Dieses E-Book ist nicht für den Verkauf bestimmt !!!!
(Denklangenach)
Die große Rödelei - Vorworte Vor-Vorwort ... Auch wenn diese Reise mit einer Fehlplanung begann und mit einem Mißklang endete - unterwegs fielen wir teilweise der totalen Begeisterung anheim. Das Vorwort von UlKa ist bereits wieder überholt. Ungewollt haben wir unterwegs gruppendynamische Prozesse durchlaufen. Das führte zu manchem wüsten Spektakel. Schließlich konnten wir hier nicht voreinander weglaufen. Wir saßen in unserer Pappmaché-Kiste und brieten im eigenen Saft. Als wir uns dann aber alles an den Kopf geworfen hatten, was sich das kranke Hirn auch nur ausdenken konnte, dann gab es nichts mehr, was uns trennte. Und heute - nach einer gewissen Karenzzeit - sind wir drei: JöJa, UlKa und ich wieder dicke Freunde. Unter Normalbedingungen wären wir uns nie nahe gekommen. Chronischer Geldmangel führte dazu, vorliegender Report nur mit den wenigen vorliegenden SW-Bildern illustriert werden konnte. Sollten einmal wieder bessere Zeiten über den Verfasser hereinbrechen, so werden Abzüge der sprechenden Farbdias noch ihren Platz im großen Rödel-Report finden. HoWa, Hamburg, .. aber wann? Wie kam es eigentlich zur Entstehung dieses vorliegenden Werkes? Nun: Immer, wenn ich von einer längeren Reise zurückkam, wurde ich mit der gleichen unvermeidlichen Frage konfrontiert: ,,Na; wie war's denn?" und dann: ,,Das muß ja toll gewesen sein, erzählt doch mal!". In irgendeiner der schillernden Bedeutungen des Wortes war es wohl auch toll gewesen, und so habe ich denn erzählt und erzählt und Bilder gezeigt und Andenken vorgeführt und wieder erzählt Aber dann irgendwann mittendrin, wenn ich gerade die Erlebnisse mit der größten
Wirkung geschildert hatte fiel mir auf daß ich eben auf Wirkung hin erzählt hatte und nicht das was mich vor Ort selber bewegt hatte. Was könnte man dagegen tun? Man müsste - man müsste unterwegs ... ja, man müsste einfach unterwegs an Ort und Stelle sich alles frisch von der Seele direkt in die Maschine hineintippen. Und das haben wir denn auch getan. Wir das sind vor allem UlKa und ich. In Teehäusern, Reparaturwerkstätten, im schwankenden, schüttelnden Wohnkoffer unseres braven Unimog während wilder Pistenfahrten oder einfach irgendwo in der offenen Wüste immer war die Schreibmaschine unser unvermeidliches Utensil. Und diesmal haben wir die tatsächliche Stimmung von unterwegs eingefangen. Sanft allerdings geht es da nicht immer zu, da wurde nichts nachträglich geschönt oder gestrichen. Alles, was in irgendeinem garstigen Augenblick vielleicht voller Wut in die Maschine gehämmert wurde wird hier knallhart präsentiert. Uns haben einige Leute gesagt, man könne so etwas doch nicht veröffentlichen und wir seien doch ganz schön mutig, daß wir das tun und wenn das nun einer in die Finger bekommt, der keinen Spaß versteht. Nun, für Leute, die keinen Spaß verstehen, ist dieses Werk gewiß nicht geeignet. Ansonsten kann ich nur sagen: ,,Entweder ehrlich oder glatt und eingängig!" Wir sind nun mal keine Meissners oder wie sie heißen mögen. Dazu ein Beispiel: Als ich zum ersten Mal nach Schwarzafrika kam, war ich zunächst schockiert über die harten und rassistischen Ansichten der dort lebenden Weißen. Als ich dagegen empört meine Einwände vorbrachte, schaute mich mein Gesprächspartner erstaunt an und fragte "Du bist wohl kein Rassist?" Dann schaute er mich eine Weile nachdenklich an legte mir die Hand auf die Schulter und meinte mitfühlend "Nun ja, mein Junge, du bist ja noch nicht lange in Afrika, warte mal ab." Ein Rassist bin ich zwar nicht geworden aber ich habe manche extreme Haltung besser verstehen gelernt. Vor Ort sieht eben alles anders aus. Und das gilt auch für unsere vor Ort getätigten Äußerungen. Im Übrigen ist dieses ein "offenes Buch", zu dem jeder der gerade "Bock" hatte, einen Beitrag leisten konnte. Das können wir ja aufrecht erhalten. Wenn sich jemand bemüßigt fühlt, eine Stellungnahme liefern
zu müssen, so soll er es tun. Sie kommt dann mit in die nächste Auflage usw. Bis dann in 10 Jahren vielleicht der eigentliche Rödel-Text aus dem 20-bändigen Werk aus Rationalisierungsgründen herausgestrichen werden kann ... Rödelei, was ist das eigentlich? Um diese Vokabel hat uns unser großer Freund bereichert. In irgendeiner linksgerichteten Jugendzeitschrift fand ich vor Jahren unter der Rubrik "Bundeswehrlexikon" fand ich zwischen Begriffen wie "Gulaschkanone" und "Nato-Slip (knieumspielt)" "Rödeln" erläutert: "Ausführen sinnloser, vom vorgesetzten als Schikane angeordneter, vom Untergebenen unwillig ausgeführte Tätigkeiten". So ist das also! Zum Schluß bleibt mir nur noch, jemanden zu rehabilitieren, der unterwegs die meiste Schelte abbekommen hatte, unseren braven Unimog. Aus der inzwischen gewonnenen Erfahrung heraus können wir sagen, daß alle aufgetretenen Defekte unserem eigenen menschlichen Versagen entsprungen waren. Darum hat diese Pannenserie meine Unimog-Begeisterung auch nicht dämpfen können. - Im Gegenteil: In der Zwischenzeit habe ich an diesem herrlichen Basisfahrzeug (schließlich heißt es expandiert "Universal-Motor-Gerät") Bastelleien durchgeführt, die bei jedem braven TüV-Mann epileptische Anfälle hervorgerufen hätten. Da war z.B. ein Autokran, mit dem ich ein Schlauchboot vom Hafenbecken direkt auf das Autodach hieven konnte. Und jetzt bin ich dabei in den klassischen Bundeswehr- (Benzin-) Unimog einen 5Zylinder-Dieselmotor einzubauen. Bevor der - hoffentlich mit einem dicken Fell bewaffnete - Leser an den Konsum der folgenden Seiten geht, möge er sich bitte vor Augen halten, daß die vorliegende Form dieses Werkes ohne die verständnisvolle Arbeit von SaSte, der göttlichen Tippse und Kugelkopf-Jongleuse, die vor keiner unleserlichen Textstelle kapitulierte, nicht möglich gewesen wäre Und nun - man los!
Hamburg, September 1980
UlKa's Erinnerungen an eine Iranfahrt ... Tja, in den vorliegenden paar hundert Seiten wird über eine Iranfahrt berichtet, die gar keine werden sollte. So beginnt den auch diese Ansammlung von beschmiertem Papier mit den Bemühungen um eine andere Reise, eine Reise die uns ins unerforschte und wilde Oman führen sollte. Warum dies nicht klappte kann der wirklich ausdauernde und intelligente Leser diesen Blättern entnehmen. Wenn der Leser lesen will, vorausgesetzt. Dies ist kein Reisebericht im üblichen Sinn. Hauptsächlich ergehen sich hier die beiden Autoren in Spiegelfechtereien gegen einander, es wird polemisiert, gestritten, beschuldigt, geklagt, angeklagt, verdreht, überspannt, gelogen und so weiter. Es ist eher ein Buch für einen Psychologen denn für einen Leser, der sich für die Schönheiten des Orients interessiert. Deshalb: Vorsicht, nicht alles ernst nehmen! Der vorliegende Bericht entstand zum größten Teil während Reise selbst, teilweise unter regelrecht abenteuerlichen Bedingungen. Deshalb ist die Qualität des Textes nicht immer so, daß man ihn auf Anhieb lesen könnte. Durch die eingefügte Post und zahlreichen Papierkrieg, der unterwegs anfiel, haben wir versucht dieses Tipposkript aufzulockern. Leider sind die Papierbilder nie an Land gekommen, so dass es nicht möglich war, dieses Buch durch Bilder etwas anschaulicher zu machen. Im wesentlichen dreht sich alles um den Unimog, unser vom Verfall bedrohtes Fahrzeug. Jetzt ist er bereits verkauft und es war auch für die drei letzten Teilhaber ein Verlustgeschäft. JöJa sitzt bereits an seiner Examensarbeit über das Projekt Shahabad. Zu ihm habe ich noch einen sehr guten und herzlichen Kontakt, da wir sehr häufig noch zusammensitzen und klönen, von damals erzählen. Mit HoWa schreibe ich mich von Zeit zu Zeit, ansonsten waren wir uns ja schon auf der Reise recht fremd. Mit WoZi verbindet mich nichts, genauso habe ich den Kontakt zu den drei Heidelbergern verloren, LoGe wohnt jetzt auch
dort. Von Hugh und Pierre, sowie vom Osterinsulaner haben wir nie etwas gehört. Nach Shahabad hält JöJa einen lebhaften Kontakt aufrecht. Ich habe jetzt ungefähr schon 6 oder 7 Mal über meine Reise Erfolg referiert, bin es aber langsam leid, den Leuten immer das selbe aufzutischen, deshalb werde ich jetzt dieses Buch immer herum geben, dann kann sich jeder selbst ein Bild machen. Trotz der mißlichen Reise denke ich noch häufig an die atemberaubende Schönheit der Gegenden, die wir durchfuhren. Die herrlichen Bauwerke und Ruinen. Ich werde wieder kommen. Zurück in die Salzwüste mit ihren Karawanserails, in die Savannen Belutschistans, an den persischen Golf, in die Ebenen der Provinz Fars, in die Berge Kurdistans, nach Hattusas, Persepolis und Firuzabad. Ich werde nie die Gesichter der Menschen vergessen die Strapazen der Piste und die Majästät des Landes Hameln, 3. November 1974 Und wer's jetzt immer noch lesen will ist selber Schuld, aber vielleicht merkt er etwas von dem Zauber, der mich gefangen nahm und alle Widernisse und Entbehrungen dieser Reise ertragen ließ.
Vorbemerkungen zur ersten Auflage der "großen Rödelei" Abermals eine Vorbemerkung ... Es gibt Bücher, die bestehen nur aus Vorworten, Einleitungen, Vorbemerkungen, Einführungen, Danksagungen, Vorworte zur 1234,73/4'sten Auflage ... Auch dieses Werk glänzt auf diesem Gebiet, so dass ich es mir als Mitautor nicht verkneifen kann, auch noch eines zu verzapfen. Mitautor ist so gemeint, wie es hier steht; denn der Motor des Zustandekommens dieser "öffentlichen Fassung" unseres privaten ,Beleidigungswerkes" aus dem Jahre 1974 ist HoWa. Abgesehen von einigen graphischen Ausschmückungen und Ideen organisierte HoWa die Redaktion, das Abtippen, Korrigieren und Drucken dieses Jahrhundertwerkes.
Sechs oder mehr Jahre liegen zwischen dem Entstehen und dem Erscheinen; eine Zeitdauer, die lang genug schien, um innere Wunden und Peinlichkeiten vergessen zu lassen, eine Art "historischer Tiefe" zu erzielen ..., Nostalgie allerorten! Die letzten Jahre haben nämlich beträchtliche Umgewichtungen der persönlichen Beziehungen, wie sie in dieser Duographie geschildert werden, mit sich gebracht. Irgendwie sind aber alle noch mit "dabei". WoZi mehr zurückgezogen, hinter den sieben Bergen bei Alsfeld, bei seiner Schneekönigin; JöJa inzwischen verheiratet, bekindet und in Amt und Würden in Bamberg, schwarz, schwärzer, bayrisch ...; HoWa kämpft immer noch mit Chemikalien, persischen Wörterbüchern, Computern, Unimogs und spanischen Freundinnen in Hamburg; und meine Wenigkeit hat es nach langen Jahren archäologischer Wühlereien in Göttingen nach Kiel verschlagen, brrr, in den kalten Norden unserer über alles geliebten Filzoblik! ... Entschuldigung ... Republik! Auswanderungstendenzen unter den Teilnehmern unserer Reise sind nicht zu leugnen. Mit WoZi waren die Kontakte immer etwas mager, hierzu kam ja dann auch noch die unglückliche Geschichte in Istanbul und Ankara, die in unserem Werk allerdings etwas überzogen dargestellt wurde. Auf jeden Fall haben JöJa und WoZi ihr Vorhaben mit der arabischen Halbinsel, besonders mit Oman, doch noch realisieren können. Insbesondere JöJa stürzte sich mit martialischem Forschungsdrang und Enthusiasmus in die Feldforschung, aus der seine kürzlich fertiggestellte Dissertation hervorging. Was den Arbeitseifer angeht, steht ihm HoWa, unser "Apeman", in nichts nach. Wenn er nicht gerade auf Fußmärschen durch diverse Wüsten ist, kann man ihn telefonisch in der Regel nur zwischen 24 und 6 Uhr erreichen! Dennoch hatte ich zu HoWa in den letzten Jahren den engsten Kontakt; zum Teil auch durch gemeinsame Arbeitsvorhaben bedingt. Ansonsten traf man sich ein-, zweimal im Jahr auf meinen Parties in Göttingen, die inzwischen auch schon fast Geschichte sind. Forschungsgeschichte" dagegen sind zahlreiche Passagen in unserer Duographie, die mit "Kommentar" gekennzeichnet sind. Dabei handelt es sich um die spärlich reflektierten Beiträge einer drittsemesterigen, archäologischen Wühlmaus! Nicht nur was die Vollständigkeit,
sachliche Richtigkeit oder Tiefe meiner Beiträge angeht, weisen die Kommentare Mängel auf; sondern auch hinsichtlich der Orte selbst, die wir besuchten. Dies lag einmal daran, daß die Route nicht intensiv vorbereitet werden konnte, da sie "alle Nase lang" umgeändert wurde. Dieses Tagebuch ist außerdem voll der schönsten Ruinen und Trümmer, die wir n i c h t gesehen haben! Dann passierten auch Pannen, wo wir nächtlichst an den Sachen vorbei fuhren, aber auch der Streß mit der Route und der Piste forderten ihren Aufmerksamkeitstribut. Unwissentlich "rödelten" wir z. B. in Bampur knapp zwei Kilometer von den Grabungsstätten entfernt. Arbeiten, die während der Reise entstanden oder mit ihr in direktem Zusammenhang stehen, sowie grundsätzliche Literatur zur Reise sind im Anhang in einem Literaturverzeichnis aufgeführt. Trotz aller Mängel hat unsere Tagebuchschreibweise (schönes Wort) inzwischen Schule gemacht; eine ganze Reihe von ähnlichen Tagebüchern haben sich inzwischen nicht nur bei HoWa und mir angesammelt. Dies bestärkte uns in der Absicht, diesen "Schinken" zu veröffentlichen. Kernpunkt war bei uns zum Schluß der Reise nicht mehr die Archäologie, Geographie oder die Perser selbst oder gar eine archäologisch-kulturhistorisch-anthroposophisch-schöngeistige Fragestellung, sondern der Kampf mit der Piste, der Kampf mit dem Unimog und der Kampf mit den Mitfahrern. Nicht zuletzt verdankt dieser Reisebericht sein Entstehen einer gewissen Motorik, weite Passagen entstanden aus Selbstzweck, das Tagebuch war nun einmal da und mußte dementsprechend geschrieben werden ... sonst konnte ja auch zu guterletzt der "Gegner" einmal Recht behalten! Eine hochintellektuelle Reisebeschreibung á la "Spaziergang nach Syrakus" oder ein Handbuch für den Iranfahrer zu erwarten ... nun ja! Auch der Unimogfreund und Bastler kann aus diesem Werk nur lernen. "fahre nie 'ne Piste mit so 'ner ollen Kiste!" Die Hauptperson der Reise war in jedem Fall der Unimog! Sein widersprüchlicher Charakter erhielt im Lauf der Reise und ihrer Darstellung im Tagebuch fast menschliche Züge ... was die Sache nur noch schlimmer machte. Er war auf jeden Fall ein guter "Aggressionspartner", wenn man gegen ihn trat, tat es weh und man
richtete keinen Schaden an, trat man aber seine Mitfahrer . ..! Trotz aller Widernisse, die in dieser Duographie aufgelistet werden, darf nicht vergessen werden, daß er in den wirklich kritischen Situationen uns nie im Stich gelassen hat ... immerhin sind wir alle heil nachhause gekommen! Zuhause erlangte der Unimog dann auch noch einmal geradezu publizistische Breitenwirkung ... in Breitwandcolour! Das letzte Mal sah ich ihn in dem Film "Die verlorene Ehre der Katharina Braun" (oder hieß sie "Blum"?!) in der großen Einkreisungs- und Überwältigungsszene mitspielen. Es rührte mich ans Herz ... das hinten angepappte Rad, das eingesunkene Dach, ... unverkennbar . -. und dann im Polizeikonvoi! Bleibt nur zu hoffen, daß unserem Unimog der "Starruhm" nicht in die Zylinderköpfe gestiegen ist, ... ein Kolbenfresser ... den hat er wirklich nicht verdient! Eines sollte der Leser immer bedenken: Dieses Buch soll kein abschreckendes, sondern ein anregendes Beispiel zum Selberreisen sein! Selberreisen heißt hier nicht mit Queckermann-, Tumb- oder Schlechtreisen zu fahren, sondern selbständig, bewußt und möglichst (fast) allein! Wir waren in der Hauptphase unserer Reise zu dritt und hatten schon dadurch sehr viele Möglichkeiten, Kontakte zu Land und Leuten aufzunehmen. Hinzu kamen die Zwangskontakte, die unser Unimog durch seine zahlreichen Marotten uns auferlegte! HoWa's Sprachgenie hat da häufig Wunder wirken müssen! Ohne unsere Kontakte zu den Persern wäre die Reise überhaupt nicht mehr durchführbar gewesen, spätestens seit Überschreiten der türkischpersischen Grenze hätten uns die Reparaturen sonst "aufgefressen". Viele Menschen haben uns uneigennützig unterstützt, aufgenommen, bewirtet und weitergereicht. Wir danken ihnen besonders in diesen Tagen, wo durch die Wirren im Iran es schwierig wurde, überhaupt Kontakt zu halten. Inzwischen soll man aber wieder im Lande des Ayatollah Khomeini relativ ungestört reisen können, es soll auch billiger geworden sein. Die Situation im Iran wird jedoch so lange gespannt und unsicher bleiben, wie die Geiseln in der amerikanischen Botschaft festgehalten werden. So ist das Erscheinen des Tagebuches auch im Zusammenhang mit den
großen Veränderungen im Iran zu sehen. Es entstand in einer Zeit, wo der Entwicklungsboom des Shah-Regimes auf einem Höhepunkt zusteuerte, ohne tiefgreifende innerliche Veränderungen in der Bevölkerung verwirkt zu haben. Die agrarische Neugliederung, bekanntgeworden unter dem programmatischen Titel: "Die weiße Revolution" führte zu kolchoseartigen Betrieben, von denen wir zwei im Rahmen der Vorbereitung von JöJa ,5 Examensarbeit länger besuchten. Mir persönlich war es bereits damals 1974 klargeworden, daß eine mögliche Veränderung, eine Revolution durch den Islam bewirkt werden könnte. Allgemein wurden zu dieser Zeit die Macht, die Rolle und der Einfluß der Mullahs unterschätzt. Der Shah berief sich in seinen Programmen auf das "indogermanische Erbe" der Perser, symbolisiert durch Namen wie Kyros, Darius, Shapur und manifestiert in Massenorgien wie die 2500-Jahr-feier in Persepolis. Er konnte damit aber nicht 1300 Jahre Leben im Islam übertünchen; er forderte den Widerspruch geradezu heraus. Es bleibt zu hoffen, im Interesse aller potentiellen Unimogreisenden Iranfahrer und besonders der Menschen in Persien, daß sich die Verhältnisse im "Reiche des silbernen Löwen" bald wieder normalisieren. Für mich könnte dies ein Zeichen für einen abermaligen Aufbruch sein! UlKa, Kiel, im März 1980
JöJa's Brief ... oder "die ersten Dokumente" Lieber HoWa, WoZi, UlKa und ich haben gerade wieder zusammengesessen, Ich habe sie über unser Zusammentreffen unterrichtet. Sie äußerten den Wunsch, daß wir uns alle 4 recht bald noch einmal treffen sollten. Als Termin haben wir den 22.12.73 (Samstag) gegen 11 Uhr vormittags bei mit in Wunsdorf festgelegt. Teile mit bitte mit, ob auch Dir dieser Termin paßt. Wir haben Wunsdorf als Treffpunkt gewählt, weil es der zentrale Punkt ist. Aus Oman habe ich noch keine Nachricht erhalten. Ich hin auch ziemlich skeptisch, daß wir doch noch ein Visum erhalten, denn seitdem sich die Krise wieder zugespitzt hat und die Saudiarabier jetzt sogar ihre Erdölfelder verminen, ist die Chance noch geringer geworden. Wir haben beschlossen, zuerst einmal das Visum für den Irak zu beantragen. Anbei beide Antragsformulare, die Du mir bitte so schnell wie möglich mit den dazugehörigen Unterlagen wieder zuschickst. Folgende Unterlagen werden noch benötigt ... •
4 Passbilder
•
2 Freiumschläge (jeweils 0,40 DM Briefmarke)
•
1 Taufschein (oder Religionsnachweis) - kein Original
•
1 Polizeiliches Führungszeugnis aus neuster Zeit
•
Internationaler Impfpass (Impfung gegen Pocken)
•
Gültiger Reisepass (mindestens 4 Monate)
Schicke mir bitte alle oben aufgeführten Unterlagen so schnell wie möglich.
Viel Erfolg bei Deinen Klausuren und viele Grüße auch an Re. JöJa P.S: Teile mir bitte auch die genaue Anschrift Deiner Freunde in Bagdad mit, damit wir sie als Referenz angeben können!
Die große Rödelei - Durch die Schluchten des Balkan - Von Bevensen nach Stambul • • • • • • • • •
08.02 Zäher Start 09.02 Deutschland ihr - Austria wir 10.02 Finanzoffenbarung im Yugolande 11.02. Bulgaristan adé - Viva Türkiye! Briefe ... 12.02. Basare, Museen & Nierensteine UlKa's Traum 13.02. 75% mehr Besatzung Flippée ...
08.02 Zäher Start Eigentlich sollte es ja schon am 7.2. losgehen, aber wie vorausgesehen gab es gegen Schluß immer mehr am Wagen zu tun, so dass die Fahrt um 24 Stunden verschoben werden mußte - Und das obwohl JöJa und UlKa schon eine Nacht hindurch gearbeitet hatten. Denn der Wagen war noch immer nicht fertig. Am 8. stellte sich dann heraus, dass uns keiner von denen aus Wunstorf abholen konnte, weil sie angeblich dazu nicht mehr in der Lage gewesen wären. So mußte schnell noch die gute Karin organisiert werden, uns zu transportieren. Die Uli mußte sie begleiten, damit Karin auf dem Rückweg nicht einschliefe. Gegen 22 Uhr lieferten die beiden Re und mich in Bevensen ab, wo alle noch
kräftig am Basteln waren. Man, staunte allgemein über das Gepäck, das wir mitzunehmen gedachten. Ich sollte allerdings noch darüber staunen, wieviel Gepäck allein der Unimog für sich beanspruchen würde. Re legte sich bald bei Gü irgendwo zur Ruhe. Ich machte mir schon Sorgen wegen des Abreisetermins weil wir gesagt hatten wir wollten gegen 16 Uhr des nächsten Nachmittages in München sein, was bereits sehr fraglich war.
09.02 Deutschland ihr - Austria wir Halb vier Uhr morgens sind wir endlich mit Basteln und Einpacken fertig geworden und alles atmete auf, als es endlich losging. Aber - ach - weit kamen wir noch nicht. In Neustadt bei Ha wurde noch gegessen und verabschiedet, was den Zeiger der in dieser Nacht besonders eilfertigen Uhr bis auf 5 Uhr vorpreschen ließ. Die Fahrt von hier nach Wunstorf war bereits durch Glatteis behindert, was wir als Vorgeschmack auf kommende "Genüsse" auffaßten. Hier schliefen Re und ich noch zwei Stunden, während JöJa und UlKa noch den Gaskocher und diversen Kleinkram einzubauen hatten. Es war dann auch schon 7 Uhr 30 als wir endlich gen Göttingen starten konnten. Es war schon klar, dass wir den Termin in München ein weiteres mal verschieben mußten. Re hatte das noch von Wunstorf aus telephonisch abgemacht. Ich war schon unruhig. Wer wußte wie lange dieses "Gerödel" noch dauern konnte? In Göttingen sollte sogar noch eingekauft werden, etc
Zum Glück
haben die beiden Berserker auf der Fahrt nach Gö ein wenig dem Gotte Morpheus gehuldigt, so dass sie in Göttingen wieder Nerven hatten. Rödelablauf: Einkaufen, Tee bei WoZi*), dessen angetrautem Weibe, Anmarsch bei dem treulosen Dozenten Scho, der uns noch ungeniert gute Ratschläge zu geben wagte. Hier mußte noch eine mordsmäßig schwere Kiste mit Ersatzteilen auf dem Dache leergeräumt werden, damit nicht unser Pappmaché-Dach zerdrückt würde. Diese Zeit von 10 Uhr bis 1/4 vor 2 Uhr war endlos. Endlich konnten wir den Kampf mit dem Uhrzeiger aufnehmen, endlich ging es endgültig los!!! Unterwegs sind u. a. auch UlKa und, zum 1. mal, auch WoZi gefahren. Ganz sicher fühlte ich mich dabei nicht immer. WoZi
gelang oft das Herunterschalten vom 5. in den 4. Gang nicht recht, so dass er mitten auf der Autobahn stehen blieb und UlKa hat sich den tollsten Klops geleistet. Als der Sprit ausging und nachgefüllt werden mußte, trat er auf die Kupplung, und der Motor ging aus, so dass das Licht nur noch von der Batterie gespeist werden könnte. Das aber ging gar nicht, weil nämlich dummerweise unterwegs der doofe "NatoKnochen" herausgesprungen war. Wir standen also mitten auf der Autobahn völlig im Dustern. Es ist ein Wunder, dass unsere Reise hier nicht schon ein Ende gefunden hatte, denn der Verkehr war durchaus nicht eben dünn. Trotz solcher üblen Vorkommnisse aber kamen wir dennoch einigermaßen wohlbehalten in München an und erreichten den dortigen Hbf. nach kurzer Suche um ca. 22 Uhr. El war aber nicht sogleich aufzutreiben, obwohl sie so lange schon hätte warten müssen. Später trafen wir sie doch auf dem Weg zum Wartesaal und erfuhren, dass sie in der Zwischenzeit dem Lokus ihre menschliche Seite zugewandt hatte. Nun also war alles einigermaßen in Ordnung und der Krampf löste sich langsam. Die Fahrt zur Grenze lief einem dementsprechend glatt von der Hand. Auch Re und El gefiel die Sache. Re wäre am liebsten die ganze Reise weiter mitgefahren. Auf der Hinfahrt also mußte unser Ungetüm an der Grenze kaum stoppen. Auf der Rückfahrt ist das bestimmt ganz anders. Dann werden wir bestimmt auseinandergenommen, wenn der Pappmachée-Wagen nicht schon vorher den Weg alles Irdischen geht. Beim Spritfassen gleich nach der österreichischen Grenze schlug uns von Seiten des Tankwarts echte Bewunderung für unser Gefährt entgegen. Man war verblüfft über seinen billigen Kaufpreis und erstaunt über die 300 Liter, die wir tankten. Man hörte Stimmen von Außenstehenden, die einander ehrfurchtsvoll zuflüsterten (etwa: "Mensch, was ist denn das für ein Auto?!" - "Das ist eine Expedition, die will nach Pakistan, und die haben den Wagen ..."). Österreich, so wurde uns eingeräumt, durften UlKa und ich meistern. Leichter Schnee und arschglatte Straße gab der Fahrt die Würze, und als an der jugoslawischen Grenze gewechselt wurde, waren wir mehr froh über die gewonnene Distanz zur Heimat als müde von der anstrengenden Macht. *)
WoZi: Zu sprechen "Wozzzziiii!" (wie Fuzzy!)
10.02 Finanzoffenbarung im Yugolande Wie
kann ich viel über eine Strecke sagen, die ich nicht selber befahren, sondern höchstens beschlafen habe? Bis hinter Zagreb übernahmen nämlich JöJa und WoZi Führung, was ihnen auch recht gut gelang. Unser Bestreben ging dahin, möglichst rechtzeitig in Beograd zu sein, um unsere holde weibliche Fracht fristgerecht abliefern zu können. Fristgerecht hieß hier so gegen 6 Uhr 30. Merkwürdigerweise gelang es uns auch diesmal wieder relativ genau den Punkt abzupassen, den wir uns erwünscht hatten. Unter mäßigem Hallo wurden die beiden verabschiedet. Übrigens - wieder bedeutet hier: Im letzten Jahre haben Re und ich nebst dem "Unglücks-Thomas", den Interessierte gerne auf Photos bewundern dürfen, hier den Somalinesischen Schönling Mussée zum gleichen Zug gebracht und wir kamen auch damals kurz vor rechtzeitig an.
Nun waren wir also die Crew, die wir sein wollten. Das heißt nicht, dass sich nun alle freuten, die Weibsen losgeworden zu sein nein zumindest von einem kann ich behaupten, dass er ganz anders dachte. Nun also ging es auf eine Reise, deren wichtigste Grunde bereits in Deutschland weggefallen waren! Wir aber hatten zunächst andere Probleme. Der Tank leckte und noch so einiger Kleinkram war zu erledigen. Ort der Handlung Tankstelle oberhalb von Beograd mit Blick auf dasselbe bei Nacht. Hier nun bekamen wir zu hören, was uns alle brennend interessierte WoZi unser geschätzter Kassenwart, eröffnete uns hier nämlich ganz neue Perspektiven: Wir hatten noch soviel Geld, um mit knapper Not Shahabad erreichen zu können!
Nun, ich konnte damals die Fahrt durch die Lut und den Aufenthalt am Orte des Projektes noch nicht recht bewerten. Doch konnte ich den Verdacht schon nicht mehr ganz loswerden, das Ganze könnte als mittleres Fiasko irgendwo auf halber Strecke enden.
Auf besagter Tankstelle hat JöJa sich bzw. uns die ersten 20 Dinare für die Gemeinschaftskasse für ausgezeichnete Rödeldienste an einem Fiat einer selbstbewußten Jugoslawin verdient. Zeit haben wir an diesem fleißigen Orte zwar massenhaft verbraten, aber z.B. der Tank leckte fröhlich weiter, wie überhaupt nach dieser Finanzbelehrung alles so fröhlich war. Dem armen WoZi konnten wir schon zu dieser Zeit, anmerken, dass er von Unlust beseelt war. Wir konnten es ihm wohl nicht verübeln, sind doch nicht alle Menschen solche robusten Bärennaturen wie wir.
Bis 80 km vor Nis fuhren JöJa und UlKa und von da ab WoZi und ich. Im Gebirge auf dem Weg zur Bulgarischen Grenze mußten wir anhalten und einige Zeit warten, weil hier inmitten der Berge ein beträchtlicher Steinregen auf die Straße, die wir zu befahren gedachten hernieder geprasselt war.Ein Räumkommando war bereits zur Stelle, bestehend aus einem Polizisten, der es verstand unpassende Anweisungen zur falschen Zeit zu geben, und einigen müden sozialistischen Arbeitern, Käthe-Kollwitz-Zeichnungen näher als den üblicherweise herumstehenden heroischen Arbeiterdenkmälern.
Vorkommnisse, die keiner näheren Beschreibung wert sind, können sie doch unseren Vorwärtsdrang nicht bremsen. So kam es denn auch, dass wir, ohne, dass wir uns recht versahen - und das ist diesmal nicht gelogen - schon an der Grenze des Chanates Bulgar ankamen.
11.02. Bulgaristan adé - Viva Türkiye! Diese war eher langweilig denn kritisch, dafür teuer. Soweit ich mich erinnern kann hat das Visum pro Person 5 US $ gekostet. Die einzig reale Gefahr bestand darin, dass der leicht lahmarschige Zollbeamte seine brennende Zigarette auf den Benzinfleck unter unseren Wagen hätte werfen können.
Schön, dass in Bulgarien nachts die Straßen so schön frei waren. Da konnten wir wenigsten unheimlich einen drauf los brausen. Um so
merkwürdiger war es dann als uns auf kilometerlang freier Straße plötzlich ein aufgeregter Bulle anzuhalten versuchte. Beinahe hätte ich den Ärmsten zu Klump gefahren. Dann aber hatte ich doch ein Erbarmen und hörte mir sein Anliegen an. Es klang folgendermaßen: Mann solle doch selbst hier in der Einöde die Stop-Schilder beachten, und Geld sollten wir ihm geben und zwar in Landeswährung und zwar etwas plötzlich, wenn er bitten dürfte - und solche netten Sachen erklärte er uns in Zeichensprache.
Ich war natürlich ungemein verständig, wollte ich doch seine Probleme auch nicht haben. Und bitten durfte er uns auch, nur Slotys, nein die hatte ich nicht, weshalb ich zu meinem größten Bedauern ungeschoren davongekommen bin. Seither aber habe ich hie und da öfter einmal ein Stop-Schild in seiner ursprünglichen Bedeutung gewürdigt.
Eine andere Besonderheit in Bulgar war, dass die Leute ohne Ansehen ihres Wagens alle so um die 40-50 km/h fuhren, wir aber so um die 7090 km/h. Das veranlaßte uns zu Überholmanövern, die sich sehen lassen konnten. Dadurch aber zogen wir uns merkwürdigerweise den Zorn der (General-) Überholten zu. Mein Schlußfolgerung: die Menschen haben hier so eine Art Energiekrise mit allem, was die Sache so schön macht, wie Geschwindigkeitsbeschränkung etc.. Nun, wir fühlten uns nicht daran gebunden, wir fuhren ja mit Jugopetroleum durch Bulgarland.
Stop und Fahrerwechsel in Plovdiv. Kurz darauf Essen uns Schlafen
meinerseits. Was zwischen dort und der Türkhududu*) geschah, entzieht sich meiner bewußten Kenntnisse, denn ich schlief den Schlaf der Gesetzlosen.
Da die türkische Grenze meine -zigste ist, möchte ich nur bemerken, dass meine Kumpanen (Cum = mit, pane = Brot) deftige Sachen im Dutyfree-Shop erstanden. Was bin ich doch für ein verfaulter bürgerlicher Reaktionär. Ich war doch tatsächlich froh, als wir das Arbeiter- und Bauernparadies hinter uns hatten und in die halbkoloniale Türkei Ecevits einfuhren. Richtig heimatliche Gefühle waren es, die da
meine Brust erwärmten. Ach wie mag ich Dich Du wilde schöne Türkey (romantisch!). Auf mein Drängen hin durfte ich die Einfahrt nach good old Istanbul vornehmen. Inzwischen hatte WoZi beschlossen, dass er eine Blinddarmreizung hätte und wir daraufhin, dass wir den Manager des Puddingshop fragen wollten, wo hier ein Krankenhaus sei. Wie schon in dem 1. Brief an Re vermerkt haben wir eine Nacht im Krankenhaus zubringen dürfen. *)
Hudut = türkisch für Grenze
Briefe ... HoWa, Istanbul, 11-02-1974
12.02. Basare, Museen & Nierensteine Dieser Tag gehört mit zu den am wenigsten ergiebigen, die wir so bisher auf unserer Reise mitgemacht haben. Auf jeden Fall beschlossen wir in jenen schlaffen Stunden, noch einen, zwei, drei, vier Leute mitzunehmen. Es war schon fast klar, dass unser WoZi nicht weiter mitkommen würde. Als wir dann aber im Puddingshop standen, da fiel uns ein, dass wir ja gar nicht wußten, wohin wir eigentlich fahren wollten, dazu welche noch Leute besuchen Besucher zutrauen konnten usw. Das alles wäre ja überhaupt nicht schlimm gewesen, wenn wir nicht genau gewußt hätten, dass doch der einzige Punkt zu dem wir Leute mitnehmen konnten Isfahan war und nothing else. Aber davon wollte JöJa damals noch nichts wissen Er hatte den Irak noch nicht aufgegeben, das Riesenbaby, wie ihn UlKa zu nennen pflegt. So habe ich dann, als die anderen in der Hagia Sophia waren zumindest an unserem Auto einen Anschlag wegen Isfahan und 20 Dollar angebaut. Aber jetzt schreibt erst einmal UlKa weiter ...
UlKa's Traum...
Also, äh, es ist an der Zeit, dass ich (UlKa) endlich einmal meine Träume zu Wort kommen lasse. Der HoWa wird zwar inzwischen eine Charakteristik losgelassen haben, die mich entlastet. Also: mir träumte ich stehe an einem Chanat und blicke so hinein und der HoWa steht so hinter mir und ich blicke mich um und will Big Baby Captain - ich muß dies schreiben um meine kleine bedrängte Seele zu entlasten - äh - also da wirft der HoWa.- mich doch da so einfach hinein!!!! Ich klammere mich fest und so und na da wirft er doch noch einen Stein hinterher na ich tu so wie als ob ich nun da hinein falle krieche aber nach einer Weile wieder hinaus und was sehe ich da? Eine Staubwolke. Und in front of this Staubwolke se lit notre Captain Big Baby JöJa, avec son messer entre his rips. Die Staubwolke entfernt sich und ich erkenne oh, dschehennet- dass es sich dabei nur um den kalbun HoWa handeln kann, der sich mit dem Unimog gen Afghanistan entfernt um den big deal zu tätigen. Ich nehme das erlöschende Gesicht B.B. an meine Heldenbrust, streiche noch einmal seine blonden Locken aus meinem Fell höre sein letztes Flehen nach einer französischen Tramperin mit englischem Paß und erwache und erfahre das WoZi abgereist ist und ich, ich der Nächste bin oh Horror !!!! Oh Allah, gib que c'est n'était qu'un bad dream !!! Ähnlichkeiten mit noch lebenden Mitfahrern Scheißwort- sind durchaus erwünscht.
Soweit also UlKa. Außer ihm werden hier in diesem Buche noch ganz andere Leute zu Worte kommen. Nachdem die Leutchen aus der Hagia Sophia also zurück gekommen waren, machten wir uns alle zusammen auf den Weg um in das Topkapi - Museum zu gehen. Das aber erwies sich als kapitale Fehlanzeige, denn schon der nächste Taxifahrer, der übrigens perfekt Deutsch sprach klärte uns auf, dass Dienstags das Topkapi zu sei. So wandten wir unseren Sinn gen Archäologisches Museum, welches uns ein beträchtliche Eintrittsgeld kostete.
--- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Das archäologische Museum in Istanbul ist aus folgenden Gründen nicht empfehlenswert ... Sogar für mich als Archäologiestudenten gab es weder einen ermäßigten noch Umsonst-Eintritt. Das Museum ist in sich überhaupt nicht gegliedert, weder zeitlich noch räumlich. Die Fundstücke stehen ohne jeglichen Zusammenhang, ohne jede Beschriftung in den Sälen herum. Kleinplastik war ohne Sinn und Verstand zwischen Resten von Großplastik eingestreut. Es war selbst mir als Sachkundigen nicht möglich etwas zusammenhängend zu sehen und zu erklären. Das Museum ist einer Großstadt wie Istanbul unwürdig. Da es in der Türkei wesentlich bessere Museen mit auch einem größeren Spektrum gibt - das Museum in Istanbul beschränkte sich im Wesentlichen auf griechische römische und byzantinische Fundstücke ohne nähere Bestimmung - kann ich als Student im dritten Semester nur vom Besuch abraten, da er sich nicht lohnt., weil das Museum antiquiert und uninteressant ist. --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Ja, ja, der UlKa ist doch schon so ein Experte. Aber Eines habe ich für diesen Tag noch vergessen. Wir sind zu dem Stadtteil Topkapi1der nicht etwa dort liegt wo das gleichnamige Museum ist, sondern an der Stadtmauer, gefahren, um unseren hinteren Tank flicken zu lassen. Das war eine sehr lustige Gegend. Eine kleine Stadt für sich, die nur kleine Repair-Klitschen beherbergte. Ich bin mit WoZi zu einer Arbeiterkantine und zu einem Teehaus gegangen.
Dort hat es ihm anscheinend sehr gefallen. Über den weiteren Verlauf der Reise hegte er jedoch großes Mißtrauen. Die Tankreparatur, die übrigens 10 Dollar kostete und doch nicht richtig durchgeführt worden ist wollte zuerst niemand recht durchführen, bis wir dann doch einen Lebensmüden fanden. Dort ist auch der 1. Brief an Re entstanden. Auf
dem Wege zurück zum Hippodrom ließen wir WoZi auf sein Drängen hin fahren und er zog sich auch prompt unseren Zorn zu, indem er unser fahrendes Himmelbett beinahe zum Umsturz brachte. Auch. sonst fuhr der sonst eher verträumte Junge für meine Begriffe etwas zu aggressiv. Normalerweise, wenn Fußgänger in behindernder Weise die Straße überqueren, nehme ich etwas das Gas zurück und lasse sie passieren. Irgendwie müssen diese armen Leute doch über die Straße kommen. Geregelte Übergänge gibt es doch nicht. Nicht so WoZi. Er gab noch Gas und hupte wie ein wilder, so dass die Fußgänger vor Schreck nach allen Seiten auseinander spritzten. Als ich ihn darauf hinwies, dass das vielleicht doch nicht richtig sei und die Leutchen doch irgendwie über die Straße müßten, meinte er voller höhnendem Ingrimm: "Aber doch nicht vor unserem Wagen!? Wir beschlossen jedenfalls ihn nicht mehr fahren zu lassen. Ich ging lieber noch mal mit ihm über die Basare wobei Scho und JöJa gründlich auseinander genommen wurden. Das Krankenhaus am Nachmittag hatte WoZi glatt verschwitzt. Wir schliefen diese Nacht gleich beim Puddingshop. Aber noch etwas muß hier eingefügt werden, was chronologisch weit früher lag. Auf meinen Anschlag hin hatten sich nämlich 2 Leutchen gemeldet, die bereit wären für diesen Preis mit uns zu fahren. Es waren ein Franco-Schweizer und ein Schweizo-Engländer - Ersterer etwas zugewuchert, aber noch annehmbar, Letzterer relativ zivil. Es ist ja bekannt, dass vor allem JöJa große Angst davor hatte, verlotterte Hippies mitzunehmen.
13.02. 75% mehr Besatzung Früh Morgens gleich fuhren wir wieder zum Krankenhaus hinauf um dort wieder den halben Tag zu verlieren und zu erfahren, dass unser Patient Nierensteine hat, die aber nicht unbedingt Ursache seiner Krankheitssymtome zu sein brauchten. Auf jeden Fall wurde als Abfahrtsterminweiterhin der 13.2. abends beibehalten. Allein auch schon wegen potentieller Mitfahrer. Als wir am Hippodrom ankamen waren dort schon unsere zukünftigen Mitfahrer, die ich gleich dem JöJa übergab. Da war auch noch ein alter Deutscher, doch dazu später. UlKa und ich hatten da Größeres vor: Wir besichtigten das TopkapiMuseum, was uns manch Pläsier bereitete. Doch dazu der Fachmann ...
--- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Topkapi
Serail, das ist der traurige, heute traurige, Überrest der einstmals so mächtigen Sultane des türkischen Weltreichs. Der Serail liegt auf der Spitze der Berg- bzw. Landzunge, die gebildet wird durch den Bosporus und das Goldene Horn. Eintritt wieder 15 Lira, sehr viel! Wir wanderten zunächst lustlos durch die heruntergekommenen Grünanlagen bis wir auf den Terrassenpalast im türkischen Barock á la Prinz Eugen stießen. Von der Terrasse bot sich uns zwar ein nebliger, aber dennoch grandioser Blick nach Asien. Den schönsten Platz jedoch fanden wir ziemlich versteckt der Landseite zu. Nach zwei Seiten offen, eine Seite Terrasse die andere Zypressengarten, mit einem Bassin versehen, dessen Zufluß eine Rinne im Fußboden einer offenen Säulenhalle lag. Die vierte Seite zur Spitze hin wurde durch einen kleinen Pavillon gebildet. Von der Terrasse aus hatte man einen phantastischen Ausblick über das Goldene Horn, über Galata und ganz Istanbul. Die ruhige Lage und die harmonische Schönheit dieses kleinen, hintersten Teils des Serails begeisterte uns so sehr, dass wir beschlossen diesen Teil zu kaufen oder zumindest auf Lebenszeit zu mieten. Ansonsten waren im Museum selbst die Schatzsammlungen am interessantesten, von den Überresten des christlichen Byzanz, über Diebesgut aus Mekka (Kaaba-Schlüssel, Mantel des Propheten, etc. ) bis zu den Throninsignien und Orden der Sultane. Uns interessierte außerdem die umfangreiche Schriftensammlung. Den Harem und den inneren Serail besuchten wir nicht. Mein Urteil: bei schönem Wetter ist der Besuch auf jeden Fall seine 15 Lira wert. --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
UlKa in Fahrt
We reported that we, took four passengers in Istanbul. At this place they will now present themselves. Hugh from Great Britain and Pierre from Switzerland. The third one left us in Isfahan. He is a special capital of, its own. I think HoWa will write about Flavio, the Osterinsulaner from Italy. Mais maintenant nous écoutons á nos deux amis avec leur représentation ...
Flippée ...
High Everybody, who on earth could imagine our respective identities, the famous Phlox Theatre from Geneva, dismantelers of any present and past living morals.
Feathers
and asphalt on our backs or maybe glory for imaginative freak out, we had to split Geneva a burst of cries singing in the flow of the atmosphere, before the happening of life and voyage incognito towards East-Whisky Coca, flan au Kronenbourg - le repas atterrit sur piste d'évacuation.
Sultan-a-Ahmet, Tuborg Bira, Kurrdistan carpets, Hyderpasha - 3 T.Liras, immense abîme des besoins auxquels il nous faut subvenir. Je te tiens par la barbichette. - Retour au Galata Bridge óu le Bosphore géant
n'accouchera pas de notre Suicide, - immense plaie de viseissitude, œil glauque dans le visqueux bouillon au caramel de Havane, déchets de papier d'Arménie et Vision de fon de fond de bouteille galvaudé sur piste caillouteuse entre le formol ouateux et le sursaut agressif, inattendu, de hargne malfaisante. Stridence ininterrompu coulant insidieusement, paralyse, mord, attaque, réveille les germes de la violence animale et finit par éclater - dans un fracas sec avec un pauvre gloussement de frisson apprivoisé et monte dans un claquement grotesque et insoutenable de douleur pour finir épuisé et sans saveur, gueule nauséabonde de hareng pelé se referme sur une suspension interrogative - sécheresse au plus profond des entrailles et qui n'en finit plus de ramper et de tourner et le vertige est le plus fort, mais fiévreux et tremblant, lueur fougueuse au tréfonds de la pupille glacée qui roule et se brise de mille éclats noirois. Die Hanomag Tour führt Ihr wo keine andere Gemeinschaft führt (Unimog) Auch gegen Mauern, wenn Sie wollen.
Des crêtes drapées de fine soie blanche gonflant leur poitrine nue sur l'échiquier bleu bland du ciel. Le Roi Soleil, imposant, joue avec nos visages, avec l'écume des vagues qui l'assaille et qui replonge dans la sérénité hivernale et évasive de l ,après-midi iranien.
Etendue
lascive qui 5 ,ouvre devant nous au contour des coulées miroitantes de neige fondue. L'eau serpente, noire, immaculée, plaie béante sur la chair fraîche, cadencée par les javelots lumineux d ,Hermès.
Amphithéâtre rocailleux de clair obscur au profil émacié, détail d'une croûte de l'ère pointilliste frappée par le saut du temps et taillée par les vents.
La Turquie du Sud intérieur retirée dans ses maisons de chaume et ses châteaux délabrés de l'âge que UlKa mentionne, colorie les souvenirs dans ce repos blanc de fin d'hiver. Des sites archéologiques et des musées de l'histoire antique de la Turquie, des peuples qui l'on habitée
y sont rassemblés; De gigantesques poteries ou le vin coulait en signe d'offrant pour les divinités. Les villes, bâties et puis détruites, étagées les unes sur les autres, au gré des batailles et du temps. Des lettres de commerce taillées dans la pierre et refermées dans une enveloppe, moulure externe, lépée dans son fourreau.
Hymnesde couleurs laissant d peine transparaître le Visage sauvage de la femme kurde, lui rendant ses pleins pouvoirs dans sa beauté; les traits travaillés par la gouge d'un climat sec et rude sur l'ancien guerrier kurde, portant encore a son épaule le long canon du fusil et créant, suivant les régins quelques difficultés pour l'armées turques.
A des températures de moins vingt degrés nous avons etc. assailli par une troupe armée de soldats a quelques kilométrés de la frontière iranienne, sur une route rarement fréquentée: le trafic de Hashash est strictement prohibé, mais le paysan turc l'adopte, bon gré, mal gré; c'est un moyen de survie. On procède aux excuses, on nous offre le gîte pour la nuit, le tchei et a manger; Souvenir encore vague et glacial dans cette myriade de rubis argentés sur le verglas traître, aux ressources inépuisables quand il veut nous donner en sacrifice au bûcher de notre imagination.
Soweit also die Beiden. Was sie genau geschrieben haben weiß ich noch nicht. Aber ich werde es wohl auch noch herausbekommen. Diese Beiden haben wir also mitgenommen und noch einen Dritten, den schon UlKa erwähnte. Dafür ist der alte Deutsche zurückgetreten, den vor allem JöJa gerne mitgenommen hätte. Das war übrigens ein recht merkwürdiger Typ, der in Sachen Buddhismus alle paar Jahre nach Indien fährt. Er sah, weiß Gott, nicht reich aus, gebärdete sich auch recht anspruchslos und sagte er hätte das Geld zum Verreisen nur deshalb, weil er einige Zeit sehr hart gearbeitet hätte und sich auch rein gar nichts gegönnt hätte.
Dieser
Typ, den ich in Deutschland vielleicht für einen Kaninchenzüchter gehalten hätte, hatte in praktischen Fragen recht vernünftige Ansichten, z.B. zu WoZi's Nierensteinen. WoZi solle sich ein sehr starkes Schmerzmittel nehmen und immer in eine Blechbüchse pinkeln, bis die Nierensteine heraus wären - sofern diese genügend klein wären.
Dieses
Letztere aber könnten wir an Hand der Röntgenbilder entscheiden, die uns vorlagen. Der Besagte sprang aber noch ab, weil er den Schnee um Van fürchtete und lieber auf dem schnellsten Wege in die gelobten Regionen. des Ramayana vorstoßen wollte. Aber er bescheinigte uns noch dass wir ihm sehr sympathisch gewesen seien und er gerne mit uns gefahren wäre aber sein Ziel drängte ihn denn doch.
Ansonsten
(Ich schreibe jetzt - UlKa) blickte wohl keiner richtig durch. Von seiner Ideologie her könnte man ihn meiner Meinung nach am ehesten mit den urtümlichen Pariser Clochards vergleichen. Auf jeden Fall waren die Nachrichten über die Witterungsverhältnisse am Van Gölü sehr negativ, es hieß sogar dass auch die Bahnstrecke über Van nicht passierbar sei. Dies schien aber unsere anderen drei Mitfahreranwärter nicht. sonderlich zu stören, besonders Flavio schien überhaupt nicht beeindruckt, was sich später als durchaus natürlich herausstellte. Doch seiner Beschreibung durch HoWa's zynischen Anschlag will ich nicht vorgreifen. Also wir schreiben immer noch den 13.2. und sind immer noch vor dem Puddingshop. Unsere Abfahrt schien sich auch weiterhin zu verzögern, da die Straßenverkehrslage nicht geneigt war, sich zu unseren Gunsten zu verbessern, d.h. Istanbul litt mal wieder an Verdauungsstörungen! Nur mit Mühe, Not und unserer nicht zu überhörenden Hupe schlängelten wir uns durch die engen Straßen der City. Was Jörg Verdruß bereitete, gab mir und HoWa (der Esel immer zuletzt, äh zu erst.!! ) die Möglichkeit durch abspringen an geeigneten Orten unsere Vorratslage durch spontane
Einkäufe zu verbessern. Schleichender Weise näherten wir uns somit dem Stadtausgang. Und nun schreibt der liebe (!) HoWa weiter.
Ja, das wollen wir doch gleich einmal ganz klar herausstellen ... "Ich bin der liebe - Gott - äh - HoWa!!" - Was für ein Glück, dass meine Maschine sowieso rot ist, sonst würde sie es jetzt werden (Unbefugte Anmerkung der Tippenden) - Diese langsame Fahrt vom Puddingshop nach Sirkeci (Koschol = Kos / chol -and divane means mad foux, verrückt), die den JöJa ziemlich aufregte war für uns unbedarfte Mitfahrer eine wahre Freude. Wir konnten Wein und türkischen Honig einkaufen und es war überhaupt sehr gemütlich - wenn man halt eben nicht: gerade Fahrer war. Aber dann ging es auf die neue Brücke zu und das war ja für alle von uns eine Premiere und so war das Schiebedach trotz beißender Kälte offen und einige vorwitzige Leute saßen sogar auf dem Dache. Sogar der, sich später als besonders kälteempfindlich herausstellende Flavio steckte seinen Kopf nach draußen. Danach aber zog sich alles schnell zurück und schlief unvermittelt ein. Endlich waren wir wieder unterwegs. Die grandiose Brücke lag hinter uns und wir waren on the road again. Aber es sollte nicht für lange sein. In Ankara, galt es Leute zu besuchen und einiges zu Rödeln. Erst wenn diese Stadt hinter uns lag konnten wir weiter denken. Mit diesem Gedanken schlief ich ein und wurde erst wieder geweckt als es bereits Morgen jedoch noch nicht morgens war und unsere Schicht begann. Aber das gehört schon zum 14.2.!
Die große Rödelei - Durch das wilde Kurdistan 14.02 "Zimmermann-Dollars" oder "The Ankara-Blues" Endlich sind wir bis zu diesem Datum vorgedrungen. Der Tag begann für uns, das sind im Zweifelsfalle immer oder auch nicht, jedenfalls diesmal und auch sonst, UlKa und ich. Der Tag also begann für uns in aller Herrgottsfrühe noch fast vor dem Wecken, auf jeden Fall aber vor dem Aufstand! Eine schöne Paßfahrt und die ganze übrige Reise von da ab bis Ankara und auch die Einfahrt in besagte türkische Landeshauptstadt durften wir meistern. Die Suche nach dem archäologischen Museum, an die wir unverzüglich gingen, gestaltete sich nicht ganz einfach, denn der gute UlKa wußte lediglich, dass Schippi, sein Prof., gesagt hätte, das Museum läge auf einem Berge. So wählten wir uns denn, als sowohl Ankara als auch alle Mitfahrer in hinteren Kabuff noch in tiefem seligen Schlummer lagen, den ersten besten Hügel linker Hand aus und versuchten ihm beizukommen. Das war aber so leicht nicht. Die Straßen, die zur vermeintlichen Hügelspitze führten, wurden zusehends kleiner, während unser Wagen seine Größe beibehielt. So wurden wir denn bald zu einem heiklen Wendemanöver gezwungen. Der Fußgänger ist doch noch immer das geländegängigste Fahrzeug. So haben wir das Museum auf Schusters
Rappen in seinem Versteck aufgestöbert. Wie bekannt, war WoZi's liebstes Haus das Krankenhaus, wohin er auch mit Blau - nein ... äh ...Licht gefahren wurde. Die Mannschaft, die das "Muze" besuchte, bestand also aus UlKa, Hugh, Pierre, mir und dem Osterinsulaner. Doch nun wieder der Fachidiot.
--- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Also man entschuldige erst einmal die vielen Tippfehler, aber wir befinden uns zur Zeit. Auf Piste zwischen Nain und Yasd. Also, nachdem wir nun das Museum mit Müh und Not gefunden hatten, ich kannte nur die Frontansicht von einem Foto aus dem Seminar, machte ich mich nun mit dieser internationalen Horde in jene heilige Hallen auf. Wie üblich kamen wir dank meinerseits umsonst hinein, wir geben dafür lieber an die Angestellten Bakschisch, und ich sah mich dem Problem gegenüber gleichzeitig in Deutsch, Italienisch, Französisch und Englisch, eine an sich schon für Laien schwierige Materie meinem Volke klarzumachen. Hierbei kam mir aber das Museum durch seine hervorragende Ausgestaltung entgegen. Das Material war knapp aber übersichtlich und anschaulich geordnet. Catal Hüyük und Alisar fielen mir noch verhältnismäßig leicht. Die ersten Schwierigkeiten tauchten beim Begriff des Chalkolithikums auf. Es war mir beinahe unmöglich, in vier Sprachen einleuchtend darzulegen, dass sich "neuerdings" zwischen Steinzeit und Bronzezeit noch so eine Art Übergangszeit befindet. Großes Interesse auch von Seiten unserer Hippies fanden die Briefe und Siegel aus dem Karun von Kanish-Kültepe. Urartu und die Hethiter waren schon in Andeutungen in den Hirnen meiner Begleitung vorhanden, so dass ich nur mit Einzelheiten den Überblick vertiefen brauchte. Die hellenistischen Funde und die Phryger empfingen infolge fortschreitender Ermüdung weniger Beachtung, nur das schimmernde Gold der Hortfunde ließ sie nochmals Augen und Bewußtsein weit aufreißen. Ich persönlich muß dazu sagen, dass ich seit langem kein so schönes und interessantes Museum besucht habe. Auch die Räumlichkeiten waren äußerst passend gewählt. Auf jeden Fall ist das
Museum einen Besuch wert, und jeder, der sich einen Überblick über die Geschichte der Türkei verschaffen will, sollte sich dort informieren. Wie gut es ist, zeigt meiner Meinung nach das Interesse unserer Mitfahrer, die sich ansonsten ziemlich uninteressiert gezeigt hatten. Gesamturteil: Prädikat besonders wertvoll!!!!! --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Nun war der Sachverhalt aber der, dass JöJa und WoZi uns so gegen 1 Uhr vom "Muze" abholen wollten. So hatten wir noch etwas Zeit, uns in den umliegenden Basaren zu ergehen. Die drei Greenhörner waren nicht dabei. UlKa und ich erstanden nach, wie sich hinterher herausstellte, miserablem Handeln jeder ein Türk-Tee-Schwingtablett, Ersterer dazu noch Gläser, Untersetzer und Spoons. Wir hatten aber noch viel mehr Zeit, als uns lieb war. Die beiden Krankenhaustraveller schienen uns glatt vergessen zu haben. So beschlossen wir denn, auf die Zitadelle zu tigern, aus purem Jux gepaart mit Tollerei. Hier, und das soll noch einmal in aller Deutlichkeit gesagt werden, vollbrachten wir eine gute Tat. Hoch oben auf Zitadellen fließt bekanntlich kein Wasser. Das müssen sich die Leute, und zwar die Frauen und Kinder schon selber holen. Türkenfamilien gehen schon recht sparsam mit Wasser um. Dennoch ist es eine beträchtliche Leistung, dass köstliche Naß für einen Tag den steilen Bergpfad hinan zu tragen. Da muß man schon öfter mal eine Pause machen. So finden die Frauen und Mädchen auch genug Zeit für ein kleines oder größeres Schwätzchen. Da standen sie nun also und animierten uns ganz schamlos, ihnen beim Tragen zu helfen. Es ist ja bekannt, dass ich nie nein sagen kann. So mußten wir denn die Bürde auf uns nehmen und türkisches Wasser hügelan stemmen. Da hieß es, die Zähne zusammenbeißen und zeigen, was ein deutscher Mann wert ist. Nur nicht schlapp machen. Das war natürlich die Sensation, und das Hallo war groß, als wir endlich oben ankamen. Da mußten Fotos gemacht werden und Adressen wurden ausgetauscht. In die Burg selber, die jungtürkisch, pardon - türkisch und jungen Alters war, etwas Byzantinisches kann auch dabei gewesen sein, also in die Burg selber kamen wir nicht hinein.
Während sich die beiden also im Krankenhaus vergnügten, ließen sie uns bis lange über die Zeit warten. Nein, fürwahr, das steht einem ehemaligen Bundeswehrsoldaten mit Befehlsgewalt, seinen genauen Dienstgrad vergesse ich immer wieder, nicht gut an. Nun, zwei so großen Geistern wie uns fiel das Warten nicht besonders schwer. Jeder erzählte aus seinem Leben, von Ehemaligen, Verflossenen und Rezenten. Doch dann kamen sie schließlich in Begleitung von JöJa's türkischen Bekannten. JöJa hatte die Ehre, uns zu eröffnen, dass wir dort essen und schlafen könnten, worauf sich Widerspruch wegen des Zeitplanes erhob. Die Diskussion ging recht undiszipliniert hin und her, und ich hatte den Eindruck, dass wir keinen guten solchen ersten auf unsere zukünftigen Gastgeber machten. Es bahnte sich jedenfalls schon ein zünftiges Gewitter an, worauf uns WoZi seine, ich weiß nicht genau wie schwere Krankheit, unter die Nase hielt und endgültige Rücktrittsabsichten äußerte. Ich muß gestehen, dass ich ihn darin bestärkte, denn jetzt war die Gelegenheit noch günstig, und die weitere Fahrt würde er ohnehin nicht überstehen. Für JöJa war das ein harter Schlag, und er versuchte noch das Unabwendbare zu verhindern, mit Rücksicht auf Dr. Scho., die Leute etc. JöJa hatte auch noch andere Flausen im Kopf. Er hatte den Irak noch nicht ganz aufgegeben und steuerte denn auch prompt die Botschaften von SYR & IRQ an. Das regte bei mir und UlKa heftigsten Widerspruch hervor, weil nach unserer Meinung ein Visum, wenn überhaupt, nur unter beträchtlichem Zeitaufwand zu bekommen wäre, und in Ankara wollten wir, wenn möglich, nicht einmal eine Nacht bleiben, schon mit Rücksicht auf unsere zahlenden Gäste. Wir waren entschlossen, unsere Meinung durchzudrücken und jede Routenänderung, die nicht auch Aussicht auf Erfolg hätte, zu unterbinden. Notfalls wollten UlKa und ich allein weiter in den Iran fahren. In dieser Stimmung erreichten wir die Wohnung von Aycel und ihrem abwesenden Mann.
UlKa's Nachtrag ... Der HoWa hat was vergessen. Er hat vergessen, die imposante Mauer der Altstadt mit ihren dreieckigen Bastionen, dem engen Durchgang, den wir mühselig mit unseren Kanistern erklommen und die Kinder, die
auf Kugellager-Schlitten die Steile der Altstadt herunter schossen zu beschreiben! Von der Höhe der inneren Befestigung, es waren insgesamt drei, hatte man einen nebligen Ausblick über die Slums von Ankara. Die Gastarbeiter mit ihren deutschen oder türkischen wagen waren die absoluten Kings, wenn sie Wasser holen zum Brunnen fuhren. Wir saßen lange Zeit vor dem Müzesi und unterhielten uns über die Gegend, die Leute und Über den weiteren Verlauf unserer Reise. Auf den warmen Steinen nahm auch mein Jähzorn und meine Wut ihren Anfang, die zu der Entwicklung am Abend führten.
Den
Freunden, also unseren türkischen Gastgebern ohne eigenes Zutun, schienen wir zwar nicht gerade lästig, aber auch nicht besonders passend. Wir waren wie Kamele, die sich vom Brunnen ins Intercontinental verirrt hatten. Es war nicht so sehr luxuriös, als vielmehr meinten die Leutchen, es besonders europäisch-feinbürgerlich haben zu müssen. So der Stil der 60er Jahre mit abstrakten Tapeten, glatten Pastellfarben, Nierenformen usw. Alles war steril, sauber und strahlte Operationssaalatmosphäre aus. Als wir dieses friedliche Anwesen überfielen, es handelte sich um eine Mietwohnung im 5. Stock eines Betonklotzes nicht weit vom Zentrum Ankaras, tagte gerade ein Damenclub zwecks Klatsch und Kartenspiel. Das brachte vor allem WoZi und JöJa arg in Verlegenheit, wo sie doch so schmutzig aussahen. Nach dem Duschen waren wir aber alle wieder schmuck und adrett, wir drei. Mit den Fremden hatten wir vereinbart, so gegen 7 - 8 Uhr am Bahnhof zusammenzutreffen. Und UlKa, ja, der ist, als wir vor dem Haus halt machten, wutentbrannt aus dem Geländegefährt gesprungen und ward nie mehr gesehen. Was er tat, warum und wie, das soll er wohl lieber selbst erklären ...
In dem Hause wehte ein recht zwanghafter Wind, wie die Wohnung schon vorher verriet. Z. B. wurde zu unserer Unterhaltung ein Mann abgestellt, der kein Wort Deutsch sprach und uns nur sehr beklemmt ansah. Mit meinen wenigen türkischen Vokabeln konnte ich mich wenigstens über die ersten 10 Min. retten, dann konnte ich die Bilder von der letzten Reise zeigen - wieder 15 Min. Den anderen ging es da
nicht so gut. Sie konnten praktisch nichts beisteuern. Na ja, auch das ging vorüber und aller Besuch verzog sich nach einiger Zeit. Bevor jedoch das Essen aufgetragen wurde, mußte ich noch unsere armen Mifa's (Mitfahrer) vom Bahnhof holen. Die Ärmsten durften von unserem bevorstehenden Mahl gerade hören. UlKa hatte ihnen unterwegs schonend beigebracht, dass wir, um WoZi abzuwimmeln, noch eine Nacht bleiben müßten. Das sahen diese natürlich voll ein. Eben war also wieder von UlKa die Rede, der jetzt persönlich sein inzwischen erlebtes Abenteuer darlegt:
Na ja, der HoWa ist mal wieder einfach zu lazy! Er hat, anstatt zu tippen, lauthals im Wagen rumgegrölt und Zoten erzählt. Nun ich kann an dieser Stelle nicht viel dazu beitragen, denn, als wir vor dem Haus der Türken ankamen, war ich kurz vor dem Siedepunkt und habe mich, um die Leute und JöJa nicht zu schockieren, ganz stickumleise verzogen. Erst habe ich einen längeren - Scheißpiste! - Spaziergang getätigt, und bin schließlich in einer Teestube gelandet, in der man dem Spiel huldigte. Gleich den Germanen in mir erkennend, bat mich ein ehemaliger Gastarbeiter an seinen Tisch, gab mir Tee aus und vergaß auch nicht, mich zu ihm einzuladen. Ich sah dem Spiel - o.k. - eine Zeitlang zu, ließ mich dann einweisen und rollte dann die Türken, als einer ausstieg, zu ihrem eigenen Erstaunen ab. Goottt sai Dhang (mein türkischer Freund) spielten sie um Geld und ich konnte nach mehreren Spielen den stolzen Gewinn von 10 Lira verzeichnen, die ich natürlich, sozialbewußt, in die Kasse einbrachte. So kam ich denn froh gelaunt zur Wohnung zurück, wo sich alles bis auf die "Zimmermann Dollars" in Wohlgefallen aufgelöst hatte. - Scheiß Piste! - Und mir ist jetzt flau im Magen, und ich fühle mich nicht gut, und' deshalb schreibt jetzt der HoWa den Tag zu ende.
Daraus wurde aber nichts, da der HoWa so fahrgeil war, die Piste Richtung Tabas nach Möglichkeit allein ein einem durch zu fahren. Also mache ich weiter, von schwatzenden Persern umgeben, allein und verlassen in einem persischen armen Nest, an der Piste zwischen Irgendwo und Nirgendwo!
Also, ich komme bei den Persern, sorry - Türken! an und WoZi ist bereits abgesprungen. Der schweigsame Gastgeber - er selbst sprach kein Wort Deutsch - saß still lächelnd ohne -verständlichesVerständnis in der Ecke, als ich triefend aus dem Bade in die Diskussion einstieg. Diese war bereits sehr fortgeschritten. Man unterhielt sich bereits über die Ablösungssumme. Wir einigten uns auf die horrende Summe - man erinnere sich, die Fahrt war schon vorher vom Defizit bedroht - von 250 DM, wenn ich mich recht entsinne!?! Hamdullilah, dachte ich, wir könnten jetzt fahren, aber da tauchte ein neues Problem auf, das ich zusammenfassend unter dem Stichwort ZIMMERMANNDOLLARS behandeln möchte! Wir konnten nämlich nicht so einfach das Ferne suchen, da die größten Kapitalien nur in Reiseschecks auf den Namen eines Göttinger Mitbürgers vorhanden waren! Das wiederum hieß, wir mußten bis zum nächsten Morgen warten, um diese in Lincoln- oder Washington-Dollars (eine bei weitem stabilere Währung) umzutauschen. Also wir aßen erstmals guten Mutes bei den Aycels, da wir in dem heiligen und gerechten Glauben waren, dort auch die Bettlichkeiten in Anspruch nehmen zu können, als sich dann nach einem wirklich guten Essen und einer schläfrigen Konversation herausstellte, das sich kein Mann im Haus befand, und wir deshalb doch besser in unseren eigenen Betten schlafen sollten. Leichter gesagt als getan! Außer uns Vieren befanden sich dort nämlich bereits unsere drei Tramper im seligen Schlummer. Das ging HoWa und mir natürlich auf die Nüsse. So ließen wir dann unsere beiden Geknickten alleine in den bereits überfüllten Wagen hineinrödeln und machten uns auf, das Nachtleben der türkischen Metropole zu erforschen. Also machten wir uns per pedes apostulorum die 5 km in die Stadtmitte auf. Es war sehr kalt, und wir hatten Mühe, überhaupt Menschen zu treffen, Mädchen in deren warmen Betten man hätte übernachten können, zeigten sich überhaupt nicht geneigt, die Straße um diese Zeit auch nur aus dem Fenster zu betrachten! Also stapften wir scherzend unseres Weges, bis wir dann eine Diskothek D I S K 0 T H E K - 1!!!!!!!! entdeckten. Dies stand draußen wenigstens dran. Nun, wir mit dem Mut der verzweifelten hinein und drei Mann Bedienung und ein Gast ---- mit müh und Not entkamen wir ihren Fängen. Also denselben Weg zu Fuß zurück ---- Als wir dann endlich beim Wagen wieder ankamen, schlief das Gesocks schon - und -- uns -- blieben --- nur noch die Frontsitze %&() 9/:/§ )(&%=";!!!!!?! --
---- Dem Apeman HoWa bereitete dies nur Freude, mein Kreuz jedoch rebellierte. Nach einer, Stunde stieg ich aus, wanderte umher, um meinen Kreislauf wieder in Schuß zu bringen, schlief an Zäunen, an Säulen leider nicht antik - an Mauern und wieder im wagen, und dann stank es mir endgültig. Ich gab dem eingerollten Beutelaffen Bescheid, nahm mir ein Taxi, fuhr zum Bahnhof, ging in die Wartehalle 1. Klasse, suchte mir ein Plätzchen und schlief ein. An sich wäre der Tag nun endlich hier zu Ende, nur muß ich noch vermerken, dass ich von Zeit zu Zeit so alle 10 Min. geweckt wurde, den Leuten bestätigte, dass ich Deutscher sei, dafür einen Cay erhielt nebst der Erlaubnis weiter zu schlafen. Puh! Den 15.2. will ich nicht mehr anfangen, da er sich für mich bis gegen 11 Uhr auf dem Hauptbahnhof zwischen türkischen Muttis, Gastarbeitern aus Deutschland und versoffenen Bahnbeamten abspielt. Somit Schluß für heute mit der Tipperei.
15.02 WoZi ade - scheiden tut weh! "This was the day, when I left Ankara" singt UlKa gerade. Er singt noch mehr: 'I was sitting in first class railway station when I saw her. And she was oh so nice. I just woke up and saw her disappearing. Yeah, it was the leaving of Ankara that hurts me so. It has been Ankara the place where I have been loved so..."
Den
Rest kann er bei Gelegenheit selber nachtragen. Aber die moralische Unterstützung ist doch recht beachtlich. Wir schreiben heute den 26.2. und ich tippe noch am 15.2. herum, the day when I left Ankara.
Die
Nacht, die UlKa unter schrecklichem Fluchen den Saal hat verlassen machen, war entgegen anderen Äußerungen auch für mich alles andere als angenehm. Die Schlafstellung - ich hatte wohl 1 m3 Schlafraum - war dabei noch das Geringste. Schlimmer war es da schon, wenn einem so langsam die Kälte in die Glieder kroch und sich dort breit machte. Vor 9 Uhr hatte doch keine Bank geöffnet, bei der wir unsere Zimmermanndollars in Geld umwechseln konnten. So war diese Nacht zu allem Verdruß auch noch eine lange. Gut, dass wir uns
wieder bei unseren türkischen Gastgebern waschen konnten und auch Frühstück bekamen. Die Suche nach einer Bank, die uns Zimmermanndollars in Dollars umwechselte, sollte noch ein Kunststück werden. Zunächst versuchten wir es bei der Bank nebenan. Nein, sagte man uns, Travellers Cheques wechseln wir nicht. Gegenüber wollte man zwar Schecks wechseln, aber nicht in Dollars, sondern nur in TL. Aber im Zentrum beim Atatürk Denkmal, da sei die Handelsbank. Und dort könnte man es doch einmal versuchen. Also dorthin. Aber mit dem Finden ist das nicht so einfach, und dann müssen wir mit unserem Ungetüm auch noch einen Parkplatz finden. Während UlKa und ich viel mit dem Neuverstauen des Gepäcks zu tun hatten, liefen WoZi und JöJa los, um das Entsprechende zu erledigen. Nach geraumer Zeit, während der wir ängstlich bedacht waren, von den herumstrolchenden Polizisten nicht aus dem Parkverbot gejagt zu werden. Aber mit dem dummen Touristen, dem großen Popanz hatten sie doch Mitleid, kamen die beiden dann endlich wieder. Also, Dollars könnte man nur mit großem Verlust eintauschen, aber bei einer weiteren Bank, die gar nicht so gräßlich weit entfernt sei, könne man gleich Rial bekommen, und die bräuchten wir ja ohnehin. Nun gut, dann also zu dieser Bank. (Dem aufmerksamen Leser dürfte inzwischen nicht entgangen sein, dass wir Herrn UlKa inzwischen wieder eingesammelt hatten). Also, das mit letzterer Bank war ja eine glatte Fehlinformation. Das hieß zurück zu der 3. Bank und dort einen Haufen TL und den Rest in Verlust-Dollars eintauschen. Diese aber hatte inzwischen Mittagspause. So beschlossen wir, diese eine Stunde bis zu Wiedereröffnung im Bahnhofsrestaurant zu verbringen, wo man gut Tee trinken konnte und sich WoZi gleich nach seinem Zug nach Istanbul erkundigte. Inzwischen kannten wir unsere Wege in der glorreichen Hauptstadt des Türkenlandes schon recht gut und fuhren unsere Wege elegant, wie junge Weltmeister. Also zur Bank und wieder zurück zum Bahnhof. Während WoZi's Klamotten zusammen gerödelt wurden und JöJa gerade wie die Inkarnation des germanischen Berserkers, blond, stark und hühnenhaft dessen Schlafsack vergewaltigte, da trat ganz angetan ein leicht ältlicher Türke zu uns, wies sich als religiöser Lehrer aus, und meinte, er hätte Hindenburg gesehen, und JöJa sei "a strong man". Als er aber dann in das Innere des Wagens sah und dort zwei zugewucherte Hippies mit je einer
Flasche Bier in der Hand erblickte, stieß er etwas aus, das ungefähr "troubled" hieß und beeilte sich wegzukommen.
Annotation: Ich habe die Scheiße da eben so nie gesungen, das hat sich der HoWa nach Hörensagen zusammengereimt. Originalversion folgt später!!!!!!!!!!!! Fin de l'annotation!
Was
nun folgt, ist eigentlich zu ' erschütternd, um auf schnödem Luftpostpapier ergreifend dargelegt zu werden. Wir alle haben ihn unter Schluchzen bis in die Wartehalle begleitet, wo wir uns schnell von ihm verabschiedeten, damit nicht das Volksempfinden durch unsere Heuchelei in Mitleidenschaft gezogen wurde. Inzwischen hatten Hugh und Pierre nebst Osterinsulaner die Chance ihres Lebens verpaßt Sie saßen zwar schon abfahrbereit auf den Sitzen, schienen aber noch nicht die rechte Entschlußkraft zur Abfahrt aufzubringen. Sie ließen sich aber von uns überzeugen, dass sie soeben die Chance ihres Lebens verpaßt hätten. Jetzt endlich, endlich ging es wieder los. Back on the road again. Es war richtig befreiend mal wieder volle Pulle aufs Gas zu treten und durch die Landschaft zu brausen. In solchen Augenblicken sitze ich gerne selber am Steuer. Den Weg, den wir diesmal nahmen, kannte ich nur teilweise. Die Fahrt von Ankara über Kirshehir nach Kaysery und von dort nach Malatya war mir noch neu. Es war eine richtige Fahrt in den Winter. Je weiter wir nach Osten kamen, desto höher wurde der Schnee links und rechts. Ich war doch wieder erstaunt, so viel Gebirge anzutreffen. Aber gut geräumt waren die Straßen und Wege doch. Unsere Schneeketten haben wir bis jetzt noch nicht benutzt. Dafür wurde es von Kilometer zu Kilometer kälter. Die Kühlertemperatur unseres Kühlers, der leider nicht geregelt war, versuchte trotz vorgesteckter Pappe ins Bodenlose abzusinken. Gegen Abend wurde ich von JöJa und UlKa abgelöst, so dass ich die Einfahrt nach Kaysery nicht mehr miterleben konnte. Man bedenke, dass wir ja erst so gegen 2 Uhr aus Ankara abgefahren waren.
Hier
auf dieser Strecke zahlte es sich aus, dass wir uns Schwingtabletts gekauft hatten. So brauchte man, wenn man Durst hatte und an Teehäusern gehalten wurde, nicht extra aus dem warmen Schlafsack in die kalte Kleidung und die noch kältere Umgebung zu steigen, sondern der würzige türkische Tee wurde uns direkt von dem jeweiligen Beifahrer ans Bett gebracht. dass auf dem Wege nach Malatya ein 2.400.000 cm hoher Paß war, entging mir trotz des Schlafes nicht, denn dort oben war es derart kalt, dass ich trotz Unimog und Schlafsack beinahe das Bibbern bekam. Dennoch ist es auch bei solchen Temperaturen, UlKa munkelte etwas von 24' Minus, möglich, mit affenartiger Geschwindigkeit nach draußen zu eilen, dortselbst, nur in Unterhose 50 sec. zwecks Pinkeln zu verweilen und anschließend wieder in die Federn zu kriechen. Den Rest des Tages verschlief ich und kann darüber keine Auskünfte erteilen.
Außer drei Militärkontrollen keine weiteren Vorkommnisse! 16.02 Mit dem Osterinsulaner durch Eis & Schnee Es
war eine teilweise sehr schöne Fahrt, als ich wieder dran war. Leider hatte man mir den Osterinsulaner zum Beifahrer mitgegeben. Der war nun der schlechteste Unterhalter, dem man sich denken konnte. Die Landschaft entschädigte dafür für Vieles.
Die Überfahrt über die Euphratbrücke z. B. war great. Schade, dass die anderer noch schliefen, aber die hätten doch keinen Sinn für die Schönheiten der Landschaft gehabt. In Richtung Elazig wurde die Straße recht schlecht und so blieb es nicht aus, dass kurz vor dem "Nüfüs & Rakim"-Schild, JöJa mit mächtiger Stimme seine Bereitschaft zur Weiterfahrt ankündigte.
--- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Leider
sind wir bereits vor 28 Zeilen in der Nacht an Kayseri vorbeigefahren. Da ich nicht weiß, ob wir auf dem Rückweg dort noch einmal vorbei kommen werden, möchte ich an dieser Stelle etwas über Kültepe-Kanish sagen. Der Grabungsort besteht aus einem Riesenhügel und einer unscheinbaren Siedlung ungefähr 22 km von Kayseri entfernt. Bei dem großen Hügel handelt es sich um eine bronze- bis eisenzeitliche Stadt mit eigenem König, etc. Ein regelrechter kleiner typischer Stadtstaat, der allerdings durch seine ungewöhnliche Ausdehnung auf eine größere Bedeutung schließen läßt! Das Besondere an Kültepe-Kanish ist jedoch die kleine Siedlung am Fuß des Stadthügels gleich neben der heutigen Hauptst'ra2e. Es handelt sich dabei uni einen gleichzeitigen Assyrischen Handelsplatz. Die Bauweise und die Keramik ist die gleiche wie im Hauptort, der einzige Unterschied liegt darin, dass sich im Karun, d. h. der kleinen Handelssiedlung, zahlreiche Geschäftskorrespondenz in Assyrisch fand, die gute Rückschlüsse auf die ausgedehnten Handelsbeziehungen in jeder frühen Zeit zuläßt, zumal mit dem Handel auch Kultur weitergegeben wurde. Der Karun gehört auf jeden Fall zu den wichtigsten Entdeckungen in der Türkei in den letzten Jahren, dies beweist auch die große Abteilung über Kültepe-Kanish-Karun mit den bereits erwähnten Briefen in Ankara. Urteil: auf jeden Fall Sehenswert. --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Liefeeinschub...
Es wird jetzt gleich turbulent im Saale! Mohammed, das Schlitzohr, versucht Big Baby über dieselben zu schlagen, gleiches versucht Big Baby. Die Lage spitzte sich zu, als Hugh leicht verwaschene Jeans in
die Diskussion warf. Inzwischen sind einige Stunden und Schiebereien vergangen! Vorher wurde bereits ein oller verwaschener Teppich gegen ein Scheißradio eingetauscht. Wer dabei der große Dumme ist, weiß man nicht so genau, aber wahrscheinlich ist es der große blonde Popanz, aber er meint, es mache dennoch Spaß! You pay for this 275 Toman, really, see it's very solid, you fix it here, 'cause it's got very long legs and you can make a picture of yourself for camera, Look it's very great and so, and solid, and it stands --- ? This, no this I gave you for the carpet!! NONONONO Oh no this is really the price. I paid 110 Marks (about 80!!) it's a - äh - 275 -Tomans, say now what or how much you want for the carpet, see Mohamed, you are my friend tell me, no change - äh - the price at first, the value then we can change the carpet, NONONO Mohamed, listen no! You asked, you, you write 3.000, no you aren't my friend, Look here: 1500 Rial. The value is very otherwise, we don't do anything we'll sell E-Pas!!!!! Il faut pas rire parce que il - äh - how many Tomans? The price of this, he yes, he has to put 1.000 Rial to it. Here my friend, you have to smoke ok. An sich müßten wir jetzt Cay trinken, it's better now??? My friend asked me to pay only money too less, too cheap. oh, nonononoh! It's nice room here, you can sell - äh - buy it, you change to your Citroen, how old is it? He is writing diary, I give you 40 Tomans and take the carpet!!!!!!!! O.k. Lassen wir's sein. C'est une histoire. Better paying the price than the value!!!! You asked the shop, how much it cost!!! Mohammed ist ein Schiet Büddel. Nun quaken sie wieder perversisch!!! Der ist ja auch 'ne linke Titte, es ist besser, wir werfen gleich mit Napalm, he from, Denmark not Jon - JöJa???!! Il vait mieux que nous avons fait l'avant , I am Russian and I am Iskender e Kabir, isn't he beautiful, isn't he shaved, yes long hair, 40 Tomans, we don't sell any sugar, he's crazy, when I say he's crazy then he is crazy, ca va, n'est pas?? Brich' die Sitzung abrupt ab, we must, no, no, Nun ist aber Schluß, Scheiße, we can sell him, oh, where are my trousers, 1.000 too much, we are not so stupid as you believe, I want to buy this for my wife, see Mohamed, no too much. Allgemeines Untereinandergebla, jeder versucht das letzte herauszuholen. Tell me he last price for this and then we'll go. Write the amount in Farsi, I talk to him and you shut up, we will depart. Die Schweine reden wieder untereinander, nun versteh ich, Scheißladen jam? - I asked him for money, you give me 400 Rials, die mit Hose go bye bye, die sind verrückt, die Perser - das Ding hat keinen Wert, bye
bye Moharmed I hope the radio will be a good friend to you! I hope you'll sleep well on the carpet. Je vais acheter du pain. Deux gros pain. Sie sitzen jetzt wieder alle beratend zusammen, die Perser verhandeln wieder mit dem Betrüger, der Englisch spricht. The car costs 6000 Dollars, you'll buy it? No change, no change!!! HoWa verhandelt schon wieder mit jemand anders! Aber meine Batterie und mein Tisch kommt mit und meine Mary wird nicht verkauft. Schmeißt endlich die Perser raus. You want some bread? It's very good, good bread, you are a pig!!! Very good, good quality, you sell it, how much does it cost? Pierre ist jetzt dran! About the same, 1500, what? No, we don't want, it's very expensive, really Mohamed, it's very much. Yeah, very good, 200 Rials for this and this and this no this and that and 200 Tomans and so and he, the driver wants money for the way from here and back, nun laßt uns endlich abhauen. Mr. Hassan Shababi invited me - have nothing to pay- we were here guests. The carpet, you're coming with... Good bye, nice to have seen you. Ich glaub, er hat mich beschissen, habt Ihr 'ne Ahnung, wo man hier tanken kann, bloß weg nach Ghonabad, das gibt ja eine Rödelei heut Nacht hier.......
Kommentar erspart sich. Das war genug life. Leider bin ich mit dem Tippen nicht immer hinterher gekommen, da sich das ganze 5-sprachig auf einmal abspielte...
Jetzt also weiter am 16.02.: In Elazig ein Teehaus zu finden, war so einfach nicht. Die Leute verstanden ihre eigene Sprache nicht mehr.Wenn man sie nach einem Cay-evi fragte, meinten sie nur ganz intelligent: hääääääh?! Aber schließlich fanden wir dennoch eines an einer falschen Ausfallstraße. Ich glaube, vor 2 Jahren habe ich oder Werner an der gleichen stelle gesucht. Also, ein sehr kleines Teehaus war es. Als ich dann meine zwei Tee getrunken hatte, öffnete sich eine Tür des Unimog, und das Vehikel spuckte eine weitere Person, unseren lieben, dicken JöJa aus. Nach weiteren 5 Min. kam der nächste usw. insgesamt verging also eine halbe Stunde, bis der letzte von uns
überhaupt im Teehaus war. Darüber mußte ich doch einmal ganz deutlich mein Mißfallen äußern, was der gemütliche JöJa gar nicht einsah. Er brauche morgens halt seine Zeit usw. Aber dann etwas von Bundeswehr und militärisch geordneten Fahrtabläufen erzählen wollen. Nein, meine Herren, so geht das wirklich nicht weiter.
Vom
Teehaus an habe ich geschlafen, und wenn ICH schlafe, geschieht halt nichts von Wichtigkeit. Wie soll es auch. Einige nette Pässe gab es da zu fahren, aber das ist ja in der Türkei nichts besonderes. Bingöl ist da wieder ein markanter Punkt gewesen. Erstens konnte ich mich rein vom Optischen her gut an diese Stadt erinnern. Auch das Lokal, in dem ich mit Re, ohne dass Werner sich damals überhaupt gerührt hätte, recht gut gegessen hatte. Diesmal aber kam mir die Gegend nicht ganz so finster vor. Zweitens stoppten auch wir hier zwecks Speis und Trank. Ich ließ mir lediglich einige Tees in den Wagen bringen. JöJa jedoch ließ sich übers Ohr hauen. Ihm wurde von einem Deutsch sprechenden Soldaten unter dem Mantel der Verschwiegenheit, weil die Sache ja so entsetzlich heiß war, ein Kilo "besten" Orienttabaks andrehen. Ich kenne Geruch und Geschmack von Tabak, aber hier... Na ja, was soll's. Zu billig war das Kraut für Tabak auch. Bis Mus habe ich wieder geschlafen. Hier waren wir inzwischen wieder in der Gegend der meterhohen Schneemauern links und rechts. ich erinnere mich, dass es im Mus Ärger gab, weil einige von uns wollten, dass man vor einem Restaurant hielte, wir aber vor einem Teehaus stoppten, so dass die Mannschaft ihre E-Pas unter'n Arm klemmten und im Teehaus essen mußte.
