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Berufliche Selbständigkeit
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Berufliche Selbständigkeit
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Martin Abraham
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Berufliche Selbständigkeit
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Berufliche Selbständigkeit
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Die Folgen für Partnerschaft und Haushalt
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VS VERLAG FUR SOZIALWISSENSCHAFTEN
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1.Auflage August 2006
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Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar.
Alle Rechte vorbehalten © VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2006
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Lektorat: Frank Engelhardt
Der VS Verlag für Sozialwissenschaften ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.vs-verlag.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Druck und buchbinderische Verarbeitung: Krips b.v, Meppel Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in the Netherlands ISBN-10 3-531-14085-X ISBN-13 978-3-531-14085-8
Inhalt Einleitung und Problemstellung 1.1 1.2
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Partnerschaftsbeziehungen als Tauschverhaltnisse 19 Das Stabilitatsproblem in Partnerschaftsbeziehungen 24 Spezialisierung und Koordination in Partnerschaftsbeziehungen . . 31 Die Regulierung von Partnerschaftsbeziehungen durch eine geeignete Haushalts- und Partnerschaftsorganisation 49
63
Die Interdependenz zwischen Familie und Beruf: Einige allgemeine Uberlegungen Der Erwerbstypus 'berufliche Selbstandigkeit'
63 66
Die Einbettung beruflicher Selbstandigkeit in den Partnerschaftsund Haushaltskontext 3.1 3.2
3.3
Definition und Abgrenzung selbstandiger Erwerbsarbeit .67 Entwicklung und Typen beruflicher Selbstandigkeit . . . . 72 Fragestellungen der Selbstandigkeitsforschung 79 Exkurs: Determinanten des Eintritts in die Selbstandigkeit und Selektionseffekte auf die private Partnerschaft .. 83
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3.2.1 3.2.2 3.2.3 3.2.4
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9 13
Die Notwendigkeit der Regulierung von Partnerschaftsbeziehungen . 19 2.1 2.2 2.3 2.4
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Problemstellung Gang der Arbeit
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Spezifische Investitionen in Partnerschaften beruflich selbstandiger Personen
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Datenbasis fur die empirische Analyse der Partnerschafts- und Haushaltsorganisation selbstandig Erwerbstatiger
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4.1 4.2 4.3 4.4 4.5
Einige allgemeine Bemerkungen zur Datenlage txber Familie und berufliche Selbstandigkeit Der gepoolte ALLBUS 1984 -1996 Der Familiensurvey 1988 Die Mannheimer Scheidungsstudie Der SelbstandigensurveyNurnberg-Leipzig
109 116 118 122 130
135
5.1 5.2 5.3
135 169 180
Verpflichtungen und bilaterale Investitionen Partnerschaftsstabilitat Partnerschaftsqualitat und Partnerschaftszufriedenheit
Spezialisierung und Koordination in Beziehungen mit beruflicher Selbstandigkeit
195
Spezialisierung im Hinblick auf den gemeinsamen Haushalt . . . . 197 Die Erwerbstatigkeit des Partners 209 Die interne Mitarbeit im Unternehmen 218 6.3.1 6.3.2
Bedeutung und Merkmale interner Mitarbeit von Lebenspartnern Spezialisierung und Vertrauen: Theoretische Uberlegungen zu den Determinanten der Mitarbeit von Lebenspartnern Empirische Evidenzen beziiglich der Mitarbeit von Lebenspartnern
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6.3.3
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6.1 6.2 6.3
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Verpflichtungsmechanismen, Beziehungsstabihtat und berufliche Selbstandigkeit
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218
230 239
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Fazit
259
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Anhang: Variablendefinitionen und deskriptive Kennzahlen
273
8.1 8.2 8.3 8.4
273 275 277 281
Variablen aus den gepoolten ALLBUS 1984 - 1996 Variablen aus dem Familiensurvey 1988 Variablen aus der Mannheimer Scheidungsstudie Variablen aus dem Selbstandigensurvey Niirnberg-Leipzig
Literatur
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Stichwortverzeichnis
307
Vorwort
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In dem vorliegenden Buch sind die Ergebnisse eines Projekts dokumentiert, das auf dem Schnittpunkt zwischen der Wirtschaftssoziologie einerseits und der Familiensoziologie andererseits angeordnet ist. Die Lebens- und Ehegemeinschaften beruflich Selbstandiger sind aus Sicht der Wirtschaftssoziologie interessant, da gerade diese privaten Partner fur kleine und mittlere Unternehmen eine besondere Bedeutung besitzen. Sie unterstiitzen den Unternehmer sowohl privat wie beruflich in erheblichem Masse und tragen zum Erfolg des Unternehmens bei. Dieser Urnstand ist bekannt, doch die Art und Weise, wie solche Partnerschaften 'funktionieren', wurde bisher so gut wie nicht untersucht. Damit ist man jedoch bereits auch schon in der Familiensoziologie, die sich traditionell auch mit der Funktionsweise von Ehe- und Lebensgemeinschaften beschaftigt. Dort wurde wohl diese besondere Partnerschaftsform aufgrund des Umstandes ausgeblendet, dass es sich um eine Minderheit in der Bevolkerung handelt, die uber den die Familienpolitik bestimmenden 'NormalfaP scheinbar wenig aussagt. Mit dieser Arbeit soil jedoch hoffentlich auch aus Sicht des Lesers - erfolgreich demonstriert werden, dass gerade kleine Minderheiten in einer Population dazu genutzt werden konnen, allgemeine Theorien zu entwickeln und zu testen. Gerade die Tatsache, dass Unternehmensbesitzer und ihre Lebenspartner besondere Probleme und Moglichkeiten besitzen, kann theoretisch besonders aufschlussreich sein: Unterschiede fordern und ermoglichen auch immer die Moglichkeit der Erklarung der beobachteten Differenzen. Inwiefern diese Erklarung gelungen ist, moge der Leser am Ende entscheiden. Diese Arbeit wurde im Mai 2001 als Habilitationsschrift an der Fakultat fur Sozialwissenschaften und Philosophic der Universitat Leipzig angenommen. Mein Dank gilt hier in erster Linie Thomas Voss, der dieses Projekt langfristig und uneigenniitzig unterstutzt und gefbrdert hat. Daruber hinaus mochte ich an dieser Stelle alien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Instituts fur die zahlreiche institutionelle, inhaltliche und nicht zuletzt personliche Untersttltzung danken. Schliefilich gilt mein Dank all denjenigen, die durch konkrete Hilfestellung zum Gelingen beigetragen haben: Hartmut Esser uberlieB den von ihm erhobenen Datensatz der 'Mannheimer Scheidungsstudie', Heike Diefenbach unterstutzte mich mit ihrer Erfahrung mit diesen Daten und inhaltlichen Anregungen, und die Diskussion mit Andreas Diekmann erwies sich wie immer als sehr fruchtbar. Nicht vergessen werden soil auch, dass die Daten des 'Ntirnberger Selbstandigensurveys', an dem auch Walter Funk erheblichen Anteil hatte, im Rahmen eines For-
schungspraktikums von Studierenden des Studiengangs Sozialwissenschaften erhoben wurden. SchlieBlich gilt mein besonderer Dank Thess Schonholzer, die die miihevolle Kleinarbeit des Layouts der Druckvorlage iibernommen hat. Selbstverstandlich gehen alle eventuell verbliebenen inhaltlichen und formalen Unzulanglichen zu Lasten des Autors. Zu guter Letzt sei noch auf eine besondere Leistung hingewiesen: Meine Frau hat mich nun - nach der Dissertation - durch die zweite Qualifikationsarbeit begleitet und ausgehalten, und ihre Unterstutzung hat diese Investition erst ermoglicht: Danke.
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Bern, im Juli 2006
1 Einleitung und Problemstellung
1.1 Problemstellung
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Der groBte Teil unseres Lebens wird in der Regel von zwei Bereichen dominiert, die einerseits die private Partnerschaft bzw. die Familie sowie andererseits die Berufstatigkeit umfassen. Wir verbringen nicht nur den groBten Teil unserer Zeit in diesen beiden Spharen, sondern richten unsere Lebensplanung auch nach ihnen aus. Ein zentrales Problem stellt in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit dar, das Familien- und Erwerbsleben aufeinander abzustimmen. In traditionalen Gesellschaften, in denen der Beruf haufig vererbt wurde und dessen Austxbung meist vom Haushalt weder raumlich noch organisatorisch getrennt war, wurde das Familienleben der meist selbstandigen Arbeit angepasst und untergeordnet. Dagegen zeichnen sich moderne Gesellschaften in der Regel durch die formelle Trennung von Haushalt und Erwerbstatigkeit aus, die zu ca. 90% im Rahmen einer abhangigen Beschaftigung fur einen Arbeitgeber ausgetibt wird. Da die Erwerbsarbeit in abhangigen Beschaftigungsverhaltnissen nur sehr begrenzt privaten Bedurfhissen angepasst werden kann, stellt die Abstimmung von Partnerschaft und Familie mit der Erwerbstatigkeit vor allem - jedoch nicht ausschlieBlich - fur Frauen ein zentrales Problem dar. In der Arbeitsmarkt- wie der Familiensoziologie hat sich dies in einer Vielzahl von Untersuchungen niedergeschlagen, die diese Abstimmungsprozesse analysierten. Im Mirtelpunkt dieser Bemtihungen steht zum einen die Frage, welche Auswirkungen familiare Determinanten auf das Arbeitsangebot, den Bildungsausweis oder den Berufserfolg besitzen. Zum anderen wird jedoch auch in Rechnung gestellt, dass Partnerschaft und Familie von der Erwerbstatigkeit beeinflusst werden konnen. Aufgrund der Grenzen der organisatorischen Anpassung riickte hierbei vor allem die Frage des 'Timings' zentraler Partnerschafts- und Familienereignisse in den Mirtelpunkt. Diese Interdependenz von Familie und Erwerbstatigkeit lasst sich vor allem an dem Zusammenhang zwischen Kindern und der
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Erwerbstatigkeit der Frau verdeutlichen: Vorhandene Kinder reduzieren einerseits die Neigung, eine Erwerbstatigkeit aufzunehmen, andererseits werden vor allem gut ausgebildete Frauen die Mutterschaft aufschieben, urn zumindest eine gewisse Zeit ihrem Beruf nachgehen zu konnen. Obwohl die Untersuchung dieser Prozesse sowohl in der Familien- wie audi der Arbeitsmarktsoziologie einen zentralen Platz einnimmt, beschranken sich die Analysen meist auf abhangig Beschaftigte als den 'Normalfall' der Erwerbstatigkeit in modernen Gesellschaften. Damit wird jedoch mit den selbstandig Erwerbstatigen eine wichtige Minderheit ausgeblendet, die zur Zeit in westlichen Industriegesellschaften etwa 10% aller Erwerbstatigen ausmachen. Im Hinblick auf die Analyse der Abstimmung von Familie bzw. Partnerschaft einerseits und Beruf andererseits lassen sich mehrere Grunde finden, sich ausfuhrlicher mit dieser Minderheit zu befassen. Erstens lasst sich feststellen, dass selbstandig Erwerbstatigen im Rahmen des Wirtschaftssystems eine besondere Bedeutung zukommt. Diese ergibt sich vor allem aus ihrer Funktion als Unternehmer und Arbeitsplatzgenerator und wird durch den Umstand verdeutlicht, dass 1994 ca. zwei Drittel aller Erwerbstatigen in der Bundesrepublik Deutschland in Betrieben mit weniger als 100 Mitarbeitern beschaftigt waren.1 Zweitens ist dariiber hinaus nach einem massiven Rtickgang der Selbstandigenquoten in alien westlichen Industrienationen seit Beginn des 20. Jahrhunderts ein leichter Anstieg dieser Erwerbsform zu verzeichnen. Diese Tendenz fuhrte vor allem in der Politik zu der Hoffhung, durch eine verstarkte Grtlndungsdynamik die nach wie vor hohe Arbeitslosigkeit in der BRD abzubauen. Dies korrespondiert mit einer erheblichen Zunahme der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Griindungsforschung, in deren Mittelpunkt vor allem die Suche nach Determinanten des Ubergangs in die Selbstandigkeit und des Erfolgs eines solchen Schrittes steht. Im Rahmen der expandierenden Griindungsforschung wurde erstmals neben den wirtschaftlichen, personlichen und organisatorischen Bedingungen auch die Rolle der familiaren Einbettung von Unternehmensgrilndern2 untersucht. Die bisherigen Forschungsergebnisse zeigen, dass die Familiensituation eine wichtige Determinante im Hinblick auf die Entscheidung fur oder gegen berufliche Selbstandigkeit darstellt. Jedoch wurde hierbei die Fa1 Vgl. hierzu Kap. 3.2.2 dieser Arbeit sowie Bogenhold (1996: 105ff). 2 Um eine bessere Lesbarkeit zu gewahrleisten wird im Folgenden nur die mannliche Form verwendet. Sofern jedoch nicht anders vermerkt sind damit beide Geschlechter gemeint.
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miliensituation meist nur iiber wenige strukturelle Faktoren - wie z.B. Ehe oder Kinderanzahl - gemessen, die dariiber hinaus als exogen determiniert betrachtet wurden. Gegen ein derartiges Vorgehen spricht, dass die Akteure ihre familiare Situation und die berufliche Selbstandigkeit in gewissen Grenzen wechselseitig aufeinander abstimmen konnen. Empirische Ergebnisse wie theoretische Uberlegungen fuhren hierbei zu dem Schluss, dass einerseits berufliche Selbststandigkeit in hoherem MaBe als abhangige Erwerbstatigkeit mit der Partnerschaft und der Familie verkntipft werden kann, andererseits die unternehmerische Seite sowohl zusatzliche Moglichkeiten als auch weitere Belastungen fur die Beziehungspartner mit sich bringt. Diese besonderen Eigenschaften beruflicher Selbstandigkeit fuhren somit einerseits zu neuen Moglichkeiten der Abstimmung zwischen der Erwerbstatigkeit und der Familie bzw. der Partnerschaft, andererseits zu neuen Problemen im Hinblick auf die Art und Weise, wie die Akteure ihren Haushalt und die private Partnerschaft 'organisieren'. Hierbei stehen vor allem die drei folgenden Fragen im Vordergrund:
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• Wie sichern Akteure 'spezifische Investitionen' in ihrer Lebensgemeinschaft ab? Hierbei wird angenommen, dass mit der beruflichen Selbstandigkeit eines Akteurs ein hoheres AusmaB an Investitionen durch beide Partner einhergeht, die nicht ohne weiteres auBerhalb der Beziehung nutzbar sind. Dies sollte daher zu einem hoheren Absicherungsbedarf in Beziehungen von selbstandig erwerbstatigen Personen fuhren. • Sofern sich tatsachlich Unterschiede im Hinblick auf die Haushalts- und Partnerschaftsorganisation zwischen abhangig und selbstandig Erwerbstatigen finden lassen, welche Auswirkungen haben diese flir die Stabilitat der Beziehung? • Welche Spezialisierungsmuster lassen sich in Partnerschaften beruflich Selbstandiger im Hinblick auf den Einsatz der Arbeitskraft der Akteure finden? Da sich Selbstandige in der Regel auf ihr Unternehmen konzentrieren, fuhrt dies vor allem zu der Frage nach Umfang und Art der Erwerbstatigkeit der Lebenspartner.
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Der Begriff 'berufliche Selbstandigkeit' bezieht sich hierbei in klassischem Sinne auf alle Erwerbstatigen, die nicht ftlr einen Arbeitgeber, sondern auf 'eigene Rechnung' arbeiten. Wie sich jedoch im Laufe der Arbeit zeigen wird, unterscheiden sich sowohl in theoretischer wie empirischer Hinsicht die Besitzer eines Unternehmens von anderen Formen beruflicher Selbstandigkeit (wie z.B. freiberuflichen Joumalisten, Rechtsanwalten etc.). Daher wird im Folgenden mit 'beruflicher Selbstandigkeit' vor allem der Besitz eines Unternehmens assoziiert. Inwiefern reine Freiberufler sich von Unternehmensbesitzern unterscheiden, ist dann eine weitere - vor allem empirisch - zu klarende Frage. Die Untersuchung dieser Fragen besitzt neben der dargestellten empirischen Relevanz auch eine theoretische Bedeutung. Erstens gestattet die Verwendung eines allgemeinen theoretischen Modells der Partnerschaft generelle Rtickschliisse iiber den Zusammenhang zwischen Beruf, Partnerschaft und Familie. Die Analyse dieses Zusammenhanges hat im Falle von 'Normalarbeitsverhaltnissen' einen entscheidenden Nachteil, da von den Akteuren moglicherweise praferierte Losungen und Handlungsalternativen z.B. aufgrund institutioneller Beschrankungen nicht beobachtet werden konnen. Dies erschwert die Uberpriifung von Theorien, da fur institutionelle Rahmenbedingungen meist nur schwer kontrolliert werden kann. Beispielsweise konnen Hypothesen iiber den gewtinschten zeitlichen Umfang einer Erwerbstatigkeit nur sehr begrenzt getestet werden, wenn die auf dem Arbeitsmarkt angebotenen Stellen nur in Vollzeit besetzt werden. Im Falle der Existenz eines eigenen Unternehmens entfallen viele institutionelle Beschrankungen, damit konnen Praferenzen flir Mechanismen zur Abstimmung zwischen Familie und Arbeit beobachtet werden, die auf dem Arbeitsmarkt (noch) nicht zum tragen kommen. Zweitens konnen anhand der Ehe- oder Lebensgemeinschaften beruflich Selbstandiger generelle Erkenntnisse iiber die Losung von Kooperationsproblemen in privaten Beziehungen gewonnen werden. Dahinter steht die Annahme, dass fast alle soziale Beziehungen als Tauschverhaltnisse begriffen werden konnen, in denen die Partner sowohl gemeinsame als auch gegensatzliche Interessen besitzen. Insbesondere antagonistische Interessen flihren zu einem Anreiz fur die Akteure, sich in diesen Beziehungen nicht kooperativ zu verhalten, um auf Kosten des Partners einen Vorteil zu realisieren. Dieses Problem ist vor allem in wirtschaftlichen Transaktionen offensichtlich, betrifft jedoch auch viele andere soziale Beziehungen, die z.B. den Austausch von Information, sozialer Unterstiitzung, oder die
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Uberwachung sozialer Normen beinhalten. Wahrend es eine Vielzahl von Untersuchungen uber die Losungsmoglichkeiten von Kooperationsproblemen in wirtschaftlichen Transaktionen gibt, wurden die Kooperationsprobleme in privaten Partnerschaften erst in den letzten Jahren thematisiert. Da mit der Ausnahme von Ehevertragen die Akteure hier nur sehr begrenzt auf formelle Vereinbarungen zur Losung ihrer Interessenskonflikte zuruckgreifen konnen, ruckten vor allem Machtund Aushandlungsprozesse in den Mittelpunkt der Analysen. Hierbei wurde jedoch meist tibersehen, dass auch die Partnerschaft in einen sozialen wie organisatorischen Kontext eingebettet ist, auf den fur die 'Regulierung' des Verhaltens der Akteure zuruckgegriffen werden kann. Dies wird am Beispiel der Ehe- und Lebensgemeinschaften von Selbstandigen besonders deutlich, da diese neben dem Haushaltskontext auch in den 'organisatorischen' Kontext des Unternehmens eingebettet werden konnen. Damit stellt die gewahlte empirische Situation eine Moglichkeit der Analyse von Kooperationsproblemen dar, ftlr deren Losung die Akteure sowohl auf eine 'private' wie auch 'okonomische' Einbettung ihrer Beziehung zuruckgreifen konnen. Die Untersuchung der Partnerschaften beruflich Selbstandiger stellt somit nicht nur ein zusatzliches Feld der Uberprufung von Theorien sozialer Kooperation dar, sondern erlaubt aufgrund des 'multiplexen' Charakters Rtickschltlsse tiber das Verhaltnis unterschiedlicher Losungsstrategien.
1.2 Gang der Arbeit
Da der Analyse von Partnerschaftsbeziehungen beruflich Selbstandiger ein allgemeiner theoretischer Rahmen zugrundegelegt werden soil, wird im zweiten Kapitel dieser Arbeit ein theoretisches Modell privater Partnerschaften skizziert. Die Beziehung zwischen Lebens- und Ehepartnern - im Folgenden auch als private Beziehung oder Partnerschaft bezeichnet - wird als dauerhaftes und soziales Tauschverhaltnis im Sinne Blaus (1964) aufgefasst. Dieser Tausch kann fur beide beteiligten Akteure vor allem aufgrund langfristiger Investitionen vorteilhaft sein, fuhrt jedoch zu zwei zentralen Problemen: Erstens die Absicherung dieser Investitionen im Falle einer Auflosung der Partnerschaft, und zweitens die Frage der Koordination dieser Investitionen.
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Das Stabilitatsproblem ergibt sich aus dem Umstand, dass beide Akteure spezifische Investitionen in die Partnerschaft nur dann tatigen, wenn sie eine langfristige Beziehung erwarten, die die 'Amortisation' dieser Investitionen sicherstellt. Wie jedoch die hohen Scheidungsquoten in modernen Gesellschaften zeigen, konnen die Akteure nicht automatisch von einer stabilen privaten Beziehung ausgehen. Die Akteure stehen somit vor einem zweiseitigen Vertrauensproblem, in dem die Vertrauensleistung die Investition in die Beziehung darstellt, das Vertrauen aber durch eine einseitige Auflosung der Beziehung missbraucht werden kann. Das Problem der Spezialisierung und Koordination in Partnerschaften beruht auf dem Umstand, dass Spezialisierung zwar zu kollektiven - d.h. beidseitigen Vorteilen fiihren kann, jedoch die Spezialisierung und die damit verbundene Investition nur von einem Akteur erbracht werden muss. Fur die Frage, wer in Partnerschaften welche Investitionen und Spezialisierungen eingeht, wird als Ausgangspunkt Beckers okonomische Theorie des Haushalts diskutiert. Hierbei wird deutlich, dass die in diesem Rahmen verwendete Annahme der Maximierung des Haushaltsnutzens ungeeignet ist, um die skizzierten Probleme in privaten Partnerschaften zu analysieren. Daher wird im Folgenden von individuellen Nutzenfunktionen der beiden Akteure ausgegangen, wobei im Wesentlichen zwei Faktoren fllr die Bereitschaft der Ubernahme einer Investition in die Partnerschaft identifiziert werden: (a) das AusmaB, in dem der investierende Akteur an dem kollektiven, die Partnerschaft betreffenden Nutzen partizipieren wird (Verteilungsaspekt), und (b) mit welcher Wahrscheinlichkeit tatsachlich mit den Ertragen einer Investition gerechnet werden kann. Letzteres hangt hierbei wesentlich davon ab, wie die zuktinftige Stabilitat der privaten Beziehung durch den investierenden Akteur eingeschatzt wird. Ein zentrales Argument dieser Arbeit beruht auf der Annahme, dass die Akteure zur Losung von Stabilitats-, Spezialisierungs- und Koordinationsproblemen selbst beitragen konnen, indem sie auf eine Reihe von institutionellen und informellen Mechanismen zuruckgreifen. Diese von den Akteuren eingesetzten expliziten und impliziten Regeln und Mechanismen sowie die sich hieraus ergebende Verteilung von Ressourcen, Investitionen und Aufgaben in der Partnerschaft wird als Haushalts- und Partners chaftsorganisation bezeichnet. Um Vereinbarungen iiber Investitionen und Spezialisierungen glaubhaft und verbindlich zu machen, konnen die Akteure grundsatzlich auf zwei Mechanismen zuruckgreifen: bindende Vereinbarungen wie z.B. explizite Vertrage, und endogene Kooperation im Rah-
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men wiederholter Interaktionen. Wahrend Vertrage aufgrund der damit verbundenen Transaktionskosten nur begrenzt einsetzbar sind, ist vor allem die Moglichkeit der gegenseitigen Disziplinierung im Rahmen einer langfristigen Beziehung ein zentraler Mechanismus zur Sicherung von Kooperation in privaten Beziehungen. Dies setzt jedoch eine stabile Beziehung mit langfristigem Zeithorizont voraus. Daher riicken Mechanismen zur Losung des Stabilitatsproblems in den Vordergrund, die neben institutionell gestiitzten Vereinbarungen (wie z.B. die Ehe) ebenfalls einen endogenen Mechanismus umfassen. Dieser beruht auf dem Urnstand, dass spezifische Investitionen zwar auf der einen Seite ein Vertrauensproblem begrtinden, aber auf der anderen Seite die Ausstiegsschwelle fur den investierenden Akteur erhohen. Rationale Akteure werden daher spezifische Investitionen tatigen, solange der Partner sich im selben Umfang an die Partnerschaft bindet. Dieser gegenseitige, kumulative Prozess braucht nicht simultan abzulaufen, sondern kann im Rahmen von' Alltagsinvestitionen' kleine Vorleistungen enthalten, deren Verlust im Falle einer Trennung zu keinen hohen Kosten fiihrt. Uber die Zeit fiihren diese kleinen Investitionen, sofern sie vom Partner erwidert werden, unter Umstanden zu hohen Gesamtinvestitionen, die die Beendigung einer Beziehung erheblich erschweren. Da eine hohe Bindungswirkung angesichts der Unsicherheit tiber die Entwicklung einer Partnerschaft jedoch nicht per se vorteilhaft ist, werden rationale Akteure Vor- und Nachteile einer institutionell und endogen gestiitzten Bindungswirkung abwagen. Hierbei werden ceteris paribus Akteure eine hohere Bindungswirkung eingehen, je hoher die zu erwarteten Spezialisierungsgewinne in der Partnerschaft sein werden. Vor dem Hintergrund dieses allgemeinen Modells stellt sich die Frage, ob und in welchem AusmaB Partnerschaften selbstandig Erwerbstatiger von den skizzierten Problemen besonders betroffen sind. Hierzu werden im dritten Kapitel zuerst einige allgemeine Uberlegungen zur Interdependenz zwischen Familie und Beruf angestellt. Ausgehend von der Annahme, dass das AusmaB von Spezialisierungsgewinnen im Wesentlichen von der beruflichen Situation der beiden Akteure abhangen wird, soil anhand ausgewahlter Literatur ein kurzer Uberblick tiber den Zusammenhang zwischen Familie, Beruf und Erwerbstatigkeit gegeben werden. Hierbei zeigt sich unter anderem, dass sich die bestehende Forschung fast ausschlieBlich auf den 'Normalfall' der abhangigen Erwerbstatigkeit bezieht. Dagegen wird in dieser Arbeit der Erwerbstypus der 'beruflichen Selbstandigkeit' in den Mittelpunkt geruckt, der im darauf folgenden Abschnitt knapp skizziert
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wird. Neben einer kurzen Diskussion des Definitionsproblems beziiglich selbstandiger Erwerbstatigkeit umfasst dies die Verbreitung dieser Erwerbsform und die knappe Darstellung der Ergebnisse zur Grundungsforschung. Besondere Berucksichtigung finden die Ergebnisse im Hinblick auf die Frage, wer sich selbstandig macht. Da diesen Schritt offensichtlich nur Personen mit bestimmten strukturellen oder personlichen - Eigenschaften wagen, konnen diese Ergebnisse Aufschluss iiber mogliche Verzerrungen im Hinblick auf deren private Partnerschaften geben. Das dritte Kapitel schlieBt mit tjberlegungen zu spezifischen Investitionen in Partnerschaften beruflich selbstandiger Personen. Sowohl die Literatur iiber Unternehmensgrundungen als auch Berichte aus der Praxis zeigen, dass das soziale und familiale Umfeld des Grtinders eine bedeutende Rolle spielt. Dies verweist bereits auf den Umstand, dass in Partnerschaften von selbstandig Erwerbstatigen ein hoheres AusmaB an spezifischen Investitionen zu erwarten ist, die sich vor allem in drei Typen niederschlagen konnen: (a) gemeinsame fmanzielle Investitionen in das Unternehmen, (b) die Unterstutzung des selbstandigen Partners und des Haushalts durch eine externe Erwerbstatigkeit und (c) soziale und psychische Unterstutzung des Partners. Aufgrund dieser Investitionen ist zu vermuten, dass sich die in Kapitel 2 skizzierten Stabilitats- und Koordinationsprobleme in Beziehungen beruflich Selbstandiger in hoherem MaBe stellen als in Beziehungen abhangig Erwerbstatiger. Dies fiihrt zu zwei Arten von Hypothesen: (a) der Annahme, dass selbstandig Erwerbstatige in hoherem MaBe auf formelle und informelle Verpflichtungsmechanismen zurtickgreifen (Kap. 5) und (b) ein hoheres AusmaB an Spezialisierung in diesen Partnerschaften beobachtbar sein sollte (Kap. 6). Um diesbeziigliche Hypothesen zu testen, werden im Folgenden Beziehungen von Haupterwerbsselbstandigen mit denen von abhangig Erwerbstatigen verglichen. Da in der Regel nicht fur den Umfang spezifischer Investitionen in Partnerschaften vollstandig kontrolliert werden kann, sollten sich in den Analysen substantielle Unterschiede im Hinblick auf den Erwerbsstatus finden lassen. Dies gilt insbesondere ftir selbstandige Erwerbstatigkeiten, die auf dem Besitz und der Leitung eines Unternehmens beruhen, da in diesen Fallen mit besonders hohen spezifischen Investitionen durch die Akteure zu rechnen ist (vgl. Kap. 3.2 und 3.3). Im vierten Kapitel werden die Grundlagen der empirischen Untersuchung erlautert. Neben einer allgemeinen Einfiihrung zur Problematik empirischer Analysen selbstandiger Erwerbstatigkeit, die vor allem das Problem verfugbarer Daten
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und deren Validitat umfasst, werden die vier Datensatze kurz vorgestellt, die fur die weiteren Auswertungen herangezogen werden. Dabei stehen vor allem die spezifische Operationalisienmg der selbstandigen Erwerbstatigkeit und die zur Verfugung stehenden Fallzahlen in den einzelnen Datensatzen im Mittelpunkt. Im funften Kapitel werden Hypothesen iiber den Einsatz von Verpflichtungsmechanismen in Partnerschaften beruflich Selbstandiger sowie iiber deren Auswirkungen auf die Beziehungsstabilitat entwickelt und empirisch tiberpriift. Ausgehend von der grundsatzlichen Hypothese, dass Unternehmensbesitzer in ihren Partnerschaften aufgrund des hoheren AusmaBes an spezifischen Investitionen und Spezialisierung in hoherem Umfang auf Mechanismen zur Absicherung zuriickgreifen, werden auf Basis des in Kapitel 2 skizzierten Theorierahmens Hypothesen tiber formelle Mechanismen abgleitet und getestet. Allerdings bestatigt sich die erste Vermutung nicht, dass selbstandige Unternehmensbesitzer mit einer hoheren Wahrscheinlichkeit verheiratet sind, jedoch setzen sie eher als abhangig Erwerbstatige erganzende Ehe- und Partnerschaftsvertrage ein. Beztiglich der informellen Mechanismen wird vermutet, dass Selbstandige eher als abhangig Erwerbstatige durch einen bilateralen, gegenseitigen Investitionsprozess eine hohere Bindungswirkung anstreben. Im Einklang hiermit stehen die empirischen Befunde, dass Selbstandige schneller eine Heirat anstreben und mehr Kinder bekommen als abhangig Erwerbstatige. Aufgrund dieser Tendenzen, die Partnerschaft abzusichern und eine hohere Bindungswirkung diesbeziiglich einzugehen, sollten Beziehungen beruflich Selbstandiger - sofern diese Bemtihungen wirksam sind - auch tatsachlich eine groBere Partnerschaftsstabilitat aufweisen. Dies wird uberpriift anhand der Ehestabilitat selbstandig und abhangig Erwerbstatiger. Hierbei zeigt sich, dass der Besitz eines Unternehmens zu einem geringeren Scheidungsrisiko flir Erstehen fuhrt. Das sechste Kapitel widmet sich schlieBlich der Spezialisierung und Koordination in Beziehungen mit beruflicher Selbstandigkeit. Wahrend bisher die Partnerschaft- und Haushaltsorganisation beruflich Selbstandiger im Hinblick auf die Absicherung von spezifischen Investitionen untersucht wurde, steht in diesem Kapitel die Art und das AusmaB der Spezialisierung in der Partnerschaft im Vordergrund. Hierbei konnen drei Dimensionen der Spezialisierung unterschieden werden: der gemeinsame Haushalt, eine externe Erwerbstatigkeit sowie die interne Mitarbeit des Ehe- oder Lebenspartners.
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Da beruflich Selbstandige im Hinblick auf den Umfang des Einsatzes ihrer Arbeitskraft wesentlich weniger Regulierungen unterliegen als die meisten abhangig Beschaftigten, wird sich eine weitgehende Spezialisierung auf das eigene Unternehmen beobachten lassen. Dies fiihrt zu der Vermutung, dass (a) die Partner von beruflich Selbstandigen in hoherem MaBe flir den gemeinsamen Haushalt zustandig sind und (b) die Partner in hoherem MaBe auch 'geschlechtsuntypische' Arbeiten verrichten. Fur beide Vermurungen lassen sich anhand des Familiensurveys erste empirische Evidenzen finden (Kap. 6.1). Die Effekte beruflicher Selbstandigkeit eines Akteurs auf die Erwerbstatigkeit des Partners lassen sich dagegen nur schwer spezifizieren, da sich theoretisch sowohl positive als auch negative Einflussfaktoren identifizieren lassen. Ausgehend von einem Modell, das diese unterschiedlichen Determinanten spezifiziert, wird der Effekt des Selbstandigkeitsstatus eines Akteurs auf den Erwerbsstatus seines Partners untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass die Selbstandigkeit des einen Partners die Wahrscheinlichkeit des anderen Partners erhoht, sowohl einer externen abhangigen Erwerbstatigkeit als auch einer eigenen selbstandigen Tatigkeit nachzugehen (Kap. 6.2). Die Moglichkeit des Partners, im Unternehmen des Selbstandigen intern mitzuarbeiten, stellt einen grundsatzlichen Unterschied zu abhangig Erwerbstatigen dar. Daher stellt sich die Frage, in welchem Umfang diese Moglichkeit genutzt wird und damit die Partnerschafts- und Haushaltsorganisation der Akteure beeinflusst. Hierzu werden in einem ersten Abschnitt Bedeutung und Merkmale interner Mitarbeit von Lebenspartnern erortert und deskriptive Befunde prasentiert (Kap. 6.3.1). AnschlieBend fuhren theoretische Uberlegungen hinsichtlich der Determinanten der Mitarbeit von Lebenspartnern zu einer Reihe von Hypothesen, die die Bedeutung von Spezialisierung, Flexibilitat und Vertrauen hervorheben (Kap. 6.3.2). Erste mit Hilfe eines eigens erhobenen Datensatzes gewonnene Evidenzen zeigen im Einklang mit diesen Hypothesen, dass die Entscheidung fur eine interne Mitarbeit weniger von okonomischen Erwagungen, sondern vielmehr von dem Spezialisierungsmuster und dem hohen AusmaB an sozialem Kapital in der Partnerschaft abhangt (Kap. 6.3.3).
2 Die Notwendigkeit der Regulierung von Partnerschaftsbeziehungen
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In den folgenden Abschnitten wird ein allgemeiner theoretischer Rahmen fur die Analyse privater Partnerschaften skizziert. Diese werden als Tauschverhaltnisse betrachtet, deren besondere Eigenschaften zwar einerseits Vorteile fur beide Akteure bieten, andererseits jedoch zu einer Reihe von Kooperations- und Verteilungsproblemen fuhren (Kap. 2.1). Es werden zwei spezifische Ursachen derartiger Probleme diskutiert: Erstens die unerwunschte Auflosung der Partnerschaft, die ein Stabilitatsproblem begrundet (Kap. 2.2), sowie zweitens die Frage der Spezialisierung in Partnerschaften (Kap. 2.3). Diese Probleme fuhren zur Notwendigkeit der Regulierung der privaten Partnerschaft, d.h. dem Einsatz von Mechanismen, die Anreize zur Einhaltung von expliziten wie impliziten Vereinbarungen in der Partnerschaft schaffen. Die Summe dieser formellen wie informellen Regelungen und Mechanismen stellt die sogenannte Haushalts- und Partnerschaftsorganisation dar (Kap. 2.4). 2.1 Partnerschaftsbeziehungen als Tauschverhaltnisse Ehe- und Partnerschaftsbeziehungen konnen allgemein als soziale Tauschbeziehungen aufgefasst werden. Eine derartige Tauschbeziehung kommt dann zustande, wenn die potentiellen Tauschpartner jeweils Ressourcen besitzen, die durch die Akteure hoher bewertet werden als die eigenen (Coleman 1991: 153). Im Gegensatz zu okonomischen Tauschbeziehungen werden in Ehe- und Partnerschaftsbeziehungen typischerweise verschiedene, sehr unterschiedliche Ressourcen simultan getauscht. Tauschgtiter zwischen Ehepartnern konnen beispielsweise Liebe, sexuelle Zuwendungen, psychische Unterstutzung, aber auch Gtiter wie finanzielle Ressourcen, Pflege- oder Arbeitsleistungen - wie sie z.B. im Rahmen des Haushalts und der Kindererziehung auftreten - sein. Welche Gtiter in welchem Umfang getauscht werden hangt hierbei von den Ressourcenausstattungen der Akteure sowie deren Praferenzen ab. Diese umfassen nicht nur 'instrumentelle'
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2 Regulierung von Partnerschaftsbeziehungen
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Nutzenargumente - wie z.B. den okonomischen Wert des Tauschgutes, sondern auch Normen und Werte im Hinblick auf die Tauschsituation und die aus dem Tausch resultierenden Nebenfolgen. Dies kann dazu fuhren, dass die Tauschinhalte beschrankt werden: So wird beispielsweise Liebe eher gegen psychische und physische Hilfeleistungen, weniger jedoch gegen Geld eingetauscht (Foa und Foa 1980). Unabhangig von der Zusammensetzung der getauschten Giiterkombinationen stiitzt eine derartige Beobachtung die Annahme, dass die Akteure ihre private Beziehung als Situation auffassen, in der ein komplexes Btindel an Gutern zwischen den Partnern getauscht wird. Die Akteure wagen diese Gtlterbtindel in ihrer Gesamtheit ab und entscheiden so auch tiber die Attraktivitat der Beziehung (Emerson 1976; Lewis und Spanier 1982; Cook 1987). Nimmt man an, dass die noch ungebundenen Akteure am Anfang zwischen verschiedenen Personen und damit verschiedenen Guterbtindeln, wahlen konnen, entsteht eine Art 'Beziehungs' oder 'Heiratsmarkt': Jeder Akteur wird versuchen, mit dem Partner eine Beziehung einzugehen, der das am hochsten praferierte Gtiterbtindel anbietet (vgl. Becker et al. 1977; Becker 1991, England und Farkas 1986: 31-40). Obwohl diese 'Markte' in der Realitat von idealtypischen (okonomischen) Markten in vielerlei Hinsicht abweichen, lassen sich fur deren Existenz durchaus empirische Belege fmden (Becker et al. 1977; South und Lloyd 1992; 1995). Allerdings tritt dieser Wettbewerbmechanismus diese nach Begriindung einer Partnerschaft in den Hintergrund. Dies resultiert aus zwei Eigenschaften des Tausches zwischen Akteuren in Partnerschaftsbeziehungen, die fur die weitere Analyse von besonderer Bedeutung sind. Erstens sind Partnerschaftsbeziehungen im Gegensatz zu Transaktionen wie den einmaligen Kauf eines Konsumgutes - auf eine gewisse Dauer hin angelegt.1 Dies ergibt sich zum einen aus der Natur einiger der getauschten Leistungen wie z.B. Kindererziehung oder Arbeitsleistungen, die
1 Damit unterscheiden sie sich von reinen Spot-Transaktionen, wie sie die neoklassische Gkonomische Theorie betrachtet. Dort werden Leistungen simultan auf einem anonymen Markt durch Akteure getauscht, die keine Zukunft oder Vergangenheit ihrer Beziehung kennen. Allerdings greift dieses Bild des Tausches auch fur eine ganze Reihe von Okonomischen Tauschbeziehungen wie z.B. Arbeitsverhaltnisse (Abraham 1996) oder auch Lieferantenbeziehungen zwischen Firmen (Prosch 1999) zu kurz: Die soziale Einbettung der Beziehung sowohl in einen zeitlichen Horizont (Axelrod 1987, Raub und Weesie 1993) als auch in ein Netzwerk sozialer Beziehungen (Granovetter 1974, Granovetter 1985) spielt auch mr eher Okonomisch orientierte Tauschverhaltnisse eine besondere Rolle (siehe hierzu insbesondere Granovetter 1990; Raub 1999).
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pp
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einen gemeinsamen Haushalt und damit einen langfristigen Horizont voraussetzen. Zum anderen ermoglicht es die Langfristigkeit, Investitionen zu tatigen, die zu einer hoheren Tauschrente ftir die Akteure fuhren (Becker 1991, England und Farkas 1986). Es lassen sich hierbei gemeinsame und einseitige Investitionen in einer Beziehung unterscheiden. Bilaterale Investitionen werden durch beide Partner - haufig sogar in ungefahr dem selben AusmaB - erbracht, als Beispiel hierflir kann die Investition in gemeinsame Vorlieben, gegenseitige Zuneigung, einen gemeinsamen Hausstand oder Kinder dienen. Einseitige Investitionen beruhen dagegen in der Regel auf dem Gedanken, dass in bestimmten Situationen eine Arbeitsteilung die tauschbedingten Ertrage erhohen kann. Einseitige spezifische Investitionen werden nur von einem Partner erbracht, indem dieser sich im Hinblick auf eine bestimmte Aufgabe oder Funktion fur den Haushalt oder die Beziehung spezialisiert. Das klassische Beispiel stellt hier die Spezialisierung im Hinblick auf die Erwerbstatigkeit und die Haushaltsarbeit dar: Indem ein Partner sich nur auf den Haushalt spezialisiert und der andere sich damit auf die Erwerbsarbeit konzentrieren kann, konnen beide die Ertrage aus ihren Tatigkeiten steigern. Dies fuhrt zu einem hoheren Tauschgewinn flir beide Akteure (Becker 1991: Kap. 2, Daniel 1995). Zum Zweiten handelt es sich im Falle privater Beziehungen urn soziale Tauschbeziehungen im Sinne Blaus (1964). Diese sind - im Gegensatz zu okonomischen Beziehungen - dadurch gekennzeichnet, dass sowohl Umfang als auch Zeitpunkt der Gegenleistung unspezifiziert bleiben (vgl. hierzu auch Voss 1985: 26). Im Gegensatz zum Kauf beispielsweise eines Konsumgutes, wo in der Regel die Leistung des Kaufers und die Gegenleistung des Verkaufers genau spezifiziert sind, werden in Partnerschaftsbeziehungen Leistungen und Gegenleistung meist nicht explizit ausgehandelt. Statt dessen vertrauen die Akteure darauf, dass der Partner in der Zukunft eine angemessene Gegenleistung erbringen wird. Diese Situation lasst sich unter Ruckgriff auf das sogenannte Vertrauensspiel modellieren (vgl. hierzu auch Snijders 1996; Voss 1998, Coleman 1991: 115-149). In diesem Spiel muss ein Akteur, der Treugeber A, entscheiden, ob er einer zweiten Person B Vertrauen in Form einer beliebigen Vorleistung entgegenbringt. Wird diese Vorleistung erbracht, kann B als der Treuhander entscheiden, ob er das Vertrauen rechtfertigt und eine entsprechende Gegenleistung erbringt oder das Vertrauen missbraucht und keine oder nur eine unvollstandige Gegenleistung erbringt. Abbildung 2-1 zeigt den Spielbaum dieses Vertrauensspiels.
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2 Regulierung von Partnerschaftsbeziehungen
Abbildung 2-1: Das Vertrauensspiel
Spieler B
PA
PB
x
Spieler A
RB
Treugeber
RA
pp
Le
(Vertrauen geben)
Treuhander
sU
(Vertrauen miflbrauchen)
SA
TB mitT>R>P>
S
Rationale, d.h. nutzenmaximierende Akteure werden in einem einmaligen Vertrauensspiel keinen Austausch realisieren: Treuhander B wird immer das Vertrauen missbrauchen (DB), da er damit den hochsten Payoff T erhalt. Da Treugeber A dies antizipiert, wird er bereits im Vorfeld kein Vertrauen geben (D^) und es kommt kein Austausch zustande. Dieses Ergebnis ist jedoch kollektiv ineffizient, da sich beide durch Vergabe und Erwiderung von Vertrauen besser stellen konnten. Allerdings existieren eine Reihe von Mechanismen, dieses Kooperationsproblem zu losen (fur einen Uberblick vgl. Buschges et al. 1998: 127-140). Insbesondere die wiederholte Interaktion mit dem selben Partner kann zu kooperativem Verhalten fuhren, indem der Treuhander fur den Vertrauensmissbauch im gegenwartigen Spiel mit einer Vertrauenszuruckhaltung in zukiinftigen Spielen bestraft wird. Uberwiegen fur B die durch eine derartige Tauschverweigerung des Treugebers A entstehenden zukiinftigen Verluste die aus dem Vertrauensmissbrauch zu erzielen-
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den gegenwdrtigen Gewinne, so wird sich Treuhander B kooperativ zeigen und Treugeber A wird Vertrauen geben (Fudenberg und Maskin 1986; Axelrod 1987). Wie diese Diskussion des Vertrauenscharakters sozialer Tauschbeziehungen zeigt, sind derartige Interaktionen nicht unproblematisch. Die beiden genannten Eigenschaften von Partnerschaftsbeziehungen - langfristig angelegte Investitionen und die zeitlich versetzte, unbestimmte Gegenleistung in wiederholten Transaktionen - konnen zwar zu einer Erhohung der kollektiven Tauschgewinne ftihren, werfen jedoch fur die Akteure auch eine Reihe von Problemen auf. Erstens besteht die Moglichkeit, dass ein Akteur in einer Partnerschaft versprochene Investitionen nicht tatigt bzw. einmal getatigte Investitionen gefahrdet. Dies betrifft insbesondere den Fall einer einseitigen Auflosung der Beziehung: Beendet ein Partner die Beziehung, so sind viele getatigte Investitionen beider Akteure verloren. Zudem werden zukunftige Investitionen, auf die der verlassene Partner eventuell vertraut hat, nicht mehr getatigt. Gerade angesichts hoher Scheidungsraten in modernen Gesellschaften (England und Farkas 1986; Diekmann und Klein 1991, Wagner 1997: 116-127) stehen die Akteure somit vor dem Problem, Investitionen in eine gemeinsame Beziehung abzusichern (vgl. hierzu Kap. 2.2). Zum Zweiten mtissen sich die Akteure abstimmen, wer welche Investitionen bzw. Aufgaben in einer Beziehung ubernimmt. Die von Gary S. Becker mit begrundete okonomische Theorie der Familie stellt diesen Aspekt in den Mittelpunkt (Becker 1991: Kap. 2). Demnach lohnt es sich flir die Akteure in Partnerschaften nicht, dass sich jeweils beide auf dem Arbeitsmarkt und im Haushalt engagieren. Da beide Aktivitaten mit zum Teil erheblichen Investitionen verbunden sind, entsteht ein kollektiver Vorteil, wenn sich jeweils ein Akteur auf die Sicherung des Haushaltseinkommens und der andere auf den Haushalt spezialisiert. Hier entsteht jedoch das Problem, dass diese Investitionen und die damit einhergehende Spezialisierung die Abhangigkeit von der Partnerschaft erhohen konnen. Demnach hat jeder der Akteure ein Interesse, sich im Hinb Erwerbsarbeit und nicht beztiglich des Haushaltes zu spezialisieren (vgl. Kap. 2.3). Zusammenfassend lick auf die allgemein verwertbare lasst sich feststellen, dass die spezifischen Eigenschaften der Tauschbeziehung zwischen Lebens- oder Ehepartnern die urspriingliche Marktbeziehung tendenziell in ein bilaterales Monopol verwandelt. Die Akteure konnen zwar durch Spezialisierung und spezifische Investition langfristig einen hoheren Tauschgewinn erzielen als in reinen 'Spot-Transaktionen', die damit verbundene gegenseitige Abhangigkeit fuhrt
24
2 Regulierung von Partnerschaftsbeziehimgen
jedoch zu Koordinations- und Kooperationsproblemen. Diese Probleme in Partnerschaftsbeziehimgen - die Gefahrdung von spezifischen Investitionen durch die einseitige Auflosung einer Partnerschaft einerseits und die Koordination von Leistungen und Spezialisierung zwischen den Partnern andererseits - werden in den beiden folgenden Abschnitt genauer spezifiziert, urn anschliefiend in Kap. 2.4 mogliche Losungen zu untersuchen.
2.2 Das Stabilitatsproblem in Partnerschaftsbeziehimgen
sU
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Wie in einer Reihe anderer Tauschverhaltnisse bringt die Moglichkeit der Investition in die gemeinsame Tauschbeziehung ein grundlegendes Vertrauensproblem mit sich. Zwar erhoht sich der gemeinsame Tauschgewinn durch spezifische Investitionen, jedoch kann sich aufgrund des freiwilligen Charakters der Tauschbeziehung kein Akteur sicher sein, dass die Beziehung nicht einseitig durch den Partner beendet wird. Anreize zum Verlassen der Beziehung ergeben sich in diesem Rahmen, wenn fur einen Akteur der Nutzen anderer Alternativen - sei es eine andere Beziehung oder das Leben als Single - den erwarteten zukunftigen Tauschgewinn tibersteigt (England und Farkas 1986, South und Lloyd 1995). Die Logik dieser Situation kann gut anhand eines einfachen spieltheoretischen Modells erlautert werden, das eine besondere Variante des oben erorterten Vertrauensspiels darstellt (vgl. hierzu auch Abraham 1996, Abraham und Prosch 2000). In einem ersten Schritt wird ein Modell prasentiert, das eine Beziehung ohne spezifische Investitionen der Akteure abbildet. Es werden zwei Spieler - die beiden Partner in einer privaten Beziehung - betrachtet, die mit drei verschiedenen Situationen konfrontiert werden konnen. In den ersten beiden Situationen wird jeweils einer der beiden Akteure - A oder B - mit einer Alternative zur bestehenden Partnerschaft konfrontiert, die fur den betreffenden Akteur in dem betrachteten Moment zu einem hoheren Nutzen fuhrt als die bestehende Beziehung. Diese Alternative kann eine andere Beziehung, aber auch das Leben als Single darstellen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Akteur A eine derartige bessere Alternative erhalt soil mit qA, fur den Akteur B mit q^ notiert werden. In der dritten moglichen Situation erhalt keiner der beiden Akteure einen Anreiz, die Beziehung einseitig zu beenden, wobei die Wahrscheinlichkeit hierftir c^ betragen soil. Von der Betrachtung der vierten moglichen Situation - dass beide Akteure simultan einen Anreiz
2 Regulierung von Partnerschaftsbeziehungen
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zur Auflosung ihrer Beziehung erhalten - soil im Folgenden abgesehen werden. Da in diesem Fall die Auflosung fur beide Seiten vorteilhaft und damit einzig effiziente Losung ware, ist diese Konstellation fiir die vorliegende Problemstellung irrelevant. Es gelte 0)
qz = (l-qA)(l-<JB) u n d O ^ q ^ l m i t i e { A , B , Z } . 2
(2)
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Erhalt einer der beiden Akteure den Anreiz, die Partnerschaft zu beenden, so kann er zwischen zwei verschiedenen Handlungsmoglichkeiten wahlen. Er kann zum einen dem Anreiz folgen und die Beziehung beenden. Dies wird im Folgenden mit 'Dj' fur die Defektion des Spielers i (mit i e {A, B}) notiert. Als Alternative hierzu kann er das Tauschverhaltnis fortsetzen ('Cj' fllr Kooperieren). Wahlt er Q, so erhalt er die Auszahlung Rj, die die Realisierung der aus der privaten Beziehung resultierenden Tauschgewinns bezeichnet. Defektiert der Spieler dagegen, so realisiert er aufgrund der - durch das opportunistische Verhalten erzielten - Verbesserung die hohere Auszahlung Tj, wahrend sein Tauschpartner Sj erhalt (wobei i, j E {A, B} und i * j). Fiir die Nutzenwerte der Akteure soil daher gelten Ti>Ri>Si.
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Fiir einen Akteur sei es also am vorteilhaftesten, dem Anreiz zu opportunistischem Verhalten zu folgen, wahrend es am schlechtesten sei, die Auflosung durch den Partner hinnehmen zu mtissen.
2 Hierbei wird zur Vereinfachung der Modellierung angenommen, dass q{ exogen gegeben und konstant ist. Dies ist natiirlich in der Realitat nicht der Fall: Die Akteure konnen z.B. durch Suchaktivitaten die Wahrscheinlichkeit beeinflussen, einen attraktiveren Partner zu treffen. Der Anreiz dies zu tun steigt jedoch mit sinkendem Ehegewinn, also T-R.
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26 Abbildung 2-2: Das Stabilitdtsspiel r
Spieler A CA
RA
RB
Z£T^ TA
SB
RA
RB TB
RA
RB
SA
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£te"
sU
qz
*-
Le
c
B
^
x
A
Spieler B
Abbildung 2-2 zeigt die extensive Form des Stabilitatsspieles V, dem die geschilderte Situation zugrunde liegt. Zu Beginn entscheidet die Natur N (d.h. der Zufall), welche der drei Situationen eintritt. Nur wenn ein Spieler den Anreiz zur Auflosung erhalt, fuhrt er einen Zug (Q oder Dj) aus. Ftir den Fall, dass weder A noch B die Moglichkeit zur opportunistischen Auflosung erhalten, wird die Kooperationsrente und damit die Auszahlung Rj realisiert. Die ftir die Wahl einer Strategic (Q oder D) relevanten erwarteten Payoffs ergeben sich nun aus der Gewichtung der drei urspriinglichen Auszahlungen (Tj, ^ S) mit den jeweiligen Wahrscheinlichkeiten. Die erwarteten Payoffs U; konnen wie folgt notiert werden: (3)
(a) (b) (c) (d)
UKQ, q ) Ui(Di; q ) UiCC, Dj) UiCD, Dj)
= qiR, + q,Ri + q z R l ^qiT. + qRi + qzR, = q1R1 + q,Si + q z R i = q i T, + q i S i + q z R i
2 Regulierung von Partnerschaftsbeziehungen
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Das so charakterisierte Spiel besitzt aufgrund der in Bedingung (2) festgelegten Praferenzordnung eine eindeutige Losung. Da Tj> Rj, ist D; ftlr beide Spieler eine dominante Strategic, so dass die Strategienkombination (Di? Dj) das einzige Gleichgewicht darstellt. Es stellt sich jedoch die Frage, ob dieses Ergebnis eine kollektiv effiziente (d.h. pareto-optimale) Losung darstellt: Konnen sich beide Spieler durch die Realisierung einer anderen Strategienkombination verbessern? Da eine einseitige Abweichung von einer stark dominanten Strategic zu keiner Paretoverbesserung fiihren kann, besteht lediglich die Moglichkeit, dass das bestehende Gleichgewicht zu (Q, Cj) pareto-inferior ist. Dies gilt, wenn q i R i + q j R i >q i T i + q j S i
<=•
x
(4)
qCR.-syxicri-R,)
sU
pp
Le
Die erwarteten Verluste durch das einseitig opportunistische Verhalten des Partners mtissen groBer sein als die erwarteten Gewinne, die durch eigenes opportunistisches Verhalten zu realisieren sind. Gilt diese Bedingung (4), so besitzt das Spiel die Struktur eines sogenannten Gefangenendilemmas: Beidseitige Reoperation ware ftir beide Spieler effizient, jedoch kann kein Spieler darauf vertrauen, dass der Partner nicht bei der ersten Gelegenheit die Beziehung auflost. Ist die Bedingung (4) dagegen nicht erfullt, so ist die Beziehungsauflosung fur beide Seiten effizient. Die in der neoklassischen Okonomie betrachteten (Spot-)Transaktionen beruhen letztlich auf der Vorstellung, dass die Tauschpartner unter diesen Bedingungen interagieren. Der Tausch kommt nur zustande, solange kein Akteur eine bessere Alternative besitzt, und wird (ohne Kosten) sofort aufgelost, wenn auf dem Markt ein Tauschpartner mit einem besseren Angebot existiert. Auch in dieser Modellwelt konnen langfristige Beziehungen beobachtet werden: Ist ein Marktgleichgewicht erreicht, hat keiner der Akteure einen Anreiz seinen Tauschpartner zu verlassen, da kein besseres Angebot auf dem Markt existiert. Im Rahmen des obigen Modells ware in diesem Fall (^=1, kein Akteur erhalt somit aufgrund des Marktgleichgewichts eine bessere Alternative zumbestehenden Tauschverhaltnis. Allerdings ist das Tauschverhaltnis sofort gefahrdet, sobald der Markt den Gleichgewichtszustand verlasst. Der diesem Modell zugrundeliegende Gedanke, dass die externen Alternativen zur bestehenden Partnerschaft die Stabilitat entscheidend mit bestimmen, liegt
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auch den meisten theoretischen Ansatzen zugrunde, mit deren Hilfe die Trennung beziehungsweise Ehescheidung von Paaren erklart werden soil. Austauschtheoretische Ansatze (vgl. z.B. Homans 1958, Thibaut und Kelley 1959) stellen hierbei eine Relation zwischen der Zufriedenheit mit der Partnerschaft und den externen Bedingungen in den Mittelpunkt der Betrachtung. Je geringer die Zufriedenheit, je besser die Alternativen zur bisherigen Tauschbeziehung mit dem Parmer und je geringer die Kosten einer Aufl5sung, desto eher wird eine Trennung stattfinden (Lewis und Spanier 1982, Nye 1982). In ahnlicher Art und Weise werden in der okonomischen Theorie der Familie Scheidungen durch die Existenz besserer Alternativen fur zumindest einen Parmer auf dem externen Heirats- bzw. Beziehungsmarkt erklart. Im Rahmen dieser Theorie wird als Ausgangspunkt ein Heiratsmarkt betrachtet, auf dem die Akteure durch individuelle Maximierung der Partnereigenschaften dergestalt Paare bilden, dass sich ein kollektiv effizientes Marktgleichgewicht einstellt (Becker 1991). Scheidungen lassen sich vor diesem Hintergrund nur erklaren, indem von der Pramisse eines perfekten Marktes abgewichen wird: So nimmt Becker an, dass die Partner zum Zeitpunkt der Heirat nur unvollstandig iiber die Eigenschaften des Partners und die zukunftigen Ehegewinne informiert sind (Becker 1991: 325). Dies liegt unter anderem an dem Umstand, dass die Informationssuche Kosten verursacht. Rationale Akteure werden diese Suchkosten gegen den Nutzen zusatzlicher Informationen abwagen und die Suche abbrechen, wenn die Kosten iiberwiegen. Aus diesem Grund konnen spater Situationen auftreten, in denen andere Alternativen zu einem hoheren Nutzen fur mindestens eine Person fuhren (Becker et al. 1977, siehe auch Kopp 2000). So konnten South und Lloyd (1995) zeigen, dass ein groBeres externes Angebot auf dem Partnerschaftsmarkt tatsachlich zu einer geringeren Beziehungsstabilitat fuhrt. In einem zweiten Schritt stellt sich nun die Frage, welchen Effekt spezifische Investitionen fur die Stabilitat von Tauschbeziehungen besitzen. Hierzu wird im Rahmen des obigen Modells angenommen, dass beide Akteure vor dem Spiel beziehungsspezifische Investitionen in der Hohe von q tatigen. Wie bereits im vorhergehenden Abschnitt angedeutet, stellen beziehungsspezifische Investitionen Kosten dar, die von einem Akteur in einer Beziehung zu einem Zeitpunkt t0 erbracht werden und zu einem spateren Zeitpunkt tj zu einer Erhohung des kollektiven 'Outputs' nur in der zu Zeitpunkt t0 bestehenden Beziehung fuhren. Wie allerdings im folgenden Kapitel deutlich werden wird, sind Investitionen meist nicht vollkommen beziehungsspezifisch oder vollkommen frei verwertbar. Start
2 Regulierung von Partnerschaftsbeziehungen
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dessen ware eine realistischere Annahme, das Investitionen zu einem gewissen Grad beziehungsspezifisch sein konnen, der je nach verfugbaren alternativen Beziehungen variieren kann. Um die Modellierung zu vereinfachen, wird im Folgenden jedoch von der Annahme ausgegangen, dass spezifische Investitionen im Falle einer Beziehungsauflosung vollstandig abgeschrieben werden miissen. Da Investitionskosten unabhangig vom Ergebnis auftreten, vermindem sich alle Payoffs um den Betrag ci5 der diese Investitionskosten angibt. Der Ertrag der Investition gj wird jedoch nur realisiert, wenn die Beziehung nicht aufgelost wird. Abbildung 2-3 zeigt dass neue Stabilitatsspiel TY.
x
Abbildung 2-3: Das Stabilitatsspiel / ]
Spieler B
RA-CA+gA
RB-CB+gB
C ^
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A
Le
Spieler A
B
ZXT^
TA-CA
SB-CB
C
RA-CA+gA
RB-CB+gB
SA-CA
TB-CB
RA-CA+gA
RB-CB+gB
\ ^
z)^"
qz Im Vergleich zu dem ursprunglichen Spiel T ergeben sich nun einige Unterschiede. Erstens ist die Strategic D nicht mehr zwangslaufig dominant, sondern nur unter der Bedingung:
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2 Regulierung von Partnerschaftsbeziehungen
(5)
Ti-Ri>gi
Ubersteigen die sich aus der spezifischen Investition ergebenden zusatzlichen Tauschgewinne die Kooperationskosten T; - Rj, so ist Q die dominante Strategic fur die Akteure und sie realisieren ein kollektiv effizientes Ergebnis, indem die Beziehung nicht aufgelost wird. Zweitens stellt sich wieder die Frage, unter welchen Bedingungen (Q, Cj) das pareto-optimale Ergebnis sein wird. Dies gilt analog zu Bedingung (4), wenn (6)
qiCRi-Si + g D x j i C r . - ^ - g i ) .
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Wie im Vergleich zu Bedingung (4) einfach zu erkennen ist, erhoht die Realisierung eines Spezialisierungsgewinnes die Wahrscheinlichkeit erheblich, dass (Ci? Cj) ein kollektiv effizientes Ergebnis im Spiel Tj darstellt, da auf der einen Seite der erwartete Payoff im Falle des einseitig opportunistischen Verhaltens des Partners & erhoht wird, wahrend auf der anderen Seite die durch eigenes opportunistisches Verhalten zu erzielenden Auszahlungen urn g; reduziert werden. Keinen Effekt besitzen die Investitionskosten in diesem Spiel, da diese als versunkene Kosten fur die Entscheidung hinsichtlich des zukiinftigen Verhaltens keine Bedeutung besitzen. Relevant sind die Investitionskosten allerdings dann, wenn die Akteure dartiber entscheiden mtissen, ob sie spezifische Investitionen erbringen wollen oder nicht. Vergleicht man die Auszahlungen in Y und r r , so wird schnell deutlich, dass dies naturlich von dem zu erwartetenden Investitionsgewinn g; abhangt. Da in r\ im Vergleich zu Y alle Payoffs urn c} reduziert werden, werden die Akteure nur dann spezifische Investitionen tatigen, wenn die zu erwartetenden Gewinne & diese Differenz ausgleichen. Da dies jedoch nur bei der Realisierung des kooperativen Ergebnisses (Q, Cj) der Fall sein kann, werden die Akteure nur dann investieren, wenn das Kooperationsproblem in Y1 gelost werden kann. Dies bedeutet, das neben der Bedingung (6) auch die Ungleichung Tj - Rj < gj erfullt sein muss. Unter diesen Bedingungen ist die Kombination dominanter Strategien (Ci? Cj) das einzige kollektiv effiziente Gleichgewicht in Yv Als Fazit dieses Modells lasst sich festhalten, dass die Moglichkeit einer Trennung die Akteure somit vor ein zweiseitiges Vertrauensproblem stellt. Die beziehungsspezifischen Investitionen eines Akteurs gehen verloren, wenn die Beziehung beendet wird (vgl. z.B. Esser 1999:264). Dies ist insbesondere fur den zurtickblei-
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benden Partner ein Problem, da dieser in der Regel nicht sofort eine adaquate Alternative zur bisherigen Beziehung findet. Aber auch der die Beziehung auflosende Akteur muss die in die Partnerschaft getatigten Investitionen abschreiben und hat somit erhohte Kosten im Falle der Trennung hinzunehmen. Beide Akteure stehen somit vor dem Problem, in einer Situation der Unsicherheit iiber die Stabilit y ihrer Beziehung Entscheidungen iiber beziehungsspezifische Investitionen in die Partnerschaft treffen zu miissen. Rationale Akteure werden in dieser Situation nur dann derartige Investitionen tatigen, wenn das opportunistische Verhalten des Partners durch entsprechende Absicherungsmechanismen hinreichend unwahrscheinlich wird oder ausreichende Kompensationen flir verlorene Investitionen in Aussicht gestellt werden. In welchem Umfang die Akteure empirisch tatsachlich mit diesem zweiseitigen Vertrauensproblem konfrontiert sind, ist schwer zu ermitteln. Jedoch lassen sich als Indikator flir eine nicht zu unterschatzende Bedeutung die hohen und stetig steigenden Scheidungsquoten in westlichen Gesellschaften heranziehen: So wird in den USA mittlerweile etwa jede zweite, in Deutschland jede dritte Ehe geschieden (England und Farkas 1986, Diekmann und Klein 1991, Wagner 1997). Diese Entwicklung lasst in Bezug auf beziehungsspezifische Investitionen zwei mogliche Interpretationen zu. Entweder werden vorwiegend Ehen geschieden, in denen die Partner keine oder wenige Investitionen getatigt haben, oder die Auflosung der Partnerschaften geht mit einem Verlust beziehungsspezifischer Investitionen einher. Welche Moglichkeit auch zutreffen mag, beide Alternativen sind aus Sicht der Ehepartner kollektiv ineffizient. Aber auch auf individueller Ebene lassen sich eine Reihe von Belegen finden, dass zumindest einem Partner bei der Eheauflosung erhebliche Nachteile entstehen: So wurde iiber materielle EinbuBen insbesondere geschiedener Frauen (Smock et al. 1999, Peterson 1989) oder den Verlust sozialer Kontakte (Broese van Groenou 1991) berichtet. Die Moglichkeit opportunistischer Auflosungen zuungunsten des Partners stellt demnach empirisch durchaus ein Problem flir die Akteure in privaten Beziehungen dar.
2.3 Spezialisierung und Koordination in Partnerschaftsbeziehungen Als zweites Problem stellt sich die Frage, wie die Aufgaben in der Partnerschaft auf die Akteure verteilt werden. Dies beruht auf der Annahme, dass sich die
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Akteure durch eine arbeitsteilige Organisation des Haushalts kollektiv besser stellen konnen. So macht es beispielsweise wenig Sinn, wenn beide Akteure sich die Fahigkeit aneignen, die gemeinsame Steuererklarung auszuarbeiten.3 Investiert nur ein Akteur in dieses Humankapital, kann der Partner seine Ressourcen einer andere Aufgabe - z.B. der Autoreparatur - widmen. Diese Arbeitsteilung oder - im Folgenden als Synonym hierfiir - Spezialisierung innerhalb der Partnerschaft kann sich theoretisch auf beliebige Aufgaben in beliebiger Kombination beziehen. Hierbei lasst sich - bis auf wenige Ausnahmen - meist keine vollstandige Spezialisierung eines Akteurs fiir eine bestimmte Aufgabe beobachten. Dies liegt meist an dem Umstand, dass Situationen auftreten konnen, in denen ein Partner den anderen hinsichtlich der betreffenden Aufgabe ersetzen muss. Erkrankt beispielsweise der Akteur, der sich auf die Zubereitung von Mahlzeiten in der Partnerschaft spezialisiert hat, so sollte der Partner die Aufgabe zumindest auf einem niedrigen Niveautibernehmenkonnen. Dies wird jedoch nur moglich sein, wenn eine minimale Menge an diesbeztiglichem Humankapital bereits vorher erworben wurde. Eine weitere Beschrankung der Effizienz vollstandiger Spezialisierung ergibt sich zudem aus dem Umstand, dass einige Aufgaben im Haushalt in der 'Gruppe' effizienter gelost werden konnen. Beispielsweise scheint es fur die Erziehung von Kindern einen Beitrag von Vatern zu geben, der nicht ohne Komplikationen von Mutterntibernommenwerden kann (und umgekehrt). In einer derartigen Situation ist es nicht effizient, dass ein Akteur diese Aufgabe vollkommen ubernimmt. Dies gilt auch fiir Gtiter, die aus einer Teamproduktion hervorgehen. Eine klassische Teamproduktion liegt vor, wenn die fiir die Erstellung eines Gutes notwendigen Ressourcen durch unterschiedliche Akteure kontrolliert werden und deren Beitrag an dem kollektiv produzierten Gut nicht gemessen werden kann (vgl. z.B. Alchian und Demsetz 1972). Emotionale Gtiter wie Liebe oder sexuelle Zuwendungen stellen typische Beispiele dar, die nicht durch die Spezialisierung eines Akteurs erstellt werden konnen, da ohne den Beitrag des anderen Akteurs die Produktion unmSglich wird. Aufgrund dieser Uberlegungen wird deutlich, dass daher in den seltensten Fallen eine vollkommene Arbeitsteilung in privaten Partnerschaften moglich sein wird, sondern Spezialisierung als Kontinuum definiert werden muss. Im Hinblick
3 Dies gilt allerdings nur, wenn durch die gemeinsame Ausarbeitung kein besseres Produkt erstellt werden kann als durch einen Akteur alleine.
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2 Regulierung von Partnerschaftsbeziehungen
auf ein gegebenes Gut G soil die Spezialisierung eines Akteur in einer Partnerschaft definiert sein als Anteil der durch diesen Akteur eingebrachten Arbeitsanstrengung an dem insgesamt notigen Arbeitsaufwand zur Erstellung von G in einem Zeitraum At. Der Bezug auf einen bestimmten Zeitraum ist notwendig, urn die Spezialisierung in Bezug auf standig produzierte Giiter erfassen zu konnen, deren Erstellung nur ab und zu von dem 'negativ' spezialisierten Partner iibernommen wird. Tabelle 2-1: Beispiel eines komparativen Produktionsvorteils in Partnerschaften (vgl Blau undFerber 1986: 43)
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Situation I: Getrennte Produktion
Gesamt (A+B)
Le
(2 Stunden a 5 € ) + 10 €
(7 Stunden a 15 € ) 105 €
(1 S t u n d e a l 5 € ) + 15 €
=
120 €
165 €
+ 25 €
=
190 €
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Akteur B
(6 Stunden a 10 € ) 60 €
pp
Akteur A
Gesamtes Einkommen
Ertrage aus der Hausarbeit
Ertrage aus der Erwerbstatigkeit
70 €
Situation II: Spezialisierung iaufgrund komparativer Vorteile Ertrage aus der Erwerbstatigkeit
Akteur A Akteur B
Gesamt (A+B)
Ertrage aus der Hausarbeit
Gesamtes Einkommen
(0 Stunden a 5 € ) 0€
80 €
(8 Stunden a 10 € ) 80 €
+
(6 Stunden a 15 € ) 90 €
(2 Stunden a 15 € ) + 30 €
=
120 €
170 €
+ 30 €
=
200 €
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2 Regulierung von Partnerschaftsbeziehungen
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Le
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Konnen die Akteure durch ein bestimmtes AusmaB an Spezialisierung im Hinblick auf eine bestimmte Aufgabe einen kollektiven Vorteil erzielen, stellt sich jedoch die Frage, wer diese Aufgabe iibernehmen soil. Dies ware unproblematisch, wenn die Spezialisierung keine Investitionskosten fur den betreffenden Akteur nach sich ziehen wtirde. Einen theoretischen Vorschlag iiber den Mechanismus, der die Koordination der Spezialisierung in dieser Situation steuert, wurde von Gary S. Becker im Rahmen der okonomischen Theorie des Haushalts vorgelegt (Becker 1991: Kap.). Hierbei nimmt Becker erstens an, dass die Akteure eine gemeinsame Haushaltsnutzenfunktion maximieren. Der Haushalt wird somit zu einem kleinen 'Untemehmen', in dem Gtiter fur die Haushaltsmitglieder produziert werden. Wie in einem Betrieb erfolgt die Entscheidung iiber den Einsatz von Ressourcen im Hinblick auf den maximalen Output fur das Kollektiv. Das Koordinationsproblem zwischen den beiden Akteuren wird in der okonomischen Theorie der Familie gelost, indem zweitens Annahmen iiber komparative Vorteile hinsichtlich der Investition eingefuhrt werden. Allgemein besagt dieses Argument, dass derjenige Akteur, der ein bestimmtes Gut fur den Haushalt effektiver produzieren kann als der Partner, diese Aufgabe auch iibernehmen wird. Dies ist unproblematisch, solange ein Akteur einen absoluten Produktionsvorteil in einem Gebiet und der andere beziiglich einer anderen Aufgabe besitzt. Weniger klar ist die Aufteilung der Aufgaben in einer Situation, in der ein Akteur in beiden Bereichen produktiver ist. Ein Beispiel, das von Blau und Ferber (1986: 43) iibernommen wurde, verdeutlicht die Argumentation in diesem Fall (vgl. Tabelle 2-1). Zwei Akteure, A und B, miissen ihre Arbeitszeit zwischen Arbeitsmarkt und Hausarbeit aufteilen. Die erste Situation beschreibt einen Zustand getrennter Produktion: beide Akteure setzen einen Teil ihrer Zeit sowohl fur die Erwerbstatigkeit als auch fur den Haushalt ein. Hierbei ist A in beiden Fallen der weniger Produktive: Eine Stunde seiner Arbeitszeit sind auf dem Arbeitsmarkt 10 € und im Haushalt 5 € wert, wahrend B in beiden Fallen einen Wert von 15 € in der Stunde produzieren kann. Wenn beide insgesamt 8 Stunden Arbeit einsetzen, konnten sie bei der vorgeschlagenen Aufteilung von 1 bzw. 2 Stunden Arbeit im Haushalt insgesamt 190 € erzielen. Lasst sich dieser Ertrag durch Spezialisierung in dieser Situation nun erhohen? Die zweite Situation verdeutlicht, dass dies der Fall ist: Akteur A spezialisiert sich vollstandig auf die externe Erwerbstatigkeit, wahrend Akteur B eine Stunde seiner Arbeitszeit in den Haushalt verschiebt. Da B in dieser
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Stunde Hausarbeit dreimal so produktiv ist wie A, konnen beide mit weniger Stunden Haushaltsarbeit mehr produzieren als im Vergleich zu Situation I. In anderen Worten besitzt B einen komparativen Vorteil gegeniiber A hinsichtlich der Hausarbeit, da B im Haushalt dreimal produktiver ist (15 € / Stunde statt 5 €/Stunde von A) wahrend B auf dem Arbeitsmarkt nur urn ein Drittel produktiver ist (15 €/Stunde statt 10 €/Stunde von A). Als Ergebnis kann das kollektive Ergebnis im Vergleich zu Situation I erhoht werden. Fur die Erklarung einer geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung wird dann zusatzlich die Annahme getroffen, dass Frauen bestimmte Haushaltsgtiter effizienter produzieren konnen als Manner, d.h. dass sie - mindestens - komparative Vorteile besitzen. Dabei spielt es keine Rolle, worauf diese komparativen Vorteile beruhen, wie z.B. Sozialisierung von Praferenzen, der sozialisationsgestiitzte Erwerb von Wissen (Rolleniibernahme) oder biologische Unterschiede. Letztere sind jedoch insofern bedeutsam, als die darauf begrundeten komparativen Vorteile - z.B. bei der Sauglingsbetreuung - nicht geandert werden konnen. Diese komparativen Vorteile fuhren dann zu unterschiedlichen Investitionsmustern in Humankapital: Frauen setzen in der Regel ftir die Phase der Geburt und des fruhen Sauglingsalters mit der Erwerbstatigkeit aus und akkumulieren in dieser Zeit kein arbeitsmarktspezifisches Humankapital. Wahrend dieser Phase investiert der erwerbstatige Mann automatisch weiter in die berufliche Tatigkeit und kann sich so selbst bei gleicher Qualifikation einen Produktivitatsvorsprung erarbeiten, den der weibliche Partner nicht mehr aufholen kann. Soil der kollektive Haushaltsnutzen maximiert werden, ist es unter diesen Annahmen somit rational fur die Akteure, wenn sich der Mann auf die Erwerbsarbeit und die Frau auf die Kindererziehung und den Haushalt spezialisiert (Becker 1991: Kap. 2, vgl. auch Bryant und Zick 1994: 155-159). Dieses Konzept erscheint im Lichte des bisher verwendeten tauschtheoretischen Rahmens jedoch problematisch. Vor allem die Annahme der Maximierung des Haushaltsnutzens bringt in diesem Fall Probleme mit sich, die vor allem aus der Vernachlassigung individueller Praferenzen beruhen. Im Gegensatz zu den Modellannahmen Beckers besitzen die Akteure im Haushalt bzw. in einer Partnerschaft jeweils individuelle Interessen, die durchaus divergieren konnen. Nimmt man beispielsweise an, dass individuelle Freizeit ein nutzenstiftendes Gut ftir die Akteure darstellt, so gerat dieses Interesse mit der Erbringung von Leistungen flir den Haushalt in Konflikt. Dies sieht auch Becker selbst, der die Moglichkeit der
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Leistungszurtickhaltung in einem Haushalt auch diskutiert (Becker 1991: 48-53). Dabei geht er jedoch davon aus, dass diese Probleme durch eine Kombination von Uberwachung und altruistischen Praferenzen des Haushaltsvorstandes im Hinblick auf die anderen Haushaltsmitglieder gelost werden konnen (Becker 1991: Kap. 8). Dies ist Gegenstand des sogenannten 'rotten kid' -Theorems: Vorausgesetzt wird die Existenz eines altruistischen Haushaltsvorstandes, der die Summe aller erarbeiteten Ressourcen in der Familie auf die einzelnen, egoistisch handelnden Mitglieder verteilt. Der Verteilungsschlussel ergibt sich hierbei aus der Gewichtung aller individuellen Praferenzen und Leistungen, die der Haushaltsvorstand selbstlos gegeneinander abwagt. Der Altruist maximiert nun seinen Nutzen unter Kenntnis der Entscheidungen der anderen Familienmitglieder. Becker kann nun zeigen, dass unter diesen Bedingungen die Anreize zum Trittbrettfahren der einzelnen Familienmitglieder tiberwunden werden konnen und alle das kollektive Familieneinkommen maximieren werden (Becker 1991:287-296). Dies geschieht, indem der altruistische Haushaltsvorstand Transfers an die anderen Familienmitglieder leistet, die deren Leistungen bei der Produktion des Haushaltseinkommens beriicksichtigt (vgl. hierzu auch Ribhegge 1993). Da die Egoisten in der Familie wissen, dass der Altruist sowohl eine durch sie verursachte Reduktion als auch eine Steigerung des Haushaltseinkommens an sie weitergeben wird, besitzen sie ein Interesse an einem moglichst hohen Haushaltseinkommen. Auf den ersten Blick scheint es also, dass unter der Annahme altruistischen Handelns des Haushaltsvorstandes keine Kooperationsprobleme in der Familie auftreten werden. Dieser Schluss ist jedoch voreilig, wie der Blick auf einige Probleme des 'rotten kid' -Theorems zeigt. Erstens weist Becker selbst darauf hin, dass das Theorem nur die Kooperation bei der Produktion des Haushaltseinkommens betrifft, nicht jedoch die bei der Verteilung auftretenden Konflikte lost (Becker 1991:292). Analysiert man jedoch private Partnerschaften, so sind gerade Stabilitats- und Verteilungsprobleme ein zentraler Bestandteil interner Konflikte. Zweitens erscheinen etliche explizite und implizite Annahmen des Theorems problematisch. Im Hinblick auf private Partnerschaften betrifft dies insbesondere die Konstruktion des altruistischen Haushaltsvorstandes; dieser muss in der Partnerschaft die umfassende Kontrolle iiber alle Ressourcen besitzen. Problematische Annahmen sind dartiber hinaus z.B. die vollstandige Kenntnis aller individuellen Nutzenfunktionen durch den Haushaltsvorstand sowie die Konfliktfreiheit zwi-
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schen den Nutzenfunktionen des Altruisten und der anderen Haushaltsmitglieder.4 Drittens kommen eine Reihe empirischer Studien zu Ergebnissen, die dem 'rottenkid'-Theorem widersprechen.5 Von besonderer Bedeutung sind in diesem Zusammenhang die von Becker vernachlassigten beziehungsspezifischen Investitionen. Becker betrachtet zwar 'specific investments', diese sind jedoch auf Tatigkeiten - wie insbesondere Haushalt und Arbeitsmarkt - bezogen (Becker 1991: 57). Spezialisierung ist in diesem Sinne unproblematisch, da sich die Akteure kollektiv besser stellen und die anreizgerechte Verteilung des erwirtschafteten Gewinnes durch den altruistischen Haushaltsvorstand sichergestellt ist. Eine implizite Voraussetzung dieser Argumentation ist jedoch die Annahme, dass mit der Spezialisierung keine beziehungsspezifischen Investitionen verbunden sind. Die Spezialisierung auf den Haushalt stellt in diesem Rahmen kein Problem fur den jeweiligen Akteur dar, da im Falle einer Auflosung das damit verbundene Humankapital problemlos in einer anderen Beziehung eingesetzt werden kann. Dies ist moglich, weil alle Akteure auf dem Heiratsmarkt einen Anreiz zur (geschlechtsspezifischen) Spezialisierung besitzen und damit immer Partner mit haushaltsspezifischem Humankapital gesucht werden. Diese Annahme Beckers wurde jedoch mit dem Argument kritisiert, dass mit einer Spezialisierung immer auch ein MindestmaB an beziehungsspezifischen Investitionen einhergeht. Dies wird im Hinblick auf die klassische Arbeitsteilung zwischen Haushalt und Berufsarbeit damit begrtindet, dass die Spezialisierung auf den Haushalt mit Opportunitatskosten verbunden ist, die sich aus dem Verzicht der Verwertung beruflichen Humankapitals ergibt. Da berufliches Humankapital mit der Zeit veraltet, wird die Riickkehr auf den Arbeitsmarkt fur den betreffenden Akteur schwieriger und die Abhangigkeit von der Beziehung groBer. Dies wird als beziehungsspezifische Investition interpretiert, da das in die Haushaltsarbeit investierte Humankapital nicht auf dem Arbeitsmarkt verwertbar ist (vgl. z.B. Bernasco und Giesen 2000). Eine derartige Argumentation erscheint wiederum in 4 Fur eine kritische Diskussion des 'rotten kid' -Theorems vgl. Berk und Berk (1983: 385), Bergstrom (1989) sowie Ott (1998). 5 Dies betrifift sowohl experimentelle Tests mit Familien (z.B. Peters et al. 1999) als auch klas sische Umfragestudien. Beispielsweise widersprechen die Beftinde, dass sich die Situation von Kindern verbessern lasst, wenn die Kontrolle von Haushaltsressourcen von den Vatern auf die Mutter verschoben wird, dem 'rotten kid'-Theorem: Dies wtirde voraussagen, dass unabhangig von den Kontrollrechten uber eingebrachte Haushaltsressourcen eine effiziente Verteilung realisiert wird (fur einen Uberblick vgl. Lundberg und Pollak 1996).
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sofern problematisch, als damit im Vergleich zu Becker die andere Extremposition eingenommen wird und implizit die Riickkehr auf den Arbeitsmarkt als einzige Alternative zu bestehenden Beziehung betrachtet wird. Kann der auf den Haushalt spezialisierte Akteur jedoch in eine neue Beziehung wechseln, in der diese Spezialisierung ebenfalls effizient ist, so beruht die Spezialisierung in haushaltsspezifische Tatigkeiten nicht auf beziehungsspezifischen Investitionen. Offensichtlich existiert kein zwangslaufiger Zusammenhang zwischen spezifischen Investitionen und Spezialisierung in einer Partnerschaft. Dies wird deutlich, wenn wie in Tabelle 2-2 die verschiedenen Kombinationsmoglichkeiten betrachtet werden. Zur Vereinfachung wird hierbei wiederum angenommen, dass beziehungsspezifische Investitionen wie auch Spezialisierung als dichotome Kategorien vorliegen sollen, die entweder vollstandig oder gar nicht auftreten.
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Tabelle 2-2: Kombinationen speziflscher Investitionen und Spezialisierung in einer privaten Partnerschaft
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Spezialisierung in der Partnerschaft
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Spezifische Investition eines Akteurs
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Situation I ist gekennzeichnet durch das Fehlen sowohl speziflscher Investitionen als auch einer Spezialisierung in der Partnerschaft im Hinblick auf eine Aufgabe. Das Gut wird somit von jedem individuell gemaB seines eigenen Bedarfs produziert. Die Situation ist zumindest im Hinblick auf diese spezielle Aufgabe mit einer Wohngemeinschaft zu vergleichen, in der jeder seine Wasche selbst wascht. Situation II beschreibt dagegen eine Situation, in der die Spezialisierung keine beziehungsspezifische Investition mit sich bringt. Die Spezialisierung auf die Erledigung der Wasche in einer Beziehung muss nicht zwangslaufig mit einer Investition verbunden sein, die auBerhalb der betrachteten Beziehung nicht mehr
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verwertbar ist. Abgesehen von dem Umstand, dass unter Umstanden keine Investition am Anfang der Beziehung anfallen muss (weil der Akteur sich die Kenntnisse bereits als Single angeeignet hat), kann das betreffende Humankapital auch in anderen Beziehungen mit entsprechender Spezialisierung eingesetzt werden. In der Situation III lassen sich dagegen beziehungsspezifische Investitionen ohne Spezialisierung beobachten. Typische Beispiele stellen Investitionen in Lernprozesse dar, die den Partner zum Gegenstand haben. Diese sind insbesondere bei der 'Produktion' emotionaler oder sexueller Giiter notwendig und konnen nur in der Beziehung mit diesem bestimmten Partner genutzt werden. In Situation IV gehen schlieBlich spezifische Investitionen mit der Spezialisierung eines Partners einher. Typisches Beispiel ware die Investition in die Erziehung gemeinsamer Kinder, sofern sie Lernprozesse in Bezug auf die Personlichkeit der Kinder und deren Konsequenzen fttr die Erziehung und Betreuung beinhalten. Allerdings stellt dies eine beziehungsspezifische Investition nur fur den Partner dar, der nach einer Trennung nicht die Betreuung der Kinder ubernimmt. Diese Klassifikation macht bereits deutlich, dass eine Spezialisierung in der Partnerschaft keinesfalls zwangslaufig mit einer beziehungsspszifischexi Investition des spezialisierten Akteurs verbunden sein muss (und vice versa). Ob eine Investition hinsichtlich einer Spezialisierung beziehungsspezifisch ist, wird in hohem MaBe dadurch bestimmt, welche Alternativen der spezialisierte Akteur zu der betreffenden Beziehung besitzt. Macht man sich bewusst, dass den meisten Spezialisierungen in privaten Partnerschaften 'Alltagsaufgaben' zugrunde liegen, die haufig nicht nur in anderen Partnerschaften, sondern in einem Leben als Single in gleicher oder ahnlicher Art auftreten, so konnte der Schluss nahe liegen, dass beziehungsspezifische Investitionen fur die Spezialisierung im Hinblick auf spezifische Aufgaben in den meisten Partnerschaften keine groBe Rolle spielen. Diese Einschatzung muss jedoch insofern relativiert werden, als Spezialisierung in Partnerschaften nicht nur eine einzige Aufgabe, sondern typischerweise sehr viele kleine Bereiche betrifft. Geht man tiber die sehr abstrakte Dichotomisierung von Hausarbeit vs. Erwerbsarbeit hinaus, so ergeben sich eine Vielzahl von unterschiedlichen Aufgaben, die zwischen den Partnern aufgeteilt werden konnen. Werden z.B. die Finanzen eines Haushaltes zusammengeworfen, ist es aus Sicht der Beckerschen Theorie komparativer Vorteile nicht sinnvoll, wenn sich beide mit der Verwaltung dieser Mittel beschaftigen. Rationale Akteure werden dem Akteur mit dem meisten Sachverstand diese Aufgabe iibertragen. Da jedoch jeder
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Akteur - und insbesondere der Erwerbstatige - nur ein begrenztes Zeitbudget zur Verfugung hat, wird der Partner im Gegenzug andere Aufgaben tibernehmen. Wird die Partnerschaft aufgelost, konnen die Akteure nicht davon ausgehen, dass ein neuer Partner mit exakt dem selben Spezialisierungsmuster gefunden wird. In diesem Sinne konnen auch Investitionen in die Erwerbstatigkeit beziehungsspezifisch sein: Beispielsweise erfordert der berufliche Aufstieg haufig nicht nur den Erwerb von Qualifikationen, sondern in einem zweiten Schritt auch einen Stellenwechsel, der unter Umstanden erhebliche regionale Mobilitat erfordert. Die Investition in die Qualification beruht demnach auf der Zusage des Partners, die Folgekosten der Mobilitat mitzutragen. Jedoch kann nicht unbedingt davon ausgegangen werden, dass ein neuer Partner ebenfalls dazu bereit ist. Diese Beispiele machen bereits deutlich, dass es von dem 'Angebot' an Partnern mit spezifischen Eigenschaften abhangt, inwieweit eine Investition beziehungsspezifisch ist. Aufgrund der obigen Uberlegungen lasst sich ableiten, dass das AusmaB beziehungsspezifischer Investitionen mit zunehmender Anzahl von Gtitern, die durch spezialisierte Akteure in der Partnerschaft erstellt werden, zunimmt. Dies beruht auf dem Umstand, dass es immer schwieriger wird, im Falle einer Auflosung der Beziehung einen Partner mit komplementarer Spezialisierung zu finden.6 Da die Bedeutung beziehungsspezifischer Investitionen fur die Spezialisierung in Partnerschaften stark von verfligbaren Alternativen der Partner als auch unterschiedlichen Produktionsmoglichkeiten einzelner Gtiter abhangt, konnen sich Partnerschaften aufgrund unterschiedlicher Situationen auch stark hinsichtlich des Ausmafles an beziehungsspezifischen Investitionen unterscheiden. Wie in Kapitel 3.3. ausgeftihrt wird, trifft dies beispielsweise auf Partnerschaften von Unternehmensbesitzern zu: Wie zu zeigen sein wird, werden Spezialisierungsmuster in solchen Partnerschaften stark durch die Verkntipfung der Beziehung mit der selbstandigen Tatigkeit eines Partners beeinflusst. Da im Falle einer Auflosung der Beziehung die Wahrscheinlichkeit gering sein wird, wieder einen Selbstandigen aus evtl. der selben Branche als Ehe- oder Lebenspartner zu finden, sind derartige Partnerschaften durch ein hoheres AusmaB an beziehungsspezifischen Investitionen gekennzeichnet (vgl. inbes. Kap. 3.3). 6 In diesem Sinne konnen geschlechtsspezifische Rollennormen als Koordinationsmechanismus in einer Population verstanden werden, die den Anteil beziehungsspezifischer Investitionen reduziert und so fur beide Seiten die Abhangigkeit reduziert. Dies gilt allerdings nur, sofern die Akteure nach der BeziehungsauflOsung wiederum in einen Beziehungs- oder Heiratsmarkt eintreten kGnnen.
