfolg einer Ethnogenese entscheidet sich daran, wie gut ethnische Praxis und gentile Politik auf die wechselnden Herausforderungen zu antworten verrnogen. Die Geschichre der Awaren, so sparlich die Quellen sind, stellt ein lehrreiches Beispiel dafur dar. Nicht Arroganz und regellose Plunderung machten die Awaren z ur GroJ3macht, sondern kalkuliene Machtpolitik. Diese mythisch fundierte ,gentile Staatsrason', ihre Voraussetzungen und Moglichkeiten, lassen sich in allen Auflerungen der Politik der Khagane verfolgen. Aus einer Koalition der Geschlagenen und Unzufriedenen, die 558 aus dem neuerrichteten Ti.irkenreich abzog (siehe Kap. 2.3.-4.), rnachte ein ehrgeiziges Herrschaftsprogramm, das sich erfolgverheiBender Traditionen bediente, rasch einen enrscheidenden Machtraktor an der byzantinischen Nordgrenze. Wahrend in den letzten Jahren Justinians verschiedene .hunnische' und andere Gentes in scharfer Konkurrenz rniteinander die Balkanprovinzen auspliinderten, wandten sich die Awaren Baians gezielt als Verbiindete des Kaisers gegen die zerstrittenen Barbarenvolker, wahrend das Imperium zunachst geschont wurde (siehe Kap .. q .-9.). Dem Awarenreich gelang so fi.ir einige J ahrzehnte die Zusammenfassung fast aller Barbarenkrieger an der byzantinischen N ordgrenze.
8. Das [ahrhun dert der Greifen
Zu,san7menf~ls5ung
Diese Monopolstellung gab Baian und semen Solinen die Moglichkeit, in elnem kalkulierten Wechselspiel von Krieg und Frieden (siehe Kap.). und 5.) ihrer wachsenden Gefolgschaft optirnale Moglichkeiten zum Erwerb yon Prestige zu geben und - fur barbarische Verhaltnisse - ungeheure Schatze zu erwerben (siehe Kap. 6+). Das brachte freilieh auf langere Sicht eine fatale Abhangigkeit vorn byzantinischen Reich und seinen Reichtumern mit sich (siehe Kap. 6.9.-\0.). Die gestiegenen Anspruche der awarischen und anderen Krieger und die zunehmende Vercdung der Balkanprovinzen zwangen den Khagan zu immer groBeren Unternehmungen, bis das Scheitern des ehrgeizigen Angriffs auf Konstantinopel im Jahre 626 zum Zusammenbruch dieser Politik fuhrte (siehe Kap. 7-1.-3.). Wie in fast allen Steppenreichen, hatten unausweichliche inn ere Widerspri.iche nach erwa zwei bis drei Generationen das Abreilien der expansiven Dynamik zur Foige. Dennoch konnte sich das awarische Khaganat nach schweren inneren Kampfen in bescheideneren Ausmafsen im Karpatenbecken behaupten. Das lag zum einen daran, daB kein Gegner stark genug war, es zu unterwerfen oder zu ersetzen. Die Regionalisierung des 7. Jahrhunderts, die Krise der Konigsmacht im Frankenreich, die Zersplitterung der Bulgaren und die arabischen Angriffe auf Byzanz rnachren es den ungenannten Nachfolgern der Baianiden, gestiitzt auf die in besseren Zeiten gehorteten Schatze, nicht schwer, ihr Reich zu bewahren. Auch die Gruppen, die sich in den Randzonen des Awarenreiches gebildet und seit 626 vom Khaganat gelose hatten, wie die Wenden Samos, die Karantanen, die spateren Kroaten und Serben und andere, entwickelten sich nichr zu gefahrlichen Konkurrenten, sondern folgten slawischen Lebensformen und betrieben kaum uberregionale Machtpolirik (siehe Kap. 7.4.-5.). Die Awaren selbst waren zunehmend gezwungen, sich dem slawischen (Uberjlebensmodell anzupassen; die Grabfunde des S. J ahrhunderts zeigen, daB der Krieg nicht mehr der wichtigste identiratsstiftende Faktor war und daf der GroBteil der awarischen Bevolkerung in bauerlichen Siedlungen lebte (siehe Kap, 7.8. und 8.1.). In der Tat ist seit 626 wenig von awarischen Angriffen zu horen, die Khagane spielten in der ,groBen Politik' bum mehr eine Rolle (siehe Kap. 7.6'-7- und 8'3')' Die .Slawisierung' der okonornischen Basis, die dem Awarenreich das Uberleben sicherte, bewirkte allerdings keine sichtbare Slawisierung in Kultur und Verfassung. Ganz im Gegenteil wurden Steppentraditionen fortgefiihrt oder neu iibernornmen. Die Vornehmen trugen weiterhin die typischen Zopfe und die charakteristischen Gurtel rnit Nebenriemen; die Einfiihrung der BronzeguBTechnik erlaubte trotz Verknappung der Edelmetalle die Herstellung reprasentativer Giirtelbeschlage, auf denen Ranken- und Greifenmuster geradezu als Emblem dienten, NachkJang einer tausendjahrigen Tradition des kulturellen Austausches zwischen dem Motivschatz der Steppenaristokratie und dem Kunsthandwerk der Griechen und Perser. In der Verfassung setzte sich, nach turkischern Muster, eine sorgfaltige Abstufung verschiedener Titel durch; der Khagan rnuiite seine Macht mit einem Iugurrus als zweitem Herrscher, mit Tudun und Kapkhan, rnit Tarkhanen und anderen Wiirdentragern teilen. Diese uniibersehbaren ostlichen Einilusse in Kulrur und Verfassung wurden oft rnit der Invasion eines neuen Steppenvolkes erklart, das die Awaren iiberschichrer hatte. Tatsachlich war das Awarenreich nach Osten offen, fur Zuwanderungen wie fur kulturellen Aus-
tausch. Doch isr ZlJ berucksichrigen, daf sowohl die spatawarische Kultur als auch die Verfassung osrliche und andere Elemente in spezifischer Weise kombinieren (siehe Kap, 7-8.). Die awarische Verfassung des 8. Jahrhunderts war nicht einfach ein Doppelkonigtum .chasarischen' oder ,nomadischen' Typs; der Vergleich verschiedener Steppenverfassungen dieser Zeit zeigt, daB aus einem begrenzten Repertoire von Titcln und Verfassungstormen je nach Situation sehr verschiedene Sysreme entstehen konnten. Gleiche Tied konnten unterschiedliche Positionen bezeichnen, eine analoge Stellung verschieden benannt werden (siehe Kap. 8.2.). Die Bewahrung der Steppentraditionen half lange Zeit, das Prestige des einst so machrvollen Khaganates bei Gefolgschaft und Nachbarn zu erhalten. Erst die Heere Karls des Crolsen legten die briichige Realitat hinter dem groBen Namen frei. Weniger die frankischen Siege als die Unfahigkeit zu geschlossener Verteidigung des Khaganates fiihrten ohne entscheidende Schlachren zu dessen Fall. Verschiedene Wi.irdentrager begannen ihre eigene Politik zu machen, und der ,honor antiquus' der Khagane war selbst mit Irankischer Hilfe nicht aufrechtzuerhalten (siehe Kap. 8.4.-5.). Das verlandlichte Steppenreich war der neuen Grofsmachrpolitik auf rornischer Grundlage, die das karolingische Imperium betrieb, nicht gewachsen. Zum Unterschied yon anderen Erben der Volkerwanderungszeit in Europa harte das Khaganat nicht gelernt, sich einer barbarisierten rornischen Verwaltung und kirchlicher Organisation zu bedienen. Erst Bulgaren und Ungarn vermochten sich in den folgenden J ahrhunderten einer christlichen U rnwelt anzupass en und dadurch ihre Herrschaft auf eine neue Basis zu stellen. Den gebildeten Zeitgenossen seines Untergangs erschien das Awarenreich darum als Fremdkorper, als Relikt aus einer endlich uberwundenen, barbarischen Zeit. Fur uns macht gerade diese Fremdheit den Reiz der Awaren aus. Der gescheieerte Versuch, in Mitteleuropa die Lebensordnungen der Steppe zu behaupten, vcrkor pert eine schrirtweise aus dem europaischen Erbe verdrangte Tradition, die yon damals bis heute im Bild vorn ,Feind aus dem Osten' diffamiert wurde; und sie la:Bt im Vergleich deutlicher werden, was den Erfolg des .abendlandischeri' Modells in seiner kritischen Entstehungsphase errnoglicht hat.
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ANMERKUNGEN
Kapitel
1.1.
, Johannes v. Ephesos 6, 45, nach der Uberserzung von Marquart, Streiizuge 482. Zum Awarenbild vgl. Kap. 1.2. , Kollautz, Schichtung 129. ) Zu diesem Begriff Deleuze/Guattari, Mille Plateaux 435 ff. • Zur Propaganda dieses Krieges siehe Deer, Untergang, und Kap. 8+ Zum Barbar enbild der Antike A. O. Lovejoy/F. Boas, Primitivism and Related Ideas in Antiquity (New York 1965). Die Kontinuitar zur Ideologie des Kolonialismus belegt Urs Bitterli, Die ,Wilden' und die .Zivilisierten'. Grundziige einer Geisres- und Kulturgeschichce der eu ropaisch-iibcrseeischen Bcgegnung (Miinchen 1982) 367 ff. j Deleuze/Guattari, Mille Plateaux 434-527 und 9-37. 6 Zu dieser Problernatik und allgemein zur Forschungsgeschichrc siehe Kap. 1.3. 7 Grundlegend dazu Wenskus, Stammesbildung; Wolfram, Goren.
Kapirel
1.2.
, Alig. zum Topos etwa Gyula Moravcsik, Klassizismus in der byzantinischen Geschichrsschrcibung. Polychronia, Festschrift fur Franz Dolger (Heidelberg 1966) 372-77Zur rornischcn Erhnographie L. E. Muller, Geschichre der antiken Ethnographie und ethnologischen Theoriebildung 1 (Wiesbaden 1980). "Syncsios von Kyrene, Orario de regno ad Arcadium imperatorern 1r , hg. Fitzgerald (1930) I, 27 oder Migne, PG 66, 1339-42. Dazu Wolfram, Ethnogenesen 98f. Dagegen vertrat Agarhias 5, II, 4, S. 177 die Meinung, da!l sehr wohl neue Volker auttauchten und wieder verschwanden (vgl. Kap. 2.2. ); ahnlich Orosius, Adversum paganos 7, 32, 1 I. ) Ein schones Beispiel ist die sogenannte Cotton Tiberius- Welrkarte, auf der sie als Nachbarn der .Turci griphorum" (zur Greifensage vgl. Kap. 2.5. ) zwischen Maoris und Kaspischern Meer erscheinen - hg. in David Hill, An Atlas of Anglo-Saxon England (Oxford 1981) z I. Vgl. auch Raoul ManseUi, Popoli immaginari. Gog e Magog. SSCI 29 (1981) 487-518; Moravcsik, Byz. turcica I, 26ff. Yon Magog leiteren noch die in lateinischer Tradition geschulren ungarischen Chronis ten das Arpaden-Geschlechr ab, e twa Anonymus, Gesta Hungarorum 4, S. 39· 4 BG 7, 4, 29, S. )28; R. Benedicty, Prokopios' Berichr iiber die slawische Vorzeit. Beitrage z.ur hisroriogr.iphischen Methode des Prokopios Yon Kaisareia. JOB q (1965) 5178; Hunger, Literarur -"J.C• Vgl. Kap. 4.J. j Menander EL 2:;; I'), I, S. 170 bzw. fr, 43. 6 Da!l das Interesse fur die Barbaren vorn Vor- oder Nachreil fUr das Reich besrimmr war, beront auch Zinaida V. Udal'cova, Charakter und Formen der Hisroriographie des [ruhcn Byzanz. JB f. Gesch. d. Feudalismus 8 (1984) 23-3 r , bes. 28. 7 Ursula-Barbara Dittrich, Die Beziehungen Roms zu den Sarrnarcn und Quaden im 4. Jahrhundert n. Chr. nach der Darstellung des Arnrnianus Marcellinus (Bonn 1984) 23 j fl.; vgl. Gerhard Ladner, On Roman Attitudes toward the Barbarians in Late Antiquity. Viator 7 (1976) 1 ff.; Y. A. Dauge, Le barbare. Recherches sur la conception romaine de la barbaric et de la civilisation (Briisscl 1981); Timpe, Begriffsbildung 22 ff.; zurn byzantin. Barbarenbild Muller, Ethnographic (wie A. 1) 427ff.; Obolensky, Principles 45ff.; Opelt, Barharendiskriminierung j 61-80, bes. 176 ff.; und kunftig Carile, Nornadi (SSCI 35), der
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Anrnerkungen
vor allern den polirischen Cebrauch dcr Barbarcntopoi in Byzanz untersucht ; differenzierend auch Schreiner, Bulgarenbild 71-81: Das "abscheuliche" bulgarische Volk, wie es Theophanes nennt, wird oft durchaus sine ira ct studio, wenn auch schernatisch dargescellr, erst durch die Christianisicrung legte es in den Augen der Byzantiner den .wilden' Charakter ab. Speziell auf das .topische' Awarenbild gehen Tirr, Attitude 101 ff. und Zasterova, Avares 7ff. ein. Interessante Vergleichc rnit den chinesischen Barbarentopoi erlauben C. C. Muller, Die Barbaren in der Ethnographic. Wolfgang Bauer (hg. ), China und die Frernden (Mi.inchen 1980); Heissig, Gruppenbildung 3 d. 8 Dall der Bulgarenname wirklich aus Vulgares cntstand, wie ji.ingst Heinrich Kunstmann, Dber den Narncn der Bulgaren. WdS 28 (1983) 12l-1 38 postulierte, hat allerdings ebensowenig Wahrscheinlichkeit wie die Herleitung des Slawennarnens aus der Bedeutung ,trained slave' (so Prirsak, Slavs 406). 9 Johannes von Ephesos 5,}2, S. 256; vgl. Kap. 3+ '0 Vgl. Kap. 51 1l Priskos fr. 8, Bornmann 46 ff. r z Theod. Synk. 4 f., Makk 13f. Zum apokalyptischen Zusammenhang der Voikerkunde des 7. und 8. Jahrhunderts auch Manseili, Gog e Magog (wie A. 3). ') Fredegar 4,68, S. 236. Eincn "Hund" nennt Theodor Synkellos regeimaBig den Awarenkhagan. I; Vgl. auch Helene Ahrweiler, L'ideologie politique byzanrine (Paris 1975). '5 Th. S. 6,9, S. 238 und 8, }, S. 288, vgl. Kap. 5.3. und 5. 8. ,6 Vgl. Kap. 7.3. ; Chronicon Pasch ale S. 723,5-15. 'i Theophanes 6c92, S. 280; diese Nachricht findet sich bei Theophylakt noch nichr ; auch Theophanes schreibt das Massaker der Starrkopfigkeit des Kaisers zu, der das Losegeld nicht zahlen wollre, vgl. Kap. 5.7. Nach der Einnahme von Cividale wurden angeblich die wchrfahigen Manner nicdergemacht - PD 4, 37, S. 163, vgl. Kap. 7. I. ,8 Menander EL 443 f.; ),4, S. 52 bzw. fr. 9. '9 Menander EL 473 f., 25, I, S. 220 bzw. fr. 63; Thcophanes 6110, S. yc rf., vgl. Kap. 3-4und 7. 2. zc 11,2, S. 36d. z r 4, 2, S. 195; 9, 2, S. 307z z Vgl. Kap. 2.1. ') Menander EL 197; 12,6, S. I4C bzw. fro 28. " Vgl. Kap. 2.8.,5.3. und 8-4.; Deer, Untergang 757L '5 Z. B. bei Kollautz, Schichtung 129 oder Barisic, Siege 393. ,6 Grundlegend in diesem Zusammenhang Moravcsik, Byz. turcica Bd. I; Hunger, Literarur ; Karayannopoulos/Weill, Quellenkunde Bd. 2. '7 Hunger, Literatur 292f.; Moravcsik, Byz. turcica I, 302ff.; Berthold Rubin, Prokopios von Kaisareia (Stuttgart 1954). ,s Hunger. Literatur 305f.; Moravcsik, Byz. turcica I, [04t. ,~ Hunger. Literatur j rcf., Karayannopoulos/Weill 2, 283; Moravcsik, Byz. turcica I, 254 f. Eine neue gricchisch-englische Ausgabe legte kurzlich R. C. Blockley vor; sic fubrr leider zu den beiden Fragmcnten-Zahlungen der alten Dindorf-Ausgabe und der Excerpta de legationibus (EL) de Boors eine weitere ein, so daB im vorliegenden Buch aile drei angegeben werden, und z war nach dem Muster EL Scire: Blockley fr., Seite bzw, Dindorf fr. (auf letztere Zahlung stiitzt sich die, oft etwas freie, deutsche Ausgabe Doblhofers ). ;0 Hunger, Literatur 313 ff.; Karayannopoulos/Weill 2, 203 f; Moravcsik, Byz. turcica I, 343 if.; Otto Veh, Untersuchungen zu dem byzantinischcn Historiker Theophylaktos Sirnokattes (Furth 1957); Olajos, Theophylacre, L. M. Whitby, The Historiae of Theophy[actus Simocatta. Masch. Diss. (Oxford 1,981); lctzterer gab 1986 in Oxford, gemcinsam rnit Mary Whitby, auch eine englische Ubersetzung heraus (den Hinweis verdanke ieh Brigitte Merta, Wien). Die lange unrerschatzte QueUe erschicn ji.ingst auch in einer deutschen Ubersctzung von Peter Schreiner; zur Schreibweise des Namens cbd. 3. Zu chronologischen Problem en vgl. Kap. 5.1.
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;" 1).1, Zitat von Ulrich v. \Vilamuw;tz (I9c 5) be: Schreiner (Einleitung) 15; ebd., 8 H. cine ausgewogene Einschatzung des Autors. J2 Neuedirion 1981 durch George Dennis und Ernst Gamillscheg; in der Einfuhi·ung 15ff. auch eine Zusammenfassung der Diskussion i.iber Autor und Abfassungszeit. 1970 erschien in Bukaresr die Edition von H. Mihaescu ; dazu ders., Einleitung zu meiner Maurikios-Ausgabe. Byzantine 6 (1974) 193-21). Die Iniorrnationcn iiber Awaren und Slawen bewerren ausfuhrlicli Zisterovi, Avarcs und Wiita, Ethnika. Vgl. auch Karayannopoulos/Weill 2, 3 j -+ f. ;; Die modernen Uberscrzungen des syrischcn Michael-Textes kommen gerade in Schli.isselfragen zu reils sehr widerspri.ichlichcn Ergebnissen. Nebcn der latcinischen Johannes-Edinon von E. W..Brooks, der Iranzosischen Michael-Ausgabc yon 1. B. Chabot und der alten deurschen Ubersetzung durch Schonfelder wurden die fi.ir die Awarengeschichte interessanten Stellcn aueh yon Marquart, Streifzi.ige 481 ff. und Alrheim, Hunnen 1,88 ff. deutsch ediert. Zur Quellenkunde Honigmann, Jean d'Ephese 623 ff.; Karayannopoulos/WeiG 2, 288. Allgemein auch F. Winkelmann, Die Kirchengeschichtswerke im ostrornischcn Reich. Byzantinoslavica 37 (1976) 1-10, 172-90. Vgl. Kap. 3.5. HEine ausgezeichnetc griechisch-franzosische Edition mit ausfi.ihrlichem Kommentarband publizierte 1979/81 Paul Lernerle; don auch ausfi.ihrliche Bibliographie. Rezension: Johannes Koder, BZ 75 (1982) 356-59; A. A. Tachiaos, Hellenika 34 (1982/83)245-53. AUg. Karayannopoulos/Wcif 2, 309: zu Awaren und Slawen in dieser Quelle Avenarius, Miracula. Vgl. auch Kap. 4.3. ;~ Koder, Rornaiosyne, kunfrig im Tagungsband des Syrnposions Zwettl 1986; dcrs., Anmerkungen 523 ff. z urn Mischcharakter der Miracula rnit hagiographischer Inten tion und chronistischcr Schilderung, die auch Termini der Kaiserkanzlei verwendet. Allgemein zum Umgang rnit der Iruhmitrelalterlichcn Hagiographie Friedrich Lotter, Methodisches zur Gewinnung hisrorischer Erkenntnisse aus hagiographischen Quellen. HZ 229 (1979) 298-356. )0 Die alte Edition Srembachs in den "Analecta Avarica" bereicherte Ferenc Makk 1975 durch eine franzosische Ubersetzung und einen Kommentar. Allg. Karayannopoulos/ Weill 2, 312. ;? Eine griechisch-iralicnische Edition von Agostino Pertusi erschien 1959; allg. Mo ravcsik, Byz. turcica 1,45.5 und Karayannopoulos/WeiB 2, 304f. J' In franzosischer Uberserzung aufgrund der alten Dindorf-Ausgabe bei Makk, Traduction 59-66; eine krirische Neu-Edition fehlt, vgl. Hunger, Literatur 328f.; sic ist aber im CFHB geplant (vgl. Anhang z urn JOB). Karayannopoulos/Weill 2, 304. Zu 626 und den Quellen s. Kap 7- 3· ;9 Karayannopoulos/Weif 2, 302 und 319. 4° Hunger, Literatur 334 ff., Karayannopoulos/Wcill 2, 338 f.; Vasilka Tapkova-Zairnova, Die byzantinische Chronograph ie, Wesen und Tendenzen. JB f. Gesch. d. Feudalismus 8 (1984) 52-62; A. S. Proudfoot in Byzantion 44 (1974) 367-439. Zur Chronologie 05trOgorsky, Chronologie I fi.; Franz Dolger, Das Kaiserjahr der Byzantiner (Miinchen 1949) 38-49; jiingst Duker, Study, mit dem Versuch, die Quellen des Theophanes aufzulisren. Mallgcbliche Edition ist noch imrner die von de Boor; Ubersetzungen liegen nur ausz ugsweise vor, neuerdings [ur 602-8 l.i eine englische Ausgabe von Harry Turtledove (198cz). 4' Karayannopoulos/WeiB 2, 33 f. mit Wi.irdigung des Quellenwertes; mehr als "rhetorical exercise than a work of historiography" sieht darin dagegen ji.ingst Cyril Mango, The Breviarium of the Patriarch Nikephoros. Byzantium, Tribute to Andreas N. Straros 2 (Arhcn 1986) 539-52. 4' Die altere Diskussion isr in dem yon fi.ihrcnden Gelehrten verfaGten KomrnentarBand yon 1962 zur griechisch-englischen Edition von Moravcsik/jenkins dokumentierr. Zur Diskussion i.iber Kap. 3C siehe Kap. 7-5. Allgemein Hunger, Literatur 360ff.; KarayannopouloslWeill 2, 392 f. 4; Hunger, Lirerarur 2, 40-42; Karayannopoulos/Weif 2,400£.; Moravesik, Byz. turcica 2, 3 12-15. H \Vattenbach/Levison/Lowc 2, 205 f. und 222 f.
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Anmcrliungen
Karayannopoulos/Weif 2, 296f. ,6 Wattenbach/Levison/Lowe 2, 99-lc6. ,7 Die neueste Edition, rnit deutschcr Ubersetz ung, besorgte Andreas Kusternig liir die Freiherr v. Srein-Gedachtnisausgabe, Band IVa (1982). ,8 Wattenbaeh/Levison/Lowe 2, 203 ff . • 9 Am wichtigsten ist der Kreis der Reichsannalen, ebenfalls in der Freiherr v. SteinGedachtnisausgabe neu ediert, Zur Quellenkundc \\'fattenbach/LevisoniLowe 2, z 35 ff.; Hartrnut Hoffmann, Untersuchungen zur karolingischen Annalistik. Bonner Histor. Forschungen 10 (1958); Walter Lendi, Untersuchungen zur friihalamannischen Annalistik. Die Murbaehcr Annalen (Freiburg [971); Wolfram, Mitteleuropa [69fL sO MGH Poetae Latini Aevi Carolini 1 (1881) 116f. und r j r f. \' MGH Concilia 2 (1906) 172ff.; Alkuins Bride Nr. 99, 10C, le7, 110, 112, 1[3, 118, Vgl. Berg, Studien, bes. 165 und 184 haben die "res in Avaria gestae" zum Gegenstand. berichter auch die von Herwig Wolfram 1979 her103 ff. Yon der Bekehrungsgeschichte ausgegebene Conversio Bagoariorum et Carantanorum. P MGH Epp. Karol. 4, p8. \) Vita Karoli c. 13, MGH SS 2, 449 und hg. Rau, 180. H Vgl. Kap. 8+-5' und Wolfram, Mitteleuropa 253ff. 4\
Kapitel l.3. Sinor, Introduction 265. Pritsak, Slavs 353. ; Kollautz/Mivakawa, Awarcn und Jou-Jan (Klagenfurt 1970). VgI claw die Rez ension von Agnes Sos, BZ 67 (1974) 176-79' Zur Problcrnatik von Jou-Jan oder Juan-Juan ,.gl. Kap. 2. 3.-4. , Das Werk des Historikers JlIS Bratislava erschien '974 in Amsterdam in deurscher Sprache; leider geht es nur recht wenig auf die Strukturen ein, was der Autor 1987 in Spoleto rnit einer ausgezcichneren Zusammenfassung iiber "Die Struktur und Organisation der nomadischen Volker" nachholre. Andere, kiirzere Uberblicksdarsrcllungen der awarischen Geschichre und Archaologie erschienen in anderen Sprachen: Darunrer Istvan Bonas dicsbeziigliches Kapitel im ersten Band der "Magyarorszag Tortenete" (Ccschichre Ungarns, 1984); cine deutsche Zusammenfassung findet sich im Katalog der Awareriausstellung Yon 19S5/86. Stark archaologisch orientiert is, "Avarski Kaganat" von [ovan Kovacevie (1977); in Polen ersehien cine Srudie von Szymansky/Dabrowska uber "AwarzyW~grzy" (1979), vgl. dazu auch die Rezension yon Istvan Erdelyi in Acta Arch. Hung. 34 (1982) 442 f. Die Mediavistik im deutschen Sprachraum bediente sich meist des [iir die Friihzeit sehr knappen Abrisses yon Josef Deer im ,grollen Karl dem Gro!len'. Eine ausIuhrliche und im grollen und ganzen quellcngctrcue Darstellung der Ereignisgcschichte enthalr die Arbeit eines Theologen, Lothar Waldmlillcr, iiber "Die ersten Begegnungen der Slawen rnit dem Christentum". 5 Einc 110ch eindrucksvollere Liste gibt der Untertitel eines neuen ungarischen Sarnrnelwerkes (Harrnarta, Hecateus): "Bactrian, Pahlavi, Sogdian, Persian, Sanskrit, Syriac, Arabic, Chinese, Greek and Latin Sources for the History of Pre-Islamic Central Asia". 6 Vgl. auch Kap. 8. J. ; zur Aktualitat der friihges~hichtliehen Argumentation bei nationalen Konflikten bis in die Gegenwart vgl. aueh Chrysos, Nordgrenze 27I Zum letzteren Zollner, Namensgut 244ff. S K. Czegledy hat das in seiner irn iibrigen sehr fundierten Unrersuchung (East to West, 26) erst jiingst als Programm formuliert: "Indeed, it is a breathtaking task to try to pry out of the written remains evidence pertaining to one and the same people, one and the same tribal union". Vgl. Kap, 2. 2. -4. 9 Wenskus, Stammesbildung; dazu Wolfram, Goren 3 f.: Pohl, Gepiden 24C ff . ., Graus, Entwicklung 451 ff.; Hellmann, Grundfragen 387 ff.; Fritze, Bedeutung 498 ff. I
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Kapuel
1.J.
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Ein Versuch zur Sammlung und chronologischen Ancrdnung der gricchischen Quellen der Awarengeschichrc (Szeged 1972), im folgenden zitiert als SzK. Der Abdruck del Quellen selbst (in ungarischer Ubersetzung) erfolgt seit 1978 in fortsetzungen in der Zeitschrift Archeologiai Ertesito. 1986 erschien ein unveranderter Neudruek des ,Versuchs' rnit Erganzungen in dem Sammelband "Avarica" yon Samuel Szadeczky-Kardo ss. Er enthalt noeh weitere Beirrage zur Quellcnkritik, der sieh der Autor gemeinsam mit seinen Schiilern Therese Olajos und Ferenc Makk wid met, vgl. die Rezension van Walter Pohl in Archaeologia Austriaca 70 (1987). 12 Die begriiilenswerte Vollsrandigkeir der Belege bringt dem Beniitzer leider den Nachteil, wichtige zeitgenossische Stellen aus der Masse der spateren Nennungen nur schwer herausfinden zu konnen. Trotzdern ist das [ahrhundert-Unternehmen (man halt noch bei den ersten Buchstaben) ein unenrbehrliches Hilfsrninel, gerade bei der zunehmenden Bedeutung der historischen Semantik. I) Prolegomena ([979); Studies (1979); Hecateus ([984). 14 Siehe dazu Kap. I. 2. und das Quellenverzeichnis. 1\ Eine ausfiihrliehe kornmentierte Bibliographie gibt Lemerle im 2. Band seiner Edition, 13 ff. 16 Hervorgehoben seien die, meist noeh unpublizierten, Arbeiten des griechisehen Mediavisten Chrysos und seiner Schuler. Schon zu den ,Klassikern' der Disziplin gehor en Peter Charanis und Andreas Stratos, der mit seinem vielbandigen Werk "Byzantium in the 7th Century" (englisch 1968-71) viele Zusamrnerihange sichrbar rnachte. In mehreren Sammelbanden und einer Reihe von Aufsatzen legten Hans Ditten und andere Byzantinisten der DDR sehr materialreiche Studien zur Barbarisierung der Balkanprovinzen vor. (Studien zum 7. J ahrhunderr in Byzanz, Berlin 1976; Byzanz im 7. J ahrhundert, Berlin 1978 u. a.) Wichtige Beitrage zu diesem Thema lieferte aueh die bulgarische Forsehung, darunter Vasilka Tapkova-Zaimova und Veselin Besevliev, dessen Buch uber "Die Protobulgarische Periode der bulgarischen Geschichte" (Amsterdam 198 I) ein Handbuch im besten Sinn darstellt. Wesentliche neue Grundlagen srellr das Yon Wiener Byzanrinisren getragene Unternehmen der "Tabula Imperii Byzantini" und die damit zusammenhangendc Srudie yon Johannes Koder iibcr den "Lebensraum der Byzantiner" (1984) her. 17 Czegledy vor allern mit seinern 1983 erscliienencn Aulsatz "From East to West: The Age of Nomadic Migration in Eurasia". Golden schnitt in seinen "Khazar Studies" (1980) aueh eine Reihe ,awarischer' Probleme an. Eine Anzahl yon interessanten Arbeiten iibcr friihmitte!alterliche Steppenreiche publizierte Ildik6 Ecsedy. Zu erwahnen ist schliefilich Omeljan Pritsak, der 1982 in Spoleto eine vollig neue, wenn aueh gewagte Theorie der awarischen "Pax" und ihrer slawischen Hilfstruppen vorlcgte, dazu Kap. 6. 1. 18 Vgl. Kap. 7. 5. 19 Acta Arch. Hung. 32 (1971) 265-336. '0 Bona, Gcschichte, SSC! 35 (1987). 'I Seir der von Bona, Abrif skizzierten von Dunaujvaros sind freilich einige, rneist noch unpubliziert, hinzugekommen. Vgl. Kap. 6. 6. Gegenuber der ungeheuren Menge an Grabfunden ist das wenig. z z Elvira Toth, Kunbabony ; Abb. in Awarcn-Katalog 50H., vgl. Kap. 7.8. '3 Grundlegend Laszlo, Etudes; den Anregungen folgte Kovrig, Alattyan, cine bahnbrechende Publikation eines groilen Graberfeldes. Manche der Mcthoden Laszlos mogcn heutiger Kritik nichr standhalcen: ihr bleibender Wert liegt in den aufgeworfenen Fragcn. ,. Verwiesen sei nur auf die zahlreichen Arbeiten von Bona, Kovrig, S6s, Erdelyi, Garam, Balint, A. Kiss, Tomka, B. M. Szoke und anderen; vgl. Kap. 3. 8. ,7- 8. und 8. I. '5 Daim, Gedanken 69. ,6 Die Ergebnisse des im iibrigen sehr fruchtbaren Trefiens von Hisrorikern, Sprachwissenschafdern und Archaologen im Herbst 1986 werden unter dem Titel .Typen der Ethnogenese" in zwei Banden in den Denkschriften der osterreichischen Akademie der Wissenschaften publiziert. '7 Einen Ansatz dazu lieferte der Wiener Philosoph Erhard Oeser beim 6. Symposion iiber Sprachkontakr in Mannheim 1984 rnit seinen "Methodologischen Bernerkungcn zur
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Anmerleungen
inrerdisz.iplinaren Problernarik der Ethno- und Clcttogenesc" (Entsrehung yon Sprachcn und Volkern, 1-6). Wertvolle Uberlegungen zur hisrorischen Deutung und ethnischen Einordnung archaolcgischer Befunde cnthait das leider noch nichr publiziene Manuskript von Csan.id Balint, Some Ethnospecifical Features in Central and Eastern European Archeology in the Early Middle Ages: The Case of Avars and Hungarians. Die historische Interpretation schlichtweg zur Aufgabe des Archaclogen erklart Andrej Pleterski, Links between the Material and Written Sources in the Study of the Early Middle Ages. Arh. Vestnik 30 (1979) 5 16-20. So sehr es zu wiinschen ist, dail der r ruhminelalterforscher sich in beiden Disziplinen auskennt, sollre doch die methodische Trennung beachtet werden; wer die Geschichte als archaologische Hilfswisscnschaft verwendet, sollte dabei nicht nach dem .Superrnarkt-Prinzip' vorgehen. ,8 "Es gibt eben Zciten und Raume, in denen archaologischc und iiberhaupt Gruppen rnit gleichen Lebensformen und Sprachgemeinschaften sich nicht zur Deckung bringen lassen", so fagt Reinhard Wenskus jungst seine Uberlegungen zum Beispiel der Kelten und Germanen jiitlands urn Christi Geburt zusammen. Er setzt sich auch mit der Auffassung yon Joachim Herrmann, Archaologische Kulturen und soz ialokonomische Gebiete. EAZ 6 (1965) bes. 103 auseinander, der archiiologische Kultur als System funktionell zusarnrnenhangender Elernente begreifr, und warnt davor, Kulturen als fehlerlose, einheidiche Systcme zu begreifen. Reinhard Wenskus, Dber die Moglichkeit eines allgemeinen interdisziplinaren Gcrmanenbegriffs. Germanenprobleme in heutiger Sicht, hg. Heinrich Beck. Erganzungsbande zum RGA 1 (Berlin/New York 1986) 1-21, bes. 2C. Den Hinweis verdanke ich Heinrich Berg, Wien. Vgl. auch den Sammelband: Geschichtswissenschaft und Archaologie, hg. Herbert jankuhn/Reinhard Wenskus (Sigmaringen 1979), und dazu wiederum die Kritik yon Joachim Herrmann, Archaologische Quellen, Analyse historischer Quellen und Rekonstruktion yon Ereignisgeschichre. Slovenska Archaeol6gia 34 (1986) 249-58, der betont, dag Geschichrswissenschafr und Archaologie sich nicht durch den Gegenstand, sondern in den Methodcn unterschieden (251), und daf die Archaolcgie zwar nicht das einzelne hisrorische Ereignis, wohl abcr den Ereignishorizon; dokumentieren konne (256). Zur Problemarik der historischcn Deutung sprachwissenschaftlicher Befunde vgl. D. Sinor, Geschichtliche Hypothesen und Sprachwissenschaft in der ungarischen, finno-ugrischen und uralischen Urgeschichtsforschung. UAJB.F (1969) und kunft~g Wiesinger, Kontinuitaten (Symposion Zwettl 1986). '9 So der Tirel einer im SuhrkampVerlag 198c crschienerien Sammlung Yon Auszi.igen aus dem ersten Band der "Storia d'Italia". F Vgl. Pohl, Strategic 93 f. Zur Problematik des Volks- Bcgriffs in den europaischen Sprachen auch Bromlej, Term Ethnos 56f.; vgl. Kap. 6. 11. )' Oeser, Bemerkungen 3, wie oben A. 27. )' Wenskus, Stammesbildung, bes. 6 fi. Bei ihm ist letztlich del' .subjektive Faktor' enrscheidend: "Das Bewuiitsein gleichen Schicksals fiihrt zur ethnischen Bindung" (448). Nicht nur uberzeugre Marxisren werden .objckrive' Faktcren, die wiederum das Bewulitsein bestimmcn, etwas holier bewerten. Doch ist dicse .Objektivirat' nichr biologisch, sondern historisch besrirnrnt; die Entscheidung daruber fallt in der Sphare der Politik, wobei die yon Wenskus ausgezeichnet herausgearbeiteten Fakroren ineinandergreifen. Interessanr ist iibrigens, dall auch in der sowjetischen Forschung die ,psychologischen' Faktoren des Erhnos-Begriffs in letzrer Zeit recht hoch eingescharzr werden - vgl. Bromlej, Term Erhnos 65 rnit Lit. Allg. dazu Kap. 6. 1 I. J) Oeser, Bemerkungen 3, wie A. 27. l; Vgl. Kap. 6. I I. )i Das "phenomene regional" hat Michel Rouche vorbildlich am Beispiel Aquitaniens untersuchr, vgl. kunftig ders., Peut-on parler d'une ethnogcncse des Aquitains? Syrnposion Zwettl 1986. )6 Vgl. Hans-Georg Beck, Das literarische Schaffen der Byz antiner, Wege zu seinem Verstandnis. Sb. OAW 294 (1974), 4. Abh.; Peter Schreiner, Die byzantinischen Kleinchroniken und die Annalistik bei den Siidslawen. Studia byzantino-bulgarica, 19. )7 Deutlich wird das in der Wendung "populus gentis illius" fur die gerauften Karanta-
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nen in del' Conversio 5, S. 42, dazu Wolfram, Convcrsio 9C. All~el1lcin z um Verhaltnis d er drei Begriife Geary, Identity 18 fl.; Frantisek Graus, Die Nationenbildung del' Westslawen im Mittelalter. Nationes 3 (1980) I r ff.: Fritz Losek, Ethnische und politische Terminologie bei Jordanes und Einhard. Typen dcr Ethnogenesc 1, Symposion Zwettl 1986 (im Druck). )8 Zur .gens' der Agilolfinger Wolfram, Mitteleuropa 319. J9 Zu beach ten ist dabei, daE die osteuropaische Farschung den BegriH ,gentil' in einem ctwas cngcren Sinn verwender als es sich im Westen eingebi.irgert hat. 1m weiteren Sinn wird der Begriff hier auch auf [ruhrnittelaltc-liche Barbarenreiche bezogen, deren Herrschaft sich als in der gentilen Tradition verwurzelt darstellr. Zur Abgrenzung vgl. Wolfram, Goren 448 ff. ',0 Erwa bei Bromlej, Term Ethnos 96ff. Zu beachten ist, dall auch das .Ethnos' in fruhmittelalterlichem Sinn ein stark politisch bestimrnrer Begriff ist; im modernen Gricchisch erfuhr er einen ebensolchen nationalen Bcdeutungswandel wie der Volksbegriff irn Deutschen; s. kunftig Wolfram, Dberlegungen, Symposion Zwertl 1986, nach ciner Mitteilung von Evangelos Chryscs. Wie weir die schernarische Glicdcrung Volk-Starnm-Clan-Sippe-Familie die Realirat dieser Gentes wiedergibt, ist schwer zu sagen. Volkcrwanderungszcitliche Heerkonige errcichten ihrc Machtfi.ille oft gerade durch den Bruch rnir solchen traditionellen Formen, gestiitzt auf Gefolgschaftsund Heeresorganisation, etwa nach dem Dezimalsystem (vgl. Wenskus, Stammesbildung 439ff.). Dennoch tendierte die [ikrive Abstammungsgemeinschaft dazu, sich auf allen Ebenen wieder herzustellen. Zum Stammesbegriff bei den Steppenvolkern Prirsak, Stammesnamen 58ff. und kiinftig dcrs., Features (Symposion Zwertl 1986). Zur chinesischen Terminologie fur Staat-Stamm-Clan-Familie bei den Tiirken Ecsedy, Tribe and Tribal Society 249ff. Vgl. Kap. 6. 11. 4' Vgl. kiinftig Koder, Romaiosyne, Syrnposion Zwettl 1986. 4) Ausfuhrlich zur Rechtfertigung diese Begriffes Ovcarov, Protobulgaren 172; zurecht wendet er sich gegen ethnisch interprerierende Ausdrucke wic Turkobulgaren, Hunnobulgaren etc. Doch gerade seine Definition der Prorobulgaren als "ethnischer Hauptbestandteil der bulgarischen Nation" zeigt die Problematik des Begriffes - ein Yolk des Friihmittelalters enrsr.md niche aus Iesten ,Besundteilen' oder ethnischcn Substraten, vgl. Kap. 6. 11.-12. H Angelov/Ovcarov, Slaw en 63. 45 Kundige rnogen den in solchen Wortbildungen ungewohnren sacniichen Artike! verzeihen. Er verweist darauf, dag es sich urn keine z eitgenossische lateinische Bildung (irn Sinn Yon "der Prinzipat") handelt, sondcrn um cine moderne Pragung. 6 4 Vgl. etwa Menander EL 2C9; 21, S. 194 bzw. fro 48. Das mag auch rnit der Scheu [ruhbvzantinischer Historiker vor unklassischen Begriffen zusamrnenhangen. 47 ,,'Pii~" etwa bei Th. S. 6,9, S. 236 oder Mir. Dem. 2,4,231, S. 2C9; "q;ui,uQXo;" bei Th. S. 7,4, 5.252· "Dux" bei Fredegar 4,68, S. 238 und 4, 72, 5.242; die in spaterer Zeit ubliche Ubersetzung rnit ,Herzog' ware hier ebenso wie bei den rornischen Feldherren gleichen Titels vollig irrehihrend. Vgl. auch Jadran Ferluga, Archon. Ein Beitrag z ur Untersuchung der sudslavischen Herrschertitel im 9. und rc.jh. im Lichte der byzantinischen Quellen. N. Kampf]. Wol!asch (hg.), Tradition als hisrorische Kraft (Berlin/New York 1982) 254-66. ,8 Siege 371; vgl. den Kornrncntar der Herausgeber.
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2. I .
, Theophanes 6c5c, S. 232; Malalas 489. Dazu auch Victor Tonnensis 563, 2. SzK 62 daticrt die Ankunft dcr "geschopften Gesandrcn" auf Ende 5571 Anfang 558, Stein, BasEmpire 2, 542 genauer auf den Januar 558, da vorher ein Ereignis des Dezember 557, nachher des Februar 558 steht. In der Litcratur hat sich 558 durchgesctzt. Nur Blockley wiirde aufgrurrd der Menander-Stellc (s. u. A. 3) lieber i 59/6c setzen, was bum iiberzeugt.
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/snmerleungen
Agarhias I, 3, S. 13· EL 442; 5, I, S. 48 bzw. fro 4· 4 V gL Kollautz/Miyakawa I, 155. 5 Stein, Bas-Empire 2, 542 meint, die Gesandtschafr yon 558 sei noch nicht die Kandichs gewesen. Doch bezeichnet Menander den Kandich ausdriicklich als ersten awarischen Gesandten, was blof Doblhofers Ubersetzung untcrschlagr. 6 Menander EL 442; 5, I, S. 48 bzw. fr. 4. 7 Menander EL 442 f.; 5, 2, S. 50 bzw. fr. 5· 8 Prokops "De aedificiis" enthalt eine genaue, wenn auch vielleicht zu optimistische Aufstellung der Festungsbauten justinians. Uber die Ausgrabungcn Vetters, Dacia ripensis 49ff.; Popovic, Temoins 469ff.; vg!' Kap. 4.7. Zu den Barbareneinfallen Ensslin, Slaveneinfalle 697ff.; Lemerle, Invasions 284ff.; Besevliev, Bulg. G. 9 r H., Velkov, Donaulimes 160; S. A. Ivanov, Oborona balkanskich provincij Vizantij i proniknovenje .varvarov' na Balkanach v pervoj polovine VI v. (DieVerteidigung der balkanischen Provinzen yon Byzanz und das Eindringen der ,Barbaren' auf dem Balkan wahrend der erst en Hallte des 6.Jhs.). Vizantijski Vremmenik 45 (1984) 35-53. Allgemein Rubin, Zeitalter Justinians. 9 Velkov, Donaulimes 154; Schreiner, Stadte 64· <0 Anekdota 18, S. 157 bzw, S. 20f . Moglicherweise wurden diese Satze gerade 558/59 verfaiit; dazu Hunger, Literatur 293. Mit dem Hinweis auf die alltaglichen Einfalle der "Bulgaren, Anten und Sklavenen" und der resignierenden Erinnerung an friihere Glorie schlieGt auch Jordanes' "Historia Rornana" (388, S. 52)' U Berthold Rubin, Der Furst der Darnonen. BZ 44 (1951) 469-81. "Agathias 5, 14, S. 180. 13 Menander EL 442; 5, I, S. 48 bzw. fro 4; vg!' Kap. 6.10. 14 Das zcigen etwa die Ausgrabungen in Ratiarial Arcer; vgl, Velkov, Donaulimes 153; allg. Dietrich Claude, Die byzantinische Stadt im 6. Jahrhundert (Miinchen 1969). 15 Velizar Velkov, Les campagnes et la population rurale en Thrace au IVe- VIe siecle. Byzantinobulgarica I (1962) 31-60; ders., Thrace 58 ff.; Tapkova-Zaimova, Rapports 68. 16 Dazu jungst Henning, Siidosteuropa 35 und 108H. Den Hinweis auf das 1987 erschienene Werk iiber die Agrargeschichte Siidosteuropas verdanke ich Johannes Koder, Wien. 17 Samuel Szadeczky-Kardoss, Scamarae. RE Suppl. II (1968) 1239-42; Kopstein, 7·J ahrhundert 29off.; Gomolka, Bemerkungen 32 ff. I~ Grundlegend ki.inftig Jean Durliar, La peste du VIe siccle. Pour un nouvelle examen des sources byzantines, Les hommes et les richesses I, Monographies de Travaux et Memoires, irn Druck (freundlicher Hinweis von Johannes Koder, Wien). Allgemein zum Zusamenhang von Seuchen, Demographie und "mikrobieller Vereinheitlichung der Welt" Emanuel LeRoy Ladurie, Die Tragodie des Gleichgewichts. Seuchen, Kriege und moderner Staat. Ulrich Raulff (hg.), Yom Umschreiben der Ceschichte (Berlin 1986) 29-44. .Klassischc' Seuchenberichte des 6. J ahrhunderts bieten etwa Prokop, BP 2, 22, S. 2 50ff.; Agathias 5, 10, S. 175£. und die Miracula Demetrii I, 3, S. 75ff.; vg!. auch Stein, BasEmpire 2, 758; allgemein zum Einfluf der demographischen Entwicklung auf dem Balkan Lemerle, Recueils 2, 178f. 19 Johannes Lydus, De magistratibus populi Romani 3, 70, hg. R. Wuensch (Ndr, Stuttgart 1967) 162. 20 Prokop, Anekdota I I, S. 76 f.; Hartmann, Italien 2, 109. 2' Th. S. 7>3, S. 249f. 22 Das betont Ditten, Bedeutung 94: Der Unwillcn der Einheimischen bedeute noch keine massenhaite Solidarisierung rnit den Barbaren. Ahnlich J. Moorhead, Italian Loyalties During Justinian's Gothic War. Byzantion 53 (1983) 575-96, der aus Prokops Kriegsbericht schlieiit, daf die romische Bevolkerung auf Justinians Scite stand. Freilich ist auch der Biickwinkel der Quelle zu beachten. Besser gestellte Burger hatten sicherlich meist mehr Grund, die rornische Herrschaft vorzuziehen.
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2.2.
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2.2.
, Vgl. Wolfram, Goten 5; ders., Ethncgenesen 99ff. Zurn Gebrauch des Skythennamens auch Moravcsik, Byz. turcica I, 26ff.; Czegledy, East to West 43 und Kap. 1.2. 2 Agathias 5, II, S. 177. Vgl. Moravcsik, Byz. turcica I, 29. ) Prokop, BG 4, 5, S. 744· " Prokop, BG 4, 5, S. 7)6. Vgl. Moravcsik, Eyz. turcica I, 307i Marquart, Streifziige 356. 6 So Czegledy, Zacharias 139ff. Zur Quellenkritik auch Marquart, Eransahr 120f.; Kollautz, Abdelai 88 rnit weiterer Lit.: K. Wegenast, RE Suppl, 9, 2(1967) 2212-16; Karaya nnopoulos/Weif 2, 2677 Grundlegend bis heutc u. a. die Werke Marquarts, besonders die "Osteuropaischen und ostasiatischen Streifziigc", sowie Moravcsik's zweibandige "Byzantinoturcica", die cine Quellenkunde und eine Liste der Belegstellen samtlicher turksprachlicher Namen in griechischen Quellen bieten; in neuerer Zeit haben sich etwa Czegledy, Golden, Altheim, Szadeczky- Kardoss, Haussig und Pritsak rnit den Quellen uber die Steppenvolker des 6. Jahrhunderts befaGt. 3 Dber einige [riihe Namen dieser Art Maenchen-Helfen, Hunnen 298f. 9 Theophanes 6171, S. 357; s. u. Kap. 7.6. 10 Zusammenfassend Besevliev, Bulg. G. 76 ff., rnit Quellenangaben. r r Wenn man die Bulgaren des 6. Jahrhundens auch Hunnen nannte, sagt das nichts uber ihr Verhaltnis zu den Artila-Sohnen oder den Kutriguren aus und belegt schon gar nicht, daG es sich urn dassdbe Yolk handelte. Urn das festzustellen, ist es nicht notwendig, Prokop zu unterstellen, er habe wider besseres Wissen den Bulgarennamen verschwiegen, wie es Bescvliev, Bulg. G. 83 f. tut. r z Getica 5, }8 und 5°,264. '3 Die bulgarische Fursrenliste (vgl. Kap. 7.6.), hg. bei Moravcsik, Byz. turcica 2, 296£.; deutsch bei Alrheim, Hunnen I, 16ff.; Besevliev, Bulg. G. 481ff. '4 Prisk os fr. 30, Bornmann 93, Doblhofer 70f.; der Ogurcn-Name ist in den Form Ourogoi iiberlieiert. Allg. A. Mohay, Priskos' Fragment iiber die Wanderungen der Steppenvolker. Acta Orient. Hung. 24 (1976) 125-40. Zu den Akatziren vg!. Priskos fr. 8, Bornmann 52; Otto Maenchen-Helfen, Akatirs. CAJ 21 (1966) 275-86; W. B. Henning, A Farewell to the Khagan of the Aq-Aqataran. BSOAS 14 (1962) 506£.; Czegledy, East to West 98 (mit A. 40). '5 BG 4, 4, S. 734ff. 16 Menander EL 4Pf.; 10,4, S. 124 bzw. fro 21; Moravcsik, Onoguren 62; SzadeczkyKardoss, Onoguroi 902 f.; ders., Kutriguroi 5 17; ders., U goroi, 848, jeweils mit Quellenangaben. ; J. R. Dzafarow, Onogur'i Bisantijskich pissatelj i chajlandur'i elise. Vizantijski Vremennik 41 (1980) 153-62. '7 Prokop, BG 4, 4, S. 734 H. IS Yon den Akatziren, die sonst in seiner Zeit nicht mehr genannt werden, wuGte Jordanes vielleicht aus Priskos, aus dessen Werk er einige Erganzungcn zur Vorlage Cassiodors schopfte (freundliche Mitteilung yon Johann Weiilcnsteiner, Wien). VgL auch Marquart, Streifzuge XXI If. Jordanes wiederum diente als Vorlage fur den Geographen von Ravenna, der urn oder nach 700 die Akatziren mit den Chasarcn seiner Epoche identitizierte - Anon. Ravennatis 4, I, S. 44. Das bedeutet narurlich nicht, dag die heiden Volker tatsachlich verwandt waren. '9 Cetica 5, 35 ff. Vielleicht ist die Nachricht yon der Riickwanderung gerade der gemeinsamc Nenner zwischen Goren und Hunuguren, was den fehlenden Dbcrgang erklar en wiirde. 20 Zur Interpretation der syrischen Namen siehe Marquart, Strcifzuge 356; CzeglCdy, Zacharias I 37. z r Sinor, Introduction 268; Moravcsik, Onoguren 80; Besevliev, Bulg. G. 148; Zollner, Namensgut 250; Geza Feher, Bulgarisch-ungarische Beziehungen in den V. - IX. Jahrhun-
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Anmerkn.ngcn
derten (Budapest 1929:: 24-46; weirere Literarur bci Szadeczky-Kardoss, Kutriguroi 519f. Menges, Rezension zu Golden, Studies 57 siehr die Oguren als Voriahren der Bulgaren. Hellmann, Neue Krane 367; Haussig, Stcppenvolker 238 sieht die Bulgaren als Iuhrend en Clan der Onoguren; ahnlich z um Teil Czegledy, East to West IC) (abcr auch als "alternative name"). Beidc Dcurungen vereint Alrhcim, Hunnen 1,255, [iir den "die Onogur unter Fiihrung der Bulgaren den Kern der Protobulgarcn bilden". Weitere Lit. bei Ditten, Protobulgarcn 64 f. 'j Das bemerkt auch Diuen, Protobulgaren 64, der die Verwandtschaft zwischen Kutriguren und (Proto- )bulgaren als "Reflex" einer spateren Zugehorigkeit bcrrachtet. '4 Menander EL 170; 2, S. 42 bzw. [r, 3. '5 Prokop, BG 4, ), 736. ,6 Czegledy, East to West 36f. und 103; Golden, Studies I, 29 A. 53; ahnlich schon Nemeth und Moravcsik. 'i Priskos fr. 30, Bornmann 93; Menander EL 4Pt'.; 10, 4, S. 124 bzw. Ir. 21. Selbsr wenn sie wahrscheinlich einen turkischen Dialekt sprachen, wie Golden, Studies I, 21 meint (ebenso Czegledy, East to West 40), sollte das yon der historischen Analyse und Benennung sorgfaltig unterschicden werden. Gegen die ti.irkische Zuordnung jedoch Menges, Rezension zu Golden, Studies 56; weitcre Literatur bei Szadeczky-Kardoss, Onoguroi 905. Der entgegengesetzte Versuch, die Verwandtschaft zwischen Oguren und den rnit dem Suffix ,-gur' benannten Volkern uberhaupt zu bestreiren, i.iberzeugt zumindest his torisch nicht - Pais, Ogur 361-373; Ahnlich Elerner M06r, Die Bezeichnungen der Ungarn in den Quellen des IX. und X. [ahrhunderts. UAJB 31 (1959) 220. ,8 Marquart, Streiizuge 27ff. Verschiedene Eintcilungen dieser Namen bei Marquart, Streifziige 44f.; ders., Analekten 89; ders., Chronologie 21 ff.;Julius Nemeth, On ogur, het magyar, dennirnogyer. Magyar Nyelv 17, 205-07 leiter die Ungarn yon den Onoguren ab; dazu Moravcsik, Onoguren 8df.; ders., Byz. turcica 1, 65ff.; Haussig, Exkurs 363f.; Kollautz/Miyakawa I, 141; SzadeczkyKardoss, Onoguroi 902 ff.; ders., Ugoroi 847 [f.; Barthold, Turcs 25; E. G. Pulleyblank, Some Remarks on the Toquz Oghuz Problem. UAJB :8 (1956) 35-42; J. Hamilton, Toquz-Oguz et On-Uygur, Journal Asiatique 250 (1962); P. B. Golden, The Migration of the Oguz. Archivum Ottornanicum 4 (1972) 4584; Louis Ligeti, A magyarsag osrorrete (Budapest 1949) 47· '9 Thomsen, Inschrifren 140, 150, [54,170. Czegledy, East to West r rc siehr diese On oq als untcrworfenen Teil des groBen ogurischen Volksvcrbandes; doch ware es gezwungen, sie etwa mit den Onoguren zu verbinden. Das Beispiel zeigt gerade die Flexibilitat der Zugehorigkeiten. p East to West 36-40 und 109 ff. Die T'ie-lch identifiziert das Wei-schu mil den Ti-Ii der Han-Zeit, unter dcnen wiederum Yuan-he genannt werden, was Czegledy dem nirkischen Ongur/Onoguren gleichsetzr. Danach auch Angelov/Ovcarov, Slawen 63; Juhasz, Tjurko- balgari 84 mit der vollig uberzogenen SchluBfolgerung, daB man schon im 2. Jahnausend vor Christus an der chinesischen Nordgrenz e von .Turko-Bulgaren " sprechen konne, Vgl. dazu die Rezension Yon V. Cjuzclev, in: Mitteilungen d. bulgar. Forschungsinstitutes in Osterreich 1/8 (1986) 219 f. Auch die archaologischen Argumente, die Ovcarov, Protobulgaren 173 fur die Identifizierung der Tastiker-Kultur des Altai der ersten jahrhunderte 11. Chr. mir den Ogur-Bulgaren auizahlt, sind erhnisch irrelevant, da sie bei den Sreppenvolkern verbreitete Phanornene (Tangrisrnus, Runenschrift, Pfcrdebestattung erc.) berreffen. Abgesehen von solchen Uberinrerpretationen, laBt sich die Argurnentationskette Czegledys durch historische Uberlegungen stutzen ; doch bleibt sie hypotherisch. Auch wenn man die Namensglcichheit akzepticrt, ist der weirergehende SchluB auf Idenritat der Volker nicht zwingend (vgL kiinftig Pohl, Verlaufsformen). Eine solche Identitat gleich jahrrausende ruckzuprojizieren, widerspricht allen Einsichren der 22
Ethnosoziologie.
SO etwa im Theophylakt-Exkurs, vgl. Kap. 2.3. In eine andere Richtung dachte zulerzr auch Haussig, Bedeutung 97t., fur den Oguren/Oguzen kein bestimmtes Yolk benennt, sondern eine allgemeine Fremdbezeichnung fur turkische T\omadcnstamm~ lv'littd- und Nordasiens W,lf. Diese Auffassung erklart JI
l'
Kupit el s .j,
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;llicrdi~lgs noch nichr, warum dcr Name aennoch bestimmte Gruppen von andcren unt erscheiden konnre. Jj Chavannes, Documents 56. Zur Etymologie G. Nemeth, Hunnen, Bulgaren, Magyarcn (ungar.). Budapesti Szernlc 195 (1924) 174; Golden, Studies 1,29 rnit A. 53; Haussig, Exkurs 36); Kollautz/Miyakawa I, 14 I; Sinor, Introduction 267 f.; Pritsak, Starnrnesriamen 74; weitere Literatur bei Szadeczky-Kardoss. Onoguroi 9c5 L, yon ,ogur' im Sinn von ,begegnen, sarnmeln' dagegen Pais, Ogur 361 ff.: andere Ableitungen auch bei Marquart, Streifzuge 44.\4 Laszlo, Etudes 291; B6na, Volkerwanderungszeitforschung 291; Wiita, Ethnika I) 7;5 Eine stehende Formel der Orchon-Inschrifren, vgl. Thomsen, Inschriften 140. . j6 Pritsak, Slavs )61 betont den rein rnilirarischen Charakter der .ogur/oguz'<Einheiren, die unter demselben Namen in verschiedencn Steppenreichcn vorkornmen konnen: Es gab etwa tiirkische, uigurische .Toquz-Oguz' usw. Doch unterschatz t er die Dynamik der Erhnisierung, die aus solchen ,Divisionen' bald neue .Volker' rnachtc. ;7 Dazu, rnit spateren Parallelen, wie oben sowie Karoly Czegledy, On the Numerical Composition or' the Ancient Turkish Tribal Confederations. Acta Orient. Hung. 25 (1972) 275-8 I; Pritsak, Slavs )63. Die Zahl der pfeile gab allerdings wohl nicht die GroGe des Srammes an; bei 10000 Mann pro ,oguz' muGten ja die Utur-gur nach Pritsaks Berechnung )CCCCOMann gezahlt haben. Vielleichr verwies sie auf eine urspriingliche Rangordnung unter den Befehlshabern - auch in awarischen Grabern wird der Rang vielleicht durch die Zahl der Pfcile angezeigt (vgl. Kap, 6.4.). Eine andere, aber wenig rezipierte Deutung des Kutriguren-Namens (,Volk yon glucklicher Abkunfr') bot Altheim, Hunnen I, 16. Einc Etyrnologie des Bulgarennamens als .Fiinf Starnme' schlug Togan, Ibn Fadlan 147 vor; dazu muB man allerdings teils betrachtliche dialektale Abweichungen annehrnen. Verbrciteter ist die Interpretation des Bulgarennamens irn Sinn von ,Mischling', vgl. Tomasch ek, Bulgares. RE 3 (1897) i oaoff.: Besevliev, Bulg. G. 317. J. Nemeth, Die Bedeutung des bulgarischen Volksnamens. Studia in honorem V. Besevliev (Sofia 1978) 68-71 schlug .Rebell, Aufwiegler" vor, In beiden Fallen waren die Bulgaren Emporkomrnlinge der nornadischen Adelsgesellschaft. Unwahrscheinlich die Herleirung aus dern lateinischen ,vulgares' bei Heinrich Kunstmann, Dber den Namen der Bulgaren. WdS 28 (1983) 12.23S. Skeptisch gcgcnuber den bisherigen Deurungen ist Sinor, Introduction 269: .Les tentatives pourtant nornbreuses de donner une etymologie du nom des Boulgars apparaiss ent comme de l'enfantillage." Eine scheinbar paradoxe Varianre vertrat ubrigens der bekan nte Zeicgenosse Isidor yon Sevilla (Etymologiae 9, 4, 28): Er leitete "Burgari" Yon "burgus" ab. J' Timpe, Begriffsbildung 33. .\9 Vgl. kunftig Pohl, Verlaufsformen, Symposion Zwertl 1986. 0 4 5,25, S. 19M. Vgl. Kap, 2.1. 4' Vgl. dazu Kap. 7-6.
Kapitel z.j. , VgL Hannestad, Relations, bes. 446f. Zurn Seidenhandel Stein, Bas-Empire 2, 769ff. und Kap. 2.6. Zu Kosmas Hunger, Literatur 528 f.; Karayannopoulos/Weif .2,297t.; Franz Georg Maier, Die Verwandlung der Mittelmeerwelt. Fischer-Weltgeschichte 9 (Frankfurt 1968) 190. Ghirshman, Les Chiouires-Hephthalites (Kairo 1948); Kollautz, Abdclai 88 f[.; Kollaurz/Miyakawa I, 56ff.; Franke, Chines. Reich 2, z jc f.: Franz Alrhcim/Ruth Stiehl, Die Hephthaliren. Alrheim, Hunnen I, 31-56. Als cine warchonitische Dynastie sieht Cz egledy die Hephthaliren: East to West 33 f. und ders., Zur Geschichte der Hephthaliten. Harrnatta, Hecateus. 3 Wann genau das Hephthalitcnrcich fiel, iSI ungewiil. Kollaurz, Abdelai 122 meint, die Turken hatten erst 565 angegriffen; doch ist das sicher zu Spat, da nacn Mcnander die Flucht der Awaren schon in die Kriegszeit fiel (Menander, Blockley 4, 2, 44-46). Chavannes, Documents, setzt das Kriegsende zwischen 56) und 567; dag(~gcn fhnncstad, 2
s.
31-..f
Anmerkungen
Relations "45 A. 2, hir sparesrens 561. Die ictzre Cesandtschah der Yc-ra/Hephthalitcn Chines. Reich 2, 233 f. In letzter Zeit wird der Fall ihrcs Reiches fruh datierr: .\.1. Grignaschi, La chute de l'ernpire hephthalite dans les sources byzantines er le problerne des Avares. Harmatta, Hccateus (fur zwei Kricgsziige 555 und 556/57); Czegledy, East to West 38 (557); ahnlich schon Adolf Lippold, Hephthalirai. RE Suppl. 14 (1974) 137- Allerdings kampfren auch die Perser im Bund nut den Tiirken ; ihren Sicg uber die Hephrhaliten durften die Perscr erst nach dem Friedensschluf mit Byzanz (En de 56[) errungen haben, vgl. G. Widengren, Chusrau Anosurvan, les Hephthalites et les peuples tures. Orientalia Suecana J (19)2) 72 ff. Damit lieEe sich das Kriegsende aui 562/63 serzen, was auch gut zur darauffolgenden tiirkischen Gesandtsehaft van 562/63 passen wiirde (vgl. Kap. 2.6.). AUg. zu den Ereignissen auch Kollautz/Miyakawa I, 133 ff.; Haussig, Zentralasien 161 ff.; David Bivar, Die Sassaniden und die Turken in Zentralasien. Hambly, Zentralasien 71; Altheim, Hunnen r , 31 ff.; Grousset, Steppenvolker 13 I. 4 Menander EL 452; r o, J, S. J 16 bzw. fr. 18, Doblhofer J 35· S Menander EL 204f.; 19, I, S. 174 bzw. fro 43. Zu Turxanthos s. Kap. 2.6. 6 Menander EL 4)2; 10, I, S. 1[4-[6 bzw. fro 18. Maniach verwaltete als Tributarfiirst der Ti.irken die ehernals hephthaiitische Sogdiane. 7 Th. S. 1,5, S. 50, Schreiner 50. 8 Th. S. 7>7, S. 256. 9 Theod. Synk. 5,15 f., Makk 14. Siehe Kap. 3.5. " Blockley 4, 2, S. 44-46. r z Siehe Kap. 3.5. Vgl. Kap. 2.2.; Priskos fro 30, Bornmann 93. '4 Suidas I, S. jf. s. v. Abaris; EL 586; Priskos fro 30a, Bornmann 94. Die Echthcit des Einschubs ist bezweifelt worden, erwa lieE ihn der Ubersetzer Doblhofer, 70f., aus. Doch schon Moravcsik, Onoguren 54ff. zeigte, daE die beiden Bruchsti.icke zusammengehoren, 's Zum Greifen-Myrhos vgl. Kap. 2.5. ,6 Haussig, Exkurs 384; Franz Alrheim, Turkstudien. La Nouvelle Clio 4 (1952) 36-43; dagegen OttO Veh, Untersuchungen zu dern byzantinischen Hisroriker Theophylaktos Simokactes. Programm des Gymnasiums Furth (1956/57) 7; skeptisch Hunger, Literatur 313; vgl. Schreiner 34e, A. 950. Auf 598 setzt den Briei Czegledy, East to West 107, also in den Zusammcnhang des bei Theophylakt gerade geschilderten Kriegsjahres, das er nach Labuda (vgl. Kap. 5.1.) datiert. Der Hauptteil des Siegesberichtes stammt laut Haussig, Exkurs 276 aJJerdings nichr aus dem Brief, sondern aus der sparer erwahnren mi.indlichen Borschait nach dern Turum-Aulstand. Dazu kririsch Dolger in seiner Rezension, BZ 48 (1955) [85f. Auch [ur Czcglcdy, East to West 108 schopfr der Exkurs vor allern aus dern Brief. Fi.ir die Awarenfrage ist dieses Problem nicht entscheidend. 17 Haussig, Exkurs 3JC. 18 Zur Darierung diescs Aufsrandes auf 583 sichc Haussig, Exkurs 37911 '9 Franke, Chines. Reich 3, 29Zff. mit Literatur ; Haussig, Exkurs 389ff.; Czegledy, East to West [07. '0 Menander EL <152f.; r c, 4, S. [24 bzw. if. 2 r ; zum Til vgl. Kap. 2.4.; zur Lokalisierung der Choliarcn nordlich des Syr Darja Czegledy, East to West 115. z Th. S. 7, 7, S. 257, Schreiner 186 bzw. Haussig, Exkurs 287. Th. S. 7,8, S. 259, Schreiner 187traf 558 in China ein - Pei Shi 97, Franke,
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Kapirel 2+ DaE sic erst an z weiter Stelle genannt werden, verwundert nicht; die beiden Volkerlisten der Orchon- Inschrifren gehen auch geographisch vor, vgl. Haussig, Exkurs 330 und 372. Dabei werden die Himmelsrichtungcn im Uhrzeigersinn erwahnr. Freilich ist das, trotz Haussigs Bemi.ihungen, fi.ir cine Lokalisierung echter oder .falscher' Awaren bum I
Kapiiel
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345
auszuwertcn ; die Byzanriner vcrstandcn unter dem TiJ wohl die Wolga, wo sie auch Oguren kanntcn (Menander El 452f.; [0,4, S. 124 bzw. fro 21). Dieselbe Identifikation
vertritt Czeglcdy, East to West 118. Doch karn der Name vielJeicht ebenso weiter ostlich vor; Alfoldi, Awarenfunde 292 denkr mit Marquart und Chavannes an Orchon oder Tola, Haussig, Hcrkunft 344 f. rnochte irn Til den Tarim sehen; dagegen Samolin, Rezension zu Haussig, Exkurs. Central Asiatic Journal 2 (1956) 315; Haussig, Bedeutung 96 schlagt den Don vor, Vgl. dagegen Szadeczky- Kardoss, Ugoroi 848; weitere Lit. bei Moravcsik, Byz. turcica 2, 79. Wahrscheinlich ist die Angabe .am Til ohnehin ein Zusatz Theophylakts, der von Menander wuEte, dlE an der Wolga Oguren wohnten. Ob die Siegesmeldung sich auf die um 567 iiberwundcncn Wolga-Oguren oder etwa, wie Czegledy rneint, auf die T'ie-Ieh der Mongolei, die ersten Opfer der ti.irkischen Expansion, bezieht, ist kaum ZlI klaren. , Herodot 4,36. Ob auch einer der Stamrrie der Parther, die "Aparnoi", in diese Namens-Genealogie gehort, ist umstritten; Haussig (Herkunft 329 ff.) faEt das als Variante des Awarennamens auf. In jedcm Fall stamrnt dicser ebenso wie der des awarischen Gesandten Targitios (vg!. Kap. 6.5.) aus der skythische Vorzeit. ) Sui-schu, Liu Mau- Tsai 51. 4 Liu Mau-Tsai lO8 und 558 A. 555. S Vgl. Haussig, Exkurs }pf. Ublicherwcise werden in ihnen Reste der Juan-juan gesehen - Franke, Chines. Reich 3, 291 F.; Liu Mau-Tsai 527 A. 273· 6 Althcim, Hunnen r , :8 identifizicrt dieses mit Nisapur innerhalb des Perserreiches. 7 Johannes 6, 7; Alrheirn, Hunrien z , 27. Michael Syrus hat statrdesscn .Tiirken", 10, [0, S. 3 I 5· Doch dcr Syrer bezcichnere auch die rom ischen Kaiser bis Justin II. nach der Terminologie seiner Zeit als "Franken" (2, 3[6), und die Tiirken waren ihm zum Un terschied 'Ion den Awaren vertraut. Kollautz , Abdelai 89 bezieht die Stelle, allerdings 0 hne weitere Indizien, auf die (damals schon geschlagencn) Hephthaliten. 8 Th. S. 1,8, S. 54, Schreiner )2. Das muE nichr heiEen, daE er Ti.irke war, wie Schreiner 250, A. II} meint. 9 Corippus, Laud. Iustini 3, 277-283; die Stelle ist zwar topisch gcfarbt, wenn ctwa Yon der Uberschreitung des zugcfrorcncn Euphrat die Rcdc ist; doeb behandclt del' Pane gyricus immerhin aktuelle Ereignisse. Wieder isr eine genaue Zuordnung, wie sie Kollautz/ Miyakawa I, 158 und danach Srache, Kommentar 447f. versuchen (vg!. Kap, 2.8. ), kaum zu treffen; es geht darum, wo die Zeirgenossen der awarischen Wanderung Awaren lokalisierten.
V. A. Kuz.netsov, The Avars in the Nart Epos of the Ossets. Acta Orient. Hung. 38 (1984) 165-69, dcr die Nachricht - nichr ganz i.iberzeugend - auf den Durchzug der BaianAwaren bezieht; ebenso Erdelvi, Pannoniai Husvet [7. Darin stcckt wohl etwas von der Verheiilung des Awarennamcns, die sich bei Theophyiakt spiegelt. Zu den kaukasischen Awaren vgl. Haussig, Zentralasien 162; Marquart, Komanen 74ff.; Emanuel Sarkisyanz, Geschichte der orientalischen Volker RuElands bis 1917 (Miinchen 1961) 128-30; Karoly Cz egledy, Kaukazusi hunok, kaukazusi avarok. Studia antiqua 2 (1955) 121-40. Gegen eine Verwandtschafr rnit den europaischen Awaren Beck, Awaren 527 (rnir weiterer Lit. ). Noeh 1955 lebten 240000 Awaren im kaukasischen Daghestan, vgl. H. Carrere d'Encausse/ A. Benningren, Avarcs. Encyclopedic de l'Islam, NouvelJe Edition 1 (1960) 777f. r Vgl. Kap. 2.2. "Vgl. Czegledy, East to West rcz ; Franke, Chines. Reich 3, 289; Kollaurz/Miyakawa I, 105. IJ Maenchen-Helfen, Hunnen 287; Haussig, Zentralasien 141 f. q Suidas 2, 634 s. v. himonia. IS Haussig, Exkurs j ze A. 126; ders., Herkunlr }f.; dazu Schreiner 343 A. 966; Czegledy, East to West 93. 16 Haussig, Exkurs ; Sarnolin, Rezension (wie A. I) 314; Cz egledy, East to West 93ff.; siehe unten. '7 Nemeth, Honfoglal6 103; Aifoidi, Awareniunde 192. Zur Frage der mongolischen oder nirkischen Zugehorigkeit der Awaren vgl. Kap. 6. I r , IS Marquart, Eransahr 52; danach Macartney, Sources 268. 10
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}{'lpitei2·5·
346 Fiir die Abstammung von den Juan-juan Deguignes, Histoire Gcncrale des Huns, des Turcs, des Mongols et des autres Tartares occidcntaux (Paris 1756) 1,352; Nemeth, Honfoglal6 102 ff.; Alfoldi, Awarentunde 240 f£.; Kollautz/Miyakawa I, 13 ff.; Cz egledy, East to W'est 107H.; Chavannes, Documents 229ff.; danach untcr ander em Stein, Bas-Empire 2, 541; Runciman, Empire 10; Zollner, Namensgut 250; Deer, Untergang 735; Grousset, S.teppcnvalker 245; G. Verriadsky, Ancient Russia (New Haven 1946) 178; Rusu, Populations 2C. " Zuerst E. Norden, Die germanische Urgeschichte in Tacitus' Germania (Leipzig 1923) 422f. Danach Alfoldi, Awarenfunde 290; ahnlich Franke, Chines. Reich 3, 289; Czegledy, East to West 117; Schreiner 344, A. 968; Erdclyi, Pannoniai Husvet 12. z r V g!' Pritsak, Stammesnamen 5I; Heissig, Gruppenbildung 29 f. " Erstmals bei Schaeder, veroffcntlicht bei Franke, Chines. Reich 3, 289ff.; Grousset, Steppenvolker 246; Kollautz!Miyakawa I, 145. Analog zu den Kermichionen (vg!' Kap.2.6. A.I) wurden die Warchoniten als (Ajvar- Chion(it)en aufgefailt. ,Kerm' aber heiilt - nach Marquart, Komanen 50 - im Iranischen ,Wurm'. Uchida und nach ihm Kollautz/Miyakawa I, 145 identifizieren daher Warchoniten und Kermichionen. Doch ist es klar, dail die byzantinischen Quellen unter den Kermichionen die Tiirken verstchen ; eine warchonitische Gesandtschaft harte kaum den Kaiser aufgefordert, die warchonitischen Awaren nicht aufzunehmen (vgl. Kap.6.2.). Zudem ist die Etymologie ,karmir chyon'/rote Hunnen (nach Bailey, vg!' Kollautz, Abdelai 94; Macartney, Sources 271; Czcgledy, East to West 77) plausibler; auch yon ,weiilen Hunncn' isr ja oiters die Rede, und verschiedene Volksteile wurden oft durch Farbnamen voneinander abgesetzt, vgl. Kononov, Terminology 62; Ilse Laude-Cirrautas, Dcr Gebrauch der Farbbezeichnungen in den Tiirkdialekten (Wiesbaden 196 I). 2) Wei-Annalen 103, Franke, Chines. Reich 3, 291. Selbst wenn in "Kermichionen" ein Wurmname steckt, handelt es sich ebenfalls urn eine Fremdbezeichnung. In Baktrien und der Sogdiane ist am ehesten auch eine einheimische ,Wurm-Tradition' failbar (dort begegnet auch der Chioniten- Name). Das spatsassanidische .Karriamagh' ubcrlieferr sogar einen Titel "Herr des \Vurmes" (dazu Haussig, Exkurs FO; ders., Herkunft 37ff. mit ausfiihrlicher Erorterung der Problematik; vg!. E. G. Pulleyblank, Chinese and Indo-Europeans. JRAS 1966, 9-39). Sollten damals anderswo ebenfalls die Wurmnamen gebliiht haben vielleichr auch als Wonspiel mit dem tiirkischen Emblerntier ,qurt'/Wolf, wie Franke 3, 29 I vermutet -, so ware das zumindest kein Beweis hir die Identifikation von Warchoniten und europaischen Awaren rnit den Juan-juan. 2{ Nemeth, Honfoglal6 105; danach Macartney, Sources 27C; Beck, Awaren 54 (mit weitercr Lit. ). '5 Ibn Fadlan 225. 26 Vgl. Kap. 6.1 I. '7 Artamonov, Istorija Hazar 65; L. N. Gumilcv, Trio izccznuvsicli naroda. Srranv i narodi vostoka 2 (Moskau 1961) IC7L Vgl. Averiarius, Awaren 234. Ahnlich schon Howorth, Avars 722 f. 28 Tomaschek, Avares 22.6+; ebenso Stadtmuller, Siidosteuropa 9C. '9 Zu den Oguren siehe Kap. 2.2. E. H. Parker, China, the Avars and the Franks. Asiatic Quarterly Review 3,13 (1902); danach Pritsak, Slavs 364. Dagegen schon Franke, Chines. Reich 3, 292. J' Marquart, Komanen 74: Macartney, Sources 266-75. )2 Siehe Kap. 2.3. Haussig, Exkurs ; dcr s., Losung ; ders., Herkunft; ders., Bedeutung; danach Altheim, Hunnen I, 85 f.; Erdelyi, Kunst 13; Grafenauer, Zgodovina 27C; vg!. Samolin, Rezension (wie A. I) 313-15 und ders., Notes. l{ Ebenso Czcgledy, East to West 93 ff.; Samolin, Rezension zu Haussig, Exkurs 3 1435 Haussig, Herkunfr 39f.; ders., Seidenstraile 162. Nicht ganz klar wird das Verhaltnis zu den ebenfalls warchonitischen Hephthaliten (dazu Exkurs 418). )6 Thomsen, Inschriften 149. F Bedeutung 98.
347
Menander El. 452; 10, J. S. 114-1(' bz :v. ir. IS: Menander El. 2041'.; 19, I, S. 574 bzw. [r. + 3; siehe Kap. 2·3· 39 East to West 97ff. 40 Zu seiner Oguren-Theoric vg!' Kap, 2.2. {' Tschou-schu, Liu Mau-Tsai r c ; \'gl. Hisayuki Miyakawa/ Arnulf Kollautz, Die Mongalei in der Epoche der Jou-jan (5. und 6.Jh.n.Chr.). CAJ 12 (1968/69) 181-208, bes. 208. 4' Haussig, Losung 192. J) Sui-schu 84; Liu Mau-Tsai 47. H Thomsen, Inschriften 17C. 45 Thomsen, Inschriften 142 und f47{6 Ebd. 168. 47 Ebd. 145. {s Sibirien 230. Ahnlich Prusak, Stammesnamen 54. 49 Hcissig, Gruppenbildung 30. jC Vgl. Pohl, Gepiden, bes. 260ff. und 292f., und Kap. 6.1 I. P Timpe, Begriffsbildung 36f. c z Vg!. kiinftig Pohl, Verlaufsformen; Wolfram, Uberlegungen. iJ Th. S. 7,8, S. 258f., Schreiner 187; als historisch wertet diesc Nachrichr Sz idcczkyKardoss, Sozialordnung 217. Solche Informationen waren hir die byzantinische Diplomatie grundlegend, und sie bezogen sich auf wohlbekannte Nachbarn. H Die Identifikation chinesischer und westlicher N amen aufgrund rein sprachlicher Kritcrien sollte allerdings Hypothese bleiben. 5i Pritsak, Stammesnamen 51. 56 Togan, Ibn Fadlan 274f. 57 Ein inrcressantes Detail ist allerdings, dail der Name des letzten groilen Khagans der Juan-juan, Ana-kuei, bei Anagai, dem Fursten der tiirkischen Utiguren urn 578, wieder auftaucht: Menander EL 204; 19, I, S. 172 bzw. fr. 43. Niche cinlcuchtend ist die nieht naher begriindete Ansicht yon H. Miyakawa/A. Kollautz, Das Grab der Prinzession Ch'
Kapitel 2.5. , Dsehaihani und Ibn Rusta, siehc Bartha, Hungarian Society IIC. Zah! der Awaren: Menander EL 452; 10, I, S. 114 bzw. fr. 18. Barbarenheere: \V'olfram, Goten 450. Rornische Heere: Agathias 5, 13, S. 179; Jones, Empire 2, 679ff. Stein, Studien 80 A. 4- Bci der Zahl der fliichtigcn Awaren hatten weder Tiirkcn noch Romer einen Anlail zu ubertreiben. j Siehe Kap, 6.5. 4 Priskos fr, 30, Bornmann 93. Zm Authentizitat vgl. Kap. 2.3· i Herodot 4, 13; 4, 27; 4, 79. "Die Nachahmung von Hcrodotos durch Priskos ... besteht darin, dail er die authentischen historischen Ereignisse verrnischte, ohne den wahrcn historischen Kern der Nachrichten verfalscht zu haben." Robert Benedict)" Zur Authentizita: cines Berichres des Priskos. JOB 13 (1964) 1-8. 6 Stephanos Byzantios, hg. Meineke 603 s. v . tarkynia. Vgl. Moravcsik, Onoguren 57; Ferdinandy, Reitervolker 18 I. 7 Suidas I, 3 f. s. v. Abaris. 8 Vgl. Kap. 8. r , 9 Yon einem awarischen .Heilsbild' spricht Werner, Vrap 5 I ff.; in der Friihzeit sei es dem Khagan vorbehalten gcwesen und hattc sich erst sparer verbrcitet, cr versucht auch 1
Anmerkungen
3-'18
sassanidische Einflusse zu erweisen. Skcprisch dazu Daim, Greif (Syrnposion Zwettl 1986); er hcbt hervor, daG nur in einem relariv kurzen Abschnitt des 8. Jahrhunderts der Greif bei den Awaren faflbar ist, und hebt den Einfluf byzantinischen Kunsthandwerks hervor. Dazu vgl. Kap. 7.8. Allgemein zurn Greif Brandenburg, Greif 95 1ff. Zu den "Beziehungen zwischen der Kunst der 'Tierdarstellungen der asiatischen Nomaden und ihren Ursprungsund Eroberungsmythcn" Andreas AlfOldi, Theriomorphe Weltbetrachtung in hochasiarisehen Kulturen. Archaolcgischer Anzeiger (1931) 393-4[8; Altheirn, Hunnen I, 1}0ff.; Eliade, Zalmoxis 162 f. 10 Den Awarennamen als Fremdbezeichnung sieht allerdings Haussig, Bedeutung 98; vgl. Kap. 2+ 11 Th. S. 7,8, S. 258f. " "Isti magias artibus instructi, diversas eis fantasias ostcnderunt et eos valde superant." Gregor v. Tours 4, 29, S. [61; vgl. Kap. 2.7. und Kap. 6.8. I) Mcnander EL 442f.; 5,2-3, S. 50 bzw. fr, 5. 14 2, S. 634 s. v. himonia. 15 Prisk os fr, 3o,.Bornmann 93; Theophanes 6013, S. 167 (der hier genannte Konig Zilgbi hat eine seltsarne Ahnlichkeit rnit dem tiirkischen Tirel Sizabulos/ZiebeIlSyr- Yabgu. Vgl. Kap. 2.6. und 7.6.); Kollautz/Miyakawa I, 153; Avenarius, Awarcn 46. 16 Sinor, Introduction 267; Besevliev, Bulg. G. 101; Kollautz/Miyakawa I, 15 I; Haussig, Exkurs 364; Avenarius, Awaren 46. Auf die Sabiren, wohl eher als auf die Awaren, beziehr sieh die Information des Victor Tonnensis a. 559,1, S. 204, daG "Ugni"/Hunnen Armenien angegriffen hitten. 17 Menander EL 463; IS, 6, S. 164 bzw. fr. 43. SO Marquart, Srreifzug« 46. ,~ Gcgen Marquarts Idenri iik.uion der Zalen mit den Barselt des Theophylakr-Exkurses (Th. S. 7, 8, S. 258) Haussig, Exkurs 362; cr Iokalisiert die Barselt am ]axartes/Syr Darja. Doch war die Berzilia sparer die Heimat der Chasaren am Westufer des Kaspischen Sees; vgl. Theophanes 6171, S. 358. Eine Quellenzusammenstellung rnit Kommentar gibt Golden, Studies r , 143-47. Zu Barselt und den hunnischcn "Bardores" Maenchen-Helfen, Hunnen 300, der auch auf die "Saloi" des Ptolemaios verweist, IS
ac Kutriguroi
518.
" Menander EL 457f.; [2,5, S. 136 bzw. Ir. 27z z Agathias 5,25, S. 196£. ') Siehe Kap. 3.2. z Menander EL 204; [9, I, S. 172 (vg!. S. 178) bzw. fro 43. Der Name des Konigs Anagai erinnerr auffallig an A-na- kuei, Khagan der Juan-juan, vgl. Kap. 2+ '5 Menander EL 206; 19, I, S. 174 bzw. fr. 43. Zwei Handschriften haben Uniguren, eine Utiguren; Blockley bevorzugt wie de Boor zum Unterschied yon Dindorf 87 die erstere Lesung, die auf Onoguren deutcn wi.irde; doch ist im Zusammenhang mit Anagai vori Utiguren die Rede, und der Unterwerfung der irn 6.Jahrhundert politisch recht bedeutU?fslosen Onoguren harte der Khagan sich wohl nicht genihmt. Siehe Kap. 7.6. '7 Siehe Kap. 6.12. ,~ EL 443; 5, ), S. 5c bzw. [r. 6. DaG die Anten damals iibcr ein Imperium von der Neige bis zum Don gebotcn, wie Dvornik, Making 278 rneint, ist kaum anzunehrnen. Zu ihrer Lokalisierung (an Dnjestr und Dnjepr) und zur Stellung des Mezamir vgl. Kap. 4.l. '9 Doblhofer 92. )0 Siehe Kap. 5.9. )1 So etwa bei Besevliev, Bulg. G. [C2; Stratos, Byzantium 1,31. Sogar bis jenseits des Don will Szadeczky-Kardoss, Wandlungen 269 die awarischen Grenzen ausdehnen.
Kupuet 2.6.
349
Kapirel 2.6. , [HG 4, 27Cb. Vg!' Kollautz , Abdelai 94f. Zu Theophanes Byzuntios Karayannopoulos/WeiG 2, 285. Allgemein i.iber die Tiirkcn des Friihrnittelalcers und ihre Sprache Barthold, Turcs; Grousset, Steppenvolker ; Hambly, Zentralasien 6 r H., K. H. Menges, The Turkic Languages and Peoples. An Introduction to Turkic Studies (Wiesbaden 1968); Annemaric v. Gabain, Aluiirkische Gramrnatik (Leipzig 2. Auf!. 1950); Louis Bazin (Hg.), Fundamenta Philologiac Turcicae, 2 Bde. (Aquis Mattiacis 1951-54); Tariat Tekin, A Grammar of Orkhon Turkic (Bloomington 1968); Louis Ligeti (Hg.), Srudia Turcica (Budapest 1971). z 6055, S. 239. ; So bei Stein, Bas-Empire 2,545; Altheirn, Hunncn 1,26, der seine Etymologie auf die wohl abgeleitete oder verschriebene Form .erm-' stiitzte und mit dem spateren bulgarischen Furstengeschlecht Ermi (vgl. Kap. 7.6. ) verband. Zur verfehlten Identifikation der Kermichionen rnit den Warchoniten siehe Kap. 2. 4. 4 Siehe Kap. 3· 3. 5 Zur dessen Darierung vgl. Kap. 2. 3. 6 Dazu siehe Kap. 2. 4.; man sollre auch .Kerrnichionen' und Tiirken nicht einfach identifizieren, wie das Haussig, Herkunft 37f. und Franke, Chines. Reich 3, 291 tun. Vgl. Czegiedy, East to West 877 Laud. Iustini 3, 390. Kollautz, Abdelai 95. g Tschou-schu 50, Liu Mau-Tsai 7f.; Franke, Chines. Reich 1, 241; Thomsen, Inschriften 122 ff. und 145; Menander EL 192-95; 10, 3, S. 119 ff. bzw. fr. 10, Blackley 262 A. 112; Th. S. 7,7, S. 257, Schreiner 186 (der Stembisehadas liesr) bzw. Haussig, Exkurs 282 (rnit der Lesung Srembischagan: dazu ders., Herkunfr 17).]e nachdem gibt das den Titel .Khagan' oder .Schad' wieder. Zur Interpretation von ,Sizabulos' als Titel Syr- Yabgu Haussig, Exkurs 374; Moravcsik, Byz. turcica 2, 275 f. Fur die Identifikation Istami-Sizabulos auch Macartney, Sources 270; Czegledy, East to West [07. Dagegen Haussig, Herkunft 29. Nach den arabischen Qucllen war es Singibu, der die Hephrhaliren iiberwunden harte (Alrheim, Hunncn 2, 160). Doeh war Syr- Yabgu offcnsicht!ich ein verbrcitcter Tirel bei den Khaganen des Westens, wie die Nennung eines Ziebel im 7.J ahrhundert zeigt (vgl. Kap.7. 6.). 9 Thomsen, Inschriften 145. r c Askel-Skultor als Name lsrarnis: Th. Noldeke, Gcschichte der Perser und Ar aber zur Zeit der Sasanidcn (Leiden 1879) 17; Kollautz, Abdelai 95; Togan, Ibn Fadlan [94 und 223; zum westriirkischcn Stamm dieses Namens, Yon dem der Beiname Askel fiir Istami herruhren konnte, Czcgledy, East to West 77 rnit A. 35 (rnit Lit. ). Ibn Fadlan traf im [0. [ahrhunden bei den Wolgabulgaren auf einen Wiirdentrager Asgil - Togan, Ibn radian 76; das entsprach einern bulgarischen Starnmesnamen, den Togan, ebd. 223 auf den tiirkischen Stamm zuriickfuhrt. Danach Czegledy, East to West n 84, Liu Mau- Tsai 44. z Thomsen, Inschriften 124; Franke, Chines. Reich 2, 241 und 245 f.; Liu Mau- Tsai II ff. mit Aufstellung der Gesandtschafren und Kriegsziige 402 ff.; eine Beschrcibung des ,Eisernen Tares' bei Grousset, Reise nach Westen 86. Menander EL 450-52; 10, I, S. I roff, bzw. ir. 18. Kritisch zur Tendenz dieser Anekdote allerdings Stein, Studien 18 f. 14 Kollaurz, Dokument 19. In arabischer Zeit brachte ein Ballen Seide 200 Silbcr-Dirhems ein, Altbeirn, Hunnen 2, 282. '5 Prokop, BG 4, 17, S. 844-46; Theophanes Byzantios, FHG 4, 270. A. Hennig, Die Einfiihrung der Seidenraupenzucht ins Byzantinerreich. BZ 33 (1933) 295-312; Stein, BasEmpire 2, 769 H.; Hanncstad, Relations 432ff. Haussig, Zentralasien [5 [f. nirnrnt an, daf die Sage den Schmuggel aus dem Tarim-Becken in die Sogdiane beschreibc, doch widerspricht er nichr dcr Tatsache einer Einfiihrung nach Byzanz (TRof.). Noeh in der Awarenbcute Yon 796 befanden sich seidene Gewander, vgl. Kap. 6. 4. II t
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J5C
Anrnerleungen
Hannestad, Relations -t 53. Menander EL 451 f.; Ie,!, S. 1\4 bzw. fr. 18. ,s Auch das wi.irde fi.ir seine Identifikarion mit Istarni sprechen. Die damalige Verfassung des Reiches ist nicht ganz gcklart, vor allem das Verhaltnis der Khagane zucinander, Es durfre aber verfehlt sein, so wie Haussig, Herkunft 27ff., bereits fur 568 vier feste Herrschaftsgebiere anzunehmen. Die chinesischen Quellen vcrrnitteln eher den Eindruck, dail sich zunachsr eine Zweiteilung in ein ostliches und ein wesrliches Khaganat durchsctzte, die seit den inneren Kampfen urn 582 praktisch unabhangig voneinander wurden. Die Ernennung von Unrerkhaganen scheint dagegen zunachst irn Errnessen des Khagans gelegen zu sein ; manchmal wurde einer, manchmal zwei ernarint. Vgl. etwa Liu Mau-Tsai 42ff. Siehe auch Kap. 8. 2. '9 Zur Datierung Blockley 263 A. /26. Doblhofer 135 ist fUr August 568, doch sowohl das 4. Regierungsjahr justins als auch das Ende der 2. Indiktion ergeben 569. Menanders Datierung ist verlaillicher als die des Johannes van Ephcsos (6, 23, S.344) ins 7-jahr jusrins, die sich wohl an die Ri.ickkehr der Gesandten 571 anlehnr. '0 Menander 10, 3, S. II 8 bzw, fro 20. Vgl. Kap. 6. 8. " Tiirkische Inschriften und chinesische Quellen sprechen wiederholr von heiligen Bergen als Residenzen des Khagans. Die Lokalisierung des Ektag ist urnstritten; Chavannes, Documents 235ff., weist darauf hin, dail ,Aktagh' eigentlich ,Weiiler Berg' heiilt. Die Interpretation als ,Goldener Berg' wird jedoch, wie Omeljan Pritsak ji.ingst in Spoleto bernerkte (SSCI 35, 1987, Diskussionsbeitrag zu Carile), durch die Tonjukuk-Inschrift und chincsische Quellen besratigt. Vgl. auch P. A. Boodberg, Selected Works (Berkeley 1979) 75; Miyakawa/Kollautz (wie Kap. 2+ A. 57) sowie Blockley 264 A. 129, der richrig bernerkr, daf vorn Altai aus Zemarchos und seine Begleiter noch gemeinsam nach Westen hatten reisen mi.issen. Auch dail man anschlieilend am Talas auf die persischen Gesandten stieil, spricht [iir die Gegend des Issik-Kol. Ais 630 dcr chinesische Mench Hsiian-Tsang den Hof des westti.irkischen Khagans besuchte, traf er diesen in seinem Winterquartier in dieser Region an der Westflanke des Tien-schan (vgl. Grousset, Reise nach Westen 74 f.). In der Nahe dieses klirnatisch begunstigren Landstriches residierte wohl auch Istarni damals, zumal er einen Kriegszug gegen die Pcrser plante. Auch Haussig, Exkurs 345 denkt an den Ektag im Tien-schun. Egal, ob ein ,Goldener Berg' oder cin ,Weiiler Berg', im Altai odcr in der Dsungarei, man befand sich irnrner noch weit westlich von der Residcnz der ostti.irkischen Khagane, die in der Gegend des Orchon-Flusses lag. "Menander EL 195; 10,3, S. 118-23 bzw. fro 20. Zum Tagma-Tarkhan vgl. Kap. 8.2. Zum folgenden EL 452f.; 10,4, S. I 24ff. bzw. fro 21. 'J 6,23, S. 344-46; Michael Syrus 10, r c, S. 315. '4 Das bestatigt Menander EL 459; 13, 5, S. 146. ;6 'i
Kapitel
21
Die folgenden Ereignisse schilden Menander EL 443 f.; 5, 4, S. 52 bzw. fr. 9. Zur Ansiedlung barbarischer Foderaten seit der Schlacht yon Adrianopel Wolfram, Goten 15M. und 339; Pohl, Gepiden 286f. Die neuere Diskussion dokumentierr der Yon Herwig Wolfram/Andreas Schwarcz herausgegebene Tagungsband "Anerkennung und Integration" in den Denkschriften der (jAW 193 (1988). J Dieser war ein Sohn des Germanus und dadurch Justinians Groilneife, harte 558 die awarische Gesandtschaft in Lazike emphngen und wurde bald nach der Thronbestcigung seines Namensvetters 566 beseirigt. Vgl. Ernst Stein, justin, RE 10,2 (1919) I 329ff. , Prokop, BG 2, 14 und 2, 15, S. 3 I I ff.; Schmidt, Osrgermancn 554f.; Wolfram, Goten 399· j Vgl. etwa Menander EL 455; 12, I, S. 12~ bzw. fro 24. Zum Begriff Scythia Evangelos Chrysos in einem unveroffentlichren Referat auf dem Symposion Zwertl 1986; vgl. ders., Nordgrenze 27ff. Die Ubersetzung von Doblhofcr 93 ("woHten den skythischcn Boden I
z
Kupucl 27
351
rucht verlasseu") K.;i11l zur irrigen Anualune flihren, es handle sich urn das Skythenland nordlich der Donau, obwohl man doch gerade eine Ansicdlung auf Reichsboden anstrebte; oder das Awarcnheer harte die Donau schon uberquert, Dazu Stein, Bas- Empire 2, 543; Kcllautz, Volkerbewegungen 448 if. Ebd. 45 I Iuhrt dieser als Beleg fur die Bedeutung der Scythia minor fur die Awaren allerdings cine vollig veriehlte Ubersetzung van Menander EL 455; 12, I, S. /28 bzw. fro 24 an. Gaubert, Avares 214 wiederum denkt byz antinischer als die Bvzanriner, wcnn er die awarische Ablehnung der Pannonia II kommcntiert: ,,1nsolernment, ils rciusent ce gire vaste et gratuit." 6 Siehe Kap, 5.7. 7 Menander EL 444; 5,4, S. 52 bz w. [r, 9. 8 Priskos fro 8, Bornrnann 26ff. 9 Vgl.Kap. 6.5. Menander EL 444; 5,4, S. 52 bzw. fr. 9. " Zum Titel des Bonus Stein, Studien 33 A. 12. Vg!. L. M. Hartmann, Bonus, RE 3 (1897) 714. Schon dieser Hinweis rnachr undenkbar, dail Justin urn diese Zeit noch in Lazike kommandierte und wie 558 dort die awarischen Gesandten empfing, wie Rubin, Justinian I, 371 meint. r z Siehe Kap. 4.2. 'l Lernerlc, Chronique 9; Dujccv, Cronaca 4. Dazu SzK 65; Besevliev, Bulg. G. 101 A. 2., der richtig darauf hinweisr, dailiaut Prokop, De aedif. 4, 7, S. 216, in dieser Gegend Slawen sailen. Zu Dorvstolori/Durostorum Velkov, Thrace 100 f. q Siehe Kap. 2.8. . '5 Gregor v. Tours 4, 23, S. 155. Zu Bedeutung und Fo!gen dieses Zusammenstolles Fritze, Bedeutung 524ff. ,6 Menander EL 171; 3, I, S. 44 bzw. fr. 8. ; Schmidt, Osrgerrnanen 586 (datiert 561/62). Falls der Comes patrimonii Bonus, den Narses bei dieser Gelegenheit zu Amingus sandte, mit dem Bonus bei justin (s.o.) identisch sein sollrc, ware das ein deutlicher Hinweis darauf, die Verwick!ungcn an dcr Donau erst auf 563 oder gar 564 zu setzen. Vgl. aber L. M. Hartmann, Bonus. RE J (1897) 714;jones, Empire I, 426f.; Blockley 252 A. 10. '7 Stein, justinus, RE 10, 2(19/9) I 329ff. ,s a. 563, 2, S. 2Gi'9 Fritze, Bedeutung 52? Ein Hinweis auf cine Versohnung nach der Affare isr, dag sich die awarischcn Gesandten vor Justin Ende 565 auf die Zahlungen seines Vorgangers bcriclcn, vgL Kap. 2.8. z r Vgl. Kap. 2.8. Gregor v. Tours, 4, 29, S. 161. ,;, "Quos non potuit superare virtute proelii, superavit arte donandi." Gregor V. Tours 4, 29, S. 16/. "Menander EL 4i4; II, S. 1~8 bLW. fr. 23, Doblhofer 142. '5 Fritze, Bedeutung 530. Zur Gcsandtschalr bei justin siehe unten. ,6 Fritze, Bedeutung 522 ff. mit Lit. 'i So noch Kollaurz/Miyakawa I, I66f.; die Vermittlung und gar Anwescnheir Alboins ist reine Vermutung, die Datierung auf 565 pagt niche zu einer vorherigen Abweisung durch Justin. Dall Alboins Gesandte den Khagan im Winter 566/67 erst ZL!mAngriff auf die Gepiden iiberredcn mufiren, zeigr Menander EL 454 L; 12, I, S. 128 bzw. fr. 24. z So Gaubert, Avares 214. Mit der Schwache des Awarenheeres argumentiert Fritze, Bedeutung 526. '9 Avenarius, Awaren 59. Ahnlich Kollautz, Schichtung 133; Rusu, Populations 21. P Stein, Studien 10. Allerdings war das politische Auftreten ebcnso Ausdruck der Kultur, der ein simples Stufenmodell kaurn gerecht wird. J' VgL Kap. 2.3. F Menander EL 205 f.; 19, I, S. 174 bzw. ir. 43. JJ Menander EL 196; 12,6, S. 140 bzw. fr. 28. j4 Menander EL {42; 5, I, S. 48 bzw. fr. 4; Th. S. 6, II, S. 243. jl Menander EL 2c6, 13; 19, I, S. 17-+bzw. fr. 4); Blockley i.ibersctzt das"u;roxEz.) ..LTm" '0
'0
21
Anmerkllngen
352
Menanders allgcmeiner mir "is open to me", Doblhofer Beides bedcutet zumindest, dag kein Konkurrent J6 Menander EL 456; 12,2, S. 130 bzw. fr. 25. )7 Agathias 5, II, S. 176f.
kreis".