Also, der HoWa ist müde. Ich schreibe jetzt weiter!! Also, wir hinein und erst mal den Tisch vollgerödelt, dann hat jeder seinen Fraß in sich hineingerödelt, na und da waren wir fertig. Aber wir wollten ja nicht wieder so früh - in Van ankommen, und deshalb beschlossen wir, eine Weile noch dort zu verweilen. Dies gab uns Anlaß, uns in Kartenspielen mit den Einwohnern zu üben, wobei keiner die Spiele des anderen so recht verstand. Da es nicht um Geld ging, war es für mich sowieso uninteressant. Dagegen gelang es mir, Pierre den einzigen
Schachspieler in unserer Gruppe vernichtend darin zu schlagen. Seitdem spielt niemand mehr gegen mich, selbst bei Vorgabe von mehreren Offizieren. Da der Gesprächsstoff ausging, beschlossen wir einen germano-anglophilen Kulturabend nebst Musi durchzufahren. Das hieß Hugh und ich holten unsere Gitarren. Dies führte aber weder im Solo noch im Duo zu etwas, da uns ein türkischer Klimperer ausstach, obwohl ich mit HoWa und Big Rödel auch deutsche Marschmusik und Volkslieder intonierte. Nun ja, nach einer gelinden Welle gaben wir's auf und HoWa machte sich im Cockpit gen Van auf!
17.02 Zicke Zacke - Herzattacke - einer von uns hat 'ne Macke! Zum
16.02. sei noch nachzutragen, dass dieser Abend keineswegs unbedingt ein germanophiler Abend, höchstens ein germano-Anglophoner war. Und bei allem Sympathievorschuß, den wir als Deutsche hatten, gelang es den beiden jedoch nicht, mit ihrem Gedudel die Menge zu begeistern. Na ja, Kulturklüfte kann man halt nicht unbedingt überbrücken.
Die Fahrt von hier aus zum Van See folgte der mir schon bekannten Strecke, und mit der Vorstellung der Landschaft links und rechts, die man im fahlen Mondlicht nur erahnen konnte, war es auch eine schöne Strecke. So bergauf, bergab, dicht am Wasser entlang, über Pässe mit herrlichem Weitblick, den ich mir jedoch denken mußte, zur Abzweigung nach Van. Pierre und ich fuhren so gegen 3 Uhr nachts in Van ein. Schilder, die uns Hinweise auf den Standort der Burg, der Vankale, geben konnten, gab es hier nicht, auch wenn sonst die Türkei das Land der gelben Schilder ist. So blieb uns nicht viel anderes übrig, als bis zum Morgen auf unseren Sitzen zu schlafen, denn für die 4 Stunden hinten Platz für zwei weitere Leutchen zu errödeln, schien uns zu aufwendig. Da schlief ich also mehr schlecht als recht, und währenddessen träumte mir, dass ich im Tagebuch noch etwas vergessen hatte: 15.02. Abends. In einem Ort noch vor Kayseri namens Kaman hielten wir zum Einkaufen von Speis und Trank an. Wie in fast allen Orten in der Türkei kam ziemlich bald jemand zu uns und fragte
uns, ob wir Deutsche seien, und stellte sich als Gastarbeiter in Deutschland vor. Er half uns Brot und Käse, Oliven, Wurst, Wodka und Wein zu kaufen. Dabei gab er uns eine Flasche zur Probe aus, und als wir dem Weine ein wenig bereits zugesprochen hatten - unter den mißbilligenden Augen der strengen Moslems - kam man auch ins Gespräch. Wie viele Türken in Deutschland arbeiten, ob sie sich wohl fühlen, wie die Arbeit ist etc. Es scheint so zu sein, dass ein erfolgreiches Beispiel Schule macht. Unser Türke, der von sich selber behauptete, hier König im Orte zu sein, erzählte uns jedenfalls, ein immens hoher Anteil aller arbeitsfähigen Männer des Ortes seien in Deutschland. Aber die Arbeitsbedingungen seien wieder schlechter geworden, von wegen der Ölkrise. Scheiß-OPEC meinte er. Die eigenen Glaubensbrüder hätten sie, die Türken in Deutschland, verraten. alter Kopf - nicht gut denken" - BILD-Meinung im hintersten Winkel der Türkei. Gegessen haben wir an diesem Tage in Kirshehir in einem Teehaus, wo, während ich schon schlafen ging, die anderen noch türkische Kartenspiele zu erlernen versuchten......
Als ich dann aufwachte, war es schon heller Tag, und JöJa bekam die ehrenvolle Aufgabe, die Burg zu suchen. Aber nein, wir überlegten es uns so. Erst Museum, dann Frühstück, dann Burg. Das Museum war schon nach wenigen Irrfahrten zu finden - aber oh, es war noch geschlossen, und wir hätten 2 Stunden. warten müssen, brauchten es aber nicht, weil sich einer der Museumswächter unserer erbarmte. Aber nun UlKa mit seinem Kommentar:
--- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Ich muß an dieser Stelle feststellen, dass meine Mitfahrer doch mehr museal interessiert waren, als ich zu Beginn der Reise dachte. Der Museumswächter kam auf uns zu, und in mangelhaftem Türkisch brachte ich ihm bei, dass ich und die anderen Studenten waren. So ließ er uns denn sogleich hinein. Den Eintritt ersparte ich uns sechs. Daraufhin sah ich mich wieder gezwungen. die Überreste der Urartäer meinen Zuhörern in Englisch, Italienisch, Französisch, Deutsch und
dann noch allgemein verständlich im Vulgärtonfall zu erklären. Im Museum in Van befinden sich im Parterre die urartäischen Stücke im Erdgeschoß, so Sachen aus islamischer Zeit. Diese letzteren erspare ich mir. Also, die Funde stammen nicht nur aus Van selber ' sondern auch von einer ganzen Reihe entfernter Standorte wie Hosup, ChavuzTepe, Topprakkale, etc. Neben typischen Gefäßen aus rot gebranntem Ton befanden sich Dorf auch sehr schöne Metallarbeitern. Bei den großen Gefäßen ließ ich dann die nette Geschichte vom russischen Topprakkale und dessen Eroberung nebst der genauen Jahreszeitbestimmung und der Geschichte von Katze und Maus im Futtertrog. Ich glaube, es gelang mir sogar, in das uninteressiert Gesicht von Easter-Isle-Man etwas Interesse zu zaubern. Nun ja, ich will mich hier nicht länger aufhalten, denn das Museum ist doch sehr klein und auch etwas provinziell. wir machten noch ein Foto mit dem Aufseher, und hinterließen ein Bakschisch, das den Eintrittspreis bei weitem überstieg. So hatte wenigstens der arme Mann, wo doch im Winter gar nichts los ist, etwas von unserem Besuch. Das folgende Frühstück will ich übergehen, es war wie immer. Ich will mich statt dessen gleich dem Vankale zuwenden. Es war wiederum etwas kompliziert, den Berg mitten aus der Stadt heraus zu finden, ich wußte nur, dass er steil aus der Ebene ragt, außerhalb der Stadt liegt, und einstmals direkt am Fuß vom Vangölü bespült wurde.
Wir fanden ihn dann auch bald. Wir fuhren durch rund 50 cm hohen Schnee bis zu seinem Fuß, natürlich am falschen Ende, wie wir später feststellten! Wir erstiegen im hohen Schnee unter dem Gejohle der Kinder mühsam die türkischen Wälle. Auf dem Kamm, gingen wir dann in Richtung Gipfel. Dort erwartete uns das schwierigste Wegstück, in bitterer Kälte durch verschneite, enge Klüfte in die Hauptburg einzudringen. Dort sahen wir denn auch endlich Urartäisches anstehen, wobei die Türken sich wiederum nicht zurückgehalten hatten, die imposanten Reste in ihre Pläne einzubeziehen. Einige Türme waren bis kurz unter die Mauerkrone als rein zu erkennen. Wir waren inzwischen weniger geworden, da einige unserer ausländischen Freunde die Mühen scheuten. Wir kraxelten über die tief verschneiten Hänge, in denen sich die ehemaligen Wandelemente in Treppengestalt, direkt aus dem Berg gehauen, sehr gut abhoben. Die Rückseite fällt steil zur Ebene ab. Unten befinden sich die Ruinen einer jüngeren
Stadt. Noch auf Überhängen haben die Urartäer ihre riesigen, aus rechteckig behauenen Blöcken errichteten ebenfalls rechteckigen Türme und Bastionen gebaut. Die Mauern erscheinen wie mit dem Felsen verwachsen, dies ist auch in der Tat so. Wegen meines angeschlagenen Kreislaufs ging ich den Hauptzugang runter und gelangte zum Hafen des alten Van. Dort waren auch noch an den alten Piers Grabungsgräben zu erkennen, die es mir ermöglichten, eine alte urartäische Bauinschrift zu entziffern. Mein allgemeines Urteil: Wenn man schon die ungewöhnlichere Route über Van wählt, sollte man den Felsen auf jeden Fall ersteigen. Man hat von dort auch einen sehr weiten Blick über den See und die Ebene. Prädikat: auf jeden Fall lohnend!!!! --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Da der 17.02. der letzte Tag sein sollte, an dem wir ein türkisches Mittagessen haben konnten, leisteten wir uns einen kleinen Scherz und gingen in ein etwas vornehmeres Restaurant in Van. Mit dem Erfolg, dass die gleichen Speisen, die sonst einigermaßen billig sind, hier teurer waren und dass die Kellner ängstlich darauf bedacht waren, die Teller abzuräumen, bevor man aufgegessen hatte. Nun, ich habe mich mit dem Essen und somit auch mit dem Bezahlen etwas zurückgehalten.
UlKa, den die wissenschaftliche Exkursion auf das kleine urartäische Hügelchen beinahe das Leben gekostet hatte, lag derweil im Auto und röchelte. Eine geordnete Pulsfrequenz war bei ihm nicht mehr festzustellen, nur noch niederfrequentes Brummen und sein Kreislauf machte einen auf Highlife bzw. spielte wilde Sau, ein Spiel, dem bisweilen auch UlKa gerne huldigt. Die Fahrt von Van durch die Berge, war bei Tag noch schöner als bei Nacht, zumal man auch mehr sah. Wir knipsten wie die Wilden und mein Film bekam wieder 50 Bilder. JöJa war unterwegs kaum mehr zu halten, als er die herrlichen Muster der einzelnen Feldfluren unter sich liegen sah. Wir träumten gemeinschaftlich von einem Skiparadies, das hier zu errichten wäre,
mit mir als wirtschaftlichen Chef, JöJa als Organisator von UnimogTagestouren, UlKa als Touristenführer zu archäologischen Stätten. Und tatsächlich sahen wir hier im wilden Kurdistan bzw. ehemaligen Armenien, einige einsame Skiläufer durch den tiefen Schnee stapfen. Irgendwann nach der Abzweigung nach Hakkari, als ich gerade wieder meinen prüfenden Blick auf die grandiose Landschaft fallen ließ ... ja, was sahen da meine Augen:
Großartige Mauerreste auf steilem Bergkamm. Das ist nicht türkisch, entfuhr es mir unwillkürlich und siehe da, nach 300 km kam auch das Schild: Cavustepe. Wir wußten schon wie wir den todkranken archäologischen Sachverständigen in unseren hinteren Gemächern wieder zum fleischlichen Leben erwecken konnten. Kurz vor Auffahrt auf den Tepe brüllten wir dem Dahindämmernden ins Ohr: Cavustepe!!! oben auf dem Hügel öffnete sich gleich die Tür unserer fahrenden Baracke und wie von einer Muse (3 Greif und steht doch) geküßt, entschwebte uns lächelnd ein, dem Irdischen entrückter, archäologisch-altertümelnder Junggenius gen Urartäischem!
Doch nun will ich auch ihm Gelegenheit zu Rechtfertigung und Rache geben ...
--- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Also ein bißchen Recht muß ich ihm geben, der Name Chavuz brachte meinen Kreislauf wieder in Schwung und wie eine Gemse schoß ich mit hängenden Schnürsenkeln dem Gipfel entgegen, alle anderen hinter mir lassend, so dass JöJa drauf und dran war, gleich einen Rettungshubschrabbschrabb zu alarmieren. Nun zur ernsten Wissenschaft. Der Tepe ist ein langgestreckter ähnlich dem Vankale. Er erhebt sich mitten aus einer ehemals fruchtbaren Ebene. Die Seiten fallen sehr steil in die Täler ab. Man gelangt von einer Senke im Bergrücken in die Anlage. Hier war der gefährdetste Teil der Befestigung, dementsprechend stark mit mehreren Wällen, war er auch ausgestattet. Die Fundamente waren aus dem anstehenden Gestein
geschlagen. Dieser Anlage folgte auf dem Bergrücken eine große Anzahl von langgestreckten Magazinräumen, in denen sich haufenweise die Reste der typischen rot gebrannten Urartukeramik fanden. Danach gelangt man auf einen freien Platz, der nach hinten von einem sogenannten Halditor abgeschlossen wurde. Halditore werden die turmartigen Tempel der Urartäer genannt, und zwar nicht von den Ausgräbern sondern dieser Begriff taucht in den Inschriften auf. Auch an diesem Tempel fanden sich dann zwei Inschriften, die ich sogleich auf die Mattscheibe bannte. Dazu muß ich gleich sagen, dass auch auf Chavuz Tepe das Fotografieren verboten war, da aber Winter war und man annahm, dass sich nach dort keiner verirrt, hatte man den Wächter gespart, was für uns nur ein Vorteil war. Der Tempel war aus regelmäßigen Blöcken erbaut. Dahinter befanden sich wieder Magazine mit den riesigen Vorratsgefäßen. Die Magazine waren aus Lehm errichtet, nur die Grundmauern bestanden aus Felsbrocken. Ganz am Ende des schmalen Plateaus befanden sich dann noch einige Gebäude, die ich als Palast oder Verwaltung interpretieren möchte. Durch eine schmale Pforte in einer Mauer gelangt man in einen Gang, dessen Wände und Böden direkt aus dem Fels gehauen sind. Zur Linken liegt eine Säulenhalle, ebenfalls die Grundmauern aus dem Felsen geschlagen. Durch fünf große rechteckige Öffnungen blickt man in einen hohen unterirdischen Raum, aus dem anstehenden Gestein gearbeitet, von dem ich annehme, dass es sich dabei um eine Zisterne handelte. Anbei Grundrißskizze:
Dies ist nur eine Rohskizze aus dem Gedächtnis, da es mir zu dreckig ging, und es auch zu kalt und zu verschneit war, einen genauen Plan aufzunehmen!
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.
Befestigung auf dem nächstliegenden Gipfel Parkplatz in der Senke zwischen den beiden Gipfeln Schild - Fotografieren verboten! Toranlage Magazine Freier Platz Halditempel mit Inschriften Magazine Palastkomplex mit Saal, darunter Zisterne, Gang, weitere Räumlichkeiten mit Resten von Wandmalerei, etc. 10. Gut erhaltene Mauerteile mit Bastionen.
Soweit zu Cavuz Tepe, auf jeden Fall sehenswert und instruktiver als Vankale. Hosup fiel leider wegen "Schneefall und Dunkelheit aus! --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Ja, ja, da läuft einem schon das heilige Erschauern feucht den Rücken hinunter, wenn so ein Experte seine Sprüche klopft. Den Wagen verlassen haben, soweit ich mich recht erinnern kann, nur wir drei von
der Kerntruppe, sozusagen der harte Kern. JöJa hat noch eine putzige Einlage geliefert. Als wir oben genug Scherbenberge und urartäische Befestigungen bewundert hatten, trafen wir unten den JöJa, der nicht so hoch gekommen war, und uns unten freudestrahlend etwas rotbraunes entgegenstreckte, strahlte: "Sieh mal, was ich gefunden habe, Scherben, kannst Du mir die datieren?" - "Du, weißt Du was? Die sind echt antik, ich würde sagen urartäisch ... ja, ja - sieh hier den Innenbrand und diese rotbraune Färbung," mimte UlKa. Und hinterher hämisch: "Da oben liegen noch bergeweise solche Scherben, lade Dir den Unimog ruhig voll, alles extra für Dich ausgegraben!"
Die
anschließende Fahrt zur Grenze zeigte uns noch einmal ganz deutlich, dass unser Wagen einige PS zu wenig hatte. So ein U 406 125 wäre schon das Richtige für uns. In einem kleinen Nest namens Baskale hielten wir zum letzten Tanken, nicht mit der letzten Ölung zu verwechseln, obwohl es die leicht hätte werden können, und zum Essen. Hier am Ende der Türkei war ich so ungefähr auf der Höhe mit meinem Türkisch und während und nach dem E-Pa (Einmann-Paket der Bundeswehr)- Essen im dortigen Teehaus konnte ich mich gar über die Bedeutung des Islam für unser Selbstverständnis unterhalten. Ich nannte mich Mohammed Ali und JöJa war Ali Baba, der großkotzige UlKa nannte sich natürlich prompt Iskender-e-Kabir. Doch alsbald verschwanden wir wieder im Dunkel einer finsteren Winternacht. obwohl die Strecke nicht besonders schwierig war, war die Fahrerei doch nicht ganz einfach. Dichtes Schneetreiben und schier undurchdringlicher Nebel erschwerten nebst der heimtückischen Schneeglätte die Fahrt. Es war überaus ermüdend und so ca. 35 km vor der Grenze ließ ich mich von JöJa ablösen, um etwas zu schlafen. So recht gelingt es mit dem Einschlafen auf dem Beifahrersitz nicht. Man schläft dann immer schon halb, halb ist man noch wach, und man hat Halluzinationen. Die Träume, die man hat, spielen sich in der Umgebung ab, und die Umgebung und alles, was darin passiert, wird in die Träume eingeflochten. Ich hatte gerade wieder so eine Halluzination: Aus dem Nebel sprangen von links nach rechts martialisch aufgemachte, bis an die Zähne bewaffnete Soldaten hinter Schneewällen hervor und legten auf uns an. Aber was war das? Hatte JöJa etwa die gleiche Hallu? Den gleichen Traum? Er bremste plötzlich, als stände er vor einem Abgrund! Und nun merkte auch ich,
dass keiner von uns beiden geträumt hatte. "Mensch, halt an!" schrie ich, aber da stand er auch schon und sieben finster dreinblickende Gestalten drängten sich um unser Führerhaus, uns die Mündungen ihrer Deutschen G 5 ins Gesicht haltend. "Passaport!!!" hieß es unmißverständlich. Na, ja waren wir ja erleichtert, wenn es erst an den Papierkrieg geht, ist der richtige Krieg beendet.
Man merkte uns mit dem Instinkt des Naturburschen auch recht bald an, dass wir trotz ungewöhnlicher Stunde und militärischem Gefährt lediglich harmlose Irre waren ' die hier ihrem lächerlichen Treiben nachgingen. Eine halbe Flasche Rum an die bibbernden Soldateska ausgeteilt, löste die Zungen und lockerte die Atmosphäre. Aber aufgeregt waren sie immer noch. Einer rannte schnell zu einer Telegraphenstation und rief etwas durch. Nun wurde unser Erschrecken aber doch groß, als alle diese Leute, die bestimmt nicht aus freien Stücken hier in der kalten Winternacht Dienst taten, noch alle zu uns in den Wagen traten, oder treten wollten. Die Typen hinten im Koffer pennten noch und hatten überhaupt nicht recht mitbekommen, was eigentlich geschehen war. Nun aber wurde ihnen doch recht kraß einiges klar. Während sie noch den letzten Träumen nachhaschten, stiegen schon 4 Soldaten in voller Montur auf ihre Füße nebst Bettdecken. Dazu mußte ich auch noch hinten unterkommen, da vorne auch noch 2 zusätzliche Soldaten Platz fanden - wie, das weiß bis heute keiner. Es ist wirklich schade, dass man in solchen Augenblicken nicht daran denkt zu fotografieren, ganz abgesehen davon, dass ich gar kein Blitzlicht hatte. Die dummen Gesichter unserer Flippées hätte man wirklich im Bilde festhalten sollen- Sie hätten sich sicher widerstandslos mit offenem Mund erdolchen lassen. - Zum Glück war die Grenzgarnison nicht mehr weit, und so wurde unser armes Gefährt nach 7 Kilometern wieder entlastet. Wir wurden höflich in die Garnisionskaserne gebeten. Nach einiger Zeit gab es Tee, und noch etwas später kam auch der wachhabende Offizier selber- Er sprach französisch und hatte High-School-Education und freute sich sehr über die willkommene Abwechslung. Wir diskutierten noch einige Zeit, und dann wurde einigen von uns sogar eine Schlafstatt angeboten. Der Rest hatte dann genug Platz im Wagen, und schlief kalt aber gut unter Bewachung im Unimog. Das alles gehört aber schon zum 18.02. Einiges von vorher in der Türkei habe ich aber noch vergessen, und
will es hier nachtragen. Auf dem Wege nach Bingöl hielt JöJa plötzlich an, um einen einsamen Kurden zu fotografieren. Diesem ging es aber anscheinend dreckig. Er bat um Brot und Kleidung und wir gaben ihm ein Zimmermann-Hemd und etwas Brot, von dem er aber erst nach JöJa aß. Ein weiteres: Auf dem Wege nach Van sah ich, und ich habe mich bestimmt nicht getäuscht, einen Wolf. Das ist in dieser Gegend gar nichts besonderes sagte man mir später.
18.02 - Iranhududu Morgens
wurde sich im Waschsaal der Kaserne mit freiem Oberkörper gewaschen und in der Offiziersmesse gegessen. Brot mit Schafskäse, Tee und Marmelade. Man sagte uns, das sei auch das normale Frühstück der gemeinen Rekruten. Nun, dafür war es allerdings recht gut. Wir bekamen noch interessante Dinge zu hören. Hier in der Gegend wird viel geschmuggelt, und zwar von organisierten Banden, deren Hintermänner nicht zu fassen in Ankara, Istanbul oder Teheran leben. Es wird Opium und Haschisch illegal über die Grenze gebracht. Dabei wird so vorgegangen, dass mit einem LKW bei Nacht und Nebel bis kurz vor die Grenze gefahren wird, und die Dinge werden von da aus on horseback weiter verfrachtet. Da oben in dem Dorf, das wir aus seinem Büro sehen konnten, sollte ein wohlbekannter Schmuggler leben, dem man aber nichts nachweisen könnte. Er erzählte natürlich auch die Geschichten von 3 Türken, die eine ganze persische Garnison in die Flucht schlugen. Aber solche Geschichten hört man in jedem Land und an jeder Grenze nur mit anderen Vorzeichen. Jeder ist der Größte und hat die besten Soldaten. Allerdings scheinen mir die Türken und Kurden tatsächlich verbissenere Kämpfer zu sein als die lebenslustigeren Iraner. Auch die Geschichte von den hohen persischen Militärs, die aufgrund eines Opiumschmuggels gehängt wurden, konnte er uns bestätigen. Wo wir gerade bei Opium waren: Was wird eigentlich aus der Gegend um Afyonkarahisar (Afyon = Opium, Kara = schwarz, hisar = Burg), wo kaum etwas anderes als Opium wächst, wo der Anbau aber von den Amerikanern untersagt worden ist. Man sagte uns, dass die Regierung gewillt ist, den Willen der USA ohne Rücksicht auf die Bauern durchzuführen. Sollen die Leute doch nach Almanya zur Arbeit fahren.
Für viele der letzte Ausweg vor dem Verhungern. Nur ist das nicht ein etwas zu langer Weg für Pendler? Die Türkei braucht ihre Devisen, Deutschland ihre Arbeitskraft. Sie selber aber will keiner. - So rabiat wie das Treffen begann, so herzlich endete es wieder, und wir fuhren gut gewaschen und gefuttert vor die eigentliche Grenze vor. Es scheint tatsächlich wenig über die Grenze zu kommen, auf persischer Seite mußten wir noch erst die Wachmannschaft aus ihren warmen Betten holen. Da man uns nicht in der kalten Halle des Abfertigungsgebäudes bedienen wollte, holte man uns in die geheizten Räume der Wachmannschaft, wo wir auf den Betten saßen und unsere Formen ausfüllten. Die Leute freuten sich gleich, dass ich etwas Farsi verstand. Dann aber kam der Oberbefehlshaber des Postens und mit ihm ein barscher Anranzer an die Untergebenen. Wo bleibt denn da die glorreiche persische Staatsräson, wenn man die Touristen, die doch bekanntlich für dumm verkauft werden wollen und dafür auch noch viel Geld auszugeben gewillt sind, hinter die Kulissen führt.
Zum Glück waren die Zollbeamten diesmal nicht so neugierig, wie im Sommer 1972, als man uns schier auseinandernehmen wollte. Es hat wohl auch etwas die Kälte mit geholfen. Nun waren wir also wieder im Iran. Das 5. und vorläufig letzte Mal für mich. In Rezaiyeh galt es, Geld einzutauschen. Während JöJa in der Bank war, lernte UlKa einen Studenten kennen, der sich mit ihm auf Englisch unterhalten wollte. Er zeigte uns auch, wo man essen konnte. Mir war das alles zu teuer, und so bestellte ich nur eine Suppe. Die Zeit im Iran sollte noch unsere große E-Pa-Zeit werden. Im Sommer mit all seinen Früchten und dem frischen Gemüse hätte ich die E-Pa's wohl keines Blickes gewürdigt. Aber jetzt im Winter war alles so teuer bzw. nicht vorhanden, so dass wir teilweise froh über die "Militärische Gespeise", wie Hugh sie nannte, waren. Unser iranischer Begleiter schien wirklich uneigennützig zu handeln, jedenfalls hatte er noch keine Ansprüche auf irgendwas angemeldet. Nun hatten wir allerdings auch keine Frau mit uns. JöJa und Hugh ließen sich noch auf den Bazar führen. JöJa wollte seine Kamera blitzfertig machen, weil er die Hälfte vergessen hätte. Es dauerte jedenfalls wieder einmal eine kleine Ewigkeit, bis wir aus diesem Rezaiyeh loskamen. UlKa war schon ganz fickerig. Er machte sich schon Gedanken, ob wir wohl bei Tage in Taq-e-Bostan, Kangaver, Bisotun vorbeikommen würden. Die Aussicht darauf, dass
wir nachts daran vorbei rauschen könnten, machte ihn ganz krank und ungenießbar. Die folgende Piste bzw. Scheißstrecke nahm dann aber unsere Geister voll in Anspruch. Es hatte hier wieder frisch geschneit. Die Piste aus gestampftem Lehm war ein einziger Matsch. Nun, kein Problem für uns, dachten wir, haben wir doch einen Unimog. Auf gerader Strecke waren dennoch die Busse, die hier ohnehin die Könige der Landstraße sind, schneller als wir. Doch dann kam eine Stelle, wo die dicken Brummer in der Schmierseife nicht den kleinen Hügel mehr hoch kamen. Ha, ha, dachten wir, das ist ja etwas für den Unimog. An die Seite und über die Felder, und nichts wie dran vorbei. Aber denkste! Links ein Graben, rechts ein Graben plus Loch und in der Mitte ein Bus und ein LKW. Da nutzte das beste Geländefahrzeug nichts, wie wir bisher Überhaupt noch keine Stelle für den Unimog gefunden haben. Das alles war auch mit dem VW-Bus zu schaffen. Zum Glück hatte auch dieser Knoten sein zeitliches Ende und auch die Tage der Piste selber sind an dieser Stelle gezählt. Bei Miandoab, ein kleiner Umweg, kamen wir dann doch auf die feste Straße. Kilometerlange Schlangen von Militärkolonnen kamen uns entgegen. Überhaupt haben wir auf dieser Fahrt unheimlich viel Militär gesehen. Noch immer behinderte dichtes Schneetreiben die Fahrt, aber die Straße wurde auch immer glatter. Ich aber wurde inzwischen abgelöst so in der Gegend von Saqqez. Dort haben wir auch in einem Teehaus gespeist und dabei fiel auf, dass die Halterung für unser anderes Rücklicht nun auch gebrochen war. Mehr habe ich an diesem Tage nicht mehr mitbekommen.
19.02 Die Unimog-Tour führt, wo keine andere Tour führt - auch gegen Mauern, wenn Sie wollen! Mitten in der Nacht wurde ich geweckt. JöJa war müde und schlief, bedingt durch die anstrengende Fahrerei auf der glatten Straße immer ein. Hugh war Beifahrer. Die Straße war tatsächlich sauglatt, aber nicht überall, sondern nur strichweise war unter dem frisch gefallenen Schnee Glatteis. Weite Strecken konnte man so recht zügig fahren, dann mußte man schnell wieder die Geschwindigkeit reduzieren, um
nicht irgendwo im Abgrund zu landen. Das war wirklich eine teuflische Fahrerei. Es kam sehr aufs Fingerspitzengefühl an. Fuhr man zu langsam für die leichteren Strecken, dann überholten uns die Busse und Lkws in waghalsiger Weise und behinderten uns. Fuhr man zu schnell, so kann man sich denken, was dann geschah. Tscha, und das ging dann auch prompt nicht gut. In einem kleinen orte namens Divandere, ca. 80 km vor Sanandaj war ein Kreisverkehr zu eng und zu glatt, so dass der Wagen geradeaus in einen Dokkan fuhr. Wir hatten noch eine beträchtliche Geschwindigkeit drauf. Doch dann standen wir plötzlich.
Es war totenstill plötzlich. Ein Kurde, der Zeuge war, lief schnell weg. Vielleicht wollte er mit der persischen Polizei nichts zu tun bekommen. Schnell fuhr ich rückwärts aus der Unfallstelle wieder heraus und sah mir den Schaden an. Es war ein Chelokebab-Laden. Tschahar Fasl = Vier Jahreszeiten stand darüber. Ein Stück der Mauerecke und etwas von dem Wellblechvorhang, der die Läden hierzulande nachts verschließt, war nebst der Gleitschiene für den Blechvorhang verbogen. Dabei will ich der Mauer nicht unterstellen, dass sie biegsam war, sondern sie war einfach alt und sehr schlecht gemauert. So hatten die Steine etwas nachgegeben. Am Unimog war nichts kaputt. Nur leichte Beulen im Kühlergrill und im Aufbau, der gegen das Fahrerhaus geknallt war. Und der Kühler, der schon von Deutschland her lose war, verrutscht, so dass der Ventilator daran schrubbte. Das mußten wir natürlich noch ändern, was einige Bastelei verursachte. Es schlief.natürlich von uns keiner mehr, aber von den Anwohnern zeigte sich keiner. Von Passanten, die einem ankommenden Bus entstiegen, erfragten wir die örtliche Polizeidienststelle. Dort sagte man uns, das 7.ei gar keine richtige Polizei, und wir sollten doch nach Sanandaj fahren, dort sei eine richtige Polizeistelle und dort könnte man uns weiterhelfen. So fuhren wir denn also nach Sanandaj, der Hauptstadt von persisch Kurdistan. Es war schon 5 Uhr 10, als wir dort ankamen. Aber aus der Erfahrung wußten wir, dass die Behörden im Lande des Shahinshah Ariamehr nicht vor 9 Uhr aufmachten. So schliefen wir noch etwas. JöJa faßte sich dann den ersten Bullen, den er sah, verklickerte ihm die Sache und suchte mit ihm nach der Polizeistelle. Kurz vor dem Gebäude dann hatte der Bulle endlich verstanden, was eigentlich los war, die Leute hier brauchten schon ihre Zeit, und meinte, hier sei überhaupt die falsche Stelle, und wir müßten nach
Tabriz. Das war uns aber doch zu viel, und wir beschlossen, wenn die Bullen unseren Unfall nicht haben wollten, eine Mücke zu machen und uns zu verdrücken, was uns nach einigen Irrwegen - JöJa fuhr zunächst direkt in ein Militärlager - auch gelang. Gefrühstückt wurde an einem sonnenbeschienenen Hang im Gebirge, wo es dank der intensiven Strahlung schon recht warm war. Wir genossen diese Wärme und frühstückten ausgiebig. Ich schoß herrliche Fotos im Spiegel meines Schwingtabletts von unseren Flippées. Aber hinterher mußte ich feststellen, dass mir der Film in der Kälte gerissen war, und alle Fotos von Van bis zum Karawanserail, über das noch geschrieben wird, nichts geworden sind. So etwas, sind für mich Gründe, um rot vor Wut zu werden. Aber was hilft es? UlKa war von diesem Frühstück gar nicht erbaut und wollte unbedingt weiter. Er grollte mit uns und der Welt, weil er meinte, die archäologischen Kostbarkeiten auf den Wegen nur bei Nacht noch betrachten zu dürfen. Um sich abzureagieren, durfte er fahren. oder war es doch JöJa? Jedenfalls sah man schon bald die Allee von Kermanshah nach Taq-e-Bostan. Nun, das ist aber wieder UlKa's Brevier:
--- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Taq-e-Bostan, der Gartenbogen. Mittels Ausweis wieder verbilligt rein. Ich könnte es mir einfach machen und auf mein Referat verweisen, aber um den unwissenden Leser informieren zu können, werde ich doch etwas näher darauf eingehen. Der Taq befindet sich 5 km von Kermanshah am Berghang. Heute ist die ganze Umgebung als Park wieder ausgebaut. Leider machte sich dies im Schnee nicht besonders bemerkbar. Die Anlage besteht aus zwei in den Fels geschlagener Diwanen, einem großen und rechts davon ein kleinere, sowie um ein weiteres Relief im Fels. Es war wahrscheinlich links vom Hauptbogen ein weiterer kleiner geplant. Die Anlage ist wegen ihrer versteinerten Stuckarchitektur, d. h. in den Stein gemeißelten Ornamenten und wegen der imposanten Großplastik wichtig. An der Anlage wurde zwischen 400 und 600 nach Christi Geburt im wesentlichen von drei Sassaniden Königen ausgebaut. Es ist noch nicht ganz geklärt.' ob es sich um einen Jagdpalast oder um eine monumentale Regierungserklärung
(Investiturdarstellung!!) handelt. ich neige nach wie vor zu der bereits in meiner Ausarbeitung vertretenen Theorie, dass es sich um einen Gartenpalast, eine Art Raststätte auf der Paßstraße von Mesopotamien nach Ekbatana l Hamadan handelt. So, ich will hier gleich weitermachen: Ich fuhr den Wagen von Kermanshah im Eiltempo gen Bisotoun. Dort am Hang angelangt, bequemte sich außer HoWa keiner, mir auf die Terrasse zu folgen. Viel war nicht zu erkennen, da es außerdem sehr verschneit war. Ich machte dann noch das übliche Foto der Herakles Plastik mit dem darunter befindlichen achämenidischen Löwen auf dem der hellenistische Herakles ruht. Dann verließen wir schleunigst den Partherhang, nachdem wir noch eine für mich unbestimmbare Scherbe gefunden hatten, um Kangavar noch im Tageslicht zu erreichen. Kangavar. In Kangavar befindet sich der größte hellenistische Tempel der Welt. Das heutige Dorf ist direkt daneben angelegt, ein Teil der Häuser war auch auf der unteren Plattform angelegt. Dort ist aber jetzt alles bis auf die Moschee abgerissen, und die früher eingebauten Säulen stehen jetzt von Gerüsten umgeben wieder frei. Als wir versuchten, in die Umzäunung einzudringen, um ein paar Fotos zu schießen, kam ein Wächter angerannt. Mit HoWa's Hilfe, der als einziger wieder die Kälte in Kauf genommen hatte, die anderen hatten vielleicht auch so etwas wie eine Protesthaltung eingenommen, verständigte ich mich mit ihm. Ich ließ ihm erklären, dass ich Archäologiestudent sei, und gegen die Versicherung, dass ich keine Fotos machen würde, durften wir dann den Stacheldraht passieren. Der Mann schien so etwas wie ein Vorarbeiter zu sein, denn er kannte sich gut in der Ruine aus, konnte uns über die Ausgräber informieren und sprach sehr viel, mein Dolmetsch bekam auch nicht alles mit, über das Museum in Teheran, diverse Doktoren und andere Grabungen wie Godin-Tepe. Trotzdem war er Analphabet und konnte uns nicht einmal seine Adresse aufschreiben. Am Ende der Führung hinterließ ich meine Adresse, wir machten auch noch ein Foto von ihm, ließen uns seine Adresse geben - wir wollten dann nach Ende der Reise an alle Photos verschicken - und wollten ihm Bakschisch geben. Zu unserem Erstaunen nahm er es nicht an, und murmelte etwas von "im Dienste
der Wissenschaft". Er wollte uns sogar über Nacht zu sich nach Hause einladen, erzählte, dass er genügend Eier auch für unsere Langschläfer hätte. Wir aber lehnten mit Bedauern ab, da wir seinem Stolz nicht unsere Flippées zumuten wollten. Wir haben selten wieder einen so einfachen und aufrechten Staatsdiener kennen gelernt. Zur Grabung selber: Die Terrassen sind jetzt alle freigelegt. Der Grundriß kam mir aber ganz anders vor, als ich ihn aus Girshmans Iranian (oder Persian) Architecture in Erinnerung hatte. Die Anlage erhebt sich treppenförmig. Auf der untersten Terrasse, die über zwei Monumentaltreppen á la Persepolis an der Längsseite zu erreichen ist, erheben sich die bekannten riesigen Säulen. Auf den anderen Terrassen ließen sich noch Strebepfeilersysteme erkennen. Ich selbst hatte mir die Anlage auch nicht so groß vorgestellt. Einst erhoben sich dort über 500 Säulen. Deshalb meine ich dass es für unsere Betthasen ein Verlust war. Die Italiener, die die Anlage restaurieren, waren zum Schnee-Einbruch abgereist. Überall, numerierte Blöcke und Säulen-Stümpfe herum. Anscheinend soll die untere Terrasse wieder hergestellt werden. Urteil: besonders sehenswert. --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Ja, der Mann von der Grabungsstelle war wirklich sehr nett. So etwas findet man im Iran nicht häufig, dass jemand so uneigennützig ist, und nicht einmal Geld annimmt. Er sprach auch sehr deutliches Farsi, und das, obwohl er weder lesen noch schreiben konnte. Er war "bi sawad", wie er sagte, das heißt ohne Bildung. Über die Ruinen wußte er dafür aber unheimlich gut Bescheid. Alles was er sagte, kam gleich darauf auf Deutsch von UlKa, ohne dass ich es zu übersetzen brauchte. Dann hat er mir noch den Namen des hier grabenden Professoren diktiert, und uns obendrein noch zum Abendbrot eingeladen. Das lehnten wir dann aber nach reiflicher Überlegung ab, weil wir dem Guten nicht unsere 3 Floppies zumuten konnten. Es fiel uns richtig schwer!!! Und wir machten uns mit leichter Wehmut nach Hamadan auf. Vorher habe
ich noch ein Bild von dieser Seele von Mensch geschossen, dass aber wahrscheinlich nichts geworden ist. Oh, Schande über mein Haupt. Die Straße nach Hamadan war mir wohlbekannt, führte sie doch über einen ganz markanten Paß, doch Verfremdungseffekt. Es war alles tief verschneit, und man hätte mit einem intakten Apparat bzw. Film gute Winterfotos mit nach Hause bringen können. In Hamadan fanden wir nicht gleich das Zentrum, was allgemein sonst in Persien sehr leicht ist. So drehten wir noch eine Pirouette auf einem arschglatten LKWParkplatz und fuhren dann im Zentrum vor ein Teehaus vor. Ich hatte irgendwie keine rechte Lust, ins Teehaus zu gehen. Wahrscheinlich wegen unserer Flippées und besonders wegen Flavio. Über Flavio etwas zu sagen, ist ohnehin bald Zeit. So blieben wir im Unikum bei EPa und Schreibmaschine.
Aber nicht lange sollten wir so für uns im kalten Hamadan sitzen. Irgend jemand von uns hatte sich zwei schmierige Typen angelacht, die sich einfach nicht abschütteln ließen. Sie boten uns alles Mögliche und auch vieles Unmögliche an. Sie hätten ein Riesenhaus, Reitpferde etc. Die größte Attraktion aber schienen sie noch selber gewesen zu sein. Der eine sah so aus, wie sich eine Plattdeutsche Bauersfrau der Jahrhundertwende wohl einen Meuchelmörder vorstellte. So mit gezwirbeltem, langen schwarzen Schnurrbart, geschniegelten fettglänzendem Haarschopf. Seine kleinen listigen Schweinsäuglein schienen immer an allen Seiten gleichzeitig zu sein. - Der richtige böse, verderbte Gangster aus Omas guter alter Plüschzeit. Der andere ist mir nicht mehr so klar im Gedächtnis, aber viel besser wäre er auch nicht weggekommen, wenn das der Fall gewesen wäre. Als wir andächtig EPa-Vesper hielten und die beiden Schmierseife-Finken schon aus Platzund Hygiene-Gründen ausgesperrt waren, jammerten sie draußen herum: "I bag your pardon, Mister, I really bag your pardon!!" Das war ja richtig zum Steinerweichen, das Gejammer. Nein, so hartherzig waren wir nun auch wieder nicht. Also hinein in die gute Stube. Was gab es? Das Übliche natürlich. Wie wir hießen. Nun, ich war Mohammed Ali, Ali Baba, und Iskender-e-Kabir sind ja schon bekannt. Ich, der Chinese, erregte allgemein Bewunderung, sah ich doch mehr wie ein Russe aus, mit meiner Erzerum-Mütze. Da staunten die Schleimer doch, dass der große Iskender ein Journalist aus Schweden, Gefangener des großen blonden Offiziers war, der einen geheimen
amerikanischen Gefangenentransport durch den Orient übernahm. Streng geheim, mit CIA, ITT, Secret Service etc. Die beiden mußten schon ganz akut schwul gewesen sein, dass sie sich so verarschen ließen. Sie wollten ja unbedingt die beiden Schönsten von uns mit in ihre Butze nehmen. Da haben wir doch lieber eine Fliege gemacht und sind unter Absingen schmutziger deutscher Soldatenlieder aus dem Ekbatana der großen Männer und Schmierer entschwunden. Wir schliefen weit außerhalb der Stadt auf einem tief verschneiten Weg, den JöJa ausgesucht hatte. ich schlief erstmalig vorne quer über den Sitzen. Wir schliefen kalt und hart, aber tief und fest. Und wir träumten von dem Kommentar, den UlKa gleich über Hamadan zu Papier bringen wird.
--- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Hamadan
war der Sommersitz der Achämeniden. Hamadan ist die kälteste Stadt in ganz Iran, dementsprechend angenehm kühl im Sommer. Ekbatana war zuvor Hauptstadt des medischen Reiches, bekannt durch seinen angeblich neunfachen Mauerring, bei dem die Zinnen des vorletzten versilbert und die des letzten vergoldet gewesen sein sollen. Archäologisch läßt sich in Hamadan nichts machen, da die moderne Siedlung direkt auf dem antiken Tepe liegt. Somit ist man auf Zufallsfunde aus, Baugruben angewiesen. Die Perserkönige werden Hamadan auch schon aus politischen Gründen besucht haben, die Reliefs aus Persepolis, über die ich später schreiben werde, zeigen deutlich, welch wichtige Rolle das Brudervolk der Meder gespielt hat. Ihre Stellung war gegenüber den anderen Vasallenvölkern sehr gehoben. Sehr viele Verwaltungzstellen waren den Medern erblich zugesichert. So behielt auch die Hauptstadt Meder weiterhin eine Bedeutung. --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
ULKa's Nachtrag ... Die schmierigen Typen wurden wir nur durch eine Show besonderer Art los. Ich ging herum und flüsterte allen etwas ins Ohr. Vorher erzählten wir den Persern, der Chef sei böse!! Da brüllte es auch schon: "rrrraustreten !!!" Wir aus dem Wagen, in Reihe in hab' acht angetreten, und die, verdutzten Perser kamen auch raus. Wir auf Kommando zusammen gerödelt rein in den Wagen und nichts wie weg von diesem kältesten aller kalten Plätze!!
20.02 Isfahan - Nesf-e-Jahan Wenn
es auch kalt ist, so ist es doch schön in so einer so tief verschneiten Landschaft auf zu wachen. Allgemein hatte man schon Sorge, dass wir nicht wieder auf die Straße kommen könnten. Aber wozu hatten wir- denn "Kamion Sachte Benz ba do Differential"? (LKW, Marke Benz, mit zwei Differentialen) Morgens kam es immer darauf an, erst, einmal in Schwung zu kommen, und nicht gleich das Frühstück einzunehmen weil man noch zu träge ist, gleich nach dem Aufwachen. So wühlten wir uns durch den Schnee auf die Straße und fuhren erst ein Stück, um wach zu werden. In Malayer war eine Tankstelle ganz durch Militärfahrzeuge blockiert. Wir fanden aber doch noch eine freie Zapfsäule für uns und JöJa nahm gleich Kontakt mit den Militärs auf, die sich neugierig nach den Abzeichen an unseren Parkas, unserem Auto etc. erkundigten. Übrigens, auch die Perser haben deutsche Armee-Parkas. "Krieg, Irak, Bagdad, kaputt, Damaskus bum bum.?!" meinte Big Rödel gleich sachverständig. Gut, dass die hochgestellten Perser so höflich sind. Sie lächelten nur freundlich. Noch Brotkauf und nichts wie weg - Die Strecke hier war unheimlich befahren, vor allem von LKW's, die vom Kaspischen Meer nach Süden oder von Schatt-el-Arab nach Norden fuhren. Links und rechts Schneewände. Plötzlich kam Big Rödel vom Wege ab, und blieb ein Stück von der Straße ab im Schnee stehen. Aber das sollte kein Unfall sondern ein wohlüberlegte Handlung sein, klärte er mich auf. Nun, die Motivation und Rechtfertigung sind alles. Dieser Neuschnee war genau
das Richtige für uns zum Figurenpinkeln und Linientreten. Abgesehen davon wurde hier gefrühstückt. Das nun endlich ist die (Gelegenheit, mein erstes wirklich meisterhaftes Gedicht anzubringen: Hier ist es:
Das Frühstück von H. J. Rasputin alias Mohammed Ali
Ein Stück in der Frühe Macht Kummer und Mühe. Doch hat man dann auch Etwas, im Bauch.
Es war eine richtige LKW-Strecke. Riesige Mack-Trucks hielten an und erboten sich, uns aus der Scheiße - pardon - dem Schnee zu ziehen. Solche Fahrzeuge sah man auch links und rechts am Wegesrand liegen. Nicht gerade alle Nase lang, aber die Unfälle waren hier doch schon recht häufig. LKW-Fans sollten mal. nach Persien fahren. Jeden Unfall habe ich auf den nicht mehr vorhandenen Film gebannt. Schade, schade! Nach Isfahan wollten wir diesmal eine andere Strecke wählen. JöJa kannte sie schon von 1972, aber für mich war sie neu: Über Borujerd, Dow Rud-Ezna nach Isfahan. Bei der Abzweigung merkte man gleich, dass man auf eine Nebenstrecke geraten war - Schlechter Belag, Schlaglöcher und nur noch eine Fahrspur. Dennoch waren dicke Brummer unterwegs. Was wir schon länger befürchtet hatten, trat hier ein. Der Kühler lockerte sich wieder und wurde in seiner Seitenbegrenzung vom Ventilator ziemlich zerfleddert. Kein Problem für zwei große Bastler, würde ich da als Kenner sagen, und in der Tat, mit Hammerstiel und Kabel ging die Sache wieder in Ordnung. Das war nun endlich für JöJa die Strecke, einige Filme über verschneite Winterlandschaften abzudrehen, so von draußen mit ankommendem Uni, von innen, während der Fahrt und dem Fahrer frontal in die Fresse. Viele Füchse gab es hier, das war mir woanders und zu anderer Zeit nicht aufgefallen. Und viele Vögel saßen auf der Straße und einige
haben wir wider Willen überfahren - diese dummen Viecher. Diese lange Strecke war ohne viel Abwechslung. Vielleicht ist noch bemerkenswert, dass ich zum ersten Mal sah, wie ein Jeep von einem LKW angeschoben wurde. Zum Abendbrot hielten wir, wie so oft, bei einem Teehaus. Der Fernseher lief hier auf vollen Touren und ich konnte die schier unglaubliche Geschwindigkeit der persischen Nachrichtensprecher bewundern.
Danach
gab es iranische Orchestermusik. Für mich hätte das Abendbrot eigentlich gar nicht stattfinden dürfen, denn ich hätte beschlossen, dass ich kein Geld hätte. Aber es ist doch schön, wenn man gutherzige Kameraden hat. So bekam ich von jedem etwas. Hie ein Stückchen Kebab, da etwas Brot, einer mochte sein Mast, den Yoghurt nicht, und dem anderen waren die Zwiebeln zuviel. Es war wie in alten Schnorrerzeiten in Zeven in der Eisdiele. Hier sei es zwar kalt, aber in Isfahan sei Frühling und die Sonne scheine, sagte man uns. Na, war das für uns aber eine Freude. Bloß schnell zur Hälfte der Welt, welches Isfahan nach einem persischen Sprichwort sein soll: "Esfahan Nesf-e-Djahan." Es fuhr UlKa, die Ratte, mit Hugh, dem Schönling, und ich schlief, so gut es auf dieser Piste ging. Vor einer Moschee in der Hauptstraße von unserer Zielstadt kamen JöJa und ich wieder ins Cockpit, weil wir die Gegend hier ja kannten. Am Tourist-Office vorbei und immer geradeaus. Auch hier inmitten der Stadt rutschten die Leute schon in die Djuis - wegen Schnees. Also nichts mit Frühling in Isfahan. Der da im Graben steckte, war ein ausgewachsener Bus, und da stieg in uns doch die Barmherzigkeit auf, und wir beschlossen, unsere gute Tat für heute doch nicht ins Wasser bzw. in den Schnee fallen zu lassen, und den armen Teufel aus seiner Falle zu ziehen. Wahrscheinlich das einzige Mal, wo wir die Schleppstange auf der gesamten Reise benötigten. Die waren vielleicht begeistert, als so verlotterte Hippies plötzlich mildtätig wurden, das hatten sie noch nicht erlebt, und sie kriegten sich auch kaum wieder ein vor Dank. Freilich ohne einen Unimog mit allen gezogenen Registern wäre uns das nicht gelungen. Endlich einmal eine Rechtfertigung. Auf der Suche nach dem Campingplatz-Park-Garten-Hotel stellten wir fest, dass JöJa und ich sogar das gleiche meinten. Wahrscheinlich aber, gibt es nur eins davon. Und selbst gefunden haben wir es nach kurzer Odyssee. Stark besucht war unser Garten nicht, aber wenigstens offen im Winter. Der
Diener erinnerte sich sogar noch an den Riesen-Germanen, der anno dunnemals mit einem Borgward-Getriebe auf der Schulter durch die Gegend marschiert war. In Ruhe ein Tee zur späten Stunde, und dann ging es endgültig in die Heia. Zu Dritt, denn der Vertrag unserer Flippées war abgelaufen, und sie nahmen sich ein Zimmer. Außer uns waren noch zwei weitere deutsche Wagen da. Ein Käfer und ein Bus.
Doch nun gute Nacht: Es war gut, das dumme Gesicht von Flavio,dem Osterinsulaner nicht sehen zu müssen. Der Flavio ist schon so ein eigen Ding. Er sah ungefähr so aus wie ein original Schweizer Gnom oder ein altnordischer Troll, dem man das Gesicht eines Huzels aufgesetzt hatte. Die Gesichtszüge waren zwar nicht wie mit der Axt ausgehauen, aber dennoch einfach und ungeheuer prägnant. Den monolithischen Osterinselköpfen zum Verwechseln ähnlich, wäre er auf selbiger Insel bis zum Hals eingegraben nicht sonderlich ins Auge gefallen. Monumentale Naivität leuchtete aus seinem stumpfen Gesicht, und seine Nähe strahlte im Glanze seines brennendes Desinteresses. Wenn er mit Pudelmütze, die immer bis weit über di-e Ohren ging, und ständig triefender Nase, ewig frierend mit den überlangen Armen schlackernd in ein Teehaus kam, erstarrte immer alles, und sah ihn ungläubig an, als dürfte es so etwas gar nicht geben. Er hatte so gar kein Leben an sich und schien fast von einem anderen Stern zu kommen. Sein Reich war denn auch nicht von dieser Welt. Er wollte nach Indien, um dort die Wahrheit zu suchen. Der wird nicht schlecht enttäuscht werden. Seine mystischen Bücher und sein Brustbeutel waren mit indischer Schrift verziert. dass er ein Lebewesen war, merkte man nur an seinem penetranten Gestank und wenn er selten genug seine fistelnde Stimme erhob. Egal, was draußen los war, ob wir Mauern rammten oder Busse aus dem Dreck zogen, er steckte nur kurz seinen Kopf aus dem Fenster, blickte links, blickte rechts, Fenster zu. Das war alles.
21.02 Ein ver(t)rödelter Tag Wie war das doch schön, wieder einmal eine Dusche zu haben. Das erste mal warmes Wasser seit Ankara. Dann den Wagen aufräumen. Endlich wieder Ordnung. Wenn hier auch noch kein Frühling herrschte, so war die Stimmung doch sehr gehoben. Es sangen die Vögel, und wenn keine Wolken zu sehen waren, schien die Sonne auch so warm, dass einige Leute im Bikini im Liegestuhl lagen. Dabei lag noch überall Schnee herum, der jedoch fleißig taute, wo die Sonne ihn erreichte. Das brachte uns so richtig in Hochstimmung, was man auch am Tagebuch und an den Briefen aus dieser Zeit ablesen kann- Ich war damals noch bei Istanbul, habe aber eine beträchtliche Seitenzahl geschafft.
Es ging hier richtig familiär zu. Außer uns waren noch ein Berliner VW-Bus und ein bayrischer Käfer da. Die Typen wollten nach Indien und dort einkaufen. Die einen hatten eine Teestube in Berlin: Daniels Teahouse, 50 (inzwischen über 100) verschiedene Sorten Tee aus Direktimporten, Boutique Daniel, stand auf der Visitenkarte zu lesen. Denen muß ich übrigens noch schreiben, weil sie Bilder aus der Zeit gemacht haben, welche meine ja alle verloren sind. Im Hause lief der Fernseher den ganzen Tag, und der Manager, der angeblich am Rande der Kavir geboren ist, und deswegen so dunkle Haut hat, bekam immer Besuch von Freunden, so dass es immer eine gemütliche kleine Runde war, die im Foyer saß. Ich habe den ganzen Tag die Sonne genossen und getippt.
Gegen
Abend sind wir noch in die Stadt gefahren. Eine Zwischenmahlzeit konnte man am Eingang des Bazars in Form von Asch, also Gemüsesuppe einnehmen. Die Bazarstraßen waren unheimlich glitschig und zwischen den Häusern lag hoher Schnee. Manche Häuser waren, nein manche Autos, die in den engen Gassen standen, waren ganz von der Außenwelt abgeschnitten und werden erst wieder freikommen, wenn der Schnee getaut ist. Zwar ist so ein Gang
durch den Bazar immer interessant, aber UlKa und ich froren bald ganz tierisch an unseren ureigensten Füßen, was uns große Pein bereitete, und dem Ganzen seinen orientalischen Bazarreiz nahm. Aber ist Persien überhaupt noch Orient, wie er in Karl May steht? Sicher nicht. Der Iran ist ein Land auf der Kippe. Halb Mittelalter, halb moderner Staat. Aber aus so einem Bazarlabyrinth herauszufinden, ist so einfach nicht. Man muß schon eine gute Orientierung oder einen Kompaß haben.
Jedenfalls waren wir froh, als wir wieder im Hotel am warmen Ofen waren und uns unsere erfrorenen Gliedmaßen wärmen konnten. Das TV spielte gräßliche, amerikanische Krimis, Western, auch deutsche Sachen, z. B. den 7. Sinn und deutsche Schulprogramme über Maschinenbedienung. Dazwischen schicke Schlagersängerinnen. UlKa staunte über die ausgewählte Schönheit einiger persischer Mädchen, und nahm sich fest vor, in Schiraz Kontakt zum Archäologischen Institut aufzunehmen und dort eventuell einige Mädchen kennenzulernen. Inzwischen waren noch zwei ruhige Australier, die in Thailand eine nette Strecke hinter sich hatten, gekommen. Der Mann unterhielt sich fachmännisch mit Big Rödel über unser Unikum. Der Abend ging in Tippen und Fernsehen unter. Wir waren noch sehr aufgedreht und pisakten den armen JöJa noch lange im Bett mit seiner französischen 3 Greif-Tramperin und lästerten über den Osterinsulaner, den wir auszustellen beschlossen. Die Drei haben uns übrigens jeder 5 Dollar für die Militärische Gespeise gegeben. Das war in Ordnung. Nun, zumindest 2 von ihnen hatten das Geld dazu auch. - Gute Nacht!
Briefe ... UlKa, Isfahan, 21-02-1974 HoWa, Isfahan, 22-02-1974
22.02 Träge Massen im Rödelfieber Wie schon in dem zweiten Brief an Re beschrieben, sollte dies ein reinrassiger Rödeltag werden. Das ist er dann aber doch nicht geworden. Bis die trägen Massen so in Wallung geraten, ist immer schon der halbe Tag vergangen. Heute Abend wollten wir doch weiterfahren. Der hilfreiche Manager griff uns dann noch unter die Arme, und verschaffte uns einen großen Bottich für den Ölwechsel. Die wirklich unumgänglichen Dinge nämlich hatte ich übernommen. So sah ich zwar nach kurzer Zeit aus wie ein Dreckschwein, aber die Jagd nach immer neuen Schmiernippeln machte mich doch so recht glücklich. Ja, ja, wenn die Hand von Schmiere auch klebt, das Herz doch lacht und bebt.
Außer
Abschmieren lagen noch Ölwechsel im Motor, Prüfung der Ölstände in Getriebe und vorderem und hinterem Differential an. Dann aber wurde es mir wieder zu kalt. Es ist denn nun auch nicht gerade als Vergnügen zu bezeichnen, im schmierigen Panzerkombi auf dem Boden zu liegen und sich den Dreck in die Fresse fallen zu lassen, zu der man das Gesicht bei solchen Anlässen verzieht. Bemerkenswert noch ist, dass JöJa die beiden annehmbaren Flippées überzeugen konnte, dass es doch besser sei, weiterhin mit uns bis nach Meshed zu fahren und nicht schon in Isfahan von uns zu scheiden. Unsere Kasse brauchte das einfach. Wir hatten nämlich Kassensturz gemacht, und einen Bestand von ca. 623 DM als Gesamtsumme festgestellt, eine finanziell verdammt dünne Basis. Wenn wir ein größeres Unglück zu verkraften hätten, so könnten wir das nicht. Dennoch, der Drang nach vorne beseelte unsere Brust. Flavio, das hatte ich noch vergessen zu sagen, hatte die erste Nacht noch bei uns geschlafen, dafür aber nicht bezahlt. Wahrscheinlich hat er nicht gewußt, dass auch dafür eine Pauschale zu entrichten sei. Nun, bei seinem Desinteresse hat er so vieles nicht gewußt- UlKa und ich sind an diesen Tagen noch kurz ins Zentrum getobt, um das Licht auszunützen, und einige Fotos von den Moscheen zu machen. Für mich allerdings vergebens. Dabei wäre das doch was gewesen, die Kuppeln von Isfahan im Schnee. Tatsächlich kamen wir an diesem Abend noch los, doch UlKa fuhr so unglücklich in einige Bodenwellen, dass dem Riesenbaby unser Gasheizer an den
Kopf flog und er wutentbrannt durch das Verbindungsfenster brüllte und UlKa der vorsätzlichen Babyschändung bezichtigte. Kurz darauf der zweite Bock: Er achtete jetzt zwar akribisch genau auf alle Unebenheiten in der Straße, doch sah er nicht auf das Thermometer. Wir aber hatten doch bei kaltem Motor die sogenannte Anfahrpappe vor dem Kühler. Ich sah zufällig, was ich sonst auch öfters tue, als Beifahrer auf das Wasserthermometer und wollte glatt meine Sinne für untauglich erklären. Es stand auf 110° C. Das war nun eben doch zuviel. Es wurde vereinbart, ein Stück außerhalb der Stadt auf irgendeinem Feld zu halten, was dann auch zu aller Zufriedenheit ausgeführt wurde.
Die große Rödelei - Der UlKaIran-Archäologie-Report So in irgendeiner stillen Minute habe ich mal geäußert, dass ich ein wenig über die Geschichte des Irans schreiben wollte. So möchte ich gleich an dieser Stelle äußern, dass ich nur Student im 3. Semester bin und ansonsten auch nur bis zur arabischen Eroberungszeit kompetent bin. Ich möchte deshalb nur einen stichwortartigen Überblick über einzelne Epochen des Iran geben. Da wir uns auf dieser Fahrt auch etwas mit dem Neolithikum beschäftigt haben, möchte ich über dieses Gebiet noch ein paar Äußerungen machen. Ansonsten beginnt dieser sketschhafte Überblick mit dem Reich Elam, erzählt ein bißchen über die Urarträer, von den Medern geht's dann zu den Persern, über Alexander und die Diadochen zu den Parthern und endet schließlich wieder mit den Persern.
Die Frühzeit Also früher nahm man ja an, dass die Kulturen in den großen Flußtälern entstanden seien. Diese Ansicht ist heute überholt. Die ersten Übergänge vom Sammler- und Jägerdasein zeigen sich nicht in den Tälern des Nil, Euphrat, Tigris und Indus, sondern in den Gebirgsrändern. Dieser Übergang wurde eine Zeitlang in der angelsächsischen Literatur als "Neolithic Revolution" bezeichnet, die Amerikaner und Engländer sind heute dabei, eine völlig neue Richtung in der Archäologie zu verwirklichen und zu praktizieren: die sogenannte New Archeology. Im Iran gibt es eine ganze Reihe von ausgegrabenen Tells, so dass eine ziemlich vollständige Chronologie vorliegt, mit der ich aber hier den Laien nicht belasten will. An Literatur kann ich hier leider nichts angeben, da die Publikationen über
sehr viele Aufsätze und Zeitungen verteilt sind und mir im Moment kein gutes zusammenhängendes Werk einfällt, wer sich aber für diese Zeit und den Wechsel in der Produktionsweise informieren möchte, der lese doch "The First Flower People of Shanidar". Über die neue Richtung in der Archäologie lese man z. B. Haggett: "Models in Geography", Clark: "Analytical Archeology", "Models in Archeology". Die Chronologien entnehme man Ehrich: "Chronologies", den geschichtlichen Abriß der "Fischer Weltgeschichte", den kulturellen Abriß A.U. Pope: "A Survey of Persian Art". Ansonsten verweise ich ausdrücklich auf die Manuskripte der Vorlesungen und Seminare von Herrn Prof. Dr. Klaus Schippmann, Göttingen, besonders Vorlesung und Übung Iran 1 + II, 1972-73. Hiermit möchte ich meinen allgemeinen Literaturüberblick beendet sehen.
Das Reich Elam Die Elamer sind ein noch nicht genau bestimmtes Volk, die gleichzeitig oder kurz nach den Sumerern in der Umgebung von Susa im Bergland auftreten. Sie entwickelten eine eigene Schrift, das protoelamische, übernahmen aber später die gängige Keilschrift Mesopotamiens. Die Elamer lagen sich sehr häufig mit Bewohnern des Zweistromlandes in den Haaren, mit wechselnden Erfolgen. Einige sehr wichtige Fundstücke Mesopotamischer Geschichte fanden sich denn auch in elamischen Tepes als Beutegut verschleppt, wie z.B. die bedeutende Gesetzesstele Hammurabis von Babylon. Hauptstadt Elams war wohl Susa, das man als wirkliche erste Weltstadt ansehen kann. Die untersten Schichten sind neolithisch. Seine Bedeutung verlor es auch unter den Persern nicht, und noch heute ist es ein wichtiger Wallfahrtsort, da sich das Grab Daniels in Shush befinden soll. Die Franzosen graben seit dem vorigen Jahrhundert dort. Ihr Grabungshaus erhebt sich wie eine Burg über den Tell, sie haben aber dennoch noch nicht viel aus elamischer Zeit ans Tageslicht gebracht. Das kann auch daran liegen, dass Susa einer der größten Tells überhaupt ist. Anders sieht es in Tschoga Zambil aus. Dort wurde eine riesige Tempelpyramide freigelegt und z. T. restauriert. In der Nähe befinden sich auch Gebäudereste, die als erster bekannter Feuertempel gedeutet werden. Das Reich Elam bestand mit wechselnder Ausdehnung verhältnismäßig lange. Selbst unter den Achämeniden scheint es noch
eine selbständige Stellung, der der Meder ähnlich, gehabt zu haben. Das liegt z.T. daran, dass alle Verwaltungsfachleute und Schreiber aus Elam geholt wurden. Um sich weiter zu informieren, lese man "Das Reich Elam" von Prof. Hinz, Göttingen.
Die Urartäer Urartu war der große Gegenspieler der Assyrer. Das Reich erstreckte sich rund um den Urmia und den Van-See. Die Urartäer erscheinen zunächst als lose Konföderation der Nairiländer in den Assyrischen Analen. Über die Kultur und Kunst, besonders über den Festungsbau habe ich schon einiges in den Kommentaren ausgesagt. Die Urartäer waren ein typisches Bergvolk. Sie waren bekannt für ihren grandiosen Gartenbau. Ihre Städte legten sie in der Regel auf unzugänglichen Felsnasen an. Die Urartäer hatten einen Kriegsgottkult, Haldikult genannt. Der Gott wurde in turmähnlichen Gebäuden verehrt, die wegen ihres Aussehens Halditore genannt werden. Sie ernährten sich von Viehzucht und Ackerbau. In jeder Stadtanlage fallen die großen rotgebrannten Vorratsgefäße auf, die größenmäßig sich nur mit denen Kretas vergleichen lassen. Die Urartäer gingen dann in wechselnden Kämpfen mit den Assyrern und später im Skythensturm unter. Neuere Autoren nehmen auch an, dass am Untergang der Urartäer die Emder und Perser beteiligt gewesen sein können, da diese zum ersten Mal in jener Gegend in den mesopotamischen Schriften erwähnt werden. Die Hauptfundorte liegen in der Türkei, dem Iran, der Sowjetunion und ein paar im Irak. Die Urartäer sind erst spät ans Licht der Geschichte gehoben worden, deshalb ist auch die Literatur recht dünn gesät, wer sich ein wenig informieren will, möge das Buch "Urartu, das Reich am Ararat" lesen.
Die Meder Die Meder standen immer ein wenig im Schatten der Perser. Sie sind wahrscheinlich gleichzeitig mit diesen eingewandert, haben aber als erste ein indogermanisches oder arisches Reich gegründet. Die Meder gelten auch noch in den Tagen der persischen Großkönige als freies und geachtetes Volk. Die Hauptstadt Medien war Ekbatana, ich
verweise hier nur auf den Kommentar zu Hamadan. Die Meder waren bekannt wegen ihrer berühmten Pferdezucht. Das medische Reich dauerte nur ungefähr 100 Jahre, bevor es von den Persern überflügelt wurde. Eine Zeitlang glaubte man, der Feuerkult sei eine typisch arische, wenn nicht sogar nur persische Erfindung oder Tradition, dies wird aber inzwischen durch den Fund in Tschoga Zambil und durch den medischer Fundort Nush i Jan widerlegt. In Ekbatana selbst kann man wegen der rezenten Überredung nicht graben, so suchte man nach anderen Menisken Orten und fand Nush i Jan. Der Ort war eine kleine Festung, die nie erobert worden war, sondern irgendwann wegen Unbrauchbarkeit aufgegeben worden war. Dies hieß keine Kleinfunde, da die Besitzer ja alles mitgenommen hatten, dafür aber gut erhaltene Architektur. So fand sich dort ein zugemauerter Tempel mit einem quadratischen Grundriß, der durch Nischen zum Kreuz erweitert worden war und Nischenarchitektur, dies gilt aber nur für den Innenraum, da der Bau aus Lehmziegeln errichtet worden war, und die Außenseite noch nicht ausgegraben worden ist. Der Raum enthielt einen kleinen Feueraltar, versetzt in einer Ecke. Der ganze Bau war sorgfältig von unten nach oben zugemauert worden. Abwechselnd finden sich Bruchsteinschichten und Lehmziegel. Auch die Gewölbe im Vorraum waren bis unter den Scheitel zugemauert und dann an einer Stelle als Ausstieg durchbrochen. In der Festung befand sich noch ein inneres Fort und ein Magazin. Dies soweit als Beispiel für die medische Baukunst. Ansonsten sind die Meder außer bei der Besiegung der Assyrer und zusammen mit den Persern kaum ins Rampenlicht der Weltgeschichte getreten. Zu den Emdern fällt mir im Moment keine spezifische Literatur ein. In der Regel werden sie immer mit den Persern abgehandelt, und über die gibt es ja wahrlich genug Geschriebenes. So geht's weiter mit meinem kurzen Überblick. Jetzt beginnt erst die Zeit, die man persische Geschichte nennen kann, die Perser!
Die Achemäniden Über diese Zeit gibt es soviel Geschriebenes, dass ich nicht viel dazu schreiben will und auch keine Literatur angebe. Aber es ist vielleicht doch interessant, dass die Perser zunächst im Gebiet hoch oben am Urmia gesichtet werden. Im Lauf der nächsten Jahrzehnte, man kann
dies sehr schön in mesopotamischen Quellen verfolgen, zogen sie dann durch Khusistan, in die heutige Provinz Fars, die alte Persis. Von dort treten sie dann mit Riesensprüngen in die Geschichte ein. Kyros, der Reichsgründer, nimmt Babylon kampflos ein, der halbe Orient liegt ihm im Nu zu Füßen, dann Darius, er dringt bis an die bekannte westliche Welt vor und zieht weit hoch nach Rußland, dann Xerxes, dessen griechisches Debakel uns ja ausreichend bekannt ist, Artaxerxes und so weiter bis zum hellenistischen Sturm, bis das Reich schon leicht degeneriert unter einer Handvoll von griechischen Stiefeln zusammenbrach. Aber die Architektur wird noch in den Kommentaren über Pasargadae und Persepolis die Rede sein. Interessant ist aber, dass es den Persern gelang, diesen Vielvölkerstaat recht friedlich zusammenzuhalten, bevorrechtete Stellungen nahmen die Elamer in der Verwaltung ein und besonders eben die Meder. Sie tauchen immer wieder im Zusammenhang mit den Persern auf, so dass man von einer regelrechten Allianz sprechen kann, da ihre Macht nie gebrochen wurde und auch die Perser auf die medischen Kämpfer angewiesen waren. Im Orient taucht dann der Dareikos als überall geltende Währungseinheit auf. Auch der Kulturaustausch wird reger zwischen dem Osten, den Steppen und dem sogenannten Abendland, besonders mit den griechischen Küstenstädten, die den Persern zwar tributpflichtig sind, aber ansonsten recht unabhängig. So finden sich an persischen Bauwerken eindeutige Spuren griechischer Steinmetze. Das politische Schwergewicht verlagerte sich sehr schnell wieder aus der Stammlandschaft nach Mesopotamien. Die Hauptorte der Achämeniden waren Susa, die Hauptstadt Elams, Babylon, die Hauptstadt oder Großstadt Mesopotamiens und im Sommer Ekbatana, die Hauptstadt der Meder. Und dann ist da ja noch Persepolis, von dem wir noch nicht mal den persischen Namen wissen. Aber über die Streitigkeiten der Bedeutung der Perserstadt werde ich mich im Kommentar auslassen. Ich möchte es bei diesem kurzen Blick bewenden lassen und auch beim nächsten Thema mich aus oben genannten Gründen kurz fassen.
Alexander und die Seleukiden Also, eins kann ich sagen: Der große kulturelle Umschwung kam mit Alexander nicht. Alexander durchraste mit einer kleinen
Spezialisteneinheit, einer Art Kommandotruppe, den Orient, aber ein Reich schuf er nicht. Er gab einem degenerierten in toten Formen erstarrten Herrscherhaus nur den Abschiedspaß. Die Bevölkerung blieb die Gleiche, nur die Herrscher änderten sich. Ob sie besonders unter den späteren Seleukiden besser waren, läßt sich nicht sagen, da sich diese hauptsächlich mit kleineren und größeren Kämpfen mit den Ptolmäern, auch Lagiden genannt, und mit den Römern beschäftigten und sich des Ostens nur als Reservoirs für Kapital und Menschen bedienten. So liegen auch hier wieder die Städte in Mesopotamien, wie Dura, Europos und Seleucia, nah an der Grenze zum Westen. Im Hinterland gab es dennoch eine ganze Anzahl von rein griechischen Siedlungen, wie das jüngst Ausgegrabene an der Grenze zwischen Rußland und Afghanistan liegende Alexandreia Oxiana, eine rein griechische oder besser hellenistische Stadt. Dem Gebiet in Baktrien gelang es ja sogar, sich für hundert Jahre in Gestalt des GraecoBaktrischen Reiches selbständig zu machen. Es gibt zwar spärliche Informationen, aber wer mit wem wann gegen wen verbündet war, läßt sich nicht genau sagen, denn dort überschneiden sich räumlich und zeitlich (Alexandreia Oxiana heißt heute Ai Chanum und liegt noch Afghanistan) die Kuschan, die Seleukiden, die Graeco-Baktrier, die Saken, die Parther und sonstiges Gemüse. Also, nun ...
Dei Parther Die Parther waren lange Zeit ziemlich unerforscht und unbeachtet geblieben, obwohl sie z. B. die Römer ziemlich oft in die Pfanne gehauen haben, bei der Literatur verweise ich wieder auf Schippmann. Nur ist er noch nicht fertig mit Publizieren und so. Also, die Parther tauchen zunächst als Daher und Parner aus der Steppe auf. SIC b(setzen mehr oder weniger geräuschlos die Landschaft Parthien und nennen sich dann Parther, sie werden auch noch mal rausgejagt, aber so sicher ist die Chronologie noch nicht. Sie schließen viele Bündnisse mit allen und niemanden, und als sie sich stark genug fühlten schlugen sie nacheinander die Graeco-Baktrier, die Seleukiden und die Kuschan aufs Haupt, die Saken waren schon vorher gegen die Kuschan ausgeschieden. So, nun stehen sie ziemlich kulturlos im Leerraum. Ihre Hauptstadt war zunächst Nisa, soweit meine Geographiekenntnisse reichen, liegt das heute in Rußland, im alten Stammland Parthien. Dann
verlagerte sich das Gewicht wie üblich nach Mesopotamien, wo sie sich dann gut mit den Römern schlugen, ich erinnere nur an die Crassus Niederlage bei Karrhae, wo der Tag mit 35.000 Römern begann, ohne Crassus mit 10.000 gefangenen Römern endete. Trotzdem hatten die Parther nie mehr als ein paar tausend Männer, ihre Heere bestanden hauptsächlich aus Lehenspflichtigen und Vasallen, sie bildeten nur eine kleine Oberschicht. Die Architektur erinnert im Äußerlichen an römische Amphitheater, was bei den vielen gefangenen römischen Zwangsarbeitern nicht verwunderlich ist, ansonsten zeichnen sie sich nur durch die Einführung des Iwans aus, jener an einer Seite offenen Gewölbe, die die sassanidische Architektur wesentlich bestimmen. Ansonsten stehen sie ziemlich kulturlos da, sie kontrollierten praktisch nur den Handel zwischen dem Osten und dem Westen, und deshalb gehe ich gleich zu den Sassaniden über.
Die Sanssaniden Das sassanidische Herrscherhaus stammt aus der Persis und machte unter Ardashir dem Ersten nichts anderes, als die parthische Oberschicht abzulösen. Zunächst bauten sie sogar parthisch nach, wie z. B. Firuzabad, das nach dem gleichen runden Grundriß wie Gur errichtet wurde, doch über die Architektur werde ich schreiben in den Kommentaren. Also, die Sassaniden erfanden das Kuppelgewölbe über eckigen Grundrissen und schlugen die Römer, nahmen deren Kaiser Valerian gefangen, was so ziemlich einmalig ist in der römischen Geschichte, stellten sogar Rom einen neuen Kaiser zur Verfügung, den Rom natürlich nicht annahm und verwendeten das gute italienische Menschenmaterial, um Dämme und Paläste und besonders Städte nach römischem Muster zu erbauen. Noch heute tauchen überall sassanidische Königsnamen auf, wie Ardashir, Shapur, Yasdegird etc. Das beste Werk über die sassanidische Geschichte ist von dem Dänen Christensen. Tja, ich werde noch eine Menge über die Sassaniden bei den betreffenden Orten schreiben, da ich mich mit ihnen im letzten Semester eingehend beschäftigt habe. Es sei nur bemerkt, dass sie sich weiterhin erst mit den Römern um die Euphrat-Linie schlugen, ihre Hauptstadt nach Ktesiphon verlegten, dort den größten noch stehenden freitragenden Lehmziegel-Iwan der Welt errichteten, nebst größeren weiteren Palastanlagen wie Qasr i Shirin, das auch nicht auf unserer
Route liegt. Tja, dann schlugen sie sich mit wechselndem Erfolg mit den Byzantinern, diese drangen bis Ktesiphon vor und bis Takht i Suleiman, im Gegenstoß die Sassaniden bis kurz vor Konstantinopel, dabei litt aber Ktesiphon mehr, und sie schlugen sich wie üblich mit den Steppenvölkern, bis sie dann völlig unerwartet aus Arabien überrannt wurden, drei Schlachten, und sie waren erledigt. Tja, das war's an Kurzinformation. Bitte betrachte man dies nur als Anregung zum Weiterinformieren!
23.02 Es geht los: Wüste, Piste & Ruinen Der Tag, an dem die Piste begann. Gleich nach dem Aufwachen habe ich mich ans Steuer gesetzt und darauf verzichtet, die Leute da weiter hinten zu behelligen. Der Wagen zog an diesem Tage aber keine Wurst von Tisch. Zugegeben, die Strecke führte leicht bergauf, aber in den 3. Gang deswegen schalten zu müssen, ist doch allerhand. Der Vergaser war wohl wieder einmal verstopft. Als es dann aber kurz vor Nain wieder bergab ging, war die Leistungsstörung wieder wie ein Spuk zu Ende. Zum Frühstück hielt ich in Nain auf einem freien Platz inmitten der Stadt, wenn man die so nennen darf. UlKa ging unterdes auf Suche nach der Post, was nicht ganz einfach gewesen sein soll. Aber solche Dinge kann er selber zu Papier bringen. Auch JöJa hatte wieder seinen Kopf. Er wollte unbedingt eines der Rücklichthalter wieder fest schweißen lassen, welche bei Piste doch wieder abbrechen sollten. So mit Draht festgebunden ging es doch auch, und die Birnen waren sogar noch weniger gefährdet durch Vibrationen. Von jetzt ab fuhr JöJa mit Hugh und UlKa, und ich versuchte verzweifelt zu tippen, was aber nur teilweise gelang, da die Straße immer schlechter wurde. Schließlich machten wir Big Baby den Vorschlag doch einmal auf die neue Straße zu fahren, die nebenher lief und wunderbar ausgebaut war. So, manches muß man ihm halt erst befehlen. Die Landschaft wurde schon immer wüstiger. Man sah überall Qanate und deren hübsch gebaute Endpunkte. In einem Ort wollten wir einen Tee trinken, aber das war ein Reinfall. Die Leute hatten gar kein Interesse, uns zu bedienen. Na. dann eben nicht. Das hat aber nicht gehindert, den armen Pierre mit dem Absingen schmackiger deutscher Volks- und Seemannsweisen zu plagen. Das zog sich so hin, bis irgendwann abgebogen wurde, und die Piste begann. So eine gute Piste habe ich lange nicht gesehen. Das war doch gleich ein ganz anderes Gefühl. Eine unendliche Piste vor uns. --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
So jetzt habe ich Zeit, ein paar Worte einzufügen. Der HoWa dichtet uns beiden Armen immer die schlimmsten Verbrechen an. Aber seine eigenen übergeht er in ein paar Zeilen oder ganz. zum Beispiel die
Sache mit dem unverschämten Sexphoto, das all die unberührten Mädchen in Shahabad schockte und uns, besonders natürlich ihm, abgeneigt machte, oder die Geschichte mit dem verdammten falsch montierten Ölfilter, der uns beinahe ruiniert hätte und nur von mir in selbstlosem Einsatz repariert werden konnte. Zum andern erzählt er immer den Persern Stories in persisch über uns, so dass alle lachen und ich ' und JöJa dumm aus der Wäsche gucken und nicht wissen, was gespielt wird. Von seiner grenzenlosen Faulheit, er liegt schon wieder auf dem Bett und träumt von Slips und Unterröcken, hat man ja schon öfter in diesem T.B. vernommen. Der arme JöJa kriegt trotz seiner Größe bald einen Minderwertigkeitskomplex. Der HoWa ist so ein richtiger Säemann von Zwietrachtskörnern, er selber nennt das diplomatisch sein - dieses Schwein (das reimt sich nämlich auf sein!) Tja, es soll hier nun aber nicht der Eindruck erweckt werden, der HoWa sei eine linke Titte, wenn er das auch wirklich ist, es soll hier vielmehr unser dennoch trautes Nebeneinander - äh neh Miteinander, Füreinander, Einigkeit und Recht und Freiheit etc. lobend hervorgesenkt -- ? HOBEN werden! --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Na, ja, dann habe ich also auch mein Fett bekommen. Das muß ja sein, jeder muß einmal herhalten, und zumindest die Sache mit dem falsch montierten Ölfilter stimmt auch, der Rest nicht so besonders, aber wir wollen hier unser Prinzip nicht einreißen lassen. Hier wird nicht Aussage gegen Aussage gestellt, sondern Gehässigkeit gegen Gehässigkeit. Also die Piste: Die Piste ist der landläufige Ausdruck für eine unbefestigte Straße mit Schotter oder Staubbelag. Es wird unterschieden in Edelpisten, Vulgärpisten und Scheißpisten. Diese Einteilung erhebt keinen Anspruch auf Gültigkeit, ist auch je nach Fahrzeug für die Insassen verschieden abgegrenzt in dieser Form, dann aber Gesetz. Hier also hatten wir eine wunderbar gehobelte Edelpiste vor uns. Ein graues Band von Horizont zu Horizont, von Bergkette zu Bergkette, in der Einöde der Wüste. Was in dieser typisch persischen Umgebung auffällt, das ist (Verdammt noch einmal, ich scheine mich
mehr zum Legastheniker zu entwickeln, immer diese Umstellungen von Buchstaben) die unendliche Weite der Landschaft. Man kann ein Gebiet überblicken, das man in anderen Gegenden nur aus dem Flugzeug recht überschauen kann. Wenn ich mich vergewissert habe, daß in Sichtweite keine andere Staubfahne ist und ich der einzige Mensch hier zwischen Unendlichkeit und Unendlichkeit bin und eine Totenstille meine Ohren dröhnen läßt, überkommt mich nicht etwa das Gefühl der Verlassenheit, sondern das der totalen Freiheit. Wüste - das ist das einzige Leben, das eines Mannes würdig ist. Diese Freiheit, diese Ruhe, da kann man nur lachen, wenn man an die überfüllten Städte denkt. So mancher aber, der hier schon verdurstet ist, hat darüber bestimmt nicht gelacht und konnte mit so esoterischen Gefühlen nicht viel anfangen. Seit wir von der Straße abgebogen waren, machte sich bei dem harten Kern von uns gelinde Euphorie breit und JöJa brauste, was die Kiste hergab, hügelauf, hügelab auf der wie mit einem Lineal gezogenen Straße einem imaginären Ziel entgegen. Als es dann dunkelte, wurden wir rebellisch, denn den Genuß der Einödfahrt wollten wir uns doch nicht entgehen lassen. Andererseits verstanden wir ja seine Fahrgeilheit. Nur noch bis zum fernen Bergesrand wollte er fahren, was schon unseren Unwillen erregte. Dann aber war unser aller Erstaunen groß, als sich im Lichte unserer 5 Scheinwerfer aus dem Dunkel der Umgebung die gewaltigen Schatten eines oder mehrerer großer Gebäude lösten. Aus afghanischer Erfahrung wußte ich, daß solche Gebäude auch bewohnt sein könnten, weswegen wir es wie die Geier erst umkreisten, um dann zuzuschlagen und durch das Hauptportal Einzug zu halten. Die Leute waren alle viel weniger zu halten bzw. gar nicht mehr. Ein ganzes großes und gut erhaltenes bzw. restauriertes Karawanserail hatte selbst ich noch nie zu Gesicht bekommen. Die klare Wüstennacht tat ihr übriges, so dass nach einiger Zeit auch unsere Flippées begeisterungstrunken durch die verschwiegenen finsteren Winkel dieses herrlichen Gebäudes stapften. UlKa und ich suchten das Gebäude bis in die hintersten Winkel ab, um auch ja niemanden zu übersehen. Überhaupt war die Atmosphäre auch leicht unheimlich und UlKa meinte treffend, daß sich dieses Gebäude zwar gut verteidigen ließe, aber im Zweifelsfalle auch eine gute Falle sei. Es war natürlich klar, daß unser Offizier Big Rödel, die Anlage längst auf ihren strategischen Wert untersucht hatte. Wir waren alle wie aus dem Häuschen. Ich beschloß auf dem Dach nur mit den Sternen
über mir zu schlafen. UlKa setzte sich mit seiner Gitarre in die finsteren Gewölbe und spielte romantisierende Songs, die in dem alten Gemäuer schauerlich widerhallten. Hat UlKa schon sonst etwas Gespenstisches an sich gehabt, hier war er genau richtig. Auch Üg--und Piär waren angesteckt, rezitierten mit feierlichen Stimmen Genfer Theaterstücke nebst den Parodien darauf. Das Abendbrot wurde richtig in Ausnahmestimmung eingenommen, immer einen Angriff erwartend. Scheiße, wir hatten vergessen, Wachen aufzustellen. Vom Dache aus konnte ich die hin und wieder (3 - 4 pro Nacht) vorbeikommenden Lkws schon 1 Std. vorher sehen. Leider fing es Anfang der Nacht leicht an zu pieseln, so dass ich mich doch wieder in das unbequeme Führerhaus unseres U 404 114 S zurückziehen mußte. Für diesen Abend hatte sich die Reise - fast - schon gelohnt.
24.02 Die Führung durch das (Karawan-) Serail Das war der Tag, an dem ich feststellte, daß mein Film schon in Azerbaidjan gerissen war. Nach 50 Bildern packte mich nämlich der Argwohn, und ich beschloß, der Sache auf den Grund zu gehen - mit besagtem niederschmetternden Ergebnis. Aber mit neuem Film konnte ich wenigstens die Bilder am Orte wiederholen. Wir waren alle ziemlich fotogeil und haben zusammen bestimmt über 50 Bilder allein hier verschossen. Erkundet hatten wir unsere nächtliche Heimstatt ja schon, jetzt wurde sie auch noch akribisch von unserem angehenden Jungwissenschaftler zu Papier gebracht. JöJa hat gefilmt und ich die gesamte Umgebung zu Fuß durchmessen. Fahren durfte ich an diesem Tage. Herrlich war der Blick vom 1. Paß auf die weite Salzlandschaft. An frischen Qanaten kamen wir vorbei, eines haben wir genau angesehen. Als wir dann in die weite Ebene hinaus kamen, löste sich beim Näherkommen die erste Datteloase aus dem Dunst der Ferne. Wieder große Begeisterung und Fotos. Der Ort hieß Neustadt (schahr-e-nou), und zwar als partielle Ortswüstung nur noch von einer Familie bewohnt, die sich wohl alle
übriggebliebenen "Drachthaye Chorma" unter ihre Nägel gerissen hatte. Eine sterbende Oase, eher Old City denn New Town, einige Palmen waren schon in sehr schlechter Verfassung. Aber in der Quelle des Ortes schwammen kleine Fische im klaren Wasser. Von Neustadt ging es ins Tal hinunter. Vom tiefsten Punkt an hatte die Schotterebene. ab einer, wie mit dem Lineal gezogenen Linie plötzlich eine viel hellere Farbe, was uns zu wilden Spekulationen anregte, dabei hatte die Sonne dort den Schotter nur schon mehr ausgetrocknet. Diese Gegend hier scheint rapide zu verfallen. Alle Naselang traf man auf verfallene Burgen oder Karawanserails. Nach einem kleinen Paß im schwarzen Gestein und seltsamer Umgebung trafen wir wieder auf eine Burg, die in ihrem Typ neu für diese Strecke war. Deutlich konnte man wenigstens zwei Bauperioden unterscheiden, denn es war mit Lehm dazwischen gemauert worden. Das also war keine Burg für mich, weil die Umgebung zu schwarz war. Dabei hätte man hier bestimmt wunderbar bauen können. Die Berge hier hatten nämlich eine eigenartige Gestalt. Sie bestanden aus waagerecht liegenden Schichten, bei denen die oberste sehr hart, die unteren aber weicher waren, manchmal zogen sich auch zwei solche Schichten durch den Fels. Das gab wegen der unterschiedlichen Verwitterung dann ein seltsames Bild. Die Berge waren oben topfeben und am Rand scharf gezackt abgesparten. Die harten Schichten waren unterhöhlt, so dass die Umgebung mit faust- bis hausgroßen Brocken übersät war, die zwei ebene Begrenzungsflächen hatten und sich wunderbar zum Hausbau eigneten. Hier könnte man sich mammuthafte Häuser bauen. Hier ist es an der Zeit, etwas über UlKa's und meine Wachträume zu sagen. Anläßlich von Qanaten und deren Brunnen, weiter Landschaft und verstreuten Gärten, kam uns der Gedanke, bzw. besser, wir entdeckten, daß wir den gemeinsamen Jugendtraum hatten, nämlich uns selber eine Oase zu schaffen, mit eigener Lehmburg etc. Während ich jedoch mehr dazu neigte, mir so ein hübsches, imposantes Karawanserail umzubauen, oder auch eine Burg, war UlKa mehr auf dem Standpunkt, man solle lediglich die Qanate übernehmen und in Stand setzen und den Rest selber bauen. Jedenfalls sahen wir uns die Ruinen nur noch unter dem Gesichtspunkt an, wie sie sich am besten zu Wohngebäuden umbauen ließen.
