OTTO ZIERER
BILD DER JAHRHUNDERTE EINE WELTGESCHICHTE IN 19 EINZEL- UND 11 DOPPELBÄNDEN
A B E N D L I C H E KAISER Da...
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OTTO ZIERER
BILD DER JAHRHUNDERTE EINE WELTGESCHICHTE IN 19 EINZEL- UND 11 DOPPELBÄNDEN
A B E N D L I C H E KAISER Das ist der Titel des soeben erschienenen neunten Barides der neuartigen Weltgeschichte. Dieser Band behandelt das zweite nachchristliche Jahrhundert
Wie Abendrot leuchtet in der Regierungszeit der stoischen Kaiser - vonTrajan bis Marc Aurel - noch einmal Größe und Schönheit des Imperiums auf. Aber müde, abendlich und alt ist diese heidnische Welt. Immer höher brennt das Feuer christlicher Gläubigkeit. Gegen Ende des Jahrhunderts drängen die „Barbaren" an die Grenzen; die Soldateska rebelliert, und die vornehme Gesellschaft verkommt in Unmoral und Degeneration. Ein Hauch von Tod und Verwesung liegt über der Wunderstadt am Tiber.
Auch dieser Band ist in sich vollkommen abgeschlossen und enthält wieder ausgezeichnete Kunstdrucktafeln und zuverlässige historische Karten. Er kostet in der herrlichen Ganzleinenausgabe mit Rot- und Goldprägung und farbigem Schutzumschlag DM3.60. Mit dem Bezug des Gesamtwerkes kann in bequemen Monatslieferungen jederzeit begonnen werden. Prospekt kostenlos vom
VERLAG SEBASTIAN LUX • MURNAU/MÜNCHEN Beachten Sie bitte die letzte Seite
KLEINE B I B L I O T H E K DES WISSENS
LUX-LESEBOGEN NATUR-
UND
KULTURKUNDLICHE
HEFTE
VERLAG SEBASTIAN LUX • MURNAU/MÜNCHEN
T r a u m vom Leben Wie eine Sternenlandschaf t liegt die Ebene am Henares zu Füßen der Guadarramaberge. Zehn Meilen nach Südwesten zeichnen sich die Umrisse von Madrid gegen den gelben Himmel. Kahle Berge ziehen gleich urweltlichen Riesentieren gebeugt zum nordwestlichen Horizont, sie sind wie jene fremden Küsten, die im „Goldenen Zeitalter" Spaniens von den Kapitänen auf den Weltmeeren entdeckt werden. Fern und der Menschheit entfremdet dehnt sich die braune, von dürrem Steppengras bedeckte Hochfläche und steigt langsam zu den toten Gebirgen an. Das ist Kastilien im Herzen Spaniens, Spaniens Herz selber — kein Land der Menschen mehr. Eine stolze, einsame Bühne jenseits von Wirrnis und Niedertracht. Von diesem schweigenden Himmel dringt kein Laut; seine Durchsichtigkeit und Erhabenheit gleicht den glasklaren, kühlen Gedanken, die drüben am Rande der Ebene das Schloß El Escorial erdacht haben. Es ist die Wiege für Seelen wie jene Philipps IL, des Spanienkönigs, der sich das Schloß der tausend Zimmer gebaut hat. Welch eine wogende, abenteuerliche, erschütterte, aus tausend Wunden blutende und dennoch vor Inbrunst brennende Zeit ist diese Mitte des 16. Jahrhunderts!
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Seit der Knabe Miguel de Cervantes y Saavedra angefangen hat, eigene Gedanken über die Dinge zu haben, sucht er oft eine der kahlen Felsgruppen über dem Henarestal auf, um allein zu sein. Er vermag von dort aus auf das kleine Universitätsstädtchen Alcala de Henares, seinen Geburts- und Wohnort, hinabzuschauen, auf diese Ansammlung grauer Ziegeldächer und weißer Kalkwände. In der Mitte des Häusergewirrs tut sich die von Akazien umstandene Plaza mit dem starren, durch Gesimse gegliederten Turm der Kirche San Ildefonso hervor. Übermächtig recken sich seitwärts des Platzes die Paläste des Erzbischofs von Toledo und das Collegio auf. Die Vorfahren des jungen Miguel de Cervantes — eine in Spanien sehr bedeutsame Sache —• sind Edelleute aus der Nordprovinz Galicien, seine Verwandten sitzen in Leon — alle waren tapfere Streiter für das heilige Kreuz, Maurenkämpfer und Heidensieger. Christus sei gelobt, kein Tropfen ungläubigen Blutes ist in ihnen! Sie sind Hidalgos — Söhne von Goten — und „christianos viechos", alte, erprobte Christen. Da unten, in dem kleinen, ein wenig windschief gewordenen Haus —• man kann es beim besten Willen keinen Palazzo nennen, ja kaum eine Casa —, ist Miguel am 9. Oktober des Jahres 1547 geboren worden. Jetzt geht er zu Don Sebastiano, dem Pfarrer, in die Schule; man hat ihm erzählt, was rings in der Welt geschieht; aus Ferne, Abenteuer und Buntheit des Lebens hat ihn die Versuchung angesprungen, der Welt mit weit geöffneten Armen entgegenzulaufen. Sie ist so weit, so schön und herrlich; Gott ist groß und gewaltig, man könnte ihm in seinen Werken begegnen. Das dunkle Feuerauge des Jungen fliegt sehnsüchtig zum gelbverschleierten Horizont: was mag jenseits der Ebene warten? Was wohnt hinter den blauen Schatten der Guadarrama? Nicht einmal Madrid kennt er, und dort ist man doch erst am goldenen Tor zum spanischen Weltreich, das die halbe Erde umspannt. Vor zwei Menschenaltern hat Columbus das westliche Weltmeer überquert, die Banner Kastiliens wehen heute auf den Paradiesinseln Westindiens; Hernando Cortez hat das Goldland Mexiko mit seinen tausend Wundern erobert; Francisco Pizarro ist Herr des Inkareiches in Südamerika geworden; Kuba, Jamaika, Panama, Maracaibo, Venezuela — alles sind Zauberworte voller Abenteuer und Weite. Vasco da Gama und Magellan haben die funkelnden Pforten in den Fernen Osten aufgestoßen, Indien, Insulinde, die
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Gewürzinseln, die Philippinen und hundert unbekannte Küsten leuchten unterm Morgenlicht einer neuen Zeit*). Welch ein Lebenstag! denkt der Jüngling. Ruft diese Zeit nicht jeden einzelnen an? Sind uns nicht Aufgaben gestellt, wie kaum einem Geschlecht zuvor? Don Sebastiano hat von dem erdumspannenden Ringen des alten Kaisers — Karls V. — gesprochen, der versucht habe, den Glanz der mittelalterlichen Krone zu erneuern. Er berichtete dem Knaben, daß droben im Norden, in Deutschland, der Kirchenkampf entbrannt sei und auf die Niederlande, auf England und Skandinavien übergegriffen habe. In dieser Zeit hätten sich fürstlicher Eigennutz und englische Seeräuberei, französischer Machthunger und algerisches Piratentum mit dem Erbfeinde der Christenheit, dem Großtürken, verbündet. Und nun rüttle auch der Islam an Roms ewigen Pforten. Spanien aber — das ritterliche, edle Spanien — sei Schild und Schwert der bedrängten Kirche, letzter Damm gegen die anschwellende mohammedanische Flut. O — man müßte Ritter Christi sein, ein Kreuzritter, wie es einst die Ahnen waren, die unter Cid Campeador gegen die Ungläubigen des Halbmonds gekämpft haben! Miguel springt, von innerer Regeisterung befeuert, auf, reckt die Arme gegen die ferne Silhouette Madrids. Er sieht sich selber in blitzender Rüstung, mit wehendem Helmbusch und gezücktem Schwert gegen die Reihen unsichtbarer Gegner sprengen . . . ein Ritter . . . Lachen kichert in seinem Rücken; Cervantes fährt ernüchtert herum, bereit, seinen Zorn gegen den Spötter zu kehren. Da kauert Sancho, der dicke, pausbäckige Sohn des Tavernenwirtes, hinter dem Felsen. Er ist ein Schulfreund, der manchmal kleine Gefälligkeiten erweist, weil ihm Miguel als der Stärkere erscheint. Aber Sancho spioniert auch und spöttelt gerne. „Ein Ritter möchtest du sein . . .", sagt er, „wie Don Esteban de Mazanares einer ist". Dieser Don Esteban, von dem Sancho spricht, ist ein ortsbekannter Vagant, ein Strauchritter und roher Freibeuter, wie sie viele herumlaufen; denn es ist etwas Wahres daran: die besten Tage der Ritterschaft sind vorüber, Landstörzer und Totschläger beherrschen das Feld. Auch dieser Don Esteban hat sich auf allen Kriegsschauplätzen *) Vgl. hierzu Lux-Lesebogen „Columbus", „Cortez - der Weiße Gott", „Das Reich der Maya", „Im Goldland der Inka", „Magellan umsegelt die Erde"
der alten und neuen Welt herumgetrieben, hat goldene Ringe Ketten und Kelche erbeutet. Jetzt genießt er in Alcala drunten den Gewinn seines Abenteurerlebens. „Nein!" ruft Miguel und wirft hochmütig die schwarzen Locken zurück, „wenn ich von Rittern spreche, so meine ich Männer wie Cid Campeador, Fortinbras oder Amadis von Gallien, Leute wie Parzival oder Tristan!" „Ach, die leben nur in den Rittergeschichten!" erwidert Sancho und seine kleinen, listigen Äuglein schließen sich zu einem Blinzeln. Überlegen fährt er fort: „Und, was Don Esteban anbelangt . . ., so ist er gar nicht so dumm. Er hat Geld, er säuft den ganzen Tag und laßt es sich gut gehen." „Plebejer!" faucht Miguel de Cervantes, indem er ein Wort gebraucht, das er im Unterricht des Pfarrers gehört hat, „Sancho, du bist ein Wurm, der im Staub kriecht, — ein fetter, gefräßiger Wurm".
