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Autorisierte Übersetzung aus dem Schwedischen Die Geschichten erschienen zuerst im Verlag Bengt Forsbergs Förlag AB...
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Autorisierte Übersetzung aus dem Schwedischen Die Geschichten erschienen zuerst im Verlag Bengt Forsbergs Förlag AB, Malmö Umschlagbild: H. Vierow Umschlagtypographie: Manfred Waller
Veröffentlicht im Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg, November 1983 Copyright © by Bengt Forsbergs Förlag AB, Malmö Alle deutschsprachigen Rechte beim Gala Verlag, Hamburg Copyright © 1982 by Gala Verlag, Hamburg Satz Garamond (Linotron 404) Gesamtherstellung Clausen & Bosse, Leck Printed in Germany 580-ISBN349915268 1 Scan: jojox
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Inhalt
Bengt Anderberg Wie Erling das Glück fand 5 Rune Olausson Ich lachte gestern 27 Svante Foerster Eva Martensson 53 Annette Kullenberg Peter Mansson kommt nach Hause, schafft ein beschwerliches Problem aus der Welt und taucht wieder unter 89 Bernt Rosengren Um der guten Sache willen 110 Sam Lidman Sex 131 4
Bengt Anderberg
Wie Erling das Glück fand Erling hieß ein Junge. Er war ein echt schwedischer Junge von zwanzig Jahren und hatte gerade die Volkshochschule beendet. Seine besten Fächer waren kultureller Tanz und die Muttersprache. Er war ein Halbjahr lang in der Schulküche gewesen, auf besonderen Wunsch von Fräulein Bergström, die es gern hatte, ihm die Kochmütze abzunehmen und ihm übers Haar zu streichen, wenn sie ihn zurechtwies. «Es kitzelt in meinem Rückgrat, wenn Sie das machen», sagte Erling. Da bekam Fräulein Bergström rote Wangen und ging hastig aus der Küche. Und alle Mädchen versammelten sich um Erling. Auch sie hatten sehr rote Wangen, und ihre Zähne glänzten. Erling bemerkte mit Interesse die schuppige Haut auf ihren mehligen Unterarmen. «Du kannst doch heut abend mit uns auf den Boden gehen!» baten sie. «Und der schwarzen Katze ein bißchen Sahne schlagen!» «Und der Eichhörnchenmama etwas Grütze kochen!» «Und Frau Lindblom ein Breichen rühren!» «Leider muß ich heute abend meine alten Volkstanzhosen stopfen», sagte Erling. «Sie sind im Schritt geplatzt, und ich wollte sie mit Pechfaden reparieren.» «Wir können sie dir nähen», riefen alle Mädchen mit seltsamem Eifer. 5
Aber im gleichen Augenblick war zu hören, wie Fräulein Bergström auf der Toilette spülte, und kurz darauf kam sie herein. Jetzt waren ihre Wangen nur noch hellrosa. Sie sah streng aus. Die Mädchen hasteten auf ihre Plätze, jedes an seinen Herd. Fräulein Bergström rückte ihren Gürtel zurecht und sagte ernst zu Erling, in seiner Soße seien Klumpen. «Das wird sich nicht wiederholen», sagte Erling und sah ihr weich in die Augen. Nach einer Weile, in deren Verlauf sie ihre Augen nicht von seinen lösen zu können schien, obwohl ihre Augenlider zitterten, begann Fräulein Bergström heftig die Mädchen auszuschimpfen. Keine machte es ihr recht! - Und den ganzen Tag über dauerte die Verstimmung in der Schulküche an. Aber all das war schon lange her. Jetzt war der feierliche Abschluß gekommen, mit einer Rede des Rektors und Ermahnungen des Unterpfarrers sowie mit Tanzvorführungen im Turnsaal. Mädchen in Nationaltracht hatten Kaffee aus riesigen Kupferkannen serviert, jeder tauchte sein Stück Kuchen in den Kaffee und kleckerte Zucker aufs Knie, die blau-gelbe Fahne hatte draußen auf der Stange vor der Büste des Gründers geknattert. Oh, das war eine Stimmung von Erinnerungen gewesen, die sich sammelten und still die Hände schüttelten. Die Kühle der Abschiedsstunde begann unter dem hellblauen Himmel spürbar zu werden. Am Nachmittag hatte Erling seine Tasche gepackt. Und wehmütigen Sinnes stand er am Fenster und sah über den Park hinaus. 6
Der Wind war abgeflaut. Die breiten Sandwege lagen verlassen zwischen Rosenbeeten, Fliederbüschen und Jasmin in der ersten Blüte. Fußabdrücke hatten die gleichmäßigen Ränder ausgelöscht, die der Gärtnergehilfe mit seiner Harke bei der Morgenarbeit gezogen hatte. Über den Rasenflächen ruhten die Schatten der Laubbäume Seite an Seite, und aus dem grünen, sehnsuchtsvollen Dunkel war jubelnder Vogelgesang zu hören. Ganze Schwärme glücklicher Insekten glitzerten im Gegenlicht. Erling seufzte. Er wollte die Schule nicht verlassen und sich ins Ungewisse Leben hinausbegeben ... Er hörte zwei Stimmen aus dem Zimmer nebenan. Seiner langjährigen Gewohnheit treu, legte er sein Ohr fest an die Wand. Es war der Sohn des Großbauern Rike-Persson, der wieder eines seiner merkwürdigen Gespräche mit der Jungmagd Katrin führte. Katrin: Nein, du darfst nicht! Ich sag's dem Rektor! Ich sag's meinem Vater! Persson: Aber Klein Katrin, ich will dich doch nur küssen. Und dann am Examenstag! Ich darf doch, ja? Katrin: Küß mich ein bißchen, ganz leicht, dein Mund schmeckt so gut. Aber du darfst nicht wieder alles an mir aufknöpfen, versprich mir das! Persson ÄÄm (gemeinsam):Schmatz, Schmatz, Schmatz... Katrin: Ei, wie stark du bist! Du drückst mich ja kaputt! Persson: Kann nichts dafür, Kleines. Kann ich dafür, daß deine Brüste so schön sind? 7
Katrin: Nein, habe ich gesagt! Nicht aufknöpfen! Du mußt draußen bleiben, das muß dir genügen - draußen bleiben, draußen! Oh, ich sag's dem Rektor und ihr, der Leiterin! Die Bluse hat 30 Kronen gekostet! Persson: Die bezahlt mein Vater! Wieviel Haken und Ösen habt ihr Frauen eigentlich überall! Katrin: Waren's 200 Morgen, die dein Vater hatte? Persson: Und 40 blanke Kühe. Und alt ist er. Ich will hier an der roten Spitze lutschen, Mädchen. Katrin: 40 Kühe ... Nein, küß mich erst wieder auf den Mund, du, Persson, wart, nicht so ungebärdig. Ja, du darfst auch drinnen anfassen, wenn es unbedingt sein muß. Zieh mir den Rock aus, ich hab's so gern, wenn du hinten draufklopfst. Und küß mich wieder, es ist mir egal, egal, alle Onkels! Persson & Katrin (gemeinsam): Schönste in der Welt, mmmm... Katrin: Zieh mich nackt aus und hiev mich dann aufs Bett da. Wir spielen, daß ich das kleine Tier im großen Strom bin, ja, beißt es an, Persson? Spreiz mich, Persson! Persson: Ich werde dir helfen, Püppchen, so, so, das Höschen kommt in die Hölle, das Schiethöschen, Gottchen, bist du hübsch, nein, nein, ich trau mich ja kaum, dich anzufassen. Katrin: Komm, ja, schön dein Höschen aufknöpfen, ja bersten muß es, schön so. Jesses, hast du eine schwarze Perücke zwischen den Beinen, Junge. Aber der da, der Fahnenmast, der Arme hat ja eine Glatze. Heb mich hoch, Persson!
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Persson: Herr Jössus, die Sonne scheint auf das Futtchen dein, es leuchtet wie Mohn auf dem Weizenfeld. Katrin: Naaaiüin, da sollst nicht, nicht küssen, ich werd ja ganz verrückt, o selig in der Höhe! Persson: Schönster Geschmack an dir, der sitzt da, zwischen diesen rosa Lippen da. Katrin: Oh! Oh! Oh! Mach meine Beine breit, sag ich! Ich hab ihn ja gesehen, den großen Schwanz da, er starrte mir genau in die Augen, her mit ihm, ich will ihn haben, den Riesen! Persson: Hier hast du ihn. Katrin: Ja, fühl ihn, fühl ihn. Lieg jetzt still und laß ihn grasen. Das schöne Pferdchen mit dem blanken Muli. So ja, so ja. Das hat er gern, da unten. Pemo.Oh!Oh! Katrin: Sachte, still, langsam, hab ich gesagt. Jetzt sag dem Futtchen schön guten Tag, Schwanzemann. Ihr seid doch alte Freunde? Schieb ihn ein bißchen tiefer ein. Persson: Ich kann mich nicht mehr halten, Kindchen. Katrin: Halt, wart auf mich, Junge! Die erste Ladung will ich haben, wenn's bei mir geht, verstanden, Persson, Persson...! Warte! Ich bin jetzt auf dem Weg bergab, ich hol dich gleich ein! Lange Stöße, lange Stöße. Ich will dich beißen, bis das Blut spritzt... Persson: Oh! Oh! Oh! Katrin: Die Hände! Die Hände! Halt meinen Arsch hoch! Persson: O Kindchen, Süße bll fll mrrr. Eine Weile war jetzt nur noch Geschnaufe zu hören wie von zwei trabenden Pferden, dann kam das wohlbekannte Schweigen danach. 9
Erling nahm sein Ohr von der Wand und schüttelte den Kopf. Das waren merkwürdige Sachen! Noch merkwürdiger war vielleicht, daß sein Mannsglied immer so groß und steif wurde, wenn er ihnen zuhörte. Er seufzte wieder. Aber da klopfte es an die Tür, und der Rektor kam in sein Zimmer. «Jaja, mein lieber Lieblingsschüler», sagte er. «Jetzt stehst du also vor dem Ernst des Lebens.» Erling konnte nichts finden, womit er antworten könnte. Es sauste in seinen Ohren und auch an der anderen Stelle. Aber der Rektor räusperte sich und fuhr fort: «Was hast du für Zukunftspläne, mein lieber Junge?» «Ich wollte in die Hauptstadt fahren und dort mein Glück suchen», brachte Erling heraus. «Recht so, mein Junge! Das ist wacker gedacht! Aber sag mir, wie hast du dir die Möglichkeiten dazu vorgestellt?» Erling antwortete schüchtern, daß er sich zwei Wege ausgedacht hatte. Da seine besten Fächer Schwedisch und kultureller Tanz waren, wollte er in erster Linie bei einem großen Verlag vorsprechen und darum bitten, etwas schreiben zu dürfen, vielleicht würde er dann Redakteur oder Schriftsteller. Und wenn dieser Plan schiefging, dann wollte er sich beim Nalen bewerben und Tanzkünstler werden. Der Rektor war so ergriffen, daß er seine Hand auf die Schulter des Jungen legte. Oh, du herrliche Jugend! dachte er. Und er versprach auf der Stelle, zwei Empfehlungsschreiben für Erling aufzusetzen, eins für den großen Verlag und eins für Nalen -oder «Nationalen», wie der alte Ehrenmann sich ausdrückte. Er kannte 10
nämlich eine bedeutende Verlagsredakteurin, und er hatte einmal einen unvergeßlichen Abend in dem großen Tanzpalast zugebracht. Es war zwar viele, viele Jahre her; aber er glaubte bestimmt, daß sich das Personal an ihn erinnern würde. «Aber in diesem Zusammenhang», fügte der Rektor hinzu, und seine Augen bekamen einen träumerischen Glanz. «In diesem Zusammenhang will ich dir eine Warnung geben. Sag mir, mein lieber Junge, wo hast du dein Zahnputzglas?» Er holte eine Pulle selbstgebrauten Sherry hervor, die er an den Abschlußtagen immer mit sich herumzuschleppen pflegte. Sie war immer noch halbvoll. Er bot Erling ein Glas an, Erling fand, es schmeckte nach Feigen. Dann goß er sich selbst eins ein und leerte es. Sofort waren seine Augen voller Tränen, und eine kleine rote Ader zeichnete sich im Augenwinkel ab wie ein Bach, der traurig durch eine Wiese auf das sumpfige Dreieck einer Meeresbucht zufließt. Er warf den Kopf nach hinten, und einige kraftvolle dunkle Haare streckten sich aus den Nasenlöchern heraus, wie die Blitze auf einem Telegrafenwappen. «Erling! Ich kann dich nicht genug vor den Damen in der Hauptstadt warnen! Ach, diese schönen Damen! Nach meiner Erfahrung sind sie wie Samt und Seide, aber gleichwohl auf eine verführerische Weise natürlich - was gerade die Gefahr ist, die Gefahr! Pah, ich kann dir von Mann zu Mann sagen, wenn sie es erst mal geschafft haben, die Hand des Mannes ganz unmerklich an der Kante des Seidenstrumpfes vorbeizulotsen und seinen Mittelfinger in das kleine Spitzenhö11
schen hineingeschmuggelt haben, dann haben sie ihn in der Gewalt.» «Oh, welch liebliche Herrschaft!» Gedankenvoll leerte er ein weiteres Glas bis auf den Grund und ermahnte Erling, diese Mahnung nie zu vergessen, worauf er die beiden Empfehlungen schrieb. - Und Erling verbarg die Worte in seinem Herzen. Zwei Tage später stand er im Zimmer der Verlagsredakteurin und betrachtete ehrerbietig das kühne Schattenspiel in ihrem Dekollete, während sie das Empfehlungsschreiben des Rektors las. Er gab sich Mühe, so leise wie möglich zu atmen. Schließlich hob sie den Blick und sah ihn genau an, von oben nach unten, von unten nach oben. «Ich mag Ihre Augen», sagte sie. «Sie haben diesen klaren Blick, stark und klar, aber mit einer Spur unserer nordischen Schwermut darin - als ständen Sie gerade da und dachten an ein Mädchen, das weit, weit weg ist. Tun Sie das? Nicht? Ich bin auch ein einsamer und schwermütiger Mensch im tiefsten Innern, Herr Erling. Kommen Sie, wir setzen uns hierher und plaudern ein bißchen.» Sie führte ihn zu einem breiten dunkelblauen Sofa und setzte sich dicht neben ihn. Ihre Beine berührten seine. Er dachte in aller Heimlichkeit an ihre Strümpfe und Höschen. Er fragte sich, ob der Rektor mit seiner Warnung sie gemeint hatte, wischte diese Vermutung aber sofort zur Seite. Sie roch wunderbarer als Rosen und Veilchen.
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«Sie machen einen so gespannten Eindruck», sagte sie und legte die Hand auf sein Knie. «Sie sind sicher sehr jung? Ach ja, zwanzig ... Nun, wollen Sie so nett sein und mir Ihre Arbeitsproben zeigen?» Es sauste in Erlings Kopf herum, und er fühlte, wie die Muskeln seiner Beine anschwollen. Verlegen murmelte er, er habe leider keine Arbeitsproben, das einzige, was er habe, sei sein Schulzeugnis. Und er versuchte, es aus der Innentasche herauszuziehen. «Wie Sie zittern», sagte sie lächelnd und strich ihm über den Schenkel. «Haben Sie das Zeugnis hier», sagte sie und führte langsam ihre Hand in seine Innentasche, wobei er den ganzen Druck ihres Busens gegen seinen Oberarm spürte. Ihm schwindelte, als er zwischen die hellen Brüste sah, die kräftig nach rechts gepreßt wurden, während sie sich bei ihren gleichmäßigen, tiefen, ruhigen Atemzügen hoben und senkten. Endlich nahm sie das Zeugnis hoch und lehnte sich von ihm weg. Er fand, sein Arm wurde ganz kalt, als er sie nicht länger spürte. Oh, dies sind die feinen Tricks der Damen von Welt! dachte er. So bringen sie uns dazu, sie zu vermissen! Sie sah vom Zeugnis hoch. «Ich sehe, daß Sie gut in Schwedisch sind», sagte sie. «Und in kulturellem Tanz, Sie und ich müssen unbedingt einmal tanzen gehen ... Aber jetzt, finde ich, gehen Sie besser nach Hause und schreiben etwas, kommen Sie morgen damit wieder her und lassen es mich ansehen, damit ich sehen kann, was Sie taugen. Auf Wiedersehen, bis dann, Herr Erling!» 13
Er verbeugte sich und verließ ihr Zimmer, ihm war ganz wundersam zumute. Und als er daran dachte, daß er sie binnen kurzem in einem schnellen Schottis würde herumwirbeln können, wurde ihm abwechselnd warm und kalt, und er spürte, wie das Herz gegen die Rippen trommelte. Aber in seinem Pensionszimmer fegte er solche Gedanken gleich beiseite und begann zu schreiben. Er hatte sich schon für das Thema entschieden: Ein Frühlingstag auf dem Lande. «Es ist ein Frühlingstag auf dem Lande», schrieb er. «Eine zärtliche Stimmung liegt über der Natur, denn die Sonne hat wieder die schlummernden Gefühle aufgeweckt. An der Südwand der Scheune können wir sehen, wie die jungen Fliegen ihre alten Eltern auf dem Rücken tragen, ja, bisweilen unternehmen sie sogar eine Lustwanderung mit ihnen durch die Lüfte. Auch sie, die kleinsten unserer Brüder und Schwestern, scheinen etwas von der Botschaft der Zärtlichkeit ergriffen worden zu sein. — Aber was sollen wir denn von dem stattlichen Hahn dort hinten berichten, der auf dem Hühnerhof stolziert? Seht, wie er sich spreizt und auf dem Rücken der Henne getragen werden will! Er stellt sich auf sie und kneift sie mit dem Schnabel in den Nacken. Sie federt mit den Beinen und spreizt die Schwanzfedern. Offenbar hat sie nicht die Kraft, ihn länger zu tragen, was er auch einzusehen scheint, denn er steigt gravitätisch ab. «GackGack!» bricht das Huhn erleichtert aus. Man kann keine Zeichen von Schwäche am stolzen Gang des Hahns entdecken - ganz sicher war es reiner Hochmut, der ihn gelockt hatte, auf das Huhn heraufzuklettern, und 14
es tat recht daran, den überheblichen Passagier abzuweisen. Wenden wir unseren Blick jetzt der immergrünen Wiese zu, sehen wir, wie die beiden Hirtenhunde umeinander herumsausen und miteinander spielen. Maja rollt ihren Schwanz auf den Rücken und bietet sich an, Urban zu tragen. Urban läßt sich das nicht zweimal sagen! Sie trägt ihn eine lange Weile, was ihr nicht leichtzufallen scheint, denn sie verhält sich nicht still, sondern bewegt sich ständig hin und her. Hei, wie lustig die Schatten der beiden Hunde übers Gras tanzen! Auch die großen, stattlichen Kühe wetteifern darin, einander ihre Dienste anzubieten. Majros sucht auf Gullas Rücken heraufzuklettern und Stjärna auf Wandas. Aber es wird ihnen sehr schwer, besonders mit Rücksicht auf das Euter, und sie können sich nicht lange halten. Lächelnd kehren wir nun zum Hof zurück. Wir gehen in die Scheune und hören, wie fleißig die Mägde und Knechte dort oben auf dem Boden arbeiten. BumsBums-Bums tönt es unaufhörlich von dort oben, und man kann auch hören, wie sie keuchen und schnaufen und nach Luft schnappen bei ihrer mühsamen Beschäftigung. Nach einer Weile kommt Britta-Greta die Treppe herunter. Sie scheint Säcke auf ihrem starken Rücken getragen zu haben, denn ihr Kleid ist an dieser Stelle ganz zerdrückt und zerknautscht und voll von Ähren und Spreu. Einige Knöpfe scheinen sich da vorn auch gelöst zu haben, denn sie hält den Schlitz mit einer Hand zu. Sie sieht zwar müde aus, aber sie bewahrt ihre gute Laune und begrüßt uns mit einem 15
breiten Lachen. Nach einer weiteren Weile kommt Karl-Oskar die Treppe herunter mit seinem stämmigen, breiten Gang. Er scheint ganz ausgepumpt zu sein und hat nicht einmal ein Lächeln für uns übrig. Beinahe wütend versucht er, zwei große Flecke auf den Knien wegzubürsten. Ein komischer Kauz! Wir lenken unsere Schritte zur Gutsküche. Dort drinnen herrscht ein stiller Friede. Die Leute machen ihre mittägliche Ruhepause. Man hört das leichte Schnarchen von Mutter Anna und Vater Anders aus der Kammer. Dann wird es plötzlich still. Und nach einer Weile hört man Mutter Annas freundliche Stimme: «Bist du verrückt? Am hellichten Tag?» Vater Anders antwortet: «Jaja, und ob! So verrückt bin ich!» Mutter Anna erwidert: «Au!“ - «Oho!» nimmt Vater Anders den Faden wieder auf. «Ich darf doch wohl wenigstens den Rock ausziehen !» sagt Mutter Anna bittend. «Bewilligt!» brummt Vater Anders. «Wenn es schnell geht.» - «Ruhig, du verrückter Kerl!» lacht Mutter Anna. Und nun senken die beiden ihre Stimmen und flüstern ganz vertraulich miteinander, eine lange, lange Weile, bis sie wieder lauter werden und eifrig, beinahe schnaufend zu sprechen beginnen. Jetzt reden sie so heftig miteinander, daß man nicht mehr verstehen kann, was sie sagen. Ja, sie rufen einander sogar etwas zu; aber plötzlich verstummen sie. Und schlafen wieder ein. Wir sitzen lange und dösen in der sonnigen Küche und denken daran, wie wunderbar die Natur an einem Frühlingstag auf dem Lande sein kann.
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Erling war ziemlich zufrieden mit diesem Stück. Er entschloß sich, die Signatur Observator zu verwenden, die er einmal in der Schülerzeitung gebraucht hatte. Darauf ging er zu Bett, um am folgenden Tag richtig ausgeschlafen zu sein. - Aber bevor er einschlief, holte er seinen Taschenspiegel hervor und sah sich lange in die Augen. Er war etwas nervös, als er am Tag danach an die Tür der Redakteurin klopfte. Sie hat vielleicht nicht den gleichen literarischen Geschmack wie ich, dachte er unruhig. Vielleicht liebt sie mehr die großstädtische Richtung? «Herein», ließ sich ihre Stimme vernehmen. Er holte tief Luft und ging hinein, blieb aber sofort auf der Schwelle stehen. «Machen Sie die Tür zu!» sagte sie. Sie befand sich in einer eigenartigen Situation. Sie stand tief über ihren Schreibtisch gebeugt. Diesmal hatte sie nur die Bluse an. Hinter ihr, dicht an ihrem Popo, stand ein Herr, den Erling nicht kannte. Er war seinerseits auch nur im Hemd. Erling war völlig konsterniert. Zunächst hatte er sich überhaupt nicht vorstellen können, daß die Redakteurin überhaupt einen Popo hatte wie gewöhnliche Menschen. In seinen Gedanken war sie über derlei Gewöhnliches hinausgehoben. Aber sie lächelte ihm zu und sagte: «Sie kennen einander sicher nicht?» Der Herr hinter ihr streckte eine Hand vor und sagte: «Lindblom, ich bin von der Werbeabteilung.» «Erling, ich bin mit Arbeitsproben hier.» 17
Er sah hinunter. Ach, wie breit und rund sie war. Er erbebte in seinen Grundfesten. Herr Lindblom legte die Hände wieder auf ihre Hüften. «Ja, mach weiter jetzt, Lindblom», sagte die Verlagsredakteurin. «Herr Erling, Sie nehmen vielleicht einen Augenblick Platz und warten ein bißchen, wir sind gleich fertig.» «Wo waren wir stehengeblieben ?» Diese Frage richtete sie an ein junges Mädchen, das Erling erst jetzt bemerkte. Sie saß auf einem Stuhl an der anderen Seite des Tischs mit einem Stenogrammblock auf dem Schoß. «Seine kräftigen Hände glitten befehlend über ihren Körper, und sie fühlte sich so lieblich schwach», las sie vor. «Gut. Weiter im Text.» Herr Lindblom begann, sich zu bewegen, und ein eigenartiges, schmatzendes Geräusch war zu hören. Die Verlagsredakteurin glitt ein wenig vor und zurück, mitunter mußte sie sich mit beiden Händen an der Tischkante festhalten. Aber sie diktierte mit fester Stimme, und das junge Mädchen mußte sich richtig Mühe geben, um folgen zu können. «Sie war sein mit jeder Faser ihres Körpers... Gut, Lindblom, etwas härter jetzt, so, ja. Sie kam ihm entgegen wie die Rose der starken Hummel. Bebend spürte sie, wie ihre Sinne endlich erweckt wurden. Herrlich, herrlich. Oh, Lindblom, wie tüchtig. Bebend spürte sie, oh, das haben wir, oh, oh. Zum erstenmal hatte ein Mann sie gelehrt, was Liebe war. Sie öffnete sich ihm ganz, und die samtweiche Nacht schien voller Mai18
glöckchen und Veilchen zu sein. Ihre Lippen waren weich unter seinen rauhen. Beiß mich in den Nacken, Lindblom, ich brauche mehr Stimmung. Gut. Oh, das war aber zu spüren. Die langen Schauer der Leidenschaft begannen sie zu durchfluten. Sie hatte schon seit langem jeden Widerstand aufgegeben. Seine Umarmung wurde immer heißer und fordernder. Oh, Boy, jetzt kommt es. Sie war sein Eigentum, seine Sklavin, seine - ja, das müssen wir später einfügen. Jetzt, jetzt. Nach einigen schwindelnden - schwindelnden - durchglühten - Sekunden - wurde sie in ein All - hinausgeschleudert - ein All roter Flammen, Flammen, Flammen ...! Sie hatte endlich das Wunder-Wun-WunWunder der Liebe erleben ... können... MM! Schluß. Haben Sie alles mitbekommen?» Das Mädchen mit dem Stenogrammblock nickte. «Na, dann haben wir den Fortsetzungsroman geschafft», sagte die Verlagsredakteurin. «Vielen Dank, Herr Lindblom, Sie waren eine große Hilfe.» «Keine Ursache, es war mir ein Vergnügen», erwiderte Herr Lindblom. Und er trennte sich von ihr und zog eilig Unterhose und Hose an. «Auf Wiedersehen», sagte er, «wir sehen uns später. » Und dann ging er. Sie richtete sich auf, streckte die Arme über den Kopf und ging etwas im Zimmer umher. Erlings Blick war wie festgenagelt an ihr, aber gleichzeitig sah er sie wie durch einen Vorhang. Sie ist nackt! dachte er. Aber er konnte es nicht sehen. Sie machte allerdings keine Anstalten, sich wieder anzuziehen.
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«Es war schön», sagte sie. «Das wäre also die Leidenschaft in Schwarz. — Sie verstehen, Herr Erling, hier in diesem Verlag halten wir fest am Grundsatz der Wahrhaftigkeit in der Kunst. Wir drucken nichts, was nicht erlebt worden ist.» «Ich habe schon in der Schule gelernt, daß man realistisch sein soll, das sagte unser Schwedisch-Lehrer», antwortete Erling. «Das ist wirklich ein ausgezeichnetes Prinzip. Manchmal kann es natürlich gewisse Schwierigkeiten bereiten, aber die Arbeit lohnt sich, das kann ich bestätigen, Herr Erling. Aus Erfahrung.» Sie setzte sich ins Sofa, und jetzt begann Erling, eine klarere Vorstellung davon zu gewinnen, wie sie aussah. Sie hatte zwei lange Beine, geheimnisvoll in Linien eingefaßt, denen nichts von dem glich, was er bisher gesehen hatte. Er war bleich, all sein Blut war im Herzen zusammengeströmt, es klopfte und hämmerte so, daß er glaubte, nicht mehr aufrecht stehen zu können. Die Sonne schien durch das offene Fenster herein. Jetzt sah er immer mehr und mehr. Er sah, daß das schwarze Haar zwischen ihren Beinen in der Sonne glänzte. Und es warf einen kleinen Schatten auf die Innenseite ihres linken Schenkels. «Wo starren Sie hin?» fragte sie. Langsam legte sie die Hand davor. Erling vermochte nichts zu antworten. Wie in einem Traum hörte er die Stenotypistin fragen, ob sie gehen könne. «Ja», war die Antwort, «Sie können gehen. Ich vermute natürlich, daß es bei dem neuen Fortsetzungsroman 20
auch einiges zu diktieren gibt, aber das dauert sicher noch eine Weile. Ich rufe an, wenn ich Sie brauche. Bis dahin können Sie das niederschreiben, was Sie bereits haben.» Jetzt waren Erling und sie allein. Er stand in sehr unbequemer Stellung da, er hatte so lange Zeit gestanden, aber er konnte sich nicht rühren. Er vermochte nicht einmal den Blick von ihrer Hand da unten abzuwenden. Genauso langsam, wie sie vorhin die Hand heraufgelegt hatte, nahm sie sie jetzt wieder fort. Und noch langsamer nahm sie die Beine auseinander. «Sehen Sie mal», sagte sie. «Sehen Sie hin, soviel Sie wollen. Sagen Sie, daß ich schön bin.» Er fühlte, wie seine Kniesehnen zu zittern begannen. Aber er konnte kein Wort hervorbringen. «Es ist ja schrecklich, was Sie jetzt wieder zittern», sagte sie. «Finden Sie mich nicht schön? Aber warten Sie, ich weiß, was Sie wollen, gestern haben Sie ja versucht, auf meine Brüste zu gucken. Kommen Sie und helfen Sie mir mit der Bluse, dann werden Sie sehen.» Sie legte sich auf den Bauch. Auf der Rückseite ihrer Bluse gab es eine lange Reihe von Knöpfen. Und diese Reihe führte den Blick nach unten. Jetzt brauchte Erling zwar das bemerkenswerte dunkle Haar nicht mehr zu betrachten; aber nun war statt dessen der runde, breite Hintern seinen Blicken freigegeben, und die Sonne beschien ihn nicht minder verzaubernd. Plötzlich wollte er lachen. Aber es wurde nur ein trockenes «Hehe!» daraus, und sie sah ihn erstaunt an. «Helfen Sie mir jetzt!» sagte sie. 21
«Hehe!» Und das half. Er wurde aus seiner eigenartigen Lähmung erlöst. Er kletterte aufs Sofa hinauf und stellte sich rittlings über sie. Natürlich zitterte er immer noch, aber es gelang ihm dennoch, Knopf auf Knopf zu öffnen. Er breitete ihre Bluse aus und entblößte ihre Schultern und ihren Rücken. Das geht ja galant! dachte er. Sie stemmte sich hoch und glitt aus der Bluse heraus. Aber gerade als sie sich umdrehen wollte, fuhr ihm gewissermaßen ein Satan in jede Hand. Sie glitten um sie herum und umfaßten ihre Brüste, ob er's nun wollte oder nicht. Er hatte noch nie etwas Vergleichbares gespürt. Es war geschmeidig und weich und überquellend auf einmal, und er hatte das Gefühl, ein Feuer laufe an seiner Wirbelsäule hinunter, vom Nacken bis zum Hintern und umgekehrt wieder hinauf. Ohne es zu wissen, fiel er mit seiner ganzen Schwere auf sie hinab. «Nein, aber Herr Erling», sagte sie. «Wie stark Sie sind.» Er knutschte und knutschte. Auf unerfindliche Weise hatte er sein rechtes Bein zwischen ihre hineinbekommen. Die drei Glieder begannen zu kämpfen. Im gleichen Augenblick spürte er ihren Nacken an seinem Mund, er war so kühl. Jetzt wurde sie ganz still. Sie atmete kaum noch. Er spürte ihre Beine und ihren Popo und ihren Rücken und ihre Brüste und ihren Nacken. Ich will mich nie mehr bewegen! dachte er.