Kapitel 2.9. 86 f. hat "mir gehorchc der Erdkann.
vor dern Khagan bestehen
Kapitel 2.8. Vonrag Yon Evangelos Chrysos (Wi en 1986) und ki.inftig vom 4.-9.jahrhunden (Arbeitsritel). , So ThieB, Kaiser 45 ff., der im i.ibrigen den Kurswechsel yon 565 sehr eindrucksvoll darstellt. Dazu auch Stache, Kommentar 431; Stein, Studien 4f.; Jones, Empire I, 306, und kiinftig Chrysos, Concepts sowie Claude, Begri.indung. ) Michael Syrus 10, II, S. 316. 4 Laud. Iustini Praefatio 5, Cameron 33. 1 Laud. Iusrini 3, 23IH., Cameron 67if. 6 Zum Empfang barbarischer Gesandtschaften beim Kaiser, im "Augapfel der Welt", zuletzt Herbert Hunger, DerKaiserpalasr zu Konstantiriopel. Seine Funktion in der byzantinischen AuBenpolitik. JOB 36 ([986) I-I I. Gerade unter Justin II. wurde mir dem Bau des Chrysorriklinios begonnen, eines oktogonalcn uberkuppelten Thronsaales, der u. a. rnit einem goldenen Baum und edelsteinbeserzten Orgeln geschmi.ickt war. Dem Empfang auslandischer Gesandtschaiten dienre meist der Magnaura-Palast, dessen technische Apparaturen, etwa die Hebevorrichtung am Thron, Liutprand yon Cremona im 10. Jahrhundert so eindrucksvoll beschrieb, 7 Die Edirionen bevorzugen die Variante Tergazis, Stache, Kornrncntar 442f.zieht zurechr die ebenfalls iiberlieferte Form Targites vor. Zu dicsern vgl. Kap. 6. 5. 8 Vgl. Kap. 6. 10. 9 Zur Proskynesis Srache, Kommentar 444'0 Anders, doch bum realistisch Kollautz/Miyakawa I, 158 (danach Stache, Kornmentar 447£.), die das rnit dem Angriff der "Ugni" bei Victor Tonnensis a. 559, S. 2C4 verknupfen. Doch griffen die ,Ugni' Armenicn, nicht das Perserrcich, an - ganz abgcsehcn davon, daf es sich eher urn Sabiren handelte (vgL Kap. 2+ und 2.5. ). Die Schilderung der zugefrorenen Fli.isse auf der awarischen Wanderung ist ein Topos, vgl. Franz Hornstein, Istros Amaxeuornenos. Zur Geschichte cines literarischcn Topes. Gymnasium 64 (1967) 154 ff., was zu Stache, Kornrnentar 449 zu er ganzen ware. r EL 4-H-46; 8, S. 92 bzw. [r. '4. I> Cameron 191 A. 267 fi.ihn das darauf zuri.ick, daf Corippus die Milde des Kaisers durch die Frechheit der Awaren besonders hervorsrreichen wollre. VgL auch Opelt, Barbarendiskriminierung 176 H. I; 6, 24, S. 247. '4 Menander EL 446; 8, S. 96 bzw. fro 14. Vgl. Kap. 2.J. '1 Chronica, a. 566, MGH AA I I ([894) 238. VgL auch Arno Borst, Alpine Mentalirat und europaischer Horizont, Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 92 (1974) 10. 16 Th. S. 6, [0, S. 239ff.; PD 1,27, S. 80; Frank E. Wozniak, Byzantine Diplomacy and the Lombard-Gepidic Wars. Balkan Studies 2C (1979) 139-58; Lakatos, Quellenbuch 83 ff.; Schmidt, Ostgerrnanen 540f.; Stein, Studien 8; Bona, Anbruch 97ff.; Pohl, Gepiden 299. 17 Menander EL 455; 12, I, S. 128 bzw. ir. 24. IS Menander EL 455; 12, 2, S. 130 bzw. fr. 25. Die Stelle wird in der gesamten Lireratur so verstanden, als hatten die Awaren sich das Gepidenland gesichert, was auch der Tendenz der Stelle und dem Ergebnis der Kampfe entsprichr, Doch bezieht sich das "ulnoe" streng genommen auf die Langobarden (freundliche Mitteilung von Johannes Koder). '9 PD 1,27, S. 81. :0 Siehe Kap. 3. I. z r VgL Kap. 6. 12. 1
,., PD 2, 26. S. 103. Andere Qucllen zu dern Ereignis, weireres berichren, bei Lakatos, Quellenbuch 86 ff.
die aber Yon den Awarcn niches
Historia Langobardorum Codicis Gothani c. 5, NIGH rer. Langob, ([ ~7~) 9. Th. S. 6,[0, S. 239ff. '5 Vgl. zuletzt Otto Gschwantler, Fragen langobardischer mi.indlicher Uberlieferung. f. internal. Germanistik I 1(1937) 64H. 'J '4
Jb.
Dazu ein unveroffentlichter
ders., Das Reich und seine Nachbarn
t
J 53
Kapitel 2.9. So del' Titel des Buchcs yon Istvan Bona, in dern der Kampf zwischen Gepiden und Langobarden geschildert wird. a Karl Mi.illenhof, Deutsche Alterturnskunde 2 (Berlin 1887) 103; Kollautz/Miyakawa I, 167; zustimrnend wiedergegcben jungst noch bei Kunstmann, Abodriten 415. ) Schmidt, Ostgermanen 545. ; Avenarius, Awaren 85. 1 Prokop, BG 4, 18-19, S. 580ff. und 4, 25, S. 623. Lakatos, Quellenbuch Soff. 6 Vgl. Kap. 3.1. 7 Priskos fl'. 8, Bornmann 46ff. - der Balkangrieche harte sich in einen hunnischcn Krieger verwandelt und begri.indet seine Entscheidung im Cesprach. Vgl. auch Kap. 2. r . S Vgl. Kap. 3+ ~ Stratos, Byzantium I, 126. '0 Vgl. dazu Wolfram, Shaping 9ff. " Bona, Anbruch 99£.; Kollautz/Miyakawa I, 168ff.; Avenarius, Awaren 75· r z Bona, Anbruch 102. I; Vgl. Kap. 4. I. '4 Kollautz, Noricurn 619.
Anmerle!lngen
Kupit el J.2.
starr auf und geht dadurch mir den Langobarden ein Biindnis cin. Das pallt gut zur hier vorgeschlagenen Deutung. H Th. 5.6,10,5. 24C. )4 PD 2, 28,5. r ca. j; Schmidt, Ostgermanen 540 halt die Rosarnunde-Sage Iiir "gcschichdich nichr ver-
\7gl. Kap.6.12. Bona, Bulgaren 103 f. leugnet unter anderem deswegen den Ouellenwert der ganzen Stelle. Dicsc Kritik ist insofcrn bcrcchtigt, als manche ungarischen Forscher ganzc Fundgruppen dicsen ,.Kuturgur-Bulgaren" zuschrieben. (Csallany, zuletzr in Denkrnaler 317ff.; dazu Bona, Volkerwanderungsz.eitforschung 302.) Simonyi, Bulgaren 2'11 untcrscheidet dagcgen pontische Kutriguren und pannonische Bulgaren (vgl, Kap. 6.12.). Doeh andert die Isoliertlieit der Nachricht nichrs an ihrer Glaubwurdigkeic: warurn sollten sich keinc Kutrigurcn dem Siegeszug Baians angeschlossen haben?
J5-1
wendbar".
PD 1,27,5.81. Vgl. Schmidt, Ostgerrnanen 123 und 558. )' Vgl. Otto Gschwantler, Die Heldcnsage von Alboin und Rosimund. Hofler (Wien 1976) 214-54. )9 Menander EL 454f.; 12, 1,5.128 bzw. fro 24. )6 )7
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)0
'7
Festgabe Otto
Kapirel 3.2. Menander EL 195-98 u. 458-6e; 12,6 - 15,6, S. 138-151 bzw. fro 23-35. Grundlegend dazu Stein, Studien I2f.; Nagy, Studia Avariea I, 56-63. ) Menander EL 450-52; IC, I, 5. I r o bzw. fr. 18. Siehe Kap. 2.6. +Mcnander EL 205; [9, 1,5. r74 bzw. fro 43· j Menander EL 195-98; 12,6,5. ;38 bzw, fr. 28. 6 Vgl. Kap. 6.9. 7 Stein, Studien IC; ders., Bas-Empire 2,545 rechnet mir riner zweifachen Unterwerfung der .hunnischeri' Starnrne. Fritze, Bedeutung 526 meint, daf erst nach 567 die Awaren stark genug fur einen Sieg gegen die beiden pontischen Gentes gewesen seien; das widerspricht Freilich den Berichren Menanders. s Theophanes 6054, 5. 236. 9 Mcnander EL 196; 12, 6, 5. 138 bz.w. [r. 28. Zitiert und inrerpretiert in Kap. 6. EO. Zur Waffensohnschaft kiinftig Claude, BegrLindung. Menander EL 197; 12, 6, S. 140 bzw. fr. 28. " Menander EL 458f.; 12,7, S. 142 bzw. fr. 29. Zu Apsich siehe Kap. 6.5. 's Menander EL 459f.; 15, 1,5. '48 bzw. fr. 33; tiir Synnien (die Pannonia Sirmiensis zwischen Donau, Save und Fruska Gora) Stein, Srudien 12 f.; Doblhofer 153 f. q Menander EL 459f.; 15, [,5. 14S bz w. fr. 33. Zur Deutung vgl, Kap. 6.5. 0; Hauptmann, Avares 155 beziehr das auf die Donau, Blockley 27C denkt auch an die Save. Die Save war noch vor der Eroberung Sirmiums tin beu achtliches Hindernis fiir das Awarenheer. ,6 Joh. Bielar. J. IV. Iustini imp., S. 2 [2. Allerdings ist zur Datierung die chronologische Unzuverlassigkeit des iberischen Bischofs anzurnerken ; den Zusammenbruch des Gepidenreiches berichtet er erst nachher, irn 6. Jahr J ustins (571) bz.w. dem vierten Leovigilds (572; vgl. Claude, Westgoten 66). Die Edition Momrnsens richter sich nach den westgo tischen Konigsjahren, was die meisren Awaren- bzw. Sl:twenforschcr ungepruh ubernehmen. Es scheint, als harte Johannes die ihm aus seiner ]ugend in Konstantinopel (vgl. Mommsen 2C2i.) bekannten Ercignisse recht belie big auf die Bericlmjahre verteilt. '7 Stein, Studien 13. Zur Daticrung auch Koilautz, Volkerbewegungen 475; Blockley 27c; Dolger, Regesten 15,5.3. 'S Menander 15, 2, S. 148. 19 Theophanes 6066, 5. 24M.; Euagrios 5, 11, S. 207. ac Meriander, Blockley 15,3,5.150. Nicht irnmer berucksichtigt wurde die Bemerkung Menanders in EL 471; 25, I, 5. 218 bzw. fr. 63, der Friede sei geschlossen worden, unrnittelbar nachdcrn, Anfang Dezcmber 574, Tiberios Caesar geworden war (vgl. auch Stein, Studien 104). Als 576 der Gesandte Valentinos die Ernennung Tiberios' zum Caesar dem Tiirkenkhagan meldete, wulite dieser schon, wo die Awaren auf romisches Gebiet eingedrungen waren, und vor allem von dem eben geschiossenen Vertrag (Menander EL 206; 19, I, S. 174 bzw. fro 43). Menander EL 46c; 15, 5, S. J 50 bzw. fr. H. Menander EL 471; 25, 1,5.2[6 bz w. fr. 63. Zu den jahrgeldern Kap. 6.10. I
Kapitel 3. I. , Mcnander EL 456-58; 12, 5,5.134 bzw. fr. 27;Joh. Bielar. a. VI. Iustini irnp., 5. 212f.; Lakatos, Quellenbuch 86. Pohl, Gepiden 3oe; Schmidt, Ostgerrnanen 542; Diculescu, Gepiden 163. Bona, Anbruch ICOf. sicht in Usdibad einen insgeheimen Rivalen Kunimunds. Zur Belagerung von Sirmium Lakatos, Quellenbuch 90ff. - er datiert die erste Bebgerung auf 568 -; Stein, Studicn Id.; Bury, Empire 1, II 6 f.; Kollautz, Volkerbewegungen 464 (568); Avenarius, Awarcn 85f. (568); Mirkovic, Sirrnium 52 (567); Nagy, Studia Avarica 2, 131 ff. (567); Bona, Awaren-Katalog I I (Herbst 567); Besevliev, Bulg. G. 103 (563); Sz.K 67 (ca. 568-69); Waldmiiller, Begegnungen 95 ff. (563). Eine Datierung auf 567 erschcint einleuchtender; es ware unverstandlich, wenn man nach dem Sieg iiber Kunimund niche gleich versucht harte, sich der gepidischcn Konigssradt zu bernachtigen, bevor sieh die Byzantiner dort allzu festgesetzt hatten. Erst nach der Bebgerung schritr man zur Besetzung des Gepidenlandes (vgl. Menander EL 453; [2,5, S. 1}6 bzw. fro 27). 568 harte man rnit der Dbe~nahme Pannoniens wohl gen;Jg zu tun. Bona, Anbruch IC r. j Friedrich Stefan, Die Munzsrarte Sirmium umer den Ostgoren und Cepiden (Miinchen 1925 ). 'Widsith 24, 6c, hg. Kemp Malone (Kopenhagen 1962); Lakatos, QueUcnbucb 85f.; nach der Interpretation vori Bona, Anbruch 72 war "der Ruf der Residenz von Sirrnium in wenigen Jahren bis nach England" gedrungen. S Menander EL 456-58; 12, 5,5. [36 bzw. [r. 27; zur Srellung des Bischofs von Sirmium Popovic, Eveque 91 ff.; ders., Temoins 447, vor allem gegen die Auffassung, daB Sirrniurn darnals der Metropole justiniana Prima unterstellt war. 6 Menander EL 456; 12, 3, 5. [3G-P. Kollautz, V6lkerbcwegungen 474 bringt dazu ethnographische Parallelen. 7 Menander EL 456; 12, 5,5. 1j2 bzw. [r. 27; Mirk ovic, Sirmium 53. S Menander EL 456; 12,4,5. IF bzw. Ir. 26. 9 Menander EL 457f.; 12,5,5.134 bzw. [r. 27- Vgl. Kap. 6.10. Joh. Biclar. a. VI. Iustini imp., 5. 212 f. Th. 5.6,10,5.239-42. " Bona, Awaren-Katalog 7 gegen seine Iriihere Ansicht, sie seien uber Oltcnien und das Marostal gekommen, in ders., Anbruch ICO. Diculescu, Gepiden 162 laBt sie iiber die nordlichen Karpatenpasse kommen. Vgl. auch Nagy, Studia Avariea I, 202-C7; Kollautz , Volkerbewegungen 461 (fur einen Weg dureh die Walachei). I; Demnach ware ein Teil der Awaren vorn Oberlauf yon Pruth und Dnjestr iiber den Laborec-Paf in die obere Theif>ebene gelangt, andere Teile durch das March- und EipelTal; Cornsa, Bemerkungen 69 H. Vgl. Corippus, Laud. Iustini " ,OC. lS Menander EL 458; 12, 5,5.136 bz.w. fro 27. Vollig uneinsichtig ist die Datierung dieses Ereignisses auf 578 bei Kollautz/Miyakawa I, 240. 1
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Kapztei 3-3.
3.) 6 '4 Fur zwei vcrschicdcne Einfalle 571 und 574 Stein, Studien 13; danach Thieli, Kaiser 6,; ahnlich Waldmulier, Begegnungen IO}, und Kollautz, Vclkerbewegungen 475; ebenso f~r 570/71 und ca. 574 SzK 68; die .Mcnander-Schlacht' auf 573 oder 574 datieren dagegen Hauptmann, Avares Ii 5; Besevliev, Bulg. G. IO); Averiarius, Awaren 87; Dolger, Regesten 34, S. i; Lemerle, Invasions 289 fur 573/74 (er meint, damals sei "imprudemment" das Gebiet yon Sirmium abgctreten worden), vgl. ders., Rccueils 2, 181. Nicht nur zwei Sehlaehten, sondern auch zwei Friedensvertrage, 570 und 574, nirnrnr Goubert, Avars 2!6, an; es gibt aber keinen Hinweis darauf, dail so fruh ein Venrag geschlossen wurde. Auf keinen Fall sind, trotz der chronologischen Unzuverlassigkeir Theophanes', alle Ereignisse bis zum FriedenssehluG schon auf 571 (Bloekley 270, A. 176) oder gar 570 (Bury, Empire 2, I 17) zu setzen. Das widersprache der ausdrucklichen Information Menanders und der Zeitstellung bei Theophanes und Euagrios. '5 Vgl. Bury, Empire 2, I 17 A. 1. und Kap. 2.1. ,6 Menander EL 460; 15, 6, S. 50 bzw, [r. 35. Stein, Studien 13 u. 33 A. 13; Bury, Empire
2, 117. '7
EL 208; 21, S. 192 bzw. fr. 48.
Kapitel
j.j.
, Del' Tite! Caesar! KuiouQ bedeutete Mirregentsehaft und Anwartsehafr auf den Thron, aber noch kein selbstandiges Kaisertum in unserem Sinn. Dafur verwenden die Quellen vor allem die Titel ~aOl/.£u; und ul'wxQcnog, die Tiberios erst nach J ustins Tod im Oktober 578 erlangte. Wenn nach den Jahren Tiberios' als Caesar daricrt wird, bezieht sich das immer auf die Jahre scit 574, was in der Awarenforschung nicht immer beachtet wurde, Vg!. A. 6 und Maksimovic, Raids 263 n. z "Quae infirmitas ab aliis quidem cerebri motio, ab aliis daemonium vexatio putabatur", schreibt Joh. Bicl. a. VII. Iustini imp., S. 213. Zur Krankheit des Kaisers zuletzt Ewald Kislinger, Der kranke Justin II. und die arztliche Haftung bei Operationen in Byz anz. JOB 36 (1986) 39-44) Menander EL 205 f.; 19, I, S. 174 bzw. fr. 43· + Siehe Kap. 3.5. ; Zum folgenden Menander EL 20)-08; 19, I, S. 170ft. bzw. fr. 43· Stein, Studien 59. 6 Dber Sizabulos und Turxanthos Haussig, Herkunft 28ft. sowie ders., Exkurs 333f.wonach beide in der Gegend yon Buchara residierten; dagegen, bum stiehhaltig, Blockley 276 A. 220 (der sic keinesfalls ostlich des Aral-Sees suchen mochte). Haussig, Zentralasien 170 darien die Gesandtschaft des Valentinos auf 579, nach der Thronbesteigung des Tiberios - Valentines sollte aber, wic Meriandcr schreibt, scincn Aufstieg zur Caesar- Wurde mitteilcn (zur diesbeziiglichen Terminologie Menanders Maksimovic, Raids 263 ff.). Marquart, Analekrcn 8 I erkannte in Turxanthos den Rangritel Turk-Schad, dazu auch ders., Chronologie 3 I; ebenso Moravcsik, Byz. turcica 2,276. Zum Titel Schad - identifizicrt mit dem chasarischen Isa - Golden, Khazars I, 97 if.; ebd. I, 188 iiber den Rangtitel Yabgu, der in Svr- Yabgu/Sizabulos steckr. Ein Schad als Sohn des ZiebillSyr- Yabgu tritt nach einer armenischen Quelle auch bei einer Belagerung yon Tiflis durch Tiirken wahrend des Perserkrieges des Herakleios auf, vgl. Marquart, Streifziige 481 und Kap. 7-6.; ob die beiden Titel einander daher cntsprachen, wie Golden meint, und bei den 'I'iirken die hochste Wurde nach dem Khagan bezcichnetcn, oder der Yabgu vornehmer war, ist unsicher. In semen politischen Moglichkeiten stand Turxanthos/Turk-Schad seinem Vater Sizabulos/ Syr- Yabgu jedenfalls nicht nacho Doch werden die Verhaltnisse dadurch kornpliziert, daf aueh derjenige, der in eine hohere Position nachruckte, seinen alten Titel neben der neuen Herrschertitulatur behielt. 'Menander EL 205f.; 19, I, S. 174 bzw. Ir. 43. S Menander EL 208; 19, 1-2, S. 178 bzw. fr. 43. 9 Menander EL 474; 25, 2, S. 224 bzw. fr. 64-
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ivlcnandcr IL 469; 20, 2, S. !90 bzw. ir. 47; Joh. Bid. J. X. Iustini imp., S. 214· Eine Reihe von Autoren versuchen die Information Mcnandcrs auch mit der des Johannes van Ephesos (6, 25, S. 248f.) zu verbinden, der einen Slaweneinbruch zum dritten Jahr der selbstandigcn Herrschaft des Tiberius verrneldet. Daher wird die Nachricht Menanders ,verschoben' - meist auf 579: Nestor, Penetration 50H.; Lemerle, Invasions 289 (der aueh 58 I fur moglich halt); Bcsevliev, Bulg. G. 103 ("zu Beginn der Regierung des neuen Kaisers Tibcrios'": Popovic, Temoins 449f. (fur eine Idemifizierung aller drei Nachrichten, fruhesrens 577, spates tens 58 I); dagegen Maksimovic, Raids 163 ff., der auch ausschlieiit, daG bei Menander d:1S 4. Jahr der Kaiserherrschafr des Tiberios und damit ein Einfall yon 58 I gemeint sein konnte. Gerade dieses [ahr meint dagegen zweifellos der Epheser, der au sdrucklich hinz uhigt, es habe sieh um das dritre J ahr nach dem Todc J ustins gehandelt; dazu bernerkt cr noch, sie seien bis heute, 584, vier Jahre geblieben; zudem wird das ganze als Einschub in die Belagcrung Sirmiums (579-82) gebracht. - Eine Verschiebung in die andere Richtung kann sich ergeben, wenn man eine Ubereinsrimmung mit Johannes Yon Biclaro anstrebt . Das versuehen SzK 69f. (576177); Bury, Empire 2,216 (577); Goubert, Guerres 216 (577); Kollautz/Miyakawa I, 240 (576/77); Hauptmann, Avares 155 (slawische "Razzien" seir 574). Fur 578 jirecek, Serb en 87; F.nsslin, Slaveneinfalle 700 (Druckfehler ,,587"); Gregoire, Origines (578/79); Avenarius, Awaren 88; Waldmuller, Begegnungen Ic6; Popovic, Origines 23 I; Grafenauer, Vprasanj 52ff. (577178). In der Tat diirtte Menander die bei we item verbGiichste Datierung bieten, Yon der man weder wegen des spanischen noeh wegen des syrischen Johannes abgehen sollte. Der Spanier stellt seine Nachricht in das zehnte Jahr justins (575), in das achte Leovigilds (576) und in das letzte vor dem Tod des Kaisers (577). Wenn iiberhaupt, orientiertc er sieh bei der Einordnung an letzterern Datum. Sein Zeitgerust ist daher kein Argument gegen 578. r r Joh. Bid. a. X. Iustini imp. ; a. I. Tiberii imp., S. 214f. r z. Menander EL 208; 21, S. 192 bzw. fr. 48. '3 In diesem Sinn Kollautz , Qucllenbuch 108 A. I; Waldmuller, Begegnungen I06f.; andere Autoren nehmen an, die Awarcn hatren ein Doppelspiel getrieben und die "dureh hunderttausend slawische Eindringlinge ausgelostc Verwirrung" zu eigenen Raubzugen beniitzt - SzK 69. '4 PD + 20, S. 154; vgl. Kap. 5.6. Eine Sceschlachr bci Heraklei.i, wic Kollautz , Qucllcnbuch 54 A. I vermutet, gab es dagegen nicln. '5 Vgl. dazu die zusammcnfassenden Darstellungen be; Ensslin, Slaveneinfallc und Lemerle, Invasions sowie Kap. 41 ,6 Menandcr EL 209; 21, S. 192 bzw. fr. 48. Dazu und zum folgenden Hauptmann, Avares 155 (datiert auf 578); Kollautz/Miyakawa I, 240 (578); Doblhofer I82ff. (576); Stein, Studien 103 (578); Bury, Empire 2, II7f. (577); Goubert, Avars 216 (577); Avenarius, Awaren 88f. (578); Waldmuller, Begegnungen lO7f. (ca. 578). Die Datierung auf 578 ergibt sieh aus der des Einfalles sowie aus der Ruckrechnung yon der Eroberung Sirmiurns, s. u. Fur 578 spricht aueh, daG Tiberios bei der nichsten Gelegcnheit und von da an regelmailig als .Basileus" und "Autokrator", nicht mehr als "Caesar" bezeichnet wird. Die Bitte an Baian liegt daher vor dern 26. September 578. '7 Menander EL 209; 2 I, S. 195 bzw. fr. 48, Doblhofer 183 f. ,8 Th. S. 6,2, S. 223 f. ,~ DaiS Baian eine direkte Besctzung der Walachei angestrebt harte und der geforderte Tribut eine Unterhaltsleistung der Besatzungstruppen sein sollte, wie Avenarius. Awaren 88 rneint, wird durch nichts gestutzt; aueh nicht, dag die dortigen Slawcn ein Vordringen nach Byzanz unmoglicii machten und daG man daher dicses Durehmarschgcbiet besetz.en muiitc, wie ders., Problematik I7H. verrnutet. (Es ist iibrigens aueh irreiiihrcnd, Byzanz, Awaren und Slawen als "drei Machte" auf cine Stufe zu stellen.) Man installicrre auch nach 578 keine awarischen Stiitzpunkre. '0 Menander EL 209f.; 21, S. 194 bzw. fro 48. Nicht ganz eindeutig ist der grieehische Terminus "J10f.UXgij~tatO;"; er mug sich nicht auf Gold beziehen, sondern kann auch andere Reichtumer bezeiehnen, worunter auch Gefangene vcrstanden werden konnt.en (freundliche Mitteilung yon Johannes Koder, Wien).
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Menander EL 472.; 25, I, S. 219 bzw. Ir. 63· Vg!' Jones, Empire 1,307'3 Diese Zahl ist phantastisch genug; Doblhofer [82 hat sogar 6000co. Warum Kollautz, Viilkerbewegungen 469 die Ubersetzunz in Cuppae/Golubac lokalisiert, bleibt unklar. Die dazu angefiihrte Suda-Stelle iibcr die Wogenbrecher, die der Khagan einmal zimmern lieB, als cr den Fluf uberbriickte, pailt gerade hierher nicht, wo die romische Flotte Fahrdienste leistete. Noch frag'Vurdiger isr die Lokalisierung der z weitcn Uberquerung auf Drcbeta! Turnu Severin; es liegt weit yon der Scythia minor, und auf cincr Entfernung von kaum rcokm harte man den Strom wohl nicht zweimal iiberschritten. '+ Th. S. 6,6-7, S. 230ff. '5 Theophanes 6074, S. 25 J. Stein, Studien 7d. und 85 A. 15: "Man erinnere sieh, daB aile Unrertanenvolker der Awaren als deren unfreie Knechte galten, so daB Tiberios sic allerdings Yom Khagan kaufen konnte." c:
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Kapitel 3+ , Dazu und zum folgcnden Menander EL 471-74; 25, I, S. 216-23 bzw. fr. 63. SzK 71; Lemerle, Invasions 279f.; Bury, Empire 2, JI8; Stein, Studien I09ff.; Avenarius, Awaren 90f. Die Datierung ergibt sieh daraus, daB bei den Ubergabeverhandlungen von 582 die Awaren die ausstehenden Jahrgelder der drei vergangcnen Jahre, also 580-82, forderten. Urn 579-8 I kann cs sich nicht handeln, denn Tiberios, im Oktober 578 gekronr, war schon Basileus, als Targitios das letzte Mal kassieren kam. 579 wurde daher noch gezahlt, dann brach der Krieg aus. z Zu Johannes vg!. Kap. 3.6. 3 Th. S. 6, 4, S. 226. Vg!' Kap. p. 4 Suidas 3, 212 s.v. kyrnotomos. 5 Vg!. Herwig Wolfram, Donau. RGA 2. Auf!. 6 (1985) 27. 6 Franz Hornstein, Istros Amaxeuomenos. Zur Geschichte eines literarischen Topos. Gymnasium 64 (1967) I 54ff. 75,24, S. 247f. S Priskos Ir. S, Bornmann 44. 9 Vg!' Kap. 3-7'0 Menander EL 472; 25, I, S. 2 I 8 bzw. fr. 63. Unter Oberpannonien ist vermutlich nicht nur die ehemalige Provinz Pannonia superior zu verstehen, sondern das ganze awarische Pannonien. Die "Insel Sirmium", wie es irn griechischen Text eigentlieh heiBt, war wohl das ganze Gebiet Syrmiens zwischen Donau und Save, wie Hauptmann, Avares 155 und Blockley 284 meinen: denn die Save-Fluflinsel im Stadtgebiet yon Sirmium, an die Kollautz, Viilkerbewegungen 465 denkt, war ja nicht Schaupiatz des Bruckenbaus, r r Zu seiner Stellung, vielleicht als Dux Moesiae primae, Stein, Studien 110. r z Menander EL 473; 25, I, S. 220-22 bzw. fr. 63. Vg!. Kap. 6.8. '3 Menander EL 475; 25, 2, S. 224 bzw. fr. 64. q Menander EL 475 f.; 25, 2, S. 222 ff. bzw, fr. 64, Doblhofer 206 f. 'j Zum N amen Moravcsik, Byz. turcica 2, 24(;, siehe Kap. 6.5. ,6 Menander IL 475f.; 25, 2, S. 224 bzw. fr. 64. '7 Menander EL 476; 25, 2, S. 224-26 bzw. fr. 64. .s Stein, Studien I I J. '9 Bury, Empire 2, I 18; ahnlich Lemerle, Invasions 290; ders., Reeueils 2, 18 I; Fritze, Bedeutung 5 12. '0 Kollautz, Viilkerbewegungen 465. z i Th. S. 6, 4, S. 226. z z Katsanakis, Abaria 59. 'j £L 476; 25,2, S. 226 bzw. fr. 64. Claude, Begrundung, kunftig in VrOG, wertet das als Beleg, daf die Ehe einer Kaisertochter mit einem Barbarcnhirsten "als ungeheucrliche Zumutung gait".
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3·5·
Anrncrleicngcn
:.; Stein, Studicn r I.3Menander IL 477; 27, 2, S. 238 bzw. tr. 65. Die Ubersetzung bci Doblhofer 2 ro unterschlagt den eindeutigen Hinweis, daB von awarischen Deserteuren die Rede ist. ,6 Johannes von Ephesos 5, 30-3 I, S. 255 f.; vg!. Stein, Studien 112 f. 27 Johannes yon Ephesos 5, )2, S. 256 schreibt yon zwei j ahrcn ; nach Menander dauerte der Krieg jedoch von Mittc 579 bis 582, siehe oben. ,8 Menander EL 220; 7, 3, S. 240 bzw. fr. 66. '9 Mcnander IL 476f.; 27, 2, S. 238 bzw. fr. 65. F J. Brunsmid, Eine griechische Ziegelinschrift aus Sirmium. Eranos Vindobonensis 1893,331-33. Dazu auch Moravcsik, Byz. turcica I, 165; Mirkovic, Sirmium 56; abgebildet zuletzt in Erdelyi, Pannoniai Husvet 27. 3' Popovic, Temoins 464. )2 5, 25, S. 248 f. Die Datierung ist durch den doppelten Hinweis auf das dritten J ahr des Tiberios und nach justins Tod klar und nicht auf 577 zu beziehen; auch der Versuch Hauptmanns (Avares 158), dafiir "drei Monate" zu emendieren, iiberzeugt nicht. Fur slawische Angriffe ware wohl kaum ein so genaues Darum anzugeben, zudem waren sic dann mitten im Winter losgebrochen. Zu Recht stellt Nestor, penetration 5 I aber fest: ,,11 importe peu", ob man die Information des Johannes auf 577, 579 oder 581 bezieht. Zur Bemerkung des Johannes, die Slawen seien "bis heute" geblieben, siehe Kap. 3.6. .Thessalonike" haben Brooks 248; danach Lernerle, Invasions 290 A. I; Besevliev, Bulg. G. 126; Weithmann, Slaven 87 (mit wohl verfehlter Identifikation mit Miracula Dernctrii I, 12); Kollautz/Miyakawa I, 249 (mit dcr viillig unglaubhaften Folgerung, Baian sclbst habc schon 581 Thessalonike belagert). Dagegen Schiinfelder [[9 und Gregoire, Origine [C9 fur Thessalien; ebenso Nestor, Penetration 51 A. 18; Waldmuller, Begegnungen r rot; mit ausfiihrlicher Begnindung Avenarius, Awaren 91 ff. (ratsachlich wurde Thessalonike 586 wohl zum ersten Mal angegriffcn, doch die Information des orientalischen Kirchenhistorikers Johannes kann ohnehin recht summarisch versranden werden). Jj Thiess, Kaiser z ac ff.; vg!' auch Menander EL 47[; 24, S. 216 bzw. fr. 62. H Menander EL z zcf.; 27, 3, 5.240 bzw. fr. 66. ; Johannes von Ephesos nennt einen Pratorianerprafekten namens Kallisteros in dieser Mission ohannes v. Ephesos 5, p, S.256). 35 Vg!. Kap. 3.6. )6 Johannes v. Ephesos 5,)2, S. 256. 37 Mirkovic, Sirmium 57. )8 Johannes v. Ephesos 5,23, 5.256. 39 Popovic, Survey 13 I. +0 Joh. Bielar. a.IIl. Tiberi: imp., S. 216. Pannonien konntc aber auch allgemcin fur Illyricum stehen. 4' Andrea Danduli Chronicon, hg. Ester Pastorelle, Rerum Italicarum Scriptores, nuova ed. 12/2 ([938) 86. Den awarischen Vorsrof verrnutet Kollautz, Noricum 625. +' Th. S. I, 3, S. 43; Theophanes A. M. 6c75, S. 2.)2. Vielleicht gehort hierher auch, wie Stein 116 A. 10 meint, cine Bemerkung des Euagrios 5, 1[, S. 207. 'j
a
Kapitel 3.5. , Th. S. 1, 3, S. 44 f. Stein, Studien I 13· Schreiner 2.+6 A. 8 I schlieEt dar.ius, daf Gold n ur die Verrechnungseinheit war, die tatsachliclie Bezahlung aber in Silber und Stoffen erfolgte. Seine Begrtindung, daf "Gold in dies em Umfang fur die Awaren nicht verwendbar war", geht Freilich an der zentralen Rolle des Goldes in Barbarenrcichen vorbei - vg!. Herwig Wolfram, Das Gold von der Donau (Wien 1985). Die unklare formulierung Theophylakts - ,,0[' Ef.t:wQla;" - muB nich; so ausgclegt werden. Die Auszahlung crfolgte wohl hauptsachlich in Goldstucken, die aber zum Teil zum Kauf verschiedener Waren verwendcr wurden, wie Menander EL 47 I; 25, I, S. 2 I 6 bzw. fr. 63 ausdrucklich verrnerkt.
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Anrncykungen
, Th. S. ! ,3, S. 45, Schreiner 47· V gl. auch Kap. 6. J C. j Th. S. r , 5, S. 48; Oiajos, Dvnastie 155 f. Den Hinwcis auf die, Vortahren' hilt derngcgenuber Schreiner 248 A. 95 a fur einen blof en Topes. Ob Theophylakt von cinern Thronwechsel bei den Awaren iiberhaupt wuiite, als er die Rede des Kornentiolos .komponierte', ist Freilich fraglich, nennt er doch nicht einmal den Namen des Khagans. Gerade diese Anonymitat sti.itzt jedoch die (unbeweisbare) Hypothese yon Olajos; es war wohl nicht mehr der den Byzantinern wohlbekanntc Baian Khagan. Da wir wissen, daB bis 626 zwei seiner Sohne ihm nachfolgten (ygl. Kap. 6.3.) und 583 ein aufialliger Wechscl in der awarischen Politik stattfand, konnte man die angeblichen Worte des Gesandten durchaus fur bare Miinzc nehrnen. 4 6075, S. 252; siehe unten. 5 Th. S. 1,3, S. 45. Zur Chronologie siehe A. 10 6 Joh. Bielar. a.VII. Iustini imp., S. 2147 Th. S. 1,3, S. 45 f., Schreiner 478 Vgl. Kap. 6+ 9 14, 12, S. 29I. .0 Th. S. 1,4, S. 46f. Theophanes 6075, S. 2)2f. Die Datierung des Theophanes ins Jahr 6075 = 582/83 hat einige Forscher veranlaiit, Theophylakrs zweijahrige Friedenszeit zu verkiirzen: So Moravcsik, Byz. turcica I, 546; Hauptmann, Avares 139; Marquart, Streifzi.ige 487. Schreiner 246 A. 82 interpretiertden Satz Theophylakts, "der Vertrag hielt nicht langer als zwei Jahre", so, dall nicht dcr Kriegsausbruch. sondern der Abschluf dcs nachsren Vertrages nach z wei jahren erfolgt sei; doch wird bei Theophylakt i.iblicherweise der Einmarsch der Awaren ausdri.icklich als Vertragsbruch bezeichnet; dall ein Vertrag .halt', bis der nachste unterzeichnct wird, ware eine ungewohnliche Ausdrucksweise. Anders Haussig, Exkurs 401, der das von Theophanes genannte Datum einer awarischen Gesandtschaft in Konstantinopel - Mai 583 - noch an die Verhandlungen nach dem Fall Sirmiums anschliellt; ygl. dazu Olajos, Dvnastie 155, A. 21. Theophanes hat dieses Datum aus einer anderen Quelle geschopft als die darauf folgende, yon Theophylakt iibernomrnene Elefantengeschichtc. Falls cs exakt ist, mull es nicht unbedingt rnit dem Vertrag von 582 oder dem Kriegsbeginn 584 verkniipit werden. Die Awarcn waren fiir haufige Gesandrenbcsuche bekannt; urn so mehr h.itte ein ncuer Khagan seincn Regierungsantritt, garniert mit neuen Forderungen, bekanntgegeben. Die Reihenfolge bei Theophanes ist eindeurig: zuerst die Mai-Mission, die erstmals 20000 Solidi mehr fordert; dann erst verlegt sich der Khagan auf das Spiel um den Elefanten. Dall Theophanes auch den folgenden Kriegsbeginn unter A. M, 6075 anfuhrt, bedeutet wenig; wie sparer oft, teilt er die von Theophylakt i.ibcrnommenen Nachrichten rechr beliebig auf die Jahre 583, 584 und 587 auf. Zllr Daticrung und den Kriegsereignissen des Jahres noch SzK 72 (584); Howorth, Avars 750 (584); Bury, Empire 2, 119 (583); Kollautz/Miyakawa I, 245 (Juli 584); Haussig, Exkurs 300 (Sommer 585); Avenarius, Awaren 94 (584); Popovic, Origines 239 (584); Bcsevliev, Bulg. G. 105 (584); Velkov Cities 54 (583). II Prokop, De aedif. 4, 6,. 5.208. Pi.ilhorn, Kommcntar 447; Mocsy, Mocs.a I26ff.; Schreiner, Stadte 60; Barisic, Singidunum 1-14· r z Prokop, De aedif. 4,5, S. 209. Balduin Saria, Viminacium. RE 8A(I958) 2172ff. 'J Prokop, De aedif. 4, 6, S. 214- Besevliev, Bulg. G. 105. q Prokop, De aedif. 3,7, S. 168. '5 6, 45-49, S. 260 (laLUbersetzung des syrischcn Textcs). Erhalten bei Michael Syrus 10, 21, S. 362 f. (in frz. Ubersetzung). Zitiert und kornmentiert bei Hauptmann, Avares 157; eigene (deutsche) Ubersetzungen bei Marquart, Streifziige 483 f. - danach auch Kollautz, Schichtung 136 - und bei Altheim, Hunnen 1,90. ,6 Michael McCormick, Clovis, demnachst in DOP, beschreibt die Dbernahme des bvzanrinischen "public ritual" in die "barbarische Sraatssvmbolik". Zum Unterschied von Chlodwig oder dem yon McCormick als Vergleich herangezogcnen Mavros war die Geste des Khagans Freilich nichr durch den Kaiser legitimiert, sondern sozusagen cine Falschung. Vgl. dcrs., Analysing Imperial Ceremonies. JOB 35 (1985) 1-2~.
Kapitelt
.«.
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'7 Zum gcntilen Regnum Herwig Wolfram, Cotischcs Konigtum und rornisches Kaiserturn yon Theodosius dcm Grollen bis Justinian 1. fMSt 13 (1979) df.; ders., Goten 356 ff. ,3 Uber das Verhaltnis zu den Langobarden siehe Kap, 5.6. und 6.12. '9 Johannes 6,45, S. 259; Michael 10,21, S. }61. 0ber die Bedeutung der Stelle siehe Kap.6.6. '0 Brooks, Praetatio II; Honigrnann, Jean d'Ephcse 623. " Vgl. Kap. 4+ n VgL Kap. 5.9. 'J VgL Kap. p. 24 Vgl. Kap. 3.3. 'I Vgl. Kap. 5.3. ,6 "Statim" bei Brooks 260; "bient6t apres" bei Chabot 363; Johannes 6, 49, S.260; Michael Syrus 10,21, S. 363; deutsch bei Altheim, Hunnen I, 90f. sowie bei Marquart, Streifziige 484, franzosisch bei Hauptmann, Avares 157'7 Die Klammern in der nach Altheim zitierten Ubersetzung geben seine Interpretation wieder; schon Johannes verwcchselte standig Awaren und Slawen, die syrische Kompilation hat den Sachverhalt weiter verdunkelt, so daf die Bezi.ige unklar sind. Der Ri.ickzug nach Sirmium kann sich nur auf die Awaren beziehen. Umstritten ist, wer wem das Gold gab: Nach Chabot 363 zahlte Maurikios den Awaren diese Summe, in der Ubersetzung yon Brooks erkaufte der Khagan damit den Abzug der Ti.irken. Da nirgends gesagt wird, dall die Turken tarsachlich vor Sirmium standen, ist ersteres wahrscheinlicher. Zu Kentenaria, urspriinglich eine Malleinheit Yon p,6kg, Viedebantt in RE 2 I (192 I) 179. Marquart liest statt "Palast" und "Besitz" .Dienerschaft" und "Gesinde", cine Konjektur, die von Altheim 1,95 zuri.ickgewiesen wird. 28 Th. S. 1,5, S. 50, Schreiner 50. 29 6,33, S. 256. JO Menander EL 207f.; 19, I, S. 178 bzw, fr. 43. )' Th. S. I, 5, S. 50, Schreiner 50. J' Th. S. 7, 8, S. 260. JJ Exkurs 379 ff. H Vgl. Kap. 2+ Jl Sui-schu, Liu Mau- Tsai 49-5 I; Chavannes, Documents 49. Den Turum identifiziert Haussig, Exkurs 379ff. mir dem Toromana einer Sanskrit-Inschritt, der vielleicht yon den Hephthaliten herstammte und mit persischer Untersti.itzung gegen die Turken kampfte. Nimmt man an, die Warchoniten Baians hatten .erwas' mit den A-pa (und den Chunni im Verband der T'je-leh) zu tun gehabt, konnte man wiederum hier den Ursprung der zweiten warchonitischen Wanderung sehen; Reste der Hephthaliten konnen ebenso beteiligt gewesen sein. )6 Howorth, Avars 768; Hauptmann, Avares 161; Szadeczky- Kardoss, Quellenstelle 78; Marquart, Komanen 72; Moravcsik, Byz. turcica 2, 142 mit weiterer Literatur. Anders Haussig, Exkurs 38 I: Kotschagir=Leute yon Kutscha (im Tarim-Becken). l7 Moravcsik, Byz. turcica 2, 119 u. 2, 253. Freilich kann es auch andere Kutur-gur gegeben haben, vgl. Kap, 2.2.; man konnte zumindest den Hinweis daraus ableiten, dall auch die zweitc warchonitische Wanderung wieder mit ,-guren' zusammenhing. Pritsak, Slavs 4 I 8 versucht eine Identifikation der Zabender mit den Sabiren. )s Haussig, Zentralasien 174. 39 Michael Syrus 10, 2 I, S. 363. C 4 Altheim, Hunnen 1,95' 4' Nach Schreiner 247 A. 92 ist Elpidios sonst unbekannt; doch war er vielleicht (wie Stratos, Byzantium 1,71 ff. meint) identisch mit jenem Elpidios, der sparer als Gouverneur von Sizilien ein schreckliches Ende nehmen solltc. Er rebellierte 605 erfolglos gegen Phokas und wurde daraufhin, nach Abschneiden yon Zunge, Handen und Fi.illen, Iebendig verbrannt. Der Sadism us, zu dem die Byzantiner fahig waren, i.ibertraf oft die ,grausamen' Barbaren bei weitern. 4' Zu Komentiolos Schreiner 247 A. 93 mit Lit.
Anmerkungen
J62
5, S. +7fi., Schreiner 49-51; Howorth, Avars 75cff. Zur Darierung der Gesandtschaft auf den Winter 58+/85 zuletzt Olajos, Dynastic 154. H Schreiner 50. '5 Vgl. Katsanakis, Abaria 55. +6 Th. S. 1,6, S. 5 I, Schreiner 5 I. +7 Vgl. Kap. 6.5. +8 Unrer Jahren verstehr Theophylakt nicht die am I. September beginnenden Kaler.derjahre, sondern Kriegsjahre zwischen Winter und Winter, wie schon J. Higgins, The Persian War of the Emperor Maurice (Washington 1939) 56 bemerkte (vgl. Schreiner 248 A. 98). +9 Vgl. Kap. 6+ 'j
Th. S.
I,
Kapitel 3.6. , Johannes v. Ephesos 6, 25, S. 248 f., dazu Stein, Studien 106; Hauptmann, Avares 156£. Velkov, Cities 53; Hauptmann, Avares 158; Popovic, Origines 2)2ff.; Charanis, Slavs 15; Nestor, Penetration 52; Maksimovic, Raids 271; Avenarius, Awaren 91 (der unklar bleibr). Aui das dritte Jahr nach dem Tod justinians (starr Justins II.) und darnit auf 568 datierr - wohl irrti.imlich - Herrmann, Slawen am Ozean 41. Der Hauptteil der Kirchcngeschichte war schon 581 enrstanden - Hunger, Literatur 324; Krumbacher, Literatur )28. Die Nachrrage wurden offenbar zu verschiedenen Zeitpunkten veriallt (Brooks, Praefatio III), der Schluf berucksichtigt noch die Ereignisse des Winters 584/85. Honigmann, Jean d'Ephese 623 datiert den Tod des Johannes auf 585. Ein Epitornator mull danach noch Erganzungen vorgenommen habcn, etwa isr Yon der zwanzigjahrigen Dauer des Perserkrieges (57 1-591) die Rede (Marquart, Streifzi.igc486). ; Eine Zusamrnensrellung del' verschiedenen Ubersetzungen und ihrer Interpretation bieter Nestor, Penetration 50 A. [7 und 5 I f.; vgl. Kap. 41~ Vgl. Kap. 5.J. ! Th. S. 1,7, S. p; Theophanes 6076, S. 254· SzK 73 (Sommer 585); Howorth, Avars 752 (585); Bury, Empire 2,119 (585); Ensslin, Slaveneinfalle 701 (585; er meint, Kornentiolos sei z.um Magister rnilitum praesenralis aufgesticgen); Avcnarius, Awaren 95 (Sommer 584); Besevliev, Bulg. G. 106 (Sommer 585); Velkov, Cities 54 (Sommer 586). 6 Th. 5.1,8, S. 53. Zur SteHung des "magos" und "hiereus" Bookolabras vgl. Kap. 6.8. 7 Vgl. Marquart, Analekten 91. s Schreiner 52 liest ,Libadina'. 9 EL 22d.; 27, 3, S. 240ff. bzw. fro 66. rc Fi.ir "perhaps not identical" halt ihn Blockley 286, A. 32 I; dernnach mi.ilhe im .Harern' des Awarenherrschcrs reger Verkehr gehcrrsche haben. Einer moralischen Zeit blieb es i.ibrigens vorbehalten, ,;let clq;g06[ora" und,,;r:((Qav£ua~o!lm" rnit "Ehebruch" wiederzugeben - Doblhofer 212; Theophvlakt bg. Bekker 47; Blockley 241. Erst Schreiner 52 ubcrscrzr neutral mit .beiwohneri'. Menander EL 476; 25, 2, S. 226 bzw. fr. 6+. Vgl. Kap. 5+ '3 Schreiner 250 A.I IS verstehr darunter aussehlie!\lich unterwortene Volker; doch waren die awarischen ,Sky then' sieherlich auch beteiligr. '4 Prokop, De aedif. 4, 6, S. 212; Besevliev, Kastellnarnen 117; Vdkov, Cities 87. '5 Ebd. 89; Patsch, Bononia, RE 3 (1897) 703; Besevliev, Kastellnarnen 118. ,6 Ebd. II8f.; Velkov, Cities 86. 17 Prokop, De aedif. 4,1 I, S. 244. ,8 Velkov, Cities 109; Ch. Poenaru-Bordea, Quelques monnaies trouvees a Adamklissi et la fin de civitas Tropaeensium. Dacia 12 (1968) 489-1 J. 19 Ebd. 4,1l, 242. Gerov, Marcianopolis 49ff. Noeb im 4.Jhdt. war die Stadt laut Zosimos die grofite Thrakiens; sie behielt bis 608 ihre straregischc Bedeutung - Velkov, Cities 99· Th. S. 2,16, S. ro r I., siehe Kap. 312
II
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"Th. 5.1,8, S. 54; Theophanes 6079, S. 257- Schreiner 53 und :!5cf. A.119; SzK 73 (Herbst 585); Howorth, Avars 753 (586); Bury, Empire 2, 120 (586); Avenarius, Awaren 96 (Herbst 584); Popovic, Origines 239 (Herbst 585); Kollauez/Miyakawa I, 246 (586).
Kapitel j.x Eine eindrucksvolle Schilderung davon gibt Thiell, Kaiser 256 H. Die Ereignisse des J ahres bei Th.S. 2,IC, S. 90 - 2, 17, S. 105; Theophanes 6079, S. 257 f. (dcr sie mit dem Herbst des Vorjahres zusarnmenfalit und nur bis zur Belagerung Yon Berce berichtet). Schreiner 75 ff. und 263 f. A.244 bzw. 268 A.279 (586 und 587); SzK 73 (586 oder vielmehr 587); Howorth, Avars 753ff. (586); Bury, Empire 2, 120H. (587); Lemerle, Invasions 290 (585); Popovic, Origines 239 (586-87); Bescvliev, Bulg.G. I07f. (586); Velkov, Cities 54 (587);Jones, Empire 1,310 (586). ) Vgl. Kap. ).7. + De Boor 90 ernendiert so das niche ganz eindeutige ,;to ~lW rnv :tO/,lV" - die altere Edition hat noch, weniger bestechend, "l:~V vscv n6t.LV", was mit Novae wiedergegcben wird, Bekker 87. Doch Novae heillt bei Theophylakr "N6(3at". S Besevlicv, Kastellnamen 148; Schreiner 264 A.247. 6 Vgl. Kap. 6.2. 7 Gerov, Mareianopolis 49ff. 8 Besevliev, Bulg.G. 107. 9 So Besevliev, Bulg.G. 107; Vasil Gjuzelev, Die mittelalterliche Stadt Mesernbria (Nesebar) im 6.- I 5·Jh. Miscellanea Bulgarica 38; Schreiner 265 A.25 6. Doch handelre es sich immerhin urn eine der starksten Festungen Thrakiens und eine der wenigen, die auch die folgenden Jahrhunderte i.iberdauerte. Dall die Awaren nur einigeBefestigungen zersrorten, rneint auch Velizar Velkov, Die Bedeutung Yon Nesebar in del' Ubergangsperiode yon del' Antike zum Mittelalrer. Byzantinobulgarica 7 (1981) 14C. Strategikon 10,2, S. }41. Vgl. H.Mihaescu, Torna, rorna, fratre. Byzantina 8 (1976) 21--35; Schreiner 267 A.267. z Th.S. 2,16, S. 101 f. Howorth, Avars 756; Velkov, Cities 55. Theophylakr schreibt die Eroberung Apiarias ausdriicklich dem Khagan selbst zu. Schreiner, Stadte 34 rechnet rnit einem Vormarsch des Khagans von Apiaria uber den Schipka-Paf nach Beroe; warum er noeh iiber den Schip kaPall ging, wenn er doch vorher schon bei Mesernbria gewesen war, bleibt unerklart. '4 Th.S. 1,8, S. 54. 15 Tipkova-Zaimova, Rapports 74 hilt Busas fur den "chef des machines de la forteresse", was sich aber nur auf eine Zutat des Theophanes snitzt (vgl.Schreincr 267 A.270); Velkov, Cities 55 fur ihren Kommandanten, Howorth, Avars 756 fur einen "retired soldier". Theophylakt hat einfach "ol:gawinT];" - Sold at. 16 Zu den zeirgenossischen Belagcrungsmaschinen vgl. Kap. 4.3. und 6.2. 17 DeleuzeiGuattari, Mille Plateaux 490. 18 Vgl. Oberhummer, RE 3 (1897) }O6 i. Es handdte sich sicher urn das Beroc siidiic]: des Balkan-Gcbirges und nicht urn das unbedeutende Bcroe/Piarra am Donaudelta (vgl.Velkov, Cities Ill). '? Th.S. 2,17, S. 183. '0 Th.S. 1,13, S. 64. Jones, Empire I, 3'8. " Strategikon 4, 2, 5.195. "Th.S. 3,4, S. [16f. Bury, Empire 2,124 darien auf 589. I
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I)
364
Anrnerletcngcn
Kapitel 3.8. , De aedif. 4,5, S. 207. Kovrig, Contribution 163; B6na, Vi:ilkerwanderungszeitforschung 288ff.; eine Erweiterung und Verfeinerung der Typologie zeigen zwei neue Zusammenfassungen von Eva Garam: Garam, Fundstoff 191 ff. und kunftig dies., Bemerkungen; ausfuhrlich auch BfJint, Archaologie (im Druck). In dem zweiphasigen Modell, das Istvan B6na 1987 in Spoleto prasentierte (vgl. kiinftig B6na, Geschichte, SSCI 35, 1987), bleibt die Fruhawarenzeit als erste Phase, bis ca. 670/80, unverandert, wird allerdings in drei, start wie bisher in zwei, Untergruppen gegliedert. ) Konig, Contribution 163 ff.; Balint, Vestiges 206; ders., Ost!. Beziehungen 131 ff. (rnit Hinweisen auf die sowjerische Literatur): ders., Archaologie (irn Druck); Bona, Szcgvar 45; ders., Szegvar-Sapoldal 31; ders., Awaren-Katalog 9; ders., Volkerwanderungszeitiorschung 290; ders., Geschichte, ~unftig in SSCI 35 (1987); Garam, Bemerkungen 3; Istvan Erdelyi, Paralleles orientales des sepultures equestres de l'epoque avare dans Ie bassin des Carpathes. Questions fondamentales 5 I-56; ders., Das Awarcntum und der Osten irn Spiegel der archaologischen Quellen. Mitt.Arch.Inst.Ung.AW 8/9 (1978/79) 189-98. Die meisten ungarischen Autoren bezeichnen das ostliche Zentralasien (heute die chinesische Provinz Sinkiang, die Mongolei und Teile Siidsibiriens) als Zentral-, Inner- oder Hochasien, das west!iche Zentralasien (zwischen Kaspischem See und Tien-schan) als Mittelasien. Zu Pferdebestattung und Bestattungssitten Kap. 6. 8. 4 Balint, Vestiges 206; ders., Ostl. Beziehungen 132 (rnir dern Hinweis, dail einige dieser Typen sich in bcdeutender Zahl auch nordlich des Kaukasus finden); ders., Archaologie; Bona, Szegvar 74; Garam, Zsambok 154; dies., Bemerkungen 13f. 5 Abgebildet in: Awaren-Katalog 26. 6 Garam, Fundstoff; Balint, Vestiges 206f.; ders., Ostl, Beziehungen 132ff.; Bona, Volkerwanderungszeitforschung 29 I. 7 Balint, Archaologie (im Druck). 3 Abgebildet im Awaren-Katalog 27. Ahnlich auch der Brustschmuek einer Awarin yon Kiskoros-Vagohid, abgebildet bci Laszlo, Etudes 29 (Fig. S) und Tafel VI. Byz. Gcfaile: Eva Garam, Awarenzeitliche Glastrinkgefaile aus Kiskore. Acta Arch. Hung. 23 (1971) I15-38; S. Tettarnanti, Der awarische Grabfund Yon Dany. Acta Arch. Hung. 32 (1980) 158f. Allgemein B6na, Volkerwanderungszeitforsehung 29zf. und Balint, Frage 212ff. 9 Vgl. unten und Kap. 6. 12. ,0 Margit Nagy, Friihawarische Grabfunde von Budapest: Bemerkungen zur Frage des awarenzeitlichen Tierstils, kiinftij; in SSCI 35 (1987), Iuhrt die Entstehung des awarischen Tierstils auf verschiedene Faktoren zuriick: teilweise korinten qualitativ hochwertige Fremdstucke nachgeahmt worden sein. Vor allem an langobardische Handwerker denkt dagegen Gunther Haseloff, Germaniseher und ostlicher Tierstil, ebd. ; bei den Langobarden sind allerdings Zahnschnitt- Verzierungen noch kaum belegt, auiler auf einem Goldblatt-Kreuz im Museum von Crema. Doch ist fur den gesamten Komplex der langobardisch-friihawarischen Beziehungen noch manches zu klaren. In diese Richtung gehen, nach freundlicher Mitteilung, Beobachtungen yon Falko Daim und Peter Stadler (Wien). Kiss, Weiterleben 207 siehr fur die awarenzeitlichen Entwicklung des Tierstils vor allem gepidisehe Handwerker als Impulsgeber, doch auch gepidische Vorbilder fehlen bislang. Zur Problematik auch B6na, Ungarns Volker 129. r r Kiss, Weiterleben 203 ff.; Balint, Archaologie; vgl. unten und Kap. 6. 12. r z Liptak, Vila; ders., Zur Frage der anthropologischen Beziehungen zwischen dem mittleren Donaubecken und Mittelasien. Acta Orient. Hung. 5 (I955) 271-312; ders., Avars and Ancient Hungarians (Budapest 1983); vgl. dazu allerdings Johann Szilvassy, Kritische Bemerkungen zu Pal Liptaks Buch iiber die Entstehung des ungarisehen Volkes aus anthropologiseher Sicht. MAG 114 (1984) 117-26, bes. r z z t. (mit neueren osterreichischen und slowakischen Ergebnissen). Die anthropologische Auswerrung des Leobersdorfer Materials besorgte Silke Grefen-Peters, in Dairn, Leobersdorf 2, 79ff. 2
Kapitei
3.8.
365
1., Ery, Studies. Freilich wur dc je\.\>eils nur der .Schnitt' der Craberfelde« verglichen, was methodisch nicht unumstrittcn ist. '" Ery, Studies 125 f. 'i B6na, Volkerwanderungszeitiorschung 294H.; der s., Abriil6r 1 f.; ders., Beitrage 61 ff. Zur Keszthely-Kultur siehc unten. ,6 Vinski, Nalazima 61 f.; vgl. Kovacevic, Kaganat. '7 Fur Sicdlungslcere B6na, Awaren-Katalog 15 (trotz seiner anderslautenden Festsrellung in Abriil 6 '3); vgl. auch Daim, 7- u. 8. Jh. 93· Dagegen nun Daim, Leobersdorf 173 ff. und ders. im Vorwort zur Wiener Ausgabe des Awaren-Katalogs (1986); Friesinger, Vater 90. Vereinzelre triihawarischc Graber wurden in Sommerein und Leobersdorf entdeckt. ,S In diesem Sinn urnrcibt B6na, Ungarns Volker 126, zuletzr das friihawarische Siedlungsgebiet; auch einen Bruckenkopf nordlich der Donau in Devin bei Preilburg und einen Teil Siebenbiirgens sieht er als Teil der yon den Fruhawaren direkt kontrollierten Raumes. .Leitfossil: ist fiir ihn die bisher in ca. 30 Fallen belegte ,symbolisehe Pferdcbestattung' . '9 Bemerkungen, Symposion Zwettl 1986. 20 Ob das mit kosmologiseher Raumaufteilung (rechren und linken Halften, vgl. Ferdinandy, Reitervolkcr 184f.) zu tun hat, ware zumindest eine Frage wert. Denkbar ware dann, dail im 6. J ahrhundert die Khagane den Raum in der Mitre fur sich beanspruchten der .Ordu' der Steppenherrscher im Zentrum des Reiches und ein variables Gebiet rundherum war ihnen vorbehalten, vgl. Togan, Ibn Fadlan 189 und Kap. 8. 2. -, die Uberreste dieses Zentrums nur noch nicht entdeckt sind. Doch bieten sich pragmatische Griinde eher zur Erklarung an. Die Anfange der Besiedlung des Zwischenstromlandes datiert Garam nach den bisherigen Funden auf ein bis zwei J ahrzchnte nach den Gebieten ostlich wie wesrlich davon. Ein anderes Bild ergeben al!erdings ncueste Kartierungen yon Peter Stadler (Wien, laut freundlicher Mitteilung); sie zeigen fur die erste awarische Phase mehrere regionale Schwerpunkte, aber keine fundleere Zone im Donau-Theiil-Zwischestromland. z r Eine Datierung vor 600 erwagr, nach freundlicher Mitteilung, Peter Stadler, vgl. Kap·7·8. 2' Peter Stadler stelite solche Unterschiede ji.ingst be; einigen Fundtypen (et,,:a den Steigbiigeln) fest (rnundliche Mitteilung). Anthropologische Differenzen glaubt Ery, Studies 125 f. Ieststcllcn zu konncn. Es ware verlockend, die von Thcophylakt behauptctcn zwei awarischen ,Geschlechter' War und Chunni (Th. S. 7,8, S. 258f., vgl. Kap. 2.3.-4. und 6. I I.) damit in Verbindung bringen zu konnen ; doch begabe man sieh damit in den Bereich der Spekularion. Keineswegs kor.nen die sieh andeutenden Diiferenzierungen eine einfache Aufteilung naeh ethnischen Kornponcntcu, etwa nach dem Muster: innerasiatische, mittelasiatische und evtl, siidrussische Awarcn, stiitzcn, 2j So Konig, Contribution 177 rnit der vorsichtigen Hypothese, das Awarenheer hatte an del' Furt yon Dunaszekcsd die Donau ubcrschritten ; kritisch dazu B6na, Volkcrwan dcrungszeitforschung 289. Die Furt war in der Awarenzeit cin wichtiger Verkehrswcg, wic zahlreiche Funde der Umgebung beweisen, vgl. Kiss, Baranya. Zur wenig iundicrrcn Rekonstruktion des awarischen Wanderweges durch Cornsa Kap. 3. r. '4 Fiilep, Pees 320. 2; B6na, Awaren-Katalog 14; ders., Ungarns Volker 129; Salamon, Beziehungen 274ff. sowie dies./Erdelyi, Kornye (rnit der verfehlten Annahmc ciner bvzantinisch-barbarischen Garnison, siehe unten). Vgl. auch Hans Bott, Bemerkungen z um Datierungsproblem awarenzeit!icher Funde in Pan nonien, vorgelegt am Beispiel des Graberfeldes von Kiirnye. Bonner jahrbucher 176 (1976) 201-8c; Kiss, Weiterlebcn 203££. 26 Kiss, Kolked 185, vgl. Kap. 6. 12. '7 V gl. etwa die .Sieben Geschlechter' unter bulgarischer Herrschart; Bcsevliev, Bulg. G. 179f. ,8 Den unpubliziertcn Fund datiert B6na, Ungarns Volker 129 noch vor 60c. '9 Die neueren Ausgrabungen im Kastel! von Keszthely-Fenekpuszra publizierten L. Bark6czi, A 6th Century Cemetery from Keszrhely-Fenekpuszta. Acta Arch. Hung. 20 (1968) 275-3 I I; Bark6czi/Salamon, Remarks; Sagi, Fenekpuszta ; K. Sagi und I. Erdelyi in den Mitteilungen des Arch.iologischcn Instituts der Lriiversit.ir Budapest 8/9 (1978(79)
]66
Kapiiei s .«,
Amner.kufly,cn
und ICIz I (19Sc/S f'). Kiss, Stellung failte 1967 die Verbreitung der Schmuckrypen zusarnmen. Zum Graberfeld vor dem Siidror Muller, Valcum 272, mit Lit. Neuere Zusammenfassungen: G. Kiss, Funde ; Muller, Valcum; Balint, Frage 209f. sowie ders., Archaolcgie (im Druck). Zur Deutung siehe unrcn. Zu bcachten ist ubrigens, daf erst in den fiinfziger jahrcn der Terminus auf die sparrornische Kultur der Awarenzeit beschrankt wurde; bis dahin wurde das gesamte awarische Fundmaterial dieser Zeit als .Keszthely-Kultur' bezeichnet.
Barkoczi/Salamon, Remarks 139 n.; Salamon, Bezieh ungen 274 ff.; dies.!Erdelyi, Kornye 65ff.; siehe dazu die Rezension von Peter Tomka, A kornyei avar kori torteneri ertekelesehez terneto. Antik Tanulmanyok 20 ('973) 277ff. Den Irrtum, den spatantiken Kultureinfluf politisch als byzantinische Herrschaft zu deuten, ubernahrn noch S6s, Problernatik 88f. 3' B6na, Volkerwanderungszeitforschung 296£.; ders., Abri~ 6 I4 f.; ders., Beitrage 62 ff. und am aushihrlichsten ders., Gepiden 33 ff. J2 Kiss, Stellung 49 ff., der die spatrornischen Schrnucktypen als Beleg regionaler romanischer Kontinuitar auffailte. Zur Stilusnadel als "uberal! verbreitete merowingische Schmucksache des 6. J ahrhunderts" jedoch Bona, Gepiden 30; die haufigsten Parallelen des Keszrhely-Schrnuckes finden sich sonst in Norditalien und auf dem nordlichen Balkan, aber nichr in derselben charakteristischen Zusammenstellung wie in Keszthely. j3 Mir. Dem. 2, 5>284, S. 22Z; PD 4, 37, S. 162f., vgl. Kap, 6.6. H Das wonder etwa Muller, Valcum 272 ein ; er rechnet mir germanisch-romanisehen Verbundeten der Awaren und meinr, pannonische Romanen konuten unter langobardischer Herrschaft in der Umgebung gesiedelt habcn, was bislang allerdings nicht klar belegbar ist. 352, 5,z84f., S. 222; ahnlich Priskos fr. 8, Bornmann 46f. und Prokop BG 3,14, S. 522ff. )6 Bona, Gepiden 33 ff. 37 Hesse, Austausch 15I. j8 Bona, Awaren-Katalog 14. Die Bez eichnung .Ordu', die er verwendet, meinte in Zenrralasien meist den Sirz des Herrschers und der ihm unrnittelbar unterstehenden Krieger (Togan, Ibn Fadlan [82f.), was fUr Zamardi nicht belegt ist. Man darf auf den Fortgang der Ausgrabungen - erst 500 von angenommcnen 50CO Crabern warcn 1985 freigelegtund die Publikarion der Ergebnisse gespannt sein. Kurz betont zulerzt Bona, Ungarns Volker 129 noch einmal die "ungewohnliche Vielfalt" des Fundmaterials, halt es jedoch fUr .Fraglich, ob auch die Bevolkerung so bunt gemischt war". )9 Muller, Valcum 272 verwcist auf einen nachtraglich eingebauten Pfosten zur Verstarkung des Tores im Sudrurrn. jC
die die .Nernsci' die Srummcn? Sprache unci Namen in Osrerreich, Fs. i. 'w'alter Steinhauser. Hg. Peter Wiesinger (Wiell '980) 33?-61; ders., Zur Etyrnologie der slawischcn Bezeichnung Nernsci fur ,die Deutschen'. ONF 9-11 (1981-83) IC-I5. Denkbar ware, Jail die Zeitgenossen auch zwischen .Skluvcnoi' und .Sklavoi' diffcrenziertcn, wobei letztercs auf eine Iorrgeschrirrene Form von Stammcsbildung hinweisen konnte (freundliche Mitteilung von Evangelos Chrysos, Ioannina), Zum - wenig iiberzeugcnden - Versuch einer Differenzierung yon .Sclavi' und .Venedi' an Hand des Sarno-Berichres vgl. Kap. 7+ 5 Vgl. Kap. 8.!. 6 Joachim Henning, Untersuchungen zur Entwicklung der Landwirrschait in Sudosteuropa am Dbergang von der Spatanrike zum friihen Mittelalter. EAZ 25 (1984) 123-30; ders., Sudosteuropa, bes. Icsff. (Auf die Arbeiten Hennings machte mich freundlicherweiscJohannes Koder, Wien, aufmerksam.) 7 Gegen aile Versuche der Rekonstruktion einer einheirlichen fruhslawischen Gesellschaft wendet sich Graus, Verfassungsgeschiehte 292 und 307; gerade die Termini der Herrschaft sind nicht .gcmeinslawisch'. Doch lassen die in allen slawischen Sprachen vorkommenden Begriffe des Reclus- und Soziallebens gewisse Riickschliisse zu: vgl. etwa Radoslav Katicic, Ispraviti pravi.do. Wr. Slavist. JB 31 (1985) 41-46. S Vgl. dazu Deleuze/Guattari, Mille Plateaux 9ff. Dicses aus der Botanik entlehnte Bild der beiden Iranzosischen Philosoph en zeigr einen Paradigmenwechsel an; niche aile Phanornenc lassen sich rnit dem im westlichen Denken vorherrschenden Modell des Stammbaumes, ciner ungebrochenen Kausalkette erklaren. 9 Vorbildlich darin etwa das Handbuch vonJoachim Herrmann, Slawen in Deutschland; doch hat cine ganze Reihe von Arbeitcn auf ahnliche Weise zur regionalen und zeitlichcn Difierenzierung beigetragen. Zusammenfassend Herrmann, Wanderungen 78 f.; Z. Kurnatowska, Die ,Sclaveni' im Lichte der archaologischen Quellen. Arch. Pol. 15 (1974) pH.; Godlowski, Slawcnsitze 269ft.; ders., Aufhoren 227f.; ders., Frage 416ff.; Varia, Einfuhrung 27H.; Joachim Werner, Zur Herkunft und Ausbreitung der Anten und Sklavenen. Acres du Vl l Ie Congres International des Sciences Prehistoriques , (Belgrad 1971) 243-52; Balint, Archaologie, rnit weiterer Lit. Zu den Sreppeneinflussen auf die Penkowka-Kultur Balint, Ostl. Beziehungen '33 ff. Am Obcrlauf von Dnjestr und Pruth verrnutct jiirgen Udolph, Zum Stand der Diskussion iiber die Urheimat der Slawen. Bcitrage zur Namensforsehung N. F. 14 (1979) 1-25 nach narncnkundlichen Untersuchungen die slawische Urheirnat. Wolfgang P. Schmid, Urheimat und Ausbreitung der Slawen. ZfO 28 (1979) 4°5-15; Karl W. Struve, Die Ethnogenese der Slawen aus del' Sicht der Vor- und Frdhgeschichte. Erhnogenese europaischer Volker. Hg. \'(1. Bernhard und A. Kandler-Palsson (Stuttgart/New York 1986) 297-321, rnit weiterer Lit. Herrmann, Wanderungen 79. Zu den cingeticjten Hausern Vladislav Popovic, Note sur l'habitat paleoslavc. Lemerle, Recucils 2, 235-241. "Ensslin, Slaveneinfalle 697ff.; Dittcn, Bedeutung 84ff.; Bcscviiev, Bulg. G. 9Iff.; Velkov, Donaulimes 157 if., jeweils mit rnit Quellenangaben und wciterer Lit. Ij Prokop, BG 3, 38, S. 690-94. 14 Prokop, BG 3,14, S. 528. Der Hinweis auf die Massageten und Hunnen zeigt freilieh die Bildungsbst klassischer Ethncgraphie, die dieses Uneil beeintlutir habcn mag. Chilbudios war dadurch zurn .Hochstapler wider Willen' geworden, daG ein rornischer Sklave, der auf dicse Weise freikommen wollte, den Anten einrcdete, er sei der romische Feldherr. 5 ,35, S. 63. 5 16 BG 3, 14, S. 527- In diesern Sinn ordnet sie auch Herrmann, Wdt der Slawen 22, der .milirarischen Dernokratic' (vgl. Kap. 6. I.) zu. Havlik, Byzantiner '74 sieht cinen "Rat der Archonten" als entschcidendcs Gremium an. 17 Dvornik, Making 279£f.; Manfred Vasmer, Untersuchungen uber die altcstcn Woh.nsitze der Slaw en I: Die lraner in Sudruliland (Leipzig 1923); G. Verriadsky, On the Origin of the Antae. Journal of the American Oriental Society 59 (1939) 56-66; ders., Siawentum 255 ff.; Hauptmann, Fruhzeit 302. Vgi. Ditten, Bedeutung 32; B. Struminskyj, Were the Antes Eastern Slavs? Harvard Ukrainian Studies )1'4 (1979-8c) 786-96; C. BOlle'!, Les 10
11
Kapirel
4. I.
Musser, Invasions 2, 83 ff. " Zur Forsehungsgeschichte Gicysztor, Antiquites. Andere neuere zusamrnenfassende Darstellungen del' Problematik, mit weiterer Literatur: Fritze, Altertumswissenschait; ders., Bedeutung 498-507; Hellmann, Problematik , ders., Grundfragen; Graus, Verfassungsgeschichte. ) Prusak, Slavs. Eine extreme Position, gewiil - doch ist es flir die Forschung nicht ganz gleichgullig, was ein Harvard-Professor vor dem vielleicht angesehensten Forum fur Friihrnitrelalrer-Fragen sagt. Bei allen Einwanden, die sich schon aufgrund der schrifdiehen Quellen fast yon selbst ergcben, ist Prirsaks These ein Anstoil, Denkgewohnheiten zu uberprufen. Vgl. dazu Kap. 6.1. 4 Herrmann, Welt d. Slawen 22. Die Deutung des Slawennarnens als .dic Sprechenden' ist gcgcnuber der zuvcrlassigcren der ,stummen' Deutsehen semantisch sehr einleuchtend, etymologisch aber nicht vollig abgesichcrt (freundlichc Mitteilung von Radoslav Katieic, Wien). Gegen beide Etymologicn Otto Kronsteiner, Sind die Slavcne ,die Redcnden' und 1
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1
368
Kapitel +2.
Anrncrkungen
Antes et Byzance. EtuJes BaJkaniques 19, .\(1983) I08-~o. Ebenso wird dcr Volksname der Anren meist iranisch aufgeiafk Altheirn, Hunnen 1,71 f. (nach Vasmer, wie oben); Pritsak,
Slays 398. Zum Namen der Amen auch Milan Budimir, Anrai-Antes-Anti-Anticus. Zbornik Radova 8, 2(1964) 37-45. 18 Mezarniros und sein Clan sind erwahnt bei Menander EL 443; 5, 3, S. 5c bzw. fr. 6. Eine Ausnahme ist jener legendarc Konig Boz, den nach Jordanes (48, S. 247) der gotische ,Wendensieger' Vinirharius einst iiberwand ; vg!. Wolfram, Goren 3 I I-I). 19 Jordanes 5, 35, S. 63 schreibt, daG urn 550 die Anten am rniuleren Dnjestr und ostlich davon bis zum Dnjepr wohnten. Prokop, BG 4, 4, S·734 lokalisiert die "zahlreichen Starnme der Anten" weir ostlich, niirnlich nordlich der Utiguren, die an der Maotis iebten ; sie sind also am Nordrand dcr Steppenzone zu suchen, wo hI in einern weiten Raum zwischen Don und Karparen, wie man es bei ihrer Synthese von slawischer und SteppenTradition auch verrnuten wiirde. Ungeeignet zur Lokalisierung ist dagegen die Angabe des Johannes von Ephesos 6, 47-49, S. 260, die Balint, Archaologie (irn Druck) heranzieht, urn Anten an der unreren Donau zu belegen. Der konfuse und schlecht uberlieferte Text kann rnit der Angabe .wesrlich der Donau" nur das Awarenland, hochstens das slawische Siedlungsgebiet meinen. Gegen Antcn an der Donau spricht die Tatsache, daf sie dort irn Verlauf der detaillicrt beschriebenen Kricgc des Maurikios (vg!. Kap. 5.3.-9.) nichr erwahnt werden. Zur Lokalisicrung auch Maria Cornsa, Einige Bemerkungen uber die Ereignisse des 6. - 7.J ahrhunderts an der unteren Donau. Slavia Antique 21 (1975) 6 [-8 I. Balint, o-u. Beziehungen 1}6 sowie ders., Archaologie, mit Lir., charakrerisierr die archaologische Problematik der Anten ; die Beviilkerung des Mitrel-Dnjepr-Gebictes, die von der sowjetischen Forschung als anrisch bctrachtet wird, war stark von der Steppenkultur beeinfluGt. Einc klare Abgrenzung .anrischer' und ,slawischer' Kulrur scheint allerdings nicht erfolgversprechend. '0 Vg!. Kap. 4-7- Die Datierung von Dujcev, Arrive 132 gegen Ende des 5. Jahrhunderts ist moglich, aber aus den QueUen bum zu stiitzen. " Prokop, BG 4,25, S. 914. z a Hunger, Litcrarur 291 i. ') Prokop, BG 2, 15, S. po. Ob die Wanderung durch die mahrische Pforte (Sz.ydiowski, Anwesenhcit 2)4), uber Dukla- und jablonka-Paf (Herrrnann, Wdt d. Slawen 33), ostlich der Karparen (Schrnidt, Ostgcrrnanen 553) oder gar zu Schiff den Dnjestr aufwarts (Pritsak, Slays 4c7f.) ging, ist umstritten, der Reichtum an Auslegungen stehr in aufLilligem Kontrast zur Kargheir der QueUe. Die Stelle ist jedenfalls kein Beweis fUr die Anwesenheit von Slawen siidlich der Karpaten. '4 Prokop, BG 3, 35, S. 672. lj Schwarz, Vordringen 9611 fur Ostgalizien ; VaI1a, Einfiihrung 60 fur Mahren; Szydiowski, Anwesenheit 234 fur Bohmen/Mahren; Herrrnann, Welt d. Slawen 15 fur nordlich der Karparen. Da Hildigis einst das Exil bci den Warnen mit dem slawischcn vertauscht hatte, wcrden diese Slawcn wie die Warnen niirdlich der Karpaten gesessen sein, aber sicher nicht zu weir von den Passen entfernt. Denkbar, daf sie gerade irn Verlauf der Ereignisse irn Karpatenbeckcn Full faGten. ae NIGH AA 6, 2, S. 194-96. Szydlowski, Anwesenhcit 235; vg!. dazu auch den Diskussionsbeitrag von E. Dernougeot in Spoleto 19S3, SSCI 30, 290. 'i Getica 5, H, S. 62 f. 'S H. Lowrnianski, Lacus Mursianus. Opuscula C. Tyrneniecki septuagenario dedicata (Posen 1959) 2nL; Kollaurz/Miyakawa [,241 A. 5; Herrrnann, Welt d. Slawen 21. Eine ausfiihrliche, aber lerztlich unbefriedigende Erorterung der Frage gibr Prirsak, Slays 370 H. 'Y Godlowski, Aufhoren 230f.; ders., 227 widerspricht zu Recht der imrner noeh gebrauchlichen Zuschreibung der kaiserzeidichen Przeworsk-Kultur an die Slawcn. Auch die ostslowakische Presov-Kulrur des 4.-5. Jahrhunderts sollte nicht, wie bei Parczewski, Besiedlungsgeschichte 39 f. oder Vana, Einfuhrung 19H., einfach tiir die Slawen vercinnahmt werden. )0 Bona, Beweis 44. )1 Prokop, BG 4, J S, S. 8)2.
J69
3' ViI1a, EinfUhrung 49 H.; ders., Welt der alten Slawen 2')-37; J. Zernan, Zu den chronologischen Fragen der altesten slawischen Besiedlung im Bereich der Tschechoslowakei. Arch. rozhledy 18 (1966) 157-189; ]. Tejral, Grundzuge der Volkerwande~ungszeit in Mahrcn. Studie AU tSAV 41r, Prag 1976; Adler, Langobarden 8 I; Szydlowski, Anwesenheir 236. )) Jaroslav Tejral, Probleme der Viilkerwanderungszeit niirdlich der mittleren Donau. Germann, Hunnen u, Awaren 351-60, bes. 358f.; vg!. kLinftig den Bcitrag Tejrals zum Tagungsband des Syrnposions Zwettl rc Se. .. H Mit lerzterern rechnete Joachim Herrmann in eincrn unpublizierren Vortrag am HOG in Wien, Herbst 1986. Einen gewisscn germanisch-slawischen Kontakr in Bohrnen vermutet jiri Zeman, Bohrnen im 5. und 6. Jahrhundert. Germanen, Hunnen u. Awaren 515-33, bes·525· )j Herrrnann, Welt d. Slawen 39 f. )6 Langobarden 8 I; zustimmend F riesinger, Slawen 7; ders., Vater I [3. )7 Slawen 8. )8 Herrrnann, Welt d. Slawen 33ff.; ders., Slawen in Deutschland 28; ders., Wanderungen (bes. 84 ff.). l~ Von historischer Seite ausfuhrlich belegt bei Fritze, Bedeutung.
Kapitel
4.2.
Die Autorschaft des Arerhas ist eine Hyporhese des Wiener Byzantinisten Koder 75 H.); fur ihre "sehr hohe Wahrscheinlichkeit" pladiert Kresten, Sigillion 15, A. 2; "sans doute" dafur, ohne Nennung Koders, auch Lernerle, Recueils 2, 63. Ein halbes jahrhundert spater datiert die Abfassung der Chronik der Herausgeber Dujcev, Cronaca XLIVf. (dort auch die .Literaturgeschichte' der Diskussion). Eine ausfuhrliche Bewertung des Quellenwertes mit kornrnentierten Literaturangaben bei Weithrnann, Slaw. Bevolkerung 33-43; vg!. dazu aber die Rczension von Koder in BZ 74 (1981) 88-90 und von S. Vryonis jr. in Balkan Studies 22 (1981) 4c5-39. 'Lemerle, Chronique 8f.; Dujcev, CronacaXXVIII; Moravcsik, Byz. turcica I, 237£. ) Lernerle, Chronique 10; Dujcev, Cronaca 16. ; Dujcev, Cronaca 12-19 ; Lernerlc, Chronique 9 f. Die Lesung "EYYEV~" (einheirnisch) start "EU'(EV~" (vornehm) folgt einern Hinweis von ]ohannes Koder (Dujcev hat "nobiie"). Die Liste der awarisch-slawischen Eroberungen in Griechenland und anderswo starnmt wohl aus den Miracula Dernetrii 2, 1,179, wie jiingst Koder, Anmerkungen 528 H. plausibel gemacht hat; sie bezieht sich dort auf Ereignisse urn 615, entstand aber am Ende des 7-J ahrhunderts und kann damit nicht als Grundlage eincr geographischen Eingrenzung der slawischen Eroberungen des 6. Jahrhunderts dienen. Zur Bedemung der Stcllc vg!. auch Koder, Rornaiosyne (Symposion Zwcttl 1986). j Einen umfassenden Uberblick zur Literatur besonders seit 1945 bierer Dujcev im Vorwort zu seiner Edition. 6 So zuletzt von Karayannopoulos, Frage 443-6c. i Vasrner, Slavcn; Bon, Peloponnese. 8 Lernerle, Chronique; Charanis, Chronicle; ders., Settlement; ders., Observations; ders., Slays; Dujcev, Cronaca; Popovic, Origines; Koder, Arethas; ders., Anrnerkungen; Kresten, Sigillion; vg!. aueh Moravcsik, Byz. turcica I, 237f. und die kornrnentierte Bibliographic bei Dujcev. 9 Hronika 95 H. le Syrnbole 146ff. " Mir, Dem. 2,5, 285, S. 238. Siehe Kap. 5.9. 1) Popovic, Origines 235 H. q 6,47, S. 260. I
(Arethas,
II
Ij
,6
Mir. Dem. 2, 2, 5. 197 f. Mir. Dern. 1,13-15.
: Zu den "Miracuia" als QueUe Lcmerle, Composition 349; Barisic, Cuda 145f.; Koder, Anmerkungen 523ff.; vg!. Kap. 1.2. z Barisic, Cuda 148; Lemerle, Composition 354. ) Lemerle, Composition 360f. • Die Gleichgultigkeir der "hisroriographischen Hofschranzcn" konstatiert Weithmann, Slaw. Bevolkerung 15· Ahnlich Tapkova-Zaimova, Aspects 114. j Mir. Dern. I, 13, 117, S. 134. 6 Zur Pest vg!. Kap, 2. T. DaB erzahlcnde Quellen die Wirkung der Pest oft iibertrieben, belegt Durliat, Peste (wie Kap. 2.1. A.18). 7 Miracula I, 13, 124-29, S. IJ6f. 8 I, Ij, [24, S. 136. 9 Lernerle, Invasions 285 f.; Waldmuller, Begegnungen 164, vg!. Kap. 2.1. :e r , 13, 119-12[, S. 134f. " Greg. reg. 8, 10, 196, S. 184 z u 597; Lemerle, Recueils 2, 241. " 1,14,131-)2, S. 146. 'J [,14, I}6, S. 148. [,14, [37, S. 148. Ij 1,14,138-39, S.1481.; '51, S. '54; 154, S. '55. Die Schilderung der furchterregenden Belagerungsmaschinen zien alle ausfiihrlichcn Bclagerungsbcrichte (vg!. Kap. J. I. und n.), sie konnte deswegen auch ein Topcs sein, wie Evangelos Chrysos angeregt hat. Zur Entwicklung der bvzanrinischen Kriegstechnik kiinftig Taxiarches Kolias. 1, 14, 146-55, S. 1)2 H. '1 Th. S. 6, 5, S. 229. :i I, [4, 1j6-60,S.156i. 19 Greg. reg. 8, la, [96, S. 184; Lernerle, Recueils 2, 24 f. zc Lemerle, Recueils 2, 49-69 untersucht detailliert den historischen Kontexr und halt danach 586 fur wahrscheinlichcr, entgcgen seiner Aufhssung in Composition, 352 f. Auf 586 datierten auch Barisic, Cuda I47; Charanis, Settlement rc r ; Grafenauer, Nekaj vprasan] 124; Avenarius, Awarcn 98; ders., Miracula 18; Waldmuller, Begegnungen I72f.; Popovic, Origines 132; fur 597 pladiertcn dagegen Velkov, Cities 56; Nystazopoulou .. Pelekidou, Syrnbole 173. Fur 597 (m it Hinweis auf die .fortgeschrinene' Belagerungstechnik) argumcntierte jungsr auch Vryonis in sciner Rezcnsion der Miracula-Edition Lemerles in Hesperia 50 (1981) 378-8c; vg!. die Rezension von Tachiaos, Hellenika 34 (I982) 248f. Weitere Literatur bei Lemerle, Recueils 1j H. Tatsachlich ware schwer zu verstehen, wenn bei den groilen Kriegsziigen del' achtziger Jahre Thessalonike ausgespart worden ware; denn wir wissen ja, dail es sich urn die erste Belagerung seit Menschengedenken handelte. 11 Rccueils 2,48. z z Vg!. Kap. 5.8. 'J Georges Bataille, Gilles de Rais (Frankfurt!.M. 1975) 22 ubcr die \'{Tirkung mittelalterlicher Burgen auf die Bauern. z Zum Kampfschrei der Slawen das Strategikon I 1,4, S. 374; vg!. Kap. 6.2. 'j Mir. Dcm, I, 12 (wohI6C4, vg!. Lernerle, Recueils 2, 72f. und Kap. 7.1.). !6 Vg!. Kap. 6.2. '7 Zosirnos 227; siehe Bcsevliev, Bulg. G. 5716
37'
Kapite! 4+
Kapitel a.j.
I,
Kap1td4-1·
Anmere ungen
3lC
, 1,13,128, S. 137· 'Fondation, 47IH.; ediert in ders., Klcinchroniken [,319; dazu Lernerle, Recueils 2, 63 f.; fur Weithmann, Slaw, Bevolkerung ICI ist die Jahreszahl "hisrorisch nichr ernst zu nehrnen". ) Ch.iranis, Chronicle 157ff.; Wcithm:mn, Slaw. Bcvolkcrung 45 f. , Kenneth Setton, The Bulgars in the Balkans and the Occupation of Corinth in the Seventh Century. Speculum 25 (19F) 502-43; ders., The Emperor Constans Il. and the Capture of Corinth by the Onogur Bulgars. Speculum 27 (1952) 351-62. Dagegen Peter Charanis, On the Capture of Corinth by the Onogurs and its Recapture by the Byzantines, Speculum 27 (I952) 343-50; ders., Settlement 102f. 6, 10, S. 228; Moravcsik, Byz. turcica 2, 132f. 6 Charanis, Settlement 94f. gegen Zakythinos, Slavoi 19. Fur Gricchenland auch Ensslin, Slaveneinfalle 701. Die Eroberung eines "ganzen Landes" ist nach den Forschungen von Evangelos Chrysos, laut freundlicher Mitteilung, freilich ein Topos. i Johannes v. Ephesos 6, 47, S. 260; Michael Syrus 10, 21, S. 362; Marquart, Streifziige 483; Altheim, Hunnen 1,90. ZuJohannes vg!. Kap, 1.2. und 3.).; das Todesdatum ergibr sich allerdings nur aus seinern hohen Alter und den in seinem Werk zuletzt erwahnren j
Ereiznissen.
