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1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30
Mauretania Caesariensis
-
Die tegionsstandorte im römische Reich um
-
190
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-
n. Chr.
Legio/leon -/egio VI' Gemina Isca/Coerfeon -'eg;o " Augu.Jfa Devo/Chester -leg;o)()( Valerio victrix E.borocum/Yorlc -legio VI Victrbc Vefera/Xanten -legio xxx UlpKJ Sonna/Bonn -'eg;o I Minervia Mogontiocum/Mainz: -/eg;o XXII Primigenia Argentorote/S'.aAurg -/egio VIII Augusta Casfro Regino/Regensburg -/egio IIIltg/ieD I.ouriacum/Lorch -legio " 'fa/ieu VindobonalWien -Iegio X Gemina Carnuntum/80d Deutsch Altenburg -legio XliII Gem;na 8rigetio/Szöny - legio I Adiutrix Aquincum/8udapest -/egio " Adiutrix $;ngidunuml8elgrad - legio "" F/avia Viminiacum/Kostolac -legio VII elaue/ia Apu/um/Alba Ju/io -legio XIII CNm;na Potaissa/Turda -legio V Macedonica Novae/Stelclen -legio Ilto/ico Dvrosrorvm/Si'istra - legio XI Cloudia Saluta -legio xv ApolUnaris tt;'./ite,../Mo/atyG -legio XII Fu/m;nolu Samosalu -legio XVI Flovia firma Zeugma - legio "" 5cythkcr RophontJo/HohiS -legio 111 Gallico Sosrro/80sra -legio '" Cyrenaica Ca.pocoma -legio Vl F.hUra Aelia Capitolina/JervUJIe... -legio X Freien.;. Alexandria -legio " Truiana Lamba••i. -legio '" Augu5ra
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Martin Kemkes
Der Limes renze Roms zu den Barbaren
Mit Beiträgen von Jörg Scheuerbrandt und Nina Willburger
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Jan Thorbecke Verlag
.imesmuseum Aalen Im UNESCO-Welterbe Limes �weigmuseum des Archäologischen _andesmuseums Baden-Württemberg
Bibliographische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographiej detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
Zweite überarbeitete Auflage Herausgegeben vom Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg
©
Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg
Alle Rechte vorbehalten Gestaltung Inhalt: Lioba Geggerle, Heinz-Peter Lahaye Lahaye design, Ulm Gesamtherstellung: Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern
ISBN-10: 3-7995-3401-6 ISBN-13: 978-3-7995-3401-7 Jan Thorbecke Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern
[email protected]
Inhalt •
12
1.
Die historische Entwicklung an den Grenzen des Römischen Reiches
Zeittafel I-V 23
2.
Imperium Romanum - Die römische Herrschaft
24
. Der Kaiser - Eintracht mit den Göttern
26
. Der Kaiser - Eintracht mit dem Heer
30
·
39 43
·
3.
,
Expansion - Schonung und Unterwerfung Römischer Imperialismus?
Exercitus Romanus - Das römische Heer: Organisation
45
. Die Legionen - Das Bürgerheer
47
. Die Hilfstruppenjauxilia - Fremde im Dienste Roms
50
. Die Reiterei - Roms Auge und langer Arm ••
. Ordnung und Disziplin - Die Grundpfeiler der Uberlegenheit
56 59
4.
Exercitus Romanus - Das römische Heer: Vom Kommandeur bis zum Rekrut
60
. Die Kommandeure - Offiziere im Dienste Roms
66
. Die einfachen Soldaten - Vom Rekruten zum Centurio
73
. Die ehrenvolle Entlassung - Militärdiplome
77
5.
78
·
84
·
91
·
100
·
106
·
114
·
116 12 3
Exercitus Romanus - Das römische Heer: Ausrüstung und Bewaffnung
·
6.
Waffen und Ausrüstung vom 1.-3 . Jh. n. Chr. Verteidigungswaffen Angriffswaffen Pferdeausrüstung Die Paraderüstung der römischen Reiterei Feldzeichen und Signalinstrumente Orden und Auszeichnungen
Die Soldaten am Limes - Alltag in Krieg und Frieden
124
. Der tägliche Dienst
127
. Kaiserliche Fürsorge - Sold und Geschenke
131
. Versorgung von Mensch und Tier
142
. Der Soldat und die Götter - Die römische Heeresreligion
154
. Private Religiosität der Soldaten?
161
7.
Der Limes - Am Rande des Imperiums
162
. Der Limes als imperiale Barbarengrenze
164
. Der obergermanisch-raetische Limes
167
. Wachttürme
168
. Das Kastell - Keine Festung, sondern Kaserne
171
. Grenzpolitik am Limes
173
. Der Limes in Baden-Württemberg - Kastellorte und Grenzanlagen
,
"
I
8
189
8.
Das Kastell Aalen - Die Schaltzentrale am Limes
190
.
192
.
193
.
207 208
9.
Die Römer in Aalen
. Straßen - Rückgrat der römischen Herrschaft .
219
.
237
Der Aalener Praefect - Herr über 1.000 Reiter
Leben im Hinterland des Limes
216
230
Die Geschichte der ala II Flavia pia fidelis miliaria
Kastelldörfer - Keimzellen ziviler Entwicklung Kastelldörfer - Motoren wirtschaftlichen Aufschwungs
. Villae rusticae - Garanten standortnaher Versorgung
10. Der Limes und die Germanen
238
. Germanen - Die barbarischen Nachbarn Roms
240
. Der friedliche Kontakt zwischen Römern und Germanen
241 249
.
. Der "Limesfall"
254
.
257
.
261
Die Zeitenwende am Limes Die Landnahme - Germanen als neue Siedler Die neue Grenze
11. Der Limes als Mythos, Forschungsobjekt und UNESCO-Welterbe
262
.
264
.
Von Teufelsmauer und Pfahlgraben Archäologische Forschung am Limes - Privatgelehrte, Generäle, Professoren und Denkmalschützer
272
. Der Limes im Museum - Das Limesmuseum Aalen am UNESCO-Welterbe
277
. Deutsche Limesstraße und UNESCO-Welterbe
278
Glossar
287
Einführende Literatur
288
Abbildungsnachweis
I
Grußwort zur zweiten Auflage •
Im Juli 2005 wurde der obergermanisch-raeti
im Jahr 2005, haben das Land Baden
sehe Limes zum UNESCO-Welterbe erhoben.
Württemberg und die Stadt Aalen dem
Nach dem UNESCO-Managementplan ist
Limesmuseum weitere Attraktivität verlie
das Limesmuseum Aalen eines von vier über
hen. Die rund 50.000 Besucher im Jahr,
regionalen Informationszentren am Limes.
darunter etwa 700 Schulklassen, unter
Diese wichtige neue Rolle bedeutet für unser
streichen deutlich die Rolle des Limesmu
Limesmuseum eine besondere Aufgabe und
seums als das zentrale Museum am Limes.
Verpflichtung! Durch die Ausweisung des Limes als Seit nunmehr 42 Jahren ist das Limesmuseum
UNESCO-Welterbestätte wird die Bedeu
das zentrale Museum zur Römerzeit am
tung des Museums weiter zunehmen.
Limes in Süddeutschland. Im Jahre 1964 wur
Die deutlich gestiegenen Besucherzahlen
de eine bedeutende kulturpolitische Entschei
in den letzten Monaten zeigen dies bereits.
dung des Landes Baden-Württemberg getrof
Das Limesmuseum Aalen und seine Ver
fen, das Limesmuseum als Zweigmuseum des
antwortlichen in Stadt und Land wollen
Württembergischen Landesmuseums, heute
sich auch in Zukunft dieser Verantwortung
des Archäologischen Landesmuseums Baden
für eine weitere positive Entwicklung des
Württemberg, in Aalen zu errichten. Die Stadt
Museums stellen.
Aalen hat sich damals sehr gerne bereit erklärt, gemeinsam mit dem Land die finanzi
Die Stadt Aalen ist dem Archäologischen
ellen Mittel hierfür bereitzustellen. Mit seiner
Landesmuseum Baden-Württemberg dank
speziellen Ausrichtung auf die Darstellung der
bar, dass nach den baulichen und inhalt
Römerzeit am Limes, dem größten, heute
lichen Erweiterungen und Ergänzungen
noch sichtbaren Bodendenkmal in Deutsch
nun auch der Museumsführer den Besu
land, besitzt es einen inhaltlichen Schwer
chern in einer zweiten überarbeiteten Auf
punkt, der das Museum von vielen anderen
lage angeboten werden kann. Besonders
archäologischen Museen mit Abteilungen zur
danken möchte ich für diese Arbeit dem
Römerzeit abhebt. Seine Lage auf dem Gelän
wissenschaftlichen Leiter des Limesmu
de des größten römischen Reiterkastells
seums Aalen, Herrn Dr. Martin Kemkes.
nördlich der Alpen, einem Teil des UNESCO
Dem Besucher steht damit auch weiterhin
Weiterbes Limes, bietet die einmalige Gele
ein anschaulicher und informativer Weg
genheit, das im Museum Gezeigte direkt mit
weiser durch das Museum zur Verfügung.
dem Ort des Geschehens zu verbinden. Martin Gerlach Für die Stadt Aalen ist das Limesmuseum neben den Limes-Thermen und dem Besucher bergwerk die bedeutendste touristische Ein richtung und zugleich ein Aushängeschild für die ganze Region. Mit der baulichen Erweite rung und der inhaltlichen Neugestaltung im Jahr 2000, wie auch durch den Ausbau des Archäo
logischen Parks um das Museum herum und die Modernisierung der Medienausstattung
Oberbürgermeister der Stadt Aalen
,
Vorwort 10
Mit der Auszeichnung des obergermanisch
Kommandeur der ala II Flavia war der zweit
raetischen Limes als UNESeO-Welterbe
höchste römische Beamte in der Provinz nach
bekommt das Limesmuseum Aalen eine
dem Statthalter in Augsburg und gehörte zur
bedeutende Rolle als zentrales Informations
Elite der ritterlichen Offiziere in der römi
zentrum zum Limes in Baden-Württemberg
schen Armee.
zugewiesen. •
Dieser römischen Bedeutung entsprechend Von seiner inhaltlichen Ausrichtung her ist
war der 1962 gefasste Entschluss des Lan
das Museum allerdings schon seit seiner
des Baden-Württemberg und der Stadt Aalen
Gründung 1964 immer ein Haus gewesen,
naheliegend, hier ein Zweigmuseum zur
das sich von vielen anderen Römermuseen
Römerzeit am Limes einzurichten. In den
unterscheidet. Zum einen verbindet seine
nunmehr 42 Jahren seines Bestehens hat
Lage auf dem römischen Kastellgelände den
das Limesmuseum eine sehr erfreuliche Ent
Inhalt der Ausstellung für den Besucher
wicklung genommen, durch die es heute
direkt mit dem historischen Ort des Gesche
als zentraler Museumsstandort am Limes
hens. Zum anderen bedingt die inhaltliche
in Süddeutschland gilt. Die annähernd eine
Schwerpunktsetzung auf den Limes die
Million Besucher, die das Museum seit seiner
konzeptionelle Ausrichtung als historisches
Gründung besucht haben, unterstreichen
Themenmuseum, in dem es nicht nur um die
diese Rolle eindrucksvoll.
Präsentation der archäologischen Hinterlassen
Diese positive Entwicklung war aber nur mög
schaften, sondern auch um deren Einbindung
lich, da die Verantwortlichen der Stadt Aalen
in die globalen Zusammenhänge der römi
und des Landes Baden-Württemberg im Lau
schen Reichsgeschichte geht. Die Römerzeit
fe der Jahre immer wieder die Zeichen der
am Limes ist also nicht nur ein Aspekt unse
Zeit erkannt und notwendige Schritte zur
rer Landesgeschichte im engeren Sinne,
Attraktivitätssteigerung des Limesmuseums
sondern ebenso ein Thema der römischen
unternommen haben. Zu nennen sind hier die
Reichsgeschichte vom Rande des Imperiums
Erweiterungen des Hauses in den Jahren
aus gesehen. Diese inhaltliche Ausrichtung
1979 - 81 sowie die parallel dazu bis 1986
des Museums findet durchaus ihre Entspre
durch das frühere Landesdenkmalamt Baden
chung in der Ausweisung des Limes nicht als
Württemberg vorgenommenen Ausgrabun
rein nationales Kulturerbe, sondern als Teil
gen des Stabsgebäudes, die bauliche Erweite
des internationalen UNESeO-Welterbes "Die
rung und inhaltliche Neugestaltung im Jahr
Grenzen des römischen Reiches".
2000 und schließlich im letzten Jahr der Aus
bau des Archäologischen Parks hinter dem Am raetischen Limesabschnitt im heutigen
Museum und die umfangreiche Modernisie
Ostalbkreis liegt das ehemalige Kastell Aalen,
rung der Medienausstattung. Die bisher in
in dem etwa zwischen 160 und 260 n. ehr.
diesem Zusammenhang durchgeführten
ständig 1.000 römische Reitersoldaten der
systematischen archäologischen Ausgrabun
ala II Flavia milliara, der vornehmsten Einheit
gen durch das Landesamt für Denkmalpflege
am gesamten obergermanisch-raetischen
erbrachten weitere wichtige Befunde zur
Limes stationiert waren. Mit 6 ha Gesamt
Geschichte des Landes.
fläche ist das Kastell Aalen das größte römi
Durch die Ausweitung des museumspäda
sche Reiterkastell nördlich der Alpen. Der
gogischen Programms und jährliche attrak-
•
•
tive Sonderau sste l l u ngen kon nten seit den 90er Jahren die Besucherzahlen auf rund 40.000 pro Jahr gesteigert werden. Die Aus zeichn ung der U NESCO brachte a l l ein im Jahr 2005 eine Steigerung der Besucherzah len auf rund 50.000! Ein weiteres Indiz für die Attra ktivität des Hauses ist auch nicht zul etzt der Um sta nd, dass das 2 0 0 2 neu herausgebrachte Begleit buch zum M u seum bereits n ach 3 J a hren vergriffen war. Wir fre uen uns desha l b sehr, dass nun in bewährter Zusam menarbeit mit der Stadt Aalen und dem Thorbecke Verlag die zweite ü berarbeitete Auflage dieses attraktiven Begleitbuches vorliegt. Es präsentiert nicht n ur die reichen S a m m l u ngsbestände des Archäologischen La ndes museums Baden-Württembergs u n d sonstige archäologische H interlassenschaften a m Limes, sondern bietet a uch einen historischen Ein b lick in die römische Herrschaftspolitik sowie die Stru kturen der rö m ischen Armee. Das reiche Quel lenmaterial der schriftlichen wie bild lichen U berlieferung a u s dem gesamten römischen Reich erla u bt dabei einen tieferen Ein bl ick in die Stru kturen römischer H errschaft, die a m Limes dieselben waren wie im Orient oder in Rom. ••
Mit der zweiten Aufl age dieses Begleitba n des zum Limesmuseum fre ut sich das Archä ologi sche Landesm useu m Baden-Württem berg einen weiteren wichtigen Baustein zur Weiter entwicklung des Limesmuseums beitragen zu kön nen. Die Auszeichnung des Limes als UN E SCO Weiterbe wird in der Zuku nft die n ächste große Hera usforderung für das Limesmuseum Aalen darste l l e n . Die d e utlich gestiegenen Besucherzahlen seit J u li 2005 und der erhöhte
Bedarf an I nformation u n d Beratung für die breite Offe ntlichkeit machen einen Ausba u der personellen Strukturen zur ständigen Betreu u ng des U N ESCO-We lterbes in Baden Württem berg notwendig. Das Limesmuseum muss dabei zwa ngslä ufig in Baden-Württem berg eine entscheidende Rolle ü bernehmen. Die ü bera us po sitiven Erfahrungen der l etz ten 4 2 J a hre lassen aber hoffen, dass auch d iese Herausforderu ngen d urch eine gemein same Anstrengung der Stadt Aalen und des Landes Baden-Württem berg wiederum bewäl tigt werden. ••
Abschließend ist es mir ein Bedürfnis, al len ganz herzlich zu d a n ken, die am Ausbau des Limesmuseums Aalen u n d an der Herausgabe des vorliegenden Buches beteiligt waren. Dieser Dank gilt vor allem Herrn Oberbü rger meister Martin Gerl ach, seinem Vorgänger im Amt U l rich Pfeifle, dem Ersten B ürgermeister Dr. Eberh ardt Sc hwerdtner und a l len Mitar beitern der Stadt Aalen, mit denen uns seit vielen J a hre n eine enge, vertra uensvolle und erfolgreiche Zusammenarbeit verbindet. Danken möchte ich auch a l l e n beteiligten Firmen u n d I n stitutionen, die für den Ausbau des Hauses u n d des Archäologisc hen Parks vera ntwortlich waren. Mein Dank gilt ganz besonders meinen Mit arbeitern i m Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg, vor a l lem Herrn Dr. Mar tin Kemkes, dem als Projektleiter die inha lt liche Konzeption des M useums wie auch dieses Bu ches zu verdanken sind. Schließlich sei dem Thorbecke Verlag für seine Bereit schaft geda n kt dieses erfolgreiche Buch in einer zweiten Aufl age herauszubrin gen. Prof. Dr. Dieter Planck Direktor des Archäologischen Landes museums Baden-Württem berg
11
•
Zeittafel I :
Germanenkriege
Roms Eroberungen
gegen die Sugambrer, Usipeter und
an Rhein und Donau
17/16 v. Chr. Niederlage des M. Lollius
rand der Alpen wird römisch
Tenkterer Anlass der römischen
Lugdunum, Neuordnung Galliens ab
12 v. Chr. Roma et Augustus Altar in
Offensive gegen "die Germanen"
geschlossen.
Neuordnung der Provinz, Vorverlegung
Drusus, Vorstoß bis an die Eibe
15-13 v. Chr. Augustus in Gallien:
•
von Gallien aus nach Osten, der Nord
der Truppen auf die Rheinlinie
2 v. Chr. Feldzug des L. Domitius
von Trient aus nach Norden, Tiberius
Hermunduren, Überschreitung d. Eibe
15 v. Chr. Alpenfeldzug: Drusus stößt
•
121 v. Chr.
I
113-101
I
"t
I 1 58 51 v. Chr. Eroberung Galliens durch Caesar
Chr.
[
Gründung der Einfälle der Kim , Provinz Gallia bern und Teuto
Narbonensis
I
I
I I
55 v. Chr.
nen in dasj römi-
,
sche Reiclii •
werden in lNord italien und Süd
frankreich abge-
wehrt
54r Chr. 53r Chr. 52 r Chr. ,
I
I
I
Britannienelpedition
Britannienexpedition
b'
I
,
I
Moriner, Aquitaner)
werden niedergeschlagen
t I I
I
I
I
I
belagert
I
60
v.
ehr.
1
I
50
Neuordnung des Ostens durch
Pompeius, der
gesamte Osten
bis an den
30 v. Chr.
Armenien werden römisches Ein-
flussgebiet,
53 v. Chr.
Provinz Syria, alle
Karrhae von den
Einrichtung der hellenistischen
Könige werden Klienten
r
I
I
I
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I
I
' 'I"
I " 27 v. Chr. Aug stus in Gallien (NeUordrung in drei '
"
Prdvinzen: Aq�itania, Galli� Lugdunensis, Gallia
I
I
40
'
einen Einfa' , rechtsrhei�ischer Ger�anen zurück
, I
30
I
11(
20
I v. Chr. bis "
10
Bürgerkriege
um
,
I
I/'
Ermordung Caesars.
Provinz MCDesia.
Caesarianer gegen die Caesarmörder. Octavianus (Augustus) gegen
25 v. Chr.
Ägypten wird Provinz
Provinz
Antonius und Kleopatra
16 v. Chr. Einfall
der Pannonier in
Galatia wird
Istrien,
Unterwerfung
dEis Ostalpen
gebietes
(Taurisker)
Crassus wird bei Parthern geschla
gen urld fällt
15 v. Chr.
Einrichtung der
Caesar gegen Pompeius.
29-19 v. Chr.
20 v. Chr.
westen der spani-
frieden mit den
Krieg im Nord-
(Vaccaeer, Cantabrer, Asturer)
Reichsgebiet
I
125 v. Chr. �nterwerfun� der Salasser, Gründung
sehen Halbinsel
Limesgebiet
I über Trier bis' an den Rhein
27 v.-14 n. Chr. Augustus Alleinherrscher
50-31 v. Chr. 49-46 v. Chr. 44 v. Chr. 43-40 v. Chr. 32-30 v. Chr.
Euphrat und
I Bau einer �ernstraße von Lyon I I
. M. Viniciu�, Befehlshaber in Galli�n, schlägt
59 -44 v. Chr. Caesar 64-63 v. Chr.
I Agrippa Statthalter in pallien:
von Augus a praetoria (Aosta)
I
I I
M. ViPsl nius
\
I
61 v. Ch ) Aufstand der AIiObrOg l r in der Gallia Narbonensis
1
•
I
in Gallien (Treverer,
I. Rh'" ' Zweiter elnu ergang Caesars ver&ingetorix Jird in
Ahenobarbus v. Raetien aus gegen die
29 v. Chr. Aufstände '20/19 v. Ohr.
Erster Rheinübkrgang Cae�ars,
1. 2.
12-9 v. Chr. Germanienfeldzüge des
VerständigungsParthern,
Rückgabe der
Feldzeichen des
Crassus
13-9 v. Chr.
Feldzüge
in Pannonien
•
1
Feldzüge der Legaten
Verwaltungsstrukturen führen zum
13-16 Germanicus wird Oberbefehls
M. Vinicius und L. Domitius Ahenobar
Aufstand unter Führung des Chreus
ca.
9 Arminius schlägt drei
reren Feldzügen
Varus begeht Selbstmord
Rückzug auf die Rheingrenze
bus zwischen Rhein und Ems
1-4
kers Arminius
Unruhen in Nordwestdeutsch
land (immensum bellum)
4-6
Wiedereroberung Germaniens in meh
Legionen des Varus bei Kalkriese,
Tiberius in Nordwestdeutschland.
Krieg wird wegen Aufstand in Panno
10
nien abgebrochen
7-9
haber der Rheintruppen; Versuch der
16-17 Aufgabe der Eroberungspläne;
Tiberius erhält den Oberbefehl am
17
Rhein und sichert die Grenze
P. Quinctilius Varus Befehlshaber
11-12
in Germanien. Einführung römischer
manien und "die bis zur Eibe besiegten
Tiberius und Germanicus über
Völker"
schreiten den Rhein
I
I
I
Triumph des Germanicus über Ger
I
28
•
50
Aufstand der Friesen wegen
Einfall der Chatten nach
Steuereintreibungen, das
Gallien wird abgewehrt.
rechtsrheinische Friesland wird
au gegeben
10-20
I
Gründung der
'. Provinz Raetien
Köln wird Kolonie
I
21
• • • • ••
• •
•
••
Aufständ in Gallien I
wird ab r von
werden von den Rhein
Bau de Via ClaudiaAugusta
Germanenkriege
10
n.
30-50 ehr.
20
14-37
vor,
(Haeduer unter Sacrovir,
Rückzug
)
armeen niedergeschlagen
... 17
Corbul geht vom �ieder. . rhein a s gegen . Friese und Chau
Treverer unter lulius Florus)
I
47
j
Die Kastelle an der Donau werden eingerichtet
40
41-54
37 -41
Caligula
40
44
nonien wird von
Thrakien wird
einer
Provinz
Sabinus nieder
expedition
Tiberius nieder
von C. Poppaeus
geschlagen
geschlagen
Vorbereitung •
Britannien
Thrakien wird
Landung in
Britannien, Pro-
vinz Britannia
Aufstand des
Tacfarinas in
Nordafrika
Nero
55-65
Corbulo in Syrien
und Armenien
51
66-70
Südwales
in ludaea,
Die Siluren in
43
17-24
60
54-68
25
Aufstand in
50
Claudius
6-9
Aufstand in Pan
I
"vom Po bis an die Donau"
30
Tiberius
zum
werden unter�
•
worfen
Aufstand
Vespasiar
Befehlsha
der Exped armee
42
Aufstand in
50
Kämpfe in
61
Icener und
Aufstand i
der Provinzen
Camolodunum;
wird niedE
Caesariensis und
Kolonie
Mauretanien wird niedergeschla-
gen, Einrichtung Mauretania Mauretania
Tingitana
Britannien gegen Briganten,
Colchester wird
BoudiccaBritannier
11 geschlage
•
Zeittafel 11:
Konsolidierung
•
und Bau des Limes
74
I
I
,
Cn. Pinarius Clemens, der Kommandeur des obergermanisehen Heeres, erhält für einen Feldzug die Triumphalinsignien
und baut eine Straße von Straßburg durch das Kinzigtal
:
über die Baar an die Donau. Rott�eil und die umliegenden Kastelle werden angelegt
I
69/70
�a
�
I
brernen nach dem Abzug der vit�lIianischen Armee
meuternde Hilfstruppen und Aufständische die
rö�ischen Lager nieder und ru1en ein "Gallisches
, 1
O. Petillius Cerialis und lässt deh Aufstand nieder sct1lagen
I
70.
n.
I
SaturninusJ Mainz
I
lum 85
Offensive von
Mainz durch die
die germanischen Chatten
r am Rhein werden in die
f
provinzen Germania in
I ferior und Germania su
rperior umgewandelt 1
ehr.
------------�-------------
! f
68-69 Vierkaiserjahr
Nach dem Sturz Neros kämpfen Galba (Spanien), Otho (Rom). V itellius (Niedergermanien) und
Vespasian (Sonderkommando in ludaea) um die Macht
81-96 Domitian
77-84
Agricola in Britannien:
Eroberung der Insel bis zum Firth of Forth
74-77
85-88
unterwirft die Siluren in Wales
im heutigen Rumänien
Dakerkriege Domitians
Sex. lulius Frontinus
71-74
90.
so.
79-81 Titus
69-79 Vespasian
O. Petillius Cerialis
89-93
Briganten in
gegen Marko
Kriege Domitians
unterwirft die
mannen, Ouaden,
Mittelengland
Jazygen in
Pannonien
Reichsgebiet
I
•
,
Limesgebiet
l
Aufstand in
t sehen Heeresbezirke
Chattenkriege:
Wetterau gegen
Reiph" aus. Vespasian schickt eine Armee unter
88
I .1
I Die beiden germani-
81-85 (7)
Ba veraufstand: In Niederger anien und Gallien
!, l I ! I
I
• um 100
,
i
I
r Abzug der Legionen aus Noviomagus/
Nijmegen und Vindonissa/Windisch an die untere Donau
Bau des Limes in der Wetterau und im
I
Odenwald
I
Schwäbischen Alb
I
Anlage der Kastelle am Neykar und auf der · •
·
Einrichtung ziviler
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. ' Verwaltungsbezirke/ civitates
••
•
I
•
rechts des Rheins (LOPoduhum/Ladenburg
I
•
als Vorort der civitas Ulpia Sueborum Nicrensium)
I
100 96-98 Nerva
1 10
98-117 Traian .! .'
101-102
107
Pannonien wird
1. Dakerkrieg:
97
Krieg in Pannonien
gegen Markoman nen und Quaden
Dakien wird
unterworfen
geteilt.
106
Annexion des
113-117
Partherkrieg. Traian erobert
Armenien, besiegt die
Parther und stößt bis zum Persischen Golf vor
Nabataeerreiches: Provinz Arabia
105-106
2. Dakerkrieg:
Dakien wird Provinz.
Tod des Dakerkönigs Decebal
I
I
•
Zeittafel 111:
Das goldene Zeitalter am Limes
•
I
•
•
I
•
I
I
I I I
•
1I um 130 t' •
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1 20
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ehr.
I
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1
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Victorin s abgeWehr
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145
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auf die LiniEj Miltenberg1 Lorch-Aale�, Gründung d I
Kastell am Neckar und im
I ,
1 40
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138-161 Antoninus Pius 132- 135
144-150
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150
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L._�.�.�. �
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Einfall der
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Chatten in bie Belgica
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I
161-180 Mflrk Aurel 161-166
Niederwerfung
Partherkrieg: Nach der
Kochba).
eines Aufstandes
Eroberung von Ktesiphon
in Mauretanien
muss der Feldzug wegen
Hadrian in Gallien, am Rhein, in
1 71
.
Aufstand in ludaea (Bar
121
•
Kastells Aalen
IOdenwald werden in Stein ausgebaut
130
Raetien und in Britannien
l
wird von C, Aufidius
I
I Der Limes düdlich des Main wird von!erfegt
.
1
117-138 Hadrian
I Chatteneinfall nach r
Oberger�anien und RJetien
um 155
I
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I
I
gehenden lJimespallsade
I
, I
162
der Pest abgebrochen
139- 1 42
werden
Krieg gegen die Briganten in Nordengland,
172
Maurischer
Anlage des Antoninuswalles
Einfall in Spanie AVidius Cassius schlägt einen Aufstand in Agypten nieder ..
166-175
1. Markomannenkrieg
gegen Markomannen,
Jazygen und Quaden von Pannonien aus Limesgebiet Reichsgebiet
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200
Tod des Marc Aurels . in Vindobona/Wien
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Quaden und Hermunduren
I
I
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218-222 Elagabal
Um 220 Araschdir I.
begründet in Persepolis die Dynastie per Sassaniden
218 Elagabal vofr, Heer
zUm Kaiser ausgerufen,
Macrinus wird in Antiochia
197 -199 2. Partherkrieg des Septimius
Severus, Mesopotamia wird Provinz
217 Caracalla bei Carrhae ermordet ,
217-2l8 Weiterführung des
Partherkrieg wird abgebrochen.
Niede�\age bei Nisipis, gegen
194-195 1. Partherkrieg des SeptimilJs Severus
Niger in Syrien vor (Schlacht bei Issos)
bleibt
,
esopotamia römisch � I I •
216-217 Partherkrieg
. ,
215 Caracalla in Syrien und Agypten "
,
•
I
214 Krieg gegen die
Didius lulianus (Rom), Septimius Severus (Pan I
,
.
197 Schlacht von Lyon, Clodius Albinus fällt
192-193 Vierkaiserjahr
,
.' ! �; . . .
. . ...... ' ".
.
mit den Britannierm
Nach der Ermordung des Pertinax kämpfen
,
,
211 Friedensschluss
Didius lulianus. Anschließend geht er gegen Pescennius
gegen Markomannen, Jazygen,
bei
211-217 Caracalla
. . in Gallien an, marschiert in Rom ein und beseitigt
2. Markomannenkrieg, Siege
•
217-218 Maerinus
193-194 Septimius Severus erkennt Clodius Albinus
177-180
•
· .
195 Clodius Albinus usurpiert in Gallien, der
180
·
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••
208-211 Krieg in Britannien
gungen im ganzen Reichsgebiet
,
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•
181/182 Ausbau von Grenzbefesti-'
,
I•
des Antoninuswalles
182 Kämpfe mit Mauren in Nordafrika
..
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Dalkingen
184 Kämpfe in I3ritannien, Aufgabe
,
•
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193-211 Septimius Severus
183 Kämpfe in Dakien
•
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Cara-
Ausba" des
in Raetien ! , '1
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Ausbau des Limes mit ,
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I
I,
. dakischen Karpen an der Donau
•
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nonien), CIOdius Albinus (Gallien) und Pescen- 212 Constitutio Antoniniana: Verleihung des nius Niger (Osten) um die Alleinherrschaft
j,
Bürgerrechts an alle Provinzialen
I •
• • •
•
Zeittafel IV:
Die Krise: Bürgerkriege und
,
Barbareneinfälle •
234
I
Feldzug des SeverLs
Alexander gegen die
,
Germanen
235
Offensive gegen die
um 240-250
Südwestdeutschland, das
Limesgebiets durch
I Germanen in
Ständige Bedrohung des
germanische Raubzüge und
Limesgebiet wird gesichert
Plünderungen
233
Germaneneinfall in
Obergermanien und Raetien •
230
n.
1235
Mainz ermordet
•
240
235-238 Maximinus Thrax
242-244 Perserkrieg Gordians 111.
238
242 Auf dem Marsch in den Osten
Abwehr der Karpen an der
werden Sarmaten, Alanen und
unteren Donau, erstes
schlägt die Parther und begründet das
Auftreten der Goten,
Goten in Moesien und Thrakie
Zerstörung von Istros und
geschlagen, Sieg bei Resaina a
Chabur über Shapur
Marcianopolis, Abzug nach
Reich der
Sassaniden
243 Rückgewinnung von Antiochei
Zahlung von Jahrgeldern
230
Carrhae und Nisibis, Vorstoß n·
Sassaniden wollen das alte
Sassaniden nehmen Nisibis
erneuern und
und Carrhae ein
überschreiten Vorstöße bis Kleinasien
Ktesiphon
237
Perserreich
den Euphrat,
I I
238-244 Gordian 111.
Rückgewinnung Mesopotamiens
Araschdir I.
Rückgang der Bevölkerung
•
231-233 Perserkrieg:
227
Abzug der Truppen
•
ehr.
222-235 Severus Alexander
I
Alexander Severus wird in
I
I
241
244 Gordian 111. am Euphrat ermor
Shapur I. besetzt Mesopotamien und
236
erobert Antiocheia
Maximinus
schlägt Sarmaten
und Daker an der Donau
238
In Africa erheben sich Gordian I und sein Sohn Gordian 11., werden vom Senat anerkannt. Der Legat von Numidien schlägt die Ursurpation nieder,
Tod der beiden Gordiane. Daraufhin wählt der Senat Pupienus und
Balbinus zu Kaisern, Gordianus 111., Neffe von Gordian 11., wird Caesar.
Maximinus Thrax zieht von Pannonien nach Italien und wird während Limesgebiet Reichsgebiet
der Belagerung Aquileias ermordet. Pupienus und Balbinus werden von
den Praetorianern erschlagen, Gordian 111. zum Kaiser ausgerufen
255-257
Gallienus, der Sohn und Mitregent des
Valerian, schlägt die Germanen am Rhein mit Verbänden des britannischen Heeres
I
254
Germaner fallen in Raetiem ein
253
1
Mogontiacum/Mainz erhält
eine Stadtmauer
. -
--------�-
245-246 Donaufeldzug
245 Einfall der Karpen in Dakien und
Moesien, Abwehr durch Philippus
Arabs
246 Philippus schlägt die Karpen 249
Decius in
Viminiacum zum Kaiser ausgerufen, schlägt Philippus Arabs bei Verona.
Weitere Einfälle der Karpen II
und Goten in Moesien
244
250-251 Feldzug gegen die Goten.
258
Valerian in Byzanz,
250 Decius befreit Dakien von den
Karpen und geht gegen die Goten
Vertreibung der Perser aus
in Thrakien vor. Niederlage gegen
Kappadokien
die Goten bei Beroia. Herennius
erzwingt die Aufgabe der Belage-
256
rung von Nikopolis
Valerian vertreibt die Perser aus Syrien, Gallienu
251 Niederlage gegen die Goten bei
wehrt Karpen und Goten in Dakien ab. Seezüg
Abrittus, Decius und Herennius
der Goten, Plünderung von Nikopolis, Nikaia un
fallen. Weitere Beutezüge der
Goten in den Donauprovinzen.
Prusa in Bithynien
254
Trebonianus Gallus, Legat von
Vorstoß der Goten nach
Moesien, lässt sich zum Kaiser
Makedonien, Belagerung
ausrufen. Friedensschluss gegen
von Thessalonike
Geldzahlungen
253
252
I.
erobert
Armenien
Persern, Mesopotamia .
253-260 Valerian
251-253 Trebonianus Gallus
Shapur
Friedensschluss mit den
bleibt römisch
260
250
249-251 Decius
244-249 Philippus Arabs
I
248
Aemilianus, Legat von Moesien, schlägt die Goten nördlich der Donau und
zum Kaiser ausgerufen. Er zieht nach Italien und wird nach Ermordung des Trebonianus Gallus als Kaiser anerkannt. Karpen und Burgunder setzen von der unteren Donau nach Kleinasien über
Decius erhält den Oberbefehl an der Donau,
plündern Ephesos und Pessinus. Einfall der Markomannen in Pannonien.
Marcianopolis wird von den Goten erfolglos
Shapur I. fällt in Syrien und Kappadokien ein.
belagert. Tausendjahrfeier Roms
In Raetien erhebt sich Valerian, Trebonianus Gallus wird ermordet
•
Zeittafel V:
Die Krise: Aufgabe des Limes
•
1260-274
I
Gallisches Sonderreich
:i
Postumus macht sich in Gallien, den
!
268
27 1
Postumus wird in
Niederlage gegen Germanen ·
germanischen Provinzen, Raetien,
Mainz ermordet,
und Juthungen bei Placentia,
Britannien und Spanien selbstständig.
Nachfolger wird
Sieg über dieselben bei
Die Grenze zum Machtbereich des
Victorinus
Gallienus verläuft am Inn und die Alpenkette entlang
l etwa 265
I
Ticinum
273/4
Gallienus erobert Raetien zurück und stößt
259
um
Germaneneinfälle über
nach Gallien vor, belagert Postumus "in
270
Aurelian zer-
Aufgabe des Limes
einer Stadt", wird verwundet und bricht den
Aurelian schlägt
schlägt das
den Lime§ bis
gebietes rechts des
Feldzug ab. Die Grenze zwischen den Macht
nach Gallien, Spanien
Rheins und nördlich
bereichen verläuft nun irgendwo im
und Italien
260/270
der Donau
I die Juthungen in I
l Limesgebiet
• ""
Gallische Sonder-
Raetien und
.
t
•
"
I
reich und ist •
Oberitalien
•
•
Alleinherrscher
'"
260
n . ehr.
270
270-275 268-270 260
Claudius
11
Aurelian
Gothicus
272-273
Perserkrieg:
Valerian wird von den Persern gefangengenommen, sein Sohn und Mitregent
Aurelian zerschlägt das Palmyreni
Gallienus übernimmt die Regierung. Um sich gegen Usurpatoren und einfallende
sche Sonderreich und beherrscht
Barbaren wehren zu können, bildet er aus den ihm zu Verfügung stehenden
269
Truppen mobile Verbände, darunter auch ein selbstständiges Reiterkommando
Sieg über
("Schlachtenkavallerie des Gallienus").
die Goten
271
Regalianus usurpiert in Carnuntum und wird von Gallienus besiegt
bei Naissus.
Befestigung Roms
nun Italien, IIlyrien und den Osten
(Aurelianische Mauer) und
268
zahlreicher Städte (Athen,
Odenathus und Zenobia aus Palmyra führen den Perserkrieg
Claudius schlägt
Milet, Nikaia, Verona,
fort und beherrschen zeitweise den gesamten Osten
die Germanen
Salona, Pisaurum, Fanum).
am Gardasee
Aufgabe von Dakien
260-273
Palmyrenisches Sonderreich
270
259 Ingenuus usurpiert in Pannonien und
268
Aurelian schlägt die
wird von Gallienus bei Mursa besiegt
Gallienus
Sarmaten und Vandalen in
259
ermordet
Pannonien
Vorbereitungen Valerians für Perserkrieg
267 Goten und Heruler plündern mit
500 Schiffen
259
Griechenland, Rückzug durch Boiotien. Auf dem
Trapezunt von den
Rückweg werden sie von Gallienus am Fluß Nestos
Goten zerstört
in Makedonien gestellt und geschlagen
,
,
1 72
198 Soldaten nehmen Gefangene, Traianssäule, Rom, Anfang 2. Jh. n. Chr.
"Als er im Feindesland stand, durchzog er weite Landstriche, ohne dass sich ihm jemand entgegenstellte; die Barbaren hatten sich zurückgezogen. Er verwüstete also das ganze Land, besonders das fast erntereife Getreide, steckte die Dörfer in Brand und überließ sie dem Heer zur Plünderung. " Strafexpedition des Kaisers Maximinius Thrax über den Limes nach dem Germaneneinfall von 233 n. Chr., He rodian
Commodus sicherte das gesamte Ufer; indem er Tilrme von Grund auf neu errichtete und Besatzungen an ..
gilnstigen Orten dem heimlichen Ubersetzen von Räubern entgegenstellte. Bauinschrift der G renzbefestigung a m Donau-Ufer aus Intercisa,
184 n . Chr.
•
•
22
1
2
1 Tra iansstatue, Kopie Limes museum 2 Victoria mit Siegesschild, Sindelfingen 3 Schlachtenszene, Traianssäule, Rom, Anfang 2 . J h . n. ehr.
•
,
•
m erlUm omanum Die omlSC e errsc ••
•
2
, (. ) Die Götter wollen, dass Rom das Haupt der Welt ,
. .
sein wird, deshalb sollen sie die Kriegskunst pflegen (. ) .
.
und ihren Nachkommen überliefern, damit keine menschliche Macht römischen Waffen wiederstehen kann.
ii
Livius, Römische Geschichte
3
Die Eroberung des heutigen Sü dwestdeutsch lands und der Bau des Limes gehörten für die Römer nicht zu den herausragenden Ereignis sen ihrer Gesch ichte. Deshalb fa nden diese Vorgänge, and ers als die Germanenkriege des Augustus, auch in der staatlichen Ku nst kaum Beachtung. Al le Eroberungen Roms geschahen jedoch unter denselben ideolo gischen Vora ussetzungen. Die rel igiöse Legi timation, die überragende Rol l e des Kaisers und seiner Soldaten sowie der vorausgesetz te Sieg Roms über seine Feinde, si nd dabei die Grundpfeiler rö m ischen Herrschafts denkens. Die Ausübung der römischen Herr schaft weist darüber hinaus eine Reihe von Konstanten auf, die sich in ä h n licher Form auch i n anderen historischen Epoc hen finden lassen. Die Gleichförmigkeit römischer Propa ganda erlaubt es zudem, Bilder und Texte aus anderen h i storischen Zusammenhängen zur I l l ustration der Ereign isse am Limes heran zuziehen.
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,
•
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•
•
24
Der Kaiser - Eintracht mit den Göttern
Seit Augustus nach dem Ende der Bürgerkrie ge d u rch die Schl acht bei Actium ( 2 7 v. ehr.) die a l l e i n ige pol itische Führung in Rom über nommen hatte, ba ute er seine Allein herr schaft systematisch auch institutionell a us. Er begrü ndete mit dem " Prinzi pat" eine Regieru ngsform, die zwar fo rmal die rep u b l i kan ische Ordnung wiederherstel lte, gleich zeitig aber an seine Person a n n ähernd alle Befe h l sgewalten der versch iedenen M agis trate band. Vor a l l e m erhielt er das imperium über den Großteil der Provinzen, insbeso nde re ü ber d iejenigen, in denen Truppen statio niert waren und wurde d a m it o berster H eer fü hrer. Schließlich ü bern a h m er a l s pontifex maximus auch das höchste religiöse Amt des Staates. So wu rde er de facto zum Allein herrsc her, ohne sich se lbst offiziell a l s Kaiser oder König zu bezeichnen. Dieses Herr schaftssystem wurde zwar unter seinen Nachfo lgern, je nach deren Persö n l ic h keit, verschi eden i nterpretiert u n d mit Leben erfü llt, blieb aber im wesentlichen für die nächsten d rei Jahrhunderte bestimmend.
4
"Für dieses mein Verdienst wurde auf Senatsbeschluss (. ) ein goldener Schild .
.
in der Curia Iulia aufgehängt, den mir Senat und Volk von Rom widmeten ob meiner Tapferkeit, Milde, Gerechtigkeit und Frömmigkeit, wie die auf dem Schild angebrachte Inschrift bezeugt
I(
Augustus, Tatenbericht 34
I
2
.
Imperium Romanll1l - Die Römische Herrschaft
4 Kaiserliches Opfer vor dem Feld
•
zug (lustratio), Traianssäule, Rom, Anfang 2. J h . n. ehr. 5 Der Kaiser thront wie luppiter
neben der Göttin Roma, Gemma Augustea, Anfang 1 . Jh. n. ehr. 6 l u ppiter überreicht Traian das Blitzbündel als Zeichen seiner Stellvertreterrolle auf Erden, Traiansbogen Benevent, Anfang 5
2 . J h . n. ehr.
Eine besondere Leistung des Augustus besta nd sch ließlich darin, d ass er dieser neu geschaffenen pol itischen O rd n u n g und i nsbe sondere seiner Person d u rch eine Fülle von künstlerischen Werken von der Arch itektur über die bildende Ku nst bis zur Literatur eine öffentliche Erscheinung gab, d i e von allen gesellschaftl ichen Schichten erfa h ren werden kon nte und a ngenommen wurde. I n An leh n u ng a n die tief verwurzelten patriarch ia l ischen Fam i l ienstrukturen wurde Augustus u n d d a mit a u c h jeder seiner N achfolger zum pater patriae, zum Vater und Patron des römi schen Vol kes. Strikt vermieden wurde dagegen die religiöse U berhöh ung d urch sei n e Verehrung als Gott, wie es im griech ischen Osten für d i e hellenistischen Herrscher üblich war. Augustus und seine N achfolger sa hen sich d agegen eher als Stellvertreter des höchsten Gottes luppiters auf Erden, was sie aber nicht d avon abhielt, sich in vielen Abbil d u ngen "gottgleich" an der Seite der Götter d a rstellen zu lassen. Diese politische und rel igiöse Bedeutung der Person des regierenden princeps/ Kaisers machte ihn zum Vorbild für jeden Römer. Er a l lein wachte über den Staat u n d war höchste religiöse, mora lisc he und j u ristische I nstanz. I n i h m vereinigten sich die vier wichtigen röm ischen Tugenden: virtuslTugend, c/ementiaIM i l de, iustitiaIGerechtigkeit, pietas/Frö m m igkeit.
Der röm ische Weltherrschaftsa nspruch, der sc hon zur Zeit der Repu blik im römischen Bewußtsein tief verwurzelt war, fa nd in der Person des Kaisers eine entsprechend ein gängige Personalisierung. Der Göttervater luppiter hatte Rom erwä hlt u n d ihm an seiner statt d i e Führu ngsrolle über a l l e anderen Völ ker übertragen; damit wu rde die römische Ordnung zur göttlichen Weltord n u ng. Der Kai ser war M ittler zwischen göttlicher und mensc h l icher Welt. Als Stel lvertreter luppiters auf Erden und als Patron seiner Soldaten war er der entscheidende Faktor des römischen Herrschaftssystem. In seiner Person verein ig ten sich religiöse und weltliche Legitimation des römischen Weltherrschaftsa nspruches.
••
6
•
7 Ansprache des Kaisers an seine
Truppen (adl ocutio), Traianssäule, Rom, Anfang 2. J h . n. ehr. 8 M ü nzbild mit zwei verschränkten Händen und der Umschrift Fides exercituum - die Treue des Heeres
9 Die Traianssäule in Rom, heutiger Zustand 26
7
Der Kaiser - Eintracht mit dem Heer
Neben seiner politisch und re l igiös überhöh ten Position a l s Alleinherrscher, war der Kai ser auch in m i l itä risc her H i n sicht die ent scheidende Person des römischen Machtap parates. I h m waren a l l e Provinzen, i n denen Truppen standen, persön lich u nterstel lt. Die Statthalter u n d Truppenkomma nde ure waren keine vom Senat bestellten Beamten wie i n den senatorischen Provinzen, sondern direkt ausgewäh lte Personen seines Vertrauens. Er setzt diese Leute ein und entließ sie auch wieder; sie agierten a l s seine Stel lvertreter (/egati augusti). Damit war der Kaiser oberster Heerfü hrer und einziger Dienstherr der Sol da ten, die auf seine Person vereid igt wurden. Soldaten und Herrscher waren somit zu gegenseitiger Treue verpfl ichtet. Die Sol daten taten ihren Dienst, der Kaiser belohnte sie dafür indem er So ld, Geldgeschenke und Pri vilegien nach der Entlassung gara ntierte. M it der Armee stan d dem Kaiser ein treues Ma chtinstrument zur Verfügung, mit dem er Rom gegen jeden ä u ßeren Gegner und sich sel bst gegen jeden i n neren Feind sch ützen konnte. Brach das Treueverhältnis jedoch, z. B. weil der Sold ausblieb oder die den Sol daten versprochenen Sonderza h l u ngen oder Plünderu ngen vorentha lten wurden, kon nte es zu Meutereien kommen, wobei von den Soldaten n i c ht selten ein Gegenka iser aus gerufen wurde. Zu solchen Fällen kam es im
J a h r 68/69 n . Chr. nach der Ermord ung Neros und besonders in den unruhigen Zeiten im 3 . Jh . n . Chr., als z. B. der Kaiser A/exander Severus 2 3 3 n . Chr. von seinen Sol daten i n M a i nz ermordet wurde, weil er mit den Ger manen verhandelte, anstatt einen Kriegszug zu u nternehmen. Das besondere Verhältnis von Kaiser und Heer wurde auch i n den bild lichen Darstel lu n gen d u rch im mer wiederkehrende exem pla rische Bild motive, wie das gemeinsame Opfer vor dem Feldzug (/ustratio) oder die Anspra che (ad/ocutio) des Kaisers an die Soldaten hervorgehoben. Auf M ünzrückseiten findet sich das M otiv der gekreuzten Hände mit der Umsch rift "FIDES EXERCITVVM" Die Treue des Heeres.
8
2
Imperium Romanum
Die Römische Herrschaft
•
Die Traianssäule in Rom Die Traianssäule in Rom stand ursprünglich an zentraler S telle innerhalb des von Kaiser
Traian errichteten neuen Traiansforums zwischen Kapitol, dem Forum Romanum und dem Augustusforum. Die gigantische Platzanlage diente primär der Präsentation und Verherrlichung der Taten des Kaisers. Sein wichtigster außenpolitischer Erfolg war der endgültige Sieg über die Daker im heutigen Rumänien, den er in zwei großen Kriegen,
101-103
n. Chr. und 104-106 n. Chr.,
errang. Dieser Sieg wurde in der Skulptu renausstattung des Forums in vielfacher Weise durch Reliefs und S tatuen dem Betrachter nahe gebracht. Die Traianssäule war das zentrale Monument des Forums. In ihrem Sockel wurde die Asche des verbrannten Kaisers beigesetzt. Die ursprünglich mit einer Statue des Kaisers bekrönte Säule
9
zeigt auf dem Schaft in einem gigantischen, in einer Spirale verlaufenden Relieffries
IIDa die Menge der Ereignisse und die Vielfalt der sich daraus ergebenden Aspekte es dem Leser schwer machen, die ganze Größe Roms zu begreifen, werde ich es machen wie die lVlaler, die den ganzen Erdkreis auf ein kleines Bild malen: Ich werde die Größe Roms sozusagen in einem abgekürzten Bild darstellen, um sie so auf einen Blick verständlich zu machen. Florus, Auszüge aus Titus Livius 1,3
/{
einen nahezu vollständigen Bilderzyklus der dakischen Kriege. Die überaus realistisch gestalteten Szenen machen zum einen den Eindruck der Wiedergabe eines ganz konkreten Geschehens, beeinhalten zum anderen aber auch viele allgemein übliche Bildtypen der offiziellen kaiserlichen Bildkunst. Blendet man die Szenen aus, die sich speziell auf die Begebenheiten in Dakien beziehen, so bleiben eine Fülle von Bildern übrig, die als Bildtopoi auch auf andere römische Eroberungen übertragen werden können. Dass dieser exemplarische Gebrauch von festen Bildmotiven in der staatlichen Kunst aus ideologischen und propagandistischen Gründen gewollt war, zeigen parallele Dar stellungen in der Münzprägung sowie litera.. rische Uberlieferungen.
27
•
nDie Soldaten hatten ihr Vergnügen an ihm, vor allem wegen der zusätzlichen Geldgaben, die er ihnen zukommen ließ und weil er alles wie ein Soldat mitmachte. Jede Handarbeit oder körperliche Anstrengung vollführte er zuerst. Er mahlte eigenhändig Getreide, formte Brotfladen, buk sie auf der Holzkohle und verzehrte sie. Er hielt sich von allem aufwendigem Luxus fern, aber was preiswert
•
und auch für die ärmsten Soldaten erschwinglich war; benutzte er.
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Er wollte angeblich lieber Kamerad als Kaiser von seinen Soldaten genannt werden. Meist marschierte er mit ihnen zu Fuß und trug seine Ausrüstung selbst. Manchmal lud er auch die Feldzeichen auf seine Schultern ( . ) Deswegen wurde er von ihnen als guter Soldat .
.
.
geI·/ebt. (( Herodian über den Kaiser Caracalla, 3. Jh.n . Chr.
1 0 Bronzeschwert einer Kaiserstatue, Murrhardt 1 1 , 1 2 , 1 3 Fragmente einer Kaiser statue, Dalki ngen 1 4 Statue im Fahnenheili gtum von Aalen
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11
2
Impenuin Romanum
Die Römische Herrschaft
29
12
14
Kaiserbilder in den Kastellen Trotz der großen Bedeutung des Verhältnis ses zwischen Kaiser und Heer, dürften die wenigsten der Soldaten, die im
2.
und
3. Jh.
am Limes stationiert waren ihren Kaiser
jemals wirklich gesehen haben. Außer bei großen Feldzügen weilte der Kaiser nur sehr selten bei den Truppen entlang der Grenzen. Eine solche Ausnahme war z. B. der für das Jahr sers
213
n. ehr. überlieferte Besuch des Kai
Caraca//as
in Raetien, anlässlich dessen
er womöglich auch in Aalen und Rainau Buch gewesen ist. Damit die Soldaten trotz dem jederzeit ihren Oberbefehlshaber vor Augen hatten, waren im Fahnenheiligtum jedes Kastells oder in der davor liegenden Querhalle Portraits bzw. S tatuen der Herr scher aufgestellt. Im Rahmen des Kaiser kultes wurden sie als Ehrenbildnisse, nicht aber in engerem S inne als Kultbilder ver ehrt. Von ihrer Existenz in den Limes kasteIlen zeugen eine Reihe von S tatuen sockein mit Inschriften, vor allem aber die erhaltenen Reste von Großbronzen, wie sie sich in Murrhardt, Aalen und am Limestor bei Dalkingen erhalten haben. Meist sind allerdings nur kleinteilige Reste vorhanden, da der Großteil wohl in nachrömischer Zeit von Metallsuchern eingeschmolzen wurde.
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•
•
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"Du aber Römer denke daran, die Völker mit Deinem Befehl zu beherrschen. Dies sollen Deine Künste sein: ordnend zum Frieden zwingen, die Unterworfenen zu schonen und die Stolzen zu unterwe/jen.
Ii
VergiI, Aeneis 6
Expansion - Schonung und Unterwerfung
15
16
Grun dsätzlich waren die Römer stets bestrebt, ihre m i l itärische Expansion und Herrschaft ideologisch zu begrü nden bzw. zu rechtfertigen. Zentra ler Punkt war d a bei das "gerechte Handeln ", das nicht nur der eigent lichen Eroberungsphase, sondern auch der folgenden Beherrschung zugrunde gelegt werden sollte. Die weitgehend gleich berech tigte E i n beziehung der einheim ischen Bevöl kerung in den röm ischen Verwaltungsappa rat, die Fürsorge für die wirtschaftliche Ent wicklung sowie die religiöse Toleranz bildeten die Gru ndpfeiler der Herrschaft. In den mei sten Fällen war dieses römische Angebot für die Unterworfenen attraktiv genug, den Ver l ust ihrer politischen Freiheit und Sel bst besti m m u ng zu tolerieren, so dass in vielen Teilen des Reiches, wie i n Obergerm a n ien und Raetien i m 2. und 3. J h . n. ehr., ü ber mehrere Generationen eine fried liche Ent wicklung möglich war. D ies war a ber nicht im mer der Fa l l , und so ist die rö mi sche Geschichte ebenso geprägt du rch b l utige Unterd rückung, Terror und Verfo lgung.
•
2 · mperium Roma num - Die Römische H errschaft
1 5 Hinrichtung von Markomannen, Marcussäule, Rom, Ende 2. Jh. n. Chr. 1 6 Traian opfert gemeinsam mit der Provinzbevö lkerung, Traians säule, Rom, Anfang 2. Jh. n. Chr. •
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" . . . es wurde von Seiten der Gerechtig keit geantwortet, dass die Ausdehnung der Herrschaft der Römer deshalb gerecht sei, weil solchen Menschen die Knechtschaft nützlich sei, und es geschieht zu ihrem Nutzen wenn es richtig geschieht, das heißt, wenn den Gerechte Kriege?
Das Bem ühen um eine Legitimation der krie gerisch en Eroberungen führte schon zu Zei ten der Republik zu einer rege lrechten Rec ht fertigu ngsdoktrin des röm ischen Staates. Spielte dabei zunächst n u r d ie nach religiö sen und j u ristischen Regeln ord n u ngsgemäße Kriegserklärung als Reaktion a uf einen Ver tragsbruch eine Rolle, so wird bei Cicero der Begriff des "gerechten Krieges" (bel/um ius tum) wesen t lich erweitert: Nach sei ner U berzeugung m u sste Rom stets zum Schutz der Bundesgenossen "Verteidi gungskriege" führen, u m seinen Machtbe reich gegen äu ßere Feinde zu sichern. Weiter hin ergänzt er das Prinzip der Gerechtigkeit (iustitia) durch das der Kl ugheit (sapientia), d ie es wiederum sinnvoll erscheinen lässt, seinen Machtbereich stä ndig a uszudehnen. U n d schließlich ist die römische Herrschaft für i h n deshalb gerecht, wei l sie die Lebensbed i n gungen der Beherrschten verbessert u n d die Knechtschaft den Unterworfenen d a m it n ütz lich ist. Dabei ist die H errschaft der Besten für ihn eine Art N aturgesetz. ••
••
Ruchlosen die N!öglichkeit zu Ubergril fen genommen wird und wenn die Unterworfenen sich dabei besser befin den, weil sie, nicht unterw0l1en, sich schlechter befunden haben. (. . . ) Sehen wir nicht, dass eben den Besten die Herrschaft zum größten Nutzen der Schwachen von der Natur selber gege ben worden ist?".