Und noch ein anderer Gedanke kam uns, nämlich in dem Karawanserail von gestern Abend im Sommer ein großes Fest zu organisieren mit 1000 Leuten. Anschläge überall, von der Hamburger Mensa bis zum Puddingshop. Jeder müsse Speis und Trank und einen Handfeger mitbringen, dann bräuchte man nur noch eine Band zu organisieren und die Sache liefe von alleine. Es sind doch komische Gedanken, auf die man so unterwegs kommt. Als wir von dem schwarzen Paß ins Tal hinunter kamen, sahen wir schon von weitem das zweite große Karawanserail. --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
HoWa
ist gerade in Gonabad und so benutze ich - UlKa - die Gelegenheit, ein bißchen Einblick in mein künstlerisches Schaffen auf dieser Reise zu geben:
I am on my way D hm A 1. Villages pass, errands meet, castles dream forgotten dreams, D hm A Everywhere, I do look, broken stone, no wood Gm D the land breathes great desire,
gm hm cism A G F the road leads me more and more, higher, higher, higher to the sun.
D fism G fism hm Ref: I am on my way, I am on my way, I am on my way on the road to the east. D fism G fism D My weary feet don't stop trapping on, I am going to the rising of the sun.
Blind children ask, where do I go, women hide and old men stare And when I leave the town again, its palms guide me a long way And then the desert got me again dark skies over me in moonlight and star sprinkled again. Shahabad, 2/3/74 Text und Musik UlKa. Alle Rechte bei K. G. Urne Hameln e. V. --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
UlKa, der Musenfreund, konnte sich hier wieder nicht verkneifen, sich in das rechte Licht zu rücken. Aber zurück zur Fahrt: Einige Zeit nach dem schwarzen Paß kam wieder ein Karawanserail in Sicht, diesmal mit angegliedertem Herrensitz. Das war etwas für ein Foto. So hielten wir weit vor der Burg schon an. Unsere beiden Flippées stiegen aus und zeigten keine Lust, wieder einzusteigen. So ließen wir sie dort, wo sie waren und fuhren quer durch die Wüste zu einer weiteren Karawanserailerkundung. Das Karawanserail stand hinter dem ersten zurück, interessanter war da schon die Burg, wahrscheinlich ein alter Herrensitz. Die ganze Anlage lag am Rande einer Salzebene und war wohl wegen der Versalzung der Gärten verlassen worden. Man sah genau, daß dort, wo ehemals Gärten lagen, eine Salzkruste den Boden bedeckte. Wirklich ein sterbendes Land. Es sieht so nach
Vergangenheit aus. Nichts erinnert daran, daß hier auch Gegenwart herrscht, nur der stetige Verfall der Reste aus besseren Zeiten. Wir schossen einige nette Fotos und JöJa umkreiste die Burg, um eine gute Stelle für Texaco-Fotos zu finden. Wir hatten ja dummerweise die Texaco-Abziehbilder vergessen. Nur dafür aber, daß wir Werbung im Ausland machten, war uns doch das viele Öl gestellt worden. So machten wir wenigstens einige Fotos mit einem großen TexacoKanister vor dem Wagen. Auf dem Wege zum nächsten Paß konnte noch ein zünftiges Wüstenfoto mit einem Kamelkadaver geschossen werden. Nach dem Paß neigte sich der Tag schon seinem Ende, und es fing an zu dämmern. Wir liefen das nächste Dorf an: Robat poscht-eBadam. Hier, das war unser allererster Eindruck, schielen die Leute wie verrückt und haben mindestens ein unbrauchbares Auge - Später aber fanden wir dann noch Leute mit normalem Blick. Richtig ernährt aber schienen mir die Leute hier nicht. Wo sollen hier im Winter auch die Vitamine herkommen. Das Teehaus hier am orte war fast ausschließlich von LKW-Fahrern besucht. Hier gab es anscheinend nur salziges Wasser und sogar der Tee schmeckte danach. Ich bestellte mir hier für 4 Toman ein Abguscht, wie ich es auch schon vor Hamadan gegessen hatte, die anderen wollten Ei-Abguscht und bekamen ein solches ohne Guscht, also Fleisch, mit einigen beigelegten rohen Eiern, was nicht auf ungeteilte Begeisterung stieß. JöJa war denn mit diesem "Hundefraß" auch nicht zufrieden und bereitete noch im Wagen ein zweites Abendbrot, UlKa setzte sich noch ins Teehaus und tippte unter ungläubigem Staunen aller Umstehenden einen Brief, der auch diesem Tagebuch angegliedert ist. Während ich auf den Vordersitzen einzuschlafen versuchte, wurde hinten noch unheimlich gewütet. Der ganze Wagen schaukelte hin und her, und bald war UlKa's so charakteristisches markerschütterndes Kreischen zu hören, gegen das ich später regelrecht allergisch wurde ........
25.02 Der Taperer in der Wüste, Kawire & Shabbababy Der Tag, an dem wir in Tabbas ankamen. Wer im Wagen hinten schlief, hatte immer Schwierigkeiten mit dem Aufwachen, weil hinten
total verdunkelt wurde und niemand wußte, daß der helle Tag bereits angebrochen war. UlKa versuchte übrigens schon seit Tagen, einen Fastentag einzulegen, auch an diesem Tag kam er wie noch so oft über das Frühstück nicht hinaus. Die Gegend wurde immer wüstiger. Die Pfade waren teilweise recht verschlungen. Es zeigten sich recht interessante Faltungsformen in den Bergen. Hier trafen wir auch auf den einzigen Ausläufer eines Kawirs, den wir auf dieser Fahrt zu Gesicht bekamen. Neben der Straße sieht der Boden topfeben aus, und man konnte meinen, dort bequemer als auf der Piste fahren zu können, dem aber war nicht so. Sobald man von der "Straße" runter war, versank man ziemlich tief im aufgeweichten Salzton und kam nicht mehr recht vorwärts. Inmitten dieser Einöde trafen wir auf eine Kamelherde. Was die hier suchte, wo weit und breit absolut kein Halm mehr wuchs, war mit schleierhaft. Als wir versuchten, ihr auf den Pelz zu rücken, flohen sie, so dass es für Nahfotos nicht reichte. Am Rande des Kawirs trafen wir auch auf die erste Sanddüne. Große Begeisterung auf unserer Seite. Auf dieser Düne, sie war bescheiden genug, mußte erst einmal tüchtig herum getobt werden. Leider habe ich sie wegen JöJa's Hinweis auf kommende, noch bessere Dünen nicht aufgenommen. Es sollte nämlich bisher die einzige in Reichweite bleiben. Wieder ein Karawanserail. Ein kleines, altes, niedliches und ein großes, aber noch bewohntes, in dem wir einen Tee tranken. Nach einem kleinen Paß, breitete sich vor uns die Ebene von Tabbas aus mit den gewaltigen Bergen dahinter, die den sieben Oasen das Wasser liefern. Man konnte die ersten Palmenoasen mit ihrem dunklen Grün schon von Weitem gegen die weiße Salzebene sehen. Das war wieder ein Anblick, der Hochstimmung hervorrief. Während wir in der ersten Oase hielten, um Fotos zu machen, tollten Üg und Piär wie ausgeflippt in den Dattelgärten herum. Der Baustil hier und auch, als wir nach Tabbas selber kamen, erinnerte vor dem Palmenhintergrund etwas an sudanesische Architektur. Auf jeden Fall fanden wir das alles unheimlich gut. Die Einfahrt in den Ort gestaltete sich wie eine Parade aus der Panzerluke, und aus dem Schiebedach sahen wir uns aufrecht stehend die Umgebung an, während der Wagen im Schrittempo einfuhr. Wir wären aber nicht im Iran, wenn nicht auch hier Kreisverkehr und zentraler Park wären.
Briefe ... UlKa, Robat poscht e badam, 24-02-1974
26.02 Sightseeing in Tabbas! Wie üblich hatte ich schon einen netten Morgenspaziergang hinter mir, als ich es für nötig befand, auch die hinteren Faulenzer aus ihrer Miefbude zu reißen. Wir waren nämlich um 9 Uhr mit Hassan Shababy verabredet, und ich wollte nicht unpünktlich sein. Mit festen Terminen, so schön unter Zeitdruck, läuft doch alles gleich viel besser: 10 Min. Aufstand, 10 Min. für Umbau, 10 Min. für Frühstück, es geht doch nichts über Hetze und Streß! Hassan mit einem Kollegen wartete schon auf uns, denn wir hatten es uns doch nicht ganz verkneifen können, uns zu verspäten. Es war gut, mit einem einheimischen Fahrer in einem der an Geräusch armen Iran-made-Peykane durch die Straßen zu rauschen und nicht immer selber fahren zu müssen. Als Auftakt ging es zum Vorzeigegarten der Stadt, zum "Bagh-e-Golschan", den Rosengarten. Hier soll früher der Chan der Stadt residiert haben. Es war doch schon recht paradiesisch. Hier könnte man es einige Zeit aushalten. Ja, es stimmt schon, was sich die Leute erzählen: Je schrecklicher die Wüste, desto schöner die Gärten in deren Oasen. Unter Palmen am Wasser von Vögeln umzwitschert, ja, das war schon was für uns. Der größte Vogel hier war übrigens ein Pelikan, von dem die Leute sagen, er sei zugeflogen, und zwar bei dem großen Sturm vor kurzer Zeit, nun, solche Geschichten hören sich immer gut an, wenn da die Wahrheit der Schönheit im Wege steht, wird sie halt stutzt. Der Piepmatz war so zahm wie eine Hausgans. Über die Datteln hier ist zu sagen, daß 98 % sehr schlechter Qualität sind und an das Vieh verfüttert werden. Das wurde wieder mit einer Geschichte entschuldigt. Der Khan des Ortes soll anno Krug befohlen haben, alle Datteln guter Qualität sofort nach Ernte als Privatbesitz des Despoten an den Hof zu liefern. Das sollen die bösen Oasenbauern sabotiert haben - mit der Axt! Überhaupt schien der ehemalige Khan der bestgehaßte Mann des Ortes gewesen zu sein.
Das sah man auch schon an der sicheren Festung, die er bewohnt haben soll und die wir als nächstes besichtigen. Ein beachtliches Bauwerk, das auch der sonst recht vorwitzige UlKa hier nicht erwartet hätte. Merkwürdig war vor allem das Vorkommen der gebrochenen Bögen. Überhaupt deutete vieles darauf hin, daß hier nicht gebräuchliche Formen importiert worden waren. Auch eine Moschee ohne Minarette mußte trotz Heiligkeit zur Besichtigung herhalten. Minarette hatte dafür eine Medresse gegenüber, auf der sich noch ein kleines Drama abspielen sollte. JöJa mußte nämlich unbedingt einen dieser stolzen Türme ersteigen. Nun sind die Dinger aber recht schlank und das innen noch mehr als außen, und die Treppen sind verdammt steil und beträchtlich gewandelt. Die äußeren Abmessungen unseres Vorzeigegermanen aber waren auch nicht von Pappe und hielten in Bruttoregistertonnen Wasserverdrängung gemessen durchaus manchem Vergleich stand. So folgte ihm manch besorgter Blick, als er im Dunkel des Eingangsloches verschwand. In banger Erwartung lauschte man dem dumpfen Ächzen und Stöhnen im Innern der Röhre und suchte nach etwaigen Rissen in deren Außenhaut. Doch zu aller Freude zeigte sich nach schier unendlicher Zeit oben ein leicht eingestaubter Blondschopf. Alles atmete auf, und so manche verkrampfte Hand löste sich. Hätte jemand von den Zuschauern etwas von Statik verstanden, hätte er jedoch sicher ein bedenkliches Gesicht gemacht, als wir uns alle drei auf der schwankenden, kleinen Plattform in luftiger Höhe tummelten. Doch war dieser Platz einfach ideal für Aussichtsfotos, pardon Übersichtsfotos. Hiernach durften wir den Arbeitsplatz von Hassan besichtigen. Der Gute wußte noch über fast gar nichts Bescheid, da er erst seit 2 Wochen hier war. Hier mahlen das Shah's Mühlen hält nicht eben schnell und der Gute hatte ja auch noch 1 1/2 Jahre Zeit. Er war nämlich eigentlich Wehrpflichtiger. Absolventen von landwirtschaftlichen Studien will man hier nach der Grundausbildung nicht vermauern lassen. Sie werden halt einem besonderen Agrarkorps zugeteilt und den örtlichen Verwaltungen zugesellt. Als wir kamen, tagte gerade hinter verschlossenen Tüten eine eminent wichtige Gesellschaft. Durch einen Türspalt konnten wir kurz das streng Geheime erspähen. Ernste Gesichter, Berge von Akten und viele Gläser Tee. Ansonsten war von Arbeit hier nicht viel zu spüren und auch
andere Fragen konnten nur unbefriedigend beantwortet werden. Daß das da vorne die Versuchsfelder waren, konnten wir uns auch selber denken. Dafür gab es reichlich Tee und Sweets - das war ja auch was. Hier hatten wir auch die einmalige Gelegenheit, die Gelassenheit mitzuerleben, mit der die Beamten den ersten Regen seit einigen Jahren ertrugen. Sie nahmen ihn kaum zur Kenntnis. Nun muß man allerdings zu ihrer Entlastung sagen, daß Tabbas mehr vom Regen und Schnee in den Bergen, denn dem wenigen in der Ebene lebt. Hernach fuhr man uns - oh Aufwand - mit zwei großen Geländeschlitten in die Stadt. Die Teppichläden, auf die JöJa allein scharf war, hatten um diese Zeit geschlossen, das konnte uns Hassan aber nicht voraussagen, weil er aus Babol an der Kaspisee kam, und dort die Sitten wieder ganz anders sind. Er lud uns dafür und als Revanche für gestern zu einem recht guten Essen in jene schmierige Touristenabsteige ein. Das Essen wurde in schmieriger Gesellschaft in einem noch schmierigerem Séparée eingenommen. Nach dem Essen kam JöJa zu seinem Recht. Es ging los zum Teppichkauf, was sich hier aber noch als recht undankbares Geschäft erweisen sollte. Die Kelims hier, die mich als einziges noch interessiert hätten, waren zu teuer und nicht von hier. So überließen UlKa und meine Wenigkeit das ungleiche Paar alsbald ihrem Schicksal. (Die beiden Flippées waren die ganze Zeit ohnehin beim Wagen geblieben). Wir zogen es vor, in der Geborgenheit unseres Wagens auszuspannen. Das war aber so einfach nicht. Die Kinder des Ortes nämlich setzten alles Geschick und alle ihre bescheidene Intelligenz daran, unseren Wagen auseinanderzunehmen, als wollten sie Büchsenöffner spielen und die exotische Pracht wieder aus der Nähe betrachten. UlKa spielte von Zeit zu Zeit den "Deus ex machina" mit einer kalten Dusche vom Dach für alle Umstehenden. Aber es sollte noch dicker kommen. JöJa hatte inzwischen eine Odyssee in Sachen carpet hinter sich, die ihn in so manches Privathaus geführt hatte. Er wollte gegen einen Teppich sein Radio und gegen einen anderen sein Foto- und Filmstativ eintauschen. Beides befand sich aber bei uns im Wagen ' Ein Grund für ihn mit seiner wilden Meute in unseren tippenden Frieden einzubrechen. Alles weitere siehe Live-Einschub vom 16.02. Zum Glück hat sich JöJa nicht auch noch über das andere Ohr hauen lassen und wenigstens sein Stativ behalten. Zum Schlafen fuhren wir ein Stück in die freie Wüste hinaus.
Hier ist die Stelle, etwas über den Herrn Stroganoff zu sagen. Irgendwo, es war wohl an jenem denkwürdigen Abend in dem ersten Karawanserail, hat Ulrich den zur Zeit letzten Eßmodeschrei kreiert, EPa-Brot/Zwiebel á la Piaz + Pfeffer, Salz und Paprikapulver = Zwiebel á la Stroganoff. Das schmeckte an jenem Abend recht gut, jedoch die Reue kam später und noch oft, wenn es hinten in der kleinen Pappmacheebutze nach den gräßlichsten Dingen stank, wurde so manch saftiger Fluch auf den armen Stroganoff ausgestoßen, der doch wirklich nichts dafür konnte. Aber selbst gegen die gräßlichsten Martern stumpft man nach einiger Zeit ab. Bald wurde nur noch ganz trocken festgestellt: "Aha, Stroganoff, wer war's?!" So weit so schlecht für diesen Tag. Ich muß jetzt schließen, um etwas zu öffnen, das Fenster - Stroganoff!!!!!!!!!!!!!!!
27.02 Regen? Hier? Ein denkwürdiges Datum, wie man sehen wird! Normalerweise ist es in wüstenhaften Gegenden die Morgenkälte, die einen weckt. Hier war es ein starker Regenguß, der mich befürchten ließ, hier von einer großen Schichtflut hinweg gespült zu werden. Der Boden, auf dem wir standen, war noch gezeichnet von solchen Ereignissen. Zu unserem Glück aber währte der Guß nicht so lange. UlKa hatte an diesem Tage wieder seinen Fastentag. Daß er nicht übers Frühstück hinaus kommen kann, wußte er inzwischen. Aber wenigstens auf dieses wollte er verzichten, statt lieber das Abendessen zu lassen, bei er dann doppelt fraß. Er ging schon immer vor, an der Piste entlang, um sich von uns hinterher wieder aufgabeln zu lassen. Es dauerte jedoch so seine Zeit, bis wir guten Deutschen unser ausgiebiges Frühstück in Ruhe verzehrt hatten da kann man doch nicht so einfach mit leerem Magen loshetzen! Ein alter Bundeswehrsoldat hat Marschgeschwindigkeiten ja im Kopfe, und so wurde er nach einiger Zeit unruhig, weil sich noch kein schmutzig weißer Fleck zeigte, der hier doch irgendwo den Horizont unsicher machen mußte. "Ihm wird doch nichts zugestoßen sein, Du weißt doch, er hat einen schwachen Kreislauf!" kleidete JöJa seine Besorgnis in Worte. "Ach was, der wird, wenn wir ihn hier nicht finden, mit dem nächsten LKW nach Ferdows oder bis zum nächsten Ort vorgefahren sein, der ist doch gewitzt." - "Nein, Verantwortung
und solche Dinge, und wenn er hier nun irgendwo liegt und nach uns wimmert, man weiß ja nie, nach 10 km kehre ich um und suche so lange, bis ich ihn finde." --"Oh Gott, der UlKa ist doch, auch wenn man es manchmal nicht ganz glauben kann ein intelligentes, denkendes Wesen, der wird sich doch nicht in irgendeine Erdhöhle zum Sterben verkriechen, um darauf zu warten, daß wir mit Hunden und Polizei die ganze Gegend durchkämmen..." Zum Glück beendete diese Diskussion dann doch ein Schmutzfleck, der sich aus dem Horizont löste und auf die Straße zu hampelte. Er war natürlich in bester Verfassung und schwitzte in seinem Schafsfell, statt zu frieren wie ein ausgewachsener Schneider, wie er es nach JöJa's Worten gefälligst hätte tun sollen. Der Weg führte nun immer weiter in die Kälte, es wurde wieder ungemütlich. Man hatte uns schon in Tabbas gesagt, daß der Paß nach Gonabad eventuell verschneit sein könnte. Die Karawanserails wurden auch immer mickriger und konnten uns auch nicht mehr recht vom Hocker reißen, dafür stand überall Wasser in der Wüste und unser Wagen zog auch nicht mehr so recht. Wir kamen jetzt in das Gebiet des Erdbebens von vor 6 Jahren. Die alte Stadt Ferdows lag vollkommen in Ruinen, dafür waren neue, erdbebensichere, dafür aber um so häßlichere Häuser gebaut worden. Das schien selbst unser Auto so traurig zu stimmen, daß wir ihm zum Trost den Vergaser säubern mußten. Damit war er wieder entleidigt und zuckerte wieder getreulich unseres Weges, zwar nicht gerade mit alter Kraft, aber man ist ja anspruchslos geworden, auch wenn es jetzt einem Paß entgegenging. Der Paß war in der Tat ganz beachtlich, aber in bedenklichen Situationen hat uns unser Wägen doch noch nie im Stiche gelassen. Andere Dinge plagten uns dafür, z. B. ob in Shahabad, wohl noch jemand sei, der sich an JöJa erinnerte, daß Herr Dastchosch noch dort sei, nahmen wir schon gar nicht mehr an. Wenn dort niemand mehr sei, meinte JöJa, der ihm weiterhelfen könnte, dann wolle er den Vorschlag machen, nach Afghanistan zu fahren und dort die Zentralstrecke in Angriff zu nehmen. Nun, ich war ja sehr dagegen, erstens kann man diese Strecke nicht im Winter fahren, und zweitens wollte ich nicht ein zweites Mal lediglich anschneiden und dann wieder wegen irgendeiner Lappalie umkehren müssen, nein, das kam nicht in Frage. Gegen späten Nachmittag erreichten wir Gonabad, einen Ort, der uns nicht gerade von der Allgegenwärtigkeit, der Größe und des Glanzes des Herrscherhauses überzeugte. Die Kinder, ein wichtiger Gradmesser für
die Häufigkeit des Auftretens von Fremden, waren penetrant aufdringlich, was uns aber nicht mehr viel ausmachte. Als ich in der Bank für die gesamte Mannschaft, wie ich vielleicht schon erwähnt habe - bin ich ja Kassenwart der Gruppe - 100 $ und für UlKa noch 50 DM wechseln wollte, da stellten sich die Leutchen auf die Hinterbeine, und wollten uns das Geld nicht wechseln. Und das, nachdem sie die Noten ca. 1/2 Std. auf alle erdenkliche Weise geprüft hatten. In dicken Büchern wurde nachgeschlagen. Es ist natürlich möglich, daß die Bücher von vor dem Kriege waren und sich die Dollarnoten inzwischen geändert hatten. Dann wurden die Scheine gegen das Licht gehalten, betastet , beäugt, berochen, bemißtraut, nur nicht beschmeckt. Und überhaupt, was waren wir für Leute, daß wir gleich 100 Dollar wechseln wollten, das konnte doch nicht mit rechten Dingen zugehen, langhaarige Studenten aus Deutschland, und dann noch so ein blonder Berserker, womöglich ging es mit linken Dingen zu. Wie wäre es denn z. B. mit nur 20 Dollar? Wenn das nur eine Phantasiewährung ist und es Dollars in Wirklichkeit gar nicht gibt, dann ist der Verlust für die Bank nicht so groß. Aber Allah hatte Erbarmen mit uns und sandte uns einen Englischlehrer, der sogar gebrochen Englisch sprach und sich radebrechend für unsere Sache einsetzte. In der Bank war dann sogar ein Mann, der Herrn Dastchosch vor einigen Monaten noch gesehen hatte. Unsere 50,- DM wurden übrigens nicht gewechselt. Üg und Piär hatten sich inzwischen nach ihrem Bus erkundigt und erfahren, daß entweder am nächsten Tag einer aus Gonabad oder noch am gleichen Abend einer aus Birdoucht fahren würde, einem Ort, der ca. 5 km weg auf unserer Strecke lag. Man entschied sich für letzteres, weil den beiden der trostlose Ort nicht weiter zusagte. Auch wir waren froh, ihm den deutschen Breitschulterrücken zuzukehren. In Birdoucht war gerade ein Bus verreckt, und so tummelte sich in dem Fernfahrerteehaus eine bunte Gesellschaft, die wie unsere Flippées auf den nächsten Bus warteten. Die Leute sahen hier schon sehr Afghanisch aus. Der Turban beherrschte vor der Perserwollmütze das Bild. Alte Ledergesichter richteten sich auf uns als wir eintraten. Fast tot schienen sie, wie nach allen Mühen und Entbehrungen der kargen Landschaft, von der sie geprägt waren, erstarrt als Fossil für die Ewigkeit. Nur die Augen lebten in diesen Gesichtern. Manchmal abgeklärt, fast feierlich und
würdevoll, großartige Charakterköpfe, manchmal weltabgewandt, als seien sie unter der Last der Jahre harten Lebens gebrochen. Bei den Männern prägten Turbane und weiße Bärte das Bild. Bei den Frauen fielen uns die vielen Nomadenfrauen auf, die unverschleiert mit geradem stolzen Blick ohne Scheu aber mit unverhohlener Neugier zu uns herüber starrten. Wenn ihre Kinder Durst hatten, machten sie einfach die Brust frei, und stillten sie. Hier waren wir unter dem Volke, bunt zusammengewürfelt und teilweise von weit her, aus Sistan, Baluchistan, Chorassan, hier fühlten wir uns wohl, und wir wurden merkwürdigerweise auch mehr akzeptiert hier von diesen teilweise martialisch aussehenden Menschen als in den teileuropäisierten Städten des Landes. Hier nahmen wir zusammen mit unseren beiden Mitgenommenen, die inzwischen auch leicht mitgenommen aussahen, ein Abschiedsmahl, Abguscht, ein und tranken unseren Tee. Ich glaube mich erinnern zu können, daß die beiden auch noch einen ausgaben. Sie haben von Isfahan noch einmal 10 $ für die Fahrt und 5 $ für die Militärische Gespeise bezahlt. Sie hatten aber auch genug Geld. Üg soll insgesamt 3000 $ mit auf die Reise genommen haben. Nun, wer's hat, soll's ruhig ausgeben! So trennten sich denn hier unsere Wege. Ich gab ihnen noch ein großes Foto von mir und meinem eigenen Unimog mit, das sie dem Manager des Cheir Hotels schenken sollten, weil dem mein Gefährt so gefallen hatte. Wir fuhren weiter, voller Ungeduld die letzten 50 km in Richtung auf Shahabad, aus dem Tal von Gonabad über einen kleinen Paß in das Becken von Shahabad. Als merkte unsere eigenwillige Kiste, daß sie bald eine Generalüberholung erführe und als wollte sie ihrer Forderung danach Nachdruck verleihen, gab sie ihren Geist hier fast ganz auf, nicht ganz, nach Shahabad wollte sie ja noch, und so saugte sich der Vergaser immer dann, wenn wir dachten, auf den letzten Kilometern doch noch basteln zu müssen, selber wieder frei. Wir schleppten uns wahrhaft mit letzter Kraft nach Shahabad. Erwartet wurden wir nicht gerade, und während der Wagen vor dem Schlagbaum wartete, ging JöJa mit dem Pförtner irgendwohin ins Dunkel. Nach einiger Zeit kam dann jemand, der mit den Weg zu einem Haus zeigte, wo ich vor dem Tor schon von einer hübschen Frau erwartet wurde. Herr Dastchosch war tatsächlich nicht mehr hier. Seine Frau hat es, wie zu erwarten war, hier in der Einöde nicht ausgehalten. Dafür waren wir Gast von Herrn Hosseyn
Arefmanesch, dem jetzigen Leiter des Projekts, der auch in Deutschland studiert hatte. Er öffnete dann auch gleich einige Flaschen Weißwein, eine Flasche Whiskey und erzählte von seiner Studentenzeit und seiner weinseligen Deutschlandepoche in den 60 Jahren. Er hatte eine nette Frau und drei süße Kinder, und lebte hier im Grunde nicht schlecht. Dennoch war auch hier nicht alles eitel Sonnenschein, wie sich später herausstellen sollte, zumal für seine Frau. An diesem Abend wurden die ersten Informationen gegeben. Seine Frau Farah interessierte sich sehr für den Teppich, mit dem sich JöJa hatte übers Ohr schlagen lassen, der aber vertröstete auf den nächsten Tag, aus Schamesgründen. Wir sahen alle noch leicht schmutzig aus. Aber unser Gastgeber wies gleich seinen Diener an, unser Zimmer im Gästehaus um ein drittes Bett zu vermehren und kräftig zu heizen. Die Dusche für den nächsten Tag wurde vorbereitet und alles nach Kräften getan, damit wir uns wohl fühlten. Herr Arefmanesch erinnerte sich noch ganz genau an JöJa, die Mädchen und den Borgward, seine Frau aber war zu der Zeit grade in Mashad bei ihren Eltern gewesen, wohin sie sich öfter vor dieser Einsamkeit hier flüchtet. Es ist ja hier in der Tat kein Leben für eine gebildete Frau. Sie ist in ihrer Art ja fast die einzige hier. Es sind dann nur noch die Lehrerin, die Kindergärtnerin und eine Soldatin hier, die übrigen Bauersfrauen haben noch ein mittelalterliches Bewußtsein.
Die große Rödelei - Der Shahabad - Report Shahabad liegt 48 km südlich von Gonabad, Khorassan, in einem länglichen Gebirgskessel, der sich von NW nach SO erstreckt. Die mittlere Höhenlage des Kessels beträgt 1.500 bis 1.600 in ü. NN. Die umgebenden Gebirgszüge stammen aus der jüngeren Phase der ostpersischen Gebirgsbildung. Die Durchschnittstemperatur beträgt max. 38 - 40o in den letzten 10 Jahren. Die kältesten Werte lagen zwischen -8 und -25 o C je nach Jahr verschieden. Im gleichen Zeitraum betrug der durchschnittliche Jahresniederschlag 163 mm. Das Jahr mit dem höchsten Niederschlag ergab 251 mm, das mit dein niedrigsten nur 86,3 mm erreichte. Dieses Jahr ist besonders regenreich. Bis zu unserer Abfahrt (5 Monate) waren schon 115 mm gefallen. Die ganztägig vorherrschende Windrichtung ist bei trockener Witterung SW, bei Regenwetter NO. Die Luftdruckverhältnisse schwanken zwischen 762 und 767 Torr. Vor dem Erdbeben, das am 9.6.1347 (iranische Zeitrechnung) um 14 Uhr die Region heimsuchte, lebten in den 10 Dörfern des heutigen Projektgebietes ca. 6.000 Menschen. Durch das Erdbeben kamen etwa 200 Menschen ums Leben, und der größte Teil der baulichen Substanz wurde infolge der Lehmziegelbauweise total zerstört. Die Bevölkerung dieses Gebietes war auf Grund der ungünstigen Besitzverhältnisse sehr arm. Ca. 60 - 70 % des Bodens und der Siedlungen gehörte dem Großgrundbesitz, insbesondere der sehr einflußreichen Familie Alam. Dieser Familie gehörte der größte Teil des Gebietes von Südkhorassan und gesamt Iranisch-, Belutschistan. Bei der Landreform, die vor dem Erdbeben in diesem Gebiet stattfand, gelang es Alam auf Grund seines einflußreichen Regierungspostens (z. Z. Minister des Königshauses), daß ihm das Geld für seine Ländereien sofort und in bar ausgezahlt wurde. Normalerweise, so die gesetzliche Bestimmungen, wird ein Großgrundbesitzer in 15jähriger Ratenzahlung abgefunden, bzw. erhält
er eine einmalige Auszahlung minus der in den 15 Jahren anfallenden Zinszahlungen. Heute hat der Minister gewaltige Anteile am Betriebskapital der wichtigsten staatlichen und privaten Industrieunternehmen des Iran. Während des zweiten Weltkrieges sympathisierte sein Vater mit den Engländern, während der Schah eine enge Kooperation mit dem Deutschen Reich anstrebte. Nicht zuletzt Alam ist es zu verdanken, daß durch sein Gebiet der gesamte Nachschub für Rußland von der Bahnendstation in Zahedan über die ostpersische Meridionalstraße bis nach Rascht ans Kaspische Meer rollte. Während der Kriegsjahre war im großen Fruchtgarten vom heutigen Shahabad sogar 2 Monate lang die britische Botschaft untergebracht. Alam wollte sich nach England absetzen, wurde aber vorher von Anhängern des Schahs ermordet. Nach dem Kriege heiratete sein Sohn in eine sehr reiche Großgrundbesitzerfamilie Südpersiens ein (Besitz der gesamten Provinz Fars). Durch diese Heirat (Politik á la Habsburg) bekam Alam eine gewaltige innenpolitische Macht. Alam ist heute neben dem Schah der einflußreichste Mann im Iran. Der ständige Wohnsitz dieser Großgrundbesitzer war vorwiegend (für Khorassan) Birdjand und Maschad. Nur etwa 30 % des Landes gehörte kleinen Bauern. Der Großgrundbesitz wurde durch Anteilbauern bewirtschaftet. Zum Großgrundbesitz gehörten auch die Wasserrechte, das Saatgut, das Zugvieh und die Arbeitsgeräte. Nach dem Erdbeben kaufte der Staat das restliche im Besitz des GGB gebliebene Land auch noch auf Der Schah, der selbst das Katastrophengebiet besuchte, versprach der Bevölkerung großzügige Hilfe. 1347 begannen Vermessungstechniker der Armee, das Gelände zu vermessen. Am 28.6.1347 erfolgte dann die Grundsteinlegung und offizielle Benennung in Shahabad. Das Projekt erhielt die folgende offizielle Bezeichnung (Umschrift): Scherkate Sahami Serail Shahabad Ghaenat Projekte dieser Art wurden in den wirtschaftlich unterentwickelten Grenzbereichen Persiens durch die Regierung angelegt, um einmal der Bevölkerung zu helfen und diese Gebiete dem Rest Persiens anzugleichen und so eine politische Stabilisierung zu erreichen.
Der Wert des vormaligen Grundbesitzes der einzelnen Bauern in Shahabad wurde nach einem komplizierten System von Fachleuten geschätzt und in Anteile umgerechnet. So ergaben sich insgesamt 67.000 Anteile zu einem Nennwert von je 100 Toman, von denen 40 % (32.000) sich im Staatsbesitz befindet, die restlichen 35.000 im Besitz der einzelnen Familien. Der Reingewinn des Projektes wird jährlich auf die Anteile verteilt. Die Bauern werden ausgezahlt, und der Staatsanteil wird interessanterweise für Investitionen im Projekt einbehalten. Durch diese großen frei gewordenen Geldmittel gelang es Shahabad, sich zum Musterbeispiel hochzuarbeiten. Dadurch stiegen die Anteile inzwischen auf einen Wert von rund 3.000 Toman, sie können auf Grund eines Gesetzes aber nur zum Einkaufspreis veräußert werden, d. h. für 100 Toman. Da die Bauern sowieso nur untereinander diese verkaufen dürfen, ist somit eine Besitzkonstanz gewährleistet, da keiner daran interessiert ist, teure Anteile billig abzugeben. Die ersten 1 1/2 Jahre arbeitete das Projekt verständlicherweise mit Verlust. Seit 1349 arbeitet das Projekt mit stark steigendem Gewinn. Die Bauern haben durchschnittlich 35 Anteile (höchste Anteilzahl lag bei ca. 150, die geringste bei ca. 15). Daß ein Existenzminimum vorhanden bleibt, von ca. 15 Anteilen, wird staatlich überwacht. Einige haben so viele Anteile, daß sie nicht mehr auf dem Projekt arbeiten brauchen, sondern in der Stadt wohnen und sich nur noch ihre Anteile auszahlen lassen brauchen. Normalerweise werden pro Jahr und Anteil 30 Toman ausgezahlt, so dass ein Bauer im Durchschnitt rund 1.000 Toman erhält. Dazu kommen noch die recht guten Arbeitslöhne und die Leistungsprämien. Die Familien bilden Kollektive gemäß der Bodenqualität und der Brunnenkapazität. Die Monatslöhne gliedern sich beispielsweise wie folgt ... Traktorfahrer.
ca. 600 Toman
Mechanikermeister
ca. 3.000 Toman
Pumpmeister
ca. 3.000 Toman
Arbeiter Projektleiter
ca. 600 Toman ca. 10.000 Toman
Auch die Bediensteten des Kindergartens, die Verkäufer der Ladenkette, die Verwaltung, die Krankenpfleger und der Arzt, etc. ... werden vom Projekt selber bezahlt. Ich danke im Namen der Leser Ihnen, Herr JöJa für dieses Diktat UlKa (Diese Zeile wurde aus Platzgründen vorgezogen - ich bitte um Nachsicht.) Sämtliche Projektmitglieder sind pflichtkrankenversichert. Der Beitrag beträgt pro Familie und Jahr 36 Toman. Hierin sind auch Leistungen enthalten wie ein Flug nach Teheran oder Krankenhausaufenthalt in Maschad, wenn erforderlich. Der Gesamtgewinn des Projektes ist für 10 Jahre steuerfrei. Ebenso die Löhne bis 500 Toman monatlich. Der wichtigste Mann im Ort ist der Generaldirektor und Projektleiter. Dieser Projektleiter wird von drei Wahlmännern des Sherkats gewählt, wobei der Staat sich vorbehält, die wählbaren Diplomlandwirte, in diesem Fall drei, vorzuschieben. Diese drei haben gleichzeitig eine Kontrollfunktion. Sie werden jährlich neu gewählt. Ansonsten formiert sich die Verwaltung aus Angestellten. Inzwischen gibt es 67 Projekte dieser Art in Persien. (Zum Vergleich lese man die kurzen Notizen über Bampur, dann wird dem Leser erst bewußt werden, wie weit Shahabad bereits entwickelt ist, UlKa.) In Shahabad 1 + 11 gibt es ungefähr 8.000 Einwohner. Das Einkommen beträgt bei jeder der 1.247 Familien ungefähr 5.000 Toman im Jahr, eine für den Iran stolze Summe. Aufgrund dieser Einkommensverhältnisse und wegen der guten Sozialleistungen hat jetzt ein Dorf, das bisher nicht zum Projekt gehörte, von sich aus den Antrag gestellt, ins Projekt aufgenommen zu werden.
Shahabad besteht aus zwei modernen Ortsteilen, die in erdbebensicheren Flachbauweise errichtet sind. In beiden Orten und den noch verbliebenen alten Orten gibt es eine Ziegelbrennerei, einen Flugplatz, ein Schwimmbad, einen Campingplatz, eine überregionale Berufsschule, eine Mittelschule, zwei Teppichfabriken, vier Volksschulen, drei Postämter, eine Zentralverwaltung, zwei moderne Badehäuser, zahlreiche moderne Ställe, 45 Pumpen, eine Wetterstation, zwei Krankenstationen, zwei Kindergärten, eine Käsefabrik, moderne Werkstätten, Fahrzeughallen, eigene Straßenbaumaschinen, eine Gendarmerie, 27 Traktoren, drei Bulldozer, ein Scraper, drei Mercedes-LKW + Ladekran, vier Willys, fünf große Jeeps, ein Landrover - für den Chef -, fünf russische Motorräder für die Oberhirten, zehn Fahrräder für Behörde und Werkstätten, ein Gaz-Werkstattwagen, drei große Mähdrescher, acht Anhänger, 1.232 ständig Beschäftigte, sechs Säemaschinen, sechs Landnivelliergeräte, 20 Scheibeneggen, zwei Netzeggen, 20 Pflüge, drei Spezialscharpflüge, fünf Spritzen, 5 Düngemaschinen, fünf Zuckerrüben-Erntemaschinen, vier Kultivatoren, drei Bewässerungsfurchenzieher, eine Funkstation, vier Diplomlandwirte, zwölf Läden, Kuh-, Schaf- und Kamelställe, 15.000 Fleischschafe, 15.000 Milchschafe, 565 Kamele, 36 Rinder (Zahlen von 1352), ein Arzt. Gesamtanbaufläche: 13.500 Hektar, davon Weizen 1.280 ha = 1.600 t = 1.000 Toman, Gerste 183 ha = 280 t = 750 Toman, Zuckerrüben 1.200 ha = 24.000 t = 150 Toman, außerdem Safran, Mohn = Opium, Luzerne, Obst, Gemüse = Melonen, Kartoffeln, Gurken, Tomaten, Schafskäse (kg = 8 Toman), Schaffleisch kg = 8 - 15 Toman je nach Tot- oder Lebendgewicht. Für genauere Angaben siehe Examensarbeit von Herrn JöJa, Gö. Trotzdem Analphabetenquote von ca. 75 %! Bei den Alten natürlich rund 100 %. 1% des jährlichen Gesamteinkommens wird für Notzeiten zurückgelegt. Die Rücklage nebst den Rücklagen des Projektes werden zusätzlich zu hohen Zinssätzen (9 %) auf die Bank gelegt. Die Erträge werden im Großen und Ganzen privat verkauft, da dort mehr Geld rein kommt.
(der Chef hat was drauf, alle anderen sind so ziemlich Stoffel, das liegt daran, daß der Arefmanesch vernünftig in Deutschland studiert hat! UlKa) Die Bauern dürfen sich privat noch Vieh halten. Dieses wurde auf Anregung - oder besser Druck des Chefs in Gemeinschaftsställen untergebracht. Am Rande der modernen Siedlung gibt es so eine Art Slumbildung in alter Lehmziegelbauweise mit Gewölben, in denen aber anscheinend nur Hirten mit ihren Familien leben. Pro Hektar werden ungefähr 800 kg Kunstdünger und x kg Stalldünger verwendet. JöJa liest jetzt noch Stichwortangaben ohne Gliederung vor ... • •
•
• •
• • •
• •
Die Schulen gehören dem Projekt, die Gehälter für die Lehrer zahlt aber der Staat. Es sind außerdem Soldaten vom militärischen Hilfs- und Beratungsdienst in maskuliner und femininer Gestalt im Projekt tätig, z. B. als Kindergärtnerinnen oder als Agraringenieure oder Lehrer. Enorme Kosten für Ersatzteile jährlich 800.000 Toman. Unterhaltung für die Pumpen jährlich 1.000.000 Toman, inklusive Fahrzeug Treibstoffe. Eine Pumpe verbraucht 250 l Diesel pro Tag!!! Pumptiefe 60 - 100 m, Pumpleistung - Motor á 150 PS. Saatgut insgesamt 200 t jährlich für Getreide, 1 t Safranzwiebeln, 30 t für Zuckerrüben, 15 t für Mohn, ein Qanat fürs Schwimmbad und weitergeleitet für Gärten, sechs Reitpferde für die Schäfer (Wollproduktion ca. 3 5 t jährlich), neun Milchkühe, 1 00 km Wegenetz (vorwiegend sandiger Lehmboden), 15 - 20 t Schafskäse jährlich, 100 qm Teppich pro Jahr, durchschnittlich arbeiten 6 Kinder unter Aufsicht eines Knüpfmeisters für 6 Toman pro Tag. Quadratmeterwert der Teppiche wegen enger Knüpfung: 700 bis 1.000 Toman pro qm. Für die Ernte dingen sich die Bauern, nicht die Verwaltung, saisonale Hilfskräfte aus anderen Dörfern. Der
•
•
• •
Gesamteinnahmenstand des letzten Jahres (1 3 52) betrug 13 Mio. Toman. Die Gesamtfläche der 10 ehemaligen Dörfer beträgt 27.000 ha, davon sind 13.500 ha bewässerbar und nutzbar zum Ackerbau, davon werden jedes Jahr 3.600 ha bestellt, der Rest ist Brache. Der besonders gute Boden kann infolge zu hoher Lage und damit verbundener Wasserknappheit nicht bebaut werden. Gliederung der Mittelschule in Shahabad 1 (als Beispiel): o 135 Schüler (davon nur 11 Mädchen!) o Die Schüler werden mit dem Bus aus allen Orten des Shahabadareals zusammengeholt. o 4 Lehrer (davon eine Lehrerin) o Schulzeit: 3 Jahre nach Absolvieren der Volksschule o Ganztagsunterricht. o 3 Klassen - je ein Jahrgang a 50 / 50 / 35, o sehr kleine Klassenräume + enge Holzbänke, o 1 Werkraum, mit u. a. einem alten Kühler, altem JeepMotorblock, eine Achse und anderem Kram. o 2 Tischtennisplatten, Volleyballfeld und ein Fußballplatz, o 2 große Leerräume. o Alles mit bunten Girlanden fröhlich geschmückt. 22 Fernseher im Ort Einheitsbauernhaus: 3 Räume, überdachter Vorraum, im Garten Toilette und Abstellraum.
Die große Rödelei - Im Reich des silbernen Löwen 28.02 Von roten und grünen Hosen --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Es wurde notwendig, neben der chronologischen Führung des Tagebuchs auch noch die Aktualitäten zu berücksichtigen, da wir mittlerweile 10 Tage im Rückstand sind. Ich (UlKa) schreibe jetzt auch in Zukunft den aktuellen Tagespart. Also heute morgen schlüpfte HoWa als erster aus den Federn und kam in den Genuß einer warmen Dusche. Uns Nachbadern blieb nur das kalte Wasser. Es dauerte dennoch einige Zeit, bis wir drei am Frühstückstisch saßen und uns unser Boy das Frühstück bringen konnte. Es gab pro Nase drei Spiegeleier und ansonsten das Übliche. Die Frau unseres Gastgebers kam dann auch herüber, um uns ihre süßen Kleinen zu zeigen, die ich dann prompt mit einem Flummiball beehrte. Die Zeit bis zum Mittagessen verbrachten wir in der Werkstatt. Der Chef hatte Dampf unter dem Laden gemacht, und alle Mechaniker standen zu unserer Verfügung. Wir ließen den Wagen total überholen, d. h. Kühler, Vergaser, Zündung, Kerzen, Lichtmaschine, Regler, Thermostat, Blinker, Tank, Tür, Dach, Rücklichter, Heizung, Batterie, etc. .... Die Jungs überschlugen sich, da sie sehr wenig zu tun hatten. Zu Mittag waren wir wieder Aref und Farah zu Gast. Es gab Khoresh.
Beim Kaffee unterhielten wir uns ausführlich über die finanzielle Organisation des Projektes, doch darüber wird JöJa ausführlich berichten. Nachmittags haben wir wieder das Auto beaufsichtigt, d. h. HoWa hat intime Schwarten getippt, und ich habe Bolchens verteilt. Am Auto konnten wir selber nichts machen, da die Perser es vollkommen mit Beschlag belegt hatten. Heute begutachtete auch dann ein Fachmann JöJa's Teppich. Das Ergebnis will ich mit der Ausnahme, dass JöJa sehr stark errötete, verschweigen, damit er nicht behaupten kann, wir hacken immer nur auf ihm herum. Gegen Abend wurde uns dann eröffnet, dass Leute eingeladen worden seien und wir das Abendprogramm zu bestreiten hätten, so eine Art deutscher Kulturabend. Aref brachte uns vorher noch Bier auf unser Zimmer, so dass wir uns Mut antrinken konnten. Der nun folgende Abschnitt ist der direkte Nachdruck der Impressionen, die wir bis vor einer Stunde hatten. Also wir sitzen hier, da kommt erst einmal einer rein, und es stellt, sich heraus, dass er ein Bekannter von Shababi-Tabbas ist: "Die Welt ist auch in Persien klein!" Nun ja, ein Dicker kam daher, und wir verarschten uns gegenseitig. Später stellte sich heraus, dass es sich dabei um den Träger des Titels: Präsident der Bank von Shahabad handelte! Es waren übrigens sehr niedliche Mädchen da. JöJa konnte kaum an sich halten. Als dann unsere Gastgeber eintrafen, ging denn das Ganze los. Man saß zunächst stocksteif da, auf einer Ecke die Mädchen, wir in der anderen abgesehen von Farah und dem Soldatenweib. JöJa machte dumme auszügliche Anspielungen, und man forderte mich, Gitarre zu spielen und zu singen. Mit dem Spruch, ich würde mich vor den hübschen Mädels schämen, brachte man mich auch noch zum Singen. Ich begann also den Kulturabend mit Goethes "War einst ein König in Thule!". Nach einigem weiteren Volksgut brachte der Boy dann das Essen. Ein wahrhaft lukullisches orientalisches Stehparty-Gelage entfaltete sich. JöJa nahm die Chance wahr und muschelte sich unter die persischen Mädchen. Nach dem Mahl begann dann die Dekadenz. JöJa entwickelte sich zum permanenten Blitzer, 40 - 50 Bilder an diesem Abend, und wurde immer offenherziger. Ich sang so einiges, bis der Bankdirektor mir die Show stahl, indem er anfing, so erotisierende, wie er wohl meinte, Tänze vorzufahren. Na, da haben JöJa und ich auch nicht hinter dem Berg gehalten. Das ganze entwickelte sich zum
Theater. Wir tanzten mit dem Bankdirektor um die Wette. HoWa hielt sich einigermaßen zurück. Als dann der Dicke die Gitarre ergriff, muß ich ausgeflippt sein und dementsprechend überdreht, mit Dazwischenkrächzen etc. Nach einigen englischen Folklorestücken meinerseits kam dann die große Stille. Zuvor wäre JöJa noch um ein Haar erdolcht worden. Erwagte es nämlich, sich zwischen die Mädchen zu setzen und sich fotografieren zu lassen, wobei einer der anwesenden Perser in einen Zustand "bien flippée" geriet und sich dazwischen warf. Er hatte aber, wie sich später herausstellte, gar keine Besitzansprüche anzumelden, da die Mädchen für uns frisch besorgt worden waren! So ich bin jetzt müde. JöJa und HoWa schlafen schon geraume Zeit. Alles, was ich jetzt noch vergessen habe und was falsch oder unrichtig auf diesem Papier steht, wird morgen - äh heute - in aller Frühe der HoWa erledigen. Gute Nacht! --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Ja, ja der liebe UlKa wird immer besser. Und es ist gut, den Abend gleich frisch aus dem Handgelenk zu tippen, wenn die Erinnerung noch da ist. Ich hatte gestern übrigens die Ehre, neben der Gastgeberin zu sitzen. Das war wohl der beste Platz. Mit ihr konnte ich mich wenigstens unterhalten. Sie unterhielt sich sogar von sich aus mit mir. Und außerdem muß man dem Aref bescheinigen, dass er eine wirklich sehr hübsche Frau hat und es eine Freude ist, neben ihr zu sitzen. Ich wurde denn auch gleich gefragt, wie ich denn die persischen Mädchen fände. Na, wir schienen uns wirklich einer Auswahl hübscher Mädchen gegenüber zu sitzen, die auch für die meisten Leute dieses Projektes neu war. Es war übrigens ich, der unbemerkt von den Betroffenen, auf Farsi, das Gerücht in die Welt gestreut hatte, UlKa hätte Angst vor so vielen hübschen Mädchen zu singen. Wir hätten ja nicht damit gerechnet, ein solches Aufgebot gestellt zu bekommen. Die Mädchen fürchteten sich intern vor JöJa, weil dieser so groß sei, was diesen veranlaßte, um niedlich zu wirken, in der Hocke durch den Saal zu hüpfen. Großes Gelächter. Ich hatte meine Nebenfrau (nicht im Sinne von Haupt- und Nebenfrau, sondern im Sinne von Nebenmann und Nebenfrau !) einmal gefragt, wie sie denn die Einlagen von UlKa in den deutschen Kulturabend fände. Ob das denn gut sei, oder nicht? "A Little", sagte sie. Auch die anderen waren nicht ganz begeistert. Das
kannten wir schon aus dem Teehaus in Mus. Die wilden Indianertänze, die JöJa und UlKa vorführten, erregten zwar Gelächter, aber bei JöJa auch Furcht, dass das Riesentier einmal aus dem Takt geraten und alles zertrampeln könnte. Eine Sache ließ fast alle mitmachen, und das war so eine ... --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
... Art Pfadfindertanz. Der Text ist frei erfunden. Bei einer Gruppe wird erzählt, es handle sich um einen australischen Feueranbetertanz, bei einer anderen um den Nirwanatanz der Hindus und bei einer dritten ist er direkt aus einem afrikanisch-eskimonanischen Mischkral importiert worden. Zum Schlag der Trommel geht man im Seitenwechselschritt im Kreis. Der Vorsänger tippt jemanden auf die Schulter, und dieser muß ihm in Text und Tanz folgen. Der Vorsänger singt "Anekhune chawunani, awawawikbanahakahajenna, ihahuhaniebetihetien". Dieser Gesang wird von Zeile zu Zeile von den Mittänzern wiederholt. Der Effekt der Sache ist der, dass nach einer Weile alle mitmachen. Auch gestern Abend gelang dies nach einigen Schwierigkeiten mit den einheimischen Madeln, die erst auf Vorbild von Farah mitmachten. Trotzdem hatten sich nach einer weile alle meinem Tanz angeschlossen und brachen am Ende mit mir in das affenartige Schlußgebrüll aus! --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Dennoch war unser Repertoire bald erschöpft, und es stellte sich wieder peinliches Schweigen ein, das ohnehin der Unterton des ganzen Festes war. Schließlich erhob sich die Gastgeberin Punkt 12 Uhr, und damit war das Fest beendet. Alle hübschen Mädchen und die meisten Herren gingen, auch Razieh , die kleine Süße in der grünen Hose. Zurück blieb ein bitter-süßer Geschmack und einige ganz trinkfeste Perser inkl. Bankdirektor Hassan Shababy-Tabbas. Und UlKa tippte "châtrer". Eins sollte noch nachgereicht werden: Zu Anfang des Festes propagierte JöJa die sogenannte bunte Reihe, hier ein Weib, da ein Mann etc.- mit wechselndem Erfolg!
Briefe ... • • •
UlKa, Birdocht, 2702-1974 HoWa, Shahabad, 28-02-1974 UlKa, Shahabad, 03-03-1974
01.03 Nicht zu vergleichen mit daheimischen Besen... --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Heute früh haben wir nicht geduscht. Wir standen so gegen 10 Uhr auf, in der Erwartung, demnächst vom Chef zur Projektbesichtigung abgeholt zu werden. Zuvor brachte uns unser dienstbarer Geist das Frühstück aufs Zimmer. Gegen Mittag verdünnisierte sich JöJa, um nach dem Wagen zu sehen und den Chef zu suchen. Wir saßen derweil hier und tippten. Gegen Mittag bemerkten wir, wie sich die Weiblichkeit wieder auf unser Haus konzentrierte. Inzwischen kam dann auch JöJa mit einem griesgrämigen Gesicht, das sich sofort erhellte, als er die Räumlichkeiten mit weiblichen Attributen und deren Besitzerinnen vollgefüllt sah. Wir wurden in unseren Speisesaal hinüber gebeten und sahen uns demselben Kreise von Persönlichkeiten wie gestern gegenüber, mit Ausnahme der zu eifersüchtigen Männer. Wir führten zunächst eine leichte Konversation um alles und nichts. Auch die süße hellgrün behoste zweieinhalb Greiffrau, auf die JöJa und HoWa scharf waren, war wieder mit ihrem unschuldigen, verklärten Lächeln da. Aber die Beschreibung lasse ich mir lieber jetzt von JöJa diktieren: --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Ich muß die Augen dazu zu haben - (Schweigen) ...
Ich betrat den gastlichen Raum und glaubte meinen Augen nicht zu trauen
Meine Augen fingen an zu glühen als sie dort sahen das Mägdelein mit der Hose grün
Sie saß dort anmutig und graziös jedoch ihr Blick war ein wenig bös.
Es lag wohl auch ein bißchen an mir, denn mein Blick haftete wie ein Magnet an ihr(Du Tier!) Sie war halt so ein wunderschönes Wesen, überhaupt nicht zu vergleichen mit daheimischen Besen.
Sie saß dort kerzengerade, in ihrer besten Kleidung vom Kopf bis an die Wade.
Ihr Blick war scheu, und zugleich auch treu.
Sie hatte wohl 3 bis 4 Greif zu bieten, die ich wohl gerne wollte mieten.
Doch hatte sie mit Männern nichts im Sinn, obwohl sie steckte in einem Minislip drin!
Er betonte stark ihre Konturen, und entzündete meine Blicke, die über sie fuhren.
Leider war der Spaß viel zu kurz, ich lass jetzt einen Furz .
Scheiß-Stroganov, JöJa meint, er zittert so richtig durch die Luft und müsse deshalb mit drei pf pf pf pf gestunken, äh, geschrieben werden. Gute Nacht! Ich habe doch längst aufgehört, was schreibst Du denn noch? Und es umplärrte mich persisches Gedudel, und ich dachte an JöJa's heiße Nudel - Gute Nacht, morgen geht es mit harter Prosa von HoWa weiter. --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Ja, in der Tat, jetzt bin ich wieder am Zuge, um knallhart zuzuschlagen. Es ist der 02.03., 7 Uhr 30, da ich die Fortsetzung des gestrigen Tages tippe. Noch von den Resten heißer Träume und von schwermütiger persischer Musik umnebelt, will es mit der Prosa noch nicht so recht klappen. Die Weise, wie Big Rödel die holde Weiblichkeit betrachtet, habe ich schon öfter scharf verurteilt. Es ist die sogenannte Gier-GreifTheorie, ganz und gar auf kurzfristigen robusten Genuß seinerseits ausgerichtet. Auch zu Hause, wo er doch schon seine ehelichen Pflichten zu erfüllen hat, gebärdet er sich wie ein Seemann, der seit 1/2 Jahr keine Frau mehr gesehen hat. Wie soll es da erst hier sein. Er kann schon kein Mädchen mehr betrachten, ohne gleich kundtun zu müssen, wie er sie sich wohl im Bett vorstellte. Ordentlich stabil müssen sie sein, damit sie nicht gleich kaputt gehen, meinte er einst in Isfahan, als er eine stramme Bayerin für eine Nummer unter Dusche gewinnen wollte. Er beschäftigt sich so gar nicht mit den Argumenten der anderen Seite, überhaupt mit den nicht-körperlichen Seiten einer Frau. Für ihn heißt jede Frau nur Körper. Ich glaube, wenn es ihm möglich gewesen wäre, hätte er eines der zarten persischen Geschöpfe von gestern ohne Rücksicht auf Verluste gebumst, ohne an etwaige verheerende Folgen zu denken. Bei allen noch so verführerischen Reizen darf man wohl nicht vergessen, dass der Iran ein saumäßig prüdes Land ist. Alle außereheliche Lust geht hier auf Kosten der Frau. Aber was kümmert so etwas einen alten Bundeswehroffizier? Ja, wie ging es gestern weiter? Die ganze Zusammenkunft war wegen des großen Essens mit uns in die Wege geleitet worden. Vor dem Essen aber konnte keine echte Stimmung aufkommen. UlKa dudelte wieder
auf der Gitarre, diesmal gräßlich traurig-schmalzige Scheiden-und-ohweh-Songs. Es waren auch wieder die beiden Hübschen von Vorgestern anwesend, die in der grünen und die in der roten Hose. Unheimlich modern gekleidet waren die beiden. So etwas hätte man hier im hintersten Khorassan nicht erwartet. Nun, wenn man nur in höhere Kreise kommt, ist halt überall alles möglich. Und gut gebaut waren sie auch. In der Tat mit so manchem heimischen Besen nicht zu vergleichen, wiewohl ich mit UlKa aber im Gegensatz zu JöJa darin übereinstimme, dass andere Dinge noch wichtiger sind, als nur die äußere Erscheinung. So von Ansehen die hübscheste, war die in der grünen Hose. Die in der roten war aber auch nicht so ohne, wie sich etwas später herausstellen sollte. Ich habe die Namen aller Mädchen auf meinem Persischbuch verewigen lassen. Nur bin ich leider noch nicht in der Lage, sämtliche Handschriften zu entziffern. Die in der roten Hose scheint Batul zu heißen, die in der grünen Razieh. Doch dann kam das Essen. Für uns, die wir aus der Wüste kamen, war das wieder wie im Schlaraffenland. Big Baby hat sich gleich vom ersten Gang soviel aufgetan, dass er selbst diesen unmöglich geschafft hätte. Oder war es doch anders? UlKa diktiert ... --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Ich war gerade am Suppevorlegen JöJa: Du blöde Sau, das war vielleicht eine Scheiße da reichte mir die charmante Lehrerin einen Teller herüber - von dem ich genau wußte, dass er Big Baby gehörte, Haaa, ihr seid Schweine! Ich blickte sie an, füllte einen Löffel. Sie nickte und ich tat ihn auf UlKa hätte ja lieber sie aufgetan als die Suppe Entschuldige einmal, ich stand ja von vornherein auf die rote Hose. Ich füllte einen neuen Löffel. Sie nickte wiederum mit einem Lächeln und ich füllte auch diesen auf. Nun, so gut, ich füllte die (Riesen-) Kelle
zum drittenmal. Sie nickte wiederum, und ich tat auch diesen auf. Da brüllte es schon von hinten markerschütternd: "Du alter Saftarsch, das war mein Teller!" Zusatz: Es kann statt Saftarsch auch blöde Sau geheißen haben - Ende UlKa. --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Jedenfalls großes Gelächter auf allen Seiten. Ich muß zugeben, dass auch ich bei dieser fürstlichen Speise - wir leben wirklich wie die Könige hier - kräftig zugelangt habe. Am meisten Aufsehen erregte jedoch der UlKa mit seinem unmäßigen Gefresse. Dieser Tag war sicher der Höhepunkt unseres Aufenthaltes hier, und da der Gast wie ein Fisch ist, und am 3. Tag anfängt zu stinken, sollten wir uns doch mal bald aus dem Staube machen. Nun ist es bei uns nicht ganz so kraß, weil wir in einem eigenen Haus, wahrscheinlich dem Gästehaus des Projektes, wohnten und so unsern Gastgebern nicht allzu sehr auf den Wecker fallen. Aber den Höhepunkt habe ich noch gar nicht beschrieben. Nach dem Essen wurde die Atmosphäre etwas aufgelockert. Die Respektspersonen hatten sich schon wieder in die Sitzecke zurückgezogen und es wurde nun direkt zwischen den Fronten geredet. Wortführend war die Lehrerin. Ich bekam sogar ein Kompliment. Es muß irgendwo aus der Ecke der beiden Hübschen aus Gonabad, Batul oder der Grünen, Namens Razieh Shams-ed-Din, die soweit ich weiß, ihre Abstammung auf die Familie des Propheten zurückführt, gekommen sein. Man meinte, ich sei "cheily chub o ghaschang" (sehr gut und hübsch). Lange nicht gehört, solche Kommentare zu meiner Person. Dennoch kam man bei all den Hemmungen und wachsamen Augen nicht über den toten Punkt hinaus. Erst als synthetische Musik, also von einer Kassette, abgespielt wurde, kam langsam Schwung auf. Der Bankdirektor fing gleich zu tanzen an, und als erstes Mädchen brachte seine junge Frau, die Lehrerin den Mut auf. Besonders hervor tat sich hier auch die Kindergärtnerin, die schließlich die rote Batul zum Tanz animierte. Und das war nun der Höhepunkt. So schüchtern sie erst in der Ecke saß, so feurig war nun ihr Tanz zu orientalischer Musik. So etwas Süßes, Kesses aber durchaus Gekonntes kann ich auf Papier überhaupt nicht beschreiben. Ich hätte das Ganze wirklich filmen und auf Tonband festhalten sollen. Allerdings erklärte sich unsere Begeisterung wohl auch zum größten
Teil aus den Umständen Denn so etwas hatten wir eben nicht erwartet. UlKa triumphierte jetzt. Er war ja schon immer für die rote Batul gewesen, und ich mußte ihm recht geben, dass hier ein wirklich umwerfendes Talent vorlag. Die Älteren und Respektspersonen verzogen sich zeitweise woanders hin, um ihre Dinge zu bereden. In der Zeit kam man sich näher, es wurden Adressen getauscht, Namen geschrieben und Bilder gezeigt. Ich habe die von der letzten Reise gezeigt und einige von zu Hause. Ich hätte doch viel mehr Bilder von der eigenen Familie und dem häuslichen Bereich mit dabei haben sollen. Darauf wird hier noch viel Wert gelegt. Statt dessen hatte ich wohl zu viele Bilder von anderen Mädchen mit. Während ich nach nebenan ging, um weitere Bilder zu suchen, erlaubte sich UlKa, die schwangere Wachtel, noch einen leichten Scherz. Bei jedem Bild fragten ihn die Mädchen, ob das denn meine Freundinnen seien, was dieser Schuft jeweils bejahte. Ich hätte 20 Freundinnen. Wirklich 20, fragte man. Nein gab er zurück, einige weniger. Dann war da auch unglücklicherweise ein Kußfoto darunter, dass mir zwischen die anderen Bilder gerutscht war, und als ich wieder zurückkam, fand ich den ganzen Saal tief geknickt und in Trauer. Offenbar hatte ich meine Popularität noch unterschätzt. Nun, ich war ja auch der einzige, der einige Brocken Farsi konnte. Zu allem Verdruß mußten nun auch die beiden Süßen aus Gonabad abreisen, so dass auch die Männerwelt geknickt war. Der Abschiedstanz von Batul wurde daher mit doppelter Begeisterung aufgenommen. Dann verzog sich alles ohne würdige Verabschiedung. Als wir damals durch das traurige Nest Gonabad fuhren, wo selbst die Englischlehrer kaum Englisch können, hätten wir nicht gedacht, dass hinter dessen dicken Lehmmauern solche Blumen verborgen sind. Es kommt eben immer darauf an, in welchen Kreisen man so verkehrt. An Wichtigem ist für diesen Tag nichts weiter zu bemerken. Wie kann es auch nach solchem Höhepunkt. Merkwürdig, wie schnell wir in unseren Gefühlen "iranisiert" werden. In Deutschland hätte uns das gleiche längst nicht so "vom Hocker gerissen". Auch die, für normale europäische Ohren so fremde, persische Musik riß uns schon sehr mit. Den ganzen weiteren Abend waren wir nur mit dem Tagebuch und dem Verdauen des Gesehenen beschäftigt.
Platz für UlKa oder JöJa und deren Impressionen: ......................................................................... (Wie man sieht, hatten diese Herren keinen Bedarf, sich zu rechtfertigen!).
02.03 Wieder nicht geduscht, wir sind vielleicht Säue! Heute haben wir wieder nicht geduscht. Dafür aber sind wir schon kurz nach 7 Uhr aufgestanden. Hier kann man irgendwie einfach nicht länger schlafen. Wenn ich da an meine verpennte Stimmung zu Haus denke, ist mir das unbegreiflich. Es ist jetzt halb 10, und ich bin wie gestern den ganzen Tag noch nicht aus dem Haus gewesen. Es gießt draußen in Strömen. Das wird ja ein Sommer im Iran werden. Man wird in Früchten schwimmen. Das ist fast ein Grund, wieder her zu fahren. Der durchschnittliche Regen für dieses Jahr ist bereits gefallen, und es gießt immer noch weiter. Hoffentlich gibt es keine größeren Überschwemmungen. Ich werde im nächsten Herbst mal schreiben, um den Ausgang der Ernte zu erfahren. Vielleicht können das auch meine Eltern mitteilen, wenn sie im Sommer hier durchkommen. Ich werde wohl erst wiederkommen, wenn ich für längere Zeit hier oder woanders an einem Orte verweilen kann. Heute am frühen Vormittag habe ich einen kleinen Spaziergang zur Werkstatt unternommen, um mich auch mal beim Wagen sehen zu lassen! Unterwegs jedoch wurde ich aufs liebenswürdigste von der Kindergärtnerin, der Soldatin und noch einem Mädchen in den Kindergarten eingeladen. Der Kindergarten konnte sich durchaus sehen lassen.. Jedes Kind hatte seine eigene, mit dem eigenen Bild gekennzeichnete Garderobe, sein Waschfach, mit Zahnbürste etc., ebenfalls mit Bild gekennzeichnet. Ein richtig schön autoritärer Kindergarten. JöJa kam auch noch hinein, bzw. wurde hineingezogen. Ich dafür habe mich abgesetzt, weil ich angeblich mit nach Gonabad fahren sollte. Daraus ist dann doch nicht viel geworden. So habe ich halt ein wenig mit den Leuten geschnackt und mir die Umgebung angesehen. Auch das Generatorhäuschen habe ich nicht ausgelassen. Ein riesiger Vier- und ein Sechszylinder Benz-Diesel tun dort unter Entwicklung höllischen Lärms ihren Dienst für das Projekt. Die
Generatoren selber sind übrigens tschechischer Originalität, ein Werkstatt- oder Bergungswagen ist russisches Fabrikat, sonst sind die meisten Geräte wie z.B. John Deere, amerikanisch. Als ich die beiden anderen, also so zu sagen Dick und Doof zum Essen holen sollte, bin ich wieder im Kindergarten gelandet. Hier konnten wir sehen, woher die hübschen süßen Perserinnen ihre Tanzkünste beziehen. Hier im Kindergarten tanzten schon die Kleinen, auf autoritären Befehl hin für uns, jedoch nicht ohne Hingabe. Einige Fotos wurden von den süßen Dingern gemacht. Es war übrigens ein gemischter Kindergarten. Auch die Kindergärtnerinnen, die wir ja schon kannten, kamen mir in dieser Umgebung resolut und modern, wenn auch nicht gerade antiautoritär vor. Zumindest im Prinzip ist vieles an diesem Projekt, dem Spielzeug des Schah durchaus sehr gut, und der Kindergarten ist direkt gelungen. Jedenfalls leben die Kinder hier in einer einmalig geordneten Oase, verglichen mit dem, was man sonst an Bälgern aus dem Orient kennt. Ich habe irgendwann in meiner Wut auf dieses lästige Gesochs einmal die Kinder als die Pest des Orients bezeichnet, und war geneigt, mich einen Kinderfeind zu nennen. Hier wurde ich wieder bekehrt. Die Beköstigung zum Mittag ist hier auch frei. Jedes Kind aber kam hier mit seinem Teller erst zu uns und bot uns von seinem Essen an, und wir mußten bei jedem gesondert dankend ablehnen. So werden die Kleinen hier schon zu orientalischer Gastfreundschaft erzogen. Man versäume nicht, sich die Fotos dazu anzusehen! Als wir zum Essen gingen, öffnete die reizende Kindergärtnerin einen mit Belohnungsknabberkram prall gefällten Schrank, und gab uns jedem eine Packung iranischer Haselnußkekse. Manche deutsche Kleinstadt wäre froh über einen solchen Kindergarten. Übrigens, ein Spielplatz ist ganz in der Nähe. - JöJa hatte heute seinen ersten erfolgreichen Tag. Er konnte einen großen Berg Pläne abfotografieren, ein Grund für ihn 6 Pepsi auszugeben. Tagsüber schon hatte uns Farah besucht. JöJa ist nachher mit rüber gegangen, und hat weitere Musik geholt und einen Krug geschenkt bekommen. Er scheint bei der hübschen Hausherrin einen Stein im Brett zu haben. Da hat der Chef wirklich Geschmack bewiesen, als er sich seine Frau suchte. Das muß ich immer wieder konstatieren. Aber er selber ist ja auch "schwer in Ordnung". Abends bekamen wir unerwartet Besuch von dem Bankdirektor von Shahabad, Herrn Hosseyn Daghighi, der auch, wie schon bekannt, ein Pfundskerl ist. Er hat uns ja auch schon Empfehlungsschreiben für seine Freunde
in Birjand und Chahar Bahar mitgegeben. Da hatten wir auch gleich den Fachmann, der uns die persischen Lieder aufschreiben konnte, nach denen gestern getanzt wurde., Diese Texte, jedenfalls zwei davon seien dem Tagebuch angefügt. Vielleicht schaffe ich es auch, sie zu übersetzen. Schwierig ist es für mich dabei vor allem, sie richtig zu lesen. Der Chef, Herr Hosseyn Arefmanesch (Gonabad - Shahabad 1, Tel. Mashad: 34643, Teheran: 843348) kam auch noch kurz auf einen Sprung zu uns herüber und half mir etwas beim Übersetzen der Lieder, mußte aber bald wieder weg. Dafür kamen seine Frau Farah mit der Frau von Hosseyn Daghighi, dem Schlingel, der scharf auf die Lehrerin war. Wir hatten schon ein Gruppenfoto von uns und zwei von unserer Dienerseele gemacht und wollten nun auch die beiden weiblichen Gäste aufnehmen. Die aber zierten sich eine Weile, bis dann doch die weibliche Eitelkeit siegte. Leider blieb der holde Besuch nicht lange. Farah ist hier auch nicht eben glücklich mit ihrem Leben. Es ist hier halt doch recht langweilig, und sie hat hier nur ihre Kinder, der Mandana, Monia und Reza, den Kleinsten. Sie hat einmal durchblicken lassen, dass dies auch einer traditionell iranisch erzogenen Frau nicht genügt. Dabei haben es andere Frauen sicher viel schlechter als sie. Sie hat ja noch einen relativ modern eingestellten Mann. Jetzt ist es schon spät, und das Abendbrot liegt schon hinter uns. JöJa liest Berufliches, und UlKa träumt süß von antiken Säulen und den beiden Süßen aus Gonabad, die er noch nicht ganz. vergessen konnte, was auch schlechterdings unmöglich für ihn ist. (Eben ist er wieder aufgewacht und hat erzählt, dass er irgendeinen seltsamen Traum mit Geldausgaben gehabt hätte.) Die ganzen Tage umdudelt uns schon persische Musik, die seit dem Tanzabend auch bei den beiden anderen Anklang findet, und regt uns zum Nachdenken darüber an, wieso die iranische Seele so schwermütig ist. Die Mädchen hatten gestern Abend bestimmt viel mehr gelitten als wir. Batul konnte für einen kurzen Augenblick nachweislich die Tränen nicht mehr zurückhalten, als es auf den Abschied zuging. Ja, was haben die Perser doch für tolle Frauen, die haben sie gar nicht verdient. Sie erlauben ihnen auch gar nichts und lassen sie vor Sehnsucht verschmachten. Schlägt dann doch einmal eine "über die Stränge", so kann sie gleich einpacken. Hier herrschen in dieser Beziehung noch recht archaische Sitten. Sie können sich lediglich heiraten lassen. Doch was dann? Dann sind sie für den
Rest ihres Lebens eingesperrt ohne irgendwelche Aussicht auf Besserung, auf Abwechslung, auf irgendwelche Anregung zum Leben. Sie kann nur hoffen, in der Lotterie den richtigen Mann gewonnen zu haben, und dann hat sie da noch ihre Kinder und die gute iranische Küche, um Kummerspeck anzusetzen. Kein Wunder, dass die persische Musik, aber auch die moderne Lyrik und Prosa eine so unendlich tiefe Traurigkeit ausstrahlt. Die persischen Frauen zu befreien, wäre wirklich eine Aufgabe, für die man Idealismus aufbringen könnte. Ich glaube nicht, dass ich mit meinen Gefühlen soweit "iranisieren" könnte, dass ich den Männern hier in ihrer eifersüchtigen Mißgunst ähnlich werden könnte, obwohl schon einiges Persische auf mich abgefärbt hat. Aber wir müssen hier schnellstens wieder weg, und zwar aus ganz anderen Gründen, weil nämlich hier das Essen viel zu gut ist, und ich beginne mit beängstigender Geschwindigkeit anzusetzen und dick und feist zu werden, womöglich gar so wie meine beiden Begleiter. Aber jetzt ist es schon kurz nach 12 Uhr, und damit wird der gestrige Tag zwangsläufig abgebrochen. Es muß nur noch festgehalten werden, dass UlKa sein Versprechen eingelöst und JöJa auf die rechte Arschbacke geküßt hat, als Gegenleistung dafür, dass dieser ihm Sahnebonbons aus dem Wagen geholt hat. --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Also ich soll noch schnell über meine guten Taten berichten. Neben permanenten Goodwill-Aktionen, sprich Bolchen verteilen an die Mechaniker, bestanden diese im besonderen aus folgender Patsche: Ich fuhr mit unserem Chefmechaniker auf Probetour, da kamen wir an ein Wadi, das infolge des Regens viel Wasser führte, ich 2. und Allrad 'rein und einen Jeep umkreist, der recht schräg mitten im Wasser stand. Na, ja, ins Trockene gefahren, mit Müh und Not das Abschleppkabel fertig gemacht, wieder rein in die Scheiße. Der Fahrer turnte ziemlich auf seinem Fahrzeug herum, das Wasser war schließlich rund einen halben Meter tief, ich auf der Stoßstange. Ich warf ihm dann besagten Strick hinüber, er befestigte ihn, und ich turnte zurück ins Führerhaus. Dann Differentialsperre 'rein und den Jeep so schnell herausgezogen, dass es den Persern ganz anders wurde! Unser Mechaniker stand nur noch vor der Kühlerhaube, klopfte drauf und meinte guut Otoh, Deutsch
Märzädäs! Die großen Busse von Mercedes rauschten hier übrigens mit mehr als 60 km/h durch die Furt, um nicht steckenzubleiben oder abgetrieben zu werden. So jetzt noch etwas zu unseren Traumfrauen: Also, ich hatte mich ja von vornherein auf die etwas unscheinbare Batul festgelegt, während die beiden anderen dem Atombusen von Razieh, der grünen Prophetenhose, mit der ich nichts im Sinn hatte, träumten. Der HoWa erkannte aber dann beim Tanze ihre wahren Qualitäten, so dass er auch zur roten Hose konvertierte. Das bringt nun Schwierigkeiten mit sich. Wir müssen uns jetzt immer, da wir ja Gentlemen sind, vorher absprechen, wer gerade diese Nacht im Traum mit ihr verbringen darf, wobei ich mit Mühe mein Erstrecht durchsetzen kann. HoWa hat auch vergessen, dass ich gestern mit JöJa wie wild am Fotografieren von Karten etc. und am Rödeln war.
03.03 ein Tag für JöJa's Examen! Also, da HoWa zur Zeit in Gonabad ist, tippe ich gleich weiter. Heute morgen standen wir, ohne zu duschen auf! JöJa schoß nach dem Frühstück gleich ins Büro rüber, HoWa machte sich mit dem nächsten LKW nach Gonabad auf, um Ersatzteile einzukaufen, Thermometer, Thermostat, etc. Ich ging, meine Taschen voller Bolchen, in den Kindergarten. Dort sang ich mit den süßen Kleinen um die Wette und wurde von den Kindergärtnerinnen nur so umschwärmt, die sich aber dennoch auch gelegentlich nach dem Apeman und dem Big Rödel erkundigten. Nach einer Weile angestrengten Kulturaustausches kam Bigbaby herein gestürmt, packte mich am Kragen und schleifte mich in einen Jeep, und los ging die Tour mit Aref. Wir fuhren ein bißchen über Land, besichtigten den Shahabad Airport und kamen dann an eine Stelle von der B.B. meinte "kein Problem". Und dann saßen wir bis über die Achse im Schlamm! Durch lautes Rufen wurden Hirten auf dem Felde aufmerksam, sie schwangen sich auf ihre BMWs und preschten ins Dorf. Auf dem Wege dorthin - zu Fuß - kam uns dann gleich ein Jeep mit dem Chefmechaniker entgegen und gleich darauf noch ein Trecker. Der Service war perfekt. Wir fuhren weiter und kamen an ein Wadi, nur diesmal von Wasser durchflossen. JöJa's Kommentar: "Da kommen wir durch!" Gott sei dank kam ein Mann gelaufen, der unsere Weiterfahrt verhinderte. Beim Fotografieren am Ufer wäre JöJa dann doch um ein Haar im Schlamm versunken. Na ja, wir fuhren zum nächsten Haus, und der Bewohner wurde beordert, uns Zuckermelonen zu servieren, was er dann in Grundstellung auch tat. Der Aref regiert hier halt wie ein König. Nachsatz: Nur auf Drängen Arefs wurde der Versuch unternommen, das 1. Schlammloch im Anlauf zu nehmen! Die Zuckermelone waren übrigens ausgezeichnet. JöJa's Film war inzwischen auch im Eimer, so dass wir gegen Mittag etwas verunsichert ins Dorf zurückkehrten. Nach dem Essen wollte Aref uns dann wieder abholen. Vor dem Essen dösten wir noch ein bißchen und dann kam es: gefülltes Huhn á la Stroganov" Pommes Frites, Klopse á la Shahabad, Zwiebeln á la Piaz, dampfendes Fladenbrot, Quellwasser und das Lächeln unseres Boys,
wie in 1001 Nachtschlemmerei. Na ja, nach denn Essen kam dann., HoWa, der froh war, dass er nicht hatte zunehmen müssen an. Leider hatte er in Gonabad nichts Positives erreicht, weder ein vernünftiges Thermometer noch ein Date mit Batul hatte er besorgt. Doch jetzt kann er selber weiter tippen. --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Ach, dass selbst im Urlaub immer so viel von einem verlangt werden muß. Die Leute hier haben da viel mehr Zeit. Die Fahrt nach Gonabad ging ja noch einigermaßen schnell vonstatten, schlechter stand es da schon mit dem Einkauf. Der einzige Laden, der in Frage kam, war geschlossen, weil der Besitzer gerade eben zur Bank mußte. So wartete halt die versammelte LKW-Mannschaft vor dem Laden, bis sich nach geraumer Zeit etwas tat. Die Sache mit dem Thermostaten ging prompt nicht. Das gibt es in Gonabad halt nicht. Ein Kühlwasser-Thermometer war vorhanden, sah aber leicht anders aus als das unsrige. Man sagte uns aber, es gäbe nur die eine Sorte und meine Begleiter, die ich dummerweise für Sachverständige hielt, überredeten mich, das Ding zu kaufen.
Damit war der Aufenthalt in Gonabad zu Ende und es ging wieder nach Birdocht, wo in einer kleinen Gasse ein LKW des Projektes mit unnachahmlicher Trägheit beladen wurde. Man sagte uns, dieser Wagen würde in einer halben Stunde fertig, und dann könne ich mit zurückfahren. Ansonsten könnte man ja auch einfach den nächstbesten LKW anhalten, der Richtung Shahabad führe. Aber so eine halbe Stunde in Birdocht wäre ja auch nicht schlecht, so blieb ich. Nach dieser 1/2 Std. hieß es wieder 1/2 Std. und dann wieder. Die Leute scheinen hier gar kein rechtes Zeitgefühl zu haben. Zwischendurch gingen wir in ein Teehaus, standen noch auf der Straße herum, und ich fand auch noch Zeit, einen jungen Perser kennenzulernen. Insgesamt waren 5 x 1/2 Std. vergangen.
Der Jüngling aus Birdocht kam übrigens nicht aus Birdocht, sondern aus einem kleinen Dorf namens Boznabad bzw. aus dessen Schwesterdorf Modjavery und ging hier zur Schule. Was mir gleich
auffiel, war, dass er verhältnismäßig gut Englisch konnte, und das lag daran, dass unser Gholame Reza, so hieß der Knabe (oder war doch Modjavery sein Familienname, und hieß das Dorf doch anders?), nicht bei einem der katastrophalen iranischen Englischlehrer Unterricht hatte, sondern bei einem jungen Amerikaner namens Paul Barker, der sich jetzt in Schiraz aufhält (Postfach 581). Er zeigte mir auch einen Brief, den sein ehemaliger Lehrer vom Peace Corps ihm geschrieben hatte. Der erkundigte sich darin angelegentlich nach dem Erfolg des Projektes in Shahabad und danach, ob die Bauern damit wohl zufrieden seien. Diesem Mann hat das Peace Corps, dem ich sonst eher skeptisch gegenüberstehe, zweifellos einen guten Dienst erwiesen. Gegen 2 Uhr war ich wieder in Shahabad. Es war direkt gut, einmal nicht Mittag gegessen zu haben. Bei dem guten Essen überfresse ich mich sonst immer.
Nachmittags
kam Aref um uns zu einer Rundfahrt abzuholen. Inzwischen hatte sich herausgestellt, dass die Kühlwasseranzeige tatsächlich nicht funktionierte. Beides ging nicht. Ohne Temperaturanzeige und mit ungeregeltem Motor kann man nicht fahren. Eines von beiden ließe sich noch verkraften. Das Problem wurde vertagt. Jetzt ging es erst über Land. Nach den schweren Regenfällen in letzter Zeit waren die Straßen teilweise auch für den Landrover unangenehm und kaum passierbar. Man kann nicht sagen, dass Aref ein guter Geländefahrer ist. Dennoch hat er manchmal ganz schön auf die Tube gedrückt. Bei mancher dieser Strecken hätte der Unimog schon Kopf gestanden. Der Landrover ist halt für schlechte Wege doch bequemer und schluckfähiger. Über die Schlammlöcher allerdings hätte unser Wagen nur gelacht. Nun, wir müssen da ja auch noch durch, denn der Weg führte ein Stück auf der Ostpersischen Meridionalstraße Richtung Birjand. Nach einer Biegung trauten wir unseren Augen nicht zu glauben. Da stand doch tatsächlich ein Schild mit dem Hinweis Campingplatz 1000 m. Genau wie in Deutschland und dann noch eines mit 500 m. Aref gestand uns, dass er sie selber geschrieben hätte. Überhaupt ist der Campingplatz sein ganz persönliches Werk. Ich kenne sein Gebiet zwar noch nicht bis in den letzten Winkel, aber glaube doch sagen zu können, dass er den besten Fleck ausgesucht hat, den er finden konnte. Wenn alles fertig ist, wird der Platz mit einem großen und weiter oben noch mit einem kleinen
Swimmingpool, inmitten von Wein und Granatapfelbäumen liegen. Teilweise unter dem Schatten alter Platanen, am Hang mit Überblick über das gesamte Tal. An den Berghang wird nach hinten als Sichtblende Wald angepflanzt. Es stehen auch schon Wochenendhäuser und sanitäre Einrichtungen zur Verfügung. Hosseyn (Er heißt nicht Aref, sondern Hosseyn Arefmanesch) zeigte hier seinen Traum, er will das Tal von Shahabad in ein modern eingerichtetes, grünes Tal verwandeln.
Eine
wichtige Einnahmequelle sind auch die Safranfelder. Der Kilopreis von Safran, einer Zwiebelpflanze, liegt sehr hoch, über 1.000 Toman (ca. 400,- DM). Allerdings bringt ein Hektar auch nur 4 Kilo in dieser Gegend und ist sehr arbeitsintensiv. Die Ernte der Safranblüten ist im September oder Oktober, die Zwiebeln aber können sieben Jahre auf dem gleichen Feld stehen. Die Safranfelder erkannte man an ihrer leuchtend grünen Farbe, in dieser noch braunen Umgebung. Aber auch hier macht sich schon der Frühling bemerkbar. In zwei Wochen ist hier alles grün.