Lemerle, Chronique 9f.; Dujcev, Cronaca 13. Greg. Reg. 1,26, S. 39 f. Vg!. auch I, 24f. und I, 28-30. Charanis, Settlement 104. Zur Nennung Korinths in Konzilsakten des 7- und 8.Jahrhunderts Popovic, Origines 251; Charanis, Slavs 8. Popovic, Origines 233 mit Lit.: ]. Rosser, The Role of the Great Isthmus Corridor in the Slavonic Invasions of Greece. Byzantin. Forschungen 9 (1985) 245-53· Weithmann, Slaw. Bevolkerung 215 H. und 246 H. Morrison, Byzance 158 f.; Bon, Peloponnese 54. q Zum Niedergang des Munzumlaufs im 7.Jahrhundert Stratos, Byzantium 2, 167; Morrison, Byzanee (rnit Vergleichstafeln); interessant auch die Zusammenstellung der Miinzfunde bei R. M. Harrison, Excavations at Sarachane in Istanbul 1 (Princeton 1986) 308 H. q Kresten, Sigillion 68 H. 16 Stratos, Byzantium 3, 166. '7 Grundlegend dazu Vasmer, 51awen 317; Charanis, Settlement 99; besonders eindrucksvoll die Karte bei Koder/Hild, TIE 1, 331 bzw. Koder, Lebensraurn 144 Abb. 22. IS DAI 5C, S. 70-75, S. 236. "Romer" nannten sich die Byzantiner selbst, der Hellenenname lieB an Heiden denken, vg!. klinftig Koder, Rornaiosyne. 19 Vasmer, Slav en 319 f.; Weithmann, Slaw. Bevolkerung 164. '0 De thernatibus, hg. Pertusi 91: ,,£01(ti.a~6{}T] OE ;tCtoa ... OlXOUf.lEV1l"; dazu Straws, Byzantium 3, 153 und kunltig Koder, Rornaiosyne. Zum Bevolkerungsverlust und der Pest siehe Kap. 2.1. z r Itinerariurn S. Willibaldi, MGH SS 15, I, S. 93. z z Geographi Graeei minores 2, 574. 'J Dvornik, Slavs 40; Waldmuller, Begegnungen 167; Schreiner, Fondation 475; Charanis, Slays 7 rnit weiterer Literatur, Durch die von Schreiner entdeckren Notizen zur Gnindung Monemvasias 583 hat diese Auffassung neue Nahrung bekommen; abgesehen vcn den U nsicherheiten einer iiber tausendjahrigen Uberlieferung, belegt auch dieses Datum nur den Riickzug vor slawischen Eroberern, nicht die effektive slawische Niederlassung. Mit bedcutender slawischer Siedlung seit del' Zeit urn 580, Iruher als weiter nordlich, rechnet auch Popovic, Origines 234. Ferluga, Slavi 312 f. rurnrnt 578-84 die ersten bedeutenden Niederlassungen in Binnentalern ?vIittelgriechonlands an, ab 586 auch im Siideu. Weithmann, Slaw. Beviilkerung IC4ff. datierr den Beginn del' Landnahme auf dem Pe loponnes auf 587/88, [ruher als iiberall anders. Koder/Hild, TIE I, 54 f. serzen den Anfang S
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10 I]
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K'1piteI4-4-
der Slawensiedlung in Griechcnland auf 578. Laut Tapkova-Zaimova, Aspects 116 blieben auf dem ganzen Balkan seit 580/84 slawische Gruppen zuriick. Ahnlich Zasterova, Kolonisation 61. !, Stratos, Byzantium ), l4i H. rnit ausfUhrlicher Diskussion der Lireratur; Lernerle, Chronique 48; Nystazopculou-Pelekidou, Slaves 350; noch spater, narnlich ab Ende des 7. J ahrhunderts, ist der Ansatz von J. Karayannopoulos, Byzance et les Slaves. 17· into Byzanrinistenkongref (Dumbarton Oaks 1986) 166. '5 Das .vuoto rnilirare c demografico" betont Ferluga, Slavi 3 13; vgl. Lemerle, In v asions 28,- Freilich mull es regionale Differenzierungen gegeben haben. Vgl. Kap. 2. I. ,6 Popovic, Origines 233; M. Thornpson, The Athenian Agora 2 (Princeton 1954). '7 Stratos, Byzantium 3, 170f. Urn 730 wechselte die Kirche von I1lyricum auch von der Zustandigkeit des Papstes in die des Patriarchen von Konsranrinopel. ,8 Origines 234 H.; dazu auch Nystazopoulou-Pelekidou, Slaves 348 f. '9 Nystazopoulou-Pelekidou, Slaves 349. JO Lemerle 38 H., S. IOf. Danach nannten sich diese Bergbewohner spater Tzakonen. Zum BegriH Dujcev, Cronaca 17 A. 52; Weithmann, Slaw. Bevolkerung 101 f. )I Kcder, Lebensraum 122. State drei grolleren Siedlungen im Tal entstanden an den Hangen ca. 50 Dorfer, Vgl. Peter Soustal, Nikopolis urid Kephallinia. TIE 3 (1980). )! Sinclair F. Hood, Isles of Refuge in the Early Byzantine Period. BSA 65 (1970) 37-44. Diese Inseln eigneren sich allerdings zumeisr nur fur kurzfrisrigen Riickzug und boten keine Voraussetzungen fur langere Besicdlung (freundliche Mitteilung von Johannes Koder). j) Als awarisch bzw. kutrigurisch publiziert von G. R. Davidson/Tibor Horvath, The Avar Invasion of Corinth. Hesperia 6 (1937) 227-34. Popovic, Origines 235f. ordnet sie dem im ganzen Reichsgebiet verbreitctcn "Syrakus-Typ" zu. Ders., Ternoins 454 schliefsr auch eine Zugehorigkeir zur byzantinischen Garnison nicht aus. H Fur slawische Herkunft der grundlegende Aufsatz von Joachim Werner, Slawische Biigelfibeln des 7.Jahrhundem. Reinecke-Festschrift (Mainz 1950) 150-72; differenzierend Popovic, Origines 254 und Balint, Archaologie, die eine erhnische Deucung ablehncn. 35 Phaedon Malingoudis, Fruhe slawische Elernente im Namensgut Griechenlands. Sudosreuropa-jahrbuch 17 ([987) 53-68; ders., Studien zu den slawischen Ortsnarnen Grieeh en lands I. Slawische Flurnamen aus der messenischen Mani, Mainz 1981. )6 Dazu auch Henning, Sudosteuropa, bes. 35 H. l7 Weithmann, Slaw. Bevolkerung [67)s Popovic, Origines 236ff. )9 Popovic, Temoins 455; Kollautz/Miyakawa I, 289; ausfiihrlich Weithmann, Slaw. Bevolkerung 244£., der sie jedoch zu eindeutig rnit slawischen Zuwanderern verknupft. ,0 Byzantium 3, 162. Vg!. die Karte von Popovic, Origines 24',! Das zeigt die Karte in Koder/Hild, TIB I, 331. Uber den Golf von Korinth umging man wohl auch die Befesrigungen auf dem Isthmos und geiangte so auf den unbefestigrcn Peloponnes. Vgl. auch Johannes Koder, Zur Frage der slavischen Siedlungsgebiere im mittelalterlichen Griechenland. BZ 7 I (1978) 3 I 5-3 l. ,; Das zeigen Miinzfunde, auf die Nystazopoulou-Pelekidou, Slaves 349 nach einer Zusammenstellung von A. Avrarnea verweist. H Kcder, Rezension, wie Kap. 4.2. A. I. 45 Therese Olajos, Quelques remarques sur une peuplade slave en Hellade. 17. int. Byzantinistenkongref (Dumbarton Oaks 1986), Abstracts 243. Die Autorin arbeiter an einer Herausgabe der Quelle. ,6 Weithmann, Slaw. Bevolkerung 246ft ,7 Vg!. Kap. 3.8. und 6+ ,S Vg!. Kodcr/Hild, TIB I, 53 f. ,9 Konstantin Porphyrogenneros, DAI 49 u. 50, S. 22.8ff. 50 Diese Meinung vertreten u. a. Popovic, Origines 256f.; Weithmann, Slaw. Bevolkerung 280; Ferluga, Slavi 315.
,I
Knpitcl .f.5.
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Kapitel 4· 5· Jan Peisker, Die alteren Bez iehungen der Slavcn zu Turkoracaren und Germanen und ihre sozialgeschichtliche Bedeurung, Vierteljahresschrifr zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 3 (1905) 187H. sowie sein Beitrag in der Cambridge Medieval History 2 (1913) 418 H. Ahnlich Hauptrnann, Umwalz ungen 232, sowie in spareren Auisatz eu, auch no ch in dcr Historia Mundi 5 (1956) 3:: I H.; Koilaurz, Schichtung [)2 f. Zu Peisker vgL die Diskussion Gieysztor - Fritz e in SSCI 30 ([982) 45 H. Preidel, Anhngc 203 H. Dazu Hellmano in Bosl, Handbuch 141 A. 7. 3 Pritsak, SIavs 353 ff. ., Mal, Problcme I I H.; ahnlich, wenn auch differenzicrter, Gralenauer, Razrnerje [45 ff.; zusammenfassend ders., Zgodovina 102; "cher einc freie Verbindung als eine Abhangigkeit" sieht Avenarius, Problemarik I I. 5 Lubomir Niederle, Slovanske starozitnosti r , 1 (Prag 1902) Ill. 6 Hellmann, Problematik [96; Frieze, Altertumswissenschair 19; Graus, Verfassungsgcschiclue 307; ders., Entwicklung 462 f. "Keine monolithische slawische Kulrur und Geschichte" siehr auch Herrmann, Welt d. Slaweo 9. 7 So schon Grafenauer, Razrnerjc 145 H. S Fritze, Bedcucung 544 f. hebt die N otwendigkeit einer Differenzierung hervor und gibt dazu eine Reihe wesentlicher Grundlagen. Ahnlich Dittcn, Bedeutung 8 [H. 9 Zastero v a, Quellen 234£.; Kollaurz, QueUe 316f.; Deer, Untergang 783; Avenariu s, Awaren 214. Zwar liillt sich der Ursprung der Obor-Sage unter Umstanden direkt auf skythische My then zuriickfiihren, den en auch der Awarenname entstarnmte - Haussig, Zentralasien 159. Doch ist cin Einflull der Konfrontarion rnit den Awaren auf diese Sagcnbildung wesentlich plausibler, Fredegar 4, 48, S. 208. Trautrnann, Nesrorchronik M. r ; Dalur Bruno Krusch, Die Chronik des 'vg. Fredegar. Ncucs Archiv 7 (1882) 434; Chaloupecky, Considerations 227; Kollautz/Mivakawa I, 236; Zasrerova, Quellen 231-38; Kollautz, QueUe 32C; eine Tradition pannonisch-sreirischer Duleben verrnutet Vaczy, Der [rankische Krieg 4C2; dagegen ausfiihrlich Avenarius, Awaren 19[-2 [8, rnit weiterer Lit.; auf die "Gleichheit der historischcn Umsrande" fuhrt auch Szadeczkv-Kardoss, Hauptziige 222 die Parallelen zuriick. Biblische Vorbilder ncnnt Kollautz, QueUe 307ff., do eh werden in I. Samuelis S, le Manner vor die Wagen gespannt. Die Antwort bingt mit der Lokalisierung der Duleben zusammen, die aber selbst hypothetisch bleiben mull und daher nichr als Bcweis dienen kann, vg!. Kap. 4.6. '3 PD 4, 37, S. [86. Siehe Kap. 6-7'4 UUo I: Liptak, 0110 285. Pokaszcperk: S6s, Problernatik 93. Kritisch dazu kiinftig Balinc, Archaologic. '5 Skeprisch in dicser Frage Avenarius, Struktur, kiinitig in SSCl 35 ([987), der unter anderem mir dem Mange! an awarischen Funden argumentiert. .6 Fredegar 4,48, 5.208. 17 Am verbreitetsten bleibt die Dcurung von Theodor Mayer, Zu Fredegars Bericht uber die Slawen, MIOG Erg. Bd. [I (1929) 114-20. Anders Kollautz/Miyakawa 1,229; Chaloupeck}", Considerations 227; Preidel, Anlange [,86; vgl. Kusrcrnig 209 A. 7'- Klar scheint, da~ Fredegar, wie damals ublich, sieh seine eigene WoncrkIarung fur einen wohl awarischen oder slawischen Ausdruck zusamrnenreirnte. IS Siehe Kap. 5.8. 19 Chronicon paschale S. 7[9; Barisic, Siege 394 A. 2. ; vg!. Kap. n. '0 Auch nichr in den Belegen, die KollautzlMiyakawa 1,23° anluhren (danach Kusternig 209 A. 71). In der ausfiihrlichen Beschreibung der awarischen Schlachrordnung im Stratcgikon 1[,2, 5.362, ist von eincr slawischen Schlachtreilie keine Rede, die awanschen Reiter warcn in Haufen auigestelit und hiclren alters eine takrischc Reserve zuruck. Und clie "eisengekleideten awarischen Reircr" im Ri.icken der slawischen Belagerer van 626, die I
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10 I!
Kupitel q.«.
374 Kollautz als Belcg aniuhrt, ncnnr das Chronicon paschale S. 719 gar nicht, sondern nur zwei (vor allem slawische) Schlachtreihen an jcncn Abschnitten, die nicht von den Awarcn .betreut' wurden. Vg!. Kap. 7.3· z r Chronicon paschale S. 719. H Th. S. 6,3-4, S. 226fi. 'l Th. S. 6,4, S. 226, Schreincr 166. '4 Chronicon paschale S. 725,6-9. '5 Chronicon paschale S. 723; die erste Lrwahnung slawischcr Ruderer [allt schon in die Zeit der Kutrigureninvasion von 559, Agathias 5,22, S. I92f., vg!. Kap, 2.1.; irn Awarenheer bei Th. S. 6,3, S. a6. ,6 Mir. Dem. I, 13, 117, S. IH. '7 PD 4, 28, S. 157· ,g Th. S. 6, 2, S. 22 )., Schreiner 164. '9 Herrmann, Slawen am Ozean 42. F Avenarius, Awaren 133. Diese Differenzierung kann sich immerhin auf zcitgeniissische Terminologie stiitzen: Mir, Dem. 1,2,198, S. 185, siehe unten. 3' Vg!' Kap. 5+ l' Vg!' Kap. 3·3· und 5· 9· 33 Vg!. Kap. H "Ta EVOClTEgOYcnhov ~agf'\uQa cpVJ.u", Mir. Dem. 1,2,198, 5.185; vg!' Kap. 7.l.die Ubersetzung Lemerles "qui vivaient sur son territoirc" (5. I 8 I) sagt eigentlich schon zuvie!' 35 Strategikon I I, 4, S. 372-381. )6 Vg!' Kap. 3.3. 37 BG 3,14, S. 527; Menander EL 464-69; 21, 5.194 bzw. fr. 47· )8 Hellmann, Grundlagen 4C4. )9 Vg!' Kap. 3.5. 4° Daim, Awaren 18. Vg!' Hellmann, Problcmatik 198. DaG auch Slawen als Reiterkrieger auttr eten konncn, beront schon Schwarz, Vordringen 96. +, Vg!. Kap. 3·)· +2 Fredegar 4,48, S. 208; siche obcn. +] Preidel, Anfange I, 85 H.; Avcnarius, Awurcn 87 H. H Vgl. Kap. 5+ und 6.10. +5 Den Aspekt wirtschaftlicher Arbeitsteilung betonen auch Grafenauer, Zgodovina IC2;
n.
Fritz e, Bedeutung 545· +6 Vg!. Kap. 6.6. und 6. I 2. 47 Frankenzug von 566: Menander EL 454; I I, 5.128 bzw. fr. 23. Belagerung von Thessalonike: Mir. Dem. 1,14,137,5.148. Vg!' Strategikon 11, 2, S. 365 und Kap. 6.2. +8 Mir, Dem. 2,5,290, S. 223 und 2, 4,25+ S. 203; Lernerlc, Recueils 2, Ill.
Kapitel 4.6. , Hermann, \Velt d. Slawen i z H. 'Vgl. Kap. 6.12. ) Vgl. Kap.J.5. + DAI 32, S. IF; Fredegar 4,68, S. 2HH. Colab, Seven" 9--22 nimmt dazu noch die Seven, una die Scverjane. 5 Al-Masudi, bei Marquart, Strcifziige le 1f.; Trautmann, Nestor-Chronik 6f.; D.Kar. 3, 185, S. 286 f.; weitere Belege bei Preidel, Anfange 2, 15 H. und Kunstmann, Dulebi 44 H. 6 An der Elbe erstmals ArF a. 789, 58; die "Abodriti, qui vulgo Praedenecenti vocantur et contermini Bulgarias Daciam Danubio adiacenrem incoiunt", in ArF a. 823,138; Wolfram, Mitteleuropa 272. ArF a. S [8, 116 und a. 822, 130 diirften sich auf die nordliclicn Abodriten beziehen. Zur Problernatik Herrmann, Slawen am Ozean 36f.; dort auch z u einigen wciteren, weniger dcutlichen Parallelen, etw a den makedonischcn Smoljanen und
375
elbischen Smeldingern; ahnliches bei Hcinrich Kunstmann, Die Namcn dcr ahsiavischen Derevljane, Polocarie und Volynjane. \\?dS 30 (1985) 235-59 und dems., Kamen die westslavischen Daleminci aus Dalmatien? WdS 28 (I983) 364-71. 7 Wolfgang Fritze, Probleme del' obodritischen Stammes- und Reichsverfassung und ihrer Entwicklung vorn Stamrnesstaat zum Herrschaftsstaat. Siedlung und Verfassung der Slawen zwischen Elbe, Saale und Oder (GieGen 1960) 150; Herrmann, Slawen am Ozean 35 H. S So auch Kunstmann, Derevljane (wie A. 6) 253: "Aufgrund der bisherigen Untersuchungen gewinnt man den Eindruck, daG die Slaven bis zu ihrer Landnahmc auf dem Balkan im 6.-7. J ahrhundert keine autochthonen Stammesnamen gehabt haben." Zu seinen Schlussen daraus siehe unten, 9 Vgl. Kap. 7.5. Eine allgcmcine Bedeutung im Sinn von .Verwandte' halt Gotab, Sevcri, I9f. auch beim Serbennamen fur miiglich. re Zu den verschiedenen Etymologien vg!. Herrmann, Slawen in Deutschland 496f. A. 34. Kunstmann, Abodriten 398ff. will jiingst den Namen von griechisch ,a;w:rQl;' - heimatlos ableiten, was wenig iiberzeugt, vg!. A. 13. Auch daG es sich bei den Abodriten wie bei Kroaten und Serben urspriinglich um "Iranian commercial establishments" handelte, wie Pritsak, Slays 418 meint, ist aus den Quellen nicht zu stiitzcn. r r Das unternimmt etwa Dvornik, Making, im Appendix. Doch selbst wenn man annimrnt, daG es sich um Namen alter Einheiten handelte, ist zumindest der Schluf auf friihslawische GroGstamme in der Art der Anten unzulassig. Herrmann, Slawen in Deutschland 12 mahnt zurecht zu methodischer Behutsamkeit: "Identische Volksnamen kiinnen zwar auf solche Wanderungcn hinweisen, do ch miissen dafiir noch andere Zeugnisse vorliegen, sollen die sprachlichen Befunde die historischen stiitzen." 12 Anfang des 7. Jahrhunderts die Riissener Gruppe an der oberen Elbe und Saale, wohl aus Biihmen und Mahren; etwas spater und weiter nordlich, unter anderem im Abodritengebiet, die Fcldberger und Tornower Gruppe, die mit der Kultur an dcr oberen Oder und Weichsel verbunden werden kann. Herrmann, Slawen in Deutschland z Sf], bringt die se Wanderungen rnit u. a. sorbischen und abodritischen Gefolgschaften in Verbindung. Ders., Slawen am Ozean 37ff. kommt zu dem Schluii, "daG die Besiedelung dies er im Vergleieh zum Donau- und Balkangebiet wenig attraktiven Landstriche erfolgte, urn sich der awarischen Herrschaft zu cntziehcn " (41). '3 Man sollte jedoch nicht soweit gehen wie Kunstmann, der seit 198 I in ciner Reihe von Autsatzen einc Herkunlt der Nordwestslawen vom Balkan zu belegen und ihre Namen griechisch zu erklaren versucht (zur allgemeinen Grundlegung Abodriten 413 H.; vg!' auch Dulebi 49ff. sowie oben A. 6). Diese These uberschatzr das AusmaG der von Herrmann, den er zitiert, verrnuteteu zweitcn slawischen Wanderung nach Nordwesten und iiberhaupt die Moglichkeit, rnir ungewissen Etymologien historische Beweise zu fiihren. In den griechischen Quellen sind bis gegen Ende des 7- Jahrhunderts keine slawischen Stammesnamcn iibcrliefcrt (die ersten in Mir. Dem. 2,1, 179, S. 175; vg!' Kap. 7-1.), was schr verwundern miiGte, wenn sie alle griechischen Ursprungs waren; die von Kunstrnann verrnutete Wanderung liegt abcr vor 650. Aufserdem waren cs kaum schon am Balkan angesiedelte, sondern hochstens .unstetc' Gruppen im Verband des Awarenheeres, die sieh nach Nordwesten absetztcn. Die Suche nach einer nicht-slawischen Fremdbezeichnung dies er slawischen Kriegergruppen muGte, wenn schon, irn awarischen Bereich ansetzen. q Vg!. Kap. 4.5' '5 Das hat Fritze, Bedeutung 544f. gegen friihere Auifassungen iiherzeugend begriindet. ,6 Herrmann, Slawen in Deutschland I7f.; Peter Donat, Die Entwicklung del' wirtschafdichen und gesellschaftlichen Verhaltnisse bci den slawischen Srammen zwischen Oder und Elbe nach archaologischen Quellen. SSCI 30 (1982) 437-59'7 So der Titel eines Buches von Joachim Herrmann (Leipzig 1971). ,8 Vg!. Kap. 4.5. ,~ Fredegar 4,68, S. 236. Das "castfum Wogastisburc" hielt einer dreitigigen Belagcrung stand, vg!. Kap. 7+ 2C ZU den Ausgrabungen auf dem Hemmaberg Franz Glaser, Die romische Sicdlung
376
Kllpitel47
Anmcrku.ngen
Juenna una die fl'tihdlristlichc Kirche am Hemmaberg (Klagenfurr (982); ders., Grabungsergebnisse 55 H.; ders., Archaologischcs vom Hemmaberg. Carinthia I, 174 (1984) 31-55; ders., Das spatantike Grabcrfeld aui dem Hernmaberg. Carinrhia I, [75 (1985) 85-90. Teurnia: Reclams Archaologiefuhrer Osrerreich und Sudtirol. Hg. Andreas Lippert (Stuttgart 1985) 302-06; Franz Glaser, Die rornische Stadt Teurnia (Klagenfurt 1983~; Maglern: cbd. 128 if.; Dolcnz, Fundc 73;/; Kirchbichl b. Lavant: Reclarns Archaologiefuhrer (wie oben) 298-3~1. Vg!. auch Kap. 5.6. " Ciglenecki, Weitcrleben z65 fi.; ders., Kastel. utrenjo naselje ali refugij? (Kastell, befestigte Siedlung oder Refugiurn-) Arh. vestnik 30 (1979) 459-72. Marijan Slabe, The Ljubljana Area at the Time of the Arrival of the Slavs. Archaeologia Iugoslavica 17 (1976) 50-53 betont, daG die Region zur Zcit der slawischen Einwanderung schon reils entvolkert war. Eine Zusammenfassung der volkerwanderungszeitlichen Fundhorizonte gibt Knific, Carniola 115 H. "fricsiilger, Alpenslawen 110. Deutlichere Hinweise konnten die Grabungen von Franz Glaser in Molzbichl bei Spital/Drau ergeben. . 2) Dafiir pl.idiert Paola Korosec, Die altesten Sraarsbildungen im Lichte dcr archaologlschen Fundc auf dem Gebiete der Siidostalpen. Baicanoslavica 5 (1976) 101-110 gegen Zdenko Vinski, Kottlacher Kultur. Enzyklopadisches Handbuch zur Ur- und Friihgeschichte Europas 1 (Prag 1969) 6)2. Doch vermag sie auGer historischen Argumenten wenig dafiir anzufuhren. Offen bllt die Frage Knific, Carniola 1IS. Skcptisch zum gangigcn Begriff der Kottlach-Kultur Giesler, Archaologie des Ostalpenraumes 85 H., der ~aril1 eine allmahliche Synrhese Iokaler Kulturformen irn Verlauf des 9.-10. J ahrhunderts sieht. Zur Fundarmut in Karnten Herbert Mitscha-Marheim, Bernerkungen zum Friihmittelalter aus Karnten. Carinthia I 150 (196c) 750-52; ders., Spuren 159; Dolcnz, Funde 733 f. '4 Bei allcr Vorsicht gegeniiber dem archiologischen ,argumentum ex silentio' ist das bisherige Material zu diirftig, um starken awarischen Kulturcintluf bdegen zu konnen. In Slowenien fand sich bisher eine awarische Giirtelschnalle (Knific, Carniola I 18), in Karnten einige spatawarischc Stiicke (Mitscha-Marheirn, Spuren 143), und auch an den besser erschlossenen slawischcn Fundplatzcn des .dalrnatinischen Kroarien', die allerdings erst gegcn Sec einsetzen, wurde bislang niche vie! Awarisches ergrabcn. Dusan J elovina/Dasen Vrsalovic, Die rnateriellc Kultur der altkroatischen Graberfelder auf dem Gebiet des dalmarinischen Kroarien. A rchacologia I ugoslavica 7 (1966) 85-97; vg!. Belosevic, Kultura; Kovaccvic, Kaganat. Auch and ere .intcrnationalc' Typcn des 7. und 8. Jahrhundens finden sich in Karnten und Slowenien kaum; fast hat es den Anschein, als hatren sich die dortigen Slawen nichts aus der romisch-barbarischcn .Elite-Kultur' ihrer Zeit gemacht. '5 PD 4, to, S. 15c. ,6 Fritze, Bedeutung 514. '7 PD 4, IQ, S. 150; vg!. Kap. 5.6. ,~ So Fritze, Bedeutung 54c. '9 PD 5, 23, 5.196; Fredegar 4,7+ una 75, S. 24+£1.
Kapitel a.y , Sidle Kap. Li. Fiir crstcrcs Rusu, Populations 2 I H.; fur letzteres Hauptmann, Avares 15 S. ) Zusarnmenfassend Balint, Archaolcgie (im Druck). . ; Cornsa, Eindringen 197 f.; dies., Penetration 175 H.; Nestor, Autochthoncs 30 zur Kontinuitarsproblcmatik vg!. Kap. 6.12. Schriftliche Quellcn: Slawischer Gepide bel Th. S, 6,9, S. 236; slawische Rorner Srraregikon 11,4, S. 38c (vg!. Kap. 4.6.). . I Rusu, Populations 22, mit Lit., setzt es ins 6. Jahrhundert und denkt an ein Opter des Zuges van 578. Horedt, Awarenproblem IC5 datiert die .reiternomadische' Riemenschnalle spater ins 7--8. jahrhundert und sieht die awarische Zuordnung nichr als erwiesen an. Nach Balinr, Archaologie ist es cindeutig spatawarisch (8. Jahrhundert), jedoch so isoliert, daG daraus keinerlei hisrorische Schlusse gezogen wcrden konncn. 2
t.:
J77
Cornsa, Penetration 175 datiert es erst in das 7-Jahrhundert; vg!. dies., Slawen 175 H.; Erablissernent 433 ins 6. Jh.; Rusu, Relations 257 bestirnmt es als antisch. 7 Vg!. Kap. 2.3. und 4.3. Zur Enrsrchung von Hauptlingschaften und dem Beginn sozialer Differenzierung Herrmann, Welt d. Slawen 24 und 45 f. S Die Klassiker sind Safarik, Slawische Altertumer (Prag 1843/44); Lubomir Niederle, Manuel d'antiquite slave 1. L'histoire (Paris 1923); Roberr Roeslcr, Dber den Zeitpunkt der slawischen Ansiedlung an der untercn Donau, Sb. kais. A\Y,I73 (Wien 1873) 77-126; eine Zusammenfassung der Diskussion mit weirerer Litcratur bci Ncstor, Penetration 41 H.; neuere Stellungnahmen bei Besevliev, Buig. G. 134ff.; Charanis, Demography I I; Maksirnovic, Raids 269 H.; Popovic, Ternoins 488 f.; Lemerle, Recueils 2, 179 ff.; Straws, Byzantium 1,33; Ditten, Bedeutung 84H.; Koder, Lebensraum 142f.; NystazopoulouPelekidou, Slaves 346. 9 Johannes v. Ephesos 6, 25, S. 248f. Vg!. Kap. 3.5. Zusammenfassend mir Lit. Nestor, Penetration 50f. rnit A. 17. r Den Versuch einer srufenweisen Gliederung bringt Ditten, Bcdeutung 84ff. " So Evangelos Chrysos in einern unveroffentlichten Beirrag zum Syrnposion Zwenl 1986. I; Vetters, Dacia Ripensis 49ff.; Popovic, Ternoins 47911; vg!. Kap. 2.1. q Prokop, BG 3,14, S. 530. '5 Manche von Prokop erwahnren Ortsnarnen konnten slawisch gedeutet wcrden; Velkov, Donaulimes 156, rnit Lit. 16 Popovic, Ternoins 482. '7 Chrysos, Nordgrenze 29. ,3 Vg!. Tapkova-Zaimova, Sraat 50 und Velkov, Donaulimes 155. '9 Vg!. Kap. 2.1. Diesen Gedanken auGcrt schon Johannes Koder in seiner Rezcnsion zu Weithmann, Slaw. Bevolkerung, BZ 74 (1981) 88. Manfred Clauss, Heerwesen (Heeresreligion), RAC Lieferung 103 (1986) I rea, rnit Lit. z Das gelang etwa dem hunnischen Gepiden Mundo, der es vom Attila-Enkel und gepidischen Aristokr aten zum Rauberhauptrnann, dann zum gmischen Dux und schliefSlich zurn rornischen General brachte, vgl. Pohl, Gepiden 292 f. 2J Erstmals wohl von 550 auf 5 jl: Prokop, BG 3, 40, S.7IO. Urn 580 dauerten die slawisehen Streifzuge noch Linger: Johannes v. Ephesos 6, 25, S. 248f. 24 Die Riickkehr des Ardagast ergibr sich aus Th. S. J ,7, S. 52 und 6, 7, S. 232. Greg. Reg. 1,43, S. 69f.; Dolger, Regesten 105, S. 13. 26 Brief von Juni 592, Greg. Reg. I, 2,37, S. 132. Streit gab cs etwas spater ebenso in Istrien, vg!' Kap. 5.6. Barbareneinlalle erwahnr auch der Briei I, 2,23, S. 120 an den illyrischen Prafckren Jobinus (Marz 592) und 2, [0, 15, S. 249 an den Bischof von Salona (juli 600). 27 Hinweis von Velizar Velkov in seinem Referar auf dem Symposion T utzing 1985. 28 Popovic, Ternoins 491 H.; ders., Caricin Grad (Bclgrad 1980). Eine ahnliche Verlandlichung ist etwas sparer auch in Salona anzunehrnen, vg!. Kap. 7. I. 29 Irma Cremosnik, Die Chronologien der altesten slavischen Funde in Bosnien und der Herzegowina. Archaeologia Iugoslavica II (1970) 99-103; dies., Die altesten Ansiedlungen und Kultur del' Slawen in Bosnien und der Herzegowina. Balcanoslavica I (1972) 59--64. JO Budak, Ethnogenesen; siehe Kap. 7.5. Selbst im 9. Jahrhundert gab es wohl noch nicht so klare Verhalrnisse, wie es die Karte bei Ercegovic-Pavlovic/Minic, Serben 100 suggeriert. J! Balint, Archaologie (im Druck). F Erccgovic-Pavlovic/Minic, Serb en 101. J) Dusica Minic, Le site d'habitarion medievale de Macvanska Mitrovica. Sirrnium 9 (Belgl'ad 1980); S. Ercegovic-Pavlovic, Lcs necropoles romaines et rnedievales de Macvanska Mitrovica. Sirmium 12 (Belgrad 1980). H Bosko Babic, Oh rid, Byzanz und die Slawen in Makedonien; Herrmann, Wdt der 6
Nestor,
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21
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2~
378
Slawen 8+; ailg. Vasilka Tapkova-Zaimova, La ville de Salonique et son Hinterland slave (jusqu'au Xe siecle). Dies., Byzance 35 5-6~. )5 Angelov/Ovcarov, Slawen 61. jordanka Cangova, Les Slaves aux environs de Preslav aux VIIe- VII le siecles d'apres les donnees archeolcgiques. Studia in honorem Veselini Bescvliev (Sofia 1978) 363-68. Zi,·ka Vazarova, Sloven und Protobulgaren (Sofia 1976) bietet eirie Zusammenfassung der slawischen Archaologie des Bulgarenreichcs: ihre Chronolog:e der Kerarnik scrzt aber erst mit der Bulgarcnzeit cin. 37 Herrmann, Welt d. Slawen 38; Babic, Ohrid (wie A. 34) 84f. 3~ Ivanka Nikolajevic, L'arre bizantina: Ricenivita e creativita locale. SSCI p (1983) 8 I I H. versuclu bishcrige Ergebnisse slawischer Archaologie aus diesem Blickwinkel zu sehen, ein sehr vielversprcchender Ansarz. )9 Das betont Belosevic, Kroaten 89; dcrs., Kultura 23, z iriert als Beispiel das spatere kroatischc Zentrurn Nin, wo seit dcm 8. J ahrhunderr ein slawisches Graberfeld in den byzantinischen Ruinen belegt wurdc. Ahnlich Ercegovic-Pavlovic/Minic, Serben 102. 0 4 Das bernerkt schon Popovic, Ternoins 449; Velkov, Donaulimes 16r recliner damir, dag die Siedler zuersr das Timok- und Moravatal nach Siiden zogen. 4' Vg!. Kap. 4· 4. 4' Fur Thessalonike ergibt sich dieses Bild aus d er Schilderung der Miracula Dernctrii: bei der ersten Bdagcrung war das Heer des Eparchcn unrerwegs, vg!. Kap, 4.3' Den Fall von Salona hihrt die lcgendenhafte Scbilderung bei Konstantin Porphyrogennetos auf die Offensiv-Abenteuer del' Besarzung zuriick, vg!. Kap. 7.1. 'J Th. S. 7,11, S. 265; vgl, Kap, 5.5. Der awarische Kricgszug kann nicht einfach als Anfang slawischer Besiedlung Bosniens gesetzt werden ; cs handelte sich urn einen Raubzug und nichr urn eine Landnahmeoperation. 44 Th. S. 7,2, S. 247i. Vg!. Kap. 5+ 'l Mir. Dem. 1, [,180, S. 175. 6 4 Popovic, Ternoins 482. Er gibt (483 H.) auch eine Auswerrung der Mi.inzfunde in den Kastellen, die zumeisr mit Pragungen von 592193 oder 594/95 abschliefien. Das mug nicht unbeJingt heigen, dag die Kasrelle schon im folgenden J ahr fielen, wic Popovic schliefit ; die endegenen Grenzrruppcn mussen nichr rnit pragejrischen Munzen bczahlt worden sein. Es ist aber eine eindrucksvolle Bestatigung dafur, daf um 60c der Limes aufgegeben wurde. Vg!. Dirten, Bedeurung 95, der ab 602 von slawischer "Oberflutung" der Balkanprovinzen sprichr. Zusammenfassend jiingst Scorpan, Limes Scythiae. 47 Etwa Capidava, im Lauf des 6. Jahrhunderts dreirnal z erstort: Florescu/Diaconu, Capidava (Eukarest 1958) 25 r I.; vg!. Iatrus/Krivina I, 20; allg. Velkov, Donaulimes 163. +5 In den Ruinen von Ratiaria kam nur ein einziges slawisches Keramikfragmenr ans Licht (Hinweis von Velizar Velkov auf dern Symposion Tutzing 1985); vgl. auch Alexandru Barnea, Einige Bemerkungen zur Chronologie des Limes an der unteren Donau in spatromischer Zeit (Syrnposion Turzing 1985)' 49 Spuren nach 602 etwa in Sucidava, Hisrra, Tropaeurn Traiani und Tomis; vg!. Vclkov, Donaulimcs 163; Kollaurz, Ausbreitung 144; Schreiner, Stadte 64 (der aui 6C2 den Beginn des Niedergangs der moesischcn Stadre datiert). 50 Vg!. Kap. 7- J. P In der Forschung wird die Sklavinia meist als originar slawische, autonome Form betrachtet, in letzrcr Zeit besonders bei Havlik, Byzantincs 174 f.; aber auch bei Lemcrle, Recueils 2, 300; J. Karayannopoulos, Byzance et les Slaves. I;' into Byzantinistenkongref~ (Dumbarton Oaks 1986) 165; Nystazopoulou-Pelekidou, Slaves 352; Angelov/Ovearov, Slawen 58; Tapkova-Zaimova, Staat 5I. Dagegen meint Chrysos, Gentes und Linderbezeichnungen (unveriiffcnr!. Referar in Zwettl 1986), daIS ersr die Einordnung ins Gefuge des Imperiums fur die Byzantiner die Sklavinia kOi1stituierte, wic bei alien andcren von Gentilnamen abgeleiteten Landerbezeichnungen auch. Tatsachlich fiillt das Spate Auftauchen des Terminus auf, den erst Theophanes fur Ercignisse der 2. Haihe des 7-Jahrhundens "cr\Vender. Theophylakt kennt ihn noch nicht (die oft ziticrte Wendung .,x(11:a ·ni; Lx/,aUlYla; ITA1l{}uO;", Th. S. 8, 5, S. 293, ist wo hi attriburiv Zll verstehcn). Eine Zusam· )6
Kupitel
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der Lrwahnungcn gibt Cliaranis, Observations I! f. Die Frage i~t irn iibri gcn terminologisch; denn dcr byzantinische Gebrauch des Begrifls sagt nichts uber die zweifellos slawische ,Bir.nen-Organisation' der Sklavinien aus. Zur besseren Differenzierung sollte man die vorher und danebcn bestehenden, nicht reichsangchiirigen Slawengruppen, uber deren Organisation wir noch weniger wisscn, nicht rnir demselben Begriff bezeichncn wie die zurniridest thcorctisch dem Kaiser untcrstellrcn. 5' Zur rerritorialen ]\;cugruppierung dcr siawischcn Siedler Herrmann, Welt d. Slawen 24· Besonders dcutlich \vi7·J j;eser P~ozeg im Unrerschied z wischen den vcrschiedenen Belagerungen von Thessalonike, vg!. Lernerie, Invasions 30O£f.; ders., Composition 357 f. Die Namen der rnakedonischen Slawen (iibcrliefe-r in Mir, Dem. 2, 1,179, S. 175) vcrsucht jungst Pritsak, Slavs 4C2 ff. aus dem H unnischen oder Iranischen abzuleiten; den Forschungssrand gibt Ditrcn, Bedeurung 99 wieder (reils nichtslawische Etymologien); vgl, Kap. 7-I. Zusammeniasend uber die ,byzantinischen' Slawen Graebner, Role of the Slays. \; Das A useinanderklaHen theoretischer Anspriiche dcr Byzantiner und ihrer machtpolitischen Durchserzung betont jedoch zurecht Avenarius, Problernatik 21. 5, Vg!. Kap. 4.5. 55 Musset, Vagues 986 rncint, zum Unterschied von den Germanen habe den Slawen die "pni-education Rornaine" gefehlt. 56 Prokop, BG 3, 2~, S·423 und BG 3, 38, 5.467: Jordanes, Gctica 23, 119, S. 88; Mcnander EL 46~; 2C, 2, S. 190 bzw. fr. 475i E. E. Lipsic, Byzanz und die Slawen. Beitriige zur byzantinischen Geschichte des 6·-9· Jahrhundens (Weimar [95 I) 101 H.; Henning, Siidostcuropa, bes. IosH. SS Getica 5, 35, S. 63; Herrmann, Slawen in Deutschlarid [6 fL uber die Ausweirung der Anbaugebiete; auch in Griechenland hielten sich slawische Siedler vor allem an Gebirgsregionen, vgl. Kodcr, Lebensraum 144 und Kap. 4045911,4, S. 371 f. 60 Pierre Clastres, Societes centre l'erat. Dt. Titel Staatsfeinde (Frankfurt/M. [976). Vg!. dazu Christian Sigrist, Regulierte Anarchic. Untersuchungen z urn Fehlen und zur Enrstehung polirischer Herrschafr in scgmenraren Gesellschaftcn (Freiburg 1967). Die klassischc Beschreibung segrnentarer Gesellschaften, die aus glcich aufgebauten urid gleichgeordneten Einheiten bestehen, bot Ernile Durkheim, De la division du travail social. rc. Auf!. (Paris 1978) qcff. 6, Stratcgikon IT, {, S. 371 u. 376. Wiita, Ethnika 3)2. DaIS auch die byzanrinischen Diplomaren mit den Slawen wenig anzufangen wuGten, betont Peter Schreiner, Die slawische Welt zwischen Byzanz und dem Westen. Studia byzantino-bulgarica 52. 6, Stratcgikon 11,4, S. 381; Wiita, Ethnika 332. £) Mir, Dem. 2,4, S. 198f. 6, Prokop, BG +, 25, S. 623 ff. 6) Mir. Dem. I, q, 157-60, S. 144f. 661 [,4, S. 380. 67 Meriandcr EL 209; 21, S. 194 bzw. fr. 48. Zur Stellung dies er .prirni inter pares' Havlfk, Byzantiner 175 f. 6; Vg!' Kap. 5-3. 69 Vg!. Kap. 7+ . 70 Das verml1tet Herrmann, Welt d. Slawen +5 i. Havlfk, Byzantiner! 75 H. meint uberhaupt, daG "die Balkan-Slawen keine Neigung ZUJll Acke"baa" hatten und vom Mehrprodukt der einheiJllischcn Beviilkerung iebten. Sein einziger Beleg ist jedoch eine unklare J ohannes Ephesos-Stelle (6, 25, vg!. Kap. 3.5. und 6.6.), die man auf die Awaren beziehen soUte. Dagcgen waren eine Reihc von Nachrichtcn der Miracula Demetrii anzufuhren, etwa 2, 4.254 und 2, 5,289. 71 "Parmi les habitanrs ... il n 'existait point de groupe des guerriers, entreprenant des expeditions de pillage a longue Jistance", schliegt Zasterov,i, Avares 66. 7' Zur Tiitung vg!. Kap. 5.7- und 6·7.; Verkaui von Gctangenen etwa in Mir. Dem. 2, 2,214, S. IS3 f. 7) I 1,4, S. 372. nl~ilstellun~
J80
Anmerkungen
Bulg. G. 142. Wenskus, Stammesbildung 454; ahnlich schon Hauptrnann, Fruhzeit 306. Wenskus weist allerdings zurccht auf widersprechende Angaben hin. Prokop, BG 3, 14, S. 522-24 erzahlt gleich mehrfach von antischen Sklaven. 76 Vg!. Priskos fr. 8, Bornmann 46 H. 77 Strategikon 11,4,131-[36, S. ;SJ. 7. 75
Kapitel p. , Isidor, Chronicon 5800, S. 478. Th.S. 5,16, S. 218 f.; Zakythinos, Byz. Geschichte 5 r f.; Stratos, Byzantium I, 31; Ostrogorsky, Geschichte 58; Bury, Empire 2,124; Ensslin, Mauricius 2387ff. 3 Haussig, Exkurs 293; Hunger, Literatur 3 13 H.; Moravcsik, Byz. turcica I, 343 H.; Schreiner 1 H. und 13 (zur Schreibung .Simokares'), vgL Kap. 1.2. • Haussig, Exkurs 295 I.: dazu Schreiner, Stadte 59· 5 Relativ ausfuhrliche Darstellungen bei Howorth, Avars 758 H.; Bury, Empire 2, 124 H.; Ensslin, Slaveneinfalle 697ft.; Thieli, Kaiser 289ff.; Grafenauer, Vprasanj 62-74; Waldmuller, Begegnungen 137-63; Avenarius, Awaren 102 H.; ders., Problematik 21 if.; die Quellen und eine kurz e Zusammenfassung bei SzK 76ff. 6 Krumbacher, Litcratur 249; anders Szadeczkv-Kardoss, Sozialordnung 223, der in den J ahrzehnten nach dem Tod J ustinians "das [urchterlich groi\artige Praludiurn zum Mitrelalter Osteuropas" sieht. 7 Theophanes 6082-6094, S. 267-290. Zur Zuverlassigkeir seiner Datierungen Ostrogorsky, Chronologie I H., bes. 24f. S Die altere Literatur geht meist vorn Fruhling dieses Jahres aus, vg!. Dolger, Regesten 104, S. 13. Seir der Srudie von J. Higgins, The Persian War of the Emperor Maurice (Washington 1939) 42ff. hat si eh die Datierung auf den Herbst durchgesetzt, etwa bei Nystazopoulou-Pelekidou, Syrnbole 194; Zakythinos, Byz. Gcschichre 51; Schreiner 311 a
A·793· 9 Howorth, Avar~ 758; Bury, Chronology 310; Avenarius, Awarcn IC3 u. 220; Moravcsik, Byz. turcica I, 344; Dolger, Regesten 102, S. 12, der das Ende des ersten Kriegsjahres (den Brief-Trick von Tzurullon) no eh vor den Perserfrieden setzt. re Exkurs 413. Auf Irrtum pladiert auch Nystazopoulou-Pelekidou, Syrnbole 154, mir weiterer Lit. " Theodor v, Oppholzer, Canon der Finsternisse (Wien 1887) 172. Auf diese beiden Moglichkeiten stiitzte sich die altere Literatur bis zu Labuda, Chronologie 168 und Nystazopoulou-Pelekidou, Symbole 153 f., die beide von 592 ausgehen. ra Ginzel, Spezieller Kanon der Sonnen- und Mondiinsternisse (1899) 227- Haussig, Exkurs 410 und Avenarius, Awaren 219 erwagen daher nur mehr 590. !J Diese Widerspruche lassen sich auch nicht auflosen, indem man den Zug des Kaisers auf 590, den des Priskos auf 592 datiert, jeweils nach der Sonnenfinsternis, die Grund der Verwechslung sein soil, wie bei Schreiner, Gesandtschaft 197. Unklar bleibt bei dieser Version vor allem, rnir welchern Heer Maurikios 590 nach Anchialos zog. '4 Th. S. 6,), S. 225. '5 Fredegar 4, 16, 5.172. Zum Datum (zwischen Ende Marz und Juli 596) Reinhard Schneider, Konigswahl und Kiinigserhebung im Fruhmittelalter (Stuttgart 1972) I}I; danach Schreiner, Gesandtschaft 198; Kusternig 173; Ewig, Teilungen 148 noch auf 595, neuerdings (Merowinger 48) ebenfalls auf 596. ,6 Seit Howorth, Avars 759; Lit. bei Nystazopoulou-Pelekidou, Syrnbole 154 f. '7 Th, S. 7,6, S. 254· 'S Erstrnals in der Studie von Bury, Chronology 310ff.; Howorth, Avars 758; Baynes, Construction 39 H.; Kollaurz/Miyakawa I, 249; Ensslin, Slaveneinfaile 702 f.; Ostrogorsky, Geschichte 50; Moravcsik, Byz. turcica 1,344; zuletzt Goubert in seinem leider nicht mehr veroHendidlten Donaul'olker-Band von ,Byzance avant l'Islam', vgL Nystazopou-
Kapiie!
,i.
J.
38J
lou-Pclekidou, Svrnbole 1+5 A. I; kurz in Goubert. Guerrcs 38. Aui 596-99 und erst n ach dern folgendcn Fcldzug des Priskos setzt die Liicke Hauptrnann, Avarcs 161. Die vier Jahre nach dem Tod des Nesteures gingen sich in keiner dicser Theor ien ganz aus, meisrens warcn es nur zwei oder drei. '9 Vprasanj 124 ff. c.c Chronologie 170; danach F ritz e, Bedeutung 539 f. z r Awaren 219i. z z Im Jahr 601 ruckr er die Ereignisse gleich dreicr Jahre zusammcn - nicht nur, wie Labuda, das Pestiahr in Thrakien und die Priskos-Offensive, sondern auch "im Fr iihherbst" die Ubernahme des Kommandos durch Petros (vgL Kap. 51-9.)' Dabei geht die Chronologie dieser Jahre aus den Bemerkungen Theophylakts klar hervor: Der Bruder des Kaisers verbringt den Sommer nach seiner Ernennung umatig an der Donau, marschiert im Herbst an den Katarakten gegen Apsich auf, uberwintert in Thrakien und schickt im nachsten Sommer Guduin auf ein Kornmandouruernehmen ins Slawenland. Das geschieht 602 kurz vor dem faralen Uberwinterungsbefehl, der Maurikios den Thron kostet. '3 Duker, Study, bes. 17f. (Tabelle), 23 H. und pir - leider ohne von der neueren Literatur Notiz zu nehmen. Besonders bewegt ist se in Kricgsjahr 598, in das er die Slawenzuge Priskos' und Petros' sctzt - wie Priskos den Uberwinterungsbefehl des Kaisers vcrweigern konnte, wcnn er schon im Hochsommer abgelost wurde (vgL Kap. 5.3.-4.), bleibt unerklart. '4 Exkurs 293 H. und 406 H. '5 Syrnbole 145 if. ,6 Erwa bei Ditten, Ein wanderung 93 f.; Schreiner , Gesandrschaft 198. '7 Anekdota 18, S. 156. ,8 Die Vcrwendung der Kreuzesreiiquie halt allerdings Schreiner )22 A. 802 fur ausgeschlossen. '9 Th. S. 5,16, S. 218f. )C Th. S. 6, I, S. 220£., Schreiner 162 f. )' Th. S. 2, 10--17, S. 90ff., Schreiner 162 f. Bei den beiden groi\en feldzi.igen 584 und 585/86 warcn die Awaren anscheinend nicht bis Herakleia gekommen, wohl aber, zur sclben Zeit, die Shwcn. Verlockend ware es, die Chronologic urnzudrchcn und den Einfall, der bei Theophylakr auf den Maurikios-Zug folgt und bci dern vor Herakleia eine Schlacht srattfand, vorher anzusetzcn. Das rut SzK 75-77. Doch ist dies der einzige Hinwcis auf einc solche Abfolge; zudem is; die Anwesenheit einer Arrnee unter Priskos nur nach dcm Perserkrieg wahrscheinlich. Eher ist die seltsame Verkchrung des Ablaufs - Herakleia wird von den Awaren in Mitleidenschaft gezogen, nachdern die Stadt ebcndafur entschadigt word en war - Zeiehen der spateren Uberarbeitung des ganzcn Maurikios-Abcnteucrs. F Th. S. 6, 10, S. 240f. ); Th. S. 6, 2, S. 223· Da7.U Herrmann, Slawen am Ozean 35 H.; Schrciner 323 A. 812 und Kap·4·5· j4 Haussig, Exkurs 411. Zum Xerogypsos (bei Tzurullon/Cor!u) Schreiner 324 A. 814. 35 Th, S. 6, 3, 5. 225, Schreiner 165. j6 PD 3, 17, S. 12); 3,22, S. 127; 3, 29, S. 133; Gregor v. Tours S, 17; 9, 25; IC, 4; Lounghis, Arnbassadcs 466f.; Goubert, Byzance I, bes. 161 H.; Ewig, Merowinger 44H. 37 Lounghis, Ambassades 467; Goubcrt, Byzance I, 82-85. jS 1,90; allerdings dariert er I, 86 den Tod Guntrams crst auf 593. 39 PD 4, I I, S. 150. 5chlesinger, Ostbewegung 35; Fritze, Bedeutung 336; siehe Kap. 5.6. 4° fredegar 3,89, S. 156;Joh. Biclar. a. VII. Mauricii imp., S. 218. 4' VgJ. Frcdcgar 4,8, S. 166; 4,54, S. 219. 4' Greg. Reg. 5,30, S. 310; Lounghis, Ambassades IC3; Hartrnann, Iralien 2, [,108f. 43 PD 4,7, S. 146; siehe Kap. 5.6. H So Schrciner 325 A. S 19; ders., Gesandtschah 199 L Er denkt vor allcm an eine wescgotische Gesandtschatt, da Theophyiakt die Frankcn hier rnit den Kelto-Ibercrn identifizi ert; in der Tat ham eine solche 590 die Ergebnisse der Synode von Toledo (5S9) rnitzute ilcn gehabt.
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Kapitel 5.2. , So etwa von Schreiner 326 A. 820, der dazwischen zwei Jahre verstrcichcn laGt; bei Avenarius sind es noch mchr, vgl. Kap. 5. I. z Th, S. 6, 3, S. 226. Siehc SzK 78. 3 Th. 5.6,4, S. 22<), Schreiner 166. Allc Spekulationen, Singidunum sei damals Jal'gere Zeir in awarischer Hand gewesen, beruhen auf MiGverstandnissen; so die Behauptung von Kollautz/Miyakawa I, 246, der Khagan habe Singidunum von 584 bis 596 besetzt gehalten und erst dann gegen 2000 Solidi geraumt, und die Auffassung von Barisic, Singidunum 10, die Stadt sei von 584 bis 592 awarisch gewesen (ahnlich Haussig, Exkurs 300: 585 bis 595)· Der Bericht Theophylakts laGt vcrmuten, daG Singidunum nach der Eroberung von 584 sogleich wieder von den Rornern besetzt wurde. 592 jedenfalls war und blicb die Stadt romisch, und 595 fie! sie nur voriibcrgehend in awarische Handc. Uber diese und die folgenden Ereignisse auch Theophanes 6084, S. 269. SzK 77 (592 od. 595/96); Howorth, Avars 759 (592); Bury, Empire 2, 126 (591); Avenarius, Awaren 103 (596); Hauptmann, Avares 160 (592); Besevliev, Bulg. G. 108 (593); Nystazopoulou-Pclekidou, Syrnbole 162 (592); Popovic, Ternoins 476 (592 oder 593, wobei er dem letzteren Jahr der Vorzug gibt, da nach den Funden 593/94 der Miinzumlauf auf dem Balkan voriibergehend fast zum Erliegen kam). 4 Eine Parasange maG etw a 4 Meilen, 5 Parasangen entsprechen ca. 27,5 km. 5 EL 471-74; 25, I, S. 216ff. bzw. tr. 63, vg!. Kap. 3046 So etwa Mirkovic, Sirmium 58; Kollautz, Volkerbewegungen 48 I; Hauptmann, Avares 160. 7 Th. S. 3, I, S. I09ff.; Theophanes 6079, S. 259· S Zum folgenden Th. S. 6,4, S. 226f.; Theophanes 6084, S. 269, der iibrigens ausdrucklich dem Kaiser die Schuld am Kriegsausbruch gibt. 9 Vg!. Bescvliev, Kastellnarnen 142; Schreiner 327 A. 829. "Zum Namen vg!. Kap. 6·5· r r Vg!' Besevliev, Bulg. G. 28 und Kap. 3-7:2 Das Itinerarium Burdigalcnse 12f. gibt die Entfernung Drizipera-Konstantinopel mit 104 Meilen an. '3 Th. S. 6,5, S. 228, Schreiner 167q Vg!. allerdings Kap. p. A. 31. '5 Strategikon 9, 2, S. }c7; Dcnnis 16 zur Datierung. SzK 75 setzt das Ereignis auf einen lruhcren Zug 589-91, ebenso Schreiner 329 A. 342. Doch damals war keine rornische Armee zur Hand. :6 Th. S. 6,5, S. 229. '7 Th. S. 6,6, S. 231. ,S Th. S. 6,6, S. 23 I, Schreiner 169.
Kapitel 5-3. , Vg!. Wolfram, Goten 72. Th. S. 1,7, S. )2, vg!. Kap. 4·7· l Schreiner 329 A. 841 (593); Haussig, Exkurs 296 (594); SzK 78 (594, viell. auch 596); Howorth, Avars 760 (593); Ensslin, Slaveneinfalle 7C2 (592); Kollautz/Miyakawa I, 250 (593); Labuda, Chronologie 170 (596); Nystazopoulou-Pelekidou, Symbole 163 (593); Avenarius, Awaren (597). 4 Zum folgenden Th. S. 6,6, S. 230ft., Schreiner I69f.; Theophanes 6c85, S. 27d. 5 Zum Namen vg!. Kap. 6.5. 6 Th. S. 6, 6, S. 231, Schreiner 17G. 7 Th. S. 6, 7, S. 2}2, Schreiner 17c. 1
Kapit.e! i+
Anmerleungen
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s Th. S. 6, 7, S. 232, Schrciner 170: Theophanes 6085, S. 270f. Th. 5.6,7, S. 233 f., Schreiner 171. 10 Besevliev, Bulg. G. 113; Schreiner 331 A. 858. r r Th. S. 6,8, S. 235, Schrciner 173. "Viellcicht der Buzau, Howorth, Avars 763; Schrcincr 332 A. 864, der ohne einsichtigen Grund die Angabe Thcophylakts bezweifelt. Eine Wcgstrecke von 165 km zwischen Ialornita und Buzau isr durchaus realistisch: die Argumenation mit dem Mangel an slawischen Funden in Siebenburgen ist hier unpasscnd und ware auch niethodisch falsch. '3 Th. S. 6,9, S. 238, Schrciner 174; Theophanes 6085, S. 271. q Th. S. 6,10, S. 239; Theophanes 6086, S. 272; Dolger, Regesten 112, S. 14, der dieses Ereignis auf 592/93 datiert. '5II,4,S·376. ,6 Th. S. 6,10, S. 239 u. 6, 11, S. 242. 9
Kapitel 5+ 'Th. S. 6,11, S. 242. Th. S. 6, 11, S. 242, Schreiner 177. l Th. S. 6,1I, S. 242, Schreiner 177- Zu Targitios vg!' Kap. 6.5. 4 Vg!. R. C. Blockley, Doctors as Diplomats in the Sixth Century A. D. Florilegium 2 (1980) 89-100. 5 Th. S. 6,1 I, S. 243, Schreiner 1776 Th. S. 6,11, S. 244f., Schreiner 178. 7 Invasions 291. S Avares 158. 9 Fur die Unabhangigkcit der Slawen an der untercn Donau auch Ferluga, Slavi 3 I 2; Ditten, Bedeutung 90; vg!. Kap. 4.7. '0 Awaren I04ff. r r Vg!. Kap. 2.5. "Menander EL 4Ff.; 21, S. 192ff. bzw. fr. 48. 'J Th. S. 7,15, S. 27314 Dail der Khagan nach dem Abkommen den Rornern den "Durchzug gewahrtc", wie Theophylakt formuliert, soilte nicht mic einer awarischen Kontrolle Ost-Thrakiens erklart werden (wie bei Schreiner 334 A. 897); der Khagan verzichrete auf einen Angriff und lief die Rorner unbehelligt von den Donau abziehen. '5 Th. S.7,1, S. 245f., Schrciner 179ff.; Theophanes 6088, S.274. SzK 79; Howorth, Avars 765 f. ,6 Dolger, Regesten II 3-1 I 5, S. 14 (unter 592/93). Zur iiblichen Besoldung der Soldaten J ones, Empire I, 314: "Hitherto the soldiers had received cash allowances for their arms and uniforms, and had no doubt not always spent them for these purposes". Anders Schreiner 335 A. 902, der mit Grosse, Militargeschichte 243 annimrnt, daf dieser .Typos' des Kaisers keine wesentliche Anderung brachte und daher nicht Grundlage der Rebellion sein konnte. Freilich war auch bisher die Annona wohl groGteils in Naturalien verteilt worden. Doch ware zumindest anzunehrnen, daG sich das Verhaltnis zwischen GeJd- und Naturalleistungen verschlechtern sollte. '7 So SzK 79 und NystazopoulouPelekidou, Syrnbole, Karte. Zaldapa ist bei Prokop, De aedif. 4, I I, S. 244 irn moesischen Binnenland bezeugt; es lag an der Stralic, auf der Pctros wenig spater an die Donau marschierte. Vg!' Velkov, Cities 109; Besevliev, Bulg. G. 28. Akys kann kaum das Kastell sein, das Prokop, De aedif. 4, 6, S. 2 I 2 an der Donau im illyrischen Abschnitt nahe dem Eisernen Tor nennt (gegcn Popovic, Ternoins 471 A. I). Der griechische Name kam vom verbreitetcn lateinischcn Aquis/ Aquae; nach Beseviiev, Heerstralien 493 lag eine solche Station auch an der Straiie von Marcianopolis/Devnja an die Donau, ebenso wie ein Kastell Scopi. Das etwa Sec km entfernte Scupi/Skopjc, e.ne der 2
Anmerleungen
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bedeutendsten Stadte IlIyriens, war wohl auch zu groG Iur die Slawenkarawane, die Alexanders Mannen niederrnachten. In Untermoesien lokalisiert die drei Kastelle auch Ensslin, Slaveneintalle 703 und Schreiner 335 A. 906. ,8 Diesc Route bezweifelt Schreiner, Stadtc 67, weil das Heer nicht in einem Tag von Zaldapa nach Iatros gekommen ware. Doch genugt es wohl, die Zcitangabe in Frage zu stellen. '9 Th. S. 7,2, S. 249, Schreiner 181. Nvsrazopoulou-Pelekidou, Svmoole 197. '0 Th. S. 7,3, S. 249f., Schreiner IS r I.; Theophanes 6089, S. 274- Dazll Dietricb Claude, Die byzantinische Stadt im 6. Jahrhundert (Miinchen 1969) 130f. z r Th. S. 4,7, S. 25 I f., Schreiner 183; Theophanes 6089, S. 275· z z Besevliev, Bulg. G. 88 rneint dagegen, die Bulgaren hatten sich "sorglos auf byzanrinischem Boden" bewegt. Vg!' Ditten, Protobulgaren 68. Denkbar ware allerdings, daB nicht erst der Vertrag von 598, sondern schon fruhere romisch-awarische Abmachungen beiden Seitcn die Uberschreitung der Donau gegen die Slawen erlaubten und die Bulgaren sich legal aut romischern Boden bewegen konnten. Docb lieG Petros auch den nachsten Vortrupp iiber die Donau setzen, wo sein Kriegsziellag. ') Vg!. Szadeczky- Kardoss, Quellenstelle 78; Ditten, Protobulgaren 68; siehe Kap, 6. I 2. 24 Besevliev, Bulg. G. 112. '5 Th. S. 7,5, S. 254, Schreiner 184. ,6 Besevliev, Bule. G. 112. '7 Th. S. 254.
n, s.
Kapitel
5.5.
Vg!' Kap. 6.2. 'Zu den Ereignissen des Jahres Tb. S. 7, 7, S. 256, Schreiner 186; Theopharies 6090, S. 276. SzK 80 (datiert 596 oder 598-99); Howorth, Avars 768 (598); Bury, Empire 2,136 (598); Kollautz/Miyakawa 1,250 (596); Hauptmann, Avares r61 (595); Avenarius, Awaren 106 (599); Waldmuller, Begegnungen I53f.; Popovic, Ternoins 476. J Genannt bei Prokop, De aedif. 4, 6, S. 2,,8. Besevliev, Kastellnamen 118 identifiziert es mit einer Ruine bei Vidin; Popovic, Ternoins 476 mit dem ausgegrabencn Kastell von Cezava cberhalb des Eisernen Tores, ebenso Mocsy, Moesia (Karte) und Schreiner 340 A.949. Theophylakt schrcibr allerdings, Priskos habe drei Tage vor der Ankunft in Obernovae den Strom iiberquerr, und Cezava liegt am rornischen Ufer. Welches Manover der General am Eisernen Tor durchfuhrte, bleibt unklar; viclleicht hatte er auch die alten Kastelle von Dierna/Orsova und Drobeta/Turnu-Severin wieder besetzcn lasscn, die beide am linken Ufer lagen. 4 Dicse Interpretation verdanke ich einem Gesprach mir Evangelos Chrysos; siehe ders., Nordgrenze 34f. Die Awaren beeindruckte dieses Argument immerhin soweir, daf im Frieden von 598 erstmals die Donaugrenze festgeschrieben wurde. 5 Theophylakt fiihrt als Widcrpart des Priskos einen awarischen Gesandten ein, lailt aber dann, wie ofrers, in dramatischer Zuspitzung den Khagan selbst sprechen. Th. S. 7, 7, S. 256, Schreiner 186; Haussig, Exkurs 300 glaubt, daB die Auseinandersetzung im und urn das Gebiet von Singidunum stattfand, von dem er, wie Barisic, Singidunum I I, irrtiimlich annimmt, es sei seit 585 in awarischer Hand gewesen. Dorthin ruche Priskos vor, nachdem die Awaren die Stadt eingenommen hatten; dann erst kam es zu ciner personlichcn Begegnung mit dem Khagan (Th. S. 7, 10, S. 262). 6 Menander EL 203-08; 19, I, S. 174 bzw. fr. 43, vg!. Kap, 3'3· und 3.5. 7 Th. S. 7, 10, S. 262. S Barisic, Singidunum I I : Kollautz/Miyaka wa I, 250; Schreincr 347 A. 996. 9 Th. S. 7, 10, S. 263, Schreiner I9cf. 1~ Freundliche Mitteilung von Evangelos Chrysos, Ioannina; anders noch Popovic, Tcmoins 477. r r Ebd. 477r
Kapit cl
5.6.
385
Ebd. 482 if. Itinerarium Burdigalense 10. '4 Th. S. 7, I I, S. 264, Schreiner 191; Theophanes 6090, S. 267. '5 Th. S. 7, 12, S. 265, Schreiner I91f.; Theophanes 6091, S. 277. Howorth, Avars 769 (598); Hauptmann, Avares 161 (595); SzK 80 (596 od. 598/99); Bury, Empire 2, I36ff. (598); Hartmann, Italicn 2, 114 (598); Moravcsik, Byz. turcica I, 344 (598/99); Avenarius, Awaren 210 (Fruhjahr 599); Kollautz-Miyakawa I, 250 (Friihjahr 596); Nystaz opoulouPelekidou, Symbole 170f. (595); Grafenauer, Vprasanj 66; Popovic, Ternoins 476 (597)· So wie Theophanes 6091, S. 277 setz en die letzten beiden Autoren den Dalmatienzug erst ins Jahr nach den Kampten urn Singidunum. Die Darstellung Theophylakts ("am zehnten Tag ... ") WIt jedoch kaum verrnuten, daf der Khagan ein J ahr verstreichen lieG, ehe er seicn Drohungen wahrrnachte. Dazu auch Nystazopoulou-Pelekidou, Symbole 170f. ,6 Theophanes versteht darunter eine Stadt Balkis, sein zeitgenossischer Ubersetzer Anastasius Balcam. Th. S. 7,12, S. 265; Theophanes 6091, S. 277; Anastasius 590, hg. de Boor, 171. In der alteren Theophylakt-Edition BUYXEl;/BuY'(E;, hg. Bekker (Bonn 1834) 291. De Boor 265 schlagt eine Identifikation mit Balbai/Litrica bei Prokop, De aedif. 4, 4, S. 200 vor, das in der Dacia mcditerranea nordlich von Serdica/Sofia Iicgt, dagegen Besevliev, Kastellnamen 96; Voinovitch, Dalmatie 238 denkt an das heutige Verlika; vg!. Franc Barisic, Fontes Jugoslaviae I (Belgrad 1955) 254; .vielleicht auf der Stratic Sirrnium Salona" lokalisiert es Popovic, Ternoins 486, danach Schreiner 348 A. 1003. 'i Th. S. 7, 12, S. 266. Theophanes bilt den Khagan nach dem Handstreich des Guduin in sein Land zuriickkehren, setzt ab er den groGen Einfall nach Thrakien schon ins nachste Jahr (6091, S.277 u. 6092, S.278). Zur Datierung (Herbst 595 bis Sommer 597) vg!. t
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Kaf' 5-1. r Den besren Dberblick erlaubt die Edition bei Barisic, Fontes I (wie A. 16) 244 ff. Popovic, Temoins 487ff. betont, daG die dalmatinische Kiiste damals noch in relativer Ruhe lebte. '9 Wilkes, Dalmatia 436 bringt den Verlust des Inneren der Provinz Dalmatien mit dem Zug des Khagans in Zusammenhang. Doeh heiilt das nicht, daf Bosnien nun mit einem Schlag slawisch besetzt wurde; die Verwustung mancher Landstriche erleichterte nur die allm:ihliche Ansiedlung der Slawen.
Kapitel
5.6.
Zur slawischen Expansion siehe Kap. 4.1. und 4.6,-7- Oft wird angenommen, daG der Fall von Sirrnium 582 den Slawen den Weg nach Westcn geoffnet habe (etwa bei Fcrluga, Slavi 312). Doch gab es ja auch andere Wege nach Westen. 2 Greg. Reg. I, 16, S. 20. Berg, Bischofe 82. 3 Ediert in Greg. Reg. I, 16a; neue Edition in ACO 4/1, r j z ff: Zu dem Brief zuletzt Hageneder, Kirchl. Organisation 216ff. 4 3, 26, S. 129. Die Liste ist nicht identisch mit der Teilnehmerliste des Konzils, dazu Berg, Bischofe 8 I f. 5 MGH Leges 3, 2, 2, 583 H. Dazu Berg, Bischote 78 if. und Wolfram, Mitteleuropa 9C u. r r c. 6 Erhalten in einer Reihe vcnctianischer Chronikcn, etw a bei johannes Diaconus und Andrea Dandolo. Rezipiert von Roberto Cessi, Nova Aquileia. Atti del Reale Istituto Veneto di Scienze, Lettere ed Arti 88 (1928/19) 548f.; Paschini, Friuli 100; Rajko Braroz, Das Christenrum in Slowenien in der Spatantike. Herbert Gram (hg.), Kulturhistorische und archaolcgische Problerne des Siidostalpenraumes in der Spatantike. Symposion Klagenfurt 198 I.(Wien- Koln-Craz 1985) 41. Dagegen Berg, Bischofc 79 f. 7 Berg, Bischofe 85 f. gegen Grafenauer, Naselitev 26 und Waldmuller, Begegnungen 223, die schon 587 mit dem Fall von Ernona und Celeia rechnen. Kollautz, Noricum 625 daticrt dieses Ereignis erst auf 594/95; das wurde aber bedeuten, daG sich die Seelenhir ten
A)nncrhltngen
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noch jahrelang im slawischcn Hinterland behauptet hattcn. Nic!HS Ncucs bringt dcrs., Baiern, Franken und Awarcn im Pusrer- und Drautal, die Bischofssiize in den Alpcn und die Kirchenvcrsammlung zu Grade. Der Schlern 55 (198 I) 578-83. Bratoz, Christentum (wie A. 6) 41 rechnet "bis 591" rnit dem Endc der slowenischen Bisrumer. Allgemein zum Zusammenbruch der Kirchenorganisation in Karntcn und Krain noch Grafcnauer, Herzogseinsetzung 597f.; ders., Zgodovina 104. Nicht mehr erwahnt wird fur die Zcit nach 568 das Bisrurn von Poctovio ; auch find et sich kein Hinweis auf eincn Bischofssitz aut dem Hemmaberg - der Versuch Eggers (Die ecclesia secundae Ruetiae. Antike und Christenrurn 73), den Bischof von Scarabantia in den Akren von 572177 als "Karawankenbischof" fur das Jauntal in Anspruch ZiJ nehmen, wurde von Berg, Bischote 85 endgiiltig widerlegt. Dazu auch Toth, Vigilius 269 H. Zur archaologischen Diskussion Marijan Slabe, Versuch einer Darstellung der Besiedlung des Talkessels von Ljubljana. Arehaeologia lugoslavica 22-23 (1982/83) 63-69 mit der Annahme einer (noch nicht gefundenen) Fluchtburg des Bischofs von Emona. Im slowenischen Fundrnarerial sind die letzten absolut-chronologischen vorslawischen Anhaltspunktc Munzcn des Langobardenkonigs Kleph (572-74) in Kranj und auf dern Rifnik, vgl. Knific, Carniola 116. S Greg. reg. 9,155, S. 155. Das Exil-Bistum von Cittanova wurde lange von Emona abgeleitct, da es seit dem Hochmitteiaiter als "Aemonensis" galt, etwa bci Klebel, Einbau 666. Doch entsprang diescs Anribut wohl hochrnittelalterlicher Traditionssuche, der Name J ohannes WIt vie! eher :1l1 den bekannren J ohannes von Celeia denken, vg!. Berg, BischOfe 87, A. 2JZ, 9 Cone. Manruanurn, MGH Leges 3, ~,2., 588, 17- Mit Siscia idcntifiz icrcn ]. Zeiller, Lcs origines chretiennes dans le, provinces danubienncs de I'crnpire remain (Paris 19c6) 14C; Popovic, Ternoins 465. Fur wertvolle Hinwcise in dies er Frage danke ich Heinrich Berg, Wien. c F. Babudri, Il vescovado di Cissa in Istria. Memorie della societa istriana di archeologia 31 (1919) 35 ff.; Kandler, Indicazioni per riconosccre le cosc storiche del littorale (Triest 1855) 13; Paschini, Friuli 73. In der Antikc befand sich auf der Insel eine Purpurfarberei (jones, Empire 2, 8}6). Carlo de Franceschi, Saggi .e consideraz ioni sull' Istria nell' alto mediocvo 2. Cessensis episcopus. Ani e Memorie dell a Sociera per la Storia dell' Isrria 18 (1970) 69-106. r Mansi 11, 3 I I. Fur Ceneda W'aldmi.iller, Begegnungen 218. r z PD 4, 7, S. 146. 'i Mitscha-Marheim, Spuren 85 H.; Kollautz, Noricurn 633 H.; Hagcneder, Kirchl. Organisation z roff., z urn Wohlstand der Kirche aui dem Hemmaberg im 6.Jahrhundert, der durch ein groGes Mosaik dokurncntierr wird, Glaser, Grabungsergebnisse 59. Vg!. Kap·4·6. '4 Dolenz, Funde 732; Grafenauer, Herzogseinsetzung 598 datiert den Fall Maglerns auf ca. 585. q Vg!. Kap 7- I. ,6 Frirze, Bedeutung 537 A. 17c; Wulfram, Erhnogenesen 116; ders., Mitteleuropa 92f. '7 PD 4, 7, S. 146. Reindel, Agilolfingcr T 43; Kahl, Baiern 18z f., der die weirerhin guten Beziehungen zwischen Langobarden und Bayern betont. ,8 PD 4, 4, S. 145. Grafenauer, Zgodovina 104. '9 Gegen die iibliche Identifizicrung der drei Bisriimer mir Aguntum, Teurnia und Virunum wandte sich jungst Srefan Karwiese, Die Franken und die Suffragane Aquilcias. Jahreshefte des osterreichischen archaologischen Institurs )I (1976/77) I82ff., der statrdessen Saben, Tierno und Verona lesen wo lltc. Seine Einwaride entkraftete Hageneder, Kirchl. Organisation 2 [6 if. Greg. Reg. I, 16, S. 2C. Goubert, Byzanee 2, 102; Krahwinkler, Friaul ey, z r Wolfram, Ethnogenesen 123; ders., Mitteleuropa 337. Zum Versrandnis dicses Konfliktes tragt cs wcnig bei, WClln Kanl, Baiern 1~5 die alte These Braumullers (Noriker und Karantanen. Carinthia I, 123 (1933) 24 i.) wiederbelcbt, die Slawen wiren in W'irklichkeir als anti-langobardische Foderaten des Kai,ers in die Ostaipen gekommen. Slawen als "Hilfs\'olker" zu gewinnen, gelang der byzantinischen i
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Diplomatic ;''J~h andcrswo im 6. jahrhundert nie. An die Adria kamen Slawen erstrn als 601/02 als Verbundete der Langobnrden. '; Hartmann, Iralien 2, 99. '4 Grafcnauer, Herz.ogseinsetzung 597. '5 PD 4, [0, S. 1)0. Frirzc, Bedcutung 536 H. (595); Mal, Probleme 18 (595; den Schlag des Khagans dariert er aui das iolgende jahr; doch l:-iht sich aus dem Text des Paulus Diaconus cher herauslesen. daB er die baverischen Aggressoren in flagr:mti ertappre); Avenarius, Awaren 117 (595); Krahwinkler, Friaul 36 (595); Wolfram, Miueleuropa 93 (595); Hauptmann, Avares 166f. ("vers 595"); Labuda, Chronologie 171 (594/95); Kollaurz , Noricum 633 H. (595)· Vielleichr ist es kein Zufall, daG die Bayern 592 und 595 jeweils awarisch-byzantinische Kriege fur ihrc Heerfahrten ins Slawcnland niitztcn. ,6 PD 4, 11, S. 1)0. Fritzc, Bedeutung 536fi. ("am ehesten irn Fruhjahr 596"); Avenarius, Awaren 119 (596); Schlesingcr, Ostbewegung 35 (596); Ewig, Teilungen 148; ders., Merowinger 48 (596). '7 Bedeutung 539. Es ist nicht norig, wie Avenarius, Awaren I 18, eine Expansion der "gleichen" Slawen wie an der Drau auch an der Donau z u verrnuten, urn eine awarischfrankische Interessenkollision zu erklaren. ,3 Vg!. Kap. s.r. '9 Vg!. Avenarius, Awaren 119; Fritze, Bedeutung 539f., der sich an die Chronologie Labudas halt, muf Theophylakt einen Irrrurn unterschicben, danach hatte noeh Childeben 595 die Gesandtschafr abgefcrrigt. )0 Vg!. Coubert, Byz ance 2, ':2. j r PD 4, 12, S. 1 se. ;' PD 4,13, S. 150. l; Avares 168. H Den defensiven Charakter der awarischen Westpolitik und die ungleich groGere Bedeutung der Kriege rnir Byzanz beronr auch Fritze, Bedeutung 513; ahnlich Bona, AwarenKatalog 11. ;5 Mal, Probleme 18. ;6 Fritze, Bedeu tung 518.
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Kapitel 51 Th. S. 7,15, S. 273, Sehreiner 196. , Th. S. 7,13, S. 267; diese Route rnachr es un wahrscheinlich, dall die Awaren auf dem Weg Thessalonike belagerten, wie Nvstazopoulou-Pelckidou, Symbole 173 rneint, vgl. Kap. 4.3. Der Einschub in 7, 12, S. 266 rnit dem Datum 600/0 I (19. Jahr des Maurikios) ist, wie Schreiner 348 A. 1005 richtig Ieststellt, fUr die Chronologic dcr Feldziige bclanglos. J [ungst haufig ubcrnornmen wurde die Theorie von Gh. Stcfan, Tornis et Tomca. Dacia 11 (1967) 25 3-5~, wonach es sieh urn ein dakisches Tornca bei Remesiana gehandelt habe. Dafiir etwa Popovic, Ternoins 478 und Besevliev, Kastellnamen 109 f. Theophylakt sagt jedoch, die Awaren seien durch das "thrakische Mocsien" gezogen; in Mcesien zwischen Nikopolis und Iatros fanden die iolgenden Kimpfc start. Da auch sonst alle bekannten Awareneinfalle enrlang der Donausrralie vorgetragen wurden, berechrigt nichts zu der Annahme, daf seit 596 srattdesscn urn den .innercn Limes' gerungen wurde, was Popovic aus dem Kampf urn das dakische Tornea sehlieGen will. 46092, S. 278. I Th. 5.7,1), S. 267, Schreiner 1~;I3.Dazu und ZUIll fulgenden SzK 80 (598 od. 600); Howorth, Avars 770 (599); Bury, Empire 2, 1}8 (600); Avenarius, Awaren 106 (601); Haussig, Exkurs 296 (598); Kollautz/Mivakawa I, 253 (596); Nystazopoulou-Pelekidou, Symbole 174f. (598); Bdcvliev, Bulg. G. 1/5 (600). 6 Zum Schicksal der Pro\·inz vg!. Kollautz, Volkerbewegungen 448 H. 7 Nur Theophanes sprieht von 4CO\'(1agen, 6c92, S. 278. S Th. S. 7,13, S. 268; Schrciner 193. Dazu auch Tirr, Attitude 1/2. I
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Kupit e! 5 ·9·
An merleungen
; Vg!. Schreiner 349 A.!OI3f. 10 Vg\. Kap, 6+ 11 Nicopolis ad lstrurn/Nikjup, vg\. Prokop, De aedif. 4, I I, S. 242; G. Seure, Nicopolis ad lstrum. Revue archeologique (19c7, 2)257£f. Bcsevliev, Bulg. G. 18. Was weiter mit dem Heer' des Priskos geschah, wissen wir nicht; erst im folgenden J ahr konnte Kornentiolos in Singidunum zu ihm stofien. 12 Die bisher iiblichc Identifikation rnit Sucidava (Besevliev, Kastellnarnen 141) bezweifelt Schreiner, Sradte 34.. In der Tat ist der groGe Umweg von Nikopolis iiber das viel weiter osrliche Sucidava nach Iatrus/Krivina wenig einleuchtcnd. Doch hatte Kornentiolos dafi.ir eine Woche Zeit; es ware also unter Umstanden auch denkbar, daf er zunachst hoffte, sein Heer rnit dem des Priskos vereinigen zu konncn, dann aber vor dem heranriikkenden Awarenheer wieder zuri.ickmarschierte. I) Th. S.7,14, S. 269 f., Schreiner 194f.; Theophanes 6c92, S. 278 £f. In den spateren Chroniken des Zonaras (14,13, 5.296) und Georgios Monachos (2, 658) ruckt die Darstellung vorn Vcrrat des Komentiolos immer weiter ins Zentrum der Darstellung; sie erklart gleichzeirig die Niederlage gegen die Awaren und den Sturz des Maurikios. 14 Th. S. 8,1, S. 284. Zakythinos, Byz. Geschichte 57. Ij Excerpta de insidiis 106, hg. de Boor 147 f.; vg\. auch Schreiner 349 A.IOI8 und Szadeczky-Kardoss, Quellenstelle 76ff. 16 IC, 24, S. 3Nf. Szadeczky-Kardcss, Quellenstelle 7717 Vg\. Kap, 6.12. Th. S. 7,14, 5.270; vg\. Th. S. 6,5, S. 227. Schreincr 350 A.lOuf. halr die Nachricht deshalb fi.ir eine Dublette. 19 Zur Pest vg!. Kap, 2.1. '0 Th. S. 7,15, S. 272, Schreiner 196. "Th. S. 7,15,S. 273· Vgi. Stratos, Byzantium 1,33· Bona, Awaren-Katalog II datiert die Erhohung auf I 2C000 Goldsti.icke irrti.imlich erst auf 604. " Hauptrnann, Avares 169 rneint, nur den Byzantinem, nicht aber den Awaren sei die Ubcrschreitung der Donau zur .Slawcnjagd' nicht crlaubt gewesen. So cxplizit wird es aber kaum beschlossen worden sein. Die Awaren kormten ein Interesse daran gehabt haben, Iluchtigen Untertanen uber die Donau nachsetzcn zu konnen. Zur Bedeutung des Vertrages ausfi.ihrlich Chrysos, Nordgrenze 36f.; ferner Nystazopoulou-Pelekidou, Syrnbole [76f.; Avenarius, Problernarik 23; vgl. Dolger, Regesten 13 I, S. 15. 'J Chrysos, Nordgrenze 36 f. z; 6092, S. 280. '5 Exc. de insidiis 108, hg. de Boor 147f.; auch diese Geschichte [and im i.ibrigen Eingang in die Chroniken des Zonaras (14,13, 297) und Georgios Monachos (2, 659). ,6 Vg!. Kap. 6.6.; Stratos, Byzantium 1,43 versucht die Ceschichtc so zu begri.inden, daf es sich urn rornische Uberlaufer zu den Awaren handelte, die del' Kaiser nicht noch loskaufen wo lite. Vg!. auch Dolger, Regesren I IC, S. '4. '7 Vgl. Besevliev, Bulg. G. 341H. .8 So etwa Labuda, Chronologie 17C; Avenarius, Awaren 220; Besevliev, Bulg. G. 117; Duket, Study 17L '9 8,2, S. 297; 10,2, S. 341. )0 Strategikon 7B,1 I, S. 25 I.
I'
s.
Kapitel
5.8.
I Th. S. 8,1-2, S. 285; Theophanes 6093, S. 281. Schreiner 353 A. 1060 (599); Dolger, Regesten 132, S. 15 (600); SzK 82 (599, od er 6(0); Howorth, Avars 773f. (601); Bury, Empire 2, r ao f. (600); Hauptmann, Avares 168 (6co); Haussig, Exkurs 296 (599); Goubert, Guerres 38 (6CI); Labuda, Chronologie 170 (600); Kollautz/Miyakawa J, 254 (600); StratOS, Byzantium I, 44 (602); Avenarius, Awaren 108 (6cI); Nystazopoulou-Pelekidou, Syrnbole [78 f.; Besevliev, Bulg. G. IIM.
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, Th. S. 8,z-3, S. 286 i., Schreiner :05. So Kollautz, Abaria 5 nach "dem Temesvarer Gymnasialprofessor Franz Wenel". 4 Th. S. 8,3, S. 288, Schreiner 200; Theophanes 6C93, S. 282. 5 Das Straregikon 7B 12, 5.255 r.it, am Fcind zu bleiben "bis zur endgiiltigen Verriichtung". 6 Diese These vertrat Dicu!escu, Gepiden :O2}; ferner Kollautz, Abaria 5. Der letztc rornische Berichterstatter in dieser Gegend war anderthalb J ahrhunderte zuvor ein anderer Priskos gewescn, desscn nach langer Reise erreichter Flull "Tiphisos" unrnoglich del' Temes sein kann. 7 Srrategikon I 1,2, S. 363. 8 Th. S. 6, 6, S. 2)1 9 Th. S. 8, 3, S. 289; Theophanes 6093, S. 282; vg!. Schreiner 354, A.1068. le Th. S. 8, 4, S. 289. DaG nul' die ,eigentlichen' Awaren, niche aber die Gefangenen der Hilfsvolker freigelassen wurden, meint Szadeczky-Kardoss, Sozialordnung 220. Tatsachlich spricht Theophylakt an dieser Srelle nur von den gefangenen Awaren ; es ist aber genausogut moglich, daB damit alle Angehorigen des Awarenheeres gemeint waren. 11 Zur Via Traiana Besevliev, Heerstralien 484 f. t z Th. S. 8, 4, S. 290; Theophanes 6093, S. 282. I) Haussig, Exkurs 407ff. j
Kapitel
5·9·
, Th. S. 8, 4, S. 290. Avenarius, Awaren 201 beziehr diese Auskunft auf die weiter vorn erwahnte achtzehnmonatige Waffenruhc (Th. S.7, 11, 5.266), die er auf 599/600 setzt. Doch gibt es keinen Grund, die Ereignisse so zusarnrnenzuz iehen. DaB wir von den Geschehnissen des Jahres 6co niches erfahren, liegt wohl einfach daran, daB sich niches Bernerkenswertes ercignete. z PD 4, 24, S. 156. Krahwinkler, Friaul 36; Fritze, Bedeutung poff. J Die "lieu entstandene Tripelallianz" beraubtc den Kaiser jedes Bundnispartners im Westen, meint Hartmann, Italien 2, I 15. 4 PD 4,20, S. 15+ Diese Nachrichr ist schwer einzuordnen; sie stehr bei Paulus im selben Kapitel wie die Gefangennahme der Tochter Agilulfs durch den Exarchen Kallinikos im Fri.ihjahr 601. Dazu Hartrnann, Italien I, 115; er dachre an die Bclagerung van Tomis (Th. S. 7,13, 5.267- Hartrnann, Italien I, 123, A. 12). Doch liegt die Schwarzrneerstadt nur auf einer Halbinsel, und die Gesandtschaft des Khagans mi.iGte schon 597 abgegangcn sein, urn rechtzeitig die Fachleute aus Italien zur Hand zu haben. Kollautz (Volkerbewegungen 480; danach aushihrlich Krahwinkler, Friaul 394) schlug die Donauinsel bei Viminaciurn vor, wo 599 gekampft wurde; doch wurde sie weder von den Awaren erobert, noch war wahrend der Kampfe Zeit, den fcrnen Langobardenkonig urn technische Hilie zu bitten. Man wird also nicht hoffen konnen, die langobardischen Sturrnboote bei Theophylakt im Einsatz zu sehen. j PD 4,24, S. 156. Krahwinkler, Friaul j e ; Frieze, Bcdeutung 52C u. 535· 6 Greg. Reg. 9, 154. 7 Hartmann, Italien 2, I I 5 i. 8 Friaul 36. 9 PD 4, 28, S. 128. '0 Th. S. 8, 4, S. 291. 11 Haussig, Exkurs 4 13. r z Wohl das Palatiolon bei Prokop, De aediL 4, 6, S. 2 15, in der Nahe der Mi.indung des Osam. Vg!. Besevlicv, Kastellnarnen 121; Schreiner 365 A. [082. I) Th. S.8, 5, S. 292; Theophanes 6094, 5.284. SzK 83 (6CI); Howorrh, Avars 775f. (6cz); Bury, Empire 2, 141 (601); Labuda, Chronologie 170 (602); Gouben, Guerres 38 (601); Stratos, Byzantium 1,44 (6C2); zu Apsich vg!. Kap. 6.5.
3,,0
Anmcrleungen
q Th. S. S, 5, S. 293, Schreiner 2c9· Zu den Ereignissen dieses Jahres Howcrth, Avars 776£.; Bury, Empire 2,142; SzK 84; Avenarius, Awaren IC9; Straros, Byzantium I, 44f.; ThicG, Kaiser 314 H.; Nystazopoulcu-Pelekidou, Syrnbole 18 d. 'I 5,47, S. 260. 16 Th. S. S, 6, S. 293. 17 Greg. Reg. 14, 10; Hartrnann, Italien 2,123. ,8 Dolger, Regesten 139, S. 16. '9 Th. S. 8, 6, S. 294 f.