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Als Miguel de Cervantes ins siebzehnte Jahr geht, verläßt er den Heimatort und wandert nach der Hohen Schule von Salamanca, die schönen Künste zu studieren. Er ist kein reicher Student, seine Familie hat im Laufe der Zeit Vermögen und Einfluß eingebüßt, nur der alte Ahnenstolz und die Erinnerung an große Tage sind geblieben. Das Barett mit Hahnenfedern geschmückt, in einfachen schwarzen Puffhosen, die mit scharlachrotem Leinen unterlegt sind, das Rapier am Wehrgehenke — Tintenfaß und Federbehälter daneben —, wandert er zu Fuß und ohne weiteres Gepäck als das Felleisen die Landstraße dahin. In der alten, romantischen Festungsstadt Salamanca stürzt er sich mit Feuereifer auf die Wissenschaften, manchmal sitzt er auch tief in den Nächten beim flackernden Schein der Öllampe und schreibt selber: Sonette, Carmina und Novellen. Zu Salamanca begegnet ihm zum anderen Male und deutlicher als in Knabentagen der Traum von der weiten Welt: Eine Gesandtschaft Don Diegos, des Vizekönigs von Neukastilien, — sie kommt aus der „Neuen Welt" —, zieht durch die Stadt zum Palast des allmächtigen Herzogs von Alba. Salamanca liegt in Stufen ansteigend über dem tief eingeschnittenen Tal des Tormes, über das sich seit Römertagen die hochbeinigen Bogen des Aquädukts spannen. Mauern und gotische Spitztürme gürten die enggeschachtelte, altertümliche Stadt, in deren Herzen das Jesuitenkolleg, das von kühner Kuppel überwölbte Dominikanerkloster und das neuerbaute Collegio del Rey aufragen. 5
Tausende säumen die Straße zur Plaza d'Alba. Jubelschreie, Trompetenstöße und Trommelschlag geben keinen Augenblick lang Ruhe. Unter der grellen Sonne entfaltet sich ein großartig-buntes Schaugepränge. Schnauzbärtige Landsknechte in den Farben Kastiliens, Lanzenträger in Orange und Rot eskortieren den Aufzug der überseeischen Beute. Braunhäutige, halbnackte Menschen mit Federkronen und weißen oder buntbestickten Baumwollmänteln schreiten wie verschrecktes Wild unter goldenen Ketten; seltsame, spuckende und trampelnde Lasttiere — Lamas genannt — schwanken unter Ballen von kostbaren Stoffen; gepanzerte Reiter tragen zitternde, kreischende Affchen auf der Faust, Wagen mit goldenen und juwelengeschmück- * ten, seltsamen Geräten rattern im Staub, und aus vergoldeten Käfigen schrillen die furchtsamen Schreie von Papageien und anderen tropischen Vögeln. Inmitten des Zuges reitet auf kostbar gezäumtem Rappen irgendein Don, mit Knebelbart und sorgsam gefälteltem Mühlsteinkragen. „Ein Almosen, Herr Lizentiat", bettelt eine Stimme neben Miguel, „ein armer Invalide bittet um einen Maravedi . . . " Ein herabgekommener, zerlumpter Mensch mit Holzbein, Schwären an den bloßen Armen und den Zeichen des Verfalls im abgezehrten Antlitz, — einer von denen, wie sie überall an den Straßen Spaniens sitzen — hebt flehend die Hand. Als er den abschätzenden, angeekelten Blick des Scholaren sieht, läßt er die Hand sinken. Eine Welle von verschüttetem Stolz geht über sein abgestumpftes Antlitz. „Senor —• vergebt! Ihr seid jung, Ihr bewundert den Aufzug Don Diegos, die schöngeschirrten Rosse, die reiche Beute; Ihr hört lieber den Schall der Trompeten, das Rasseln der Trommeln — als die Stimme eines Krüppels. Und doch waren wir es, meine Kameraden, die unterm Moder der peruanischen Urwälder faulen, und ich, die all das erkämpft haben, was hier gezeigt wird." „Weshalb bettelst Du? Ist Dir denn nichts geblieben, Freund, nichts von all den Schätzen des Goldlandes im Westen?" „Nichts Senor — als der Holzfuß, die Krankheit und ein zerstörtes Leben. Das Andere — Beute, Ruhm, Amter und Glanz — haben die Herren genommen, die Soldaten gingen leer aus. Ein Sprichwort sagt: der Gaul, der den Hafer verdient, frißt ihn nicht." „Aber, wie konnte das sein, mein Freund?" „Ach, Senor, ehe ich dem Abenteuer der Welt nachlief, war ich Student wie Ihr. Man darf der Phantasie keinen Raum geben, man 6
sollte ganz nüchtern und profitlich bleiben sonst st bt Ende, wo ich stehe. Hat man nicht Don Cristobal Colon d^^-u"1 das große Wasser gefahren war, in Ketten zurückgebracht? 6 H a b " nicht die Klugen, die Verwalter und Rechtskundigen, die weit i Hinterland gesessen waren, den Gewinn seiner Fahrten gezogen? Und Hernando Cortez? Hat ihn nicht die Indienkammer — ihn den Eroberer von Mexiko und Kalifornia — seiner Posten enthoben starb er nicht vergessen und in Ungnade? Haben die Schlauen, die Beamten, die Männer vom Papier nicht auch den Helden Francesco Pizarro am Ende zur Strecke gebracht? , . . Ach, Herr was soll ich klagen — war ich doch nur einfacher Soldat!" Und Miguel de Cervantes y Saavedra leert seine Börse in die knochige Hand des Invaliden. Vom Palaste des Herzogs dröhnen die Trommeln, Trompeten schmettern, Seine Hoheit, der erste Grande von Spanien, erscheint finster und knebelbärtig auf dem Balkon, wirft die schwarze Mantilla von den Schultern und hebt grüßend die Hand. Die Indios im Zuge der Gefangenen fallen demütig zu Boden, die Soldaten salutieren, das Volk bricht in Hochrufe aus. Kein Gedanke an Blut, Qual und Ungerechtigkeit der Welt trübt die bleiche Stirne Fernandos, des Herzogs von Alba-und Generalkapitäns des Königs. Einen Augenblick will Mutlosigkeit über das Herz Miguels fallen. Ist es das bunte Abenteuer der Welt überhaupt wert, erlebt und gewagt zu werden? Siegen nicht immer die Praktischen, Illusionslosen, Realistischen? Und doch! Es ist so groß, so weit, so herrlich, zu leben und ein Edler zu heißen! Cervantes setzt seiner Anwandlung ein wildes „Trotzdem!" entgegen, er wird ein Ritter sein —• er wird ein Leben träumen. V
L o c k e n d e r Ruf ins Weite
B,
)ald darauf geht Miguel nach Madrid und setzt sein Studium in den schönen Künsten fort. In der Hauptstadt findet er auch Sancho, den rosig-rundlichen Sohn des Wirtes von Alcala de Henares. Sancho hat Geld, sein Vater ist Besitzer von Ländereien und Schafherden, darum soll der Sohn studieren und ein Amt erwerben. Miguel, der nun zwanzig Jahre alt geworden ist, beschäftigt sich bereits stark mit der Verehrung der Frauen. Im Stile seiner Zeit 7
steht er so manche Mondnacht mit Gitarre, hochgezogener Mantilla und griffbereitem Degen unter den Baikonen der feuerblütigen Donas und bringt ihnen seine Sonette dar. Der Geist der Poesie hat ihn gefaßt; so oft es seine magere Börse erlaubt, besucht er die „Mantel- und Degenkomödien" des eben in Madrid erfolgreichen Dichters Lope de Rueda. Heimlich beschäftigt er sich mit dramatischen Versuchen, das Schäfergedicht „Filena" wird veröffentlicht und gerühmt. Sein Lehrer in den schönen Künsten, Professor Lope de Hoyos, hält viel von seinem Talent. Aber das Herz des Schülers teilt sich zwischen der Liebe zum blühenden, abenteuerlichen Leben und der Liebe zu seinem Glauben, der angesichts der aufsteigenden Bedrohung durch die Türken heißer als jemals das große Herz Spaniens durchloht. Viele sind es, die für Christus schwärmen, doch nicht alle tun es reinen Herzens. Auch Sancho bekennt lauthals seinen Christenglauben und sucht die Freundschaft einflußreicher Kirchenmänner — aber dem Freunde Miguel verrät er, daß es ihm dabei vor allem auf rasches Vorwärtskommen und auf Beziehungen ankomme. In diesen Tagen stirbt die engelsschöne Gemahlin Philipps II. —• die von Legenden umraunte Stiefmutter des Don Carlos — Isabel de la paz, die Friedensbringerin, wie das Volk sie nannte. Auf ihr Hinscheiden läßt der gelehrte Lope de Hoyos durch seine Studenten Verse schreiben. In dem Büchlein finden sich allein von Miguel de Cervantes sechs ausgezeichnete Gedichte, die ihm frühen Ruhm erwerben. „In den Händen Gottes ruhet, Weiß ich wohl, das Herz der Königin. Und ich weiß, bei Gott vermagst du Was du willst, o Gnadenreiche! Als sie dies Gebet vollendet, Stimmten andre Lobgesänge, Weihelieder an, die zeigten Himmelsglorie hier auf Erden. Als des feierlichen Hochamts Hehrer Gottesdienst zu Ende, Kehrte heim der hehre Himmel Heim die Wunder-Himmelssphäre . . ." Ein paar Wochen dauert der Ruhm des jungen Dichters. Dann kommen andere Sensationen: ein Matador im Stierkampf, ein neues
Auszug des Don Quichote und sein erstes Abenteuer (s. Text S. 20)
Schauspiel, ein heimkehrender Abenteurer. Die Welt ist schnellebig und wankelmütig. Und eines Abends findet Miguel de Cervantes, als er pochenden Herzens zu Estrella, der Geliebten, eilt, ihr seine glühenden Lieder zu Füßen zu legen, den spöttischen, fetten Sancho im Hause der Dona, denn Sancho hat Geld und gute Aussichten auf ein Amt. Er selber aber ist arm — ein vermögensloser Hidalgo und Poet.