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Abbildung 2-4: Ein kooperatives Verhandlungsspiel mit Nash-Losung (vgl. Bernasco und Giesen 2000) u
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Geht in einer Partnerschaft Spezialisierung mit spezifischen Investitionen einher, fuhrt dies zu zwei Typen von Vertrauensproblemen. Wie im vorhergehenden Abschnitt gezeigt wurde, ergibt sich erstens im Hinblick auf die Stabilitat der Beziehung ein Vertrauensproblem, da rationale Akteure bei ausreichender Erwartung des Fortbestehens der Beziehung diese Investitionen tatigen werden. Zweitens ergibt sich ein Vertrauensproblem im Hinblick auf die Verteilung der Ertrage aus der Partnerschaft. Geht man von rationalen, nicht altruistischen Akteuren aus, so wird jeder Akteur ceteris paribus einen moglichst groBen Anteil der in der Partnerschaft erwirtschafteten Ressourcen kontrollieren wollen. Dies fuhrt zu einem
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Modell, das private Partnerschaften als Verhandlungssystem begreift, indem sowohl tiber das 'akzeptable' MaB an Leistungserbringung fur den Haushalt als auch der Verteilung der Ertrage verhandelt werden muss (vgl. bereits Blood und Wolfe 1960). Wie jedoch Verhandlungsmodelle zeigen, konnen die beziehungsspezifischen Investitionen fatale Folgen fur diesen Aushandlungsprozess besitzen, da sie die Verhandlungsmacht des investierenden Akteurs im Weiteren Verlauf der Beziehung reduzieren konnen (vgl. Ott 1992, Bernasco und Giesen 2000). In diesem Zusammenhang argumentieren Bernasco und Giesen, dass im Vergleich zu einer nicht spezialisierten Situation mit beziehungsspezifischen Investitionen verbundene Spezialisierungsentscheidungen zu einem geringeren individuellen Nutzen fuhren konnen (vgl. zum Folgenden Bernasco und Giesen 2000). Grundlage dieser Argumentation ist ein klassisches Modell eines kooperativen Verhandlungsspiels (vgl. hierzu z.B. Harsanyi 1966, Harsanyi 1977).7 In einem derartigen kooperativen Verhandlungsspiel wird angenommen, dass zwei Akteure - hier die Partner in der privaten Beziehung - sich tiber die Verteilung einer Ressource einigen miissen. Da es sich urn eine freiwillige Beziehung handelt, stellt das minimal akzeptable Ergebnis fur jeden Akteur das Nutzenniveau dar, das er auBerhalb der Beziehung (mit einem anderen Partner oder als Single) erreichen kann (der sog. Drohpunkt). Abbildung 2-4 zeigt die grafische Darstellung des Verhandlungsspiels. Alle fur die beiden Spieler (m fur Mann und/fur Frau) maximal moglichen Nutzenkombinationen liegen auf der Kurve U. Tm und Tf stellen die Drohpunkte dar, d.h. das flir jeden Spieler minimal akzeptable Nutzenniveau. C bezeichnet den sogenannten Konfliktpunkt, unterhalb dessen sich die Fortsetzung der Beziehung flir keinen der beiden Akteur lohnt. Unter der Annahme einer kooperativen Losung, d.h. die einmal erzielte Vereinbarung kann auch tatsachlich durchgesetzt werden, existie-
7 In kooperativen Verhandlungsspielen sind die Spieler in der Lage, ein Verhandlungsergebnis als bindende Vereinbarung festzuhalten, die spater auch durchgesetzt werden kann (in Bezug auf Ehen vgl. hierzu vor allem den klassischen Beitrag von Manser und Brown 1980). Dies erscheint jedoch gerade in einer Partnerschaft fragwurdig, da durch formelle Vertrage wie Ehe- und Partnerschaftsvertrage (als wichtigste Formen bindender Vereinbarungen) die alltaglichen Verhandlungssituationen nicht erfasst werden konnen. Dies fiihrt zur Betrachtung von Ehen und Partnerschaften als nichtkooperative Verhandlungsspiele (vgl. z.B. Rubinstein 1982, Bergstrom 1993, Lundberg und Pollak 1994), die im Gegensatz zu kooperativen Spielen auch zu nicht pareto-optimalen Ergebnissen fuhren kOnnen (siehe hierzu Lundberg und Pollak 1996). Da im vorliegenden Fall jedoch demonstriert werden soil, dass spezifische Investitionen zu Nachteilen flir eine Person fuhren konnen, stellt der Fall des kooperativen Verhandlungsspiels den 'harteren Test' dar.
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ren mehrere kollektiv effiziente Losungen, die durch die Punkte auf der Kurve zwischen A und B beschrieben werden. Haufig wird angenommen, dass die Spieler die sogenannte Nash-Losung realisieren, die durch den Punkt N auf der Kurve U beschrieben wird.8 Fur das Problem der Wirkung beziehungsspezifischer Investitionen auf die Verteilung der Ertrage ist es sinnvoll, dieses Modell zu modifizieren. Eine Erweiterung des einfachen Verhandlungsspiels zu einem zweistufigen Modell wurde von Ott vorgelegt (Ott 1992) und basiert auf dem Gedanken, dass Investitions- und Spezialisierungsentscheidungen in der ersten Periode die Drohpunkte und damit das Verhandlungsergebnis in der zweiten Periode beeinflussen. Abbildung 2-5 zeigt dieses zwei-Perioden Modell: In der ersten Periode (durch den Index 1 markiert) entscheidet sich Akteur/fur eine Spezialisierung, die auf einer beziehungsspezifischen Investition basiert. Dies fuhrt zu einem zusatzlichen Spezialisierungsgewinn in der Partnerschaft, der sich in einer nach rechts oben verschobenen Kurve U2 niederschlagt: Die Gesamtmenge der zu verteilenden Ressourcen hat demnach zugenommen. Allerdings reduziert sich fur Akteur/aufgrund der beziehungsspezifischen Investition der auBerhalb der Beziehung realisierbare Nutzen, dies resultiert in einem niedrigeren Drohpunkt Tf2 < T/. Akteur m kann dagegen die durch die Spezialisierung von/freigewordenen Ressourcen dazu nutzen, in allgemein verwertbare Fahigkeiten zu investieren. Dies erhoht seine beziehungsexternen Moglichkeiten und fuhrt daher zu einem hoheren Drohpunkt als in der ersten Periode (Tm2 > Tml). Diese neue Kombination von Drohpunkten bringt eine neue Verteilung in der zweiten Periode mit sich, in der Akteur m aufgrund seiner gestiegenen Verhandlungsmacht einen deutlich hoheren Anteil an den erwirtschafteten Ressourcen kontrollieren kann. In diesem Beispiel fuhrt dies jedoch fur /zu einem geringeren Nutzen als in einer Situation ohne Spezialisierung ( Uf*2 < U/1). In diesem Fall wurde Akteur/demnach der Spezialisierung nicht zustimmen, 8 Dieses Verhandlungsspiel hat - anders als beispielsweise das Gefangenendilemma - aufgrund multipler Gleichgewichte keine eindeutige LGsung, daher mussen zusatzlich Annahmen uber wiinschenswerte Eigenschaften von Gleichgewichten getroffen werden. Die von Nash vorgeschlagene L5sung beinhaltet die Annahme, dass die Akteure eine symmetrische LOsung des Spiels realisieren (Nash 1953, siehe als leicht verstandliche Einfuhrung auch Heap und Varoufakis 1995: 118-128). Allerdings wurden auch eine Reihe anderer LOsungen vorgeschlagen, vgl. hierzu z.B. Kalai und Smorodinsky (1975) und Manser und Brown (1980). Da das hier diskutierte Modell eher einen illustrativen Charakter besitzt, wird auf eine Diskussion sowohl anderer LOsungen als auch anderer (insbesondere nicht kooperativer) Verhandlungsspiele verzichtet (fur einen Uberblick vgl. z.B. Binmore 1992).
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da m seine gestiegene Verhandlungsmacht nutzen wiirde, um das in der ersten Periode erzielte Ergebnis N1 in der zweiten Verhandlungsrunde zu seinen Gunsten zu verschieben. Damit entsteht ein Vertrauensproblemr/musste darauf vertrauen, dass m seine gestiegene Verhandlungsmacht nicht dazu nutzt, einen hoheren Anteil an den erwirtschafteten Ressourcen zu fordern. Abbildung 2-5: Verhandlungsspiel mit zwei Perioden und Nash-Losung (vgl. Bernasco und Giesen 2000)
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Obwohl bisher nur wenige direkte Uberprufiingen des Verhandlungsmodells in privaten Partnerschaften vorliegen (vgl. hierzu z.B. Ott 1992; Andreoni et al. 2000; Bernasco und Giesen 2000), lasst sich jedoch aus diesen und anderen Untersuchungen der Schluss Ziehen, dass auch in Ehen und Lebensgemeinschaften
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Verteilungsprobleme existieren, die zu extensiven Aushandlungsprozessen und auch zu Konflikten fiihren konnen. So zeigt eine Reihe empirischer Studien, dass sich die Situation von Kindern verbessern lasst, wenn die Kontrolle von Haushaltsressourcen von den Vatern auf die Mutter verschoben wird (fur einen Uberblick vgl. Lundberg und Pollak 1996). Diese Beobachrung, die der Beckerschen Annahme einer gemeinsamen Haushaltsnutzenfunktion und den Implikationen des rotten kid-Theorems widerspricht (vgl. Lundberg und Pollak 1996), weist auf widerspruchliche Interessen hinsichtlich der Verwendung von Haushaltsressourcen und damit auf interne Verteilungskonflikte in Partnerschaften hin. Die Akteure in privaten Partnerschaften sind im Hinblick auf die Tatigung beziehungsspezifischer Investitionen daher mit Vertrauensproblemen konfrontiert, die sich einerseits aus der Moglichkeit einseitiger Auflosungen, andererseits aus der Verschiebung individueller Verhandlungsmacht in spateren Perioden ergeben. Um diese beiden Typen von Vertrauensproblemen, die fur das vorliegende Untersuchungsziel von zentraler Bedeutung sind, ausreichend beriicksichtigen zu konnen, wird daher von der Annahme einer gemeinsam maximierten Haushaltsnutzenfunktion Abstand genommen. Start dessen soil angenommen werden, dass jeder der beiden Tauschpartner eine individuelle Nutzenfunktion maximiert. Das individuelle Nutzenniveau hangt hierbei sowohl vom kollektiven Ergebnis der Tauschbeziehung als auch dem hieraus zu erzielenden individuellen Anteil an der Tauschrente ab. Mit anderen Worten werden die Akteure in Haushalten sowohl an der GroBe des gesamt produzierten Kuchens als auch am Umfang ihres individuellen Stticks interessiert sein. Dies wtirde bedeuten, dass die Akteure vor einer Spezialisierung den zusatzlichen Haushaltsnutzen, in dessen Genuss jeder individuelle Akteur kommt, und die individuellen Vor- und Nachteile abwagen. Im Hinblick auf die Spezialisierung in privaten Beziehungen stellen sich somit drei Fragen: (1) Warm werden die Akteure iiberhaupt eine Spezialisierung anstreben? (2) Welcher Partner sollte sich in der Beziehung im Hinblick auf welche Aufgabe spezialisieren? Und (3) warm wird dieser Akteur dazu bereit sein, diese Spezialisierung vorzunehmen? Im Hinblick auf die ersten beiden Fragen kann auf die theoretische Konzeption Beckers zuriickgegriffen werden, der - wie bereits ausgefuhrt - den kollektivenVorteil flir den Haushalt in den Mittelpunkt rttckt. Demnach stellt sich die Frage nach einer Spezialisierung im Hinblick auf eine beliebige Aufgabe erst dann, wenn sich damit flir beide Partner bzw. den Haushalt ein zusatzlicher Gewinn einstellt.
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Spezialisierung wird demnach nur dann angestrebt, wenn diese kollektiv effizient ist. Im Rahmen der okonomischen Theorie des Haushaltes wird nun angenommen, dass Spezialisierung fast immer einen derartigen kollektiven Gewinn erbringt: "If all members of an efficient household have different comparative advantages, no more than one member would allocate time to both the market and household sectors" (Becker 1991: 33). Da es sehr unwahrscheinlich ist, das keinerlei komparative Vorteile in einer Beziehung existieren, wird sich somit gemaB dieses Theorems immer ein gewisses AusmaB an Spezialisierung finden lassen. Die Spezialisierung erfolgt hierbei durch denjenigen Partner, der einen komparativen Vorteil im Hinblick auf die betrachteten Aufgaben oder Aufgabenbereiche besitzt. Allerdings werden hierbei implizit mehrere Annahmen getroffen, die diesen generellen Schluss problematisch erscheinen lassen. Erstens wird von Substitutionsstrategien - wie z.B. die Beschaftigung einer Haushaltshilfe, die Nutzung externer Anbieter wie Waschereien etc. - abstrahiert, die zumindest zu einer Reduktion der Spezialisierung in diesem Bereich fuhren werden (Bacher 1999). Zweitens wird die Unsicherheit der Akteure hinsichtlich zukiinftiger Ereignisse wie des Spezialisierungsgewinns nicht in Rechnung gestellt. So weist Oppenheimer darauf hin, dass Spezialisierungen immer auch Risiken bergen, da mit dem Ausfall des spezialisierten Akteurs - z.B. durch Tod oder Arbeitsunfahigkeit - die entsprechende Aufgabe nicht ohne erhebliche Kosten von den anderen Haushaltsmitgliedern ubernommen werden kann (Oppenheimer 1997). Drittens, und in diesem Zusammenhang bedeutsamer - ist der bereits diskutierte Umstand, dass ein kollektiver Effizienzgewinn nicht zwangslaufig zu individuell kooperativem Verhalten fuhren muss. Damit stellt sich jedoch die Frage, unter welchen Bedingungen ein Akteur bereit sein wird, eine Spezialisierung in der Partnerschaft und die damit verbundenen Investitionen vorzunehmen, auf deren Basis kollektive Gewinne realisiert werden konnen. Folgt man dem allgemeinen Konzept der individuellen Rationalitat, so wird der Akteur individuell die Kosten und Nutzen einer Spezialisierung abwagen und nur bei einer 'positiven Bilanz' in diese einwilligen. Fur diese Kalkulation sind vor allem zwei Argumente bedeutsam: Zum einen wird fur einen Akteur entscheidend sein, in welchem Ausmafl er oder sie in den Genuss des zusatzlichen Tauschgewinnes kommen wird. Dabei liegt die Annahme zugrunde, dass die durch spezifische Investitionen und individuelle Spezialisierung erwirtschafteten Gewinne nicht - wie von Becker unterstellt (Becker 1991: 32) - immer unproblematisch zwischen den Haushaltsmitgliedern aufgeteilt werden. Zwar wird
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altruistisches Verhalten diese Verteilungskonflikte abmildern, aber es erscheint insbesondere bei einem hohem Ausmafi an Spezialisierung in Verbindung mit knappen Ressourcen unwahrscheinlich, dass damit Konflikte vollkommen vermieden werden konnen. Spezialisierung in einer Partnerschaft, die auf spezifischen Investitionen beruht, wird sich in einer Beziehung demnach nur dann beobachten lassen, wenn die Akteure in der Lage sind, das oben beschriebene Vertrauensproblem bezuglich der Verteilung von Tauschgewinnen zu losen.9 Zum anderen wird fur die Spezialisierungsentscheidung wichtig sein, mit welcher Wahrscheinlichkeit die zusatzlichen Tauschgewinne in der Zukunft produziert werden. Rationale Akteure werden Investitionen nur dann tatigen, wenn die subjektiv erwarteten zukiinftigen Ertrage diese Investition ubersteigen werden. Wie bereits deutlich wurde, agieren die Akteure jedoch in einer Situation der Unsicherheit tiber zukunftige Ereignisse, insbesondere im Hinblick auf die mogliche Auflosung der Partnerschaft. Daher spielt vor allem die subjektive Einschatzung der Beziehungsstabilitat eine Rolle: Auch wenn die Spezialisierung einen hohen zusatzlichen Nutzen erbringen wurde, wird ein rationaler Akteur die notwendige Investition nicht tatigen, wenn er kein Vertrauen in den Fortbestand der Beziehung haben wird. Vor diesem theoretischen Hintergrund lassen sich einige allgemeine, heuristische Hypothesen formulieren, die spater zur Ableitung spezifischer Hypothesen ilber die Spezialisierung in Partnerschaften beruflich selbstandiger Personen genutzt werden konnen. Demnach kommt es generell in einer Beziehung eher zu Spezialisierung • je hoher die durch die Spezialisierung realisierbaren kollektiven Kooperationsgewinne sein werden, • je langfristiger der zeitliche Horizont der Partnerschaft durch die in die Spezialisierung investierenden Akteure eingeschatzt wird, • je hoher der Anteil des Kooperationsgewinns fur den Investor,
9 Es lassen sich vor allem im Rahmen der experimentellen Spieltheorie Anhaltspunkte dafiir finden, dass auch eigeninteressierte Akteure in einem gewissen AusmaB einer Fairnessnorm folgen, die zu groBe Ungleichheiten vermeiden hilft (Bolton und Ockenfels 2000). Wie solche Normen in privaten Partnerschaften aussehen und wie sie dort wirken, ist jedoch bisher ungeklart.
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• je geringer die erforderlichen Investitionen, • je weniger die Investition ausschlieBlich an die bestehende Beziehung gebunden ist, • je besser die Investition durch geeignete Verpflichtungsmechanismen abgesichert ist.
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Abbildung 2-6 gibt einen Uberblick hinsichtlich der vermuteten Determinanten einer Spezialisierung in Partnerschaften. Neben den oben aufgefuhrten Zusammenhangen ist dem grafischen Modell zudem zu entnehmen, wie sich die unabhangigen Variablen gegenseitig beeinflussen sollten. Je hoher erstens die Stabilitat der Beziehung ist, desto hoher sollte aufgrund der dauerhaften Beziehung der in der Zukunft anfallende kollektive Tauschgewinn sein. Zweitens ist ein positiver Zusammenhang zwischen der Hohe des kollektiven Tauschgewinns und den hierfiir notwendigen Investitionen zu erwarten. Drittens steigt das AusmaB an Verpflichtungsmechanismen zur Absicherung von Investitionen und Gewinnverteilungen sowohl mit der Hohe der beziehungsspezifischen Investitionen als auch dem AusmaB, in dem diese auf die bestehende Partnerschaft beschrankt sind. Aus Sicht der beiden Akteure in einer Partnerschaft ergibt sich jedoch das Problem, dass sie tiber diese Faktoren eben nur unvollstandige Information besitzen. Damit konnen die individuellen Erwartungen im Hinblick auf einzelne Punkte, wie z.B. die zu erwartenden Kooperationsgewinne oder die notwendige Hohe der Investitionen auseinander fallen. AusmaB und Verteilung der Investitionen in einer Partnerschaft werden daher Gegenstand von Aushandlungs- und Lernprozessen. Diese erstrecken sich iiber die gesamte Partnerschaftsdauer, werden aber am Anfang einer Partnerschaft besonders ausgepragt sein. Die Ergebnisse dieser Aushandlungsprozesse werden in Form von expliziten oder impliziten Vereinbarungen festgehalten, die die Grundlage ftir spatere Aktionen wie tatsachliche Investitionen, Verteilung von Kooperationsgewinnen oder neue Aushandlungsprozesse darstellen. Die Ausgestaltung und Ergebnisse dieser Vereinbarungen sind Gegenstand des folgenden Abschnitts.
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Abbildung 2-6: Model! der Einflussvariablen aufdie Spezialisierung in Partnerschaften Individueller Anteil des Investors an dem Tauschgewinn
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Zusatzlicher kollektiver Tauschgewinn durch Spezialisierung
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Erwartete Stabilitat der Beziehung
Investitionsabsicherung (Verpflichtungsmechanismen)
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Hohe der notwendigen Investitionen fur den Investor
Spezialisierung in der Partnerschaft
Ausmafl der Beziehungsspezifitat der Investition
2.4 Die Regulierung von Partnerschaftsbeziehungen durch eine geeignete Haushalts- und Partnerschaftsorganisation Urn Investitionen abzusichern, die Verteilung von Aufgaben zu koordinieren oder die Aufteilung von Ressourcen innerhalb der Partnerschaft zu regeln, konnen die Akteure in Partnerschaftsbeziehungen auf eine Reihe von unterschiedlichen Mechanismen zurtickgreifen. Diese umfassen beispielsweise bindende Vereinbarun-
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gen, glaubhafte Versprechen oder auch die standige Neuaushandlung der Aufgabenverteilung. Im Folgenden wird angenommen, dass diese Regeln - die in ihrer Gesamtheit im Weiteren als Partnerschafts- und Haushaltsorganisation bezeichnet werden - das Ergebnis einer zielgerichteten Planung und Gestaltung der Akteure darstellen. Dies schliesst jedoch nicht aus, dass es auch zu unintendierten Effekten positiver oder negativer Art kornmen kann, einzelne Regeln also nicht geplante Regulierungen oder unerwartete unerwunschte Konsequenzen nach sich Ziehen.10 Die gezielte Gestaltung der Partnerschaft und gegebenenfalls eines gemeinsamen Haushaltes dient im Wesentlichen drei zentralen Zielsetzungen: Erstens soil geregelt werden, wer welche Aufgaben in einer Beziehung bzw. dem Haushalt ubernimmt (Koordination der Spezialisierung), zweitens wie mit gemeinsamen Ressourcen verfahren wird (Verteilung von Ressourcen), sowie drittens wie sichergestellt werden kann, dass Vereinbarungen iiber diese Punkte von den Akteuren auch eingehalten werden (Regulierung des individuellen Verhaltens der Akteure). Die Partnerschafts- und Haushaltsorganisation umfasst somit die von den Akteuren eingesetzten expliziten und impliziten Regeln und Mechanismen zur Losung dieser Probleme sowie die sich hieraus ergebende Verteilung von Ressourcen, Investitionen und Aufgaben in der Partnerschaft. Wie in den vorhergehenden Abschnitten deutlich wurde, werden die Akteure dazu tendieren, Regeln bezuglich der Koordination der Spezialisierung an bestehenden komparativen Vorteilen der beiden Partner auszurichten. Spezialisierung kann sich hierbei auf eine beliebige Menge mehr oder weniger alltaglicher Aufgaben und Tatigkeiten erstrecken, in der Regel konnen aber im Wesentlichen zwei zentrale Bereiche unterschieden werden: Zum einen die Spezialisierung im Hinblick auf die Erwerbstatigkeit und damit der monetaren Versorgung des Haushaltes, zum anderen die haushalts- und familienspezifischen Arbeiten wie z.B. Kochen, Waschen, oder Kinderbetreuung. Im Hinblick auf zentrale Bereiche wie z.B. die Erwerbstatigkeit und die monetare Versorgung des Haushaltes wird es sich meist urn mehr oder weniger explizite Vereinbarungen handeln, der tiberwiegende Anteil der Aufgabenverteilung wird jedoch in der Regel nicht explizit thematisiert und beruht daher eher auf impliziten Vereinbarungen zwischen den Partnern. Dies gilt ebenso 10 Allerdings konnen geplante Mechanismen und Regeln auch in unintendierter Art und Weise zur Regulierung der Beziehung beitragen, auf diesen Aspekt wird im folgenden Abschnitt noch genauer eingegangen.
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fur die Frage der Verteilung und Nutzung von Ressourcen, die meist nur in wichtigen Bereichen - wie z.B. groBere Anschaffimgen, Verwendung von monetaren Mitteln etc. - explizit ausgehandelt werden. Explizite oder implizite Regeln uber die Nutzung von Ressourcen lassen sich am Beispiel der Zugriffsrechte auf die individuell erwirtschafteten Einkunfte erlautern. Zugriffsrechte konnen durch die Zuweisung eines Haushaltsgeldes geregelt sein, wobei haufig implizit die fur den Haushalt zustandige Frau auf die Verwendung dieser Mittel beschrankt wird (Pahl 1983, Ludwig-Mayerhofer 2000). Weniger traditionale Regelungen konnen z.B. den gemeinsamen Zugriff auf alle verfugbaren monetaren Mittel des Haushaltes vorsehen, oder - als individualistische Variante - die getrennte Kontoftihrung, die insbesondere bei Doppelverdienern zu beobachten ist (Treas 1991;1993, LudwigMayerhofer 2000). Die Frage der Verteilung und Nutzung von Ressourcen beschrankt sich jedoch nicht nur auf monetare Mittel, sondern kann die Nutzung unterschiedlichster Gtiter - wie z.B. das gemeinsame Auto, die Art der Nutzung verfugbarer Wohnflache oder auch den Umfang und Inhalt gemeinsam verbrachter Freizeit (Kalmijn und Bernasco 2000) umfassen. Wie bereits deutlich wurde, werden in dem hier verwendeten theoretischen Rahmen die Inhalte der expliziten wie impliziten Regelungen sowohl im Hinblick auf das Spezialisierungs- als auch das Verteilungsproblem durch Aushandlungsprozesse zwischen den Partnern festgelegt. Die Ergebnisse dieses Aushandlungsprozesses sind somit Vereinbarungen, die diese expliziten oder impliziten Regelungen beschreiben. Da jedoch die Akteure individuelle Interessen verfolgen, haben sie einen Anreiz, derartige Vereinbarungen nicht einzuhalten oder immer wieder neu zur Disposition zu stellen. Damit jedoch stellt sich das Problem, wie Opportunismus im Hinblick auf die Einhaltung von Zusagen tiber Regelungen in der Partnerschaft vermieden werden kann. Im Folgenden soil gezeigt werden, mit Hilfe welcher Mechanismen die Partner Opportunismus in der Beziehung regulieren konnen und welchen Beitrag die Haushalts- und Partnerschaftsorganisation dazu leisten kann. Es werden zwei grundlegende Typen von Opportunismus unterschieden: die Frage der Einhaltung von Vereinbarungen hinsichtlich von Verteilungs- und Spezialisierungsproblemen (Kooperationsproblem) und das Problem der einseitigen Auflosung der Partnerschaft (Stabilitatsproblem).
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Die Einhaltung von Vereinbarungen in Partnerschaften
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Fur die Frage der Einhaltung von Vereinbarungen in Partnerschaften lassen sich grundsatzlich drei Mechanismen unterscheiden: Altruismus, bindende Vereinbarungen, und endogene Kooperation in wiederholten Transaktionen. Im Hinblick auf den ersten Mechanismus wird haufig im Sinne einer' Alltagstheorie' argumentiert, dass in Partnerschaften Kooperationsprobleme hinsichtlich der Einhaltung einmal ausgehandelter Vereinbarungen aufgrund altruistischer Praferenzen gar nicht erst entstehen. Da Partnerschaften in der Regel auf positiven Emotionen insbesondere Liebe - beruhen, verhindert das Interesse am Partner und der Wunsch gegenseitiger Ftirsorge opportunistisches Verhalten in Partnerschaften. Altruistische Nutzenfunktionen konnen zwar tatsachlich kooperatives Verhalten erklaren (Taylor 1987), jedoch lassen sich gegen die Verwendung dieses Arguments auch einige Einwande vorbringen. Erstens ist aus historischer Sicht die Gleichsetzung einer (institutionalisierten) Lebensgemeinschaft mit einer romantischen, von Gefuhlen getragenen Beziehung ein Produkt der westlichen Moderne (vgl. hierzu Scanzoni 1979). Eine ausschlieBlich auf altruistischen Praferenzen beruhende Argumentation ware dann nicht in der Lage, Beziehungen auBerhalb dieses historisch-kulturellen Kreises zu erfassen. Zweitens zeigen eine Fulle von empirischen Befunden, dass Konflikte und Opportunismusprobleme in Partnerschaften tatsachlich eine erhebliche Rolle spielen. Diese Kritik trifft auch die etwas differenziertere Argumentation Beckers, die dem bereits im letzten Abschnitt dargestellten 'rotten kid'-Theorem zugrunde liegt.11 Drittens sind altruistische Losungen an relativ starke Annahmen txber die Praferenzen und den Informationsstand der Akteure gekntipft (Berk und Berk 1983: 385), die aus empirischer Sicht zumindest problematisch erscheinen. Diese Argumentation soil nicht bedeuten, dass Altruismus und Liebe in Partnerschaften keine Rolle spielen wiirden. Jedoch scheint die Annahme berechtigt, dass derartige Praferenzen nur in bestimmten Situationen und in einem bestimmten Umfang Opportunismus verhindern, ihn aber keinesfalls ganz vermeiden konnen. Damit stellt sich die Frage, wie die Akteure mit den verbleibenden Kooperationsproblemen in der Partnerschaft umgehen.
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Vergleiche fur eine Kritk dieses Modells Kap. 2.3 und die dort zitierte Literatur.
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Als zweiter Mechanismus ware rein theoretisch denkbar, dass die Partner bindende Vereinbarungen in dem Sinne abschlieBen, dass im Falle eines VerstoBes eine dritte Partei angerufen und durch diese eine Sanktion verhangt werden kann. Der Anreiz zur Einhaltung der Vereinbarung besteht hier also in einer externen Sanktionsdrohung, wie sie beispielsweise rechtlich einklagbare Vertrage beinhalten. Zumindest in modernen westlichen Gesellschaften ist diese Moglichkeiten jedoch in der Regel nur auf Fragen des Eigentums beschrankt. Formelle Ehe- oder Partnerschaftsvertrage bieten hier die Moglichkeit, Regelungen tiber die Aufteilung gemeinsamer Ressourcen im Falle einer Trennung zu treffen. Der Verwendung von formellen, einklagbaren Vertragen in privaten Beziehungen sind jedoch in westlichen Gesellschaften enge Grenzen gesetzt. Sie beschranken sich im Wesentlichen auf die Regelung von Eigentumsfragen im Rahmen einer Beziehungsauflosung, die vor allem zur Losung des Stabilitatsproblems eingesetzt werden konnen (Ltideritz 1999, vgl. hierzu auch den folgenden Abschnitt). Dagegen werden die Akteure in der Regel keine Vereinbarungen im Hinblick auf deren Verhalten - wie z.B. die Erledigung bestimmter Arbeiten - abschlieBen. Dies resultiert zum einen schon aus den prohibitiv hohen Transaktionskosten, die mit der Regelung von vielen Einzelfallen und den jeweiligen Ausnahmefallen durch so genannte bedingte Vertrage verbunden waren (Williamson 1990). Zum anderen ist die gerichtliche Durchsetzung derartiger Vertrage - sofern sie rechtlich uberhaupt bindend waren12 - aufgrund mangelnder Uberprixfbarkeit und der Gefahr abweichender Bewertung eines Sachverhalts durch eine gerichtliche Instanz zumindest als hochst problematisch einzuschatzen (Ott 1989: 107). Diese Diskussion zeigt, dass rechtlich bindende Vereinbarungen in der Regel nicht genutzt werden konnen, urn die Einhaltung von einmal ausgehandelten Vereinbarungen in Bezug auf individuelles Verhalten in der Partnerschaft sicherzustellen. Damit sind die Akteure jedoch im Wesentlichen auf endogene Kooperationsmechanismen angewiesen, die keinen Rtickgriff auf Sanktionen durch dritte Parteien erfordern (Btischges et al. 1998: 134). Hierbei stellt der wichtigste endogene Mechanismus als dritte Moglichkeit der Losung von Kooperationsproblemen die gegenseitige Drohung mit zuktinftiger Defektion in wiederholten Transaktionen dar. Gerade die Partner in einer privaten Beziehung befinden sich in einer 12 Vgl. hierzu insbesondere Ltideritz (1999: 76-83) und die dort zitierte Literatur. So stellt Ltideritz fest, dass hochstpersOnliche Verhaltenspflichten in der Ehe nicht klagbar bzw. zumindest nicht vollstreckbar sind (Ltideritz 1999: 77).
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Situation, in der die Akteure standig wiederkehrend iiber die Einhaltung einer expliziten oder impliziten Vereinbarung entscheiden miissen. Wie mit Hilfe formaler spieltheoretischer Modelle gezeigt werden kann (Fudenberg und Maskin 1986; Raub und Voss 1986; Axelrod 1987), existiert in derartigen Situationen durchaus die Moglichkeit der Entstehung endogener Kooperation. Rationale Akteure haben demnach in derartigen Situationen einen Anreiz, sich kooperativ zu verhalten, solange das Ende der Beziehung nicht bekannt ist, die Gewinne aus opportunistischem Verhalten nicht zu hoch ausfallen und die Defektion des Partners beobachtbar ist.13 Dieser Mechanismus wechselseitiger Sanktionsdrohungen wird in Partnerschaftsbeziehungen einen wesentlichen Beitrag zur Regulierung individuellen Verhaltens leisten: Gerade im Alltag sehen sich die Partner mit standig wiederkehrenden Situationen konfrontiert, in denen ein Partner durch Zuruckhaltung einer Leistung oder Nichterfullung einer Aufgabe sowohl auf Kosten des Partners defektieren als auch damit den Partner bestrafen kann (vgl. auch Esser 1999). Die Haushalts- und Partnerschaftsorganisation kann in diesem Rahmen dazu genutzt werden, Bedingungen zu schaffen, die das Funktionieren dieser Losung begtinstigen. Dies betrifft insbesondere Regeln, die die Entdeckungswahrscheinlichkeit fiir opportunistisches Verhalten erhohen, denn ohne eine hinreichende Entdeckungswahrscheinlichkeit sind Sanktionsdrohungen im Falle opportunischen Verhaltens wirkungslos.14 Eine diesbezugliche Regelung ist beispielsweise die 'gepoolte' Verwaltung der monetaren Mittel in einer Partnerschaft. Werden alle verfligbaren Mittel zusammengeworfen, sind die Spielraume hinsichtlich opportunistischen Verhaltens selbst dann geringer, wenn nur eine Person diese gemeinsamen Mittel verwaltet. Dies ergibt sich z.B. schon aus dem Umstand, dass der andere Partner zumindest das Recht und fast immer auch die Moglichkeit hat, sich iiber den aktuellen Umfang und die Verwendung von Mitteln zu informieren. Bei streng getrennter Verwaltung der individuellen Mittel ist es dagegen leichter, den
13 Allerdings ist die gegenseitige bedingte Kooperation in iterativen Spielen nicht das einzige Gleichgewicht, vielmehr kann gezeigt werden, dass im Prinzip unendlich viele Gleichgewichte existieren (z.B. Fudenberg und Maskin 1986; Fudenberg und Tirole 1993: 150ff). Spieltheoretische Analysen miissen in diesen Fallen um zusatzliche Annahmen erganzt werden, welches Gleichgewicht von den Akteuren ausgewahlt wird (siehe anschaulich z.B. Heap und Varoufakis 1995: 192-194). 14 Die mangelnde Entdeckungswahrscheinlichkeit der Defektion durch den Interaktionspartner ist einer der haufigsten Ursachen fur das Versagen iterativer Losungen von Kooperationsproblemen, empirische Beispiele hierfur stellen das Problem des Dopings im Sport (Keck und Wagner 1990) oder unzureichend uberwachbare Arbeitnehmer dar (Abraham 1996).
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Partner iiber deren Verwendung im Unklaren zu lassen. Dies konnte ein Grund dafiir sein, dass die Zusammenlegung der monetaren Mittel bei verheirateten Partnern bei weitem am haufigsten anzutreffen ist (Ludwig-Mayerhofer 2000). Uber solche speziellen Regelungen hinaus konnen die Partner die Entdeckungswahrscheinlichkeit defektiven Verhaltens vor allem durch die gemeinsam verbrachte Zeit erhohen, da hierdurch zum einen das AusmaB der Beobachtbarkeit des Partners zunimmt, zum anderen durch ein starkeres AusmaB an Kommunikation auch vergangenes opportunistisches Verhalten schwieriger verborgen werden kann. Eine wesentliche Voraussetzung endogener Kooperation in wiederholten Situationen, die mit diesen Mitteln nicht beeinflusst werden kann, ist jedoch ein hinreichend groBer Schatten der Zukunft. Rechnen die Akteure mit einem baldigen Ende der Beziehung bzw. antizipieren sie eine instabile Partnerschaft, so hat die Drohung mit zukiinftigen Sanktionen nur einen geringen Wert. Zudem steigt die Neigung eines Akteurs, der sowieso mit einer moglichen Auflosung der Beziehung in nachster Zukunft rechnet, im Falle drohender Sanktionen die Beziehung selbst zu verlassen. Daher ist es fur die Eindammung von opportunistischem Verhalten essentiell, dass die Akteure ihre Erwartung hinsichtlich der Stabilitat ihrer Beziehung erhohen.
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Die Regulierung des Stabilitatsproblems
Im Rahmen der bisherigen Ausfuhrungen wurde deutlich, dass die Losung des Stabilitatsproblems aus zwei Griinden bedeutsam fur die Akteure in einer Partnerschaft ist. Zum einen ist ein hoher Schatten der Zukunft Voraussetzung fur die Losung von Kooperationsproblemen in der Beziehung, zum anderen werden die mit Spezialisierungen verbundenen Investitionen nur getatigt, wenn eine ausreichend stabile Beziehung antizipiert wird. Wie bereits angedeutet, konnen hier die Akteure die institutionelle Einbettung (Raub und Weesie 1993) ihrer Beziehung nutzen und bindende Vereinbarungen im Hinblick auf die Aufteilung des Eigentums im Falle einer Auflosung abschlieBen. In der BRD (und in vielen weiteren westlichen Gesellschaften) stellt die Zugewinngemeinschaft den Standard fur formelle Ehevertrage dar, von der durch zusatzliche Vereinbarungen abgewichen werden kann (vgl. z.B. Ltideritz 1999).
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Als Alternative hierzu konnen auch zwischen nicht verheirateten Paaren Partnerschaftsvertrage geschlossen werden, in deren Rahmen gemeinsame Eigentumsrechte im Falle einer Trennung vereinbart werden konnen. Damit stellen diese Vertrage eine Moglichkeit dar, spezifische Investitionen durch eine nachtraglich zu leistende Kompensation an den Investor im Falle einer Trennung abzusichern. Zudem erhalt ein nicht erwerbstatiger Ehepartner durch den Ehevertrag einen Anspruch auf Unterhalt durch den erwerbstatigen Partner, der ebenfalls als Kompensation ftir geleistete spezielle Investitionen in Haushaltstatigkeiten interpretiert werden kann. Insbesondere der herkommliche Ehevertrag stellt damit einen institutionellen Mechanismus dar, den vom Ehepartner wirtschaftlich abhangigen Akteur - historisch die Ehefrau - im Falle einer Trennung finanziell abzusichern. Ehe- und Partnerschaftsvertrage konnen demnach - sofern sie dem Investor Eigentumsrechte einraumen und nicht aberkennen - als Substitut fur die Stabilitatserwartung des Investors dienen. Derartige formelle Vereinbamngen besitzen jedoch auch Nachteile, die deren Wirksamkeit erheblich einschranken konnen. Ein erstes wesentliches Problem ist der Umstand, dass auch rechtlich verbindliche Anspruche wie beispielsweise Unterhaltungszahlungen durchgesetzt werden mttssen. Dies ist durchaus nicht unproblematisch, sei es weil der friihere Partner zahlungsunwillig, nicht liquide oder unauffindbar ist. Zweitens kann die Aushandlung und der Abschluss verbindlicher Vertrage unter Umstanden hohe Transaktionskosten verursachen. Um beispielsweise die Eigentumstrennung abweichend von der gesetzlichen Vorgabe der Gutergemeinschaft in der Ehe zu regeln, muss ein notariell beglaubigter Vertrag abgeschlossen werden. Die notwendige Vertragsaushandlung und der notarielle Vertragsabschluss bringt zum einen gerade bei hohen Vermogenswerten erhebliche finanzielle und zeitliche Kosten mit sich, die in Relation zu dem potentiellen Schaden im Falle einer Trennung stehen mttssen (Giesen 1994). Zudem konnen in diesem Fall auch psychische Kosten entstehen, da mit einem derartigen Vertragsabschluss gleichzeitig signalisiert wird, dass ein mogliches Ende der Beziehung in Betracht gezogen wird. Dies wird vor allem dann zum Problem, wenn diese Einschatzung einseitig in die Beziehung getragen wird und dies vom anderen Akteur als Signal fur eine 'Beziehung unter Vorbehalt' interpretiert werden kann. Kosten treten auch im Falle anderer Verpflichtungsmechanismen auf: Getrennte Konten gehen mit einem hoheren finanziellen und koordinatorischem Aufwand einher
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(Treas 1991; 1993), dies trifft naturlich auch fur die Erziehung von Kindern zu.15 Allerdings besitzen die Akteure auBer institutionell abgesicherten Vertragen auch noch eine andere Moglichkeit, direkt auf die Stabilitat ihrer Beziehung Einfluss zu nehmen. Dies beruht auf dem Umstand, dass spezifische Investitionen zwar Investitionssicherheit, d.h. eine ausreichend lange Beziehungsdauer voraussetzen, sich jedoch nach der Investition durch die Erwartung zukiinftiger Gewinne die Schwelle zur Auflosung der Beziehung erhoht (England und Farkas 1986, Waite und Lillard 1991, Rusbult 1980). Dies kann zu einem sich selbst verstarkenden Prozess fuhren, indem aufgrund einer exogen vorhandenen Stabilitatserwartung spezifische Investitionen getatigt werden, die mittels zukiinftiger Ertrage die Ausstiegsschwelle eines Akteurs und damit die Stabilitatserwartung beziiglich der Partnershaft erhohen (Kranton 1996).16 Die Partner haben somit die Moglichkeit, durch gegenseitige, spezifische Investitionen das Vertrauen in die Beziehungstabilitat zu vergroBern: "More frequent investments provide a second-order gain, particularly during early stages of a relationship. Each exchange leading to an investment furnishes information, reduces transaction costs, and paves the way for further investment" (Brines und Joyner 1999: 334, siehe auch Lawler und Yoon 1996).17 Voraussetzung ftlr einen derartigen sich selbst verstarkenden Prozess ist jedoch vor allem die Gleichgewichtigkeit der spezifischen Investitionen durch beide Partner. Rationale Akteure werden eine einseitige Investition vermeiden, da diese nur den Investor selbst binden und dessen Position in den partnerschafts-
15 Hierbei ist jedoch auch zu berticksichtigen, dass zu dem Nutzen aus der verpflichtetenden Funktion von Kindern eine Reihe weiterer Nutzenaspekte hinzutreten wie z.B. die intrinsische Motivation, Kinder aufzuziehen. 16 Ahnlich argumentiert auch Esser, der jedoch von einem 'Framing' der Akteure beziiglich der Ehe ausgeht. Innerhalb dieses Frames fuhrt die Akzeptanz des allgemeinen Modells der Ehe durch die Partner zur Uberwindung des Opportunismusproblems (Esser 1999, vgl. auch Esser 1993). Die Starke des Frames bestimmt hierbei den Verlauf der Investitionen in die Partnerschaft. Allerdings bleibt in diesem Modell das Problem ungleichgewichtiger Investitionen und die sich daraus ergebenden Machtungleichgewichte ausgespart. 17 Derartige Investitionen kftnnen somit auch als 'Pf&nder' betrachtet werden, die kooperatives Verhalten in problematischen sozialen Situationen sicher stellen sollen. Ftlr die theoretische Analyse derartiger Pfandersysteme vgl. Weesie und Raub (1996) und Kranton (1996), experimentelle empirische Ergebnisse hierzu finden sich in Keren und Raub (1993) sowie Raub und Keren (1993). Neben den genannten privaten Beziehungen lassen sich derartige Pfandersysteme beispielsweise auch in Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehungen (Schrufer 1988; Abraham und Prosch 1991) oder Beziehungen zwischen Unternehmen (Williamson 1990) beobachten.
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internen Verhandlungen schwacht (z.B. Ott 1992, Bernasco und Giesen 1997). Stabile Beziehungen sollten sich daher durch tendenziell gleichwertige beziehungsspezifische Investitionen beider Partner auszeichnen.18 Allerdings bringen viele spezifische Investitionen eine - wenn auch nicht immer vollkommen gleichwertige - Bindungswirkung fur beide Seiten mit sich. Obwohl beispielsweise die emotionalen Investitionen der Mutter vor allem in den ersten Kindheitsjahren wohl dominieren werden, entfalten Kinder auch flir Vater eine emotionale Bindungswirkung. In ahnlicher Art und Weise binden Mechanismen wie die Ehe oder gemeinsames Eigentum beide Parteien in einer Partnerschaft. Die so entstehende Bindungswirkung aus zweiseitigen spezifischen Investitionen kann jedoch durchaus auch mit Nachteilen verbunden sein, die sich aus der unvollstandigen Information der Akteure iiber die Eigenschaften des Partners ergeben. Vor allem in der Startphase der Beziehung werden die Akteure unsicher sein, ob der Partner und die Beziehung selbst tatsachlich ihren Praferenzen entspricht. Daher wunschen die Akteure gerade am Anfang nicht unbedingt ein Maximum an Bindungswirkung durch Verpflichtungen und Investitionen. Aufgrund dieser unvollstandigen Information lasst sich daher annehmen, dass die Akteure versuchen werden, ihr Informationsdefizit abzubauen, bevor sie eine maximale Bindungswirkung eingehen. Dies kann als Lernprozess betrachtet werden, der dazu fuhrt, dass nicht am Anfang einer Beziehung ein HochstmaB an spezifischen Investitionen erbracht wird, sondern diese in dem AusmaB gesteigert werden, in dem die Vertrauenswiirdigkeit des Partners und die Stabilitat der Beziehung besser eingeschatzt werden kann: "People start reciprocal exchange with small transfers, then move to larger transfers as partners reciprocate over time" (Kranton 1996:225). Konkret bedeutet dies, dass auf eine kleine spezifische Investition des Partners z.B. im Rahmen der Haushaltsftihrung wiederum mit einer eigenen spezifischen Investition reagiert wird, die dazu auch in einem ganz anderen Bereich - z.B. das Erlernen der Sportart des Partners - erfolgen kann. Damit miissen diese Investitionen nicht simultan erfolgen, da das Schadenspotential durch eine fehlende Erwiderung des Partners gering ausfallt. Diese kleinen schrittweisen Investitionen kumulieren schlieBlich im Laufe der Zeit zu einer hohen Gesamt18 Wie Beck und Hartmann zeigten, kann dieser sich selbst verstarkende Prozess jedoch auch mit umgekehrten Vorzeichen entstehen: Frauen, die eine erhohte eheliche Instabilitat erwarten, werden zur eigenen finanziellen Absicherung eher eine Erwerbstatigkeit aufiiehmen. Dies fiihrt jedoch wiederum zu einer erhohten ehelichen Instabilitat (vgl. Beck und Hartmann 1999).
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investition durch beide Seiten, die die Beziehung stabilisiert (vgl. hierzu Brines und Joyner 1999, siehe audi Lawler und Yoon 1993). Je hoher das mit den spezifischen Investitionen verbundene Schadenspotential und die Unsicherheit durch unvollstandige Information sein wird, desto langsamer wird der Prozess spezifischer Investitionen und gegenseitiger Verpflichtungen verlaufen.19 Allerdings werden die Akteure nie in der Lage sein, die Unsicherheit tiber die Partnerschaft vollstandig abzubauen. Dies liegt vor allem an moglichen zukunftigen Anderungen sowohl der Rahmenbedingungen der Partnerschaft als auch der Eigenschaften eines Partners. Derartige Anderungen konnen dazu fuhren, dass zumindest ein Partner die Beziehung in jedem Fall beenden mochte, sei es um primar einer untragbar gewordenen Situation zu entfliehen, oder sei es weil ein Partnerwechsel hinreichend attraktiv wurde (vgl. hierzu South und Lloyd 1995). Da die Akteure derartige Moglichkeiten antizipieren, werden sie nicht automatisch die maximal mogliche Bindungswirkung fur ihre Beziehung anstreben. Statt dessen wird das Niveau der Bindung an einen Partner zum Gegenstand einer Entscheidung, fur die der Nachteil hoher Auflosungskosten gegen mogliche Vorteile einer starken Bindung abgewogen wird. Diese Vorteile ergeben sich insbesondere aus hoheren Spezialisierungsgewinnen, die wiederum aus einem hoheren MaB an spezifischen Investitionen in stabileren Beziehungen resultieren. Die Stabilitat einer Beziehung ist aus dieser Sicht ftlr die Akteure kein Wert an sich, sondern folgt nur aus den zusatzlichen Tauschgewinnen, die in langfristigen Beziehungen moglich werden. Somit werden die Akteure in Partnerschaften, die besonders hohe Spezialisierungsgewinne durch spezifische Investitionen erwirtschaften konnen, bereit sein ein hoheres MaB an Bindungswirkung zu akzeptieren. Wie im Laufe dieser Arbeit noch gezeigt werden wird, betrifft dies insbesondere die Partnerschaften von Unternehmensbesitzern (vgl. Kap. 3.3). Obwohl der skizzierte Prozess sich selbst verstarkender spezifischer Investitionen in weiten Teilen ungeplant verlaufen wird (vgl. z.B. Nock 1995: 504), kann die Partnerschafts- und Haushaltsorganisation auch hier genutzt werden, um geeignete Rahmenbedingungen fur bilaterale spezifische Investitionen zu schaffen. Hierbei riickt vor allem die Gleichgewichtigkeit der Investitionen und die Geschwindigkeit des Investitionsprozesses in den Mittelpunkt. So ist zum einen zu 19 Zu betonen ist jedoch, dass aufgrund der mit Unsicherheit behafteten Entscheidungssituation die subjektive Erwartung der Beziehungsstabilitat unter Umstanden erheblich von der tatsachlichen ('statistischen') abweichen kann.
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erwarten, das Paare implizite Vereinbarungen daruber besitzen, mit welcher Geschwindigkeit dieser Prozess bilateraler Investitionen vorangetrieben werden soil. Derartige Vereinbarungen schlagen sich z.B. in dem Zeitraum nieder, innerhalb dessen eine gemeinsame Wohnung bezogen wird, gemeinsam langlebige Konsumgilter angeschafft werden oder geheiratet wird (vgl. z.B. Ziegler und Schladt 1993, Tolke 1993). Die Geschwindigkeit des Investitionsprozesses wird hierbei in der Regel durch den Akteur am starksten beeinflusst, der das hochste Schadenspotential besitzt. Zum anderen konnen die Partner Vereinbarungen treffen, die eine einseitige Bindungswirkung zu einem bestimmten Zeitpunkt verhindert, da sonst fur den ungebundenen Akteur der Anreiz verloren geht, weiter in die Beziehung zu investieren. Als Beispiel hierfur konnen Regeln genannt werden, die durch einen Akteur in die Beziehung eingebrachtes Vermogen im Falle einer Trennung nur diesem zuschreiben. Ohne eine derartige Regelung wiirde der sehr vermogende Akteur im Falle einer Scheidung einen Teil dieses Vermogens an den Partner verlieren und besasse daher eine sehr viel starkere Bindung an die Beziehung als sein Partner. Als vorlaufiges Fazit kann festgehalten werden, dass die Partnerschafts- und Haushaltsorganisation einen wesentlichen Beitrag zur Losung von Kooperationsproblemen in der Partnerschaft leisten kann. Um Vereinbarungen tiber Investitionen und Spezialisierungen glaubhaft und verbindlich zu machen, konnen die Akteure grundsatzlich auf zwei Mechanismen zuruckgreifen: bindende Vereinbarungen wie z.B. explizite Vertrage, und endogene Kooperation im Rahmen wiederholter Interaktionen. Wahrend Vertrage aufgrund der damit verbundenen Transaktionskosten nur begrenzt einsetzbar sind, ist vor allem die Moglichkeit der gegenseitigen Disziplinierung im Rahmen einer langfristigen Beziehung ein zentraler Mechanismus zur Sicherung von Kooperation in privaten Beziehungen. Dies setzt jedoch eine stabile Beziehung mit langfristigem Zeithorizont voraus. Daher rucken Mechanismen zur Losung des Stabilitatsproblems in den Vordergrund, die neben institutionell gestiitzten Vereinbarungen (wie z.B. die Ehe) ebenfalls einen endogenen Mechanismus umfassen. Dieser beruht auf dem Umstand, dass spezifische Investitionen zwar auf der einen Seite ein Vertrauensproblem begrunden, aber auf der anderen Seite die Ausstiegsschwelle fur den investierenden Akteur erhohen. Rationale Akteure werden daher spezifische Investitionen tatigen, solange der Partner sich im selben Umfang an die Partnerschaft bindet. Dieser gegenseitige, kumulative Prozess braucht nicht simultan abzulaufen, sondern kann im Rah-
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men von 'Alltagsinvestitionen' kleine Vorleistungen enthalten, deren Verlust im Falle einer Trennung keine hohen Kosten verursacht. LFber die Zeit fiihren diese kleinen Investitionen, sofern sie vom Partner erwidert werden, unter Umstanden zu hohen Gesamtinvestitionen, die die Beendigung einer Beziehung erheblich erschweren. Da eine hohe Bindungswirkung angesichts der Unsicherheit tiber die Entwicklung einer Partnerschaft jedoch nicht per se vorteilhaft ist, werden rationale Akteure Vor- und Nachteile einer institutionell und endogen gestiitzten Bindungswirkung abwagen. Hierbei werden ceteris paribus Akteure eine hohere Bindungswirkung eingehen, je hoher die zu erwarteten Spezialisierungsgewinne in der Partnerschaft sein werden. Dieser theoretische Hintergrund soil im Folgenden verwendet werden, um die Haushalts- und Partnerschaftsorganisation von beruflich selbstandigen Personen zu untersuchen. Wie in Kapitel 1 ausgeftihrt, steht im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit die These, dass sich Beziehungen von Unternehmensbesitzern im Hinblick auf die Partnerschafts- und Haushaltsorganisation von Partnerschaften unterscheiden, in denen Einkommen hauptsachlich durch abhangige Erwerbsarbeit erzielt wird. Im Folgenden soil daher untersucht werden, wie die Haushalts- und Partnerschaftsorganisation mit dieser spezifischen Form der Erwerbsarbeit zusammenhangt (Kap 3). Nach einer Erlauterung der verwendeten Datensatze (Kap. 4) werden anschlieBend Hypothesen tiber Unterschiede zwischen beiden Beziehungstypen abgeleitet und uberpruft (Kap. 5 und 6).
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Um Kooperations- und Koordinationsprobleme in Partnerschaften selbstandig Erwerbstatiger analysieren zu konnen, miissen eine Reihe von Annahmen tlber die spezifische Situation beruflich selbstandiger Personen und ihrer Partner getroffen werden. In Kapitel 3.1 wird hierzu einfuhrend ein knapper allgemeiner Uberblick iiber den Zusammenhang zwischen Familie und Beruf gegeben, um in Kapitel 3.2 die spezifische Erwerbskategorie der beruflichen Selbstandigkeit darzustellen. Auf dieser Grundlage werden in Kapitel 3.3 allgemeine Annahmen iiber die spezifische Situation in Partnerschaften selbstandig Erwerbstatiger im Allgemeinen und von Unternehmensbesitzern im Besonderen entwickelt. Hierbei wird argumentiert, dass die besonderen Eigenschaften unternehmerischer selbstandiger Tatigkeit zu einem hoheren AusmaB an spezifischen Investitionen in die private Partnerschaft fiihren. Diese Annahme stellt - in Verbindung mit den in Kapitel 2 diskutierten theoretischen Uberlegungen - die Basis fur die in Kapitel 5 entwickelten Hypothesen iiber die Regulierung und Stabilitat der Partnerschaften beruflich Selbstandiger sowie hinsichtlich der Spezialisierung in solchen Partnerschaften dar (vgl. Kap. 6).
3.1 Die Interdependenz zwischen Familie und Beruf: Einige allgemeine Uberlegungen Die Erwerbstatigkeit in einem beruflichen Kontext stellt in modernen Gesellschaften den Regelfall der Sicherung des Lebensunterhaltes dar. So ist in der BRD ftlr 40% der Bevolkerung die eigene Erwerbstatigkeit die wichtigste Unterhaltsquelle, wahrend ca. ein Drittel durch Angehorige unterstiitzt werden und 24% von Pensionen, Renten oder staatliche Unterstiitzungsleistungen ihren Lebensunterhalt bestreiten (Stand April 1998, vgl. Statistisches Bundesamt 2000: 86). Der Anteil der Erwerbstatigen an der Bevolkerung nahm fur die alten Bundeslander nach dem Krieg stetig zu, wobei diese Entwicklung vor allem auf das Wachstum weiblicher Erwerbstatigkeit zuruckzufiihren ist (vgl. Statistisches Bundesamt 2000: 87). Das
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3 Einbettung beruflicher Selbstandigkeit
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so erzielte Einkommen dient jedoch meist nicht nur zur Befriedigung der eigenen Bedtirfhisse, sondern stellt meist auch die finanzielle Grundlage eines privaten Haushalts dar, der neben einem Lebenspartner auch Kinder und weitere Familienangehorige umfassen kann. Dies gilt trotz der rapiden Zunahme der Einpersonenhaushalte1 immer noch ftlr die Mehrheit der Bevolkerung in der BRD (Stand 1998): Wahrend 36% der Haushalte nur eine Person umfasst, entfallen 33% auf Haushalte mit zwei und 31% auf Haushalte mit drei und mehr Personen, im Schnitt leben 2,2 Personen in jedem Haushalt (vgl. Statistisches Bundesamt 2000: 38). Unter den Haushalten mit mehr als drei Personen entfallt hierbei die Mehrheit auf Familien mit nicht erwerbstatigen Kindern. Schon allein diese Zahlen demonstrieren dass enge Abhangigkeitsverhaltnis zwischen Familie bzw. Haushalt einerseits und Beruf bzw. Erwerbstatigkeit andererseits. Die weitgehende organisationale und rechtliche Trennung der Erwerbstatigkeit von dem Kontext des Haushalts zwingt die Akteure in modernen Gesellschaften - im Gegensatz zu traditionellen Gesellschaften -, diese beiden Spharen standig aufeinander abzustimmen.2 Dieser Abstimmungsprozess und dessen Ergebnisse sind Gegenstand einer Vielzahl von sozialwissenschaftlichen Untersuchungen,3 die vor allem drei eng miteinander verwandten Schlagworten zugeordnet werden konnen. Ftir die Frage nach der Erwerbstatigkeit von Frauen werden Partnerschaft und Familie als entscheidende Restriktionen betrachtet, die die Entscheidungen und Moglichkeiten der Erwerbsbeteiligung beeinflussen (vgl. z.B. Mayer et al. 1991). Im Zentrum dieser Analysen steht der Umstand, dass Frauen sich trotz des zu beobachtenden Wertewandels im Wesentlichen immer noch allein um einen GroBteil der Haushaltsftihrung und vor allem der Kinderbetreuung und -erziehung kummern (ftlr einen Uberblick vgl. Kiinzler 1995, Beckmann 1998, Peuckert 2005). Weibliche Erwerbstatigkeit - sofern eine solche zu beobachten ist - wird somit haufig um die 1 So lag der Anteil von Einpersonenhaushalten im Jahr 1900 bei ca. 7% wahrend er 1998 36% betrug (vgl. Statistisches Bundesamt 2000: 37). 2 Diese Abstimmung kann einerseits durch eine Anpassung des Familien- und Haushaltskontextes an die Erwerbstatigkeit, wie z.B. die Nutzung von Kindertagesstatten, oder durch Anpassung der Erwerbstatigkeit an die Familie erfolgen. Letzteres fuhrt zu der Diskussion um die Anpassung von Arbeitszeiten (flexible und Teilzeitarbeit, Erziehungsjahr) und anderer Arbeitsplatzeigenschaften, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie insbesondere fur Frauen erhohen sollen. Auf die entsprechende sozialpolitische Literatur kann im Rahmen dieser Arbeit jedoch nicht weiter eingegangen werden, vgl. fur eine erste Ubersicht Lewis und Lewis (1996) sowie Beckmann-Schulz und Engelbrech (1994). 3 Fur einen LFberblick vgl. z.B. England und Farkas (1986), Mayer et al. (1991), Raehlmann (1995), Perry-Jenkins et al. (2000), White und Rogers (2000).
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Familie herum organisiert. Konsequenterweise lassen sich somit Interdependenzen zwischen der Partnerschafts- und Familiensituation und der Erwerbstatigkeit von Frauen feststellen, die vor allem um die Existenz von jungen Kindern kreisen (z.B. Crouter 1984, Kalleberg und Rosenfield 1990). Die weibliche Erwerbstatigkeit spielt zudem eine Rolle bei der Analyse von Partnerschaften mit doppelter Erwerbstatigkeit. Hierbei wird unter anderem der Frage nachgegangen, inwiefern sich die Berufs- und Karriereverlaufe beider Partner beeinflussen (Bernasco 1994) und welche Auswirkungen die doppelte Erwerbstatigkeit auf die Familie besitzt (z.B. Hiller und Philliber 1982, Bielby und Bielby 1989). Trotz dieses Umstandes lasst sich jedoch in westlichen Gesellschaften eine stark steigende Frauenerwerbstatigkeitsquote beobachten (vgl. hierzu z.B. Funk 1991, Hayghe 1997, Smith und Ward 1985), die als einer der Ausloser fur den Wandel von Familienformen betrachtet wird. Das steigende Bildungsniveau von Frauen und die partiell hiervon hervorgerufene hohere Erwerbsbeteiligung dieser Gruppe fuhrt im Rahmen dieser Argumentation weg von 'traditionellen' Familienformen hin zu einem Prozess der Pluralisierung und Individualisierung von Partnerschaft und Familie (vgl. hierzu z.B. Peuckert 2005). In diesem Rahmen stellen sich als zentrale Probleme die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie die Auswirkungen der weiblichen Erwerbstatigkeit auf den familiaren Kontext. Dieser wird damit nicht nur als Restriktion fur individuelles Handeln begriffen, sondern auch zum Erklarungsziel der Analyse. So argumentiert Edwards, dass die hohere Frauenerwerbstatigkeit unter anderem auf eine hohere Unsicherheit beztiglich der Ehestabilitat und der Einkommenssicherheit zuruckzufiihren ist, die Frauen einen Anreiz zur Erwerbstatigkeit als okonomische Absicherungsstrategie bietet. Dieser Prozess fuhrt neben anderen Faktoren schlieBlich zu einem Wandel der Familienstrukturen (Edwards 2001). Allerdings konnen nicht nur drohende okonomische Nachteile Effekte auf die Familienstruktur besitzen, sondern auch neue Handlungsmoglichkeiten. So fuhrt beispielsweise der Karrierewunsch beider Partner immer haufiger zu neuen Lebensformen wie etwa 'Living apart together' oder kinderlose Partnerschaften (vgl. z.B. Huinink 1995, Schneider et al. 2000). SchlieBlich spielt die Frage der Abstimmung zwischen Beruf und Familie in Forschungsansatzen eine wichtige Rolle, die die (Berufs-)Biographie bzw. den Lebenslauf von Akteuren in den Mittelpunkt der Analysen stellen (vgl. exemplarisch Mayer 1997). Fur die Frage nach dem AusmaB und der zeitlichen Ordnung von Lebensabschnitten riickt so z.B. die Grundung eines gemeinsamen Haushaltes bzw. einer Familie (vgl. z.B. Mayer 1995) oder Erwerbsunterbrechun-
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gen nach der Geburt eines Kindes in den Mittelpunkt der Betrachtung (z.B. Trappe 1996, Drobnic et al. 1999). So konnte beispielsweise Birkelbach zeigen, dass zwischen dem Berufserfolg und der Familiengrundung ein enger Zusammenhang besteht, dessen institutionelle RegelmaBigkeiten vor allem Mannern eine optimale Abstimmung beider Spharen erlaubt (Birkelbach 1998). Andern sich derartige institutionelle Regelungen, die die Moglichkeit der Abstimmung von Beruf und Familie betreffen, so hat dies erhebliche Konsequenzen fur die Erwerbs- und Familienbiographie (vgl. z.B. Trappe 1996). Betrachtet man die Literatur zu den hier nur sehr kursorisch skizzierten Forschungsbereichen, so beziehen sich theoretische wie empirische Analysen fast ausschlieBlich auf die abhangige Erwerbsarbeit als den 'statistischen NormalfalP. Die Interdependenz zwischen selbstandigen Tatigkeiten und der Partnerschaft bzw. Familie wird dagegen weitgehend vernachlassigt. Eine Ausnahme stellt hier vor allem die Forschung iiber Unternehmensgriindungen und den Eintritt in die Selbstandigkeit dar, in der die Familie als relevante Randbedingung fllr die Entscheidung des Grunders betrachtet wird. Daher wird im folgenden Abschnitt die berufliche Selbstandigkeit als spezifische Form der Erwerbstatigkeit kurz umrissen und die existierenden Forschungsergebnisse vor allem in Bezug auf Partnerschaft und Familie skizziert. AnschlieBend wird die Frage erortert, inwiefern sich die Partnerschaften beruflich selbstandiger Personen von denen abhangig Erwerbstatiger unterscheiden.
3.2 Der Erwerbstypus 'Berufliche Selbstandigkeit' Im folgenden Abschnitt steht der Erwerbstypus der selbstandigen Erwerbsarbeit im Mittelpunkt, urn die Grundlage fur die Betrachtung von Partnerschaften beruflich Selbstandiger zu legen. In einem ersten Schritt werden Definitions- und Abgrenzungsprobleme dieses Erwerbstypus diskutiert. In einem zweiten Schritt wird ein knapper Uberblick iiber die Entwicklung selbstandiger Erwerbsarbeit in der BRD und deren grundsatzliche Formen gegeben. AbschlieBend wird in einem Exkurs vertiefend auf die theoretischen und empirischen Befunde der Grundungsliteratur eingegangen. Dies dient vor allem der Abschatzung, inwiefern mit dem Eintritt in die Selbstandigkeit spezifische Selektionseffekte verbunden sein konnen, die sich auch auf die private Partnerschaft dieser Akteure auswirken.
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5.2.1 Definition und Abgrenzung selbstdndiger Erwerbsarbeit
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Obwohl der Erwerbstypus der beruflichen Selbstandigkeit schon sehr friih in der Soziologie Beachtung fand,4 hat sich bis jetzt keine eindeutige Definition fur diesen spezifischen Erwerbstypus durchsetzen konnen (vgl. hierzu auch Dietrich 1998). Dies gilt auch fur den Bereich des Arbeitsrechts, in dem keine einheitliche Legaldefinition beruflicher Selbstandigkeit existiert (Wank 1992: 5, siehe auch Dietrich 1998: 70-75). Eine sehr allgemeine Definition liefert Pfeiffer, fur den selbstandige Erwerbstatigkeit gekennzeichnet ist durch "(0 eine Unternehmung als Eigentumer, Miteigentumer oder als Pachter eigenverantwortlich und nicht weisungsgebunden leiten, und die (ii) die Verantwortung fur die Entwicklung und das Ergebnis der Unternehmung tragen" (Pfeiffer 1994: 13). Doch trotz dieses sehr allgemeinen Zugangs ergeben sich selbst hier Abgrenzungsprobleme z.B. im Hinblick auf den Begriff der 'Unternehmung', der stark mit der Vorstellung des Eigentums an Kapital verknupft ist. So ist z.B. unklar ob einzelne Gewerbetreibende, die lediglich Dienstleistungen anbieten ohne im eigentlich Sinne tiber Kapital zu verfiigen, als selbstandig klassifiziert werden sollen. Die Problematik wird besonders am Fall des 'Tagelohners' deutlich, der im Rahmen von Spot-Transaktionen lediglich seine Arbeitskraft vermarktet. Wahrend diese Vorstellung in der neoklassischen Okonomie dem perfekten, unregulierten Arbeitsmarkt mit dem Tagelohner als Arbeitnehmer zugrunde liegt, wiirde - zumindest bei wechselnden Arbeitgebern - ein derartiger 'Arbeitnehmer' z.B. in Form von selbstandigen Softwareentwicklern vor dem Hintergrund des bundesdeutschen Arbeitsrechts als selbstandiger Dienstleister behandelt. In der amtlichen Statistik wird versucht, dieses Problem durch die Kategorie der Freiberufler zu losen. Demnach definiert das Bundesamt fur Statistik selbstandig Erwerbstatige als Personen, "die einen Betrieb oder eine Arbeitsstatte gewerblicher oder landwirtschaftlicher Art wirtschaftlich und organisatorisch als Eigentiimer/-innen oder Pachter/-innen leiten (einschlieBlich selbstandiger HandwerkerAinnen) sowie alle freiberuflich Tatigen,
4 Beispielsweise unterschied Weber im Rahmen der Entwicklung des Begriffs der Erwerbsklasse zwischen positiv privilegierten Unternehmern, die die freien Berufe mit beinhalten, und die ausgesprochen negativ privilegierte Erwerbsklasse der Arbeiter. Zwischen diesen beiden Gruppen ordnet er die selbstandigen Bauern und Handwerker als Mittelklasse ein (Weber 1980:178f). Hinter dieser Klassifikation steht die Vorstellung, dass diese Gruppen ein unterschiedliches AusmaB an Verftigungsrechten tiber (wirtschaftliche) Ressourcen auszeichnet, die zu "gleichen oder ahnlichen typischen Interessenlagen" (Weber 1980: 177) fuhren.
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Hausgewerbetreibenden und Zwischenmeister" (z.B. Statistisches Bundesamt 1996:102). Aufgrund der weiter unten diskutierten Ungenauigkeit des Begriffs der freien Berufe lasst jedoch audi diese Definition, die audi in fast alien groBen sozialwissenschaftlichen Datensatzen zu finden ist, gewisse SpielrSume. tiber dieses Problem hinaus lassen sich in der Literate nodi eine Reihe anderer Begriffe finden, die ebenfalls zur Abgrenzung und/oder der Klassifikation von Selbstandigen dienen konnen und auf deren Basis selbstandige Erwerbstatigkeit ebenfalls untersucht wird. Dies betrifft in erster Linie die BetriebsgrftBe und die Unternehmensform, die vor allem bei der Betonung des organisationalen Aspekts beruflicher Selbstandigkeit eine Rolle spielen. Hier ist insbesondere die Forschung tiber sogenannte 'kleine undrnittlere' Unternehmen TAX nennen, die sich auf die betrieblichen und organisatorischen Aspekte beruflicher Selbstandigkeit konzentriert (vgl. z.B. Birch 1987, Deakins et al. 1997, Bogenhold 2000). Kennzeichnend fur derartige Unternehmen sind 'einfache' Organisationsstrukturen, d.h. eine geringe Arbeitsteilung, ein geringer Grad an Formalisierung und - sofern tiberhaupt vorhanden - flache und gering ausgepragte Hierarchien (vgl. hierzu z.B. Mintzberg 1979). Entscheidungen werden in derartigen Betrieben fast ausschlieBlich durch den Eigentumer getroffen (Mintzberg 1979: 306). In der empirischen Forschung reduziert sich die Operationalisierung derartiger kleiner Firmen in der Regel auf die Anzahl der Mitarbeiter. Der Zugriff tiber die BetriebsgroBe - der je nach Forschungsfrage zu einer Betrachtung von Unternehmen zwischen 1 und 500 Mitarbeiter fuhrt5 - kann jedoch das Problem der Heterogenitat nicht losen, da auch hier ganz unterschiedliche Betriebe in einer GroBenklasse zusammengefasst werden. Dariiber hinaus konnen auch kleine Betriebe in Form von Kapital- oder Personengesellschaften organisiert sein, in denen die Unternehmensleitung und der Unternehmensbesitz auseinander fallen und daher nicht mehr von der Definition beruflicher Selbstandigkeit gedeckt sind. SchlieBlich werden unter Rtickgriff auf den Begriff des Unternehmers eine Reihe von Fragestellungen behandelt, die mitunter wesentliche Aspekte beruflicher Selbstandigkeit beinhalten. Ftir die Verwendung und Definition des Unternehmer-
5 Die obere Grenze von 500 Mitarbeitern erscheint meist deshalb als sinnvoll, da groBere Unternehmen meist keinen einzelnen Eigentumer mehr besitzen, sondern als Kapital- und insbesondere Aktiengesellschaften organisiert sind. Halt eine Person jedoch nur Kapital an einer Firma, ohne direkten Einfluss auf die Unternehmensentscheidungen zu besitzen, kann kaum von einer beruflichen Selbstandigkeit gesprochen werden.
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begriffs lasst sich jedoch eine erhebliche Vielfalt feststellen, zudem erscheint eine trennscharfe empirische Erfassung des Unternehmers nur schwer moglich (Pfeiffer 1994: 15). Es konnen jedoch zwei grundsatzliche Forschungstraditionen unterschieden werden. Die erste betont die institutionelle Einbettung des Unternehmers und zielt auf die Beschreibung der Funktion und Wirkung des Unternehmens flir einen Markt. In diesem Kontext ist die Absicht, durch den Einsatz von Kapital einen 'Gewinn' zu erwirtschaften, ein zentrales Element des Unternehmertums. Dies wird bereits bei Weber deutlich, fur den Unternehmen auf dem Prinzip der Kapitalrechnung beruhen. Hierunter versteht er "die Schatzung und Kontrolle von Erwerbschancen und -erfolgen durch Vergleichung des Geldschatzungbetrages einerseits der samtlichen Erwerbsgtiter (...) bei Beginn und andererseits der (noch vorhandenen oder neu beschafften) Erwerbsgtiter bei Abschluss des einzelnen Erwerbsunternehmens oder, im Falle eines kontinuierlichen Erwerbsbetriebes: einer Rechnungsperiode, durch Anfangs- bzw. Abschluflbilanz" (Weber 1980: 48).6 Dies wird abgegrenzt von dem kapitallosen Erwerb durch selbstandige und abhangige Arbeit, die damit nicht Grundlage einer 'Unternehmung' darstellen konnen (Weber 1980: 51).7 Der Gewinn eines Unternehmers stellt somit die Kapitalrente dar, die sich nach Knight als Pramie aus dem Risiko des Kapitaleinsatzes ergibt (Knight 1921).8 Hierauf aufbauend wird schlieBlich in der Tradition von Schumpeter (1911) die Rolle des Unternehmers als Innovator betont, der neue Ideen und Giiter auf einem Markt einfiihrt und hierfur eine Innovationsrente erwirtschaftet. Zweitens lasst sich von dieser marktorientierten Tradition eine eher
6 Hierbei spielt es fur Weber allerdings keine Rolle, ob es sich urn hohe oder niedrige Kapitalbetrage handelt oder "diese Kapitalrechnung auch tatsachlich rational vollzogen und eine Kalkulation nach rationalen Prinzipien durchgefiihrt wird" (Weber 1980: 51). 7 Allerdings interessiert sich Weber weniger flir die okonomischen Implikationen dieses Unternehmerbegriffs, sondern fur die Moglichkeit, diesen mit seiner Konzeption der Burokratie kontrastieren zu konnen. Hierbei kommt er zu dem Schluss, dass aufgrund des mit der Gewinnabsicht verbundenen Eigeninteresses nur der Unternehmer an Fachwissen und Tatsachenkenntnis hinsichtlich seines Interessensbereiches der rationalen Burokratie iiberlegen ist: "Er ist die einzige wirklich gegen die Unentrinnbarkeit der bureaukratischen rationalen Wissens-Herrschaft (mindestens: relativ) immune Instanz" (Weber 1980: 129). 8 Genauer unterscheidet Knight zwischen dem Risiko, das aufgrund standig wiederkehrender Ereignisse mit einer Wahrscheinlichkeit belegt und damit kalkuliert werden kann, und der Unsicherheit, die aus einmaligen oder seltenen, unvorhersehbaren Ereignissen resultiert. Der Unternehmergewinn beruht nach Knight im Wesentlichen auf dem Versuch, unsichere Ereignisse vorherzusehen (oder besser: darauf zu 'wetten') und durch einen geeigneten Kapitaleinsatz daraus Profit zu schlagen (Knight 1921).
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psychologisch orientierte Forschungsrichtung unterscheiden, die nach besonderen Merkmalen der Unternehmerpersonlichkeit fragt (ftir eine Ubersicht siehe Pfeiffer 1994: Kap. 3). Unter anderem von Schumpeter beeinflusst, kann im Rahmen dieses Ansatzes Unternehmertum auch unabhangig von den zu erwirtschafteten Renten beobachtet werden. Entscheidend ist vielmehr eine psychologische Disposition, Innovationen unter der Ubernahme von Risiken einzufuhren (vgl. hierzu kritischAbelll996). Eng mit dem Unternehmerbegriff verkniipft ist der Terminus des Familienunternehmens, der ebenfalls eine starke Uberschneidung mit dem Erwerbstypus der beruflichen Selbstandigkeit besitzt. Allerdings gilt auch hier, dass es eine Vielzahl von moglichen Begriffsdefinitionen und Sichtweisen gibt und eine eindeutige empirische Abgrenzung von Familienunternehmen kaum moglich erscheint. Es lassen sich jedoch im Wesentlichen drei Dimensionen unterscheiden, die als Eigenschaften von Familienunternehmen in der Literatur diskutiert werden (vgl. ftir eine Ubersicht Lehleiter 1996: 18-22). Erstens werden Familienunternehmen haufig iiber ihre Eigentumerstruktur definiert, wobei die Kapitalmehrheit in den Handen einer Familie liegen sollte (siehe z.B. Ahrens 1989). Zweitens werden Familienunternehmen von einigen Autoren iiber die Ftihrungsstruktur des Unternehmens definiert, die im Wesentlichen durch Familienmitglieder dominiert sein muss (z.B. Hartel 1992). Drittens konnen Familienunternehmen durch die Selbstdefinition der Akteure bestimmt werden, wobei zwar von einem wesentlichen Einfluss der Familie und des Tamiliengedankens' ausgegangen wird, dieser jedoch weitgehend unspezifiziert bleibt (Sachse 1991). Diese drei Dimensionen werden haufig auch in unterschiedlicher Weise kombiniert, so definiert beispielsweise Zeitel Familienunternehmen sowohl iiber den Eigentumsaspekt als auch die Fuhrungsstruktur (vgl. z.B. Zeitel 1991: 27). Obwohl auf den ersten Blick eine grofle Uberschneidung zwischen der Forschung iiber Familienunternehmen und der Frage nach dem Verhaltnis von selbstandiger Tatigkeit und privater Partnerschaften zu vermuten ware, erweisen sich die existierenden Arbeiten iiber Familienunternehmen als wenig ergiebig. Dies liegt erstens an den dort im Mirtelpunkt stehenden Fragestellungen, die vor allern vor einem rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Hintergrund die Probleme einer geeigneten Fiihrungsstruktur und der Unternehmensnachfolge behandeln (vgl. z.B. Ahrens 1989; Voigt 1990; Ballarini und Keese 1991; 1992; Lehleiter 1996). Die privaten Partner der Unternehmenseigentumer tauchen im Rahmen dieser Fra-
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gestellungen nur als Miteigentiimer oder als Mitarbeiter des Unternehmens auf (vgl. hierzu auch Kap. 6.1), wahrend die Einbettung in die konkrete Haushalts- und Partnerschaftsorganisation weitgehend ausgeblendet wird.9 Zum Zweiten wird vor allem die Wirkung der Familie als besonderer Typus des Kapitaleigners auf das Unternehmen betrachtet, wahrend die Effekte der Selbstandigkeit auf die Familie und die Partnerschaft kaum untersucht werden (vgl. exemplarisch Lehleiter 1996: 18). Drittens muss kritisiert werden, dass der in der Forschung iiber Familienunternehmen grundlegende Begriff der Familie meist unspezifiziert bleibt oder bestenfalls als rechtliche Kategorie im Sinne des Familienrechts verwendet wird. Dies ist vor allem vor dem Hintergrund familiensoziologischer Fragestellungen unzureichend, da die Familie und die private Partnerschaft als konkrete Interaktionsstruktur ausgeblendet bleibt. Damit wird jedoch eine Analyse von Interdependenzen zwischen der organisational und der privaten Einbettung unternehmerischen Handelns verhindert, die familien- und partnerschaftsspezifische Praferenzen, Werte und Restriktionen systematisch mit einschlieBt. Diese Diskussion macht deutlich, dass eine Definition und Abgrenzung beruflicher Selbstandigkeit nur vor dem Hintergrund der jeweiligen Forschungsfrage und dem hierzu herangezogenen theoretischen Rahmen erfolgen kann. Daher soil auf eine Diskussion verschiedener Definitionsversuche in der existierenden Literatur verzichtet werden,10 urn statt dessen einen Abgrenzungsversuch im Rahmen der eigenen Forschungsfrage zu unternehmen. Diese riickt vor allem die Auswirkungen des Erwerbstypus auf die private Partnerschaft in den Mittelpunkt, die durch spezifische Investitionen in die Partnerschaft hervorgerufen werden. Wie weiter unten gezeigt werden soil, fuhren vor allem zwei Eigenschaften der Selbstandigkeit zu hoheren spezifischen Investitionen der Akteure in die Partnerschaft: Erstens die mit der Selbstandigkeit verbundenen Marktrisiken, und zweitens die Moglichkeit von (monetaren wie nicht-monetaren) Investitionen in die Tatigkeit des selbstandig Erwerbstatigen. Dies fuhrt im Rahmen dieser Arbeit zu einer sehr weitlaufigen Abgrenzung selbstandiger Tatigkeit, die zudem den Vorteil besitzt, mit den verfugbaren empirischen Operationalisierungen zu korrespondieren (vgl. hierzu auch Kap. 4.1). 9 Als Ausnahme sei insbesondere auf die Analyse von sog. Haushalts-Unternehmenskomplexen verwiesen, in der die Verkniipfung von Haushalten mit dem (Familien-)Unternehmen aus betriebswirtschaftlicher Sicht thematisiert wird (vgl. Hansch und Piorkowsky 1997 sowie Piorkowsky 1997). 10 Vergleiche fur einen Uberblick an verschiedenen, theoretisch gestutzten Definitionen (Dietrich 1998: 16-18, Pfeiffer 1994: 13-16).
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3.2.2 Entwicklung und Typen beruflicher Selbstandigkeit
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Betrachtet man die allgemeine Entwicklung beruflicher Selbstandigkeit, so lasst sich im Laufe des 20. Jahrhunderts ein drastischer Riickgang dieses Erwerbstypus feststellen. Dieser Trend wird in den USA im Laufe der 70er (Blau 1987) und in Europa erst wahrend der 80er Jahre gebrochen, als sich die Selbstandigenquote auf niedrigem Niveau stabilisiert und dann sogar leicht zunimmt (vgl. Tabelle 3-177 sowie Luber und Gangl 1997, Blanchflower 2000). Der drastische Riickgang seit Anfang des 20. Jahrhunderts hat eine Reihe unterschiedlicher Grtinde, die unter anderem die zunehmende Industrialisierung, den technischen Wandel, die Zunahme von Dienstleistungen und den Riickgang der Erwerbstatigen in der Landwirtschaft umfassen (Blau 1987, Aronson 1991, Pfeiffer 1994:18). Die allgemeine rechtliche Grundlage der beruflichen Selbstandigkeit in der Bundesrepublik Deutschland stellt der Grundsatz der Gewerbefreiheit dar, nach dem grundsatzlich jeder jedes Gewerbe ausiiben darf. Der Gesetzgeber kann dieses Recht jedoch einschranken, sofern mit der Gewerbeausiibung besondere Risiken fur den Verbraucher oder die Gesellschaft verbunden sind.12 In der Praxis flihrt dies zu einer Reihe von Einschrankungen, dessen bekanntestes Beispiel die Ausiibung einer Arzttatigkeit oder eines anderen Heilberufes darstellt.13
11 Quellen: 1996: StBA (Hrsg.) (1997): Statistisches Jahrbuch fur die BRD. Wiesbaden: Metzler Poeschel, S. 109. 1998: StBA (Hrsg.) (1999): Statistisches Jahrbuch fur die BRD. Wiesbaden: Metzler Poeschel, S. 104. 1999: StBA (Hrsg.) (2000): Statistisches Jahrbuch fur die BRD. Wiesbaden: Metzler Poeschel, S. 104. 1970-1990 (fruheres Bundesgebiet): StBA (Hrsg.) (1994): Statistisches Jahrbuch fur die BRD. Wiesbaden: Metzler Poeschel, S. 110-111. 1950 (ohne Berlin) und 1960: StBA (Hrsg.) (1965): Statistisches Jahrbuch fur die Bundesrepublik Deutschland. Stuttgart, Mainz: Kohlhammer, S. 151. 1925, 1933 (Deutsches Reich ohne Saargebiet): Statistisches Reichsamt (Hrsg.) (1934): Statistisches Jahrbuch fur das Deutsche Reich. Berlin: Hobbing, S. 19. 12 Vgl. hierzu insbesondere §1 Abs. 1 der Gewerbeordnung (GewO) von 1978. 13 Neben der Reglementierung der freien Berufen (vgl. §6 GewO), denen die Arzte zuzuordnen sind, stellen weitere Beispiele etwa Tatigkeiten im Bewachungsgewerbe (§34a GewO), Makler, Bautrager oder Baubetreuer (34c GewO), der Betrieb eines Gaststattengewerbes (Gaststattengesetz vom 5.5.1970, §§1-2) oder von Anlagen, die einer besonderen Uberwachung bediirfen, dar. Letztere umfassen z.B. industrielle Anlagen, von denen eine besondere Gefahr fur die Allgemeinheit ausgehen kann wie z.B. Chemie- oder Atomkraftwerke (vgl. hierzu GewO §24, Immisionsschutzgesetz §20, §25).
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Tabelle 3-1: Entwicklung selbstdndiger Erwerbstdtigkeit in Deutschland 1925 1991 Entwicklung der Erwerbstatigkeit Selbstandigeb
Erwerbstatige gesamt
in Tausend
in Tausend
in Tausend
1999
29862
3620
1998
29320
3703
1996
29531
1990c
25460
1980
23897
1970
22246
Anteil der selbstandig Erwerbstatigen an der Summe aller Erwerbstatigen in %
x
Abhangig Erwerbstatigea
10,8
33023
11,2
3518
33049
10,6
3026
28486
3162
27059
11,7
4422
26668
16,6
Le
33482
10,6
20331
5196
26247
19,8
13963
6413
20376
31,5
1933f
15829
10612
26441
40,1
1925f
20853
10519
31372
33,5
1960 1950d
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JAHR
Anmerkungen: a) Arbeiter, Angestellte und Beamte, b Hnklusive mithelfender Familienangehoriger, fur die Jahre 1933 und 1925 einschlieBlich Beamte und Angestellte in leitender Stellung. c)Zahlen fur das fruhere Bundesgebiet, d)ohne Berlin, e)fiir 1951, f)die Zahlen fur 1933 und 1925 beziehen sich auf das Gebiet des Deutsches Reiches (in den Grenzen von 1925) ohne Saargebiet.
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Wie die meisten Definitionen selbstandiger Erwerbsarbeit fuhrt auch die hier verwendete Abgrenzung zu einer Zusammenfassung unterschiedlichster, sehr heterogener Berufe und Tatigkeiten. Gemafi der obigen Definition fallen unter die Kategorie des Selbstandigen der Metzger um die Ecke, der Eigentiimer eines Maschinenbaubetriebes mit 100 Angestellten, derfreiberuflichtatige Versicherungskaufinann oder auch der Arzt mit eigener Praxis. Die sich bereits in dieser kurzen exemplarischen Aufzahlung widerspiegelnde Heterogenitat stellt ein generelles Problem der Selbstandigenforschung dar, dem mit unterschiedlichsten Klassifikationsversuchen begegnet werden soil. Die empirisch am haufigsten anzutreffende Klassifikation, die aufgrund des verwendeten Datenmaterials auch in den folgenden empirischen Analysen Verwendung findet, unterscheidet drei Typen: Landwirte, Freiberufler und eine unbestimmte Restkategorie der 'Sonstigen Selbstandigen' (vgl. hierzu auch Kap. 4.1). Landwirte werden in der Regel als selbstandig bezeichnet, sofern sie einen landwirtschaftlichen Betrieb als (Mit-)Eigentiimer oder Pachter betreiben. Die selbstandige landwirtschaftliche Tatigkeit ist am starksten vom allgemeinen Riickgang selbstandiger Erwerbstatigkeit in diesem Jahrhundert betroffen. Wahrend 1925 noch 30,5% aller Erwerbstatigen in den Bereichen Land-, Forstwirtschaft oder Fischerei arbeiteten, waren dies 1950 noch 22,1% und 1998 nur noch 2,9% (Statistisches Bundesamt 2000: 90). Starke Rationalisierungsmafinahmen und Produktivitatssteigerungen sowie die Deregionalisierung der Lebensmittelversorgung fiihrten zu erheblichen EinbuBen sowohl an landwirtschaftlichen Betrieben wie auch an Arbeitsplatzen. Diese Entwicklung sowie die mit der Ausiibung landwirtschaftlicher Tatigkeit verbundenen spezifischen Werte14 begrtindet eine besondere Stellung der Landwirte, die meist zu einem Ausschluss dieser Gruppe in Analysen beruflicher Selbstandigkeit fuhrt. Unter der Gruppe der Freiberufler werden in der Regel wiederum eine Reihe von unterschiedlichsten Gruppen zusammengefasst, die vor allem die sogenannten akademischen freien Berufe beinhalten. Dies sind beispielsweise Rechtsanwalte oder Arzte mit eigenen Praxen, Eigentiimer von Apotheken oder Wirtschaftspriifer
14 Landwirtschaftliche Betriebe werden meist iiber mehrere Generationen hin vererbt und als typischer Familienbetrieb gefuhrt. Dies ftihrt zu der haufig formulierten Vermutung, dass selbstandige Landwirte besondere Werte und Praferenzen im Hinblick auf die selbstandige Tatigkeit besitzen, die z.B. eine hohe Bindung an den Boden und die Region oder eine besonders starke Bedeutung der landwirtschaftlichen Tatigkeit fur die eigene Identitat umfasst (vgl. z.B. Rosenblatt 1990).