" . . . Klugheit heißt, aufjede Weise die Macht zu vergrößern, den Reichtum zu vermehren, die Grenzen vorzuschieben; die Gerechtigkeit aber schreibt VOI; alle zu schonen, für das Me nschen geschlecht zu sorgen, einem jeden das seine zu geben, Heiliges, Staatliches, Fremdes nicht anzurühren. Cicero,
Ü ber den Staat
3, 47-48
II
"Als Räuber der Welt durchspüren sie, nachdem den
1 7 Kaiser Marc Aurel schaut zu wie
ein germanisches Dorf nied er
alles Verwüstenden die Länder ausgingen, nun auch
gebrannt und Frauen und Kinder
das Meer, habgierig, wenn der Feind reich, ruhm
verschleppt werden, Marcussäule, Rom, Ende 2. J h . n . Chr.
süchtig, wenn er arm ist; nicht der Osten, nicht der
•
Westen hat sie gesättigt; als eirzziges von allen Völ
32
kern begehren sie Fülle wie Leere mit gleicher Leiden schaft. Stehlen, lV/orden, R auben heißen sie mit falscher Bezeichnung Herrschaft/imperium und wo sie Einöde schaffen nennen sie das Frieden/pax ". Tacitus, Agricola 30,4
Wide rsta n d u n d Terror
Die rö m ischen Eroberungen erfolgten auf der einen Seite d urch große Kriege und entschei dende Sch l achten, wie gegen Ka rthago (3. Jh. v. Chr.), in Gal lien ( 5 7 - 5 1 v. Chr.) oder im Krieg gegen die Daker i m heutigen Rumän ien ( 1 0 1 - 1 06 n . Chr.) M i n d estens e benso hä ufig verfu hren die Römer jedoch nach der Kriegs taktik des "small war". Dabei wurden die einzelnen Stä m m e n icht i n einer großen Sch lacht, sondern d urch fortwä hrende Uberfä l l e und systematische Zerstörung i h rer Felder und Dörfer besiegt. Ahnlich erging es Stä mmen, die später re bellierten . Sie wurden mit a l ler Grausamkeit bestraft. Gelang es der römischen Armee nicht, den Aufsta nd schnell in einer einzigen Schlacht niederzuschlagen, verwüstete sie das Gebiet, verbrannte a l l e Dörfer und ver ka ufte die Gefa ngenen i n die Sklaverei. N icht wen ige Stä mme, wie z. B. d i e E buronen am N iederrhein wurden a uf diese Weise förm lich au sgerottet. Auch wenn wir für d a s Gebiet des heutigen Südwestdeutschla nds keine Berichte ü ber oder H i nweise auf schwere Eroberungskämp fe und lang anda uernden Wiedersta nd der einhei mschen Bevö l kerung haben, so ist den noch davon auszugehen, dass au ch hier die rö mische Eroberung nicht ohne m i l itärische Gewalt vonstatten ging. ••
••
" Caesar bot aus den Nachbarstämmen viele Reiter auf und schickte sie nach allen Seiten aus. Jedes Dorf und jedes Gehöft, das man entdecken konnte, wurde niedergebrannt, das Vieh getötet und überall Beute gemacht. Das Getreide wurde nicht nur von den vie len Zugtieren und Menschen aufgebraucht, sondern verdarb durch die späte Jahreszeit und die Herbst regen, so dass die Menschen, die sich für den Augen blick verbergen konnten, auch nach Abzug des Heeres aus l'vfangel an allem dem Tod geweiht waren. Caesar, Gall ischer Krieg
Das Prinzip der schon ungslosen Unterwer fung findet sich schließl ich auch in den Relief d a rste I l u ngen der Traians- und Marcussä ule, vom Niederbrennen ganzer Dörfern bis hin zu Massenexekutionen . In der Rede des brita n n ischen Sta mmesfürsten Calgacus, d ie Tacitus i n seinem Werk "Agricola" dem Stam mesführer in den M u nd legt, findet sich eine rea l istische Beschreibun g und prägnante Einschätzung der rö mischen Eroberu ngs praxis aus Sicht der " ba rbarischen" Feinde.
11
2 ·
�perium �('manum
Die Römische Herrsch, 't
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1 8 Das Römische Reich i m 2. und
3. Jh. n. ehr. mit Aufstands
gebieten und Klientelkönigtümern
Boudico Aufstand 160 n. Chr.) Bataver Aufstand 169/70 n. Chr.)
\
Socrovir Aufstand 121 n. Chr.) -
Moternus Aufstand 1182 n.Chr.)
•
Aufstand in Pannonien und Dalmatien 16·10 n. Chr.)
.. •
..
..
CrtppodMia, Provinz seit l 1 n.Chr.
Mal,lNtonlo. P.....in1 ..it 42 n. ehr.
Mauren - Aufstand 1150 n.Chr.)
•
Taclarinas - Aufstand 1 1 7·24 n. Chr.) -134 n. Chr.) AtlIbio, ',ew;n,. Mit 1 06 n. ehr.
Aufstände Klientelreiche Aufstand in Agypten 1 1 72 n. Chr.) ..
•
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Kollaboration Neben der schonu ngslosen Eroberung und Vern ichtung des Gegners beherrschten die Römer a l lerd i n gs auch and ere Herrschafts formen, die je nach den spezifischen Vor raussetzu ngen nicht wen iger effektiv sein k on nten. Ein wichtiger Aspekt ist d a bei der U mgang mit den gegnerischen Machtfaktoren. Wie auch andere imperiale M ächte der Weltge sch ichte, bed ienten sie sich der Ko l l abora tion, um d u rc h Ben utzen einheim ischer Herr schaftsinstru mente i h re Ziele mit möglichst geringem Aufwand zu erreichen. Eroberte Gebiete wurden deshalb oft an abhängige Kl ientel könige vergeben und von d iesen verwaltet. Dadurch sta nd ein einhei mi scher Herrscher zwischen der unterworfenen Bevölkerung u n d den verhassten Siegern. Nach dem Tod der Herrscher wurden viele d ieser Königreiche zu einer regulären römi schen Provinz. D ieses Vorge hen findet sich im ganzen römi schen Herrschaftsbereich, von Herodes i n ludäa, später Provinz ludäajSyria Pa laestina, bis zum norischen Königreich, später Provinz Noricum, i m he utigen Osterreich. In anderen Fällen wurden die Söhne der besiegten F ü h run gssch ichten in Rom erzogen, u m sie später i n ihrer Heimat als romfre u n d lichen Vasa l l en einzusetzen. Dass dies a ber nicht in jedem Fall gelang, mussten die Römer in dramatischer Weise im Falle des C heruskers Arminius erkennen, der zunächst a uf römischer Seite eine Truppen einheit befehligte u n d später den germ a n i schen Aufstand gegen Varus anfü hrte. .
••
1 9 Einsetzung eines Klientelkönigs, Münzbild
" Einige Stämme wurden dem König Cogidumnus zum Geschenk gegeben, er blieb bis zu unserer Zeit der treueste, nach dem alten und früh schon geübten Brauch des römischen Volkes als Werk zeuge zur Knechtung auch Könige zu benutzen.
11
Tacitus, Agricola 1 4, 1
"A gricola hatte einen von den kleinen Königen des Volkes, der durch heimi sche Zwistigkeiten vertrieben worden WQ/; aufgenommen und hielt ihn unter
dem Anschein der Freundschaft für , eine spätere günstige Gelegenheit bei sich zurück.
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Tacitus, Agricola 24,2
•
2 · Imperiur'l Romanum
Die Römische I-Iensch aft
20 Grabstein des Monimus, Mainz, 1 . Jh. n. ehr.
Monimus aus der cohors I I turae orum gehörte zum Volkstamm der Ituraeer, die im Gebiet des heuti
Rekruti erung von H i lfstruppen
gen Libanon siedelten. Er war fern
Ein weiteres, sehr effektives M ittel römischer Herrschaftsa usübung war die Rekrutierung von Hi lfsstruppen/auxi/ia aus den unterwor fenen Stä mmen. Dabei entzog man die waf fenfähigen M ä nner dem Stammesverband, stellte sie unter das Kom mando der röm i schen Armee und erschwerte d a m it einen erneuten Aufstand des besiegten Stammes. Solche Rekrutieru ngen kon nten i m Laufe der Zeit auch wiederholt werden, um eine neue Generation aus i h rem ursprünglichen sozialen Stammesu mfeld herauszuholen. So sind z. B. aus dem raetischen Raum, Alpen und Alpen vorl and, zwischen ca. 1 5 v. ehr. und 7 0 n. ehr. i n mehreren Phasen acht cohortes Rae torum rekrutiert worden. I m 1 . J h . n . ehr. wurden diese H i lfstruppen zunächst noch in i h rer Heimatregion ei ngesetzt und erhielten a l s Beinamen i h ren Sta m mesnamen oder den Namen i h res Anfü hrers. Nachdem sich in den J a h ren 6 9/70 n . ehr. die in i h rer Heimat a m N iederrhein stationierten röm ischen Bataver kohorten gegen Rom erhoben hatten, wurde in der Folgezeit die heimatnahe Stationierung der H i lfstruppen a bgeschafft. Dies fü hrte d azu, d ass die Soldaten oft sehr weit entfernt eingesetzt wurden und nicht selten i h re Hei mat nicht wiedersa hen. Als ei nzige Identifi kationsmögl ichkeit blieb ihnen die römische Armee, sie passten sich im Laufe der Zeit der röm ischen Lebensart an u n d wurden i m An schluss an die Entlassung nach 2 5 J a hren mit dem röm ischen Bürgerrecht belohnt.
ab von seiner Heimat in Mainz
stationiert. Auf dem Grabstein trägt er seinen Reflexbogen und Pfeile. Bogensch ützen waren der römischen Armee ursprünglich fremd und wurden erst d u rch die orienta lischen Hilfstruppen in das römische Heer eingeführt.
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" Damit nämlich die zerstreut lebenden und rohen und deshalb zum Kriege nei genden Menschen sich durch Wohlle ben an Ruhe und Muße gewöhnen, •
drängte er (A gricola) sie persönlich und half ihnen von Staats wegen Tempel,
36
Märkte und Häuser zu errichten, lobte dabei die Bereitwilligen und schalt die Trägen: so wirkte Ehrsucht und Wett streit statt Zwang. Fürstensöhne ließ er sogar schon in den edleren Wissen schaften erziehen (. . . ) so dass sie, die Kaiserliche Fürsorge und Entwi c k l u n g
Neben der E i n beziehung ein heim ischer Eliten in den römischen Machtapparat und der Romanisierung der waffenfäh igen M ä nner d u rch i h re Rek rutieru ng, war auch die wi rt schaftliche Entwicklung der Provinzen ein erklärtes Ziel rö mischer Herrschaftspolitik. Dafür m u ssten jed och die zweifelsohne bei der Eroberung vorhandenen Kriegs- und Terrorinstin kte der So ld aten wie auch der zivi len Beamten bezwungen und d u rch solche Tugenden wie iustitia und clemen tia ersetzt we rd en, die während des Prinzipats a ls kaiserliche Tugenden al lgemein verbindlich waren. Kam es zu Zeiten der Republik im Bereich der Provi nzverwa ltungen i m m er wie der zu Willk ürherrschaft und Ausbeutung, so ist dies i n der Kaiserzeit n u r noch selten der Fall. Der Großteil der Provinzen u ntersta nd ohnehin d i rekt dem Kaiser, der die Stattha lter sel bst a ussuchen und auch wieder entlassen konnte. Au ßerdem wurde die Finanzverwal tung der Provinzen kaiserlichen Procuratoren unterstel lt. Durch d i e langsame Ausweitung des Bürgerrechtes und die weitgehend friedli che Entwicklung ga lten seit dem 2. J h . n . Chr. die Provinzgebiete immer mehr a l s integra le Besta ndteile des Reich es, ein Prozess der im Jahr 2 1 2 n. Chr. mit der Verlei h u ng des rö m ischen Bürgerrechtes a n a l l e Provinzialen (constitutio antoniniana) seinen Abschluss fa nd.
noch eben die römische Sprache abge lehnt hatten, nach der Kunst der Rede verlangten. Von jetzt an kam auch unsere Tracht zum A nsehen und häuflg trug man die Toga. Allmählich verfIel man auch auf die Reize der Laster: auf Säulenhallen und Bäder und üppige Gelage. Und dergleichen galt den Uner fahrenen für feine Bildung ILebenskul tur, während es doch nur ein Bestand teil der Knechtschaft wm: Tacitus, Agricola 2 1 , H.
2 1 Der Kaiser Hadrian und die Personifikation der Provinz ludaea, M ü nzrückseite 2 2 Sieg und Wohlstand. Der Kaiser sitzt auf einem Thron und wird von Victoria bekränzt, vor i h m steht Ceres die Göttin der Fruchtba rkeit, M ü nzrückseite.
{(
2
.
I m perium Romarum .. Die Römisr,ll& H errschaft
"Der Erdkreis trägt nicht mehr Waffen, sondern ein Festgewand. Die Gebirge sind erschlossen, Ströme überbrückt, Wüsten besiedelt, Stadt liegt neben Stadt. Ein freier ungehinderter Verkehr verbindet die fernsten Ländel: Unsicher
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heit und Gefahr sind zur Legende geworden. Die Meere sind voll von Schiffen, die Straßen voll von Menschen und Wagen. Jede neueste Errungen schaft dringt sofort in alle Winkel des Reiches. " Pax Romana
-
Die römische Weltordnung
Die Vergrößerung des Imperiums, des röm i schen Befehlsbereiches, bedeutete gleichzei tig die Ausweitung der pax
Romana,
des
römischen Friedens. Auf dieser Grundlage kon nte sich dann nach römischem Ver ständnis und unter römischer Ordnung öffentlicher wie privater Wohlstand ent wickeln. Diese friedliche Weltordnung wird
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in der kaiserlichen Propaganda i mmer wie der thematisiert. Besonders deutlich kom m t sie im Panegyricus (Lobgesang) des A e/ius
Aristeides auf Rom zum Ausdruck. Pax Romana Der römische Friede bedeutet -
jedoch nicht gewaltfreien Zustand, sondern immer auch die m i t fester Hand durchge setzte und vom Kaiser garantierte Ordnung. Die pax Romana ist damit i m m er auch eine imperiale pax, ein m ilitärisch erzwungener und gesicherter Friede. Dieser brachte für die Provinzen Obergermanien und Raetien eine etwa
1 OO-j ährige Friedensperiode i n
der die wirtschaftliche Entwicklung der brei ten Bevölkerung einen nie da gewesenen Wohlstand ermöglichte. Wie auch andere römische Werte und Tugenden wurde die
Pax als Göttin persona
lisiert. S i e findet sich i n der Kaiserzeit besonders auf Münzen und i n Reli efdarstel lungen.
"Römer zu sein, wurde durch euch nicht zur Bezeich nung der Zugehörigkeit zu einer Stadt, sondern zur Bezeichnung eines gemeinsamen Stammes. (. . . ) So kommt kein Hass auf gegen eure Herrschaft. So sind A rme und Reiche mit Recht zufrieden mit den jetzt bestehenden Verhältnissen und haben ihren Nutzen davon. So sind denn die Städte ji'ei von Besatzungen
( .) A n Kriege, ja, dass es sie je gegeben hat, glaubt .
.
man nicht mehr; wie man sonst von Mythenerzählun gen hört, hört die Menge von Ihnen. (. . .) Ja, das viel gesprochene Wort, dass die Erde die l'vlutter von allen und gemeinsames Vaterland ist, ihr habt es aufs schönste zur Wahrheit werden lassen. " Aelius Arestides, Romrede .. Auszüge
•
23 Victoria mit Siegesschild, Traianssäule, Rom, Anfang 2. J h . n. Chr. 24 Detail des Brustpanzers mit gefangenen Barbaren und Victo rien, Traiansstatue, Kopie Limes museum 2 5 Bronzenes tropaeum, Lorch, 2.13. J h . n. Chr. •
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Victoria
-
23
Der römische Sieg
••
Ahnlich wie di e römische Pax ist auch Victoria sowohl die personalisierte Göttin des S i e ges, als auch ein Grundprinzip römischer Politik. S i e steht nicht für die Erringung eines bestimmten, augenblicklichen Sieges, sondern sym bolisiert einen andauernden Zustand, die absolute Unbesiegbarkeit. Als ständige Begleiterin des Kaisers zeigt sie, dass der S i eg beim Kaiser wohnt und Auf stände oder Kriege von vornherein zu sei nen Gunsten ausgehen mussten. Als Symbol des dauerhaften römi schen Sieges steht sie glei chzeitig auch für Wohlstand und friedli che Entwicklung. Vic toria-Darstellungen gehören zum festen Bildrepertoire der offi zi ellen Staatskunst. Dabei setzt sich vor allem
r.
der Bildtyp der Victoria durch, di e den S i eg des Kaisers auf einem Schild verzeichnet. Das Motiv geht wohl auf Augustus zurück, der i n seinem Tatenberichtjres gestae die
24
sen Siegeschild erwähnt, der i hm vom Volk und Senat für seine Taten verliehen wurde. Die bekannteste Darstellung dieses Typs fi n det sich auf der Traianssäule in Rom, wo sie zwi schen zwei tropaea zu sehen ist und die Reliefzyklen der beiden dakischen Feldzüge voneinander trennt. Dasselbe Motiv findet sich sowohl auf Münzen als auch in der provinziellen Kunst, wi e di e quali tativ sehr unterschi edlichen Beispiele von der Schnei dershecke und aus S i ndelfingen zeigen. Andere Darstellungstypen zeigen Victoria auf der Weltkugel stehend oder paarweise als fliegende Göttin mit einem Palmzweig in der Hand, oft in Kombination mit einem tro
paeum,
an dem die gegnerischen Waffen zu
sehen sind.
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2
.
Imperium Rorrarum
Jie Römische Herrschaft
•
,
26 Relief mit gefangenen Barbaren, Mainz, 2. J h . n. ehr. 2 7 Gefangene Hereros in Deutsch Südwestafrika, heute Namibia, Anfang 20. J h .
27
26
Römischer I mperialismus?
Die römische H errschaft über weite Tei le der antiken Welt sowie die dah inter stehenden Ziele und Pra ktiken werden i n der Ge sch ichts- u n d Politikforschung immer wieder mit der Expa nsionspolitik m oderner Staaten verglichen, für die die Begriffe I m perialismus und Kol onialismus geprägt wurden. Dies gilt für die überseeischen Eroberu ngen der europäischen Großmächte i m 1 9 . und frü hen 20. J h . ebenso wie für das Verha lten der Supermächte U SA und Sowjetu nion wä hrend des Kalten Krieges bis zur Rol le der USA a l s alleinige Weltmacht a m Beginn des 2 1 . J h . Die Begriffe I m perialismus u n d Kolonialismus wurden jedoch d u rc h die moderne Ge schichtswissenschaft geprägt und dienen der abstrah ierenden Um schreibung neuzeitlicher, nicht antiker historischer Situatione n . Sie sind von daher a l s idea ltypische Bezeichnung der römischen Verh ä l tn isse nur bedingt ge eignet, da sie eine Reihe von wirtschaftlichen und politischen Phänomenen der modernen Staatenwelt, wie z. B. Nationalismus und Kapitalismus, voraussetzen, die in der Antike noch nicht existierten. Auch wenn die d i rekte Ubertragung von modernen Begriffen auf die Antike somit zwangslä ufig zu Schwierigkeiten führt, zeigt der konkrete Vergleich der Herrschafts praktiken und deren Auswirku ngen jedoch tatsäch lich ersta u n liche Para l lelen zwischen ••
dem Vorgehen der Römer und der Expan sionspolitik moderner Staate n . Benutzt man d iesen Vergleich im Sinne einer gezielten wechselseitigen Assoziation, so kann er sowo h l zum besseren Verständnis der röm ischen Verhältnisse und der Bewer tung des " Friedensmod e l ls Pax Romana" a u s heutiger Sicht, a l s auch der besseren Ein schätzung moderner Machtverhä ltnisse bei tragen .
" . . . (ein Land wie Rom), das nach dem Willen der Götter ausersehen ist sogar den Himmel glanzvoller zu machen, die zerstreuten Mächte zu vereinigen, die Sitten zu veredeln, die verschiedenarti gen und rohen Sprachen so vieler Völker durch die Gemeinsamkeit der Umgangssprache zusammenzuführen) den j\lIenschen Menschlichkeit zu ver leihen, kurz das alleinige Vaterland aller Völker auf dem ganzen Erdkreis zu werden. ••
iI
Plinius d. Altere, Naturgeschichte 3 , 3 9
39
,
" Ich behaupte, dass wir die erste Rasse in der Welt sind und es für die Mensch heit umso besser ist, je größere Teile der Welt wir bewohnen. Ich behaupte] dass jedes Stück Land, das unserem Gebiet hinzugefügt wird, die Geburt von mehr Angehörigen der englischen Rasse bedeutet, die sonst nicht ins Dasein gerufen worden wären. Darüber hinaus bedeutet es einfach das Ende aller Krie ge, wenn der größere Teil der Welt in unserer Herrschaft aufgeh t.
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Cecil Rhodes, 28
Premierminister der britischen Kapkolonie ( 1 890-96)
Vorb i l d Pax Romana?
Die römischen Herrsch aftspra ktiken unter scheiden sich hä ufig nicht von dem Vorgehen der europäischen Kolonialmächte im 1 9 . und 20. Ja hrh undert oder der sowjetisc hen und a merikanischen Hege monial politik nach dem zweiten Weltkrieg. Auch hier finden sich i n ä h n l icher Weise wie bei den Römern Formen eines ideologisch begründeten Sen d ungsbe. wusstseins und U berl egen h eitsgefü hls, Beispiele m i l itärischer Repression d u rch große Fel dzüge und gezielte Terrormaßnahmen sowie Belege für die Förderung einheimi scher Kolia borationseliten oder die Aushebung von Hi lfstru ppen. Anders a l s in der N euzeit kam es i m röm i schen Reich d agegen nicht zu einer ra dika len wirtschaftlichen Ausbeutung der Provinzen sowie einer stä ndigen systematischen Unter drückung der Bevöl kerung. Die Gründe d afür liegen zum Teil sicher i n dem Fehlen nationa listischer oder rassistischer Ideologien bei den Römern u n d damit zusammenhä ngend i n dem weitgehenden Ausblenden der Religion aus der Pol iti k. Schli eßl ich ist wohl auch der U msta nd von Bedeutung, dass die Römer wäh rend der Kaiserzeit mit keiner gleichwer tigen Macht mehr konkurrieren mu ssten, die einen ä h n l ichen Herrschaftsanspruch besaß. ,
" Wir sehen große Völkerschaften (. . ), die wie Kinder .
im Schatten von Un wissen, A rm ut und Leiden sitzen und von uns Führung und Hilfe erwarten. Uns ist die Aufgabe zugefallen, ihnen weise Gesetze, gute Regie rung und ein geordnetes Finanzwesen zu geben, die erst das Fundament eines gedeihlichen menschlichen Zusammenlebens schaffen. Unsere A ufgabe ist es, ihnen ein politisches System zu geben, in dem der Geringste wie der Höchste auf der gesellschaftlichen Stufenleiter frei von Unterdrückung und Benachteili gung leben kann, in dem religiöse und moralische Erleuchtung bis in die dunkelsten Hiltten drängen kann. Das ist die wah rhaftige Erfüllung unserer Pflichten; das - und ich wiederhole es - ist die wahre Stärke und Bedeutung des Imperialismus. Earl of Carnarvon ( 1 8 7 8 )
ii
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2 8 Barbaren unterwerfen sich dem Kaiser, Silberbecher von Boscoreale, Anfang 1 . J h . n . Chr.
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29 Deutsche Kolonie Ostafrika Askari mit deutscher Fahne, Anfang 20. J h . 30 Ghana 1 8 95 - Unterwerfung eines einheimischen Königs vor den Briten 3 1 Deutsche Kolonie Togo -
Einheimischer H ä uptling leistet den Eid auf die Fahne des Deut 29
schen Reiches
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.
"Ich behaupte, dass unsere Herrschaft in der Tat Sicherheit, Frieden und bescheidenen Wohlstand für Länder gebracht hat und bringt, die solche Segnungen bisher nie gekannt haben. Indem wir diese Zivilisationsarbeit ausfiihren, erfüllen wir das, was nach meiner Meinung unsere nationale Mission ist. (. . ) .
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Wir haben Raum gefunden für die Entfaltungjener Fähigkei ten und Qualitäten, die uns zu einer großen Herrschaftsrasse haben werden lassen (. . ) Ich sage, dass in jedem Fall, in dem .
die Herrschaft der Königin und der Pax. Britannica durchge setzt wurden, größere Sicherheit für Leben und Eigentum und eine materielle Verbesserung der Lebensbedingungen für die Masse der Bevölkerung die Folge war: Zweifellos wurde im A nfangsstadium der Eroberungen Blut vergossen, gab es Opfer unter der eingeborenen Bevölkerung und, mehr noch, Opfer unter denen, die ausgesandt wurden, um diese Länder in eine disziplinierte Ordnung zu bringen. Doch man muss daran den ken, dass das zu den Bedingungen der uns auferlegten Missi on gehört. (( Koloni a l m inister J . C h a m berlain ( 1 8 9 7 )
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...
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3 2 Geordneter Auszug der Armee zum Feldzug (profectio), Traians säule, Rom, Anfang 2 . J h . n. ehr. 3 3 Ziegelstempel LEG VIII AVG
legio V I I I Augusta
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Die röm ische Armee war bis zum Begi nn des 1 . Jh. v. Chr. ein B ü rgerheer, dessen Sol daten nach dem Kriegszug nach Hause zurückkehr ten. Bedingt d u rch die Ausdehnung des Rei ches wurde sie in der Folge system atisch zu einer Berufsarmee u mstrukturiert. Seit Augus tus verfestigten sich die Orga nisations strukturen, die im Wesentl ichen bis zu den Reformen unter Oioc/etian Besta nd hatten. Gegen Ende des 2 . Jh . n . Chr. standen ca. 400.000 Sol daten unter Waffen, von denen 1 70.000 in den Legionen und 230.000 i n den H i lfstruppen Dienst taten. Der Großteil der Ein heiten war entlang der Reichsgrenzen stationiert. Am obergerman isch-raetischen Limes l agen zwischen Rhein und Donau i n etwa 40 verschiedenen Tru p penverbänden ca. 35.000 H i lfstruppensoldaten, die aus ganz unterschiedl ichen Teilen des Reiches sta m mten und hier entweder a l s Fußsoldaten in einer cohors peditata oder a l s Reiter in einer cohors equitata oder einer a/a ihren M i l itärdienst verrichteten.
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35
Die G l i ederung der Armee
Die römische Armee bestand zur Zeit der Repu b l i k fast a usschließlich aus Fußtruppen, die i n gesch l ossenen Formationen kä mpften . Diese Gl iederung entsprach i m Wesentlichen der Kampfweise der übrigen Völ ker i m MitteI meerra u m . Durch d i e Ausdehnung des Rei ches nach N orden u n d Osten a b dem 1 . J h . v. Chr. trafen die Römer jedoch vermehrt auf solche Gegner, die ha uptsächlich zu Pferde und mit anderen Waffen, z. B. mit Pfeil und Bogen, kämpften . Dad urch wurde die römi sche Armee gezwungen, neben den traditio nellen Legionen auch andere Truppengattun gen i n i h re Armee zu integrieren. Dies ge schah vor a l l e m d urch die systematische Rekrutierung von H i lfstru ppen aus den unter worfenen Gebieten. Im La ufe des 1 . J h . n. Chr. entsta nd so ein festes System von Legionen und H i lfstruppen, die a l s taktische Verbände zum G roßteil entlang der nörd l i chen und östlichen Reichsgrenze stationiert waren.
"Ich habe euch bereits früher gesagt, dass die Lage jedes von euch weder ver gleichbar ist noch gleich. Die einen sind Veteranen aus der Legion, die anderen aus Alen, wieder andere aus Kohorten und wieder andere von der Flotte, so dass es nicht das gleiche Recht für alle geben kann.
11
Der Statthalter von Ägypten auf eine Anfrage, Papyrus a u s Ägypten 63 n. Chr.
3
.
Das römische Heer: Organisation
45 34 Orientalische Bogenschützen, Traianssäule, Rom, Anfang 2. j h . n . Chr.
35 M a u rische Hilfstruppen, Tra i a n ssäule, Rom, Anfang 2. j h . n . Chr.
3 6 Legionssoldaten im Schienen panzer, Traianssäule, Rom, Anfang
2. j h . n . Chr.
36
Die Legion - Das Bürgerheer Organisationsschema einer Legion
legotus legionis (LEGIONSLEGAT)
••
I
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tribuni militum ••
COHORS I
1
I
J
I
COHORS VI
equites legionis (LEGIONSREITERElj
I 1
(MILITARTRIBUNE)
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COHORS 11
COHORS VII
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COHORS 111
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I I
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COHORS VIII
I
J COHORS
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REITER
J CENTURIA
I
I
COHORS IV
COHORS IX
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COHORS V
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1 I I
I COHORS X
J
Das Rückgrat des Heeres der Kaiserzeit bilde ten die Legionen, ca. 5000 Mann sta rke Ver bände von Fußtruppen, in denen ausschl ieß lich röm ische Bürger d ienten. Die Legion stand unter der F ü h rung eines /egatus /egionis, der aus dem ordo senatorius stam m te. In seinem Stab d ienten sechs tribuni mi/i tum, von denen einer ebenfal ls Senator war, wä hrend die a nderen dem ordo equester angehörten . Die Legion bestand aus zehn cohortes, von denen jede in sechs cen turiae m it jeweils 80 Mann eingeteilt war. Diese wurden von einem cen turio geleitet. Der centurio der ersten cen turia war auch jeweils der Anfü h rer der jewei l igen Kohorte. Die erste Kohorte war doppelt so groß wie die ü b rigen und wurde vom ra ng höchsten centurio der Legion, dem primus pi/us geführt. Zu jeder Legion gehörte weiter hin eine etwa 1 2 0 Mann sta rke Abteilung Legionsreiter/equites /egionis. I n der Kaiserzeit schwa n kt die Anzah l der Legionen zwischen 2 5 u n d 33. U m 1 9 0 n. ehr. u mfasste die römische Armee 30 Legio nen, d ie primär an der N ord- und Ostgrenze des Reiches statio n iert waren. Die erkenn ba ren m i litärischen Schwerpu nkte i n Britannien, Pannonien, Dakien und Syrien spiegel n dabei die da ma l igen Krisenzonen wider (Karte im Umschlag vorne).
Die Legionen an Rhein und Donau Waren zur Zeit der Eroberungspläne Germa niens unter Augustus bis zu ac ht Legionen i n den germanischen Provinzen und i n Raetien stationiert, so wurde deren Anzahl i m Zuge der Befri edung der Rheingrenze bis zum Beginn des
46
4
2.
Jh. kontinuierlich bis auf
•
Legionen verringert. Zum Ende des
2. Jh.
wurde dann bedingt durch die Markoman
6 MogontiacumjMainz
nenkriege eine weitere Legion in Regens
I n Mainz waren bis zum 9 2 n . C h r. ständig
burg stationiert.
zwischen zwei und vier Legionen stationiert: 1 3 v. C h r.-43 n . C h r.
Die Legionen an Rhein und Donau vom
1.-3. Jh.
n. ehr. geografi sch geordnet von
legio X I V Gemina legio XVI Gallica
9 - 1 7 n. C h r.
Nord nach Süd:
legio [ J Augusta legio X I l l Gemina
3 9 -43 n. Chr.
legio XV Primigenia
43-70 n. Chr.
legio IV Macedonica
1 NoviomagusjNijmegen
legio X X l l Primigenia unbekannte Truppe
7 0 - 86 n. Chr.
legio [ Adiutrix
69/70 n . Chr.
legio J J adiutrix
7 0 - 9 2 n . Chr.
legio XIV Gem i n a
70- 1 0 1 n . C h r.
legio X Gem i n a
83-90
ca. 1 2 v.- 30/40 n . C h r.
1 30 - 1 7 5 n. Chr.
Vexi llation der legio
n.
Chr.
ab 9 2 n. Chr.
legio X X I Rapax legio XXII Primigenia
X X X aus Vetera 7 Marktbreit 2
genaue Besatzung nicht bekannt,
VeterajXanten ca. 1 2 v.- 1 6 n . C h r.
unbekannte Truppe(n)
1 4-70 n . C h r.
legio V Alaudae
1 4-46 n . Chr.
legio XXI rapax
46-70 n . C h r.
legio X V Pri m igen ia
7 1 - 9 2 n . Chr.
legio X X I l Prim igen ia
9 2 - 1 20 n. Chr. ab 1 2 0 n. Chr.
konzipiert für zwei Legionen
8 ArgentoratejStraßburg 1 4-43 n. Chr. ab ca. 90/ 1 00 n. Chr.
legio [ J Augusta legio VlIl Augusta
legio V I Victrix legio X X X U lpia victrix
9 Mirbeau ca. 7 0 - 9 0 n . Chr.
legio V I I I Augusta
3 NovaesiumjNeuß ca. 1 2 v.- 1 4 n . Chr. 1 4- 1 6 n . Chr.
unbekannte Truppe(n)
1 0 Vindonissa/Windisch
legio I Germanica
1 4-45/46 n. Chr.
legio X I l I Gem i n a
legio V Alaudae
45/46-69 n. Chr.
legio XXI Rapax
70- 1 0 1 n . Chr.
legio X l Claudia
legio X X Valeria victrix legio X X I Rapax 30-43 n. C h r.
legio X X Valeria Victrix
4 3 - 7 0 n. Chr.
legio XV] Gallica
7 0 - 9 0/ 1 00 n . C h r.
ca. 70-83 n. C h r.
legio X X Valeria victrix
Vexillationen der legio X I Claudia
legio V I Victrix
4 Apud Aram UbiorumjKö)n 9-30 n . Chr.
1 1 Arae FlaviaejRottweil
1 2 Augusta VindelicumjAugsburg ca. 1 0 -69/70 n . Chr.
Vexillationen ver schiedener Legionen
legio I Germanica
des obergermanischen 5 BonnajBonn
Heeres
3 0 - 7 0 n . C h r.
legio I Germanica
7 0 - 8 3 n. Chr.
legio X X I Rapax
1 3 Castra ReginajRegensburg
ab 83 n. C h r.
legio I M i nervia
ab 1 79 n. Chr.
legio l l l ltalica
3
.
Das römische Heer: Organisation
•
Die Hilfstruppenjauxilia -
47
Fremde im Dienste Roms
In den 500 oder 1 000 Mann sta rken H ilfs truppen/ auxilia konnten Nichtrömer dienen, die nach 2 5-jä h riger Dienstzeit bei ehren voller Entlassung mit dem römischen Bürger recht für sich und ihre Nachkommen belohnt wurden. In der frühen Kaiserzeit waren diese Einheiten d irekt den Legionen zugeord net und lagen meist mit diesen zusammen i n einem Lager. M it der Konso l i d ierung der Grenzsicherung seit Ende des 1 . J h . n. Chr. versel bständigten sich d iese auxilia u n d wur den in Obergermanien u n d Raetien entlang des Limes stationiert. Man unterscheidet Fußtruppen/ cohortes u n d Reitereinheiten/alae, die jewe i l s von ritterli chen Offizieren/praefecti oder tribuni kom mandiert wurden. Der Gro ßteil der cohortes am Limes war mit der d i rekten Grenzkontrol le beschäftigt und stel lte auch die Besatzung der Kleinkastelle u n d Wachttürme. Die alae übernahmen dagegen weiterreichende Patrouillen und wurden mit S icherhe i t auch im Vorfeld des Limes ei ngesetzt. Eine Be sonderheit waren die gemischten Ein heiten aus Fußtruppen u n d Reiterei, die a l s cohortes equitatae bezeichnet wurden und a ls selb ständiger taktischer Verband für klein ere mil itärische Aktionen geeignet waren. Neben diesen E i nheiten wurden i m Laufe des 2. und 3. J h . n . Chr. entlang des Limes auch so gen a n nte numeri u n d exploratores aufgestellt. Dies sind in der Regel kleinere Verbände von etwa 1 00 M a n n die entlang des Limes spezielle Aufgaben der Grenz sicherung, z. B. als Kundschafter über nah men.
Orga nisationsschema der H i lfstruppen
'I , praefectus equitum
praefectus equitum
tribunus cohortis
tribunus cohorlis
praefectus cohortis
praefecfus cohortis
ALA
ALA
(OHORS
COHORS
(OHORS
(OHORS
MILIARIA
MILIARIA
EQUITATA
MILIARIA
EQU,rATA
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1 TURMA
1 CENTURIA
I
I
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•
48
Die Herku nft der H i lfstruppen
Die Hi lfstruppen wu rden entweder bei be freundeten Stämmen angeworben oder bei den unterworfenen Völkern zwangsweise aus gehoben. M it d ieser Maßnahme wurden die waffenfäh igen Männer dem Sta m m entzogen, was einen erneuten Aufstand gegen Rom sehr erschwerte. Gleichzeitig gewöhnten sich die Soldaten a n die rö mische Kultur und waren somit nicht zuletzt d urch den Erhalt des römischen Bürgerrechts nach 2 5 Dienst jahren ein wichtiger Romanisierungsfaktor. Die Herku nft der Soldaten spiegelte sich oft im Namen der Ein heit wider. So war die cohors I Thracum die 1 . Kohorte der Th raker, eines Vol ksta mm es im heutigen Bulgarien. Die cohors V I I Raetoru m, die 7 . Kohorte der Raeter, wurde dagegen i m Gebiet der Zentra l al pen oder des Alpenvorlandes rekrutiert. Andere Ein heiten wurden nach i h rem ersten Kommandeur benannt, so zum Beispiel die ala Indiana nach i h rem ersten Führer Indu s. Die ala I I Flavia miliaria d agegen erhielt i h ren Namen nach dem Genti l namen " F l avius" des Kaisers Vespasian, u nter dessen Regieru ng (69-79 n . ehr.) sie aufgeste llt wurde. I m 1 . J h . n . ehr. wurden d iese Ein heiten zunächst noch hä ufig in i h ren Heimatgebie ten ei ngesetzt. Nach den sch lechten Erfah rungen mit meuternden H i lfstruppen der Bataver am Niederrhein ( 6 9 / 7 0 n . ehr.) wurde d iese Praxis jedoch aufgegeben, so dass die Einsatzgebiete d a n n oft weit von der Heimat der Soldaten entfernt lage n .
37 Grabstein des Vonatorix, Bonn, 1 . J h . n. ehr. Vonatorix stammt sei nem N a men nach aus Gallien. Der einheimische Kom mandeur seiner a l a Longi niana trug den Namen Longi nus. Der Grabstein zeigt Vonatorix mit erhobener Lanze a l s triu m ph ierenden Reiter. 3 8 Herkunft der Hi lfstruppen i n der Provinz Raetia -
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coh. 111 BriHannorum
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coh. 111 Galloru _:;.
coh. 11 Aquitanorum ala I Hispanorum Auriana eoh. 111 Bracaraugustanorum eoh. v Brac or,\m�"' _
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Die Hilfstruppen am Limes
3
200 n. Chr. a/ae, 36 cohortes
.
Das römische Heer: Orga n i sation
Entlang des Limes waren u m
60 Hilfstruppen ( 8 und 20 numeri) stationiert. Sie bildeten ein Heer von etwa 35.000 Soldaten. Die Einhei
etwa
ten blieben in der Regel bis zur Aufgabe des
Limes u m
260
n . Chr. am Ort. Einzig die
a/ae
wu rden wahrscheinlich als mobile Einheiten
Hilfstruppen am obergermanisch-raetisc hen
schon vorher abgezogen und i m Hinterland
Limes u m
stati oniert.
von Nord nach Süd:
200 n. Chr.,
geografisch geordnet
•
Niederbieber
numerus exploratorum Ger
Jagsthausen
manicanorum Divitiensium numerus Brittonum Heddesdorf
cohors I Germanorum civium Romanorum
••
Ohringen
cohors I Helvetiorum /
cohors XXVI voluntariorum
cohors I Septi ma Belgarum
civium Romanorum
Brittones Aurelianenses
Niederberg
cohors VII Raetorum equitata
M a i nhardt
cohors I Asturum equitata
Holzhausen
cohors I I Treverorum
Murrhardt
cohors XXUIJ voluntariorum
Zugmantel
cohors I Treverorum equitata
civium Romanorum
Heftrich
numerus Cattharens i u m
numerus exploratores Tribocorum
Feldberg
exploratio Halicanensium
et Boiorum
Saalburg
cohors TI Raetorum civium
Welzheim
Romanorum
ala I Scubulorum Brittones et exploratores
Kapersburg
numerus N i densium
Lorch
cohors ?
Friedberg
cohors I Flavia Damascenorum
Schirenhof
cohors I Raetorum
miliaria equitata sagittariorum
U nterböbingen
cohors VI Lusitanorum ?
Langenhein
cohors I Biturigum equitata
Aalen
ala I I Flavia m i l iaria
Butzbach
ala Moesica
Rainau-Buch
cohors III Thracum veterana ?
Arnsburg
cohors V Dalmatarum ?
Halheim
numerus ?
Echzell
ala Indiana Gallorum
Ruffenhofen
cohors IV Gallorum ?
Oberflorstadt
cohors XXXII voluntariorum
Gnotzheim
cohors I J I Thracum civium
civium Romanorum
Romanorum cohors 1lI Bracaraugustanorum
Marköbel
cohors equitata ?
Rückingen
cohors 1II Dalmatarum
Großkrotzenburg
cohors Illl Vindelicorum
Gunzenhausen
numerus ?
Seligenstadt
cohors I civium Romanorum
Weißenburg
ala I Hispanorum Auriana
equitata
E l lingen
numerus ?
cohors I Aquitanorum veterana
Oberhoch statt
numerus ?
equitata
Böhming
numerus ?
cohors I Ligu rum et Hispanoru m
Pfünz
cohors I Breucorum civium
Stockstadt
N i edernberg
Theilenhofen
civium Romanorum
civium Romanorum Obernburg
Romanorum
cohors I I I I Aquitanorum
Kösching
ala [ Flavia Gemelliana
equitata civium Romanorum
Pförring
ala I Flavia singularium civium
numerus Brittonum et exploratio
Mi ltenberg
Romanorum
Nemanigensium
Eining
cohors III Brittanorum equitata
cohors I Sequanorum et
Kumpfmüh l
cohors TI Aquitanorum civium
Rauracorum equitata numerus exploratorum Seiopensium
Romanorum Straubing-West
exploratores Triputienses Walldürn
Brittones Stu ... ?
Osterburken
cohors III Aquitanorum
49
cohors 1 1 Raetorum civium Romanorum
Straubing -Ost
cohors [ Flavia Canathenorum miliaria saggitaria
equitata civium Romanorum
Künzing
cohors V Bracaraugustanorum
Brittones Elantienses
Passau-Altstadt
cohors IX Batavorum equitata miliaria
•
•
"Nachdem nämlich einmal ihre ersten Reihen in Verwirrung geraten waren, wandten sie sich vor der Reiterei zur Flucht. (. . . ) Die Reiter überholten die flüchtenden Juden, machten gegen sie kehrt und sprengten die auf der Flucht zusammengelaufenen Trupps ausein andel; wobei sie Ungezählte töteten. Andere kreisten die jüdischen 50
Flüchtlinge, wohin diese sich auch wenden wollten, ein und SCI1OS sen sie im Vorbeireiten nieder. Die Juden kamen sich trotz ihrer Menge in ihrer Ratlosigkeit verlassen vor; die Römer dagegen, trotz ihrer geringen Zahl , glaubten bei ihrem Wajlenglück, dass sie zum Kampfe mehr als genug seien.
iI
Flavius losephus, Jüdischer Krieg 3, 2, 2
Die Reiterei - Roms Auge und langer Arm
39 Römische Reiter, Traianssäule, Rom, Anfang 2. J h . n. ehr.
Die Aufste l l ung u n d der Unterhalt von gut a usgebildeten Reitertruppen ste l lten für jeden Staat eine große Belastung dar. Zucht und Ausbild ung der Tiere sowie Verpflegung, Unterbringung und Ausrüstung für M ensch und Tier bedeuteten einen finanziellen Auf wand, der für eine Reitertruppe fünfm al höher ist als für eine gleichgroße Fußtruppe. Diese hohen Kosten mu ssten du rch einen entspre chend großen N utzen gerechtfertigt sei n. Der wic htigste Vorteil des Reiters gegen über dem Fußsoldaten war seine Schnell igkeit u n d die größerer Reichweite . So kon nte eine römi sche a/a 60 k m a m Tag zurück legen, ohne die Pferde zu belasten. Kurzfristig waren auch Operationen über 80- 1 00 km mögl ich. Diese M obilität machte es mögl ich, weite Landstri che auch i m Vorfeld des Limes zu kontro l l ie re n. Daneben hat der Reiter aufgrund seiner Geschwi nd igkeit und seiner erhöhten Positi on auch eindeutige physische Vorteile gegen über dem Fußsold aten, was sich im Kam pf.. gesc hehen als Gefü h l der Uberlegen heit auch psych isch positiv auswirken kann.
3
.
Das römische Heer: Orga n isation
51
41
40
42
40 Grabstein des Rufus, M a inz,
Die Entwi c k l u ng der römischen Reiterei
frühes 1 . Jh. n. Chr. Rufus, ein Hel-
Mit der Ausweitung der röm ischen Eroberungen nach N orden und Osten kamen die Römer a b dem 1 . J h . v. Chr. i m m e r hä ufiger mit Völ k ern i n Kontakt, die eine effektive m ilitäri sche Reiterei u nterh ielten . Dadurch waren die Römer gezwu ngen ebenfalls schl agkräftige Reitertruppen a ufzuste llen. Dies geschah d u rch die Eingliederung frem der H ilfstru ppen, die zunächst a l s Unterstüt zung der Legionen, meist noch unter eigenem Ko m m ando, kämpften . Nach der Aufgabe der Eroberungspläne gegen Germanien wurden d iese a/ae im Laufe des 1 . J h . n. Chr. feste Besta ndteile der Armee und übernahmen, wie die ala I I Flavia i n Raetien, a b dem 2 . J h . am Limes selbständ ige U berwachungsa ufga ben. Bed i ngt d u rch die germa ni schen Einfä lle im 3. J h . wurden die Reiterein h eiten frühzeitig vom Limes a bgezogen und an wichtigen Ver kehrsknoten pun kten im Hi nterland statio niert, um eingedrungene Germ anen besser a bfangen zu können. Damit wird eine Ent wicklung ei ngeleitet, die in der Spätantike zur Trennung zwischen den Grenztru ppen und dem zum Großte i l aus Reitertru ppen beste henden kaiserlichen Begleitheer führt.
vetier, diente 1 8 J a h re in der a l a Hispanorum. Sein Grabstein gehört zu den frühesten seiner Art i m Rheinland.
4 1 Aureus des Gallienus mit der Umsch rift FIDEl EOVITUM
- Der
Treue der Reiter. Kaiser G a l l i e n u s zog nach 260 n . Chr. ein eigenes Expeditionsheer zusammen, des sen Kern aus Reiterei bestand u n d in Mediolan u m j M a i l a nd stationiert war.
42 Grabstein des Valerius Maxan tius, Worms, 4. J h . n. ehr. Valerius
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Maxantius diente i n einem n ume rus catafracta riorum, einer E i n heit von Panzerreitern.
Die
52
alae miliariae
im römischen Heer
Während der mittleren Kaiserzeit gab es neben den alae mit je 500 Reitern nur sieben a/ae mi/iaria im römischen Heer. Diese 1000 Mann starken Einheiten stellten ein enormes Machtpotential dar. Ihre Komandeure hatten als praefecti die höchste Rangstufe der ritter lichen Offizierslaufbahn erreicht (mi/itia IV) und besaßen beim Kaiser besonderes Ver trauen. Eine dieser sieben Einheiten, die ala I I Flavia, war in Aalen stationiert. Bis zur Statio nierung der legio 111 Italica in Regensburg war sie die ranghöchste Einheit der Provinz. Ihr Kastell ist mit ca. 6 ha das größte römische Reiterkastell nördlich der Alpen.
a/a " Flavio miliorio p;o fidelis (Aalen)
o/G Gol/orum Petriona miliar;o civium Romanorum bis torquata (Pefriono/Stanwix)
010 I Ulpio Contariorum m;'iar;o c;vium Romanorum (Arrabono/Györ)
43 Die Stationierungsorte der alae miliariae im Römischen Reich
0/0 I Flavia Augusta Britann;ca milior;o c;v;um Romanorurn bis torquata ob Virtutem (Molata/Banostor) 010 I Satavorum milioria civium Romonorurn pio fidelis
ala dromedariorum miliaria
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/ Augusta
0/0 , Nerviano mi'ior;a lide'is (Alo Miliario/ Benion)
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3
Das römischt
Heer:
Organisation
•
Der triumphierende Reiter als Siegessymbol Die Bedeutung der militärischen Reiterei in der Antike sowie das Selbstbewusstsein der Reitersoldaten drückt sich im Bildmotiv des triumphierenden Reiters aus, der mit erho
53
bener Lanze im Galopp über einen gefalle nen Gegner hinwegreitet. Dieser Bildtypus geht in seinen Ursprüngen auf griechische Grabreliefs des 5/4. Jh. v. Chr. zurück und findet seit der augusteischen Zeit Eingang in die römische Triumphalikonographie. Neben offiziellen Denkmälern, wie dem Bogen von Orange aus tiberischer Zeit, wer 44
45
den auch militärische Ausrüstungsteile mit diesem Motiv versehen. Besonders verbrei
44 Grabmal des Dexelios, Athen, Anfang 4. Jh. v. Chr.
tet ist es auf den detailreichen Grabsteinen
Das Grabmal zeigt einen jungen Athener, der im Alter
der Hilfstruppensoldaten im 1. Jh. n. Chr.
von 20 Jahren in einer Schlacht bei Korinth im Jahre
entlang des Rheins, die ein einheitliches
394 v. Chr. gefallen ist. In Tradition der klassisch grie
Bildschema aufweisen. Ab dem späten 1. Jh.
chischen Reliefkunst ist die künstlerische Ausbildung
n. Chr. wird der triumphierende Reiter zum
des Bildmotivs des triumphierenden Reiters hier
festen Repertoire der kaiserlichen Sie
annähernd ideal gelöst.
gespropaganda und wird als solches auch in die christliche Kunst übernommen.
45 Schwertscheidenblech, Legionslager Vindonissa, Anfang
1.
Jh. n. Chr. Das Blech zeigt neben
dem Motiv des triumphierenden Reiters als ein wei teres Motiv der römischen Siegesikonographie, ein tropaeum mit den erbeuteten gegnerischen Waffen. 46 Großer Traianischer Schlachtenfries, Rom, Anfang 2. Jh. n. Chr. Der Reliefausschnitt zeigt den Kaiser Traian als triumphierenden Reiter im Kampf gegen die Daker. Die Reliefplatten gehörten ursprünglich zu einer monumentalen Abschrankung des Traiansforum und wurden zu Beginn des 4. Jh. n. Chr. zum Bau des Konstantinsbogen wiederverwendet, wo sie noch heute zu sehen sind.
46
•
"Es ist für Reiter jedoch charakteristisch, schnell den Sieg zu erringen und sich schnell zurückzuziehen. (( Tacitus, Germania 30,3 •
54
48
47
Geschichte der militärischen Reiterei Zu allen Zeiten galt die Reiterei auf grund ihrer Schnelligkeit und großen Reichweite als Auge und langer Arm einer Armee. Diese Vorteile rechtfertig ten die hohen Kosten, die eine Reiter einheit verursachte. In der vor- und frührömischen Zeit waren es zunächst primär die Adeligen, die sich aus eige nen Mitteln ein Pferd leisten konnten und damit in den Kampf ritten, wobei •
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sie häufig auf dem Schlachtfeld von
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ihren Pferden absaßen und zu Fuß kämpften. Auch im Mittelalter stand der schwergepanzerte adelige Ritter im ,
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Vordergrund. Er prägt auch heute noch unser Bild vom berittenen Kämpfer. Mit den stehenden Heeren der Neuzeit
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gewannen Mobilität und Geschwindig keit und damit auch die Reiterei zu nehmend an Bedeutung. Erst die Moto risierung der Soldaten im ersten und zweiten Weltkrieg enthob die militäri sche Reiterei von ihren angestammten Aufgaben.
3 . Das römische Heer: Organisation
•
55 47 Normannische Reiter im Kampf gegen angelsächsische Fußtrup pen, Teppich von Bayeux, 11. Jh. 48 Deutsche Reiter mit Arkebusen und Pistolen, um 1584 49 Preußische Husaren bei der Aufklärung, 1894 50 Deutscher Meldereiter im 2. Weltkrieg, 1943
49
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"Die Reiterei vermehrt das Prinzip der Bewegung im Heer. 1st sie in einem zu geringen Maße vorhanden, so schwächt das den raschen Brand des kriegerischen Elements dadurch, dass alles langsamer zu Fuß gemacht wird, dass alles vorsichtiger eingerichtet werden muss; die reiche Saat des Sieges wird nicht mehr mit der Sense, sondern mit der Sichel geschnitten. Ii •
Garl v. Glausewitz, Vom Kriege 1832
•
•
•
•
•
56
Ordnung und Disziplin ..
Die Grundpfeiler der Uberlegenheit
Die Unterordnung des Einzelnen unter die Befehle des Vorgesetzten war die Voraus setzung um planmäßig und geordnet gegen einen Gegner vorzugehen. Dadurch konnten auch kleine Armeen der Römer über zahlen mäßig überlegene, aber schlechter organi sierte Feinde triumphieren. Schon bei der Rekrutierung achtete man sehr genau auf körperliche Fitness und handwerkliche Vor bildungen. In den 20-25 Dienstjahren wur den dann die militärischen und logistischen Fähigkeiten dieser Männer ständig trainiert und verbessert. Ebenso wichtig wie die Kampfausbildung waren dabei auch Ausdauer auf dem Marsch, rascher Bau von Verschan zungen und handwerkliche Fertigkeiten. Durch diese Qualifikationen war die Armee in der Lage, Unterkünfte und Befestigungen für den eigenen Bedarf zu bauen, aber auch mit neuen Straßen, Brücken und Wasserleitungen die Voraussetzungen für eine rasche Roma nisierung der neu eroberten Gebiete zu schaf fen. Zusammen mit der guten Ausrüstung und der regelmäßigen Versorgung der Sol daten mit Geld und Verpflegung waren Aus Disziplin die Grundpfeiler der bildung und . Uberlegenheit der römischen Armee. Die Ausbildung der Soldaten erfolgte überwie gend auf dem E xerzierp latz/ campus, dessen Schutzgötter / campestres besonders verehrt wurden. Auch in der Limesregion sind aus Heilbronn- Böckingen und aus Benningen zwei Weihesteine für die campestres bekannt, die von den Kommandeuren der Truppen gestif.. tet wurden. Die religiöse Uberhöhung der Ordnung und Disziplin durch die campestres Verehrung zeigen eindringlich die große Be deutung dieser Prinzipien für die römische Armee.
51
"Recht treffend könnte man ihre ..
Ubungen unblutige Schlachten, ihre ••
Schlachten blutige Ubungen nennen. 11 Flavius losephus, Jüdischer Krieg 3, 5, 75
.
52
3
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Das römische Heer: Organisation •
51 Soldaten bilden eine Schild kröte, Traianssäule, Rom, Anfang 2. Jh. n. Chr. 52 Darstellung der Disciplina, Münzrückseite 57
53 Barbarische Hilfstruppen, bewaffnet mit Keulen, bilden im Kampf eine geschlossene Schlacht ordnung, Traianssäule, Rom, Anfang 2. Jh. n .Chr. Nach Vorstellung der Römer unter warfen sich auch diese Soldaten durch ihren Einsatz auf Seiten Roms der römischen Ordnung und Disziplin.
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"Ich fordere von meinel1 Soldaten nicht weniger Unterordnul1g und Zucht als Tapferkeit und Mut. 11 � ... •
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Caesar, Gallischer Krieg 7, 52, 4
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54 Der Kaiser Traian zwischen ranghohen Offizieren bei einer Ansprache (adlocutio) an die Soldaten, Traianssäule in Rom, Anfang 2. Jh. n. Chr, 55 Brief mit der Einladung zur Geburtstagsfeier der Frau des Praefekten auf einem Holztäfel chen, aus Chesterholm-Vindolanda am Hadrianswall in Britannien (ca.
100
n. Chr.)
"An Sulpicia Lepidiana, Frau des Cerialis, von Severa. Claudia Severa grüßt ihre Lepidiana. Am dritten Tag vor den Iden des Sep54
tember meine Schwester, dem Tag, an dem ich Geburtstag feiere, lade ich Dich herzlich ein, zu uns zu kommen, so dass der Tag bei Deinem Eintreffen schöner wird. Grüße auch Deinen Cerialis. Mein Aelius und mein kleiner Sohn lassen ihn grüßen." Flavius Cerialis war Kommandeur der cohors VIII Batavorum in Vindolanda, Aelius Brocchus sein Kollege in einem benachbarten Kastell.
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"Es ist die Aufgabe der Tribunen sowie jedes Offiziers, die Soldaten innerhalb des Lagers zu halten, sie zum Exer zieren nach draußen zu führen, die Schliissel der Tore in Gewahrsam zu halten, von Zeit zu Zeit einen Rund gang zu machen, um die Wachtposten zu kontrollieren, der Kornausteilung an die Soldaten beizuwohnen, sich von der Art der Nahrung zu überzeugen, Betrügereien der Verpflegungstruppe ..
zu verhindern, Ubertretungen im Rahmen seiner Vollmacht zu bestrafen, sich häufig im Hauptquartier sehen zu lassen, Beschwerden der Soldaten an zuhören und die Krankenstationen zu inspizieren. ii Dig.49, 16, 1 2, 2 (Macer)
55
Am obergermanisch-rätischen Limes standen zwischen Rhein und Donau in etwa 40 ver schiedenen Truppenverbänden ca. 35.000 Hilfstruppensoldaten, die aus unterschied lichen Teilen des Reiches stammten und hier entweder als Fußsoldat oder als Reiter ihren Militärdienst verrichteten. So vielfältig wie die verschiedenen Einheiten und die Herkunft ihrer Soldaten, waren auch die innere Struk tur der Armee sowie die daran gekoppelten Aufgabenbereiche der Soldaten. Als einfacher mi/es gregarius, als immunis und centurio, oder aber als ritterlicher praefectus waren sie jeweils nicht nur Angehörige des römischen Heeres, sondern zugleich auch Mitglieder einer stark hierarchisch strukturierten Gesell schaft. Auch wenn sich diese Hierarchien im Laufe des 2. und 3. Jh. n. ehr. veränderten und selbst für einfache Soldaten durchlässi ger wurden, blieb die römische Armee auch in dieser Zeit der Katalysator zur Verbreitung römischer Wertevorstellungen.