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Er nimmt eine Stelle als untergeordneter Kammerherr des Kardinals Giulio Aquaviva an, 1569 begibt sich Seine Eminenz mit Gefolge nach Italien. Cervantes ist nun einer unter vielen ehrgeizigen, rivalisierenden und eifersüchtigen Höflingen. Und doch tut sich eine neue Welt vor ihm auf — ein Abglanz der Pracht und des Reichtums fällt auch auf ihn. Dann Rom — die Welthauptstadt, die großartige Residenz der Renaissance-Päpste! Vor ein paar Jahren ist der titanische Michelangelo Buonarotti gestorben, das Zeitalter des Federigo Baroccio hat begonnen, überall wird gemalt, gemeißelt, gebaut. Pilger aller Welt sind hier versammelt. Paläste ragen wie Gebirge, und über Kirchen und Kastellen stehen noch immer die Blöcke jenes stumm gewordenen, alten Roms: die Ruinen der Fora, Theater und Triumphbögen. Aber, was für Menschen lernt Miguel in manchen Palästen kennen! Da jagt man nach Profiten, nach Gold, Ehren und Einfluß — und dabei hallen die Gassen wider vom Greuel des näherrückenden Türkenkrieges. Die Flotte des Sultans h a t das befestigte Famagusta auf Cypern genommen, der tapfere Verteidiger der Feste — der Venezianer Bragadin — ist lebendig aus der Haut geschunden worden, eine Galeere mit tausend gefangenen Christenmädchen hat sich selbst in die Luft gesprengt. Und das Abendland? Es schweigt, während die türkischen Meerwölfe um die Kastelle auf Kreta und Korfu streichen, es hadert und verfolgt sich mit Eifersucht. Und doch lebt der Gedanke der Christenheit noch im Herzen des Westens. Endlich spricht der mächtigste der abendländischen Könige — Philipp IL von Spanien — das entscheidende Wort. Am 20. März 1571 unterzeichnen Venedig, der Papst und Spanien zu Messina ein Abwehrbündnis gegen den Halbmond. Die Flotten versammeln sich, Kriegsvolk aller Länder strömt auf die Galeeren: der neue Kreuzzug wird verkündet. Als die hundertvierzig Schlachtschiffe Venedigs unter Generalkapitän Venier in die Straße von Messina einlaufen. 10
werden im Hafen hinter der Halbinsel die Mastenwälder der spanischen Flottenabteilung sichtbar, die Andrea Doria führt- auch die päpstlichen Schiffe unter Fürst C,olonna haben festgemacht. Eine kleine Abteilung der Spanier mit dem Führer des Feldzuges an Bord, liegt noch vor Ostia und Neapel. Dieser Führer ist Don Juan d'Austria, der schöne Halbbruder König Philipps. Noch lärmen die Werber des neuen Kreuzzuges in den römischen Straßen. Aber die Zeit der fahrenden' Ritter ist längst vorbei; der Kavalier vom Schlage eines Bayard, der Märchenkönige im Stile Kaiser Maximilians, gehören der Vergangenheit an. Kein Edelmann zieht heute mehr um bedrohter Unschuld willen oder auf die Kunde entfernt geschehenen Unrechtes das Schwert; es gibt keine Toren mehr, die als Gottes Dienstleute durch die Lande reiten. Oder doch? Ist es nur die Freude am lockenden Abenteuer, das Vergnügen an Raufhändeln oder die Flucht vor dem Leben, was den vierundzwanzigjährigen Cervantes an die Trommel des Werbers zieht. Sind es nicht vielmehr die ritterlichen Ahnen, die in ihm ruhen, sind es nicht die Träume der Jugend, ist es nicht Christus, der ihn verpflichtet? Cervantes kündigt den Dienst des Kardinals und stellt sich dem Kreuzfahrerheer. Da er nichts als seinen gewandten Degen mitbringt, wird er schlichter Soldat unter Hauptmann Diego de Urbino. Das Schiff des Cervantes heißt „Marquesa". Die „Marquesa" ist eine Rudergaleere nach venezianischer Bauart, sie führt aufgebockt zu Füßen des Vorder- und Hinterkastells fünfundzwanzig Kanonen. Das langgestreckte, nur zwei Mannslängen über dem Wasserspiegel liegende Mitteldeck wird von den gewaltigen Rudern beherrscht. Je fünf Mann sitzen an einem Riemen, über zweihundertfünfzig Ruderer bewegen das Schiff. Die kämpfende Besatzung von etwa zweihundert Mann ist vor allem auf dem erhöhten Vorderkastell zusammengedrängt, einer viereckigen, nicht überdachten Schanze, die über dem eisenbeschlagenen Rammsporn liegt. Die mit runden, laubenartigen Bögen und Sonnensegeln überdachte Back ist den Offizieren, dem Kapitän und den Steuerleuten vorbehalten. Als die „Marquesa" inmitten des Flottenrudels aus dem Hafen von Neapel ausläuft, weht ein steifer Nordwest, so daß der Kapitän die Ruder hochnehmen läßt und die Segel zu setzen befiehlt. Die kunstvoll gerefften Rahen sind beinahe so lang wie das ganze 11
Schiff; jetzt, da sie ihre Segel entlassen, liegt ein gelbroter Schatten auf dem Verdeck, die aufgemalten Bilder San Jagos und San Diegos leuchten in der Sonne. Anderntags laufen die Schiffe in Messina ein.
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Der Sommer geht dahin, Seuchen brechen aus, die schwarzen Rümpfe der Galeeren haben einen dicken Belag von Entenmuscheln angesetzt, das Wasser in den Hafenbecken ist faulig und trübe geworden. Keine Entscheidung, keine Einigung im Kriegsrat . . . Die Hilferufe aus dem Osten werden dringlicher und verzweifelter. Zu Anfang September treibt der Türke seine Herausforderung so weit, daß er mit einer gewaltigen, über zweihundert Schiffe zählenden Schlachtflotte in der Adria aufkreuzt und sich Venedig nähert, das unbeschützt im Arme seiner Lagune liegt. Die Alarmnachrichten jagen sich: vom Sturm der Türken auf die dalmatinische Stadt Hvar, vom Erscheinen türkischer Schiffe auf der Reede der Dogenstadt, von Plünderungen und furchtbaren Schrecken. Da endlich gibt Don Juan d'Austria den Befehl zum Auslaufen der Flotte. Um die zehnte Vormittagsstunde des 7. Oktober 1571 erscheinen die im weiten Halbkreis aufgefahrenen Geschwader der Christenheit vor der Bucht von Lepanto, am Eingang zum Golf von Korinth. Weiße Rauchballen wölken entlang der Frontlinie der Schiffe auf: die Kanonade beginnt. In dieser Stunde wird Miguel de Cervantes von rasenden Fieberschauern geschüttelt. Die Krankheit hat ihn gleich vielen seiner Kameraden in Messina angefallen, aber nur der Tod könnte ihn hindern, in dieser Schlacht mitzukämpfen. So steht er taumelig, glühend hinter dem Schanzdeck, umkrampft den Griff seines Degens und richtet — wie zehntausend andere — die Blicke auf die näherrauschenden Schatten, auf die roten und gelben Segel, die Masten mit den schwarzen Roßschweifen, auf die blitzenden, feuerspeienden Schiffe, von denen Geschrei, Tosen, Klirren aufsteigt. Krachend bohrt sich die Türkenflotte in die Flanken der nahen Venezianergaleeren. Dann beginnt auch für die „Marquesa" der Kampf. Enterbrücken fallen herab, quirlend stürzt fremdes Volk heran, Krummsäbel sausen, Pistolenfeuer durchzuckt den schwarzen Rauch. Aus dem mit Schiffstrümmern bedeckten Meer erheben sich die verklam12
merten Leiber derer, die noch sinkend den Gegner zu morden trachten. Cervantes taumelt in den Kampf. Er ficht, dringt vor und verliert alles Gefühl für Zeit und Raum. Auf einmal blitzt es kurz vor seinen fiebernden Augen, ein heißes Etwas fahrt über ihn, und er sinkt mit zerfetzter Brust und zerschmettertem Arm als eines der vielen Opfer bewußtlos auf das Verdeck . . .