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und Steuerberater. Ihnen ist gemein, dass die selbstandige wie auch die abhangige Berufsaustibung an eine formale Qualifikation gebunden ist: "Die Freien Berufe haben im Allgemeinen auf der Grundlage besonderer beruflicher Qualifikation oder schopferischer Begabung die personliche, eigenverantwortliche, und fachlich unabhangige Erbringung von Dienstleistungen hoherer Art im Interesse der Auftraggeber und der Allgemeinheit zum Inhalt."15 Aus steuerrechtlicher Sicht ist der Status des Freiberuflers mit Vorteilen wie z.B. der Befreiung von der Gewerbesteuer verkntipft.16 Die Kategorie der sonstigen Selbstdndigen umfasst eine Restgruppe, die sich keinen der beiden obigen Gruppen zuordnen lasst. Neben Einzelgewerbetreibenden oder den Eigentumern von Unternehmen und Gewerbebetrieben umfasst diese Gruppe insbesondere auch die selbstandigen Handwerker. Diese nehmen insofern eine Sonderstellung ein, als sie in der BRD mit der Handwerksordnung einer restriktiven rechtlichen Regulierung unterliegen, die in hohem MaBe den Marktzutritt beschrankt. Die Grtindung eines Unternehmens ist an den sog. GroBen Befahigungsnachweis - in der Regel die Meisterprtifung - gebunden und fuhrt zu einer Pflichtmitgliedschaft in der Handwerkskammer.17 Wahrend der Anteil der im Handwerk tatigen Arbeitnehmer trotz zunehmender Industrialisierung weitgehend konstant geblieben ist,18 fuhrte die Industrialisierung zu einem Konzentrationsprozess bei den Handwerksunternehmen: So nahm die Anzahl der Handwerksbetriebe in der BRD von 1956 bis 1995 um ein Viertel ab, wahrend die Anzahl der im Handwerk Erwerbstatigen um fast 70% stieg (vgl. Abraham 2001b). Die Einteilung der selbstandig Erwerbstatigen in Landwirte, Freiberufler und sonstige Selbstandige stellt die am weitesten verbreitete Klassifizierung in empirischen Erhebungsinstrumenten dar (vgl. hierzu Kap. 4). Am Beispiel des ALLBUS (vgl. Kap. 4.2) wird im Folgenden kurz auf die Entwicklung dieser Kategorien fur den Zeitraum zwischen 1980 und 1996 eingegangen.
15 Vgl. §1 des Gesetzes tiber Partnerschaftsgesellschaften Angehoriger Freier Berufe vom 25.7.1994 (BGB1. I S. 1744), zuletzt geandert durch Gesetz vom 19.12.2000 (BGB1. I S. 1757). Im Hinblick auf die rechtliche Definition und Abgrenzung vgl. insbesondere auch Taupitz (1991). 16 Vgl. hierzu insbesondere § 18 Einkommenssteuergesetz vom 1.1.1999 [Fassung ab dem Steuerentlastungsgesetz 1999/2000/2002 vom 24.03.1999 BGB1.11999 S. 402] sowie Pfeiffer (1994: 33). 17 Vgl. hierzu §§1-7 des Gesetzes zur Ordnung des Handwerks (Handwerksordnung) 24.9.1953 (BGB1 I S . 141 Iff) sowie die wichtigsten nachfolgenden Novellierungen von 1965, 1994 und 1998. 18 1956 waren in der BRD etwa 3,6 Mio Erwerbstatige im Handwerk beschaftigt, dies entsprach etwa 19% aller Erwerbstatigen; 1995 betrug dieser Anteil 17,5% (vgl. auch Abraham 2001).
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3 Einbettung beruflicher Selbstandigkeit
x
Tabelle 3-2 zeigt die jeweiligen Anteile der abhangigen und unterschiedlichen selbstandigen Erwerbstatigen an alien Erwerbstatigen in der BRD zwischen 1980 und 1996. Der Anteil aller Selbstandigen betragt in diesem Zeitraum etwa zwischen 8 und 12%. Die hochsten Anteile erreichen sowohl die Selbstandigen insgesamt als auch die Kategorie der sonstigen Selbstandigen Mitte der 80er Jahre in Zuge des oft beschriebenen Grunderbooms in Westdeutschland (Bogenhold 1987, Luber und Gangl 1997). Die niedrigsten Anteile sind zwischen 1990 und 1994 als Folge der Wiedervereinigung zu beobachten. Erst ab 1992 kam es im Rahmen des Transformationsprozesses mit einem 'Grunderboom' in den neuen Bundeslandern zu einer allmahlichen Anpassung der Wirtschaftsstruktur beztiglich der Anteile der Selbstandigen.
88,1%
sU
1980
Status> der Selbstandigkeit
pp
JAHR
AbhSngig beschaftigt
Le
Tabelle 3-2: Anteile der unterschiedlichen Selbstandigen an alien Erwerbstatigen (gepoolter Allbus)
Landwirt
Freie Berufe
Sonstige
2,4%
1,2%
8,3%
1982
88,0%
2,1%
1,3%
8,7%
1984
86,8%
1,6%
1,9%
9,8%
1986
89,1%
2,0%
0,9%
8,1%
1988
88,7%
1,3%
2,3%
7,7%
1990
88,9%
1,2%
2,2%
7,7%
1991
92,4%
0,8%
0,9%
5,9%
1992
91,4%
0,4%
1,6%
6,6%
1994
88,9%
1,7%
1,8%
7,6%
1996
88,8%
1,5%
2,2%
7,5%
3 Einbettung beruflicher Selbstandigkeit
77
sU
pp
Le
x
Wie zudem aus Tabelle 3-2 auf den ersten Blick deutlich wird, stellen die sonstigen Selbstandigen die groBte Gruppe unter den selbstandig Erwerbstatigen dar. Ihr Anteil schwankt zwischen 6 und 10% an alien Erwerbstatigen sowie zwischen zwei Drittel und drei Viertel an alien Selbstandigen. Sowohl der Anteil der sonstigen Selbstandigen als auch der Landwirte nahm in dem betrachteten Zeitraum von 1980 bis 1996 ab, wobei sich der Anteil der Landwirte um ca. 60% verringerte. Dagegen erhohte sich der Anteil der Freiberufler um etwa 80% von 1,2 auf 2,2% in dieser Periode. Die freien Berufe haben auf dieser Datenbasis somit fur 1996 einen Anteil von etwa 20% an alien Selbstandigen erreicht. Diese Entwicklung macht bereits deutlich, dass sich im Bereich der selbstandigen Erwerbsarbeit ein Strukturwandel vollzieht, der vor allem im Bereich des Dienstleisrungssektors zu Zuwachsraten fuhrt, wahrend in der Landwirtschaft nach wie vor ein Ruckgang zu verzeichnen ist. Trotz dieser Dynamik bleibt jedoch festzuhalten, dass die auf beruflicher Selbstandigkeit beruhende Erwerbstatigkeit eine nicht zu vernachlassigende Minderheit ausmacht. Wie bereits im vorhergehenden Abschnitt deutlich wurde, uberschneidet sich die Kategorie des 'Unternehmers' mit den drei diskutierten Selbstandigkeitstypen und ist empirisch nur schwer zu fassen. Da jedoch aus theoretischer Sicht der Besitz eines Unternehmens fur die hier verfolgte Fragestellung von zentraler Bedeutung ist (vgl. auch Kap. 3.3), soil der 'Typus' der Firmenbesitzers von der oben skizzierten Kategorisierung nach dem selbstandigen Erwerbsstatus (Freiberufler, Landwirte und sonstige Selbstandige) unterschieden werden. Unter einem Unternehmensbesitzer wird im Folgenden ein Selbstandiger verstanden, der eine eigene Firma oder ein Unternehmen besitzt, das in der Regel mehr als einen Mitarbeiter beschaftigt. Diese Definition folgt eher den Moglichkeiten der empirischen Erfassung mit den im Folgenden verwendeten Datensatzen (vgl. Kap. 4) als theoretischen Uberlegungen. Jedoch konnen damit in jedem Fall Personen abgegrenzt werden, die keiner 'unternehmerischen' Tatigkeit im allgemeinsten Sinn nachgehen. Dies betrifft insbesondere den Bereich der einzelnen Gewerbetreibenden oder akademische Freiberufler ohne 'Betrieb' wie z.B.freischaffendeJournalisten, Programmierer oder ahnliche Selbstandige. Als 'FaustregeP werden Unternehmensbesitzer daher eine Teilmenge der oben skizzierten 'sonstigen Selbstandigen' darstellen. Allerdings konnen nach der obigen 'Definition' auch Freiberufler und Landwirte unter bestimmten Umstanden als 'Unternehmensbesitzer' betrachtet werden, sofern diese in ihrer Praxis oder auf ihrem Hof zwei oder mehr Ange-
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3 Einbettung beruflicher Selbstandigkeit
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stellte beschaftigen. Die Moglichkeit, empirisch zwischen einer derartigen 'unternehmerischen Dimension' in Form einer eigenen Firma und der selbstandigen Tatigkeit an sich zu unterscheiden, wird anhand der Beschreibung der spater verwendeten Datensatze in Kapitel 4 eingehender erlautert. An dieser Stelle wird abschlieBend noch kurz versucht, sich der unternehmerischen Seite der selbstandigen Tatigkeit empirisch zu nahern. Dies ist im Rahmen der generell verfugbaren reprasentativen Datensatze allerdings bestenfalls tiber die UntemehmensgroBe moglich. Tabelle 3-3 zeigt die Struktur der BetriebsgroBen in der BRD, wobei es sich hierbei nicht um eine representative Stichprobe der Betriebe oder Unternehmen, sondern der Erwerbsbevolkerung auf Basis der ALLBUSUmfragen handelt.
Le
Tabelle 3-3: Grofien der Betriebe, in denen die Befragten beschdftigt waren (gepoolter ALLBUS1986-1996) Anzahl der im Betrieb beschaftigten Mitarbeiter in% JAHR •
100199
200499
500999
>999
9,7
10,3
11,3
6,6
12,0
15,3
10,0
9,4
10,4
6,8
12,6
9,5
14,8
11,9
8,2
11,6
6,6
11,8
12,6
15,5
11,6
9,6
10,2
5,5
7,9
10-19 20-49 50-99
5-9
1980
15,2
10,0
9,6
15,2
1982
14,5
8,6
12,5
15,7
9,9
14,4
12,6
1994
sU
1984
pp
1-4
Die Zahlen machen deutlich, dass die meisten Erwerbstatigen in Kleinst- und Mittelbetrieben beschaftigt sind: 1994 waren beispielsweise lediglich 13,4% in GroBunternehmen mit mehr als 500 Arbeitnehmern angestellt, wahrend 67% der Befragten in Betrieben mit weniger als 100 Mitarbeitern einer Erwerbstatigkeit nachgingen. Zwar konnen auch kleinere Betriebe rechtlich zu einem groBeren Konzern gehoren,19 dies ist allerdings insbesondere fiir Betriebe mit weniger als 20
19 Siehe hierzu z.B. BOgenhold, der entsprechende Anteile auf Unternehmensbasis berechnet (BOgenhold 1996: 108).
3 Einbettung beruflicher Selbstandigkeit
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Mitarbeitern eher unwahrscheinlich. Gerade diese Kleinstbetriebe machen jedoch immer noch knapp 40% der Betriebsstatten aus. Diese GroBenstruktur, die auch in anderen Landern beobachtet werden kann (vgl. beispielsweise fur die USA Granovetter 1984, Birch 1987), hat sich zudem iiber die Zeit kaum verandert. Zumindest zwischen 1980 und 1994 bleiben die Anteile in den jeweiligen Kategorien fast konstant. Festzuhalten bleibt somit, dass beruflich Selbstandige nicht nur eine bedeutende Minderheit unter den Erwerbstatigen ausmachen, sondern deren Firmen auch einen erheblichen Anteil sowohl aller Unternehmen als auch aller Erwerbstatigen umfassen.
x
3.2.3 Fragestellungen der Selbstdndigkeitsforschung
sU
pp
Le
Im Folgenden wird ein knapper Uberblick iiber die Forschung beziiglich beruflicher Selbstandigkeit gegeben, der jedoch keinen Anspruch auf Vollstandigkeit erhebt. Vielmehr sollen anhand typischer Fragestellungen die bisher vorgelegten Studien im Hinblick auf das hier behandelte Forschungsproblem - den Zusammenhang zwischen privater Partnerschaft und beruflicher Selbstandigkeit - beleuchtet werden. Ein groBer Teil der Arbeiten tiber berufliche Selbstandigkeit beschaftigt sich mit den Determinanten des Eintritts in die berufliche Selbstandigkeit. Aufgeworfen wurde diese Frage unter anderem durch die Zunahme der Selbstandigenquoten in den westlichen Industriegesellschaften Mitte der 80er Jahre, da sowohl in der wissenschaftlichen als auch wirtschaftpolitischen Diskussion Informationen iiber die Hintergriinde dieser Entwicklung fehlten. Dies war auch verbunden mit der Frage, wie dieser Anstieg der Selbstandigenquote vor dem Hintergrund allgemeiner Ansatze zur Arbeitsmarktmobilitat und der Sozialstruktur zu bewerten sind (vgl. hierzu insbesondere Loufti 1991). So vertraten beispielsweise Steinmetz und Wright in ihrer haufig zitierten Arbeit die Auffassung, dass der Anstieg beruflicher Selbstandigkeit Ausdruck einer zunehmenden Bedeutung der biirgerlichen Mittelklasse im postindustriellen Kapitalismus sei (Steinmetz und Wright 1989, kritisch hierzu Arum 1997). In Deutschland thematisierte Bogenhold als einer der ersten den Anstieg der selbstandigen Erwerbspersonen und untersuchte die Griinde fur den Wechsel von Arbeitnehmern in die Selbstandigkeit. Er unterschied zwischen einem Eintritt in die Selbstandigkeit, der auf Selbstverwirklichung und der Nut-
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3 Einbettung beruflicher Selbstandigkeit
sU
pp
Le
x
zung okonomischer Chancen beruht, und einem Wechsel aufgrund fehlender Alternativen, der insbesondere der Flucht aus der (drohenden) Arbeitslosigkeit dienen soil (Bogenhold 1987). Inzwischen wurde eine Reihe von Arbeiten vorgelegt, die sich mit den Determinanten eines Wechsels in die Selbstandigkeit beschaftigen.20 Unabhangig von den Ergebnissen dieser Untersuchungen liegt alien Arbeiten die Vorstellung zugrunde, dass mit dem Wechsel in die Selbstandigkeit immer ein Selektionsprozess einhergeht. Offensichtlich grunden nur Akteure mit bestimmten Eigenschaften - wie z.B. geeigneten Ressourcen oder einer entsprechenden Praferenz ftir die Selbstandigkeit - ein eigenes Unternehmen (siehe als Uberblick Abell 1996). Dies stellt in der vorliegenden Arbeit insofern ein Problem dar, als die fur die Partnerschaften beruflich Selbstandiger beobachteten Effekte sowohl auf der Selektion eines bestimmten Akteurstyps als auch auf den spezifischen Rahmenbedingungen und Eigenschaften der selbstandigen Erwerbstatigkeit beruhen konnen. Aus diesem Grund wird im Anschluss an diesen Abschnitt ein eigener Exkurs eingeraumt, urn die bisher existierenden Befunde im Hinblick auf die Fragestellung dieser Arbeit zu diskutieren. Eng mit der Frage nach dem Eintritt in die Selbstandigkeit hangt der Aspekt des Erfolgs eines derartigen Schrittes zusammen. Allerdings existieren in der Literatur eine Reihe unterschiedlicher Ansatze, Erfolg im weitesten Sinne zu operationalisieren. Schon sehr frtih wurde in diesem Zusammenhang das Einkommen von Selbstandigen untersucht.21 Dabei stand die Frage im Vordergrund, welche Einkommenschancen selbstandig Erwerbstatige relativ zu abhangigen Arbeitnehmern besitzen und wie dies die Entscheidung fur den Eintritt in die berufliche Selbstandigkeit beeinflusst (vgl. z.B. Rees und Shah 1986, Pfeiffer 1994). Besondere Beachtung fanden in den letzten Jahren die spezifischen Einkommenschancen selbstandiger Frauen, die sich auf deskriptiver Ebene stark von ihren mannlichen Kollegen unterscheiden (vgl. z.B. Loscocco und Robinson 1991). Hier konnte z.B. Jungbauer-Gans zeigen, dass sich die Einkommen von mannlichen und weiblichen Selbstandigen bei einer Kontrolle der Zugangschancen
20 Vgl. beispielweise Evans und Leighton (1989), Boden (1996) oder Arum (1997) flir die USA, Rees und Shah (1986) flir GroBbritannien, Borsch-Supan und Pfeiffer (1992) fur das alte Bundesgebiet, und Hinz (1998) sowie Biichel und Pannenberg (1992) fur Ostdeutschland. Eine ausfiihrliche Ubersicht vor allem der alteren Arbeiten findet sich in Pfeiffer (1994: Kap. 4). 21 Eine Ubersicht ftir die USA bietet Aronson (1991: Kap. 4), flir Deutschland vgl. insbesondere Pfeiffer (1994).
3 Einbettung beruflicher Selbstandigkeit
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sU
pp
Le
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angleichen (Jungbauer-Gans 1999). Generell gilt jedoch fur die Einkommensstruktur selbstandig Erwerbstatiger, dass die Einkommen zwar einerseits im Mittel hoher sind als die abhangig Beschaftigter,22 andererseits eine groBe Spannweite zu beobachten ist, die sowohl extrem hohe als auch extrem niedrige selbstandige Einkommen umfasst (z.B. Bogenhold 1987: 144, Pfeiffer 1994: Kap. 5). Im Gegensatz zu der auf die Person des Selbstandigen gerichteten Einkommensanalysen wurden in letzter Zeit eine Reihe von Arbeiten vorgelegt, die den Erfolg von Unternehmensgriindungen auf betrieblicher Ebene operationalisieren. Die vorwiegend auf Langsschnittdaten beruhenden Analysen fokussieren vor allem die Dauer des Uberlebens und das Wachstum neugegrundeter Betriebe (vgl. z.B. Preisendorfer und Voss 1990, Kalleberg und Leicht 1991, Pfeiffer und Reize 2000).23 Hier sind insbesondere die Arbeiten zu nennen, die auf der Mtinchner Grunderstudie und deren Replikation in den neuen Bundeslandern - der sogenannten Leipziger Grunderstudie - beruhen (vgl. hierzu Briiderl et al. 1996; Bruderl und Preisendorfer 1997, Wilsdorf und Dickwach 1998, Hinz 1998). Diese zeigen neben Effekten der betrieblichen Startcharakteristika - wie der Kapitalausstattung und der Branchenerfahrung des Griinders - insbesondere einen Einfluss sozialer Netzwerke auf den Unternehmenserfolg (siehe hierzu auch Bruderl und Preisendorfer 1997, Buhler 1999). Dabei ist vor dem Hintergrund der hier verfolgten Zielsetzung besonders der Befund iiber die Unterstutzung durch den Partner relevant. Sowohl die emotionale Unterstutzung durch den Partner als auch dessen Mitarbeit im Betrieb erhoht die Uberlebenswahrscheinlichkeit eines neugegriindeten Betriebes signifikant (Bruderl et al. 1996: 136, ahnlich siehe auch Notzel 1987). Diese Befunde weisen bereits auf die in Kapitel 6 ausfuhrlicher untersuchte Vermutung, dass die Partner selbstandig Erwerbstatiger eine wichtige Rolle sowohl fur das Unternehmen als auch fur Haushalt und Familie spielen. Kaum Arbeiten gibt es zu den Grunden, warum Selbstandige ihr Unternehmen aufge-
22 So verfugten auf der Basis des Mikrozensus 1996 die Selbstandigenhaushalte mit durch-schnittlich 172800 DM iiber das hochste Jahresnettoeinkommen, dies war um den Faktor 2,8 mehr als das durchschnittliche Haushaltsnettoeinkommen in der BRD. Dieses Bild ist jedoch insofern verzerrt, als die Selbstandigen aus diesem Einkommen noch erhebliche Teile ihrer Alterssicherung bestreiten mussen, wahrend dies bei den abhangig Erwerbstatigen bereits iiber die Sozialabgaben abgezogen wurde (vgl. Statistisches Bundesamt 2000: 113f). 23 Als theoretische Grundlage dienen haufig Ansatze der OrganisationsOkologie, die das Uberleben von Unternehmenspopulation auf der Basis evolutionstheoretischer Argumente untersuchen (vgl. hierfur z.B. Caroll 1984; 1985; Hannan und Freeman 1989).
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ben24. Dies ist vor allem vor dem Hintergrund bedeutsam, dass ein substantieller Teil nicht aufgrund eines Konkurses aus der Selbstandigkeit austritt (Taylor 1999). Vor allem im Hinblick auf den Einfluss der Familie fur die Austrittsentscheidung liegen praktisch keine Untersuchungen vor. Verglichen mit der Anzahl von Arbeiten zum Eintritt in die Selbstandigkeit und dem Erfolg dieses Schritts existieren nur wenige Studien, die sich mit den Arbeitsbedingungen und den Arbeitsbelastungen beruflich Selbstandiger auseinander setzen. Dies liegt wohl vor allem an dem bereits diskutierten Umstand, dass sich diese Gruppe gerade im Hinblick auf die Arbeitsinhalte durch eine hohe Heterogenic auszeichnet. Folgerichtig lassen sich im Hinblick auf die Arbeitsinhalte vor allem Studien finden, die sich auf spezifische Berufe konzentrieren. Eine wesentliche Ausnahme von dieser berufspezifischen Sichtweise stellen eine Reihe von Analysen dar, die sich mit der Vereinbarkeit von Familie und beruflicher Selbstandigkeit insbesondere fur Frauen beschaftigen.25 Die meisten dieser Studien betonen hierbei die ambivalenten Bedingungen der beruflichen Selbstandigkeit. Einerseits kann diese Erwerbsform eine hohere Flexibilitat fur die Unternehmerin mit sich bringen (z.B. Boden 1999), andererseits konnen die langen Arbeitszeiten und die Eigenverantwortlichkeit auch zu einem hohen psychischen Stress und zeitlichen Problemen im Hinblick auf die Familie fiihren (Loscocco 1997). Zudem besitzen Frauen haufig erhebliche Nachteile im Hinblick auf die Verfugbarkeit von finanziellen Ressourcen und Humankapital. Die Arbeitsbedingungen beruflicher Selbstandigkeit spielt im Rahmen dieser Arbeit insbesondere fur die Analyse der Mitarbeit der Ehe- oder Lebenspartner im Unternehmen eine Rolle. Hierbei wird angenommen, dass die Mitarbeit die Flexibilitat selbstandiger Tatigkeit bietet, jedoch nicht zu den Nachteilen ftihrt, denen eigenstandige Unternehmerinnen bei der Abstimmung von Familie, Haushalt und Geschaft unterliegen. Dies liegt vor allem an dem Umstand, dass die unternehmerische Leitung nicht in der Hand des mitarbeitenden Partners liegt und daher der Arbeitseinsatz auBerst flexibel erfolgen kann (vgl. fiir Details Kap. 6.3). Ein weiteres Hauptfeld der Selbstandigkeitsforschung, das jedoch im Zusammenhang mit dieser Arbeit weniger relevant ist, nimmt schlieBlich die Frage
24 Als erwahnenswerte Ausnahme sei hier jedoch eine Arbeit von Abell erwahnt, der die Rolle von sozialem Kapital fur den Ein- und Austritt aus der Selbstandigkeit untersucht (Abell 1996). 25 Als Auswahl sei verwiesen auf Brush (1992), Loscocco und Leicht (1993), Bartmann und Zierau (1995), Loscocco (1997), Boden (1999) sowie Burt (2000).
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ein, inwieweit sich die Dynamik der Selbstandigkeits- und Untemehmensgriindungszahlen auf den Arbeitsmarkt auswirkt. Dahinter steht die haufig formulierte Hoffhung, dass steigende Selbstandigkeitsquoten in zweierlei Weise zu einer Entlastung der von Arbeitslosigkeit gekennzeichneten Arbeitsmarkte in westlichen Industriegesellschaften flihren (vgl. z.B. Birch 1987). Erstens schaffen sich Selbstandige ihren eigenen Arbeitsplatz, zweitens kann eine damit verbundende Unternehmensgrundung mittel- und langfristig zu weiteren Arbeitsplatzen flihren. Inwieweit sich diese Hoffhungen erfiillt haben, ist jedoch weitgehend strittig. Einerseits ist der groflte Anteil der Zunahme beruflicher Selbstandigkeit auf Kleinstunternehmen und Ein-Mann-Betriebe zuruckzufuhren, die vorwiegend in wenig dynamischen Wirtschaftssektoren tatig werden (Bogenhold 1987, Arum 1997). Andererseits lassen sich Evidenzen finden, dass schon das Wachstum einiger wenig erfolgreicher Betriebe zu positiven Beschaftigungseffekten flihrt (vgl. z.B. Bruderl et al. 1993, Bruderl und Preisendorfer 2000). Fur die Makroebene lassen sich in der Literatur unterschiedliche Ergebnisse beztiglich der Effekte der Grundungsdynamik auf die Arbeitslosigkeit finden (s. z.B. Schuetze 2000, Pfeiffer und Reize 2000).
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3.2.4 Exkurs: Determinanten des Eintritts in die Selbstandigkeit und Selektionseffekte auf die private Partnerschaft Wie anhand der obigen Diskussion deutlich wurde, spielt in der Forschung tiber selbstandige Erwerbsarbeit die Frage nach den Determinanten ftir den Eintritt in die Selbstandigkeit eine zentrale Rolle. In der vorliegenden Arbeit werden zwar ausschlieBlich bereits Selbstandige und ihre Partner betrachtet, allerdings ist - wie bereits angesprochen - mit dem Eintritt in die Selbstandigkeit ein Selektionsprozess derart verkntipft, dass sich nur Personen mit bestimmten Eigenschaften und/oder in bestimmten Situationen selbstandig machen. Dies ist fiir die hier verfolgten Fragestellungen, die u.a. die Folgen dieser Entscheidung fiir die Ausgestaltung oder Stabilitat der Partnerschaft beinhalten, insofern von Bedeutung, als die beobachteten Eigenschaften der Partnerschaft auch von der vorher erfolgten Selektion abhangen konnen. So ware beispielsweise denkbar, dass Selbstandige generell besonders risikofreudig sind und daher groBere Unsicherheiten nicht nur hinsichtlich ihres Einkommens, sondern auch beziiglich einer Partnerschaft akzeptieren.
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3 Einbettung beruflicher Selbstandigkeit
Aus diesem Grunde wird im Folgenden auf Basis der existierenden theoretischen Ansatze ein allgemeines Modell skizziert, mit dessen Hilfe unterschiedliche Determinanten der beruflichen Selbstandigkeit abgeleitet werden konnen. Diese sollen dann mit bereits vorliegenden empirischen Evidenzen verglichen werden, urn erste Hinweise auf die Existenz und die Richtung moglicher Selektionsprozesse zu erhalten.
Theoretische Uberlegungen zum Eintritt in die Selbstandigkeit
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Grundsatzlich gilt, dass der Entscheidung fur eine selbstandige Tatigkeit ein weiterer Selektionsprozess vorausgeht, in dem die Akteure generell den Umfang ihres Arbeitsangebotes festlegen. Wird sich fur die Aufhahme einer Erwerbstatigkeit entschieden, kann der Akteur theoretisch wahlen, ob er diese Tatigkeit in abhangiger oder selbstandiger Beschaftigung ausfuhren mochte. Verwendet man als Startpunkt der Analyse einen mikrookonomischen Ansatz, so mtissen fiir eine Entscheidung zugunsten selbstandiger Tatigkeit die hieraus resultierenden erwarteten Einkommenstrome die der alternativ verfligbaren abhangigen Arbeit iibersteigen (vgl. z.B. Evans und Leighton 1989: 525, siehe auch Briiderl et al. 1996: 79-90). Hier lasst sich jedoch argumentieren, dass Selbstandige keinen Unternehmergewinn flir einen Arbeitgeber mit erwirtschaften mussen und daher deren Einkommen bei sonst gleichen Bedingungen immer hoher sein miiBte als das eines abhangigen Arbeitnehmers. Anders formuliert stellt sich die Frage, warum tiberhaupt Unternehmen mit abhangig Beschaftigten existieren und die Wirtschaftsproduktion nicht ausschlieBlich durch selbstandige Einzelunternehmer geschieht, die alle ihre Leistungen auf einem Markt tauschen. Fiir dieses Problem lassen sich in der Literatur zwei Typen von Antworten finden. Fur den ersten Typ wird argumentiert, dass sich unter gewissen Voraussetzungen stark arbeitsteilige Prozesse besser in Form von hierarchischen Beziehungen organisieren lassen. Dies liegt an den hohen Transaktionskosten, die die standige Koordination von Austauschbeziehungen auf einem Markt mit sich bringt. Hierarchisch organisierte Transaktionen in Organisationen konnen vor allem dann Transaktionskosten reduzieren, wenn es sich urn standig wiederkehrende Austauschbeziehungen handelt, wie dies bei der Erbringung von Arbeitsleistungen typisch ist (vgl. hierzu Coase 1937, Williamson 1984; 1990). Sind die durch hierarchische Beziehungen eingesparten
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Transaktionskosten hoch genug, kann das Einkommen eines abhangig Beschaftigten trotz des Unternehmergewinnes hoher sein als das selbstandig Erwerbstatiger. Der zweite Typ von Erklarungsversuchen nimmt dagegen an, dass das monetare Einkommen des abhangig beschaftigten Arbeitnehmers durchaus geringer sein kann als in einer vergleichbaren selbstandigen Beschaftigung. Allerdings wird dariiber hinaus angenommen, dass die Akteure auf dem Arbeitsmarkt nicht homogen sind, sondern sich hinsichtlich bestimmter Eigenschaften unterscheiden. Eine erste Moglichkeit stellt dabei in Rechnung, dass die Akteure unterschiedliche Risikopraferenzen besitzen konnen. Dabei wird angenommen, dass sich ein grofier Teil der Akteure risikoaversiv verhalt und an einem sicheren, stetigen Einkommen interessiert ist. Je hoher diese Risikoaversivitat und je hoher das Risiko der selbstandigen Vermarktung der eigenen Arbeitskraft ist, desto groBere Differenzen zwischen dem erwarteten abhangigen und selbstandig erwirtschaftbaren Einkommen werden akzeptiert (vgl. z.B. Kihlstrom und Laffont 1979, fur einen Uberblick siehe Pfeiffer 1994: 46-52). Eine weitere Variante der Annahme heterogener Akteure auf dem Arbeitsmarkt stellt die ungleiche Verteilung von Managementfahigkeiten dar. Akteure mit besonders hohen Managementfahigkeiten werden selbstandig, weil sie so ihren Output und damit ihr Einkommen maximieren (z.B. Lucas 1978). Drittens konnen die Akteure neben den monetaren auch an den nichtmonetaren Ertragen der Selbstandigkeit interessiert sein. Diese bestehen z.B. in der Unabhangigkeit, Weisungsungebundenheit oder der Flexibility selbstandiger Tatigkeiten. Akteure, die diese Ertrage hoher schatzen als andere werden unter Umstanden auch ein niedrigeres Einkommen selbstandiger Tatigkeit im Vergleich zu abhangiger Arbeit in Kauf nehmen. Diese Diskussion macht deutlich, dass die selbstandige Vermarktung der eigenen Arbeitkraft nicht per se die attraktivere Variante der Erwerbstatigkeit darstellt. Damit riicken Faktoren in den Mittelpunkt, die die Ertrage selbstandiger Tatigkeit erhohen konnen. Anreize, als Unternehmer tatig zu werden, konnen sich hier insbesondere aus spezifischen Marktsituationen ergeben. Diese auf Schumpeter zurUckgehende Idee (Schumpeter 1911) basiert auf der Vorstellung, dass ein Unternehmer ein neues Produkt auf dem Markt anbietet. Bis andere Unternehmer dieses erfolgreiche Produkt kopieren konnen besitzt er eine Monopolstellung, die zur Realisierung von Renten genutzt werden kann. Schumpeter sieht in diesem Mechanismus den zentralen Anreiz, Unternehmen zu griinden und damit Innovation und wirtschaftliches Wachstum sicher zu stellen. Daher ist es effizient,
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wenn der Staat fur einen gewissen Zeitraum die Monopolstellung eines Innovators durch die Erteilung von Patenten schutzt. Analog zur Realisierung von Monopolrenten stellt die Erwirtschaftung von Kapitalrenten eine weitere Moglichkeit der Erhohung des Selbstandigeneinkommens dar. Besitzt ein Akteur bereits Kapital, so stellt sich die Frage nach dem effizienten Einsatz dieser Ressourcen. Eine Moglichkeit besteht darin, z.B. tiber Aktien Anteile an Unternehmen und deren erwirtschaftete Gewinne zu erwerben. Allerdings ergeben sich hier zwei grundsatzliche Probleme fur den Aktienbesitzer: Erstens existiert eine Informationsasymmetrie zwischen der Unternehmensleitung und dem Anleger, der das Gewinn- und Wachstumspotential des Unternehmens in der Regel nur schwer einschatzen kann. Zweitens besitzt der Anleger kaum Einflussmoglichkeiten auf das Unternehmen. Beide Nachteile konnen durch die Grtindung eines eigenen Unternehmens beseitigt werden, da Kapitaleigentum und Unternehmensleitung zusammenfallen. Einen wesentlichen Nachteil einer solchen Strategic stellt allerdings die mangelnde Diversifizierung des Kapitaleinsatzes dar. SchlieBlich konnen auch institutionelle Faktoren zu einem hoheren Selbstandigeneinkommen fiihren. Dies betrifft z.B. tarifliche und arbeitsrechtliche Beschrankungen hinsichtlich der Arbeitszeit, die mit vielen abhangigen Beschaftigungsverhaltnissen verkniipft sind. Eine Erhohung des Einkommens kann in abhangigen Verhaltnissen in der Regel nur durch den beruflichen Aufstieg erreicht werden, wahrend die Ausweitung des Arbeitsangebotes durch Uberstunden eng begrenzt und zudem meist der Entscheidung des Arbeitnehmers entzogen ist. Einen anderen institutionellen Faktor stellen Aspekte der Einkommensbesteuerung und der Sozialabgaben dar, die Einkommen aus selbstandiger Tatigkeit attraktiver machen konnen. Dies betrifft insbesondere die Moglichkeit der Abschreibung von Verlusten und Investitionen, die den realen Steuersatz fur Selbstandigeneinkommen erheblich senken konnen. Diese bisherig diskutierten Erklarungsversuche fur die fmanzielle Attraktivitat selbstandiger Erwerbstatigkeit hatten die Annahme gemeinsam, dass das Einkommen aus abhangiger Erwerbstatig der entscheidende MaBstab fiir den Anreiz zum Eintritt in die Selbstandigkeit darstellt. Ist der zugrundeliegende Arbeitsmarkt jedoch nicht perfekt, kann die berufliche Selbstandigkeit auch eine Alternative zur Arbeitslosigkeit darstellen. In diesem Fall stellt das alternative Einkommen das Arbeitslosengeld oder der Sozialhilfesatz dar, welche tendenziell niedriger sind als
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Einkommen aus abhangiger Erwerbsarbeit.26 Damit senkt sich auch das akzeptierte Selbstandigeneinkommen und es kommt zu einer 'Selbstandigkeit aus Not' (z.B. Bogenhold 1987, Hinz 1996).
Determinanten der Selbstandigkeit undmogliche Selektionseffekte auf die private Partnerschaft
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Im Rahmen dieser Arbeit wird nun der Frage nachgegangen, wie sich individuelle Eigenschaften im Kontext dieser Faktoren auswirken konnen. Werden Akteure mit bestimmten Merkmalen wie z.B. einem hoheren Einkommenspotential selbstandig, so konnen sich Unterschiede im Hinblick auf die Haushalts- und Partnerschaftsorganisation auch aus diesen Differenzen und nicht nur aus den mit der Selbstandigkeit verbundenen Stabilitats- und Vertrauensproblemen ergeben. Finanzielle Ressourcen stellen eine wesentliche individuelle Voraussetzung fur den Eintritt in die berufliche Selbstandigkeit dar. Fast immer ist fur die Ausiibung eines eigenen Geschaftes oder Gewerbes ein Minimum an Ausstattung notwendig, die finanziert werden muss. Je grofler der Umfang des notwendigen Startkapitals, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Unternehmensgriinder uber diese Ressourcen bereits komplett verfugt. Daher wurde in der Literatur vor allem die Moglichkeit der potentiellen Selbstandigen betrachtet, die Mittel auf dem Kapitalmarkt zu beschaffen. Dabei konnte gezeigt werden, dass Immobilieneigentum als zentrale Moglichkeit zur Bereitstellung von Sicherheiten fur Kredite die Wahrscheinlichkeit des Eintritts in die berufliche Selbstandigkeit erhoht (Buchel und Pannenberg 1992, Blanchflower und Oswald 1998). Aber auch die Verfugbarkeit eigener Mittel, wie dies die obigen Uberlegungen zur Realisierung von Kapitalrenditen nahelegen, besitzen einen positiven Effekt auf eine Unternehmensgrundung. So finden Evans und Leighton (1989) ftlr die USA einen positiven Zusammenhang zwischen den Vermogensverhaltnissen und der Wahrscheinlichkeit, sich selbstandig zu machen, der sich allerdings mit zunehmendem Vermogen abschwacht. Fur die BRD berichtet Pfeiffer (1994) von einem positiven
26 Allerdings kann sich dieses GrOBenverhaltnis fur Arbeitnehmer mit niedriger Qualifikation auch umdrehen und das potentiell erzielbare Einkommen auf dem Arbeitsmarkt unter oder nicht wesentlich uber dem Sozialhilfesatz liegen. Dies muss jedoch nicht zwangsweise zu einer Ablehnung der Arbeitsaumahme - sei es die abhangige oder selbstandige Erwerbsarbeit - fuhren (Vobruba 2001).
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Effekt groBer Erbschaften auf den Eintritt in die Selbstandigkeit. Diese Beftinde legen nahe, dass ceteris paribus Akteure mit groBeren finanziellen Ressourcen in die Selbstandigkeit eintreten. Finanzieller Wohlstand kann jedoch auch eine Reihe von Auswirkungen auf die private Beziehung und die Familie besitzen (vgl. fur einen Uberblick White und Rogers 2000). Besonders ungleich verteilte Mittel am Anfang der Partnerschaft fuhren zu einem Absicherungsbedarf des wohlhabenden Akteurs fur den Fall einer Trennung. Zudem legen empirische Befunde nahe, dass Vermogen und insbesondere Immobilieneigentum zu stabileren Beziehungen fuhren (Wagner 1997: 245-248, ftir eine Ubersicht White und Rogers 2000). Fur die Fragestellung dieser Arbeit bedeutet dies, dass fur die finanziellen Ressourcen der Akteure kontrolliert werden muss, wenn nur der auf die berufliche Selbstandigkeit zuruckzufuhrende Effekt gemessen werden soil. Dies geschieht in wesentlichem MaBe durch die Beriicksichtigung des Haushaltseinkommens als Wohlstandindikator fur die Partnerschaft. In einigen Analysen kann zudem die wirtschaftliche Situation am Anfang der Beziehung berucksichtigt werden, urn die 'Startbedingung' der Partnerschaft zu kontrollieren. Ein weiterer individueller Faktor ftir den Eintritt in die Selbstandigkeit stellt das Humankapital des Akteurs dar. Die Summe aller Kenntnisse und Fahigkeiten eines Akteurs beeinflussen seine Produktivitat wesentlich, die in Verbindung mit einer spezifischen Marktsituation seine Einkommensmoglichkeiten festlegt. Hierbei lassen sich zwei wichtige Dimensionen des Humankapitals fur Selbstandige unterscheiden: Erstens wird ein spezifisches Fachwissen fur das produzierte Produkt oder die angebotene Dienstleistungen benotigt. Selbst im Falle eines neuen Produkts braucht der Innovator grundlegende Kenntnisse, wie dieses Produkt moglichst effizient hergestellt werden kann. Zweitens benotigt der Selbstandige allgemeines unternehmerisches Wissen, das betriebswirtschaftliche, organisatorische und soziale Fahigkeiten umfasst. Obwohl die Bedeutung des Humankapitals ftir die berufliche Selbstandigkeit unbestritten ist, lassen sich nur wenige konkrete Effekte auf den Eintritt in die Selbstandigkeit bestimmen. Dies liegt vor allem an dem Umstand, dass mit steigendem allgemeinen Humankapital - gemessen durch die schulische und berufliche Bildung - nicht nur das aus der Selbstandigkeit erzielbare Einkommen steigt, sondern sich auch die Ertrage abhangiger Erwerbsarbeit erhohen (vgl. z.B. Preisendorfer und Voss 1990). Damit hangt die Wirkung des Humankapitals weniger von der quantitativen Hohe, sondern eher von spezifischen (Arbeits-)Marktsitua-
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tionen und deren Eintrittsschwellen ab, die die Einkommensdifferenz zwischen beiden Erwerbsformen bestimmen. Aus diesem Grund lasst sich in der Regel auch kein linearer Zusammenhang zwischen schulischer bzw. beruflicher Bildung und der Wahrscheinlichkeit der Ausiibung selbstandiger Erwerbsarbeit finden (vgl. z.B. Blanchflower 2000). Statt dessen fiihren spezifische Berufsabschlusse wie z.B. eine handwerkliche Qualifikation aufgrund der damit verbundenen Marktkonstellationen und institutioneller Zugangsbarrieren besonders haufig in die berufliche Selbstandigkeit. So zeigt sich in empirischen Analysen beispielsweise durchwegs eine hohe Wahrscheinlichkeit des Eintritts in die Selbstandigkeit filr Handwerksmeister (Dietrich 1998: 26, Btichel und Pannenberg 1992). Gut belegt ist statt dessen die Bedeutung spezifischen Humankapitals im Hinblick auf das angebotene Produkt. Wird dies als Branchenkenntnis operationalisiert, so finden sich positive Effekte sowohl auf den Eintritt in die Selbstandigkeit (Arum 1997) als auch deren Erfolgswahrscheinlichkeit (Preisendorfer und Voss 1990, Bruderl et al. 1996: 117). Im Hinblick auf das hier im Mittelpunkt stehende Selektionsproblem lassen sich Effekte des Humankapitals vor allem hinsichtlich des Timings der privaten Beziehung vermuten. Da der Erwerb von Humankapital in einer friihen Lebensphase vor allem in Bildungsinstitutionen erfolgt, die eine Erwerbstatigkeit weitgehend ausschlieBen, hat dies Effekte auf das Heiratsalter und das Timing der Elternschaft. Insbesondere akademische Bildung fiihrt hier zu einem Aufschub der Heirat und der Geburt des ersten Kindes (Blossfeld und Huinink 1991, Diekmann und Bruderl 1994). Fiir Hypothesen hinsichtlich des Timings der Beziehung, wie sie insbesondere in Kapitel 5 analysiert werden, muss daher fur diese Form des Humankapitals kontrolliert werden. Dies geschieht einerseits durch die Beriicksichtigung schulischer und akademischer Ausbildung, andererseits auch durch die getrennte Berucksichtigung von Freiberuflern, die meist eine akademische Ausbildung benotigen. Ein weiteres Selektionsproblem kann sich aus einer unterschiedlich ausgepragten sozialen Einbettung ergeben. Mit der sozialen Einbettung in Netzwerke verfugt ein Unternehmensgrunder tiber soziales Kapital, das er beirn Eintritt und der Ausiibung seiner Selbstandigkeit nutzen kann. Dies kann sich einerseits in konkreten Hilfeleistungen - wie z.B. finanzielle Unterstiitzung, oder Informationsbeschaffung - ausdrucken, andererseits konnen in spezifischen Fallen - wie z.B. einem Gastronomiebetrieb - tiber Netzwerke auch Kunden erschlossen werden. Neuere empirische Analysen zeigen sowohl einen Effekt der sozialen Einbettung
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auf die Griindungswahrscheinlichkeit (Bogenhold 1989: 279, Abell 1996, Biihler 1999, Allen 2000) als auch den Unternehmenserfolg (z.B. Bruderl und Preisendorfer 1997, Jungbauer-Gans 2000). Allerdings ist der Effekt sozialer Einbettung auf die Partnerschaft beruflich Selbstandiger aufgrund der komplexen Beziehung zwischen beiden Phanomenen nur auBerst schwer einzuschatzen. Soziale Netzwerke konnen vielfaltige Funktionen fur die Akteure tibernehmen, wie beispielsweise die Vemiittlung von Information oder Kontakten bezuglich potentieller Partnern, konkrete Hilfestellung im Hinblick auf die Familie und den Beruf, aber auch die Austibung sozialer Kontrolle im Hinblick auf im Netzwerk verankerte Normen. Hier kann nicht ausgeschlossen werden, dass beruflich selbstandige Personen Netzwerke mit besonderen Eigenschaften - wie z.B. GroBe, Dichte, Homogenitat besitzen,27 die ebenfalls die Wahl des Partners und die Partnerschaftsorganisation beeinflussen. Allerdings ist auch der Einfluss sozialer Netzwerke auf die Partnerschaft auBerst komplex und theoretisch vielschichtig, so dass sich Selektionseffekte kaum spezifizieren lassen. Zudem wiirde die detaillierte Kontrolle dieser Faktoren den empirischen wie theoretischen Rahmen dieser Arbeit sprengen. Sofern verftigbar kann jedoch die Information tiber die GemeindegroBe des Wohnortes als grober Indikator fur die Ausgestaltung von Netzwerken dienen: In landlichen Gegenden sind dichtere Netzwerke und ein hoheres AusmaB an Hilfeleistungen sowie sozialer Kontrolle zu erwarten (vgl. hierzu auch Fisher 1982). Als besonderer Typus sozialer Einbettung kann die Familie betrachtet werden, die Einfluss auf den Eintritt und die Ausgestaltung beruflicher Selbstandigkeit haben kann. Die Richtung dieses Einflusses ist theoretisch jedoch nicht eindeutig zu bestimmen, da sich zwei gegensatzliche Mechanismen denken lassen: Erstens konnen Partnerschaft und Familie als Quelle sozialer Unterstutzung dienen und so die Erwerbstatigkeit generell erleichtern (vgl. z.B. Bubholz 2001). So kommt Daniel zu dem Schluss, dass die Ehe bzw. die Partnerschaft aufgrund der damit verbundenen Spezialisierungsmoglichkeit insbesondere die Produktivitat der Manner erhoht und so zu einem spezifischen Heiratsbonus im Hinblick auf die Entlohnungfiihrt(Daniel 1995). Auf der anderen Seite kann die Familie ebenso eine Einschrankung darstellen, da sie den Kapitalbedarf des Haushalts erhoht, eher ein stetiges Einkommen erforderlich macht und das verfligbare Zeitbudget des 27 Burt geht hier sogar noch einen Schritt weiter, in dem er Unternehmer als Akteure mit einer besonderen Netzwerkstellung identifiziert. Die spezielle Struktur des Netzwerkes erlaubt den Unternehmern, Informationsvorteile zur Realisierung von Gewinnen zu nutzen (vgl. z.B. Burt 1992).
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Selbstandigen verkiirzt. Die empirischen Befunde hierzu sind eher widerspriichlich. Fur die USA berichten Evans und Leighton ixber einen generellen negativen Effekt der Ehe auf die Wahrscheinlichkeit des Eintritts in die Selbstandigkeit (Evans und Leighton 1989), der von Arum (1997) nur fur mannliche nicht-akademische Selbstandige und Akademikerinnen bestatigt werden kann. Fur die BRD lasst sich durchwegs kein signifikanter Effekt der Ehe auf den Eintritt in die Selbstandigkeit finden (vgl. z.B. Buchel und Pannenberg 1992, Pfeiffer 1994, fur die neuen Bundeslander Hinz 1998). Ebenfalls keinen Effekt scheint die Kinderzahl zu besitzen. Allerdings existieren Hinweise, dass sich die Existenz einer Familie durchaus auf die Produktivitat des Selbstandigen auswirkt. So findet Jungbauer-Gans einen signifikanten positiven Effekt der Ehe auf den Stundenlohn von selbstandig Erwerbstatigen (Jungbauer-Gans 1999).28 Da vor allem die Frauen fur die Betreuung des Haushalts und der Kinder zustandig sind, lieBe sich auf den ersten Blick ein stark geschlechterspezifischer Effekt der Familie auf die Selbstandigkeit erwarten. Allerdings ist auch hier die Richrung des Zusammenhangs nicht eindeutig bestimmbar. Wahrend einerseits vor allem Kinder eine zusatzliche Belastung und damit einen hemmenden Faktor in Bezug auf die Selbstandigkeit darstellen, ermoglicht andererseits die mit der Selbstandigkeit verbundene Flexibility eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie (Boden 1999, Loscocco und Leicht 1993; Loscocco 1997). Der generell hemmende Effekt von kleinen Kindern fur die weibliche Erwerbstatigkeit lasst sich auch in der BRD empirisch nicht fur die selbstandige Erwerbstatigkeit von Frauen nachweisen (Jungbauer-Gans 1999: 384). Ein weiterer Effekt familiarer Einbettung stellt die intergenerationale Transmission des Selbstandigenstatus dar. Hinter diesem Begriff steht die Beobachtung, dass die Selbstandigkeit der Eltern die Wahrscheinlichkeit beruflicher Selbstandigkeit der Kinder erhoht (vgl. z.B. Blumberg und Pfann 1999; Laferrere und McEntee 1999; Dunn und Holtz-Eakin 2000, Hinz 1998). Dieser Effekt kann durch mehrere Faktoren erklart werden. Erstens erleichtert die Ubernahme eines elterlichen Betriebs den Schritt in die Selbstandigkeit natiirlich erheblich. Zweitens sind Selbstandige im Schnitt wohlhabender und konnen daher ihre Kinder bei dem Schritt in die eigene Selbstandigkeit eher finanziell unterstutzen (Buhler 1999).
28 Dagegen finden Evans und Leighton (1989) keinen signifikanten Heiratsbonus fur das Einkommen Selbstandiger in den USA.
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Drittens wird schliefilich die These diskutiert, dass beruflich selbstandige Eltern ihren Kindern einer Reihe von spezifischen Fahigkeiten vermitteln, wie beispielsweise grundlegendes Wissen iiber Geschaftsablaufe, Personalfiihrung oder den Umgang mit Geld im Allgemeinen. Im Hinblick auf die privaten Partnerschaften beruflich Selbstandiger ist nicht auszuschlieBen, dass diese Transmission zu Selektionseffekten fiihren kann. Dies betrifft einerseits denfinanziellenWohlstand, der attraktivere Partnern im Matchingprozess nach sich ziehen kann (White und Rogers 2000), andererseits allgemeine Einstellungen und Erwartungen hinsichtlich der Partnerschaft, die beispielsweise zu hoheren Stabilitatserwartungen fiihren konnen. Da allerdings in den meisten Datensatzen die Information iiber den spezifischen Erwerbsstatus der Eltern fehlt, konnen Transmissionseffekte kaum kontrolliert werden. Diese Diskussion des Einflusses der Familie auf die Selbstandigkeit macht deutlich, dass die Annahme einer wechselseitigen Abhangigkeit durchaus berechtigt erscheint. Wahrend die obigen Befunde vor allem auf den Effekt der Familie (und damit auch der Partnerschaft) auf den Eintritt in die bzw. den Erfolg der Selbstandigkeit abstellen, steht in dieser Arbeit die Wirkung der Selbstandigkeit auf die Partnerschaft und deren Ausgestaltung im Mittelpunkt. Daher muss vor allem fiir die Analysen im Hinblick auf das Timing von Partnerschafts- und Familienereignissen berucksichtigt werden, ob die Partnerschaft vor oder nach dem Eintritt in die Selbstandigkeit bestand.29 Zudem sollte, sofern die Kinder nicht Gegenstand einer eigenen Fragestellung sind, deren Existenz kontrolliert werden. Eine letzte spezifische Eigenschaft beruflich Selbstandiger, die Selektionsprobleme verursachen konnte, stellt die Auspragung der Praferenzstruktur dar. Hierbei werden vor allem zwei Aspekte diskutiert: Einerseits die generelle Einstellung des Selbstandigen im Hinblick auf den Umgang mit Risiken, andererseits dessen Einstellung beztiglich der eigenen Kontrollmoglichkeit von Handlungsergebnissen. Hinsichtlich der Risikopraferenzen wurde haufig vermutet, dass Selbstandige bzw. Unternehmer sich risikofreudiger verhalten als abhangig Beschaftigte. Dies wird mit dem Umstand begriindet, dass Unternehmer Marktrisiken tragen und standig Entscheidungen unter Unsicherheit treffen miissen. Existieren 29 Dies kann beispielsweise im Rahmen des ereignisanalytischen Modells in Kapitel 5 durch die Konstruktion einer zeitabhangigen Variablen erreicht werden, die den Zeitpunkt der Selbstandigkeit relativ zu dem als abhangige Variable interessierenden Ereignis (z.B. Geburt des ersten Kindes) beinhaltet.
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Akteure mit unterschiedlichen Risikopraferenzen, werden ceteris paribus risikofreudigere Akteure die Selbstandigkeit eher attraktiv finden. Da dieses Argument auf einer allgemeinen Einstellung beruht, sollten Unternehmer auch in anderen Lebensbereichen risikofreudiger sein. Dies betrafe auch die private Partnerschaft, risikofreudigere Akteure wiirden demnach im Hinblick auf die Stabilitat und den Absicherungsbedarf eine hohere Unsicherheit akzeptieren. Die Annahme risikofreudigerer Praferenzen von Selbstandigen lasst sich empirisch jedoch nur schwer iiberprufen. Betrachtet man die Bereitschaft zur Teilnahme an Wetten oder Lotterien als Indikator hierfiir, so konnen Blanchflower und Oswald keinen Effekt auf den Selbstandigenstatus feststellen (Blanchflower und Oswald 1990). Die zweite Vermutung hinsichtlich der Praferenzstruktur von Selbstandigen bezieht sich auf den Glauben, dass der personliche Erfolg weitgehend durch das eigene Handeln kontrolliert werden kann. Dieser sogenannte 'locus of control' sollte bei Selbstandigen starker ausgepragt sein, da Personen mit einer derartigen Praferenzstruktur eher fahig sind, unternehmerische Entscheidungen zu treffen (z.B. Pandey und Tewary 1979). Hier lassen sich einige positive Evidenzen in der Literatur finden. So verwenden Evans und Leighton (1989) den sogenannten Rotter Score und finden hierfiir einen positiven Effekt auf die Wahrscheinlichkeit, sich selbstandig zu machen. Der mit einem hoheren locus of control verbundene Optimismus kann im Hinblick auf eine Partnerschaft zu hoheren Stabilitatserwartungen fuhren, da die Akteure den Erfolg der Partnerschaft vor allem vom eigenen Handeln und nicht von auBeren Umstanden abhangig machen. Wie in Kapitel zwei jedoch deutlich wurde, flihrt eine hohere Erwartung zu einer hoheren Bereitschaft, beziehungsspezifische Investitionen zu tatigen. Dies resultiert wiederum in einer hoheren tatsachlichen Stabilitat, da die Investitionen die Austrittschwelle aus der Partnerschaft erhohen. Es handelt sich bei diesem Mechanismus um eine Art sich selbst erfullender Prophezeiung, allein der Glaube an eine stabilere Beziehung flihrt zu einer geringeren Auflosungswahrscheinlichkeit. In dieser Arbeit wird argumentiert, dass hohere Investitionen in Beziehungen von beruflich selbstandigen Personen unter anderem zu einer hoheren Stabilitat der Partnerschaft fuhren (vgl. hierzu den folgenden Abschnitt sowie Kap. 5). Hierbei wird angenommen, dass diese spezifischen Investitionen kollektiv effizient sind und durch geeignete Regulierungsmechanismen gegen opportunistisches Verhalten des Partners abgesichert werden konnen. Vor diesem Hintergrund kann es durchaus zu einem Effekt des locus of control kommen. 1st dieser bei Selbstandigen
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besonders stark ausgepragt, erhoht sich die Bereitschaft zu spezifischen Investitionen, sofern die Akteure die Moglichkeit sehen, diese abzusichern. Damit setzt die Argumentation beziiglich des locus of control jedoch genau das voraus, was im Rahmen dieser Arbeit getestet werden soil. Die Akteure erkennen die Notwendigkeit der Absicherung ihrer Beziehung und handeln entsprechend danach. Ob dies durch eine besondere Praferenzstruktur verstarkt wird, ist fur die hier zur Diskussion stehende Theorie nicht von Bedeutung. Als Fazit dieses Exkurses lasst sich festhalten, dass eine Verzerrung der Ergebnisse aufgrund einer spezifischen Selektion von Selbstandigen hinsichtlich ihrer Partnerschaft nicht vollkommen ausgeschlossen werden kann. Jedoch lassen sich auch mit den im Folgenden verwendeten Datensatzen zumindest grobe Indikatoren finden, die eine Kontrolle dieser Verzerrung zumindest in Ansatzen moglich machen.
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3.3 Speziflsche Investitionen in Partnerschaften beruflich selbstandiger Personen
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Will man die Interdependenz von beruflicher Selbstandigkeit einerseits und der Haushalts- und Partnerschaftsorganisation andererseits untersuchen, so stellt sich die Frage, inwiefern sich die privaten Partnerschaften beruflich selbstandiger Personen von denen abhangiger Erwerbstatiger unterscheiden. Es lassen sich im Wesentlichen drei Faktoren ausmachen, die zu einem substantiellen Unterschied fuhren. Erstens bringt das mit der beruflichen Selbstandigkeit einhergehende Unternehmerrisiko ebenfalls hohere Einkommensrisiken fur den Haushalt mit sich. Wie im vorangegangenen Abschnitt bereits deutlich wurde, ist es gerade Kennzeichen der beruflichen Selbstandigkeit, dass der Verwerrungserfolg der eigenen Arbeitskraft besonderen Marktrisiken unterliegt. Abhangig Beschaftigte vermarkten ihre Arbeitskraft, indem das Verfugungsrecht tiber ihre Arbeitkraft gegen Lohn getauscht wird (Simon 1951). Dieses Tauschverhaltnis ist dabei auf eine gewisse Langfristigkeit angelegt, der Arbeitnehmer bekommt zumindest in gewissem
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Umfang einen fixen Lohn.30 Zwar unterliegt auch das Arbeitsverhaltnis abhangig beschaftigter Arbeitnehmer einem gewissen Risiko - wie z.B. im Falle einer Kiindigung oder Konkurs des Arbeitgebers -, diese werden jedoch durch eine Reihe institutioneller Regelungen begrenzt. Obwohl beispielsweise das bundesdeutsche Arbeitsrecht eine Kiindigung nicht grundsatzlich unmoglich macht, senken die mit einem Verfahren verbundenen Kosten den Anreiz zur Entlassung erheblich (vgl. hierzu Abraham 1996: 22-53). Im Gegensatz hierzu setzt der Selbstandige seine Arbeitskraft zur Produktion von Gttter oder Dienstleistungen ein, die er auf einem Markt anbietet. Anderungen der Marktsituation resultieren - anders als beim abhangigen Arbeitnehmer - meist unmittelbar in einer Anderung des Umsatzes und damit auch des Einkommens des Selbstandigen. Daruber hinaus ist der Unternehmer in hohem MaBe fur die angebotenen Produkte haftbar; Fehler in der Herstellung des angebotenen Gutes mussen zumindest finanziell von ihm getragen werden. Da die Marktsituation von einem einzelnen Selbstandigen in der Regel nicht beeinflusst werden kann, flihrt die berufliche Selbstandigkeit zu einer Unsicherheit im Hinblick auf die Planbarkeit der Einkommensstrome, die insbesondere im Hinblick auf die Versorgung einer Familie als problematisch eingeschatzt werden kann. Zudem kann auch der Ausfall der eigenen Arbeitskraft z.B. durch Krankheit zu Einkommensausfallen fuhren, die im Falle abhangiger Erwerbsarbeit meist weit weniger drastisch ausfallen.31 Aufgrund dieser Argumente wurde haufig die Vermutung geauBert, dass Familie und Kinder den Ubertritt in die Selbstandigkeit hemmen (vgl. z.B. Pfeiffer 1994: 135). Wie die Besprechung der verfligbaren empirischen Belege im vorhergehenden Abschnitt jedoch zeigte, lassen sich nur wenige Hinweise auf einen Effekt der Familiensituation auf den Eintritt in die Selbstandigkeit finden. Dies spricht allerdings noch nicht unbedingt gegen die Existenz eines derartigen Effekts, da dem Einkommensrisiko im Schnitt hohere Einkommen entgegenstehen und risikoneutrale Akteure dies bei ihrer Entscheidung miteinander 'verrechnen'.
30 Zwar nahm in den letzten Jahren die Tendenz zu einer sogenannten leistungsabhangigen Entlohnung in alien Bereichen zu, jedoch handelt es sich hier typischerweise lediglich um relativ kleine Anteile des Einkommens, wahrend der grofite Teil fast immer als fixes Sockeleinkommen gezahlt wird. 31 Zwar konnen sich auch beruflich selbstandige Personen durch eine entsprechende Versicherung gegen dieses Risiko schutzen, dies ist jedoch mit erheblichen Kosten verbunden.
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Zweitens werden haufig nicht unbetrachtliche monetdre Investitionen in das eigene Unternehmen notwendig. Dies betrifft nicht nur die Investitionen in der Grundungsphase des Unternehmens, die fur das Uberleben und den Erfolg des Betriebs von besonderer Bedeutung sind (Briiderl et al. 1996), sondern auch Investitionen, die der Erhaltung, Erneuerung sowie evtl. der Expansion dienen. Das so eingesetzte Kapital kann nicht nur im Falle des wirtschaftlichen Miflerfolgs verlorengehen, sondern auch bei einer erfolgreichen Investition den privaten Haushalt durch die damit einhergehende Verschuldung auf lange Sicht belasten.32 Da derartige Investitionen und Rucklagen den Reingewinn, der im Regelfall das Selbstandigeneinkommen ausmacht,33 schmalern, muss der Selbstandige standig zwischen dem Kapitalbedarf des Unternehmens und dem des Haushalts und dessen Mitgliedern abwagen. Dies kann insbesondere bei einer knappen Kapitaldecke und fehlendem zusatzlichen Haushaltseinkommen zu Konflikten fiihren, die unter Umstanden auch den Haushalt und die Partnerschaft belasten konnen. Zum Dritten bringt die berufliche Selbstandigkeit, sofern sie als Haupttatigkeit ausgeiibt wird, haufig eine hohe zeitliche Belastung fur den Selbstandigen mit sich. So berichteten die Selbstandigen im Familiensurvey 198834 von einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 52 Stunden, wahrend diese ftir die abhangig Vollzeitbeschaftigten nur etwa 38 Wochenstunden betrug.35 Damit verbringt der Selbstandige ceteris paribus auch weniger Zeit im Haushalt und mit dem Partner. Dies kann wiederum zu Konflikten im Hinblick auf die Aufteilung der Hausarbeit oder die Freizeitgestaltung in der Partnerschaft fiihren. 32 Inwiefern Unternehmensschulden im Falle eines Konkurses den Haushalt belasten, hangt naturlich von der Rechtsform sowie den Eigentumsregelungen zwischen den Partnern ab. Die Verbindlichkeiten von Kapitalgesellschaften wie z.B. einer GmbH kftnnen rechtlich vollkommen vom HaushaltsvermOgen getrennt werden. Ebenso kann durch eine Gutertrennung zugunsten des nicht am Unternehmen beteiligten Partners das Haushaltsverm5gen der Belastung durch Unternehmensverbindlichkeit auch einer Personengesellschaft entzogen werden. Beide MOglichkeiten setzen jedoch z.T. nicht unbetrachtliche Anfangsinvestitionen - entweder in die Kapitaleinlage der GmbH oder in Notarkosten fur einen Ehevertrag - voraus und entziehen auch in diesem Fall dem Haushalt Kapital. 33 Die theoretische Vorstellung, dass der Unternehmensgewinn das Unternehmereinkommen darstellt, ist jedoch allenfalls langfristig richtig. Zumindest kurz- und mittelfristig mussen aus dem Gewinn Rucklagen und Investitionen finanziert werden. Zudem findet sich haufig die Konstruktion, dass der (Mit-)Eigentumer eines Unternehmens gleichzeitig als angestellter Geschaftsflihrer fimgiert, der ein fixes Einkommen erhalt. 34 Fur eine Beschreibung des Datensatzes vergleiche Kapitel 4.3. 35 Ftir die USA vergleiche Aronson (1991: 13), der jedoch von einem Riickgang der Differenz zwischen abhangiger und selbstandiger Erwerbsarbeit hinsichtlich der Arbeitszeiten berichtet. Allerdings erlautert Aronson nicht, ob dies auf eine Abnahme der Arbeitszeit der Selbstandigen oder auf eine Zunahme der abhangig Beschaftigten zurUckgeht.
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Vor diesem Hintergrund lasst sich festhalten, dass Akteure in der beruflichen Selbstandigkeit - bedingt durch Kapital- und Zeitinvestitionen sowie unsichere Einkommensstrome - ein hoheres wirtschaftliches Risiko eingehen, das auch den Haushalt betrifft. Beruflich selbstandige Personen besitzen daher in der Regel ein hohes Interesse, diese Risiken zu reduzieren. Eine mogliche Strategic stellt die enge Verkntipfung des Unternehmens mit dem eigenen privaten Haushalt dar, indem nicht nur der wirtschaftliche Ertrag des Unternehmens, der das Einkommen des Selbstandigen ausmacht, sondern auch die Belastung auf die Haushaltsmitglieder verteilt wird.36 Diese Strategic der Risikoreduktion selbstandigen Wirtschaftens kann als 'Urform' der Absicherung betrachtet werden (z.B. Hareven 1982). Posner entwarf hierzu ein Modell, in dem die spezifischen Eigenschaften einfacher Gesellschaften durch hohe Informationskosten und geringe Moglichkeiten individueller Wohlstandsakkumulation hohe Unsicherheit der Individuen verursachen. Um diese Unsicherheit zu uberwinden, werden kollektive Versicherungsgemeinschaften gebildet. Allerdings besteht in groBen, anonymen Gruppen ein Anreiz fur die Individuen, die Versicherungsleistungen auf Kosten anderer auszunutzen. Die Homogenitat und bereits existierende Verpflichtungen innerhalb der Familie reduzieren hierbei Transaktionskosten und machen die Verwandtschaft zu der effizientesten Alternative fllr die Bildung einer Versicherungsgemeinschaft (Posner 1980). Obwohl im Falle der Existenz einer traditionellen GroBfamilie, wie dies insbesondere fur bestimmte ethnische Gruppen (z.B. Sanders und Nee 1996, Light und Karageorgis 1994; Portes und Zhou 1996) empirisch zu beobachten ist, auf mehrere Personen zuruckgegriffen werden kann, spielt der Lebens- und Ehepartner nicht zuletzt aufgrund der Bedeutungsabnahme traditioneller Familienkonzepte eine zentrale Rolle. Daher werden in der folgenden Diskussion andere Haushaltsmitglieder nicht explizit beriicksichtigt, obwohl die Argumentation hinsichtlich der Belastungs- und Risikoreduktion weitgehend auch fur diesen Personenkreis zu36 Obwohl der Rtickgriff auf den Haushaltskontext die 'klassische' Variante der Risiko- und Belastungsverteilung darstellt (vgl. Coleman 1992: 336), lassen sich diesbezuglich auch andere Formen beobachten. Insbesondere die Unternehmensbeteiligung auf mehrere haushaltsfremde Partner - wie z.B. in einer Anwaltsassozitat - stellt eine derartige MOglichkeit dar. Auch die immer haufiger auftretenden Grenzformen beruflicher Selbstandigkeit - wie z.B. im Rahmen von Franchising Vertragen oder sog. Scheinselbstandigkeiten - konnen als Strategien zur Reduktion wirtschaftlichen Risikos interpretiert werden. Da im Rahmen dieser Arbeit die Rolle des eigenen Haushaltes im Mittelpunkt stehen soil, werden diese Mftglichkeiten jedoch im Folgenden nicht weiter diskutiert.
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trifft.37 Im Hinblick auf den Lebens- bzw. Ehepartner konnen die folgenden Formen der Risiko- und Belastungsaufteilung unterschieden werden (vgl. ahnlich auch Sanders und Nee 1996: 233): Die wohl am haufigsten anzutreffende Auspragung besteht im Riickgriff auf die Arbeitskraft des Partners, die in verschiedenen Situationen genutzt werden kann, um den Selbstandigen zu entlasten. Die Mitarbeit von Haushaltsmitgliedern im Unternehmen ist hier der typische Fall, der vor allem in kleinen Betrieben in hohem MaBe (iblich ist (vgl. Abraham 2000 sowie Kap. 6.3 dieser Arbeit). Der Einsatz von Haushalts- und Familienmitgliedern fiihrt zu einer hoheren Flexibilitat des Arbeitskrafteeinsatzes, geringeren Lohnfixkosten sowie einer besseren Substituierbarkeit der eigenen Arbeitskraft im Falle einer Krankheit. Allerdings kann die Nutzung der Arbeitskraft des Partners auch auBerhalb des Unternehmens zu einer Reduzierung des Selbstandigkeitsrisikos ftihren. Eine abhangige Erwerbstatigkeit des Partners kann dazu beitragen, wahrend der Startphase oder im Falle eines temporaren Gewinnrtickgangs zumindest einen Teil des Haushaltseinkommens sicherzustellen. SchlieBlich kann der Partner - im Sinne der Beckerschen Argumentation (Daniel 1995, vgl. auch Kap. 2) - durch eine 'iiberproportionale' Ubernahme der Haushaltsarbeiten dem Selbstandigen die Konzentration auf das Unternehmen ermoglichen.
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Eine zweite Moglichkeit ist die Beteiligung am Unternehmen selbst und damit am wirtschaftlichen Risiko. So kann der Ehepartner z.B. Kapital aus eigenem oder elterlichen Vermogen in das Unternehmen des Partners investieren. Dies stellt die klassische Form der Aufteilung wirtschaftlichen Risikos dar. •
Eine dritte Moglichkeit betrifft den Riickgriff auf die soziale und psychische Unterstiitzung durch den Partner. Hier ist vor allem bedeutsam, dass jenseits konkreter Unterstutzungsleistungen (z.B. im Haushalt) emotionale und psy-
37 Allerdings unterscheidet sich der Einbezug anderer Haushalts- und Familienmitglieder insofern wesentlich von dem des Lebens- und Ehepartners, als zur Losung der auftretenden Kooperations- und Verteilungsprobleme andere Lftsungsmechanismen zur Verfugung stehen. Beispielsweise gelten fur die Moglichkeit der Nutzung formeller Vertrage fur Lebens- und Ehepartner andere Regelungen als zwischen Eltern und Kindern. Daher scheint es angebracht, die Rolle anderer Familienmitglieder getrennt von denen privater Partnerschaften zu analysieren.
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chische Zuwendungen geleistet werden. Insbesondere in wirtschaftlich problematischen Phasen scheint der Rtickhalt durch die Familie eine besondere Bedeutung zu besitzen. So konnten Briiderl et. al zeigen, dass Unternehmensgriindungen positiv beeinflusst werden, wenn die Lebens- oder Ehepartner den Griinder im Hinblick auf die neue Erwerbstatigkeit auch emotional unterstiitzen (Briiderl et al. 1996: 136).
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Eine weitere Form von Unterstiitzungsleistung durch den Partner besteht schlieBlich im Riickgriff auf Ressourcen, die dieser iiber sein soziales Netzwerk aktivieren kann. Derartige Ressourcen, die haufig auch als soziales Kapital einer Person bezeichnet werden (Coleman 1991: Kap. 12), konnen Informationen, konkrete Unterstutzungsleistungen, aber auch die Uberwachung der Einhalrung von Norrnen und andere Verhaltenssanktionen umfassen. Diese allerdings empirisch eher weniger bedeutende Moglichkeit der Nutzung der Netzwerke des Partners wird vor allem dann sinnvoll sein, wenn die wirtschaftliche Tatigkeit des Selbstandigen durch Informationen und Unterstutzungsleistungen befordert werden kann, die iiber spezifische Netzwerke gewonnen werden konnten. Dies wird wohl vor allem die Falle der 'ethnischen Unternehmer' betreffen, die Waren- und Dienstleistungen an bestimmte, sprachlich abgegrenzte Gruppen anbieten (vgl. z.B. Sanders und Nee 1996). In derartigen Situationen kann der Partner hier iiber eigene Netzwerke Kundengruppen erschlieBen, die dem Selbstandigen sonst nicht zuganglich waren. Allerdings werden die Netzwerke des Partners auch nur dann einen eigenstandigen Effekt entfalten, wenn sie sich von denen des Selbstandigen hinreichend unterscheiden. Aufgrund der spezifischen Strukruren von Netzwerken ist dies jedoch lediglich am Anfang einer Beziehung zu erwarten, wahrend mit zunehmender Beziehungsdauer die Netzwerke von Ehepartnern weitgehend identisch sein werden (Granovetter 1973). Zusammenfassend lasst sich also sagen, dass im Gegensatz zu Haushalten, die auf abhangiger Erwerbsarbeit basieren, in der Regel bei Selbstandigen keine weitgehende Trennung zwischen Erwerbstatigkeit und Haushalt erfolgt.38 Start dessen 38 Bei Allerdings lassen sich auch Selbstandigenhaushalte beobachten, die weitgehend vom Unternehmen des Selbstandigen getrennt sind. Dies betrifft vor allem Eigner von groBeren Kapitalgesellschaften, die gleichzeitig als Geschaftsfuhrer mit einem fixen Gehalt das Unternehmen leiten. Wie
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greifen die Akteure in mehr und minder hohem Umfang auf einen gemeinsamen, Kapital und Arbeitszeit umfassenden - Ressourcenpool ftir Haushalt und Unternehmen zuriick und miissen iiber die Allokation dieser Ressourcen entscheiden. Dies gilt insbesondere fur den Selbstandigentypus des Unternehmensbesitzers, der eine eigene Firma oder einen Betrieb mit Angestellten leitet. Nur in diesem Fall ist eine substantiell bedeutsame Mitarbeit des Partners zu erwarten, die eine externe Erwerbstatigkeit ersetzen kann. Da nicht alle Selbstandigen diesem Typus des 'Unternehmensbesitzers' zugeordnet werden konnen (vgl. hierzu auch den vorhergehenden Abschnitt 3.2), erscheint es notwendig, unterschiedliche Selbstandigkeitstypen zu unterscheiden. Inwiefern die spater verwendeten Datensatze diese Moglichkeit eroffhen, ist Gegenstand des vierten Kapitels. Die 'Einbettung' der selbstandigen Tatigkeit bzw. des eigenen Unternehmens in den Familien- und Haushaltskontext fuhrt jedoch fur selbstandig Erwerbstatige und ihre privaten Partner zu spezifischen Kooperations-, Aushandlungs- und Verteilungsproblemen, die in dieser Form in Partnerschaften abhangiger Erwerbstatiger nicht zu beobachten sein werden. Obwohl Kooperations- und Vertrauensprobleme einerseits und Aushandlungs- und Verteilungsprobleme andererseits eng zusammenhangen, wird im Folgenden aus heuristischen Griinden auf beide getrennt eingegangen.
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Kooperations- und Vertrauensprobleme aufgrund spezifischer Investitionen Die diskutierten Strategien zur Risiko- und Belastungsreduktion beruflich selbstandiger Akteure bringen jedoch auch Nachteile mit sich, die sich vor allem in einem hoheren Investitionsbedarf auf individueller Ebene niederschlagen. Es lassen sich vor allem drei verschiedene Dimensionen spezifischer Investitionen unterscheiden: (a) Die direkte finanzielle Investition des Partners in das Unternehmen des Selbstandigen: Besitzt der Partner ein eigenes Vermogen, so kann er sich am Unternehmen des Selbstandigen direkt finanziell beteiligen, urn die Erfolgschancen durch
jedoch in Kap. 3.2 deutlich wurde, stellt dieser Typus des 'GroBunternehmers' eine Randerscheinung dar, wahrend der iiberwiegende Anteil an Selbstandigen kleine und mittlere Unternehmen besitzt.
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eine Erhohung der Eigenkapitalquote zu vergroBern.39 Diesem Vorteil stehen jedoch im Falle einer Trennung auch Nachteile fur den Investor gegentiber. Erstens gehen im Falle eines Scheiterns der Partnerschaft diese Investitionen zwar nicht unmittelbar verloren, jedoch kann dieses Kapital meist nicht sofort aus dem Unternehmen abgezogen werden. Zudem bringt der gemeinsame Besitz eines Unternehmens Koordinationsnotwendigkeiten mit sich, die nach einer gescheiterten Beziehung evtl. nicht erwunscht sind. Diese Nachteile - zusammen mit dem Urnstand, dass der Partner iiberhaupt tiber entsprechendes Kapital verfugen muss sind wahrscheinlich der wesentliche Grund fur die geringe Verbreitung dieser Investitionsform. So kommt beispielsweise Rudolph zu dem Ergebnis, dass im nordrhein-westfalischen Handwerk nur ein sehr geringer Teil der neugegrundeten Handwerksunternehmen von beiden Partnern gemeinsam gegrtindet werden (Rudolph 2000: 58-62). Dieser Befund konnte auch auf der Basis eines regional begrenzten, nichtreprasentativen Selbstandigensurveys (vgl. Kap. 4.5 sowie 6.3.1) bestatigt werden: Nur knapp 14% der Lebenspartner beruflich Selbstandiger besassen Anteile am Geschaft des Partners.
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(b) Die indirekte finanzielle Investition des Partners durch Erwerbstdtigkeit: Der Partner kann durch eigene Erwerbstatigkeit in zweierlei Weise Investitionen tatigen. Erstens werden im Falle der Mitarbeit im Unternehmen des Selbstandigen eine Reihe von Humankapitalinvestitionen anfallen, wenn der Partner keine speziell fur das Unternehmen nutzbare allgemeine Berufsausbildung besitzt. Dies kann sich beispielsweise in einer neuen Berufsausbildung niederschlagen. Aber selbst wenn eine spezifisch nutzbare Ausbildung existiert, miissen im Rahmen einer allgemeinen Einarbeitung Kenntnisse tiber spezifische Eigenschaften des Unternehmens und des Arbeitsplatzes erworben werden (Williamson et al. 1975). Diese stellen - genauso wie eine nicht kompatible Berufsausbildung vor dem Beginn der Mitarbeit - verlorene Investitionen im Falle einer Aufgabe dieser Tatigkeit dar. Zudem investiert der Partner durch die Einbringung seiner Produktivitat in das Unternehmen, da er und somit auch der Haushalt auf zusatzliches externes Einkommen verzichtet.
39 Vergleiche zur Bedeutung der Eigenkapitalquote auf den Unternehmenserfolg insbesondere Bruderletal. (1996).
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Zweitens wird der Partner haufig auch im Falle einer externen Erwerbstatigkeit Investitionen erbringen. Dies wird besonders deutlich im Falle einer Neugrtmdung des Unternehmens. In der Startphase erwirtschaftet der Selbstandige in der Regel keinen Gewinn und damit eigentlich auch kein eigenes Einkommen. Die externe Erwerbstatigkeit des Partners eroffhet hier die Moglichkeit, das Haushaltseinkommen auch in der Startphase des Unternehmens - oder allgemein in Phasen mit geringem Ertrag - zu sichern (vgl. z.B. Rudolph 2000: 71f). Dies kann als Investition des Partners betrachtet werden, da er auf gegenwartigen Konsum verzichtet, um dem Selbstandigen die Moglichkeit zu geben, in der Zukunft Gewinne zu erzielen, die auch dem Haushaltseinkommen zuflieBen.
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(c) Investition in Form sozialer Unterstiltzung: In Studien tiber Neugrundungen von Unternehmen zeigte sich, dass die 'soziale Unterstiltzung' des Ehepartners eine wichtige Rolle sowohl fur die Grtindungsentscheidung als auch fur den Unternehmenserfolg spielt. Unter sozialer Unterstiltzung wird sowohl emotionale und psychische Unterstiltzung als auch physische Hilfeleistungen auBerhalb der Erwerbstatigkeit - z.B. in Form einer iiberproportionalen Ubernahme der Haushaltsarbeit - verstanden. So konnten Bruderl und Preisendorfer in Anlehnung an die klassische Dichotomie von Granovetter (Granovetter 1973) zeigen, dass insbesondere die Unterstiltzung durch starke Netzwerkkontakte - also vor allem Familienmitglieder - einen positiven Einfluss auf das Wachstum und das Uberleben neugegrundeter Betriebe besitzt (Bruderl et al. 1996; Bruderl und Preisendorfer 1997).40 Derartige Unterstiitzungsleistungen konnen ebenfalls als Investitionen betrachtet werden, die in der Hoffhung getatigt werden, dass durch die selbstandige Tatigkeit spater ein iiberdurchschnittliches Haushaltseinkommen erwirtschaftet werden kann. Allen diesen Investitionen ist gemeinsam, dass sie im Falle einer Auflosung der Beziehung verloren gehen und dem Investor, also meist dem Ehe- oder Lebenspartner des Selbstandigen, unter Umstanden erhebliche Nachteile entstehen. Allerdings ergibt sich auch ein grundsatzliches Vertrauensproblem fur den Selbstandigen selbst. Dieser verlasst sich in der Regel auf die Verfugbarkeit dieser
40 Dies scheint im besonderen MaBe fur selbstandig Erwerbstatige zu gelten, die ethnischen Minderheiten angehOren, vergleiche hierzu insbesondere Sanders und Nee (1996).
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Leistungen, so zum Beispiel die Mitarbeit im Unternehmen oder das externe Einkommen des Partners. Entfallen diese Ressourcen - z.B. aufgrund einer Trennung - so muss der Selbstandige diese unter zum Teil erheblichen Kosten kompensieren. Zudem wird er sich unter Umstanden an spezifischen Investitionen des Partners - wie beispielsweise die Bildung unternehmensspezifischen Humankapitals - teilweise beteiligen. Dies geschieht unter anderem in Form der Investition von Zeit und Geld, die fur die Einarbeitung des Partners im Unternehmen aufgebracht werden mtissen. Damit ergibt sich flir beide Parmer die Situation eines 'bilateralen Monopols', in der beide Akteure auf die Beitrage des jeweiligen Partners angewiesen sind. Dies flihrt insbesondere dann zu Problemen, wenn ein Akteur die Moglichkeit erhalt, aus dieser gegenseitigen Abhangigkeitsstruktur auszubrechen. 1st dies der Fall, werden die Akteure dies antizipieren und ceteris paribus vor einer Begriindung des bilateralen Monopols durch die Tatigung spezifischer Investitionen zurtickschrecken.41 Grundsatzlich lasst sich nun annehmen, dass in Beziehungen mit mindestens einem beruflich Selbstandigen diese verschiedenen Formen von Investitionen in unterschiedlichem MaBe zu beobachten sein werden. Wie bereits erwahnt, ist beispielsweise die direkte finanzielle Beteiligung des Partners am Unternehmen keinesfalls die Regel, sondern eher die Ausnahme. Jedoch lasst sich plausibel annehmen, dass alle drei Typen von Investitionen zusatzlich zu den 'herkommlichen' Investitionen in privaten Beziehungen auftreten. Zudem scheint auch die Annahme plausibel, dass die Tatigung dieser spezifischen Investitionen fur selbstandig Erwerbstatige und ihre privaten Partner besonders effizient sind und daher ein hohes Interesse besteht, diese Investitionen tatsachlich zu realisieren. Dies flihrt zu der folgenden allgemeinen, forschungsleitenden Hypothese: Beziehungen, deren wirtschaftliche Basis in substantiellem Mafie auf einem eigenen Unternehmen und der damit verbundenen selbstandigen Erwerbsarbeit beruht, besitzen daher fur die Akteure ein hoheres Schadenspotential und somit einen hoheren Absicherungsbedarf als Beziehungen von beruflich abhdngigen Erwerbstdtigen.
41 Andere Beispiele fur die Analyse bilateraler Monopole stellen die Beziehung zwischen Firmen oder Arbeitgeber-Arbeitnehmerbeziehungen dar (vgl. hierzu z.B. Williamson 1990: 61, Abraham 1996).
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Aushandlungs- und Verteilungsprobleme
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Neben den skizzierten Vertrauens- und Kooperationsproblemen ergeben sich in den Beziehungen beruflich Selbstandiger auch in erhohtem MaBe Aushandlungsund Verteilungsprobleme. Da die Akteure verschiedene Moglichkeiten besitzen, im Rahmen ihrer Partnerschafts- und Haushaltsorganisation spezifische Investitionen zu tatigen, stellt sich die Frage, welche dieser unterschiedlichen Optionen realisiert werden sollen. Dies betrifift insbesondere den Einsatz der Arbeitskraft des Partners, die zwischen drei verschiedenen Bereichen - dem eigenen Unternehmen, einer externen Erwerbstatig oder dem Haushalt - aufgeteilt werden kann. Sowohl divergierende Interessen beider Partner als auch unvollstandige Information iiber die zu erwarteten kollektiven Ertrage fiihren zu einem Aushandlungsprozess, der die Gestaltung der Partnerschafts- und Haushaltsorganisation zum Inhalt hat. Da im Laufe dieses Prozesses liber spezifische, nur auf die Selbstandigkeit eines Partners zurtickzufuhrende Investitionen sowie zusatzliche Handlungsoptionen wie die Mitarbeit im Unternehmen - entschieden wird, liegt die Annahme nahe, dass in der Regel der Aushandlungsprozess in Partnerschaften selbstandig Erwerbstatiger komplexer und kostenintensiver sein wird als in den meisten anderen Beziehungen. Doch selbst wenn sich die Akteure schlieBlich auf eine Losung im Hinblick auf die Erbringung spezifischer Investitionen geeinigt haben, entsteht ein zusatzlicher Verhandlungsaufwand. Dieser ergibt sich aus dem Umstand, dass die spezifischen Investitionen zwar zu kollektiv besseren Resultaten fiihren, jedoch die so erzielten zusatzlichen Gewinne unter den Partnern aufgeteilt werden mtissen (vgl. Kap. 2). Dies betrifft keinesfalls nur die monetaren Ergebnisse des getroffenen Arrangements, sondern auch die Zeitbudgets der Akteure. So stellt sich beispielsweise die Frage, in welchem AusmaB die Akteure iiber ein gegebenes individuelles Freizeitbudget allein entscheiden konnen und in welchem MaBe Freizeitaktivitaten auf den Partner abgestimmt werden. Fur beide Probleme - der Festlegung von Art und Hohe spezifischer Investitionen wie die Aufteilung der dadurch zusatzlich realisierten Gewinne - ist das entstehende bilaterale Monopol von entscheidender Bedeutung. Zwar sind die Partner aufeinander angewiesen, konnen jedoch - unter Umstanden nur temporare - Verhandlungsvorteile nutzen, urn sich im Hinblick auf die Verhandlungsergebnisse individuell besser zu stellen. Verhandlungsvorteile ergeben sich hierbei vor allem
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durch die Drohung, Alternativen auBerhalb der Partnerschaft wahrzunehmen (Ott 1992). Da spezifische Investitionen die Kosten externer Optionen erhohen, werden rationale Akteure einseitige Verpflichtung vermeiden, die ihre Verhandlungsmacht in der Partnerschaft reduzieren wiirden. Wie in Kapitel 2 diskutiert kann ein Ausweg die Tatigung bilateraler, gleichgewichtiger spezifischer Investitionen durch die Akteure sein. Dies erfordert jedoch einen hoheren Aufwand, da die Akteure im Laufe dieses Prozesses standig die erbrachten Investitionen des Partners beobachten und im Verhaltnis sowohl zu den eigenen Verpflichtungen als auch den externen Optionen beider Seiten bewerten mtissen. Insgesamt lasst sich somit festhalten, dass im Vergleich zu Partnerschaften abhangig Erwerbstatiger der Koordinationsbedarf zwischen den Ehe- bzw. Lebenspartnern in Beziehungen Selbstandiger steigt, da sich die Akteure iiber die Aufteilung eines erhohten Umfanges an Investitionen und die Verteilung der so erzielten zusatzlichen Gewinne verstandigen mtissen. Im zweiten Kapitel dieser Arbeit wurde deutlich, dass die Akteure in privaten Beziehungen durch eine geeignete Haushalts- und Partnerschaftsorganisation die in diesem Zusammenhang auftretenden Opportunismusprobleme verringern konnen. Durch den Einsatz endogener wie institutioneller Regulierungsmechanismen konnen die Akteure in privaten Partnerschaften sowohl die Stabilitat wie auch die Kooperation in ihrer privaten Beziehung beeinflussen. Jedoch fiihren die Kosten dieser Verpflichtungsmechanismen dazu, dass rationale Akteure derartige Verpflichtungen nur dann eingehen werden, wenn das erwartete Schadenspotential im Falle opportunistischen Verhaltens hoch genug sein wird. In Beziehungen mit einem hohem Schadenspotential im Falle der Trennung (oder anderem opportunistischen Verhalten) werden rationale Akteure daher in hoherem MaBe Verpflichtungsmechanismen einsetzen. Dies trifft in besonderem MaBe auf Partnerschaften zu, in denen mindestens ein Partner hauptsachlich beruflich selbstandiger Erwerbsarbeit nachgeht, da - wie gezeigt - in derartigen Partnerschaften in der Regel ein hoheres MaB an Investitionen durch beide Akteure getatigt wird als in Partnerschaften mit ausschlieBlich abhangiger Erwerbsarbeit. Damit lasst sich als allgemeine Hypothese formulieren, dass rationale Akteure im Falle beruflicher Selbstandigkeit in hoherem MaBe auf Verpflichtungen zuruckgreifen werden als Paare, deren wirtschaftliche Basis vorwiegend die abhangige Erwerbstatigkeit darstellt. Dieser Zusammenhang soil nun im Hinblick auf die unterschiedlichen Verpflichtungsmechanismen spezifiziert und anhand konkreter Hypothesen getestet werden.