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Aber wie es sich traf, gelang es ihr, sich umzudrehen, so wie die Damen von Welt es tun. Sie hielt ihn etwas auf Abstand. «Sagen Sie jetzt, daß ich schön bin», flüsterte sie. «Sie sind schön», sagte ich aufrichtig. «Zeigen Sie mir jetzt Ihre Arbeitsproben», flüsterte sie und lächelte ihm zu. Erling hörte nicht genau, was sie sagte. Er war damit beschäftigt, zu sehen, wie seine Hände ihre Brüste knutschten. Aber schließlich begriff er dennoch, was sie gesagt hatte, und ihm war ganz wunderlich zumute. Er war nicht der Ansicht, dies sei der rechte Augenblick, um Arbeitsproben vorzuzeigen. Seine Courage sank ihm in die Hosen, und er zog sich von ihr zurück. «Ich habe es hier in der Tasche», sagte er. «Ich habe mich Observator genannt. Es geht um einen Frühlingstag auf dem Lande.» «Idiot», erwiderte sie. «Ziehen Sie sich aus, Sie Idiot.» Erling verstand nichts. Aber er hatte davon gelesen, wie launisch Frauen sein konnten. «Es ist vielleicht am besten, wenn ich gehe», sagte er leise. «Ich muß dann eben versuchen, beim Nalen eine Anstellung zu bekommen.» Sie lachte. «Komm her, mein kleines Lamm. Mutti wird ihren kleinen Jungen ausziehen.» «Ich lasse mich nicht so behandeln.» «Und ob Sie das tun. Machen Sie jetzt kein Theater. Welch feine Haut Sie haben - beinahe wie ein Mädchen. Seien Sie still jetzt.» 23
Er konnte sich nicht bewegen. Ich zerspringe! dachte er. Ich komme um! Endlich bekam sie seine Unterhose herunter. Sie betrachtete ihn aus schamloser Nähe. «Jetzt wollen wir mal Ihre Arbeitsprobe betrachten, Herr Schwanz», sagte sie und beugte sich vor und küßte ihn schnell, den Schwanz. Dann brauchte Erling nichts mehr zu tun. Alles ging wie von selbst. Sie ließ ihn nicht los. Sie umarmte ihn mit Armen und Beinen und lutschte ihn in einer halben Sekunde in sich hinein. Sie flüsterte die wunderlichsten Dinge in sein Ohr. «Pfui Teufel, was bin ich wieder geil, es scheint überhaupt nicht aufzuhören.» Ohne daran zu denken, begann Erling, sich zu bewegen. Er meinte zu schweben und zu fliegen. Aber gleichzeitig spürte er ihren Bauch und ihren Busen. Wie heiß sie war! Wie sie sich wand! Immer höher und höher flog er hinaus. Er hörte eine Stimme, sie stöhnte so eigenartig, sie flüsterte und keuchte. Dann begann es, in seinen Kniekehlen zu kitzeln, dies Gefühl setzte sich an seinen Schenkeln fort. Ein anderes Kitzeln begann in seinem Hinterkopf. Es wanderte nach unten. Wann würden sie sich begegnen? Es war bestimmt nur noch ein Zentimeter übrig! Jemand faßte ihn um die Hoden! Er streckte seine Beine aus! Ein Ruck kam! Und dann kamen unglaubliche Rucke, gewaltige! Es wollte überhaupt nicht aufhören! «Oah!» war eine Stimme zu hören. Er sank in sich zusammen.
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«Oah!» sagte die Stimme wieder. «Das war keine schlechte Ladung. Auch wenn es für mich etwas zu schnell ging. Lieg still jetzt, damit ich auch fertig werde.» Erling lag still und fuhr gleichsam hin und her. Er hatte das große Geheimnis des Lebens kennengelernt. Und während die Verlagsredakteurin ihn ruhig und überlegt vögelte, um ihren ersehnten Orgasmus zu erreichen, wuchsen in ihm Kraft und Mut. Als sie fertig war, nahm er einen zweiten Anlauf. Ich glaube, den Sinn dieses Tuns zu verstehen, dachte er. Ach, wie kann es nur so herrlich sein! Ich will nie aufhören! Und er brauchte noch lange nicht aufzuhören, denn es dauerte eine lange, lange Zeit, bevor die beiden Liebenden gleichzeitig die Höhen der Wollust erreichten, bei denen die Flammen um sie herum aufloderten und sie alles vergessen ließen. Der ganze Arbeitstag verging. - Aber als die Uhr fünf schlug, erklärte die Verlagsredakteurin, mit der Arbeitsprobe zufrieden zu sein. Und Erling schlief auf dem Sofa ein, während sie aufstand und sich an die Schreibmaschine setzte und den Titel des neuen Romans tippte. Er sollte Das blonde Glück heißen. Erling träumte schöne Dinge. Sie hatte ihn gelehrt, was Liebe ist. - Und davon hatte Erling später im Leben sowohl großen Nutzen als auch Vergnügen. Denn in der Hauptstadt kann man mit Hilfe der Leidenschaft weit, weit kommen. Er wurde allmählich Chef des ganzen großen Verlages. Und einmal lud man ihn bei seiner alten Schule ein, einen Vortrag zu halten über das Thema: Die Kunst, Erfolg zu haben. 25
«Man muß seine Unschuld so lange wie möglich bewahren», sagte Erling.
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Rune Olausson
Ich lachte gestern Alles war still. Er blies zum Tisch hin, aber kein Staub wirbelte hoch. Tüchtiges Mädchen, dachte er. «Warum pustest du?» sagte sie. Er drehte sich um und sah sie an; sie lag auf dem Rücken und schloß die Augen. «Es ist nichts. Ich habe nur gepustet.» «Ich hab's gehört.» Er lehnte sich gegen sie, pfiff schwach und blies gegen ihren Hals. «Nein», sagte sie. «Jetzt nicht.» Er hörte auf. «Wie spät ist es?» flüsterte er nach einer Weile. Sie sah hoch und lächelte ihn an. «Das weiß ich nicht!» sagte sie laut und kletterte aus dem Bett und stellte sich auf den Fußboden, drehte ihm den Rücken zu und wickelte sich ein Badelaken um den Körper. Und ohne sich umzudrehen und ohne ihn anzusehen, ging sie aus dem Zimmer. Komisch, dachte er, als er hörte, wie sie die Toilettentür abschloß, es ist komisch, daß sie sofort etwas überziehen muß, wenn sie aus dem Bett kommt. Sie hat ja keinen Grund, schüchtern zu sein. Nicht sie, nach all diesen Jahren!
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Er lachte leise und setzte sich aufrecht hin und beugte sich zu der Hose vor, die über die Stuhllehne hing, holte eine Zigarettenpackung und ein Feuerzeug hervor. Er legte ihr Kopfkissen auf seins und lehnte sich zurück und zündete eine Zigarette an. Und rauchte und hörte, wie sie das Wasser laufen ließ. Jetzt duscht sie, dachte er. Sie hat ein hübsches Badezimmer. Sie braucht nicht zu singen, um es zu ertragen. Wenn man ein kleines Badezimmer hat, singt man, wenn man duscht oder badet, denn dann glaubt man, daß man sich wohl fühlt. Verdammt, das hier ist wenigstens etwas! Das ist eine Idee. Wann werden alle Badezimmer bekommen, in denen man nicht zu singen braucht? Wunderbar! Ich darf das nicht vergessen, das kann man sicher anwenden. Wir kriegen vielleicht sogar einen neuen Kunden damit! Als er sie die Tür schließen hörte, drehte er sich auf die Seite. Sie kam herein, und er lächelte ihr zu. Sie sah zum Fenster und ging mit langsamen Schritten aufs Bett zu. Sie nahm das Badelaken nicht ab, als sie sich neben ihn legte. «Hier ist es kalt», sagte sie und nahm seine Zigarette. Sie lag auf dem Rücken und blies Ringe in die Luft. Als er sie neulich kennen gelernt hatte, hatte er auch versucht, Rauchringe zustande zu bringen, aber es war ihm nicht gelungen. «Soll ich die Decke hochziehen?» fragte er. Sie machte drei kleine Ringe kurz nacheinander. «Ja», sagte sie dann. Er zog die Decke hoch, die am Fußende in einem Haufen zusammengeknüllt lag. 28
«Mach sie für mich aus, bitte», sagte sie und gab ihm die Zigarette. «Es war meine Zigarette», sagte er und nahm einen tiefen Zug, bevor er sie ausdrückte. Sie kroch dicht an ihn. Sie sagte nichts. Er blies den Rauch sacht gegen ihre Schultern und ihren Hals; es war so still im Zimmer, daß der Rauch beinahe wie ein Schal um ihren Nacken herum stehenblieb. «Nein, jetzt rieche ich doch nach Rauch!» sagte sie und sah zuerst wütend aus. Aber dann lächelte sie ihm zu. Und er berührte mit der Hand ihre Lippen. «Ich will den Rauch wegküssen», sagte er und beugte sich hinunter und küßte sie mit kleinen, schnellen Küssen auf Schultern, Hals und Brüste. «Was tust du?» sagte sie lachend. Und er küßte. Er zog mit dem Mund um die Brust herum; seine Augen waren halb geöffnet, und er sah, daß seine Lippen einen feuchten Rand hinterließen. Er beugte den Nacken und setzte die Nase unter ihre Brüste, er atmete übertrieben laut und hörte, daß sie kicherte. «Es kitzelt», flüsterte sie. Du sollst nicht lachen, du sollst geil werden, dachte er. Und dann schnappte er nach der Brustwarze und biß vorsichtig hinein. Gleichzeitig nahm er mit den Fingern die andere Brust und drückte sie. Und dann lutschte er. Zuerst langsam und dann härter und härter, und die ganze Zeit bewegte er seine Unterlippe. 29
Bald, dachte er. «Mach keine Flecke», flüsterte sie da. «Du weißt, daß ich das nicht tue!» sagte er schnell und erhob sich halb und stützte sich auf die Ellbogen. «Nie mehr, nicht seitdem ich damals...» «Nein, ich weiß!» unterbrach sie. «Du darfst nicht böse sein, daß ich das gesagt habe, aber ich muß immer daran denken, wie ich aussehe. Das verstehst du doch, mein Freund?» Und sie liebkoste ihn über die Schulter und dann über den Bauch hinab zu den Schenkeln. Sie spitzte die Lippen und nahm seinen Beutel in beide Hände und drückte ihn vorsichtig. Da lächelte er und ergriff ihren einen Ellbogen. «Wie ist es dir heute ergangen?» fragte sie. Er sah ihr Haar an und folgte mit dem Zeigefinger einer langen Strähne, die sich eine halbe Umdrehung lockte. Er drehte mit dem Finger herum und versuchte, die äußersten Haare zu einer Locke zu rollen. «Wie meinst du?» sagte er, als sie ihn anstieß. «Es tut mir weh im Haar, wenn du das machst», sagte sie leise und küßte ihn auf die Wange. «Verzeih mir, aber ich konnte es nicht lassen. Dein Haar ist so schön, richtig schön.» «Du bist süß», sagte sie. «Süß?» sagte er übertrieben laut. «Ja, ja, ich weiß! Aber ich kümmere mich nicht darum, wenn ich dich süß finde, dann bist du es eben.» «Ich ergebe mich in mein Schicksal», sagte er und setzte sich aufrecht hin und verneigte sich tief.
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«Dir bleibt auch gar nichts anderes übrig», sagte sie und lachte und nahm die Hände von seinem Beutel und gab ihm einen harten Klaps auf die Wange. «Nein», sagte er. «Gibst du's zu?» sagte sie und lachte noch mehr. «Sei nicht dumm jetzt», sagte er. «Das habe ich nicht gemeint. Ich habe gesagt, weil du deine Hände weggenommen hast.» «Hast du es gemerkt?» sagte sie. Und dann faltete sie ihre Hände und drückte sie ans Kinn. «Was glaubst du?» sagte er. Sie antwortete nicht. Nach einer kleinen Weile begann sie, eine Revuemelodie zu summen. «Du», sagte er. Sie sah ihn an, hörte aber nicht auf zu singen. «Du, wir brauchen doch nicht...» «Nein, das finde ich nicht!» unterbrach sie und küßte ihn auf die Wange. Er sah sie fragend an, sagte aber nichts. Sie summte vor sich hin. «Ich wünschte, wir könnten uns öfter treffen», sagte er nach einer Weile. «Wir würden uns dann vielleicht nur bald satt haben», trällerte sie. «Hör auf zu singen.» «Ja», sagte sie. Und tat es. «Ich würde dich nie satt bekommen!» sagte er und lächelte. 31
«Nicht?» sagte sie und schloß die Augen. «Niemals.» «Das kann man nie wissen.» Sie hielt immer noch die Augen geschlossen. «Jetzt ist alles gut, ich fühle mich wohl», sagte er. «Fühlst dich wohl?» «Ja, ich fühle mich wohl! Das ist doch gut ausgedrückt! Sag es, dann fühlst du, wie gut es ist!» Aber sie schüttelte nur den Kopf. «Sag es, wohl fühlen!» sagte er. «Ein anderes Mal.» «Wenn du allein bist?» «Allein?» «Ja, allein.» «Vielleicht. Ja, vielleicht dann.» «Denk an mich, wenn du es sagst!» Sie sagte nichts. «Magst du mich gern?» fragte er. «Ja», sagte sie, ohne die Augen zu öffnen. «Du bist gut.» «So soll es sich anhören! Glücklich soll man sein!» Er lachte und strampelte mit den Füßen, so daß die Decke von ihnen herunterglitt. «Nein», sagte sie. «Tu das nicht, mich friert.» «Komm, dann werde ich dich wärmen!» Er beugte sich zu ihr hinüber und steckte die Hände unters Badelaken und legte sie auf die Innenseite ihres Schenkels. Sie spreizte die Beine ein wenig. Er lehnte den Kopf gegen ihren Bauch und wartete darauf, daß sie ihn über den Nacken streichelte, aber sie lag vollkommen still. 32
Er bewegte die Hände langsam zu den Kniekehlen hinunter und dann nach oben. Und ihm fiel ein, was ihm schon mehrere gesagt hatten: Daß die geilsten Frauen am wenigsten feucht, beinahe trocken sind. Wenigstens im Anfang. Wußte man das so genau? Er führte die eine Hand unter ihren Popo und strich mit der anderen leicht über ihre Schamlippen hin; dann preßte er vorsichtig die untere Hand nach oben und drückte gleichzeitig nach innen. Gerade als er den anderen Mittelfinger nach unten führte, drehte sie sich um und legte sich auf die Seite. «Nicht jetzt, warte ein bißchen», sagte sie und versuchte, das Badelaken wieder um den ganzen Körper zu wickeln. «Wie du willst», sagte er und zog die Decke hoch und stopfte sie auf ihrer Seite fest unter die Matratze. «Danke», sagte sie und sah ihn an. Und er hatte Lust, demonstrativ an seinen Mittelfingern zu riechen, ließ es aber sein. «Kennst du keine lustige Geschichte?» sagte er. «Hast du denn Humor?» «Was glaubst du?» «Ich weiß nicht.» «Erzähl was, dann wirst du sehen!» «Kennst du die von dem großen und dem kleinen Schwulen?» «Kennst du nur solche Geschichten?» «Ich glaube nicht, daß du Humor hast», sagte sie. «Verzeih mir», sagte er. «Sei so lieb und erzähl!»
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«Du bist selbst schuld daran», sagte sie. «Es war also einmal ein großer Schwuler, der auf der Straße einen kleinen Schwulen traf, und der kleine Schwule sah schrecklich traurig aus. Warum siehst du so traurig aus, mein kleiner Freund? sagte der große Schwule. Ja, sagte der kleine Schwule, als ich hier durch den Park ging, kam ein Lümmel an und war böse zu mir. Was hat er denn mit dir gemacht? fragte der große Schwule. Er hat mich getreten, sagte der kleine Schwule. Wohin hat er dich getreten? fragte der große Schwule. Mitten in die Votze! sagte der kleine Schwule. Mitten in die Votze? sagte der große Schwule. Ja, sieh selbst! sagte der kleine Schwule und öffnete den Mund und zog an seiner Unterlippe. «Wer hat dir die erzählt?» sagte er und lächelte. «Du hast nicht gelacht», sagte sie. «Ich kannte sie schon. Wer hat sie dir erzählt?» «Ich weiß nicht mehr!» «Doch, das tust du!» «Meine Mama vielleicht!» «Das ist aber nett», sagte er. «Jetzt bist du dran», sagte sie. «Nein, ich kann jetzt nicht», sagte er. «Dann laß es sein.» «Was hast du gestern gemacht? » fragte er und sah in ihre Augen. «Du weißt, was ich dienstags mache», sagte sie und erhob sich und küßte ihn auf die Nase. «Ach ja, natürlich!» sagte er und wurde gleichzeitig rot, als er zu lächeln versuchte. «Du wirst rot?» sagte sie. «Das ist aber lieb von dir!» 34
«Das macht dir Spaß, was?» sagte er. «Was ist mit mir?» sagte sie und lächelte. «Jetzt genießt du aber!» «Was machst du denn, wenn du hier bist?» Er lachte. «Eins zu null für dich!» sagte er und küßte sie auf den Mund. «Was wolltest du wissen?» sagte sie und gab ihm einen Klaps auf die Wange. «Was du gestern gemacht hast, mitten am Tage, meine ich. Warst du draußen zum Essen?» «Ja.» «Wo denn?» «Bei Park.» «Allein?» «Rate mal!» «Ich rate, du warst, nein, laß mich hier mal sehen! »sagte er und nahm ihre Hand und tat, als lese er ihr aus der Hand. «Siehst du was?» «Die Lebenslinie macht einen Bogen, die Liebeslinie verläuft da, macht auch einen kleinen Bogen, hier ist die Glückslinie», murmelte er und zog mit seinem Zeigefinger über ihre Handfläche. «Nun?» «Ich glaube, daß du allein zum Essen warst!» «Du hast recht! Wie tüchtig du bist!» Und dann lachten sie alle beide, er hielt ihre Hand, und sie beugte sich über ihn und legte den Kopf an seine Brust. Ihr Badelaken löste sich und rutschte sacht her-
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unter. Er ließ ihre Hand los und streichelte ihren Rücken. Sie lag ganz still. «Wie platt deine Brüste sind, wenn du liegst», sagte er nach einer Weile. «Findest du?» sagte sie und nahm die eine in die Hand. «Heb sie nach oben», sagte er. «Drück sie nach oben.» Sie tat wie ihr geheißen. «Nimm auch die andere Hand», sagte er. «Und liebkose dich selbst, dann werde ich sehen!» Sie bewegte ihre Hände nicht. «Nun», sagte er. Da nahm sie die Zeigefinger und kreiste mit ihnen um ihre Brustwarzen; aber sie wurden nicht steif. «Es geht nicht», sagte sie. «Denk daran, dann geht es!» Sie antwortete nicht, aber sie schloß die Augen und fuhr fort, die Zeigefinger zu bewegen. «Sie werden nicht größer», sagte er. «Es hilft vielleicht, wenn ich dir was erzähle, meinst du nicht auch?» Sie lächelte und machte wieder die Augen zu. «Soll ich?» sagte er. Sie nickte. «Also», sagte er. «Stell dir vor, du bist auf einem großen Essen mit vielen Leuten. Ihr sitzt da und eßt und habt die Servietten auf den Knien, und alles ist feierlich und fein. Dann plötzlich entdeckst du, daß der, der rechts von dir sitzt, seinen Schwanz unter der Serviette hervorgucken läßt und daß seine Tischdame die Hand um ihn hält, die schauen sich beide nicht an, sondern sitzen wohlerzogen da und essen und machen Konversation quer über den Tisch. Du guckst dann 36
und wann zu seinem Knie herunter, und das ist kein Fehler, denn er hat einen prachtvollen Ständer, und die Frau neben ihm streichelt seinen Schwanz. Du weißt nicht, was du tun sollst, du findest es herrlich, obwohl du gleichzeitig eine Spur verlegen bist, du kannst ja niemandem davon erzählen, das könnte einen Skandal geben. Dein Kavalier hat nichts gemerkt, er redet ab und zu mit dir, aber du antwortest nur zerstreut und versuchst die ganze Zeit zu sehen, wie das Paar rechts von dir sich anstellen will, wenn dem Mann einer abgeht. Und dann denkst du, wenn du so ganz nebenbei deinen Tischkavalier dazu bringen könntest, auf das Treiben der beiden aufmerksam zu werden, dann wäre es seine Sache, etwas dagegen zu unternehmen. Du nimmst also deine Serviette und tust so, als fiele sie dir herunter. Aber als du dich bückst und absichtlich sein Knie berührst, damit er sich umdreht und über deinen Rücken hinwegguckt und entdecken kann, daß die Frau zwei Stühle weiter dabei ist, ihrem Nachbarn einen zu wichsen, da fühlst du plötzlich, daß dein Kavalier deine Hand mit einem festen Griff festhält und versucht, sie nicht wieder loszulassen. Du streckst langsam deinen Rücken und versuchst, deine Hand zurückzuziehen, aber sie sitzt fest! Und der Mann neben dir sieht nur geradeaus, er stellt sich, als würde er deinen Arm nicht streicheln. Bevor du etwas sagen kannst, führt er deine Hand zu seinem Hosenschlitz hinauf, der unter der Serviette aufgeknöpft ist, und dann spürst du, wie er deine Hand an seinen Schwanz legt, der allmählich zu wachsen anfängt. Er hält immer noch dein Handgelenk mit einem 37
festen Griff, und du hast keine Chance, deine Hand mit einem Ruck zurückzuziehen. Du siehst ihn an, aber er spricht die ganze Zeit mit den Leuten, die auf der anderen Seite des Tischs sitzen.» Er sah sie an, sie hielt immer noch die Augen geschlossen, und ihre Brustwarzen hatten angefangen zu wachsen; sie hielt sie mit dem Zeigefinger und dem Daumen und rollte sie langsam. «Jetzt kommen sie», sagte er. «So ist es gut. Soll ich noch mehr erzählen?» Sie erwiderte nichts. «Noch ein bißchen?» sagte er. «Ich schlafe nicht», sagte sie. «Gut», sagte er und lachte. «Also, du sitzt da und hältst seinen Schwanz, und dann schielst du nach rechts und siehst, daß die beiden anderen immer noch bei der gleichen Beschäftigung sind. Du ißt mit der rechten Hand und lehnst dich nach vorn und sprichst mit dem Mann, der dir gegenübersitzt, und dann merkst du, daß er auf deinen linken Arm starrt, und da errötest du. Aber er sagt nichts dazu, und ihr fahrt fort, über Essen und Kleider und so was zu sprechen. Plötzlich bückt der von gegenüber sich hinunter, es sieht aus, als ob er seine Schnürsenkel zubindet, und er lächelt, als er wieder oben ist. Und nur einige Sekunden später fühlst du einen bloßen Fuß, der an deinem Bein entlang streicht, übers Knie hinauf zum Schenkel. Und der von gegenüber hat sich ein wenig tiefer in seinen Stuhl rutschen lassen. Du spreizt die Beine, und sein Fuß kommt zwischen den Schenkeln herein, und er krümmt alle Zehen bis auf die große Zehe, die er unter der Hosenkan38
te hereinzuquetschen versucht. Du kannst nichts machen, und du fühlst, daß du immer geiler und geiler wirst, und ganz nebenbei sagst du zu deinem Nebenmann, daß er deine Hand loslassen kann, denn du habest nicht die Absicht, deine Hand zurückzuziehen. Er lächelt und tut, was du sagst. Und dann rutscht du so weit nach vorn auf der Stuhlkante wie irgend möglich, so daß der Fuß in deinem Schoß weiter reinkommen kann. Du legst deine Gabel hin, und vorsichtig hilfst du mit, die Hosenkante hochzuheben, so daß die Zehe das Haar berührt. Die ganze Zeit ziehst du weich und langsam mit der linken Hand. Und du bewegst sacht deinen Hintern, damit die Zehe dann und wann ordentlich gegenstößt, und du versuchst dich so zu drehen, daß sie ein kleines Stückchen hineinkommen kann.» Er sah sie an; sie bewegte die ganze Zeit über ihre Hände. «So, ja», sagte er nach einer Weile. «Jetzt sind sie gut. Langsam und fein. Nimm jetzt nur die Fingernägel, dann wird es noch besser.» Sie tat es. «Ich hab einen Steifen gekriegt», sagte er und versuchte, sie aufs Ohr zu küssen. Aber er kam nicht ran. «Bist du zufrieden?» sagte sie. «Magst du es denn nicht, wenn ich es kriege?» Sie antwortete nicht. «Antworte!» sagte er. Sie schwieg. «Verzeih mir», sagte er. 39
Sie nahm ihre Hände fort. Und dann lag sie still mit dem Kopf an seiner Brust. «Du bist schwer», sagte er. «Dein Kopf ist schwer.» «Was haben sie gemacht, als es ihnen abging?» «Ich weiß es nicht. Kannst du nicht deinen Kopf wegnehmen?» «Magst du es nicht, wenn ich so liege?» sagte sie. Er zögerte. «Na?» sagte sie. «Doch, na klar mag ich's, das weißt du doch. Aber wenn du dich nur ein wenig anheben könntest, dann wird es ...» «Ja, ja», unterbrach sie. «Werd jetzt nicht wütend», sagte er und faßte sie um die Schultern. Sie seufzte. «Bist du müde?» sagte er. «Nein, jedenfalls nicht sehr.» «Warst du heute Morgen müde?» «Nein, wieso?» «Ich fragte nur.» «Warum?» «Ich hab mich nur gefragt, wie du es gestern hattest und so. Ob du Alpträume gehabt hast oder schlecht geschlafen. Oder ob es gestern spät geworden ist.» «Ich träume nie», sagte sie. «Nein, natürlich nicht, das brauchst du ja auch nicht, du hast ja mich!» sagte er und lächelte. «Ja, das habe ich.» «Und darüber bist du glücklich? Du hast es doch gut zusammen mit mir?» 40
«Was glaubst du?» sagte sie. «Kannst du nicht lachen?» sagte er. «Ich lachte gestern!» «Gestern abend?» Sie sah ihn an, antwortete aber nicht. «Ist er jung?» sagte er nach einer Weile laut. Sie setzte sich auf die Knie und löste das Badelaken ganz und gar und warf es auf den Boden. «Oder ist es einer, der sehr alt ist?» sagte er. Sie kratzte sich am Knie. Er sah auf ihre Brüste und erhob sich halb, legte sich aber schnell wieder hin. «Oder ist es eine Frau?» sagte er. «Eine Frau?» «Ja, dienstags!» «Was meinst du?» «Das verstehst du doch! Ich habe mich immer gefragt, wie zwei Frauen es anstellen. Küssen sie sich nur? Wie lecken sie? Ich meine, eine Frau weiß ja genau, wo die richtigen Stellen sind und wie man an sie rankommt? Und wie macht man es, damit man eine Schwanzattrappe nicht als kalt empfindet?» «Daß du das fertigbringst», sagte sie und bückte sich nach dem Badelaken. «Laß es liegen!» sagte er und packte ihren Arm ganz fest und zog sie zu sich hinunter. «Laß mich los», sagte sie. «Verzeih mir!» sagte er. «Kannst du mir verzeihen? Ich hab's nicht böse gemeint.» Sie nickte. «Danke», sagte er. 41
«Sag nicht danke», sagte sie. «Küß mich lieber.» Und dann steckte sie ihre Zunge heraus und biß selbst hinein. «Du bist wie eine Blume, eine Blume in tausend Farben mit nur einem einzigen lieblichen Duft», flüsterte er und bekam plötzlich Angst, sie könnte ihn auslachen. Aber sie lächelte nicht einmal. Ihr Gesicht war ruhig, und er fand, daß ihre Hände sich ruhig und besänftigend anfühlten. «Ich bin glücklich», sagte er. Und dann streichelte er ihr den Bauch um den Nabel herum und herunter zu den Schenkeln. «Ich mag deine Schenkel», flüsterte er. «Sie sind so weich, und sie haben auch nicht so viele Haare. Das mag ich gern.» Sie legte sich auf den Rücken nieder und spreizte die Beine, und er kroch hinab zwischen sie und begann ihre Schenkel zu küssen. Er hielt mit den Händen ihre Hüften fest und hob ihren Unterkörper hoch, so daß er die Unterseite der Schenkel erreichen konnte. Sie liebkoste seinen Nacken und drückte ihn dicht an sich. Er zog mit der Zunge um ihren Schritt herum und spürte, wie der Geschmack immer salziger und salziger wurde; er bekam ein Haar in den Mundwinkel, und er versuchte es abzutrocknen, indem er mit der Wange gegen ihren Popo strich. «Nicht dort», flüsterte sie. Er nahm die Hände von ihren Hüften und hob ihre Knie hoch. «Ist es unbequem?» sagte er. 42
Sie antwortete nicht; er gab ihr einen Klaps auf die Knie, und sie hielt die Beine in der gleichen Stellung, als er mit beiden Daumen vorsichtig ihre Schamlippen klemmte. Er preßte sie gegeneinander und bewegte sie dann langsam nach oben und nach unten. Dann nahm er seine Hände fort; und die Lippen saßen hart gegeneinandergepreßt. Aber dann begannen sie, sich zu bewegen, sie öffneten sich von selbst und schienen ein wenig dicker zu werden. Er sah, daß sie feucht waren, und er faßte mit dem Zeigefinger zwischen sie. Er krümmte den Finger und bewegte den Knöchel von oben nach unten. Und ohne den Finger wegzunehmen, beugte er sich dann hinunter und küßte die eine Lippe; sie fühlte sich größer an, als sie auszusehen schien. «Soll ich beißen oder lutschen?» fragte er leise. Sie sagte nichts. Er hielt den Zeigefinger und den Mittelfinger der rechten Hand gegeneinandergedrückt und führte sie langsam ein. Sie drehte sich etwas zur Seite. Er hielt die Finger still. Und nach einer Weile spreizte er sie; es fühlte sich dick und schwer an, und ihm war, als bewegte er sie im Zeitlupentempo. Er drehte sich herum, und sie stöhnte, als er sich hinunterbeugte und mit der Zunge den Punkt oberhalb der Stelle berührte, an der seine Finger hineinglitten. Ihr einer Fuß streckte sich langsam nach seinem Bein; ihre Schenkelmuskeln spannten sich, und die Haut ihrer Leiste schien heller zu werden, je weiter sie den Fuß nach oben bewegte. Mit den Zehen berührte sie seinen Beutel. 43
Und er zog mit der linken Hand langsam von hinten in der Furche entlang, den ganzen Weg nach vorn, bis er auf seine eigene Hand stieß, da führte er sie wieder zurück, zu ihrem Rücken hinauf. Er berührte mit seinen Nägeln ihren Hüftknochen, und er spürte, daß sie eine Gänsehaut bekam; da drückte er sie oberhalb der Hüfte und zog gleichzeitig seine Lippen zurück, so daß seine Zähne sie berührten, als er die Zunge ein- und ausführte. «Jetzt», sagte sie und zog vorsichtig an seinen Nackenhaaren. Er hob den Kopf und sah sie an, dann beugte er sich schnell hinunter und biß vorsichtig in beide Schamlippen hinein. Dann drückte er sich zu ihr hoch. Sie streckte die Beine gerade und legte die Hände auf seinen Rücken und zog sein Gesicht an ihren Hals herunter. Er küßte sie, und sie fuhr mit den Nägeln leicht über Beutel und Schwanz hin; mit dem kleinen Finger koste sie ihn dicht unterhalb der Eichel und folgte ihr unter der Kante ganz herum. «Nun?» sagte sie. «Schön», sagte er. Sie zog ihre Beine so weit hoch, daß ihre Fersen beinahe ihre Schenkel berührten. Er lehnte sich gegen sie, und sie half ihm hinein. «Ja!» sagte sie und schloß die Augen. Er atmete einmal laut auf, aber sie öffnete die Augen nicht. Er bewegte sich ein paarmal gerade nach vorn, dann lehnte er sich auf die Seite, so daß er sehen konnte, wie sie sich ihm jedesmal entgegenhob. Er zog sich 44
langsam nach hinten und preßte dann schräg nach oben, das machte er dann noch ein paarmal. Dann lehnte er sich auf die andere Seite und machte dort genau das gleiche. «Halt die eine Hand auf meinem Rücken», sagte er und legte sich gerade hin und stemmte sich mit den Zehen ab. Sie nickte. Er drückte sich nach vorn, so daß es jedesmal in ihm spannte, wenn er hineinstieß; er wußte, daß er sich dann größer anfühlte. «Faß ihn jetzt an!» sagte er. Sie nahm seinen Beutel in die Hand und drückte ihn weich, und sie bewegte sich gleichzeitig mit kleinen Stößen ihrer Hüften. «Jetzt!» sagte er. Und als es bei ihm kam, preßte sie die Hände um seinen Beutel; zog ihn vorsichtig nach unten und dann, etwas härter, nach «Drück alles raus», sagte er. Danach erhob er sich auf die Knie, nahm ihr Gesicht zwischen die Hände und küßte sie auf die Augen. «War es schön?» fragte er. «Ja.» «Ich fand es wunderbar», sagte er. «Gut», sagte sie. «Das ist schön, das hier.» «Vielleicht», sagt sie und sah zur Decke. «Es ist jedenfalls etwas, was man nicht zu verkaufen braucht!» «Wie bitte?» sagte sie und fuhr hoch und starrte ihn an. 45
«Versteh mich nicht falsch! Ich meine nur, man braucht den Leuten nicht die Idee zu verkaufen, daß sie miteinander schlafen sollen, so hab ich's gemeint.» Sie lächelte. «Du verstehst, was ich meine?» sagte er. «Man wird vielleicht mal dazu gezwungen», sagte sie. «Wozu?» «Die Idee zu verkaufen, natürlich. Hast du es nicht so gesagt?» «Dann entwerfe ich die Anzeigen!» rief er aus und gestikulierte. «Was für Texte, was für Bilder, das wird wundervoll!» Und er lachte sehr laut. «Warum lachst du?» sagte sie ernst. «Ich kann es nicht erklären! Du bist in der Werbung nicht zu Hause, deswegen hat es gar keinen Sinn, daß ich es überhaupt versuche», sagte er und lachte immer noch. «Macht es Spaß, in der Werbung zu arbeiten?» sagte sie. «Ja, ja!» lachte er. «Es ist wundervoll!» «Hör jetzt auf, sei so lieb», sagte sie mit leiser, aber hörbarer Stimme. Er verstummte unmittelbar. «Bekomme ich eine Zigarette?» sagte sie. Er beugte sich vor und nahm zwei Zigaretten aus dem Päckchen, zündete beide auf einmal an und zog den Stuhl näher ans Bett. Er nahm einen Zug und gab ihr die eine. «Danke.» «Der Aschenbecher steht auf dem Stuhl», sagte er. Sie blies einen Rauchring aus, der langsam zur Lampe empor stieg. Er zögerte ein wenig vor der Wahl, den 46
Rauch entweder wie gewöhnlich auszublasen oder einen Rauchring zu probieren. Bevor er sich entscheiden konnte, bekam er den Rauch in den Hals und mußte husten. «Brauchst du ein Taschentuch?» fragte sie. Er schüttelte den Kopf und hielt die Hand vor dem Mund geschlossen; er hatte Tränen in den Augen vor Husten und Rauch. - «Ich weine», sagte er und lächelte. Sie blies langsam einen neuen Ring aus, der sich vorsichtig vom Bett hochhob; sie folgte dem Ring mit der Hand und durchschnitt mit den Fingern den Rauch. «Warum zerstörst du ihn?» sagte er. «Weil ich jederzeit einen neuen machen kann, wenn ich will!» Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, bereute es aber und hustete wieder. «Verträgst du keinen Rauch?» sagte sie. «Sag lieber was Ulkiges», sagte er. «Nicht schon wieder», sagte sie. «Doch!» «Was denn?» «Irgendwas.» «Vögeln.» «Nein», sagte er. «Hab ich dich verwirrt?» Er sah zuerst zur Decke hoch, dann sah er sie an und lächelte. «Wenn man dich ansieht, glaubt man gar nicht, daß du solche Sachen sagen kannst», sagte er. «Dann mach die Augen zu!» sagte sie. «Du bist wunderbar, ich kenne keine Frau, die so schön ist wie du», sagte er und lachte. 47
«Bleibst du heute nacht hier?» fragte sie und drückte ihre Zigarette aus. «Nein, leider, ich kann nicht, wir haben morgen Konferenz. Morgen ganz früh.» «Ist es wichtig?» «Ja, alle Konferenzen sind wichtig.» «Geht es jetzt wieder um einen neuen Kunden?» «Nein, er ist nicht direkt neu. Wir wollen eine Kampagne für den Verkauf von Freizeitkleidern besprechen, die ...» «Lange Serien und langweilige Modelle!» unterbrach sie ihn. «Und blaugefrorene Modelle in den Anzeigen. Hast du noch eine Zigarette?» Er steckte eine an und gab sie ihr. Sie setzte sie wie eine Zigarre in den Mundwinkel; sie schaukelte langsam auf und nieder. «Es ist kein Fehler mit der Konfektion», sagte er. «Es muß auch solche Kleider geben.» Sie sah ihn lange an. «Nimm es nicht so persönlich», sagte sie dann, ohne die Zigarette aus dem Mund zu nehmen. Er lachte. «Ich bin nie eingeschnappt», sagte er und küßte sie auf die Wange. «Das ist gut. Nimm meine Zigarette und drück sie aus, damit ich dich küssen kann!» Er lächelte und drückte sie aus. Sie hielt seinen Kopf mit beiden Händen und küßte ihn lange. «Alles in Ordnung?» sagte sie dann. «Wunderbar», sagte er. Sie blinzelte ihm zu. 48
«Ich will, daß du's gut hast», sagte sie. «Es ist immer schön bei dir», sagte er. «Jedesmal?» «Immer.» Sie nahm seine Hand und legte sie auf ihre Brust. «Ich denke an dich an den Tagen, an denen ich nicht hier bin», sagte er und faßte mit der anderen Hand um ihren Schenkel. Sie nahm die Beine langsam auseinander. Und er beugte sich über ihren Bauch herunter, änderte aber seinen Entschluß und erhob sich schnell wieder. «Nein», sagte er. «Ich muß jetzt gehen.» «Meinetwegen nicht», sagte sie und zog das eine Knie hoch und strich sich mit den Händen über Schenkel und Bauch. Er stellte sich auf dem Fußboden hin. «Nicht?» sagte sie und wiegte sacht den Unterleib. «Wir sehen uns ja am Sonntag wieder», sagte er. «Jeden Mittwoch und jeden Sonntag», sagte sie und legte sich auf die Seite. «Ja, genau das.» Er begann sich anzukleiden. «Du», sagte sie nach einer Weile. «Ja.» «Ja, du», sagte sie langsam. «Ja, was ist?» «Ja, nein übrigens, es war nichts.» «Sag jetzt, was los ist», sagte er und drehte sich zu ihr um und knotete den Schlips fest. Sie sah ihn an. «Sitzt der Knoten gut?» fragte er. 49
Sie nickte. «Nun?» sagte er. Und da lachte sie und nahm ihre Brustwarzen und zog sie nach oben. «Findest du, daß ich sie anmalen sollte?» sagte sie. Er sagte nichts, aber er lächelte. «Welche Farbe magst du am liebsten?» sagte sie. «Rot? Rosa? Willst du, daß ich sie knallrot anmale?» «Du bist gut», sagte er. «Oder weiß? Glaubst du, daß Weiß sich gut machen würde? Hast du schon mal solche in Weiß gesehen?» «Nein», sagte er. «Aber das war es nicht, wovon du sprechen wolltest, sag jetzt, was es ist, so daß wir sie ein anderes Mal gemeinsam anmalen können!» «Nein», sagte sie. «Beeil dich jetzt!» «Nein, ich glaube nicht, daß ich es sagen kann», sagte sie und hielt die Hände um die Schultern. «Schämst du dich?» sagte er und lachte. «Dürfte ich das denn nicht?» sagte sie schnell und setzte sich hoch. «Natürlich, verzeih mir! Ich meinte nichts Böses, das verstehst du doch?» Sie zog die Schultern hoch, nickte und legte sich wieder hin. «Meinst du Geld?» fragte er und zog sein Jackett über. «Ja», sagte sie. «Wieviel?» «Es ist ja alles so teuer geworden.» «Ich weiß. Wieviel?» «Dreißig Kronen mehr muß ich schon haben.» 50
«Dreißig?» «Ja, wenn du nicht findest, daß...» «Das ist aber dann für beide Tage in der Woche?» sagte er. «Ja, natürlich!» Er holte seine Brieftasche hervor. «Ich möchte so gerne, daß wir den Mittwoch und den Sonntag nur für uns haben», sagte sie und setzte sich wieder aufrecht hin. «Was anderes kommt überhaupt nicht in Frage!» sagte er. «Kein anderer darf mir an den Tagen in die Quere kommen.» Sie nahm das Geld entgegen. «Meine Glückstage», sagte er und griff hastig nach ihren Brüsten. Sie lachte. Und er beugte sich über sie und küßte sie auf die Wange. Und sie raufte ihm das Haar. «Nein, jetzt muß ich mich ja kämmen!» sagte er und ging zu ihrem Spiegel. «Ist man nicht wohlgekämmt, hat man keinen Erfolg!» sagte sie und lachte. «Die Anzeigen stammen nicht von uns», sagte er. Sie warf ihm eine Kußhand zu. Er holte Mantel und Hut. «Küßchen», sagte sie. «Hej, paß auf dich auf.» «Ja», sagte sie. «Wir sehen uns», sagte er. «Am Sonntag», sagte sie und winkte. Er winkte zurück und ging.