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56 Grabmal des ritterlichen Offiziers T, Flavius
Die Kommandeure -
Mikkalus, Perinthos (TR), spätes 1 . Jh. n. ehr.
Offiziere im Dienste Roms
Das Grabmal zeigt auf der Vorderseite den Verstor benen auf seinem Pferd in militärischer Ausrüstung. Auffällig ist die Leibbinde (cinctorium), die Mikkalus über dem Muskelpanzer trägt und die den hohen Offizieren vorbehalten war. Links und rechts von ihm stehen drei bzw. zwei Soldaten, wobei die beiden rechts Mikkalus mit einem hingehaltenen Helm sowie mit erhobenem rechten Arm begrüßen. Nach allgemei ner Meinung zeigt das Reliefbild die Beförderung Mikkalus vom tribunus legionis (militia 11) zum praefec tus alae (militia 111), wobei er von den Reitersoldaten seiner neuen Einheit begrüßt wird. Das Bildmotiv des hingehaltenen Helmes könnte eine konkrete militäri sche Auszeichnung darstellen, findet sich aber auch allgemein bei Heroendarstellungen im griechischen Osten. Mikkalus gehört zu den Rittern, die aus den lokalen Eliten des Ostens stammen. Römisches Bür gerrecht und Ritterwürde machen ihn zum Mitglied der Reichsaristokratie. Das Grabmal wurde ihm der Inschrift nach von seiner Frau gesetzt. Nach seiner militärischen Laufbahn .. bekleidete er noch weitere Amter in seiner Heimatstadt Perinth, wo er unter anderem eine Wasserleitung stiftete.
An der Spitze der Hilfstruppen am Limes standen ritterliche Offiziere, die sich aufgrund ihres sozialen Standes von den einfachen So ldaten ihrer Truppe bis hin zum centurio abhoben. Sie waren auch im 2. und 3. Jh. n. Chr. formal Mitglieder des römischen ordo equester, dem nach dem ordo senatorius zweiten Stand der römischen Aristokratie. Wie die Senatoren gehen auch diese römi schen Ritter auf altehrwürdige Traditionen der frührömischen Republik zurück. Ursprünglich bildeten sie den mit einem staatlichen Pferd ausgestatteten Reiteradel, der, neben der Masse der Fußsoldaten, zu Pferde an den Kriegszügen teilnahm und in seiner Gesamtheit von 1.800 Rittern die frührömische Kavallerie stellte. Durch die Ausweitung der römischen Eroberungen und spätestens durch die großen Kriege gegen Karthago im 3. Jh. v. Chr. wurde jedoch klar, dass gerade gegen Feinde mit einer gut funk tionierenden Reiterei eine Vergrößerung der Kavallerie unumgänglich war. Darauf reagier te Rom durch die verstärkte Heranziehung von Reitereinheiten aus den verbündeten oder unterworfenen Stämmen. Dem allmählichen Verschwinden der rein militärischen Bedeutung der Ritter stand auf der anderen Seite das hohe gesellschaftliche Ansehen des elitären ordo equester gegen-
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4
•
Das römische Heer' Vom Kommandeur bis zum Rekrut
61
über. Wie die Senatoren erhielten auch die Ritter im Laufe der Republik immer mehr zivi le Amtsbereiche zugeteilt, vor allem jene, die mit der finanziellen und richterlichen Kontrol le des öffentlichen Lebens in Rom, aber auch der senatorischen Magistrate zu tun hatten. Auf diese Weise kam es zu einer Institutio nalisierung der unterschiedlichen politischen Karrieren von Senatoren und Rittern, was besonders in der Zeit der Bürgerkriege im 1. Jh. v. ehr. zu schweren Auseinanderset zungen führte. Vom militärischen Ursprung der römischen Ritter blieb formal nur noch das verliehene Staatspferd erhalten, das auch noch in der frühen Kaiserzeit im Rahmen einer Musterung (probatio) verliehen wurde. Zur Erinnerung an die kavalleristischen Ursprünge des Adels fand jährlich an den Iden des Juli ( 15. Juli) eine feierliche Parade statt (transvectio equitum), an der die Mit glieder des ordo equester mit ihren Pferden teilnahmen.
Die Entwicklung vom
1.-3.
Jh. n. ehr.
Anders als bei den Senatoren war die Ritter würde immer eine persönliche Auszeichnung, die nicht vererbbar war und allein vom Kaiser verliehen wurde. Voraussetzung dafür war seit Augustus ein entsprechendes Vermögen von 400.000 Sesterzen, das jeweils von einer eigenen Behördejde censibus überprüft wur de. Nachdem die Anzahl der Ritter zu Beginn der Kaiserzeit bei etwa 20.000 lag, vermehrte sich diese im 2. und 3. Jh. n. ehr. durch die Mitglieder der reichen städtischen Ober schichten aus den aufstrebenden Provinzen erheblich. Gerade für sie, die in der mittleren Kaiserzeit ca. 90% der Ritter stellten, bildete der ordo equester die beste Möglichkeit um innerhalb der Reichsverwaltung Karriere zu machen.
Spätestens durch die Erfahrungen der Marko mannenkriege (166-180 n. ehr.) lässt sich bei der Rekrutierung der ritterlichen Offiziere ein Wandel erkennen, der dem zunehmenden Bedarf an qualifizierten Militärs Rechnung trägt und besonders unter den severischen Kaisern ab 193 n. ehr. systematisiert wurde. Ab dieser Zeit lassen sich vermehrt Offiziere nachweisen, die bereits vor ihrer Aufnahme in den Ritterstand in der Armee Karriere bei den Praetorianergarden, den equites singulares, als decurio einer ala oder als centurio in der Legion gemacht hatten. Diese Vergrößerung der Rekrutierungsbasis erleichterte zum einen die Förderung militärischer Talente, führte zum anderen aber auch zu einer erhöh ten sozialen Mobilität innerhalb der Armee, in der es nun auch für den einfachen Soldaten theoretisch möglich war bis in die führenden Schichten aufzusteigen. Parallel zu dieser Förderung militärisch erfahrener Soldaten, geht gerade im 3. Jh. n. ehr. der Anteil der Ritter aus den munizipalen Eliten der Provin zen zurück. Die wirtschaftlich instabile Lage und die vermehrten militärischen Auseinan dersetzungen, machten für diese Kreise eine militärische Karriere zu einem schwer kalku lierbaren Risiko, das durch die Möglichkeiten des sozialen Aufstieges nicht mehr ausrei chend kompensiert wurde. Diese Tendenzen spiegeln sich auch in der verstärkten "Provin zialisierung" der ritterlichen Offiziere im
5 7 Weihealtar an die Campestres, die Göttinnen des Exerzierplatzes, gestiftet vom tribunus Publius Quintus Terminus, Benningen, 1 . Hälfte 2. Jh. n. Chr. 62
(Württembergisches Landesmuseum Stuttgart) Publius Quintus Terminus war als tribunus der cohors XXIIII voluntariorum civium Romanorum in Benningen stationiert. Dieser Posten gehörte zur 1. Rangstufe (militia I) der ritterlichen Karriere. Er stammte aus Sicca Veneria, einer Stadt im heutigen Tunesien, wo er wohl zur städtischen Oberschicht gehörte und durch seinen finanziellen Reichtum Zugang zum ordo ••
equester erhalten hatte. Uber seine weitere Karriere ist nichts bekannt. 3.
Jh. n. ehr. wider, die nun zunehmend aus den militärischen Grenzzonen und weniger aus den alten städtischen Zentren stammen. All dies führte ab der severischen Zeit zu einer wachsenden Verselbständigung des Heeres innerhalb der Sozialstruktur des Reiches, so dass man teilweise von einer "Militärgesellschaft mit eigenen einheitlichen Statusmerkmalen" sprechen kann. In dieser Militärhierarchie sind im 3. Jh. n. ehr. außer ordentliche Karrieren möglich, die vom ein fachen Soldaten bis zum Praetorianer praefekten oder sogar zur Kaiserwürde wie bei Maximinus Thrax (235-238 n. ehr.) führ ten. Den Endpunkt dieser Entwicklung bildete die Heeresreform des Gallienus (253-268 n. ehr.), durch die nun sämtliche hohen Militärkommandos, auch die Führung der bisher noch von Senatoren geleiteten Legio nen, ausschließlich ritterlichen Offizieren vorbehalten war. ·
Ritterliche Offiziere am Limes Am Limes in Obergermanien und Raetien waren um 200 n. ehr. sieben Alen und ca. 37 Kohorten stationiert, die von ritterlichen Offizieren kommandiert wurden. Neben dem Kommandeur der 1000 Mann starken ala
II
Flavia in Aalen gehörte nur der Kommandeur des numerus exploratorum Germanicorum Divitiensium in Niederbieber der vierten Rangstufe/mildia
IV an, während die praefecti
alae in Butzbach, Echzell, Welzheim, Weißenburg, Kösching und Pförring je 500 Reiter befehligten und deshalb die mildia
III
bekleideten. Unter den Kohorten gab es in Friedberg, Ruffenhofen und Straubing je eine cohors miliara i , der zweiten Rangstufe/mildia
II angehörten.
Die Kommandeure der anderen einfachen cohortes bekleideten die mildia
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4·
Das römische Heer: Vom Kommandeur bis zum Rekrut
Die ritterliche Laufbahnjmilitia equestris Seit Augustus wurde für die ritterliche .. Amterlaufbahn ein einheitliches Schema festgelegt, das bis zum Ende des 3. Jh. weit gehend beibehalten wurde. Ein Grundprin •
zip dieser Karriereleiter war wie bei den Senatoren der Wechsel von militärischen .. und zivilen Amtern, wobei im Gegensatz zu
63
den sehr vielseitigen zivilen Amtsposten die militärischen Kommandos das Grundgerüst bildeten. Im Gegensatz zu den einfachen Soldaten bis zum
centurio standen diese
Kommandeure nicht in einem festen Dienst verhältnis, sondern kehrten nach jedem Posten wieder ins Zivilleben zurück, konn ten allerdings neu berufen werden.
militia I
Mitte des 2. Jh. n. Chr. gab es in der römi
praefectus cohortis quingenariae tribunus cohortis voluntariorum, ingenuorum civium Romanorum
schen Armee ca. 550 ritterliche Offiziers
ca. 300 Stellen
militia equestris verteilten. Da die Zahl der
stellen, die sich auf die vier Rangstufen der zur Verfügung stehenden Posten von Stufe
militia 11
zu Stufe kontinuierlich abnahm, bedeutete
tribunus legionis tribunus cohortis miliariae
das Kommando über eine Kohorte oft den
190 Stellen
einzigen Kontakt eines Ritters mit der römi schen Armee. Weil jedoch ein militärisches
militia 111 praefectus alae quingenariae 90 Stellen
Kommando traditionell zum Selbstverständ nis der Ritter gehörte, wählten viele soweit möglich anscheinend bewusst das Tribunat
militia IV praefectus alae miliariae 7 -9 Stellen
in der Legion als einziges Amt aus, da es hier häufiger eher auf organisatorische als militärische Fähigkeiten ankam. Lediglich 3 % der Ritter am Beginn der Kar riereleiter erreichten die vierte Rangstufe. Solche Kommandeure gehörten zur besonde ren Elite der römischen Armee, so dass ihnen eine weitere glänzende Karriere als Ritter oder aber auch durch Aufnahme in den Senatorenstand sicher war.
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Die militärische Laufbahn des M. Valerius Speratus nach seiner Grabinschrift aus ViminiacumjMoesia Superior, 3. Jh. n. ehr.
·
als Veteran aus der legio VII Claudia entlassen
•
64
·
war als
beneficiarius consu/aris mit
Sonderaufgaben betraut ·
decurio im Municipium Aelium Viminiacum
·
•
Kommandeur
(praefectus) der cohors I Aquitanorum in Britannien (mi/itia /)
Valerius Speratus diente in der Legion und war dort als
beneficiarius des Statthalters
mit Sonderaufgaben betraut. Nach seinem regulären Ausscheiden aus der Legion und
Ausgewählte Karrieren
einem zivilen Amt als
Von den ca. 50.000 römischen Rittern, die vom 1. bis 3. Jh. n. Chr. in der römischen Reichsverwaltung tätig waren, sind uns etwas mehr als 2. 100 (4%) durch Inschriften oder literarische Erwähnung bekannt. Der Großteil dieser Männer ist durch Weiheinschriften an ihrem jeweiligen Garnisonsort überliefert, die leider meist nur den Namen und das gerade gültige Kommando nennen. Ganze Lebens läufe oder vollständige Karrieren sind erheb lich seltener und haben sich meist durch Inschriften erhalten, die im Heimatort der Ritter zu deren Karriere bzw. nach deren Tod aufgestellt wurden.
wohl aufgrund seiner speziellen Fähig
decurio, wurde er
keiten als Soldat reaktiviert, in den Ritter stand erhoben und als Kohortenpraefect von der unteren Donau nach Britannien versetzt, wo er verstarb.
58 Die Karriere des Ritters CI. Paternus Clementianus aus dem raetischen AbodiacumjEpfach, überliefert durch eine Bauinschrift aus Epfach:
·
·
Geb. ca. 65 n. Chr. in Epfach 100-103 n. Chr. Praefekt der cohors I Classica in Niedergermanien (militia I)
·
104-106 n. Chr. Militärtribun bei der legio XI Claudia in Pannonien (militia 11)
·
108-11 0 n. Chr. Praefekt der ala I Siliana torquata civium Romanorum in Dakien (militia 111)
·
·
1 11 -114 n. Chr. Finanzprocurator in ludaea 115-119 n. Chr. Finanzprocurator in Sardinien
·
119-122 n. Chr. Finanzprocurator in Africa
·
123-125 n. Chr. Statthalter der Provinz Noricum
·
Danach wohl Rückkehr in seine Heimat, wo ihm mindestens zwei Inschriften geweiht wurden.
Claudius Paternus absolvierte eine typische ritterliche Beamtenkarriere und ist damit ein gutes Beispiel für die Aufstiegsmöglichkeiten der provinzialen Eliten innerhalb des Reiches.
-
4·
Das römische Heer: Vom Kommandeur bis zum Rekrut
59 Die Karriere des Lucius Julius Vehilius Gratus Julianus: Er absolvierte als Ritter eine Bilderbuchkarriere und wurde dank herausragender militärischer Fähigkeiten mit vielen Sonderkommandos betraut. Seine beson dere Nähe zum Kaiser sicherte ihm schließlich den
58
Aufstieg bis zum Praefekt der Praetorianergarde, dem höchsten ritterlichen Amt. Beim Kaiser in Ungnade .
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gefallen, wurde er nach über 30 Jahren treuem Dienst , .
für Rom ermordet.
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MilitörJ"enst
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· 157-160 n. Chr. Praefekt der cohors 111 Augusta
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Thracum in Syrien (militia I) ·
160-162 n. Chr. Praefekt der cohors I Ulpia Panno ...
niorum miliaria equitata in Pannonien (militia 11) ·
162-163 n. Chr. Praefekt der ala Herculana in Syrien ,
(militia 111) Auszeichnungen im Partherkrieg
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164-1 67 n. Chr. Praefekt der ala I Tampiana miliaria
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in Noricum (militia IV)
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Marc Aurel
115-119.
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1 70 n. Chr. Weiteres Sonderkommando gegen die
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eingefallenen Kostoboken auf der Balkanhalbinsel
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Macedoniam adversus Castobocas rebelles.
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· 171 n. Chr. Sonderkommando in Südspanien gegen
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die aus Nordafrika einfgefallenen Mauren als prae positus vexillationis in Hispaniae adversus mauros
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· 173-176 n. Chr. Kommandeur der Schwarzmeer
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Sonderkommando während des 2. Markomannen
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· 181 -182 n. Chr. Erneutes Sonderkommando in · 185-186 n. Chr. Flottenpraefekt in Ravenna und
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Misenum, praefectus classis praetoriae Ravennalis bzw. Misenalis
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187-188 n. Chr. In Rom Leiter des kaiserlichen
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Leiter der Getreideversorgung Roms, praefectus annonae
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praefectus praetorio -
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· 189 n. Chr. Kommandeur der Praetorianergarde,
Im gleichen Jahr auf Befehl des Kaisers Commodus
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vexillationibus tempore belli Germanici et Sarmatici im beginnenden Markomannenkrieg unter Kaiser
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167 n. Chr. Sonderkommando als praepositus
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"Nachfolgend müssen wir untersuchen, aus welchen Berufen Soldaten auszuwählen oder völlig abzulehnen sind. Fischhändler, Vogeljänger, Zuckerbäcker, Lein weber und alle, die irgendetwas mit Frauenarbeit •
zusammenhängendes getrieben haben, soll man nach
66
meinem Urteil aus dem Lager fortweisen; Zimmer leute, Schmiede, Stellmacher, Metzger, Jäger von Hirschen und Wildschweinen sind dem Militärdienst gut zuzugesellen.
1I
Vegetius 1,7,1-2
Die einfachen Soldaten Vom Rekruten zum Centurio
Wie in jeder Armee so dienten auch in der römischen überwiegend einfache Soldaten. Diese stammten nicht wie die Offiziere aus den privilegierten Gesellschaftsschichten der Senatoren und Ritter, sondern kamen aus der einfachen Bevölkerung des ganzen römischen Reiches. Wenn ein junger Mann das römische Bürgerrecht besaß, konnte er in eine Legion eintreten, ansonsten musste er seinen Dienst in einer Hilfstruppe ableisten. Uber lange Zeiträume des 1.-3. Jh. n. Chr. galt der Dienst in der Armee als ausgesprochen attraktiv, garantierte er doch ein nicht geringes Ein kommen und eine umfassende Versorgung mit den wichtigsten Alltagsdingen von der Verpflegung bis hin zur medizinischen Be treuung. Durch das Eintreten in die Armee wurde der jeweilige Kaiser nach römischer Vorstellung zum Patron des Soldaten, dem dieser notfalls bis in den Tod treu ergeben war, der aber andererseits die Verpflichtung einging, sich um ihn zu kümmern. Diese Fürsorge des Kaisers reichte auch über die aktive Solda tenzeit hinaus. Die Soldaten der Hilfstruppen bekamen mit dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst das römische Bürgerrecht. Neben der individuellen Versorgung und der Erlangung des Bürgerrechtes nach der Ent lassung erhöhten auch die Aufstiegschancen ••
innerhalb der Armee deren Attraktivität er heblich. Dabei spielte der höhere Sold sowie das Sozialprestige eine Rolle. Auch wenn für die meisten einfachen Soldaten schon der Rang eines centurio unerreicht blieb, so bot die römische Armee doch grundsätzlich allen Soldaten unabhängig von ihrer Herkunft die gleichen Karrierechancen. Dies gilt beson ders für die unruhigen Zeiten des späten 2. und 3. Jh. n. Chr., in denen bedingt durch die zahlreichen Kriege die vorbehaltlose Förderung militärischer Fähigkeiten unab dingbar war.
4
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Das römische Heer: Vom Kommandeur bis zum Rekrut
•
Die Rekrutenjtirones
Die meisten einfachen Soldaten traten mit 17 -20 Jahren in die Armee ein. Die Rekruten (tirones) mussten sich zunächst einer Mus terung (probatio) unterziehen, wobei sowohl Gesundheitszustand und körperliche Leis tungsfähigkeit als auch die Berufsausbildung oder die Fähigkeit des Lesens und Schrei bens erfasst wurden. Fiel die Musterung posi tiv aus, folgte die Grundausbildung als pro batus, in der militärische Fähigkeiten wie Waffengebrauch, Marsch- und Geländetrai ning aber auch schwere körperliche Arbeit, z.B. Straßenbauarbeiten, trainiert wurden. Erst nach dieser überstandenen Grundaus bildung wurde der Soldat vereidigt und war nun als mi/es gregarius oder munifex ein voll wertiges Mitglied der römischen Armee. Die Rekrutierungspraxis der römischen Armee veränderte sich im Laufe der Kaiser zeit. Die Soldaten der Hilfstruppen wurden zunächst aus den unterworfenen Stämmen ausgehoben und dann oft in weit von der Heimat entfernten Regionen eingesetzt. Dem entsprechend lassen sich auch im römischen Südwestdeutschland Einheiten aus dem ganzen Reich von Hispanien bis in den Orient nachweisen. Mit der dauerhaften Stationie rung der Truppen entlang der Grenzen, wurden auch die Rekruten verstärkt aus der direkten Umgebung des Lagers angeworben. So folgte nicht selten der im Kastelldorf lebende Sohn eines Soldaten, seinem Vater in der Truppe am Ort nach. Wie schon bei den aus den Grenzregionen stammenden Offi zieren trugen auch diese standortnahen Rekrutierungen dazu bei, dass sich beson ders im 3. Jh. entlang der Grenzen eine spe zifische Militärgesellschaft herausbildete, zu der neben den Soldaten auch die Zivilisten der Lagerdörfer und der umliegenden Sied lungen gehörten.
67
Mi/es gregarius, immunis und principalis
Dem neu vereidigten mi/es gregarius stand bei der Legion oder Hilfstruppe eine 20- bzw. 25-jährige Dienstzeit bevor. Sein Alltag war, abgesehen von möglichen Kriegseinsätzen, geprägt von ständigem Exerzieren, Patrouil len, Wachestehen und den vielfältigen Rei nigungs-, Bau- und Versorgungsarbeiten, die in einem Kastell tagtäglich anfielen. Im Laufe der Jahre wurde ca. jeder fünfte Soldat wegen besonderer Leistungen oder wegen bereits vorhandener Qualifikationen im Zuge eines Bewährungsaufstiegs zum immunis befördert. Als solcher war er von den diver sen schweren Routinearbeiten freigestellt und wurde stattdessen mit Spezialaufgaben betraut. Die Palette solcher Spezialaufgaben war angesichts des vorstellbaren Bedarfes innerhalb der hochtechnisierten römischen Armee sehr breit. Einsatzbereiche der immu nes waren das Metallhandwerk zum Reparie ren von Waffen und Ausrüstung, das Bau handwerk mit Zimmerleuten, Steinmetzen und Wasserbautechnikern, die Vermessungs technik (mensores), das Transportwesen zu Wasser und zu Lande, Lebensmittelversor gung, wie z. B. die Tierschlachtung durch Metzger sowie auch die medizinische Ver sorgung von Mensch und Tier durch medices.
•
60 Grabstein des Feldzeichenträ gers Pintaius, Bonn, 1 . Jh. n. ehr. Als Feldzeichenträger/signifer hatte Pintaius den Rang eines Immunls mne.
•
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•
61 Schreibutensilien: Hölzerne
•
68
Schreibtafel, Wachsglätter, Schreibstili und Siegelkapseln, Welzheim, Sontheim/Brenz, Aalen. Zahlreiche Verwaltungsakte inner halb des Soldatenalltags wurden schriftlich festgehalten. Jede Ein heit hatte deshalb Schreibstuben in denen freigestellte Soldaten als librarii arbeiteten.
Besonders benötigt wurden weiterhin Schrei ber und Buchhalter (Iibrarii), die die viel fältigen Verwaltungsvorgänge wie Soldab rechnungen oder die Nachschuborganisation abwickelten. Aus den Reihen der immunes wurden schließ lich die principales befördert, die je nach Rang den doppelten Sold eines einfachen Soldaten erhielten. Zu diesen gehörten die Feldzeichenträger wie die Adlerträger (aquili feri) der Legionen oder die in allen Einheiten vorhandenen signiferi, die neben ihrer mili tärisch-taktischen Funktion auch noch die Ersparnisse (depositum) der Soldaten verwal teten. Ebenfalls zu den principales zählen die beneficiarii, die teilweise zum Statthaltersitz abkommandiert waren oder Spezialaufgaben innerhalb der Provinz übernahmen. Daneben gab es die mit Weisungsbefugnissen ausge statteten Stabsoffiziere (tesserarii) der jeweili gen Kommandeure. Spätestens seit Septimius Severus erhielten die principales zudem die Strafgewalt für geringe Vergehen der Solda ten. Für die allermeisten Soldaten bedeutete spätestens der Rang eines principalis das Ende seiner militärischen Laufbahn. Nur wenigen besonders qualifizierten Soldaten gelang der Aufstieg zum centurio, der heute noch als Inbegriff der römischen Disziplin gilt.
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70
standen meist die Aufnahme in den Ritter-
Der centurio
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Die
centuriones bildeten das Rückgrat der
römischen Armee. Als Kommandeure der 80-100 Mann starken
stand und damit weitere lukrative Amter offen.
centuriae befehligten
sie die kleinste taktische Einheit und galten
Bei den berittenen Abteilungen der Legionen
gleichzeitig als Verbindungsglied zwischen
und Kohorten sowie bei den reinen Reiter
den einfachen Soldaten und den ritterlichen
einheiten gab es keine
Soldaten verfügten sie meist über langjährige
centuriones. Diesem Rang entsprach hier der eines decurio, von dem die einzelnen turmae kommandiert
Erfahrungen und waren in ihren militärtak
wurden.
bzw. senatorischen Offizieren. Als altgediente
tischen Fähigkeiten sicherlich so manchem jungen Offizier weit überlegen. Deutliche
Der Aufstieg vom einfachen Soldaten zum
Unterschiede gab es zwischen den 59
centu riones einer Legion und den 5-10 centuriones
centurio (centurio ex ca/iga) bzw. decurio dau
einer Kohorte, die sich auch in der Besoldung
des 2. und 3. Jh. n. Chr. gab es aber auch in
ausdrückten. Nicht selten kam es vor, dass
diesem Bereich vermehrt Ausnahmen, wie
Legionscenturionen als Kommandeure einer
z. B. Anwärter ritterlicher Herkunft
Hilfstruppe
(praepositi) abkommandiert
erte im Durchschnitt 1 5-20 Jahre. Im Laufe
(centurio
ex equite Romani), die mit diesem Amt ihre
wurden, ein Umstand der sich auch bei den
Militärkarriere begannen und von hier aus
Limestruppen, zum Beispiel in Miltenberg
weitere hohe Militärämter anstrebten. Auch
und Wimpfen nachweisen lässt.
konnte die zunehmend regelhafte Rekrutie
Die jeweils ersten
centuriones einer Kohorte
rung der Söhne von Soldatenvätern dazu
waren den übrigen vorgesetzt, wobei in der
führen, dass diese gleich in den Rang ihres
Legion die auf 1000 Mann vergrößerte
Vaters eingesetzt wurden.
1. Kohorte nochmals besonders hervor gehoben war. Deren erster Titel eines
centurio trug den
primus pi/us, ein Amt, dessen Pres
Die besonderen Fähigkeiten der
centuriones
brachten es mit sich, dass sie im Laufe ihrer
tige innerhalb der Armee kaum hoch genug
Karriere oft in verschiedenen Einheiten im
einzuschätzen ist, während die übrigen fünf
ganzen Reich eingesetzt wurden. Bis in das
als
primi ordines bezeichnet wurden. Die primi
2. Jh. n. Chr. waren bei einer normalen Karrie
trans/ationes üblich. In späte
pi/i gehörten zur Elite der römischen Armee.
re 4-6 solcher
Den Soldaten, die dieses Amt erreichten,
rer Zeit änderte sich dieses Karriereschema
4
.
Das römische Heer: Vom Kommandeur bis zum Rekrut
•
71
62 Grabstein des centurio Marcus Caelius, Xanten, Anfang 1. Jh. n.
Chr.
Marcus Caelius war centurio der 18. Legion und kam nach Aussage
der Inschrift in der Varusschlacht ums Leben. Deutlich zu erkennen sind die zahlreichen Orden auf sei ner Brust (phalerae und torques) und die vitis in der Rechten
insofern, dass die
centuriones nun verstärkt
aus der eigenen Truppe heraus befördert
"Als Zenturio muss ausgewählt werden, der große Kräfte und hohe Gestalt besitzt, der Lanzen und Wurfgeschosse geschickt und tüchtig werfen kann, der mit dem Schwert zu fechten, den Schild zu wenden aufs beste versteht, der die ganze Kunst der schweren Waffen beherrscht, der wachsam, von kühlem Kopf, tatkräftig ist, mehr dazu geneigt, Befehle auszuführen als zu diskutieren, der seine Kameraden zur Disziplin anhält, sie zur Waffenübung zwingt, darauf achtet, dass sie wohlgekleidet und beschuht sind, dass die Waffen von allen geputzt sind und glänzen. Vegetius 2,14,3-5
Ii
wurden und Truppenwechsel eher seltener .. wurden. Der Vorteil dieser Anderung lag vor allem in der besseren Kenntnis der Einheit sowie des geographischen und ökonomi schen Umfeldes.
centurio den Dienst betrieb seiner Einheit. Die jeweils 5-10 cen turiones der Limeseinheiten bildeten zusam men mit ihrem Kommandeur, einem prae fectus oder tribunus, den lokalen Befehlsstab Im Alltag regelte der
und leiteten die verschiedenen Bereiche vom Exerzieren über die Patrouillen bis hin zu diversen Versorgungsaufgaben. Schließlich besaßen die
centuriones auch eine Diszipli
nargewalt, die sie zur Bestrafung ihrer Solda ten ermächtigte. Sichtbarer Ausdruck dieser Macht war die
vitis, ein Holzstock, der zur
Züchtigung der Soldaten diente und sehr oft auf Grabsteinen als Abzeichen ihres Amtes wiedergegeben ist. Inwieweit die
centuriones auch durch ihre
Uniform mittels Beinschienen, Muskelpanzer oder den quergestellten Helmbusch
(crista
transversa) hervorgehoben wurden, ist dage gen nicht bekannt, auch wenn dies durch einzelne Grabsteine suggeriert wird.
•
11
Gleichzeitig stürzte er sich mitten unter die Feinde,
tötete zwei und drängte den Rest vorübergehend vom Tor ab. Als seine Soldaten versuchten ihm zur Hilfe •
zu kommen rief er: lVIir kann keiner mehr helfen,
72
mein Blut und meine Kräfte rinnen davon. Seht zu, dass ihr wegkommt und euch zur Legion durch schlagt, bevor es zu spät ist. So fiel er kämpfend und rettete seine Soldaten.
11
Der Centurio Marcus Petronius vor Gergovia Caesar, Gallischer Krieg, 7, 50, 5f.
63 Die Karriere des centurio Petronius Fortunatus,
einem altgedienten Multitalent. Nach der Inschrift vom Grabmal der Petronii in Cillium/Kasserine (Africa), Ende 2. Jh. n. Chr.
Petronius Fortunatus trat um 172-175 n. Chr. in den Militärdienst ein. Vom einfachen Soldaten wurde er zum librarius (Schreiber), tesserarius, optio, signifer (Feldzeichenträger) schließlich zum centurio befördert. Diese Beförderung erfolgte ex suffragio legionis, das '-"
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heißt er wurde wohl aufgrund seiner Leistungen vorge
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verschiedenen Legionen im ganzen Reich eingesetzt,
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schlagen. Danach war Petronius als centurio bei zwölf
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von denen die ersten drei leider nicht bekannt sind:
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Legio 111 Gallica/Syrien - Raphanaea Legio XXX/Niedergermanien - Xanten
Legio 111 Cyrenaica/Arabia Legio XV Appolinaris/Kappadokien
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Legio 111 Augusta/ Africa - Lambesis
. Legio VI Victrix/Britannien ·
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Legio I Minervia/Niedergermanien - Bonn
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Legio II Parthica/ltalien - Rom
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Legio I Adiutrix/Pannonien - Brigetio
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Die zahlreichen Versetzungen zeigen, dass er an -
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scheinend auf einem bestimmten Gebiet besondere Kenntnisse besaß. Verheiratet war er mit Claudia Marcia Capitolina. Aus der Ehe ging ein Sohn hervor,
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der direkt als centurio in die Armee eintrat. Petronius Fortunatus schied nach ca. 50 Dienstjahren um 218-220 n. Chr. aus der Armee aus.
4· Das römische Heer: Vom Kommandeur bis zum Rekrut
73
64 Fragment
Die ehrenvolle Entlassung -
eines Militärdi-
Militärdiplome
ploms, Köngen,
Der Soldat einer Hilfstruppe am Limes wurde
2. Jh. n. ehr.
in der Regel nach 25 Dienstjahren entlassen. Mit der Entlassung erhielt er das römische Bürgerrecht, sofern er es nicht schon vorher besaß, und das Eherecht/ conubium, das ihm erlaubte mit einer Nichtrömerin eine rechts gültige Ehe einzugehen. Die Verleihung dieser Rechte erfolgte nicht automatisch bei der Entlassung, sondern im Rahmen eines for malen Rechtsaktes durch den Kaiser. Der Beschluss des Kaisers wurde in Rom an zentraler Stelle auf großen Bronzetafeln aus gehängt. Wenn der Soldat am Limes seine verliehenen Rechte nachweisen wollte, konn te er eine beglaubigte Abschrift der kaiser lichen Erklärung beantragen, die er in Form eines so genannten bronzenen Militärdiploms erhielt. Diese Militärdiplome waren also nur beglaubigte Abschriften der in Rom erfolgten Rechtsverleihung. Der Umstand, dass ein Großteil der bekannten Militärdiplome von Reitersoldaten stammen und hauptsächlich in das frühe bis mittlere 2. Jh. n. ehr. datieren, zeigt an, dass nicht alle entlassenen Soldaten automatisch ein solches Diplom erhielten. Vielmehr scheinen sie nur in solchen Fällen ausgestellt worden zu sein, in denen der Soldat aus rechtlichen oder persönlichen Gründen eine solche beglaubigte Abschrift brauchte oder wünschte.
65 Fragment eines
74
iploms
des Reiters Quintus aus der ala 11 Flavia in Aalen, Faimingen, 2. Jh. n. ehr.
Das Militärdiplom selbst bestand aus zwei
Für die provinzialrömische Archäologie sind
Bronzetafeln, die mit Drähten verbunden
diese Militärdiplome eine wichtige Quelle.
waren. Auf den Innenseiten war der genaue
Auch wenn sie meist nur fragmentarisch
Text der Verleihung eingeritzt. Um ihn vor
erhalten sind, so erlauben sie anhand der
Manipulationen zu schützen, wurden die
aufgeführten Truppen, der Statthalter sowie
Tafeln mit Wachs versiegelt, wobei auf der
der genauen Datierung oft einen tiefen Ein
einen Außenseite die Namen von sieben
blick in die jeweilige Provinzgeschichte.
Zeugen aufgeführt wurden, die garantierten, dass der Text mit dem Original in Rom über einstimmte. Die zweite Außenseite gab den Text der Verleihung nochmals wieder, so dass das Diplom nur im Notfall geöffnet werden musste. Der eigentliche Text der Rechtsverleihung war standardisiert und beginnt mit dem voll ständigen Namen des regierenden Kaisers. Danach folgt eine Auflistung der Truppen der Provinz, aus denen Soldaten entlassen wur den, einschließlich der Nennung des amtie renden Statthalters. Danach werden die verliehenen Rechte beschrieben und zum Abschluss dieses allgemeinen Teils eine genaue Datierung durch die Nennung der amtierenden
consu/es aufgeführt. Nach die
sem allgemeinen Formular erfolgt die konkre te Nennung des Soldaten und seiner Einheit sowie meist der Namen seiner Frau. Abge schlossen wird der Text mit dem Hinweis, dass es sich um die überprüfte Abschrift des in Rom ausgehängten kaiserlichen Erlasses handelt.
4 · Das römische Heer: Vom Kommandeur bis zum Rokrut
66 Das vollständige Militärdiplom des Reiters
Mogetissa aus der ala I Auriana aus Weißenburg vom 30.06.107 n. Chr. Der vollställdige Text lautet: Imperator Caesar, Sohn des vergöttlichten Nerva, Nerva Traianus Augustus, Sieger über die Germanen, Sieger über die Daker, Pontifex Maximus, Inhaber der tribunizischen Gewalt zum elften Male, Vater des Vaterlandes; den Reitern und Fußsoldaten, die in den vier Alen und elf Kohorten dienten, welche folgender maßen genannt werden: ala I Hispanorum Auriana, I Augusta Thracum, I Singularium civium Romanorum und 11 Flavia pia fidelis miliaria sowie cohors I Breu corum, I und 11 Raetorum, 111 Bracaraugustanorum, III Thracum, 111 Thracum civium Romanorum, 111 Britan norum, 111 Batavorum miliaria, 1111 Gallorum, V Bracar augustanorum und V I Lusitanorum, die in Raetien unter dem Kommando des Tiberius lulius Aquilinus stehen, (diesen Soldaten), die nach Ableistung von 25 und mehr Dienstjahren ehrenhaft entlassen werden und deren Namen unten aufgeführt sind, (hat Traian) das Bürgerrecht verliehen, und zwar ihnen selbst, ihren Kindern und Nachkommen, sowie das Recht zur Eheschließung mit den Frauen, die sie damals hatten, bzw. sofern sie ledig waren, mit den Frauen, die sie später heiraten, sofern es sich jeweils um eine einzige Frau handelt. An dem Tag vor den Kalenden des Juli, im Jahr als Gaius Minicius Fundanus und Gaius Vetti nus Severus Konsuln waren. An den in der ala I Hispanorum Auriana unter dem Kommando des Marcus Insteius Coelenus dienenden einfachen Soldaten Mogetissa, Sohn des Comatullus, vom Stamm der Boier, dessen Frau Verecunda, Toch ter des Casatus, vom Stamm der Sequaner und deren Tochter Matrulla. Überprüfte Abschrift von der Bronzetafel, welche in Rom an der Mauer hinter dem Tempel des vergöttlich ten Augustus bei (dem Standbild) der Minerva ange schlagen ist.
Ouintus Pompeius Homer Lucius Pullus Verecundus Publius Caulus Vitalis Publius Atinius Amerimnius Caius Tucianus Saturninus Ouintus Apidius Thallius Caius Vettienus Modestus
75
76
67
68
•
xercitus 00
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as romlSc e
eer:
usrüstun ewa nun 77
"Es gibt viele Regeln wie die Reiterei zu verwenden ist, viel hängt jedoch von der Erfahrung, der Bewaffnung und der Qualität der Pferde ab.
Ii
Vegetius 3, 26, 32
"Man muss den Römern nämlich, wie in anderer Hinsicht, so auch deswegen Lob spenden, weil sie sich durch die Liebe zu ihren eigenen überlieferten Einrichtungen nicht haben hindern lassen, von überall her Brauchbares aufzunehmen und bei sich einzu führen. Ii Arrian, Taktik 33,2
Der hohe Standard der Ausrüstung und Bewaffnung war neben der regelmäßigen Versorgung der Soldaten mit genügend Sold und ausreichenden Lebensmitteln einer der Erfolgsgaranten der römischen Armee. Dieser Standard umfasste nicht nur eine quantitativ ausreichende Versorgung, sondern auch eine hohe Qualität und Differenziertheit, von der einfachen Lanzenspitze bis zum komplizierten Torsionsgeschütz. Die komplexe Waffentechnik und ihr diszipli nierter, ständig geübter Einsatz gehörte zum Selbstverständnis der römischen Armee, wie es auch in der bildenden Kunst und Literatur immer wieder zum Ausdruck kommt. Dafür stehen die privaten Soldatengrabsteine des 1. Jh. n. ehr. ebenso, wie die von kaiserlicher Propaganda beeinflussten großen Staats reliefs in Rom, auf denen äußerst genau und realistisch Waffen und Ausrüstungen der verschiedenen Truppenteile gezeigt werden. Die römische Armee war in ihrer Gesamtheit
67 Gesichtshelm, Gräfenhausen,
jedoch kein statisches Gebilde. Die Waffen
3. Jh. n. Chr.
technik war einem stetigen Wandel unterwor
68 Römischer Reitersoldat,
fen, wobei häufig die Kampftechnik der Geg
Siegesdenkmal von Adamklissi/
ner eine Weiterentwicklung notwendig mach
Rumänien, Anfang 2. Jh. n. Chr.
te. Die Rekrutierung von Hilfstruppen aus den unterworfenen Gebieten brachte es mit sich, dass im Laufe der Zeit immer wieder neue und fremde Waffentechniken, wie z. B. Pfeil und Bogen, Eingang in die römische Armee fanden.
•
78
Waffen und Ausrüstung
Kampfweise zu Fuß oder zu Pferd meist
vom
Mann gegen Mann kämpften. Optimaler
1.-3. Jh.
n.
ehr.
Alle Waffenarten sind für die Legionen und
Schutz, gepaart mit möglichst hoher Beweg
Hilfstruppen der Kaiserzeit in vielfältigen
lichkeit und Leichtigkeit der Schutzwaffen,
Formen und Ausführungen überliefert, wobei
war nun ebenso gefordert wie der möglichst
einige aufgrund der jeweiligen speziellen
flexible und effiziente Einsatz der Angriffswaf
Kampftechnik ausschließlich von den Legi
fen.
onssoldaten oder den Hilfstruppen, insbeson
Besonders deutlich zu beobachten sind diese
dere von der Reiterei, benutzt wurden, ande
Entwicklungen an der Verkleinerung der
re dagegen bei allen Soldaten der römischen
Schilde, der beinahe ausschließlichen Ver
Armee Verwendung fanden.
wendung des flexiblen Kettenpanzers, der
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Diffe
höheren Schutzwirkung der geschlossenen
renziertheit der Waffen- und Ausrüstungsteile
Helme sowie an der allgemeinen Verwendung
vom 1. bis 3. Jh. n. ehr. stark abnimmt.
des Langschwertes/ spatha anstelle des Kurz
Während der im geschlossenen Verband
schwertes/g/adius.
kämpfende Legionär sich deutlich von einem gleichzeitigen Auxiliarsoldaten unterschied,
Um die allgemeinen Begriffe Waffen und Aus
haben sich im 3. Jh. die Kampftechnik und so
rüstung näher zu erläutern, bietet es sich an,
auch die Bewaffnung der Einheiten weitge
diese in folgende funktionale Gruppen aufzu
hend angeglichen.
teilen:
Neben der deutlichen Vereinfachung die eine solche Vereinheitlichung für die Waffenpro
•
Kleidung
duktion bedeutete, war für diese Angleichun
•
Verteidigungswaffen
gen der Waffentypen die Neuausrichtung der
•
Angriffswaffen
römischen Armee auf die Kampftechniken
•
Pferdeausrüstung
ihrer potentiellen Feinde entscheidend.
•
Paradewaffen der Reiterei
Anders als zu Zeiten der Republik stand die
•
Feldzeichen
Armee der Kaiserzeit besonders an ihrer
•
Orden und Auszeichnungen
Nordgrenze in Britannien, am Rhein oder an der Donau Feinden gegenüber, die nicht in geschlossener Formation, sondern in offener
"
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79
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69 Ein Auxiliarsoldat im 1. Jh. n. Chr.
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82
73 Kleidung
Hosen galten den R6mern als "barbarisches
Die Kleidung der r6mischen Soldaten war
Kleidungsstuck" und finden sich daher zu
einfach und f unktional und wurde sicherlich
nachst nur bei den Hilfstruppen, besonders
in den verschiedenen Regionen des Reiches
bei den Reitern. Diese trugen unter der tunica
den entsprechenden klimatischen Bedingun
die feminalia, enge Kniehosen, wahrscheinlich
gen angepasst. Das Grundkleidungsstuck
aus Leder, wie es in vielen Beispielen auf der
aller Soldaten war die tunica, ein einfaches
Traianssaule zu sehen ist. Das rauhe Klima
Hemd aus Wolle oder Leinen mit kurzen oder
an der Nordgrenze des Reiches und die
••
langen Armeln, das in der Taille gegurtet
zunehmende Rekrutierung von Soldaten aus
wurde.
den Stationierungsgebieten im Verlauf des 2. und 3. Jh. fuhrten aber sicherlich dazu,
Um den Hals trugen die Soldaten nach den
dass Hosen zumindest in der kalten Jahres
Reliefdarstell ungen z u urteilen ha ufig ein
zeit auch von den ubrigen Soldaten getragen
Halstuch/ focale aus festem Wollstoff, das
wurden. Neben den kurzen Kniehosen sind in
bei Kalte, aber auch zum Schutz der Hals
Beschreibungen auch lange Hosen/ bracae
region im Kampf wie auch vor dem Wund
uberliefert.
scheuern durch die Metallpanzer vielfaltige Dienste leistete.
Ais typisches Schuhwerk der Soldaten galten bis zum Beginn des 2. Jh. die caligae, die genagelten Militarsandalen, die schon in der R6merzeit zum Synonym fur die Armee insge samt wie fur den einzelnen Soldaten wurden. Belegt wird dies nicht zuletzt durch den Spitz namen des spiiteren Kaisers Gaius-Caligula (Soldatenstiefelchen), der als kleines Kind eine Zeit lang im Legionslager von Mainz unter den Soldaten aufgewachsen ist. Auch wenn sich diese caligae selbst in heutigen archaologischen Experimenten gut bewahrt haben, ist ein Soldat auf einer Patrouille im winterlichen Germanien in diesen offenen
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83
73 Dolchfibel, Ehingen-RiBtissen, 1.
Jh. n. Chr.
74 Fibelspektrum, Rainau-Buch und Dalkingen, 3. Jh. n. Chr. Sandalen kaum vorstellbar. Wohl nicht zuletzt deshalb wurden im 2. und 3. Jh. geschlosse ne Schuhen, die sog.
ca/cei oder perones
bevorzugt, wie sie auch im Schuhfund von Welzheim oder auch auf Reliefdarstellungen zu sehen sind. Daneben sind aus der Literatur sogenannte
tibia/ia uberliefert, worunter am
ehesten Gamaschen oder Wollstrumpfe zu verstehen sind, die wegen des Fehlens flexi bier Bunde mit Riemen aus Leder oder Stoff gebunden werden mussten. SchlieBlich trugen die Soldaten je nach Witte rung auch noch einen Mantel. Ais klassischer Soldatenmantel gilt das
sagum, ein recht
eckiges, groBes und strapazierfiihiges WolI tuch, das um die Schultern gelegt und mit einer Fibel zusammengesteckt wurde. Ein solcher Mantel konnte zudem auch nachts als Decke benutzt werden. 1m 2. Jh. wird das
sagum zum
Teil durch den "gallischen Kapu
zenmantel", die
paenu/a ersetzt.
Dabei han
delt es sich um ein halbkreisf6rmiges Woll tuch, das an der Liingsseite verniiht und wie ein Poncho ohne eine Fibel getragen wurde. Zusiitzlich besaB die
paenu/a ein
Kapuze als
Regenschutz. Diese Mantelform war auch unter der Zivilbev61kerung sehr beliebt und findet sich dementsprechend auf zahlreichen Rei iefdarstellungen.
74
nieten und Blechen verziert und besaBen auch noch einen eisernen Helmbuschhalter, der auf der Kalotte befestigt wurde. Aus dieser allgemein ublichen Helmform wur den auch die spateren Helme des 3. Jh. wei terentwickelt, zu denen auch das Beispiel aus Rainau-Buch gehort. Solche Helme vom Typ Niederbieber, benannt nach einem komplet ten Exemplar aus dem Limeskastell Nieder bieber, besitzen eine noch weiter herunterge •
zogene Nackenpartie und einen breiten, abstehenden Nackenschutz. Auf der Kalotte
84
ist nun zusatzlich eine Kreuzbugelverstarkung aus zwei Metallblechen angebracht, die einen Schlag von oben optimal abgleiten lasst. Neben dem deutlich vergroBerten Stirnblech,
Verteidigungswaffen
besitzen diese Helme auch groBe Wangen
Zu den Verteidigungswaffen zahlen diejeni
klappen, die sowohl die Ohren verdecken, als
gen Ausrustungsteile, die der Soldat zum
auch sich am Kinn uberlappen und geschlos
Schutz seines Korpers im Kampf benutzte,
sen werden konnen, so dass nur ein kleiner
also Helm, Korperpanzer und Schild.
Teil des Gesichtes frei bleibt.
Helm/galea und cassis
Reiterhelme
Die Entwicklung der romischen Helmformen
1m 1. Jh. lassen sich die Reiterhelme durch
zeigt eine deutliche Tendenz von den leichten
die tief in den Nacken reichende Kalotte, den
offenen Helmen des 1. Jh. zu den schwereren
kurzen Nackenschutz sowie die breiten, die
geschlossenen Typen des 3. Jh. n. Chr.
Ohren verdeckenden Wangenklappen von
Die fruhkaiserzeitl ichen Helme der Infanterie,
denen der Infanterie noch deutlich unter
die auch noch bei den augusteischen Feldzu
scheiden. Besonders auffallig sind die Exem
gen getragen wurden, waren meist aus Bron
plare mit aufwendiger Gestaltung der Helm
ze, hatten eine einfache halbrunde Kalotte
kalotte in Form von Haarlocken, die sich
mit einem Knopf zur Befestig ung eines Helm
auch auf den Grabsteinen der Reitersoldaten
schmucks, an Scharnieren befestigte Wan
erkennen lasst. Die Reliefs der Traians- und
genklappen und einen recht kurzen,
Marcussaule dagegen zeigen die Reitersolda
annahernd waagerechten Nackenschutz.
ten im 2. Jh. nur mit einfachen Helmformen,
Bis zur Mitte des 1. Jh. n. Chr. hatte sich bei
die von denen der FuBsoldaten nicht zu
der romischen Armee allerdings ein anderer
unterscheiden sind. Das gleiche Bild lasst
Helmtyp durchgesetzt, den die Romer von
sich wahrscheinlich auch auf die Situation am
den Galliern ubernommen haben, und der
Limes ubertragen, so dass ein Helm in der
nach Funden in Mainz - Weisennau als Typ
Form des Exemplars aus Rainau-Buch wohl
Weisenau bezeichnet wird. Diese Helme sind
allgemein ublich war und im Alltag am Limes
aus Eisen, die hintere Helmpartie is nun deut
sowohl von den FuBtruppen, als auch von der
lich weiter in den Nacken gezogen und
Reiterei getragen wurde.
besitzt einen groBeren abgewinkelten Nackenschutz auf dem meist auch ein Trag griff angebracht wurde. Fur die Ohren wurden mit Schutzblechen versehene Ausschnitte in die Kalotte eingeschnitten. Ebenfalls mehr der Kopfform angepasst sind die an Scharnie ren befestigten Wangenklappen. Um das Gesicht vor Stichen und Schlagen von oben zu schutzen ist uber der Stirn ein zusatzliches Blech auf der Kalotte befestigt. Nicht selten wurden diese Eisenhelme mit bronzenen Zier-
•
f
,'
85
75 75 Eiserner Infanteriehelm vom Typ Mainz-Weisenau (Kopie), Worms, 1 . Jh. n. Chr. 76 Sronzehelm mit eisernem Stirn- und Scheitelschutz, Rainau••
Such, Ohringen und Mainhardt, 3. Jh. n. Chr.
76
77 Eiserner Kettenpanzer, Rainau Buch, 3. Jh. n. Chr. 78 Bronzene Panzerschuppen, Aalen, 2./3. Jh. n. Chr. 79 Fragmente eines Schienen panzers, Ehingen-RiBtissen, 1 . Jh. n. Chr. •
86
77
78
Panzer
man geschlossene, gestanzte und offene
Die romische Armee kannte vier verschie
Drahtringe, die mit einem Niet verschlossen
dene Korperpanzer, die unterschiedlich stark
wurden. Das Gewicht eines solchen Panzers
verbreitet waren. Der die menschliche Ana
betriigt je nach Ausfuhrung zwischen 6 und
tomie nachahmende M uskelpanzer wurde nur
10 kg. 1m 1. Jh. n. Chr. bestanden die Ketten
von Offizieren oder vom Kaiser getragen. Da
panzer aus dem eigentlichen Hemd und
runter trug man ein Lederwams, das an den
einem zusiitzlichen Sch ulterstuck, das auf
••
Armeln in Streifen geschnitten war und unten
der Brust mit S-fomigen Haken verschlossen
in halbrunden Sch uppen
wurde. Ab dem 2. Jh. wurde auf solche Schul
(pteryges) endete,
die unter dem Panzer hervorschauten. Panzer
terstucke verzichtet. Die Reliefs der Traians
und
siiule zeigen recht k urze Kettenhemden mit
pteryges konnten
reich verziert sein, wie
es an den Kaiserstatuen bzw. deren Fragmen
gezackten Riindern, die besonders gut fUr die
ten z. B. aus Dalkingen zu sehen ist.
Reitersoldaten geeignet erscheinen. Neben
Die uberwiegende Mehrheit der Soldaten
mehreren Einzelfunden von Kettengliedern
vom 1.-3. Jh. n. Chr., Reiter wie F uBsoldaten,
konnten in einem Brunnen des Kastellvicus
trug dagegen einen Kettenpanzer
von Rainau-B uch auch ein anniihernd kom
hamata), der auch auf den
(/orica
Soldatengrab
pletter Panzer gef unden werden.
steinen oder den offiziellen Staatsreliefs weit aus am hiiufigsten zu sehen ist. Da bei zahl
1m 1. und 2. Jh. war neben dem Kettenpanzer
reichen Reliefdarstellungen die Kettenglieder
auch der Schienenpanzer
n ur aufgemalt waren, wurden diese Panzer
weit verbreitet, der im allgemeinen als romi
darstellungen fruher fiilschlicherweise als
sche Erfindung gilt. Er bestand aus ca. acht
Lederpanzer interpretiert, wodurch sich die
halbrunden Eisenschienen, die sich von oben
falsche Vorstellung vom romischen Soldaten
nach unten uberlappen und den Oberkorper
im Lederpanzer verbreitete, die noch heute
umschlieBen. Vorne und a uf dem Rucken
oftmals zu finden ist.
w urden diese Schienen mittels Haken und
Wie schon die Helme vom Typ Weisenau
Riemen geschlossen. Auf der Innenseite
ubernahmen die Romer auch den Kettenpan
waren die einzelnen Schienen mit Lederrie
zer von den Galliern. Sie bestanden je nach
men und Nieten untereinander verbunden.
Liinge a us 30.000- 100.000 Einzelringen,
Neben dem Oberkorper waren auch die bei
deren Durchmesser zwischen 3 und 10 mm
den Schultern mit jeweils ca. sechs kurzen
variieren. Bei der Herstellung verwendete
gebogenen Schienen geschutzt, die unter-
(/orica segmentata)
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87 einander zur besseren Beweglichkeit teilwei se durch Scharniere verbunden waren. Die obere Brustpartie sowie der Rucken zwischen den Schulterblattern wurde durch einzelne
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Bleche oder kurze Blechstreifen geschutzt, die wiederum uber Riemen und Scharniere mit dem ubrigen Panzer zusammenhingen.
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Der Vorteil dieser aufwendigen Konstruktion lag wohl in seiner groBen Beweglichkeit, wie den zahlreichen Bildern der Traianssaule zu
Neben dem Ketten- und Schienpanzer wurde
entnehmen ist, die Soldaten im Schienpanzer
in der romischen Armee sowohl von der Rei
bei schwerer korperlicher Arbeit zeigen. Auch
terei als auch von den FuBsoldaten vom 1.-3.
mussen die starren Eisenplatten einen guten
Jh. der sogenannte Schuppenpanzer
Schutz gegen Hieb- und Stichverletzungen
squamata) verwendet.
geboten haben. Ein groBer Nachteil war
in der gesamten antiken Welt weit verbreitet,
sicher die hohe Empfindlichkeit der zahlrei chen Schnallen, Riemchen und Scharniere,
so dass es schwer fallt die Umstande seiner .. Ubernahme durch die romische Armee ge-
was sich auch in den zahlreichen Fragmenten
nauer einzugrenzen. Moglich ist aber, dass
im archaologischen Fundgut der Kastellplatze
er durch Truppenteile aus dem griechischen
des 1. Jh. widerspiegelt.
Osten eingeflihrt wurde. Er besteht aus zahl
Die genaue Konstruktion dieser Panzer blieb
reichen Einzelschuppen aus Bronze- oder
lange Zeit unklar, bis 196 4 in Corbridge (GB)
Eisenblech, die etwa 2-5 cm lang und nur
eine Holzkiste mit zwei kompletten Schienen
etwa 0,4 mm dick waren. Sie besitzen oben
panzern aus der 1. Halfte des 2. Jh. n. Chr.
sowie an den Seiten gestanzte Locher, durch
gefunden wurde. Aus dem Donaukastell Ehin
die sie auf eine Leinenunteriage aufgenaht
gen-RiBtissen stammen zahlreiche Fragmente
und auch untereinander mit feinen Bronze
eines Panzers, der sich aber leider nicht mehr
drahten verbunden werden konnten, so dass
rekonstruieren lasst. Die fruhesten archao
sie sich in Reihen jeweils zur Halfte dach
logischen Nachweise des Schienenpanzers
ziegelartig uberlappten.
stammen vom Gebiet der Varusschlacht
Die erhaltenen Reliefdarstellungen mit Sol
(9 n. Chr.) bei Kalkriese. Zahlreiche Fragmen
daten im Schuppenpanzer zeigen meistens
te aus den fruhromischen Kastellen an Rhein
centuriones,
und Donau belegen seine groBe Beliebtheit
soldaten, so dass man vermuten kann, dass
im 1. und fruhen 2. Jh., was sich auch in den
diese reprasentativen Panzer nicht unbedingt
Darstellungen auf der Traianssaule nieder
zur Standardausrustung der Soldaten gehor
schlagt. In den Limeskastellen scheint er da
ten. Einzelne Bronzeschuppen wurden dage
gegen nicht mehr verwendet worden zu sein,
gen auch in zahlreichen Limeskastellen u. a.
auch wenn der jungste Nachweis mit einer
in Aalen gefunden, wobei es dem heutigen
Darstellung auf dem Triumphbogen des Sep
Betrachter zwangslaufig schwer fallt, von den
timius Severus in Rom an den Anfang des
wenigen Blechschuppen auf den gesamten
3. Jh. zu datieren ist.
kostbaren Panzer zu schlieBen.