Kapitel 6. I. Kririsch gegenuber dem Etikett des Nomadismus fUr Awaren und Ungarn auEenen sieh mehrcre Rcferenten der 35. Settimana di Studio in Spoleto 1987, darunter Alexander Avenarius, Antal Bartha und Omeljan Pritsak, der auch den abschwachenden Begriff des Halbnomadismus als nichtssagend ablehnte. Vg!. dazu A. 5. Ein Beispiel fi.ir die Schwierigkeit allgcmeiner Aussagen uber .die' Steppenvolker ist auch das sogenannte Doppelkonigturn nomadischen Typs, vg!. Kap. 8.2. z. Delcuzc/Guattari, Mille Plateaux 49~ meinen aus philosophischer Sicht: "Bourgeois OU sovietiques, les historiens considercnr les nornades cornme une p:luvre hurnanite qui ne comprend rien", wogegen er fordert, sic nicht "par ignorance, mais par leur caractere positif, leur espace specifique, leur composition propre" zu dcfinicren. Hambly, Zentralasien 23 verweist auf "das gewaltige Ansehen" des zenralasiatischcn Nomaden, der seinerseits die SeEhaften verachtete. Aueh in der heurigen Forschung wird der Nomadismus gegenuber der SeEhaftigkeit gelegenrlich als die prirnitivere, urtumliche Form betrachrer: davon geht erwa Plernewa, Chasaren 96ff. aus ("Von den Nomaderilagern zu den Sradten "). DaG die europaischen Steppenvolker ratsachlich im Lauf der Zeit seEhafr wurden una sich darnu an die vorherrschenden UmweJrbedingungen anpaEten, ist nicht an sich als Hoherentwicklung zu wertcn, Vg!. auch Ildiko Ecsedy, Nomads in History and Historical Research. Acta Orient. Hung. 35 (1981) 201-227- Die Frage der Winschaftsform besrimmter Populationen sollte auch rnethodisch srreng vori ihrer ethnischen Zuordnung getrennt werden; sonst kommt man zu ethnocharakrerologischen Fehlschlussen wie der Behauptung von juh isz, Tjurko-balgari 84, die Bulgaren konnten keinc Nornadcn gewesen sein, da sie schon im 2. J ahrtausend v. Chr. (!) in chinesischen QuclJen als selihafres Volk mit hochstehendcr Landwirtschafr beschrieben wurden. Vg!. dazu auch die Rezcnsion von Vasil Gjuzelev, Mirteilungen des bulgar. Forschungsinstitures in Osterreich 1/8 (1986) 212f. ) Hamblv, Zenrralasicn 20. , Zusarnmenfassung bei jeurnar, Steppen volkcr z 14 H. I Ein Dberblick bei Krader, Peoples; Lattimcre, Frontiers 61-65. Zum Bcrgnomadismus in seinen verschiedenen Auspragungen Carl RarhjenslC. Troll (u. a. ), Vergleichende Kulturgeographie der Hochgebirge des siidlichen Asien (Wiesbaden 1973) 42 H. Eine ethnologische Kritik des Nomadismus-Begriffs bei Fred Scholz, Belutschistan. Eine sozialgeographische Srudie des Wandels in cinem Nomadenland seit Beginn der Kolonialzeit (Gottingen 1974). In der historischen Literatur wird oft auf die Einheirlichkeit und Gleichformigkeit des eurasischen Steppcngurtels verwiesen, was bei dem vollig unterschiedlichen Ch araktcr crwa des Altai-Gebirgcs, der Takla-Makan, der Oasenlandschaft am Oxus oder der si.idrussischen Grassreppen verwundert. Zum ,Halbnomadismus' der europaischen Hunnen Maenchcn-Helfen, Hunncn 129f.; zur Kritik dieses BegriHes vg!. ab er A.I. 6 Anderson, Antike 268. 7 Zum Seidcnhandcl vg!' Kap. 2.6. : wr Kriegs!cchnik Kap. 6.2. B Wittfogel, Kavallerie-Rcvoluti<)n 25 f.; ders. /Feng, Liao. 9 Xavier de Planhol, Kulrurgeograpnische Grundlagen der islamischcn Gcschichte (Zurich 1975); Musset, invasions 1,223· 1
Kapiie! 6.1. r c Ubcrblicksw(!rk~ rhold, Turcs: Historia Hambly, Zentralasien storal Nomads (Den Haussig, Zentralasicn
J 91
sind Sillor, Introducrion, mir kornmentierrer Bibliographic: BarMundi Bd. 5 (mir Abschnitten von Fcrdinandy, Haussig u. a. ); ; Lawrence Kradcr, Social Organization of the Mongol-Turkic PaHaag 19(4); Lartimorc, Frontiers; Vladimirtsov, Regime social; ; Grousset, Steppenvolkcr. Spcziell zu den Awaren jungst Szadeczky-Kardoss, Hauptzuge, und Kunfrig Avenarius, Struktur, SSCI 35 (1987); nicht in allem zuverlassig isr Kollautz, Schichtung. Eine krirische Zusammenfassung archaologischer Hin weise bei Bona, Volkerwandei ungszeitforschung 308 H. r : Ecsedv, Tribe and Empire 7ff.; dies., Tribe and Tribal Society 245 H.; Prirsak, Starnmesnamen 62ff.: Gockenjan, Stamrnesstruktur 77; Hambly, Zentralasien 21 f. "Gockenjan, Stammesstruktur 51 H.; Wenskus, Stammesbildung 443 f.; Vernadsky, Slawenrum 254; Frankc, Fremdherrschaftcn 56; K. Czegledy, On the Numerical Composition of the Ancient Turkic Tribal Confederations. Acta Orient. Hung. 25 (1972) 275-81. '; Kononov, Terminology 62 H.; Bieichsteiner, Trinksitten 197ff.; Ferdinandy, Reitcrvolker 184 f.; IIse Laudc-Cirtautas, Der Gebrauch der Farbbezeichnungen in den Turkd ialekten. Ural-Altaische Bibliothek IC (Wiesbaden 19(1); Annernarie v. Gabain, Inhalr und magischc Bedcutung dcr alttiirkischen Inschrifren. Anthropos 48 (1953) 537-56. " Bleichsteincr, Trinksitrcn 197;Jettmar, Sreppenvolker 241. 'I Sui-schu, Liu Mau-Tsai 41 f.; [etrrnar, Stcppenvolker 24C. ,6 Das bctont schon Wenskus, Sramrnesbildung 442. Ebenso Alrheim, Hunnen 2, 265, der die verschiedenen Steppenreiche als "geschichrliche Individuationen" versteht, denen standig neue, aber wesensverwandre folgten. Vg!. auch Czegledy, East to West 43 und Kap.204'7 Kollautz, Dokumenr 11. Vg!. Kap. 2.2. und 6.11. " Thomsen, Inschriften 146 f.; die Orchon-Inschriftcn entstanden nach der Wiedererrichtung des ti.irkischen Khaganares ab 70C; eine ncuere Edition mit englischer Ubersetzung bei Tariat Tekin, A Grammar of Orkhon Turkic (Bloomington 19(8) 231-95. Ein solcher Abenteurer, der seine Gruppe verlieli, urn sein Cluck zu machen, hieE sparer bei den Kirgisen "Kazak" - Cockenjan, Srammesstruktur 72. Zum "sammeln" eines Volkes Bleichsteiner, Trinksitten 207. Ganz ahnliche Prozesse beschreibr die "Geheime Geschichte" der Mongolen, vg!. Vladimirtsov, Regime social oof. '9 Thomsen, Inschrifren 14 5. .ic Tonjukuk-Inschrift, Thornscn, Inschrifrcn 168. a r 5, 15 H., Makk '4. " Dazu Togan, Ibn Fadlan 274f.; uber die "weiEen Knochen", ihren kulturellen Konservativisrnus und ihrc zunehmende Tendenz z.ur AbschlieEung jettrnar, Steppenvolkcr ql. Die turkische Wolfs-Sage, die alternativ Herkunft oder Aufzucht von einer Wolfin an die Spirze dcr tiirkischen Genealogie srellt, bei Liu Mau-Tsai 6 (Tschou-schu) und 40i. (Suischu). Das 1967 von Negmatov im zentralasiatischen Kalai-Kahkaha entdeckte Fresko mug also nicht eine .inrerprerario nornadica' des Rornulus-Rcmus-Myrhos bedeurcn, wie Kadar, Animali 1376 meint. Die bci den Tiirkcn bczeugre Wolfs-Flagge und den Myrhos stellr Eliade, Zalmoxis 191".in einen breiten Zusammenhang der Symboiik von KriegerBunden und der rituellen Begriindurig von Volksnamen. Vg!. kiinitig auch Roux, Religion, SSCI 35 (1987). 'j Th. S. 6,11, S. 242H. 24 Thomscn, Inschrifren 145. Die chinesischen Quellen bei Liu Mau-Tsai 47ff. Zum historisclien Hintergrund Ildiko Ecscdy, Western Turks in Northern China in the Middle of the 7th Century. Acta Antiqua Hung. 28 (1980) 249-58. '5 Thornsen, Inschriften 170; \'g!. ebd. q6f. und die Uberlegungen in Kap. 6.3. Es ist allerdings die Inschrift eincs Khagans, die das betont. 26 Radloff, Sibirien I, 23C. '7 Vg!' Pritsak, Stammcsnamen 55 H., der daraus die "kulturelle Bcschrankung" der Stcppenvolkcr ableitet; doch ist nicht anzunehmen, dag die untcrwerfung der alren Elite durch die neue wirklich einen volligen Elitenwechsel und tine kulturellc Stunde Null bedeutctt. Auch schcinen die kulture!lcn und hand'werklichen Aufgabcn zunehmcnd an Spezi~listen,
Anmcrleungen
Kapitel 6.2.
oft in den Oasen-Sradtcn, ubergcgangen zu scin (dazu jcttrnar, Steppenvolker 241). Doch waren in der Tat die Grenzen der Emfaltung eines Steppenreiches eng gesteckt, was schon wirtschafrliche Gri.inde hatte; dazu Anderson, Antike 264 f. und im folgcndcn. .s Etwa Kollautz, Schichtung 148 H. mic einern "Trinitiitsmodell": herrschender Stamm, Einzelstarnme und ihre Geschlechcer. Ahnlich teilt Besevliev, Bulg. G. 328H. die Donaubulgaren in einen herrschenden onogurischcn und rnehrerc slawische Starnrne, die sich allc wiedcrum aus Gcschlechtern zusamrnensetzten. '9 Vor solchen Analogieschli.issen warm auch Hambly, Zentralasicn -' 1. JO 13. Auf!. (Berlin 1977) 8e; Erstvcroffentlichung 1884. J' Etwa in der ji.ingst ubersetzten Studie von Khazanov, Nomads 228if.; auch Antal Bartha, Tipologia degli irnperi nomadi, ki.inftig in SSCl 35 (1987), distanzierr sich kritisch von seiner eigenen fri.iheren Rezeption des nomadischcn Feudalismus (ders., Hungarian Society); vg!. auch Anderson, Antike 265 (rnit Lit.). Ein feudales Model! der mongolischen Gesellschaft enrwirft Vladirnirtsov, Regime social; in jedem Fall sollte man jedoch aus Quellen des" .-14. ]ahrhunderts wie der Geheimen Geschichre der Mongolen, Rasid udDin oder dem Kutadgu Bilik nicht auf das 6.-8. [ahrhundert zuri.ickschlidlen. Die Frage der sozialen Differenzierung und der Entsrehung von Klassen bei den Ungarn diskutiert Kiroiy Mesterhazy, Nernzetsegi sz ervezet es az oszt:ilyviszonyok kiakakul:isa a honfogla16 magyar sagnal (Clan Organisation and the Formation of Class Relations in the Society of the People of the Hungarian Conquest. Budapest 1980). J' Lewis H. Morgan, Ancient Society, or Researches in the Lines of Human Progress from Savagery, through Barbarism to Civilization (London 1877). )) Khazanov, Military Democracy 133 H.; J oachirn Herrmann, Milirarische Dernokratie 11-3 J (mit dem Versuch ciner Differenzierung verschiedener Sradien); Gi.inter Guhr, Das Wesen der militarischen Demokratie bei Morgan sowie bei Marx und Engels. EAV 25 ([984) 229-256, der die "MD" einer "aristokratischen Gentilgesellschaft" gleichsctzr (239); vg!' die Diskussion auf dem DDR-Historikertag im selben Band (Heft 3). Gegen den seiner Meinung nach zu unscharfen Begriff Maenchen-Helfen, Hunnen [46. )4 Der Begriff "period of class formation", den Khazanov, Military Democracy 144 als Uberbegriff vorschlagr, entspricht eher den Erwartungen an marxistische Begriffsbildung, ist aber in seiner Allgemeinheit wenig aussagekraltig. )j Khazanov, Military Democracy 142 f. behilir sich in solchen Fallen rnir dem Begriff "barbarian state"; vg!. del'S. , Nomads 228 ff., der von einer "rudimemaren Klassengesellschaft" sprichr. )6 Vg!' Hesse, Austausch 151. .'7 Khazanov, Nomads 123; Anderson, Antike 266. )3 Die Bedeutung dieser Bindung an die seGhaften Kuituren beront auch Khazanov, Nomads 3: "The important phenomenon of nomadism (while it remains nomadism) consists in its indissoiuble and necessary connection with the outside world." DaG diese Bindung nicht einseitig war und auch den SeGhaften Vortcilc brachte, verrnerkt Ecsedv, Nomads 223: "The Steppe region was a neighbour, a counterpart and background to the prosperity of Mediterranean antiquity." Vg!. daz u dies., Trade-and-war [31 H. und Annernarie v. Gabain, Steppe und Stadt irn Leben der altestcn Ti.irken. Der Islam 29 ([950) 30ff. )9 Vg!. dazu Ildik6 Ecsedy, Cultivators and Barbarians in Ancient China. Acta Orient. Hung. 38 ([984) 263-87. Zur Koexistenz nomadischer und seBhafter Elernente in der Steppengesellschaft kiinftig auch Avenarius, Srruktur, SSCl 35 (1987)' 4C Vg!. auch Anderson, Antikc 262ff.; Lartimore, Frontiers 6[ff. Khazanov, Nomads 228 H. sieht drei Enrwicklungsmoglichkeiten, und zwar crstens die Zuriickdrangung der Sellhaften und "Reprimitivierung" der Region, zweitens die SeBhaftwerdung der Nornaden und dritrens den Durchgang durch beide Sradien. Ailerdings ist zu betonen, dall trotz aller teils gewaltsamen Verschicbungen dies er Art das prekare Gleichgewicht zwischen Nomaden und Sefshafren in Zentralasien ]ahrtausende iiberdaucrre; Vordringen oder Ri.ickgang der einen od er der andcren Lebensforrn waren demgegeni.iber sekundar. Erst die ZwangsmaBnahmen technisierter Staaten vcrmogen im 20. ]ahrhundert langsam und mit teils sehr nachteiligen okologischen Folgen die nomadische Lebensweise zuri.ickzudrangen.
Theod. Svnk. 6, 26f., lvlakk 16. " 11,2, S. 361. 4) Mille Plateaux 435 ff. 44 Slays 353-432. 41 Pritsak, Features, ki.inftig in SSCI 35 (1987). ,f, Ecsedy, Tribe and Tribal Society 261. Die spatere mongolische Terminologie erlaut ert Vladimirtsov, Regime social 56ff. und 73 H.: Staar (,ulus'), Stamrn (,irgan') und Clan (,oboq') versreht er allerdings statischer als abgestufre Einheiten. .7 Zum Aul Gockenjan, Starnrnesstrukrur 71; Ferdinandy, Reitervolker 176. Bei den iranischen Berg-Nomaden entsprach dem die .Oba', eine Lagergemeinschaft rnir 3-12 Zelten, wahrend die Wandergemeinschaft noch kleiner war, vg!. Rathjens/Troll (wie A. 5) 42 H. Archaologie: B6na, Viilkerwanderungszeitforschung 308-10 (mit Diskussion der Ergebnisse Laszlos). B6na, Awaren-Katalog 13 nimmt den BegriH Aul nur [iir das vornehme Gefolge des Khagans in Anspruch, was nicht ganz dem i.iblichen Wortgebrauch entspricht. ,8 Die unterschiedliche Grolle lagernder bzw. wandernder Gruppen konnte auch nach traditionellen Mustern verschiedene Stamme voneinander unrerscheiden, wie bei den Mongolen; Vladimirtsov, Regime social 43 f. 49 Vg!' Kap. 6.2. 1 Vg!' dazu Ecsedy, Tribe and Empire 5H.; Giickenjan, Starnrnesstrukrur 71 f.; Pritsak, Starnmesnarnen 55 H.; Ferdinandy, Reitervolker [76 f. P Vg!. dazu ji.ingst B. Brentje, Nomadenwanderungen und Klimaschwankungen. CA] 30 (1986) 7-2 I. jl Vg!. Kap. 6.5.
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Kapitel 6.2. , Theod. Synk. 6, 26 f., Makk [6. Die Aussage isr zwar in ihrer Zuspitzung wohl topisch, doch nichr unberechtigt. Bona, Anbruch [06. ; Zur .Schlachtengeschichtc' siche Kap. 3·1.-7- und 5.1.-9. Die walfentechnische Einzigartigkeir del' Awaren wird von Andreas Bracher, der derzeit am Institut fi.ir Osterreichische Geschichtsforschung uber die fri.ihmittelalterlichc Bewaffnung disscrtiert, relativierr. " 11, 2, S. 360-369. Durch seincn prakrischen Zweck ist das Kriegshandbuch trotz einiger Topoi eine der bcsten Quellen i.iber die Awaren (vgl. Kap. 1.2.). Ausfi.ihrliche Studien iiber die diesbezi.iglichen Nachrichten stellten Zasterova, Avares (1971) und Wiita, Ethn ika (1977) an, vg!. ji.ingst auch Szadeczky-Kardoss, Einfluf 205 ff. und Moravcsik, Byz. turcica 1,250-53 (rnit Lit.) sowie ders., Le Tactique de Leon le Sage comme source historique. Studia byzantina (Amsterdam (967) 22 [-38. Uber die byzantinische und westeuropaische Kriegstechnik der Zeit informieren die Bcitrage des Bandes 16 ([968) der SSCI i.iber ,.Ordinarnenti rnilitari", F. Aussarcsses, L'arrnce byzantine a la fin du VIe siecle d'apres le Strategic on de l'Empereur Maurice (Bordeaux 1909); ki.inftig auch die in Wien erschein ende Arbeir von Taxiarches Kolias i.iber die Bewaffnung der Byzantiner. I Maenchen-Helfen, Hunnen [65ff.; ki.inftig Andreas Bracher, Der Reflexbogen als Beispiel gemiler Bewaffnung. Symposion Zwenl 1986; sowie Bona, Anbruch 1061. Ders., Geschichte, kiinftig in SSCI 35 (1987), betont, daf die fruhawarischen Pfeilspitzen ungewiihnlich schwer waren. Allgemein i.iber die .rionicdischen Bogenreiter" Heinz Meyer, Gcschichte der Reiterkrieger (Stuttgart 1982) bes. 45 H.; ] uhasz, Tjurko-balgari [83 ff. 6 1r , 2, S. 363. Vg!. Zasterova, Avares 38 f. DaG nicht der leichte, wendige Bogenschurzc, sondern die schwere Kavallerie den Kern des Awarenheeres bildere, ist nichr imrner gesehen worden, wie B6na, Anbruch 105 H. betonr. Er trerint allerdings schwere und leichte Reiterei vie! schernatischer als das Stratcgikon. Wer es sich leisren konnte, verfugte iiber Panzer, Bogen und Lanze; andere mugten ohne Vollpanzerung auskommen. 7 Liu Mau- Tsai 9. Das Sui-schu, ebd. 41, erwahnt noch, daB die Bogen mit Horn verziert waren. 2
Anmerk u.ngen
Kapitcl c.;
s Vgl, Keep. 6+ ; Laszlo/Racz, Scharz, sehen darin eine traditionelle Remir:iszenz, danaeh Wolfram, Botsehaften 24 H. 9 Altheim, Hunncn 2, 276 und 2, 269. •c Awaren-Katalog Modling 2 J; Fricsinger, Vater 94 beschreibt ihn als "abgesteppten Rock". Ob er aus Filz oder Eiscn besteht, tiEt die Darstellung nicht erkennen , das Srrategikon erwahnt beide Artcn der Sehutzkleidung. So Bona, Anbruch 105. " Lynn White jr. , Die minelalrerliche Technik und der Wandel der Gesellschaft (Mi.inchen 1968) 25 H.; er setzt die Ubernahme des Steigbi.igels spater an, was ab er auf schwacher Quellengrundlage beruht (uni.ibliche Datierung des Maurikios-Strategikons ins 8. j ahrhunderr), DaE der Steigbugel von den Awarcn in Europa eingefiihrt wurde, betont SzadeczkyKardoss, Einfluf 208 H. Im archaologischen Material taucht der Steigbugel erstmals mir den fri.ihen Awaren in Europa auf, vg!. A.52. Geringer schatzt Bracher, wie A.3, die Verbesserung der ,hunnischen' Kampfkraft durch den Sreigbugel ein. In den Passagen, in denen das Strategikon den Awarenkrieger beschreibt, wird der Steigbugel i.ibrigens nicht erwahnt. Immerhin ist der Steigbugel aus dcr spateren Reittechnik nicht mehr wegzudenken, vg!. auch Meyer, Rciterkrieger (wie A·5)· '; Strategikon I, 2, S. 80. " Strategikon 1,2, S. 78-83. Vg!. E. Dark6, Influences Touraniennes sur l'evolution de l'art militair« des Grecs, des Romains et des Byzantines. Byzantion 12 (1937) 119-47; Szadeczky-Kardoss, Einfluf 207f.; Kolias, wie A+ Ausiuhrliche archaologische Parallelen bringt Katalin Kohalrni, A steppek nomadja loharon, fegyverben (Budapest 1972) bes. 103 H. 15 I, 483 s. v. Buigaroi . •6 Euagrios 5, 1 I, S. 207. 'i Sz.ideczky-Kardoss, Einfluf 212; Aussaresses, Armee (wie A.4) 58; vgl. Fodor, Altungarn 67H.; Togan, Ibn Fadlan r rSff. ,i Strategikon I I, 4, S. 377- Vg!. auch E. Schuldt, Westsiawische Brucken. RGA 2. Auf!. 3 (1978) 578-80 s. v. Bri.icken. '9 Strategikon I I, 2, S. 360. le Strategikon 2, I, S. I I 1. Strategikon I I, 2, S. 362. aa Strategikon 4, 2, S. 195· -s Strategikon 11, 2, S. 365 und S. 363. '4 Fredegar 2, 57, S. 56-58. 's Gina Fasoli, Le incursioni ungare in Europa nel secolo X. (Firenze 1945) 91 H.; Gyorffy, Landnahrne 242. ,6 Dieser Begriff von Delcuze/Guattari, Mille Plateaux (435 H.) soil nicht Automatik oder Perfektion suggerieren, sondern isr ais Metapher fur die Zweckhafrigkeit der awarischcn Kriegcrgeselischaft gedacht, die Maschine ist fi.ir die beiden Philosophen Schliisselbegriff eines umfassendcren philosophise hen Systems, vg!. auch dies., AntiOdipus (Frankfurt/M. 1974) bes. 7ff. Das Bild von der .Kampfmaschinc' verwcndet auch Wittfogel, Kavallerie-Revolurion 26 [iir die zwischen 600 und 900 perfektionierten
Suidas 3, 294 s. v , lykerhmos; vgl. Ludwig Steindorff, \X!aifisches Heulen. Ein Motiv in mittelalrerlichen slawischen Quellen. Byzantinoslavica 46 (1985) 40-49. )0 Strategikon I I, 2, S. 365. jl Ebd. I I, 2, S. 369 . F Th. S. 8,2-3, S. 285ff. Vg!. Kap. 5.8. ;) Vg!. Kap. 6.3. und Besevliev, Bulg. G. 341 H. !I, 2, S. 365. Oher den Topos Zasterova, Avares 26; Wiita, Erhnika 155f. Ahnlich allgemein uber die Hunnen Suidas 1,93 s. v, akrosfaleis, und schon Ammianus Marcellinus 3 1,2,6. j5 Radloff, Sibirien I, 287. )6 Peter Fleming, News from Tartary (London 1938), vgl, Tirr, Attitude I J I. )i Strategikon I 1,2, S. 365. )8 Strategikon 9,5, S. 328. )9 Strategikon I 1,2, S. 363; vg!. Menander, Blockley 15,2, S. 148. e 4 Th. S. 2,10, S. 90 und 2,15, S. 100, vg!. Kap. 3.7. 4' Vg!. Kap. 3-4. i' Th. S. 2,6, S. 101 f.; siehe Kap. 3.5.-31 43 Mir. Dem. 1,14, S. 153; siche Kap. 4.3. H Siehe Kap. 3+ 4\ Th. S. 7,1 1, S. 264f.; siehc Kap. 5.). 6 4 Th. S. 7,2, S. 248; siehc Kap. 5+ Zu den Wagen der Step pen volkcr Togan, Ibn Fadlan
J 9-1
11
1I
Steppenheere. '7 Dazu Paul Virilio, Meternpsychose du passager. Traverses 8, zitiert bei Deleuze/ Guattari, Mille plateaux 493. Der dabei geauBerte Gedanke, diese Art der Bewegung entsprache rnehr der des gejagten Tiers als des jagers, finder eine i.iberraschende Entsprechung in den Stammesagen, die das Motiv der "fi.ihrenden Tiere" enthalten, etwa der Hunnensage von der Obtrquerung der maorischen Siimpte auf der Spur einer Hirschkuh. Anders jedoch Eliade, Zalmoxis 143ff., dcr bernerkt, daB die Hunnen im Krieg "das Verhalren der Raubriere beim Vcrfolgen des Rorwildes nachahrnten" (5. 146). Die chinesischen Quellen berichren, dal\ die ti.irkischen "Gardeoffiziere" selbst "Watfe" genannt wurden - Tschou-schu, Mau-Tsai 9. ,s Menander EL 456-58; 12,3, S. 130-32 bzw. fr. 27; Mir. Dcrn. 1,12, 112, S. 123; Theod. Synk. 15, Makk 30.
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r z c l.
ArF a. 791,58-60; siehe Kap. 8+ Siehe Kap. 7.1. und n. 49 PD 4, 20, S. 154. e 5 Kovrig, Alarrydn 203; Elvira Toth, Kunbabony 21. jl B6na, Szegvar 45, der Parallelen aus der Altai-Gegend erwahnt. Ders., Geschichte, kunftig in SSCl 35 (1987), verwcist auf zahlreiche Funde von Panzerbestandteilen. Zum hunnischen Panzer Maenchen-Helfcn, Hunnen I77ff. B6na, Anbruch 105 ff.; Wiita, Ethnika 133 H. (rnit Lit.). 5) B6na, Anbruch 105; Kovrig, Contribution 163ff.; Garam, Zsambok 139ff. ;; B6na, Voikerwanderungszeitforschung 3I4ff.; ders., Szegvar 92f.; ders. , AwarenKatalog 9f. 5S Menander EL 443 f.; 5,4, S. 52 bzw. fr. 9. 56 Siehe Kap. 8+ und Karl Brunner, Diedenhofener Kapitular. RGA 2. Auf!. 5 (1984) 47 8
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)l
407-09.
Wittfogei, Kavallcrie-Revoiution 25 f.; Ferdinandv, Reitervoiker 184 f. Menander EL 452; 10, I, S. 116 bzw, fr. IS und EL 458; 12, 5, S. 136 bzw. fr. 27; Th. S. 7>4, S. 251; Zasti~rova, Avares 41; sic schliefir aus den 20000 Awaren auf der Wanderung und den zwei unter ihnen genannren Geschlechtern (siehc Kap. 2.3.-4.), daf zwei Zehntausendschaften nach Europa gekommen seien; das kann in der Theorie stimrnen, in der Praxis wohl kaum. Allgemein z ur Tausendschah Gaekenjan, Stamrnesstruktur 5 I H.; Frankc, Fremdherrschaften 56; Pritsak, Features, kunftig in SSCI 35 (1987). 19 Straregikon I 1, 2, S. 361. 5,
5'
Kapitel
6.3.
, 11, 2, S. 361; "g!. auch I I, 4, S. 374. Zum Topos der nomadischen Despotic kiinftig Carile, Nomadi, SSC[ 35 (1987). Zit. nach Togan, Ibn Fadlan 285. ] Tschou-schu, Liu Mau-Tsai 12. Das beziehr sich freilich eher auf Erfahrungen mit ti.irkischen Kriegern in der chine sisehen Annee. Zur "indiscipline fondamentale" des Steppenkriegers vg!. Deleuze/Guarrari, Mille Plateaux 443. Z
Anrnei~kungen
A"dpltel6+
Grousset, Reise nach W~sten 73. Thornscn, Inschriften 145; Suidas I, 484 s. v, Bulgaroi; vg!' Kap. 8.5. 6 Besevliev, Soldner 21-26. 7 Th. S. 8,6, S. 293; Schreiner 209. Vg!. Kap. 5.9· 8 I I, 2, S. 367. 9 Th. S. 1,14, S. 67; Moravcsik, Byz. turcica 2,87,0 Vg!. Zollner, Na:nensgut. " Th. S. 1,8, S. 53£.; vg!' Kap, 3.6. z Vg!. Kap.7.5.-6. ') Vg!. Kap. 2+ '4 Seine Stellung als Heerkonig betont Averiarius, Struktur, kunftig in SSCI 35 (1987). Ij Zur (urnstrittenen) Etymologie des Titels und seinem Auftauchen: Mongolisch als .Zerspalter' erklarr ihn Tomaschek, Avares 2264; mongolisch auch K. Shiratori, On the Titles Khan and Khagan. Proceedings of the Imperial Academy of Japan 2 (1926) 242ff.; danach Kollautz/Miyakawa I, 58. Dagegen Franke, Chines. Reich 3, 2pff. Vg!. auch Moravcsik, Byz. turcica 2, 2)2-34; Sin or, Qapgan I74ff.; Marquart, Eransahr 53. Eine Herleitung von sagenhaften iranischen Schrniedekonig Kavi vertritt Altheim, Hunnen I, 207ff. AIs "Wildschwein" (osman. .qaban'), Torernuer der Sien-pi, erklart Haussig, Herkunft 42 den Tirel, wozu er einen zustimrnenden Brief von Louis Bazin zitierr. 16 Frcdegar 4, 48, S. 208; ahnlich Sigcbertus Gemblacensis, Chronica, MGH SS 6, 3 I I. 17 Der Name des Kuvrat-Sohnes (Theophanes 6171, S.357; Nikephoros 33, vg!. Kap, 6.6.) ist auch mit der Vorsiibe ,Bat'· (von iran. ,Prinz' oder von riirk. ,bag') iiberliefert, vg!. Haussig, Exkurs 337 und 354; Lauterbach, Untersuchungen 59c; Marquart, Streifzuge 505; Besevliev, Bulg. G. 150f. mit A.12. Mongolen: Geheime Geschichte, Heissig 9; Franke, Kaiserreich 216. ,s Moravcsik, Byz. turcica 2, 84 (mit Lit.): Haussig, Exkurs 36l. Louis Ligeti, desscn neues Werk (siehe Kap. 6. I I. A.73) mir leider noch nicht zuganglich war, denkt am ehestcn an einen Ursprung aus dem tschuwaschischen Tiirkisch, da hier sowohl das Grundwort als auch die Form Bayan belegt sind; vg!. dazu kiinftig die Diskussionsbeitrage von Andras Rona- Tas und Omeljan Prirsak in Spoleto 1987 (SSCI 35). Eine andere Etymologie vertritt K. H. Menges, On Some Loanwords from or via Turkic in Old Russian. Fuad Kopruli; Armagani, hg. O. Turan/H. Eren (Istanbul 1953) 370f.; anschliellend an slaw. ,boyan'/ Barde siehr er Baian als "singer of old tribal sagas"; danach Golden, Studies I, 126. Haufig wird auch angenommen, dall aus diesem Namen der Tirel des kroarischen Ban enrstanden sei, vg!. Kap. 7-5.-7. Solche Wurdenamen waren eben Wanderer zwischen den Sprachen; aus sprachwissenschaftlichen Erwagungen uber ihren Ursprung lasscn sich keine zwingenden historischen Schlussc ableiten. Insbesondere kann keine Erymologie fur Baian klaren, ob die Awaren mongolisch oder riirkisch sprachen, oder gar ob der Kern der Kroaten JUS Osten kam oder sie alle Slawen waren. '9 Z. B. bei Kollautz, Schichtung 1)6; Barisic, Siege 393. Theod. Synk. pof., Makk 14. z PD 4,37, S. 162. z z Th. S. 1,5, S. 48; Olajos, Dynastic 155 f.; dagegen Schreiner 248 A.95a; anders auch B6na, Ungarns Volker 129, fur den Baian von 562-602 als ,,50hn des Himrnels" regiertc (der Titel ist blolle Vermutung). Zur Diskussion siehe Kap. 3.5. 2) Th. S. 8, 2, S. 285ff. und 7,15, S. 271; siehe Kap. 5-7--8. '4 Vg!. Sui-schu, Liu Mau-Tsai 42f. Zur Nachfolgeregelung bci den Bulgaren Besevliev, Bulg. G. 337. 'I Vg!. Kap. 2+ und 6.1 I. 26 Vg!. Bescvliev, Bulg. G. 341 H. '7 Siehe Kap. 7.6. ,8 Siehe Kap. 8.2. Th. S. 8,2, S. 285; 8, 5, S. 2921 P Erwa bei Th. 5.7,15, S. 272f. )' Menander EL 473; 25,1,70-72, S. 220 bzw. fr. 63·
Kollautz , Schichtung j 34. Zum Topos der skyrhischen ,Regierung durch Furcht', der auf Herodot zuruckgehr, kunfrig Ca rile, Nomadi, SSCI 35 (1987); im 6. Jahrhundert war die nomadischc Despotic von Bedeutung als Gegenbild dcr christlichcn Kaiserherrschaft. H Thomsen, Inschrifren 145; Ferdinandv, Reitervolker 79. Menarider EL 459f.; 15,1, 5.148 bzw. fr. 33, siehe Kap. 3.2. le Menander EL 474-76; 25, I, S. 224 bzw. fr. 64; siehe Kap, 3+ )7 Th. S. 1,6,3, S. 51, Schreiner 51. )S Th. S. 6, I I, S. 242, Schreiner 177. )9 Th. 5.6, le, S. 243. Siehe Kap. 5+ Zur Stellung der Logades siehe Kap. 6.5. 0 4 Zum "Rat der Boilen" und dem Reichstag der Bulgaren vg!. Besevliev, Bulg. G. 343 H. Allgemein z ur kollekrivcn Willensbildung bei Nornadenvolkern Franke, Fremdherrschaften 62 H. 4' Vg!. die Beschreibung vom Empfang der awarischen Gesandtschaft bei Corippus, Laud. Iustini 3, 230ff., S. 67ff.; Michael McCormick, Analyzing Imperial Ceremonies. JOB 35 (1985) 1-20; vg!. Kap. 2.8.
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Kapitel e.a. Menander EL 476; 27, 2, S. 238 bzw. fr. 65. J ohannes von Ephesos 6, 49, S. 26c; vg!' Kap, 3.5. ) Th. 5.7, I r, S. 263. < Der deutlichste Hinweis darauf enrstamrnt J ohannes von Ephesos 6, 49, S. 26c und sagt im Grund nicht mehr, als daB man sich von romischern Boden gegen Sirmium zuruckzog, urn Familien und Bcsirz zu schutzen; das mull nicht in Sirmium selbst gewesen sein. Auch Th. S. 6, 4, S. 226 belegt nur, daB der Khagan in der Nahe von Sirrniurn die Save uberbriikken lid\. Die Offensive des Priskos hatte sich zweifellos niche gegen die Siimpfe an der unrercn Theill gerichrer, wenn in Sirmium die Residenz des Khagans gelegen ware. Vg!. Kap·5·2. 5 Bona, Awaren-Katalog 12. Zur (nicht unbestrirtenen) Datierung vg], Kap. 7.8. 6 Menander EL 193 f.; r c, 3, S. r zc bzw. fr. 20, Doblhofcr 138. 7 Sui-schu, Liu Mau- Tsai 50. S Zit. nach Grousser, Reise nach Westen 76 und 78. 9 Ebd. 76 A.I. '0 Priskos fr. 8, Bornmann 64f. Menander EL 442f.; 5, 2, S. 48 bzw. fr. 5, Doblhofer 91. Menander EL 444 f.; 8, S. 92 bzw. fr. 14, Doblhofer 118 f. 6,24, 5.246. Ahnliches wird schon von den Hunnen berichtet, vg!. Maenchen-Hclien, Hunnen 141. q Menander EL 456; 12, 5, S. 136 bzw. fr. 26. 'I Menander EL 46c; 15,6, S. 150 bzw, fr. 35 und EL 475; 25, 2, S. 226 bzw. fr. 64; Th. S. I, 3, S. 45· Schreiner 47 iibersctzt die etwas unklare Theophylakt-Stclle "sie vereinbarten, jahrlich 800co Goldstucke 2U zahlcn in Form von Handel mit Silber und mannigfachen Stoffen" und betrachtet Gold als blolle Verrechnungseinheit. Moglich ist auch, da& die Barbaren einen Teil dcr in Gold ausgezahlten Summe gleich fur Einkauie verwendeten, wie Menander EL 444; 5, 4, S. 52 bzw, fr. 9 vcrrnuten laBe, wo die awarischen Gesandten rnit der ausgezahlten Surnrne Kleidung und, zum MiBve~gnugen des Kaisers, auch Waffen kaufen. Siehe Kap. 3.5. 16 Suidas 3, 270 s. v. lithos. 17 Th. S. I,), S. 46, Schreiner 47. ,8 Th. S. 7,13, S. 267f., Schreiner 193. I~ Sui-schu, Liu Mau- Tsai 64. Vg!. Kap. 6.9. Jones, Empire 1, 447. Die Angabcn starnrnen aus den Dioz.esen Agypren und Africa. I
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Anmerleungcn
jones, Empire 2, 397; Stein, Studien 154. '; Stein, Studien 143. Eine Reihc von Vergleichszahlen bring! auch Macnchen-Helfen, Hunnen 138. '" Meuander EL 460; 15, 5, S. 15C bzw, fr. 34 und EL z r., f.; 2/, 3, S. 24C bzw. fr. 66; Th. S. I, 3. S. 45· 'I Th. S. I, 6, S. 5 I und 7, r j , S. 273. Die AufsteEung von Bona, Awarcn-Katalog 1.1, enthalt cinigc Fehlcr. ,6 jones, Empire I, 191i. '7 Stein, Studien 3. ,s Liu Mau-Tsai 13 und 63. '9 Vg!. die Aufstellung bei Liu Mau- Tsai 402 H. jc Theophanes 6095, S. 292; siehe Kap. 7-1. ;1 Nikephoros 17; siehe Kap.12. F Siehe die Zusammenstellung der Tribute im Anhang. Auf 6 Millionen kommt auch jovan Kovacevic, Avari i zlato. Starinar 13-14 (1962-63) 125-35; vg!. die Aufstellung bei dems., Kaganat 150; danach Wiita, Ethnika I J2. Dabei erscheinc die Summe von jahrlich So ccc Solidi fur 558-65 zu hoch gegriffen, dafi.ir wird die Erhohung auf 120000 Solidi (nach der Chronologie Labudas, vg!. Kap. 5. I.) etwas z u spat angesetzt. S Millionen errechnet Ernst Stein, Untersuchungen zur sparbyzanrinischen Verfassungsund Wirtschaftsgeschichre. Mitteilungen zur osmanischen Geschichre 2 (1929) IC. Vorsichtiger ist die Schatzung van Bona, Magyarorsz.ig tortcnete I, 324 rnit 4,5 Millionen (einschliefilich der - schwer zu schatzcnden - Losegelder fur Gefangene); danach Kiss, Goldfunde 109. Er berucksichtigt dabei die Wcrtminderllng durch die Verwendung .leichrer' Solidi, die irn Byzanz des 7. jahrhunderts zur Tributlcistung gelegendich gepragt wurden, vg!. G. Abgarian, Light Weight Solidi and Byzantine Trade during the Sixth and Seventh Centuries (New York 1957); N. Bauer, Zur byzantinischen Munzkunde des 7. Jahrhundens. frankfurter Munzzeitung 1 (19)1) 117-29; W. Hahn, Monera Imperii Byzanrini I (Wien 19/3) 48i.; Stratos, Byzantium 2,167; Balint, Frage 119 A.ll und 120 A.25. Dicsc frage spielt aber nur eine Rolle bei der Umrechnung in modcrne Maflcinheiten, wobei bum zu belegen ist, in welchem Mall die Awaren leichte Solidi erhielten; die eventuelle Wenminderung in einen geringeren Solidibetrag umz userzen, wic es Bona rut, ist irrciiihrend. J; Bona, Awaren- Katnlog 1 I; deswegen isr auch die Fesrsrellung von Szideczky- Kardoss, Huuptzuge 219: "Die Goldsti.icke bereichertcn allem Anschein nach nur den Herrscher und evcntuell no eh seine Grollen", nichr ganz korrekt. Das Gewicht des bisher in Awarengrabern geiundcnen Goldes stelite Kiss, Goldfunde 130 H. zusarnrnen ; die Kurve zeigt urn 6cc einen eindrucksvollen Hohepunkt (vg!' die Graphik auf Seite I IC). Die noch hohere Spitze vor 800 ergibt sich nur durch die Zusammenrechnung der nicht so genau datierbaren Scharzfunde van Nagysz enrmiklos, Vrap und dern - in der Echtheit umstrittenen ~ - Ersckc, schon die Zusamrncnserzung dieser Schatze mir zahireichen Altscucken zeigt abcr, dag das Edelrnerall zu berrachtlichen Teilen aul den ,Goldrausch' urn 6cc zuri.ickgehen diirfte. H Zu den Nachpragungen Bona, Szegvar 34. AlIgemein L. Huszar, Das Munzrnaterial in den Funden der Volkerwandcrungszeit im Mittleren Donaubecken. Acta Arch. Hung. 5 (1955) 61-1:::9; Balint, Fragc 211 if. Die munzdatierren Graber bearbeitet jungst Eva Garam, Budapest. H Fur die Hunnen vermutct die~ Macnchen-Helfen, Hunnen 139; vg!. anch Kap. 6.;;6 Elvira T6th, Kunbibony 21. 37 Istva~! Bona, Die grollen Awarcnfunde des 19. Jahrhundens. A Swlnok Megyci MClzel!mok Evkonyve.(1ge1/83) 138-44 (dt. Zusf.: der ganze Artikel wird im Rahmcn cines Bandes deutschcr Ubersetzungen wichtiger ungarischsprachiger Artike! zur Awarcnzeit in Wicn publiziert werden). Uber die Fi.irstengriber in ietzter Zcit auch E va Garam in Folia Archaeologica 17 (1976); Werner, Vrap 55 ff.; Bona, Awaren-Katalog 12. Vg!. Kap.7-S. )s Werner, Vrap r 5 f. und 66, del' ins 7. J ahrhundert datiert; laut Mitteilung von Faiko Daim, Wien, ist eine Datierung ins 8. Jahrhundert jedoch naheliegender; ebenso Garam, Rezension (wie Kap. n. A.6e); Bilint, Archaologie (im Druck); Ki~s, Goldfunde 1121., i :
K"Pltei6J der die Verbergung
des Schatzes
rnir dcm Unrergang
399
d~!lAwarenreiches
verbindet,
V'gl.
Kap·7';;9 ArF 796,6). ;0 .Funfzehn Wagen, jeder von vier Ochsen gezogen, angdLi!lt rnit Gold und Silbcr u nd kosrbaren seidenen Gcwandern". MGH SS 13, : 55. ; 1 Pauli Diacoru COnt. tertia, M G H SS rcr. Langob. 21 5. 4' "Ein Giirtel, ein hunnisches Schwert und zwei seidene Gewander", nach dem Brief Karls vom 18. 4· 796, yIGH Epp. Kar. 2,ICC, S. IHt'.
;; Einhard, Vita Karoli 13, S. 449. H Historia Langobardorum cod. Gorhani, MGH rer. Langob. 11. Weitere Nachrichren in MGH Epp. 10, S. 355; Theodulf cc. 25 und 16; Abel/Simson z , 106ff. Vg!. auch V. H. Elbern, Avarenschatz. Lexikon des Mittelalters 1 (1980) 12S7 und Kap, 8.5. H Hg. Grimm, 463. Vg!. Tirr, Attitudes 116. ;6 Zur alteren Literatur Moravcsik, Byz. turcica I, 164 f. Die jungsre, bebilderte Monographic ist Gyula Laszlo/Isrvan Racz, Der Goldschatz von Nagyszenrrniklos (Budapest 1977), wo fur die sons: wenig rezipierte ungarische Herkunfr des Schatzes argurncnriert wird. Zur Lesung der Inschrifren Julius Nemeth, Die Inschriften des Schatzes von Nagvszenrmiklos (Leipzig 1932); ders., The Runiforrn Inscriptions from Nagyszentmikl6s and the Runiform Scripts of Eastern Europe. Acta Linguistica Hung. 21 (1971); Moravcsik, Byz. turcica I, 163 f. und 2, )0; Gabor Vekonv, Zur Lesung der griechischen Inschrifren des Schatzes von Nagyszentmikl6s. Acta Arch. Hung. 2; (I973) 293-306; ders., Rovasfeliratok 130 H.; Orneljan Pritsak, Die bulgarische Fiirstenlisre und die Sprache der Prorobulgaren (1955) 35-89; Alrheim, Hunnen 5, 293-317; Runen, Tamgas und Graffiti aus Asien und Osteuropa. Hg. K. Rohrborn/W, Veenkcr (Wiesbaden 1985), besonders der Beitrag von H. W. Haussig (17- 52); eincn EntziHel'ungsversuch der Runcnschrift, del sich auf die awarischcn Parallelen stiitzr, bot ji.ingst Rona-Tas, Problems, kunftig in SSCI 35 (1987), vg!. Kap. 6.11. Die ,bulgarische Spur' verfoigte N. Mavrodinov, Le Tresor Protobulgare de Nagyszenrrruklos. Archaeologia Hungarica 29 (1943), bes. 2c8 H.; jungst auch Stamen Michailov, Neue Angaben iiber dell Goldschatz von Nagyszentmiklos. J6. int. Byzantinistenkongref (Wien 1986), Resumes der Kurzbeitrage 10. 2; einige kleine Runenzeichen deutete er als aus der bulgarischen Furstcnliste bekanntc Zahlwor-cr und d.uierte die betreffendcn Stucke in die Zeit der Christianisierung der Donaubulgarsn. Doch bleibr dicse Lcsung ebenso hyporhcrisch wie die anderen; sowohl Schriftzcichen als auch die Goldschmicdekunst waren damals international. Allerdings verwcist die groilerc Anzahl der Parallel en augenblicklich zu den Spatawaren. Ahnlich argumentieren ji.ingst auch Wolfram, Botschaften 24; Bona, Awaren-Katalog 18; Kiss, Goldfunde 114 u. 12C; er versuchr i.iber ein Vergleichsstiick in Brestovac eine Bri.icke zum gegen Ende des 8.]ahrhunderts datierbaren Mi.inzfund von Petrovci zu sehlagen. Die Parallele zur Mittelawarenzcir betont Horedt, Volker 16 f.; seine Zuweisung an einen Kuvrat-Sohn, durch die er die .bulgarische' und die ,awarisehc' Theorie vcrsohnen rnochte, beruhr jedoch auf der ubcrholten KuverInvasions-These (vgl. Kap. 7-8.). Zum .Zoapan' siehe Kap. 8.2. ;7 So Wolfram, Mitteleuropa ) 11 H. mit der Dberlegung, daG ein TeiJ des Khagansschnrzes vor der Pli.inderung des Ringes 795i96 uber die Thcill gererrct worden sein konnte. .,F Wolfram, Goren 45c. '9 Balint, Dirhems IIC. c 5 1,2, S. 79. ;' WolFram, Goten 431 f.; Pohl, Gepiden 3co. I' Georges Dub)', Krieger und Bauern. Die Ermvicklung von Wirtschaft und Gesdlsehah im fri.ihen Mittclaltcr (Frankfurt/M. (977) 56. ;; BeSevliev, Bulg. G. [95 nach Suidas 1,483 s. v. Bulgaroi. Vgl auch B. Primo\', Bulgaria in the Eighth Century. A General Outline. Byzantinobulgarica 5 (1978) 10. I; Rasid ud-Din 2,98 f., zit. nach Vladimirtso\" Regime social 104 f. 15 Mauss, Gabe 170. 56 Mauss, Gabe [72. 17 Mauss, Gabt 167 und 17J.
'Ice
Ainnerleungen
Erdheim, Prestige 90. Janos HarmattaCim Vorwort zu Laszlo, Etudes 9; Kovrig, Alattyan 198. Auch wenn der Anspruch auf Ausschliefilichkeir iiberzogen isr, blcibt der Gedankengang anrcgenJ. 6011,2, S. 361. 6, Erdheim, Prestige 276, Erdheim, Prestige 114. 6) Csallany, Giirtel454 und 461. heilich sind die Verschiedenheiten der Gurrel auch mit der handwerklichen Merhcde erklarbar (frcundliche Mitteilung von Csanad Balint): Csallanys Erklarung kommt modern en Deutungen der "Symbolsprachc" entgegen (vg!. dazu kiinftig Giorgio Cardona, Sisterni simbolici e circolazione comunicativa tra i popoli delle steppe. SSCI 35, 1987), ist ab er kaum zu vcrifizieren. Auch Lippert, Westgrenze 165 sieht im Tragen des Giirtels den Ausdruck eincs Privilegs. 6, Sui-schu, Liu Mau-Tsai 42; vgl. Ildiko Ecsedy, Ancient Turk (T'u-chiich) Burial Customs. Acta Orient. Hung. 38 (1984) 263-87, bes. 283. 65 Daim, Leobersdorf 171. 66 Laszlo, Etudes 291; Wiita, Ethnika 137; Bona, Vi:ilkerwanderungszeitforschung 312; Elvira Torh, Kunbabony 2 r. Vorn ,Khagansgrab' konnten 24 Pfeilspitzcn sicbergestellt werden, mi:iglicherweise waren es mehr; der .Prinz.' von B6csa hatte 25 pfeile im Ki:icher. AIs Wiirdesymbol dcurete die Pfeilspitzen nach ausiiihrlicher Analyse des Befundes von Zelovce Szcntpeteri, Glicderung 93 f.; don waren 56 Bestatteren ein bis drei, in einem Fall fiinf Pfeilspitzen beigegeben. Skeptisch zur Deutung als Statussymbol Peter Tomka 1986 in einem Vortrag in Wien uber awarische Grabsittcn ; er verwies auch darauf, daB bei dell ungarischen Szeklern die Zahl der Pfeile Anteile an Fcldern symbolisierte (was ab er vielleicht aus ,kriegerischer' Wurzel stamrnte). Dafl die Anzahl von Pieilen im Grab schon bei den Gepiden und Langobarden den Rang anzeigte (was sie wohl van den Hunnen iibernommen hattcn), verrnutet Bona, Gepiden 39· 67 Vg!. Kap. 7-5. 68 Tschou-schu, Liu Mau-Tsai 9. Vg!. auch die Ambivalenz des rurkischen Wones .oq'> Pfeil/Stamrn, Abtcilung (vg!. Kap. 2.2.). 69 Priskos ir. 8, Bornmann 44; dazu Wolfram, Goten 45 I. 7e Suidas 1,484 s. v. Bulgaroi. 7' Wenskus, Probleme 38. 7' Eine sehr grofle Rolle schrieb jiingst Wcrner, Vrap 62 H. der Werkstatt am Khaganshof zu; hier hatte sich die Greifen-Ranken-Symbolik als Vorrecht des Khagans gehalten, bis sic in der spatawarischen Zeit Vorbild fur Massenware wurde. Skeptisch dazu Garam, Rezension (wie Kap. 7-7- A.60); Dairn, Greif und, nach freundlicher Mitteilung, Csanad Balint: Werkstattenkreise bei der Herstellung von Giirtelschnallen versucht derz eit Peter Stadler zu erschliefsen (siehe kiinftig die beiden Beitrage im Syrnposionsband Zweul 1986). is
j~
Kapitel
6.5·
, Thornsen, Inschriften 145 und 168; vg!' auch Pritsak, features, kiinftig in SSCl 35 (1987). Im Chasarcnreich wurde ,Big' spatcr zum Titel eines einzelnen Fiirsten, vg!. Golden, Studies 1, 162 und Kap. 8.2. Eine iranisehc Etymologie (von ,baga' = Cott, Konig) schlagr Alrheim, Hunnen I, 214 vor ; vg!. Marquart, Streifziige 168. Thomsens Ubersetzung .das Volk' gibt ein ,qara bodun' der Inschrift wieder ; zur Terminologie Pritsak, Stamrnesnarnen 60 und das Glossar zu Tekin, Tariat Inscription 62f. z Publiziert von Klyashtorny, Terkhin Inscription, bes. 344; vg!. dcrs., The Tes Inscription of the Uighur Bogu Khagan. Acta Orient. Hung. 39 (1985) 137-156, bes. 153; Tekin, Tariat Inscription 46 und das Glossar 62 f. Zur Interpretation kiinftig Pritsak, Features, SSCI 35 (1987). Klyashtorny und Tekin ubersetzcn .buyruq' rnit .cornmanders', Pritsak mic .retaincrs'; im ,bag' siehr Pritsak einen Stammesfiihrer, Tekin hat al.lgemeiller ,10rJ'. ; Dunlop, Khazars 208. 4 Besevliev, Bulg. G . .\3d., 3P·
Kapitel 6.5
401
; Zur awarischen Gesellschaftsordnung \'01' allem Zasterova, Avares 27ff.; SzadeczkyKardoss, Hauptzuge ; Kollautz, Schichtung; Laszlo, Etud~s unel kiinftig Avenarius, Srruktur, SSCI 35 (1987). 6 Menaneler, EL 459f.; 15, 1, S. 148 bz w. fr. 33. 7 Th. S. I, 6, S. 5 I und 6, 1I, S. 242. Awarische Logades nennt auch Theoel. Synk. 6, 6, Makk 15. s Entsprechend larcinisch .iudiccs', vgl. Chrysos, Kaiser 146 A.22. 9 Konstantin Porphyrogennetos, De cerirnoniis 2, 48, S. 690; Besevliev, Bulg. G. 336. Maenchen-Helfcn, Hunnen 147-49; er wender sich besonders gegen die Versuche van janos Harmatta, The Significance of the Hun Golden Bow. Hun Society in the Age of Attila I. Acta Arch. Hung. 1 (1951) 107-5 I, aus den Logades cine Art Feudalade! abzuleiten. Maenchen-Hclfen, Hunnen 147-49; Altheim, Hunnen 4, 280; Pohl, Gepiden 245 f. Auch die Starnrnesaltesten harten in Steppenreichen oft betrachtliches Gewicht. Bei den Hsiung-nu urn den Beginn unserer Zeitrechnung war der .obersre Rat' aus den 24 Altesrcn der Starnrne zusammengesctzt, die von diesen nach ihrer Tapferkeir und ihrer Fahigkeit zur Konfliktbewalrigung ausgewahlt worden waren (Hcsse, Austausch 156f.). Franke, Fremdherrschaften 54f.; Vladirnirtsov, Regime social r roff. Szadeczky- Kardoss, Hauptziige 218, nimmt erstcres an. Doch erganzten sich zumindest vornehme Herkunft und Beauftragung. 14 Siehe Kap, 71 15 Menander EL 442; 5, J, S.48 bzw. fr. 4· Rubin, Zeitalter Justinians I, 371 halt ihn irrtiimlich fi.ir den ersten Khagan. Zum Namen Moravcsik, Byz. turcica 2, 135; Haussig, Exkurs 361. 16 Golden, Studies I, 2CO; zum Kende Ann. Sangallenscs maiores a. 902, 77; Ann. Alarn. a. 904, 54; Vajay, Stammebund 35; Togan, Ibn Fadlan 260; C. A. Macartney, The Magyars in the Ninth Century (Cambridge 1930) 39 (zur Parallele mit .Kandich'). Vg!. Kap. 8.2. 'i Corippus, Laud. Iustini 3, 258, 5.68; dazu Stache, Kommentar 442f., der statt der Lesart ,Tergazis' der Edirioncn .Targires' vorzieht. Hier all ch eine Zusammensrellung der Nennungen, ebenso wic bei Moravcsik, Byz. turcica 2, 252. Vg!. auch Haussig, Exkurs 361. Siehe Kap. 2.8. 18 Menander EL 195-98; 12,6, S. J3S bzw. fr. 28; EL 45Sf.; 12,7, 5./42 bzw. fr. 29; EL 471-74; 25, I, S. 2/6 bzw. fr. 63, als er 579 "wie iiblich" die Subsidien kassiercn kommt. 19 Th. S. 1,6, S. 52. Th. S. I, 8, S. 54; siehe Kap. 3.6. Th. S. 6, 11, S. 242, siehe Kap. 6.3. " Haussig, Exkurs 358 f. Mit einern Rangtitei rcchnct auch Stein, Studien 33 A. 13; danach Stache, Komrnentar 443. Dagegen Zasterova, Avares 32; Deer, Untergang 759· ') Vg!. Kap. 2.5. z Menander EL 459f.; 15, I, 5,148 bzw. fr. 33, siehe Kap. 3.2. '; Menander EL z r a t.; 27, J, S. 24.:Jbzw. fr. 66. dTh. S. 8,5,5. 292f. '7 Th. S. I, 14, S. 67. zS Zu den hunnischcn Namen Moravcsik, Byz. turcica 2, 83; MaenchenHelfen, Hunnen 275. Der Zich namens Yezdegusnaph wird bei Menander haufig als pcrischcr Unterhandler genannt, vg!. Blockley 254 f. '9 Moravcsik, Byz. turcica 2, 83; Haussig, Exkurs 361 (mit der turksprachlichen Deutung als .der ]agdliebende'); Maenchen-Helfcn, Hunnen 286 (m it alanisch-tiirkischer Etymologie ,kleines Pferd'). )0 Menander EL 474-76; 25, 2, S. 224 bzw. fr. 64. Moravcsik, Byz. turcica 2, 240. )1 Th. S. 6, 4, S. 227; Moravcsik, Byz. turcica 2, 227, rnit der irrtumlichen Datierung "urn 585" . j' Th. 5.6,6, S. 231; Moravcsik, Byz. turcica 2, 153 bringt diesen Namcn mir nirkisch .kok'Zblau in Verbindung; durch dieses Attribut hoben sich die Tiirken der OrchonInschriften hervor, vg!. Thornscn, Inschriften 14 j. 10
11
11 I)
W
H
-102
Kapitel6.6.
Anmerkungen
l) Chron. Pasch. 5.724. Moglich, dall der Name mit dem Volksnamen (K)ermichionen (siehe Kap. 2.6.) und dem spateren bulgarischen Geschlecht der Errni/Errnares (siehe Kap. 7.6.) zusamrnenhangt, wie Moravcsik 2, [[7 und Altheirn, Hunnen I, 26f. annehmen. H Zum Bookolabras siehe Kap. 6.8. )5 Menander EL 443; 5, 3, 5.50 bzw. fr. 6; start einen Kutriguren namens Kotrageros, wie die Stelle haufig aufgefaGt wird, wird man in ihm eher einen Kutriguren unbekannten
Namens sehen miisscn. )6 Menander EL 443f.; 5, 4, 5.52 bzw. fr. 9, siehe Kap. 2·7· Es konnte auch eine Verwechslung rnit dem Gepidenkonig vorliegen, der vor den Absichten der Awaren gewarnt haben mag. )7 Vg!. Kap. 7-6. und 7-7. )8 Carmen de Pippini regis victoria Avarica, MGH
Poet. Lar.
I,
117; siehe Kap. 6.11. und
8+ B6na, Awaren-Katalog 9. Awaren-Katalog I}. Zu Pferdebestattungen ders., Volkerwanderungszeitlorschung 314f.; vg!. Kap. 6.8. ., B6na, Awaren-Katalog 14. Vg!. Kap. 3.8. ;' Kovrig, Alattyan 200 Ff. 4) B6na, Volkerwanderungszeitforschung 3 I [ fiihrt als Beispicl Drbcpuszta an. H Laszlo, Etudes! 1; B6na, Volkerwanderungszeitforschung 310; ders., Awaren-Katalog 14 sieht deutliche Hinweisc nur darin, daf in den ersten [ahrzehnten auf engem Raum eine ganze Anzahl kleinerer Graberfelder angelegt wurden; ab dem 7. Jahrhundert finden sich immer groBere Populationen. Zu unterscheiden ware in jedem Fall zwischen jahreszeitlichen Wanderungen und einem Wechsel der Weidegebiete nach Jahren od er Jahrzehnten. Ersteres ist archaologisch schwer zu erschlielien, auf letzteres deuret Aufgabe und Neuanlage von Graberfeldern. Zur SeBhaftwerdung der Awaren siehe Kap. 8.1. 4; Eine sehr abgewogcne Kririk schon bei B6na, Volkerwanderungszeitforschung 308 H. ;6 Vg!. Kap. 6.! 1. 47 Volkerwanderungszeitforschung 286. 48 Vg!. Kap. 3.8. )9
40 B6na,
Kapitel 6.6. , Besevliev, Bulg. G. 412 f. , So etwa Kollautz, Schichtung 129 H. l Isrvan B6na, L'agglomeration avare de Dunaujvaros, les differentes pcriodes. Questions fondamentales 25-3+; ders., Abrif 616 H.; ders., Volkerwanderungszcitiorschung 314; Csan id Balint, Die awarenzeitliche Siedlung von Eperjes (Kornitat Csongrad) - den Hinweis auf dieses leider noch unveroffentlichte Manuskript verdanke ieh dem Autor ; Kiss, Kolked. 411,2, S. 364; 9,5, S. 328. 5 Vg!. Kap. 6.8. und 8.1. 6 B6na, Volkerwanderungszeittorschung
3 II f.; Kovrig,
Alatty.in
199 f.; skeptisch
Peter
Tomka in einem Vortrag in Wien 1986. 7 B6na, Volkerwanderungszeitforschung 309ff.; Kovrig, Alanyan 199f. s Kovrig, Alarryan 200. 9 Maenchen-Helfen, Hunnen [52 f.; Vladimirtsov, Regime social 73 H.; Pritsak, Features, ki.inftig in SSCI 35 (1987). Oh werden in den Quellen besiegte Volker pauschal als Sklaven bezeichnet; doch besehrieb das wohl eher eine volkerrechtliche Beziehung als Sklavcrei im engeren Sinn, die unterworfenen Gruppen wurden nichr aufgeteilt (siehe untcn). 10 Kovrig, Alattyan 199. I I Kovrig, Alatryan 20 I; das laEt zumindesr auf geringe Werrschatzung der Arbcit schlielien.
4°3
Schichtung '49. '3 Die Riemenzunge aus Klarafalva zeigr der Awaren-Katalog 74. Zu den Fleischbeigaben Daim, Leobersdorf 165 f. Zur Bedeutung der Jagd bei den Mongolen Vladiminsov, Regime social 48f. '4 Fredegar 4, 48, S. 208. '5 Vg!. Kap. 6.12. ,6 Vg!. Kap. 3.8. '7 Bona, Awaren-Katalog 14. ,8 Johannes v. Ephesos 6, 45, S. 259; erhalten bei Michael Syrus 10, 21, S. 362; vg!. Th. 5.1,4, S. 46f. und Kap. 3·5. '9 Auch "die Halfte als Tribut" ist vorgeschlagen worden (Tapkova-Zaimova, Rapports 74); dall die Halfte der (rornischen) Steuer gerneint war, ist wohl rnit Brooks 259; Chabot 261; Marquart, Streifzi.ige 482; Altheim, Hunnen I, 89; Hauptmann, Avares 157; Szadeczky-Kardoss, Hauptzi.ige 22 vorzuziehen, da die Barbaren i.iberall weniger Steuern nahmen als die rornische Burokratie. Auf keinen Fall handelte es sich aber urn ein Angebot der Slawen an die Romer, wie ji.ingst Havlik, Byzanriner 175 rneint, der zudem aus der einen Michael-Johannes-Stelle dureh unabhangizes und noch dazu falsches Zitieren gleich drei Belege fiir seine Theorie eines fri.ihslawischen Feudalismus macht, Auch dall es sieh urn ein Angebot des Khagans an die Slawen handelte, ist trotz Kollaurz ' Bemi.ihungen (Sehichtung 156) nicht herauszulesen. >0 Th. 5.6,4, S. 226; 7,10, S. 262; 7,11, S. 264; 8, J, S. 285. Vg!. Kap. 3.5· und 5·5· "Johannes v. Ephesos 5,32, S. 256. 22 Mir. Dem. 2,5,285, S. 228. 'J Th. 5.7,10, S. 262, Schreiner 190. '4 Theodor Synkellos 5, 35 H., Makk 15; Nikephoros 14; vg!. Kap. 7.2. '5 PD 4,37, S. 162ff. ,6 Altheim, Hunnen I, 235 schliefsr daraus (und aus dem ,fi.ihrenden Baren' der Vita Severini) auf einen Einfluf der Reitervolker auf die germanisehe Sagenwelt; von den Hunnen wulire man, daB eine Hindin sie nach Europa gefuhrr hatte. (Ausfi.ihrlich dazu Eliade, Zalmoxis 143 H., bes. [45. Zum "animal guide" bei den Steppenvolkern kiinftig auch Roux, Religion, SSCI 35, 198j.) Zudem war der Wolf das ti.irkisehe Wappentier. Der Wolf verschwand, als Lopichis ihn mit dem pfeil erlegen wollte, nur barmherzige Slawen rctteten den Hungernden. Sein Geburtshaus nahm er in Besicz, indem er seinen Kocher an eine darin wachsende Esehe hangte. Es ware reizvoll, aus einer Analyse dicser Elemente Ruckschli.isse auf awarische Spuren in der Haustradition des Paulus Diaconus zu gewinnen; auf jeden Fall zeigt das Beispiel, daf Familieni.iberlieferungen aus denselben Elernenten gebildet waren wie Starnmes- und Wandersagen. Zu dieser "Familiensaga" des Paulus Diaconus Otro Gschwanrler, Formen langobardischer mi.indlieher Uberlieferung. Jb. f. intern at. Gerrnanistik 17 (1987) 81. '7 Mir. Dem. 2, 5,285ff., S. 228 f., vg!. Kap. 6.[2. ,8 Wenn Szadeczky-Kardoss, Hauptzi.ige 221 rneint, die Gefangenen hatte in "strenger Knechrschaft" gelebt, so ist das relativ, Viele Gefangenen fi.ihlten sich, nach Ausweis der Miracula, in "babyloniseher Gefangensehaft" und wollten heimkehren. Doch war ihr Schicksal sicher nichr so streng wie etwa das vieler romischer Sklaven, '9 Priskos fr. 8, Bornmann 46 f. jc Zu zentralasiatischen Verhaltnissen vg!. Jettmar, Steppenvolker 241. J'Vg!. B6na, Volkerwanderungszeitforschung 293; Werner, Vrap 66f.; Daim, Greif (kiinftig im Symposionsband Zwettl 1986); Balint, Identifizierung 264f. JZ Ein gutes Beispiel dafur ist die Entwicklung des spezifisch Fruhawarischen Tierstils aus germanischen und byzantinischen Elementen, wie die Untersuchungen von Margit Nagy, Grabfunde, ki.inftig in SSCI 35 (1987), erkennen lieBen; vg!. Kap. 3.8. .. )l Johannes von Ephesos 6, 24, S. 247f.; die lateinisehen Ausdrucke sind mod erne Uberserzungen des syrischen Textes. Die Stelle gibe im i.ibrigen eher wieder, was man in Konstantinopel erzahlte, und widerspricht teils dem akkurateren Menander-Bericht, vg!. Kap. 3-4. rz
4°4
PD 4, 20, S. 154. )) Vita Severini 8, hg. Letter, 23 f.; vg!' Wolfram, Goren 451. )6 Bona, Awaren-Katalogr y. J7 Awaren-Katalog 64f. Ahnliche Werkzeuge kennen wir aus einer Reihe anderer Graber, etwa aus Gater, Fonlak, Jutas etc. ; Bona, Ungarns Volker 129. Ein Hort von PreBmodeln fand sich im kroarischen Biskupije, vg!. Vinski, Nalazima 61. )8 Grundlegend joachim Werner, Zur Verbreitung fruhgeschichdicher Metallarbe.ccn (Werkstatt-Wanderhandwerk-Handel-Familienverbindung). Early Medieval Studies I. Anrikvarist arkiv 38 (1970) 65-81. Einen ersten Zwischenberichr seiner computergestiitzten Untersuchung der Werkstattenkreise fUr sparawarische Greifentypen legre Peter Sradler 1986 in Zwettl vor. Dabei ergaben sich teils markante regionale Schwerpunkte, manche Typen waren auch recht breit gestreut. An einer weitgespannten Untersuchung der Unterschiede im spatawarischen Fundmaterial Transdanubiens arbeitet, nach freundlicher Mitteilung, Gabor Kiss (Szombathely), vg!. Kap. 8.1. Neue Moglichkeiten eroffnen die anhand der Leobersdorfer Giirtelgarnituren durchgefuhrten Ronrgenfluoreszenzanalysen, die bei genugend Vergleichsmaterial einen Einblick in die Entwicklung des awarischen Bronzegusses versprechen. AuHallend ist eine Anderung der Bronzezusammensetzung zu Beginn der 3. Phase der Spatawarenzeir (etwa 3. Viertel des 8. Jahrhunderts;Peter Wobrauschek/ Wolfgang Haider/Christina Srreli, in Dairn, Leobersdorf 2, 45 ff.). Uber metallkundliche Analysen des slowakischen Fundgutes Cilinsk i, Anfange 300f.; ebd. 301 zur Frage des Wanderhandwerks. 39 Altheirn, Hunnen I, 195 H.; Ferdinandy, Reitervolker t So i. <0 Alrheim, Hunnen 1,213; Sinor, Qapgan 174ff. Vg!. allerdings Franke, Chines. Reich ), 178H. (vgl. Kap. 6.2.). 41 Tschou-schu, Liu Mau-Tsai 5 und 7Menander EL 192f.; 10,3, S. 116 bzw. fr. 20. ,) Togan, Ibn Fadlan 276. 44 Deleuze/Guattari, Milie Plateaux 503 H. stellen dariiber hinaus psychologische Gemcinsamkeit zwischen Nomadismus und Metallurgie fest. ,5 Werner, Vrap 45f.; ebenso Horedt, Volker 26. Seine Vermutung, daB die BronzeguBarbeiten rnit der Endernung vom Erzberg seltener werden, wird durch die Karrierungcn von Peter Stadler, Wien, niche gestutzr. 6 4 Cilinska, Anfange 302. 47 V gl. Daim, Leobersdorf 166 H. ,8 Balint, Eperjes (wie A.3). 49 Peter Donat, Handwerk und Gewerbe. Herrmann, Slawen in Deurschland 103 H. (ebd., 109 zum Bronzegebrauch). 50 Klanica, Mikulcice 124ff.; in der Siedlung des 8. jahrhunderts fanden sich Gruben mit Bronzeschlacke und Spuren von Schmiedewerkstatten. l' Horedt, Contributii 61 H.; ders., Fortleben 164H. 52 Ann. Fuld. a. 892,408; Horedt, Volker 25; vg!. Besevliev, Bulg. G. 414; Wolfram, Mirteleuropa 304· H
42
Kapirel e.z , Dietrich Claude, Der Handel im westlichen Mittelmeer wahrend des Eruhmittelalters. Untersuchungen zu Handel und Verkehr der vor- und Fruhgeschichtlichen Zeit im Mittelund Nordeuropa. Abh. AW Gotringen 3. F. 144 (1985) 263f. Menander EL 443 f.; 5,4, S. 92 bzw. fr. 9· ; Capitulare von Diedenhofen (805) c. 7; MGH Capit. I, 27l. 4 Priskos fr. 36, Bornmann 100 bzw. Doblholer 73· ) Sui-schu, Liu Mau- Tsai 56. Uber die Grenzrnarkte der Hsiung-nu und die diesbezuglichen Verhandlungen mit den Chinesen Hesse, Austausch 165. Auch der Handel der Chi2
Kapitel e.r.
Anmerkungen
4°5
nesen rnit den Liao war offiziell aui die lizensierten Grenzhandelsplatz e beschrankt (Franke, Kaiserreich 210). . 6 Th. S. I,}, S. 45, Schreiner 477 Siehe unren. 8 Gyorffy, Landnahme 236. 9 Th. S. 7,13, S. 286, siehe Kap. 51 '0 Suidas I, 483 f. s. v. Bulgaroi. Bona, Beitrage 49ff.; Friesinger, Alpenslawen 110; vg!. Kap. 8.3. r a Mir. Dem. 2, 2, 214, S. 189. I) Theophanes 6092, S. 279; Th. S. 7, '5, S. 273 weiB davon allerdings nichts, Es handelte sich wahrscheinlich urn eine Propaganda-Geschichte gegen Maurikios; denkbar ware daher, daB der Preis deshalb besonders niedrig angegeben wurde. Ob sich die Geschichte wirkJich ereignete, ist ungewiB; wichtiger ist fur uns ohnehin, daB sie plausibcl wirkte. 14 Jones, Empire 1, 192f.; Maenchen-Helfen, Hunnen 140 mit einer Reihe weiterer Beispiele, aus denen auch hervorgehr, daB die Losegelder nach Rang und Reichtum gesraffelt waren. Siehe Kap. 7.1. 16 Charles Verlinden, L'origine de Sclavus=csclave. Archivum Latiniratis Medii Aevi 17 (1937) 97ff. Versuche, die Namensentwicklung umzudrehen und den Slawennarnen von ihrem angeblichen Sklavenstatus abzulciten, wie bei Preidel, Anf:inge 40, sind auch in gemilderter Form (Pritsak, Slavs 406) kaum zeitgernaf]. 17 Gyorffy, Landnahme 258. IS Priskos fr. 8, Bornmann 40£. bzw. Doblhofer 38. 19 Menander EL 194; 10, 3, S. 120 bzw. fr. 20. "Wer die Orchon-Inschrihen gelesen hat, weiB, dail fur den Nomaden .Beute par excellence' die Sklavin-Konkubine war", meint Pritsak, Stammesnamen 7 I, was allerdings etwas iibertrieben erscheint; Gold, Silber und Gewander kommen in den Quellen wesentlich haufiger vor . Auch in der TonjukukInschrift (Thornsen, Inschriften 169) wird Gold und Silber als Beure vor den "Jungfrauen und Madchen" genannt. PD 4, 37, S. 162-64, Abel 89. 5,37, S. 63. Pletnewa, Chasaren 108 f.; Hauptquellen sind arabische Berichte und die (nicht unumsrrittenen) Chasdai-Brieie des Khagans Joseph (ebd., 148). Vg!. auch Balint, Archaologie, Allgemein zu den Handelsgurern der Steppe Harnbly, Zentralasien 25. 2; Vg!. die Aufstellung bei Liu Mau-Tsai 410ff. '< jordanes 5, 37, S. 63, Martens 13. Vg!. dazu auch John Smedley, Trade in Cherson, 6th- loth Centuries. Acres du XVe Congres International d'Etudes Byzanrines, Athen 1976, Bd. 4 (Athen 1980) 291-97; seine Obersicht zeigt vor allem den Mange! an QueUen. Zum Handel an der Seidenstrafse Ostrogorsky, Byz. Geschichte 50; Haussig, Zentralasicn, bes. I Hf.; Th. S. Noonan, Russia, the Near East, and the Steppe in the Early Medieval Period. Archivum Eurasiae Medii Acvi 2 (1982), der den Wiederaufschwung des Osrhandels iiber Cherson nach einer Periode der Stagnation mit dem Ende der chasarisch -arabischen Kriege im 9. Jahrhundert in Verbindung bringt; einige interessante Details auch bei Kollautz/Miyakawa I, I I 8 H. und Kollaurz, Dokument 15 H., der auf Funde byzantinischer Solidi des 6. jahrhunderts in China verweist. 'S Vgl, etwa Balint, Ost!' Beziehungen 1F H. 26 Thomas, Rornanitat 293. 27 Donat in Herrmann, Slawen in Deutschland 146ff; Balint, Dirhem 131 (mit Karte nach S.108). 'S Kiss, Goldfunde 120 und 137 f. 29 Ediert bei Marquart, Streifzuge 205. Zum Tauschhandcl zwischcn Hsiung-nu und China Hesse, Austausch 165. )e Vg!. Kap. 6+ (Nachpr agungen). Auch bei den Slawen wurdc der silberne Dirhem, Leirrnunzc des osteuropaischen Hande!s seit dem 9. ]ahrhundcrt, im Grunde genommen als Ware unter anderen betrachret und vor allem wegen des Materialwerres geschatzt 11
I)
20
21 22
406
Balint, Dirhem 110; Donat in Herrmann, Slawen in Deutschland 110. Die Slawen verwendeten auch Pelz-, Leinwand-, Axcbarren- oder Eisenschussel-Geld, ebd. 127)1 Bona, Szegvar 74ff.; Gararn, wie Kap. 7.8. A.9· )l Vgl. Kap. 7.8. )3 Wolfgang Hahn, Die Fundmunzen des 5.-9. Jahrhundens in Osterreich und den unmitrelbar angrenzenden Gebieten. Wolfram, Mitteleuropa 453-64. Fur die ungarischen Munzfunde Lajos Husz ar, Das Munzrnaterial in den Funden der Volkerwanderungszcit im minleren Donaubecken -.Acta Arch. Hung. 5 (1954) 61-109. Zum Miinzurnlauf in Byzanz Morrisson, Byzance; Stratos, Byzantium 2, 167; vg!. Kap. 4+ H Deutliche Hinweise auf lokale Produktion bei einlachen Schmucksachen und Arbeitsgeraten [and Daim, Leobersdorf 166; ders., Sommerein 125. Etwa zeigen Ohrgehange und Spinnwirtel verschiedener Graberfelder des Wiener Beckens grolle chronologische Abweichungen. Das muB freilich niche fur alle Erzeugnisse des Handwerks gelten. 3S Pritsak, Features, kunftig in SSCI 35 (1987). )6 Ecsedy, Tribe and Empire 737 Gyorffy, Landnahrne 258. 38 Trautmann, Nestorchronik 9, II und 14; zit. nach Pletriewa, Chasaren IIC. )9 Menander EL 20S-10; 21, S. 194 bzw. fr. 48. Siehe Kap. 3·3· 40 Ober die Viehsteuer in Zentralasien Pritsak, Features, kiinftig in SSCl 35 (1987)' Vg!. Kap. 6.10. " Besevliev, Bulg. G. 249 f. 4) Suidas T, 484 s. v. Bulgaroi. Vgl. Besevliev, Bulg. G. 262. Selbsr wenn der Bericht der Suda nur einen Topos iiber den Untergang von Barbarenreichen aufgriff, wie V:iczy, Der frankische Krieg, und Wolfram, Mitteleuropa po A. 17 (rnit Verweis auf Caesar, De bello Gallico 4, 2) meinen, verrat er zumindest, dall .Kramergeist' in einem solchen Gemeinwe-
,I
sen fehl am Platz war. 44 In diesem Sinn ist auch KoJlautz/Miyakawa I, 120 zu widersprechen, die den Handel als "okonomische Basis aller Nornadenreiche" sehen; das hat nur fur die Reiche an der Seidenstralle eine gewisse Berechtigung. 's Marcel Mauss verwendet dafiir den Begriff des "fait social total" (Gabe 17f.; ahnlich Erdheim, Prestige (9): "In diesen ... .totalen' gescllschaftliehen Phanornenen kommen alle Arten von Institutionen gleichzeitig und rnit einem Schlag zu Ausdruck: religiose, rechtliche und moralische - sie treHen Polink und Familie zugleich; okonornische - diese setz en besondere Formen der Produktion und Konsumtion od er vielmehr der Leisrung und Verteilung voraus ; ganz zu schweigen von den astherischen Phanornenen." 46 Bei den Tiirken des 6. Jahrhunderts zeigt das Ecsedy, Tribe and Empire 5 H. 47 Vg!. Kap. 6.1.
Kapitel 6.8. , Menander EL 192 f.; 10, 3, S. 118 bzw. fr. 20. Allgemein erwa H. Findeisen, Schamanentum (Stuttgart 1957); Mircea Eliade, Chamanisme et les techniques de l'extase, 2. Auf!. (Paris 1968); 1. M. Lewis, Ecstatic Religion (Harrnondsworth 1971); Geza Roheim, Hungarian Shamanism. Psychoanalysis and Social Sciences 3 (1951) 131-69; Mihaly Hoppal, Shamanism: An Archaic and/or Recent System of Beliefs. DAJB 57 (1985) 121-40 (rnit Lit.); iiber den Schamanismus der eurasischen Steppen volker hat Radloff, Sibirien 2, IH. werrvolles Material gesammelt; grundlegend Vilmos Dioszegi, Glaubenswelt und Folklore der sibirischen Volker (Budapest 1963); ders./M. Hoppal, Shamanism in Siberia (Budapest 1978); dazu auch Uno Harva, Die religiose» Vorstellungen der altaischen Volker (Helsinki 1938); K. H. Menges, Zum sibirischen Schamanismus. CA} 25 (1981) 260-309 (rnir sowjetischer Lit.): Waiter Heissig, The Religions of Mongolia (London 1980) und kunftig janos Balasz, Elemenri orientali dello sciamanismo ungherese, sowie Roux, Religion, beide in SSCI 35 (1987). Roux verweist zurecht darauf, daB der Schamanismus als spezifische religiose Praxis nicht mit Religion, l
Kapitel 6.8
Anmcrleungen
407
Gouerglauben etc. im allgemcinen gleichgesetzt werden sollte, Fur die Donaubulgaren Zivko T. Aladzov, Die Reiigion der heidnischen Prorobulgaren im Lichte einiger archaologischer Denkrnaler, Prahistor. Zs 60 (1985) 70-92; Besevliev, Bulg. G. 380-87. Die dort in der Fullnote als Beleg fur den Schamanismus bei den Awaren zitierten Stellen von Kollautz/Miyakawa I, 34-38 betreffen allerdings die chinesische Shang-Zeit des 2. [ahrtausends v. Chr. l Th. S. 7,8, 5.260, Schreiner 188. 4 Kovrig, Alattyan 7T mit ersrerer Interpretation; Bona, Volkerwanderungszeitforschung 3i 7 legt nach Laszlo die zweite Deutung nahe. Fur letzteres sprache, dall (in den spaten Grabern von Alatryan) vor allem Curteltragern und Farnilienoberhauptern der Schadel fehlre. 5 Besevliev, Bulg. G. 406. Sehr ausfuhrlich zum vorgeschichtlichen Schadelkult Kollautz/Miyakawa 2, 252- 295. 6 •• l1uyo:;", .LEQEUC;"; Th. S. T, 8, S. 53, Schrciner 52; siehe Kap. 3.6. 7 Moravcsik, Byz. turcica 2,162; Marquart, Chronologie 40 A.3; ders., Analekten 90f.; Besevliev, Bulg. G. 350f. (rnit den Inschriftenbeispielen). Fur das erste Namenselement bot Franz Alrheim, Turkstudien. La Nouvelle Clio 4 (1952) 32-54 (bes. 43f.) tiirkisch ,bago, bo' (Goner) an. Danach Schreiner 249 A.I I I. (Eine andere almirkische Deutung ,baga'jung bei Marquart, Analekten 91.) Aus dies em Wort ist wohl auch der tiirkische Adelstitel ,bag' (vg!. Kap. 6.5.) entstanden; ahnlich wie in den bulgarischen Inschriften Titelkombinationen wie "bogotOr boila kolobros" rnoglich sind, ware auch ein ,baga(bogo) kolobros' denkbar, also statt .Corterwegweiser' ,edler Wegweiscr'. Bei den spateren Steppenvolkern hicll der Schamane meist .karn', vgl. RadloH, Sibirien 2, 16. 8 Die Responsa Nikolaus 1. in MGH Epp. Kar. 4, 568-600. Besevliev, Bulg. G. 351, 356 und 382H. ? "Eingeweiht in den magischen Kiinsten, zeigten sic ihnen verschiedene Trugbilder" Gregor v. Tours 4, 29, S. 161. Siehe Kap. 2.7. Dazu auch Kollautz, Awaren, Franken und Slawen 236f. re Suidas 2, I 12 S. v. diopteres. r t Th. S. 7, 8, S. 260. r z Menander EL 214f.; 27, 3, S. 240 bzw. fr. 66. Ij Th. S. I, 8, 5.53. '4 Menander EL 473; 25, I, S. 220 bzw. fr. 63. '5 "Jeder Eid ist im Grunde eine magische Handlung, dercn Wirkung der Schworende gegen sich selbst herabwunscht fUr den Fall, daf er falsch geschworen habe." Besevliev, Bulg. G. 377- Ebd. auch iiber bulgarische Eidbrauche ahnlichen Inhalts, aber anderer Form. 16 Vita S. Wilfridi, MGH rer. Mer. 6,28; siehe Kap. 71'7 Nicolaus Papa, Responsa (wie A.8) 67; Besevliev, Bulg. G. 376; zum Schwertkult der Steppenvolker kiinftig Roux, Religion, SSCI 35 (1987). I Kollautz/Miyakawa 1,282; Kadar, Animali 1383; zur Quelle siehe Kap. 4+ A.45. 19 Nikephoros 207; Theophanes Continuatus, hg. Bekker 31; Besevliev, Bulg. G. 377f. zo "Per canem et lupum aliasque nefandissimas et ethnicas res sacramentas et pacem egisse". Hg. Lubornir Havlik, MMFH 3 (Brno (969) 240. Eine Neuedition bereitet Fritz Losek, Krems, vor. Allgemein zum nomadischen Vertragsritual [uhasz, Tjurko-balgari 343 ff.
zr Sibirien
2,
5.
Grousset, Steppenvolker 137; Ferdinandy, Reitervolker 183 f.; Heissig, Gruppenbildung 37; Menges, Rezension zu Golden, Studies 61; Roux, Religion, kunftig in SSCI 35 (1987). l) Th. S. 7,8, S. 260, Schreiner 188. '4 Thomsen, Inschriften 142 und 168 H. (Tonjukuk-Inschritr). 'S Besevliev, Bulg. G. 335; Ferdinandy, Reitervolker 183f. l6 "Auch dies noch sagte der Barbar wortlich: ,GOIt enrscheide zwischen dem Khagan und Kaiser Maurikios'." Th. S. 7,10, S. 263, Schreiner 190; Th. S. 7,15, S. 273· H
-108
Anrnerkt-:.ngen
Besevliev, Bulg. G. 379. ,; Bona, Volkerwanderungszeitforschung 316 f. nach Gy. Laszlo (rnit Lit.), '9 Radloff, Sibirien 2, 7; zum Baumkult der Steppenvolker kunftigBalasz, Elernenti orientali (wie oben A.2) und Roux, Religion, beide in SSCI 35 (1987). Der Lebensbaum war freilich niche spezifisch fi.ir die Sreppenvolker, vg!. etwa Geo Widengren, The King and the Tree of Life in Ancient Near Eastern Religion (Uppsala 195 I). )0 Szcke, Problematik 9S H.; anders noch Bona, Volkerwanderungszeitforschung 3 i 6. )' Eine umfassende Darstellung der "croyances populaircs" gibt Laszlo, Etudes 13 r If.: zu Amuletten Szentpeteri, Gliederung 2, 159f. jl Vg!. ki.inftig Rona- Tas, Problems, SSCI 35 (1987), siehe Kap. 6.11. )) Sommerein 126. H Menander EL 207; 19, I, S. 176 bzw. fr. 43. Dasselbe berichtet das Sui-schu von den Tiirken, Liu Mau-Tsai 42; vg!. dazu auch Ildiko Ecsedy, Ancient Turk (T'u-chi.ieh) Burial Customs. Acta Orient. Hung. 38 (1984) 263-287, bes. 266f.; V. V. Barthold/]. M. Rogen, The Burial Rites of the Turks and the Mongols. CAJ I4 (1970) 195-227. )S Sui-schu, Liu Mau-Tsai 42. )6 Kovrig, Alattyan 63; vg!. Kap. 6+ )7 Urkundenbuch des Burgenlandes Nr. I, hg. Hans Wagner (Wien 1955) d. IS B6na, Szegvir-Sapoldal 31 rnir der Vermutung, daB bei den Vornehmen der ersten Awarengeneration im Karpatenbecken das Srreitrof begraben und ein Reservepierd verzehrt wurde. Vg!. ders., Volkerwanderungszeitforschung 314ff. Szdke, Problernatik 51 H. versucht anhand der verstiirnrnelten Snerschadcl das Totenmahl auf dem Friedhof von Sopronk6hida aus dem 9, Jahrhundert zu rekonstruieren. Allg. Jean-Paul Roux, La mort chez les peuples altaiques anciens et medievaux d'apres lcs documents ecrits (Paris 1963); ders., Religion, ki.inftig in SSCI 35 (1987). Zu Pferdebeigaben vg1- Kap. 3.8. 19 Ausfiihrlich Kovrig, Alattyan 89 H.; letzteren Vorschlag rnachte Peter Tomb in einem Vortrag iiber awarische Grabsitten (Wien 1986). Die Unterschiede sind nichr immer als einheitliche Verandcrungen zu verstehen; etwa zeigen Modling-Goldene Stiege und Leobersdorf die umgekehrte Entwicklung wie Alartyan. Vg!. Dairn, Leobersdorf 170. Gelegentlich findet sich auch die bei den Bulgaren (Besevliev, Bulg. G. 405) i.ibliche Nord- Si.id'i
Orientierung, ~ B6na, Szegvir92. 4' Dairn, Sommerein 127; GroBe des Grabaushubs und Gebrauch eines Sarges di.irften sozial diHerenziert gewesen sein (Daim, Lcobersdorf 171). 4' B6na, Ungarns Volker 129. 4; Kovrig, Alattyan 73 H.; Daim, Sommerein 127 faBt die Variationen als lokale Traditionen, die innerhalb von "nahezu luckenlos befolgten Regeln" einen gewissen Handlungsspielraurn nutzten. Vg1- auch Kollautz/Miyakawa 2,134; Besevliev, Bulg. G. 405. H Sui-schu, Liu Mau- Tsai 42. "S Die geringc Zahl der freigelegten Graber - nicht einmal ein Hundertstel der awarenzeitlichen des Karpatenbeckens -lalh genauere Fescstellungen und ethnische Zuordnungen noch nicht zu. Zudem ist dcnkbar, daB in manehen als .symbolisch' geltenden Grabern Brandspuren i.ibersehen wurden. Dazu kiinftig Balinr, Archaologie. Vg!. Ecsedy, Burial Customs (wie A.H) 282 uber die Uneinheitlichkeit der ti.irkischen Grabsiuen. ,6 Liu Mau-Tsai 42; Roux, Religion, kiinftig SSCl 35 (1987). Zum Pferde-Totenopler bei den Mongolen Heissig, Gruppenbildung 36. Zu den Grabungen Balinr, Archaologic. 47 Togan, Ibn Fadlan ac und 13Sf. mit zahlreichen Paralle!en. ,8 Radloff, Sibirien 1, 38o. '9 B6na, Szegvar 93; ders., Volkerwanderungszeitforschung 290; ders., Ungarns Volker 126, der die ,symbolische' Pferdebestattung geradezu als Charakteristikurn der Iruhesren Awaren ansieht, Kollautz/Miyakawa 2, 128 H. (rnit alterer Lit.). 50 Fodor, Altungarn 23 u. 34; Balint, Archaologic (i. Dr.); Plernewa, Chasaren 76. )I Menander EL 207; 19, I, S. 178 bzw. fr. 43 (die Srelle ist leider verderbt); die Quellen iiber diesen Brauch bei den Bulgaren stellt Besevliev, Bulg. G. 403 f. zusarnmen. Herodor 4, 71 berichtet ahnliches schon von den Sky then.
Kapitel 6.9.
409
j z jertrnar, Steppenvolker 73 f.; Besevliev, Bulg. G. 408 f. Uber die zentralasiatischen Babas Frumkin, Archaeoiogy 47 - solche Steine rnit flachen, schematisierten Gesichtsziigen waren typisch iiir die Westtiirken des 6. - 8. jahrhunderts. Mitscha-Marheim, Spuren 152 f. und Tafe! 30, interpretierte niederosterreichische Steinstelen von ahnlichern Charakter wie in Zentralasien als sparawarisch; doch stammen die Stelen von GroBburgstall, Strogen und Klosterneuburg nach der Auffassung von Herwig Friesinger, Wien, wohl aus spaterer Zeit. 53 Bona, Szegvir 7eH.; ders., Volkerwanderungszeitforschung 312; Laszlo, Etudes 158ff.; allgemein der Sammelband Runen, Tamgas und Graffiti aus Osteuropa, Hg. Klaus Rohrborn/Wollgang Veenker (Wiesbaden 1985); Karl jettmar, Felsbilder und Inschriften am Karakorum Highway. CA] 24 (1980) 185-221, bes. 200. 5. DaB die Beigabensitte jedoch keine deutliche Scheidung in Christen und Heiden ermoglicht, betont etwa Daim, Somrnerein 126. 55 "Dieses Volk aber ist dumm, unvernunftig, sieherlich unwissend und schriftlos"; Conventus episcoporurn ad ripas Danubii. MGH Concilia 2, 174, 14. Die Durnmheit und Schrifdosigkeit der Awaren lag im Urteil der Kirchenmanner hauptsachlich daran, daB sie das Evangeliurn noch nicht angenommen hatten. Zusammenfassend Deer, Untergang 726ff.; Wolfram, Mitteleuropa 261. Vg!. Kap. 8+ 16lonae Vita Colurnbani I, 28, hg. H. Haupt, F.v.St.-Ausg. 4a, 488. Vg!. Wolfram, Mitteleuropa 94; Heinz Lowe, Westliche Peregrinatio und Mission. SSCI 29 (1983) 339 f. und Kap. 8.3. 57 Besevliev, Bulg. G. 391 f. 58 Siehe A.14. 59 Ausfiihrliche Marerialsarnmlungen bei Kollautz , Denkmaler: Gyula Laszlo, Die Awaren und das Christenturn im Donauraum und im ostlichen Mitteleuropa. Das heidnische und das christliche Slaventurn. Annales Instituti Slavici 2, 1 (Wiesbaden 1969) 14[-52 (rnit sehr optimistischen Schluflfolgerungen); Bona, Volkerwanderungszeitforschung 293 H. 60 B6na, Awaren-Katalog [4. 6, Vg1- A.S.
62 Zur Bekehrungsproblematik allgernein Otto Gschwandtler, Bekehrung und Bekehrungsgeschichte. RGA, 2. Aufl., 2 (1976) 175-205; Knut Schaferdiek, Germanenmission. RAC 10 (1978) 492-548 (ebd. 543 zur "Erfahrung der Geschichrsmachrigkeit des Christenturns" als wesentlichern Ansrof zur Bekehrung); La conversione al Cristianesimo nell'Europa dell'alto medioevo. SSCl 14 (1967); Wolfgang Fritze, Universalis gentium confessio. FMSt 3 (1969) 78ff.; Pohl, Gepiden 283 H. 6) Sagi, Fenekpuszta 412ff.; siehe Kap. 3.8. und 6.6. 64 Thomas, Romanitat. 65 G. Kiss, Funde 170. 66 Thomas, Savaria 128ff; Torh, Savaria 89 H.; Fiilep, Pecs FO H. 67 Vgl, Kap. 6.12. 68 Bona, Beitrage 62 f. 69 MGH Cone ilia 2, 176, 7iE. 0 7 F. Kos, Gradivo za zgodovino slovencev v srednjern veku 1 (Ljubljana 1902) 342 A.I; Franz Zagiba, Die Missionierung der Slawen aus ,Welschland' (Patriarchat Aquileia) im 8. und 9. Jahrhundert. Cyrillo-Methodiana, hg. M. Hellmann u.a, (Wien-K6In-Graz 1964) 284ff.; Cibulka, Velkomoravsky Kostel v Modre u Velehradu a Zacatky krcst'anstvi na Morave (Prag 1958) )2 I; \X1aldmi.iller, Begegnungen 524. Dagegcn Toth, Obere Wart 9 I. 7' MGH Concilia 2,175,39. 7' Vg1- Kap. 8.5.
Kapitel 6,9. , Siehe Kap. 2. I. Menander EL 457f.; ) Recueils 2, 99. 2
12, 5, S. 134-36 bzw. fr. 27, siehe Kap. 3.1.
K!piteI6.IO.
Anmerleungcn
410
, Zum Erfolgszwang des gentilcl1 Herrschers vg!. Pohl, Gepiden 285 H. 5 Vg!. Wolfram, Goten 156f. 6 Die "Foideratoi" waren nun oft regulare, von rornischen Offizieren komrnandierte barbarische Regimenter; die alre Bedeutung bezeichnete meist der Begriff "Symmachoi". Prokop, De Bello Vandalico I. I I, 3-4;Jones, Empire 2, 654ff.; vg!. allerdings Chrysos, Concepts. AIs "Symmachia" bezeichnet Menander EL 444-46; 8, S. 94 bzw. fr. 14 das von justin 565 beendeteVertragsverhalcnis mit den Awaren. Allgemein zur Foderatenirage Evange!os Chrysos, To Bu~uvtLOV xci ol r6t{}Ol (Thessalonike 1972) 27H.; sowie die beiden Symposionsbande Byzantium and the Barbarians in Late Antiquity (hg. Evangelos Chrysos/ Andreas Schwarcz, kiinftig in VIoG) und Anerkennung und Integration, hg. Herwig Wolfram/ Andreas Schwarcz in den Denkschriften der OA W 193 (Wien 1988). 7 Siehe Kap. 21 s Siehe Kap. 2.8. 9 Menander EL 208f.; 21, S. 192 bzw. fr. 48; siehe Kap, }·3· IO Vg!. Kap. 2.7. und 2.9. II Sui-schu, Liu Mau- Tsai 6f. II Siehe Kap. 3.3. IJ Th. S. 7,11, S. 264f. Th. S. 7, 15, S. 272, siehe Kap. 5·7· '5 Th. S. 7, 10, S. 263 (siehe Kap. 5.5.); vg!. Th. S. 8, 5, S. 292 (siehe K.ap. 5·9·)· 16 Th. S. I, 3, S. 45 f.; siehe Kap. 3·5· 17 578: Menander EL 208-10; 21, S. 192ff. bzw. fr. 48; 598: Th. S. 7,15, S. 273· 18 Th. S. 6,7, S. 233i.; 6, IC, S. 239; 6,11, S. 245; 7,11, S. 245f.; 8, 6, S. 293ff. '9 Th. S. 7, 3, S. 249f. '0 Vg!. Kap. 7-1.-}.
I,
Kapitel
6.IO.
I lm Zentrum dieses Projektes stehen die Staatsvertrage, .die Byzanz mit seinen Nachbarn schlofs, Siehe Chrysos, To Byzantion 75 ff., bes. 82 i. (Uberblick uber Dissertationen zum Thema); ders., Concepts; sowie kiinftig sein in Vorbereitung befindliches Buch i.iber die Beziehungen des Reiches zu seinen Nachbarn. 1 Vg!. Kap. 504; Menander EL 196; 12,6, S. 1}8 bzw. fr. 28. 4 Menander EL 442; 5, r , S. 48 bzw. fr. 4· 5 Menander EL 443; 5,2, S. 50 bzw. fr. 5· 6 Agathias 5, 13, 5-5, 14,2, S. 179f. 7 Johannes v.Ephesos 6, 2" S. 245f. 8 6, 24, S. 246. 9 Sui-schu, Liu Mau- Tsai 45 f. IO Hesse, Austausch 15 8 H. " Franke, Kaiserreich 210. II Gregor v. Tours 4,29, S. 162; Fredegar 3,61, S. 1}3· Siehe Kap. 2·7· I) "W£ avay)tao{}~oOvtm (PW~latOL WOJtEg uJt6
S. 94 bzw. fr. 14· 14 Mauss, Gabe
170. Vg!. Fritze,
Bedeutung
5I2f.