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Im Fahrstuhl auf dem Weg nach unten pfiff er vor sich hin, und als er auf die Straße hinauskam, fühlte er, daß es warm in der Luft war, und entschloß sich, zu Fuß nach Hause zu gehen. Ich kann mir eben die Schaufenster in der Kungsgatan ansehen, dachte er. Vielleicht gibt's da was, was mich auf eine Idee bringt! Und als er um die Ecke zum Götaplatz bog, sah er ein riesenhaftes Plakat, auf dem mit großen Buchstaben stand: Das weißeste Weiß Ihrer Träume! «So ist's richtig», sagte er halblaut. «Man erzählt den Leuten, daß sie sich was erträumen und daß man dann in der Lage ist, ihre Träume zu erfüllen. Dann werden sie glücklich. Und dankbar. Das ist gut.» Und er summte leise eine Melodie, als er auf die Kungsgatan hinauskam.
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Svante Foerster
Eva Märtensson - Ein Abschnitt aus einem größeren Zusammenhang Am Morgen hatte er sie auf der Steuerbordseite der Kommandobrücke genommen. Sie lag ausgerechnet auf einem schwarzen Regenmantel aus Kunststoff. Hinterher sagte sie, daß es normalerweise Zwillinge würden von so viel. Sie waren am vorhergehenden Nachmittag einige Stunden vor Einbruch der Dunkelheit zu dem Wrack herausgekommen. Sie hatten die Nacht dort verbracht, und als sie miteinander gelegen hatten, schlief er allzu dankbar tief, als daß er jemals herausbekommen würde, ob es wirklich gewittert hatte. Am Morgen fand er sein Motorboot wieder, und als er es an dem gestrandeten Schärendampfer Ina II der Bergman-Linie festgemacht hatte, schlief er also wieder mit Frau Märtensson. Und das war das erste Mal, daß er in einer vertraulichen Art mit ihr lag. Die Familien waren seit neun Sommern auf Fimmelö nebeneinander eingemietet. In der Stadt waren sie Nachbarn im gleichen Haus, jeder mit eigenem Eingang. Robert Steins Eltern verkehrten mit Eva Märtensson und ihrem Mann, einem faltigen und sentimentalen Prokuristen, der gern über seine Erfolge bei Frauen log. Das Haus lag in der Fatbursgata an der Ecke der Timmermansgata. Es lag gegenüber vom Südbahnhof, 53
der von einem Architekten namens Dahlberg entworfen worden war, als er einmal zu Besuch aus den USA kam: «Ich muß gleich wieder fort, aber vorher kann ich ja einen Bahnhof für euch Bauerntölpel entwerfen.» Anfang Juni pflegte man in die Schären zu ziehen. Ina II war dieses Jahr gestrandet, schon am 3. Mai. Das ist der alte Nationalfeiertag Polens, aber davon wußte Robert nicht das geringste, und man soll ihm deswegen auch keine Vorwürfe machen. Der einzige Pole, der sich auf Ina II befand, war ein Herr namens Tadeusz Wyborowski, Delegierter auf einem Philatelistenkongreß, und er hatte auf Ehrenwort nichts mit dem Schiffbruch zu tun. Es brach keine Panik aus, alle wurden gerettet. Das Schiff lag jetzt mit dem Achterschiff unter Wasser fest auf Grund. Robert Stein pflegte das Wrack zu besuchen, wenn er mit seinem merkwürdigen kleinen Motorboot, das er auf den Namen Star getauft hatte, unterwegs war. Erst hatte er erwogen, es Royal Oak zu nennen nach einem bei Scapa Flow versenkten Schlachtschiff. Er war achtzehn Jahre alt und hatte noch keine Ahnung davon, daß er etwa zehn Jahre später als Schriftsteller debütieren sollte. Vorläufig glaubte er vielmehr, daß er ein strahlend erfolgreicher Maler werden würde, etwa im Stil von Juan Gris. Sein engster Freund folgte dagegen mehr dem Stil Derains. Wie dem auch sein mochte, es war die Epoche des heroischen Kubismus. Dieser Freund, der einige Jahre älter war als er und kein unübler Bandy-Tormann, hieß Jöran. Übrigens war er der Sohn Eva Märtenssons, der Frau, auf die er seit Monaten einen gewaltigen Hunger hatte. 54
Es war ebensosehr ihre Idee wie seine gewesen. Das Wrack von Ina II lag ja sowieso fast am Wege zum Holm, wo man Post und Zeitungen holte. (Das wichtigste an Lebensmitteln konnte man dagegen auf Fimmelö kaufen.) Eva Märtensson hatte auf der Veranda gesessen und Radio gehört. Es war ein Programm über Abraham Lincolns Debatte mit Stephen A. Douglas, dem Urheber der Sklavengesetze. Bei schlechtem Wetter wäre es ein wichtiges Programm gewesen. Sie war eine gebildete Frau. Sie war eine Frau, die Ernst und Lebensfreude in sich vereinigte. Ihre Lebensfreude stand meist unter guter Kontrolle, besser aber noch Mißmut, Trostlosigkeit und Leid, wenn sie einmal auftauchten. Herr, mein Gott, welche Beine, dachte er, als er mit Star an Märtenssons Strand vorüberfuhr. Kräftige Beine, aber nicht plump, schöne Proportionen auf der ganzen Linie. Ich kann beinahe ihre Schenkel sehen. Schon früher war sie gelegentlich zum Holm mitgefahren, wenn es auch meistens Robert war, der für beide Familien die Post abholte. Als er vorschlug, an Bord von Ina II zu gehen, war sie sofort einverstanden. Es nahm nicht mehr als eine halbe Stunde Zeit, sagten sie sich, höchstens eine Dreiviertelstunde. Welche Situationen könnten entstehen? überlegte er: wenn sie betrunken wäre, wenn Onkel Edvard sie scheußlich betröge, wenn alle erwachsenen Männer im Kriege wären, wenn sie läge und schliefe und ihn nicht hindern könnte, bevor er da wäre und es für sie schon allzu schön sein würde, wenn man tausend Lappen hätte und ihr geben könnte (aber sie würde zu stolz 55
sein, oder sie würde allzu vorsichtig sein, was soll ich antworten, wenn Edvard fragt, wovon ich den neuen Pelz gekauft habe? - wenn man überhaupt für tausend Lappen einen Pelz bekommt, aber vielleicht im Sommer). «Bedrückt dich etwas?» «Ja», antwortete er ehrlich. «Es ist mächtig warm hier auf Deck. Die Sonne brennt. Die Planken sind glühend heiß.» Sie trug ein dünnes, modernes, batikgemustertes Sommerkleid, das eine aufregende Idee zu kurz war, um so eng zu sein. Orthopädische Sandalen, kräftige, nackte braune Beine. Manchmal hatte sie die Zehennägel lackiert, aber nicht heute. Ihr Gesicht war breit, ruhig und harmonisch mit betontem Kinn und kräftigen, aber sensiblen Lippen. Er stand da und blickte auf ihr Gesäß. Er trat vor und wollte es eben berühren und dann vor Scham sterben oder vom Schlag getroffen werden, da ging sie weiter und bückte sich nach einem kleinen Metallpfriem, der auf dem Deck lag. Wie sie so dastand, den Körper schön gespannt, vornübergebeugt, wehrlos, wollte er sich auf sie stürzen und ihr einen verpassen, ganz egal, in welchem ihrer Löcher die Stange landete. Sie warf den Pfriem über Bord. Sie drehte sich nach ihm um und sagte, daß sie auf Entdeckungsfahrt in die Hütten gehen wollte. Er selbst ging ohne Ziel und Plan zur Landgangsluke, wo er Star festgemacht hatte. Das Boot war weg! Gestohlen. Sein Boot. 56
Es mußten Wrackplünderer gewesen sein, das Geräusch, das er gehört hatte, das Geräusch, von dem er glaubte, daß der Wind eine Tür aufgeworfen hätte. Die Trauer des Besitzers! Der Kummer des Sparers, des Opfernden. Alle die Arbeitsstunden, die er daran gewendet hatte, um aus einem Haufen wasserkranker Bretter ein Traumboot zu schaffen. «Verflucht», schrie er, «verflucht, verflucht, verflucht!» Er weinte ein bißchen. Die Arbeit eines ganzen Frühjahrs. Alle Ersparnisse. Alle Extraarbeiten, alle Phantasien und alle Wünsche. Verflucht. Die Wolken ballten sich dunkel zusammen, Regenwolken, aber was hatte das jetzt schon zu sagen? Die hätten doch wohl zumindest ihr eigenes Boot als Ersatz dalassen können. Es wäre der schlechteste Tausch der Welt gewesen, aber immerhin etwas. Wie sollte er nun hier wegkommen? Es waren mehrere Kilometer bis zum nächsten Ufer. Und er mußte an Eva denken. Sicher würde sie hysterisch werden, das werden Frauen gerne. Sicher war keine Hilfe vor morgen früh zu erwarten. Eine ganze Nacht mit einer hysterischen Frau auf einem Wrack. Und natürlich würde sie ihm für alles die Schuld geben. «Aber mein Verlust ist ja viel größer als deiner!» schrie er. Aber sie war nicht da, und er machte eine Runde auf Deck, um sich zu überzeugen, daß Star wirklich weg war, außer Sichtweite, verloren. Er holte tief Luft und schlenderte zum Achtersalon hinunter, um so ru57
hig und vernünftig wie möglich der Mutter seines Kameraden, der Freundin seiner Mutter, der beherrschten und attraktiven Nachbarin das Unglück zu berichten. «Ich hatte es erst vierzehn Tage», wiederholte er wieder und wieder. «Nur vierzehn Tage. Nur vierzehn Tage.» Es hatte lange gedauert, es fertig zu bauen, seetüchtig zu machen, seetauglich. «Ich habe beinah alles selbst gemacht. Ich hatte keine Hilfe. Ich wollte keine Hilfe haben. Ich habe es nur vierzehn Tage gehabt.» Eva war nicht im Achtersalon, als er hinkam. Er suchte sie in der Küche und dann im Rauchsalon. Danach suchte er im kleinen Salon erster Klasse hinter der Kommandobrücke. Sie kam aus der Steuermannshütte mit einer Ampel, einer Wasserkanne und einer leuchtend feuchten Pelargonie. «Ich bin Wrackplünderer», lachte sie. «Wrackwächter, das klingt vielleicht besser. Ich achte darauf, daß die gestrandeten Blumen Wasser bekommen. Ich bin selbst eine gestrandete Blume. Warum siehst du so düster aus?» «Na ja», sagte Robert. Und dann berichtete er. Sie biß sich in die Lippen. Sie stand bleich vor ihm und stellte im Vorbeigehen die Wasserkanne, die Pelargonie und die Ampel auf ein zu schmales Fensterbrett. Die Kanne fiel herunter, und das Wasser lief auf den rauhen, verblichenen Teppich. Niemand kümmerte sich darum. «Aber Robert», sagte sie mehrere Male. 58
Die Dämmerung war hereingebrochen und ein kräftiger Südostwind aufgekommen. Er zauste in ihren Haaren und ihren Kleidern. Ihr Körper wurde in explosiver Nacktheit herausmodelliert. «Gehen wir nach unten in den Achtersalon», sagte er geniert. Er hob die Ampel und die anderen Sachen auf und ging voran. Er streckte seine Hand nach hinten, und sie nahm sie und hielt sie fest. «Du Armer», sagte sie plötzlich, «mein armer, armer Junge. Bist du sehr betrübt? Setz dich zu mir.» Er biß die Zähne zusammen. Er fror am ganzen Körper. Sie strich über seinen gespannten Nacken. Plötzlich war er dem Weinen nahe. Sie streichelte seine Wangen, und noch immer hielt er ihre Hand fest. «Na ja», sagte Eva, «das ist nicht meine und deine Schuld. Und auf jeden Fall sind wir nicht weit von bewohnten Gegenden. Morgen finden sie uns bestimmt. Ich werde versuchen, etwas zu Essen zu machen. Ich glaube, es gab da ein paar Konservenbüchsen und einige Teebeutel. Du Süßer! Du wirst sehen, die Sache wird sich ganz natürlich aufklären. Der Wind hat das Boot losgerissen. Wir werden es morgen schon finden und die Leute uns. Niemand hat ja Schaden genommen. Nur die Post wird eben einen Tag älter, und das macht nichts, wenn man Urlaub hat.» Nun darf ich nichts mehr sagen, meinte sie zu sich. Nun habe ich ihn beruhigt. Rede ich noch mehr, so zerrede ich seine Ruhe. Dabei ist es ein Glück, daß er kein hysterischer Typ ist, ein Glück, daß ich auch kei59
ner bin. Auf irgendeine Weise wird sich ja auch alles klären. Sie küßte ihn auf die Wange und ging zur Küche. Er holte sie ein und umschlang sie von hinten. Sie drehte sich um. Er sagte: «Du bist so tüchtig.» Er duzte sie zum ersten Mal. Ihr fiel ein, daß er es seit mehreren Wochen vermieden hatte, zu ihr «Tante» sagen zu müssen. Es war sehr schön, wie er sie so umfaßt hielt. Er duftete frisch nach Salzwasser und Wind und erschrecktem, jungem Mut. Er streichelte so zart er nur konnte über ihre Wange, und sie schloß die Augen und dachte an nichts mehr. Sie war weder bekümmert noch müde oder mutig oder verlegen oder aktiv. Er sah lange in ihr ruhiges, gereiftes Gesicht, und sie fühlte, wie sein Gesicht ihr nahe kam. Und das war ja wohl nicht verboten. Er sagte: «Sieh mich an.» Und sie tat es. Die ganze Zeit hielt er sie vertraulich umschlungen, aber auf eine Art, die sie weder als erotisch noch als kindlich, ängstlich oder beruhigend oder tröstend auffaßte. «Sprich das hier nach», sagte er, «mach die Augen zu und sprich das nach.» Jetzt hatte er plötzlich die Autorität eines alten Philosophen. Das sollte sie den Rest ihrer Tage verblüffen, diese plötzliche Autorität. Sie schloß die Augen. «Sprich nach, kleine Eva. Mybert Moberg ist es gelungen, in der Oxtorgsgata ein Kontor zu bekommen.» Willenlos begann sie nachzusprechen: «My...» Da küßte er sie, als ihre Lippen am gespitztesten waren. 60
Immer noch hielt sie die Augen geschlossen. Sie stand ganz still. Noch einmal versuchte sie nachzusprechen, wo dieser Mybert Moberg sein Kontor hatte. Was für ein Kontor? «My...» Und wurde geküßt. Sie spürte eine leise Verwunderung wie einen vorbeiziehenden Duft, als er sie so zart küßte. Sie glaubte, daß Jugend Verlangen und Hunger war. Sie hatte vergessen, daß Jugend oft Zartheit ist. Sie lernte es von neuem. Sie stand unbeweglich. Seinen zweiten Kuß beantwortete sie mit halbgeöffneten Lippen. Er hielt sie mit einer Hand an den Schultern und mit der anderen um die Taille. Sie umfaßte wieder seinen Nacken und hielt die ganze Zeit die Augen geschlossen. Später am Abend nahm der Wind zu. «Das war ein gutes und merkwürdiges Mittagessen», sagte Eva. «Ich glaube, wir brauchen nicht abzuwaschen. Es gibt Massen von Porzellan, Silber und Gläsern.» «Die Bergman-Reederei ist eine gastfreie Gesellschaft.» «Ich wollte auf Holm außer der Post auch Zigaretten holen. Meine Bill sind bald alle.» «Hier. Ich fand zwei Zwanziger-Packungen Boston auf der Brücke. Ich nahm sie als gute Prise. Hoffentlich kannst du sie rauchen. Streichhölzer habe ich auch mitgenommen.» Er fügte hinzu: «Sie sind trocken.» Dabei dachte er an Robinson Crusoe und den Schweizer Robinson, an die Meuterei auf der Pitcairn und die einsame Insel Giovanni Giomazzas. «Wir können wohl hier im Achtersalon schlafen. Es scheint hier bequem 61
zu sein. Wie komisch, aber es ist tatsächlich feuchter an den anderen Stellen, die über Wasser liegen.» «Das wird sich alles ordnen, wenn es soweit ist. Aber wir sollten nicht im selben Raum, Verzeihung, Salon! schlafen. Wir haben ja ein ganzes Schiff für uns. Du bist mein Steuermann und mußt in der Steuermannshütte schlafen. Steuerleute schlafen dort, da bin ich ganz sicher.» «Wir sollten wohl die Reservebeleuchtung sparen.» «Wir können sie ja eine Zeitlang ausmachen. Auf der Anrichte dort neben der Tür steht ein Talglicht, da in dem Kerzenständer aus Neusilber. Bring es mit, wenn du das Licht ausmachst.» Zehn Minuten später bewunderten sie den monumental aufgetürmten, ganz verdunkelten Himmel über den Schären. Der Wind brüllte und heulte nicht, er grollte dumpf. Er hielt sie umschlungen, als sie an der geneigten Reling standen. Zurück in den Achtersalon gekommen, setzte er sich ganz selbstverständlich neben sie, und als sie ihre letzte Bill ausdrückte, fragte sie nach Decken und Kissen. Und da küßte er sie, und diesmal versuchte sie, sich loszumachen. Es gelang ihr, und sie bemäntelte es, indem sie ihm mit der Hand über die Lippen strich. Sie sagte, daß wohl alles gutgehen würde. Ich weiß nicht, wie man jemanden vergewaltigt, dachte er. Aber, mein Gott, wie wahnsinnig gern möchte ich sie umlegen. Ich habe so weit ausgeschnittene Schlüpfer, dachte sie. Die sind so praktisch, wenn man allein liegt und sich sonnt. Ich weiß aber, wie erregend sie wirken können. Sie markieren das da so stark. Und ich 62
bin mir beinahe sicher, daß er mit mir will. Aber ich gehöre nur Edvard. Das Küssen muß jetzt ein Ende haben. Aber es war schön. Es tut mir nicht leid. Wenn die Küsserei jedoch weitergeht, werde ich mich über alles von Anfang an ärgern müssen. Hoffentlich gibt es Gewitter, dachte er. Man sagt, daß sie dann williger werden. Das habe ich sowohl bei Schade als auch bei Saroyan gelesen. «Das geht hier ja alles recht gut», sagte Eva, nur um etwas zu sagen. «Ich hoffe nur, daß es kein Gewitter gibt.» Hoffen kann man ja immer, dachte Robert Stein, achtzehn, mit einer Bitterkeit, die salziger als Jod schmeckte. «Denn in Romanen pflegt es ja Gewitter zu geben, wenn man auf einem Wrack eingeschlossen ist. Oder?» «Sicher», sagte er, «sicher gibt es ein unbeschreibliches Gewitter mit großem Wetterleuchten und blendenden Kugelblitzen. Das ganze Meer wird aufgewühlt sein von haushohen Wogen.» «Und ich werde große Angst haben, nicht wahr?» «Du würdest mutiger sein, wenn du allein wärst», parierte er und traf das Richtige. Sie war erregt und unruhig. Die, die sagen könnten, daß sich das hier nicht gehörte, waren ja nicht hier und würden es auch nie erfahren. «Werde ich sehr ängstlich sein?» Robert wurde mit jeder Antwort erfahrener: «Mit Maßen ängstlich. Du bist eine beherrschte Frau, die niemals außer sich sein wird vor Angst. Aber gerade des-
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halb denkst du vielleicht, daß es einmal schön sein könnte ...» Er zögerte. «Was?» Er wollte sagen «es zu werden», aber es wurde «es zu sein». «In Grenzen ängstlich zu sein, zusammen mit jemandem, dem du vertraust.» Weil er zärtlich ist, dachte sie, weil er ruhig ist, weil er gewissermaßen in seiner Reife wächst, je mehr wir die Situation akzeptieren. Ich fühle mich wohl, dachte sie dann. Aber was hat das damit zu tun? fragte sie sich und wußte die Antwort. «Küß mich», wisperte sie so schwach, daß nur er in der ganzen Welt es hören konnte. «Aber nur einmal und ganz zart und nett.» Er küßte sie dreimal, und keiner der Küsse war nur nett, und so sollte es auch sein. «Wie schlafen wir?» fragte er und bereute es sofort. «Du in der Steuermannshütte und ich hier!» Sie fragte ihn nach Decken und Kissen. Er verschwand und kam mit einem Armvoll zurück. «Ich bin eine sehr anständige Frau. Ich könnte deine Tante sein, wenn deine Mutter und ich Schwestern wären, und Inzest ist verboten. Küß mich nie mehr.» Seine Vernunft gebot ihm zu sagen, daß sie ihr Kleid ausziehen sollte, damit es nicht zerknitterte. Seine Vernunft sagte ihm aber auch, daß das jetzt ein Dialog war, eine Debatte, und daß seine kümmerliche Bemerkung als Argument angesehen würde. Er riskierte, sich lächerlich zu machen. In diesem Augenblick lebte er ein reiches, inneres Leben. Robert Stein als erotischer 64
Schären-Philosoph am Anfang einer Nacht, in der es Gewitter geben konnte. Und dann dachte er daran, daß man in der Regel nie gewinnt, weil man zu jung ist oder zu schüchtern oder zu feige oder zu eifrig. Beinahe alles, was man ist und was man tut, ist etwas, das einen vom Ziel entfernt. Man ist dem Traum näher, wenn er nur Traum ist. Und der Traum ist am wirklichsten, ehe man ihn als Aufforderung, Herausforderung nimmt. Versucht man ihn zu verwirklichen, verliert man. Ich habe mehr Frauen und Mädchen getroffen, mit denen ich hätte vögeln wollen. Aber es ist nie etwas daraus geworden: entweder darum, weil ich zeigte, daß ich wollte, oder weil ich nicht zeigte, daß ich wollte. Hier: seine Wahrnehmung, daß er plötzlich viel schneller denkt. Vorher war alles so schwerfällig. «Als ich jung war, dachte ich nur in Stimmungen. Ich war in der Mitte einer Landschaft, nicht am Anfang eines Weges.» «Woran denkst du?» «Ich denke einfach. Und reife. Ich denke klarer als früher.» Mit einer Aufrichtigkeit, die zur Hälfte echt war, sagte er mit dem Mund an ihrem Hals so leise und deutlich er konnte: «Bei dir wird alles klarer. Frage nicht wie. Da zerstöre ich alles dadurch, daß ich zu antworten versuche auf das, was ich noch nicht beantworten kann.» Er fühlte dunkel, daß sein ständiges Erlebnis der Einsamkeit von den frühesten Jahren der Kindheit an, seitdem seine Schwester starb, gerade in diesem Augenblick half, ihn zu erlösen.
