Ulla Gast
»Ich will dich doch
nicht leiden lassen«
Die frechsten Ausreden für alle Lebenslagen
Mit Illustratione...
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Ulla Gast
»Ich will dich doch
nicht leiden lassen«
Die frechsten Ausreden für alle Lebenslagen
Mit Illustrationen von Jens Jeddeloh
Eichborn Verlag
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme
Gast, Ulla: Ich will dich doch nicht leiden lassen : die frechsten Ausreden für alle Lebenslagen /
Ulla Gast. - Frankfurt am Main : Eichborn, 1992
ISBN 3-8218-3518-4
© Vito von Eichborn GmbH & Co. Verlag KG, Frankfurt am Main, Mai 1992.
Umschlaggestaltung: Uwe Gruhle unter Verwendung einer Zeichnung von Jens Jeddeloh.
Gesamtherstellung: Fuldaer Verlagsanstalt GmbH.
ISBN 3-8218-3518-4
Verlagsverzeichnis schickt gern:
, :
Eichborn Verlag, Hanauer Landstraße 175, D-6000 Frankfurt 1
INHALT
7 Grundregeln für Ausreden.......................................5
Ausreden für Männer..................................................6
Ausreden für Frauen..................................................11
Ausreden für Schüler.................................................16
Ausreden für Studenten..............................................21
Ausreden für Achtzehnjährige....................................27
Ausreden für Dreißigjährige.......................................32
Ausreden für Väter.....................................................37
Ausreden für Mütter..................................................41
Ausreden für Lehrer..................................................46
Ausreden fürs Büro...................................................52
Ausreden für Urlauber...............................................57
Ausreden für Raucher...............................................62
Ausreden für Biertrinker...........................................67
Ausreden für Computerfreaks...................................71
Ausreden für Autofahrer...........................................75
7 GRUNDREGELN FÜR AUSREDEN
1. Ausreden können durch Kürze - weil Würze - bestechen. Mit der richtigen Gesichtsmaske dazu bleibt ihnen nichts weiter hinzuzufügen. 2. Ausreden können knifflig und detailverbrämt sein. Detailgenauig keit überzeugt, Verschlingungen ermüden. Außerdem glaubt ohnehin jeder, daß nur die Wirklichkeit die unglaublichsten Dinge erfinden kann. 3. Beim Vortragen von Ausreden muß ein Ausdruck der Selbstkastei ung, des Selbstmitleids, der tragischen Egozentrik »überkommen«. Der Belogene soll nicht auf die Idee kommen, etwa sich selbst als Opfer zu sehen. 4. Ausreden müssen so formuliert sein, daß sie nicht zur sofortigen Überprüfung ermutigen. Es sei denn, man hat das Alibi griffbereit. 5. Ausreden dienen grundsätzlich zum Schutz der eigenen oder einer anderen Person. Folglich dienen sie der Wahrung von grundgesetzlich garantierten Menschenrechten. 6. Ausreden erleichtern den Alltag und stimmen Menschen versöhn lich. Wie sollte man sich sonst die vielen gutgläubigen Schafe erklären? 7. Ausreden erfordern eine individuelle Abstimmung auf das jeweilige Gegenüber. Das heißt, der Ausredenbenutzer muß einfühlend und fantasievoll sein.
AUSREDEN FÜR MÄNNER
Wer sich für dieses Kapitel interessiert, hat sie - die Frau, die sein Leben begleitet, sei es nun für ein elendig langes Erdendasein oder nur für ein paar verrückte Tage. Ob die Beziehung nun eher ein Teufelsritt, eine Schmusekiste, Nudelholzaffäre, Kulturakrobatik oder Liebesopfer ist... jeder kennt die Situation, in der man sich der Holden - aus welchen Gründen auch immer - versagen möchte, wenn auch nur für kurze Zeit, und wo dann anschließend nur eines hilft: eine saftige Ausrede für die verfahrene Situation! Logo, daß man am liebsten die Wahrheit wie den letzten Tropfen seines ehrenwerten Ego aus der Tube drücken möchte! Klar aber auch, daß die Angebetete die nutzlos gewordene Hülle gleich in den Abfalleimer befördern würde. Das will ja der Ausredenbenutzer nun auch wieder nicht. Im angeschlagenen Zustand nächtelange Grundsatzdebatten durchzustehen, um sich anschließend so mies zu fühlen, daß es einen erneut magnetisch in die Kneipe (oder sonstwohin) zieht, das ist etwas für Kamikaze-Trottel, für Männer, die bei Leder weich werden. Aber nicht für den, der seine Partnerin und seine Ruhe hebt. Für die strategisch wichtigsten Notfälle hier ein Erste-Hilfe-Arsenal, aus dem man nach Herzenslust schöpfen kann.
Zu spät nach Hause gekommen Was heißt hier »zu spät gekommen«? - Komm' ich zu früh, ist es dir auch nicht recht. Habe bei meinem Chef mächtig auf den Putz gehauen. Der war so eingeschüchtert, daß er mich zu einem Umtrunk eingeladen hat. Mußte meine Leber pflegen. Der war eine Laus drübergelaufen. Habe einem Faß den Boden ausgeschlagen.
Hatte mit meinem Chef noch ein Strategiegespräch. Ich habe im Urin, daß er noch Großes mit mir vorhat. Zu spät bin ich? Hatte gedacht, du seist den ganzen. Abend auswärts, oder war das etwa ein Mißverständnis?
Mal dringend fortmüssen Mein Chef sitzt in einer wichtigen Verhandlung. Scheint ohne mich aufgeschmissen zu sein. Fred sagt, ich müsse kommen. Seine Frau glaubt ihm nicht, daß er vorgestern Überstunden machen mußte. Ich muß mich mal für ein paar Stunden ganz loslassen. Will dir nicht bei der Hausarbeit im Weg herumstehen. Bin in drei Stunden wieder zurück. Du machst mich ganz verrückt. Muß mal auf andere Gedanken kommen. Helga ist im Büro eingeschlossen. Ich bin der einzige, der noch einen Schlüssel hat.
Keine Lust auf Sex Mir kommen die Verrenkungen auf einmal so idiotisch vor. Hab' mir beim Birneneinschrauben den Ischias geklemmt. 'Freu dich nicht zu früh, das ist keine Leidenschaft, sondern Asthma.
Ich finde dich so aufregend, daß es mich verunsichert, daß du gerade mich willst. Bin heute mental nicht drauf. Der Gedanke, du könntest jemand anders begehren, macht mich überall lahm.
Ein Wochenende für sich rausschlagen Laß mich mal zwei Tage allein. Ich will wissen, ob ich mich wieder auf die freuen kann. Habe einen steilen Zahn für meine Prothese im Visier. Will jetzt die erste Füllung testen. Ich muß da mal die Sau rauslassen - das Gefühl kennst du doch auch! Will mit Harald ein paar Nonnen bekehren. Habe mich für einen Pariser-Test in Lübeck angemeldet. Kommt uns schließlich zugute. Heribert baut doch schon seit geraumer Zeit. Alle seine Bekannten haben schon ausgeholfen. Ich kann mich nicht mehr drücken.
Hochzeitstag/Kennenlerntag/Geburtstag vergessen Deinen Geburtstag vergessen wir lieber. So alt wie du wird keine Sau. Was heißt hier: Hochzeitstag vergessen? - Sei froh, daß du überhaupt einen mitgekriegt hast!
War felsenfest davon überzeugt, du würdest diesen Tag vergessen! Wollte dich nicht in Verlegenheit bringen! Du willst doch immer, daß man dich jünger schätzt* Da sollte man den Tag auch gar nicht erst erwähnen. Ich finde, so was Konventionelles wie Geschenkekaufen kann mein Empfinden zu dir nicht ausdrücken. Ich fühle mich mit dir, als war's der erste Tag. Wie sollte ich da an unseren »Jahrestag« denken!
Einen Seitensprung entschuldigen Wollte mir Appetit holen für dich. Habe eine Runde Mädels vernascht. Die liegen mir jetzt schwer im Magen. Bei der politischen Einstellung, die die Frau hat, ist bei mir absolut nichts mehr drin. Die hatte behauptet, ich wäre schwul. Konnte ich doch nicht auf mir sitzen lassen. Mußte meine miesen Gelüste bei der Schlampe lassen. Du bist mir zu schade dazu. Weißt doch, ich bin total auf dich fixiert. Kann gar nicht mehr mit einer anderen.
AUSREDEN FÜR FRAUEN
Es gibt keine normalen Männer! Auch die Leserin dieses Kapitels - oder hat sich womöglich ein männlicher Spitzel eingeschlichen? — hat sich einst oder neulich für »ihn« entschieden bzw. sich von ihm weichklopfen lassen, weil er etwas Besonderes zu sein schien. Wir wollen nicht von der Physis des Auserwählten reden, also nicht von sei nen breiten Schultern, Hüften oder seinem breiten Grinsen. Auch die ver nachlässigte Körperhaltung des Süßen, die sie liebevoll »lässig« nennt, sollte die Betreffende eher schweigend genießen. Hier interessieren seine charakterlichen Voraussetzungen. Die Erkenntnis, daß frau keinen normalen Mann an ihrer Seite hat, ergibt sich aus der einfachen psychologischen Erkenntnis, daß alles in Kategorien eingeteilt werden kann. Nach besagter unmaßgeblicher Psychologenmeinung, wohlgemerkt. Zweifelsfrei ist die Gattung mit dem etwas Mehr an kleinem Unterschied streng genommen in fünf Gruppen zu pressen. Durch witterungsbedingte Gen-Katastrophen finden wir leider auch so tückische Mischformen wie »Don-Juan-Karrieretypen« oder »häusliche Paschas«. Diese Exemplare fordern das Nervenkostüm und den Einfallsreichtum jeder Frau, wenn es darum geht, die richtige Ausrede für den jeweiligen Zweck zu zücken.
Zu spät nach Hause gekommen Ich habe mich mal unverbindlich im Frauenhaus umgetan. Man kann ja nie wissen ... Unser Chef hat heute ausnahmsweise einmal Überstunden gemacht. Wenn ich pünktlich gegangen wäre, hätte ich schlechte Karten gehabt. Wir hatten heute eine Kartenlegerin im Büro. Sie warnte mich ein dringlich davor, mich in den Berufsverkehr zu stürzen. Ich habe wirklich kein Zeitgefühl! Denkst du, ich hätte gemerkt, daß meine Uhr stehengeblieben ist?
Ich mußte Nicoles Mann trösten. Der hat wohl spitzbekommen, daß sie einen Liebhaber hat. In der freien Wirtschaft schaut man nicht auf die Uhr!
Keinen Nerv zum Kochen gehabt Möchte mal wissen, wer den Spruch »Liebe geht durch den Magen« erfunden hat. Bei dir ist Kochen vergebliche Liebesmüh. Wir könnten ja zum Griechen gehen. Oder hast du Vorurteile? Seit du Barbaras Kochkunst so gelobt hast, traue ich mir absolut nichts mehr zu. Bei Dallas hat auch keine Frau gekocht, die gingen immer essen. Ich bin heute so romantisch gestimmt, daß ich mir die Laune nicht mit schnödem Kochen verderben wollte. So etwas Banales wie das Essen sollte man nicht hochstilisieren, finde ich.