4 Datenbasis flir die empirische Analyse der Partnerschafts- und Haushaltsorganisation selbstandig Erwerbstatiger
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Im Folgenden wird die Datenbasis der in den anschlieBenden Kapiteln prasentierten empirischen Analysen erlautert. Im ersten Abschnitt werden hierzu generelle Probleme diskutiert, die sich bei der empirischen Analyse beruflicher Selbstandigkeit im Allgemeinen und deren Partnerschaften im Besonderen ergeben. Diese Probleme flihren zu der Notwendigkeit, mehrere unterschiedliche Datensatze flir die Hypothesentestung heranzuziehen. Daher werden in je einem eigenen Abschnitt die verwendeten Datensatze - der ALLBUS, der Familiensurvey, die Mannheimer Scheidungsstudie sowie der Selbstandigensurvey Ntirnberg-Leipzig erortert und die zentralen Operationalisierungen und Variablen vorgestellt.
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4.1 Einige allgemeine Bemerkungen zur Datenlage uber Familie und berufliche Selbstandigkeit Obwohl die empirische Forschung ixber berufliche Selbstandigkeit in den letzten Jahren erheblich zugenommen hat, sind mit der Analyse dieser spezifischen Form der Erwerbstatigkeit einige generelle Probleme verbunden. Das erste Problem ergibt sich vor allem aus dem Umstand, dass in reprasentativen Datensatzen je nach Design lediglich 8-12% der Befragten als selbstandig klassifiziert werden; dies fuhrt in der Regel zu relativ kleinen Fallzahlen fur diese Gruppe. Dieses Fallzahlenproblem verscharft sich durch die bereits in Kapitel 3.2 diskutierte Heterogenic der beruflich Selbstandigen und ihrer Tatigkeiten. Zu dieser Heterogenitat, die meist nur durch die Klassifikation in Landwirte, Freiberufler und sonstige Selbstandige grob abgebildet wird, tritt auBerdem die Moglichkeit einer Nebenerwerbsselbstandigkeit hinzu. Will man verschiedene Subgruppen unter den Selbstandigen kontrollieren oder fur diese jeweils eigene Analysen durchfuhren, so
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miissen fur die (Erwerbs-)Bevolkerung representative Datensatze sehr viele Falle aufweisen, urn quantitative multivariate Analysen zu erlauben (vgl. z.B. Babka von Gostomski et al. 1997: 21). Mit dem Mikrozensus oder den tiber mehrere Erhebungswellen gepoolten ALLBUS stehen etliche allgemein zugangliche Datensatze fur die sozialwissenschaftliche Forschung zur Verfiigung, die sehr hohe Fallzahlen enthalten. Allerdings wird dieser Vorteil haufig durch einen begrenzten Informationsgehalt erkauft, der spezifische Analysen aufgrund fehlender Information meist nicht gestattet. Dies fiihrt zu dem Umstand, dass flir spezifische Fragestellungen - wie sie z.B. in dieser Arbeit behandelt werden - kein Datensatz zur Verfiigung steht, mit dem alle Aspekte zugleich ausreichend analysiert werden konnten. Doch selbst unter Riickgriff auf mehrere Datensatze bleiben einige Probleme im Hinblick auf die verfiigbaren Variablen bestehen, die oft nur unter Riickgriff auf 'Hilfsoperationalisierungen' zu umgehen sind. Eines dieser Probleme stellt die Erhebung der selbstandigen Erwerbstatigkeit an sich dar. Wie in Kapitel 3.2. deutlich wurde, treten erhebliche Definitionsprobleme im Hinblick auf die berufliche Selbstandigkeit auf. Dieses Problem wird in fast alien Datensatzen - so auch im ALLBUS, dem Familiensurvey oder der Mannheimer Scheidungsstudie - dadurch umgangen, dass die Angabe zum Erwerbsstatus auf einer Selbsteinschatzung der Befragten beruht. In Folge dessen kann es jedoch insbesondere im Hinblick auf die Klassifikation in Freiberufler und sonstige Unternehmer zu Unscharfen kommen, da sich die Befragten nicht immer an der zugrundeliegenden rechtlichen Definition orientieren. Des weiteren konnen Validitatsprobleme im Hinblick auf Grenzbereiche der Selbstandigkeit auftreten. Dies betrifft insbesondere die sogenannten Scheinselbstandigkeit, in welcher der 'Selbstandige' faktisch wie ein Arbeitnehmer ftir vorwiegend einen Arbeitgeber arbeitet (vgl. hierzu Dietrich 1998). Auch hier werden derartige Falle auf der Basis der Selbsteinschatzung des Befragten klassifiziert. In wieweit diese Probleme Einfluss auf die folgenden Analysen besitzen konnen, ist nur schwer abzuschatzen. Allerdings kann in der Mannheimer Scheidungsstudie auf die Frage nach dem Besitz einer Firma zuruckgegriffen werden, die unabhangig vom Selbstandigenstatus erhoben wurde. Damit liegt eine Operationalisierung der Selbstandigkeit vor, die zum einen den 'Unternehmertypus' besser erfasst, zum anderen weniger Abgrenzungsprobleme im Rahmen der Selbsteinschatzung mit sich bringt (vgl. Abschnitt 4.4). Noch weniger Probleme diesbeziiglich ergeben sich bei den Analysen, die auf dem Selbstandigensurvey basieren,
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da hier bereits die Stichprobenziehung auf Betrieben beruht und zudem die Besitzverhaltnisse detailliert erfasst wurden (vgl. Kap. 4.5). Ein weiteres Problem der Analyse beruflicher Selbstandigkeit ergibt sich aus dem Umstand, dass die Selbstandigkeit zusatzlich zu einer abhangigen Tatigkeit oder im Rahmen einer geringfugigen Beschaftigung ausgetibt werden kann. Beispiele hierfur sind der Arbeitnehmer, der als angemeldeter Gewerbetreibender nebenbei sein Wohnmobil vermietet oder die Tagesmutter, die gegen Entlohnung einige Stunden in der Woche Kinder betreut. Je nach Auswahl der Grundgesamtheit oder des jeweiligen Selbstverstandnisses der Befragten konnen sich derartige Personen als selbstandig definieren. Dies stellt fur die hier zu tiberprufende theoretische Argumentation insofern ein Problem dar, als nicht davon ausgegangen werden kann, dass derartige selbstandige Tatigkeiten ein besonders hohes Ausmafi an spezifischen Investitionen flir die Akteure nach sich ziehen. Ein groBer Teil dieser Investitionen ergibt sich ja aus dem Umstand, dass beide Akteure in der Partnerschaft sich sowohl privat als auch beruflich an einem existierenden Unternehmen ausrichten. Im Falle der beschriebenen Nebenerwerbsselbstandigen muss jedoch eher davon ausgegangen werden, dass diese Aktivitaten eher an eine abhangige Erwerbstatigkeit - sei es die eigene oder die des Partners - angepasst werden. Daher wird im Rahmen der folgenden Analysen versucht, diese Gruppe auszuschlieBen und sich auf 'Vollerwerbsselbstandig' zu beschranken. Wie die Vollerwerbsselbstandigkeit in den einzelnen Datensatzen operationalisiert wurde, wird in den folgenden Abschnitten erlautert. Ein fur diese Arbeit spezifisches Problem bestand in dem Umstand, dass sich die theoretischen Aussagen auf Partnerschaften beziehen, die damit in der Regel die Analyseeinheit der Arbeit darstellen.1 Im Hinblick auf die hier untersuchten Fragestellungen waren diesbeziiglich zwei wesentliche Probleme verbunden: Erstens sind detaillierte Informationen tiber die Erwerbssituation sowohl des Selbstandigen als auch seines Partners (Kopp 1997) erforderlich. Allerdings existieren nur wenige Untersuchungen, die beide Partner einer Beziehung befragen. Statt dessen wird in der Regel - wie in alien hier verwendeten Datensatzen -
1 Obwohl die bisher formulierte Theorie diesbeztiglich keine Aussage triffi, wird im Rahmen dieser Arbeit von heterosexuellen Partnerschaften ausgegangen. Die Analyse gleichgeschlechtlicher Partnerschaften erscheint zwar vor allem aufgrund der Moglichkeit, den Effekt des 'biologischen Geschlechts' vollkommen kontrollieren zu kOnnen, sehr interessant, allerdings verhindert nicht zuletzt das geschilderte Fallzahlenproblem eine empirische Analyse.
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der Befragte urn Auskunfte iiber seinen Partner gebeten. Dieses haufig auch als 'Proxyinterview' bezeichnete Vorgehen kann insbesondere bei retrospektiv erhobenen Daten eine Quelle von Fehlern sein, da der Befragte iiber die Vergangenheit einer anderen Person Auskunft geben muss. Obwohl die damit verbundenen Fehlerquellen nicht so gravierend zu sein scheinen (vgl. Babka von Gostomski 1997), sind diese mit den verfugbaren Datenquellen nicht vollstandig auszuraumen. Die damit verursachten Validitatsprobleme werden im Rahmen der folgenden Untersuchung jedoch dadurch begrenzt, dass vorwiegend objektive, leicht beobachtbare Indikatoren - wie z.B. die Existenz eines Partnerschaftsvertrages - in den Analysen verwendet werden, die in den meisten Fallen beide Akteure gleichermaBen betreffen. Gerade objektive Merkmale scheinen auch in Proxyinterviews ein hinreichendes MaB an Validitat aufzuweisen (vgl. Babka von Gostomski 1997). Wo subjektive Einschatzungen und individuelle Einstellungen verwendet werden - wie z.B. bei der Analyse der Ehequalitat in Kapitel 5.3 - wird dies aus diesem Grund jedoch auf die Befragten als Analyseeinheit beschrankt. Zweitens machen etliche Fragestellungen - wie z.B. die in Kapitel 5 untersuchte Ehestabilitat oder die Dauer bis zur Geburt des ersten Kindes - Zeitverlaufsdaten notwendig, d.h. zeitbezogene Angaben tiber den Eintritt von Ereignissen. Diese konnen auf zweierlei Art und Weise erhoben werden: Entweder als Paneldaten, d.h. die zwei- oder mehrmalige Befragung derselben Personen im Zeitablauf, oder auf der Basis sogenannter retrospektiver Fragen, in denen die Angaben zu vergangenen Ereignissen auf der Erinnerung der Befragten basieren. Panelstudien fuhren zwar aufgrund des Umstandes, dass die interessierenden Merkmale in zeitlicher Nahe zu dem interessierenden Ereignis erhoben werden, zu einer wesentlich hoheren Validitat. Allerdings bringen sie auch erhebliche Nachteile mit sich, deren wesentlichste die Kosten sowie damit eng zusammenhangend das Problem der ausreichenden StichprobengroBe darstellen. Letzteres resultiert aus dem Umstand, dass insbesondere bei Panelstudien iiber langere Zeitraume mit hohen Ausfallen gerechnet werden muss (sog. Panelmortalitat). Diesfiihrtiiber die Zeit zu sinkenden Fallzahlen, die insbesondere fur kleine Gruppen in der Stichprobe zu einem Problem werden konnen.2 Insbesondere aufgrund dieser Probleme in Zusammenhang mit der Analyse selbstandig Erwerbstatiger wurden Datensatze ausgewahlt, 2 Dieses Problem kann evtl. noch durch den Umstand verscharft werden, dass bestimmte Gruppen aufgrund ihrer schlechten Erreichbarkeit eine hohere Ausfallquote aufweisen und sich hierdurch Verzerrungen uber die Zeit ergeben konnen.
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die (mit Ausnahme des ALLBUS) auf Retrospektivbefragungen im Hinblick auf die Berufs- und Erwerbsbiographie der Akteure beruhen. Obwohl damit sicherlich EinbuBen beztiglich der Validitat hingenommen werden muss, scheint dieses Verfahren doch zu akzeptablen Ergebnissen hinsichtlich der hier analysierten Variablen zu fuhren (vgl. z.B. Babka von Gostomski und Hartmann 1997). Ubersicht 4-1: Klassifikation der Partnerschaften im Hinblick auf die selbstandige Erwerbstatigkeit Akteur A
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keine Erwerbstatigkeit
selbstandige Tatigkeit als Haupterwerb
Partnerschaft ohne Selbstandigkeit
Ausschlufi aus den Analysen
Partnerschaft mit Selbstandigkeit
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selbstandige Tatigkeit als Nebenerwerb
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abhangige Erwerbstatigkeit in Voll- oder Teilzeit
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keine Erwerbstatigkeit
abhangige Erwerbstatigkeit in Voll- oder Teilzeit
Partnerschaft ohne Selbstandigkeit
Partnerschaft ohne Selbstandigkeit
Ausschlufi aus den Analysen
Partnerschaft mit Selbstandigkeit
selbstandige Tatigkeit als Nebenerwerb
Ausschlufi aus den Analysen
Ausschlufi aus den Analysen
Ausschlufi aus den Analysen
Partnerschaft mit Selbstandigkeit
selbstandige Tatigkeit als Haupterwerb
Partnerschaft mit Selbstandigkeit
Partnerschaft mit Selbstandigkeit
Partnerschaft mit Selbstandigkeit
Partnerschaft mit (doppelter) Selbstandigkeit
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Die Analyse von Partnerschaften im Hinblick auf den Erwerbstatigkeitsstatus macht schlieBlich eine Klassifikation von Partnerschaften im Hinblick auf auftretende Kombinationen von Erwerbstatigkeitssituationen beider Akteure notwendig. Vor dem Hintergrund der hier verfolgten Fragestellung interessiert zum einen der generelle Erwerbsstatus, zum anderen der Umfang, hinsichtlich derer eine selbstandige Tatigkeit ausgeubt wird. Die in Kapitel 3.3 vorgebrachten Argumente flir hohere Investitionen in die Partnerschaft werden kaum Giiltigkeit besitzen, wenn ein Akteur nur einige Stunden in der Woche einer selbstandigen Tatigkeit wie z.B. die Lohnbuchhaltung fur einen kleinen Betrieb - nachgeht, der Partner dagegen mit einer abhangigen Erwerbstatigkeit in Vollzeit den tiberwiegenden Anteil des Haushaltseinkommens erwirtschaftet. Im Hinblick auf den allgemeinen Erwerbsstatus und den Umfang der Erwerbstatigkeit ergibt sich eine Klassifikation, die in Ubersicht 4-1 dargestellt ist. Wie Haupt- von Nebenerwerbstatigkeiten abgegrenzt werden, unterscheidet sich je nach der Operationalisierungsmoglichkeit des betreffenden Datensatzes und wird daher im Detail in den folgenden Kapiteln erlautert. Generell gilt jedoch, dass zwei grundsatzliche Moglichkeiten existieren: Zum einen kann der zeitliche Umfang der Erwerbstatigkeit zugrunde gelegt werden (z.B. mehr als 30 Wochenstunden oder mittels der Angabe 'ganztags' etc.), zum anderen kann die Bedeutung des Selbstandigeneinkommens fur den Haushalt gemessen werden. Diese Moglichkeit wurde z.B. im Familiensurvey realisiert, in dem nach dem wichtigsten Einkommenstyp ftir den Haushalt gefragt wurde. Als 'Partnerschaft von beruflich Selbstandigen' werden Ehe- oder Lebensgemeinschaften somit dann bezeichnet, wenn mindestens ein Akteur vollerwerbsselbstandig ist. Inwiefern die Konstellation der Selbstandigkeit beider Partner einen zusatzlichen Effekt im Hinblick auf die jeweilige abhangige Variable besitzt, kann prinzipiell durch eine entsprechende Kontrollvariable uberpruft werden. Allerdings lassen sich im Hinblick auf diese Variablen wiederum erhebliche Validitatsprobleme vermuten, da meist nicht unterschieden werden kann, ob die Partner gemeinsam oder getrennt ein Unternehmen betreiben.3 Von den Analysen eliminiert wurden (a) Partnerschaften, in denen keine Akteure erwerbstatig waren, sowie (b) Partnerschaften, in denen ein Akteur im Nebenerwerb selbstandig und der Partner nicht vollerwerbsselbstandig war. Der
3 Allerdings findet diese Variable in den folgenden Analysen kaum Verwendung, da sich keine signifikanten Effekte zeigten.
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AusschluB dieser Partnerschaften von Nebenerwerbsselbstandigen erscheint sinnvoll, da vor dem Hintergrund der theoretischen Argumentation zum einen kaum Moglichkeiten bestehen, plausible Annahmen uber die Hohe der spezifischen Investitionen relativ zu den anderen beiden Partnerschaftstypen zu treffen. Zum Zweiten handelt es sich hierbei urn sehr kleine Fallzahlen, die ein getrennte Analyse kaum sinnvoll erscheinen lassen. Vor diesem Hintergrund kann nun auch die generelle Strategie ftir diejenigen Analysen spezifiziert werden, die sich nicht nur auf die Gruppe der Selbstandigen beschranken: Es werden 'Partnerschaften ohne SelbstandigkeiV mit 'Partnerschaften mit Selbstandigen' verglichen (vgl. Ubersicht 4-1). Dieser Vergleich erfolgt in der Regel im Rahmen multivariater Analysen durch die Aufhahme unterschiedlicher Selbstandigkeitstypen als Dummyvariablen, deren Vergleichsgruppe Partnerschaften ohne Selbstandige bzw. Personen, die kein Unternehmen besitzen, darstellen. Sind nur die Befragten und nicht die Partnerschaften die Analyseeinheit (wie z.B. in Kap. 5.3 die Analysen zur Ehequalitat), so werden analog nattirlich Befragte in abhangiger Erwerbstatigkeit mit selbstandigen Befragten verglichen. Ein im Rahmen dieser Arbeit zentrales Problem stellt schlieBlich die Angabe txber die Mitarbeit des Partners im Betrieb des Selbstandigen dar. In fast alien groBen Datensatzen und in der offiziellen Statistik wird die Mitarbeit lediglich im Rahmen der Abfrage des Erwerbsstatus erfasst, der hierfiir die Kategorie der mithelfenden Familienangehorigen enthalt. Diese Angabe ist jedoch mit einer Reihe spezifischer Probleme verbunden, die deren Verwendung zur Analyse der faktischen Mitarbeit praktisch ausschlieBen. Dies wird deutlich, wenn man z.B. anhand der Veroffentlichungen des Statistischen Bundesamtes die Entwicklung dieser Kategorie des Erwerbsstatus betrachtet. Wahrend noch 1950 der Anteil der mithelfenden Familienangehorigen an alien Erwerbstatigen 14,4% betrug, pendelte sich dieser Anteil ab Mitte der 90er Jahre auf ca.1% ein (vgl. Abraham 2005). Diese beobachtete Abnahme der mithelfenden Familienangehorigen hat mehrere Griinde. Zum einen lasst er sich auf den gleichzeitigen Rtickgang der Landwirtschaft in der BRD zuruckftihren: Wahrend 1950 noch 22,1% aller Erwerbstatigen in den Bereichen Land-, Fortswirtschaft oder Fischerei arbeiteten, waren dies 1998 nur noch 2,9% (Statistisches Bundesamt 2000: 90). Da in diesem Sektor tiblicherweise eine besonders hohe Anzahl mithelfender Familienangehoriger feststellbar
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war (Statistisches Bundesamt 1997: 86),4 lasst sich hiermit sicherlich ein Teil des Rtlckgangs in dieser Kategorie erklaren. Jedoch zeigen erste Schatzungen, dass es sich bei der skizzierten Entwicklung der Anteile 'mithelfender Familienangehoriger' sicherlich auch um ein statistisches Artefakt handelt. Legt man fur eine sehr konservative Schatzung zugrunde, dass nur ein Viertel aller Selbstandigen zumindest in Teilzeit ein Familienmitglied - sei es der Lebenspartner oder ein anderer Verwandter - im eigenen Betrieb beschaftigen, so kommt man fur 1997 zu 882000 statt der vom statistischen Bundesamt berichteten 360000 mithelfenden Familienangehorigen.5 Ursache fur diese Diskrepanz ist der Umstand, das mithelfende Familienangehorige in der amtlichen Statistik als Personen charakterisiert sind, die keinen Lohn erhalten, sondern ihren Unterhalt aus dem Gehalt des Selbstandigen bestreiten. Dieses Merkmal trifft jedoch offiziell nur noch auf einen kleinen Teil der mitarbeitenden Lebenspartner zu, da diese aus verschiedenen Griinden ein formelles Arbeitsverhaltnis besitzen und daher ein eigenes Einkommen beziehen.6 Somit kann auf Basis der Kategorie „mithelfender Familienangehoriger' faktisch keine Aussage mehr iiber tatsachlich im Betrieb mitarbeitende Familienangehorige getroffen werden. Erschwerend kommt hinzu, dass unverheiratete Lebenspartner aufgrund des fehlenden Verwandtschaftsverhaltnisses von dieser Kategorie uberhaupt nicht erfaBt werden7. Aus diesen Griinden wird auf die Verwendung der Kategorie 'mithelfende Familienangehorige' im Rahmen der folgenden Analysen vollkommen verzichtet. Statt dessen wird auf einen Datensatz zuruckgegriffen, der spezifisch fur die Analyse der Mitarbeit von Lebens- und Ehepartnern konzipiert wurde. Dieser 4 So waren in der BRD 1950 von knapp 3,2 Mill, mithelfenden Familienangehorigen nur etwa eine halbe Million auBerhalb der Land- und Forstwirtschaft beschaftigt. 5 Wie die auf dem Selbstandigensurvey basierenden Anteile mitarbeitender Partner von ca. zwei Dritteln zeigen (vgl. Kap. 6.3), wird die Anzahl der mitarbeitenden Partner mit dieser Annahme immer noch grob unterschatzt. 6 Griinde filr den AbschluB eines Arbeitsverhaltnisses mit dem beruflich selbstandigen Ehegatten ergeben sich vor allem aus steuerlichen Griinden und Aspekten, die die Sozialversicherung des Partners betreffen. Durch ein formelles Arbeitsverhaltnis kann beispielsweise eine eigene Altersvorsorge fiir den Ehepartner aufgebaut werden und der Beitritt in die offentliche Krankenversicherung ist moglich. Zudem ist das Gehalt eines Ehepartners als betriebliche Aufwendung steuerlich absetzbar. Wann ein formelles Arbeitsverhaltnis mit welcher Lohnh5he fur die Betroffenen Okonomisch effizient wird, hangt von verschiedenen Umstanden wie der Ertragslage des Betriebs oder mOglichen Alternativen der Absicherung ab und kann daher nicht generell spezifiziert werden. 7 Daher sollte das Standardinstrument zur Erhebung des Erwerbsstatus neu konzipiert werden, fur einen Vorschlag vergleiche Abraham (2005).
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'Selbstandigensurvey Niirnberg-Leipzig' wird in Kap. 4.5 beschrieben und dient als Grundlage fur die Uberprtifung einer Reihe von Hypothesen iiber die Realisierung der Mitarbeit des Lebens- oder Ehepartners im Betrieb des Selbstandigen (vgl. Kap. 6.3). Die mit der bestehenden Datenlage verbundenen Probleme und Restriktionen fuhrten im Rahmen dieser Arbeit zu der Notwendigkeit, vier verschiedene Datensatze zu verwenden. Mit dem gepoolten ALLBUS stehen sehr viele Falle zur Verfugung, allerdings konnen aufgrund des beschrankten Infortnationsgehalts iiber die Partnerschaft nur wenige hier relevante Fragestellungen analysiert werden. Der representative Familiensurvey bietet bei niedrigeren Fallzahlen dagegen detaillierte Informationen iiber die Partnerschaftsgeschichte. Mit der Mannheimer Scheidungsstudie steht ein Datensatz zur Verfugung, der nicht nur die Analyse der Ehestabilitat selbstandig Erwerbstatiger erlaubt, sondern auch detaillierte Informationen iiber die erste Ehe der Befragten enthalt. SchlieBlich konnen mit dem bereits erwahnten Selbstandigensurvey Aussagen iiber die Determinanten der Mitarbeit in Untemehmen getroffen werden. Die Auswahl dieser Datensatze erfolgte vor allem unter zwei Gesichtspunkten: Zum einen im Hinblick auf die verfligbaren Informationen iiber Partnerschaften und selbstandig Erwerbstatige, zum anderen im Hinblick auf das oben geschilderte Fallzahlenproblem. Allerdings kann letzteres nicht vollkommen ausgeraumt werden. Sowohl im Familiensurvey als auch in der Mannheimer Scheidungsstudie stehen aufgrund der StichprobengroBe geniigend Selbstandige zur Verfugung, um multivariate quantitative Analysen durchflihren zu konnen. Allerdings reduzieren sich die betrachteten Falle sofort, wenn bestimmte Gruppen - wie z.B. die einzelnen Selbstandigkeitstypen oder Selbstandige mit bestimmten Haushalts- oder Partnerschaftseigenschaften - betrachtet werden. Dies stellt insbesondere fur die Verwendung von Signifikanztests ein Problem dar, da kleine Fallzahlen zu hoheren Standardfehlern fiihren. Aus diesem Grund werden abweichend von der iiblichen Praxis Signifikanzniveaus mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit zwischen 5% und 10% angegeben.8 Allerdings werden derartige Befunde nur dann zur Interpretation herangezogen, wenn sie zusatzlich zu anderen signifikanten Koeffizienten zu einem theoretisch konsistenten Bild beitragen und so die Vermutung 8 Um eine hinreichende Ubersichtlichkeit der Tabellen zu erhalten, wurde daher auch auf die Differenzierung zwischen Signifikanzniveaus im Intervall zwischen 0,01 und 0,001 und daruber verzichtet und beides zu einer Kategorie zusammengefasst
116
4 Datenbasis
nahe liegt, dass geringe Fallzahlen in den untersuchten Untergruppen zu einer hoheren Irrtumswahrscheinlichkeit fuhren. Die Verwendung mehrerer Datensatze hat Uber den erhohten Informationsgehalt hinaus Vorteile: Obwohl die Hypothesen in der Regel nicht mit konkurrierenden Datensatzen getestet werden konnen, muss sich das gesamte theoretische Modell an verschiedenen Datensatzen messen lassen. Damit wird die Wahrscheinlichkeit reduziert, dass die theoretische Argumentation aufgrund der Selektivitat einer Datenquelle - z.B. durch eine spezifische historische Arbeitsmarktsituation falschlicherweise bestatigt oder verworfen wird.
x
4.2 Der gepoolte ALLBUS 1984 - 1996
sU
pp
Le
Eine der bekanntesten und am haufigsten verwendeten Datensatze in Deutschland stellt die von der 'Gesellschaft sozialwissenschaftlicher Inrrastruktureinrichtungen' (Gesis) finanzierte und vom 'Zentralarchiv ftlr empirische Sozialforschung' durchgefiihrte 'Allgemeine Bevolkerungsumfrage der Sozialwissenschaften' (ALLBUS) dar. Mit dem ALLBUS werden seit 1980 regelmaflig aktuelle Daten iiber Einstellungen, Verhaltensweisen und die Sozialstruktur der Bevolkerung in der Bundesrepublik Deutschland erhoben. In der Regel wird alle zwei Jahre ein reprasentativer Querschnitt der Bevolkerung mit einem teils stetigen, teils variablen Fragenprogramm befragt. Im sogenannten gepoolten ALLBUS werden die Befragungen aus den einzelnen Jahren in einem Datensatz zusammengefasst. In dieser Arbeit wird der gepoolte Datensatz fur die Jahre von 1984 bis 1996 verwendet. Aufgrund der Wiedervereinigung wurde zwischen 1990 und 1992 jahrlich erhoben, so dass der Datensatz acht Querschnittsbefragungen mit ingesamt 31722 Fallen umfasst. Da jedoch fur den Zeitraum vor 1986 keine Informationen iiber nicht verheiratete Lebenspartner vorliegen, wurden die drei betreffenden Querschnittbefragungen fur die folgenden Analysen ausgeschlossen, damit bleiben 22772 Falle iibrig. Allerdings wurden auch eine Reihe von anderen Fragen nicht in jedem Jahr erhoben, so dass sich diese Fallzahl aufgrund fehlender Angaben in einzelnen Jahren weiter reduzieren kann. Da iiber den Partner nur sehr eingeschrankt Informationen existieren, wurde der ALLBUS nur ftlr Analysen eingesetzt, die als Analyseeinheit auf den Befragten abstellen, wie dies z.B. die Frage nach der Existenz eines Lebens- oder Ehepartners in der Querschnirtsbetrachtung geschieht (vgl. Kap. 5.3).
4 Datenbasis
117
Tabelle 4-1 zeigt die Verteilung des Erwerbsstatus im gepoolten ALLBUS fur die Jahre 1986 bis 1996. Wie in den meisten Datensatzen beruht die Angabe zur Selbstandigkeit auf der Selbstangabe der Befragten, wobei die ixblichen drei Klassen - Landwirte, freie Berufe und sonstige Selbstandige - vorgegeben werden. Ingesamt sind 1196 Selbstandige ausgewiesen, dies ergibt bezogen auf alle Erwerbstatigen eine durchschnittliche Selbstandigenquote von 11% fur die betrachteten zehn Jahre. Tabelle 4-1: Erwerbstdtigkeit und Selbstandigkeit im ALLBUS 1986-1996 nur Vollzeiterwerbstatige
N
% (urn fehlende Werte bereinigt)
N
Le
ERWERBSSTATUS
x
bezogen auf alle Befragten
% (um fehlende Werte bereinigt)
10890
48,1
—
Abhangig erwerbstatig
10515
46,4
9050
88,8
199
0,9
172
1,7
pp
nicht erwerbstatig
Selbstandig erwerbstatig als
sU
Freiberufler Landwirt
148
0,7
143
1,4
sonstiger Selbstandiger
849
3,7
790
7,8
Mithelfende Familienangehorige
55
0,2
32
0,3
—
86
—
keine Angabe Gesamt
116 22772
100
10273
100
Die Operationalisierung der Vollerwerbsselbstandigkeit wurde im ALLBUS anhand des Berufstatigkeitsstatus vorgenommen. Als vollerwerbstatig - egal ob abhangig oder selbstandig - wurde codiert, wer angab ganztags berufstatig zu sein, dies waren 10187 Personen. Fur die Gruppe aller Selbstandigen gaben 1105 Befragte eine ganztagige Erwerbstatigkeit an. Damit liegt der Anteil der Voll-
118
4 Datenbasis
zeiterwerbstatigen in der Gruppe der Selbstandigen mit 92% etwas hoher als in der Gruppe der abhangig Beschaftigten (86%). Diese Zahlen zeigen bereits, dass Nebenerwerbsselbstandigkeit zwar vorkommt, jedoch nur wenige Falle betrifftt. Daruber hinaus weisen die Zahlen in Tabelle 4-1 darauf hin, dass die sonstigen Selbstandigen mit 790 Fallen erwartungsgemaB am starksten in der Gruppe aller selbstandig Erwerbstatigen vertreten sind.
4.3 Der Familiensurvey 1988
sU
pp
Le
x
Der sogenannte Familiensurvey wird vom Deutschen Jugendinstitut (Mtinchen) durchgefuhrt. Finanziert vom Bundesministerium fur Familie, Senioren, Frauen und Jugend dient diese in mehreren Wellen durchgefuhrte Panelstudie der Sozialberichterstattung Uber Familien in der Bundesrepublik Deutschland. Im Zusammenhang mit den hier verfolgten Fragestellungen bietet dieser Datensatz vor allem Informationen tiber den Verlauf von Partnerbeziehungen sowie die Erfassung von Berufsverlaufen und deren Auswirkung auf das Familienleben (vgl. hierzu auch Bender etal. 1996). Im Rahmen dieser Arbeit wird ausschlieBlich die erste Erhebung von 1988 verwendet, die eine Zufallsstichprobe der in Privathaushalten lebenden Personen deutscher Staatsangehorigkeit im Alter von 18 bis 55 Jahren ftir Westdeutschland erfasst. Die Nettostichprobe umfasst 10043 Personen mit einer Ausschopfungsquote von 51,8%. Die retrospektive Erhebung der Partnerschafts- und Familiengeschichte erlaubt auch schon fur diese erste Welle die Analyse von Ereignisdaten wie des Timings von Heirat und Elternschaft. Da die theoretischen Uberlegungen den Effekt einer spezifischen Form der Erwerbstatigkeit auf die Partnerschaften in den Mittelpunkt stellen, wurden die Analysen mit dem Selbstandigensurvey auf Personen beschrankt, die zum Befragungszeitpunkt in einer Partnerschaft lebten. Dies fuhrte zum Ausschluss von 1968 Fallen, zusatzlich wurden alle Partnerschaften eliminiert, in denen keiner der beiden Partner erwerbstatig war (N= 1523). Fur die Operationalisierung des selbstandigen Erwerbsstatus wurde die aktuelle berufliche Stellung zum Befragungszeitpunkt herangezogen.9 Die Operationalisie9 Die Verwendung der aktuellen beruflichen Stellung envies sich als notwendig, urn ftir die Definition der Vollerwerbsselbstandigkeit auf die Frage nach dem wichtigsten Haushaltseinkommen zuruckgreifen zu kOnnen, die sich ebenfalls auf die aktuelle Situation bezog.
4 Datenbasis
119
rung der Vollerwerbsselbstandigkeit erfolgte iiber die Angabe, ob die aus der selbstandigen Erwerbstatigkeit erzielten Ertrage das wichtigste Einkommen fur den Haushalt darstellen. Um Effekte einer Nebenerwerbsselbstandigkeit auszuschalten, wurden zusatzlich alle Paare bzw. Haushalte von den Analysen ausgeschlossen, in denen eine selbstandige Tatigkeit ausgetlbt wurde, diese jedoch nicht die wichtigste Einkommensquelle fiir den Haushalt darstellte; dies betraf 292 Partnerschaften. Als Analysegrundlage verblieben somit insgesamt 7149 Partnerschaften, von denen mindestens in 604 Fallen ein Partner im Haupterwerb selbstandig ist.10
STATUS
N
Le
KOMBINATION DES ERWERBS-
x
Tabelle 4-2: Kombination des Erwerbsstatus beider Akteure in Partnerschaften mit mindestens einem Vollerwerbstdtigen im Familiensurvey 1988
6366
pp
Keine SelbstSndigkeit in der Partnerschaft
%
% (um fehlende Werte bereinigt)
89
91,3
259
3,6
3,7
Selbstandigkeit und abhangige Erwerbstatigkeit
245
3,4
3,5
Beide Partner sind selbstandig
100
1,4
keine Angabe
179
2,5
1,4 —
7149
99,9
99,9
sU
SelbstSndigkeit und keine Erwerbstatigkeit
Gesamt
Tabelle 4-2 enthalt die Verteilung der Kombinationen des Erwerbsstatus zwischen beiden Partnern. Hierbei zeigt sich bereits, dass sich fur den Erwerbsstatus der Partner von Haupterwerbsselbstandigen alle Moglichkeiten auch empirisch beobachten lassen. Der Verzicht auf eine Erwerbstatigkeit und eine abhangige 10 Die leichte Uberreprasentierung von Frauen (Bender et al. 1996: 275) ftihrte hier zu einem hoheren Anteil Selbstandiger unter den Partnern der Befragten als unter den Befragten selbst.
120
4 Datenbasis
sU
pp
Le
x
Erwerbstatigkeit treten jeweils mit der gleichen Haufigkeit auf. Immerhin ein Sechstel aller Paare, die mindestens einen Haupterwerbsselbstandigen aufweisen, sind durch eine doppelte Selbstandigkeit gekennzeichnet. Allerdings sind diese Zahlen nur schwierig zu interpretieren, da keine Information daniber vorliegt, ob einer eigenen selbstandigen Tatigkeit oder einer abhangigen Beschaftigung im Unternehmen des Partners nachgegangen wird. Jedoch wird bereits deutlich, dass die Selbstandigkeit eines Partners mit ganz unterschiedlicher Erwerbstatigkeit des anderen Partners gepaart ist. Von welchen Determinanten dies abhangt, ist Gegenstand des sechsten Kapitels dieser Arbeit. Die unterschiedlichen Arten der Selbstandigkeit wurden im Familiensurvey wieder auf der Basis der bekannten Klassifizierung in Landwirte, freie Berufe und sonstige Selbstandige erhoben. Allerdings wurde die letzte Kategorie noch weiter differenziert, indem die Anzahl der Mitarbeiter in drei GroBenklassen herangezogen wurde. Demnach liegt Information daruber vor, ob die sonstigen Selbstandigen maximal einen Mitarbeiter, zwischen 2 und 9 Mitarbeitern oder tiber 9 Mitarbeitern beschaftigen. Fur die beiden letzten Kategorien wird angenommen, dass sie am ehesten den 'klassischen' Unternehmensbesitzer beinhalten, wie er in Kapitel 3.3 skizziert wurde. Allerdings ist nicht auszuschlieBen, dass auch andere Formen der Selbstandigkeit davon erfasst werden. Dies ware beispielsweise der Fall, wenn sich drei Selbstandige in einer Firma zusammen schlieBen, urn gemeinsam die Infrastruktur zu nutzen, sonst jedoch auf jeweils eigene Rechnung arbeiten. Die Angabe der Verteilung der unterschiedlichen Typen der Selbstandigkeit ist insofern problematisch, als in Partnerschaften mit doppelter Selbstandigkeit unterschiedliche Typen auftreten konnen. Tabelle 4-3 zeigt neben der Verteilung auf Basis der Befragten die Anzahl der Partnerschaften, in denen jeweils mindestens ein Haupterwerbsselbstandiger des betreffenden Typs zu beobachten war. In Ubereinstimmung mit den in Kapitel 3.2 geschilderten Verteilungen der BetriebsgroBen in der BRD stellen die Kleinstbetriebe den groBten Anteil an den Selbstandigen dar: Fast 40% aller 'Selbstandigenpartnerschaften' weisen einen Selbstandigen mit maximal einem Mitarbeiter auf. Da man davon ausgehen kann, dass unter den Landwirten und Freiberuflern - flir die diese Angabe nicht vorliegt - nur ein sehr geringer Anteil mehr als 9 Mitarbeiter beschaftigt, sind Betriebsinhaber mit mehr als 9 Angestellten eine kleine Minderheit unter alien Selbstandigen.
4 Datenbasis
121
Tabelle 4-3: Verteilung der Selbstandigkeitstypen, bezogen auf die Befragten sowie Partnerschaften im Familiensurvey 1988, nur Haupterwerbsselbstandige Anzahl Befragter A
B
C
Landwirt
44
73
27
23
Freie Berufe
54
116
21
11
x
Anzahl Partnerschaften.
SELBSTANDIGENTYP
D
Sonstige Selbstandige 130
2 bis 9 Mitarbeiter
69
10 Mitarbeiter und mehr
19 316
44
28
154
26
9
51
10
1
632a)
128
72
pp
Gesamt
238
Le
bis 1 Mitarbeiter
sU
Anmerkung:a) Durch Partnerschaften mit doppelter Erwerbstatigkeit (ibersteigt die Summe die Anzahl der Partnerschaften mit mindestens einem Selbstandigen (N=604). A: die fur den betreffenden Typ jeweils vollerwerbsselbstandig sind, B: mit mindestens eine Vollerwerbsselbstandigen des jeweiligen Typs, C: mit doppelter Selbstandigkeit, in denen mindestens ein Voll-erwerbsselbstandiger des jeweiligen Typs vertreten ist, D: in denen beide Partner den selben Selbstandigkeitstyp aufweisen. Insgesamt 100 Partnerschaften im Familiensurvey zeichnen sich durch eine Vollerwerbsselbstandigkeit beider Partner aus, dies sind somit etwa ein Sechstel aller Partnerschaften mit mindestens einem Selbstandigen. Ebenfalls aus Tabelle 4-3 geht die Anzahl der Partnerschaften mit doppelter Selbstandigkeit hervor, in denen mindestens ein Partner dem jeweiligen Selbstandigentyp zuzuordnen ist. Im Hinblick auf die doppelte Selbstandigkeit in Partnerschaften enthalt Tabelle 4-3 zudem die Anzahl der Partnerschaften, in denen fur beide Partner exakt die selbe Selbstandigenkategorie ausgewiesen wurde. Von insgesamt 100 Partnerschaften mit doppelter Selbstandigkeit geben demnach 72 an, exakt den gleichen Status von selbstandiger Tatigkeit (Freiberufler, Landwirt oder Sonstige) zu besitzen. Dies
122
4 Datenbasis
kann als erster Hinweis darauf gewertet werden, dass einer doppelten Selbstandigkeit meist der gemeinsame Betrieb eines Unternehmens zugrunde liegt. Dies gilt insbesondere fur Landwirte und kleine Unternehmen. Selbst wenn der Partner keine formellen Eigentumsanteile am Unternehmen halt, entspricht es dem Selbstverstandnis vieler Paare, den Betrieb als gemeinsames Familienunternehmen zu betrachten. Damit ruckt jedoch die Frage nach einer faktischen Mitarbeiter der Partner unabhangig vom Arbeits- oder Eigentumsverhaltnis in den Mittelpunkt (vgl. Kap. 6.3).
x
4.4 Die Mannheimer Scheidungsstudie
sU
pp
Le
Die Mannheimer Scheidungsstudie stellt die Datengrundlage des Projekts 'Determinanten der Ehescheidung' dar,11 in dem die Auflosung bzw. die Stabilitat der ersten Ehe von Personen in der Bundesrepublik Deutschland im Mittelpunkt stand. Ein wesentliches Motiv flir die Erhebung eines speziellen 'Scheidungsdatensatzes' stellt der Umstand dar, dass in den bisher verfligbaren Datensatzen zum einen Scheidungen in nicht ausreichender Zahl oder nur sehr selektiv erfasst wurden, zum anderen der Eheverlauf in vielen Punkten zu unvollstandig abgebildet wurde (Klein und Kopp 1999). Die Mannheimer Scheidungsstudie bietet sowohl eine ausfuhrliche retrospektive Erfassung des Eheverlaufs als auch eine hohe Anzahl von Scheidungen im Sample. Letzteres wird durch ein Oversampling geschiedener Ehen erreicht, in dem im Rahmen einer disproportional geschichteten Zufallsauswahl 2504 verheiratet bzw. verwitwete und 2516 in erster Ehe geschiedene Personen befragt wurden. Die 1996 erhobenen Daten umfassen hierbei sowohl in der DDR als auch in der BRD bzw. im ehemaligen Reichsgebiet geschlossene Ehen.12 Dieser Datensatz durfte aufgrund der verfligbaren Fallzahlen von geschiedenen Ehen somit die einzige Datenquelle darstellen, auf deren Basis die Ehestabilitat kleiner Subgruppen wie die selbstandig Erwerbstatigen analysierbar ist (Babka von 11 Das Projekt wurde von Hartmut Esser (Univ. Mannheim) konzipiert und zusammen mit Thomas Klein (Univ. Heidelberg) durchgefuhrt. Ich danke insbesondere Hartmut Esser fur die Uberlassung des Datensatzes sowie Heike Diefenbach fur ihre datentechnische Unterstutzung. Die genannten Personen sind selbstverstandlich in keiner Weise fur evtl. aufgetretene Unzulanglichkeit der Analyse dieses Datensatzes verantwortlich. 12 Details zum Untersuchungsdesign und der Datenstruktur finden sich in Klein und Kopp (1999) sowie Diefenbach (2000: 167-174).
4 Datenbasis
123
Le
x
Gostomski et al. 1997). Zudem sind eine Vielzahl von Informationen tiber die Partnerschaft als auch der Erwerbstatigkeit enthalten, die in dieser Form in anderen Datensatzen nicht zur Verfugung stehen. Damit ist der Datensatz nicht nur fiir die Analyse der Ehestabilitat, sondern auch im Hinblick auf andere in dieser Arbeit interessierende Explananda - wie z.B. eingesetzte Regulierungsmechanismen einsetzbar. Allerdings muss bei der Interpretation berucksichtigt werden, dass sich diese Daten ausschlieBlich auf Erstehen beziehen. Daher konnen keine Aussagen tiber wieder- oder unverheiratete Lebenspartner getroffen werden. Zudem handelt es sich aufgrund der disproportional geschichteten Stichprobe und des damit verbundenen Oversamplings geschiedener Ehen streng genommen um kein representatives Sample. Dies stellt jedoch fur die vorliegende Arbeit ein zu vernachlassigendes Problem dar, da in erster Linie die Testung von theoretisch gestiitzten Hypothesen und nicht representative Aussagen im Hinblick auf eine Grundgesamtheit im Vordergrund steht.13
sU
pp
13 Der Mannheimer Scheidungsdatensatz enthalt eine Reihe von Gewichten, die vor allem das Oversampling von Geschiedenen korrigieren sollen (vgl. kritisch auch Diefenbach 2000: 170). Hartmann pladiert dafiir, diese Gewichte auch bei ereignisanalytischen Verfahren anzuwenden, wie sie zur Analyse der Ehestabilitat auch in dieser Arbeit zum Einsatz kommen (Hartmann 1997). Allerdings gab es neben der allgemeinen kontroversen Diskussion um die Vor- und Nachteile von Gewichtungen (vgl. hierzu z.B. die Beitrage in Gabler et al. 1994, sowie Rendtel und Schimpl-Neimanns 2001) eine Reihe weiterer Griinde, auf das zum Teil datentechnisch aufwandige Verfahren zu verzichten: Erstens ist es das wesentliche Ziel dieser Arbeit, Hypothesen zu testen. Daflir ist jedoch die Starke des Zusammenhangs, die durch die Effektkoeffizienten angegeben werden, kein entscheidendes MaB. Die mftgliche Verzerrung dieser Koeffizienten durch die geschichtete Stichprobe ist daher in diesem Rahmen zu vernachlassigen. Bedenklicher waren Verzerrungen der Standardfehler, die nach Hartmann ebenfalls nicht auszuschliefien sind. Aber auch hier ist eine Gewichtung nur dann sinnvoll, solange die Giiltigkeit der Hypothese nicht nur fiir die Stichprobe, sondern auch fiir die Grundgesamtheit getestet werden soil. Dies erscheint jedoch schon allein deswegen problematisch, dakaum davon ausgegangen werden kann, dass die Gruppe der Selbstandigen in alien verwendeten Datensatzen reprasentativ erfasst wurden. Dies liegt vor allem an dem Umstand, dass Selbstandige haufig schwerer zu erreichen und einer hftheren zeitliche Belastung durch den Beruf ausgesetzt sind als andere Erwerbstatige. Da sich die Hypothesen konkret auf diese Population beziehen, erscheint der Anspruch reprasentativer Testung dieser Hypothesen mit den vorhandenen Datensatzen prinzipiell fraglich (siehe hierzu auch Alt und Bien 1994). Signifikanzniveaus werden in dieser Arbeit somit nicht als MaB fur die Verallgemeinerbarkeit auf eine Grundgesamtheit interpretiert, sondern stellen ein allgemeines MaB fur die Robustheit der Ergebnisse im Hinblick darauf dar, ob bei einer etwas anderen Stichprobenzusammensetzung die Ergebnisse immer noch gelten wurden (Annahme des hypothetischen Universums, vgl. hierzu z.B. Gold 1969, Kuchler 1979:114-117, Mohr 1990). Zweitens kann fur die meisten Analysen in gewissem AusmaB fiir die auftretenden Verzerrungen korrigiert werden, in dem die betreffende Variable, nach der geschichtet wurde (hier das Vorliegen einer Scheidung sowie Ost/West-Interview), als unabhangige Variable mit aufgenommen wird. Problematisch sind jedoch Analysen, bei denen die
124
4 Datenbasis
sU
pp
Le
x
Fur die Operationalisierung beruflicher Selbstandigkeit bietet die Mannheimer Scheidungsstudie zwei Moglichkeiten. Erstens kann wie im Familiensurvey auf die Angaben zur beruflichen Stellung zuriickgegriffen werden, die jedoch nur fur die letzte Tatigkeit wahrend der Ehe erhoben wurde. Dies stellt ein gewisses Problem dar, da einige Analysen mit diesem Datensatz auf Ereignisse abstellen, die zeitlich vor dem Wechsel in den letzten Erwerbsstatus auftreten konnen. Dies betrifft z.B. den Zeitpunkt des Partnerschaftsbeginns (vgl. Tabelle 5-2). Die Angaben zum Selbstandigenstatus stellen in diesen Fallen nur eine unvollstandige Proxyangabe dar, da nicht ausgeschlossen werden kann, dass zum Zeitpunkt des interessierenden Ereignisses noch keiner selbstandigen Tatigkeit nachgegangen wurde. Allerdings bietet die Mannheimer Scheidungsstudie eine weitere Moglichkeit der Erfassung beruflicher Selbstandigkeit tiber die Frage nach dem Firmenbesitz durch den Befragten und dessen Partner bzw. Partnerin. Da zusatzlich der Zeitpunkt der Firmengrundung bzw. der Firmenubernahme sowie - sofern relevant der Aufgabe des Unternehmens erhoben wurde, konnte das Auftreten dieser Form der Selbstandigkeit auf konkrete Zeitpunkte bezogen werden. Verwendung fanden drei unterschiedliche Varianten dieser Variable, die in Abhangigkeit der jeweiligen Fragestellung sowie des verwendeten statistischen Modells zum Einsatz kamen: Erstens die als Dummy codierte Angabe, ob im Laufe der Partnerschaft eine Firma zu beobachten war, zweitens ob eine Firma zum Beziehungsende bzw. zum Interviewzeitpunkt existierte, und drittens die Angabe eines Zeitraumes von einem bestimmten Ereignis (z.B. der Partnerschaftsgrundung) bis zur Firmengrundung. Diese letzte Angabe kann in ereignisanalytischen Verfahren als zeitabhangige Variable Verwendung finden. Damit wirdberiicksichtigt, dass die Wahrscheinlichkeit der Grundung eines Unternehmens neben anderen Faktoren von der Zeitdauer selbst abhangt: Je alter ein Akteur beispielsweise ist, desto mehr Moglichkeiten hatte er, Humankapital und finanzielles Kapital anzusammeln. Erhoht beides die Wahrscheinlichkeit der Grundung eines eigenen Unternehmens, haben altere Akteure per se eine hohere Wahrscheinlichkeit, ein Unternehmen zu besitzen. Wird der Unternehmensbesitz als einfache Kovariate zur Analyse von Variablen einge-
Schichtungsvariable die abhangige Variable darstellt, wie dies bei der Analyse der Ehestabilitat der Fall ist (endogene Schichtung). Hier zeigte sich jedoch fur einige beispielhaft durchgeftihrte Analysen, dass eine Gewichtung zu nahezu identischen Ergebnisse fiihrt, dies deckt sich auch mit den Ergebnissen von Hartmann im Hinblick auf Scheidungsmodelle mit dem Mannheimer Datensatz (Hartmann 1997: 40ff, vgl. auch die Ergebnisse von Briiderl und Kalter 2000).
4 Datenbasis
125
sU
pp
Le
x
fuhrt, die selbst zeitabhangig sind - wie z.B. die Scheidungswahrscheinlichkeit - so kann es allein aufgrund der Zeitabhangigkeit sowohl der Kovariate als auch der abhangigen Variable zu einer Scheinkorrelation kommen (vgl. hierzu beispielsweise Blossfeld et al. 1986: 90ff). Mit zeitabhangigen Kovariaten wird dagegen beriicksichtigt, wann im Zeitverlauf das Ereignis 'Unternehmensgrundung' erfolgte. Damit kann auch beriicksichtigt werden, ob zuerst das Unternehmen oder die Partnerschaft existierte. Fiir die vorliegenden Analysen wurden wiederum alle Partnerschaften (in diesem Fall also Erstehen) ausgeschlossen, in denen keine Erwerbstatigkeit zu beobachten war. Da hierflir der letzte Erwerbsstatus in der Ehe herangezogen wurde, betraf dies lediglich 98 Partnerschaften. Die Angabe der Vollerwerbstatigkeit beruht auf einer Selbsteinschatzung des Befragten, ob die letzte Erwerbstatigkeit in der Ehe in Vollzeit, Teilzeit oder auf geringfiigiger Basis ausgetibt wurde. Als Nebenerwerbsselbstandig gait wer eine Teilzeit- und geringfugige Tatigkeit austibte. Es wurden wiederum alle Partnerschaften aus der Analyse ausgeschlossen, in denen ein Partner lediglich eine Nebenerwerbsselbstandigkeit austibte, dies betraf 45 Partnerschaften. Der Typ der Selbstandigkeit wurde auf Basis der bekannten dreistufigen Klassifikation in Freiberufler, Landwirte und sonstige Selbstandige erhoben.14 Da daruber hinaus auch die Berufsbezeichnungen fur den wahrend der Ehe zuletzt ausgeubten Beruf vorlagen, konnte die Validitat der Selbstandigkeitsangaben ansatzweise iiberpriift werden. Hier zeigte sich, dass sich insbesondere Freiberufler haufig falschlicherweise als sonstige Selbstandige klassifizieren. Diese Falle wurden unter Rtickgriff auf die Angaben zum Beruf und zum Unternehmensbesitz wenn moglich korrigiert. Einen Uberblick iiber die Verteilung des Erwerbsstatus in den verbleibenden 4877 Partnerschaften gibt Tabelle 4-4. Im Gegensatz zum Familiensurvey zeigte sich, dass im Falle einer doppelten Selbstandigkeit in der Partnerschaft (N=47) lediglich zwei Falle nicht identische Selbstandigkeitstypen angaben.15 In diesen beiden Fallen wurde der Status des 14 Ahnlich wie im Familiensurvey wurden auch GrOBenangaben der Betriebe erhoben, jedoch verzichtete man im Rahmen der auf dem Mannheimer Datensatz basierenden Analysen auf deren Verwendung. Dies lag vor allem an der Verfligbarkeit der Angaben zum Firmenbesitz und dem Umstand, dass eine Differenzierung der BetriebsgroBen fur den Selbstandigenstatus keine nennenswerten Ergebnisse brachte. 15 In beiden Fallen handelte es sich um eine Kombination aus einem Freiberufler und einem sonstigen Selbstandigen.
126
4 Datenbasis
Befragten codiert, so dass - anders als im Familiensurvey - jeder Partnerschaft ein eindeutiger Typ der Selbstandigkeit zugeordnet werden konnte. Insgesamt stehen im Mannheimer Scheidungsdatensatz somit 559 Partnerschaften mit mindestens einem Vollerwerbsselbstandigen zur Verfiigung, die mit 4318 Partnerschaften mit entweder einem oder zwei abhangig Beschaftigten Partnern kontrastiert werden konnen. Tabelle 4-4: Der zuletzt beobachtete Erwerbsstatus der Akteure in Partnerschaften im Mannheimer Scheidungsdatensatz N
%
Partnerschaften ohne beruflich Selbstandigen, jedoch mit mindestens einem Vollerwerbstatigen
4318
88,5
Le
x
ERWERBSSTATUS
Partnerschaften mit mindestens einem vollerwerbstatigen
Freiberufler
pp
Selbstandigen Landwirt
Gesamt
sU
sonstigen Selbstandigen
37
0,8
176
3,6
346
7,1
4877
100
Wie bereits erwahnt, wurde neben der tiblichen Klassifikation der Selbstandigen in Landwirte, Freiberufler und sonstige Selbstandige in der Mannheimer Scheidungsstudie zusatzlich erhoben, ob der Befragte oder sein Partner wahrend der Ehe gemeinsam oder getrennt einen gemeinsamen Betrieb besassen.16 Damit bietet der Datensatz die einzigartige Moglichkeit, zwischen selbstandiger Erwerbstatigkeit und dem Besitz eines Unternehmens zu differenzieren. Das beides nicht unbedingt
16 Die genauen Fragen lauteten: "Hatten Sie, ihr Partner oder sie beide gemeinsam wahrend der Ehe ein Geschaft, eine Firma oder einen Betrieb?", "Waren Sie persOnlich ohne ihren Partner wahrend der Ehe Besitzer eines Geschafts, einer Firma oder eines Betriebs?", "Waren Ihr Partner ohne Sie wahrend der Ehe Besitzer eines Geschafts, einer Firma oder eines Betriebs?"
4 Datenbasis
127
zusammenfallt wird am Beispiel des einzelnen Gewerbetreibenden oder des freischaffenden Journalisten deutlich, deren selbstandiger Arbeit nicht unbedingt ein Betrieb oder Geschaft zugrunde liegt. Der Zusammenhang zwischen dem Selbstandigenstatus und dem Unternehmensbesitz geht aus Tabelle 4-5 hervor. Tabelle 4-5: Zusammenhang zwischen dem letzten Erwerbsstatus der Akteure in der Partnerschaft und dem Unternehmensbesitz zum Zeitpunkt des Beziehungsendesbzw. des Interviews, nur Partnerschaften mit mindestens einem Vollerwerbstdtigen (Mannheimer Scheidungsstudie, Reihenprozente)
IN DER PARTNERSCHAFT BEFINDENSICH....
N
4208
%
97,5%
pp
keine Selbstandigen
ja
Le
nein
Gesamt
x
Unternehmensbesitz in der Partnerschaft
N
%
N
110
2,5%
4318 100,0%
16
43,2%
21
56,8%
37 100,0%
mindestens ein Freiberufler
146
83,0%
30
17,0%
176 100,0%
mindestens ein sonstiger Selbstandiger
140
40,5%
206
59,5%
346 100,0%
Gesamt 4510
92,5%
367
7,5%
4877 100,0%
sU
mindestens ein Landwirt
Anmerkung: Cramers V= 0,58** Von den 559 Partnerschaften, fur die eine selbstandige Tatigkeit als Landwirt, Freiberufler oder sonstiger Selbstandiger eines Akteurs angegeben wurde, besassen lediglich 257 bzw. 46% eine Firma. Wahrend fast 60% der sonstigen Selbstandigen von einem Unternehmensbesitz berichteten, waren dies fur die Freiberufler nur 17%. Interessant erscheint, dass die Mehrzahl der Landwirte sich ebenfalls als
128
4 Datenbasis
sU
pp
Le
x
Unternehmensbesitzer betrachten. Den 110 Fallen, in denen der letzte Erwerbsstatus beider Partner keine Selbstandigkeit beinhaltet, jedoch ein Firmenbesitz berichtet wird, konnen drei denkbare Ursachen zugrunde liegen: Erstens konnen dies Falle sein, in denen tatsachlich Kapital an einem Unternehmen z.B. als Mitgesellschafter gehalten wird, jedoch einer abhangigen Erwerbstatigkeit fur einen anderen Arbeitgeber nachgegangen wird. Dies betrifft insbesondere auch Nebenerwerbsselbstandige wie z.B. Nebenerwerbslandwirte, die ihren Hof als Betrieb auffassen, jedoch auch flir einen Arbeitgeber tatig sind. Zweitens konnen Kapitaleigner sich auch als abhangig beschaftigt definieren, wenn sie in der eigenen Firma z.B. als Geschaftsflihrer einer GmbH mit eigenem Arbeitsvertrag tatig sind. Drittens sind natiirlich auch Antwortfehler denkbar, einerseits hinsichtlich des Erwerbsstatus, andererseits hinsichtlich der Zeitangabe beziiglich des Unternehmensbesitzes. Welche der Moglichkeiten vorliegt, kann auf Basis der zur VerfUgung stehenden Informationen nicht entschieden werden. Deutlich wird in jedem Fall, dass die 'Messung' beruflicher Selbstandigkeit mit erheblichen Problemen behaftet ist, deren Auswirkungen auf empirische Analysen meist unklar bleiben. Werden jedoch z.B. auch abhangig Beschaftigte mit Kapitalbesitz, die sich gemaB der theoretischen Argumentation durch ein geringeres AusmaB an spezifischen Investitionen auszeichnen miiBten, als selbstandig klassifiziert, so sollte dies zu einer Verringerung der Varianz im Hinblick auf den vermuteten Zusammenhang fuhren. Insofern ist es nicht unwahrscheinlich, dass die Unvollstandigkeiten der Operationalisierung des Selbstandigenstatus zu einem 'harteren' Test der Theorie fuhren konnen. Dariiber hinaus werden in den Analysen, die auf dem hier beschriebenen Datensatz beruhen, beide SelbstandigenmaBe beriicksichtigt. Dies wird moglich durch den Umstand, dass beide Variablen keinesfalls perfekt miteinander korrelieren: Cramer's V betragt 0,58 flir die in Tabelle 4-5 gezeigten Variablen. Um jedoch durch Multikollinearitat bedingte Probleme auszuschlieBen, wurden alle Analysen jeweils nur mit dem Firmenbesitz oder dem Selbstandigkeitsstatus durchgeflihrt. Diese teilweise in den Tabellen prasentierte Ubung flihrte jedoch durchweg zu dem Ergebnis, dass die simultane Beriicksichtigung beider Variablen weder zu instabilen noch zu substantiell abweichenden Resultaten flihrte. Die Erhebung des Unternehmensbesitzes getrennt flir beide Ehepartner erlaubt schlieBlich auch einen ersten Blick auf die doppelte Selbstandigkeit. Wahrend flir den Selbstandigenstatus nicht zwischen einer Mitarbeit und einer eigenen Selb-
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standigkeit unterschieden werden kann, besteht hier die Moglichkeit, doppelte Selbstandigkeiten anhand der Eigentumsverhaltnisse hinsichtlich des Unternehmens zu betrachten. Tabelle 4-6 zeigt die in der Mannheimer Scheidungsstudie auftretenden Kombinationen. Der Anteil von 61% aller Partnerschaften mit Unternehmensbesitz, in der nur ein Eigentumer angegeben wurde, deckt sich mit den spater in Kapitel 6.3 prasentierten Befunden, dass Ehepartner nur selten als Miteigentiimer firmieren. Ein gemeinsamer Besitz eines Unternehmens ist nur in ca. 17% der Falle zu beobachten, wobei hier offen bleibt, in welcher Hohe Anteile vom Partner gehalten werden. Eine echte doppelte Selbstandigkeit ist nur in 12,7% aller Falle zu beobachten und stellt damit wie zu erwarten eine Minderheiten unter den Partnerschaften mit Selbstandigen dar.
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Tabelle 4-6: Eigentumerstruktur von Unternehmen unter Selbstandigen in der Mannheimer Scheidungsstudie
N
%
% (um fehlende Angaben bereinigt)
356
61,0
66,6
Beide besitzen ein Geschaft gemeinsam
98
16,8
18,4
Jeder Partner besitzt ein eigenes Geschaft
31
5,3
5,8
Beide Partner besitzen gemeinsam ein Geschaft und ein Partner zusatzlich ein Eigenes
49
8,4
9,2
Keine Angabe zu den Eigentumsverhaltnissen
50
8,5
—
584
100
100
pp
ElGENTUMERSTRUKTUR
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Nur einer in der Partnerschaft besitzt das Geschaft
Gesamt
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Deutlich wird hier, dass der Alleinbesitz des Unternehmens die Regel darstellt. Allerdings ist dies nicht zwangslaufig mit einem fehlenden Engagement des Partners verkntipft, statt dessen kann diese Eigentumerstruktur auf rechtlichen Ursachen beruhen: Sie erlaubt die Trennung von Unternehmen und dem Haushaltsvermogen, das dann haufig dem Partner tiberschrieben wird. Eine derartige Aufteilung, iiber die jedoch mit den verfligbaren Daten keine Aussage getroffen werden kann, reduziert das wirtschaftliche Risiko im Falle des Scheiterns der Selbstandigkeit. Als Besonderheit des Mannheimer Datensatzes muss noch auf den Umstand hingewiesen werden, dass auf die Erhebung einer exakten Einkommensabfrage verzichtet wurde. Dies liegt in dem Umstand begrundet, dass vor allem die Einkommensentwicklung abgebildet werden sollte, die retrospektive Erfassung von monetaren Angaben jedoch nicht als valide genug betrachtet wurde (Klein und Kopp 1999: 20). Statt dessen fand eine funfstufige Likertskala Verwendung, mit der sowohl die wirtschaftliche Situation zum Beziehungsbeginn als auch deren Veranderung tiber die Zeit eingeschatzt werden sollte. Fur die Berticksichtigung der wirtschaftlichen Verhaltnisse, deren Kontrolle insbesondere aufgrund der hoheren Durchschnittseinkommen selbstandig Erwerbstatiger erfolgen sollte, wurden jeweils die beiden schlechtesten Werte sowie die drei verbleibenden Besseren zu einer Kategorie zusammengefasst. Insgesamt lasst sich das Fazit ziehen, dass sich der Mannheimer Scheidungsdatensatz nicht nur aufgrund der hohen Fallzahlen Geschiedener, sondern auch aufgrund der Vielzahl an ereignisspezifischen Informationen tiber die Partnerschaft und die selbstandige Erwerbstatigkeit flir die Uberprufung des theoretischen Modells gut eignet.
4.5 Der Selbstandigensurvey Ntirnberg-Leipzig Wie bereits ausgefiihrt existieren tiber die faktische Mitarbeit von Familienangehorigen im Unternehmen des Selbstandigen nur wenige Daten, die eine quantitative Analyse dieses Phanomens erlauben. Nicht zuletzt diese unbefriedigende Datenlage fiihrte zu einer eigenen Untersuchung, in dem die Mitarbeit von Lebens- und
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Ehepartnern im Mittelpunkt stand.17 Im Rahmen dieses Projekts wurde eine eigene Erhebung durchgefuhrt, die auf einem begrenzten Sample beruflich Selbstandiger beruht. Hierbei wurde aus zwei Griinden bewusst von einem reprasentativen Design abgesehen: Zum Ersten sollte angesichts der geringen Information tiber den Forschungsgegenstand auf eine groftere Fallzahl zugunsten einer detaillierteren Datenfulle verzichtet werden. Zweitens wurde die hohe Heterogenitat der Gruppe der Selbstandigen eine besonders groBe Stichprobe notwendig machen, deren Kosten angesichts des explorativen Charakters der Studie nicht zu vertreten gewesen waren. Statt dessen liegt der Studie eine gezielte Auswahl von funf verschiedenen Gewerbetypen in zwei regional begrenzten Gebieten zugrunde. Aus dem Bereich der freien Berufe wurden die Inhaber von Apotheken ausgewahlt, fur den Handwerksbereich die selbstandigen Optiker und Maler/Lackierer, und flir den Bereich des Handels die Pachter von Tankstellen sowie die Inhaber von Reisebtiros. Mit dieser Auswahl wird einerseits der Heterogenitat beruflich selbstandiger Erwerbsarbeit Rechnung getragen, andererseits der Einfluss rechtlicher und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen unterschiedlicher Gewerbetypen durch deren Begrenzung auf ftinf Beispiele kontrolliert. Dariiber hinaus wurde im Rahmen eines 'area study' Designs18 eine erste Stichprobe auf den Bereich Mittelfranken mit dem zentralen Ballungsraum Nurnberg/Ftirth/Erlangen beschrankt. Diese Stichprobe aus dem Jahre 1996 wurde erganzt urn eine Erhebung in der Region Leipzigs im Laufe des Jahres 1997, in die allerdings nur Optiker und Maler/Lackierer einbezogen wurden. Mit Hilfe der Unterstiitzung der zustandigen Kammern19 konnten flir die ausgewahlten Bezirke alle in den jeweiligen Adresslisten erfaBten Selbstandigen aus den ausgewahlten Gewerbetypen urn die Teilnahme gebeten werden.
17 Details liber dieses Projekt und das Erhebungsdesign finden sich auch in Abraham (2000) sowie Abraham et al. (1997). 18 Zum Begriff der 'area study' vergleiche Thomas und Thomas (1970); Lambert (1990). 19 Unterstutzt wurde die Studie durch die Uberlassung von Adressen von der IHK Niirnberg, den Handwerkskammern in Niirnberg und Leipzig sowie der bayrischen Apothekerkammer.
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Tabelle 4-7: Stichprobe und realisierte Fallzahlen im Selbstandigensurvey
verschickte Fragebogen
Antworten
N
Rilck- Befrag- mannliche lauf- temit quote Lebens Selbpartner standige mit Partnerin N % N
West Ost Alle
West Ost Alle
Alle
Optiker
169
47
216
55
14
69
38,4
63
50
Reisebiiro
422
—
422
41
—
41
9,7
33
23
Maler/ Lackierer
686
260 946
Apotheker
443
—
443
_
^
5J
—
—
26
410
2p7
Le 108
57
165
17,4
160
156
145
—
145
32,7
122
89
_
35
11,8
33
28
18
44
—_
29
24
89
499
25,3
440
370
pp
Tankstellenpachter
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N
—
Insgesamt
2017 307 2324
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unbekannt
Von insgesamt 2324 verschickten Fragebogen wurden 499 zurtickgesandt, dies entspricht einer Rucklaufquote von 25,3%.20 Da nicht alle Befragten einen Lebenspartner besassen, reduziert sich die fur diesen Beitrag verwertbare Stichprobe auf 440 Selbstandige, hiervon waren 370 mannlich. Die mittlere UnternehmensgroBe von 6,4 Mitarbeitern zeigt, dass es sich bei diesem Sample eher urn kleine als urn 20 Die nicht sehr hohe Rucklaufquote von 25,3% ist wahrscheinlich darauf zuruckzufuhren, dass zum Teil sehr private Items erhoben wurden und beruflich Selbstandige allgemein aufgrund ihrer zeitlichen Belastung weniger Bereitschaft zur Teilnahme zeigen. Um die angeschriebenen Personen zur Teilnahme zu motivieren, wurde ein grofier Teil kurz nach Versand des Fragebogens telefonisch nochmals um eine Teilnahme gebeten; dies trug nach unserer Einschatzung sicherlich zur Erhohung des Riicklaufs bei.
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mittlere Unternehmen handelt. Die kleinsten Betriebe sind die Optikerladen mit im Schnitt 3,6 Mitarbeitern, am groBten die Maler und Tankstellen mit einem Durchschnitt von je etwas iiber acht Mitarbeitern. Bei dem groBten Betrieb im Sample handelt es sich urn einen Malereibetrieb mit 68 Mitarbeitern. Im Gegensatz zu den anderen Datensatzen besteht der Selbstandigensurvey also ausschlieBlich aus Selbstandigen, die zu ihrem Betrieb, ihrer privaten Partnerschaft sowie dem Engagement des Partners im Betrieb befragt wurden. Auch hier wurde eine Reihe von Fakten, wie z.B. das Datum des Beziehungsbeginns, der Heirat oder des Beginns der Mitarbeit retrospektiv erhoben. Die Mitarbeit selbst wurde erfasst, indem konkret nach der Anzahl der fur den Betrieb geleisteten Arbeitsstunden sowie den Tatigkeitsinhalten gefragt wurde (flir weitere Details vgl. Kap. 6.3). Damit steht ein Datensatz zur Verfugung, der quantitative Aussagen iiber den Umfang der Mitarbeit, die Arbeitsinhalte und die hierftir erworbenen Qualifikationen ermoglicht. Ein wesentlicher Nachteil besteht jedoch in dem Umstand, dass die Partnerschaften der Selbstandigen nicht mit Partnerschaften abhangig Erwerbstatiger verglichen werden konnen.
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Im Folgenden werden unter Riickgriff auf den in Kapitel 2 skizzierten theoretischen Rahmen Hypothesen iiber die Mechanismen zur Losung von Kooperationsund Verteilungsproblemen in den privaten Beziehungen beruflich Selbstandiger abgeleitet und iiberpriift. Hierbei stehen sowohl die formellen Partnerschafts- und Ehevertrage als auch informelle, auf bilaterale Investitionen zuriickgehende Verpflichtungsmechanismen im Mittelpunkt der Betrachtung (Kap. 5.1). Es zeigt sich, dass Selbstandige, deren Erwerbsgrundlage eine eigene Firma darstellt, tatsachlich in einem hoheren Ausmafi auf derartige Verpflichtungsmechanismen zuriickgreifen als andere Erwerbstatige. In einem zweiten Schritt wird untersucht, welche Auswirkungen der Einsatz dieser Verpflichtungsmechanismen auf die Stabilitat der Beziehung beruflich Selbstandiger besitzt (Kap.5.2). Auch hier zeigt sich ein signifikanter Unterschied zwischen Partnerschaften mit und ohne Unternehmensbesitz dergestalt, dass der Firmenbesitz zu einem geringeren Scheidungsrisiko fuhrt. SchlieBlich wird in einem dritten Schritt die Ehezufriedenheit analysiert, urn Aufschluss daruber zu erhalten, inwiefern die gewahlte Haushalts- und Partnerschaftsorganisation auch langfristig positive Konsequenzen fur die Akteure mit sich bringt (Kap.5.3). Analog zu den Ergebnissen hinsichtlich der Ehestabilitat auBern sich Unternehmensbesitzer zufriedener tiber ihre Ehe als abhangig Erwerbstatige.
5.1 Verpflichtungen und bilaterale Investitionen Wie in Kapitel 3.3 deutlich wurde, sind beruflich Selbstandige und ihre Partner mit einem hoheren Bedarf an partnerschaftsspezifischen Investitionen konfrontiert. Eine notwendige Voraussetzung fur die Realisierung von derartigen Investitionen ist eine hinreichend hohe Stabilitatserwartung des Investors (vgl. Kap. 2.3). Damit stellt sich die Frage, wie beruflich Selbstandige und ihre Partner die private Bezie-
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hung ausreichend stabilisieren konnen, urn die Voraussetzung fur spezifische Investitionen und Spezialisierung zu schaffen. Es lassen sich die bereits in Kapitel 2 diskutierten institutionellen sowie die endogenen, bilateralen Mechanismen unterscheiden. Hierbei steht die in Kapitel 3.3 entwickelte Annahme im Hintergrund, dass Akteure in Partnerschaften mit mindestens einem Selbstandigen eher die Kosten dieser Mechanismen in Kauf nehmen und diese einsetzen werden als Akteure in Partnerschaften mit ausschlieBlich abhangiger Erwerbsarbeit. Dies wurde begrtindet mit dem Umstand, dass in Partnerschaften mit beruflich selbstandigen Akteuren die Partner in hoherem MaBe durch spezifische Investitionen und Spezialisierung von dem so erzeugten Vertrauen profitieren konnen. Wie in Kapitel 2.4 bereits diskutiert wurde, stellt die Ehe den zentralen institutionellen Mechanismus dar, der aufgrund von gesetzlich fixierten Kompensationsmechanismen im Falle einer Trennung die Bereitschaft zur Investition begunstigt. Allerdings wurde auch deutlich, dass die Nutzung dieser institutionalisierten Vereinbarung auch mit Kosten einhergeht. Zum einen treten wie bei jeder Vertragsbeziehung Transaktionskosten (Coase 1937; Williamson 1990) beim Abschluss dieser Vereinbarung auf, zum anderen kann die durch die Ehe erzielte Bindungswirkung auch unerwunscht sein, wenn die Beziehung nicht den Erwartungen entspricht. Unter der Annahme, dass Selbstandige einen hoheren Bedarf an einer Absicherung ihrer spezifischen Investitionen besitzen und daher eher bereit sind, die betreffenden Kosten auf sich zu nehmen, lieBe sich die erste Hypothese H5.! ableiten: Beruflich selbstandige Personen sind mit einer hoheren Wahrscheinlichkeit verheiratet als abhangig Erwerbstdtige. Allerdings existieren auch Effekte, die diesem vermuteten Zusammenhang entgegenwirken. Erstens sind die mit dem Akt der Heirat verbundenen Kosten relativ gering, so dass die Ehe eher als Mindestschutz ftir spezifische Investitionen betrachtet werden kann, die in den meisten Partnerschaften friiher oder spater in Anspruch genommen wird. Obwohl der Anteil nicht-ehelicher Lebensgemeinschaften zunimmt,1 stellt die Ehe immer noch die dominierende Form der Partnerschaft dar. Dies wird z.B. deutlich, wenn man auf der Basis der ALLBUS-Daten (vgl. hierzu auch Kap. 4.2) die Entwicklung der Anteile Verheirateter an alien Partnerschaften in Westdeutschland analysiert: Zwar erhohte sich der Anteil nicht 1 Siehe z.B. ftlr Deutschland Hall (1997), fur die Niederlande Giesen (1994), und fur die USA Cherlin (1992). Ein genereller Uberblick ttber die Entwicklung des Heiratsverhaltens sowie neuer Lebensformen findet sich in Hill und Kopp (2000) sowie Schneider et al. (2000).
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Verheirateter zwischen 1986 und 1996 urn 3,5 Prozentpunkte (von 13,9 auf 17,4% aller Partnerschaften), allerdings waren 1996 immer noch 82,6% aller Befragten mit Partner verheiratet (1986 waren dies 86,1%). Aufgrund dieser 'Dominanz' ehelicher Lebenformen kommt Nave-Herz auch zu dem Schluss, dass die Ehe somit eher von einem Bedeutungswandel als einem -verlust betroffen ist (NaveHerz 1988). Dieser Bedeutungswandel ist vorwiegend auf dem Umstand begrundet, dass Ehen vor allem eingegangen werden, wenn gemeinsame Kinder geboren oder zumindest angestrebt werden (sog. kindzentrierte Ehe, vgl. Nave-Herz 1994, Nave-Herz & Sander 1998: 88). Wenn der Eheschluss im Lebenslauf nur nach hinten verschoben wurde, jedoch nach wie vor die tiberwiegende Mehrzahl der Paare heiratet, dann fallt der zusatzliche Anreiz von Selbstandigen fur eine Heirat kaum mehr ins Gewicht. Anders formuliert kann Ehe auch ein 'Mindestschutz' darstellen, der von alien Paaren (mit Kindern) friiher oder spater in Anspruch genommen wird, eine hohere Ehequote lieBe sich dann fur die Selbstandigen kaum mehr nachweisen. Zweitens lassen sich auch Anreize denken, die gegen eine Heirat von Selbstandigen sprechen und dem vermuteten Zusammenhang somit zuwiderlaufen. Diese resultieren aus den Konsequenzen fur die Eigentumsverhaltnisse bezuglich des Unternehmens: Die in Deutschland als gesetzlicher Standard geltende Zugewinngemeinschaft macht auch den Partner mit evtl. vorhandenem Vermogen fur das Unternehmen finanziell haftbar. Um diese Wirkung im Falle einer Ehe auszuschlieBen, miissen die Partner einen notariellen Ehe- oder Partnerschaftsvertrag abschlieBen (vgl. hierzu z.B. Ltideritz 1999: 114), der unter Umstanden hohe Kosten verursachen kann. Dem in H^ postulierten Zusammenhang stehen somit auch gegenlaufige Effekte gegeniiber, daher kann die Wirkung beruflicher Selbstandigkeit auf den Ehestatus nicht eindeutig spezifiziert werden. Wenn allerdings eine Ehe eingegangen wurde, entsteht unter anderem aus dem genannten Grund ein erheblicher Anreiz, einen zusatzlichen Ehe- oder Partnerschaftsvertrag abzuschlieBen. Um die Eigentumsverhaltnisse in Bezug auf dritte Parteien - wie z.B. Schuldner des Unternehmens - zu klaren, werden vor allem Vertrage abgeschlossen, die eine Gtitertrennung zwischen den Ehepartnern festlegen. Damit wird im Falle eines Konkurses verhindert, dass privates Eigentum zur Deckung der unternehmerischen Schulden herangezogen werden kann (vgl. hierzu z.B. Giesen 1994: 6). Neben dem Schutz des Privatvermogens vor einem Konkurs kann sich der Selbstandige im Falle einer Trennung zudem durch einen geeigneten
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Vertrag davor schtitzen, dass der Partner Eigentum am Unternehmen erwirbt. Allerdings konnen derartige Ehe- und Partnerschaftsvertrage auch genutzt werden, urn Akteuren Eigentumsrechte zuzuerkennen und damit spezifische Investitionen abzusichern. In einer niederlandischen Studie uber die Wahl der rechtlichen Form ihrer privaten Beziehung verweist Giesen (1994: 6) darauf, dass 37% aller unverheiratet zusammenlebenden Paare, die einen formellen Partnerschaftsvertrag abgeschlossen hatten, angaben, dies wegen einer existierenden oder geplanten beruflichen Selbstandigkeit getan zu haben. Da das Vermogen unverheirateter Paare als gesetzlicher Standard getrennt behandelt wird, wird die Trennung der Eigentumsverhaltnisse nicht primare Zielsetzung dieser Vertrage sein. Obwohl tiber den Inhalt der Vertrage leider keine Information vorlag, liegt der Verdacht nahe, dass auch unverheirateten Partnern Eigentumsrecht am Unternehmen des Selbstandigen zuerkannt werden soil. Zusammenfassend fuhren diese Uberlegungen zu folgender Hypothese H5.2: Beruflich selbstdndige Personen schliefien eher formelle Ehe- und Partnerschaftsvertrage ab als abhdngig Erwerbstdtige. Als zweite Moglichkeit konnen beruflich selbstandige Personen versuchen, im Rahmen ihrer Partnerschafts- und Haushaltsorganisation den in Kapitel 2.4 skizzierten bilateraler Investitionskreislauf zu forcieren. Im Hintergrund steht hier die Uberlegung, dass die fllr beruflich Selbstandige zu erwartenden Spezialisierungsgewinne in Partnerschaften ftir eine schnelle Stabilisierung der Partnerschaft sprechen, urn eine Vertrauensbasis fur die zugrundeliegenden spezifischen Investitionen zu schaffen. Allerdings wurde in den obigen Uberlegungen zu den Effekten der selbstandigen Erwerbstatigkeit auf den Ehestatus bereits deutlich, dass die institutionell gestiitzte vertragliche Verpflichtung auch Nachteile in Form von Transaktionskosten beim Abschluss und im Fall der Auflosung des Vertrags mit sich bringt. Daruber hinaus kann die Bindungswirkung einer Ehe ftir die Akteure sehr unterschiedlich ausfallen. Dies wird deutlich fur den Fall, dass der Akteur, der Anspruch auf eine finanzielle Unterstutzung durch den Partner hat, aufgrund einer neuen Beziehung die alte Ehe beenden will. Fur diesen Akteur erhohen lediglich die Transaktionskosten der Auflosung (z.B. in Form von Anwalts- und Gerichtskosten) die Hemmschwelle einer Scheidung.2
2 Im Extremfall kann die einseitig erwiinschte Auflosung zumindest monetar sogar erhebliche Gewinne mit sich bringen, wie sich an Abfindungssummen im Falle der Scheidung prominenter und reicher Personen leicht beobachten lasst.
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Damit riickt die endogene Stabilisierung der Partnerschaft durch schrittweise Investitionen in den Mittelpunkt, die beide Partner Zug urn Zug ausfiihren konnen. Dieser sequentielle Investitionsprozess ist in besonderem MaBe geeignet, eine starke Ungleichgewichtigkeit der Bindungswirkung an den Partner zu verhindern. Im Rahmen dieses Prozesses konnen die Akteure nicht nur den Umfang der Investitionen in jedem Schritt, sondern auch die Geschwindigkeit steuern, mit der diese Investitionen aufeinander folgen. Beispielsweise konnen die Akteure entscheiden, wie viel Zeit sie fur das Erlernen der Sportart des Partners oder das Kennenlernen der Freunde investieren und wann ein gemeinsamer Haushalt gegriindet wird. Je schneller hierbei die Abfolge von gegenseitigen, kleineren spezifischen Investitionen in die Partnerschaft ist, desto schneller wird ein hoheres Niveau an gegenseitigen Verpflichtungen und damit an Bindung an die Partnerschaft erreicht. Die Akteure in Partnerschaften beruflich selbstandiger Personen werden nun eher zu einem derart beschleunigten Investitionskreislauf tendieren, da sie im Vergleich zu abhangig erwerbstatigen Personen durch Spezialisierung und spezifische Investitionen hohere Gewinne erwirtschaften konnen (vgl. Kap. 3.3). Je schneller die Stabilisierung und Vertrauensbildung in der Partnerschaft gelingt, desto eher werden die spezifischen Investitionen getatigt und desto frtiher kann mit moglichen Renditen aus diesen Investitionen gerechnet werden. Stellt man zudem in Rechnung, dass ftlr bestimmte Investitionen nur ein begrenzter Zeitrahmen existiert, so ermoglicht eine fruhzeitige Absicherung und Stabilisierung evtl. auch ein insgesamt hoheres AusmaB der getatigten Investitionen. Dies gilt beispielsweise fur den Erwerb von Humankapital, der normalerweise in friiheren Lebensjahren effizienter erfolgen kann als in spateren Lebensabschnitten. Akteure, die bereits fruhzeitig Vertrauen in die Stabilitat der Beziehung besitzen, konnen daher unter Umstanden ein hoheres AusmaB an spezifischem, fiir das Unternehmen des Partners relevantem Humankapital ansammeln. Daher wird angenommen, dass ein beschleunigter Investitionskreislauf - mit dem damit verbundenen schnelleren Aufbau an gegenseitigen Verpflichtungen in der Partnerschaft - Selbstandigen und ihren Partnern erhebliche Vorteile bringt. Aus diesem Grunde werden selbstandig Erwerbstatige auch die mit einer schnelleren und hoheren Bindungswirkung entstehende Unsicherheit ceteris paribus eher in Kauf nehmen. Die Vermutung, dass in den Partnerschaften beruflich selbstandiger Personen die Abfolge einzelner spezifischer Investitionen schneller erfolgt, ist jedoch mit
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den zur Verfugung stehenden Daten nicht direkt zu testen. Dies liegt unter anderem an dem Umstand, dass die in Frage kommenden Investitionen zumindest am Anfang der Beziehung' Alltagshandlungen' umfassen, die in allgemeinen Umfragedaten meist nicht enthalten sind. Dies betrifft insbesondere den Lernprozess im Hinblick auf die Praferenzen des Partners und im Anschluss hieran die bilaterale Anpassung dieser Praferenzen, indem z.B. die vom Partner praferierten Freizeitaktivitaten erlernt werden. Ein weiteres Beispiel stellt die Investition in soziale Beziehungen dar, die durch die Integration in die Netzwerke des Partners anfallen.3 Welche Handlungen und Lernprozesse spezifische Investitionen darstellen, hangt hierbei von den Praferenzen der Akteure und den Rahmenbedingungen einer Partnerschaft ab. Die spezifische Investition eines Akteurs in das Netzwerk seines Partners wird beispielsweise in landlichen Strukturen, in denen die Familie des Partners ohnehin verankert und daher 'bekannf ist, geringer ausfallen als in Partnerschaften, in denen die Familien vorher nicht schon durch Netzwerke verbunden waren. Aufgrund fehlender Daten tiber konkrete spezifische Investitionen muss im Folgenden auf die Existenz eines beschleunigten bilateralen Investitionsprozesses mittels Indikatoren geschlossen werden. Eine Moglichkeit hierfur stellt der Rtickgriff auf zwei zentrale Ereignisse in der Partnerschaftsbiographie dar: die Heirat einerseits und die Geburt des ersten Kindes andererseits. Gelingt es selbstandigen Personen, durch den Austausch einer Vielzahl kleiner, 'alltaglicher' spezifischer Investitionen ihre Partnerschaft friihzeitig zu stabilisieren, so sollten sich auch die beiden Ereignisse in der Partnerschaftsbiographie frtiher als bei abhangig Erwerbstatigen einstellen. Zudem wird neben diesem 'Verpflichtungseffekt' ebenfalls der Lernprozess im Hinblick auf den Partner beschleunigt und so die Unsicherheit iiber die zukiinftige Beziehung reduziert. Die Heirat als 'Ergebnis' des bilateralen Investitionsprozesses hat somit eine doppelte Funktion: Zum einen stellt sie aufgrund der damit verbundenen Kosten insbesondere im Falle der Auflosung einen weiteren gegenseitigen Verpflichtungsmechanismus dar, zum anderen konnen die 3 Diese Investitionen beinhalten unter Umstanden auch Kosten, die sich in der Aufgabe alter Beziehungen auBern konnen. Gerade wahrend des Aufbaus einer neuen Partnerschaft konnen die Akteure gezwungen sein, entweder aus Zeitgrunden oder aufgrund einer Anpassung des Lebensstils alte Kontakte zugunsten neuer, aus dem Netzwerk des Partners stammende Beziehungen aufzugeben. Umgekehrt lasst sich feststellen, dass im Falle einer Trennung die Beziehung entweder bei dem einen oder dem anderen Akteur verbleiben und das damit verbundene soziale Kapital fur den jeweils anderen Partner verloren geht (Broese van Groenou 1991).