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Eva hielt seine Hand. Die Decken und Kissen lagen auf dem Tisch. Sie nahm eine neue Zigarette. Die erste aus der Boston-Schachtel des Kapitäns. Er gab ihr Feuer. Man soll an etwas anderes denken, sonst geht es zu schnell für den Mann. Das ist dann nicht schön für die Frau, hatte er gehört. Wenn, dachte er, wenn, wenn, wenn. Ich kann ja an Stockholms Schlittenklub denken, von dem Onkel Axel immer erzählte. «Woran denkst du?» «Liebling», antwortete er, «eigentlich ist das ein Geheimnis.» «Bergsteiger und Schiffbrüchige haben keine Geheimnisse voreinander. Denkst du an Liebe?» «In gewisser Weise.» Er erzählte vom Stoßschlittenklub. Davon, daß es Onkel Axel war. Davon, daß es Anfang des Jahrhunderts war und daß der Onkel Mitglied war. Davon, daß die klassische Strecke Stockholm-Södertälje war und daß der Rekord auf 2 Stunden und 35 Minuten stand. Sie verstand recht gut, warum er hiervon sprach und wie er darauf gekommen war. Sie hatte in solchen Zusammenhängen über Handball und Fußball und Buchführung sprechen hören, aber niemals über Stoßschlitten. Sie stellte sich vor, daß für die dickbäuchigen Herren, die mit grogfeuchten Schnurrbärten auf dem Sofa saßen und über willige Dienstmädchen sprachen, der Stoßschlittenklub ein Strohhalm gewesen sein mußte. Nein, dachte sie dann ohne Rücksicht auf soziale Aspekte, diese Herren waren wohl niemals besonders rücksichtsvoll. Sie hatten
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das ihre als Gentleman getan mit der Lobeshymne auf die Frau. Ich habe nichts zu gewinnen, gewiß. Aber vielleicht kann ich nicht gewinnen. Aber, dachte er, zu verlieren habe ich auch nichts. Nichts habe ich zu verlieren. In dieser Situation gibt es bereits etwas, was nur ihr und mir gehört. Etwas, was sie nicht gern wird erzählen wollen, wenn wir nach Hause kommen. Und er wußte, daß es mehr war als die fünf - sechs sieben Küsse, und küßte sie. Er lächelte dabei, als er an das Wort «Remis» dachte. Seine Lippenbewegung beim Lächeln erregte sie und brachte sie auf den Gedanken, daß er vielleicht Erfahrung hatte trotz allem und daß einer mit Erfahrung gelernt hat, taktvoll zu sein. Er wurde erwachsener für sie, und die Situation verlor dadurch etwas von ihrer Unsinnigkeit. «Du darfst es nicht mißverstehen, wenn ich mein Kleid ausziehe. Ich habe übrigens einen Unterrock an. Aber wenn das Unglück es will, zerknautscht es. Ich will nicht ungepflegt wirken, welche Frau will das. Ich bin sehr müde. Hoffentlich gibt es kein Gewitter. Wenn es Gewitter geben sollte, komme ich zu dir in die Steuermannshütte und schlage vor, daß wir Sechsundsechzig spielen. Gibt es Karten an Bord?» «Sollte es wohl geben», sagte er, nahm ihr das Kleid ab und hängte es ordentlich und schön auf. Irgendwoher hatte er einen Bügel gezaubert. «Leg dich hin, dann decke ich dich zu. Am besten, du ruhst dich aus. Der Tag ist für dich anstrengend gewesen.» 67
Aber das habe ich doch gesagt, dachte sie, war aber nicht sicher, ob sie es gesagt hatte. Hauptsache, du bist vorsichtig, dachte sie und wußte, daß es ihre Sache war, daß er vorsichtig war. Er hatte so schöne, aufrichtige Augen. Das ist das Schönste an ihm. Und dann der bestimmte Zug um den Mund. Der Arme, was für ein Verlust mit dem Boot. Ich habe ja gehört, ich weiß ja, wie er dafür lebte. Er ist sehr lieb zu mir. «Zieh auch den Unterrock aus.» Sie erhob sich und gehorchte ihm. Sie lag und starrte an die Wand. Ein feuchter Fleck war da, der wie ein Drachenhaupt aussah, wenn ich mich aber ein wenig drehe, sieht er aus wie eine Landschaft bei Rimini. Sie erzählte ihm, was sie sah, und sie wußte, daß er sich auszog. Sie war überrascht, daß er die Unterhose anbehielt. Nein, Herrgott, er ist ja ein Junge. Das war eine Badehose. Mein Schlüpfer, der so hoch ausgeschnitten ist. «Wie braun du bist», sagte er und strich über ihre Schenkel. Sie hielt sie fest geschlossen. «Mach das nicht», sagte sie leise. Weint sie? Nein, sie weint nicht. Aber sie lacht auch nicht. Er nahm ihren Büstenhalter ab. Sie fühlte, wie sein Körper fest geworden war. Er strich über ihre Brust, zart und ganz neutral. Wenn er nur nicht endlich sagt, dann werfe ich ihn über Bord. Dann mögen alle Gewitter dieser Welt kommen. Er wollte «endlich» sagen, konnte aber mit ihrer Brust im Mund kein Wort herausbringen. 68
«Zieh dich aus», sagte sie. «Jetzt, sofort. Ich befehle es», setzte sie hinzu, aber es glückte ihr nicht, trotzdem sie lächeln wollte, ihre klare Stimme dabei zu behalten. «Du», sagte er, «ich will, daß du es machst, meine Geliebte.» Sie zogen sich gegenseitig aus. «Herrgott, wie ich dich liebe», murmelte er. Wenn sie ich auch sagt wie die Gänse in der Schule, dann bringe ich sie um und hänge mich in der Steuermannshütte auf. «Schöner, junger, schöner, kleiner, netter, armer, mutiger, tüchtiger Robert. Es ist so schade um dein Boot. Leg dich zu mir, dicht heran. Laß uns dem Meer lauschen. Laß uns wie zwei Kinder sein, die das Meer schützt.» Er steckte seine Nase in ihre Scheide und schnüffelte wild. «Nicht», schrie sie und zappelte. Er sah auf, sah erstaunt auf ihren Mund und ihre Augen über dem Venusberg, der Wölbungen des Bauchs und den Brüsten. Sie hatte sich auf einen Ellbogen gestützt. Sie mußte lachen, als sie sein junges, erstauntes Gesicht in dem flackernden Licht der Kerze sah. «Liebling», sagte sie beruhigend. «Ja. Das war schon schön und gut. Aber das - wie sagt man -, das kam so plötzlich. Übrigens hat nicht mal Edvard das jemals auf die Art gemacht.» «Ich habe das auf die Art auch noch nie gemacht», antwortete Robert halblaut, der Wahrheit entsprechend und gezwungen. Das hier, dachte er in seiner spekulativen Phantasie, das hier war vielleicht das erste 69
Mal in der erotischen Geschichte der Welt, daß das geschah ... natürlich aber nicht. Es wäre jedoch schön, mit einem der erste zu sein. Aber macht man es richtig mit dem anderen, so ist es doch jedesmal das erste Mal in der Geschichte, daß es geschieht. Der junge Balzac hatte auch eine erwachsene Geliebte. Das scheint sehr entwickelnd zu sein. Noch so spät wie 1830 wurde ein Luchs im Humlegärd geschossen. Ich könnte das erzählen, vielleicht. «Mein Luchs», sagte er. «War ich so schrecklich? Verzeih mir, du Lieber, Kleiner.» «Du bist kleiner, du bist mein kleines Kaninchen. Ich presse meine Nase an dich.» Er schnüffelte über ihrer dichten, immer mehr duftenden Öffnung, die sich in blitzschnellen Zuckungen bewegte. Sie flüsterte etwas, murmelte etwas. Plötzlich war eine aufpeitschende, schüttelnde Hitze in seinem ganzen Körper, von innen heraus bis unter die Haut. «Darf ich dich trinken? Ich bin ein Wanderer, der in der Wüste durstig geworden ist.» «Nein, das würde zu intim sein. Du, all das hier ist wirklich schön.» «Das kannst du laut sagen», antwortete er in Erinnerung einer Sprache, die er bereits überwunden hatte, und im nächsten Moment hoffte er, daß sie es nicht gehört hatte. «Aber gleichzeitig ist das nicht sehr vernünftig, wie? Sagst du das auch laut?» «Aber du willst wohl immer noch?» «Habe ich eine andere Wahl?» 70
Sie wirkte leicht anklagend. Ein gestrandeter Wal, schoß es ihm durch den Kopf. Er lachte, und sie zuckte zusammen. Er merkte, daß er nicht aufhören konnte zu lachen, aber er mußte es so freundlich, so lieb und so vertraulich wie nur möglich klingen lassen. «Nein, du hast keine andere Wahl. Das Schicksal hat es so gewollt. Das Schicksal führte uns hierher, damit ich mit dir kleine Kinder mache. Glaubst du an das Schicksal?» «Ich friere», murmelte die Frau, deren Körper er mit seinem bedeckte. Er strich mit beiden Händen über ihre Wangen, die Seiten des Halses, die Schultern, die Brüste, den gewölbten Bauch hinunter zu den Hüften. Ihre Haut war glatt und trocken, weder warm noch kalt, gleichmäßig gebräunt und heller an den Brüsten und der Scham. Ihre Schenkel waren stark und muskulös unter seinen. «Brich auf, meine Blume», flüsterte er, «öffne dich.» Wäre er ein paar Jahre älter gewesen, hätte er kaum so reden können. Wäre sie verängstigter gewesen, unwilliger, gespannter, hätte er das nicht sagen können. Da hätte die Stimmung ihn bereits gewarnt, daß sie böse werden würde, wenn er literarisch würde. Sie öffnete ihre Schenkel. Sie begann seinen Rücken in langen, weichen Bewegungen zu liebkosen. Zu Beginn halb gewohnheitsmäßig, anonym, konventionell und dann mit einem geschickten Hervorrufen von Wärme.
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Er küßte sie, biß in ihre Unterlippe, küßte sie wieder, bezwang mit seiner Zunge ihre. «Mhm. Robert.» «Eva...» «Komm, mein Junge.» Sie hob seine Hüften an und griff mit der einen Hand nach seinem Glied. Er stand gebückt zwischen ihren Beinen. Mit Daumen und Zeigefinger der anderen Hand öffnete sie ihre Schamlippen und strich ein paarmal mit der Seite des Daumens über ihre Klitoris und half ihm dann hinein. «Bleib bei mir. Bewege dich zuerst langsam. Dann schneller, aber nicht zu schnell. Und nicht grob. Komm in mich, sei in mir, ja, so ist das schön.» Er kam gleich tief in sie, er lag hoch auf ihr und fühlte die Reibung der Klitoris. Sie umfaßte seinen Hintern. «Mhm, du. Oh, ja, das ist schön. Mach es nun auch schön für dich, ja?» Sie lag unter ihm in einem Schwärm kleiner, wogender, weicher Bewegungen. Sie war da mit einer Wärme und Dichte, die ihn nach Luft schnappen ließ. Sie küßte ihn lange. Ihre gespreizten Finger glitten über seinen Nacken, seine Schulterblätter zum Kreuz. Dann umfaßte sie ihn härter, preßte ihn an sich, er fühlte ihre Brüste, ihren langsam hastiger werdenden Atem, ihren schwachen, säuerlichen Schweißgeruch. Sie hielt ihre Augen halb geschlossen, es schien ihm, als wenn sie lächelte. Sie hatte drei schmale Falten am linken Mundwinkel, aber nur eine am rechten. Mit ihrer Zungenspitze fuhr sie über die Falte unter seiner Unterlippe. 72
«Ist es schön für dich?» Er konnte nur nicken als Antwort. Seine Hände tasteten ihre Brüste, ihren Nacken, ihre Schulter entlang. «Nur zart», flüsterte sie, «so, ja, genau so. Denk nicht an mich. Es ist schön so.» Er bewegte sich und hatte gleichzeitig das Gefühl, getragen zu werden. «Du, kleine Eva.» Sie lächelte ihn still an, lächelte von weit her: «Nur flüstern.» «Ja...» Da ballte sich in ihm alles zusammen. Der Sack wie ein Muskelknoten, eine Faust, er keuchte, sie begann sich hastiger unter ihm zu bewegen, unregelmäßig. Sie flüsterte ununterbrochen. Es verdichtete sich um ihn; ihre Veränderungen. «Komm nun, mein Geliebter.» Ohne daß es ihm bewußt wurde, begann er härter zu stoßen, wollte er tiefer herein. Er atmete jetzt heftig wie beim Laufschritt. «Geliebte, Geliebte», murmelte er. Jetzt waren ihre Augen ganz geschlossen. Jetzt hielt sie ihn hart und fest und in einem Griff ohne Liebkosungen, ohne Zeit für Liebkosungen. «Das ist schön», wiederholte sie mehrere Male. «Das gefällt mir so. Einmal heute hatte ich Angst, daß du dich auf mich stürzen könntest. Heute am Tage. Daß du es mit Gewalt versuchen würdest. Ich ahnte ja, daß du wolltest. Aber so ist das schön.» «Eva, ich kann es nicht länger zurückhalten.» «Halt nicht zurück, komm jetzt, ich komme auch. Ja!»
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Und er klang aus in ihr, Stoß für Stoß. Er leerte sich in ihr, er schluchzte, warf den Kopf hin und her, preßte sich tiefer in sie, küßte sie überall im Gesicht, rief ihren Namen. Bis alles vorbei war und er an ihre Schulter sank: «Eva...» Sie lagen vollkommen still. Er auf ihr, in ihr. Dann küßte sie ihn und machte sich behutsam von ihm los. Sie trocknete seinen Schweiß und sein Sperma. «Komm in meinen Arm. War es schön für dich? War es schön mit einer erwachsenen Frau? Du hast es so fein für mich gemacht, geliebtes kleines Pferd.» Er lächelte und schluchzte und küßte sie, und seine Lippen waren die trockensten im ganzen Küstengebiet. Sie lagen und sprachen mehr als eine Stunde. Ab und zu kam Regen in dichten, trommelnden Schauern. Sie empfanden eine große Geborgenheit. «Ich weiß ja, daß er kaum klarkommen würde ohne mich», sagte sie von ihrem Mann. «Das weiß er auch selbst.» Die Vertraulichkeit wirkte erregend auf Robert: «Aber Eva, weißt du, was ich so schätze an dir... Er braucht dich, und du machst kein Aufhebens davon! Du korrigierst ihn nicht vor anderen. Mama verbessert Papa fast unaufhörlich, unterbricht ihn, wenn er spricht, erzählt seine Geschichte zu Ende. Er schnauft nur, wird immer finsterer und ist am Ende still wie ein totes Haus.» «Tja, das ist vielleicht ein bißchen gedankenlos. Aber sonst ist deine Mama eine reizende Frau, sehr patent in ihrer Art, finde ich.» 74
Robert sah verlegen aus. Mit dem ruhigen Geschick einer erfahrenen Wirtin brachte Eva Märtensson das Gespräch in eine andere Bahn. Aber für sein Alter kann man recht vernünftig mit ihm sprechen, dachte sie und fragte ihn, ob seine Eltern ihm beim Bau von Star geholfen hätten; gerade deshalb, weil sie wußte, daß er es so gut wie allein gemacht hatte. Mit warmem Gesicht erzählte der Junge von seinem Boot. «Wir werden es sicher wiederfinden», sagte Eva und wußte, daß es manchmal wichtig ist, «wir» zu sagen. «Meinst du wirklich?» Er küßte sie beinahe dankbar. «Ja, wir brauchen ja etwas, um die Post zu holen!» Er wurde neugierig auf sie. «Erzähl mir etwas Fröhliches und Heiteres», sagte die Frau, mit der er gelegen hatte. «Erzähl mir eine lustige Geschichte, wenn du kannst. Ich will fröhlich sein, wenn ich mit dir zusammen bin.» Wie nett sie ist. «Wenn ich kann, ja.» Er dachte nach. Nein, ihm fiel nichts ein. Das letzte, was er gehört hatte, konnte er natürlich nicht erzählen, auch wenn sie so intim zusammen waren. Sie war ja eine Dame. Das war die von dem Grafen und dem Diener, der eine sehr abgenützte Frau in das Schlafzimmer des Grafen brachte, worauf der Graf ausrief: «Aber, Jean, ich wollte für 10 Kronen Süßigkeiten haben!» «Es gibt eine Geschichte, die ich auf englisch gelesen habe. Aber ich bin noch nicht so sicher im Englischen.» 75
«Erzähl sie schwedisch», sagte sie. «Ich dachte auch. Ein Mann und ein Mädchen lagen auf dem Sofa und hatten Geschlechtsverkehr. Da sagte der Mann: Ich bin der erste Mann, mit dem du Umgang hattest? Das Mädchen sah ihn aufmerksam an und sagte: Das ist möglich. Du kommst mir recht bekannt vor.» «Nicht noch mehr Geschichten.» «Wenn man ein Mädchen hinreichend lange küßt, gesteht sie, daß sie naß im Schlüpfer wird. Manchmal beklagt sie sich. Jetzt hast du mich wieder so weit gebracht, daß ich naß im Schlüpfer bin, sagt das Mädchen. Nun kann ich ja kalt werden. Werden auch Damen naß in ihrem Schlüpfer?» «Das passiert», sagte die Mutter seines Freundes, die nackt an seiner Seite lag. «Ich finde, daß du schöne Brüste hast», flüsterte er im Dunkeln. «Ich habe sie schon immer so schön gefunden.» «Hast du sie schon früher streicheln wollen?» Sie fand, daß es dumm war, auf diese Art zu fragen, aber gleichzeitig fühlte sie sich frei genug dazu. Er freute sich, daß sie fragte. Dadurch hatte es den Anschein, als wäre das Ganze auch etwas für sie, nicht nur eine Situation, die man zu überleben versuchte, indem man nachgab. «Oft», antwortete Robert. «Vor allem in diesem Sommer. Ich hatte mir selbst versprochen, zu versuchen, an sie heranzukommen. » «Du bist unheimlich. Wie an sie heranzukommen?» «Ich weiß nicht, sag selbst.» 76
«Zufällig, das wäre das einzig Vernünftige gewesen. Du hättest sie aus purem Zufall berühren sollen, so, daß du merktest, wie sie sich anfühlen, und so, daß ich nicht mißtrauisch werden konnte.» «Aber du hättest dir wohl auf jeden Fall dein Teil gedacht?» «Ja, mir ist ja manchmal aufgefallen, wie du mich angucktest.» «Hast du das wirklich gemerkt?» Ich fühle mich immer noch ertappt, dachte er. Nach dem hier dürfte ich nicht mehr nach Hause gehen können, dachte sie. Warum sagt er nichts? «Wir sind schon weg», sagte er leise. «Wir sind schon geflogen. Wir sind in See gegangen mit dem Schärenboot Heimlichkeit. » «Das klingt ja gut», sagte sie kühl und drehte sich zur Wand. Er drehte sie zurück und zog sie dichter an sich. Obgleich ihre Müdigkeit und ihre Unlust, ihre Angst und ihr Wille ihren Körper so schwer wie möglich machten, zog er sie ohne Anstrengung an sich. Ihre Furcht konnte ihm nicht widerstehen. Er küßte ihr Halsgrübchen, wo sie, das hatte er gemerkt, besonders empfindlich war. Sie merkte nicht, daß sie seufzte oder daß sie ihre Augen geschlossen hatte. «Sprich weiter», sagte er. Ich sollte nicht, dachte sie. Aber sie sprach schon. «Es hat mir gefallen, mit dir zusammenzusitzen und zu sprechen. » Aber jetzt liegen wir, dachte er ohne jede Bosheit. «Vor einer Weile war ich in einer eigenartigen Stimmung, Robert. Weil ich nämlich seit langem geahnt 77
habe, daß das hier passieren würde. Aber du darfst nicht denken, daß ich es wollte. Du darfst nicht denken, daß ich oft daran gedacht habe. Vielleicht hin und wieder.» Das hatte er nicht erwartet. «Und vor allen Dingen», fuhr sie fort, «du darfst nicht denken, daß ich unglücklich verheiratet bin. Edvard ist ein sehr feiner Mensch.» «Ich will dich noch einmal. Knie dich hin.» «Nein! Keine solche schrecklichen Barbareien! Das ist ja wie bei den Tieren. Man soll sich so lieben, daß man sich danach noch ansehen kann. Nein, das darfst du auf keinen Fall! Hörst du nicht, was ich sage.» Er hatte ihren einen Fuß über den anderen gelegt und drehte sie so herum, wie er es bei Krankenschwestern gesehen hatte. Sie rollte auf den Bauch, und nach einer Weile erhob sie sich auf die Knie. «Dann komm, vielleicht wird es schön.» Jetzt war er ängstlich. Er hatte das vorher nicht empfunden. Die Angst, daß jemand kommen könnte. Die Angst, daß er vielleicht nicht konnte. Die Angst, daß sie sich ihm plötzlich verweigern könnte. Die Angst, daß vielleicht doch jemand kommen könnte, obwohl er keinen Laut außer den Wellen gehört hatte. Aber vielleicht war man draußen trotz Regen und Nacht und suchte sie, und jemand meinte, daß man auch das alte Wrack da untersuchen müsse. Die Frau stand ganz still. «Wir haben viel Zeit», flüsterte sie. Da konnte er. «Au, nicht so schnell, nicht so hart.» 78
Er hielt ihre Hüften umfaßt. Er hält mich, als wenn ich ihm gehörte. Er preßte sie dicht an sich. Der feste Druck ihres Hinterns ist Geborgenheit für mich. Er bewegte sich langsam. «O Robert, das ist so schön.» «Geliebte, wie ich mich danach gesehnt habe.» «Aber jetzt bist du da. Jetzt bist du in mir. Jetzt ist es richtig, und du sollst in mir bleiben. Jetzt hast du das, wonach du dich gesehnt hast.» Alle, die sich vergeblich sehnen. Daß das wahr wurde! Sein Mund war voll von Worten, dankbaren Worten, erregten, erstaunten Worten, ein paar rohen Worten und vielen, die wahrscheinlich sehr kindlich klingen würden. Er glaubte die Zähne zusammenzubeißen, um sie einzuschließen. Tatsächlich bediente er sie mit halbgeöffneten Lippen, und sein stoßweise kommender, reiner Atem blies über ihren Nacken. Sie liebte diese Berührung. Kann ich wirklich drinbleiben? dachte er. Aber sie sagt es ja. Die hellgoldige Sonnenbräune ging wie eine breite Zunge bis zu ihrem Kreuz. Sie war gewohnt, sich in einem Badeanzug, der hinten weit ausgeschnitten war, zu sonnen. Sie wußte, daß sie einen schönen Rücken hatte: weich, gerade, stark und lang, der Rücken einer jungen Frau. Er berührte ihn, so zart er konnte, strich mit beiden Händen darüber. Er faßt mich an, als wäre ich ein Pferd. Er ist mein Reiter.
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Er streichelte sie mit den Fingerspitzen, ließ sie tanzen, suchen, Muster zeichnen. Er empfand wannen Stolz ohne Triumph, als sie unter ihm bebte wie der Wind. Ich glaube, der Wind ist eine Frau. Er ist eine Frau, die endlich will. Rhythmisch umschloß sie ihn. Dann begann sie ihren ganzen Unterleib zu bewegen. Sie war sehr naß, und er hatte das Gefühl, daß sie lief, daß sie lief wie ein Weinschlauch, der leckte. Er hatte niemals einen Weinschlauch gesehen. Er riß sie an sich mit leidenschaftlichem Griff. Er stieß hart in sie hinein. Sie schrie, einmal, zweimal. Er wollte, daß sie mehr schreien sollte. Sie murmelte etwas Undeutliches, erstarrte, war steif vor ihm, unter ihm: «Oh, ich weiß nicht, es kommt und kommt, nein ...» Er legte sich über sie, die eine Hand um ihre Brüste und die andere unter ihren weichen Bauch haltend. Er wollte nur so tief wie möglich hinein, er wollte sich in ihr begraben. Der nasse Laut bei seinen letzten Bewegungen. Der Schweiß, der auf ihren Lenden glänzte. Mein Pferd, meine Stute. Ihr scharfer Geruch, der den Raum erfüllte, rein und gleichsam süßer jetzt. Ihr Haar hing über das Gesicht. Sie stützte sich auf den rechten Ellbogen. Der Nacken leuchtete schmäler, als er erwartet hatte. «Jetzt, Eva!» «Ja, komm in mich.»
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Mit einer Bewegung, die er als schwindelnd schön empfand, einer Geste des Schmerzes und des Sieges, hob sie ihre linke Hand und zog seinen Nacken herunter. Während er seinen Samen in die Grotte, die in Freude und Leid einem anderen Mann, einem Erwachsenen, angehörte, leerte, fuhren ihre Finger wie Wiesel über seinen Hals. Er mußte hinterher geschlafen haben. Er erwachte, und nur ein paar Minuten später war ihre Zunge in seinem Mund. Ihre Zunge war weich, süß, zuckend und voller Speichel. Sie bewegte sich anders ... woher hat sie ihre Erfahrungen ... Edvard ist wohl nicht so anziehend ... ich will nicht an die beiden zusammen denken. «Bist du munter?» «Und verliebt.» «Dann ist alles gut. Gefällt es dir, wenn ich dich küsse?» «Ich melde dich bei der Lotsenverwaltung an, wenn in diesem Sommer ein einziger Tag vergeht, ohne daß du mich küßt.» «Wie küssen die jungen Mädchen heutzutage?» «Die müssen noch viel lernen.» «Gerade jetzt gefällt mir der Gedanke nicht sehr, daß du es ihnen beibringen wirst.» «Wenn die mit der Zunge küssen, ist es mechanisch und verschüchtert und ein bißchen erschreckend, es ist so, als wenn sie Ansprüche hätten. Die stecken einem die Zunge wie einen Pfahl in den Mund, und bestenfalls fahren sie damit ein bißchen herum. Deine Zunge ist viel weicher. Sie schnüffelt eigentlich. Sie huscht 81
umher zwischen Lippen und Gaumen, unter meiner Zunge, an den Eckzähnen. Sie ist überall und weich wie ein kleines Maul oder eine Hundenase. Und sie duftet und schmeckt und erregt. Ich wußte nicht, daß eine Zunge so weich sein kann.» «Du machst mich stolz und verlegen.» «Wie fühlst du dich?» «So, als wenn ich fliegen könnte. Es ist lustig und natürlich, sehr natürlich, und ich fühle mich so erleichtert. Du müßtest dich eigentlich schwer fühlen. Ich rede vielleicht jetzt Unsinn, aber ich bin noch ein bißchen durcheinander.» «Ich bin aber schwer von allem, was du mir gegeben hast. Wir sollten jetzt schlafen. Es ist schon tiefe Nacht. Leg deine Hand zwischen meine Beine, und dann schlafen wir.» «Machen wir es morgen früh auch? Ich will mit einem Finger in dir schlafen.» «Wenn ich dir morgen früh gefalle, so machen wir es dann auch. Wenn ich deine Begierde wecken kann.» «Ich muß in deine Brüste beißen dürfen. Ich mache es auch ganz vorsichtig.» «Die sind empfindlich. Das ist das erste Mal seit vielen Jahren. Es gefällt mir sehr, wenn du sie anfaßt, aber manchmal bist du zu hart.» «Wenn du nicht verheiratet wärst.» «Still jetzt.» «Und wenn ich ein bißchen älter wäre.» «Wir sollten jetzt schlafen, Robert.» «Aber ich sollte auf jeden Fall ...», murmelte er schon halb schlafend. 82
Sie streckte die Hand aus und stopfte die Decke an seiner Seite fest. Kühlend strich sie den Schweiß von seiner Stirn. Kleiner Junge, dachte sie, kleiner Mann. Hoffentlich haben wir nur keinen gekränkt. Aber warum sollte ich es nicht sagen dürfen? Jetzt zumindest, wo ich allein bin. Allein in der Nacht, dem Regen und dem Sommer auf einem alten, merkwürdigen Wrack sollte ich sagen dürfen, daß ich ihn liebe. Küß mich von den Fußsohlen an aufwärts. Ich will deinen dunklen Kopf zwischen meinen Beinen haben. Ich will deine Zunge in mir spüren. Ich will dich haben. Ich will deinen Schwanz haben. Ich will es mit dir treiben, oft. Ich will deine Hände an meinen Hüften spüren. Ich will mit dir liegen, bei dir, um dich. Ich will dich einhüllen. Ich liebe dich. Das darf ich wohl sagen? Jetzt gerade, trotz allem? Zweimal hörte man in der Nacht Gewitter. Und beide Male erwachte sie, aber nicht er. Das zweite Mal kroch sie dicht an ihn und schlief mit dem Gesicht in seiner Achselhöhle wieder ein. Sie träumte von weißem und blauem Flieder. Er erwachte zuerst. Die Morgendämmerung brach herein, Geschrei von Seevögeln. Eine leichte Brise strich über die Seiten des Schiffs. Er wickelte sich aus den Decken und stand eine Weile auf dem für alle Ewigkeit leicht feuchten Linoleumteppich des Achtersalons. Er stellte sich auf die Zehenspitzen und machte ein paar gymnastische Übungen, um die Starre und die graue Morgenkühle aus sei83
nem Körper zu vertreiben. Er hatte gut geschlafen. Herrgott, wie schön sie war. Am schönsten aber war sie, wenn sie schrie vor Lust. Er hob die Decke an und betrachtete sie lange. Nachdem er sie wieder zugedeckt hatte, schlich er fort, machte seine Morgentoilette und ging anschließend, immer noch nackt, zur Küche. Er setzte Teewasser auf, nahm Zwieback und Kekse und für jeden eine Tasse. Zuerst dachte er daran, auf der Brücke zu decken. Aber sicher war in einer Stunde heller Sonnenschein - und es konnte jemand kommen. Er beschloß, im Achtersalon zu decken. Als er wieder zu ihr hereinkam, schlief sie immer noch. Aber jetzt lag sie auf dem Bauch. Er hob noch einmal die Decke hoch und sah, daß sie wach gewesen war, denn sie hatte ihren weißen, weit ausgeschnittenen Schlüpfer an. Er weckte sie. «Du bist unrasiert», sagte sie und strich über die ein bißchen mehr als sonst flaumigen Wangen. «Ein bißchen unrasiert, gerade richtig. Hast du gut geschlafen?» «Wie ein Klotz.» «Wie schön. Wo sind meine Sachen? Ich muß aufstehen und mich zurechtmachen.» «Du bekommst sie, wenn du dich zurechtgemacht hast. Küß mich erst.» Er strich über ihre Schenkel und Brüste, aber sie war ganz passiv. Er zog ihr den Schlüpfer wieder aus. Sie ließ es zu. Ihr Schweigen war ungerührt. Und unberührbar.
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«Es ist zum Verrücktwerden, daß ich immer so früh am Tage zu rauchen anfange. Willst du mir einen Gefallen tun? Als mein Liebhaber einen Gefallen tun? Es hat nichts mit meinen Kleidern zu tun, aber willst du so nett sein und einen Moment hinausgehen? Du verstehst, ich muß mich ein bißchen sammeln. Du kannst ja nach deinem Boot sehen. Vielleicht hat es sich wieder eingefunden, vielleicht ist es gar nicht gestohlen worden, sondern hatte sich bloß losgerissen, so wie es briste!» Als er auf die Back kam, sah er es. Es tauchte gerade bei der Untiefenmarkierung auf, die zwei Strich falsch lag. «Herrgott, mein Boot!» Eva stand hinter ihm. Sie stieß einen Ruf der Freude und Überraschung aus. Sie umarmte ihn: «Robert, du mußt hinausschwimmen.» Natürlich, dachte er, es ist ja, verflucht noch mal, mein Boot. Außerdem kann man nicht sein ganzes Leben auf einem Wrack wohnen. Oder kann man? Er war übermütig: «Mein Boot!» «Wie, wenn ich mich weigere, Star nachzuschwimmen? Wenn wir uns entschließen würden, auf ihn zu pfeifen und uns stattdessen hier häuslich niederlassen würden? Auf einem Wrack wohnen. Möchtest du das? Stell dir vor, wir bekämen Kinder. Kleine Wrackkinder, die so früh schwimmen wie gehen lernen würden.» «Du bist nicht gescheit. Ich habe mich schon entschlossen», sagte sie und lächelte wie der Wind in den Birken am Strand. «Küß mich erst. Faß gierig um meinen Sack und küß mich und werde ein bißchen naß.» 85
«So darfst du beinahe nicht reden!» Sie küßte ihn. Er legte ihre Hand zurecht. Sie ließ sie liegen. Sie bewegte einen Finger etwas. Er wurde warm. «Versprichst du, mit mir zu schlafen, wenn ich das Boot hole?» «Du willst wohl genauso gern nach Hause wie ich?» «Versprichst du, mit mir zu schlafen?» «Ja.» Sie sah ihn lange an. Er wußte bereits da, daß er sie so in Erinnerung behalten würde, vielleicht so lange er lebte. Sie stand einen Meter entfernt. Sie war ein bißchen größer als er und war kräftig gewachsen. Sie trug einen Regenmantel aus Kunststoff bis oben zugeknöpft, und nur er allein in der Welt wußte, daß sie darunter nackt war. Die Südostbrise zauste in ihrem noch schwarzen, dicklockigen und reichlich halblangen Haar. Ihre Augen waren grau wie Rauch, und sie blinzelten ein wenig durch die Sonne. Die Treppe zur Kommandobrücke fing links unten hinter ihrem Fußgelenk an und endete rechts neben ihrer Schulter. Würde er sie einen reichlichen Zentimeter zurückdrücken, so würde sie mit dem Rücken an der Treppe lehnen, und küßte er sie dann, könnte sie sich nicht wehren. Und er küßte sie. Sie lächelte noch während des Kusses und hinterher. Sie hatte drei kleine Falten am linken Mundwinkel, aber nur eine am rechten. Er würde sich immer so an sie erinnern, mit der Sonne, dem Duft des Wassers und der singenden Brise. (Für einen Augenblick durchzuckte ihn eine Versuchung, eine Spekulation, und es war wegen dieser Art zu träumen, 86
daß er später Schriftsteller wurde, die Versuchung hinauszuschwimmen zu Star, an Bord zu klettern und abzufahren, fort von Eva- genau auf den Horizont zuzufahren.) «Ja, Geliebter. Ich verspreche, dich zu lieben, sobald du wieder da bist. Das ist des Siegers Lohn. Du sollst Sieger sein. Ich verlange, daß du mich nimmst. Das ist dein Recht. Ich werde dir die ganze Zeit, die du mit den haushohen Wogen kämpfst, unverbrüchliche Treue halten.» Sie bückte sich, und der schwarze Regenmantel raschelte und schlug Falten. Ihre großen, ruhigen Lippen schlössen sich um seinen Schwanz, und sie saugte sehr lange an ihm. Nach einer Weile begann sie zu murmeln und ihn härter zu nehmen. Er keuchte. «Aber nun beeile dich!» Robert tauchte. Ich werde sie nie erschrecken, aber sie soll nicht glauben, daß ich von ihr lassen werde. Sie wußte natürlich, daß sie keine Kinder mehr bekam. Der Motor geht wie eine Uhr. Alter, guter Star, was hast du in der Nacht angestellt? Die Morgensonne schien blank wie eine Klinge. Silbermöwe und Heringsmöwe waren zu hören. Eine Turmschwalbe flog schräg über sie weg. «Geliebte, mein kleines Pferd», sagte er mit ihren Worten. «Kleine, verrückte Knorpelkirsche, meine Aprikose», sagte er mit seinen eigenen Worten, «feige von dir, Schlüpfer anzuziehen, während ich draußen auf dem weiten Meer war.»