Zur Ambivalenz
Ecsedy, Tribe and Empire 715 Th. S. I, 5-7, S. 48ff. Siehe Kap. 3·5· 16 Men and er EL 475 [.; 25, 2, S. 226 bzw. fr. 64· 17 Menander EL 205; 19, I, S. 172-74 bzw. fr. 43· IS Thomsen, Inschriften 141. 19 Ebd. 145. 10 Eine Aufstellung bei Liu Mau-Tsai 410ff. Fiir die Hsiung-nu
von Tributen
auch
fallt Hesse, Austausch
'Ill
158 zusammen: "Der Tribut ... beinhalret auch Austausch z wischen dern chinesischen Hof und einer politischen Gruppierung in der Mongolei, wobei die Wertgrolle im Austausch von den politischen Gegebenheiten bestimmt wird." Diese AuHassung der Triburbeziehung als Austausch von Giitern und Leistungen konnte sich auch fiir die Geschichte der Rorner und Barbaren als fruchtbar erweisen, besonders wenn man militarische Hilfe als Dienstleistung versteht. z r Sui-schu, Liu Mau-Tsai 4}. Vg!. Liu Mau-Tsai, Beziehungen 194ff. H Liu Mau- Tsai, Beziehungen 203 fL, der auch eine Reihe von anderen Einllussen in Mode und Musik aufzahlt. 'l Im Tschou-schu, Liu Mau-Tsai 56f., ist sogar ein angebliches Gedicht von ihr erhalten, in dem sie ihr Leben, .vom Schicksal vertrieben an den Barbaren-Hof", beklagt. Nach dem Tod ihres Garten fie! sie einer von China aus gesponnenen Intrige zurn Opfer. Im Westen waren Ehen der Kaiserfamilien rnit barbarischen Dynastien selten, nach 500 undenkbar - siehe kiinftig Claude, Begriindung. '4 Ihre Kurzbiographie ist im Tschou-schu erhalten, Liu Mau- Tsai 19f. '5 Falls Menander den Sinn seiner Rede richtig wiedergibt, EL 195 f.; 12, 6, S. 138 bzw. fr. 28; siehe Kap. 3.2. 16 Theod. Synk. 6,20, Makk 16. '7 Cassiodor, Variae 4, 2, S. I 14f.; PD 1,24, S. 7ef. Zur Adoption von Barbarenfiirsten durch den Kaiser kiinftig Claude, Begriindung. Eine Art Sohn-Vater-Verhaltnis ging der junge Temujin, der spatere Dschingis-Khan, mit dem Kereit-Fiirsten Ongkhan ein, wie die Geheime Geschichte (Heissig 32) berichtet; vg!. Vladimirtsov, Regime social 76. 18 Franke, Kaiserreich 2 I I. '9 Eine formelle Adoption - als "Blutsbriiderschaft" noch dazu vollig millverstanden -, wie sie Kollautz, Schichtung 136 nach Ernsr Stein, Studien zur Verwaltungsgeschichte des ostrornischen Reiches (Wien (928) }3 annimrnt, ist schon dadurch auszuschliellen, widersprache vollkommen der Politik J ustins II. und ist auch sonst nicht bezeugt. Gegen Steinsvon Kollautz millverstandlich iibernommene - These einer Adoption nach zentralasi atischem Muster kiinftig Claude, Begriindung; zurechr stellr er fast, dall es sich nur urn eine Waffensohnschaft nach rornisch-germanischem Muster handeln konnte. AlIerdings ist wahrscheinlicher, dall es sich hier, wie ofters irn diplornatischen Verkehr, urn einen metaphorischen Ausdruck handelte (vg!. kiinftig Chrysos, Concepts und Kap, 3.1.). Je Schichtung [36. l' Franz Dolger, Byzanz und die europaische Staatenwelr (EttalI9i3) 34f£' und 159ff.; danach auch Erhard Rosner, Die ,Familie der Volker' in der Diplomatiegeschichte Chinas. Saeculum J2 (1981) 103-16; ~evcenko, Byzanz 98; kritisch kiinftig Chrysos, Concepts vg!. ders., Kaiser 143 ff. J1 Theophanes 6[ I}, S. 303; Theod. Synk. 6, 14 f. (" tijv Jt6ALVxui ;[(((oa; ;wlnl ~ao(i_fLa") und 34f., Makk 16 (ta JtguYf.lma). Das wurde wohl kaum als formelle Vormu ndschaft verstanden (so Dolger, Regesten 177, S. 20; Waldmiiller, Begegnungen 264); gleichzeitig redete der Khagan Herakleios als .Vater' an. lJ Tschou-schu, Liu Mau- Tsai 13. H Chavannes, Documents 27. J5 Vg!. dazu Alexander Dernandt, Magister militum. RE Suppl. 12 (1970) 553-79c, bes. 753 (Attila), 788 (barbarischer Militaradel). Unter Justinian fiihrte auf dem Balkan in der Diozese Illyricum und Thrakien je ein Magister rnilitum das Kommando; auch Priskos ist unter Maurikios als "oTgm"Y]yo; tTJe; JtEgl TijV 8gu)t"Y]v EX((1;Ega; OUVUf.lEW;", also ab ,magister utriusque militiae per Thraciam' bezeugt (Th. S. 6,5, 12f., S. 229. Vg!. Schreiner 329 A.838). Sparer kornmandierte nur mehr ein "otgm"Y]yo; TTJ; 'EugwJt"y];" (was etwa Perros 601 wurde, Th. 5.8,4,10, S. 291). Vg!. auch Hans Ditten, Die Veranderungen auf dem Balkan in der Zeit vom 6. bis zum IC. Jahrhundert im Spicgcl der veranderren Bedeutung van ,Thrakicn' und der Namen der Provinzen der rhrakischen Diozese, Byzantinebulgarica 7 (198 I) 157-179, bes. 161. Durch Gebietsverluste und Konzentration der Fuhrungsaufgaben nahm die Zahl der magistri rniliturn ab; vielleicht auch deswegen wurde der Titel niche mehr an Barbarenfiirsten verliehen. Denn diese Ernennung war keirie blolle
~ \; 412
Kapitel
Anmcrleungen
Ehre, sondern machte den Trager durchaus real zum romischen Offizier, was auch die J ahrgeldzahlungen rechtfertigre. Darnit hatte man aber schlechte Erfahrungen gemacht. )6 Nikephoros 12. Vg!. dazu Besevliev, Bulg. G. 517f. und Kap. 7.6. Ji Nikephoros 42; Besevliev, Bulg. G. 193f. und Kap. 7.7. )8 Vg!. Pohl, Gepiden 245 f. und kunftig Alexander Dernandt, The Osmosis of Late Roman and Germanic Aristocracies. Byzantium and the Barbarians, wie Kap. 6.9. A.6.
Kapitel6.II. I Menander EL 456; 12, 5, S. 134 bzw. fr. 27'Ep. 110, S. 157) Menander EL 193; 10, 3, S. 118 bzw. fr. 20. 4 Vg!. Kap, 1.3. und 6.1. 5 Zollner, Namensgut 2476 Heissig, Gruppenbildung 47 H., bes. 49; die Zirate stamrnen aus den Epen Kurel haan, Baldanteri mergen haan und dem von Erincen mergen. 7 Thomsen, Inschriften 168 f. 8 Solche Vorgange berichtet mehrfach die "Geheime Geschichte" der Mongolen, hg. Heissig, c. I, bes. I4ff. 9 Th. S. 8,3, 5.289; siehe Kap. 5.8. 10 Vg!. auch Pritsak, Srarnmesnamen 51. II Hg. Heissig, c. 8, 112 (rnir A. 2). "Menander EL 458; 12, 5, S. 136 bzw. fr. 27; Th. S. 7,4, S. 25 I. IJ Daraus, daE nach der Schlacht an der Theif erwahnt wird, derKhagan habe die Freilassung der gefangenen Awaren erwirkr, will Szadeczky-Kardoss, Hauptziige 2I9f. schlie!len, der Khagan habe sich urn die anderen Angehorigen seines Heeres gar nicht gekummert. Wahrscheinlicher ist, daf .Awaren' hi er als Oberbegriff verwendet ist und die Angehorigen der anderen Erhnika einschlie!lt. 14 2, 5,285 f., S. 227f. '5 Vg!. Kap. 1.3. Zu den Begriffen .ethne' und .erhnikoi' im Gegensarz zu den Rornern kiinftig Koder, Rornaiosyne (Symposion Zwetrl 1986), der auch darauf verweist, da!l in der sogenannten "Chronik von Monemvasia" die Awaren zum Unterschied von den slawischen Starnrnen nicht als .ethnos' bezeichnet werden. 16 So auch in 5, 2,287, 5.228; Lemerle iibersetzt hier (S. 223) rnit .paiens', wozu die biblische Assoziation Anlaf gibt (vg!. S. 223, A. 2). Doch bezeichnet .erhnikoi' hier dieselben Gruppen wie wetter oben (2,5,285), wo er .peuplades' setzt. 17 2, 5,288, S. 228 sagt ausdriicklich, daE Kuver ,,~tHCt rtcvto; (rnit dem ganzen Volk) die Donau iiberschritt; kurz vorher hatte er mit "tov rtrrvtc 'PUJ[,la(UJv Aaav [,lEtCt xni EtEQUJV!:{}Ytxmv" den Khagan besiegt. (2, p87, S. 228.) IS Vg!. Koder, Romaiosyne. 19 2, 4,241 und 242, 5.21 r. Allerdings werden diese Slawenstarnme auch pauschal "nav tmv 1:xAa[3(vUJv e{}yo;" genannt, was sich aber nur auf die Sklavinien um Thessalonike beziehr, Ahnlich in 2,1,179, S. 175· '0 Th. S. 7,7, S. 256. z t Mir, Dem. 2,2, 198 und 202, S. 185 f. Im selben Zusammenhang ist auch von den "navta ~aQ~aQa cpuAa" die Rede, den barbarischen ,Geschlechtern', iiber die der Khagan gebot. a a Vg!. Pohl, Gepiden 246f. 'J Siehe Kap. 7.J. a Fredegar 4, 4, S. 206 fi. '5 Erwa in 0110 I, wo angeblich eine Gruppe europider Manner rnit fast ausschlie!llich sinoiden Frauen bestacrer liegt (Liptak, DUo 285)' In P6kaszepetk dagegen fanden si ch auffallend rei ch bewaffnete Reiterkrieger mic vermutlich slawischen Frauen, "die ihre Tracht- und Bestattungssitten zum Teil noch bewahrren" (S6s, Problematik 93). In Pecs-
"aov"
6.1 I.
41J
Gyarvaros, Pecs-Kozrernerc und Cserkut intcrpretierte man die Bestartetcn als .vorwiegend bulgarische Manner und ostslawische Fraucn" (B6na, Beirrage 62; Fulep, Pecs 317). Freilich ist die Materialbasis fur diese ethnischcn Zuordnungen teils knapp; vor allem bei anthropologischen Schiiissen ist Vorsicht geboten. ,6 Vladimirtsov, Regime social 56; Bleichsteiner, Trinksinen 204 ff. '7 Vg!. Kap. 6.6. ,8 Das verordnet Muhlrnann, Ethnogonie 16, zurecht der Vorgeschichtsforschung, 50fern sic vie! sparer belegre Volksnamen auf ihr Material projiziert. Girder, .Ethnos' 54 H. sieht blof einen graduellen Unterschied zwischen Ethnos und sozialer Gruppe, und will die Erforschung der letzteren ins Zentrum der .Kulturwissenschafr' rucken. Vg!. auch K. Wernhardt, .Ethnosnotiz' - Bemerkungen und Dberlegungen zu einem Zentralbegriff der anrhropologischen Disziplin. MAG 109 (1979) 17) ff.; er versteht den Ethnosbegriff als Rahmenbegriff, der kleinere Lokalgruppen und gro!lere Volker umfassen kann. Dazu Daim, Gedanken 66f., gegen die Ausweitung des Begriffes auf jede Menschengruppe rnit Wir-Gefuh!. '9 Bromlej, Term Ethnos 59. JC Vg!. etwa Kozlov, Concept 79ff.; Bromlej, Term Erhnos 61 ff. (mit sowjerischer Lit.); Wenskus, Stammesbildung 6H.; vg!. auch die Beirrage im Symposionsband "Entstehung von Sprachen und Volkern" (Mannheim 1984, siehe Lireraturverzeichnis). JI Vg!. Kap. 3.8. j a Pohl, Strategic 98 f. n Miihlmann, Ethnogonie 15. H Miihlmann, Ethnogonie 19. Zu den Zeichcnsysrernen der Steppenvolker und ihrer ,symbolischen Kommunikation' vg!. kiinftig Giorgio R. Cardona, Sisrerni simbolici e circolazione cornunicativa tra i popoli delle steppe. SSCI 35 (1987). )5 Jordanes, Getica 261; vg!. Pohl, Gepiden 255. J6 Miihlmann, Ethnogonie 24 f. 37 Zur .falschcn Theorie" der Romer iiber die Barbaren ki.inftig Herwig Wolfram, Das Reich und die Germanen (in Vorbereitung). )8 Daim, Gedanken 69ff.; vg!. auch S. A. Arutjunov/A. M. Chazanov, Das Problem der archaologischen Kriterien mit erhnischer Spezifik. EAZ 22 (1981) 67 I H. und Kap. 8.1. )9 In diesem Sinn auch Timpe, Begriffsbildung 38; Geary, Identity 15. C 4 Wenskus, Stammesbildung 12 f. Auf dies en "subjektiven Ansatz" bezieht sich auch Geary, Identity 15, differenziert allerdings zurecht: "Ethnicity was not an objective phenomenon ... but it was likewise not entirely arbitrary" (25). Vg!. auch Kap. 1.3. 41 Rasid ud-Din 2, 28, zir. nach Vladimirtsov, Regime social 56f. Vg!. dazu Miracula Dcmetrii 2, 5, 285 f., S. 227f. uber die Weitergabe der Abstarnmung bei den griechischen Gefangenen der Awaren. 4' Vg!. Girder, .Ethnos', bes. 55 f. 43 Vg!. Girder, .Ethnos' 54f.; vg!. aber A. 28. H Vg!. Kap. 6. I. 45 Zu diesem Begriff Bromlej, Term Ethnos 71. 6 4 Diese Beobachtung machr Geary, Identity J 5 f. 47 Girder, .Ethnos' 55 f. 8 4 Wertvolle Oberlegungen zu Verbindlichkeir und Variationsbreite bestimmter Phanomene finden sich bei Dairn, Sommerein 122 H. 49 Girder, .Ethnos' 56. 5° Zu diesem Problem Bromlej, Term Ethnos 71 f.; er schlagt "ethnic communities" als allgemeinen Begriff vor, dem Begriff "Ethnos" im weiteren Sinn rnochte er "Ethnikos" im engeren gegenuberstellen, wahrend er unter "ethnisch-sozialem Organismus" (ESO) die konkrete Verbindung sozialer Formation und erhnischer Einheit in einern Staat versteht. Mit dieser Differenzierung versuchr er auf marxistischer Grundlage, der .subjektiven' ethnischen Zuordnung als reinem Db~rbau-PhanomeI1 eine objektive, in der materiellen Basis angesiede1te Erhnizitar gcgeniiberzustellen. Vg!. die Stellungnahme von Karl R. Wernhart, Ethnogenese und Nationswerdung. MAG 115 (1985) 17)-80. Der Ansatz Bromlejs isr
414
Anmerkungen
vereinzelt in der ungarischen Forschung rezipiert wordcn (z. B. Peter Tomka); man konnte demnach das Awarenreich als ,ESO' zum Unterschied von den ethnischen Gemeinschaften in seinem Machtbereich bezeichnen. Der ,ESO'-Begriff suggeriert freilich eine unter [ruhmittelalterlichen Verhaltnissen nicht gegebene Totalitat und eindeutige Zuordenbarkeit (vg!. Kap. !.3.); den Briichen und Widerspriichen damaliger Ethnizitat angemessener ist wohl der hi er vorgeschlagene Begriff der .ethnischen Praxis', mit der die subjektive Entscheidung fiir ein Ethnos in ihren objektiven Bedingtheiten dargestellt werden sol!. ;' "Ouug" und .Xouvvi", Th. S. 7,8, S. 259, Schreiner 187. Siehe Kap. 2.3.-452 Th. S. 7,7, S. 258. 5) Dafiir auch Szadeczky-Kardoss, Hauptziige 217. 54 Simon de Keza, Gesta Hungarorum I, 1-5. Hg. Alexander Domanovsky, Seriptores Rerum Hungaricarum I, 144f. Vg!. Marquart, Streifziige 172. Jiingst neu ediert wurde die ,Chroniea Hungarorum' des Johannes von Thurocz aus dem 15. J ahrhundert, die ebenfalls die Hunor-Magor-Sage enthalt: Hg. Elisabeth Galantai undJulius Krist6 (Budapest 1985) bes. c. 4ff., S. 20 ff. Die ungarischen Chronisten vertrauten allerdings mehr der lateinischen als der eigenen Tradition; sie schopften die Vorfahren der beiden Briider aus dem Alten Testament und die hunnisehe Sage von der fiihrenden Hindin wohl aus Jordanes, aber Theophylakt werden sie kaum gelesen haben. Allg. zu den ungarischen Chroniken C. A. Macartney, The Medieval Hungarian Historians. A Critical and Analytical Guide (Cambridge 1953); kiinftig auch Istvan Vasary, Medieval Theories Concerning the Primordial Habitat of the Hungarians, SSCI 35 (1987) und Gabriel Silagi, Die Ungarnstiirme in der ungarischen Geschichtsschreibung, ebd., mit weiteren Verweisen auf die reiche ungarische Literatur zu dies em Thema. 55 Sibirien 1,230. Vg!. Kap. 6.!. 56 Heissig, Gruppenbildung 30. 57 Hesse, Austausch 156. Grundsatzlich zum Dualismus Claude Levi-Strauss, Gibt es dualisrische Organisationen? Strukturale Anthropologie I (Frankfurt/M. 2. Auf!. 1981) 148-180. 58 Vg!. Kap. 6.2. 59 "Wenn die Awaren wirklich ein mongolisches Yolk gewesen sind, so konnen Barangar und Zuangar zwei Sramme oder zwei Truppentcile der Awaren gewesen sein", vermutet Togan, Ibn Fadlan 193. Die Namensahnlichkeit verlockt in der Tat zu Spekulationen; lag hier der Ursprung der Teilung in ,War' und ,Chunni'? Oder waren die ,Juan-juan' einst der linke, die ,War' der rechte Fliigel einer grog er en Einheit gewesen? Leider ist die Information Theophylakts zu diirftig, urn so weitreichende Vermutungen zu belegen. 60 Vg!. Kap, 3.8. 6, Th. S. 7,8, S. 260; vg!' Kap. 3.5. 62 Nemeth, Honfoglal6 IQ3; Alfoldi, Awarenfunde 192. 6) Dezso Csallany, Neue Ergebnisse der awarenzeitlichen Forschungen in Osteuropa. Studijne Zvesti 16 (1968) 66 glaubte sogar, aufgrund solcher Ortsnamen das Siedlungsgebiet der ersten Awaren lokalisieren zu konnen. Zur Kritik dieser Arbeit B6na, Volkerwanderungszeitforschung 30!. Vorsichtiger Gyula Krist6, Toponomastica unna ed avara in Ungheria. Kiinftig in SSCI 35 (1987), der daraus auf das Weiterleben kleiner Awarengruppen unter den Ungarn schliefh. Ein solcher Zusammenhang ist denkbar, aber kaum beweisbar. 64 Vg!. kiinftig Giovan Battista Pellegrini, Tracce degli Ungari nella toponomastica italiana ed occidentale. SSCI 35(1987). 65 Eine Zusammenstellung bot Jovan Kovacevic, Avari naJadranu. Materijali Ill. simpozijum preistorijske i srednjovikovine sekcije arheoloskog drustva J ugoslavije (Beograd 1966) 71 ff. Vg!. auch Kollautz, N estors Que!le 3 17. 66 Freundliche Mitteilung von Neven Budak, Zagreb und von Prof. Koszak, Zagreb. Zu Haimburg Eberhard Kranzmayer, Ortsnamenbuch von Karnten I (Klagenfurt 1958) 60; Kronsteiner, Alpenslawen 144f. Kranzmayer fiihrt aueh Abriach/Obrje auf ein Diminutiv ,kleiner Aware' zuriick: in jedem Fail kann eine solche Deutung kaum die Ansiedlung von Awaren belegen, da ebenso die Sagengestalt namengebend gewesen sein kann.
Kapitel 6.11.
415
Ham-Dieter Pohl, Karntner Bergnamen. ONF 12 (1984) 34f. Vg!. Mi.ihlmann, Ethnogonie 15 f. 69 Byz. turcica 2, 303. 0 7 K. H. Menges, zuletzt in seiner Rezension von Golden, Studies, CAJ 30 (1986) 56 f., wertet als Beweis die Existenz mongolisch erklarbarer Worter und Toponyme im Altslawisehen, schrankt aber ein, daj~ die meisten mit den Awaren nach Westen gekommenen Altaier Tiirken waren; vg!. ders., Oriental Elements in the Vocabulary of the Oldest Russian Epos, The Igor Tale. Suppl. to Word 7 (1951). Fur mongolische Zugehorig keit auch Grousset, Steppenvolker 245; Czegledy, East to West 89ff.; Samolin, Notes 63; K. Shiratori, On the Titles Khan and Khagan. Proceedings of the Imperial Academy of Japan 2 (1926) 242ff.; Kollautz/Miyakawa I, 58; rnit Fragezeichen Togan, Ibn Fadlan 193; vg!. Barrhold, Turcs 19f.; Mikkola, Avariea 158ff.; B. v. Arnim, Avarisehes. ZS f. slav. Philologie 9 (19}2) 403-06. 7' Franke, Chines. Reich 5, 140; Heissig, Gruppenbildung 29. 7' Zoltan Gombocz, A pann6niai avarok nyelverol. Magyar Nyelv 12 (1916) 97-102; Nerneth, Honfoglal6 102ff.; Moravesik, Byz. turcica 2, 59ff.; Macartney, Sources 273; Grafenauer, Zgodovina 270; Vojislav Trbukovic, Sprachliche Vorgeschiehte Eurasiens im Lichte neuerer archaologischer Forschungen. Archaeologia Iugoslavica 14 (1973) 44-47. Mit einer ugrischen Sprache rechriete Gyula Laszlo, A .kettos honfoglalas'
63
es
Anmerkungen
416
Kapitel6.12.
funden. DaG sich in Ungarn die Verbreitungsgebiete spatawarischer Fundc und [riiher ungarischer Ortsnamen decken, ist ebcnsowenig ein Beweis fur das ,ungarische' Volkstum der Awaren (wie das Laszlo, Problernes 73-75 versrand), Dazu B6na, Volkerwanderungszeitforschung 32 5· 84 Freundliche Mitteilung
von Radoslav
Karicic, Wien. Ahnlich
Pritsak,
Slavs 420; Zagi-
ba, Geistesleben 96. 8; Vg!. Kap. 8.2. 86 Eine gute Zusammenfassung des Forschungsstandes kunirig bei R6na- Tas, Problems (SSCI 35); zur Entzifferung vg!. auch die kritischen Diskussionsbeitrage von Istvan Vasary und Omeljan Pritsak, ebd. Die awarischen Knocheninschriften publizierte Istvan Vasary, Runiform Signs on Objects of the Avar Period (6th-8th Centuries AD). Acta Orient. Hung. 25 (1972) 335-47; vg!. B6na, Volkerwanderungszeitforschung 312 f.; die SzarvasInschrift I. juhasz, Ein awarenzeitlicher Nadelbecher mit Kerbschrift aus Szarvas (Kornitat Bekes). Acta Arch. Hung. 35 (1983) 373-78. Eine neue zusammenfassende Publikation, mit eigenen Enrzifferungsvorschlagen, bietet Vekony, Rovasfeliratok (dt. Resumee 129ff.); seine "spaturungarische" Deutung und der daraus abgeleitete .Bcweis ... , daG im Karpatenbecken schon urn 800 ungarisch sprechende Volksgruppen" (S. 136) - nebst "Bulgarotiirken" (S. 137) - iebten, diirfte auf berechtigte Skepsis stoGen. Zu den osteuropaischen Runenschriften auch der Sammelband Runen, Tamgas und Graffiti aus Osteuropa, hg. Klaus Rohrborn, Wolfgang Veenker (Wiesbaden 1985); J uhasz, Tjurko-balgari 251-89, mit weiterer Lit. S7 Vg!. Heinz Lowe, Aethicus Ister und das alttiirkische Runenalphabet. DA 32 (1976) 1-22; ders., Ein literarischer Widersacher des Bonifatius. Virgil von Salzburg und die Kosmographie des Aethicus Ister. Abh. AW Mainz II (1951) 19-52; Franz Brunholzl, Zur Kosmographie des Aethicus Ister. Festschrift fur Max Spindler (Miinchen 1969) 75-90, bes. 87; Vekony, Rov:isfeliratok 147-
Kapitel e.r z , "Theophanes 6117, S. 315. 'Theodulf c. 7, MGH Poet. Kar. 1,461; Notker, Gesta Karoli magni 2, 1,5'49-51. J Vg!. Bona, Abrif 612. 4 Wenskus, Stammesbildung 12. 5 Vg!. Kap. 3.8. 6 Siehe Kap. 5.8. 7 Katsanakis, Abaria 56. 8 Siehe unten Abschnitt ,Gepiden'. 9 Vg!. Kap, 6.6. W Dekan, Problematik 72 weist darauf hin, daG keine Sozietat auGerhalb der Ethnizirat existiert; das ist freilich nur haltbar, wenn man Ethnizitat sehr allgemein versteht, r r Mir. Dem. 2, 5, 285, S. 228; siehe Kap. 6. I I. 12 Siehe unten Abschnitt ,Romanen und Walchen'. 'J Siehe Kap. l.}. '4 Simonyi, Bulgaren 227-50; iibernornrnen noch von Bescvliev, Bulg. G. 75-90. Erst kiirzlich hat B6na, Bulgaren 79 ff. diese Theorie widerlegt. Dazu Pohl, Awarenreich 48 ff. '5 ,6 '7 ,8
Onogurok 71 H. Ausfiihrlich dazu Pohl, Khaganat 41 H. Vg!. Kap. 2.2. Besevliev, Bulg. G. 48 I H. Die prominenteste
davon war die tiirkische
Dulo-Dynastie,
vg!. Kap. 7.6.-7. '9 Zu rornischen Bulgaren Ditten, Protobulgaren 59 und 61 f.; ders., Prorninente Slawen und Bulgaren in byzancinischen Diensten. Studien zum 8. und 9. Jahrhundert in Byzanz (Berlin 1983) 96ff.; Besevliev, Soldner z r ff.: vg!. auch J. L. Teall, The Barbarians in Justinian's Armies. Speculum 40 (1965) 294-322.
417
ac Paulus Diaconus 2, 26, S. 103 sagt nur, daG es bis zu seiner Zeit, neben vielen anderen, Bulgaren in eigenen Doriern gebe; daG sie mit Alboin gekommen seien, formuliert er selbst als SchluGfolgerung. AIs blolie Vermutung betrachtet das B6na, Bulgaren 99 f.; tatsachlich konnten auch die Alciocus-Bulgaren gemeint sein. Doch ist gut miiglich, daG im Zuge der Viilkerverschiebungen vor 567 ,Bulgaren' zu den Langobarden gestoGen waren (auch die Gepiden mobilisierten ja kutrigurische Hilfstruppen, Prokop BG 4, 18, S. 852-54). 21 Die Beweise Simonyis (Bulgaren 227ff.) und Besevlievs (Bulg. G. 75 H.) halten nicht stand: Zu den Ereignissen von 488/89 nennt nur Paulus Diaconus, Historia Romana 15, MGH AA 2, 213 in einer ausgeschmiickten Version Bulgaren, fur den zeitgeniissischen Panegyricus des Ennodius (28-34, MGH AA 7, 206f.) waren es Sarrnaten. (Auch der sonst skeptische Ditten, Protobulgaren 56 sieht darin "den ersten bekannten Fall eines Zusammengehens von Germanen und Bulgaren". Doch ist die bewahrte Deutung von Schmidt, Ostgermanen 294 mit A.7 vorzuziehen; vg!. auch Pohl, Gepiden 291 f.) Die ,Vulgares', die Cassiodors Chronik (a. 504, MGH AA 11, 160) anlaGlich der Eroberung Sirmiums erwahnt, kampften nicht bei den Gepiden, sondern in dem anschliefsend geschlagenen Heel' des kaiserlichen Feldherrn Sabinian, wie Ennodius (Panegyricus d. Theodorico 60-69, S. 2IOf.) zeigt. (Del' Fehldeutung Simonyis folgen Avenarius, Awaren 69 und Ovcarov, Protobulgaren 174, del' den Protobulgaren sogar schon unter Attila eine .wesentliche Rolle" zuschreibt. Gegen Simonyis Version Ditten, Protobulgaren 57f.) Auch Besevlievs Resume, daG "die Bulgaren in den meisten Fallen in Illyrien einfielen", wirkt nach seiner eigenen Aufzahlung aus der Luft gegriffen (Bulg. G. 82-85). DaG sie, wie alle anderen Plunderer, vor rornischen Diozesangrenzen nicht haltmachten, beweist nicht, daG sie aus Pannonien kamen. Dagegen hatten Thecderichs Ostgoten wo hi einen Zusamrnenstof mit Bulgaren, als sie in Novae/ Svistov saGen (Ennodius, Panegyricus d. Theodorico, MGH AA 7, 19, 2°5; vg!. Wolfram, Goten 346 mit A. 15; Ditten, Protobulgaren 55 f. mit weiterer Lit.) 22 Menander EL 458; 12, 5, S. 136 bzw. fr. 27. B6na, Bulgaren 103f. zweifelt an del' angegebenen Zahl von 10000 (mit der ja auch nur gedroht wurde); doch gibt es keinen Grund, die Information iiberhaupt in Frage zu stellen. 2) Th. S. 7,4, S. 25 I. Siehe Kap. 5-4- Die topographische Einordnung der Stelle wiirde vermuten lassen, daG die Begegnung no ch siidlich des Flusses erfolgte; doch ware dann wohl die Vertragsverletzung auf awarischer Seite gelegen. Zur unvollstandigen Topographie dieses Zuges auch Besevliev, Bulg. G. 113 f.; ebd, 88 nimmt er jedoch an, die Bulgaren hatten sich "sorglos auf byzantinischem Boden" bewegt. Vg!. auch Ditten, Protobulgaren 68. 24 Vg!. dazu etwa Pritsak, Slays 358. Der Khagan reagierte auf die Aktion gegen die Buigaren scharfer als auf die Slawenzi.ige; Sz:ideczky-Kardoss, Hauptziige 148 schlieiit daraus auf einen hoheren Rang der Bulgaren (die ja auch als Mitglieder des Awarenheeres dem Khagan direkter unterstanden). 25 Theophanes 6090, S. 277; Th. S. 7, I I, S. 264, dem er hier ausschlieGlich folgt, hat noch ,,0ug0agoL". Es handelt sich wohl (gegen Szadeczky-Kardoss, Quellenstelle 78) urn einen Irrtum des Theophanes. 26 Michael Syrus 10,24, S. 374f. Diese Interpretation schlagt Szadeczky-Kardoss, Quellenstelle 77ff. vor und stiitzt sie durch die bei Theophylakt nicht gegebene Information des Johannes Antiochenus, Excerpta de insidiis 108, hg. de Boor (Berlin 1905) 147f., von ein em Kommando des Philippikos. Ebenso denkbar ist, daG Michael die Awaren seiner Quelle als Bulgaren wiedergab, die ihm vertrauter waren; er identifizierte ja auch einmal die Rorner mit den Franken, 10, II,S'316. 27 Mir. Dem. 2, 2, 198 und 202, S. 185 f., wo sie untcr den .ethne' als einzige genannt werden; Pisides 197, S. 185, wo sie gemeinsam rnit Hunnen, Sky then, Slawen, Persem der eindrucksvollen Volkerverschworung gegen Konstantinopel zugerechnet werden, ahnlich wie bei Theophanes 6 117, S. 3 15; Pisides 409, S. 194, wo sie, wenig standesgernali, gerneinsam rnit den Slawen die Boote auf dern Goldenen Horn bemannen miissen. 28 Das betont B6na, Bulgaren 105. Ditten, Protobulgaren 69 schliefst aus ihrer zweifachen Nennung in den Miracula auf eine "besonders groGe Rolle". Doch in der Schilderung
418
Kapitel
Anmerleungen
der Kample selbst horr man nichrs von ihnen. Ebd. A.2 I I meinr Dirten zurecht, daB sowohl das Chronicon Paschale als auch Theodor Synkellos Bulgaren 626 nicht ausdrucklich erwahnen. Zu beri.icksichtigen ist, daf solche Listen im einzclnen wohl relativ belicbig zustandekamen; nur konkretere Inforrnationen wi.irden wirklich erlauben, die Bedeutung einer Gruppe abzuschatzen - wie es bei den Slawen 626 durchaus moglich ist. Vg!. Kap.7-}. '9 Vg!. Kap. 7-6.-7)e Joh. Biclar. a. VI. Iusrini imp., S. 21 z L; Lakatos, Quellenbuch 86. )1 Menander EL 195-98; 12,6, S. 138-40 bzw. fr. 28; EL 458 f.; 12,7, S. 142. bzw. fr. 29· )2 PD I, 27, S. 8 I; vg!. Pohl, Gepiden 299· JJ Th. S. I, 8, S. 53. J4 Th. S. 6, 2, S. 222 und 6, IC, S. 240f. )5 Th. S. 6,8-9, S. 236f. )6 DaB die ,anderen Barbarcn' Theophylakrs (8, }, 289) unter anderem Gepiden waren, sagt erst Theophanes 6093, S. 282; auch wenn das bloB seine Vcrmurung gewesen sein sollte, ist sie hier durchaus angebracht, zudern zog er fi.ir dasselbe Jahr noch eine andere Quelle heran. Unzuverlassig sind allerdings die Zahlengaben des Theophanes (er nennt 3200 Gepiden) - vgl, Schreiner 354 A.l068 und oben Kap. 5.8. )i 6117, S. 315. )S Th. S. 8,3, S. 288, Schreiner 206. 39 So formuliert Kollautz, Noricum 619 nach dem "durum irnperiurn" des Paulus Diaconus I, 27, 5.81. Zu diesen Gepiden auch Szadeczky-Kardoss, Hauptzuge z z r f., der die Zahl der Dorfler auf uber 100CO (iiberjschatzr. <0 Kiss, Kolked: ders., Fortleben 205 f.
s.
und 8+
6.12.
·/19
Theodu!f c. 7, }2, !v'lHG Poet. Lat. 1,461. "Von den Gepiden aber sind bis heute welche dort ubrig", Conversio 6, S. 45. ZUlTl Abfassungsdatum Wolfram, Conversio 15. Diese Nachricht ist nicht einfach als Ausdruek angeblich antiawarischer Tendenz der Conversio hinwegzuinterpretieren; die Nachricht von der Existenz einiger Gepiden in jenen Gebieten, die die Conversio "Slawenland" nennt, ware als anriawarische Spitze recht untauglieh. Wollre man die Awaren verunglimpfen, hatte man eher betont, daf sie die Vorbevolkerung ausgerottet harten. Auf die Gultigkeit der Nachricht stiitzt sieh aueh Kiss, Weiterlebcn 204ff. SJ Manus Aventicus a. 569, MGH AA 11,238. Vg!. auch Istvan Bona, Die Langobarden in Ungarn. Acta Arch. Hung. 7 (1956) 242. 54 Johannes v. Ephesos 6, 45, S. 259; Michael Syrus 10,21, S. 361. Vgl, auch Hauptmann, Avares 157f. ss PD 4, 37, S. 165; vg!. Kap. 7-1 und 6.6. 56 Vg!. Kap. 7-7 und 8.3. 57 Werner, Langobarden 65; danaeh Mitscha-Marheirn, Spuren 127; Kollautz/Miyakawa I, 183; Avenarius, Awaren 79. Doeh wurde das Graberfeld von den zwei Gruppen wohl zu verschiedenen Zeiten benutzr: Bona, Volkerwanderungszeitforschung 281; ders., Langobarden in Ungarn. Aus den Ergebnissen von 12 Forsehungsjahren. Arh. Vestnik 21-22 (1970/71) 45-71. 58 Salamon/Erddyi, Kornye, die allerdings das Graberfeld zu [ruh anserzten und falschlich mit byzantinisehen Foderaren in Verbindung brachten, vg!. Salamon, Beziehungen 273 ff. Dagegen Bona, Volkerwanderungszeitforschung 300. Vg!. Kiss, Weiterleben 206 ff. mit Tafe! 25 H. 59 AlIgemein zur Methode sowie zu einzelnen Typen Bona, Gepiden 23 H. 60 Bona, Beitrage 66 H., der als Trager bayerische Krieger in awarischen Diensten vermutet. Weitere Beispicle bei Lippert, Germanen 490 ff. 61 Margit Nagy, Grabfunde, kunfrig in SSCI 35 (1987); vgl. Kap. }.8. 6, Der Ausdruck .Rornanen' isr fur die Zeit nach dem 6. Jahrhundert, als sich fur das Karpatenbecken und seine Randlandcr die Quellcnbelege fur die Existenz romanischer Gruppen verlieren, problernarisch. Sicherlich gab es in manchen Gegenden Menschen, deren Lebensweise an barbarisierte anrike und christliche Traditionen ankniipfte, ob es nun Nachkommen romischer Provinzialen, rornanisierte Barbaren oder Kriegsgefangene und ihre SproBlinge waren. Doch wie lebendig lateinische Sprachc, christliche Religion und ,romanische' Identitar bei ihnen war en, laBt sieh bum feststellen. Wenn diese verstreuten und uneinheitlichen Gruppen .barbarisierter Nichtbarbaren' hi er global Romanen genannt werden, so ist darunter kein gesehlossenes Yolk rnit fester Identitat zu verstehen. 6} Vgl. Wolfram, Mitteleuropa 333 H. 64 PD 2, 26, S. 103. 6; Vgl. Berg, Bischofe, und Kap. 5.6. 66 Wenskus, Stammesbildung 12. 67 Eine Bestandsaufnahme fur die Ostalpen versuchte Hans-Dietrich Kahl, Zwischen Aquileia und Salzburg - Beobaehtungen und Thesen zur F rage romanischen Resrchristenturns im nachvolkerwanderungszeirlichen Binnen-Noricum (7. bis 8. Jahrhundert). Volker an der Donau 33-82. Vg!. aueh Pohl, Gepidcn 280ff. und Wolfram, Mitteleuropa 343. 68 Kahl, Aquileia (wie A.67) 76. 69 Zuletzt betonte Bona, Ungarns Volker 129 den Anreil der Kriegsgefangenen aus den Balkanprovinzen, Muller, Valcum 272 die Rolle aus der Umgebung zugezogener Pannonier. Vg!. Kap. }.8. e 7 Vgl. Kap. 8.1. r. Fiilep, Pecs 3 16. 7' MGH Leges 3, 2,2, 58}ff. Zur Idemifikation Toth, Vigilius 269ff. und Berg, Bischi:ife 55, der dafur den palaographischen Naehweis erbrachte. Vg!. Kap. 5.6. 7J Torh, Vigilius 275. 7< Thomas, Romanirar 284 H. 75 Toth, Savaria 89 ff.; vgl. auch ders., Obere Wan 91. I'
5'
.:po
Anmerleungen
76 Edith B. Thomas, Savaria Christiana. Savaria, A Vas Megye Muz eumok Ertesitoje 9/ 10 (1975/76) 129. 77 Zur Adaptierung rornerzeitlicher Villen urn den Neusiedlersee durch fri.ihawarisehe Hirten Daim, Leobersdorf 175. 8 7 Vg!. dazu etwa den Reiehenau-Band von 1961: Die Alpen in der europaischen Geschichte des Mirrelalters, Vortrage und Forsehungen 10 (1965), rnit Beitragen von Egger und Hermann Vetters, und die gcsarnmelten Aufsatzc Eggers (Rornische Antike und fruhes Christentum, Klagenfurt 196::) sowie Mitscha-Marheim, Spuren. 79 Vg!. Kap. 4.6. und 5.6. Ho Kronsrciner, Sprach- und Besiedlungsverhaitnisse 15. 81 Peter Petru, Kontinuireta in diskontinuiteta neselitve v prehodnem obdobju iz kasne antike v zgodnji srednji veh. Zgodovinski Casopis 32 (1978) 231. Grafenauer, Kontinuiratsfrage 67. Ebd. 69 verweist darauf, daB sich in Slowenien zwar nicht die rornische Flureinteilung, aber die Almwirtschaft hielt. Weitere Lit. zur Kontinuitatsfrage bei Bratoz, Christentum 54 A.l!o (wie Kap. 5.6 A.6). Zu Haimburg vg!. Kap. 6.11. 8, J. Kasrelic, Slovanska nekropolu na Bledu (Ljubljana 1960); Werner, Langobarden 15 ff.; Korosec, Kulturreste 60. 8) Grafenauer, Konrinuitatsfrage 67; Bona, Beirrage 63. 84 Constantin Daicoviciu, Siebenbi.irgen im Altertum (Bukarest 1943)' Andreas Alfoldi, Zu den Schicksalen Siebenbi.irgens im Alrertum (Budapest 1944). Bona, Gepiden 9H. rnit Lit. 1986 erschien in Budapest der erste Band der Erdely Tortenere (Geschichte Siebenbiirgens): A kezdet6l I606-ig. Hg. Laszlo Makkai und Andras Mocsy. Darin behandelt Isrvan Bona, Daciatol Erd6elveig 107-234, den Zeitraum von 271 bis 896. 85 Zusammenfassung bei Horedt, Ergebnisse 407ff. Diskurierr wurde etwa, ob die Stilusnadel die Existenz einer romanischen Bevolkerung belegen konnte (so Horedt, Wandervolker 121), was Bona, Gepiden 36 H. zuruckwies. 86 Horedt, Volker 23. 87 "lm 6. Jahrhundert sind die Siedlungen so zahlreich, daf sie nicht ausschliefllich Germanen zugeordnet werden konnen." - Horedt, Wandervolker 121. Weitere neuere Literatur: Dan G. Teodor, Continuiteta Populajiei Autohtone la est de Carpati In secolele VI-XI e. n. (Iasi 1984); ders., Romanitatea; Rusu, Relations; ders., Popularions ; Cornsa, Penetration; Nestor, Autochthones; Horedt, Awarenproblem; Berciu, Daco-Romania; skeptischer ist ji.ingst Horedr, Volker 22 f. 8S Gheorge Diaconu, Einheimische und Wandervolker an der unteren Donau im 4.-7. Jahrhundert. Symposion Zwettl 1978, hektogr. Referat, 30f.; Berciu, Daco-Rornania Ijl.
Vg!. auch Balint, Ostl. Beziehungen I34H. Th. S.6,9, S. 2)6f.; i.iber die "Romaer, die im Lauf der Zeit zu Slawen wurden", Strategikon 11,4, S. 38[, vg!. Kap. 411 9 Trautmann, Nestor-Chronik 6; Rusu, Popularions 27f. halt die Bulgaren rnit Alrheim, Hunnen I, 90ff. fiir moesische Foderaren des Maurikios, was kaurn haltbar ist (siehe oben), die weifsen Ugrier fiir bulgarische Onoguren, und nimmt daher fiir die Zeit vor 680 eine walachische Herrschaft i.iber die Slawen der Walachei an. Auch Moravcsik, Onoguren 87 schlagr eine Gleichung weifie Ugrier=Bulgaren vor; doch werden die Bulgaren im selben Satz eben Bulgaren genannt. Zur Problematik der slawischen Form des Ugrier-UngarnNamens Golden, Studies 1,71 H. rnit weiterer Lit. 9' Rusu, Relations 263; Gottfried Schramm, Die Katastrophe des 6. bis 8. Jahrhunderts und die Entstehung des rurnanischen Volkes. Si.idosteuropa-Jahrbuch 17 (1987) 85-94, der rnit Hilfe von philologischen Forschungen eine genauere Einordnung versucht, die all erdings urnstritten ist. 9) Solche Berghirten erwahnt die Chronik von Monernvasia, vg!. Kap. 4-4-; siehe auch Nicolae Diinare, Typologie des traditionellen Hirtenlebens im karpato-balkanischen Raum. ZS f. Balkanologie I 1,2(1975) 5-40; Josef Mat!, Hirrentum und Srammesverfassung als Kulturfaktor. Sudosreuropa I, 104-23. 94 Besevliev, Bulg. G. 259 u. 292ft.; Runciman, Empire 86; Rusu, Relations 258 sieht 89
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9
Kapitel
r.i .
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durch diese Gefangcnen das rornanische Substrat nordlich der Donau verstarkt; doch handelte es sich in diescm Fall urn Griechen, und sie zogen ja aus der ,Makedonia', wie sie die neue Heimat genannt hatten, wieder ab. Freilich war die Ansiedlung von Gefangenen im allgemeinen einer der Faktoren, der die ethnische Situation nordlich der Dcnau verandern konnte. 95 Allerdings liegt ein Unterschied im Forschungsstand; wenn unter den 50000 ausgegrabencn awarenzeitlichen Grabcrn des Karpatenbeckens die slawischen Spuren so rar sind, hat das einen anderen Stellenwerr als im bislang fi.ir das 7. und 8. Jahrhundert fast un erschlossenen Karnren. 6 9 Th. S. 6,3-4, S. 226ff.; 8, 3, S. 289. 97 Johannes v. Ephesos 6, 48, S. 260, der Awaren und Slawen srandig verwechselt, vg!. Ka~. 4.j.; anders Avenarius, Problematik 19. 9 Urn ihre Herausarbeitung bemi.ihte sich in Ungarn vor allem Agnes S6s; zusamrnenfassend in Probiernatik 92; dies., Angaben 2I7f. i.iber die slawisch gedeuteten Befunde des Graberfelds von Pokaszepetk, vg!. auch dies., Bevolkerung, Awarenzeitliche Slawen vermutete Sandor Nagy, Mecka - ein fri.ihmittelalterliches Graberfeld beim Dorfe Aradac. Studijne zvesti 16 (1968) 165-74 in Mecka bei Novi Sad. Eine gute Zusammenfassung der Ergebnisse bis 1970 Bona, Volkerwanderungszeitforschung 303 H. Weniger klar Avenarius, Awaren Soff. Kurz auch Erdelyi, Slawen 153 (slaw. Trachtbesrandteile von Oroszlany). Eine Deutung der Befunde aus ethnosoziologischcr Sicht bei Daim, 7. u. 8. Jhdt. Zum Problem der Graberfelder in der Slowakei vg!. Kap. 8.1. 99 Fritze, Bedeutung 545; ahnlich Grafenauer, Zgodovina I02ff. >00 Vg!. Kap. 4.5. ICI Vg!. Kap. 8.5. IC2 SO auch Balint, Archaologie (im Druck).
Kapitel 7-I. , PD 4,26, S. 156. Siehe Kap. 5.9. J Stratos, Byzantium [,66. DaB die Quellen die gunsrige Lage [iir Byzanz unter Maurikios gegen Phokas hervorheben wollren, rneint dagegen Lilie, Herakleios 18 f. Allerdings sehcn gerade Theophylakt und Theophanes den Balkankrieg des Maurikios recht kritisch. • Vg!. Kap. 415 Theophanes 6094, S. 290, ahnlich 6103, S. 300; Th. S. 8,12, S. 308. 6 175 f.; zurn Werk des Kopten jungst Antonio Ca rile, Giovanni di Nikiu, cronista bizantinocopto del VIlo secolo. Byzantium, Tribute to Andreas N. Stratos 2 (Athen 1986) 353-98; ebd. 362 f. zu seinen Quellen fiir die Ereignisse aullerhalb Agyptens. 7 Isidor, Chronicon 5813, S. 479: "Sclavi Graeciam Romanis tulerunt". Zur Lokalisierung Peter Charanis, Graccia in lsidore of Seville. BZ 46 (1971) 22-25. Vg!. Ditten, Bedeutung 96. 8 Barisic, foka 73 H.; ahnlich Straws, Byzantium I, [62 ("not a single city or large to wn was occupied", was sicher zu pauschal Iorrnuliert ist); und rnit neuen Argumenten Lilie, Herakleios 17 H. 9 Schon im Mittelalter schrieb man spatere Niederlagen der Romer Phokas zu, etwa die Dandolo-Chronik (hg. Esrher Pastorelle, Rerum Italicarum Scriptores, nova ed. 121r (1938) 88: "Suo quoque tempore hine Persae, in de Huni in Romanorum crasantur provincias, Ierusalem capiunt. .. ". 10 Srratos, Byzantium 1,61-65. I' Stratos, Byzantium I, 71-9 I. Lilie, Herakleios 22 f. machr i.iberhaupt erst die Rebellion des Herakleios fur den "endgi.iltigen Zusammenbruch der byzantinischen Position auf dem Balkan" verantwortlich; die Rehabilitation des Phokas wird damit vielleicht etwas zu weir getrieben, do eh ist es sicher einseirig, Herakleios rnit der Gloriole seiner Erfolge von 6262
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Kapite! 7.1.
Anrnerkungen
30 zu sehen. Die Verantwortung [iir den Verfall der romischcn Ordnung auf dem Balkan ist kaum einem einzelnen Kaiser anzulasten. " Theophanes 6095, S. 292 zu 603/04. Zur Chronologie des Theophanes nach 602 vg!. Ostrogorsky, Chronologie I H. Zum Vertrag von 603/04 Stratos, Byzantium I, 66f.; Ditten, Bedeutung 95. Chosroes griH im Friihjahr 604 an; Phokas kann rnit dem Vertragsabschluf und dem Abzug der Europa-Armee nicht lange zugewartet haben. Mit 140000 Solidi rechnen Nag)', Studia Avarica 2, 142; Kiss, Goldfunde 109; Bona, Magyarorszag tortenete 324. IJ SO auch Ditten, Bedeutung 95. •• Siehe Kap.4.7.; dall Singidunum, wie Barisic, Singidunum 12 rneint, sich bis 630 "unversehrt" gehalten habe, ist aus dem Serbenkapitel des Konstantin Porphyrogennetos (vg!. Kap. 7-3. und 7·5.) nicht abzuleiten, 'l Siehe Kap. 6.3. 16 Liu Mau-Tsai 42f. i.iber den Fall des T'a-po, bei dem das zu einern Konflikt fiihrte, allerdings erst nach dem Tod des Onkels zwischen dessen Sohn und dem i.ibergangenen NeHen. 17 Claude, Westgoten 75 f.; Jarnut, Langobarden 46; Ewig, Merowinger 50f. 18 MGH Epp. 3,9, Nr. 12, S. 679. Der Brief ist wohl auf 610h I, nach dem Regierungsantritt des Gorenkoriigs, zu datieren, spates tens aber 612, als sowohl Gundemar als auch Theudebert starben. 19 PD 4, 39, S. 167 Die Nachrichr steht bei Paulus irn Zusammenhang von Ereignissen nach dem Sturz des Phokas; vermutlich stamrnte sie noch aus dem Geschichtswerk des 6I2 verstorbenen Secundus von Trient, was die Datierung sturzen wiirde. Dazu und zum politischen Zusammenhang Reindel, Agilolfinger 143f.; Wolfram, Ethnogenesen 126f.; ders, Mitteleuropa 94. '0 PD 4, 37, S. 161 H.; zu den Ereignissen nach dem Fall der Stadt vg!. auch Kap. 6.6. Die Datierung ist ungewifl; Paulus schlielit das Ereignis mit der haufigen, aber unprazisen Wendung "circa haec tempera" direkt an den Fall des Phokas an; ebenso wie die Schlacht von Aguntum stehr es vor den sicher auf 6 I2 zu datierenden Ereignissen in c. 40 (Ermordung Theudeberts). Am verbreitetsten ist daher eine Datierung auf 610 - Ewig, Merowinger 51; Kollautz, Noricum 626; Gasparri, Duchi 66; Paschini, Friuli I, r zo l.; MitschaMarheirn, Spuren 137; Menghin, Langobarden 13 I;jarnut, Langobarden 46; M. Brozzi, Cividale. RGA 2. AufL 5 (1984) 3; vorsichtiger Hartmann, Iralien 2, 235 A.9. Wenn das Ereignis wirklich nach dern Sturz des Phokas (Anfang Oktober 610) stattgefunden haben sollre, ist 6 I I wahrscheinlicher als der Sparherbst 610. Auf 6 I I datiert Grafenauer, Zgodovina 104. Fraglich isr auch die oft verrnutete Dbernahme dieses Ereignisses van Secundus von Trient, was einen terminus ante quem von 612 bedeucen wiirde ; dagegen Krahwinkler, Friaul 395 A.70. In der Tat spiegeln sich gerade in diesem Kapitel stark friulanische Lokaltraditionen (zur Familiensage des Paulus Diaconus vgL Kap, 6.6.); doch ist das kein Widerspruch, die historische Einordnung konnte noch aufgrund von Secundus erfolgt sein. Einen ganz anderen Ansatz verfolgt Hauptfeld, Volker 125: Wenn Grimoald ein Kind war, aber schon seinen awarischen Bewacher toten konnte, bei der Ermordung van Taso und Cacco (wohl urn 625) seine .iuventus' erreicht hatte und noch 662-71 Konig war, so ist eine spatere Datierung - urn 61 5 - wahrscheinlicher. Die Uberlegung isr bestechend, stiitzt sich aber auf die moglicherweise sehr ausgeschmiickre Grimoald-Legende, wie Krahwinkler, Friaul 395£. mir A.70 richtig bernerkt, der die Datierung 610--15 nicht weiter prazisieren will, Doch pallt das Ereignis am ehesten in die unruhige politische Grollwetterlage urn 61 I; in diesem Sinn auch Wolfram, Ethnogenesen 126 A. 149 und ders., Mitteleuropa 94. " Eine Anstiftung durch Grimoald vermuten Kollaurz, Noricum 626; Jarnut, Langobarden 46; Krahwinkler, Friaul396 A.71; Wolfram, Ethnogenesen 127; dagegen Ewig, Merowinger 50 A.217; anders auch Hartmann, Italien 2, 2IOf. z z Das vermutet Wolfram, Ethnogenesen 127£., der auch Columbans Plan einer Slawenmission (vg!. Kap, 6.8.) in diesem Zusammenhang deutet. 'J PD 4, 40, S. 168. '4 Straws, Byzantium I, 103 ff.; Ostrogorsky, Geschichte 56; Zakythinos, Byz. Ge-
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schicbte 60. Zu den unruhigcn Verhaltnissen in Byzanz nach 610 vgl, auch Waiter Emil Kaegi jr., New Evidence on the Early Reign of Heraclius. BZ 66 (1973) 308-50 bzw. in ders., Army, Society and Religion in Byzantium (London 1982). '5 Straws, Byzantium I, 124 H. ,6 Mir. Dern. I, 12, 100--114, S. 12oH. '7 Der Feiertag fiel auf einen Montag, also kamcn 604 und 610 in Frage; 604 bevorzugt Lemerle, Recueils 2, 72 f.; er schliellt ab er die Datierung 61o nicht aus, die Barisic, Cuda 149 vorgezogen harre. Doch 610, als gerade im Oktober Hcrakleios Phokas stiirzte, korinte man wohl kaum von ,tiefem Frieden' sprechen. SzK 85 hat 609; in diescmJahr war jedoch der 26. 10. kein Montag. ,8 Lemerle, Recueils 2, 91 f. datiert nach der politischcn Situation und der Nachrichr Isidors auf 6 15. Obwohl der Text sonst keine Datierungskriterien gibt, ist diese Vermurung plausibel, Stratos, Byzantium 1, 119 rechnet mit 616-20, Ditten, Bedeutung 98 mit ea. 616, Barisic, Cuda 149 hat 616; SzK 88 ,urn 614'; Koder, Anmerkungen 530 nimrnt 615 an (plus/minus ein Jahr). Zwei (od er drei) Jahre spater fand die folgende Belagerung durch den Khagan statt, siehe unten, '92, 1,180, S. 175. Koder, Anmerkungen 530f. relativierr den Wen der Liste, die wohl teilweise schon die Terminologie der zweiten jahrhunderthalfte widerspiegelr; such das Attribut ,ganz' isr traditionell bestimmt. JO Mir, Dem. 2,4, 179, S. 175 nennt Sagudaten, Belegeziten, Drogubiten, dazu noch die Stryrnon-Slawen (nach dem Namen des Flusses) und die Runchinen. Zu den Namen und ihrer Lokalisierung Lemerlc, Recueils 2, 89f.; Ditren, Bedeutung 99. Allg. Vasilka Tapkova-Zaimova, La ville de Salonique et son Hinterland slave (jusqu'au Xe siecle). Dies., Byzance 355-62. J' Mir. Dem. 2,2, 197, S. 185. J' Johannes v.Nikiu 175f.; Isidor, Chronicon 5813, S. 479. JJ Dazu zuletzt Ditten, Bedeutung I r a ff., unter den behaupteren Festungen waren wohl Philippopolis/Plovdiv, Adrianopolis/Edirne, Develtos, Mesembria und Sozopolis; Serdica di.irfte nicht endgi.iltig aufgegeben worden sein. Vg!. Velizar Velkov, Zur Geschichte der Stadt Serdica/Sofia im 4.-9.Jhdt. Etudes historiques 3 (1965) 33-36; M. Stanceva, Sofia au moyen a/)ge la lurniere de nouvel!es etudes archeologiques. Byzantino-bulgarica 5 (1978) 2 I 1-28. Zur Frage des Weiterlebens balkanischer Stadte im 7- und 8. Jahrhundert auch Schreiner, Stadte 65. Uber die Bischofssitze Georg Ostrogorsky, Zur byzantinischen Geschichte (Darmstadt 1973) 107 f.; vgl. ders., Byzantine Cities in the Early Middle Ages. DOP 13 (1957) 56ff. J4 Popovic, Ternoins 491 und 494ff.; Lernerle, Recueils 2, 100f. Zu den Ausgrabungen von Caricin Grad, wahrscheinlich J ustiniana Prima si.idlich von Naissus, siehe Kap. 41 l5 Th. S. 6,2, S. 223. )6 Mir, Dem. 2,2, 196, S. 18 i; die zwei Jahre sind wo hi aus der Sicht der Betroffenen gerechnet und schliefsen die vorhergehenden Verhandlungen ein (gegen die Kalkulation von Lemerle, Recueils 2,99f.). Zur Datierung siehe oben; terminus ante quem diirfte der Dberfall auf Herakleios und der anschliefsende Vertrag sein (vg!. Kap.7.2.), auch wenn Stratos, Byzantium I, 119 das Jahr 623 nichr ausschliellen mochte. Die meisten anderen Autoren pladieren fur 6171r8 - Diucn, Bedeutung 98; Barisic, Cuda 149 (618); Avenarius, Miracula 21 (617-19); Grafenauer, Nekaj vprasanj 80ff.; Popovic, Ternoins 493 A.2; Lernerle, Recueils 2, 99 f.; vg!. 1- D. Breckenridge, The ,Long Siege' of Thessalonika. Its Date and Iconography. BZ 48 (1955) 116-22. )7 Mir, Dem. 2, 2,195-215, S. 180H. JS VgL Kap. 4.3. und 6.2. IY Vg]. Kap. 6.7. 4° Vg!. Kap. 5.6.
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DAI 29 u. 30, S. 122-24 und 140--42. CIL 3,9551. Denkbar ware auch 506 oder 551; terncr konnte man start .quin ta' ,quarta' lesen. Zu der Inschrift zuletzt Katicic, Literarur 29. 4J F. Bulic, Sul!' anno del!a distruzione di Salona. Bulletino di archaeologia e sto ria 41
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dalmata 29 (1906) 268if.; Ensslin, Slaveneinfallc 704; Voinovirch, Dalmarie 252f.; Straws, Byzantium I, 119; Popovic, 'Iernoins 487£.; Charanis, Observations 19; Kollautz/Miyakawa 1,268; "um 614" auch Ditten, Bedeutung 114; SzK 87 (mit Alternativen 625 und 6021 03). Fur 602/°3, da die sicher datierbaren Inschriften enden, oder bald danach pladierte Konstantin jirecek, Die Romanen in den Stadten Dalmatiens wahrend des Mittelalters (Wien 1901) 26; ders., Serben 95; Balduin Saria, Dalmatia. RE Supp!. 8 (1956) 21-59, bes. 4!. 44 Thomas Archidiaconus, Historia Salonirana, Hg. Franjo Racki, Monurnenta Spectantia Historiam SlavorumMeridionalium 26 (Zagreb 1894) c. 7; ge!egentlich wurde noch in der modernen Wissenschaft mir einer gotischen Herkunft der Kroaten spekuliert, so noch von Stanko Guldescu, History of Medieval Croatia (The Hague 1964) 26. 45 Liber pontificalis, hg. Duchesne I, 330 und hg. Guglielmo/Pandolfo, Studia Gratiana 22 (Rom 1978) 194; damals wurden die Gebeine mehrerer dalmatinischer Heiliger aus der Basilika van Salona nach Rom iiberfiihrt (vg!. DAI, Commentary 108). Danach datierte Diimrnler, Slawen 353ff. den Fall Salonas auf 639. Auch Kollautz, Ausbreitung 152f. mochte nicht allzulang vor 641 datieren. 46 Popovic, Ternoins 488. 47 Franko Oreb, Archaeological Excavations in the Eastern Part of Ancient Salona. Disputationes Salonitanae 2. Vjesnik za Arheologiju i Historiju Dalmatinsku 77 (1984) 2536. Marovic, Reflexions 297ff., der die Zerstorung daher auf 6)1-39 datiert. 48 J aksic, Constantine 3 I 5-26. 49 In diesem Sinn DAI, Commentary IO!. 50 DAI 29, S. 122, 30. 5' Vg!. Kap. 4.2.-4. 5' Dafiir spricht auch, dail Ostern fiir das Heer des Khagans normalerweise erst den Beginn der Operationen markierte (vg!. Th. S. 7, 13, S. 267 und Kap. 5·7·)·Zur awarischslawischen Frage in Dalrnatien siehe auch Kap. 7-5. uber die kroatische Ethnogenesc. 5J 1. Nikolajevic, Salona christiane aux VIe et VIle siecles. Disputationes Salonitanae I. Vjesnik za Arheologiju i Historiju Dalrnatinsku 68 (1975) 95. Das sradtische Leben im engeren Sinn war zwar erloschen, doch wurde die Stadt offensichtlich im 7·Jahrhundert noch bewohnt; es gibt sogar Vermutungen, dail Salona gar nicht erobcrt wurde und die Geschichte vorn Fall der Stadt sozusagen die Herkunftssage der Leute von Spalato/Split war (Ivo Goldstein, nach der freundlichen Mitteilung von Neven Budak, Zagreb). 54 Zum weiteren Schicksal Dalmatiens vg!. Jadran Ferluga, L'amministrazione bizantina in Dalmazia (Venezia 1978); ders., Les lies dalmates dans l'Ernpire byzantin, Ders., Byzantium 97-130; Balduin Saria, Dalmatia. RE Suppl, 8 (1956) 4d.; J.J. Wilkes, Dalmatia (London 1969). 55 Dcr Gedankengang wird in DAr 29, S. 122, 13-15 spiirbar: Dalmatien reichte einst bis zur Donau; daher war es diese Grenze, die man gegen die Awaren zu verteidigen hattc. Auch der Autor der sog. Chronik von Monernvasia hatte ja seine sparlichen und befremdlichen Nachrichren aus lokaler Quelle durch Informationen von Theophanes, Euagrios und anderen erganzt, vielleicht auch .berichtigr'.
Kapitel
7-2.
, Zum Datum vg!. A.7. Das folgende Ereignis berichten das Chronicon paschale S. 712-13; Nikephoros 12-14; Theophanes 6110, S. 301£., der auch von eincm vorhergehenden awarischen Angriff berichtet. J Nikephoros 13,2-7. 4 Die ausfiihrlichste Schilderung des Auizuges bringt Nikephoros 13; ahnlich das Chronicon paschale S. 712 f. 5 Das Chronicon paschale S. 713 erwahnt die Kirche der Heiligen Kosmas und Damian nordlich von Blachernai, im heutigcn Eyiip (Barisic, Siege 390 A.I) und eine dem Erzengel 2
Kapitel r.z
Anmerkungen
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geweihre im Vorort Promotes bei Galata: dort raubten die Awaren Ziborien und Kirch enschatze und zerbrachen die Alrartische. Vg!' auch Waldmiiller, Begegnungen 263. 6 Die Zahl 270000, die Nikephoros 14, 8 nennt, durfte gegeniiber den 70000 ciner anderen Handschrift, die auch bei Georgios Monachos 2, 669 bewahrt sind, auf einer Verschreibung beruhen, wie Stratos, Guet-apens 130 Ieststellt. Vg!. Theod. Synk. 5, J 5f., Makk 15. 7 Baynes, Date 110-28; Ostrogorsky, Geschichte 56 u. 61 (617); Zakythinos, Byz. Geschichte 60 (617); Dolger, Regesten 171, S. 19(617); SzK 88 (619); Barisic, Siege 391; Bury, Empire 2, 222 (619); Avenarius, Miracula (617); Pernice, Erac!io 97 A.I (619); Ditten, Bedeutung 97 A.4 (617); Kollautz/Miyakawa 1,269 (617); Waldmiiller, Begegnungen 262; SzK 88£. (619); Lemerle, Recueils 2, ro r f, (617 oder 619). 8 Straros, Guet-apens 113-36; die Prozession isr im Typikon der Kirche von Konstantinope! iiberliefert, vg!. ebd. I 15. Fur 623 argumenrierte schon Avenarius, Awaren I 13f. Auch die Schilderung bei Theodor Synkellos (6, 9ff., Makk r6) von der Abreise des Herakleios konnte diese Datierung stiitzen: Der Anschlag wird vorher erwahnt; der Kaiser empfiehlt die Stadt dem Schutz Gottes und erinnert sich dabei daran, dail er sie auch dem wortb riichigen Khagan anvertraut hatte - wohl bei seinem ersten Aufbruch von 622. 9 "Die Hunnen durchbrachen die Langen Mauern, drangen zu den Wallen von Konstantinopel vor und verhandelten rnit vorgenanntem Kaiser (Herakleios), der auf der Mauer stand; als sie von ihm einen Preis fiir den Frieden empfingen, zogen sie sich fiir eine Zeit zuriick." Hg. Mommsen, MGH AA I 1,490. Die Daticrung ins 14.jahr des Kaisers richtet sich vielleicht nach dem folgenden Friedensschlufj. 10 Theophanes 6I I I, S. 302. Nikephoros 17, 17-20; dail das mehr war, als der alte Vertrag vorsah, betont Theod. Synk. 6, 4-5, Makk 15. AlIgemein zur Hohe der J ahrgelder vg!. Kap. 6+ r z Nikephoros 24, 3-8 verrnerkt die Auslosung, eine der ganz wenigen Nachrichten iiber die Awaren in byzantinischen Quellen nach 626 (vg!. Kap. 7.6.). J Theod. Synk. 5, 38-40, Makk 15. 14 Theod. Synk. 6,4-6; Makk I). Zu den ,Logades' vg!. Kap. 6.5. '5 Dieses Datum des Chronicon paschale ist der Angabe des Theophanes (623) vorzuziehen, wie Stratos' (Guet-apens 121ff.) Rekonstruktion der Ereignisse im Osten zeigt. 16 Theod. Synk. 6, 14f. und 34f., Makk 16; vg!. Kap. 6.9. 17 Theophanes 61 13, S. 3e3. (8 Theophanes 611I, S. 302. '9 Stratos, Byzantium I, 125H.; die Einschmelzung des Kirchengutes und die Pdigung einer groilen Menge von Munzcn berichtet Theophanes zu 62I122 (6113, S. 302£.) als Voraussetzung der Offensive gegen die Perser. Auf 620 datiert den Vertragsabschluf auch Lemerle, Recueils 2, 1°3; nach seiner Interpretation blieb er jedoch bis 626 in Kraft. Sicher kam man nicht direkr von 120000 auf 200000; moglich waren aber auch Erappen von 144000 (2000 pfund, der Plafond, den Artila erreichte, vg!. Kap. 6.4.) und 180000. Die genauen Sum men bleiben Spekulation; Iesrzuhalten ist jedoch, gegen bisherige Vorstellungen, daG vor 620 sicher kein 10 oder 15Jahre wahrender vertragsloser Zustand lag. Wann immer sie konnten, suchten die Awaren sich die J ahrgclder zu sichern; in Kriegsjahren drangte man bei Verhandlungen auf Nachzahlung. Stratos, Guet-apens 135 lailt Herakleios im Marz 623 zuriickkehrcn; laut Theophanes 6113, S. 306 uberwinterte er nach dem ersten Jahr des Unternchmens in der Hauptstadr. Thomas Presbyter, hg. Brooks/Chabot, Corpus Scriptorum Christianorum Orienris (Louvain 1907) I I 5; Ensslin, Slaveneinfalle 705; Waldmiiller, Begegnungen 264. 2) Vg!. Kap. 7+ 24 Stratos, Guet-apens I J2 f. Il
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Anmeykungen
Kapitel 7-3. Grousset, Reise nach Westen 23. Paul Lemerle, Quelques remarques sur le regne d'Heraclius. Studi medievali 3, [(1960) 347-361 meint, daf die Bedeutung des Awarenangriffes von 626 rneist uberschatzt wird. Tarsachlich hattc Herakleios wo hl nicht blof IlCOO Eliresoldaten abgestellt, wenn er das Risiko hir groGer gehalten hatrc. Doch immerhin war das awarische Unternehmen alles andere als eine bloile Demonstration. J Wolfram, Goten 346. • Vg!. Kap. 2.1. 5 Stein, Bas-Empire 2, 525. 6 Chronicon paschale S. 717-26; die Homilie des Theodor Synkellos wurde von Sternbach 1900 m den .Analecra Avarica' ediert, F. Makk gab jiingst eine franzosische Ubersetzung heraus, Samuel Szadeczky- Kardoss stellte quellenkundliche Studien an (Avarica, [73-[95)' Dber die Autorschafr ders., Zur Textiiberlieferung der "Homilia de obsidione Avarica Constanrinopolis auctore ut videtur Theodoro Syncello". Acta Arch. Hung 24 ([976) 300 bzw. Avarica 178. Vg!. Moravcsik, Byz. turcica I, 330f. Ebenso blumig wie die Homilie, aber etwas weniger derailreich ist das Gedicht des Pis ides, [959 von Pertusi rnit iralienischer Ubersetzung ediert. Dazu Moravcsik, Byz. turcica r , 455 und jiingst Speck, I
z
Zufalliges. 7 Nikephoros [8; Theophanes 61 [7, S. 3 [6. Eine Reihe anderer spaterer Chronisten, Prediger und Panegyriker, die des Awarensturms gedachten, fi.igen unserer Kenntnis wenig hinzu. Vg!. SzK 9rf.; Straws, Byzantium I, 173; Barisic, Siege 372-77- Letzterer Aufsatz bietet auch die ausfiihrlichste mod erne Zusammenfassung der Ereignisse (371-95). Ahnlich eingehend ist die Schilderung bei Straws, Byzantium I, 173-96; verkiirzt ders., Attack 37076. Detailreich, wenn auch im einzelnen weniger zuverlassig Pernice, Eraclio 142-47 und Waldmi.iller, Begegnungen 265-81. Kursorischer Avenarius, Awaren [15; Bury, Empire 2, 239-41; Grafenauer, Nekaj vprasanj 77-79; Ditten, Bedeutung 97; Ostrogorsky, Geschichre 6[ (m it der irrtiimlichen Datierung 27. Juli bis 10. August). Kollautz/Miyakawa erwahnen von der Belagerung nur (2, 12) die "altaische Metaphorik" des Khagans. 8 V gl. die Aufsrellung bei Lounghis, Ambassades 468 f. Leider ist fi.ir diese Zeit Paulus Diaconus besonders unergiebig. Die bei Fredegar 4, 49, S. 2[0 erwahnte Gesandtschaft an den Langobardenkonig Adaloald wird zwar zu 623124 gesetzt, hatte aber angeblich nur den Zweck, den Ki:inig im Bad mit einer Zaubersalbe einzureiben und dadurch einer Art Gehirnwasche zu unterwerfen, worauf er den langobardischen Adel dezimiertc. Man konnte annehmen, daB zurnindest die Irankische Unrersti.itzung fiir die bohmischen Wenden von Byzanz angeregt worden war, auch wenn der Aufstand selbst wohl kaum von byzantinischen Ernissaren ausgelost wurde (wie Straws, Attack 370f. voraussetzt). Auch die so nebulose kroatische Wanderung ist kaum als Belcg fi.ir des Kaisers geschickte Auilenpolitik heranzuziehen: und der ,Hunne', der urn 619 in Konstanrinopel zum Patrikios ernannt wurde, war wohl kein anti-awarischer Bulgare, sondern eher ein moglicher Alliierter gegen die Perser (vg!. Kap. 7-6.). 9 Dagegen Barisic, Siege 391, der meinr, dail die bekannte persischc Mission wahrend der Belagerung die erste Kontaktaufnahme war. Aber man harte sich wohl kaum ganz zufallig im Sommer 626 vor Konstantinopel getroffen. le Theod. Synk. 6, 18 H., Makk [6; ebd. 7ff., Makk 17ff. beschreibr viel ausfiihrlicher als die rnateriellen Vorbercitungen die .geisrige' Aufri.istung in der bedrohren Stadt, die Gebete der Verantwortlichen usw. Den Brief erwahnr auch Pisides 266ff., S. [88. II Chron. pasch. S. 7[8; dail Herakleios auch Truppen sandte, erwahnt Pisides 280-82, S. [89, Straws, Attack 375 meint, daf erst Mitre Juli, nach der Schlacht bei Satala, der Kaiserbruder Theodoros rnit seiner Armee nach Konstanrinopel aufbrach und dort am 7. August ankam. (s. u.). r z Chron. pasch. S. 718. 1) Chron. pasch. S. 718.
Kapite! 7.J.
427
" Chron. pasch. S. 71715 Chron. pasch. S. 717. 16 Chron. pasch. S. 718; vg!' Theod. Synk. 12, 15-18, Makk 26. 17 Theod. Synk. 8, 31-'35, Makk 20. 18 Barisic, Siege 379. 19 Pisides 219, S. 186; die Angabe wird in der Literatur im allgemeinen ernst genommen, vg!. Barisic, Siege 379; Stratos, Byzantium I, 184 rechnet die Bootskampfer extra und kommt auf 120-150000. Auf rornischer Scire kampften neben den \2000 Equites die Stadtmilizen; zu bedenken isr, dall Konstantinopel immerhin einige hunderttausend Einwohner zahlte, vg!. Koder, Lebensraum 117f.; Justinian 1. war bei der Brotverteilung von 600000 Empfangern ausgegangen, was eine Einwohnerzahl von knapp einer halben Million annehrnen WIt, die sich in der Folge durch Pest und and ere Faktoren verringerte, ab er bis in die Spatzeit deutlich iiber 100000 lag. Knapper ist die Schatzung von Cyril Mango, Le developpemenr urbain de Constantinople (!Ve-VIle siecles), Monographies de Travaux et Mernoires 2 (Paris 1985) 54; fi.ir die Zeit des Ikonoklasmus rechnet er mit 40000 Einwohnern. Zu bedenken isr auch, dall gerade zu Anfang des 7. [ahrhunderts viele Fli.ichtlinge aus den Balkanprovinzen in die Stadt gekommen sein miiBten. 200-300000 Einwohner sind fi.ir 626 kaum zu hoch gegriffen. Offensichdich iibersteigert ist die Angabe Theodors (9, zo ff.), auf jeden Verteidiger waren 100 Angreifer gekommen. 20 Theod. Synk. 6, 2 I, Makk 16. 1I Chron. pasch. S. 719; Theod. Synk. 9, 13 H., Makk 20. z z Dazu Speck, Zufalliges 27, mit der Rezension von H. V. Beyer in BZ 76 (1983) 26f.; Waldmiiller, Begegnungen 266f. 'J Theod. Synk. 8,4-7, Makk 18. '4 Theod. Synk. 9, z Sff., Makk 21. '5 Chron. pasch. S. 719. DaB der Grofsteil des Belagerungsringes von Slawen gestellt wurde, WIt - bei aller Unzuverlassigkeit der Beobachtungen, die Barisic, Siege 381 A.[ betonr - Riickschliisse auf das Kralteverhaltnis in der Armee des Khagans zu. Ebd. a uch die Meinung, dail die zweite, gepanzerte Linie von Awaren gestellt wurde (ebenso Grafenauer, Nekaj vprasanj 1[4); doch beschreibt die Chronik ja die ,slawischen' Abschnitte. Vg!. auch Kap. 4.5. ,6 Theod. Synk. 9 f., Makk 2 d. '7 Theod. Synk. [0, 14ft., Makk 22. ,8 Chron. pasch. S. 7[9; Pis ides 220-22, S. 186; Nikephoros r8, 2; Theod. Synk. 6,2d., Makk 16; vg!. auch die Homilie des h!. Germanos: V. Grumel, Hornelie de Saint Germain sur la delivrance de Constantinople. RIB 16 (1958) [95. Straws, Byzantium 1,372 A.27; Kap.6.2. 29 Chron. pasch. S. 720; Nikephoros 18, 4-5 erwahnt nur die gottliche Kraft, die sie vernichter hatte, )G Chron. pasch. S. 710; Theod. Synk. 6, 22, Makk r6; Nikephoros 18, IC. Grumcl, Hornelie 189 (wie A.28) wend et sich zurecht gegen die Auffassung, die Boote waren auf dem Seeweg von der Donaumi.indung herangerudert worden. JI Theod. Synk. I r , r j f., Makk 24. j2 Chron. pasch. S. 72[; Theod. Synk. IG, 20H., Makk 22; Pisides 323ff., S. [9d.; vg!. Menander EL [94f.; 10,3, S. 120ff. bzw. fr. 20. )J Chron. pasch. S. 721. H Pisides }42, S. [92. J5 Theod. Synk. [[,4-7, Makk 23. )6 Chron. pasch. S. 722; Theod. Synk. 10, }4-II, I, Makk 23. J7 Chron. pasch. S. 723. JS Chron. pasch. S. 724; vg!. Kap. 6.5. J9 Chron. pasch. S. 724; davon berichtet auch der armenische Historiker Sebeos in seiner Geschichte des Herakleios (hg. Macler, 79). Vg!. Straws, Attack 374; Barisic, Siege 385. -\0 Theod. Synk. [2, 15 H., Makk 26. 41 Theod. Synk. [2, 22-28, Makk 26.
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Anmerkungen
;' Pis ides 366fi., 5.193. Pisides 405, S. 194. Man weill, das Herakleios die Kirche durch eine Erweiterung des Mauerringes schutzen liell, was aber wahrscheinlich erst nach und nicht schon kurz vor der Belagerung geschah. Vg!. die Einwande Beyers (wie A.H) gegen Speck, Zufalligcs 35 ff., vor allem 47f.; R. Janin, La geographic ecclesiastique de l'empire byzantin I. Le siege de Constantinople et le patriarch at oecumenique (Paris 1969). 44 Pisides 392 f., S. 194. 45 Zur Frage der Befestigungen vg!. Grumel, Defense; dagegen meint Straws, Byzantium 1, 190, es habe sehr wohl Seemauern gegeben, aber in recht schlechtern Zustand. ;6 Pisides 409ff., S. 194 sagt, dall der Khagan Slawen und Bulgaren auf die Einbaurne gehen lieJI; Theod. Synk. 15, 8, Makk 30 und 12,8, Makk 25 bescarigt, daf auch schwerbewaffnete "Hopliten" die Boote bernannten und dall die Besatzung nicht nur aus Slawen bestand. 47 Nikephoros 18,22. 8 4 Pisides 444ff., 5.196; Theod. Synk. 12, 8f., Makk 25· 49 Stratos, Byzantium 1, 190. 50 Pisides 462 H., S. 197f.; Theod. Synk. 15, 29 ff., Makk 3 I. 5' Chron. pasch. S. 724f. 5' Nikephoros 18, 22. 53 Stratos, Attack 374; Barisic, Siege 387 rechnet rnit zwei falschen Feuern, dem Zeichen des Bonos am Beginn der Schlacht und dem Feuer der Armenier gegen Ende, dem nur mehr einige Uberlebende zum Opfer fielen ; ebenso Waldmiiller, Begegnungen 273 f. Diese Deutung ist zwar in sich recht plausibel, doch wiirde sie bedeuren, dall die Slawen zweimal hintereinander auf denselben Trick hineingefallen waren. 54 Dazu Stratos, Byzantium I, 188; direkt vorher wird uber die Nacht auf Montag berichrer, in der die Slawen die Perser uber den Bosporus setzen wollten. Stratos setzt die Liicke dazwischen; doch ware es denkbar, dall auch die List der Arrnenier schon vor dem entscheidenden Donnerstag stattgefunden hatte. Allerdings geht die Erzahlung dann bruchlos weiter zum Abzug des Khagans. Ob die Chronik zwei Kriegslisten zu einer verdichtete, ob ein Kopist verlorene Blatter so iiberbruckte, oder ob die List doch in den Kontext der Schlacht gehorte, konntc hochstens eine genaue quellenkundliche Untersuchung klaren - wahrscheinlich kursierten schon kurz nach der Belagerung die verschiedensten Versionen vom Verlauf der entscheidenden Kampfe, 5; Theod. Svnk. 12, 15 H., Makk 26. 56 Chron. pasch. S. 724. p Theod. Synk. [5, 35 ff., Makk 3 d. S 5 Theod. Synk. 16, df., Makk )2. 59 Theod. Synk. [6, F H., Makk 33; Nikephoros 18,24-27; Chron. pasch. S. 725 f. 6a Theod. Synk. 17, 14ff., Makk 34. 61 Chron. pasch. S. 725. 6, Chron. pasch. S. 726; dazu Stratos, Byzantium I, 192f., der im Herannahen des rornischen Heeres den Grund fur die rasche Aufgabe der Belagerung sieht, gegen Barisic, Siege 392, der die Versorgungsschwierigkeiten fur entscheidend halt. Die gesamte Passage vom .Abschied' des Khagans (Chron. pasch. S. 725, 9 - S. 726, 10) wollte Speck, Zufalliges 3147 auf die Ereignisse urn den (hier auf 6[7 datierten) Anschlag auf den Kaiser beziehen. Tatsachlich konnren einige Parallelen diese Vermutung stiitzen ; entscheidend ist aber wohl, dall damals Herakleios personlich anwesend war; daher ham nichr Bonos rnit dem Khagan verhandelt, und die Bemerkung uber das Herannahen des Kaiserbruders ware unoassend. 6J Mir. Dem. 2, 2, S. 180H. 64 Chron. pasch. S. 725. 65 Theod. Synk. 16, 11-18, Makk j z. 66 Theod. Synk. 16, 39f., Makk 33. 67 Dazu und zur Frage des ,Hymnos Akaristhos' Waldmuller, Begegnung 18 I f. (rnit Lit.). 4J
Kapitel r.s.
429
68 Pisides, Restitutio crucis 78-8 r , hg. Sternbach, Wiener Studien 13 (189 I) 4-8; vg\. Barisic, Siege 395. 69 Stratos, Byzantium I, 195 und 3 I 5 H.; Barisic, Singidunum J 2 schlietir daraus sogar, Singidunum sei iiberhaupt erst urn 630 gefallen, was kaum uberzeugr, da sogar Naissus und Serdica urn 615 erobcrt wurden. 0 7 DAI 32, S. 151. 1 7 Lilie, Herakleios, bes. 2}-26. Zur Frage, ob rnit Bdegradon iiberhaupt Singidunum gemeint war (was Lilie verneint), siehe Kap. 7.5.
Kapite] 7+ Fredegar Fredegar ; Fredegar 4 Mitteilung Grund hatten 5 Fredegar 9ff. 1
a
4,47, S. 206. 4,48, S. 206-210. 4,52, S. 214. von Alfred Friese an Heinrich Kunstmann, Herkunft 306; aus dies em sie spater Dagoberts Feldzug gegen Samo hintertrieben. 4, 58. Allgemein zur merowingischen Ostpolirik Schlesinger, Ostbewegung
6 "Anno 40. regni ChJothariae homo nomen Samo natione Francos de pago Senonago plures secum negutiantes adcivit, exercendum negucium in Sclavos coinomento Winedos perrexit." Fredegar 4,48, S. 206-08, Kusternig 207-09. 7 So schon Pelzel 1775, zitiert bei Kunstmann, Herkunft 296, der dieselbe Auffassung verrritt. Die Conversio Bagoariorum et Carantanorum 4, S. 40 bezeichnet ihn tatsachlich als Slawen; Wolfram, Conversio 74 zeigt jedoch, daB dies auf ein Millverstandnis der von Fredegar abhangigen Gesta Dagoberti (27, MGH SS 2, 410) zuriickgeht. 8 Ch. Verlinden, Problemes d'histoire econornique franque I. Le franc Samo. Revue Belge de PhiloJogie et Histoire 12 ([933) 1090ff.; Kusternig 208 A.66. 9 Labuda, Paristwo I r z ff., Chaloupecky, Considerations 224f.; J. Mikkola, Samo und sein Reich. Archiv fur slavische Philologie 42 (1928) 78. 10 Herkunir 297 ff.
" Otto Abel, Fredegar-Chronik GdV r r , 4. Auf\' 39 I; Turek, Bohrnen 134; Kunstmann, Herkunft 3 I I. t z •• Un seigneur Franc charge de mission politique", Preidel, Anfange I, 83. 1; Fredegar 4,68, S. 234ff.; zum HandeJ als Politikum Hellmann, Grundlagen 390ff.; Kunstrnann, Name 15 Vg!. Kap. 4.5. 16 Siehe Kap. 7.2. 17 Fredegar 4, 49-51, S. 210-12. ,8 "Winidi cernentes utilitatem Samones, eum super S. 21 0, Kusternig 21 I.
I.
(1940) 26; Hellmann, Chaloupecky,
Grundlagen
Considerations
23 I;
vg\. Kap. 61 7H.; ders., Samo 171-77.
se eligunt
regem".
Fredegar
4, 48,
19 Dazu ausfuhrlich Karl Bosl, Leitbilder und Wertvorstellungen des Adels von der Merowingerzeit bis zur Hohe der feudalen Gesellschaft. Sb. bayr. AW 5 ('974) 3-32, bes. 14-ll ac Fredegar 4,68, S. 236. " So Chaloupecky, Considerations 228. 21 Vg!. Kap. 8.2. 'J Kunstmann, Name I ff.; ders., Samo [7 I ff.
z '5 ,6
Mikkola, Samo (wie A·9) 77; Chaloupecky, Considerations Fredegar 4, 68, 5.236 und 4, 72, S. 242, siehe unten, Vg!. Kap. 6.2. und 6.5.
225.
Fur "historically impossible" halt Kunstmanns These Pritsak, Slays 393 rnit A.88. Fredegar 4, 68, S. 234-238 zum 9. Regierungsjahr Dagoberrs (63[/32); der Konig harte inzwischen die Alleinherrschaft im Reich angetreten. '7
,8
Anmereungen
Kapitel r.;
Fritze, Schwurfreundschaft 113. "Et terra quam habemus Dagoberto est, et nos sui sumus, si tamen nobiscurn disposuaerit amicicias conservare." Fredegar 4,68, S. 236, Kusternig 237)1 Fritzc, Schwurfreundschaft 114. )1 "Non est possebelem, Ut christiani et Dei servi amicicias conlocare possint." fredegar
Vgl. Fredegar 4, 75, S. 246. Fredegar 4, 68, S. 238. 47 Fredegar 4, 74-76, S. 246 H. S 4 Chaloupecky, Considerations 234; Preidel, Anfange I, 228; Kollautz/Miyakawa I, 231 H.; Mitscha-Marheim, Spuren [62. Fur Siidrnahren und das nordliche Niederosterrcich Avcnarius, Awaren 127; Friesinger, Vater I I 5. Den "Schwcrpunkt im Sudetcn- und Donauraum" sieht Wolfram, Mirteleuropa 341. 49 J. Goll, Samo und die karantanischen Slawen. 1vlIOG 9 (1890) 443-46; Grafenauer, Kontinuitatsfrage 73; ders., Zgodovina 107 (der die Beziehung eher als Bundnis betrachtet); Zollner, Namensgut 25 I; Wolfram, Conversio 74; ders., Mitteleuropa 341; Avenarius, Awaren 137; Kollautz, Noricum 638; Bertels, Caranrania 107 halt die Frage kaum fur klarbar und rechnet mir Interessengleichheit. 0 1 Hermann Bald, Zur karantanischen Geschichte des 6.- 9. Jahrhunderts. Festschrift fi.ir Nikolaus Grass 2 (Miinchen 1979) 408; Gorbert Moro, Zur polirischen Stcllung Karantaniens im [rankischen und deutschen Reich. SOF 22 (1965) 78f. Diese AuHassung kann sich zwar auf den Wortlaut der Conversio stiitzen, nach dem Samo "manens in Quarantanis fuit dux gentis illius" (c. 3, S. 40), sic vcrnachlassigt ab er Intention und Dberlieferungsgeschichte des Salzburger Missionsberichtes (dazu Wolfram, Conversio 73 f.). Der Anschluf der Sorben und die Bedrohung Thi.iringens ware so kaum zu erklaren. jl Bona, Bulgaren 105; Chaloupecky, Considerations 234; Dvornik, Slays 61; Preidel, Anfange 1,96; sie alle wollten Samos Herrschafr auf Bohrneri/Mahren beschrankt wissen. j1 Kunstmann, Herkunft 310, 3 I 2. ;; Fritze, Bedeutung 519. Fi.ir die Slowakei und Niederosterreich Cilinska, Beziehungen 52; dies., Development 250 zahlt auch "pannonische Slawen" zum Samo-Reich, was blofse Spekulation ist. H Lechner, Sicdlungsgeschichte 326, der sich auf die Etyrnologie Melk/Medjilica = Grenzbach stiitzt ; dagegen Kronsreincr, Grenzbach 15 H. Am Unterlauf der Melk, im Volksmund "Bahmische Grenz" geheiflen, wird heute noch ein weiller Stein regelrnaflig gekalkt, der ein altes Grenzzeichen darstellen konnte; vgl. Franz Hutter, Melkflull-Medjilica-Crenzflufs. Unsere Heimat 35 (1964) 63 H.; Wolfgang Hausler, Melk und der Dunkelstciner Wald (Wien [978) 40. Kritisch dazu Wolfram, Ethnogenesen I3C rnit A.167, der richtig bernerkt, dall solche Beobachtungen eines chronologischen Bezugspunktes entbehren. Vgl. auch Kap. 8.3. Karl Oettinger, Das Werden Wiens (Wien 1951) wollte die Residenz Samos in Wien aufspi.iren; dagegen Mitscha-Marheirn, Spuren 165; Zollner, Bevolkerung 129. ;; Daim, Leobersdorf 176; anders noch Bona, Abrill 613 f. ;6 Herrmann, Staatsbildung 33 f. rechnet Sarnos Sraat noch zum Stadium der .militarischen Dernokratie"; ratsachlich kann bum rnit stark er gescllschaftlicher Differenzierung gerechnet werden. Weiter geht Pritsak, Slavs 393 A.88: "The concept that Samo's activities constituted the .firsr Slavic state' should be abandoned". Sein Versuch einer Differenzierung zwischen ,Winidi' als milirarischer Elite und .Sclavi' als Massen (ebd. 420) kann jedoch Fredegar nicht als Zeugen anfiihren, der die beiden Namen als gleichbedeutend wertet ("Sclavi coinornenti Winidi"). ;7 Vgl. Kap. 4.6.
-I3C '9
10
4,68, S. 236, Kusrernig 237); Fritze, Schwurfrcundschaft 114 f. Anders kunftig Chrysos, Concepts: "J n the international world of late antiquity friends did not need to be equal". H Vgl. Kap. 6.10. j; Das hat schon Frirz e, Schwurfreundschaft 115 sehr richrig beobachter. )6 Fredegar 4, 62, S. 228; Ewig, Merowinger 52; Lounghis, Ambassades 108. 37 4, 68, S. 236. IS "Die Gegend, die Zellia genannt wurde, bis zu dcm Ort, der Mcdaria heifit", PD 4, 38, S.166. 19 Fur Maglern u. a. Eberhard Kranzrnayer, Ortsnamenbuch von Karnten 2. Archiv fLir vaterlandische Geschichte und Topographie 5 I (1958) 77; Primus Lessiak, Die karntnischen Stationsnamen. Carinthia I 112 (1922) 75-77; Walther Fresacher, Zur Geschichte der Herrschaften Finkenstein und Rosegg. Carinthia I 150 (1960) 753 ff.; Kollautz, Noricum 638; Mal, Probleme 22 f.; Kollaurz/Miyakawa 2, 391 H.; Klebel, Langobarden 107-09; Hermann Vetters, Die Kontinuitat von der Antike zum Mittelalter im Ostalpenraurn. VF 10 (1965) 41; Grafenauer, Zgodovina r r z , Fur Cegle Hauptmann, Urnwalzungen 230f.; Wolfram, Conversio 76 A.9, der jedoch in Ethnogenesen 127 A.15 3 davon Abstand nimmt und die Gail vorzieht. Ausfuhrlich mit weiterer Literatur Krahwinkler, Friaul 313-19; er will die Meclaria- Variante nicht ausschlielien, halt sie aber (rnit Sasel) fur unbeweisbar. Zuletzt Bertels, Caranrania iccff., mit Zusammenfassung der gesamten Diskussion, fur eine Region an der Gail. 4C Vgl. Kap. 8.3. Damals waren die Beziehungen zwischcn Bayern und Langobarden ausnahmsweise gespannt; Liutprand (714-44) hatte einige Orte in Sudrirol besetzr und stand trotz einer Heirarsverbindung rnit den Agilolfingern in engem Biindnis zu den aufstrebenden Karolingern, die mehrfach in Bayern intervenierten. Vgl. Jarnut, Langobarden 94i. und Reindel, Agilolfinger 124 f. Nach Paulus Diaconus 4, 38, S. 126 lockte der Patricius Cregorius die beiden unter falschen Versprechungen nach Opitergiurn/Odcrzo, wo er sie umbringen liell. Fredegar 4, 69, S. 238 beschreibt dagegen den Aufstand eines (toskanischen) Dux Taso gegen Konig Charoald, den dies er nur mic Hilfe des Exarchen Hysacius iiberwinden kann. Zur Datierung urn 625 vg!. Gasparri, Duchi 66f.; Jarnut, Studien 357; Krahwinkler, Friaul 39f.; Glossar 2(1983) 279; Bertels, Carantania 103. Noch vor dem Tod Agilulfs (616) datiert die Affare hingegen Paschini, Friuli I, 121, allerdings ohne nahere Begrundung. " Fi.ir eine Identifizierung Klebel, Theodo I89f.; dagegen Kollautz/Miyakawa 2, 404 (datiert auf 6z0!J7); Frirzc, Bedeutung r z z H.; Kahl, Baiern 185 rnit A.75; vgl. Krahwink-
,1
ler, Friaul acr A.94· H Gelegendich werden die Langobarden als eine der drei Abteilungen Dagoberts verstanden, etwa bei Kollautz/Miyakawa 2, 435; Chaloupecky, Considerations 234; doch legt Fredegars Formulierung ein unabhangiges Operieren nahe (vgl. Krahwinkler, Friaul 401 A.94), selbst dann, wenn man "solucione" im engeren Sinn rnit ,auf Bezahlung' ubersetzt; vgl. dazu Kusternig 237 A.96. Vielumstritten ist auch die Tatsache, daf die Bayern nicht genannt werden; dazu ausfuhrlich Fritze, Unrersuchungen, bes. 93H.; vgl. auch Kahl, Baiern 185. H Gerard Labuda, Wogastis-Burg. Slavia Antiqua 2 (1949/50) 241-52; Chaloupecky, Considerations 235; Ernst Schwarz, Die Ortsnarnen der Sudetenlander als Geschichtsquelle (Mi.inchen 1961) 63 ff.; Preidel, Anfange I, 9 I; Waiter Schlesinger, Das Fruhmittelalter. Geschichte Thi.iringens, hg. Hans Patze/Walter Schlesinger J (Wien- Koln-Graz 1968) 336; Wolfram, Conversio 74. Kunstmann, Name 7fi.; in seinem Sinn auch H. Jakob, War Burk das historischc Wogastisburc, und wo lag das oppidum Berleich? Eine historisch-geographische Standonanalyse. W dS 25 (1980) 39-67.
43 J
4; 6
4
Kapitel 7·5. 1 Zur Textkriti]; zuletzt Klaic, Problemima 255; Margeric, Konstanrin 14 f.; B. Ferjancic The Structure of Chapter 30 of the Treatise De adrninistrando imperio. Zbornik radova 18 (1978) 67-80, die in Kapirel 30 die Zutat eines Anonymus sehen ; ahnlich schon Grafenauer, Prilog kritici 18 H.; dazu vgl. Moravcsik in DAI, Commentary 97f. In jedem Fall haben die Zuschreibung an Konstantin od er einen Anonymus sowie die etwas triihere od er sparere Datierung weniger Aussagekraft fur die Zuverlassigkeit des kroatischen Herkunftsberichtes als afters angenommen. Zur Dberlieferungsgeschichte Radoslav Katicic, ,Bog Hrvata' u Konstantina Porfirogeneta. Melanges Skok (Zagreb 1985).