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mit einer Ehe verbundenen institutionalisierten Kompensationsanspruche genutzt werden, um bisher geleistete Investitionen zusatzlich abzusichern (vgl. Kap. 2). Dies ftihrt zu Hypothese H5.3: In Partnerschaften mit mindestens einem beruflich selbstdndigen Akteur erfolgt die Heirat - bezogen aufden Partnerschaftsbeginn friiher als in Partners chaften, in denen nur abhdngige Erwerbstdtigkeit zu beobachten ist. Allerdings muss betont werden, dass das Timing der Heirat selbstandig Erwerbstatiger auch durch weitere Faktoren beeinflusst werden kann. Ist die Unsicherheit der Akteure im Hinblick auf die zukiinftige Entwicklung der Partnerschaft gering, so kann eine frtihe Heirat auch hauptsachlich aufgrund der damit verbundenen Verpflichtungswirkung eingegangen werden. Zudem kann der Ehestatus selbst fur einen Selbstandigen vonNutzen sein, wenn damit ein 'Signal' an dritte Akteure bezuglich personlicher, schwer beobachtbarer Eigenschaften gesendet werden kann.4 Beispielsweise konnte die Ehe und die Existenz von Kindern von Geschaftspartnern als Indikator dafur gewertet werden, dass es sich bei dem Selbstandigen um eine vertrauenswurdige, verantwortungsbewusste Personlichkeit handelt. Allerdings ist anzunehmen, dass gerade aufgrund des Bedeutungswandels der Ehe sowie der Auflosung allgemein verbindlicher Wertvorstellungen in modernen westlichen Gesellschaften die Ehe als Signal fur die Konformitat mit einem sozialen Regelsystem eine abnehmende Bedeutung spielen dtirfte. Neben des Timings der Heirat kann als weiterer Indikator fur die Geschwindigkeit des bilateralen Investitionsprozesses in der Partnerschaft das Fertilitatsverhalten herangezogen werden. Die Geburt von Kindern wird in hohem MaBe auch davon abhangen, wie stabil die Beziehung zum Partner vorwiegend von den Frauen eingeschatzt wird. Dahinter steht die Vorstellung, dass die Geburt eines Kindes als Ergebnis individueller Entscheidungen betrachtet werden kann (vgl. z.B. Becker 1960; Easterlin 1975; Becker 1991). Obwohl in diesem eher sequentiellen Entscheidungsprozess meist beide Partner eingebunden sind (vgl. Kohlmann und Kopp 1997), wird die Frau jedoch ein entscheidendes ' Vetorecht' besitzen: Da vor allem die Geburt des ersten Kindes die zukiinftige Verhandlungsposition der Frau in der Beziehung verschlechtert, ist insbesondere fiir Frauen mit hohen Investitionen in berufliche Bildung eine Mutterschaft mit Nachteilen verbunden (Kohlmann 4 Vgl. hierzu vor allem Posner, der ein allgemeines Modell der Normendurchsetzung durch Signalisierung vorlegt und dies auf die Familie und diesbezugliche Normen anwendet (Posner 2000, insbes. Kap.5).
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und Kopp 1997: 269). Einen Ausweg stellt hier die Moglichkeit der mannlichen Partner dar, ebenfalls stabilitatsfordernde Verpflichtungenbezuglich ihrer privaten Beziehung einzugehen und so die auf der 'exit'-Drohung beruhende eigene Verhandlungsmacht zu reduzieren. Gelingt es beruflich Selbstandigen tatsachlich, die Beziehung schneller als andere Erwerbstatige durch bilaterale Verpflichtungen zu stabilisieren, so lasst sich daher vermuten, dass H5.4 in Partnerschaften beruflich selbstdndiger Personen das erste KindfriXher geboren wird als in anderen Beziehungen. Allerdings lasst nicht nur die hohere Austrittsschwelle des Mannes einen Effekt auf die Fertilitatsentscheidung erwarten. Insbesondere in den Fallen, in denen die Frau die Moglichkeit der Mitarbeit im Betrieb des selbstandigen Mannes besitzt, werden die Opportunitatskosten eines Kindes fur die Frau gesenkt. Dies beruht auf dem Umstand, dass vor allem der - voriibergehende - Verzicht auf die Berufstatigkeit und die damit verbundene Abschreibung von Humankapitalinvestitionen einen wesentlichen Faktor der Opportunitatskosten der Mutterschaft ausmacht. Da die Mitarbeit im Unternehmen jedoch wesentlich flexibler gestaltet werden kann als die Tatigkeit fur einen externen Arbeitgeber, konnen Frauen nach der Geburt eines Kindes wesentlich schneller und umfangreicher einer beruflichen Tatigkeit nachgehen. Dies gilt nicht nur ftlr das erste Kind, sondern gerade auch flir weitere Kinder: Die mit ein oder zwei Unterbrechungen der Erwerbstatigkeit verbundenen Humankapitalverluste lassen sich evtl. noch kompensieren; dagegen ist mit dem zweiten und insbesondere dem dritten Kind meist die endgtiltige Aufgabe der Erwerbstatigkeit verbunden. Da eine Mitarbeit im Betrieb dagegen auch die Erwerbstatigkeit mit sehr geringer Stundenzahl ermoglicht, ist auch die Ausweitung der Tatigkeit in einer spateren Lebensphase wesentlich besser moglich (vgl. hierzu auch Kap. 6). Diese Reduktion der Opportunitatskosten der Frau sowie die hohere Stabilitat der Beziehung sollten daher dazu flihren, dass H5.5 beruflich Selbstdndige ceteris paribus mehr Kinder haben als abhdngig Erwerbstatige. Das hinter dieser Hypothese stehende Argument gilt zwar nicht nur flir berufliche Selbstandigkeit - auch andere Arbeitsverhaltnisse konnen unter Umstanden eine hohe Flexibilitat im Hinblick auf die Kindererziehung bieten5 -, allerdings sollten aufgrund der organi-
5 Dies gilt insbesondere fur Arbeitsverhaltnisse, die die Moglichkeit der Heimarbeit erOffiien (vgl. ftir einen Uberblick z.B. Brandes 1995 Heck et al. 1995 sowie die Hefte Nr. 2 und 3. des Journal of Family and Economic Issues 13, 1992). Wie das Beispiel der Telearbeit verdeutlicht, geschieht die Verbreitung von Heimarbeitsplatzen jedoch sehr zOgerlich (Lohr 1987, KrOmmelbein 2000).
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satorischen Einbettung und institutioneller Regulierung mit abhangigen Beschaftigungsverhaltnissen im Schnitt eine wesentlich geringere Flexibilitat einhergehen. Neben der Bindungswirkung von gemeinsamen Kindern lassen sich vor allem im historischen Kontext sowohl fur dasfrttheTiming als auch die hohe Anzahl der Kinder selbstandig Erwerbstatiger weitere Nutzenargumente finden. Der frtther durchaus iibliche Einsatz der eigenen Kinder als billige Arbeitskraft im eigenen Unternehmen senkte die Nettokosten eines Kindes und sollte daher zu einer hoheren Kinderanzahl fuhren (Becker 1991: 138).6 Dariiber hinaus wird haufig argumentiert, dass ftlr die Eigentumer traditionaler Familienunternehmen7 die Weitergabe des Betriebs an die eigenen Kinder ein eigener Wert sei, dessen Realisierung mit einer hoheren Anzahl von Kindern wahrscheinlicher wird. Insbesondere vor der Einfuhrung einer staatlichen Altersversorgung waren dies Strategien, die eigene Altersversorgung sicherzustellen (Friedman et al. 1994). Allerdings kann aufgrund des sozialen Wandels - insbesondere der Anderung des Arbeitsrechts und des individuellen Bildungsverhaltens - davon ausgegangen werden, dass die Bedeutung dieser Grttnde fur die Familienplanung beruflich Selbstandiger abgenommen haben. So zeigte sich beispielsweise fur die USA bereits in einer Studie aus den 1970er Jahren, dass der 'okonomische' Wert der Kinder fur die Eltern eine eher untergeordnete Rolle besitzt (Hoffman und Manis 1982:157f): Nur etwa 10% der Befragten gaben an, dass die okonomische Hilfe ihrer Kinder wichtig sei. Dies betraf vorwiegend Hilfe im Haushalt sowie spatere Unterstutzung im Alter. Der Umstand, dass unter diesen 10% Eltern in landlichen Gebieten und Farbige tiberproportional haufig diesen okonomischen Wert der Kinder betonten, weist auf den starken Zusammenhang zwischen Wohlstand und der Bedeutung von Kindern als Versorgungseinrichtung hin. Da beruflich Selbstandige im Durchschnitt hohere Einkommen als abhangig Beschaftigte erzielen, dtirfte die Mithilfe der Kinder aus okonomischen Grunden in modernen westlichen Gesellschaften eine eher untergeordnete Rolle spielen.
6 Allerdings gilt dies nicht nur fur selbstandig Erwerbstatige, sondern auch fur abhangig Beschaftigte, die die Arbeitskraft ihrer Kinder im eigenen Haushalt oder auf dem externen Arbeitsmarkt einsetzten. 7 Zum Begriff des Familienunternehmens vgl. Kap. 3.2
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5 Verpflichtungsmechanismen, Beziehungsstabilitat...
Ubersicht 5-1: Hypothesen in Kapitel 5 Kapitel5.1 Beruflich selbstdndige Personen sind mit einer hoheren Wahrscheinlichkeit verheiratet als abhdngig Erwerbstdtige.
H5_2
In Partnerschaften mit mindestens einem beruflich selbstdndigen Partner werden eher formelie Ehe- und Partnerschaftsvertrdge abgeschlossen als in anderen Partner schaften.
H5.3
In Partnerschaften mit mindestens einem beruflich selbstdndigen Akteur erfolgt die Heirat - bezogen auf den Partnerschaftsbeginn - friiher als in Partnerschaften, in denen nur abhdngige Erwerbstdtigkeit zu beobachten ist.
H5_4
In Partnerschaften mit mindestens einem beruflich selbstdndigen Partner wird das erste Kindfriiher geboren als in anderen Beziehungen.
H5.5
In Partnerschaften mit mindestens einem beruflich selbstdndigen Partner werden mehr Kinder geboren als in Partnerschaften, in denen nur abhdngig Erwerbstdtige zu beobachten sind.
H5.6
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Kapitel 5.2
pp
Le
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H 5 _!
Partnerschaften mit mindestens einem beruflich selbstdndigen Partner sind stabiler als Partnerschaften, in denen ausschliefilich abhdngige Erwerbstdtigkeit zu beobachten ist.
Kapitel 5.3 H5.7
Die Partner in Beziehungen, die mindestens einen beruflich selbstdndigen Akteur beinhalten, sind zufriedener als Akteure in Beziehungen mit ausschliefilich abhdngiger Erwerbsarbeit.
5 Verpflichtungsmechanismen, Beziehungsstabilitat...
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Empirische Evidenzen
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pp
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Im Folgenden werden erste empirische Evidenzen bezuglich der bisher abgeleiteten Hypothesen prasentiert, die zusammen mit den in den folgenden Abschnitten diskutierten Hypothesen in Ubersicht 5-1 zusammenfassend dargestellt sind. Bevor jedoch der Einfluss des Erwerbsstatus auf den Ehestatus untersucht wird, soil in einem ersten Schritt die Frage erortert werden, ob beruflich selbstandige Personen mit einer hoheren Wahrscheinlichkeit eine private Beziehung eingehen. Ein mogliches Argument ware in diesem Zusammenhang der Umstand, dass sowohl in der Praxis als auch in der Literatur immer wieder auf die besondere Bedeutung von Lebenspartnern gerade fur Besitzer von kleinen Unternehmen hingewiesen wird (vgl. fur einen Uberblick Abraham 2000 sowie Kap. 6 dieser Arbeit). Dies konnte dazu fuhren, dass beruflich selbstandige Personen in einem weit geringeren MaBe bereit sind, Single zu bleiben. Diese Uberlegung soil anhand des gepoolten ALLBUS uberpruft werden, indem eine logistische Regression im Hinblick auf die Existenz eines Lebens- oder Ehepartners geschatzt wird. Ein Blick auf Tabelle 5-1 zeigt auf den ersten Blick tatsachlich einen positiven Zusammenhang zwischen der Existenz eines Lebens- oder Ehepartners fur Landwirte und sonstige Selbstandige. Die in der Tabelle aufgefuhrten odd ratios besagen z.B. flir die sonstigen Selbstandigen, dass die relative Wahrscheinlichkeit eines Partners urn den Faktor 1.23 groBer ist als bei abhangig Erwerbstatigen. Dieser Zusammenhang erweist sich jedoch auf den zweiten Blick vor allem als geschlechtsspezifischer Effekt: Vor allem die weiblichen Vollerwerbsselbstandigen haben in diesen beiden Selbstandigenkategorien eine signifikant hohere Wahrscheinlichkeit, in einer Partnerschaft zu leben (Modell 3 in Tabelle 5-1) als abhangig beschaftigte Frauen. Dies kann eventuell auf den Umstand zuruckgefiihrt werden, dass Frauen eine berufliche Selbstandigkeit dazu nutzen, urn Erwerbstatigkeit und Familie vereinbaren zu konnen. Demnach wiirden verheiratete Frauen eher zu selbstandigen Tatigkeiten - sei es im Betrieb des Ehepartners oder in eigener Regie - neigen, da diese flexibler im Hinblick auf die Betreuung von Kindern gestaltet werden kann. Dies deckt sich mit anderen empirischen Untersuchungen, in denen Frauen mit kleinen Kindern besonders haufig angeben, aufgrund einer hoheren Flexibilitat eine selbstandige Tatigkeit auszutiben (Boden 1999, Loscocco 1997, siehe auch Jungbauer-Gans 1999: 367).
5 Verpflichtungsmechanismen, Beziehungsstabilitat...
146
Tabelle 5-1: Determinanten der Wahrscheinlichkeit, in einer privaten Partnerschaft zu leben (Nur Vollerwerbstdtige, Logistische Regression, odd ratios, gepoolter ALLBUS 86-96) Modell 3 Frauen
Modell 1 Alle
Modell 2 Manner
Freiberufler
0,69+
0,42**
1,61
Landwirte
1,73*
1,06
6,51**
Sonstige Selbstandige
1,23*
1,09
1,57*
Erwerbsstatus des Befragten(a)
0,71**
x
Geschlecht weiblich
1,04**
Alter des Befragten
1,01
2,04**
I 94**
2,13**
1,05
1,19+
0,85
Einkommen des Befragten in 1000 DM
1,28**
1,43**
0,90+
Befragter besitzt Hochschulabschluss
1,00
0,84
1,41*
Index Einstellung zur Familie^
0,93
0,83*
1,00
1986
1,16
I 49**
0,63**
1988
0,82*
0,96
0,52**
1990
0,77**
0,92
0,51**
1991
0,98
1,21
0,62**
1992
0,86
0,99
0,68**
1994
0,92
0,96
0,81
Konstante
0,49**
0,15**
3,21**
N
9965
6740
3225
Cox& Snell R2
0,08**
0,12**
0,05**
Interview in neuen Bundeslandern
pp
Deutsche Staatsangehorigkeit
Le
1,07**
sU
Jahr der Befragung (Referenzkat. 1996)
Anmerkungen(a) Referenzkategorie: sonstige Erwerbstatige ^ (l=wenig, 4=sehr konservativ). Angabe der Signifikanzniveaus: ** <0,01, *<0,05, +<0,1
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Fiir die Gruppe der mannlichen Selbstandigen (vgl. Modell 2 in Tabelle 5-1) lasst sich nur fur die Freiberufler ein signifikanter Zusammenhang zwischen Erwerbsstatus und der Existenz einer Partnerschaft feststellen, der entgegen der obigen Uberlegungen jedoch negativ ausgepragt ist: Freiberufliche Erwerbstatige leben somit mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit als abhangig Erwerbstatige in einer festen Beziehung. Dies liegt auch nicht an dem hohen Ausbildungsniveau der Freiberufler, da der Erwerb eines Hochschulabschlusses kontrolliert wurde. Uber die Ursachen dieses Zusammenhanges konnen an dieser Stelle nur MutmaBungen angestellt werden, am plausibelsten erscheint der Verdacht, dass Freiberufler aufgrund einer besonders langen Ausbildungsphase sowie haufig hoher Mobilitat zumindest vor der Selbstandigkeit8 Probleme besitzen, die berufliche Tatigkeit und die Partnerschaft aufeinander abzustimmen. Die immer wieder betonte Bedeutung des Lebens- oder Ehepartners fur selbstandig Erwerbstatige fuhrt somit auf der Basis dieser Querschnittsanalysen nicht zu einer groBeren Bereitschaft, feste Partnerschaften einzugehen. Allerdings lassen sich Hinweise finden, dass dieser Befund zumindest teilweise durch die Art der Messung der Selbstandigkeit hervorgerufen wurde. Analysen mit der Mannheimer Scheidungsstudie legen nahe, dass weniger der Erwerbsstatus, sondern eher der Firmenbesitz einen Einfluss auf die Partnerschaft besitzt. Im Gegensatz zum ALLBUS bietet die Mannheimer Scheidungsstudie aufgrund der gewahlten Stichprobe - nur Partnerschaften, die in Ehen miinden - nicht die Moglichkeit, Personen mit und ohne Partnerschaften zu vergleichen. Jedoch kann fur die enthaltenen Partnerschaft analysiert werden, wie schnell Selbstandige in Bezug auf ihr Lebensalter eine Partnerschaft eingingen. Tabelle 5-2 zeigt das Ergebnis einer derartigen Analyse, das trotz der selektiven Auswahl der Analyseeinheiten ein aufschlussreiches Licht auf die Ergebnisse der ALLBUS-Analysen wirft. Die Tabelle enthalt eine Analyse der Dauer bis zum Eintritt des Ereignisses 'Beginn der festen Partnerschaft mit dem ersten Ehepart8 Natiirlich besitzt auch die Gruppe der Freiberufler genau so wie die Gruppe der Selbstandigen insgesamt eine hohe Heterogenitat innerhalb der Gruppe. Dies betrifft unter anderem die raumliche Mobilitat, die fur die einzelnen freien Berufe ganz unterschiedlich ausgepragt sein kann. Wahrend an Praxen gebundene Arzte oder Anwalte nach der Praxisgriindung in der Regel sehr immobil werden, konnen sich andere Freiberufler wie z.B. die sog. Freelancer im Softwarebereich unter Umstanden durch eine hohe Mobilitat auszeichnen. Dies muss sich zwar nicht unbedingt durch eine standige Veranderung des Wohnsitzes auBern, sondern kann sich auch in starken Reiseaktivitaten (z.B. auch bei Journalisten) niederschlagen, die jedoch ebenfalls die MOglichkeit einer dauerhaften Partnerschaft beeintrachtigen konnen.
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ner' bzw. 'erste Heirat' als abhangige Variable. Fur derartige Analysen bietet sich die Methode der Ereignisanalyse an.9 Insbesondere mit rechtszensierten Fallen d.h. es ist unbekannt, ob das Ereignis noch stattfinden wird oder nicht - erlauben ereignisanalytische Verfahren eine unverzerrte Schatzung der Koeffizienten. Statt der einfachen Zeitdauer wird als abhangige Variablen eine Wahrscheinlichkeitsfunktion herangezogen, die im Prinzip angibt, mit welcher Wahrscheinlichkeit das interessierende Ereignis (Heirat, Scheidung, Geburt des ersten Kindes etc.) nach einer bestimmten Zeitspanne eintritt. Diese Funktion wird Ubergangsrate genannt und gibt naherungsweise die bedingte Wahrscheinlichkeit an, dass zu einem Zeitpunkt t das interessierende Ereignis eintritt unter der Voraussetzung, dass bis dorthin das Ereignis eben noch nicht eingetreten ist.10 Der genaue Verlauf der Ubergangsrate kann unterschiedlich modelliert werden, urn das Modell bekannten Verteilungen bestmoglich anzupassen. Hierfur wird sowohl der fiinktionale Zusammenhang zwischen der Ubergangsrate und der Verweildauerabhangigkeit als auch der abhangigen Variablen festgelegt. Dies setzt jedoch hinreichende Kenntnisse iiber die tatsachliche Verteilung der Ereignisse im Zeitablauf voraus.11 Da dies ftir etliche hier analysierte Ereignisse nicht hinreichend sicher bekannt ist und dariiber hinaus fur die Hypothesentestung die Effekte der Kovariaten relevant sind, nicht jedoch die Verteilung der Basisrate, wird im Folgenden auf das bekannte semi-parametrische Cox-Modell zuriickgegriffen. In
9 Fiir einen Uberblick vgl. hierzu Diekmann und Mitter (1984b), Blossfeld et al. (1986), Diekmann und Mitter (1993), Blossfeld und Rohwer (1995). 10 Exakt ist die Ubergangsrate (auch Hazardrate oder Risiko des Ereigniseintritts genannt) definiert "als Grenzwert der bedingten Ubergangswahrscheinlichkeit q(t, t+At) dividiert durch das zeitintervall At" (Diekmann und Mitter 1993: 26), bzw.
. m P(^A i > I Mr i o = /(0 At
G(t)
mit f(t) als Wahrscheinlichkeit, dass in einem bestimmten Zeitintervall ein Ereignis stattfindet und G(t) als Anteil der Falle, in denen das Ereignis noch nicht eingetreten ist (Uberlebensfunktion). 11 Ein in der Familiensoziologie bekanntes Beispiel stellt die Verteilung von Ehescheidungen dar, deren Risiko in den ersten flinf Jahren stark ansteigt und danach kontinuierlich abfallt. Dies fiihrt zu einem sogenannten 'Sichelmodell' der Basisrate, wie es Diekmann und Mitter vorschlagen (Diekmann und Mitter 1984a). Allerdings wird fur die in Kapitel 5.2 prasentierten Analyse der Scheidungsraten ebenfalls auf das semi-parametrische Cox-Modell zuriickgegriffen. Dieses Vorgehen erscheint statthaft, da auch hier im Wesentlichen die Vorzeichen der Koeffizienten fur die Hypothesentiberprtifung interessieren, sich diese aber zwischen beiden Modellen in der Regel nicht unterscheiden (vgl. z.B. Briiderl und Kalter 2000, Diekmann und Schmidheiny 2001:9). Daher kann auf die Einfuhrung eines weiteren Modells verzichtet und einheitlich auf das Cox-Modell zuruckgegriffen werden.
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diesem Modell wird der funktionelle Zusammenhang zwischen der Ubergangsrate und der Verweildauer offen gelassen und nur der Zusammenhang mit den Kovariaten spezifiziert.12 Das Cox-Modell eignet sich ebenfalls, um zeitabhangige Kovariate in einfacher Art und Weise in die Analyse integrieren zu konnen. Wahrend fur herkommliche Kovariaten angenommen wird, dass sie tiber die Zeit hinweg konstant bleiben - wie z.B. das Geschlecht -, scheint es bei anderen abhangigen Variablen plausibel, dass sich diese ebenfalls im Zeitablauf andern konnen. Im Rahmen der hier prasentierten Analysen betrifft dies neben der Geburt des ersten Kindes oder dem Erwerb von Immobilien vor allem den Umstand, ob jemand eine Firma griindet oder kauft. Durch die Modellierung dieses Ereignisses als zeitabhangige Variable kann nicht nur tiberpruft werden, ob der Besitz einer Firma einen Effekt auf die abhangige Variable besitzt, sondern auch dafur kontrolliert werden, dass der Besitz einer Firma mit zunehmendem Alter -aufgrund steigendem Kapital und Berufserfahrung - mit der Zeit wahrscheinlicher wird. Das Cox-Modell beruht auf der Annahme 'proportionaler Risiken', d.h. die abhangigen Variablen bestimmen nur das Niveau der Ubergangsrate, nicht jedoch Maximum und Wendepunkt der Verteilung. Dieser Modelltyp hat die angenehme Eigenschaft, dass die geschatzten Effektkoeffizienten fur die Kovariaten relativ einfach zu interpretieren sind: 1st der Effektkoeffizient kleiner als 1, liegt ein negativer Zusammenhang vor, ist er groBer als 1 ein positiver. Zudem kann aus dem Effektkoeffizient einfach errechnet werden, um wie viel Prozent das Risiko des Ereigniseintritts steigt oder sinkt, wenn sich der Wert der Kovariate um eine Einheit andert, dieses relative Risiko ist [(exp(Pi)-l)*100%]. Ist der Koeffizient beispielsweise 1,72, so steigt das relative Risiko des Ereigniseintritts um 72% mit jeder zusatzlichen Einheit der Kovariate, wahrend 0,84 bedeutet, dass das Risiko uml6%fallt.
12
Formal heiBt dies
KO = /UOexpGff,*, +p2x2+...+pmxm) wobei ho(t) die unspezifizierte Basisrate, x die Kovariate und p das zu schatzende Gewicht darstellt.
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Tabelle 5-2: Relatives 'Risiko' einer Partnerschaft bzw einer Ehe in Bezug aufdas Lebensalter des Befragten (Cox-Regressionen, Mannheimer Scheidungsstudie) Partnerschaft
j
Ehe
Modell 1 Modell 2 I Modell 3 Alle Nur Alle Vollerwerbs- Firmen- Vollerwerbstatigen besitzer tatigen
Modell 4 Nur Firmenbesitzer
Befragter ist wahrend der Partnerschaft(a)
Landwirt
0,57*
sonstige Selbstandige
0,87+
0.54 *
0,82+
0.56 *
0.49 *
0,57*
0.52 +
x
0,84+
Le
Freiberufler
0,79**
1,71**
2.01**
1,85**
2.63 **
0,98**
0.98 ** •
o,99**
0.99 **
1,63**
1.37**
1,62**
1.37*
0,81**
0.75*
0,76**
0.77 +
gute wirtschaftliche Verhaltnisse zum Beginn der Beziehung
1,32**
1.42**
1,40**
1.48**
Wohnort bei Beziehungsbeginn > 50000
0,83**
0.78*
0,85**
0.79*
Firmenbesitz (zeitabhangig)
Geschlecht weiblich
sU
Hochschulabschluss
pp
Alter
N Chi
4224 2
655,08**
334
4276
70,28** j J507,38**
336 98,54**
(a)
Referenzkategorie fur Modelle 1 und 3 'sonstige Erwerbstatige', fur Modelle 2 und 4 'sonstige Selbstandige'. Angabe der Signifikanzniveaus: ** < 0,01, * < 0,05, + <0,1
Tabelle 5-2 zeigt das Ergebnis einer derartigen Analyse, dass trotz der selektiven Auswahl der Analyseeinheiten ein aufschlussreiches Licht auf die Ergebnisse der ALLBUS-Analysen wirft. Die in Tabelle 5-2 gezeigten Ergebnisse der Analyse der Dauer bis zum Eintritt des Ereignisses 'Beginn der festen Partnerschaft mit dem ersten Ehepartner' bzw. 'erste Heirat' als abhangige Variable basieren auf einem
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derartigen Cox-Modell. Allerdings tritt hier - im Gegensatz zu den folgenden Modellen in dieser Arbeit - die Besonderheit auf, dass keine rechtszensierten Falle zu beobachten sind, da im Mannheimer Scheidungsdatensatz notwendigerweise alle Falle in einer Partnerschaft und in einer Ehe miinden.13 Demnach hat sowohl der Selbstandigkeitsstatus verglichen mit abhangiger Erwerbstatigkeit (Tabelle 5-2, Modell 1) als audi bestimmte Formen der Selbstandigkeit (Tabelle 5-2, Modell 2) eine bindungshemmende Wirkung. So halbiert sich beispielsweise das relative 'Risiko einer Partnerschaft' bei Freiberuflern und Landwirten im Vergleich zu anderen Selbstandigen (Tabelle 5-2, Modell 2). Dagegen fuhrt die Grundung einer Firma sowohl im Vergleich zu den abhangig Erwerbstatigen als auch unter den Selbstandigen zu einer signifikanten Zunahme der Wahrscheinlichkeit, eine Partnerschaft einzugehen. Firmenbesitzer beginnen demnach in jiingeren Jahren eine feste Partnerschaft als andere Selbstandige. Dieser gegenlaufige Effekt von Selbstandigenstatus und Unternehmensbesitz in Bezug auf die Geschwindigkeit, mit der ein fester Partner oder eine feste Partnerin gesucht wird, kann die widerspruchlichen Befiinde auf Basis der ALLBUS-Studie zumindest partiell erklaren. Partnerschaften sind demnach vor allem fur Firmenbesitzer eine wichtige Quelle der Unterstiitzung (vgl. auch Bruderl und Preisendorfer 1997), wahrend Freiberufler wahrscheinlich in geringerem MaBe von einer Partnerschaft profitieren werden. Bei Landwirten diirfte sich zudem auch die besondere Situation auf dem Partnerschafts- und Heiratsmarkt bemerkbar machen, da einerseits landliche Gegenden weniger Moglichkeiten einer Bekanntschaft bieten (dies zeigt auch der negative Effekt der WohnortgroBe in Tabelle 5-2), andererseits die Anforderung an eine Partnerin oder einen Partner sehr spezifisch sein werden. Ein ahnliches Bild ergibt sich auch im Hinblick auf die erste Hypothese, die eine hohere Wahrscheinlichkeit einer Ehe von selbstandig Erwerbstatigen postuliert. Dahinter stand die Uberlegung, dass in Partnerschaften von beruflich Selbstandigen in hoherem Mafle als in anderen Beziehungen auf die institutionelle Absicherung von spezifischen Investitionen durch eine Heirat zuriickgegriffen wird. Wie allerdings deutlich wurde, lassen sich Argumente sowohl fur positive wie fur negative Effekte des Erwerbsstatus auf die Ehe finden. Um diesbezuglich empirische Evidenzen zu erhalten, wurde in einem ersten Schritt wiederum auf den 13 Trotz dieses Umstandes hat die Verwendung des Cox-Modells Vorteile, da aufgrund der unspezifizierten Basisrate keine Annahmen tiber die Art dieser Funktion notwendig wird.
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gepoolten ALLBUS 1986-1996 zuriickgegriffen. Wie in Tabelle 5-3 zu sehen ist, lasst sich fur den Einfluss des Erwerbs- auf den Ehestatus wiederum ein deutlicher Geschlechtereffekt beobachten: Erstens haben erwerbstatige Frauen insgesamt eine signifikant niedrigere Wahrscheinlichkeit, verheiratet zu sein: Die relative Wahrscheinlichkeit des Ehestatus ist unter den Vollerwerbstatigen bei Frauen urn den Faktor 0,75 niedriger als bei Mannern; ein Effekt, der bereits in anderen Studien berichtet wurde (vgl. z.B. Funk 1993: 225). Zweitens lassen sich signifikante Zusammenhange zwischen selbstandigem Erwerbsstatus und Ehe nur fur Manner finden, sonstige Selbstandige sind mit signifikant niedrigerer Wahrscheinlichkeit mit ihren Partnerinnen verheiratet als abhangig Erwerbstatige. Freiberufler zeichnet der selbe Zusammenhang aus, wahrend Landwirte zwar im vorliegenden Sample eher verheiratet sind, die Effekte fur diese beiden Gruppen jedoch nicht signifikant ausfallen. Die Selbstandigkeit der Frau hat in keinem Fall Einfluss auf den Urnstand, ob die Beziehungspartner verheiratet sind oder nicht. Kontrolliert wurde im Rahmen dieser Analyse eine Reihe von Variablen, die die Wahrscheinlichkeit einer Ehe mitbestimmen konnen. Das Alter des Befragten hat einen signifikant positiven Effekt, der jedoch nicht linear ausfallt: Wie am negativen Zusammenhang zwischen dem quadrierten Lebensalter und dem Ehestatus zu erkennen ist, schwacht sich mit zunehmenden Alter dieser positive Zusammenhang ab. Ein deutlich geschlechtsspezifischer Effekt ergibt sich fur das Einkommen: wahrend ein steigendes Einkommen bei den Mannern die Wahrscheinlichkeit einer Ehe erhoht, nimmt sie fur Frauen ab. Eine weitere interessante Kontrollvariable stellt der Index 'Einstellung zur Familie' dar,14 demnach konservative Manner eher verheiratet sind. Fiir Frauen hat dieser Index dagegen keinen signifikanten Effekt. Diese Befunde spiegeln den Umstand wieder, dass vollerwerbstatige Frauen aufgrund ihres eigenen Einkommens finanziell und im Hinblick auf gesellschaftliche Rollenbilder unabhangiger sind und daher weniger wahrscheinlich eine formelle Ehe eingehen. Da Selbstandige im Schnitt eine konservativere Einstellung zur Familie besitzen, erlaubt die Berucksichtigung dieser Variable die Kontrolle allgemeiner Werteinstellung beziiglich einer Ehe. 14 Der Index beruht im Detail auf einem gewichteten Summenindex aus den folgenden sechs, durch Likertskalen gemessene Items: Kann eine berufstatige Frau ein herzliches Verhaltnis zu ihrem Kind entwickeln (vl66), Sollte die Frau lieber dem Mann bei der Karriere helfen (vl67), Sollte die Frau mit einem Kleinkind auf die Erwerbstatigkeit verzichten (vl68), Sollte die Frau generell zu Hause bleiben und die Kinder versorgen (vl69), Ist eine berufstatige Frau eine bessere Mutter (VI70), sollte eine Frau nach der Heirat ihren Arbeitsplatz frei machen (vl71).
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Tabelle 5-3: Determinanten des Ehestatus fur Vollerwerbstdtige mit einem privaten Partner (Logistische Regression, odd ratios, gepoolter ALLBUS 86-96)
Landwirte Sonstige Selbstandige Partner ist Selbstandig Geschlecht weiblich Alter des Befragten
0,78 2,61 + 0,76* 0,84
2,17 0,64 ** 0,82
0,82 5,09 1,08 0,90
1,28 ** 0,99 ** 1,16 0,92 1,22 **
0,99 ** 1,06 0,94 0,74 **
0,71*
1,19
1,30**
1,30*
1,22
3,92 **
5,34 **
2,44 **
1,57 ** 1,82 **
1,88 **
1,15
2,46 ** 1,22 1,30 1,18 0,94
1,12 1,08 1,10 1,25
pp
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0,64
Modell 3 Frauen
0,75 ** 1,23 ** 0,99 ** 1,08 0,91 1,07 0,82
Le
Alter quadriert Interview in neuen Bundeslandern Deutsche Staatsangehorigkeit Einkommen des Befragten Befragter besitzt Hochschulabschluss Index Einstellung zur Familie (l=wenig, 4=sehr konservativ) Anzahl der Kinder im Haushalt Jahr der Befragung (Referenzkat. 1996) 1986 1988 1990 1991 1992 1994
Modell 2 Manner
x
Erwerbsstatus (Referenzkategorie sonstige Erwerbstatige) Freiberufler
Modell 1 Alle
1,18 1,25 + 1,21 1,02
Konstante 0,00** 0,00 ** 5402 N 7657 0.26** 0.26** Cox & Snell R2 Angabe der Signifikanzniveaus: ** < 0,01, * < 0,05, + <0,1
1,27 **
1,14 0,01 ** 2255 0.23**
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Diese Befunde auf Basis der ALLBUS-Daten, die Hypothese 5-1 nicht sttitzen, miissen jedoch mit einem ahnlichen Vorbehalt wie die Ergebnisse hinsichtlich der Existenz von Partnerschaften betrachtet werden. Auch hier zeigen die auf der selektiven Stichprobe der Mannheimer Scheidungsstudie beruhenden Ergebnisse (vgl. Tabelle 5-2, Modelle 3 und 4), dass zwei gegenlaufige Effekte existieren konnen: Einerseits begtinstigt die Griindung einer Firma eine frtihe Heirat relativ sowohl zu abhangig Erwerbstatigen (Tabelle 5-2, Modell 3) als auch relativ zu Selbstandigen ohne Unternehmen (Tabelle 5-2, Modell 4). Kontrolliert man den Besitz einer Firma, fiihrt der selbstandige Erwerbsstatus andererseits zu einer Verzogerung einer festen Partnerschaft aus denselben Griinden, die bereits fur die Existenz einer Partnerschaft diskutiert wurden. Insgesamt lasst sich somit feststellen, dass sich im Hinblick auf die Uberlegungen zur Bedeutung der Ehe als institutioneller Verpflichtungsmechanismus fur beruflich Selbstandige eher widerspruchliche Ergebnisse in den Daten finden lassen. Dies scheint vor allem an der Existenz gegenlaufiger Effekte zu liegen, die mit einer beruflichen Selbstandigkeit verkntipft sein konnen. So lassen sich einerseits Argumente fmden, die einen bindungshemmenden Effekt der Selbstandigkeit begriinden lassen. Die wenigen signifikanten Befunde fur mannliche Selbstandige deuten beispielsweise darauf hin, dass die mit einer Ehe einhergehenden Transaktionskosten, die vor allem durch Eigentumsregelungen verursacht werden, die Bereitschaft zur Heirat eher hemmen konnen. Zu einem ahnlichen Befund kommt auch Pfeiffer, der auf der Basis des Soziookonomischen Panels keinen signifikanten Effekt des Ehestatus auf den Erwerbsstatus finden kann (Pfeiffer 1994: Kap. 5). Zudem profitieren bestimmte Gruppen unter den Selbstandigen in weniger hohem AusmaB von einem Partner oder einer Partnerin, dies betrifft vor allem 'EinMann' -Selbstandige mit hohem spezifischen Humankapital, wie dies beispielsweise Freischaffende im Bereich der Informationstechnologie darstellen. Dagegen legen die selektiven Befunde aus der Mannheimer Scheidungsstudie, dass die Differenzierung zwischen dem Selbstandigenstatus und einem Firmenbesitz erlauben, die Bedeutung institutioneller Absicherungsmechanismen vor allem flir Besitzer von Unternehmen nahe. Dies stiitzt auch die in Kapitel 3 angestellten Uberlegungen hinsichtlich der Heterogenic innerhalb der Gruppe der Selbstandigen und verweist auf die Notwendigkeit, mit beiden 'MaBen' flir berufliche Selbstandigkeit zu arbeiten.
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Im Gegensatz zum Ehestatus konnte im Hinblick auf den Einsatz zusatzlicher formeller Ehe- und Partnerschaftsvertrage ein eindeutiger Zusammenhang formuliert werden. Demnach schlieBen beruflich selbstdndige Personen eher formelle Ehe- und Partnerschaftsvertrage ab als abhdngig Erwerbstatige (H5_2). Zur Uberprufung dieser Hypothese wird die Mannheimer Scheidungsstudie herangezogen, in der danach gefragt wurde, ob vor oder wahrend der Ehe vertragliche Vereinbarungen mit dem Partner fur den Fall einer Scheidung getroffen wurden. Insgesamt hatten 310 Paare in diesem Datensatz einen derartigen Vertrag abgeschlossen, dies entspricht 6,2% aller Paare im Sample. Von diesen schlossen 40,7% den Vertrag im Jahr der Heirat ab, 52,1% nach der Heirat und lediglich 7,2% der Paare vor der Eheschliefiung. Ein Zusammenhang mit beruflicher Selbstandigkeit zeigt sich hier bereits auf bivariater Ebene: 71 Partnerschaften mit mindestens einem vollerwerbstatigen Selbstandigen hatten einen Partnerschaftsoder Ehevertrag aufzuweisen, damit ist diese Gruppe mit 23% aller Paare mit einer derartigen Regelung deutlich tiberreprasentiert. Von den 71 Paaren mit mindestens einem Selbstandigen schlossen wiederum 64,8% diesen bereits vor oder zeitgleich mit dem ersten Eintritt in die Selbstandigkeit ab. Lediglich 35,2% nutzten diesen zusatzlichen Vertrag erst nach dem Eintritt in die berufliche Selbstandigkeit. Tabelle 5-4 zeigt die Ergebnisse einer multivariaten logistischen Regression, mit deren Hilfe der Zusammenhang zwischen beruflicher Selbstandigkeit und formellen Partnerschafts- und Ehevertragen detaillierter spezifiziert werden kann. Wie im ersten Modell anhand der den Wert 1 deutlich tibersteigenden odd ratios zu sehen ist, zeigt sich ein signifikanter, positiver Zusammenhang zwischen dem Einsatz eines privaten Vertrages fur den Fall einer Scheidung und alien drei Formen beruflicher Selbstandigkeit. Diese drei Gruppen setzen demnach eine derartige Regelung mit einer drei bis vierfach hoheren Wahrscheinlichkeit ein als abhangig erwerbstatige Akteure. Der die Hypothese bestatigende Befiind bleibt auch erhalten, wenn eine Reihe von Kontrollvariablen in das Modell aufgenommen werden. Besondere Bedeutung besitzt hierbei der Umstand, ob ein eigenes Unternehmen die Grundlage der Selbstandigkeit darstellt. Wie bereits diskutiert, kann ein wesentliches Motiv fur den Einsatz formeller Vertrage zwischen den Partnern der Schutz des gemeinsamen privaten Vermogens vor Forderungen Dritter an das Unternehmen sein.
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Tabelle 5-4: Determinanten des Abschlusses eines Ehe- oder Partners chaftsvertrages zwischen vollerwerbstdtigen Ehepartnern fur den Fall der Scheidung (Logistische Regression, odd ratios, Mannheimer Scheidungsstudie) Modell 1
Modell 2
Modell 3
Freiberufler
4,12**
2,99**
2,50**
Landwirt
3,13*
2,19
2,87*
sonstiger Selbstandiger
3,47 **
2,38**
2,28**
1,59**
1,68*
1,03**
1,04**
1,03*
1,04**
Wirtschaftliche Verhaltnisse der Partnerschaft im ersten Ehejahr (0= schlecht, l=gut)
0,92
0,97
Immobilienbesitz in der Partnerschaft
1,88**
2,54**
Wohnort bei Haushaltsgriindung > 50000 Einw.
1,20
1,16
Besitz eines Unternehmens Jahr der Heirat
sU
pp
Le
Durchschnittalter beider Partner bei Beziehungsbeginn (in Jahren)
x
Erwerbsstatus: in der Partnerschaft existiert mindestens ein
3,35**
Ehe wird geschieden Konstante
0,05**
0,00**
0,00**
N
4877
4518
4518
0,02**
0,03**
0,05**
Cox & Snell R2
Angabe der Signifikanzniveaus: ** < 0,01, * < 0,05, + <0,1 Jedoch zeigt sich, dass dies offensichtlich nicht der Hauptgrund fur den Abschluss von Partnerschafts- und Ehevertragen darstellt. Zwar weist der Unternehmensbesitz ebenfalls einen signifikanten positiven Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit des Vertragseinsatzes auf, allerdings bleiben die Effekte des Selbstandigkeitsstatus nicht nur erhalten, sondern sind auch deutlich starker ausgepragt als der Einfluss des Unternehmensbesitzes (vgl. Tabelle 5-4, Modelle 2 und 3). Dies kann als
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sU
pp
Le
x
Hinweis verstanden werden, dass die betrachteten Vertrage auch das 'Binnenverhaltnis' zwischen den Ehepartnern regeln sollen und nicht nur durch mogliche Forderungen dritter Parteien motiviert sind. Keinen Effekt - und daher auch nicht in den Modellen enthalten - zeigte das Geschlecht des Selbstandigen, es spielt demnach keine Rolle, wer in der Partnerschaft einer selbstandigen Tatigkeit nachgeht. Im Hinblick auf die Uberpriifung der Hypothese H5.2 ist zudem die Kontrolle von Faktoren von Bedeutung, die die wirtschaftliche Lage der Akteure abbilden. Die plausible Vermutung, dass wirtschaftlich besser gestellte Akteure eher private Vertrage einsetzen werden, urn evtl. in die Partnerschaft eingebrachtes Vermogen im Falle einer Trennung zu sichern, bestatigt sich nur teilweise in den Modellen 2 und 3: die wirtschaftliche Lage am Anfang der Beziehung zeigt im Gegensatz zum Immobilienbesitz keinen positiven Einfluss. Die Kontrolle des privaten Vermogens ist in diesem Zusammenhang insbesondere deshalb wichtig, da selbstandig Erwerbstatige im Schnitt wohlhabender sind und ein hoheres Einkommen erzielen als abhangig Erwerbstatige (vgl. hierzu Kap. 3.2). Allerdings bleibt der positive Effekt des Selbstandigenstatus auf die Vertragsnutzung trotz des Einbezugs der wirtschaftlichen Situation erhalten. Dies sttitzt die Vermutung, dass die Nutzung von Partner- und Ehevertragen nicht nur durch die Absicherung privaten Eigentums motiviert ist, sondern auch anderweitige Investitionen in die Partnerschaft - wie z.B. berufliche Investitionen im Falle einer Mitarbeit - eine wichtige Rolle spielen. SchlieBlich fanden noch weitere Kontrollvariablen Verwendung, von denen ein Einfluss auf den Einsatz von Ehe- und Partnerschaftsvertragen vermutet werden kann. Dies betrifft erstens die GroBe des Wohnorts zum Zeitpunkt der Haushaltsgriindung, von der sich ein positiver Effekt erwarten lieBe. Dies kann zum einen mit dem Umstand begrundet werden, dass in landlichen Gebieten die Scheidungswahrscheinlichkeit niedriger ausfallt als in urbanen Gebieten (vgl. hierzu Wagner 1997: 198-206). Akteure, die diesen Umstand antizipieren, konnten daher aufgrund der erwarteten hoheren Stabilitat auf einen mit Kosten verbundenen notariellen Vertrag verzichten. Ebenfalls denkbar ware die Erwartung der Akteure, dass in landlichen Gebieten aufgrund dichterer Netzwerke die soziale Kontrolle durch dritte Akteure h5her ausfallt (siehe hierzu insbes. Fisher 1982) und so opportunistisches Verhalten der Akteure im Hinblick auf die Aufteilung des Eigentums nach einer Trennung verhindert werden kann. Allerdings konnen diese Uberlegungen nicht durch den vorliegenden Befund gestiitzt werden: Zwar zeigt sich ein positiver Zusammenhang zwischen der GroBe des Wohnortes und dem Abschluss eines Partnerschaftsvertrages, der jedoch nicht signifikant ausgepragt ist.
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pp
Le
x
Zweitens steigt die Wahrscheinlichkeit des Einsatzes privater Vertrage mit dem zunehmenden Alter der Partner bei Beziehungsbeginn. Da die wirtschaftlichen Verhaltnisse zumindest teilweise kontrolliert wurden, liegt der Schluss nahe, dass es sich hier urn einen Lerneffekt handelt. Altere Akteure besitzen sowohl durch eigene Erfahrungen in vorhergehenden Partnerschaften als auch durch Beobachtung anderer Akteure mehr Informationen iiber mogliche Probleme im Falle einer Trennung und sind deshalb eher bereit, die Kosten eines Vertrages in Kauf zu nehmen. Ebenfalls einen Effekt besitzt das Jahr der Heirat derart, dass in spateren Heiratskohorten eher private Vertrage zum Einsatz kommen. Dies kann zum einen auf den sozialen Wandel im Hinblick auf Partnerschaft und Ehe zuruckzufuhren sein. Es konnte argumentiert werden, dass in alteren Kohorten demnach eher eine 'kollektivistische' Einstellung bezuglich der Partnerschaft vorzufinden ware. Zum Zweiten kann der betreffende Zusammenhang auch durch den Umstand verursacht werden, dass die Akteure die im Zeitablauf steigenden Scheidungszahlen in der Gesellschaft wahrnehmen und dies zu einem hoheren Bedarf an Absicherung des einzelnen Akteurs fuhrt. Diese letzte Argumentation wird gestiitzt durch die Beobachtung, dass eine spatere Scheidung der Partnerschaft einen positiven Zusammenhang mit dem Einsatz von privaten Vertragen aufweist (vgl. Tabell 5-4, Modell 3). Dies kann durch die Antizipation der Akteure hervorgerufen werden, dass die Partnerschaft sich durch eine erhohte Wahrscheinlichkeit des Scheiterns auszeichnet und daher eine Regelung der Eigentumsfrage eher notwendig sein wird. Die spatere Scheidung als Kontrollvariable in dieser und den folgenden Analysen impliziert somit nicht, dass eine Scheidung einen kausalen Effekt auf die abhangige Variable besitzt. Mit der Aufiiahme dieser Variable in die Modelle soil in erster Linie vielmehr kontrolliert werden, ob die tiberproportionale Vertretung Geschiedener im Datensatz zu einer Verzerrung der Ergebnisse fuhrt. Diese Ergebnisse im Hinblick auf den Einsatz privater Vertrage zwischen den Partnern weisen darauf hin, dass die Akteure bei der Gestaltung ihrer Haushaltsund Partnerschaftsorganisation die institutionelle Einbettung ihrer Partnerschaft nutzen, um das Stabilitatsproblem zu losen. Allerdings wird insbesondere anhand der widerspruchlichen Befunde im Hinblick auf die Ehe deutlich, dass die institutionellen Moglichkeiten der Regulierung sehr begrenzt sind. Dieses bereits eingangs diskutierte Argument ftihrte zur Betrachtung endogener Mechanismen, die insbesondere die Geschwindigkeit des bilateralen Investitionsprozesses umfas-
5 Veipflichtungsmechanismen, Beziehungsstabilitat...
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sen. Die Uberlegung, dass durch einen beschleunigten Investitionsprozess eine schnellere und evtl. auch hohere Bindungswirkung erreicht werden kann, fiihrte zu Hypothese H5_3: Beruflich selbstdndige Akteure heiraten in Bezug aufden Beziehungsbeginn fruher als abhdngig beschdftigte Akteure. Tabelle 5-5: Determinanten der Dauer zwischen Beziehungsbeginn und Heir at fur Vollerwerbstdtige (Cox-Regression, relative Risiken, Mannheimer Scheidungsstudie) Modell 1
Modell 2
Modell 3
x
Erwerbsstatus: in der Partnerschafl existiert mindestens ein
Landwirt sonstiger Selbstandiger
0,77 **
0,75 **
0,72 **
0,82
0,78
0,84
0,96
0,90
0,88 +
1,34 **
1,33 **
Le
Freiberufler
pp
Besitz eines Unternehmens (Zeitabhangig)
0,82*
0,83 *
0,86 +
Leibliches Kind (Zeitabhangig)
1,80 **
1,81 **
1,78 **
Durchschnittalter beider Partner bei Beziehungsbeginn
1,31 **
1,31 **
1,33 **
Durchschnittsalter quadriert
0,99 **
0,99 **
0,99 **
Jahr der Heirat
0,98 **
0,98 **
0,98 **
Wirtschaftliche Verhaltnisse der Partnerschaft im ersten Ehejahr (l=gut)
1,15 **
1,15 **
1,17**
Immobilienbesitz in der Partnerschaft (Zeitabhangig)
2,19 **
2,20 **
2,25 **
Wohnort bei Haushaltsgrundung > 50000
0,93 *
0,94*
0,90 **
sU
Weibliche Selbstandige in der Partnerschaft
1,39 **
Ehe wird geschieden N Chi
2
4474
4416
4416
1034,55**
1032,38**
1144,85**
Angabe der Signifikanzniveaus: ** < 0,01, * < 0,05, + <0,1
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x
Erste Evidenzen fur diese Hypothese konnen unter Riickgriff auf die Mannheimer Scheidungsstudie gewonnen werden.15 Betrachtet werden wiederum alle Beziehungen in diesem Datensatz, in denen mindestens ein Partner vollerwerbstatig ist. Als abhangige Variable dient die Dauer zwischen dem Beziehungsbeginn und der Heirat. Fiir die Uberprtifiing der Hypothese kann wiederum auf zwei Variablentypen zuruckgegriffen werden. Erstens wird getestet, ob sich die einzelnen Selbstandigkeitstypen von der Referenzgruppe der Partnerschaften mit ausschlieBlich abhangig Erwerbstatigen unterscheiden. Zweitens wird der Effekt des Firmenbesitzes untersucht, indem dieser als zeitabhangige Variable eingefiihrt wird. Damit wird dem Umstand Rechnung getragen, dass eine Firma wahrend der privaten Partnerschaft, aber vor der Ehe erworben werden kann. Getestet wird inwiefern der Besitz einer Firma vor dem Beziehungsbeginn oder die Griindung einer Firma nach dem Beginn der privaten Beziehung einen Effekt auf die Dauer zwischen Beziehungsbeginn und Heirat besitzt.16 Die mittlere Dauer der Zeit zwischen Beziehungsbeginn und Heirat betrug im Schnitt 2,6 Jahre, wobei sich auf bivariater Ebene kein Unterschied zwischen den Partnerschaften abhangig Erwerbstatiger und beruflich Selbstandiger zeigt. Wie jedoch anhand der Ergebnisse einer multivariaten Cox-Regression (Tabelle 5-5) deutlich wird, lasst sich auch hier wieder ein deutlicher Unterschied zwischen dem selbstandigen Erwerbsstatus und dem Unternehmensbesitz finden. Im Einklang mit der Hypothese zeigt sich, dass der Firmenbesitz vor Beziehungsbeginn bzw. die Griindung wahrend der Beziehung die Wahrscheinlichkeit einer Heirat signifikant erhoht. Die Griindung oder die Ubernahme eines Unternehmens erhoht die relative Eintrittswahrscheinlichkeit des Ereignisses 'Heirat' urn 33% (Tabelle 5-5, Modelle 3). Dagegen weisen die drei Statusvariablen der beruflichen Selbstandigkeit einen
15 Zu betonen ist allerdings, dass die Mannheimer Scheidungsstudie nicht auf einem reprasentativen Sample beruht, da Scheidungspaare uberreprasentiert sind und nur Verheiratete ins Sample aufgenommen wurden (vgl. hierzu auch Kap. 4.4). Jedoch erlaubt die Verwendung dieses Datensatzes den Einbezug von Informationen iiber die Selbstandigkeit des Partners und flihrt somit zu einer hoheren Fallzahl von Beziehungen mit mindestens einem vollerwerbstatigen Selbstandigen. Dies stellt insbesondere einen wesentlichen Vorteil gegeniiber dem reprasentativen Familiensurvey dar, in dem z.B. keine Angaben liber den Beginn der Selbstandigkeit des Partners vorhanden sind. Analysen mit dem Familiensurvey, die sich mit geringeren Fallzahlen nur auf die Befragten selbst beziehen, kommen im Hinblick auf die Vorzeichen der Koeffizienten zu den gleichen Ergebnissen, die in diesem Fall jedoch nicht signifikant ausgepragt sind. 16 Fur den Selbstandigenstatus kann keine zeitabhangige Variable gebildet werden, da in der Mannheimer Scheidungsstudie der Erwerbsstatus vor der Ehe nicht zeitbezogen erfaBt wurde.
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negativen Effekt auf, der jedoch nur fur die Freiberufler signifikant ausfallt. Demnach hat diese Art der beruflichen Selbstandigkeit ohne Firmenbesitz eine verzogernde Wirkung im Hinblick auf die Entscheidung eines Paares, zu heiraten. Die Analyse beinhaltet wiederum eine Reihe von Kontrollvariablen, fur die ein Einfluss auf die Dauer zwischen Partnerschaftsbeginn und Heirat unabhangig vom Erwerbsstatus vermutet wurde. Einen - im letzten Modell jedoch nur schwach - signifikanten Zusammenhang zeigt das Geschlecht des oder der Selbstandigen: 1st die Frau in der Partnerschaft selbstandig, so dauert es langer bis zur Heirat.17 Als ebenfalls zeitabhangige Variable wurde die Geburt des ersten leiblichen Kindes eingefuhrt, die wie zu erwarten einen starken beschleunigenden Effekt auf die Heirat besitzt. Das Alter der Befragten (operationalisiert als Durchschnittsalter von Mann und Frau bei Beziehungsbeginn) hangt negativ mit der Zeitdauer zwischen Partnerschaftsbeginn und Heirat zusammen. Je jtinger also die Partner bei Beginn ihrer Beziehung sind, desto langer dauert es bis zur Heirat. Dies kann mit dem Umstand erklart werden, dass jungere Akteure zum einen weniger wahrscheinlich in einer (finanziell) gefestigten Situation leben, zum anderen in hoherem Ausmafi mogliche alternative Partner existieren. Wie der signifikant negative Effekt des quadrierten Alters zeigt, verlauft dieser Effekt jedoch nicht linear, sondern schwacht sich fur altere Paare wieder ab. Ebenfalls einen negativen Effekt besitzt das Jahr der Heirat, altere Kohorten haben demnach vom Zeitpunkt des Partnerschaftsbeginns an schneller geheiratet als jungere Kohorten. Wirtschaftlicher Wohlstand flihrt erwartungsgemaB zu einer schnelleren Heirat, sowohl gute wirtschaftliche Verhaltnisse im ersten Ehejahr als auch der Immobilienbesitz lasst das relative Risiko einer Heirat steigen. Schneller geheiratet wird auch in kleineren Wohnorten, wahrend der Wohnsitz in Stadten die Heirat verzogert. SchlieBlich hat die Dauer der nichtehelichen Phase offensichtlich auch einen negativen Einfluss auf die Scheidungswahrscheinlichkeit, je schneller geheiratet wird, desto instabiler ist die Partnerschaft. Dies ist offensichtlich mit einem geringeren Informationsstand der Akteure tiber ihren Partner zu erklaren, der mit einer kiirzeren Phase des Kennen17 Dies korrespondiert mit dem Befund, dass mit zunehmender Bildung und Erwerbstatigkeit von Frauen im Zeitverlauf die Heiratsneigung in der Gesellschaft abnimmt (s. z.B. Becker 1991, kritisch hierzu Oppenheimer 1997). Im Hinblick auf den Effekt der weiblichen Bildungsexpansion kann zwischen einem Institutioneneffekt - d.h. einem Aufschub der Heirat aufgrund der langeren Verweildauer im Bildungssystem - und einem Humankapitaleffekt - d.h. hoheren Opportunitatskosten der Heirat fur gut ausgebildete Frauen - unterschieden werden (Blossfeld und Huinink 1991, Diekmann undBruderl 1994).
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5 Verpflichtungsmechanismen, Beziehungsstabilitat...
lernens einhergeht. Der Befund widerspricht allerdings nicht dem Argument, dass ein beschleunigter Investitionsprozess in einer Partnerschaft zu hoherer Stabilitat ftihrt, da die Zeitdauer zwischen Beziehungsbeginn und Heirat nicht unbedingt eine Aussage iiber die in dieser Zeitspanne getatigten Investitionen zulasst. Tabelle 5-6: Determinanten der Dauer zwischen Beziehungsbeginn und dem ersten leiblichen Kind in der Beziehungfur Vollerwerbstatige (Cox-Regression, relative Risiken, Mannheimer Scheidungsstudie) Modell 1
Modell 2
Modell 3
x
Erwerbsstatus: in der Partnerschaft existiert mindestens ein Freiberufler
0,93
0,95
1,21
0,86
0,84
0,92
0,89
0,90
1,21 *
1,28 **
1,29 **
Weibliche Selbstandige in der Partnerschaft
0,95
0,94
Durchschnittalter beider Partner bei Bezie-
1,21 **
1,20 **
Durchschnittsalter quadriert
0,99 **
0,99 **
Jahr der Heirat
0,98 **
0,98 **
Wirtschaftliche Verhaltnisse der Partnerschaft im ersten Ehejahr (l=gut)
1,25**
1,24*
Immobilienbesitz in der Partnerschaft (Zeitabhangig)
1,39**
1,37**
Wohnort bei Haushaltsgrundung > 50000
0,81 **
0,82 **
Landwirt sonstiger Selbstandiger
Le
0,90
sU
hungsbeginn
pp
Besitz eines Unternehmens (Zeitabhangig)
Ehe wird geschieden N 2
Chi
0,85 ** 4735
4469
4469
6,94**
418,49**
449,10**
Angabe der Signifikanzniveaus: ** < 0,01, * < 0,05, + <0,1
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x
Ein weiterer Indikator fur einen beschleunigten bilateralen Investitionsprozess stellt das Timing der Geburt des ersten Kindes dar. Hier wurde analog zur Heiratsgeschwindigkeit vermutet, dass in Partnerschaften bereits beruflich selbstandiger Personen das erste Kindfruher geboren wird ah in andern Beziehungen (H5_4). Auch fur die Uberprufung dieses Zusammenhanges wird auf den Mannheimer Scheidungsdatensatz zuruckgegriffen. Die in Tabelle 5-6 abgebildeten Ergebnisse eines Cox-Regressionsmodelles ftihren zu ahnlichen Ergebnissen wie im Falle des Timings der Heirat. Entsprechend der Hypothese wird in Beziehungen, in denen (noch) kein Partner im Besitz einer Firma ist, das erste leibliche Kind spater geboren als in Partnerschaft mit Firmenbesitz. Ftir den Selbstandigkeitsstatus zeigt sich jedoch kein signifikanter Effekt: dort werden die Kinder nicht significant fruher oder spater geboren als in anderen Beziehungen. Keinen signifikanten Effekt auf die Wahrscheinlichkeit, nach einer gegebenen Zeitspanne ein Kind zu bekommen besitzt die Selbstandigkeit der Frau in der Partnerschaft. Dies steht auf den ersten Blick im Widerspruch mit dem empirischen Befund, dass die weibliche Erwerbstatigkeit einen negativen Effekt auf die Fertilitatsentscheidung besitzt (z.B.Handl 1988, Sackmann 1999).18 Wie allerdings in Kapitel 6 noch ausfuhrlicher diskutiert werden wird, bietet die selbstandige Erwerbsarbeit speziell fllr Frauen unter bestimmten Umstanden eine hohere Flexibility, die die Betreuung von Kindern erleichtert. Wie bereits beim Timing der Heirat bekommen altere Heiratskohorten schneller Kinder, wahrend ein geringeres Alter der Partner bei Beziehungsbeginn zu einem spateren Geburtszeitpunkt fur das ersten Kind ftihrt. Dieser letzte Zusammenhang erweist sich allerdings wieder als nicht linear, mit zunehmendem Alter der Partner schwacht sich der Effekt wieder ab. Wenig iiberraschend ist eine schlechte wirtschaftliche Situation der Akteure sowie die Einbettung in ein eher stadtisches Umfeld mit einer spateren Elternschaft verkntipft. SchlieBlich wurde in Modell 3 wieder der Umstand kontrolliert, ob die Ehe spater geschieden wurde. Beziehungen, in denen das erste Kind spater geboren wurde, besitzen eine hohere Scheidungswahrscheinlichkeit. Dies steht im Einklang sowohl mit dem Argument, dass Kinder ein ehestabilisierender Verpflichtungs-
18 Siehe hierzu jedoch auch Blossfeld und Huinink (1991), die einen negativen Effekt des Alters bei Geburt des ersten Kindes nur ftir Frauen mit hohen Karriereaussichten finden. Der allgemeine Trend zur spateren Heirat und Mutterschaft wird von diesen Autoren vor allem auf den langeren Verbleib dieser Gruppe im Bildungswesen zuruckgefuhrt.
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mechanismus darstellen konnen, als auch mit der Argumentation des bilateralen Investitionskreislaufes, demnach die gegenseitigen Investitionen zu einer stabileren Beziehung fuhren werden. Die letzte Hypothese hinsichtlich des Timings von spezifischen Investitionen fuhrte zu der Annahme, dass ein beschleunigter Investitionsablauf in der Beziehung und eine damit erwartete hohere Stabilitat der Beziehung sich in einer hoheren Kinderzahl in Partnerschaften beruflich Selbstdndiger niederschlagen sollte (H5.5). Die Uberprufung dieser Hypothese kann sowohl mit dem Familiensurvey als auch mit der Mannheimer Scheidungsstudie durchgefuhrt werden. Dies erlaubt die Validierung der Ergebnisse nicht nur im Hinblick auf zwei unterschiedliche Zeitpunkte - Westdeutschland Ende der 1980er und Gesamtdeutschland Mitte der 1990er Jahre - sondern auch im Hinblick auf unterschiedliche Informationen. Wahrend im Familiensurvey auch nicht verheiratete Partner berticksichtigt werden konnen, kann auf der Basis der Mannheimer Scheidungsstudie wieder zwischen dem selbstandigen Erwerbsstatus und dem Unternehmensbesitz unterschieden werden. Tabelle 5-7 zeigt die Ergebnisse der betreffenden Analysen,19 wobei die Modelle ganz links und rechts (Modell 1 und 4) jeweils die komplette Information beinhalten, wahrend die Modelle in der Mitte (Modelle 2 und 3) jeweils nur auf der Subgruppe der Verheirateten ohne die Beriicksichtigung eines Unternehmensbesitzes basieren und damit fur den Vergleich der Ergebnisse aus beiden Datensatzen geeignet sind. Insgesamt lasst sich diesbeztiglich feststellen, dass nicht nur die Richtung des Zusammenhangs, sondern auch die Koeffizienten beider Modelle eine hohe Ubereinstimmung aufweisen. Im Einklang mit der Hypothese zeigen die auf dem Familiensurvey basierenden Analysen einen positiven Zusammenhang zwischen dem Selbstandigkeitsstatus und der Kinderzahl, der jedoch fur die Landwirte und Freiberufler nur ein Signifikanzniveau von 10% aufweist (Tabelle 5-7, Modelle 1 und 2). Die Effekte fur diese beiden Gruppen lassen sich mit geringerer Irrtumswahrscheinlichkeit auch in der Mannheimer Scheidungsstudie beobachten, wahrend sich fur die sonstigen Selbstandigen hier kein Effekt finden lasst (Modell 3). Fiihrt man jedoch die 19 Wie z.B. von Bruderl (Bruderl 2000: 624-628) vorgeschlagen, wird die Anzahl der Kinder als typische Zahlvariable unter RuckgrifTauf ein Poisson-Regressionsmodell analysiert. Auf die Verwendung von Stufenmodellen, mit denen die Effekte jeweils fiir die Kinder erster, zweiter, dritter etc. Ordnung geschatzt werden konnen (vgl. hierzu z.B. Kohlmann und Kopp 1997), wird hier verzichtet, da die theoretisch abgeleitete Hypothese in dieser Arbeit keine Aussagen uber die betreffenden Unterschiede beinhaltet.
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Variable Tirmenbesitz' ein, so zeigt sich hierfur der vorhergesagte positive Effekt auf die Kinderzahl, wahrend die Effekte der Statusvariablen abnehmen. Offensichtlich gilt audi hier, dass die der Hypothese unterliegende Handlungslogik vorwiegend fur den Typus des Firmenbesitzers Gtiltigkeit besitzt. Allerdings ist fur die Gruppen der Freiberufler und Landwirte auch ein eigenstandiger Effekt des Selbstandigenstatus festzustellen, der mit der Theorie ubereinstimmt. Uber die Ursachen der Unterschiede der Effektstarken hinsichtlich der Landwirte und der sonstigen Selbstandigen zwischen beiden Datensatzen lassen sich hier nur Vermutungen anstellen. Erstens konnen aufgrund der geringen Fallzahlen in beiden Gruppen bereits kleine Selektivitatsmechanismen bei der Stichprobenauswahl zu relativ groBen Unterschieden in den Effektstarken fuhren. Dies erscheint besonders wahrscheinlich in der Gruppe der Selbstandigen, die aufgrund ihrer zeitlichen Belastung im Geschaft fur Untersuchungen, die im Haushaltskontext ansetzen, schwer zu erreichen sind. Zweitens ware auch ein Effekt des Erhebungszeitpunkts bzw. der regionalen Stichprobe (Westdeutschland vor der Wiedervereinigung vs. Gesamtdeutschland) denkbar, der z.B. aufgrund der Griindungswelle nach der Wiedervereinigung zu einer veranderten Struktur der sonstigen Selbstandigen fiihrte. Da in der Mannheimer Scheidungsstudie allerdings der Anteil der vor 1988 geschlossenen Ehen nur 11% und der vor 1990 geschlossenen Ehen nur 7% ausmacht und sich diese Anteile unter den Unternehmensbesitzern lediglich urn einen Prozentpunkt verschieben, erscheint diese Ursache wenig wahrscheinlich zu sein. Keinen entscheidenden Effekt besitzt in den Modellen der Umstand, dass in der Mannheimer Scheidungsstudie nur Ehen betrachtet werden. Die Berucksichtigung sowohl verheirateter wie unverheirateter Partner und der Ehe als Kontrollvariable fuhren im Familiensurvey zu einem hoch signiflkanten, starken positiven Effekt, jedoch andert sich an den Effektkoeffizienten der anderen Modelldeterminanten nichts.
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5 Verpflichtungsmechanismen, Beziehungsstabilitat...
Tabelle 5-7: Determinanten der Kinderzahl in Partnerschaften Erwerbstatiger (Poisson-Regression, Familiensurvey und Mannheimer Scheidungsstudie)
2,36 ** -0.01 ** -0,01 **
pp
Partner verheiratet Jahr des Beginns der Partnerschaft Durchschnittsalter des Paares zu Beziehungsbeginn Durchschnittsalter quadriert Einkommena)
Le
x
Familiensurvey 1988 Mannheimer Scheidungsstudie 1996 Modell . _ , lt _ Modell 2 Modell 3 Modell 4 .„ nur Ehen nur Ehen nur Ehen Alle In der Beziehung In der Beziehung existiert mindestens existiert mindestens ein ein Selbstandiger Selbstandiger 0.15* 0,11+ Freiberufler Freiberufler 0,15+ 0,11 0.33 ** 0,24 * Landwirt Landwirt 0,18 + 0,18 + 0,01 -0,10 sonstige Selbstandiger sonstige Selbstandiger 0,14** 0,13** 0,15 ** Untemehmensbesitz Frau in der PartnerFrau in der Partner-0,33 ** -0,32 ** -0,30 ** -0,29 ** schaft ist Erwerbstatig schaft ist Erwerbstatig
0,16**
sU
0,16**
-0.01 ** -0.01 ** 0,00
0,00
0,00
0.00
Befragter besitzt Hochschulreife Wohnort> 50000
-0,15 ** -0,15 **
Konstante N Pseudo R2
-1,38 ** 0.97 ** 6184 5043 0.20** 0.07**
-0,02 ** -0,02 ** 0,09 ** 0,08 **
-0,01 ** -0,01 **
Jahr des Beginns der Partnerschaft Durchschnittsalter des Paares zur Beginn der Beziehung
Durchschnittsalter quadriert 0.13 ** 0,12 ** Wirtschaftl. Verhaltnisse zu Beziehungsbeginna) -0,02 0,02 Befragter besitzt Hochschulreife -0,18** -0,18** Wohnort> 50000 0,15 ** 0,16 ** Heirat in der DDR 0,74 * 0,78 ** Konstante 4320 4273 N 0.05** 0.05** Pseudo R2
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Anmerkungen zu Tabelle 5-7:a) Da das Einkommen in der Mannheimer Scheidungsstudie nicht direkt erhoben wurde, muss auf die ftinfstufige Einschatzung der Befragten zurtickgegriffen werden, die hier zu zwei Kategorien (sehr gut bis mittelmaBig vs. schlecht bis sehr schlecht) zusammengefasst wurde. Angabe der Signifikanzniveaus: ** < 0,01, * < 0,05, +<0,1
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Im Hinblick auf die verwendeten Kontrollvariablen zeigen sich im Wesentlichen die aus anderen Studien bekannten Effekte. Altere Kohorten (operationalisiert durch das Jahr des Partnerschaftsbeginns) weisen mehr Kinder auf. Dies ist unter anderem auf den Effekt der Rechtszensierung zuriickzufuhren; altere Befragte hatten eine groBere Zeitspanne zur Verfiigung, ihre Kinderwunsche zu realisieren. Je alter die Akteure bei Beziehungsbeginn waren, desto mehr Kinder lassen sich beobachten. Der negative Effekt des quadrierten Alters lasst zudem erkennen, dass das Alter keinen linearen Zusammenhang mit der Kinderzahl aufweist. Dies liegt an dem Umstand, dass die Wahrscheinlichkeit einer Elternschaft ab dem 40sten Lebensjahr drastisch zurtickgeht und daher mit steigendem Alter kaum noch eine Zunahme der Kinderzahl festzustellen ist. Fur das Haushaltseinkommen lasst sich auf Basis des Familiensurveys kein Zusammenhang mit der Kinderzahl beobachten, dies steht im Einklang mit den klassischen Befunden von Mincer, der dies auf gegensatzliche Effekte der Individualeinkommen des Marines und der Frau zuruckflihrt (Mincer 1963, vgl. auch Hill und Kopp 2005. Im Gegensatz hierzu fuhrt die subjektive Einstellungsfrage in der Mannheimer Scheidungsstudie zu einem signifikant ausgepragten positiven Zusammenhang, gute wirtschaftliche Verhaltnisse gehen demnach mit einer hoheren Kinderzahl einher. Eine hohere Bildung des Befragten zeigt in keinem Modell einen Effekt auf die FamiliengroBe. Sowohl das Einkommen als auch die Bildung stellen im Hinblick auf die Effekte beruflicher Selbstandigkeit wichtige Kontrollvariablen dar: Erstens weisen Selbstandige im Mittel ein hoheres Einkommen auf als abhangig Beschaftigte (vgl. Kap. 3), zweitens ist der negative Effekt zunehmender Bildung insbesondere der Frau auf die Kinderzahl vor allem fur die akademischen freien Berufe in Rechnung zu stellen (vgl. hierzu auch die Ergebnisse von Kohlmann und Kopp 1997). Einen starken Einfluss iibt erwartungsgemaB das geschlechtsspezifische Erwerbstatigkeitsmuster in der Partnerschaft aus. Im Vergleich zu Partnerschaften, in denen nur der Mann Erwerbstatig ist, ist in Partnerschaften mit einer erwerbstatigen Frau eine geringere Kinderzahl zu beobachten. Das dahinter stehen-
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de Problem der Vereinbarkeit von Familie und Beruf kann zum Teil auch erklaren, warum in Partnerschaften beruflich Selbstandiger mehr Kinder zu beobachten sind: Da Frauen von mannlichen Selbstandigen haufig die Moglichkeit haben, im Betrieb des Partners flexibel zu arbeiten, fiihrt dies zu einer besseren Vereinbarkeit von - hier interner - Erwerbstatigkeit und Familie (vgl. hierzu auch Kap. 6.3). Insgesamt lasst sich festhalten, dass zumindest partiell die empirischen Evidenzen fur eine starkere Nutzung von formellen Verpflichtungsmechanismen in Partnerschaften beruflich Selbstandiger sprechen. Zwar liefl sich vor allem fur den Einsatz zusatzlicher Ehe- und Partnerschaftsvertrage der vorhergesagte Effekt feststellen, wahrend sich fur den Selbstandigenstatus auf Basis von Querschnittsdaten des ALLBUS im Hinblick auf die Wahrscheinlichkeit, einen Partner zu besitzen und diesen zu heiraten, kein Unterschied im Vergleich zu abhangig Erwerbstatigen ergab. Allerdings fanden sich unter Ruckgriff auf die selektive Stichprobe der Ehen in der Mannheimer Scheidungsstudie Hinweise, dass fur Firmenbesitzer Lebens- und Ehepartner doch eine besondere Rolle spielen, Firmenbesitzer gehen frtiher eine feste Partnerschaft ein und heiraten auch schneller als andere Erwerbstatige. Beschrankt man sich auf die Gruppe der Unternehmensbesitzer, so ergeben sich auch durchweg positive Evidenzen im Hinblick auf die Indikatoren, von denen auf einen beschleunigten bilateralen Investitionsprozess zwischen den Partner geschlossen werden sollte. Partnerschaften, in denen Firmenbesitzer involviert sind, zeichnen sich demnach durch eine schnellere Heirat und eine fruhere Elternschaft in Bezug auf den Beziehungsbeginn sowie mehr Kinder aus als andere Beziehungen. Dies ist auf den ersten Blick umso erstaunlicher, als eine schnellere Heirat einen positiven Zusammenhang mit einer spateren Scheidung aufweist. Dies entspricht jedoch den Uberlegungen, die im zweiten Kapitel angestellt wurden: Eine schnelle Bindung hat auch Nachteile, die aus der unvollkommenen Information der Akteure iiber ihren Partner und die zukunftige Beziehung resultieren. Allein eine (schnelle) Heirat reicht demnach nicht aus, urn eine auf falsche Erwartungen begriindete Beziehung zu stabilisieren. Geht einer Heirat allerdings eine Phase voraus, in der beide Partner Investitionen in ihre Beziehung tatigen, sollte dies zur Stabilitat der Ehe beitragen. Daher steht im folgenden Abschnitt die Ehestabilitat der Partnerschaften beruflich selbstandiger Personen im Mittelpunkt.
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Wie in den vorhergehenden Abschnitten deutlich wurde, nutzen Unternehmensbesitzer im Rahmen ihrer Haushalts- und Partnerschaftsorganisation in erhohtem MaBe formelle und informelle Verpflichtungsmechanismen, urn spezifische Investitionen und Spezialisierung zu ermoglichen. Diese Verpflichtungsmechanismen sollen die Schwelle fur eine Auflosung der Partnerschaft erhohen und damit Planungssicherheit fur die zu leistenden Investitionen gewahrleisten. Um die Akteure tatsachlich zu spezifischen Investitionen und Spezialisierung zu bewegen, ware allerdings nur die subjektive Erwartung in eine erhohte Stabilitat der Partnerschaft notwendig. Im Folgenden soil allerdings argumentiert werden, dass Beziehungen von unternehmerisch tatigen Selbstandigen tatsachlich ein hoheres MaB an Stabilitat aufweisen. Hierflir konnen zwei Mechanismen unterschieden werden: a) Die formellen und informellen Verpflichtungsmechanismen stellen 'Pfander' (Raub und Keren 1993; Raub und Weesie 1993) dar, die im Falle einer Trennung der Partner verloren gehen. Diese Pfander konnen z.B. Investitionen in das flir die Mitarbeit im Betrieb notwendige Humankapital, mit formellen Vertragen verbundene Zahlungen im Falle einer Trennung oder materielle und immaterielle Investitionen in einen gemeinsamen Haushalt sein. Die Schwelle flir die Auflosung der Partnerschaft wird so angehoben und die Beziehung stabilisiert (Verpflichtungseffekt, vgl. hierzu auch Kopp 1994: 150-170). b) Einer hoheren Stabilitat kann jedoch auch eine sorgfaltigere Auswahl und eine aufwandigere Partnersuche zugrunde liegen. Allerdings geschieht dies bei Selbstandigen offensichtlich weniger durch ein langeres voreheliches Zusammenleben, statt dessen versuchen die Akteure durch einen beschleunigten bilateralen Investitionsprozess moglichst schnell eine hohe Bindungswirkung zu erreichen. Die Reduktion durch Unsicherheit kann somit lediglich durch eine friihe Selektion der Partner erfolgen. Dieser Selektionsmechanismus flihrt somit nicht zu einer generell hoheren Wahrscheinlichkeit des Erfolgs einer Beziehung beruflich selbstandiger Akteure, sondern zu einem Muster, das durch viele kurze Beziehungen und einer langen, stabilen Partnerschaft gepragt sein miiBte (Selektionseffekt). Im Hinblick auf die beobachtete Beziehungsdauer von beruflich selbstandigen Personen besitzen beide Mechanismen den gleichen Effekt, der zu folgender Hypothese H5.6 fuhrt: Partnerschaftsbeziehungen mit mindestens einem Unterneh-
5 Verpflichtungsmechanismen, Beziehungsstabilitat...
170
mesnsbesitzer sind stabiler als andere Partnerschaften. Obwohl die Hypothese prinzipiell fur alle verheirateten wie unverheirateten Unternehmensbesitzer gelten sollte, muss die im Folgenden prasentierte Uberpriifung dieses Zusammenhangs auf die Stabilitat von Ehen beschrankt werden. Dies hangt vor allem mit dem bereits in Kapitel 4 diskutierten Problem der Fallzahlen zusammen, da die verfugbaren Datensatze unverheiratet zusammenlebende Selbstandige nur noch in verschwindend geringer Zahl enthalten. Lediglich der Mannheimer Scheidungsdatensatz gestattet aufgrund des Oversamplings geschiedener Personen die Hypothese zumindest flir die Ehen beruflich Selbstandiger zu testen.
x
Tabelle 5-8: Determinanten des Risikos einer Ehescheidungfur Vollerwerbstdtige (Cox-Regression, relative Risiken, Mannheimer Scheidungsstudie)
Le
Modell 1 Modell 2 Modell 3 Modell 4 Modell 5 Firmenbesitzer
Alle
Freiberufler
sU
Landwirte
pp
Erwerbsstatus: In der Partnerschaft existiert mindestens ein
sonstige Selbstandige
Unternehmensbesitz zum Berragungszeitpunkt/Beziehungsende
1,14
1,10
1,08
1,34
0,24**
0,46 +
0,45 +
0,44
0,90
1,07
1,03
0,76*
0,75 **
0,81*
leibliches Kind in der Partnerschaft (Zeitabhangig)
0,64 **
0,55**
Dauer zw. Beziehungsbeginn und Ehe (Jahre)
0,90 **
0,88*
5 Verpflichtungsmechanismen, Beziehungsstabilitat... Fortsetzung Tabelle 5-8
171
Modell 1 Modell 2 Modell 3 Modell 4 Modell 5 nur Firmenbesitzer
Alle 1,43 **
1,34
weibliche Selbstandige in der Beziehung
0,79 +
0,80 +
0,69+
Durchschnittsalter von Mann und Frau bei Beziehungsbeginn
0,98 **
0,96 **
0,96
Jahr der Heirat (Heiratskohorte)
1,06 **
1,06 **
1,05**
x
Ehe- oder Partnerschaftsvertrag
0,61 **
0,78
0,78 **
0,76 **
0,73+
0,50 **
0,50 **
0,53*
Befragter besitzt Hochschulreife
1,00
1,05
0,81
Wohnort > 50000 Einwohner
1,20 **
1,19**
1,10
Kirchliche Heirat
0,62 **
0,64 **
0,65*
Ehe wurde in der DDR geschlossen
0,79 **
0,81 **
0,39**
Ehe wurde vor 1945 geschlossen
1,07
1,07
2,94+
mindestens ein Partner besitzt nicht die deutsche Nationalitat
0,36*
0,34*
Immobilienbesitz in der Ehe (zeitabhangig)
Le
gute Wirtschaftliche Verhaltnisse zum Beginn der Beziehung
0,59 **
sU
pp
Letzte wirtschaftliche Verhaltnisseb)
N Chi
2
4812
4812
17.61**
6.24*
4267
4237
a)
329
1016,59** 1172,08** 65,22**
Anmerkungen:a) Da in der Gruppe der Firmenbesitzer nur noch neun Paare einen Partner ohne deutschen Nationalitat umfassten, wurde auf die Aufhahme dieser Variablen in das Modell verzichtet. a) Die letzten wirtschaftlichen Verhaltnisse beziehen sich bei Geschiedenen auf den Zeitpunkt der Einreichung der Scheidung, bei nicht Geschiedenen auf den Befragungszeitpunkt bzw. bei Verwitweten auf den Zeitpunkt des Todes des Partners. Angabe der Signifikanzniveaus: ** < 0,01, * < 0,05, + <0,1
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Die Hypothese hinsichtlich der Stabilitat der Ehe wird anhand eines multivariaten Cox-Regressionsmodelles uberpruft. Tabelle 5-8 zeigt die Ergebnisse dieses Tests. Betrachtet man in einem ersten Schritt nur die Statusvariablen der beruflichen Selbstandigkeit (Modell 1), so haben lediglich Landwirte ein signifikant geringeres Scheidungsrisiko als abhangig Erwerbstatige. Fur die anderen Gruppen ist kein signifikanter Effekt feststellbar. Dieses Bild andert sich jedoch, wenn der Unternehmensbesitz am Ende der Beziehung bzw. zum Zeitpunkt des Interviews bei bestehenden Ehen betrachtet wird.20 Der Unternehmensbesitz reduziert in diesem Modell die Wahrscheinlichkeit einer Scheidung um 19%. Ftigt man nun eine Reihe von Kontrollvariablen hinzu, die sich in empirischen Analysen der Ehescheidung als relevant erwiesen haben (vgl. hierzu Bruderl und Engelhardt 1997 sowie Brtiderl und Kalter 2000) so bleibt der Effekt des Firmenbesitzes nicht nur erhalten, sondern verstarkt sich noch (vgl. Modelle 3 und 4). Wie bereits in den vorangegangenen Analysen lassen sich somit auf Basis des Firmenbesitzes positive Evidenzen fur die Hypothese H5.6 finden, wahrend die Statusvariablen keinen wesentlichen Einfluss auf das Scheidungsrisiko aufweisen.21 Der nur schwach signifikant ausgepragte Effekt in der Gruppe der Landwirte scheint hier eine Ausnahme darzustellen und iiberrascht vor dem Hintergrund, dass Landwirte aufgrund der spezifischen, oft wenig attraktiv erscheinenden Lebensumstande22 eher weniger attraktive 'Matches' darstellen. So kam in einer Studie tiber die Partnerschaftsanbahnung bei Landwirten Meuther zu dem Ergebnis, dass die Art der Arbeit und die geringe Freizeitmenge wesentliche Griinde fur junge Frauen darstellen, keinen Landwirt zu heiraten (Meuther 1987: 198), wobei jedoch das Ausmafi der Ablehnung mit spezifischen Erfahrungen hinsichtlich der landwirtschaftlichen Arbeit abnimmt. Dass die Ehen der Landwirte trotzdem 20 Die Betrachtung des Unternehmensbesitzes zum Ende der Beziehung soil Verzerrungen vermeiden, die durch einen Austritt der Selbstandigkeit weit vor der Trennung bzw. dem Beobachtungszeitpunkt besteht. In diesen Fallen scheint es wenig plausibel anzunehmen, dass die Selbstandigkeit bzw. der Firmenbesitz noch einen Effekt auf die Partnerschaft besitzt. Allerdings bleiben alle Effekte erhalten, wenn start dessen Partnerschaften betrachtet werden, die im Laufe ihrer Beziehung einen Firmenbesitz aufweisen kOnnen. 21 Dies korrespondiert mit dem Befund von Pfeiffer, der auf der Basis des Soziookonomischen Panels zwar uber einen etwas hoheren Anteil der Selbstandigen in der Gruppe der Geschiedenen oder Verwitweten berichtet (vgl. Pfeiffer 1994: 136), in seinen weiteren Analysen, die den Effekt einer Scheidung auf die abhangige Variable 'Selbstandigenstatus' beinhalten, jedoch zu eher gemischten Ergebnissen kommt. 22 Hierfiir werden vor allem die hohe Arbeitsbelastung, eher unangenehme Tatigkeiten und geringe individuelle Entfaltungsmoglichkeiten verantwortlich gemacht (vgl. z.B. Ziche und Worl 1991).
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stabiler sind als die abhangig Erwerbstatiger, lasst sich jedoch im Einklang mit den obigen Befunden erklaren: Der Hof als Grundlage dieser Erwerbstatigkeit stellt vor dem hier verwendeten theoretischen Hintergrund auch ein Unternehmen dar, dass eine entsprechende Bindungswirkung entwickelt. Hinsichtlich der verwendeten Kontrollvariablen zeigen sich die auch aus anderen Studien bekannten Effekte. Das Alter der Partner ist negativ mit dem Scheidungsrisiko korreliert, je alter die Akteure in einer Partnershaft zum Beginn ihrer Beziehung sind, desto stabiler ist die Ehe. In Ubereinstimmung mit friiheren Befunden (vgl. z.B. Wagner 1997) haben altere Kohorten ein geringeres Scheidungsrisiko. Von besonderer Bedeutung sind wiederum die Variablen beztiglich der wirtschaftlichen Verhaltnisse in der Ehe, da sich hier ein Bias zugunsten der beruflich Selbstandigen vermuten lasst. Gute wirtschaftliche Verhaltnisse sowohl zu Beginn der Beziehung als auch zum Zeitpunkt der Befragung (bzw. am Ende der Partnerschaft) tragen zu einer hoheren Stabilitat der Ehe bei, ebenso wirkt der gemeinsame Besitz einer Immobilie stabilisierend auf die Beziehung. Kein Effekt lasst sich jedoch fur den Bildungsabschluss des Partners finden, dies korrespondiert wiederum mit anderen Studien, die den Effekt von Bildungsabschlussen untersuchen. In Stadten sind die Ehen instabiler als in kleinen Gemeinden, und eine kirchliche Heirat stabilisiert die Ehe in betrachtlichem AusmaB.23 In der DDR geschlossene Ehen sind stabiler,24 nicht jedoch Ehen, die vor 1945 geschlossen wurden. Schliefilich hat die auslandische Nationalist eines Ehepartners einen stabilisierenden Effekt, dies kann einerseits bedingt sein durch einen kleineren Heiratsmarkt, andererseits durch institutionelle Restriktionen, die sich z.B. in einer Aufhebung der Aufenthaltsgenehmigung bei einer Scheidung niederschlagen konnen.
23 Uber die Ursache dieses Effekts konnen an dieser Stelle nur Vermutungen angestellt werden. Am plausibelsten erscheint die Annahmen, dass es sich um einen Selektionseffekt handelt: Akteure, die sich kirchlich trauen lassen, besitzen andere Praferenzen im Hinblick auf Partnerschaft und Ehe als andere Ehepartner. Diese Praferenzen konnen einerseits zu zusatzlichen psychischen Kosten einer Scheidung fiihren, andererseits am Beginn der Ehe eine starkere Bereitschaft zu gegenseitiger Investition fuhren und so stabilisierend wirken. Ebenfalls denkbar ware auch ein direkter Verpflichtungsmechanismus derart, dass eine kirchliche Heirat eine Offentlich beobachtbare Verpflichtung bedeutet und ein VerstoB durch das soziale Umfeld sanktioniert wird. 24 Dieser Effekt ist auf die Kontrolle der kirchlichen Heirat zuruckzufuhren, die in der DDR naturlich kaum zu beobachten war. Der Befund deckt sich mit den Ergebnissen von Wagner, der unter Kontrolle der Konfessionszugehorigkeit stabilere Ehen in der DDR findet (Wagner 1997:303).
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Im letzten Schritt werden die im vorhergehenden Abschnitt analysierten Regulierungsmechanismen in privaten Partnerschaften eingefuhrt. ErwartungsgemaB ftihrt die Geburt des ersten leiblichen Kindes beider Partner zu einer Verringerung des Scheidungsrisikos, hier urn etwa 36%. Ebenfalls in Ubereinstimmung mit Befiinden von Briiderl und Kalter hat die Dauer des vorehelichen Zusammenlebens einen negativen Effekt auf die Scheidungswahrscheinlichkeit (vgl. Briiderl und Kalter 2000): je langer sich Partner im Hinblick auf die Heirat Zeit lassen, desto geringer ist die Scheidungswahrscheinlichkeit. Dies gilt auch, wenn nur das Scheidungsrisiko der Firmenbesitzer betrachtet wird (vgl. Modell 5). Dies fuhrt zu einer interessanten Schlussfolgerung im Hinblick auf die theoretische Argumentation: Wie empirisch gezeigt werden konnte, heiraten Firmenbesitzer bezogen auf den Beziehungsbeginn schneller als andere Akteure. Dies wurde begriindet mit der theoretischen Uberlegung, dass die berufliche Selbstandigkeit zu hoheren Ertragen spezifischer Investitionen in die private Partnerschaft fuhrt. Beruflich Selbstandige und ihre Partner haben daher einen Anreiz, ihre Partnerschaft moglichst schnell zu stabilisieren, um diese Investition abzusichern. Dies kann einerseits durch institutionell gesttitzte Vertrage wie die Ehe oder private Ehe- und Partnerschaftsvertrage geschehen, andererseits durch den schnellen bilateralen Austausch kleiner Investitionen im Alltag der Partnerschaft. Beide Effekte sollten fur Selbstandige zu einer kurzeren Zeitdauer des vorehelichen Zusammenlebens fuhren, wie dies im vorhergehenden Abschnitt empirisch auch nachgewiesen werden konnte. Die Analyse der EhestabilMt von Unternehmensbesitzern zeigt jedoch, dass diese Strategie auch Nachteile mit sich bringt: Eine klirzere voreheliche Phase erhoht das Risiko einer spateren Ehescheidung auch in der Gruppe der Unternehmensbesitzer. Dies stiitzt die in Kapitel zwei angestellten theoretischen Uberlegungen, nach denen die Akteure in privaten Partnerschaften immer zwischen den Vorteilen einer hoheren Bindungswirkung und deren Nachteilen abwagen mtissen. Die Nachteile resultieren vor allem aus der unvollstandigen Information der Akteure tiber die zukunftige Entwicklung der Partnerschaft und den Eigenschaften des Partners. Selbstandige werden bei dieser Abwagung zwischen dem Nutzen einer schnellen Bindungswirkung und den Risiken unvollstandiger Information aufgrund des hoheren Nutzens spezifischer Investitionen ein hoheres Risikoniveau in Kauf nehmen (vgl. Kap. 3). Der auch fur die Unternehmensbesitzer existierende negative Effekt des vorehelichen Zusammenlebens auf die Ehestabilitat kann nun als Preis des hoheren Ausmafles unvollstandiger Information betrachtet werden.