(Iorica
Dieser Panzertyp war
Feldzeichentrager oder Reiter
80 Bronzene Schildrandbeschlage, 88
Jh. n. Chr. .. 81 Eiserne Schildfessel, Ohringen,
Ehingen-RiBtissen,
1.
3. Jh. n. Chr. 82 Bronzener Schild buckel, Rainau-Buch, 3. Jh. n. Chr. 83 Bronzene Giirtelbeschlage mit Darstellung eines Kaiserportraits zwischen Fiillh6rnern und der r6mischen W6lfin, Ehingen-RiBtissen, 80
81
Schild/clipeus, scutum Die wichtigste Verteidigungswaffe der Solda ten war der Schild, mit dem man StoBe und Hiebe abwehren und gleichzeitig den Gegner attackieren konnte. Die in geschlossenen Formationen kampfenden Legionssoldaten trugen seit der spaten Republik das lang rechteckige und convex gebogene
scutum,
das auf vielen Reliefdarstellungen zu erken nen ist. Es war sehr aufwendig aus Sperrholz, Leinen und Leder hergestellt und wog je nach GroBe bis zu 10 kg. Fur den schnellen beweg lichen Kampf Mann gegen Mann war es des halb weniger geeignet. Aus diesem Grunde wurde es in den Legionen ab dem 3. Jh. durch den wesentlich leichteren geraden Rund oder Ovalschild ersetzt, der schon seit der fruhen Kaiserzeit bei den Hilfstruppen und auch spater bei den Einheiten am Limes in Gebrauch war. Die Reitersoldaten trugen auf grund der notwendigen Beweglichkeit kleine re Oval- oder Sechseckschilde. Aile Schilde wurden an der sogenannten Schildfessel gehalten, einem schmalen Metallbeschlag, der uber die gesamte Ruck seite des Schildes verlief und uber dem Ein griffloch eine Handhabe besaB. Zum Schutz der Schildhand wurde auf der Vorderseite ein meist halbrunder Schildbuckel aus Bronze oder Eisen angebracht. Ebenfalls aus Metall waren die U-formigen Schildrandbeschlage, die allerdings im Fundbestand der Limes-
82
1 . Jh. n. Chr.
5
Das Cimis he Hp!'l. Au'>! I. tlHlg lind Bf wafnun,;
89
83 kastelle weitgehend fehlen. Stattdessen ver
Militi:irgurteljcingulum
wendete man wahrscheinlich Tierhaute, die
1m weiteren Sinne als Schutzwaffe kann auch
mit dem Lederbezug der Schildvorderseite
der Militargurtel gelten. An ihm waren in der
vernaht wurden. Diese Lederbezuge waren
Regel nicht nur der Dolch/pugio und im
wahrscheinlich bunt und je nach Einheit mit
fruhen 1. Jh. auch der
unterschiedlichen Motiven verziert. Einzig aus
dern ebenso mit Bronzebeschlagen versehe
dem syrischen Dura-Europos haben sich aus
ne Lederriemen, die dem Unterleib einen
dem 3. Jh. bemalte Schilde erhalten, deren
gewissen Schutz geben sollten. Der Gurtel
aufwendige Verzierung jedoch nicht ohne
selbst konnte ebenfalls mit zum Teil auf
weiteres auf die am Limes gebrauchlichen
wandigen Gurtelblechen verziert werden.
Waffen ubertragen werden kann.
1m Donaukastell RiBtissen haben sich zwei
Da die aus Holz und Leder bestehenden
besonders auffallige Exemplare mit einem
Schilde besonders gegen Feuchtigkeit emp
Kaiserportrait und der r6mischen W61fin
findlich waren, verwendeten die Soldaten
erhalten, die zeigen, wie weit die staatliche
Schildhullen aus eingefettetem Leder, um
Bildpropaganda die Verzierung der Waffen
die Schilde wahrend des Marsches oder im
teile beeinflusste.
Lager trocken aufzubewahren.
gladius befestigt, son
•
90
Guellen zur Bewaffnung der romischen Armee Die Kenntnisse liber die Bewaffnung der r6mischen Armee der Kaiserzeit ist fUr die verschiedenen Zeiten sehr unterschiedlich und abhiingig von den archaologischen, bild lichen und literarischen Ouellen. Besonders gut ist die Situation fUr das 1. und frlihe 2. Jh. n. Chr. Das Bedlirfnis nach Prasentation der eigenen Uberlegenheit hat ••
eine Flille von sehr konkreten Darstellungen r6mischer Soldaten mit ihrer Ausrlistung
84 Reitergrabstein des Flavius
und Bewaffnung liberliefert, die sich direkt
Bassus (Kopie), K61n, 1 . Jh. n. Chr.
mit den archiiologischen Funden paralleli
Die Bewaffnung und Ausrustung
sieren lassen. Besonders aus dem Rheinland
des Soldaten sind detailliert dar
sind liber 100 Soldatengrabsteine bekannt,
gestellt. Durch die ursprunglich
die den Toten in seiner kompletten Ausrlis
vorhandene Bemalung wurde die
tung detailliert wiedergeben. In der jeweilig
ser realistische Darstellungsstil
standardisierten Inschrift wird dabei auch
noch weiter verstarkt.
immer die Einheit des Soldaten genannt, so dass zwischen Legions- und Auxiliarsolda ten unterschieden werden kann. Eine beson dere Gruppe bilden die Reitergrabsteine, die den Soldaten immer als "triumphierenden Reiter" im Moment des Sieges liber seinen Gegner wiedergegeben. Aus dem 2. und 3. Jh. sind dagegen nur wenige vergleichbare Reliefdarstellungen bekannt. Soldatengrabsteine finden sich nur noch selten. Die wenigen sind zudem meist schlecht erhalten, waren aber wohl auch weniger genau in ihrer Darstellung. Auch in den schriftlichen Ouellen wird mehrmals konkret auf die Bewaffnung eingegangen, wobei es hier meist weniger urn das genaue Aussehen als vielmehr urn die Zusammen setzung der Bewaffnung der Soldaten geht. Gemeinsam mit den Reliefs bilden diese Ouellen aber eine ideale Erganzung zum Verstandnis der archaologischen Objekte.
."Die Reiter dagegen haben ein groj3es Schwert aUf der l'echten Sette und in del' Hand einen Langen Spiej3, der Schild hangt schrag an der Seite des Pferdes und in einem Kocher stecken drei oder noch mehr Speere wurjbereit, mit brei terSpitze, abel' auch nicht kurzer als eine Stoj3lanze. Helm und Brustpanzer haben alle in gleicher Weise wie die Fuj3soldatel1.
II
Flavius Josephus, JLidischer Krieg 3, 5,5
5
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91
Angriffswaffen Bei den Angriffswaffen der romischen Armee kann man zwischen den Nahkampfwaffen wie Schwert und Dolch und den Fernwaffen, wie Lanzen, Speere und Pfeil und Bogen unter scheiden.
85 Kurzschwert/
Schwertjg/adius und spatha
gladius,
Ebenso wie beim Schild benutzten Legionare
Rheingiinheim,
und Auxiliarsoldaten bedingt durch die jewei
1. Jh. n. Chr.
ligen Kampftechniken lange Zeit unterschied liche Schwertformen. Das klassische romische Schwert des in For mation kampfenden FuBsoldaten im 1. und fruhen 2. Jh. n. Chr. war der
gladius, ein
Kurz
schwert von etwa 60 cm Lange, mit gerader oder geschweifter Klinge, die in einer lang ausgezogenen Spitze endete. Diese Stich waffe hatten die Romer bei der Eroberung Spaniens kennen gelernt und von den Iberern ubernommen. Die Griffe bestanden aus einer kurzen Parierstange, einem meist anatomisch geformten Griff mit Fingerkehlungen und einem markanten ovalen Knauf und waren aus Holz, Bein oder Elfenbein gefertigt. Die zweischalige Holzscheide war am Scheiden mund und am Ende mit charakteristischen Metallbeschlagen verziert, wodurch sich heu te auch kleine Fragmente eindeutig zuweisen lassen. An der Scheide waren auch die profi lierten Tragbugel angebracht, an deren seit••
lichen Osen zwei Befestigungsringe hingen, uber die wiederum das Schwert am Gurtel befestigt werden konnte. Wahrend der Soldat
gladius zunachst noch am (cingulum) auf der rechten Seite
im fruhen 1. Jh. den Militargurtel
trug, setzte sich mit der Zeit die Trageweise an einem separaten uber die Schulter verlau fenden Trageriemen durch.
•
Ais Standardwaffe der Reiterei diente da gegen seit der fruhen Kaiserzeit das Lang sehwert, die
spatha.
Sie war mit 70-80 em
zwar deutlieh langer aber aueh wesentlieh sehmaler als der
g/adius.
Da die
spatha
hauptsaehlieh als Hiebwaffe vom Pferd her unter verwendet wurde, hatte sie eine weni ger ausgepragte Spitze. Griff und Sehwert seheide waren jedoeh ahnlieh gestaltet wie beim
•
g/adius, wobei die spatha keine
Parier
stange am Griff besaB. Viele Reitergrabsteine
92
des 1. Jh. n. Chr. zeigen eine solche spatha auf der rechten Seite des Soldaten. 1m Verlauf des 2. Jh. n. Chr. wird der von der
g/adius
spatha verdrangt, die nun zur allge
mein ubliehen Waffe der gesamten r6mischen Armee wird. Die erhaltenen Exemplare des 2. und 3. Jh. sind dabei mit ca. 90 em noeh mals langer und aueh etwas breiter als die
86
fruheren.
87
88
89
90
Ab dem 2. Jh. verandert sich die Trageweise der
spatha.
Sie wird nun an einem Schulter
riemen, dem
ba/teus befestigt, der
zum Teil
recht breit und mit Bronzebeschlagen verziert ist. Die Aufhangung erfolgt uber einen Schwertriemenhalter, der mittels Leder biindern auf der Schwertscheide befestigt war. Auch der Scheidenabschluss wurde nun umgestaltet. Anstelle der fruheren liinglichen Bronzebeschlage, treten nun kurze dosen formige Ortbander aus Bein, Bronze oder Eisen, die nur noch die Spitze der Scheide umfassen. Wiihrend komplette Schwertfunde im r6mi schen Suddeutschland auBerst selten sind, wurden Beschlage des Schwertriemens, Schwertriemenhalter sowie Ortbander gerade in den Limeskastellen in groBer Zahl gefun den. Die unterschiedlichen AusfUhrungen, von ganz einfachen oder geflickten Stucken bis hin zu aufwendig gestalteten und kost baren Exemplaren, belegen dabei den sehr unterschiedlichen Aufwand, den der einzelne Soldat fUr seine eigene Ausrustung betrieb.
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86 Schwertgriff und Schwert
89 Bronzener Schwertriemen
riemenhalter aus Bein, Stuttgart
beschlag mit Anhanger, Jagst
Bad Cannstatt, 3. Jh. n. Chr.
hausen, 2./3. Jh. n. Chr.
87 Langschwert/spatha und
90 Verschiedene Ortbander als
sekundar verkurztes Langschwert
Schwertscheidenabschluss,
aus Eisen, Geislingen-Hepsisau
Geislingen-Hepsisau und Rainau
und Kongen, 3. Jh. n. Chr.
Buch, 3. Jh. n. Chr.
88 Schwertgriff mit Knauf aus
91 Bronzener Schwertriemenhalter
Elfenbein, Stuttgart-Bad Cannstatt,
in Delphinform, Jagsthausen,
3. Jh. n. Chr.
2./3. Jh. n. Chr. 91
93
94 92 Eiserner Dolch und Dolch scheide, Mainhardt, Jagsthausen, 3. Jh. n. Chr. 93 Eiserner Dolch und Dolch scheiden, Ehingen-RiBtissen, 1. Jh. n. Chr. 94 Eiserne Lanzen- und Speer spitzen, Aalen, Heidenheim und Rainau-Buch, 2.j3. Jh. n. Chr.
92 Dolehjpugio D ie breiten, etwa 30 em langen romischen Dolche waren zwar sicher eine im Nahkampf eingesetzte Waffe, wurden ebenso haufig aber auch bei vielfaltigen Gelegenheiten im Alltag verwendet. D ie Soldatengrabsteine des 1. Jh. n. Chr. zeigen, dass vermutlich jeder Soldat zu dieser Zeit einen Dolch trug. 1m archaologischen Fundmaterial des 1. Jh. finden sie sich entsprechend haufig, wobei die Dolchscheiden meist aufwendig verziert waren. Die limeszeitlichen Dolche waren etwas groBer und breiter als die frLiheren Exem plare. Die Scheiden sind dagegen einfacher gestaltet und bestehen aus zwei wohl mit Leder bezogenen Holzscheiben, die mit in einen Metallrahmen eingefasst waren. Ein Depotfund mit mehreren Dolchen des 3. Jh. aus dem bayerischen Donaukastell Klinzing, aber auch d ie Einzelfunde vom L imes, z. B. aus Mainhardt, zeigen, dass sie auch in die ser Zeit weit verbreitet waren.
93
5·
Das rorris.,he I,per: At ,n'stung JIle! Bet!
fllll'lg
95
94 Lanze und Speer
pi/urn
Die archaologisch am haufigsten uberliefer
Das
ten Waffen der romischen Armee sind Lanzen
Legionen und unterscheidet sich auch im
und Speere. In beinahe jedem Kastellort wur
Aussehen deutlich von den anderen Lanzen.
den zahlreiche Spitzen unterschiedlicher
Die eigentliche, kurze, meist pyramidenformi
Form und GroBe gefunden, wobei die Unter
ge Spitze geht in einen langen runden oder
schiede von der schweren StoBlanze bis hin
vierkantigen Eisenschaft uber, der etwa ein
zum leichten Wurfspeer oft flieBend sind.
Drittel der Gesamtlange der Waffe umfasst.
Neben den in der Regel nicht erhaltenen
Sein blattformiges Ende wurde am Holzschaft
Holzschaften, zahlen zu diesen Waffen auch
mit verschiedenen Techniken, meist mit einer
noch die meist kegelformigen, spitz zulaufen
Art Metallzwinge befestigt. Der langgezogene
den Lanzenschuhe, die das Schaftende
Eisenschaft war im Gegensatz zur eigent
schutzen sollten, aber naturlich auch zum
lichen Spitze aus sehr weichem Metall gefer
ZustoBen verwendet werden konnten. Auf
tigt. Die aus der geschlossenen Formation
den Reliefdarstellungen sind Lanzen und
heraus gleichzeitig als Salve geworfenen
Speere sehr haufig wiedergegeben, wobei
durchschlugen mit groBer Wucht die feind
sich in der Zusammenschau m it den archa
lichen Schilde, worauf sich die schmalen
ologischen Funden folgende Typen unter
Eisenschatte verbogen und das
scheiden lassen:
mehr aus dem Schild herausgezogen werden
pi/urn gilt als
Spezialwaffe der romischen
pita
pI/urn nicht
konnte. Der Schild wurde dadurch fUr den Gegner unbrauchbar und er war dem An sturm der Legionsformation schutzlos aus geliefert. Das
pI/urn verlor im Verlauf des 2. Jh. im Zuge ••
der Anderungen der Kampftechniken seine Bedeutung und wurde schlieBlich nicht mehr verwendet. Da es von den Auxiliarsoldaten ohnehin nicht benutzt wurde, fehlen deshalb auch am Limes bisher eindeutige Belege fur diese Waffe.
6
" Wenn sie von der lil1ken Seite heran sprengel1 dal1l1 wird die Wwftechnik deutlich sichtbar: wie sie sich durch ihre Schilde deckel1, wie sie die Speere ganz schnell aus der lil1ken Hand in die rechte heriibergeben, wie die Rechte sie 95
ergreift, sie, wie wenn sieh ein Rad contus
drehen wiirde, abel' den Kopf schwingt,
Ebenfalls eher als Spezialwaffe galt die
danl1 den Speer schleudert und fast
3-4 m lange schwere StoBlanze/contus, die beidhandig gefUhrt wurde und nur bei einigen spezialisierten Reitereinheiten
zugleich den anderen ergreift, um auch
(contarii) im
diesen nach einem Wirbel abzuschleu-
Einsatz war. Verbreitet war diese Waffe im Orient und wurde deshalb auch in der romi
demo Ii
schen Armee meist von den aus dem Osten
Arrian, Taktik, 38,3
stammenden Hilfstruppen verwendet. Dies gilt insbesondere fUr die im 3. Jh. auch in den westlichen Provinzen eingesetzten schwer gepanzerten Kataphraktariern, deren Anwe
iaculum
senheit im Limesgebiet durch den Grabstein
Ais vierte Gruppe der Stangenwaffen sind die
aus Cannstatt belegt ist.
leichten, etwa 120 cm langen Wurfspeere
(iacuja) zu nennen, die primar von
der Reitere i
hasta
verwendet wurden. Jeder Soldat fuhrte drei
Ais Universalwaffe der Reiterei und der an
bis funf solcher Wurfspeere mit sich, die in
deren Hilfstruppen galt die 1,8-2,6 m lange
einem Kocher am Sattel transportiert wur
hasta, die
den, was wiederum auf einigen Reitergrab
sowohl zum StoBen als auch zum
Werfen verwendet werden konnte. Beinahe
steinen entsprechend zu sehen ist. Da solche
auf jedem Reitergrabstein ist sie in der erho
Speere standig in groBerer Anzahl benotigt
benen Rechten des Soldaten zu sehen. Auf
wurden, ist auch die Zahl der archaologisch
einigen Grabsteinen werden auch mehrere
nachgewiesenen Speerspitzen sehr hoch.
Lanzen in der Hand eines Reitknechtes oder
Ihre Formem schwanken dabei zwischen den
eines FuBsoldaten gezeigt, was ebenfalls fur
seltenen blattformigen und den sehr haufigen
den haufigen Einsatz dieser Waffe spr icht.
runden bis mehrkantigen Exemplaren, wobei
Die am Limes entsprechend zahlreichen ro
die Herstellung dieser Spitzen wohl oft in
mischen Lanzenspitzen sind dabei meistens
groBen StLickzahlen vor Ort und meist wenig
blattformig und bes itzen einen verdickten
sorgfaltig erfolgte. Je nach Erhaltungszustand
Mittelgrat.
ist es schwer zu beurteilen, ob einige der sehr kleinen Eisenspitzen dieser Art nicht auch als Pfeilspitzen gedient haben.
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96 95 Eiserne Lanzenspitzen, Aalen,
Pfeil und Bogen
3. Jh. n. Chr.
Die Bewaffnung mit Pfeil und Bogen ist eines der Beispiele dafUr, wie nichtromische Waf
96 Grabstein des Flavius Produs,
fensysteme Eingang in die romische Armee
Mainz,
fanden. Die meisten der Hilfstruppen, die als
1.
Jh . Chr.
Flavius Proclus diente als Eques
Bogenschutzen
(sagittarii) bezeichnet
wurden,
singulares in der kaiserlichen Gar
stammten aus dem Orient, wo diese Waffe
de. Er stammte aus Philadelphia im
am weitesten verbreitet war. Eine solche
heutigen Jordanien. Ais typischer
Einheit, die cohors I Flavia Canathenorum
Orientale tragt er einen Reflexbo
miliaria sagittaria, war im 2. Jh. n. Chr. an der
gen als Waffe. Die Pfeile stecken in
Donau in Straubing stationiert. Wie auf Grab
einem Kocher am Sattel
steinen von Bogenschutzen zu sehen ist, wur den die Pfeile in einem Kocher aufbewahrt,
97 Beinerne Bogenendbeschlage,
der am Sattel befestigt werden konnte.
Ehingen-RiBtissen und Rainau
Dass Pfeil und Bogen aber auch bei den an-
Buch, 1 . und 3. Jh. n. Chr.
97
deren Einheiten zumindest teilweise benutzt wurden, belegen nicht zuletzt die archaologi
98 Pfeilspitzen aus Eisen und
schen Funde aus den obergermanischen und
Bronze, Aalen und Rainau-Buch,
raetischen Kastellen. Von den Bogen selbst
2./3. Jh. n. Chr.
haben sich dabei meist nur Reste der beiner nen Endverstarkungen erhalten. Ais weiterer Beleg fUr Bogenschutzen gilt das Auffinden der typischen dreiflugeligen Pfeilspitzen aus Eisen, die mittels eines Dornes am Holzschaft befestigt wurden. GestUtzt auf solche Funde lasst sich die Anwesenheit von Bogenschut zen, bzw. der Einsatz von Pfeil und Bogen fUr die Kastelle Ehingen-RiBtissen und Mengen Ennetach im 1. Jh. sowie fur die Limeskastel Ie Rainau-Buch, Aalen und Heidenheim be legen.
•
•
98
Fundumstande romischer Waffen
auffallend gering, da die hier auf Dauer
Die Lagerungsbedingungen im Boden bewir
stationierten Soldaten auf die Sauberkeit im
ken, dass von den Waffen und Ausrustungs
Lager zu achten hatten und ihre defekten
teilen meist nur noch die Metallteile vor
Waffen und Ausrustungsteile nicht einfach
handen sind. Der GroBteil der Objekte aus
wegwarfen, sondern zumindest das wertvol
organischem Material, wie z. B. die Holzteile
Ie Metall zur Wiederverwendung sammel
der Schilde oder Schwertscheiden, aber
ten. Weiterhin scheinen nur ganz wenige
auch Ledersattel, Zelte, Schildbezuge, Leder
Kastelle am Limes von den Germanen zer
schuhe oder Textilien, haben sich dagegen
stort worden zu sein. Vielmehr haben wohl
nur in Ausnahmefallen in sehr feuchten
die meisten Truppen ihre Lager gezielt
Boden unter Luftabschluss erhalten.
geraumt, wobei dann auch keine Waffen
Ebenso selten finden sich in romischen
zuriickgelassen wurden.
Zusammenhangen komplette Waffen. Die
Zu den im Einzelfall nur schwer zu erkla
Regel sind vielmehr kleine Fragmente oder
renden Waffenfunden gehoren die soge
Einzelteile, die als Abfall oder zufallige Ver
nannten Gewasserfunde. Zwar ist bekannt,
luste in den Boden gelangten. Aufgrund
dass die Romer, wie auch die Kelten und
ihrer Einformigkeit und mit Hilfe von Ver
Germanen, Waffen den Gottern weihten und
gleichsfunden lassen sich diese meist genau
in Fltissen oder bei Quellen versenkten,
dem jeweiligen Waffentyp zuweisen. Sie
doch ist dies im jeweiligen Einzelfall meist
stammen in der Regel aus den Zerstorungs
nur schwer zu beweisen. Auffallig ist je
oder Abfallschichten der Kastelle und
doch, dass die meisten der komplett gebor
Kastelldorfer, wobei der Fundanfall in
genen romischen Helme aus Fliissen stam
Abhangigkeit der lokalen Geschichte sehr
men, was nur schwer immer mit zufiilligen
unterschiedlich sein kann. Lokale Schadens
Verlusten zu erklaren ist. Auch die Helme
feuer konnen dabei ebenso als Faktoren eine
aus Pfrondorf und Faurndau wurden im 19.
Rolle spielen wie gepflegte oder verdreckte
Jahrhundert unter unklaren Fundumstan
StraBen. Grundsatzlich ist aber festzuhalten,
den weit ab von sonstigen romischen Fund
dass aus den militarisch unruhigen Zeiten
stellen im Bereich von Bachlaufen gefunden,
des 1. Jh. n. Chr. zwangslaufig mehr Funde
was durchaus auf eine rituelle Niederlegung
geborgen wurden als aus den friedlichen
hindeuten konnte.
Epochen des 2. und fruhen 3. Jh. n. Chr. In den Limeskastellen ist der Fundanfall
I
(
I
•
99
99 Fragmentierter Gesichtshelm aus Eisen, Urspring, 2. Jh. n. Chr. Der Helm wurde innerhalb des vicus im Bereich einer Metall werkstatt als Altmetall gefunden. Der entscheidenste Faktor fur die nur spar
Hochgerechnet auf das gut 100jahrige
liche Uberlieferung romischer Waffen ist
Bestehen des vorderen Limes, erhOht sich
allerdings der, dass im Gegensatz zu den
diese Zahl auf mehrere Millionen. Die Zahl
Kelten und Germanen, die Romer keine
der uns heute tiberlieferten Objekte, ist da
Waffen als Grabbeigaben kannten. Mit Aus
gegen verschwindend gering.
nahme einiger frtiher Graber von gallischen
Dies hat nattirlich Konsequenzen ftir die
Reitersoldaten des 1. Jh. n. Chr. in Ostgalli
Aussagen zur Rekonstruktion der romi
en und im Mittelrheingebiet, gilt dies auch
schen Ausrtistung. Die allgemein vermutete
allgemein ftir die Auxiliarsoldaten, die die
Uniformitat der romischen Armee, wie sie
romischen Grabsitten tibernahmen. So ist
auch auf den durch staatliche Propaganda
z. B. in dem mehrere hundert Graber umfas
gepragten Reliefdarstellungen zu sehen ist,
senden Graberfeld von Schwabisch-Gmilnd
lasst sich jedenfalls anhand des nur verein
aus dem 2. und 3. Jh. keine einzige Waffe
zelt vorliegenden archiiologischen Materials
unter den Grabbeigaben nachzuweisen.
nicht belegen. Gerade der Urn stand, dass die
Dieser nur sporadischen Uberlieferung steht
Soldaten ihre Ausrilstung zum GroBteil
auf der anderen Seite die gewaltige Menge
selbst kaufen durften bzw. mussten, scheint
der ehemals vorhandenen Waffen und Aus
einer solchen Vereinheitlichung entgegen
rtistungsteile gegentiber. Geht man davon
zu stehen, wenn auch durch Funktionalitat
aus, dass gegen Ende des 2. Jh. n. Chr. ent
und vorherrschende Moden mit einer gewis
lang des Limes ca. 30.000 Soldaten statio
sen Gleichartigkeit der Waffen zu rechnen
niert waren, so bedeutet dies, dass an einem
ist.
••
einzigen Tag ebenso 30.000 Schwerter, Lanzen, Helme, Schilde und Panzer benutzt wurden. Zahlt man dazu noch die kleineren Gtirtel- und Riemenbeschlage, von denen ftir jeden Soldaten im Schnitt mit etwa 10 Sttick zu rechnen ist, und noch dazu die zahlrei chen Riemenbeschlage und Anhanger der etwa 7.000 Pferde, so kommt man auf eine Summe von mindestens 300.000 Einzelob jekten nur aus Metall, die an einem einzigen Tag am Limes im Umlauf waren.
•
1 00 Rekonstruktion einer Hebel stangentrense (1) mit Hackamore (2) 101 Rekonstruktion des Rottweiler H6rnchensattels, Dominikaner museum Rottweil 1 02 Sattelgurtbeschlag, Unter kirchberg, 1 . Jh. n. Chr. 103 Eiserne Ringtrensen, Griifen hausen, 2./3. Jh. n. Chr. 1 04 Bronzene Trensenscheiben mit Durchbruchverzierungen, K6ngen
100
und Stuttgart-Bad Cannstatt, 2./3. Jh. n. Chr.
1 02
1 00
Pferdeausrustung Die Ausrustung des Pferdes war fur die Effek tivitat der Reiterei von besonderer Bedeu tung, musste sie doch dem Reitersoldaten auch in Extremsituationen eine optima Ie Kontrolle uber das Pferd ermoglichen. Funktional lasst sich die Ausrustung der romi schen Kavalleriepferde in drei Bereiche auf teilen, namlich den Sattel, das laumzeug mit der Trense und dem lugel sowie das ubrige Pferdegeschirr, das die einzelnen Teile ver bindet bzw. befestigt. Sattel und Geschirr bestanden wie auch heute aus Leder, das jedoch nur in Ausnahmefallen fragmentarisch erhalten blieb. Neben den Eisen- oder Bron zeteilen der Trensen sind vom Pferdegeschirr deshalb beinahe ausschlieBlich die metal le nen Riemenverteiler, Beschlage oder Anhan ger im archaologischen Fundgut vertreten, die zum groBen Teil nur dekorative Bedeu tung besaBen. Auch beim Pferdegeschirr sind es deshalb vor allem die Reliefdarstellungen, die uber die genaue Tragweise Auskunft geben. Beson ders auf den Reitergrabsteinen sind die Dar stellungen teilweise so detailliert, dass sich einzelne Teile exakt mit den ausgegrabenen Originalfunden vergleichen lassen.
1 01
J
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1 01
1 03
104 Sattel
Trensen
Da in romischer Zeit keine Steigbugel benutzt
In romischer Zeit wurden generell zwei Arten
wurden, musste der Sattel dem Soldaten in
von Trensen verwendet, die Ringtrense, die
allen Situationen - beim schnellen Galopp,
auch bei den Kelten verbreitet war und die
beim Speerwurf oder im Nahkampf - den
Hebelstangentrense, die eine Entwicklung
notigen Halt geben.
aus dem Mittelmeergebiet darstellt.
Diese Aufgabe erfUliten die vier mit Bronze
Die einfachen eisernen Ringtrensen bestehen
einlagen versehenen Sattelhornchen,
aus einem gebrochenen Mittelstuck und zwei
zwischen denen der Reiter einen festen Sitz
seitlichen Ringen, an denen der Backen- und
hatte. Nachdem solche Hornchensattel auf
der Zugelriemen befestigt wurden. Die Hebel
vielen Reliefdarstellungen gut zu erkennen
stangentrensen sind dagegen komplizierter
sind, konnten auch die aus Rottweil bekann
aufgebaut und in ihrer Wirkung wesentlich
ten bronzenen Versteifungen eindeutig zu
effektiver. Sie bestehen aus einem Mund
geordnet werden, was letztlich eine Rekon
stuck mit Mittelbucht, das bei ausgeubtem
struktion eines solchen Hornchensattels
Zug stiirker auf Gaumen und Kinn einwirkte. ••
ermoglichte. Nicht abschlieBend gekliirt ist
Die auBen an den seitlichen Osen nach unten
indes die Frage, ob der romische Sattel innen
fUhrenden Seitenstangen sind durch eine oft
einen festen Rahmen bzw. Sattelbaum besaB,
verstellbare Querstange verbunden, die von
oder ob es sich um einen Kissensattel ohne
unten gegen das Kinn des Pferdes druckte.
zusiitzliche Verstiirkung handelte.
Zusiitzlich verstiirkt werden konnte das
Der Sattel wurde nach den Darstellungen mit
Zaumzeug durch den Kappzaum oder Hacka
einem Bauchgurt, einem Brust- und einem
more, einer Kombination aus Nasen- und
Schwanzriemen am Pferd befestigt. Darunter
Kinnbugel, der wahrscheinlich noch vorne vor
lag wohl meistens eine zusiitzliche Sattel
der Trense uber den Unterkiefer des Pferdes
decke mit breiten Schmuckriemen, die mit
geschoben und mit einem zusiitzlichen
dunnen Bronzeplatten verziert waren. Solche
Backenriemen befestigt wurde.
Sattelgurtbeschliige zeigten im fruhen 1. Jh. n. Chr. aufwendige Durchbruchsmuster, wiihrend bei spiiteren Exemplaren einfachere Verzierungen bevorzugt wurden.
•
1 02
Riemenverteiler, Beschliige und Anhiinger
sogar versilbert und zusatzlich mit Nielloein
Die Lederriemen des Pferdegeschirrs wurden
lagen versehen. Ais Verzierungsmotive wahlte
in romischer Zeit hiiufig mit Metallbeschliigen
man vegetabile Einzelformen, wie Efeu- oder
verziert, von denen nur die Riemenverteiler
Weinblatter. 1m 2. und 3. Jh. n. Chr. war dage
eine uber die reine Verzierung hinausgehende
gen eine andere Verzierungsform verbreitet.
Funktion besaBen. Beinahe aile Reliefdarstel
Der fruher durch die verzinnten bzw. versil
lungen romischer Reitersoldaten mit ihren
berten Beschlage mit Nielloeinlagen erzeugte
Pferden aus dem 1. und 2. Jh. n. Chr. belegen
Hell-Dunkel-Effekt wurde nun mit Durch
eine solche mehr oder weniger aufwandige
bruchverzierungen der Metallteile erreicht,
Verzierung des Pferdezaumzeugs.
wobei der Kontrast durch das hellglanzende
Riemenverteiler verwendete man an den
Metall auf den dunklen Lederriemen zustande
Kreuzungspunkten des Riemenwerkes. Je
kam. Ein Hauptmotiv dieser Durchbrechun
nach Art der Schirrung fur die Brust- und
gen ist dabei die
Schwanzriemen wurden vier groBe drei- bis
schen Amazonen, die hier, wie auch bei ande
vierstrahlige Verteiler benotigt.
ren Beschlagteilen, zu einem bestimmenden
Ein weiterer konnte in der Mitte des Brust
Ornamentmotiv wurde.
pelta, der Schild der mythi
riemens angebracht werden, von dem aus ein zusatzlicher Riemen um den Hals des Pferdes gelegt wurde. Neben diesen groBen benotigte man am Kopfzaum, je nach Art der Trensen, weitere kleine Riemenverteiler. Sie aile waren im Prinzip so konstruiert, dass die mit bronze••
nen Osen beschlagenen Riemenenden in ••
einen Ring oder eine Ose eingehangt werden konnten. Die AusfUhrungen waren dabei im einzelnen recht unterschiedlich. 1m 1. Jh. n. Chr. reichte die Spannweite von einfachen Ringen bis hin zu groBen Schmuckscheiben ••
(phalerae) mit Osen auf der Ruckseite. Die Vorderseiten dieser aus Bronze gegosse nen
phalerae waren, wie die groBe Mehrzahl
der Metallbeschlage im 1. Jh., verzinnt oder
105 Bronzene Anhanger vom Pferdegeschirr, Ehingen-RiBtissen, Unterkirchberg, 1 . Jh. n. Chr.
An den phalerae der Riemenverteiler sowie an den Riemen selber wurden Anhänger als •
zusätzliche Verzierung angebracht, die sich anhand ihrer Form in mehrere Gruppen ein
104
teilen lassen. Neben solchen in Form von Efeu-, Wein- oder Akanthusblätter, gibt es aus dem 1. Jh. n. Chr. die große Gruppe der "geflügelten" Anhänger, die eine Aufhänge öse in Gestalt eines Vogel- bzw. Hundekopfes besitzen sowie einfachere herzförmige Exem plare. Im 2. und 3. Jh. n. Chr. ist die Gestaltung der 106
107
Anhänger weniger deutlich nach festen Typen gegliedert. Aber auch hier herrschen blatt und herzförmige Formen vor, die in unter schiedlicher Weise mit Durchbruchmustern verziert sein konnten. Von besonderer Bedeutung sind weiterhin die Phallusanhänger, die als Amulette dienten. Ihre apotropäische, gefahrenabweisende Wirkkraft sollte das Pferd und vermutlich auch den Reiter vor Unheil bewahren. Als weitere Gruppe der Amulettanhänger gei ten die sogenannten Melonenperlen, die aus Quarzsplit und Glaspulver hergestellt wurden, und die sich sehr gut auf dem Grabstein des Flavius Bassus aus Köln am Halsriemen des Pferdes erkennen lassen. Sie treten häufig in den römischen Fundorten Süddeutschlands auf, wobei nur die großen zum Pferdegeschirr gehören, während kleinere Exemplare vor allem von Frauen und Kindern als Hals schmuck getragen wurden. Die Möglichkeiten, die Lederriemen des Pfer degeschirrs mit weiteren nicht funktionalen Beschlägen zu verzieren, waren in römischer Zeit vielfältig. Von daher gibt es eine große Zahl von Metallbeschlägen, die mit gewisser Wahrscheinlichkeit auch zum Pferdegeschirr gehört haben, auch wenn dies heute nicht mehr klar zu beweisen ist. Exemplarisch seien hier einige Ziernieten mit Emailleein lagen und eine Riemenverbindung mit einer zentralen Schmuckscheibe aus Stuttgart-Bad Cannstatt angeführt, an denen die Variations breite der Verzierungsformen deutlich wird.
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110
108
Römische Hufeisen?
109
Abschließend bleibt zum Thema Pferdeausrü stung noch festzuhalten, dass die römische Armee keine Hufeisen benutzte. Bei den zahl reichen Ausgrabungen in römischen Kastellen konnten diese bisher in eindeutig römischen Fundschichten nicht nachgewiesen werden. So wurde beispielsweise bei den langjährigen Ausgrabungen im Kastell Aalen kein einziges Hufeisen entdeckt, obwohl hier Tausende von Pferden im Laufe von etwa 100 Jahren im Ein 106 Bronzene Anhänger vom
satz waren.
Pferdegeschirr, Stuttgart-Bad Cannstattt, 2./3. jh. n. Chr.
Sporen
107 Bronzene Riemenverbindung,
Nicht zur Standardausrüstung der römischen
Stuttgart-Bad Cannstatt, 2./3. jh.
Reitersoldaten gehörten Sporen, die auf bis
n. Chr.
her allen Reliefdarstellungen fehlen und auch
108 Melonenperlen vom Pferde
im archäologischen Fundgut nur vereinzelt
geschirr, Stuttgart-Bad Cannstatt,
auftreten. Dennoch zeigen die erhaltenen Bei
2./3. jh. n. Chr.
spiele für das 1. und 2. Jh. n. ehr. eine ein
109 Zierniete mit Emailleverzie
heitliche Form mit kurzem Stachel und
rung, Stuttgart-Bad Cannstatt,
schmalem Bügel, der auf jeder Seite in einer ••
2./3. jh. n. Chr. . 1 10 Eiserne Osen- und Nietknopf,
Ose endet. Ab dem 3. Jh. werden dagegen Nietknopfsporen mit breiter Spitze und Niet••
sporen, Sulz, Urspring und Main
knöpfen anstelle der Osen üblich, die sich
hardt, 2. jh. n. Chr.
auch am Limes vereinzelt finden lassen. Ob die Verwendung von Sporen als Besonderheit nur bei bestimmten Hilfstruppen vorkommt, ist bisher unklar.
•
06
1 1 1 Eiserner Gesichtshelm vom Alexandertyp, Stuttgart-Bad Cannstatt, 2./3. Jh. n. Chr.
Die Paraderüstung der römischen Reiterei
Literarische und bildliche Quellen
Als besondere Gattung innerhalb der Bewaff
In dem Reitertraktat des römischen Generals
nung der römischen Reiterei sind die Parade
und Historikers Flavius Arrianus ist uns eine
oder Turnierrüstungen anzusehen, die im
einzigartige Quelle überliefert, in der diese
archäologischen Fundgut zu den spektakulär
Waffen und Ausrüstungsteile der römischen
sten militärischen Objekten gehören. Dazu
Reiterei genau beschrieben werden. Im
zählen fünf verschiedene Objektgruppen für
Gegensatz dazu gibt es nur sehr wenige bild
Reiter und Pferd, nämlich die Gesichts- oder
liche Quellen zu dieser Fundgattung. Sehr
Maskenhelme, auf der Brust getragene
wahrscheinlich sind auf der Nordost-Seite
Panzerbleche, Beinschienen, große Medail
des Bogens von Orange zwischen den darge
lons, die entweder als Schildbuckel oder als
stellten Waffen auch Maskenhelme zu sehen,
Schmuckscheibe am Pferdegeschirr dienten,
die aber vielleicht auch noch zur normalen
und schließlich die sogenannten Rossstirnen,
Kampfausrüstung der gallischen Reiter gehör
bestehend aus Augenschutzkörben und
ten. Auf den zahlreichen Reitergrabsteinen
meist einer mittleren Schmuckplatte.
des 1. Jh. n. Chr. lassen sich dagegen in keinem Fall Teile von Paraderüstungen ein
Funktion
deutig nachweisen. Auch auf den großen
Anders als die Gesichtshelme des 1. Jh. n.
historischen Reliefzyklen, wie der Traians
Chr. waren die in den Limeskastellen gefun
und Markussäule, fehlen konkrete Hinweise.
denen Paraderüstungen des 2. und 3. Jh. wohl reine Parade- bzw. Turnierwaffen. Wie
Material und Verzierungen
aus dem Reitertraktat des Arrian hervorgeht,
Die Paraderüstungen bestehen aus Bronze
führte Kaiser Hadrian - wohl als Reaktion auf
oder Eisen, wobei sehr häufig durch Weiß
die zunehmenden Auseinandersetzungen mit
metallüberzug bzw. Verzinnung oder durch
Reitervölkern an der Donau und im Orient
Silberblechauflagen eine zusätzliche Farbig
Paraden und Turniere ein, die vor allem der
keit erzeugt wurde. Dabei trat der Goldschim
Aus- und Weiterbildung der Reiterei dienen
mer der Bronze zu dem Silberglanz der ver
sollten. Das Tragen von kostbaren Rüstungen
zinnten oder echt versilberten Oberflächen in
bei solchen Veranstaltungen war dabei für die
Kontrast. Gemeinsam ist den meisten dieser
einzelnen Soldaten sicher eine große Ehre
Objekte ihre geringe Materialstärke (bis zu
und diente zweifelsohne der Steigerung ihres
0,2 mm). Die zum Teil aufwendigen Verzie
Se I bstbewusstseins.
rungen sind bis auf wenige Ausnahmen aus
"Die Reiter selbst treten, soweit sie durch ihren Rang hervorragen oder sich durch besondere Reitkunst auszeichnen, mit vergoldeten Helmen aus Eisen oder Bronze an, um schon dadurch die Blicke der Zu
107
schauer auf sich zu lenken. Diese Helme schützen, im Gegensatz zu den für den Ernstfall bestimmten, nicht nur den Kopf und die Wangen, sondern sind allseitig genau an das Gesicht ••
des Reiters angepasst, mit einer Offnung für die Augen, die den Blick nicht hindert und diese doch schützt. Von den Helmen hängen Büsche aus gelben Haaren herab, die keinen praktischen Zweck haben, sondern nur zur Zierde dienen Sie flattern beim Traben der Pferde, auch wenn nur ein schwacher Luftzug weht und bieten einen netten Anblick. Die Schilde, die sie tragen, sind auch nicht die kriegs mäßigen, sondern leichter und vergnüglich bunt bemalte, da es hier vor allem auf Schnelligkeit und Eleganz ankommt. Statt mit Panzern sind sie mit diesen völlig ent sprechenden kimmerischen Gewändern bekleidet, scharlachroten und hyazinthfarbenen oder auch ganz bunten. An den Beinen tragen sie Hosen, die nicht lose geschnitten sind wie die der P arther und Armeniei; sondern eng die Schenkel umschließen. Die P ferde sind mit Rossstirnen sorgfältig geschützt, Seitenpanzerung benötigen sie dagegen nicht, denn ••
die bei jenen Ubungen benutzen Speere haben keine eisernen Spitzen. Arrian, Taktik 34, 2-8
If
112 Eiserner Gesichtshelm, Hinterhauptteil, Ruit, 2./3. Jh. n. Chr.
108
1 13 Eiserner Gesichtshelm vom Alexandertyp, Welzheim, 2./3. Jh. n. ehr.
•
109
den Blechen herausgetrieben bzw. in diese
Paradehelme
eingepunzt worden. Die verwendeten Motive
Die größte Gruppe unter den Paraderüstungs
lassen sich inhaltlich nach Götterdarstellun
teilen nehmen die Helme ein. Meistens wird
gen, apotropäischen, d. h. Gefahren abwei
der Kopf des Reiters einschließlich des
senden, und sepulkralen Symbolen unter
Gesichtes komplett bedeckt, weshalb sie
scheiden.
auch als Maskenhelme bezeichnet werden.
Gerade auf den frühen Helmen aus dem 1. Jh.
Das Hinterhauptteil wird häufig in Form von
n. ehr. werden noch dionysische Masken
Haaren mit aufgelegten Kränzen oder ähn
verwendet, was sich gut mit den vegetabilen
lichen Verzierungen gestaltet, so dass die
Verzierungen des sonstigen Pferdegeschirrs
Helme insgesamt den Eindruck eines
parallelisieren lässt. Auf den Rüstungsteilen
menschlichen Kopfes wiedergeben.
des 2 . und 3. Jh. finden sich dagegen vor
Die ersten Gesichtshelme datieren nach
allem die militärischen Gottheiten, wie luppi
Funden aus dem Legionslager in Haltern und
ter, symbolisiert durch den Adler, Minerva,
vom Varusschlachtfeld in Kalkriese in die
Mars, Victoria oder Dea Virtus wieder. Da die
augusteische Zeit. Ihre Herkunft ist in der
se dei militares als Staatsgötter von den Sol
Forschung umstritten, wobei Zusammen
daten auch kultisch verehrt wurden, und ihr
hänge aus dem Orient oder aus .dem hellenis
Kult besonders in den unruhigen Zeiten im
tischen, thrakischen oder italischen Kultur
3. Jahrhundert n. ehr. allgemein eine zuneh
raum kontrovers diskutiert werden. Da sich
mend politische, weil staatserhaltende Funk
aber auch viele dieser Kulturräume gegen
tion hatte, kann ihrer Wiedergabe auf den
seitig beeinflußt haben, ist, wie so oft in römi
Waffen über die rein dekorative Bedeutung
scher Zeit, auch mit verschiedenen Wurzeln
hinaus auch eine solche religiös-politische
zu rechnen. Eindeutig ist dagegen, dass sie
Funktion beigemessen werden.
in der augusteischen Zeit als spezielle Aus
An apothropäischen Symbolen finden sich vor
rüstungsteile der Reiterei neu eingeführt
allem das Medusenhaupt mit Schlangen und
wurden.
Flügeln in den Haaren. Wie in der Mythologie
Ein Großteil der Helme aus dem 1. Jh. n. ehr.
sollte der Anblick dieses Kopfes den Betrach
stammt aus dem Gebiet von Nieder- und Mit
ter versteinern, und so wundert es nicht, dass
telrhein und lässt sich wohl direkt mit den
der Paradehelm aus Pfrondorf als Medusen
einheimischen Reitereinheiten der Treverer
haupt konzipiert wurde, um dem potentiellen
und Bataver verbinden. Ab dem 2. Jh. n. ehr.,
Gegner Furcht einzuflößen.
insbesondere ab der Regierungszeit des
•
114 Dreiteiliger Gesichtshelm aus
1 10
versilberter Bronze in Gestalt eines Medusenhauptes, Pfrondorf, 2./3. Jh. n. ehr.
Kaisers Hadrian wurden zahlreiche neue
chen Masken ist umstritten. Da aus den
Paradehelmtypen kreiert, die bis in die Zeit
Beschreibungen Arrians hervorgeht, dass bei
der großen Germaneneinfälle im 3. Jh. n. Chr.
den Reiterspielen jeweils zwei Gruppen
in Benutzung waren. Am häufigsten vertreten
gegeneinander antraten, war man stets ver
sind die Helmmasken vom Alexandertyp, zu
sucht in den weiblichen Masken die Gegen
denen auch die Beispiele aus Urspring, Aalen,
partei zu den jugendlich-männlichen Masken
Stuttgart-Bad Cannstatt, Welzheim und Ruit
zu suchen, wobei auch der mythische Kampf
zählen. Charakteristisch ist für all diese die
der Griechen gegen die Amazonen in Betracht
aufwendig gestaltete Lockenfrisur, bei der die
gezogen wird.
aufgestellten Stirnlocken über dem Mittel scheitel zu der vom Originalportrait Alexan
Außer den bisher beschriebenen, gibt es
ders des Großen abgeleiteten "Alexander
noch weitere Helmtypen, die sich weniger
locke" /Anasto/e drapiert sind.
nach ihrem Aussehen, sondern eher nach
Zahlreiche römische Kaiser des 2 . und 3. Jh.
ihrer Konstruktion gruppieren lassen. Hier
lehnten sich in ihrer Politik, gerade im Hin
sind vor allem die dreiteiligen Helme zu nen
blick auf die Auseinandersetzungen mit den
nen, die wie das Beispiel aus Pfrondorf in
Parthern, propagandistisch an Alexander den
ihrem Vorderteil ein aufklappbares bzw.
Großen an und ließen sich, wie etwa Cara
abnehmbares Visier besitzen. Andere Helme,
ca/la, als "neuen Alexander" feiern. So wun
wie die kompletten Exemplare aus Frankfurt
dert es nicht, dass dieser Helmtyp auch bei
Heddernheim und Theilenhofen besitzen
den Reitertruppen am weitesten verbreitet
einen markanten Helmschmuck, der vorne in
war.
einer Adlerfigur endet. Zu einem solchen Helm könnte als Bekrönung der Bronzeadler
Neben diesem jugendlich-männlichen Alexan
aus Heidenheim gehört haben, wobei die
dertyp gibt es aber auch Paradehelme, die
Stärke der Bronze vielleicht eher für einen
anhand ihrer Frisuren und ihres Haar
anderen Zusammenhang spricht.
schmuckes eindeutig als weiblich zu inter pretieren sind. Ihre Gesamtzahl ist jedoch wesentlich geringer und auch die Ausgestal tung war weniger starr festgelegt. Zu diesen Helmtypen gehört auch das Exemplar aus Gräfenhausen. Die Funktion dieser weibli-
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Medaillons Ebenfalls als Paraderüstungsteile werden die großen Medaillons angesp rochen, die sich von ih ren Verzierungen her eng an die ü b ri gen Waffeflteile anschließen lassen. Die meisten haben einen Durchmesser von ca. 2 0-25 cm. M it bisher 17 Exemplaren bilden sie zahlenmäßig die kleinste Objekt gruppe innerhalb der Paraderü stungen, was
112
vielleicht ein Zeichen dafür ist, dass sie nicht zum Standardrepertoire dieser R ü stungen gehörten. Aus Obergermanien liegt aus dem Kastell Miltenberg und aus der linksrheinisch gelegenen
villa rustica
von Schwarzenacker je
ein vollständiges Exemplar vor, während aus der ansonsten so fundreichen Provinz Raetien bisher nur Fragmente aus Eining, Weißenburg 115 Panzerbleche Wohl erst ab dem 2 . Jh. n. ehr. wurden auf den Panzern der Reiter Panzerbleche verwen det, welche den Halsausschnitt verkleinern sollten. Von i hnen sind bisher 44 Stück be kannt geworden. Sie wurden, bis auf wenige Ausnahmen, paarweise getragen und be saßen einen abgerundeten oberen Abschluss für den Hal sausschnitt, der bei dem Exemplar aus M undelsheim leider nicht mehr erhalten ist. Beinschienen Beinschienen lassen sich in der kaiserzeit lichen römischen Armee sowohl für die Fußtruppen, als auch fü r die Reiterei nach weisen, wobei gerade die Zuweisung von ein zelnen Fragmenten sehr schwierig ist. Das gemeinsame Vorkommen von verzierten Beinschienen mit weiteren Paraderüstungs teilen in den großen Ho rtfunden von Strau bing und Eining belegt, dass solche Exempla re hauptsächlich den Paraderüstungen der Reiterei zuzuordnen sind. Die teilweise sehr plastisch herausgetriebenen Verzierungen zeigen, dass diese Schutzwaffen sicher nicht bei realen Kämpfen zum Einsatz kamen. Als Indiz für die Zuweisung an Reitersoldaten gilt im allgemeinen auch das Vo rhandensein von Knie- und Knöchelschutz, wie er an dem an nähernd vollständigen Exemplar aus Regens burg-Kumpfm ü h l zu sehen ist.
und Rainau-Buch bekannt geworden sind.
116
113
117 115, 116 Bronzene Panzerbleche mit Darstellung eines Adlers und der Dea Virtus, Rainau-Buch und Mundelsheim, 2./3. Jh. n. Chr. 1 17 Bronzene Beinschiene mit Darstellung des Kriegsgottes Mars (Kopie), Regensburg, 2./3. Jh. n. Chr.
Rossstirnen
In den Ho rtfunden aus Straubing und Eining
Die im allgemeinen als Rossstirnen bezeich
sind solche dreiteiligen Rossstirnen bzw. Tei
neten Kopfschutzplatten der Pferderüstung
le von ihnen mit insgesamt 15 Stü c k vertre
gehö ren neben den Helmen sicherlich zu den
ten. Rechnet man die weiteren Einzelfunde
auffälligsten Objekten dieser Waffengattung.
aus diesen Orten und die Fragmente aus Kün
Charakteristisch sind für diese die durchbro
zing, Sittling, Weißenburg und M anching hin
chenen Augenschutzkörbe, die sich bei fast
zu, so kommt man insgesamt auf 24 Nach
allen kaiserzeitlichen Exemplaren vom 1.-3.
weise aus dem No rdosten der Provinz Raeti
Jh. n. Chr. finden lassen. Unterschiede beste
en, das sind etwa zwei D rittel des Gesamtbe
hen jeweils in der Art der Verbindung dieser
standes dieser Fundgattung. Erstaunlicher
Körbe, die von einfachen Lederriemen bis hin
weise fehlen solche Funde aus Obergermani
zu einem den ganzen Pferdekopf abdecken
en bisher vö llig und so stellt sich auch hier
den Leders c h utz reichen kann. Wie schon bei
die Frage, ob diese Fundverteilung nicht auch
den Parade helmen, verlagert sich auch das
der tatsä chlichen Verbreitung entspricht.
Fundaufk ommen der Ross stirnen im 2. und 3. Jh. n. Chr. in die Donauprovinzen. Nun bevo rzugte man dreiteilige Rossstirnen, die mit sehr reichen getriebenen Verzierungen versehen waren und von denen der weitaus größte Teil aus der Provinz Raetien stammt. Bei diesen Exemplaren wu rde jeweils zwi schen die Augenkörbe ü ber der Stirn des Pferdes ein Mittelstück eingesetzt, das über Scharniere mit den Seitenteilen verbunden war.
"Die Standarten träger nämlich, die in Rich tungs wechseln und Schwenkungen erfahrensten Krieger, unternehmen immer neue Kreisbewegungen und gerade Ausfälle, von der A1asse aber achtet jeder
,
lediglich darauf; dem eigenen Feldzeichen zu folgen.
11
Arrian, Taktik 35, 6
114 11
Wenn also die Soldaten zu irgendeiner Arbeit allein
ausriicken sollen, blasen die Tubicines, wenn die Feld zeichen bewegt werden sollen, blasen die cornicinesil Vegetius 2, 22, 2
..
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(�� . \ ,-t - , . j! .
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118
Feldzeichen und Signal instrumente
Die Fel dzeichen der Reitereinheiten hießen
Alle Truppenteile der römischen Armee
dagegen
besaßen Feldzeichen, die sowohl als religiös
Lanze mit Querstange, an der ein rech tecki
verehrtes Identitätssymbol der Ein heit, als
ges Tuch mit der Darstel lung eines Tieres
auch zur taktischen Orientierung und zusam
oder einer Gottheit befestigt war. Die Feld
men mit den akustischen H o rnsignalen der .. U bermittlung von Befehlen des Komman-
zeichen der jeweiligen Unterabteilungen
dan ten dienten .
bezeichnet, so dass man bei der Reiterei zwi
vexilla und
(turmae) wurden dagegen auch schen dem als
Das wichtigste Feldzeichen der Legion war der Legio nsadler, der von einem
bestanden aus einer
vexillarius
als
bzw. als
signum
signifer
bezeich n eten Träger unterscheiden muss.
aquilifer,
einem von sonstigen Aufgaben befreiten So l
Das jeweilige Aussehen der Feldzeichen war
daten
vielschichtig. Sie bestanden aus einer Lanze
(immunis),
getragen wurde. Er bestand
aus einer Stange, auf der eine Adlerfigur mit
oder Stange an deren Spitze entweder eine
einem Blitzbündel montiert war. Der Verlust
besonders gestaltete Lanzenspitze, aber auch
eines Legionsadlers in der Schlacht war
eine Hand, oder eben ein Kaiser- oder Götter
schlimmer als der Tod, und wurde, wie z. B.
bild angeb racht war. Darunter konnten weite
im Fa l le der drei verlorenen Legion sadler der
re Auszeichnungen, meist wohl Schmuck
Varussc h lacht (9 n. e h r.), in der römischen
scheiben, montiert werden, die der gesamten
Literatur entsprechend thematisiert.
Einheit als Auszeichnung verliehen wo rden waren . Wahrscheinlich besaßen die einzelnen
Die einzelnen Kohorten der Legionen, wie
Einheiten jeweils eigene spezifische Symbole,
auch die Koho rten der Hilfstruppen am Li
mit denen sie i h re Standarten schmückten.
mes, besaßen dagegen weitere Feldzeichen,
So sind z. B. für die 2 2 . Legion in Mainz ein
bei denen zwischen den Feldzeichen mit
Steinbock, sowie für die 8. Legion in St raß
Kaiserbildnis
burg ein Stier als "Wappentier" ü berliefert.
(imagines) und
signa zu unterscheiden ist.
den sonstigen
Die Soldaten,
denen diese Fel dzeichen anvertraut waren, wurden entsprechend als
signifer
bezeich n et.
imaginifer
bzw.
I
,
I
I
•
f
J
,
118 Grabstein des Carminius Inge nuus, Worms, 1. Jh. n. Chr. Carminius Ingenuus aus der ala I Hispanorum war signifer seiner Einheit. In der Linken hält er ein signum.
115
•
119 Eiserne Feldzeichenspitze, Bronzeanhänger und zwei armillae aus Gold und Silber, Aalen, 3. Jh. n. Chr. Die eigentlich als "Armreifen" ver wendeten armillae waren vielleicht auch als Auszeichnung der Einheit verliehen worden und am Feldzei 19
chen aufgehängt.
Originalfunde sind recht selten bzw. können meist nur schwer als Teile von Feldzeichen identifiziert werden. So liegen z. B. aus Sulz am Neckar zwei auffällig gestaltete bzw. mit 120 Bronzenes Mundstück eines
Bronzebändern versehene Lanzenspitzen vor,
Signalhorns und zwei figürlich
die du rchaus als Feldzeichenspitze gedient
verzierte Endbeschläge einer
haben könnten. Eindeutig ist dagegen auf
cornu-Querstange, Waldmössingen
grund des Fundortes im Fahnenheiligtum die
und Murrhardt, 1. und 2./3. Jh.
Deutung einer Signumspitze und eines An
n. Chr.
hängers aus dem Kastell Aalen, die wohl zu einem dort aufgestellten Feldzeichen gehört haben. Als Fel dzeichenbekrönung diente vielleicht auch der kleine Bronzeadler, der ebenfalls im Aalener Stabsgebäude gefunden wurde. An taktischen Signalinstrumenten kannte die römische Armee verschiedene Blasinstru mente. Neben der langgestreckten
tuba und
der gebogenen
bucina, war auch noch das kreisrunde cornu in Gebrauc h . Neben einem b ronzenen Mundstück aus Waldmössingen haben sich aus M urrhardt die b ronzenen End besch l äge einer cornu-Querstange erhalten.