';]2
Anmerkungen
, DAJ 30, S. LF. Fur die Ubersetzung von ,laos' als ,Gdolge' Dirten, Bemerkungen 452, der DAI 31, 41, S. 154 als Paralle!e heranzieht; vg!. allerdings )2,124, S. 158. jenkins 143 hat "with their folk". ) Zur Idenrifizierung dieses Kotzilis mit Chadaloh, einem trankischen Dux von Friaul zu Beginn des 9. J ahrhunderts, kunftig Herwig Wolfram, Erfahrungen des 9. J ahrhunderts in Konsrantins Mitteleuropa-Bild. Syrnposion Delphi 1987- Vielleicht spielre auch die Erinnerung an Kozel, den Sohn Priwinas, rnir. ; DAI 31,1-25 und 58-60, S. 146-50. 1 Diirnrnler, Slawen 335-430; jirecek, Serb en 108; Bury, Empire 2, 275 f.; Mal, Probleme 57 f.; Grafenauer, Zgodovina 107-10; weitere Literatur in Jenkins, Commentary 95 H.; Ostrogorsky, Geschichte 85 A.2. 6 Konsrantin Porphyrogennetos, De cerim. 2,48, S. 688; Max Vasrner, Untersuchungen uber die altesten Wohnsitze der Slaven: Die Iranier in Sudrulsland (Leipzig 1923); S. Sakac, lranische Herkunir des kroatischen Volksnamens. Orientalia Christian a Periodica 15 (1949) 313-40 versuchte die Kroaren bis in die Zeit des Dareios zunickzuverfolgeo, als .Horohoati' eine persische Provinz besiedelten; ein Indiz aus dem 2. Jh. n. Chr. bot ein griechischer Grabstein eines ,Choroathos' von der Donmundung. Ahnlich Hauptmann, Friihzeit 265f.; Dvornik, Making 268ff.; ders., Slavs 26f.; Gregoire, Origine 88- II8; Waldmuller, Begegnungen 305 A.302; vg!. auch Ditten, Bemerkungen 444 (mit ausgezeichneter Zusammenfassung des Forschungsstandes). 7 Margetic Konsrantin 5-88; seiner Meinung nach karnen die Kroaten kurz vor den frankisch-awarischen Kriegen auf awarischen Befehl nach Dalmatien. Klaic, Problemima 253-270; sie vertritt eine Wanderung der Kroaten aus Karantanien (das sie rnir WeiBkroatien identifiziert, vg!' A.14) Anfang des 9.Jahrhunderts auf frankische Anordnung. Zustimrnend Rapanic, Costa orientale 839f. und Vilfan, Evoluzione 124ff.; skeptisch Karicic, Anfange 310 A.49; vg!. auch die Diskussion in SSCI 30 (1983) 144ff. rnit der Kririk von Jadran Ferluga (149); Ditten, Bemerkungen 45· Die Theorie wurde von Klaic jungst noch ausgebaut; in Najnovi radovi 0 29, 30. i 3 I. poglavlju u djelu De adrninistrando imperio cara Konstantina VII. Porfirogeneta. Starohrvatska prosveteja ser. 3, 15 (1986) 31-60 nimmt sie an, daB der kroatische Aufstand sich in Wirklichkeit unter Branimir gegen die Franken richtete. III einern Artikel in der Zeirschrift ,Oko' 1987 rechnet sie sogar rnit ciner Hin- und Her- Wanderung der Kroaten vorn Balkan nach Karantanien und wieder zuruck. (Freundlicher Hinweis von Prof. Katicic, Wien, und Nevcn Budak, Zagreb). Solche Dberle~ungen bewegen sich nicht mehr auf dem erreichten Diskussionsstand. Das Fchlen von Nachrichten wurde besonders iiberraschen, wenn die Kroaten auf [rankisches Geheif Karantanien gekommen waren ; auch die terrninologische Unsicherheit beim Dukat Bornas ware bei .Irankischen' Kroaten bum dcnkbar. Vor allem stoGt die Version von Klaic aber auf die Schwierigkeit, daG erst langc nach, nicht aber vor 800 Kroaten in Karnten belegt sind. In Karnten fand urn 700 keine kroatische, sondern eine karantanische Ethnogenese statt. Es ist wenig plausibel, daG noch urn 800 ein Teil der gar nichr unter diesem Namen belegten Karnrner Kroaten in Dalmatien den Kroatennarnen durchsetzen konnte. 9 Vg!. Kap. 7.1. und unten. '0 Rapanic, Costa orientale 840 schlicfs: aus dern Mange! an Funden auf ein Vakuum vor 800, was methodisch nicht gerechtfertigt ist. Spuren des 8. J ahrhunderts in Nin: Belosevic, Kroaren 89; ebd. uber Kasic: ders., Kultura 23. Zrmanje b. Cetina: Dusan jelovina, Srarohrvatske nekropole na podrucju izrnedu rijeka Zrmanje i Cetine (Split 1976) bes. 82f. u. 147f. Im .altkroatischen' Fundgut des 9. [ahrhunderts in Dalmatien laBt sich allerdings wcnig mehr als einige awarische Pfeilspitzen feststellen; vg!. Dusan Jelovina/Dasen Vrsalovie, Die materielle Kultur der altkroatischen Graberfelder auf dem Gebiete des dalrnatinischen Kroatien. Arch. Iugoslavica II (1970) 92; frankische Einflusse uberwiegen. " Ihre Existenz ist belegt durch die Nennung des ,pagus Crouuati' zwischen St. Veit und Fe!dkirchen (954 und 993) und durch fUnf steirische und drei Karntner Ortsnamen; Zusammenstellung der Belege bei Kronsteiner, Alpenslawen 138 f. Il Ludmil Hauptmann, Die Herkunft der Karnrner Edlingc. Vierteljahresschrift fUr So-
Kapitel r.;
4]]
zial- und Winschaftsgeschichte 1 I (1928) 245-79; ders., Umwalzungen 259 H. (iranisch erklart von sarrnarisch .kasogos); ahnlich Dvornik, Making z89f.; Prim us Lessiak, EdlingKazaze. Carinrhia I 103 (1913) 8 I H. (turksprachlich ,gazaq'lfrei, Rauber); fur turksprachlichen Ursprung, aber baldige Slawisierung Mal, Probleme 36f. (seine Identifikation kazaze-Canizauci ist unhaltbar); ders., Eigenart 33 H. fuhrt die Polemik gegen Hauptmanns These einer kroatischen Oberschichr fort; ausfiihrlich Grafenauer, Herzogseinsetzung 478-505 und 601 f., der fur .kazazc' eine germanisch-slawische Etymolgie vorschlagr, die Frage ab er offenlaBt, jedenfalls Hauptrnanns Kroarenrhese ablehnt; vg!. auch ders., Hrvati 207ff.; Kronsreiner, Alpenslawen 145 f. mit der Ableitung vom tartarischen ,gaziz'l Freund, der Andreas Tietze, Kroaten ein tiirkisches Ethnonym? Wr. slavist, Jb 25 (1979) 140 widersprach, Ob man aus der Stellung der Edlinger auf friihmittelalterliche Verhal.tnisse zuriickschlielien kann, wird heute vie! skeptischer beurteilt, vg!. Wolfram, Conversio 88 f. rnir A.61 (mit Lit.). IJ Kronsteiner, Alpenslawen 144ff. Seine Sammlung besteht freilich vor allem aus MogIichkeiten , ihre Beweiskraft leidet darunter, daB wir von der awarischen Sprache nichr einmal sicher sagen konnen, daB sie eine Turksprache war (vg!. Kap. 6.11.). Es bleibt .Kroate' und .kazaze', beides schwer slawisch abzuleiten, obwohl auch sonst ungeklan; zwei rnoglicherweise vorn kroatischen Titel .Ban' abzuleitende Ortsnamen (Faning und Fohnsdorf) sowie in derselben Gegend eine Reihe weiterer, die sich auffallend vom alpenslawischen Typ unterscheiden und bei denen .ostliche' Etymologien zur Diskussion stehen. Verdienst Kronsreiners ist es, start der .ethnischeri' Kroatenrhese eine .soziale' vorgeschlagen zu haben, vg!. A.43.
•• Klaic, Problemirna 257ff.; Kronsteiner, Alpenslawen 141f.; Heinrich Kunstmann, Wer waren die WeiGkroaten des byzantinischen Kaisers Konstantin Porphyrogennetos? WdS 29 (1984) 1II-22, bes. 1I8; fur ihn ist Karnren noch im 9. Jahrhundert Ausgangspunkt einer weiBkroatischen Wanderung nach Norden. Solche Deutungen miBachten auch vollig Stellung und Struktur des seit 740 bayerisch-trankisch beherrschren Karantanie n. 'I Sakac u. a., wie A.6. Weitere Lit. bei Ditten, Bemerkungen 444. Eine neue Variante der iranischen Theorie entwickelte jungst Trubacov, der .harvat' von .sarmar' ableitete, freundlicher Hinweis von Radoslav Karicic, Wien. 16 Heinrich Kunstmann, Uber den Namen der Kroaten. WdS 27 (198.2) 131-36; vgl. DAI 31, 7E., S. 146. Die Hypothese wurzelt in der Vorstellung von einer Sud-Nord-Ausbreitung der Slawen, darunter auch der Kroaten (vg!. Kap. 4.6.); doch ist eine solche Umdrehung des Konstanrin-Berichtes reine Spekulation. 17 Kronsteiner, 158-60.
Alpenslawen
155; dagegen
Andreas
Tietze,
wie A. 12. Mikkola,
Avarica
rS Darauf verwiesen, im Zusammenhang mit Khan Kuvrat, J. Nerneth, Die Herkunft der Namen Kobrat und Esperiich. Korosi Csoma Archivum 2, 6(19)2) 440-47 und Pais, Ogur 369, ohne sich dabei rnit der Kroatenfrage auseinanderzusetzen. Zu ,qubrat'/aufhaufen schon Altheim, Hunnen 1,21 I (nach Gabain, Grarnmatik 56,39). Die Verbindung Kuvrats rnit dem Kroatennamen halt der Turkologe Tietze (wie A.12) wie viele andere Forscher fur rnoglich; doch stoBt sie auf gewisse eryrnologische Schwierigkeiten und kann daher nicht selbstversrandlich angenornmen werden. 19 Liber pontificalis, hg. Duchesne I, 350 und hg. Guglielmo/Pandolfo, 22 (1978) 194'0 PL 87, 1224f. Vg!. Katicic, Literatur 32. " PD 5, 23, S. 195. " PD 4, 44, S. 170. 'J Siehe Kap. 7.1. '4 DAI 29, S. 67.
Studia Gratiana
'I ArF a. 821 und a. 818. Ausfuhrlich dazu Katicic, Anfange jcr If., der sehr gut die Zusarnmenhange von Dukat, Patria und Gens herausarbeitet; die Guduscani sind die Bewohner jener ,Goutsiska', die nach DAI 30, 94, S. 144 direkt dem kroatischen Ban unterstand, der heutigen Gacka. Katicie meinr, daB die ,Guduscani' nur deswegen im Tite! Bornas genannt werden, weil sie die Haupdast der Kampfe gegen den benachbarten Liude-
434
Anmerlncngen
wit trugen, das Stammesfi.irstentum Bornas sei aber eigentlich bereits ein kroatisches (ebd., 306f.). In der Tat beschr ankte sich die Herrschaft Bornas nichr auf die Guduscani, und als sie ihn irn Kampf verlieiien, hatte er die Mittel, sie durch seine "praetoriani", seine unmittelbare Gefolgschaft (ArF a. 819, 118-20. Vg!. Wolfram, Liudewit 293), zur Rason zu bringen. DaG die Intitulatio eines Fursten durchaus auf tagespolitische Erfordernisse reagiert, hat Herwig Wolfram, Intitulatio I, MIOG Erg. Bd. 21 (1967) bes, 9ff. gezeigt; doch hatte sich Borna vor Kaiser Ludwig wohl bum als blofser Dux Guduscanorum prasenticrt, wenn er in Wirklichkeit als Dux Chroatorum seinen Dukat von einer vie! umfassenderen gentilen Einheit ableiten konnte. DaB bis ins Hochmittelalter eine gentile Vielfalt auf dem nordwestlichen Balkan herrschte, betont Budak, Ethnogenesen (Symposion Zwettl 1986). 26 Erstmals auf einer Urkunde Trpimirs von 8p, die allerdings nur in jiingeren Abschriften erhalten ist; erste sichere Nennung ist eine Inschrift Branimirs aus den Achrzigerjahren. Vg!. Katicic, Anfange 307. 27 Hg. H. Sweet (London 1883) 16; E. Herrmann, Beziehungen 170; Dvornik, Making 272 f. 28 Marquart, Streifzi.ige XXXIf., 102 und 468; E. Herrrnann, Beziehungen 176f. Eine Zusammenstellung der Nachrichten bei Preidel, Anfange 2, 61. 29 Trautrnann 5 und 12. Je MGH D.H.IY. 390, S. 517 (allerdings verunechtet); E. Herrmann, Beziehungen 183 f.; Preidel, Anfange 2, 49 ff., mit Lit. 3' Dvornik, Making 277 H. J2 Vg!. A.13. )) Kronsteiner, Alpenslawen 144ff.; zu Chrvat/Kroberha bei Magdeburg Herrrnann, Slawen in Deutschland 12; Griechenland: Vasrner, Slaven 123, 127, 175,319 (doch sind diese teils erst neuzeitlich iiberlieferten Namen auch anders zu erklaren - freundliche Mitteilung von Radoslav Katicic, Wien); vg!. Kap. 404l4 Vg!. Kap.4.6. Eine Aufstellung der Duleben-Nennungen bei Kunstmann, Dulebi 44ff. (m it wenig befriedigender griech. Etymologie); daG die Karntner und sreirischen Namen Dudleipa, Dulieb u. a. etwas mit den Duleben zu tun haben, bestritten einst Pirchegger, Karantanien und Unterpannonien zur Karolingerzeit. MIOG 23 (1912) 294 und Mal, Probleme }2, was sich ab er nicht durchsetzte. Die iranische Theorie leitet die Duleben, ebenso wie die Kroaten, direkt von den Anten ab; Dvornik, Making 281 kann dafiir allerdings wenig mehr ins Treffen fiihren, als daf beide von den Awaren bedruckt wurden. Vg!. dazu Zasterova, Qucllen 231 H. Zu beachten ist unbedingt, daG die DulebenNennungen ebenfalls erst im 9. und 10. Jahrhundert einsetzen (Cosrnas, Masudi, Nestor; D.L.D. 102 (860) nennt "ad Tudleipin", das gefalschte D. Arnolf 185 (891) den Comitatus "Dudleipa" in der Steiermark). 35 Nikephoros 24, 9-12; siehe Kap. ;.6. Gegen eine Identifizierung der Namen Kuvrat (der in der bulgarischen Fiirstenliste als Kurt, zu nirkisch ,qurt'/Wolf, uberliefert ist) und Chrobatos Dvornik, Making 288; freilich ist die bei Theophanes, Nikephoros, und beim Pseudo-Moses Chorenaci erhaltene Form Kuvrat/Chubraat (siehe Kap. 7-6.) sicher kein blofser lrrtum. Die etymologische Gleichsetzung bleibt hypothetisch (vg!. A.I8); reizvoll daran sind vor allem die auffal!igen historischen Parallel en dreier regionaler Auistande. )6 Mir, Dem. 2, 5; siehe Kap. 71 J7 DAI 30, 65, S. 142. )8 Uberholt ist der Vorschlag von Gregoire, Origine, der alle drei Berichte auf ein und dasselbe Ereignis beziehen wollte. Haufig rezipiert wird hingegen die These von Besevliev, wonach Kuver der Sohn Kuvrats gewesen sei, siehe Kap. 7·7· 39 Mir. Dem. 2, 5; Nikephoros 33, 24 - 34, 7; Theophanes 6 I 71, S. 357; DAI 30, 61-69, S. 142; 32, S. 152. Vg!. Pohl, Kroat. Ethnogenesen 294f. 40 Ausfi.ihrlich dazu Pohl, Kroat. Ethnogenesen 295 f. Interessant ist, daf auch der Priester von Diocleia in seiner Chronik (12. Jh.) Kroatien nach eiriem idealen Viererscherna mit Dalma als Zentrum einreilt, vg!. Steindorff, Synode 306 u. }20 (Karte). Das mag mit der christlichen Kosmologie zusammenhangen, konnte ab er durchaus auch eine Reminiszenz an alte Steppen- Traditionen beinhalten. Der Steppcnrradirion entsprang auch das Motiv
Kapitel 7· 5
435
von der Uberschreitung cines Strornes, vg!. kunrtig Roux, Religion, SSCI 35 (1987); als "primordiale Tat" vcrsteht die Fluliuberquerung Herwig Wolfram, Donau. RGA 2. Aufl. 6 (1985) 2l 4' Die Hephthaliten (siehe Kap. 2.6.) tragen sie sogar im Namcn; der tiirkische Khagan, der seine bei Theophylakt erhaltene Siegesbotschaft nach Byzanz schickte, nannte sich "Herrscher iibcr die sieben Geschlechter und Herr iiber die sieben Zonen der Erde" (Th. S. 7,7, S. 257, Schreiner 186). Auch die Ungarn zahlten, nach DAI 38, S. 170, sieben Starnme; vg!. die legendaren sieben Duces des Anonymus, Gesta Hungarorum 2, S. 37 und 10, S. 46 und Karoly Mesterhazy, Die landnehmenden ungarischen Starnme, Acta Arch. Hung. 30 (1978) bes. 334f. 42 Vg!. Wenskus, Stammesbildung 46ff.; Wolfram, Goten 454 undki.inftig ders., Das Reich und die Germanen (in Vorbereitung). AIs "Dberreste der kroatischen origo gentis" verstand den Konstantin-Bericht auch Katicic, Anfange 308. 4J Kronsteiner, Alpenslawen 155. Der Gedankengang kann auch ohne Kronsteiners von Tietze (wie A.I2) bestritrene Erymologie des Kroatennamens bestehen ; freilich wird man dann nicht einfach .dic' Fiihrungsschicht des Awarenreiches darin sehen. Vg!' Pohl, Kroat. Ethnogenesen 293 ff. und Budak, Ethnogenesen, Symposion Zwettl 1986. 44 Vg!. A.24. 45 DAI 29, 113, S. 128. Die Bedeutung der Stelle ist umstritren , gegen Hauptmanns Deutung der Kroaten als .Fiihrer der Slawen' wandte sich mehrmals Bogo Grafenauer, Sklabarchontes = ,gospodarji Slovanov' ali ,slovanski knezi'? Zgodovinski casopis 9 (1955) 202-19, der darunter ,Archontes der Kroaten und anderen Slawen' verstand. Ebenso jungst Vilfan, Evoluzione 123f. (rnit Bibliographie der Kontroverse Hauptmann-Grafenauer). Anders Jenkins 129 ("the Croats and the other chiefs of the Slays"). jungst pladierte Johannes Koder, Zu den Archonten der Slawen in De Administrando Imperio 29, 106-115. Wr. slavist, Jb. 29 (1983) 128-31 mit guten Gninden fur die Ubersetzung "die kroatischen und die iibrigen Archonten der Slawen"; ebd. auch die Herausgeber-Notiz von Radoslav Katicic rnit weiterer Literatur, Die Formulierung kann sich in der Tat nur auf das militarische Aufgebot der Kroaten und anderen Slawen beziehen; do ch konnte sie durchaus eine Erinnerung an eine soziale Bedeutung des Kroatennamens enrhalten. Wenn Vilfan betont, daG die .archontes' cine "funzione, non uno strata scciale" darstellten, so widcrspricht das den hier vorgeschlagenen Gedankengangcn gar nicht, Als Hinweis auf einc einstige soziale Bedeutung des Kroatennamens wertet die Stelle auch Budak, Ethnogenesen; ahnlich versteht er Konstanrins Etymologie ("die vie! Land besitzen "). 6 4 Haussig, Exkurs 346; Pritsak, Stammesnamen 50ff. 47 DAI 30, 70f., S. 142. Das muG nicht unbedingt auf ratsachliche erhnische Kontinuitat deuten; dafl sich awarische ethnische Gruppen solange unter fremder Herrschaft hicltcn, ist sonst nirgends belegt. 8 4 Max Vasmer, Russisches etymologisches Wiirterbuch I, 203; Dvornik, Making 273; Kronsteiner, Alpenslawen 145; Ditten, Bemerkungen 449f. Zu Baian siehe Kap. 6.3. 49 Siehe Kap. 8.2. Zum kroatischen Ban und Zupan vg!' auch Steindorff, Synode )22. 50 Ludat, Farbenbezeichnungen 15 d.; Steindorff, Synode 298 f.; Mikkola, Avarica 15860; Ludmil Hauptmann, Kroaten, Goren und Sarmaten. Germano-Slavica 3 (1935) 95-127 und 3 I 5-53; Kronsteiner, Alpenslawen 142; Ditten, Bcmerkungen 454. l' In diese Richtung gehen die Vermutungen von Radoslav Katicic, Wien, wie er rnir freundlicherweise rnitteilte. 5' DAI 31, S. 146-48. D Das vermutet Karicic, Anfange }09 f. 54 Vg!. Chrysos, Gri.indun~l.7ff. 55 DAI )2-36, S. 152-64. Uber die kleineren slawischen Gentes, die sich lange neben Kroaten und Serb en behaupen konnten, ki.inftig Budak, Ethnogenesen (Symposion Zwettl 1986). 56 Dazu Ljubornir Maksimovic, Struktura p. glave spisa ,De administrando imperio'. Zbornik Radova 21 (1982) 25-32; danach sind die erstcn 29 Zeilen des Kapitels eine Kornpilation des Autors, wahrend das folgende, beginnend mit der Genealogie dcr serb i-
436
Kapitel r.e.
Anmerleungen
schen Furstcn, aus einer serbischen Chronik geschopfc ist. Aus einer eigenen Fami1ienOberlieferung starnmt vielleicht die Nachricht von der Herkunft der zach1umischen Fursren-Farnilie des Patrikios Michael (33, 16-19, S. 160-62). 57 Besevliev, Bu1g. G. 296f. 5S jirecek, Serben 107f.: "Kombinationen des 10. jahrhunderts auf Grund der Ahnlichkeit einiger Stammesnamen im Norden und Suden". 59 Dvornik, Commentary 131 f.; Stratos, Byzantium I, 321 f. 60 Lilie, HerakIeios 56ff. Kririsch dazu, Iaut freundlicher MitteiIung, Radoslav Kati\';ic (Wien) und Neven Budak (Zagreb); Biograd ist im Friihrnittelalter nicht als byz:mtinisch zu erweisen. Dagegen bezcugt die Vita Clernenris (PG 126, 1222) fiir das 9. jahrhundert den Gcbrauch des Namens Belegradon fur das alte Singidunum; vgl. Barisic, Singidunum 12. 6, Skeptisch zur Abstammung der Ba1kan-Serben von den Sorben Herrmann, Slawen in Deutsch1and 12. 6, Chrysos, Nordgrenze 29 H.; ders. in einem bisher unveroffenrlichten Vortrag auf dem Symposion Zwetd 1986. 6) DAI 30, S.142; }I, S. 148; }2, S. 152; 33, S. 160; 35, S. 164; 36, S. 164. Jedesmal verwiisten und entvolkern die Awaren das Land, die Neuankomrnlinge werden von Herak1eios gegen die Awaren ins Land gehoIt. Eine ahnliche Unterscheidung treffen auch die spateren Quellen zur Slawisierung Griechenlands, vgl. Kap. 4.2.-4. 64 Budak, Ethnogenesen (Symposion Zwettl 1986). 65 ArF a. 822, 128. 66 Mit ,srb'/,von gemeinsamer Herkunfr' erklart den Namen Herrmann, Slawen in Deutsch1and 12; Gotab, Se verb 19 f. hat ,kinsmen' und deutet so nicht nur den Namen der Serben und Sorben, sondern auch den der bulgarischen Severer und der russischen Severjanen. Beide Deutungen sind jedoch hypothetisch; auch die .Sarban' des Kaukasus waren von einer slawischen Deutung schwieriger zu erfassen. Reizvoll ware daran der Gegensatz zu den ursprunglich nach der Kriegsverfassung der Steppenreiter Geordneten und ,Gesammelteri' (die Bedeutung von ,qubrat' in den Orchon-Inschriften), den .Kroaten'. Doch ist das blolie Speku1ation.
Kapitel 7-6. I Vg!. Pohl, Gepiden 252ff. , Kollautz/Miyakawa I, 160; danach Kusternig 242 A:I2 aufgrund der hypothetischen Idenrifikation rnit dern Kuvrat-Aufstand, der zudem ebensowenig exakt darierbar ist, siehe unten. Lauterbach, Untersuchungen 6c I rnochte aus dem Zusammenhang bei Fredegar nach der Gundeberga-Geschichte auf 636-39 datieren, doch war seit 633 Sigibert fur Austrasien zusrandig. ) "Eo anno in Abarorum cuinornento Chunorum regnum in Pannia surrexit viaemens intentio, eo quod de regnum certarint, cui deberetur ad sucedendum: unus ex Abares et alius ex Bulgaris, collicta multetudinern, uterque in invicem inpugnarint", Fredegar 4, 72, S. 242, Kusternig 243. 4 Vg!. Kap. 6.12. 5 Fredegar 4,72, S. 242. 6 Reinde1, Agilolfinger 154; Schlesinger, Ostbewegung 40; Kahl, Baiern 187f. 7 Heinrich Kunstrnann, Vorlaufige Untersuchungen uber den bairischen Bulgarenmord von 6Jl/)2 (Miinchen 1982). 8 PD 5,29 S. 196f. 9 [arnut, Langobarden 60; Besevliev, Bulg. G. 157.
437
Grund des Dux-Titels erschlielir er einen Aulenrhalr Alzecos in Ravenna, der wiederurn die Briicke zur bulgarischen Wandersage bildet. Dcch die Formulierung des Paulus Diaconus "a sua gente digresso, Italiam pacifice introiens ... ad regem Grimuald venit" zeigt, dall Alzeco nicht aus Ravenna kam. Auch Dittcn, Protobulgaren 70 lehnt rnit Zlatarski nicht nur die Gleichsetzung Alciocus-Alzeco ab, sondern halt ersteren iiberhaupt fur eine Erfindung Fredegars, Wie der burgundische Verfasser der Fredegar-Chronik zufallig den N amen eines Bulgarenfursten erraten sollre, der erst nach der Abfassung des Werkes (658/60, vg!. Kusternig t z ) in Italien eintraf, wird Ireilich nicht erklart, Auch das Argument, dall die beiden Berichte "ganz verschiedene Gebiete", Bayern und Siiditalien, betraien, ist unhaltbar; Alzeco kam ja erst nach Italien. Lauterbach, Untersuchungen 595 ff. siehr den umgekehrten Zusammenhang: Die Erzahlung vorn Zug des funften Kuvratsohnes nach Italien ware demnach ein legcndarer Niederschlag der historischen Alzeco- Wanderung, was wescntlich p1ausibler ist. Fur Identifikation Alciocus-Alzcco auch Bertels, Carantania 104ff. r a Mitteilung von H. W. Haussig an V. Besevliev (Bulg. G. }20 A.26). I) J.J. Mikkola, Ein alcslowenisches Won in Fredegars Chronik. Archiv fur slawische PhiIologie 41 (1927) 160 fur ,w1adyka', danach etwa Mal, Probleme 25; dagegen Kronsteiner, Alpenslawen 144; Kunstmann, Samo 174ff. (rnit weiterer Lit.). Wolfram, Conversio 75; ders., Erhnogenesen 131; Deer, Untergang 737ff.; Zollner, Namensgut 252. Ij 24,9-15. ,6 Chronik, hg. Zotenberg (Paris 1SS3) 580 (rnit frz. Obersetzung) od er R. H. Charles (London 1916) 196f. (eng!. Ubersetzung). Das Werk des agyptischen Bischofs ist in der athiopischen Fassung erhalten, die offenbar aus einer arabischen Ubersetzung schoptt; vgl. Kap. 1.2. 17 DazuJosef Marquart, Die altbu1garischen Ausdrucke in der Inschrift von Catalar und der bulgarischen Fiirstenliste. Izvesrija Russkago archaeologiceskago institute v Konstan tinopole 15 (191 I) 7; ebenso die Ubersetzer Zotenberg und Charles; vg!. Beseviiev, Bulg. G. 512 f. (mit wciterer Lit.). ,8 Theophanes 6171, S. 357,8-14; ahnlich Nikephoros 33, 14-20. De Boor zieht in der Theophanes-Edition die Lesung Krobaros vor, wahrend Nikephoros Kobratos hat. Lauterbach, Untersuchungen 555. 19 Theophanes 6171, S.357f.; Nikephoros 33 f. Zu Asparuch und seine!'! angeblichen Brudern siehe Kap. 71 le Nikephoros 12,20-28; eine etwas andcre Fassung enthalt The London Manuscript of Nikephoros' ,Breviarium', hg. Louis Orosz (Budapest 1948) 20, 168-75. z t Moravcsik, Byz. turcica 2, 296f.; Besevliev, Bu1g. G. 482; vg!. Pritsak, Furstenliste 38, der allerdings Avitohol rnit dem Shan-yii del' Hsiung-nu gleichsetzr, dagegen Altheim, Hunnen 1,28; Halperin, Bulgars 192f.; Gjuzelev, Asparuch 9f.; Haussig, Furstenliste (wie A.25); Hans-Dieter Doprnann, Die Entwicklung eines bulgarischen Geschichrsbewufstseins und seine Widerspicgelung in der bulgarischen Historiographie von den Anfangen bis zurn 14. Jahrhundert. Jb. f. Gesch. des feudalismus 8 (1984) 63-72. Zum Dulo-Geschlecht siehe unten; das Geschlecht Ermi Iallt sich zu dem Awaren Errnirzis (Kap. 6.5.) und dem bulgarischen Ermares-Geschlecht srellen, Altheim, Hunnen I, 26f. "So Moravcsik, Onoguren 7rf.; Runciman, Empire 14f.; Kollautz/Miyakawa I, 160; Stratos, Byzantium 2, 163 H.; Lauterbach, Untersuchungen 578 H.; Szideczky-Kardoss, Onoguroi 904 (rnit Fragezeichen). ') Theophanes 6115, S. 3 la; so Marquan, Srreifzuge 21; Besevliev, Bulg. G. 519; Avenarius, Awaren 255 A.I5; er argumenriert, Kuvrat konne kaum zweima1, urn 720 und 735, zum Patrikios ernannt worden sein. '4 Bulg. G. 5 16H., mit weiterer Lit.; gegen diesen "seltsamen Vorschlag" Werner, Grabfund 39. '5 Das geht aus Theophanes 6171, S. 357,11-14 hervor. Die Ubersetzung von Harry Turtledove, The Chronicle of Theophanes (Philadelphia 1982) 75 versreht die Stelle so, daG er "during the period when Constantine was in the west" gestorben sei, also in den Jahren vor 668; so datieren auch H. W. Haussig, Die protobulgarische Furstenlisre. F. Altheirri/H.
I,
Anrnerhungen
4J8
\V Haussig, Die Hunnen in Osreuropa (Baden-Baden 1958) 13 (663-68); Altheim, Hunnen I, 20 (663-68); Lauterbach, Umersuchungen 581 (663-68); Gjuzelev, Asparuch 13 (663-68); Pritsak, Fiirstenliste 36 (665); Besevliev, Bulg. G. 153 A.19 (etwa 665); Kollautzl Miyakawa I, 159 (668/69). Doch dienre die Erwahnung des Aufenrhalts im Westen wohl nur dazu, Konstans von den anderen Herrschern namens Konstantin zu unterscheiden, prazisiert also den Zeitraurn zwischen 641 und 668 nicht. DaE Kuvrat gleich nach Heraklcios gestorben sei, wie Artamonov, Istorija Hazar 163; Grousser, Steppenvolker 151; Ditten, Bedeutung 128 (642); Stratos, Byzantium 2, 165 (642); Averiarius, Awaren 157 annehrnen, ergibt sich weder aus dies er Stclle noch aus dem Hinweis des Nikephoros, Kuvrat und Herakleios ha ne auf Lebenszeit Frieden gehalten. Auch die Feindatierung auf ,urn 650' (Werner, Grabfund 43) oder gar 6SI (Angelov/Ovcarov, Slawen 64) ist aus den Quellen nicht zu stiitzen. Da Asparuch urn 680 im heutigen Bulgarien einzog und der Sohn Kuvrats war (oder ihm zurnindesr, nach der Angabe der Fiirstenliste, nach wenigen ]ahren nachfolgre), wird Kuvrat wohl kaum schon in den Vierzigerjahren gestorben sein. ,6 Lauterbach, Untersuchungen 557ff. Auch DAI 42, 59, S. 184 verlegt den Kuphis diesseits des Don. Doch kaum lag das Kuvrat-Reich am Bug, wie Lauterbach meint; denn Asparuch muEte auf seinem Zug an die Donau ja zuerst Dnjepr und Dnjestr iiberschreiten. Lauterbachs Ausweg (Untersuchungen 603 H.), die Bulgaren Asparuchs seien, zum Unterschied von den Onogunduren Kuvrats, vom Kaukasus gekommen, hatten also mit Kuvrat niches zu tun, isr sonst durch nichts zu erharten. Nordlich der unreren Donau lokalisierte das Kuvrat-Reich schon Dvornik, Slavs 64; unverstandlich seine Ansichr, die Awaren waren 635 in nordostliche Richtung verrrieben worden. Gegen Lauterbachs These und fur ein Kuban-Reich Balinr, Osrl. Beziehungen 137 Am Kuphis lokalisiert der Geograph von Ravenna (4, I, 44) urn 700 das Chasarenreich, und dessen Zentrurn lag sicher niche am Bug, was bisher in der Diskussion i.ibersehen wurde. '7 Theophanes 6171, S. 358. ,8 Dunlop, Khazars 56f.; Golden, Studies I, 59f.; Pletnewa, Chasaren 64. Zu den Ausgrabungen in Cir-J urt/Balanjar kiinftig Balint, Archaologie. '9 Deutsch bei Pletnewa, Chasaren 153; zum Brief Marquarr, Streifzuge 8 H.; zur Stelle Golden, Studies I, 58f. J' Werner, Grablund 43; ebd., 44i. zum Monogramm des Ringes, ,Lls nach W. Seibt (Wien) durchaus rnit .chobratou patrikiou' aufgelost werden konnte. Eine sehr eingehcnde Auseinanderserzung rnit Betonung der durch die Kuvrat-Hypothese aufgeworfenen Fragen lieferre Bilint, Identifizierung 263-69; er zieht den russischen Narnen Mala Perescepino vor. Ablehnend die Rezension von H. W. Haussig in UAJB N. F. 5 (1985) 275-77, der an einen chasarischen Honfund denkt; doch sind seine Argumeme reilwcise wenig stichhaltig. Etwa war der Christenglaube des Patrikios Kuvrat kaum so gefestigt, daE er sich nicht mit geraubten liturgischen Geraten bestatten hatte lassen. Wenig einleuchtend auch Haussigs historische SchluEfolgerungen, die Chasaren harten 668 Tomis geplundert und dort die Patene des Schatz es geraubt; auch daB darnals die zwei (hyporherischen) KuvrarSohne Alzeco und Kuver iiber die Scythia minor geherrscht hatten, ist reine Spekulation, zumal der Alzeco des Paulus Diaconus schon urn 663 in Italien erschien. Richtig ist freilich, daE nicht mehr eindeutig zu errnitteln ist, ob es sich urn einen Grab- oder einen Hortfund handelte. Zu dieser F rage, unter Heranziehung der neuesten sowjctischen Literatur, Michel Kazanski/jean-Pierre Sodini, Byzance et l'art ,nomade': Remarques a propos de l'essai de J. Werner sur le depot de Malaja Perescepina, Revue Archeologique 1987,71-88, bes. 81 H.; sie unterstiitzen die Vermutung von A.K. Arnbroz, daB es sich urn eine Cedenkstanc und nichr urn eine eigendiche Bestattung handelte, wie es auch bei ti.irkischen Fiirsten vorkornrnt. Der Bezug auf Kuvrat ware demnach auch ohne Auffindung seiner sterblichen Uberreste legitim (den Hinweis auf die Rezension verdanke ich Peter Stadler, Wien). Eine Datierung erst ins letzre Drittel des 7.]ahrhunderrs verficht Mechthild Schulze-Dorrlamrn in ihrer Rezension, Bonner jahrbucher 187 (1987) 852-54. J' Dazu Werner, Grabfund 43; Balint, Idcntifizierung 267. Akz.eptiert man die These von Ambroz (wie A.30), konnte man an eine Kultstatte, den Ort eines groBen Sieges od er einschneidenden Ereignisses irn Leben des Verstorbenen denken. AlIgemein zur Archaolo-
s.
Kapitel r.S.
439
gle des Schwarzrneergebieres im 7-Jahrhunden Balint, Archaologie, Fodor, Altungarn I4ff. Ohne jede Stiitze in den Qucllen ist die in der archaologischen Diskussion aufgetauchte These eines ,ostawarischen' Khaganates im 6.-7. jahrhunderrs, dem der Fund zugeschrieben wurde; vg!' Bona, Ivancsa 309; Balinr, Osd. Beziehungen 137. l' Zu den vier Bulgarenstammen siehe Kap. 7.7.; zu den Zentren des Chasarenreiches Plcmewa, Chasaren 96£f.; Csanad Balint, Some Archaeological Addenda to P. Golden's Khazar Studies. Acta Orient. Hung. 35 (1981) 397-422 und kunftig ders., Archaologie, )J Werner, Grabfund 9-16; zu den Trinkhornern vgl. Kap. 7.8. H Die Probleme urn Verwandtschaft oder Identitat von Onoguren/Onogunduren, Kutriguren/Kotragen und Bulgaren, auf die soviel Scharfsinn verwender wurde (siehe Kap. 2.2.), entfallen durch die Annahrne eines solchen ethnogenetischen Prozesses. Onoguren, Kutriguren und Bulgaren des 6.] ahrhunderts waren niche rniteinander identisch, wahrend sich im 7 ]ahrhundert nach ihrer Verschmelzung der Bulgarenname durchserz te, manchrnal noch in der Verbindung ,Onogur-Bulgaren'. )5 Nikephoros 24; danach Marquart, Streifziige 126; ders., Chronologie 75; Besevliev, Bulg. G. 149; Baiint, Ostl. Beziehungen 132; Szadeczkv-Kardoss, Onoguroi 904; Ditren, Bedeutung 128; Artamonov, Istorija Hazar 160; Werner, Grabfund 39; Kollautz/Miyakawa I, 160; B6na, Bulgaren 105 f.; Stratos, Byzantium 2, 136. Lauterbach, Untersuchungen 576 rechnet dagegen schon rnit der Friedenszeit zwischen 630 und 634. Zur Vergeiselung des Stephanos Kap, 7.2.; Straros, Byzantium 1, 150. )6 Vg!. Kap. 5.9. )7 Menander EL 207f.; 19, 1-2, S. 178 bzw. fr. 43. Nach Ausweis von Inschriften diirfte die Sradt urn 590 wieder an Byzanz gefallen sein - Szadeczky-Kardoss, Wandlungen 270. )8 Theophanes 6117 u. 6118, S. 316; auch arrnenische Quellen schildern, wie der "Konig des Nordens" in die Kampfe eingriff: Dunlop, Khazars z Sff. (rnit Quellenangaben). Zur Uberlieferung auch Margit Biro, Georgian Sources on the Caucasian Campaign of Heracleios. Acta Orient. Hung. 35 (1981) IlI-p. Denkbar ist, daE ein reiches Grab in Uctepe auf diese Zeit zuruckgehr, wie Balinr, Archaologie, erwagt. )9 Golden, Studies I, 5 I ; Dunlop, Khazars 30 f. Es handehe sich wohl urn jenen westtiirkischen Khagan, den die chinesischen Quellen als Tong che-hou kennen - Marquart, Streifziige 498; Chavannes, Documents 52; Karoly Czegledy, Herakleios torok szovetsegesei (The Turkic Allies of Heraclius). Magyar Nyelv 49 (1953) 319-23; vg!. auch K. H. Menges, Rezension zu Golden, Studies 59· Anders Grousset, Step pen volker 255, der Zie bil fur einen chasarischen Khagan halt. Doch gibt es sonst keinen Hinweis darauf, daf ein unabhangiges Chasarenreich schon eine derartige Starke erreicht hatte. Eine archaologische Scheidung der (in denselben Graberfeldern bestatteten) Tiirken und Chasaren versuchte Gumilev, Data 96; die chasarische Ethnogenese vereinte danach lokale Gruppen und ihre ti.irkischen Herren, die sich schliefllich vom tiirkischen Khaganat losten, ~o Die Dynastie wird in der bulgarischen Furstenliste angegeben - Moravcsik, Byz. turcica 2, 296f. und Besevliev, Bulg. G. 482; zur rurkischen Tu-lu-Dynastie in den chine sischen Quellen Liu Mau-Tsai 2, 602; Maenchen-Helfen, Hunnen 267f.; Altheirn, Hunnen 1,25; Pritsak, Furstenliste 38; Golden, Studies 1,39. Vg!. auch Avenarius, Awaren 154f. 4' Siehe Kap. 2.5. -6. 4' Vg!. Kap. 2.6.; Altheim, Hunuen 1,227~) Diese Meinung vertraten schon Moravcsik, Onoguren 74; Pletnewa, Chasaren 28; Gjuzelev, Asparuch 32; Avenarius, Awaren 157; Ovcarov, Protobulgaren 175 (m it Fehldaticrung Ende 6. ]h.). H Nikephoros 24, 2-8.
45 Bona, und ihren kam seiner stationiert Miyakawa
Bulgaren 105-107 sieht die eigendiche Auseinandersetzung zwischen Awaren "Bundesgenossen", den Onogur-Bulgaren, am Schwarzen Meer; nach Westen Meinung nach hochstens eine Tausendschaft, die "irgendwo in der Crenzode" war. Von der Gleichsetzung geht auch Kusternig 242 A.I2 nach Kollaurz/ I, 160 aus.
440
Anmerkungen
Kapitel z z. 1 Mir. Dem. 2, 1,179, S. 175 und 2, 4, S. 209-11 (vg!' Kap, 41 und 7.1.); Theophanes ,Geschleehter' (start .Starnme"; in der zeirgenossi6171, S. 359, 13-14. Zur Ubersetzung schen Anastasius-Ubersetzung: .generationes') Cankova-Petkova, Bildung 143· Die Srellung der beiden Ethne beschreibt Theophanes mit dern scheinbar paradoxen Ausdruck ,;1);1:6 rrG.x:wv OVtE;", dessen Bedeutung lange urnstritten war: bezeichnete sie das Verhaltnis zu Byzanz oder den Bulgaren? Doeh meint dieser rornisch-rechtliche Terminus wohl ein Foderatenverhaltnis zu Byzanz, wodurch sich auch die scheinbare Paradoxie erklaren liefle - Chrysos, Griindung 7H.; ders., Nordgrenze 38 (rnit A·52). Vg!. auch Avenarius, Awaren 172 (rnit Lit. zu den einzelnen Positionen); Hans Ditten, Zum Verhalrnis zwischen Prorobulgaren und Slawen vom Ende des 7. bis zum Anfang des 9. Jahrhunderts. Besonderheiren der byzantinischen Feudalenrwicklung, hg. Helga Kopstein (Berlin 1983) 92ff.; ders., Bedeutung 129 u. 135; Gjuzelev, Asparuch 18. Anders Besevliev, Bulg. G. 179; Halperin, Bulgars 185. Als Grundlage einer Erorterung i.iber den Status der Slawen im Bulgarenreich kann die Stelle jedenfalls nichr dienen. , AlIgemein dazu Avenarius, Konsolidierung 1021-30. ; Stratos, Byzantium 2, 163-67; Besevliev, Bulg. G. 12ff.; Ditten, Bedeutung 113 fL und 132 if.; Tapkova-Zaimova, Schichten 66 f.; dies., Byzance; Charanis, Changes 23 H.; und die Aufsatze der Bande Byzanz im 7. Jahrhundert (Berlin 1978) und Srudien zum 7. Jahrhundert in Byzanz (Berlin (976). Zur Rcgionalisierung A.Guillou, Regionalisme et independance dans l'ernpire byzantin au VUe siecle. L'exemple de l'exarchat et de la Pentapole d'Italie (Rome 1969). Zur SiedlungsgeschichteJadran Ferluga, Untersuchungen zur byzantinischen Ansiedlungspolitik auf dem Balkan von der Mitte des 7- bis zur Mitre des 9· Jahrhunderrs. Zbornik Radova 23 (1984) 49-6 I; Koder, Lebensraum 122 ff. 4 Vg!. Kap. 7.8. 5 PO 5, 2, S. 180. 6 PD i, 5, S. IS 5 f. 7 Vita S. Wilfridi, MGH rer. Mer. 6, 28 betont, dafl der Khagan seinen Eid dem Fluchtling gegeniiber hielt, indem er sich weigerte, ihn auszuliefern; vg!. Kap. 6.8. 8 PO 5, 19, S.193. Zum Zug Konstantins von 663 Stratos, Byzantium 3, 209f. 9 Das betont auch Deer, Untergang 740 u. 764. 10 An der Vipava, dem antiken Frigidus, lag die Station Fluvio Frigidol Adjovscina; Krahwinkler, Friaul 42 und 403 A.I 10, mit Lit. zur Lokalisierung und zum Einfluf epischer Vorbilder; Kollautz, Noricum 63 I mit A.26; Hartrnann, Italien 2, 253; Paschini, Friuli I, /23; Gasparri, Duchi 68; Menghin, Langobarden 134· II PO 5,20-21, S. 193f. II "Offenbar besonders wahrend eines kurzen Zeitraurnes gegen 670" kamen verstarkt byzantinische Mi.inzen und Schmuckgegenstande ins Land (Balint, Archaologie, im Druck). So cnthalt etwa der Miinzschatz von Zerniansky Vrbovok 17 Mi.inzen aus der Endphase der Regierung Konstans It. (vor 668), neben einem Sti.ick von 678; vg!. Avenarius, Konsolidierung 1024; publiziert von B. Svoboda und P. Radornersky in Pamitky archeologicke 44 (1953) 33ff. und IC9ff. Dicse Miinzen sind kaum Beweise fi.ir awarische Streifzuge gegen Byzanz (Avenarius) und noch weniger fiir onogurische Zuwanderer (Balint): naheliegender ware es, sie vor all em mit Konstans' Italienpolitik zu
verbinden. Ij PD 5, 22, S.194; zur Verwendung antiker Landkarten in der Karolingerzeit Koller, Mons Comagenus 244; zur Frage der ersten Nennungen des Karantanennamens Wolfram, Conversio 76, rnit Lit. Bei den Angaben spaterer Autoren iiber [nihere erhnische Verhaltnisse isr Vorsicht angebracht, oft genug verwendeten sie die Namen, die ihnen gelaufig waren. Andererseits ist diese Stelle die erste, an der Paulus fiir Slawen eine ethnische Sonderbezeichnung angibt, was er sonst kaum rut. Zudem verwendet er .Carantanum' als Ortsbezeichnung; tatsachlich starnmt ja der Karantanen-Narne von einer alten topographise hen Bezeichnung (Wolfram, Conversio 81 mit Lit.; Grafenauer, Zgodovina 363). Es ist
Kapitel r.r.
441
also anzunehrnen, daG der Gebrauch dieses Narnens fur die Zeit urn 665 keinen Anachronismus darstellt, woven auch Bertels, Carantania I09 ausgeht. 14 PD 5, 29, S. 196; vg!. Kap. 7.6. lj Avenarius, Konsoliclierung 1022 meint, claG in der 2. Halite des 7. Jahrhunderts dem Awarenreich eine "groGe rerritoriale Expansion" gelang. Diese Konsolidierung besrand allerdings blof in der Wiedergewinnung mancher nach 626 vcrlorengegangener Gebiete, etwa dern Land bis zur Ennsgrenze. Richtig ist Avenarius' Beobachrung, daf nicht erst eine hypothetische Volkerwelle urn 670/80 diesen Aufschwung ausloste, vg!. Kap. 7.8. 16 Vg!. Kap. 7.6. und 7.8. 17 Theophanes 6171, S. 358; Besevliev, Bulg. G. 174 f. (mit Lit. zur Lokalisierung und der Datierung urn 664, die sich allerdings nur auf die verfehlte Alzeco-Identifizierung snirzt): Moravcsik, Byz.turcica 2, 213. Zur Lokalisierung auch P. Diaconu, Le problerne de la localisation de l'Onglos. Dacia N. S. 14 (1970) 325-34; Cankova-Petkova, Bildung 467. Ausfiihrlich zu den Ereignissen Gjuzelev, Asparuch 15 ff. Einen Reflex der chasarischbulgarischen Wanderbewegung bringt Michael Syrus 10,21, S. 363 mit dern Bericht von der Wanderung der drei Bri.ider, darunter des Bulgaros und des Kazarig; vg!. Marquart, Streifziige 479 H.; Altheirn, Hunnen I, 86 ff. (rnit der unwahrscheinlichen Datierung in die Zeit des Maurikios, siehe Kap. 3.5.); Besevliev, Bulg. G. 188f. Nach den Angaben des Syrers bernachtigten sich die Bulgaren des Gebietes, das seit den Tagen des Kaisers Anastasius (491- 518) die Awaren verwiister hatten. 18 Pseudo-Moses Chorenac'i (hg. Soukry) 25; Ubersetzung von A.Maricq in Byzantion 22 (1952) 345; Marquart, Chronologie 88; Besevliev, Bulg. G. 173; Gjuzelev, Asparuch 35. Die ,armenische Geographie', die Marquart dem Moses von Chorene zuschrieb, ist eine Uberarbeitung des Pappos (5.Jh.) rnit Erganzungen aus dem 9.Jahrhundert, vg!. P. N. Akinian, Moses Chorenaci. RE Supp\. 6 (1935) 539. Zur Insel Peuke, nach der einst der Hauptstarnm der Bastarnen hieG, vg!. Orbis Latinus 3 (Braunschweig 1972) 144; Reinhard Wenskus, Bastarnen. RGA 2. Aufl. 2 (1976) 89. 19 Michael Syrus 10,21, S. 363. Anders Szadeczky-Kardoss, Wandlungen 272, der daraus den Schluf zieht, die Awaren hatten damals das Delta beherrscht. '0 Theophanes 6171, S. 359: "OUCHV !-lEXQl£'ABuQiu£". z r Besevliev, Bulg. G. 180. z z Dafl Byzanz sich mit den Awaren in vertraglich geregeltem Zustand befand, zeigt Theophanes 6170, S. 356. Zur Terminologie ,Abaria' (u. a.) Evangelos Chrysos, .Genres' und Landerbezeichnungen. Unveroffentl. Referat auf dem Symposion Zwettl 1986. Kollautz, Abaria 4 bezieht die Stelle auf das ganze Donau-Theili-Gebiet. DaB byzantinische Daren uber das Awarenland jedoch "rein situativ sind und hauptsachlich nur die Landesregionen erwahnen, die im Rahmen der awarisch-byzantinischen Auseinandersetzungen ... Relevanz besitzen", rneint allgemein Katsanakis, Abaria 56, der auch betonr, dall der Terminus ,Abaria' sonst in der byzanrinischen Literatur nicht gebraucht wird. Nikephoros 35, zcf. verwendet eine der sonst i.iblichen Umschreibungen ,;tU rrQ6~ 'A~G.Qou; Jtt_T]OLG.~ovta((. 'J Kovacevic, Militargrenze 49 H. Zwischen Singidunum und Viminacium sind demnach si.idlich der Donau ersr zwei Streufunde aus Ritopek und Brestovnik bekannt. '4 Ausfiihrlich zur Datierung Cankova-Petkova, Bildung 472 fL '5 Dezsc Csalliny, L'importance de la circulation rnonetaire byzantine pour les legs archeologiques des Avares. Acta Arch. Hung. 2 (1952) 235ff.; danach Mitscha-Marheirn, Spuren I4I. Feher, Relations 55-59 rneinte dagegen, daG die bulgarische Reichsbildung den Kontakt zwischen Byzanz und den Awaren nicht abbrechen konnte, da die Stralie Serdica- Naissus nicht in bulgarische Hand fiel; dazu auch Bona, Ivancsa 258 und ders., Volkerwanderungszeirforschung 292, der darauf hinweist, daG der Geldverkehr im byzanrinischen Reich damals allgemein abnahm. Zum byzantinischen Geldverkehr im 7.Jahrhundert Balinr, Byz. Beziehungen z rof.; ders., Addenda (wie Kap. 7.6. A.}2) verweist auf die fi.inf Mi.inzen aus Grabern der Saltowo-Mayaki-Kultur des 8.Jahrhunderts; Morrisson, Byzance 156ff. und Kap.u.a. In Streufunden aus dem awarischen Machtbereich kamen vereinzelt auch sparere Mi.inzen zutage, etwa ein Solidus Theodosius Ill.
442
Knpuel r.»,
Anmerkungen
(715iIS) aus Mistelbach und je ein Follis Konstamins V. (751/75) bei Retz (beides im niederosterreichischen Wcinvienei) und einer in Celje. Hahn, Fundrnunzen, wic Kap. 6.7. A.33. Siehe auch die - teils iiberholte - Zusammenstellung von L. Huszar, Das Munzrnaterial in den Funden der Volkerwanderungszeit im mitrleren Donaubecken. Acta Arch. Hung. 5 (1955)· ,6 :01£ Xcvcvoc lWV 'A~aQwv ,-at oi enE;(ELVOl (>il'(E; E~aQXo[ T£ xui ;(oawi.boL xui oi E~OXU.)1:m:0l1WV:tQo; 1~\, bum v fl1v(i)v", Theophanes 6169, S. 356; ahnlich Nikephoros 33,6-1 I. 27 Bohumila Zasterova, Zu einigen Fragen aus dcr Geschichte der slawischen Kolonisation auf dem Balkan. Srudien 7. Jh. 65 betont, daE die awarische und die slawischen Gesandtschaften nun auf einer Stufe standen, was genau genom men aus der Stelle nicht hervorgeht; die Slawen schickten aber, anders als Ir iiher, eigene Gesandtschalten. 28 Alexander Averiarius, Awarische Uberfalle und die bvzantinischen Provinzen am Balkan irn 7. jahrhundert. Acres du XIVe Congres Imernati~nal des Etudes Byzanuncs 2 (Bukarest 1975) 299 H.; ders., Konsolidierung 1024 sieht in der Gesandtschaft einen Be!eg fiir militarische Aktiviraren der Awaren gegen Byzanz; darauf finden sich allerdings keine Hinweise. Noch weniger kann die Gesandtschaft als Beweis fiir Neueinwanderer im Karpatenbecken dienen. Bei der schlechten Quellenlage kann man auch nicht davon ausgehen, daE es sich urn den einzigen diplornatischen Kontakt der Zeit handelrc, Die Aufzahlung zahlreicher Gesandtschaftcn nach einern grollen Sieg isr ein panegyrischer Topos; zu anderen Gelegenheircn fand man awarische Cesandtschaftcn wohl nicht mehr der Uberlieferung wen. '9 Theophanes 6 169, S. 356, 7. ;0 Zur Vorgeschichte siehe Kap. 6.12. Zur Datierung Lemcrle, Recucils 2, 161 f. (673-34, am ehesten 682-84, gegen ders., Composition 360, der noch die Identifikation mir Kuvrat und daher die Fruhdatierung urn 640 vertritr); Barisic, Cud a 151 f. (680-85); Avenarius, Miracula 26 (680er); SzK 98 (urn 680); Besevliev, Bulg. G. 168 (674-78); Lauterbach, Untersuchungcn 598 mit dem uberholten Ansarz 628. Relativ gesichert ist die Datierung der Perbund-Episode im Juii 677; die Kuver-Ceschichte fand wo hI nachher, do ch noch unter "unserem Kaiser" Konstanrin IV. (t 685) start, sicherlich jedoch vor dem Zug J ustinians II. nach Thessalonike (688). Eine Zeit um 680 ergibt auch die Angabe, daf seit Verschleppung der Romer zur Zeit der Charzon-Episodc (urn 616) mehr als 6c Jahre vergangen waren. J' Mir. Dem. 2, 5,287f., S. 228 f. Zur Lokalisierung Lemerle, Recueils 2, 147. ;> Mir. Dcm. 2, 5,289-91, S. 223f. Zu den Sprachkenntnissen des Mavros GrigoriouIoannidou, Remarque 3-15 und Kap, 6.1 I. ;; Besevliev, Bulg. G. 161 f. nennt die Mirglicder dieses Rats in Analogie zum donaubulgarischen Reich ,Boiladen'; doch wcrden sic in den Miracula nur als .Archorites' bezeichnet. H Mir. Dern. 2, 5,304, S. 233 nennt die Cefolgsleure einfach"o.vilQW:l:Ol", den Besitz ,,;cQay~cfta" . ;1 Vg!. die ,,!W1JQ~ BoU}.yagLa" in DAI 42, 77, S. 186. Dadurch lielle sich erklaren, daf einer der vornehmsten Sermesianoi einen solchen fur griechische Ohren sonsr wenig bedeurenden Namen fi.ihrte. DaE kosmologische Farbnamen zur Einteilung eines Heeres dienten, ist bei Steppenvolkern, aber auch bei Slawen haufig belegt (vg!. Ludat, Farbenbezeichnungen 146 H. und Kap. 6.1.); in Personennamen sind sie allerdings selten nachzuweisen. Denkbar isr frcilich auch, dall er von den griechischen Gefangenen abstarnmte ; so Vladimir Iliescu, Ethnische und sprachliche Gegebenheiten der ostlichen Romania urn 600 n. Chr. Unveri:iffent!. Referat Syrnposion Tutzing 1985; A.Tachiaos, Rezension zu Lernerle, Recueils. Hellenika 34 (1982/83) 251. In der Tat bezeichnen ihn die Miracu]a nur in der Uberschrift als Bulgaren; vg!. dazu Grigoriou-Ioannidou, Remarques 7 A.I}, die auf das Zeugnis des Siegels (vgl A.38) verweist. Doch ist in einem so gemischten Ethnos seine Abstammung ohnehin nicht abzugrenzen; das Siegel zeigt etwas anderes, namlich dall er in Byzanz als Archon der Bulgaren Karriere machre. Zum Verhalmis der Romer zu den Barbaren in den Miracula vg!. auch Stelian Brezeanu, ,Romains' et ,Barbares' dans les
Balkans au VIle siecle ~ la lurniere des .ivliracles de Saint Demetrius'. devenir .l'autre'. R.t:SEE 24 (1986) 127-)2. )6 2, 5,292, S. 230.
443 Comment
on peur
Mir, Dem. 2,5,303, S. 233; an Thrakien denkt Lernerle, Recueils 2,159. Theophanes 6203, S. 377-.80. Wenn die naheliegende Identifikation halt, handelte es sich wohl urn Mavros junior. Zum Siege! G. Zacos/A.Veglery, Byzantine Lead Seals (Base! 1972) I. I, N r. 934; Lernerle, Recueils 2, 152 I.: Helene Ahrweiler, Byzance et la mer (Paris 1966) 29; Charanis, Kouver 243f.; Grigoriou-Ioannidou, Remarque 7 A.13; Hans Dirten, Prominente Slawen und Bulgaren in byzantinischen Diensren. Studien zum 8. und 9. jahrhunderr in Byzanz (Berlin 1983) 97 f. ;9 Theophanes 6180, S. 364. Besevliev, Bulg. G. 192 rneint, dall der BulgarenkriegJustinians sich nicht gegen den Khan Tervel gerichrer haben konne, der ihm 17 Jahre spater wieder zum Thron verhalf: "Denn sonst hatte Tervel sich, der Treulosigkeir jusrinians eingedenk und ihm grollend, kaum so entgegenkommend gezcigc." Wenige Herrscher barren je derartige Skrupel, ehemalige Gegner zu unterstiitzen, wenn sie sich einen Vorteil davon erwarten konnten. Anders Gjuzelev, Asparuch 20. 0 4 Theophanes 6179, S. 364: "lOU; 1:£B01JAYOQ01J; ;(al1a~ LXAU1JlVLa;". " Theophanes 6180, S. 364. "So Besevliev, Bulg. G. 169f., der annimmt, daE Kuver auf der Chalkidike angesiedelt worden war. Grigoriou-Ioannidou, Epeisodion 13 H. betont, dag sich der Zug justinians vor allem gegen Slawen richtere und zweifelr wie Constance Head, Justinian H. of Byzantium (Madison/Wisconsin 1972) 41 iiberhaupt an dieser Nachricht, die eine Dublette eines Ereignisses nach 705 sein konnte. Dall es sich urn die Bulgaren Tervels handelte, vermutet Charanis, Kouver 242. Zur Lokalisierung, moglicherweise in der .clisura' am Strymon/der Maritza Lemerle, Invasions 276 und 306. 4; Veselin Besevliev, Zur Deutung und Datierung der protobulgarischen Inschrih auf dem Reiterrelief von Madara, Bulgarien. BZ 47 (1954) I 17ff.; ders., Bulg. G. 170. Vg!. auch Geza Feher, Das Reiterrelief von Madara (Sofia 1928). H Erwa bei Lemerle, Recueils 2, 14i; Werner, Vrap 19; Szadeczkv-Kardoss, Kuvrat; Ovcarov, Protobulgaren 177£.; G. Cankova-Petkova, Bulgarians and Byzantines during the First Decade after the Foundation of the Bulgarian State. Byzantinoslavica 24 (1963) 47. 41 Charanis, Kouver 242 . J7
J8
• 6 Head, Justinian n. (wie A-42) 110 hat .kinsmen'. Eine seltsarne Parallele bietet das wo hI von Khan Persian (836-52) starnrnende Inschrift-Fragment in Vassilika (Chalkidike), in dem im Zusammenhang rnit Saloniki von "u abEi..rpu 1101J"(rneine Brudcr) die Rede ist. Auch in ihnen sieht Veselin Besevliev, Zur Dcutung der protobulgarischen Inschrift von Vassilika, Chalkidike. JOB 35 (1985) 143-'48 "Leute des Kuber"; doch bllt sich deren verwandtschaftliche Anrede nach 150 Jahren nicht mehr auf Verwandtschaftsverhaltnisse der langst gestiirzten Dulo-Dynastie beziehen. Sie bestarkt also cher die Vermutung, daE auch mit den ,Onkeln' von Madara nichr Kuvers Leute gemeint waren. 47 Charanis, Kouver 242; Grigoriou-Ioannidou, Epeisodion 13 H. .8 Grigoriou-Ioannidou, Remarque 4 A. 5; vg!. Lemerle, Recueils I, 15 H. 496171, S. 357le Moravcsik, Onoguren 80. Fur legendenhaft halten den Berichr auch Ditten, Protobulgaren 71; Lauterbach, Untersuchungen 595 H. p DAI 30, S. 142, vg!. Kap. l5. Die Fiinfzahl steckt ubrigens auch in der bulgarischen Fiirstenliste, wo ausdrucklich gesagt wird, dall die Bulgaren vor Uberschreitung der Donau fiinf Herrscher gehabt hatten (Besevliev, Bulg. G. 482). l' Pseudo-Moses Chorenac'i, hg. P. Soukry (Venedig 1881) 25 - vg!. Marquart, Streifzuge 57f. und Besevliev, Bulg. G. I46f. - nennt die Kup'i-Bulgar, die Dub (oder Kuci)Bulkar, die Olchontor Blakar und die Cdar Bolkar, die vermudich nach Fluiinamen benannt sind. Zum Vierersystern allgemein und zu den vier Ki:inigen der Bulgaren Togan, Ibn Fadlan 155 und 295; ebd., 147 wird der Bulgarenname von der Zahl fiin] abgeleirer. 5; Siehe Kap. 2.2.; Moravcsik, Onoguren 79. Fiir "historisch wertlos" halt den Kotragos Ditten, Protobulgaren 672. Vg!. auch Szadeczky-Kardoss, Kutriguroi 519.
444
Anmerkungen
54 DAI 42, 77, S. 186. Die Lokalisierung isr umstritten ; man kann darin Wolga- oder pontische Bulgaren sehen (Moravcsik, Commentary 62, rnit Lit.) oder, wie jiingst George Huxley, Steppe-peoples in Constantine Porphyrogennetos. JOB 34 (1984) 77-90, bes. 85 f., eine weitere Bulgaria (am unteren Donez). Bei der Vielfalt der bulgarischen Ethnogenesen wurde auch das nicht iiberraschen: doch fragt sich, ob man aus dem angeblichen Reiseweg der Rus zu den Chasaren so weitreichende Schliisse ziehen kann. 35 Wie A.52, 17. 56 Besevliev, Bulg. G. 482. 57 Szadeczky-Kardoss, Kuvrat: vg!. Kap. 7.8. 58 Werner, Vrap 19ff. und 66f. .. 59 Dazu kiinftig Pohl, Rezension in MIOG 96 (1988). 60 Vg!. die Rezension von Eva Gararn, Bonner Jahrbiicher 187 (1987) 854-57, die eine Reihe Vergleichssnicke des 8.Jahrhunderts nennt, sowie kiinftig Balint, Archaologie: Horedt, Volker 16; ahnlich laut freundlicher Mitreilung Falko Daim (Wien). Ein rnethodisches Problem liegt darin, dafl, wie Werner richtig bernerkt, noch keine spatawarischen Graber erschlossen worden sind, die mit dem Reichrurn der friihawarischen .Fiirstengraber' vergleichbar waren, Die Herkunft der Bronzegiisse und ihrer Motive is! zudem noch ungeklart; Werner leitet sie von der Werkstatt des Khagans ab, eine Theorie, die erwagenswert, aber unbewiesen ist. Vg!. Kap.7.8. Spatawarische Giirtelverzierungen rnit Parallelen zu Vrap und Nagyszentmiklos publizierte jungst Garam, Coldgegenstande io r I.; vg!. Kiss, Goldfunde I J2 H. 61 Nordlich von Dyrrhachium ist im 9.-10. Jahrhunden ein Bistum Chunabia belegt Belege bei Moravcsik, Byz.turcica 2, 290, der es von einem ebenfalls (allerdings nicht in dieser Gegend) bezeugten, vielleicht hunnischen Volksnamen Chunaboi ableitet. Die "civitas Avarorurn", wie in einer ins 8. Jahrhundert datierten, im 13.Jahrhundert gefalschten Papstbulle das spatere Ancivari genannt wird - Ludwig v. Thalloczy/ Konstantin jirecek/ Emil v. Sufflay, Acta et diplomata mediae aetatis res Albaniae illustrantia (Wien 1913) I, 50, S. I J - isr ein gesuchter Archaismus, der wohl eher der historischen Bildung des Falschers als einer uber ein halbes J ahrtausend erhaltenen lokalen Tradition entspringt. Anders Georg Stadtmiiller, Forschungen zur albanischen Fruhgeschichte (Wiesbaden 1966) 171; vg!. Kollautz/Miyakawa I, 285; Weithmann, Slaw. Bevolkerung JP.
Kapitel 7.8. Sagi, Fenekpuszta 431; vg!. Kap. 3. 8. , Horedt, Awarenproblem 106; vg!. Kap. 6. 12. l Vg!. Kap, 3. 8. 4 Bona, Abrifl 612-J4; ders., Volkerwanderungszeitforschung 292; ders., Geschichte, kiinftig in SSCI 35 (1987) berrachtet neuerdings auch die Zeit von 600--630 als eigene Periode (1.2), wodurch 630--70 zur dritten Periode der Fruhawarenzeit (1.3) wird. Die ubiche Einteilung bei Garam, Fundstoff 19TH.; H. Toth, Friihawarenzeitliches Grab in Kecskernet, Sallaistraiie, Acta Arch. Hung. J2 (1980) Il7-p. 5 Bona, Abrifl618; ders., Awaren-Katalog 14. 6 Toth, Kunbabony zc if.; Bona, Awaren-Katalog 13. Grundsatzlich ist die Datierung und Einordnung der oft auflergewiihnlichen Snicke eines Fiirstengrabes problemarisch; etwa au/\erte jungst Peter Stadler (Wien) bei einem Diskussionsbeitrag in Spolero (kunftig in SSCI 35, 1987) Zweifel an der Datierung des Fundes von Kunbabony, der nach der Kcmbinationssratistik noch vor 600 datiert werden konnte. 7 Bona, Awaren-Katalog 12f.; ders., Viilkerwanderungszeitforschung 307£.; ders., Geschichre, kunftig in SSCI 35 (1987) siehr in den Toren von Kunbabony und Bocsa Mirglieder der Baian-Dynastie; es ist allerdings niche anzunehmen, da/\ sich diese weit iiber 626 behaupten konnte. Die Furstengraber von Kunagota und Kunmadaras datiert Bona, Ungarns Volker 129 ins 6.Jahrhundert. Eingehende Untersuchungen zum Fund von Bocsa und anderen reichen Funden des 7.jahrhunderts (Kecel, Tepe, Kunagota etc.) bei Laszlo, I
Kapitelr.B.
445
Etudes, bes, 219-38, der auch erstrnals die Verbindungen zum sudrussischen Fund von Malaja Perescepina (siehe Kap. 7. 6.) herausarbeitete. S Laszlo, Etudes hatte vor allem die Gemeinsamkeiten zur vorhergehenden Gruppe herausgearbeitet; Bona, Awaren-Katalog 16 zahlt letztere zur mittelawarischen Gruppe. Ferner schreibt er sie eher "bulgarischen" Fursten zu, wofur vor allem die byzantinischen Schmucksachen (vg!. ders., Ivancsa 260; Balint, Byz. Beziehungen 211) ins Treffen gefi.ihrt werden, was alierdings kein zwingender Schluf ist, Zum ,Trinkhorn-Horizont' des 7.Jahrhunderts auch Garam, Vorosrnart 208 H. 9 Kovrig, Alatry.in 179f. und 227; Bona, Volkerwanderungszeirforschung 287; ders., Ivancsa; Eva Garam, A kozepavarkor sirobulussal keltezhero leletkore (Der rnit GrabobuIus datierbare Fundkreis der Mittelawarenzeit). Archeologiai Ertesito 103 (1978) 206-16; dies., Fundsroff 195ff.; Balinr, Archaologie (irn Druck). 10 Kovrig, Alattyan 180f.; Daim, Leobersdorf (Vorbericht in Interaktionen) 80. 11 Kovrig, Alattyan 279; Garam, Fundstoff 197; den schrittweisen Charakter dieses Wandels betont Daim, Leobersdorf 155H. r z Die Ausweitung des Siedlungsgebietes betonen etwa Kovrig, Alattyan 230; Bona, Abrif 613; ders., Awaren-Katalog 15; zur Slowakei Tocik, Besiedlung (unveroffenrl, Referat Tutzing 1985), der eine awarische Besiedlung der Siidwest-Slowakei im zweiten, der Siidost-Slowakei im vierten Viertel des 7.jahrhunderrs annimrnt; vg!. auch Parcewski, Besiedlungsgeschichte 37ff. Zur awarischen Besiedlung Siebenbiirgens gegen Ende des 7·J ahrhunderts Horedt, Awarenproblem 103ff. Daf die Ausbreitung nicht schubweise erfolgte, stellt Daim, Leobersdorf 176 fest, Vg!. auch Balint, Archaologie (im Druck). 13 Kovrig, Alarry in 182; vgl. Daim, Leobersdorf J 57f. 14 Bona, Geschichte, kunftig in SSCI 35 (J987). 15 Vg!. Kap. 8. I. 16 Bona, Awaren-Katalog 15 und J7; Garam, Gliederung; Balint, Archaologie; ahnlich schon Kovrig, Alatty in 129. Grundlage dieser Datierung sind allerdings vor allem Uberlegungen der Belegungsstatistik: eine Miinzdatierung ist nach 680 nichr mehr moglich, und die relativ geringen Verbindungen zum besser datierbaren merowingerzeitlichen Material geben trotz der Bemiihungen von Frauke Stein, Beziehungen 233ff., noch keine ausreichende Basis. Zu dieser Problematik auch Daim, Leobersdorf J58f., der den Beginn der Mittelawarenzeir etwas Iriiher ansetzt (ca. 650). Allgemein zur Datierungsfrage ders., Sommerein 83 ff. 17 Werner, Vrap 67; ahnlich Zlata Cilinska, Criteres de datation de l'industrie it ferrures moulees dans les necropoles de VIe au VIIIe siecle. Questions fondamentales 71-76 (6701 80); dies., Development 237ff. Dagegen Balint, Archaolcgie, rnit Lit. 18 Peter Stadler, Wien, kartierte jiingst laut freundlicher Mitteilung das Inventar der einzelnen Perioden im Karpatenbecken. Vg!. Daim, Sommerein 83H. 19 Ein wesentlicher Versuch in dieser Richtung ist die EDV-gestiitzte Kombinationsstatistik, die Peter Sradler (Wien) in den lctzten Jahren durchfiihrt; vg!. dazu kiinftig seinen Beitrag im Symposions-Band Zwettl 1986 und seine Dissertation, die als Band 4 der Reihe ,Studien zur Archaologie der Awaren' in Wien pubiiziert wird. '0 Laszlo, Problemes 73 rneint, "que le changement total du materiel archcologique ne peut ere explique suHisament que par l'apparition d'un peuple tout neuf dans la region". Ahnlich Kovrig, Alattyin 231: Die Unrerschiedc "lassen sich wedcr rnit einem inn ercn Entwicklungsgang noch rnit einer plotzlichen Anderung der Mode erklaren". z t Werner, Stand 283 f.; Kudyrge ist die bislang bedeutendste Nekropole aus dem Bereich des tiirkischen Khaganates. Vg!. dazu jiingst Roman Kenk, Friih- und hochrnittelaiterliche Graber von Kudyrge am Altai (Miinchen J982) und kiinftig Balint, Archaologie. Bedeutsam isr vor allem der dorr gefundene Greifenbeschlag. " Bialekova, Frage 27ff.; dazu auch Balint, Archaologie, der die zentralasiatische Herkunft dieser Keramik nichr als gesichert betrachret. 'l Problernes 74; er argumentierte u. a. rnit dem sehr fragwiirdigen Vergleich von Fundkarten und friihen ungarischen Ortsnarnen. Zur Problematik der Lornowatowo-Kulrur des Kama-Gebietes auch Kovrig, Alattyan 235H. Zu den Kulturbeziehungen der Karna-Re-
Anmerkungen
446
Kapitel
gion Th. S. Noonan, Russia, the Near East, and the Steppe in the Early Medieval Period: An Examination of the Sassanian and Byzantine Finds from the Kama-Urals-Area. Archivurn Eurasiae Medii Aevi 2 (1982). Die dortigen Parallel en zum Karpatenbecken sind jedoch wohl eher aus der siidrussischen Saltowo-Mayaki-Kultur des 8.Jahrhunderts zu erklaren - dazu kunftig Balint, Archaologie. Fur ein oder gar zwei Vi:ilkerweilen auch Kovrig, Alattyan 229; Sos, Problematik 94; Werner, Stand 282ff. bzw, 310ff. 24 Cilinska, Frage 317ff.; Dekan, Motifs; ders., Problematik 92f.; ders., Herkunft und Erhnizitat der gegossenen Bronzeindustrie des 8. jahrhunderts. Slovenski Archeologia zc (1972) 317-452; Klanica, Siedlung 132. '5 Deer, Untergang 73 I; dagegen argumentierte Werner, Stand 282 bzw. 310, daG dies sehr wo hI methodisch gerechtfertigt sei. 26 Szadeczky-Kardoss, Kuvrat 84ff. '7 Bona, Ivancsa 259-61; Garam, Kiskore 287,; zuletzt Horedt, Volker 14f. 28 Ausfiihrliche Kritik bei Pohl, Khaganat 46ff. Der legendarc vierte Kuvrat-Sohn kann nur entweder identisch mit Kuver gewesen sein oder eine neue Kultur nach Pannonien gebrac~t haben. Beide Theorien sind unbeweisbar, aber mi:iglich; ihre Kombination ist unstnrug. 29 Bona, Bulgaren 109ff. aufgrund von Forschungen von Vekony, Onogurok und Therese Olajos, Adalek a (h)ung(a)ri(i) nephlo es ei kes6ilavarkori etnikum tortenetehez. Antik Tanulminyok 16 (1969) 87-90. Dazu auch Szideczky-Kardoss, Onoguroi 902--06. )0 Walter Lendi, Untersuchungen zur Friihalarnannischcn Annalistik. Die Murbacher Annalen (Freiburg 1971) 84; Ann. Alam. a. 790, a. 791, ebd. S. 164-67; ausfiihrlich dazu Pohl, Khaganat 47ff. Die Niederaltaicher Annalen, Bonas bayerisches Beweisstiick, sind ein spater Auszug aus den alamannischen Annalen (vg!' MGH SS 20, 776). )' Beda, Historia Ecclesiastica I I (hg. Colgrave 38) iiber den Zug der Vandalen, Alanen und Sueben; Errnenrici Ccenobirae Augiensis Tentamen Vitae S. Galli Adornandae. MGH SS I I, 3 I macht daraus den Zug der ihm vie! naheliegenderen "Alarnannen, Sueben und Vandalen" urn 400; Bayern als Vandalen bei Elias SteinmeyerlEduard Sievers, Die althochdeutschen Glossen 2 (Berlin 1879) 246. Verbreiteter war die GIeichung VandaIi = Venedi, die vielleicht auch der Murbacher Schreiber irn Kopf hatte, Vg!. PohI, Khaganat 47ff. )2 D.L.D. 101 (860); Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Nicderosterreich 7 (Wien 1975) 53; Klebel, Ostgrenze 370; Wiesinger, ProbIeme 358f. mit der AbIeitung von ahd. ,wang' (mit zahlreichen Paralleleri). Grundsatzlich in beiden Richtungen zu deuten ist auch der Name des Vasallen Wangar (Brunner, Oppositionclle Gruppen 137).
)) Vgl. Kap, 7· 7. Vg!' Kap. 8.3. Vg!' Kap. 8. 3. )6 Vg!' Kap. 7. 7. 37 Kovrig, Alattyin 208 und 231. )8 Daim, Somrnerein 64 und 8 I H., besonders ders., Leobersdorf (Vorbericht) 82. J4 )5
)9 0
die Graphik
88 f.; ders., Leobersdorf
157 i.;
Balinr, Archaologie.
Bona, Awaren-Katalog 174' Szentpereri, Gliederung 109. 4' Awaren- Katalog 15; ders., Ceschichte, kiinftig in SSCl 35 (1987). 4) Balint, Archaologie (irn Druck). Problematisch ist dabei, daf der Beginn der SaltowoMayaki-Kultur noch nicht exakt zu datieren ist (Pletnewa, Chasaren 95 setzt ihn erst in die Mitre des R. jhdts.) und damit mi:igIicherweise spater lag als der Anfang der Spatawarenzeit im Karpatenbecken. Argumente fur die Datierung ab 700 bei Balint, Addenda 400L; ders., Datierung 142 (rnit sowjet, Lit.), 44 Diese Tatsache betonte jiingst auch Erdelyi, Bronzefunde, kiinftig in SSCl 35 (1987); trotz der iranischen und byzantinischen Einfliisse ist, wie er feststellt, die Zusammenstellung der Motive, ihre Verwendung auf Giirteln und deren vollsrandige Beigabe im Grab bisher nirgends auGerhalb des Karpatenbeckens festgestellt worden. 45 Vg!. Kap. 8. l. 4
B:r.
447
6
4 Bilint, Archaologie (im Druck). Gall Greifen in Zentralasien zur Dekoration von Textilien verwendet wurden, zeigen die (allerdings vie! altercn) Funde von Noin-Ula, wo im Kurgan 25 ein Stofffragment rnit Greifenmotiv zu Tage kam- Kadar, Animali 1380. 47 Vg!. Kap. 6. 12. und 7- 7. 8 4 So Bona, Katalog 15, der allerdings auch wesentliche Elemente innerer Umgestaltung erwahnt, Die "allmahliche Umgestaltung der Awarengesellschaft im 7. Jahrhundert" behandelt Avenarius, KonsoIidierung 1029. 49 Dazu Bona, AbriG 618; Avenarius, Struktur, kiinftig in SSCI 35 (1987); auf ahnliche Prozesse in der Mongolei verweist Hesse, Austausch 151. 50 Kovrig, Alattyin 203 f. verweist auf die zunehmende Anzahl armer Graber im Wechse! der drei Gruppen. 5' Besevliev, Bulg. G. 210f. 52 Vgl. Kap. 8.2. 53 Ery, Studies 125 f. Allerdings fanden solche Zuwanderungen nicht in allen Craberfeldern zum gleichen Zeitpunkt statt; in Leobersdorf tritt erst in der zweiten Phase der Spatawarenzeit, als sich auch die Bevi:ilkerungszahl erhoht, erstrnals ein bestimmter mongoloider Menschentyp auf (Daim, Leobersdorf). 54 Dazu Jettmar, Steppenvolker 241 f.; ebd. 204ff. auch zur Bedeutung von Greifen- und Rankenmotiven in der Kunst der Steppenvolker, deren Wiederaufleben in der Awarenzeit vom Standpunkt der .skythischen' Kunstgeschichre eine Spatform darstellt, Vg!. Kap. 8. I. Zum ,Archaismus' der Steppenaristokratie auch Ferdinandy, Reitervolker 149.
Kapitel 8.1. , Schon der skythische Tierstil entstand aus einer Synthese barbarischer, griechischer und persischer Elcmente. Zum Greifenstil kiinftig Daim, Greif (Symposion Zwettl 1986), der eine Vorbildwirkung byzantinischen Kunsrhandwerks erwagt und die Annahme eines sassanidischen Ursprungs (Fabeltier Senmurv) bei Werner, Vrap 58 H. skeptisch betrachtet; Balint, Archaologie rnit der Vermutung rnittelasiatischer Herkunft, gegen Dekan, Problematik 71 H., der an lokalen, alteuropaisch-spathellenistischen Ursprung denkt; aIlgemein Brandenburg, Greif 451 ff. Vg!. auch Kap. 2.5. Es ist vielleicht kein Zufall, daG KoIlautz! Miyakawa 2, 227-37 ausfiihrIich den Greifen von den Merowingern zu den Jukagiren verfolgen, ohne die Problematik der awarischen Greifen dadurch wesentlich erhellen zu konnen, 2 Gold der Sky then aus der Leningrader Eremitage. Katalog Miinchen 1984, bes. 144f., 159, 162 (Abbildungen). Grundlegend fur die Bearbeitung des skythischen Tiersrils, wenn auch teils uberholt, die Arbeiten von Michael Rostovzeff, r: B. The Animal Style in South Russia and China (Princeton 1929), und seines Schiilers G. 1. Borovka, z. B. Scythian Art (London 1928). Vg!. auch J ettmar, Steppenvolker 5 H. ) Togan, Ibn Fadlan 2}I; Kollautz/Miyakawa I, 58. Die Darstellung eines bezoptten Kriegers hat sich auf einer awarischen Riemenzunge erhalten (Awaren-KataIog, Abb. 74). Zu den Zopfspangen der Spatawarenzeit Szentpeteri, Gliederung 2, I47ff., der irn Tragen von Zopfspangen ein Standesprivileg sieht. 4 Kovrig, Alattyin 227; Bilint, Archaologie; Garam, Fundstofi 197ff.; Bona, AwarenKatalog I7L; Cilinska, Frauenschmuck 63 H. Vg!. auch Daim, Sommerein SSf.; seine Graphik zeigt, daG sich nicht alle Typen auf einen Schlag anderten. 5 Bona, Geschichte, kiinftig in SSCl 35 (1987). 6 V gL Kap. 6-4- Machart der Giirtel und ihre vollstandige Beigabe gelten zumeist aIs wichtigstes archaologisches Charakteristikum des 8. Jahrhunderts, vgl. kiinftig Erdelyi, Bronzefunde, SSCl 35 (1987). 7 Szentpeteri, Gliederung 2, 183. 8 Daim, Leobersdorf (im Druck). Zum Begriff des ,Eigensinns' Oskar Negt/ Alexander Kluge, Geschichte und Eigensinn (Frankfurt/M. 198 I) bes. 766. 9 Diese Vermutung auGerten Laszlo, Etudes 292; Deer, Untergang 76,.
Kapitel
Anmerkungen
448
'0 Eisner, Devinska Nova Yes 410; Lippert, Westgrenze 165 f. "So WIt sich dariiber diskutieren, ob die reich ausgestatteten Mannergraber in diesen grof en Graberfeldern einer awarischen Mirtel- oder einer Kriegerschicht zuzurechnen sind, oder ob es sich bei diesen lediglich urn die Oberschicht einer abgeschlossenen kleinen Gemeinschaft handelt" - Ba-
lint, Archaologie. r r Szentpeteri, Gliederung 84f.; Cilinska, Zelovce. t z 56s, U110 2, 226; B6na, Awaren-Katalog 16. ') Dazu kiinftig Roux, Religion, SSCl 35 (1987). Solche My then entsprechen nach seiner, von Georges Durnezil inspirierten, Interpretation der Vorstellungswelt der Kriegerbiinde, deren junge Angehi:irige sozusagen als Brautigam des Raubtier-Totems die urspriingliche sexuelle Verbindung im Kampf realisierten. Inwieweit solche Deutungen auf die awarische Kunst anwendbar sind, steht natiirlich dahin; do ch entspringt diese sicherlich, wie jede .primitive' Kunst, tieferen Antrieben als der bloiien Freude an der Dekoration. '4 Kovrig, Alattyan 2I8f.; Daim, Niederosterreich 24; Szentpeteri, Gliederung 79-IIO; ders., Gliederung 2,183 (der die armen Graber in Zelovce mit 60--80% beziffert). Ob diese Armen Sklaven waren, wie Laszlo, Etudes 292 meint, ist aus den Graberfeldern nicht abzulesen. '5
Balint, Archaologie.
Das zeigt etwa der Vergleich der beiden Graberielder von D110 - S6s, D110 2, 226. Zur spatawarischen Keramik auch Szdke, Siedlungsgeschichte 18 I H.; B6na, Volkerwande,6
rungszeitforschung 321 H. '7 Daim, Leobersdorf 163 H. ,8 Ibn Fadlan c. 75, Togan 78. '9 Kovrig, Alattyan 73ff.; Daim, Niederosterreich 24; ders., Leobersdorf 165ff. 20 Etwa in einem Grab in Wien-Csokorgasse; unveri:ifftl. Vortrag von Ludwig
Streinz
(Wien). 2' Auf diese Mi:iglichkeit verweist Daim, Leobersdorf 166, nach vi:ilkerkundlichen Parallelen aus Zentralasien: Wolfgang Konig, Die Achal- Teke - Zur Wirtschaft und Gese11schaft einer Turkmenen-Gruppe im 19. Jahrhundert. Veri:iHentlichungen des Museums fiir vet-
zu Leipzig 12 (1962). Balint, Archaologie. Die Belegung der Graberielder I:iGt a11erdings keinen zwingenden
kerkunde 22
Schluf auf die durchgehende Beniitzung der zugehorigen Siedlung zu; sowohl Transhumanz zwischen fixen Platzen als auch kleinraumige Verlegung der Siedlung bei Beibehaltung des Friedhofes waren mit dem Befund vereinbar. 2)
Balint, Archaologie.
Freundliche Mitteilung der Ausgraberin Eva Garam, Budapest. Wertvo11e Hinweise bei Szoke, Siedlungsgeschichte 189 f. zur Siedlungsstruktur des dicht besiedelten Li:iGgebietes am Koros. 26 B6na, Awaren-Katalog 16. 27 Balint, Archaologie: Kiss, Kolked 189. 28 Kiss, Kolked I90f. 29 G. Kiss, Funde 168 f. )0 S6s, Problernarik 97; dies., Bevi:ilkerung; B6na, Volkerwanderungszeitforschung 303 H.; Cilinska, Beziehungen 53; dies., Development 247 zu den biriruellen Graberfeldern der Slowakei, wobei die Brandgraber a11erdings im Lauf des 7. J ahrhunderts meist verschwinden; Eisner, Devinska Nova Yes; Balint, Archaologie. )' Eisner, Devinska Nova Yes; dagegen die Rezension von Bela Szoke in Archeologiai Etesito So (1953) 166-70; Hagen KellerlVolker Bierbrauer, Beitrage zum awarenzeitlichen Graberfeld von Devinska Nova Yes. Slovenska Archeol6gia 13 (1965) 377; B. S. Szatrnari, Das spatawarische Material der Randgebiete. A Mora Ferenc Muzeum Evkonyve (1969) zum 163-174; dafiir Zdenek Klanica, Die Slawen im Marchgebiet und ihre Beziehungen awarischen Stammesverband. Bericht iiber den 2. intern. Kongref f. slawische Archaologie 2 (Berlin 1973) 339H. Vg!. auch B. Szoke, Dber die Beziehungen Mahrens zu dem Doriaugebiet in der Spatawarenzeit, Studia Slavica Acad. Scient. Hung (1960) 75 ff.; Avenarius, Konsolidierung 102 I. 24
25
8.2.
449
l' Lippert, Westgrenze I62ff.; die slawischen Elernente betont Cilinska, Development 240ff. Der Mangel an Siedlungsgrabungen (ebd., 251) erschwert die Analyse zusatzlich, J) janos Gyozo Szab6, Topographische Angaben zur spatvi:ilkerwanderungszeitlichen Siedlungsgeschichte des Marra-Cebietes. Studijne Zvesti 16 (1968) 245-51; Cilinska, Bestattungsritus 47ff.; dies., Development 240ff.; Dekan, Problematik 77; Parczewski, Besiedlungsgeschichte 39 H.; Bona, Vi:ilkerwanderungszeitforschung 306. H Vgl. Kap. 6. I I. )5 Es ware vielleicht methodisch sauberer, zur Vermeidung von MiGverstandnissen einen Kunstausdruck zu verwenden (,spatawarenzeitliche Population' oder ahnliches), Doch geniigt in der wissenschaftlichen Diskussion wo hl auch das Einverstandnis, daG der BegriH .Awaren' kein einheitliches Ethnos bezeichnet, sondern nur eine regional vorherrschende ,ethnische Praxis'. )6 Eisner, Devinska Nova Yes; gerade hi er gibt es allerdings auch starke slawische Elemente, etwa in der Keramik. Cilinska, Nove Zarnky; dies., Period 133ff.; Bohuslav Chropovsky, Peuplement slave en Slovaquie - l'etat actuel des recherches. Studia historica Slovaca I (1963) 9-29; ders. (hg.); Irnportants sites slaves en Slovaquie (Bratislava 1978); Anton Tocik, Die vorgroiimahrische Periode in der Slowakei. Das Grofjmahrische Reich (Prag 1966) 59"'-84; Parczewski, Besiedlungsgeschichte 39 ff.; J. Zabojnik, Zur Problematik der Waffenvorkommen auf Graberfeldern aus der Zeit des Awarenreiches in den nordwestlichen Teilen des Karpatenbeckens. Interaktionen 297-302. 37 Mitscha-Marheim, Grenzorganisation; ders., Spur en 142f.; Lippert, Westgrenze 165ff.; Daim, 7· u. 8.Jh. 93· )8 Mitscha-Marheim, Friihgeschichtliche Grabfunde aus Unter St. Veit. Archaeologia Austriaca 44 (1960) 50--57; ders., Grenzorganisation; Deer, Untergang 763; Lippert, Westgrenze 169. Zur ,gyepii'-Organisation Gi:ickenjan, Hilfsvi:ilker 5 ff.; dabei ist zu unterscheiden zwischen der Grenzeinode, die in vielen zentralasiatischen Steppenreichen und bei den Attila-Hunnen belegt ist, und einer eigentlichen Grenzorganisation rnit Grenzwachtern und Befestigungsanlagen, wie sie die Ungarn seit der 2. Halite des 10. Jahrhunderts errichteten. )9 Siehe Kap. 8.3. und 8+ Zur archaologischen Rezeption dieser Nachricht Darina Bialekova, Die ethnischen Verhaltnisse im ni:irdlichen Karpatenbecken am Ende des 8. und zu Beginn des 9. Jahrhunderts und die Anfange der Staatsbildung der mahrischen Slawen. Die Bayern und ihre Nachbarn 2, 133-36. 4° Kovacevic, Militargrenze 49 H. 4' Vinski, Nalazima; Kovacevic, Kaganat. 42 R. Brunardzic, Izvestaj za zastitnog arheoloskog iskopavanja ranosrednjovekovne nekropole na lokalitetu ,Ciglana' kod Celareva. Gradja za provcavanja spomenika kulture Vojvodine 8-9(1978-79) 33-67. Dazu Balint, Archaologie, der sich gegen eine jiidischchasarische Deutung wendet. Eigenartig ist die C r a-Datierung von Material aus dem Craberfeld (969+/-66 Jahre), die in ihrer Isoliertheit freilich wenig aussagekraftig ist. 4) Horedt, Awarenproblem 103ff.; zur Spatawarenzeit in Siebenburgen jiingst Bona, Daciatol erdoelveig 174 ff. 44 B6na, Awaren-Katalog 16. Zusammenfassend iiber spatawarische Reitergraber Garam, Pferde- und Reiterbestattungen 123-26, mit Verbreitungskarte der Pferdegeschirre. 45 Awaren-Katalog 82f. 6 4 Das verrnutet Balint, Archaologie. Zum Ausrnaf der Grabgruben als Status symbol auch Daim, Leobersdorf 171.
Kapitel
8.2.
Vg!. Kap. 6.3. 2 Tschou-schu, Liu Mau-Tsai 9. 3 Deer, Untergang 759ff.; Bona, Cundpald 322; Tomaschek, Avares 2265. 4 "Wo die Ki:inige der Awaren mit ihren Fi.irsten zu residieren pflegten", Ann. Lauresh. a. 796, 37. I
45° 5 6
Anrnerk ungen
Ann. Einh. a. 782,163; Ann. Lauriss. a. 782,162; Ann. Fuld. a. 781, 349· "Chagan seu Iugurro ... a suis occisis", Ann. Lauresh. a. 796, 182; Ann. Fuld. a. 796,
351· ArF a. 805, 80. De Pippini Regis Victoria Avarica 6-10, MGH Poet. Lat. 1, 1I7f. 9 Ann. Lauriss. a. 796, 182. 10 Ann. Einh. a. 781, 162; Ann. Fuld. a. 796, 351. " Ibn Rusra, Kitab al-A'laq an-Nafisa, hg. M. J. de Goeje (Leiden 1892) 139 L, Dunlop, Khazars 104 f. 11 Togan, Ibn Fadlan 98 H.; Dunlop, Khazars I I I. I) DAI 42, S. 181. '4 Al-Istachri, Kitab Masalik al-Mamalik, hg. M. J. de Goeje (Leiden IS70) 222 ff.; Dunlop, Khazars 97 f. , 15 A kcttos kiralysag a nomadknal. Karolyi Arpad-Emlekkonyv (Budapest 1933) 28-39· 16 Togan, Ibn Fadlan 27df.; Dunlop, Khazars 208 rnit A.z I I.; Besevliev, Bulg. G. 338 f.; Altheirn, Hunnen I, 120. Zur bei vielen Volkern verbreireten Zweiteilung vg!. Kap. 6. I I. 17 Deer, Untergang 760; Kollautz, Schichtung 139/40 und 154, der wohl irrturnlich den Tudun als zweiten Herrscher betrachtet; Avenarius, Awaren 183 spricht trotz seiner berechtigten Zweifel, "ob wir dern Iugurrus als dem .zweiten Konig' eine so grofle Bedeutung zuschreiben wollen", von archaologischen Beweisen fi.ir die Theorie des Doppelkonigturns, was kaum haltbar isr: Bona, Cundpald }21. Dunlop, Khazars 58 ff. rnit Angabe der arabischen und armenischen Quellen. 19 Theophanes 6196, S. 372 f. 10 DAI 42, S. 182, 27: ,,6 xayavo£ EXElVOC;xui o JtEX Xa~aQ(a£". 11 Deutscher Text bei Plemewa, Chasaren, bes. 155. 11 Dunlop, Khazars 159. 1) Das vermutct Golden, Studies I, 162. '. Turxanthos/Ti.irk-Schad war der Sohn des Sizabulos/Sir- Yabgu, vg!. Menander EL 107,12-14; 19, I, S. 176 bzw. fr. 43. Bei der Bebgcrung von Tiflis nennt Moses Daschuranc'i den Schad als Neffen des Jebu Khagan/Ziebil/(Sir)Yabgu, vg!. Golden, Studies I, 206 u. 7 S
I.