Gefangener des Schicksals JN eun Monate später sitzt Miguel de Cervantes y Saavedra gedankenverloren vor dem Johanniterhospital von Messina. Er ist nun ein schlanker, gelbhäutiger Mann von fünfundzwanzig Jahren; ein kleiner, schwarzer Spitzbart und ein keckes Bärtchen auf der Oberlippe geben seinem Gesicht etwas Kühnes und Verwegenes. Er, der in der großen Seeschlacht von Lepanto mitgeholfen hat, die Vorherrschaft der türkischen Flotte zu brechen, ist zum Krüppel geworden. Die platzende Bombe hat ihn an der Brust verwundet und seinen linken Arm zerrissen. Monatelang hat er mit dem Tode gerungen. Nun aber ist er genesen und darf wieder in der wärmenden Sonne sein. Viele seiner verwundeten Kameraden klagen: wir sind Narren gewesen, haben uns einfangen lassen und sind voller Begeisterung in den Krieg gegen die Ungläubigen gezogen. Jetzt aber sind wir zu Krüppeln geworden, kein Mensch schert sich um uns, wir sind Strandgut der Menschheit. Hat nicht auch der Westindienfahrer Kolumbus zu Salamanca ähnlich gesprochen? Es gibt keinen Dank für Ideale auf Erden. Und die Invaliden sprechen weiter: seht die Daheimgebliebenen an! Diese Schreiber, Kaufherren, Hofleute, die in der Zeit unserer Kämpfe zu Ämtern, Würden und Reichtümern gelangt sind — sie verlachen unsere Hingabe, sie sind die Klugen im Leben. Wir aber jagen hinter Schatten, hinter Gedanken und Schemen drein. Und wirklich — es ist etwas Wahres dabei! Eines Tages, als es Miguel noch sehr schlecht ging, hatte er Besuch von einem sehr dicken, gesund aussehenden Herrn, der stolz die Feldbinde des Hauptmannsranges auf der Brust trug: es war der wohlbestallte Proviantmeister Sancho Perez — der Jugendgefährte aus Alcala de Henares gewesen. „Du hast am falschen Ende begonnen, Miguel", hatte der Listige 13
kopfschüttelnd gesagt, „hättest mit deiner Begeisterung etwas warten sollen. Mir haben meine Beziehungen einen angenehmen, gefahrlosen Posten gebracht — ich stehe mich gut und hoffe weiter zu kommen." Dann hatte er mildtätig, wie es Sancho manchmal sein konnte, eine goldene Zechine hinterlassen und war davonstolziert. Und trotzdem geht in der ritterlichen Seele des Cervantes schon wieder jenes Gespenst des Kreuzfahrers um, das verlorene Ideal rührt ihn an und ruft ihn erneut zu den Bannern des Abendlandes. Trotz des fehlenden Armes und der kaum verheilten Wunde nimmt er das nächste Schiff, das nach Osten abgeht, um zum kämpfenden Levanteheer zu stoßen. Auf den Wogen des schillernden Daseins treibt Cervantes dahin: er kämpft in Kleinasien, in Afrika, Sizilien und auf Sardinien. Er ist ein Gefangener seines Schicksals, sein Herz ist stärker als alle lockende Klugheit der Welt. Nach Jahren endlich landet er wieder in Messina — ein braungegerbter, feueräugiger Abenteurer, einer, der sich mit vollen Händen verschenkte und doch nie zu Ehren gekommen ist. Er hat es bei allem Heldentum nicht weiter als zur silbernen Partisane des Leutnants gebracht, ihm fehlen Beziehungen und Gönner. Aber nun hat er sich eine Reihe von Empfehlungsschreiben hochgestellter Persönlichkeiten verschafft, um endlich die langverdiente Beförderung zum Kapitän zu erlangen. Er wartet nur noch auf ein Schiff nach Spanien, seine Schreiben dem König persönlich vorzulegen. Anfangs September 1575 geht er mit seinem Bruder Rodrigo und einigen spanischen Edelleuten an Bord der Fregatte „Sol" — eines stattlichen und schnellen Schiffes — das auf dem Hauptsegel das Bild der flammenden Sonne trägt. Die „Sol" läuft nach Cartagena.
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Auf der Höhe von Marsala, an der Westspitze von Sizilien, und kurz vor dem Hereinbruch der Abendämmerung, tauchen, aus der purpurglühenden Sonne hervorstoßend, drei Karavellen auf. Alarmgongs gellen auf dem Verdeck der „Sol", die Geschützmeister treten mit glühenden Kohlenbecken und Eisenstangen an die schweren Rohre. Von den Mastspitzen der hochbordigen Karavellen wehen die langen, schwarzen Wimpel mit den Totenschädeln und den gekreuzten Knochen, darunter das grüne Tuch des Beys von Algier. Da wissen die Schiffsleute, daß sie mit den Korsaren um Leben und Freiheit kämpfen müssen.
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Don Quidiote und der Zug der Gefangenen
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Vorüber ist der Kampf, alle Tapferkeit nützte nichts gegen die Übermacht. Die „Sol" ist versenkt und ihre Besatzung, soweit sie das Gefecht überstand, liegt in Ketten. Um den einen Arm, um die Fußknöchel und den Hals Miguels haben sich kalte Eisenringe geschlossen; er kauert, ans herb duftende Eichenholz gekettet, im Zwischendeck. Die Kameraden liegen im Halbdunkel verloren. Er hat das Glück, neben einer Luke zu sitzen, durch die er Meer und Himmel sieht. Ketten klirren, Ruder ächzen; auf dem Verdeck des Piratenschiffes tappen schwere Schritte dahin. Dann zirpt ein zärtliches Saiteninstrument und arabische Lieder klingen in die Tiefe hinab . . . „Die Großen, die die Ämter all' gepachtet Und vor Begier nach Gold und Ehr verschmachtet, Die sehen kaum als einen Menschen an, Wer nicht wie sie nach Geld und Titeln trachtet . . ." Dann singt die unbekannte Stimme, zu freundlicheren Texten übergehend, vom Zauber der Liebe, von Poesie und dem herrlichem Dasein. Cervantes vergißt alles, sein schwärmerisches Auge geht in die stille, vom Mondlicht übergossene Nacht, und er sieht, wie sich lautlos der Atem der Welt im Wogenschlag hebt und senkt. Er denkt nur eines: schön und wunderbar ist trotz allem das Leben . . .
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Am Morgen wecken ihn Kanonenschüsse. In einer weiten Bucht liegt unter greller, alles versengender Sonne Algier, die schneeweiße Stadt, die wie aus tausend Würfeln gefügt zu den Felsen hinanklimmt. Auf dem trutzigen Kastell — der Quasbah des Beys — flattert der rote Roßschweif; der Hafen ist ein bunter Kessel von Wimpeln, Segeln und bemalten Booten. Die Fregatten machen fest, eine schreiende Woge Volkes, wie sie Cervantes auf all seinen Fahrten noch nicht gesehen, schäumt über den Kai. Algier — Freiheitsnest und Räuberburg — der Hafen der Gestrandeten, die letzte Zuflucht für den Auswurf zweier Welten! Aus Asien und Europa sammelt sich hier die Spreu; Neger aus Innerafrika, die den Sklavenjägern entkommen sind, berberische Urbevölkerung, Flüchtlinge aus Spanien, die die Unduldsamkeit vertrieben hat, Abschaum afrikanischer Häfen: alles drängt hier wüst durcheinander, säumt die engen, fensterlosen Gassen, die mit bunten Sonnensegeln überspannt sind. 16
Hier strömen die gekaperten Waren aller Meere zusammen: Rosinen, Mandeln, Gewürze, Zucker und Seide, Bahreinperlen, Edelsteine und Gold, Teppiche und kunstvolle Lederwaren. Die Gefangenen blicken in weiße Torbögen und grüne Vorgebirge, sehen die lilienschlanken Türme der Moscheen. Aber als sie an Land gebracht sind, packt sie der ganze Jammer ihres Daseins; über ausgetretene Treppen werden sie zur steinernen Ouasbah getrieben. Und inmitten des Geschreis und Geflimmers, unter der prallen Sonne dieser Küste sehen sie die vielen Tausende von zerlumpten Christensklaven, Fußschellen an den Knöcheln und mit schweren Gewichten an den Ketten. Die Gefangenen bauen im Hafen und an den Straßen, die zur Quasbah hinaufführen — es sind fünfundzwanzigtausend allein in Algier! Miguel de Cervantes ist nur einer von ihnen — einer dieser Verlorenen. „Zu bejammern ist, daß auch hier die Christen der Liebe gegeneinander so sehr vergessen. Denn sobald die Sklaven auf den Markt geführt werden, finden sich viele alte Sklaven ein, die sie genau besichtigen. Kennen sie einen darunter, geben sie es bei den vermögenden Türken an und raten ihnen zu kaufen: er habe Mittel, sagen sie, stehe in guten Verhältnissen und vermöge sich loszukaufen. Dafür bekommen sie Trinkgeld. Der arme Sklave aber wird bald durch die Peitsche des Aufsehers dahin gebracht, Briefe an seine Angehörigen zu schreiben. Er mag nur ernstlich an seinen Freikauf denken, sonst wird er die Hölle auf Erden finden . . ." (Bericht aus Algier aus dem 16. Jahrhundert.) Sie entdecken in der Brusttasche des Cervantes die Empfehlungsbriefe an den spanischen Hof und halten den Gefangenen nun für einen sehr hochgestellten Herrn, für den man schweres Lösegeld verlangen kann. Darum wird er aus der Masse der übrigen ausgeschieden. Wo könnte man auch den Einarm zum Arbeiten verwenden! Er muß in die unterirdischen Verließe hinabsteigen, man schmiedet ihn an das Gemäuer und stößt ihm täglich ein wenig Fladenbrot in die Zelle und stellt einen Tonkrug mit Wasser dazu. Die Türe schließt sich, er ist allein. Die Zeit der großen Prüfung und Wandlung beginnt.