Keine Lust auf Sex Ich muß oft daran denken, wie wohl andere Männer im Bett sind. Ich find's viel aufregender, dich gleich irgendwann im Schlaf zu überraschen. Du läßt dir einfach nichts Neues einfallen Sei mir nicht böse, hab's mir vorhin selbst besorgt.
Unsere Beleuchtung ist wirklich alles andere als erotisch. Und im Dunkeln ist's langweilig. Mein Erster war irgendwie raffinierter im Bett als du. Ein Wochenende für sich rausschlagen Bin für ein Wochenende zu einem EDV-Seminar abgestellt. Ich finde, du hast dir ehrlich verdient, mit Sebastian eine Sause zu machen. Muß Babysitter bei Karla spielen. Hoffentlich halte ich das Babygeschrei aus. Das Gefühl, daß ich mal ein Wochenende für mich haben kann und dabei zu wissen, daß ein geiler Typ zu Hause auf mich wartet, finde ich total erotisch. Kannst du nicht mal ein Wochenende etwas allein unternehmen? Ich finde, eine Atempause hast du dir mehr als verdient. Ich lasse dich mal zwei Tage allein.
Hochzeitstag/Kennenlerntag/Geburtstag vergessen Habe deinen Geburtstag mit Olafs Geburtstag verwechselt. Als Geschenk habe ich mir ausgedacht, unser Kennenlernen so wie damals zu zelebrieren. Ich wollte dich mal testen, ob du dran denkst.
Solche Jahrestage sind doch total spießig. Laß uns lieber morgen feiern. Du erscheinst mir noch so jugendlich, daß ich gar nicht gemerkt habe, daß du schon wieder ein Jahr älter geworden bist. Gegen deine tollen Überraschungen habe ich mich nicht mehr getraut, eigene Ideen zu entwickeln.
Einen Seitensprung entschuldigen Ich habe eher den Eindruck, mit dir fremdzugehen. Andere sind mir häufig wesentlich näher. Mir wurde plötzlich so schwindlig. Deshalb habe ich mich ein wenig bei Max auf die Couch gelegt. Muß dann eingeschlafen sein. Ich war so hinüber, daß ich dachte, ich würde dich in meine Arme schließen. Wieso fremdgegangen? Bruno kenne ich schon seit meiner Schulzeit. Ohne den direkten Vergleich weiß ich doch gar nicht, was ich an dir habe. Ich finde, Sympathie hat auch irgend etwas mit Erotik zu tun. Warum sollte ich da denn anderen etwas vorenthalten?
AUSREDEN FÜR SCHÜLER
Ausreden sind nichts Verwerfliches! Müßig zu sagen, daß sie aus unserem All- und Sonntag nicht mehr wegzudenken sind. Ausreden sind Lügen, und diese haben kurze Beine... Vergeßt das! Können kurze Beine nicht genauso schnell zum Ziel führen? Darüber hinaus haben sie durch eine erhöhte Schrittfrequenz eine bestechliche Dynamik. Ehrlichkeit kann dagegen Betroffenheit erzeugen. Zwingt sie doch zu inten siver Auseinandersetzung, kratzt den Schorf halbvergessener Wunden ab, raubt Zeit und Nerven. Ein Beispiel aus eigener Schulzeit: Der gähnend langweilige Englischunterricht begann von Zeit zu Zeit mit einer inquisitorischen Hausaufgabenüberprüfung. Also nicht regelmäßig, wie gesagt. Schüler aber machen eben nichts gern umsonst, sind also ökonomische Arbeiter. Wer hat denn schon Bock, Hausaufgaben »für die Katz« zu machen, wenn sie eher »für'n Arsch« sind? Besagter Englischpauker defilierte in gewohnt defensiver Haltung durch die Schülerbänke, äugte hin und wieder auf hingekritzelte Passagen, um dann wenig überraschende Ausreden entgegenzunehmen wie »Ich hab' mein Heft vergessen«. Als ich an der Reihe war, erlaubte ich mir die Bemerkung: »Ich hatte keine Lust!« Das war ehrlich und brachte mir die Sympathien aller Mitschüler ein. Kurze Zeit später avancierte ich sogar zum Klassensprecher. Welch Freude aber auch für den Lehrer! Er, der bis dato kaum Gelegenheit gehabt hatte, seine fortschrittliche Pädagogik am Schülerobjekt zu beweisen, konnte nun wohl meinend verkünden: »Okay, das verstehe ich. Mir geht es manchmal auch so.« Gut und schön - wie dieses Beispiel im Wiederholungsfall gewirkt hätte, wage ich nicht zu prophezeien. Ich nehme jedoch an, daß Intellekt und Berufsehre des Lehrkörpers auf die Dauer derart strapaziert würden, daß ein Rückschlag in pädagogische Steinzeiten zu befürchten gewesen wäre. Dagegen ist es oft bequemer, auf Altbewährtes zurückzugreifen. Ähnlich irgendwelchen Höflichkeitsformeln haben sich auch im Schüleralltag Mechanismen bewährt, die beiden Seiten dienen: dem Schüler - er braucht nicht originell zu sein; dem Lehrer - er wird nicht gefordert.
Zu spät kommen
Bin auf Ihrer Schleimspur ausgerutscht. Mußte noch meine Tochter in den Kindergarten bringen. Meine Fahrradkette ist gerissen, und das Auto wollte ich nicht nehmen - wegen der Umweltverschmutzung. War heute morgen beim Arbeitsamt - schauen, ob es eine Alterna tive zur Schule gibt. Ein Mitschüler hat gesagt, Sie seien eine Flasche, da mußte ich ihm erst einmal eins aufs Auge hauen. Meine kleine Schwester hat an meinem Wecker rumgefummelt.
Keine Hausaufgaben gemacht Habe meiner Stubenfliege das letzte Geleit gegeben. Meinem Ghostwriter ging es plötzlich ganz dreckig. Meine Mutter meinte, ein so fortschrittlicher Lehrer wie Sie könnte nicht so eine Forderung stellen. Der Bus war heute so voll. Konnte meine Matheaufgaben nicht machen. Mein Vater hat mir verboten, Hausaufgaben zu machen. Typisch 68er! Ich hatte angenommen, Sie scherzen, als Sie uns die Aufgaben nannten.
Abschreiben/mogeln Ihre Aufgabenstellung ist nicht klar. Ich sehe doch, daß hier jeder was anderes schreibt. Ich wollte nur mal vergleichen, ob Peters Fingernägel auch so abge kaut sind wie meine. Ich hörte gerade so ein Kratzen und wollte nur wissen, ob das Veroni kas Füller ist. Komisch, daß immer ich verdächtigt werde, ich glaube, Sie haben Vor urteile. Die Anni hat so schöne Hände, da muß man doch einfach hinschauen! Petra fragte mich nur, ob ich einen Tampon bei mir habe.
Blaumachen/fehlen
Habe Quetschungen vom Eierlaufen. Bewerbe mich gerade als Austauschschüler. Muß heute zum ersten Kontaktgespräch. Ich hatte Kreislaufstörungen. Mein Biorhythmus ist zur Zeit nicht der beste. Keinen Bock auf Schule gehabt. Ich hatte für mein Auto einen Termin zur ASU - wir wollen ja die Umwelt schonen! War felsenfest davon überzeugt, wir hätten Sonntag. Kam schon die ganze Woche durcheinander.
Gerade nicht aufgepaßt Ihre Fragestellung ist mir nicht klar. Ich bin so fasziniert von Ihrer lebendigen Darstellung, daß mir die Einzelheiten entgangen sind. Ich dachte gerade nach, und das sollen wir doch schließlich! Ich dachte gerade, daß man das Problem nicht zerreden sollte. Ein zelne Aspekte herauszugreifen hieße, einer Rose die Blätter abzu zupfen. Ich weiß, worauf Sie hinauswollen, aber das Problem erscheint mir zu komplex.
Wir sollten als Menschen nicht jeder Sache auf den Grund gehen wollen.
Kurz mal raus müssen Habe unerträgliche Kopfschmerzen. Etwas frische Luft wird mir guttun! Habe mein Vitaminpräparat mit einem Abführmittel vertauscht. Ich hab' genug für heute, zuviel von allem ist ungesund. Ich kann Ihre Stimme nicht mehr ertragen. Muß mich kurz draußen erholen. Meine Exfreundin hat mir gedroht, wenn ich sie nicht bis elf Uhr anrufe, bringt sie sich um ... Muß eine rauchen, oder darf ich im Klassenzimmer qualmen? Habe Unterleibsschmerzen. Der Zahnarzt hat zu tief gebohrt.
AUSREDEN FÜR STUDENTEN
Achtung! An alle Student(inn)en, die zu hirnlosen Abfragemaschinen dege neriert sind: Finger von diesem Kapitel lassen, diese in die Nase stecken und weiterbüffeln! Eingeschriebene dieses Schlags mögen auch weiterhin ihrem Lehrkörper mit lebensfremden Themen imponieren, Wasser- wie Aktenträger spielen und die Verantwortung eigener Denkleistung anderen übertragen. Es lebe der Studiosus, der wehmütig über den Rand seines Mensatellers hin ausschaut, der durch benachbarte Wissens- und Kneipengefilde streift, der Kontakte statt Kontrakte knüpft, der sich hinter- statt abfragen läßt, der länger braucht, weil er auch zwischen den Zeilen der Lehrbücher liest, der probiert statt funktioniert, spendet statt blendet, schwänzt statt glänzt, rockt statt hockt...! Diesem sollen die nachfolgenden Ausreden eine echte Lebenshilfe im Cam pusdschungel geistiger Umnachtung sein. Sei es, daß der Abgabetermin für die Hausarbeit um Monate verfrüht erscheint, sei es, daß die Prüfer sich falsch auf die Prüfung vorbereitet haben oder der Geldhahn mal wieder zum Krähen gebracht werden muß - bestimmt ist etwas dabei, mit dem man andere statt sich selbst lächerlich macht.
Eine Hausarbeit zu spät abgeben Das Schreibbüro, dem ich mein Manuskript zum abtippen gegeben habe, ist pleite, und mein handschriftliches Exemplar wollte ich Ihnen nicht zumuten. Ich hätte die Hausarbeit spielend pünktlich abgeben können, aber sie soll doch auch inhaltlich brillieren. Mir hat man gesagt, Sie seien krank, wollte Sie deshalb mit schwerer Kost verschonen. Ihr Assi hat meine Arbeit entgegengenommen, sollte mich nicht wundern, wenn der sich wieder mit fremden Federn schmückt.
Geld schnorren
Es ist gar nicht meine Art, mir Geld zu pumpen. Die anderen schenken mir's immer. Wie soll ich frühzeitig mit Geld umgehen lernen, wenn ich nichts habe? Finanziell gesehen, ist ein Semester entschieden zu lang.
Ich kann nur von der Hand in den Mund leben, wenn auch was auf der
Gabel ist.
Ich würde ja jobben, aber das verlängert das Studium, so daß es letzt lich doch wieder teurer wird.
Die Studiendauer rechtfertigen Ich muß die Arbeitswelt vor mir verschonen. Sobald ich meine Schulden an euch zurückzahlen kann, beende ich mein Studium. Jetzt brauch' ich nur noch meine Scheine. Mache meine Berufspraktika während des Studiums, so daß ich nach dem Examen mit voller Power einsteigen kann. Immer wenn ich mich gerade zum Examen anmelden will, gibt es neue wissenschaftliche Erkenntnisse, und in der Prüfung kann man nicht mit alten Kamellen kommen.