Als wir mit dem Cheflandrover einen Hügel erklommen, auf dem ein Friedhof angelegt war, meinte Hosseyn: "In Europa würde auf einem solchen herrlichen Platz, mit so weitem Ausblick, vielleicht eine Villa stehen." Das Land befände sich halt gerade zwischen Tod und Wiedergeburt, meinte er. Kurz vorher hatte er uns gerade brühwarm die Hiobsbotschaft mitgeteilt, die ihm überbracht worden war: Da dieses Projekt als eines der wenigen wirklich gut lief, hat man ihm telefonisch aus Teheran in Aussicht gestellt, nach Sistan, also in einen noch weit finsteren Winkel versetzt zu werden. Er sollte dort Chef von 3 Sherkaten werden und 10.000 Toman (4.000 DM) mehr erhalten, eine beachtliche Beförderung. Doch die 3 Projekte in Sistan und Belutschistan hatten viel schlechtere Voraussetzungen und liefen gar nicht recht. Er hätte dort noch einmal ganz von vorne anfangen müssen und seine Arbeit hier würde vielleicht nicht richtig fortgeführt, auf jeden Fall nicht der Campingplatz. Denn für so weitblickende Projekte haben die meisten noch nichts übrig. Außerdem könnte es ihm leicht so gehen, wie Herrn Dastchosch, dem Herren, den wir hier eigentlich besuchen wollten, und dem auf Grund dieser schrecklichen Einsamkeit
hier, schon die Scheidung von seiner hübschen deutschen Frau ins Haus steht. Frau und Kindern kann er das eigentlich gar nicht zumuten. Nun, das letzte Urteil ist noch nicht gesprochen, und wenn Hosseyn mit seinem Rücktritt droht, lenkt sein oberster Chef vielleicht doch noch ein.
Von da aus ging es auf Scheiß- und Schlammpisten nach Shahabad II. Man sieht dem Ort richtig an, dass Hosseyn hier schon seit längerer Zeit am Hebel sitzt. Hier wirkt tatsächlich alles viel ruhiger, großzügiger, angenehmer. Mehr Grün, mehr Ordnung. Wenn auch die Häuser, die gleichen wie in Shahabad I, ein wenig an Klein-Sibirien erinnern, so merkt man doch, dass der Ort noch ganz auf Wachstum ausgelegt ist. Sicher ist, das dieses Sherkat den umliegenden Dörfern und Gemeinden gegenüber im Vorteil ist. Wir haben uns schon ausgemalt, was hier in Zukunft geschehen wird. Der Laden läuft so gut, dass wohl bald Gonabad eingemeindet wird und Mashad bleibt dann auch nicht mehr so lange selbständig. Unter dieser Machtkonzentration im Osten wird dann der Westen nebst Teheran zusammenbrechen und aufgesogen werden. Und irgendwann sind wir in Deutschland dann auch dran. Wie gut, dass wir Hosseyn schon kennengelernt haben.
Da es auf der Rückfahrt schon dunkelte, bekamen wir eine Eskorte bestehend aus einem Hirten, der auf seinem russischen Motorrad wie der leibhaftige Teufel durch das Gelände ritt, gestellt, damit der Chef nicht evtl. irgendwo bei, Nacht und Nebel stecken bleibe. Als Chef hat er hier noch eine starke Stellung. Alles erschauert und erhebt sich vom Platze, wenn er den Raum betritt. Und man beeilt sich, ihm jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Wahrhaftig, hier ist die autoritäre Welt orientalischer Potentaten noch in Ordnung. Abends besuchte uns Hosseyn noch mit einer Flasche Wein, die letzte, die er noch hatte, in unserem Kabuff. Der schwere Ghaswiner Wein belebte schon in kleiner Menge die Geister und das Thema war mit der Studentenzeit des Hausherrn und seinen Erlebnissen mit deutschem reinen Wein und deutscher Küche wieder dort, wo es Hosseyn am liebsten hat. Er scheint allerdings auch Glück mit seinen deutschen Wirtseltern gehabt zu haben. Vielen Persern geht es in good old Germany ganz anders. Die Farah scheint ja richtig verliebt in unseren blonden Germanen zu
sein. Sie erschnorrte sich ein Bild von JöJa und drückte es die ganze Zeit an ihren Busen. Kurz vor Einschlafen entstand dann noch dieser gräßliche Live-Einschub, von dem ich mich weit distanzieren möchte.
Life Einschub ... JöJa:
UlKa, diese linke Titte, liegt im Bett und leiert uns wieder einen seiner ausgeflippten Dididelidadit-Songs unter die Vor..... Zwischendurch versucht er, uns 'ne Klinke an'nen Sack zu labern. Soeben schlägt unser Rattenbaby vor, zwei Backsteine ins Bett mitzunehmen, damit er endlich wieder einmal was weiches zum Drücken habe. Il n'est pas á sauvernotre petit flippe.
HoWa:
UlKa bemerkte soeben "HoWa ist ein Windeigelantineetwas , weil er meint, er hätte keine Persönlichkeit".
UlKa:
Ich schlug vor, die Steine zum Lichtausmachen á la Ostfriesland mit ins Bett zu nehmen, und nicht zum knutschen!
HoWa:
Das ist wieder typisch für UlKa, diese fette Schleimratte...
UlKa:
HoWa, diese Bemerkung war zu viel! Du alte Qualle, ach neh, es tut mir leid um dieses süße Tierchen, Du - Du ... Du Glitschmaul, laß doch endlich Deine Schlammgrabbler von den Tasten!
HoWa:
JöJa steht mir bei und meint, UlKa sei ein alter Kackdamfer!
UlKa:
Mich stört überhaupt nicht, was so ein alter BW-Trottel so einherlabert, soll er doch seinen Schwanz selber ablecken!
JöJa:
Ich spring Dir gleich ins Bett, Du alte Scheißmatte. Manchmal sieht unsere alte Pißnelke aus wie Speedy Gonzales, die Wüstenspringmaus, Du abgelutschte Ratte.
UlKa:
Du schwammiges Nilpferd, bleib' doch in Deinem stinkenden Pfuhl.
JöJa:
Von Dir 21jährigem Katzenficker laß ich mir doch gar nichts sagen, laß Dir da unten erst mal was wachsen...
UlKa:
Du ostfriesisches Mastschwein. Sieh Dir diesen Lustbolzen an.
JöJa:
Dir stinkenden Koyoten ...... Er sitzt auf seiner Lustwiese und giert in die Gegend. Gestern hat er noch an die rote Hose gedacht, heute denkt er schon an die rote Dose und morgen die rote Pfose!
UlKa:
Darf ich Dich darauf aufmerksam machen, dass das Tagebuch sich in meinem Privatbesitz befindet und keine Zensur stattfindet!
JöJa:
Gewalt geht vor Recht. Meinste, dass ich mit Dir ausgeflippten Gartenzwerg nicht fertig werde?! Scheiß Tagebuch, das wird halbiert und aufgezogen und ins Scheißhaus gehängt! Wenn ich Euch so sehe, wird mir ganz braun um den Mund, braune Akribie! Jetzt mach' diese Pißbeleuchtung aus! Mach' meinetwegen die Onanisten-Beleuchtung an.
04.03 Ein Korsi ist ein Metallgestell mit einer Decke drüber... Wir standen mit Duschen auf! UlKa hat heute verkündet, dass er mit dem Möbelwagen nach Mashad fahren und dort für uns Teile einkaufen will. Der Schlingel, der hat bestimmt ganz andere Dinge im Sinn, seit Hosseyn erzählt hat, dass es an der Uni in der heiligen Stadt ebenso locker zugeht, wie in Teheran oder Hamburg. Nun, uns soll es recht sein, Wir bekommen unsere Teile, und die Post nimmt er auch mit.
Als
die beiden Störer heute früh den Saal verlassen hatten, kam übrigens unsere Hausherrin zu mir in die Audienz. So langsam wird mein Farsi zur Sprache. Heute ging es schon so leidlich. Sie erzählte übrigens, ich sähe aus wie Horst Buchholz, was nebenbei ganz unwahr ist, und Horst Buchholz sei sehr schön. - Ach so. Überhaupt seien JöJa und ich sehr hübsch, UlKa aber sehr häßlich. Der häßliche UlKa hätte eine hübsche Freundin, der schöne JöJa aber eine um so häßlichere. Ich halte mich mit meinen Freundinnen hier lieber zurück. Mein schütterer Haarwuchs allerdings wurde bemängelt. UlKa sei "cheily narahat" =
sehr unruhig, hibbelig sagte sie, wohin zu ich noch "tane gonde" (= gefräßig) fügte. Gleich kommt jetzt das Mittagessen. UlKa würde es sich ja gerne verkneifen, doch der Geist, sofern man bei ihm von einem solchen sprechen kann, ist schwach. (Das Fleisch ohnehin!).
Gegen Nachmittag jenen Tages haben sich JöJa und ich aufgemacht, die Wohngegend zu erkunden. Als erstes stand auf der Liste die Ladenstraße des Ortes, bestehend aus vier kleinen Kabäuschen, einer Metzgerei, Bäckerei, einem Laden für abgepackte Artikel und einem für lose Waren auf unserem Programm. Hier trafen wir wieder auf die Kindergärtnerin und die Soldatin. Diese animierten uns, allein schon durch ihre Anwesenheit und mehr noch durch ihre Vorschläge, zum Kauf von 1/2 Kilo teuren Tees, der in Gilan, er Provinz im Westen am Kaspisee angebaut sein soll. Während JöJa sich alles fein säuberlich notierte, was hier gespielt wurde, umstanden uns schon Scharen von Kindern, die nur von den Ladenverwaltern und Verkäufern noch in Schach gehalten wurden. Als wir uns dann aber in das offene Schlachtfeld wagten, umwogt von einer dicht gemauerten Menge quirliger Schulkinder, da mußten wir uns schon anstrengen, um die Wänster bei Laune zu halten. Ich durfte einigen, und das waren immer noch genug, ihren Namen in lateinischer Schrift auf ihre Schulbücher schreiben, womit sie dann in der Schule protzen würden.- Die Wohnungen hier sind alle im Einheitsstil erbaut.
Die
Bewohner haben es aber nicht ganz lassen können, ihre alten Sitten beizubehalten, mit Haltung von Ziegen und Schafen. So sah es dann ganz lustig aus, die modernen Häuser mit den altertümlich wirkenden Lehmanbauten. Mir geht das Interesse bei solchen Ausflügen recht bald flöten. Die vielen Kinder machen mich müde. So wollte ich schon zurückgehen, als JöJa rief, ich solle doch schnell mal herkommen. Ein alter Mann im Turban hatte ihn und damit auch mich eingeladen, sein Haus zu betreten. Nun, es hatte sich schon herumgesprochen, dass ein großer Klarer aus dem hohen Norden sich für die Lebensweise der Leute hier im Projekt interessierte und persönlicher Gast des Chefs ist. Sonst hätten wir die Möglichkeit vielleicht nicht gehabt. Im Hause waren seine Tochter und seine Schwiegertochter dabei, einen Teppich zu knüpfen, und wir durften
einige Zeit ihre schier sagenhafte Geschwindigkeit bewundern. Während es den unvermeidlichen Tee gab, durfte ich zum erstenmal in meiner bisherigen Laufbahn einen echten Korsi bewundern. Das ist ein Metallgestell in der Form eines Quaders, über das eine dicke Decke gelegt wird. In diesen Quader wird dann ein Becken mit Holzkohlenglut gestellt. In kalten Winternächten kriecht dann die ganze Familie sternförmig unter die Decke, um wenigstens einen warmen Unterleib zu haben. Aber die Schädigungen durch Kohlenmonoxid (CO) dürften nicht gering sein. Man zeigte uns aber Beine, die eher Einwirkungen von Kälte zeigten. Sie wiesen Spuren von Gicht und Rheuma auf. Es sei in diesem Jahre ein besonders kalter Winter gewesen, sagte man uns, mit fingerdickem Eis an den Fenstern usw. Ansonsten verstand ich die Leute hier nur sehr schlecht, weil sie entweder sehr undeutlich oder aber einen Slang sprachen. Vielleicht auch beides. Auf dem Rückwege trafen wir Hosseyn Daghighi, unseren Bankdirektor. JöJa hatte dieses verrückte Huhn schon für den Abend eingeladen. Am Abend dann war JöJa so kaputt, dass er zu nichts mehr fähig war, als zu einigen Fotos. Ich habe dafür wider meinen Willen ein Geschäft gemacht. Hosseyn war scharf auf meinen Bundeswehrparka mit Versorgungsnummer und allen Emblemen und wollte ihn abkaufen. Ich wollte ihm einen für 125 Toman aus Deutschland schicken. Er aber blätterte 150 Toman auf den Tisch, und da konnte ich nicht mehr recht widerstehen und schlug das leicht verdreckte Ausrüstungsstück los. Dollars wollte uns Hosseyn so aus der hohlen Hand aber nicht wechseln und vertröstete uns auf morgen früh in der Bank. JöJa hatte nämlich wieder nicht vom Teppichkauf zurückstehen können und einen recht schönen und einen etwas einfacheren für zusammen einen recht günstigen Preis erstanden. Gehandelt hat für ihn unser Diener, dieser Fuchs, der viel schlauer ist, als er dreinschaut. Der etwas bessere Teppich hätte mich auch schon reizen können. Aber was soll man machen, wenn man kein Geld nicht hat!
Unser Diener hat unter sich übrigens noch einen weiteren Diener, der die letzte Dreckarbeit macht. Dieser alte Mann, dessen Erscheinung allein schon rührt und Mitleid erweckt, redet, sooft er mit mir spricht, nur noch von Herrn Dastchosch, seiner Frau und seiner Tochter. Er fragt, ob und wann dieser Herr zurückkommt, wie weit es von hier nach Deutschland ist, und dass die Leute alles hier verkauft hätten, dass
Herr Dastchosch auch so einen Teppich mitgenommen hat, wie es der bessere von JöJa's beiden war. Vielleicht war dieser Mann ja mal bessergestellt unter Herrn Dastchosch und vielleicht bedeutete dessen Weggang von hier seinen sozialen Abstieg. Genau habe ich das nicht herausbekommen.
Noch eines muß hier gesagt werden. Schon am ersten Abend hatte Hosseyn uns Durchgefrorenen den Floh von Chahar Bahar ins Ohr gesetzt. Chahar Bahar sei ein Ort am Golf von Oman, dicht an, der pakistanischen Grenze, mit auch im Winter sehr warmen Klima. In der Nähe gäbe es Sümpfe mit Krokodilen, und der Strand unter Palmen sei weiß wie die Haut von Schneewittchen, breit und von rassigen Teheraner Schönheiten bevölkert. Ein Badeurlaub, ja das war etwas für uns wintermüde Globetrotter. Nun, wir werden es versuchen, dort hinzufahren, aber wer weiß, wie es dort wirklich aussieht und ob wir etwas anderes außer Baugruben zu Gesicht bekommen werden.
05.03 UlKa wird Meshedi ! Was
herrscht doch für ein Friede und eine himmlische Ruhe hier, wenn UlKa nicht hier ist. Nun, der war bestimmt schon auf dem Wege, ein SiMeUlKa zu werden, doch das zu beschreiben ist dann seine Sache. Wir waren gegen 10 Uhr mit Herrn Daghighi verabredet, der uns Teppiche aus Birjand zeigen wollte, damit wir statt der günstigen von gestern lieber bessere aus Birjand kauften, die dann aber gewiß auch sehr viel teurer würden. Zunächst aber bekam ich wieder Besuch von Farah, als JöJa in der Schule war. Eigentlich hätte ich ja mitgehen sollen, aber die Audienz und diesmal ganz alleine wollte ich dann doch nicht verpassen. Ist Frau Dastchosch vor 1 1/2 Jahren fast zerbrochen, als JöJa und Kumpanen abfuhren, so kann auch Farah eine gewisse Trauer über unsere für den nächsten Tag festgelegte Abreise nicht verhehlen. Sie mag den Ort hier gar nicht und verbringt auch die Hälfte ihrer Zeit in Mashad bei ihren Eltern. Inzwischen richtet sich Hosseyn, diesmal Arefmanesch selber für sich und seine Frau eine Wohnung in der heiligen Stadt ein. Als JöJa dann kam, gingen wir zum Bankdirektor von Shahabad, wo wir zwar keinen Teppich zu sehen bekamen, aber dafür Bananas, Apfelsinen und einen greulichen
Wasserkaffee. Wir sollten statt dessen lieber am Nachmittag wiederkommen. Zwischendurch beim Mittagessen gab es zum ersten Mal seit den denkwürdigen Festen wieder Reis, weißen, lockeren, leicht fettigen Reis, wie es sich für den Iran eigentlich geziemt. Am Nachmittag war der Bankhosseyn aber schon abgefahren, ohne uns Bescheid zu sagen. Dabei wollte er doch mit uns nach Birjand fahren. Komische Leute hier, komische Sitten, komisch, komisch! Gegen Nachmittag holte mich der Chefhosseyn von unserer Wohnung ab ins Büro, wo JöJa schon bereit saß, um Fragen zu stellen. Es ist bewundernswert, welche Geduld Hosseyn aufbrachte und mit welcher Ruhe er alle Fragen beantwortete. Ich wäre da wohl schon längst ausgeflippt. Er ist schon ein toller Kerl, unser Chef. Zwischendurch kam UlKa hinein geplatzt und erzählte nebenbei, dass einige Kästen Bier mitgekommen seien, nebst einer Flasche Whiskey. Na, das wird ja wieder ein netter Abend. Sie kamen dann gegen spät mit einem Haufen Bierflaschen zu uns herüber. An diesem Abend hat Farah endlich etwas für unser Tagebuch geschrieben, in dem sie mich z. B. einen Teufel nannte. Nun, hierzulande ist die Bedeutung dieses Wortes leicht zweideutig. Aber mit der Ausdeutung des Textes werde ich noch zu tun haben. UlKa gefiel ihr an diesem Abend wieder gar nicht!
Am Mittwoch Abend saßen wir beisammen und tranken Wein. Da kamen abends, 21.30 Uhr drei Reisende zu uns. Der Anlaß ihres Besuches war die Freundschaft zwischen, Herrn Dastchosch und einem von ihnen. Sie zeigten sehr viel Interesse am Iran. Obwohl ich ihre Sprache nicht verstand, verbrachten wir dennoch einen schönen Abend. Sie hatten sich mit meinem Mann auf Deutsch unterhalten. Shahabad fanden sie sehr schön und stellten uns einige Fragen über den Ort. Aus Anlaß ihres Besuches gaben wir eine Party, die sehr lustig wurde, da sie gern persische Musik hörten, besonders HoWa. Ich wünsche, dass UlKa eines Tages ein guter Musiker wird und JöJa ein großer Tourist (wörtlich Weltkenner). Weiterhin hoffe ich, dass die Freunde eine gute Erinnerung von meinem Mann, mir und Shahabad behalten werden. Fremdbeitrag von Farah Arefmanesch ...
Die große Rödelei - Der SiMeUlKa-Meshed-Report Sir Meshedi UlKa presents:
The Big Mashad Report lso wurde ich mehr oder weniger beordert, nach Mashad zu fahren, um die Ersatzteile zu besorgen. Der Giaur HoWa meinte natürlich, ich wäre nur wegen des Gelübdes, da ich Batul nicht bekommen hatte, zum heiligen Schrein pilgern, um dort mich der heiligen Abstinenz zu widmen! Nun ja, so fuhr ich denn mit einem projekteigenen LKW selbstverständlich Mercedes - gen Maschad. Die Reise wurde tödlich. Zuerst konnte man wegen Sandsturm nichts sehen, dann wegen Nebel, dann wegen Regen und schließlich wegen Schnee. In der Ebene war die Straße gut, je höher man kam, desto schlechter wurde sie. Wir hatten bis Mashad zwei große und zwei kleine Pässe zu überwinden. Je höher man kam, desto größer wurden die Schlaglöcher, bis dann der Teer aufhörte und die Straße nur noch aus Löchern und Bächen bestand. Am schlimmsten wurde es an den Pässen selbst, dort gab es nur noch die tierische Schlammpiste! So kam es, dass wir nur im Schrittempo gen Norden zogen! um 10 waren wir dann endlich im heiligen Mashad Alis. Der Mercedesshop, bei dem ich mich mit Bild von HoWa vorstellen sollte, hatte natürlich schon zu, so wollten mich dann doch meine beiden Chauffeure vor einem großen Hotel absetzen. Aber "nein" sprach ich und ließ mich in die City bringen, wo ich mich
von den beiden endlich friedlich nach mühsamer Vereinbarung eines Treffpunktes - "saad hasht Märzädäs richbane Bahar" - zog ich dann zu Fuß zur Moschee, um noch ein paar dufte Nachtaufnahmen zu machen. Dann krallte ich mir einen Polizisten nach dem anderen und erfragte eine Jugendherberge, die sich dann aber als schlampiges billiges Hotel herausstellte. Nun ja, ich sagte dem schmierigen Keeper Bescheid und bekam für 35 Toman mit drei Engländern ein Bett incl. Heizung. Die polizeiliche Meldepflicht erfüllte ich, indem ich die Spalten Beruf mit "Spy" und Zweck mit "having fun" ausfüllte. Die Nacht war beschissen, die Engländer spielten schlechtes Bridge, ohne um Geld. Na ja, ich pennte so gut es ging unter meinem Schwedenfell. Draußen schneite es wie wild. Die Engländer waren alle total abgehoben, sie hatten ein one-way-ticket nach Kathmandu in der Tasche und gedachten dort ihre Tage zu beenden. Das einzig nette und süße Mädchen war natürlich bereits die Geliebte des Reiseleiters geworden! wie das doch so häufiger vorkommen soll. Nun ja, um noch ein bißchen von Mashad zu sehen, stieg ich bereits um 6 aus meinem Parka, weckte den Schmierigen, ließ mir die Pforte öffnen und begab mich hinaus ins Schneetreiben. In Mashad gibt es ein heiliges rundes Stadtviertel, aus dem sich vier Minarets und eine goldene und eine blaue Kuppel incl. Schrift erheben. In dieses Areal gedachte ich nun so gegen 6.30 Uhr in aller Frühe einzudringen. ich ging zu einem der Eingänge, sah von weitem eine martialische Gestalt an der Pforte lehnen, worauf ich mich durch einige Seitenstraßen verzog und mich mit einem mal in einem von Iwanen gebildeten prächtigen Innenhof befand. Ich zog genüßlich den Photo, machte Klick und ich wurde einigen Moslems gewahr, die mit wahren Stielaugen nach mir gierten. Da ich annahm, das nicht alle Perser so offensichtlich schwul sind, so nach einem gieren, wie diese es mit wahren Greiffingern taten, mußte dies auch schon einen anderen Grund haben. Dieser wurde mir auch sogleich gewahr, als ich von vier Händen nebst goldbetreßten Mützen gepackt und unter Zornesrufen zum Tor hinaus geschubst. Es scheint mir, ich habe meine Wallfahrt mit Erfolg beendet, somit werde ich meinem Namen das iranische Gegenstück zum Hadschi, nämlich Meschedi voraussetzen!
Also
von da begab ich mich dann in Richtung Treffpunkt auf. Der Boden war von Schnee bedeckt, es schneite wie HoWa (= Teufel) und dazu schoben die Bewohner noch den Schnee von den Dächern, alles in allem also sehr ungemütlich. Dann ging meine Odyssee in Sachen Einzelteile los, nur mit dem Unterschied, dass Odysseus weniger Sprachschwierigkeiten hatte, ich dagegen immer nur Hauptbahnhofsvorsteher verstand. Nun, wir schossen von einer Werkstatt in die andere. Ein komplettes Willysjeepteam war damit beschäftigt, meine seltsamen Bewegungen und eine Zeichnung in konkretes Neupersisch zu übersetzen. Der deutsche Perser, von dem ich das Foto mit hatte, war natürlich nicht mehr da, was das ganze noch erschwerte. Nun, es gelang mir, doch in 5 verschiedenen Geschäften die notwendigen Teile aufzutreiben. Danach verbrachte ich noch 1 1/2 Stunden mit stupiden Postbeamten, um unsere Filme wegzuschicken! Mit dem Jeep kauften wir dann noch Hühner und Bier und Whisky und Parfum und etc. für die Arefs ein.
Gegen Mittag ging es dann endlich wieder aus Mashad mit seinen Schneebergen los. Der Wagen war voll mit Getreide etc. Die Hühner konnte man nicht hinten unterbringen, da sie dort als Gefriergeflügel in Shahabad angekommen wären. So war es denn meine Aufgabe, die Hühner daran zu hindern, dem Fahrer zwischen die Beine zu schlüpfen, was mir unter Aufbietung aller Brutalität auch gelang. So fuhren wir gackernd durchs Schneetreiben, das sich nach 100 km zwar nicht in Wohlgefallen doch aber wenigstens in Regen auflöste. Die Fahrerei war noch schlimmer, da wir ja jetzt voll beladen waren. meine Fahrer ließen sich nichts ausgeben, lediglich einen Beutel Bonbons akzeptierten sie. Unterwegs bannte ich endlich mal ein paar Dünen auf die Mattscheibe. Außerdem gelangen mir dann gegen Abend noch ein paar schöne Fotos aus dem fahrenden Wagen. So gelangte ich dann erschöpft aber voll inneren Friedens wieder in unsere Heimstatt, wo mir dieser sogleich wieder versauert wurde. SiMeUlKa
06.03. Die Lähmung des Riesen
S oweit Simeulka, für heute haben wir die Abfahrt festgelegt. Es ist zwar längst noch nicht alles getan, was da getan werden sollte, aber ich finde, es hat sich dennoch ausgerastet und wir sollten losfahren. JöJa ist seit gestern übrigens auch körperlich ausgeflippt. Seine Schultern und sein rechter Arm sind steif und schmerzen bei jeder Bewegung. Die gleiche Krankheit soll der Chefhosseyn übrigens auch haben, weshalb JöJa bei Farah einige Pillen erben konnte. Nun, während Simeulka gerade wie ein Wilder am Wagen rödelt, schläft unser leicht demoliertes Prachtstück friedlich mit einem Gesicht wie ein etwas aus dem Leim gegangener Engel ...
Also ich verwehre mich erst einmal gegen die Bezeichnung Simeulka! Das ist eine Verhonepipelung meines ehrenvoll errungenen Titels, ich bitte doch deshalb um die Schreibweise Si-Me-UlKa! - Danke Draußen schneit es übrigens fürchterlich. JöJa geht's ziemlich dreckig Er hat jetzt bald an allen Muskeln und Gelenkpartien Schmerzen, ein wenig Rötung ist auch dabei. Ich habe ihm bereits gestern abend Azurtabs gegen Rheumaschmerzen und Dolo-Menthoneurin Gel zum Einreiben verschrieben. Am Wagen habe ich heute versucht, das Thermometer und den Thermostaten hinzukriegen. Da aber der Chefmechaniker nicht da war, lief das aber überhaupt nicht, und das was gemacht wurde, habe ich dann selber gemacht. Nach dem Essen, das JöJa verweigert - er klopft dennoch irre Sprüche und versucht damit anzudeuten, dass er nicht reif ist für den Zinksarg - werde ich den Leuten da mal gehörig einheizen, denn wenn wir JöJa in aller Stille erst verscharrt oder in ein Qanat geworfen haben, wollen wir beide ja eine Zeitlang zusammen weiter fahren, mal sehn, wer's überlebt!
Das mit HoWa geht mir mal wieder auf die Nüsse. Heute mittag gab es "Fesenjan", also Huhn in Walnuß und Granatapfelsoße auf Reis wahnsinnig gut. JöJa haben wir etwas zurecht gemacht. Ich ging wieder zum Wagen basteln und HoWa schlafen. Da in der Werkstatt nichts vernünftiges an Menschenmaterial mit Fähigkeiten herum lief, ging ich erst einmal Pepsis holen. Inzwischen war der persische Arzt eingetroffen. Herr HoWa beliebte zu ruhen, so dass ich abermals in die Kälte hinausschob, um dem Arzt mehr oder weniger am Arm hierher zu
schleppen. An Medikamenten gibt es im Iran sehr wenig, so dass ich meine noch holte, wobei denn das Passende dabei war. Auch mit den Spritzen haperte es in Shahabad. Man durchsuchte den ganzen Ort, fand aber nur eine, so möchte ich als Historiker sagen, archaische Klistierspritze, dabei haben wir im Wagen genügend neue Plastikspritzen, hygienisch und praktisch. Nur war HoWa leider mit dem Wagen unterwegs - Erprobungsfahrt! Na ja, es klappte dann doch, der hiesige Krankenpfleger verpaßte JöJa zwei Stöße aus besagtem Objekt! Inzwischen ist HoWa wieder da, aber am Wagen hat sich nichts geändert. Ich muß also jetzt wieder raus in die Scheiße. So, der Wagen ist jetzt wieder o.k. Es bedurfte nur weniger kleiner Handgriffe, bis das Thermometer vernünftig eingebaut war und der neue Thermostat richtig installiert war. Morgen fahren unsere Gastgeber weg. Wir wollen nach Möglichkeit natürlich mit Rücksicht auf JöJa's angegriffene Gesundheit auch nicht viel länger bleiben, sondern zu unserem dicken Bankmenschen zum Fressen und Saufen fahren. Ich bin häßlich meint Farah! Buh!
Der JöJa liegt im Bett, kann sich nicht rühren - und will trotzdem Farah verführen.
J öJa: I m Beckenbereich habe ich wenig Schmerzen. I ch bin nicht aufgelegt zum Scherzen. W enn Farah kommt oder geht - bei uns ein lustiges Windlein weht.
E s kommt fast so weit, dass er auch steht. D enn er ist's, um den sich alles dreht. D och unsere ers sind schon so blind. W eil doch die Mädchen hier so keusch sind.
Z u hause wußte ich, was ich tät'. D enn dort ist es nie zu spät. E in Mägdelein so zart und fein. M üßte jetzt mein Kopfkissen (Kopfkissenzerwühler) sein.
D er HoWa ist ein geiles Schwein. J eder kann sehn in seine Hose hinein. W enn er raus holt sein vieles Geld. S ieht sein Glücksbringer die ganze Welt. I nzwischen sind sie beide schwul. S ie tanzen bereits um einen Stuhl. UlKa: Ooohhh, Farah ist wieder da! G esicht und Busen muß sein auf dem Bild. S onst werden nicht die Männer wild. (Hat HoWa gesagt).
H oWa: N ein, habe ich gar nicht gesagt!
DIE SPINNEN, DIE RÖMER, ÄH, DIE BEIDEN FLIPPEES! Farah
hat Bilder mitgebracht, die gleich auf ihren Sexualwert, Schwestern und so - untersucht werden! Heute sind 28 Jahre Dunkelheit vorbei. Bis dahin ist unser lieber JöJa nach eigener Aussage 28 Jahre lang im Dunkeln getappt!
Welche Einsicht, seine Sexualeinstellung beginnt sich zu bessern, er hat sich soeben gegen den Kuhhandel, Farah gegen eine ihrer Schwestern ausgesprochen, er meint neuerdings, das sollten die Frauen selber entscheiden! Also hier hat sich so ziemlich alles wieder in Wohlgefallen aufgelöst! Ich träume bereits von langen Sandstränden, in Chahar Bahar soll es sogar Beatschuppen und Bands geben, mal sehn, was das gibt. Da kann ich nur singen ...
S ummertime and the living is easy F ishes are jumping and the cotton is high W ell your Daddy is rich man an your Mam is good looking.
S o hush, little Baby, don't you cry O ne of these mornings you gonna rise up singing. A nd you'11 take me up to the skies
W ell, an on this morning there's nothing gonna hung on you.
W ith Daddy an Ma standing by. W ell, summertime an living is easy. F ishes are jumping an the cotton is high Soweit meine Impressionen ------------------------------- UlKa Y
eah, summertime, das wäre jetzt was! Big Baby rosig dick und quietschvergnügt sich Strande. Simeulka mit ein einem Weibe an der Hand. Ich als großer Taucher. Aber der Strand ist für unsere übergewichtige Ratte wohl doch nicht der richtige Angelplatz. Als der Herrgott diese traurige Type geschaffen hatte, muß er wohl nicht recht bei Troste gewesen sein, wahrscheinlich hatte er wieder Ärger mit seiner Frau und wollte nun allen Frauen eines auswischen, indem er einen solchen schwabbeligen Lustholzen zu uns Erdenbürgern ins Paradies sandte!
Briefe ... 15. Esfand
Lieber WoZi, wir sind hier den letzten Abend in Shahabad und haben schon fast alles ausgearbeitet, was sich vor unserem Zugriff nicht rechtzeitig retten konnte. Nun haben wir endlich auch Zeit, an Dich zu denken, nachdem wir lange genug an unser leibliches Wohl gedacht haben, wie
Du aus dem Tagebuch entnehmen kannst. Es ist jetzt später Nachmittag, da wir dies schreiben, sozusagen die letzte Gelegenheit, denn droben im Hause unseres Chefs stehen schon einige Kästen Bier, die heute noch ausgetrunken sein wollen, und danach können wir' bestenfalls Live-Einschübe für das Tagebuch, nicht aber seriöse Briefe tippen. Nun fang aber nicht an zu bedauern, dass Du umgekehrt bist. Du kannst Deinem einzig wahren Freund HoWa ruhig glauben: Wir hatten unterwegs Pistenabschnitte, bei denen Dir die Nierensteine zu den Ohren herausgekommen wären, was besonders schmerzhaft sein soll. Aber ich sehe schon kommen, wir messen Dir öfter mal einen Brief schreiben damit Du die wichtigsten Dinge dieser Reise überhaupt mitbekommst. 50 reine Tagebuchseiten ist unser Werk schon stark, dazu Briefe, Pläne, Liedertexte und Fremdbeiträge. Wir erwarten übrigens auch von Dir einen Beitrag über Deine Heimfahrt! Doch jetzt JöJa weiter.....
Lieber WoZi, Liebe Brigitte, ich
hoffe, dass es Dir, lieber WoZi, wieder gut geht und Du die Nierensteine los bist. Es war vielleicht ganz vernünftig, dass Du nach hause gefahren bist, denn die Straßenverhältnisse wurden noch, sehr schlecht. Ich habe sehr viele Dias, besonders in Schahabad, gemacht. So kannst Du nachträglich die Reise doch noch lebendig miterleben. In Schahabad sind wir unheimlich freundlich aufgenommen worden, und ich bin mit dem Material, das ich sammeln konnte, sehr zufrieden.
Der Unimog ist gut gelaufen bis kurz vor Schahabad, dann war der Vergaser verstopft. In der Projektwerkstatt wurde der Schaden, sowie einige andere Mängel (Tank, Thermostat, usw.) kostenlos behoben. Der Aufenthalt war einsame Klasse! Leider habe ich noch von niemandem Post erhalten, obwohl ich Schahabad als erste wichtige Adresse angegeben hatte.
Dir und Deinem Schatz alles Gute und viele liebe Grüße von Deinem JöJa
P.S. Die Kameradschaft hat sich übrigens erheblich gebessert, so dass man es einigermaßen aus halten kann. Wenn Du Lust und Zeit hast, kannst Du ja einmal meine Mutter und Hannelore anrufen und sagen, dass es mir gut geht!
Lieber WoZi, ich kann diese unpersönliche Geschreibse nicht mehr ab. Also bin ich auch so ein richtiger Trottel, meint JöJa zu mir, dabei habe ich ihm gerade eben mit meinem Medizin-Kasten das Leben gerettet. Ich komme gerade aus dem eisigen Mashad. Die Einzelheiten kannst Du im Tagebuch nachlesen. Da ich aber bis in den heiligen Zirkel vordringen konnte, kann ich mich jetzt "Meshedi" nennen. Also, Du kannst ja mal hauptpostlagernd (= poste restante) nach Chah Bahar schreiben, nein, stimmt gar nicht, schreib lieber nach Shiraz! Wir bleiben nur 5 Tage in "4 Frühling", so heißt der Ort nämlich auf Deutsch.
Also alles Gute! Es grüßt Dich SiMeUlKa (Sir Meshedi UlKa)! P.S. Kuß an Deine Frau! J öJa muß schwitzen, und wir dürfen dürsten. Diese Hitze, die hier auch uns nicht verschont, trocknet so richtig die Kehle aus. - Doch, was ist denn das? Da klopft doch jemand an die Tür und herein tritt der grand Chef mit einer halben Kiste Bier. Oh, große Freude unter den Kindern Germanys. Jetzt wird es wieder lustig. Heimlicher Umzug von der alten Bauernbutze in ein modernes Haus. Die Erinnerung an Deutschland scheint hier in der Biaban (Einöde) viel Kraft zu geben. Inzwischen kommt auch unser Stern Farah in unser Fremdengemach. Wenn der Chef dabei ist, hat sie allerdings nicht viel davon, weil sie
nicht viel versteht und der Chefhosseyn nicht gerne und nicht viel übersetzt.
S
o nebenbei erfuhren wir Neues über die Gegend hier vor dem Erdbeben. Der Großgrundbesitzer in dieser Gegend, der Alam, ist jetzt ein wichtiger Mann in Teheran und hat irgendein Ressort unter sich. Sein Vater hatte damals gegen Reza Shah, den Vater von Shah Reza, mit den Engländern kollaboriert und ist dafür gemeuchelt worden. An dem Tage, als er sich nach England (über Zahedan und Quetta) absetzen wollte, bekam er Besuch vom "Ostandar" und einem Arzt. Unter dem Vorwand, das Herz des Reiselustigen untersuchen zu wollen, verpaßte dann der zweifelhafte Arzt ihm eine Spritze, worauf dieser verschied, also der Gestochene. Der Garten hier in Shahabad war einige Zeit sogar Sitz der Englischen Botschaft, als der Boden in Teheran zu heiß wurde. Der Sohn ist in Persien wieder ein wichtiger Mann. Er hat die Tochter einer der reichsten Familien von Shiraz geheiratet, und auch hier für Shahabad hat er ja entgegen allen Bestimmungen sofort Geld bekommen.
D iese Dinge sind aber alle noch streng geheim, und es darf sie noch gar niemand wissen. Hosseyn hat sie wohl nur erzählt, weil er schon so müde und das Bier (Tuborg) so gut war. Ersteres war auch der Grund, weshalb er uns schon bald wieder verließ....
07.03 Schlamm-Schlachten D er Schlammtag. UlKa, bzw. Simeulka und ich hielten es nicht mehr viel länger hier aus. Wir mußten wieder etwas Neues machen. JöJa ging es zwar schon wieder viel besser, aber unseren Vorschlag, doch tunlichst abzureisen, nahm er nicht gerade begeistert auf. Er war ja noch gar nicht ganz fertig. Nach langem Handeln kamen wir überein, dass UlKa und ich über Land fahren und die restlichen Dinge aufnehmen sollten und die Fahrt dafür nach dem bevorstehenden Arztbesuch losgehen sollte. Gegen 10 Uhr verabschiedeten wir uns von Hosseyn und Farah, die an diesem Tage auch abreisten - zu ihrer neuen Zweitwohnung nach Mashad.
A
uf unserem Programm standen: Die Käserei in Shahabad 2, der dortige Kuh-, Kamel- und Schafstall. Hosseyn war diesmal zwar nicht mehr dabei, aber die Leute wußten alle, wer wir waren, und so wurden wir mit größter Höflichkeit behandelt. Zuerst die Käserei - eine Kostprobe überzeugte uns, dass hier tatsächlich bester Schafskäse hergestellt wird - dann der Kuhstall, der auch sehr modern und sauber war. Der Prachtbulle für die Zucht stammte übrigens aus Israel. Schafund Kamelstall befanden sich aber nicht im Dorfe direkt sondern bei der Frage danach wies man nur in eine unbestimmte Richtung. Aber das müßte doch zu finden sein. So viele Häuser gab es hier ja immerhin auch nicht. Als wir uns aber an den richtigen Weg heran gefragt hatten, war da eine Schranke, die uns Halt gebot, und der verantwortliche Knabe an der Schranke hatte doch tatsächlich die Stirn, uns abblitzen zu lassen. Der hatte wohl noch nie etwas von uns gehört. Na, der sollte noch etwas erleben. Wenn das der zweite Chef in S.B. I erführe. Aber zunächst gab es ja noch andere Wege zum Schafstall. Der, den wir erwischten, war zunächst ein ganz normaler Schlammpfad, mit tiefen Pfützen usw., also ein guter Weg. Aber dann war der Stall doch etwas seitlich versetzt neben dem Weg, und dazwischen lag aufgeweichter Acker. Die Bauern auf dem Felde wiesen uns ein einigermaßen freies Wadi als den Weg an, was UlKa aber nicht recht verstand, so dass er versuchte, neben dem Fluß zu fahren. Das ging dann auch prompt schief, und der Wagen saß trotz Vierrad und gesperrten Differentialen im tiefen Schlamm fest. Einige Zentimeter konnten wir uns noch voran arbeiten, aber dann ging es nur noch abwärts. Tscha, das alte Problem, für tiefen Schlamm haben die Reifen, zumal wenn abgefahren, nicht genug Profil. Da half wohl alles nichts, da mußten die Schneeketten aufgezogen werden. Doch zunächst kamen alle Bauern mit Spaten, Schaufel und anderen Grabgeräten von den Feldern und gruben die Räder frei. Wer hätte das gedacht? Da waren wir gleich wieder frei. Trotzdem, war die Lage noch nicht rosig, denn vor und hinter uns war gleichermaßen heimtückischer Schlamm. Da war aber noch die Möglichkeit zu wenden und ins Wadi hinunter zu fahren. Letzteres aber erwies sich als recht haarige Sache, bei der unser Wagen beinahe umgekippt wäre, denn das ganze mußte mit einer Mindestgeschwindigkeit gefahren werden, weil wir sonst wieder nicht durch das schlammige Flußbett gekommen wären. Als wir dann nach solcherlei Müh und Qual glücklich den Schafstall erreicht hatten, da
stellten sich die Leutchen doch tatsächlich auf die Hinterbeine und wollten uns nicht einlassen. Na, was war das denn für ein abgelegener Winkel, dass bis hierher die Kunde von unserem glorreichen Einzug in S.B. I nicht vorgedrungen war? Da strengt man sich und andere unmenschlich an, um diesen Ort zu erreichen, und da erzählen die uns so etwas. Na, die sollten ebenfalls etwas erleben. Wir schworen grausamste Rache für diese Ignoranten.
A ber erst nahmen wir noch den Freiluftstall für die Dromedare auf, der zwar im Prinzip gut, doch von dem starken Regen der letzten Zeit unheimlich aufgeweicht war. Die Furten von hier, also S.B. II und S.B. I kannten wir inzwischen ganz. genau, so dass wir jede mit der ihr gebührenden Geschwindigkeit nehmen konnten. Anderen LKWFahrern ging es da anders. Einer, der sich vorsichtig an unsere Hochgeschwindigkeitsfurt heran tastete, muß uns wohl für verrückt gehalten haben, als wir mit 70 Sachen auf das Wasser zu brausten, in aufspritzenden Wassermassen verschwanden und erst wieder im Rückspiegel auftauchten. Wider Erwarten hatte der Wagen auf jener Strecke zwischen den beiden S.B ' 's nicht Kopf gestanden, wie wir vorher angenommen hatten, sondern im Landrover fühlt sich die Straße nur viel schlechter an. Bekanntlich vollbringen wir ja öfter gute Taten. So wollten wir auch den Sherkat-eigenen Wagen, der sich neben der Straße festgefahren hatte, aus dem Dreck ziehen. Also gebremst und runter auf den Sommerweg. Aber ach, was war das? Da war ja noch gut getarnt ein Straßengraben zwischen den beiden Wegen gewesen, und in den war UlKa hineingefahren, ohne eine Idee mitliefern zu können, wie man hier wohl wieder herauskäme. Das linke Hinter- und Vorderrad waren bis zu den Achsen versunken. Die andere Seite hing dafür ganz grotesk in der Luft. Das wäre ein nettes Foto geworden, aber wie das Geschick es so wollte, waren gerade die Filme auf allen drei Fotoapparaten zu Ende und die Zeit zum wechseln reichte nicht mehr, da schon ein LKW aus dem Sherkat kam und uns aus dieser Fälle befreite. Den, um dessen Willen wir in den Schlamm gefahren waren, zogen wir danach dennoch heraus, unserer angeschlagenen Ehre wegen. Zu "Hause" wurde aus der Beschwerde zunächst noch nichts, weil uns unser Diener Haysal & mit einem ganz tollen Essen überraschte, das uns im Verein mit einigen Flaschen Bier den ersten Schwung nahm. Dafür konnte jetzt gepackt werden, denn der
zweifelhafte Arzt hatte auch seinen Segen gegeben. Gegen 5 Uhr großes Verabschieden im Büro. Aber weg konnten wir immer noch nicht, weil JöJa ja noch nicht fertig war, und einige Pläne ja einfach noch erstellt werden mußten. Das zog sich zu UlKa's großem Unwillen bis ca. 18 Uhr 30 hin. Dann endlich ging es los. Wieder auf Achse - das ist genauso schön, wie ein ruhiges Plätzchen nach langer Fahrt. Das sollte nach JöJa's Aussage eine ganz mörderische Piste werden, wurde es aber nicht - zumindest bis Birjand. Vielleicht fühlte sie sich auch im Borgward, mit dem er hier schon einmal gefahren ist auch härter an. ls wir in Birjand ankamen, war es bereits 10 Uhr. Aber wir beschlossen, dennoch zu unserem Freund, dem Bankdirektor zu fahren. Leichte Bedenken hatte ich allerdings doch wegen der fortgeschrittenen Stunde. Seine Adresse war eine typische Frageadresse, die man ohne Mithilfe der Bevölkerung nicht finden konnte. Sie lautete: Iran, "Khorassan, Birjand, 1.-Straße-der-Freude, Wohnung von Hosseyn Daghighi". Die Straße zu finden, bereitet ja keine allzu großen Schwierigkeiten, da der Iran seit einiger Zeit Straßennamen zur Pflicht gemacht hat. Aber wo die Wohnung von Hosseyn Daghighi war, das konnte doch nur ein Einheimischer wissen, denn die Häuser waren alle gleich, außen kahl und namenlos. Der Gute schlief tatsächlich schon, stand aber extra wegen uns auf und fuhr mit uns zum Bier holen. Ein Abendbrot, wenn auch nicht gerade üppig, wurde ebenfalls noch aufgefahren. Doch rechte Stimmung mochte nicht aufkommen. So ging man dann gegen 1 Uhr ins Bett. Ich in den Wagen, die anderen beiden im Wohnzimmer.
Die große Rödelei - Durch Sistan und Beluchistan • • • • • • • • • • • • • • • • • •
08.03 Birjand 09.03 Infos über F.J. Strauß und Gerstenmeier 10.03 Da wird die Dattel am Baume sauer Der Preliminary Rödel Report, Teil 1 Briefe 1 ... Auf der Piste 11.03 Seltsames Beluchistan 12.03 Als der Windflügel den Kühler küßte... Der Preliminary Rödel Report, Teil 2 13.03 Makran – Gedrosien – Beluchistan, ein seltsam Land. Chah Bahar Krankenhaus Report Chah Bahar Krankenhaus Report (Fortsetzung) Briefe 2 ... 14.03 Chah Bahar - Das Ende der Welt 15.03 Langeweile - kommt angekrochen ... Briefe 3 ... 16.03 Der "Kühlertag" Briefe 4 ...
08.03 Birjand Am nächsten Morgen dauerte es wieder endlos lange, bis sich die Leute im Hause regten und ungestüm nach ihren Waschsachen verlangten. Unser Gastgeber, der Bankhossey hatte schon Besuch am frühen Morgen. Es waren viele unbekannte Herren, die alle unheimlich seriös aussahen. Auch der Bruder der Frau, ein junger Specht, dem schon ein Geschäft gehörte, war, ebenso wie schon am Abend zuvor, wieder da. So armselig gestern das Abendbrot war, so reichhaltig war das Frühstück, das üppigste, das ich bisher im Iran bekam. Es hat richtig Spaß gemacht, hier zu essen. Leider geriet UlKa in Hektik, was den Genuß etwas störte. Grund der Aufregung war eine Münzsammlung des Vaters von Hosseyn, in der sich außer vielen anderen wertvollen Stücken auch Sassanidische Münzen, Daraiken, griechischer und byzantinischer Krams befand. Das mußte natürlich sofort im Bilde festgehalten werden, wobei Tee, Milch und Eier kalt, das Brot trocken wurde. Der Vater von Hosseyn ist überhaupt ein begnadeter Sammler. Er besitzt neben umfangreichen Briefmarkensammlungen eine Uhr mit den Insignien von Ajub Chan, in London hergestellt und eine goldene mit dem Bilde von Reza Shah, außerdem noch allerlei silbernen Schmuck etc. Nach dem Frühstück hob eine große Rundfahrt an. Zunächst zum Bazar. Da JöJa’s Teppichlust keine solche mehr war, bzw. Geldmangel ihn im Zaume hielt, wurden nur einige billige Schwerter, die ich auch sehr gerne genommen hatte und Musikkassetten mit persischem Gedudel gekauft. Danach ging es kreuz und quer durch die Stadt zu einer stattlichen Burg, einem komischen pagodenähnlichen Gebäude und wieder durch die Altstadt. Die Lage von Birjand ist wirklich schön. Umrahmt von hohen Bergen, auf denen uns zu Ehren Schnee lag auf einem kleinen Hügel in einem großen Tal. Inzwischen, vor 20 Jahren soll das noch nicht der Fall gewesen sein, ist Birjand auch eine grüne Stadt, in der jede Straße von Kiefern gesäumt ist. Das erinnert ein wenig an Kandahar. Als wir von dem Ausritt, übrigens in einem Willy's Jeep, den Hosseyn selber malträtierte, zurückkehrten, stand vor unserem Wagen schon wieder eine große Meute. Darunter war ein
Mädchen, irgendwo aus Deutschland, die von der UNO hierher geschickt worden war, um den Leuten Handweben beizubringen. Nicht zu uns, hierher haben sie wohl ihre derzeitigen Gastgeber geschleppt. Sie wollte auch zum Nouruz in Shiraz sein, und so wurde vereinbart, sich dort per Anhang in der Uni zu suchen. Das einzig Interessante, das wir beredeten, war ihr Job. Sie hatte sich beim DED für 2 Jahre verpflichtet und war von dem an die UNO verscheuert worden. Hier im Iran bekam sie für ihre Arbeit ca. 600 DM, das ist ja durchaus genug, wenn man bedenkt, daß manche Studenten sogar von ihrem BaföGGeld leben .... äh, vegetieren Können. Nach dem UNO-Dienst sollte sie dann ca. 7.000 DM als Abfindung oder Verdienstausfall oder was weiß ich bekommen. Nun, für uns war zunächst interessanter, daß irgendwas an unserer Kühlwasseranlage undicht war, also an der unseres Wagens. Der vermeintliche Fehler war auch schnell gefunden und repariert eine Schlauchschelle, so eine billige Iran made, war aufgegangen. Als ich dann aber mit dem Junggeschäftsmann zum Bierholen fuhr und einmal zufällig unter den Wagen sah, da tropfte es schon Wieder fröhlich, und zwar an einer Stelle, wo Wasser eigentlich gar nichts zu suchen hatte. Da ich mir keinen rechten Reim auf diese Sache machen konnte, war dies entweder eine Fata Morgana oder etwas Ernstes. Wie ich diese Hiobsbotschaft aber schonend beibringen wollte, erntete ich nur großen Unwillen. Nun, wenn man bedenkt, daß früher im Iran die Boten von Unglücksbotschaften hingerichtet wurden, so war diese Behandlung gar nicht so unwürdig. Das Basteln aber wurde bis nach der Abfahrt vertagt. Zunächst war nämlich das Essen da, und das drängte alle anderen Gedanken zur Seite: Haifisch gebraten, Reisauflauf mit Fleisch und ein wunderbarer Salat, den ich im Iran auch zum ersten Mal gegessen habe. Dazu Torschi, sauer und pikant eingelegte Zwiebeln und anderes, nicht leicht definierbares Zeugs, etwa Mixed Pickles, frisches Brot, Schafskäse und gutes kühles Bier. Die Güte des Essens, bzw. die Gier der Esser kann man gut an dem hinterher eintretenden Geräuschdefizit messen. Bei uns war das Schweigen fast total. Hier übrigens trank ich zum ersten Mal seit 4 Jahren wieder iranischen Wodka, ein ganz nettes Getränk. Doch dann kam der Abschied. Und das, obwohl wir doch nur bis vor die Tür gingen und dort anfingen zu basteln. Zu unser aller Freude ließ sich der
Schaden beheben und war nur eine Nachwirkung des Einbaues des Wasserthermometers. Das Wasser lief dort aus und über Schleichwege nach hinten, wo es an einer Stelle austrat, wo es nun wirklich nicht hingehörte. Nun, für uns alte Rödelmeister war auch das kein großes Problem, und die Stunde kam, wo wir abfahren konnten. Eines hatten wir noch vergessen, nämlich nach dem Getriebe zu sehen. Das mussten wir im nächsten Ort nachholen. Das war aber wohl keine so gute Idee, denn wie die Ruine eines VW-Busses verriet, waren hier bereits Engländer verreckt, und das merkte man den Leuten hier immer noch an. Sie waren gleich doppelt so schwer zu ertragen wie in anderen Orten. Dann ging es wieder auf Piste, zunächst leichte gewellte, mit Wadis, durch die man so schön hindurch rauschen konnte, daß den Hintermännern das Frühstück wieder hoch kam, später saumäßig gewellt. Ein Waschbrett, daß man glaubte, das Fahrzeug werde einem unter dem Hintern zerrissen. Das Lenkrad mußte mit beiden Händen festgehalten werden und fühlte sich nun an wie ein Preßlufthammer. Fahren konnte man überhaupt nur mit 80 km/h, bei 40 km/h dem verlor man die Gewalt über den Wagen. Für Kranke war das denn auch nicht dazu angetan, Besserungen zu provozieren, weshalb JöJa wieder gelähmt dalag und am Verscheiden war. In dieser Nacht schlief ich z um 1. Mal auf dieser Reise eine Nacht in freier Wüste.
09.03 Infos über F.J. Strauß und Gerstenmeier Seit Shahabad kann übrigens das Tonband von UlKa wieder benutzt werden. Für uns hat das nur theoretischen Wert, denn er hat das immer selber in Beschlag. Vorgestern saß er die ganze Zeit auf seinem Teppich im hinteren Kabäuschen mit den Kopfhörern um und machte verklärte Miene zum affigen Spiel. Wenn man dann anhielt und irgendwas von hinten brauchte, kreischte er nur mit verdrehten Augen im Takte der Musik, die wir ja nicht hören konnten. Außenstehende, z. B. beim Tanken in Ghaen, wurden so ihrem Bilde von den ausgeflippten Touristen bestätigt. JöJa mußte ohnehin hinten liegen, weil er ja gelähmt war, und so kam ich streckenweise in den Genuß, alleine durch die Gegend zu fahren, was so unangenehm gar nicht ist,
weil man dann ungestört seinen Gedanken nachhängen kann und keine Gespräche aufgezwungen bekommen kann, von denen man wegen der Wagengeräusche doch nur die Hälfte versteht.
Wenn man draußen in der freien Einöde schläft, beginnt der Tag recht früh, nämlich mit der Morgenkälte kurz vor Sonnenaufgang. So kamen wir auch an diesem Tage, nach Einnahme eines wärmenden Tees, in aller Herrgottsfrühe los. Die Landschaft blieb unheimlich trostlos, und die Piste wurde immer schlechter. Jetzt weiß man erst, was es bedeutet, wenn man in Birdocht in den Bus steigt, und der Bus kommt schon aus Zahedan.
UlKa lag die ganze Zeit im Bett und steckte den Kopf unter die Decke. Offenbar muß es dort sehr interessant gewesen sein, denn alles andere kümmerte ihn nicht, bis das Mittag nahte. Hinterher meinte er aber, er sei einigermaßen krank gewesen, was von höherer Stelle nicht ganz ernst genommen wird. Als wir gegen Mittag eine nette kleine Palmenoase erreichten, beschlossen wir, hier unser Frühstück-MittagAbendbrot einzunehmen. Wir hatten nämlich beschlossen, ab jetzt, wenn wir nicht eingeladen werden, nur noch eine Mahlzeit pro Tag einzunehmen. Aus Geldmangel und weil wir alle ohnehin zu fett waren. Bei JöJa, so sollte sich allerdings herausstellen, blieb das ein Lippenbekenntnis, und er redete sich damit heraus, daß für ihn Mahlzeiten, die keine warmen Mahlzeiten sind, keine Mahlzeiten sind. Erst ab drei Tellern aufwärts begänne er zu zählen.
Der
Name der Palmenoase ist Urmak. Es war wirklich ein sehr schöner Ort hier, in einem herrlich ausgewaschenen Flußtal gelegen, mit vielen grünen Dattelpalmen. Hier wärmte die Sonne auch wieder. Der Teppich, bzw. einer der Teppiche von JöJa wurde ausgerollt, Tee gekocht und gemahlzeitet. Es liefen nicht einmal viele Leute zusammen. Der Ort schien also nicht sehr stark bewohnt zu sein oder eine Schule zu haben. Während ich auf dem Beifahrersitz saß und tippte und UlKa die durchgescheuerten Ölkanister anders verstaute, bzw. entleerte, kam ein Mann zu uns ans Fenster, der fließend Englisch sprach, ein typisches Zeichen dafür, daß wir hier einen Vertreter der höheren Schichten vor uns hatten. Es war "one of the big owners of
Bod Jnurd" im Norden von Chorassan. Er und sein Kollege waren dabei, neue Grenzen für ein Wildschutzgebiet in Sistan abzustecken. Der Typ meinte übrigens, er hätte schon mit E. Gerstenmeier und F.J. Strauß zusammen Tiger gejagt. Na ja!
Die Piste hatte noch mehr Opfer gefordert als nur durchgescheuerte Ölkanister. Ein Seitenspiegel und die beiden Rücklichthalter waren ebenfalls abvibriert. Reparatur hatte hier aber, solange wir noch auf Piste waren, und die geht bis Shiraz keinen Sinn. Was lose war, wurde festgebunden. Eigentlich hatten wir ja vor, nach Zabol zu fahren und uns den Sistansee aus der Nähe anzusehen, aber mit Rücksicht auf JöJa’s erbärmlichen Zustand mußten wir das fallen lassen und sind an der Abzweigung vorbeigefahren. Sehr zum Leidwesen der archäologischen Seele in UlKa’s Brust .......
--- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Nicht nur zu meinem Leidwesen, auch JöJa bedauerte es sehr, zum zweiten Mal an Zabol vorbeigefahren zu müssen, aber mit Rücksicht auf seine angegriffene Gesundheit hielten wir es für richtiger, gleich Bampur anzusteuern. Aber jetzt zu meinem Bedauern! Bei Zabol befindet sich der einzige größere See in Sistan, wobei ich den Rückschluß ziehen muß, daß dann auch dort an diesem See der Kuh Khvadja liegt. Ganz sicher bin ich aber nicht. Der Kuh Khvadhja ist ein Gebirgszug, auf dessen Seeseite sich ein Heiligtum kombiniert mit einem Palast befindet. Die heute noch anstehenden Baureste stammen aus Sassanidischer Zeit. Der Platz war aber auch eindeutig in parthischer Zeit bebaut und einer der Ausgräber, der Italiener G. Gullini vermutet in Archittetura Iranica sogar das es eine achämenidische Bauphase gibt, die sich aber nicht eindeutig nachweisen läßt. Durch einen Eingangsiwan gelangte man in einen Arkandenhof, zweistöckig, auf den sich links und rechts zwei Iwananlagen mit T-förmigem Grundriß öffnen. Die gegenüber liegende Seite bildet einen Treppenaufgang hinter Arkaden mit Rundbögen zur nächsten Terrasse, auf der sich ein typisches Feuerheiligtum erhebt. Anhand' der
Bauformen, besonders der Gewölbekonstruktion möchte ich die sassanidische Anlage ins 4. bis 5. Jahrh. n. Chr. datieren. Die ganze Anlage ist von einer Mauer umgeben, erstreckt sich in mehreren Terrassen über den Berghang und wird auf dem Gipfel von einem Fort 'überragt. Urteil: Auch für Laien instruktiv und sehenswert, da erst jüngst ausgegraben und viel noch zu sehen ist. --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Bis
Zahedan waren es jetzt nur noch 60 km und die durfte UlKa fahren, was er dann auch mit Begeisterung tat. Den letzten Gebirgszug, der dieses Becken von Sistan von dem von Zahedan trennte, galt es noch zu überwinden. Eine bizarre Landschaft tat sich da vor uns auf, die man gar nicht recht beschreiben kann. Im Bilde festhalten kann man sie aber auch schwer, weil da nur die Hälfte mitgenommen werden kann. Nein, das muß man einfach erleben. Die Landschaft wirkt zerrissen und bizarr, abweisend, fast grotesk, eben wie eine Mondlandschaft. Oh, was würde dieses Land doch schon weiter sein, wenn es hier vernünftige Straßen gäbe. Man müßte sich doch direkt einmal ausrechnen, was hier für volkswirtschaftlicher Schaden entsteht, durch all die Lkws, die hier ruiniert werden. Dann sahen wir Zahedan unter uns liegen. Bei Tage ist es doch ein recht unansehnliches Nest und 40.000 Einwohner sind ja auch nicht eben viel.
Ich hatte einen ganz anderen Eindruck bekommen, als ich vor 2 1/2 Jahren hier war. Das aber lag wohl in erster Linie daran, daß wir damals aus Pakistan kamen und dort alles viel primitiver war als hier. Als wir da aus dem Mittelalter in das hell erleuchtete Zahedan mit Blumen und allen Annehmlichkeiten der Zivilisation kamen, erschien es uns wie ein Sprung von Jahrhunderten. Etwas anderes ist es da schon, wenn man eine Woche lang in Shahabad verwöhnt worden ist und dann auch noch bei Tage ankommt, wo man allen Dreck, der nachts nicht erleuchtet ist, sieht. Hier wollten wir nur zur Post und dann gleich weiter. So hielten wir denn kurz, um noch einige Briefe zu schreiben. M eine Briefe konnte ich kurz halten, weil ich doch immer
Tagebuchseiten verschicke und so den Begleittext kurzhalten kann. Allerdings werden so die einzelnen Leute, wenn sie nicht miteinander kommunizieren, und das geht bei vielen schon aufgrund der Entfernung nicht, nur sehr bruchstückhaft informiert. Die meisten können sich sicher keinen rechten Reim darauf machen.
In
Städte hineinzufinden ist im Orient meist kein großes Problem. Allein das Finden der Ausfallstraßen ist nicht ganz einfach, zumal, wenn es eine Ausfallpiste ist. Nicht einmal eine Tankstelle war hier zu finden, so dass man wieder ganz in die Stadt zurückfahren mußte. Schnurpsel (UlKa-UlMe) war in Zahedan urplötzlich erkrankt, was ihn sonderbarerweise recht angriffslustig machte. Aber so hatte ich wenigstens wieder das Vergnügen, vorn allein zu sein. Die Piste war noch schlechter als schon das Stück von Shahabad aus. Dazu ging es die ersten 30 km auch noch bergauf.
Es wird hier gerade mit großem Elan eine neue Straße gebaut, die breit und gerade wie eine Rennbahn einmal Zahedan und Chah Bahar als Nabelschnur verbinden wird. Dann ist eine solche Reise sicher kein Problem mehr, und so mancher Perser wird seinen Urlaub hier verbringen. Der Iran legt übrigens großen Wert auf die Verbindungsstraßen mit dem südlichen Meer, dem persischen Golf, dem Golf von Oman und dem Indischen Ozean. Als wir uns vor 2 1/2 Jahren nach der Straße von Shiraz nach Bushir erkundigten, sagte man uns, diese Straße sei schon zur Hälfte asphaltiert und würde in Kürze fertig. JöJa, der im Sommer 1972 hier war, erzählte, daß die Straße von Kerman nach Bander Abbas schon asphaltiert sei. Zusammen mit der Straße Zahedan - Chah Bahar kommt nun auch noch eine von Bam dazu, die diese hier in Bampur trifft. Man bedenke, daß die Verbindungen von Zahedan in alle Richtungen noch Piste sind. Sowohl zu der sehr wichtigen Stadt Mashad, als auch über Bam, Kerman, Yazd nach Isfahan. An dem letzten Abschnitt allerdings wird wieder kräftig gebaut. Man muß dem Iran allerdings zugute halten, daß er sein Gesicht innerhalb der letzten 20 Jahre enorm gewandelt hatte.
Im Gegensatz zu Indien, wo alles stagnierte oder gar schlimmer wurde. Wenn man alte Reisebeschreibungen des Iran liest, so gewinnt man den
Eindruck, als sei das Land damals noch ärmer gewesen als der große Bruder Indien. Heutzutage ist es keine Frage mehr, wer hier der stärkere Bruder von beiden ist, und der Iran ist ein Land auf der Kippe, das sich durchaus allein helfen kann, wenn nur der Ölsegen noch eine Weile fließt und noch einige kluge Perser in Deutschland oder England studieren können. Nach noch, einmal 20 Jahren werden wohl auch Landstriche wie Beluchistan, die erst heute aus ihrem Dornröschenschlaf aufwachen, der Zivilisation anheimfallen.
Nun zurück zur Straße von Zahedan ans Meer. Die beste Trasse hatte natürlich wieder die neue Straße, die uns noch nichts nützte. Die alte Scheißpiste aber, die sich wie eine kranke Schlange um den Neuling wand, sich an ihn anschmiegte, ihn kreuzte, war dafür sträflich vernachlässigt. Solche Pisten sind immer das Leid dessen, der hinten sitzt. Fahrer und Beifahrer sehen ja, was auf sie zukommt und wissen, wenn es rappelt und schaukelt, daß es nicht viel anders geht. Der aber, der hinten im dunkeln Kasten sitzt und von einer Ecke in die andere geworfen wird, bekommt langsam aber sicher eine Scheißwut auf die "Wildsau", die da vorne durch die Gegend nagelt, als sei der leibhaftige Teufel hinter ihr her. Das ist noch zu ertragen, weil man ja dem Beifahrer als Kronzeugen für die eigene Fahrweise hat. Wenn aber beide hinten liegen, dann muß man wirklich leiden, und es kann einem stille Gram ankommen. So hielt ich dann lieber an, zumal ich diese neue Gegend auch lieber bei Tage fahren wollte. UlKa war an jenem Abend leicht giftig und benutzte seine Krankheit als moralische Waffe. Gut aber war, daß JöJa immer bereit ist, einzulenken und Streit zu vermeiden, außer zu den Zeiten, wenn er nicht dazu bereit ist. Besser war da schon, daß in dieser Nacht wieder die Wüste, die diesmal an Wärme und Anschmiegsamkeit zu wünschen übrig ließ, mein Bett war und mich dort außer einigen vorwitzigen Steinen und der immer sehr aufdringlichen Kälte keiner störte.
10.03 Da wird die Dattel am Baume sauer Der
Tag begann damit, daß JöJa seinen Eierkopf zum Fenster herausstreckte und die Frage in die kalte Nacht stellte, ob denn nicht schon losgefahren werden konnte. Das wurde verneint, auch wenn JöJa’s Schmerzen tatsächlich groß sein sollten, denn im Schlafsack war es, wenn man die Ritzen zuhielt, warm, draußen aber kalt. Damit war die Sache erledigt. Nun aber, schwant mir kommt noch jemand gänzlich anders gearteter zur Rede.
So jetzt tippe ich = UlKa (!) mal ein bißchen weiter Heute haben wir wieder fürchterlich ohne JöJa’s starken Arm rödeln müssen. Dies erinnert mich wieder an die Scheiß Rödelei vor der Abfahrt, und deshalb folgt jetzt ...
Bevor ich mit dem eigentlichen Geochse beginne, will ich erst einmal beschreiben, wie ich überhaupt in diese seltsame Gesellschaft kam.
Also ich saß nichts ahnend in R. B. Arabischkursus, und da setzte sich doch noch ein größerer Stümper, als ich es schon war, neben mich, laberte, lenkte mich ab und schlug mir schließlich vor, eine arabische AG zu gründen, da es allein schlecht möglich ist, vernünftig diese Horrorsprache herein zu kriegen / Zuhause bei sich horchte er mich
dann nach meinen finanziellen Verhältnissen aus und schlug mir vor, mit ihm nach Oman zu fahren. Wie unreflektiert das damals war, konnte i c h noch nicht absehen und so schlug ich begeistert ein, da das Gebiet archäologisches Neuland ist und dort direkt noch Lorbeeren für mich zu holen gewesen wären. Na ja, es kam eben anders als gedacht.
Dann
wurde mir der zweite Mann vorgeführt namens WoZi, Göttingen, Frau, ein Kind, nette Wohnung, Rammelhöhle, seltsame politische Anschauungen aber ansonsten sehr annehmbar. Dieser wurde dann auch gleich mit der Beschaffung der Visa beauftragt.
Noch
vor Weihnachten war dann der dritte Mann mittels Oman eingefangen, zwar nicht so kapitelstark wie wir, aber selber Unimogbesitzer, Mechaniker, Chemie, VWL + Persisch-Student, 22, Freundin, Hamburg, Pistenfahrer, Ziegenbartträger, ansonsten ganz annehmbar. Das Herz der Sache war jedoch JöJa. JöJa hatte eine Wohnung in Göttingen, Beziehungen über seine fast eheliche Freundin zu einer Traktorwerkstatt, von der später noch die Rede sein wird, eine Wohnung nebst Mutter in Wunstorf, viel Idealismus, blonde Haare und Bart, Durchschnittsgröße 2 m und viel Elan und Initiative, von seinen Rödelfähigkeiten ganz zu schweigen. Tja, das sind sie nun, meine Anhängsel: HoWa, WoZi, der genau wie Big Rödel alias JöJa Geographie studiert. Letzterer, unser Reserve Oberleutnant JöJa!
Tja, und so begann dann die Fehlplanung. Wir trafen uns alle vier noch vor Weihnachten und fuhren zur Werkstatt hinaus, nach Bevensen. Der Uni war total auseinander genommen, machte aber ansonsten einen sehr guten Eindruck, so dass wir beschlossen, erst nach Weihnachten mit der Ausrüstung zu beginnen. Dies erwies sich als Fehler. Denn es mußte viel mehr gemacht werden als gedacht. Also, so saß dann JöJa jedes Wochenende bei Günther in der Werkstatt, und einer von uns, manchmal auch zwei, waren mit von der Partie. So reparierte ich vornehmlich mit WoZi den Kasten, das hieß neue Balken einziehen, innen alles heraus reißen und umbauen, streichen - diese Tätigkeit übernahm dann später zu unserer aller Zufriedenheit, meine Freundin An - Elektrische Leitungen legen, Betten bauen, mein VWBus Tisch wurde gleich in einem unbewachten Augenblick
versozialisiert und eingebaut, während HoWa und JöJa sich um die Mechanik kümmerten und ab und zu Ersatzteile von Kraftczik, Nienburg, holen fuhren. Später setzte ich auch meine Kräfte an vielen, für meine süße kleine Freundin bedauernswerten Wochenenden für das Wrack ein, wobei ich enorme Fähigkeiten im Wechseln von Lichtmaschinen und ähnlichen Teilen entwickelte. Zwischendurch hatte ich den Wagen auch ein paar Tage zu hause, um ihn vorzuführen und innen auszumalen, wobei ich mich für dreckiges, bäuerlich-rustikales beige und kackbraun - entschied, die mir und An auch gut gelangen. Gleich folgt die weiterführende Fortsetzung-
Es folgt 'überhaupt keine Fortsetzung, aber da sich UlKa, SiMeUlKa, UlMe, Schnurpsel ... nicht selber vorstellen kann, muß ich dieses schmutzige Geschäft übernehmen. UlKa, also U. B. G. K. (G. wird erst später, so UlKa sich noch entsinnt, in Istanbul eingetippt), ein Mensch mit einem unmöglichen Spitznamen, Ur- und Frühtümler, ArchäoGelehrter, also ist ein Mensch von hohen Prinzipien und niederen Instinkten. Eine pikante Mischung also, die wir uns da angelacht haben. Wenn es um tote, langst vergessene Dinge geht, so ist es er, der sie gerne wieder ausgräbt. Er singt auch gerne von Skeletten. D. h. eigentlich kann er gar nicht singen. Dabei will er schon oft auf der Bühne gestanden haben. Sicher hat er dort nur Faxen gemacht. Dafür kann er schon ganz nett Gitarre spielen.
Ansonsten
ist er noch der leibhaftige Rallayfahrer, Inhaber des Rekordes 'über den Pyrmonter Paß, der nur dann richtig aufwacht, wenn ihn der Duft von Benzin in der Nase kitzelt. Wenn er im Cockpit sitzt, gleicht er einer Riesenspinne, die mit ihren Tentakeln gierig die unschuldigen Bedienungselemente unseres biederen Unimog vergewaltigt. Mit windschnittigem Ziegenbart, Rennbrille, gewichtsparendem Muskelschwund - dafür einem unpassenden Wanst die Zunge geifertriefend im zahnlosen Winkel rast er - koste es, wen es wolle - Abgründen, Steilwänden und Gräben entgegen. Der 21-jährige Spucht hat 3 Mary's: Eine Gitarre, eine Frau, einen VW-Bus, davon schreibt er am meisten an sein holdes Weib, was wohl daran liegt, daß
sein Bus abgemeldet und seine Gitarre mit auf der Reise ist. Seine Frau kenne ich zwar noch gar nicht, aber so viel kann ich von den Bildern her sagen: Sie ist viel schöner als er, was aber, wie jeder bestätigen kann, der unseren Freund einmal aus der Nahe betrachten durfte, nichts zu bedeuten hat. Sein Traum ist außer vielem anderen eine Oase in Saudi-Arabien im Kretisch-Japanisch-Sassanidischem Stil, dazu ein Flug-, ein Dhauschein und ein Lamborghini (Trecker). Er ist kein Wurzelmann, wie er gerne feststellt.
So,
nun reicht es aber, wird mir soeben von kompetenter Seite zugeraunt... So, wir waren stehengeblieben bei dem fehlgeschlagenen mitternächtlichen Aufbruch. Gegen Sonnenaufgang waren wir, jedenfalls mit 2/3 Mehrheit, nicht mehr zu halten. Gut, daß JöJa vorne saß. Die Gegend meinte es wirklich gut mit unserem lädierten physischen Geographen. Halb aus dem umliegenden Gestein heraus präparierte Vulkane, fast abgetragene, alte Rumpfflächen, bizarre Felsformationen. Alle gute Nase lang mußte angehalten werden, damit unser zukünftiger Geographielehrer Fotos für seinen Unterricht schießen konnte. Als ersten größeren Ort auf dieser Reise erreichten wir gegen 10 Uhr Khash (sprich Chasch), wo wir Brot kauften und nebenbei wieder von der örtlichen Polizei gefangen genommen wurden, wie das in allen abgelegenen Orten des Iran der Fall war.
Es ist ja im Grunde ganz klar, daß wir Schwerverbrecher sind, die eine unschuldige, verträumte Kleinstadt überfallen wollen. So ohne vernünftigen Hippie- oder normaltouristischen Grund auf entlegener Strecke, wo es weder Museen noch Hasch Hasch gibt, sondern nur wilde Belutschen und andere finstere Typen, die schon alleine schwer in Schach zu halten sind. Vielleicht sind wir ja gar Aufwiegler, die nur den geliebten Shahinshaharyamehr stürzen wollen und diesem freien Wohlstandsstaat nur den Bolschewismus bringen wollen. Eigentlich waren wir so verdächtig, daß man uns sicherheitshalber gleich hätte hängen sollen. Wer weiß, was wir so noch alles anrichten könnten. Es ist wirklich traurig, daß die iranische Polizei noch so machtlos ist. Aber wartet nur ab, alle Zeiten werden einmal besser, auch für euch Jungs, und dann geht's rund. Die Leute, die hier herumliefen, könnten genauso gut aus Pakistan sein. Lammfellmützen, Moslembärte,
Afghanengewänder, dunkle Haut, edel majestätische Stumpfsinnigkeit. Der lichte Baumbestand am Straßenrand, die kleinen Läden im Kabulstil, nichts war hier mehr persisch außer den unvermeidlichen Kreiseln und den geschniegelten Bullen. So suchten wir uns schnell ein weit genug weg liegendes Stück Wüste, das malerischerweise mit scharfen Zacken gesegnet war, um dort unseren Frühstücksteppich auszurollen.
Die
Gegend ist deshalb so merkwürdig, weil hier die Gesteinsschichtung sehr steil verläuft, man könnte sagen, senkrecht und aus immer einigen dicken Lagen weichen und einer dünnen Lage harten Gesteins, irgendein Tongestein, bestand. Die dünnen harten Schichten waren aus der weichen Umgebung herausgewittert worden und ragten in langen Reihen wie Messer in den Himmel. Keine leichte Sache also, hier mit Gummireifen Slalom zu fahren. - Das Teewasser war noch nicht warm und noch nicht die erste E-Pa-Dose geöffnet, als auch schon der erste Jeep umkehrte und noch einmal langsam auf der nicht weit entfernten Piste zurückfuhr, um sich die verrückten Vögel, die da mit nacktem Oberkörper durch die laue Wüstenluft tobten, noch einmal genau anzusehen. Das heißt, es war nicht so sehr der Jeep (iranmontiert), den es zum Halt drängte, sein Anlasser war nämlich defekt, sondern die beiden Insassen, zwei junge Leute aus Teheran, die der Straßenbau hierher verschlagen hatte.
Wir
luden sie zu Tee und Frühstück ein, wovon sie ersteres auch annahmen. Sie waren direkt froh, wieder Menschen und nicht nur Belutschen zu treffen. Iraner sind da in der Unterscheidung viel strenger, und ihr Paris des 17. Jahrhunderts ist Teheran, das reine Teheran und nichts als das Teheran, so wahr ihnen Allahhuakbar helfe. Unsere Mahlzeit wurde an diesem Tage übrigens durch Wüstenrhabarber bereichert, über dessen Wohlgeschmack die Geister allerdings auseinandergingen. Ein herrliches Wetter hier draußen im März. Nicht zu warm, nicht zu kalt, gerade richtig. UlKa hat im Anschluß zum erstenmal als Beifahrer während der Fahrt auf der Maschine getippt, was in mir den Gedanken erzeugte, bei meinem Unimog doch eine feste, reversible, also entferntere Halterung für die Maschine z u bauen, so dass der Beifahrer alles leicht brühwarm zu
Papier bringen kann. Nach dem Fahrerwechsel bei Briefende hatte ich die Gelegenheit, mich hellbraun brennen zu lassen, von oben durch die Panzerluke. Noch besser aber war es, wenn man auf dem Dache saß und 360° Rundsicht hatte. Man muß sich dabei zwar gut festhalten, aber es geht immerhin Die Landschaft rundherum wurde, zumindest subjektiv, immer bizarrer und zerrissener.
Richtig
hohe Pässe gab es hier und gefährliche Engstellen in Haarnadelkurven usw. Dann die erste Datteloase. Wo es hier Wasser in der glutenden Einöde gibt, feiert die Natur wahre Orgien der Pracht. Herrliche dunkle Dattelwälder mit meterlangen, dunkelgrünen Wedeln, darunter bewässerte Weizenfelder, auf denen das Korn, schon 50 cm hoch, ein blendendes Grün ausstrahlte, das man nach so viel Wüste fast als unwirklich empfand. Fotos von dieser Oase hätten wir zumindest für grünstichig, wenn nicht gar für schlecht koloriert gehalten. Dann dieser Duft. Nach so viel trockener Staubluft hier kühle, feuchte, aromatische Luft, die nach Blüten und feuchter Erde roch. Die Vögel sangen und bunt gekleidete Frauen schritten gebückt durch das schattige Licht der üppigen Felder. Doch dann gleich wieder flimmernde Luft und Staubfahnen. In Serpentinen schraubte sich der Weg in einer Canyon-ähnlichen Schlucht bergan. Gefährliche Situationen gab es, wenn hinter einer unübersichtlichen Kurve plötzlich ein LKW in voller Fahrt heran gerauscht kam und die Straße, eigentlich konnte man sie ja kaum Piste nennen, knapp für einen reichte. Aber "everythingispossible" gilt auch hier, wenn auch nicht in dem Maße wie in Indien. Auf einer steilen Stelle stand ein alter Belutsche, der gerne irgendwo mitwollte. Da ich ja ohnehin auf dem Dache saß, hielt UlKa an und lud den Kerl auf den Beifahrersitz. Der Typ wollte nach Iranshahr, ca. 150 km von hier, um dort seine zwei kleinen Hühner zu verkaufen, die er in einem Korb mit sich führte. Hier im Iran sind Dimensionen doch ganz anders als in Deutschland, wie wir am gleichen Abend noch in Bampur erfahren sollten. Hier in dieser Landschaft wurde sogar unser dahindämmernder Kranker wieder wach und filmte mit meiner Unterstützung einige Stellen, die sich für viel mehr lohnten. Lauschige Täler mit murmelnden Bächen, enge, fürchterlich zerrissene Schluchten, lichter Baumbestand im Schotter ehemaliger Flüsse. Erst wird der Motor glühend heiß gefahren, dann geht es durch eine Furt, daß das Wasser bis an das Dach spritzt,
hinterher werden die von der unfreiwilligen Dusche noch feuchten Glibber gleich mit dem Staub der Jahrhunderte bedeckt. Jede Furt führte so zu ihrer eigenen unverwechselbaren Kruste auf der Haut. Nein, wie schade, daß man sich doch wieder wäscht, was könnte man sonst für Erinnerungen handgreiflich mit nach hause bringen. Der Weg nach Iranshar wurde schier endlos, ich müßte mich, um keinen Sonnenbrand zu bekommen, durch das Schiebedach wieder vom Dache zurückziehen, UlKa fuhr auch immer skrupelloser durch die Furten und Löcher. Das Pappdach schwang, wie eine Hochbarrenstange unter dem Gewicht eines Meisterturners und bog sich immer weiter durch. Der Wagen glich ohnehin schon einer Gurke.
Schade
nur, daß UlKa auch durch die schönsten Oasen mit dem üppigsten Grün so hindurch brauste, daß ich mich zum Blitzfotographen entwickeln mußte. (Nicht Blitzlicht, sondern blitzschnell). Nach dieser wilden Jagd war UlKa in dem letzten Ort vor Iranshar, "Damen" mit Namen, auch entsprechend fertig - Teepause. Die Leute hier schauten aber teilweise recht dumm aus der Wäsche, typische Oasenmentalität war unser fachmännisches Urteil. Es wurde aber mehr als eine Teepause. Der rechte Hinterreifen nämlich bekam urplötzlich das heiße Zischen. Ein Ventil oder besser: das Ventil, hatte sich am Mantel aufgescheuert - Opfer der Piste. Der Reifenwechsel wurde vor einer Militärstation ausgeführt, wo von uns von starker Hand wenigstens der ärgste Pöbel vom Hals gehalten wurde. Während UlKa einem alten Manne die Augen verarztete und JöJa mit Dorflehrern Kontakt aufnahm und sein Hobby, mit Militärs ins Fachgespräch kam, konnte ich sehen, wie hier eine Blume von Mädchen in einem Jeep mit Fahrer und einem bewaffneten Soldaten Bedeckung zu einigen Häusern gefahren und wieder abgeholt wurde. Die höheren Klassen sind halt überall schon auf der Höhe ihrer Zeit, zumindest in äußeren Dingen. Die Kleine sah nämlich recht europäisch aus, UlKa hatte sich total verausgabt, so durfte ich die 32 km bis Iranshar fahren, wo wir den Alten Belutschen absetzten und wieder Gefangene der örtlichen Polizei wurden, die sich hier schon dreist viel Zeit nahmen. Wenigstens waren sie immer ausgesucht höflich, auch wenn wir aus unserem Unwillen keinen Hehl machten. Noch 34 km bis Bampur. In diesem kleinen Ort, so hatte uns schon Hosseyn Arefmanesh erzählt, sollte eines der 67 Sherkats sein, mit einem Chef, der ebenfalls in Gießen Landwirtschaft
studiert hatte. Hieran klammerte der Leidende unter uns alle seine Hoffnungen.
Wie ärgerlich für ihn, als gleich nach Iranshahr die Ladekontrollampe der Batterie aufleuchtete und auch gar nicht wieder verlöschen wollte. Den Fehler konnten wir auch nicht finden. Wer wußte auch, was da nicht alles kaputt sein sollte. UlKa und ich, die wir ohnehin nicht auf einen begeisterten Empfang in Bampur rechneten, waren für ein verbleiben in der Einöde, während JöJa durchdrückte, daß diese letzten Kilometer von der Batterie gespeist wurden. Das Projekt war sogar noch vor Bampur. Ich konnte die Bezeichnungen noch entziffern. Nach einigem Suchen, bei dem die Frage nach dem Chef wieder Wunder wirkte und alle Leute willfährig machte, fanden wir dann den Herrn Abdullah. Ich hatte ihn gar nicht für den Chef gehalten, sondern wollte ihn gerade nach selbigem ausfragen, als die überraschende Frage: "Sprechen Sie Deutsch?" von ihm kam. Er wollte eigentlich an diesem Abend nach Meshed fahren, und überhaupt waren wir wohl nicht sehr gelegen, weil er ja auch noch nichts vorzuweisen und anzubieten hatte, so wie etwa die Leute im erfolgreichen etablierten Shahabad. Aber da wir von Herrn Arefmanesh kamen und JöJa krank war, kamen wir dennoch unter, und während wir ihn über das Projekt ausquetschten, wie wir es gewöhnt waren, gab er sogar für jeden eine Flasche Bier aus, von denen er einen ganzen Kühlschrank voll hatte. Sogar Abendbrot bekamen wir noch, wenn auch kärgliches. Überhaupt ist hier nicht alles so rosig wie in Shahabad. Chorassan ist Urpersien, hier aber sind die Perser fremde Kolonisatoren. S.B. ist bereits 6 Jahre alt, hier sind erst 2 Jahre seit der Gründung vergangen. S.B. kann in Gonabad oder Meshed auf den Markt gehen, hier ist die Vermarktung ungleich schwieriger. Zahedan ist ein kleines Nest mit 40.000 Einwohnern und sehr schwierig zu erreichen. Nach Meshed und Yazd führen nur saumäßige Pisten, die alles Obst und Gemüse unterwegs wertmindern und stark verteuern. Die Umgebung ist so sehr Selbstversorger, daß man teilweise nicht einmal Eier kaufen kann. Um Ersatzteile zu holen, muß man 1.500 km nach Meshed fahren, die Strecke Hamburg - Rom, und das auf Piste. Nun, wir haben noch vieles erfahren, aber das schreibe ich unter morgen. Inzwischen singt UlKa ein Lied über seinen Gesang: Die Datteln werden am Baume sauer
Und die Milch vertrocknet im Euter Und das Öl gerinnt im Motorblock Und die Suppe gefriert auf dem Feuer...
...wenn UlKa singt.
Briefe 1 ... Auf der Piste zwischen Chash und Bampur, den 10.03.74
Also mein liebes Kleines!'Wir sind auf dem Weg ins sonnige Chabahar am indischen Ozean. Letzte Nacht ging es mir genauso dreckig wie JöJa, der ja bereits seit Shahabad sehr krank ist und sich kaum rühren kann. Ich fühle mich aber wieder blendend, ich habe anscheinend nur ein bißchen Zug bekommen.
Wegen
JöJa laufen wir jetzt erst einmal Bampur an. Das ist ein anderes Landwirtschaftsprojekt mitten in Belutschistan, dessen Leiter nach Aussage von Hosseyn ebenfalls in Deutschland studiert haben soll. Wir werden versuchen, den JöJa dort wieder hin zu stauchen. Dann wollen wir erst einmal im äußeren Zipfel Irans Badeurlaub machen. Von dort werden wir nach Möglichkeit noch einen Abstecher per Schiff nach Oman/Maskat machen. Ansonsten brechen wir rechtzeitig Richtung Shiraz auf, da wir ja noch vorm Nourzfest dort sein wollen, um noch persönliche Kontakte knüpfen zu können. Bis jetzt ist das ja gut gelaufen. In Birjand waren wir einen Tag beim Bankdirektor von Shahabad zu Gast, wo es einen richtigen Reiskuchen gab. Es war dort einfach formidable. Der Vater vom Direktor hatte eine große Münzsammlung, aus der ich erst einmal einige antike Stücke aufs Foto bannte. Auf jeden Fall entging mir dadurch das phantastische Frühstück. Nun ja, von ihm bekamen wir auch nun die Adresse eines befreundeten Direktors in Shahabar.