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Zwar sind die Besitzer einer Firma in der Lage, durch gegenseitige Investitionen insbesondere im Hinblick auf das Unternehmen die Partnerschaft zu stabilisieren, jedoch wird dieser Effekt gemindert durch das geringere AusmaB an Information, die die Akteure vor der Ehe sammeln konnen.25 Einen zweiten interessanten Befund im Hinblick auf die eingesetzten Regulierungsmechanismen stellt der Zusammenhang zwischen formellen Ehe- und Partnerschaftsvertragen und dem Scheidungsrisiko dar. Hier zeigt sich fur alle Partnerschaften ebenfalls ein destabilisierender Effekt derartiger Vertrage: ein Ehe- oder Partnerschaftsvertrag lasst das Scheidungsrisiko urn 43% steigen. Dies kann zum einen mit dem Umstand begrundet werden, dass die Ausstiegshurde durch die ex ante Klarung rechtlicher Konsequenzen und die damit verbundene Senkung der Transaktionskosten niedriger wird. Zum anderen wird haufig argumentiert, dass ein derartiger Vertrag ein Signal fur die Akteure darstellt, dass man mit einer hohen Wahrscheinlichkeit des Scheiterns der Beziehung rechne. Diese so offengelegte (beidseitige) Erwartung fuhrt zu einer geringen Bereitschaft in beziehungsspezifische Investitionen und damit zu einer hoheren Auflosungswahrscheinlichkeit. Das letzte Argument sollte jedoch fur beruflich Selbstandige weniger zutreffen. Wie bereits ausgeftihrt, lassen sich fur beruflich Selbstandige eine Reihe 'rationaler' Grttnde finden, derartige Vertrage abzuschlieBen. Diese reichen von der Trennung des privaten vom unternehmerischen Vermogen zum Schutz vor Zugriffen von Glaubigern des Unternehmens bis hin zu der Moglichkeit, dem Partner durch derartige Vertrage Rechte am Unternehmen zuzuerkennen. Zudem konnen derartige Vertrage auch durch Forderungen Dritter verursacht oder legitimiert werden, die ebenfalls Unternehmensanteile besitzen. Dies wird insbesondere bei Familienunternehmen der Fall sein, wenn die Eltern noch am Geschaft beteiligt sind. Aus diesen Grunden muss ein Ehe- oder Partnerschaftsvertrag nicht als Signal hinsichtlich einer geringeren Stabilitatserwartung durch einen der Partner 25 Diese Argumentation impliziert auch, dass die Dauer des vorehelichen Zusammenlebens fur Unternehmensbesitzer einen starkeren, senkenden Effekt auf das Scheidungsrisiko haben sollte: Mit langerer Dauer sollten die Selbstandigen bei einer hdheren Investitionsgeschwindigkeit ceteris paribus eine noch hohere Bindungswirkung erreichen kOnnen. Zwischen den Modellen 4 und 5 in Tabelle 5-8 betragt dieser Unterschied allerdings nur zwei Prozentpunkte (0,88 start 0,90), die Modellierung eines Interaktionseffekts fur alle Partnerschaften im Rahmen des vierten Modells erbrachte jedoch keinen signifikanten Effekt. Dies kann zum einen an den geringen Fallzahlen in der Gruppe der Selbstandigen liegen, zum anderen kann sich der Effekt mit der Zeit abschwachen, da spezifische Investitionen auch nicht unbegrenzt erbracht werden konnen.
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interpretiert werden. Konsequenterweise zeigt sich daher auch in Modell 5, dass in der Gruppe der Firmenbesitzer der Abschluss eines Ehe- bzw. Partnerschaftsvertrages keinen signifikanten Effekt mehr auf das Scheidungsrisiko besitzt. Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit den theoretischen Uberlegungen, die zu stabileren Ehen von selbstandigen Firmenbesitzern fuhrten. Jedoch lasst sich anhand der Stabilitatsanalyse allein nicht entscheiden, ob hierfur eher der Selektionseffekt oder der Verpflichtungseffekt ausschlaggebend ist. Selektionseffekte stabilisieren die Beziehungen aufgrund eines hoheren AusmaBes an Information, aufgrund derer geeignete von ungeeigneten Partnern unterschieden und schlechte 'matches' beendet werden. Die kurzere Zeitdauer sowohl des vorehelichen Zusammenlebens als auch der Geburt des ersten Kindes in Partnerschaften von Unternehmensbesitzern lasst allerdings vermuten, dass Selektionseffekte in dieser Gruppe nicht besonders ausgepragt sein werden. Um jedoch die Informationsbeschaffung tiber Partner nicht an der Beziehungsdauer zu messen, soil im Folgenden noch ein weiterer Indikator fur die Selektion von geeigneten Partnern durch selbstandig Erwerbstatigen verwendet werden, namlich die Anzahl von Partnern vor der eigentlichen EheschlieBung. Da Selbstandige einen schnelleren Lernprozess aufweisen, mtiBten sie - bei gleichem Informationsstand wie Abhangige am Beginn der Partnerschaft - mehr Beziehungen nach kurzer Zeit wieder beenden. Die in der Mannheimer Scheidungsstudie enthaltene Anzahl der Partner des Befragten26 vor der betrachteten Ehe weist keinen signifikanten Zusammenhang mit dem selbstandigen Erwerbsstatus auf (vgl. Tabelle 5-9, Modell 1 und 2). Wie die Modelle 2 und 3 jedoch zeigen, existiert ein signifikanter, positiver Effekt fur die Besitzer von Unternehmen. Firmeneigentumer besitzen demnach eine hohere Anzahl von festen Partnerschaften vor der betrachteten Ehe. Dies lieBe sich wiederum mit dem bereits angefuhrten Argument erklaren, dass gerade der Besitz eines Unternehmens in hohem MaBe spezifische Investitionen und Spezialisierung in der Partnerschaft mit sich bringt. Dies wird gestutzt durch den Umstand, dass unter Kontrolle des Besitzes eines Unternehmens die sonstigen Selbstandigen - die hauptsachlich derartige Unternehmen betreiben - signifikant weniger Partner vor ihrer Ehe aufweisen als abhangig Erwerbstatige.
26 Diese Angabe liegt zwar auch ftir den (ehemaligen) Ehepartner des Befragten vor, allerdings ergeben entsprechende Analysen fur den Partner hier keinen signifikanten Zusammenhang. Dies kann jedoch mit Validitatsproblemen zusammenhangen, da diese Zahl vom Befragten geschatzt wurde, der jedoch liber das 'Vorleben' des Partners nicht unbedingt vollstandig informiert sein muss.
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Tabelle 5-9: Determinanten der Anzahl von Partnern vor der Ehe fur Vollerwerbstdtige (Poisson-Regression, Mannheimer Scheidungsstudie) Modell 1
Modell 2
Modell 3
Erwerbsstatus (Referenzkategorie: abhangig Erwerbstatig): Befragter ist Freiberufler
0,12
0,05
Landwirt
0,08
-0,27
-0,16
-0,15*
sonstiger Selbstandiger Befragter: Unternehmensbesitz
0,32**
0,39**
-0,59**
-0,60**
-0,59**
Alter des Befragten
-0,04**
-0,04**
-0,04**
0,05**
0,04**
0,05**
HochschulabschluB
Le
Heiratsalter des Befragten
x
Befragter: weiblich
-0,09** 0,03
pp
Hausbesitz in der Partnerschaft
-0,07*
-0,07*
0,00
0,00
-0,08**
-0,09**
-0,09**
Wohnort bei Beziehungsbeginn > 50000 Einw.
0,25**
0,27**
0,30**
Konstante
0,90**
1,01**
0,94**
4165
4495
4121
0,11**
0,11**
0,11**
N
sU
Wirtschaftliche Verhaltnisse zu Beginn der Partnerschaft (l=gut)
2
Pseudo R
Angabe der Signifikanzniveaus: ** < 0,01, * < 0,05, + <0,1 Allerdings sprechen einige Befunde dafur, dass der Selektionseffekt nur eine geringe Rolle fur die Stabilisierung der Partnerschaften von Unternehmensbesitzern spielt. Erstens hat die Anzahl der Partner vor der betrachteten Ehe keinen signifikanten Effekt sowohl auf die Dauer des vorehelichen Zusammenlebens als
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auch die Wartezeit bis zum Ersten Kind.27 Wiirde die Anzahl der Partner wirklich zu einer - mit Informationsgewinnen uber den aktuellen Partner verbundenen Selektion fiihren, muflte sich hier ein negativer (d.h. beschleunigender) Effekt finden lassen. Zweitens zeigt sich ein negativer, signifikanter Zusammenhang zwischen der Ehestabilitat raid der Anzahl vorehelicher Beziehungen, wenn man diese Variablen in die Modelle aus Tabelle 5-8 einfuhrt. Entgegen der Annahme, dass durch eine hohere Anzahl vorehelicher Partner eine bessere, d.h. letztlich stabilere Beziehung gefunden werden kann, erhoht die Anzahl der Partner das Scheidungsrisiko. Diese Befunde legen jedoch den Verdacht nahe, das vorwiegend die Geschwindigkeit und Hohe der gegenseitigen Investitionen raid Verpflichtungsmechanismen zu einer hohere Stabilitat der Ehen von Unternehmensbesitzern flihrt. Dies steht auch in Einklang mit anderen Befimden, so berichten Spitze und South von einem negativen Zusammenhang zwischen der Zeit, die von Frauen ftir Erwerbstatigkeit aufgebracht wird und ehelicher Stabilitat (Spitze und South 1985). Dies erklaren die Autoren unter anderem mit einer geringerer Interaktionszeit mit dem Ehepartner im Falle einer zunehmenden Erwerbstatigkeit. Gemeinsam verbrachte Zeit und die damit verbundenen Aktivitaten stellen jedoch schon per se eine bilaterale Investition in die Beziehung dar. Allerdings konnen noch eine Reihe weiterer Faktoren die Stabilitat der Ehen selbstandig Erwerbstatiger beeinflussen, die mit dem vorhandenen Datenmaterial nicht in die Analyse einbezogen werden konnten. Dies umfasst beispielsweise spezifische Tatigkeitsmerkmale und Arbeitsbedingungen der Akteure. Generell konnen unregelmaflige Arbeitszeiten, Schicht- und Nachtarbeit fur eine Beziehung belastende Faktoren darstellen, allerdings scheint dieser negative Effekt ftir Selbstandige weniger ausgepragt zu sein (Presser 2000). Dariiber hinaus konnte eine Reihe von selektiven Effekten nicht beriicksichtigt werden, die zum Teil bereits in Kapitel 3.2 diskutiert wurden. Dies betrifft insbesondere personlichkeits- und lebenslaufspezifische Faktoren, die einen Effekt auf die Scheidungsneigung besitzen konnen. Zum einen ware denkbar, dass sich selbstandig Erwerbstatige durch spezifische Personlichkeitsmerkmale von abhangig Erwerbstatigen unterscheiden. Diskutiert wird hier beispielsweise eine hohere Risikobereitschaft oder ein hoherer 'locus of control', d.h. die Uberzeugung die eintretenden Ereignisse eher dem 27 Fiir diesen hier nicht prasentierten Befund wurde in den Tabellen 5-5 und 5-6 die uber beide Ehepartner aufsummierte Anzahl vorehelicher Partner in die Analysen aufgenommen.
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eigenen Handeln zurechnen zu konnen (Pandey und Tewary 1979; Evans und Leighton 1989, kritisch Abell 1996). Existieren solche Unterschiede spezifischer Personlichkeitsmerkmale tatsachlich, so ware zu untersuchen, inwiefern diese einen Einfluss auf die Scheidungsneigung besitzen. Zum Zweiten konnen in ahnlicher Art und Weise Selektionseffekte durch spezifische Lebenslaufinuster hervorgerufen werden. So argumentiert beispielsweise Diefenbach, dass es im Hinblick auf die Scheidungswahrscheinlichkeit intergenerationale Transmissionseffekt gibt, d.h. dass die Scheidung der Eltern die Scheidungswahrscheinlichkeit der nachfolgenden Generation erhoht (Diefenbach 2000, siehe auch Diekmann und Engelhardt 1999). Dies wiirde fur Gruppen, die sich bereits in fruheren Generationen durch stabilere Ehen auszeichneten, zu einer geringeren Scheidungswahrscheinlichkeit nachfolgender Generationen flihren. Allerdings bleibt in Bezug auf beruflich Selbstandige zum einen offen, ob die Ehestabilitat bereits in fruheren Generationen signifikant hoher war als von abhangig Erwerbstatigen, zum Zweiten kann ein entsprechender Zusammenhang auch kausal entgegengesetzt interpretiert werden. Da Transmissionseffekte auch ftir den Status der beruflichen Selbstandigkeit nachgewiesen wurden (z.B. Blumberg und Pfann 1999; Dunn und Holtz-Eakin 2000), konnte die hohere Ehestabilitat eine Folge der Vererbung eines Erwerbsstatus sein, die hohere Partnerschaftsinvestitionen mit sich bringen. Unabhangig von der Existenz derartiger Effekte, die mit dem hier verwendeten Datenmaterial nicht uberpruft werden konnen, muss jedoch festgehalten werden, dass diese dem vorgelegten Erklarungsmodell nicht widersprechen wurden. Zum einen konnen sowohl die hier prasentierten als auch die alternativen Faktoren parallel wirksam sein. Zum anderen kann sich auch ein gegenseitig verstarkender Effekt ergeben: Wissen die Akteure, dass Selbstandige aufgrund von spezifischen Personlichkeits- oder Lebenslaufinerkmalen eine geringere Scheidungsneigung besitzen, so sind sie eher bereit, in einem hoheren AusmaB in die Beziehung zu investieren. Dies ftxhrt jedoch wieder gemafi der hier verwendeten Argumentation zu einer hoheren Stabilitat. Ein weiteres Problem konnte schlieBlich im Hinblick auf mogliche Alternativen einer Ehescheidung auftreten. So ware es generell denkbar, dass beruflich Selbstandige sich gerade aufgrund der formalen Austrittschwellen - wie z.B. ein gemeinsamer Unternehmensbesitz - nicht formell scheiden lassen, sondern lediglich getrennt leben. Obwohl die Definition der Eheauflosung - d.h. Scheidung oder Trennung - im Allgemeinen keinen wesentlichen Einfluss auf die Ergebnisse der Analysen hat, kann dies ftir spezifische Populationen nicht generell behauptet
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werden (vgl. hierzu Briiderl und Engelhardt 1997). Daruber hinaus ware es auch moglich, dass die Akteure sich iiberhaupt nicht trennen und daftir eine geringere Zufriedenheit mit der Partnerschaft in Kauf nehmen. Um diesen Problemen zumindest ansatzweise nachzugehen, wird erganzend zu den bereits vorgelegten Analysen des Scheidungsrisikos im folgenden Abschnitt die Zufriedenheit mit sowie Probleme in der Partnerschaft untersucht.
5.3 Partnerschaftsqualitat und Partnerschaftszufriedenheit
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Neben der Beziehungsstabilitat stellt die Zufriedenheit mit der Partnerschaft eine zentrale Grosse in der theoretischen wie empirischen Forschung iiber Ehe und Lebensgemeinschaften dar. Die geauBerte Zufriedenheit der Akteure wird in der Regel als eine Art Qualitatsmerkmal der Partnerschaft interpretiert. Aus tauschtheoretischer Sicht wurde hierbei schonfriihdavon ausgegangen, dass Qualitat und Stabilitat einer Beziehung unterschiedliche Dimensionen darstellen. So vermuteten Lewis und Spanier, dass die Qualitat einer Ehe vor allem von den internen Tauschertragen und -kosten abhangt, die Stabilitat jedoch wesentlich von den externen Alternativen beeinflusst wird (Lewis und Spanier 1979, siehe auch Rusbult 1980). Diese Vermutung wird gestiitzt durch eine Reihe von Befunden, die einen Effekt der Ausgestaltung der Partnerschafts- und Haushaltsorganisation auf die Zufriedenheit zumindest einer der beiden Akteure belegen. Dies gilt besonders fur die Ausgestaltung der Arbeitsteilung in der Partnerschaft, fur die Auswirkungen auf die Ehezufriedenheit der Frauen nachgewiesen wurde (vgl. z.B. Rogers 1996, Pina und Bengtson 1993). Vor diesem Hintergrund wird erganzend zur Analyse der Ehestabilitat im vorhergehenden Abschnitt in diesem Kapitel der Zusammenhang beruflicher Selbstandigkeit mit der Ehezufriedenheit untersucht. Allerdings muss darauf hingewiesen werden, dass im Gegensatz zur Ehestabilitat die Zufriedenheit eine subjektive GroBe darstellt, die in der Regel an die Person des Befragten gebunden ist. Damit sind mehrere Probleme verkntipft: Neben der generellen Frage nach der intersubjektiven Vergleichbarkeit von ZufriedenheitsmaBen betrifft dies in der vorliegenden Studie vor allem den Umstand, dass die Analyse- und Untersuchungseinheit notwendigerweise auseinanderfallt. Wahrend der theoretische Fokus in dieser Arbeit auf der Partnerschaft liegt, ist die Zufriedenheit notwendigerweise
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ein Merkmal des befragten Individuums, das nicht zwangslaufig etwas iiber die Zufriedenheit des Partners aussagt. Trotz dieser Probleme erscheint es jedoch aufgrund der haufig getroffenen Unterscheidung zwischen Stabilitat und Zufriedenheit mit einer Partnerschaft sinnvoll, den Zusammenhang zwischen beruflicher Selbstandigkeit in einer Partnerschaft und der Zufriedenheit des befragten Partners auf Basis der Mannheimer Scheidungsstudie zu analysieren. Die folgende theoretische Argumentation hinsichtlich der Ehe- bzw. Partnerschaftsqualitat von beruflich Selbstandigen beruht auf der Annahme, dass sich die privaten Partnerschaften unternehmerisch tatiger Selbstandiger durch einen beschleunigten Investitionsprozess auszeichnen, wie dies in Kap. 3.3 begrundet und in Kapitel 5.1 empirisch untermauert wurde. Demnach besitzen derart Selbstandige und ihre Lebenspartner eine hohere Bereitschaft, die Beziehung zu stabilisieren, urn durch spezifische Investitionen und Spezialisierung kollektive Tauschgewinne zu realisieren. Wie die empirischen Ergebnisse im vorhergehenden Abschnitt nahelegen, scheint dies auch unter bestimmten Umstanden eine stabilere Beziehung nach sich zu ziehen. Vor allem Partnerschaften, in denen mindestens ein Akteur ein formelles Unternehmen besitzt, zeichnen sich durch eine signifikant niedrigere Scheidungswahrscheinlichkeit gegeniiber anderen Ehen aus. Vor diesem Hintergrund lieBe sich erstens argumentieren, dass dies auch mit einer hoheren Zufriedenheit der Akteure einhergehen sollte. Da die Akteure mit der Stabilisierung hohere Tauschgewinne realisieren konnen, sollte dies im Vergleich zu anderen Alternativen auch zu einer hoheren Zufriedenheit mit dieser Beziehung fiihren. Dies wird unterstiitzt durch Uberlegungen und empirische Befunde, die von einer hohen Identifikation der Akteure mit dem 'Familienunternehmen' berichten (vgl. Z.B. Voigt 1990). Nimmt man zudem an, dass nur Beziehungen 'tiberleben', in denen entsprechende Verpflichtungsmechanismen zur Stabilisierung implementiert wurden, so Hesse sich vermuten, dass (H5.7) die Partner in Beziehungen, die mindestens einen Unternehmensbesitzer umfassen, zufriedener sind als Akteure in Beziehungen mit ausschliefilich abhdngiger Erwerbsarbeit. Zur Uberpriifung dieser Hypothese findet erneut die Mannheimer Scheidungsstudie Verwendung. Die subjektive Einschatzung der Ehe durch den Befragten wurde in mehreren Items erhoben, hier werden im Folgenden drei Fragen herangezogen: Die Frage nach der Ehequalitat, die sowohl fur das erste Ehejahr als auch ftlr die gesamte Ehedauer gestellt wurde, sowie die subjektive Zufriedenheit mit der Ehe, ebenfalls bezogen auf die gesamte Ehedauer. Allen drei Items ist
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gemeinsam, dass sie dem Befragten retrospektiv eine subjektive Bewertung der Ehe abverlangen. Dies ist vor allem im Hinblick auf zwei mogliche Fehlerquellen problematisch: Erstens muss der Befragte insbesondere fiir das erste Ehejahr eine Bewertung iiber einen Zeitraum vornehmen, der unter Umstanden viele Jahre zuriick liegt. Dabei unterscheiden sich die Befragten hinsichtlich dieses 'time lags' sehr stark, so dass nicht auszuschlieBen ist, das altere Befragte aufgrund eines 'selektiven Gedachtnisses' diese Frage anders bewerten als jtingere Befragte. Zweitens werden die geschiedenen Befragten nach der Scheidung gebeten, retrospektiv eine Gesamtbewertung ihrer 'gescheiterten' Ehe vorzunehmen. Diese Tatsache der Scheidung an sich kann jedoch unter Umstanden zu einer nachtraglich verzerrten Wahrnehmung dergestalt fiihren, dass die Ehe retrospektiv schlechter empfunden wird als zum Zeitpunkt ihres Bestehens.28 Diese Gefahr diirfte insbesondere fiir einen Partner gelten, gegen dessen Willen die Beziehung aufgelost wurde. Ingesamt lasst sich somit festhalten, dass mit der retrospektiven Erhebung subjektiver Urteile iiber die (aufgeloste) Ehe erhebliche Validitatsprobleme verbunden sein konnen, die jedoch bei diesem Untersuchungsdesign kaum zu vermeiden sind. Die einmalige Moglichkeit, diese subjektiven Einschatzungen mit einer Vielzahl anderer, auch 'objektiver' Daten in Verbindung zu setzen, rechtfertigt jedoch deren Einsatz. Tabelle 5-10 zeigt nun die Ergebnisse im Hinblick auf den Selbstandigkeitsstatus sowie den Unternehmensbesitz fiir die drei Fragen. Im ersten Ehejahr lassen sich im Hinblick auf die subjektive Einschatzung der Befragten weder fiir den Selbstandigenstatus noch fur den Unternehmensbesitz signifikante Unterschiede zwischen den Selbstandigen und Befragten feststellen, in deren Partnerschaft keine Selbstandigkeit zu beobachten war. Dies andert sich jedoch in der retrospektiven Betrachtung der Ehe. In Ubereinstimmung mit den Ergebnissen zur Ehestabilitat auBern sich Befragte, in deren Partnerschaft ein Unternehmensbesitz beobachtbar ist, signifikant positiver iiber ihre Ehe als andere Befragte.29 Im Hinblick auf den 28 Der bivariate Zusammenhang fiir die in den folgenden Tabellen verwendeten dichotomen Variablen mit dem Umstand, ob die Ehe geschieden wurde, kann mit Cramer's V gemessen werden und besitzt folgende Auspragungen: Zufriedenheit im ersten Ehejahr 0,21, Zufriedenheit fur die gesamt Ehezeit 0,68, Qualitat der Ehe ingesamt 0,65. 29 Dieser Effekt wird jedoch vor allem durch Befragte, die ein Unternehmen besitzen, verursacht, wahrend die befragten Partner von Unternehmensbesitzern sich hinsichtlich ihrer Ehebewertung nicht signifikant von anderen Befragten unterscheiden. Um jedoch die Ergebnisse mit den vorhergehenden Analysen vergleichbar zu halten, soil weiterhin die Partnerschaft und der dort zu beobachtende
5 Verpflichtungsmechanismen, Beziehungsstabilitat...
183
Selbstandigenstatus ergibt sich jedoch audi hier ein sehr heterogenes Bild: Wahrend Landwirte ebenfalls ein positiveres Bild ihrer Ehe vermitteln, sind sonstige Selbstandige und Freiberufler unter Kontrolle des Unternehmensbesitzes unzufriedener mit ihrer Ehe als abhangig Erwerbstatige. Diese Beftinde bestatigen die Ergebnisse aus den vorherigen Abschnitten hinsichtlich der Beobachtung, dass sich die Effekte des Selbstandigenstatus substantial von dem des Unternehmensbesitzes unterscheiden. Tabelle 5-10: Zusammenhangzwischen Ehebewertung des Befragten undberuflicher Selbstandigkeit fur Vollerwerbstdtige (logistische Regression, odd ratios, Mannheimer Scheidungsstudie)
Le
x
Was fur eine "Ich "Wir fuhren/ Ehe fuhrten Sie fuhle/fuhlte fuhrten eine im 1. Jahr?a) mich wohl in gute Ehe"b) meiner Ehe"b)
sU
pp
Erwerbsstatus: In der Partnerschaft existiert mindestens ein 0,67* 0,71* 1,09 Freiberufler 2,46* 2,20* 2,58 Landwirte 0,84 0,71* 0,97 sonstige Selbstandige 1,54** 1,44** 1,04 Unternehmensbesitz zum Befragungszeitpunkt/ Beziehungsende 4859 4857 4846 N 2 0.01 0.00 0.00 Cox & Snell R a) Anmerkungen: Die funfstufige Likertskala der Originalfrage wurde wie folgt codiert: sehr gut/gut (1) vs mittelmaBig/ schlecht/ sehr schlecht (0) b) Die funfstufige Likertskala der Originalfrage wurde wie folgt codiert: trifft voll und ganz/ eher zu (1) vs teils,teils/ eher nicht/ uberhaupt nicht (0). Angabe der Signifikanzniveaus: ** < 0,01, * < 0,05, + <0,1
Unternehmensbesitz (bzw. die Selbstandigkeit) betrachtet werden. Dies hat implizit auch zur Folge, dass die Signifikanzniveaus der betreffenden Variablen abgeschwacht werden und somit ein 'harterer' Test der Hypothese vorgenommen wird.
184
5 Verpflichtungsmechanismen, Beziehungsstabilitat...
Le
x
Auf den ersten Blick scheinen diese Ergebnisse hinsichtlich des Unternehmensbesitzes Hypothese 5-7 zu bestatigen. Allerdings konnten diese Effekte durch bisher nicht berilcksichtigte Drittvariablen verursacht werden. Bezieht man die aus den Modellen der Ehestabilitat bekannten Variablen in die Analyse ein, erweisen sich die Zusammenhange mit Ausnahme der Koeffizienten der Landwirte als stabil (vgl. Tabelle 5-11): Freiberufler und ihre Partner geben mit einer urn den Faktor 0,6 geringeren Wahrscheinlichkeit an, eine gute Ehe zu fuhren. Dies deckt sich wiederum mit den bisherigen Ergebnissen, die eine 'Sonderstellung' der Freiberufler im Hinblick auf deren Haushalts- und Partnerschaftsorganisation nahelegen. Auch hier scheint der bereits oben geauBerte Verdacht plausibel, dass Freiberufler aufgrund einer besonders langen Ausbildungsphase sowie haufig hoher Mobilitat zumindest vor der Selbstandigkeit Probleme besitzen, die berufliche Tatigkeit und die Partnerschaft aufeinander abzustimmen. Unternehmensbesitzer schatzten dagegen mit einer um den Faktor 1,6 hoheren Wahrscheinlichkeit ihre Ehe als gut ein.
sU
pp
Tabelle 5-11: Determinanten der Ehebewertungfur Vollerwerbstatige (logistische Regression, odd ratios, Mannheimer Scheidungsstudie)
Erwerbsstatus: In der Partnerschaft existiert mindestens ein Freiberufler Landwirte sonstige Selbstandige Unternehmensbesitz zum Befragungszeitpunkt/ Beziehungsende
Was fur eine Ehe "Ich "Wir fuhren/ fiihrten Sie im 1. ftihle/fiihlte fuhrteneine Jahr?a) mich wohl in gute Ehe"b) meiner Ehe"b)
1,33 2,51 1,00 0,84
0,58** 1,31 0,80 1,42*
0,60* 1,50 0,68* 1,60**
ieibiiches Kind in der Partnerschaft
6,68**
1,05
0,97
Ehe-oder Partnerschaftsvertrag
0,81
0,50**
0,59**
Dauer zw. Beziehungsbeginn und Ehe(Jahre)
1,06**
1,11**
1,09**
5 Verpflichtungsmechanismen, Beziehungsstabilitat... Fortsetzung Tabelle 5-11
185
Was fur eine Ehe "Ich "Wir ftihren/ fuhrten Sie im 1. fuhle/fiihlte Mirten eine Jahr?a) mich wohl in gute Ehe"b) meiner Ehe"b)
weibliche Selbstandige in der Beziehung
0,95
0,94
0,80
Durchschnittsalter von Mann und Frau bei Beziehungsbeginn
0,99
1,04**
1,04**
Jahr der Heirat (Heiratskohorte)
1,00
1,10**
1,10**
1,14**
1,14**
1,26**
1,23**
Bisherige Dauer der Ehe 1,54**
x
Immobilienbesitz in der Ehe (zeitabhangig) Wirtschaftliche Verhaltnisse zum Beginn der Beziehung: gut
0,62**
0,89
2,60**
2,09**
1,08
0,94
0,90
Wohnort >50000 Einwohner
1,09
0,90
0,92
Kirchliche Heirat
1,20+
1,21*
1,25**
Ehe wurde in der DDR geschlossen
1,53**
1,38**
1,39**
Ehe wurde vor 1945 geschlossen
1,68
6,18**
5,93**
mindestens ein Partner besitzt nicht die deutsche Nationalist
0,98
1,63
2,48+
Konstante
5,75**
0,00**
0,00**
4252
4249
4251
0,03**
0,25**
0,23**
Le
0,91
Letzte wirtschaftliche Verhaltnisse in der Beziehung: gut
sU
pp
Befragter besitzt Hochschulreife
N Cox&SnellR 2 a)
Anmerkungen: Die fiinfstufige Likertskala der Originalfrage wurde wie folgt codiert: sehr gut/gut (1) vs mittelmaBig/ schlecht/ sehr schlecht (0)b) Die fiinfstufige Likertskala der Originalfrage wurde wie folgt codiert: trifft voll und ganz/ eher zu (1) vs teils,teils/ eher nicht/ uberhaupt nicht (0). - Signifikanzniveaus: ** < 0,01, * < 0,05, + <0,1
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5 Verpflichtungsmechanismen, Beziehungsstabilitat...
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Hinsichtlich der Kontrollfaktoren ergibt sich ein ahnliches Bild wie im Hinblick auf das Risiko einer Ehescheidung (vgl. Tabelle 5-8). Eine bemerkenswerte Abweichung lasst sich lediglich im Hinblick auf den Einfluss von Kindern feststellen, die hier keinen signifikanten Effekt auf Qualitat und Zufriedenheit in der Ehe besitzen. Dartxber hinaus wurde noch die bisherige Dauer der Ehe kontrolliert, die einen positiven Einfluss auf die Bewertung der Ehe besitzt. Auf der Basis dieser Ergebnisse kann festgehalten werden, dass sich positive Evidenzen fur Hypothese H5.7 finden lassen. Partnerschaften mit mindestens einem Unternehmensbesitzer sind demnach nicht nur stabiler, sondern die Akteure in solchen Partnerschaften bewerten die Beziehung auch besser als Akteure in Partnerschaften mit ausschlieBlich abhangiger Erwerbstatigkeit. Trotz dieses positiven Befundes soil jedoch noch der Frage nachgegangen werden, ob die auf einem eigenen Unternehmen beruhende Selbstandigkeit und die hierdurch erzeugte hohere Bindung an die Ehe auch eine negative Seite besitzen kann. Dies beruht auf der Uberlegung, dass die Ehen von Unternehmensbesitzern zwar im Durchschnitt besonders erfolgreich sein konnen, es jedoch spezifische Situationen gibt, in denen die starke Bindungswirkung negative Konsequenzen fur die Akteure nach sich ziehen kann. So wird beispielsweise in juristischen Beratungen von Existenzgriindern und bereits Selbstandigen immer wieder darauf hingewiesen, dass der gesetzliche Standard der Zugewinngemeinschaft in der Ehe dem Partner Eigentumsrechte an dem Unternehmen des Selbstandigen bzw. dessen Eigentumsanteilen verschafft. Im Falle einer Scheidung findet ein Wertausgleich zwischen den jeweiligen Vermogen der beiden Ehepartner statt, in dessen Rahmen das Vermogen bei der EheschlieBung mit demjenigen, das bei der Scheidung besteht, verglichen wird. Dabei wird ermittelt, welchen Zugewinn jeder Partner wahrend der Ehe erwirtschaftet hat. Bei einem geringeren Zugewinn eines Partners kann dieser die Halfte des Uberschusses als Ausgleich einfordern. Gerade fur erfolgreiche Unternehmensbesitzer bedeutet dies, dass sie bei einer Scheidung verpflichtet sind, aufgrund der Wertsteigerung Ausgleichszahlungen an ihre Ehepartner zu leisten. Da bei der Bewertung von Unternehmen im Zugewinnausgleich meistens der Ertragswert entscheidend ist, konnen diese Ausgleichszahlungen sehr hohe Betrage umfassen. Dies kann dazu fiihren, dass Ehen zumindest pro Forma aufrecht erhalten werden, urn die Existenz der Firma nicht zu gefahrden.
5 Verpflichtungsmechanismen, Beziehungsstabilitat...
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Dies kann als Beispiel daflir dienen, dass aufgrund einer starken Bindungswirkung eine zumindest von einem Partnern erwiinschte Auflosung unter Umstanden nicht erfolgt (vgl. hierzu z.B. Lewis und Spanier 1979, Heaton und Albrecht 1991). Um derartigen Effekten nachzugehen, werden im Folgenden spezifische Subgruppen im Hinblick darauf untersucht, ob der Unternehmensbesitz in bestimmten Situationen einen stabilisierenden Effekt besitzt, der als 'unerwunscht' bezeichnet werden konnte. Im ersten Schritt werden hierflir Situationen betrachtet, von denen angenommen werden kann, dass sie keinesfalls den Erwartungen an eine Partnerschaft entsprechen. Extreme Beispiele hierflir stellen Gewalt in der Beziehung aber auch gesundheitliche Probleme oder Drogenkonsum eines Partners dar. Derartige Probleme konnen zu psychischen Belastungen for die Akteure flihren und die von beiden ex ante akzeptierte Grundlage der gemeinsamen Beziehung verandern. Im Rahmen der Mannheimer Scheidungsstudie kann hierflir auf eine Reihe von Items zuruckgegriffen werden, die derartige konkrete Probleme in der Partnerschaft behandelten. Eine Partnerschaft wurde als problembehaftet definiert, wenn eines der folgenden Probleme fur mindestens einen Partner berichtet wurde: Drogenprobleme, Haftstrafen, korperliche Gewalt oder 'andere Storungen des Alltags'. Mindestens eines dieser Probleme war in 25,4% der Partnerschaften zu beobachten. Im Folgenden stellt sich nun die Frage, ob Partnerschaften von Unternehmensbesitzer sich auch in solchen problematischen Situationen als stabiler erweisen. Tabelle 5-12 zeigt die Ergebnisse dieser Analysen: Modell 1 enthalt das aus Tabelle 5-8 bekannte Gesamtmodell der Ehestabilitat fur die gesamte Stichprobe, das um die beiden QualitatsmaBe erganzt wurde. Hierbei zeigt sich erstens wie zu erwarten ein starker Einfluss der beiden QualitatsmaBe: Das Auftreten von Problemen in der Partnerschaft erhoht das relative Scheidungsrisiko um 18%, wahrend eine hohe Zufriedenheit dieses Risiko um 86% senkt. Zweitens bleiben die Ergebnisse des Unternehmensbesitzes erhalten, auch unter Kontrolle der Ehequalitat sind die Ehen der Unternehmensbesitzer stabiler. In den Modellen 2 und 3 werden nun Partnerschaften mit bzw. ohne Probleme getrennt analysiert. Hierbei zeigt sich, dass in Partnerschaften ohne Probleme weitestgehend die gleichen Einflussdeterminanten auf die Stabilitat eine Rolle spielen wie ftir die gesamt Stichprobe. Dagegen lassen sich in der Gruppe der Partnerschaften mit Problemen fur die Selbstandigkeitsvariablen keine nennenswerten Effekte im Hinblick auf die Ehesta-
188
5 Verpflichtungsmechanismen, Beziehungsstabilitat...
bilitat feststellen.30 Die Ergebnisse legen nahe, dass Partnerschaften mit beruflich Selbstandigen bzw. Unternehmensbesitzern im Falle von Problemen genauso schnell oder langsam aufgelost werden wie andere Beziehungen. Allerdings ist zu betonen, dass dies kein strenger Test der Hypothese iiber die 'Investitionsfalle' ist, da die fehlenden Effekte unter Umstanden durch niedrigere Fallzahlen in der Gruppe der Partnerschaften mit Problemen bzw. niedriger Qualitat verursacht sein konnten.31
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Tabelle 5-12: Determinanten des Risikos einer Ehescheidung fur Vollerwerbstdtige unter Kontrolle von Problemen in der Partnerschaft (Cox-Regression, relative Risiken, Mannheimer Scheidungsstudie)
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Alle
pp
Modell 1
Probleme in der Partnerschaft(a)
ohne Modell 2
mit Modell 3
Erwerbsstatus: In der Partnerschaft existiert mindestens ein Freiberufler
0,82+
1,31 +
0,73
0,57
0,63
0,19 +
1,04
1,23
0,79
Unternehmensbesitz zum Befragungszeitpunkt/Beziehungsende
0,79*
0,62 **
0,96
leibliches Kind in der Partnerschaft (Zeitabhangig)
0,65**
0,57 **
0,82*
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Landwirte
sonstige Selbstandige
30 Dieses Ergebnis bestatig sich auch, wenn in Modell 1 Interaktionseffekte zwischen dem Unternehmensbesitz und den einzelnen QualitatsmaBen eingefuhrt werden: Die Interaktionsterme zeigen keinen signifikanten Effekt in Bezug auf das Scheidungsrisiko. Unternehmensbesitzer mit Problemen bzw. niedriger Zufriedenheit haben demnach weder eine signifikant hohere noch eine signifikant niedrigere Wahrscheinlichkeit, in der Ehe zu verbleiben. 31 Allerdings wurde durch das Splitting des Samples kein besonderer Bias im Hinblick auf die Selbstandigkeit erzeugt: Wie hier nicht prasentierte Analysen zeigten, treten in Partnerschaften von Selbstandigen im Schnitt nicht mehr Probleme in der Ehe auf als in anderen Ehen.
5 Verpflichtungsmechanismen, Beziehungsstabilitat...
189 Probleme in der Partnerschaft(a)
Alle
ohne Modell 2
mit Modell 3
Dauer zw. Beziehungsbeginn und Ehe (Jahre)
0,96**
0,9**
0,95**
Ehe- oder Partnerschaftsvertrag
1,10
1,64*
0,99
weibliche Selbstandige in der Beziehung
0,79+
0,76
0,79
Durchschnittsalter von Mann und Frau bei Beziehungsbeginn
0,97**
0,94 **
0,98*
Jahr der Heirat (Heiratskohorte)
1,06**
1,05 **
1,07 **
0,67**
0,61 **
0,61 **
gute Wirtschaftliche Verhaltnisse zum Beginn der Beziehung
0,78**
0,68 **
0,82 **
Gute aktuelle wirtschaftliche Verhaltnisse
0,67**
0,71*
0,52 **
Befragter besitzt Hochschulreife
1,00
1,17*
0,86 +
Wohnort > 50000 Einwohner
1,11*
1,27 **
1,11
Kirchliche Heirat
0,73**
0,66 **
0,67 **
Ehe wurde in der DDR geschlossen
1,06
0,86*
1,01
Ehe wurde vor 1945 geschlossen
1,70*
0,92
1,56
mindestens ein Partner besitzt nicht die deutsche Nationalist
0,53
0,23*
1,63
Probleme in der Partnerschafta)
1,18**
sU
Le
Immobilienbesitz in der Ehe (zeitabhangig)
x
Modell 1
pp
Fortsetzung Tabelle 5-12
b)
Fiihrte eine gute Ehe (Zufriedenheit)
0,14**
N
4226
3186
1051
2727,88
726,05
475,3
Chi
2
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5 Verpflichtungsmechanismen, Beziehungsstabilitat...
Anmerkungen zu Tabelle 5-12: (a) Probleme in der Partnerschaft: mindestens eines der folgenden Probleme traten bei einem der beiden Partner wahrend der Ehe auf: Drogenprobleme, Haftstrafen, korperliche Gewalt, andere Storungen des Alltags (b) Aus der ursprunglich funfstufigen Likertskala wurde die Kategorien "Trafvoll und ganz zu" sowie "trafeher zu" zu "ja", die Kategorien "trafteils, teils zu", "trafeher nicht zu" sowie "traf uberhaupt nicht zu" zu der Kategorie "nein" zusammengefasst. - Angabe der Signifikanzniveaus:**<0,01, *<0,05, + <0,1
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Trotzdem konnen Unternehmensbesitzer gerade dann, wenn keine massiven Probleme in der Partnerschaft auftreten, dazu tendieren, die Ehe nur 'auf dem Papier' zu fuhren, urn die oben geschilderten Konsequenzen der Ausgleichszahlung zu vermeiden. Obwohl dieser Umstand nur schwer zu uberprufen ist, bietet die Mannheimer Scheidungsstudie mit der folgenden Frage eine Moglichkeit, sich diesem Sachverhalt zumindest ansatzweise zu nahern: "Haben Sie jemals gedacht, dass ihre Ehe eigentlich nur noch auf dem Papier besteht?". Es kann nun iiberpruft werden, ob unter den Personen, die diese Frage bejahen, jedoch noch keine Scheidung vorgenommen haben, uberproportional viele Unternehmensbesitzer vertreten sind. Dies birgt zwar insbesondere aufgrund der Rechtszensierung der Ehedauer Probleme,32 kann aber als erster Anhaltspunkt fur die Frage dienen, ob Unternehmensbesitzer in bestimmten Situationen tatsachlich in einer eigentlich hinfallig gewordenen Ehe verbleiben. Hierfiir wird jedoch im Gegensatz zu den bisherigen Analysen - in der die Partnerschaft im Mittelpunkt stand - nur auf den Selbstandigenstatus bzw. den Unternehmensbesitz des Befragten zuruckgegriffen. Dies erscheint sinnvoll, da die Frage nach der 'Ehe auf dem Papier' eine sehr subjektive Einschatzung darstellt, die vom Partner keinesfalls geteilt werden muss.33 In der folgenden Tabelle 5-13 werden die Ergebnisse einer logistischen Regression prasentiert, mit der die Wahrscheinlichkeit geschatzt wird, dieser Personengruppe (Ehe nur auf dem Papier, aber keine Scheidung beobachtet) anzugehoren.
32 Rechtszensierung bedeutet, dass nicht beobachtet wurde, ob die Scheidung in der Zukunft noch erfolgt. 3 3 Werden start Befragten mit Unternehmen alle Partnerschaften betrachtet, in der ein Unternehmen zu beobachten ist, so bleibt die Richtung des Zusammenhangs bei schwacheren Signifikanzniveaus erhalten.
5 Verpflichtungsmechanismen, Beziehungsstabilitat...
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Tabelle 5-13: Determinanten der Wahrscheinlichkeit, als nicht Geschiedener die Ehe als nur auf dem Papier bestehend zu empfinden, Vollerwerbstatige (logistische Regression, odd ratios, Mannheimer Scheidungsstudie) Modell 1
1,52+
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Alter des Befragten Jahr der Heirat (Heiratskohorte) Dauer zw. Beziehungsbeginn und Ehe(Jahre) Bisherige Dauer der Ehe
1,86**
1,09 1,18 1,48
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Landwirte sonstige Selbstandige Unternehmensbesitz des Befragten in der Beziehung Geschlecht des Befragten: weiblich
Modell 3
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Erwerbsstatus des Befragten (Referenzgruppe: abhangig Beschaftigt) Freiberufler
Modell 2
1,16** 1,70*
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leibliches Kind in der Partnerschaft (Zeitabhangig) Immobilienbesitz in der Ehe (zeitabhangig) Wirtschaftliche Verhaltnisse zum Beginn der Beziehung: gut Befragter besitzt Hochschulreife Wohnort >50000 Einwohner Kirchliche Heirat Ehe wurde in der DDR geschlossen mindestens ein Partner besitzt nicht die deutsche Nationalist Konstante N Cox & Snell R2
1,70** 1,04* 1,21** 0,93*
0,88 1,41* 1,51* 0,79 0,99 0,69 0,68
4427 0.00**
4793 0.00**
Angabe der Signifikanzniveaus: ** < 0,01, * < 0,05, + <0,1
0,00** 4225 0.03**
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5 Verpflichtungsmechanismen, Beziehungsstabilitat...
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Es zeigt sich, dass im Gegensatz zum selbstandigen Erwerbsstatus (Modell 1) der Unternehmensbesitz zumindest auf bivariater Ebene einen deutlich signifikanten Effekt zeigt. Unternehmensbesitzer weisen demnach eine urn den Faktor 1,86 hohere Wahrscheinlichkeit auf, zu dieser Personengruppe zu gehoren.34 Werden als Kontrollvariablen die aus den bisherigen Analysen 'ublichen Verdachtigen' eingefuhrt, so bleibt dieser Effekt etwas abgeschwacht auf einem zehnprozentigen Signifikanzniveau erhalten. Dariiber hinaus geben Frauen, altere Befragte sowie Angehorige fruherer Heiratskohorten mit signifikant hoherer Wahrscheinlichkeit an, eine 'stabile' Ehe auf dem Papier zu flihren. Die Wahrscheinlichkeit, zu dieser Personengruppe zu gehoren, wird zudem durch eine schnelle Heirat, eine langere bisher zu beobachtende Ehedauer, die Existenz eines Kindes, gute wirtschaftliche Verhaltnisse zu Beziehungsbeginn sowie eine hohe Schulbildung gesteigert. Damit erweisen sich auch hier ahnliche Faktoren als beziehungsstabilisierend, die im Rahmen der Analyse des Scheidungsrisikos (vgl. Tabelle 5-8) als relevant identifiziert werden konnten. Diese Ergebnisse konnen als erster Hinweis dienen, dass die sich aus dem Unternehmensbesitz ergebende Bindungswirkung fiir Ehen in bestimmten Situationen so weit gehen kann, dass eine als eigentlich substanzlos gewordene Ehe nicht oder zumindest nicht so schnell aufgelost wird. Dies betrifft jedoch nicht Situationen, die im Hinblick auf das Ehe- und Familienleben als wirklich problematisch bezeichnet werden konnen, wie z.B. Drogenprobleme oder Gewalt in der Ehe: Hier unterscheiden sich die Selbstandigen nicht von anderen Vollerwerbstatigen hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit, die Ehe zu beenden. Durch welche Faktoren sich jedoch die in Tapierehen' verbleibenden Unternehmensbesitzer von anderen Unternehmern unterscheiden, konnte auf Basis der vorliegenden Daten nicht ermittelt werden. Dies hangt einerseits mit der geringen Fallzahl der ersten Gruppe zusammen (N=26), zum anderen fehlen in dem verwendeten Datensatz Informationen wie z.B. der Wert und die Rechtsform des Unternehmens, die Hohe der zu erwarteten Ausgleichszahlungen und die genauen Eigentumsverhaltnisse an dem Unternehmen. Als Fazit dieses Kapitels lasst sich somit festhalten, dass sich Partnerschaften von Unternehmensbesitzern durch eine Haushalts- und Partnerschaftsorganisation
34 In Prozentzahlen ausgedrtlckt bedeutet dies, dass 7% alter Unternehmensbesitzer eine Ehe 'nur auf dem Papier' flihren, wahrend dies fur alle anderen Vollerwerbstatigen lediglich 3,9% sind.
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auszeichnen, die aufgrund schnellerer und hoherer spezifischer Investitionen in die Partnerschaft eine hohere Stabilitat nach sich zieht. Dies gilt allerdings nur ftir den Unternehmensbesitzer, nicht jedoch fur den Selbstandigenstatus an sich, fur den z.T. sehr heterogene Effekte festgestellt wurden. Dies bestatigt die Uberlegungen in Kapitel 3.3, dass der Bedarf spezifischer Investitionen einer Partnerschaft beruflich Selbstandiger weniger von dem Inhalt einer beruflichen Tatigkeit bzw. der steuerrechtlichen Form des Einkommens bestimmt wird, sondern eher durch den 'untemehmerischen' Aspekt. Die Griindung und Leitung eines Unternehmens ist somit eng mit der Partnerschaft und der Familie verzahnt und hat Konsequenzen ftir die Art und Weise, wie das private Leben organisiert wird. Dies resultiert jedoch nicht 'nur' in stabileren Partnerschaften, sondern auch in einer besseren Bewertung ihrer Ehen durch die Befragten. Belege fur einen negativen Effekt der hoheren Bindungswirkung lassen sich dagegen hochsten Ansatzweise finden: Unternehmensbesitzer mit schwerwiegenden Problemen in der Partnerschaft lassen sich mit der selben Wahrscheinlichkeit scheiden wie abhangig Erwerbstatige. Nur fur eine kleine Minderheit liefien sich schwache Hinweise finden, dass 'substanzlos' gewordene Ehen aufrechterhalten werden. Die bisher vorgelegten Analysen zielten vor allem auf die Konsequenzen der Partnerschafts- und Haushaltsorganisation fUr die Partnerschaft selbst ab, indem spezifische Investitionen und die hieraus resultierende Stabilitat der Beziehung betrachtet wurden. Hierbei wurde unterstellt, dass sich spezifische Investitionen in die Partnerschaft vor allem aus der Abstimmung zwischen dem Haushalt bzw. der Partnerschaft und dem Unternehmen des Partners ergeben. Die verwendeten Daten erlaubten jedoch nicht, spezifische Konstellationen zu berucksichtigen. Dies betrifft insbesondere die Erwerbstatigkeit des Partners im Unternehmen des Selbstandigen, aus der ein hohes MaB an partnerschaftsspezifischer Investition und damit auch Abhangigkeit von dem selbstandigen Partner resultiert. Dieser Frage der Spezialisierung und Koordination erwerbsspezifischer Tatigkeiten in der Partnerschaft beruflich Selbstandiger ist Gegenstand des folgenden Abschnitts.
6 Spezialisierung und Koordination in Beziehungen mit beruflicher Selbstandigkeit
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In den beiden vorhergehenden Abschnitten wurde deutlich, dass in den Partnerschaftsbeziehungen unternehmerisch tatiger Selbstandiger in einem hoheren MaBe auf beziehungsstabilisierende Verpflichtungsmechanismen zuriickgegriffen wird als in Beziehungen von abhangig Erwerbstatigen. Grund fur diesen starkeren Einsatz an gegenseitigen Verpflichtungen sind die hoheren Spezialisierungsgewinne, die beide Partner aus der gegenseitigen langfristigen Kooperation ziehen konnen. Wie sich in Kapitel 5 zeigte, fiihrt dies empirisch tatsachlich zu stabileren Beziehungen von Unternehmensbesitzer. Damit ist eine grundsatzliche Voraussetzung fur die Ausbildung von Spezialisierungsmustern in Beziehungen gegeben (vgl. hierzu Kap. 2). Da Selbstandige diese Voraussetzungen in einem hoheren MaBe erfullen und mehr von einer stark ausgeprSgten Aufgabenteilung profitieren werden, lasst sich somit vermuten, dass sich ceteris paribus ein hoheres AusmaB an Spezialisierung im Hinblick auf die Erwerbs- und Haushaltsarbeit einstellen wird. Im folgenden Abschnitt steht die Ausgestaltung sowie der Umfang der Spezialisierung und Koordination in Partnerschaften beruflich Selbstandiger im Mittelpunkt: Wie setzen die Akteure ihre Ressourcen in der Partnerschaft ein? Obwohl hierbei unterschiedlichste Ressourcen eine Rolle spielen konnen - wie z.B. finanzielles oder soziales Kapital -, stellt im Hinblick auf die Spezialisierung die Arbeitskraft der Akteure die wichtigste Ressource dar. Welchen Wert deren Einsatz erbringt, hangt vor allem von zwei Faktoren ab: Zum einen von der eingesetzten Zeit, zum anderen von dem Humankapital - d.h. dem Wissen und den Fahigkeiten - des Akteurs im Hinblick auf die ausgefuhrte Arbeit. Vor diesem Hintergrund bedeutet Spezialisierung in einer Partnerschaft, dass bestimmte Aufgaben oder Aufgabengebiete hauptsachlich von einem Akteur ausgefuhrt werden. GemaB der okonomischen Theorie der Familie ist dies vor allem deswegen effizient, weil das dazu notwendige Humankapital, in das Individuen nur in beschranktem Umfang investieren konnen, nur von einem Akteur erworben werden muss und sich der Partner auf andere Aufgaben konzentrieren kann (vgl. Becker 1991 sowie Kap. 2 dieser Arbeit).
196
6 Spezialisierung und Koordination
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Obwohl die Arbeitsteilung in privaten Partnerschaften prinzipiell sehr stark ausdifferenziert sein kann, werden im Allgemeinen zwei wesentliche Spezialisierungsbereiche in Partnerschaften unterschieden: der Haushalt und die Erwerbstatigkeit auf dem Arbeitsmarkt. Implizit steht hinter dieser Unterscheidung die Annahme, dass jeder dieser Bereiche Aufgaben umfasst, ftir die dieselben oder zumindest ahnliche Humankapitalinvestitionen notig sind, das fur den Haushalt notige Humankapital jedoch nicht problemlos auf dem Arbeitsmarkt verwertet werden kann und umgekehrt.1 Diese Unterscheidung hat sich insbesondere im Rahmen der 'okonomischen Theorie' der Familie alsfruchtbarerwiesen, urn geschlechterspezifische Arbeitsteilung und Arbeitsmarktpartizipation zu erklaren (vgl. hierzu z.B. Brinton 1993, Bryant und Zick 1994, Funk 1993). Ftir die Analyse der Partnerschaften beruflich Selbstandiger muss diese Differenzierung jedoch noch erweitert werden, da die Partner beruflich Selbstandiger ihre Arbeitskraft neben dem Haushalt und dem externen Arbeitsmarkt2 auch im Betrieb des Partners einsetzen konnen. Die Unterscheidung zwischen den letzten beiden Optionen erweist sich vor allem aus drei Grunden als sinnvoll: Erstens sind mit beiden Moglichkeiten unter Umstanden ganz unterschiedliche Humankapitalinvestitionen verbunden, die von den Akteuren erbracht werden mtissen. Zweitens eroffhet die Mitarbeit im Betrieb fur die Akteure neue Handlungsoptionen, die im Falle einer externen Erwerbstatigkeit nicht zur Verfugung stehen. Dies betrifft insbesondere die Vereinbarkeit von Erwerbstatigkeit und Familie, die auf dem regularen Arbeitsmarkt immer noch ein zentrales Problem vor allem fur Mutter darstellt (vgl. z.B. Lewis und Lewis 1996). Drittens fuhrt die interne Mitarbeit im Unternehmen des Selbstandigen zu Vertrauensproblemen zwischen den Partnern, die im Rahmen der Haushalts- und Partnerschaftsorganisation gelost werden mtissen.
1 Allerdings wurde diese Annahme auch mit dem Hinweis kritisiert, dass die im Haushalt erbrachte Arbeitsleistung ebenfalls auf einem gewissen Ausmafi an allgemeinem Humankapital - wie z.B. allgemeine organisatorische Fahigkeiten - beruht (vgl. z.B. Stiegler 1999). Unabhangig von der tats&chlichen Akkumulation allgemeinen Humankapitals kann jedoch festgehalten werden, dass berufs- und betriebsspezifisches Humankapital im Rahmen von Haushaltstatigkeiten in der Regel nicht erworben oder aufrechterhalten werden kann und den Akteuren daher komparative Nachteile entstehen. 2 Dies umfasst sowohl die Tatigkeit fur einen anderen Arbeitgeber als auch die eigene Selbstandigkeit. Letzteres kann gerade ftir Partnerinnen eine interessante Alternative darstellen, da sie im Vergleich zu einer abhangigen Erwerbstatigkeit unter Umstanden mit einem hoheren Einkommen (Jungbauer-Gans 1999) und einer hoheren Flexibilitat (Boden 1999) einhergeht.
6 Spezialisierung und Koordination
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Das AusmaB des Arbeitseinsatzes sowie der Spezialisierung in jedem der drei Bereiche Haushalt, externe Erwerbstatigkeit und interne Mitarbeit ist Gegenstand eines Entscheidungsprozesses des betreffenden Akteurs. Dieser wird ein Biindel an Aufgaben und einen Grad an Spezialisierung uber alle drei Bereiche hinweg wahlen, das ihm unter den gegeben Umstanden optimal erscheint. Wie im Rahmen der folgenden Analysen deutlich wird, verkniipfen die Akteure auch empirisch diese drei Bereiche in unterschiedlichsten Kombinationen. Obwohl damit empirisch wie theoretisch ein Entscheidungsprozess mit drei voneinander abhangigen Zielvariablen zu modellieren ware, werden im Weiteren die drei Bereiche der Spezialisierung - Haushalt, externe Erwerbstatigkeit und interne Mitarbeit - getrennt analysiert. Diese Vorgehensweise liegt vor allem in dem Umstand begriindet, dass kein Datensatz existiert, der tiber alle drei Bereiche hinreichende Informationen beinhaltet. Vor allem die interne Mitarbeit ist lediglich im Selbstandigensurvey verfiigbar, der jedoch beispielsweise keine abhangig Beschaftigten enthalt.
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6.1 Spezialisierung im Hinblick auf den gemeinsamen Haushalt
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Obwohl sich eine zunehmende Abweichung von dieser Norm feststellen lasst (Huinink 1995, Huinink und Wagner 1998, Peuckert 2005), leben in der Regel Lebens- und Ehepartner in einem gemeinsamen Haushalt. Ein privater Haushalt lasst sich mit der amtlichen Statistik definieren als eine 'zusammenwohnende und eine wirtschaftliche Einheit bildende Personengemeinschaft sowie Personen, die allein wohnen und wirtschaften. Zum Haushalt konnen verwandte und familienfremde Personen gehoren (z.B. Hauspersonal)' (Statistisches Bundesamt 1990: 41). Diese Definition macht bereits deutlich, dass der Haushalt nicht lediglich ein auf die selbe Wohnung begrenztes Kollektiv von Personen ist, sondern eine gemeinsame okonomische Basis voraussetzt (vgl. hierzu bereits Weber 1980: 46). Diesen Aspekt betont insbesondere auch Gary S. Becker, der Haushalt als eine Produktionsstatte begreift, in der unter anderem durch den Einsatz okonomischer Ressourcen 'basic commodities' - also grundlegende Gtiter die unter anderem auch Liebe, Zuneigung, Nachwuchs umfassen - 'produziert' werden (Becker 1991). Obwohl der Haushalt in diesem Sinne haufig Familien umfasst, sind die beiden Phanomene keinesfalls deckungsgleich (Funk 1993: 33f). Wie in Kapitel 2 dargelegt wurde, ftihrt die okonomische Theorie der Familie
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zu der Vorhersage, dass sich in privaten Beziehungen einer der beiden Partner vollkommen auf die externe Erwerbstatigkeit konzentrieren wird. Die Haushaltsarbeit wird demnach im Wesentlichen nur durch eine Person erledigt, die je nach Praferenzen und Notwendigkeit einen Teil ihrer Zeit auch in externe Erwerbstatigkeit investieren kann. Da Frauen durch Sozialisation und evtl. notwendigen Pausen aufgrund von Kindern komparative Nachteile im Vergleich zu den Mannern besitzen, wird die Haushaltsarbeit in der Regel von den Partnerinnen in der privaten Beziehung geleistet. Diese Argumentation steht im Einklang mit der Beobachtung, dass Frauen in der Tat in uberwiegendem MaBe die Haushaltsarbeit und Kindererziehung in Partnerschaften iibernehmen (fur eine Ubersicht vgl. Peuckert 2005, Ktinzler 1995).3 Diese Tendenz wird zusatzlich verstarkt, wenn durch die Spezialisierung im Haushalt die Produktivitat und damit das Einkommen des arbeitenden Partners erhoht werden kann (Daniel 1995). In der urspriinglichen Argumentation komparativer Vorteile des (mannlichen) Erwerbstatigen von Gary S. Becker wird jedoch implizit davon ausgegangen, dass der Erwerbstatige keine spezifischen Aufgaben im Haushalt ubernimmt, sondern seine Arbeitskraft vollstandig auf dem Arbeitsmarkt einsetzt. Dies widerspricht naturlich insofern der alltaglichen Beobachtung, als auch in 'traditionellen' Partnerschaften mit nur einem Erwerbstatigen dieser gewisse Arbeiten im Haushalt erbringt. Jedoch sollte dieser Umstand nicht unbedingt als Widerlegung der Bekkerschen Argumentation gewertet werden: Erstens existieren fur abhangige Erwerbstatige gewisse Grenzen ftir Humankapitalinvestitionen und deren Verwertung, die sich beispielsweise aus einer institutionell beschrankten Arbeitszeit und der begrenzten Lernkapazitat des Menschen ergeben. Erwerbstatige werden daher in der Regel nicht unbegrenzt Zeit in die Humankapitalakkumulation und den Einkommenserwerb investieren. Zweitens stellt sich das Problem, das die Investition in sogenanntes betriebsspezifisches Kapital auch von der Finanzierungsbereitschaft des Arbeitsgebers abhangig ist. Als spezifisches Humankapital werden Fahigkeiten und Wissensbestande eines Arbeitnehmers bezeichnet, die die Produktivitat eines Arbeitnehmers nur in einem bestimmten Betrieb bzw. einem bestimmten Arbeitsplatz erho3 Weitgehend ungeklart ist jedoch die Frage, welche Rolle externe Dienstleistungen ftir Privathaushalte spielen und wie sich diese auf die geschlechtsspezifische Spezialisierung innerhalb der Partnerschaft auswirken. Erste Untersuchungen zeigen allerdings, dass das Potential der Vergabe von Haushaltsarbeit an externe Dienstleister in der BRD eher begrenzt ist (Bacher 1999).
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hen (Becker 1962, Oi 1962). Der Umgang mit Software, die speziell fur einen Betrieb programmiert wurde, aber auch das Wissen urn betriebsspezifische Entscheidungsprozesse stellen hierfiir Beispiele dar. Ursache fur die Bildung spezifischer Fahigkeiten konnen Eigenarten des Arbeitsplatzes, des Arbeitsprozesses, des Teams oder der Kommunikationsprozesse sein (Williamson et al. 1975). Die Vermittlung von spezifischem Humankapital findet daher haufig direkt am Arbeitplatz statt (training-on-the-job). Als Konsequenz ergibt sich ein bilaterales Monopol, da der Arbeitnehmer nicht iibergangslos zu ersetzen ist, seine Fahigkeiten jedoch in einem anderen Betrieb nicht eingesetzt werden konnen (Williamson et al. 1975). Aus diesem Grunde wird ein Arbeitnehmer nicht bereit sein, allein fur die Kosten einer betriebsspezifischen Humankapitalinvestition aufzukommen, da ihn eine derartige Investition erpressbar machen wurde. Daher erfordert der Aufbau spezifischen Humankapitals immer auch eine zumindest teilweise Finanzierung durch den Arbeitgeber (Becker 1962; Hashimoto 1981). Umgekehrt ist der Arbeitgeber nicht bereit, in allgemein verwertbares Kapital des Arbeitnehmers zu investieren, da er damit dessen Verhandlungsmacht und Marktwert erhoht. Aufgrund dieser Mechanismen sowie des abnehmenden Grenznutzens zusatzlichen Einkommens werden Arbeitnehmer nicht beliebig viel Zeit in die Humankapitalakkumulation investieren. In der sich so ergebenden 'Freizeif werden zum Teil auch Leistungen ftir den Haushalt erbracht. Zum Zweiten ist auch die Art dieser Leistungen interessant: So zeigen empirische Studien, dass mannliche Erwerbstatige in der Regel Haushaltsarbeit leisten, die als 'typisch mannlich' qualifiziert werden kann.4 Da bei diesen Tatigkeiten in der Regel ein spezifisches Wissen erforderlich ist, kann dies naturlich ebenfalls mit dem Argument der komparativen Vorteile erklart werden. Beispielsweise werden handwerkliche Fahigkeiten oder die Warning des Autos von Mannern oft bereits in einer fruhen Lebensphase erlernt, wahrend Frauen haufig damit kaum in Beruhrung kommen. Diese geschlechtsspezifische Sozialisation fuhrt zu komparativen Vorteilen der Manner, die auch innerhalb des Haushalts eine geschlechtsspezifische Arbeitsteilung hervorrufen kann.
4 Fur einen Uberblick vgl. Peuckert (2005). Pahl zeigt dartiber hinaus, dass sich die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung auch in getrennten Entscheidungskompetenzen fur bestimmte Haushaltsbereiche niederschlagt (Pahl 1983: 256).
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Obwohl Frauen die 'mannerspezifischen Tatigkeiten' problemlos erlernen konnen, erweist es sich als nicht effizient, diese Fahigkeiten im Haushalt zweimal verfugbar zu haben.5 Aufgrund dieser Uberlegungen kann somit davon ausgegangen werden, dass selbst bei 'vollstandiger' Spezialisierung im Hinblick auf den Arbeitsmarkt der Erwerbstatige in der Partnerschaft einen gewissen Spielraum besitzt, Leistungen fur den Haushalt zu erbringen. Diese Leistungserbringung wird umso effizienter sein, je umfangreicher bereits in spezifische Fahigkeiten investiert wurde und je geringer die Opportunitatskosten durch den Verzicht auf arbeitsmarktspezifische Aktivitaten sind. In bezug auf Partnerschaften beruflich Selbstandiger lasst sich vor diesem Hintergrund argumentieren, dass das Argument der komparativen Vorteile ftir den Selbstandigen in verscharftem MaBe gelten wird. Aufgrund des notwendigen zeitlichen und humankapitalspezifischen Engagements des Selbstandigen in sein Geschaft wird dieser sich vorwiegend auf die selbstandige Erwerbsarbeit spezialisieren. Hierbei werden die erwerbsspezifischen Aktivitaten des Selbstandigen im Gegensatz zu abhangig Erwerbstatigen kaum durch institutionelle Hemmnisse beschrankt: Weder wird der zeitliche Umfang der Arbeit reglementiert, noch ist der Selbstandige bei der Investition in betriebsspezifisches Humankapital von der Finanzierung durch einen Arbeitgeber abhangig (Preisendorfer und Voss 1990). Zudem ergeben sich komparative Vorteile insbesondere aus dem spezifischen Wissen und der Motivation im Hinblick auf die selbstandige Tatigkeit, ohne die ein Unternehmen kaum erfolgreich gegriindet werden kann (Bates 1985, Preisendorfer und Voss 1990, Briiderl et al. 1996). Damit steigen fur beruflich Selb-
5 Dieser Effekt kann verstarkt werden durch den Umstand, dass die Akteure insbesondere tur geschlechtsspezifische Arbeiten 'Gewohnheiten' ausbilden kOnnen. Dahinter steht der Gedanke, dass der vergangene Konsum mancher 'Giiter' zu einem erhohten zukunftigen Konsum fuhrt, ein Gedanke, mit dem auch das Suchtverhalten rationaler Akteure erklart werden soil (Becker und Murphy 1988). Im Zusammenhang mit geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung kann dies beispielsweise bedeuten, dass die fruhe Beschaftigung mit FuBball bei Jungen als Humankapitalinvestition gesehen werden kann. Diese Anfangsinvestition kann nun dazu fuhren, dass eine weitere Investition in das Fufiballspielen dem Jungen einen hoheren Nutzen verschafft als beispielsweise die Investition in den Reitsport, da er dort wieder 'bei Null' beginnen wurde. Technisch formuliert ist mit dem Konsum von Gewohnheitsgutern eine Humankapitalinvestition verbunden, die in der Akkumulation eines Humankapitalstocks resultiert. Dieser Kapitalstock kann am besten genutzt werden, indem wieder das Gewohnheitsgut konsumiert wird. Eine kleine Anfangsinvestition kann somit zu einem sich selbst verstarkenden Effekt fuhren, der in stabilen Gewohnheiten mundet (vgl. auch Becker 1996, insbes. Kap. 6).
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standige die Opportunitatskosten fur Tatigkeiten im Haushalt im Vergleich zu abhangig Erwerbstatigen. Vor diesem Hintergrund lassen sich die zwei folgenden Hypothesen ableiten. Hypothese H6A postuliert, dass in Partner-schaftsbeziehungen beruflich selbstdndiger Personen ceteris paribus ein hoherer Anteil der Haushaltsarbeit von dem Partner ubernommen wird als in anderen Beziehungen. Zweitens wird vermutet, dass aufgrund der steigenden Opportunitatskostenfur die Ubernahme von Tatigkeiten durch den oder die Selbstdndige der Partner ( geschlechtsuntypische' Haushaltsaufgaben in einem hoheren Mafie ubernimmt als in Beziehungen abhangig Erwerbstdtiger (H6.2).
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Empirische Evidenzen
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Fur die Uberprufimg der beiden Hypothesen wird der Familiensurvey herangezogen, der eine differenzierte Betrachtung unterschiedlicher Arbeitsaufgaben im Haushalt erlaubt. Die Befragten wurden hierzu gebeten, fur zwolf konkrete Aufgaben wie z.B. Einkaufen, Putzen, Reparaturen, Geldverwaltung etc. - anzugeben, wer diese tiberwiegend ubernimmt. Als Antwortmoglichkeiten waren sechs Kategorien vorgegeben: der Befragte selbst, der Partner, abwechselnd, gemeinsam, jeder ftir sich, und trifft nicht zu. Fur die Uberpriifung von Hypothese H ^ wurde jeweils fur den Partner und den Befragten die Anzahl der Aufgaben gezahlt, die der Betreffende vorwiegend ubernimmt.6 Der Spezialisierungsindex besteht aus dem Quotienten der Aufgabenanzahl des Befragten geteilt durch die Aufgabenanzahl des Partners.7 Bei einer exakt paritatischen Aufgabenaufteilung und damit
6 Dahinter steht die Annahme, dass sich aus den anderen drei Kategorien der betreffenden Frage 79 im Familiensurvey 1988 ("abwechselnd", "gemeinsam" sowie "jeder fur sich") auf keine Spezialisierung schliefien lasst. Allerdings mussen die Antwortkategorien als problematisch im Hinblick auf die Operationalisierung von Spezialisierungsphanomenen in Partnerschaften eingeschatzt werden: Insbesondere ist unklar, ob die drei Kategorien von den Befragten im Sinne einer paritatischen Aufteilung interpretiert werden oder ob eine stark ungleiche Verteilung der Aufgaben ebenfalls als 'gemeinsam' interpretiert wird, solange regelmaBig ein geringfugiger Beitrag erbracht wird. Durch die gewahlte Indexbildung wird das SpezialisierungsausmaB aufgrund dieser InterpretationsmGglichkeiten wohl eher unterschatzt. 7 Um den Index auch bei keiner ubernommenen Aufgabe des Partners zu definieren, wurden Nenner und Zahler jeweils mit 1 addiert.
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einer geringen Spezialisierung fur den Gesamtbereich des Haushaltes8 nimmt der Index den Wert 1 an. Bei Werten kleiner als 1 steigt das AusmaB der Spezialisierung des Befragten, bei Werten groBer als eins das der Spezialisierung des Partners im Hinblick auf die Haushaltsarbeit. Uberhaupt keine Spezialisierung zeigten 15,5%, eine Spezialisierung des Partners war bei 29% und eine Spezialisierung des Befragten bei 55,6% der Partnerschaften zu beobachten. Diese Zahlen sowie der Mittelwert von 2,2 weisen bereits darauf hin, dass die Variable nicht normalverteilt ist. Da dieser Index als abhangige Variable im Rahmen einer OLS-Regression eingesetzt werden soil, wurde er durch das Ziehen einer Quadratwurzel transformiert, um eine annahernde Normalverteilung zu erhalten (vgl. z.B. Tabachnick undFidell 1989: 83-87). Dieser transformierte Index dient als abhangige Variable zur Uberprttfung der Hypothese H6.1? die einen negativen Zusammenhang zwischen dieser Variable und dem Selbstandigenstatus des Befragten postuliert. Da im Familiensurvey im Gegensatz zur Mannheimer Scheidungsstudie der Unternehmensbesitz nicht Gegenstand einer eigenen Frage war, kann im Folgenden nur auf den 'klassischen' Selbstandigenstatus zuruckgegriffen werden. Allerdings besteht die Moglichkeit, tiber die UnternehmensgroBe auf die Existenz einer Firma mit eigenen Mitarbeitern zu schlieBen (vgl. hierzu auch Kap. 4.2). Tabelle 6-1 zeigt die Ergebnisse einer OLS-Regression mit den standardisierten Regressionskoeffizienten.9 Wie Modell 1 deutlich macht, bestatigt sich in einem ersten Schritt die Hypothese auf einer rein bivariaten Ebene: Im Vergleich zu abhangig Beschaftigten zeigen alle Typen von selbstandig Erwerbstatigen den erwarteten negativen Zusammenhang auf, der auf eine erhohte Spezialisierung des Partners schlieBen lasst. Dieser bivariate Zusammenhang kann jedoch durch bisher unbeobachtete Drittvariablen verursacht werden, deren wichtigste sicherlich das Geschlecht sein wird. Aufgrund des Umstandes, dass zum einen Frauen generell einen hoheren
8 Im Einklang mit den theoretischen Uberlegungen am Anfang dieses Kapitels schlieBt die Spezialisierung im Hinblick auf den Gesamtbereich des Haushalts somit nicht aus, dass sich die Akteure im Hinblick auf konkrete Aufgaben spezialisieren. Wenn im Rahmen der gewahlten Operationalisierung der Befragte ilberwiegend kocht, seine Partnerin jedoch alle anderen anfallenden Arbeiten im Haushalt erledigt, ist dies als starke Haushaltsspezialisierung der Partnerin definiert. 9 Auf die Angabe der unstandardisierten Koeffizienten wurde verzichtet, da die damit angegebenen Einheitseffekte aufgrund der Transformierung der abhangigen Variable nicht mehr inhaltlich sinnvoll zu interpretieren sind. Die standardisierten (P-) Koeffizienten erlauben dagegen den direkten Vergleich der Einflussstarke einzelner Kovariaten im Modell.
203
6 Spezialisierung und Koordination
Anteil der Hausarbeit tibernehmen, zum anderen Manner unter den Selbstandigen iiberreprasentiert sind, wird sich ein stark geschlechterspezifischer Bias ergeben. Tabelle 6-1: Determinanten des Spezialisierungsindex, (OLS-Regression, Standardisierte Koeffizienten, Familiensurvey) Modell 1
Modell 2
Modell 3
Selbstandigenstatus des Befragten (Referenzgruppe: abhangig Erwerbstatige): -0,03*
0,00
Landwirt
-0,03*
-0,02*
x
Freiberufler
sonstiger Selbstandiger
-0,04**
Le
bis 1 Mitarbeiter
-0,01
-0,05**
-0,03*
mehr als 9 Mitarbeiter
-0,05**
-0,03*
pp
zwischen 2 und 9 Mitarbeiter
-0,03**
Befragter ist selbstandig
-0,10**
-0,10**
-0,03*
-0,03*
Befragter besitzt (Fach-)Abitur
0,00
0,00
weibliche Befragte
0,36**
0,36**
Partner sind verheiratet
-0,12**
-0,12**
bisherige Partnerschaftsdauer
-0,15**
-0,15**
Partner(in) besitzt (Fach-)Abitur
0,02+
0,02+
Partner(in) ist Erwerbstatig
0,18**
0,18**
Kinder in der Partnerschaft vorhanden
0,08**
0,09**
Alter des Befragten
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Haushaltseinkommen (in 1000DM)
N
7749
6200
6200
korrigiertes R2
0,01**
0,23**
0,23**
Angabe der Signifikanzniveaus: ** < 0,01, * < 0,05, + <0,1
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Dies wird durch die Ergebnisse des zweiten Modells bestatigt, dass neben dem Geschlecht eine Reihe weiterer Kontrollvariablen enthalt. So nimmt das AusmaB der Spezialisierung des Befragten generell ab, wenn dessen Alter sowie das Haushaltseinkommen steigt, die Partner verheiratet sind und wenn es sich urn eine weibliche Befragte handelt. Kaum iiberraschend erhoht eine Erwerbstatigkeit des Partners das AusmaB, in dem sich der Befragte auf den Haushalt spezialisiert. Nach dem Einfluss des Geschlechtes besitzt diese Determinante den zweitstarksten Einfluss auf den Spezialisierungsindex (P=0.18). Insbesondere die Beriicksichtigung des Geschlechts fuhrt dazu, dass sich die Effekte des Selbstandigenstatus erheblich abschwachen. Signifikante Effekte finden sich in diesem Modell nur noch fur die Gruppen, die ein Unternehmen mit mehreren Mitarbeitern besitzen, sowie flir die Landwirte, deren gewerbliche Basis einer Firma sehr ahnlich ist. Zwar bleibt auch flir die Kleinstselbstandigen mit bis zu einem Mitarbeiter sowie die Freiberufler die vorhergesagte Richtung des Effektes erhalten, jedoch erweisen sich die Koeffizient in diesen Gruppen nicht mehr als signifikant. Aufgrund der gleichen Effektrichtung fur alle Selbstandigentypen werden diese im dritten Modell zu einer Gruppe zusammengefasst, urn auf der Basis einer hoheren Fallzahl der Effekt des Selbstandigkeitsstatus an sich zu betrachten. Es zeigt sich fur diese Gruppe ein stark signifikanter Effekt auf die Spezialisierung in der Partnerschaft, der jedoch im Vergleich zu den anderen Determinanten im Modell nur schwach ausgepragt ist (P=-0,03). Trotzdem bleibt festzuhalten, dass auch unter Kontrolle zentraler Partnerschaftsvariablen und des Geschlechts ein stark signifikanter Effekt bestehen bleibt, der die theoretische Argumentation hinsichtlich der Spezialisierung in Partnerschaften beruflich Selbstandiger stiitzt. In dieselbe Richtung zeigt eine weitere Analyse, mit der ein wesentlicher Nachteil der prasentierten OLS-Regression ausgeglichen werden soil. Die bisher diskutierten Ergebnisse erlauben zwar eine Aussage dariiber, welche Determinanten einen positiven oder negativen Einfluss auf die Spezialisierung besitzen. Jedoch konnten bisher keine Aussagen getroffen werden, wer nun tatsachlich die Hauptlast im Haushalt tragt. Um diese Frage zu beantworten und dariiber hinaus die Ergebnisse der OLS-Regressionen zu validieren, wird im Folgenden die Wahrscheinlichkeit analysiert, mit der eine starke Spezialisierung des Befragten oder des Partners relativ zu nicht spezialisierten Partnerschaften vorliegt. Hierfur wurden in einem ersten Schritt anhand des urspriinglichen Index drei Gruppen
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gebildet. Eine starke Spezialisierung des Partners lag demnach vor, wenn dieser mehr als doppelt so viele Aufgaben wie der Befragte tibemahm, dies betraf 11,5% der Partnerschaften. Analog hierzu wurde eine Gruppe mit starker Haushaltsspezialisierung des Befragten gebildet, diese umfasste 44,2% der Stichprobe. Diese beiden Extremgruppen werden im Folgenden mit einer Referenzgruppe verglichen, die keine oder eine nicht so ausgepragte Spezialisierung aufzuweisen hat (44,3%). Im zweiten Schritt soil nun ermittelt werden, welche Faktoren beeinflussen, zu welcher der drei Gruppen eine Partnerschaft gehort, oder anders ausgedruckt: Von welchen Faktoren hangt es ab, wie die Spezialisierung in der Partnerschaft geregelt wird. Hierzu wird auf ein multinominales Logitmodell zuruckgegriffen. Die Referenzkategorie stellt in diesem Modell die Gruppe der weniger spezialisierten Partnerschaften dar, mit der die anderen beiden Gruppen verglichen werden. Fur jede der beiden Extremgruppen wird der Einfluss der unabhangigen Variablen auf die relative Wahrscheinlichkeit10 fur die jeweilige Gruppe im Verhaltnis zur Referenzkategorie geschatzt. Tabelle 6.2 zeigt die Ergebnisse dieses multinominalen Logitmodells. Es zeigt sich, dass das Modell sowohl die Ergebnisse der OLSRegression als auch die Hypothese H6.j stiltzt. 1st der Befragte selbstandig, ist im Vergleich zur Referenzgruppe der weniger spezialisierten Partnerschaften sein Ehe- oder Lebenspartner mit einer urn den Faktor 1,6 hoheren Wahrscheinlichkeit stark auf den Haushalt spezialisiert. Umgekehrt reduziert sich die Wahrscheinlichkeit der starken Spezialisierung des Befragten urn den Faktor 0,72. Dieses Ergebnis zeigt, dass sich die Spezialisierung des Selbstandigen nicht nur reduziert, sondern im Falle einer Selbstandigkeit tatsachlich mit einer erheblich hoheren Wahrscheinlichkeit der jeweilige Partner die uberwiegende Betreuung des Haushalts iibernimmt. Insgesamt kann somit festgehalten werden, dass sich positive empirische Evidenzen fur Hypothese H ^ finden lassen. Selbst unter Kontrolle des Geschlechts tendieren die Akteure in den Partnerschaften selbstandig Erwerbstatiger zu einer starkeren Spezialisierung des Partners in Bezug auf die Haushaltsarbeit.
10 Genauer eigentlich auf den Logit der Wahrscheinlichkeit. Dieser wird jedoch in den Tabellen nicht prasentiert, sondern die besser interpretierbaren odd ratios, die die relative Wahrscheinlichkeit angeben. Fur Details zu dem Verfahren der multinominalen logistischen Regression vgl. beispielsweise AndreBetal. (1997).
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6 Spezialisierung und Koordination
Tabelle 6-2: Determinanten des Spezialisierungsindex, (Multinominales Logitmodell, odd ratios, Familiensurvey) odd ratios fur die Wahrscheinlichkeit der jeweiligen Kategorie im Vergleich zur Referenzkategorie der wenig spezialisierten Partnerschaften vorwiegend Partner auf vorwiegend Befragter auf Haushalt spezialisiert Haushalt spezialisiert 1,60*
0,72*
Alter des Befragten
1,01
1,02**
1,02
0,95**
Le
Haushaltseinkommen (in 1000DM)
x
Befragter ist selbstandig
0,81+
1,11
0,21**
4,45**
3,18**
0,90
bisherige Partnerschaftsdauer
0,99
0,97**
Partner(in) hat (Fach-)Abitur
0,99
1,06+
Partner(in) ist Erwerbstatig
0,62**
3,00**
Kinder in der Partnerschafl vorhanden
1,42**
1,71**
Befragter besitzt Abitur Befragte ist weiblich
N
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pp
Partner sind verheiratet
2
Cox & Snell R
6200 0,29**
Angabe der Signifikanzniveaus: ** < 0,01, * < 0,05, + <0,1 Wahrend bisher die Spezialisierung fur den gesamten Haushalt untersucht wurde, wird mit der tFberprufung von Hypothese H6.2 der Uberlegung gefolgt, dass sich der Erwerbsstatus auch auf die Spezialisierung innerhalb des Haushalts auswirken kann. Vermutet wurde in diesem Zusammenhang, dass die Partner von beruflich Selbstandigen eine verstarkte Ubernahme 'geschlechtsuntypischer' Arbeiten im Haushalt aufweisen werden. Um dies zu tiberprufen, wird auf denselben Fragen-
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komplex des Familiensurveys wie fur die Hypothese U6A zuriickgegriffen. Hierbei zeigte sich im Rahmen bivariater Analysen, dass samtliche Aufgaben stark mit dem Geschlecht des Befragten korrelierten, wobei neun der Items der tiberwiegenden Ausfuhrung durch die Frau in der Partnerschaft zugeordnet werden konnten. Als typisch mannlich wurde dagegen insbesondere die Ubernahme kleinerer Reparaturen im Haushalt identifiziert. GemaB der Hypothese H6.2 miiBten demnach die Partnerinnen mannlicher Selbstandiger diese Tatigkeit in hoherem MaBe tibernehmen als die Partnerinnen von abhangig Erwerbstatigen, wahrend die mannlichen Partner weiblicher Selbstandiger verstarkt 'typisch weibliche' Tatigkeiten (Kochen, Putzen , Einkaufen etc.) ausftihren sollten. Leider lasst sich auf Basis der verfligbaren Daten der letzte Fall nicht analysieren, da im Familiensurvey nur 87 weibliche Selbstandige befragt wurden; von diesen besitzen wiederum lediglich 25 einen Partner, der nicht ebenfalls selbstandig ist. Dagegen kann jedoch der erste Fall betrachtet werden, indem die Wahrscheinlichkeit, dass die Partnerin kleine Reparaturen im Haushalt durchfiihrt, als abhangige Variable betrachtet wird. Tabelle 6-3 zeigt die Ergebnisse einer entsprechenden logistischen Regression. Es zeigt sich fur alle Selbstandigen der erwartete positive Effekt: Im Vergleich zu abhangig Erwerbstatigen steigt die relative Wahrscheinlichkeit der Ubernahme von Reparaturen im Haushalt durch die Partnerin urn den Faktor 1,96 (vgl. Modell 1). Betrachtet man allerdings die unterschiedlichen Typen der Selbstandigkeit, so sind fur diesen Effekt nur die 'typischen' Unternehmer, also Selbstandige mit mehr als einem Mitarbeiter, verantwortlich, wahrend die Partnerinnen von Freiberuflern und Landwirten im Vergleich zu den Partnerinnen abhangig Erwerbstatiger diese 'mannerspezifische' Aufgabe nicht haufiger tibernehmen (vgl. Modell 2). Im Gegensatz zu Hypothese H6_x zeigt sich der in H6.2 vorhergesagte Effekt somit wiederum nur fur Unternehmensbesitzer. Obwohl damit die Hypothese nur fur diesen Personenkreis bestatigt werden kann, sind die gefundenen Effekte insofern bedeutsam, als praktisch keine der Kontrollvariablen zu Erklarung der abhangigen Variable beitragt. Lediglich flir die Existenz von Kindern zeigt sich ein stabiler Effekt derart, dass diese die Wahrscheinlichkeit einer Ubernahme von Reparaturen durch die Frau reduzieren. Die Ubernahme der hier betrachteten Aufgabe wird somit in sehr starkem Umfang vom Geschlecht des Akteurs determiniert und nur der Erwerbsstatus kann als einzige Variable im Modell zur Erklarung der Varianz unter Kontrolle des Geschlechtes beitragen.
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Tabelle 6-3: Determinanten der Ubernahme von Reparaturen im Haushalt durch die Partnerinnen mdnnlicher Vollerwerbstdtiger (Logistische Regression, odd ratios, Familiensurvey) Modell 1
Modell 2
Selbstandigenstatus des Befragten (Referenzgruppe: abhangig Erwerbstatige): Freiberufler
0,76
Landwirt
1,08
bis 1 Mitarbeiter
Le
zwischen 2 und 9 Mitarbeiter
x
sonstiger Selbstandiger
mehr als 9 Mitarbeiter
3,51** 4,48*
1,96*
pp
Befragter ist selbstandig
1,43
1,00
1,00
Haushaltseinkommen (in 1000DM)
1,11*
1,09
Befragter besitzt Abitur
0,75
0,79
Partner sind verheiratet
1,14
1,16
bisherige Partnerschaftsdauer
1,03
1,03
Partnerin hat (Fach-)Abitur
1,01
1,02
Partnerin ist Erwerbstatig
0,70
0,71
Kinder in der Partnerschaft vorhanden
0,59*
0,58*
Konstante
0,02**
0,03**
2518
2518
0,01**
0,01**
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Alter des Befragten
N 2
Cox & Snell R
Angabe der Signifikanzniveaus: ** < 0,01, * < 0,05, + <0,1
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Als Resiimee dieses Abschnitts lasst sich somit festhalten, dass das AusmaB der Spezialisierung und damit die Haushalts- und Partnerschaftsorganisation durch den Erwerbsstatus beeinflusst wird. Es zeigt sich, dass - wie theoretisch vermutet Partner beruflich selbstandiger Personen einen hoheren Anteil der Haushaltsarbeit iibernehmen und sich somit auch starker auf diesen Bereich spezialisieren. Dabei werden zumindest von den Partnerinnen auch geschlechtsspezifische Sozialisationsmuster tiberwunden, um die Konzentration des Partners auf das Unternehmen zu ermoglichen. Allerdings bedeutet der bisher gefundene Effekt einer hoheren Spezialisierung der Partner in Bezug auf den Haushalt nicht, dass diese ihre Arbeitskraft ausschlieBlich im Haushalt einsetzen. Der Umstand, dass einer der Akteure sich in hoherem AusmaB um den Haushalt kummert als sein Partner, erlaubt noch keine Aussage tiber eine alternative Verwendung der Arbeitskraft im Rahmen einer Erwerbstatigkeit. Welchen Effekt die berufliche Selbstandigkeit eines Partners hierftir besitzt ist Gegenstand der folgenden beiden Abschnitte.