Sich falsch auf eine Prüfung vorbereitet haben Sie sollten mal in die Geriatrische. Wir hatten doch ein völlig anderes Thema abgesprochen! Ich habe die Literaturliste genauestens studiert. Vielleicht hätte ich auch die Bücher dazu durchlesen sollen. Reine Reproduktion von Lerninhalten finde ich einer Universität nicht gerade würdig. Nur durch die Kontroverse läßt sich das Problem in seiner Vielschichtigkeit packen.
Und ich habe mich schon gewundert, warum Ihre Literaturliste so
gar nicht zu unserem abgesprochenem Thema paßt. Quergelesen habe ich die Bücher ja, aber ich hätte sie doch — wie sonst auch — von links nach rechts lesen sollen.
Sich in ein Seminar einschleichen Freuen Sie sich doch über den regen Andrang. Das sichert Ihren Arbeitsplatz. Der Buchhändler hatte nur noch die Literatur für Ihr Seminar. Sitze nur hier, höre auch bestimmt nicht hin. Ich weiß, die Gruppe ist zu groß, will ja auch nur den Schein, dann gehe ich schnell wieder. Ich habe mich erst heute morgen entschieden, hierherzugehen. Wie hätte ich mich da schon vor den Semesterferien anmelden können?
Falsche Fragen im Examen abwehren Sie haben mich mit Ihrer Fragerei ganz aus dem Konzept gebracht. Jetzt, wo Sie mir auf die Sprünge helfen, komme ich ins Schleudern. Wissen tu i scho ma goa nix, aber Verlagskontakte kann i Ihnen jeder zeit vermitteln. Erzählen kann ich Ihnen recht wenig, aber ich kann Ihnen ein nettes Liedchen vorsingen. Fühle mich wie in einer Peep-Show. Um mich herum dreht sich alles, und sämtliche Augenpaare sind auf mich gerichtet.
Beim Abschreiben erwischt werden
Hit mir leid, ich schiele, deshalb lerne ich auch immer die falschen Männer kennen. Mache orale Entspannungsübungen. Ihre Aufgabenstellung ist nicht klar, ich sehe zufällig, daß hier jeder etwas anderes schreibt. Ich hatte Sie so verstanden, daß wir Gruppen bilden sollen. Ich berede die Aufgabenstellung mit meinem Nachbarn. Nachschla gewerke sind doch verboten!
AUSREDEN FÜR ACHTZEHNJÄHRIGE
Mit achtzehn hat man noch Träume, da wachsen noch alle Bäume in den Himmel der Liebe... Pustekuchen! Dieser leicht abgewandelte Refrain eines verloschenen Schla gersternchens ist heute kalter Kaffee. Wie wär's mit einem zeitgemäßeren Text? Mit achtzehn — null eigene Räume, versau(er)t ist das Laub aller Bäume, und beim Job kriegt man Hiebe ... Ist vielleicht doch zu negativ geraten - so, als gab' es für die Spät-Teenies überhaupt nichts mehr zu lachen. Denn noch regt sich in den frustrations geschüttelten jungen Pflänzchen das Gegengift, vielleicht einfach der nackte Überlebenstrieb. Spinnereien überlassen sie den Scheintoten um die dreißig bis vierzig und Planlosigkeit den Chaoten — ihren Eltern der 68er Spätlese zum Beispiel. Nein, die Beinahe-Twens von heute haben gelernt, mit beiden Beinen im Schlamm zu stehen, dabei Kopfstände zu machen und trotz allem den Überblick zu bewahren. Wahrlich ein Kunststück! Selbst nicht Fisch, nicht Fleisch, bevorzugt diese Altersgruppe aufgepäppelte Speisereste von McDonald's, steckt alles Taschengeld in modische Fummel und Frisuren sowie in Stereoanlagen, CDs etc. und genießt vor der großen Flatter noch einmal weidlich die elternhäusliche Bequemlichkeit. Sprüche wie »Wir früher wollten doch auch ... « ziehen bei den Halb-, doch nicht Kleinwüchsigen längst nicht mehr, denn sie müssen. Sie müssen sich beruflich zwischen zwei Nullösungen entscheiden, politisch auch. Sie müssen durchhalten und Leistung zeigen, ohne Vorbilder. Sie müssen zwischen den Stühlen sitzen, ohne sitzenzubleiben, ohne Geld zu haben usw. usw.
Erstmals mit dem Freund/der Freundin in Urlaub fahren Weiß gar nicht, was ihr gegen einen gemeinsamen Urlaub mit Kathrin habt. Sie ist so ein mütterlicher Typ, und allein wäre ich noch viel mehr aufgeschmissen. Paps und du, ihr habt euch nun wirklich mal einen Urlaub ohne mich verdient - oder habt ihr euch nichts mehr zu sagen.
In meinem Alter habt ihr's doch viel schlimmer getrieben. Ihr habt sogar geheiratet, nur um eine Nummer zu schieben. Ich schwöre euch, daß ich jede Nacht an euch denke. ^ Nächstes Jahr fahr' ich wieder mit euch in Urlaub. Dann bin ich finanziell noch knapper dran. Ihr müßt lernen, euch im Ausland auch ohne meine Fremdsprachenkenntnisse zurechtzufinden.
Geld für den Führerschein erbetteln/ sich das elterliche Auto ausleihen Laß mich endlich den Führerschein machen. Ich kann nicht mit ansehen, wie du ständig besoffen fährst.
Ich habe da so ein komisches Klingeln im Motor gehört. Muß den
Wagen unbedingt noch etwas probefahren.
Wenn ich meine Monatskarten, Fahrscheine und die Summen fürs Schwarzfahren addiere, kommt mich ein altes Gebrauchtauto auf jeden Fall billiger. Euch auch! Ein eigener kleiner Wagen hätte den Vorteil, daß euer Schlitten von mir verschont würde. Jede Minute, die ich mehr im Auto verbringe, kann ich nicht auf der Straße verwahrlosen. Je früher ich den Führerschein mache, um so mehr Fahrpraxis habe ich, wenn ich euch dann im Alter herumkutschiere.
Notorisch abgebrannt/null Schotter Leide unter vorzeitiger Vergreisung. Bin aber in Wirklichkeit erst zwölf. Dachten Sie, ich würde mich sonst für diesen Film interes sieren? Was heißt das: Ich bin knausrig? Du kannst dir gern noch Ketchup und Brot nachbestellen. Ich bereite mich auf die Ersatzdienstzeit vor, da beginnt der finanzielle Ernstfall. Wir sollten ganz schlicht essen gehen, damit du dich an meine Küche gewöhnen kannst. Was heißt schwarz gefahren? Der Entwerter hatte einen Aussetzer. Nein, ich bleibe heute bei einer Cola - mein privater Konsumboykott.
Ewig auf Achse
Warum habt ihr euch nicht mehrere Kinder angeschafft? Dann würdet ihr euch ohne mich nicht so langweilen. Ich bin nicht öfter weg als früher, ihr seid nur öfter zu Hause. Ihr solltet froh sein, daß ich nicht zu diesen unselbständigen Nest hockern gehöre. Wenn ich die ganzen abgezockten Typen nach Hause einlade, denken die Nachbarn, dies war' ein Terroristennest. Denkt mal an eure eigene Jugend. Oder macht das Gedächtnis schon schlapp? Ich bin nun einmal so beliebt, komme ganz auf dich raus, Mami.
Berufliches Chaos Aller Anfang ist schwer. Kann ich nicht hinten starten? Besser arm und flexibel als reich und verbohrt. Der Job liegt mir nicht, und ich steh' nicht drauf. Wir passen also einfach nicht zusammen. Ich sehe nicht ein, daß ich das verwirklichen soll, was ihr versäumt habt. Leistung wird ja nicht belohnt - Arschkriechen zahlt sich aus. Da kann ich ja gleich bei euch zu Hause bleiben. Wenn bei mir jobmäßig nichts klappt, kann ich immer noch in die Politik gehen.
Warum in die Ferne schweifen...
Als du dich damals aus deinem Elternhaus gepirscht hast, waren die Buden ja auch noch wesentlich billiger. Wenn ich jetzt ausziehe, denken die Leute, ich käme aus engen Wohn verhältnissen. Solange ich meine Füße unter euern Tisch stelle, müßt ihr auch für mich löhnen. Solange ihr mir alles zusteckt, weiß ich es ohnehin nicht zu schätzen. Bei einer eigenen Bude würde ich so richtig das Haushalten lernen. Wenn ich mir ganz in euer Nähe ein Zimmerchen suche, bin ich letzt lich viel öfter bei euch als jetzt. Meine Lehrer haben mir ständig mein schlechtes Sozialverhalten vorgeworfen. Nachweislich lernt man es in einer gut strukturierten WG am besten, sich anzupassen.
AUSREDEN FÜR DREISSIGJÄHRIGE
Dreißigjährige haben das Dilemma, nicht mehr zwanzig, aber noch nicht vierzig zu sein. Sie befinden sich also genau zwischen der Horde der uner fahrenen Wildpferde und den abgehangenen Vierziger-Würstchen. Darf's ein bißchen mehr sein? Nein danke! »Dazwischen sein«, das ist das Schicksal der Dreißigjährigen überhaupt: Sie bekommen kein Kindergeld oder Bafög mehr, aber auch noch keine Rente; sie haben ein optimistisches Drittel ihres Lebens hinter sich und stehen bei positivem Lebensgefühl in der Blüte ihres Lebens, doch bei negativer Ausprägung schon mit einem Bein im Grab. Letztere Gruppierung versucht, binnen weniger Jahre all das zu erreichen, was ein richtiger Erwachsener gesellschaftlich so schafft: Wohlstand, Ansehen und sich selbst! Später kann man sich damit besser auf der Ahnentafel sehen lassen - »Schau mal, dein Onkel war ein tüchtiger Mann. Aus ihm ist was geworden!« »Fragt sich nur was«, kontert der ebenfalls dreißigjährige Gegenpart, nämlich der liebenswerte Lebenslügner, der sich noch sooo jung fühlt und zwischen einer sorgfältig ausgewählten Clique von Achtzehnjährigen doch nur wie ein antiautoritär verkappter Jungscharführer wirkt. Das habt ihr wirklich nicht nötig, ihr Dreißigjährigen! Ihr seid so toll, schon eine ganze Menge erfahren, ohne daß der Zug bereits abgefahren ist. Konturiert, doch noch nicht in Stein gemeißelt. Speziell die Frauen können juchzen: Tausendmal berührt - und endlich was passiert! Macht was draus, bevor es das Schicksal mit euch macht.
Den Lebensjob gefunden Der Job ist für mich reines Happening. Wie soll ich mir über die Ärsche da oben ein Urteil erlauben, wenn ich nicht mal hinter die Kulissen geschaut habe? Irgend jemand muß ja dein Bafög reinwirtschaften.
Wenn du mir monatlich die Knete gibst, die die mir geboten haben, spiele ich hauptberuflich wieder den Outlaw. Mach du deinen Sozialdienst in der geschlossenen Anstalt, ich arbeite derweil in der freien Wirtschaft. Wenn alle erst auf mein bürgerliches Image hereingefallen sind, kann ich leichter wieder den Aufsässigen spielen. Wenn ich da richtig gut eingeschlagen bin, stelle ich euch alle ein. Prince und Michael Jackson dürfen sich wohl im Luxus suhlen, solange sie nur ab und zu öffentlich ihren Popo schwingen.