Wir
schlagen uns von Einladung nur so durch. Zwischendurch machen wir Fastenkuren, d.h. unser kleiner Teufel und ich essen nur Frühstück, also eine Mahlzeit am Tage - Ich habe trotzdem. zugenommen! - JöJa dagegen, unser krankes Huhn, ißt noch 5 bis 6 mal zwischendurch, na ja! Wir stehen hier mitten in der Wüste, ringsum nur Steine, Kies, Sanddünen gibt's nicht, nur Geröllhalden. Es ist ein unheimlich gutes Gefühl, hinten im Wagen zu liegen, schön mollig im Schlafsack, durch den Ohrhörer quillt John Mayall und draußen zieht die bizarre Landschaft von Schlaglöchern unterbrochen ruhig vorbei. Das ist schon ein duftes Land. Die Sonne scheint jetzt permanent. Sind eigentlich fertige Filme von mir angekommen?
Die Sonne sticht mir durch die Panzerluke ins Auge. JöJa liegt schon wieder hinten, läßt sich bedienen und stöhnt. Er ist manchmal doch wie ein großes Kind, will seine Medizin nicht nehmen oder verschludert sie, und dann hängt er wieder mir am Rockzipfel und will was gegen Schmerzen haben. Eben waren zwei Perser bei uns. Wir saßen auf unserem Teppich mitten in der Wüste, und da konnten sie nicht umhin, nachzusehen, was das doch für seltsame Vögel seien. Es waren zwei Bauingenieure, die hier die neue Straße bauten. Wir luden sie natürlich zum Cay ein. Wir sind jetzt wieder auf Piste, ich sitze vorne auf dem Beifahrersitz und habe die Schreibmaschine auf dem Schoß. Die Piste ist mörderisch, ich komme nur langsam voran. Unser Rücklicht ist kaputt gegangen. Wir mußten eine völlig neue Konstruktion bauen, unsere hinteren Stoßdämpfer sind infolge permanenter Überladung JöJa liegt hinten - hm - auch schon hinüber. Ansonsten läuft der Wagen wieder ausgezeichnet. Es ist aber ein einziges Gerappel, eben kam wieder mal ein ausgetrocknetes Wadi, was mir bald die Maschine aus den Händen geschlagen hätte. Es ist schon eine Scheißfahrerei hier. Wie steht's Zuhause, hältst Du Dich an Deine Treueschwüre? Oder bin ich schon passé? Ist Mutti wieder Zuhause? Und wie steht's sonst so? Ich vermisse Dich halt doch hier. Scheiß Piste. Ja nenne mich jetzt besser Hosseyn nannte mich ULI MESCHEDI, da es mir gelungen war, in das innere Heiligtum in Mashed Vorzustoßen. Du kannst das später alles ganz genau im Tagebuch nachlesen. Deshalb mache ich hier Schluß, die Straße nähert sich wieder den Bergen und wird dementsprechend immer schlechter.
In love, Dein Schnurpsel XXX
P.S. Ich habe leider keinen Stift zum unterschreiben vorne. Du nimmst mir diese Unpersönlichkeit doch nicht bös? Wenn UlKa singt?!Das habe ich nun nicht gedichtet, in meiner Version hieß es nach der Melodie von Gershwins Summertime ... wenn JöJa’s Stroganoff stinkt ...
Nun habe ich aber mit JöJa's Hilfe einen Unimogsong á la "Hoch auf dem gelben Wagen" gedichtet: betitelt.
Auf der Piste ahChahCha Hoch auf dem schmutziggrauen Wagen ahChahCha Sitz ich beim JöJa vorn, aaga vorwärts 82 Rosse traben a h C h a h C ha dröhnend schmettert das Horn. FGa Berge, Schluchten und Wüsten, GF Rauhes Felsgestein
ahCha Auch tut uns die Kehle dürsten FGahCha Aber der Wagen, der rollt!
Auf dem Weg zur Küste sind wir seit Tagen schon, nach Wasser uns gelüstet und nach Sonne so.
Der Unimog, der rappelt hoch droben HoWa thront. Und wenn auch der UlKa hinten zappelt, Aber der Wagen, der rollt!
Das Meer glitzert von ferne, schon lockt uns der Strand gar sehr. Die Mädchen grüßen uns gerne, kommen wir doch von weit her.
Sie täten uns gerne behalten und Verwöhnen wie den Shah, doch sind hier die Sitten ganz anders, aber der Wagen, der rollt!
Zu singen als Blues, aber auch zur MeIodie Hoch auf dem gelben Wagen möglich! Idee: JöJa Text und Musik: UlKa
11.03 Seltsames Beluchistan Morgens nach dem Frühstück führte uns, d.h. UlKa und mich der zweite Chef, ein Pflanzenpathologe, durch die Pflanzungen. Ein Teil des Projektes ist bereits 15 Jahre alt und zu einem herrlichen Garten geworden, mit riesigen Laub- und Dattelbäumen. Die Sonne war draußen schon recht heiß hier unter den Bäumen aber war es angenehm kühl. Mich wunderte doch, daß der Chef nicht hier unter den schattigen Bäumen wohnte, sondern draußen auf dem freien Acker, wo es doch im Sommer hübsch warm werden konnte - bis zu 60° im Schatten und in der Sonne noch viel mehr. Aber Abdullah war halt nicht der starke Mann, wie es Hosseyn war. Er schien leichter schwermütig zu werden und hatte im wesentlichen nur eine Idee. Weg von hier und ins gelobte Teheran. Seine gesamte Wohnungseinrichtung strahlte schon durch ihr Nichtvorhandensein eine rechte Feldlageratmosphäre aus. Die anderen Verbannten hatten sich da besser eingerichtet.
Es fehlen hier ohnehin permanent Fachleute, da nur wenige den Sommer hier aushalten. Die ganze Station befindet sich noch im Versuchsstadium, und die meisten Felder sind noch nicht bebaut, weil man noch dabei ist, herauszufinden, welche Sorten hier am besten gedeihen. außer den Dattelpalmen, die hier so gut wie sonst nirgendwo im Iran gedeihen, und von denen das Projekt, das insgesamt 33.000 ha umfaßt, ca. 40 ha besitzt, werden ca. 40 verschiedene Weizensorten und z. B. 10 Gerstearten getestet, neben vielem anderen. Große Hoffnungen werden auf Tomaten gesetzt, die hier 2 Monate früher als in anderen Orten des Iran geerntet werden können. Allerdings ist dann wohl eine bessere Verbindung auf Asphaltstraßen von Nöten, wenn die Tomaten nicht als Ketchup in Meshed oder Teheran ankommen sollen. Ansonsten wird an Gemüse beispielsweise noch getestet: o o o o o
Lauch, Chili, Radieschen, Zwiebeln, Petersilie,
o o o o o o o o o o
Rotkohl, Spargel, Spinat, Auberginen, Gurken, Melonen, Opium, Erbsen, Bohnen und vieles mehr.
Die vierjährigen Dattelpalmen waren hier fast doppelt so groß wie die kindlichen Dinger gleichen Alters in Tabbas. Der ganze Gartenbau hier ist natürlich nur möglich, weil der Bampur-Fluß genug Wasser liefert.
Abdullah hat 4 Jahre in Shahabad gearbeitet, bevor er hierher kam. Aber er ist vielmehr Perser geblieben als Hosseyn und redet nicht so viel von seiner Studienzeit. Wahrscheinlich hat er es schwerer gehabt.
Zum Mittagessen wurden wir in ein anderes Haus gebeten. Es gab einen großen Berg mit zerlaufender Butter gefetteten, angebackenen Reises, dazu Hammel. Hier saßen auch gleich die richtigen Leute beisammen. Der Chef der Werkstatt war auch dabei. So konnten wir gleich nach dem Essen in die Werkstatt fahren, wo uns die Leute allerdings nicht helfen konnten, weil niemand etwas von Autoelektrik verstand. Wer hier nicht Perser sondern Belutsche ist, kann getrost als ungebildet angesehen werden. Eine von den Typen hier sprach etwas Italienisch, was uns im ersten Augenblick leicht verwirrte, denn er sah auch etwas wie ein Italiener aus. Sein Italienisch war nach dem Überraschungsangriff aber so schlecht, daß wir ihm mit einigen Lateinismen Glauben machen konnten, wir seien Italiener.
Den Fehler in der elektrischen Anlage fanden wir nur durch Zufall. Das dicke wasserdichte Kabel von der Lichtmaschine zum Regler war defekt. Wir merkten es daran, daß mit dem Ersatzkabel die Ladekontrollampe verlöschte. Die Rücklichthalter wurden etwas
gekürzt und wieder angeschweißt, die Kupplung nachgestellt, die Spiegelhalterung repariert und eine abgebrochene Hupe wieder angebracht. Wie gut, daß wir öfter eine kostenlose Werkstatt hatten, sonst hätte es mit den Finanzen traurig ausgesehen. Gut auch, daß wir viele Ersatzteile dabei haben. Die bisher relevanten, z. B. Thermostat und Wasserthermometer allerdings haben wir Zuhause in Deutschland liegen lassen. Abdullah verabschiedete sich bald, weil er nun endlich nach Zahedan fahren wollte. Gestern konnte er nicht mehr, weil wir ihn aufgehalten hatten, so dass die Bank von der er noch Geld brauchte, schon geschlossen war.
Nun, der war doch sehr froh, wieder wegzukommen, und wir waren froh, weil wir noch eine Nacht in seinem Hause bleiben konnten. Vielleicht gibt er wieder einige 1.000 DM auf einmal aus. Hier gibt es gar keine Gelegenheit, das Geld los zu werden. Abdullah arbeitet von früh bis spät und hat so kaum Zeit fürs Vergnügen, aber zu kaufen gibt es hier auch kaum etwas. Nicht einmal Schuhe oder Würfelzucker, einfach gar nichts.
Nach der Reparatur fuhren UlKa und JöJa nach Bampur hinein, um Pepsi Cola zu kaufen. Wie bekannt ist UlKa ja ein großer Pepsi-Fan. Ich trollte mich derweil in der würzigen Luft des nächtlichen Gartens. Wir durften zwar noch im Hause bleiben, aber die Zeit der Vollpension schien doch vorüber. Nun, darauf waren wir nicht angewiesen. Eine Dose Ravioli rettete den Abend. JöJa konnte es sich aber doch nicht verkneifen, in das hell erleuchtete Fenster des Zimmers zu sehen, in dem wir heute Mittag gegessen hatten. Was er dort sah, ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. Riesige Reisberge mit Hammelfleisch und alle Leute am mampfen. Nun, wenn das so ist und die uns nicht einladen können, dann bedienen wir uns halt an deren Bier, war darauf die einhellige Reaktion, worauf UlKa auch gleich drei volle Flaschen holte. Hinterher zu fortgeschrittener Stunde überkam uns dann noch die Reue, und wir beschlossen, im Gegenzug einige EPa-Dosen hier zu lassen. Der Abend ging erst zu Ende, nachdem UlKa noch einige schauerliche Gesänge in dem Gewölbe unseres Gemaches hatte erschallen lassen.
12.03 Als der Windflügel den Kühler küßte ... 6Uhr
30 klingelte der Wecker. JöJa war nämlich gestern in der Krankenstation des Sherkats gewesen, und der Arzt hatte ihn für heute früh nach Iranshahr ins Krankenhaus bestellt. So sitzen wir also hier in Iranshahr und warten auf die Ergebnisse von JöJa's Blutuntersuchung, die 12 Uhr bekannt gegeben werden sollen. Wir wissen jetzt übrigens, daß wir hier nicht mehr die einzigen Touristen sind. Zwei Franzosen mit einem R4, die wir schon in Isfahan gesehen hatten und die auf ihrem Wagen irgendeine Route mit Sistan aufgemalt hatten, fahren in die gleiche Richtung. Zur Zeit warten wir auf JöJa, der in die Stadt entfleucht ist und lassen uns von den Fliegen plagen. Jetzt geht‘s weiter mit der Rödelei ...
Also, ich weiß ja nicht, wie viele Wochenenden ich mir da bei Günther um die Ohren geschlagen habe, aber das wollte ja der WoZi mal alles in Prozenten ausrechnen, Aber das klappte wie so vieles nicht. So eröffnete er uns erst in Bulgarien die verfahrene finanzielle Situation, daß die Visa nicht gekommen waren, erfuhren wir 5 Tage vor Abfahrt, wenn er nicht genauso wie HoWa durch Abwesenheit in Bevensen glänzte, so bestand doch seine Tätigkeit im wesentlichen in der sogenannten theoretischen Vorbereitung und im Stückeln von Styropur, mit dem wir den ganzen Innenraum auskleideten. Um meine Freundin nicht jedes Wochenende allein lassen zu müssen, habe ich sie einmal zum Basteln mitgenommen. Sie hat das Auto und besonders sich dann in drei Schichten mit Farbe versehen. wir haben dann bei JöJa übernachtet und auch den Sonntag noch durchgerödelt, so dass wir erst sehr spät in Hameln ankamen, wo sich Angelika prompt den Ärger
ihrer Eltern zugezogen hatte, da sie es mal wieder nicht für nötig befunden hatte, dieselben darüber zu informieren, daß sie das Wochenende bei mir zu verbringen gedachte. Na ja, hier muß denn auch erwähnt werden, daß ich mir besondere Lorbeeren durch den fast vollständigen Teerüberzug des Wagens verdient hatte. (1) Dieses wurde aber bisher nicht genügend gewürdigt. Am besten habe ich noch die vorletzte Nacht vor der Abreise in Erinnerung, und zwar deshalb, weil ich sie zum Tage gemacht hatte. JöJa war noch in Göttingen und mußte noch von Texaco Öl und von der BW E-Pa's holen, so dass ich gegen 3 Uhr begann, den Wagen zu bearbeiten. Meine Klamotten waren schon inside, da ich nicht mehr gedachte, die Leute Zuhause noch mal mit meiner Erscheinung zu beehren. So baute ich denn mehrmals die Lichtmaschinen aus, legte Lichtleitungen, reparierte Schlösser, baute Riegel ein, legte eine neue Batterie an, etc. und ehe ich reich versah stand Günther vor mir und meinte ich solle man die Werkstatt erst einmal räumen, da um 8 sie wieder Traktoren reparieren müßten. Na ja, ich Besorgungen gemacht, JöJa abgeholt und wieder in die Werkstatt so gegen 5. Wie die Geschichte weitergeht, steht zu Anfang dieses Tagebuchs. Im Endeffekt habe ich da wohl 48 Stunden durchgebastelt. Eine andere Story ist noch unsere TüV-Abnahme. Wir hatten ein bißchen Muffe wegen der Neutypung und weil der Wagen eben doch noch nicht ganz so war, wie er sein sollte, z. B. die Handbremse haben wir erst auf dem Platz dort richtig festgeknallt, so standen dann JöJa und ich erst einmal eine oder auch zwei Stunden an. Wir hatten schon wieder Samstag/Sonntag durchgemacht und waren dementsprechend müde. Dann bekamen wir noch einen beschissenen Prüfer. Wegen folgender Mängel sollten wir dann noch mal dort erscheinen ... 1. Rücklehne für Personenmitnahme zu niedrig, 2. Rechter Scheinwerfer verkanntet, 3. Bescheinigung einer Mercedes-Vertragswerkstatt über Fahrgestellnummer, Motornummer, PS-Zahl und Typ, 4. Wohneinrichtung vervollständigen, da sonst keine Neutypung!
Dieser Spinner! ! Wir wieder nach Bevensen gebrettert und die ganze Nacht durchgewerkelt. Abends noch zu Mercedes, die Bescheinigung brauchten wir dann nur noch am nächsten Morgen abholen,
Scheinwerfer reparieren 5 Minuten und dann haben wir nur noch die Rücklehne und einige andere Sachen gebastelt, Schlafwagen gerödelt und gleich im Auto übernachtet. Morgens haben wir es dann ganz diplomatisch gemacht. Wir haben das Bett einfach gelassen und sind wieder zum TÜV gefahren. Dort mußten wir wieder bis Nachmittag warten, dann bekamen wir aber auch einen anderen Prüfer. Dieser guckte ganz erstaunt, als er das Bett sah, blickte auf den Mängelbericht und fragte nach der Rückenlehne. Da haben wir dann innerhalb von drei Minuten den Wagen umgerödelt. Der Mann war so begeistert, daß er sich an unseren Tisch setzte und den Wagen hinten gleich für 4 also 2 Personen mehr zuließ. Beglückt entkamen wir aus Hannover. Eine andere Geschichte, die viel Zeit, Geld und km gekostet hat, war das defekte Getriebe. Ich habe zum Beispiel 450 km und einen Tag nur darauf verwandt, das Getriebe nach Göttingen in die Werkstatt zu schaffen. Ich hoffe ja, daß JöJa auch noch einen technischen Rödelreport über die ganzen Schwierigkeiten mit den Ersatzteilen, den Mucken, über die Werkstatt, über Günther, ohne den wir wahrscheinlich noch gar nicht hier unten in der Sonne wären, über den Bund, über Kraftczick, über Texaco, über die Planung mit Oman und Belutschistan, na ja, ich hoffe, ich habe ihm genug Anregungen gegeben und mache deshalb erst einmal Schluß. UlKa - Iranshahr, 11.03.74 vor einer Reifenwerkstatt
Nun
also weiter in Iranshahr. Als JöJa von seinem Stadtbummel zurückkam, beschlossen wir gemeinschaftlich demokratisch, daß wir jetzt Zeit hatten und diese zu nützen sei. Eine Aufgabe offenbarte sich uns in Form unseres defekten Reifens, der ja auch geflickt sein wollte. Ein arbeitsloser, aber ansonsten wie ein Arbeiter aussehender Iranshahrnik hatte sich zu unserem Führer, Freund und Helfer aufgeschwungen und führte uns hin zu einer Reifenwerkstatt, nachdem er meinen beiden Begleitern zu ihrer unvermeidlichen Pepsi verholfen hatte. Reifenflicken kostete 10 Toman = 4,- DM, was ich nicht für billig erachte. Die restliche Zeit bis zur Enthüllung des Geheimnisses über JöJa's Blut beschlossen wir vor dem "Birmarestan", dem Krankenhaus zu warten. Während sich JöJa drinnen mit den Ärzten und Krankenschwestern trollte, ergingen UlKa und ich uns in den
archäologischen Sehenswürdigkeiten, die uns um Shiraz erwarten sollten.
Schließlich
kam doch JöJa, einen Zettel schwenkend, mit der Nachricht, man müsse jetzt nur noch kurz wieder nach Bampur, um dem dortigen Arzt, der unseren Riesen ja überhaupt erst hierher geschickt hat, diesen Wisch zu zeigen. Nun, also wieder auf der Scheißpiste bis Bampur, auf der JöJa die letzten vorhandenen Knochen noch einmal gründlich durchgerüttelt wurden. In der Krankenstation Bampur lungerten einige Belucho-Perser herum, vom Arzt keine Spur. Ja, der wohne doch in Iranshar und komme erst in 1 -2 Tagen wieder her, hieß es da. Na ja, dann eben nicht, wutentbrannt unter schrecklichen Flüchen stieg Big Rödel ins Auto weiter Richtung Chah Bahar. Dort haben wir ja etwas für den Direktor der Landwirtschaftsbank, dort werden wir sicherlich gut aufgenommen. In Bampur-City standen die beiden Sistan-Franzosen. Na, weit waren sie ja nicht gekommen, entweder hatte man sie schon davon überzeugt, daß mit Char Bahar nicht viel los sei, oder sie waren schon umgekehrt, oder aber sie hatten unheimlich viel Zeit. Ach so, soeben wird mir Von gewöhnlich gut unterrichteter Seite verlautbart, daß JöJa in Iranshahr seine "Djui-Premiere" hatte.
Er stieg, da er ja eleganterweise immer mit dem Hinterteil aus dem Wagen aussteigt und dort bekanntlich nur blinde Flecken aber keine Augen hat, mit der Grazie eines Nilpferdes in einen Djui, einen der typisch orientalischen Straßenbegrenzungsgräben. - Die Fahrt ging zuerst durch eine flache Landschaft mit lichtem Baumbestand, die persische Form der Trockensavanne. Das waren auch für mich, der ich schon fast alle Winkel des Iran kenne und schon 4 x hier war, ganz neue Landschaftsformen. Ich finde übrigens, daß eine solche leicht bewachsene Landschaft viel eher verlassen und öde aussieht als eine echte Wüste, weil hier nämlich die Weite der Landschaft fehlt und der Blick sich nicht am Horizont hält sondern in dem Baum- und Strauchgewirr verliert. - Links und rechts aber konnte man schon Berge sehen. Wir fuhren also in einem großen fossilen Flußtal. Nach der Karte aber mußten wir dieses bald verlassen, um die letzte Küstengebirgskette zu queren. Zunächst führte der Weg durch ein
Dünengebiet. Teilweise war die Straße einfach über die Dünen gelegt, teilweise führte sie sorgfältig drum herum.
Dieses
hier war die Landschaft Makran, die politisch zu persischBeluchistan gehört. Es sind schon merkwürdige Leute, die hier wohnen. Sie sehen nicht wie Pakistani, nicht wie Afghanen, nicht wie Inder, Araber oder gar Perser aus. Sie haben wie die ganze Landschaft etwas urtümliches an sich, als sei die Zeit seit Sumer stehengeblieben. Einige Typen hier könnte man genauso gut in der südlichen Sahara treffen, andere sehen aus wie die unteren indischen Kasten, mit leicht weddischem Einschlag, wieder andere gleichen den Leuten auf Bildern von einigen südarabischen Stämmen. Seltsame Bewohner, seltsame Landschaft. Mit den in leuchtendes Rot oder Orange gekleideten Frauen, die Kleidung erinnert wie auch teilweise die Landschaft an Rajastan in Indien, nimmt sich das Land ganz und gar unpersisch aus. Nach Durchfahrt einer dieser zeitlosen Datteloasen, mußten wir durch eine schwierige Stelle, wo wir sehr langsam fahren mußten. Hier kauerten einige in bunte Lumpen gekleidete alte Weiber, offenbar blind, an strategisch günstiger Stelle. Als sie unseren Wagen hörten, reckten sich aus diesem erbärmlichen Knäul vertrocknete Hälse und dürre braune Hände, wie die Arme einer einzigen Schlingpflanze in die Höhe, begleitet von einem rostigen Kreischen. Eigentlich bin ich ja recht abgebrüht, aber hier lief mir doch ein Schauer über den Rücken. Augen zu und Fuß aufs Gas. Es hat wahrscheinlich die Landschaft mitgeholfen, die allein schon recht beklemmend wirkt. Hier wieder fühlten wir uns wegen des Pflanzenbewuchses in das mexikanische Altiplano versetzt. Seit einiger Zeit schon war am Wagen ein verdächtiges Geräusch zu hören. Dieses Geräusch kannte ich sehr wohl. Es war der Windflügel, der am Kühler schrabbte. Das konnte nicht ewig so weitergehen. So suchten wir uns ein Plätzchen für Abendbrot und Reparatur.
So, der HoWa stürzt sich jetzt in die Wellen des indischen Ozeans, und deshalb schreibe ich, UlKa, jetzt weiter. Also ich begab mich an diesen Ort, der sich irgendwie schon mit negativer Bedeutung in einem meiner Träume niedergelassen hatte, ich dachte zwar wegen der Landschaft eher an einen Apachenüberfall, hinaus und schoß ein paar Sierrafotos
inklusive Abendrot, die anderen aßen derweil Abendbrot. Reimt sich gut, was?
Wir schraubten dann mit aller Gewalt das Führerhaus fest und kamen zu der Ansicht, daß der Kühler somit auch genug gesichert sei, wobei ich dann von HoWa den Auftrag erhielt, das Kabel, das zum festbinden gedacht war, wieder wegzurödeln. Dann fuhr ich los, JöJa lag hinten, und HoWa saß vorne bei mir, und zusammen hingen wir Träumen von Oasen, Geländefahrzeugen etc. nach, wohingegen JöJa wahrscheinlich von fleischlicheren Gelüsten träumte. Dann kamen wir ins Gebirge, und JöJa kam nach vorne, wohingegen HoWa sich in mein Schwedenfell stürzte und auf dem Dach Haltung bewahren versuchte. Die Landschaft wurde immer grandioser. HoWa beschrieb mir die Fahrt so: Also, das Dach schwingt unheimlich von rechts nach links und zurück. Ich sehe nichts außer der Strafe, bestehend aus einer Spur. Links steigt die Felswand lotrecht empor, rechts fällt sie ins Bodenlose. Und dann die Serpentinen. Mal hatte ich das Gefühl, an der Wand zerrieben zu werden, mal in einer unterhöhlten Kurve in die Schlucht geschleudert zu werden. - Tja, die Strecke war abgesehen von den Schlaglöchern schon grandios. Ab und zu tauchten dann Oasen im Talgrund auf, und die Straße schraubte sich höher und höher.
Und dann kam es. Das typische Schabegeräusch trat wieder auf. Ich stieg aus, konnte aber nur feststellen, genügend Abstand zwischen Kühler und Windflügel. Dies erwies sich Aber als Trugschluß. 500 m lief der Wagen ohne jegliches verdächtiges Geräusch. Dann machte es kng, kng, kng, krrrrabbbbtsch ..... klöterrötöterklöpöter!!!!!!!! Und dann drip, drrrrripppp-dripschschsch. Dieses Geräusch war nur zu hören, da ich den Motor gleich abgestellt hatte. Zu unserer Beruhigung nahm dieses gefährliche Geräusch Aber auch schnell ab. Tja, meinte ich, und guckte wie immer unwissend und herausfordernd den Rest der Bagage an. JöJa meinte müde und lakonisch: "Guck mal rein, da hat bestimmt der Windflügel den Kühler geküßt! Ich muß ihm Recht geben, auch unser Kühlwasser hatte sich inzwischen aus dem bzw. in den Staub gemacht, und der Kühler sah reichlich zerknutscht, pardon zerknautscht aus. Tja, und dem Windflügel war auch einer abgegangen - nämlich eine Schwinge, welches ihm ein leicht abstraktes
funktionsungetreues und asymmetrisches Aussehen gab. Nun ja, frohen Mutes den Ersatzkühler vom Dach gerödelt und' eingebaut und den Wagen probeweise gestartet. Tja, da stellte sich heraus, daß der Windflügel röhrte und der Kühler wieder anfing zu drippeln und sich Stimmen Ober einen Notverkauf hörbar machten. Da war es dann soweit, daß ich all meinen Ärger erst einmal artikulieren mußte. Was ich hier nochmals tun werde.
Also, ich bin der Meinung, daß das Auto sich zu einem finanziellen Ungetüm entwickelt hat. Die Kosten sind immer nur gestiegen. Ich darf hierbei auf die ersten Seiten des Tagebuchs verweisen, auf denen sich die ganze finanzielle Fehlplanung zeigt. Nun ist kaum noch Geld für Sprit in der Kasse, und die Reparaturen beginnen sich zu häufen! Das heißt für mich persönlich ist der Effektivitätsgrad zwischen den Sachen, die ich sehen will und dem Kapital, das ich dafür aufbringen muß, Überschritten. In Kültepe Kanish sind wir nachts vorbei gefahren, Topprakkale war eingeschneit, in Hoschup sind wir nachts durch, dann war geplant, daß in der Zeit, wo JöJa das Landwirtschaftsprojekt untersuchen wollte, ich mit HoWa und dem Wagen die Fundplätze in den Bergen im Norden Irans, Richtung Maschad und Nishapur, besuchen sollte, was aber wegen der andauernden Reparatur ins Wasser, bzw. ins Qanat fiel. wegen JöJa's Krankheit sind wir dann auch ohne links und rechts gucken zu können - Kuh Khvadhjah - durch Sistan und Belutschistan gefahren.
Zum andern ist unsere Gemeinschaft permanent am zerbröckeln, die ewige Rödelei versauert die Stimmung, und die Piste ruiniert den Wagen. Das ganze wurde mir dann zu unsicher und auch zeitlich zu knapp bemessen, so dass ich beschloß, mich bis Shiraz abzusetzen, dort Now Ruz zu verbringen und wenigstens Fars eingehend mir ansehen zu können. Deshalb wollte ich meine Sachen packen und per LKW zurück nach Bampur, von Bampur nach Bam und von dort nach Shiraz, sollten doch die anderen zusehen, was sie mit der Scheißkarre machten, denn an dieser Gegend und an dieser Piste reizte mich nicht die Bohne, wenn wenigstens JöJa gesund und die Stimmung etwas besser gewesen wäre. Aber so. Na ja, ich bin doch noch hier. Das nur weil man mir zugesichert hat, folgende Sachen zu sehen: Firuzabad, Qala i Dukhtar,
Istakhr, Naqsh i Rustam, Persepolis, Pasargadae, Sarvistan, Bishapur. Auf dem Rückweg entweder (wenn wir ein Visa bekommen) Ur, UrukWarka, Babylon, Ktesiphon, Assur, Niniveh, (Hatra, Karchemish, Dura Europos - je nach Straßenverlauf) oder wenn wir durch den Iran zurück müssen Susa, Tschoga Zambil, wenn ich's finde - Shustar, vielleicht noch einiges Urartäisches und auf jeden Fall Kültepe Kanish, vielleicht kann ich ja die Jungs noch überreden, einen kleinen Umweg zur Küste nach Troja zu machen. Für kommende Reisen bleibt für Iran und Irak genügend über, wie Shanidar, Jarmo, überhaupt die ganze Frühzeit bis zu Nush i Jan, dann die ganzen anderen großen Sachen, wie Takht i Suleiman und die vielen laufenden Grabungen z. B. Bastem. Nach Möglichkeit möchte ich auf dieser Reise auch noch was Hethitisches sehen z. B. Karatepe oder Hattuschas, das ich auch als Ersatz, wenn wir eine andere Route fahren, für Kültepe-Kayseri hinnehmen würde. Na ja, ich werde den Jungs in dieser Hinsicht noch zusetzen.
Meine
nächste Reise wird dann Türkei und Syrien-Palästina umfassen, die darauffolgende Türkei noch ein bißchen und dann nur Norden Irans, Aserbeidschan bis hinüber nach Gorgon, dann der Norden Afghanistans und runter zum Indus zu meinem Traumziel dieser Reise – Mohendjo Daro. Allein es gibt hier soviel archäologische Sachen, daß man jedes Jahr hierher fahren müßte. Aber die Zeit und das Handikap des Wagens und die anderen Leute, denen man nicht so viel nur Archäologisches zumuten kann, so nur von Grabung zu Grabung, na ja, auf jeden Fall aber habe ich jetzt erst einmal einen Überblick gewonnen Ober die Gegebenheiten wie Klima, die Entfernungen, die Leute etc. Ich brauche jetzt nicht mehr theoretisch die Landkarte ansehen, ich habe jetzt immer ein Bild vor Augen, und das ist schon sehr viel wert. Insofern hat die Reise doch ein bißchen Sinn für mich, aber ansonsten haben sich meine Erwartungen in meiner Richtung nur mangelhaft erfüllt, das ganze war mit Belutschistan und dieser Scheißkarre doch zu aufgebläht. Zum anderen freut mich, daß ich hier die Möglichkeit habe, viele Leute kennenzulernen, bei denen ich später mal unterkriechen kann. Soweit für heute und für den letzten Tag. UlKa.
Das also waren seine inneren Beweggründe. Rein äußerlich bot sich das Schauspiel nicht so klar da. Als sich nämlich herausstellte, daß der neue Kühler ein Scheißkühler war und aus lauter Angst vor seiner Verantwortung das Wasser nicht halten konnte, daß wir mit dem nunmehr 5flügeligen Ventilator nicht fahren konnten, wenn wir nicht ein Kurbelwellenlager riskieren wollten, da verlor UlKa aus angegebenen Gründen plötzlich Mut und Lust. Er müsse erst mal weggehen, um mit sich ins Reine zu kommen. "Du Arschloch, Dich vor der Verantwortung und Arbeit drücken! Das geht aber nicht! Komm sofort her, sonst haue ich Dir eins in die Fresse, daß Dir Hören und Sehen vergeht!! war dazu JöJa's kraftvolle Äußerung. "Mach doch! Mich stimmst Du damit nicht um. außerdem kannst Du Dich ja doch kaum rühren!" kam es trotzig zurück. Sprach's und verschwand in der Finsternis. Mit Mühe konnte ich den wutschnaubenden Wikinger, der drauf und dran war, alles in Reichweite Befindliche, das irgendwie nach UlKa aussah zu atomisieren, davon überzeugen, daß es doch besser sei, die Sache in Ruhe zu durchdenken, da wir doch zumindest bis Chah Bahar alle in der gleichen Scheißkarre saßen.
So viel Schuld hat übrigens der Wagen nicht. Der Kühler ist nämlich nie ordnungsgemäß festgemacht worden. Als ich ihn damals in Deutschland an seinen Platz steckte, war es bereits Sonntag Abend II Uhr 35, und ich mußte schleunigst nach Hause, denn ich hatte noch 100 km mit meinem Unimog nach Haus zu fahren. Ich setzte JöJa allerdings von dem halben Erfolg des Kühlereinbaus noch in Kenntnis. Das kann allerdings genauso gut im Getöse untergegangen sein. Als ich dann am nächsten oder zwei Sonntage später nachfragte, wurde mir von UlKa oder WoZi, genau weiß ich das nicht mehr, bestätigt, der Kühler sei noch befestigt worden. Der Wagen lief ja inzwischen schon. In Wahrheit aber war der Kühler nie richtig fest. Denn als wir die Strecke über Dorud nach Isfahan fahren wollten, da schliff der Windflügel zum ersten Mal am Kühler. Das haben wir dadurch behoben, daß wir ihn, also den Kühler, mit Kabel festbanden. Das klingt sehr stümperhaft, war aber so schlecht gar nicht, denn eine solche Aufhängung war wenigstens vibrationsunempfindlich. Vibrationen sind ja der eigentliche Schrecken der Piste.
In
Shahabad nun erteilte UlKa mit aller Strenge den unlustigen Werkstattleuten den Auftrag, den Kühler richtig zu befestigen. Sie murksten dann auch tatsächlich etwas, und es gelang Ihnen auch, es UlKa als ordnungsgemäß unterzujubeln. Dabei war die Sicherung des Kühlers jetzt schlechter als vorher. Als wir dann bei dem letzten Halt in den Makran Ranges dem Kühler mehr Halt geben wollten, da saß dieser doch ganz dicht am Grill. Es konnte also nur das Fahrerhaus selber locker sein. Denn Motor und Getriebe sind am Chassis, der Kühler aber teilweise am Fahrerhaus befestigt. Die Gummischläuche fangen normalerweise die gegenseitigen Bewegungen ab. Als wir uns nun die Befestigung des Fahrerhauses ansahen, so war da gar keine mehr. Nur noch zwei der sechs Schrauben steckten lose und ohne Muttern in ihren ausgeschlagenen Löchern. In der nächsten Kurve hätten wir den ganzen Salat verloren und hätten im Freien gesessen, wenn wir noch gesessen hätten. So wurde also das Fahrerhaus notdürftig befestigt.
Daß
der Kühler dennoch lose war, entging uns dabei. Vielleicht konnte man UlKa einen Vorwurf daraus machen, daß er bei jenem denkwürdigen Stop 500 m vor dem Ende nicht endlich den Kühler festband. Auf jeden Fall lag hier kein Konstruktionsmangel vor, sondern es war alles unsere Schuld. - UlKa war inzwischen wieder zurückgekehrt und hatte JöJa mit der Drohung, einfach den für den Umweg über Chah Bahar vereinbarten Zusatzeinsatz von 50,-- DM zu zahlen und sich abzusetzen, ohne sein Viertel aus der Gemeinschaftskasse zu fordern, ganz klein gekriegt und leicht freundlich gestimmt. Er behandelte UlKa jetzt wie schon damals den WoZi wie ein rohes Ei. Der Gedanke, daß einer nach dem anderen absprang, war ihm nicht ganz geheuer.
Dabei war UlKa's Angebot durchaus fair, wenn auch nicht ganz im Sinne dieser Reise. Aber Wo war der? So wurde die ganze Affäre auf den nächsten Tag vertagt bzw. vernachtet. Der Wagen wurde zur Seite gefahren, und ich packte Teppich und Schlafsäcke und verzog mich 15 m tiefer an den Fluß, wo ich im weichen Sand schlafen konnte. Wenn ich im Freien schlafe, werde ich pro Nacht meist 4 -6 Mal wach, meist um eine neue Lage zu suchen oder zu frieren. Bei einer solchen
Schlafpause inmitten der Nacht steckte JöJa seinen Schädel aus dem Fenster und fragte mich, ob es denn nicht losgehen könne, er könne ohnehin nicht schlafen und man müsse doch die kühlen Morgenstunden noch ausnützen. Letzteres überzeugte mich ....
13.03 Makran – Gedrosien – Beluchistan, ein seltsam Land. ... und
so machte ich mich an die Arbeit. Es galt den 5., dem abgebrochenen gegenüberliegenden Windflügel des Ventilators auch noch zu entfernen, damit die Sache wieder rund lief und den Kühler mit unserem Wunderzeug abzudichten. Ersteres gelang erst nach harter Arbeit, das zweite auf Anhieb: Motor warmlaufen lassen, Teufelszeug rein, dicht!!! Nun konnte es also losgehen. Als Ersatz für die abgebrochenen 2 Flügel schaltete ich die Heizung ein, die ja auch einige Kühlleistung hat. An der ganzen Arbeit hat sich UlKa übrigens nicht beteiligt. Er hatte ja keine Lust. JöJa war ohnehin nicht zu gebrauchen, weil krank. Vorsichtig, aber relativ gut ging es weiter durch das merkwürdig beklemmende Makran. Obwohl ich mir die Bewohner gerne einmal aus der Nähe hätte angesehen, hatte ich doch Scheu, mich ihnen zu nähern.
Ich
war es auch nach 6 Wochen müde, mich immer nur wie ein Weltwunder anstarren zu lassen. Man brauchte jetzt wieder etwas Ruhe. Die Ortschaften hatten hier teilweise Lehmburgen wie in Arabiens Süden. Auch Nikshahr, die Stadt, die wir noch morgens erreichten, lag an einem palmenbestandenen Wadi, daß genauso gut irgendwo in Arabien hätte stehen können. Nur gab es hier noch zuviel Wasser. Vielleicht hat das Wadi Hadramaut einmal so ausgesehen. Im Sommer mag das hier mit Wasser auch anders sein. Sicherlich faßt sich die Landschaft dann an wie eine glühende Herdplatte. Auf jeden Fall scheint es mir jetzt nicht mehr absonderlich, daß das Scheichtum Oman in dieser Landschaft, allerdings auf pakistanischer Seite, ein Enklave, Gwadar mit Namen, hat. Angeblich soll es in der Nähe von Chah Bahar auch einen Fluß mit Krokodilen geben. Ab Nikshahr fuhren wir in und an einem Fluß, durch teilweise recht tiefe Furten. Die Leutchen mit
ihrem R 4 hätten sicherlich einiges zu tun, um bis hierher vorzustoßen. An einer besonders schönen Stelle machten wir halt. Der Fluß war hier so flach, daß wir den Wagen in seiner Mitte parken konnten. Auf einem großen Stein, der vom Wasser nicht erreicht wurde, obwohl er inmitten der Fluten lag, breiteten wir unseren Teppich und frühstückten ausgiebig. Doch, oh weh, was entdeckten da unsere müden Augen? Der Kühler tropfte schon wieder. Nicht stark aber mit schöner Regelmäßigkeit. Das hieß also mit Wassernachgießen bis Chah Bahar. Dorthin wollte vor allem JöJa sehr schnell!, weil er sich von dem Krankenhaus und der Adresse des Bankdirektors etwas versprach. Auch wiegte er sich in dem Wahn, den ich schon damals nicht teilte, daß hier alle Reparaturmöglichkeiten vorhanden seien. So ging es denn mit vielen Kühlwasserstopps langsam voran Richtung Küste. Der Beifahrersitz war mit Wasserkanistern vollgestopft, so dass UlKa es vorzog, auf dem Dache zu sitzen. Als einmal zur Abwechslung Benzin nachgefüllt werden mußte, verbummelte ich auch noch den Reservetankdeckel. Der erste war schon bei Birjand draufgegangen. (Bei meinem Unimog ist der Tankdeckel unverlierbar). Die Straße wurde so eng, daß es Schwierigkeiten bereitete, den entgegenkommenden LKWs, alles Mercedes, auszuweichen. Eine Steigung war auch dabei. Das Kühlwasser kletterte in seiner Temperatur bedenklich, Und es war schon abzusehen, daß wir oben auf der Bergkuppe wieder H20 nachgießen mußten. Hoffentlich schafften wir noch die letzten Meter ...90°...95°...96°...97°...98°... doch dann war die Kuppe erreicht. Es war da auch gleich ein Platz zum Halten.
Ich
ließ den Wagen nur noch ausrollen, wobei die Drehzahl stark absackte und der Hitzestau nicht mehr recht abgeführt wurde. Da schoß auch schon die brühend heiße Fontäne aus dem Tank, den wir gar nicht erst wieder verschlossen hatten, und floß mir schmerzhaft über die Füße. So schnell war ich noch nie aus dem Wagen gekommen, trotz spitzer Steine draußen. UlKa wählte den Fluchtweg nach oben durch das Panzerluk. Aber es half nichts, ich mußte wieder hinein in die Waschküche, und zwar genau so schnell, denn der Wagen rollte auf einen gähnenden Abgrund zu und drohte abzustürzen, samt UlKa und JöJa. Und ich wollte doch nicht, daß UlKa’s Träume sich partiell bewahrheiteten ....
Erst mal Pause! Hier oben halfen wir auch noch einem Armee-Gaz mit einem Liter Öl aus. Auch im Unglück gute Menschen bleiben ist unsere Devise. Apropos Devisen, mit unserem Geld sind wir auch fast am Ende.
Noch
90 km bis Chah Bahar sagte uns der Fahrer. Die Kilometer Gebirgsstrecke waren von da an schon gezählt, und es hörte auch schlagartig auf, wie mit dem Messer abgeschnitten. Daß wir nicht einfach vom Rand herunterfielen verdanken wir dem Umstand, daß wir in einem Flußtal auf die Küstenebene zusteuerten. Hier in der Ebene war es ganz besonders langweilig, mit so niedriger Geschwindigkeit einherzutuckern, aber die Straße war hier fast noch schlechter als in den Bergen. Als wir dann auf die Küstenstraße trafen, die Straße also, die einmal Chah Bahar mit Bander Abbas verbinden soll, gab es da sogar einige asphaltierte Strecke. Ein seit über 2.500 km nicht erlebter Genuß.
Aber
die Stücke waren kurz, und im Gelände mußten wir um so langsamer fahren. Das Führerhaus war wieder locker, und das Getriebe schien auch nicht mehr ganz fest zu sitzen. Jedenfalls fuhr sich der Wagen wie ein Wackelpudding. Wo wir nun eine großartige Einfahrt in den zukünftigen Starbadeort erwarteten, da hörte die Piste schließlich ganz auf, und nur mehr einige Fahrspuren, die dazu noch in alle möglichen Himmelsrichtungen führten, waren sichtbar. UlKa und ich waren uns auch prompt uneins über die Richtung, die einzuschlagen sei. Ich meinte links um den Berg, UlKa rechts um den Berg. Rechts herum muß wohl besser gewesen sein, denn links herum gingen die Spuren quer durch die Einöde. Das Ganze muß vor kurzer Zeit oder auch langer Zeit ein großer Morast gewesen sein. Man sah noch Spuren, die 1/2 m tief in den Boden ragten. Jetzt aber war alles knochenhart. So manches Fahrzeug hat damals bestimmt auf die trockenen Jahre warten müssen, denn es gab auch Spuren, die einfach aufhörten und dann ganz dünn weitergingen. Wo keine Spuren waren, war der Brei mit brettebener Oberfläche erstarrt, über die man jetzt brausen konnte. Man mußte nur vor Hindernissen rechtzeitig bremsen, wollte man nicht so manch lustigen Karbäuz, Kobolz oder so schießen. Und dann Chah Bahar. Piste bis ins Zentrum, kein Kreisel, keine
Blumenrabatten, keine Bullen, die uns gefangen nahmen - War das überhaupt Persien? War das nicht schon Pakistan? Die Leute hier an der Küste sind eine bunte Mischung aus Ureinwohnern, Arabern, Negern, Indern, Persern usw. Teilweise findet man auch noch Gesichter, die an die alten Ichtyophagen erinnern, die von den Gelehrten des Alexanderzuges durch die Gedrosische Wüste beschrieben wurden. Es soll schon damals nicht viel mit dieser armseligen Gegend los gewesen sein. Aber das müßte eigentlich unser Archäo-UlKa besser wissen, oder?
--- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Also,
ich kann die Eminenz dieses wahrhaft geschichtsträchtigen Bodens nur bestätigen. Chah Bahar, schon der Wortrhythmus, dieses Chah und dann Bah und dann das ausdrucksstarke harr, tja, dieser Wortrhythmus kann nur antiken elysischen Gesängen entnommen sei und dann die tiefe Bedeutung - 4 Frühling - erinnert dies nicht an den Januskopf? Vielleicht hat ja in diesen zwar kaum vorhandenen aber dennoch Dünen jener sinnreiche Schreiber des Feldherrn des Alexander und mit dem Blick auf die zahlreichen Schiffe der Griechen die das Wasser nur so verdrängten, nun so denn hier gesessen und jene tiefsinnigen Bemerkungen über jenes Volk, reich an unbekannten Sagen und Mythen, jene geheimnisvollen Ichtyophagen, zu Deutsch treffend "Fischesser" übersetzt, und diese saßen wohl auch hier am buchtenreichen Golf von Chah Bahar, handelt mit Händlern Hadramauts, dessen Geheimnisse ähnlich den Geheimnissen dieser Gegend, der gedrosischen Wüste sind, endlich jenes Faktum, das ein Geheimnis erst bedeutsam macht, die Ungehobenheit, das Unbekannte mit all seinem Zauber vergangener Epochen.
Welche Menschen mögen diesen Boden bebaut haben? Diese Frage stellt sich der Wissenschaftler immer wieder und immer wieder von Neuem. Denn wenn da bei Alexander steht, hier wohnten die Fischesser, kann man, ja darf man da so einfach Vertrauen in so alte lückenhafte Pergamente haben. Haben hier nicht doch vielleicht die
Vorfahren jener kühnen, schöpferischen Menschen gewohnt, deren unauslöschlicher Stempel die imposante Natur hier überall ziert oder war es gar menschenleere, grausame Einöde, die hier das Land bedeckte. Man und besonders die konkrete Wissenschaft kann dies nicht ohne genauere Untersuchungen sagen, deshalb möchte ich an dieser Stelle noch als auf den großen Forscher Planck verweisen, der auch schon über eine ostpersische Stadt Wesentliches ausgesagt hat. --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Ja,
ja der SiMeUlKa, das junge Forschergenie, läßt sich halt nicht verbergen. Mit einem Blick sagt er jeder Landschaft auf den Kopf zu, wie es mit ihr bestellt ist, war, sein wird. Das Erstaunliche daran aber ist, daß er so kluge Dinge vorbringen kann, obwohl es in dieser und über diese Gegend (noch?) überhaupt nichts gibt. Als die alten Mesound Neopotamier mit den Induskulturen Handel trieben, haben sie diesen Fleck bestimmt gemieden.
Nun, als erstes zum Bankdirektor. Den zu finden war nicht schwer. Doch dann hatten wir ihn gefunden, fuhren mit unserem Wagen vor und standen dort herum. Die Leute wußten offenbar nicht recht, was sie mit uns anfangen sollten und wir auch nicht so recht, in welches Schubfach wir sie stecken sollten. So standen sie halt einige Zeit, bis einer der Jungs spitz kriegte, daß ich etwas Farsi konnte, worauf er auf mich einredete, als sei ich der Chefdolmetscher der Krone Pahlavi. Nun, wenn sie uns schon nicht wollten, dann sollten sie uns doch wenigstens zum Krankenhaus führen, das wir auch schon längst entdeckt hatten. Sie fragten uns also, ob wir erst zum Strand oder erst ins Krankenhaus wollten. So war das also! Schnöde zum Meeresufer abschieben wollten sie uns. Die persische Gastfreundschaft scheint wohl von Norden nach Süden abzunehmen. Denn es wurde ja von Shahabad, Birjand über Bampur bis hier immer weniger. Hier ist dann gar nichts mehr. Nun, woher sollen diese armen Leute auch Kultur haben. Das ist doch wirklich etwas zuviel verlangt. So blieb ich dann mit dem Unimog am Strand und ließ den Rest der Mannschaft zum Bimarestan toben, wo man JöJa gleich einkassierte. Ich blieb solange
allein mit mir und meiner Enttäuschung über das Meer - bis UlKa zurückkam. Doch zwischendurch lese man den 4. Brief an Re!
Doch über JöJa's Erlebnisse lassen wir ihn selber reden
Noch an unserem Ankunftstage in Chah Bahar brachte mich Chalil Wegad, "Bankdirektor" in situ und Freund unseres ließen Hosseyn Daghighi, ins örtliche Krankenhaus. Der Arzt war sehr nett und begann gleich mit der Untersuchung, nachdem er die Bescheinigung über die Blutuntersuchung aus Iranshar zur Kenntnis genommen hatte. Er sagte: "0h!" als er in mein linkes Ohr schaute und "Ah!" als er in meinen Rachen blickte. Danach sagte er nur noch: "l bis 2 Wochen Hospital Chah Bahar." UlKa, beunruhigt durch die Inponderabilie, das inzwischen alle archäologischen Schätze des Shirazer Raumes durch ein Erdbeben zerstört werden könnten und er sich hinterher nur noch alles auf Fotos anschauen könnte, ließ den Arzt kaum ausreden und warf mit geiergiftigem Blick ein: "But we have to be in Shiraz in a week etc." Ich habe den genauen Wortlaut leider vergessen. Aber UlKa schaute nach dieser Nachricht wirklich wie ein gerupftes Huhn aus von Hahn kann schon lange keine Rede mehr sein, höchstens noch von einem halben Hähnchen.
Nach der Untersuchung wurde ich 4 zarten Händchen übergeben. Die eine Schöne heißt Friedanian, die andere noch schönere hat den stadtähnlichen Namen Havaz. Wenn ich sie sehe, denke ich immer schnell an die Stadt Ahvaz. Diese Eselsbrücke erlaubt es mir (Esel), sie von Mal zu Mal charmanter anzusprechen. Nun ergeht es mir ja fast immer so, daß mir zuerst die weniger hübschen, um nicht zu sagen häßlichen Frauen den Hof machen und sich schließlich einen Heiratsantrag nicht verkneifen können. Hier war es ähnlich. Die weniger hübsche, aber doch recht hübsche Schwester Friedanian - ich möchte bemerken, daß sie durchaus einige recht positiv einzuschätzende Eigenschaften hat, über die man natürlich erst aufgrund empirischer Untersuchungen letzte Gewißheit bekäme.
Sie hatte soeben meine Personalien aufgenommen und mich auf die Waage gestellt. Dabei müssen sie die beiden Faktoren ledig und keine Kinder sowie 108 Kilogramm, zu meiner Entlastung muß ich sagen, daß das mein Eigengewicht (mit Klamotten und Stiefeln) war und nicht mein Leergewicht, besonders beeindruckt haben müssen. Denn sie gab Laute und Zeichen von sich, die mir zu Verstehen gaben, daß sie große, kräftige Männer sehr, sehr gerne mag. Anschließend wurde mit ihre erste Zärtlichkeit zuteil. Ich ahnte Böses, als ich sie plötzlich mit einer großen Spritze ankommen sah. Aber es kam alles anders. Die Art und Weise, mit der sie die Einstichstelle desinfizierte, war mehr ein Streicheln, als die routinemäßige Tätigkeit einer Berufspiekserin. Und vom Einführen der Spritze in die Vene ganz zu schweigen. Sie bot ihr ganzes Spritzkönnen auf, so dass ich überhaupt nichts merkte, noch nicht einmal, als sie das Ding wieder herauszog. In brief: Es war ein Erlebnis. Danach wurde ich, begleitet von den beiden erstgenannten Schwestern und noch von einer dritten Schwester, die für Lauferei und Arbeiten mitgenommen wurde, in ein Einzelzimmer mit Waschbecken und Toilette verfrachtet. Nachdem die Betten gemacht waren, wollte man mir einen blauen Einheitsschlafanzug aufzwingen, in den noch nicht einmal WoZi hineingepaßt hätte, geschweige denn ich. Ich machte ihnen klar, daß ich eigene Sachen hätte.
Und dann kamen sie auch schon, die beiden Tiere aus dem Unimog und brachten mir meine 77 Sachen. Beide fielen natürlich bei meiner Schwester unangenehm auf, besonders das UlKachen, das wieder einmal Komplikationen mit dem Umschaltwerk hatte, was zu kurzzeitigem Ausflippen führte. Dies äußerte sich besonders darin, daß er wie ein Hirsch durch die heiligen Hallen röhrte. Bevor die beiden gegangen wurden, verließen sie freiwillig diesen gastlichen Platz, um zu einem anderen, Chah Bahar-Inn genannt und für durchwachsene Preise bekannt, ihren Brand mittels Bier löschten. Sogar HoWa sagte, er wollte am entferntesten Punkt der Reise auch eine Flasche Bier trinken. Um ca. 21 Uhr 30, ich war schon leicht eingedöst, kam plötzlich ein "snuggely-looking young man in English-Western Kleidung" into my room. Aber anstatt sich als Krankenpfleger vorzustellen, sagte er: "Police!" und lächelte. Es war wieder einmal einer jener Gesetzeshüter, von denen man den Eindruck hat, sie würden
das ganze Jahr nur auf die Handvoll Ausländer warten, um sie in ihr Gästebuch einzutragen, was sowieso hinterher nicht mehr angeschaut wird. Ich gab ihm brav meinen Paß. Er notierte noch braver meine technischen Daten, salutierte und trollte sich.
Ich hätte fast vergessen, das gute Abendbrot zu erwähnen. Es gab eine leckere rötliche Nudelsuppe und eine Schale mit Kompott: 4 halbe Äpfel im eigenen Saft. Danach brachte mir Schwester Nr. 3 eine Plastikkanne mit köstlichem Wasser und Eisstücken darin. Das Wasser auf der Toilette ist übrigens stark salzhaltig, zum Waschen gerade noch geeignet. In der Nacht habe ich anfangs sehr geschwitzt, jedoch später gut geschlafen. Morgens, kurz nach 5 Uhr kam die hübsche Schwester zum Fiebermessen. Gegen 7 Uhr gab es Frühstück: I Schale Nudelsuppe, 1 Tasse Milch, 1 Schale Kompott: 4 kleine Aprikosen mit Saft und 1 Glas Chay. Um kurz nach 8 kam der Doktor zur Visite. Er erzählte, daß ich am Abend zuvor eine Vitaminspritze bekommen hätte. Ich erkundigte mich bei ihm, ob es eine Küstenverbindungsstraße nach Bander Abbas gäbe. Zuerst sagte er nein, aber nachdem ich ihm die Fähigkeiten des Unimogs beschrieben hatte, zeichnete er mir eine Strecke auf, die er selbst schon einmal mit seinem Jeep gefahren war. Einen Teilabschnitt mußte man aber mit Führer fahren, was ca. 3 Toman kosten würde. Um 9 Uhr bekam ich Chay und 7 Kekse (Gordi). Um 9 Uhr 15 bekam ich eine Spritze von einer Schwester (Nr. 4), die alle anderen an Schönheit noch übertrifft. Gegen 9 Uhr 30 wurde ein Abstrich meines Halsbelages gemacht. Etwas später kam einer aus dem Labor, und wir machten abwechselnd Geographie von Iran und Europa. Inzwischen habe ich ein Nickerchen gemacht. Um Punkt 12 Uhr gab es Mittagessen. Man servierte die bereits bekannte rote Nudelsuppe, einen Berg Reis mit einem gebratenen Hammelhoden, ein Stück Fladenbrot und Mirabellenkompott. Schluß. Geschrieben von: JöJa Verlesen von: UlKa Getippt von: HoWa Alle Rechte bei: HaGlä Matratzenvertriebs-GmbH (auch das diktiert von UlKa).
Chah Bahar Krankenhaus Report (Fortsetzung) von JöJa -, ich tippe, UlKa -
Am Nachmittag des 14. gab es nichts besonderes. In regelmäßigen Abständen schauten die Schwesterchen herein, um ihren Neueingang zu bestaunen und zu begaffen. Am Nachmittag wurde mir vom behandelnden Dr. ein Dr. Ahmed Elahi vorgestellt. Er arbeitet nicht im Krankenhaus, sondern für Unicef und fährt deshalb auch den UnicefLandrover, der immer am Portal steht, dieser Dr. ist ein ziemlich nervöses Hemd, er hat hemdkragenlanges schwarzes Haar und einen ziemlich wilden Augenausdruck. Kurz und gut, er machte zuerst einen ziemlich ausgeflippten Eindruck auf mich. Schon nach kurzer Zeit begannen wir, uns über Politik, Wirtschaft und soziale Fragen zu unterhalten. Und dabei merkte ich, daß ich es mit einem hochgebildeten und vielwissenden Mann zu tun hatte. Sein englischer Vokabelschatz war sehr groß. Außerdem versteht er Französisch, nur mit dem Sprechen klappte es nicht, da ihm die Praxis fehlte. Er liest die Poesie und bei den Ausländern besonders Aragon. Auch von Satre hatte er schon einiges gelesen wie die Pest, die Fliegen etc. Er stellte mir viele kritische Fragen Über Deutschland. Ich war immer wieder überrascht über sein für einen Perser ungewöhnliches Detailwissen. Am Freitag, dem 15. war er fast den ganzen Tag bei mir.
Mein
Geburtstag begann mit dem üblichen Fiebermessen um 5:10 Uhr. Schwester Fridanya taumelte noch ein wenig verschlafen in mein Zimmer. Während des Fiebermessens sah ich sie an. Sie hatte eine große Träne in ihrem rechten Auge. Als ich sie nach der Ursache dieser Stimmung fragte, faßte sie in die Innenseite ihres Kittels und holte das Foto ihrer ältesten Tochter hervor. Es hatte einen großen Knick über das hübsche Mädchengesicht. Das Foto hatte sie mir am Vorabend gezeigt und vergessen, es danach wieder aus der Tasche zu nehmen.
Ich redete ihr gut zu, und bald stand wieder ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Kurz nach 6 kam das Frühstück. Es war heute besonders gut. Vielleicht waren gerade neue Vorräte eingetroffen oder man hatte in
der Küche erzählt, ich hätte Geburtstag. Es gab 1 Glas Cay, 1 Glas Zuckermilch, 1 Stück Fladenbrot, 1 Schale Marillenkompott, und man höre und staune: zwei hartgekochte Eier, incklusive Salzstreuer. Nach dem Frühstuck hatte ich zum 2. Mal Flatterschiß. Das Niederhocken machte mir ziemliche Schmerzen, da ich über Nacht den alten Ärger mit dem rechten Kniegelenk wieder bekommen hatte. Hinzu kamen dann auch wieder meine beiden kaputten Handgelenke sowie meine rechte Schulter. Ich legte mich nochmals ein wenig hin, um mich dann gegen 8 der Besonderheit des Tages entsprechend besonders intensiv zu waschen, um bei eventuellen Geburtstagsbesuchen wenigstens einigermaßen auszusehen und nicht zu stinken.
Gegen
9 kam nun meine spezielle Freundin, die Schwester Miss Kaffili (Heimatstadt Ahvaz), die mir am Vortage mit der Penicillinspritze so viel Ärgernis bereitet hatte. Obwohl mir der Doktor mehr oder weniger versprochen hatte, daß das nächste Mal irgend jemand anderes spritzen sollte, kam wieder diese Schlächterin vom Dienst. Zuerst gab ich ihr zu verstehen, daß ich mich von ihr nicht mehr spritzen ließe. Sie jedoch war hartnäckig, und so streckte ich ihr nach einer Weile denn doch meine rechte Arschbacke hin, nachdem ich sie nochmals darauf aufmerksam gemacht hatte, langsam zu spritzen! Und siehe da, es klappte wider Erwarten sehr gut. Bei der darauffolgenden Vitaminspritze in den rechten Arm fand sie natürlich beim ersten Anlauf wieder nicht die Vene, aber ich überstand auch dieses. Kurz darauf gab es wieder Cay und Kekse, was mir sehr gut tat. Und so lag ich dann auf dem Bett und dachte an die Weiterfahrt, an Zuhause, den Unimog, tja ....
Nach einer Weile kam UlKa hereingeschneit und knallte mir eine Tüte mit Nylondamenstrümpfen und eine Rolle Scheißhauspapier aufs Bett. So nebenbei fragte er, ob ich denn heute schon Geburtstag hätte oder erst morgen. Dabei hatte ich den beiden am Vorabend bei ihrem 2 Minuten-Besuch gebeten, für meinen Geburtstag einige Flaschen Bier und Pepsi einzukaufen. Als ich dann nun kundtat, ich hätte heute Geburtstag, da murmelte er sich ein herzloses herzlichen Glückwunsch in den Pißbackenbart (und so was muß ich nun auch noch tippen!) und erzählte daß er gleich wieder am Kühler rödeln mußte!
Er hatte keine Zeit, 5 Minuten ruhig sitzen zu bleiben und mir etwas über den Film zu erzählen. Nach 2 Minuten war er dann verschwunden wie Richard Kimble, der Mann auf der Flucht! Jetzt ist es 10.:30 Uhr und ich höre gerade den Sprechfunkverkehr mit der Zentrale in Zahedan aus dem Funkraum über den Hof schallen.
Wenig
später kam HoWa. Er blieb fast eine Viertel Stunde und erzählte ein wenig über den vergangenen Abend und klagte mir sein Leid über den Kühler, dann das Ding einfach nicht richtig dicht zu kriegen sei und daß es hier am Orte keine Kühlerreparaturwerkstätte gäbe. Er sagte, sie wollten abends nach der Rödelei noch mal bei mir vorbeikommen.
Nach dem Essen, es gab Apfelkompott und Reis mit fürchterlichem, stinkigem Fleisch, war ich ziemlich müde und schlief bis ca. 13.45 Uhr, als mir Schwester Nr. 3 einen Cay brachte. - .....
Hier bricht das Manuskript abrupt ab. Aber man kann sehen, was so ein geschlagener Oberrödler alles so tut und denkt, wenn er nichts zu tun und denken hat. UlKa -
Briefe 2 ... Persien, Belutchistan - Finsterster Winkel - Chah Bahar, 14.03.74
Ihr Lieben daheim, wie geht's Euch denn so im Moment im verregneten Deutschland? Wir stehen hier endlich nach 1.500 km schauerlichster Piste, die seltsamerweise als Straße eingezeichnet hier direkt an der Küste des Indischen Ozeans entlang läuft! Der Ort wird als großartiger Ferienort in der persischen Zeitung und Television angepriesen. Es wird auch begonnen, eine neue Straße hierher zu bauen, ansonsten ist dieser Ort aber das traurigste Nest, das ich in Persien kennengelernt habe, mit
mehr Oasen-bewußtsein selbst als Tabbas. Wir hatten die Adresse eines Bankdirektors hier von unserem Bankdirektor aus Shahabad bekommen, dies erwies sich aber als Schlag ins Wasser. Unterwegs hatten wir in Bampur in einem Projekt übernachtet und waren dort den Verhältnissen entsprechend gut aufgenommen worden. Das alles nicht so klappt, liegt daran, daß es mit JöJa so haperte. Wir waren schon in Shahabad, in Bampur, in Iranshahr beim Arzt und im Krankenhaus gewesen, Aber hier in Chah Bahar machte sich dann seine rheumatische Angina so durchschlagend bemerkbar, daß JöJa hier zwei Wochen im Krankenhaus bleiben muß, d. h. ich werde mit HoWa den Wagen reparieren, und wir werden uns dann per Piste nach Shiraz durchschlagen und dort meine Sachen besichtigen und halt auf JöJa warten, der dann auf dem bequemen Seeweg nachkommen wird. Trotzdem alles ziemlich beschissen ist, bleiben wir auf jeden Fall bis zum 17.03., da JöJa dann Geburtstag hat. Das Krankenhaus in Chah Bahar ist ausgezeichnet und kostet nichts! Der Ort ist sehr langweilig und rückständig. Die Küste ist auch nicht schön. Viel Steine, hohe, harte Wellen, viel Tang, gar keine Palmen und durchgehender Sandstrand, Scheiße. Wir sind die einzigen Ausländer im Umkreis von 400 km. Und dies wird nun als Touristenort propagiert, es ist noch nicht einmal eine Baustelle. Der Wagen hat unheimlich gelitten, es ist keine Schraube mehr richtig fest. Unterwegs hat HoWa zum zweiten Mal vergessen, den Tankverschluß drauf zu drehen, so dass wir auch unseren Ersatzverschluß los sind. Aber das ist ja nicht schlimm. Unser Windriegel hat nur noch 4 (statt 6) Flügel, unser Kühler ist total kaputt, und unser Ersatzkühler leckt auch. Aber den kriegen wir wieder hin! Dafür aber war die Landschaft unheimlich schön. Palmen durchzogene Wadis und permanent schönes Wetter. Wir haben auf einem großen Stein mitten im Flußbett gefrühstückt, das Wasser war so seicht, daß wir einfach mit dem Wagen drinnen parken konnten. Ich will gleich erst einmal eine Runde schwimmen gehen. Ich schicke Euch auch noch ein paar Durchschläge Tagebuch mit. Ansonsten geht's mir sehr gut. Nur ist die Reise ein finanzielles Ungetüm geworden. Ich werde auf jeden Fall aus Kayseri ein paar Kelims mitbringen. Und sonst ein paar Kleinigkeiten, aber ansonsten Baisse. Na ja, in Shiraz sieht alles besser aus. Es bleibt auf jeden Fall beim Schollenessen, wenn wir wiederkommen. Mutti wird ja inzwischen wieder Zuhause
sein. Der Ort ist so beschissen, daß ich keine Lust habe, jetzt hier weiter zu schreiben. Alles Gute, Euer Sohn, Stiefsohn, Enkel, Bruder, Freund etc ..... UlKa
Aber ich war ja mit dem 13.03. noch nicht zu Ende. Wir setzten uns also ins Chah Bahar Inn ab und tranken in dessen steriler Atmosphäre jeder zwei halbe Liter ARGO--Bier, welches, gemessen an seinem Preis: 5 Toman = 2, .... DM, gar nicht so besonders war, aber dennoch sehr wohl tat. Dieses Inn wird ülbrigens durchaus nicht nur von Touristen besucht, auch die LKW-Fahrer aus Teheran, die sich hier nicht viel einheimischer fühlen als wir, stiegen hier ab, um ihre Sinne zu benebeln. "Vor zwei Jahren sind da welche durchgekommen," sagte der dicke Wirt des "Chah-bahar Inn", während er mit einer Ruhe, wie sie für Staatsangestellte in diesem Lande typisch ist, unsere Biere einschenkte. "Sieben roll ausgerüstete Landrover waren es, und sieben Tage haben sie gebraucht - und hinterher haben sie hier bei mir kräftig einen gehoben." Nun, eine Straße schien es in der Tat nicht zu sein, was auf unseren Karten schon vorsichtig als gestrichelte Linie eingezeichnet war.
Aber was Landrover können, das kann ein Unimog schon lange, und so war es beschlossene Sache: Von Chabahar, im äußersten Südosten Persiens wollten wir an der Küste entlang bis Bander Abbas vorstoßen, jener aufblühenden Hafenstadt am Persischen Golf. Zuvor aber mußte noch unser lecker Kühler sowie unser kecker Wühler (JöJa) repariert werden.
Aber zum Essen fuhren wir doch in ein anderes Restaurant, wo das ganze Volk saß. Hier gab es für ebenfalls 5 Toman ein großes FischReis-Gericht, dem man bescheinigen kann, daß es gut schmeckte. Geschlafen haben wir am Strand, den uns unser komischer Bankdirektor gezeigt hatte. Man mußte dazu erst über einen freien Platz, eine Mischung aus Schieß- und Flugplatz brausen. Zum Glück
war man hier einigermaßen ungestört, weil die Einheimischen mit dem Meer nicht viel im Sinn haben.
14.03 Chah Bahar - Das Ende der Welt Der
Tag begann mit Arbeit, wie das für uns ja so typisch ist. Im Wagen sah es aus wie in einem schlecht gepflegten Schweinestall. So wurde alles Demontierbare herausgeschafft, neu sortiert und wieder hereingeschaut. Für kurze Zeit sah dann alles sehr ordentlich und leer aus. Dann zur Post: ein Brief an "Ließe Re", einer an "Ihr Ließen daheim". Die Post gefiel mir, sie muß wohl schon Alter sein und hätte genauso gut irgendwo in Andalusien stehen können. Sie strahlte mediterranes Müßiggängertum aus. Sie wollte so gar nicht an diese öde Küste passen. Das Bankgebäude der Melli-Bank war schon eher dazu angetan, iranisch zu wirken, obwohl ihr das auch nicht recht gelang. Hier wurde ausnahmsweise nur ein Spezialist hinzugezogen, der das suspekte Fremdgeld aus dem fernen Deutschland begutachten sollte. Zwei Cola für JöJa gekauft, Wasser, bei "unserem" Bankdirektor geholt, der gerade leichtsinnigerweise an der Straße stand und nichts zu tun hatte und dann ins Krankenhaus zu JöJa. Das einzige Süßwasser hier am Orte wurde übrigens mit großen Tankwagen aus einer nahegelegenen Quelle herangeschafft und hätte ohne Bankdirektor sicherlich etwas gekostet. So war dieser jämmerliche Typ doch noch zu etwas nütze. JöJa ging es wieder blendend. Er hatte sich wohl auf der ganzen Reise noch nie so wohl gefühlt, wie hier, wo er der Star war. Darüber hat er sich aber schon selber zur Genüge ausgelassen. Die nächste Etappe war eine klitzekleine Werkstatt, wo wir den Kühler reparieren zu lassen gedachten. Den Ausbau besorgten wir selber. Dabei stellte sich heraus, daß nicht unser Ersatzkühler sondern der "Geküßte" der Bessere war. So ging man halt daran, diesen zu löten. Es mußten 7 Durchflußkühllamellen stillgelegt werden.
Unser Mechaniker war Pakistani aus Karachi. Er sprach: Urdu-Hindi, Farsi, Baluchi und Arabisch. Er erzählte, daß die Schiffsreise von hier nach Karachi ca. 40 DM kostete und 3 Tage dauerte, die auf dem Landwege ebenso teuer sei, aber 4 Tage in Anspruch nähme. Das wöchentliche Schiff von hier nach Oman kostet übrigens auch seine
100 Toman = 40, DM (Hin und zurück). Hier waren eine große Zahl von Pakistani in diesem Ort. Gegenüber der Werkstatt war ein großer Filmpalast mit nur indischen und pakistanischen Filmen, von denen wir uns einen anzusehen beschlossen. Daneben war eine kleine pakistanische Teestube, wie sie genauso gut in Rawalpindi, Lahore oder Karachi hätte stehen können. Von einem Pakistani wurde ich hier zu Tee und Haschzigarette eingeladen, wobei mir von letzterer nach dem 1. Zug beinahe schlecht wurde. Nun, dieses Zeug ist halt doch nichts für mich. Inzwischen hatte UlKa im Wagen schon eine Suppe bereitet, die wegen ihres hohen Salzgehaltes in diesem heißen Klima durchaus gut tat. Dann war auch schon der Kahler fertig. Sehr überzeugend sah das ja nicht aus, was er da fabriziert hatte, aber es käme halt auf den Versuch an. Wieder beim Krankenhaus wollte uns der Pförtner zunächst gar nicht erst einlassen, tat es dann aber doch als wir ernste und wichtige Gesichter machten. Wir hatten für die autoritären Verhältnisse dieses Landes ohnehin schon unumschränkte Narrenfreiheit. Auf dem Rückweg hat uns der Pförtner, der gerade mit seiner Familie zum Abendbrot saß, zu demselben eingeladen. Es gab hier interessanterweise eine Art Kartoffelpuffer, zubereitet aus zerriebener Kartoffel (sib zemini), Ei und Öl. Zum ersten Mal, daß ich so etwas in Persien fand.
Doch was sahen unsere erstaunten Augen, als wir wieder zum Wagen kamen? Eine große Lache Wasser unter dem Wagen und der Kahler leer. Es muß schneller ausgelaufen sein als je zuvor, dieses Scheißkühlwasser. Hätten wir doch einen luftgekühlten Motor nach Art von VW oder einen Deutz-Diesel! Diese Affäre sollte wohl noch nicht zu Ende sein. Morgen war Freitag, also erst wieder am Sonnabend.
15.03 Langeweile - kommt angekrochen ... Das Charakteristische an diesem Tage ist, daß wir eigentlich nichts Charakteristisches getan hatten. Zunächst lagen die Reparaturen an. Das Fahrerhaus mußte festgeschraubt werden, ebenso das Getriebe, Stoßdämpferschrauben nachziehen, abschmieren. Beim Fahrerhaus waren die vorderen Bohrungen für die Schrauben ausgebrochen, so dass ich mit Unterlegscheiben etc. improvisieren mußte. Die
Getriebehalterung war total locker. Das Getriebe ist normalerweise mit 3 Schrauben an der Getriebehalterung befestigt. Eine war samt dem Gewinde im Getriebe herausgedreht, die mittlere saß leicht locker, dafür war an dieser Stelle die Halterung eingerissen. Die linke war zwar locker, ließ sich aber festziehen. An dieser Schraube hängt nun das Getriebe. Ansonsten haben wir getippt und in der Sonne gebraten. Gegen Nachmittag hat uns auch eine große Meeresschildkröte am Strand besucht. Gegen Dämmerung haben wir neu Wasser auf die Kühlanlage gekippt und sind, so schnell es ging, zum Krankenhaus gebraust, damit das Wasser nicht vorher schon wieder raus war.
Der
Besuch bei JöJa ist nicht weiter beschreibenswert, und anschließend gingen wir nur noch ins Kino. 30 Rial = 1,20 DM kostete der Eintritt. Es war ein sehr alter indischer Schmalz- und Tränenfilm ohne viel action, mit viel schlechter westlicher statt indischer Musik und dazu in schwarz / weiß. Es war aber dennoch ein netter Zeitvertreib. Wasseraufgießen und zurück zur Küste.
Briefe 3 ... Chah Bahar, 14-3-1974
Ließe Re, Na, wie geht es Dir in Deinem geliebten Rumänien? Hat Dich Frau Dunker...äh...Frau Virag wieder gut aufgenommen? Wenn ja, werde ich ihr aus Shiraz einmal eine Karte schreiben. Sie war doch immer eifrigste Verfechterin meiner Sache gewesen, die Gute. Ansonsten hätte ich es sicherlich keine zwei Wochen bei ihr ausgehalten. Bis Shiraz, das sind wohl noch so 10 Tage. Dieses Chah Bahar, auf Deutsch 4 Frühlinge, ist ein recht langweiliges Wüstennetz, das nur zufällig an der Küste liegt, dennoch am letzten Winkel der Welt. Würde man persischen Zeitungs- und Fernsehenten glauben, dann wäre hier ein neues Mamaia im Entstehen. Nun, man soll halt nicht alles glauben. Am meisten habe ich mich ja auf das Meer und das Schwimmen darin gefreut. Aber das wurde die größte Enttäuschung.
Dieses Meer hat überhaupt kein Gesicht. Wo die Berge wie mit dem Wasser abgeschnitten aufhören, erstreckt sich die Halbwüste bis ans Meer, welches sie dort selbst schon schauerlich zerfressen hat. Zwischen den meterhohen Trümmern lugt hier und da ein kleiner Sandstrand hervor. Ansonsten keine Buchten, keine Inseln, kein richtiger Küstenstrich, die Bucht von Chah Bahar ist so groß, daß sie mit bloßem Auge nicht als solche erkannt wird.
Das Meer hier hat, außer daß es da ist, so wenig Überzeugungskraft, daß ich im Geiste nur immer die Küsten dahinter sehe: Abu Dhabi, Dubai, Ras al Chaima usw. Oman, Oman, Oman, Dofar, Hadramaut, Jemen - Ostafrika. Das Schlimmste aber ist, daß der Anblick des Wassers sofort die Erinnerungen an Griechenland in mir wach rief und dieser Vergleich fällt in der Tat für Chah Bahar vernichtend aus. Das liegt auch zum großen Teil an den besonderen persönlichen Erinnerungen, die uns mit Hellas verbinden: Stille Buchten, grünes, bergiges, gestaltreiches Hinterland, ein Meer mit Buchten, Inseln, lauschigen Ecken, Tauchen, Muschelessen, Motorbootbrausen, Angeln, traute Zweisamkeit, Retsina, Wein, Auberginen, das Flanieren am Abend in Stavros, das Einkaufen bei unseren Alten im Geschäft, die Inselerkundungen. Oh liebliches Hellas, Du mein Altersruhesitz in spe!
Und dafür heben wir solche Strapazen auf uns genommen, um hierher zu gelangen. Nach 2.500 km teils tierischer Piste ist unser Wagen dringend überholungsbedürftig. Keine Schraube sitzt mehr fest. Das Führerhaus ist lose, Motor und Getriebe hängen so lest wie der Dotter im Ei, und das ganze Fahrzeug fährt sich wie ein Wackelpudding. Ein Kühler ist geschlachtet worden, der Ersatzkühler leckt, unser Windflügel hat nur noch 4 statt 6 Flügelchen. Die Piste hat wieder knallhart zugeschlagen und alles losvibriert, die letzten Kilometer mußten wir permanent Wasser in den Kühler nachgießen. JöJa liegt im hiesigen Krankenhaus- für 1 - 2 Wochen. Er wird wohl nach Shiraz nachkommen müssen. Soweit für heute. Wir werden gleich losgehen und den Ort erkunden, dann basteln, zu JöJa Tagebuch schreiben, braten und dann nichts wie weg. Also bis Shiraz Dein HoWa
16.03 Der "Kühlertag" Heute soll JöJa angeblich Geburtstag haben, und irgendwie soll dann auch eine Menge Bier bereitstehen, wo das herkommen soll, daß weiß ich noch nicht. Ich bin ein armer Mann und kann mir solchen Luxus nicht leisten. Wir hatten ihm übrigens angedroht, am Tage nach seinem Geburtstag abzureisen, wenn er nicht schon entlassen würde. Ich weiß nicht, ob das seine Gesundung beschleunigt. Auf jeden Fall reist er nicht gerne alleine weiter, auch nicht nur bis Shiraz. Dieser Tag sollte noch als der Kühlertag in die Geschichte unserer teuren Reise eingehen (die teuerste Reise, die ich je gemacht habe. Dabei habe ich sie doch nur gemacht, weil ich nicht recht nein sagen konnte).
Die Werkstatt - die Leute hatten schon am Tage vorher erfahren, daß die Sache mit dem merkwürdig demolierten Unimog-Kühler noch nicht zu Ende ist. So gingen sie heute gleich als erstes bei uns an die Arbeit, als wir morgens vor dem Laden hielten. Der gute Akbar aus Karachi baute den Kühler aus, lötete ihn, prüfte ihn und baute ihn wieder ein, mit dem Erfolg, daß er immer noch leckte. Also das gleiche noch einmal. Diesmal half ein selbsternannter Spezialist des Ortes mit. Die Stunden verrannen. UlKa ging inzwischen kurz zu JöJa rüber, der einen leichten Rückschlag in der letzten Nacht hatte hinnehmen müssen, dennoch Willens war, am nächsten Tage mit uns die schwierige Strecke zu beginnen. Als er wiederkam, war man noch immer mit dem Kühler beschäftigt, so ging ich erst noch zu JöJa, der sich inzwischen von UlKa gar nicht gut behandelt fühlte. Auch seine Begeisterung für das Krankenhaus war inzwischen abgeflaut. Von Geburtstagsfeier war übrigens auch keine Rede mehr. Das Geld, sofern wir überhaupt noch von positiven Vorräten reden konnten, brauchten wir bestimmt für andere Dinge noch nötiger.
Ich schreibe das hier so lustlos, weil soeben gerade der Fall eingetreten ist, der uns eine gute Stange Geld kosten kann. - Wir haben so mir nichts, Dir erst recht nichts unterwegs zwei Batterien Verloren, die
einzigen beiden. Nun ist guter Rat sündhaft teuer und das Starten schwer. Doch davon später mehr.
Als
der Kühler gerade wieder eingebaut werden sollte, weil die Leutchen meinten, die Zeit sei mal wieder reif dafür, kam ein Soldat zu uns und fragte, ob wir wohl nach Bander Abbas führen. Ja allerdings, das hatten wir vor. Und mitkommen konnte er auch ruhig. Ein Soldat ist in so einer verlassenen Gegend immer gut. Er war denn zu Anfang auch ganz begeistert, daß wir einen so kurzen Weg nach Bander Abbas nehmen wollten, denn er hatte ja nur begrenzt Urlaub, meldete dann aber doch Bedenken an, als die Leute ihm erzählten, daß das gar keine Straße sei, die wir da fahren wollten. Ghulam Hosseyn, so sein Name, war ein ganz ließet Junge. Er lud uns zu sich zum Duschen per Eimer und zum Tee ein. Speise lehnten wir ab, weil UlKa gerade zuvor ein großes Ravioli, nein Hackfleisch mit Spaghetti, gekocht und auf den Tisch gebracht hatte. Ghulam Hosseyn (GuHo) hatte in Busheer, seiner Heimatstadt, die Highschool absolviert und war danach zur Armee in dieses verlassene Nest einberufen worden. Hier hauste er in einer winzigen Lehmbutze ohne alles, also quasi mit nichts und das für ca. 20, DM pro Monat. Noch 6 Monate mußte er hier dienen, dann sollte er wieder frei sein. Zum Studium beworben hatte er Sich auch schon, allerdings nicht hier im Iran, weit hier die Aufnahmegebühren zu hoch seien. Nach Lahore/ Pakistan hatte er geschrieben und auch eine Antwort erhalten, die er mir sogleich zeigte. Als ich ihm erzählte, daß er fürs Medizinstudium in Lahore noch wesentlich mehr, bzw. überhaupt erst einmal Englisch lernen müßte, lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken und er fragte: "Really?", worauf ich nur bestärkend nicken konnte.
Er konnte ungefähr so gut Englisch wie ich Farsi, was für uns beide kein Kompliment ist. Nach diesem interessanten Intermezzo wurde, als ich ankam, der Kühler gerade wieder einmal eingebaut, und UlKa war schon ganz zuversichtlich. Ich nicht. Ich glaubte da mehr an das Gesetz der Serie, das irgendwann mal erlassen worden ist. So nahm ich denn ganz mißtrauisch und gewissenhaft eine Probefahrt vor, bei der ich die Temperatur kräftig hoch jagte, wie es im späteren Leben ja auch geschehen würde. Und siehe da, als ich den Wagen abgestellt hatte und
gerade argwöhnisch den Kühler auf Tröpfchen untersuchte, schoß mir wieder ein fröhlicher Strahl brauner Kühlersoße entgegen, als wolle er mich zur nächsten Runde um den großen Kühlerpokal begrü-ßen. Um das weitere kümmerten wir uns nicht mehr so intensiv.
Briefe 4 ... Ihr lieben daheim! heute ist der 17. nach Europäischer Rechnung und der 26 Esfand Persischer Rechnung, wir verlassen heute diesen ungastlichen Ort Chah Bahar, von der Umgebung und auch von den vermeintlichen Krokofantilen haben wir nichts gesehen, da uns die permanent zwei Tage dauernde Kühlerreparatur keine Zeit lies. JöJa wird gleich entlassen, es geht ihm wieder einigermaßen, ich tippe kurz vor der Abfahrt noch diese paar Zeilen, ein bißchen tropft der Kühler immer noch, aber wir werden es schon bis Shiraz damit schaffen, wir nehmen von hier bis Bander Abbas noch einen Soldaten mit, der in den Urlaub fährt, er macht einen sehr netten Eindruck und spricht auch etwas Englisch, so eine Uniform kann uns in der Gegend, die wir jetzt durchfahren, ganz nützlich sein. die Strecke ist nämlich nur ein Karawanenpfad, den wir streckenweise nur mit Führer befahren können, nach etwa 220 km kommt dann aber guter Asphalt, so dass wir zum Now Ruz doch noch in Shiraz sind.
Trotzdem
wird die Strecke noch einige Ansprüche an den Wagen stellen, auf jeden fall ist es für uns besser, Gelände zu fahren anstatt noch mal die Scheißrappelwellblechálawaschbrettpiste nach Bampur einzuschlagen. denn dort kommt ja einem jede Schraube entgegen, wir warten jetzt nur noch darauf, daß JöJa seine "last examination" hinter sich bringt und wir weg können, unser Unteroffizier ist inzwischen Brot holen gegangen. auf der Straße gibt es kein Benzin und kein Trinkwasser, wir müssen alles von hier mitnehmen, auch Pepsi wird es in den paar Orten, die wir passieren, nicht geben, dafür aber schöne Einsamkeit und Ruhe. Wir werden 2 -3 Tage bis Bander Abbas
brauchen und dann werden wir die Strecke nach Shiraz wieder in Einem durchklotzen, in Shiraz und Umgebung liegt ja dann einiges aus meinem Referat an. Außerdem natürlich Persepolis etc..
Läßt sich An von Zeit zu Zeit mal sehen? Im nächsten Brief an sie schicke ich wieder ein paar Tagebuchseitendurchschläge mit, das vollständige Tagebuch gibt’s erst hinterher, so quasi in Buchform, denn wir sind bereits auf Seite 82, hinzu kommen noch rund 25 seiten andere Einschübe, Briefe, Fremdbeiträge etc., so dass wir in Wirklichkeit hier am Wendepunkt unserer reise schon über 100 Seiten haben. Das wird ein regelrechter Roman. HoWa lebt ja nur noch fürs Tagebuch, ich für meine Ruinen und JöJa für seine Krankheit. Es ist auch ganz schön zynisch geworden. Läßt sich bei Euch das Wetter einigermaßen aushalten? Bei uns hier ist es wie bei uns zuhause im Hochsommer. Und dann das ewige Basteln am Wagen, nein, nach einer Weile kann man da wirklich die Schnauze voll kriegen.
Hinterher
wollen wir unsere Dias alle mit schwarz / weiß-Filmen zusammen zu HoWa geben, der hat die Möglichkeit, umsonst in einer Bildstelle erst einmal von allen Dias Abzüge zu machen, von jedem Dia drei, d. h. pro Nase von jedem Bild einen. Außerdem können wir da auch Dias abphotographieren, da die Filme ziemlich beschissen sind und so manches Foto nichts geworden sein wird. So können wir schön untereinander austauschen. So verlieren wir hinterher auch den Kontakt nicht. Wir wollen uns einmal zum aussuchen bei HoWa treffen und einmal bei JöJa. Dann sehen wir weiter, wenn inzwischen Filme angekommen sind, könnt ihr die guten Fotos inzwischen rahmen und mit Blickpunkten von 3.000 aufwärts durchnumerieren. Gerade kommt JöJa, und deshalb mache ich Schluß. Es geht ihm wieder ganz gut. JöJa will gleich eine Pepsi ausgeben. Tschüs Euer Sohn, Stiefsohn, Enkel, Schnurspel, Bruder, Freund, Mittier, etc. ....... UlKa
Inzwischen
hatte hier wieder der Irano-Ungar, der so gut Deutsch sprach, halt gemacht und gab uns jedem zwei Pepsi aus. Er wohnt schon seit 40 Jahren in Teheran und ist auch mit einer Perserin verheiratet. Er war hier, um Relaisstationen in den Bergen zu errichten, damit auch Chah Bahar sein Fernsehen bekommt.
Inzwischen war der Kühler tatsächlich dicht geworden, vielleicht, weil die Zeit einfach reif dafür war, und war mit keiner noch so böswilligen Unterstellung mehr zu mehr als einer gelinden Kühlrippenfeuchtigkeit zu bewegen. Dennoch war ich sicher, daß der Kühler auf dem heißesten, trockensten und einsamsten Stück unserer zukünftigen Strecke seinen Geist aufgeben werde. Ich hielt es aber dennoch nicht für klüger, die Strecke über Bampur - Zahedan etc. zurückzunehmen, weil die Rappelpiste unsere vom Zerfall bedrohte Kiste noch schlimmer gewesen wäre als Gelände. Kühler fertig, Besuch bei JöJa, keine Feier, früh ins Bett.