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Er schob seine Hand zwischen das glatte Nylon und ihren Bauch. Mit den Fingerspitzen spürte er ihr Schamhaar. Sie machte eine unbestimmte Bewegung, riß sich halb los und sah fort. «Nein, Robert. Nicht doch. Jetzt nicht mehr.» Er kam nicht auf den Gedanken zu sagen: aber du hast es mir doch versprochen. Das wäre kindisch gewesen, und das war er nicht mehr seit gestern nachmittag. Aber es erstaunte ihn doch, als er sie lächeln sah und gleichzeitig ein paar vereinzelte Tränen in ihren langen, dichten Wimpern, als er sich auf sie legte auf dem schwarzen Regenmantel.
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Annette Kullenberg
Peter Mänsson kommt nach Hause, schafft ein beschwerliches Problem aus der Welt und taucht wieder unter Es liegt ein Mann in einer Badewanne und betrachtet sich zufrieden. Er hat einen Spiegel an die eine Schmalseite der Wanne montiert, und wenn er den Kopf zurückbeugt und singt «Ach, ich hab sie ja nur auf die Schulter geküßt» (was er am meisten liebt), kann er bis zu seinem Zäpfchen, einem kleinen roten Kegel mitten im Schlund, in seinen Mund sehen. Er ist ziemlich untersetzt gebaut und hat im Nacken recht kurzes, beinahe stoppliges Haar. So wird er also nicht besonders naß, wenn er auf diese Art den Kopf zurücklegt. Er ist ein recht kindlicher Mann, und er pflegt tatsächlich manchmal zu spielen, daß er ein Seehund ist, und dann wälzt er sich in der Wanne hin und her. Direkt neben der Wanne ist jedoch ein Ablauf, wo das Wasser, das er herausplanscht, abfließen kann. Wenn er Seehund ist, hat er die Wasserhähne voll geöffnet. Er hat die fixe Idee, daß Seehunde das Wechseln des Wassers sehr lieben. Allerdings hat er seinen Schnurrbart aus dem Frühling abrasiert, und so hat er keine «Schnurrhaare» mehr, um das Wasser hindurchzusprühen. Er spielt jetzt deshalb Seelöwe. Er hat darum auch einen Kinderball mit in die Wanne genommen, 89
den er gegen den Spiegel prallen läßt und mit der Stirn aufzufangen versucht. Weil er ganz allein in der Wohnung ist, steht die Tür zum Bad offen, und es kümmert ihn nicht, daß Wasser in den Korridor spritzt. Zuletzt klopft er sich kräftig ab und hört auf zu singen und Ball zu spielen. Er prustet stattdessen und murmelt: «Ich bin nicht richtig. Hol mich der Teufel, ich glaube, ich bin verrückt. » Sagen wir, daß er Peter Mansson heißt, daß er einen kleinen süßen Fettwanst hat, der unmittelbar unter dem Nabel einsetzt, und daß seine ganze Brust behaart ist. Das Haar wächst bis auf die Schultern hoch, und er pflegt es manchmal mit einem kleinen rosa Babykamm zu kämmen, den er einem seiner Kinder gemaust hat. Weiter: gebräunte, muskulöse Arme, breite Finger. «O Gott, was bin ich doch männlich», piepst Peter im Falsett. Er steht vor dem Spiegel und rasiert sich. «Und was würde ich in mich verliebt sein, wenn ich ein Mädchen wäre.» Er albert immer mit sich vor dem Spiegel. Er ist nicht unbegabt. Es ist nur das, daß er behaart ist, gebräunt, stark (oh!) und 38 Jahre alt oder vielleicht auch 40. Er hat ein Bild von Phantom über sein Bett geklebt, und er hat immer ein kleines Idolbild von Clark Gable als jungem Mann mit sich, das er in einer alten Pastillenschachtel fand, die er kaufte, als er sich einmal in Smäland verfahren hatte. Peter hat zwei Frauen, eine Frau, die wohl Anne-Marie heißt, und eine Freundin, Betty. Er hat mit jeder der beiden zwei Kinder und, Gott sei Dank, sie sind jetzt auf dem Lande. Er hatte eine Bude für sie an einer 90
Landungsbrücke erwischt, gab ihnen ein bißchen Taschengeld, telefonierte nach einem Lastauto und wurde den ganzen Laden in zwei Stunden los. «Den ganzen Laden, siehste», sagte Peter zu seinem nächsten Bürochef Bill Persson, der sich scheiden läßt und deshalb nicht zu Hause wohnen darf. «Einfach adieu!» «Ja, verflucht», sagt Bill. Er wagt nicht weiter zu fragen, obgleich er sich ja manchmal gewundert hat, wenn Peter nach Arbeitsschluß sagte: «Ja, jetzt sollte man also nach Hause zu Betty, was sage ich, Anne-Marie natürlich ...» Bill ist mehr der graue Beamtentyp. Zunächst, wenn man ihn kennenlernt, ist er nicht so lustig. Aber eigentlich hat er eine Menge Qualitäten. Peter steht jetzt in einem der beiden Schlafzimmer des Hauses und kramt wie ein Verrückter in dem Schrankfach nach seiner Sonnabendunterhose, auf der I love you steht - in sechzehn Sprachen. An den Sonnabenden soll man das Leben genießen, und es passiert oft, daß Peter seine Hose aufknöpft und seine Unterbüxe demonstriert, die mit kleinen Herzen geschmückt ist. Es ist passiert, daß er irgendein kleines Mädchen (18 Lenze) hat um sich herumtraben lassen, und sie mußte lesen und lesen, bis er verrückt geworden ist und diese Sonnabendhose heruntergezogen hat und dann dastand und das Mädchen bis zu Tode erschreckte. Einmal hatte er eine Donna (Bibi) in einen Schrank geschmissen und sich auf sie geworfen. Es lag da ein
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alter Plastikumhang auf dem Boden, der beinahe an ihrem Rücken kleben blieb. Obgleich er jetzt die Sache bereut, falls er mal zufällig daran denkt. «Ich bin eigentlich nicht gewalttätig», sagte er dann. «Aber das ist ja klar, alles hat seine Grenzen.» Im Fach gibt es keine Sonnabendhosen, die liegen im Plättschrank. Peter pfeift darauf, daß sie zerknautscht sind. In einigen Minuten ist er fertig. Er wirft die Tür hinter sich zu und hat alles vergessen: Die Badebälle für die Kinder, die Einkaufsliste, die Mückensalbe, die Flasche mit Petroleum, die Antibabypillen für Betty und AnneMarie (wo er extra ein Taxi genommen hat, um sie in der Kaffeepause unmittelbar vor der Konferenz beim Generaldirektor zu holen). Es ist ganz klar, er soll aufs Land. Er hat zwei Frauen. Das sind seine, und mehr dazu braucht er nicht. Manchmal macht er eine Kontrollrunde durch die Schreib zentrale, um nachzusehen, welche neuen Typen die hereinbekommen haben. Peilt sozusagen die Lage im Ganzen. Aber so oft wird das nicht mehr. Er hat Betty und Anne-Marie. Er läuft halb zur Garage hinunter und hält am Stadtausgang an einem Tabakgeschäft. Unter anderem kauft er zehn kleine Kinderkämme. «Man kann ja nie wissen», murmelt er mystisch. Aber das ist nur sein übliches schlechtes Gewissen. Warum kann er auch nicht die Sachen der Kleinen zufriedenlassen. Warum muß er immer alles klauen. Jetzt reicht es auf jeden Fall für alle. 92
Schon ehe er startet, hat er natürlich den ersten Kamm ausgepackt, goldmeliert, und den Schopf im Rückspiegel in Ordnung gebracht. «Man ist ja eigentlich zu verrückt», sagt er zufrieden und 1 trommelt einen kleinen Wirbel auf dem Rad. Und dann fährt er i so schnell, wie er nur kann. An der Einfahrt steht «Talludden». Auf dem Rasen vor dem Haus sitzen Anne-Marie und Betty und machen Stachelbeeren sauber. «Frage mich gerade, was er diesmal vergessen hat», sagte Anne-Marie, eine rundhüftige Volkswirtschaftlerin, so etwa 35 Jahre alt. «Er hat Sonnenöl, Öl, Mehl, Milch, die Shorts für Jan und Shampoo vergessen», sagt Betty, die einen Körper wie ein Sofia-Mädchen hat, total durchtrainiert. Die Stimmung Peter gegenüber ist nicht ganz positiv. Er spürt das, als er auf den Hof fährt und sein Spezialsignal tutet. Nicht ein einziger Mensch kommt mit offenen Armen gelaufen. Und er geht langsam um das Auto zum Kofferraum und hebt einen Kasten Bier und eine Tüte mit Schnapsflaschen heraus. Er wirft seine ewigen Bälle heraus, die über das Gras und die Steine davonspringen. Betty und Anne-Marie stehen auf dem oberen Balkon und betrachten ihn. Ein tiefer Seufzer läßt ihn hochsehen. «Hier bin ich», sagt er. Anne-Marie nimmt langsam eine Klammer von der Wäscheleine und wirft sie ihm nach. Peter wirft sich in das Gras, und beide Frauen bombardieren ihn. Er 93
merkt, wie ihn die meisten Klammern an Kopf und Hals treffen. Dann kommen ein paar Kinder und schreien: «Papa, hast du die Shorts? Hast du das Badekissen mit? Wo sind die Erdbeeren?» Er zieht sich zum Auto zurück, erwischt die Tüte mit den Kämmen und schüttet sie über die Kinder. Dann flüchtet er ins Haus. Spät am Abend, als die Kinder, außer einem, der mit einem Freund im Zelt wohnt, in ihre Betten gekrochen sind und nur ab und an ein Surren oder Säuseln in der Natur zu hören ist, geht er in die Küche und stellt sich hinter Anne-Marie, die am Herd steht und den Abendkaffee kocht. Er legt seine Hände auf ihre Hüften und reibt sie an sich und leckt ein wenig ihr Genick. Sie schmeckt nach Salz. Sie hat keinen BH an, und er fängt an, ihren Rücken zu streicheln. Die ganze Zeit hält er die Augen geschlossen. Sie wartet, bis alles Wasser durch den Melittafilter gelaufen ist. Dann dreht sie sich um und sieht ihn schwer an (wie er glaubt, es aufzufassen). Ihr Mund ist halb geöffnet, und sie beugt sich vor und beißt hart in sein linkes Ohr. Er glaubt, daß vom Ohr nichts mehr übrig ist, und vor Schreck fängt er an, auf einem Bein herumzuhüpfen. Er hinkt in das große Zimmer und hält mit beiden Händen das Ohr. Bis Betty, die erste Verkäuferin ist, anfängt zu kichern. Später kommt Anne-Marie mit dem Kaffeetablett und sagt feierlich: «Peter, wir müssen mit dir reden.» «Betty», sagt Peter, «komm jetzt, du und ich, ja, du.» 94
Er bemerkt plötzlich, daß Betty ihn anstarrt, als wäre er ein wildfremder Mensch. «Wir sind dich nämlich müde», sagt Anne-Marie. «Wir sind zu dem Schluß gekommen, daß du kein richtiger Kerl bist. Du willst bloß haben und haben. Aber was gibst du dafür? Du hast deine Angewohnheiten, und wir haben uns danach gerichtet. Aber du kümmerst dich nicht um uns. Wir sind in deinem Leben zu Inventarien geworden, und wir glauben nicht, daß du uns noch liebst.» «Lieben ist ein albernes Wort», sagt Betty. «Aber es ist absolut etwas in der Art. Nichts weiter zu tun, als sich fast jeden lieben Tag in der ganzen Woche hinzulegen. Was hat man davon?» «Potenz ist nicht dasselbe wie Männlichkeit», sagte Anne-Marie und betont jeden Buchstaben. «Ach, paßt es nicht, dann paßt es nicht», sagt Peter und wirkt wie ein störrisches Kind. Er drückt das Bild von Clark Gable, das er in der Tasche hat. Dann gibt er sich einen Ruck: «Nee, Mädchen, jetzt werden wir einen Cognac trinken. Was sagtet ihr übrigens?» Er hinkt zum Schrank hinüber (aber auf dem Wege dorthin sieht er ein, daß es keinen Grund gibt, zu hinken, und so hört er sofort auf). Er spürt ihre Blicke im Rücken, schraubt den Verschluß der Flasche auf und gießt sich einen soliden ein. Betty steht auf, geht in die Küche und holt Gläser. «Habt ihr ein paar Bücher gelesen oder so?» fragt Peter. «Denk bloß, wir haben nicht», sagt Anne-Marie. 95
«Vielleicht haben wir dafür etwas im richtigen Leben erlebt», sagt Betty. Betty hat blondes langes Haar, das sie leider zu sehr sprayt. Er hat versucht, sie davon abzubringen, aber im Allgemeinen hat sie sich geweigert. Jetzt ist aber der Spray zu Ende (und er hat ja vergessen, neuen mitzubringen), und so hängt ihr Haar lang und gerade auf die Schultern. Er starrt sie an und bekommt heftige Schmerzen im Bauch. Sie hat ein Frotteekleid mit Reißverschluß vorn in der Mitte an. Er geht zu ihr und steckt den Zeigefinger in den Ring des Reißverschlusses und bläst sie leicht an. «Betty, du sollst ja erzählen», sagt Anne-Marie. «Ja, das war so», sagt Betty. «Hier kamen zwei Kerle her, einer, meine ich. Im Anfang war es einer, der den Zähler in Ordnung bringen sollte oder was da nun war. Es war ein kleiner Kerl mit langem dunklem Haar, ungeschnitten, oder, Anne-Marie? Ja, und dann. Wir luden ihn zu einem Bier ein und saßen und erzählten ein bißchen. «Bald kommt unser Kerb,» sagten wir. «Habt ihr bloß einen?» sagte er. «Ja, das ist aber auch zu wenig“, sagte Anne-Marie. Und wir lachten alle. Er nahm seine Pfeife heraus und stopfte sie, und wir starrten ihn blöde an. Er stopfte fünf Minuten an dieser Pfeife -und keiner von uns sagte ein Wort, hörst du, Peter, fünf Minuten. Dann ging er einfach. Wir waren ganz ordentlich, ja, das waren wir wirklich. Aber später vergaßen wir ja das Ganze wegen der Kinder und so. Und außerdem wollten wir die Fenster putzen. Am Abend kam er mit seinem Bruder wieder. Ja, es war sein Bruder. Er war ein biß96
chen größer. Sie waren sich schrecklich ähnlich. Es muß wahr gewesen sein, daß es sein Bruder war, obgleich wir es anfangs nicht glauben wollten. Und wir saßen und redeten und tranken Kaffee. Die hatten eine halbe Flasche mit, und wir tranken und... Ja, und dann gingen wir nach unter an den Strand und badeten, und dann haben sie uns zum Haut getragen. Gott, wenn die Kinder erwacht wären! Dann legten sie uns auf das Doppelbett da oben und montierten einen Spiegel davor. Beide waren so unrasiert. Sie leckten uns die ganze Zeit, und das kratzte so, oder, Anne-Marie? Und die wollten wissen, wer von uns am saftigsten war. Die leckten uns bloß in sich. Wir schrien die ganze Zeit, auf jeden Fall versuchten wir es, aber die legten Kissen auf uns und lachten. Dann tauschten sie. Wir wußten gar nichts. Die waren sich ja so gleich. Ich glaube, ich hatte meistens den, der Sixten hieß, den, der zuerst am Tage gekommen war. Er hatte eine Taschenlampe mit und leuchtete in mich und schmeckte eine Menge, und dann leuchtete er wieder ein bißchen und hielt einen Spiegel hoch, einen kleinen Taschenspiegel, und sagte, daß ich mich vornüber beugen sollte. Dann bekam ich allen Samen ins Gesicht, und er fing an, mich einzuschmieren. Ich bekam es in die Nase und den Mund und wie eine Haut über die Augen. Dann drehte er mich um, und ich glaube, daß sie wieder tauschten, daß es der andere war, wie hieß er doch gleich? Ja, doch, Svenne. Du verstehst, was er machte, was. Er nahm einfach meine Schinken mit seinen großen, klotzigen Händen und drehte sie nach außen und preßte sich in mich. Ich 97
schrie wahnsinnig. Das tat so weh. Er drehte sich in mir und schob die Hände darunter rein und die Daumen in meine Weichen. Ich hörte nur, wie er grunzte und grunzte. Dann wurden die Kinder munter, und ich hörte Anne-Marie gellend schreien. Und da hörten sie beide auf und sagten, daß wir die Kinder beruhigen sollten. Gewiß hörten sie da auf, Anne-Marie.» «Ja, sie hörten auf. Sixten sagte zu mir auf schonisch, daß ich mich um das Mädchen kümmern sollte. Es war Sixten, den ich da hatte. Er sagte zuerst, ich hätte keine Taille, bis ich wütend wurde. Aber dann sagte er, daß er mir eine Taille machen würde. Weißt du, was er machte? Weißt du das? Er sagte, daß er es das nächste Mal mit dir machen wolle und daß ich vorher nichts zu dir pagen solle, sonst bekämst du bloß Angst.» «Das nächste Mal», sagte Peter, und es klang sehr heiser. Er dachte fieberhaft dies und das. Ich bin ein moderner Mensch, dachte er. Ich lebe mit zwei Frauen zusammen. Die müssen natürlich das Recht haben, sich ab und zu ein bißchen Abwechslung zu verschaffen. Das Dümmste, was ich machen kann, ist mit ihnen Streit anzufangen. Am besten ist, man tut so, als wenn nichts passiert wäre. Sixten und Svenne, Elektriker, untersetzt und mit Spiegeln und Taschenlampen ausgerüstet, verschaffen sich Zugang zu meinem Haus. «Peter», sagte Anne-Marie sehr zart. «Wir finden, daß du müde aussiehst. Leg dich auf den Fußboden, und wir ziehen dich aus.» Sie beugten sich über ihn und zogen ihm alles aus. Über seine Sonnabendunterhose kicherten sie ein biß98
chen aus Gewohnheit. Plötzlich kam er sich so albern vor. Er ertappte sich bei Gedanken wie: Ich bin immerhin Bürochef, und das sind ja gebildete Frauen. Dann wurde er plötzlich erregt, beinahe ohnmächtig, und streckte die Arme nach ihnen aus. Er murmelte: «Betty, Anne-Marie.» Er schloß die Augen und war so heiß, daß er keuchte. Als er aufsah, waren sie weg. Er hörte ein leichtes Tapsen auf der Treppe, eine Tür, die zugeschlagen und verriegelt wurde. Und er stürzte nach oben und schrie: «Was wollt ihr, was wollt ihr? Huren, Luder, verfluchte Weiber.» Sie steckten einen Zettel unter der Tür durch, und er machte in der Halle Licht und las: «Sei still. Wir wußten, daß Du entsprechend der üblichen Ordnung brüllen würdest. Wir haben nicht die Absicht, länger auf diese Art mit Dir zu verkehren, falls Du nicht anfängst, uns als Individuen zu behandeln. Wir fordern Zärtlichkeit und Rücksicht. Wir sind es müde, als eine Art Beweis Deiner Männlichkeit zu fungieren, damit Du zur Arbeit gehen und jeden Tag vor Deinen Kollegen angeben kannst. Du bist nicht der beste Liebhaber der Welt, wie wir bislang glaubten, denn das sind Sixten und Svenne. Und mit denen kann man auch reden. Die reden nämlich mit uns. Sogar auch hinterher. Und dann machen sie sich was aus den Kindern. Und nicht ein einziges Mal haben sie vergessen, etwas mitzubringen, worum wir sie gebeten hatten. Wo hast Du die Antibabypillen? Denn die liegen sicher auf dem Küchentisch in der Stadt, was? Und unsere sind alle. So ist es also nichts damit. Schlaf gut!» 99
Peter nahm die Angelrute, die in der Halle stand, und ging zum Steg hinunter und setzte sich aufs äußerste Ende. Er hatte keine Würmer und keine Brotkugeln, aber das machte nichts. Er warf die Leine aus und starrte hinaus in die Sommernacht. «Jetzt bin ich impotent geworden», sagte er laut zu den Fischen, die in der Bucht sprangen. Dann ging er zum Haus hoch und legte sich ins Gästezimmer; ein lächerlich schmales Bett, ein rosa Plastiktopf auf einem Regal, ein Mückennetz, aber kein Kopfkissen. Mitten in der Nacht hörte er Lärm und torkelte die Treppe herunter. Er stellte sich ans Fenster und sah sie herauskommen. Anne-Marie trug ein brennendes Licht. Sie liefen über den Rasen und setzten sich hinten an das Nadelgehölz. Er sah undeutlich ihre Körper. Sie saßen dort wie zwei kleine Frösche und pinkelten. Die Nachthemden waren hochgezogen und wurden so zu gebauschten Flügeln. Anne-Marie verlor das Licht, und sie fingen an zu kichern und erhoben sich. Sie schüttelten sich ein bißchen, liefen zum Haus zurück und stolperten auf der Treppe, wie er hören konnte. Am nächsten Morgen sagte Jan natürlich: «Was ist mit Papa los?» «Wir glauben, er ist impotent geworden», sagte AnneMarie. «Impotent», sagte Kajsa, viereinhalb Jahre alt. «Miauuu», sagte Peter. «Ich bin eine Miezekatze geworden.»
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Er hatte sich nicht rasiert, aber aus dem Zahnputzglas einen großen Cognac getrunken. Seine Augen waren rosablau. Er wurde sofort mit Janne und Anna raus ins Boot gejagt, um zu angeln. («Du kümmerst dich ja nie um deine Kinder von eigenem Fleisch und Blut», fauchten die Frauen vom Ufer.) Er saß achtern und träumte und versuchte, sich zusammenzunehmen und die Frauen auseinanderzuhalten: Betty ist blond, wippt in den Knien, die linke Brust ist etwas größer als die rechte, liebt Wildwestfilme, ist pedantisch. Anne-Marie, kleine Nase, kräftige Beine, weißer Nagellack, quatscht immer davon, daß man nach Italien fahren sollte. Wie oft habe ich Betty Anne-Marie und umgekehrt genannt, dachte er. Aber im Dunkeln. Was meckern die eigentlich? In seinem Innersten wußte er, daß etwas falsch war. Die Liebe zwischen ihnen war zu unpersönlich geworden. Ob er vielleicht eine Weile von zu Hause wegziehen sollte, daß sie wieder nach ihm Sehnsucht bekamen? Wie früher ... wo sie sich beinahe schlugen um... Dann schlief er ein und träumte nichts. Keinen einzigen symbolischen Traum über sein Leben hatte er. Es war bloß ein gewöhnliches kleines Nickerchen auf dem Achterducht an einem Sonntag. «Papa ist dick, Papa ist dick», sagte Anna und kniff ihn. «Was ist das Leben?» sagte Peter. «Wonach strebt man? Was will man mit sich selbst? Was erreicht man? Warum können die Menschen nicht Frieden halten und sich lieben?» 101
Aber es war hoffnungslos. Nach dem Mittagessen sagten sie: «Wir machen einen kleinen Spaziergang. Du paßt wohl auf die Kinder auf, was...» Er saß im Haus und brütete. Zuletzt machte er einen Gang zum Zähler und stand davor, starrte auf das kleine Rad, das Umdrehung nach Umdrehung machte. Zuletzt schaltete er den Strom ab. «Ich halte es nicht aus», sagte er und setzte sich in den Schaukelstuhl. Er fühlte sich mehr als je pensioniert. Er hörte nicht, wann sie kamen. Aber als sie die Schlafzimmertür zuschlugen, fuhr er hoch und jagte die Treppe hinauf. Es begann zu dämmern, und er fühlte, wie das Weinen vom Bauch hochstieg. Verflucht noch mal. «Betty», sagte er und jammerte ein bißchen versuchsweise. «Anne-Marie, Geliebte, darf ich hineinkommen und ... schlafen!» schrie er plötzlich. «Ihr gehört ja mir. Denkt daran, was wir alles zusammen gehabt haben. Ich werde anfangen, euch auseinanderzuhalten. Ich schwöre, daß...» Dann kam wieder so ein verfluchter weißer Zettel unter der Tür hervor geglitten: «Hau bloß ab!» Er setzte sich an den Küchentisch und fing an, aus den Blaubeerkörben der Kinder zu essen und sich so zu bedauern, daß er zu frieren anfing. Er machte sich auf die Socken und ging zum Zähler und schaltete den Strom wieder ein. Er bekam einen Heizkörper in Gang. Dann nahm er einen Bleistift und strich das «Hau bloß ab!» aus und schrieb mühsam mit der Hand (er, der es gewohnt war, in ein Diktaphon zu brabbeln): 102
§ 1. O. k. Ich verstehe so ungefähr, was ihr meint. § 2. Ich gebe zu, daß ihr recht habt. Ihr habt es gelegentlich wohl nicht zu feierlich gehabt. Man ist natürlich wohl zu vermessen gewesen. Aber es ist nicht so leicht, sich gegen die materialistischen Reklamedrives der modernen Gesellschaft zu wehren. Ich glaube, ich habe immer versucht, so männlich wie möglich zu sein. § 3. Offenkundig ist das nicht genug gewesen, und ich werde aus diesem Grund versuchen, eine Änderung herbeizuführen. Ich werde mich selbst einer Prüfung unterziehen. § 4. Können wir b. a. w. so weitermachen wie bisher? Kann ohne euch nicht leben! § 5. Hatte vor, über alles mögliche zu reden. Fahre gern auf eine Kulturreise nach Italien, wenn das z. B. jemand will. § 6. Kommt heraus, denn ich durste in meiner Einsamkeit. Euer Freund Peter. Er schob das Papier unter ihrer Tür hindurch und hörte etwas schleichen und flüstern. Dann ging er nach unten und öffnete die Tür des Kühlschranks. Er setzte sich auf den Boden davor und versuchte, wenigstens das Genick in den Kühlschrank zu bekommen in dem wilden Wunsch, sich abzukühlen. Da saß er wie ein magisch angestrahlter Buddha und wartete darauf, daß sein Leben sich wieder ordnen sollte.
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Sie kamen so allmählich. Er konnte sie hören, wie sie die Treppe herunterstolperten, etwas hinter sich her ziehend, das bumste. Und er dachte einen Augenblick an Christoffer Robin und Nalle. Er sah nicht in das große Zimmer, aber er hörte, daß sie da drinnen beschäftigt waren. Nach einer Weile wurde es still. Mit einem Ruck erhob er sich und schlug die Kühlschranktür zu. Das ganze Haus war auf einen Schlag kohlschwarz. Sie lagen dort, jede auf ihrer aufgeblasenen Gummimatratze. Betty auf dem Rücken und Anne-Marie auf dem Bauch. Der perfekte Beischlaf findet in Kürze statt, dachte er. Aber erst macht man zweckmäßigerweise einige Auflockerungsübungen. Er stellte sich zwischen die Matratzen und fing an zu flüstern, daß er solche Angst gehabt hätte, daß sie vielleicht doch eine Chance hätten, daß er danach Sehnsucht hatte, sie zu haben, und daß er alles machen könnte, um ... Sie hoben ihre Arme und begannen, seine Beine zu liebkosen. Er spürte, wie sich ihre Nägel in seine Kniekehlen gruben. «Mmmm», sagte er und setzte sich nieder. Sie fingen an, ihn zu beißen und ein ganz klein wenig zu kratzen. Jeder der beiden nahm ihre Seite, und es glückte ihm, ganz still sitzenzubleiben. Wie, zur Hölle, soll ich sie nur auseinanderhalten können, dachte er weit hinten im Kopf und beugte sich zu einem großen weißen Bauch herunter und leckte ihn wie ein junges Kätzchen. Eine der beiden setzte sich auf sein Genick, und 104
er merkte, wie er tiefer und tiefer auf den Bauch gedrückt wurde, in einen tiefen Schlund abglitt. Er spürte jenen süß-scharfen Geruch und merkte, wie er am ganzen Hals ein bißchen naß-schleimig wurde. Gleichzeitig wurde er so recht geil. «Mmmmmh», sagte er und bekam mehr und mehr Speichel in den Mund. Er hielt den großen Bauch (Bettys, was?) umfaßt und strich ihre Weichen. Ich muß es ruhig nehmen, es muß lange, lange reichen (dachte er vermutlich). Es gelang ihm, sich zu erheben, und die Frau auf seinem Genick glitt von ihm ab. Er setzte sich auf, und Anne-Marie kam auf seine Knie. Er grub in ihr mit der einen Hand und dann in Betty mit der anderen, bis Anne-Marie sich oben auf ihn setzte. Er glitt in sie und fing versuchsweise ein bißchen zu wimmern an. Zuletzt legte sie sich hintenüber, und Betty setzte sich auf die beiden. Er erwischte sie und zog sie weiter nach oben und saugte in ihr weiter. So allmählich kamen sie in einen langsamen, beinahe betäubenden Rhythmus. Sie wiegten sich vor und zurück und dachten alle an ihre Kindheit und an vergangene Zeiten. Dann aalten sich die Frauen von ihm weg, und er legte sich mit dem Kopf in jemandens Knie, und sie tauchten alle ihre Brüste in seinen Mund. Er wurde so durstig. Zuletzt bekam er ein bißchen abgestandenes Sodawasser. Sie küßten ihn die ganze Zeit, und er spritzte Wasser in ihre Ohren, und er klapste auf ihre runden Hintern (dann dachte er verwirrt: wer ist wer?). Jemand bugsierte ihn auf die Gummimatratze. Er lag auf dem Rücken und blinzelte in die Deckenlampe. 105
«Jetzt», sagte Betty-Anne-Marie. Sie legten ihre Köpfe an seine Füße und bissen ihn, dann leckten sie ein bißchen an seinen Beinen, und er breitete sich aus. Sie bissen ihn ganz zart in die Innenseiten der Schenkel und nahmen jede ihre Seite des Sacks und schnappten mit den Lippen danach. Er dachte die ganze Zeit: Ich träume. Sie knieten hinter ihm, und er schob sie etwas nach oben und starrte direkt in ihre weit offenen Geschlechter. Dann schloß er die Augen und atmete und atmete und sog ihren Duft ein. Er durchströmte ihn, und er begann laut zu stöhnen. Sie wechselten sich ab, daran zu saugen, sehr schnell. Er verschwand in ihren Kehlen und war einmal draußen in der frischen Luft und dann wieder drinnen wie in einem Brunnen. Die ganze Zeit spürte er, daß eine der beiden ein bißchen am Sack leckte. Er fühlte sich wie ein phantastischer Liebhaber, der so lange wie auch immer warten konnte. Er steckte seine Finger in sie und rührte in ihnen hin und her. Ab und an senkte sich eine der beiden über seinen Mund, und er leckte vorsichtig darin, daß sie zitterten. Er strich mit den Händen über sie, und die Haut auf ihren Schenkeln zog sich zusammen. Er bekam kleine Haare in den Mund, an denen er saugte. «Oooooh», sagte er. «Noch nicht», sagten sie, eine der beiden. «Bald», sagten sie, irgendeine. So langsam spürte er, daß sie im Kommen waren. Betty wurde trocken, ganz heiß, und er hörte, wie sie sagte: «Langsam, langsam», und er drückte ein bißchen mit dem Daumen in sie, bloß leicht (wie er sich erinnerte). Dann glitt sie auf seinen Bauch herunter und setzte sich auf ihn. 106
Er fing an zu lachen, denn er kam auf die Idee, daß sie eine Art Reihenfolge vereinbart haben mußten. Er vibrierte in ihr. Es schmerzte ein wenig, denn sie war so trocken. Sie saß umgekehrt, und er sah nur ihre großen weißen Schinken. Ich fange an zu schielen, dachte er und fing hysterisch an zu kichern. Und da schrie sie «Iiih» wie ein Wasserkessel, der überkocht, und fiel vornüber. So konnte er endlich Anne-Marie mit sich in die Küche hinaus nehmen und sie auf den Abwaschtisch hieven und sein altes, gewöhnliches eins-zwei-drei schreien (aus der Zeit, wo er Weitspringer war und Distriktmeister und sich selbst mit frohen Kampfrufen anfeuerte). Sie saß auf der rostfreien Platte, und er hatte den einen Fuß durch den Handgriff des Backofens gefädelt. So kam er tief in sie. «Peter», sagte sie. «Nie mehr.» «Immer, du», sagte er. Er drehte am Hahn und spülte sie mit lauwarmem Wasser ab. Er hielt die ganze Zeit die eine Hand über ihren Mund, daß sie nicht schreien sollte (so, daß man es hören konnte). Dann setzte er die Fäuste in ihre Taille und drehte sich in sie wie eine kleine Schlange. Ab und an nahm er ihn heraus und goß etwas Wasser darüber. Sie stützte sich mit dem Rücken am Gewürzregal. Dann bekamen sie beide zugleich den Orgasmus und lebten glücklich ihr ganzes Leben, dachte er. Und den bekamen sie. Dann lagen sie wie zwei tote Heringe da, die jemand auf der Korkmatte verloren hatte, und starrten sich mit leeren Augen an, bis Betty 107
zu neuem Leben erwachte und zwischen den Stäbchenstühlen angehüpft kam. «Auf ihn, wieder», schrie sie, und endlich fuhr er hoch, kam auf die Füße, stolperte über Annas Schildkröte, die endlich im Zentrum des Geschehens angekommen war, und mit dem Bruchteil einer Sekunde Vorsprung gelang es ihm, zur Tür hinauszukommen. «Hilfe!» schrie er, daß es zum bleichen Mond hochschallte, der jetzt am zeitigen Morgen dabei war, sich zurückzuziehen. «Hilfe, sie sind hinter mir her.» Er setzte Kurs auf den Strand und klatschte nackt in die See mit den Mädchen auf den Fersen. Ihre Brüste wippten hoch und runter wie seine Sommerbälle. Auf dem Steg saß Janne, der mit seinem Kumpel aus dem Zelt hierhergekommen war, um in aller Ruhe zu fischen. «Papa, du erschreckst die Fische», schrie er und ballte die Fäuste. Aber da war Peter schon ins Wasser getaucht und war dabei, ins Meer hinauszukraulen, gefolgt von Betty und Anne-Marie im Bruststil in würdigem Takt. Sie schaukelten hoch und runter wie zwei verirrte Galionsfiguren. Bald verloren sie ihn aus der Sicht. Als er bis hinter Perssons große weiße Boje gekommen war, fing er an, sich zu wälzen, zu wälzen. Ich bin ein Seehund, dachte er. Ein glücklicher, befriedigter Seehund. Er tauchte unter und versuchte, sich ein bißchen tiefer Freunde zu verschaffen. Ich frage mich, ob die eigentlich so verflucht individuell sind, Betty und Anne-Marie, dachte er. Nach acht Jahren mit mir, nach all der Anpassung, die sie ge108
zwungen waren, zu durchgehen, damit alles wirklich funktionieren konnte. Es ist wohl so, daß sie die Idee bekommen haben, daß sie so verflucht persönlich sind. Aber man versucht natürlich mitzumachen, man nimmt Rücksicht. Und so nimmt man... Aber dann reichte die Luft nicht weiter. Er sauste nach oben an die frische Luft und sah seine Frauen in weiter Ferne schaukeln. Er winkte ihnen lässig zu, ehe er sich auf den Rücken legte und das Wasser ausblies. «Das war auf jeden Fall vielleicht nicht so dumm mit Sixten und Svenne. Das brachte ja ein bißchen Extrafahrt in die Mädchen», sagte er. Dann machte er einen neuen Schlag und tauchte wieder in den Wogen unter. Im Herbst läßt man sich wohl am besten einen Bart wachsen, sonst wäre man ja dumm, dachte er und lächelte verschmitzt, bevor er nach unten zum Meeresboden verschwand auf dem Weg zu neuen Abenteuern.