Sich vorläufig ewig binden Eine tolerante Frau räumt mir mehr Freiheiten ein, als ein intolerantes Groupie. Ich mußte den Schritt tun. Wer weiß, wann wieder einmal jemand auf mich hereinfällt! Leider ist die Heirat Bedingung dafür, um in Schwiegerpapas Firma einzusteigen. Aussteigen kann man immer noch. Selbst Nina Hagen ist verheiratet - findest du die spießig? Mit dem Geld, das ich durch den Steuervorteil spare, können wir wilde Feste feiern. Das ständige Liebeswerben ist mir einfach zu kostspielig. Auf die Dauer kommt eine feste Beziehung billiger. Durch eine Scheidung kann ich mich später finanziell nur verbessern.
Eine riesige Wohnung/ein Haus mieten oder kaufen Hab' derart viele Ikea-Möbel, daß ich eine größere Bude brauche. Ich will nicht gleich ausziehen müssen, wenn ich eine Erektion bekomme. Habe die Bude gekauft, bevor sich die Häuserspekulanten darüber hermachen konnten. Mir steht erst ab einem bestimmten Mietsatz staatliche Beihilfe zu. Für die vielen frustrierten Teenies, die sich bei mir ausheulen, habe ich die Wohnung eine Nummer größer gewählt. Die Wohnung wirkt nur größer, weil die Wände dünner sind. Wenn ich das Geld nicht in die Miete stecken würde, würde ich es sicher nur für unnützes Zeug ausgeben.
Vater/Mutter werden Bei den Teenies mache ich mich schon lächerlich, aber ein Kind schaut zumindest in den ersten Jahren zu mir auf. Schon durch den Kinderfreibetrag kann ich meinen nächsten Urlaub finanzieren. Mit dem Kind an der Hand kann man viel besser grünes Gemüse ansprechen. Allein im Sandkasten mit Förmchen zu spielen hat mir keinen Spaß mehr gemacht.
Kinder gehören dazu. Sonst glaubt mir doch keiner, daß ich es je getrieben habe. Wenn ich warte, bis ich mich erwachsen fühle, bin ich achtzig und zu alt für die Vater-/Mutterschaft. Ohne Kinder hätte ich ja umsonst geheiratet.
Jüngere und ältere Neider frustrieren Muß ich mir auch erst eine Akne zulegen, um zu euch zu gehören? Meckert ruhig. Ich bin ja froh, wenn sich aus euren lahmen Reihen überhaupt noch so etwas wie Opposition regt. Was Sie »Vorzüge eines Vierzigjährigen« nennen, ist für mich schierer Greisenbonus. Sie haben doch sicher noch die Zeiten erlebt, als Beethoven seine Konzerte noch selbst angekündigt hat. Kommst du mit, ein Bier trinken, oder hat dir dein Arzt auch das bereits verboten? Und was machst du, wenn du mal nicht in deinem Laufställchen bist? Wenn ich so faltig und verbittert aussähe wie Sie, würden Sie mich dann akzeptieren?
AUSREDEN FÜR VÄTER
Es steht außer Frage: Es gibt nur einen Menschen, der vom Familienzuwachs sei er nun neu erworben oder den Pampers bereits entwachsen -mehr gefordert ist als die Mutter, und das ist der Erzeuger höchstpersönlich. Nicht nur, daß er noch lange Zeit unter den beschwerlichen Nachwirkungen des Zeugungsaktes zu leiden hat; auch die Geburt war schließlich nicht von Pappe. Und zu guter Letzt übernimmt er freiwillig noch das Los des Haupternährers, der aufopfernd Tag für Tag aufs neue den Kampf ums Überleben auf sich nimmt, um seiner Jungbrut die Mäuler zu stopfen und sein Weibchen zu schonen. Dieses erholt sich zusehends von den glücklichen Ereignissen und sorgt für wohnliche Behaglichkeit, ein Wesenszug, der den neuen Muttertieren zunehmend abhanden kommt. Statt nämlich ihre Tage und Nächte damit zuzubringen, Nestwärme auszustrahlen, besinnen sie sich auf männliche Eigenschaften, die sich nur mit umweltbedingten Mutationen erklären lassen. Kurz und gut: Sie geben den Männchen, die gerade zur Zeit der Vaterschaft beruflich ihr Letztes geben, häufig den tragischen Rest. Die Männchen müssen sich zweiteilen, vierteln, entkernen und häuten und zusätzlich artfremde Aufgaben übernehmen wie das Spülen oder Einkaufen. So tappen sie nun daher zwischen Vater-, Ernährer- und Haushaltspapierrolle und haben außerdem größte Schwierigkeiten, ihren Chefs gegenüber das häufige Frühergehen oder Zuspätkommen zu erklären, denn diese, die alles ihrer Karriere geopfert haben, zeigen herzlich wenig Verständnis für die »neue Männer«.
Beruflich kürzertreten Die Schwangerschaft war so anstrengend, ich brauch' ein paar Tage Urlaub. Muß nach Hause, die Kleine braucht die feste Hand des Vaters. Wenn ich nicht mal wieder zu Hause vorbeischaue, geht meine Frau türmen, und als Alleinerzieher müßte ich dann bei der Arbeit noch kürzertreten.
Der Knirps sagt jetzt schon Sie zu mir! Daß mir mein Kind immer so lange Briefe ins Büro schreibt, hat mich doch irgendwie nachdenklich gestimmt. Ich und früh Feierabend machen! So, wie es derzeit bei uns zu Hause aussieht, würde ich lieber Überstunden machen. Mein Gehaltsargument hat soeben angerufen und um väterlichen Bei stand in einer heiklen Angelegenheit gebeten.
Sich gegenüber Freunden abmelden Ich lasse mich ja gerne gehen, aber unser Sprößling nicht. Statt mir selbst gebe ich jetzt dem Baby sein Fläschchen. Das macht auch keinen dicken Kopf. Mein Nachtleben ist zur Zeit so aufregend, habe keinen Bedarf mehr. Habe meiner Tochter gesagt, sie müsse um zehn zu Hause sein. Wenn ich selbst nicht da bin, nutzt sie das später nur aus. Meine Tochter gibt 'ne dicke Fete, will mir mal die Mädels anschauen. Endlich habe ich mal was zustande gebracht, das Hand und Fuß hat, und davon soll ich mich nun distanzieren? Vorbild sein verpflichtet.
Sich als Spielplatzvater behaupten
Ich arbeite nachts. Tagsüber entspanne ich mich auf dem Spielplatz. Meine Frau macht Karriere, ich halte ihr den Rücken frei. Erst war ich zehn Jahre Hippie, dann acht Jahre arbeitslos. Jetzt bin ich Hausmann. Ist doch eine echte Steigerung. Ich spiel' hier nur den Quotenmann. Sie bezeichnen mich als Hausmann, ich mich als Individualökonom und Versorgungslogistiker. Ich finde ein Kinderzimmer bei weitem gemütlicher als ein Groß raumbüro. Mein Kind soll nicht nur durch meine Unterschrift auf seinem Zeugnis erfahren, daß es einen Vater hat.
Halbwüchsige Flegel verteidigen Mein Sohn imitiert noch. Sie scheinen ein schlechtes Vorbild abzugeben. »Du Sau« soll mein Sprößling an Ihr Auto geschrieben haben? Ja, ja, er macht oft, was andere denken. Mein Sohn entbietet nicht einmal die Tageszeit, wenn er Sie sieht? Ich werde ihm eine Uhr schenken. Das Bösartige an meinem Kind ist auch nur vererbt, und für meine Gene kann ich nichts.
Wenn Sie früher mehr Krach geschlagen hätten, wären Sie jetzt ausgeglichener. Nein, mein Sohn ist nicht aufmüpfig. Seine Widerborstigkeit ist Bestandteil meines Erziehungskonzepts. Solange Sie Ihren Köter nicht im Griff haben, brauche ich nicht mein Kind zu bändigen.
Entschuldigungen für die Schule Peter hat zur Zeit nur Sabine im Kopf, da kann er auch gleich zu Hause bleiben. Meine Tochter hat sich bei ihrem Freund verkühlt. Entschuldigen Sie bitte Florians Fernbleiben, aber ich hatte sein Refe rat noch nicht fertig. Bitte Sie höflichst zu glauben, daß Martinas Großtante diesmal wirklich gestorben ist. Unser Thorsten ist bettlägerig - seit einer unverschuldeten Schlägerei. Silke ist gestern mit ihrem Pferd verunglückt. Beide hatten schwer daran zu tragen. Mein Kind hat seine Geschichtsmappe verloren und konnte sich seit dem Dreißigjährigen Krieg nicht mehr vorbereiten.
AUSREDEN FÜR MÜTTER
Frau braucht keine Philosophin zu sein, um sich zu fragen: »Wer bin ich eigentlich?« Jede Mutter stellt sich diese Frage mindestens dreimal täglich, nämlich, wenn sie mal wieder den Karottenbrei von den Wänden kratzt, die Glasscherben ihres mundgeblasenen Lieblingsstücks zusammenfegt, Schürfwunden desinfiziert oder Kondome für ihren Halbwüchsigen kauft. So sehr eine Frau auch versucht, ihre Mutterschaft zu kaschieren - es ist zwecklos, denn jeder wittert sie aus meilenweiter Entfernung. Die Augenringe lassen sich nur notdürftig vertuschen. Zu zermürbend waren die Nächte mit dem quengelnden Balg. Somit ist auch ein für allemal der Traum ausgeträumt, jemals wieder attraktiv auf das andere Geschlecht zu wirken: Selbst wenn sie ohne Kind aufkreuzt, verraten sie ihre Spülhände, ihre automatisierten Handgriffe, ihre auf ga-ga und hadda-da-da reduzierte Sprechweise. Sie ist eben keine Frau mehr, sondern Mutter. Von Zwillings-, Drillings- und Nochmehrlingsmüttern ganz zu schweigen. Diese haben für gewöhnlich Ausgangssperre, denn sie schaffen es nicht, auch nur einen Zeh vor die Haustüre zu setzen. Sollte sich wider Erwarten doch einmal solch ein Exemplar in die Öffentlichkeit trauen - sofort die Linse draufhalten, scharf einstellen und abdrücken. Benimmt sich eine Frau auf einem Fest im sturzbetrunkenen Zustand völlig daneben oder ist sie bei der Polizei als vermißt gemeldet (weil sie sich für eine Woche nach Paris abgesetzt hat), dann liegt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der »Mutterkoller« vor — ein ernstzunehmender Wahnzustand, gegen den Männer schon rein gesellschaftlich gefeit sind. Wir haben es dann mit einem Menschen zu tun, der - zumindest in den ersten Monaten der Mutterschaft - zu einer reinen Wickel-, Fütter- und Wiegemaschine zu degenerieren droht.
Säuglingsmütter Wieso spießig? Seit unserer Julia sind wir ausgesprochene Nachteulen. Ohne Schlaf lebt man wesentlich intensiver. Ihr wißt gar nicht, was ihr alles versäumt.