Schatten in tiefer K e r k e r n a c h t J a h r e gehen dahin. Miguel de Cervantes ist längst zum Philosophen geworden, zu einem Menschen, der hinter die Masken und Schleier des Daseins geblickt hat. Weder die Grausamkeit, noch die 17
Hoffnungslosigkeit seiner Lage vermögen ihn zu zerbrechen. Für die verlorene schöne Welt unter der Sonne hat er sich eine innere Welt der Phantasie geschaffen. In ihren lichten, freundlichen Räumen ist er frei, ist König darin, der Schicksale lenkt und über Menschenwege entscheidet. Auf einigen Papierfetzen, die ihm seine Kameraden aus den Nachbarkellern zugeschmuggelt, mit selbstgebrauter Tinte und dem Kiel einer Hühnerfeder schreibt er seine Gedanken nieder, malt er das Bild der Menschheit, wie er sie durchschaut, seit er aus ihren Reihen ausgeschieden ist. Er schafft Gestalten der dichterischen Phantasie, zeichnet erstmals ihre Umrisse auf, gibt ihnen Namen, und nennt sie „Don Quichote" und „Sancho Pansa". Die beiden Figuren; die er da ersonnen, sind merkwürdig genug.
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Aus fernen, stillen Jugendträumen sind sie aufgetaucht und erhellen mit einem Male die finstere Kerkernacht: das Bild eines strahlenden, unternehmungsfrohen, zum fernen Horizont Kastiliens reitenden Ritters steht vor Cervantes — dahinter, wie ein Schatten nachfolgend, der unvermeidliche, der Erde verhaftete Dickwanst mit dem beutebeladenen Eselchen. Don Quichote, so heißt der Ritter, ist in der Erfindung des Dichters ein langer, hagerer Edelmann von geringem Vermögen, der irgendwo in einem Dorfe der spanischen Landschaft La Mancha lebt und sich die Zeit fast ausschließlich mit dem Lesen von alten Ritterbüchern vertreibt. Durch diese Beschäftigung wird er allmählich ein wenig wirr im Kopfe, vermag bald nicht mehr zwischen den Fabelgestalten und erfundenen Geschichten und der Wirklichkeit zu unterscheiden und nimmt schließlich all diese gepanzerten Romanhelden, die bösen Riesen, die rettenden Ritter und befreiten Jungfrauen der Abenteurergeschichten für bare Münze. Die Zeit des Don Quichote aber — die schon lange das Schießpulver und die Landsknechtsheere kennt und kaum mehr Raum für solche verspäteten Rittersleute hat — betrachtet den Mann im altertümlichen Harnisch mit Turnierlanze und Federbusch als etwas Überlebtes und aus der Mode Gekommenes. Nüchtern und sicher steht dagegen Sancho Pansa auf seinen kurzen, krummen Beinen. Er ist in allem der Widerpart des edlen Don Quichote: äußerlich fett und behäbig, läßt er sich weder durch schöne Gefühle noch durch hohe Ideen aufregen, und immer ist er auf Vorteil und praktischen Nutzen bedacht. Sancho Pansa, den der 18
arme, verwirrte Ritter als Knappen angeworben, will nichts wissen von der abenteuerlichen Ausfahrt und von den Kämpfen mit Riesen, Ungeheuern und Zauberern, ausgefochten zur Befreiung der Unschuld, zum Schutz der Armen und zur Verteidigung der Ehre schöner Damen. Don Quichote aber denkt die Gedanken des Miguel de Cervantes: er folgt dem Rufe der großen Sehnsucht, der Stimme des Herzens. Er ist das Sinnbild des Menschen, der sich einem Ideal verschreibt und diesem treu dient, ohne viel auf die Wirklichkeit zu achten. So trabt der himmellange, dürre Ritter auf seinem altersschwachen Klepper „Rosinante" dahin; hinter ihm auf wohlgenährtem Eselchen trottet fett und rund der ewig phantasielose Sancho Pansa, als wäre in ihm eine der Schattenseiten der menschlichen Natur verkörpert. Ein Kerl, der stets fragt: was nützt es mir — wieviel bekomme ich dafür? (Siehe die Umschlagbilder.) Und weil der ritterliche Don nach altem Ritterbrauch auch ein Idealbild im Herzen tragen muß, weil er seine Taten zu Ehren einer schönen und reinen Dame verrichten soll, wählt sich Don Quichote in Ermangelung anderer Vorbilder — denn des Junkers Heimat La Mancha ist arm an Edelfrauen im Sinne der alten Ritterbücher — Dulcinea von Toboso, eine Stallmagd der Nachbarschaft, zum Sehnsuchtsbild. Seiner blühenden Phantasie bereitet es keinerlei Schwierigkeiten, all die Eigenschaften in das törichte Mädchen hineinzutragen, die sein ritterliches Herz zu sehen wünscht.
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Auf kahlem Hügel drehen sich Windmühlen, ihre gewaltigen Arme fuchteln drohend vor dem grauen Himmel. Sind es Windmühlen? Nein — es scheinen Riesen zu sein, beladen mit geraubtem Gut. Der scharfsinnige Junker Don Quichote wird sogleich den Räubern das Handwerk legen. Er spricht zu Sancho Pansa: „Das Glück ist uns hold, teurer Freund, denn dort zeigen sich dreißig bis vierzig ungeschlachte Riesen. Ich will sie angreifen und vom Angesicht der Erde vertilgen." „Was denn für Riesen?" fragt Sancho Pansa. Er erkennt nur das deutliche Bild der Wirklichkeit. Die vermeintlichen Riesen des Ritters sind und bleiben Windmühlen, ihre ausgebreiteten Arme sind kreisende Flügel. Don Quichote aber, der arme, glückliche und tapfere Narr, legt die Lanze ein und rennt mit Todesverachtung gegen die eingebildeten Feinde. Indem er einen Flügel wütend durchstößt, reißt ihn 19
der Wind empor, so daß Roß und Reiter ein Stück weit ins Feld geschleudert werden. Zerschlagen und gedemütigt erhebt sich der übel zugerichtete Don, während sein vorsichtig zurückgebliebener Begleiter triumphierend ausruft: „Habe ich es Euer Gnaden nicht gleich gesagt, daß es Windmühlen sind?!" (Bild Seite 9)
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Ja, auch dem einsamen Gefangenen in der Quasbah von Algier haben es die Klügeren und Lebenstüchtigeren einst gesagt, daß Idealismus und Kreuzrittertum nur zum Scheitern des persönlichen Schicksals führen müßten. Man kann nicht gegen Windmühlen kämpfen, wer listig und praktisch ist, bleibt lieber außer der Reichweite ihrer Arme. Miguel ist ein Krüppel und Verlorener, weil er sich nicht an diese Faustregel der Lebensklugen gehalten hat; Sancho aber, der Jugendfreund, sitzt vermutlich als Generalquartiermeister irgendwo in einem fetten Amt und pflegt seinen Bauch. Er hat immer gewußt, was die Wirklichkeit verlangt. In langen Mondnächten, in zeitlos dahinrinnenden Tagen und Wochen wächst der Plan der großartigen Dichtung um den Ritter Don Quichote und seinen Gefährten. Die Abenteuer und Fahrten sollen zum Sinnbild des ewig suchenden, irrenden und ringenden Menschenherzens werden. Das Werk des Miguel de Cervantes, das in den Kellern der Quasbah entsteht, wird zum Lied seines eigenen Lebens. Aber es ist zugleich Bekenntnis. Er ist als Edler, als Idealist geboren — es hieße sein Wesen verleugnen, würde er sich mühen, anders zu sein. Don Quichote kann nicht seinen Knappen Sancho, und Cervantes nicht seinen Jugendfreund gleichen Namens zum Vorbild und Lehrmeister nehmen. Und selbst hier in der Verlassenheit und Verzweiflung des Kerkers versucht der Einarm, der gescheiterte und enttäuschte Held, noch einmal einen Windmühlenritt: ein beinah unmögliches Unternehmen für andere. Im fünften Jahr seiner Kerkerhaft hat er die Ketten mit Sand und Eisenstücken durchgefeilt, die Verbindung mit den Nachbarzellen hergestellt. Freunde sind geworben, denn Miguel wird nicht allein entweichen, obschon das leichter wäre. Er denkt an die Kameraden. Eines Nachts steigt Miguel über die Mauern der Quasbah, hinter sich ein Dutzend verwegener Kerle, deren Anführer er ist. Der 20
Mond segelt wie ein Silberboot über den nächtlichen Himmelsbogen. Sie drücken sich durch die düsteren Gassen, an Höfen und Gitterfenstern der Araberstadt vorbei und gewinnen endlich die freien Berge. Die erschöpften, von langer Kettenhaft zermürbten Körper schleppen sich durch öde Bergtäler, aus denen grausig das Geheul der Schakale dringt; sie bergen sich tagsüber in Höhlen und schlafen einige Nächte auf Bäumen. Das Meer tut sich wie ein blaues Wunder auf, aber jenseits der Klippen und Schären kreuzen die roten Segel der Korsaren . . . So sind sie eine Woche in Freiheit, Herren ihrer Entschlüsse und doch nur gehetzte Tiere im fremden Land. Miguels trotzige Phantasie träumt von einem wohlorganisierten Aufstand aller Christensklaven, von der Eroberung Algeriens für das Kreuz Christi. Aber andere sind in der Schar, die denken schon daran, wie sie dieses Wissen zum eigenen Vorteil verkaufen können. Verräter stehlen sich beiseite, wenige Tage später tauchen Wüstenreiter in den \erstecken der Geächteten auf und bringen sie nach Algier zurück. Der Bey verurteilt sie alle zum Tode.