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Bernt Rosengren
Um der guten Sache willen Vier Hände, die ihre nackte, heiße Haut überall liebkosten, vier Hände, die immer kühler werden, und sie selbst, sich immer herrlicher ausgeliefert fühlend; sie schließt die Augen und geht leicht in die Brücke, den Liebkosungen entgegenkommend. Sie schließt die Augen wegen der Sonne und weil sie nicht recht unterscheiden will, wer welches tut; jetzt ist es er, der ihren Mund küßt, und sie antwortet mit eifriger Zungenspitze, konzentriert sich auf den Kuß, klammert sich fest in einem erregenden langen und unbändigen Kuß, während eine von den vier Händen wieder bei ihrer Spalte angelangt ist, und diesmal verweilt die Hand, und zwei Finger, drei Finger gleiten hinein, und sie windet sich und zuckt im Rhythmus der Finger, die in ihrer nassen, weitgeöffneten Grotte aus- und einfahren. Die elektrische Schreibmaschine hämmert, röchelt, rasselt und klappert eifrig. Maritas Finger fliegen über die Tasten. Es gibt viel zu tun heute. Der freie Sonnabend wird mit Freitagshetzerei bezahlt. Die Nerven werden vom Radau der Schreibmaschinen, schrillen Telefonzeichen, dem bösen Brummen der Suchanlage gepeinigt. Aber morgen fängt ihr Urlaub an. «Marita?» «Mm.» «Wo zum Teufel ist das Angebot von Nilsson & Svensson?» 110
«Was? Hier. Bitte.» «Vielen Dank, kleine Marita. Auf dich könnte ich eines schönen Tages noch scharf werden.» «Still.» Sven Skyndare überfliegt die Offerten, steht hastig auf und eilt aus dem Zimmer, um den Preis mit Herrn Larsson, drei Räume weiter, zu diskutieren. A coming man, dieser Sven: energisch, zuverlässig, schnell, korrekt, proper, repräsentabel, sprachenkundig, geschäftstüchtig, intelligent, aufgeweckt, vertraueneinflößend, verantwortungsbewußt usw. In erster Linie versteht er es, stets den Eindruck zu erwecken, als wenn in ihm furchtbar viel stecke. Mit anderen Worten: er ist ein tüchtiger kleiner Karrieremacher. Er war auch in der SSU, sozialdemokratischen Jugendorganisation. Aber das ist schon einige Jahre her. Er betrachtet es als verjährt. Jetzt nennt er sich voll Stolz einen «politischen Idioten». Marita ist auch in der SSU. Ihr Vater ist Bauarbeiter und besitzt einen Volvo Amazon und ein Sommerhaus auf Singö in Roslagen. Als Sven das Zimmer verlassen hat, benutzt Marita die Gelegenheit, ein schnelles Make-up zu machen. Der Lippenstift huscht über die Lippen, ein Kamm kämpft sich hartnäckig und erfolgreich durch das Haar - noch einige auflockernde, magische Bewegungen mit den Händen, und das blonde, glatte Haar schwebt wie Seegras um ihre Schultern, sunsilk. Im Zimmer nebenan thront Dyckert, Chef der Abteilung Nagel & Schraube. Er ist Mitglied der Konservativen Partei und schon mehrmals in Medborgaren inter111
viewt worden, ein langer, breitschultriger Kerl in den Vierzigern. Er ist Norrlänning und spricht auf eine energisch langsame oder langsam energische Art; eine tüchtige Kraft, die in kurzer Zeit zu diesem bedeutungsvollen Posten aufgerückt ist. Eben beendet er ein Telefongespräch mit London. Er lehnt sich im Stuhl zurück und zündet sich vergnüglich ein Zigarillo der Marke Rillo an. Es ging um ein großes Geschäft, und die Sache scheint in Gang zu kommen. Da hat er Direktor Johne etwas zu berichten. Er wird sehr zufrieden sein. Abteilungsleiter Dyckert fühlt sich auch dadurch zufrieden gestellt, daß seine Tür halb offensteht. Das bedeutet, daß sein perfektes Englisch von einer gewissen entzückenden Marita Andersson, 17 oder 18, und Herrn Skyndare, 23, gehört worden ist. «Fräulein Andersson!» «Ja.» «Wollen Sie bitte einen Augenblick hereinkommen.» «Moment.» Marita klappert die letzten Worte im Brief: Hochachtungsvoll, Johne & Jones AB. Dann langt sie nach dem Stenoblock und trippelt los, zieht ein paarmal an dem ganz Kurzen, um es vielleicht ein paar Zentimeter länger zu bekommen, aber vergebens. «Diesen Brief an Johnson & Co müssen Sie aber ändern, kleines Fräulein. Die schreiben sich nämlich nicht mit zwei s.» «Ja, natürlich nicht. Ich werde es ändern.» «Und dann, meine Süße», sagt Dyckert und lächelt so charmant, wie er kann, und er kann es gar nicht so schlecht, «könnte ich ein altes Angebot brauchen, und 112
zwar vom 16. August 1956. Es muß oben im Archiv sein. Aber es wird wohl leider irgendwo unten in einer Schublade liegen. Es ist ja schon ziemlich lange her. Ich glaube, daß alles zusammen von vor 1950 in die Schubladen gestopft worden ist. Aber ich brauche es, leider.» «Ja», sagt Marita und bekommt einen leichten Klaps auf den Hintern, als sie sich anschickt zu gehen. «Dann bringen Sie das also in Ordnung, Fräulein Andersson?» «Aber sicher.» Dyckert starrt ihr nach wie verhext, als sie geht, registriert ihre unerhört frechen Hüftschwenkungen. Marita schließt die Tür mit einem gewissen Nachdruck. An und für sich hat sie nichts gegen diesen Klaps. Aberweiche Freiheiten! Kapitalistenschwanz, denkt sie, dieser Knilch soll sich bloß nichts einbilden. «Ach, Svenne, ich weiß nicht, wie ich es heute schaffen soll.» «Immer schön ruhig, Marita. Es ist ja erst halb zwei.» «Das nützt mir gar nichts. Ich habe Millionen von Dingen zu erledigen.» Und warm ist es heute, ganz verteufelt warm, trotzdem die Fenster offenstehen. An diesem sonnigen Junitag wird ihr Idol, Tage Erlander, 65 Jahre alt, der Goldjunge. Das Telefon klingelt, und Sven nimmt den Hörer ab. Er nimmt eine Bestellung für mehrere Millionen Nägel verschiedener Sorte und Größe entgegen. Aber es soll noch heute geliefert werden! Sven schreibt schnell einen Begleitschein und läuft hinunter ins Lager. Marita tippt energisch, verschreibt sich, radiert, 113
verschreibt sich noch mal, radiert hastig, verschreibt sich wieder, schmeißt das Papier weg, setzt einen neuen Bogen ein, beruhigt sich und fängt den ganzen Brief noch mal von vorne an. Die Zeit schleicht langsam und doch viel zu schnell dahin. Welch munteres Geklapper! In welcher Hast die fleißigen Finger über die Tasten eilen! Sven Skyndare kommt angekeucht. «Puh! Das wäre getan. Wie steht's, Marita, ist es bei dir gegangen?» «Es ist bald zum Verzweifeln.» «Dann sollten wir eine kleine Ruhepause machen», schlägt Sven vor und bietet ihr eine Zigarette an. «Danke.» Er beugt sich vor und gibt ihr Feuer, betrachtet mit offenbarem Wohlwollen, wie sich ihr rotes, kurzes Kleid ein Stück nach oben geschoben hat. Wäre aufmunternd, seine Hand da wandern zu lassen. Ich frage mich, was sie sagen würde, wenn ich ganz einfach an ihre Semmel faßte. «Strumpfhosen?» fragt er. «Natürlich», antwortet Marita. Sie rauchen ihre Zigaretten in tiefen Zügen und sehen dem Rauch nach, der an die Decke steigt. Ein Moment der Ruhe und Entspannung, der trotzdem entnervend ist, weil er jederzeit von einem Telefonanruf, einem Klingeln des Haustelefons oder dem bösen Brummen der Suchanlage unterbrochen werden kann. «Hast du schon, Marita, oder sollten wir vielleicht?» Marita seufzt. Wie soll man das wohl auslegen? (Nein, Marita hat leider seit zwei Monaten nicht, seit sie sich 114
mit Claes-Göran verkracht hat. Er war Zimmermann und eine Axt ohnegleichen. Sie hat nur ein paarmal im Duschraum, aber das war nicht so wie im Bus, falls das mitrechnet, aber das tut es natürlich nicht.) «Na?» «Geht dich nichts an.» Da klingelt Svens Telefon. Marita drückt ihre Zigarette im Aschbecher aus und fängt wieder mit ihren Briefen an. Herr Larsson kommt herein; ein schmächtiger Spargel mit langen Fingern und schmalen weißen Händen. Er stinkt nach Pomade - was heutzutage beinahe eine Kuriosität ist. Wenn er spricht, geschieht es sehr von oben herab. «Bringen Sie Direktor Johne diesen Brief hier, Fräulein Andersson. Danke.» «Tut mir leid, ich hab keine Zeit.» «Dann müssen Sie sich die Zeit nehmen, Fräulein Andersson. Er muß den Brief schnellstens haben!» erwidert Herr Larsson und legt einige zierlich gebündelte Papiere vor sie hin, die von ungewöhnlich großen Büroklammern zusammengehalten werden. (Büroklammern - was für eine geniale Erfindung.) «Ich habe doch, verflixt noch mal, schon gesagt, daß ich keine Zeit habe! Und im übrigen bin ich nicht Ihr Laufmädchen! Gehen Sie doch selbst!» «Was für einen Ton Sie anschlagen! Darüber sollten wir eigentlich mal mit dem Abteilungsleiter Dyckert sprechen!» «Das können wir gern! Wollen wir gleich hineingehen?» fragte Marita und drehte ihren Stuhl in Larssons 115
Richtung, den indirekten Weg in Dyckerts Zimmer anpeilend. Larsson kommt leicht aus der Fassung, als er das sehr kurze Kleid sieht, glotzt entflammt und schluckt geräuschvoll. Er wirft sich in Positur und sagt pampig: «Das kriegen Sie wieder!» Damit rauscht er aus dem Zimmer und kracht die Tür erstaunlich laut hinter sich zu. (Er stimmt immer für die Volkspartei, ebenso wie seine liebe Mutter und seine tüchtigen Onkel.) «Sonnenstrahl!» zischt Marita ihm nach. «Kümmere dich nicht um diesen Knacker», rät Sven. «Er ist nicht ganz richtig. Er meint es sicher nicht so böse.» «Ach, diese Type kann mich auf die Palme bringen! Zum Teufel, ist der blöd!» Klappre drauflos, klappre den Ärger fort, klappre fünf Uhr entgegen, klappre dem Urlaub entgegen, klappre drauflos, weil es eine Erholung für die Seele ist. Es sind gar nicht mehr so viele Briefe, und es ist erst halb zwei. Es lichtet sich. Die Offerte! Die kleine Petterson (Kommunistin) aus der Buchhaltung soll aufhören. Sie kriegt todsicher ein Kind. Man flüstert von einem gewissen Prokuristen Lundström (Zentrumspartei)... «Die Offerte, Sven!» «Was?» «Ach, Sven...» «Ja, kleine Sexbombe. Ja, ich will, ich will.» «Ich muß eine alte Offerte für Dyckert suchen, Smith & Wester, London, 16. August 1956. Sie soll da oben 116
in irgendeiner Schublade liegen. Die Schubfächer sind so schwer. Würdest du mir vielleicht helfen ?» «Aber sicher, bloß ...» Da klingelt das Telefon wieder. Sven schnappt sich den Hörer und nimmt einen großen Auftrag entgegen. In der Wartezeit schreibt Marita ihren Brief fertig: Wir danken für Ihre Bestellung und hoffen, auch weiterhin mit Anfragen und Aufträgen von Ihnen rechnen zu dürfen. «Danke, danke sehr», sagt Herr Skyndare und legt mit zufriedener Miene den Hörer auf. «Was hattest du gleich gesagt, Marita? Ach so, natürlich gehen wir auf den Boden und suchen nach einem uralten Angebot. Aber was will Dyckert, zum Teufel, damit? Außerdem ist gar nicht sicher, daß wir es finden. Die ganzen alten Papiere sind ja nicht geordnet. Ich weiß nicht, wer die Archivierung damals gemacht hat. Aber wir können es ja versuchen. Und geht es nicht, so versuchen wir es noch einmal, sagte der Junge zum Mädchen.» «Das ist nett von dir.» «Ist mir ein Vergnügen. Ich werde dich nämlich dort oben verführen, ganz oben auf dem Boden, wo keine Polizei hinkommt. Das werde ich, so wahr ich Sven Skyndare heiße und ein gefährlicher Sven für hübsche Jungfrauen bin. Apropos Jungfrau ... hattest du schon oder wie steht es damit? Ich habe nie eine richtige Antwort bekommen.» «Nein. Hör jetzt auf!» «Nicht? Das paßt ja ausgezeichnet. Wo wir uns jetzt mehrere Wochen nicht sehen werden und überhaupt. Ich brauche eine schöne Erinnerung, mit der ich mich 117
trösten kann, während du Urlaub machst. Es ist ein Muß für mich, mit dir!» «Nichts gibt's, aus und Schluß», antwortet Marita aus Spaß kindlich und bestimmt. «Komm, fangen wir an.» «Anfangen ist das richtige Wort», meint Sven. Er macht die Tür auf und läßt Marita vor sich die enge, steile Treppe zum Boden hinaufsteigen, wo das Archiv ist. «Das war vielleicht nicht gerade wohlerzogen von mir, aber um so smarter. So kann ich beim Steigen etwas von deinen Beinen sehen.» «Das sollst du gern», antwortet Marita und bereut es sofort. Er soll sich nur nichts einbilden, gar nichts. Svens rechte Hand wird von einer gewaltigen Lust gepackt, straight on the point zu gehen. Dran, drunter, draufzu, gerade draufzu, nahe dran. Der starke Wille wird mobilisiert, um die Erektion zurückzuhalten. Peinlich, wenn etwas zu sehen wäre. Nein, die Hand kann es nicht lassen. Sie huscht unter das kurze Kleid und streichelt die Innenseite des linken Schenkels, ganz oben, sondiert das Gelände. «Nein, aufhören!» kreischt Marita leise und routiniert und läuft davon. Sven kommt langsam nach. Beide versuchen, völlig unberührt auszusehen, als sie angekommen sind. «Er müßte wohl in irgendeinem dieser Schubfächer zu finden sein, der Schnellhefter», meint Marita und zeigt mit der Hand auf die Regale. «Bist du so nett und ziehst sie heraus? Stell dir vor, wenn das Angebot nun im falschen Hefter liegt oder unter einem falschen
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Buchstaben abgelegt ist? Dann finden wir es wahrscheinlich nie.» «Eine Sache im vorweg, Marita. Erst werden wir die Mappe suchen, in der die Offerte liegen müßte. Wie war das gleich? Sechsundfünfzig, ausländische Offerten.» Skyndare geht ran. Die Schubladen werden aufgezogen und zugestoßen. Er findet die, wo 66 ausl. Off. draufsteht. Er hebt den Kasten an und stellt ihn auf den riesigen Schreibtisch, der an der Wand steht. Gemeinsam fangen sie an, in der Schublade nach der gesuchten Mappe zu wühlen. Hier oben ist es ziemlich dunkel. Es gibt keine Fenster, und die Beleuchtung ist schwach. Nur eine müde Lampe ist an der Decke und eine Wandlampe am Schreibtisch. An den Wänden stehen Regale mit staubigen Schnellheftern, alten Zeitschriften und allem möglichen Kram. Aber Haustelefon und Suchgerät sind natürlich auch hier zu finden. Und das Dach hat einen Ventilator, der sich mit leisem Brummen in Gang setzt, als Skyndare auf einen Knopf drückt. Er spendet ein bißchen Kühle an diesem heißen Tag. «Wie schön. Es ist ja unerträglich warm heute.» «Du hast zuviel an, Marita.» «Was ? Ich habe ja kaum etwas auf mir.» «Auf jeden Fall zu viel. Komm, ich werde dir etwas ausziehen», sagt Sven und stellt sich hinter sie, umfaßt sie und drückt sie an sich. Er preßt sein erstarrendes Glied an ihren geschmeidigen kleinen Hintern. (Kein Birnenhintern, ein typischer Apfelhintern nach der Lars Normanschen Terminologie.) Jetzt, jetzt müßte 119
sie seine Hände wegziehen, ihn von sich stoßen, etwas sagen, etwas tun. Aber sie tut, wie man sieht, nichts. Sie fügt sich ruhig und gehorsam, als er sie umdreht und küßt. Sie öffnet ihren Mund und trifft seine Zunge, zuerst vorsichtig und dann immer hungriger und hungriger. Er preßt sie fest an sich. Seine Hand schlüpft unter das kurze Kleid, wölbt sich über ihrer Pflaume, drückt sie einige Male leicht. Dann fährt sie höher und sucht sich unter den Gummi der dünnen Strumpfhose und des kleinen Schlüpfers. Sie gleitet über den Bauch und nähert sich dem behaarten Dreieck. Wenig Haar, weiches Haar. Er küßt sie ununterbrochen, wie um sie abzulenken, während er puhlt und puhlt. Mit zwei Fingern fährt, nein, rutscht er hinein, aber da weicht sie mit einer schnellen Bewegung zurück und kneift die Beine zusammen. Das Küssen geht jedoch weiter, und das Spiel der Zungen wird immer heißer. Bald nähern sich ihre Hüften wieder, und langsam öffnen sich die Beine. Die Finger langen tiefer hinein. Raus und rein, raus und rein. Die Pflaume ist herrlich feucht und heiß und weitet sich unglaublich. Er dreht sie wieder um und stellt sich hinter sie. Er zieht die Strumpfhose und den Schlüpfer bis an die Kniekehlen herunter, rollt das kurze Kleid zur Taille hoch und legt sie über den Tisch. Sie wehrt sich nur zum Schein ein wenig. Sie versteckt ihr Gesicht in den Händen, als er ihren Hintern streichelt und mit den Fingern der einen Hand in ihre Pflaume dringt, während die andere den Reißverschluß seiner Hose aufzieht und den Inhalt hervorholt. 120
«Wenn jemand kommt», schreit sie leise, als sie seinen Schwanz tasten fühlt. «Ach wo», antwortet er, «ich habe zugeschlossen, und hier hat niemand etwas zu tun. Immer schön ruhig, Marita.» Er fädelt sich ein, preßt sich tiefer, rutscht weit hinein, fährt bis zur Wurzel hinein. Er umfaßt ihre Hüften und beginnt zu stoßen, langsam - und ab und zu einen langen Stoß (man muß richtig kosten) und dann rhythmischer und schneller. Sie rutscht mit dem Oberkörper etwas auf dem Tisch hin und her, beklagt sich aber nicht. Sie atmet heftig im Takt mit den Stößen, windet sich ein bißchen und kommt aus dem Takt. Sie versucht es wieder, und jetzt geht es besser. Der Rhythmus wird weich und ruhig. Es geht für sie, und er beschleunigt das Tempo. Nach einer Weile verlangsamt er den Takt ein bißchen, weil er spürt, daß er kurz davor steht, und er will sie mithaben. Er beschleunigt etappenweise. Härter, fester. Bumst bei jedem Stoß gegen ihren Hintern, ein erregender Laut. Ihr Oberkörper fährt immer ruckweiser über den Schreibtisch. Jetzt kommt es gleich, gleich, gleich. «Gefällt es dir?» fragt er mit belegter Stimme. Keine Antwort. Stoß und Bums, Stoß und Bums. Sie lauschen ihren heftigen Atemstößen. Da kommt die Antwort: «Ja! Jaaah!» Und es geht für sie beide wie auf ein gegebenes Signal; nämlich das sog. Kaffeesignal, das von der Telefonzentrale über die Suchanlage gesendet wird, wenn der 121
Kaffee fertig und die Zeit zur Pause ist. Ein böses Brummen, und alle roten Lampen leuchten auf. Im Frühstücksraum sitzen sie am selben Tisch und trinken den leider allzu dünnen Kaffee. Vielleicht wirken sie eine Idee zu unberührt. Abteilungsleiter Dyckert (konservativ) sitzt einige Tische weiter neben Direktor Johne und starrt Marita (Sozialdemokratin) an. Ahnt er etwas? Sieht man es? Sven Skyndare ist sehr zufrieden. Es ärgert ihn nur, daß er vergessen hat, ihre Brüste zu kosten. Das muß wettgemacht werden, sofort nach der Pause. So schöne Brüste soll man nicht unbeachtet lassen. Er stellt sich vor, wie er sie in seiner Hand halten würde. Hölle! Hoffentlich hat sie Lust, noch eine Nummer zu schieben. Das hat sie sicher, denkt Skyndare. Jesus, wie schön sie ist, was für eine goldige Pflaume sie hat, und wie geschickt sie sich in der schwierigen Stellung bewegte. Teufel, hier sitze ich und kriege Stand - muß an etwas anderes denken. Die Fleischklößchen schmecken gut, aber Krautwickel sind auch nicht übel. Marita sitzt da und ist verwirrt über das Geschehene. So war das gar nicht gemeint gewesen. Endlich entschließt sie sich, das Ereignis als eine würdige Art, den 65. Geburtstag Tage Erlanders, des Goldjungen, zu begehen, anzusehen. So schön war es, ehrlich gesagt, nicht mehr gewesen seit damals, wo sie mit ClaesGöran im Schaukelstuhl gesessen hatte. Diese bewußte Sache. Aber er war ja ein hölzerner Bock. Ein Glück, daß sie ihn los war. Aber warum, zum Teufel, sitzt Dyckert da und glotzt? Es ist mir doch nicht etwa anzusehen, daß ich ganz frisch gefickt bin? Herrgott, wenn 122
ich bloß keinen Knutschfleck am Hals habe! Nein, kein Grund rot zu werden. Ich hätte es auf jeden Fall gemerkt. Und jetzt muß ich die Offerte finden. In ein paar Stunden fängt mein Urlaub an. Herrlich. Auf dem Wege vom Lunchraum bekommt Sven Skyndare einen dringenden Auftrag von Abteilungsleiter Dyckert - und damit verschwindet Herr Skyndare aus unserer erotischen Novelle. Maritas Brüste sind ihm entgangen. Marita muß allein auf den Boden steigen, um das kaum begonnene Suchen fortzusetzen. Sie hat kaum ein paar Schnellhefter durchgesehen, als Schritte zu hören sind. Jemand ist auf dem Weg die steile Treppe herauf. Svenne kommt anscheinend schon zurück, fein. Nein, was soll das? Dyckert himself. War es so eilig mit der verdammten Offerte? «Wie steht's, Fräulein Andersson?» fragt Dyckert, geht auf Marita zu und küßt sie mit grauenhafter Bedenkenlosigkeit. Ihr knicken fast die Beine ein. Wie ein großes Fragezeichen hängt sie in seinen Armen. Dann reißt sie sich los. «Abteilungsleiter Dyckert...» Aber er greift wieder zu und küßt sie solide und mit großer Sorgfalt. Ach, zum Teufel, wo ich in ein paar Stunden Urlaub habe und überhaupt. Sie küßt zurück, allerdings etwas reserviert. Eigentlich nicht so übel, dieser Dyckert, denkt sie. Seine üppige Frau Signe würde natürlich aus der Haut fahren, wenn sie uns sehen könnte. Aber sie kann es ja nicht. Dyckert fängt
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an, ihr das Kleid auszuziehen. Marita protestiert. Es könnte ja jemand kommen. «Ach wo, ich habe zugeschlossen, und hier hat niemand etwas zu tun. Immer schön ruhig.» «Was?» «Arme hoch, streckt», kommandiert Dyckert, der Rittmeister der Reserve ist. Und fort fliegt das kurze rote Kleid. Marita steigt der Eile wegen aus ihren hochhackigen Schuhen. Sie stand darin zu unsicher. Dyckert zaubert mit findiger Routine ihren Büstenhalter fort, ehe sie es überhaupt begreift. Und dann ist er so klug, sich einige Minuten auf ihre selten schmackhaften Brüste zu konzentrieren. Diese stupsnäsigen Brüste, die unter seinen Händen fest werden. Danach wird sie aus Strumpfhose und Schlüpfer gepellt und braucht nur noch herauszusteigen. Völlig nackt, die Hände schüchtern vor das Fötzchen haltend, steht Marita da - genau wie eine von den Puppen aus dem Playboy, erinnert sich der gedächtnisstarke Dyckert. «Und der Abteilungsleiter?» fragt sie beinahe flüsternd. «Aber ja», trompetet er, «ich komme, nur einen Augenblick. » Er hebt Marita energisch hoch und legt sie auf den großen Schreibtisch. Sie blinzelt in das Lampenlicht. Die Schublade mit den Schnellheftern stellt er auf den Fußboden, nimmt Maritas Kleider und legt sie obenauf. Dann springt er mit einem fröhlichen Hopser aus seinen Sachen und baut sie in einem zierlichen Berg auf das Schubfach. Er krabbelt auf den Schreibtisch, der hält, und ist im Nu über Marita. 124
Rasches Spiel mit den Fingern, feucht und warm und herrlich, eine junge, wunderbare Grotte. Er zieht ihre eine Hand an seinen Harten. Es ist am besten, wenn sie selbst steuert. Sie ergreift sein recht handfestes Gerät und lenkt es hinein. Es dringt tief ein. Sein Gewicht ist beachtlich. Sie erwidert mit weichen Gegenstößen. «Du ißt wohl Antibabypillen?» «Mm.» Nach einer Weile sträubt sich Marita und zeigt dem Abteilungsleiter die Krallen: «Aufhören! Kapitalist! Nicht heute, wo Tage Geburtstag hat, der Goldjunge. Ich will diesen Tag nicht entweihen! Weg! Weg! Es lebe der Sozialismus!» «Aber liebes Fräulein Andersson, jetzt können wir doch nicht aufhören? Wir können einfach nicht!» «Weg! Weg!» «Aber, Liebe, Liebe. Wenn ich verspreche, das nächste Mal die Sozialdemokraten zu wählen, na?... Und das übernächste Mal auch?... Na? Kommen Sie doch, liebes Fräulein Andersson!» «Nun ja», sagt Marita, «um der guten Sache willen. Aber vergessen Sie Ihr Versprechen nicht!» «O nein! Auf zu neuen, kühnen Zielen!» So geschah es, daß Tage Erlander eine nicht unbedeutende Rolle in der Erotik dieses Sommers spielte. Als sie eine ganze Zeit herumgeritten und fast am Ziel angelangt sind, fällt dem rührigen Abteilungsleiter ein, daß die Situation eigentlich so etwas wie ein Gespräch verlangt. «Wo ... machen Sie Urlaub! Fräulein ... Andersson!»