Ohne Kind würden mich ständig fremde Kerle belästigen. Felix ist nicht verzogen, sondern aufgeweckt. Mit Säugling schauen dir so viele attraktive Typen in den Kin derwagen. Sebastian ist pflegeleichter als jeder Besuch: trinkt abends nur ein Fläschchen und versaut nicht das Klo. Alle anderen Wecksysteme hatten bei mir versagt. Du weißt ja gar nicht, wie gut das tut, wenn erst das Schreien nachläßt. Unser Peter ist 'ne reine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Erzie her.
»Krabbelmütter« Katja ist überaktiv und überbegabt. Du bist nur überempfindlich. Durch Philipp erfahren wir wenigstens, wer unsere richtigen Freunde sind. Das Kind weiß noch nicht, was es tut, und ich vergesse mich auch manchmal. Ohne das Nerventraining durch meinen Sohn sähe ich in meinem Job ganz schön alt aus. Raffaela gibt dir nicht die Hand? Vielleicht hat sie Angst, daß Dummheit abfärbt.
Kommt ihr uns besuchen, oder seid ihr für Markus schon zu alt? Wer Kinder haßt, liebt sich nur zur Hälfte. Das war kein Klaps, hob' nur die Pampers ausgeklopft. Ramona schwärmt so von eurer Wohnung. Ihr größter Wunsch ist es, einmal bei euch zu übernachten.
Mütter von Bis-zu-Zwölfjährigen Erst das BMX-Rad, dann der Tenniskurs, die Stereoanlage, und jetzt noch Geld für ein Eis ... Nein, irgendwann ist Schluß. Hebe dir deine Fragen für die Schule auf. Wissensdurst wirkt sich bestimmt auf deine Zensuren aus. In deinem Alter wußte ich auch nicht alles, aber das hat mich zum Optimisten gemacht. Es wäre ein leichtes für mich, dir bei den Hausaufgaben zu helfen, aber davon erfährst du nicht, wo deine Lücken sind. Wenn du viel schläfst, wirst du auch schneller groß. Lern' erst mal selbst laufen, bevor du einen Walkman bekommst. Ich rauche, damit du riechst, wie's stinkt. (Gegenüber Lehrern) Sicher, unser Julian könnte mehr lernen. Dann bringen Sie ihm gefälligst auch mehr bei! Wenn Oliver Respekt vor Ihnen haben soll, dann benehmen Sie sich auch entsprechend.
Mütter von »Halbwüchsigen«
Mit deinem Klamottentick unterstützt du genau die Industrie, die die Politik macht, die du ablehnst. Du kannst gern öfter deine Freunde mit nach Hause bringen, aber dann mußt du auch Papa und mir gelegentlich eine Kinokarte spendieren. Bei deinen Hausaufgaben will ich dir nicht helfen. Bin froh, daß ich den Unsinn von früher wieder vergessen habe. Meine Inkonsequenz ist keine Laschheit, sondern Prinzip. Du mußt lernen, mit den Widersprüchen dieser Welt zu leben. Ich und autoritär! Das einzige, das ich dir je an den Kopf geschleudert habe, waren deine liegengebliebenen Klamotten. Wenn du mir einen Kompaß besorgst, komme ich dich gern einmal in deinem Zimmer besuchen. Wenn mein Sohn den Ihren zum Unsinn anstiftet, heißt das doch nur, daß Ihrer keine Phantasie hat. Ich würde ja lieber ständig über meine Tochter wachen, aber da werde ich immer rot, und das untergräbt meine Autorität bei ihr. Elmar verhält sich in der Klasse vielleicht unsozial, später nennt man das aber dynamisch.
AUSREDEN FÜR LEHRER
Mal ehrlich: Wer will schon gern Lehrer sein? Diesen vorurteilsbesetzten, als Laumannsjob verkannten Nebenberuf durchziehen, zum Abziehbild eigener früherer Horrorpauker degenerieren und zudem mit dem Wissen durchhalten müssen, daß es bis zur Pensionierung kein Entrinnen gibt! Denn die Sicherheit besticht, ebenso die Ferien, obwohl diese vom ersten bis zum letzten Tag mit täglicher Achtstundendurchsicht von haarsträubendem Schülergeschreibsel ausgefüllt sind. Nicht zu vergessen die einkaufsfreien Nachmittage: Durch deren Nutzung trägt man schließlich dazu bei, die armen Würstchen im Einzelhandel in der Überflüssigkeit von langen Donnerstagen zu unterstützen. Trotzdem, wer möchte heute noch diesen Beruf ergreifen, der einen schon an den Pranger nagelt, noch bevor die ersten Sechser auf die Schülerhäupter niedergeprasselt oder die ersten Flegel verdientermaßen grün und blau geprügelt worden sind! Letzteres bleibt selbstverständlich ein ewiger, wenn auch nur geheim gehegter Lehrerwunsch, obwohl einige Klassen moralisch den Einsatz ganzer Rollkommandos rechtfertigen würden. Wahrlich undankbar, so ein Job! Oder gibt es da etwa noch zwei bis drei überzeugte Pädagogen, die ihre erzieherischen Ideale erfolgreich in die hohlen Schülerköpfe pflanzen? Ha, die gibt's! Und diese sind es auch, die ein tierisches Pensum menschlich erscheinen lassen und von denen die Schüler später - leider immer erst posthum - sagen: »Der Pauker war ein toller Typ!« Trotzdem - ein undankbarer Job, fürwahr!
Sich des Beamtenvorwurfs erwehren Diesen Job hält keiner freiwillig durch. Dazu muß man schon auf Lebenszeit verdonnert werden. Ohne Beamtenstatus würden bei der heutigen Arbeitsmoral der Schüler die Lehrer ihren Streikposten gar nicht mehr verlassen. Bist ja nur neidisch, daß du demonstrieren darfst, ohne zu wissen wogegen.
Ich find's unmöglich, daß wir Beamte den Sockel des Staates bilden sollen. Jeder trampelt auf uns herum. Die Verfassung ist schon wichtig - jedenfalls die, in der man sich befindet, wenn man auf sie schwört. Dafür ist mein Gehalt verschwindend klein, gemessen jedenfalls an den vierunddreißig Beamtenzuschlägen. Die Schüler haben's da wesentlich leichter als unsereins: Die werden wenigstens nicht versetzt.
Den »Ferienjob« rechtfertigen Die Sommerferien sind viel zu kurz, wenn man bedenkt, daß man allein drei Wochen im Stau steht. Statt mich in den Ferien zu erholen, mußte ich den ganzen liegenge bliebenen Kram von meinen Nebenjobs aufarbeiten. Ich bin ebenfalls gegen Ferien, aber ohne Schüler unterrichtet es sich so schlecht. Die Ferien sind gerade für Lehrer so reichlich bemessen, weil sich unter sechs Wochen ein Sanatoriumsaufenthalt nicht lohnt. Da ich ja sowieso nichts tu, kann man es gleich als Ferien deklarieren. In der Ferienzeit kann ich wenigstens keinen Schaden an sensiblen Kinderseelen anrichten. Nehmen Sie sich doch einmal zwölf Wochen Urlaub im Jahr. Sie werden sehen, wie strapaziös das ist, vor allem finanziell.
Die Benotungspraxis rechtfertigen
Deine Sechs setzt sich wie folgt zusammen: Leistung Zwei, Mutwille Zwei, Haltungsnote Zwei. Du kannst noch von Glück sprechen: Bei der Beurteilung deiner Klausur hatte ich nämlich gerade gute Laune. Ohne Zensur könnte man ja jeden Scheiß veröffentlichen. Mit deiner Sechs bist du noch gut bedient. Eigentlich wär's 'ne Zehn gewesen. Nach Zensuren fragt dich später kein Schwein mehr. Du wirst nämlich gar nicht erst zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Eine Zensur kann nicht objektiv sein, da hast du recht: Du mußt schon die Gesamtheit deiner Fünfer sehen.
Du hast Pech, in einem leistungsstarken Kurs zu sitzen. In einem Ver bund von Schwachköpfen wärst du aber bestimmt der beste. Ich fand die Klausur Sechs, mein Kollege Eins. Ich habe eine Drei Minus daraus gemacht.
Nicht vorbereitet sein Heute morgen hatte ich noch alle beisammen, doch plötzlich habe ich ein Blackout. Schlage für heute ein Rollenspiel vor: Ich bin von der Rolle, und ihr spult ab. Bin ganz zu, weil ich meine Unterrichtseröffnung vergessen habe. Heute lesen wir einmal laut die Richtlinien vor, damit ihr wißt, was ich alles zu leisten habe. Schreibt mal alles auf, was ihr nicht wißt. Heute lesen wir einmal mit verteilten Rollen die chemischen Formeln von Seite 82 bis 94 vor. Möchte mich heute einmal der schweigenden Mehrheit anschließen.
Ein Lehrer ist auch nur ein Mensch Auch ich darf mal etwas Falsches behaupten. Das macht euch kritisch und aufmerksam. Die Klausuren sind wie vom Erdboden verschwunden. Ich glaube, mein Kater hatte Erbarmen.
Euch etwas einzutrichtern entspricht doch eher euren Gepflogenheiten als euch etwas nahezubringen. Ich soll Kerstin bei gleicher Fehlerzahl besser benotet haben? Du liebst doch sonst auch die individuelle Note! Wenn ich voll bin, fällt's mir leichter, ins Leere zu greifen. Hatte auf euch absolut keinen Bock. Und wenn ich ihn mal habe, ist's gleich Unzucht mit Abhängigen. Bei meinem feinen Riecher habe ich nur eine Angst: nämlich, daß der Mist, den ihr in der Klausur verzapft habt, auf mich zurückfällt.
AUSREDEN FÜRS BÜRO
Nur wenige Gehaltsempfänger können es sich leisten, auf ehren- und gege benenfalls karriererettende Floskeln vollständig zu verzichten. Dazu zählen souveräne Chefs (herzlich selten anzutreffen), unersetzliche Genies (Hand aufs Herz - wirklich unersetzliche), skrupellose Erpresser (die etwas über ihren Vorgesetzten wissen) und die Z-Ewig-Sesselwärmer, die gemeinhin als Beamte bezeichnet werden. Der klägliche erwerbstätige Rest von 85% schaut täglich mehreren Unge heuern ins Auge und muß schon bei Büroeintritt bis zu den Zähnen bewaffnet sein. Sprungfedern unterm Schuhwerk helfen ihm, den täglichen Fußfallen aus dem Weg zu hüpfen; Schlagringe beugen dem ambitionierten Widersacher vor, der mit »Biß« jede fremde Versagensquelle aufspürt. Auch wenn Sie zu den glücklichen gehören, denen »Büro« nicht Kürzel für belämmerte, übelgelaunte Routine-Opfer ist, sollten Sie auf der Hut sein! Wie leicht hat ein lieber Kollege beim gelegentlichen Firmentrunk herausposaunt, daß Sie mit Ihrer »Schwester« in der Stadt gesichtet wurden, obwohl Sie doch angeblich den Zahnarzt aufsuchen wollten. Hier ist blitzschnelle Reaktion angesagt, wollen Sie nicht Mut, Gesicht und spätere Prämie verlieren. Die »Schwester« könnte doch beispielsweise eine einflußreiche »Werbetante« gewesen sein, der Sie kurzerhand den Vortritt gegenüber dem Zahnklempner gegeben haben.