•
1 16
121
Orden und Auszeichnungen
In der Provinz Raetien sind einige solcher
Wie in jeder Armee, so spielten auch f ü r die
Orden gefunden worden. Besonders zu er
römischen Soldaten Orden und Auszeichnun
wähnen ist der vergoldete torques aus der
gen
römischen Villa von T reuchtlingen-Weinsberg
(dona militaria) fü r
besondere Leistungen
eine große Rolle. Die an Rhein und Donau
hof in Bayern, der wahrscheinlich einem
stationierten T ruppen bildeten hier keine Aus
Veteranen der Ala I Hi spanorum Auriana aus
nahme, wovon die auf eigene Kosten entstan
Weißenburg gehörte. Auch in Aalen wurde ein
denen Selbstdarstellungen auf den Grab stei
heute leider verschollenes Fragment eines
nen zeugen, auf denen häufig verschiedene
solchen Halsringes gefunden. Diese raeti
militä rische Orden abgebildet sind.
schen torques-Exemplare bestehen aus einem hohlen Bronzereifen, der vorne in zwei
Zu den "einfachen" Auszeichnungen gehören
phalerae,
ornamental oder figürlich verzierte
Löwen- oder Pantherk öpfen ausläuft. Eben falls aus Aalen stammen zwei Arm reifen/ die 1982 im Keller unter dem Fah
Schmuckscheiben aus M etall oder Glas, gol
armi//ae,
dene oder silberne Arm reifen/armi//ae und
nenheiligtum entdeckt wurden.
metallene Hals ringe/torques, die dem nieder rangigen Soldaten für Tapferkeit und beson
Ob neben diesen eindeutig identifizierbaren
dere Verdienste verliehen werden konnten.
Orden der römischen Armee auch die Parade
Die Orden wurden i m allgemeinen auf der
heime als Auszeichnungen verliehen wurden
Brust ü ber dem Panzer getragen, wo man sie
bzw. auf solche Auszeichnungen verweisen,
besonders zur Schau stellen konnte.
••
ist umstritten. Ausgangspunkte dieser U berlegungen sind die auf mehreren Helmen ein deutig dargestellten Kranzfo rmen, Lorbeer und Eichenlaubkränze, die im Original als hohe militä rische Auszeichnungen verliehen bzw. als Ehrenkränze bei T riumphzügen getragen wurden. Besonders bedeutend war die
corona civica,
ein K ranz aus Eichenlaub,
der fü r die Errettung eines römischen Bü rgers aus Lebensgefahr verliehen wurde.
5· Das
0)15
e t'€�t-: Aus!:Js1Lng
...
nd Be:.
tn.lI F
121 Grabstein des Legionsreiters Caius Marius, Bonn, 1 . Jh. n. Chr. An einem Block unter dem Pferd sowie in den Zwickeln des Steines sind Schmuckscheibenjpha lerae, Halsringejtorques und Armringej
117
armillae als Orden des Soldaten dargestellt 122 Bronzenes Zierblech eines Helmes mit Darstellung eines Eichenkranzes und der Sieges göttin Victoria, Faurndau, 3. Jh. n. Chr. 1 23 Torquesfragment aus Aalen, heute verschollen
Lo rbeer- oder Eichenlau bkränze finden sich in unterschiedlicher Ausführung auf verschiede nen Helmen wieder. Neben prunkvollen Bei spielen aus dem 1. Jh. n . ehr., kann hier auch das mit einem punzierten Eichenkranz verse hene Stirn blech des Helmes aus Fau rndau angeführt werden. Auch wenn diese Frage im einzelnen kaum zu klären ist, erscheint es grundsätzlich eher unwahrscheinlich, dass eindeutige Darstel lungen militä rischer Orden als frei verfügbare Ornamente bzw. Verzierungsmuster benutzt wurden. Auch ist es kaum vorstellbar, dass ein Soldat einen Helm mit solchen Darstellun gen trug, wenn er diese Orden nicht selbst erhalten hatte, zumal wenn diese Helme mit hoher Wahrscheinlichkeit das Privateigentum des Soldaten waren. Wenn also die Helme selbst nicht als
dona militaria
ü berreicht wur
den, kann man jedoch davon au sgehen, dass ihren Trägern eben solche Au szeichnungen,
122
wie sie auf dem Helm dargestellt sind, in ihrer Karriere als Berufssoldat ve rliehen wu rden.
123 .
' " '"
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•
•
Waffen und Ausrüstung - Eigentum des
118
Staates oder Privatbesitz der Soldaten?
124 125
"Zudem war auf der Vorderseite des Schildes des jeweiligen Soldaten Name aufgeschrieben mit zusätzlicher Angabe, aus welcher Kohorte oder Centurie er
wm:
iI
Vegetius, 2, 18, 2
,,(lvletilius Crispu s) h atte ich eine Zenturionenstelle besorgt und ihm bei seiner A usreise noch 40.000 Sesterzen gegeben, um sich auszustatten und auszurListen
.
.
.
Plinius, Epist. 6, 25
11
Zahlreiche Waffen und Ausrüstungsteile der Soldaten tragen Besitzerinschriften, die den Namen des Soldaten sowie seine Zugehörig keit zu einer Unterabteilung seiner Einheit (centuria oder turma) nennen. Die Abteilung wird dabei durch den Namen des jeweiligen centurio bzw. decurio näher bestimmt. Solche Inschriften finden sich sowohl als Graffiti auf Gefäßkeramik, als auch auf Lan zenspitzen oder Bronzenieten bis hin zum prunkvollen Paradehelm. Neben den erhal tenen Beispielen auf Metall oder Keramik ist zudem mit zahlreichen ähnlichen Angaben auf organischem Material zu rechnen, die sich nicht erhalten haben. Die Nennung der centuria oder der turma diente zusammen mit dem eigenen Namen, wie unsere heutige Adresse, der eindeutigen Identifizierung des Soldaten, so dass die jeweiligen Gegen stände eindeutig einer Person zuzuweisen waren. Verwechslungen oder Diebstahl konnte so wirksam begegnet werden, aber auch mögliche Kontrollen durch die Vor gesetzten wurden so erleichtert. Mehrere Namensnennungen auf einigen Helmen lassen weiterhin vermuten, dass diese Objekte, nach dem Ausscheiden des jewei ligen Soldaten an andere weitergegeben bzw. verkauft wurden. Inwieweit diese Inschriften die entsprechen den Gegenstände nun als Eigentum oder Besitz des Soldaten ausweisen, ist unklar. Aufgrund der Analyse der vorhandenen Quellen scheint es jedoch in der Kaiserzeit so gewesen zu sein, dass beide Formen zumindest bis in das 3. Jh. nebeneinander existierten. Zunächst gab es sicher die Möglichkeit, dass dem Rekruten oder Sol daten die Waffen oder ein Pferd von der Armee gestellt wurden, wofür ihm dann ein entsprechender Betrag als Kaution oder als
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1 26
"Hir wahr, der Kriegsdienst sei doch schon an sich
1 19
schwer und bringe nichts ein. Auf zehn As pro Tag wird Leib und Leben geschätzt, davon müssten sie Bekleidung, Waffen und Zelte bezahlen, davon den Schutz vor der Grausamkeit der Zenturionen und den Diensturlaub erkaufen.
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Tacitus , Annales 1 , 1 7
Abzahlungsrate vom Sold abgezogen wurde, wie es auf einigen Papyri überliefert ist. Von dieser Kaution konnten dann auch Repara turen bezahlt werden. Nach dem Ausschei den der Soldaten wurden diese Waffen an andere Soldaten weitergegeben. In seltenen Fällen scheinen die Kaiser auch einmalige Waffenspellden an verdiente Ein heiten verteilt zu haben, wie es wahrschein lich für einige Limestruppen in der Wetter au unter Commodus geschehen ist. Zahlreiche andere Quellen weisen dagegen auf das Privateigentum der Soldaten an Waffen hin. Sie reichen von den Klagen der Soldaten über diese zusätzlichen Lasten aus der Zeit des Tiberius, bis hin zu Zeugnissen aus dem 2. und 3. Jh., die auf Anleihen der Soldaten untereinander für den Waffenkauf bis hin zu Geldspenden von Freunden rei chen. Dass gerade die prunkvollen Paraderüstun gen Privateigentum waren, belegen auch die Fundumstände einiger dieser Objekte, die zum Teil - wie die Helmteile aus Gräfen hausen und Ruit - aus vi//ae rusticae stam men, auf denen sich Veteranen nach ihrem Ausscheiden aus der Armee niedergelassen hatten.
1 24 Bronze Besitzermarke,
I
Urspring, 2. Jh. n. Chr.
I
Die Inschrift:
>
I
ATT! CENSORINI
(Besitz) des Censorinus aus der centuria des Attius 1 25 Boden eines Terra sigillata Tellers mit Besitzergrafitto, Stuttgart-Bad Cannstatt, 2. Jh. n. Chr. Die Inschrift: T(urmae) PROMA ... aus der turma des Proma... 1 26 Bronzene Besitzermarke, Rainau-Buch, 2./3. Jh. n. Chr. Die Besitzermarke weist eine feine Punzverzierung auf und war mit einem Nietstift auf einem Ausrüs tungsteil befestigt. Die Inschrift: T(urmae) PATERCLI [... ] - aus der turma des Paterclus.
1 27 Eiserne Lanzenspitze mit Besitzergraffito, Gomadingen, 2. Jh. n. Chr. Die Inschrift: IVN(i) TVR(mae) OC... (Besitz) des lunius aus der turma des Oc...
1 27
Rekonstruktionen römischer Ausrüstung und Bewaffnung
•
1 20
128
Lassen sich auch über bildliche, literarische und archäologische Quellen viele Aussagen zum Aussehen und zur Funktion römischer Bewaffnung gewinnen, so hat gerade auf diesem Gebiet die "Experimentelle Archäolo gie" viele Fragen erst aufgeworfen und auch beantworten können. Diese Untersuchungen sind hauptsächlich mit Marcus Junkelmann verbunden, der sich seit 1985 intensiv mit der Rekonstruktion römischer Waffen und Ausrüstungsteile und vor allem deren Erprobung im praktischen Experiment beschäftigt hat. Als besondere Höhepunkte seiner For schungen gelten sein Fußmarsch über die Alpen im Jahr 1985 und die in den Jahren 1988 und 1990 durchgeführten "Limesritte" von Britannien bis an den raetischen Limes, die er und seine Gruppe in originalgetreu nachgearbeiteten Ausrüstungen durchführ ten. Seine Erfahrungen fasste er in zahlrei chen Publikation zusammen. Vorläufiger Höhepunkt dieser Arbeit war die Rekon struktion einer kompletten Paraderüstung aus dem 3. Jh. n. Chr., die im Auftrag des Archäologischen Parks Carnuntum im Jahre 1996 erstellt wurde. Seit den 90er Jahren hat sich die Zahl solcher "Römergruppen" stark vermehrt, denen besonders durch die alle zwei Jahre beim Limesmuseum Aalen stattfindenden Römertage ein entsprechendes Forum zum Gedankenaustausch geboten wird. Neben der Gruppe um Marcus Junkelmann, ist es in Süddeutschland vor allem die Gruppe "VEX LEG VIII AUGUSTA" aus Pliezhausen, die sich in vielfältiger Form der experimen tellen Rekonstruktion des römischen Sol datenlebens widmet. Erst solche Rekonstruktionen füllen die auf anderem Wege gewonnen Erkenntnisse zur römischen Bewaffnung mit Leben und führen einem die "Soldaten Roms", wie sie z. B. von Ammianus Marce//inus beschrieben wurden, im wahrsten Sinne des Wortes plastisch vor Augen.
•
"Zu beiden Seiten des Kaisers schritten in doppelter Reihe Bewaffnete mit Schild und Helmbusch, strahlend im Glanz der schimmernden Panzer; dazwischen Panzen'eitel; die so genannten Clibanarier, m it Helmvisier, gesch ützt durch Harnisch mit ehernem Wehrgehenk gegürtet. Man hätte sie für Standbilder halten können, die des Praxiteles Hand geglättet hatte, nicht aber für Männe;: " Ammianus Marcellinus 16,10,8
129
128 Reiter in rekonstruierten Paraderüstungen des 1 .-3. Jh. n. ehr., Gruppe M. Junkelmannj Ratzenhofen 129 Soldaten mit rekonstruierten Waffen und Ausrüstungsteilen, Gruppe VEX LEG VIII AVGVSTAj Pliezhausen
121
122
1 30 Terra sigillata aus dem Kastell Welzheim, 2./3. Jh. n. Chr. 131 Reiter auf Patrouille, Soldaten bei Erdarbeiten, im Hintergrund ein Kastell, Traianssäule, Rom, Anfang 2. Jh. n. Chr.
130
•
le
aten am
0
ta •
fle
•
lmes
•
In un
•
fle
•
1 23
"Man brauch t den Soldaten nicht zu fürchten, wenn er bekleidet, bewaffnet und mit Schuhzeug versehen ist sowie einen vollen Magen und etwas im Beutel hat.
ii
Historia Augusta, Alexander Severus
Der So ldatenalltag am Limes war von vielfäl tigen Aufgaben geprägt, wobei in den langen Friedensperioden im 2. und frühen 3 . Jh. n. ehr. kriegerische Unternehmungen eher die Ausnahme bildeten. Trotzdem gehörten das Einüben militärischer Fähigkeiten und das tägliche Exerzieren ebenso dazu wie Wachestehen, Patrouillen und Versorgungs aufgaben. Die 550 km lange Limeslinie mit ihren ca. 900 Wachttü rmen und zah l reichen Kl einkastellen füh rte dazu, dass immer eine gewisse Anzahl von So ldaten der Kohorten f ü r längere Zeit abkommandiert war. Gleiches gilt für längere Patrouillen, die zu mindest von der Reiterei ü ber mehrere Tage durchgeführt wurden und dabei weit ü ber den 131
Limes hinaus führen konnten. Auch im zivilen Bereich waren die Soldaten für die vielfäl tigen Aufgaben der Nachschubo rganisation oder für diverse Baumaßnahmen oft außer halb ihres Lagers im Einsatz. Schließlich gab es im Kastell eine Fülle an täglichen Pflichten zu erledigen, die vom Latrinenreinigen über die medizinische Versorgung bis zum Dienst in der Schreibstube reichten. Zur Bewältigung all dieser Arbeiten war der hohe Organisationsgrad der römi schen Armee und ihre Disziplin von entscheidender Bedeutung.
•
124
..
'. .
1 32 Stärkemeldung der in Bu Njem (Libyen) stationierten Einheit auf einer Tonscherbe, 3. Jh. n. ehr. Die Aufzählung weist im übrigen einen Rechenfehler auf, der dem Schreiber unterlaufen ist.
Der tägliche Dienst
Gesamtstärke am 24. Dezember 57
Die archäologischen Untersuchungen der
Unter diesen
militä rischen Anlagen am Limes erbrachte
Schreiber
1
eine Fülle von Hinweisen zur Rekonstruktion
Unteroffizier (optio)
1
der Lebensumstände der Soldaten, z. B. über
Späher
1
ihre Verso rgung mit Wohnraum und Dingen
Reiter
8
des tä glichen Bedarfs oder ihre religiö sen
Beim Exerzieren
Vo rlieben. Der tägliche Dienst, der durch
Auf dem Ausguck
1
Exerzieren, Wachestehen, Baumaßnahmen,
Am Tor
1
Latrinen reinigen, Verwaltungsaufgaben oder
Beim Kommandeur
1
Sondereinsätze gekennzeichnet war, b leibt
Bauarbeiter
1
uns dagegen im Detail zunächst verbo rgen.
Krank
3
Zieht man jedoch Schriftzeugnisse aus ande
(Sulpicius Donatus,
ren G renzregionen heran, so lassen sich ganz
Titus Buzurius
konkrete Einblicke in den Alltag der Soldaten
Aurelius Rufus
gewinnen. Besonders aussagekräftig sind die
Zu den Ruten (Bestrafung)
22
1
so genannten "Stärkemeldungen" /pridiana, die auf diversen Schreibunterlagen wie
Ubrig bleiben
17
Wachstäfelchen, Keramikscherben oder
Am Ofen
15
Papyri, die täglichen Dienste der So ldaten
Im Bad
dokumentieren. Eine wichtige Erkenntnis die ser Schriftzeugnisse ist, dass wohl des öfte ren zahlreiche Soldaten auch fü r längere Zeit außerhalb des Lagers im Einsatz waren, so dass die Einheiten häufig nicht ihre formale Sollstä rke aufwiesen. Geht man davon aus, dass in jedem römischen Kastell täglich sol che Listen angelegt wurden, so zeigt sich dar in die differenzierte Arbeitsteilung innerhalb der Armee, aber auch deren hoher Organisa tionsgrad.
••
2
•
6
.
Die Soldaten am Limes - .Alltag in Krieg und Fneden
Auzug aus dem pridianum der cohors I Hispanorum Veterana vom 17. September des Jahres 100 oder 105 n. Chr., Provinz Moesia (British Museum Papyrus 2851) •
Aufgeführt sind hier nur die verschiedenen Tätigkeiten und Einsatzgebiete der Soldaten. Im Originaltext ist die genaue Anzahl der nach Aufgaben eingeteilten Soldaten meist nicht erhalten. Deutlich wird bei der Auf listung, dass viele Soldaten mit Spezial aufgaben außerhalb des Lagers unterwegs waren. 596 Mann
Gesamtstärke
Abgegeben an die Moesische Flotte auf Anordnung des Legaten Faustinus und des Legaten Iustus, zurückgeschickt an Herennius Saturninus Versetzt in die Pannonische Armee Ertrunken Ermordet von Banditen ein Reiter Gefallen im Kampf Verluste insgesamt Ersetzt durch Nachzügler ••
Ubrig geblieben nun: Von diesen sind abwesend: In Gallien zur Beschaffung von Kleidung Unterwegs zur Beschaffung von Getreide Jenseits des Flusses zur Beschaffung von Pferden, dabei [...] Reiter Im Lager als Garnison, dabei zwei Reiter In Dardania bei den Minen Insgesamt abwesend außerhalb der Provinz In der Provinz unterwegs Abkommandiert zu Fabius Iustus, dem Legaten, dabei der decurio Carus Abkommandiert ins Büro des kaiserlichen Procurators Latinianus In Piroboridava in Garnison Als Abteilung unterwegs in Buridava Jenseits der Donau auf Patrouille Ebenfalls jenseits der Donau zum Schutz der Ernte Ebenfalls unterwegs als Begleitung des Centurio A...uinus, einige Reiter Als Begleitung auf den Getreideschiffen, dabei ein decurio Im Hauptquartier bei den Schreibern In den Bergen zur Beschaffung von Vieh Als Wache bei den eingezogenen Tieren, darunter sesquiplicarii Ebenfalls auf Wache bei Insgesamt abwesend: .
1 25
6· Die Sold ,ten
a"l
Limes
-
Alltag ir, Krieg Lind Frieden
Kaise�liche Fürsorge Sold und Geschenke
127
F ü r die Soldaten war der Dienst in der Armee aus mehreren G ründen attraktiv. Neben der besonders für die Hilfstruppensoldaten wich tigen A ussicht auf den E rhalt des B ü rger rechtes nach 25 Jahren, spielte die gute Bezahlung die entscheidende Rolle. Sie er folgte formal d u rch den Kaiser und war Teil des gegenseitigen Treueverhältnisses zwi schen den Soldaten und ihrem kaiserlichen Patron. Die H öhe des Soldes
(stipendium) Einen deutlich höheren Sold erhielten die
änderte sich im Laufe der Kaiserzeit erheb••
lieh, wobei die genaue U b e r lieferung der
centuriones,
Zahlen u mstritten ist. Gleiches gilt für die
die Legionen vorliegen, bei denen es wieder
Soldsteigerungen im Zuge von Beförderun
u m zwischen den
gen. Soldaten im Dienstgrad eines
der übrigen Kohorten deutliche Unterschiede
principa/is
wobei genauere Zahlen n u r für
centuriones der e rsten
und
erhielten den eineinhalbfachen, doppelten
gab. Die Gehälter lagen ungefähr auf der
oder sogar dreifac hen Sold de r normalen
selben Stufe wie diejenigen der ritterlichen
Soldaten und wu rden entsprechend als
Offiziere, so dass sich de r Karrieresch ritt vom
sesquip/icarius, dup/icarius
und
primus pi/us zum
trip/icarius
bezeichnet.
Ritter auch schon in de r
Bezahlung wide rspiegelte.
Soldzahlungen pro Iahr in der Kaiserzeit in Sesterzen Augustus
Domitian
Septimius
Caracalla
Maximinus Thrax
Severus Rang Legionen
Miles legionis Eques legionis Centurio legionis Centurio primi ordinis (1. Kohorte) Primuspilus
900
1.200
2.400
3.600
7.200
1.050
1.400
2.800
4.200
8.400
13.500
18.000
36.000
54.000
108.000
27.000
36.000
72.000
108.000
216.000
54.000
72.000
144.000
216.000
432.000
750
1.000
2.000
3.000
6.000
900
1.200
3.600
7.200
1.050
1.400
2.800
4.200
8.400
3.750
5.000
10.000
15.000
30.000
4.500
6.000
12.000
18.000
36.000
5.250
7.000
14.000
21.000
42.000
Auxilia
Miles cohortis Eques cohortis Eques alae Centurio cohortis Decurio cohortis Decurio alae
Geschätzte Soldzahlungen an die ala 11 Flavia unter Septimius Severus (Ende 2. Jh. n. ehr.)
•
ca.
Praefectus
128
Gesamt beträge
Sold des einzelnen Soldaten
Charge
150.000
24
turmae 14.000 Decurio 8.400 Vexilarius 5.600 Duplicarius Sesquiplicarius 4.200 2.800 Eques
336.000 201.600 134.400 100.800 2.800.000
Die benötigten Geldmengen f ü r die Soldzah
Im 2. und 3. Jh. n. Chr. beschränkte sich die
lungen de r römischen Armee waren enorm.
Entlohnung aber nicht allein auf die Soldzah
Auch wenn Berechnungen aufgrund der ver
lungen. Zu besonderen Anlässen wie Regie
änderlichen Zahlen der Legionen und H ilfs
rungswechseln, Ju biläen oder zu bestimmten
truppen sowie deren wohl ebenfalls stark
Festtagen erhielt der Soldat Sonderzuwen
schwankenden tatsächlichen Stä rke sehr
dungen
schwierig sind, kommen seriöse Sch ätzungen
Auxiliarsoldaten ausgezahlt und im 3. Jh. fest
auf jäh rliche S u m men von 360-600 Millionen
er Bestandteil der Besoldung wu rden. Ihre
Sesterzen allein für das 1. Jh.
H ö h e übertraf dabei nicht selten den eigent
Anhand der für den einzelnen Soldaten postu
lichen Sold.
lierten Zahlen kostete a m Ende des 2 . Jh. n.
Daneben wu rden ab de m 2. Jh. anstatt Geld
Chr. eine 500 Mann starke Ko h o rte am Limes
auch häufiger Naturalien ausgezah lt, viel
den röm ischen Staat ca. 1.448.000 Sester
leicht als Ersatz für die noch im 1. Jh. vom
zen. H ochgerechnet auf die Gesamtzahl der
Sold abgezogenen Beträge für Kleidung, Ver
am L i m es stationie rten Truppen kommt man
pflegung und Tierfutter. Diese Natu ralienver
auf eine theoretische S u m m e von ca. 80 Mil
sorgung wu rde ab
lionen Seste rzen. Ob diese S u m men wirklich
na mi/itaris ve rstaatlicht
als Bargeld vorlagen oder ob nicht wie h e ute
Verwaltung unterstellt.
auch ein G roßteil der finanziellen Transaktio
Grundsätzlich w u rde die gesamte finanzielle
nen bargeldlos abgerechnet wu rden, lässt
Situation der Soldaten formal streng kontrol
sich kau m mehr rekonstruieren. Tatsache ist
liert. So e rfolgten die So ldzahlungen dreimal
alle rdings, dass gegenü b e r diesen Sum men
im Jahr jeweils z u m 1. Januar, 1. Mai und 1.
(donativa),
die ab dem 2. Jh. auch an
Septimius Severus als anno und einer eigenen
••
die Anzahl de r bis heute gefundenen Münzen
Septe m ber. U b e r die Ausza h l ungen selbst
außerordentlich ge ring ist. So konnten in
wurde dabei ebenso B u ch geführt wie über
Aalen bei den u mfangreichen Ausgrabungen
eventuelle Abzüge oder die Spareinlagen, die
von 1978-1986 n u r 137 römische Münzen
den späteren Start in das Zivilleben erleich
gefunden werden.
tern sollten und die teilweise direkt von den auszuzahlenden Beträgen einbehalten wur den.
6
.
Die Soldaten am Limes
Alltag in Krieg und Frieden
•
"lulius Serenus, Reiter der ala Gallica
1 29
aus der tunna des Herodianus, und lulius Nepotianus, aus der gleichen turma, und Pathermouthis Orsenuphis, aus der turma des Pactumeius Serenus an den Summus Cura tor lulius Serenus: Wir haben heute von dir unser jähr liches Heugeld von 25 Denaren für das 19.
Regierungsjahr der göttlichen
Kaiser Aurelius A ntoninus (lVlarc Aurel) und Commodus erhalten.
Iahresübersicht über Soldzahlungen und Abzüge an den Legionssoldaten Q. Iulius Proculus, geboren in Damaskus, aus dem Iahre 81 n. ehr. Die Auszahlungen erfolgten in griech. Drachmen.
Ich, Sossius Eudaemon, Feldzeichen
stipendium
I
I
11
III
Summe
247,5
247,5
247,5
742,5
10
10
10
30
80
80
80
240
12
12
12
36
20
4
60
-
träger in der turma des Herodianus, habe für sie gesch rieben, da sie nicht schreiben können.
11
Quittung über ausgezahltes Heugeld an Soldaten der ala Gallica vom 1 6. Januar 1 79 n. Chr.
Heu Essen Schuhe, Beinbinden Saturnalia des Lagers Waffen, Kleidung Ausgaben Gespart Auf dem Sparbuch Gesamtguthaben
182 65,5
145,5
205,5
247,5
535,5 207
141,5
136
201,5
343
136
201,5
343
343
343
" Seid einig, bereichert die Soldaten, alles andere verachtet. " Empfehlung des Kaisers Septimius Severus an seine Söhne Caracalla und Geta kurz vor seinem Tod Cassius Dio 76, 1 5, 2
106
24
•
Gast: Wirt, lass uns abrechnen. Wirt: Einen sextarius Wein und Brot Zukost
-
-
1
2 Asses.
Gast: Geht in Ordnung. Wirt: Ein Mädchen
-
8
Asses.
Gast: Auch das geht in Ordnung. •
Das römische Münzsystem
Römische Münzen wurden nicht gegossen, sondern in kaiserlichen Münzstätten ge prägt, deren wichtigste in Rom lag. Kenn zeichnend für ihr Aussehen ist in der Regel der Kaiserkopf mit dem Namen des Regen ten auf der Vorderseite, während sich auf den Rückseiten vom 1.-3. Jh. n. Chr. eine Fülle von Bildmotiven der kaiserlichen Propaganda mit einer entsprechenden Um schrift finden. Durch das Portrait des Kai sers wurde der Wert der jeweiligen Münze für den Benutzer staatlich garantiert. Seit Augustus gab es ein stabiles Münzsys tem, dessen Werte durch die Metalle Gold, Silber und Aes (verschiedene Kupferlegie rungen) und die Gewichte der Münzen festgelegt waren. Da der Wert der Münzen durch ihr Gewicht bestimmt war, blieben die Münzen dauerhaft gültig, was zu sehr langen Umlaufzeiten führen konnte. Nicht zuletzt bewirkten die enormen Solderhöhun gen und die teuren Kriegszüge im 3. Jh. n. Chr., dass der Silbergehalt der Denare dras tisch zurückging (von 70-80% unter Com modus bis auf 1% Mitte des 3. Jh. n. Chr.) " und der "silberne Denar schließlich zu einer Kupfermünze mit Silberüberzug wur de. Als Reform wurde unter Caraca//a ( 2 14 n. Chr.) eine neue Silbermünze, der Doppel denar oder Antoninian eingeführt, dessen tatsächliches Gewicht aber unter dem zwei er Denare lag. Schließlich wurde unter Ga/ /ienus die Prägung der Aesmünzen einge stellt, da ihr Materialwert inzwischen über dem der schlechten Silbermünzen lag.
Wirt: Heu fürs Maultier
-
2 Asses.
Gast: D ieses J\!laLlltier frisst mir noch die Haare vom Kopf Inschrift auf dem Grabstein des Lucius Canlidus Eroticus aus Aeserniajltalien. Wiedergegeben ist ein Gespräch zwischen einem Wirt und seinem Gast.
Die wichtigsten Münznominale im Zeitraum von Augustus bis Gallienus: Gold
Aureus
25 Denare
Silber
Antoninian (ab 2 14 n. Chr.) Denar
2 Denare 16 Asses
Aes (Messing und Kupfer)
Sesterz Dupondius As Semis Quadrans
4 Asses 2 Asses 1/2 As lj4 As
Schwierig zu bestimmen ist die reale Kauf kraft der römischen Münzen, da die über lieferten Preise aus den verschiedensten Zeiten und Regionen stammen. Sie können daher nur als ungefähre Schätzung ver wendet werden. Zum Vergleich lässt sich der Tagessold eines Reiters der ala II Flavia um 200 n. Chr. von ca. 30 Asses heran ziehen: 1-2 Asses Ein sextarius Wein (0,55 1) .. 4-8 Asses Ein sextarius 01 (0,551) Ein modius Getreide (ca. 6,5 kg) 12 Asses 2 Asses Eine Tonlampe Eine Terra sigillata Schüssel 20 Asses
As,
A' I
I
'
I "l
Fr
j
131
135
Versorgung von Mensch und Tier
136
Angesichts de r Gesamtstä rke der römischen Armee von etwa 400.000 Soldaten am Ende des 2. Jh. n. ehr. und deren weit verteilter Stationierung entlang de r Grenzen war die ständige Versorgung der Menschen und Tiere eine große logistische Leistung. Anders als auf den Feldzügen, wo sich die Armee nor malerweise aus dem Land direkt versorgte, mussten ein G roßteil der Güter wie Lebens mittel, Tierfutter, Wasser, B rennholz, Bauma terial, Gebrau chsgeräte aber auch Ersatz an Reit- und Tragtieren beschafft, zu den Stand lagern am Limes transportiert und dort gela gert werden. Andere Dinge produzierten die Soldaten selbst vor Ort, wie z. B. Ziegel in den Truppenziegeleien, oder diverse Ausrüs tungsgegenstände in den eigenen
fabricae im
Lager. F ü r den Soldaten war es neben den pünkt lichen und ausreichenden Soldzahlungen min destens ebenso wichtig, dass die römische Armee seine direkten Lebensbedü rfnisse wie
135 Werkzeuge zur Holzbear
Wohnen, Essen und Trinken sowie eine ad
beitung aus verschiedenen Limes
äquate Gesundheitsvorsorge gewährleistete.
kastellen, 2./3. Jh. n. Chr.
Auch wenn es in den Kastellen am Li mes kei
136 Soldaten beladen Transport
nesfalls besonders luxuriös zuging, so konn
schiffe in einem Hafen, Traians
ten die Soldaten doch im Normalfall ü b e r
säule, Rom, Anfang 2. Jh. n. Chr.
lange Zeit auf einen Lebensstandard setzen, der auch unter modernen Gesichtspunkten als ausreichend bis gut bezeichnet werden kann.
, •
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132
•
•
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-
137
.
Umzeichnung einer
Reiterbaracke
Wohnen im Lager
Die Baracken der Reitereinheiten waren
Die über viele Jahrhunderte eingeübte Praxis,
dagegen anders aufgeteilt. Ging man längere
während der Feldzüge schematisierte
Zeit davon aus, dass zumeist zwei
Marschlager anzulegen, in denen die Solda
32 Mann gemeinsam eine Baracke bewohn
ten in Zeltgemeinschaften
(contubernia) zu je
turmae a
ten, so mehren sich nun die Anzeichen, dass
acht Personen untergebracht waren, über
in der Regel die Soldaten mit ihren Pferden
nahmen die Römern für ihre Standlager am
zusammen untergebracht waren und somit
Limes. Die Baracken waren hier ebenfalls
jede
nach den
centuriae oder turmae aufgeteilt,
turma ein ganze Baracke benötigte. Als
Belege dafür gelten regelmäßig auftretende
50 cm Breite und Tiefe,
wobei im Idealfall jeweils acht Fuß- bzw. drei
Gräbchen von etwa
Reitersoldaten eine der insgesamt zehn
die meist in der Mitte der vorderen Räume
Stuben bewohnten. Da im Normalfall jedoch
liegen und als Jaucherinnen anzusprechen
das Lager nur selten voll belegt war, dürfte
sind. Vergleichbare Befunde konnten zwi
die Zahl der gemeinsam wohnenden Soldaten
schenzeitlich in zahlreichen Kastellen - u.a.
oft wesentlich geringer gewesen sein. Auch
in Rainau-Buch und Heidenheim - nachgewie
weichen viele der bisher ergrabenen Baracken
sen werden. Weiterhin kann davon ausgegan
von dem Idealschema ab, so dass in der
gen werden, dass die Baracken nicht selten
Praxis mit einer flexiblen Ordnung gerechnet
zweigeschossig waren, so dass unter dem
werden muss. Da bisher kein einziges Limes
Dach weiteres Gerät oder Vorräte gelagert
kasteIl komplett untersucht wurde, konnten
werden konnten. Auch die bei den Reiter
die genauen Wohnverhältnisse einer Einheit
truppen zu fordernden Reitknechte
bisher nur in Ausschnitten überprüft werden.
könnten dort ihren Platz gefunden haben.
Die
contuberniae bestanden in der Regel aus je zwei Räumen. In dem hinteren, 20-30 m2
Die Offiziere jeder
großen Wohnraum gab es neben den Betten,
ten größere Wohnungen, die den Baracken
Tisch und Stühlen eine offene HerdsteIle, an
als Kopfbauten angefügt waren. Diese be
der die Soldaten ihre Mahlzeiten zubereiten
standen meist aus mehreren Räumen mit
konnten. Der Vorraum diente dagegen zur
Gesamtflächen von etwa
Aufbewahrung der Waffen und Ausrüstung,
nicht selten mit eigenen Toiletten oder
die, wie z. B. eine Handmühle oder ein Zelt,
qualitätvollen Wandmalereien, wie im Reiter
auch dem ganzen konnten.
contubernium gehören
(caiones)
centuria oder ala, vom sig nifer bis zum centurio bzw. decurio, bewohn
100 m2 und waren
kasteIl Echzell in der Wetterau, ausgestattet.
•
,
6 Die Soldaten am Limes .
-
Alltag in KI-ieg und
Frieden
Baumaterial Die Versorgung m i t Bau m aterial, außer Zie geln auch Steine u n d H olz, scheint von der
133
Armee jeweils vor Ort syste matisch betrieben worden zu sein. Darauf weisen neben den Reliefdarstellungen auf der Traianssäule auch die zahlreichen Ziegel m i t Truppenstempeln sowie Inschriften hin, in denen solche Unter nehmungen oder die abkom mandierten Abteilungen, wie z. B . diejenige einer Holz fä l l erabteilung de r
22.
Legion aus Mainz,
genannt werden.
1 38
1 39
,"' ,
138 Ziegel mit Stempel der cohors I Raetorum, Schwäbisch Gmünd Kleinkastell Freimühle, 2./3. Jh. n. Chr. 139 Weiheinschrift einer Abteilung Holzfäller (vexillatio in lignariis) der legio XXII primigenia aus Mainz, TrennfurtjMain, 3. Jh. n. Chr.
•
•
,
140
140 Geschirrspektrum aus dem Kastell Aalen, 2./3. Jh. n. Chr. 141 Soldaten transportieren Güter auf Maultierkarren, Traianssäule, Rom, Anfang 2. Jh. n. Chr. 134
11
••
afters nämlich reibt Mangel ein
Heer auf als Kampf, und Hunger ist schlimmer als Eisen" Vegetius 3, 3,1
Lebensmittel
Zum Beispiel Getreide
Die Versorgung mit Lebensmitteln e rfolgte
Betrachtet man den Bedarf der Truppen an Getreide, so lässt sich das ganze Ausmaß der Versorgungsprobleme beziffern. Nach den Angaben auf Papyri erhaltener Empfangsquittungen aus Agypten, den pauschalen Angaben antiker Quellen und im Ver gleich mit modernen Untersuchungen, umfasst die Jahresration eines Menschen an Getreide ca. 400 1 Weizen. Ein Pferd benötigt ungefähr die dreifache Menge an Gerste. Daraus ergibt sich für eine 500 Mann starke ala ein Jahresbedarf von 308 t Weizen und 372 t Gerste. Der Bedarf der ala miliaria in Aalen umfasste die doppelte Men ge, also 616 t Weizen und 744 t Gerste, was zusammen etwa 1.400 t bzw. ca. 2.250 m3 Getreide bedeutete. Dazu benötigen die Pfer de noch entsprechende Mengen an Heu, was sich bei 500 Pferden mit einem Tagesbedarf von 4,5 kg auf 2,25 t täglich, bzw. 410 t für das Winterhalbjahr einzulagerndes Heu summiert. Für die Truppe in Aalen ist auch hier die doppelte Menge, also 820 t Heu, anzunehmen. Nach diesen Berechnungen lässt sich der Bedarf an Getreide für die in Raetien stationierten Truppen auf ca. 6.763 t pro Jahr berechnen. Inwieweit die Getreide versorgung in Obergermanien und Raetien im späten 2. und 3. Jh. n. ehr. bereits zen tral kontrolliert wurde, kann derzeit noch nicht gesagt werden.
am Limes in der Regel aus de r di rekten U m gebung, um Transportkosten einzusparen. Ganz entscheidend war dafür die systema tisc h e Aufsiedlung des Hinte rlandes mit land wirtschaftlichen Produktionseinheiten ab dem frühen 2. Jh. n. e h r., den so genannten
villae rusticae,
die ih re Waren an die jewei
ligen Einheiten verkauften oder aber mit solchen Naturalabgaben einen Teil ihrer Steu erschuld beglichen. Ebenfalls wichtig war der Ausbau der Zivilsiedlungen zu Warenum schlagplätzen oder zu Produktionsorten der zahlreichen sonstigen Güter vom M etalihand werk bis zur Geschirrproduktion (Kapitel 6). Vor dieser u mfassenden Erschließung des Hinterlandes musste die Armee größere Warenmengen, insbesondere Lebensm ittel, vor allem aus Gallien oder der heutigen Schweiz einführen.
••
6
.
Die Soldaten
21m
Li m e s
-
Alltag in Krieg und Frieden
1 41
135
Organisation und Trans port
Ab der seve rischen Zeit übernahm der römi
Die Versorgung erfolgte nach Ausweis der
sche Staat endgültig nicht n u r den An kauf zu
Quellen zunä chst nicht durch eine reichswei
meist festgesetzten Preisen, sondern auch ••
te Zentrale, sondern w u rde von den einzelnen
den Transport, so dass sich mit der Ubernah-
Provinztruppen sel bst in die Hand genom
me durch die jeweilige Truppe ein geschlos
men, wobei ritterliche
senes staatliches System ergab, das bei der
procuratores die
Koor
dination ü b e rnahmen. Den Einkauf und den
Abrechnung auch bargeldlos e rfolgen konnte.
Transport zu den einzelnen Einheiten organi
Der Transport der G üter geschah soweit mög
sierten daf ü r abgeordnete Soldaten, die als
lich per Schiff, wobei das römische Südwest
frumentarii bezeichnet w u rden.
deutschland über Rhone und Säone sowie,
Allein der An
••
kauf wichtiger Waren wie Wein und Olivenöl
nach U berwindung einer k u rzen Landbrücke,
von den jeweiligen Produzenten vor Ort in
ü ber Rhein und Neckar mit Waren aus dem
Spanien, Südfrank reich oder Italien w u rde
Mittelmeerraum versorgt w u rde. Je nach Jah
d u rch eine zentrale Verwaltung abgewickelt,
reszeit wurden auch noch die kleinen Neben
die wiede rum mit der in Rom ansässigen
flüsse des Neckars für T ransporte mit flachen
annona-Verwaltung zusamm enhing, die auch
Kähnen oder Flößen genutzt. Sofern die
für die Lebensmittelve rso rgung in Rom ver
Kastelle wie am Limes, mit Ausnahme von
antwortlich war. Die staatliche Kontrolle die
Jagst hausen, nicht direkt am Fluss lagen
ses Teils der H e e resversorgung führte dazu,
erfolgte die letzte Wegstrec k e bis z u m Spei
dass manche Waren wie das Olivenöl aus
cher
der Provinz Baetica (Südspanien) n u r aus
Maultie rkarren. Solche Landtransporte wur
bestimmten Regionen an die Limestruppen
den alle rdings weitgehend vermieden, da sie
geliefert w u rden. Im
nach Berechnungen der im Preisedikt des
2.
und
3.
Jh. n . Chr.
(horreum) des
Lagers mit Ochsen- oder
blieb dieses System vor allem für solche
Kaisers
Güter bestehen, die wie Olivenöl und Wein
aufgeführten S u m men ein zehnfaches der
nicht absatznah am Limes produziert werden
Kosten des Flusstransportes ausmachten.
konnten.
Dioctetian aus dem
Jahre
30 1
n. Chr.
I
•
136
1 42 Soldaten bei einer gefassten Quelle, Traianssäule, Rom, Anfang 2. Jh. n. Chr. 143 Reiter mit Pferd an der Longe, unteres Reliefbild des Reiter grabsteins des Romanus, Köln, 142
Ende 1 . Jh. n. Chr.
Zum Beispiel Wasser
"Auch soll der Soldat kein schädliches oder Sumpfwasser trinken. Denn ein Trunk schlechten Wassers, gleichsam ein Gift, injiziert die Trinkenden mit Seuchen. Vegetius 3, 2,5
11
Ebenso wichtig wie die Versorgung mit aus reichenden Lebensmitteln war die ständige Bereitstellung von sauberem und ausrei chendem Trinkwasser für Mensch und Tier. Bei einem Tagesbedarf an Trinkwasser für einen Menschen von zwei Litern und eines Pferdes von 30 Litern, wurden allein in Aalen täglich mindestens 32.000 Liter Frischwasser benötigt. Dazu kommt der Bedarf an mehr oder weniger sauberem Wasser für Körperpflege, Reinigungsarbei ten, Latrinen und Badehäuser, weshalb wohl von einer doppelt so hohen Menge auszu gehen ist. Aus diesem Grunde gibt es kein Kastell, das nicht in der Nähe eines Baches oder Flusses liegt, aus dem zumindest die Tiere versorgt werden konnten. Daneben kennen wir aus zahlreichen Lagern aufwän dig angelegte Brunnen, wie z. B. in Aalen, .. und Wasserleitungen, die wie in Ohringen im zentralen Stabsgebäude in einer Zisterne enden und als Heiligtum des Neptun und der Nymphen ausgestaltet sein konnten.
6 Die Soldaten a m Limes .
1 43
Zum Beispiel Reitpferde
Von entscheidender Bedeutung für das Funktionieren der Grenztruppen waren die Pflege und der ständige Nachschub an gut ausgebildeten Militärpferden, von denen entlang des Limes täglich etwa 7.000 bis 1 0 . 0 0 0 im Einsatz waren. Um diesen Be stand zu erhalten, musste eine aufwändige Zucht betrieben werden, die zunächst ein mal das genetische Potenzial bewahren soll te. Aus neuzeitlichen Quellen wissen wir, dass Pferde für den militärischen Einsatz eine etwa dreijährige Ausbildung in speziel len Reitschulen erhielten und erst danach zu der jeweiligen Einheit kamen. Weiterhin mussten eine gewisse Anzahl dieser Remon ten (Jungpferde) als Ersatz für laufende Ver luste bereitgehalten werden. Bei der neu zeitlichen Kavallerie machte diese Reserve 1 5% des gesamten Pferdebestandes aus, auf die Limestruppen bezogen bedeutet dies eine Zahl von ca. 1.000 Jungpferden. Waren die Verluste durch Kriegszüge oder Seuchen deutlich höher, konnte der gesamte Zuchtbe trieb zusammenbrechen, was dann nur noch durch Ankäufe aus entfernteren Regionen auszugleichen war.
Al ltag 'n Krieg und Frieden
Leider wissen wir über die genauen Umstände der Pferdezucht in der römschen Armee fast nichts, auch wenn die Zustände in den neuzeitlichen Armeen grundsätzlich zur Rekonstruktion der Verhältnisse am Limes geeignet erscheinen. Pferdezuchtbetriebe wird es im Hinterland auf den vil/ae rusticae mit Sicherheit gegeben haben, so wie es sich bei der vor einigen Jahren ausgegrabenen Anlage von Bietigheim-Weileren anhand von großen Stallungen und eines gyrus, einer Anlage zum Longieren von Pferden, abzeichnet. Besser belegt ist dagegen die Vorgehens weise bei der Verteilung der Pferde inner halb der Einheiten. Nach einer Tauglich keitsprüfung (probatio) wurde das Tier an die jeweilige Truppe gegeben, wo es in einem Verzeichnis unter dem Namen seines Reiters geführt wurde. Dieser hatte einen Geldbetrag von 125 Denaren als Kaution zu hinterlegen bzw. dieser Betrag wurde ihm vom Sold abgezogen, so dass das Pferd im Besitz des Staates verblieb.
1 37
" Ogelus, Sohn des Malchus: Pferd, vier Jahre alt, [-J rechter Oberschenkel und rechte Schulter mit Brandzeichen, gemustert vom damaligen Praefekten am 20. Oktober 246: 125 Denare. Malchus Goras: Hat sein Pferd verloren. Aurelius Alexander: Pferd, sieben oder mehr Jahre alt, [-J gemustert durch A tilius Cosminus, damals Statthalter am 16. März 251 : 125 Denare. iI Liste von Reitern und ihren Pferden der Cohors XX Palmyrenorum aus dem Jahr 25 1 n. Chr.
•
138
Gesundheitsvorsorge und Hygiene
Weiterhin gehörte zu jedem Kastell ein eige
Auch wenn der Dienst in der Armee in Krieg
nes Badegebä ude, das aber meist au ßerhalb
und Frieden harte körperliche Arbeit war und
des Lagers lag und von den Bewohnern des
nicht selten große Strapazen mit sich brach
Kastelldorfes mitbenutzt werden konnte. An
te, so war weder die Armeeführung noch der
vielen Orten, u . a. in Rainau-Buch und Schwä
Kaiser daran interessiert, die Soldaten kör
bisch Gm ünd, konnten diese Bäder unter
perlich zugrunde zu richten. Ganz im Gegen
su cht werden, so dass wir ü ber deren Aufbau
teil m u ssten alle Versorgungsmaßnahmen
und den Ablauf des damaligen Badevorgan
daran au sgerichtet sein ihre Leistungsk raft
ges sehr genau Bescheid wissen. Der tägliche
möglichst lange zu erhalten. Neben der aus
Besuch eines solchen Bades mit seinem
reichenden Versorgung mit Lebensmitteln
Wechsel von kalten und warmen Bädern war
und frischem Wasser, hatte deshalb auch die
für die Gesundheit der Soldaten von großer
Hygiene und die medizinische Versorgung
Bedeutung.
einen hohen Stellenwert. Jedes Kastell am Limes verfügte ü ber ein Abwassersystem mit meist geschlossenen, holzverschalten Kanälen, die das verbrauchte Wasser nach draußen leiteten. Oft waren an der ti efsten Stelle des Lagers die allge meinen Latrinen untergebracht, die von dem gesa m melten Abwasser versorgt wurden, bevor es unter
144 Quellnymphe aus dem
der Kastell mauer hindurch nach draußen
Kastellbad von Schwäbisch
ge l eitet wurde.
Gmünd-Schirenhof, Kopie im Innenhof des Limesmuseums, 2./3. Jh. n. Chr. 145 Grundriss des Kastellbades von Schwäbisch Gmünd mit seinen Funktionsräumen A+B Umkleideraum/ Apodyterium C Kaltblad/frigidarium D Laubad/tepidarium E Warmbad/caldarium
6
'
Die Soldaten am Limes - Alltag i n Krieg und Frieden
139
144
Kastellbäder am Limes
Die Kastellbäder am Limes gehörten von ihrer Baustruktur her dem so genannten Reihentypus an. Das heißt, die einzel nen Räume vom Umkleideraum (apodyterium), über das Kalt bad (frigidarium), das Laubad (tepidarium) bis zum Warmbad (ca/darium) waren hintereinander angeordnet. Seitlich konn ten noch zusätzlich halbrunde Nischen mit Wannen oder einem Schwitzbad (sudatorium) angegliedert sein. Das Warm- und das Laubad waren mit einer Fußbodenheizung versehen, die meist von einem außerhalb, hinter dem Warmbad liegenden Raum an der Stirnseite aus angefeuert wurde. Gleichzeitig konnte über dem Feuerungskanal ein Kessel mit dem Badewasser beheizt werden. Der Badevorgang selbst war klar festgelegt. Nach dem Aus kleiden und einer ersten groben Reinigung im Kaltbad, rieb der Badegast seinen Körper mit dem mitgebrachten 01 ein, das dann mittels eines Körperschabers (strigi/is) zusammen mit noch vorhandenem Schmutz vom Körper geschabt wur de. Dies geschah im wohltemperierten Laubad, wo man sich auch massieren lassen konnte. Danach betrat man das Warmbad, das eine Raumtemperatur von ca. 50 ° C aufwies, und setzte sich zu den anderen ins heiße Wasser. Nach eini ger Zeit ging man zurück ins Kaltbad und konnte sich dort in einer Wanne mit kaltem Wasser abkühlen. Sofern das Bad über ein Schwitzbad verfügte, konnte dieser Wechsel von warm zu kalt noch durch ein Schwitzbad intensiviert werden.
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c, • • " '
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0, •• . .
.. .
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I
,. ,
145
••
,
"Außerdem gehören zum Dienstbereich des Präfekten die kranken Kameraden ••
und die A rzte, von denen sie versorgt wurden sowie die Kosten für diese Bemühungen.
tI
Vegetius 2, 10,3
•
140
" Aber die im Kriegswesen Erfahrenen meinten, dass tägliche Waffenilbungen für die Gesundtheit der Soldaten zuträg••
lieher seien als Arzte.
tI
Vegetius 3, 2,8
146
Medizinische Betreuung
diese nicht eher bei Bedarf aus den Zivilsied
Trotz aller Vorso rge gab es natü rlich auch i n
lungen hinzugezogen wurden . Dass es solche ••
der römischen Armee immer wieder k ra n k e
Arzte dabei nicht nur in den Kastelldö rfe rn,
Soldaten, die behandelt werden mussten.
sondern auch auf den ländlichen Villen gab,
Wie hoch deren durchschnittliche Zahl war,
bestätigt das Arztbesteck, das in der
ist schwer zu sagen, obwohl es hierzu ei nige
rustica von
Quell e n gibt. So werden in einem Tagesappell
Soldaten mit langwierigen oder schweren
der cohors I Tungrorum aus Vindolanda am
Krankh eiten kon nten zudem i n eines de r vom
Hadrianswall i n Britannien unter 295 anwe
M ilitär unte rhaltenen H eilbäder verlegt wer
senden Soldaten 3 1 als kra n k aufgeführt.
den, die es in jeder Provinz, bzw. im Umfeld
Diese sind wiederum unterschieden in 15 all
eines jeden Legionsstandortes gab. I n Ober
gemein Kran k e , sechs Verwundete und zehn
german ien und Raetien lagen diese Bäder in
Soldaten, die unter einer Auge nkrankh eit
Aquae MattiacorumjWiesbaden, in Aquaej
leiden.
Baden-Baden und im bayerischen Bad Gög
Seit
Augustus war das
Sanitätswesen in der
römischen Armee fest etabliert. Besonders i n den Legio nen gab es große Lazarettgebäude, ••
villa
SontheimjBrenz gefunden wurde.
ging. Dass man bei der H eilung n i cht nur auf die sicher manchmal zweife l h afte Kunst der ••
Arzte vertraute, belegen die Weihungen an
in denen jeweils bis zu zehn Arzte
den keltischen H eilgott
arbeiteten, die von Sanitätern
dessen Vere h rung es an de r Donau in Fai
(medici) (capsarit) unter-
••
Apollo Grannus,
zu
stützt wurde n . Arzte und Sanitäter gehörten
mingen e i n großes H eiligtum gab, dem sogar
zu den
Kaiser
immunes,
wobei auch
belegt sind, die im Rang
medici ordinarii einem centurio
gleichgestellt waren. Sicher belegt ist auch, ••
Caracalla
im Jahre 2 13 n. ehr. einen
Besuch abstattete. Die Sorge der Armee um die k ranken Solda
dass die Armee häufig zivile Arzte beschäf-
ten ging schließlich sogar über deren aktiven
tigte, die zum Teil über vie l e Jahre bei einer
Dienst hinaus. Wegen Krankheit oder Ver
Einheit arbeiteten .
letzungen dienstuntaugliche So l daten wurden
••
Uber die Verh ältnisse am Limes ist dagegen
" missus a causis " entlassen,
wenig bekannt. Sp ezielle Lazarette gab es
Rechte und Privilegien wie bei ein er regul ären
hier wohl n i cht, wobei sic herlich je nach Be
Entlassung erhielten .
darf Räumlichkeiten als Krankenstation e i n gerichtet wurden . Auch ist es unklar, ob jede Einheit ein e n eigenen
medicus hatte
oder ob
wobei sie alle
14 2
-
-
I
148 Der Kaiser beim Opfer mit
Der Soldat und die Götter -
seinen Soldaten, Traianssäule,
Die römische Heeresreligion
Rom, Anfang
2. Jh. n. ehr.
Wie alle Menschen der Antike, so sah sich auch der Soldat einer Vielzahl von Göttern gegenüber, denen er in seinem Alltag begeg nete und deren Wirkkräften er sich ausge setzt glaubte. Durch ein System von Anbe tung, Gelübde und Opfer trat er mit den Göt tern in Beziehung und versuchte sie mittels eines Vertrages, der Ankündigung eines Opfers oder der Weihung eines Altares, zur Erfüllung seiner Bitte zu bewegen (Prinzip des "Do ut Des - Ich gebe damit Du gibst"). Auf zwei verschiedenen Ebenen war der Sol dat dabei in einen religiösen Bezugsrahmen eingebunden. Auf der einen Seite als Indivi duum mit seinen ganz persönlichen religiösen Bedürfnissen und auf der anderen Seite als Mitglied der römischen Armee, die mit dem Kaiserkult und der offiziellen Heeresreligion ihre Existenz und das Wir-Gefühl der Soldaten religiös untermauerte. Auch mit dem Kaiser als oberstem Heerführer, als Repräsentant des
Imperium Romanum und als Stellvertreter luppiters auf Erden, war der Soldat mit sei
nem Gelübde einen Vertrag eingegangen, den er durch seinen Dienst und durch die religiö se Ehrerbietung dem Kaiser sowie den Feld zeichen gegenüber erfüllte.
6
.
Die SOldaten 3m Limes - Alltag in Krieg und Frieden
•
143
Um ein detailliertes Bild der römischen Hee
Auch wenn es im Detail regionale Unterschie
resreligion zu erhalten, können neben den
de in der Kultpraxis der einzelnen Provinzen
••
literarischen Uberlieferung der antiken Auto-
gab, so lässt sich die Religion des Heeres
ren und den Reliefdarstellungen auch archä
bzw. der Soldaten anhand der Quellen aus
ologische Funde wie Götterstatuetten oder
dem gesamten Reich wie auch insbesondere
mit religiösen Motiven verzierte Waffen her
aus der Limesregion in folgende Bereiche
angezogen werden. Besonders aussagekräftig
einteilen:
sind die zahlreich erhaltenen Weiheinschrif ten, da sie als direkte Kultzeugnisse in der
·
Der Kaiserkult, der sich aus der charisma
Regel nicht nur die jeweilige Gottheit, son
tischen Rolle des Kaisers für die Soldaten
dern vor allem auch den Stifter nennen.
ergab.
Bemerkenswert ist dabei, dass ein Großteil
·
Die Kulte der römischen Staatsgötter, die
der Weihedenkmäler wie auch die prunkvoll
der Integration aller Soldaten zu einem
dekorierten Paradewaffen aus der Zeit
römischen Heer dienten.
während die Zeugnisse für das 1. Jh. n. ehr.
(signa), genii, campestres und der disciplina, die auf die
eher selten sind. Der Grund dafür liegt wahr
Notwendigkeit des Kriegsdienstes und die
scheinlich darin, dass ab der Zeit
innere Ordnung des Heeres zurückgehen.
zwischen 150 und 240 n. ehr. stammen,
·
Hadrians
und besonders um 200 n. ehr. unter den
·
Die Kulte der Feldzeichen
Die Kulte der privaten, einheimischen und
severischen Kaisern die wirtschaftliche Lage
orientalischen Götter, die den individuellen
der Soldaten ausgesprochen gut war, so dass
Bedürfnissen der Soldaten entsprachen.
sie sich solche aufwändigen Weihesteine lei sten konnten. Als besonderes Fundstück ist in diesem Zusammenhang noch das so genannte
Duranum
Feriale
zu nennen, ein in Dura Europos in
Syrien gefundener Papyrus mit der lateini schen Abschrift des offiziellen militärischen Festkalenders, der im Vergleich mit anderen Quellen zeigt, dass ein Großteil der römischen Heeresreligion mit der zivilen Kultpraxis in weiten Teilen des Reiches identisch war.
I
I
I 149 Altar für luppiter und zum Wohle der Kaiser, Welzheim, 2./3. Jh. n. Chr.
150 Bronzener Adler von einem Paradehelm?, Heidenheim. Der Adler steht als Symbol für den höchsten römischen Gott luppiter und damit auch für die Person des Kaisers, 2./3. Jh. n. Chr.