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Vor einem Jahr ist Rodrigo, der Bruder des Cervantes, gegen mäßiges Lösegeld entlassen worden. Für den „Einarm" hofften die Seeräuber eine so hohe Summe zu erhalten, daß für ihn keine Aussicht bestand, jemals frei zu kommen. Der Ausbruch war die letzte Chance, sie ist vertan, das Leben verwirkt. Die Verurteilten werden zum Richtblock im Innenhof des Quasbah geführt; auf dem Balkon steht unter den Würdenträgern auch der Mufti und Bey Dali Mani von Algier. Die meisten Christensklaven fallen angesichts der bevorstehenden Hinrichtung auf die Knie, sie weinen und flehen zu dem Herrn des Landes, Gnade walten zu lassen. Nur Miguel de Cervantes y Saavedra hat das kühne Haupt in den Nacken geworfen und zittert nicht. Aus seiner Seele klingen V e r s e . . . „Ich bin der Herr, der da schaltet Auf der Erd' in hohen Lüften, Der im tiefen Meere waltet, Herrscht in unterird'schen Klüften, So tief sich der Abgrund spaltet. 21
Was Furcht ist, hab' ich nie gespüret, Was ich will, wird ausgeführet, Will ich selber, was unmöglich, Alle Dinge, die nur möglich, Mein Befehl, Gesetz regieret!" Lächelnd vor Sicherheit blickt Miguel in den abgründigen, blauen Äther empor und denkt, daß er nun dort hinauffahren werde — in Kürze ein freier, unerreichbarer Geist. Da hebt Bey Dali Mani die Hand, er zeigt auf den Sklaven Cervantes. „Der da mag leben. Das Schicksal will nicht, daß er stirbt!"
Dem Lieben neugeschenkt vjervantes soll nach dem Orient verfrachtet werden, das große Ruderschiff liegt schon abfahrtbereit unter wehenden Wimpeln, als eine kleine „Nef" eintrudelt, eines der Küstenschiffe aus Mallorca, die den Verkehr mit den Piraten besorgen. An Bord dieser „Nef" ist ein Trinitariermönch, Pater Juan Gil, mit dem Lösegeld für Miguel de Cervantes. Seine Mutter hat die Mitgift der Töchter verkauft und den Rest der Summe zusammengebettelt: fünfhundert Goldstücke für das Leben eines Mannes, der den „Don Quichote" — eines der bleibenden Werke der Weltliteratur — schreiben wird. Mit einem Lachen umfaßt Miguel noch einmal den unvergleichlichen Blick von der Höhe der Quasbah. Auf seiner narbenzerrissenen Brust unterm lumpigen Hemd ruhen die Fetzen mit dem Entwurf und Anfang des Buches von „Don Quichote" und „Sancho Pansa". Dann geht er leichten Schrittes hinunter zum Hafen ein freier und unerschütterlicher Mensch. Nach zwölfjähriger Abwesenheit kommt der verlorene Sohn nach Alcala de Henares zurück. Mutter und Schwestern, die einen gebrochenen, zerstörten Invaliden erwarten, sehen einen hageren, lederhäutigen Helden heimkehren, einen Mann mit zwingendem Blick und sicherem Wesen. „Aber nun hast du genug, Miguel! Genug vom Abenteuer, nun 22
wirst du Bürger unter Bürgern sein und an Versorgung, Stellung und Zukunft denken?! Sieh' Sancho, den Sohn des Wirtes an, er hat es zu Reichtum und Ehren gebracht . . ." Ja — eine Weile sitzt Cervantes am Tisch der Heimat, erholt sich und schreibt Schäferromane, Novellen und Theaterstücke, wie sie der Geschmack der Zeit verlangt. Dann aber zerreißt wieder der Schall der Trommeln sein Idyll. Castilia y Leon! Castilia y San Jago! — tönt der Schlachtruf Spaniens von der Walstatt des Erdballs. Das Vaterland kämpft um sein Weltreich. Diesmal geht es um das Erbe Portugals und die Azoreninseln. Da nimmt Cervantes noch einmal den Degen von der Wand und läuft dem Abenteuer nach . . . Südliche Nacht am Lagerfeuer, das Rauschen des Meeres, am Strand das Rascheln der Palmen, die wie Filigran vor dem silbernen Sternentor stehen: herrliche, selige Azorennacht . . . Don Miguel, der Einarm, erzählt vonLepanto. Die abenteuerlichen Gesellen, die um die Glut kauern, lauschen ihm mit Begier. Posten stehen regungslos am Waldrand, vor den Zelten liegen alte Soldaten und rauchen Pfeife, aber am Feuer Don Miguels steigen die Bilder der Vergangenheit auf: Türkenschlachten, Piratenhäfen, Algier und maurische Wüstenberge. In der niederbrennenden Glut bruzzeln die wohlschmeckenden Erdäpfel, die heimkehrende Soldaten aus der Neuen Welt mitgebracht haben. Neben Don Miguel sitzt ein zwanzigjähriger Fähnrich namens Lope Felix de VegaCapio, ein Enkel des Herzogs von Alba, den eine Liebesgeschichte und ein Duell unter die Landsknechte getrieben haben. Seit ihn Miguel de Cervantes dabei ertappt hat, wie er in Windeseile und mit genialischem Schwung wundersame Verse zu Papier bringt —• schneller als andere Leute Briefe schreiben —, sind sie sich näher gekommen. Von Not und Tod, Kampf und Untergang erzählt Don Miguel, langsam wendet er sich seiner Lieblingsgestalt Don Quichote und seinem Schatten Sancho zu. Die Gestalt des „Ritters von der traurigen Gestalt" gespenstert um das nächtliche Lagerfeuer, an dem die Kampfgefährten lauschen: Sinnbild des Menschen, Brennpunkt alles zutiefst Menschlichen, eingefangenes Spiegelbild des unrastigen Herzens und Verkörperung des Spaniertums im besonderen, kurz das Denkmal eines großen, wagemutigen Volkes. 23
Als der Einarm schweigt, trollen sich die Soldaten wortlos zu den Zelten. Nur der Fähnrich Lope de Vega bleibt. „Ihr habt das ganze Leben umfaßt, Don Miguel, aber die Ruhe fandet Ihr nirgends. Ein ewiger Sucher seid Ihr, gleich dem Don Quichote. Ihr habt viel erlebt und seht im Weltentheater nur noch eine Folge von Szenen, durch die man sich als Don Quichote oder Sancho Pansa hindurchzuwinden hat. Erlaubt mir und meinem Herzen an ein Wesen zu glauben, das auch dieser irdischen Wirrnis, dem Kampfe und dem Tod, Verklarung zu schenken vermag . . ." Und als ihn Cervantes fragend anblickt, fährt er mit der ihm gegebenen Leichtigkeit fort, in Versen zu sprechen, die ihm tönend wie die Sprache einer anderen Sphäre von den Lippen fließen. „Hoch über allem Hader thront die Liebe! Wen sie mit ihrem Zauberstab berührt, den trägt sie über Irdisches empor und schenkt ihm höchstes Glück mit leisen Händen. Den Traurigen und den Verzweifelten gießt neue Hoffnung sie ins kranke Herz; ja selbst die Wesen, die durchs Leben tasten mit blinden Sinnen, traumbefangnem Hirn, unwissend ihrer selbst: sie weckt sie auf, beschenkt sie mit dem Lichte des Verstandes und adelt sie. zu Gottes Ebenbildern. Denn durch die Liebe pflanzt die Welt sich fort . . ."