Zu spät kommen Dieser Verkehr! Als Radfahrer ist man wirklich nur noch in der Firma sicher. Zweihundert Tage im Jahr komme ich später. Heute erst haben Sie's gemerkt! Mußte noch zur Bank - Argumente für unser nächstes Gehaltsge spräch sammeln.
Verstehe ich nicht. Es gibt immer mehr Arbeitslose, aber die Staus werden immer länger. Dieser beschissene Firmenwagen sprang mal wieder nicht an. Bin auf Ihrer Schleimspur im Treppenhaus ausgerutscht. Mußte noch Ihre Frau nach Hause bringen.
Gehaltsgespräch
Wenn ich nichts draufkriege, fällt mir allerhand über Ihre Frau ein, das die Kollegen interessieren würde. Zu Ihrem Glück wissen Sie nicht, wie oft ich Sie in Schutz genommen habe. Sonst würden Sie mich glatt überbezahlen. Mir bedeutet Geld nichts, aber meiner Familie. Wir haben ja alle mal klein angefangen. Aber ich will nicht auch noch klein aufhören. Wenn ich jetzt was draufkriege, sage ich Ihnen, wo Sie ein Vielfaches einsparen können. Tun Sie doch nicht so, als handle es sich hierbei um Ihr eigenes Geld! Sie wissen ja, ich bin Idealist. Ideal wären fünfhundert Mark drauf und eine Zusatzprämie.
Eine Arbeit nicht erledigt Immer ich! Sie wollen doch nur von Ihren eigenen Schwächen ablenken! Tun Sie doch nicht so, als wäre meine Arbeit wichtig für Sie! Im Gehaltsgespräch reden Sie doch ganz anders! Ich dachte, dieser Auftrag sei nur ein Scherz gewesen. Ich bin erst so richtig gut, wenn's zeitlich um die Wurst geht. Die Akte kann gar nicht liegengeblieben sein. Ich habe sie doch eben noch hochgehoben.
Ist doch nur Beschäftigungstherapie; ich hab' da Wichtigeres zu tun! Wenn alles klappen würde, wären Sie überflüssig.
Einen Fehler gemacht Dafür sind meine Büropflanzen in Schuß! Da sind wir ja einer Meinung. Ich fand's auch Scheiße. Ich und falsche Rechnungen getippt? Ich delegiere doch immer alles! Was heißt hier »der Kunde ist sauer«? Der ist doch froh, daß er seine Rechnung nicht zu bezahlen braucht! Ich glaube, Sie werden alt. Früher wäre Ihnen mehr aufgefallen. Bei meinem früheren Job habe ich das auch immer so gemacht. Ob ich deshalb geflogen bin? Was heißt »unnötige Kosten verursacht«? Das können Sie doch alles absetzen.
Beim Faulenzen erwischt Seien Sie froh, daß ich nichts mache. Wenn ich was tu, ist's auch nicht recht. Ich konzentriere mich gerade darauf, daß meine Erektion abflaut. Das kann dauern... Ob ich bequem sitze? Ja, danke. Mir ist vom Kantinenessen so flau. Seien Sie froh, daß ich mir keinen Krankenschein nehme.
Erzählen Sie mir nicht, Sie würden den ganzen Tag durcharbeiten! Habe alles weggearbeitet. Haben Sie noch was für mich? Schöpferische Menschen können keine Fließbandarbeit machen.
Interna ausgeplaudert Was ich verdiene, ist doch nicht intern. Schließlich weiß das auch meine Familie. Ich wußte nicht, daß wir alle eine Familie sind. Schließlich haben wir nicht einmal ein gemeinsames Bad. Ich und negativ quatschen... Ich weiß doch, daß mich keine andere Firma nehmen würde. So'n Mist, wie er bei uns läuft, glaubt einem sowieso niemand. Was heißt Interna? Die ganze Branche spricht davon. Wie kann ich Dinge ausgesprochen haben, von denen ich nichts weiß? Wenn die Interna stimmen sollten, wäre ich doch längst nicht mehr in dieser Firma.
AUSREDEN FÜR URLAUBER
Brauchen Urlauber überhaupt Ausreden? Keine Ahnung, jedenfalls gebrau chen sie welche. Zum Beispiel versucht der clevere Durchschnittstourist, sich mit der richtigen Ausrede - er selbst nennt das natürlich »Beschwerde« wenigstens einen Teil seiner Urlaubskosten zurückzuerobern. Was verblüf fend oft gelingt: Ist der Service unter aller Sau, dafür die Unterkunft unter aller Kanone, so läßt sich bei dem einen oder anderen Reiseveranstalter schon mal ein Groschen lockermachen. Das eigene Paßbild auf ein Stück Schmirgelpapier geklebt, belegt auf eindrucksvolle Weise den »verheerenden Taifun« und der Schnappschuß mit Vati beim Wildwasserfahren das buchstäblich ins Wasser gefallene Urlaubsglück. Doch nicht nur die Reise leitung verlangt nach überzeugenden Ausreden, sondern bisweilen auch der soziale Kreis daheim: Wenn der Urlaub zur Schonung des Getränkebudgets »nur« am heimatlichen Baggersee stattfindet, geht das die Nachbarn einen feuchten Kehricht an. Konnte sich dagegen wegen Dauerregens keine attrak tive Bräune einstellen, ein Manko, wie der Lieblingsfeind gleich freudvoll bemerkt, noch bevor man den Fuß in das nächste Sonnenstudio gesetzt hat, muß dieser schnellstens mit einer verblüffenden Ausrede zum Schweigen gebracht werden. Steht einem der Sinn nach einer Bangkokreise, und zwar allein, sollen bei den Schwiegereltern erst gar keine krummen Gedanken aufkommen. Und der Individualist sieht sich im Rechtfertigungszwang gegenüber seinem Avantgardeklub, will jener sich ausnahmsweise mit einer Pauschalreise verwöhnen.
Miese Unterkunft Ich kann ja gut verstehen, daß in den Sommermonaten Wasser gespart werden muß, aber doch nicht gerade bei der Klospülung! Die Sprungfedern des Betts haben meinen Körper derart zerlöchert, daß ich nach jedem Bier wie eine Gießkanne herumlief. Sie hätten darauf hinweisen müssen, daß das fließende Wasser keine Abschaltvorrichtung hat.
Eigentlich ist nichts gegen die Ferienanlage einzuwenden. Dem Bag gerführer, der morgens um sechs seine Schaufel auf meinen Balkon legte, habe ich sogar einen Kaffee hineingestellt. Ich hatte mich schon über die pingelige Sauberkeit der Fenster gewundert, bis ich bemerkte, daß die Scheiben fehlten.
Essen/Service schlecht »Vollverpflegung« kann ich im nachhinein nur so deuten, daß man den Fraß nur im entsprechenden Zustand genießen konnten. Soll ich etwa für jedesmal, das ich nicht gekotzt habe, dankbar sein? Wenn sich ein dick angepriesenes Frühstücksbüfett in einem Eierbe cher verliert, sollten Sie einen anderen Begriff verwenden. Nur die vier Räder ließen erahnen, daß es sich bei dem Mietobjekt um ein Auto handeln mußte. Die Wäsche wurde zwar gewaschen, aber gelegentlich hätte ich gern meine eigenen Slips wiederbekommen.
Prospekt hat gelogen Der Strand war in der Tat weiß - vor lauter Algenschaum. Die Baukräne können noch so farbenprächtig ausgesehen haben, unter »pittoresk« verstehe ich etwas anderes. Einsame Badebuchten habe ich lediglich bei Sturmflut vorgefunden. Die »traumhaft schöne Insel« ist leider auch im Urlaub ein Traum geblieben.
Wenn An- und Abreise auf einen Tag fallen, kann doch an der Organisation etwas nicht stimmen.
Keine Reiseversicherung abgeschlossen Meine Schrottmühle von Auto habe ich nach Deutschland überführen lassen. Das fällt doch wohl unter »Krankentransport«. Wozu hätte ich meine Kamera in den Tresor legen sollen? Ich wollte doch filmen!
Meine Versicherungsunterlagen sind im geklauten Reisegepäck. Ich sehe nicht ein, daß ich für den Verzehr von Salmonellen noch blechen soll.
Urlaub daheim verbringen Für die Besichtigung ausländischer Umweltschäden soll ich noch Geld zahlen? Urlaub? Kenne ich schon. Mein Chef gibt mir keinen Urlaub mehr, weil ich danach immer neu angelernt werden muß. Ich fresse mich lieber zu Hause international durch. Das Staufahren geht so auf die Wadenmuskulatur.
Pauschalreise verteidigen Im Urlaub mische ich mich gern mal unters normale Volk. Eigene Planung lenkt mich vom Urlaub ab. Pauschalreisen sind selten schlechter als ihr Ruf. Bei Gruppenreisen finde ich mit meiner Kamera mehr Beachtung. Durch eine Pauschalreise weiß ich wenigstens, welche Besichtigungs ziele für mich nicht in Frage kommen.
Allein verreisen Als Single wird man öfter eingeladen. Meine Frau kommt mit dem Wagen nach, sobald sie das Geld dafür zusammengespart hat. Als Alleinverdiener bekomme ich nur ein Urlaubsgeld.
Bevor ich ihn in die Wüste schicke, schau' ich mir das Naturereignis lieber selber an.
Nicht braun geworden Ich bin nicht zum Toasten, sondern zum Erholen verreist. Wußte nicht, wie ich über meinen Schatten springen sollte. Besser adelige Blässe als verblaßter Adel. Mein Mann darf nicht wissen, daß ich zwischenzeitlich in Urlaub war.
AUSREDEN FÜR RAUCHER
Bleiben wir ehrlich: Raucher/innen leben nicht unbedingt länger als Nichtraucher/innen. Dennoch haben sie mehr vom Leben. Denn sie haben Glück in der Liebe. Wenn ihnen die ersten Worte bei einem charmanten Gegenüber fehlen, können sie immer noch eine Zigarette anbieten oder mit einem Feuerzeug wedeln. Die legendäre Zigarette »danach« steht für ungetrübte Sinnesfreuden. Raucher/innen sind beliebt, denn sie spazieren wohltätig durchs Leben, indem sie hier den Penner beglücken, da dem Chef aushelfen, was den heißbegehrten Tabak betrifft, und durch gemütliche Qualmkringel den Problemen anderer lauschen; denn Raucher/innen sind kontaktfähig, sie müssen es sein. Wie sonst sollten sie sich durchs Leben schnorren, wenn ihnen mal der Tabak ausgegangen ist? Außerdem läßt sich jede gesellige Runde getrost mit einer letzten Zigarettenlänge ausdehnen. Flexibel sind die Nikotinfans ganz bestimmt. Sie laufen freiwillig noch nächtens wegen einer Schachtel Zigaretten zum Kiosk, steigen kurzerhand auf andere Marken um, wenn die eigene nicht erhältlich ist, oder erlernen in Null Komma nichts das Zigarettendrehen, weil keine Filterzigaretten aufzutreiben sind. Toleranz kann man den Lasterhaften in jedem Fall unterstellen, denn ihnen ist keine menschliche Schwäche fremd - darf sie auch nicht, weil sie selbst die Rauchfahne vor sich hertragen bzw. hinter sich herziehen. Nie nörgeln sie an Nichtraucher/innen herum - ein Phänomen, das einer näheren Untersuchung bedarf, und letztlich trachten sie danach, ihr eigenes Leben aufopfernd vorzeitig zu beenden, um ihren Mitmenschen nicht zur Last zu fallen. Oftmals sind sie dann enttäuscht, wenn sie ein hohes Alter erreichen, während es den asketischen Nachbarn schon vorzeitig dahinrafft.