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6.2 Die Erwerbstatigkeit des Partners
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Die generelle Frage nach den Effekten einer Partnerschaft auf die Erwerbstatigkeit eines Akteurs ist eng verkniipft mit der Analyse der Frauenerwerbstatigkeit im Allgemeinen. Dies hangt einerseits damit zusammen, dass fur Singles unabhangig vom Geschlecht die Erwerbstatigkeit der Regelfall darstellt, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Andererseits sind Manner - abgesehen von dem Fall der ungewollten Arbeitslosigkeit - fast immer erwerbstatig. Offensichtlich stellt die Spezialisierung des Mannes auf den Haushalt - der sogenannte 'Hausmann' - und die ausschlieBliche Erwerbstatigkeit der Frau in einer Partnerschaft immer noch die absolute Ausnahme dar. Eine gewisse Varianz hinsichtlich der Erwerbstatigkeit lasst sich somit nur fur Frauen in Partnerschaften beobachten, die mittlerweile Gegenstand einer inzwischen untibersehbaren Zahl von Arbeiten ist. Unabhangig von der Vielzahl teilweise unterschiedlicher Befunde sollen fur die hier verfolgten Fragestellungen zwei wesentliche Einflussfaktoren fur die Erwerbsbeteiligung von Frauen herausgegriffen werden. Erstens existiert ein Bildungseffekt derart, dass mit steigen-
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dem Bildungsniveau die Wahrscheinlichkeit einer Erwerbstatigkeit zunimmt.11 Dies steht audi im Einklang mit der Humankapitaltheorie, da die mit der Bildung verkniipften Investitionen die Opportunitatskosten ftir den Rtickzug aus dem Arbeitsleben erhohen. Die in westlichen Industriegesellschaften steigende Frauenerwerbstatigkeitsquote (vgl. z.B. Funk 1993, Hayghe 1997) kann daher zumindest partiell mit der Zunahme des Bildungsniveaus der Frauen in diesem Jahrhundert erklart werden (vgl. z.B. Mincer 1985). Zweitens lasst sich - wenig tiberraschend ein Einfluss der Haushalts- und Familiensituation beobachten. Da Frauen offensichtlich immer noch den groBten Teil der Haushaltsarbeit iibernehmen, sinkt mit zunehmender Belastung im privaten Bereich zumindest der Umfang der Erwerbstatigkeit. Derartige Belastungen ergeben sich hierbei vor allem aus der Betreuung von Kindern und anderen versorgungsintensiven Haushaltsangehorigen. Zudem lassen sich Hinweise finden, dass neben der Haushaltsbelastung auch die institutionelle Form der Partnerschaft einen Einfluss auf die Erwerbstatigkeit hat. So zeigen beispielsweise Bernasco und Giesen, dass verheiratete Lebenspartnerinnen eine geringere Wahrscheinlichkeit der Erwerbstatigkeit als Unverheiratete besitzen, da fur letztere eine Aufgabe der Erwerbstatigkeit die interne Verhandlungsmacht in der Beziehung erheblich verschlechtern wiirde (Bernasco und Giesen 1997). Ahnlich argumentieren auch Beck und Hartmann, die einen positiven Zusammenhang zwischen einer erhohten Erwartung ehelicher Instabilitat durch Frauen und der Aufhahme einer Erwerbstatigkeit postulieren, die die Instabilitat der Beziehung weiter erhoht (Beck und Hartmann 1999, siehe auch Spitze und South 1985). Vor diesem Hintergrund lasst sich auch flir die Frage nach dem Einfluss beruflicher Selbstandigkeit auf die Erwerbstatigkeit des Partners ein starker Geschlechtereffekt vermuten. Dies betrifft insbesondere die Haushaltsarbeit, die - wie gezeigt - in Partnerschaften selbstandig Erwerbstatiger vorwiegend durch den Partner ausgefuhrt wird. Dieser hohere Anteil der Haushaltsarbeit sollte in Partnerschaften beruflich Selbstandiger daher zu einer geringeren Erwerbstatigkeit vor allem weiblicher Partner fuhren. Diesem negativen Effekt des selbstandigen Erwerbstatigkeitsstatus stehen jedoch Faktoren gegentiber, die einen eher positiven Einfluss erwarten lassen. Zum einen lasst sich aufgrund der Tendenz zur Bildungshomogenitat privater Partnerschaften zumindest fur bestimmte Gruppen von Selbstandigen - insbesondere die
11 Vgl. hierzu z.B. Franz (1985), Funk (1993: 116f).
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Freiberufler - ein hoheres Bildungsniveau der weiblichen Partner vermuten. Dies wiirde jedoch analog zu den allgemeinen Befunden iiber die Frauenerwerbsbeteiligung zu einer hoheren Erwerbstatigkeitsquote unter den Partnerinnen beruflich selbstandiger Manner fiihren. Zweitens tritt diesem Bildungseffekt ein Risikosicherungseffekt zur Seite, der aus dem spezifischen Einkommensrisiko der selbstandig Erwerbstatigen besteht. Demnach kann das hohere - temporare und generelle Ausfallrisiko des Einkommens kompensiert werden, indem der Partner einer abhangigen Erwerbstatigkeit mit stetigem Einkommen nachgeht. Dies resultiert wiederum in einer hoheren Wahrscheinlichkeit einer abhangigen Erwerbstatigkeit des Partners beruflich Selbstandiger.
Moglichkeit der internen Mitarbeit im Unternehmen
sU
Berufliche Selbstandigkeit von Ego
pp
Le
Partners durch Haushaltsarbeit
x
Abbildung 6-1: Vermutete Einflussfaktoren aufdie Erwerbstatigkeit der Partner beruflich selbstandiger Personen
Generelle Erwerbstatigkeit des Partners
Bildungsniveau des Partners
Notwendigkeit der Einkommensabsicherung
AbhSngige ^Erwerbstatigkeit des ^Partners fur einen anderen Arbeitgeber
Neben diesen Faktoren spielt schlieBlich noch die Moglichkeit der Mitarbeit im Betrieb eine zentrale Rolle ftir die Erklarung der Erwerbstatigkeit des Partners. Die interne Mitarbeit stellt eine spezifische Form der Erwerbstatigkeit dar, die jedoch nur geringen institutionellen Restriktionen und Regeln unterliegt (vgl. hierzu auch das folgende Kapitel). Insbesondere kann der Einsatz des Partners zeitlich und inhaltlich sehr flexibel gestaltet werden. Dies betrifft nicht nur einen kurzfristigen Zeithorizont, sondern insbesondere auch die Flexibilitat in Bezug aufdie Lebens-
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6 Spezialisierung und Koordination
pp
Le
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arbeitszeit, da vorubergehende Unterbrechungen fur die Betreuung kleiner Kinder besser planbar und durchfiihrbar werden. Daher sollte sich aufgrund der Moglichkeit interner Mitarbeit fur die Partner beruflich Selbstandiger mit einer hoheren Wahrscheinlichkeit eine generelle Erwerbstatigkeit beobachten lassen als in anderen Beziehungen. Allerdings reduziert diese zusatzliche Option ebenfalls die Wahrscheinlichkeit einer externen Erwerbstatigkeit, da der Einsatz im eigenen Betrieb eine fur beide Akteure effiziente Losung darstellen kann (vgl. hierzu auch den folgenden Abschnitt). Insgesamt lasst sich somit festhalten, dass sich der Effekt beruflicher Selbstandigkeit auf die Erwerbstatigkeit des Partners nicht eindeutig spezifizieren lasst. Wahrend Bildungs- und Einkommenssicherungseffekte einen positiven Einfluss erwarten lassen, sollte der hohere Anteil an der Haushaltsarbeit eher hemmend auf die Erwerbsbeteiligung der Partner wirken. Die Option interner Mitarbeit erhoht schliefllich die Moglichkeiten genereller Erwerbstatigkeit insbesondere weiblicher Partner, verringert jedoch die Wahrscheinlichkeit einer abhangigen Tatigkeit fur einen externen Arbeitgeber. Abbildung 6-1 stellt diese unterschiedlichen Effekte noch einmal zusammenfassend dar.
Empirische Evidenzen
sU
Wie bereits angedeutet kann die Entscheidung des Partners tiber den Einsatz seiner Arbeitskraft als Entscheidung im Hinblick auf drei grundsatzliche Alternativen begriffen werden, die Tatigkeiten im Haushalt, fur einen externen Arbeitgeber oder im Betrieb des Selbstandigen umfassen konnen. Der Akteur muss hierbei in einem ersten Schritt eine Entscheidung tiber die Gesamtzeit treffen, die flir diese Arbeitsleistungen bereitgestellt werden soil. In einem zweiten Schritt kann dieses Zeitbudget theoretisch beliebig auf die drei Bereiche verteilt werden, wobei sich Restriktionen aus den verfligbaren Arbeitsangeboten ergeben. Insbesondere die Erwerbstatigkeit ftir einen externen Arbeitgeber kann in der Regel nicht beliebig gesttickelt werden, sondern hangt von der Verftigbarkeit von entsprechenden Teilzeitarbeitsplatzen ab. Aber auch ftir den Einsatz im Unternehmen des selbstandigen Partners konnen sich Beschrankungen ergeben, die z.B. aus dem Arbeitsanfall bzw. der Auftragslage resultieren konnen.
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Geht man von einem derartigen Entscheidungsmodell aus, so ergeben sich relativ restriktive Anforderungen an die empirische Datenbasis zur Uberpriifung der angestellten Uberlegungen. Insbesondere fur die Partner selbstandig Erwerbstatiger mtiBten Angaben iiber deren Zeitbudgets vorliegen, die alle drei Bereiche detailliert umfasst. Dies ist insbesondere fiir den Bereich interner Mitarbeit nicht verfiigbar, da im Rahmen der Erhebung der Erwerbstatigkeit in der Regel nicht zwischen einer internen Mitarbeit und einer externen Tatigkeit unterschieden wird. Aus diesem Grunde erfolgt die empirische Analyse iiber Spezialisierung und Erwerbstatigkeit des Partners in zwei Abschnitten. In einem ersten Schritt werden die obigen Uberlegungen hinsichtlich der Erwerbstatigkeit des Partners anhand eines Modells tiberpriift, in dem die Arbeitsmarktpartizipation des Partners im Generellen im Mittelpunkt steht. In einem zweiten Schritt wird im Rahmen des nachsten Abschnitts (Kap. 6.3) die interne Mitarbeit analysiert. Erste empirische Hinweise hinsichtlich der Frage, in welchem Umgang sich die Partner ausschlieBlich auf den Haushalt spezialisieren oder doch in den Arbeitsmarkt eintreten, werden im Folgenden auf der Basis des Familiensurveys prasentiert. Im Mittelpunkt stehen hierbei zwei Fragen: (1) Nehmen die Partner von selbstandig Erwerbstatigen tiberhaupt eine Tatigkeit auf oder konzentrieren sie sich ausschlieBlich auf den Haushalt, sowie (2) wenn eine Erwerbstatigkeit aufgenommen wird, handelt es sich dann um eine abhangige Beschaftigung oder ebenfalls um eine selbstandige Erwerbstatigkeit. Hierzu wurde mittels einer multinominalen logistischen Regression ein Modell geschatzt, das Aussagen tiber die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines bestimmten Erwerbsstatus des Partners (abhangig oder selbstandig) im Vergleich zur Referenzgruppe der nicht erwerbstatigen Partner zulasst. Die Stichprobe wurde hierbei auf Befragte beschrankt, die einer Erwerbstatigkeit nachgehen. Daruber hinaus wurde das Modell getrennt fiir mannliche und weibliche Befragte geschatzt. Dies envies sich als sinnvoll, da wie aus anderen Studien bekannt, fiir die beiden Geschlechter unterschiedliche Determinanten wirksam werden. Tabelle 6-4 zeigt die Determinanten der relativen Wahrscheinlichkeit des Erwerbsstatus der Ehe- und Lebenspartner der Befragten.
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6 Spezialisierung und Koordination
Tabelle 6-4: Determinanten des Erwerbsstatus des Partners fur erwerbstatige Befragte (Multinominales Logitmodell, odd ratios, Familiensurvey) mannliche Befragte
weibliche Befragte
Modell 1 Modell 2 Modell 3 Modell 4 Partner Partner Partnerin Partnerin abhangig selbstandig abhangig selbstandig erwerbstatig erwerbstatig erwerbstatig erwerbstatig 1,45*
Befragter: Wochentl. Arbeitszeit in h
0,90
Befragter: Alter
0,99
Befragter: Schulbildung in Jahren
0,93*
40,03** 1,04**
0,82
21,27** 1,01
0,99+
x
Befragte(r) selbstandig
0,96**
0,99
0,75*
1,06
1,06
2,01
2,28**
3,24**
1,03**
1,04
1,00
0,99
1,16+
0,51+
0,96
0,67+
Index Hausarbeitsteilung
1,31**
1,39*
1,06
1,24**
Partner: Schulbildung in Jahren
1,13**
1,17
0,85**
0,93
Kind in der Partnerschaft vorhanden
0,24**
0,22**
1,59*
4,01**
1,05
pp
Befragter und Partner sind verheiratet
Le
1,04
Bisherige Dauer der Partnerschaft
sU
Wohnort > 50000 Eiw
a)
N Cox & Snell R2
2645
1841
0,18**
0,16**
Anmerkungen: a) mit abnehmendem Index sinkt das Ausmafi der Spezialisierung des Befragten auf den Haushalt. Angabe der Signifikanzniveaus: ** < 0,01, * < 0,05, + <0,1 Referenzgruppe fur alle Modelle: nicht erwerbstatige Partner von erwerbstatigen Befragten
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Wie aus der Tabelle zu ersehen ist, wurde auf die Differenzierung des Selbstandigenstatus des Befragten verzichtet und die unterschiedlichen Typen der Selbstandigkeit zu einer Gruppe zusammengefasst. Dieses Vorgehen erscheint gerechtfertigt, da sich in einfachen logistischen Regressionen zeigte, dass sich die Effekte der einzelnen Selbstandigkeitstypen, sofern sie sich als signifikant erwiesen, nicht voneinander unterschieden. Fur die mannlichen Befragten (vgl. Modell 1 und 2 in Tabelle 6-4) zeigt sich nun, das deren Selbstandigkeit sich positiv auf die Erwerbstatigkeit ihrer Partnerinnen auswirkt: im Vergleich zu Befragten mit Partnerinnen ohne Erwerbstatigkeit sind selbstandige Befragte mit einer hoheren Wahrscheinlichkeit sowohl mit einer abhangig beschaftigten als auch mit einer ebenfalls selbstandigen Partnerin liiert. Allerdings ist die relative Wahrscheinlichkeit fur eine selbstandige Erwerbstatigkeit der Partnerin mit dem Faktor 40 drastisch hoher als die der abhangigen Beschaftigung (Faktor 1,45). Die hohere Wahrscheinlichkeit einer Erwerbstatigkeit der Partnerin gilt auch unter Kontrolle des AusmaBes der Hausarbeitsteilung, die im Modell aus Abbildung 6-1 den einzigen negativen Einflussfaktor auf die Erwerbstatigkeit des Partners darstellt. Diese Vermutung zeigt sich auch in den hier vorgelegten Daten: Je mehr Aufgaben der Befragte im Haushalt relativ zur Partnerin ubemimmt, desto hoher ist die Wahrscheinlichkeit einer abhangigen Beschaftigung der Partnerin (hier um den Faktor 1.13). Interessanterweise erweist sich diese Determinante als nicht signifikant fur den selbstandigen Erwerbsstatus der Partnerin. Eine mogliche Erklarung hierfur kann in dem Umstand liegen, dass die Selbstandigkeit der Partnerin meist nicht ein eigenes Geschaft bedeutet, sondern die Teilhaberschaft oder zumindest die qualifizierte Mitarbeit im Geschaft des Befragten. Diese Mitarbeit im Familienunternehmen geht mit einer hohen Flexibility einher und kann daher in ihrem Umfang auch an die im Lebenszyklus schwankenden Anforderungen des Haushalts angepaftt werden. Fur die mannlichen Befragten zeigt sich daruber hinaus ein signifikant negativer Effekt der eigenen Schulbildung. Je weniger Schuljahre der Befragte absolvierte, desto wahrscheinlicher wird die Erwerbstatigkeit (abhangige oder selbstandige) der Partnerin. Dies wird im Wesentlichen auf einen Einkommenseffekt zurtickzufuhren sein, da mit einer geringeren Ausbildungsdauer das Einkommen sinkt und die Erwerbstatigkeit des Partners notwendig wird, um das erwiinschte
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oder notwendige Haushaltseinkommen zu erzielen.12 Dagegen hat die Bildung der Partnerin den erwarteten positiven Effekt fur die Wahrscheinlichkeit einer abhangigen Erwerbsarbeit (Modell 1), der sich jedoch als nicht signifikant fur die Wahrscheinlichkeit einer selbstandigen Tatigkeit der Partnerin erweist (Modell 2). Ein Kind in der Partnerschaft reduziert wie zu erwarten die Wahrscheinlichkeit einer Erwerbstatigkeit der Partnerin. Einen positiven Effekt auf die Wahrscheinlichkeit einer abhangigen Erwerbstatigkeit der Partnerin hat dagegen die bisherige Dauer der Partnerschaft. Dies wird auf den Umstand zuriickzufuhren sein, dass in langer andauernden Partnerschaften der Betreuungsaufwand ftir Kinder abnimmt und den Frauen die Rtickkehr in den Arbeitsmarkt daher erleichtert wird. Das diesftirdie selbstandige Tatigkeit der Partnerinnen keinen Effekt hat, kann wiederum mit der hoheren Flexibilitat der Tatigkeit im gemeinsamen Unternehmen erklart werden. Betrachtet man dagegen weibliche Erwerbstatige und die Erwerbstatigkeit ihrer mannlichen Partner, so zeigt sich ein etwas anderes Bild als bei den mannlichen Befragten (Modelle 3 und 4 in Tabelle 6-4). Wahrend die Selbstandigkeit der weiblichen Befragten ebenfalls stark mit einer selbstandigen Tatigkeit ihres Partners korrespondiert, hat dies keinen signifikanten Effekt auf die abhangige Erwerbstatigkeit der Partner. Dies wird vor allem damit zusammenhangen, dass die Erwerbstatigkeit des Marines den 'RegelfalP darstellt und nicht vom Erwerbsstatus der Frau abhangt. Dartiber hinaus erweist sich fur die Erwerbstatigkeit der Partner von weiblichen Befragten vor allem die Familiensituation als relevant. Im Gegensatz zu den Modellenftirmannliche Befragte zeigt sich ein starker positiver Einfluss des Ehestatus. In einer Ehe steigt demnach die Wahrscheinlichkeit einer mannlichen Erwerbstatigkeit. Dies gilt auch unter Kontrolle der Existenz von Kindern, die ebenfalls den zu erwartenden positiven Effekt auf die Erwerbstatigkeit der mannlichen Partner zeigen. Interessant ist auch der Effekt der Hausarbeitsteilung, die keinen Einfluss auf die mannliche Erwerbstatigkeit besitzt. Dies stimmt mit Befunden tiberein, die zeigen, dass Hausarbeit immer noch tiberwiegend 'Frauensache' ist unabhangig davon, wie das Erwerbstatigkeitsmuster in der Partnerschaft ausgepragt ist. Allerdings steigt mit zunehmender Spezialisierung der Befragten auf den Haushalt die Wahrscheinlichkeit der Selbstandigkeit ihres mannlichen Partners. Dieser Befund repliziert die Ergebnisse des vorherigen Abschnitts und 12 Auf die Aufhahme des Haushaltseinkommens in die Modelle in Tabelle 6-4 wurde daher auch verzichtet, da die Erwerbstatigkeit der Partner (als abhangige Variable) notwendigerweise zu einem hoheren Haushaltseinkommen ftihrt.
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unterstiitzt noch einmal die Hypothese H6.1? der zufolge der Partner von Selbstandigen in erhohtem MaBe die Haushaltsarbeit tibernehmen. Insgesamt lasst sich festhalten, dass die gefunden Evidenzen fur das in Abbildung 6-1 skizzierte Modell sprechen. Obwohl einige der dort skizzierten Zusammenhange aufgrund fehlender Informationen in den Daten nicht getestet werden konnten, zeigt sich unter Kontrolle des negativen Effekts der Haushaltsarbeit ein insgesamt positiver Effekt der Selbstandigkeit auf die selbstandige wie abhangige Erwerbsarbeit des Partners. Eine Ausnahme stellen hier lediglich die Manner selbstandig erwerbstatiger Frauen dar, fur die sich keine signifikanten Unterschiede zwischen einer abhangigen und keiner Erwerbstatigkeit feststellen lieB. Von besonderem Interesse sind die auflerst starken, signifikanten Effekte fUr die Wahrscheinlichkeit einer selbstandigen Tatigkeit des Partners oder der Partnerin im Vergleich zu keiner Erwerbstatigkeit (vgl. Modelle 2 und 4). Theoretisch kann dieser Effekt nun sowohl auf einer 'echten' eigenen Selbstandigkeit als auch auf der Mitarbeit im Betrieb des Befragten beruhen. Obwohl sich naturlich durch die Tendenz einer Bildungs- und Berufshomogenitat von Ehe- und Lebensgemeinschaften (Teckenberg 1999; Diekmann und Schmidheiny 2001; Klein und Lengerer 2001) durchaus eine erhohte Wahrscheinlichkeit des 'matchings' zweier Selbstandiger mit jeweils einem eigenen Unternehmen begrunden lasst, scheint es doch aufgrund der geringeren Wahrscheinlichkeit von Untemehmensgrundungen durch Frauen sowie des mit einer doppelten Selbstandigkeit verbundenen Finanzbedarfs unwahrscheinlich, dass die iiberaus starken Effekte ausschlieBlich auf einen doppelten Unternehmensbesitz zuriickgefuhrt werden konnen. Statt dessen ist wohl wie bereits angedeutet - die Annahme plausibel, dass die Partner aufgrund einer offiziellen Teilhaberschaft am gemeinsamen Unternehmen oder einem entsprechenden Eigenbild aufgrund einer qualifizierten Mitarbeit sich haufig als ebenfalls selbstandig erwerbstatig klassifizieren werden (vgl. hierzu auch Kap. 4.1). Daher kann dieser Befiind als erster Hinweis interpretiert werden, dass die interne Mitarbeit auch empirisch eine bedeutende Rolle fur die Lebens- und Ehepartner beruflich Selbstandiger spielt. Diese Mitarbeit steht im Mittelpunkt des folgenden Abschnitts, in dem der Umfang und die Determinanten dieser besonderen Form der Erwerbstatigkeit ausfiihrlicher untersucht werden.
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6 Spezialisierung und Koordination
6.3 Die interne Mitarbeit im Unternehmen
Bedeutung und Merkmale interner Mitarbeit von Lebenspartnern
sU
6.3.1
pp
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Wie im vorhergehenden Abschnitt deutlich wurde, stellt die interne Mitarbeit des Partners im Unternehmen des Selbstandigen als dritte Option neben der externen abhangigen Erwerbstatigkeit und dem Haushalt offensichtlich eine wichtige Form der beruflichen Spezialisierung innerhalb der Partnerschaft dar. Damit besitzen die Akteure in Beziehungen, die einen selbstandig Erwerbstatigen mit eigenem Unternehmen umfassen, die Moglichkeit der komplexen Ausgestaltung ihrer Haushaltsund Partnerschaftsorganisation, die sie wesentlich von Partnerschaften abhangig Erwerbstatiger unterscheidet. Wie in diesem Abschnitt gezeigt werden soil, besitzt diese Handlungsmoglichkeit zum einen eine besondere Bedeutung fur die selbstandige Erwerbstatigkeit, zum anderen ergeben sich bei der Realisierung dieser Handlungsoption eine Reihe von Problemen, die die Haushalts- und Partnerschaftsorganisation von Selbstandigen wesentlich beeinflussen. Die Analyse der Mitarbeit von Lebenspartnern erfolgt in zwei Schritten: Erstens werden rein deskriptiv die Bedeutung und die wesentlichen Merkmale der Mitarbeit untersucht. In einem zweiten Schritt werden schlieBlich Hypothesen hinsichtlich der Determinanten einer Mitarbeit abgeleitet und anhand des Selbstandigensurveys tiberpriift.
Mit der Renaissance der Analyse beruflicher Selbstandigkeit in der Arbeitsmarktforschung (vgl. Kap. 3.2) korrespondiert das verstarkte Interesse an kleinen und mittleren Unternehmen, die in der Regel das organisatorische Umfeld beruflich selbstandiger Personen ausmachen (vgl. z.B. Loscocco und Leicht 1993). Vor allem in der Grundungsforschung werden diese beiden Perspektiven zusammengefuhrt, um ausgehend von der Person des beruflich Selbstandigen die Bedingung einer Unternehmensgrundung sowie deren Erfolg zu beleuchten (Briiderl et al. 1996). Standen von Anfang an vor allem okonomische Determinanten im Mittelpunkt der Betrachtung, so wurde in neuester Zeit auch das soziale Umfeld des Firmengrunders mit in die Analyse einbezogen. Hierbei zeigte sich, dass die soziale Einbettung (Granovetter 1985) insbesondere in Form von familiaren Kontakten eine wichtige Rolle fur den Grixndungsprozess und den zu erwarteten
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Erfolg des Unternehmens spielt (Bruderl und Preisendorfer 1997, Biihler 1999). Dies korrespondiert auch mit der Beobachtung, dass die mit der Beratung von grundungswilligen und bereits beruflich selbstandigen Personen betraute Verbande - wie z.B. die Industrie- und Handels- oder Handwerkskammern - die Bedeutung insbesondere des Ehepartners immer wieder betonen. Vor diesem Hintergrund ist es umso erstaunlicher, dass sich - sowohl in der Arbeitsmarkt- wie auch in der Familienforschung - nur sehr begrenzt aussagefahige Studien iiber den mithelfenden Ehe- oder Lebenspartner finden lassen. Ein nicht unwesentlicher Grund fur dieses Forschungsdefizit stellt die mangelhafte Datenbasis in der Arbeitsmarktstatistik dar. Wie in Kapitel 4.1 bereits ausfuhrlich dargelegt wurde, eignet sich die - in der offentlichen Statistik wie in vielen anderen Datensatzen verwendete - Kategorie der 'mithelfenden Familienangehorigen' nicht ftir die Analyse mitarbeitender Partner. Ursache hierfiir ist der Umstand, dass mithelfende Familienangehorige in der amtlichen Statistik als Personen charakterisiert sind, die keinen Lohn erhalten, sondern ihren Unterhalt aus dem Gehalt des Selbstandigen bestreiten. Dieses Merkmal trifft jedoch offiziell nur noch auf einen kleinen Teil der mitarbeitenden Lebenspartner zu, da diese aus verschiedenen Grunden ein formelles Arbeitsverhaltnis besitzen und daher zumindest formell ein eigenes Einkommen beziehen. Somit kann auf Basis der Kategorie 'mithelfender Familienangehoriger' faktisch keine Aussage mehr iiber tatsachlich im Betrieb mitarbeitende Familienangehorige getroffen werden. Erschwerend kommt hinzu, dass unverheiratete, mitarbeitende Lebenspartner aufgrund des fehlenden Verwandtschaftsverhaltnisses von dieser Kategorie iiberhaupt nicht erfasst werden. Der Gedanke, dass der Rtickgriff auf Familienmitglieder und die damit verbundene Organisationsstruktur Vorteile fur das Unternehmen mit sich bringen kann, ist keineswegs neu. Vor allem die Abwesenheit institutioneller Mechanismen zur Absicherung von wirtschaftlichen Beziehungen lasst den Rtickgriff auf vertrauenswiirdige Familienmitglieder als effizient erscheinen (vgl. bereits Benedict 1968). So konnten McMillan und Woodruff beispielsweise zeigen, dass in Vietnam das Ausmafl, indem ftir gelieferte Gtiter sofort bei Erhalt gezahlt werden muss, unter anderem von der Einbettung in soziale Netzwerke abhangt, die aus guten Freunden oder Familienmitgliedern bestehen (McMillan und Woodruff 1999). Aber auch fehlendes Vertrauen in vorhandene Institutionen oder fehlende Moglichkeiten, auf institutionell gesttitzte Ressourcen - wie z.B. Bankkredite zuriickgreifen zu konnen, fiihrt zu einem verstarkten Einsatz der Familie im Falle
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beruflicher Selbstandigkeit. Dies wurde in etlichen Studien vor allem ftir den Fall der 'ethnischen Unternehmer' in den USA gezeigt. Hierbei handelt es sich um Einwanderer in die USA oder die darauf folgenden Generationen, die sogenannten ethnischen Minderheiten (also vorwiegend asiatische und lateinamerikanische Zuwanderer) angehoren. Fiir eine Vielzahl dieser Gruppen wurde in den USA eine erhohte Wahrscheinlichkeit des Eintritts in die Selbstandigkeit festgestellt (vgl. z.B.Borjas 1986, Light und Rosenstein 1995). Auf der Suche nach Grunden zeigte sich neben den okonomischen Anreizen (vgl. z.B. Portes und Zhou 1996) die Bedeutung familiarer Strukturen als besondere Form sozialen Kapitals. Durch die Unterstiitzungsleistungen von Familienmitgliedern (aber auch anderen Netzwerkmitgliedern in der 'Community') in Form von Arbeitsleistungen wie auch finanziellem Kapital konnten Mitglieder dieser ethnischen Minderheiten die Benachteiligung im institutionalisierten Wirtschaftssystem kompensieren (vgl. Sanders und Nee 1996, Hout und Rosen 1999). Allerdings bringt diese Strategic auch Nachteile mit sich, wenn damit Beziehungen zu anderen Akteuren beeintrachtigt werden. Vor allem Fukuyama vertrat hier die These, dass die Beschrankung auf die Familie fur wirtschaftliche Transaktionen den Aufbau notwendigen Vertrauens in andere Personen behindert und so das okonomische Wachstum hemmt (Fukuyama 1995). Zudem konnen familienspezifische Interessen und Werte den betrieblichen Interessen widersprechen und so evtl. auch Konflikte hervorrufen (Lansberg 1983, Rosenblatt 1990). Obwohl inzwischen eine umfangreiche Literatur zur beruflichen Selbstandigkeit von Immigranten existiert, die auch tiber die USA hinausreicht (vgl. z.B. Light und Bhachu 1993, Clark und Drinkwater 2000) und die Bedeutung der Familie in mehreren Arbeiten hervorgehoben wurde, existieren kaum Studien tiber die konkreten Funktionen des wichtigsten familiaren Akteurs, namlich des Ehe- oder Lebenspartners. So beschranken sich die meisten Arbeiten darauf, die Wirkung der Existenz eines Ehepartners auf die Wahrscheinlichkeit einer selbstandigen Erwerbstatigkeit zu untersuchen (ftir einen knappen Uberblick siehe Light und Karageorgis 1994: 662f).13 Hinweise tiber die Verkntipfung beruflicher Selbstandigkeit mit der Familie finden sich am ehesten noch in Studien, in denen die 13 Der positive Zusammenhang wird zudem meist mit dem fragwurdigen Argument begriindet, dass der Riickgriffauf die Ehefrauen das Unternehmen mit 'billiger' Arbeit versorge, da hierfiir keine oder zumindest keine marktublichen LChne gezahlt werden mtissten (ftir eine Kritik dieser Position vgl. Light und Karageorgis 1994: 662f sowie den folgenden Abschnitt in dieser Arbeit).
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selbstandige Erwerbstatigkeit von Frauen untersucht wird (vgl. z.B. Brush 1992; Jungbauer-Gans 1993; Boden 1999; Burt 2000). Wahrend fur weibliche Selbstandige einerseits vor allem Kinder eine zusatzliche Belastung und damit einen hemmenden Faktor in Bezug auf die Selbstandigkeit darstellen, ermoglicht andererseits die mit der Selbstandigkeit verbundene Flexibility eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie (z.B. Epstein 1971, Boden 1999, Loscocco und Leicht 1993; Loscocco 1997).14 Allerdings beschranken sich die Untersuchungen in der Regel auf Unternehmerinnen und klammern die weiblichen Partner mannlicher Selbstandiger aus. Dieses empirische wie theoretische Defizit gilt nicht nur fur das Feld der 'ethnischen Unternehmer' in den USA, sondern generell fur die Selbstandigkeitsforschung. Auch in Deutschland fehlt die Moglichkeit, auf reprasentativer Basis den Umfang und die Inhalte der Mitarbeit von Ehefrauen und anderer Familienund Haushaltsangehoriger abschatzen zu konnen. Dieses Defizit kann auch in der vorliegenden Arbeit nicht vollkommen beseitigt werden. Um jedoch zumindest einen ersten Anhaltspunkt hinsichtlich des Umfangs und der Merkmale der Mitarbeit in Klein- und Familienunternehmen zu gewinnen, wurde mittels des Selbstandigensurveys eine nicht representative Auswahl von Selbstandigen zu ihren Lebensgefahrten und deren Aktivitaten im Unternehmen befragt (vgl. fur Details Kap. 4.5). Obwohl die Daten sowohl aufgrund der regionalen Beschrankungen als auch der Auswahl von nur vier Gewerbetypen keinen gesicherten Ruckschluss auf die Gesamtheit aller Selbstandigen in der BRD zulassen, bieten sie doch zur Zeit eine der wenigen Moglichkeit, detaillierte Aussagen tiber die Mitarbeit von Lebenspartnern treffen zu konnen.15 Auf der Basis dieses Datensatzes kann nun ein erster Blick auf den Umfang der Mitarbeit von Lebenspartnern geworfen werden.
14 Dies scheint sich zumindest auf bivariater Ebene auch im Umfang der Arbeitszeit niederzuschlagen: So berichten Krusselberg et al. auf der Basis einer Zeitbudgetstudie von Frauen, dass der durchschnittliche tagliche Zeitaufwand fur die Berufstatigkeit von Selbstandigen 226 Minuten betragt. Damit liegt diese Gruppe noch unter den Beamtinnen (279 Minuten) und den Angestellten (mit 253 Minuten), jedoch tiber der Gruppe der Arbeiterinnen (186 Minuten) (vgl. Krusselberg et al. 1986: 174). Angesichts der Tatsache, dass mannliche Selbstandige eine signifikant hohere Arbeitszeit besitzen als abhangig Erwerbstatige, ist die niedrigere Arbeitszeit von weiblichen Selbstandigen besonders bemerkenswert. 15 Als weitere Quelle sei insbesondere verwiesen auf die am Institut fur Mittelstandsforschung der Universitat Mannheim von Klaus Ballarini und Detlef Keese geleiteten Studie tiber die Situation von mithelfenden Ehefrauen in Klein- und Mittelbetrieben in Baden-Wurttemberg (vgl. Ballarini und Keese 1991, Ballarini und Keese 1995, von Schuttenbach et al. 1996).
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Tabelle 6-5 zeigt den Status der Mitarbeit fur die einzelnen Gewerbetypen. Uberhaupt keine Mitarbeit, weder zum Zeitpunkt der Befragung noch davor, weisen zwischen 25% der Partner bei den Tankstellen und 48% bei den Reisebiiros auf. Damit sind je nach Gewerbe zwischen drei Viertel und der Halfte der Lebenspartner im Betrieb des befragten Firmeninhabers beschaftigt oder beschaftigt gewesen; fur die gesamte Stichprobe sind dies knapp 65%. In Leipzig ist die Quote der aktuellen oder ehemaligen Mitarbeit mit 59% niedriger als in der Ntirnberger Region (66%). Wahrend 71% der Frauen mitarbeiten, sind dies nur 31% der Manner, die im Geschaft ihrer Partnerin tatig sind. Da der Gruppe der mitarbeitenden Lebenspartner somit eine sehr geringe Fallzahl zugrunde liegt (N=17), wird auf gesonderte Aussagen tiber diese Gruppe im Folgenden verzichtet.16 Die folgenden deskriptiven Ergebnisse beziehen sich somit auf alle Partner und Partnerinnen im Sample. Die Beobachtung, dass die Mitarbeit von Lebenspartnern einen groBen Teil der erfassten Klein- und Mittelunternehmen betrifft, wird gestiitzt durch die Ergebnisse anderer Studien, die in der Regel allerdings zu etwas geringeren Zahlen kommen.17 So beobachteten Ballarini und Keese in einer Befragung von Kleinunternehmen bis 20 Arbeitnehmer in Baden-Wurttemberg einen Anteil mithelfender Ehepartner von 43% (Ballarini und Keese 1991: 8, siehe auch Ballarini und Keese 1995; von Schuttenbach et al. 1996).18 Auch die wenigen bekannten Ergebnisse aus anderen Landern fuhren zu ahnlich hohen Anteilen. Beispielsweise kommt Meijer in einer niederlandischen Studie tiber die mitarbeitende Ehefrau in kleinen und mittelgrofien Betrieben (d.h. bis 100 Arbeitnehmer) zu dem Befund, dass 39% aller Ehefrauen im Betrieb des Mannes mitarbeiten (Meijer 1985: 18). Von einem ahnlichen Anteil, namlich zwischen 30 und 40%, berichtet Laferrere auf Basis eines reprasentativen Samples fur Frankreich (Laferrere 1999). Briiderl et al. Zeigen mit einer Untersuchung iiber neugegrundete Unternehmen, dass 30% 16 Zudem ist die Subgruppe der mitarbeitenden Manner auch tiber die verschiedenen Gewerbetypen sehr schief verteilt: von den 17 mitarbeitenden Mannern waren allein 10 in Apotheken zu finden. 17 Diese geringeren Anteile von Betrieben mit mitarbeitenden Lebenspartnern kOnnen durch zwei Effekte hervorgerufen worden sein. Zum einen werden haufig nur Ehepartner, aber keine nichtverheirateten Lebenspartner in die Untersuchung einbezogen (vgl. z.B. Ballarini und Keese 1995), zum anderen kann die Beschrankung auf funf ausgewahlte Gewerbetypen in dieser Studie aufgrund spezifischer Eigenschaften dieser Betriebe zu Verzerrungen fuhren. 18 Zu einem deutlich hoheren Anteil kommt Notzel, der sich allerdings spezifisch mit Existenzgriindern in den 80er Jahren auseinandersetzt: dort wirken 83,5% der Ehefrauen mannlicher Existenzgriinder im Unternehmen mit (Notzel 1987: 23).
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der Partner voll- oder teilzeitbeschaftigt waren und weitere 33% regelmaBig oder gelegentlich ohne formales Beschaftigungsverhaltnis mitarbeiten (Brilderl et al. 1996: 132). Tabelle 6-5: Status der Mitarbeit von Lebenspartnern (Selbstandigensurvey) GEWERBE
Alle
Optiker
Maler
(N=366)
(N=45)
(N=140)
Reiseburos Tankstellen (N=31)
(N=24)
Apotheker (N=105)
44.4
5.7
2.2
32.1
25.0
32.4
6.5
4.2
6.7
59.3
45.2
70.8
61.0
48.4
Le
Gegenwartige Mitarbeit
35.0
5.7
pp
Keine Mitarbeit Fruhere Mitarbeit
x
%
53.3
62.1
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Einer externen Erwerbstatigkeit auBerhalb des Betriebs des Befragten, in Volloder Teilzeit, gehen dagegen ungefahr ein Drittel aller Lebenspartner nach. Eine Ausnahme stellen hier lediglich die Ehe- und Lebenspartner der Inhaber von Reiseburos dar, die zu 63% fur einen anderen Arbeitgeber tatig sind. In Leipzig ist eine externe Erwerbstatigkeit weiter verbreitet als in der Nurnberger Region (43% vs 36%); Manner besitzen zu etwa drei Vierteln eine externe Arbeitsstelle, wahrend dies nur 31% der Frauen betrifft. Ftir die Mehrzahl der Lebenspartner ist jedoch die Mitarbeit im Betrieb die einzige Erwerbstatigkeit (52%), wahrend 24% ausschlieBlich extern erwerbstatig sind. Immerhin 16% sind sowohl fur den Partner als auch im Rahmen eines weiteren Arbeitsverhaltnisses tatig, und nur 8% verzichten vollkommen aufjegliche Erwerbstatigkeit und konzentrieren sich vollkommen auf den Haushalt. Der Umstand, dass sich diese Anteile kaum verschieben, wenn
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Le
x
man nur die weiblichen Lebenspartner mannlicher Firmeninhaber betrachtet,19 zeigt die hohe Bedeutung der Erwerbstatigkeit fiir diesen Personenkreis. Insgesamt gehen somit in der vorliegenden Stichprobe 92% der Lebenspartner einer beruflichen Tatigkeit in Voll- oder Teilzeit nach. Dieser erstaunlich hohe Anteil scheint jedoch teilweise durch die Auswahl der Gewerbetypen zustande zu kommen: Eine Analyse der reprasentativen ALLBUS-Daten von 1994 zeigt, dass hier nur 64% der Partner aller mannlichen Selbstandigen einer Erwerbstatigkeit in zumindest geringem Umfang nachgehen. Ausgepragt signifikant ist jedoch der Unterschied zu den Partnerinnen mannlicher abhangiger Erwerbstatiger. Diese besitzen nur zu 46% eine bezahlte Arbeitsstelle auBerhalb des Haushalts. Diese Zahlen erganzen die Ergebnisse aus dem vorhergehenden Abschnitt und belegen, dass die Arbeitskraft des Ehepartners somit von grofier Bedeutung fiir den Haushalt beruflich Selbstandiger ist. Hierbei besitzt die interne Mitarbeit die grofite Bedeutung, jedoch auch die externe Erwerbstatigkeit kann aus der Sicht des Haushaltes eine zentrale Funktion besitzen. Mit dem externen Einkommen ist es moglich, eine Mindest- oder Zusatzversorgung des Haushaltes zu gewahrleisten, die nicht von den Einkommensstromen des Selbstandigen abhangt. Dies ist von besonderer Bedeutung fur den Fall, dass das Selbstandigeneinkommen gering ausfallt - wie z.B. in der Startphase eines Unternehmens - oder starken Marktschwankungen unterliegt. Das externe Einkommen der weiblichen Lebenspartner liegt in der vorliegenden Stichprobe im Schnitt zwischen 2000 und 3000 DM, das der mannlichen Partner zwischen 5000 und 6000 DM. Entscheidend fiir die Einschatzung der Bedeutung der Mitarbeit von Lebenspartnern ist vor allem der zeitliche Umfang dieses Engagements. Tabelle 6-6 zeigt den Umfang der Mitarbeit sowohl fiir die gesamte Stichprobe als auch fiir die einzelnen Gewerbetypen. Auffallig ist vor allem der Umstand, dass mindestens die Halfte aller Lebenspartner mehr als 20 Stunden in der Woche im Betrieb des Selbstandigen mitarbeiten. Im Durchschnitt sind es fiir die gesamte Stichprobe 29 Stunden20 mit einem nicht unbetrachtlichem Anteil an Tatigkeiten, die mehr als 40 Stunden Arbeit pro Woche mit sich bringen. Die geringsten durchschnittlichen
19 Von den weiblichen Lebenspartnern arbeiten 57% ausschlieBlich fiir den Partner, 19% nur extern, 16% sowohl intern als auch extern und 8% nur im eigenen Haushalt. 20 Dieser Befiind deckt sich mit den Ergebnisse anderer Studien. So berichten Ballarini und Keese (Ballarini und Keese 1995: 186) ttber eine durchschnittliche Arbeitszeit mitarbeitender Eheleute von 29,8 Stunden pro Woche und Notzel (1987) ebenfalls von 29 Wochenstunden.
6 Spezialisierung und Koordination
225
x
Arbeitszeiten weisen die Partner von Malern/Lackierern mit 26 Wochenstunden auf, in Optikergeschaften und Apotheken wird im Schnitt etwa 28 Stunden pro Woche mitgeholfen; und in Tankstellen wird - u.a. bedingt durch die langen Offhungszeiten - eine durchschnittliche Arbeitszeit der Partner von 43 Stunden die Woche erreicht. Diese Werte fuhren zu dem Schluss, dass sich der haufig belegte hohe Einsatz im Rahmen beruflicher Selbstandigkeit nicht auf den Unternehmer beschrankt, sondern auch die Lebenspartner umfasst. Die beobachteten Arbeitszeiten der Partner sind umso gewichtiger, wenn berticksichtigt wird, dass die weiblichen Partner in der Regel einen tiberproportionalen Anteil der Haushaltsarbeit erledigen.21 In Leipzig wird im Schnitt etwa flinf Wochenstunden mehr Arbeit im Betrieb des Partners erbracht als in der Ntirnberger Region.
Le
Tabelle 6-6: Umfang der Mitarbeit von Lebenspartnern im Unternehmen (Selbstandigensurvey) GEWERBE
ARBEITSSTUN-
Maler
(N=237) (N=24)
(N=95)
sU
DEN/WOCHE
Optiker
pp
Alle
Reisebiiros Tankstellen (N=16)
(N=18)
Apotheker (N=71)
%
6,3
8,3
5,3
12,5
5,6
5,6
11,8
8,3
10,5
18,8
5,6
14,1
11 bis 20 Stunden
24,9
33,3
29,5
12,5
16,7
21,1
20 bis 40 Stunden
37,1
25,0
40,0
25,0
22,2
45,1
mehr als 40 Stunden
19,8
25,0
14,7
31,3
50,0
14,1
1 bis 5 Stunden 6 bis 10 Stunden
21 So geben von den befragten mannlichen Selbstandigen 85% an, dass die Kinderbetreuung iiberwiegend von ihren Partnerinnen geleistet wird, und 90% uberlassen den uberwiegenden Teil der Hausarbeit ihrem Lebenspartner.
226
6 Spezialisierung und Koordination
Tabelle 6-7: Bisherige Dauer der Mitarbeit der Lebenspartner zum Befragungszeitpunkt (Selbstdndigensurvey) GEWERBE
DAUER DER BISHERIGEN
Alle
Optiker
Maler
(N=237)
(N=24)
(N=95)
Reisebiiros (N=16)
MITARBEIT
Tankstellen
Apotheker
(N=18)
(N=71)
% 45,0
43,5
2 bis 5 Jahre
11,8
8,3
11,6
5 bis 10 Jahre
13,2
11,7
10 bis 20 Jahre
17,4
18,3
mehr als 20 Jahre
15,0
58,1
x
42,6
25,8
Le
bis 2 Jahre
37,2
16,7
8,8
9,7
10,0
14,2
16,3
3,2
20,0
23,9
14,3
3,2
16,7
15,9
pp
14,3
sU
16,7
36,7
Tabelle 6-7 beinhaltet die bisherige Dauer der Mitarbeit des Partners zum Befragungszeitpunkt. Die einzelnen Gewerbetypen zeigen hier keine grundsatzlichen Unterschiede in der Verteilung dieses Merkmals mit Ausnahme der Reisebiiros: Hier arbeiten die Partner mit 2,8 Jahren im Schnitt deutlich kttrzer mit als in den anderen Branchen, in denen die Mitarbeit durchschnittlich 8,5 Jahre in die Vergangenheit zuruckreicht. Dies liegt vor allem an zwei Faktoren: Erstens sind die Reisburos im Mittel etwa 4 Jahre weniger lang im Besitz des Selbstandigen als die Betriebe in den anderen Gewerbetypen.22 Zweitens sind die Inhaber von Reisebiiros im Schnitt etwas jtinger als die anderen Firmeninhaber im Sample (43 im Vergleich zu 46 Jahren) und zeichnen sich vor allem durch eine kurzere Bezie22 Das Unternehmen konnte sowohl durch Neugrundung als auch durch Kauf oder Weitergabe innerhalb der Familie Eigentum des Selbstandigen werden. 51% der Unternehmen in der Stichprobe wurden neu gegrundet, 18% gekauft, 25% ubernommen oder ererbt und 6% gepachtet. Im Schnitt war das Unternehmen zum Zeitpunkt der Befragung etwa 12 Jahre im Besitz des Befragten.
6 Spezialisierung und Koordination
227
sU
pp
Le
x
hungsdauer zu ihren Lebenspartnern aus.23 Damit wird deutlich, dass die Reisebiiros sowohl beziiglich der Alterstruktur als auch hinsichtlich des Lebensstils vom restlichen Sample abweichen. Die Ergebnisse beziiglich des Umfangs der Mitarbeit zeigen, dass die Arbeitskraft der Lebenspartner fur beruflich Selbstandige mit kleinen Unternehmen eine hohe Bedeutung besitzt. Insbesondere die weiblichen Partner arbeiten angesichts ihrer Haushaltsbelastung in einem zeitlich erheblichen Umfang mit und engagieren sich offensichtlich auch langerfristig im Betrieb des Partners. Vor diesem Hintergrund stellt sich jedoch die Frage, welche Tatigkeitsinhalte die Partner tatsachlich austiben: Ersetzt die Mitarbeit eine qualifizierte Berufstatigkeit oder handelt es sich eher um wenig anspruchsvolle Tatigkeiten? Um diese Frage zu beantworten ist in einem ersten Schritt ein Blick auf die Tatigkeitsinhalte der mitarbeitenden Partner aufschlussreich (vgl. Tabelle 6-8).24 Auch hier zeigen sich gemeinsame Muster tiber alle Gewerbetypen hinweg. Dies betriffl in erster Linie den hohen Anteil an Unternehmen, in denen der Lebenspartner an der Geschaftsleitung beteiligt ist. Dieser Anteil ist mit 57,7% am niedrigsten in den Apotheken, in denen die tatsachliche GeschaftsfUhrung eigentlich an eine formelle Zulassung als niedergelassener Apotheker gebunden ist und am hochsten ftir Tankstellenpachter, die zu 72,7% ihre Partner indie Geschaftsleitung mit einbinden. Dieser Umstand zeigt bereits, dass sich die Lebenspartner zu einem betrachtlichen Umfang die unternehmerische Leitung mit ihren Partnern teilen.25 Dariiber hinaus fallt auf, dass die mitarbeitenden Partner uberwiegend Tatigkeiten ausfuhren, die eine gewisse Zeitsouveranitat mit sich bringen. Dies sind vor allem die Bereiche des Einkaufs, der Verwaltung eines evtl. vorhandenen Lagerbestandes sowie die Buchfuhrung und Betreuung der EDV. Ein wesentlicher Bestandteil der Tatigkeiten ist vor allem auch die Uberwachung, Anleitung und Kontrolle von weiteren Mitarbeitern des Unternehmens: Im Schnitt geben 67,8% aller Selbstandigen an, dass ihre Lebenspartner diese Funktion ausflihren. 23 Die mittlere Beziehungsdauer zu den Lebenspartnern betragt fur die Inhaber von Reisebiiros etwa 11 Jahre, wahrend es fur das restliche Sample etwa 20 Jahre betragt. Dieser Unterschied kann offensichtlich nicht nur durch die Altersdifferenz von vier Jahren erklart werden. 24 Als Tatigkeit in einem Bereich wurde gewertet, wenn der Befragte angab, dass sein Lebenspartner uberwiegend oder teilweise in diesem Bereich mitarbeitet. 25 Dies schlagt sich jedoch nicht unbedingt in einer formellen Unternehmensbeteiligung nieder: Nur 13,6% der Lebenspartner halten tiberhaupt Anteile an dem Geschaft des Selbstandigen, im Schnitt handelt es sich dann um ein Drittel des Kapitals.
228
6 Spezialisierung und Koordination
Tabelle 6-8: Tdtigkeitsbereiche mitarbeitender Lebenspartner im Unternehmen (Selbstandigensurvey) GEWERBE
Alle ARTDERTATIGKEIT
^
2 3 6
>
Optiker
Maler
Reiseburos
Tank- Apothestellen ker
^
^
^
^
<™>
% (Mehrfachantwort m8glich) 62,1
Einkauf
52,1
65,5
Lagerverwaltung
39,8
Kundenbetreuung im AuBendienst
22,9
57,7
62,5
72,7
54,2
48,5
37,5
63,6
51,4
x
58,9
Le
Geschaftsleitung
23,7
25,0
59,1
58,3
13,8
23,7
62,5
9,1
20,8
pp
41,4
Betreuung des Laden47,5 geschafts
75,9
14,4
56,3
72,7
70,8
18,2
20,7
10,3
6,3
4,5
34,7
Reparaturen
13,6
27,6
6,2
18,8
18,2
15,3
Buchfuhrung, EDV
83,5
82,8
95,9
81,3
81,8
68,1
tfberwachung, Kontrolle
67,8
55,2
63,9
81,3
77,3
72,2
6,4
13,8
5,2 _ 12,5
4,5
4,2
sU
Produktion
Sonstiges
Tatigkeiten, die eher weniger von den Partnern ubernommen werden, sind technische und ausfiihrende Tatigkeiten, wie sie in der Produktion oder bei Reparaturen und Instandhaltungen anfallen. Ebenfalls eine geringere Bedeutung spielt die Kundenbetreuung im AuBendienst, da dies in der Regel mit Tatigkeiten im Haushalt, vor allem der Kinderbetreuung, wenig kompatibel ist. Eine Ausnahme sind hier wiederum nur die Reisebtiros, in denen dies zusammen mit den leitenden
6 Spezialisierung und Koordination
229
sU
pp
Le
x
Tatigkeiten die drittwichtigste Aufgabe der Partner darstellt. Insgesamt lasst sich eine erhebliche Bandbreite von verschiedenen Tatigkeiten feststellen, die die Lebenspartner im Betrieb ausfiihren: Mehr als 50% der Lebenspartner arbeiten in vier und mehr der in Tabelle 6-8 angefiihrten Bereiche mit. Damit wird deutlich, dass sich die Mitarbeit in der Regel nicht auf einen spezialisierten Bereich wie z.B. die Buchfuhrung beschrankt, sondern die mitarbeitenden Lebenspartner universal im Unternehmen eingesetzt werden. Die groBe Bandbreite an unterschiedlichen Tatigkeiten fuhrt zudem dazu, dass die Lebenspartner in der Regel keine spezifische Ausbildung flir ihre Mitarbeit im Unternehmen nutzen konnen, sondern sich in hohem MaBe einarbeiten und neues Humankapital akkumulieren mussen (vgl. z.B. Lorentz 1998). Ein weiterer Indikator flir die okonomische Bedeutung der Mitarbeit von Lebenspartnern stellt deren Produktivitat im Unternehmen des Selbstandigen dar. Hierfiir sollten die Befragten einschatzen, wie hoch die Kosten sein wiirden, wenn fur die Partnerin oder den Partner eine Ersatzperson eingestellt werden miiBte. Die auf dieser Basis berechneten Stundenlohne stellen einen Indikator fur den okonomischen Wert der Mitarbeit der Partner dar. Ingesamt betrug der mittlere Stundenlohn knapp 29 DM pro Stunde, wobei die Differenzen zwischen den einzelnen Gewerbetypen relativ gering sind: am geringsten fallt die durchschnittliche Produktivitat pro Stunde bei den Malern/Lackierern mit etwa 26 DM aus, die hochste durchschnittliche Produktivitat wird in den Apotheken mit etwas tiber 31 DM pro Stunde erwirtschaftet. In Leipzig geben die Befragten eine durchschnittliche Produktivitat von 22 DM pro Arbeitsstunde an, wahrend dies in der Niirnberger Region etwa 30 DM sind. Aufgrund dieser deskriptiven Ergebnisse kann bereits der Schluss gezogen werden, dass die Mitarbeit der Lebenspartner von selbstandig Erwerbstatigen eine wichtige Rolle fur derartige Partnerschaften und fur das Unternehmen spielt. Daher stellt sich die Frage, wo von die Realisierung dieser Handlungsoption abhangt und welche Probleme flir die Akteure dabei auftreten.
230
6 Spezialisierung und Koordination
6.3.2
Spezialisierung und Vertrauen: Theoretische Uberlegungen zu den Determinanten der Mitarbeit von Lebenspartnern26
pp
Le
x
Wie im vorhergehenden Abschnitt deutlich wurde, stellt die Entscheidung tiber die interne Mitarbeit des Partners im Betrieb des Selbstandigen und die spezifische Ausgestaltung dieser Tatigkeit eine zentrale Komponente der Haushalts- und Partnerschaftsorganisation von Beziehungen beruflich Selbstandiger dar. Aus diesem Grunde wird in diesem Kapitel der Frage nachgegangen, von welchen Determinanten die Entscheidung und der Umfang der Mitarbeit abhangen. Im Gegensatz zu den bisherigen Analysen riicken damit ausschlieBlich selbstandig Erwerbstatige und ihre Partner in den Mittelpunkt der theoretischen und empirischen Analyse. Im Folgenden werden hinsichtlich drei verschiedener Typen von Faktoren, die die Mitarbeit beeinflussen konnen - okonomische Motive, Eigenschaften des Betriebs des Selbstandigen sowie Vertrauens- und Stabilitatsprobleme in der privaten Beziehung - Hypothesen sowohl tiber die Wahrscheinlichkeit als auch den Umfang einer internen Mitarbeit abgeleitet.
Okonomische Motive der internen Mitarbeit
sU
Als Startpunkt fur die theoretischen Uberlegungen dienen die okonomischen Motive einer Mitarbeit des Partners im Unternehmen. Die Entscheidung hieriiber kann - wie flir jede andere Erwerbstatigkeit auch - als Entscheidung tiber den Einsatz des verftigbaren Humankapitals gesehen werden. In Standardmodellen der Arbeitsmarktokonomie wird hierbei angenommen, dass die Akteure versuchen, die monetaren Ertrage dieses Einsatzes, in der Regel als Lohn bezeichnet, zu maximieren. Sofern die Akteure auf einem perfekten Markt agieren, ist fur den Lohn die erzielte Produktivitat entscheidend. Diese ergibt sich aus der spezifischen Kombination des vom Arbeitnehmer akkumulierten Humankapitals und den Eigenschaften des Arbeitsplatzes, zu denen auch die Situation auf dem Absatzmarkt gehort, flir den die Gtiter produziert werden. Hierbei liegt die Annahme zugrunde, dass in vollstandigen, unregulierten Markten die Arbeitnehmer den Marktwert der von
26
Eine fruhere Version dieses Abschnitt findet sich in Abraham und Funk (2000).
6 Spezialisierung und Koordination
231
sU
pp
Le
x
ihnen produzierten Giiter als Lohn erhalten. Arbeitnehmer werden dementsprechend vergleichen, auf welchem der ihnen angebotenen Arbeitsplatze sie die hochste Produktivitat und damit auch den hochsten Lohn erzielen werden und sich ceteris paribus fur diesen entscheiden. Vor diesem Hintergrund muss die interne Mitarbeit im Betrieb eines selbstandig Erwerbstatigen mit Angeboten anderer Arbeitgeber konkurrieren. Ein Akteur wird hierfiir die fur ihn erzielbare Produktivitat im Unternehmen seines Lebenspartners mit seiner potentiellen Produktivitat auf anderen Arbeitsplatzen vergleichen und sich nur dann fur eine Mitarbeit entscheiden, wenn letztere - die im Folgenden als externe Produktivitat bezeichnet wird - niedriger sein wird als die interne Produktivitat im Unternehmen des Partners. Hierbei ist bedeutsam, dass aufgrund der Unterschiede der angebotenen Arbeitsplatze interne und externe Produktivitat bei gegebenem Humankapital eines Akteurs unter Umstanden betrachtlich auseinander fallen konnen. Dies wird an einem hypothetischen Beispiel deutlich: Eine Chirurgin wird aufgrund ihrer hochspezialisierten Ausbildung in einem Krankenhaus eine hohe Produktivitat und damit einen hohen Lohn erzielen konnen, wahrend sie beispielsweise im Optikerfachgeschaft ihres Marines sowohl aufgrund fehlender spezifischer Qualifikation als auch des geringeren Marktwertes ihrer Arbeit ein wesentlich geringeres Einkommen erwirtschaften wiirde. Allerdings gehen mikrookonomische Modelle von einer Reihe von Annahmen aus, die empirisch meist unzutreffend sein werden. Dies betrifft vor allem die Annahme eines perfekten Arbeitsmarktes, auf dem beispielsweise jeder Akteur vollstandig iiber die zu erwartenden Ertrage auf einem angebotenen Arbeitsplatz informiert ist und es keine Arbeitslosigkeit gibt. Im Gegensatz zu diesen abstrakten Modellbedingungen sind die Akteure einer Reihe von Restriktionen unterworfen. Erstens ist es haufig nicht unproblematisch, einen passenden Arbeitsplatz zu finden. Nur wenn das im Humankapital liegende Einkommenspotential auch tatsachlich auf dem Arbeitsmarkt genutzt und in entsprechende Ertrage umgesetzt werden kann, gerat die interne Mitarbeit tatsachlich in Konkurrenz zu externen Arbeitsplatzen. Dieses Problem wird zweitens durch den Umstand verscharft, dass die Partner von Selbstandigen - wie in Kap. 6.1 gezeigt - in erhohtem Umfang fur die Betreuung des Haushalts und der Familie zustandig sind. Dies fuhrt gerade fiir diese Personengruppe zu einer erhohten Nachfrage an Teilzeitarbeit und flexiblen Arbeitsbedingungen. Jedoch ist es gerade fiir dieses Arbeitsmarktsegment schwierig, Arbeitsplatze mit hoheren Qualifikationsanforderungen zu finden (Lewis und
232
6 Spezialisierung und Koordination
pp
Le
x
Lewis 1996, Garhammer 1996: 67). Gerade fur die mitarbeitenden Partner wird somit die Annahme, dass die Akteure ausschlieBlich ihren Lohn maximieren, nicht zutreffend sein. Statt dessen werden im Wesentlichen MaBe auch Arbeitsplatzeigenschaften, insbesondere die im Hinblick auf die Familie notwendige Flexibility, bewertet und hierflir evtl. auch Lohnabstriche in Kauf genommen. Trotz dieses offensichtlich zu hohen Abstraktheitsgrades des einfachen neoklassischen Arbeitsmarktmodelles (vgl. hierzu auch Abraham 1996: Kap. 2.2) soil aus heuristischen Grunden die folgende, darauf gestlitzte Hypothese diskutiert werden: Ceteris paribus wird es nur dann zu einer internen Mitarbeit des Partners kommen, wenn dessen erzielbares Einkommen auf dem externen Arbeitsmarkt niedriger sein wird als der Wert seiner Arbeitskraft im Betrieb des selbstdndigen Lebenspartners (H6.3). Dies gilt allerdings auch nur unter den oben diskutierten Einschrankungen und der Annahme, dass das Haushaltseinkommen, das in diesem Fall dem Gewinn aus der Selbstandigkeit entspricht, maximiert wird. Wie in Kap 2 gezeigt wurde, ist insbesondere die Annahme der Maximierung des Haushaltsnutzens problematisch; entsprechende Implikationen von Vertrauens- und Stabilitatsproblemen in der Partnerschaft auf die Entscheidung fur eine interne Mitarbeit werden weiter unten diskutiert.
sU
Eigenschaften des Betriebs
Obwohl okonomische Motive in der Regel eine zentrale Rolle bei der Erklarung von Arbeitsmarktprozessen spielen, wird im Folgenden argumentiert, dass flir die Entscheidung hinsichtlich einer internen Mitarbeit zwei weitere Typen von Faktoren ebenfalls eine wesentliche Rolle spielen. Fur den ersten Typ - die Eigenschaften des Betriebs - riickt die Rolle des Selbstandigen als Arbeitgeber in den Mittelpunkt. Beschaftigt der selbstandig Erwerbstatige weitere Mitarbeiter, so befindet er sich - wie jeder andere Arbeitgeber - in einer principal-agent Situation. Diese lasst sich mit Rees umschreiben als eine Beziehung, in der "one individual has the responsibility for taking decisions supposedly in the interests of one or more others, in return for some kind of payment" (Rees 1985: 3). Im Falle von Arbeitsverhaltnissen erhalt somit der Arbeitgeber das Recht, Weisungen zu erteilen und bezahlt im Gegenzug fur die Uberlassung dieses Verfiigungsrechts dem Arbeitnehmer Lohn (Simon 1951; Abraham 1996).
6 Spezialisierung und Koordination
233
sU
pp
Le
x
Ein grundsatzliches Problem aller principal-agent Beziehungen stellt nun der Umstand dar, dass ein Interessenskonflikt zwischen dem Agenten und seinem Prinzipal existiert, der zu einem grundsatzlichen Vertrauens- bzw. Kooperationsproblem ftihrt. Da der Agent in der Regel an einer Maximierung seiner Vergiltung und einer Minimierung des dafur notwendigen (Arbeits-) Aufwands interessiert ist, kann der Prinzipal ohne entsprechende Vorkehrungen nicht sicher sein, dass sein Auftrag auch bestmoglichst erfullt wird. Im Falle von Arbeitgeber-ArbeitnehmerBeziehungen wird dieses Problem auch unter dem Begriff des shirkings27 diskutiert. Der Arbeitnehmer besitzt demnach Spielraume bei der Erbringung seiner Arbeitsleistung, die er zuungunsten des Arbeitgebers ausnutzen kann.28 Diesem Problem steht jeder Arbeitgeber gegentiber, der seine Arbeitnehmer nicht vollstandig ixberwachen kann: "Every employer of a person who will have the opportunity to serve his own interests at the cost of his employer faces the problem of fidelity. [...]. The employee may simply engage in nonfeasance: shirking or underperforming tasks which cannot be completely supervised" (Becker und Stigler 1974). Je schwieriger hierbei die Uberwachung des Arbeitnehmers durch den Arbeitgeber sein wird, desto groBer sind die Spielraume des Arbeitnehmers und desto schwieriger ist das Vertrauensproblem zwischen Prinzipal und dem Agenten zu losen (vgl. hierzu Arrow 1985; Petersen 1989; Miller 1992). Vor diesem Hintergrund wird der Vorteil einer Mitarbeit des Partners im eigenen Betrieb deutlich. Der Lebenspartner hat im Gegensatz zu einem 'normalen' Arbeitnehmer keinen Anreiz, seine Arbeitsleistung zu reduzieren, da der Gewinn des Unternehmens in das Haushaltseinkommen einflieBt und sich der Akteur daher auch selbst schadigen wtirde. Diese gemeinsamen Haushaltsinteressen und die Vertrauensbeziehung, die beide aufgrund ihres privaten Verhaltnisses besitzen, machen den Lebenspartner besonders geeignet, in bestimmten Situationen den Selbstandigen vollwertig zu ersetzen: Erstens kann der Lebenspartner fur besondere Aufgaben eingesetzt werden, die ein hohes Maft an Vertrauen erfordern. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn Bargeld oder wertvolle Waren ohne zureichende Kontrolle transferiert werden miissen. Zweitens kann der Lebenspartner den selbstandig Erwerbstatigen insbesondere im Hinblick auf 27 Engl, fur 'bummeln', 'blaumachen'. 28 Allerdings handelt es sich bei Arbeitsverhaltnissen immer auch um ein zweiseitiges Vertrauensproblem, da auch der Arbeitgeber seinen Pflichten aus dem Arbeitsvertrag nur unvollstandig nachkommen kann, vgl. hierzu (Abraham 1996: 12-14).
234
6 Spezialisierung und Koordination
sU
pp
Le
x
tJberwachungsaufgaben beztiglich weiterer Mitarbeiter ersetzen. Dies ist z.B. besonders haufig notwendig, wenn die Leistungen der Arbeitnehmer nicht an einem Ort konzentriert erbracht werden, sondern - wie z.B. in der Baubranche ilblich - simultan auf verschiedene Orte verteilt werden miissen. Diese Uberlegungen flihren somit zu der Hypothese H6.4, dass die Mitarbeit des Lebenspartners in Umfang und Wahrscheinlichkeit zunehmen wird, je mehr Probleme hinsichtlich der Uberwachung und der Vertrauenswilrdigkeit von Arbeitnehmern im Betrieb des Selbstdndigen existieren. Anders formuliert greift der selbstandig Erwerbstatige auf das soziale Kapital in seiner Beziehung mit dem Lebenspartner zuriick, da durch die bereits existierende Vertrauensbeziehung eine Verpflichtung fur den Lebenspartner generiert wird, entsprechend den Interessen des Selbstandigen zu handeln (vgl. hierzu Coleman 1990: 306, Sanders und Nee 1996). Die Entscheidung fur eine Mitarbeit im Unternehmen wird somit nicht nur vom okonomischen Wert des Humankapitals des Lebenspartners abhangen, sondern ebenfalls von dem sozialen Kapital, das dieser zur Verfugung stellen kann. Der 'multiplexe' Charakter der Beziehung zwischen dem Selbstandigen und seinem Lebenspartner erlaubt hierbei die Transformation von sozialem Kapital in okonomisches Kapital, da dem Selbstandigen und seinem Haushalt materielle Vorteile durch die Vermeidung von opportunistischem Verhalten im eigenen Betrieb erwachsen. Allerdings existieren noch eine Reihe weiterer Griinde fur die Mitarbeit des Lebenspartners im eigenen Betrieb. Erstens konnen sich steuerliche Vorteile ergeben, wenn ein Teil des Unternehmensergebnisses als Einkommen der Ehefrau und nicht als Selbstandigengewinn veranlagt wird. Dies kann insbesondere zu Anreizen flihren, Lebenspartnern ein tiber ihrer tatsachlichen Arbeitsleistung liegendes Einkommen zu zahlen. Zweitens kann der Partner durch eine formelle Mitarbeit eigene Anspriiche in der Renten-, Sozial- und Arbeitslosenversicherung erwerben, die auf dem privaten Versicherungsmarkt unter Umstanden nur unter erheblichen Mehrkosten realisiert werden konnen. Drittens kann - im Gegensatz zu einem fest angestellten Mitarbeiter - sehr flexibel tiber den Einsatz des Ehepartners im Betrieb entschieden werden, da die mit dessen Einkommen verbundenen Fixkosten nicht fur den Haushalt verloren sind. Da diese Vorteile der Mitarbeit des Lebenspartners jedoch tendenziell fur alle Selbsta'ndigen gelten, konnen diese Faktoren nur wenig zur Erklarung der Unterschiede im Hinblick auf den Einsatz des Lebens- oder Ehepartners beitragen.
6 Spezialisierung und Koordination
235
Vertrauens- und Stabilitdtsprobleme in derprivaten Beziehung
sU
pp
Le
x
In Kapitel 3.3 wurde bereits argumentiert, dass beruflich Selbstandige und ihre Lebenpartner ein besonders hohes MaB an spezifischen Investitionen innerhalb ihrer privaten Beziehung erbringen mussen, die zu erhohten Stabilitats- und Vertrauensproblemen fuhren. Ein wesentlicher Teil dieser spezifischen Investitionen tritt im Falle der internen Mitarbeit des Partners auf. Dies wird besonders deutlich, wenn der mitarbeitende Partner eine Berufsausbildung besitzt, die vor der Mitarbeit oder sogar der Beziehung mit dem Selbstandigen erworben wurde und die in dessen Betrieb nicht verwertet werden kann. Die mit dieser Ausbildung verbundenen Human-kapitalinvestitionen sind im Falle einer internen Mitarbeit in der Regel verloren, da das berufsspezifische Wissen veraltet und die erworbenen Fahigkeiten auch verlernt werden konnen. Daruber hinaus muss der mitarbeitende Partner in neues Humankapital investieren, urn eine entsprechende Tatigkeit im Unternehmen auch effektiv ausfuhren zu konnen. Diese Investitionen konnen formaler Art sein, wie z.B. eine neue Berufsausbildung, die eine qualifizierte Tatigkeit im Unternehmen des Partners erlaubt. Aber sogar wenn eine derartige Qualifikation bereits vorliegt, erfordert die Einarbeitung in einen neuen Arbeitsplatz immer auch die Investitionen in informelles Wissen und Fahigkeiten, die interne Organisationsprozesse, spezifische Eigenschaften des Arbeitsplatzes und der Firma sowie den Aufbau neuer sozialer Kontakte umfassen (Williamson et al. 1975, siehe hierzu auch Rudolph 2000, Lorentz 1998). Die Bereitschaft zur Ubernahme derartiger Investitionen wird wiederum geringer sein, wenn bereits Mher umfangreiche Investitionen in allgemeines und spezifisches Humankapital getatigt wurden. Daher lasst sich vermuten, dass die Wahrscheinlichkeit einer Mitarbeit sinkt, je grofier diefruheren Investitionen in Humankapital sind, das im Falle einer internen Mitarbeit abgeschrieben werden muss (H6.5). Allerdings sollten frtihere Investitionen nur dann einen Einfluss auf den Umfang der Mitarbeit besitzen, wenn dies mit einem Verzicht auf eine externe Verwertung des Humankapitals einhergeht. Eine geringfligige Mitarbeit von wenigen, evtl. auch unregelmaBig erbrachten Stunden kann jedoch unter Umstanden sogar mit einer externen Vollzeiterwerbstatigkeit vereinbar sein. Der Verzicht auf die Nutzung einer bereits erworbenen Berufsausbildung im Falle einer internen Mitarbeit birgt ftlr die Akteure noch ein weiteres zentrales Problem. Gibt in einer privaten Beziehung ein Akteur eine externe Erwerbstatig-
236
6 Spezialisierung und Koordination
sU
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Le
x
keit auf, wird er durch die Abschreibung des bisher akkumulierten Humankapitals mit der Zeit immer schlechtere Moglichkeiten haben, auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zurtickzukehren. Damit entsteht eine finanzielle Abhangigkeit von dem erwerbstatigen Partner, die zu einer geringeren Verhandlungsmacht und einer einseitig hoheren Bindungswirkung an die Beziehung fur den auf den Haushalt spezialisierten Partner fuhrt (vgl. z.B. Ott 1992; Brines und Joyner 1999). Dies fuhrte zu der in Kap. 2 entwickelten Uberlegung, dass eine Spezialisierung in der Beziehung immer gewisse Absicherungsmechanismen notig macht, da die Akteure diese Probleme ex ante antizipieren werden und eine Spezialisierung vermeiden wtirden. Diese Argumentation trifft in einem gewissen Umfang ebenfalls flir die interne Mitarbeit im Unternehmen zu. Spezialisiert sich ein Akteur auf eine Erwerbstatigkeit im Betrieb des selbstandigen Lebenspartners, so entsteht damit auch eine Abhangigkeitsstruktur. Dies stellt insbesondere dann ein Problem dar, wenn die private Beziehung zwischen den Akteuren scheitern sollte. Haufig werden im Falle einer Trennung beide Akteure ihre Interaktionshaufigkeit weitgehend minimieren wollen, daher wird eine weitere Mitarbeit im Unternehmen des Partners nach einer Trennung wenig attraktiv sein. Daruber hinaus hat eine derartige Abhangigkeit fur den mitarbeitenden Partner auch ohne eine Auflosung der privaten Beziehung Nachteile. Die Reduzierung externer Altemativen, hier in Form anderer Einkommensmoglichkeiten, reduziert seine Verhandlungsmacht in der Beziehung und kann so zu Nachteilen bei der Verteilung der erzielten Kooperationsgewinne (vgl. Kap 2.3) fuhren. Allerdings dtirfte die interne Mitarbeit diesbeziiglich wenig nachteiliger sein als eine Spezialisierung auf den Haushalt. Im Gegensatz zu letzterer wird durch eine Mitarbeit fast immer auch ein Mindestmaft an beruflich verwertbarem Humankapital erworben und aufrechterhalten, das auch in anderen Arbeitsverhaltnissen eingesetzt werden kann. Damit besitzt ein mitarbeitender Partner in der Regel bessere Chancen, auf den externen Arbeitsmarkt zurtickzukehren, als ein auf den Haushalt spezialisierter Akteur. Die Mitarbeit kann somit als Mittelweg zwischen der Spezialisierung auf den Haushalt und der Erwerbstatigkeit flir einen fremden Arbeitgeber betrachtet werden. Obwohl in der weiteren Argumentation vor allem der mitarbeitende Partner im Mittelpunkt steht, ist die Abhangigkeit im Falle einer internen Erwerbstatigkeit nicht unbedingt nur einseitig. Wie die im vorhergehenden Abschnitt diskutierten Vertrauensprobleme im Unternehmen zeigen, wird der Partner haufig wichtige
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sU
pp
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Tatigkeiten im Betrieb ubernehmen. Fallt dieser dann - z.B. aufgrund einer Trennung - aus, sind diese Arbeitsleistungen nicht ohne weiteres zu ersetzen. Damit entsteht auch fur den Selbstandigen ein Vertrauensproblem im Hinblick auf die Verfugbarkeit des Partners. Die in Kapitel 6.3.1 diskutierten Tatigkeitsinhalte mitarbeitender Partner lassen sich als erster Hinweis interpretieren, dass dieses Problem nicht zu unterschatzen ist: Zum einen ubernehmen die Partner durchaus in einem gewissen Umfang leitende Tatigkeiten, zum anderen wird deutlich, dass die Partner auBerst vielseitig mit den unterschiedlichsten Aufgaben betraut werden. Dies kann die Ersetzung der Arbeitskraft im Falle einer Trennung erheblich erschweren. Allerdings muss diese gegenseitige Abhangigkeit bezuglich der Mitarbeit im Unternehmen nicht unbedingt beide Akteure im gleichen Umfang binden. Insbesondere weibliche Lebenspartner von beruflich Selbstandigen werden aufgrund ihres Engagements fur Haushalt und Familie die Tatigkeit im Unternehmen haufig begrenzen. Ein wesentlicher Vorteil einer internen Mitarbeit besteht hier gerade in der Moglichkeit, fur eine unbestimmte Zeit die berufliche Tatigkeit auszusetzen und drastisch zu reduzieren, um Kinder oder andere Familienmitglieder zu versorgen. Dies begrenzt jedoch auch den Anreiz fur den Selbstandigen, zu sehr auf die Arbeitskraft seines Partner zu vertrauen. Rationale Akteure werden - analog zu den Nachteilen einer Spezialisierung auf den Haushalt - diese Nachteile einer Abhangigkeit von dem Unternehmen des selbstandigen Partners ex ante realisieren und daher nur dann eingehen, wenn im Rahmen der Partnerschafts- und Haushaltsorganisationen entsprechende Mechanismen zur Reduzierung dieses Vertrauensproblems getroffen werden. Eine Moglichkeit stellt hierbei der Riickgriff auf institutionelle Mechanismen dar. Wie bereits in den vorhergehenden Abschnitten diskutiert, kann die Ehe in diesem Zusammenhang zwei wichtige Funktionen erftillen: Zum einen stabilisiert sie die Beziehung durch eine Erhohung der Austrittsschwelle, zum anderen ist mit ihr ein Versorgungsanspruch verkntipft, wenn die Beziehung tatsachlich scheitern sollte. Daher sollten verheiratete Lebenspartner eher und in einem hoheren Umfang im Betrieb des selbstandigen Partners mitarbeiten als unverheiratete Lebenspartner (H 6.6). Eine weiterer vertraglich gestiitzter Mechanismus stellt die finanzielle Beteiligung des Lebenspartners am Geschaft des Selbstandigen dar. Eine derartige Beteiligung wirkt auf zweierlei Weise: Zum einen erhoht sie wie jedes gemeinsame Eigentum die Austrittsschwelle aus der Beziehung fur beide Parteien. Zum anderen
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6 Spezialisierung und Koordination
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pp
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dient sie als Sicherheit fur den mitarbeitenden Partner, da es unter diesen Umstanden schwerer wird, mit der privaten audi die geschaftliche Beziehung zum Partner abzubrechen. Daher kann vermutet werden, dass im Falle einer finanziellen Beteiligung des Lebenspartners am Unternehmen des Selbstdndigen Wahrscheinlichkeit und Umfang einer Mitarbeit steigen wird (H6.7). Allerdings existieren auch andere, nicht institutionell verankerte Verpflichtungsmechanismen, die eine Partnerschaft stabilisieren konnen. Dies betrifft insbesondere gemeinsame Kinder, die die Schwelle fur eine Trennung bei den Akteuren erhohen (vgl. hierzu Kap. 5.2 sowie Becker 1991). Jedoch konnen Kinder noch aus einem anderen Grund die Tendenz eines Engagements im Betrieb des Selbstandigen erhohen. Die hohere Flexibility selbstandiger Tatigkeit erlaubt vor allem fur Frauen einer bessere Vereinbarkeit von Erwerbstatigkeit und Beruf (Boden 1999).29 Vor diesem Hintergrund lasst sich vermuten, dass gemeinsame Kinder die Wahrscheinlichkeit einer Mitarbeit im Unternehmen des selbstandigen Partners erhohen (H6.8). Dies gilt jedoch nicht fur den Umfang der Mitarbeit, da der Lebenspartner des Selbstandigen in der Regel die Kinderbetreuung ubernehmen wird. Die Moglichkeit des flexiblen Einsatzes unabhangig von institutionellen Regulierungen erlaubt es dem Partner, die Mitarbeit zugunsten der Kinderbetreuung zu reduzieren oder zeitweilig auszusetzen. Ebenso wird unabhangig von gemeinsamen Kinder ein hoherer Anteil an der Haushaltsarbeit den Umfang der Mitarbeit verringern. Daher lasst sich vermuten, dass mit steigender Belastung des Lebenspartners durch die Haushaltsbetreuung Wahrscheinlichkeit und Umfang der Mitarbeit im Unternehmen des selbstandigen Partners abnehmen wird(H6.9). Trotz dieser verschiedenen Absicherungsmechanismen konnen die Partner nicht sicher sein, dass die private Beziehung in der Zukunft doch scheitern wird. Zudem wird der Partner des selbstandig Erwerbstatigen haufig im Unklaren sein, ob die mit der internen Mitarbeit verbundenen Tatigkeiten tatsachlich seinen Vorstellungen entsprechen. Aus diesen Grunden wird ein mitarbeitender Partner nicht bereits am Anfang ein Maximum an Humankapital fur die neue Tatigkeit akkumulieren. Start dessen wird der Akteur mit der Zeit Informationen sowohl tiber die Tatigkeit als auch die private Beziehung sammeln und sein Investitionsverhalten schrittweise anpassen. Je langer die Partner bereits eine private Bezie-
29 Dies ftihrt unter anderem auch dazu, dass in Partnerschaften von Selbstandigen mehr Kinder beobachtet werden konnen, vgl. hierzu Kapitel 5.1 dieser Arbeit.
6 Spezialisierung und Koordination
239
hung besitzen, desto mehr konnte der Lebenspartner des Selbstandigen uber die Tatigkeit und deren Auswirkung auf die Partnerschaft lernen. Daher ist zu erwarten, dass eine Tatigkeit, die nicht den Praferenzen eines Akteurs entspricht, relativ frtihzeitig wieder beendet werden. Erfolgreiche Tatigkeiten werden dagegen mit der Zeit ausgeweitet. Hypothese H6.10 postuliert daher, dass der Umfang der Mitarbeit mit zunehmender Dauer der privaten Beziehung zwischen dem Selbstandigen und seinem Lebenspartner steigen wird. Ubersicht 6-1 zeigt die in diesem Kapitel diskutierten Hypothesen noch einmal im Uberblick.
Empirische Evidenzen beziiglich der Mitarbeit von Lebenspartnern
x
6.3.3
pp
Le
Die Hypothesen im Hinblick auf die Determinanten einer Mitarbeit im Unternehmen des selbstandigen Partners werden im Folgenden anhand des Selbstandigensurveys uberpruft. Dieser Datensatz stellt die einzige Quelle dar, die sowohl Informationen tiber das Unternehmen, die private Beziehung sowie die Mitarbeit des Partners enthalt (vgl. fllr Details Kap. 4.5).
sU
Ubersicht 6-1: Uberblick der in Kapitel 6 uberpruften Hypothesen Hypothesen uber die Spezialisierung im Haushalt Hg.2
H6-2
In Partnerschaftsbeziehungen beruflich selbstdndiger Personen wird ceteris paribus die Haushaltsarbeit zu einem hoheren Prozentsatz von dem Partner ubernommen als in anderen Beziehungen. Aufgrund der steigenden Opportunitatskosten fur die Ubernahme von Tatigkeiten durch einen Selbstandigen in der Partnerschaft ubernimmt der Partner 'geschlechtsuntypische' Haushaltsaufgaben in einem hoheren Mafie
240
6 Spezialisierung und Koordination
(Fortsetzung Ubersicht 6-1) Hypothesen iiber die interne Mitarbeit Ceteris paribus wird es nur dann zu einer internen Mitarbeit des Partners kommen, wenn dessen erzielbares Einkommen aufdem externen Arbeitsmarkt niedriger sein wird als der Wert seiner Arbeitskraft im Betrieb des selbstdndigen Lebenspartners. (siehe fur spezielle Hypothesen hierzu im folgenden Text)
H6_4
Die Mitarbeit des Lebenspartners wird in Umfang und Wahrscheinlichkeit zunehmen, je mehr Probleme hinsichtlich der Uberwachung und der Vertrauenswurdigkeit von Arbeitnehmern im Betrieb des Selbstdndigen existieren.
^6-5
Je grofier diefruheren Investitionen in Humankapital sind, die im Falle einer internen Mitarbeit abgeschrieben werden miissen, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit einer Mitarbeit.
H6.6
Verheiratete Lebenspartner werden eher und in einem hoheren Umfang im Betrieb des selbstdndigen Partners mitarbeiten als unverheiratete Lebenspartner.
H6_7
Im Falle einer flnanziellen Beteiligung des Lebenspartners am Unternehmen des Selbstdndigen wird Wahrscheinlichkeit und Umfang einer Mitarbeit steigen.
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pp
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H6.8
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H6_3
Gemeinsame Kinder erhohen die Wahrscheinlichkeit einer Mitarbeit im Unternehmen des selbstdndigen Partners.
H6.9
Mit steigender Belastung des Lebenspartners durch Kinder- und Haushaltsbetreuung wird der Umfang der Mitarbeit im Unternehmen des selbstdndigen Partners abnehmen.
H6.10
Der Umfang der Mitarbeit wird mit zunehmender Dauer derprivaten Beziehung zwischen dem Selbstdndigen und seinem Lebenspartner steigen.
6 Spezialisierung und Koordination
241
sU
pp
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Allerdings bringt die Nutzung dieses Datensatzes auch einige Probleme mit sich. Ein Erstes ergibt sich im Hinblick auf die erste Hypothese bezuglich der okonomischen Determinanten der Mitarbeit. Diese postulierte, dass es ceteris paribus dann zu einer internen Mitarbeit des Partners kommt, wenn dessen erzielbares Einkommen aufdem externen Arbeitsmarkt niedriger seinwird als der Wert seiner Arbeitskraft im Betrieb des selbstandigen Lebenspartners. Empirisch stellt sich hier jedoch das Problem, die Moglichkeiten einer individuellen Arbeitsmarktpartizipation, d.h. Einkommmspotentiale zu messen. Dies wurde nicht nur die detaillierte Erfassung des individuellen Humankapitals, sondern auch dessen empirische Zuordnung zu einem bestimmten Arbeitsmarktsegment und dessen Lohngefiige voraussetzen. Derartige Daten, sofern sie uberhaupt zuverlassig zu erheben waren, stehen im Selbstandigensurvey nicht zur Verfiigung. Allerdings wurden zwei GroBen erhoben, die zumindest teilweise Aussagen tiber diesen Tatbestand zulassen. Mit der Frage "Falls Sie fur die Tdtigkeit, die ihre Partner in/Ihr Partner im Unternehmen ausubt (bzw. ausiibte), eine andere Person einstellen mufiten, wie hoch waren ca. die monatlichen Kosten dafur?" wurde ein Mafl ftir die interne Produktivitat eines Partners erhoben. Die Variable 'interne Produktivitat' wurde gebildet, indem diese Bruttolohnangabe durch die Anzahl der tatsachlich gearbeiteten Stunden geteilt wurde. Im Mittel ergab sich eine interne Produktivitat von 28,9 DM in der Stunde bei einer Standardabweichung von 9,5 DM. Zwischen den ftinf verschiedenen Gewerbetypen lieB sich hierbei kaum ein Unterschied beobachten: den niedrigsten Mittelwert besassen die Partner von Malern/Lackierern mit 27,1 DM, wahrend sich die Mitarbeit in einer Apotheke durch die hochste mittlere interne Produktivitat von 30,9 DM auszeichnete. Im Hinblick auf die externe Produktivitat der Lebenspartner der befragten Selbstandigen wurde das durch eine externe Erwerbstatigkeit erzielte Einkommen in Klassen erhoben. Die meisten Partner konnten demnach ein Einkommen zwischen 3000 und 4000 DM erzielen. Ftir beide Fragen lagen jedoch nur Angaben fur diejenigen Parmer vor, die tatsachlich eine entsprechende externe oder interne Tatigkeit ausflihrten. Daher wurde fur alle Partner ohne Angabe der entsprechende Wert der externen bzw. internen Produktivitat mittels einer auf signifikanten Determinanten (wie Ausbildung, Beruf oder Alter) beruhenden Regression geschatzt. Tabelle 6-9 zeigt die so gebildete externe Produktivitat der Partner beruflich Selbstandiger im Sample.