Die große Rödelei - Bei den Ichtiophagen von Makran • • • • • • • • • • • • • • • • •
17.03. Der Zug durch die Gedrosische Wüste 18.03. GuHo = Guter Hosseyn 19.03. Batterien verloren! 20.03. Ein Tag vor Nouruz - und Shiraz ist weit. Briefe 1 Der Bander Abbas Batterie-Report Der Big Rödel-Report Teil 1 21.03 Nouruz – Und dann nicht in Shiraz Briefe 2 22.03. Gebrannter UlKa scheut den Kühler 23.03. Shiraz, Stadt der Gärten & Dichter Brief von WoZi Briefe 3 24.03. LoGe - Ein ruhiger Tag 25.03. Big Rödels großer Tag - Großer Rödeltag 26.03. Germano-Iranische Verbrüderungen 27.03, Großer Peykan-Besichtigungstag
17.03. Der Zug durch die Gedrosische Wüste An diesem Tage also sollte es losgehen. Mit einem defekten Fahrzeug, die Kühlerlage brachte nicht das, was benötigt wurde, über ein Gelände, daß nur sporadisch von Fahrzeugen befahren wurde. Das erste, was wir über diese Strecke gehört hatten, war, daß vor einiger Zeit 7 Wagen mit Superausrüstung in 7 Tagen von Bander Abbas bis Chah Bahar gekommen seien. Es sei eine Expedition und die Sensation
gewesen. Erzählt wurde uns diese Story an unserem 1. Abend im Chah Bahar Inn beim Bier von einem Kellner. Nun, der Typ schien wohl auch schon leicht touristisch angehaucht gewesen zu sein, so dramatisch vollziehen sich die Eroberungen neuer Wege im Iran nicht. Das nächste war dann ja die Story des Arztes, die JöJa notiert hat, und nun wollten wir es doch selber einmal versuchen. Pünktlich 8 Uhr erwartete uns GuHo vor dem Krankenhaus. Mit JöJa dauerte es noch einige Zeit, da der Arzt ihn vor der Entlassung noch einmal untersuchen wollte. Während GuHo noch, rührig wie er war, Proviant einkaufte, riß JöJa der Geduldsfaden, er pfiff sich etwas auf die Untersuchung, und damit konnte es endlich losgehen. Nun fuhren wir also aus dem Orte der 4 Frühlinge pro Jahr wieder weg, ohne etwas anderes als ein Stück Trümmerkiste, das Krankenhaus und Kühler, Kühler, Kühler gesehen zu haben. Nun, bei dieser Dünneisschlidderei, die wir betreiben, die Tragfähigkeit unserer finanziellen Basis ist in der Tat recht gering, bleibt uns nichts anderes übrig als sämtliche Reparaturen selber auszuführen. Vor allem müssen wir auf alle nicht unbedingt notwendigen Ersatzteile verzichten, weil wir sie halt nicht bezahlen können. Der Weg führte zunächst auf stark zerfahrener Piste, die leicht mit Asphaltstücken gesprenkelt war, bis Konarak. Die Perser haben wirklich einen herrlichen Knall. Da bauen sie diese gräßliche Piste doch stückweise tatsächlich urig breit zur Asphaltrollbahn aus, so dass man ordentlich Schwung holen kann und mit der richtigen Geschwindigkeit in die Schlaglöcher der nachfolgenden Piste rasen kann. So eine Straße kann den Fahrer zur Weißglut bringen, vor allem in einem defekten Unimog ohne Stoßdämpfer. Der Fahrer war, bis er sich auf eine Landzunge verfahren hatte, UlKa, dann war ich bis Key, einem winzigen Nest aus Lehmhütten und Barastis, am Steuer. Hier mußte nach dem Weg gefragt werden, da sich die einzelnen Fahrspuren im Orte unentwirrbar verknäulten und man, wäre man ihnen weiterhin gefolgt, wohl vor jeder Hütte einmal vorgefahren wäre. Wie in Konarak wurden wir hier auch zunächst verhaftet, weil wir ja das Verbrechen "Umherreisen ohne ausdrückliche Genehmigung des Schah" begannen hatten und nicht einmal Reue zeigten. Hier aber war es doch schon angenehmer und die Atmosphäre schon fast herzlich. Da der Wagen ohnehin zu heiß geworden war, kam uns die Einladung zum Tee gerade recht, um die heißeste Zeit in einem luftigen Barasti zu verdösen. Barastis sind übrigens, daß soll hier für den unkundigen
Leser erklärt werden, Hütten, die aus Treibholz, alten Palmstrünken und geflochtenen Palmfasermatten errichtet sind. So es ging eben in Rot weiter, weil ich - UlKa - nämlich jetzt weiter tippe, da der HoWa nach Hinab oder gar nach Bander Abbas getrampt ist, um zwei neue Batterien zu besorgen. Von Kaire aus fuhr ich mit JöJa vorn erst einmal wild in die Steppe. Dies dauerte aber nicht lange, da mir nach einer weile zu heiß wurde und mein Kreislauf renitent sich bemerkbar machte. von dort aus bretterte nun HoWa in einem weiter durch diese unheimliche Landschaft. Stückweise mußte sich unser Uni durch Sanddünen arbeiten, dann ging es wieder wie über Asphalt über tonigen Boden. Links und rechts steiles zerfurchtes Küstengebirge, die Ebene dazwischen mit niedrigen Sträuchern und verkrüppelten und vertrockneten Bäumen bedeckt, eine Scheißstrecke, aber das erste Stück, wo der Uni seine Berechtigung hat, und auch im Vergleich zur Piste weniger leidet. Nach einer Weile ging es nach Tang. Auch dort wollte man uns verhaften, aber GuHo hielt den Posten klein und erklärte, wir hätten eine Sondergenehmigung, so dass wir uns dem Abendrot., entgegen noch in Richtung Sarabad aufmachten. Der Weg wurde von nun an schwierig. Es ging in die Mashile, einer aus Dünen und Salzmarschen bestehenden fast unwegsamen Gegend. Wie die Spuren bewiesen, suchte sich hier jeder selber seinen Weg. Wir suchten uns eine Spur und folgten ihr: Die Düne rauf, die Düne wieder runter und hinein in den Salzmorast, daß die trüben Fluten nur so spritzten. Oh, verdammt, die Kiste will nicht mehr so recht, dreht durch, versinkt. Schnell Vierradantrieb rein, kaum Wirkung, die Räder sind schon verschwunden. Wer weiß, wie alt die Spuren waren, vielleicht noch aus der Trockenzeit? Und hatte man uns nicht Jeeps, ja, von ganzen Kamelkarawanen erzählt, die in diesem trügerischen Morast einfach versackt waren? Differentialsperren eingelegt, Lenkrad voll eingeschlagen, Vollgas. Der Schlamm spritzt, und unser kleines Ungetüm ächzt und schnauft, arbeitet sich schlingernd zentimeterweise voran, dem rettenden Dünenrand zu. Da, ein Rad faßt festen Grund. Wir sind raus! Das war wirklich knapp. Fortan nahmen wir uns Führer, wenn wir konnten. GuHo kommentierte einfach irgendwelche Hirten zur Gratisdienstleistung zu Gunsten der "Iranischen Armee" ab.
Bizarr gefaltete Gebirge wechselten mit Dünen oder tief versandeten Wadis, durch die wir uns mühsam mit "allen gezogenen Registern" hindurch kämpfen mußten. Der Tag ging zur Neige, und es kam immer noch kein Ort. Sollten wir hier in der Einöde übernachten? Man hatte uns von Räubern und anderen finsteren Gesellen erzählt. Da, ein Feuer auf einer Düne, Zelte, eine Antenne: eine Militärstation. Na, dann nichts wie hin. Nach anfänglicher Verblüffung war man hocherfreut über diese seltene Unterbrechung des eintönigen Dienstes. Der Befehlshaber des Camps, ein altgedienter Belutsche, bat uns ins Zelt und ließ Tee auftragen. Einen so warmen und herzlichen Empfang hatten wir hier nicht erwartet. Es war, als wäre man nach hause gekommen. Vielleicht muß man erst in die Einsamkeit der Wüste ziehen, um sich so über die Begegnung mit anderen Menschen zu freuen.
Draußen färbte die untergehende Sonne den Himmel blutrot, und die leichte Seebrise frischte zu einem angenehm kühlenden Wind auf. Derweil wurde im Zelt ein großes Tuch ausgebreitet, um das wir uns alle im Schneidersitz in den Sand hockten. Auf einem großen Tablett wurde ein riesiger Berg Reis aufgetragen, vom Safran gelb gefärbt, mit duftendem Hammelfleisch gespickt. Der alte Belutsche reichte uns persönlich die besten Fleischbrocken zu. Dazu gab es frisches, noch dampfendes Fladenbrot und stark gesüßten Tee. Jetzt erst merkten wir, wie hungrig wir waren und langten kräftig zu. Aus dem Kofferradio drang jene heiße mitreißende Musik von diesseits und jenseits des Golfes und unser Gastgeber wußte spannende Geschichten aus seinem langen wechselvollen Leben zu erzählen. Trotz unseres dürftigen Persisch lauschten wir bis spät in die Nacht.
Der Mond ging gerade hinter den Palmen der nahen Oase auf, als wir endlich in unsere Schlafsäcke krochen und uns in den noch warmen Sand kuschelten. Über uns funkelten die Sterne, und von Ferne konnte man das Rollen der Brandung gegen den Strand hören. Und wir schliefen mit der Gewißheit ein: Das ist der Höhepunkt der Reise!
18.03. GuHo = Guter Hosseyn
Wir hatten beschlossen, gleich bei Sonnenaufgang loszufahren, was wir auch dies eine Mal fertig brachten. JöJa und ich saßen vorne im Cockpit. Zur Abwechslung war uns diesmal gesagt worden, die Straße sei sehr gut, "Chaily Chub", und wir wären in 1 bis 2 Stunden in Sarabad. Aber dies entpuppte sich als Trugschluß, da es so, wie bisher, durch Dünen mittleren Ausmaßes ging. Der Kühler wurde langsam heiß, und wir mußten zu allem Übel auch noch ins Gebirge. Durch enge Risse gefüllt mit Schotter Über glatte steile Platten ging es aufwärts, bis wir an eine Art Paß kamen, wo wir erst einmal halt machten, um den Wagen auskühlen zu lassen und Öl nachzufüllen. Der Motor ölt nämlich inzwischen auch wie die Feuerwehr! An dieser Stelle ging es steil und schräg nach oben, und zwar ziemlich glatt über blanken Fels. Hier hatten sich viele Leute im Fels verewigt, und auch ich ritzte als Zeichen unserer Durchfahrt ein "D" und "NRU-EU 47" in den Fels. Von hier aus fuhr HoWa weiter. Gegen 10 kamen wir in Sarabad an. Über ein Flugfeld ging es zum Militärposten, wo auch der GAZ stand, dessen Spuren wir immer gefolgt waren. Dort wurden erst einmal wieder unsere Personalien aufgenommen, eine Tätigkeit, die GuHo für uns übernommen hatte, dann hieß es, es ginge ohne Genehmigung nicht weiter, und die Jungs fingen an zu funken wie die Irren, bis schließlich Hosseyn ein Papier erhielt, das unsere Daseinsberechtigung in dieser Gegend beurkundete. Ich glaube übrigens, bis Sarabad fuhr doch JöJa und dann erst HoWa. Nun ja, wir fuhren weiter durch die gleiche dürre Landschaft, zunächst mit Führern, da wir sonst die Piste nicht wiedergefunden hätten. Dann ging es, wie üblich weiter. Nach einer geraumen Weile erreichten wir den nächsten Posten, der sich durch seine Ordnung auszeichnete, in der Wachstube war alles säuberlich aufgereiht und angebracht inkl. Shah + Anhang. Das Papier wirkte anscheinend Wunder, und wir erhielten sogleich Tee. Der Chef der Truppe war reichlich dumm, und Hosseyn erklärte uns, wir sollten nach Möglichkeit keine persischen Laute von uns geben, da wir sonst als Spione eingebunkert würden. Nun wir erhielten bei diesem Posten noch ein phantastisches Mittagessen, bestehend aus einem riesigen Berg Curryreis, einer Art Tomatengemüse, Brot und Wasser, ohne unseren GuHo wäre das ganz anders gewesen. Als Soldat übernahm er das ganze Formularmanagement und verschaffte uns die Freundschaft dieser
Leute, die uns, wären wir allein gefahren, ansonsten nur Steine, bzw. Sanddünen in den Weg geräumt hätten.
Also
dieser dümmste Korrektler wollte dann noch bis zum n militärischen Kontrollpunkt an der Küste namens XYZ-Ungelöst mitgenommen werden, wobei er wahrscheinlich auch noch meine Brille, die immer zur Verfügung für HoWa und mich vorne lag - da hat der HoWa wahrscheinlich nicht aufgepaßt - hat mitgehen lassen. Na ja, die Strecke war sehr gut, Es ging nämlich an den Strand runter und ihn entlang. Das Wasser war herrlich, doch konnten wir wegen unseres mißtrauischen Mitfahrers nicht anhalten und baden. Wir stoppten nur einmal ganz kurz, um einen toten Haifisch, der im seichten Wasser lag und einen malerischen Fischer zu fotografieren. Der Strand zog sich völlig eben kilometerweit hin. Der Wagen konnte endlich mal wieder durchgeblasen werden, im 6. Gang brachte er auf dem feuchten Untergrund manchmal sogar 70. Das Wasser ist hier so herrlich blau und seicht, man könnte hier 100 m weit hinein gehen, ohne daß es die Schultern bedecken wurde. Dann erreichten wir den nächsten Posten. Dieser war schon wieder gänzlich aus Stein gemauert und lag weit hinter der Wegscheide, d. h. bis Kaire erhielten alle orte ihre Ersatzteile und Luxusgüter von Mashad, ab Sarabad erhalten alle Orte ihre Sachen bereits von Shiraz - dies zeigt deutlich, wie schlecht hier die Verbindungen sind. wir gaben unsere Personalien über unseren GuHo an und fuhren dann über schlechte Strecken wieder mehr im Lande in der Küstenwüste weiter. Wir wollten außer Sichtweite der Station noch schwimmen gehen, woraus aber nichts wurde, da wir nicht mehr ans Meer kamen. Dafür begann an einer saftigen Steigung auf halber Höhe der Kühler wieder zu rappeln, so dass wir wieder mal rödeln mußten. HoWa stellte sich auf die Hinterbeine, meinte, es hätte alles keinen Sinn und wollte den Wagen mal wieder stehen lassen, während sich JöJa im Wettbewerb mit HoWa im Dumme-SprücheMachen maß, der Hosseyn lediglich störte, ich derweil unter dem Wagen lag und versuchte, die Scheiße zu managen. Ich verbrannte mir dabei natürlich voll die Finger und gab erst einmal auf. Als aber die beiden nicht weiterkamen, überredete ich JöJa, einen Schlüssel mir zur Verfügung als Spanner zustellen, mit dessen Hilfe es mir dann gelang, das Problem zufriedenstellend erst einmal zu lösen und den Kühler fest zu kriegen. Nachdem wir dann noch mal wieder Öl nach gekippt
hatten, konnte es dann weitergehen. So schlugen wir uns dann weiter durch. wir hatten es uns vorgenommen, auf jeden Fall in dieser Tour noch Jask zu erreichen, und da die Strecke sich besserte und auch die Mitteilungen der Leute Über die Entfernungen Zuversicht erweckten, fuhren wir auch nach Einbruch der Dunkelheit weiter. HoWa, das Fahrtier, mit GuHo vorne, während ich mit JöJa hinten lag, und versuchte, die Stöße einigermaßen zu absorbieren. HoWa versucht immer vorne zu sitzen, da er es hinten nicht aushält. Dies gelingt ihm auch ganz gut, entweder fährt er tagelang oder er spielt Beifahrer oder er sitzt auf dem Dach, daß es uns aber hinten auch nicht sonderlich gefällt, daran denkt er seltener oder nimmt es einfach nicht zur Kenntnis. Na ja, auf jeden Fall ging es auch im Dunkeln erst einmal recht zügig weiter, GuHo kam nach hinten, JöJa ging nach vorne, und dann ging es mit einem Mal trotz aufheulendem Motor nicht mehr weiter. HoWa hatte ein Wadi durchquert, und nun standen wir auf einer steilen Sandrampe, die wieder auf die Ebene führt und kamen nicht hoch. Nun ja, wir auch raus, und es kamen auch gleich ein paar Leute an und die Lage erst einmal begutachtet. Der Wagen hing ziemlich schräg am Hang, zurück konnte er so nicht, da wir sonst umgekippt wären, d.h. wir mußten erst einmal versuchen, vorwärtszukommen. Die Jungs begannen also Palmen wie vor Jesu in Jerusalem zu streuen, was aber unseren Bemühungen wenig half, der Wagen kam aus der Scheiße, sprich weichem Sand, nicht so raus. Also bin ich aufs Dach und habe erst mal die Sandbleche losgerödelt. Mit viel Schaufeln haben wir sie denn unter die Räder gebracht, was uns aber auch nicht vorwärts verhalf. In der Dunkelheit konnte man sowieso nicht alles so wie am Tage regeln. Mit Müh und Not und seitlichem Abstützen haben wir denn den wagen wieder ins Wadi zurückgefahren. Puh, ich war inzwischen abgeschlafft, degeneriert, entmutigt und kreislaufgestört, so dass ich mich von den Arbeiten etwas fernhielt, was mir von gehobener Stelle - HoWa - natürlich gleich wieder unter die Nase gerieben wurde. Nun, in mehreren mühevollen, besonders für die Kühlung und die Reifen angreifenden Anläufen, mit Durchdrehen, vor und zurück und Schaufeln und Ackern und Gebrüll und dann wieder Schaufeln. Wir haben da auf meinen Vorschlag hin zwei Gräben durch die Kuppe gezogen, damit die schlimmste Steigung wegkam,. Danach, mit Hin und Her, gelang es dann dem HoWa, den uni den Hang hoch zu quälen, so dass wir dann alle erschöpft aber
doch glücklich oben standen. Puh, das war eine Nacht! Hier war so eine Art Punkt erreicht, wo wir einfach rüber mußten. Denn zurück konnten wir nicht mehr!,' So, oben beschlossen wir dann nach längeren Überlegungen doch gleich weiterzufahren. Den drei Belutschen, die uns ein bißchen geholfen hatten, hatte inzwischen JöJa durch ein Mißverständnis zugesagt, sie bis Bandar Abbas mitzunehmen. Scheiße, daß man kein Persisch kann, man sagt einfach, um nett zu wirken, immer yes, yes und hat dann die letzte Scheiße am Hals. ich habe dann alles wieder aufs Dach gerodelt, während die anderen beratschlagten. Wir kamen überein,' auf jeden Fall bis zum nächsten Militärposten zu fahren, da man ja dort zwecks Verhaftung doch länger warten müsse. Dieser konnte, wie man uns im letzten Posten gesagt hatte, nicht mehr weit sein. Also HoWa und GuHo vorne und wir beiden mit noch drei Belutschen auf du und du in unserer engen Schaukelkiste. Nach einer geraumen Weile gelangten wir auch dann an einen Ort, wo wir glücklicherweise, da GuHo es in die Hände nahm, schnell verhaftet wurden. ich konnte gleich im Wagen liegen bleiben und schlafen gehen. Die anderen erhielten Plätze in einer der Soldatenhütten. Morgens um fünf wollten wir dann weiter, mit einem Belutschen oder so, er kam von weit Richtung Mashad her, weniger, da dieser wegen mangelnder Ausweispapiere, Kinderausweis oder so, gleich einkassiert wurde. So dann schlief ich Gott sei dank endlich ein, und dieser totale Tag war endlich zu Ende!
19.03. Batterien verloren! 5 Uhr, JöJa rappelt mich wach. Er macht sich sogleich dann auch ans Frühstück machen. ich habe erst einmal Dünnschiß. JöJa und ich beschließen, HoWa mal hinten in die Schleuder zu sperren, indem wir beide einen ganzen Tag durchfahren. HoWa erhebt sogleich Einspruch, dem aber nicht stattgegeben wird. Also unsere beiden verbliebenen Belutschen eingeladen und mit GuHo und HoWa als Aufpasser nach hinten gesperrt. Und dann los. HoWa entzog sich recht schnell seiner Aufpasserpflicht, indem er sagte, er hielte es hinten nicht aus und sich auf unser schon sehr morsches Dach setzte. Ach ja, unsere Türfassung ist total hinüber, wir kriegen die Tür kaum noch zu, da uns die Wand entgegenkommt, große Scheiße. Also dann kam wieder Strand, und ich
mit 80 Jask entgegen. Die Leute hatten JöJa eine km-Zahl genannt, aber JöJa's Sprachkenntnisse waren eben so, daß wir mit fortschreitender Entfernung zwischen 8, 18, 28, 38, 80, 88, 108, 180 wählten, da irgendwas ,mit "hascht" (= 8) dabeigewesen sein soll, es waren dann 80, die ich mit Brettern über den Sand, in zwei Stunden bewältigte. In Jask dann über Asphalt (!) und Kreisel zum nächsten Pepsi Shop, der sich aber als richtiger Coca Cola Shop entpuppte und trotz der frühen Stunde schon aufhatte (es war so gegen halb "Hascht"). Coca Cola ist, weil nicht so süß wie Pepsi, besser. Wir kauften auch gleich Zucker wieder ein. GuHo ging zur Post, und dann fuhren wir tanken. "Back on the road again" aber "the road" entpuppte sich als zwar jüngst angelegte aber trotzdem eine Scheißrappelpiste, wie wir sie gern vermieden hätten, denn sie läßt sich nur einigermaßen mit einer Geschwindigkeit so um die 80 fahren, und der geneigte Leser wird inzwischen um unsere geringe Beschleunigungskraft und unsere inkonstante Höchstgeschwindigkeit infolge mangelnder PS wissen. So wurde mir, der ich immer noch am Steuer saß, auch die Geschichte zur Tortur. Die neue Straße hatte noch nicht überall Brücken, und so mußte man bremsen, um durch die Wadis zu kommen und dann wieder beschleunigen, und dann die Berge und die Scheißhuckel, und dann verlor unser Dachaffe auch mal zwischendurch seine Windbrille und mußte sie erst wieder aufsammeln und dann die Scheiß-Oberscheißwellblechrappelwaschbrettpiste.
Unterwegs stockte mal der Motor, was wir aber auf ein loses, uns bekanntes, Batteriekabel zurückführten. Tja, und dann mußte ich mal halten, an so einem Trockenflußtal, weil sich gerade ein LKWatsch beim Durchqueren befand. Und da ging mir doch so sang- und klanglos der Motor aus, und es war kein Saft zum wieder Starten da. Am Kabel der Lichtmaschine konnte es nicht liegen, da sonst die Kontrollampe geleuchtet hätte. Na, da stieg ich also aus und sah die Bescherung und – tja - man soll es nicht für möglich halten, der Batteriekasten war offen und ----leer. Da hingen zwei vereinsamte Kabel heraus mit den Resten von Polen noch dran und sonst – "Chaily Charab" ! The End! JöJa meinte nur, sie wären ganz neu gewesen und begab sich wie auch ich und HoWa und GuHo und unsere beiden Belutschen in einen Zustand reiner Apathie! HoWa hatte auch nichts gehört, obwohl er auf dem Dach gesessen hatte, und so mußten wir uns
was einfallen lassen. Wir versuchten es erst mit Anschieben., was leidlich ging, da es ein wenig bergab ins Wadi ging, aber 6 Zylinder Benzin brauchen viel Spannung und eine Batterie, und so kam er nicht. Auch das Anschleppen mit der freundlichen Hilfe eines Landrovers gelang uns aus Batteriemangel nicht, und so saßen wir dann da. Vorbeifahrende Motorradfahrer berichteten von einer nahegelegenen Polizeistation, und so machten sich denn JöJa und GuHo in der Mittagshitze zu Fuß auf, jene zu erreichen. Später erzählte JöJa, es wären rund 8 km gewesen, und abgesehen von einem kurzen Stück, wo sie auf Kamelen geritten sind, seien sie das ganze Stück stramm marschiert inklusive Kletterei durch Wadis. Der arme schon so tote Rödelbär! Tja, so blieb ich mit HoWa, dem zynischen Quer-, Dick-, Holz- und Rödelschädel allein zurück, denn das ist er, meint JöJa, also allein zurück, alldieweil sich unsere beiden Belutschen mittels eines angehaltenen Lastwagens aus dem Staube machten, sie haben übrigens nichts geklaut! Tja, wir tippten Tagebuch und unterhielten uns mit den anhaltenden LKW-Fahrern. Auch ein Scraper kam vorbei, von dem wir uns gerne hätten abschleppen lassen, da die Dinger schön ruhig und langsam mit viel Kraft ihres Weges zieren, doch mußte dieser leider unterwegs vorher abbiegen. Tja, und dann hielt ein Militär-LKW, und die Jungs wollten uns unbedingt abschleppen, wir also mittels Seil hinterhergegangen, und dann ging es wirklich los wie "Lützows wilde, verwegene Jagd". Wir hatten den Jungs zwar gesagt, daß man so ein Auto höchstens mit 40 abschleppen darf, aber sie mußten unbedingt zeigen, wie schnell so ein GAZ ist, fuhren mit 80 und beschwerten sich hinterher noch, daß wir so schwer seien! Wir hatten gesagt, nur bis zur nächsten Polizeistation, damit wir JöJa nicht verpassen, inzwischen war aber unser Seil, Stahlseil gerissen und wieder befestigt worden, und zwar so, daß gleich die von mir konstruierte Kühlerhalterung zerrissen wurde und der Kühler wieder läuft wie vor Chah Bahar, und schließlich hatten sie keine Schmutzfänger und warfen uns einen Stein in die Windschutzscheibe, so dass diese jetzt ein schöner Sprung in Gestalt eines Sternes ziert! In Facto haben die Jungs uns dreimal soviel wie vorher kaputtgemacht! Wir hätten man da stehen bleiben sollen! Nun standen wir doch immer noch auf Piste, nur daß nach rechts eine weitere Piste abging, die zu besagtem, Polizeiposten führen soll!
Nun, so saßen wir hier eine ganze Weile, bis nach einiger Zeit aus dieser Straße ein Gaz auftauchte, der mit zwei Personen in persischem Räuberzivil, die sich später als Polizisten ausgaben, und GuHo nebst den traurigen Überresten von JöJa. Wir versuchten sogleich, mit meiner alten Batterie, der Batterie des Gaz und der Lichtmaschine in verschiedenen Kombinationen unseren Wagen in Gang zu kriegen, was uns aber wie ich erwartet hatte, mißlang. Nun ja, unsere beiden Zivilpolizisten stoppten einen weiteren Mercedes-LKW, und HoWa wurde auserkoren, mittels diesem in den nächsten Ort zu eilen und Batterien einzukaufen, da die Kasse leer war, sammelte er schnell von mir 1.000 Rial und von JöJa 3.750 Rial und 150 DM ein und entschwand, nachdem er noch unwillig einen Brief von mir an meinen kleinen Schatz entgegen genommen hatte, gen Minab oder gar gen Bander Abbas mit dem Auftrag, zwei Batterien von mindestens 45 Ah je Exemplar. und Kühler-Dichtungsflüssigkeit zu besorgen und mit diesen auf dem schnellsten Wege wieder hier zu erscheinen. Tja, und, dann saß ich wieder mit JöJa und GuHo in der Gegend. Von ein paar Leuten ließen wir uns in die Seitenstraße schieben und fingen an, mehr oder weniger zum Zeitvertreib, alles raus und wieder rein zu rödeln, um wieder ein bißchen Ordnung in den Wagen zu kriegen. Es war eine ganz schöne Arbeit und auch der Abend begann sich schnell zu nähern! Zwischendurch aßen wir mit unserem Klotz am Bein, und noch zwei ungelegenen Trampern Ravioli und tranken Tee. Ich hatte dann wieder Dünnschiß. Wir rödelten den Wagen innen noch fertig und überdeckten den ganzen Rest mit einer Plane. Ich legte mich dann mit Hosseyn auf den Teppich und schlief recht gut während sich JöJa mit letzter Kraft im Wagen verstaute! Dann war auch dieser Horrortag vorbei.
20.03. Ein Tag vor Nouruz - und Shiraz ist weit. Wir
standen früh auf, JöJa weckte mich und machte auch gleich Kaffee und Marmeladenbrot zum Frühstück. GuHo stand später auf und mußte sich selber was machen. Ich hatte etwas festeren Schiß! Dann rödelte JöJa das Werkzeug zusammen und ich begann zu tippen. Erst Tagebuch, dann einen zweiten Sicherheitsbrief an An und dann
wieder Tagebuch bis hier. Gleich will ich meinen Geschichtsreport weiter tippen und dann JöJa's Shahabad-Report. HoWa muß dann noch was über seine Untersuchungen in Sachen Batterien tippen. So jetzt ist es wieder aktuell. JöJa sitzt hier mir gegenüber, neben mir Hosseyn. Sie stöhnen beide und versuchen, sich auf Englisch zu verständigen, im Moment sind sie wieder bei der Tierwelt! – Finito
Briefe ... 1. UlKa,140 km hinter Bandar-e-Jask und 170 km vor Bandar Abbas, 19-03-74 2. UlKa,140 km hinter Bandar-e-Jask und 170 km vor Bandar Abbas, 20-03-74 3. UlKa,140 km hinter Bandar-e-Jask und 180 km vor Bandar Abbas, 20-03-74
Der Bander Abbas Batterie-Report Die Abfahrt kam für mich recht plötzlich. Ich war gerade dabei, die Zündkontakte unseres Wagens einer kritischen Betrachtung zu unterziehen, als es von hinten feldwebelhaft erdröhnte: "Los, HoWa Nach Bander Abbas mitfahren, Batterien kaufen!" Es hatte gerade ein großer Mercedes-Benz-LKW angehalten. So drückte mir schnell jeder alles Geld in die Hand, das zur Hand war und ab ging's. Ich hatte gar nicht so recht mitbekommen, wie mir eigentlich geschah. da war ich auch schon unterwegs, noch total verschmiert vom Basteln, mit schmutzigem Hemd und verfilzten Haaren. JöJa hatte mir noch schnell seine Shahabadausgehjacke mitgegeben.
Ich
hatte nun etwas Zeit, mir meine Mitfahrer genauer anzusehen. Außer dem Fahrer des Tank-LKW's, einem typischen persischen LKW-Fahrer, mächtig gebaut mit Schnurrbart, ganz. Herr über seine vielen PS, waren da noch vier Leute. Wir saßen also zu sechst vorne im Fahrerhaus. Davon waren 3 Leutchen Militärs aus Jask, die übers Nouruz-Fest nach hause wollten. Dann noch der kleine LKW-Junge, der dank meiner die ganze Fahrt über auf dem Armaturenbrett sitzen mußte. Einer von den Militärs war Luftwaffenmensch und sprach recht gut Englisch, Mahmud Zade war sein Name. Ein anderer Marinemensch konnte wenigstens so viel, daß es für die Unterhaltung reichte. Erzählt wurde denn auch viel. Über das langweilige Leben hier in der Verbannung in den tiefen Süden, über die wenigen Mädchen, die man in Bander Abbas verführen könne usw. Auch mein Batterieproblem wurde verhackstückt. Und es wurde schon wahrscheinlich, daß Minab nicht die Endstation dieser Reise sein würde.
Es muß noch gesagt werden, daß die Fahrt, zumindest bis Minab, eine reine Freude war, obwohl wir dichtgedrängt in der Kabine dieses mächtigen Wagens saßen. Hier merkte ich erst, wie sträflich die Unimogbauer den Fahr- und Sitzkomfort des Führerhauses vernachlässigt hatten. Während wir uns auf Piste immer fühlten als ritten wir einen Preßlufthammer als Steckenpferd, glitten wir hier, weich gepolstert, von einem sonoren Brummen begleitet, hoch über allem, Waschbrett dahin. Der Wagen war jetzt leer. Er hatte Dieselöl nach Jask gebracht und brauchte trotz hügeliger Strecke seine Geschwindigkeit nicht zu reduzieren. Ja, der heutige Stand der LKWTechnik ist schon hübsch weit fortgeschritten. Benz ist da wohl in der Tat eine der führenden Firmen. Wir hatten mit unserem 16 Jahre alten Gefährt wenig von dem neusten Stand der Technik. Auch die neuen Unimogs sind "ein Gedicht von Auto". Und es blieb uns nichts anderes übrig, als einen auf spartanisch zu machen. In Minab ging der Marinemensch, auch ein Hosseyn, mit mir auf Batteriesuche. Selbstverständlich folgte uns sofort ein Sicherheitspolizist in Zivil und wollte mich gleich einkerkern, aber mein Marine-Hosseyn boxte mich nach kurzem, Paß-Betrachten wieder heraus. Aus der Batterie wurde nichts in diesem verlassenen Nest. Dafür konnte ich mich in einem
Lokal kurz waschen, und man gab mir auch eine Cola aus. Ab Minab war Asphalt, kein guter, aber dennoch ein lang entbehrtes Vergnügen. Inzwischen war die Dunkelheit auf uns gekommen, und der Fahrer machte Musik an. Diese Art Von Musik stößt entweder total ab oder berauscht total. Man sagte, dies sei arabische Musik mit persischem Text, ganz typische LKW-Fahrermusik, bei der die Jungs nächtelang durchfahren ohne einzuschlafen. Man merkte es seinem Fahrstil auch gleich an. Er saß völlig entspannt in seinem Fahrersitz, die Augen halb geschlossen, mit Bleifuß auf dem Gas, eingehüllt in diese schrille Persischer-Golf-Musik. Es war wie der mitternächtliche Ausbruch des persischen Feuers. Er fuhr in der Tat wie ein Teufel, drängte mit seinem rasenden Ungetüm alles andere brutal auf den Seitenstreifen, fuhr mit tollkühner Todesverachtung in die Kurven. Es ist schon eine seltsame Sache zu diesen stampfenden heißen Rhythmen durch die stockfinstere Nacht zu brausen. Nur das schmale Asphaltband vor Augen, daß sich wie eine Schlange ins Dunkel entwindet. Merkwürdige Gedanken kamen einem in einer solchen Situation... Der kleine LKWBoy, der bei jedem Halt den Wagen von vorn bis hinten durch zu kontrollieren hatte, sackte bald zusammen und rutschte vor Müdigkeit in den Fußraum. Erschöpft schlief er, den Kopf auf meinen Knien... ja, ja, hart ist das Leben eines persischen LKW-Jungen!. Ab 60 km vor Bandar begann der Edelasphalt - nur Fliegen ist schöner (sind schöner). Die rührigen Militärs hatten mir inzwischen die Adressen von Batterieläden und anderen Orten aufgeschrieben, mir Tips für Rückticketkauf und Übernachtung gegeben und sogar die Taxipreise im und außerhalb der Stadt genannt. 10 Toman = 4 DM mußte ich für diese 170 km hinlegen. Vom LKW-Platz in die Stadt kam ich gut mit zwei der Mariners auf einer Peykanpritsche. Doch sie wollten noch mehr für mich tun. Es war ein ungünstiges Datum. In 2 Tagen sollte das Nouruz-Fest stattfinden, und die Stadt wimmelte von Reisenden, die hier im warmen Wetter feiern wollten. So waren die meisten Hotels und Mosaferchanes überfüllt. Im Hotel sollte ein Bett pro Nacht gar 50 Toman kosten. Zu zwei Mosaferchanes, "Chahar Fasel" und "Eslami" begleiteten mich noch zwei der netten Soldaten, die es eigentlich recht eilig hatten, dann gaben sie auch auf und rieten mir, mich an die Polizei zu wenden, die wüßte Bescheid und würde sicherlich helfen. Da stand ich nun also inmitten einer orientalischen Hafenstadt, todmüde und wußte nicht recht, was ich tun sollte. Also hinein ins Präsidium. Ich
schnappte mir gleich den nächsten "Bullen", schleifte ihn zu seiner Dienststelle und fragte, was das denn hier wäre, ob man in dieser Stadt denn zum Nouruz nicht unterkommen könne. Nach einigen peinlichen Fragen: Deutscher, Engländer oder Osterinsulaner? Tourist oder Spion, Name, Klasse, Alter, Farbe oder Achselhaare? Hatte man sich wohl zur Genüge davon überzeugt, daß ich nur ein harmloser Irrer sei, der auf der Jagd nach Ersatzteilen auch hie und da ein wenig schlafen müsse. So stellte man mir einen schmucken "Jungbullen" zur Seite, der mit mir noch einmal alle Mosaferchanes abklapperte. Mit gleichem Erfolg wie vorher. Nur in dem versteckt gelegenen Mosaferchane "Chajjam" war man helle gewesen und hatte den Garten voller Betten gestellt und ein solches konnte ich für 6 Toman erhaschen. Es war das 7. von links in der 3. Reihe von oben gezählt. Der nette Polizist, der, nachdem ich meine bzw. unsere Lage auf Farsi klargemacht hatte, recht verständig geworden war, verabschiedete sich mit einer kalten Pepsi und zuckelte wieder seines Weges. Wertsachen einschließen lassen, notdürftig waschen, leicht zudecken, weg war ich, umgeben von lauer, feuchter Frühlingsluft und allerlei illustrem Volk.
Der Vortag des Nouruz begann für mich in aller Frühe. Schlafen kann man, wenn einem der Morgentau ins Gesicht fällt, doch nur bei großer Müdigkeit. So lungerte ich schon, bevor alle Geschäfte aufmachten, in der erwachenden Stadt herum. Der 1. Batterieladen, der öffnete, hatte nicht die passenden. Er wollte mir aber andere andrehen, von denen die eine Sorte gar 2.000 Toman, also ca. 800,-- DM kosten sollte. Daß ich bis zu 400,-- DM für den ganzen Spaß loswerden könnte, hatte man mir schon vorher prophezeit. Das hier war aber doch zuviel. Auch in dem größten und einzig kompetenten Laden hatte man nicht das Richtige, sagte mir aber, daß ich etwas ähnliches haben könne. Ansonsten gäbe es noch ein Geschäft weiter hinten, beim Bazar. Nun, der Bazar war wirklich sehr interessant und ich hätte ihn gerne näher kennengelernt. Aber wir reisen ja mit einem Unimog, und da heißt es Verzicht üben bei solchen weltlichen Genüssen. Interessant, hier an der Küste sind die Frauen mit den Gesichtsmasken. Statt Schleier tragen sie hier, ebenso wie in einigen südarabischen Scheichtümern Masken, die unwillkürlich an den süddeutschen Fasching erinnern. Nur wirken die schwarz vermummten Gestalten mit den grell roten Narrenmasken hier eher gespenstisch als lustig. Nun, den Batterieladen habe ich nicht gefunden.
Das machte aber gar nichts, denn das Passende hätten die Jungs auch nicht gehabt. Ich brauchte eigentlich zwei 12 Volt / 45 Ah-Batterien. Die 40 Ah-Batterien zog ich aber den 60 Ah-Dingern vor. Allein aus preislichen Gründen schon. Von diesen Dingern, zum VW gehörig, aber hatte man nur ein einziges Exemplar. So mußte ich noch eine Peykan-Batterie hinzunehmen, mit 56 Ah. 197 Toman die eine, 250 Toman die andere Batterie. Dazu noch 2 Pötte Kühlerdichtmasse für je 1,5 Toman. Unser Kühler konnte ja auch wieder das Wasser nicht mehr halten. Nun werden hier aber Batterien nicht trocken vorgeladen wie bei uns, sondern ungeladen verkauft. Also hin zur Ladestation mit den beiden Betonklötzen. Erst sollte das Laden bis Morgen dauern, als sie mein entsetztes Gesicht sahen, gingen sie aber runter auf 12 Uhr mittags. Nun sollte aber der einzige Mini-Bus nach Jask Punkt 11 Uhr gehen und danach gar nichts mehr. Wie sollte ich dann mit den beiden Gewichten hier wegkommen. Bekanntlich ist für die Tage um das Nouruz-Fest schon tagelang vorher jeder Sitzplatz ausverkauft und alle Verkehrsmittel ausgebucht. Ich wäre also in Bandar gefangen. Das sahen die widerspenstigen Batterieleute dann aber doch ein und versprachen, bis dahin fertig zu sein. Gut, alles klar. So konnte ich also daran gehen und mir ein Busticket zu besorgen. Aber, wie schon erahnt, gab es gar keine Reisemöglichkeit mehr für mich. Es war schon alles weg. Berufsmäßigen Verkehr gibt es am Nachmittag vor so hohen Feiertagen auch nicht mehr. Nun, ich hatte erst einmal Zeit genug zum Überlegen. Inzwischen wechselte ich Geld und aß ein Sandwich. Aber echte Ideen zur Lage kamen mir doch nicht. Da saß ich dann also auf einer Stufe vor einem Gemüseladen und blies Trübsal. Eigentlich wollte ja auch der Captain von Gestern hier vorbeikommen, um mir bei. der Suche eines Tickets zu helfen. Der aber hatte wohl am nächsten Morgen doch vor der Schwere seiner Aufgabe kapituliert und es vorgezogen, nicht zu kommen. Wie ich da nun saß und eine Scheißwut auf meine eigene Trotteligkeit hatte, stand plötzlich ein verschmierter Mann mit fettem Wanst vor mir und streckte mir seine Pranke entgegen. Was am meisten erstaunte, war, daß er recht gut Englisch konnte. "I. have been a sailor. And you are a German. I, can see it from your face. I have seen St. Pauli, Reeperbahn. What are you waiting for?..." - Er sei jetzt Automechaniker, sagte er noch und bot mir jede Hilfe an. Nur konnte auch er mir nicht sagen, wie ich zu meinen Leuten am Straßenrand zurück kommen sollte. Gegen 11 Uhr waren
die Batterien natürlich noch nicht geladen. Aber nun machte das auch nichts mehr. Jetzt hatte ich ja Zeit. Als ich den Preis für das Laden hörte, fiel ich fast vom Hocker. 100 Toman wollte der Junge haben und bekam sie auch. Na, der Iran ist wirklich verdammt teuer geworden. Dann ergab sich auch noch das Problem, die Dinger zu transportieren. Wie sollte ich das wohl anstellen. Die Dinger waren sauschwer und mit übergekochter Säure verschmiert. Würde ich sie übereinander vor dem Bauch tragen, hätte ich bald ein Loch an der Stelle in der Kleidung. Der Batterielademann half mit einer kleinen Kiste aus, allerdings nur gegen 2 Toman. Diese Halsabschneider!
Na, dann mal los! Zwei Batterien auf einmal sind in der Tat von nicht zu verachtendem Gewicht. Ob vorm Bauch oder auf der Schulter, lange konnte ich so nicht umherlaufen. Die Straßenränder standen voll von Leuten, die alle auf ein Taxi oder ähnliches warteten. Die Taxen fahren dann langsamen ihnen vorbei und die Leute rufen dann schnell irgend etwas in den Wagen, worauf dieser entweder weiterfahrt oder aber anhält, je nach dem, ob ihm die Strecke in den Kram paßt. Was sollte ich denn bloß rufen? Ich wollte doch nur aus der Stadt. Etwa "birun-eshahr"? Darauf könnten die Fahrer doch gar nicht so schnell reagieren, weil so etwas nicht vorprogrammiert ist. Aber hier am Straßenrand stand gerade ein Peykan mit Pritsche. Er hatte gerade jemanden abgesetzt. Den schnappte ich mir und redete auf ihn ein. Erst wollte er gar nicht recht verstehen, welcher Punkt wohl "außerhalb der Stadt" sei. Aber ich ließ nicht locker, und so kam ich für 2 Toman an den Stadtrand. Viel war mir hiermit auch noch nicht geholfen, denn heute fuhren kaum LKW's und die anderen Wagen brausten alle mit hoher Geschwindigkeit vorbei. Die Sonne knallte mir auf's Gehirn, und die Kehle wurde trocken. In diesem feuchtheißen Klima mußte ich unheimlich viel trinken. Ich fand es gar nicht so unangenehm heiß, aber das Wasser, oder was ich sonst trank, lief nur so durch mich durch. Kurz nachdem ich einen halben Liter Wasser getrunken hatte, trat die gleiche Menge durch die Haut wieder aus. Dabei mußte ich nur sehr selten Harn lassen, was nicht im Sinne des Konstrukteurs sein soll. Nach endlos langer Zeit hielt wieder ein Peykan-Pritsche an. Der Fahrer hatte wohl ein Geschäft gewittert. Er versprach, mich für 5 Toman bis zum Abzweig nach Minab mitzunehmen. 60 km seien das, sagte er.
Nach 12 km aber hielt er schon. Links ging der Weg nach Kerman und Shiraz, ab. Rechts nach Roodan und Minab. Ich hatte eigentlich den Abzweig zwischen Roodan und Minab gemeint. Aber was soll man tun. Da stand ich also wieder, und aller Verkehr rollte Richtung Kerman oder Shiraz. Und nur selten kam ein Wagen in meine Richtung. Mein Winken beantworteten die Insassen meist mit unverständlichen Zeichen. Auf jeden Fall hielten sie nicht an. Bis sich nach einiger Zeit ein Motorradfahrer meiner erbarmte. Es war nicht leicht, die schweren Klötze auf seinem russischen Vehikel zu verstauen, es ging dann aber doch. Eine herrliche Fahrt, wie Himbeersaft, so mild und leicht. Leider wurde sie alsbald durch häßliche Geräusche aus der Gegend des Motorenraumes unterbrochen. Ich glaubte schon, die Fahrt sei hiermit beendet, aber das zähe Ding hielt noch eine Weile aus. Einem deutschen Motorradfahrer hätte sich längst das Herz, im Leibe umgedreht. Aber mein pechschwarzer Fahrer meinte nur, diese Sorte Motorrad sei zwar sehr gut, dieses Exemplar aber, weil 7 Jahre alt, sehr schlecht. So hielten wir öfter zum Tee oder zur Zigarette, um das Maschinchen abkühlen zu lassen. Mein Fahrer war übrigens, wie viele hier, Angehöriger der Marine, der kaiserlichen Kriegsmarine und erzählte, er sei schon weit herumgekommen. USA, Pakistan etc. Jetzt war er auf dem Wege nach hause, zu einem Dorfe kurz vor Minab. Er wollte mich aber bis Minab fahren. Na, da hatte ich also wieder Glück gehabt. Weiter hätte er mich doch nicht bringen können, denn auf Waschbrettpiste hätte ich die neuen Batterien auch noch verloren. Der Asphalt ging ja nur bis Minab.
Hier lud ich mir die Batterien "auf den Ast" und marschierte Richtung Ortsausgang. Sogleich stürzte sich ein Rotte Straßenjungs auf mich und wollte meine Last übernehmen, was ich aber nicht zulassen konnte, weil die Kerle doch bloß wieder Geld haben wollten. Der schwarze Marinejunge wollte übrigens keinen Pfennig für die lange Fahrt. Hier von Minab, so sagten alle Leute, dürfte ich eigentlich nicht mehr wegkommen, weil um diese Zeit halt nichts mehr führe. Dennoch sah ich nicht weit einen LKW stehen. Es war ein Umzug einer Soldatenfamilie von Tehran nach Jask, eine zweijährige Verbannung also. Der junge Mann sprach gut Englisch und gemeinsam überredeten wir den Fahrer, mich doch auf dem Gepäck noch mitzunehmen, was
dieser aber nur für 20 Toman tat. Die Fahrt nach Bander Abbas hat 100 Rial gekostet, die Rückfahrt also 270. Es war keine bequeme aber eine angenehme Fahrt. Wenn ich nicht selber fahren muß und auch nicht genötigt bin, mich unterhalten zu müssen, dann kann ich so herrlich meinen Gedanken nachhängen. Deshalb fahre ich so gerne mit dem Zug. Noch knapp vor der Dunkelheit kam ich bei meinen beiden Begleitern an. (Report - Ende)
Abschied von der Küste:
UlKa und JöJa begrüßten mich wie einen verlorenen Sohn und gingen gleich an die Arbeit des Einbaues. GuHo sei ihnen in der Zwischenzeit sehr auf den Wecker gefallen, meinten sie. Nun ja, sie sind wohl auch selber recht reizbar gewesen. Sie hatten in der Zwischenzeit eifrig getippt, sogar die Fahrt von Chah Bahar nach Jask. Diese werde ich bei Gelegenheit allerdings noch einmal selber beschreiben. Es ging also wieder weiter auf inzwischen bekannter Strecke nach Bander Abbas. Hier in Bander Abbas bekam JöJa seine Gelegenheit die versäumten Geburtstagsbiere aus Chah Bahar auszugeben. Diese kleine Privatfeier spielte sich in einem Kino etwas außerhalb der Stadt ab. Offenbar der einzige Platz-, wo man abends Teheraner Luft atmen konnte. Denn hier waren auch viele Perser, die sich hier die harten Sachen in den Kopf knallten. Dann Asphaltstraße, herrlicher Asphalt, eine Straße wie ein Gedicht. Der Wagen lief mit 3/4 Gas seine 80 Sachen, und die km verrannen gleich in Zehnern. War das eine Fahrt. Das Schlimmste ist also geschafft. Am liebsten wären wir diesem Asphaltband bis ans Ende der Welt gefolgt. Doch nach 100 km wurde ich müde und hielt zum Schlafen an.
Der Big Rödel-Report Teil 1 JöJa's Version - niedergeschrieben von - UlKa
So, JöJa liegt jetzt neben mir und beginnt mit einem großen Seufzer:
So
um Ostern 1973 schaute ich so mehr routinemäßig bei, Eugen Kraffczik in Nienburg vorbei, um mal wieder ein paar schöne Geländefahrzeuge zu sehen. Ich machte einen Rundgang über den Platz, fand aber nichts Vernünftiges, z. B. einen relativ gut erhaltenen Unimog. Also ging ich auf einen kleinen Klönschnack zu Meister Lang und beschwerte mich darüber, daß sie nur Schrott auf dem Platz stehen hätten! Er war richtig beleidigt und sagte zu mir "haben se no nit den schicken Unimog do hinten in der Ecke gesehen, den mit festem Führerhaus und Kofferaufbau?" - Ich wollte es zuerst nicht glauben, und Meister Lang führte mich in einen abgelegenen Winkel, wo ich tatsächlich noch nicht gewesen war. Da stand er nun! - von dem ich schon öfter mal geträumt hatte, ein schicker Unimog, wie geschaffen für Reisen meiner Art, abschließbares Führerhaus, MG-Luke, sehr gute Bereifung, ein niedlicher Koffer mit einem großen Schiebedach, eingebaute Sitzbänke, Ablagen und viele diverse Stauräume versetzten mich in Entzücken! Auch eine Überprüfung der Unterseite inklusive Fahrgestell verlief zufriedenstellend. Die Achsen und die sichtbaren Aggregate sahen fast wie neu aus. Auch die Gepäckbrücke entsprach meinen Wünschen, nur eine Sache machte mir ein wenig Kopfzerbrechen: Das war die kaputte Stelle oben an der Tür des Koffers. Aber ich dachte mit einiger handwerklicher Fähigkeit sei auch dies zu beheben. Da der Chef nicht da war, konnte mir kein Preis genannt werden. Ich fuhr also einige Tage später noch einmal nach Langen Damm und nahm Ha zur Besichtigung mit. Auch sie war von dem Auto angetan, weil es sich ja auch gut von einem Mädchen fahren läßt (Kommentar der Tippenden: Frauen an die Macht!) und sich auch ohne Zwischengas vorwärts bewegen läßt. Kraffczik nannte mir einen Preis von 2.000,-- DM. Und da ich gerade meinen Borgward verkauft hatte und flüssig war, willigte ich erst einmal ein. Ich vereinbarte einen Abholtermin, mußte aber an dem Tag feststellen, daß keine passenden Batterien für den Uni bei Kraffczik vorhanden waren. Ich drückte den Preis sogleich auf 1.800,-- DM, handelte ein zweites Reserverad heraus und vereinbarte einen neuen Termin, wo ich mit zwei neuen Batterien auftauchen wollte. Dies geschah an einem Nachmittag, ca. eine Woche später. Ein Monteur von Kraffczik brachte die Kiste mittels Startpilot in Gang. Ich war begeistert vom Klang und der Laufruhe des Motors. Da es ziemlich spät war, erschien auch gleich K. und wollte kassieren. Wie üblich und schon früher gehandhabt verlief das ganze wie beim
Pferdehandel mit Handschlag ohne Quittung. Er steckte meine 1.800,-DM in eine Brieftasche, in der sich der Dicke nach zu urteilen bestimmt schon 20 Mille befanden, drückte mir die Hand und sagte: Macht‘s gut Jung! Doch sollte ich gleich darauf meine erste Pleite erleben. Da es bereits dunkel war, mußte ich, mit Licht fahren und der Rechte brannte nicht! So begab ich mich eigenhändig in K.'s Lager und klaute eine Biluxbirne. "Never mind" würde GuHo sagen! Ich fuhr also langsam vom Hof auf die Straße, da ... Nein, noch nicht, also, ich fuhr sehr langsam, um den Motor auf Temperatur zu bringen, als ich jedoch bereits einige km von K. entfernt war und in den 5. schalten wollte, da hörte ich doch plötzlich gleichzeitig die Engelein jubilieren und im Getriebe die Glocken läuten. Man kann sich den Schock vorstellen! Da aber niemand mehr bei K. war, schaltete ich mit Not vom 4 . in den 6. und fuhr zu Günther, um ihm mein Leid zu klagen. Nächsten morgen gegen 8 stürmte ich dann K.'s Büro. - Ich beschwerte mich, und er war sogar bereit mir das Geld wiederzugeben, er sagte mir, daß der Wagen das Geld auf jeden Fall wert sei und zählte mir die teuren und guten Teile auf. Dann versprach er mir, ein anderes Unimog-Getriebe aus einem alten Unimog zu beschaffen oder mir bei der Getriebereparatur behilflich zu sein. Ich wendete ein, daß ich sehr viel Arbeit und Zeit darein stecken müßte, und er sagte mir daraufhin zu, daß ich Unimogteile, die ich benötigen würde, abbauen könnte. So trennten wir uns, und der Wagen wurde bei Günther abgestellt. Ich meinerseits trug mich mit Reiseplänen nach Afrika fürs Wintersemester. Jedoch lief die Sache etwas unglücklich, da alle meine Freunde entweder Examen machten oder partout keine Zeit oder Geld hatten. Auf der großen Schweizexkursion im Juli fiel dann die Entscheidung, DoScho und auch WoZi hatten großes Interesse an einer Reise in den Orient. Sie dachten speziell an Oman, weil DoScho dort große Forschungsmöglichkeiten für Geographen sah. Zu Semesterbeginn wollten wir uns wieder treffen und alles nähere besprechen. Uns fehlte noch ein dritter bzw. vierter Mann, und DoScho wollte nur mitfahren, wenn er von offizieller Seite finanzielle Unterstützung erhielte. Diese wurde dann auch im Laufe des Wintersemesters gewährt, jedoch das Einreisevisum,für Oman war einfach nicht zu bekommen.
Augenscheinlich
hatte man die politischen Verhältnisse in Oman falsch eingeschätzt. Inzwischen hatte ich im Arabischkurs bei R.B. ein
genauso armes Schwein wie mich kennengelernt. Im Arabischkurs sprach man zwangsläufig über Arabien, und ich ließ das Stichwort Oman/Maskat fallen. Der Typ, der sich UlKa nannte, war hellauf begeistert, alldieweil dort archäologisch noch sehr viel zu holen war. Er teilte mir freudestrahlend mit, daß das gerade dddiiieee Sache für ihn sei und daß er gerade die nötigen 25 Hunderter besaß! Man traf sich also recht schnell in der Privatwohnung von mir, schmiedete Pläne und geilte sich an Karten auf. Kurze Zeit später brachte ich dann UlKa mal bei WoZi mit und stellte ihn WoZi's entzückender Frau vor. Auch WoZi hatte gegen den Miniaturarchäologen nichts einzuwenden, UlKa auch nichts, und man fand sich für die Reise sympathisch genug. Gemeinsam wurden die Visaanträge für die zu durchfahrenden Länder geschrieben, Paßfotos gemacht und beim Mensaessen geklönt, mit den Impfungen begonnen, etc. Inzwischen hatte bei mir Zuhause ein gewisser HoWa aus Scheeßel angerufen. - So, jetzt geht's gleich weiter! - Er hatte sich bei meiner Mutter als Afrikafan vorgestellt, ihr kund getan, daß er mit mir altem Afrikafahrer unbedingt in Kontakt treten müsse, bezüglich eines regen Erfahrungsaustausches! Bald danach klappte es, daß er mich an einem Wochenende Zuhause erreichte. In einem enorm langen Telefongespräch, das sicherlich auf die Telefonrechnung seiner Eltern gekommen ist, unterhielten wir uns über Afrika, den Orient und über Geländefahrzeuge. Ich erfuhr, daß er meine Adresse von Meister Lang bei K. erhalten hatte, als er dort bezüglich eines Kastenaufbaus für seinen Unimog herumgewieselt war. Da uns noch ein vierter Mann fehlte, schlug ich ihm bei einem unserer nächsten Telefonate vor, doch in den Wintersemesterferien mit uns nach Oman zu fahren. Er räumte ein, daß es ihm finanziell im Moment nicht besonders gut ginge, daß er aber genug Geld hätte, an der Reise ohne Teilhaberschaft am Kfz. teilzunehmen. An einem Samstag im Dezember kam HoWa nebst Weib Re zum ersten Beschnuppern bei mir vorbei. Sie hatten Dias von ihren letzten Orientreisen mitgebracht, und bei einigen Glas Bier wurde es ein ganz netter Abend. Auf Re muß ich einen netten Eindruck gemacht haben, da sie mir versprach, einen langen schönen Schal zu stricken, was sie denn dann auch für 10 DM Wollunkosten getan hat. Ca. 2 Wochen später, so kurz vor Weihnachten, kamen die drei anderen Keulen zu mir nach Wunstorf, um näheren Kontakt aufzunehmen, die Reiseroute festzulegen und das Fahrzeug zu besichtigen und noch andere organisatorische Dinge zu
klären. Schon damals war Oman etwas sehr zweifelhaft und so tüftelten wir uns Alternativreiserouten aus. ... Fortsetzung folgt ...
21.03 Nouruz – Und dann nicht in Shiraz Aber nicht nur das. Es sollte auch noch aus anderen Gründen ein recht trauriges Nouruz-Fest werden. In anderen Städten war jetzt bestimmt der Teufel los. In Teheran sind alle Leute, die etwas auf sich halten und sich das auch noch leisten können, schon um 4 oder 5 Uhr aufgestanden, haben Kind, Kegel und noch den halben Hausrat eingesackt, sich ins Auto gesetzt und sind gen grüner, warmer Landschaft davon gerauscht. D.h. mit Rauschen wird das so eine Sache gewesen sein. Teheran zur Rushhour ist schon kein Vergnügen, um 5 Uhr morgens zum Nouruz aber muß es das totale Chaos sein. Man fährt nach Shiraz, der Traumstadt aller Perser, um zu Füßen von Hafiz und Saadi zu picknicken oder macht eine Woche Badeurlaub in Bander Abbas, sofern man noch eine Hotelreservierung bekommen konnte. Die ersten Ausläufer dieser Völkerwanderung bekamen wir hier auf der Straße schon zu spüren. An diesem Tage würde es bestimmt einige Verkehrstote geben. So standen an markanten Punkten auch die Zelte des roten Halbmond-, bzw. der persischen "Erste-Hilfe"-Organisation. Die Städte sind zwar ausgestorben, aber die Polizei hat dennoch alle Hände voll zu tun, denn dieser Tag ist Hochsaison für die Diebe.
Nun,
auch wir konnten uns an diesem Tage nicht über Mangel an Arbeit beklagen. Nach ca. 35 km leuchtete bei unserem Wagen die rote Ladekontrolleuchte auf. Kurz vorher hatte es auch schon etwas brenzlig gerochen. Wenn da mal nichts durchgeschmort war. Auf jeden Fall mußte der Fehler gefunden und behoben werden. Wir suchten uns ein kleines Teehaus, wo wir den Wagen unter Schattenbäumen parken konnten. Wir mochten uns mit der Reparatur an diesem höchsten iranischen Festtage gar nicht so recht beeilen, denn die Lust an der Bastelei war uns inzwischen langsam aber sicher abhanden gekommen.
Ich hätte den Wagen am liebsten bei der nächsten Polizeistation eingemottet und die Reise für ein paar Jahre unterbrochen, um sie später, wenn wir mit frischem Mut und neuen Ersatzteilen hier ankommen, weiterzuführen. Zunächst wollten wir aber versuchen, mehr oder weniger gerupft, doch noch unsere Heimat zu erreichen. Bedauernswert aber waren nicht nur wir. Auch der arme GuHo mußte nun den höchsten Festtag seines Landes fern seiner Familie am Highway verbringen. Zur Feier des Tages spendierte er ein Frühstück.
Da ich mit der Elektrik auf Kriegsfuß stehe, verzog ich mich lieber unter den Wagen, um die Getriebehalterung wieder neu zu befestigen. Wenn ich die Schreie und Grunzer unter der aufgeklappten Motorhaube richtig gedeutet habe, war man vorne inzwischen dabei, die Lichtmaschine, die aufgrund eines Reglerdefektes das Zeitliche gesegnet hatte, auszuwechseln. Hatte ich früher gräßlich darüber gelästert, daß der Wagen so viel Gepäck nur für sich mitnehmen durfte, so war ich jetzt doch froh, daß wir die wichtigsten Ersatzteile mit hatten. Denn auch wenn Mercedes-Benz in aller Welt vertreten ist und hier im Iran alles andere bei weitem überwiegt, so gab es doch für unser 24 Volt-Unikum keine Ersatzteile im ganzen Lande. Der Reglerdefekt wurde von UlKa durch ein geniales Antippen desselben behoben. Eine Verklemmung löste sich, und die Sache war behoben so meinte jedenfalls UlKa. Mit dem Wunsch, unsere gequälten Leiber zu reinigen, steuerten wir geradewegs auf den Höhepunkt dieses Tages zu. Es war da nämlich, ein Becken aus Beton: 2 x 1.2 x 1 m mit Palmwedeln vor Blicken geschützt, in das das warme Wasser, das eine Dieselpumpe aus dem Boden förderte, lief. Schweiß und Staub hatten schon eine Kruste auf der Haut gebildet und die Haare verfilzt. So kam es uns hier vor wie im Paradies. Ja, so ließ sich der Iran aushalten: den ganzen Tag im Wasser sitzen, Skat spielen, Musik hören, sich auf schwimmenden Tabletts kalte Drinks von heißen Häschen servieren lassen und zwischendurch das Geschäftliche im diplomatischen Small Talk erledigen. Ja, wir wüßten schon, wie wir unser Leben gestalten würden, wenn wir könnten. Ein Herrenleben im Iran wäre - bis zur nächsten Revolution - sicher nicht zu verachten.
Am frühen Nachmittag konnte es dann frisch gewaschen und sauber gekleidet losgehen - nach Shiraz. Doch was war das? Nach 10 km Fahrt fing das rote Licht wieder an zu glimmen. Hätten wir den Regler doch ausgewechselt! Statt ihn aber diesmal endlich auszuwechseln, schraubten wir ihn auf, und UlKa fingerte etwas an dessen Innenleben herum, worauf ein Relais einschnappte. Sofort fingen alle Leitungen an zu qualmen, und ein massiver Kabelbrand bahnte sich an, eine bei 24 V nicht zu unterschätzende Gefahr für Wagen und Insassen. Während ich wie ein geölter Blitz nach hinten raste, um den Feuerlöscher zu holen, bewies UlKa soviel Geistesgegenwart, das Hauptkabel zur Batterie zu kappen. Als wir den Löscher endlich wo weit hatten, auch unser Brocken JöJa war in diesem Augenblick flink wie eine Gazelle, war der Spuk im Wesentlichen schon beendet, und es glühten nur noch einige Kabel still vor sich hin.
Mit der Entspannung kam der Verstand wieder, und damit der große Katzenjammer. Nein, das durfte doch nicht wahr sein! Nicht schon wieder! Warum nur geht es immer gegen die kleinen Dicken? Warum nur hatten wir immer so viel Malesche?
Verschmort waren die Kabel zum Anlasser und zur Lichtmaschine. Das hieß, es konnten auch diese Aggregate selber zerstört worden sein. Der Regler war ohnehin zu einem unkenntlichen Klumpen verschmolzen. Der neuen VW-Batterie war es offensichtlich auch dreckig gegangen. Sie sah leicht verschmolzen aus und hatte kaum noch Saft. Selbst wenn Anlasser und, Lichtmaschine noch in Ordnung wären, müßte einer nach Bander Abbas fahren, eine weitere Batterie und einen Berg Kabel holen. Diesen Trip noch einmal machen? Nein, das war entschieden zuviel! Diesmal wer anderes. Ich mußte mich erst einmal erholen. UlKa dachte schon wieder ans Abspringen und zog sich sogleich mit der Schreibmaschine in die Wüste zurück, um einen bitterbösen Brief an Zuhause anzufangen. JöJa und ich bekakelten die Situation in einem müden Palaver. - Hätten wir doch gleich auf den neuen Batterien den Regler gewechselt. Wir hatten doch schon geahnt, daß die Fahrt ohne Batterien und mit umherfliegenden Polkabeln dem Regler geschadet hätte! Hier konnten wir jedenfalls nicht bleiben. Wir mußten uns zum nächsten Ort abschleppen lassen. GuHo war es des
Leides nun doch zuviel. Er setzte sich, leicht verstimmt, mit dem nächsten Bus, den er stoppen konnte, nach Shiraz ab. Wir mußten erst einen Tee haben. In solchen Situationen muß ich immer erst etwas essen und trinken. Auf dieser Reise setze ich auf diese Weise noch Kummerspeck an. Kurz vorm Dunkelwerden gelang es auch noch, einen Benz-LKW für unser Vorhaben zu gewinnen. Weil heute Nouruz war, schleppte er uns unentgeltlich zur Wegkreuzung Schiraz-Kerman, wo auch ein Teehaus und ein Erste-Hilfe-Zelt standen. Er schleppte, das sei anerkannt, wirklich Vorzüglich. Allerdings saß auch JöJa mit prüfendem Blick an seiner Rechten. Hier war es schon gemütlicher als auf der Straße. Hier hatte UlKa seine Pepsis und ich Licht zum Tippen. Das also war Nouruz.
Briefe 2 ...
Also Ihr Lieben daheim! Zur Zeit befinde ich mich 135 km hinter Bandar Abbas in Richtung Shiraz und 164 km vor Sirjan, kann ich hier lesen und außerdem scheint alles am Ende zu sein. Wie wir nach Bandar Abbas kamen, könnt Ihr dem Brief an An entnehmen.
Also, wir hatten zwei Batterien verloren, meine hatte auch ihren Geist aufgegeben, so dass unsere 24 und unsere 12 Volt-Zweitanlage über den Jordan waren. Aber noch gegen Abend kam HoWa wieder mit zwei Batterien, die er für umgerechnet 240 DM erstehen mußte! Nun ja, wir weiter gefahren, ich habe vorher noch meine dunkelblaue Schlabberjeans ruiniert, als ich meine Batterie ausbaute, nachts in Bander Abbas ein Bier getrunken und heute mittag ging es dann wieder los. Die Straße war hier zwar ausgezeichnet, aber dennoch flammte unsere Batteriekontrolleuchte wieder auf. Mit Müh und Not wechselten wir unsere verkohlte Lichtmaschine und bauten unseren Ersatzgenerator ein. Aber anscheinend hatte unsere gesamte elektrische Anlage von dem Stück, das wir ohne Batterien gefahren waren, einen mitbekommen, denn die Lampe brannte wieder, einige
wichtige Kabel schmorten vor sich hin, und, der Regler erwies sich als defekt. Somit stehen auch meine archäologischen Sehenswürdigkeiten bei Shiraz auf der schwarzen Strichliste, da wir noch nicht einmal wissen, ob wir den Wagen überhaupt nach hause kriegen. Die Kasse ist genauso wie meine Börse in den roten Zahlen, es war halt alles ein bißchen schief gelaufen, und wir haben uns mit dem Fahrzeug ganz schön übernommen, von meinem VW-Bus wäre es billiger und besser gegangen. Die gesamte Arbeit ruht immer noch auf HoWa und mir, da JöJa weiterhin krank ist und sich nicht rühren kann. Tja, da steht nun unser Wrack auf der besten Straße Persiens und hebt sich reichlich stolz gegen den rotsilbrigen Abendhimmel ab, die alte ScheißSchrottkiste. Auch unser Mitfahrer, GuHo abgekürzt, hat sich per Tramp in Richtung Busheer seine Heimat, abgesetzt, denn heute ist gerade Nouruz, das Neujahrsfest, der 21.03. und keine Möglichkeit, mit dem Kackunimog hier jetzt wegzukommen. Eins kam nach dem anderen. Ich habe außer unserer fahrenden Ruine sonst weiter noch nichts gesehen, ganz Persien ist in Reparaturen untergegangen. Mit Mitbringen wird nicht viel werden, da keine Zeit und kein Geld vorhanden Aber wir haben wirklich eine Menge Pech. Der Wind pfeift durch meine zerfledderte, von Säuren zerfressene schickste noch Vorhandene Hose! Zwei Batterien verloren, meine aber den Jordan, eine der beiden neuen in Zuge des Kurzschluß auch noch verkohlt.
Also ich geb's bald auf. Ohne JöJa's Finanzpolster wären wir längst aufgeschmissen gewesen. Aber jetzt werde ich auch meine Mitfahrer bitten, einen kurzen Bericht zur Lage der Nation aus ihrer Sicht einzutippen, damit Ihr das ganze nicht nur von meiner Warte seht:
In der Tat, die Lage ist ernst aber nicht hoffnungslos. Eigentlich ist alles machbar, und man bräuchte den Kopf nie hängen zu lassen, wenn nur der Geldmangel nicht zu eine akuten Problem geworden wäre. So aber ist es ein Tanz auf der heißen Herdplatte, den wir hier aufführen, ganz ohne doppelten Boden und Asbestsohlen. Wenn wir stolpern, können wir uns da ganz gefährlich den Hintern verbrennen –und das gibt kein glückliches Bild. Sicher, dies ist noch nicht das Ende. Das kommt erst später. Dennoch müssen wir bekennen, daß wir uns als arme Schlucker in den teuren Iran hinein gemogelt haben wie ein
Student ins Intercontinental zum Staatsbankett und uns nur dank E-Pa und Billigsprit am Leben erhalten können. Die Sache geht also aber unsere Verhältnisse. Dennoch: Wir geben nicht auf! (Kommentar: HoWa)
Zum
Schluß werde auch ich armes geplagtes Menschenkind gezwungen, meinen Senf hinzu zu geben. Ich habe zwar den vorhergehenden Text noch nicht gelesen, kann mir aber vorstellen, wie pessimistisch der Inhalt ist, wenn ich mir meine Mitfahrer hier so ansehe. Ich kann nur sagen, daß wir uns zur Zeit in einer Pechsträhne befinden, die sicherlich bald vorbei sein wird.
Daß wir die Batterien verloren, war großes Pech, daß aber durchaus jedem anderen auch hätte passieren können. Auf jeden Fall war es uns eine Lehre, bei zukünftigen Reisen noch pedantischer den Wagen technisch laufend zu überprüfen, damit solch ein Mißgeschick nicht wieder vorkommt. Daß jetzt auch noch ein Fehler in der elektrischen Anlage zu einem Zusammenbruch in der elektrischen Anlage führte, sehe ich als Folgeerscheinung. Ich bin ziemlich optimistisch, daß wir in Kurze vielleicht sogar eine gebrauchte Batterie erstehen können und unsere Reise, wie geplant, aber Firuzabad, Shiraz usw. fortsetzen können. Bei HoWa und UlKa ist es vor alten Dingen die finanzielle Ungewißheit, die sie so pessimistisch stimmt. Ich habe aber noch genug Geld, damit der Unimog mit uns drei Irantrotteln (Pardon trottern) wieder gut in heimische Gefilde zurück kommt. Herz und Nieren des Wagens, sprich: Motor, Getriebe und Achsen sind noch in gutem Zustand - eine oder mehrere - ,auftretende Reparaturen an diesen lebenswichtigen Teilen wurden auch mich besorgt stimmen – und das ist ja das Wichtigste. Also dann, bis bald vielleicht mit ein paar Tagen Verspätung Ihr JöJa
Tscha , das war's also Ihr Lieben daheim. Druckt mir die Daumen, macht Euch nicht zuviel Sorgen, denn ich werd's trotz meines Kreislaufs überleben. Also bis dann, Euer Sohn, Stiefsohn, Enkel, Stiefbruder, Geliebter, Freund, Mittier usw. UlKa
22.03. Gebrannter UlKa scheut den Kühler Wir
wußten schon so ungefähr, was uns an diesem Tage erwarten sollte - viel fruchtlose Bastelei. JöJa aber hatte am Abend vorher den Arzt kennengelernt, der hier Dienst hatte, und war mit ihm ins Gespräch gekommen. Er wollte uns zu Test und Start seine LandroverBatterie ausleihen, uns notfalls abschleppen oder gar eine Ersatzteilfahrt nach Bander Abbas organisieren. Nun zur Bastelei. Wir hatten vorne am Regler überhaupt keinen Saft., Das konnte an der demolierten Batterie aber auch am Batteriekabel liegen Als wir jedoch die zweifelhafte, Batterie durch die vom Landrover ersetzten - die andere sah noch recht gut aus - tat sich noch immer nichts. Also wurde das Kabel von der 12 V-Lichtmaschine, die wir der Einfachheit halber nicht wieder eingebaut hatten, zur nicht mehr vorhandenen Batterie von UlKa - hier nutzbringend - verwendet. Nun hatten wir also Saft. Der Anlasser gab aber dennoch nur ein müdes Krächzen von sich. Er hatte also doch etwas abbekommen. Also Anlasser wechseln, was eine mühselige Sache ist. Wenn die eine Batterie noch in Ordnung gewesen wäre, hätten wir jetzt starten können, so mußten wir uns vom Landrover anschleppen lassen. Damit aber war noch nicht alles ausgestanden. Der Wagen lief jetzt zwar, aber das rote Licht, das wieder nicht verlöschen wollte, sagte uns zweierlei. 1.
Die
2.
Der Wagen bezog jetzt seinen Zündstrom von der Batterie. Die
Batterien werden nicht geladen. Somit ist entweder die zweite Lichtmaschine auch noch hin oder aber das zweite Lichtmaschinenkabel. (Das erste hatten wir ja schon in Bampur auswechseln müssen.) Beides ernste Fälle.
weiße konnte also nicht total zerstört worden sein und war eventuell noch aufladbar. Das also war eine gute Nachricht.
Bevor wir aber jemanden mit den defekten Teilen nach Darab in die Elektrowerkstatt schicken konnten, mußten wir wissen, was denn nun das defekte Teil ist. Mit Hilfe von Prüflampe und Batteriestrom maßen wir die beiden Lichtmaschinenkabel durch, wobei sich herausstellte, daß das von Bampur noch in Ordnung, das zweite aber zerstört war. Das andere Kabel einbauen, anschieben - und siehe da, der Wagen war mal wieder in Ordnung. Großer Abschied beim Doktor und seinem Helfer, der übrigens Deutsch lernte, und dann weiter. Vom Abzweig an hatte allerdings die Asphaltstraße ihr jähes Ende gefunden und es ging ab jetzt auf übler Piste weiter. Noch 450 km bis Shiraz. Es war hier noch recht warm, und das Kühlwasser fing einige Male an zu kochen. Den 3. Stop machten wir vor einer Wand. Es war eine rechte Himmelsleiter, die wir da vor uns hatten. Die Straße stieg aus der Ebene plötzlich einige hundert Meter in engen Kehren senkrecht hoch. Wie sollten wir da bloß hochkommen, wenn der Motor hier in der Ebene schon kocht. Nun, hoch mußten wir, und wenn es in 20 Etappen geschehen sollte. Die Abkühlpause wurde sogleich zum Abendbrot genutzt. Unterdes hielten auch noch einige besoffene Nouruzler, um uns Hilfe und einen großen Klumpen Haschisch anzubieten. Wir lehnten dankend ab. Die Steigung schafften wir dann doch in zwei Etappen. Hier oben war es schon merklich kühler. Gut für den Motor. Damals zwischen Bampur und Nikshahr hätte ich allerdings nicht gedacht, daß wir mit unserem reduzierten Windflügel überhaupt so weit kommen. Insofern konnten wir froh sein über jeden Kilometer, den wir hinter uns brachten. Irgendwo, nicht mehr weit von Darab, übernahmen UlKa und JöJa die Fahrt und ich legte mich zum Schlafen. Wegen der Piste war ich erst in Darab einigermaßen eingenickt. Doch hier war die Fahrt auch schon wieder zu Ende. Aus einem Riß zwischen unterem Kühlerstutzen und Kühler sprudelte lustig das kochende Wasser heraus und floß die hübsch asphaltierte Straße der Stadt hinunter. Nein, mehr als eine Reparatur pro Tag, das wollten wir nicht. Außerdem waren 200 km heute gegen 50 km gestern ja schon ein Fortschritt. So legten UlKa und ich uns schlafen, während sich JöJa noch von einem eifrigen Pfadfinder zum Essen einladen und sich über dessen hohe Lebensprinzipien aufklären ließ. Morgen also zur Abwechslung wieder ein Kühlertag!
23.03. Shiraz, Stadt der Gärten & Dichter So
etwas Dummes, heute war auch noch Feiertag. Da hatte ja gar keine Werkstatt offen. Nun, es half nichts. Der Kühler mußte dennoch wieder heraus. Hatten wir dem Kühler damals an unserem Batterieort zwischen Jask und Minab noch mit Dichtungsmasse beikommen können, so war dies hier auch nicht mehr möglich. Also, den anderen, nicht ganz so defekten Kühler hinein. Mit dem hatten wir damals ja auch Chah Bahar erreicht. Bei unserem Vorrat von 140 Litern H,0 mußten wir Shiraz mit Nachgießen erreichen können. So fuhren wir gleich mit einigen Kanistern vorne und offenem Wassertankdeckel weiter, legten aber JöJa‘s Blaumann über den offenen Wassertank, damit sich UlKa, der heute fuhr, nicht auch noch die Beine verbrenne. 30 km hinter Darab aber hatten wir wieder so eine Himmelsleiter wie gestern vor uns, allerdings nicht ganz so lang. Wieder schafften wir es ungefähr bis zur Hälfte, dann stieg die Temperatur wieder. Sie stieg sogar gewaltig, und ehe wir anhalten konnten, schoß das kochendheiße Wasser wieder mit solcher Macht aus dem Tank, das auch der Stoff des Blaumann von JöJa nichts mehr nützte und sich UlKa sein rechtes Bein jämmerlich verbrannte. Ich war schnell aufs Dach geflüchtet, wobei ich mir in der Eile einen tiefen Kratzer in der Schulter holte.
Es gelang UlKa gerade noch, den Wagen anzuhalten, dann war er für den Rest des Tages Invalide, lag jammernd hinten im Kasten und beschmierte sich laufend dick mit Brandsalbe. Nun, Verbrennungen und vor allem Verbrühungen sind in der Tat recht schmerzhaft. Ab jetzt fuhr JöJa zum, ersten Mal seit längerer Zeit wieder. wenn man Beifahrer ist, und vor allem, wenn man hinten im Kasten liegt, kann man immer den Fahrer für das Ächzen und Stöhnen der Karosse verantwortlich machen. Wenn man aber selber fährt und, ohne etwas machen zu können, zusehen muß, wie der Wagen gepeinigt und geschunden wird, dann bekommt man eine ohnmächtige Wut auf die Straßenbauer dieses Landes. Sollen sie doch ein paar Leopard-Panzer weniger kaufen und dafür Asphaltstraßen bauen. oder sollen ,sie doch wenigstens 2 mal pro Woche hier einen Scraper langschicken. So kommen die Leute hier doch nie zu etwas. Auf diesen Straßen zerfällt doch auch das stabilste Auto nach einiger Zeit in seine Einzelteile. Was
das an Ersatzteilen kostet! So verschlingt diese mörderische Piste auf Dauer doch mehr als eine gute Asphaltstraße kosten würde. Aber die spinnen halt, die Perser! Während man in Deutschland schon wieder viel lieber auf dem Lande wohnt und dort auch fast alle, wenn nicht mehr, Annehmlichkeiten der Stadt hat, so ist im Iran noch alles Leben an die Stadt gebunden, und vom Lande kommen nur die als tölpelhaft dumm belächelten Bauern, die man in den Städten vorzugsweise, ebenso wie die Touristen, über‘s Ohr haut. Nach Fasa sah es ein kurzes Stück so aus, als bliebe der Asphalt nun bis Shiraz, aber das gab sich wieder, und alles verschwand im dichten Staub. Die spinnen halt, die Perser! Mit ihren Ölmilliarden machen sie Krieg mit dem Irak und machen pompöse 2.500-Jahr-Feiern, aber anständige Straßen können sie nicht bauen. Die Stichstraßen zur Südküste sind auch nur wegen ihres militärischen Wertes erbaut worden.
Brief von WoZi Liebe
Freunde, nachdem ich heute schon eine Karte von Euch aus Isfahan erhielt, möchte ich auch einmal mein Lebenszeichen erschallen lassen, obwohl dies der erste Tag ist den ich außerhalb des Bettes verbringe und mich noch ziemlich schwach fühle. Aber ich möchte der Reihenfolge nichts vorwegnehmen und ... ach lest einfach das folgende!
Wie ihr euch sicher noch erinnern werdet, haben wir uns am Freitag, dem 16.02. gegen 14 Uhr mit Herzen (das wart ihr) und Schmerzen (Ich) getrennt. Der Zug sollte erst um 21.00 Uhr fahren. So verbrachte ich die meiste Zeit im Wartesaal mit netten Leuten, die mir dauernd unfreiwillig Cay spendierten und einem mies gelaunten Kellner. Zwischendurch pendelte ich zum interessanten Busbahnhof hinüber und erkämpfte mir mit Hilfe eines Englisch sprachigen Türken, eine Fahrkarte für den Anatolien-Express. Aber acht Stunden sind eine lange Zeit. Ich trank Cay und schloß Freundschaften, ehe ich dann nach der Einfahrt meines Zuges von der großen Delegation zum Bahnsteig gebracht und mit großem Hallo verabschiedet wurde.
"Zug fahren macht Spaß". Man redet man ißt, man läuft und nachts schläft man ein bißchen. Und schwupp-diwupp ist man, wie z.B. ich, am nächsten Tag in Istanbul. Da ich wußte, daß das Flugzeug erst am nächsten morgen, also am Sonntag fliegen sollte, bin ich noch etwas durch den Basar gebummelt. Gegen abend bin ich dann zum Airport gefahren.
Es
war ein weiteres Unglück, daß meine Euro-Cheques (!) nicht wollte. Ich bin ja nicht unbedingt dünnhäutig. Aber dennoch bin ich fast vor Wut geplatzt. Ungewißheit bis zum nächsten morgen, einzigartige Hilfe durch zwei türkische Polizisten überzeugten den Bankangestellten dann am Sonntag in letzter Minute von der Echtheit der unbekannten blauen Dinger. Denn ich wollte unbedingt nach hause weil die Schmerzen nun auch sehr stark waren. Na ja um 12:00 h am Sonntag war ich dann in Frankfurt und rack-zack-die-flack umt 18:00 h in Göttingen. Brigitte war ganz baff! --------------------------
Montag mittag dann war beim Arzt und Montag abend schlug ich ein weißes Linnenlaken im Krankenhaus in Weende zurück, um erst mal zu schlafen. Am Dienstag morgen, dem 19.02. lag ich dann unterm Messer. Der Grund: akute Apendizitis – Scheiss-Wurmfortsatz. Die in Istanbul diagnostizierten Nierensteine riefen bei meinem Hausarzt und in der Klinik ein überlegenes, ja schon arrogantes Lächeln hervor, Besonders nach der Operation als feststand, daß der Blinddarm kurz vorm Durchbrechen war. Die Halbgötter hielten ihren Kollegen zwar zugute daß das Würmchen nicht leicht zu finden war, da es sich hinter dem Dickdarm versteckt hatte und somit die schmerzen in die Richtung der Nieren gingen.
Jetzt sollte der Part kommen, den ich dramatisieren wollte, der jedoch von der Zensur wieder gestrichen wurde. (Wieder heißt: wie im Fernsehen oder Film über Abtreibung) --------------------------
Ich
hoffe das Ihr weiterhin eine ganz tolle Fahrt machen werdet während ich hier zu hause mich, seitdem es mir wieder besser geht, in Sehnsucht "ergehe". Trotzdem muß ich sagen das meine Entschluß, wie er sich heute und hinterher in den Facts darstellt, wohl der einzig richtige war. Aber das konnte ich in Ankara ja nicht wissen und deshalb war für mich ...
Als die Asphaltstraße nach einer Ortschaft wieder einmal anfing, wies uns UlKa nach einiger Zeit darauf hin, daß wir soeben durch Sarvestan und an seinen Ruinen vorbeigefahren seien., Da er aber weiter keinen Aufstand machte, fuhren wir gleich weiter. Eigentlich wollte ich die Sassanidischen Ruinen ja auch sehen, aber der Wagen nahm uns doch alle Freude daran. An dem Berg, wo sich UlKa die Füße verbrannt hatte, hatten wir den letzten Pott Dichtmasse in den Kühler gegossen, womit das Leck gestopft war. Jetzt sprudelte aus seinen Kühlrippen das Wasser wieder mit nie gekannter Intensität hervor. Die Piste hatte halt keine Gnade mit uns. Dank unserer Schrottkiste hatten wir nicht einmal einen Blick für das schöne frühlingshafte Fars. Aber das ist nicht die Schuld von Daimler-Benz. Unsere Dummheit muß halt bestraft werden. So erreichten wir Shiraz mit knapper Not.
Ich sehe mich verpflichtet, bevor ich diese Scheiße hinter mir lasse, zu begründen, warum ich hier am Beginn der schonen Asphaltstrecke das Weite suche. Ich schreibe diese Zeilen jetzt quasi zum 2. Mal, das 1. Mal vor Chah Bahar war ich leider, so muß ich heute sagen, zu inkonsequent. Das lag daran, daß JöJa krank war und mir leid tat, und weil ich ein etwas schlechtes Gewissen hatte, da ich es ja mit meinem Unverstand war, der den Kühler inklusive Windflügel auf dem Gewissen hatte. Auf jeden Fall wäre es damals für mich noch finanziell günstiger gewesen und ich hätte wahrscheinlich auch noch mehr sehen können. Ich hatte damals bereits erkannt, daß die Effektivität zwischen dem, was ich bezahlt hatte und dem, was an Kosten und Reparaturen jetzt auf mich zukam und dem, was ich gesehen hatte, einfach viel zu gering war. Dieses Verhältnis hat sich nun noch mehr verschlechtert. Mich hat diese Reise mit allem, was war und was noch an
nachwirkenden Kosten kommt, inklusive Material und Sachen Verlust zwischen 2.500 und 3.000 DM gekostet, und dafür habe ich praktisch keine oder auf jeden Fall eine viel zu geringe Gegenleistung bekommen. HoWa wird zwar rnaulen, aber ich will noch mal eine Aufstellung machen, was ich sehen wollte. was ich hätte sehen können und was ich gesehen habe: Auf meiner Liste standen Istanbul-(Film, kaputt), Kültepe Kanish - nachts vorbeigefahren, Van - okay, Topprakkale - wegen Schnee und Zeitmangel nicht gesehen, Cavuz Tepe - okay aber zu kurz und zu schlechtes Licht zum Foto schießen, Hoschup - nachts dran vorbei gefahren, Taq e Bostan - okay, Harsin wäre ein Umweg gewesen, Bisotun I Partherhang - nichts zu sehen infolge Winter, Kangavar - okay aber zu verschneit, zu dunkel und keine Fotos, Hamadan - nachts durchgefahren, dann fiel der Norden flach wegen Reperaturen in Shahabad, Kuh e Khvadjah bei zabol fiel flach wegen durchbrettern nach Chahbahar, dann an Sarvistan wegen defektem KÜhler vorbeigefahren, Industal und Mohendjo Daro waren vorher wegen Geldmangel flach gefallen, Firuzabad und Qala e Dokhtar fallen flach, da nur über Piste zu erreichen.. ebenso wird Susa flachfallen, da es auch an einer Nebenpiste liegt, das gleiche gilt für Shustar, dann fällt flach ganz Irak-Uruk, Ur, Sammarra, Babylon, Baghdad, Ktesiphon, Ninive, Assur etc., Kayseri ist wegen der Route über Erzurum auch wieder gestrichen, und da Persepolis, Naqsh i Rustam, Istakhr und Pasargadae wegen Reparaturen hier in Shiraz auch noch gefährdet sind, halte ich es für richtig, auf meinen Anteil an der Schrottkiste zu verzichten, noch 500 DM zu investieren, und hier in Shiraz erst einmal zu bleiben. Von hier habe ich dann auch noch die Möglichkeit, über Teheran zurückzufahren und noch etwas Vom Neolithikum izn Norden zu sehen: Jarmo, Hissar, Guran etc. Denn ich bin nicht nach Persien gekommen und habe nicht das viele Geld, das ich mühsam zurück zahlen muß, ausgegeben, um jeden Tag unterm Wagen zu liegen, ansonsten nur durchzubrettern und eifrig weiter Geld in diesen Schrotthaufen zu pumpen. Deshalb trete ich hiermit meinen Anteil als Ausgleich für mein Aussteigen und um nichts, gar nichts mehr mit der Kiste zu tun zu haben, an die Kasse ab, mögen sich die Verbleibenden darum schlagen! Ich werde jetzt erst einmal telefonieren gehen, um Geld von Zuhause zu organisieren. Hiermit ist für mich Finito!