Raucher sind wichtig Sie glauben ja gar nicht, wie viele Frauen man allein bei der Feuersuche kennenlernt. Mein Arzt hat gesagt, meiner Leber könne ich nichts mehr zumuten. Deshalb schwinge ich auf den Lungenflügeln weiter.
Ich würde auch lieber die Zigarette »danach« als davor rauchen, aber ich kann doch nicht mit der Tür ins Haus fallen. Ich beneide Sie. Vor dem Hintergrund meiner Schwäche können Sie sich doch erst stark fühlen. Als Raucher kann man wenigstens erkennen, wie lange der Körper widerstandsfähig bleibt. Die Zigarettenpause ist so wichtig, daß die Gewerkschaften sie in ihre Tarifverhandlungen aufnehmen sollten. Würde ich nicht mehr rauchen, wo sollte ich mit meiner ganzen Pfei fensammlung hin?
Raucher sind nicht schlechter als andere Ist nur eine Übergangslösung, bis ich mir das Trinken abgewöhnt habe. Es gibt Menschen, die sind so wenig zu genießen, weil sie andere nicht genießen sehen können. Ganze Friedensabkommen sind bei den Indianern durch das Rauchen der Friedenspfeifen zustande gekommen. Das Nikotin hat meinen Großvater umgebracht, dann meine Mutter. Jetzt bin ich dabei, beide zu rächen, indem ich das Zeug vernichte. Wenn ich während der Schwangerschaft rauche, doch nur, um meine Kinder widerstandsfähiger zu machen. Wir Menschen zerstören die Erde, da ist es doch nur verantwortungs bewußt, wenn wir uns selbst zerstören.
Was, ich soll aufs Rauchen verzichten? Ich brauche doch eine ruhige Hand, sonst verschütte ich meinen Whisky.
Anti-Raucher-Kampagnen sollen von den eigentlichen
Problemen ablenken
Ich schwöre, für meine Zigarette wurden keine Tierversuche ge macht! Gestern habe ich einen halben Tag nicht geraucht. Kann nicht behaupten, daß es mir besser ergangen ist. Bei der Dieselwolke, die Sie von Ihrem Wagen noch in der Nase haben, dürfte Sie der Qualm meiner Zigarette nun wirklich nicht stören. Mein Zigarettenqualm hat das Ozonloch nicht vergrößert. Solange Sie ohne Kat fahren, Ihr Altöl ins Klo spülen und jeden Käfer mit Chemie vertreiben, sollten Sie mir mein kleines Laster lassen. Ist doch wirklich verwunderlich, was die Lunge eines Menschen so verträgt: Als ob sie extra fürs Rauchen gemacht wäre... Rauchen wirkt wachstumsfördernd. Zumindest habe ich seit dem zwölften Lebensjahr noch ordentlich an Körperlänge zugelegt.
Nichtraucher sind neurotisch Ich höre bestimmt auf zu rauchen. Ich gehe nämlich gleich schlafen. Mit meinen Selbstgedrehten habe ich die besten Leute kennengelernt. Soll ich mich etwa auf einmal in Kontaktarmut üben?
Bevor mir von dem Rauchen der anderen schlecht wird, greife ich lie ber selbst zum Glimmstengel. Beim Qualmen kommen mir die besten Gedanken, und ich überlege gerade, wie ich mir am besten das Rauchen abgewöhnen könnte. Warum ist Rauchen unsozial? Ich bin doch ständig unter Leuten, so wie jetzt. Ich habe gelesen, das Belästigungsempfinden durch Tabakrauch sei psychosomatisch. Hast du noch andere Krankheiten? Zwischen den Zigarettenpausen bin ich ganz enthaltsam.
Nichtraucher sind Neider Bin reiner Genußraucher. Genießen könnte ich ununterbrochen. Früher war Tabak sehr männlich. Und ich bin eben ein altmodischer Typ. Ich muß so qualmen, damit sich mein Chef als Raucher nicht so undiszipliniert fühlt. Darf ich Sie ansprechen, oder habe ich Ihre Rauchsignale falsch ver standen? Ich halte viel vom positiven Denken. Warum sollte ich also von einer harmlosen Zigarette Schlechtes annehmen? Kenne keinen Nichtraucher, der nicht irgendwann das Zeitliche gesegnet hat. Meine Ärztin hat mir gedroht: »Jede Zigarette kann ihre letzte sein.« Jetzt bin ich froh, mir Vorräte zu schnorren.
Nichtraucher sind engstirnig Wenn dein Auto so super ist, dann ist der Qualm ja in Null Komma nichts abgezogen. Solange ich qualme, meckere ich nicht über deinen Fahrstil. Habe ein dringendes Bedürfnis, nur daß es nicht halb soviel stinkt wie das, an das Sie jetzt denken. Du hast gut reden: nicht qualmen! Du mußt ja nicht neben dir sitzen bei deiner Fahrweise. Die Luft ist vom Nichtrauchen so stickig. Muß mir mal eben draußen ein paar Züge Frischluft holen. Wieso lästige Zigarettenpause? Bei Durchfall müßte ich viel öfter unterbrechen. Hab' das Gefühl, meine Lungenflügel sterben ab. Muß sie mal kurz draußen in Schwingungen versetzen.
AUSREDEN FÜR BIERTRINKER
So sehr wir uns auch unserer Braukunst rühmen können - eine Erfindung unserer Zeit ist sie nicht. Jahrtausendealte Kulturen wie die der Pharaonen und Sumerer wußten sich ihr Leben mit dem gebrauten Trank zu versüßen und zu verlängern. Vielleicht stammt daher der Begriff »die alten Ägypter«. Die Kunst des Trinkens oder »ars bibere«, wie der Lateiner sagt, hat sich nicht nur bis heute erhalten, sondern ist ständig verfeinert worden. Kein Wunder also, wenn sich der eine oder andere Genießer an dem kühlen Labsal einstweilen derart gütlich tut, daß er dabei die täglichen Pflichten vernachlässigt. Was tun, wenn er über das Trinken seine Frau vergessen oder sich einer anderen besonnen hat? Oder wenn sich die grünen Ordnungshüter den Argumenten des autofahrenden Zechers verschließen? Dabei steht das weibliche Geschlecht den Bierfreunden in nichts nach, wohlgemerkt. Zwar ist ein gutes Bier schon Argument genug, um sich über die Untiefen des Alltags hinwegzusetzen; dennoch - das zwischenmenschliche Leben dürstet nach handfesten Ausflüchten.
»Zu früh« angeheitert nach Hause kommen Der hatte so viele Biersorten. Bis ich mich hindurchgetestet hatte, war ich schon sternhagelvoll. Als wir uns kennenlernten, hast du meine lockere Art so an mir geliebt. Ich konnte mich doch nicht von dem Achtzehnjährigen unter den Tisch saufen lassen ... Ich habe mir immer vorgestellt, wie schön es wäre, wenn du eine Zwil lingsschwester hättest. Jetzt sehe ich dich endlich doppelt! Mit Alkohol löst man keine Probleme. Also mach mir auch keine. Der Geschäftsfreund wollte mir bei einem Bier die neue Firmenpolitik erklären. Der spricht leider so langsam!
Fremdgegangen
Wenn die nicht so ein gutes Bier im Kühlschrank gehabt hätte, wäre ich bestimmt nicht so lange bei ihr geblieben. Wollte mal ausprobieren, was du an solchen Sauftouren findest. Jetzt weiß ich es. Wenn ich erst etwas mehr Übung habe, falle ich nicht mehr auf den Nächstbesten rein. Mal ehrlich: Wenn ich nüchtern mit dem gepennt hätte, wär's doch viel schlimmer für dich... Was heißt hier »fremdgegangen«? Ute kenn' ich doch schon seit Jahren! Sei doch froh, daß ich angeheitert war. Auf diese Weise kann ich mich nicht einmal an die Nacht mit dem erinnern.
Polizeikontrolle Das ist das erste Mal, daß ich trinke. Muß erst lernen, damit umzugehen. Bier ist gesund, sagt mein Arzt. Kann ich dafür, daß auch Alkohol drin ist? Warum ich in Schlangenlinien fahre? Ich teste die Lenkung meines Autos. Besser alkoholisiert am Steuer als nüchtern unterm Auto! Okay, ich lasse den Wagen stehen. Aber das Taxi müssen Sie mir bezahlen.
Wenn Ich Ihnen sage, wo Sie fünf besoffene Autofahrer auf einmal schnappen können - lassen Sie mich dann weiterfahren? Ich denke da an Ihre Kollegen, die mit mir am Tresen standen...
Bei Antialkoholikern eingeladen Verzeiht mein Fäßchen Bier, aber mein Urologe hat's mir dringend geraten. Nichts gegen euren Gesundheitstick, aber er muß ja nicht gleich auf alle anderen übergreifen. Wenn's hier heute nichts Vernünftiges zu trinken gibt, lad' ich euch demnächst zu mir zum Nullessen ein. Wenn ihr nicht euren Alkohol rausholt, erzähle ich überall herum, daß ihr knausrig seid. Alle Größen des Showgeschäfts saufen. Warum sollte ich da eine Ausnahme sein? Das Bier trinke ich nur zur Regulierung meines Vitamin-B-Haushalts. Oder habt ihr das auch in Medikamentenform da?
Anderen eine Runde abschnorren Wenn ich blau bin, verliere ich jede Runde beim Pokern. Ich habe da so eine Sperre, von anderen was anzunehmen. Hilfst du mir, die abzubauen? Beim nächsten Bier erzähle ich dir, was die Jungs hier so über dich erzählen.
Hat dir keiner erzählt, wie du dich das letzte Mal hier durchgeschnorrt hast? Na ja, kannst dich ja heute revanchieren. Unsere Welt ist schlecht. Wo findet sich denn heute noch eine mensch liche Seele, die ihrem Nächsten noch ohne Vorbehalte ein Gläschen Bier hinstellt? Ein Bierchen brauche ich noch, sonst kommt mir die Story von der Rothaarigen nicht über die Lippen.
Sich rausreden, wenn man einen Kater hat Ohne diese grundlegende Erfahrung wüßte man ja nie, wie gut es einem normalerweise geht. Seit ich so wenig trinke, vertrage ich auch wenig. Sei doch froh: Wenn es den Kater danach nicht gäbe, würde ich bestimmt stärker zulangen. Zittrige Hände? Das ist ein Zeichen von Leidenschaft! Ich und Ringe unter den Augen... Das ist das neue Brillenmodell. Nein, so wie heute sehe ich immer aus. Ich glaube eher, daß du mich sonst recht wenig beachtest.