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Am E n d e des Weges .Cjr bringt es auch auf den Azoren zu keinen militärischen Ehren; der „Einarm" wird von der Soldateska nicht .mehr für voll genommen. Müde und ein wenig mutlos kehrt er nach Spanien heim. Wie eine Anwandlung kommt die Sehnsucht über ihn, nun endlich auch am eigenen Herd zu sitzen. In einem glückhaften Aufbegehren des Herzens heiratet er mit siebenunddreißig Jahren ein viel jüngeres Mädchen: Donna Catherina deSalazar. Sie nehmen inEsquivias, nahe bei Madrid, Wohnung, aber Mutter und unversorgte Schwestern gehören von Anfang an zu seinem Hausstand. Seit sie ihre letzte Habe dem Loskauf Miguels geopfert haben, ist es ihr gutes Recht, von seinem Säckel zu leben. Die Unrast verläßt ihn nicht. Während der erste Teil des „Don 21
Don Quidiotes Tod
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Quichote" geformt wird, streift er oft nächtelang durch Madrid, ficht Raufhandel aus und träumt immer noch von fernen Ländern, Ehren und überraschendem Gewinn. Er gibt um ein Offizierspatent in dem neuerschlossenen Kolumbien eir» — dort drüben im Westen, nahe dem Eldorado, müßte sich das Glück zwingen lassen. Doch die Ministerien antworten nicht auf die Gesuche eines einarmigen Soldaten. Da versucht er es mit der Methode seines Freundes Sancho, um aus der Misere des täglichen Broterwerbes herauszukommen. Seine Bittschriften zielen nun auf die Stelle eines Militärschreibers, er möchte gern Bediensteter beim Geschwader von Cartagena werden — auch einmal einer von den Leuten, die vom Heldentum anderer leben. Aber erst im schicksalhaften Jahre 1588, als die „Große Armada" gegen England ausläuft, als König Philipp IL seine und Spaniens letzte Kraft zusammenrafft, die Mörderin Maria Stuarts zu strafen und den fortwährenden Seeraub der englischen Korsaren abzustellen, erst als der Herzog von Medina Sidonia die gewaltigste Galeerenflotte der spanischen Geschichte sammelt, findet sich auch für den Veteranen von Lepanto Verwendung als Proviantmeister. Er fährt mit der großen Flotte in die Katastrophe, erlebt Vernichtung und Untergang der herrlichen Geschwader — den Anfang vom Ende der Großmachtstellung Spaniens. Aber das Schicksal scheint ihm stets in Katastrophen gnädig zu sein — er ist einer der wenigen, die den rettenden Hafen von Santander erreichen.
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Es geht bergab. Nicht nur mit Spanien, auch mit Don Miguel. Ein armer Teufel, der jede Arbeitsgelegenheit wahrnimmt, sofern sie seinen ungebrochenen Stolz unangetastet läßt! Nur wenn sich mitleidige Seelen oder junge, ^abenteuerlustige Leutchen finden, die den „Einarm" nach seinen Erlebnissen bei Lepanto oder in Algier fragen, dann glühen die stumm gewordenen Augen auf, dann reckt er sich, selbst der Stummel des linken Armes kommt in Bewegung. Aber was Don Miguel zu berichten hat, weiß man in Esquivias und Madrid schon längst. Man gähnt, und niemand vermag seine Begeisterung zu teilen; es gibt andere Schlachten, neuere Abenteuer. Die Not bleibt seine tägliche Begleiterin, Cervantes gerät mehrmals ins Gefängnis, weil er seine Schulden nicht zahlen kann. Fortuna will nichts von ihm wissen. Selbst in einem Dichterwettbewerb, an dem er sich beteiligt, gewinnen andere und verweisen 26
den Dichter des „Don Quichote" auf einen der letzten Plätze, wo er drei silberne Löffel als Trostpreis gewinnt. Mehr als zwanzig Theaterstücke hat er stolz in eine Truhe verschlossen, seit er die ersten Talentproben des jungen, rasch berühmt werdenden Lope de Vega auf der Bühne gesehen hat. Im Jahre 1604 endlich, in seinem achtundfünfzigsten Jahre, erscheint durch Uüterstützung eines kunstsinnigen Grafen der erste Teil des „Don Quichote", er bringt ihm zunächst nichts als einigen Ruhm, aber nur wenig Geld ein. Erst als sich das Gerücht verbreitet, in diesem Buche stünden allerhand versteckte Anspielungen auf höfische, gesellschaftliche und staatliche Zustände, als es heißt, die Geheimpolizei in Madrid interessiere sich für die gefahrlichen Zweideutigkeiten politischer und philosophischer Art, wird das Buch reißend gekauft. Und sogar dieser endlich errungene Erfolg verwandelt sich — wie könnte es bei Cervantes anders sein! — zum Ausgangspunkt des Ärgers und der Ungelegenheiten. Ein bedenkenloser Geier auf dem literarischen Gefilde — er nennt sich Alonso Fernandez de Avalleda — bringt unter Ausnutzung des Verkaufserfolges eine Fortsetzung des „Don Quichote" heraus, die in ihrer Unzulänglichkeit ein Hohn auf das Werk ist. Aber gerade das erweist sich als ein Glück für Cervantes; die Musen haben den „edlen" Don Alonso nicht mit Liebe geküßt. Die Fälschung ist plump und leicht zu durchschauen. Doch, der Ärger bleibt. Cervantes beginnt nun seinerseits, einen zweiten, philosophisch stärkeren, künstlerisch schwächeren Teil seines Lebenswerkes zu schreiben.
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Inzwischen ist es leer um ihn geworden; Mutter, Schwestern und Gattin sind gestorben, nichts ist ihm geblieben als die Erinnerung und der ungeschwächte Flug seiner Gedanken. Noch schlägt das nimmermüde, sehnsüchtige Herz. Aber, er weiß, daß er jenes schäumende, bunte Dasein, von dessen weiten Horizonten der Knabe einst geträumt hat, niemals bezwingen und meistern wird: die Armut wird seine letzte Gefährtin sein. Der bescheidene Ruhm, den er sich einst mit seinen Schäferromanen, einigen Novellen und Dramen, erworben hat, wird wie eine Wolke vor dem Abendwind zerstieben. Und der „Don Quichote"? Sein Lebenswerk, in dem er sein ganzes Herz zu verewigen gesucht hat? Werden die Menschen nicht auch diese Schöpfung mißverstehen 27
und eine lächerliche Hanswurstiade oder einen verspäteten Ritterroman, einen politischen oder revolutionären Geist hineindenken und das Allgemeine, das Gültige und Zeitlose darin verkennen? Er ist all dieser Fragen ungewiß, er ist einsam und fühlt sein ganzes Leben und Tun gescheitert. Es geschieht ihm, was er prophetisch seinem sterbenden „Don Quichote" in den Mund gelegt hat. Sagt der arme Ritter nicht auf dem Totenbette: „Ich erkenne jetzt alle meine Gespinste und Narrheiten, und nichts schmerzt mich mehr, als daß mir keine Zeit mehr bleibt, noch einmal von vorne zu beginnen . . . ich fühle, daß es mit mir zu Ende geht, aber ich möchte die Welt gerne überzeugen, daß ich nicht als Narr gestorben bin. Ich war ein Narr und bin klug geworden." Ist es eine Absage an ein Leben, das sich, ohne nach Gewinn und Erfolg zu fragen, den Idealen geweiht hat? Packt den alten Cervantes nun die Reue und das Leid über sieh selber? Würde er — so ihm die Möglichkeit gegeben wäre, sein Leben noch einmal zu leben — sich diesmal den trüben Gestirnen eines Sancho Pansa verschreiben? Darüber sinnt der „Einarm" oft nach. Er sitzt still unter den Rosen und Hortensien seines Blumengartens, gläserne Kugeln aus Böhmen glitzern auf den Stöcken, an denen die gelben und scharlachfarbenen Rosen wie Trauben hängen. Kein Mensch stört diese Stille, nur noch Gedanken und Genien weilen bei Miguel de Cervantes. Das Lächeln höherer Sicherheit, wie es die Auserwählten Gottes auf dem Antlitz tragen, verklärt seine Züge. Seine fahl gewordenen Lippen murmeln Verse des Bekenntnisses zu dem, was er war: Cervantes! „Ja, sterben will ich, alle Hoffnung fliehen, Nicht Trost im Tode suchen, nicht im Leben, Und meinen festen Glauben fester fassen!"
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Ihm bleibt sein tiefer, nie wankender Christenglaube. Anfangs April des Jahres 1616 tritt er als Laienbruder ins Franziskanerkloster zu Madrid ein, schwere Wassersucht fesselt ihn an den Stuhl, bald ans Bett. „Mein Leben geht zu Ende" — schreibt er in diesen Tagen des Verlöschens •—. „Mein immer schwächer schlagender Puls wird wohl künftigen Sonntag stille stehen . . . Lebt wohl, ihr Scherze, lebt wohl, ihr köstlichen Einfälle. Lebt wohl ihr Freunde, denn ich sterbe und hoffe Euch bald und freudig wiederzusehen in einem anderen Leben!" Am 23. April 1616 — am gleichen Tage, an dem fern im feind28
liehen England der große S h a k e s p e a r e stirbt — geht D o n Mignel de Cervantes y Saavedra aus dieser Welt in jenes andere Leben. K a u m jemand nimmt Notiz v o m V e r k l i n g e n dieses Lebenstages, still wird der Dichter im K r e u z g a n g eines n a h e g e l e g e n e n N o n n e n klosters beigesetzt. Madrid feiert in dieser Zeit Lope de V e g a , den Mann, der an manchem Tage zwei fertige K o m ö d i e n oder Tragödien mit der Leichtigkeit eines Zauberers hinwirft. A b e r die Wandlerin aller W e r t e — die strömende Zeit — rückt die Maßstäbe zurecht und schreibt den N a m e n des Cervantes auf die R u h m e s t a f e l neben die N a m e n der größten Geister der Weltliteratur. Sein D e n k m a l zu Madrid trägt auf dem Sockel die Inschrift: „PRINCEPS SCRIPTORUM HISPANIAE". Er war der Fürst unter den Dichtern Spaniens.