•
144
Der Kaiserkult Anders als im hellenistischen Osten, wo die Verehrung des jeweiligen Herrschers als Gott
...
I•
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.
.J n �'. .
seit jeher üblich war, vermieden dies die römischen Kaiser seit
Augustus
im Rückgriff
auf die vermeintlich wiederhergestellte römi sche Republik. Als Stellvertreter
luppiters,
als
Inhaber und Garant des römischen Imperi ums, als Vater des Vaterlandes, oberstem Heerführer und Patron seiner Soldaten, besaß der Kaiser jedoch eine unersetzliche staatstragende Funktion. Die Fürsorge um seine Person, die sich insbesondere in der strikten Einhaltung der von den Soldaten abgegebenen Gelübde widerspiegelte, fand ihren Ausdruck in einer Fülle religiös über höhter Ehrbezeugungen und kultischer Hand lungen, bei denen er aber nicht als Gott ange rufen wurde. Neben dem amtierenden Kaiser verehrten die Soldaten auch zahlreiche der ehemaligen Herrscher, die nach ihrem Tod vergöttlicht - "divinisiert" wurden. Innerhalb des durch das
Feriale Ouranum
überlieferten
militärischen Festkalenders lassen sich 27 Festtage zum Kaiserkult zwischen Januar und September belegen. Zu erwähnen sind dabei vor allem die Feiern anlässlich des Regie rungsantritts des jeweiligen Kaisers
imperit),
(dies
der jährlichen Erneuerung des Ge
löbnisses auf den Kaiser am ersten oder drit ten Januar und der Soldauszahlungen bzw. 149
6
.
Die Sold"ten am Limes
Alltag
Ir
Krieg und Frieden
145
150
Entlassung von Soldaten am siebten Januar,
Um die direkte Vergöttlichung des Kaisers zu
die ja ebenfalls eng mit der Person des Kai
vermeiden, wählten Soldaten wie Zivilisten
sers zusammenhängen.
andere Weiheformeln. Besonders beliebt war
In den Kastellen war der Kaiser durch eine
die Verehrung des Genius
ganze Reihe von Bildnissen präsent, die nach
"Schutzgeistes" des Imperators, der nach
römischem Verständnis quasi als Stellvertre
römischer Vorstellung die Wirkkräfte der
ter die reale Person ersetzen konnten. Neben
Persönlichkeit verkörperte. In den Inschriften
den auf einzelnen Waffenteilen als Orden
taucht er aber nicht isoliert, sondern meist in
oder an den Feldzeichen angebrachten Me
Kombination mit der Weihung an
daillons mit Kaiserbüsten, gab es Feldzeichen
Optimus Maximus,
(imagines),
gleichbar mit diesen Genius-Weihungen sind
die aus einem Kaiserbild auf einer
/mperatoris,
des
/uppiter
abgekürzt 10M, auf. Ver die eben
Stange bestanden und von so genannten Kai
die Anrufungen des
serbildträgern
falls als Synonym für die besonderen Wirk
(imaginifen)
gehalten wurden.
Numen Augusti,
Besonders wichtig waren allerdings die meist
kräfte des Kaisers stehen. Als allgemeine
überlebensgroßen Bronzestatuen der Kaiser,
Ehrenbezeichnung findet sich des Weiteren
die im Fahnenheiligtum oder in der davor
die Formulierung "Pro Salute - Für das Heil",
liegenden Halle aufgestellt waren. Sie dienten
die sowohl für den Kaiser als auch für An
aber nicht als Kultbilder im engeren Sinne,
gehörige seiner Familie verwendet wurde.
sondern als Ehrenstatuen. Von ihrer Existenz
Eine regionale Besonderheit in Obergerma
in den Limeskastellen zeugen eine Reihe von
nien und den angrenzenden Gebieten ist die
Statuensockeln mit entsprechenden Inschrif
Weiheformel "In honorem domus divinae -
ten, vor allem aber die zahlreichen, oft nur
zu Ehren des göttlichen (Kaiser)Hauses", ab
sehr klein erhaltenen Reste der ehemaligen
gekürzt in der Regel INHDD, die seit der Mitte
Großbronzen wie sie sich in Murrhardt, Aalen
des 2. Jh. n. ehr. in gleicher Weise in zivilen
und Dalkingen erhalten haben.
wie militärischen Weiheinschriften vorkommt.
•
146
152
151
Die römischen Staatsgötter Da die römischen Soldaten der Kaiserzeit in den Legionen und Hilfstruppen aus den unter schiedlichsten Regionen des Reiches stamm ten, waren auch ihre religiösen Vorstellungen und die von ihnen verehrten Götter sehr unterschiedlich. Neben dem Kaiser und den Feldzeichen als gemeinsame Bezugspunkte, diente deshalb auch die offizielle Verehrung der römischen Hauptgötter, insbesondere durch die jeweiligen Kommandeure und Offi ziere, der Integration aller Soldaten zu einem römischen Heer. An der Spitze dieser Götter stand die in Rom auf dem Capitol verehrte Capitolinische Trias. Sie war angeführt von
/uppiter,
dem Götter
vater und Gönner des Kaisers als Beherrscher von Himmel und Erde, oft symbolisiert durch den Adler und in den Inschriften als 10M
/uppiter Optimus Maximus
bezeichnet. Mit ihm
zusammen erscheinen seine Gattin als
Regina und Minerva als
luna
Göttin der Vernunft
und des Verstandes. Letztere wurde in den Weiheinschriften auch alleine verehrt und war die Schutzgöttin der schreibkundigen
pa/es.
princi
Einen besonderen Bezug zu den Solda
ten besaßen
Mars
als Kriegsgott und
Victaria
als Göttin des Sieges, die häufig gemeinsam verehrt wurden, wobei die Anzahl der bekann ten Weihungen auch am Limes deutlich gerin ger ist als der direkte Bezug vermuten lässt. Wesentlich häufiger sind dagegen die
153
6
.
Die Soldaten am Limes - Alltag in Krieg und Frieden
151 Altar für luppiter und luno Regina, Jagsthausen-Olnhausen, 2./3. Jh. n. ehr. 152 Bronzene Stirnplatte eines Pferdepanzers, Eining, 3. Jh. n. ehr. Dargestellt ist in der Mitte Hercules mit Keule und Löwenfell unter dem Adler des luppiters, flankiert von Minerva (links) und Virtus (rechts). 153 Altar für Minerva, Aalen Der obere Teil des Altares war als Spolie in einem 1997 ausgegrabenen Nebengebäude der St. Johann Kirche verbaut. Ein Teil der In-
154
schrift sowie der Aufsatz in Gestalt
Weihungen für
Fortuna,
der sowohl als
Fortu
eines Medusenhauptes wurden im
na Redux für die glückliche Heimkehr als auch als Fortuna ba/nearis in den Kastellbädern
Bereich der principia gefunden,
Weihesteine aufgestellt wurden. Als Perso
154 Bronzestatuette des Mars,
nifikationen römischer Tugend- und Heils
BÖbingen, 2./3. Jh. n. ehr.
vorsteIlung galten
155 Statuette der Fortuna mit
Dea Virtus und Sa/us.
Ein
2./3. Jh. n. ehr.
besonderes Vorbild für das oft mühevolle
Füllhorn, Weinsberg, 2./3. Jh.
Soldaten leben war
n. ehr.
Hercu/es,
dessen Bild sich
häufig als Verzierung auf den Paradewaffen wiederfinden lässt. Gerade das Bildprogramm der Waffen und Ausrüstungsteile, das mit seinen Figuren und Symbolen beinahe zu hundert Prozent aus diesen römischen Staatsgöttern besteht, zeigt, wie umfassend die spezifisch römische Prägung des religiö••
sen Umfeldes der Soldaten erfolgte. Uber die wirkliche religiöse Bedeutung dieser Kulte und Symbole für den einzelnen Soldaten sagt dies jedoch nichts aus.
155
147
•
"Zuerst werden die Feldzeichen an ihre
148
Plätze im Lager getragen, weil es für die Soldaten nichts Verehrungswürdigeres gibt. Ii ,
Vegetius 3,
8
.-
156
Die Feldzeichen
Es gab Festtage, wie den Geburtstag der
Wie in allen Armeen bis in die heutige Zeit, so
Truppe, an denen die Feldzeichen besonders
hatten auch für die römischen Soldaten ihre
verehrt wurden, was in den Weiheinschriften
Feldzeichen eine ganz besondere Bedeutung.
mit der Formel "ob natale signorum" benannt
Ausgehend von ihrer Funktion im militäri
wird. Spezielle Feiertage der Feldzeichen
schen Einsatz als taktisches Signalinstru
waren weiterhin die im militärischen Fest
ment, waren sie das zentrale Identitäts
kalender für den 9. und 23. Mai belegten
symbol zur Förderung des "Corps-Geistes"
rosaliae signorum, ein "Rosenfest", bei dem
der jeweiligen Truppe und damit für das
die Feldzeichen anscheinend besonders
Wir-Gefühl innerhalb der Armee von enormer
geschmückt und wahrscheinlich in einer
Bedeutung. Ihre Verehrung hatte im römi
prunkvollen Parade gezeigt wurden.
schen Militär eine lange Tradition und war auch in der Kaiserzeit ein zentraler Faktor der Heeresreligion. Dabei ist jedoch hervorzuhe ben, dass die Feldzeichen nie als "Gottheit" verehrt wurden, denen gegenüber ein Gelüb de ausgesprochen oder ein Opfer darge bracht wurde. Angerufen wurde allerdings, wie schon bei der Person des Kaisers, der jeweilige
norum)
genius der
Feldzeichen
(genius sig
und damit die ihnen innewohnenden
Kräfte. Wie in Kap. 5 ausgeführt, kannte die römische Armee verschiedene Feldzeichen. Den Legionsadler
(aquila) als Zeichen der ganzen Legion, das vexillum als Abteilungs fahne der cohortes in den Legionen und Hilfstruppen sowie der alae, und schließlich das signum als taktische Standarte der Unter abteilungen, der centuriae und turmae. Sie waren im Fahnenheiligtum (capitolium), dem zentralen Raum des Stabsgebäudes (princi pia), aufgestellt.
157
•
6
Die SoldateIl arT' Limes
-
Allt,g in Kie
L
nd Friedel1
•
156 Grabstein des Kaiserbildträ gers Genialis, Mainz,
1. jh. n. ehr.
157 Verehrung der Feldzeichen, Traianssäule, Rom, Anfang 2. jh.
Die Genius-Verehrung
n. ehr.
Eine Besonderheit der römischen Religion
158 Geniuskopf mit Mauerkrone,
stellt die Verehrung der Genien dar, in der
Aalen, 2./3. jh. n. ehr.
Regel männliche Schutzgeister, die die Wirk
Gefunden in einem Raum, Schreib
kräfte von Personen und Personengruppen, ••
stube oder Versammlungsraum,
aber auch von Ortlichkeiten und Gebäuden
rechts vom Fahnenheiligtum. Der
verkörperten. Innerhalb der Armee waren sie
nur schwach ausgearbeitete Hin
besonders beliebt. Sie boten zum einen die
terkopf weist auf die Aufstellung
Möglichkeit, religionspolitisch komplizierte
in einer Nische hin
158
oder abstrakte Kulte wie den des Kaisers oder der Feldzeichen zu personalisieren. Zum anderen konnten Aspekte und Bereiche des Soldatenalltags wie das Kastell oder einzelne Gebäude, aber auch Soldatenkollegien oder einzelne Unterabteilungen als im religiösen Sinne wirksame Bezugsfelder der Soldaten definiert und damit in ihrer Bedeutung erhöht werden. Wie schon der Kult der Feldzeichen, so förderte auch die Verehrung der jeweiligen Genien im hohen Maße das Wir-Gefühl der Soldaten bis in den Alltag hinein. Die bildlichen Darstellungen der Genien ähneln sich sehr und finden sich in gleicher Weise auch in den zivilen Lebensbereichen. Dargestellt werden sie in der Regel als an einem Altar opfernde junge Männer mit locki gen langen Haaren, die meist nur einen Man tel tragen, der den Oberkörper frei lässt und an einer Seite über die Schulter gelegt ist. Auf dem Kopf tragen sie häufig wie auch der Aalener Geniuskopf eine Mauerkrone. In den erhaltenen Weiheinschriften werden die jeweiligen
genii, z. B. genius castrorum, genius cohortis, genius a/ae oder genius centuriae, meist zusammen mit anderen Gottheiten auf geführt. Die in den Limeskastellen erhaltenen bildlichen Darstellungen fanden sich nicht nur im zentralen Stabgebäudes, sondern auch im Bereich der Mannschaftsbaracken, was auf die innige Beziehung der einzelnen Soldaten zu diesen Schutzgeistern hinweist.
149
•
•
150
159 Altar für die campestres,
"Erstes Band des Kriegsdienstes ist die
die Schutzgöttinnen des Exerzier platzes, Heilbronn-Böckingen,
Gottesfurcht, die Liebe zur Fahne und
2. Jh. n. ehr.
die Abscheu vor der Fahnenflucht. Seneca, Briefe 95, 3 5
Campestres und Disciplina Ordnung und Disziplin sowie das ständige Einüben militärischer und taktischer Fähig keiten gehörten zu den herausragendsten Merkmalen der römischen Armee (s. Kap. 3).
.
Demnach verwundert es nicht, dass diese Tugenden und Fähigkeiten im Rahmen des
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t .'
,
•
.
"
•
antiken Religionsverständnisses personali siert und als Gottheiten verehrt wurden. Der Kult der
Campestres,
der Göttinnen des Exer
zierplatzes, sowie die Verehrung der
na
Oiscip/i
sind dabei eng verwandt mit der Vereh
rung der Feldzeichen oder dem Genienkult bestimmter Einheiten. Aus Benningen und Heilbronn-Böckingen liegen Weihesteine für die
Campestres
vor, die von den Komman
deuren der jeweiligen Einheit gesetzt wurden. Auf die Bedeutung der Exerzierplätze weist zudem eine Gruppe von neun luppiteraltären aus Mainhardt hin, die wahrscheinlich auf dem
campus des
Kastells aufgestellt waren.
Sie gehörten zu einem heiligen Bezirk, auf dem anscheinend jährlich am Festtag zum Regierungsantritt des Kaisers
(dies imperii)
oder aber an lässlich der Erneuerung des Gelübdes am 3. Januar ein neuer Altar von dem jeweiligen Kommandeur aufgestellt wur de. Ein Beleg dafür, wie eng die offiziellen Kulte der römischen Heeresreligion miteinan der verzahnt waren.
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6
Die Soldaten
3fT'
Wles
Alltag
In
Krieg u'ld FriE'oen
•
151
Kulträume, Kultpraxis und Kultfunktionäre Für die Bereiche der offiziellen Heeresreligion haben sich im 2. und 3. Jh. n. ehr. insbeson••
dere hinsichtlich der Ortlichkeiten, der Kultpraxis sowie der verantwortlichen Personen feste Abläufe und Regeln entwickelt, die sich anhand der archäologischen Befunde auch für die Limeskastelle rekonstruieren lassen. Der wichtigste Ort der Heeresreligion und
immer Fleischrationen für die Soldaten an.
damit ihr eigentlicher Kultraum lag in den
Welche Bedeutung die offizielle Heeresreligi
principia.
An zentraler Stelle in der hinteren
on für den inneren Zusammenhalt der Armee
Raumflucht liegt bei ihnen das Fahnenheilig
hatte, zeigt sich daran, dass die Offiziere vom
tum, das in der aus Aalen überlieferten Bau
centurio
inschrift als
Kulten eine entscheidende Rolle spielten.
als
aedes
capitolium,
ansonsten aber auch
bezeichnet wird. Hier standen die
bis zum Kommandeur bei diesen
Dies belegt die Tatsache, dass beinahe alle
Feldzeichen und Ehrengeschenke der jeweil
im Bereich der Limeskastelle gefundenen
gen Einheit sowie Statuen oder Büsten der
Altäre und Weihesteine nach Aussage der
Kaiser. Weitere Kaiserbilder und Weihealtäre
Inschriften von den Offizieren oder der Ein
für die verschiedenen Götter wurden zudem
heit insgesamt gestiftet wurden. Gleiches gilt
in der vor dem Fahnenheiligtum liegenden
wohl auch für die Durchführung der Kulthand
großen Querhalle der
lungen, bei denen den Offizieren die entschei
principia
aufgestellt, wie
es in einigen Kastellen, z. B. in Aalen, anhand ••
dende Rolle zufiel, ganz so wie es der Kaiser
der gefundenen Uberreste rekonstruiert wer-
selbst auf den Reliefs der Traianssäule vor
den kann. Die zentralen Opferhandlungen
macht. Sie übernahmen damit quasi die
fanden jedoch nicht im Fahnenheiligtum
Pflichten eines Kultfunktionärs, der diese Auf
statt, sondern in dem offenen Innenhof des
gabe zum Wohle der Truppe und des Staates
Stabsgebäudes, in dessen Mitte in der Regel
ebenso selbstverständlich ausführte wie die
ein Altar stand.
Organisation des Nachschubs oder die
Zu den zahlreichen Festtagen, wie sie im
militärische Führung seiner Einheit. Der Voll
Feriale Duranum
verzeichnet sind, hielten die
Soldaten hier größere Opferhandlungen ab, ••
zug der im militärischen Festkalender aufge führten Kulte wird damit zu einem wichtigen für die die
die sich an den alten römischen Uberlieferun-
Teilbereich der
gen orientierten. Je nach Bedeutung des Fest
Offiziere dem Kaiser gegenüber verantwort
tages wurden Trankopfer, aber auch blutige
lich sind.
Tieropfer durchgeführt, bei denen Schweine, Schafe und Stiere geschlachtet wurden, wie es auch auf den Reliefs der Traianssäule zu sehen ist. Da nur ein kleiner Teile des Fleisches der Gottheit dargebracht wurde, fielen bei solchen Opferhandlungen auch
disciplina militaris,
!
I
I
152
Der Militärische Festkalender Das Feriale Duranum
Palmyrenorum. Er datiert in die Jahre
Getragen von der Idee, für alle Soldaten im
Eintragungen, die sich über neun Monate
ganzen Reich ein einheitliches religiöses
vom 3. Januar bis zum 23. September er
Bezugssystem zu schaffen, wurde von den
strecken. Die Auflistung für die Monate
Kaisern ein allgemeingültiger m ilitärischer
Oktober bis Dezember ist nicht erhalten.
Festkalender eingeführt. Er geht in seinen
Im Vergleich mit Quellen aus dem zivilen
Ursprüngen auf die Republik zurück und
Bereich wird deutlich, dass sich die Auflis
wurde im Laufe der Zeit erweitert und modi
tung nicht von den zivilen römischen Fest
fiziert. Ziel war es, für alle Soldaten einen
kalendern unterscheidet. Auffallend ist die
verbindlichen Ablauf der offiziellen Kulte
große Bedeutung der Kaiserfeste mit 27 Ein
festzuschreiben, wodurch deren Identifika
tragungen.
223-227 n. Chr. Der Kalender enthält 41
tion mit dem Kaiser und dem römischen Reich insgesamt gefördert werden sollte.
Die folgende Auflistung gibt den Text nur
Bei dem
zusammenfassend wieder:
Feriale Duranum handelt es sich um
den auf Papyrus erhaltenen, lateinisch geschriebenen Festkalender der in Dura Europos in Syrien stationierten cohors XX 3. Januar
Wegen Erneuerung der Gelübde (Fahneneid) und zu Ehren des Kaisers Marcus Aurelius Severus Alexander und für die Ewigkeit der Herrschaft Roms. Für luppiter Optimus Maximus einen Ochsen, für luno Regina eine Kuh, für Minerva eine Kuh, für luppiter Victor einen Ochsen, für luno Sospes eine Kuh, für Mars Pater einen Stier, für Mars Victor einen Stier, für Victoria eine Kuh.
7. Januar
Fest anlässlich der ehrenhaften Entlassung von Soldaten und anlässlich der Zählung der geleisteten Dienstjahre. Für luppiter Optimus Maximus einen Ochsen, für luno eine Kuh, für Minerva eine Kuh, für Salus eine Kuh, für Mars Pater einen Stier.
8. Januar
Geburstag des vergöttlichten ...
9.-23. Januar
Geburstag des Lucius Caesar.
24. Januar
Geburtstag des vergöttlichten Hadrian, für Hadrian einen Ochsen.
28. Januar
Fest anlässlich des großen Parthersieges des Septimius Severus und anlässlich der Thronbesteigung des vergöttlichten Traian. Für Victoria Parthica eine Kuh, für Traian einen Ochsen.
4. Februar
Fest anlässlich der Thronbesteigung des Antoninus Pius. Für Antoninus Pius einen Ochsen.
1. März
Fest zu Ehren des Mars Pater Victor, für Mars einen Stier.
7. März
Fest anlässlich der Thonbesteigung des vergöttlichten Marcus Antonius und des vergöttlichten Lucius Verus, für Marcus und Lucius je einen Ochsen.
13. März
Fest anlässlich der Imperatorenernennung Marcus Aurelius Severus Alex anders, für luppiter einen Ochsen, für luno eine Kuh, für Victoria eine Kuh.
14. März
Fest für den Genius des Kaisers Alexander Severus anlässlich seiner Ernennung zum Augustus, zum Pater Patriae und zum Pontifex Maximus.
19. März
Fest zu Ehren der Quinquatria.
4. April
Geburtstag des vergöttlichten Antoninus, für Antoninus einen Ochsen.
9. April
Fest anlässlich der Thronbesteigung des vergöttlichten Severus, für Severus einen Ochsen.
11. April
Geburtstag des vergöttlichten Severus, für Severus einen Ochsen.
21. April
Geburtstag der ewigen Stadt Rom, für die Stadt Rom eine Kuh.
•
6
.
DIE Soldaten alT Limes
Alltag in Krieg Jnd Frieden
•
153
26. April
Geburtstag des vergöttlichten Marcus Antonius, für Marcus Antonius einen Ochsen.
7. Mai
Geburtstag der vergöttlichten Julia Maesa.
9.-11. Mai
Rosenfest zu Ehren der Feldzeichen.
12. Mai
Circusspiele zu Ehren des Mars, für Mars Ultor einen Ochsen.
21. Mai
Fest anlässlich der Ausrufung des vergöttlichten Severus zum Imperator.
24. Mai
Geburtstag des Germanicus Caesar.
31. Mai
Rosenfest zu Ehren der Feldzeichen.
9. Juni
Fest der Vestalinnen.
26. Juni
Fest anlässlich der Ausrufung des Severus Alexander zum Caesar, zu Ehren des Genius des Kaisers einen Stier.
1. Juli
••
Fest anlässlich der ersten Ubernahme des Consulates durch unseren Augustus Alexander.
2.-5. Juli
Geburtstag der vergöttlichten Matidia.
10. Juli
Fest anlässlich der Machtübernahme des Antoninus Pius, für Antoninus Pius einen Ochsen.
12. Juli
Geburtstag des vergöttlichten Julius, für Julius einen Ochsen.
23. Juli
Fest der Neptunalia.
1. August
Geburtstag des vergöttlichten Claudius und des vergöttlichten Pertinax, für beide einen Ochsen.
5. August
Circusspiele zu Ehren der Salus, für Salus eine Kuh.
14.-29. Aug.
Geburtstag der Mutter unseres Augustus Mamaea, für die Juno der Mamaea eine Kuh.
1 5.-30. Aug.
Geburtstag der vergöttlichten Marciana.
31. August
Geburtstag des vergöttlichten Commodus, für Commodus einen Ochsen.
18. September Geburtstag des vergöttlichten Traian und Fest anlässlich der Machtübernahme des vergöttlichten Nerva, für beide einen Ochsen. 19. September Geburtstag des vergöttlichten Antoninus Pius, für Antoninus Pius einen Ochsen. 20.-22. Sept.
Geburtstag der vergöttlichten Faustina.
23. September Geburtstag des vergöttlichten Augustus, für Augustus einen Ochsen.
I
,
I
I
Private Religiosität der Soldaten? Zeugnisse privater Religiosität sind im Gegen satz zur offiziellen Heeresreligion innerhalb des archäologischen Materials am Limes schwerer zu fassen, zumal sich ein individu elles religiöses Bedürfnis nur selten hinter einem Kultobjekt oder einer Weiheformel erkennen lässt. In Abgrenzung zu den Hinter lassenschaften der vom Staat geförderten offiziellen Heeresreligion, lassen sich aber 154
•
eine Reihe von Vorstellungen und Kulten nachweisen, hinter denen eher ein privates Interesse der Soldaten vermutet werden
"Ich bete für deine Gesundheit mein Sohn, und dass dein Pferd vor dem bösen Blick bewahrt werde.
11
Auszug aus einem Brief eines Vaters an seinen Sohn der als Reitersoldat diente, Florida ostr. 15,5.
kann. Neben den verschiedenen Formen des Aberglaubens sind dies vor allem die relativ häufig nachzuweisende Verehrung einheimi scher bzw. lokaler Götter sowie die Kulte der aus dem Orient stammenden so genannten Mysterienreligionen des des
Mithras,
der
Isis und
luppiter Oolichenus.
Aberglauben und Amulette Die vollständige Durchdringung des Alltags und der Umwelt mit positiven wie negativen, göttlichen und dämonischen Kräften, war für Soldaten wie Zivilisten eine allgemeingültige Vorstellung. Schutz versprachen neben den jeweils zuständigen Göttern auch Amulette, die besonders bei Kindern, Tieren oder Ge genständen zum Einsatz kamen, die nicht selbst in Form von Gelübden und Opfern tätig werden konnten. Im römischen Heer finden sich Amulette in Gestalt von Phallusanhän gern besonders häufig am Pferdegeschirr, was die Bedeutung, aber auch die Verletzlich keit der Pferde im Bewusstsein der Soldaten herausstreicht. Warum immer wieder Dar stellungen männlicher wie weiblicher Ge schlechtsteile als Amulette Verwendung fanden ist z. B. bei Plutarch überliefert, der bemerkt, dass alles was unanständig ist und zum Lachen anregt geeignet ist die Augen von übelvermögenden Menschen und Dämo nen auf sich zu ziehen und den Blick vom bedrohten Gegenstand ablenkt.
160
6 Die Soldaten
1'n
Limes
Alltag in Krieg und Frieden
•
155
160 Phallusanhänger und Beschläge als Amulette, verschie dene Fundorte, 2.j3. Jh. n. Chr.
161 Weiherelief der Epona, Welzheim, 2./3. Jh.
n.
Chr.
Einheimische und lokale Götter Neben den Weihungen für die römischen Staatsgötter, die als offizielle Kultakte meist von den Kommandeuren oder Offizieren beauftragt wurden, finden sich in der Limes region auch solche, die sich an lokale Gott heiten oder an solche aus dem Herkunfts gebiet der Soldaten richten
(dei patrilj.
Durch
die zunehmende Rekrutierung der Soldaten am Limes aus dem direkten Umland, lassen sich dabei häufiger auch keltische Gottheiten nachweisen. Diese sind teilweise nur noch an ihrem einheimischen Beinamen zu erkennen, da sie im Zuge der so genannten
Romana
Interpretatio
mit vergleichbaren römischen Göt
tern gleichgesetzt wurden. So weihte der in Heilbronn-Böckingen als
beneficiarius statio
nierte Gaius lulius Quietus einen Altar dem
luppiter
und dem
lische Gott
Mars Caturix, wobei der gal Caturix mit dem römischen Mars
gleichgesetzt wurde. Vergleichbar sind die Weihungen an
Mercur,
der wohl meist mit
dem gallischen Hauptgott gleichgesetzt wur de, und an den Heilgott Apollo
Grannus.
Nur
wenige einheimische Gottheiten behielten ihren keltischen Namen. Weit verbreitet war unter den Soldaten die Verehrung der
Epona,
die als Beschützerin der Pferde besonders bei den Reitersoldaten beliebt war. Zahl reiche kleinere Weihereliefs aus der Limes region zeigen die Göttin auf einem Pferd 161
sitzend.
Mithras
Der
Mithras-Kult, der sich seit dem frühen
2. Jh. n. Chr. im lateinischen Westen des Reiches rasch ausbreitete, bot seinen Anhängern, im Gegensatz zu den offiziellen römischen Kulten, die Möglichkeit einer eigenen religiösen Identität und ist darin mit dem Christentum, aber auch mit dem IsiskuH vergleichbar. Seinen Ursprung hat 156
der
Mithras-Ku/t im persischen Kulturraum,
wo sich seine Entwicklung seit dem 14 Jh. v. Chr. verfolgen lässt. Auch wenn bereits in diesem persischen Kult solche Eigenschaf ten wie die Parallelität zur Sonne oder seine Zuständigkeit für das Wachsen der Natur zu finden sind, scheint sich der römische
Mithras nicht direkt von seinem persischen Vorläufer ableiten zu lassen. Vielmehr han delt es sich wohl um eine Neuschöpfung im
163
Westen des römischen Reiches, bei der im Sinne eines Synkretismus verschiedene religiöse Vorstellungen miteinander ver schmolzen. Der Kult konnte sich trotz des Christentums bis zum Beginn des 5. Jh. n. Chr. behaupten. Geht man zunächst von den archäologischen und epigraphischen Hinterlassenschaften aus, so finden sich die ersten Anhänger des neuen Kultes zu Beginn des 2. Jh. n. Chr. in den Kreisen der Legionssoldaten und privi ligierter Freigelassener. Die Schwerpunkte der Verbreitung im Verlauf des 2. Jh. liegen in Mittelitalien, Dalmatien sowie entlang der Nordgrenze des Reiches an Rhein und Donau. Den Großteil der Anhänger bildeten Soldaten, während Frauen grundsätzlich nicht zugelassen waren. Im Gegensatz zur offiziellen Heeresreligion fehlen die hohen Offiziere der Armee unter den Weihenden der überlieferten Denkmäler. Die zahlreich ausgegrabenen Mithrasheilig tümer, wie z. B. in Mundelsheim, sind meistens kleine, unterirdische oder in den Boden eingegrabene Räume mit zwei langen 162
Bänken und einem zentralen Kultbild, in denen sich die Gemeinde zum Gottesdienst traf. Gleichzeitig waren sie jedoch auch ein Abbild der Höhle in der Mithras den Stier tötete sowie ein Abbild des Kosmos, den Mithras am Leben erhält. Dementsprechend konnte die gewölbte Decke mit Sternen
6
.
D:e Soldaten am Limes
...
Alltag
111
Krieg und Frieden
157
162, 163 Mithrasrelief, Osterburken, 2./3. Jh. n. ehr. 164 Weihealtar für den unbe siegbaren Sonnengott Mithras, Murrhardt, 2./3. Jh. n. ehr. 165 Das restaurierte Mithraeum 164
von Mundelsheim, 2./3. Jh. n. ehr.
bemalt sein oder der Raum an bestimmten Tagen des Jahres von der Sonne erleuchtet werden. Anhand der Größe dieser Kulträu me lässt sich schließen, dass die einzelnen Gemeinden meist nur ca. 10-20 Personen umfassten. In diesen elitären Gemeinden konnte jedes Mitglied mehrere Weihegrade durchlaufen (Rabe/corax, Brautjnymphus, SoldatjmHes, Löwe/leo, Perser/perses, Son nenläufer/heliodromus und Vater/pater),
I
die mit den Planeten und Wochengöttern gleichgesetzt wurden. Als zentraler Teil des Gottesdiestes galt ein Kultmahl in Anleh nung an das heilige Mahl zwischen und
Mithras
Sol, das häufiger, wie in einem Beispiel
aus Lopodunum/Ladenburg, auch auf Reli efs dargestellt wurde. Auf solche Kultmahle
weiterer Bilder aus der Mithraslegende:
weisen auch die immer wieder bei Aus
der Kampf der Götter gegen die Giganten,
grabungen gefunden Reste von Keramik
die Tierkreiszeichen sowie eine olympische
gefäßen und Tierknochen hin.
Götterversammlung im Scheitel, flankiert von
Die herausragensten Funde des
Mithras
Sol in der Quadriga und Luna mit ihrem
Ochsengespann. Wie bei kaum einem an
Kultes sind die großen Reliefs, die den
deren Relief zeigt sich hier die komplexe
Mittelpunkt des jeweiligen Mithraeums
Struktur des Kultes, wozu die Verbindung
bildeten und unter denen das Beispiel aus
mit
Osterburken zu den schönsten gehört. Das
Kräften ebenso gehört wie die Verbindung
Hauptbild zeigt die Tötung des Stieres durch
zu den olympischen Göttern und deren
Mithras als zentralen erlösenden Vorgang,
mythischer Vergangenheit.
durch den die kosmische Ordnung und der Zyklus des Werdens und Vergehens in der Natur erhalten bleibt. Um dieses zentrale Bildmotiv herum finden sich eine Fülle
Sol, Luna und anderen kosmischen
165
,,
•
luppiter Dolichenus ••
Mithras fand auch der Kult des /uppiter Do/ichenus im 2. und 3. Jh. n. Chr. Ahnlieh wie
vor allem unter den Soldaten entlang der Nordgrenze des Reiches bis nach Britannien weite Verbreitung. Der Gott stammte aus der nordsyrischen Stadt Doliche, dem heu tigen Dülük in der Südosttürkei und wurde •
158
dort als lokaler Wetter- und Himmelsgott verehrt. Voraussetzung für seine Ausbrei tung war sicherlich die Aufnahme der Regi on um Doliche, dem Königreich Comma gene, in das römische Reich unter Kaiser
Vespasian. Der eigentliche Grund mag aber darin liegen, dass gerade die Soldaten im Erscheinungsbild des Gottes viele Parallelen zum römischen
/uppiter und zur Person des
Kaisers fanden. Die Denkmäler zeigen
/uppiter Do/ichenus mit
Brustpanzer und Schwert auf einem Stier stehend und in den Händen das Blitzbündel und die Doppelaxt haltend. In Anlehnung an die Rolle
/uppiters als höchstem Gott und an
die Rolle des Kaisers als seinem Stellvertre ter, verkörperte er deren wehrhafte, staats tragende Funktion wohl in Verbindung mit einem religiösen Angebot für den Einzelnen. Die vertrauten Inhalte der offiziellen Heeres religion konnte der Soldat dabei in der Kult praxis mit persönlichen religiösen Bedürf nissen verbinden. Da über die Inhalte des Kultes jedoch keinerlei schriftliche Quellen vorliegen und auch die Denkmäler in ihrer Regelhaftigkeit keine weiteren Aussagen zulassen, bleiben in dieser Hinsicht viele Fragen offen. Die älteste Inschrift außerhalb seines Her kunftsgebietes stammt aus Lambaesis in Nordafrika und datiert in das Jahr 126 n. 166
Chr. Am Limes scheint der Kult weit ver breitet gewesen zu sein, wie sich anhand der zahlreichen Einzelfunde, insbesondere der reich verzierten Kultbleche, aber auch der nachgewiesenen Kulträume, u.a. in den Kastellen Zugmantel, Saalburg und Pfünz belegen lässt. Neben Soldaten gehörten zu den Gemeinden Zivilisten, darunter auch Frauen, die nach dem Zeugniss der Inschrif ten allerdings keine Priesterämter überneh men konnten.
6
.
Die Soldaten am L mes
Alltag in Krieg und Frieden
166 Inschriftenbasis für luppiter Dolichenus aus dem Fundament der St. Johann Kirche, Aalen,
2./3. Jh. n. ehr. 159
167 Bronzeadler als möglicher Aufsatz einer Kultstandarte, gefun den im Fahnenheiligtum, Aalen,
3. Jh. n. ehr. 168 Fragmentiertes Bronzeblech mit Darstellung des luppiter Doli chenus und der luno Regina, dar unter Mars und Minerva, gefunden im Keller unter dem Fahnenheilig
167
tum, Aalen, 3. Jh. n. ehr.
168
Aus Aalen liegen mehrere Zeugnisse für den
Dolichenus-Kult vor. Im Keller des Fahnen •
heiligtums wurde bereits 1895 ein Bronze blech mit eingravierten Darstellungen des Gottes auf dem Stier und der
luno Regina auf
einer Kuh stehend gefunden, das wohl zu einer Kultstandarte gehörte. Zu einer sol chen könnte als Bekrönung auch die kleine bronzene Adlerfigur gehört haben, die eben falls im Bereich des Fahnenheiligtums ent deckt wurde. Und schließlich wurde in den Fundamenten der S1. Johann Kirche vor der
porta praetoria des Kastells eine große In schriftenbasis für luppiter Dolichenus ge funden, auf der vielleicht eine Statue des Gottes gestanden hatte und die von einem
decurio der ala II Flavia gestiftet worden war. Die Auffindung des Kultbleches im Bereich des Fahnenheiligtums könnte ein Hinweis darauf sein, dass der Kult im 3. Jh. n. Chr. auch in die offizielle Heeresreligion aufgenommen wurde. Mit der Zerstörung seines Heiligtums in Doliche durch
Shapur I. im Jahr 253 n. Chr.,
scheint der Kult jedoch ein abruptes Ende gefunden zu haben, da mit der Zerstörung die fehlende Wirkkraft des Gottes bewiesen wurde. Jüngere Denkmäler des Kultes fin den sich jedenfalls nicht mehr.
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es Im erlums 161
"ln jener Zeit trennte er in vielen Gegenden, in denen die Grenze nicht durch Flüsse, sondern einen Limes gebildet wird, die Barbaren mit großen Pfählen, die nach A rt eines mauerähnlichen Zaunes tief ein gerammt und miteinander verbunden wurden.
Ii
Historia Augusta, Hadrian
Der 550 km lange obergermanisch-raetische Limes zwischen Rhein und Donau ist nur ein kleiner Teil der Außengrenze des Römischen Reiches. In weiten Gebieten, wie entlang des Ozeans oder in Nordafrika, waren die Römer bis an die Grenzen der damals bekannten bzw. bewohnten Welt vorgedrungen, wo es keine potentiellen Feinde mehr gab. Die N ordgrenze des Reiches gegen die Germa nen, in Britannien und an der unteren Donau war dagegen durchgehend militärisch gesi chert. Großteils wurde dabei auf die leichter zu kontrollierenden, natürlichen Flussgrenzen
(ripa) an Rhein und Donau zurückgegriffen. Die schwerer zu bewachenden Landgrenzen sicherte man indessen im Laufe der Zeit mit verschieden Befestigungen wie Palisade, Wall und Graben oder einer Mauer. So entstand der Hadrianswall im Norden Britanniens, der Limes in Obergermanien und Raetien und die befestigte Grenzlinie in Dakien. Trotz dieser aufwendigen Sicherungssysteme war die Grenze nicht hermetisch abgeriegelt, sondern eher eine Kontrolllinie, an der die römische 1 69 Rekonstruierter Wachtturm
Armee den Personen- und Warenverkehr
bei Großerlach-Grab.
überwachen konnte.
1 70 Der Hadrianswall bei Housesteads, Großbritan nien 1 7 1 Die Donau beim Kastell Florentia (Dunaszekcsö), Ungarn . 1 7 2 Das Kastell Quasr Bshir, Jordanien.
•
1 62
173 Der Limes als imperiale Barbarengrenze
Die Errichtung einer überwachten Grenzlinie
Von seiner Grundidee her war der römische
wurde schließlich aus römischer Sicht not
Weltherrschaftsanspruch umfassend und
wendig, um das eigene kulturell und wirt
grenzenlos. Auch der Machtbereich des rö
schaftlich hoch entwickelte Territorium gegen
mischen Kaisers, das imperium, war nicht an
das Eindringen von Plünderern und vor un kontrollierter Zuwanderung aus unterent
eine in unserem heutigen Sinne territoriale Grenze gebunden, weshalb der Limes im Ver ständnis der Römer auch keine "völkerrecht liche Grenze" zu den Germanen war. Die
wickelten Gebieten abzuschotten. Diesseits des Limes war das Territorium staatlich ver
Römer kontrollierten vielmehr selbstverständ
Verwaltung, eine einheitliche Währung und
lich die Gebiete jenseits des Limes sowie
Rechtssicherheit.
nördlich und östlich von Donau und Rhein.
War der Limes somit für die Armee eine zu
Einzig Klugheit und die pragmatische Einsicht
überwachende Kontrolllinie, die man regel
in die eigenen Fähigkeiten bewogen sie dazu, im Laufe ihrer Geschichte feste Grenzen ein zurichten. So war es z. B. notwendig, im
mäßig zur Vorfeldsicherung überschritt, so
Osten die Perser als politisch und militärisch gleichwertigen Gegner abzuwehren. In Ger
messen und aufgeteilt, es gab eine römische
bedeutete er für die Provinzbewohner eine klar definierte wirtschaftliche und kulturelle Grenze ihres staatlich abgesicherten und geregelten Lebensumfelds.
manien wie auch in Britannien zwang die
Auch den Germanen wird die Bedeutung des
Abwägung zwischen dem militärischen Risiko
Limes als überdeutliche Kultur- und Reich
und dem politischen wie wirtschaftlichen
tumsgrenze bewusst gewesen sein. Das ••
Nutzen die Römer schließlich dazu, die Ero
Bedürfnis nach Uberwindung dieser Grenze
berungen zu stoppen.
äußerte sich hinsichtlich der Methoden in
Um das neu eroberte Gebiet zu sichern, wur den zunächst Straßen gebaut, die die Kastelle
verschiedenen Vorgehensweisen, die zwi schen Raubzügen und friedlichem Handel
miteinander verbanden, so dass Nachschub, Nachrichten und gegebenenfalls Truppen schnell von Ort zu Ort gelangen konnten.
variierten. Der Limes diente allerdings nicht nur einer militärisch ausgerichteten Grenzpolitik,
Noch vor der Errichtung einer festen Grenz
sondern auch der Kontrolle des Personen
anlage verhinderten Patrouillen am Rande
und Warenverkehrs, so wurden etwa Export
des neuerschlossenen Gebietes das unkon
verbote - z. B. von Waffen - überwacht oder
troliierte Eindringen in das Imperium.
Ein- und Ausfuhrzöll(2 eingezogen.
7.
Der Limes
Am Rande des Imperiums
1 63
1 74 1 75
Der Limes im Vergleich zu anderen Grenzsystemen Die Errichtung einer Grenzbefestigung gegen einen feindlichen Nachbarstaat oder Stamm ist in der Geschichte ein immer wiederkehrendes Phänomen, wobei sich die Befestigungsanlagen wie Grenzzäune,
t
•
Wachttürme und Grenzkastelle in ihrer Struktur stark ähneln. Unterschiede beste hen allerdings in der Intention der Errich tung solcher Grenzen sowie in der jeweili gen Situation der beteiligten Mächte. Cha rakteristisch für den Limes ist dabei die auf
..
•
•
Expansion ausgerichtete "imperiale" römi sche Politik, die starke kulturelle und wirt schaftliche Verschiedenheit der benach
1 73 Wachttürme, Traianssäule,
barten Kulturen sowie die Gewährung eines ••
Rom, Anfang 2 . J h . n. Chr.
kontrollierten Grenzverkehrs. Ahnliche Fak-
1 7 4 Die Chinesische Mauer
toren fanden sich z. B. bei der Chinesischen
175 Die Grenze zwischen der
Mauer, die die chinesische Hochkultur vor
DDR und Westberlin, 1 9 8 2 .
den nomadischen Steppenvölkern schützen sollte oder bei einigen Grenzsystemen in den europäischen Kolonialstaaten. Ebenso vergleichbar sind in der Gegenwart die stark gesicherten und kontrollierten Grenzen zwi schen den USA und Mexiko oder auch die Außengrenzen der Europäischen Gemein schaft. Die auf den ersten Blick äußerlich so ähnliche ehemalige deutsch-deutsche Grenze unterscheidet sich von diesen dage gen durch ihre sehr spezifische ideologisch geprägte Entstehungsgeschichte.
1 64
176
177 Der obergermanisch-raetische Limes
sind drei weitere Ausbauphasen zu beobach
Im Verlauf des 1. Jh. n. ehr. wurden die römi
ten: Um 120-130 n. ehr. wurde eine Palisade
schen Grenzbefestigungen im heutigen Süd
errichtet; um 170 n. ehr. wurden die inzwi
westdeutschland kontinuierlich nach Nord
schen vermutlich zum Teil baufällig geworde
osten verschoben, um eine möglichst kurze Verbindungstrasse zwischen dem Nieder
nen Holztürme schließlich durch Steintürme
und Mittelrhein und den Donauprovinzen zu errichten. Um 100 n. ehr. wurde unter Traian
ersetzt. Ende des 2./Anfang des 3. Jh. n. ehr. verstärkte bzw ersetzte man in Obergermani en die Palisade durch ein weiteres Annähe
diese Straßenverbindung durch die Kastelle
rungshindernis, indem man einen Wall mit
im Odenwald, am Neckar und auf der Schwä
vorgelagertem Graben anlegte, während in
bischen Alb gesichert.
Raetien der Bau einer 1 bis 1,20 m breiten
Um die Mitte des 2. Jh. n. ehr. wurde in Ober
Steinmauer anstelle der Palisade erfolgte.
germanien die Grenze am Neckar, auf der Alb und im Odenwald aufgegeben und durch die
Die Wachttürme entlang des Limes standen in Sichtweite ca. 400-800 m voneinander
rund 30 km östlich davon verlaufende Grenz linie von Miltenberg nach Lorch ersetzt. Das Ziel dieser Maßnahme war wohl, das gesam te, sehr fruchtbare N eckarland in das Provinz
entfernt, so dass die Soldaten die Grenzan lage beobachten und kontrollieren konnten:
gebiet einzugliedern. Gleichzeitig wurde auch
Boten an den nächsten Truppenstützpunkt
der westraetische Grenzabschnitt nach Nor
gemeldet.
den bis zum Nordrand des Remstales ver
In seiner letzten Ausbauphase bildete der
schoben und mit den bereits bestehenden
Limes ein durchgehendes Hindernis zwischen
Grenzanlagen im Bereich von Weißenburg
Rhein und Donau, das von etwa 900 Wacht
verbunden.
türmen kontrolliert wurde. Nahe hinter dem
Diese Grenze - die heute obergermanisch raetischer Limes genannt wird - bestand zunächst aus einer Waldschneise, die für die
Limes lagen in größerem Abstand ca. 120 Kastelle von unterschiedlicher Größe. Die hier stationierten Truppen sandten Patrouil
Patrouillen geschlagen wurde. Der Patrouil
len aus und überwachten den Grenzverkehr.
lenweg wurde mit Hilfe von Holztürmen über-
An den Grenzübergängen, die bei einigen
••
••
Ein Ubertritt wurde mit Rauchzeichen, Signalfeuer, akustischen Signalen oder einem
wacht. Im Laufe der Zeit wurde das Uber-
Wehranlagen festgestellt werden konnten,
queren dieser Linie mit immer effektiveren
waren Zollstationen eingerichtet.
Hindernissen erschwert. Im wesentlichen
7 Der Limes .
- Am
Rande des
Imperiums
Der Begriff "Limes" war für die Römer nicht gleichbedeutend mit einer befestigten Land grenze, sondern wurde im Lateinischen für "Schneise" oder "Grenzweg" benutzt und bezog sich in diesem Sinne keineswegs zugleich auch auf die militärischen Einrich tungen wie Kastelle, Wachttürme oder die Grenzbefestigung selbst. Die Bezeich nung der ausgebauten, römischen Grenze in Ober germanien und Raetien als Limes geht auf
1 78. 1
ein Fehlinterpretation einer Tacitusstelle (Germania, 29,3) zurück; die ursprüngliche Bezeichnung ist nicht bekannt.
2.
1 76 Der Limes aus der Luft ge sehen, Haghof bei Welzheim. 1 77 Reste der Limespalisade bei 3
Rainau-BuchjSchwabsberg 1 7 8 Limesphasen 1 und 2 Der Patrouillenweg wird von Holz türmen aus überwacht, später kam eine Palisade dazu. L i mesphasen 3 und 4 Die baufälligen Holztürme werden durch Steintürme ersetzt. Die Palisade wird in der Provinz Ober germanien mit Wall und Graben verstärkt, i n Raetien aufgegeben
4
und eine Mauer aus Stein gebaut.
1 65
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1 79
Das Land wird erschlossen
1 7 9 Landvermesser mit der groma,
Nach der Eroberung eines Gebietes wurde
dem Peilgerät zum Schlagen von
das Land flächendeckend von den Römern
rechten Winkeln.
erschlossen. In die Wälder wurden Schnei sen geschlagen, die Kastelle wurden unter
1 8 0 Soldaten roden das Land,
einander und mit dem Hinterland durch
Traianssäule, Rom, Anfang des
.
Straßen verbunden. Das Land wurde vermessen, Grenzen wurden gezogen
2 . Jh. n . ehr.
(Iimitatio) .
Grundprinzip der Einteilung einer neuen
1 8 1 - 1 85
Fläche waren zwei Grundlinien
Limeswachtturm,
(cardo maxi
mus und decumanus maximus), die sich recht
Modell 1 : 1 0, Limesmuseum Aalen
winklig schnitten. Dadurch wurde ein Ko
1 8 2 Soldat auf der Galerie
ordinatensystem erstellt, mit dem andere
1 8 3 Ein Reiter überbringt eine
Flächen festgelegt werden konnten. Auf
Botschaft
diese Weise wurden ganze Landstriche in
1 84 Wachstube
Parzellen unterteilt und konnten verpachtet werden.
1 80
1 85 Wohngeschoss
7
•
.
Der limes -- Am Rande des Imperiums
I ••
182
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183 16 7
I
181 Wachttürme
Von den Türmen haben sich nur die Funda mente erhalten, weshalb man bei der Rekon struktion auf Vergleiche aus anderen Regio nen und Abbildungen auf Reliefs angewiesen ist. Die Wachttürme hatten drei Stockwerke; aus Sicherheitsgründen lag der Eingang im mittleren Stock und konnte daher nur über eine Leiter erreicht werden. So war die Tür 1 84
für einen Angreifer unerreichbar. Das Erdge schoss konnte wegen der fehlenden Fenster nur eingeschränkt genutzt werden und diente vermutlich als Vorratskammer. Im ersten Stock befand sich der Wohnraum der Wach soldaten, die hier die Zeit zwischen den Wachen verbrachten und schliefen. Darüber lag der Dienstraum der Wache, von dem aus entweder durch die großen Fenster oder von der umlaufenden Galerie aus der Limes be obachtet werden konnte.
185
16 8
186
1 87
Das Kastell -
Der Bau des Kastells unterlag festen Regeln:
keine Festung, sondern Kaserne
Der Grundriss sollte rechteckig sein, die Kan
Die mil itärisch bedeutendsten Einrichtungen
ten ein Verhältnis von 2:3 haben. Die vier
am Limes waren die Kastelle, die immer mit dem gleichen Grundriss angelegt wurden. So
Tore lagen sich jeweils gegenüber und wur
kannte jeder Soldat seinen Platz, die Truppe konnte schnell geordnet das Lager beziehen
den durch Straßen verbunden. Diese Haupt straßen liefen auf den Mittelpunkt des Lagers
und auch wieder verlassen. Wenn die Truppe nur kurz am Ort blieb, genügten Wall und Gra
zu, wo die principia lagen, deren Eingang durch die via praetoria, der Straße zum Haupt tor (porta praetoria) zu erreichen war. In den
ben, die Soldaten schliefen in Zelten. Dauerte
principia waren nicht nur die Diensträume des
der Aufenthalt länger, mussten winterfeste
Kommandeurs untergebracht, sondern auch
Quartiere gebaut werden. Blieb die Truppe
die Schreibstuben der Verwaltung (tabu/aria),
wie am Limes auf unbestimmte Zeit, wurden
die Waffenkammern (armamentaria) und das
Umwehrungen aus Stein gebaut. Trotz der
Fahnenheiligtum (aedes), in dessen Keller die
starken Mauern und dem vorgelagerten Grä ben war das Kastell als solches keine Fest ung, die lange Belagerungen aushalten konn
Truppenkasse aufbewahrt wurde. Neben den
te. Seine Aufgabe war es vielmehr, Soldaten an einem bestimmten Ort bereitzuhalten, die dem Feind weit außerhalb der Mauern entge gentraten.
principia findet sich das Wohnhaus des Kom mandeurs (praetorium), Speicherbauten (hor rea) und in manchen Kastellen ein Lazarett (va/etudinarium). Die Mannschaftsbaracken lagen im vorderen (praetentura) und hinteren (retentura) Lagerteil. Die Kastelle lagen im Abstand von etwa 8-12 km voneinander entfernt hinter dem Limes. In ihnen waren die Truppen stationiert, die die Besatzungen der Wachttürme und die Pa trouillen stellten. Die Größe der Anlage rich tete sich nach der Truppenart und Anzahl der Soldaten, die darin Quartier beziehen sollten: So benötigte eine normale cohors quingenaria etwa 2 ha, eine cohors mi/iaria etwa 3 ha, eine
a/a etwa 3-4 ha und die a/a mi/iaria fast 5 ha in Heidenheim und fast 6 ha in Aalen.
7 . Der limes - Am Rande des Imperiums
169 188
190
189
186
Idea lrekonstrukion eines
Kastells 1B7
Rekonstru ktion eines
Kleinkastells 1BB
Tor und Ma uer
190
Wo hnhaus des Kommand eurs
191
192
192
Mannschaftsbaracke
(praetorium)
In den kleinen Kammern sch lief
Das Wohnhaus des Kommandeurs
je eine Zeltgemeinschaft (contu
war den städtischen Häusern der
bernium) von ca.
Oberschicht nachempfunden. So
Der größere Kopfbau war den
mussten der Offizier und seine
Offizieren vorbehalten.
8
Mann.
,
Familie auch am Rand des I mpe
Die Umwehrung bestand i n der
ri ums auf gewohnten Luxus nicht
193
ersten Phase
verzichten.
der verschiedenen Einheiten am
(1.
bis Anfang 2. J h .
n . Ch r.) aus einem Erdwall, der
Größenvergleich der Kastelle
Limes:
von Rasensoden gehalten wurde.
191
Mitte des
Speicherbau (horreum)
1.
Kleinkastell
(0,03
ha)j
2.
N umerus-Kastell
Im Speicherbau wurde der Vorrat
3.
Kastell einer cohors qui ngenaria
Wal l durch eine Steinmauer
a n verderblichen Lebensmitteln
(2
ha)j 4. Kastell einer ala quin
ersetzt. Vor der M a uer liefen
gelagert, vor allem Getreide. I h r
genaria (4 ha)j 5. Kastell einer ala
Gräben als Annäherungshindernis
Boden war auf Pfei lern erhöht, Luft
miliaria
um das Kastell.
konnte darunter hindurchziehen.
2.
J h . n. Chr. wurde der
(6
(0,6
I
ha)j
halo
Dadurch blieben die gelagerten 1 B9 Stabsgebäude (principia) ·
Güter trocken.
I m Fahnen heiligtum/aedes stan den die Feldzeichen der Einheit, im Keller diese Raumes lagerte auch die Truppenkasse.
·
I n den Schreibstuben/ta bulari a wurden Anwesenheitslisten geführt, Nachschub verwaltet und der Briefverkehr abgewickelt
·
·
Waffenkammern/armamentaria Halle/basilica f ü r Truppenapelle und Exerzierübungen bei schlech
2
tem Wetter. 193
170
,
,
•
\
194
195
194
(Die Kaiser Septimius Severus und Caracalla)
Bauinschrift eines Limes
wachtturms im Odenwald
haben die Rasensodenmauer des Kastells der
195
Soldaten errichten ein befes
tigtes Lager, Traianssäule, Rom,
cohors I Brittonum miliaria, weil sie aus Alters
Anfang 2. Jh. n. Chr.
gründen zusammengefallen war, durch ihren Statt
196
Ein anlässlich der Errichtung
halter Octavius Iulianus in Stein Wiederhergestellt.
eines Wachttu rms (burgus)
Inschrift aus dem Kastell Bum besti, Rumänien, 201 n. ehr.
Optimus Maximus
gesetzter Weihestein für luppiter
Ihr habt eine schwierige Wehrmauer gebaut, wie
196
sie für ein dauerhaftes Lager üblich ist, und dafür nicht mehr Zeit gebraucht als für eine Mauer aus Rasensoden. Hadrian a n eine Kohorte nach einem Manöver i n N ordafrika Inschrift aus Lambaesis,
128
n . Chr.
"Das Lager muss aber stets, zumal der Feind nahe ist, an einem sicheren Ort errichtet werden, so dass Holz und Futter und Wasser ausreichend vorhanden ist, und falls man sich länger aufhalten muss, ein gesundheitlicher zuträglicher Platz ausgewählt wird. Vegetius
22, 1.
iI
•
7
.