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Er hat ihre Beine hochgehoben und über seine Schultern gelegt. Sie liegt also kräftig angehoben, mit den Füßen über seinem Rücken baumelnd, den Unterkörper hoch herausgedrückt, und versucht, unter den wilden Wogen der Orgasmen eine Antwort herauszubringen: «Si! Sing! Ö!» Singö im Juni. Wellen, in der Sonne glitzernde Wellen. Maritas Eltern machen Urlaub in Italien (niemals in Spanien). Marita und das ziemlich Jungverheiratete Paar Bosse, 22, und Lena, 23, Petterson (Sozialdemokratische Partei) verfügen allein über ein großes Sommerhaus am Strand. Claes-Göran sollte ursprünglich auch dabei sein, aber daraus wurde nichts. Claes-Göran ist nach Maritas Ansicht eine Axt, die man schon lange hätte begraben sollen. Niemand widerspricht ihr. Das Thema ist noch immer ein heißes Eisen. Eine Urlaubswoche ist bereits vergangen. Sie sind alle prächtig von der Sonne gebräunt. Bald ist Mittsommer. Bosse war in Herräng und hat Schnaps gekauft. Sie frühstücken auf der Veranda; Hering, Kartoffel, saure Sahne, Schnittlauch, Knäckebrot, Butter, Käse, Bier und anderthalben Schnaps für jedes Mädchen, zweiundeinenhalben für Bosse. Die Mahlzeit ist leben beendet, die Stimmung fröhlich und ein bißchen angeheilten durch Sonne, Schnaps und Sex, oder wie man das nun ausdrücken will. Es ist schade um die einsame Marita, weil sie keinen Partner hat. Sie hat wohl gehört, wie es Bosse und Lena fast jeden Abend trieben. Mit Decken, ein paar Kissen und Zeitungen gehen sie hinunter an den 126
Strand; die Damen im Bikini, er im Monokini. Sie breiten die Decken aus und legen sich lang. Bosse und Lena springen bald wieder auf und laufen Hand in Hand ins Meer, ins blaue Meer. Sie versuchen Marita mitzulocken, aber sie will nicht. Sie blinzelt in die Sonne. Das flimmert so rot, und sie denkt ein bißchen an Bosse, der sie neulich auf der Veranda ziemlich lange betrachtet hat. Und Lena guckte so komisch. Oder vielleicht nicht? Jetzt kommen sie aus dem Meer zurück, legen sich auf die Decken und frösteln. Nach einer Weile verschwinden sie, laufen umher und tuscheln. Dann kommen sie wieder auf die Decken und legen sich rechts und links von Marita hin, reden, daß Marita ins Wasser muß, und wenn sie Gewalt anwenden müssen, und Lena fragt sich (sie hat es schon oft getan), warum sie Badeklamotten tragen, hier, wo sie niemand sieht, wir drei sind doch unter uns, höchstens vom Boot aus kann man hier hereinsehen, daß ich einen Badeanzug trage, hat ja seine Gründe, meinte Bosse (das hat er schon oft gemeint), aber daß ihr so was tragt, ist völlig idiotisch, wie Lena nackt aussieht, weiß ich schließlich, und was die kleine Marita unter diesem Badeanzug versteckt, kann sie genauso gut zeigen, von mir aus also, bitte, sagt Bosse, und geniert es euch nicht, wenn sich meine Einschätzung eurer Schönheit sichtbaren Ausdruck verschafft, so kann ich wohl auch nackt gehen. Aber weiter als bis zu diesem Dialog kam man auch diesmal nicht. Nach einer Zigarette sollte Marita ins nasse Element, und wenn es mit milder und freundlicher Gewalt sein mußte. Sie fassen sich an den Händen und 127
laufen in das eiskalte Wasser, schreien, spritzen und planschen und schnappen nach Luft. Wie fröhliche junge Hunde springen sie zu den Decken zurück. Trocknen im Nu in der Sonne. Marita liegt auch diesmal in der Mitte. Plötzlich ruft Lena leicht benommen von der starken Sonne, anderthalbem Schnaps und einem Bier, daß sie jetzt, zum Teufel, Nudisten werden sollen! Jetzt oder nie. Man braucht ja nur anzufangen. Tun wir es gleich. «Ich ziehe meinen BH aus, so, hier, hurra! Und jetzt darf Bosse aus seinem Tarzanhöschen kriechen. Beeil dich, du Scheusal! Na, also. Mach ruhig die Augen zu, Marita. Früher oder später mußt du sie ja doch wieder aufmachen. Nun bist du an der Reihe - wirf den BH weg!» Marita macht die Augen zu, kommt aber in einer schiefen Brücke hoch, zaubert den BH los und schleudert ihn von sich. «Na also!» hört sie Lena rufen. «Jetzt steige ich aus dem Schlüpfer, juchhe! Du allein bist noch übrig, Marita.» Marita hat immer noch die Augen zu, schlängelt sich aber doch aus dem minimalen Unterteil des Badeanzugs. Dann liegt sie still, sagt nichts, horcht nur. Niemand sagt etwas. Was die beiden anderen machen, weiß sie nicht und will sie nicht sehen. Sie liegt nur ganz still. Eine schreiende Stille (eigentlich sind es ja die Möwen, die schreien). Da merkt sie, entdeckt atemlos, daß Bosse sich näher an sie herangemacht hat. Sie streifen sich, Haut an Haut. Es wirkt wie ein heftiger Schlag. Aber er kommt immer noch näher. Sie liegen 128
Seite an Seite, ihre Haut brennt. Was denkt er sich bloß! Und Lena? Marita weiß weder aus noch ein. Sie liegt nur ganz still. Da merkt sie, entdeckt atemlos, daß Lena sich näher an sie herangemacht hat. Sie streifen sich, Haut an brennender Haut. Und Bosse dreht sich herum und wirft sich halb über sie. Seine Hand streichelt ihre sonnenwarmen Beine und öffnet sie. Vier Hände, die ihre nackte, heiße Haut überall liebkosen, vier Hände, die immer kühner werden, und sie selbst, sich immer herrlicher ausgeliefert fühlend; sie schließt die Augen und geht leicht in die Brücke, den Liebkosungen entgegenkommend. Sie schließt die Augen wegen der Sonne und weil sie nicht recht unterscheiden will, wer welches tut; jetzt ist er es, der ihren Mund küßt, und sie antwortet mit eifriger Zungenspitze, konzentriert sich auf den Kuß, klammert sich fest in einem erregenden, langen und unbändigen Kuß, während eine von den vier Händen wieder bei ihrer Spalte angelangt ist, und diesmal verweilt die Hand, und zwei Finger, drei Finger, gleiten hinein, und sie windet sich und zuckt im Rhythmus der Finger, die in ihrer nassen, weitgeöffneten Pussy aus- und einfahren. Die weitet sich unglaublich. Alles weitet sich. Bosse vögelt Marita eine Weile, während er Lena mit der linken Hand bedient; dann kriecht er hinüber auf Lena und macht es Marita mit der rechten Hand. Sonne, Sand und ein frischer, leichter Wind vom Meer. Heiße Liebkosungen, die sich immer mehr vermischen. Jetzt legt er Marita auf Lena und bearbeitet sie eine Weile von hinten. Das Ganze kann noch zwei Urlaubswochen lang variiert werden. 129
Sonne, Sand, Hering, Kartoffeln, Sahne, Schnittlauch, Knäckebrot, Butter, Käse, Bier und Schnaps, das Meer bei Aland, fröhliche Drüsen; Sonne, Sand usw. usw., Schnaps, das Meer bei Aland, nackte Haut usw. usw. und Sex ist Trumpf (?!)...
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Sam Lidman
Sex Yvonn Lindberg oder Yvonne (mit langgezogenem E), wie sie von ihren Freundinnen während der Schulzeit und in den Studienjahren in Uppsala genannt wurde, Kandidat der Literaturgeschichte und der nordischen Sprachen, war seit einem halben Jahr Bibliothekassistentin am Schwedischen Institut. Es war ihr erster richtiger Platz. Sie war nur eine der vielen tausend Gleichaltrigen, die es an diesem begnadeten Hochsommernachmittag in dem offiziellen oder halboffiziellen Schweden eilig hatten, nach Hause zu kommen, um für ein Wochenende des Landes dienstliche Gutachten, Denkschriften, Memoranden, Gesetze, Verordnungen, Dekrete und Ukasse zu vergessen, die in den übrigen fünf Tagen der Woche sowohl den Staat als auch das einzelne Individuum zu neuen Zielen dirigierten; Zielen, die so kühn und fern von denen waren, die wir im allgemeinen im Auge haben, daß nicht einmal der Staatsminister immer genau darlegen konnte, wohin und auf was er eigentlich hinauswollte. Aber an Sonnabenden und Sonntagen pfiffen des Landes Einwohner auf all dieses. Man konnte da sogar die Regierungsmitglieder bei einer stillen Partie Krocket auf Harpsunds immergrünem Rasen ausspannen sehen wenn es gerade Sommer war wie jetzt. In ihrer Wohnung angelangt, die aus Zimmer und Küche bestand und die sie den Sommer über von einem Studienkameraden, der ins Ausland gefahren war, hatte 131
leihen können, drehte sie sofort die Hähne zur Badewanne voll auf. Sie warf ihre Kleider ab und sprang splitternackt umher, eine ungenierte wilde Jagd bei offenen Fenstern und mild flatternden Gardinen. Sie lief, wie es schien, vollkommen planlos hin und her. In einem Augenblick warf sie Brot und Butter und Milch in den Kühlschrank, im nächsten zog sie ein Schubfach im Korridor auf, rannte dann zurück in die Küche, wo sie ein paar Pilsner in den Brotkasten packte, trabte weiter in die Toilette und dann zurück Jans Zimmer, wo sie sich erst halbwegs vom Balkon zurückhielt: Das Kleid hatte zu warten, bis sie wenigstens ihre Unterwäsche anhatte! Sie machte eine Kehrtwendung und verschwand wie ein Pfeil wieder im Bad, wo es ihr im letzten Augenblick gelang, die Hähne zu schließen. Und ohne sich erst die Zeit zu nehmen, die Temperatur des Wassers zu prüfen, verschwanden der Hintern und die schlanken Schenkel mit unbeschreiblich weiblichen Bewegungen über dem Rand der Wanne in der dampfenden Flüssigkeit. Das Ganze wurde begleitet von den wie an die spitzigen Brüste gerichteten entzückten kleinen Ausrufen: «Pfui, wie heiß ... Gott, wie schön ... brrr!» Mit dem Wasser bis an die Kinnspitze sah sie durch das offene Fenster des Badezimmers einen Mann, der sie von einem Balkon auf der anderen Seite der Grünanlage entdeckt hatte. Sicher ein Bürosekretär, Archivar oder dergleichen, dachte sie. Statt aber das halbe Fenster zu schließen, winkte sie fröhlich mit der Seife, 132
setzte sich auf und begann in einem Übermaß der Lebensfreude ihre Arme, Schultern und Brüste einzuseifen. Dabei laut summend: «Kannst mich am Hintern küssen, kleiner Karlsson oder wie du nun heißt. Heute abend gehe ich auf den Bums! Auf den Bums, den Bums, den Bums!» Und fuhr kurz fort: «Das Leben ist herrlich. Glaub mir, denn ich bin ein Mädchen!» Sie streckte ein Bein aus dem Wasser und winkte sich mit den rotlackierten Nägeln zu, während die Seife an Knie und Wade hin und her glitt. Auch die häßlichsten Frauen sehen durch ein Fenster und aus einiger Entfernung schön aus, hatte er gesagt. Und du bist ja wirklich richtig niedlich, wenn du diese widerlichen Kleider nicht anhast, die du glaubst, deinem intellektuellen Beruf schuldig zu sein. Nackt siehst du wie ein Backfisch im Playboy aus, alles stimmt: Die Zierlichkeit von Armen und Beinen... die Proportionen ... und Dimensionen ... dein gewölbter Hintern und deine hochnäsigen Brüste. Es ist nur eine Frage des Kamerawinkels. Kleide dich - und zieh dich aus! - wie deine Altersgenossen in der Stadt, und du wirst succipyramidale machen. Das hatte er zu ihr gesagt. Zu ihr, die sich immer über alles geschämt hatte. Denn sie war zu klein, zu dünn, zu schmächtig, zu weiß, es gab nichts, womit sie zufrieden war. Um sie zu überzeugen, war er gezwungen gewesen, ihren Körper mit seiner Polaroidkamera farbig vor der Wandbekleidung über dem roten Holzsofa in der Küche seines Hauses aus dem 18. Jahrhundert zu fotogra133
fieren. Mit nur einer neugekauften Studentenmütze bekleidet, die schräg auf der blonden, modernen Frisur saß, das eine Knie auf dem zerschlissenen Sofa und das andere Bein mit pfauengleich gespreizten Zehen nach unten und außen auf die handgewebte Matte gestützt, den kurvenreichen, wohlgenährten und doch zarten Hintern mit seinen durch den Bikini bleichen Partien dem blanken Kupfer des Holzherdes zugewandt, das Gesicht spöttisch gegen die Kamera gerichtet, den Busen im Profil und die blutroten Nägel der der Kamera abgewandten Hand auf das erbauliche und fromme Plattstichgebet, eingerahmt von schwedischen Fahnen, des alten Wandbehangs, weisend: Das Resultat ihres gemeinsamen Spiels, neben das Vorbild gelegt, hatte ihr Selbstvertrauen gegeben. Sie entspannte sich. Es gab nichts Schöneres als ein heißes Bad vor dem... das sie erwartete ... am Abend. Sie sollte zu ihrem Chef. Ihn liebte sie. Sie war schon mehrere Male bei ihm gewesen wie auch zu Pfingsten in seinem Sommerhaus. Aber jetzt hatten sie sich eine Woche nicht getroffen. Er war auf einer Dienstreise in Göteborg gewesen. Aber sie hatte Briefe bekommen. Der letzte, den sie erst gestern erhielt, war eine Briefkarte gewesen. «Willkommen also Freitag um sieben Uhr. Ich garantiere Dir eine ganz große Überraschung.» Ihr Blick fiel auf die grüne, seidenschimmernde Ölkapsel, die noch oval und blank mit ihrem wohlriechenden Inhalt vor ihr auf dem Wasser schwamm.
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Faul langte sie danach und drückte sie leicht zwischen Daumen und Zeigefinger. Genau wie ein Testikel, dachte sie, ein kleiner Jungentestikel. Die Kapsel bot denselben weichen erregenden Widerstand. Und ein Erlebnis zog an ihren halbgeschlossenen Augen vorbei, ein Ereignis, das für ihr verflossenes Leben keineswegs typisch war, das aber vielleicht - in gewisser Weise - in die Zukunft wies. Es war eine jener unbegreiflichen Geschichten mit Repliken und einer plötzlichen Aktivität, die einen später fragen läßt, ob man es selbst gewesen ist, der daran beteiligt war. Und zuletzt ist man beinahe versucht, sich zu fragen, ob nicht das Ganze ein Traum war. Es war im Sommer nach dem Abitur gewesen, als sie einen Monat Gast ihres Onkels auf Tegelön war. Der Juli tag war flimmernd heiß gewesen. Sie saß in einer frischgebügelten weißen Bluse und kleinkarierter Piratenhose im Korbstuhl des kleinen Gästezimmers im oberen Geschoß und las Maupassant. Sie war allein. Die Familie war aufs Festland nach Sommarbo zu einem Besuch gefahren, als der bald dreizehnjährige Sohn, dem es anscheinend in letzter Minute geglückt war, sich zu drücken, in seinen blauen Jeans ins Zimmer gestürzt kam. Mit einem fürchterlichen Kriegsgeschrei feuerte er eine Zündplättchenpistole direkt unter ihrer Nase ab. Erschrocken war sie hochgefahren, und der Junge, der trotz des Altersunterschieds so groß wie sie war, hob wie zur Verteidigung instinktiv die Arme. Ehe sie nur wußte, wie es zugegangen war, begannen sie miteinander zu ringen. Sie, zuerst böse und wie alle Mädchen 135
ohne jedes System, kämpfte an allen Fronten. Jungenhaft versuchte er, erst ihren Kopf zu fassen, um sie auf den Boden zu ziehen und ihre Schultern auf den Teppich zu pressen, um sie so dazu zu zwingen, sich als besiegt zu erklären, wie es bei Jungen üblich ist. Nach wenigen Augenblicken merkten die beiden die plötzliche Veränderung der verlassenen, flimmernden Sommerlandschaft vor dem Fenster, sie wurden sich des Schweigens in dem kühlen Raum bewußt, der Einsamkeit, die sie umschloß und sich in eine Ahnung des Unpassenden verwandelte. Sie bewegten sich langsamer, bis sie schließlich in ihr Bett purzelten und sie, nur um ihre plötzliche Überlegenheit auszunutzen, auf die Idee kam, ihm einen Klaps zu verpassen. Sie zog seine Jeans herunter. Aber wie er sich auch drehte und wand, die Vorderseite kam immer nach oben. Und vor sich, zwischen seinen Beinen, die plötzlich stillagen und eine Ahnung gespreizt, sah sie sein kleines Geschlecht, das noch ohne Pubertätshaar war. Du mußt mir glauben, hatte sie ihm, den sie liebte, später erklärt, ich hatte damals meinen Verlobten noch nicht getroffen, und ich hatte noch nie die Geschlechtsteile eines Mannes so nahe vor mir gesehen, aber ich wurde mit einemmal ganz ruhig. Und der Junge mußte bemerkt haben, was in mir vorging. Er lag ganz still, und ich starrte und starrte wie verhext, denn da es keine Haare gab, war ja alles so gut zu sehen. Und dann sah ich, wie meine Hand langsam, ohne daß ich sie zu hindern vermochte, sich dem wie im Zeitlupentempo näherte, um zu erfahren, wie sich das anfühlte. 136
Gleichzeitig veränderte sich etwas in mir, hatte sie ihren Bericht fortgesetzt. Ich fühlte mich auf eine kindliche Weise plötzlich als Frau, unendlich mütterlich und gut und überlegen, aber zugleich diesem kleinen Dingsda unterworfen, das plötzlich zwischen meinen Fingern groß und hart wurde. Ich streichelte es, keineswegs so kunstvoll und erfahren, wie ich es jetzt bei dir mache, aber die Wangen des Jungen wurden rot wie Pfingstrosen. Und aus Schuldgefühl, Genuß oder was es nun gewesen sein mag, legte er den Oberarm über die Augen wie ein schlafender Endymion. Du findest vielleicht, daß es häßlich ist, aber du mußt verstehen, daß ich selbst geil wurde und dachte, daß es am besten wäre, die Gelegenheit wahrzunehmen, denn vielleicht würde ich so etwas nie wieder erleben. So kindlich und dumm war ich, aber es war ja mein erster Mann. Ich glitt also auf den Fußboden und stellte mich dort auf die Knie, um dem richtig nahe zu kommen. Er war nicht sehr groß und ziemlich dünn, aber was mich am meisten frappierte und wovor mir zuerst wirklich beinahe ekelte, war, daß er eine so enorm große Eichel hatte. Ich konnte die Haut kaum zurückschieben, aber das war interessant, und es fing auch bei mir zwischen den Beinen zu kitzeln an, als ich sah, wie es darin zu zucken begann. Du weißt, so wie es einem passieren kann, wenn man schläft und etwas richtig Wollüstiges träumt. Und da durchlief ich in dieser kurzen Zeit meine dritte Verwandlung in meinem Innern. Es war mir schließlich gelungen, die Vorhaut über die Eichel zurückzuschieben; so weit es nun ging, trotzdem sie an den 137
Rändern immer noch festsaß. Da sah ich an der Mündung einen durchsichtigen Tropfen blitzen und hörte mich im gleichen Moment sagen: «Was für eine süße kleine Pistole du hast.» Und damit steckte ich die Spitze in den Mund, genau wie eine Pistolenmündung. Gleichzeitig suchte sich meine andere Hand nach unten zu seinem Sack, als wenn er ein Kolben gewesen wäre. «Wo hast du denn deinen Abzug?» hörte ich mich so deutlich sagen, wie ich konnte, und ich tat, als suchte ich nach dem Abzug zwischen seinen Eiern. Ich kratzte mit den Nägeln, und da ... du verstehst... spritzte der Bursche schneller als schnell direkt in meinen Mund. Kannst du dir das vorstellen? Der kleine Lümmel produzierte Samen, obwohl sein Geschlecht noch bartlos war! Ich war so erstaunt, daß ich einfach schluckte. Ich kann dir versichern, es war ein richtiger Kübel voll, um den sogar du ihn beneidet hättest. Dabei war der Junge sicher noch mehr erschrocken als ich. Nach dieser Episode hatte sie immer und immer wieder onaniert und machte es jetzt auch noch. Während die Erinnerungsbilder unter den noch ungemalten Augenlidern vorbeizogen, hatte sie unbewußt den Körper so gehoben, daß der gebräunte Bauch wie ein weicher, rundgeschliffener Stein aus dem Wasser ragte und der dunkle Haarbusch, so groß wie ein Fünf-Öre-Stück, den sie einige Zentimeter oberhalb des Geschlechtsorganes wie eine Richtmarke hatte stehen lassen, das Fahrwasser der Finger von ihrem tiefen Nabel zur reinen grotta azzura der Schenkel markierte. Sich in dieser Erinnerung verlierend und sich zugleich angenehm 138
dessen bewußt, was sie machte, rollte sie mit den Fingerspitzen die Kapsel vom Nabel nach unten zu der rasierten Spalte. Hin und her und dabei extra genießerisch zögernd am empfindlichsten Punkt, um den sie einen kleinen Kreis beschrieb. Und als sie sich daran erinnerte, wie sie hinterher den Jungen vor dem Bett zwischen ihren in einer Piratenhose gekleideten Beinen stehen hatte und ihm half, das kleine Glied in die Hose zu stecken und den Reißverschluß hochzuziehen, erschauerte sie: Die Unbeholfenheit des Jungen nach dem Wunder, das ihm gerade widerfahren war, erlebte sie als den Höhepunkt. Sie, sie war Herr über das Geschlecht des Mannes! Die Kapsel zerplatzte, und ihr Körper vollführte einige heftige peitschende Bewegungen nach den Seiten wie ein verwundeter Tümmler. Dann sank ihr Hintern zum Boden der Wanne nieder, und sie sah in betäubendem Wohlbehagen, wie das Öl sich ausbreitete und zerfloß wie die süßen, ruhigen Nachwehen in ihrem Bauch. Ein Schein von Glück zog über ihr Gesicht, und sie strich sich über die Brüste nach unten zur Taille, dankbar gegen sich und die ganze Welt. Dankbar für das, was sie erleben durfte, und das, was sie heute abend erwartete und an allen kommenden Tagen. Und mit dieser Stimmung, dem intellektuellen Abstand zu sich selbst und der Umwelt, in Freud und Leid, die so typisch für sie war und sie so attraktiv und doch in ihrem Innersten unnahbar machte, deklamierte sie plötzlich einen Vers, den sie früher am Tag in einer Zeitung der vierziger Jahre gefunden und mit ihrem 139
Sinn für das Komische und Aparte sofort auswendig gelernt hatte: Silverpropp, der alte Graf, also zu den Seinen sprach: brennt der Hunger euch im Bauch, dann - zum Henker — spachtelt auch. Es ist nie gut, hungrig auszugehen, dachte sie mit einem Lachen. Von neuer Unternehmungslust gepackt, sprang sie auf und schloß das Ganze mit einer eiskalten Abreibung ab. Sie trocknete sich ab und ging nackt ins Schlafzimmer, wo sie sich auf dem schwarzen Hocker vor den Spiegeln und Flaschen des Toilettentischs niederließ. Alle Schönheit nimmt im Innern ihren Anfang. Es war unbeschreiblich, welche Zeit sie darauf verwendete, ihren Körper in Ordnung zu bringen, diese Frau, die noch vor einigen Monaten ein hochaufgeschossenes und dünnes Mädchen mit einer hoffnungslosen Frisur und schlechtsitzenden Kleidern gewesen war. Sicher, sie war populär unter den Kameraden und war die Führende gewesen, aber in einem Haufen langweiliger Mädchen, deren Tage in Bibliotheken und Studierzimmern dahinflössen, verziert durch den einen oder anderen Konditoreibesuch, wo ihr grelles Lachen und Gekicher jeden Spekulanten auf ihre eventuelle natürliche Schönheit in die Weite trieb. Yvonne war sogar verlobt, aber mit einem bleichen Soziologiestudenten, der nicht nennenswert aus dem Rahmen fiel oder die Stimmung zerstörte, wenn man im Frühling mit gefüllten Kaffeekörben aus der Stadt bummelte, um den Kuckuck zu hören, einen Namenstag oder einen anderen Gedenktag zu begehen. 140
Daran und an vieles andere dachte sie, während sie ihre Finger- und Zehennägel lackierte, ein kunstvolles Augen-Make-up auflegte und mit dem elektrischen Rasierapparat die Haare entfernte, die seit dem vorhergehenden Tag emporgesprießt waren, um die leckeren und sinnvoll gefalteten Linien des Geschlechts zu verwischen. Danach massierte sie eine wohlduftende Hautcreme, die schnell absorbiert wurde, in die eben behandelten Hautpartien und gab ihrer Klitoris, die wie eine freche, rosafarbene kleine Zungenspitze ständig zwischen den sinnlich blutgefüllten Lippen hervorkam, einen besonderen kleinen Klecks, bevor sie anfing, in den Fächern nach gerade den Schlüpfern, Strumpfhaltern und Büstenhaltern zu suchen, von denen sie glaubte, daß sie am besten zu ihrer zu Pfingsten so glücklich intensivierten Sonnenbräune passen würden. Ihre Verwandlung war im Nu geschehen. Sie war in einem Hotelzimmer zustande gekommen, seinem und ihrem, und oben in den Bergen der Kanarischen Insel, wohin sie ohne ihren Verlobten zu einem dreiwöchigen Osterurlaub gefahren war. Im gleichen Flugzeug war auch ihr Chef gewesen. So wie Jerichos Mauern durch einen Trompetenstoß zusammenstürzten, fiel ihr Ideal der Treue, ja ihre ganze Lebensanschauung vor seiner autoritativen Annäherung in Stücke. Als er bereits am ersten «ganzen» Tag vormittags oben in ihrer «Bergspalte» kurz unterhalb der Kuppe des steil abfallenden Hanges, doch oberhalb der von der Sonne verbrannten Olivenbäume und dem, so weit das Auge reichte, klarblauen Atlantik sie mild hintenüber 141
auf den Boden legte, ihren Kopf auf seinem Jackett und ihren Hintern über seinen Knien, und als die natürlichste Sache von der Welt ihren Rock hochzog und sie von ihre Schlüpfer befreite ... und mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand die Schamlippen weitete, daß die Strahlen der Sonne zum erstenmal auf sie fielen und in sie flössen wie Danaes Goldregen, war es, als hätte er die Tore zu einer anderen Welt weit für sie aufgestoßen. Und dann ... dann ... faßte er mit den Fingern der anderen Hand, ohne die Sonne abzuschirmen, vorsichtig den langschmalen, freigelegten Mittelknöppel an und dehnte ihn langsam und vorsichtig aus und nach unten und oben und nach den Seiten, bis, bis ... Wie ein Federbogen schoß ihr Hintern hoch, als es nur allzu schnell für sie ging. Ihr zierlicher Körper stand in der Brücke mit dem Bauch unter seinem Gesicht, nur auf die Schultern, den Nacken und die Hacken gestützt. Aber er ließ nicht los. Der Hintern sank zurück, und ihr Körper fuhr vornüber, um wie ein Klappmesser zusammenzufallen über seinem Arm, der nicht losließ. Und besinnungslos von den schwindelnden Nachwehen des Wollustkrampfs warf sie sich ihm an den Hals, schnappte und biß wie ein Tier, während ihr Gesäß, seine Finger immer noch am Drücker, auf und nieder gegen seine Knie schlug und er sie mit der anderen Hand halten mußte, damit sie nicht herunterfiel. Was für ein Unterschied zu dem monotonen Bauchan Bauch-Verkehr ihres Verlobten. Gewiß, er war ihr nie schlecht bekommen, dachte sie, und war auch oft genug vom Stapel gegangen, aber immer zu schnell 142
vorüber - um nicht zu sagen maschinell. Es war, als wenn ein Schwanenmännchen ohne Einleitung auf sein Weibchen gleitet, um dann einen Augenblick später wieder ruhig ein Stück von ihr entfernt auf der blanken Fläche zu schwimmen und seine unterbrochene Beschäftigung wieder auf ... wenn nicht mehr oder weniger, sind in einem einzigen Taschenbuch abgedruckt, die Satzzeichen nicht mitgezählt. Eine halbe Million! Umgerechnet auf den Preis bedeutet das: Man bekommt etwa 1500 gemischte Buchstaben pro Pfennig. Aneinandergereiht eine drei Meter lange Letternkette. Das ist sehr preiswert, verglichen etwa mit den Buchstaben auf einer Briefmarke. Für die Zinsen eines einzigen Hundert-MarkPfandbriefs kann man bei günstigem Kauf von Prosa bis zu ca. 1 Million gedruckte Vokale und Konsonanten erwerben, ca. zwei Kilometer Alphabetschnur. Bei Lyrik sind die Stückzahlen entsprechend dem Versmaß kleiner, besonders bei moderner Raumsparlyrik. zunehmen: Sein eigenes Federkleid putzend, beobachtete es unbeweglich und wachte darüber, daß kein Rivale auftauchte und nachfeierte. Als sie sonnengebräunt und in ihrem Auftreten vollständig verändert nach den bislang glücklichsten drei Wochen ihres Lebens, in denen die Orgasmen dicht wie Perlen auf einer Kette gekommen waren, der eine womöglich schöner und größer als der andere, nach Stockholm zurückkehrte, war der Bruch mit ihm ganz leicht gewesen. Sie ertrug es nicht länger, ihn oder ihre Freundinnen zu treffen. 143
Bruchstücke angenehmer Erinnerungen zogen wie Assoziationen vorüber, während sie im dunklen Glas des Spiegeltischs den Effekt studierte, den der bourgognerote Strumpfhalter auf der sonnengebräunten, schlanken Taille hervorrief und die vier langen, gefältelten Strumpfbänder, die eines nach dem andern an den ungewöhnlich langen, leicht hellgrünen und fest gespannten Nylonstrümpfen festgemacht wurden. «Heute spielen wir Tag der Schamlippenliebkosung», hatte er eines Morgens verkündet, als er hereinkam, um sie zu einem Ausflug mit einigen anderen abzuholen. Und mir nichts, dir nichts zog er ihr vor der Spiegeltür des Hotelschranks einfach den Schlüpfer aus und steckte ihn sich in die Hosentasche wie ein Taschentuch. Er ließ sie von allen Seiten ihr Bild betrachten, ehe I er den weiten grünen Rock über ihre Blößen fallen ließ. «Nur du ich wissen, wie du darunter aussiehst.» Sie waren mit dem Fahrstuhl nach unten gefahren, hatten die Portierloge passiert und die Touristen, die in der Halle herumquirlten. Sie trafen sich mit ihrer Gesellschaft. Draußen auf der sonnenwarmen Straße schlug die Hitze wie aus einem Blasebalg kommend an ihr hoch wie eine schamlose Berührung. Auf dem Rücksitz schlug sie selbst spontan den frisch gebügelten Rock hoch, damit er nicht zerknittern sollte. Das war ein gefährliches Spiel, aber die anderen hatten nichts bemerkt. Nur er. Nur sie und er wußten, daß sie nackt mit der bloßen Haut auf dem brennend heißen Ledersitz unter dem sittsam ausgebreiteten Rock dasaß, während man über dies und das sprach, rauchte 144
und die rasch vorbeigleitende Wüstenlandschaft auf dem Wege nach Mas Palomas genoß. All das schuf eine herrliche Verbundenheit zwischen ihnen. Sie erinnerte sich daran, wie sittlich empört ihr Verlobter war, als er sie einmal ertappt hatte, wie sie sich selbst befriedigte. Er dagegen sah gerne zu, um zu lernen, wie er gerade sie zu berühren hatte. Und es konnte schon passieren, daß sie es auch jetzt noch tat wie eben. Aber nicht aus denselben Gründen wie damals, sondern so, wie man noch einmal von seinem Lieblingsgericht nimmt, obgleich man satt ist, aber man sitzt noch am Tisch, und da... Oder: Wie wenn man den denkbar kleinsten Miniaturradioapparat zwischen den Beinen hat, der, wenn man nur an den Knopf kommt, so gut wie pausenlos - und dazu kostenlos! - Musik spielt, die man liebt. Man empfindet es wie Geigenklänge unter der zarten Haut, während man mit geschlossenen Augen in sich schaut, in das Wunderland, und dabei seine erotischen Lieblingsphantasien herbeizaubert. Es ist wie Aladins Wunderlampe, die einen, wenn man sie rieb, zum Herrscher der Welt machte - oder zur Herrscherin. Die ganze kleine Mädchenbande kann's wie Alice im Wunderlande. Na, mein kleiner Affe, du, Mäulchen auf und Augen zu, lutsch am geliebten Daumen. Und: Tummetott und Slickepott machen dich so himmlisch flott, 145
Langeman und Guilebrand werfen dich zum Himmelsrand kleine Vicke Vire, hei! jetzt hat... sie ... ihre! Er erfindet viele und lustige Verse, dachte sie zärtlich. So. Das Wunderwerk war vollendet: Ein weinroter BH im gleichen Ton wie der Strumpfhalter auf der sonnengebräunten Haut und als Kontrast dazu ein minimaler Schlüpfer in phosphoreszierendem Lindgrün. Mit eingezogenen Lippen, damit der Lippenstift nicht an den Stoff kommen sollte, zog sie ihr grünes Kleid an, das sie ungeniert vom Balkon geholt hatte. Sie machte ein paar letzte Korrekturen, ging ins Bad, um das Fenster zu schließen und das Licht auszumachen, und sah dabei ein letztes Mal den Bürochef mittleren Alters - denn es war ein quicklebendiger solcher in der Gehaltsklasse 27 -, der immer noch am Geländer des Balkons stand, als hätte er noch nicht ganz die Hoffnung auf ein zweites Bad aufgegeben. Unbarmherzig flog das Fenster zu, und summend verschwand sie die Treppen hinunter. Die milde Abendluft schlug ihr entgegen, und die bewundernden Blicke der Männer trafen sie. Die Erinnerung an das, was ihr der Toilettenspiegel gezeigt hatte, ließ sie ihren Körper unter dem dünnen Kleid als eine schon nackte, freche Statue aus glänzendem sonnenbraunem Marmor erleben, die in eng anliegende Unterwäsche gekleidet war, die ihre geschlechtlichen Delikatessen eher entblößte und betonte als verbarg.