AUSREDEN FÜR COMPUTERFREAKS
Nur allzu mühsam läßt sich der Computervirus auf die lieben Mitmenschen übertragen, die ihrerseits durch eine Reihe von Ignoranzimpfungen bis in die Haarwurzeln grundimmunisiert sind. Diese Hardware-Rassisten ahnen nichts von den unvergleichlichen Rauschzuständen, hervorgerufen durch elektronische Bewußtseinserweiterung. Dabei hinterläßt sie nicht nur keine Suchtschäden, sondern verwandelt lästiges Tagewerk über Nacht sogar zur Farce. Ein gut domestizierter PC ersetzt nämlich Arbeitskraft, Spielgefährte und Partner/in. Gerade letzteres wird von Laien gern bestritten, weil diese nicht die Computersprache beherrschen und somit nicht in der Lage sind, einen angemessenen Kontakt zum neuen graugehäusigen Hausgenossen herzustellen. Indes genießt der echte Freak mit seiner genügsamen Hardware ungeahnte erotische Freuden: Strahlt erst der Bildschirm, öffnet sich jedem Technophilen das Herz, und bei der richtigen Sehschärfe geht ihm jeder Pixel seines digitalisierten Gegenübers einzeln unter die Haut. Zu seinem grenzenlosen Glück sieht er diese Liebe bedingungslos erwidert, denn mit der Maus im Bunde und dem richtig dosierten Anschlagdruck zeigt sich der Bildschirm seinerseits völlig aufgelöst. Nur wenige Bits und der Höhepunkt des Elek tronikrausches ist erreicht - Taumel auf der Festplatte, Quietschen beim RAM und ROM ... Wer's immer noch nicht begreifen will, muß sich auf eine backslash-artige Ausrede gefaßt machen, bevor er sich in letzter Panik für ESCAPE ent scheidet.
Den »Kontaktmuffel« von sich weisen Mein Computer baut mir innerhalb weniger Minuten mehr Kontakte auf als ich in dreißig Jahren. Finde ich besser als Alkohol und Nikotin: macht abhängig, aber nicht süchtig. Endlich fühle ich mich rundherum herausgefordert: Das Ding spuckt wenigstens aus, was es meint.
Solange ich die Maus nicht mit ins Bett nehme, kannst du dich doch nicht beschweren! Habe auch noch andere Hobbys: Erst CD-ROM, dann FC Köln. Ich kann dir gerne eine Platzkarte für meinen Laptop besorgen. Er ist nämlich mehrplatzfähig. Du könntest dir ein Beispiel an dem Apple nehmen: Er hat nie schlechte Laune und immer ein Menü für mich bereit.
Zeit für den Computer herausschlagen Wenn du mich suchst - ich bin auf dem Arbeitsspeicher. Will mir nur noch einmal die B-Seite der neuen Diskette anhören. Mein armer Laptop hat sich beim Backslash den Steiß verrenkt. Wenn ich erst die Tastatur gestimmt habe, wirst du auch Gefallen an unserem neuen Hausgenossen finden. Du kannst dich gern dazusetzen. Das Ding ist völlig vorurteilsfrei. Im Gegensatz zu deiner Flimmerkiste habe ich den Vorteil, daß ich mein Programm selber schreibe. Weiß nicht mehr, wo ich den Befehl zum Ausschalten einprogrammiert habe.
Die Vorzüge des Computers gegenüber den Primaten hervorkehren Wenn sein Drucker streikt, kostet mich das keine zermürbenden Schlichtungsverhandlungen. Ich brauchte ihn noch nie anzutreiben. Die Putzarbeit nimmt er mir nicht gerade ab, doch er errechnet mir in Null Komma nichts ihren Energie-Zeit-Koeffizienten. Wenn ich ihn irgendwann einmal gegen etwas Jüngeres umtausche, macht er mir keine Szene. Er ist auch nachts ansprechbar und immer gleich gut konzentriert. Ich liebe es, daß er eigenes Denken ablehnt. Wenn der 'nen Virus hat, stecke ich mich nicht gleich an.
Die kleine »Extra-Ausgabe« rechtfertigen Wenn man die Knete nicht rechnet, ist so ein Ding ganz preiswert. Er raucht nicht, trinkt nicht, futtert nicht. Wenn jetzt noch die Kran kenkasse seine Virusinfektion übernimmt, ist alles O. K. Ich hätte das Ding ja auch gebraucht kaufen können, aber was soll ich mit den Daten anderer! Die Software kann ich ja raubkopieren, aber die Hardware paßt auf keinen Kopierer. Meine monatlichen Tipp-Ex-Kosten lagen ja schon höher als der Kaufpreis dieses Kastens.
Seit ich nur noch am Computer sitze, spare ich Telefonkosten, Wasser und Lebensmittel. Sicher, dafür hätten wir einen Zweitwagen kaufen können, aber der Laptop hat weniger Parkprobleme.
Die Unverzichtbarkeit des Computers begründen Mit meiner alten Adler mache ich mich in der Business-Class irgend wie lächerlich. Ein menschliches Laufwerk sieht zwar mitunter attraktiver aus, ist aber auch störanfälliger. Ich brauche ihn nicht, aber er mich. Das Schreibprogramm ist 'ne reine Indikation auf meine Legasthenie. Mein ausgeprägtes Kommunikationsbedürfnis kann nur ein ComputerNetzwerk befriedigen. Der qualmt mir beim Schach nicht die Bude voll.
AUSREDEN FÜR AUTOFAHRER
Wir müssen uns damit abfinden: Den/die perfekte/n Autofahrer/in gibt es nicht. Sicher, da sind die Hundertprozentigen, die immer zwei Eichstriche unter der Höchstgeschwindigkeit verharren und dem chaotischen Treiben um sich herum zusehen, das sie selbst heraufbeschworen haben, und nachher sind sie's nicht gewesen. Aber perfekte Autofahrer/innen? Es ist nur zu menschlich, daß man nicht täglich - vor der regelmäßigen Spritztour zum Bildchen zum Beispiel - daran denkt, den richtigen Sitz seiner TÜV-Plakette zu überprüfen, die Reifenprofile auszuschaben oder die Pneus mit der Luft zu versehen, die aus uns selbst schon lange raus ist. Nicht einmal eigenes Wohlverhalten garantiert im Straßenverkehr eine planmäßige Fahrt. Zu sprunghaft treiben Ampeln ihr Unwesen, trachten uns renitente Fußgänger nach dem Leben. Da reichen fünf Sinne längst nicht mehr aus. Stumpf- und Eigensinn sollten sich schon hinzugesellen, wenn uns die »grünen Männchen« an den Straßenrand winken und uns vertraute Fragen stellen wie: »Haben Sie eigentlich alle beisammen?«
Allerlei Autofahrersünden Ich soll den Ford geschnibbelt haben? Aber den hab' ich doch gar nicht gesehen! Ich dachte, zwei Autos nebeneinander auf dem Schild bedeutet: nebeneinander fahren! Meine Lichthupe ist so leise - damit habe ich bestimmt keinen belästigt. Wieso »rechts vor links«? Das sieht doch aus jeder Richtung anders aus! Diese Strecke war die kürzeste Verbindung. Dachte dabei an Umwelt schutz.
TÜV überzogen
Die Leute beim TÜV haben sich schlichtweg geweigert, auf die alte Kiste noch eine Marke zu kleben. Reicht's Ihnen aus, wenn ich die Zahlen auf der Plakette mal eben mit der Hand korrigiere? Als ich eben losfuhr, war die Plakette noch drauf - muß der Fahrtwind abgerissen haben. Was ist wichtiger: der Stempel oder daß die Kiste fährt? Ich habe die neue Plakette zu Hause - an der Innenseite der Gefriertruhe .
Routinekontrolle Was soll ich mit einem Warndreieck? Ich beschwöre doch nicht mein Pech herauf. Verbandskasten habe ich mal gerade nicht zur Hand. Aber unter dem Häkelmützchen ist 'ne Rolle Klopapier. Habe eben Erste Hilfe geleistet und vor Aufregung meinen Verbands kasten vergessen. Der Reifen mit Profil ist für die Aquaplaningseite gedacht. Wenn ich all das Zeug mitschleppen würde, nach dem Sie mich fragen, war' die Kiste ein Einsitzer.
Bei Rot über die Ampel gefahren
Ich glaube Ihnen, daß die Ampel auf Rot stand. Nur war ich da bereits 200 Meter dahinter. Bremsen? Sie sind gut. Ich bin froh, wenn die Rostbeule nicht stehen bleibt. 300 Meter vor der Kreuzung war das Ding noch grün. Der Wagen ist neu. Wußte noch nicht, wo das Bremspedal ist. Wartezeiten kann ich mir nicht erlauben. Wo soll denn da das Bruttosozialprodukt herkommen?
Zu schnell gefahren Habe die Geschwindigkeitsbegrenzung nicht gesehen - war zu schnell. Je schneller ich fahre, desto kürzer ist die Fahrt. Um so weniger bela ste ich die Umwelt. Ich und 140 gefahren? Das bringt die alte Karre gar nicht mehr. Da werden Autos für 200 km/h und mehr gebaut, und mit 160 ist man schon zu schnell. Man soll seine Geschwindigkeit dem Verkehrsfluß anpassen. Sie haben doch gesehen — nur Raser unterwegs.
Als Geisterfahrer erwischt
Die Entgegenkommenden grüßten alle so freundlich. Da verlasse ich doch nicht gleich die Autobahn! Warum ich in die falsche Richtung fahre? Sie wissen doch gar nicht, in welche Richtung ich will! Hab' einen Drehwurm an der Autobahnschleife gekriegt. Ich weiß, ich sehe älter aus, als ich bin. Aber »Geisterfahrer« grenzt doch glatt an Beleidigung! Sauwetter, Aquaplaning, Schilderwald und Dunkelheit. Da möchte ich mal den sehen, der normal fährt.
Den Führerschein nicht dabei Wieso Führerschein? Ist doch nur ein Leihwagen! Habe die Fleppe zu Hause gelassen. Bei dem Paßbild hätten Sie mich sowieso nicht erkannt. Jetzt verfolgen Sie mich bereits fünf Kilometer im Affentempo. Zweimal hätte ich Sie fast abgehängt. Und da fragen Sie mich nach meiner Fahrerlaubnis! Wenden Sie sich bitte an Ihren Kollegen im Nachbarbezirk. Dem durfte ich gerade meinen Führerschein dalassen. Führerschein? Brauche ich nicht. Meine Angaben kann ich Ihnen aus wendig runterbeten.
Alkoholkontrolle
Was finden Sie besser? Mit besoffenem Kopf wie ein Weltmeister zu fahren oder nüchtern wie eine gesengte Sau? Wieso Blutprobe? Zwangstest! Wir sind doch nicht in Bayern! Ich komme gerade von einer Weinprobe. Daß ich nicht mehr fahren darf, hat mir dort keiner gesagt. Mein Freund sagt immer, blau führe ich am besten. Wenn Sie mir jetzt das Autofahren verbieten, laufe ich bestimmt vor den nächsten Baum.
Falsch geparkt Hab' vergessen, meine Parkscheibe aufzuziehen. Wieso abgeschleppt? Wäre doch viel billiger gewesen, wenn ich meinen Wagen selbst weggefahren hätte! Nach der sechsten Runde um das Kaufhaus würden Sie auch nicht mehr auf Halteverbotsschilder achten. Ein Knöllchen ist immer noch billiger als ein Abo im Parkhaus. Ich kann mir einfach nicht merken, ob die Uhrzeiten auf dem Park schild die zulässige oder die verbotene Parkzeit angeben.