Der Limes - Am Rande des Imperiums
•
197
Abwehr eines Einfalls i n das
römische Reich durch die Grenz truppen: Germanen (blau) plündern eine römische Siedlung (rot), werden von römischen Soldaten verfolgt und vor dem Li mes abgefangen. Gleichzeitig u nter nehmen Einheiten benachbarter Kastelle eine Strafexpedition in germanisches Gebiet Grenzpolitik am Limes
des Wohlstandes. Die Germanen trieben mit
Als der obergermanisch-raetische Limes um
den reichen römischen Provinzen Handel.
die Mitte des 2. Jh. n. ehr. unter Antonlnus
Dieser Reichtum lockte aber auch kleine
Plus angelegt und in der Folgezeit ausgebaut
Gruppen zu Raubzügen. Sie drangen in die Provinzen ein, plünderten Reisende oder
wurde, war die römische Armee die unange fochtene Macht in der Region. Die germani schen Stämme auf der anderen Seite stellten bis in das 2. Viertel des 3. Jh. n. ehr. keine wesentliche Bedrohung dar. War Gefahr in
Villen aus und setzten sich mit ihrer Beute ••
wieder ab. Gerade diese Uberfälle wurden durch die Hindernisse an der Grenze zwar nicht verhindert, aber deutlich erschwert, da
Form eines großen, politisch motivierten
der Grenzübertritt von den Soldaten auf den
Angriffs in Verzug, wurden die betreffenden
Wachttürmen bemerkt und weitergemeldet
Stellen durch diplomatische Kontakte, römi
werden konnte. So konnte die Armee den
sche Händler und weitreichende Patrouillen
Raubzug der Plünderer, die möglichst schnell
frühzeitig in Kenntnis gesetzt, so dass der
das militärisch kontrollierte Grenzland durch querten und lohnende Beute suchten, zwar
jeweilige Statthalter angemessen reagieren konnte. Sollte diplomatischer Druck versa gen, konnte immer noch ein Präventivschlag geführt werden, bei dem das Provinzheer die feindliche Ansammlung schon weit vor dem Limes ohne Gefahr für das Hinterland angriff.
nicht mehr verhindern, aber immerhin mehre re Gegenmaßnahmen einleiten: Reiter aus dem nächstgelegenen Kastell folgten den Eindringlingen, beobachteten sie und störten sie beim Plündern, die langsameren Fuß
••
Für großangelegte Uberfälle war der Limes
soldaten warteten am Limes auf die Rückkehr
bedeutungslos, da er keine Wehranlage zur
der Räuber. Mit Beutegut auf Wagen, Vieh
Verteidigung des römischen Reiches im
herden oder Gefangenen konnte die Grenz
eigentlichen Sinne, sondern nur eine über wachte Grenzlinie war, was vor allem zur Zeit
sperre aber nicht mehr unbehelligt überquert werden. Wenn sich der Zug dem Limes wie
der Krise des 3. Jh. n. ehr. durch den Abzug großer Truppenteile aus dem obergerma
der näherte, griffen die Fußsoldaten und die dem Raubzug folgenden Reiter die Eindring
nisch-raetischen Grenzgebiet und durch die daraus resultierenden vermehrten Uberfälle
linge an. Gleichzeitig rückten Truppen aus anderen Kastellen zu einer Strafexpedition
von Germanen deutlich wurde (Kap. 10).
aus, überfielen die nächstgelegenen Siedlun
Die Grenze zwischen dem römischen Reich
gen der Germanen und brannten sie nieder.
••
und den Germanen war vor allem eine Grenze
171
,
,
172
198
"Als er im Feindesland stand, durchzog
Soldaten nehmen Gefangene,
Traianssäule, Rom, Anfang 2. Jh.
er weite Landstriche, ohne dass sich ihm
n. Chr.
jemand entgegenstellte; die Barbaren hatten sich zurückgezogen. Er verwüstete also das ganze Land, besonders das fast erntereife Getreide, steckte die Dörfer in Brand und überließ sie dem Heer zur Plünderung. " Strafexpedition des Kaisers Maximinius Thrax ü ber den Limes nach dem Germaneneinfa l l von Herodian
Commodus sicherte das gesamte Ufer; indem er Tilrme von Grund auf neu errichtete und Besatzungen an ..
gilnstigen Orten dem heimlichen Ubersetzen von Räubern entgegenstellte. Bauinschrift der Grenzbefestigung a m Donau-Ufer aus Intercisa,
184
n . Chr.
233
n. Ch r.,
•
7
.
Der Limes - Am Rande des Imperiums
•
173
Reinhardsachsen
Der Limes in Baden-Württemberg -
Walldürn
Kastellorte und Grenzanlagen
Buchen-Hettingen
Reinhardsachsen Osterburken
An dem nördlich von Walldürn gelegenen Limesabschnitt befindet sich das Kleinkastell Haselburg, das seit 1782 dem Steinraub aus gesetzt war. Im Jahre 1892 erfolgte die erste
Jagsthausen Jagst Kocher
Ausgrabung im Auftrag der Reichslimes ••
Ohringen
kommission, 1975 wurde die Innenbebauung archäologisch untersucht. Das auf einer Anhöhe, nur 60 m vom Limes entfernte Kastell wurde im Zuge der Limes vorverlegung errichtet; es konnten zwei Pe rioden nachgewiesen werden. In der ersten umfasste das Lager 0,15 ha; nach einem Brand wurde es an gleicher Stelle wiederauf
•• Welzheim
Lorch
• Schwäbisch Gmünd
• Böbingen
gebaut und auf 0,22 ha vergrößert. Es war nun mit 60-80 Mann belegt und anfangs mit einer Holzumwehrung versehen, bevor diese gegen Ende des 2. Jh. n. ehr. durch eine Steinmauer ersetzt wurde.
1 99 Der Limes in
Das Kastell war mit einer vexil/atio aus Mil
Baden-Württemberg
tenberg oder Walldürn belegt. Aufgrund der Nähe zum Limes ist davon auszugehen, dass ••
die Aufgabe der Besatzung die Uberwachung eines bislang nicht nachgewiesenen Limes durchgangs war, der wahrscheinlich in der Verlängerung der Lagerhauptsstrasse zu suchen ist. Heute sind die konservierten Grundmauern des Osttores im Gelände zu sehen.
•
Walldürn
1 99a Fortunaaltar aus dem
Bereits im Jahre 1828 sind hier erstmals
Badegeläne von Walldürn
Grundmauern des auf einer Anhöhe liegen den Numeruskastells entdeckt worden. Gegen Ende des 19 Jh. n. ehr. wurde das Kastell und das ca .. 60 m südöstlich davon 174
gelegene Badegebäude im Reihentypus durch die Reichslimeskommission archäologisch untersucht. Aufgrund einer Inschrift ist ein numerus Brittonum, also Soldaten aus Britannien, als Besatzung der in der frühen zweiten Hälfte des 2. Jh. n. ehr. errichteten Anlage bekannt. Die Lage zwischen den Kastellen von Milten berg und Osterburken würde hier eigentlich ein Kohortenkastell erwarten lassen, zumal es sich auch um einen strategisch wichtigen Punkt handelt: nur einen halben Kilometer
Buchen-Hettingen
entfernt liegt der Wachtposten WP 7/39, an
Hier konnten zwei Kastelle nachgewiesen
dem der Limes, von Nordwesten kommend,
werden. Bereits 1892 wurde das im Zuge der
einen Knick nach Süden macht.
Limesvorverlegung angelegte und schon nach
Von dem Kastell selbst, sind die Mauern nur
kürzester Zeit wieder aufgegebene Kleinka
noch aufgrund leichter Bodenerhebungen zu erahnen. Im Zuge einer Nachuntersuchung 1972 konnte das Badegebäude konserviert
stell "Altheimer Straße" entdeckt, das durch das 400 m südlich auf einem Sporn günstiger gelegene Kleinkastell "Hönehaus" abgelöst
werden und dient seitdem als Freilicht
wurde. Dessen Lage legt die Vermutung
museum; der im Umkleideraum gefundene
nahe, dass es als einer der Hauptvermes
Altar der Fortuna aus dem Jahr 232 n. ehr.,
sungspunkte des nur 78 m östlich davon
der die Besatzung des Kastells nennt, ist
gerade nach Süden verlaufenden Limes dien
heute als Kopie im Bad aufgestellt.
te: Die Sicht war hier sowohl nach Norden als
Am Limeslehrpfad von Walldürn, einer 2,2 km langen Strecke entlang der Grenze, bekommt der Besucher anhand konservierter Reste
auch nach Süden gewährleistet. Im Lager sind vermutlich Soldaten des numerus Brit
eines Wachtturms und einer Palisadenrekon struktion einen Eindruck von der antiken
tonum aus Walldürn stationiert gewesen. Während vom Kastell "Altheimer Straße" heute oberirdisch nichts mehr zu sehen ist,
Befestigung.
zählt das Kastell "Hönehaus" zu einem der besterhaltensten Limesbauten; die knapp 1 m breite Umfassungsmauer des ca. 41 x 47 m großen Lagers wurde restauriert. Nördlich der Kastelle befindet sich an der Altheimer Straße der Limeswachtturm WP 7/48, dessen Grundmauern nach seiner Freilegung konserviert wurden; im Süden des Kleinkastells sind die Reste eines weiteren Wachtturm (WP 8/1) zu betrachten.
•
7
.
Der Limes - Am Rande des Imperiums
200 Die konse rvierten Grund mauern des Kaste l ls Osterburken 200a Modellansicht des neuen Römermuseums Osterburken 175
Nur 500 m vom Limes entfernt liegt hier
zirk einer Beneficiarierstation entdeckt. Vor
einer der bedeutendsten Militärstützpunkte
einem über einer Quelle stehenden Holztem
am obergermanischen Limes, zu dem neben einem Kohortenkastell auch das später an
pel für Dea Candida, fanden sich in sieben
das ältere Lager angebaute Numeruskastell gehört. Das etwa 2 ha große Kohortenkastell
aus den Jahren 174 - 238 n. Chr. Zu den bedeutendsten Funden aus Osterbur
mit seinen 16 Türmen wurde einer Inschrift nach zwischen 148 und 160 n. Chr. von der
ken zählt schließlich das im 19. Jahrhundert zutage gekommene große Mithrasrelief. Im
22. Legion aus Mainz erbaut, stationiert war
Vorfeld eines Museumsneubaus konnte
hier die cohors III Aquitanorum, die zuvor am
schließlich 2004-2005 das große Kohorten
Odenwaldlimes in Neckarburken lag.
bad großflächig untersucht werden. Im Sep
Unter Commodus wurde durch die 8. Legion
tember 2006 eröffnet das neu erbaute
aus Straßburg dem Kastell ein Annexbau an
Römermuseum Osterburken, in dem nicht nur
der Ostseite hinzugefügt. Mit knapp 1,4 ha war er ausreichend für einen numerus von etwa 150 Mann. Wahrscheinlich war hier
die vielfältige römische Geschichte des Ortes, sondern der ganzen Region zwischen Oden
der zuvor in Neckarburken stationierte nume rus Brittonum Elantiensium untergebracht.
Reihen über 30 Weihealtäre der Beneficiarier
waldlimes und Vorderem Limes präsentiert wird. Das Museum, ein Zweigmuseum des Archäologischen Landesmuseums Baden
Das trapezförmige Lager liegt am Hang und
Württemberg, soll neben dem Limesmuseum
vom höchsten Punkt konnten die Soldaten
als überregionales Informationszentrum zum
Sichtverbindung zu den Limestürmen im
UNESCO-Welterbe Limes dienen.
Osten halten. Noch heute erhalten und konserviert sind die Westmauer des Kohortenkastells sowie die Umwehrung des angebauten Annexkastells. Die eindrucksvollen Reste können innerhalb einer öffentlichen Parkanlage besucht werden. Das sogenannte Numerusbad wurde zwischen 1976 und 1979 ausgegraben und ist heute innerhalb des Museums unter einem Schutz bau konserviert. Im Jahr 1982 wurde bei Tief bohrungen für eine Autobrücke der Weihebe-
Der Limes bei Jagsthausen
201
••
und Ohringen •
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Osterburken
176
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Jagsthausen Das bereits im 19 Jh. entdeckte und zusam men mit dem vicus ab 1984 systematisch und großflächig ergrabene Kastell in Jagsthausen
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lag an einem wichtigen verkehrsgeographi schen Punkt: Hier galt es nicht nur den Schnittpunkt des Limes mit der Jagst zu beobachten, sondern die schon in vorrömi
,
l�mJh. , . I
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scher Zeit genutzte Fernstraße auf dem
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Höhenrücken zwischen Kocher und Jagst, die
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vom Neckartal her nach Osten ins freie Ger
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,
manien führte, zu kontrollieren. Das im Zuge der Verlegung der Grenze nach Osten erbaute ca. 2,5 ha große Lager war seiner Ausmaße wegen wohl mit einer teilwei se berittenen Einheit belegt. Inschriften nen nen die cohors I Germanorum.
,
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Die Lage an einer wichtigen Handelsstraße und an einem schiffbaren Fluss, machten den
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Kastellvicus von Jagsthausen zu einem wichti gen Handelsplatz. Damit gelangte die Bevöl
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,
kerung zu einem gewissen Wohlstand, der
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sich in den archäologischen Funden wider spiegelt. Von dem Kastell ist heute im Gelän de nichts mehr sichtbar. Südlich des Lagers konnten zwei Badegebäu de nachgewiesen werden, von dem das eine
11
,
konserviert und als Freilichtmuseum gestaltet wurde, in dem Abgüsse der wichtigsten am
,
Ort gefundenen Steindenkmäler zu sehen sind. ,
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Der Lirnes
-
Arn Rande des Irnperiurns
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Ohringen Bereits in den 60er Jahren des 18. Jahrhun. derts sind in Ohringen zwei Kastelle entdeckt .
worden. Das ältere ("Bürgkastell") mit 2,2 ha liegt auf einer Terrasse über der Ohrn und wurde Anfang des 20 Jh. n. Chr. weiter aus gegraben. Dabei konnte die zum größten Teil
177
aus Holz errichtete prineipia entdeckt werden, in deren Innenhof ein den Nymphen geweih tes Heiligtum nachgewiesen wurde, zu dem eine Wasserleitung führte. In einem Brunnen innerhalb des Stabsgebäudes fanden sich fünf Inschriftensteine, die als Weihe- und Bauinschriften in direktem Bezug zum Nym
phaeum stehen. Das Kastell hatte drei Bauphasen, von denen die erste eine ungewöhnlich starke Befesti gung mit einer Holz-Erde-Mauer und drei Ver
Gleichen
teidigungsgräben aufweist. Dies legt die Ver
.. Zwischen Ohringen und Mainhardt befindet
mutung nahe, dass das Kastell zunächst als
sich bei Gleichen ein sechseckiger Wacht
Basis für die Errichtung der neuen Grenzlinie
turm (WP 9/51), der 1893 ausgegraben
bei der Vorverlegung des Limes diente.
wurde. Er steht an einem Knick des Limes, auf der ansonsten schnurgerade verlaufen
Gleiches gilt auch für das Kohortenkastell beim Rendeistein, das etwas später gegrün det wurde. Dieses systematisch von 18921894 ergrabene Kastell hatte eine Fläche von
den Grenzlinie von Jagsthausen zum Haghof bei Welzheim. Außer dem ungewöhnlichen Grundriss ist auch die Dicke der Mauern
2,16 ha und lag 230 m vom Limes entfernt.
bemerkenswert, da sie wesentlich breiter als
Es konnten zwei Bauphasen nachgewiesen
üblich sind. Sowohl die sechseckige Form als
werden.
auch die breiten Mauern weisen darauf hin, dass der Turm besonders hoch war. Vermut
Als Besatzungen für die Kastelle sind die
lich konnte man von hier aus bis zum Kastell
Cohors I Helvetiorum und die Cohors I Septi miana Belgarum, ein Numerus Brittonum Murrensis und ein Numerus Brittonum Cal...
Hönehaus bei Buchen-Hettingen im Norden schauen, auch ein weiter Blick in Richtung
und ein Numerus Aurelienses bezeugt. Die .. hohe Truppenkonzentration in Ohringen steht eventuell in Zusammenhang mit germani schen Siedlungen im unmittelbaren Vorfeld des Limes. Von keinem der beiden Kastelle ist heute oberirdisch noch etwas zu sehen. . In Ohringen entwickelten sich nicht nur bei .
den Kastellen zivile Sieldungsgebiete, son dern auch im heutigen Stadtgebiet. Unter Mare Aurel wurde diese Siedlung mit dem Namen vicus Aurelianus belegt. Ob sie, wie lange behauptet, der eivitas-Hauptort der civitas Aurelia war, ist nach der Entdeckung einer neuen Sieldung in Neuenstadt am Kocher nicht mehr gesichert.
Süden war möglich. Die Mauerreste des Turmes sind heute in konservierter Form zu sehen.
•
•
178
202 Altar mit Weiheinsch rift, ••
O h ringen. Der den Nymphen für das Wohl und den Sieg des Com modus aufgestellte Altar datiert den Bau der Wasserleitung in das Jahr 187 n. Chr. Commodus' Name wu rde im Zuge der damnatio memoriae getilgt.
Das nymphaeum von Öhringen Die i n einem Brunnen in der prin cipia
gefun
denen Weihesteine standen ursprünglich im Bereich des
nymphaeum im Innenhof des
Gebäudes. Die Inschriften von drei großen und zwei kleineren Altären geben verschie dene Auskünfte zu dem Heiligtum. Ein Altar, der zu Ehren des
Commodus aufge
stellt wurde, sichert den Bau der Wasser leitung, die das
nymphaeum speiste, für das
Jahr 187 n. ChI'. Sie wurde auf Befehl des Statthalters Obergermaniens ausgeführt. im Jahre 231 n. Chr. wurde die Wasserlei tung erneuert und nach dem herrschenden Kaiser
Severus Alexander benannt. Wohl ••
durch einen Uberfall von Germanen zerstört, wurde sie 241 n. Chr. wiederherge stellt, worüber eine Weihung für die
Nym
phis perennibus berichtet. Die Leitung wurde nun nach dem herrschenden Kaiser Gordian 1/1. benannt. Die Quelle der Wasserleitung ist unbekannt, wobei die in einer Inschrift genannte Länge von 5.907 oder 5.797 Fuß (1.748,5 bzw. 1.716 m) und die Topographie des Ortes darauf hinweisen, dass sie außer halb des Limes gelegen haben könnte. Zusammen mit den Steinen wurden in dem Brunnen eine große runde bronzene Scheibe entdeckt, deren Funktion bislang nicht ge klärt werden konnte: Eventuell handelt es sich um die Abdeckung eines Brunnens.
•
7
.
Der Limes - Am Rande des Imperiums
Mainhardt Das genau zwischen den Kastellen Murrhardt ••
und Ohringen auf einem nach Norden abfallenden Plateau gelegene Lager wurde noch im 19. Jahrhundert als Steinbruch genützt, bevor um 1900 durch die Reichslimes kommission erste archäologische Untersu chungen vorgenommen wurden. Das um die Mitte des 2. Jh. n. ehr. errichtete Kastell (2,4 ha) war von der zuvor in Walheim stationierten cohors Asturum equitata belegt,
179
deren Aufgabe es in erster Linie war, den Höhenweg von Heilbronn zu den Salzquellen bei Schwäbisch Hall und den nördlichen Teil des Keuperberglandes zu schützen. Später wurde die Einheit nach Britannien verlegt und durch eine namentlich unbekannte ersetzt. Heutzutage ist nur noch wenig zu sehen: unter anderem die Südwestecke mit einem
202a Der rekonstru
rechteckigem Turm und der restaurierte Teil
Großerlach-Grab
ie rte Limesturm bei
der Westmauer, vor der noch der DoppelMurrhardt
graben zu betrachten ist. Etwa 300 m östlich des Kastells wurde 1975,
Das Kohortenkastell wurde erstmals 1876
nur 75 m vom Limes entfernt, ein Kleinkastell
angeschnitten und 1892 unter der Leitung
(540 m') entdeckt. Vermutlich gehört es zur
der Reichslimeskommission archäologisch
Spätphase des Limes, als die Grenze durch
untersucht. Das 1,2 km vom Limes entfernte Kohortenkastell hatte eine Größe von ca.
solche zusätzlichen Anlagen verstärkt wurde. Zu diesen Anlagen könnte auch das Klein kastell Rötelsee bei Welzheim zählen, das im übrigen einen identischen Grundriss aufweist.
2,2 ha. Im Zuge der Vorverlegung des Limes errich tet, liegt das Lager über der Talaue der Murr
Von der Anlage selbst ist heute im Gelände
auf einer Hochterrasse und war mit den
nichts mehr zu sehen.
Kastellen in Welzheim und Mainhardt durch Straßen verbunden.
Großerlach-Grab
Stationiert war hier die cohors XXI volunta
Im Jahr 1892 wurden südlich von Grab die
riorum civium Romanorum, die zuvor in Ben ningen lag. Als weitere Einheit sind die explo
Grundmauern eines Wachtturmes mit qua dratischem Grundriss (3, 9x3, 9 m) freigelegt (WP 9/83). Auf dem zweithöchsten Gelände punkt am obergermanischen Limes liegend,
ratores Triboci et Boi für Murrhardt gesichert, die vermutlich in einem bislang nicht bekann
stellt er die einzige Rekonstruktion eines stei
ten Kleinkastell saßen. Von dem Kohorten kastell selbst ist heute oberirdisch nichts
nernen Limeswachturmes in Baden-Württem
mehr zu sehen.
berg dar. Die hölzerne, um den gesamten
Nördlich und westlich des Kastells, im Be
Turm laufende Brüstung, wurde nach Darstel
reich der heutigen Altstadt von Murrhardt, lag
lungen auf der Traianssäule in Rom rekon
der vicus, der zum größten Teil durch mittel
struiert.
alterliche und neuzeitliche Bodeneingriffe
Der Turm war wohl einer der Hauptvermes sungspunkte der Limesstrecke, denn von hier aus konnte man im Norden bis jenseits von
zerstört ist.
Mainhardt und im Süden bis zum WP 9/ 116 beim Spatzen hof auf der Höhe von Kaisers bach blicken. Vor dem Turm wurde ein kleiner Abschnitt des Limes rekonstruiert.
•
•
180
203
Welzheim
Das ebenfalls um 150 n. Chr. errichtete so
Am südlichen Ende der geraden, 80 km lan
genannte Westkastell im Bereich des heuti
gen, obergermanischen Limesstrecke liegt
gen Ortes wurde 1895/1896 entdeckt. Mit
••
Welzheim, das wie Ohringen mit einem Kohorten- und einem Kleinkastell ausgestat tet war. Beide Lager befinden sich auf der
4,3 ha ist es eines der größten Kastelle am obergermanischen Limes und war mit einer
Hochfläche über der Lein. Im Jahre 1886 wurde das kleinere der beiden,
berittenen Einheit besetzt; durch eine In schrift ist eine Ala I ... benannt, wobei es sich wahrscheinlich um die zuvor in Cannstatt sta
das so genannte Ostkastell, entdeckt und
tionierte Ala I Scubulorum gehandelt haben
1894 durch die Reichslimeskommission aus
wird. Heutzutage ist oberirdisch nichts mehr
gegraben. Das Gelände ist heute als archäo
zu sehen.
logischer Park ausgewiesen. Die Ausdehnung des Kastells ist mit einer Rosenhecke und
Am nördlichen Ortsrand von Welzheim be
einem Erdwall angegeben. Die Besatzung des
findet sich ein drittes Lager, das so genannte
um 150 n. Chr. angelegten Kastells kann nicht genau bestimmt werden; eine Inschrift nennt einen Numerus Brittonum L.... und
Kleinkastell Rötelsee, auf einer leichten
exploratores.
Anhöhe, welches erstmals 1895 untersucht wurde. Das 0,3 ha große Kastell wurde im späten 2. Jh. n. Chr. errichtet und war ur
Große Teile des Kastells sind konserviert und
sprünglich wohl mit 10-20 Mann belegt. Auf
teilweise rekonstruiert worden - unter ande
fallend ist die Nähe zu den beiden anderen
rem das in Originalgröße wiederaufgebaute
Lagern in Welzheim. Möglicherweise steht
Westtor mit einem Teil der Mauer und dem
das Kastell in Zusammenhang mit einem -
Graben.
bislang nicht nachweisbaren - Limesdurch
Zu den bedeutendsten Funde aus Welzheim zählt der Schuhfund aus einem Brunnen auf
gang an dieser Stelle; aber auch die Lage auf
dem Gelände des Ostkastells. Aus einem zweiten Brunnen im Kastell stammen Teile
vorragende Blick in das Germanien jenseits des Limes war sicher von Bedeutung. Das
eines Gesichtshelms und pila muralia, doppel
Kleinkastell wurde in seinen Grundmauern
spitzige Hölzer, die als Angriffshindernis auf
konserviert, die Grundrisse der hölzernen
gestellt wurden.
Innenbebauung sind durch Betonplatten
einer Anhöhe und damit verbunden der her
markiert.
7
.
Der Limes
-
Am Rande des Imperiums
•
181
203
Das rekonstruierte Westtor
des Ostkastells von Welzheim 204
Der Limes bei Welzhe im
204
, Murrhardt
Kleinkastell R6tel.ee
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Welzheim ,
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Ostkastell
(
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_/ :11'1,
!
•
205
Bronzebuchstaben einer
Bauinschrift vom Kaste l l Schwäbisch Gmünd 206
Begin n der raetischen Mauer
im Rotenbachtal 182
'-- 206
205
Lorch
Schwä bisch Gmünd
Das ca. 1 km vom Limes entfernte Kohorten
Im Rotenbachtal zwischen Lorch und Schwä
kastell Lorch lag an der Straße von Cannstatt
bisch Gmünd liegt die Grenze zwischen bei
durch das Remstal nach Raetien und stellt
den Provinzen, einer der wichtigsten Punkte
den südlichsten Stützpunkt des obergerma nischen Limes dar. Es wurde bereits 1893
des obergermanisch-raetischen Limes: Hier treffen der obergermanische Limes mit seiner Konstruktion aus Wall, Graben und Palisade und die raetische Mauer zusammen. Auf rae
entdeckt, wobei durch die Reichslimes kommission die Umfassungsmauer ausge graben werden konnte. In den Jahren
tischer Seite befindet sich auf einer Anhöhe
1986/87 wurde die Innenbebauung näher
über dem Rems- und Rotbachtal das Klein
untersucht.
kastei l Freimühle, von dem heute nichts mehr
Das 2,47 ha große Lager wurde im Zuge der
sichtbar ist. Es wurde 1901 entdeckt und
Verlegung der Grenze nach Osten errichtet,
1902 im Auftrag der Reichlimeskommission
die Besatzung ist unbekannt, es handelte sich
untersucht. Seine Lage mit Sichtverbindung
aber wohl um eine teilberittene Einheit von
zum Kohortenkastell auf dem Schirenhof ••
500 Mann, die zuvor vermutlich in Grinario/ Köngen lag. Der Nordturm des Westtores ist
in Schwäbisch Gmünd spielte bei der Uberwachung des Limes eine Rolle.
in seinen Fundamenten restauriert, ansons ten ist heute oberirdisch nichts mehr sicht
Das Kleinkastell Kleindeinbach liegt 50 m südlich des Limes, rund 300 m westlich der
bar.
Provinzgrenze Obergermaniens und wurde in den Jahren 18 8 8 und 1892 ergraben. Das Kleinkastell ähnelt dem Kastell Rötelsee am Ortsrand von Welzheim und diente sowohl ••
der Uberwachung der Provinz- als auch der Reichsgrenze. Heute ist die Umwehrung nur noch durch eine flache Erhebung zu erken nen. Obwohl der Rotenbach die eigentliche Grenze zwischen den beiden Provinzen ist, beginnt die raetische Mauer bereits etwas westlich davon am abfallenden Hang. Der Mauer anfang konnte 1983 freigelegt und konser-
•
viert werden; nach Osten setzt sich die Mauer heutzutage als Schuttwall fort. Der An
7
.
Der limes - Am Rande des I mperiums
fang des raetischen Limes wurde ursprüng lich durch einen Altar markiert, der am wahr scheinlichsten den fines, den Grenzschutz gottheiten geweiht war. Die Inschrift ist nicht mehr erhalten. Am Stadtrand von Schwäbisch Gmünd konnte auf einer Bergzunge beim Schirenhof 1886- 18.88 ein ca. 2 ha großes Kohorten kastell durch die Reichlimeskommission frei gelegt werden. In dem um die Mitte des 2. Jh.
183
n. ehr. errichteten Lager war vermutlich die cohors I Raetorum stationiert. Vom Kastell selbst ist nichts mehr zu sehen, allerdings konnte das außerhalb liegende Bad vom Rei hentypus restauriert werden. Aus konserva torischen Gründen wurde der Originalbefund wieder zugeschüttet und die Grundmauern
207
oberhalb der Aufschüttung rekonstruiert.
Schwäbisch Gmünd
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Der Limes bei
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Der Limes bei Rainau-Buch
und Dalkingen 209
Das Kaste l l Rainau-Buch.
Durch die geomagnetischen Messungen lassen sich Gebäude 208
strukturen klar erkennen
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Rainau-Buch
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Aalen
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Der Limes - Am Rande des Imperiums
1 85
209
Böbingen
Rainau-Buch
Auf einem Geländesporn über dem Remstal
In den Teilorten von Rainau, Dalkingen,
lag das ca. 2 ha große Kohortenkastell von
Schwabsberg und Buch befindet sich ein
Böbingen. Die Lage an diesem Ort ist durch
1 1, 5 km langer archäologischer Lehrpfad,
die topographischen Begebenheiten zu er.. klären, hatte man doch hier einen Uberblick über den 15 km langen Limesabschnitt von Herlikofen bis zum Kolbenberg mit insgesamt
auf dem der Besucher die verschiedenen Befestigungstypen am raetischen Limes in
20 Wachposten. Nachdem zuvor bereits römi
In Buch konnte das Kohortenkastell bereits
sche Reste geborgen werden konnten, wurde
zu Beginn des 19 Jh. n. Chr. nachgewiesen
das Lager 1886 nachgewiesen und 1892 im
werden. Das Lager liegt über der Niederung
Auftrag der Reichslimeskommission ausge
der Jagst und dem Ahlbachtal, etwa 1,2 km
graben. Zwischen 1930 und 1935 ist aller
vom Limes entfernt. Es diente vor allem der
dings die gesamte praetentura durch die An legung eines Steinbruches zerstört worden.
Sicherung und Kontrolle des Jagsttales, dem
Rekonstruktionen sowie anhand konservier ter Ausgrabungstätten besichtigen kann.
Im Jahre 1973 konnte der restliche Lager bereich systematisch ausgegraben werden.
natürlichen Zugang vom freien Germanien ins Hinterland des Limes. Außer dem Südtor sind auch noch Teile der Kastellmauer konserviert.
Das Kastell wurde um die Mitte des 2. Jh. n.
Mit einer Größe von 2,1 ha war es vermutlich
Chr. angelegt. Die hier stationierte 500 Mann
mit einer 500 Mann starken cohors III Thra
starke cohors VI Lusitanorum ist belegt.
cum veteranum belegt.
Von dem Limeskastell sind heute nur noch
Der vicus des Kastells konnte in mehreren
Reste der Südmauer und des Südtors sowie
Grabungskampagnen untersucht werden.
die Südostecke mit einem Turm und Teile der
Die zahlreichen Funde aus diesen Grabungen
Ostmauer mit einem Zwischenturm zu sehen.
belegen einen florierenden vicus am raeti
•
schen Limes. Neben zahlreichen Holzbauten gelang es das Kastellbad und zwei weitere Steinbauten auszugraben und zu konservieren.
In Rainau-Schwabsberg wurde 1976 ein Teil der Limespalisade entdeckt, die dendro chronologisch ins Jahr 165 n. ehr. datiert werden konnte. Sie diente vor der Errichtung der raetischen Mauer als Grenzbefestigung und bestand aus der Länge nach halbierten Eichenstämm en, die durch Querhölzer mit einander verbunden waren.
186
Im Wald Madholz befindet sich einer der besterhaltensten Abschnitte des raetischen Limes. Neben der Rekonstruktion eines Tei les der raetischen Mauer in der Originalhöhe von 3 m, können dort auch ein wiederaufge bauter hölzerner Wachtturm mit Palisa deneinfriedung und die konservierten Reste eines steinernen Wachtpostens betrachtet 210
werden.
In Dalkingen konnte ein für den gesamten
Halheim
obergerm anisch-raetischen Limes einzigar
Das Kleinkastell Halheim bei Ellwangen
tiges Bauwerk archäologisch untersucht wer
Pfahlhei m wurde 1 894 ausgegraben; auf
den: das so genannte Limestor. In mehreren
einer leichten Anhebung gelegen, befindet es
Bauphasen entwickelte sich hier ein Limes durchgang von einem einfachen Wachtposten
sich gleich neben der Limesmauer. Es weist eine Fläche von ca. 0,8 ha auf und ist damit eine der kleinsten Anlagen am obergerma nischen-raetischen Limes. Die Aufgabe des
zu einem repräsentativen Bauwerk. In seiner letzten Bauphase aus dem beginnenden 3. Jh.
••
n. ehr. handelte es sich um ein, nach Vorbild
hier stationierten numerus lag in der Uberwa-
eines Ehrenbogens gestaltetes Tor, das die
chung des Lim esabschnittes, der östlich
raetische Mauer unterbricht. An der Süd-Ost
davon abknickt. Der Zeitpunkt der Errichtung
Seite des Prunktore wurden Reste eines
der Anlage ist unklar. Der Umriss des Klein
überlebensgroßen Kaiserstandbildes gefun
kastells wird heute durch eine Hecke mar
den, unter anderem Teile eines Bronze
kiert.
schwertes mit Adlerkopfknauf. Vermutlich ist die Anwesenheit Caraca//as in Raetien und der Sieg über die Germanen 2 13 n. ehr. mit diesem ungewöhnlichen Befund in Verbin dung zu bringen. Um 234 n. ehr. wurde das Tor, wahrscheinlich infolge eines Alamannen angriffs, durch ein Feuer zerstört.
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Rekonstruierter Holzturm
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bei Rainau Buch 211
Rekonstruktionszeichnung
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Luftbild der resta urierten
Ruinen des limestores von Dalki ngen
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2 1 3 Eiserner Gesichtshelm eines Reitersoldaten der ala
11
Flavia,
Aalen, 2./3. J h . n. ehr. 2 1 4 Rekonstruktion des Kaste l ls Aalen 2 1 5 Luftbild des zentra len Kastell areals mit der principia und dem Limesmuseum
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"Am 11. August kamen die Arvalbrüder auf dem Kapitol ( ) zusammen] weil unser . . .
Hen; der erhabenste Kaiser Alarcus Aurelius Antoninus Augustus (Caracalla) im Begriff war, über den Limes von Raetien in das Gebiet der Barbaren vorzustoßen] um die Feinde mit Stumpf und Stil zu vertilgen. Damit dieses Unternehmen für ihn mit Erfolg und Glück ausgehe] brachten sie das Opfer dar durch Lucius Armenius Peregrinus. Aus den Arvalakten zum Jahr 2 13 n. ehr.
Das Kastell der ala II Flavia miliaria im heuti gen Aalen ist mit etwa 6 ha Fläche das größte römische Reiterkastell nördlich der Alpen. Von etwa 160 n. Chr. bis um die Mitte des 3. Jh. n. Chr. waren hier 1.000 Reitersoldaten stationiert. Der Kommandeur der Einheit bekleidete die höchste Rangstufe der ritterli chen Karriereleiter und war bis zur Stationie rung der legio 1II Italica in Regensburg der zweithöchste römische Beamte der Provinz Raetia nach dem Statthalter in Augsburg. Die Reiter der ala II Flavia übernahmen auf Grund ihrer hohen Mobilität zentrale Aufgaben am Limes, kontrollierten das gesamte Vorfeld des raetischen Limes oder waren zum Statt halter nach Augsburg abkommandiert. Bei den umfangreichen Ausgrabungen auf dem Kastellgelände wurden die monumenta len principia/Stabsgebäude freigelegt, die in ihren Dimensionen die Bedeutung der Einheit und damit des gesamten Truppenstandortes dokumentieren. Das Limesmuseum steht heute direkt auf der Hauptstraße des ehema ligen Kastells und damit direkt auf einem Teil des UNESCO-Welterbes. Die restaurierten Grundmauern der prin cipia sind heute hinter dem Limesmuseum in dem neu angelegten Archäologischen Park zugänglich.
215
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216
218
217 Die Geschichte der ala 1 1 Flavia pia fidelis
Den ehrenvollen Beinamen pia fidelis/die
miliaria
Fromme und Treue erhielt sie wahrscheinlich
Die 1 .000 Mann starke ala 1 I Flavia pia fidelis
wegen ihres loyalen Verhaltens während des
miliaria lässt sich als Besatzung der Kastelle von Heidenheim und Aalen zweifelsfrei nach weisen. Als sichere Belege gelten die Bau
Aufstandes des obergermanischen Statthal ters L. Antonius Saturninus im Jahre 88/89 n. Chr. in Mainz. Ihr erstes Lager in Raetien
inschriften und die Weihung an luppiter Doli
dürfte die a/a in Gontia/Günzburg bezogen
chenus mit der eindeutigen Nennung der Ein heit aus dem Kastell Aalen sowie der Grab
haben. Die Verlegung nach Heidenheim er folgte Anfang des 2. Jh. n. Chr. im Zuge des
stein des Sextus Aurelius Victor aus Kirch
Ausbaus der Straßenverbindung vom Neckar
heim am Ries oder der in Heidenheim gefun
an die Donau. Um 1 60 n. Chr. wurde die
dene Grabstein des Reiters lu lius. Weitere
Truppe nach Aalen an den neuen vorderen
klare Hinweise liefern die Ziegelstempel der Einheit, die an beiden Orten und auch in
raetischen Limes verlegt. In Raetien war die Einheit bis zur Stationierung der legio 1 1 1 Ita
Günzburg gefunden wurden.
lica in Castra Regina/Regensburg um 1 80
Die Umstände und der Ort der Gründung der ala 1 1 Flavia sind dagegen unklar. Diskutiert
n. Chr. die vornehmste Truppe. Das Ende der Einheit ist ebenso unsicher wie
wird, ob die Einheit mit der ala 1 1 Flavia Gemi
ihre Entstehung. Allgemein ist davon auszu
na gleichzusetzen ist, was aber bisher nicht
gehen, dass in der Krise des 3. Jh. n. Chr. mit
bewiesen werden konnte. Diese, Anfang der
den häufigen Einfällen germanischer Plünde
70er Jahre des 1 . Jh. n. Chr. von Vespasian
rer gerade die hochmobilen Reitereinheiten
aufgestellte Truppe, ist durch M ilitärdiplome
nicht in taktisch ungünstiger Lage an der vor
aus den Jahren 74 und 82 n. Chr. für das
deren Grenze verblieben, sondern frühzeitig
obergermanische Heer nachgewiesen und
in das Hinterland verlegt wurden, ohne dass wir für die Aalener Einheit einen konkreten
war wahrscheinlich in Okarben in der Wetter au stationiert. Dass diese Einheit später dort nicht mehr nachzuweisen ist, könnte bedeu
Stationierungsort kennen würden. Letztlich werden die Reiter der ala 1 1 Flavia in das seit
ten, dass sie noch u nter Domitian nach Rae
der M itte des 3. Jh. n. Chr. neu entstehende
tien versetzt wurde und ihren Namen änder
Bewegungsheer integriert worden sein, mit
te. In einem Diplom aus dem Jahre 107 n.
dem der Kaiser und seine Feldherren flexibler
Chr. aus Weißenburg wird nämlich erstmalig
auf die Herausforderungen der Zeit reagieren
der Name der ala 1 1 Flavia pia fidelis erwähnt.
konnten.
8
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Das Kastell Aalen - Die Schaltzentrale am limes
2 1 6 Ziegelstempel der ala
Wir waren dabei -
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11
Flavia,
Aalen, 2./3. Jh. n. ehr.
Inschriftlich bekannte Angehörige der
2 1 7 Detail des Mi litärdiploms des
ala I I Flavia miliaria pia fidelis
Reiters Quintus aus der ala
11
191
Fla
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Praefecti
2 1 8 Grabstein des Sextus Aurelius
Tiberius Claudius Rufus
Victor, Kirchheim am Ries,
nach einem Militärdiplom aus
2./3. J h . n. ehr.
Regensburg
2 1 9 Einhenkelkrug mit Besitzer
Marcus Ulpius Dignus aus Cibalae in der Provinz Pannonia
graffito DECORATVS TURMA(e)
.. .ius Lollianus •
inferior, nach einem Militärdiplom
PRIS(ci) - Decoratus aus der turma
aus Faimingen
des Priscus, Aalen, 2./3. Jh. ehr.
219
nach einer Bauinschrift in Aalen
. . . lUS
nach einer Bauinschrift in Aalen
...Vetus
nach einer Bauinschrift in Aalen
Unbekannt
nach einer Inschrift aus Segermes, Provinz Africa
Decuriones T. Vitalis Adventus
nach der Weihinschrift für
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Dolichenus aus Aalen Marius Marcellus
Veteran, nach einer Inschrift in Augsburg
Priscus
nach einem Graffito auf einem Tonkrug
Equites Quintus,
aus Africa, nach dem Militärdiplom
Sohn des Lucius
aus Faimingen
Secundus,
nach dem Militärdiplom aus
Sohn des Sasirus
Regensburg
T. Flavius Quintinus
Reiter der kaiserlichen Garde in Rom, Grabinschrift aus Castel Gandolfo
Victorinus Longinus
Reiter in der Garde des Statthalters in Augsburg, Grabinschrift aus Augsburg
Decoratus
nach einem Graffito auf einem Tonkrug
Unbekannter Rang Iulius ...
Grabinschrift aus Heidenheim
Sextus Aurelius Victor Grabinschrift aus KirchheimjRies
•
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2 2 0 Die Karriere eines namentlich unbekannten Praefekten der ala 1 1 Flavia nach einer Inschrift aus Segermes i m heutigen Tunesien ·
Praefekt einer cohors XX.volun tariorum (militia I)
•
192
·
Tribun in der legio XIII Gemina in ApulumjAlba lulia in der Provinz Dacia (militia 11)
·
Praefekt der ala Vettonum i n der Provinz Brita nnia (mi litia 1 1 1 )
·
Praefekt der ala 1 1 Flavia miliaria in Aalen (militia IV)
·
Beauftragter für den Straßen bau in Italien als curator viae Pedanae östlich von Rom Der Aalener Praefekt -
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Herr über 1 .000 Reiter
Die Kommandeure der ala II Flavia beklei
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deten als praefecti a/ae die vierte und damit höchste Rangstufe der ritterlichen Offiziere und waren nach dem Statthalter in Augusta Vindelicumj Augsburg und dem Legions legaten in Castra Reginaj Regensburg die
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Als Angehörige des Ritterstandesj ordo eque
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sondern aus den führenden städtischen Schichten der Provinzen. Sie waren auch kei ne Berufsoldaten, sondern absolvierten zwi schen ihren militärischen Posten auch immer ••
zivile Amter. Nicht selten übernahmen sie d abei Posten in ganz verschiedenen Regio nen, was ihr Selbstverständnis als "römische Reichsbeamte" förderte aber auch die Schaf
. Chef der Fina nzverwa ltung,
fung von persönlichen Machtzirkeln und Seil
procurator Augusti, in der Provinz
schaften erschwerte. So werden auch nach
Pannonia superior mit Sitz i n
Aalen immer wieder Offiziere aus den ver
Poetovio jPettau.
schiedensten Regionen des Römischen Reiches abkommandiert worden sein. Da es
. Verwalter der kaiserlichen Güter, Hadrumetinae, bei Hadrumen
im gesamten Reich nur sieben a/ae mi/iaria e gab, war der in der Regel für einige Jahre
tumjSousse(Tunesien) in der
übernommene Posten in Aalen besonders
Provinz Africa proconsularis
begehrt und wurde nur entsprechend quali
procurator Augustorum regionis
fizierten Offizieren übertragen.
2 2 1 Idealrekonstruktion des römischen Aalen von Nord
1 93
westen aus mit dem Kastell und dem Kastellvicus
Die Römer in Aalen
Diese bestand aus den typischen Streifen
Im Gegensatz zu anderen Regionen im heuti
häusern, nur vor der porta praetoria auf der
gen Südwestdeutschland gehörte das Gebiet
Ostseite gab es einige repräsentative Stein
um Aalen nur ca. 100 Jahre zum römischen
gebäude, wie das große Kastellbad und wohl
Reich. Erst um 160 n. ehr. entschloss sich die römische Armee die Grenze der Provinzen
ein großes Rasthaus/mansio. Im Zusammen hang mit den zunehmenden germanischen Uberfällen im Verlauf des 3. Jh. n. ehr. wurde die ala II Flavia vermutlich schon vor der
Germania Superior und Raetia nach Osten bzw. Norden zu verschieben. Der Grund lag wahrscheinlich in der militärischen Absiche
••
endgültigen Aufgabe des Limes abgezogen,
rung der fruchtbaren Gebiete des Neckarta
während die Zivilsiedlung bis in die Jahre um
les und des Nördlinger Rieses, die für die Ver
260/270 n. ehr. Bestand hatte. Nicht ein
sorgung der Truppen von großer Bedeutung
deutig zu klären ist, ob der heutige Namen
waren. Gleichzeitig konnte dabei die wichtige
Aalen von a/a abzuleiten ist oder eher mit
West - Ost - Verbindung zwischen Neckarland
dem heutigen Flussnamen Aal in Verbindung
und Nördlinger Ries durch das Remstal ein bezogen werden. Das Gebiet des heutigen Aalens bot sich dabei aufgrund des bequemen
steht. Eine Ableitung von a/a würde allerdings eine wie auch immer geartete Bevölkerungs
Albübergangs nach Süden d urch das Brenztal und die nach Norden verlaufenden Flusstäler von Jagst und Kocher aus verkehrstopogra phischen Gründen als Kastellstandort an. Die wichtigste Reitertruppe der Provinz, die 1000 Mann starke a/a // F/avia mi/iaria wurde in das neu errichtete Kastell verlegt. Als hochmobile Einheit überwachten die Reiter von Aalen aus den gesamten westraetischen Grenzabschnitt, konnten aber genauso inner halb eines Tages das Limesvorfeld bis zum Main oder das Hinterland bis nach Augsburg kontrollieren. Auf der Süd- und Ostseite des Kastells entwickelte sich wie überall am Limes eine schnell wachsende Zivilsiedlung.
kontinuität voraussetzen, für die es bis heute von archäologischer Seite keinerlei Belege gibt.
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222
Das Kastell
Forschungsgeschichte
Das Kastell Aalen l iegt etwa 5 km südlich des
Die erste systematische Untersuchung des
eigentlichen Limes. Dieser verläuft in diesem
Kastells fand im Rahmen der Fo rschungen
Abschnitt von Südwesten nach Nordosten und schneidet die Flußtäler von Kocher und
der Reichslimeskommission in den Jahren
Jagst, die nach Norden aus dem Reichsgebiet hinausführen. Durch das Brenz- und Remstal
man die Umwehrung des Lagers und auch Teile des Stabsgebäudes. Im Jahre 1 962
boten sich den Römern gute Verbindungen nach Süden und Westen, während Richtung
erfolgte im Vorfeld der Errichtung des Limes museums die Ausgrabung des linken Lager
Osten auf kurzem Wege das Nördlinger Ries
tores/porta prin cipa/is sinistra, dessen restau
erreicht werden konnte. Diese verkehrs
rierte Grundmauern heute vor dem Eingang
geographisch günstige Lage war als Standort
des Museums zu sehen sind. Der gesamte
einer mobilen Reitereinheit in idealer Weise
vordere Teil des Kastells (praetentura) liegt
geeignet. Das Kastell selbst liegt oberhalb der Einmündung des Flüsschens Aal in den
unter dem heutigen St. Johann-Friedhof. Der
Kocher auf einem nach Nordosten geneigten Abhang. Der hervorragend gewählte Platz
ist überbaut. Der mittlere Lagerstreifen konn te dagegen bis in die 70er Jahre des 20. Jh.
gestattet einen Rundblick in die Taleinschnit
von Bebauung freigehalten werden. Als sich
te von Aal, Kocher und Rems.
im Sommer 1976 die Umrisse der Grundmau
Das Kastell der ala 1 1 Flavia ist mit Seiten längen von 277 x 214 m und einer Innen
ern des Stabsgebäudes aus der Luft im Feld bewuchs deutlich abzeichneten, entschloss
fläche von 6,07 ha das größte römische
sich die Stadt Aalen zusammen mit dem Land
Reiterkastell nördlich der Alpen. Neben den
Baden-Württemberg das Gelände dauerhaft
vier mit einer Doppeldurchfahrt versehenen Toren und den Ecktürmen konnten zwölf wei
als archäologische Zone zu sichern. Im Zuge der Erweiterung des Limesmuseums von
tere Zwischentürme nachgewiesen werden. Die vor dem Limesmuseum restaurierte porta
1978- 1 98 1 und im Anschluss daran wurde dann das gesamte Stabsgebäude sys
prin cipa/is hat eine Breite von ca. 18 m, wobei
tematisch archäologisch untersucht und
die Tordurchfahrten eine Breite von ca. 4 m
anschließend in seinen Grundmauern kon
aufweisen.
serviert.
1894 und 1895 statt. Damals untersuchte
größte Teil des hinteren Lagerteils (retentura)
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Das Kastel l Aalen - Die Scha ltzentr a l e a m limes
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2 2 2 Rekonstruktion des linken Seitentors porta principalis sin istra 222a Kastellplan Aalen ,
2 2 2 b Rekonstruktion des Kastells von Nordosten aus gesehen
222a
222b
2 2 3 Die resta urierten Mauern der porta principalis vor dem Limes 1 96
museum 224 Rekonstruktion des linken Sei tentors mit dem 1 9 99 ergrabenen 223
Brunnen. An dieser Stelle über der Hauptstraße steht heute das
224
Limesmuseum. 224a Rekonstruktion der beiden Gebäude nordwestlich der
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Hauptstraße neben dem heutigen Museum 225 Putzreste mit rotem Fugen strich von der Kastellmauer 2 2 6 Pferdeskelett eines etwa zwei jährigen Tieres, gefunden in einer Grube direkt hinter dem heutigen M useum
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226a Ansicht des Kastells von Süden mit dem praetorium und einem Speichergebaude/horreum zwischen Stabsgebäude und rech 224a
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Das Kastell Aalen - Die Schaltzentrale
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Bei der Erweiterung des Limesmuseums im Jahr 1 9 9 9 konnte direkt neben der Straße und unmittelbar hinter der porta prin cipa/is ein etwa 8 m tiefer Brunnen ausgegraben werden, der sicherlich der Wasserversorgung zurück kehrender Reiter und Pferde diente und heu te an Ort und Stelle im Museum zu sehen ist. N ordwestlich der Lagerhauptstraße wurden
197
bei den Ausgrabungen 2004 zwei etwa 54 m lange Gebäude mit Innenhof angeschnitten, die wahrscheinlich als großes Magazin und als Lazarett gedient haben. Auf der anderen Straßenseite, entlang der heutigen Friedhofsmauer entdeckte man Reste von hölzernen Gebäuden mit Erdkellern, bei denen es sich evtl. um Mannschaftsbaracken handelt. Neben dem heute im Museum ausgestellten Pfer-
225
deskelett eines etwa zweijährigen Tieres, fanden sich in einem der Keller auch Fragmente eines eisernen Gesichtshelms eines der hier stationierten Reitersoldaten.
,
Südlich des Stabsgebäudes wurde schon bei den Grabungen der Reichslimeskommission ein weiteres Steingebäude aufgedeckt, dessen Baufluchten nicht mit denen des Stabsgebäu des übereinstimmen. In Analogie zu anderen
•
Kastellen handelt es sich am ehesten um das
praetorium, das Wohnhaus des Kommandanten.
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2 2 7 Bronzefragmente einer Kaiser statue aus dem Bereich des Fa hnenheiligtums, 3. Jh. n. ehr. 228 Grundriss des Stabsgebäusdes
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228
Die principiajStabsgebäude
Auf den von einer offenen porticus umgebe
Das Stabsgebäude gehört mit seinen Aus
nen Innenhof folgt die so genannte Querhalle
maßen von etwa 70 x 60 m zu den größten
und dahinter die rückwärtige Raumreihe, bei
seiner Art. Allein die über der via principa/is
der besonders das zentrale Fahnenheiligtum
zu nächst aus Holz errichtete Vorhalle, stellt
mit seinem darunterliegenden Keller zu
mit einer Länge von 68 m und einer geschätz ten Höhe von bis zu 18 m ein monumentales Bauwerk dar. Die drei Eingänge waren jeweils
erwähnen ist. Hier wurden einige herausra gende Funde gemacht wie Teile von Feldzei chen, ein goldener und ein silberner Armring
durch einen Vorbau architektonisch hervorge
sowie das Bronzeblech mit Darstellung des
hoben. Die zum Bau der Vorhalle verwende
/uppiter Do/ichenus und ein kleiner Bronzead
ten Eichenhölzer ließen sich dendrochronolo
ler, die beide möglicherweise zu einer Kult
gisch auf etwa 160 n. ehr. datieren. Dieses
standarte des Gottes gehörten. Ebenfalls in
Datum passt sehr gut zu der in Fragmenten
diesem Bereich wurden die zahlreichen Frag
erhaltenen Bauinschrift, die den Abschluss
mente einer bronzenen Kaiserstatue ent deckt, welche wohl im Fahnenheiligtum auf
der Bau arbeiten an dem Gebäude für das Jahr 163/164 n. ehr. angibt. Damit lässt sich der Umzug der Einheit von Heidenheim nach Aalen auf die Jahre um 160 n. ehr. festl egen. I m 22
x
24 m großen Innenhof der principia
wurde ein zentrales Altarfundament, ein Brunnen sowie ein Wasserbecken mit einer Apsis entdeckt, was vermutlich als eine Art
nymphaeum zu deuten ist. Die Bedeutung des Wassers wie auch der zentrale Altar weisen auf die wichtige Funktion des Gebäudes im Rahmen der zahlreichen religiösen Feste der Einheit hin.
gestellt war. Hier fanden sich auch zahlreiche Reste von Inschriften. Links und rechts des Fahnenheiligtums folgten Versammlungsräu me und Schreibstuben.
8
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Das I(astell Aalen - Die Schaltzentra le a m Limes
•
2 29a Rekonstruktion des Stabs
199
gebäudes von Westen 2 2 9 b Das Hauptportal der Vorhalle von der via praetoria aus 2 29c Das Innere der Vorhalle 229d Der Innenhof mit dem zentralen Altar und dem Brunnen heiligtum •
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Inschriften aus der principia Bei Ausgrabungen im Aalener Kastell kamen in den Jahren 1 978- 1 986 insgesamt 227 Fragmente von 16 Inschriften zutage, von denen die wichtigsten im folgenden vorgestellt werden sollen . •
200
Bauinschrift aus dem Jahre 1 64 n. ehr.
163
oder
Bauinschriften aus dem Jahre
208
n. ehr.
Eine Bauinschrift, deren Reste in der Quer
Die Bruchstücke dieser Inschrift wurden
halle gefunden wurden, nennt
in der Querhalle vor dem Eingang zum
Septimius Severus und seine Söhne Caraealla und Geta,
Fahnenheiligtum gefunden und waren
wobei der Namen des letzteren nach der
ursprünglich wohl an dessen Außenmauern
damnatio memoriae eradiert wurde. Sie
angebracht. Genannt werden
datiert in das Jahr 208 n. Chr. und belegt
Mare Aurel und
Lucius Verus; die Inschrift datiert 163 oder
umfangreiche Bauarbeiten an der prin eipia,
164 n. Chr. Den noch erhaltenen Fragmen
die nicht genauer gefasst werden können.
ten ist zu entnehmen, dass im Bereich der
Jedoch handelt es sich möglicherweise um
prineipia nicht näher bestimmbare Bauarbei
die Wiederherstellung der
ten abgeschlossen wurden. Vermutlich
mein, denn zwei weitere Inschriften aus
bezieht sich die Inschrift auf die Fertigstel
dem selben Jahr berichten von Baurnaßnah
lung der
prineipia in der ersten Bauphase.
prineipia allge
men an konkreten Gebäudetrakten: Zum einem am Fahnenheiligtum, das in Aalen ungewöhnlicherweise als
eapitolium bezeich
net wurde. Dieser Begriff ist im militäri schen Kontext ansonsten nicht belegt, denn so wird der Tempel der capitolinischen Trias bezeichnet. Möglicherweise wurden in dem Aalener Fahnenheiligtum
luppiter, luno und
Minerva verehrt. Zum anderen an einem wei teren Teil der prineipia, bei dem es sich ver mutlich um die Querhalle vor dem Fahnen heiligtum und um die anschließenden Räu me handelt.
Inschrift zu Ehren des Severus Alexander aus dem Jahre 2 2 2 n. ehr. Vermutlich handelt es sich bei den 1 38 kleinen Fragmenten dieser Inschrift um Reste der Verkleidung einer Statuenbasis, die nach der Ermordung des Kaisers zer schlagen wurde und größtenteils als Abfall im Entwässerungsgraben landete. Die In schrift wurde von der ala II flavia miliaria pia fidelis gestiftet. 230
8
.
Das Kastel l A a l e n - Die Schaltzentrale a m Limes
•
230 Rekonstruktion der Querhalle
201
des Aalener Stabsgebäudes 230a Rekonstruktion des Fahnen heiligtums/capitolium mit den Feldzeichen und der Kaiserstatue 2 3 1 Fragmentierte Bauinschrift aus dem Jahr 1 63/ 1 64 n . Chr., Rekonstruktionszeichnung 2 3 1 a Fragmentierte Bauinschrift aus dem Jahr 208 n. Chr., Rekon stru ktionszeich nu ng
2 30a 231
231a
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232 233 •
202
Der Kastellvicus
Das Lagerdorf des Kastells erstreckte sich vor allem nord- und südöstlich des Kastells. Vor dem Haupttor, der porta praetoria im Nordosten des Lagers, muss mit einer großflächigen Steinbebauung gerechnet werden. Bereits Ende des 1 9. Jh. wurden im Bereich der Fried hofsstraße und beim Bau der Leichenhalle vor dem Eingang zum St. Johann-Friedhof Reste großer Steingebäude ausgegraben, die sicher zum Teil zu einer großen Badeanlage gehört haben dürften.
Die St. J ohann-Ki rche
Entlang der Straße außerhalb des Kastells
Als markanter Punkt der Aalener Geschichte
könnte zudem ein großes Rasthaus/mansio
ist schließlich die St. Johann-Kirche zu nen
und vielleicht auch das repräsentative Wohn
nen, die direkt vor der porta praetoria des
und Empfangsgebäude des Praefekten gestanden haben.
Kastells im St. Johann-Friedhof liegt. Der heu tige Kirchenbau stammt aus dem 13. Jh. und
Zahlreiche weitere Fundpunkte des Kastell vicus liegen südöstlich unterhalb des Lagers im Bereich der heutigen Gartenstraße, wobei
ist damit die älteste Kirche in Aalen. Da sie im Fundamentbereich aus römischen Spolien
hier bisher keine systematischen Untersu
wesentlich älter, wobei sogar eine spätantike
chungen möglich waren. Auch anhand des
Gründung postuliert wurde.