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«Wohin sind diese schönen Beine heute abend unterwegs?» «Ins Kino, wenn nichts dazwischenkommt.» Der kurze Weg zwischen den beiden Wohnungen war hinreichend lang und belebt, daß er von ihr als ein leicht berauschender und stimulierender Aperitif erlebt werden konnte. Sie sah, was die Männer dachten, welche Vorstellungen sie in ihnen weckte. Das erfüllte sie mit Zuversicht. Sie war eine Priesterin der Liebe auf dem Weg zur Vollkommenheit. Auf dem Weg, auf einem Mittagstisch der Liebe verspeist und genossen zu werden, nachdem sie wie ein leckeres Schaltier geöffnet und ihrer schützenden Schale beraubt worden ist. Die grell leuchtenden engen Kleider aus synthetischem Material wie ihres waren in diesem Jahr die besonderen Paarungssignale zur Liebe bereiter junger Mädchen geworden. Körper, Körper, Menschenkörper, dachte sie, nackt, weiß, leuchtend und braun unter den Kleidern. Sie waren nichts anderes als Instrumente der Wollust. Und ihre letzte Lieblingsvorstellung kam ihr in den Kopf: Sie sah sich selbst, durch das Sonnenlicht verherrlicht, die tausend Stufen einer Tempeltreppe emporsteigen, nur mit einem der leckersten Dessous bekleidet, das alle die lustvollen, erotischen Attraktionen des Fleisches enthüllte. Sie schritt immer höher. Mit unkeuschen, herausfordernden, langsamen Schritten, wie wenn eine Stute mit den Vorderbeinen tanzte, so stieg sie immer höher in das Unendliche, um sich dann, oben angekommen, vor den Blicken der Masse auf den niedrigen, schmalen Altar vor dem unerbittlich harten 147
Steingesicht des Liebesgottes heben zu lassen. Sie liegt dort, des letzten schützenden Kleidungsstücks beraubt, bereit, sich vom Hohenpriester besteigen zu lassen. Oh, um weit, weit unter sich das keuchende Atmen der Volksmenge zu hören, wenn sie zum Zeugen der stellvertretenden Kopulation wurde und in der klaren Luft das gewaltige Glied des ebenholzfarbenen Nubiers wie einen schwarzglänzenden Kolben zwischen ihre weißen, zurückgebogenen, zierlichen Schenkel eindringen sah. Die Menge wurde Zeuge, wie mit einem festen Griff um die Fesseln und Knie sie durch vier ebenso nackter Nubier in ihrer Stellung festgehalten wurde. An jeder Seite standen zwei der vier mit erhobenem Geschlecht und festen Säcken, die sie während des Liebesaktes träumend und nahezu zerstreut abwechselnd liebkoste und streichelte, gleichsam auf die Art das Gewaltige, das da unten zwischen ihren Beinen geschah, kanalisierend. Der Hohepriester hatte nicht so auf ihr zu liegen, daß sie verdeckt war. Nein, er hatte so zu stehen, daß sie seinen breiten Torso zwischen ihren erigierten Brustwarzen und den unkeusch geöffneten Beinen sehen konnte. Und in rhythmischen, sagenhaften Kadenzen würde sein mächtiger Stab aus- und einfahren zwischen ihren weitoffenen, lachsfarbenen inneren Schamlippen, die bis zum Zerreißen ausgedehnt waren und von ihrem kristallklaren Sekret des Genusses schimmerten und widerwillig und gierig zugleich nachgaben. Sie umschlossen und nahmen entgegen, entließen und nahmen auf die von heiliger Paarungslust ölglänzende Röhre des fremden Zyklopenauges. Lange, 148
lange würde der Akt dauern. Lange, lange. Und dann der Ausstoß!. .. Als sie in dem kühlen Fahrstuhl den Knopf zu seiner Etage drückte, fuhr es wie ein Schauer der Erwartung an der Innenseite ihrer Schenkel unter den straffgespannten hellgrünen Nylonstrümpfen entlang und verschwand in den weißen Stiefeln mit den flachen Absätzen. Sie sah in dem dunklen Spiegelglas in ihr erhitztes Gesicht: Seh ich wirklich so geil aus, dachte sie, so schamlos! Aber es wird herrlich werden, herrlich, herrlich, murmelte sie im nächsten Augenblick. Ich bin gespannt, was für eine Überraschung er sich ausgedacht hat. Eine korrekt schwarzgekleidete Haushilfe mittleren Alters mit einem biederen Knoten im Nacken kam und öffnete. Sie war erstaunt und einen Moment ein wenig enttäuscht. Würden sie nicht allein sein? Aus dem Salon seiner großen, altmodischen und geerbten Wohnung hörte sie einen Augenblick später Männerstimmen und Lachen. Ihre Verwunderung und ihre Enttäuschung wuchsen: War das eine hochoffizielle Party, in die sie kam? Die Haushilfe verließ sie in der Tür und verschwand in der Küche. Sie mußte allein hineingehen. Fünf Männer erhoben sich gleichzeitig. Ihr Chef löste sich aus der Gruppe und kam ihr schnell über den echten Teppich entgegen. «Willkommen, Geliebte.» Er küßte sie.
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«Ich hoffe, du verzeihst mir, daß wir hier schon bei einem Drink versammelt sitzen. Aber da eine schöne Frau wie du nicht einmal das Risiko, warten zu müssen, eingehen soll, hatte ich meine Freunde gebeten, eine halbe Stunde früher zu kommen. Es ist so lustig, weißt du, als ich gegen zwei aus Göteborg zurückkam, wußte ich noch nicht, wen ich zu unserer Verlobungsfeier einladen sollte.» Er zog ein Etui aus der Tasche und streifte ihr gewissermaßen im Vorbeigehen einen Ring auf den Finger. Sie reichte ihm ihren, der ohne Etui auf dem Boden ihrer kleinen Abendtasche zwischen Lippenstift, Zigarettenetui und dem Hausschlüssel lag. Sie gaben sich einen flüchtigen Kuß, und nachdem diese Formalitäten erledigt waren, sagte er: «Daß es meine nächsten Freunde sein sollten, stand für mich natürlich die ganze Zeit fest, aber wie in aller Welt sollte ich sie in diesem göttlichen SommerStockholm erwischen. Aber kannst du dir denken, ich hatte fast überall Glück. Es zeigte sich, daß sie alle an diesem Abend Strohwitwer waren und nichts Besonderes vorhatten. Nur Mark und Gösta konnten nicht kommen, selbst wenn ihre Frauen sie sicher gerne ausgeliehen hätten, aber die beiden sind in Amerika. Darf ich dich bekannt machen...» Ihr Blick wanderte über die vier ihr noch unbekannten Männer, die sie, mit Sherrygläsern in den Händen, lächelnd umringten, um zu gratulieren. Und sie begriff, warum ihr ihre Gesichter so bekannt vorkamen: Keiner von ihnen war ja direkt unbekannt! Da war der berühmte Regisseur mit seinem martialischen Bart, der Kulturredakteur der verketzerten Abendzeitung, der 150
Wissenschaftler, dessen Kommentare in Svenska Dagbladet sie auszuschneiden pflegte, um sie in die Sammlungsbücher des Instituts zu kleben, weil seine Themen oft über das Nationale hinausgingen. Und da war der liederliche Verfasser von Pornographiebüchern - von anderem einmal abgesehen -, dessen Begrüßungsworte an alle Mädchen, die einigermaßen aussahen, lauteten, wie man sagte: «Willst du die Freundin meines Penis werden?» Eine Gesprächseinleitung, die ihm dem Klatsch zufolge zu vielen Ohrfeigen und noch mehr Geschlechtsverkehr verholfen hatte. Ihr Verlobter hatte ihr oft von ihnen erzählt, und sie hatte schon lange gewünscht, sie kennenzulernen. Aber warum gerade heute abend??? «Ich habe euch bereits ihre geistigen und körperlichen Vorzüge gepriesen», fuhr er fort, den Arm um ihre Schultern gelegt, nachdem er ihr von irgendwoher ein gefülltes Sherryglas gereicht hatte. «Was die letzteren angeht, so seht ihr bereits, daß ich nicht übertrieben habe. Ich bin überzeugt, daß sie das Band werden wird, das uns, wenn möglich, noch fester als bisher vereinen wird. Prost, Geliebte, auf ein denkwürdiges Verlobungsfest. Sicher erwarten wir sehr viel von dir, aber du kannst auch viel von uns erwarten.» Als wenn sie schon nackt vor diesen fünf Herren im Smoking und ihren erhobenen Sherry gläsern dastand, schlug sie unfreiwillig errötend die Augen nieder. Ihr erstes Gefühl war, vor Scham tot in den Boden zu sinken, weder ihn noch seine Freunde je wiederzusehen und nie 151
mehr zur Arbeit zu gehen. Es war ja noch nicht so viele Monate her, daß sie noch eine unerfahrene Studentin zwischen anderen war. Jemand, der seine meiste Zeit in Vorlesungen, Museen, Seminaren mit anschließendem Konditoreibesuch verbrachte. Ich finde, so behandelt man eine DAME nicht, fuhr es ihr durch den Kopf. Gleichzeitig fragte sie sich tief in ihrem Innern und weit, weit weg, woher sie plötzlich das Wort DAME nahm, ein Wort, das sie nicht einmal im Traum für sich selbst zu gebrauchen gedacht hatte. Ihr semantischer Sinn reagierte blitzschnell, und sie bekam Abstand. Es gibt keine lächerlichen Situationen, dachte sie, nur alberne Mädchen. Sie hatte nicht die Absicht, Teufel noch mal, lächerlich aufzutreten. Im nächsten Augenblick erweckte das Wort Dame gewisse mit Wollust gefüllte Assoziationen in ihr. Eine DAME und fünf HERREN. Und sie spürte das heftige Klopfen des Geschlechts hinter dem enganliegenden Zeug zwischen den Beinen, als würde die Hauptschlagader eben dort verlaufen. Sie war verraten. Langsam kam sie wieder zu sich, wie nach einer Ewigkeit, wie sie glaubte. Aber alle standen noch dort und um sie herum. Und ohne ihren Blicken auszuweichen, begegneten sie ihrem Lächeln, und sie hörte sich selbst mit leiser, aber fester Stimme sagen: «Meine Herren ... zu Ihren Diensten ... und zu meinen]» Sie führte das Sherryglas an die Lippen und leerte es. «Und jetzt zu Tisch!» Er nahm ihr leeres Glas entgegen, die anderen stellten ihre ab, und zwischen den eben geöffneten Doppeltüren ging man in den Speisesaal, wo sie den Ehrenplatz 152
am oberen Ende der Tafel einnahm, nahe den altmodisch kleinen Fensterscheiben des Erkers. Er selbst saß ihr gegenüber in der Nähe der Türen, durch welche jetzt die Haushilfe mit einer wohlduftenden Hummersuppe hereinkam, in der extra große Stücke von Krebs- und Hummerschwänzen in seliger Nacktheit herumschwammen. Gott, welch schöner Speisesaal, dachte sie, und ihre Augen wanderten über die kostbaren Ledertapeten, die Ölgemälde an den Wänden und die Graphik ... der Triumphbogen in Rom, das Colosseum ... den schweren Renaissanceschrank an der rechten Längswand gegenüber den noch geschlossenen Doppeltüren zur Bibliothek, die venezianische Kristallkrone an der Decke... Zuerst war sie etwas schüchtern und still, aber mit Rücksicht auf die Haushilfe war die Konversation neutral. Man diskutierte die letzte Beppe-WolgersPremiere, Tage Danielssons und Hasse Alfredssons Herbstpremiere im Dramaten, den Leitartikel des Tages, und natürlich auch ein gut Teil Berufsklatsch wurde abgehandelt. Aber da alle verschiedene Berufe hatten, bestand keine Gefahr, daß man sich in Details verlor. Sie fand das Ganze plötzlich spannend. Das Essen war gut und die Weine ausgezeichnet, obgleich alle, vermutlich mit Rücksicht auf das, was kommen sollte, äußerst maßvoll tranken. Sie ertappte sich plötzlich dabei, daß sie sehr neugierig auf das war, was kommen sollte. Die Burschen waren wirklich nett. Sie vergaß ihre erste Schüchternheit und stürzte sich mit
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Leib und Seele ins Gespräch. Herrgott, sie sprachen ja bloß von Dingen, die sie doch auch interessierten. Und sie hörten zu, wenn sie etwas sagte! Sie war nicht gewohnt, bei fremden und ihr neuen Menschen auf eine solche Aufmerksamkeit zu treffen. Sie fühlte, daß sie sich an diesem Abend selbst übertreffen könnte, wenn es nun notwendig wäre, Eindruck zu machen. Aber die Gesellschaft war so leicht und unbeschwert, als hätten sie seit eh und je zusammen auf dem gleichen Hof gespielt. Genau das, dachte sie, als hätten wir immer auf dem gleichen Hof gespielt. Vielleicht war das das Geheimnis mit ihm und seinen Freunden, überlegte sie weiter, daß sie alles so natürlich nahmen. Sie kannten sich so lange, daß sie es nicht nötig hatten, sich zu verstellen oder voreinander zu brillieren. Außerdem hatten sie alle verschiedene Berufe und brauchten sich nicht als Konkurrenten zu sehen. Sie tauschten ihre Erfahrungen privat aus. Und vielleicht fanden sie, daß es ab und zu lustig war, gemeinsame Erlebnisse zu haben wie heute abend. Erlebnisse. Das Wort führte sie in die Realität zurück. Wenn nicht noch das Echo seiner Begrüßungsworte in ihren Ohren klingen würde: «Sie hätten sicher gerne ihre Männer ausgeliehen» und: «Wir erwarten viel von dir, aber du kannst auch viel von uns erwarten», so hätte es jede x-beliebige Gesellschaft sein können. Ein paar Herren zuviel, gewiß, aber... Ein Verdacht schlug wie der Blitz ein:
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So ungezwungen, wie sie auftraten... vor dem, was kommen sollte ... konnten sie wohl nicht sein, wenn sie nicht schon früher etwas Ähnliches erlebt hatten. Wenn nun ... sie waren ja alle verheiratet, außer ihm... wenn nun deren Frauen ... eine nach der anderen, in ihre Gemeinschaft aufgenommen worden waren nach den Riten... den Riten ... die auf sie warteten. Sie hatte zwar keine Ahnung, was es war, was sie erwarten könnte, aber besonders viel Phantasie brauchte man wohl nicht, um sich auszurechnen, daß es sich um eine Art Einweihung handeln mußte, einen verfeinerten Polterabend auf dem Öfvre Östermalm unter lauter Herren im Smoking. Und nur eine einzige kleine Dame im Minikleid. Das Placement ließ sie plötzlich an ihre letzte Lieblingsphantasie denken ... und wer war es übrigens, der sie ihr eingegeben hatte? Hinter sich hatte sie ... ja, und auf beiden Seiten neben sich zwei schöne, gut gewachsene Männer und ihr gegenüber, über dem weißen Damasttischtuch, der breite Torso, der breite Torso ... Sie merkte, wie ihre Brustwarzen im BH erigierten und überraschte sich selbst dabei, daß sie sich nach dem Ende der Mahlzeit sehnte. Gleichzeitig konnte sie absolut nicht begreifen, wie die ganze Veranstaltung mit einer alten, dem Aussehen nach got-tesfürchtigen Haushilfe möglich sein sollte. Aber das war wohl seine Sache. Als er sich beim Kaffee erhob und in die Küche ging, dachte sie, jetzt bezahlt er sie wohl und schickt sie weg. Weit entfernt hörte sie in der Wohnung eine Tür zu155
schlagen ... war das die Außentür? Sie zitterte. Schön, dachte sie, jetzt werden sie wohl bald anfangen. «Ja, jetzt sind wir allein», verkündete er einige Sekunden später aus der Tür zur Bibliothek. Er muß von der Diele dorthin einen anderen Weg gegangen sein, fuhr es ihr durch den Kopf. «Darf ich bitten, näher zu treten.» Auch wenn sie sich eben noch nach einer Veränderung des Bildes gesehnt hatte, fühlte sie sich jetzt plötzlich schwach in den Knien, als sie sich erhob und ihr Kavalier ihren Stuhl zurückzog. Auf schwankenden Beinen ging sie vor den anderen durch die geöffneten Türen. Und schon in der Tür zog sie hastig an ihrer eben angezündeten Zigarette. Der niedrige, schmale Bibliothekstisch, den sie immer wegen seiner schönen, aber kraftvollen Linien bewundert hatte, stand nicht an seinem gewohnten Platz bei der Sofagruppe vor dem Kamin, sondern im rechten Winkel zu der hinteren, ganz mit Bücherregalen bestellten Schmalwand, wie ein Altar unterhalb der erloschenen Scheibe des in die Bücherwand eingebauten Fernsehgerätes. Er stand bereits dort, ruhig und sicher. «Ich sehe deinen dunklen Augen an, daß du bereits begriffen hast, worum es geht. Du brauchst keine Angst zu haben, Geliebte, es wird nicht weh tun.» Sie reichte ihre Zigarette dem ihr am nächsten stehenden der Männer und ging ruhig an die vordere Schmalseite des Tischs. Die schweren Draperien vor den französischen Fenstern zum Balkon waren zugezogen, aber brennende Kerzen an sorgfältig gewählten Stellen 156
ließen die prachtvollen Möbel des Raums beseelt wirken, Bücher, Bücher und noch mal Bücher. Und dann diese Männer... und dieser Tisch, dachte sie. An diesem Abend war er mit einer an allen Seiten bis zum Boden herabhängenden schwarzen Seidendecke verhüllt. Das letztere dachte sie, als man sie auf den Tisch hob und sie die Knie auf die Kante des Tischs stützte. Die Unterlage war weich, gab aber trotzdem nicht zu sehr nach. Dann legte man sie auf den Bauch und schob ihr ein ebenso schwarzes Samtkissen dicht unterhalb ihres Magens unter. Mit der Wange lag sie auf einem kleineren Kissen, und die Hände waren kindlich über dem Kopf zusammengelegt, die Augen geschlossen, als wenn sie schlief. «Dieses kleine Mädchen hier», begann er und strich ihr Kleid über den Kniekehlen zurecht, «ist 24 Jahre alt, 161 Zentimeter groß und wiegt nur 44 Kilo. Sie ist klein und nett, und mit ihrer niedlichen Frisur erinnert sie uns vielleicht manchmal an ein Mädchen, verkleidet in einen Prinz Valiant des Märchens.» Sie merkte undeutlich hinter ihrem Rücken, wie sich die Anwesenden versammelten, ihre Lider zitterten, als wenn sie sich öffnen wollten, aber sie blieben geschlossen. «Gerade durch ihre Zerbrechlichkeit bringt sie uns Männer dazu, unsere edelsten Eigenschaften zu zeigen», fuhr er fort. «Sie weckt unsere Beschützerinstinkte, unsere Sehnsucht zu geben und zu verwöhnen, aber auch unsere Neugier. 157
Wie kann ein solch kleines Wunderwerk des Herrn wohl darunter aussehen, denken wir, wenn wir sie bei der Arbeit sehen, ganz beschäftigt, als wäre das alles auf dieser Welt; oder wir treffen sie auf der Straße, auf dem Weg zu irgend etwas, immer auf dem Weg, nur auf dem Weg; gleichgültig uns gegenüber, denn sie kennt uns nicht und kümmert sich nicht im geringsten darum, was wir denken oder von ihr halten; oder wir hören ihr klingendes Lachen im Kino, kurz bevor das Licht erlöscht, und wir sehen für einen Moment ihr feingezeichnetes Profil einige Plätze weiter, ihre Silhouette, ihren Hals, und wir kommen kaum dazu, zu denken: Was ist das für ein glücklicher Knabe, dem es gelungen ist, sie mit sich zu locken? Und unter welchen falschen Vorspiegelungen? Teufel noch mal, warum haben es andere immer besser als ich! Und dann trennt uns schon unbarmherzig die Dunkelheit, und wir versuchen vergeblich, uns auf einen Film zu konzentrieren, der uns nicht länger wichtig ist. Wie kann ein solch kleines Wunderwerk des Herrn wohl darunter aussehen, hörte sie ihn nach einer kurzen Pause wiederholen. Sie spürt, wie jemand ihren Nacken umfaßt und wie die Hand, wem sie nun gehören mag, nach der kleinen Öse des Reißverschlusses faßt und sie langsam über den Rücken hinabzieht, über den schmalen, querlaufenden weinroten BH-Knopf, wie andere Hände die Kanten des Kleides wie mit Pinzetten anheben und auseinanderziehen und mehr und mehr des braungebrannten Rückens, der tiefen, längsverlaufenden Spalte entblößen. Weiter und weiter öffnet sich der Reißverschluß, eilt wie ein Kitzeln über 158
den weinroten und fast ebenso schmalen Strumpfhalter, jetzt kommt eine Wölbung, die Haut wird heller, und man ahnt bereits ein paar tiefe Grübchen, als der Reißverschluß zu Ende ist. Sie hört sie fragen, ob sie etwa gar keine Schlüpfer anhat, aber sie schweigt, streckt sich nur und denkt träge: Wollen sie mich so untersuchen, bitte sehr. Es ist, als wenn ich die ausgesuchteste Kostbarkeit, das edelste Kleinod wäre. Ihre Gespräche und Stimmen projizieren Bilder von beinahe halluzinatorischer Intensität in ihren Augen. So wie sie daliegt und spürt, wie man sich mit ihr beschäftigt, sieht sie gleichzeitig, wie die anderen sie sehen. «Dann müssen wir es von der anderen Seite versuchen.» Gleich darauf greift einer oder greifen mehrere unten nach ihrem Kleid, ziehen es nach den Knien, daß sie spürt, wie der glänzende Stoff über den noch dünneren Schlüpfer am Hintern spannt, der durch das unter den Bauch geschobene Kissen direkt unanständig hochsteht. Und dann gleitet der Saum langsam an den Schenkeln hoch unter einem gleichmäßigen, federleichten Druck an die nahtlosen, hart gespannten Strümpfe. Das geschieht mit einem behaglichen Kitzel, daß sie beinahe sieht, wie gradweise die Entblößung ihres Allerheimlichsten fortschreitet. Nein, es kann nicht das erste Mal sein, daß sie so etwas machen, dachte sie wie betäubt. Die lockenden Linien der zierlichen Beine von der dunkelgrünen Kante der weißen Stiefel an der Wade werden länger und länger, die tiefen Grübchen der 159
Kniekehlen sind ebenso weit von der Kante des Rocks wie vom oberen Rand der Stiefel entfernt, als die Strümpfe endlich in ein immer dunkleres Grün übergehen, bis sie dann plötzlich die vorquellende, einen Dezimeter breite Nacktheit des Schenkels entblößen. Noch steht sicherlich ein Stück aus, ehe man sich vergewissern kann, ob sie ohne Schlüpfer ausgegangen ist oder nicht, aber man muß den Griff wechseln, denn die Schenkel... An den weinroten Strumpfbändern entlang gleitet dann der Rock nach einer Pause weiter, langsam und mit Mühe, denn der Zwischenraum zwischen Haut und Stoff wird immer geringer, vorbei an der pikanten Impfnarbe auf dem linken Schenkel; man kann bereits weißere Partien sehen, wo die Sonne nicht durch den Bikini dringen konnte, bis der gewölbte Hintern plötzlich enthüllt und besiegt freiliegt, während der Rock sich um die schmale Taille faltet. «Oh», ruft jemand aus. «Das ist der frechste Schlüpfer, den ich je gesehen habe.» Er spannte sich und war in die tiefe Spalte zwischen den elastischen, warmen und weichen Halbkugeln geglitten, wo er wie bei einer Stripteasetänzerin als schmaler Faden zwischen den Beinen verschwand. Sie fühlte, wie eine Hand die Finger an den Kanten entlanggleiten ließ, als wollte sie sie zurechtziehen. Sie öffnete unwillkürlich die Schenkel, damit er besser herankomme. Das war wunderschön, ja, göttlich schön! Ein paar andere Hände griffen gleichzeitig in die fächerförmige Oberkante des Schlüpfers und zogen ihn 160
schnell und energisch herunter, wie wenn man eine Statue enthüllt oder als wenn man seine Neugierde nicht länger beherrschen konnte. «Ach, du hast ja Lachgrübchen da», hörte sie eine Stimme voller Bewunderung ausrufen. Gleichzeitig half sie schamlos eifrig dabei, den Schlüpfer von den Knien und Stiefeln loszubekommen. Im nächsten Augenblick spürt sie, wie jemand mit dem Zeigefingernagel das gleichseitige Dreieck von Grübchen zu Grübchen auf ihrem Hintern nachzeichnet und nach unten zu der Stelle, wo die vertikale Spalte zwischen den beiden Schinken von einem lieblichen Talgang oder einem Hochplateau in eine steil abfallende Schlucht übergeht, und wieder zurück. Wieder und wieder, bis sie nicht länger mehr die verschiedenen Arten erregender Schauer, die ihren Körper durcheilen, unterscheiden kann. Die eine Kitzelung des Geschlechts gleitet über in die andere, fließt zusammen, sie scheinen aus allen Richtungen ihres Körpers zu kommen und sich zwischen ihren zuckenden Schenkeln zu vereinen. Hände streicheln ihren Nacken, gleiten über die Schulterblätter nach unten auf die Brüste, nach oben über den Rücken, das Rückgrat hoch und hinunter bis zwischen die Schinken, die Waden, die Schenkel. Nein, sie hielt es nicht aus, sie mußten etwas mit ihr machen, in sie stecken, sie aufbrechen, dehnen, zersprengen, ja, was auch immer! Jemand mußte ihr den BH und das Kleid ausgezogen haben, aber sie lag immer noch auf dem Bauch, nur mit Strümpfen, Strumpfhalter und Stiefeln bekleidet. Oh, wenn sie sich nur umdrehen durfte, schrie es in 161
ihr. Sie wollte sich vor ihnen zur Schau stellen, die Beine aufsperren, frech und unwiderstehlich sein. «Fühl, wie weich sie hier ist.» «Wie glatt sie ist.» «Seht mal, was für Gänsehaut sie auf ihren glatten Schinken bekommt, wenn ich sie hier kitzle.» «Ja, beinahe wie Windstöße auf der Bleiche.» «Nein, jetzt drehen wir sie um.» Und ehe sie das Wort richtig begriffen hatte, lag sie da, keuchend und mit roten Wangen, auf den Rücken gedreht. Sie fand kaum Zeit, die Augen rechtzeitig zu öffnen, um ihre Reaktion auf den Anblick ihres rasierten Geschlechts zu sehen. Sie sah, wie sie stutzten und die Hände beinahe augenblicklich dorthin fuhren, und sie wurde von einer ungeheuren Lust erfüllt, daß sie selbst das kleine noch vorhandene Haarbüschel ergriff und nach oben zum Nabel zog, um so die Spalte zu verlängern und Platz für mehr Finger zu schaffen. Wie ein Muttertier lag sie auf dem Rücken mit gespreizten Beinen da, wie ein Muttertier, das seine blind und gierig schluckenden Jungen säugt, während immer lauter werdendes Stöhnen der Zufriedenheit über ihre Lippen kam, als sie spürte und hörte, wie die Finger tasteten und suchten und beinahe wie Ferkel im Futter herumstiegen. Man zog die Schamlippen auseinander und steckte die Finger hinein, bohrte herum. Sie zog Grimassen und stöhnte vor Wollust, sie spreizte die Beine und kniff sie wieder zusammen und begann den Körper hin und her zu werfen.
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«Lieg still», sagte jemand. «Sonst können wir dich nicht streicheln. » «Nein, ich kann nicht, es ist so ... oh ... herrlich, herrlich ... es geht bald ... ohhh ...» «Bist du sicher?» fragte jemand. «Ja», keuchte sie vor Geilheit vergehend. «Ich spüre es bis in die Fersen.» Und einen Augenblick später: «Nein, nein, nehmt nicht die Hände weg!» Die Liebkosungen hatten wie auf ein Signal aufgehört. «Warum habt ihr aufgehört?» wimmerte sie und war dem Weinen nahe. Aber niemand antwortete. Stattdessen wurden ihre Hände ergriffen, und man hielt sie zusammen und zog sie, an den Handgelenken fassend, hinter ihrem Kopf auf den Tisch. Gleichzeitig bog man ihre Schenkel zurück und zog den Körper nach vorn, so daß der Hintern wie die runde Seite eines Eies gerade eben über die vordere Schmalseite des Tischs hinausragte. Instinktiv öffnete sie die Augen, um zu sehen, was man mit ihr vorhatte, und sie sah ihre angewinkelten, mit Strümpfen bekleideten Beine und die schwarzen Absätze der weißen Stiefel, die auf den gespannten Außenseiten der nackten Schenkel ruhten, als jemand sagte: «Du mußt die Augen zumachen.» Das tat sie und spürte, wie jemand ihre Fesseln umfaßte und sie anhob, so daß die Beine schräg zur Decke hoch zeigten. Die Schenkel wurden noch mehr auseinandergezogen. Und jetzt begannen die Hände aufs Neue ihr ungeniertes Hin- und Herspiel auf der ent163
blößten, wehrlosen Vorderseite, ebenso plötzlich, wie sie vorhin aufgehört hatten, aber nach einem neuen System. Sie wanderten von Brust zu Brust, kniffen sie leicht und drückten sie, mal beide auf einmal, mal nur eine, massierten sie, rieben leicht an den steifen Brustwarzen, von denen sie wußte, daß sie lang und rot wie Zitzen waren. Sie wurden so fest und bestimmt gemolken, als wollte man aus ihr den letzten Widerstand, den es noch gab, herauspressen. Inzwischen strichen andere Hände von den straff sitzenden Strumpfkanten über die entblößten Schenkel nach unten zum Geschlecht und dann zu rück nach oben an den Leisten, federleicht tastend und kitzelnd, wo immer sie hinkamen. Nur die Klitoris berührten sie nie. Sie begann wieder zu stöhnen, lauter und lauter, und immer öfter ihre Lippen mit der Zungenspitze anzufeuchten. Aber als man merkte, daß sie stillag, wurden ihre Handgelenke losgelassen, und man begann statt dessen ihre Wangen zu streicheln, ihre Stirn, ihr Haar, ihre geschlossenen Lider, ihre Ohren, ihren Nacken, ihren Hals und ihre weichen Armhöhlen. Wie Elmsfeuer schwebten und strichen diese Fingerspitzen über die gespannte Haut, über alle erogenen Zonen des Körpers. Wie ein zierliches, nacktes kleines Rehkitz lag sie zur Lust aufgebahrt da, während Zuckungen der Süße wie Ströme unter ihrer Haut ihre Bahn zogen. Dann, plötzlich, fand irgendwo eine Veränderung statt, aber sie wußte nicht, wo oder worin sie bestand. Eingeschlossen in ihren Genuß, hat alles außer dem, was sich in ihr zusammenzuziehen begann, keine Bedeu164
tung. Die fünf Männer um sie interessieren sie nicht länger anders als die Erzeuger dieser neuen, ständig intensiver werdenden Reizungen und Schauer in ihrem Körper. Der Griff der Hände um ihre Fesseln und die zurückgebogenen Schenkel wird fester. Zwei Finger ziehen ihre nassen, glänzenden Schamlippen auseinander, ein paar andere heben vorsichtig die schmale Haut vom Kitzler ab, ziehen sie leicht nach oben. Und an der weiten Öffnung ihres schamlos bloßgelegten Geschlechts spürt sie plötzlich eine glühendheiße Phallusspitze, spürt, wie sie weich in die rechte Stellung geschoben wird, eine Weile so still verbleibt und dann plötzlich wie ein Kolben in sie dringt. «Ohhhh...» Ein lautes, langgezogenes Stöhnen der Wollust dringt vor Erstaunen über ihre Lippen, ebenso lang wie der dicke Speer, der nun ihre Scheide von der Mündung bis zum Nabel hinauf bis zum Zerbersten ausfüllt. Sie schnappt beinahe nach Luft. Langsam gleitet der Kolben zurück, so daß er beinahe den Kontakt verliert, ein schwindelnder Moment, aber dann fährt er wieder hinein. Und jedesmal in einem schnelleren Tempo. Sie weiß nicht mehr länger, wo sie ist. Sie vergißt sich selbst. Man hat alle Mühe, sie auf dem Tisch festzuhalten, wo sie sich windet und den Körper umherwirft, um dem kitzelnden Glied entgegenzukommen, um es so weit wie möglich und so lange wie möglich in sich zu behalten. Sie liegt auf dem Altar ihrer Träume, hört das Keuchen der erregten Volksmasse weit unter sich. 165
Greift wie im Traum ohnmächtig und wie blind nach den Seiten und findet, was sie sucht. Sie zieht Reißverschlüsse auf, und ihre Hände umfassen hart zwei fremde, steife männliche Glieder, gleichgültig welche, und ein drittes fremdes Glied arbeitet zwischen ihren Beinen, explodiert zum Schluß unter dem Schambein in einer Sonne von Krämpfen, die ihren Körper sich schütteln und wie in der Folter winden lassen. Die Schinken schwellen wie Wangen um das dicke Glied, das bis zur Wurzel eingedrungen ist und mit der roten Eichel am Gebärmuttermund sich jetzt entlädt und sie mit Sperma füllt, mit strömendem Samen, der ihr Geschlecht bis zum Rand füllt. Und in den Nachwehen des Orgasmus, wo sich der Durchmesser des Gliedes für einige Augenblicke noch mehr vergrößert, wird der Samen zurückgedrückt und hinaus über die Ränder in weißen Flocken oder Tropfen, um in der Verlängerung der Spalte hinunterzulaufen auf den Tisch.
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Sechs junge schwedische Autorinnen und Autoren stellen frisch, fröhlich und frei ihre Fragen zu dem ewigen Thema Nummer eins: Wie ergeht es einem noch unschuldigen jungen Mann, der sich bei einem Verlag bewirbt, in dem erotische Bücher herausgegeben und einer sehr praxisnahen Qualitätskontrolle unterzogen werden? Kann man Liebe wirklich kaufen? Sollte ein junger Mann die Nacht mit einer attraktiven Nachbarin auf einem Schiffswrack verbringen? Was tut ein Mann, der mit zwei Frauen lebt, wenn die sich plötzlich emanzipieren? Gehören Urlaubsfreuden ins Büro? Kann man mit fünf Männern gleichzeitig Verlobung feiern? Fragen, auf die die Verfasser manchmal ungewöhnliche, immer aber sehr zärtliche Antworten geben.
DM 5,80 167