Kap·7+ 15 Thomsen, Inschriften 145; Golden, Studies I, 163. .6 Togan, Ibn Fadlan 98 ff. und 260; Golden, Studies I, 200 f. und 191. 17 Zit, bei Dunlop, Khazars 208. Artarnonov, Istorija Hazar 261-66. Dagegen allerdings Golden, Studies I, 101 f., obwohl auch er die Unrerschiede zum ti.irkischen Model! betont. '9 Eine Zusammenste!lung der Belege bietet Golden, Studies 1, 163f. )C Tschou-schu, Liu Mau- Tsai 5f. )1 Tschou-schu, Liu Mau-Tsai 42-44. )' Tschou-schu, Liu Mau-Tsai 49; Menander EL 207, 27; 19, I, S. 172 bzw. fr. 43· lJ Th, S. 7,8, S. 259. Zur Identifikation ausfiihrlich Haussig, Exkurs 373 ff. J4 Menander EL 2Q, 21-14; 19, I, S. 172 bzw. fr. 43. )S Haussig, Exkurs 373 H. und ders., Herkunft 27ff. versuchr dies rnir groGem Scharfsinn, aber wohl erwas zu statisch. Pritsak, Features, ki.inftig in SSCI 35 (1987), rechnet mit zwei GroGkhaganen und vier Unterkhaganen, die Erben der Grofskhagane waren und die Tire] Yabgu und Schad trugen. )6 Tschou-schu, Liu Mau- Tsai 8 f. )7 Er afs nur mehr vegerarische Nahrung, umlief die Pagode und nahm andere Einschrankungen auf sich, berichtet das Tschou-schu, Liu Mau- Tsai 43· )S Vg!. die Aufstellung bei Marquart, Chronologie 52f. rnir weiteren Beispielen; Klyashtorny, Tes Inscription 152f. (fur den Bogu-Khagan der Uiguren); ders., Terkhin Inscription 12; Golden, Studies 1, I89f. Togan, Ibn Fadlan r aof. )9 Thomsen, Inschriften 168. 4C Bulg. G. 338 ff.; einigc .iiberflussige' Namen in der bulgarischen Furscenliste sind das Hauptargument. Etwa ist Kormesios schon bei Theophanes unter Tervel genannt; in der
1.
Kapitel 8.2.
451
Fursrenliste ist Kormisos aber ersr der drute Nachfolger Tervels (ebd. 198). Ahnlich schon Haussig, Fiirstenliste (wie Kap. 7-6. A.25) 22. 4' Beseviiev, Bulg. G. 341. .' De cerirn. 2,47, S. 681 f.; Besevliev, Bulg. G. 345. .) Besevliev, Bulg. G. 341. H Besevliev, Bulg. G. 198 meint irrtiirnlich, dail auch der chasarische Bag den KapkhanTitel getragen habe; dieser Titel ist bei den Chasaren jedoch nicht belegt, vg!. Golden, Studies I, 6f. und unten. 45 Dczso Pais, A gyub es a kiindi.ih. Magyar Nyelv 27 (1931) 172-74; Bartha, Hungarian Society 57; Golden, Studies 1,201; Gyorffy, Landnahme 241; Laszlo Makkai, Von der Urgemeinschaft bis zurn Feudalismus. Erwin Pamlenyi (hg.), Geschichte Ungarns (Budapest 1971) 1r f.; allg. Isrvan Dienes, Die Ungarn zur Zeit der Landnahme (Budapest 1972); Vajay, Eintritt. .6 Die Baycrn hatten den Kende an die Fischa zu einem Gasunahl geladen und ihn dabei umgebracht - Ann. Alarn. a. 904, 54; Ann. SangalL maiores a. 902, 77; Vajay, Eintritt 35. Die Byzanriner hatten schon ein jahrzehnt zuvor an der Donau rnit den beiden .Hauptern' (tal:; X€fpa)"aL;) der Ungarn verhandelt - Vajay, Eintritt 25 mit Quellenzitaten. 47 :'EX01!OL... LOV LC yv),,&'v xcd LOV %aQX&'v, OlLLV€£EXOUOLLa~Lv xQvwu", DAr 40, S.I78. 4' Golden, Studies I, 101. 49 Ibn Fadlan c. 33, Togan 28. \0 Kutadgu Bilik 2, hg. Yusuf Has Hicib (Ankara 1959) v, 4068f. Zur Quelle Zeki Validi Togan, Die islamische Zeit. Annemarie v . Gabain (hg.), Turkologie. Handbuch der Orientalisrik 51r (Leiden-Koln 1963) 231. Zu den Karachaniden, deren Zentrum am Tschu und Talas lag, auch David Bivar, Der Aufstieg des Islam. Hambly, Zentralasien 84f. 5' Togan, Ibn Fadlan 256ff.; Mikkola, Avarica 160; Deer, Untergang 760. i' Omeljan Pritsak, Karachanidische Streitfragen 1-4. Oriens 3 (1950) 209ff., bes. 210; ders., Die Karachaniden. Der Islam 3 1(1954) 17-68, bes. 23. 5J Ein Beispiel erzahlt Ibn al-Athir (i.ibersetzt bei Eduard Sachau, Dber die ti.irkischen Fursten von Transoxanien und Turkestan. Sb (jAW 74 (1873) 321): Von den Sohncn des Kadr-Khan wurde nach dessen Tod einer Arslan-Khan und der andere Bugra-Khan; die beiden fiihrten jedoch Krieg urn die Alleinherrschaft, und dcr Bugra-Khan besetzte das Gebiet seines Bruders. 54 Togan, Ibn Fadlan 258 f. 5; Kasgari 3, 31; Togan, Ibn Fadlan 259. Pritsak, Karachaniden (wie A.52) halt den Yugrus dcmnach Iur einen Minister, wahrend ihn Togan rnit dem chasarischen Bag vergleicht, In der Tat fiihrte der Yugrus teils auch diesen Titel; doch woh! nicht in dern speziellen Sinn wie bei den Chasaren. Den Titel "Beg" trugen ebcnso viele seldschukische Herrscher bzw. Wi.irdentrager. 56 Togan, Ibn Fadlan 259. 57 Pritsak, Karachaniden (wie A.52) 23; ders., Von den Karluk zu den Karachaniden. Zeitschrift der Deutschen Morgcnlandischen Gesellschaft 101 (195 I) 170-300. ;8 Claude Cahen, Der Islam r , Von den Urspri.ingen bis zu den Anfangen des Osmanenreiches. Fischer-Weltgeschichte 14 (Frankfurt/M. 1968) 204-07. Die Kalifen vermochten freilich so nichr ihrer Entmachtung vorzubeugen; die tatsachliche Macht hatte in Bagdad bald der ,Emir der Emire' als Befehlshaber der ti.irkischen Sklaventruppen, die Verwaltung besorgte der Wesir. 59 Manche Formen srehen denen anderer Kulrurbereiche naher als einander. Vg!. etwa zum germanischen Doppelkonigtum bzw, Doppeldukat: Reinhard Wenskus, RGA 2. Auf!. 6 (1985) 305f. 60 Das berichtet etwa Ibn Fad!an vom Chasarenkhagan - Togan, Ibn Fadlan 100. 61 Das geht aus den chinesischen Berichten i.iber die ti.irkischen Verhalrnisse hervor, vgl. etwa Liu Mau-Tsai 42ff. Die Nachfolge eines Bruders ist ja auch bei den Awaren belegt, siehe Kap. 6.2.
452
Anmerkungen
6. Darin sieht etwa Vajay, Eintritt 45 die Wurzel des Doppelkonigrurns: Beispiele bei Chavannes, Documents 52 und 263. 6) Theophanes 6203, S. 378 f. Der ,ZWo,.o;' konnte rnit dem spateren ungarischen Titei Gyula zusamrnenhangen ; auf einem allerdings dreihundert Jahre jiingeren Siege! aus der Stadt findet sich der Titel "tzoula" (Moravcsik, Byz. turcica 2, 314, mit weiteren Nennungen; er sieht einen Zusammenhang mit dem Gyula). Gegen einen Zusammenhangallerdings Golden, Studies. I, 178 f. 6, Einen solchen Ursprung des chasarischen Doppelfurstenrums nahm schon Artamonov, Isrorija Hazar 261-66 an, danach Golden, Studies I, 101. 6STogan, Ibn Fadlan 274 f. betont die auBerordentliche Stellung der vom tiirkischen Ashina-Clan abgeleiteten ,Khaganiden'; seine umfassende Rekonstruktion dieser Sippe ist aber teils hypothetisch, vg!. dazu Golden, Studies I, 101 rnit A.3 16. 66 "Zweiter Khagan", vg!. Liu Mau-Tsai 44. 67 ,,'QxoQUl]; 6 xoxcvo;", Moravcsik, Byz. turcica 2, 19 d. fiir eine Identifizierung. Unrklart ist auch die Eryrnologie: Kollautz, Schichtung 155 schlagt tiirk. ,oigur'-klug vor. 6 Das meinte auch Deer, Untergang 759ff. 69 Ann. Lauriss. a. 782,162; Ann. Einh. a. 782,163; Ann. Fuld. a. 782, 349. 70 Ann. Lauriss. a. 796, 182; Ann. Fuld. a. 796, 351· 71 Vielleicht wurden die beiden erfolglosen Herrscher aber auch, wie bei vielen Steppenvolkern ublich, umgebracht; zum sakralen Konigsmord Besevliev, Bulg. G. 341-43. 7' So Bona, Cundpald F2. 7J "Ubi reges Avarorum cum principibus suis sedere consueti erant", Ann. Lauriss. a. 796, 182. 7, Zotan: Ann. Alam. a. 795,47, Lendi I68f. (zum Namen vg!. ebd. 128£.); Ann. Guelf. a. 795,45; Ann. Iuvav, min. a. 795, 89; Ann. Iuvav. mai. a. 796, 87; Zodan: Ann. Einh. a. 803, 191 (Zusatz); Tudun: Ann. Einh. a. 795 u. a. 796, 181 u. 183 sowie a. 81 I, 199; Ann. Lauriss. a. 795,180 u. a. 796,182; Ann. Fuld. a. 795, 351; Poeta Saxo a. 795 u. a. 796, 252; T(h)odanus: Ann. Lauresh. a. 795, 36; Chron. Moissacense a. 795, 302; dazu kommen noch diverse Varianten der Handschriften. Bei der Anderung zu Zotan spielt die althochdeutsche Lautverschiebung herein; vg!. auch Tornaschek, Avares 2265 (die tiirkische Erymologie ist fraglich, da der Titel von den Chinesen kommt). Zur Erymologie auch Moravcsik, Byz.turcica 2, 267; Nerneth, Honfoglalo 213; Max Vasmer, Russisches etymologisches Worterbuch 3, 143; K. H. Menges, Rezension zu Golden, Studies 68, rnir weiterer Lit. Zu Zotto/Zortan Zollner, Namensgut 260; Ernsr Forsternann, Altdeutsches Namenbuch I (1900) 108; allgemein zu awarischen Spuren in bayerischen Personennamen vg!. Kap.8·3· 7S MGH Necro!. 2, 12, )0; vg!. Wolfram, Mitteleuropa 135; Wilhe!m Storrner, Adelsgruppen im friih- und hochmirtelalterlichen Bayern (Miinchen 1972) 28; Reindel, Agilolfinger 133. Irrige Herleitung von einem Tudun bei Bona, Cundpald 319. Will man eine awarische Parallele, ware an die Katun zu denken (s. u.). 76 Ann. Einh. a. 795, 18 I. 77 Ann. Lauriss. a. 795,180; ahnlich Ann. Fuld. a. 795, 351. 78 Ann. Alam. a. 795, 47, Lendi I68f. 79 Ann. Lauresh. a. 795, 36; Chron. Moissiacense a. 795, 302. 80 Ann. Einh. a. 803, I9I. 81 Ann. Lauriss. a. 795,180. 8. ArF a. 796, 64 ("se cum populo suo et patria regi dedit"); Ann. Lauriss. a. 796, 182. 8) Chron. Moissiacense a. 795, 302. 84 ArF a. 796, 64. 8s So schon Bona, Cundpald 321, der seine Stellung dem ungarischen Horka vergleicht; ders., Awaren-Katalog 19. Unverstandlich ist nur die Formulierung Bonas (Cundpald 319), er sei .Vasallenfurst der Awaren in Pannonien" gewesen - der Tudun war einer der hochsten awarischen Wiirdentrager, woven auch Bona sonst auszugehen scheinr. Die Vermutung von Vaczy, Der [rankische Krieg 407ff., daB die Tudun-Gruppe im Siidwesren siedelte, stiitzt sich nur darauf, daB Pippin hier ungestort operieren konnre. Aber schon
Kapitel 8.2.
453
Kart selbst war 791 im Nordwesten nicht ad Feinde gestofien. Dagegen auch Wolfram, Mitteleuropa po A.I8. Fiir Avenarius, Awaren 183 ist der Tudun "Hauptling einer bestirnmten territorialen bzw. Starnmeseinheit" (der immer wieder fur Awaren und Slawen verwendete Begriff Hauptling ist freilich Geschmackssache; man miiBte dann erwa auch vom Bayern.Eauprling" Tassilo sprechen.) 86 Ann. Einh. a. 803, 191. 87 "Pannonien und das Awarenland waren ein und dasselbe, obwohl letzteres iiber die alte Romerprovinz hinausreichte." Wolfram, Conversio 103; auch der ,Ring' zwischen Donau und Theif lag ja in ,Pannonien', ArF a. 796, 64. 88 "Sed in promissa fidelitate diu manere noluit, nee multo post perfidiae suae poenas dedit." Ann. Einh. a. 796, 183. 89 Ann. Einh. (Zusarz) a. 8c3, I9l. Denkbar ist auch, daB ein Iriiherer Aufstand gerneint ist, etwa 797 (vg!. Ann. Gue!f. a. 797, 45), der zu einer schnelleren (und drastischeren) Bestrafung des eben getauften Tudun Iiihrte, wie Bona, Cundpald 319 rneinr. Doch hatten die Annalisten wohl mehr Noriz davon genommen. 90 Zum ,princeps'-Gebrauch siehe unten, 91 Ann. Einh. a. 811, 199. 9' Magnae Moraviae Fontes Historici 3, hg. Lubornir Havlik (Brno 1969) 255. Danach auch der Humanist Johannes Aventinus (Ann ales Boiorum 4, 4,15; ebd. I, 339). 93 Kollautz, Schichtung 159 billigt der Falschung nicht nur "geschichtliche Treue" zu, sondern macht aus den beiden genannten Duces "Hunie atque Marauie" irrtiimlich einen einzigen, der beide Titel tragt: das iibernimmt Bogyay, Reiternornaden 98, bei dem noch die Tatsache der Falschung iiberhaupt auf der Strecke bleibt. 94 Marquart, Chronologie II; Haussig, NomadenvOlker 246; Franke, Fremdherrschaften 51; Ildiko Ecsedy, Old Turkic Titles of Chinese Origin. Acta Orient. Hung. 18 (1965) 83-91. 9STschou-schu, Liu Mau-Tsai 9; Chavannes, Documents 21 u. 24. Weitere Nennungen, etwa in den Orchon-Inschrifren, bei Golden, Studies 1,216. Vg!. Marquart, Chronologie 44; Grousset, Steppenvolker 138; Pritsak, Features, kiinftig in SS Cl 35 (1987). Ahnlich das Erymologicum magnum; s. Moravcsik, Byz. turcica 2, 267. 6 9 Theophanes 6203, S. 378f.; Nikephoros 51, s. O. Zu den Ereignissen vg!. Dunlop, Khazars 174 f. Zur Schreibung der Quellen Golden, Studies I, 2 15. 97 Zum Turun des 14. Jahrhunderts Marquart, Analekten 80. 8 9 Die Ansichr von Kollautz, Schichtung 139f.; Kollautz/Miyakawa 2, 10, der Tudun sei der zweite Konig gewesen, widersprichr den Quellen. 99 De Pippini regis victoria Avarica, MGH Poet. Lat. I, 117, 10. 100Bona, Cundpald J2 I. 101Togan, Ibn Fadlan 276; Ferdinandy, Reitervolker 180; Kollautz, Schichtung 15 5; Altheirn, Hunnen I, 49; gegen die von Doerfer vorgeschlagene tiirkische Etymologie Menges, Rezension zu Golden, Studies I, 64 und 68 (fiir eine alt-anatolische Wurzel). 10' Kollautz/Miyakawa I, 76 und 21 10. 10}Menander EL 195, 14; 10,3, S. 123 bzw. fr. 20. DaB er als Nachfolger des Sogderfursten Maniach bezeichnet wird, kann sich auf die Stellung als Gesandter beziehen. Zur Namensform Marquart, Chronologie 43 mit der Lesung Tamga-Tarkhan, die durch die handschrifriiche Uberlieferung nicht gestiitzt wird, aber der Form Tamgan-Tarkhan der Orchon-Inschriften ahnelt, Die Terkhin-Inschrifr wiederurn enthalr den Stammesnamen Yagma, der neben Tabgac und Sogdaq steht und auf den man ,Tagma' als Verschreibung zuruckfuhren konnre (Klyashtorny, Terkhin Inscription 14; Tekin, Tariat Inscription 48). 10 4 Sabra- Tarkhan, Ogul- Tarkhan etc.: vg!. Marquart, Chronologie 3 I f., 49. 10SThomsen, Inschriften 163. Das Zitat von Pritsak kiinftig in Features, SSCl 35 (1987). 106Altheim, Hunnen I, 281 und 2, 277f. 10 7Eine Zusammenstellung der Nennungen bieter Golden, Studies I, 210 f.; die griechischen Nennungen bei Moravcsik, Byz. turcica 2, 253. Eine ausfiihrliche Liste auch bei Vekony, Onogurok 7 I H. 108Togan, Ibn Fadlan 28.
Anmcrleungen
-454 10
Pritsak, Features, ki.inftig in SSCI 3 j ('987) inrerpretiert sic iiberhaupt als Minister bzw. "civil governors" in Sradten, zum Unterschied vom Tudun als militarischern Gouverneur. Eine solche Trennung ist aber wenig wahrscheinlich und stellte zumindest nicht die Regel dar. 110 Golden, Studies 1,212. "' Besevliev, Bulg. G. 331. r r z Nr. 60; Besevliev, Bulg. G. 280 u. 3Pf.; ders., Die zusarnmengesetzten Titel in den protobulgarischen Inschriften. VAJB 30 (1958) 98-1°3. Vg!. K. H. Menges, Altaic Elements in the Proro-Bulgarian Inscriptions. Byzantion 21 (195 I) 92 u. 99; Runciman, Empire 285. 11) Nr. 59; Besevliev, Bulg. G. 286. "4 Cundpald 321. "5 Besevliev, Bulg. G. 353. 116 Togan, Ibn Fadlan 141. "7 Togan, Ibn Fadlan 22 I. 118 DAI 40, 5.174; vg!. Julius Nerneth, Ti.irkische und ungarischc Ethnonyme. VAJB 47 ('975) 154-60; ders., Die perschenegischen Stamrnesnamen. Vngarische Jahrbi.icher 10 (1930) 30; Makkai (wie A.45) II; Bartha, Hungarian Society 57; Gyorffy, Landnahme 244f.; Golden, Studies 1,71. Das Wort erscheint auch in ungarischen Ortsnamen. "9 Golden, Studies I, 213. r ac L. Rasonyi, The Psychology and Categories of Name-Giving among the Turkish Peoples. Hungaro-Turcica, Studies in Honour of Julius Nernerh (Budapest 1976) 212. ill Zollner, Namensgut 259. IU "Petens sibi honorem antiquurn, quem caganus apud Hunos habere solebat". ArF a. 805,80. Vg!. Kap. 8+ ill Ann. s. Emmerami maior. a. 805 (cabuanus); Ann. Xantenses a. 805, MGH SS 2, 224 (cappanus); weitere Beispiele bei Abel/Simson, Jahrbi.ichcr 2, FOf.; Deer, Untergang 775. ". Ann. Men, a. 805, 13. il5 Johann Kaspar Zeuss, Die Deutschen und ihre Nachbarstarnrne (1837) 740; Arnulf Kollautz, Schichtung 137. Dagegen schon Ernst Di.immler, Ober die sudostlichen Marken des frankischen Reiches unter den Karolingern. Archiv [iir Kunde osterreichischer Geschichtsquellen re (rS53) 8; Deer, Untergang 774; Lippert, Awaren nach 800,148; Ratkos, Quellen 186. ,,6 Bulg. G. 339fi.; s. o. Zum awarischen und bulgarischen Kapkhan auch Moravcsik, Byz. turcica 2, 140 f. il7 Marquart, Chronologie 41 iibersetzt die Stelle mit "Kapkhan und Alraras Khagan bin ich deinem Volke geworden"; sonst wird darin ein Doppeltitel Kapkhan-Khagan gesehen, Thomsen,Inschriften 169f.; Altheim, Hunnen 1,208; Czegledy, Composition 27jf.; Osman F. Sertkaya, The First Line of the Tonjukuk Monument. CAJ 23 (1979) 288-91 rnir weirerer Lit. Allgemein zur Inschrift T. Tekin, A Grammar of Orkhon Turkic (Bloomington 1968). ,,8 Altheirn, Hunnen 1,207 H.; ders.!Ruth Stiehl, Qagan und Verwandtes. SOF 15 (1956) 69f. 9
Dermis Sin or, Qapgan. Journal of the Royal Asiatic Society (1954) 174-84. Bona, Cundpald }22; dort auch Verweise auf weitere ungarische Stellungnahmen. 1)1 ArF a. 805, 80. ')' Die Schluilfolgerung von Vekony, Onogurok 71 ff., dail der Kapkhan Anfuhrer einer Gruppe neuzugewanderter christlicher Onoguren vom Kaukasus gewesen sei, isr vor all em als Beispiel methodisch falscher Argumentation interessant, Die derart verbreiteten Rangtire! der Sreppenvolker erlauben eben keinerlei ethnische Zuweisung. Sein Einwand, dail die Awaren nach ihrer Vnterwerfung den Khagans- (und Kapkhans-)titel nicht hatten bewahren konnen, ist niche srichhaltig: Denn gerade davon ist in den Annalen ja die Rede. ')) ArF a. 81 1,98. ')4 Fur die Idenrifikation Zeuss (wie A. I 25) 740; Dummler, Marken (wie A. 125) 9; Abel/ Simson, Jahrbi.icher 2, 472 A'3, ohne allerdings i.iber eine befriedigende Erklarung zu "9
1)0
Kt/pitel
8.2.
455
verfi.igen; Bona, Cundpald 323. Anders Deer, Vntergang 776; er stiitzt si eh auf die Etyrnologie von Nerneth, Honfcglalo 104, der den Titel aus ,kam' (Schamane) und .savcy' (Sendbote) zusamrnenserzt. Doch sind beide Bestandreile erst viel spater be!egt; zu ,kam' Rad10H, Sibirien 2, 67; zurn .orcou;' der Seldschuken Moravcsik, Byz. turcica 2, 135. Vie! einleuchtender ist die Ableitung von ,Khan', s. u. 1)1 Ann. Einh. a. 782, 163. 1)6 Ann. Fuld. a. 796, 35 I. ')7 Ann. Lauresh, a. 796, 37,)8 Ann. Einh. a. 803, 191. ArF a. 8°5, 80. So deutet diesen Titel auch Bona, Cundpald Besevliev, Bulg. G. 334. 14' Runcirnan, Empire 284. '.' Altheim, Hunnen I, 255. 1)9
}22f.
'40
'4) Togan, Ibn Fadlan 142 (der allerdings noch die Lesung .ybige' heranzieht, ebd. 106); Besevliev, Bulg. G. 334, der nach Menges, Byzantion 28 (1958) 448 darin das Titelelement .bag' entdeckt,
'44 Vekony, Onogurok 71 H. rnochte auch ,kana' nichr gelten lassen und lost .qan-asi-vgi' auf. Doch ist ,kana' in mehreren anderen zusammengesetzten Tireln der Donaubulgaren be!egt (Inschr. Nr. '4 u. 78, Besevliev, Bulg. G. 336; Moravcsik, Byz. turcica 2,135), '45 Vekony, Onogurok 71 ff. 6 14 Siehe Kap. 8.4.-5. '47 Nach D. Kar. I, 169 rekonstruiert von Heinrich Fichtenau, Die Urkunden Herz.og Tassilos Ill. und der .Sriftbrief von Kremsmi.inster. Beirrage zur Mediavistik 1 (1977) 97ff.; Herwig Wolfram, Die Gri.indungsurkunde Kremsmi.insters. Mitt. des 00. Landesarchivs, Erg. Bd.2 (1978) 74ff.; ders., Ethnogenesen 129; ders., Mitteleuropa Jp. Zum karantanischen Zupan ders., Conversio 79f. mit A.21; Mal, Probleme 91. Zum Zupan bei den Kroaten Kcnstantin Porphyrogennetos, DA1 29, 67, S. 124; Steindorff, Synode )22. Allg. Dirren, Bemerkungen 448ff., bes. 450 A.31 (rnit weiterer Lit.); jirecek, Serben 127; Phaedon Malingoudis, Die Institution des Zupans als Problem der fri.ihslavischen Geschichte. Cyrillomethodianum 2 (1972/73) 61-76. ,.8 Einer dcr [iinf Anfuhrer del' tiirkischen Nu-shi-pi Starnme trug nach chinesischen Quellen nach 635 den Titel Chu-pan ch'i-chin, sein ,Kollege' von den rivalisierenden Tu-lu war der Ch'u-pan cur - Maenchen-Helfen, Hunnen 268. '49 K. H. Menges, Schwierige slawisch-orientalische Lehnbeziehungen. VAJB 31 (1959) 178 f. Bei den Sorben bezeichnete ,zupa' vielleicht die Burganlage, die .civitas', vg!. Herrmann, Slawen in Dcutschland I7f. '50 Nr. 60, sowie eine Silberschale aus Preslav; Besevliev, Bulg. G. 352, der in ihnen bulgarische Aufseher der slawischen Zupane verrnutet. Menges (wie A. '49) halt es fiir denkbar, dail die Bulgaren den Titel in sekundar slawisierter Form von den Slawen ubernommen hatten. Gegen die Ableitung von Ban, zuletzr vertreten von Kronsteiner, Alpensiawen 146, Tietze (wie Kap. 7.5. A.I2). '51 Vg!. Kap.6+ Zur Bedeutung auch Gabor Vekony, Zur Lesung der griechischen Inschrifren des Schatzes von Nagyszentmiklos, Acta Arch. Hung. 25 (1973) 293-306, b es. 304· ,Boil a' ist der Wi.irdename der oberen Adelsklasse bei den Donaubulgaren, vg!. Besevliev, Bulg. G. 343 ff.; bei den Awaren ist er sonst niche belegt. '5' De Pippini regis victoria Avarica, MGH Poet. Lar. I, 116, 6. '5) Barthold, Turcs 29. Eine mongolische Erklarung vertritr Shiratori, A Study on the Titles Khagan and Katun. Memoirs of the Research Department of the Tokyo Bunko I (1926) I H.; dagegen Franke, Chines. Reich 3, 254. '54 K'o-tun in den chinesischen Quellen; Kollaurz/Miyakawa 1, 57. '55 Thomsen, Inschriften 149 und 167; Tekin, Tariat Inscription 55. '56 Golden, Studies I, 196. 'F Dunlop, Khazars 188. 8
Pseudo-Moses Chorenac'i, vg!. Marquart, auf die Ti.irken des 6. J ahrh underts. 15
Streifzi.ige
58; er bezieht
die Information
Anrnerkungen
456
K. H. Menges, Rezension zu Golden, Studies. CAJ 30 (1986) 66. Vg!. auch L. Rasonyi, Der Frauenname bei den Turkvolkem. UAJB 34 (1962) 233· Zur mongolischen ,hatun' Viadimirtsov, Regime social 69· 161 Vg!. A15. Die Idee verdanke ich Brigitte Resl, Wien. 162 Vg!. Kap. 8+ ,63 Fur die Chasaren belegt angeblich 25 Frauen Ibn Fadlan, Togan 100. Die zahlreichen Sohne des Awarenkhagans um 600 sind auf diese Weise zu erklaren, Selbst der Slawenkonig Samo soll zwolf Frauen gehabt haben, Fredegar 4, 48, S.2IO. Polygam war auch Mavros, die .rechre Hand' Kuvers, Mir. Dem. 2, 5,J04, S. 233, vg!. Kap. 7·7· 16 4 Th. S. 1,4, S. 47· ,65 Vg!. Kap. 3.6. ,66 Ibn Fadlan c. 21, Togan 21. ,67 Tschou-schu, Liu Mau-Tsai 9. ,68 Die Islamisierung brachte wo hi dennoch manche Einschrankungen mit sich, vg!. Sadi Uciincu, Die Stellung der Frau in der Geschichte der Ti.irkei. Ein historischer Uberblick von den alten Turkvolkern bis heute (Frankfurt/M. 1984). Uber Spuren einer matrilinearen Vergangenheit der Ti.irken vg!' Ecsedy, Tribe and Tribal Society 249ff. 169 Geheime Geschichte, hg. Heissig 150; vg!. Kap. 6·7· '7 Freundliche Mitteilung von Falko Daim, Wien. '7' 1. Erdelyi/E, Ojtozi/W. F. Gering, Das Craberfeld von Newolino. Archaeologia Hungarica 46 (1969) 93; Lippert, Westgrenze 165. Zu Tiszafi.ired: freundliche Mitteilung der Ausgraberin Eva Garam, Budapest. 172 Bona, Volkerwanderungszeitforschung 3 13· '73 Daim, Leobersdorf 164. '74 "Den Ort, wo die Konige der Awaren mit ihren Fi.irsten zu residieren pflegten, den man in unserer Sprache Ring nennt", Ann. Lauresh. a. 796, 37· 175 "Den Ring des Awarenvolkes, zuvor lange Zeit ungestort", ArF a. 796, 64· 6 '7 Poeta Saxo a. 796, 252. '77 "Ihre Residenz, die, wie gesagt, Ring, von den Langobarden aber campus genannt wird", Ann. Einh. a. 796, 99· 178 Vg!. Kap. 6+ '79 Notker, Gesta Karoli Magni 2, I, S. 49-5 I. 180 Klebel, Ostgrenze 3; Mirscha-Marheim, Awarenringe; ders., Spuren 155-58; Waldmi.iller, Begegnungen 521; Wolfram, Mitteleuropa 258. ,8, Mitscha-Marheim, Spuren 156. ,82 Csendes, Awarenkriege 102-106. ,8) "In weiten Feldern, die in barbarischer Sprache ,feld' genannt werden", PD 1,20, S.65· 184 Horst Adler, Die Langobarden in Niederosterreich. Katalog Germanen - Awaren Slawen in Nicderosterreich (Wien 1977) 73· ,85 Ann. Einh. a. 796, 99. ,86 Togan, Ibn Fadlan I82f. Urspri.inglich bezeichnete das Wort das konigliche Zelt. ,87 Wittfogel, Kavallerie-Revolution 27. ,88 Y. Minorsky, Tamim Ibn Bahr'sJourney to the Uyghurs. BSOAS 12 (1948) 275-305, bes. 284; Czegledy, Stammesorganisation 93. Beispiele zur kreisformigen Anlage von Nomadenlagern bringt auch Pletnewa, Chasaren 47 und 79· ,89 Zur bulgarischen Hauptstadt Pliska Besevliev, Bulg. G. 459-67; zu den chasarischen Hauptstadten und zum Ubergang von Nomadenlagern zu stadtischer Residenz Pletnewa, Chasaren 96 ff.; Balint, Archaologie (im Druck). '9° Den symbolischen Charakter des Ringes als politisch-religioses Zentrum betont Wolfram, Mitteleuropa 258.
Kapitel 8.J.
457
159
Kapitel 8.3.
160
0
"Nam is fluvius inter Baioariorum atque Hunorum terrninos medius currens certus duorum regnorum limes habebatur". Ann. Einh. a. 791, 89. Gesta Hrodberti c. 5, MGH rer. Mer. 6, 159; vg!. Herwig Wolfram, Der heilige Rupert und die antikarolingische Adelsopposition. MIOG 18 (1972) 13. Die Conversio (c. 1,37) macht daraus aus durchsichtigen Gri.inden eine Missionsreise nach Pannonien; vg!. Wolfram, Conversio 63. 3 Arbeo v. Freising, Vita s. Haimhrarnrni c. 5, hg. Bernhard Bischoff (Mi.inchen 1953) I2f. oder hg. Bruno Krusch, MGH rer. Germ. 13 (Hannover 1920) 33f. 4 Die Datierung auf etwa 680 geht auf Klebel, Theodo 188-90 zuri.ick; danach auch Reindel, Agilolfinger 147; Deer, Untergang 749; Friedrich Prinz, Fri.ihes Monchtum im Frankenreich (Mi.inchen-Wien 1965) 380ff.; "urn 700" datiert Zollner, Namensgut 251. Es mug betont werden, dag Klebels Datierung sich nicht zuletzt auf Erwagungen zur awarischen Geschichte stiitzt: sie wiederum als Beleg fi.ireine Volkerwelle vor 680 zu verwenden (wie etwa Bona, Awaren-Katalog 15), ist ein Zirkelschluli, Auf Grund einer ,innerbayerischen' Argumentation kam Gottfried Mayr, Zur Todeszeit des h!. Emmeram und zur fri.ihen Geschichte des Klosters Herrenchiemsee. ZBLG 34 (1971) 358-64 und 373 auf ein Datum kurz vor 715. Dafi.ir jorg J arnut, Beitrage zu den [rankisch-bayerisch-langobardischen Beziehungen im 7. und 8.Jh. ZBLG 39 (1976) 346f.; Wolfram, Ethnogenesen 13If. Kritisch Gertrud Diepolder, Arbeos Emmeramsleben und die Schenkung Ortlaibs aus Helfendorf. Land und Reich, Stamrn und Nation, Festgabe fur Max Spindler (Mi.inchen 1984) 269-85. Die Einwande versucht Gottfried Mayr, Zur Todeszeit des heiligen Emmeram und zur Kirchenpolitik Herzog Theodos von Bayern. Symposion Zwettl 1986, zu enrkraften. In der Tat pagt die Ermordung Emmerams recht gut in die Zeit knapp vor Theodos Romreise (71 5/r6). 5 Ann. Mett. prior. a. 693, 15; H. Hoffmann, Untersuchungen zur karolingischen Annalistik. Bonner Historische Forschungen 10 (1958) 42-53; Deer, Untergang 756 A.261. Die Festlegung der Ennsgrenze kann daher auch nicht mit diesem Datum verbunden werden, wie bei Bona, Awaren- Katalog 15; SzK 99· 6 Ediert von O. Holder-Egger, Uber die Heiligen Marinus und Anianus. Neues Archiv 13 (1888) 22-28. Vg!. Reindel, Agilolfinger 143; Kahl, Baiern 196f., der einen Bezug zur Emmerams- Vita herstellen rnochte. Wahrscheinlich gehort die Nachricht von den aus Italien gekommenen Barbaren eher in ein fruheres Jahrhundert; allenfalls mag man darin eine Slawengruppe wie im Fall der Bischofshofener Maximilianszelle entdecken. Eine systernatische Untersuchung des Nachlebens der Volkerwanderungszeit im Ostalpen- und Donauraum, die hier weiterhelfen konnte, ist noch anzustellen. 7 Kollautz/Miyakawa 2, 249; ein Bericht iiber sarazenische Pli.inderungen wurde von einem Schweizer Humanisten mit Paulus Diaconus verknupfr, 8 PD 6, 58, S. 242. Demgegeniiber verdient die Nachricht aus dem urn 1000 verfallten Chronicon Benedicti, MGH SS 3, 702, Liutprand habe bei Aquileia Awaren bekampft, weniger Glaubwiirdigkeit. 9 Die Gesetze der Langobarden, hg. Franz Beyerle (Wien 1947) 348. Rarchis, vorher Dux von Friaul, kannte aus eigener Erfahrung die eigenmachtige Ostpolitik, die von Cividale aus gemacht wurde. 10 Mohlenkarnp, Avaria 40f. Y.Joppi/E. Miihlbacher, Unedierte Diplome aus Aquileia (799-1082). MIOG I (1880) 279 bzw. 28 d. 12 Anon. Ravennatis 4,14, S. 53 (vg!. 4, 19ff., S. 56ff. zu Pannonien). '3 Conversio c. 4, S. 42. '4 Ann. Mett. prior. a. 743, 33-35; Wolfram, Conversio 77. Erst im Friihjahr 741 war Odilo aus dem Exii zuriickgekehrt, vg!. Wolfram, Ethnogenesen 132 A.I79. '5 Zu Columban vg!. Kap. 6.8. Amandus: MGH SS rer. Mer. 5,483-85, Peter F. Barton, Die Fnihzeit des Christentums in Osterreich und Sudostmitteleuropa bis 7~8 I (WienI
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Koln-Craz 1975) 197; Heinz Lowe, Westliche Peregrinatio und Mission. SSCI 29 (198I) 327-372, bes. 338H.; Wolfram, Mitteleuropa 118. Allgemein Wolfgang Fritze, Universalis gentium confessio. Formeln, Trager und Wege universalmissionarischen Denkens im 7.Jahrhundert. FMSt 2 (1959) 78-130. 16 Bedc's Ecclesiastical History of the English People, hg. Bertram Colgrave/R.A.D. Minors (Oxford 1969) 5,9, S. 476. Vg!. Frirze, Bedas Hunni. Es ist auch nicht die Rede davon, dail sie tatsachlich aufgesucht wurden. 17 Arbeo v. Freising, Vita Corbiniani. MGH SS 13,202-04. 18 Wiesinger, Probleme 327; vg!. kunftig ders., Kontinuitaten, Symposion Zwettl 1986. 19 Wiesinger, Probleme 324. Dasse!be gilt fur den Bergnamen Cumeoberg-Kaumberg. Einige Gewassernamen kamen vor 800 aus dem Slawischen, andere blieben vie! langer slawisch. Vg!. auch Heinrich WeigllFritz Eheim, Die Ortsnamen in Niederosterreich (St. Polten 1973) 6H.; Herbert Tatzrciter, Slawisch-deutsche Mischnamen im Donauraum von Ober- und Niederosterreich. Symposion Zwettl 1986. zc Z. B. Waiter Sreinhauser, Zur Herkunit, Bildungsweise und siedlungsgeschichtlichen Bedeutungder niederiisterrcichischen Orts- und Flurnamen. Jb f. Landeskunde v. Niederosterreich 25 (1932) I H.; Lechner, Siedlungsgeschichte FoH. Vg!. auch Zollner, Bevolkerung 131. Carl Plank/Waiter Steinhauser, Colomezza. Eine vordeutsche Grenze zwischen Me!k und Erlauf. [b f. Landeskunde von Niederosterreich N. F. 29 (1971-73) 37; Wolfgang Hausler, Melk und del' Dunkelsteiner Wald (Wien 1978) 38f.; eine andere Etymologie fur die Me!k bot Kronsteiner, Grenzbach 3H.; vg!. Wolfram, Karolingerzeit 13· z z Lechner, Siedlungsgeschichte 320ff.; Klebel, Langobarden 88f.; Lowe, Reichsgriindung 34f. 23 Karl Lechner, Der ,pagus Grunzwiti' und seine Besitzverhaltnisse. Jb f. Landeskunde von Niederiisterreich N. F. 24 (1960) 30df. Die Interpolation erwies Heinrich Fichtenau, Die Urkunden Herzog Tassilos Ill. und der .Stiftsbrief von Kremsmiinster. Beitrage zur Mediavistik 2 (1977) 62ff. '4 Erich Zollner, Genealogische Beobachtungcn zu den Anfangen von Tegernsee, St. Polten und Benediktbeuren. [b f. Landeskunde von Niederosterreich N. F. 38 (1968/70) 185ff.; Mitscha-Marheirn, Spuren 182. '5 Siehe Kap. 8+; Deer, Untergang 747; Wolfram, Mitteleuropa 254· 26 Wolfram, Karolingerzeit I5f.; MGH Capit. I, 123. Eine eingehende historische Widerlegung der These von der vorkarolingischen bayerischen Ostkolonisation lieferte Deer, Untergang 74off.; ausfiihrlich dazu auch Kahl, Baiern 203H. 27 Eine eingehende Neubewertung der Orstnamenbefunde stellte Wiesinger, Probleme 321H. 1982 in Zwettl an; seine Feststellungen unterscheiden sich nicht stark von denen der alter en Forschung, wohl aber die Schlusse, die er daraus ziehr. Zur Verwendung von Karten Koller, Mons Comagenus 237H. Herilungoburg: D.L.D. 9 (8)2); Herwig Wolfram, Die Bedeutung der Ortsnamenforschung fur den Historiker. Ausgewahlte Beispiele. Studien und Forschungcn aus dcm Niederiisterreichischen Institut fur Landeskunde 8 (1986) z f., der in der ,Harlungenburg' eine Erinnerung an die Viilkerwanderungszeit siehr, die von einer ortlichen germanischen Beviilkerungsgruppe bewahrt wurde. Ders., Karolingerzeit 12; Hausler, Melk (wie A.21) 37. Omundesthorf: Ann. luvav. max. a. 791, 734; Ernst Klebel, Eine neuaufgefundene Salzburger Geschichtsquelle. Ders., Problemc der bayerischen Verfassungsgeschichte (Miinchcn 1957) 127; Deer, Untergang 742. Karl Oetringer, Das Wcrden W:ens (Wien 1951) 89 identifiziert es mit Altenburg bei Greifenstein; danach Lechner, Siedlungsgeschichte 332; dagegen Mitscha-Marheim, Grenzorganisation 130; Csendes, Awarenkriege 96 (fur St. Martin bei Klosterneuburg); Zollncr, Beviilkerung 131; Sos, BevOlkerung 5. Vg!. auch das 890 genannte Omuntesperch (Ann. Fuld. a. 890, 407; Wolfram, Mitte!europa 304). Der Ort lag am ehesten nahe dem Ausgang des Wiener Waldes, konnte aber, nach freundlicher Mitteilung von Ingeborg und Herwig Friesinger, Wien, auch in der Nahe der Ennsmiindung zu suchen sein, wo im Verstandnis des 9.Jahrhunderts die Pannonia bcgann. AIs Beweis fur vorkarolingische bayerische Siedlung am Wiener Wald ist die Angabe jedenfalls zu vagc. 21
Kapitel 8.3.
Anmerleungen
459
23 Vgl. Siegfried Haider, Oberostcrreich im bairischcn Stammesherzogtum. Baiernzeit in Oberosterreich 13-26; Josef Reitinger, Die bairische Landnahme aus der Sicht der Archaologie. Ebd. 53-74. 29 Urkundenbuch des Burgenlandes Nr. I, hg. Hans Wagner (Wien 1955) I f.; Wolfram, Mitteleuropa 350. Zu Unguirneri siehe Kap. 6. 12. )0 Der rornische Gesandte Priskos beschrieb seinen Weg ins Hunnenland (ebenso wie 150Jahre spater sein Namensvetter) mit Hilfe von Fluiinarnen: Priskos fr. 8, Bornmann 39. Ahnliche Schlusse zicht Wiesinger, Probleme 343, aus der "allgemeinen Beobachtung, dail die naturraumlich gebundenen Gewassernamcn stets eine stark ere Kontinuitat besitzen als die kulturraumlichen Siedlungsnamen", namlich "dail die Traditionstrager zwar auf jeden Fall rnit dem betreHenden Raum in Kontakt stehen, und diesen mehr oder wcniger gut kennen, dail diese ihre Verbindungen aber nicht unbedingt feste Ansiedlungen erfordern, sondern durchaus auch auf den verschiedensten Arten des Vcrkehrs beruhen konnen, Dann aber haben besonders Fliisse und Berge als orientierende fixe Wegmarken zu gelten". Ubrigens hielten sich auch im sicher niche bayerisch kolonisierten Osten Ungarns fur viele Fliisse antike Namen, vg!. Stefan Kniesza, Die Cewassernarnen des ostlichen Karpatenbekkens. Ungarische Jahrbiicher 23 (1943) 187-235. 3 Zollner, Namensgut 257H.; ders., Herkunft 147. J2 Den Krieger von Nr. 74 hielt die Ausgraberin Hertha Ladenbauer-Orel, Linz-Zizlau. Das baierische Graberfeld an der Traunrniindung (Wien-Munchen 1960) fur einen Emigranten aus dem Awarenreich, ebenso Mitscha-Marheim, Spuren 148-5 I. Dazu auch Frauke Stein, Beziehungen 235 f. Vorsichtiger Kurt W. Zeller in seiner Zusammenfassung: Kulturbeziehungen im Graberfeld Linz-Zizlau. Baiernzeit in Oberiisterreich 75-88, bes. 84. Den Schluil auf "intensive Kulturbeziehungen" zieht auch Daim, Leobersdorf 176. 33 Fredegar 4, 72, S.242; Zollner, Namensgut 252. Es sollte freilich nicht vergessen werden, dail Fredegars Fhichtlinge nur eincn Winter bei den Bayern blieben. Zudem gab es "bayerisch-bulgarische Beziehungen auch im 9. Jahrhundert" (Wolfram, Mitteleuropa 95), wodurch der Ortsname ebensogut zu erklaren ware. Zu Bulgaren-Ortsnamen in Sachsen Herrmann, Slawen in Deutschland 12. H Daim/Lippert, Sommerein 37f. und 128; Daim, Nicderosterreich 15f.; ders., Zeugnisse 194; ders., Awaren-Ausstellung Miidling, Katalog (Miidling 1977) 8; Hermann SchwammenhOfer, Grabungsbericht, ebd. 34; Friesinger, Slawen rc l.: ders., Alpenslawen 110; ders., Vater 107. 35 Mitscha-Marheim, Spuren 143; Friesinger, Alpenslawen I IC; Giesler, Archaologie 85ff.; kiinftig auch Erik Szameit in Archaeologia Austriaca 1988. 6 3 Herwig Friesinger, Das slawische Crabcrfeld von Wimm. Archaeologia Austriaca 68 (1984) 212; Peter Stadler, Die Riemenzunge aus dem slawischen Hugelgrab 36 von Wimm. Ebd.227-33· 37 Vlasta Tovornik, Die Graberfelder von Micheldorf-Kremsdorf, Oberosterreich. Die Bayern und ihre Nachbarn 2, 213-2I6. )8 Bona, Awaren-Katalog 20. Ein solches Beispiel konnte die Rustung aus Grab 119 von Caste! Trosino sein, vg!' C. R. Manganelli, La necropoli barbarica di Caste! Trosino presso Ascoli Piceno. Monumenti Antichi 12 (1902) 290. 39 Bona, Awaren-Katalog 20; Frauke Stein, Beziehungen 238f. 4° Reste fanden sich etwa in alamannischen Adeisgrabcm von Niederstotzingen - Peter Paulsen, Alamannische Adelsgraber von Niederstotzingen (Stuttgart 1967)- und StuttgartCannstatt, vgl. Andreas Bracher, Der Reflexbogen als Beispiel gentiler Bewaffnung. Syrnposion Zwettl 1986, und Kap. 6.2. 41 Vg!. Lynn White jr., Die mittelaltcrliche Technik und der Wandel der Gesellschaft (Miinchen 1968) 25 H. 4' Vg!. auch Joachim Werner, Fernhandel und Naturalwirtschaft im ostlichen Merowingerreich nach archaolcgischen und numismatischen Zeugnissen. SSCl 8 (1961). 1
460
Kapitel Sia. I Einhard, Vita Karoli 13, 180. Siehe kiinftig auch Pohl, Awarenkriege. "Kein Krieg, der gegen die Franken gefiihrt wurde, soweit Menschengedenken reichr, brachte diesen soviel Reichturn und Macht." Ebd. 182. J Theodulf, Ad Carolum Regem 451 S. 484. 4 "Estque humilis fidei, qui fuit ante fcrox", ebd. 39 f., S. 484. 5 PD 4, 37, S. 162; vor allem spatere Annalisten wie Ado von Vienne (t874) streichen sie als Kriegsgrund heraus: Adonis Chronicon a. 791, MGH SS 2,320. Vg!. Deer, Untergang 757 u. 784. 6 So noch Lowe, Reichsgriindung 73. Vg!. Kap. 8.3. 7 "Tot spolia pretiosa in proeliis sub lata, ut rnerito credi possit hoc Francos Hunis iuste eripuisse, quod Huni prius allis gentibus iniuste eripuerunt". Einhard, Vita Karoli 13, 182. S "Per ducentos et eo amplius annos qualescumque omnium occidentalium divitias congregantes, cum et Gorhi et WandaJi quietem mortalium perturbarent, orbem occiduum pene vacuum dimiserunt", so schreibt, allerdings zwei Generationen spater, Notker in seinen Gesta Karoli, 2, I, S. 50f. 9 K:iroly Mesterhazy, Az utrechti zsoltar avar abrazolasai, Alba Regia 8-9 (1967-68) 245-248 mit Tafel LXII. 10Vg!. Wilhelm Srormer, Friiher Adel. Monographien zur Geschichte des Mittelalters 6, I (Stuttgart 1973) 202 ff., bes. 2 I 5-[ 7· rr "Der Feldzug gegen die Awaren kann auch von der Absicht motiviert worden sein, durch den militarischen Vorsrof die Krafte des Adels zu binden und von innenpolitischen Schwierigkeiten abzulenken." Brunner, Oppositionelle Gruppen 63. r z Jarnut, Langobarden r az f. IJ D.Kar. I, 187, S. 251; V. joppi/E. Miihlbacher, Unedierre Diplome aus Aquileia (7991052). MIOG I (1880) 263f., 279- 82; Kollautz/Miyakawa 2,175; Deer, Untergang 740; Krahwinkler, FriauI139H.; SzK 102. 14Reindel, Agilolfinger 13 I. 15ArF a. 782,43; Ann. Einh. a. 782,61; Ann. Mett. prior. a. 782, 69· 16Ann. Iuvav. max. a. 782, 734; Ann. s. Emmerami maior. a. 783, 92. 17Wolfram, Mitteleuropa 187; ders., Das Fiirstenturn Tassilos I1I., Herzogs von Bayern. Mitteilungen der Gesellschaft fiir Salzburger Landeskunde 108 (1968) 171 rnit A.94; Deer, Untergang 755; Dairn, Niederosterreich 16; Lowe, Reichsgriindung 62. IS AbellSimson, Jahrbi.icher I, 417f. 19ArF a. 788, 54£. '0 "Suadente ... Liutberga ... in adversitatern regis, et ut bellum contra Francos susciperent, Hunorum gentem concitaret". Ann. Einh. a. 788, 83. "Hortatu uxoris ... iuncto foedere cum Hunnis", Einhard, Vita Karoli I I, S. 178; "machinationibus, quas ipse Tassilo et coniunx illius cum omnes gentes qui in circuito Francorum erant ... consiliati sunt contra Francos", Ann. Lauresh. a. 788, 33. ar Abel/Simson, ]ahrbiicher r , 620: "Noch nie jedenfalls, seit er zur Regierung gekommen, hatte Karl einer solchen Anhaufung von Gefahren gegeniibergestanden", was allerdings die Ereignisse des Jahres 788 niche ganz bestatigen. "Alkuin, Ep. 7, S. 32, 14£.; ArF a. 788,56; Ann. Mett. prior. a. 788, 77; Ann. Einh. a. 788,83; Ann. Maximiniani a. 788, 22; Ann. Sirhiens. a. 788, MGH SS 13,36; Ann. s. Emmerarni maior. a. 788, 92. ') Einige Hinweise daruf hat Kollautz, Noricum 628f. zusarnrnengestellr, auch die Beschadigungen in Aquileia, von denen spater D.Kar. I, 114 spricht, konnten unter Umstanden auf dieses Datum zuriickgehen. Doch rneinte die Urkunde rnit der "perfidia Gothorum et Avarorum" wohl altere Ereignisse. ' '4 ArF a. 788, 56; Ann. Mett. prior. a. 788, 77- knapper in den i.ibrigen Quellen (wie A.21). z
Kapitel S,«.
Anmerkungen
461
'5 Brunner, Oppositionelle Gruppen 74. Zu Graman auch Storrner, Friiher Adel (wie A.I0) 1,220. ,6 Ein frankischer Dux Autchar tritt 753 und 760 als Gesandter in Italien auf; ein Orachar erscheint als Zeuge 769 bei der Griindung der Klosters Innichcn; wohl derselbe stellte sich 771 rnit Karlmann 11. gegen Karl, floh zu den Langobarden und muBre in Verona kapitulieren; dazu kommt jener Otkarius, der nach der Passio S. Quirini, MGH rer. Mer. 3,11 mit seinem Bruder Adalbert das Kloster Tegernsee griindete; eine spatere Fassung der .Passio' schreibt den beiden auch die Griindung des Hippolytklosters in St. Polten zu. Ein Mainzer Zweig der Familie hatte enge Verbindungen zum Kloster Fulda. Erich Zollner, Genealogische Beobachtungen (wie Kap. 8.3. A.14) 185 f.; ders., Zur Bedeutung der alteren Otakare. Neues Jb der herald. -genealog. Gesellschaft ,Adler' (1946/47) 7; Lowe, Reichsgriindung 27ff.; Michael Mitterauer, Karolingische Markgrafen im Siidosten. Archiv fiir osterreichische Geschichte 123 (1963) 50H. Zur verfehlten Idenriiikarion der Tegernseer und St. Poltener Griinder siehe allerdings Johann Weissensteiner, Tegernsee, die Bayern und Osterreich. Archiv fur Osrerreichische Geschichte 133 (1982) 63 H.; Wolfram, Mitteleuropa 254 sowie Kap. 8.3. Die Otakare pflegten auch enge Beziehungen mit der Familie des 799 gefallenen Ostlandprafekten Gerold, vg!. Brunner, Opposirionelle Gruppen 138. '7 Vg!. auch Wolfram, Karolingerzeit 15 H. ,S Zollner, Namensgut 153. Vg!. auch Csendes, Awarenkriege 93 f.; Abel/Simson, jahrbiicher I, 640f.; Dairn, Niederosterreich 16ff.; Howorth, Avars 794; Wolfram, Mitteleuropa 187. '9 Alkuin, Ep. 6, S. 3 I. JO"Agebatur inter eos de confiniis regnorum suorum, quibus in locis esse deberent." Ann. Einh. a. 790, in ArF hg. Rau 58. Zu der friiher dem Einhard zugeschriebenen Uberarbeitung der Reichsannalen Kusternig, ebd. 2ff.; vg!. Csendes, Awarenkriege 94. JI Deer, Untergang 756 f.; Wolfram, Mitteleuropa 188. In der alteren Literatur find et sich gelegentlich die Auffassung, die Awaren hatten die Abtretung Karantaniens geforderr (AbeIlSimson, Jahrbiicher 2, I I, A.5, rnit Lit.); das ware nach der mehrfachen Niederlage wohl kaum angebracht gewesen. )l ArF a. 79 I, 60; Ann. Lauresh. a. 791, 34; Slawen nennt der Codex Turicensis der nicht sehr zuverlassigen Ann. Alam. a. 790, Lendi 164, was dennoch plausibel scheint (dazu Csendes, Awarenkriege 94); Bayern die Ann. Einh. a. 791, 89. JJ ArF a. 791, 58. Vg!. AbellSimson, [ahrbucher 2, 23. Eine Urkunde Karls fur das Kloster Farfa (D.Kar. T, 171; BM 303, S. 117) ist am 28. 8. datierr, der Aufbruch erfolgte wohl wenig spater. AbellSimson, ]ahrbiicher 2, 17 A.I, Csendes, Awarenkriege 94. J4 Ann. Einh. a. 791, 89; Ann. Lauresh. a. 791, 34. DaB die Flotte rnit Friesen besetzt war, behaupten die Ann. Fuld. a. 791, 350, doch beruht das wohl auf einem Irrtum, vg!' Abel/Simson 1, 19, A. I. Zum "propinquus regis" Theoderich Brunner, Oppositionelle Gruppen 47. J5 Ann. Einh. a. 79 r , 89. J6 Klebel, Ostgrenze 2; Mirscha-Marheim, Awarenringe 27; Heinrich Koller, Das grogrnahrische Reich 12; [osef Dobias, Seit wann bilden die natiirlichen Grenzen von Bohrnen auch seine politische Landesgrenze? Historica 6 (1963) 5 H. l7 Die Traditionen des Hochsrifts Freising, hg. Theodor Bitterauf (1908) Nr.142, S. 146f.; Nr. 143a, S. 147f. J8 Wolfram, Mitteleuropa 256 (mit A.I1), der erwagt, ob Sachsen und Friesen von Regensburg nordwarts durch .Bohrnen' gezogen sein konnten ; Howorrh, Avars 795; Csendes, Awarenkriege 97ff. rnit ausfuhrlicher Widerlegung der Bohmen-These. Seiner Meinung nach trennten sich die Heere erst in Lorch, was dem Wortlaut der Annalen (ArF a. 791, 60) folgt und moglich ist; allerdings ha ne ein gemeinsam marschierendes Heer den Versorgungsaufwand sehr gesteigert. 39 Konrad Schiinemann, Deutsche Kriegfiihrung im Osten wahrend des Mittelalters, DA 3 (1938) 54-84, bes. 57f. Vg!. dazu auch Karls geplanten Kanalbau, s. u. 0 4 "Zur Zeit, da die Konige fur gewohnlich zum Krieg ausrucken", Ann. Lauresh. a. 791,
34·
462
Anmerkungen
.' Ann. Einh. a. 791, 89. Zur Srellung Lorchs Storrner, Friiher Adel (wie A.lo) HOf. •' Ann. Einh. a. 791, 89; Ann. Lauriss. a. 791,176; ArF a. 79:, 58-60. H Caroli Magni Epistolae Nr. 20, MGH Epp. Karol. p8f. 44 Einhard, Vita Karoli 24, S. 194. • 5 Michael McCormick, The Liturgy of War. Viator 15 (1984) 9. ,6 Tradirionen Freising (wie A.37) Nr. 142, S. 146f. Srorrner, Fri.iher Add (wie A.Io) 221, der auch die Identifizierung des in der Urkunde genannten Meginfred mit dem. Karnmerer und Fi.ihrer des Nordheeres befurwortet; Brunner, Oppositionelle Gruppen 63 u. 79; Wolfram, Mitteleuropa 255. Die Urkunde ist nur rnit 20. September datiert, doch ist kaum denkbar, daB die illustre Gesellschaft mehrmals im September im Grenzort Lorch zusammentraf. Sicher in Lorch im ]ahr 791 datiert ist die Schenkung des Tutilo, Traditionen Freising Nr. 14P, 147f. Vg!. auch Nr. 141, 146 und Nr. 139, 145. .7 Z. B. Nr. 141, 146. Dazu auch Mohlenkarnp, Avaria 45f. • 8 Die Datierung der Urkunde widerlegt die fri.ihere Auffassung, man sei schon am 8. September aufgebrochen, wie noch Csendes, Awarenkriege 95 rneint. .9 Ihn nennen die Ann. Lauresh. a. 791, 34; gegen seine personliche Beteiligung Ross, Paladins 216. 50 Zum Dux ]ohannes von Istrien, del' kurz nach 800 bei einem Gerichtsrag, dem ,Placitum von Risano', genannt wird (I placiti del Regnum Italiae n. 17, hg. Cesare Manaresi, Fonti per la storia d'Italia 92 (1955) 49ff.), vg!. Krahwinkler, Friaul 151 u. Wolfram, Mitteleuropa 256 u. 267. Der Name wird allerdings in dem Brief nicht genannt; auch daB der zweite Dux der von Friaul war, bleibt Vermutung. P Den bei weitem genauesten Bericht gibt Karl selbst in Ep. 20, MGH Epp. Karo!. 528. 52 Diese Information in Karls Brief ist glaubwi.irdiger als die Mitteilung der Ann. Lauresh. a. 79 r , 34, Pippins Heer sei durch Illyricum nach Pannonien vorgedrungen und habe das Land verwi.istet. DaB nur eine Grenzbefestigung erobert wurde, betont auch Deer, Untergang 784, vg!. Abel/Simson, ]ahrbi.icher 2, 2 I. Die Auffassung von Kollautz, Schichtung 168, Pippin habe schon 791 den ,Ring' zerstort, beruhr offensichdich auf einer Verwechslung; er setzt dafi.ir die Pierdeseuche von 79 I ins] ahr 796. 53 Deer, Untergang 784. P Ann. Einh. a. 791, 89; ArF a. 791, 6c (wo statt "super Cambum fluvium" von "in loco Camp" die Rede isr). Zur Lokalisierung Csendes, Awarenkriege 98. 55 "Aut fossas aut aliquem firmit:ltem sive in montibus seu ad ilumina aut in silvis factam habuerunt" (Ann. Lauresh. a. 791, 34); "munitiones" (Ann. Einh. a. 791, 89); "firmitates" (ArF a. 791, 60); "uualum" (Caroli Ep. 20, MGH Epp. Karo!. 528). Man niitzte also das Gelande fi.ir Grabcn und Verschanzungen; man muG nicht annehmen, daB diese ad hoc seit 788 errichtet worden waren, wie Wolfram, Mitteleuropa 254f. meint, doch war die Eroberung dicser Verschanzungen sicher nichr "major objective" des Feldzuges, wie Charles R. Bowlus, War and Society. Austrian History Yearbook 14, roff. rneint: schon sein Ausdn:ck "castles" ist sicher i.ibertrieben. DaG die Besetzung dieser Verschanzungen in den Annalen so herausgestrichen wird, lag daran, daG sonst wenig Erfolge zu vermelden waren. 56 Vita Hludovici imp. 6, FvSt.-Ausg. 166 oder MGH SS 2, 610. 57 Wolfram, Mitteleuropa 255 f. 58 Catalogus Epp. Mettensiurn, MGH SS 1, 269: "in loco qui dicitur Asnagahunc Chunisberch". Zur berichcigten Lesung "as haga Huni" und zur Lokalisierung Richard Mi.iller, Chunisberch und Mons Comagenos. Blatter f. Landesgeschichte v, Niederosterreich 30 (1896) 420ff., der den ,Hag' auf dem Purgstall bei St. Andra vor dem Hagentale vermutete, allerdings mit der irrigen Bezeichnung als Awarenring. Dazu auch Rudolf Bi.ittner, Befestigungsanlagen am Wienerwald urn die] ahrtausendwende. Anz. OA W 93 (.1956) )23 H.; Mitscha-Marheim, Awarenringe z 5 H.; Csendes, Awarenkriege 96. Wahrscheinlich starb, wie ders., 99 A.47 verrnutet, der Bischof erst auf dem Ri.ickweg. Zur Frage des Cumeoberges und des anti ken Namens Comagenis, der wohl einer Landkarte (oder eincm Itinerar!) entnomrnen wurde, Koller, Awarenkriege 5 und ders., Mons Comagcnus 237ff.; vgl. Wolfram, Ethnogenesen 143.
Kapitel 8.4.
463
59 Darunter Bischof Sindpert von Rcgensburg, der schon am 19. September starb ; Ann . s. Emmerami a. 791, 92; Ann. Lauresh. a. 791, 34. Vg!. Abcl/Simson,]ahrbi.icher 2,20. 60 Ann. Iuvav. max. a. 791,734. Vg!. Kap. 8.3. 61 Ann. Einh. a. 791, 89 . 6, Ann. Einh. a. 791,91 spricht von ne un Zehnteln der pferde. 6) Ann. Einh. a. 791, 89. Wahrscheinlich ist wieder der Weg am Nordufer der Donau gemeint. 6. Ann. Lauresh. a. 791, 34; stutzig rnacht, daB auch der Fddzug Pippins gegen Odilo irn ]ahr 743 angeblich genau 52 Tage gedauert hatte. Vg!. Ann. Mett. prior. a. 743, 34. 65 Die Vita Hludovici c. 6, FvSt.-Ausg. 266 oder MGH SS 2, 610 erzahlt, Ludwig habe mit seiner Mutter die Zeit des Wintereinbruchs in Regensburg verbracht ("hiemem exegir imminentem"), bis das Heer zuri.ickkehrte. Starb Bischof Angilram wirklich auf dem Ri.ickmarsch, so erreichte es den Wiencrwald schon am 26. [0 . 66 Am hochrrabendsten die Ann. Lauresh. a. 791, 34, wonach die Franken "predas sine mensura vel numero, et captives, viros et rnulieres et parvulos, innumerabilem mulridudinern" - "Beute ohne MaG und Zahl, sowie Gefangene, Manner und Frauen und Kinder, eine unzahlbare Menge" - machren. Ahnlich die meisten anderen Annalen rnit oft sehr knappen Berichren. Sehr zuri.ickhaltend die Reichsannalen (sowohl ArF a. 791, 60 als auch die Fassung von Ann. Einh. a. 791, 89), die vor allern die Unversehrtheit der beiden Heere als Sieg werten. 67 Daim, Niederosterreich 24. 68 Ann. Mosellani a. 790, MGH SS 16,498; hinzugefi.igt wird allerdings oHen: "non ex integro subacta". Dazu auch Csendes, Awarenkriege 99. 69 Ann. Guelferbyt. a. 791, MGH SS 1,45' 0 7 Bona, Cundpald 308; Vaczy, Der [rankische Krieg 4I5ff.; ahnlich Koller, Awarenkriege 5. Eine ausfi.ihrliche Wertung (mit Karte) bei Sos, Bevolkerung 4ff. 7' Deer, Untergang 785. 7' Seine Awarenkriegsplane bezeugt Ann. Einh. a. 792 u. a. 793,93; Einhard, Vita Karoli 20, S. 190. 7j Brunner, Oppositionelle Gruppen 64. 7. ArF a. 792, 60£.; "pontem navalern, quo in Danubio ad id bellum uteretur", nennen sic die Ann. Einh. a. 792,93. 75 Capitulare Aquisgranense c. 10, MGH Capit. I, 171. 6 7 Ann. Einh, a. 793, 93; ki.irzcr ArF a. 793, 60; Chron. Moissiacense a. 793, 300; Ann. Mosellani a. 793, 498. Vg!. Abel!Simson, ]ahrbi.icher 2, 56. 77 "Aestimantes quod Avarorum gens se vindicare super Christianos debuisset", da sie meinten, das Yolk der Awaren mi.isse sich an den Christen rachen, Ann. Lauresh. a. 792, 35; Chron. Moissiacense a. 792, 299. Man rechnete also damit, daG die "superbissirna gens" der Awaren die Blamage durch Karls Offensive nicht auf sich sitzen lassen konnte. 8 7 AbellSimson, ]ahrbi.icher 2, 36ff., mit Quellen. 79 Ann. Lauresh. a. 793, 35; Chron, Moissiacense a. 793, 300; AbellSimson, ]ahrbi.icher 2, 57ff. 8c Ann. Einh. a. 792, 91; Einhard, Vita Karoli 20, 190; AbellSimson, ]ahrbi.icher 2, 39 H. 8, ArF a. 794 u. 795, 62-64. 8, ArF a. 796, 64: "civili bello fatigatis inter se principibus ... chagan sive iugurro intestina clade addictis et a suis occisis", Vg!. Kap. 8.3. 8) ArF a. 795, 64; Ann. Einh. a. 795,97; Ann. Maximiniani a. 795, 22; die Ann. Lauresh. berichten schon zu a. 795, 36 vom personlichen Erscheinen des T udun, ebenso Chron. Moissiacense a. 795, 302; Poeta Saxo a. 795, 252. Vg!. AbellSimson, ]ahrbi.icher 2, 97ff. Zum Tudun Kap. 8. 2. 8. ,,]e kleiner das Heer, desto gri:iGer die Aussicht auf Erfolg" - so faGt Schi.inemann, Kriegii.ihrung (wie A.39) 80 die Erfahrungen der Karolingerzeit zusammen. 85 Die meisren Annalen Iiihren dieses Ereignis erst zu 796 an und verrnischen es teils rnir der zweiten Pli.inderung des Ringes in diesern ]ahr. ArF a. 796, 64; Ann. Einh. a. 796, 99; Ann. Lauresh. a. 795, 36; Poeta Saxo a. 796, 251; Conversio c. 6, S. 47. Weiterc Quellen
464
Kapitel8+
Anmerkungen
und eine ausfiihrliche Diskussion der Datierung bei AbellSimson, Jahrbiicher 2, 98f.; 795 wird dadurch gestiitzt, dag Karl schon im Winter 795196 Teile des Schatzes an den Papst schickte. In den Spatherbst 795 datieren das Unternehmen auch Csendes, Awarenkriege 100; Ross, Paladins 217; SzK 108; Vaczy, Der Irankische Krieg 407ff. Zum Ring vg!. Kap. 8.2.; zum Schatz Kap. 60486 Ross, Paladins 100; Krahwinkler, Friaul r yz. Allgemein 217; Csendes, Awarenkriege zu Erich auch Eduard Hlawitschka, Franken, Alamannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962). Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte 8 (Freiburg 1960) 176f. 87 Vaczy, Der [rankische Krieg 407ff.; Vilfan, Evoluzione I05f.; Katicic, Anfange 301. Vg!. auch Krahwinkler, Friaul r j a f. mit der Erwagung, ob es sich urn einen "Vorganger" Liudewits gehandelt haben konnte (ahnlich schon AbellSimson, Jahrbiicher 2, 99 A.I). Doch ist kaum anzunehmen, dag vor 795 in Siscia schon ein slawischer Dux als frankischer Amtstrager sail. 88 Waldmiiller, Begegnungen 519 f. 89 ArF a. 796, 64; Ann. Einh. a. 796,101; Ann. Lauriss. a. 796,182; Ann. Lauresh. a. 795, 36; Chron. Moissiacense a. 795, 302; Ann. Fuld. a. 795, 351; Poeta Saxo a. 795, 252 nebst einer Reihe von knappen Erwahnungen, Zur Datierung (vor Juni 796) BM 1,147· Csendes, Awarenkriege 100; Wolfram, Mitteleuropa 258. 90 ArF a. 796, 66; Ann. Einh. a. 796,99; Ann. Lauresh. a. 796, 37 (rnit Erwahnung der Bayern und Alamannen; in dies er Zusammensetzung wurde schon die ,divisio regnorum' von 806 vorweggenommen). 91 De Pippini Regis Victoria Avarica. MGH Poet. Lat. I, 116f. Vollig unberechtigt ist es, das Gedicht als Beweis dafiir heranzuziehen, dag Pippin den Ring gar nicht erreicht habe, weil das nicht erwahnt wird (Toth, Obere Wart 93); davon sprechen die Reichsannalen. ArF a. 796, 66. Ann. Einh. a. 796, 99. 94 ArF a. 796, 66. 9\ Conventus Episcoporum ad rip as Danubii, MGH Concilia 2, Nr. 20, 172-176. Zur Frage der ,clerici illiterati', die hier diskutiert wurde, vg!. Kap. 6.8. 96 "Fortitudo vero exercitus, qui tecum vadit, ad cautelam et defensionem vestri directa est ... Regnum itaque diu stabile fuit et forte. Sed fortior est qui vicit illud." Alkuin, Ep. 9'
93
107, S. 153 f. 97 Alkuin, Epp. IIO, S. 157f.; 99, S. 143f.; 112, S. 162f.; 1I8, S. 173f. 8 9 99
Alkuin, Ep. 99, S. 143· Zur Awarenmission Wolfram, Mitteleuropa 260ff.; Franz Zagiba, Die Missionierung der Slawen aus Welschland (Patriarch at Aquileia) im 8. und 9· Jh. Cyrillo-Methodiana, Slavistische Forschungen 6 (Koln-Graz 1964) 274-3 I I; ders., Geistesleben 61 H.; Bona, Cundpald 307H.; Deer, Untergang 787. 100 So Vaczy, Der frankische Krieg 416f.; Koller, Awarenkriege 8; Toth, Obere Wart 93; Bona, Cundpald 324; dagegen Wolfram, Mitteleuropa pO A.22. Anders auch Ross, Paladins 218. 101 Ahnlich Deer, Untergang 784, der meint, daf "das Schicksal der Awaren nicht in blutigen Schlachten und Vernichtungsaktionen. sondern in einem sehr langsamen, von der frankischen Reichsregierung durch die Duldung der gentilen Verfassung der Awaren sogar wesentlich gebremsten Prozef des sozialen und wirtschaftlichen Niedergangs in Erfiillung gegangen ist". 10l Ann. Alam. a. 791, Lendi 170f. sprechen von einem "proelium" mit den "Vandali" (vg!. Kap. 7.8.). Dag schon in diesem Jahr der Aufstand des Tudun stattgefunden haben konnte, ist eine Vermutung (etwa bei Deer, Untergang 725; Bona, Cundpald 310, der den Aufstand noch ins Jahr 796 setzt). Fiir ein Ereignis von "minor importance" halt Ross, Paladins 224f. den Aufstand von 79710) ArF a. 797, 66. 1°4 Alkuin, Ep. 146, S. 236. 105 "Hunorum vero, sicut dixisti, perditio
nostra
est negligentia".
Alkuin,
Ep. 184, 309.
465
0 Besevliev, Bulg. G. 235f.; Geza Feher, Bulgarisch-ungarische Beziehungen in den V.-IX.Jahrhunderten (Budapest 1921) 128 f.; Vaczy, Der [rankische Krieg 416f. siehr darin sogar den entscheidenden Grund fiir den Niedergang der Awaren, was aber iibertrieben ist, siehe oben. Eine abgewogene Analyse bei Sos, Bevolkerung I2f.; sie rechnet zwar mit einer bulgarischen Eroberung des Landes bis zur Theili, betont aber zurecht, dag erst seit dem Frieden rnit Byzanz von 814 die Bulgaren am Nordwesten grogeres Interesse zeigten. Gjuzelev, Beziehungen 140ff. hingegen halt das "ratselhafte" Suidas-Fragment [iir ungeniigend, urn iiberhaupt einen bulgarischen Angriff zu erweisen. In der Tat ist an dem wohl erst im 10.Jahrhundert entstandenen Text (dazu Schreiner, Bulgarenbild 73) manches topisch (Wolfram, Mitteleuropa 520 A.17; vg!. Kap.6.7.), und er kann nicht dieselbe Verlaislichkeit beanspruchen wie die zeitnahen Annalenberichte. Doch pallt ein Zug Krums gegen die machtlosen Rest-Awaren gut in den Kontext der Zeit; der neue Bulgarenkhan konnte sich davon einen billigen Erfolg und neue Gefolgschaft erhoffen. Gjuzelevs Argument, dag die Bulgaren in einem solchen Fall schon damals mit den Franken in Konflikt geraten waren, iiberzeugt nicht; seine Skepsis gegen eine feste bulgarische Besetzung der Osthalfte des Karpatenbeckens in dieser Zeit ist freilich berechtigt. Vg!. Kap, 8.5. III ArF a. 805, 80. Dag Irankische Annalisten die Bulgaren damals noch als Slawen bezeichnet haben konnten, wie Bona, Cundpald )2 3 f. meint, ist nicht iiberzeugend; fiir die Franken war damals eben nur die slawische ,infestatio' in Pannonien ein Problem, die Bulgaren dagegen nicht. IH ArF a. 805, 80; Ann. s. Emmerami a. 805,93; AbellSimson, Jahrbiicher 2, j zoff. Zum Kapkhan-Titel siehe Kap. 8.2. Il) Kollautz, Abaria I I f. tragt es sogar mit festen Grenzen auf einer Karte ein. Klebel,
51.; ders., Herzogtiimer und Marken bis 9CO. Wege der Forschung I (1956) 58; Zollner, Namensgut 253; Koller, Awarenkriege 8; Mitscha-!vEirheim, Spuren 162. Dazu Deer, Untergang 774- 76, der zurecht betont, da!! keinesfalls der ganze Rest der Awaren in soJch einem ,Reservat' angesiedelt wurde. "4 Urkundenbuch des Burgenlandes Nr. I, hg. Hans Wagner (Wien 1955) If. oder Die Traditionen des Hochsriltes Regensburg Nr.u o, hg. ]osef Widemann (1943) sr., vg!. Osrgrenze
Kap.8.}. 115 ArF a. 805, 80. Vg!. AbellSimson, Jahrbiicher 2, }l2 f.; zur Unterscheidung zwischen Kapkhan und Khagan Kap. 8.2. 116 Ann. Iuvav. maiores a. 805, 122; Ann. s. Emmerami maior. a. 8°5,93. "7 Vg!. Wolfram, Karolingerzeit 10; ders., Mitteleuropa 259. Zu den Ereignissen und Fol§en des Jahres 805 auch Bona, Cundpald }I9f.; Deer, Untergang 774· " Das zeigt die Terminologie der diesen Raum betreffenden Schenkungsurkunden; vg!. Wolfram, Mitteleuropa 265. 129 C. 7, MGH Cap it. 1,271. Abel/Simson,]ahrbiicher 2, 331ff. Vg!. auch Kap. 6·7· '30 Darnit sind die Uberlegungen von Koller, Awarenkriege 7, gegenstandslos, ebenso Kollautz, Abaria 9f., der den Ausdruck auf das awarische .Klienrelfurstenrum' beziehr, Siehe auch Bona, Verwaltung 155 f. rnit der richtigen Beobachtung, da!! in dieser Avaria keine Awaren mehr wohnen mullten; Wolfram, Mitteleuropa 263 ff. und Kap. 8·3· '3' D. Kar. 1,212; Deer, Untcrgang 743; Mohlenkamp, Avaria 43· '3' ArF a. 811, 98; AbeIlSimson,]ahrbi.icher 2, 472; Deer, Untergang 778; zum Canizauci vg!. Kap. 8.2. 'll ArF a. 822, 130; zur Neuordnung von 828 Herwig Wolfram, Der Zeitpunkt der Einfiihrung der Grafschaftsverfassung in Karantanien. Siedlung, Macht und Wirtschaft, Festschrift Fritz Posch, hg. Gerhard Pferschy (Graz 1981) 3 13 H.
Kapitel 8.5. , Nesror-Chronik, 307. 2
3
Trautrnann
6f. Zasterova,
467
Kapitel8·5·
Anmerkungen
466
Quellen 2)4; Kollautz, Nestors
Quelle
PG 111,82; Zasterova, Quellen 232f.; Kollautz, Nestors Quelle 315. Zascerova, Quellen 233 f.; ausfiihrlich Avenarius, Awaren 191-217, rnit Lit.; kiinftig
auch Katicic, Ethnogenesen, Symposion Zwettl 1986, mit A.6. Vg!. Kap. 4·5· 4 Einhard, Vita Karoli 13, S. 180-82. I De Pippini Regis Victoria Avarica 117· 6 Hg. Ester Pastorelle, Rerum Italicarurn Scriptores nova ed. 121! (1938) 163. 7 Simon de Keza I, 21, hg. E. Szentpetery, Scriptores Rerum Hungaricarum I (Budapest 1937) 162. Das ist natiirlich kein Beweis fiir ihre awarischc Abkunit. Zu den Szeklern Gockenjan, Hilfsvolker 114-39, rnit Lit.; auf die sehr intensive Diskussion urn ihre Herkunft kann hier nicht eingegangen werden, doch ist die Vermutung von Miihlmann, Ethnogonie 23, der in ihnen das Beispiel einer colluvies gentium, eines Volkergemisches im Grenzgebiet sieht, erwagenswert. S Regino, Chronicon, hg. Kurze (Hannover 1890) 131; dazu Gyorfty, Landnahme 232; Thietrnar v. Merseburg, Chronik 2, 2, hg. Werner Trillmich, FvSt.-Ausg. 9(1957) 34; Gotefridus Viterbiensis, MGH SS 22, 133. Vg!. Elemer Moor, Die Benennungen der Ungarn durch die Quellen des 9. und 10. Jahrhunderts. UAJB 31 (1959) 191-229 und ki.inftig auch Istvan Vasary, Medieval Theories Concerning the Primordial Habitat of the Hungarians, SSCI 35 (1987). 9 Als solchen wertet es noch Szadeczky-Kardoss, Quellen des 9· Jh. 147f. '0 ArF a. 822, 130. 11 SzK 117££'; Wolfram, Mitteleuropa 163 H. r z So etwa Kaiser Ludwig Il. in einem Brief an Kaiser Basileios urn 871; Chronicon Salernitanurn 107, hg. Westerbergh (Stockholm 1956) I I I; eine von Bischof Pilgrim von
Passau
gefalschte
Papsturkunde
ncnnt
den Tudun,
siehe Kap.8.2.
Vg!. SzK II8ff.
mir
weiteren Beispielen. 'J Jiingst versuchte Bona, Verwaltung 156ff. ausfiihrlich, das awarische Weiterleben in Pannonicn historisch zu erweisen, und zwar im Nordostreil des alten Pannonien. Szadeczky-Kardoss, Quellen des 9. Jh '46 f., lokalisiert das Awarenreich des 9. Jahrhunderts an der nordlichen Tbeif, im Donau-Theill-Zwischenstromland und in einern Streifen westlich der Donau. Eine eingehende Untersuchung der Frage bietet Sos, Bevoikerung 29ff., mit Ubersichr iiber die altere Literatur; ebenso Tomka, Problerne 217££. '4 Ann. Fuld. a. 863, 56; Ann. Bertiniani a. 864; Wolfram, Mitteleuropa 286. Die zahe Diskussion daruber, ob die lakonische Mitteilung der Ann. Alam. a. 863, "gens Hunorum Christianitatis nomen aggressa est" (ausfiihrlich zuletzt Szadeczky- Kardoss, Quellen des 9·Jh. 144f., mit Lit.: Deer, Untergang 787) sich auf eine Christianisierung dieser Hunnen oder ihren Angriff bezieht, kann daher zur Klarung der Awarenfrage nichts beitragen. '5 Regino, Chronicon a. 889. Anders werten die Stelle Szadeczky-Kardoss, Quellen des 9.Jh. 146; Bona, Verwaltung 157; vg!. auch Sos, Bevolkerung 81 f., rnit Lit. ,6 Ann. Fuld. a. 884 und a. 885; Bona, Verwaltung 157, rnir der unversrandlichen Argumentation, daE nur andere Sprache und Rasse der (awarischen) Gegner die Brutalitat der Karnpfe erklaren konne. Zum Kriegsverlauf Wolfram, Karolingerzeit 23 f.; ders., Mirteleuropa 291 f. 17 Wolfram, Ethnogenesen 141 f. ,8 "Populus qui rernansit de Hunis et Sclavis in illis partibus", Conversio 6, S. 46. '9 Gesta Karoli 2, 12, S. 75. 20 Katicic, Erhnogenesen, Symposion Zwcttl 1986. z r Sos, Bevolkerung 80. H Diesen Nachweis versuchte etwa Liszlo, Problernes 73; dazu Sos, Problematik 98 H.; Gyula Fiilop, La survivance des Avares au IXe siecle. Alba Regia 16 (1978) 87-97; Ratkos, Quellen 188; vg!. auch Balint, Archaologie. 23 Freundliche Mitteilung der Ausgraberin Eva Garam, Budapest. '4 Sz6ke, Grundri!! 163. 'I Sz6ke, Grundrif 162. Zu den [rankischcn Waffen irn Ostland kiinftig auch Erik Szameit in Archaeologia Austriaca 72 (1988). ,6 Zur Archaologie dieses Gebietes besonders Sos, Bevolkerung 84 H., mit ausfiihrlicher Darstellung der Graberfcldcr von Zalavar-Receskur und Pokaszepetk ; eine kurze Zusarnmenfassung der neueren Grabungsergebnisse bis 1982 bieten Bela Szoke/Laszlo Vandor, Neue Ergebnisse der Ausgrabungen im Kisbalaton-Gebiet. Die Bayern und ihre Nachbarn 2,207-12. Ein Vorbericht uber Zalakornar auch in B.M.Sz6ke/Laszlo Vandor, 8.-9. szazadi biritualis temet6 Zalakornar hataraban. Zalai Gyujterneny 18 (1983) 69-86. Die Mitteilungen iiber ihre jiingsten Ausgrabungen verdanke ich Robert Miiller (Keszthely) und Bela M. Szdke (Budapest). Vg!. auch Bela M. Sz6ke, Methodologische Bemerkungen zur Definition der aus dem 9. J ahrhundert stammenden Denkrnaler des Karpatenbeckens. Mitteilungen des archaol. Institutes der ungar. AW 10-11 (1980-81) 183-97; ders., GrundriE 164; ders., Graberfelder 255 ££.; Balint, Archaologie. '7 Bona, VOlkerwanderungszeitforschung 3P; Sz6ke, Problernatik 51-103; Peter Tomka, A Sopron-preshaztelepi IX. szazadi temeto. Arrabona 9 (1969) 58-91; ders., Quelques problernes de l'hisroire du Kisalfold (Petite Plaine) aux VIIIe-IXe siecles. Questions fondamentales 133-142. Zu den awarischen Tumuli, die eine bayerische Urkunde von 808 ostlich des Neusiedlersees erwahnt, siehe Kap. 8+ ,S Daim, Leobersdorf 177 f.; ders., Niederosterreich 17-20; Friesinger, Slawen 15; ders., Vater I 16f.; Lipperr, Awaren nach 800,145 H.; Clemes Eibner, Spuren einer friihburgwallzeitlichen Siedlung aus Bisamberg. Hermann Vetters (hg.), Zum Problem der Kontinuitat im Limesgebiet. Festschrift Adalbert Klaar und Herbert Mitscha-Marheim, JbLkNO NF 38 (1968-70) 103-23. Vg!. ferner die Beitrage von Herwig Friesinger und Peter Stadler iiber das Graberfeld von Wimm in der Nahe von Melk in Archaeologia Austriaca 68 (1984) 2c377'9 Zur Entwicklung des 9. ]ahrhunderts in der Slowakei zusarnmenfassend Bialekova,
468
Anmereungen
Verhaltnisse 133 H. (die das awarische Element im Blatnica-Horizont eher als "Relikt" betrachtct); dies., Periode 15 I H.; Cilinska, Development 265 H. (m it Betonung der slawischen Kontinuitar seit der Awarenzeit); dies., Period 133 H. )0 Cilinska, Development 237-76. Zur Frage der Terminologie vg!. Kap. I.}.; zu einern irrigen Kontinuirarsbeweis (Moirnir als Tudun) Kap. 8.2. Einen Anschlu6 awarischer Krieger an Mahrer (und Kroaten) vertritt jiingst Erdelyi, Bronzefunde, kiinftig in SSCI j 5 (1987). Zum Mahrerreich Wolfram, Mineleuropa 359ff.; Das Grorlmahrische Reich, Tagung Brno-Nitra 1963 (Prag 1966) mit den Beitragen von jan Dekan, Bogo Grafenauer und Franrisek Graus; Bohuslav Chropovsky, Velka Morava a pocatky Ceskoslovenske statnosti (Bratislava 1985); ders., Sites; ders., The Situation of Nitra in the Light of Archaeological Finds. Historica 8 (1964) 5-34; ]osef Poulik, The Latest Archaeological Discoveries from the Period of the Great Moravian Empire. Historica I (1959) 17-70; ders., Mikulcice (Prag 1975);Vana, Einfiihrung97ff.; Karl Bosl, Das groBmahrische Reich in der politischen Welt des 9· Jahrhunderts. Sb bayer. AW 7 (1966); Cenek Staria, Mahrische Burgwalle im neunten Jahrhundert. Die Bayern und ihre Nachbarn 2, 147ff.; Friesinger, Vater I26H. )1 Suidas I, 483f. s.v, Bulgaroi, vg!. Kap. 8+; Besevliev, Bulg. G. 236; Bona, Cundpald 323 f. j z Einhard, Vita Karoli c. 15, 184. )) ArF a. 818, I16. )4 ArF a. 824, 138. Ober die Lokalisierung dieses Dakien mag man streiren; doch lag es nicht am pannonischen Donauabschnitt, also in jedem Fall unterhalb der Save-Mundung, vielleichr im Banat. (So Gjuzelev, Beziehungen 149.) Zu den Abodriten vgl. Kap. 4.6. Zur Irankischen Balkanpolitik jiingst auch V. K. Ronin, The Franks on the Balkans in the Early Ninth Century. ttudes Balkaniques 21 (1985) 39-57. )5 ArF a. 825, 140. )6 ArF a. 826, 144; a. 827, 150. J7 In diesem Sinn argumentiert auch Gjuzelev, Beziehungen 145-55. Zu den Ereignissen Besevliev, Bulg. G. 280 und 284-86. J8 Anonymus, Gesta Hungarorum I I, S. 48 und 12, S. 5 I. Moravcsik identifiziert den gr06en Khan mit Krum: Gyula Moravcsik, Der ungarische Anonymos iiber die Bulgaren und Griechen. RtSEE 7 (1969) 167-74; danach Kollautz, Franken 266; Besevliev, Bulg. G. 236; Bona, Cundpald )21, der daraus schlieflr, ab 805 habe ein bulgarischer Tarkhan an der TheiB residiert, was den Aussagewert der Quelle uberschatzr. )9 "MLO'ltwOaf1EvOt 'A~aQoiJs; xal1:a~ 1tEQLt;Lx/..a~LYias;", Fragmentum Vaticanum, hg. Ivan Dujcev, La chronique byzantine de l'an 8 I I. Medioevo bizantino- slavo 2 (Rom 1968) 435; Scrip tor incertus, Leonis Grammarici Chronographia, hg.]. Bekker (Bonn 1842) 347Zwei weitere, vie! spatere Belege bei Gjuzelev, Beziehungen 141; vg!. auch Besevliev, Bulg. G. 260f.; Runciman, Empire 67; Tomaschek, Avares 2265. DaE diese Awaren Soldner und nicht bulgarische Untertanen waren, schlielir aus dem Wortgebrauch der Quelle Szadeczky-Kardoss, QueUen des 9. ]h. I16; keineswegs zwingend isr seine Folgerung, da6 sie aus einem unabhangig fortbestehenden Khaganat kamen. Die Nennung in der byzantinischcn Quelle belegt nur, daB es sich noch urn eine unrerscheidbare geschlossene Gruppe innerhalb des Bulgarenheeres handelte. Allgemein zu den Ereignissen zuletzt Johannes Karayannopoulos, KQouf1oC; xal
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des Adds
der osterreichischen
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der osterreichischen
Lander
Geschichtsforschung.
im fruhen
Ausgewahlte
3· Abkiirzungen A. Abh. Acta Ant. Hung. Acta Arch. Hung. Acta Orient. Hung. AE Ann.Alam. Ann.Einh. Ann.Fuld. Ann.Guel£.
Mittelalter.
Anmerkung Abhandlungen Acta Antiqua Academiae Scientiarum Hungaricae Acta Archaeologica Academiae Scientiarurn Hungaricae Acta Orientalia Academiae Scientiarum Hungaricae Archaeologiai Ertesito Annales Alamannici Annales qui dicuntur Einhardi Annales Fuldenses Annales Guelferbytani
Auf-
Ann.Lauriss. Ann.Lauresh. Anz. Arch.Pol. ArF Arh. Vestnik AW BG BP Besevliev, Bulg.G. BSOAS BV BZ CAJ CFHB CRAI CSHB DA DAI D.Arnolf D.L.D.
D.Kar.I De aedif. DOP DsOAW EAZ EL FHG FmSt fr. Fs FvSt.-Ausg. Greg.Reg. HZ Jb JbLkNO JOB Joh.Biclar. JRAS MAG MGH MGHAA MGH Capit. MGH Epp. MGHSS MGH rer. Langob. MGH rer. Mer. MGH rer. Germ. MIOG
J. Abkiirzungen
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Festschrift Ausgewahlte Quellen zur Geschichte des deutschen Mittelalters, Freiherr von Srein-Cedachtnisausgabe Gregorii 1. Papae Registrum Epistolarum Historische Zeitschrift Jahrbuch Jahrbuch fur Landeskunde von Niederosterreich Jahrbuch der osterreichischen Byzantinistik Johannes Biclarensis Journal of the Royal Asiatic Society Mitteilungen der anthropologischen Gesellschaft Wien Monumenta Germaniae Historica MGH Auctores antiquissimi MGH Capitularia MGH Epistulae MGH Scriptores MGH Scriptores rerum Langobardorum MGH Scriptores rerum Merovingicarum MGH Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum Mitteilungen des Instituts fur Osterreichische Geschichtsforschung
Mir.Dem. Mitt.Arch.Insr. AW MMFH ONF PD PG PL RAC RE RE Suppl, REB RESEE RGA Sb. Slov, Arch. SSCI SOF SzK Th.S. Theod.Synk. TIB UAJB VIOG VF WdF WdS Wr. slavist. Jb. ZBLG ZfO ZRGGA Zs Zs. slav. PhiJ.
U ng.
495
Miracula Sancti Demetrii Mitteilungen des Archaologischen Instituts der Ungarischen Akademie der Wissenschaften Magnae Moraviae Fonres Historici Osterreichische Namenforschung Paulus Diaconus, Historia Langobardorum J.P.Migne, Patrologiae cursus cornpletus. Series Greca (Paris 1857ff.) J.P.Migne, Patrologiae cursus cornpletus. Series Latina (Paris 184464)· Reallexikon fur Antike und Christencum Realencyklopaedie der classischen Altertumswisscnschaften RE Erganzungsband Revue des Etudes Byzantines Revue des Etudes Sud-Est Europeennes Hoops, Reallexikon der germanischen Altertumskunde Sitzungsberichte Slovenska Arche6logia Scttimane di Studio del Centre Italiano di Scudi sull' Alto Medioevo Sudosr- Forschungen Samuel Sz ideczky- Kardoss, Quellenbuch (siehe Literaturverzeichnis) Theophylaktos Simokat(t)es Theodor Synkellos, Homilia De Obsidione Avarica Constantinopolis Tabula Imperii Byzantini Ural-altaische jahrbiicher Veroffentlichungen des Instituts fur Osterreichische Geschichtsforschung Vortrage und Forschungen Wege der Forschung Welt der Slaven Wiener slavistisches Jahrbuch Zeitschrift fur bayerische Landesgeschichte Zeitschrift fur Ostforschung Zeitschrift der Savignystiftung fur Rechtsgeschichte, Germanistische Abteilung Zeitschrift Zeitschrift fur slavische Philologic
Zeittaiel Ende 568 569-571
ZEITTAFEL
ca. 570 572
Urn 463
527-565 5P-555 Dez. 558/Jan.
559
559
Cl.