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Worterklärung Alba, Fernando, Herzog, span. General, 1507—82, unterdrückte blutig den Aufstand der Niederlande und verursachte ihren späteren Abfall von der span. Herrschaft. Amadis, Ritter aus Wales, seine erfundenen Abenteuer bildeten Stoff für zahlreiche Ritterfomane. Aquädukt, Iat. aquae duetus = Wasserleitung. Hochgeführtes, Täler und Mulden überbrückendes gemauertes Bogenwerk mit leichtem Gefälle; in offenen oder geschlossenen Kanalrohren wurde Trinkwasser oft von weither den Städten zugeführt, in Italien seit 305 v. Chr., sehr früh auch schon in den spanischen Provinzen.
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Armada, bewaffnete span. Flotte, vor allem die gegen England ausgesandte und 1588 den engl. Schiffsfeschützen im Kanal erliegende lotte Philipps II. 29
Back, Kastell am Vorderschiff (Bug). Bahreinperlen, von jeher begehrte Perlen aus den Perlmuschelgründen der Bahreininseln, im Persischen *Golf. Baroccio, Frederigo, ital. Maler, 1526 bis 1612, Wegbereiter des Barock Bayard, der „Ritter ohne Furcht und Tadel", 1475—1524, franz. Ritter, Ideal des Rittertums. Bey (Bei, Beg), türk. = Herr, Herrscher. Casa, span. = Haus. Carmina, lat. = Lieder, Gedichte. Castilia y Leon! Castilia y San Jago! Kampfruf: Kastilien und der Löwe! Kastilien und Sankt Jakob! Cervantes, 1547—1616, „zeitlebens ein armer, gesellschaftlich unbedeutender, um sein Brot kämpfender Schriftsteller, den erst die Nach-
El Escorial, eigentlich San Lorenzo, Sommerresidenz der span. Könige, erbaut 1563—1586, Königspalast, Kloster, Königsgrabstätte. Felleisen = Reisesack. Fregatte, kleines Kriegsschiff, schnittiger Schnellsegler, „Kreuzer" des 16./17. Jhs. Galeere, Ruder- und Segelschiff mit 25—50 Ruderbänken und 1 oder 2 Masten; oft mit Kastellen. Grande, span. = der Große, ursprünglich Angehöriger des höchsten kastilischen Adels, seit Karl V. Mitglied des Hofadels mit dem Titel Exzellenz. Hidalgo, span. Adelstitel mit dem Zusatz „Don". Indios = Indianer. Karavelle — Handels- und Kriegsschiff, am Bug und Heck kastellartig erhöht. Korsaren, ital. = Freibeuter, Seeräuber. Landstörzer, fahrender, entlassener Landsknecht. Levante, ital. — Morgenland, Länder um d. östl. Mittelmeer. Lizentiat, junger Lehrer. Lope de Rueda, span. Theaterdichter, 1510—1565, schrieb vor allem Volkspossen. Lope de Vega, größter span. Volksrichter, 1562—1635, hinterließ ein Kolossalwerk an Komödien und Epen. Magellan, span. Seefahrer, 1480 bis 1521, umsegelte als erster die Erde. Mantilla, in Spanien getragener Kopfschleier aus Seide„ Spitze, Tüll oder Leinwand; früher auch reich verziertes, herabwallendes mantelartiges Schultertuch. Maravedi, alte span. Gold- und Silbermünze. Matador, span. = Mörder, Stierkämpfer, der den Stier tötet.
weit als den größten Schilderer seiner Zeit und seiner Nation und als den Schöpfer eines großen, typischen Werkes der Weltliteratur erkannt hat" (Eppelsheimer im „Handbuch der Weltliteratur", 1937). „Was Goethe für Deutsehland, Shakespeare für England, Dante für Italien bedeuteten, das ist Cervantes für Spanien: der Mann, der in diesem seinem großen Werke (dem Don Quichote) Geist und Seele seines Landes und Volkes eingefangen, sie in unsterblichen Gestalten verkörpert, sie mit unerreichter Sprachkunst geschildert hat; und der über die nationalen Bedingtheiten hinaus in seinem Werk die ewigen Werte reiner Menschlichkeit und Schönheit gegeben hat" (Herrn. Tiemann in „Don Quichote von der Mancha", 1939). Cid Campeador, span. = „Herr und Kämpfer", span. Nationalheld, 1045 bis 1099, Hauptgestalt zahlreicher spanischer Heldendichtungen. Colon, span. = Columbus. Cortez, Hernando, span. Generalkapitän, 1485—1547, Eroberer des Aztekenreiches (Mexiko), Entdekker Kaliforniens. Don, span. = Herr, Dona (gespr. Donja) = Herrin. Don Juan d'Austria = Johann von Österreich, Sohn Karls V., 1547 bis 1578, Oberbefehlshaber der Flotte der „Ewigen Liga" (Papst, Spanien, Venedig, Genua) in der Schiacht von Lepanto, 1571. Don Quichote, der spanische Nationalroman, erschien im 1. Teil 1604, im 2. Teil 1615. Seitdem 400 spanische Ausgaben und 400 Übersetzungen (davon 200 englische, 70 deutsche). Die Abbildungen im vorliegenden Lesebogen stammen aus der von Gustave Dore 1863 illustrierten frz. Ausgabe. Doria, Giovanni Andrea, 1556—1606, Seeadmiral, Befehlshaber der genuesischen Flotte. 30
Mufti, arab.—Entscheidender, Rechtsgelehrter bei den mohammedanischen Gerichten, der dem Richter (Kadi) unterstand, auch Wahrer und Betreuer der Religionsgesetze. Partisane, Stoßwaffe, Stoßwaffe.
Träger
der
Philipp II., 1527 — 15SS, Sohn des deutschen Kaisers Karls V., wurde nach dessen Abdankung im Jahre 1555 Herr von Spanien und des spanischen Weltreiches, während Ferdinand, der Bruder Karls V., die deutsche Kaiserwürde übernahm. Zum spanischen Weltreich Philipps gehörten: Spanien, die spanischen Kolonien in der „Neuen Welt", die Niederlande, in Italien die Herrschaften von Mailand, Neapel, Sizilien und Sardinien, seit dem Jahre 1580 auch Portugal. Rammsporn, Unterwasserbalken zum Rammen von Schiffen.
Rapier, frz. = Degen. Salamanca, altes span. Kulturzentrum, mit abendländischer Universität. San Diego, span. = Sankt Jakob. San Jago, span. =* Sankt Jakob. Scholar, Student, Schüler. Senor, span. = Herr (gespr. Senjor). Sonett, seit dem 16. Jahrhundert eine beliebte Gedichtform auch in Spanien. Das Sonett ist ein Gedicht mit vier Strophen, von denen die beiden ersten je vier, die beiden letzten je drei Verszeilen haben. Die Strophen verhalten sich zueinander wie Aufgesang und Abgesang, Frage und Antwort, Problem und Lösung. Vasco da Gama, portugies. Seefahrer, 1469—1524, entdeckte 1497 das Kap der Guten Hoffnung und den Seeweg nach Indien.
Umschlaggestaltung: Karlheinz Dobsky
Lux-Lesebogen 107 (Dichtung) - Heftpreis 25 Pfg. Natur- und kulturkundliche Hefte — Bestellungen (vierteljährl. 6 Hefte DM 1.50} durch jede Buchhandlung und jede Postanstalt — Verlag Sebastian Lux, MurnauMünchen — Druck: Buchdruckerei Mühlberger, Augsburg
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HISTORISCHES LEXIKON Das Nachschlagewerk für das »Bild der Jahrhunderte« Das Lexikon enthält Angaben über 1300 historische Schauplätze, 4600 Namen historischer Persönlichkeiten, 1300 historische Begriffe, zusammen 7200Stichworteund 22000 Daten. Zahlreiche Abbildungen, Zeichnungen, Tabellen. Umfang etwa 480 Seiten. In diesem umfassenden Nachschlagewerk wird die Gesamtgeschichte, die im »Bild der Jahrhunderte« in ihrem Ablauf dargestellt ist, in alphabetischen Stichworten lexikonartig geordnet. Für das Zierersche Werk ist das »Historische Lexikon« zugleich der Registerband. Bei jedem Namen befinden sich genaue Angaben, in welchem Band des »Bild der Jahrhunderte« Näheres darüber nachzulesen ist. Das „Historische Lexikon« enthält — sinnvoll geordnet, wissenschaftlich zuverlässig, reich illustriert — die wichtigsten Begriffe aus den Jahrtausenden der Geschichte. Mit seinen Bildern, Zeichnungen und Tabellen ist das Lexikon zugleich ein wertvolles Handbuch für jeden Freund und Studierenden der Geschichte.
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