Die
Sachen, die ich zurücklassen muß, bitte ich, falls man durchkommt, bei mir Zuhause abzugeben. UlKa, Shiraz, 23.03.74
Briefe 3 ... Shiraz, 23.03.74
Liebe Re, heute, 2 Tage nach dem persischen Nouruz-Fest sind wir in Shiraz angekommen. Wir sind hier auf einem ruhigen Campingplatz in der Nähe des Flughafens. Gerade zur Post haben wir es noch geschafft. So habe ich dann auch Deinen Brief noch bekommen. So groß auch die Freude ist, wenn man einen Brief von Zuhause bekommt, so sehr war Dein Brief ein Dämpfer. Ich glaube, ich sollte das tun, was ich seit Chah Bahar ohnehin vorhabe, nämlich so schnell wie möglich nach hause zukommen.
Statt hier wie ein Bekloppter durch den Orient zu preschen, sollte ich lieber die Aufgaben, derer Zuhause genug warten, erledigen. Zu Deinem Brief kann ich ansonsten nicht viel entgegnen. Es war ja nichts Falsches, keine böswillige Unterstellung darin. Ich kann Dir nur versprechen, mich zu bessern.
Auf dieser Reise hatte ich zwar nicht so sehr den brennenden Wunsch, sofort zukehren wie auf der letzten Fahrt, aber dennoch ist das Ganze eine sinnentleerte Sache. JöJa und UlKa sind zwar ganz feine Kerle, dennoch gibt es nur einen Menschen, dem ich mich gerne mitteilen möchte. So waren denn auch meine ersten beiden Reisen die schönsten, und das nicht ohne Grund - Von den beiden folgenden war nur der Anfang schön Griechenland. Diesmal war eigentlich alles ein großer Unsinn. Hatte ich mir doch schon vor zwei Fahrten geschworen, eine solche Reise nicht noch einmal zu machen, so hat mich diese Fahrt und dabei besonders Deine Abwesenheit und der permanente Zerfall des Wagens so sehr abgeschreckt, daß ich fast schon geneigt bin, die
Afrika-Reise zu verschieben. Ich muß erst wieder zu einem Konzept finden.
Die
Post heute in Shiraz weckte in mir wieder alte Erinnerungen. Damals hatten wir hier irgend so eine Adresse von Annettes Freunden in Teheran aufgesucht. Die Leute waren gräßlich penibel und deren überzüchtete Tochter fiel uns gar sehr auf den Wecker. Der Wagen hatte auch wieder einen Defekt, ich glaube es waren die Kolbenringe damals. Als der Wagen da gerade zur Reparatur war, sind Martin und ich hierher zur Post gewandert, um Briefe zu holen. Auf dem Rückweg konnte Martin es dann gar nicht erwarten, den Brief zu lesen und las im Gehen, wobei er immer ganz dicht meinem Schatten folgte. Einmal aber wich ich einem Pfahl aus und er nicht!
Damals ging ich in der Fahrt auf, diesmal nicht. Diesmal habe ich etwas Entscheidendes Zuhause gelassen. Ohne meine Schreibmaschine wäre ich hier total verloren gewesen. So habe ich meinen ganzen Eifer, meine Wut, Sehnsucht, Unausgefülltheit am Tagebuch abreagiert. Dieses Mammutskriptum umfaßt schon weit aber 100 eng beschriebene Seiten. Ich werde es den Leuten Zuhause in die Hand drücken, wenn sie auf die Idee kommen zu fragen: "Wie war es denn? Warum? Weshalb? Was habt ihr eigentlich erlebt?" Schade, daß Du die anderen Briefe nicht mehr bekommen hast. Wenn Du am 15.03. aus Cluj weggefahren bist, dann müßten dort noch einige Nachrichten von mir liegen. Ich werde Tante Ilona eine Karte schicken. Vielleicht sendet sie Dir dann meine Briefe nach.
Daß wir hier in Shiraz sind, ist für uns alle schon ein Grund zum Aufatmen, denn bei so mancher Panne wollte uns der Mut schon fliehen. Dazu sollte ich vielleicht einiges aber die Strecke sagen, die wir bisher gewählt haben. Ich nehme an, daß Du den Brief aus Isfahan noch erhalten hast. Von da aus ging es aber Nain -Yazd - Tabas Ferdows - Gonabad nach Shahabad, wo wir eine Woche blieben. Das alles hatte sich noch gelohnt. Dann hatte man uns den "Floh von Chah Bahar" ins Ohr gesetzt und die Stationen von da ab lauten: Ghaen Birdjand - Zahedan - Iranshahr - Barrrpur - Nikahahr - Chah Bahar Bander-e-Jask - Bander Abbas - Darab - Fasa - Shiraz. Von Yazd an
hatten wir im wesentlichen nur noch Piste, und zwar solche schlimmster Art, die so ziemlich alles an diesem Wagen zerschlug. So haben wir einige wilde Basteleien hinter uns uns, kennen jeden Teil des Wagens, was uns aber gar nicht recht befriedigt. Die Strecke von Chah Bahar bis Jask sind wir gar quer durchs Gelände gefahren. Das war eine wirklich sehr interessante Sache, die ich Dir schreiben wollte. Aber das ist nach diesem Brief, den ich ja eigentlich erwartet habe, völlig unwichtig geworden, wichtig ist jetzt nur noch, daß ich so schnell es unsere Schrottkiste zuläßt, nach hause komme, um zu retten, falls noch etwas zu retten ist.
Soweit
für heute. Den Rest muß ich in einer anderen Stimmung schreiben, und, das wird dann wieder ein neuer Brief. Du kannst, falls Du das nicht als Zumutung betrachtest, ja mal nach Istanbul schreiben, damit ich weiß, ob ich überhaupt nach hause kommen soll der es besser ist, am Bosporus wieder umzukehren.
Grüß, mir auch Karin! Dein HoWa
Ja,
ja, der UlKa ! Er soll sich ruhig an der Schreibmaschine abreagieren. So etwas beruhigt unheimlich, wie ich aus eigener Erfahrung sagen kann. Vieles, was man nicht sagen kann, wenn man nicht einen großen Streit provozieren will, kann man dem wehrlosen Papier anvertrauen und später gesammelt vorlegen. JöJa hat ja bis jetzt noch gar kein Tagebuch gelesen und weiß noch gar nicht, welche Kritik darin für spätere Generationen aufgehoben wurde.
Ansonsten bin ich nicht ganz UlKa's Meinung. Fars im Frühling und vor allem Shiraz ist durchaus sehenswert. Ich könnte hier ab sofort 1/2 Jahr leben, ohne eine einzige Ruine zu sehen und mich dennoch nicht langweilen. Es gibt doch auch noch lebende Menschen! Da dies also ein Tagebuch ist, werde ich jetzt auch weiter den 23.03. beschreiben:
Das Lachen und Erzählen in den Nachbarzelten. Auch die Jugend des Ortes kam gern hierher, weil sich die Leute hier irgendwie viel freier fühlten. Auch wir fanden hier noch ein nettes Plätzchen, das auch im Hinblick auf bevorstehende Basteleien gut geeignet schien. 5 Min. nachdem der Wagen stand, war ich auch schon gewaschen und mit einem schicken Hemd bekleidet, das ich mir mal für 2,- DM im StukaKleidershop in HH beim Totalausverkauf erstanden hatte. Unser Unimog ist ja ein auffälliges Fahrzeug, und so blieben wir auch nicht lange allein. Ein Lothar Albert Gerhardy (LoGe), der gerade seine, Frau in Indien hatte sitzen lassen, erkundigte sich geflissentlich nach unserer Daseinsberechtigung. Darauf konnten wir natürlich nur schlecht antworten, wollten wir uns nicht bis auf die Knochen blamieren. So fragten wir ihn lieber, ob er nicht, da uns seit geraumer Zeit schon unser 4. Mann abhanden gekommen war und der 3. Mann nun auch abspringen wollte, in die Bresche treten wollte - gegen Kostenbeteiligung natürlich. Gesagt getan, ein Man - ein Wort. Am selbigen Abend fuhren wir noch fort, und zwar zur Post, deren Restante-Abteilung an diesem Feiertage nämlich offen hatte. Ich hatte zwar wie auch die anderen Post, jedoch nur einen alten, dafür aber inhaltsschweren Brief von Re und von den Eltern gar nichts. Der eine Brief aber erinnerte mich wieder daran, daß Zuhause durchaus Aufgaben auf mich warten, während ich hier, jedenfalls in dieser Situation nichts mehr verloren habe! Während UlKa, JöJa und LoGe Ankunft in Shiraz feierten, legte ich mich früh zur Ruhe.
24.03. LoGe - Ein ruhiger Tag Da JöJa seine Hand noch nicht recht bewegen konnte, aber doch bei der Rödelei nicht fehlen wollte, wurde der Rödeltag verschoben und der 24. zum Post- und Ausruhtag (natürlich auch Tagebuch) erkoren. Noch am Vormittag fuhren wir vier mit einem Peykan-Lasttaxi in die Stadt (2 Toman) - zum Touristoffice. JöJa hatte ja den Irak noch nicht recht aufgegeben. Mit dem Hinweis jedoch, daß die Grenzstreitigkeiten noch im vollen Gange seien und Visa erst, wenn überhaupt, aus Khoramshahr und nicht aus Shiraz besorgt werden könnten, zerschlug sich die Sache und man einigte sich auf eine bequeme Asphalt-
Kaltwetter-Schnellheimfahrt über Teheran etc. Eine 3er-Mehrheit hatte Hunger und wollte etwas essen, ich aber hatte kein Geld für solche Späße. So trennten wir uns nach gemeinsamen Briefmarken und Postkartenkauf. Ich schlenderte durch den Bazar und einige kleine Gäßchen, wobei ich auch eine Kühlerwerkstatt ausmachte, zu Fuß zurück zum Campingplatz. Während der Rest der Mannschaft im Kaufrausch die staatlichen Handicraftshops unsicher machte, hatte ich so Ruhe, an einige Leute zu schreiben: Berlijns, Graham Warren, Pedro Chalmete, Karnail Singh, Tante Ilona, Peter & Ulla, Michael & Jürgen, Karin, Uli, Jürgen D. und Thomas Q. sowie an die Eltern. Ein Brief an Re war bereits weg. Der Tag klang damit aus, daß die wackeren Käufer heim ins Unimog-Reich kehrten, ihre persönlichen Stories zum Besten, der war in diesem Falle ich, gaben, und LoGe zum Einstand 4 Bier ausgab. Ein ruhiger Tag also.
So, erst einmal ein kleiner Nachtrag zum Basartag, der 4. oder so. Nachdem nämlich HoWa im Gewühl der Massen untergetaucht war, begaben wir, d. h. JöJa, LoGe und ich - UlKa - uns in eine Freßfabrik, d. h. wiederum in ein Lokal, wo schwere Männer versuchten, den Inund Output dieses kulinarischen Kebab-Monsters zu regeln. Das Essen war übrigens ausgezeichnet und sehr preiswert. Danach begaben wir uns in den Basar zum Schauen. Wir hatten aber leider das Pech, daß der Basar sehr heiß war und uns ein an sich typisch europäisches Touristenfieber übermannte. Es begann damit, daß ich bei einem bedruckten Kleid nicht widerstehen konnte und auch die passende Jacke dazu haben wollte, was mir zunächst aber nicht gelang. Dann schlug JöJa zu, ein Teller war sein Opfer im "Persian Handicraft Centre". Zwischendurch besuchten wir die obligatorischen Moscheen, die mit den Spiegeln und nie fertig werden (!), und dann kaufte der LoGe noch ein Hemd und wir schlenderten weiter, und dann wollte einer ein Kleid kaufen, und um es billiger zu machen, haben wir dann gleich 4 gekauft, und dann blieben wir bei den Kelims stehen und ... da konnten wir den JöJa gerade noch an den Armen fassen und dem Basar mit seinen grinsenden Fratzen entkommen, aber nein, wir mußten an der Stelle vorbei, wo ich zum ersten Mal die Jacke in der Hand gehabt hatte, und sie mußte auch noch mit ! Nachdem wir nun jeden Händler persönlich kannten, machten wir uns bei einbrechender Dämmerung auf den Heimweg! Tja, so ein Basar hat's in sich. Nur wegen dem bin
ich ja noch hier im Tagebuch zu lesen! So, und jetzt kommen die Kommentare für morgen:
--- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Firuzabad
ist eine Gründung des ersten Sassanidischen Shahs: Ardashir dem I. Er stammte aus der parthischen Stadt Gur gleich in der Nähe. Und so ist es nicht verwunderlich, daß diese Stadt - sie wurde noch während der Regierungszeit des letzten parthischen Herrschers errichtet - auch ebenfalls den runden Grundriß hat wie diese. typisch ebenfalls die doppelte Umwallung. In der Mitte des Ortes erhebt sich ein noch nicht ganz bestimmter Turm, um den Feuertempel kann es sich dabei nicht handeln, da sich dieser ein Stück versetzt ebenfalls im Zentrum, der Stadt befindet. Die Stadt erhielt ihr Wasser aber ein Aquädukt, das beim 6 km entfernten Palast begann.
Dieser Palast ist ein langgestrecktes Rechteck, das in mehrere Teile klar gegliedert ist. Iwan konnte in die Gebäude nur von der Nordseite durch einen riesigen Ivan hinein, vor dem sich eine runde Quellfassung befindet. Der ganze Bau war von einem Garten umgeben. Die Fassade war durch rundbogig abgeschlossene Nischen verziert. Um die herausragenden Gewölbepartien hatte das Bauwerk ein Flachdach. Der Eingangsiwan führte auf eine kleine Tür zu. Links und rechts Öffnen sich jeweils zwei quer gestellte kleinere iwanartige Säle. In allen Räumen waren gleichmäßig Nischen angebracht. Innen schlossen sie rundbogig ab, aber die Verkleidung gleicht genau den Rahmen der Fenster und Türen in Persepolis, nämlich á la Ägypten, oben auseinander strebende Papyrusstauden. Man sähe sich hierzu eins der Pictures an! Also, durch die besagte Tür gelangt man in einen Kuppelsaal aber rechteckigem Grundriß, eine erst einmalig hier auftretende persische Erfindung. Rechts und links schließen sich der Symmetrie halber jeweils ein weiterer Kuppelsaal gleicher Größe und Machart an. Dieser erste Teil des Bauwerkes überragte den zweiten gleich an Ausdehnung etwa um die Hälfte in der Höhe. Die Ausdehnungsverhältnisse waren etwa Höhe 1 : Breite 3 : Länge 6 (1 : 3 : 6). Der zweite Hofteil intimer, inoffizieller gestaltet als der erste Repräsentationsteil, besteht aus einem großen Innenhof. Man gelangt
durch eine Tür von dem Hauptkuppelsaal in ihn. Gegenüber befindet sich ein weiterer Iwan. Links und rechte wird der Hof durch Gewölbesäle gebildet, die die Wohnung darstellen. Durch ein Treppenhaus gelangte man auf das Dach. Ein großer Teil des Lebens spielte sich Stich in den Gärten, in den Iwanen und auf den Dächern ab. Man zog sich nur im Hochsommer in die dunklen Gewölbe zurück. Das Bauwerk hatte keine Fenster infolge der immensen Mauerstärke, sondern wurde nur durch den Hof und Scheitelöffnungen in den Kuppeln beleuchtet. Der Bau hatte trotz seines wehrhaften Ansehens keine fortifikatorische Bedeutung oder Funktion. Er steht als erstes bekanntes sassanidisches Bauwerk in einer nie wieder erreichten Geschlossenheit und Einheitlichkeit vor uns und zählt sicher zu den wichtigsten Monumenten im Iran.
16 km weiter liegt die Burg dieses Gebietes, ebenfalls in den Tagen Ardashirs des ersten gegründet, die Qala-e-Dokhtar. In der Literatur wird sie häufig als iranische Gralsburg bezeichnet, was in der Tat, vom Äußerlichen her, richtig ist. Auf einem steilen Bergrücken erheben sich ihre Mauern noch heute bis zu 30 m. Durch eine doppelte Toranlage gelangte man in den unteren Hof, durch ein weiteres Tor in den inneren Hof. Es ist eine Art umgekehrtes Modell Firuzabad, denn hier lagen die Unterkünfte. Auf einer weiteren Terrasse erhob sich dann ein riesiger Iwan, der in einer unheimlich großen Rundbastion ausläuft. Das ganze hat von oben den Umriß eines Schlüssellochs. In der riesigen Bastion befindet sich ein weiterer Kuppelsaal. Er hat ebenfalls einen rechteckigen Grundriß., darüber Konchen und dann eine Kuppel, die selbst die Kuppeln im Tatpalast weit übertrifft. Den Sassaniden ist hier auf Anhieb eine Bauform zu höchster Meisterschaft gleich bei der ersten Anwendung geglückt. Die Qala-e-Dokhtar hat dieselben Nischen wie der Talpalast, auch etwa die gleiche Anzahl Räume gleicher Funktion, so dass man annimmt, dieses Gebäude sei lediglich die Burg für den Talpalast gewesen. Andererseits ist die Qala durch die größere Abmessung der Repräsentationsräume und durch ihre Lage durchaus zum Herrschersitz prädestiniert, so dass Forscher annehmen, erst war die Qala da, und als Ardashir sein Reich erobert hatte und es recht friedlich war, sich den bequemeren Talpalast gebaut hat. Ich möchte mir aber hierüber kein Urteil erlauben. Auf jeden Fall sollte man diese drei Orte, die Keimstätte des Sassanidischen Reiches, besucht haben.
Es wird zur Zeit überall restauriert, und ansonsten sind sie auch so sehr imposant und anschaulich, besonders eben monumentale Felsenschloß, die Qata-e-Dokhtar. Hingewiesen sei noch auf die vielen Reliefs in der Umgebung, sie zeigen unter anderem die Investitur Ardashirs durch Ahura Mazda. Sie sind sehr einprägsam und zeigen wie spezialisiert der Stil der Sassaniden von Anfang an war. --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Ich alter Zyniker habe jetzt endlich die 4. Strophe zum Unimoglied gefunden und die geht so ...
Tief im Dreck unterm Wagen Lieg‘ ich beim Kühler vorn, Lustig die Kabel rauchen, Batterien schmor‘n. Klappern tut das Getriebe, Ich weiß nicht, was wir schon verlor'n. Ach Gott, hilf, daß ich singen kann, Daß doch der Wagen endlich rollt!
So, das war mein letzter künstlerischer Erguß für heute. 26.03. Nein Väterchen Franz, hör auf mit der Geschichte, Kunst ist doch Genuß! Nun gut, Väterchen Franz macht Schluß...
Aber die Geschichte ist
noch nicht zu Ende. Wir müssen noch bis good old Germany kommen, koste es, wen es wolle. So laßt uns dem Götzen Uni unsere jungen Leben opfern, unsere Gesundheit und unseren Ruf für diesen Moloch aufs Spiel setzen und uns finanziell und moralisch ruinieren. Auf Brüder in die Scheiße, in den Dreck! Wir
werden weiterreisen, bis alles in Scherben fällt, denn heute gehört uns der Unimog und morgen... Ja, wer weiß, ob wir morgen noch erleben werden!? ... --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Sarvistan liegt nur 5 km von der Straße, die Bander Abbas mit Shiraz verbindet, entfernt. Zu meinem Bedauern und zu meiner Entrüstung mußten wir aber mit einem laufenden, defekten Kahler daran vorbeifahren! Sarvistan ist ein kleiner Sassanidischer Palast aus der Zeit Bahram V. Er ist noch sehr gut erhalten und zahlt zu den wichtigsten Sassanidischen Palästen, weil in ihm alle wichtigen Bauformen und Ideen jener Zeit (5. bis 6. Jahrh.) vereinigt sind. Eine Vorhalle aus drei gewölbten Räumen fahrt auf den zentralen Kuppelsaal, der Linke außerdem durch einen Iwan zu erreichen ist. Um den typischen Innenhof gruppieren sich ein großer Iwan und zwei Längssäle, deren Gewölbe von Doppelsäulen getragen wurde, die ein Stück von der Wand entfernt stehen, so dass ein klein wenig ein basilikaler Charakter aufkommt. In der einen Ecke befindet sich ein weiter kleiner Kuppelsaal, dessen Gewölbe ebenfalls auf freistellenden Säulen ruht. Die ganze Anlage ist nach außen geöffnet, jeder Raum, bis auf die nach Norden liegenden hat ein oder mehrere Ausgänge in den Garten, eine für die Sassaniden und den Orient sonst ungewöhnliche Bauweise, wo ja sonst alles nach innen geschlossen ist. Auf jeden Fall ist der Palast sehr sehenswert, da sehr viel erhalten und restauriert ist. Meiner Meinung nach wird Sarvistan bald gleichberechtigt neben Persepolis und Taq-e-Bostan auf den INTO-INFOS stehen.
Da wir ja nun auch nicht nach Bishapur und Susa kommen, möchte ich gleich an dieser Stelle kundtun, was wir versäumen:
Bishapur
ist eine Gründung Shapur I. Z.Z. wird die gesamte Stadtanlage von dem Franzosen Giraknan ausgegraben. Shapur hatte die Römer und Valerian besiegt, diesen nebst einigen tausend Legionären gefangen genommen, und verwendete nun diese Leute zur Neuanlage von Städten, was ja bekanntlich eine beliebte Tätigkeit
orientalischer Potentaten ist. So wurden denn die Städte Nishapur, Gundeshapur und auch Bishapur von Kriegsgefangenen errichtet. Dies kann man sehr deutlich in Bishapur sehen. Die Straßen kreuzen sich rechtwinklig, es gibt sogar ein Denkmal im griechisch-römischen Stil, und es gibt viele Mosaiken, die in ihrer Machart rein westlichen Ursprungs sind. In Bishapur gibt es zwei Palastbauten, von denen der eine sehr gut ausgegraben ist. Ein Kuppelsaal ist zum Kreuz durch Nischen erweitert mit Nischen in römischer Manier, mit Mäandern etc. verziert. Nebenan liegt eine dreischiffige mit Mosaiken verkleidete Iwananlage, dahinter im Berganhang ein Feuertempel, interessant auch ein unterirdischer Kuppelsaal. Die ganze Stadtanlage mit hippodromischem Grundriß ist von einer mächtigen Mauer umgeben, deren riesige Rundbastionen seltsamer weise nur einen Abstand von 2 m haben. Die ganze Anlage schmiegt sich an einer Seite an einen steilen Berg, auf dem sich eine große Burg erhebt, an einer Seite an den Fluß heran. Rechtwinklig umgibt dann die Mauer die Stadt an den anderen beiden Seiten. Bishapur ist bereits jetzt in den Karten als Sehenswürdigkeit eingezeichnet. Da außerdem dort permanent gegraben wird, ist es besonders interessant. Man findet selten im Iran wieder eine so große Grabung, außer in Susa, wo eine ganze Stadtanlage mit Palast, Tempel und Burg und Stadtmauer freigelegt wird. Ein sehr großes Versäumnis, diesen Ort nicht zu besuchen, geradezu unverzeihlich, in Fars zu sein und dort auf dem Rückweg nicht entlang zu fahren!
Susa ist so immens groß, daß ich nicht weiß, wo anfangen und wo aufhören, deshalb schreibe ich auch hierüber nicht viel, man muß es einfach gesehen haben! Auch in Susa graben die Franzosen und dies schon seit Jahrzehnten. Ihr Grabungshaus erhebt sich gleich einer Burg aber dem Hügel. Susa ist übrigens der größte Tell Vorderasiens! Susa war schon im 8. Jahrh. ein chalkolithisches Lager. Darüber liegen immense Schichten der Bronzezeit, der elamischen Zeit, etc., an die nur noch keiner heran gekommen ist, da man die oberen Schichten der Achämeniden, Seleukiden und Sassaniden nicht einfach so wegschippen will und auch finanziell gar nicht kann. Susa war 3.000 Jahre lang eine der bedeutendsten Städte Vorderasiens. So eine richtige Weltstadt mit Konstanz! Sie war Hauptstadt der EIamer, Achämeniden und Sassaniden und verlor auch in den Zeiten, wo gerade
mal kein Herrschergeschlecht in ihr residierte, ihre Bedeutung nicht. Auf dem Tell gibt es einen sehr schönen Achämidischen Apadana! Außerdem kamen in Susa sehr wichtige Einzelfunde ans Tageslicht. So hatten die Elamer z. B. auf einem ihrer siegreichen Kriegszüge aus Babyton die Gesetzesstele Hammurabis mitgehen lassen, die ansonsten für die Archäologie weg wäre, da das Babylon Hammurabis unter dem Grundwasserspiegel liegt und deshalb nicht mehr ausgrabbar ist. Dann kam z.B. eine Statue von Darius im ägyptischen Stil mit Hieroglyphen ans Tageslicht, die auch heute noch eine Kuriosität für die Archäologen darstellt. Ansonsten gibt es auf dem Hügel immens viel zu sehen und auch zu sammeln. Man sollte es als Reisender also nicht versäumen, sich Susa anzusehen.
Es gibt so vieles, was man sich ansehen sollte, z. B. Qasr-e-Shirin, einer der letzten persischen Palastbauten vor dem Arabersturm. Er erhebt sich auf einer riesigen Plattform á la Persepolis und weiter weg knapp zwei km erhebt sich ein weiterer Palast oder riesiger Feuertempel. Dann der Takht-e-Suleiman in Azerbaidjan, der den mittelalterlichen Chronisten als Vorlage für die Gralssage diente. In einer sehr gut erhaltenen Steinmauer liegen ein großer runder See, ein großer Palast mit Iwanen und Säulenhallen sowie einer der wichtigsten Feuertempel Irans, wo die Schriften Zarathustras aufbewahrt wurden. Es gibt so vieles! Leider können wir ja nicht durch den Irak, obwohl meine Liste kurz genug war mit Ur, Uruk, Babylon, Ktesiphon, Ninive und Assur. Ich hätte sie nur an sehenswerten und wichtigen Sachen verdreifachen können. Meine nächste Reise werde ich auf jeden Fall nur mit einem VW-Bus und archäologisch interessierten Leuten machen., und dann nur von Grabung zu Fundort tigern, denn Reisen wie diese bringen nichts. --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Auf
jeden Fall folgen in diesem Manuskript noch die Kommentare über Persepolis, Naqsh-e-Rustam, Istakhr, Pasergadae, Firuzabad, den Palast und die Qals-e-Dokhtar, da ich durchgesetzt habe, diese Sachen, wenn schon nicht mit dem Unimog, dann doch wenigstens mit
einem Leihwagen zu besuchen. Diese Sachen muß (!) man gesehen haben, wenn man in Fars ist, sonst braucht man hierher nicht zu fahren. Ich weiß sowieso nicht, was ich meinen Archäologen erzählen soll! Der Preis für das, was ich bis jetzt gesehen habe, war einfach zu hoch! Wenigstens hatte JöJa etwas von dieser Reise. Dafür daß er sein Projekt in der Tasche hat, war er aber ja leider sehr krank und HoWa ist ja sowieso so ohne Motivation außer Tagebuch schreiben mitgefahren, so dass ich der wirklich Leidtragende und Benachteiligte dieser Reise bin. Aber der Rest inklusive Museum Teheran und Hattusas wird durchgepaukt!
Ach ja, warum ich immer noch mitfahre: Ich habe einfach nicht das Geld, um doch noch länger hierzubleiben. Ich täte es gerne, um doch noch etwas zu sehen, aber ich mußte dann noch länger arbeiten, um mein Defizit auszugleichen Wir sind ja jetzt wieder zu viert, da wird der Sprit billiger werden, mit dem Wagen an sich habe ich ja nichts zu tun und außerdem habe ich Schulden bei JöJa. Im Moment sitze ich im Wagen in strömendem Getrippel, das durchs Dach tropft - ich habe die Schnauze voll. Immer wenn JöJa den Pott wegnimmt, werde ich unfreiwillig gebadet. Es pißt durch alle Löcher des Wagens, eine einzige Überschwemmung, der Wagen ist total ruiniert.
25.03. Big Rödels großer Tag - Großer Rödeltag JöJa’s Pranken waren einigermaßen wiederhergestellt, und so war es eine Lust, ihn knallhart zuschlagen zu sehen. Dennoch die Getriebehalterung war ja eigentlich mehr mein Gebiet, und so teilten wir uns Freud und Leid und die saftigen Flüche unterm Wagen. Die Getriebehalterung war in der Mitte einmal gerissen und mußte geschweißt werden. Ein Schweißgerät aber fehlte uns noch in unserer Ausrüstung. So klemmte sich JöJa die Getriebehalterung und ich mir den defekten Kühler, den geküßten, unter den Arm und hielten den nächsten Gemüsekleintransport in die Stadt an. Die Jungs hier sind an solche Flickarbeiten schon gewöhnt und gingen mit einiger Routine an
die Arbeit. Nun ist Shiraz auch immerhin eine große Stadt, und ihre Handwerker sind berühmt für ihre Fingerfertigkeit. Schweißen 7,5 Toman, Kühler 8 Toman, einige Schrauben 5 Toman und 2 Pötte Kühlerdichtungsmasse 30 Toman. Während ich noch auf LoGe wartete, setzte sich JöJa zum Mercedes-Hauptladen ab, auf der Suche nach einem geeigneten Windflügel. Dabei sind wir doch gut aus den heißen Gebieten herausgekommen. Was soll denn jetzt noch ein neuer Windflügel, der hier sicherlich sauteuer, in Deutschland aber kostenlos zu haben wäre. Nun, JöJa will immer alles ganz genau machen und braucht dafür auch immer die entsprechende Zeit, dennoch schießt er manchmal die größten Böcke. Als LoGe kam, schickte ich ihn JöJa nach, weil dieser ohne Geld losgefahren war. Ich ließ mich für 2 Toman mit einem Scooter direkt vor Zelt und Wagen fahren. Das ist hier noch Service! War der Ausbau der Getriebehalterung noch relativ leicht gewesen, so war der Einbau schon ein kleines Kunststück, weil sich jetzt ja nicht mehr in zwei Teile zerfiel. JöJa und LoGe kamen nacheinander an. Sie hatten sich verfehlt. JöJa hatte sich in einen Windflügel verliebt, der zwar nicht der Richtige war, aber mit viel Mühe hätte passend gemacht werden können. So fuhren die beiden gegen Abend nochmals in die Stadt. Nach einem solch anstrengenden Tag gingen wir früh ins Bett.
26.03. Germano-Iranische Verbrüderungen Die Tage zerrinnen einem hier unter den Fingern. Der Moloch Wagen verschlingt alles ohne Unterschied. Wollte ich mir 'mal ein paar Tage lang Shiraz ansehen, so war ich nun an den Campingplatz gefesselt, denn zu Basteln gab es immer genug und wird es auch immer genug geben. Nach der Art sind auch die Erzählungen von JöJa über die letzten Reisen: "Also hier in Teheran auf dem Campingplatz haben wir gut rödeln können. Neben diesem Haus habe ich damals beim Borgward den Vergaser gereinigt. In Isfahan bin ich mit dem Borgwardgetriebe "auf dem Ast" herum gerannt. Und da haben wir doch tatsächlich in einer Saharaoase eine Einspritzpumpe für unseren Hanomag gefunden..."
Heute sind wieder alle bis auf mich ausgeflogen. UlKa will sich einen Wagen mieten, weil es der brüchige Unimog ja nicht mehr bis nach Firuzabad schafft. JöJa will seine Jagd auf Landkarten jetzt auch auf den Uni ausdehnen, und LoGe ist ja immer froh, wenn er in die Stadt kann. So lag ich denn allein unterm Wagen und sah in meinem Panzerkombi wie ein Bastel-Profi aus. Jedenfalls wurde wurde ich bald unter dem Wagen wegengagiert. Die leicht pferdeartig aussehende Frau von dem Frankfurter VW-Bus bat mich, meine Kenntnisse zur Verfügung zu stellen. Der Käfer eines Persers wollte nicht recht anspringen. Der Motor gab beim Anlassen keinen Funken und am Zündverteiler war ein Kabel lose. Klarer Fall. Der VW-Motor birgt für mich kaum noch Geheimnisse. Groß war die Freude bei den Leuten, die vorher 1/2 Std. wie die Blöden angelassen und geschoben hatten, als der Wagen nach einigen Minuten wieder fröhlich tuckerte. Zum Dank lud man mich zu einem Abguscht-Essen ein. Die Leute, deren Wagen ich repariert hatte, waren wie die meisten hier auf dem Platze aus Teheran und über die Nouruz-Feiertage zu einer befreundeten Familie in den Urlaub gefahren. Und zu dieser Familie ging es nun zum Essen. Die beiden Frankfurter wollten nicht mit, weil ihnen der persische "Hottentottenfraß" nicht zusagte. So war ich denn alleine. Das war aber gar nicht so schlecht, denn ich konnte mich ja mit den Leuten unterhalten, und dann wird es nicht langweilig. Das war es ja, was ich immer wollte, in eine persische Familie hineinkommen. So sehr häufig kommt das gar nicht vor. Es wurde ein sehr großes Essen mit 4 Gängen. Zwei davon verschiedene Abguscht, Reis auf besondere Weise zubereitet und Chelo-Kebab, dazu allerlei Beilagen. Man aß, wie sich das im Iran eigentlich gehört, auf dem Teppich. So hatte man auch keine Sorge, die vielen Leute unterzubringen. Es wurde einfach ein Tischtuch mehr ausgebreitet. Vor und nach dem Essen saß der jüngere Teil der Familien um mich herum. Es hob das übliche Gespräch an. Wer ich bin, woher, verheiratet, nein noch nicht, ach so, in zwei Monaten erst. Ach und das Bild von der Braut, schöne lange blonde Haare, na ja, Kinder haste dann ja auch noch nicht. Wie wäre es denn mit einer Frau in Deutschland und einer im Iran? Es gibt sehr hübsche Mädchen hier in Shiraz! Nun, das wußte ich wohl. Aber die Teheraner Girls sind auch nicht so ohne, wie ich noch sehen sollte. Dann ackerte man mit mir, allen voran die 14jährige Tochter des Hauses, das persische Alphabet an Hand von Beispielen durch. Adressen
austauschen, die obligatorischen drei Tee, dann fuhr man satt gegessen und zufrieden wieder zum Campingplatz. Solche Unterbrechungen der Arbeit lobe ich mir, von der Sorte könnten ruhig noch mehr kommen. Kamen auch. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, daß die Restmeute zurückgekommen und vor verschlossenem Unimog gestanden haben könnte. Das hätte zur Abwechslung mal wieder Ärger gegeben. Sie waren aber selber eben erst gekommen und lagen mit den lustlosen Frankfurtern am Swimmingpool.
Kaum lagen wir wieder pflichtgemäß tief im Dreck unterm Wagen, da nahte auch schon die nächste Unterbrechung. Zwei kesse Teheraner Urlaubsmädchen traten furchtlos auf uns zu und fotografierten uns einfach in Arbeitspose. Na so etwas! Das war mir auch noch nicht passiert. Jedenfalls nicht im Iran. JöJa war im Arbeitsrausch, so beschloß ich, der Sache auf den Grund zu gehen. Das heißt eigentlich ist es wohl nicht ganz richtig, die beiden Süßen als Sache zu bezeichnen. Die eine hieß Fairuze (16), die andere nicht ganz so hübsche Sudabe. Sie waren beide aus Teheran, bzw. einem vornehmen Vorort desselben.
HoWa ist gerade hier in Persepolis einen Tee trinken gegangen, und da die Meute noch nicht komplett ist, werde ich erst einmal aber diesen Ort einige Bemerkungen machen. Leider kommen jetzt zwei Leute, die auch mit nach Hause wollen, und deshalb kommt der Kommentar später. ! Nix Kommentar UlKa - nix Kommentar UlKa - nix...
Stimmt ja gar nicht! Es war kein Tee sondern Wodka, mit dem man mich voll gepumpt hat. Ja ja, die Perser, vor allem, wenn in Urlaubsstimmung, sind schon ein lustiges Völkchen. Ein Mittagessen habe ich so, durch einen Gang durch den Picknick-Wald auch gespart. Doch darüber erst 2 Tage später • •
Deutsch-Indische Gesellschaft, Stuttgart 1, Charlottenplatz, Leiter: Dr. Klein, gibt die Zeitschrift "Indu-Asia" heraus.. Buch über Subhash Chandra Bose "Tiger Indiens"., Kohlhammer Verlag Tübingen.
Das soll hier nur fest gehalten werden, damit ich es nicht vergesse. Zur Erläuterung: LoGe‘s Freundin schreibt gerade in Indien, in Kanpur, ihre Doktorarbeit und wohnt bei einer I.N.A.-Familie.
Doch nun weiter zu unseren beiden Pfirsichblüten. man merkte, daß es mit dem Foto noch nicht getan war, sondern dies eher als Aufhänger betrachtet werden Sollte. Nachdem ich dann mit JöJa's Apparat auch noch einige Bilder von ihnen geschossen hatte (was wird wohl dessen Ha dazu sagen, wenn er so viele Bilder von ausgewählten persischen Schönheiten mit nach Hause bringt?), hob das übliche Gespräch an, mit Familienstand etc., bei dem ich etwas gemogelt habe. Und dann war es an der Zeit, sie zum Tee einzuladen. Die Zwischenzeit überbrückte UlKa mit mehr oder weniger geglücktem Gitarrengeklimper, was auch noch einen Haufen anderer Perser anlockte. Es waren auch Studenten, und zwar wollten sie einen auf Ingenieur machen. Sie hatten sich, sicherlich nicht aus schlechtem Hause, einen Peykan zusammengespart und boten sich an, JöJa lag noch unterm Wagen, uns in unserem Problem zu helfen. Na, das traf sich aber gut. Der Windflügel mußte ohnehin noch umgebaut werden. Die Löcher für die Schrauben paßten nicht, und es mußte noch eine Kappe zum Schutz des Wasserpumpenlagers geschaffen werden. Außerdem wollte UlKa seinen Peykan abholen. Listigerweise schoben wir so zwei unserer Leute, UlKa und LoGe, samt den vier Teheranern nach Shiraz ab, baten unsere zugeflogenen Tauben in den Wagen und leisteten uns einen gemütlichen Tee. Oder war es doch ein Kaffee? Was wäre ich hier bloß ohne meine Farsi-Kenntnisse? Sie reichen zwar weder vor noch zurück, dennoch habe ich ihnen viel zu verdanken. Ich kann mich mittels ihrer immerhin schon anbiedern und die anderen in die Pfanne hauen, was ich natürlich nie tat. Fairouze und Sudabe verabschiedeten sich bald, um etwas später prächtig umgezogen wieder zu erscheinen. Sie waren hier alleine oder nur mit ihrer Schwester auf dem Platze. Die Eltern waren für zwei Tage weiter nach Bushir gefahren. Adressenaustausch war wieder mehr Pflicht denn Kür, aber die Bilder sollte ich doch nur an Sudabe schicken und möglichst nicht an Fairouze. Man versteht ja, die Eltern, wo sie doch erst 16 war. Sie sah übrigens älter aus. Briefe aber sollte ich doch gleich massenweise schreiben, und zwar gleich, wenn ich zu hause ankomme. Also in 3 Wochen spätestens solle doch
gefälligst ein Brief auf ihrem Nachtschränkchen liegen. Na, das sind ja schon Töne! Inzwischen kamen dann die Leute von der Windflügeltour zurück. Mich begeisterte der neue Windflügel ja noch immer nicht. Nun ja, 17 Toman waren für die Anschaffung draufgegangen und noch Etliches für die Änderung. So mußte die Sache also durchgestanden werden. Allerdings nicht von mir. Das überließ ich doch lieber JöJa. Kurz vor Abendbrot verließen uns diese Blumen des persischen Frühlings, um nach dem Abendbrot in anderer Besetzung wieder zu erscheinen. An Fairouzes Stelle kam diesmal eine Prachtfrau namens Rouschanak mit. Ihr Anblick war in der Tat rouschan (hell, leuchtend), und sie schien sich ihres Marktwertes auch voll bewußt gewesen zu sein. Rouschanak zählte stolze 20 Lenze, hatte noch 1 Jahr High School zu besuchen und wollte dann für einige Zeit zum Sprachtraining nach London, ohne einen Besuch in Hamburg versprechen zu können. Sie musterte mich auffallend unauffällig und das oft. Sie mußte irgendwo in einem Prüfungsausschuß sitzen, so schien es jedenfalls. Na, ob ich wohl durchgefallen war? Immerhin schenkte sie mir von Zeit zu Zeit ein gnädiges Lächeln. Sudabe verscherzte sich derweil alle Sympathien bei JöJa durch permanenten Zigarettenklau. Nach kurzer Beratung der Frauen unter sich versprach man, daß Sudabe und Fairouze noch einmal vorbeikommen durften. Darauf entschwebten sie im Glanze ihrer Schönheit. Die Stunden verrannen, und als sich um 11 immer noch nichts tat, ging ich zu Bett, die anderen noch auf einen Wodka in den Golestan Store. Obwohl ich mir vorgenommen hatte, recht müde zu sein, konnte ich nicht recht einschlafen, 188 und das war ganz gut so, denn nach einiger Zeit hörte ich draußen sanfte Schritte. Zarte Stimmen wisperten meinen Namen: "Horst, Mr. Horst!" Also doch noch, und ich lag noch im Bette! Morgen sollte es wieder nach Teheran zurück gehen und für uns in aller Frühe nach Firuzabad.
Die Stunde des Abschieds war also gekommen. Ja, ich werde auch bestimmt schreiben und vergessen, nein, bei Gott, vergessen werde ich Dich nie! Die gute Fairouze hatte sich ein hübsches, eng anliegendes Sommerkleid mit tiefem Ausschnitt angelegt, das die Konturen ihres schlanken Körpers gut betonte. "Bevor ich scheide von Dir, nimm diesen Ring von mir!" sprach sie und steckte mir diesen auch gleich auf den Finger, den Kleinen. Während wir langsam in den Schatten des Unimogs traten, blieb Sudabe noch etwas zurück ...
27.03, Großer Peykan-Besichtigungstag Nicht,
daß wir den Peykan besichtigt hätten, jedoch mit ihm. Jetzt waren wir also endlich salonfähig - richtige Perser. Aufstand um 6 Uhr, Frühstück und ab, in dem schnuckligen Peykan gen Firuzabad und zur Qala-e-Dokhtar. Die beiden Sachen hat UlKa ja schon genug mit geistigen Ergüssen bedacht. Deshalb kann ich eigentlich nicht mehr viel sagen. Der Weg dorthin war übrigens besser als vermutet. Nur, als wir zum Sassanidischen Talpalast wollten und eine Furt nach Unimogmanier angingen, versackte der Wagen hoffnungslos in den Fluten - Wasser im Vergaser. Aber so ein Peykan ist ja eine einfache Sache: 1. Gang rein, anlassen, schieben, ein wenig durchnudeln lassen und weiter. Der Talpalast? Sicher, recht imposant, aber schludrig gebaut haben diese Sassaniden doch. Nur eines hatten sie, eine wunderbare Quelle, mit glasklarem Wasser und Fischen darin. Klar, hier konnte es der alte Sassanide aushalten. Schade, daß die Archäologen immer nur die Steine ausgraben, nicht aber den Wein, Weib und Gesang und all das Leben, das hier mal geherrscht haben muß. Die Wächter hier haben alle etwas gegen Fotos, lassen sich aber überlisten. Wenn man sie selber aufnimmt, ist der Fotoapparat plötzlich auch nicht mehr Sünde. Ein alter Turm, der da phallushaft in der Gegend herumstand, gehörte ebenfalls noch mit zur Besichtigungstour, d.h. zu sehen gab es eigentlich nicht viel, und so wußten wir mit dem Ding nichts recht anzufangen. Hinaufsteigen konnte man nicht, er ging auch auf kein Foto, dazu war er zu lang und zu dünn. Das einzig, Bemerkenswerte war eine Fuhre von 7 Perserinnen, die nebst gemietetem Fahrer in einem Willys Jeep Platz gefunden hatten. Vom Feuertempel war da nicht so viel übrig. Er war aber dennoch interessanter, weil man von ihm wenigstens handgreiflich Besitz ergreifen konnte. Und er hatte auch so schöne große Blöcke, auf denen man in der Sonne sitzen konnte. Gefahren ist diese Zeit über unser Neuling LoGe, der sich am Lenkrad recht gut machte. Mit ihm am Lenkrad und dem dazugehörigen Wagen wurden wir glatt für Perser gehalten. Schade, daß mein Farsi noch nicht so flüssig ist. Ich hätte mir in der Rolle als Perser ganz gut gefallen. Dann noch die Qala-eDokhtar. Das ist nun wirklich ein nettes Gebäude - bzw. gewesen. Da oben im Adlerhorst zu wohnen und bei einer schönen Flasche Wein mit
einem Mädchen unter Bäumen sitzen und dann nach unten sehen und die Leute betrachten, das muß schon etwas Schönes gewesen sein. Allerdings An- und Abmarsch, sofern nicht in einer Sänfte, müssen recht beschwerlich gewesen sein. Nun, eine Sänfte konnten wir uns auch nicht leisten. Im Übrigen konnten wir hier in der Gegend auch keinen Verleih ausmachen. Und was nützt eigentlich eine Sänfte, wenn man sie selber tragen muß. Wenigstens mußten wir uns nicht alleine plagen. Auch der Deutschlektor der Teheraner Uni, vorgestellt hat er sich nicht, war mit von der Partie. Er gab uns auch zwei heiße Tips: 1. "Persia", An Archeological Guide, Sylvia A. Matheson. Zu kaufen in der Buchhandlung Bak Faber, gegenüber Dt. Schule, Golhak, Khiaban-e-Yakhtshak. 2. Der beste Reiseführer des Iran soll entgegen anders lautenden aber irrigen Meinungen folgender sein: Roger Stevens, "The Land of the great Sophy',' Methuen Verlag, London. Im Iran Raubdruck kaufen (ca. 25 Toman).
Viel war nicht mehr an diesem Tage. Nebenbei kann ich nur wieder auf die "wissenschaftlichen" Kommentare unseres UlKa verweisen. Für das Tagebuch aber war es dennoch ein großer Tag. Während man JöJa und mich schon abgesetzt hatte, fuhren UlKa und LoGe noch in die Stadt und kauften ein neues Farbband, Papier, Kohlepapier und Durchschlagseiten ein. Der aufmerksame Leser wird vielleicht schon den Punkt entdeckt haben, an dem die Schrift wieder rein und klar wurde. Großes Abendbrot, früh zu Bett!
Die große Rödelei - Rücksturz zur Erde • • • • • • • • • • • •
28.03 Persepolis, ein Riesenspektakel 29.03 Irre, intime Interviews 30.03 Heimwärts laßt uns ziehen! 31.03 Nicht einmal UlKa wollte man da behalten ... 01.04 Zieht euch warm an Jungs, die Nacht wird kalt, wir reiten durch! 02.04 Röhrende Lkws, komische Vögel & Ruinen! 03.04 RuMe's 22. Geburtstag 04.04 Seltsame G’schicht‘n 05.04 Good old Europe Der Big-Rödel-Report, Teil 2 06.04 Ende: Die Letze Woche ... 07.04 Tagebuch-Spätlese ...
28.03 Persepolis, ein Riesenspektakel Großer Aufbruch, endlich geht es weiter. Ich muß ja schließlich mal wieder nach Hause. 5 Uhr morgens wollte man aufstehen, tönte noch am Abend vorher unsere Wühlratte UlKa und schlief, bis man ihm akut zusetzte. Großes Zeltabbauen, Frühstück, letzte Reparaturen, viel Klimbim, jedenfalls war abzusehen, daß wir in Persepolis in die Touristenströme kommen wurden. UlKa war schon ganz geknickt, jedenfalls nicht mehr besonders wirsch. Man mußte noch zur Post von wegen der Restante, JöJa hatte es sich außerdem noch in den Kopf gesetzt für die letzte Woche eine Haftpflichtversicherung
abzuschließen, was auch prompt nicht gelang, dafür aber viel Zeit kostete. Wir waren nicht die Einzigen, die um diese Zeit Shiraz gegen Norden verließen. Die Straße war leicht gefüllt mit heimkehrenden Nouruzlern. Herrlich diese Perser in Urlaubsstimmung. Mit unserem Unikum erregten wir viel Aufsehen, und es gab kaum einen Wagen, aus dem uns nicht grau melierte Herren, junge Mädchen oder aufgeblasene Modegacks zuwinkten. In einen Wagen reichte UlKa Bonbons rein und bekam dafür gleich 3 herrliche Mandarino-Orangen. Na, wenn das so weiterginge, würden wir noch gut verpflegt werden. Doch nachher wurde die Fährgeschwindigkeit höher, und solche Manöver konnten nicht mehr durchgeführt werden. Persepolis: Große nationale Heils- und Gedenkstätte. Achtspurige Asphaltstraße zur Terrasse des großen Palastes. Polizeiaufgebot, Megaphone, hunderte von Autos, Tausende von Menschen. UlKa ärgerte, mich freute das. Natürlich, auch ich fand das höchst interessant, daß die Jungs damals so viele Ruinen gebaut hatten. Interessanter war noch, die vielen Leute anzusehen, die hierher strömten. Seit der Shah hier sein Riesenspektakel inszeniert hatte, mußte jeder Perser, der etwas auf sich hielt, wenigstens einmal im Leben in Persepolis gewesen sein. Hier fand man wieder, was sich sonst in Teheran oder Shiraz hinter dicken Mauern versteckte. Von der alten schrumpligen Oma bis zum kessen Teenager, würdige Herren und junge Schnösel und dann natürlich die eigentlichen internationalen Touristen. Es muß gerade ein ganzer Bus Japaner angekommen sein. Hinter jeder zweiten Säule sah man ein Schlitzauge hervortreten. Ein japanischer Opa war schon zusammengekracht und mußte von Kollegen auf dem Rücken abtransportiert werden. Außerdem langhaariges Jungvolk, ältliche Lehrerinnen Typ "glückliche Kuh" und natürlich wir: Eine hutzelige Archäo-Ratte, ein blonder Riese im Trapperaufzug, eine zerzauste Plattnase mit viel zu großen Latschen. Nur LoGe hielt sich etwas zurück. Während UlKa großen FotoAufstand machte, und alle Leute von den Reliefs scheuchte, schloß JöJa mit seinen dürftigen Farsi-Kenntnissen und seinem durchschnittlichen Englisch lauter neue Bekanntschaften. Als LoGe und ich uns zu den Zelten aufmachten, in denen damals der Riesenspektakel stattfand, schlugen wir uns durch einen Picknick-
Wald, der mit tafelnden Großfamilien voll besetzt war. Hier kommen wir nicht ungeschoren durch. Das wußte ich bald. Dennoch konnten wir verdammt weit vorstoßen, bis dann endlich jemand uns zum Niedersitzen einlud. LoGe bekam das nicht so recht mit und lief erst weiter. Da saß ich also wieder einmal mit einer persischen Familie, natürlich auch aus Teheran, zum Picknick. Man füllte gleich wieder Teller mit gebratenem Reis, Tomatensalat, etc. So ganz nebenbei füllte mir der schon leicht angesäuselte Patriarch der Familie ein persisches Norm-Teeglas nach dem anderen mit gutem hochprozentigem Wodka. Was geredet wurde? Sehr viel! Man kann es dort nachlesen, wo schon andere Einladungen beschrieben wurden. Wäre nicht rechtzeitig LoGe gekommen, so wäre ich wohl um einen mittleren Vollrausch nicht herum gekommen. Aber die Mannschaft, allen voran UlKa, drängte zum Aufbruch, neuen Altertümlichkeiten entgegen. Naqsh-e-Rostam war die nächste Etappe. Senkrechte Felswände mit Felsengräbern darin. Ja doch, die Jungs haben sich damals schon ziemlich Mühe gegeben. Doch, doch - alles recht imposant. Aber UlKa‘s Sprüche, von wegen der berühmten Leute, die er kenne, wirkten hier schon lange nicht mehr. Nur auf Studentenkarte kamen wir für den halben Preis hinein. UlKa mußte voller Neid mit ansehen, wie ein dicker, reicher Perser den Wachen ein Papier unter die Nase rieb, und daraufhin alle Schranken fielen. Tscha, mein Lieber, so etwas solltest Du Dir anschaffen! --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Nun man nicht so schnell voran! Ich sehe mich gezwungen, erstemal etwas über Persepolis zu Papier zu bringen. Da ich hier gerade den französischen Prospekt vor mir liegen habe, mache ich mir nicht die Mühe, etwas Eigenes ins Tagebuch zu tippen, ich der ich mit meiner fachmännischen Stellungnahme vieles vergessen oder für selbstverständlich erachte, was für den normalen Leser gar nicht so selbstverständlich ist. Deshalb werde ich Stücke hieraus einfach abtippen oder übersetzen. --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Ach ja, Naqsh-e-Rostam! Also ein ungeklärter Turm auch noch weiter, zur nächsten Ruine. Tacht-e-Ta'us, das antike Istacher. Viele Löcher, "beschissen" ausgegraben (jedenfalls laut fachmännischem Kommentar von UlKa), eine Säule, die extra für die 2.500 Jahr-Feier herangeschafft wurde - weil Ruinen ohne Säulen ja nicht wirken - und viele Scherben. Hier machte so ein Ruinenfeld halt noch Spaß. Wenn man so auf Schritt und Tritt Scherben aus allen Epochen findet und die Entdeckerfreude immer weiter ins Gelände zieht, dann kann man den Schliemännern und Bottas schon nachfühlen - und den UlKa‘s erst. Aber wenn beim Zoll auch nur eine Scherbe gefunden wird, kostet es sogleich den Kopf, welcher mir dann doch wichtiger ist.
Nun aber schnell weiter. Die Sonne stand schon tief und Pasergadae sollte noch bei Büchsenlicht erreicht werden. Nur, wo lag Pasergadae? --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Das Museum in Persepolis ist beschissen, kostet 10 Rial, selbst für Studenten. Man sollte P. im Sommer besuchen, dann ist nichts los. --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Bemerkenswert an Pasergadae: Ein Storch hatte ein Nest auf einer Säule gebaut und schiß auf den ganzen Rummel, UlKa‘s hoch wissenschaftlichen Kommentare wurden nicht mehr mit dem nötigen Ernst aufgenommen, die ganze Anlage wurde von riesigen Prachtstraßen wie von einem großen Polypen umschlungen. Dämmerung, weiter. Noch in der gleichen Nacht erreichten wir Isfahan und unseren schon bekannten Zeltplatz. Ich bin ja schon einige persische Städte im Lichterglanz gewohnt, die Einfahrt aus Richtung Shiraz nach Isfahan, diese Lichtorgie, hat mich doch fast umgehauen allerdings nur fast. Wir sind nur deshalb wieder auf den Campingplatz gegangen, weil wir hier zwei Leutchen treffen wollen, die uns schon in Persepolis um eine Heimfahrt angegangen waren, ihr Gepäck aber noch in Shiraz hatten ...
29.03 Irre, intime Interviews Gerhard Wohlfarth (GeWo), alle Führerscheine, 23,5 Jahre, D-6900 Heidelberg 1, In der Vogelsang 1 Frau = Monika (21), getrennte Wohnung. Sie: Kettengasse 6, 06221 / 28276, Er: Studium Anglistik, Slawistik, 4. Semester, keine Vorstrafen, gedient, W 18 Funker, FM 12 / 800, Haarfarbe blond, gelockt, lang, 178 cm Größe, Gewicht je nach Freßlage 70 - 71 kg, schlechter Schiß auf Reisen, aber erwünscht. Erster Schiß nach Heidelberg in Teheran. Frauentyp: nach allen Seiten offen. Instrumente: 2 Jahre Klavier, Bongos, Percussion aller Art, haut öfter auf die Pauke, sammelt keine Briefmarken, das aber mit Leidenschaft, hatte einen Fiat-Neckar millecento, verschrottet aber Liegesitze. Handgas, 3 Innenleuchten, eine Kofferraumleuchte, eine Motorraumleuchte, Registervergaser, Solex, enormer Öldurst. Gehobener Mittelstand der Studentenschaft, weil Fernseher. Beim Tankwart: "Fill the oil and check the gas!" Pubertät zwischen 11 und 13! Will spät heiraten. Kinder so viel wie möglich, zumindest aber zwischen 4 und 6 an der Zahl. Glaube evangelisch. Schuhgröße 41 - 42. Hunger zur Zeit sehr stark. Erster GV mit 22 Jahren. Rudi Hermann Meier (RuMe), 22 Jahre, geb. 3. April, Größe 183 cm, Augenfarbe blau, Haare kurz, braun gelockt, voller Ziegenbart, Schuhgröße 42. Adresse: 6900 Heidelberg 1, Am Schloß Wolfsbrunnenweg 18 a. Tel. 23055, Wohnung: Kommune, 9Zimmerhaus, Fernseher, Schlagbohrmaschine, Wäschetrockner, 5 Autos, 2 Mann, 5 Frauen, keine eigene Frau, 2 Kinder, 3 Zweiräder, 1 Peykan-Roller, Freundin, Haarfarbe: braun, 21, lang, wohnt nicht im Haus, 5 km bis zur Freundin, Psychologin, er: Studienabbrecher!!! (Mathematik), Beruf: NIX!!! Autoüberführer, Zukunft denkt er sich rosig. Will 5 Kinder, ca. 10 Frauen vernaschen. Fahrzeuge: 3 Quickys, 2 Fahrräder, ein Rennrad 10-Gang, 1 Motorroller, ein Mofa und noch eins, ein Moby, ein Velo, 1/3 Auto Buick 63, 8 Zyl., 200 PS. Flüster, Flüster, schwarz, Cabrio, viel und Sprit. Stuhlgang: hervorragend, wasserlöslich, Konsistenz fest dank Mexaform forte (kann auch "S" oder "plus" gewesen sein). Erster GV 20 Jahre, jahrelang ergebnislos herumstudiert. friedliebend, nicht gedient. Hobby: Motorenbasteln.
Sammelte Briefmarken, entwicklungsgestört. Blue-Jeans-Träger. Frauentyp blond und mollig dank Buik 5 Frauen vernascht! Schweißfüße. Lange geschlafen. Die beiden kamen tatsächlich und weckten uns. Tagebuch schreiben, viel rodeln. Die beiden blechten 250,-- DM inklusive E-Pa-Verpflegung bis Deutschland. LoGe's Preis wurde daraufhin von 350,-- DM auf 250,-- DM gesenkt. Kassenstand: alles inklusive etwas über 1.000,-- DM. Abfahrt 1 Uhr 30, gen Teheran. Die beiden Alten fahren, und die Jugend winkt hinten den vorbeifahrenden hübschen Perserinnen, tippte Interviews etc. Horst Walther (HoWa), Pjera Singh, Teufel, Michael Dubrowsky, Rasputin, Tamen, sonstige Pseudonyme wie linke Titte, little Rödel etc. Horst Walther, + Otto Heinrich, geb. 20.10.51 in Berlin, Vater Unimogfahrer, Halter und ebenfalls Horst. Heide! 2138 ScheeßelVeersebrück, Westerwiesenweg 3 b oder 2000 Hamburg 33, Theodor Rumpelstieg 2, 4. Stock, Wohnung gemeinsam mit Fräulein Regina Henny Meta Brodersen, Germanistik, Erziehungswissenschaften, Rumänisch (Hobbyrumänin wegen der Männer) 25, blonde Haare, langjährige Reisebegleiterin, Schwester Karin, 19, Trostpflästerchen Horst erhebt, ziemlich lässig und gelangweilt, proforma, Einspruch (nicht stattgegeben) Chemie, VWL , Farsi und Französisch im 7. Semester. Käfer, VW-Bus (bis Nepal), 58 Bj. VW-Cabrio, gelb, VWBus Bj. 62, (bis Kaschmir, Libanon, Syrien), Unimog S 404-114, (Afghanistan), Pritsche, Spiegel & Plane, allein mit vielen Hippies und einer Italienerin als Ruhekissen namens Nivea (Sabinetyp) Fernseher, ein Radio inklusive "Radio Kairo", indische Schallplatten, viel Weltfahrer-Literatur und hohe, oft vernachlässigte Prinzipien. Max. pro 3 Jahre ein Kind bis zu 5 Frauen bisher, ansonsten keine Wünsche mehr, da keine Freundschaft abgebrochen und genug zu tun, erster GV mit 15. Frauen im Durchschnitt älter als er selber. Traumdasein: eine Oase in Saudi-Arabien oder Sistan, dazu ein herrlich befestigtes Karawanserail, Palmen, blühende Sträucher, plätschernde Bäche und murmelnde Wässerchen, zwitschernde Vögelein, schwarzhaarige, schlanke, pfirsichhäutige, einherschwebende Feen mit Huriaugen, mindestens ein Butler. Für‘s Alter dann wegen der weiten Wege eine Insel in der Ägäis, eine grüne Perle in der blauen See. (Um mir die
weitere Beschreibung zu sparen, verweise ich hier auf die Onassisinsel.) Durchschnittlich 182,35 um das Jahr gemittelt (Jahresmittel von 1973 ohne Spitzenwerte), Augen braun, Haare schüttern, nazibraun, Schweißfüße, Sandalenträger, Neofaschist!
Gegenbefragung ... Ullrich Kampffmeyer (UlKa) Spitzname: Ratte (zu Hause Gilligan). Jetzt geht's los: vollständiger Name Ulrich Bruno K., geb. 12.04.52 in Hameln. Heimat: 3251 Hameln 1 - Kleinberkel, Friedrich-GrabbeStraße 22, Tel. DRK Hameln 05151-28550 Studienadresse: 3400 Göttingen, Seminar für vorderasiatische Archäologie, Prinzenstr. 21, Michaelishaus. Freundin: Angelika aus Hameln, schwarzhaarig, dunkle Augen, 180 cm, 17 Jahre, Typ Elektroquirl! Fahrzeuge: Kadett A Bj. uralt, Ralley Kadett, 1,9 1, 90 PS, 3 Totalschäden (auf Ralleys), VWKäfer, Monza - blau, 86, Opel Rekord 50 %, VW-Käfer, 62, MB Diesel 190, VW-Bus, 62, weiß-orange gestreift, VW-Bus, 63, auch gestreift (weiß-orange), arbeitet wie eine Wildsau als Barkeeper, DM 5,80 pro Stunde. Jahrelang Pfadfinder-Guru gewesen, Amateurmusiker (folk, solo-blues-g.), Instrumente: bg (modern bis free jazz + Stand bez. Akustik bez. Kontra- oder C-Bass) in der "KG URNE Hameln, e. V." Fotoamateur, Gelegenheits-ex-Journalist. Studium: Hauptfach: Vorderasiatische Archäologie, Ur- und Frühgeschichte, sowie Arabistik, wozu demnächst Iranistik und Turkologie tritt. Studentenvertreter im Fachbereichsrat ohne Wohnung + Meinung, viel Arbeit. Sexuell "Minkos", daher übersteigerte Kontaktfreudigkeit, 1. GV kurz vor 17 (Frau 21, Tochter des Küsters auf einer Pfadfinderfete (Er fand den Pfad!), 15 Frauen, viele Groupies, kurze Potenzstörungen während der BW-Zeit. 3 Monate in Krankenhäusern gedient, keine Kinder, ev. Traum: riesiger Garten mit Palmen, Rasen nebst bewaldeten Bergen in Dhofar mit Haus im Kretisch-JapanischSassanidischen Stil, Sprachen: Englisch, Französisch, gebrochen Deutsch., Latein ganz, Arabisch, Russisch, Nabatäisch (Schrift etwas). Groß: 192 cm, Schuh: 45, Rülpsen, nein, Schweißfüße, Dackel- oder Rehaugen (2 Stück, treu.), Spleen, Teetrinker, wenig Alkohol, kein Hasch-Fresser, Nichtraucher, Ziegenbart, kurze Haare, mal lange Haare gehabt, ex. KPD/ML (ganz raus!), jetzt gemäßigter und dicker.
Friedliebend, Säbelträger, nicht ungeil. Nicht beschnitten, als Kind zu heiß gebadet. Süße Stiefschwester (16) nix wie hin! Wir stehen gerade in Ghom (Qom). JöJa hält den Laden wieder auf, indem er die Moscheen fotografiert und jetzt unbedingt eine Wasserpfeife kaufen will. Die Jungs hier hinten werden, zwecks Hungers, langsam unruhig. 80 km bis Teheran. So jetzt sind wir wieder aktuell ... Jörg Janzen (JöJa), nicht vorbestraft, steht zur Wiedervereinigung, geb. in Flensburg, Nachkriegskind, am 16.03.1946 geboren, verlobt mit Hannelore, wohnhaft in NRO, 25 Jahre alt, Zweitstudium, mittlere Reife, Innenarchitektin, link-JuSo‘isch, Steffensfan. Er selbst studiert Romanistik und Geographie, 9. Sein., 2 Sein. VWL, 3 Jahre Berufserfahrung in der Busbranche (Betrieb der Eltern, hat gut dabei verdient) 2 Jahre BW, Z2 freiwillig, jetzt Oberleutnant der Reserve (Heer), alle Führerscheine, auch Bus. Blonde Haare, 2 m groß, Vollbart, Siegfriedfigur, steht zum Verteidigungsauftrag der BW. Autos: 3 normale PKWS, 3 Geländewagen: 1. Hannomag, der beste, robust - Dieselmotor, keine abgefetzten Schrauben wie beim Unimog, 2. Borgward, auch gut, Getriebe war KAPUTT! Ein Zahn im Getriebe wurde wieder angeschweißt (!), 3. Unimog, ein Einfall, siehe Tagebuch, Schweißfüße, sympathisch. Sprachen: Deutsch., Platt, Französisch, Englisch, Latein, Kenntnisse in Spanisch, Italienisch, Russisch (passives Wissen), Optimist. Ober Frauen: 20 bis 30, was kommt, wird festgehalten. Die Hälfte der persischen Frauen gefallen ihm sehr gut. Der erste GV mit 15, die Frau hat ihn verführt. Vater gestorben (64), keine Großeltern mehr. Flüchtling mit Ausweis A. Viele Fahrten: Sahara-Westafrika-Tour, eine Iran-Iraq-Tour, Frankreich, Kanarische Inseln, Polen im Sommer, Ungarn, Rumänien. Einzelkind, Stuhlgang auf der Reise mäßig, gute Erfahrung mit Stehklos, benutzt aber Papier. Freut sich, nach Hause zu kommen: Arbeit, Freundin, Mutter. Lothar Gerhardy (LoGe), geb. in Giffhorn, bei Braunschweig, Niedersachsen. entstammt einer Mischehe. Geboren am 17.06.1945, fast Kriegskind, Zwilling, Freundin arbeitet in Indien als Ethnologin: Maren, große Liebe, ledig, Schuhgröße 41, Freundin sieht gut aus. Er
ist Schnurrbartträger, halbe Glatze, Studium in Hildesheim, jetzt Ing. grad., anschließend Tätigkeit bei Strabag in Stuttgart. Mittler zwischen Nord- und Süddeutschland. 2t-Studium zum Wirtschaftsingenieur, im Augenblick arbeitslos, mit Unterstützung, wohnsitzlos, ohne Frau, sucht hübsche 2-Zimmerwohnung in Heidelberg. Autos: R4, mehr nix. Außerdem WG-Erfahrung mit WG-Auto (Morris 1100), außerdem 1/2 MB 220 S-Kabriolett, Baujahr 53, schwarz, 2 + 2 Sitze - Ledersitze. Reisen: 70, Ostblock-Türkei-Irak-Iran. 72/73: 7 Wochen Indien, 74: wieder Indien. Freund in Teheran, hat uns Skatspiel organisiert. Hat in Indien viele Freunde, hat 5 - 6 feste Freundinnen gehabt, das erste Mal mit 6 im Kindergarten verliebt. Hobbys: Sport (Volleyball, Handball, Wandern), Bundesliga, kennt alle Nationalspieler, "Hannover 96"-Fan, auch Jazzer, Schlagzeug. Drogenerfahrung (Hasch), Alkohol, Zigaretten, getauft, konfirmiert, lutherisch. Feiert nicht gerne Weihnachtsfest, sonst gern Feste. Optimist, fühlt sich aus dem Osten nicht bedroht. NATO interessiert ihn nicht. Hat in seinem Leben 5 x demonstriert, sogar als Organisator, so wie er lebt und sich verhält, steht er auf dem Boden der "Freiheitlich Demokratischen Grundordnung". Steht der Mengenlehre positiv gegenüber.
Die letzten Interviews wurden zum Teil von RuMe gemacht und geschrieben. Es ist jetzt an der Zeit, das eigentliche eigentümliche Tagebuch weiterzuführen. Isfahan. Also in Isfahan hat UlKa doch tatsächlich seinen verlorenen Schlafsack wiederbekommen. Auf der Hinfahrt hatte er ihn, sorglos wie er ist, auf der Terrasse unseres Camping-Hotels vergessen. Aus Yazd hatte er dann noch ein zweifelhaftes Telefongespräch mit dem Manager geführt und ihn gebeten, den verlorenen Sack nach Shiraz - poste restante - zu schicken. Daraus ist natürlich nichts geworden. Erstaunlicherweise war das gute Stück aber noch vorhanden, als wir diesmal ankamen und wurde auch anstandslos herausgerückt - Ab Isfahan also waren wir wieder zu sechst. Vorne die Altherrenriege, die sich später als in der Tat schon leicht greisenhaft herausstellen sollte. Hinten die Jugend, die zum Teil in Migräne schwelgte. Abendessen vor einem Teehaus in Ghom. Unsere beiden
Neulinge stellten sich als gute Deutsche und stramme Esser heraus, die pro Tag mindestens ihre 3 Mahlzeiten (davon 2 warme) brauchten und auch sonst viel zu meckern hatten. Im Klartext: Als Bremsklötze, d. h. zunächst waren es die alten Daddys, die da bremsten. LoGe wollte unbedingt in Teheran von einer Familie restliche Klamotten abholen, was für Big Fettwanst eine willkommene Gelegenheit zu einer lustigen Jagd nach Landkarten werden sollte. Na, und dann wollte UlKa auch gleich ins Museum "Iran Bastan". Die Fahrt von Ghom bis Teheran übernahmen UlKa und ich. In der Stadt sollte uns LoGe führen, was aber nur mit Mühe und Not und nach etlichen vergeblichen Kilometern gelang. Er kannte sich noch viel schlechter als bereits ich in Teheran aus - also praktisch gar nicht. 5 Leute schliefen im Wagen, ich wieder vorne quer und LoGe oben bei seinen Leuten.
30.03 Heimwärts laßt uns ziehn! Später Aufstand, umständliches Frühstück. Gegen 10 Uhr hatten wir endlich einen Parkplatz in der Nähe des Ferdowsi-Square. Ich schloß mich UlKa zum Museum an. 12 Uhr wollten wir uns wieder treffen. Das Museum? Besser als Istanbul, schlechter als Ankara. Dafür haben die Jungs hier teilweise sehr gute Stücke zum Ausstellen, z. B. die Gesetzes-Säule des Hammurabi etc. Anschließend führte ich UlKa noch ins Amir-Kabir-Hotel, damit er dieses auch einmal sähe. 10 vor 12 im Amir Kabir. Schneller Aufbruch. Wir sollten ja gegen 12 Uhr am Wagen sein. 15 Min. Verspätung, die uns von unserem großen Langsamen hämisch vorgehalten wurden. Er hatte in der Zwischenzeit gerade die Adresse eines Landkartenladens herausbekommen und bestand mit Hinweis auf unsere Verspätung darauf, diesen noch zu besuchen. Diese klitzekleine Bude sollte der einzige Ort im gesamten Iran sein, wo es gute Landkarten gäbe? In der Tat, das ist es. Adresse für Interessierte: SAHAB, Geographik & Drafting Institut, P.0. Box 236, Tel. 765691, Cable 299, Old Shemiran Road, Iraj Street, No. 30, Teheran, Iran. Auch ich konnte hier nicht recht an mich halten und gab meine letzten 30 Toman für Karten her. So ganz nebenbei sei hier noch eingefügt, daß der Außenstehende an dieser Stelle getrost mit dem Lesen dieser gesammelten Konfusionen
aufhören kann. Mir scheint, daß ab jetzt nichts Gescheites mehr zu schreiben ist. Zum großen Teil liegt das einfach daran, daß ich mit meinen Gedanken schon vielmehr zu Hause bin als hier unterwegs. Wahrlich, ich werde genug zu tun haben, während ich hier nur Zeit verschwende und mir die Reise viel zu langsam vonstatten geht. 2 Uhr LoGe von seinen netten Gastgebern losgeeist. Abfahrt 14:30 Uhr. Die Ausfahrt aus Teheran ist immer, jedenfalls wenn man als kleiner LKW den Tehran-Karadj-Freeway nicht benutzen kann, eine große Klotzerei. Aller Verkehr muß sich auf einem kleinen, total zerfahrenen Landsträßchen bis Ghaswin quälen. Zumindest für die Strecke von Teheran bis Ghaswin wäre selbst eine Autobahn bundesdeutschen Ausmaßes gut ausgelastet. Ghaswin ist die große Gabelung. Der meiste Verkehr geht von hier nach Rasht oder Hamadan und die Straße Zandjan, Täbiz war frei und gut zu befahren, d. h. sie wäre gut zu befahren gewesen, wenn nicht ein plötzlicher starker Gegensturm, verbunden mit einem Temperatursturz von 18 0 C, unsere Fahrt stark gebremst hätte. Doch nicht nur gegen natürliche Widerwärtigkeiten mußten wir ankämpfen. Wie schon erwähnt, hatten wir uns in Isfahan zwei recht anspruchsvolle Bürschlein eingeladen. GeWo erhielt mindestens 2 x pro Tag Eßbefehle von seinem verkorksten Magen und bestand anfangs gar auf 3 Mahlzeiten (2 davon warm), RuMe, der schwäbische Freßsack, bekanntlicherweise haben die Schwaben ja 2 Mägen, dafür aber - oh, ausgleichende Gerechtigkeit - kein Herz, schrie andauernd durch das Verbindungsfenster, daß er kurz vor dem Verhungern sei. Dabei zeigte ein verräterische dicke Speckschicht auf seinem gepäppelten Leib an, daß die Situation noch keineswegs so ernst war. Nicht so schnell durchbrausen sollten wir und nur ja keine Nachtfahrten. Die Gesundheit könnte ja gar, Schaden leiden. Das Dollste aber: RuMe wagte es gar, meinen Fahrstil zu kritisieren und das als zahlender Gast. Das war dann doch zuviel. Wenn ich mir einen kleinen Scherz erlaube und einen Rowdy von Busfahrer bei dem Versuch, mich abzudrängen, ein wenig zappeln lasse, so ist das meine ganz persönliche Angelegenheit. Die Mitfahrer können froh sein, wenn ich sie nicht nach der 1. Kritik hinausgeworfen habe. Auf diese Weise kamen wir natürlich nicht weit, und der panische Schrecken der Neulinge vor jeglicher Nacht- und Dunkelfahrt, der vor allem UlKa und mich sehr verdroß, ließ uns bald nach Zandjan vor
einer Busfahrer-Kneipe stranden. Wie üblich schlief ich vorne quer, was den Neid unserer Neuen erregte, die argwöhnten, ich könne mir auf diese Weise Bequemlichkeit erschleichen. Und RuMe ertrotzte sich das Recht, dieses Privileg auch einmal genießen zu dürfen. Na, dieses verhätschelte Muttersöhnchen wird sich noch wundern! Scheißtrödeleil, gute Nacht!
31.03 Nicht einmal UlKa wollte man da behalten... Frühstück, 1. den Mitfahrern vertraglich zugesicherte Mahlzeit und Abfahrt. Letztere gestaltet sich seit einiger Zeit etwas problematisch, vor allem morgens, da der Anlasser seinen Dienst eingestellt hat. Auch die Tachometerwelle spielte nicht mehr mit. Gott ja, was soll man über die Fahrt viele Worte verlieren? Erst fuhr JöJa, dann ich. Die Berge von Azerbaidjan waren uns beiden ja schon alte Bekannte. Kurze Postpause in Täbriz, weil LoGe Wichtiges per Post erledigen wollte. Mittagspause in Marand. Meine letzten 5 Toman legte ich in Süßkram an, was bei mir in Marand schon Tradition hat. Merkwürdig, daß ich immer in Marand so gute Gespräche mit den Leuten führen kann und das, obwohl doch die Bevölkerung Azer, also eine Turksprache, als Muttersprache hat. Auch diesmal habe ich mich wieder prächtig mit einigen Leuten unterhalten. Einen Hippie, der mit nach Erzurum wollte, galt es noch abzuwehren, dann machten wir uns an die letzten 200 km im Iran. Mit bis zum Rand voll getanktem Wagen, direkt unterhalb der Grenze ist noch eine letzte Tankstelle, erschienen wir gegen 19 Uhr 30 iranischer Zeit an der Grenze. Hatten wir befürchtet, den Wagen total auspacken zu müssen, so kamen wir erstaunlicherweise relativ ungeschoren davon. Weder wurde JöJa wegen seines zuviel empfangenen Wechselgeldes in Shiraz verhaftet noch ich wegen der geküßten Hausmauer. Nicht einmal UlKa, der eigentlich allein wegen seiner äußeren Erscheinung in den Knast gehörte, wollte man da behalten. Das Kapitel Iran konnte also zugeklappt werden. Hier in der Türkei vergaß UlKa auch seinen Trotz und setzte sich wieder selber ans Steuer, jedenfalls bis Dogubayazit. Im Hotel-Inn-Casino-Restaurant von Dogubayazit konnte UlKa endlich seine Prophezeiung wahr machen und mir ein kühles Tuborg-Bier
ausgeben. Derweil machten sich die anderen über das türkische Essen her - ungeachtet der stolzen Preise. Unter den kritischen Augen des Kieslasterfahrers und Ex-Unimogfans GeWo fuhr ich an diesem Abend noch bis hinter Agri, wo wir auf dem Gelände einer Tankstelle übernachteten. Da GeWo und ich im Tankstellenhäuschen auf dem Fußboden Platz fanden, konnte RuMe endlich die heiß begehrte Nacht auf den Frontsitzen verbringen - sehr zum Spaß der anderen Unimogschläfer.
01.04 Zieht euch warm an Jungs, die Nacht wird kalt, wir reiten durch! 1. April. Ohne Aprilscherz von starker, türkischer Tankwartshand geweckt. Ich hatte wieder prächtig geschlafen. Nicht so RuMe, der schon eine Odyssee hinter sich hatte. Ich hatte ihn vorher ausdrücklich gewarnt, aber er wollte ja nicht recht glauben. Nun brauchte er für den Spott der Menge nicht mehr zu sorgen. Selbst die Schlafposition in der Ritze zwischen dem Dach des Führerhauses und dem des Wohnkastens zog er für einige Zeit den Frontsitzen vor, bis ihn auch von dort die Kälte vertrieb. Ja, ja, wenn RuMe etwas in die Hand nimmt, dann bleibt kein Auge trocken! Es war ein kalter Morgen, und wir machten uns Sorgen um unseren Kühler, der ja nicht mehr gegen Frost geschützt war. Mit Anschieben war es auch nichts mehr. Wir mußten uns von einem LKW anschleppen lassen. Frühstück in einem Teehaus in Agri. Bis Erzurum fuhr JöJa. Hier wollte ich ja eigentlich einen Kelim für unsere Hamburger Wohnung kaufen. Aber wie das so bei mir ist: im Handeln und bei der Kaufentscheidung schneide ich immer sehr schlecht ab. Meist schnappt mir jemand die besten Sachen vor der Nase weg. So war es in Birjand mit dem Säbel, und so war es hier mit diesem Kelim. Nachdem ich den 2. Kelim gesehen hatte, den UlKa sich zeigen ließ, da wußte ich: diesen oder keinen. Es wurde keiner. UlKa nahm beide. Auch den alten Landkartenshop von vor 3 Jahren fand ich nicht wieder, dafür wenigstens den Wodka-Laden vom letzten Sommer! So einen kleinen Seelentröster braucht man auf dieser Fahrt in der Tat. Die Leutchen können einen fast zum Wahnsinn treiben. Was einen
Menschen auszeichnet, ist doch eigentlich, daß er außer an Essen, Trinken, Schlafen und Fortpflanzung noch an andere Dinge denkt. Nimmt man diese Definition, so bin ich hier nicht von Menschen umgeben. Man ißt 2 Stunden Frühstück, 1 Stunde Mittag und 1 1/2 Stunden Abendbrot, abgesehen von ungezählten Dosen Schmalzfleisch, die so kurz für's "Zwischendurch" geöffnet werden. Nach Einbruch der Dunkelheit soll nicht gefahren werden. Wenn man aber auf Frühaufstehen drängt, dann hört man nur Murren und Flüche aus der Miefhöhle. Dennoch kommt es hie und da vor, daß mal eine Stunde gefahren wird. Nur wenn man versucht, einigermaßen zügig zu fahren, gibt es gleich wieder Ärger. Diese geisttötende Untätigkeit nimmt auch noch dem letzten Elan den Schwung, und das, wenn man ohnehin von bewußtlosem, stumpfstieren Volk umgeben ist. So entbrannte denn in Erzurum beim 1. türkischeh Essen sofort ein Streit um die Kosten der Mast. Irgendwer hatte gar die Stirn zu verlangen, daß das Mittagessen im Lokal auf Kassenkosten gehen sollte und daß in der Türkei überhaupt nur im Lokal und auf Kassenkosten gegessen werden solle. Nun, in dem Falle würde unser gemeinschaftliches Geld vielleicht gerade für die Türkei reichen. Nach Hause kämen wir so nicht. Nun, der Traum von einer beschleunigten Heimfahrt ist ohnehin ausgeträumt seit wir uns diese Sklaven ihrer eigenen fleischlichen Gelüste aufgehalst haben. Aber wie herrlich, einige kräftige Schluck Wodka vertreiben alsbald all solche drückenden Gedanken und befreien von dem Alptraum mit aller Kraft vorwärts zu rennen und dennoch nicht voranzukommen. Ab Erzurum fuhren abwechselnd GeWo und ich. GeWo fährt recht gut, und dadurch, daß er selber die Geschicke des Wagens leiten durfte, drängte er auch nicht weiter auf Halt und erwies sich auch als recht ausdauernd. Das konnte er aber nur deshalb unter Beweis stellen, weil sich auch LoGe eine große Pulle Wodka gekauft und der hinten im Pappmachéekasten wütenden Skatrunde zur Verfügung gestellt hatte. Sie waren so sehr in Rage, daß sie sogar das dem etwas unbeholfenen JöJa abgetrotzte Entgegenkommen, nicht nachts zu fahren, vergaßen. Allerdings mußte ich auch noch einen halben Liter von meinem Wodka opfern, um die rüde Bande einigermaßen zu betäuben. Teepause in Erzincan. Bevor der besoffene Teil der Mannschaft überhaupt
bemerkte, daß der Wagen hielt, hatten GeWo und ich uns schon in eine Spielhalle abgesetzt. Hier war es richtig gemütlich. Hier konnte man sich wohl fühlen. Während es draußen schon ungemütlich kalt war, hatte man es hier mollig warm, konnte Tee oder Kaffee trinken und dieses orientalische Domino spielen. Als ich den 2. Tee ablehnte, ich hatte wieder kein Geld mehr, bekamen wir ihn ausgegeben. Auch den ersten mußten wir nicht bezahlen. Ja, es macht sich doch gleich bemerkbar, ob man im großen Rudel oder allein oder zu zweit ankommt. Allein durch unsere große Zahl, 6 Personen, und durch das schwerfällige Vorankommen ist unsere Fahrt zu einer sinnentleerten Geschichte geworden. Wir halten uns von der Bevölkerung fern, die Bevölkerung hält sich von uns fern, wir braten im eigenen, wäßrigen Saft. Die kräftig bezechte Skatrunde hatte sich inzwischen im nächsten Restaurant zu Bier und Kebab eingefunden und hing dort natürlich fest. Dennoch wurde mir die Zeit nicht lang, denn an der Kasse dieser Freßstube saß unter anderem ein Landwirtschaftsingenieur, der in Deutschland sein Praktikum gemacht hatte, mich zum Tee einlud und über den Zuckerrübenanbau in der Umgebung erzählte. Eigentlich hätte das doch ein interessanterer Fall für JöJa sein müssen. Doch als ich ihm davon erzählte, trat dieser nur schwerfällig auf den Mann zu, sah ihn einige Zeit mit starrem Blicke an und rief ihm dann mit dröhnender Stimme entgegen: "Drei Bier, ein Kebab!" - Oh weh, mit was für Leuten ist man doch unterwegs. Aber unser deutsches Prachtstück hat sich noch andere Klöpse geleistet. Ich möchte da nur an die peinliche Sache erinnern, als er an der persischen Grenze nach dem Zollbüro suchte und dabei wie ein gehetzter Kaffernbüffel einem sein Gebet verrichtenden Gläubigen über den Teppich trampelte. Beinahe hätte er auf dem Rückweg den frommen Beter selber noch umgerannt, jedoch machte man ihn noch rechtzeitig höflich darauf aufmerksam, daß er so einiges übersehen hätte. Diese Szene, symbolisch gesehen, kann übrigens noch für einige andere Situationen stehen. Weil die Zecher alsbald in ihrem Rausch in tiefen Schlaf sanken und so nicht mehr schreien konnten, kamen wir an diesem Tage noch bis Sivas, wo wir inmitten der Stadt auf einer Tankstelle zum Schlafen anhielten.