242
6 Spezialisierung und Koordination
Tabelle 6-9: Externe Produktivitdt der Partner beruflich Selbstdndiger gemessen durch das (potentielle) Einkommen aufgrund einer externen Erwerbstdtigkeit (Selbstdndigensurvey) GEWERBE
EXTERNE PRO-
Alle
Optiker
Maler/ Lackierer
Inhaber Tankstelvon Reilenpachter sebiiros
(N=400)
(N=63)
(N=160)
(N=33)
DUKTIVITAT
Apotheker
(N=33)
(N=122)
3.0
1.6
12.1
0.8
% 4.0
5.0
7.0
1000 bis 1999 DM
3.0
5.5
1.7
6.3
2000 bis 2999 DM
7.0
6.7
11.7
9.1
3.0
0.8
3000 bis 3999 DM
56.8
65.0
64.1
39.4
60.6
47.5
4000 bis 4999 DM
15.3
11.7
8.6
12.1
15.2
26.2
5000 bis 5999 DM
4.3
5.0
0.8
9.1
3.0
7.4
6000 bis 6999 DM
2.0
3.3
0.8
—
3.0
3.3
7000 DM plus
5.3
1.7
0.8
9.1
—
12.3
x
bis 999 DM
sU
pp
Le
18.2
Vor dem Hintergrund der Verfflgbarkeit dieser beiden Variablen kann die Hypothese H6_3 neu formuliert werden. Zum einen wird vermutet, dass ceteris paribus Partner, die eine hohe Produktivitdt auf dem externen Arbeitsmarkt besitzen, weniger wahrscheinlich und in geringerem Umfang im Betrieb des Selbstdndigen mitarbeiten werden (H6.3a). Umgekehrt werden Partner, die eine hohe interne Produktivitdt im Unternehmen des Selbstdndigen besitzen, mit einer hoheren Wahrscheinlichkeit undzu einem hoheren Umfang im Betrieb mitarbeiten (H6.3b). Da diese Variablen nur das auf dem Humankapital des Akteurs beruhende Einkommenspotential umfassen, sollte zusatzlich auch fur dessen Arbeitsmarktchan-
6 Spezialisierung und Koordination
243
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cen kontrolliert werden. Leider stellt der Datensatz keine direkten Informationen hieruber bereit, allerdings kann zumindest dafur kontrolliert werden, ob der Partner tatsachlich auf dem externen Arbeitsmarkt tatig wird. Schon allein aus Grunden des beschrankten Zeitbudgets, aber auch aufgrund der steigenden Wahrscheinlichkeit eines attraktiveren externen Arbeitsplatzes ist dabei zu vermuten, dass eine Tdtigkeitfur einen externen Arbeitgeber sowohl Wahrscheinlichkeit als auch Umfang der Mitarbeit des Ehe- oder Lebenspartners im Betrieb des Selbstandigen reduziert (H6.3c). Fur die Operationalisierung von Vertrauensproblemen im Betrieb des Selbstandigen wurde ein Index aus zwei Variablen gebildet. Die erste beruht auf einer vierstufigen Likertskala, mit der die befragten Selbstandigen einschatzen sollten, inwiefern ihre Arbeitnehmer standig tiberwacht werden mussen. 37,4% der Befragten berichteten hier, dass dies auf ihren Betrieb voll oder teilweise zutrifft. Tankstellenpachter (64,5%) und Maler/Lackierer (41,6%) sind am haufigsten von Uberwachungsproblemen betroffen, wahrend die Eigentiimer von Reisebiiros am wenigsten mit diesem Problem zu kampfen haben (25,8%). Fur die Bildung des Indices 'innerbetriebliche Vertrauensprobleme' wird nun angenommen, dass diese Uberwachungsprobleme umso schwerwiegender sein werden, je mehr Mitarbeiter der Betrieb hat. Daher wurde die Likertskala mit der FirmengroBe multipliziert. Um jedoch die FirmengroBe als wichtige Kontrollvariable trotz der daraus resultierenden hohen Korrelation mit dem Index 'innerbetriebliche Vertrauensprobleme' in den Modellen beriicksichtigen zu konnen, wurde sowohl der Index an der Halfte der Haufigkeitsverteilung als auch die FirmengroBe in bis 5 Mitarbeiter (60%) vs. daruber dichotomisiert. Dieses Verfahren soil das Problem der Multikollinearitat in den verwendeten Regressionsanalysen reduzieren helfen. Fruhere, nicht mehr verwertbare Investitionen in eine Berufsausbildung wurden im Fragebogen durch die Angabe erfaBt, ob der Partner des Selbstandigen mit einer Berufsausbildung vor dem Beginn der privaten Beziehung begonnen hatte. War dies der Fall, wurde zusatzlich die Art der Berufsausbildung erhoben. Als verlorene Investitionen im Falle einer Mitarbeit wurden nur solche Ausbildungen gewertet, die nicht im Betrieb des Selbstandigen verwertbar waren.30 Dies
30 Als mit einer internet! Mitarbeit kompatibel wurde beispielsweise eine Ausbildung zur Apothekenhelferin oder medizinisch-technischen Assistentin betrachtet, wenn der selbstandige Partner Apotheker ist. Zudem wurden alle kaufmannischen Berufe als kompatibel betrachtet, da diese in hohem MaBe Allgemeinwissen liber die unternehmerische Seite der Selbstandigkeit bereitstellen und
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6 Spezialisierung und Koordination
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betraf rund ein Drittel der Partner der Befragten im Sample. SchlieBlich wurde die Belastung durch Haushaltstatigkeiten auf der Basis der Frage operationalisiert, in welchem Ausmafl der Partner die Haushaltsarbeiten (ohne Kinderbetreuung) erledigt. Die hierftir eingesetzte vierstufige Likertskala wurde dichotomisiert, als hohe Haushaltsbelastung wurde hierbei der hochste Wert ('iiberwiegend') gezahlt, wahrend die anderen drei ('manchmal', 'selten', 'me') als niedrige Belastung gewertet wurden. Im Einklang mit den Ergebnissen in Kapitel 6.1 waren demnach 73% der Partner im Sample stark durch Haushaltstatigkeiten belastet. Die empirische Analyse der Determinanten der Mitarbeit erfolgt in zwei Schritten: Zuerst werden die Ergebnisse fur die Wahrscheinlichkeit einer internen Mitarbeit prasentiert, urn anschlieBend die Einflussfaktoren fiir den Umfang der Mitarbeit (gemessen in Wochenarbeitsstunden) zu untersuchen. Aufgrund des Umstandes, dass sich lediglich 67 mannliche Partner weiblicher Selbstandiger im Sample befmden, wird auf die Analyse dieses Subsamples verzichtet. Um den Einfluss des Geschlechts vollkommen zu eliminieren, beruhen die folgenden Ergebnisse daher lediglich auf weiblichen Partnern mannlicher Selbstandiger.31
Die Wahrscheinlichkeit der Mitarbeit im Unternehmen des selbstandigen Partners
sU
Wie in den vorhergehenden Abschnitten bereits deutlich wurde, stehen im Hinblick auf die Entscheidung tiber den Einsatz der Arbeitskraft des Partners drei grundsatzliche Alternativen zur Auswahl: eine externe Erwerbstatigkeit, die interne Mitarbeit und die Versorgung des eigenen Haushalts. Im Rahmen der empirischen Analysen zur allgemeinen Erwerbstatigkeit der Partner beruflich Selbstandiger wurde hierbei schon deutlich, dass es sich keinesfalls um einander ausschlieBende Handlungsalternativen handelt. Dies zeigt sich auch im Selbstandigensurvey. 76% der Partnerinnen arbeiten entweder fur einen externen Arbeitgeber oder im Unternehmen des
zudem spezifische Tatigkeiten - wie insbesondere die Buchhaltung - ermOglichen, die auch in anderen Unternehmen wieder verwertbar sind. 31 Da von den 67 mannlichen Lebenspartnern nicht fiir alle Regressoren gtiltige Werte vorlagen, war die Fallzahl dieser Teilstichprobe im Rahmen der hier eingesetzten Analysemethoden zu gering. Auf einer herkommlichen OLS-Regression basierende Ergebnisse finden sich in Abraham und Funk (2000).
6 Spezialisierung und Koordination
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selbstandigen Partners, wahrend 15,6% sowohl eine externe als auch eine interne Tatigkeit aufweisen. Lediglich 8,4% der Partnerinnen konzentrieren ihre Arbeitskraft ausschlieBlich auf den Haushalt. Da praktisch alle Partnerinnen unabhangig von ihrem Erwerbsstatus Aufgaben im Haushalt wahrnehmen, bedeutet dies, dass uber 90% der Partnerinnen im Sample ihre Arbeitskraft mindestens in zwei der drei moglichen Alternativen einsetzen. Aufgrund dieses Umstandes wird der Frage nach der Wahrscheinlichkeit einer internen Mitarbeit nachgegangen, indem eine logistische Regression fur die abhangige Variable 'Mitarbeit ja/nein' geschatzt wird. Der Einfluss der beiden anderen Alternativen wird durch die Berucksichtigung einer externen Erwerbstatigkeit sowie der Haushaltsbelastung des Partners als unabhangige Variablen Rechnung getragen. Tabelle 6-10 zeigt die Ergebnisse dreier Modelle ftir die Wahrscheinlichkeit einer internen Mitarbeit. Modell 1 enthalt lediglich die Variablen beziiglich der okonomischen Motive einer internen Mitarbeit sowie die Gewerbedummies als Kontrollvariablen. Es zeigt sich hier bereits, dass die auf einer mikrookonomischen Humankapitaltheorie basierenden Argumente hinsichtlich der Produktivitat des Lebenspartners keine Bestatigung finden: Die in der Tabelle angegeben odd ratios nahe an 1 deuten auf keinen Zusammenhang mit der Wahrscheinlichkeit der internen Mitarbeit hin. Demnach hat sowohl die interne wie die externe Produktivitat des Lebenspartners keinen Einfluss auf den Umstand, ob dieser seine Arbeitskraft im Unternehmen des selbstandigen Partners erbringt. Dieses Ergebnis andert sich auch nicht, wenn weitere Einflussfaktoren im Rahmen des zweiten und dritten Modells eingeftihrt werden. Fur die externe Produktivitat zeigt sich sogar eine der Theorie widersprechende Zunahme der Koeffizienten, die jedoch nicht signifikant ausfallen. Der gemaB Hypothese H6.3c vorhergesagte negative Zusammenhang lasst sich dagegen ftir eine externe Erwerbstatigkeit des Partners finden, die zu einer um den Faktor 0.11 geringeren Wahrscheinlichkeit einer internen Mitarbeit fuhrt. Einen den theoretischen Uberlegungen entgegengesetzten, wenngleich hier nicht signifikanten Effekt zeigt die nicht mit einer Mitarbeit kompatible Investition in eine Berufsausbildung. Liegt eine derartige Investition vor, so ftlhrt dies verstarkt zu einer Mitarbeit im Unternehmen des Selbstandigen. Dieser Effekt wird im dritten Modell sogar auf hoherem Niveau signifikant: Demnach nimmt die relative Wahrscheinlichkeit einer Mitarbeit um den Faktor 4,65 zu, wenn eine nicht mit der Mitarbeit kompatible Ausbildung vor dem Beginn der privaten Beziehung mit dem Selbstandigen begonnen wurde.
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Diese Ergebnisse konnen als erste Hinweise interpretiert werden, dass die okonomischen Motive offenbar einen weit geringeren Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit einer internen Mitarbeit besitzen als dies theoretisch vermutet wurde. Eine mogliche Erklarung konnte der Umstand sein, dass die auf dem Arbeitsmarkt existente Opportunitatsstruktur eine entscheidende Restriktion fur die Akteure darstellt. Eine hohe potentielle externe Produktivitat kann demnach nur dann zu einer externen Erwerbstatigkeit (und hierdurch zu einer geringeren Wahrscheinlichkeit einer internen Mitarbeit) fuhren, wenn auch tatsachlich ein entsprechender Arbeitsplatz gefiinden werden kann. Hierbei werden die Partner von Selbstandigen auch ein hoheres Anspruchsniveau entwickeln, da sie im Gegensatz zu anderen Arbeitssuchenden eine sichere mogliche Alternative - die interne Mitarbeit besitzen. Die mit dieser Alternative verbundenen Vorteile wie z.B. flexibler Arbeitseinsatz, selbstbestimmte Tatigkeiten, oder hohere Interaktionshaufigkeit mit dem Lebenspartner lassen unter Umstanden auch EinkommenseinbuBen im Vergleich zu einer externen Erwerbstatigkeit akzeptabel erscheinen. Ein ahnlicher Effekt kann auch fur die Investitionen in eine nicht kompatible Berufsausbildung vermutet werden. Frauen mit einer spezifischen Berufsausbildung, insbesondere im Bereich des Handwerks, konnen haufig nur geringe Einkommen auf dem externen Arbeitsmarkt erzielen. Diese Akteure haben daher trotz einer abgeschlossenen Berufsausbildung haufig keinen groBen Einkommensvorteil im Falle einer externen Erwerbstatigkeit, wohl jedoch die entsprechenden Nachteile z.B. fehlende Flexibilitat. Im Rahmen der vorliegenden Analyse wird diese Gruppe unter anderem mit Lebenspartnern verglichen, die keine oder eine allgemeine kaufmannische Ausbildung besitzen. Letztere Gruppe besitzt wiederum bessere Chancen, ein substantial h5heres Einkommen auf dem externen Arbeitsmarkt zu erzielen und wird daher weniger wahrscheinlich mitarbeiten. Lebenspartner ohne Ausbildung neigen dagegen eher dazu, generell nicht erwerbstatig zu werden, und werden sich eher auf den Haushalt spezialisieren. Insgesamt lasst sich somit hinsichtlich der okonomischen Determinanten festhalten, dass fur die Wahrscheinlichkeit einer internen Mitarbeit Restriktionen auf dem Arbeitsmarkt und die Eigenschaften eines Arbeitsplatzes eine groBere Rolle spielen als Humankapitalinvestitionen der Akteure.
247
6 Spezialisierung und Koordination
Tabelle 6-10: Determinanten der Wahrscheinlichkeit einer Mitarbeit von Frauen im Unternehmen des selbstdndigen Lebens- oder Ehepartners (Logistische Regression, odd ratios, Selbstandigensurvey)
Mode11
*
Mode112
Mode113
Externe Produktivitat
-
1.06
1.36 +
1.42
Interne Produktivitat
+
1.00
0.98
0.96
Externe Erwerbstatigkeit des Partners
-
0.11 **
0.17 **
0.13 **
Fruhere Investitionen in Ausbildung
-
x
Vorhergesagte Korrelation
2.06
4.65 *
?
1.35
1.55
2.77
?
0.99
0.99
0.89 **
pp
Alter des Selbstandigen
Le
Schulbildung des Partners: (Fach-) Hochschulreife
1.72
?
0.50
0.37
Firmengroite tiber 5 Mitarbeitern
?
0.72
0.42
Index innerbetriebliche Vertrauensprobleme
+
2.52
8.07 *
Partnerin besitzt einen Anteil (vs keine finanzielle Beteiligung)
_i_
4.56 +
Partner sind verheiratet
+
8.02 *
Existenz eines Partnerschaftsoder Ehevertrages
9
0.45
Bisherige Dauer der privaten Beziehung 20 Jahre und mehr
+
Existenz von Kindern
+
sU
Betrieb des Selbstandigen in Leipzig (vs Nurnberg)
Partner ist alter als 45 Jahre und hat Kinder
11.98 *
11.38 ** 2.02 0.70
248
6 Spezialisierung und Koordination
Fprtsetzung Tabelle 6-10 Vorhergesagte ^Correlation
Mode11
*
Modell 2
Index Haushaltsbelastung der Partnerin (1 =hoch)
Modell 3 0.56
Gewerbetypen (Referenzgruppe: Maler/Lackierer) ?
0.76
1.05
1.31
Inhaber Reisebtiros
?
0.91
1.30
3.99
Tankstellenpachter
?
1.29
a)
Apotheker
?
Cox&SnellR
2 a)
2.07
1.88
2.20
234
178
160
0.23 **
0.26 **
0.38 **
Le
N
x
Optiker
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pp
Anmerkungen Aufgrund der kleinen Fallzahl (N=9 gultige Falle) konnten die entsprechenden Koeffizienten nicht stabil geschatzt werden, daher wurde diese Gruppe aus der Analyse ausgeschlossen. Angabe der Signifikanzniveaus: ** < 0,01, * < 0,05, + <0,1
In einem zweiten Schritt wurden in das Modell die Variablen eingeftihrt, die die Eigenschaften des Betriebs abbilden. Hier zeigt sich sowohl fur die regionale Lage des Betriebs als auch die FirmengroBe ein nicht signifikanter, negativer Effekt. Demnach wird im Sample zwar in grofieren Betrieben und in Leipzig weniger wahrscheinlich mitgearbeitet, jedoch konnen diese Ergebnisse auf der Basis der drei prasentierten Modelle nicht als robust bezeichnet werden. Effekte in die vorhergesagte Richtung zeigen sich fur innerbetriebliche Vertrauensprobleme (H6.4) sowie die finanzielle Beteiligung des Partners am Unternehmen (H6.7). Beide Faktoren erhohen die Wahrscheinlichkeit einer Mitarbeit, wobei diese Effekte erst im dritten Modell unter Berticksichtigung der Familien- und Haushaltssituation signifikant werden. Im dritten Schritt zeigen sich schlieBlich auch die vorhergesagten positiven Effekte ftlr den Ehestand (H6.6) sowie die Beziehungsdauer (H6.10). Ehepartner und Partner in Beziehungen, die 20 Jahre und mehr dauern, arbeiten signifikant wahr-
6 Spezialisierung und Koordination
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x
scheinlicher im Unternehmen des selbstandigen Partners mit. In die Richtung des vorhergesagten Zusammenhanges weisen auch die Koeffizienten fur die Existenz von Kindern in der Beziehung und die Haushaltsbelastung des Partners. Allerdings sind die negativen Korrelationen nicht signifikant ausgepragt, so dass die Hypothesen H 6 6 und H6.10 ftir die Wahrscheinlichkeit der Mitarbeit in diesem Sample nicht bestatigt werden konnen. Keine Effekte stellen sich flir die unterschiedlichen Gewerbetypen ein, die als Kontrollvariablen in alien Modellen enthalten sind. Verglichen mit der Referenzgruppe der Maler/Lackierer zeigt somit kein Gewerbe einen signifikanten Unterschied hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit einer internen Mitarbeit des Lebenspartners auf. Im Hinblick auf eine Entscheidung flir oder gegen eine Mitarbeit im Unternehmen des selbstandigen Lebenspartners erweisen sich somit vor allem Determinanten als relevant, die auf Vertrauensprobleme zuruckgehen. Dies sind zum einen die diskutierten Uberwachungsprobleme im Betrieb des Selbstandigen, die durch eine Mitarbeit des Lebenspartners offensichtlich wesentlich reduziert werden konnen. Zum anderen miissen jedoch Mechanismen eingesetzt werden, urn das mit der Spezialisierung und Abhangigkeit durch eine interne Mitarbeit verbundene Vertrauensproblem zwischen den Partnern der privaten Beziehung zu reduzieren (vgl. Kap. 2). Dies geschieht demnach vor allem durch den Einsatz institutioneller Mechanismen wie einer Ehe oder einer finanziellen Beteiligung des Partners am Unternehmen sowie durch die Einbettung in eine gemeinsame Vergangenheit. Letzteres erlaubt den Akteuren zum einen, im Rahmen eines Lernprozesses Informationen sowohl tiber die Tatigkeit als auch tiber die Verlasslichkeit des Partners und der Beziehung gewinnen zu konnen. Zum anderen ist dies die Voraussetzung flir die Wirksamkeit gegenseitiger Verpflichtung im Rahmen des in Kapitel 2.2 skizzierten gegenseitigen Investitionsprozesses. Hierbei konnen die Akteure im Falle einer Mitarbeit im Betrieb des Selbstandigen in zwei Bereichen gleichzeitig wechselseitige Investitionen tatigen: dem Haushalt bzw. der Familie einerseits sowie dem Betrieb andererseits. Dies stabilisiert die Beziehung und daher auch die Bereitschaft des Partners, sich im Betrieb des Selbstandigen zu engagieren.
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6 Spezialisierung und {Coordination
Der Umfang der Mitarbeit des Partners im Betrieb des selbstdndig
Erwerbstatigen
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Neben der Frage, ob eine interne Mitarbeit des Partners zu beobachten sein wird oder nicht, ist flir die Analyse der Partnerschafts- und Haushaltsorganisation beruflich Selbstandiger jedoch auch von Interesse, in welchem Umfang eine derartige Mitarbeit erfolgt und von welchen Faktoren dies abhangt. Dies ist beispielsweise bedeutsam flir die Analyse von Verhandlungs- und Verteilungsproblemen innerhalb der Partnerschaft. So stellt sich beispielsweise die Frage, ob die theoretisch mogliche Flexibility des Arbeitseinsatzes z.B. hinsichtlich von 'Erziehungspausen' tatsachlich genutzt wird. Zudem gestattet eine derartige Analyse, den Einfluss unterschiedlicher Faktoren auf das Arbeitsangebot von Frauen zu untersuchen, die nicht institutionellen oder anderweitig begrtindeten Beschrankungen des 'normalen' Arbeitsmarktes unterliegen. Als abhangige Variable dient flir die folgenden Analysen die Anzahl der Wochenarbeitstunden, die ein weiblicher Akteur im Betrieb des selbstandigen Partners erbringt. Dies wirft jedoch ein grundsatzliches methodisches Problem auf, da nicht mitarbeitende Partnerinnen (N=43) einen Wert von 0 aufweisen. Die Beschrankung der Analyse auf die mitarbeitenden Partner fuhrt jedoch zu dem Problem der 'sample selection': durch die Ausblendung der nicht mitarbeitenden Partner kann es bei der Verwendung herkommlicher OLS-Regressionsverfahren zu einer Verzerrung der Schatzung kommen (vgl. z.B. Berk 1983; Breen 1996). Dies gilt auch dann, wenn die Falle ohne Mitarbeit als 0 Stunden codiert in eine OLSRegression einbezogen werden. Fur die Analyse derartiger zensierter oder selektiver Daten stehen eine Reihe von Verfahren zur Verfligung, die diese Verzerrung korrigieren sollen.32 Im Wesentlichen handelt es sich bei alien Verfahren urn einen zweistufigen Prozess, bei dem im ersten Schritt die Determinanten geschatzt werden, die die Aufhahme in das selektierte Sample bestimmen. Im vorliegenden Fall ware dies ein Modell wie in Tabelle 6-10, das Determinanten flir eine Mitarbeit schatzt. Im zweiten Schritt werden die im ersten Schritt ermittelten Koeffizienten genutzt, urn im Rahmen einer Regression auf die eigentlich interessierende metrische Variable - hier der
32 Dabei handelt es sich im Wesentlichen um Tobit-Modelle und das Heckman-Verfahren mit ihren jeweiligen Varianten. Fur eine Ubersicht vgl. z.B. Berk und Ray (1982); Berk (1983); Winship und Mare (1992); Breen (1996); Engelhardt (1999).
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Le
x
Umfang der Mitarbeit gemessen in Wochenstunden - zu kontrollieren, ob ein gegebener Fall selektiert wurde oder nicht (im vorliegenden Fall also mitarbeitet oder nicht). Allerdings besitzen diese Verfahren fur die hier angestrebten Analysen auch grundsatzliche Nachteile. Erstens basiert die Schatzung - im Gegensatz zur Methode kleinster Quadrate bei OLS-Regressionen - auf dem Einsatz der MaximumLiklihood-Methode. Dieses Verfahren fuhrt zwar grundsatzlich zu effizienteren Ergebnissen, ist jedoch gerade ftir kleine Fallzahlen problematisch. Insbesondere bei sehr kleinen Stichproben ist die Schatzung auf der Basis der Maximum-Liklihood Methode nicht mehr unbedingt effizienter als eine OLS-Regression (Breen 1996). Zweitens sollten sich im Idealfall die Einflussfaktoren fur das Modell im ersten Schritt von denen des zweiten Schritts - der Schatzung der metrischen abhangigen Variable - unterscheiden. Sind beide Mengen von Variablen deckungsgleich, kann es zu Problemen der Multikollinearitat wahrend der zweiten Schatzung kommen, da die zur Bereinigung der Verzerrung eingefuhrten Determinanten aus dem ersten Schritt hoch mit den abhangigen Variablen in der zweiten Schatzung korrelieren konnen (vgl. hierzu z.B. Breen 1996: 64-66 oder Berk und Ray 1982). Wie jedoch aus dem vorhergehenden Abschnitt hervorgeht, werden im Rahmen der verwendeten Theorie dieselben Variablen als relevant sowohl fur den Umstand als auch den Umfang der internen Mitarbeit erachtet. Um nun die aus den Nachteilen verschiedener Verfahren resultierenden Unwagbarkeiten zu begrenzen, werden im Folgenden zwei auf unterschiedlichen Verfahren beruhende Modelle zur Uberprufung der Hypothesen bezuglich des Umfangs der Mitarbeit herangezogen. Erstens wird eine Modell auf Basis einer OLS-Regression geschatzt, in der die nicht mitarbeitenden Partner den Wert von 0 Stunden erhalten. In diesem Modell ist nicht auszuschlieBen, dass es durch die sample selection zu einer Verzerrung der Koeffizienten und ihrer Konfidenzintervalle kommt. Dagegen steht der Vorteil, dass die OLS-Schatzung ftir die zur Verfugung stehenden Fallzahlen relativ robust ist. Zweitens wird eine Tobit-Regression herangezogen, die auf dem oben skizzierten zweistufigen Verfahren beruht. Hierbei wird in einem ersten Schritt die Wahrscheinlichkeit einer Mitarbeit auf Basis eines Probit-Modells tiber alle Variablen geschatzt. Im zweiten Schritt wird im Rahmen einer auf dieser Menge von Variablen beruhenden OLS-Regression ftir die Wahrscheinlichkeit einer Mitarbeit kontrolliert (vgl. z.B. Breen 1996: Kap. 2). Nachteil dieses Modells ist dessen Empfindlichkeit gegen kleine Fall-
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6 Spezialisierung und Koordination
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zahlen aufgrund der Maximum-Liklihood Schatzung. Eine Hypothese soil nur dann als vorlaufig bestatigt angesehen werden, wenn sich in beiden Modellen signifikante Evidenzen finden lassen. Tabelle 6-11 zeigt die Ergebnisse beider Analysen. Um einen Vergleich zu erleichtern, wird als erstes Modell die logistische Analyse fur die Wahrscheinlichkeit einer Mitarbeit aus dem vorhergehenden Abschnitt aufgefuhrt (Modell 3 in Tabelle 6-10). Modell 2 enthalt die Ergebnisse der OLS-Regression, Modell 3 die der Tobit-Analyse. Ein erster Vergleich der beiden Modelle zeigt bereits eine hohe Ubereinstimmung der Ergebnisse: So sind erstens alle Koeffizienten die sich im OLS-Modell als signifikant erweisen, auch im Rahmen der Tobit-Analyse signifikant. Signifikante Koeffizienten sind zweitens in ihrer Hohe bis auf wenige Ausnahmen vergleichbar.33 Diese Ubereinstimmungenkonnen als Hinweis interpretiert werden, dass die prasentierten Ergebnisse trotz der diskutierten methodischen Probleme als hinreichend robust eingeschatzt werden konnen. Im Detail zeigt sich zwar ein ahnliches Bild wie fur die Analyse der Wahrscheinlichkeit einer Mitarbeit, allerdings ergeben sich auch substantielle Unterschiede im Hinblick auf einzelne Koeffizienten. Die interne wie externe Produktivitat hat auch fur den Umfang der Mitarbeit nicht den vorhergesagten Effekt. Im Gegenteil zeigt sich fur die interne Produktivitat ein signifikanter entgegengesetzter Zusammenhang: je hoher die interne Produktivitat, gemessen anhand der potentiellen Ersetzungskosten der Arbeitskraft der Partnerin, desto weniger Stunden arbeitet diese im Betrieb des Selbstandigen mit. Eine mogliche Erklarung ware ftlr diesen kontraintuitiven Zusammenhang, dass mit steigender interner Produktivitat auch der durch die Arbeit verursachte Stress und die allgemeine Belastung zunehmen, da zunehmend anspruchsvollere Tatigkeiten ausgefuhrt werden. Da aber - wie empirisch gezeigt - der mitarbeitende Partner aufgrund der Spezialisierung des Selbstandigen auf dessen Erwerbsarbeit in hohem MaBe fur die Betreuung des Haushalts und der Familie zustandig ist, kann auf diese Doppelbelastung durch eine Reduktion des zeitlichen Umfangs der Mitarbeit reagiert werden. Darauf weist auch das Ergebnis hinsichtlich der Haushaltsbelastung hin: je mehr Hausarbeit durch die Partnerin ubernommen wird, desto weniger Stunden arbeitet sie im Betrieb mit. Ebenfalls signifikant erweist sich der Effekt einer externen Tatigkeit,
33 Ausnahmen stellen insbesondere die Koeffizienten einer Ehe und der Gewerbetypen dar, deren Einflussstarke in dem Tobit-Modell erheblich h5her geschatzt wird als in der OLS-Regression.
6 Spezialisierung und Koordination
253
die den Umfang der Mitarbeit im OLS-Modell im Mittel urn 14,7 Stunden niedriger ausfallen lasst. Tabelle 6-11: Determinanten des Umfangs der Mitarbeit (gemessen in Wochenstunden) von Frauen im Unternehmen des selbstandigen Lebens- oder Ehepartners (verschiedene Modelle, Selbstandigensurvey) Modell 1 Modell 2 Modell 3
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-
1,42
-0,26
+
0,96
-0,42 **
-0,42 **
_
0,13 **
-14,73 **
-13,20 **
4,65 *
1,02
2,05
2,77
3,87
1,40
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Externe Produktivitat Interne Produktivitat Externe Erwerbstatigkeit des Partners Friihere Investitionen in Ausbildung Schulbildung des Partners: (Fach-)Hochschulreife
odd ratios OLS-KoeffiKoefFizienten der logizienten fur der Tobit-Redie Dauer gression auf stischen Regres- der Mitarbeit Dauer der Mitsion auf arbeit (keine Mitarbeit Mitarbeit =0 (43 linkszensierja/nein h/Woche) te Falle mit 0 h/Woche)
Le
Vorhergesagte Korrelation
Alter des Selbstandigen
Betrieb des Selbstandigen in Leipzig (vs Nurnberg) FirmengroBe iiber 5 Mitarbeitern Index innerbetriebliche Vertrauensprobleme Partnerin besitzt einen Anteil (vs keine finanzielle Beteiligung)
0,89 **
-0,43 **
1,43
-0,50 *
0,37
1,71
-8,52
0,42
-4,48
-4,82
8,07 *
16,33 **
17,33 **
11,98 *
2,00
4,21
254
6 Spezialisierung und Koordination
Fortsetzung Tabelle 6-11
Modell 1
Vorhergesagte Korrelation
8,02 *
Existenz eines Partnerschaftsoder Ehevertrages
?
0,45
11,51 **
x
+
-3,10
Le ?
Existenz von Kindern
-
11,38 ** 2,02
pp
Partner ist alter als 45 Jahre und hat Kinder
Modell 3
odd ratios OLS-KoeffiKoeffizienten zienten fur der logider Tobit-Restischen gression auf die Dauer Regres- der Mitarbeit Dauer der Mitsion auf arbeit (keine Mitarbeit Mitarbeit =0 (43 linkszensierja/nein te Falle mit 0 h/Woche) h/Woche)
Partner sind verheiratet
Bisherige Dauer der privaten Beziehung 20 Jahre und mehr
Modell 2
9,22 **
-1,95
19,46 ** -4,07 9,80 ** -1J1
?
0,70
4,00 *
3,30 *
-
0,56
-8,65 *
-9,69 *
Optiker
?
1,31
-2,17
Inhaber Reisebiiros
?
3,99
10,93 *
15,90 **
Tankstellenpachter
?
—
10,22 *
14,26 *
Apotheker
?
2,20 —
sU
Index Haushaltsbelastung der Partnerin (l=hoch)
Gewerbetypen (Referenzgruppe: Maler/Lackierer)
Konstante N
160 Q 33a) **
Modellgute a)
2 b)
2 c)
2,88
3,74
5,35
39,87 **
25,90 *
231 0.43b) **
169
2
0.09c) **
Anmerkungen: Cox & Snell R korrigiertes R , Pseudo R . Angabe der Signifikanzniveaus: ** < 0,01, * < 0,05, + <0,1
6 Spezialisierung und Koordination
255
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Wie bereits fur die Wahrscheinlichkeit der Mitarbeit zeigt sich auch fur den Urnfang der Mitarbeit ein signifikanter Effekt der Vertrauensprobleme im Betrieb. Wahrend eine Ehe zwischen den Partnern ebenfalls zu dem vorhergesagten positiven Effekt fiihrt, stellt sich fur die finanzielle Beteiligung der Partnerin kein signifikantes Ergebnis ein: der Umfang der Mitarbeit wird demnach nicht signifikant von einer finanziellen Beteiligung beeinflusst. Im Hinblick auf die Dauer der bisherigen Beziehung kann die Hypothese H6.10 auch fllr den Umfang der Mitarbeit bestatigt werden. In Beziehungen, die zum Befragungszeitpunkt bereits 20 Jahre und mehr dauerten, wird signifikant mehr mitgearbeitet. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch der Effekt von Kindern. Wie bereits fur die Wahrscheinlichkeit einer Mitarbeit zeigt die Existenz von Kindern in der Beziehung keinen signifikanten Effekt, die entsprechende Hypothese H6.8 muss also generell verworfen werden. Allerdings konnen die Partnerinnen offensichtlich die Flexibilitat einer internen Mitarbeit im Lebensverlauf nutzen. Ist die Partnerin alter als 45 Jahre und existieren gemeinsame Kinder, dann steigt der Umfang der Mitarbeit. Offenbar konnen die Partnerinnen ftlr die Betreuung jiingerer Kinder ihren Arbeitseinsatz reduzieren und diesen wieder steigern, wenn die Kinder weitgehend selbstandig sind. SchlieBlich lasst sich im Gegensatz zur Wahrscheinlichkeit einer Mitarbeit ein Effekt der Gewerbedummies feststellen: Im Vergleich zu den Malern/Lackierern zeigen alle anderen vier Gewerbetypen einen hoheren Umfang der Mitarbeit, der allerdings nur bei den Inhabern von Reisebtiros und den Tankstellenpachtern signifikant ausfallt. Dies kann unter anderem daran liegen, dass diese Branchen im Gegensatz zu den Maler- und Lackierarbeiten nicht durch handwerkliche, oft korperlich anstrengende Arbeit gepragt ist und daher eine qualifizierte Mitarbeit ftir Frauen attraktiver wird. Als Fazit dieses Kapitels lasst sich festhalten, dass die interne Mitarbeit der Partnerin im Unternehmen des Selbstandigen eine zentrale Rolle fur das Verstandnis von Spezialisierungsprozessen in derartigen Partnerschaften spielt. Da diese Art der Erwerbstatigkeit mit einer hohen Flexibilitat verbunden ist, ergeben sich Vorteile fur das Unternehmen als auch fur den mitarbeitenden Partner. Aus betrieblicher Sicht kann je nach Arbeitsanfall auf eine qualifizierte Mitarbeit zuriickgegriffen werden, ohne dass hierbei Lohnfixkosten anfallen, die bei mangelnder Auslastung verloren waren. Die Arbeitskraft des Partners wird bei mangelndem Bedarf einfach in den Haushalt verlagert. Aus Sicht der Frauen erlaubt
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6 Spezialisierung und Koordination
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diese Form eine hohe Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstatigkeit, da sowohl kurzfristig auf besondere familiare Situationen (z.B. die Erkrankung eines Kindes) als auch langfristig im Lebenszyklus flexibel reagiert werden kann. Zudem ermoglicht diese Flexibilitat dem Selbstandigen sich auf das Unternehmen zu konzentrieren, da der Haushalt weitgehend durch den Partner betreut wird. Damit ergibt sich ein gewissermaBen paradoxes Ergebnis: Obwohl in Selbstandigenbeziehungen ein starkere Tendenz zur Spezialisierung existiert, kann es im Hinblick auf die Wahl zwischen Erwerbstatigkeit und Hausarbeit durch den Partner des Selbstandigen zu einer geringeren Spezialisierung kommen. Grund hierflir ist eben die bessere Moglichkeit, beide Bereiche miteinander vereinbaren zu konnen. Allerdings wurde vor allem in Abschnitt 6.3.3 deutlich, dass die interne Mitarbeit eine Reihe von Voraussetzungen und 'Opportunitatskosten' mit sich bringt. Wesentliche Voraussetzung ist die Losung eines grundsatzlichen Vertrauensproblems hinsichtlich der notwendigen Investitionen fur eine Mitarbeit, die aus der moglichen Auflosung der Beziehung resultiert. Nur wenn die mitarbeitenden Partner tiberzeugt sind, dass sie in einer stabilen Beziehung leben, werden sie diese Investitionen tatigen und die sich daraus ergebende Abhangigkeit vom Unternehmen des Partners akzeptieren. Betrachtet man die hohen Anteile der Mitarbeit von Ehe- und Lebenspartnern (vgl. Kap. 6.3.1), so wird deutlich, welche besondere Bedeutung die in Kapitel 5 untersuchten Mechanismen zur Stabilisierung in diesen Partnerschaften besitzen. Hinsichtlich der Opportunitatskosten zeigt sich, dass die Mitarbeit von Eheund Lebenspartner zu einem ' Verlust' an monetarem Haushaltseinkommen fuhren kann. Wie in der Analyse unterschiedlicher Determinanten der Mitarbeit gezeigt werden konnte, richtet sich die Art der Erwerbstatigkeit nicht nach dem potentiell erzielbaren Einkommen der Partner. Selbst wenn in Rechnung gestellt wird, dass hierflir auch mangelnde externe Arbeitsplatze verantwortlich sein konnen, ist es unwahrscheinlich, dass dies fur alle Partnerinnen (z.B. der z.T. hoch qualifizierten Partnerinnen von Apothekern) gilt. Vielmehr liegt hier die Interpretation nahe, dass die oben diskutierte Flexibilitat sowie unter Umstanden die Moglichkeit, gemeinsam einer beruflichen Tatigkeit nachzugehen, gegen ein hoheres Haushaltseinkommen getauscht wird. Dies lasst auch einen interessanten Riickschluss auf die Erwerbstatigkeitspraferenzen von Frauen im Allgemeinen zu. Es besteht offensichtlich nicht nur ein hoher Bedarf an flexibler Arbeit, sondern die Akteure sind auch bereit, entsprechende LohneinbuBen daflir hinzunehmen. Dies gilt allerdings
6 Spezialisierung und Koordination
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nur, solange das Haushaltseinkommen entsprechend hoch ist: Erstens zeichnen sich die Haushalte von Selbstandigen im Schnitt durch hohere Einkommen aus, und zweitens kann aufgrund der hoheren Wahrscheinlichkeit einer externen Erwerbstatigkeit der Partnerinnen von Selbstandigen (vgl. Tabelle 6-4) vermutet werden, dass die Sicherung des Haushaltseinkommens ebenfalls eine zentrale Rolle spielt.
7 Fazit
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In der vorliegenden Arbeit standen die privaten Partnerschaften selbstandig erwerbstatiger Personen im Mittelpunkt. Es wurde der Frage nachgegangen, inwieweit diese spezifische Erwerbsform die Beziehung zusammenlebender Paare beeinflusst. Im vorliegenden Abschnitt werden die hierfiir angestellten theoretischen Uberlegungen und empirischen Untersuchungen knapp zusammengefasst, urn anschlieBend sowohl die Implikationen fiir die Theoriebildung hinsichtlich privater Partnerschaften als auch die Forschung tiber Familie und Beruf hervorzuheben. Diese Ausflihrungen werden durch einen Ausblick auf offene Fragen erganzt, die der weiteren Untersuchung bedtirfen.
Fragestellung der Arbeit
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Ausgangspunkt fur dieses Untersuchungsproblem war die Beobachtung, dass einerseits berufliche Selbststandigkeit in hoherem MaBe als abhangige Erwerbstatigkeit mit der Partnerschaft und der Familie verkniipft werden kann, andererseits die unternehmerische Seite der Selbstandigkeit sowohl andere Moglichkeiten als auch andere Belastungen fiir den Selbstandigen mit sich bringt. Diese besonderen Eigenschaften beruflicher Selbstandigkeit fuhren somit einerseits zu neuen Moglichkeiten der Abstimmung zwischen der Erwerbstatigkeit und der Familie bzw. der Partnerschaft, andererseits zu neuen Problemen im Hinblick auf die Art und Weise, wie die Akteure ihren Haushalt und die private Partnerschaft 'organisieren'. Konkret standen hierbei drei Fragen im Vordergrund: • Wie sichern die Akteure die spezifischen Investitionen in die Partnerschaft ab? Hierbei wird angenommen, dass mit der beruflichen Selbstandigkeit eines Akteurs ein hoheres AusmaB an beziehungsspezifischen Investitionen durch beide Partner einhergeht und daher auch ein hoherer Absicherungsbedarf in diesen Beziehungen besteht.
260
7Fazit
• Sofern sich tatsachlich Unterschiede im Hinblick auf die Haushalts- und Partnerschaftsorganisation zwischen abhangig und selbstandig Erwerbstatigen finden lassen, welche Auswirkungen haben diese fur die Stabilitat und Qualitat der privaten Partnerschaft?
x
• Welche Spezialisierungsmuster lassen sich in Partnerschaften beruflich Selbstandiger im Hinblick auf den Einsatz der Arbeitskraft der Akteure finden? Da sich Selbstandige in der Regel auf ihr Unternehmen konzentrieren werden, fiihrt dies vor allem zu der Frage nach Umfang und Art der Erwerbstatigkeit der Lebenspartner.
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Theoretischer Hintergrund
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Als theoretische Grundlage der Analyse wurde die private Beziehung zwischen Lebens- und Ehepartnern als dauerhaftes und soziales Tauschverhaltnis aufgefasst. Dieser Tausch kann fur beide beteiligten Akteure vor allem aufgrund langfristiger Investitionen vorteilhaft sein, fiihrt jedoch zu zwei zentralen Problemen: erstens die Frage der Absicherung dieser Investitionen im Falle einer Auflosung der Partnerschaft, und zweitens die der Koordination dieser Investitionen. Das Stabilitatsproblem ergibt sich aus dem Umstand, dass beide Akteure spezifische Investitionen in die Partnerschaft nur dann tatigen, wenn sie eine langfristige Beziehung erwarten, die eine 'Amortisation' dieser Investitionen sicherstellt. Wie jedoch die hohen Scheidungsquoten in modernen Gesellschaften zeigen, konnen die Akteure nicht automatisch von einer stabilen privaten Beziehung ausgehen. Damit entsteht ein zweiseitiges Vertrauensproblem, in dem die Vertrauensleistung die Investition in die Beziehung darstellt, das Vertrauen aber durch eine einseitige Auflosung der Beziehung missbraucht werden kann. Das Problem der Spezialisierung und Koordination in Partnerschaften beruht auf der Uberlegung, dass eine arbeitsteilige Partnerschaftsorganisation zwar zu kollektiven - d.h. beidseitigen - Vorteilen fuhren kann, jedoch die Spezialisierung und die damit verbundene Investition nur von einem Akteur zu erbringen ist. Fur die Frage, wer in Partnerschaften welche Investitionen und Spezialisierungen eingeht, wurde als Ausgangspunkt Beckers okonomische Theorie des Haushalts
7Fazit
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diskutiert. Hierbei wurde deutlich, dass die in diesem Rahmen verwendete Annahme der Maximierung des Haushaltsnutzens ungeeignet ist, um die skizzierten Probleme in privaten Partnerschaften zu analysieren. Daher wurde im Folgenden von individuellen Nutzenfunktionen beider Akteure ausgegangen, wobei im Wesentlichen zwei Faktoren fur die Bereitschaft der Ubernahme einer Investition in die Partnerschaft identifiziert werden: (a) das AusmaB, in dem der investierende Akteur an dem kollektiven, die Partnerschaft betreffenden Nutzen partizipieren wird (Verteilungsaspekt), und (b) mit welcher Wahrscheinlichkeit tatsachlich mit den Ertragen einer Investition gerechnet werden kann. Letzteres hangt hierbei wesentlich von der subjektiven Einschatzung der zukiinftigen Stabilitat der privaten Beziehung durch den investierenden Akteur ab. Ein zentrales Argument dieser Arbeit beruht auf der Annahme, dass die Akteure zur Losung von Stabilitats-, Spezialisierungs- und Koordinationsproblemen selbst beitragen konnen, indem auf eine Reihe von institutionellen und informellen Mechanismen zuruckgegriffen wird. Diese von den Akteuren eingesetzten expliziten und impliziten Regeln und Mechanismen sowie die sich hieraus ergebende Verteilung von Ressourcen, Investitionen und Aufgaben in der Partnerschaft wurde als Haushalts- und Partnerschaftsorganisation bezeichnet. Um Vereinbarungen uber Investitionen und Spezialisierungen glaubhaft und verbindlich zu machen, konnen die Akteure grundsatzlich auf zwei Mechanismen zuruckgreifen, namlich bindende Vereinbarungen wie z.B. explizite Vertrage einerseits und endogene Kooperation im Rahmen wiederholter Interaktionen andererseits. Wahrend Vertrage aufgrund der damit verbundenen Transaktionskosten nur begrenzt einsetzbar sind, ist vor allem die Moglichkeit der gegenseitigen Disziplinierung im Rahmen einer langfristigen Beziehung ein zentraler Bestandteil der Sicherung von Kooperation in privaten Beziehungen. Dies setzt jedoch eine stabile Beziehung mit langfristigem Zeithorizont voraus. Daher riicken Mechanismen zur Losung des Stabilitatsproblems in den Vordergrund, die neben institutionell gestutzten Vereinbarungen (wie z.B. der Ehe) ebenfalls einen endogenen Mechanismus umfassen. Dieser beruht auf dem Umstand, dass spezifische Investitionen zwar auf der einen Seite ein Vertrauensproblem begrunden, aber auf der anderen Seite die Ausstiegsschwelle fur den investierenden Akteur erhohen. Rationale Akteure werden daher spezifische Investitionen tatigen, solange der Partner sich im selben Umfang an die Partnerschaft bindet. Dieser gegenseitige, kumulative Prozess braucht nicht simultan abzulaufen, sondern kann im Rahmen von 'Alltags-
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7Fazit
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investitionen' kleine Vorleistungen enthalten, deren Verlust im Falle einer Trennung zu keinen hohen Kosten ftxhrt. Uber die Zeit summieren sich diese kleinen Investitionen, sofern sie vom Partner erwidert werden, unter Umstanden zu einer hohen Gesamtinvestition, die die Beendigung einer Beziehung erheblich erschwert. Da eine hohe Bindungswirkung angesichts der Unsicherheit ttber die Entwicklung einer Partnerschaft jedoch nicht per se vorteilhaft ist, werden rationale Akteure Vor- und Nachteile einer institutionell und endogen gestiitzten Bindungswirkung abwagen. Hierbei werden ceteris paribus Akteure eine hohere Bindungswirkung eingehen, je hoher die zu erwartenden Spezialisierungsgewinne in der Partnerschaft sind.
Beziehungsspeziflsche Investitionen und berufliche Selbstdndigkeit
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Ein Blick auf die Literate iiber den Zusammenhang zwischen Familie und Beruf zeigte, dass sich die bestehende Forschung fast ausschlieBlich auf den 'Normalfall' der abhangigen Erwerbstatigkeit bezieht. Dies ftihrt zu der Betrachtung des alternativen Erwerbstypus der 'beruflichen Selbstandigkeit'. Eine Diskussion der Definitions- und Abgrenzungsprobleme dieser Art der Erwerbstatigkeit zeigte, dass aus praktischen wie inhaltlichen Griinden zwei Dimensionen unterschieden werden konnen. Erstens findet sich in den meisten Datensatzen eine grobe Klassifikation beruflicher Selbstandigkeit in Freiberufler, Landwirte und eine Restkategorie sonstiger Selbstandiger. Diese Klassifikation des selbstandigen 'Erwerbsstatus' kann vor allem mit dem Umstand begriindet werden, dass sich zwischen diesen Kategorien empirisch wie theoretisch substantielle Unterschiede hinsichtlich zentraler Dimensionen feststellen lassen, die z.B. die rechtlichen Rahmenbedingungen, den Bildungs- und Qualifikationshintergrund, Lebensstile oder die 'betriebliche' Organisation der selbstandigen Tatigkeit umfassen. Zweitens zeigte sich bereits in dieser Diskussion die Bedeutung einer zweiten Dimension, die mit dem Schlagwort des 'Unternehmertums' umrissen werden kann. Damit ist die Vorstellung einer selbstandigen Erwerbstatigkeit verkntipft, die in wesentlichem MaBe auf dem Einsatz eigenen Kapitals beruht, mit substantiellen Marktrisiken verbunden ist und meist mit dem Einsatz abhangig beschaftigter Mitarbeiter einhergeht. Obwohl beide Dimensionen zumindest teilweise in den empirischen Untersuchungen beriicksichtigt werden konnten, beziehen sich die theoretischen Argumente vorwiegend auf den Typus des Unternehmers, da sich gerade hier die Frage nach
7Fazit
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der Verkniipfting zwischen Familie bzw. dem privaten Haushalt einerseits und dem eigenen Unternehmen andererseits in besonderem MaBe stellt. Das zentrale theoretische Argument dieser Arbeit betrifft die Konsequenzen dieser Verkniipfting. Es wird argumentiert, dass in Partnerschaften von selbstandig Erwerbstatigen ein hoheres AusmaB an spezifischen Investitionen zu erwarten ist, die sich vor allem in drei Typen niederschlagen konnen: (a) gemeinsame finanzielle Investitionen in das Unternehmen, (b) die Unterstiitzung des selbstandig Erwerbstatigen und des Haushalts durch eine Erwerbstatigkeit des Partners und (c) soziale und psychische Unterstiitzung des Partners. Aufgrund dieser Investitionen ist zu vermuten, dass sich die skizzierten Stabilitats- und Koordinationsprobleme in Beziehungen beruflich Selbstandiger in hoherem MaBe stellen als in Beziehungen abhangig Erwerbstatiger. Dies fuhrt zu zwei Arten von Hypothesen: (a) der Annahme, dass selbstandig Erwerbstatige in hoherem MaBe auf formelle und informelle Verpflichtungsmechanismen zuriickgreifen (Kap. 5) und (b) ein hoheres AusmaB an Spezialisierung in diesen Partnerschaften beobachtbar sein sollte (Kap. 6). Um diesbeziigliche Hypothesen zu testen, wurden Beziehungen von Haupterwerbsselbstandigen mit denen von abhangig Vollzeiterwerbstatigen verglichen. Da in der Regel der Umfang spezifischer Investitionen in Partnerschaften nicht vollstandig kontrolliert werden kann, sollten sich in den Analysen substantielle Unterschiede im Hinblick auf den Erwerbsstatus finden lassen.
Regulierung und Stabilitdt der privaten Beziehungen selbstandig Erwerbstdtiger Dies fiihrte zu der ersten forschungsleitenden Frage, wie die selbstandig erwerbstatigen Akteure und ihre Partner ihre spezifischen Investitionen in die Partnerschaft absichern. Ausgehend von der grundsatzlichen Hypothese, dass beruflich Selbstandige in ihren Partnerschaften aufgrund des hoheren AusmaBes an spezifischen Investitionen und Spezialisierung in hoherem Umfang auf Mechanismen zur Absicherung zuriickgreifen, wurden auf der Basis des in Kapitel 2 skizzierten Theorierahmens Hypothesen iiber formelle Mechanismen abgeleitet und getestet. Allerdings bestatigte sich die erste Vermutung nicht, dass Selbstandige mit einer hoheren Wahrscheinlichkeit verheiratet sind, jedoch setzen sie eher als abhangig Erwerbstatige erganzende Ehe- und Partnerschaftsvertrage ein. Beziiglich der informellen Mechanismen wird vermutet, dass Selbstandige eher als abhangig
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7Fazit
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Erwerbstatige durch einen bilateralen, gegenseitigen Investitionsprozess eine hohere Bindungswirkung anstreben. Im Einklang hiermit stehen die empirischen Befunde, dass die Besitzer von Unternehmen schneller heiraten und sowohl frtiher als auch mehr Kinder bekommen als abhangig Erwerbstatige. Aufgrund der oben untersuchten Tendenzen, die Partnerschaft abzusichern und eine hohere Bindungswirkung diesbeziiglich einzugehen, sollten im Hinblick auf die zweite Forschungsfrage die Beziehungen beruflich Selbstandiger - sofern diese Bemuhungen wirksam sind - auch tatsachlich eine groBere Partnerschaftsstabilitat aufweisen. Dies wurde anhand eines Vergleichs der Ehestabilitat selbstandig und abhangig Erwerbstatiger tiberpruft. Hierbei zeigte sich erstens, dass die Ehen von Unternehmensbesitzern tatsachlich stabiler sind als die von abhangig Erwerbstatigen. Keine Effekte konnten jedoch ftlr die drei unterschiedlichen Auspragungen des Selbstandigenstatus (Freiberufler, Landwirte und sonstige Unternehmer) gefunden werden. Zweitens schlagt sich die Art und Weise, wie Haushalt und Partnerschaft organisiert werden, auch in einer hoheren Zufriedenheit mit der Ehe nieder. Dies gilt jedoch auch wieder nur fur Unternehmensbesitzer, wahrend insbesondere fur Freiberufler eine schlechtere Bewertung der Ehe zu beobachten ist. Ein Unternehmensbesitz scheint jedoch in Situationen mit massiven ehelichen Problemen nicht zu einer unerwiinschten Bindungswirkung zu fuhren. Allerdings lassen sich erste Hinweise finden, dass die Bindungswirkung durch ein (gemeinsames) Unternehmen die Tendenz fordert, eine Ehe aufrecht zu erhalten, die eigentlich nur noch auf dem Papier steht. Insgesamt kann jedoch festgehalten werden, dass die Ehen von Unternehmensbesitzern sowohl stabiler sind als auch besser bewertet werden als die Partnerschaften von abhangig Erwerbstatigen unter sonst vergleichbaren Bedingungen.
Spezialisierung und Koordination in Beziehungen selbstdndig Erwerbstatiger Fur die dritte zentrale Forschungsfrage, welche Spezialisierungsmuster sich in Partnerschaften beruflich Selbstandiger im Hinblick auf den Einsatz der Arbeitskraft finden lassen, wurden drei Dimensionen der Spezialisierung unterschieden: der gemeinsame Haushalt, eine externe Erwerbstatigkeit sowie die interne Mitarbeit des Partners des Selbstandigen. Da beruflich Selbstandige im Hinblick auf den Umfang des Einsatzes ihrer Arbeitskraft wesentlich weniger Regulierungen
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unterliegen als die meisten abhangig Beschaftigten, wird sich eine weitgehende Spezialisierung auf das eigene Unternehmen beobachten lassen. Dies fiihrte zu der Vermutung, dass (a) die Partner von beruflich Selbstandigen in einem hoheren MaBe fur den gemeinsamen Haushalt zustandig sind (b) die Partner in hoherem Mafie auch 'geschlechtsuntypische' Arbeiten verrichten. Fur beide Vermutungen lieflen sich anhand des Familiensurveys erste empirische Evidenzen finden. Die Effekte beruflicher Selbstandigkeit eines Akteurs auf die Erwerbstatigkeit des Partners konnten dagegen nur schwer spezifiziert werden, da theoretisch sowohl positive als auch negative Einflussfaktoren denkbar sind. Allerdings zeigte sich unter Kontrolle des negativen Effekts der Haushaltsarbeit ein insgesamt positiver Effekt der Selbstandigkeit auf eine Erwerbstatigkeit des Partners. Demnach erhoht die Selbstandigkeit des einen Partners die Wahrscheinlichkeit, dass der andere Partner sowohl einer abhangigen Erwerbstatigkeit als auch einer eigenen selbstandigen Tatigkeit nachgeht. Die besonders stark ausgepragten Effekte hinsichtlich des letzteren Erwerbstypus konnen angesichts der Tatsache, dass nur ein geringer Anteil der Partnerschaften zwei Unternehmen besitzt, als Hinweis gewertet werden, dass es sich um eine Mitarbeit in einem gemeinsamen Familienunternehmen handelt. Dies weist bereits auf den Umstand hin, dass die Moglichkeit des Partners, im Unternehmen des Selbstandigen intern mitzuarbeiten, einen grundsatzlichen Unterschied zu abhangig Erwerbstatigen darstellt. Daher stellte sich die Frage, in welchem Umfang diese Moglichkeit genutzt wird und damit die Partnerschafts- und Haushaltsorganisation der Akteure beeinflusst. Theoretische Uberlegungen zu den Determinanten der Mitarbeit von Lebenspartnern flihrten zu einer Reihe von Hypothesen, die die Bedeutung von Spezialisierung, Flexibility und Vertrauen in der Partnerschaft hervorheben. Erste mit Hilfe eines eigens erhobenen Datensatzes gewonnene Evidenzen zeigen im Einklang mit diesen Hypothesen, dass die Entscheidung fur eine interne Mitarbeit weniger von okonomischen Erwagungen, sondern vielmehr von Spezialisierungsmustern und dem hohen AusmaB an sozialem Kapital in der Partnerschaft abhangt.
Fazit: Private Partnerschaft und berufliche Selbstandigkeit Fasst man all diese Ergebnisse zusammen, so zeigt sich ein Bild der privaten Partnerschaften beruflich Selbstandiger, das weitestgehend dem in dieser Arbeit skizzierten theoretischen Modell entspricht. Beruflich selbstandige Personen und
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ihre Partner konnen im Vergleich zu anderen Partnerschaften durch ein erhohtes AusmaB an Spezialisierung und spezifischen Investitionen in die Partnerschaft besonders profitieren. Der Anreiz zu umfangreicheren spezifischen Investitionen stellt die Akteure jedoch auch verstarkt vor Kooperations- und Koordinationsprobleme. Dies auBert sich vor allem - aber nicht ausschlieBlich - in einer erhohten Abhangigkeit der Partner selbstandig Erwerbstatiger, die sich im Rahmen von Spezialisierungsprozessen in erheblichen MaBe an der Existenz eines (gemeinsamen) Unternehmens ausrichten. Allerdings sind die Akteure in der Lage, diese Probleme durch eine gezielte Haushalts- und Partnerschaftsorganisation zumindest teilweise zu losen, indem sie - explizit oder implizit - das AusmaB der beidseitigen Bindung an die Partnerschaft erhohen. Dies geschieht vor allem durch bilaterale spezifische Investitionen und auBert sich in Entscheidungen, die das Timing von 'bindenden' Ereignissen betreffen. Damit wird deutlich, dass ein Unternehmen als Erwerbsgrundlage einer Partnerschaft nicht per se zu stabileren und subjektiv besseren Beziehungen fiihrt, sondern die Ursache in einer gezielten Anpassungsleistung der Akteure an diese Situation zu suchen ist. Im Hinblick auf die Arbeitsteilung innerhalb der Partnerschaft lasst sich auf den ersten Blick ein erhohtes AusmaB an Spezialisierung feststellen. Vor allem die Partnerinnen halten ihren beruflich selbstandigen Mannern 'den Rticken frei', indem starker noch als in anderen Beziehungen die Haushaltsarbeit und Kinderbetreuung ubernommen wird. Allerdings ist dies nur eine Seite der Medaille, da im Gegensatz zu anderen privaten Beziehungen die Partner von selbstandig Erwerbstatigen meist die Moglichkeit besitzen, im Betrieb des Partners mitzuarbeiten. Diese Form der Erwerbstatigkeit bringt aufgrund der geringen institutionellen Einbettung und der Eigeninteressen des ' Arbeitgebers' am gemeinsamen Haushalt eine hohe Flexibility mit sich. Daher sind die Partner von Unternehmensbesitzern in der Lage, trotz einer erhohten Spezialisierung im Hinblick auf den Haushalt einer Erwerbstatigkeit nachzugehen. Dies erklart auch, warum die Partner einer Spezialisierung zustimmen, die gemaB eines verhandlungstheoretischen Modells eigentlich nachteilig sein sollte. Die reduzierte Verhandlungsmacht des spezialisierten Akteurs wird kompensiert durch den Vorteil, nicht auf eine Erwerbstatigkeit verzichten zu mtlssen. Zudem wird durch die Mitarbeit haufig ein bilaterales Monopol entstehen, da der Selbstandige die Arbeitsleistung des Partners mit der Zeit nur schwierig ersetzen kann, dies erhoht jedoch wiederum die Verhandlungsmacht des Partners in der Beziehung.
7Fazit
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Theoretische Implikationen der Ergebnisse
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Vor diesem Hintergrund lassen sich einige theoretische Implikationen fur die Modellierung von Partnerschafts- und Ehebeziehungen ableiten. Obwohl gerade in der Ehescheidungsforschung Modelle eingesetzt werden, die - beeinflusst durch die Neue Haushaltsokonomie - rationale Akteure voraussetzen, bleiben diese im Rahmen der vorliegenden Erklarungsmodelle hinsichtlich der Stabilitat ihrer Beziehung vorwiegend passiv. Dass beispielsweise gemeinsame Kinder oder gemeinsamer Besitz eine Ehe stabilisieren, ist sowohl empirisch wie theoretisch inzwischen bestens untermauert. Wenig thematisiert wird allerdings die Frage, inwiefern diese Wirkung ein unintendierter Effekt eines durch exogene Faktoren bestimmten Entscheidungsprozesses ist oder derartige 'Verpflichtungsmechanismen' von den Akteuren auch zielgerichtet im Hinblick auf die Stabilitat ihrer Beziehung eingesetzt werden. Die vorliegenden Befunde legen nahe, dass die Akteure in privaten Partnerschaften Kosten und Nutzen einer erhohten Bindungswirkung in der Partnerschaft abschatzen und sich somit in gewissen Grenzen zielgerichtet fur ein bestimmtes AusmaB an gewiinschter Bindung entscheiden. Dies bedeutet nicht, dass beispielsweise die Realisierung eines Kinderwunsches hauptsachlich von der erwiinschten Bindungswirkung an den Partner abhangt. Jedoch wird ein Akteur in der Regel eine zukiinftige Bindungswirkung einer derartigen Entscheidung mit in Betracht Ziehen. Niemand wird sich langfristig an einen Partner binden wollen, wenn die zukiinftige Beziehung eher als problematisch oder unsicher eingeschatzt wird. Spezifische Investitionen wie beispielsweise Kinder sind damit unter anderem auch Ergebnis eines Prozesses, in dem die Beziehung standig neu bewertet wird. Einen zentralen Mechanismus in dieser kontinuierlichen Festlegung zukiinftiger Bindungswirkung stellt der in Kapitel zwei skizzierte Prozess bilateraler Investitionen in die Partnerschaft dar. Die sequentielle Abfolge kleiner Investitionen in die Partnerschaft durch jeweils einen Partner minimiert die Risiken und ermoglicht gleichzeitig, Informationen uber den Partner zu sammeln. Die Ergebnisse dieser Arbeit legen nahe, dass die Akteure nicht nur derartige kleine bilaterale Investitionen 'tauschen', sondern dass die Geschwindigkeit dieses Tauschprozesses auch gezielt gesteuert werden kann, urn die Hohe der Bindungswirkung zu beeinflussen. SchlieBlich zeigten die Uberlegungen und empirischen Ergebnisse im Hinblick auf die Spezialisierung in der Partnerschaft, dass Modelle notwendig sind, die
268
7Fazit
sU
pp
Le
x
sowohl den kollektiven Haushaltsnutzen als auch die individuellen Praferenzen der Akteure beriicksichtigen. Die kollektiv vorteilhafte Spezialisierung in Partnerschaften beruflich Selbstandiger kann nur dann befriedigend erklart werden, wenn die Losung von Vertrauensproblemen und die individuelle Kompensation ftir spezifische Investitionen beriicksichtigt werden. Eine kollektiv effiziente Losung stellt sich somit nicht von selbst ein, sondern verlangt eine geeignete Haushaltsund Partnerschaftsorganisation, die in einem Aushandlungsprozess von den Akteuren festgelegt wird und deren individuelle Interessen beriicksichtigt. Im Anschluss an diese Befunde ergeben sich jedoch eine Reihe von Fragen, die der weiteren Untersuchung bedtirfen. Erstens konnte die Funktionsweise des bilateralen Investitionsprozesses nur indirekt analysiert werden, indem das Timing von Heirat und der Geburt des ersten Kindes als Indikator fur die Geschwindigkeit dieses Prozesses herangezogen wurde. Hier ware wiinschenswert, diesen Prozess iiberpriifen zu konnen, indem die Abfolge kleiner Investitionen und deren Determinanten direkt untersucht wird. Dies setzt jedoch wesentlich genauere Informationen voraus, als sie mit den hier verwendeten Daten verfiigbar waren. Mit dieser Problematik eng verkniipft ist zweitens die Untersuchung von Aushandlungsprozessen in der Partnerschaft. Zwar wurden im Rahmen des allgemeinen theoretischen Modells die Existenz derartiger Aushandlungsprozesse angenommen, diese wurde jedoch im Rahmen der empirischen Untersuchungen nicht explizit untersucht. Insbesondere stellt sich hier die Frage, ob die beobachteten Regulierungsmechanismen in Partnerschaften beruflich Selbstandiger tatsachlich ausreichen, um ungleichgewichtige Verteilungen der Haushaltsressourcen zu verhindern.
Folgerungen fur die Forschung fiber Berufund Familie Im Hinblick auf das Verstandnis der Interdependenz zwischen Berufund Familie zeigt sich vor allem, dass der 'Normalfall' der abhangigen Erwerbsarbeit sich substantiell von dem Typus 'untemehmerischer' Selbstandigkeit unterscheidet. Insbesondere die 'Einbettung' der privaten Partnerschaft in den Unternehmenskontext ermoglicht Strategien der Absicherung und Spezialisierung, die in anderen Partnerschaften nicht zur Verfligung stehen. Damit wird auch deutlich, dass die Art der Erwerbstatigkeit eine zentrale Rolle flir die Erklarung von Familien- und Lebenslaufprozessen darstellt. Die Analyse von 'besonderen' Erwerbstatigkeits-
7Fazit
269
sU
pp
Le
x
formen ist hier nicht nur im Hinblick auf die Erweiterung von Erkenntnissen uber spezifische Gruppen auf dem Arbeitsmarkt hilfreich, sondern ermoglicht auch die Uberprufung und Weiterentwicklung von Theorien. So erlaubt diese Arbeit beispielsweise Aussagen uber den Effekt einer geringeren institutionellen Einbettung der Erwerbstatigkeit auf die Partnerschaft und den Haushalt. Insbesondere Frauen mit Kindern haben aufgrund eines relativen starren Arbeitsangebotes im Hinblick auf Arbeitsumfang und -flexibilitat erhebliche Probleme, Familie und Beruf zu vereinbaren. Die Mitarbeit in der Firma des Partners oder einem gemeinsamen Unternehmen unterliegt dagegen nicht den institutionellen Restriktionen des allgemeinen Arbeitsmarktes. Die Ergebnisse zeigen hier, dass die Akteure nicht nur einen hohen Bedarf an flexiblen Losungen besitzen, sondern auch bereit sind, Kosten wie z.B. EinkommenseinbuBen hierfiir in Kauf zu nehmen. Im Hinblick auf die Bedeutung unterschiedlicher Formen der Erwerbstatigkeit ware es wunschenswert, in einem nachsten Schritt mit Hilfe des theoretischen Modells die Unterschiede zwischen verschiedenen Typen von Partnerschaften mit ausschlieBlich abhangiger Erwerbsarbeit zu untersuchen. Interessant waren hier vor allem 'neue' Formen der Erwerbstatigkeit, wie sie z.B. im Bereich der Dienstleistungsberufe verstarkt zum Einsatz kommen und die ein hohes AusmaB an beruflicher und raumlicher Mobilitat erfordern. Dies kann zu Vorhersagen flihren, die Unterschiede im bilateralen Investitionsprozess (und damit auch der Bindungswirkung) aufgrund unterschiedlicher beruflicher Rahmenbedingen der Partnerschaften erklaren. Beispielsweise lieBe sich vermuten, dass Partnerschaften von Wochenendpendlern andere Investitionsmuster aufweisen als Partnerschaften, in denen beide in nur einem gemeinsamen Haushalt leben.
Bedeutung der Befundefiir die Forschung uber berufliche Selbstandigkeit SchlieBlich lassen sich im Hinblick auf die Selbstandigkeitsforschung im Wesentlichen zwei Schlussfolgerungen festhalten. Erstens zeigen die vorliegenden Befunde, dass die 'private Einbettung' der Selbstandigkeit in einen Partnerschafts- und Haushaltskontext eine groBe Bedeutung ftir diese Art der Erwerbstatigkeit besitzt. Sowohl die hohen Anteile mitarbeitender Partner als auch die gefundenen Spezialisierungsmuster legen nahe, dass selbstandige Erwerbstatigkeit in hohem MaBe auf die Unterstiitzung aus dem familiaren Kontext angewiesen ist. Analysen uber Ein-
270
7Fazit
sU
pp
Le
x
und Austritte aus der Selbstandigkeit sowie den Erfolg des Unternehmens sollten daher in hoherem MaBe als bisher diese private Einbettung beriicksichtigen. Zweitens bleibt festzuhalten, dass in der Selbstandigenforschung in einem erhohten MaBe die Heterogenic der beruflichen Selbstandigkeit berticksichtigt werden sollte. Insbesondere die zum Teil stark differierenden Befiinde zwischen dem Unternehmensbesitz und dem Selbstandigenstatus werfen die Frage auf, was eigentlich mit den generell verfugbaren Operationalisierungen beruflicher Selbstandigkeit erfasst wird. Die ganz unterschiedlichen organisatorischen, rechtlichen und marktspezifischen Bedingungen unterschiedlicher Typen von Unternehmen, Berufen oder Tatigkeiten lassen es notwendig erscheinen, auch fur die Erklarung typischer Explananda wie dem Eintritt in die Selbstandigkeit zwischen den einzelnen Gruppen zu differenzieren. Dies ist jedoch mit der im Allgemeinen verfugbaren Datenbasis kaum zu leisten; die Mannheimer Scheidungsstudie mit zwei unterschiedlichen Operationalisierungen beruflicher Selbstandigkeit stellt hier einen Ausnahmefall dar. Daher erscheint es notwendig, fur bestimmte Fragen spezifische Datensatze zu erheben, die ausschlieBlich oder iiberproportional Selbstandige enthalten. Nicht zuletzt bedingt durch die Datenlage schlieBen sich jedoch eine Reihe von Frage hinsichtlich der privaten Einbettung beruflicher Selbstandigkeit an, die in der vorliegenden Arbeit nicht beantwortet werden konnten und die Grundlage ftir weitere Forschungsarbeiten in diesem Gebiet sein konnen. Dies betrifft erstens die Rolle weiterer Haushalts- und Familienmitglieder, die hier weitestgehend unberilcksichtigt blieben. Die Mitarbeit im Unternehmen kann auch fur diesen Personenkreis eine relevante Alternative darstellen, die jedoch in gewissem Urnfang mit ahnlichen Problemen wie im Falle des Ehepartners verbunden sind. Hier ware zu klaren, wie Vertrauens- und Stabilitatsprobleme in diesen Fallen gelost werden konnen. Zweitens kann der Haushalt nicht nur als Ressource fur das Unternehmen betrachtet werden, sondern auch das Erklarungsziel darstellen. Hier stellt sich insbesondere die Frage nach den Konsequenzen, die die Selbstandigkeit ftir den Haushalt und dessen Mitglieder mit sich bringt. Dies beinhaltet beispielsweise das Problem, wie die Haushalte mit unregelmaBigen Einkommensstromen umgehen und welche Konsequenzen dies fur das private Konsum- und Investitionsverhalten nach sich zieht. Geht man weiter davon aus, dass die Erwachsenen in Selbstandigenhaushalten in erhohtem Umfang Zeit fiir das Unternehmen aufbringen, stellt sich die Frage nach Konsequenzen fur eventuell vorhandene Kinder im Haushalt.
7Fazit
271
sU
pp
Le
x
Die Theorie sozialen Kapitals wiirde unter diesen Umstanden nahe legen, dass die Eltem aufgrund des knappen Zeithaushalts weniger zur Verfugung stehen, urn Kinder bei dem Erwerb von Humankapital zu unterstiitzen (vgl. z.B. Coleman 1988). Im Hinblick auf die arbeitmarktpolitische Praxis sei abschlieBend noch auf eine Implikation dieser Arbeit hingewiesen. Forderprogramme fur Unternehmensgrunder zielen vorwiegend und in vielen Fallen ausschlieBlich auf finanzielle Untersttitzung oder rechtliche Beratung ab. Die hier demonstrierte Bedeutung des Ehe- oder Lebenspartners legt nahe, in diese Leistungen auch den privaten Bereich zu integrieren. Im Mittelpunkt kann hierbei eine Analyse stehen, die klaren hilft welchen Beitrag der Lebenspartner in welcher Phase der Unternehmensentwicklung erbringen kann. Zudem sollten Uberlegungen angestellt werden, wie die spezifischen Investitionen ftir eine Mitarbeit abgesichert werden konnen. Moglichkeiten stellen hier vor allem geeignete Ehe- und Partnerschaftsvertrage sowie finanzielle Beteiligungen am Unternehmen dar. Mit einer derartigen Beratung kann dem Umstand Rechnung getragen werden, dass gerade Unternehmensgriinder im Wesentlichen MaBe auf die Untersttitzung ihrer Lebenspartner vertrauen.
8 Anhang: Variablendefinitionen und deskriptive Kennzahlen
Die folgenden Tabellen geben eine Ubersicht iiber die in den Analysen verwendeten Variablen. Auf eine Erlauterung der Operationlisierungen wird an dieser Stelle verzichtet, da die zentralen Variablen in Kapitel 4 und soweit als notwendig im Rahmen der Diskussion der einzelnen Analysen erlautert wurden.
pp
Allgemeine Variablen
Mini- Maximum Mittelwert Standardmum abweichung
Le
N
x
8.1 Variablen aus den gepoolten ALLBUS 1984 - 1996
22772
0.00
1.00
0.14
0.34
Erhebungsjahr 1988
22772
0.00
1.00
0.13
0.34
Erhebungsjahr 1990
22772
0.00
1.00
0.13
0.34
Erhebungsjahr 1991
22772
0.00
1.00
0.13
0.34
Erhebungsjahr 1992
22772
0.00
1.00
0.16
0.36
Erhebungsjahr 1994
22772
0.00
1.00
0.15
0.36
Erhebungsgebiet Ostdeutschland
22772
0.00
1.00
0.22
0.41
Alter des Befragter
22740
18.00
95.00
45.62
17.17
Einkommen des Befragten, fehlende Werte geschatzt
22435
0.00 17000.00
Geschlecht des Befragten
22772
0.00
sU
Erhebungsjahr 1986
Informationen tiber den Befragten
1.00
1643.20 1191.50 0.52
0.50
274
Anhang
Fortsetzung Tabelle 8-1
N
Mini- Maximum Mittelwert Standardmum abweichung
11766
0.00
1.00
0.02
0.13
Selbstandigenstatus des Befragten: Landwirt
11766
0.00
1.00
0.01
0.11
Selbstandigenstatus des Befragten: Sonstige Selbst.
11766
0.00
1.00
0.07
0.26
Befragter verheiratet?
16326
0.00
1.00
0.85
0.36
Index Einstellung zur Familie
22772
1.00
4.00
2.42
0.46
Befragter besitzt Ehe- oder Lebenspartner
22721
0.00
1.00
0.72
0.45
22232
0.00
1.00
0.08
0.27
22764
1.00
3.00
1.04
0.29
pp
Befragter: Deutsche Staatsangehorigkeit
Le
Befragter: Hochschulabschluss
x
Selbstandigenstatus des Befragten: Freiberufler
Informationen tiber den Partner
22772
15.00
92.00
44.45
10.46
Partner ist selbstandig
22772
0.00
1.00
0.05
0.21
Partner hat Hochschulabschluss
13758
0.00
1.00
0.20
0.40
Partner ist erwerbstatig
15418
0.00
1.00
0.61
0.49
Anzahl der Kinder im HH
22772
0.00
7.00
0.68
97,00
sU
Alter des Partners (fehlende Werte durch Mittelwert ersetzt)
Anhang
275
8.2 Variablen aus dem Familiensurvey 1988 N
Minimum Maximum Mittelwert Standardabweichung
6666
14,00
56,50
23,06
5,57
Beginn der Partnerschaft (in Monaten)
6790
552,00
1056,00
877,47
118,30
Kind in Partnerschaft vorhanden
7149
0,65
0,48
Haushaltseinkommen unklassifiziert
0,00
1,00
6620
215,00
12000,00
3649,08
1751,42
7149
0,00
1,00
0,53
0,50
pp
Frau in der Partnerschaft ist erwerbstatig
x
Durchschnittalter der Partner bei Beziehungsbeginn
Le
Informational tiber die Partnerschaft und den Haushalt
sU
Informationentiberden Selbstandigenstatus: In der Partnerschaft existiert ein Freiberufler
7149
0,00
1,00
0,02
0,13
ein Landwirt
7149
0,00
1,00
0,01
0,10
ein sonstiger Selbstandiger
7149
0,00
1,00
0,06
0,24
Spezialisierungsindex fur die Partnerschaft
7149
0,09
13,00
2,16
2,23
Anzahl Kinder in der Partnerschaft
7149
0,00
9,00
1,24
1,17
Partnerschaftsdauer in Jahren
6976
0,00
42,00
14,79
9,85
7149
0,00
1,00
0,56
0,50
Informationen tiber den Befragten Geschlecht Befragter
276
Anhang
Fortsetzung Tabelle 8-2
N
Minimum ]Maximum 1Vlittelwert
Befragter besitzt Hochschulreife
7133
0,00
1,00
0,21
0,41
Lebensalter in Jahren
7149
18,00
55,00
37,60
9,75
Befragter ist verheiratet
7149
0,00
1,00
0,80
0,40
Freiberufler
7149
0,00
1,00
0,01
0,09
Landwirt
7149
0,00
1,00
0,01
0,08
sonstiger Selbstandiger bis 1 Mitarbeiter
7149
0,00
1,00
0,02
0,13
1,00
0,01
0,10
0,00
1,00
0,00
0,05
Standardabweichung
Le 7149
0,00
pp
sonstiger Selbstandiger zwischen 2 und 9 Mitarbeitern
x
Selbstandigenstatus des Befagten:
7149
sU
sonstiger Selbstandiger mit mehr als 9 Mitarbeitern
Informationen tiber den Partner Partner hat Hochschulreife
6740
0,00
8,00
0,31
1,01
Partner ist erwerbstatig
7149
0,00
1,00
0,78
0,42
Partner ubernimmt Reparaturen im Haushalt
6893
0,00
1,00
0,39
0,49
277
Anhang 8.3 Variablen aus der Mannheimer Scheidungsstudie N
Minimum Maximum Mittelwert Standardabweichung
Informationen uber die Partnerschaft und den Haushalt 4725
12,00
59,50
21,86
4,34
kirchliche Heirat der Partner
4875
0,00
1,00
0,61
0,49
Wirtschaftliche Verhaltnisse zum Beziehungsbeginn
4862
0,00
1,00
0,56
0,50
Aktuelle wirtschaftliche Verhaltnisse (zum Interviewzeitpunkt bzw. am Ende der Beziehung)
4854
1,00
0,93
0,26
x
Durchschnittsalter der Partner bei Beziehungsbeginn
pp
Le
0,00
4877
0,00
1,00
0,25
0,44
Freiberufler
4877
0,00
1,00
0,04
0,19
Landwirt
4877
0,00
1,00
0,01
0,09
Sonstiger Selbstandiger
4877
0,00
1,00
0,07
0,26
Unternehmensbesitz bei Beziehungsende/Interviewzeitpunkt
4877
0,00
1,00
0,08
0,26
Unternehmensbesitz wahrend Ehe
4827
0,00
1,00
0,11
0,31
Probleme in der Ehe
sU
Selbstandigkeitsstatus in der Partnerschaft: Es existiert mindestens ein
Informationen iiber den Unternehmensbesitz in der Partnerschaft
278
Anhang
Fortsetzung Tabelle 8-3
N
Minimum Maximum Mittelwert Standardabweichung
Weibliche Selbstandige in der
4877
0,00
1,00
0,04
0,20
Jahr der Heirat
4846
30,00
96,00
72,29
12,94
Partner haben leibliche Kinder
4877
0,00
1,00
0,74
0,44
Ehe wurde vor 1945 geschlossen
4877
0,00
1,00
0,02
0,14
Ehe wurde in der DDR geschlossen
4877
0,00
1,00
0,20
0,40
Immobilienbesitz in Ehe beide Partner besitzen nicht die deutsche Staatsburgerschaft
4872
0,00
1,00
0,41
0,49
1,00
0,03
0,17
4877
0,00
6,00
1,38
1,16
4874
0,00
1,00
0,06
0,24
pp
Abschluss eines Vertrags fur den Fall einer Scheidung
0,00
Le
Anzahl der Kinder in der Partnerschaft
4877
x
Beziehung
4877
0,00
1,00
0,50
0,50
Wohnort bei Heirat mehr als 50000 Einwohner
4733
0,00
1,00
0,44
0,50
Zeitdauer zwischen Beziehungsbeginn und Heirat
4700
0,01
37,83
2,55
2,35
Zeitdauer zwischen Beziehungsbeginn und erstem leiblichem Kind
3519
.01
26.33
3.9972
3,1118
Zeitdauer zwischen der Heirat und erstem leiblichem Kind
3560
0,01
31,92
1,74
2,28
Zeitdauer zwischen dem Beziehungsbeginn und dem Immobilienerwerb
1460
.01
43.00
10.4145
7,2098
sU
Ehe wurde geschieden
Zeitbezogene Variablen, alle Angaben in Jahren
Anhang
279
Fortsetzung Tabelle 8-3
N
Minimum Maximum Mittelwert Standardabweichung
520
.01
38.00
7.9918
7.1036
Zeitdauer zwischen der Ehe und dem Erwerb/der Grtindung des eigenen Unternehmens
523
.01
37.00
5,8711
6,7141
4816
0,01
65,50
16,61
12,69
formationen tiber den Befragten Lebensalter des Befragten
4860
19,00
90,00
47,88
12,98
4744
0,00
50,00
1,40
2,87
pp
Anzahl der festen Partner vor der ersten Ehe
Le
Dauer der Ehe bis Tod/Scheidung/Interview
x
Zeitdauer zwischen dem Beziehungsbeginn und dem Erwerb/der Grtindung des eigenen Unternehmens
4843
0,00
1,00
0,04
0,20
Heiratsalter des Befragten
4828
14,00
69,00
24,13
4,62
Befragter besitzt nicht die deutsche Staatsburgerschaft
4877
0,00
1,00
0,05
0,22
Befragter besitzt Abitur bei Beziehungsbeginn
4598
0,00
1,00
0,20
0,40
Geschlecht des Befragten
4877
0,00
1,00
0,50
0,50
Befragter besitzt Hochschulabschluss
4870
0,00
1,00
0,21
0,41
Befragter ist Freiberufler
4456
0,00
1,00
0,02
0,15
Befragter ist Landwirt
4456
0,00
1,00
0,00
0,07
Befragter ist sonstiger Selbstandiger
4456
0,00
1,00
0,04
0,20
sU
Befragter empfindet seine Ehe nur auf Papier bestehend
Selbstandigenstatus des Befragten
280
Anhang
Fortsetzung Tabelle 8-3
N
Minimum Maximum Mittelwert Standardabweichung
4827
0,00
1,00
0,08
0,27
Einschatzung der ex post Ehequalitat durch den Befragten
4859
0,00
1,00
0,46
0,50
Einschatzung der Ehequalitat im ersten Ehejahr durch den Befragten
4846
0,00
1,00
0,81
0,39
Einschatzung der ex post Ehezufriedenheit durch den Befragten
4857
0,00
1,00
0,54
0,50
sU
pp
Le
x
Befragter besitzt im Laufe der Ehe eine Untemehmen
Anhang
281
8.4 Variablen aus dem Selbstandigensurvey Niirnberg-Leipzig N
Minimum Maximum Mittelwert Standardabweichung
Informationen uber die Partnerschaft und den Haushalt 439
0,00
1,00
0,88
0,33
Ehe- oder Partnerschaftsvertrag vorhanden
436
0,00
1,00
0,25
0,43
Beziehungsdauer in Jahren
415
In der Beziehung sind Kinder vorhanden
422 440
47,50
19,93
11,12
0,00
1,00
0,63
0,48
0,00
Alter des Befragten
431
24,00
70,00
45,76
10,04
Befragter besitzt Hochschulreife
440
0,00
1,00
0,32
0,47
sU
pp
Informationen zur Person des befragten Selbstandigen
0,00
Le
Interview in Leipzig
x
Befragter Selbstandiger und Partner sind verheiratet
370
0,00
68,50
6,40
8,05
Apotheke
440
0,00
1,00
0,28
0,45
Tankstelle
440
0,00
1,00
0,08
0,26
Optikerbetrieb
440
0,00
1,00
0,14
0,35
Reisebtiro
440
0,00
1,00
0,08
0,26
Maler/Lackiererbetrieb
440
0,00
1,00
0,36
0,48
1,00
0,52
0,50
Informationen zum Betrieb des Selbstandigen Unternehmensgrosse
Typ des Unternehmens
Indikator fur Vertrauensprobleme im Betrieb
282
Anhang Fortsetzung Tabelle 8-4
N
Prozentuelle Beteiligung des(r) Befragten am Unternehmen
Minimum Maximum Mittelwert Standardabweichung
414
10,00
100,00
92,79
17,21
Alter des Partners
431
22,00
74,00
43,32
10,01
Partner betreut uberwiegend den Haushalt
396
0,00
1,00
0,82
0,39
Partner arbeitet im Unternehmen mit
365
0,00
1,00
0,65
0,48
Umfang der Mitarbeit Std/Woche
365
90,00
18,74
19,45
x
Informationen uber den Partner
Le
0,00
418
0,00
1,00
0,37
0,48
Indikator fur spezifische Investitionen durch vorige Berufsausbildung
425
0,00
1,00
0,33
0,47
Indikator interne Produktivitot: Stundenlohn fur Ersatz
341
4,92
66,67
28,91
9,47
Indikator externe Produktivitat des Partners: externes Einkommen klassifiziert
400
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Berufliche Tatigkeit des Partners aufierhalb des Unternehmens
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9, 12, 57, 84, 103, 108, 128, 142, 196, 199, 200,212,223, 231-233,236,243,244
Arbeitnehmer . . . . 54, 57, 67, 75, 87, 94, 95, 108, 109, 199, 222, 230-234, 243 Arbeitsbedingungen
9, 12, 23, 34- 38, 67, 83, 85-87, 143, 196, 198, 200, 216,
x
Arbeitsmarkt
82, 178, 231
Le
219, 231, 232, 236, 240-243, 246, 269, 288-291, 296, 305 Arbeitsteilung
21, 32, 35, 37, 68, 180, 196, 199, 200, 266, 296
B Bargaining
56, 286,293,295, 298, 300-303
5, 9, 10, 12, 15, 63-66, 90, 91, 123, 125, 168, 221, 238, 241,259,262, 268, 269,285,298
sU
Beruf
pp
Aushandlung (siehe Bargaining)
Betrieb . . . . 34, 67, 72, 74, 78, 81, 100, 112-115, 122, 126-128, 133, 142, 145, 168, 169, 196, 198, 199, 211, 212, 217,219, 222-225, 227,229-238, 240-243, 247, 249, 250,252,253, 255, 266,281, 283, 293, 305
E Ehevertrag Ehezufriedenheit
55, 56, 96, 135, 155 135, 180,280
F Familienunternehmen
70, 71, 122, 143, 175, 215, 221, 283, 284, 297, 302, 305, 306
308
Stichwortverzeichnis
Freie Berufe
12, 67, 74-77, 107, 108, 117-121, 125-127, 146, 147, 150153, 156, 159, 161, 162, 164-166, 170, 177, 183, 184, 188, 191, 203, 204, 208, 211, 262, 264, 274-277, 279
H Hausarbeit
33-35, 39, 96, 203, 216, 252, 256
Hausarbeitsteilung
215
I
Le
x
Investitionen 5- 8, 11, 13-17, 21, 23, 24, 28-31, 34, 37-43, 45-50, 55-61, 63, 71, 86, 93, 94, 96, 100-105, 109, 112, 113, 128, 135, 136, 138-141, 151, 157, 162, 164, 168, 169, 174-176, 178, 181, 193, 198-200,210,235, 240, 243, 245-247, 249, 253, 256, 259-263, 266-268, 271, 282
K
13-15, 27, 36, 52-55, 60, 105, 195, 261, 283, 284, 302
sU
Kooperation
pp
Kinder.... 10, 17, 21, 39, 57, 58, 64, 91, 92, 95, 109, 137, 142-144, 152,153, 159, 159-170, 178, 184, 188, 191, 203, 206, 208, 212-216, 221, 232, 237, 238, 240, 247, 254, 255, 264, 267, 270, 271, 274, 275, 278, 281
Kooperationsproblem
Koordinationsproblem
22, 30, 51 34
L Landwirte
74, 75, 76, 77, 107, 117, 120-122, 125-127, 145, 146, 150-153, 156,164,159,162,165,166, 170,172,177, 183,184,188,191, 203,204,208,262,264,274-277,279,299
Stichwortverzeichnis
309
M Mitarbeit
6, 17, 18, 81, 82, 98, 100, 101, 103, 104, 113-115, 128, 130, 133, 142,157,169,196,197,211-213,215,217,218,221-227, 229-241, 243-256, 264-266, 269-271, 282, 283
P 6, 180
Partnerschaftsvertrag
17, 42, 56, 137, 138, 144, 155, 168, 171, 174, 175, 184, 189, 263, 271, 281
Scheidungsquoten
28, 60, 122, 123, 138, 148, 155, 156, 158, 168, 171-173, 179, 182, 186, 190, 278, 279, 288, 296, 305 14, 31, 260
5, 6, 14, 16-19, 21, 23, 24, 31-34, 37-41, 43, 45-50, 55, 60, 63, 136, 139, 169, 176, 181, 193, 195, 197, 198, 200-202, 204-206, 209, 213, 214, 216, 218, 230, 236, 237, 239, 249, 256, 260, 261, 263-268
sU
Spezialisierung
Le
s Scheidung
88, 90, 91, 101, 198, 229-231, 241-247, 252, 253, 282
pp
Produktivitat
x
Partnerschaftsqualitat
Spieltheorie
47, 295
T Tausch Tauschgewinn
13, 20, 27, 260 21,23,24,48
Stichwortverzeichnis
310
u Unternehmensbesitz
Untemehmer
68, 124, 125, 127, 129, 151, 156, 160, 164, 166, 170, 172, 177, 179, 182-184, 187, 188, 190-192,202, 217, 264,270, 277 7, 10, 69, 85, 90, 92, 93, 108, 207, 225,264,297
V Verhandlungen
58 6, 58, 59, 97, 105, 135, 139, 142, 195 6, 16, 17, 48, 56, 105, 135, 140, 154,
Le
Verpflichtungsmechanismen
x
Verpflichtungen
pp
164, 168, 169, 178, 181, 195, 238, 263
Verteilungsprobleme
sU
Vertrauen
36, 45, 51, 98, 100, 104
6, 14, 18, 21-23, 27, 44, 47, 57, 136, 139, 219, 230, 233, 237, 260, 265, 271, 301