558-62
559-61
ca. 560- ca. 583
560/61-572 562/6} 562 563 565-578 Nov. 565
566
566 Winter
566/67
567
567-574 2·4· 568
Erste Erwahnung zentralasiatischer Awaren in byzantinischen Qudlen (Priskos); Wanderung der Sabiren, Oguren, Saraguren und Onoguren nach West en Kaiser Justinian I. Die Tiirken unter Burnin und Sse-kin zerstoren das zentralasiatische Reich der Juan-juan Erste awarische Gesandtschafr unter Kandich in Konstantinopel; Abschluf eines Biindnisses; die Awaren stehen nordlich des Kaukasus Ein groBer Einfall der Kurriguren unter Zabergan und der Slawen wird vor Konstantinopel von Belisar abgewehrt; die Utiguren fallen ins Land der Kutriguren ein Die Turken unter Istami unterwerfen im Bund rnir den Persern das Reich der Hephthaliten Die Awaren ziehen nordlich des Schwarzen Meeres nach Westen und besiegen Zalen, Sabiren, Utiguren und Anten; Anschluf von Kutriguren und anderen Gruppen A warenkhagan Baian Langobardenkonig Alboin Die erste Gesandtschaft der Tiirken ("Kermichionen") in Konstantinopel warnt vor Aufnahme der A waren Der Frankenkonig Sigibert 1. wehrt an der Elbe einen awarischen Angriff ab Die Awaren stehen an der Donau; Verhandlungen uber eine Ansiedlung auf Reichsboden scheitern; awarische Gesandte in Konstantinopel kaufen Waffen, der Feldherr Bonus nimmt sie ihnen ab Kaiser justin II. Wenige Tage nach der Kronung justins II. weist dieser die Forderung des awarischen Gesandten Targitios nach Aufrechterhaltung des Bundnisses und der Jahrgeldzahlungen zuriick Ein zweiter awarischer Zug gegen die Franken endet rnit einem Sieg und der Gefangennahme Konig Sigiberts, der jedoch mit Nahrungsmiuel-Lieferungen den Abzug der Awaren und ein Biindnis erkauft Mit byzantinischer Unterstiitzung schlagen die Gepiden die Langobarden, halren jedoch die Zusage einer Ubergabe Sirmiums an Byzanz nicht ein Eine langobardische Gesandtschaft erreicht unter groBen Zugestandnissen von Baian ein Biindnis gegen die Gepiden Der Langobardenkonig Alboin schlagt die Gepiden, deren Konig Kunimund fallt. Die Awaren ziehen wie vereinbart im Gepidenland ein und belagern vergeblich die gepidische Hauptstadt Sirmium, die ein byzantinisches Heer unter Bonus besetzt hat Vergebliche Verhandlungen zwischen Awaren und Byzanz urn einen Friedens- und Foderatenvertrag Langobarden und angeschlossene Gruppen ziehen unter Konig Alboin aus Pannonien nach Italien ab; die A waren besetzen vertragsgemaB das Land der Langobarden
574 Winter
574/75
576-77
578
578-582 579-582
582 582-602 ca. 583- ea. 602/rO ca. 582/83
497
Turkische Cesandtschafr unter Maniach von Sogdien in Konsta ntinope! Eine byzaminische Gesandtschaft unter Zemarchos reist zum Turkenkhagan Sizabulos/Istarni Sieg des Tiberios iiber die Awaren Beginn des zwanzigjahrigen Krieges zwischen Byzanz und den Persern; der awarische Druck verstarkt sich Sieg der Awaren iiber Tiberios; Kaiser justin H. zieht sich von der Polirik zuriick und ernennt im Dezember Tiberios zum Caesar Der Vertrag der Awaren rnit Byzanz sieht Jahrgelder von 80000 Solidi vor Byzantinische Gesandtschaft unter Valentinos bei den Tiirken; der neue Khagan Turxanthos ist wegen des Vertrags mit den Awaren erziimt, Turken und die unterworfenen Utiguren erobem die byzantinische Stadt Bosporos/Kertsch Hohepunkt der Slaweneinfalle in Thrakien. Mit byzantinischer Unterstiitzung verwiisten die Awaren das Gebiet der Slawen nord lich der unteren Donau, deren Furst Daurentios awarische Gesandte ermordet hatte Kaiser Tiberios Die Awaren belagern Sirmium, das nach dreijahriger EinschlieBung kapitulieren rnuf Der Friedensvertrag zwischen Baian und Tiberios sieht neben der Ubergabe Sirmiums weiterhin Jahgeldzahlungen von 80000 Solidi und Leistung der ausstehenden Betrage vor Kaiser Maurikios Ein Sohn Baians ist Khagan Innere Auseinandersetzungen im Tiirkenreich, in die auch die A-pa
verwickelt sind ea. 583
583/84
Herbst
584
585
Friihjahr
Herbst
585
586
Sept. 586 587/88
Die warchonitischen Starnme Tarniach, Kotzagir und Zabender schlieBen sich auf der Flucht vor den Tiirken den Awaren an Neuer Hohepunkt der Slaweneinfalle in den Balkanprovinzen; auch Griechenland wird immer mehr heimgesucht; Fall der Unterstadt von Korinth Nachdem Byzanz eine Erhohung der Jahrgelder abgelehnt hat, erobern die Awaren Singidunum, Viminacium, Augusta und stoBen bis Anchialos vor ; der Kaiser versucht Anten und Tiirken gegen sie zu mobilisieren; der Gesandte Komentiolos erzurnt den Khagan Eine zweire byzantinische Gesandtschaft unter Elpidios schliellt rnit den Awaren einen Vertrag, der ihnen jahrlich 100000 Solidi zugesteht Der gefJohene awarische Oberschamane Bookolabras warm Maurikios vor den Awaren; dieser inrerniert den awarischen Gesandten Targirios, worauf der Khagan Akys, Bononia, Ratiaria, Apiaria, Durostorum, Zaldapa, Pannasa, Tropaeum Traiani und Marcianopolis pliindert Krieg in Thrakien: Kampie bei Tomis und Sabulente Canalis; zweimaliger gescheiterter Handstreich gegen den Khagan; Angriff auf Mesembria und vergebliche Belagerungen von Beroe, Diocletianopolis, Philippopolis und Adrianopolis; Abwehrerfolg des Johannes Mystakon bei Adrianopolis Unter awarischer Fiihrung belagern Slawen und andere Barbaren vergeblich Thessalonike Awaren und Slawen erobern Patras und andere griechische Stadre ; Slawen beginnen einen Groflteil Griechenlands zu besiedeln
Zeitta]el
498 591-616 591 592
592 593 Winter
593/94
594
595
595 596--97 596 Herbst
597
Ostern 598 598
599
Langobardenkorug Agilulf Fricdensschiuf zwischen Byzanz und dem neuen Perserkonig Chosroes Zug des Maurikios nach Anchialos; slawischer Angriff auf Singidunurn ; Awareneinfall: Kampfe am Prokliana-Paii, Belagerung von Drizipera: awarischer Sieg bei Herakleia; Einschliellung des Priskos in Tzurullon; vorgetauschter byzanrinischer Angriff auf das A~"arenland; Erneuerung des Vertrages Beutezug der Bayern unter Tassilo 1. gegen die Alpenslawen Slawenfeldzug des Priskos in der Walachei: awarische Gesandtschaft unter Koch; Sieg i.iber Ardagast; Gemetzel an der Musukios-Gruppe Protest des Khagans gegen den Slawenkrieg; Gesandtschaft des Arztes Theodor Slawische Pli.inderung von Zaldapa, Skopis und Akys; Slawenfeldzug des Petros: Scharmi.itzel rnit awarischen Bulgaren; Sieg gegen die Peiragast-Slawen; Niederlage am Helibakios Feldzug des Priskos: Die Awaren erobern Singidunum, das sogleich zuri.ickerobert wird; Verhandlungen des Khagans mit Priskos an der Donau; awarischer Feldzug ins dalrnatinische Binnenland, Eroberung von .Bonkeis' und anderer Festungen, byzantinischer Handstreich gegen den a warischen Troll Bayerischer Uberfall auf die Alpenslawen; Eingreifen des Khagans, Untergang des Bayernheeres Achtzehnmonatige Kampfpause an der Donau Einfall der Awaren in Thi.iringen; die Frankenkonigin Brunhilde erkauft ihren Abzug Awarischer Feldzug an der Donausrralie; das Awarenheer iiberwinterr bei Tomis Awarischc Lebensmittellieferungen an die rornische Armee Niederlage des Kornentiolos bei Iatrus; die Awaren erobern Drizipera, ihr Hecr wird von der Pest dezimiert; der byzantinische Gesandte Harrnaton handelt eine Erhohung der Jahrgelder auf 120000 Solidi aus Vorstof des Priskos ins Awarenreich: Karnpfe bei Viminaciurn; zwei Siege i.iber den Khagan an der Theiii; Verwi.istung dreier gepidischer
Zeittajel ca. 611
ca. 611
ca.6[5 ca. 615 ca. 617
618!r9 619120 Juni 623 623 623-38
623124 urn 625(?) Sommer 626
627128 627 Winter
627128
630 630/31
ca. 63 [
630/35
Dorfer ca. 600 60r/02 60r
602
Nov. 602 602-6!0 Aug. 603 ca.604 ca.602!I0--626/30 604 609/10 Herbst 610 6r0--64 1
A warisch-Iangobardisch-frankische AlIianz Awarisch-slawisch-langobardischer Einfall in Istrien Das Awarenheer unter Apsich und die byzantinische Armee unter Petros liegen einander am Eisernen Tor gegeni.iber; Desertion awarischer Krieger Ein Awarenheer unter Apsich schlagt die Anten; eine byzantinische Einheit unter Guduin pli.indert im Slawenland, rebelliert aber gegen den Uberwinterungsbefehl Sturz des Maurikios Kaiser Phokas; neuer Perserkrieg Ein slawisches Kontingent aus dem Awarenreich nirnmr an der Eroberung von Cremona durch den Langobardenkonig Agilulf teil Awarisch-byzantinischer Vertrag; Erhohung der Jahrgelder (140-150000 Solidi) Ein ji.ingerer Sohn Baians regiert als Khagan Slawischer Uberraschungsangriff auf Thessalonike Awarisch-slawische Raubziige in Illyricum Sturz des Ph ok as Kaiser Herakleios
636-642 642-668 urn 660(?) urn 660 662
662-671 663 663
ca. 663 668-685 Juli 677
499
Sieg der Awaren iiber den langobardischcn Dux von Friaul, Gisulf II.; Eroberung von Forum Iulii/Cividale und Verschleppung der Gefangenen nach Pannonien Niederlage der Bayern unter Garibald gegen die Alpcnslawen bei Aguntum; die Gegner Brunhildes verdachrigcn sic, rnit den Awaren zu paktieren Awaren und Slawen erobern Naissus und Serdica Belagerung von Thessalonike durch Slawen unter Chatzon j j-tagige Belagerung von Thessalonike durch Awaren und Slawen unter Fi.ihrung des Khagans Awarischcr Feldzug nach Thrakien Awarisch-byzantinischer Vertrag (r 80000 Solidi?) Fehlgeschlagener awarischer Hinrerhalt gegen Kaiser Herakleios bei Herakleia; Pli.inderungen innerhalb der Langen Mauern Vemag i.iber ein Jahrgeld von 200000 Solidi Dagobert 1. Konig der Franken Beginn des Aufstandes der bohmisch-rnahrischen Slawen unter Sarno ; Vertreibung der Awaren Eroberung von Salona durch Slawen und Awaren Die grolle Belagerung von Konstantinopel durch Awaren und Perser scheirert nach zehn Tagen nach der Niederlage der slawischen Ruderer im Goldenen Horn Karnpfe der Awaren rnit Slawen und anderen Gruppen, unter an derem in Mahren und auf dem nordwestlichen Balkan Heraklcios belagert mit ti.irkisch-chasarischer Unterstiitzung Tiflis Der Perserkrieg endet rnit dem Sieg der Byzantiner Frankische Gesandtschaft in Konstantinopei Thronkarnpfe im Awarenreich zwischen einem awarischen und einem bulgarischen Kandidaten; Fluchr der geschlagenen Bulgaren zu den Bayern, wo sie zum Grofsreil massakriert werden; die Uberlebenden unter Alciocus fliehen in die alpenslawische ,Wend en mark' zu Walluc Grollangelegter frankischer Angriff aui das Samo-Reich; Niederlage bei Wogastisburg; langobardischer Sieg gegen die Alpenslawen Bulgarische Reichsgri.indung am Kuban durch Khan Kuvrat und Vertreibung der Ti.irken Die Araber erobern Palastina, Syrien und Agypten Kaiser Konstans II. Tod Khan Kuvrats: Zerfall seines Reiches und Aufstieg des Chasaren- Khaganates Tod Samos und Zerfall seines Reiches Der vertriebene Larigobardenkonig Perctarir geht zu den Awaren ins Exil, muf aber auf Drangen des neuen Konigs Grimoald seine Flucht fortsetzen Langobardenkonig Grimoald Kaiser Konstans H. karnplt in Si.iditalien gegen die Langobarden Herzog Lupus von Friaul ernport sich gegen Konig Grimoald; auf dessen Aufforderung fallen die Awaren in Friaul ein, Lupus WIt in eincr dreitagigen Schlachr bci Flovius; erst als Grimoald sein Heer aufmarschieren laGt, sind die Awaren zum Abzug bereit Alzeco geht mic seinen Bulgaren nach Italien und wird von den Langobarden im Dukat Benevent angesiedelt Kaiser Konstantin IV. Die Perbund-Affare Iuhrt zur Belagerung von Thessalonike durch benachbarte Slawenstamme
Zeittajel
500 678 678/79
680 ea. 682/84
685-695,705-711 687 688 692/93 ca. 696 712-744 ca·7I31I4 742
748-788 768-814 774 782 788 788
790 Aug. 791 Herbst
791
791-Ende
793
793-95 794/95 795 Herbst
795
796
797 Ende 797 798 799-"803 799
Eine arabische Flotre wird vor Konstantinopel geschlagen Die letzte bekannte awarische Gesandtschaft in Kcnstanrinopel gratuliert ebenso wie slawische und langobardische Missionen zu diesem Sieg Niederlage der Byzantiner gegen die Bulgaren Asparuchs am Donaudelta; bulgarische Reichsgriindung in Moesien Abzug der Kuver-Gruppe aus Pannonien; Einzug dieser .Serrnesianoi' in der keramesischen Ebene; verraterier Handstreich des Mavros gegen Thessalonike Kaiser Justinian H. Zug Justinians 1I. gegen die Asparuch-Bulgaren Zug justinians 1I. gegen Slawen und Bulgaren urn Thessalonike Angebliche awarische Gesandtschaft beim karolingischen Hausmeier Pippin dem Mittleren Bischof Rupert kehrt in Lorch urn und geht nach Salzburg Langobardenkonig Liutprand Zerstorung von Lorch durch die Awaren Die Karantanen unter Boruth wehren rnit Hilfe des Bayernherzogs Odilo einen awarischen Angriff ab; Beginn der bayerischen Herrschaft und Mission Tassilo Ill. Herzog der Bayern Karl der GroEe Konig der Franken I\arl der GroEe schlagt die Langobarden und wird Langobardenkomg Awarische Gesandrschaft bei Karl in Lippspringe; Aufmarsch eines Awarenheeres an der Enns Absetzung Tassilos Ill. Awarisch-Irankischer Krieg; Pliinderungen und Niederlage der Awaren in Nordiralien; awarische Niederlage gegen die Franken unter Graman und Otakar auf dem Ybbsfeld Awarische Gesandtschafr in Worms; keinc Einigung uber Grenzfragen Ein frankisch-langobardischcs Heer erobert eine awarische Befestigung an der italischen Grenze GroEer Awarenzug Karls des GroEen: Lager in Lorch (Sept.); Uberschreitung des Wiener Waldcs und Vormarsch bis zur Raab, Pferdeseuche (Okt.); Riickmarsch uber Savaria. Karl der Grofle in Regensburg; Vorbereitungen fur den Awarenkrieg, Arbeiten am Donau-Main-Kanal: Aufstand Pippins des Buckligen Sachsenaufstand Innere Karnpfe im Awarenreich, Tod des Khagans und des Iugurrus Gesandte des Tudun bei Karl in Hliune an der Elbe bieten Unterwerfung an Vorstof einer frankisch-slawischen Schar unter Woynimir zum Ring der Khagane, der gepliindert wird Der Tudun erscheint bei Karl, unrerwirft sich und wird getauft; ein Heer unter Karls Sohn Pippin und Dux Erich von Friaul pliindert abermals den Ring, der Khagan unterwirfr sich; eine Synode an der Donau berat iiber die Awarenmission Heerzug Erichs von Friaul in Pannonien; Karnpfe mit Slawen Awarische Gesandtschaft bei Karl dem GroBen in Hersrelle Bischof Am von Salzburg wird Erzbischof GroEer Awarenaufstand gegen die Franken Erich von Friaul wird von den Bewohnem von Tarsatica umge-
Zeittajel
802 802-814
803 ca. 803/°4 Anfang
805
Sept. 805
805 811
811
814 818 822 824
828
~
501
brachr, der Osrland-Prafekr Gerold 1. hilt am r.Septernber einem Mordanschlag zum Opfer Die beiden Grafen Chadaloh und Goteram fallen beim .castellurn Guntionis' gegen die Awaren Bulgarenkhan Krum Die Franken schlagen den Awarenaufstand nieder; der Tudun kommt zu Kaiser Karl nach Regensburg und unterwirft sich Feldzug des Bulgarenkhans Krum gegen die Awaren osrlich d er TheiB Der christliche Kapkhan Theodor bitter Karl in Aachen wegen der slawischen Angriffe auf seine Heimat urn Land und erhalt das Gebiet zwischen Carnuntum und Savaria, srirbr aber bald darauf Der Awarenkhagan bittet Karl urn Wiederherstellung seiner Oberherrschaft, wird am z r.Septernber in der Fischa auf den Namen Abraham getauft und bestarigr Das Diedenhofener Capitulare legt Lorch als Zollstelle zu Slawen und Awaren fest Ein frankisches Heer schlichtet awarisch-slawische Kampfe in Pannonien; der Khagan/Canizauci, der Tudun und andere awarische und slawische Fiirsten werden nach Aachen vorgeladen Kaiser Nikephoros erobert die bulgarische Hauptstadr und fallr in der folgenden Schlacht (26. Juli); im Bulgaren-Heer karnpfen auch Awaren Khan Krum plant die Eroberung Konstantinopels ; sein Heer urnfafsr auch awarische Soldner: er stirbt jedoch vor Ausfiihrung des Planes Die Tirnok-Slawen losen sich von der bulgarischen Herrschaft und bitten urn Aufnahme ins Frankenreich Letzte bekannte awarische Gesandtschaft Die Abodriten/Praedenecenti an der Donau bitten urn frankische HiIfe gegen die Bulgaren; es folgen bulgarische Angriffe gegen das Irankische Pannonien (seit 827) Die administrative Neuordnung des Ostlandes beseitigr das awarische Triburarfiirsrenrum
TABELLE:
HOHE
DER AWARISCHEN
JAHRGELDER
Jahre
Summe in Solidi
Belegstellen
558-565 565-574
"Geschenke und J ahrgelder" Vertragsloser Zustand
574/75-579 582-584
80000 80000 + Nachzahlung 81 100000 1200eo Erhohung (I50000?) 180000 ? 2000eo (= Erhohung)
Menander EL 442, EL 444-46 Menander EL 195-98, 44446,456-60 Menander EL 460, 471 Menander EL z aof.
585-597 598-603 604-619 (?)
619120 (?) - 623 623124-626
Zusatzliche bekannte 567 (Hyparch v. Illyricum) 592 (Bel. v. Singidunum)
580/
Th. S. 1,6, S. 51 Th. S. 7,15, S. 273 Theophanes 6095, S. 292 Theophanes 61 I I, S. 302 Nikephoros 17; Theod.Synk. 6, 4-5
Zahlungen
EL
800
Menander
195-98
2000
Th. S. 6, 4, S. 226
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Karte
~ 2.
Das Awarenreich
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8 und seine politische
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I
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Grenze des byzantinischen h 567 /68 Machtbereic s
'---'1
~ I
alte
1'-"'_'\<.1
Dioz e s anqre nza
Reichsg renze
Varna
o
200 Meter
1000
L7l ~
Meter
antikes StraBennetz nach Besev!iev
Karte 3. Awarisch-byzantinische
Kriege auf der Balkanhalbinsel
Die auf dieser Kane eingerragcnen [ahreszahlen awarischen An:;rif!"e (ohne Klarnmcm}
beziehcn sicb aof ale slawischcn (in Klammern) und auf die
;.~o ap~st
"',.,0
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awarische Fundorte
•
Karte 4. Das Karpatenbecken in awarischer Zeit
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slawische und andere • tells awarlsch beeinfluBle Fundorle
t::.
Schalzfunde
Legende zu Karte 4
REGISTER Das Register erhebt keinen Anspruch auf Vollstandigkeit, sondern dient als Orientierungshilfe.
Wichtige Fundorte der /uuarcnzeit Awarenfunde I
Kornye
2
Keszthely
3 Zamardi
4 Kolked 5 Szeged 6 Dunaszekcs6
7 Eloszallas 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 2I 22
Dunaujvaros Pecs Alattyan Urbopuszta Kiskiiriis
Zsambok Budapest
Kiskore Sz egvar Deszk
Coka Kiszornbor Tiszavarkony Kecskerner Kunbabony B6csa Kecel Tepe Kunagota Igar Ozora- Totipuszta Szentes Csengele Ivancsa Kunszentrnarton Varpalota Dll6
23 24 25 26 27 28 29 30 3I 32 34 35 36 Pokaszepetk 37 Szarvas 38 Csongrad 390roshaza 40 Tiszafiired 41 Hortobagy 42 Csakbereny 43 Zelovce 44 Komarno
45 46 47 48 49 50 5I 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63
Zitavska Ton Holiare Nove Zarnky Devinska Nova Yes Zillingtal Sornrnerein Leobersdorf Miidling Zwiilfaxing Wien Mistelbach Celarevo Novi Banovci Pancevo Vojka Band
Abar-sahr/Nischapur 3 I Abdeloi s. Hephthaliten Abodriten II8f., 327 Abraharn, christlicher A warenkhagan 205,293,
Achaia
Zalakomar
Linz-Zizlau Krungl Hohenberg Wirnrn Ni:n Kasic Cetina MikulCice Stare Mesto Blatnica Sopronk6hida Zalavar
Borjuallas 77 Kortlach Schatzfunde 33 78 79 80
Aachen 300, 303, 322f., 327 Abaris, legendarer Sky the 3I, 38
Noslac Teius
Slawische und and ere, teils awarisch fluBte Fundorte 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76
Abkiirzungen: aw.-awarisch(er), Bf.-Bischof, BG-Bulgarien, Bgld-Burgenland, byz.-byzantinisch( er), CS- Tschechoslowakei, Ebf. - Erzbischof, GR -Griechenland, Grf.-Graberfeld, H-Ungarn, I-Italien, Ka-Karnten, No-Niederosterreich, Oo-Oberosterreich, b-bsterreich, RU-Rurnanien, s.-siehe, s. a.-siehe auch, slaw.-slawisch(er), Stmk-Steiermark, SU-Sowjetunion, Ti-Tirol, TU-Tiirkei, YU-Jugoslawien
Zemiansky Vrbovok Firtosu Nagyszentrnikl6s
Hellmonsodt
beein-
(805)
302f., 323
241
Adalbert, Abt von Tegernsee (ca. 760-ca. 800) 310 Adaloald, Langobardenkiinig (616-625126) 238,426 A. 8 adoptio per arma 62, 214 Adria o, 146, 152, 26d., 268, 278 AdrianopellEdirne 83f., 88,104,136,161, 235,249,423 A. 33 .Agina, Insel in GR 108 Aethicus Ister 225 Afrika 19, 238 Agathias, byz. Geschichtsschreiber (6.Jh.) 7 Agathon, Papst (678-81) 263 Agilulf, Langobardenkiinig (591-616) 149ff., 159f., 194,238£.,275 Aguntum/Lienz (Ti) II9f., 148f., 239 Aichfeld (Stmk) 197 Aio, langobardischer Adeliger 309,313,418 A·50 Akatziren
24
AkyslPrahovo (BG) 85,141 Alarnannen 196,219,260,308,312 Alanen 18,43 Alarich 1., Westgotenkiinig (395-410)
54,
94 Alattyan, aw. Grf. (H) 188, 191, 284 Albanien Ill, I23f., 28If. Alboin, Langobardenkiinig (560/61-572) 50ff., 59,6[,94,214, 228f., 232 Alciocusl Alzeco, bulgar. Dux (urn 630/urn 663) 175, 184, 188, 223, 260, 269 f., 276
Alexander, byz. Offizier (urn 595) 137f., 141 Alibunar, Ort irn Banat (YU) 156 Alkuin, Abt v. St. Martin in Tours (t804) 10, 2 I 5,284, 3 r a ff., po Alpenslawen (s.a. Karantanen) 1I9f., 132, 147ff., 259ff., 269f., 274, 276, 309 Altai-Gebirge 28, 33, 89 Altmiihl, FluB in Bayern 3 18 Altziagiren 24 Alzeco s. Alciocus Arnandus, Missionar (1675/80) 309 amicitia 258 Amida, Stadt in Anatolien 22 Arningus, [rankischer Dux (urn 565) 46 Arnu Darja s. Oxus Anacharsis, legendarer Sky the 5 Anagai, Utigurenfiirst (urn 575) 40, 67, 347, A·57 Anastasia, Gernahlin des Kaisers Tiberios 78, 179 Anastasios, Bf. v. Korinth (urn 590) 108 Anastasius, ostrorn. Kaiser (491-5 I 8) 44, 55 Anatolien 134 Ana-kuei, Khagan der Juan-juan (520-52) 301, 347 A. 57 Anchialos/ Anhialo (BG) 78 f£', 87, 99, 108, II2, 129, 131, 134,179,306 Angilrarn, Bf. von Metz (t79l) 316 Ansirnuth, byz. Offizier (urn 585) 86, 88 Anten 5, 19,24, 39f., 45, 79, 96ff., 115, 1I8, 122, 160f., 187,235,273,368 A. 19 A-pa (Apar) 31,36,80,361 A. 35 Aparnoi 34 5 A. 2 Apiaria/Rahovo (BG) 85, 87£.,173 A-po Khagan, tiirk. Khagan (urn 580) 80 Apsich, aw. Gesandter und Feldherr (vor 57o-nach 602) 63ff., 101, II8, 159ff., 177, 187f., 223 Apsich, byz. Feldherr (urn 580) 175, 188
514
Register
Register
Aquileia (I) I48ff., 204, 259 Araber 161,164,182,255,272,274, 277f., 297,3°1,3°5,312,318,330 archon 17, 64, 174, 178, 186, 201, 217f., 224,241,262,266,271,279,298,435 A. 45 Ardagast, Slawenlurst (vor 585-nJch 593) 69,83,116, 121 H., 127, 136ff. Ardennen 256 Arethas, Ebf. v . Kaisareia (urn 86o-nach 932) 99 Argos (GR) 109, I I I Arrnenien 39, 272f., 301, 348 A. 16 Arnefrit, Sohn des Dux Lupus (urn 665) 276 Arnulf, ostfrankischer Konig, Kaiser (t899) 195 Arn, Ebf. v. Salzburg (785/98-821) 10,205, 225,284,314,316,321 Arpad, Ungarnkonig (894-907) 186, 248, 296 Arsilas, Tiirkenkhagan 295 Arslan Khan, karachanidischer Tite! 297 Aschina-Dynastie 36, 165 Asimos (BG) 20, 142, 161,209,238 Askel, Tiirkenkhagan (s.a. Istami) 41, 349 A.lo Asowsches Meer s. Maotis Asparuch, Bulgarenkhan (t7CI) :22, 175, 248, Z71, 277f., z80f., z85 Astilee, Landschair urn Adrianope! 84, 144
Behandlung von Gefangcnen 145, 155, 192f., 196, 199,217,243,246 Beziehungen z u Byzanz 2, 47, 49 ff., 6IH., 76f., 82, 90, 138ff., 145, 154f., 174, 193f., 198, 205H., 209H., 246f., 272f., 278, 329f. Beziehungen zu den Slawen 60, 63 f., 100f., 1I2ff., 133, 139ff., 147, 151, 154f., 173,220,241 H., 254ff., 287, 290, 304, FI, 325 f., 329f. Beziehungen nach Westen 120f., 144, 147ff., 238ff., 256, 308H., 330 Desertion 74,161 Diplomatie 38, 47H., 58H., 136, I39f., 145, 151, 154f., 159, 206ff., 247, 249, 299, 314 Erhnogenese 36 ff., 215 ff., 328 f. Gesellschaftsordnung 92, 166 H., 189 ff., 199, 289ff., 329ff. Haartracht 7,18,32, 48f., 282, 288, 312, 33° Herkunfr 27fi., 82, 144,221 H. Karnpfweise 58, 133, 144, 155H., 168, 170H., 216, 316 Kultur 89ff., 181 H., 189ff., 216, 221, 225, 230,288 H., }l1, 330 Name 5,17, j r ff., 38, 221 H., 325 Politik 47,127, 139f., 205H., 248, J29f. Religion 38, zccff., 225 Tradition 36ff., 216, 221, 225, 287,}29 Verfassung 16, 167H., 174ff., 185ff., 216, 286, 292 ff., 32 5, pS H.
Arhanasios,
byz. Patrikios (urn 620) 245, 249f. Athen IIOf. Attika 99 Attila, Hunnenkonig (434-453) I, 5,24,28, 35ff., 67, 71, 82,178,180,182,184,186, 195 f., 207, 215, 217f., 224,248,268,271, 294, 327f. Audaccrus/Otakar, frank. Fe!dherr (788) 310,314 Audoin, Langobardenkonig (540/47-560/ 61) 56 Augusta (BG) 77, 99 Aul 169, 198 f. Austrasien 150,256,260 Avareno b. Cavallese (1) 222 Avaria 277, 301, 308f., 317, 321, 323 f., 466 A.130 Avirohol, legendarer Bulgarenfiirst (s. a. Attila) 271 Awaren Anthropologie I I, 90f., 191, 218, 289 asiatische 24, 29ff., 221 f.
Bag chasarischer Fiirstentitel 294, 298f., 305 /Baga/Bagainen, tiirk.-bulgar. Titel 165, I85f., 215, 301 Baian, Awarenkhagan (vor 562-nach 582) 1,28,31,39, 45ff., 57ff., 66ff., 76, 84, 121, 161, 165, 176ff., t87, 194, 200f., 2C4H., 212, 214 f., 223f., 229f., 266, 273, 285,329 Baian-Dynastie I76f., 222, 286 Baiuneten, slaw. Starnrn 241 Baktrien 30, 346 A. 23 Balanjar, chasar. Stadt am Kaspischen 272 Balaton s. Plattensee Balkanprovinzen 19ff., 53H., 68, 73, IJIff., 142, 158,208,217,228,237,242, 275,330 Balkan-Gebirge s. Haemus Balkh, Stadt in Afghanistan 42 Ban, kroatischer Fiirstentitel 266 Banat 156
Meer
Izz
ff.,
Band, gepidisches Grf. (RU) 230 Barigan-Steppe 143 Barbaren Alkoholgenull 138, 147, lp, 196, 23c, 316,317 Philanthropie 5 f., 75, 152 f. Barbarentopos I f., 4 H., 49, 77, 96, 114f., 136,I53,I76,189,205,32S Barbaricum 16,48, 207f., 235, 27.5 Barselt, hunnisches Yolk 31, 348 A. 19 Baschkiren 302 Bassianae/Petrovci (YU) 44, 63, 197, 206, 291 Batbaian (Baian), Sohn Khan Kuvrats (urn 660) 176,265, 270ff., 281 Batkovici bei Bije!nija, slaw. Grf. (YU) 124 Bayan, Fe!dherr unter Kublai Khan (urn 1.275) 176 Bayern 11, 120, 149ff., 175,196,219,227, 231, 233, 239f., 260f., 269f., 274, 284, 302, 308 H., 315 f. bejulci 1I4 Be!agerungstechnik 87f., 103ff., 136, 173, 242f., 248, 250, 254 Belezegiten, slaw. Stamm 241, 423 A. 30 Belgrad s. Singidunum Belisar, byz. Feldherr (ca. 500-ca. 565) 21, 45,47, 187,248 Belokroaten s. Weillkroaten Benevent (I) 263, 269 Bergbau 195, 230, 292 Bemsteinstrafse 197 Beroe'Siss« Zagora (BG) 87 f. Berzeten (slaw. Stamrn) 241 Bessarabien 277 Beno, frank. Gesandter (urn 590) 131 f., 150 Bezrner, legendarer Bulgarenkhan 271 Biograd/Zara vecchia (YU) 267 Bitola (YU) 278 Blastimer, Dux der Serben (urn 850) 267 Blatnica- Typ 326 Bled, sparantikes Grf. in Slowenien 233 Bleda, Bruder Attilas 294 B6csa, aw. Grf. (H) 91,181,184,282 bodun (tiirkisch: ,Knochen', ,Geschlechter'; s.a. qara bodun) 169, 185, 221 Bohmen 97, 1I3, 1I8f., 256ff., 264, 274, 315,317, )22, 328 Boieslav, lcgendarer Dux der Serben 267 Boila Zoapan (s.a. Zupan) 182,305 Boi/aden, Boilen (bulgar. Titel) 182, 186, 296, 301 Bonifacius, Gesandter Gregors des Grollen (urn 590) 108
Bonkeis, Sradt in Dalrnaticn Bononia!Vidin 78, 85, 134
515 146
Bonos, byz. Patrikios (urn 626) 246, 249f., 254f. Bonus, byz. Fe!dherr (urn 570) 45, 51 ff., 58 H., 205 Bookolabras, aw. Oberpriester (urn 580) 32,75, 82ff., 175, zoo, 229, 306 Boris, Bulgarenkhan (852-889) 324 Boriuallas, slaw. Grf. (H) }26 Borna, Dux Guduscanorum (t82I) 262, 264 Boruth, Dux der Karantanen (urn 74o-um 750) 3°9 Bosnien 74, 124, 147 Boso, frank. Dux (urn 585) I}2 Boso, frank. Gesandter (urn 590) l} I f., 150 Bosporos/Kertsch, Stadt an der Maotis (SU) 40,67, 273 Bosporus, Meerenge bei Konstantinopel 249,251 Bratislava/Prellburg (CS) 290 Brenner-Pafj (0/1) 149 Briickenbau 70f., 74, 114, 156, 171, 173, 194,200,318 Brunhilde, frank. Konigin (t613) 129, lp, 150f., 238f. Buddhismus 214 Budweis/C.Budejovice (CS) I I 8 Bug, Flull in der Ukraine (SU) 1I8, 438 A. 26 Buga, Figur der kroat. Wandersage 262 Bugra- Khan, karachanidischer Titel 297 Bulgaren I f., 12, 16, 19, 23 H., 5 I, 55,62, 71,81,90,105,122, 124, 127, 154, r67, 171, 174f., 177, 181 H., 186, 189, 195, 197f., 200ff., 215, 2I9ff., 224, 228, 248, 264, 267, 277ff., 286, 288, 292, 296, 298ff., 305, 307, 311, }20, 322ff., 331 imAwarenreich 142, 154, 158, 217f., 225, 227f., 242, 253, 269f., 273 f., 284 Fiirstenliste 271 Name 5 Bulgaros 81 Bulgar, westgot, Comes von Septimanien (611) 239 Bumin/T'u-rnen, Tiirkenkhagan (t 552) 4 I, 214,248 Burgenland (0) 9 I, 197 Burgund 1}2 Burgwalle 119,124,195,260,327 Burugunden, .skythische' Gens in SiidrulSland (urn 500) 22 Busas, Soldat aus Apiaria (585/86) 71, 87ff. buyruq, tiirk. Titel 169,185,400 A. 2
5[6
Register
Byzanz 6, 18f., 45, 48f., e r ff., 79, 145, 210ff., 245, 248f., 266, 273 Geschiehtssehreibung 7 ff. Heerwesen 37, 123, 141, 155H., 17IH., 175, 18c, 2c6, 383 A. 16 Kunst 38, 174, 288
Diplomatic
Caeco, Dux von Friaul (urn 620) 259 Canizauci (5. a. Kana sybige) 291, 300, 303 ff., 323 Caricin Grad s. lustiniana Prima Carisca (BG) 161 Carnuntum!Petronell (No) 276, 302, 322 castellum Guntionis 32 I Celarevo, aw. Grf. (YU) 291 CeleialCelje (YU) 119, 148f., 197,233,259 Ceneda b. Vittorio Veneto (1) 149 Cetina, FluB (YU) 244 f. Cetina, slaw. Grf. (YU) 263 Chadaloh, frank. Graf (t802) )21 Chalai/Bebek (am Bosporus, TU) 25' f. Chalkedon/Uskiidar (TU) 49, 154, 238, 249,25 I Chang-an, chines. Hauptstadt (7·Jh.) 248 Chasaren 81,175, 185f., 197f., 203, 272f., 277,281,288,292, 294f., 298, 301,305, 307,341 A. 18,348 A. 19,438 A. 26 Chatzon, Archon der rnakedonischen Slawen (urn 6 I 5) I I 5, 24 r I., 244 Cherson (SU) 24, 67, 72, 196f., 179, 298, 301 Chilbudios, antischer Hochstapler (6.Jh.)
96 Childebert 11., Frankenkonig (575-596) 129ff.,149f. China 28, 30, 34, 37,42, 165, '75, 18c, 195, 197,207,209,211, 213f., 219, 248, 25', 272, 3°1 Chitan (Kitan), Steppenvolk der Mongolei (IO.-I3.Jh., s.a. Liao) 164,307 Chlothar I., Frankenkonig (511-561) 45 Chlothar 11., Frankenkonig (575-596) 246, 256f. Choliaten, zentralasiat. Yolk (6.]h.) 30 Chosroes I., Perserkonig (531-579) 42 Chosroes 11., Perserkonig (590-628) 129, 249 Christentum 91f., 137, 148f., 193, 1C3ff., lPf., 244, 258, 266, 309, 318H. Chrobatos, Figur der kroat. Wandersage 262,265,281 Chrodobert, Dux der Alarnannen (urn 630) 260 Chronik van Monernvasia 99
Register
Chunisberg (s.a. Curneoberg) 316 Chunni (s.a. Warchoniten; Hunnen) 30ff., 177,221 H., 295, 299, 361 A. 35 Cissa, versunkene Insel bei Rovinj (Istrien, YU) 148f. Cividale/Forum lulii (I) "3, (20,176, '92, 196,231,248,276 Civitas Nova/Novigrad (lstricn, YU) 14Sf. Clisura (Kleisa-Pall, Dalmatien) 244 Columban, Missionar (t615) 203, 309, 422 A.u ComagenislTulln
Doppelkonigtum, Doppelhirstentum 17/, 286, 293ff., }3' Drau/Drava 120, 147, 149f., 327 Dreikapitelstreit 148 f. Drina, FluB in Bosnien (YU) 74 DriziperalKari~tiran (TU) IH, 136, 141, I5)
H.
Drocto, Langobarde in byz. Dicnstcn (um 585) 88 Drogubiten, slaw. Starnrn 241, 279, 42} A. )0
(No) 316 Cornita, byz. Gesandter (567) 58 Constantiola (YU) 145f., 160, 187 Corbinian, Bf. in Freising (tnach 725) 309 Cordoba (Spanien) 318 Cotani, Tochter Tassilos Ill. 30C, 305 Crernona (1) 160 Csengele, aw. Grf. (H) 90, 184 Cumeoberg (No) 316 Cussan/Kurszan, ungarischer Kende (t903) 296
Dschingis-Khan (Ternujin, t I 227) 165, 176, 18}, 194,216,223 Duleben, slaw. Starnrn 1I3f., 118,264 Dulo (Tu-luj-Dynastie 271, 273, 286, 298 Dunaujvaros, aw. Siedlung (H) 190 DurostorumlSilisrra (BG) 45, 69, 85, 124, 1}6, 140f., 188,238 dux 17,46, 59, 127, 257, 260, 264, 269f., 274, )00, 3°4, }27 dynotatoi 82, 186 Dzedzov i Lozja, slaw. Siedlung (BG) 124
Dacia 309, 327 Dacia Traiana '44,227 Dacia mediterranea 241
ecclesia in gentibus 148 f., 26)
Dagobert, Frankenkonig (623-38) 256ff., 269 Dakorornanen I I, 2}4 Dalerninzi, slaw. Starnrn 264 Dalrnarien 6c, nf., 11-1f., q6f., 187, 196, 243ff., 26df. DanaperlDnjepr 24, }2, 39, 67, 95 f., 271 f., }68 A. 19 DanasterlDnjesrr 24, 95 H., 264, 271, }68 A.19 Dardania 24 I Dauritas, Slawenfiirst (urn 575) 68f., 115 f., 12 r I., 127, 207 Dervan, Dux der Sorben (urn 630) 257f., 26of. Devinska Nova Yes, aw. Grf. (CS) 290f. Devnja s. Marcianopolis DiaderalZara/Zadar (YU) 245, 26}, 267 DiocletianopolislHisaya (BG) 87 f. Dirhern, arab. Silbermiinze 182, 197
Dnjepr s. Danaper Dnjestr s. Danaster Don s. Tana is Donau 45, 70f., 142, 145, 154ff., z6cf., 265, 271, 277f., 281, }15, Donaulirnes 19,85,122,124,125,133, 145 f., 151, (73, 207H., 238, 378 Donau-TheiiS-Zwischenstrornland 179, 282, 307
159,243, 318f. 1}6, A. 46 91, 157,
Edessa (Syrien) 238 Edika, Konig der Skiren (t 489) } 5 Edlinger (Kazaze) 263 Einhard, frank. Geschichtsschreiber (t 840) 10, }12 Eisernes Tor (Katarakte, an der Donau) '44f., 159f., 177, 187,277,327 Eishere, frank. Veteran der Awarenkriege
328 Ektag 43 Elbe 40, 45f., 51,98, "7, 119f., 151,260, 318 Elis 31 I Eloszallas, aw , Grf. (H) 2.31 Elpidios, byz. Senator und Gesandrer (urn 585) 8rf., 99 ElsaiS 284 Elteris Khagan, Tiirkenkhagan (um 700) 35 Emmeram, Bf. in Regensburg (turn 715) 20}, 308 f. Emona/Laibach/Ljubljana (YU) 148 Enns, FluB (0) 277, 291, }08ff., }I7 Ensinon, Kastell bei Adrianopel 83 Eperjes, aw. Siedlung (H) 195 Epiros 99, 110,241 Erarich, Rugierfiirst und Konig der Ostgoten (541) 57 ErginoslErgene, Fluf (TU) 8} Erich van Friaul, frank. Heerfuhrer (t799) 10, }12, 3'9 H. Erlik, tiirkische Sagenfigur 201
517
Ermichionen
s. Kerrnichionen Aware (626) 188, 252 Ermi/Ermares, bulgarisches Geschlechr 271,273 Ernak/lrnik, Sohn Artilas 24, 271 Erseke, Schatz von (Albanien) 181, 281 Eruler 44, 50ff., 57,96,206,214 Esperih s. Asparuch ethnarchoi 127 ethnikoi 217 f. Ethnogenese 3, 12, 14ff., 35f., 54f., 137, 164ff., 215 H., 225ff., 2}5, 286, J25, }28ff. Ethnographie, antike 4ff., 21 f., 26f., 35 f., 84, )28 ethnos 15f., 59, 165, 168, 177,215, 217ff.,
Ermitzis, vornehrner
413 Etrek, oguzischer
Tire! 296 Etsch/ Adige, FluB (1) 46 Etzel s. Attila Euboa, Inse! (GR) 99 Eugen 11., Papst (814-27) 30 I Euphrat 345 A. 9 Eusebios, Ebf. v. Thessalonike 10} f. Exarchat van Ravenna exarchos awarischer 188, 251 Fastrada, }I
5,
}I
Gernahlin
(urn 600)
148,270,274
Karls des GroBen
306,
S
Feudalisrnus 166 f., 199 Firtosu, Miinzschatz von (RU) 230, 282 Fischa, FluB (No) 32} Flouius, Schlacht bei (663; s. a. Wippach) 276 Foderaten 19, 44, 54 H., 62 fL, 122, £95, 206f., 410 A. 6
Forum lulii s. Cividale Franken I, 5, 15, 18, 22, 3Sf., 45ff., 55,59, 75,98,127, I29ff., 148ff., 159, 181, £96, 200, 20}, 21 I, 219, 2}8H., 256ff., 2.69, 274,3°0,308, 312ff., 3}0f. Fredegar-Chronik 9, 257f. Freising 302 Friaul c, 101, 121, 239, 259f., 263,274,284, } 14, }21 Friesen }15, 318 Fruska Gora, Gebirge in Nordserbien (YU) 44 Gail, FluiS (Ka) 259 Garibald I., Dux der Baycrn 239
(urn 555-592)
518
Register
Gastalde, langobard. Tirel 269, 178 Geiserich, Vandalenkonig (428-477) 94 genea 261, 274 genos217[, 298, 323 gens 15 [,215,217,3°0,3°6, ]08, ]20 Gento/Gentzon, byz. Offizier (urn 595) 136,138, 142 Georgios, byz. Gesandter (626) 250 Gepiden 19,35, 44f[, 50ff., 58f[, 73, 84, 89,96[, [05,121, [3[, [37, I57f., 182, [9rf., 205ff., 216, z r Sff., 225f., 228ff., 248 Gepidia 50, 309 Germanen 4f., [1,44,90,92,95,119, [25[, 148, 167, 191,208,219,226, 229f[, 268, 309, ]I [ Gerold, Prafekt von Bayern (t799) 312, 316,32[ Geschenke 19,46, 49, 59, 76f., 82, [15, [52f., 180ff., 199, 205, 209ff., 246, 249, 272, 287, 320 Geten antikisierender Name fur Sla wen 4, [36 Gewi.irze r j z t., 196 Gisalrnar 3 I I Giso, Rugierkonigin (t 487) 194 GisulfH., Dux von Friaul (turn 6I[) 239, 259, 276 Gog und Magog 4 Goldenes Horn 250, 253 [ Gostun, legendarer Bulgarenfursr 271, 273 Goren 4, ro I., 15, [9,21,35, 63 f., 96,127, 172, I75f., 192,206,218, 243 f., 307 Kleingoten (Gothi minores) 122,267 tetraxirische, s. Krirngoten Goterarn, frank. Graf (f Soz) 32[ Grabrauber 98, 184, 202 Grabsitten 184, [97, 200, 202ff., 282, 289f[,306 Gradec bei Prapretno, sparantike Siedlung in Slowenien 1[9 Gradiste bei Prilep, slaw. Siedlung (YU) 124 Grado (I) [48 f., 275 Graecia 237, 243 Grahamannus/Grarnan, Graf irn Traungau (urn 790) ]14 GrasulfII., Dux von Friaul (urn 630) 259 Grazerkoge! (Ka) 149 Gregor 1. der GroiSe, Papst (590-604) 9,20, 103, 108, 123, 147ff., 160,243 Greif 29, ]8, 285, 287f., 447 A. 46 u. I. Greifen-Ranken-Gruppe 195, 281, 283, 285, 288ff., 330
Register
Griechenland (s.a. Hellc.s) 76, 79, 99ff., 120, 144, 264 Grimoald, Langobardenkonig (66[-71) 239, 269, 275 i. Grunzwitigau (No) 310 Guduin, byz. Offizier (urn 595) 146, 16[
Guduscani 264 Gi.irtel awarischer 184, 194,2[6,220,225,285, 288, 306, 326, 3]0 Gundernar, Konig der Westgoten (6[0-[2) 239 Gundovald, frank. Thronpratendern (urn 580) 1]2 Gyepi.i, ungarisches Grenzschutzsystern 29[ Gyula, ungarischer Titel 296, 298 f.
Hsi.ian-Tsang, chines. Pilger (urn 6]0) [79, ]50 A. 21 Hunnen europaische I, 4f., 1[, 19, z i If", 35, 50, 54f., 120, 172, 175 186, 193, 195, 216, 218, 22], 229, 248, 268, 286, 29[, 294 Gattungsbegriff 4ff., 2IEf., 60, 84, 96, 175, 188, 215, 225, 257, 269ff., 300, 309,31],320, ]24 Name 26, ]2, 223 Hunor und Magor, Figuren der ungar. Stamrnessage 222 Hunuguren (s. a. Onoguren) 24 Huosi, bayerische Adelsfarnilie 3 16 Hyperboreer, legendares Nordvolk bei Herodot 29,31,38
r,
hypostrategos HaemuslBalkan-Gebirge 158,278
86f.,
102,
133,
Hagen, deutsche Sagenfigur 328 Hairnburg/Vobre (Ka) 223, 233 Hande! 42,45,90, 174, 195ff" 256, 286, 323,397 A. 15 Harmaton, byz. Gesandter (598) 154 H ebros/Maritza 67 Heerkonig 116, 126, 176,268
hegemon 127 hegoumenos 186 Heinrich
rv., Kaiser
(1°56/84-1 105) 264 Helibakios/lalornila 137, 143 Hellas 19, 75, 102, 107f., 241 Hellmonsodt bei Linz (00) Miinzschatz von 198 Hernrnaberg, spatantike Siedlung (Ka) 119, 149 Hephthaliten 28H., 41, 89, 171, 179, 301, 345 A. 7,349 A. S Herakleia/Ercgli (TU) 13of., [34ff., 245 f., 357 A. 14 Herakleios, Kaiser (610-41) 7f., 17, ·5),102, 106, 110, 157, 18!, 192, 197, 2[4, 234, 237,240,242, 245H., 262, 265ff., 270ff. Herakleonas, Sohn des Herakleios 270 Herilungoburg (No) 310, 458 A. 27 Herodot 4f., ]8 Herstelle 320 Hildigis, langob. Thronprarendenr (urn 550) 55,97f. Hliune an del' Elbe 3 18 Hohenberg irn Ennstal (Strnk) 3 I I Holiare, aw. Grf. (CS) 29 I Hortobagy-Arkus, aw. Crf. (H) 292 Hsiung-nu 21 1,222,401 A. I I
awarischer
160, 177,187
IatruslJantra (FluiS, BG) 125, 153 IatruslKrivina (Kastell, BG) 142, 153 Icirgu Boilas, bulgarischer Titel 296 Igar, aw. Grf. (H) 282 Ilig/Elik, karachanidischer Tite! 297 lllyricum 19, 72, 74, 96, 102, 106, 122 H., 146,155,208,237,241
irnuatio imperii 78 Indien 28 Ingelheirn 3 14 Innichen/San Candido (Sudtirol) 309 Ionischer Golf s. Adria Ipotesti-Cindesti-Kultur 121,123 Irene, Kaiserin (780; 797-802) 396 Irnik s. Ernak Irschenberg (Bayern) 308 !Sa, chasarischer Tite! 294, 299, ] 56 A. 6 Isernia (I) 269 Isker, FluiS (BG) 277 Islam 203, 297 Isonzo, FluiS (YU/I) 149 Issik-Kol, See irn Tien-schan (SU) ] 50 A. 21 Istarni/Sse-tie-mi, Ti.irkenkhagan (552-76; s.a. Sizabulos; Sternbiskhagan) 41 H., 349
A. la Isthmia (GR) I09f. Istrien 76, r zcf., 148ff., 160, 225, 240, 263, 316, ]21 Italien 19, 45f., 51, 53ff., 61, 63, 123, 148ff., 172, 175, 196,208,220,222,228, 23], 269f., 274ff., 281, 314 Iugurrus, aw. Titel (s.a. Yugrus) 176, 292f., 299f., 330
519
I ustintana Prima/CariCin
Grad
123 f., 242,
423 A. 34
1antra s. 1atrus J awasigar, ehasarischer
Tite! 295
]axarteslSyr Darja 28, ]48 A. 19 J erusalern 240, 255 Johannes IV., Papst (640-642) 244, 263 Johannes Athalarich, Sohn des Herakleios 246 Johannes Mystakon, byz. Fe!dherr (urn 585) 88 Johannes Nesteutes, Patriarch von Konstantinopel (t 595) 129 Johannes, BE. von Celeia (572/77-599?) 148, 15° Johannes, Dux von Istrien (urn 800) 316 Johannes, Ebf. v. Thessalonike (urn 615) 102 J ohannes, Praefectus praetorio v. Illyricum (578) 69 J ohannes, Sohn des Bonos 246 Johannnes von Ephesos, Bf. und Kirchenhistoriker (tea. 585) 8,79,82, 122 Joseph, Khagan der Chasaren (ro.jh.) 272, 294 Juan-juan (jou-jan) 10, 26, 28ff" 41, 89, 194, 2[4, 288, 301, 305, 345 A·5, 347 A. 57 Judenturn 203, 294 [ustin H., Kaiser (565-574/78) 7, 28, aoff., 48ff., 59H., 66, 71, 7], 76,131,142,149, 177,180,187,197, 206f., 2IOf., 214, 312, 345 A. 7 J ustin, Sohn des Germanus 18, 44, 46 Justinian, Kaiser (527-65) 7, I8H., 27, 31, 38,42, 45 f., 48ff., 59,61,85,10], 108ff., 122,128, [3 1,135,175,180,206,210,214 Justinian II., Kaiser (685-95; 7°5-11) 183, 198, 215, 279 f., 294, 301 Karnten 119f., 1]2, [48ff., 197,223,233, 235, 259f., 26]f. Karna, Nebenfluf del' Wolga (SU) 283 Karnp, FluiS (No) 290, 316f. Kana sybige, bulgarischer Fiirstentitel 304 KanaltallValcanale 259, 276 Kandich, awarischer Gesandter (558/59) 18,28,38, 186,223 Kao-tsu, chinesischer Kaiser (Wen der Sui, 58 [-604) 2[ I Kap von Malea (GR) 109 Kapkhan, nirk.vaw. Titel 292, 296, 299, 302 H., 320, 322, ]26, 330 Karachaniden, tiirk. Dynastic (10.-12. Jh.) 294, 297, 299
Register
520
Karantanen I I, 175, 197, 227, 260f., 263, 270,274, 276f., 308, Karawanken, Gebirge (OIYU) 119 f., 223, 233,260 Karchan, ungarischer Titel 296 Karl der Grolle, Frankenkonig und Kaiser (768/800-814) 7, 9,'16,181,183,195,215, 225,284,300, 308i., 312ff., 331 Karlmann, Sohn Ludwigs des Deutschen, ostfrank. Konig (876-880) }24 Karluken 166, 297 Karnische Alpen, Gebirge (0/1) 148 f. Karpaten 45, 59,79,97, 195,260,262,264, 273,}26 Kanhago 1}2 Kasia und Karbonaria, Saveinseln 74 Kasic b. Zadar, slaw. Grf. (YU) 263 Kaspische Piorte 273, }21 Kaspisches Meer 43,272, 3348 A. 19 Kastos, byz. Offizier (urn 585) 85f., 88 Katun, turk.z'aw. Frauentitel 293, 305ff.,
no
319 Kaukasus 18,22,24,28, 32f., 37H., 66, 90, 262,271,273,294,438 A. 26 Kazaze s. Edlinger Kecel, aw. Grf. (H) 181 Ke!agast, vornehmer Ante (urn 560) 40 Kenchreai b. Korinrh (GR) 109 Keramesische Ebene (YU) 278 f. Kermichionen (Ermichionen) }2, 40, 273 Kertsch (s. a. Bosporos) 24 Keszthely (H) 9IH., 192, 204f., 230, 290 Keszthely-Fenekpuszta, spatantike Siedlung (H) 92, 2°4, 232f., 282 Keszrhcly-Kulrur 90ff., 191 H., 204, 226, 231 H., 290 Khagan Tite! und SteIIung 17, 36, 38, 47, 77 f., 102, 139f., 164H., 172, 17411, 194,201, 205,223, 278f., 286, 292ff., 303, 319f., 328 H. Sohne 154, 156f., 177,238 Sohn und erster Nachfolger Baians (ca. 583-nach 6(2) 28, 47, 76ff., 86ff., 133H., 145H., I 52H., 159H., 176ff., 208,212,238 jungerer Sohn und zweiter Nachfolger Baians (nach 602-nach 626) 176f., 209, 214, 238ff., 245ff., 249ff. Khan 186, 201, 296, 299, P3f., 323, 327 Kirchbichl bei Lavant, spatantike Fluchtburg (Ti) 119, 149 Kirchenorganisation 148 f., 2}2, 266, 310, }26, 386 A. 7 Kirgisen 43, 166,222,302
Klukas, Figur der kroat. Wandersage 261 Koch, aw. Gesandter (593) 136, 138, 140, 144,157,188,223 Kolked, german.-aw. Siedlung (H) 90f., 93, 191,230,290 Konigsschatz, Khagansschatz 58, 181 H., 229,275, 281, 30~ 319 Kornye, aw. Graf (H) 9cf., 231 Koros, Flull (H) 230 Koszeg/Guns (H) }21 Kotrlach - Kultur 120, 326 Kolch s. Choliaten Kolcher (Volk am Kaukasus) 39 Koman-Kultur III Kornamo/Komarom, aw. Graberfelder (CS/H) 306 Kornentiolos, byz. Gesandter und Feldherr unter Maurikios 28, 76, 80, 8:!±., 85 H., 153H., 159, 178 Konstans H., Kaiser (642-68) 109f., 197f., 270ff., 275 f. Konstantin, Sohn des Herakleios (KonstantinH!., t641) 249, 270 Konstantin IV., Kaiser (668-85) 277f., 284 Konstantin Porphyrogennetos, Kaiser (913-59) und Gelehrter 9, 243, 245, 261 ff. Konsrantinopel/Isranbul 5, 18, 2 I, 40, 42, 45, 48ff., 77, 79, 102, 129, 153ff., 160, 162, 174, 180, 192, 195, 197, 208, 211, 245ff., 250H., 271, 278, }27, 427 A. 19 Belagerung (626) 8, I 14 f., 119, 175f., 225, 228 f., 248ff., 330 Hebdomon-Palast 246 Lange Mauern 67, 75f., 83, 86,99, 108, 154,246 Theodosianische Stadtmauer 246, 250, 253 Konstanz 307 Konzil von Mantua (827) 148 Konzil von Marano (590) 148 Kopanos Okorses, bulgarischer Titel 299 KoperlCapodistria, Istrien (YU) }21 Korfu/Kerkyra, Inse! (GR) 110 Korinth 79, 101, 108H. Kosentzis, Figur der kroat. Wanders age 262 Kosmas, byz. Gesandter (urn 620) 245 Kotragen s. Kutriguren Kotrageros, Ratgeber Baians (urn 560) 40, 188 Kotragos, legendarer Sohn des Kuvrat 271, 28i Kotzagir, warchonitischer Stamm 80, 222 Krain s. Slowenien
Register Krernsmunster (00) 305, 309f. Kreta (GR) 247 Krirn (SU) 24, 66f., 72 Krimgoten 22, 24 Krizna gora, spatantike Siedlung in Slowemen 119 Kroaten 9, I I, 16,71, 109, 1[8,244,261 H., 281,330,426 A. 8 Weillkroaten (Belokroaten) 261 H. Krum, Khan der Bulgaren (802-14) 195, 198, 303 f., 327 Krungl, slaw. Grf. (Stmk) 3 I I Kuban/Kuphis, Flull (SU) 39, 43,270,277 Kubin, Ort im Banat (YU) 156 Kublai-Khan, chines. Kaiser der Yiian (1215-1294) 176 Kucar, spatantike Siedlung in Slowenien 119 Kudarkin, oguzischer Titel 296 Kudyrge, tiirk. Grf. in Zentralasien (SU) 283 Kiindur/Kende, chasarisch-rnagyarischer Titel 186, 294, 296 Kunagota, aw. Grf. (H) 181, 188 Kunbabony, aw. Furstengrab (H) I}, 91, 181,183 f., 282 Kunimon, Mitglied einer aw. Gesandtschaft (562/63) 44, 188 Kunimund, Cepidenkonig (f567) 45, 5eH., 56ff., 226, 229 Kunmadaras, aw. Grf. (H) 181 Kunszentmartcn, aw. Grf. (H) 194 Kurgan 2c3 Kurt s. Kuvrat Kutadgu Bilik, alttiirk. Traktat 297 Kutriguren 19, 2 r H. , 39f., 43f., 47, se, )2, eo lf., 8ef., 90, 97,1°3,108, [I 1,207,217, 228,248, 270ff., 281 Kuver, Aw. Statthalter und Archon dcr Sermesianoi (urn 680) 175, 188, 193, 199, 217,224,235,265, 27Sff., 2S3f. Kuvrat, Bulgarenkhan (urn 640) 16, 2}, 40, 265, 270ff., 280, 283, 285 Kykladen-Inseln (GR) 241 Lacus Mursianus 97 Landwirtschaft 92f., 95f., 126, 163, 189ff., 235,286 Langobarden I, 5, 9, Ij f., 44, 48, joH., 59ff., 67, 74, 78, 89,91 f., 97f., 114, 120, Il7, 148ff., 159f., 182, 192,201,206,208, 219, 227ff., 233, 237, 239f., 248, 257, 259f., 270, 274ff., 306fi. 313, 364 A. 10 laos 2 17f., 262, 270 Laubendorf, spatantike Siedlung (Ka) 149
f2I
Luuiacum!Lorch (00) IlO, 284, 308, 310f., 315ff., 323 Lazihe, byz. Provinz am Kaukasus 18, 46, 350 A. 3 Lechfeld b. Augsburg 3 14 Leitha, Flufl (No/Bgld) 310 Leo 1., Kaiser (457-474) 22, [95 Leobersdorf, aw. Grf. (No) 184, 284, 289 Leon V., Kaiser (813-20) 201 Leontios, Kaiser (695-98) 308 Linz-Zizlau, bayerisches Grf. (00) 3 I I Liao (Dynastic der Chitan in China, 10.12.Jh.) 21 I, 214 Libidinon 84 Libidurgos 87 Liburnien 264, }21 limes certus 277,291,3°8,314,323 Linz 311 Lippspringe 3 14 Lissus/Lesh (Albanien) 123 Litziki, slaw. Stamm 267 Liutberga, Gemahlin Tassilos Ill. 396, 314 Liutprand, Langobardenkonig (712-44) 308,430 A. 40 Lobelos, Figur der kroat. Wanders age 261 loea Avarorum 202,3 I 1,322 logades awarische 45, 82, 139, 16c, 178, 185 ff., 247 Lopichis, Urgrollvater des Paulus Diaconus 192f. Lorch s. Lauriacum Ludwig der Deutsche, ostlrank. Konig (817-76) 284, 324 Ludwig der Fromme, Kaiser (814-40) 309,316,324,327 Lupus, Dux von Friaul (t663) 275f. Lupus, Martyrer 142
259,
Macvanska Mitrovica, slaw. Siedlung (YU) 124 Madara, Inschriften von (BG) 280 Mahren 50, 55, 59, 97f., 11}, 118£., 195, 260f., 264, 274, p6f. Mahrer 16,195,264,301,324,327 Mdotis/ Asowsches Meer 24, 39f., 47, 62, 270ff., 281, 321, 368 A. 19 magister militum 215,249 Magyaren s. Ungarn Mailand/ M ediolanum 6 I Maina (GR) 109 Makedonien Ill, 124, 127, 175,274,279 Malaja Perescepina, Schatzfund von (SU) 2C4, 272
Mandschurei 30, 34 Maniach von Sogdien, Sogderfiirst und tiirk, Gesandter (568) 28,42,453 A. 103 Manichaisrnus 203 marca Vinedorum 260, 269f., 274 marca Wangariorum (No) 284 March, Flu{\ (No/CS) 261, 290, 310 Marcianopolis/Devnja (BG) 85f., 134,200 Margus/Morava, Fluf (YU) 16, 77, 146, 156,268 Maria, Schwester des Herakleios 246, 272f. Martina, Gernahlin des Herakleios 270f. Martinos, byz. Offizier (urn 585) 85f. Martinovka-Typ 90 Martinus, Abt und papstl, Gesandter (urn 640) 244, 263 Massageten 40, 96 Mattsee (00) 309 Maurikios, Kaiser (582-602) 7, 20, 29f., 44, 51, 69f., 76ff., 85ff., 99,102,104, 107f., 114,123, 128ff., 148 f., 155, 159ff., 197f., 208f., 228, 234, 23~ 240, 247, 277
Mavre Bulgaria
281
Mavros, Archon der Serrnesianoi bzw. Patrikios (682/84 und urn 710) 188, 199, 224, 279f. Mecklenburg I 18 Meclaria/Maglern, spatantike Siedlung (Ka) 119, 149, 259
Megale Bulgaria 16, z j ff., 40, 265, 267, 270ff.,281 Meginfred, Kammerer Karls des Grolien 3 15 f. Melantias (TU) 249 Melitene, Schlacht bei (575) 68 Melk, FluB (No) 261, 310 Menander Protector, byz. Ceschichtsschreiber (6. Jh.) 7 Merowinger s. Franken Mesembria/Nesebar (BG) 86,134,277,423
A. 33 Mesopotarnien
Register
Register
522
70
Merallverarbeitung 43 Method, byz. Missionar (urn 870) 327 Mezarnir, vornehrner Ante (urn 560) 40 Michael Syrus, Geschichtsschreiber 8 Micheldorf, slaw. Grf. (00) 3 I I Mihajlovac, slaw. Siedlung (YU) 124 Mikulcice, mahrischer Burgwall (CS) 195 Militarische Dernokratie 166 f., 22 I Miracula Sancti Dernetrii 5, 8, 102, 265 Mission 203ff., 308f., 313, 319ff. Mistelbach, aw. Grf. (No) 291 Modling, aw. Grf. (No) 171,311 Moesia 85,141, 151,274,277
Moirnir
1., Mahrerfiirst
(ca. 830-46)
30 I
Mokrin, aw. Grf. (H) 201 Monastir (YU) 278 Mondsee (00) 309 Monemvasia (GR) 99, 108 H. Mongolei 25, }2, 93 Mongolen }2, 164, 173, 186, 214£., azc, 222f., 288, 302, 306, 391 A. 18 monoxyla (Einbaume der Slawen) 114, 133, 138,159,173,241,247, 25Iff., 427 A. 30, 428 A·46 Morava s. Margus Moresti, gepidisches Grf. (RU) 230 Mosapurc/Zalavar 205, }26 Muchlo, Figur der kroat. Wandersage 262 Mukri 30 Mundo, Enkel Attilas 35, 54, 56 Murbach (ElsaB) 284 Mures/Maros, FluB (RU/H) 195,230,292 Mursa/Osijek (YU) 97 Musici bei Visegrad, slaw. Siedlung (YU) 124 Musukios, Slawenkonig (t593) 137f., 229 Mykene (GR) 109, 264 Myser 85
Nagyszentmikl6s/S1nicolaul Mare (RU), Schatz von 17, 171,182,204, 224f., 305, 399 A. 46 Naissus/Nis (YU) 123 H., 242 Narbonne 239 Narses, byz. Feldherr und Patricius (ca. 490-574) 46f., 187 N arses, Protospatharios unter J ustin n. 74 natio 15,217 Natisone, FluB in Friaul 276 Naupaktos (GR) I I I Neapel 161 Nedao, Schlacht am (454) 219, 268 Negavonais, bulgarischer Tarkhan 302 neguciantes 256, 258 Neiiie 264 Nemas/Nimis (Friaul) 276 Nescb ir s. Mesernbria Neusiedler See (O/H) 202, 303, }22 Newolino, Grf. (SU) 306 Nibelungen 269, 316 Nibulunc 3 16 Nicopolis ad lstrum (BG) 153 Niederosterreich 50, 55, 98, 120, 197,224, 26of., 310ff., }26 Nikephoros L, Kaiser (802-811) 99,101, 304, 327 Nikephoros,
Patriarch
v. Konstantinopel
(806-15) und Geschichtsschreiber 9, 2+9, 265 Nikolaus 1., Papst (858-67) 200, 204 Nin (YU) 263 Nomadismus I ff., 163 f., 390 A. 2 Norici 51,97,149, 2}2f. Noricum 56, 119f., 149ff., 2)2 Noslac, Grf. (RU) 230 Notker der Starnmler (Balbulus, t912) 307, }25,328 Novae superior/Cezava (YU) 144 Novae/Svistov 102, 142, 144, 153, 158,238, 363 A. 4 Nove Zarnky, aw. Grf. (CS) 291 Novietunum 97 Nurih-Tal (s.a. Pustertal) 149 Nu-shi-pi, tiirkische Dynastie 273
Oberosterreich }O 5, 3 10 f. Obir, Karawankenberg (Kit) 223 Obor 113, 223,}23 Obrovac (YU) 223 Oder 46, 52, 98, 119 Odessus/Varna (BG) 141 Odilo, Dux der Bayern (736/37-48) 309f. Odoaker, Konig von Italien (476-493) 51, 54,57 Offa, Konig von Mercien (757-96) 181 Ogost, FluB (BG) 77 Oguren z jff., 29ff., 43,221,273 Name 25ff. Oguzen 25, 36,166,202,288,296,302,304 Olympia 110 Omundesthorf 310,317,458 A. 27 Omurtag, Bulgarenkhan (815-):1.) 302 On oq 25 Onegesios, vornehrner Hunne (urn 450) 71 Onglos 277 Onoguren 23ff., 31, 197,234, 270ff., 284, 439 A. 34 Orchon, Fluf in der Mongolei }2, 350 A.21 Orchon-lnschriften 35, 164ff., 391 A. 18 Ordu }o7 Organa, Onkel des Kuvrat (vor 630) 270ff. origo gentis 35f., 51, 265ff., z Sof. Osam, FluB (BG) 142 Osseten }2 Ostalpen 10 I, 119 f., 148 H., 197, 220, 232, 239, 259f., 276, 309, }26 Ostgoten 19,37,44,5 r ff., 182,219 Ostland, karolingisches 10, 321 Otto 1., Kaiser (936/62-973) 262 Ottokar, Stifter von Tegernsee (urn 760)
310
523
Oxus/ Amu Darja 28, 34 Ozora-Totipuszta, aw. Grf. (H) 188,282 Padua/Padova (1) 160 Pagani, slaw. Stamm 267 pagus Chroatorum (Ka, 10.Jh.) 264 pagus Senonago (7·Jh.) 256 Palastina 204, 240 Palastolon (BG) 160£. Pancevo, aw. Grf. (YU) 291 Pannasa (BG) 85 Pannonien 30f., 40, 50H., 60, 63 f., 7of., 89ff., 135, 148, 19Iff., 204ff., 217, 231 H., 241, 265, 269, 271, 275, 278, 300, 304, 307,312,317,323ff. Pannonia II (Pannonia Sirmiensis) 44, 55, 63
Pannonia superior 71 Pannonia inferior 231 Savia 56 Valeria 309 Pannonii 51, 92, 192, 205, 2 Ff., 324 Panysos/Kamcaja, Flu{\ (BG) 85 f. partes Avariae (Avarorum) 309f., }l6 Paspirion, FluB (RU) 138 Paternus, Bf. v. Tornis (urn )20) 272 Patras (GR) 99H., 107H. patria 51, 265, 300£.
patria Avarorum 192 patricius (patrikios) 54, 215, 271, 279 Paulinus 11., Patriarch von Aquileia (785/ 86-802/04) 10, 319 H. Paulus Diaconus, langobard. Ceschichtsschreiber (72o/30-ca. 799) 9, 192, 226, 422 A. 19f. Pavia (1) 259 Pecs s. Sopianae Peiragast, Slawenfurst (t 594) II6, 143 Peloponnes 99ff., 106 H. Penkowka-Kultur 95 Perbund, Konig der Strymonen (urn 670) I25f. Perctarit, Langobardenkonig (661/671688) 201, 275 Perser (s.a. Sassaniden) 19,22, 27ff., 39ff., 46,49,61,64,68,75,81,84, 128ff., 157, 161, 180,210,223,225,238,240, 246f., 249ff., 271, 274 Persian, Bulgarenkhan (t8)2) 267 Pest 20,102,105,109,123,154,238 Petros, Bruder des Maurikios 129f., 141ff., 160£.,238 Peuke, Insel im Donaudelta 277 Philippikos, Schwiegersohn des Maurikios 153 f., 228
Register
524 Philippopohs/Plovdiv A·33
(BG)
87£.,
J
58, 42}
Phokas, Kaiser (602-10) 130, 153, 161 f., 197, 2)7f., 241, 247 phylarchos 17, 143 phyle (phylon) 65, 17J Physso, slawischer Zupan bei Krernsmiinster (777) }05 Pilgrim, Bf. von Passau (971-91) 301 Pippin der Bucklige, Sohn Karl des GroBen (t811) }18 Pippin H. der Mittlere, karoling. Hausmeier (t7I4) 284, 308 Pippin, Konig von Italien (781-810) 10, 2)1, )06, 316ff. Georgios Pisides, byz. Dichter (7Jh.) 8, 249 Piston (RU) 142 Plattensee/Balaton (H) 91 ff., 191,204, 2}}, 290, )26 Pliska, bulgarische Residenz 327 Plovdiv s. Philippopolis Poetovio/Pruj (YU) 197 Pokaszepetk, aw. Grf. (H) 290 Poljanen, slaw. Starnrn 198 Polygamie 257, 279, 298, 306, 456 A. 163 Pontische Sreppen I9, 21 H., 39ff., 54, 62, 80, 90, 163 H., 197 f., 203, 206, 228, 27ofi., 281 Pontos Euxeinas/Schwarzes Meer 21 H., 43f., 85, IF, 197,228, 270ff., 281, 285 populus 15, 215, 217, 221, 300ff., }lo, 324f. Porgas/Porinos (s. a. Borna) 262 Praedenecenti s. Abodriten Prag 264 Prager Typ 95, 97f., 117, 120 Preslav, bulgarische Residenz 124 Prirnordiale Tat 70 primores, primates jcc f. princeps 293, 300, 302, 304, 306 Prinzeninseln (TU) 85, 187 Priskos, byzantin. Historiker und Gesandter (urn 450) 5, 7, 45, 52f., 178, 186, 196 Priskos, byz. Feldherr unter Maurikios 28, 69, 1I8, 1)0, 133H., 143ff., 149, IpH., 159f., 172, 175,178,208,216,226,229, 237f. Priwina, Slawenfurst in Pannonien (ca. 8)8/ )9-860/61) )26 f. Procopius von Caesarea, byz. Geschichtsschreiber (6.Jh.) 4,7, 20f. Prokliana-PaB (BG) 134 provincia Avarorum ) 10, 32) f. pravincia Sclavarum 149
Register
Prurh,
FluB (Ru/SU)
95
Pseudabaroi 31 H. Pulgarn bei Linz (Ooj j r r Pustertal
(Sudtirol)
bodun (tiirkisch: Yolk) 185,221
qal"a
121, 149,239 .schwarze
Knochen'-
Raab/Raba, FluG (O/H) )17 Raduald, Dux von Benevent (urn 640) 263 Ratoromanen 2}2 Ragusa/Dubrovnik (YU) 245, 266 Ratchis, Dux von Friaul und Langobardenkonig (744-49) 259, 308 Ratiaria! Arcer (B G) 78, 85 Ravenna (I) 90, 27cf. Rednitz, FluB in Bayern ) 18 Reflcxbogen 164, 170f., 173, 282, 288, 31 rff. Regensburg
315, 3I7f., )22 309, 324 Reichenau, Klosterinsel im Bodensee 284 Reptila, Neffe des Gepidcnkonigs Kunirnund 58 f., 229 rex 17,76, 122, 126f., 138, 176, [86,221, 229, 257, 260, 274, 277, 29), )04, 306 Rhein 150,318 Rifnik, spatantike Siedlung in Slowenien I19 Ring 179,293, 299f., )04, 306ff., 319 Risano, Placitum von }21 Rodulf, Konig der Eruler (tea. 508) 214 Romanen 55, 9zf., 119, 121, 148f., 226, 232, 262, 290, )09 ff., 419 A. 62 Rornanus, Exarch von Ravenna (t 596) 150,
regnum llvaromm
160
Romilda, Gemahlin Gisulfs II. (urn 610) 196, 239 Romuald, Dux von Benevent (nach 661) 269 Rosarnunde, Tocher Kunimunds, Gemahlin Alboins (t572) 51, 56f., 59 Rothari, Langobardenkonig (636-)2) 274 Rugier 54, 57,97, [92, 194 Rugiland 56 Rumanen I 1,227,2)2,2)4 Runchinen, slaw. Starnrn 42) A. 30 Runeninschriften I, 164, 182, 202, 224 f., )99 A. 46 Rupert, Bf. in Salzburg (bis ca. 715/(6) 203, J08 i. Saale, FluB in Thuringen 98 Saalegau 256 Sabiren 24, 29, )1, 39, 348 A. 16,36/ Sabulente Canalis (BG) 86, 134
A. 37
Sachsen 5 I, 260f., 3' 2, 314f., 318,320 Sagudaten, slaw. Starnrn 241, 42) A. 30 Sahin, pers. Feldherr (urn 626) 25 I Sahrbaraz, pers. Feldherr (urn 626) 249, 251 Salomon, byz. Kommandant von Sirmium (urn 580) 74 Salana bei Split (YU) 75,121,11.5,147,196, 243ff., 248, 261, 264 Saloniki s. Thessalonike Saltowo-Mayaki-Kultur 285, 290, }l6, 446 A·4) Salvian, byz. OHizier (urn 595) 134 Salzburg 226, 2)2, )08£. Sarnarkand (SU) 42 Sarno, Slawenkonig (ea. 62)124-ca. 658) 6, r r z f., 115, 119, r z r , 127,248, 256ff., 265, 269,274,277, )08, 310, )30 Sarnur, aw. Feldherr (592) 134, 188 Sandilch, Utigurenfurst (urn 559) 21 Sankt Gallen 307 f. Saraguren 2) H. Sarata Monteoru, slaw. Grf. (RU) 121, 127 Sarazenen s. Araber Sarrnaten 5 I, 54,96, 20), 262 Sarosios, Alanenhirst (urn 560) 18 Sassaniden (s.a. Perser) 31, )8, 42, 90, 9), 272,348 A. 9 Savaria/Szombathely (H) 91,204,2)),302, 317, }22 Save 44, 60, 70ff., 91, 133f., 147, 17), 200, 261,276,278,319 Scarabantia/Sopron (H) 2)3 Schad, tiirkischer Tirel aa, 27), 294 H. Schamanismus 43, 194, 199ff., 406 A. 2 Scha -po-lue/Sche-tu, Tiirkenkhagan (572587) )1, 4If., 80,179,214 Schlachtruf 58, (0), 106, 172 Schmied 194, 301 Schwarzes Meer s. Pantos Euxeinos Schwarzrneergebiet s. Pontische Steppe Sclavinia (Sklavinia) 109, 125, 127, 259, 267,279,32),378, A. 5 I Scultor/Scaldor (5. a. Askel; Istarni) 41, 49 SCltpi/Skopje (YU) 141 Scythia 44,59, 80f., 206, 267, )21 Scythia minor 44,50,69,85,125,141,1)2, 277 Secundus, Bf. von Trienr (t612) 9 Seidenstrafse 28, 42, 18 I, 197 Seldschuken 36, 165,288 Selymbria/Silivri (TU) 245 Serben 9, II, 71,118,255,262, 264ff., )30 SerdicalSofia 124f., 242, 42) A. 3) Sergios I., Patriarch v. Konstantinopel (610-)8) 249 f., 253, 255
Serme;ianoi 71,218,221, seruicium 258
525 279ff.
Sethos, byz. Offizier (urn 580) 72 Sibirien I I Sieben Geschlechter (hepta geneai), slaw. Starnm 274, 77 Siebenburgen 11, 50, 55, 195, 227, 2JOf., 234f.,292 Sigibert 1., Frankenkonig (561-575) 45 H., )2,211 Sinduald, rex Brentorum (567) 57 Singa, Donau-Insel bei Canstantiala (YU) 145 Singidunum/Belgrad 19, 44, 70ff., 77, 79, 99, 108, II8, I)) f., 1)6, 145 ff., I)off., 159f., 192,207,228,2)8,255,267 277f., 291,382 A. ), 422 A. 14 Sirmium/Srernska Mitrovica (YU) 5, 44, 51 if., 58ff., 70ff., 77, 79ff., 91, 97, 99, 102, III, 124, 1)3, 147, 173, 176, [79f., [87,192,205 H., 212, 24), 275, 277f., 284, 291,312, )21 Siscia/Sisak (YU) [48 f. Sizabulos/Syr- Yabgu (wohl = Istarni, s. a. don) 29, a r ff., 66f., 179, 27), )01, 348 A. 15, 356 A. 6 Sizilien 82,99, 111,148 Skamaren 20,65,12),199 Skiren 54, 57 Sklaven, Sklavinnen 4), 92,127,137, 168f., 190f., 193, 196,203,218,226 Skopis (R U) 14 I Sky then 5,)!, )8, 288 Gattungsbegriff 4 ff., I I, 19, 21 H., 31, ) 5, 64f., 81, 85, 155, 171, 186, 196, 219, 225,255,324 Slatinska Reka, slaw. Siedlung (YU) 124 Slawen awarische Untertanen 68 f., 78, 102, 106, "5, 139,1)5, 1)8,173,216,218,215f., 2)5ff., 242, 25)ff., 290f., 325 an der unteren Donau 45, 55, 66 H., 79, 96, 1I5f., I2d., 129, 135ff., 154, /61, 198, 207f., 210, 229, 234 auf der Balkanhalbinsel ay, 72, 83, 12 rH., 137, 237£., 240ff., 255, 26Iff., 274,278 in Griechenland 99ff., 201, z a r f., 247 in Makedonien 115, 124f., 151, 217, 241 H., 279f. in den Karpatenlandern 97f., 11) f., 118£.,195,218, 256ff., 274, 326 zwischen Ostsee und Karpaten 98, I 14 f., II8f., 131, 195, 197 nordlich des Schwarzen Meeres 95, 198 an der Adria 240, 26 I, 320
526
unter Irankischer Herrschafr 315, 319, 326f. Ansiedlung 46, 52, 83, 99ff., 109ff., l22ff., Z41, 266ff., 274 Beziehungen zu Byzanz 117, 124ff., I 54f., 209,217, 266ff., 278 Beziehungen zu Germanen 97, I J 2, 117, l20f.,257ff. Beziehungen zu den Franken I I 3, 127, 256ff., 274, 327 Einfalle 19, 52, 67ff., 75, 79, Sz If., 89, 96, 99ff., 108ff., I22f., 139, 237H., 247, 263 Ethnogenese(n) 94ff., IIO, 118, 127, 26 r ff., J2 5 f. Kampfweise 107, 113f., 116, 158, 172 Sozialordnung 95 f., 110, 116ff., 125 ff., 167 Verfassung 17,68,95, I r e ff., 125 H., 221, 257f., 305, 329 Volkernamem) 4f., 17, 94, 118, 196, 263 f., 379 A. 52 Slowakei 11,95, 97f., 195,283, 29of. Slowenien I 19f., 148f., 233, 235, 264 Sofia s. Serdica Sogder 34, 4 [ f. Sogdiane 28, 33, 42f., 93, 273, 346 A. 23 Solachos, aw. Gesandrer (579) 72, 74, 188 Solidus r So f., 196f., 278, 398 A. 32 Sommerein, aw. Grf. (No) 284, JI I Sopianae/Pec» 9 I H., 192, 204 Sopronk6hida, slaw, Grf. (H) 202, 326 Sorben 98, 1I8f., 121, 26of., 267, 314 Spalato/Splir 245 Spanien 19, 238ff., 318,)20 Sse-kin, Tiirkenkhagan (ca. 553-72) 41 Staurakios. Kaiser (8 I I) 99 Steierrnark 1I 8, 197, 233, 264, 3 I I Steigbugel Sc, 171, 17), 285, 312f. Stembiskhagan (s.a. Istami, Sizabulos) 41 Stephanos, NeHe des Herak!eios 246, 272 Steppenvolker Verfassung 35, 42, 163ff., 292ff. Strategikon des Maurikios 5 f., 8, 170H. Stryrnonen, slaw. Starnrn 125,423, A. 30 St. Polten (No) 310 Suceava, slaw. Siedlung (RU) 124 Suda-Lexikon (Suidas) 9 Subasi/Subeki, oguzischer Titel 304 Sueben 5 I, 55 Sukow-Szeligi- Typ 98 Sycharius, frankischer Gesandter (urn 630) 258 f. Sykai/Galata, Stadtteil von Konstantinopel 249, 254
Register
Register Symeon,
bulgarischer
Zar
(893-927)
296,
323 Synode an der Donau (796) 203 H., 319 Synode von Grado (urn 575) 148 Syr Darja s. J axartes Syrien 24c, 249 Syr- Yabgu s. Sizabulos Szarvas, aw. Grf. (H) 182,202,224 Szegvar, aw. Grf. (H) 90 Szekler, ungar. Starnrn 324, 400 A. 66, 466 A·7 Szentendre,
aw. Grf. (H) 97, 188
Tabgast/Tabgac 30 Tacitus 5 Tdmir-Qapiq/Eisernes Tor (Sogdiane) 34, 42 Tangri, tiirkischer Himmelsgott 201 Tagma- Tarkhan, tiirk. Wi.irdentrager (urn 570) 43, 301 Takla-Makan, Wiiste in Zenrralasien 93 Tamga (Sippenzeichen) 89f., 203 Tanais/Don 40,175,271 Tanguten 214 Tarchanat, Freisinger Erzpriester (8. Jh.) 302,31 I Tardu/Ta-r'ou, Ti.irkenkhagan (urn 600) 80f.,295 Targitaos, legendarer Skythenkonig 38, 46, 187, 194 Targitios, aw, Gesandrer (vor 57o-nach 594) 38, 48 ff., 6Iff., 70, 82, 85, 105, 139, 178, 186f., 210, 214, 223, 345 A. 2 Tarim-Becken (Zentralasien) 28, 361 A. 36 Tarkhan, Rangtitel 43, 194, 292, 294, 296, jo r f., 305, 319, 330 Tarniach, warchonitischer Stamrn 80f., 222 Tarsaticaffrsat bei Rijeka (YU) 76, )21 Tartaren 174, 202, 223 Taso, Dux von Friaul (urn 620) 259, 275, 430 A. 41 Tassilo 1., Dux der Bayern (592-ca. 610) IF, 149 Tassilo II., Dux der Bayern (I. Halfte 7-Jh.) 239 Tassilo Il l., Dux der Bayern (748-88) 151, 240, 300, 306, 309 f., 313 H. Tatimer, byz. Offizier (urn 595) 137f. Taxiarch awarischer 134 Tegernsee, Bayern 310 Tegin, tiirk. Tite! 295, 297 Teja, Konig der Ostgoren (552) 127 Temes, Flull im Banat (RU/YU) 157,291 Temujin s. Dschingis-Khan
Terbunioten, slaw. Srarnm 267 terra Avarorum 300, 310 Tervel, Khan der Bulgaren (urn 705) 183, 215,280 Teurnia b. Spittal!Drau 119, 148 Thaya, Flull (Mahren/No) 26[, 291 Theif 51, 55,91,114,130, I 57f., 216,226, 229 f., 302, 305, 319f., 325, 327 Theoderich der Grolle, Konig der Ostgoten (471-526) 23, 35, 54f., 57,64, 127, 172, 214,248,275 Theoderich, Comes Karls des Grollen 315 Theodo, Dux der Bayern (vor 696-7171r8) 308 Theodor
Synkellos, byz. Gesandter und (urn 626) 6, 8, 249ff. Theodor, Bruder des Herakleios 254f. Theodor, Kommerkiarios und Gesandrer (626) 250,254 Theodor, awarischer Kapkhan (t805) 205, 302f., 322 Theodor, byz. Gesandter und Arzt (6.Jh.) 47, 58, 139f. Theodora, Gemahlin Kaiser justininans 90 Theodosios, Sohn des Maurikios 160 Theodosius 1. der GroBe, Kaiser (379-95) 60 Theognis, byz. Fe!dherr (urn 580) 74f., 84,
Schriftsteller
179 Theophanes schreiber
Confessor, byz. Geschichts(9.Jh.) 9, 128, 249, 265 Theophylaktos Simokat(t)es, byz. Geschichtsschreiber (7.Jh.) 7f., 29ff., 128ff.,158f. Theotmar, Ebf. v. Salzburg (873-907) 201 Thermopylen (GR) III Thessalien 99, 241 Thessalonike 5, 8, 75, ror H., 108, 11 r I., 115, 124ff., 151, 173, 196,206,217,224, 228,237, 240ff., 247f., 255, 267, 279f. Theudebert 1., Frankenkonig (533-547/48) 55, 248 Theudebert H., Frankenkonig (595-612) 129,150,238f. Theudelinde, Gemahlin Agilulfs 239 Theuderich H., Frankenkonig (595-613) 129ff., 150f., 238 Thrakien Diozesc 19, 59,62,67, 7J, 75 f., 85 ff., 99, 102, 106, 11 I, 122 H., 130, 142, 144, 159,175,211,229,237 Provinz 50, 152, 247, 279 Thrasarich, gepidischer Bf. v. Sirmium 58 f., 229 Thiiringen 45,120,150, 260f., 315
527
Thule 97 Thurisind, Gepidenkonig (urn 560) 56 Thurismod, gepidischer Thronfolger (urn 560) 56 Tiberios, Kaiser (574/78-582) 39, 63 ff., 70H., 83f., Ill, IJI, 171,177,187,207 Tien-schan, Gebirge in Zentralasien 28, 163,174,350 A. 21 Tierstil germanisch-awarischer 90, 2JI, 364 A. 10,403 A. 32 skyth~cher 191, 288 Tiflis (SU) 273 Tigris 70, 131 Ti130 TimacuslTimok (YU) 277, 327 Timocanen, slaw. Stamm 327 Tirana, Albanien 281 Tirgsor, Grf. (RU) 121 Tirol 232, 239, 430 A. 40 Tissos s. Theif Tiszafiired, aw. Grf. (H) 290, 292, 306, 325 Tiszav:irkony (H) 222 Tocharer 93 Tomjs/Constan~a (RU) 85t., I 52 f., 158, 196,238,272,378 A. 49,389 A. 4 Tonjukuk-Inschrift 35,301,303 Toquz-Oguz siehe Uiguren Torholjin baiyan, Vorfahre des Dschingis Khan 176 Totila, Konig der Ostgoten (541-52) 127 Traismauer (No) FI Trajan, Kaiser (98-117) 210 Traungau (00) 314 Tribut 117, 192, 198, 209 H. Trikala (GR) III Tropaeum Traiani (BG) 85, 378 A. 49 Tudun, tiirk./aw. Tite! 176, 199, 292, 295, 298, 300f., 304, 318, 320, 322H., 330, 452 A.85 Tiirken I, 5, 16, 18, 24f., 28ff., 40ff., 47, 49f., 54, 61, 66f., 72, 74, 79ff., 144f., 164ff., 171, 174f., 177ff., 184f., 194 if., 199ff., 207, 211, 213ff., 222 f., 228,238, 248f., 25 I, 272f., 288,292, 294ff., 305 f., 33° Tuga, Figur der kroat. Wandersage 262 Tullnerfeld (No) 98, 307 Turkoi als Name fi.ir die Ungarn 244 Turris (RU) 122 Turum-Aufstand 30, Sof., 295 T urxanthos/Tiirk-Schad, Tiirkenkhagan (nach 576) 28, 40, 47, 66f., 81, 213, 273, 295,356 A. 6
TzurullonlC;orlu (TU) 104,135, T'ai-tsung,
chines.
49) 248 T'a-po, turkischer 295 Tie-Ieh T'u-kiie Tu-men
Register
Register
528 Kaiser
'39,140 der Tang (626-
Khagan
(571-81)
214,
25 £',31 H., 361 A. 35 s. Tiirken s. Bumin
Ugrier 25, 234, 420 A. 91 Uiguren (s.a. Toquz-Oguz) 25, 166, 296f., }o5, 307 Ukraine 161 Ultizuren 22 Ungarn (Magyaren) r f., 11, 25, 37, 167, 172, 182, 186, 196, 198, 201, 222, 234, 244, 248, 262, 283, 286, 294ff., }24f., }28, 331, 392 A. 31 Unguimeri, vornehmer Aware (796)
185,
120, 203, 291, 188,
231,311,319 Unogunduren s. Onoguren Ursinus, Bf. von Cissa (urn 680) 148f. Usdibad, gepidischer Dux von Sirmium 58ff., 67, 74, 207, 229 Utiguren 19, 21 H., 39f., 43,47, 6d., 66f., 207,228, 273, 347 A. 57, 368 A. 19 utilitas 257
uualum 316 Valcum s. Keszthely-Fenekpuszta Valens, Kaiser (364-378) 249 Valentinos, byz. Gesandter (576) 19, 40, 66f., 202, 213 Vandalen 19, 5 r f., 284, 307 f., 446 A. 3 I Varengo (1) 222 Varguni, mongolischer Starnrn }2, 222 Velike Malence, spatantike Siedlung in Slowenien 119 Veresmort, gepidisches Grf. (RU) 230 Verona (1) 314 Vertrag 18f., 4d., 48ff., 65, 72f., 76f., 82, 84, 135f., 144, IF, r So f., 207, 238, 246f., 255,266,275,292,410 A. 6 von Drizipera (598) 140f., 145, 154f., 160,207f. Via Egnatia 281 Via Traiana 158 Vigilius, Bf, von Scarabantia (urn 572/77) 233
ViminaciumlKostolac
(YU) 77, 79, 99, 146, 156f., 172, 192,277,389 A. 4 Vindeliker 284 Vindemius, Bf. von Cissa (urn 575) 148 Visionen, schlachtentscheidene 38f., 46, 104, 200
VistulalWeichsel 97, 267 Vitalian, byz. Gesandter (567) 58,61 Vobre s. Haimburg Volkerrecht 59, 136, 145, 209f., 258f. VOrs, langob. Grf. (H) 92 Vogesen 256 Vojka, aw. Grf. (YU) 291 VolksbegriH 14ff., 36, 95, 218H., 227, 328f. Vrap, Schatz von (Albanien) 181,281 Wagenburg 141, 146 Walachei 227, 234f. Walachen 227, 2}2H. Walchen (s.a. Romanen) 220, 232ff. Walluc, Dux der Alpenslawen 257f., 261, 269f. War (s.a. Warchoniten) 30H., 177, 22IH., 295,299 Warchoniten (s.a. Awaren) 28H., 66f., 80f., 84, 213, z z r ff., 361 A. 35 Wechtari, Dux von Friaul (ab 663) 276 Weichsel s. Vistula WeiBkroaten s. Kroaten WenedilWenden (s.a. Slawen) 94, 97, 257, 269,274,284,325,328 Wentilmar 3 I I Wesir 297 Westgoten 1}2, 238f. West-Turkestan 33 Wiener Becken 91,260,283,290,317 WienerWald 163, 291, 3IO£., 316f.,}22 Wien-Liesing, aw. Grf. 291, 311 Wien-Unter St. Veit, aw. Grf. 3 I I Wilzen, slaw. Stamm 328 Wimm bei Maria Taferl, slaw. Grf. (No) 3I1 WippachIVipava, FluB in Slowenien 276 Wirut 311 Witigis, Konig der Ostgoten (536-4°) 128 Witterich, Konig der Westgoten (60}-610) 239
Wogastisburg 119, 26c Wolga A.I
24, 30, 43, 175, 272, 281, 283, 345
Wolga-Bulgaren 182,289,294,349 A. 10 Wolhynier, slaw. Stamm I 18 Worms 313, 315 Woynimir, slaw. Heerfiihrer in frank. Diensten (796) 306, 319 Wu-ti, chines. Kaiser d. Tschou (572-78) 214
Xerogypsos-Siimpfe Xerxer,
sagenhafter
131 Aware
172
Yabgu, tiirkischer Tirel 273, 294ft, 3<)4, 356A.6 Yarmuk, Schlacht am (636) 272 Ybbsfeld, Schlacht auf dem (788) 310, 314 Yiieh-pan 33 f. Yugrus (s. a. lugurrus) 297 Zabcnder, warchonirischer Stamm 8of., 222 Zabergan, Kutrigurenfiirst (urn 559) 21, 39, 44,48, 108 Zachlumi, slaw. Starnm 267 Zadar s. Diadera Zala, Flu{\ (H) 92, 290, }26 Zalakomar, slaw. Grf. (H) 326 Zalavar s. Mosapurc Zaldapa 85 f., 14 I f. Zalen 39 Zamardi, aw. Grf. (H) 93, 188, 192,204
Zellia regzo 259 ZellialCegle b. Cormons
(Friaul) 259 Zelovce, aw. Grf. (CS) 285, 289 Zemarchos, byz. Feldherr und Gesandter
529
(urn 570) 43,179,194,196,199,210,215, 3°1 Zemiansky Vrbovok, aw. Schatzfund (CS) 195 Zeno, ostrorn. Kaiser (474-491) 214, 248 Zentralasien 27ff., 40H., 73, 80, 89f., 93, 163ff., 174f., 202, 226, 272, 283, 285, 295 H., 307, 364 A. 3 Zid~ni gaber, spatantike Siedlung in Sloweruen 119 ZiebellSyr Yabgu, Tiirkenkhagan (urn 630) 27), 349 A. 8,356 A. 6 Zikidiba (BG) 153 Zillingtal, aw. Grf. (Bgld) 91 Zitavska Ton, aw. Grf. (CS) 291 Zobernbach (Bgld) 284, 310 Zoilos, chasar. Tite! (s.a. Gyula) 298 Zollfeld (Ka) 197, 260 Ziirich 307 Zupan 182, 264,266,302,3°5 Zwentibald/Svatopluk, Mahrerfiirst (87094) J24 Zwolfaxing,
aw. Grf. (No) 311