02.04 Röhrende LKW‘s, komische Vögel & Ruinen!
Früher Aufstand. Von röhrenden LKW's und klaffenden Hunden geweckt. Frühstück im Teehaus gegenüber. Zwei komische Vögel trafen wir hier an. Der eine: Mittelalter, aufgedunsenes Gesicht, kaum verständlicher Kölner Arbeiterslang. Der andere schon älter, Typ verbitterter deutscher Arbeiter. Er meinte, vor einiger Zeit sei er schon im Iran gewesen und hätte dort gearbeitet. Auf den Herrn Bluthund war man gar nicht gut zu sprechen und beabsichtigte, dieses sein Land möglichst schnell gen Pakistan zu durchqueren. Der Ältere erzählte, er sei in Köln Schrotthändler gewesen. Da man aber z. Z. in der BRD mit solcherart Berufes nicht mehr viel verdienen kann, hätten sie sich gen Osten aufgemacht, um dort ein Auto zu verscheuern und von dem Geld gut über die Krise zu kommen. Der Opel Rekord sei unterwegs jedoch verreckt, worauf alle Papiere, bis auf den Paß, den man übersah, in die Hände der Bullen gefallen sein sollen. In Istanbul die geglückte Flucht begossen und dann in 24 Stunden bis Sivas. Windige Typen, wer weiß, was sie wirklich ausgefressen hatten? Auf jeden Fall trifft man solch Volk selten hier unten. Bis Yozgat fuhr UlKa, jedoch nicht besonders gut. Seit der Tacho kaputt ist, hat er Narrenfreiheit und kennt keine Schaltgrenzen mehr. JöJa stöhnte hinten immer mit, wenn der Motor in den höchsten Tönen jubilierte und schwor sich, diesem unreifen "Hameler Rallyfahrer"..., übrigens der härteste Fluch, den JöJa für UlKa's Fahrstil übrig hat. Wer seine sonst markige Ausdrucksweise - siehe LiveEinschub, Shahabad! - kennt, der kann wohl ermessen, welchen üblen Beiklang dieses Wort inzwischen hat. Von Yozgat aus wollten wir nach Hattusas / Bogazköy abbiegen. Zuerst wollte ich aber noch das Foto von einem Yozgater Teehauswirt, das ich hier im letzten Sommer geschossen hatte, an den Mann bringen. So leicht aber war das auch wieder nicht, denn das Teehaus von damals existierte nicht mehr. Na, dann ging ich eben in ein anderes Teehaus, denn durstig war ich ja auch. Das Bild, das ich rein zufällig vor mir auf dem Tisch liegen hatte erregte sofort Aufsehen und ging von Tisch zu Tisch. Rufe des Erstaunens, die gut hätten heißen können: "Sieh bloß mal! Das ist doch der Dicke aus dem ehemaligen Teehaus in der Stadtmitte!" wurden hörbar. Auch um die Bezahlung von Tee und Kaffee brauchte ich mich jetzt nicht mehr zu sorgen. Alsbald kam ein Deutsch sprechender
Türke, wie ihn jedes noch so kleine Dorf vorzuweisen hat und dolmetschte. Später führte man mich zu einem anderen (cay-evi, wo der Dicke eine neue Anstellung gefunden hatte.-. Er freute sich zwar sehr über das Bild und lud mich auch gleich zu sich ein. Dennoch: Er war nicht mehr der lustige Dicke von Früher. Seine ehemals schwarzen Haare waren grau. Er war alt geworden. --- Fremdbeitrag RuMe --Ich will jetzt die letzten Tage aus der Sicht eines Mitfahrers, der nicht zur Stammbesatzung gehört, zusammenfassen. Dazu muß der Tagebuchleser aber erst erfahren, wie wir zu dieser verrotteten Mannschaft mit ihrem verrotteten Fahrzeug gekommen sind. Man kann das ganze also als Big-Rödelreport Nr. 3 auffassen. Also, das ganze fing so an, daß GeWo mir irgendwann so um den 7. März in Heidelberg, also zu Hause, einen Zettel zeigte, auf dem eine Mitfahrgelegenheit in den Iran angeboten war. Er hatte ihn auf seinen routinemäßigen Stops an dem Schwarzen Brett an der Mensa entdeckt. Da wir beide gerade Zeit, aber kein Geld hatten, beschlossen wir, zusammen in den Iran zu fahren. Ich, weil ich sowieso schon in islamischen Ländern, jedoch nicht in Persien, war, GeWo, weil er das kennen lernen wollte. Und natürlich zog auch die Abenteuerlust und die wahnsinnige Entfernung. Der Abfahrtstermin sollte der 10.3. sein. Die Suche nach dem Urheber des Zettels erwies sich aber dann als ungeheuer schwierig. Wir gerieten in persische Studentenkreise, wo alle wußten, daß Kurosch, so hieß der Typ, nach Persien fahren wollte, aber keiner wußte genau wann. Als Limit galt der 21.3. (Nouroz), zudem Zeitpunkt sollte der Typ in Persien sein, aus Steuergründen. Als sich dann bis zum 12.,13. sich nichts mehr tat, nahmen wir beide eine Arbeit auf. Am 13. abends meldete sich dann unvermittelt Koroush, der Perser, meinte er bräuchte einen Fahrer und wolle morgen nach Persien aufbrechen. Das war uns dann doch zuviel! Wir drückten das Abfahrtsdatum um einen Tag und erhandelten, daß noch ein Mann
mitfahren durfte, der mußte allerdings Essen und Benzingeld bezahlen. Ob das zu unserem Vorteil war oder nicht, sei dahingestellt, wir teilten uns die Kosten, und als wir dann in Teheran waren, hatte jeder von uns 150,-- DM für die Reise bezahlt und hatte selbst fahren dürfen, bei unserer Fahrgeilheit ein nicht zu unterschätzender Faktor, zumal wir kein eigenes Auto haben. Der nächste Tag verging mit allerhand Reisevorbereitungen, ich war unheimlich nervös, denn immerhin ist eine Persienreise kein Pappenstiel. Kurosch entpuppte sich als gescheiterter persischer Student, der 4 Jahre in Deutschland herumstudiert hatte, hervorragend Deutsch sprach und jetzt auf der endgültigen Heimreise war. Seine Frau Shari (Sharzad, Scherezade) war auch mit von der Partie. Sie brauchte aber einige Zeit, bis sie auftaute und auch mit uns sprach. Wir beide müssen auf sie zu Anfang recht teutonisch gewirkt haben. Die beiden behaupteten zwar immer, sie hätten fast kein Geld, aber so ganz wollten wir das nicht glauben. Sie hatten das Geld für die beiden Autos (BMW "2002", MB 200) von einem Onkel geliehen bekommen, hatten die beiden Wagen gekauft und wollten sie exportieren. (Die Autos hatten eine deutsche Zollnummer.) Wir beide waren also noch nie einen so großen Wagen über längere Strecken gefahren und genossen es natürlich ungeheuer, wenn man über längere Strecken 130, 140 fahren kann und selbst da noch Kraftreserven hat. Wir rödelten also die ganze Strecke Deutschland - Teheran so in 6 Tagen, ohne einen Kratzer am Auto und ohne einen Strafzettel zu bekommen. Wir fuhren die kürzeste, also LKW-Strecke: München-Villach-Beograd-Sofia-Istambul-AnkaraSivas-Erzurum-TäbrizTeheran. In Persien angekommen, mußten wir uns erst mal erholen, da wir zum Teil sehr lange Nachtfahrten gemacht hatten. Wir konnten da bei Korousch übernachten, der eine sehr luxuriöse 3-Zimmer-Wohnung in Nord-Teheran, dem Europäerviertel, hat. Allerdings hätte der Empfang etwas herzlicher sein können; d. h. wir hätten ... WirwollendietotaleAnarchie! ... eigentlich öfters eingeladen werden können. Aufgrund dessen sahen wir von Teheran + Umgebung fast nix und setzten uns dann auch ab, nachdem wir uns ausgiebig gewaschen, Kleider gewaschen und uns erholt hatten. Zwischendurch versuchte ich, etwas Farsi zu lernen, was
mir wider Erwarten sogar gelang, weil Farsi eine indogermanische Sprache ist, was ich vorher nicht gewußt habe. Wir standen nun also vor dem Problem: Was tun?, wobei uns Lenins geniale Broschüre nicht zur Seite stand. Ich stellte auch die Relevanzfrage, warum wir eigentlich soweit von zu Hause weggefahren waren. - Nun, das Naheliegende war halt, die Touristen-Rennstrecke in Angriff zu nehmen, was wir dann auch unverzüglich taten Das heißt, wir kauften uns ein Bus-Ticket und fuhren nach Isfahan. Na ja, schöne Moscheen haben die Jungs schon gebaut, da gibt's nix. Auf dem Weg dahin (im Bus) trafen wir 2 armenische Studenten, von denen der eine annehmbar französisch konnte. Sie erzählten uns einiges über die Stellung der armenischen Minderheit in Persien. Für uns war das vollkommen unbekannt, und unsere Kenntnisse beschränkten sich darauf, daß es eine armenische Kirche gibt. Der eine, Mathematikstudent, mit einem ziemlichen Durchblick, gab mir dann auch ein Problem, in eine hübsche Geschichte eingewickelt, das ich jedoch nicht lösen konnte: x + Wurzel y = 11 y + Wurzel x = 7 (wobei nur rationale Wurzeln auftreten) Das Problem ist mit einfachsten algebraischen Mitteln lösbar, es ist jedoch ein kleiner, kleiner Trick dabei. Schulmathematik reicht! Von Isfahan weiter nach Shiraz, auch auf der Touristenrennstrecke. Schöner Bazar, mords Heiligtum, Na ja. Dort kauften wir ein Ticket nach Abadan, um eine große Schleife zu fahren. Als wir dann noch einen Abstecher nach Persepolis - also mir wäre der Palast als Perserkönig zu freaky gewesen - machten, trafen wir auf den maroden Bus samt Besatzung, die sich auch gerade Persepolis anschaute. Bei so einer Chance, in einem Stück bis nach Hause in so einem Unimog, unser altes Traumfahrzeug, zu sitzen, konnten wir schlecht nein sagen und machten den nächsten Morgen als Treffpunkt in Isfahan aus. Wir fuhren mit dem nächsten Bus nach Shiraz zurück, tauschten unser Ticket um und suchten dann ziemlich fieberhaft nach einer Möglichkeit, nach Isfahan zu kommen. Denn das Nouruzfest war vorbei, und alles strömte zurück nach Teheran. Da gelang es uns doch noch, einen Minibus aufzureißen, mit dem wir dann ungeheuer
unbequem, jedoch auch ohne gesprächsheischenden Perser, in Isfahan ankamen, wo wir dann auch den Bus am vereinbarten Ort antrafen. Dass der Unimog ziemlich kaputt ist, das sahen wir bald, es wurde uns auch glaubhaft versichert, daß die Karre bald auseinander bräche. Was man nicht so leicht sehen konnte, war die Tatsache, daß auch die Mannschaft ziemlich kaputt war (und noch ist), was sich einmal sogar bis in Handgreiflichkeiten fortsetzte. Meiner Meinung nach haben sich da Leute mit vollkommen verschiedenen Interessen, mit der Absicht, sie voll für sich in Anspruch nehmen zu können, in einen Unimog gesetzt, ohne vorher die Zeit, die man für Reparaturen braucht, irgendwie in Betracht zu ziehen. Klar, daß sich solcher Unmut auch an Mitfahrern aufgeilte, sind sie doch selber schuld, mit einem Unikum zu fahren. Der Leser möge sich nur mal die Namen anschauen, mit denen wir hier im Verlauf des Tagebuchs bezeichnet werden. Wir hatten es eigentlich erwartet, wenn man zu einer Bus-Crew als Kostenbeteiligter (außer Reparaturen) steigt, da als vollwertiges Mitglied behandelt zu werden mit Rechten und Pflichten. Wir bekamen jedoch öfters unter die Nase gerieben, daß es da Menschen aus 2 Klassen gab: auf der einen Seite HoWa und JöJa (l. Kl.), auf der anderen Seite der Rest der Leute. Bei einem kleinen Streit, der bis zu Abstiegsdrohungen von seiten LoGe's ging, konnte das jedoch einigermaßen bereinigt werden, obwohl es auf Kosten der Laune einiger Leute ging. Zu erwähnen bleibt nur der Essen- und Fahrstreckenstreit. Der konnte jedoch beigelegt werden, wenn man von der Handgreiflichkeit heute morgen einmal absieht. Im Augenblick ist alles friedlich, es geht nach Hause, und alles ist bester Laune (auf der Straße zwischen der Jugoslawischen Grenze und Skopie). Man muß dazu noch sagen, daß man sich mit HoWa – bis auf ausnahmen – nur dann unterhalten kann, wenn er am Steuer sitzt. – Schade! RuMe --- Fremdbeitrag RuMe ---
03.04 RuMe's 22. Geburtstag Heute haben wir den 3.4.74, RuMe's 22. Geburtstag. Ich bin sauer weil ich für das Geld mit meinem VW-Bus wesentlich besser weggekommen wäre, und HoWa ist noch aus unbekannten Gründen nöselig. Er will nur so schnell wie möglich zur Poste Restante nach Istanbul und dann nach Hause. Im Moment wird über den Preis von Girshmans "Iran" gestritten, was ich als Aufhänger benutze, um meine letzten Kommentare zu tippen ...
--- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Naqsh
e Rustam war der nächste Ort, den wir nach Persepolis besuchten. Er liegt ungefähr 20 km von Persepolis entfernt. In Naqsh e Rustam befinden sich vier große Felsengräber der Achämeniden. Auf die nähere Beschreibung verzichtete ich, man betrachte die Fotos. Die Gräber sind nach außen kreuzförmig gestaltet, aber einer von Säulen umrahmten Tür befindet sich aber einem von Vasallen getragenen Bett oder Tisch eine Darstellung des jeweiligen Königs vor einem Feueraltar (?) mit dem Gott, von dem er praktisch seine Weihe empfängt. Außerdem befinden sich innerhalb der mit Rundtürmen bewahrten halbmondförmigen sassanidischen Lehmziegel Umfassungsmauer, die sich von der Felswand erstreckt, mehrere sassanidische Felsreliefs, die Kampfszenen und ähnliches darstellen. Die sassanidischen Könige sahen sich ja als legitime Nachfolger der Achämeniden und hatten ein großes Interesse daran, diesen geweihten Ort zu nutzen. Außerdem befindet sich innerhalb des Walles ein Turm, der aber eine Außentreppe und eine Tür auf 2 / 3 Höhe zu betreten war. Unten am Turm befinden sich Inschriften in drei Sprachen. Die Bedeutung des Turmes ist noch nicht ganz eindeutig geklärt. Man nimmt in der Regel an, daß es sich un ein Feuerheiligtum handle, aber auch Meinungen wie Aufbewahrungsstätte der Schriften Zarathustras oder Grabmal wurden begründet vorgebracht. Das Gegenstück zu
diesem Turm befindet sich in Pasargadae mit haargenau gleichen Maßen und Aussehen.
Istakhr
liegt nur ein paar km weiter. Es war bereits in Achämenidischer Zeit besiedelt erlebte, aber seinen großen Aufschwung erst unter den Seleukiden und Parthern, schließlich unter den Sassaniden als die Hauptstadt schon Ktesiphon war, blieb geistiges und kulturelles Zentrum Persien weil nämlich dort die Investitur stattfand und außerdem nebenbei das Nationalheiligtum Naqsh e Rustam. Die Stadt war von einer typischen sassanidischen Ziegelmauer á la Lehm umgeben, ähnlich wie in Bishapur. In dem Ruinenfeld erheben sich heute nur noch eine Säule und ein paar Türpfeilerresten. Ansonsten ist nicht viel zu sehen. Dafür ist aber der ganze Boden mit Scherben gepflastert, besonders viele Früharabische, aber auch aus den anderen Epochen, fanden sich zahlreiche Beispiele. Nach den Sassaniden degenerierte die Stadt langsam, um dann mit den Mongolen aufzuhören zu existieren. Auf jeden Fall lohnt wegen der vielen Scherben ein Besuch des Tahkt i Taus.
70 km bis Pasargadae. Über den Ort gibt es auch für Laien so viele Informationen zu erreichen, daß ich mich auch hier kurz fassen kann. Die Anlage bildete eine weite Parklandschaft, in der sich das Kyrosgrab, das ja wohl jeder vom Bild kennt, zwei Feueraltäre, ziemlich große Monolithen ,über eine Treppe erreichte man die Plattform, zwei große Apadana ähnliche Säulenhallen, bei denen die Säulenfüße aus zwei farbigen Marmor schwarzweiß sich sehr dekorativ ausnehmen. Die Säulen waren große fast monolithische Stücke, bei den anderen großen Steinen war das innere wegen leichterem Transport ausgeholt. Das Kernstück bildete neben dem bereits erwähnten Turm der auf einem Hagel liegende Palast, mit Burg. Die Palastterrasse ist ein Vorläufer der großen Persepolis-Terrasse. In Rustaka nach griechischer Manier errichtet. bildete sie die Grundlage für eine Säulenhalle. Dahinter auf dem aufsteigendem Berg erhebt sich eine Burg, die auch noch in seleukidischer Zeit belegt war. Interessant sind noch die vielen Umbauten an der Terrasse, man findet so z.B. eine fast fertige, später zugemauerte und in die Verteidigungsanlage einbezogene Treppe. Soweit also zu den bekanntesten persischen
Monumenten, man kann sich ja aber sie ohne Schwierigkeiten selber weiter informieren. Dies soll ja nur so eine Art Denkanstoß sein und außerdem durch wissenschaftliche Überlängen nicht das Tagebuch belasten. Also letzter Kommentar Iran:
Museum in Teheran: Also, ziemlich altertümlich eingerichtet, mit viel Staub auch gar nicht freundlich umzuschauen. Neben einigen großen. bekannten Stücken wie der Gesetzesstele des Hammurabi von Babylon interessierten mich besonders die Keramikvitrinen. Dort fand sich alles, zwar etwas hinter dem letzten Stand der Forschung her hinkend von Sialk über Hissar, Guran, Luristan, Geoy, Goreng, Susa und hunderte von anderen Orten wie Tell i Batun etc. - ich weiß nicht, wie viele Einzelstufen der Entwicklung aber Elam bis zu den Achämeniden so ziemlich alles. Die Namen sagen dem Normalverbraucher nichts, es handelt sich dabei um Grabungsstätten, deren Keramik namensgebend für eine Gruppe oder Epoche steht. Tja, besonders interessant waren dann noch die kompletten Münzzusanmenstellungen mit Zeit und Königsangabe auch in Englisch. Die Münzen waren wohlgeordnet von den Achämeniden, über die Seleukiden, Parther bis zu Sassaniden vertreten. Außerdem fanden sich einzelne Byzantinische, Kushan, Römische und Graecobaktrische Münzchronologien. Ansonsten war der Laden zwar sehenswert aber antiquiert. --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Sodann wurde weiter gebrettert, ohne auch nur ein Stück Bronzezeit, Chalkolithikum oder Neolithikum in Gestalt einer Grabung gesehen zu haben, Tja, mit meinem eigenen Wagen wäre das nicht passiert, also wieder in die Türkei! Das letzte Zugeständnis, das man mir gemacht hatte, war Hattussas, die Hauptstadt der Hethiter ... --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
Hattusas
war eine der größten Städte des Orients. Um 1000 vor hatten die Hethiter das absolute Eisenmonopol, hatten die Ägypter unter Ramses dem Großen aufs Haupt geschlagen und eins der
mächtigsten Reiche gegründet, das dem Orient eine Weile Ruhe und Frieden bescherte. Ich will hier nichts weiter aber die Hethiter schreiben, da es ein recht ordentliches Buch von Ceram: "Enge Schlucht und schwarzer Berg", gibt, auf das ich hier verweise. Kurz über die Stadtanlage: Ein unheimlich steiler Hang, der durch zahlreiche steile Felsen und Stufen gegliedert ist. Die gesamte Stadt war von einer doppelten Mauer umgeben, die auf einem zusätzlich aufgeschütteten, mit Steinen gepflasterten und von Gängen unterlaufenen, Erdwall errichtet ist. Auf der oberen Terrasse erheben sich 5 kleinere Tempel, der Palast ist wiederum von einer dreifachen Mauer umgeben und erhebt sich auf einem steilen Felsplateau, das an die Schlucht grenzt. Vom Palast erstreckt sich die ältere Stadtmauer gegen den Hang gewandt. In dieser befindet sich der Haupttempelkomplex mit einem typischen Hoftempel und zwei heiligen Räumen. Er war von Magazinräumen und kleinen Kultbauten umgeben. Die typische Bauweise bestand aus behauenen monolithischen Steinen, auf denen sich eine Art Fachwerk erhob. Man entnehme aber bitte die Einzelheiten dem gut lesbaren oben angeführten Buch, da ich ziemlich müde - müde - von der Reise bin und keine rechte Lust mehr habe, etwas zu tippen. Ach ja, was ich noch anfügen wollte, so ziemlich, auch auf den kleineren Felsen erhoben sich starke Festungen. Die Stadt in ihrer Hanglage muß den sich ihr in böser Absicht nähernden Phrygern ein imposantes Bild geboten haben. --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) --- KOMMENTAR (UlKa) ---
So,
das war mein letzter Kommentar, archäologisch bin ichäußerst unzufrieden, leider wurden meine Erwartungen keineswegs erfüllt. Ich werde die ganze Gegend noch mal mit meinem VW-Bus abfahren, so in aller Ruhe, damit ich etwas davon habe.
Man verstehe dies bitte nicht als vollwertige und immer richtige, noch als vollzählige Aufstellung oder Geschichte der bereisten Gebiete, ich schrieb dies nur, um die Sachen, die wir besucht haben, nicht vollends
in Vergessenheit geraten zu lassen und außerdem vielleicht noch etwas Interesse zu wecken. - Danke schön -
Also, ich weiß nicht genau, wo der Anschluß von HoWa ist, da HoWa vorne überhaupt nicht mehr heraus kommt und praktisch ein unsoziales eigenständiges Leben im Führerhaus bestreitet, uns hinten schmoren läßt und am liebsten Tag und Nacht durchfährt, um möglichst 2 Wochen vor dem ausgemachten Termin (15.04.) zu Hause zu sein. Erst auf der Hinfahrt so tun, als ob ihn gewisse Sachen ganz kalt lassen und jetzt von einem Bein aufs andere hüpfen und überhaupt nur das tuend, was ihm paßt, nämlich fuhren sich von der Drecksarbeit und vorn Rödeln fernhalten und wie auf der Hinfahrt nur Unfrieden stiftend, gnökelnd durch die Gegend laufen, so richtig ungenießbar, andere Leute möglichst wie bisher ausnutzen aber ansonsten sich immer schnell ins Fahrerhaus zurückziehend, so ein richtiger kleiner egoistischer Dickkopf!
Also, Einfahrt nach Istanbul. Es dunkelte schon etwas, und es gelang uns nur mit Mühe, HoWa zu stoppen, um ein Foto von der Brücke zu schießen. Tja, und dann waren wir halt wieder in Europa. Die einen mit gemischten Gefühlen, ich mit Bedauern und HoWa – na ja. HoWa fuhr sogleich auch dann Ralley-Istanbul zum Puddingshop. Da waren wir wieder an der Kaaba der nach Osten drängenden Jugend oder mittlerweile bei dem Abschaum der gleichen, Europas. Auf dem Parkplatz standen bereits eine ganze Reihe VW-Busse und auch einige Special-Gag-Autos, Citroen Lieferwagen, TABAK-MercedesLieferwagen und anderer Schrott. Wir stellten unseren Schrotthaufen mitten hinein und gingen erst einmal in den Puddingshop, um die Anschläge und die Leute zu begutachten, was aber beides negativ ausfiel. Wir begaben uns zurück zum Wagen, wo wir das Mädchen aus dem Mercedes TABAK Lieferwagen trafen, die gleich den ihren gegen die unsrige Maschine tauschen wollte. Wir waren schon begeistert, da war sie auch schon wieder verschwunden, um dann beim Erbseneintopf bei uns mit ihrem Freund - oder so - im Wagen aufzutauchen, was uns neben Platzschwierigkeiten nur Annehmlichkeiten bereitete, da die Leute sehr nett waren. Wir klönten dann auch bis spät in die Nacht bei
Bier etc. Wir gingen dann wie üblich schlafen, d. h. 4 Mann hinten, unten ein Mann, hinten oben und ein Affe vorne zwischen.
04.04 Seltsame G’schicht‘n Istanbul, 8 Uhr 15, ziemlich kalt, als wir uns endlich aufschwangen. Die beiden Besitzer des Wagens hatten gestern etwas von um 7 Uhr unterm wagen liegen getönt. Aber daraus wurde auch während des nachfolgenden Frühstücks nichts. Danach zerstreuten sich die Gemüter, ich ging mit LoGe in die Hagia Sophia und in die blaue Moschee, Fotos schießen, unsere beiden Nörgelfreaks versuchten ein türkisches Bad aufzutreiben und die beiden Bastler fuhren los, um den Wagen zu reparieren, bzw. zu lassen. Ich mußte mich unheimlich beeilen, da ich meinen Film von Istanbul noch einmal machen mußte und außerdem in den Bazar wollte, den auch mit LoGe besuchte. Und dann noch zu einer Bank, wohin mir Geld angewiesen worden war und die weit weg noch hinter Taksim lag. Es gelang mir, abgesehen von den Fotos, auch ganz gut" JöJa und HoWa kamen mit einem relativ hellen Auto zurück. sie haben folgendes am Wagen gemacht: Beide Räder rechte Seite abgebaut. Reserveräder demontiert, zwei Reifen umziehen lassen, Anlasser durchprüfen lassen und den alten Anlasser eingebaut Batteriedienst und Kabeldienst gemacht, Tachowelle installiert, Gasgestänge gängig gemacht, abgeschmiert, etc., etc. ..... Nun ja, die beiden anderen haben eine kleine Besichtigungstour inklusive Hagia Sophia, Blaue Moschee, Basar, Topkapi gemacht. Dann trafen sie drei Türken, die auf der Heimreise waren und unsere beiden Freaks prompt zu einer Taxifahrt zur neuen Brücke einluden, was die beiden sehr begeisterte. Während der Zeit, wo der Wagen weg war, saßen wir in verschiedener Zusammensetzung häufig im Mercedes nebenan. Die beiden hatten auch schon eine ganze Menge mitgemacht. Eine Story ist aber besonders erzählenswert ...
Also..
die Jungs waren mit zwei Mercedes Lieferwagen aus Indien aufgebrochen und kamen völlig zerschlagen durch die Wüste von Zahedan nach Bam gefahren, wo doch ihnen eine Windschutzscheibe mittels eines von einem vorbei rasenden Mackie hoch geschleuderten Steinbrockens außer Funktion gesetzt wurde! Nun die beiden Pärchen fuhren in den nächst gelegenen größeren Ort, nämlich nach Kerman.
Dort erwarben sie eine neue Scheibe und wollten diese von einem dort ansässigen Mechaniker einsetzen lassen, auf das nichts daran kaputt ginge. Man machte einen Preis aus, und der Mann bewaffnete sich mit einem Schraubenzieher und würgte die Scheibe einfach hinein, ohne Rücksicht auf Verluste. Da meinten die Leute, dies hätten sie auch selber machen können. Da sie ihm sogar gezeigt hatten, wie er's mit der Schnur machen soll und ihn zu stoppen versucht hatten, meinten sie, daß 40 Toman (!) dafür zuviel seien und wollten ihm wenger geben. Da wurde der Junge muksch. Es wurde hin- und hergestritten, und schließlich verlor Mona die Beherrschung und langte ihm eine. Weich unerhörte Beleidigung für einen Mohammedaner! Er verfolgte sie auch sogleich, um sie zu verprügeln Sie konnte sich mit Müh und Not ins Auto retten. Da begann der Mechaniker das Auto auf seine Trittfestigkeit zu untersuchen. Na ja, da platzte dann dem einen der Geduldsknöll, was ja nach der Wüstenpiste und der ganzen Geschichte verständlich ist. Also dieser war schmächtig und schlug dennoch so zu, daß besagter Mechaniker einen Satz nach hinten machte. Sich aufraffend trat er dem Guten dann noch so ins Kreuz, so dass sich dieser nur mit Mühe ins Auto retten konnte. In eilender Fahrt verfolgt von der rasenden Meute, die sich eines altersschwaches Fahrzeugs bedienten, zogen sich denn die Verstörten in einen anscheinend ruhigen Winkel der Stadt zurück. Während sie noch beratschlugen, wurden sie dann auch schon von der Polizei gekascht, die mit gezogenem Knüppel sich ihrer auch gleich versicherte und ins Präsidium abtransportierte. Der Mechaniker hatte sich inzwischen der Hilfe des Polizeipräsidenten oder so versichert, so dass diese nur auf Unverständnis stießen. Sie wurden alle im Gefängnishof untergebracht und ihrer Pässe entledigt. Der Mechaniker hatte angeblich oder anscheinend einen gebrochenen Kiefer, der ihm aber seltsamerweise keine Schmerzen oder Sprachschwierigkeiten bereitete. Auf Kieferbruch stand und steht nun in Persien 6 bis 24 Monate Gefängnis, da schlotterten ihnen die Knie. Der Oberpolizist hielt die übrigen drei auf Rettung bedachten Deutschen mit Verständigungs- und Schmerzensgeldstories hin! Now Ruz nahte, danach wäre alles zu spät! Der Chef der Polizei wollte anscheinend ein gutes Geschäft machen, hatte sich dementsprechend mit Arzt und Mechaniker abgesprochen und ließ sie zappeln - das Gefängnis soll übrigens sehr lustig gewesen sein, mit Essen bestellen etc. Nun ja, da erschien als, Deus ex Machina
ein Deutscher, ansässiger Zementfabrikleiter, der sich so quasi aus Hobby mit dem Rauspauken armer Leute, die in die bürokratische Mangel geraten waren, beschäftigte. Dieser deckte sogleich auch den Schwindel auf und erklärte sich bereit, die 4.000,-- DM Kaution zu bezahlen. So konnten dann sie ihren 4. Mann mit Müh und Not 5 vor 12 am Vortage des Now Ruz, wo alles dicht gewesen wäre, heraus holen und sich absetzen, was Ersterer besonders schnell tat, so dass wir ihn nicht mehr kennenlernten. Der Zementiker scheint wirklich ein toller Typ gewesen zu sein. Er hatte erzählt, daß er so etwas schon öfters ausgelegt hatte und selten etwas zurückbekommen hätte. Die 4.000,-DM waren gerade jene Gelder, die er sonst nach Hause zu schicken pflegte. Na ja, die Jungs aus Berlin werden das Geld wohl doch ehrlich wieder abliefern, denn lieber ein halbes Jahr schuften, als 2 Jahre noch so fideles Gefängnis in Iran. Soweit die Geschichte der beiden.
Also weiter im Konzept vorm Pudding am Hippodrom ... Ich entschloß mich kurzfristig, da ich sowieso von meinem letzten Geld ein Kilo Tomaten gestiftet hatte, ein splendides Abendessen zu bereiten. Nach einigen Schwierigkeiten mit der Kasse erhielt ich dann noch 20 Lira und schoß auf den letzten Drücker noch schnell einkaufen. Zurück im Wagen warf ich alle bis auf einen Gehilfen raus und begann erstmals, mir einen passenden Namen für das ganze auszudenken. Ich entschied mich für Omelett á la Istanbul (das gelang mir aber wegen mangelnder Eier und des zu feuchten Käses nicht ganz, so dass es eine Art dicke, rühreiähnliche Sache wurde. Es folgt deshalb jetzt das Idealrezept, das ich nicht ganz verwirklichen konnte). Man nehme auf eine Pfanne mittleren Maßes: REZEPT Zutaten ... 70 g Fleisch in kleinen Scheiben 4 Tomaten in Scheiben 1 Zitrone
1 1/2 große Zwiebeln 4 Eier 100 g Schafskäse Eßlöffel Rotwein Pfeffer, Salz, Paprika Zubereitung ...
Man
lasse in der Pfanne mit wenig Fett die Fleischstückchen vorbraten, gebe nach einer Weile die geschnittenen Zwiebeln, Tomaten und die Zitronenscheiben dazu. Inzwischen wird der Käse mit den Eiern und dem Rotwein zu einer Pampe vermengt und, wenn die Sachen in der Pfanne gut vorgeschmort sind, darüber gegeben. Das ganze wird vermengt und mit Pfeffer, Salz, Paprika und Rotwein abgeschmeckt. Dazu wird Weißbrot, Tomatensalat und Rotwein gereicht. - GUTEN APPETIT.
Also bei mir gelang das noch nicht, man hätte den Schafskäse erst entwässern müssen und für mehr als zwei Eier pro Pfanne hatte das Geld nicht gelangt. Die beiden von nebenan aßen mit einmal auch mit, und da es schon für sechs Leute sehr wenig war - 3 Mann = 1 Pfanne blieb das ganze nur so eine Art Kostprobe, die aber sehr gut ausfiel, da es allen sehr gut schmeckte. Soweit das Omelette Istanbul. Danach verzogen wir uns noch in den Shop neben dem Lale Pudding Dingsbums da, weil uns selbiges wegen den Leuten nicht gefiel, tranken noch mal Cay, klönten und fuhren dann endgültig gegen 12 aus Istanbul in Richtung griechische Grenze, nachdem wir noch einige Schwierigkeiten mit dem nötigen Spritgeldwechsel hatten, da keiner von uns mehr Türklira hatte, da alles auf dem Bazar verbraten worden war. So kam ich auch nicht mehr dazu, die imposanten Stadtmauern des alten Byzantinums aufzunehmen, was bei mir Verdruß erregte. So bretterte denn GeWo mit HoWa dem Eiligen gen Ippsala.
05.04 Good old Europe
Da ich jetzt keine Lust habe weiter zu tippen und vielleicht gleich zur Abwechslung mal wieder HoWa tippt, möchte ich Dich lieber HoWa, hiermit auf das Loch zwischen dem 1.4. und der Europabrücke, auf "Mr. Horst, I am hungry" und auf sonstige Vergeßlichkeiten hinweisen! Danke und mach weiter so. UlKa (am Strand)
Ja, ja, wenn wir den guten UlKa nicht hätten. Das Tagebuch scheint ihm schon richtig ans Herz gewachsen zu sein. Nun ist dieses Tagebuch (TaBu) auch ein besonderes und hat nicht nur Erinnerungswert. Hier wird festgestellt, Stellung bezogen, angeklagt, gerechtfertigt, geschimpft, geklagt, gegendargestellt, übertrieben, unterstellt und für die Ewigkeit dingfest gemacht. UlKa begründet hierin seine steile Laufbahn als Jungwissenschaftler, und ich zerstöre meinen Ruf als großer Reisender.
Bei
vielen Disputen wird auf das Tagebuch verwiesen, und so manches Gespräch hebt mit: "Wie schon im TaBu steht..." an. TaBu ist also unser 7. Mitfahrer, der seinen Fahrpreis durch Unterhaltung der MiFa's einbringt. Aber nun endlich weiter im TaBu ...
Um
eine Erfahrung bin ich auf dieser Reise zumindest reicher geworden. Die Grenztankstellen bei Ipsala sind des nachts nicht geöffnet. Wahrscheinlich haben die Tankwärter mit den Grenzern einen Komplott geschlossen, denn die Grenzübergänge sind auch nur tagsüber geöffnet. So schliefen wir direkt vor der Zapfsäule, bis sich zu Dienstantritt endlich der Tankwart bei uns vorstellte und sich nach Befinden, jetzigem und beabsichtigtem Füllungszustand unseres Tanks erkundigte. Grenze am Morgen macht Kummer und Sorgen. Die Türken behelligten uns zwar nicht weiter. Sie waren wohl froh, uns los zu werden, die Griechen dafür um so mehr. Gewissenhaft und diensteifrig legten sich die kleinen griechischen Grenzgnome ins Zeug und hetzten einen bärbeißigen Examinator in Blaumann und mit Schrouwentrecker bewaffnet auf unseren stattlichen Schrotthaufen. Big Rödel kannte dieses Verfahren ja schon bereits. Vor zwei Jahren war er hier im Borgward gefilzt worden. Nachdem der halbe Wagen schon ausgeräumt worden war, fuhr er diesmal aber aus der Haut und schrie
den nicht besonders bedarften Beamten an: "Do I look like a hashish smoker? I'm a scientist! It's the second time that you make such foolish things with me. What do you think about ... ?!"
Das nun bereitete auch dem noch so abgebrühten Zollfahnder gelinde Furcht, und er verkrümelte sich schnell. Wir lachende Dritte bis Siebente machten uns derweil ans Frühstück. Zu Lachen gab es ansonsten nicht sehr viel.
Der Big-Rödel-Report, Teil 2 GüGlä
ist der Bruder meiner Freundin HaGlä und betreibt eine Landmaschinen und Kfz.-Werkstatt in Bevensen. In dieser Halle wurden schon zwei wüste Wüstenautos fertig gemacht und auch den dritten Schrotthaufen sollte dort sein Schicksal ereilen. Um nicht zu sehr in Zeitschwierigkeiten zu kommen, begann ich Ende November mit der Demontage des Unimogs. Mein Freund WoDie, dem ich hiermit nochmals herzlich danke, half mir dabei das Führerhaus, den Motor und die Vorderachse auszubauen, um an das verdammte kaputte Getriebe heran zu kommen. In viel kürzerer Zeit als erwartete, nämlich innerhalb von 2 Tagen hatten wir die Rödelei hinter uns. Kurz darauf fuhr ich mit GüGlä's VW-Bus zu K. nach Langendamm, um ein intaktes Getriebe zu holen. Leider war jedoch kein ausgebautes Getriebe vorrätig, und ich stand vor der Aufgabe, einen weiteren Unmog auseinander zu bauen, um an ein Getriebe heranzukommen. K., der mir aktive Unterstützung zugesagt hatte, hatte keine Leute frei, die mir dabei helfen konnten. Er schlug mir vor, das Getriebe einfach zu demontieren, und er wurde schon helfen, den defekten Gang auszutauschen. Also besorgte ich mir bei der Unimogwerkstatt Walden,
Göttingen, ein 5-Gang-Element nebst Synchronring und begab mich abermals nach Nienburg, um das Getriebe zu zerrupfen. Ich hatte es fast auseinander, es fehlte nur noch die untere Welle, für die ich einen nicht vorhandenen Spezialabzieher benötigte. Aus Zeitgründen hatten wir dann die Schnauze voll, und UlKa bekam die ehrenwerte Aufgabe, den Zentnerblock mit seinem VW-Bus nach Göttingen zu transportieren. Mit einiger Verspätung bekamen wir das Getriebe zurück und mußten dafür 600,-- DM auf den Tisch blättern. In der 2. Januarwoche begann dann die große Non-Stop-Rödelei, wobei es durchaus vorkam, daß einzelne verdiente Leute ganze Nächte durcharbeiteten. Meistens konnten wir erst nach 5 anfangen, da dann erst die Halle frei wurde. Mit HoWa zusammen baute ich den Unimog fahrfertig innerhalb von 2 Tagen zusammen. UlKa kümmerte sich vor allem um die Konservierung und Ausstattung des Aufbaus, sprich totale Teerung des Daches und aller verrottet aussehenden Teile. Außerdem zog er einen neuen Balken ein und gab so der Tür neuen Halt. Außerdem kommt ihm der Verdienst zu, das gesamte Dach mit neuer Teerpappe erneuert zu haben. Hinzu nagelte er einige Bleche über kaputte Stellen. Den Vogel aber schoß WoZi ab, der am Heck ein durch Anschieben verursachtes Loch in der Pappwand mittels eines taktischen Zeichens vernagelte. Inzwischen hatten wir von der Fa. Dyckerhoff in Poggenhagen eine Kabrioladung Styroporplatten nach Bevensen gekarrt. Das Cabrio sah hinterher, da offen gefahren, aus wie eingeschneit - Scheiße. An diesem Styropur verging sich vor allem WoZi, wenn er sich nicht gerade zur theoretischen Vorbereitung der Reise(und zur oder zur) oder nur zur Befriedigung von Frau und Kind in Göttingen befand (siehe vorangegangene Texte). Gott sei dank kam HoWa öfters in seinem oder seines Vaters Unimog (besser gesagt), so dass wir einiges für den Zusammenbau an seinem Unimog abgucken konnten. In der Rödeltruppe tauchte gegen Ende der Arbeiten ein Elektroquirl auf der mit fixer Hand und mit gegen Garagendecke gestrecktem Popo mit einem Farbtopf über das Dach rödelte und dem Unimog das strahlendste Weiß seines Lebens vermittelte. Ab und zu ließ sie sich von dem Hamelner Pißbartträger ablenken, und es kam zu Püffen, Umarmungen, Abknutschungen, und wenn der gute Papa JöJa gerade im Nebenraum war, zu regelrechten Vergewaltigungen (Es sträubt sich in mir, aber es ist ja ein Diktat!). Trotz dieser Interrupti arbeiteten die beiden ganz flott von der Hand, so dass der Unimog bald
recht neu aussah. Kurz vor Beendigung der Rödelei gab es noch ein unerfreuliches Intermezzo. Der Wagen wollte doch einfach nicht richtig laufen, bei den ersten Steh-, Geh- und Laufversuchen war uns bereits der noch recht gut erhaltene Auspuff um die Ohren geflogen. Als wir uns dann schließlich am Vergaser betätigten und das Benzin gleich dosenweise in ihn kippten, machte es plötzlich pufffffffffffff und der Vergaser stand im schönsten Flammenkleid vor uns. Die intelligenterweise in der Nähe liegenden Benzinlappen freuten sich nur über die wohlige Wärme und stimmten sogleich in die Flammenorgie mit ein, so daß im Nu das ganze Führerhaus in Flammen stand. Einen gar fürchtersamen Schreck in den Knochen, den Uni bereits als ausgeglühtes Wrack vor Augen stürzte ich zu GüGlä's Feuerlöscher, diesen betätigend hielt ich selbigen voll ins Führerhaus. Das Feuer war schon seit längerem verlöschen, und ich löschte immer noch, denn dieser Scheißlöscher ging nicht wieder abzustellen, da er von älterer Machart war. Mit vorgehaltener Hand lief ich aus der Halle, um mich draußen als Schneespender zu betätigen. Aber auch diese recht schnellen Schritte hatten nicht verhindern können, daß GüGlä's Halle aussah wie nach Neuschnee in einer stürmischen Winternacht. Der grüne Trecker sah aus, als hätte man ihn gepuderzuckert, kurz, man konnte keine Details in der Werkstatt mehr erkennen. Wir rödelten dann ungefähr drei Stunden, um den künstlichen Schnee zu beseitigen. Schließlich kam der Tag der Offenbarung. Aber auch dieser ging an uns vorbei (siehe UlKa's Rödelreport). In den letzten Tagen vor der Abfahrt gab es erneute Schwierigkeiten. Die Ladekontroll-Lampe leuchtete fröhlich vor sich hin. Ich weiß nicht mehr, wie oft UlKa und ich die Lichtmaschinen ein und ausbauten, prüften, bis schließlich GüGlä lächelnd ein Kabel vom Kondensator zum Regler legte, und die Scheiße behoben war. Auch fiel noch unheimlich viel Kleinkram an, den hauptsächlich UlKa bewältigte, da ich in Gö meine Oberseminararbeit abschließen mußte. Noch am Abfahrtsabend war in GüGlä's Werkstatt der Bär los. UlKa hatte bereits 50 Stunden durchgemacht, trotzdem mußte noch dies und jenes befestigt, gerödelt, geschraubt oder sonst wie gemacht werden. Aber dann ging's los. (Es diktierte JöJa dem UlKa.)
Wir sind in Griechenland und schreiben den 5.4. HoWa ist überhaupt
nicht mehr ansprechbar, zieht über mich her, wo er doch so mir nichts dir nichts 15 % am Wagen geschenkt bekommen hat und nun doch weniger als ich am Wagen macht. Na, das ist ja nicht mehr mein Bier. Also, ich werde mich nur noch auf Stichworte beschränken, da HoWa in München aussteigt. Er glaubt dadurch 2 Tage seiner kostbaren Zeit zu retten. Unser kurzer und schmerzloser Aufenthalt in Griechenland zeichnete sich durch zwei Sachen aus. Unser Aufenthalt am Strand, wo wir wirklich nur mal gegammelt haben. RuMe hat Muscheln gekocht. Es war ganz lustig bis auf. Und dann das Abendessen in Kavala. Zu fünft in eine Kneipe gestanzt und für 170 Drachmen gegessen wie die Berserker und noch zwei Flaschen Wein mitgenommen. Der Fisch, der Salat, der Käse, der Wein, etc., etc., etc. alles war ausgezeichnet. wir schliefen daraufhin sehr gut. Am nächsten Tag, nach und weit nach Jugoslawien rein, der Zoll war sehr freundlich, da wir doch nur Transitgut waren, tja, noch kurz mal was in einer Fernfahrerkneipe gegessen, und auch der 6.4. war dann vorbei.
06.04 Ende: Die letze Woche ... Irgendwo gepennt, und dann bis zu einer Kneipe gefahren, wo wir uns mal wieder richtig warm gewaschen haben, umständliches Frühstück, und dann ging es aber weiter gen Österreich. Unterwegs hatten wir, so muß ich erwähnen, öfters kleine Reparaturen, die in der Regel JöJa beheben konnte. An der österreichischen Grenze waren dann die Jungs wieder sehr fickerig. Ich habe wohl auch den Mund etwas zu voll genommen, und so mußten wir dann rechts ran, aber Gott sei dank mußten wir nicht alles ausräumen, denn sie hatten einen Haschhund! Der bekam laufend gesagt, such Gift, was er dann auch tat, aber nichts fand. Die Teppiche gaben wir zwar an, brauchten sie aber nicht vorzuweisen. Ich hatte seit längerem angemeldet, durch Österreich zu fahren, und so fuhr ich denn mit LoGe durch die sonnige Bergwelt. Abends fuhren wir nach Rottenmann und machten vor einem schönen Lokal halt. Dort stopften wir uns mit Schnitzeln, Salat und Kartoffeln voll nebst Bier. Von dort aus fuhren wir zum Schlafen auf einen Berg. Dabei mußten wir eine Schranke passieren, die am nächsten Morgen natürlich prompt verschlossen war. Ein netter Bauer kannte aber die Zahlenkombination und so entkamen wir am 8.4. unserem malerischen
Schlafort. Zu erwähnen ist noch die permanent tagende Skatrunde, wobei als großer Verlierer oder großer Gewinner keiner zu nennen wäre. Die Mitglieder der Skatrunde waren übrigens UlKa, ,RuMe, JöJa und LoGe. Die anderen beiden hatten kein Interesse an solcher Beschäftigung... Tja, und nach einem pompösen Frühstück mit Ei und allem, was dazugehört, näherte ich mich wieder der teutschen Grenze. Dort wollte man seltsamerweise nur unsere Teppiche sehen. Ah, ich vergaß, unterwegs an einer schönen engen steilen Stelle war uns so nebenbei noch schnell mal ein Kabel durchgeschmort. Na ja, auch diesmal gelang es JöJa., Teppiche vom Dach, HoWa pennte auch an der Grenze noch hinten drauf, und JöJa sah sich gezwungen, sie mit 120,-- DM zu verzollen, wobei er aber auch erfuhr, daß sein einer Shahabad-Teppich runde 1.000,-- DM wert sei und, nun fahren wir Richtung München, und HoWa hat soeben die Kasse abgegeben, er glaubt, ohne schneller nach Hause zu kommen. Heute wollen wir noch nach Heidelberg. Dort noch mal schön essen, klönen etc. und dann um nach Göttingen, dort bei WoZzzzi frühstücken und die Tagebücher fotokopieren, dann zu mir nach Hause abladen.- Mittag essen, dann fahren LoGe, HoWa vielleicht und JöJa nach Wunstorf und da zerstreut sich der Rest, womit die GROSSE RÖDELEI zu Ende wäre. Soweit mein Kurzschluß, nicht symbolisch geweint.
07.04 Tagebuch-Spätlese ... Die
Autobahn rollt unter uns weg. Zwischendurch lief der Wagen sogar mal 100 km/h. Die anderen drei Urdeutschen klopfen hier schon wieder Skat. Pißbauer - Schweigen - was kommt jetzt? - Schweigen hach hat der aufgepaßt! Ist klar, daß ich das richtig mache! Und den Scheiße - 21, 42, 48 - Scheiße mit zweien, spiel drei und dann noch bock -----So sieht hier die Unterhaltung aus – na ja, wir sind ja bald zu Hause, vielleicht gibt's heute noch eine Abendbroteinladung in RuNe's Kommune mal sehn - die Autobahn läuft unter uns weg - die km schmelzen zusammen. Draußen ist selten schönes Heimkehrer-Wetter. Die Jungs schreien mir hier ein bißchen viel - draußen ist gerade ein LKW-Unfall gewesen - es geht nur langsam weiter - aber man sagt mir, die Stauung seinur kurz - Auffahrunfall - und schon heult der Motor
des Unimogs auf und es geht weiter: and the road leads on and ever on ...
So wie wir jetzt vorm ADAC-Money-Exchange stehen, sehe ich mich versucht, noch was zu schreiben, keine Nachlese, eine Spätlese. Die Reise, die so hoffnungsvoll und voller Schwung begonnen hatte, ist zu Ende für HoWa, für JöJa geht sie noch ein bißchen weiter, sie sind noch mehr aneinandergekettet, vielleicht mehr als sie wollen. Das Defizit dieser Reise begann mit dem ungenügend vorbereiteten Wagen, damit daß wir 4 Studenten uns übernommen haben, damit daß wir zu nachlässig waren und jeder nur seine eigenen Interessen vertreten sehen wollte, jeder! Der einzige, der erreicht hat, was er wollte, ist JöJa... Dafür war er wiederum krank und mußte sich mit den Ungelegenheiten der Mitfahrer herumschlagen. HoWa lebte nur für das Tagebuch, über seine Bockigkeit und seinen Egoismus ist anderweitig genug geschrieben. Tja, und ich, ich bin ein Opfer meiner eigenen Dummheit und Spontaneität. mit dem Geld und der Zeit hätte ich mit meinem Wagen wesentlich mehr sehen können. Der Wagen war nicht gedacht als mittel zum Zweck, sondern machte sich selbständig zum Hauptreiseziel. Es drehte sich schließlich alles nur um ihn. Er wurde für mich zum Klotz am Bein. Dann unsere Mitfahrer, hin und zurück, nichts gegen sie als Menschen, aber sie waren von unserer Projektierung nicht berücksichtigt. Dann das Abspringen von WoZi und die vielen anderen Widerwärtigkeiten, die das Reisen so tödlich machten. Ich fahre unzufrieden nach Hause, aber Lehrgeld will halt gezahlt werden. Für mich war weniger die personelle Besetzung Grund zum klagen, denn das ewige Streichen meiner Reiseziele, ich kann von dieser Reise als Archäologe nicht viel erzählen, leider, und die anderen Sachen. Was soll ich dazu sagen. Ich will hier nicht vor Selbstmitleid und vor Ärger über HoWa vergehen, aber für mich war dieReise selten eine Freude. Meine letzten Impressionen - draußen scheint die Sonne und die Jungs ergehen sich in altdeutschen Primitivismen. Kontra und Beiblatt bestimmen ihren Geist... Im Moment wenigstens - und HoWa ist auch noch so ein Kapitel, ich bin gespannt, wie er meine Kritik zu Hause verdrehen wird, er ist ja der Größte, Schönste, alles muß nach seiner Fackel brennen, und wenn nicht, dann ist er wie ein 10jähriges Kind
bockig. JöJa blickt wieder etwas träge und über unsere Mitfahrer will ich mich nicht weiter auslassen. Die Sonne wird langsam rot Schlösser, Burgen, Kirchen und Dörfer huschen vorbei - ein 220 überholt uns - ein Gesicht - ich muß wieder an den eben zusammengeschobenen PKW denken - und unser Schrotthaufen läuft immer noch - warum, weiß nur der Papst. Es geht bergauf, der Sound wird dumpfer, angestrengter, 5. Gang, 6. Gang, und es geht weiter und weiter, und JöJa paßt schon wieder. LoGe ist bei Zwo und kann ihn sich in die Haare schmieren - was machst du für eine Scheiße, doch kein As anfassen! ------ Sentimentalität macht sich in mir breit - sie kann aber den dumpfen Groll nicht übertünchen ----- ! Was tippe ich eigentlich noch? Langeweile? - Letzte Rache an HoWa? Scheiß was drauf, ich weiß es nicht man fragt mich, was für einen dumpfen Groll ich denn habe? - Man lese dieses Tagebuch, dann weiß man's. - Und GeWo brettert gen Heidelberg - passe, 20, Dies Muster ist irgendwie lustig, ich meine die ... und !ii ! Daß wir durch den Zoll gekommen sind, wundert mich immer noch! Scheiße, ich mache Schluß für diese Reise, möge der Leser nicht allzu verärgert sein. UlKa
Die große Rödelei - Nachwort von HoWa & UlKa Kiel, den 23.03.1980, zwei Glas Rotwein, Käse und Wurst, 6 Kästen Dias, aus den Boxen tönt Van Morrison, es ist Sonntag gegen 18 Uhr 17, der Kater des Sonnabend hat ausgeschnurrt...... Die letzten Arbeiten an unserem monumentalen Hollywood-reifen Jahrtausendwerk sind verteilt. HoWa legt wert auf die Einfügung folgenden Satzes: "Die Stimmung schwankt zwischen "Weißt du noch... ?" und "Auf zu neuen Taten!" "Ergo: Packen wir’s an!" Mein Kommentar: "Gib mir lieber noch ein Stück Wurst mit Senf..." Danke! Als was verstehen wir uns nun eigentlich? Als Entwicklungshelfer, die dem gemeinen Volke die hohe Schule des Rödelns nahebringen wollen? Etwa als gruppendynamische Auto- (Unimog-) Didakten, die beweisen wollten, daß eine Reise von Geo-Nilpferd, Archäo-Wühlratte und Chemie-Affe zwangsläufig im geordneten Chaos des vorliegenden Werkes enden mußte?! Sehr schön gesagt! Meine Herrschaften, ich beglückwünsche Sie zu der von Ihnen beim Lesen dieses Werkes an den Tag gelegten Ausdauer! Den Begeisterten unter Ihnen (Gibt‘s solche?) wird demnächst als Anerkennung für seine übermenschliche Leistung auf Anfrage eine Botanisiertrommel als erster Preis (es gibt nur diesen einen Preis) zugestellt, vorausgesetzt, er ist bereit, sich einer 5köpfigen Hydra-Jury zu stellen und die 16bändigen Vor- und Nachwortsammlungen zu diesem Werke auswendig zu lernen.
Also, meine Meinung... also, als Wissenschaftler ist... (unerheblich!) ... Die Gruppendynamik erschöpfte sich in der Eigenmotorik des hier vorliegenden Bandes. Wir hoffen, daß damit alle weiteren dummen Fragen, wie‘s denn im Winter 1974 in Persien war, unterbleiben werden. Dem unerschrockenen Leser möchten wir davon in Kenntnis setzen, daß sich ein bei weitem umfangreicheres Werk über die Wanderungen zweier mesolithischer Jäger in Finnland (SF) in geistiger Umnachtung, sprich Vorbereitung befindet. Amen. Was? Kein Kommentar? Genüßlich säbelt sich der HoWa eine weitere Scheibe Wurst ab..., rockt swinging nach dem Rhythmus... ihm nicht ansehend, daß sich in diesem Kranken ein eingehender... äh, angehender Doktorus rerum naturalibus befindet, nimmt der UlKa, äh ich, zu Protokolle: It‘s been a been stormy night - oh yeah! Ist noch zu erwähnen, daß JöJa keinen Kommentar abgeben wollte oder konnte und WoZi nicht gefragt wurde, da ihm die Zutrittsberechtigung zum edlen Club der Rödler aberkannt wurde. Zeichnen half die Geschi, das Cover-Lagout besorgte die Conchi und den Text tippte mutvoll für Sie die SaSte ab. Und nun wünschen wir Ihnen viel Spaß bei der tätlichen Verwirklichung dieser praxisnahen Rödel-, Lebens- & Sterbehilfe. Auch Sie sind aufgerufen: "Rödeln Sie mit für eine bessere Welt!" "Scheiße, der Wein ist alle!" "Stör" nicht immer, sonst mach" ich dich auch gleich alle!" "Womit wir wieder im alten Tonfall wären." "Welcome to Rödler"s paradise!" "And now it’s your turn." HoWa & UlKa P.S.: Androhung: Es geht weiter!
P.P.S.: Sollten wir mit diesem Buche überhaupt einen Zweck verfolgt haben, so den, den Leser zu verwirren! P.P.P.S.: Hauptsache es macht Spaß!
Die große Rödelei - Kurzfassung Februar in Ostanatolien ... Es ist bitterkalt. Die im Sommer so trostlos wirkenden braun verbrannten Berge wirkten wie verzaubert. Alles tief verschneit. Aber wenn man einen angehenden Archäologen an Bord hat, dann bedeutet die Witterung keinen Hinderungsgrund, um alles nur entfernt nach Ruine Aussehende gründlich zu untersuchen. Vankale, eine imposante urartäische Festung am Van See. Ein solches Bauwerk zu untersuchen, verlangt auch einem Frühgeschichts-Laien einen Tag ab. Und wer tagsüber in den Trümmern kraxelt, der muß halt nachts fahren, wenn er voran kommen will. Wir - das waren drei Studenten und ein alter BGS-Unimog: JöJa, genannt Big Rödel, blond, blauäugig, groß, dick und stark, Reserveoffizier, Verkörperung dessen, was ein Deutscher zu sein hat unser Vorzeigegermane. Er war Geograph und sammelte hier vor Ort Daten für seine Examensarbeit. UlKa, Archäologe, Amateur-Ralleyfahrer. Unvoreingenommene assoziierten sein Äußeres oft spontan - und ungefragt - mit dem einer Wühlratte. Und ich, Chemiker und Hobby-Iranist, bisweilen auch als Little Rödel agierend. Der weiteren Charakterisierung enthalte ich mich. Sie könnte zum Bumerang werden. Großes Abendessen in Baskale, dem letzten Ort in der Türkei, noch zwei Flaschen Wodka für die Fahrt und alsbald verschwanden wir wieder im Dunkel der finsteren Winternacht. Obwohl die Strecke nicht besonders schwierig war, war die Fahrerei doch nicht ganz einfach. Dichtes Schneetreiben und schier undurchdringlicher Nebel erschwerten nebst der heimtückischen Schneeglätte die Fahrt. Es war
überaus ermüdend, und so 35 km vor der iranischen Grenze ließ ich mich von JöJa ablösen, um etwas zu schlafen. So recht gelang das mit dem Einschlafen auf dem Beifahrersitz allerdings nicht. Man schläft dann schon halb, halb ist man noch wach, und man hat Halluzinationen. Die Träume, die man hat, spielen sich in der Umgebung ab, und die Umgebung und alles, was sich darin abspielt, wird in die Träume eingeflochten. Ich hatte gerade wieder so eine Halluzination: Aus dem Nebel sprangen von links und von rechts martialisch aufgemachte, bis an die Zähne bewaffnete Soldaten hinter Schneewällen hervor und legten auf uns an. Aber, was war das? Hatte JöJa etwa die gleiche Halluzination? Den gleichen Traum? Er bremste plötzlich, als stünde er vor einem Abgrund. Und nun merkte auch ich, daß keiner von uns beiden geträumt hatte. "Mensch, halt an!" schrie ich. Aber da stand er auch schon und sieben finster dreinblickende Gestalten drängten sich um das Fahrerhaus unseres Unimogs, uns die Mündungen ihrer deutschen G3-Gewehre ins Gesicht haltend. "Passaport!" hieß es unmißverständlich. Erleichterung machte sich breit: wenn erst der Papierkrieg losgeht, dann ist der richtige Krieg beendet. Man merkte uns mit dem Instinkt des Naturburschen auch recht bald an, daß wir trotz der ungewöhnlichen Stunde und des militärischen Gefährts lediglich "harmlose Irre" waren, die hier ihrem lächerlichen Treiben nachgingen. Eine halbe Flasche Wodka, an die bibbernde Soldateska ausgeteilt, löste die Zungen und lockerte die Atmosphäre. Aber aufgeregt waren sie immer noch. Einer von ihnen rannte schnell zu einer Telegraphenstation, einer Art Feldtelefon und brüllte irgendwas in den Hörer. Nun wurde unser Erschrecken aber doch groß: Alle Mann traten, koste es wen es wolle, in unseren vollbesetzten Wagen. Der Rest der Mannschaft hinten im Wohnkoffer schlief noch und hatte gar nicht recht mitgekommen, was eigentlich vorgefallen war. Nun wurde ihnen aber doch recht kraß einiges klar. Während sie noch den letzten Träumen nachhaschten, stiegen auch schon vier Soldaten in voller Montur auf ihre Füße nebst Bettdecken. Dazu mußte auch ich noch hinten unterkommen, denn vorne fanden noch zwei zusätzliche Bewaffnete Platz - wie, das ist bis heute ungeklärt. Zum
Glück war die Garnisionsstation nicht mehr weit, und nach sieben Kilometern wurde unser überladenes Gefährt wieder entlastet. Mit gemischten Gefühlen stolperten wir nach draußen in den Schnee. Doch der Garnisionskommandeur kam uns auf den Stufen schon entgegne und empfing uns buchstäblich mit offenen Armen. Er entschuldigte sich vielmals für die etwas abrupte Unterbrechung unserer Fahrt. Sichtlich erfreut über diese willkommene Abwechslung hieß er uns in exzellentem Französisch willkommen und ließ auch schon gleich ein Abendessen auftragen. Bei Wodka, Früchten und Fleisch am Spieß erfuhren wir auch, warum all das inszeniert worden war. Organisierte Banden, deren Hintermänner in Ankara, Istanbul oder Teheran leben, betreiben einen lebhaften Schmuggel über die Grenze. Gerade in so finsteren Winternächten wie diesen wird der heiße Stoff, meist Opium, mit Lkws bis dicht vor die Grenze gefahren. Auf Eselspfaden geht es dann hinüber nach Persien. Bei einer Kontrolle schießen die Schmuggler meist zuerst. Jetzt verstanden wir auch die Nervosität unserer "Anhalter". Wäre der Wagen nicht gleich zu stehen gekommen, hätten sie auch leicht durchdrehen können. Auf diese Weise aber kamen wir zu richtigen Betten in geheizten Räumen und konnten morgens gründlich gewaschen und gut gefrühstückt vor die Grenze fahren.
Chabahar, so heißt der Ort, von dem man uns so viel erzählt hatte. Chabahar, das heißt "Vier Frühlinge". Hier sollte einem das ganze Jahr über die Sonne lachen. Hier sollte es das noch geben: einsame, weite Strände und ein warmes sauberes Meer. Es war Anfang März.
Während der Anreise durch die tief verschneite Türkei und das wahrhaft 'saukalte' westliche Persien, in so manch eisiger Nacht im ungeheizten Wohnkoffer unseres Unimog haben wir von diesem Ort im äußersten Südosten des Landes am Indischen Ozean, nahe der pakistanischen Grenze, geträumt. Seit dem Verlassen der Asphaltstraße hatten wir 1.500 km, teils mörderischer, "Waschbrettpiste" hinter uns gebracht. Je näher unser Ziel rückte, desto wilder wurde die Landschaft. In halsbrecherischen Serpentinen wand sich die dürftige Schotterstraße durch die bizarr zerklüfteten Gebirge oder führte unerschrocken geradewegs über Dünen. Wir waren hier im "Makran Coastal Range". Und hier geschah es zu später Stunde, daß der Windflügel den Kühler "küßte", wovon namentlich letzterer nicht gerade besser wurde. So mußten wir fortan alle 20 bis 45 km Wasser nachgießen. Auch sonst hatte die Piste wieder knallhart zugeschlagen: Alle Schrauben waren locker, und das Getriebe hing in seiner Aufhängung wie ein Wackelpudding. Datteloasen von nie gesehener Üppigkeit wechselten mit öden buschbestandenen Landstrichen. In manchen Orten hat man bisweilen den Eindruck, als litten die Hälfte der Bevölkerung an Trachom - aber vielleicht waren die Gesunden nur auf den Feldern zur Arbeit. Ein unvergeßlicher Anblick am Morgen: Auf einer steilen Klippe, hoch über einem trockenen Wadi stand, von den ersten Sonnenstrahlen erleuchtet, eine schneeweiße Emirsburg, wehrhaft stolz und prächtig gen Himmel ragend. Um sie herum standen armselige Palmblätterhütten, Hasiri genannt. Stärker könnte der gesellschaftliche Kontrast sich gar nicht in der Bauweise widerspiegeln. Die Gegend erinnerte schon stark an Oman. War das überhaupt noch Persien? Hier im glutheißen Tiefland, wo kaum noch jemand Persisch verstand, war alles so anders. Teheraner Straßenbauingenieure, die die starke Hand des Shah hierhin verbannt hatte, behandelten uns wie lang
entbehrte Boten der fernen Heimat, während sie zu ihren finstren Landsleuten ängstlich Distanz hielten. Dann Chabahar! War das eine Enttäuschung: Drei Straßen, zwei parallel, eine quer. Selbst der in Persien sonst unentbehrliche Kreisverkehr mit Blumenrabatten und einem laut pfeifenden Polizisten fehlte. Zum Kampieren wies man uns den Flugplatz zu, wo wir denn auch blieben. Flugzeuge? - Nein, die haben wir nicht gesehen. Süßwasser gab es in einem Hinterhof der Nationalbank. Die Tankstelle des Ortes bestand aus einer Lehmhütte mit einigen rostigen Fässern. Der Zapfschlauch wurde durch ein vergittertes Fenster nach draußen gereicht. Tankuhren waren unbekannt. Doch allenthalben machte sich Veränderung bemerkbar. In Konarak, gute 30 km von hier, war ein gigantischer Militärflugplatz im Entstehen begriffen. Von hier aus wird später die "Phantom"-Staffel über den Indik operieren. Schwere "Mack"-LKW's arbeiteten sich mühsam über den trügerischen Boden ausgetrockneter Salzmarschen den Baustellen entgegen. Wir aber wandten uns ab. UlKa hatte inzwischen den "Strand" inspiziert. "Ach, weißt du," begann er, "da kommt die Wüste so an, und plötzlich hört sie auf, und 3 Meter tief er schaust du in die trüben Fluten der See." Na, auf den Schreck genehmigten wir uns ausnahmsweise ein paar Bierchen im "Chabahar Inn" So also ist das traumhafte Chabahar! - Na, denn man prost!
"Vor zwei Jahren sind da welche durchgekommen,'' sagte der dicke Wirt des "Chabahar Inn", während er mit einer Ruhe, wie sie für Staatsangestellte in diesem Lande typisch ist, unsere Biere einschenkte, "sieben voll ausgerüstete Landrover waren es, und sieben Tage haben sie gebraucht - und hinterher haben sie hier bei mir kräftig einen gehoben." Nun, eine Straße schien es in der Tat nicht zu sein, was auf unseren Karten schon vorsichtig als gestrichelte Linie eingezeichnet war. Aber was Landrover können, das kann ein Unimog schon lange, und so war es beschlossene Sache: Von Chabahar, im äußersten Südosten Persiens wollten wir an der Küste entlang bis Bander Abbas vorstoßen, jener aufblühenden Hafenstadt am Persischen Golf. Zuvor aber mußte noch unser lecker Kühler wieder geflickt werden, was in einem der abenteuerlichen ausgestatteten "Workshops" von geschickter pakistanischer Hand besorgt wurde - nach vielfacher Reklamation und gutem Zuspruch allerdings, begleitet von permanentem Teetrinken und Diskussionen speziell über Gott und die Welt. Auch einer von uns, den wir ob seines militaristischen Vorlebens und seines ungebrochenen blinden Aktivismus "Big Rödel" nannten, bedurfte einer Generalüberholung, da er sich eine schwere rheumatische Angina zugezogen hatte. Das kleine Krankenhaus von Chabahar war modern eingerichtet und kostenlos, und die hübschen kleinen Krankenschwestern wollten sämtlich gerne einem großen starken Germanen angetraut werden. So kostete es dem Rest der Mannschaft einige Mühe, Big Rödel überhaupt für eine Weiterfahrt zu interessieren. 17. März frühmorgens, die Sonne kündigte sich durch einen ersten rosaroten Schimmer am Horizont an. Die Wüste lag noch im Dunkel, es war Tau gefallen. Der endlose Ozean rollte gemächlich gegen die widerspenstigen Klippen an - er hatte Zeit. Eine leichte Seebrise trug
uns den Geruch von Salz und Tang zu. - Fast hätte man bleiben können: Es war alles so friedlich, so erhaben. Doch für uns ging es nun los! Der Vierte im Bunde war Ghulam Hosseyn, kurz GuHo genannt, ein Perser, einer jener Unglücklichen, die zwecks Ableistung ihres Wehrdienstes aus den fürsorglichen Armen ihrer Sippe gerissen werden, um hier im finstersten Winkel unter hartem Drill dem "Vaterland zu dienen". "Is' ja 'n büschen blöde, aber sonst ganz nett!"bemerkte UlKa treffend, und meine Tagebucheintragung von damals lautete: "Er spricht etwa so gut Englisch, wie ich Persisch, was für uns beide kein Kompliment ist." Auf jeden Fall hatte er das gleiche Ziel wie wir, und er trug Uniform, was uns noch sehr nützlich sein sollte. Um Konarak machten wir einen großen Bogen. Der Ort war eine große Baustelle. Hier war, mitten in der Einöde, ein Militärflugplatz, die künftige Drehscheibe für die Luftwaffe des Iran, im Entstehen. Da hätten wir in dem Gewirr von Fahrspuren niemals die für uns relevante nach dem fernen Bander Abbas wiedergefunden. außerdem wußten wir aus Erfahrung, daß militärische Bauten gerne für geheim gehalten werden wollten. Unserer obligatorischen Verhaftung entgingen wir dennoch nicht. Im nächsten Ort, Key mit Namen, wurden wir vorsichtshalber erst einmal festgenommen, da wir ja das Verbrechen begangen hatten "Umherreisen ohne ausdrückliche Genehmigung des Shah". Hier zeigte GuHo seine Qualitäten: Er konnte die gestrengen Gendarmen davon überzeugen, daß wir echte Touristen = harmlose Irre seien. Große Erleichterung allerseits. Nach der Pflicht kam die Kür: Es wurde Tee serviert, ein Essen aufgefahren, und der Abschied war regelrecht herzlich. Der Weg wurde von nun an schwierig. Es ging in die Mashile, einer aus Dünen und Salzmarschen bestehenden fast unwegsamen Gegend.
Wie die Spuren bewiesen, suchte sich hier jeder selber seinen Weg. Wir suchten uns eine Spur und folgten ihr: Die Düne 'rauf, die Düne wieder 'runter und hinein in den Salzmorast, daß die trüben Fluten nur so spritzten. Oh, verdammt, die Kiste will nicht mehr so recht, dreht durch, versinkt. Schnell Vierradantrieb 'rein, kaum Wirkung, die Räder sind schon verschwunden. Wer weiß, wie alt die Spuren waren, vielleicht noch aus der Trockenzeit? Und hatte man uns nicht von Jeeps, ja von ganzen Kamelkarawanen erzählt, die in diesem trügerischen Morast einfach versackt waren? Differentialsperren eingelegt, Lenkrad voll eingeschlagen, Vollgas. Der Schlamm spritzt, und unser kleines Ungetüm ächzt und schnauft, arbeitet sich schlingernd zentimeterweise voran, dem rettenden Dünenrand zu. Da, ein Rad faßt festen Grund. Wir sind 'raus! Das war wirklich knapp. Fortan nahmen wir uns Führer, wenn wir konnten. GuHo kommandierte einfach irgendwelche Hirten zur Gratis-Dienstleistung zu Gunsten der "Iranischen Armee" ab. Bizarr gefaltete Gebirge wechselten mit Dünen oder tief versandeten Wadis, durch die wir uns mühsam mit "allen gezogenen Registern" hindurchkämpfen mußten. Der Tag ging zur Neige, und es kam immer noch kein Ort. Sollten wir hier in der Einöde übernachten? Man hatte uns von Räubern und anderen finsteren Gesellen erzählt. Da, ein Feuer auf einer Düne, Zelte, eine Antenne: eine Militärstation. Na, dann nichts wie hin. Nach anfänglicher Verblüffung war man hocherfreut über diese seltene Unterbrechung des eintönigen Dienstes. Der Befehlshaber des Camps, ein altgedienter Beluche, bat uns ins Zelt und ließ Tee auftragen. Einen so warmen und herzlichen Empfang hatten wir hier nicht erwartet. Es war als wäre man nach Hause gekommen. Vielleicht muß man erst in die Einsamkeit der Wüste ziehen, um sich so über die Begegnung mit anderen Menschen zu freuen. Draußen färbte die untergehende Sonne den Himmel blutrot, und die leichte Seebrise frischte zu einem angenehm kühlenden Wind auf.
Derweil wurde im Zelt ein großes Tuch ausgebreitet, um das wir uns alle im Schneidersitz in den Sand hockten. Auf einem großen Tablett wurde ein riesiger Berg Reis aufgetragen, vom Safran gelb gefärbt, mit duftendem Hammelfleisch gespickt. Der alte Beluche reichte uns persönlich die besten Fleischbrocken zu. Dazu gab es frisches, noch dampfendes Fladenbrot und starken, gesüßten Tee. Jetzt erst merkten wir, wie hungrig wir waren und langten kräftig zu. Aus dem Kofferradio drang jene heiße mitreißende Musik von diesseits und jenseits des Golfes, und unser Gastgeber wußte spannende Geschichten aus seinem langen wechselvollen Leben zu erzählen. Trotz unseres dürftigen Persisch lauschten wir bis spät in die Nacht. Der Mond ging gerade hinter den Palmen der nahen Oase auf, als wir endlich in unsere Schlafsäcke krochen und' uns in den noch warmen Sand kuschelten. Über uns funkelten die Sterne, und von Ferne konnte man das Rollen der Brandung gegen den Strand hören. Und wir schliefen mit der Gewißheit ein: Das ist der Höhepunkt der Reise.
Landkarte des Iran
Karte der Ereignisse
Irans Provinzen
Die große Rödelei - Defekte am U 404 114 Art des Defektes
Ursache
Ort der Panne
Behebung
Preis DM
5. Gang des Getriebes defekt
Verschleiß bei Vorbesitzer
Bevensen
eigene Demontage und Wiedereinbau Reparatur in Spezialwerkstatt
Kühlwasserthermostat schließt nicht
Verschleiß durch langes Stehen
Bevensen
durch Neuteil aus Mashad in Shahabad
Kühlwasserthermometer Verschleiß durch zeigt nicht an. Leitung langes Stehen + zum "Geber" gebrochen Fehler in der Werkstatt in Shahabad
Shahabad
Hinterer Tank undicht
Verschleiß durch langes Stehen im Freien
Beograd
Weichlöten in Werkstatt, Istanbul
Windflügel schleift am Kühler
Kühler nicht vorschriftsmäßig befestigt
Dorud
Festbinden des Kühlers
-,-
Rücklichthalterung gebrochen
Konstruktionsfehler Ankara - nicht pistenfest
anschweißen
2,-
Vergaser verstopft
empfindlicher Vergaser, fehlender Sprit-Hauptfilter
Ferdows
Reinigung
-,-
Rücklichthalterung und Spiegelhalterung abgebrochen
nicht pistenfest
Ostpersische schweißen in Bampur Meridionalstraße
Kabel: Lichtmaschine Regler defekt
Kontaktstellen in Bevensen nicht
Iranshar
600,-
15,15,-
Austausch des Kabels in Bampur
18,-
-,-
ordnungsgemäß befestigt Kühler lose
Fehler der Werkstatt in Shahabad
Makran Range
s.u.
?
Windflügel schlägt in den Kühler, 1 Flügel von 6 bricht ab, 7 Kühlrippen zerstört
lockerer Kühler, war nie ordnungsgemäß montiert
Makran Range
Austausch des Kühlers, Entfernung. des gegenüber liegenden Flügels
?
Ersatzkühler undicht
Ersatzkühler war alt + morsch, Prüfung vor Abfahrt versäumt
Makran Range
Kühlerdichtmasse
Ersatzkühler wieder undicht
Ersatzkühler ist so verrottet, dass die Dichtmasse auf Waschbrettpiste bald die Wirkung verliert!
150 km vor Chah Bahar
(permanent Wasser nachgegossen!)
Reifenpanne
Nagel durch Mantel 10 km vor und Schlauch Iranshahr gestoßen
Radwechsel, Reifenreparatur in Iranshahr
Getriebe lose, Halterung gerissen, Führerhaus locker, Schrauben verloren
Schrauben hatten sich auf Rüttelpiste gelöst, Nachziehen wurde versäumt
Strecke bis Chah Bahar
Festziehen bzw. Ersatz der Schrauben in Chah Bahar
Ersatzkühler irreparabel
s.o.
Chah Bahar
Reparatur des demolierten Kühlers unter großen Schwierigkeiten
Windflügel schleift am Kühler
Getriebe wieder zwischen locker, kommt samt Chah Bahar Motor nach vorne und Jask
Nachvornebinden des Kühlers
5,-
?
4,-
?
12,-
-,-
Beide Batterien verloren Batteriekasten ungenügend gesichert
zwischen Jask und Bander Abbas
Fahrt nach Bander Abbas, Kauf von 2 Batterien
Kühler undicht
Folge des dilettantischen Abschleppens durch ein Militärfahrzeug
zwischen Jask und Bander Abbas
Kauf von Kühlerdichtungsmasse in Bander Abbas
Ladekontrollampe geht nicht aus. Lichtmaschine defekt
Folge der Fahrt ohne Batterien weil dadurch Regler zerstört
Weg: Bander Abbas Shiraz
Austausch der Lichtmaschine, nachlässige Reparatur des Reglers
?
Ladekontrollampe
defekter Regler
Abzweig: Bander Abbas Shiraz
Austausch von Regler, Kabel ReglerLichtmaschine, Anlasser, kleines Kabel
?
Kühler erneut undicht
Rüttelpiste
Darab
Austausch des Kühlers + nachgießen von Wasser Kühlerdichtmasse, Reparatur in Shiraz
?
Getriebehalterung locker + gerissen
Rüttelpiste +mangelhafte Sicherung der Schrauben
Weg bis Shiraz
Ausbau + schweißen der Getriebehalterung
12.-
Anlasser versagt
Anlasser defekt, Verschleiß
Tabriz
Austausch gegen reparierten Anlasser in Istanbul
Tachometer zeigt nicht mehr an
Tachometerwelle gebrochen
150 km vor Tabriz
Austausch der Tachometerwelle in Istanbul
7,-
Kabelbrand der Kabel
Zündschloß hatte
120 km vor
Austausch des
?
verlischt nicht, Kabelbrand
220,-
10,-
?
zwischen Regler und Zündschloß
wegen Benutzung eines nicht vorschriftsmäßig Schlüssels Kurzschluß
Heidelberg
Zündschlosses, Legen neuer Kabel
Was alles kaputt ging ... Damit ist die Sache aber noch nicht beendet. Der Wagen muß noch für den Verkauf hergerichtet werden, und die Arbeiten dafür werden in einem Nachreport noch näher beschrieben! 30. Mai 1974, HoWa
Die große Rödelei - Literaturverzeichnis Literatur ... • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •
Autorenkollektiv, „Im Namen Allahs - Der Islam eine Religion im Aufbruch?“, Ullstein. Ministry of Interior, „Atlas of Iran“, white revolution“, 2nd revised edition, Tehran, 1973 „Persische Märchen“, In „Märchen der Welt“, Düsseldorf, 1974 Syndikat, „Mardom-Nameh“, Jahrbuch zu Geschichte und Gesellschaft des Vorderen Orients, Revolution in Iran und Afghanistan., , TIME-LIFE, „Die Perser“, Hamburg, 1978 „Moderne Erzähler der Welt“, Iran, Erdmann-Verlag Tübingen, Aazarlne, Sussan, „Töchter des Propheten“, Iranische Frauen über die Islamische Revolution, Rotbuch-Verlag, Akurgal, E., “Ancient Civilisations and ruins of turkey”, Istanbul, 1978 Alavi / Lorenz, “Lehrbuch der Persischen Sprache“, VEB Leipzig, 1973 Arrlan, „Alexanders des großen Siegeszug durch Asien“, Zürich, 1950 Bayer, Peter, „Abenteuer heute - große Persientour“, Selbstverlag Mülheim / Main, 1976 BUNTE Sonderdruck, „Krönung in Teheran“, Burda, Offenburg, Behrawan, AbdoI Hossein, „Iran - die programmierte Katastrophe“, , Beny, Roloff, „Iran - Elements of Destiny“, McClelland and Stewart, Toronto, Canada, Bibby, G., “DiImun“, Hamburg, 1973 Bobek, H., „Iran - Problems eines unterentwickelten Landes alter Kultur“, München, 1967 Bornheim, Reza, „Der Clan der Kannibalen, Rogener u. B., München Christensen, A., „Le Iran sous les Sassanides“, Kopenhagen 1944 Curzon G., „Persia and the Persian question“, London 1892. Djeulafou, M., „L’art antique de la Perse“, Paris, 1884 Erdmann, K., „Die Kunst Irans zur Zeit der Sassaniden“, Berlin, 1943 Flandin, E. & Coste, „Voyage en Perse ancienne“, Paris, 1843-54 Frye, R., „Parslen“, Essen, 1975 Gehrke, U., Mehner, H., „Iran - Natur, Bevölkerung, Geschichte, Kultur, Staat, Wirtschaft“, Tübingen, 1975, Girshman, R., „Iran - Parther und Sassaniden“, München, 1962 Gobineau, A., Graf, „Asiatische Novellen“, H. Finkentscher Verlag, Leipzig Gräfe, Axel von, „Iran – Das neue Persien“, Atlantis, Berlin, 1937 Graham, Robert„Iran - die Illusion einer Macht“, Ullstein - Verlag Götze, A., „Klelnasien“, In „Handbuch der Altertumswissenschaft – Kulturgeschichte des alten Orients“, München 1957. Halliday, Fred, „Iran - Analyse einer Gesellschaft im Entwicklungskrieg“, Rotbuchverlag, Berlin. Herodot, „Historien“, Stuttgart, 1963 Herzfeld, E., „Am Tor von Asien“, Berlin, 1920. Herzfeld, E., „Archaeological history of Iran“, London 1935 Herzfeld, E., „Iran In the ancient near east“, London 1941.
• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •
Hinz, W., „Darius und die Perser“, Baden-Baden, 1976 Hinz, W., „Das Reich Elam“, Urban, Stuttgart 1964. Hinz, W., „Zarathustra“, Urban, Stuttgart 1961 HoWa & UlKa, „Die große Rödelei“, Selbstverlag, Hamburg, 1980, *** Achtung Totschleife *** Hout, J.-L., „Persien“ in „Archaeloglca Mundi“, München 1978 Hrouda, B., „Vorderasien I“, München, 1971. Irnberger, Harald, „SAVAK – Folterfreund des Westens“, rororo 4182 Janzen, J., „Landwirtschaftliche Aktiengesellschaften in Iran“, Saarbrücken, 1976 Joliot, Bernard, „Iran Türkei; Jemen“, In „Traumländer der Welt“, Parkland, Stuttgart Kampffmeyer, U., „Das Problem der Einwanderung Indogermanischer Gruppen in Anatolien“, unveröffentlichte, Seminarskript Göttingen, 1977 Kampffmeyer, U., „Dle Archltektur der Sassaniden“, unveröffentlichte, Seminarskript, 1973. Kampffmeyer, U., „Die Handelsbeziehungen zwischen Iran, Arabien und Indien im 3. vorchristlichen Jahrtausend“, unveröffentlichtes Semlnarskrlpt, Göttingen 1977. Kampffmeyer, U., „Die Neolithische Revolution im vorderen Orient“, unveröffentlichtes Semlnarskrlpt, Göttingen 1979 (Bd. 1), 1980 (Bd. 2). Kampffmeyer, U., „Urartu, ein kriegshistorischer Abriß“, “, unveröffentlichtes Semlnarskrlpt, Göttingen 1974Khayyam O. , “Rubaiyat“, London 1973 Khomeini, Ajatollah, „Meine Worte“, Playboy - Verlag, 1980 Konzelmann, Gerhard, „Die Islamische Republik und die Schiiten, Goldmann Layard, H., „Early adventures In Persia, Susiana and Babylonia“, London, 1887 Lukonin, W. G., „Persien II“, In „Archaeologica Mundi“, München 1978. Masienitsyna, S, , „Persian Art ', Leningrad, 1975 Matheson, S. A., „Persia: An archaeological guide“, London 1972 May, KarI, „Im Reiche des silbernen Löwen“, Bamberg, 1963 May, KarI. „Durch das wilde Kurdistan“, Bamberg, 1959 Meissner, Hans-Otto, „Abenteuer Persien“, BerteIsmann-VerIag, 1975 Morier, J., „A journey through Persia“, London, 1818 Nirumand, Bahman, „Persien, Modell eines Entwicklungslandes“, rororo 945, 1967 Nußbaumer, Heinz, „Khomeini - Revolution im Namen Allahs“, Herblg, München Pahlavi, M. R. (Shah), „Die soziale Revolution Irans“, Köln, 1967 Pahlavi, M. R. (Shah), „Im Dienste meines Landes“., Stuttgart 1961 Planck, U., „Die sozialen und ökonomischen Verhältnisse In einem Iranischen Dorf“, Köln 1962 Pope, A. U., „A survey of Persian Art”, London-New York, 1938 (8 Bände) Porada, E., „Alt Iran“, Baden-Baden, 1977 Riemschneider, M., „Das Reich am Ararat“, Leipzig 1965 Rinser, Luise, „“Khomeini und der Gottesstaat - eine große Idee ein großer Irrtum?, Schulz Percha. Sablier, Edouard, „Iran“, In „Das Buch der Reisen“, Rencontre, Lausanne, 1963 Schippmann, K., „Archäologie Irans I & II“, unveröffentlichte, Vorlesungsskripten Göttingen, 1970 Schippmann, K., „Archäologische Topographie Kleinasiens I“, unveröffentlichtes Semlnarskrlpt Göttingen, 1972 Schippmann, K., „Archäologie Irans II“, unveröffentlichte Seminarskrlpten, Göttingen 1974. Schippmann, K., „Archäologische Topographie Anatoliens II“, unveröffentlichtes Seminarskript, Göttingen, 1978
• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •
Schippmann, K. , „Archäologie Zentralasiens I“, unveröffentlichtes Vorlesungsskript Göttingen, 1960. Schippmann, K. , „Archäologie Zentralasiens II“, unveröffentlichtes Vorlesungsskript Göttingen, 1972. Schippmann, K., „Archäologie der Parther, unveröffentlichtes Vorlesungsskript Göttingen, 1974. Schippmann, K., „Archäologie Irans I“, unveröffentlichte, Semlnarskrlpt, Göttingen, 1973 Schippmann, K., „Die Beziehungen zwischen Mesopotamien, Iran und dem Industal während des 4. – 2. Jahrtausends, unveröffentlichte, Vorlesungsskript Göttingen, 1976 Schippmann, K., „Die Gräco-Iranlsche Kunst“, unveröffentlichte Seminarskrlpten, Göttingen, 1976. Schippmann, K., „Die Iranischen Feuerheiligtümer“, Berlin, 1971. Schlumberger, D. „Der hellenistische Orient“, Zürich, 1969 Schmidt, E.F., „Fights over ancient cities of Iran“, Chicago, 1940 Sobhani, Farhad, „Persisches Lehr- und Lesebuch“ W. de Gruiter, Berlin, 1967 Spuler, B., „Iran In Frühislamischer Zeit“, Wiesbaden 1952 Stein, A. Sir, „An archaeological tour In the ancient persis“, In Iraq III, 1936, 2 Stein, A. Sir, „old routes of western Iran“, London 1940 Stein, Iran - Frühling“, Verlag J, Reents / Hamburg Stevens, R., „The Land of the great sophy“, London, 1971. Surrien, Robert, „Persien“, In “Ars et Amor“, Heyne, München, 1978. Sykes, SIr P., „10 000 miles on Persia or eight yeas Iran“, London, 1902 Tilgener, UllrIch, „Umbruch im Iran – Augenzeugenberichte, Analysen, Dokumente, rororo - aktuell, TrolI, C., „Qanat - Bewässerung In der alten und neuen Welt“, In Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft, Wien, 105 (1963), S. 313-330 Van den Berghe, L., „Archéologie d’El Iran ancien“, Leiden, 1959 WaIther, Horst, „Deutsch - Persisches Glossar zu Ferdowsls Shahnameh Hamburg 1981 Ward, P., „Tourlng Iran“, London, 1971 Welch, Stuart Cary, „Das Buch der Könige“, Prestel / München, 1967. Welch, Stuart Cary, „Persische Buchmalerei“, Prestel / München, 1978. Wheeler, M., „Flames over Persepolis“, London, 1938. Wiegand / T., „Halbmond Im letzten Viertel“ München 1970 Williams, E. C., “Across Persia“, London 1907 Zehner k. C., „The dawn and the twilight of zoroastrism“, London 1961
Kann man dieses Buch kaufen? Ja, man kann! Eigentlich haben wir dieses Werk vervielfältigt, um es an unsere Freunde zu verschenken. Aber damit es sich lohnt, haben wir ein paar Exemplare mehr gedruckt. Und davon sind noch einige übrig. Es hat 242 DIN A 5 Seiten und ist ganz in Dissertationsdruck-Qualität gehalten. So kann der, dem die zweifelhafte Ehre einer Gratis-Rödelei nicht zuteil wurde, dieses etwas andere Geschenk bei mir - auf eigene Gefahr - erwerben ...
[email protected] Konto: 0492952-208, Postbank Hamburg (BLZ: 200 100 20) ... zum Preise von 5,- € per Vorkasse.