Fundmaterials aus dem Vicusbereich wird
Nicht zuletzt durch die 1998/99 durchge
deutlich, dass das Ende des römischen
führten Ausgrabungen im direkten Umfeld
Aalens in Zusammenhang mit der Aufgabe
konnten diese Fragen jedoch geklärt werden.
des Limes um 260 n. ehr. gesehen werden muss. Germanische Funde der Zeit um 300 n. ehr. zeigen aber, dass in Aalen auch mit einer
Die Aufdeckung eines Gebäudes vor dem Westgiebel, das in seiner zweiten Bauphase ebenfalls zum Teil mit römischen Spolien
frühalamannischen Besiedlung gerechnet
errichtet wurde sowie weiterer Mauern auf
werden muss (Kap. 9). Neben einigen Funden
der Nordseite lassen vermuten, dass der Kir
auf dem Kastellgelände belegt dies vor allem
chenbau in seiner heutigen Form und Aus
die Aufdeckung einer Siedlungsstelle am
richtung nicht das älteste nachrömische
Sauerbach etwa 800 m westlich des Kastells
Gebäude an dieser Stelle ist. Anhand des
im Bereich der heutigen Westumgehung.
ältesten Fundmaterials lässt sich der Beginn
Dass diese neuen Siedler noch auf größere
der Neubesiedlung dieses Areals in das 7.-8.
Reste der römischen Bevölkerung trafen, ist
Jh. n. ehr. d atieren. Möglicherweise handelt
unwahrscheinlich.
es sich um eine frühe Klostergründung oder einen Herrenhof, wozu dann auch einige Grä
errichtet wurde, galt sie lange Zeit als
ber dieser Zeit gehören könnten, die im Vor feld des heutigen Friedhofes zu Beginn des 20. Jh. entdeckt wurden. Die systematische Verwendung römischer Spolien scheint d age gen erst im hohen Mittelalter im 1 2./13. Jh.
8
Das Kastell Aalen
.
Die Schaltzentrale arn Lirnes
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232+233 St. Johann-Kirche, Aalen 233a Die Steingebäude vor dem Haupttor. Links das Kastellbad, entlang der Straße die mögliche mansio und das Wohnhaus des Kommandanten. Links im Hintergrund wurde ein hölzernes Amphitheater rekonstruiert, von dem es zwar keinerlei erhaltenen 203
Reste gibt, mit dem aber in Analogie zu anderen Kastellorten gerechnet werden kann. Die heutige St. Johann-Kirche steht direkt auf der Hauptstraße vor dem ehemaligen Kastelltor. 234 Plan der Ausgrabungen von 1998/99 zwischen St. Johann-Kirche und der porta praetoria des Kastells.
zu beginnen. In diese Zeit können dann der Bau der heutigen st. Johann-Kirche und die •
Umbauphase des benachbarten Gebäudes
233a
datiert werden. Eine der Spolien, das Oberteil des römischen Altars für die Göttin Minerva,
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Gebäudes und wohl auch mit dem Bau der
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heutigen St. Johann-Kirche im 13. Jh. in
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direkte Beziehung setzen. Bereits 1964 wurde innerhalb der Kirche im Fundamentbereich das Fragment einer großen Inschriftenbasis für luppiter Doliche
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nus gefunden. Möglicherweise stammt er ebenfalls aus dem Stabsgebäude, wo ja im
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Bereich des Fahnenheiligtums ein Bronzeblech
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mit der Darstellung des Gottes gefunden wurde. Vielleicht gab es vor dem Haupttor
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Vom Originalbefund zum Modell - Rekon struktion einer Reiterkaserne nach den Ausgrabungen im Kastell Heidenheim •
204
Die ala 11 Flavia war bevor sie nach Aalen kam
Grundriß der römi�(hen Kaserne(\ mit Ph:ldestlillen,
Phase 1 (ca. 1(�). 160 n.Chr.)
zwischen ca. 1 10 und 160 n. ehr. in Heiden
Rbmis.che KiI�rnen. Phase 2 (bis Sp:itestef!5 160 n.Ch,.)
heim stationiert. In dem dortigen Kastell fan
Befunde Oes nac:hkanelll.enlichen röm i<;(hen Vicus.
Phase 3 (ca. 160· 250/61) n.Chr.)
den von 2000 - 2003 umfangreiche Ausgra
NeuzeilllChe bis moderne Storungen Caritas
bungen statt, bei denen insbesondere sieben Reiterkasernen großflächig untersucht wer den konnten. Die Römer hatten sechs Kaser nen jeweils paarweise aneinander gebaut, weshalb die Gebäude insgesamt etwa 84 m lang und 24 m breit waren, das entspricht genau 280 x 80 römischen Fuß. Die
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Innengliederung bestand aus bis zu 15 glei chen Raumeinheiten, aufgeteilt in die vorgela gerte porticus, den Pferdestall und den Wohn raum mit einer HerdsteIle. In diesen Räumen waren die 42 Reiter einer turma jeweils zu
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Die genaue Auswertung der Grabungsbefun de im Kastell Heidenheim eröffnete die Mög Limesmuseum eine Reiterkaserne der ala 11
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mandierte.
lichkeit im Archäologischen Park neben dem
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folgte der ca. 150 m' große Kopfbau mit der Wohnung des decurio, der die turma kom
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dritt untergebracht. Am Ende des Gebäudes
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Flavia im Maßstab 1: 1 als Teilrekonstruktion nachzubauen. Die Basis der Rekonstruktion bildete der in exaktem römischen Fußmaß angelegte Grundriss der Heidenheimer Bauten.
HeinIIch·Voel ter·SIr aß.e
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Die Festlegung der Raumhöhen, der Dach gestaltung und zahlreicher Details erfolgte
235
durch Vergleiche mit anderen römischen Befunden und Bauwerken und auch durch ••
235a
grundsätzliche architektonische Uberlegungen. Die enormen Dimensionen der ursprüng lichen Kasernen erlaubten an dieser Stelle aber nur eine Teilrekonstruktion als Modell. Zu sehen ist hier ein Ausschnitt bestehend aus drei Raumeinheiten, wobei die modernen Betonmauern die künstlichen Gebäude schnitte anzeigen. Die originalen römischen Kasernen waren damals doppelt so breit und siebenmal so lang wie unser Modell.
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"Ihr habt den ganzen Erdkreis vermessen, Flüsse mit Brücken verschiedenster Art überspannt und Berge durchstochen um Fahrwege anzulegen, in menschenleeren Gegenenden überall Poststationen eingerichtet und überall eine kultivierte und geordnete Lebensweise eingeführt.
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Aelius Aristides, Romrede
239
238 Luxusartikel aus Metall, verschiedene Fundorte, 2./3. Jh.
I m Zuge der m i l itärischen Besetzung und der dauerhaften Stationierung der Soldaten kamen auch Zivil isten i n das bis da h i n n u r dünn besiedelte Land jenseits von Rhein und Donau. Zu Begin n der Okk upation und a uch n och i n den ersten J a h rzeh nten der Festigung der Machtverhältn isse wu rde das Militär und damit a uch die Zivil bevölkerung mit impor tierten Waren versorgt. Langfristig allerdings war die Ei nfü hrung vor allem von G rund nah rungsmittel n ein kostspieliges U nterfan gen und erforderte die wirtschaftliche Er schließung der Regio n . Hierfü r war n icht n u r das i n erster Linie a u s m i l itärischen und verwaltungstechn ischen Zwecken flächen dec kend a usgebaute Straßennetz nötig, sondern a uch die Aufsiedl ung der weiteren U mgebung der Kastelle und damit verbunden die Produktion von la ndwirtschaftlichen Gütern. Das u rbare Land wurde vermessen, die Parzellen verkauft, verpachtet oder a n Veteranen vertei lt. Es entstanden die so genannten vil/ae rusticae, la ndwirtschaftl iche Betriebsei n heiten, deren wirtschaftl iches Prinzip auf der Ubersch ussprodu ktion basierte, damit die Versorgung der Tru ppen im rechts rhei n ischen Gebiet gewä hrleistetet war. Die Kaste l ldörfer und sonstigen Zivi lsied lungen entwickelten sich zu Dienstleistungs zentren, in denen Handel und Ha ndwerk florierten. • •
n. Chr. 239 Grabrelief eines kaiserlichen Kuriers mit Kutsche, Kostolatz/ Serbien, 2. Jh . n. Chr.
•
•
208
"Die Straßen ermöglichen es dem Kaiser von Rom aus mit Briefen zu regieren. i/ Aelius Aristides, Romrede
Straßen - Rückgrat der römischen Herrschaft
Der Stra ßen bau der Römer war primär von m i l itärischen Aspekten geprägt; die ersten Stra ßen in einem neu ok kupierten Gebiet wurden von den Pionieren der Armee zügig a ngelegt, u m die Versorgung der Truppe und die Mobil ität der Soldaten zu gewährleisten. Nach der Konsolidierung des Reiches trieb man den Straßenbau weiter vora n, d. h . die von den Pionieren errichteten Straßenkörper wurden verbreitert und tragfä higer gemacht; das Straßennetz wurde flächendeckend aus gebaut. Eine funktionstüchtige I nfrastruktur war jedoch nicht n u r fü r rei bu ngslose Truppen verschiebungen erforderlich, sondern auch für die effektive Verwaltu ng des I m periums dadu rch war das schnelle Vora n kommen der Ku riere und somit der I nformationsfluss gesi chert. Zudem spielten ökonomische Gründe eine Rolle: Obwo h l beim Tra nsport, soweit als möglich, auf Wasserwege zurüc kgegriffen wurde, hatten Straßen dennoch einen nicht u n bedeutenden Anteil bei der Verteilung von Gütern und somit an einer funktionierenden Wirtschaft. Wie die Planu ng, lag auch die Fina nzierung der Fernstraßen (viae pub/icae) i n den H ä nden des Staates. Bautrupps der Armee waren für die Ausfü hrung vera ntwortl ich. I m Durch schnitt kostete der Bau einer Fernstraße
ca. 500.000 Sesterzen pro Meile ( 1 . 478 m). Ortsverbindungen (viae vicina/es) und viae privatae m u ssten von den Anwohnern und Gemeinden getragen werden. Das Straßen netz der m ittleren Kaiserzeit wird auf eine Gesamtlä nge von ca. 80.000 km geschätzt.
240
•
9
.
Leben im Hinterland des limes
240 Soldaten beim Straßenbau, Traianssäule, Rom, Anfang 2. Jh. n. Chr. Für den Bau der Straße müssen die
Straßenstation
Legionäre zunächst Bäume fällen
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24 1 Karte der Verkehrswege
Meilenstein
in Südwestdeutschland um 200 n. Chr.
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Straubing (Sotviodurum)
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243 Rekonstruktion der Straßen station in Böbingen. 244 Meilenstein, Isny Auf den Meilen- bzw. Leugenstei nen findet man neben der Angabe
•
21 0
des nächstgrößeren Ortes und der verbleibenden Entfernung dorthin 242 Die via claudia augusta im
auch den Namen des Kaisers, der
Luftbild nördlich von Untermettin
die Straße gebaut oder instandge
gen. Die via claudia verband Italien
setzt hat. I n diesem Fall handelt es
mit dem süddeutschen Raum. Sie
sich um einen im Jahre 201 n. ehr.
führte über den Reschenpass in
aufgestellten Meilenstein von
das I nntal über Füssen - Epfach -
Septimius Severus, der die Straße
Augsburg nach Burghöfe an die
und die Brücken von Bregenz nach
Donau.
Kempten wiederherstellen ließ.
•
,
242
Viae pub/icae bestanden aus ei nem 6-10 m breiten, leicht konvex gewölbten Stra ßen damm aus Bruchsteinen. Wäh rend dieser etwa i n Italien oder Südfrankreich mit Stei n p latten gepflastert war, findet man i n Obergerma n ien und Raetien aus Mangel an geeignetem Steinmaterial Sch otter- bzw. Kiesbeläge. Zur Drai nage und Ableitung des Ober flächenwassers wurden neben den Straßen häufig ein bis zwei G räben a ngelegt. Die wichtigsten Fernstraßen in Süddeutsch land lagen entlang der Flusstä ler von Rhein und Donau; die Verbi ndung zwischen den Rhein- und Donau provi nzen verliefen über Ma i nz-Laden bugj Heide I berg-Stuttga rt-Bad Cannstatt-Augsburg. Von großer Bedeutung war auch die so genan nte via c/audia, die Ita lien und Augusta VindelicumjAugsburg verband, sowie die Nord-Süd-Verbindung vom Schweizer M ittelland über Vindonissaj Windisch und Arae FlaviaejRottweil ins Neckarta l . Einer der wichtigsten Straßenknotenpu nkte von Südwestdeutschland war Stuttga rt-Bad Cannstatt, wo gleich meh rere Straßen sich kreuzten: Hier trafen u nter anderem die von ArgentoratejStra ßburg, Arae FlaviaejRott weil und Wimpfen komm enden Stra ßen zusamme n.
9
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Leben im Hinterland des Limes
•
21 1
243
244
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Entlang der Fernstraßen lagen staatliche Rasthäuser (mansiones) sowie Wechselstatio nen (mutationes) mit ei nem Tier- und Wagen park für den u nter Augustus ei ngeric hteten cursus pub/icus, einen staatlichen Ku rier- und Transportdienst. Die Ben utzung d ieser Ein richtungen und deren Wagen, Tra nsport oder Reittiere bed u rfte eines Berechtigungs scheines (dip/oma), dessen Missbra uch u nter schwerer Strafe sta n d . D u rchsc h n ittlich waren die Wechselstationen 10-15 km voneinander entfernt, die Rast stationen etwa 3 5 km, was im Norma lfa l l etwa einer Tagesreise entsprochen haben muss. Eil ige Nachrichten kon nten im Durch schnitt mit einer Geschwi nd igkeit von meh r a l s 150 km pro Tag befördert werden. Für Privatreisende, Händler sowie für private Transport- und Postunternehmen, denen die Benützung der Stra ßen unentgeltlich gestat tet wa r, gab es privat geführte Raststätten, die meist vor größeren Siedlu ngen lagen. Die Straßen waren in bestimmten Abstä nden mit Mei len- oder Leugensteinen verse hen, die dem Reisenden den Namen und die Entfer n u ng der näch stgrößeren Sied l u ng anzeigten. Während die Maße i n der Regel i n mi/ia passu um angegeben sind, wurde in G a l l ien, Ober germanien und weiten Teilen N iedergerma niens auch auf ga l l ische Leugen (1 Leuge 2 . 2 2 0 m) zurückgegriffen . =
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245 Für die Verwaltung des römi
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lässlich. Die Mobilität der Beamten ist hier am Beispiel der Dienstorte des späteren Kaisers Pertinax
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dargestellt. 246 Tabula Peutingeriana
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Mittelalterliche Kopie einer Straßenkarte aus dem 4. Jh. n. ehr.
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Leben i m Hi nterland des Limes
213
246
Zur Reiseplanung wurden so genan nte Iti nera ria hera ngezogen, in denen Raststatio nen a ufge l istet waren. Eines d ieser Stations verzeichn isse ist in mehreren mittela lterli chen Kopien erhalten, es handelt sich um die I m peratoris Anton i n i Augusti Iti neraria Provin ciarum et M a ritimum, einem nach Caracalla benan nten Verzeichn is, in welchem auch Stationen entlang raetischer und obergerma nischer Straßen aufgelistet sind. N eben den Itinerarien gab es auch stark schematisierte Landkarten, deren Aussehen d u rch die so genannte Tabu la Peutingeriana bekannt ist. Bei dem 34 cm breiten und 6,7 m langen Kartenwerk handelt es sich um die m ittela lterliche Kopie einer römischen Straßenkarte des vierten nachchristlichen Jahrhunderts. I h ren Na men erhielt die Karte nach i h rem ehemal igen Besitzer, dem Augs burger H u manisten K. Peutinger; heute befin d et sie sich i n der Wien er Nationalbibliothek. Auf der Tabula Peutingeriana sind die Straßen, Mei len- bzw. Leugenza h len, Städte und Raststationen des gesamten römischen Reiches verzeich net. Aus dem süddeutschen Ra u m finden sich z. B. Arae FlaviaejRottweil, S umelocennajRottenburg, Aq u i l ieiaj Heiden heim. Die Ortsnamen sind i m Ablativ ange geben (z. B. aris flavis), Raststationen werden je nach Größe und Ausstattung mit einem Häk chen oder einem sti lisierten Gebä ude angezeigt.
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Beneficiarii
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Beneficiarii waren vom Statthalter abkom mandierte Legionäre, die im außermilitä rischen Bereich ihren Dienst versahen und vielfältig eingesetzt wurden. Neben ver schiedenen Aufgaben im Gerichtswesen und in der Finanzverwaltung erstreckte sich ihr Betätigungsfeld über die Abgabeneinforderung und die Uberwachung des Warenverkehrs bis hin zur Ubermittlung von Nachrichten zum und vom Statthalter; teilweise nahmen sie auch polizei ähnliche Funktionen wahr. Darüber hinaus galten sie der Bevölkerung als Kontaktperson zum Statthalter. Die stationes der beneficiarii finden sich an Verkehrsknotenpunkten oder aber auch bei Zivilsiedlungen an den Hauptverkehrs wegen. In Osterburken konnte ein Weihebezirk von beneficiarii archäologisch untersucht werden, der in Zusammenhang mit einer solchen statio stand. Es fanden sich vor einem über einer Quelle errichteten Tempel der zahl reiche, in sieben Reihen aufgestellte Wei hungen aus der Zeit von 1 74- 238 n. ehr.
247
•
9 . Leben im Hinterland des Limes
21 5
248
249
247 Grabstein eines Beneficiariers,
Bologna, 3. Jh. n. ehr. Grabstein des Beneficiariers Dami anus Gavidius aus Alexandria. Als Zeichen seiner Amtsgewalt ist rechts von ihm eine so genannte Beneficiarierlanze dargestellt. Dieser Lanzentyp wurde jedoch auch von anderen principales, die vom gewöhnlichen
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befreit waren getragen. 248 Beneficiarier-Altar, Heilbronn
Böckingen, 2. Jh. n. ehr. 249 Balteusbeschlag in Form einer
Beneficiarierlanze, Rainau-Buch, 3. Jh. n. ehr. Beschläge wie dieser dienten möglicherweise als Abzeichen.
250 Rekonstruktion eines Kastellvicus - "''' ,
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216
Kastelldörfer als Keimzellen ziviler Entwicklung
•
Den antiken Quellen ist zu entnehmen, dass die Legionen a uf i h ren Feldzügen von einem "zivilen Gefolge" begleitet wurden, das sich aus Fam i l ienangehörigen , aber auch aus H andwerkern und Person e n a u s dem "Dienst leistungsbereich" wie etwa Hä ndlern oder Wirten zusammensetzte. Obwohl die Quellen dies nicht a usdrücklich für Auxi liareinheiten bestätigen, muss auch i m Falle der Hi lfstrup pen von mit den Soldaten ziehenden Zivil sten ausgegangen werden . Anders a l s der eigentlich Tross der Truppen waren diese Zivil isten nicht i m Kaste ll u nter gebracht, sondern ließen sich a u ßerhalb ent lang der verlängerten Lagerstraßen n ieder. I m Zuge der dauerhaften Stationierung der Truppen i n festen Sta nd lagern wu rden auch diese zivilen N iederlassungen permanente Siedlungen mit festen Ba ustrukture n . D iese Kastel ldörfer waren a l l e nach demselben Pri nzip errichtet. Das Areal entla n g der Straßen war i n Parzellen a ufgetei lt, auf den e n die charakteristischen Streifenhäuser stan den . Dabei handelt es sich u m langrecht eck ige, teils u nterkellerte Gebä ude mit einer du rchschnittlichen Breite von 6-12 m und einer Länge von 12-3 8 m, die zugleich a l s Wohn- und als Geschäftsgebäude dienten. Z u r Straße h i n war eine Werkstatt oder ein Ladenlokal eingerichtet, wä h rend der m ittlere
und h i ntere Trakt der privaten N utzung vor behalten war; i m Hi nterhof befanden sich wirtsch aftliche Einrichtu ngen wie Ofen oder Darren, zudem häufig Brunnen und Latrinen. Die meist in Leh m-Fachwerktechnik errich teten , aneina ndergereihten Häuser weisen h ä ufig gemeinsa m e Zwischenwände auf; zur Straße h i n sind sie oft mit einer porticus aus gestattet. Die Verwa ltung und die Gerichts barkeit eines Kaste l lvicus u nterlag dem Komma ndanten des angrenzenden Lagers. ••
9
.
Leben im Hinterland des Limes
"Nicht zu den Germanen zählen möchte ich die Bewohner des Dekumatlandes, wenn die auch jenseits des Rheins und'der Donau wohnen.
217
Allerlei Gesindel aus Gallien und Leute, die die Not kühn gemacht hat, eigneten sich in diesem Gebiet, das keinen rechten Besitzer hatte, Grund und Boden an. ii Tacitus, Germania 2 9
Die Bevölkerung in den vici
Die Bewohner der vici i m Li mesh interland setzten sich i n der Gründungszeit aus den Familien der Soldaten sowie den m itgereisten Handwerkern und Händ lern zusammen, deren eth nische Zugehörigkeit vom vorhe rigen Standort und der Herku nft der Truppe abhä ngig war. Nach der Ko nsolidieru ngsphase zogen neue Siedler h i nzu, auch aus der Truppe ausge schiedene Soldaten ließen sich zum Teil i m vicus i h res ehemaligen Lagers n ieder. Bei der Frage nach der H erku nft der Bevölkerung rechts des Rheines geben die schriftliche . Uberl ieferung d u rch Tacitus sowie die epigraphischen und a rchäologischen Nachweise ein stim m iges Bild. Der überwiegende Teil der hier stationierten Tru ppen wurde i n Gal lien rekrutiert oder war vor dem Ei nsatz zumin dest dort stationiert, so dass außer den Zivi listen der jeweiligen U rsprungsprovinz auch Gallier i m Gefolge zu finden waren. Das G ros der nach der Konsolidierung der Machtverhältn isse zugezogenen Handwerker und H ä n d l er i n den Kaste l lvici sta mmte eben fa l l s a u s den benachbarten gal l ischen Provlnzen. .
•
Eine nennenswerte a utochthone Bevöl kerung scheint es dagegen rechts des Rheines und nördlich der Donau nicht gegeben zu haben. Einzig im Oberrheintal und im M ü n d u ngs gebiet des N eckars u m Ladenburg und H ei delberg siedelten sich vor der Einrichtung der Provinz Germania superior mit römischer Erlaubnis klei nere Gruppen von Germanen an. Diese so genan nten Oberrheingermanen und Neckarsueben sind demzufolge gleicher maßen i n den Kastelldörfern zu finden. Wenngleich die Meh rheit der Bevölkerung rechts des Rheines also ga l l ischen U rsprungs gewesen sein d ü rfte, lassen sich auch andere eth nologische G ruppen nachweisen, so dass d i e Kaste l l dörfer mit i h rem Bevölkerungs gemisch a l s Sch melztiegel verschiedener Völkergruppen a ngesehen werden können.
251 Grabstein des Mediomatrikers
lumma und seiner Frau Autuns, Brackenheim-Meimsheim, 2. Jh. n. ehr.
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252 Herkunft der durch I nschriften
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Raetien und im rechtsrheinischen
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Leben im Hinterland des Limes
253 Beitel mit Herstellerstempel,
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Rainau-Buch, 2./3. Jh. n. ehr. Werkzeuge wie dieser Stechbeitel belegen handwerkliche Produktion in den Kastelldörfern
Kastelldörfer - Motoren des wirtschaftlichen Aufschwungs
Der Bevölkerungszuwachs hatte eine Aus dehnung der Siedl ungsfläche zur Folge. Im Zuge dessen entwi ckelte sich ein reges Wirtsc h aftsleben, denn nicht n ur die Sol daten und die Bewohner des vicus mussten mit Gütern aller Art versorgt werden, sondern auc h das Umland. Bei d e n Ausgrabungen in den vici gelang es, za h l reiche H a n dwerksbetriebe na chzuweisen; daru nter stehen Töpfereien von Gebrauchs keramik, deren Brennöfen i n vielen Kaste l l dörfern freigel egt werden kon nten, an erster Stelle. Von einiger Bedeutung waren auch die M eta l l h a n dwerker, da sie, wie Funde von H a l bfabrikaten und G ussformen von M i l itaria belegen, auch Ausrüstungsgegenstände gefertigt haben. Es lassen sich aber ebenso Ho lzha ndwerker, Fl eisch er, Schuster und Gerber anha nd i h rer Werkzeuge, Arbeitsuten silien oder Werkstatta bfä l l e identifiziere n . Viehhal tung scheint in kleinerem Maße a uf dem Siedlungsareal betri eben worden zu sein, wä h rend intensiver Getreideanbau nicht festzustell en ist; d ieser wurde in den länd lichen Ansied l u ngen im Umland, den so genan nten vi//ae rusticae betrieben, deren Erzeugn isse wiederum a uf den Mä rkten i n den vici verka uft wurden. •
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Handwerksdarstellungen
255
2 5 6 ,;;.;.;:;;;. 2 54 Verkaufsschrank eines Messerschmiedes, Grabrelief, Rom,
1 . Jh. n. Chr. 2 5 5 Szene in einer Metzgerei, Grabrelief, Dresden, 2. Jh. n. Chr.
2 5 6 Szene in einer Metaliwerk statt, Grabrelief, Neapel, 2. Jh. n. Chr.
Der soziale Status von Handwerkern war in der Antike gering; der plebs angehörend genossen sie bei der römischen Oberschicht kein Ansehen. Dennoch gelangten viele Handwerker zu einem beachtlichen Wohl stand, der ihnen einen gewissen Grabluxus erlaubte. Auf den Grabsteinen sind häufig nicht nur in den Inschriften die Berufs bezeichnungen benannt, sondern es wurde zusätzlich eine Darstellung einer Szene aus dem Berufsleben des Verstorbenen ange bracht. Dies drückt das Selbstverständnis und Selbstbewusstsein der Handwerker aus: Stolz wird der Beruf und der damit erlangte Wohlstand zur Schau gestellt. Für den Archäologen sind diese Arbeitsdarstellun g�n eine unentbehrliche Ergänzung zu den bei Ausgrabungen gemachten Funden; die Reliefs geben wertvolle Hinweise zur Ein richtung von Werkstätten und Läden sowie zu einzelnen Arbeitsvorgängen und Werk zeugen.
9
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Leben im Hinterland des Limes
221
257 Schuhe aus dem Brunnen von Welzheim, Anfang 3. Jh. n. ehr.
Der Schuhfund von Welzheim
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Der bedeutendste Fund an römischen Schu hen rechts des Rheins stammt aus Welz heim. Dort konnten 1 977 bei archäolo gischen Untersuchungen im Ostkastell in einem Brunnen eine große Anzahl von Schuhfragmenten geborgen werden: Es handelt sich um über 1 00 Schuhe, von denen 36 annähernd vollständig erhalten sind, während von den anderen mehr oder weniger große Fragmente, teilweise nur die Sohlen, geborgen werden konnten. Die Schuhe waren zusammen mit Stallmist, Holz- und Keramikabfällen in den Brunnen geworfen worden. Dendrochronologischen Untersuchungen der Brunnenhölzer zufolge muss der Brunnen im auslaufenden 2. Jh. n. ehr. errichtet worden sein. Das Kastell wurde bereits im frühen 3. Jh. n. ehr. aufge geben, wobei der Brunnen seine Funktion als Wasserquelle verlor und verfüllt wurde. Die zusätzliche Verfüllung mit Stallmist legt eine bewusste Verseuchung des Brunnens nahe. Da es sich meist um Einzelschuhe und nicht um Paare gehandelt hat, scheint der Abfall nicht direkt in den Brunnen geworfen wor den zu sein, sondern von einer Deponie zu stammen, auf der verschiedenartiger Müll gesammelt wurde. Dem Grad der Verschlis senheit der Schuhe nach, waren sie durch langes Tragen unbrauchbar geworden; da
sich unter den Lederresten auch Schnitt reste befanden, könnten die Lederabfälle aus einer Schusterwerkstatt stammen. Dass es sich um die Schuhe einer Flücht lingsgruppe handelt, die im Welzheimer Lager neu eingekleidet wurde, ist zu bezwei feln, da sich hier die Frage nach der Her kunft der Flüchtlinge bzw. dem Grund für die Flucht zu Beginn des 3. Jh. n. ehr. auf drängt. Durch die Funde aus Welzheim sind wir über die Schuhmode im Hinterland des Limes gut informiert. Die Schuhe aus dem Brunnen ergeben ein repräsentatives Bild der Schuhformen, die der provinzialrömi schen Bevölkerung im beginnenden 3. Jh. n. ehr. zur Verfügung standen. Es handelt sich um Männer-, Frauen- und Kinderschuhe ver schiedenster Machart. Darunter sind unter anderem geschlossene Schuhe oder Stiefel (ca/cei), bei denen Sohle und Oberleder von einander getrennt sind. Es fanden sich auch Sandalen (so/eae) oder aus einem Stück Leder geschnittene carbatinae sowie Holz pantinen (sca/paneae). Außer einem Paar Pantoffeln aus Hirschleder mit einer Kork sohle, das sicher aus dem mediterranen Raum importiert worden war, spricht nichts gegen die Annahme, dass die Schuhe in der Provinz selbst hergestellt wurden.
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Handel und Dienstleistungen
Was nicht vor Ort oder i n der Umgebung pro duziert werden konnte, musste man impor tieren; so konnte man Olivenöl a u s Spanien, Fischsauce aus Ita l ien, Wein a u s Gallien oder Luxusarti kel wie exotische Gewü rze und Austern zumindest i n den größeren Kastell dörfern erwerbe n . Beliebtes Handelsgut war das chara kteristische rote Tafelgesch irr, die so genan nte Terra sigi//ata aus den ga l l ischen und rheinischen Manufa kturen, das trotz lokaler Prod uktion sstätten wie Waibl ingen und Stuttgart-Kräherwald i n den süddeut schen Siedl ungen regelmäßig zu finden ist. I n ein igen vici konnten Depots von Geschirr händlern nachgewiesen werden, so z. B. in Stuttgart-Bad Can nstatt oder in Welzheim; in Augsburg ermöglichte der Fund von za h l reichen Fibeln im Kel ler eines Streifen hauses den Na chweis eines Fibelhändlers.
Außer den Händ lern sind auch andere Dienst.. leister wie etwa Wirte, Barbiere, Arzte, Quacksa lber, Tänzer, Prostituierte und Schau spieler i n den S ied l u ngen vertreten gewesen. Zah l reiche Funde, insbesondere so genan nte Hortfu nde wie etwa aus den Brunnen in Rain a u-Buch, belegen die wirtschaftl iche Prospe rität im H i nte rland. Bronzegefäße, Kästchen beschläge, Schmuck und allerlei meta l lener Zierrat erlauben einen Einbl ick in das Leben im H i nterland, das sich von dem in anderen Regionen des römischen Reiches letztlich nicht u nterschied. Das Al ltagsleben war hier wie dort sta rk von der römischen Lebens weise und Kultur geprägt. .
258 Handelsschiff mit 01.
amphoren, Grabrelief, Rom, 3./4. Jh. n. Chr. Beim Transport von Waren wurden soweit als möglich Wasserwege berücksichtigt, da der Transport zu Lande viel kostenintensiver war
2 5 9 Schankszene, Grabrelief, Augsburg, um 200 n. Chr. Der Weinhändler ist beim Aus schank dargestellt; Szenen wie diese haben sich auch in den vici des Hinterlandes abgespielt.
260 Karte römischer Importwaren und ihre Handelswege
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Leben im Hinterland des Limes
Weihesteine aus Öhringen
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2 6 1 Basis eines Standbildes, ••
Ohringen Aus der Weihinschrift geht hervor, dass es sich um ein vom collegium
.. Die in Ohringen gefundenen Inschriften von drei Statuenbasen und einem Altar bezeu gen Weihungen an Hercules und Oiana durch ein collegium convenarum. Unter den zahl reich belegten Berufsvereinigungen und Vereinen im römischen Reich ist diese colle.. gium nur durch die Ohringer Inschriften belegt. Die Vereinigung traf sich offensicht. lieh über Jahre hinweg in Ohringen, da eine der Inschriften von der Wende um 200 n. ehr. stammt, während zwei andere am 1 3. Dezember 2 3 2 n. ehr. gestiftet wurden. Der Altar ist am 1 . Dezember 207 n. ehr. aufge stellt worden. Dem Namen der Vereinigung nach handelt es.. sich um Nicht-Ortsansässige, die sich in Ohringen trafen, um möglicherweise Handel mit den im Vorderland des Limes ansässigen Germanen zu treiben . Die Weihungen an Hercules und Oiana weisen die Vereinigung zudem als Kult gemeinschaft aus . .
convenarum gestiftetes Diana Standbild handelte, das am
1 3 . Dezember 2 3 2 n. ehr. auf gestellt wurde.
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262 Halskette aus Aalen, 2./3. Jh. n. Chr.
263 Kästchengriff mit Seeleopard, Jagsthausen, 2./3. Jh. n. Chr.
264 Holzkästchen mit Metali beschlägen, Rainau-Buch, 2./3. Jh. n. Chr.
2 6 5 Henkelattache i n Form einer Ente, Rainau-Buch, 2./3. Jh. n. Chr.
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. Leben im Hinterland des Limes
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266 Terra sigillata Ensemble, 2./3. Jh. n. Chr. 267 Hölzerne Groteske, Rainau Buch, 3. Jh. n. Chr .
266
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268 Zivile Besiedlung in Oberger manien und Raetien um 200 n. Chr. mit Nennung der bekannten Ver wa Itungsbezirke / civitates •
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Legionslager
226 Kastell
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Sontheim/Brenz im 2. und 3. Jh.
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Der Abzug einer Truppe bedeutete für die Kaste l ldörfer hä ufig den Verlust i h rer wi rt schaftlichen Grundl age, was eine Reduzie rung des Siedlungsa rea ls oder gar die Auf gabe der Siedlu ngstätigkeit zur Folge haben konnte. Bei vorteilh after, sprich verkeh rs und wirtschaftsgeographisch gün stiger Lage, entwickelten sich viele Kastelldö rfer schon vor Auflassung des Lagers zu lokalen Handels zentren fü r Waren a u s dem u n d für das U m land, so dass Handwerker, Händ ler oder andere Dienstleistungsunternehmen sich ha lten konnten. Die ehemal igen Kastelldörfer der wichtigsten Truppenstützpun kte wurden vielfa ch zum Sitz der Bezi rk sverwa ltung ausgebaut; es entstan den Siedlungen mit städtischem Cha rakter, i n denen sich große öffentliche Gebä ude wie Foren, Theater, Marktha l len und Thermen nachweisen l assen etwa i n Lopod unumj Ladenburg, Sumel ocen najRottenburg, Bad Wimpfe n und Heidelberg, Diese so genannten civitas-Hau ptorte waren allerd ings n u r die Verwaltu ngssitze der u m liegenden Bezirke und hatten nicht den eigentl ichen Ra ng einer Siedlung nach römischem Recht mit eigener Verwa ltung i n n eN Eine solche i st rechts des Rheines bislang n u r im Fa lle des municipium Arae FlaviaejRottwei l gesichert.
Kastellunabhängige Ansiedlungen
Obwo h l Sied l u ngen i n Obergermanien und Raetien in erster Li nie im Zusammenhang mit Kastellen entsta nden, sind auch Ausnahmen bekannt. Eine davon bildete die an der Fern straße von Cannstatt nach Augsburg verm ut lich vom Militär u m 90 n . Chr. gegrü ndete Ansied lung in Sonthei mjBrenz. U rsprünglich wo h l eine aus Holz errichtete Straßenstation, entwickelte sich a n d iesem Ort eine i n Stein a usgebaute villenä h n l iche Anlage mit großen Speichergebäuden, Stä l len, Wagenrem isen und Heil igtümern. Die wissenschaftliche Interpretation des für Süddeutschla nd bislang ei nzigartigen Befundes legt nahe, dass es sich um eine staatlich eingerichtete U m schlagstation für Lebensmittel hande lte, die u rsprünglich vom M i l itär, dann aber wa hr scheinl ich von zivilen Pächtern geleitet wurde und deren Aufgabe vorra ngig die Versorgung des M i l itärs gewesen sein dürfte. Möglicher weise fan den dort M ä rkte statt; a ufgrund der nachgewiesenen Heiligtümer wird der Anlage auch i n religiöser H i nsicht eine zentra lörtliche Bedeutu ng für die länd lichen Siedlungen der Umgebung zugesch rieben,
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228
270
270 Töpferöfen der Waiblinger Töpfersiedlung während der Ausgrabung
2 7 1 Gebrauchskeramikensemble, Waiblingen, 2./3. Jh. n. Chr. Neben Terra sigillata wurde in der Waiblinger Töpfersiedlung auch einfache Gebrauchskeramik wie Töpfe, Krüge und Reibschalen hergestellt
272 Punzen und Formschüsseln, Waiblingen, 2./3. Jh. n. Chr. Die Funde belegen die Produktion von Terra sigillata
271
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Leben im Hinterland des Limes
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229
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Auch die Töpfersied l u ng von Waibli ngen gilt als eine kastel lunabhängige Gründung. Dort wurde der Standort d u rch die günstige Ver kehrslage und das Vorhandensein des benö tigten Rohstoffs bestimmt. Die Lage an der Straße vom vorderen Li mes nach Cannstatt und die Mergeltonvorkommen waren ideale Vorraussetzungen für die Kera mi kproduktion. Anders a l s die Töpfereien der viei, die n u r ein fache Gebrauchskeramik herstel lten, wurde i n Waibli ngen neben dieser auch Terra sigil/ata produziert. Wie anhand der Töpferstempel gesichert ist, handelt es sich bei der u m 160 n . Chr. gegrü ndeten Produktio nsstätte um eine Fil ia le der großen Sigil lata-Manufaktu r i n Rhein zabern nahe Ludwigshafen. Bislang konnten 3 1 Ofenan lagen freigelegt werden. Die Waibl inger Sigi llata wurde über die un m ittelbare Umgebung hinaus gehandelt und ist in fast jedem raetischen Kastellort belegt.
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Villae rusticae Garanten stan dortnaher Versorgung
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273
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Größe wu rde von der Familie samt Gesinde bewirtschaftet. I n sgesamt d ü rfte es sich um ca. 15 Personen geha n delt h a ben, deren Gräber a ußerh a l b des Hofarea ls, meist a n einer Straße, lagen. 273 Idealrekonstruktion einer villa rustica
274 Luftbild der villa rustica von SontheimjBrenz
274
9 . Leben im Hinterland des Limes
231
275 Wandmalerei mit Darstellung des Hauptgebäudes einer villa rustica, Trier, 2. Jh. n. Chr. Deutlich sind die beiden Eckrisalite zu erkennen, die durch eine porti cus verbunden sind • •
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Villa rustica 275a Die ländliche Besiedlung im Hinterland
Municipium
des Limes im 2. und 3. Jh. n. Chr.
Siedlung
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"Auf den Landgütern in Gallien werden sehr große, am Rande mit Zähnen bewehrte, zweirädrige Mäh maschinen von einem an der Rückseite angespannten Zugtier durch das Feld geschoben. Die auf diese Weise .
.
abgerissenen Ahren fallen in einen Sammelkasten. II Plinius, Naturgeschichte 1 8, 72 •
232
276
Die vil/ae rusticae w u rden a ufgrund ökono.. m ischer Uberlegungen vorzugsweise in Flu sstälern oder a n Quellen und hä ufig auch an geneigten Ta lhängen angelegt; verkeh rsgeo graphische G rü nde wie die Lage a n wichtigen Straßen spielten nur bedingt e ine Rolle. Die D ichte der ländlichen Ansiedl u ngen im H i n terland des Limes war i m mens; man geht in Baden-Württemberg von etwa 5.000 solcher Geh öfte aus. J e nach Landsch aft, Bodengüte und Bewirtschaftungsart liegen die G üter in einem Absta nd von 0,5 bis 3 km von einander entfernt. Die Art der Bewirtschaftung richtete sich nach der Bodengüte und nach den k l i mati schen Bedingungen. So findet man rein auf Ackerbau oder auf Weidewirtsch aft bzw. Viehzucht spezi a l isierte vi//ae; hä ufig kon nte a l l erdings auch M ischwirtschaft nachgewie sen werden . I n k l i matisch günstigen Regio nen fi nden sich Sonderkulturen wie Weinbau, der in Deutschland i n römischer Zeit a n Rhein und Mosel bel egt werden kon nte. Die auf den la ndwirtschaftlichen Einheiten erwirtschafteten G üter gingen weit über die Deck ung des eigenen Bedarfs hinaus. Mit . dem U berschuss wurden das M i l itär und die Bevölkeru ng i n den vici versorgt. Der hohe Produ ktionsstandard wurde durch die Kom bination von umfa ngreichen theoretischen Kenntnissen und der N utzu n g za h l reicher für die Landwirtschaft benötigter Werkzeuge .
erreicht. Dass jedem Hof eine M ä h maschine zur Verfügung stand, wie auf dem Relief aus Buzenol-VirtonjBelgien abgebi ldet, ist a l ler dings zu bezweifeln; viel eher m uss man da von a usgehen, dass bei den meisten Ernten n u r Sicheln und Sensen zum Einsatz kamen.
277
•
9
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Leben im Hinterland des Limes
"Jeder Acker muss zuerst mit Längs-, dann auch mit Oue/turchen aufgelockert werden. An Hügeln pflügt man quer zum Abhang hin, indem man die Pflugschar bald nach
233
oben, bald nach unten eingreifen lässt; auf den Menschen kommt dabei soviel An strengung zu, dass er geradezu die Arbeit von Zugtieren erledigt
. . . .
ii
Plinius, Naturgeschichte
U ntersuchungen der gefu ndenen Pflanzen reste und Tierknochen zufolge wurden za hl reiche Getreidesorten a n geba ut und verschie dene Tiere gezüchtet. Nachweisbar sind u nter a nderem Dinkel, Emmer, Einkorn und Rog gen. Ebenso H i rse und Gerste, die jedoch n u r als Futtermittel verwendet wurden . Aus Lei n, Mohn und Hanf wurde 01 gewonnen. Auch H ü lsenfrüchte wie etwa Ackerbohnen, Erbsen und Li nsen gehörten zu den Grundn a h rungs mitteln. Beim Obstanbau i n unseren Regionen sta nden Pflaumen /Zwetschgen, Apfel, Süßkirschen und Schlehen a n erster Stelle. Bei der Viehwi rtschaft spielte die Rinderzuc ht ein große Rolle, waren Ri nder doch die wich tigsten Fleischlieferanten; zudem wurden sie als Zugtiere und zur Milchproduktion be n ötigt. Schafe und Ziegen lieferten ebenfa l l s M i l ch, wobei Schafe zusätzlich der Wolle wegen gezüchtet wurden. Obwoh l Schweinefleisch den a ntiken Quel len nach teurer war als Ri ndfl eisch, wu rde auch die Schweinezucht in großem U mfa ng betrie ben . Geflügelzucht spielte ebenfa l l s eine Rolle: N eben H ü hnern, Gänsen und Enten waren auch Tauben und Drosse l n auf römischen Speiseplänen zu finden. ••
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278
276 Mähmaschine, Umzeichnung eines Grabreliefs, Buzenol-Virtonj Belgien, 2. jh. n. ehr. Auf dem Grabrelief ist eine Mäh maschine abgebildet, wie sie auch ••
Plinius d. A. beschreibt. Dargestellt ist ein Mann, der mit einer Gabel Getreidehalme in die Zähnung der Maschine legt, die von einem Zug tier geschoben wird 277 Mähmaschine, Grabrelief, Buzenol-VirtonjBelgien, 2. jh. n. ehr. 278 Worfler, Grabfrelief, Mainz, 2. jh. n. ehr. Mit einem Korb wird hier die Spelz von den Körnern getrennt
•
•
234
(2%)
Einkorn Spelzweizen
Roggen (8 %)
Hafer
(3 %)
(1 %)
(5 %)
Dinkel (81
%)
279
283 (1
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(2 %) Pferd (3 %)
Haushuhn Schaf)8 %)
(l %)
Von großer Bed eutung war die Pferde- und Maultierzucht, konnten die Tiere doch viel seitig a l s Reit-, Last- oder Zugtier eingesetzt werden und waren insofern auch für das M i l itär von besonderem I nteresse. I n Bietig heim-Wei lerlen kon nte eine Villa mit großen Sta l l u ngen und einer Longiera n lage a rchäo l ogisch u ntersucht werden.
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Rind
Schwein
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(55 %)
(22 %)
280
Sel bst wenn die landwirtschaftliche Tätigkeit bei den vil/ae rusticae im Vordergru nd sta nd, ist gelegentlich auch eine gewerbliche Güter produktion a uf den Höfen belegt; neben Töpfereien, Ziegeleien und Gerbereien sind auch Holzbearbeitu ng, das Glasschmelzen und Meta llverarbeitung gesichert.
(7 %) H ofe, (1 %) Ge"te (1 %) Hi,,,, (I %)
Getreide ·
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Olsaaten (18 %) . Schlafmohn (10 %)
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•
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5oo"ge Ge"eide (4 %)
lein (4 %) Floch, (4 %)
281 Gemüse (30 %) Möh", (18 %)
- Pastinake (5 %) · Fd d" ,la' (5 %) R"nkelrube (I %) Mangold (I %)
(45 %) Himbeere (18 %) Holunder (6 %) Judenkirsche (4 %) Schle he 4 %) Walde, bee,e (3 %) Kratzbeere (3 %) Brombeere (3 %) Zwe'.:hge (1 %) Harel [1 %) Feige (1 %) Birne (1 %)
Obst/Nüsse ·
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J
279 Mengenverteilung einer Getreideprobe aus dem Keller der villa rustica von Überkochen 280 Mengenverteilung der Tier knochen aus der villa rustica von Bondort 281 Mengenverteilung der Kultur pflanzen aus einem Brunnen im
Reh
Wildvögel Wildschwein
(9 %)
(7 %)
(4 %)
(2 %) Elch (I %) Fuchs (l %)
�-"
282 Mengenverteilung der Tier knochen aus der villa rustica von Bondorf
Hirsch Hase
vicus von Rainau-Buch
(46 %)
283 Glocken und Brennstempel,
(30 %)
Jagsthausen, Heilbronn, Rainau282
Buch, 2./3. Jh. n. ehr.
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9
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Leben im Hinterland des Limes
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Die Iuppitergigantensäule von Walheim
Im Jahre 1 967/68 wurde südlich von Wal heim der größte Teil einer Iuppitergiganten säule entdeckt. Auf einer einfach profilier ten Basis steht der so genannte Viergötter stein mit Reliefs von Juno, Minerva, Mercur und Hercules. Auf eine abschließende Ge simsplatte folgt ein achteckiger Zwischen stein mit Darstellungen von Victoria, Mars, Venus oder Vesta, Vulcan, Juno, Apollo, Iup piter und Fortuna. Die Säule ist im unteren Teil mit Schuppen, im oberen Teil mit Wein ranken und figürlichen Darstellungen wie Eroten und Vögeln verziert. Den oberen Abschluss bildet ein mit Akanthusblättern und Büsten der Vierjahreszeiten verziertes KapitelL Auf diesem muss ursprünglich eine Iuppitergigantengruppe gestanden haben, die jedoch nicht gefunden werden konnte. Die Säule datiert um 200 n. Chr. Iuppitergigantensäulen sind eine für große Teile Obergermaniens und der östlichen Gallia Belgica häufig nachgewiesene Denk mälergruppe, kommen aber ansonsten in den Nordwestprovinzen kaum vor. Sie las sen sich formal von den an Mittel- und Niederrhein häufiger gefundenen, mit einer klassischen Iuppiterdarstellung bekrönten Iuppitersäulen ableiten; anzunehmen ist, dass mit der großen Mainzer Iuppitersäule sogar das direkte Vorbild vorliegt. Häufig können sie im Zusammenhang mit villae rusticae nachgewiesen werden, allerdings findet man sie auch in Siedlungen: In Nida/Frankfurt-Heddernheim konnte ein Exemplar in einem Töpferviertel geborgen werden. Ihr Erscheinungsbild ist recht ein heitlich: Sie weisen größtenteils einen mit Schuppen oder Blättern verzierten Säulen schaft auf. Die in Walheim gewählte Kombi nation aus Schuppen, Weinranken und figürlichen Darstellungen ist einzigartig.
235
Namensgebend ist die Bekrönung mit dem über einen schlangenfüßigen Giganten hin wegreitenden oder -fahrenden Iuppiter. Da sich die Funde von Iuppitergiganten säulen auf keltisch besiedeltes Gebiet beschränken, scheinen sich hinter diesen Denkmälern keltisch religiöse Vorstellun gen zu verbergen. Antiken Quellen zufolge verehrten die Kelten ihren obersten Gott in Form einer hohen Eiche, was mit der Ver zierung der Säulen mit Blättern oder Schup pen, die als stilisierte Blätter oder Baumrin de interpretiert werden können, in Einklang zu bringen ist. Offensichtlich vermischten die Kelten hier die römischen Vorbilder mit ihren eigenen religiösen Vorstellungen.
284 luppitergigantensäule, Walheim, um 200 n. ehr.
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Der lmes und die Germanen 237
287
Germanen und Römer sta nden sich nicht zu a l l en Zeiten i n Feindschaft gegen über, son dern es gab d u rchaus auch Phasen fried l icher Koexistenz. I m 3. J h . n . C h r. wurden germanische Stäm me jedoch zur ernsthaften Bed rohung für das römische Reich und ins besondere für das Limeshi nterland. Bedingt d u rch verschiedene i n nen- und a u ßenpol itische Faktoren wurden nach und nach Tru ppen vom obergermanisch raetischen Limes abgezogen. Die Germanen nutzten d iese Situation für Plü nderu ngen. I n der zweiten H ä lfte des 3. J h . n . Chr. m usste das Gebiet rechts des Rheins schließlich aufgegeben werden. Germanen, die sich bis dahin nach i h ren Raubzügen immer wieder zurückgezogen hatten, bega nnen nach und nach im ehemals römisch besetzten Gebiet rechts des Rheins und nörd l ich der Donau sesshaft zu werden. 285 Keramik aus einer germanischen Siedlung, Steinheim, Anfang 4. Jh. n. ehr. 286 Siegesaltar, Augsburg, 260 n. ehr. Linke Schmalseite: Ein nackter Germane kniet vor der geflügelten Victoria, die als Zei chen des Sieges einen Kranz und ein Palmblatt trägt 287 Germanische Lanzenspitze, Sontheim, Ende 3. Jh. n. ehr.
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Germanen
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238
=
Barbaren?
Das Wort ,Barbar' hat seinen Ursprung im Griechischen. Es bedeutet soviel wie "der, der ,Bar-Bar' ( d. h . unverständlich ) redet". So wurden im Laufe der Zeit alle Nichtgrie chen genannt. Selbst die Römer bezeichne ten sich im 3. Ih. v. C hr. im Vergleich mit den Griechen als Barbaren, die Dreiteilung in "Griechen, Römer und Barbaren" erfolgte erst ab dem 1 . Ih. v. C hr. Ab dieser Zeit wur de der Begriff ,Barbar' als Bezeichnung für alle Nichtrömer und Nichtgriechen - insbe sondere für die Völker an den Randzonen des Imperiums - verwendet. So wurden auch die Germanen als Barbaren bezeichnet und in Literatur und Kunst meist negativ beurteilt: Als Wilde mussten sie unterworfen und gezähmt werden. Positives wird nur selten berichtet, etwa durch Taci tus, der ihre Werte und Eigenschaften wie Mut oder Treue hervorhebt.
Germanen Die barbarischen Nach barn Roms
Die erste Bedrohung d u rch germa nische Stämme erlebte das römische Volk im aus gehenden 2 . J h . v. ehr., a l s die Kimbern und Teutonen auf der Suche nach neuem Land nach Süden zogen und schließlich, nach einigen für die Römer bitteren N iederl agen, i n zwei großen Schlachten i n der Provence und N o rd italien 1 0 2 / 1 0 1 v ehr. gesch lagen werden konnten. Bereits 7 1 v. ehr. rückten die Germanen erneut ins Blic kfeld der Römer, a l s die S ueben u nter Führung des Ariovist über den Rhein nach Gallien zogen, sich im Gebiet der Sequaner n iederließen u n d schließlich einen immer größeren Teil von deren Territorium bea nspruchten . D u rch Caesars Eingreifen wurden die Sueben auf rechtsrhein isches Gebiet zu rückged rängt. Mit der Eroberung Gal liens wä h rend des ga l l ischen Krieges wurde der Rhein zur G renze Roms zu den Germa nen. Die dem Tod Caesars 44 v. e h r. folgenden innenpo l itischen Konflikte, die in einem Bür gerkrieg zwischen Oetavian und Mare Anton gipfelten, fü h rten am Rhein zum Abzug größerer Truppenteile, was die Germanen wiederholt dazu n utzten, in Gallien ei nzu fa llen.
"Dennoch sind die Ehen dort streng und in keinem Punkt sollen ihre Sitten mehr zu loben sein. Denn sie sind fast die einzigen unter den Barbaren, die sich mit einer Ehefrau begniigen, äußerst wenige ausgenommen, mit denen, nicht aus Sinneslust, sondern um ihres Adels Willen, von allen Seiten Eheverbindungen gesucht werden. ii Tacitus, Germania 1 8
"Kommt es zum Kampf; so ist es unehrenhaft fiir den Stammesfiirst, an Tapferkeit iibertroffen zu werden, schmählich far das Gefolge, es der Tapferkeit des Fiirsts nicht gleichzu tun.
iI
Tacitus, Germania 1 4
1 0 Der Limes und die Germanen .
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239
I m J a h re 16 v. C h r. wurde eine Legion u nter dem Befe h l des L o//ius auf linksrhein ischem Gebiet vom Stamm d e r S ugamber vernich tend geschlage n , worauf sich Augustus zu einer offensiven Germanenpoliti k gezwu ngen sah. Vorrangiges Ziel war es zunäc hst, die Rheingrenze zu sichern und die Stä m m e im Vorfeld u nter Kontrolle zu bringen, u m weitere Ubergriffe zu verh indern. Parallel zu d i esen U ntern e h mu ngen bega n n 1 2 v. Chr. auch die Besetzung des Alpenvorlandes. Die Fort sch ritte dort und d i e Erfolge gegen die rechtsrheinischen Germanen veran lassten Augustus, d i e Okku pation des Gebietes zwi schen Rhein und Eibe i n Angriff zu nehmen. Nach ersten J a h ren des Sieges wurde dieses Vorh aben jedoch d u rch die vernichtende N iederlage des Varus i n der so genan nten Schlacht im Teutoburgerwal d , beim heutigen Ka l k riese, Kreis Osnabrück, 9 n . Chr. jäh gestoppt. Auch d ie nachfolgenden Feldzüge des Germanicus kon nten an den Tatsachen nichts ändern: Das Ziel, die Eibe zur Grenze des rö mischen Reiches zu machen, war nicht zu rea lisiere n . Schließlich beendete Tiberius die offensive Germanen politik seines Adoptiv vaters. Bis auf einen kleinen Gebietsstreifen l i n ks des Rheines wurde auf eine Kontrolle in Germanien verzichtet; der Fluss wurde zur gut gesicherten Grenze. ••
I n der Folgezeit sch l oss man mit den u nter sch iedlichen Stä m men im Vorfeld des Rhei nes Verträge; Germanen - die so genannten N eckarsueben und Oberrhei ngermanen li eßen sich mit röm ischer Bil ligung in d e n bislang a n n ä h rend unbewohnten Gebieten im Oberrheintal und i m M ü n d u ngsgebiet des N eckars um Ladenburg und Heidelberg nieder. U nter Vespasian wurden erstmals wieder Gebiete rechts des Rheines u n d nördlich der Donau besetzt. Die Gründe h ierfür sind zum einen in d e r Vorfeldsicherung Gall iens, zum anderen i n der Anlage besserer Verkeh rs verbindungen zwi schen dem Donauraum und dem Rheinland - für schnel lstmögl iche Tru ppenverschiebu ngen - zu suchen. U nter Domitian kam es i nfolge der Kriege gegen die jenseits von Ta u n us und Wetterau siedelnden Chatten zu weiteren Landgewin nen rechts des Rheines. Um das J a h r 8 5 n. Chr. erfolgte die Ei n richtung der beiden german ischen Provinzen Germania inferior und Germania superior, die a l lerdings n u r a m N iederrhein und im Gebiet der Oberrhein germanen und N ecka rsueben german isches Siedlungsgebiet u mfassten.
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288 Marsstatuette und Schnell waage, Ingelfingen, 3. Jh. n. Chr. Die Schnellwaage und die Statuet te des Mars stammen aus einem Grab bei Ingelfingen. Bislang wurde angenommen, dass die an Kocher und Jagst liegenden Ansiedlungen in die erste Hälfte des 3. Jh. n. Chr.
240
datieren und die Stücke im Zuge von Handelsbeziehungen zwischen Römern und Germanen nach Ingel fingen gelangten. In der neueren Forschung wurden Zweifel an der chronologischen Einordnung der Niederlassungen laut; möglicher weise datieren diese auch erst nach der Aufgabe des Limes.
Der friedliche Kontakt zwischen Römern und Germanen
Die Germanen sind i n den antiken Quellen meist negativ beurteilt wo rden . Aber obwohl sie als Ba rbaren galten und es diverse krie gerische Ausei na ndersetzungen gab, ist auch ein friedliches Zusa m menleben zwischen Germanen und Römern belegt. So gingen etwa die N eckarsueben und Oberrheinger manen nach der Besetzung i h rer Siedlungs gebiete i n der Provi nzi a l bevöl kerung auf. I n der ersten Hä lfte des 2 . J h . n . e h r. zogen Germanen aus dem Gebiet zwischen Weser und Rhein nach Süden und ließen sich mit Bil ligung der Römer an Main und Tau ber nie der. I h re tei lweise n u r wenige Kilometer vom Limes entfernten Siedl ungen hatten bis u m die M itte des 3. Jh. n . ehr. Besta nd. Za h l reiche i n diesem Gebiet gefu ndene römische Güter wie etwa Bronzegegenstände oder Kera m i k zeugen von regem wirtschaftlichen Verkehr. Verei nzelte Funde german ischer Kera m i k in vici wie etwa i n Rai n a u-Buch und Jagsthausen belegen die Koexistenz von Germanen und Römern im südlichen Bereic h des oberger man ischen und a m raetischen Limes. I m Vergleich zum nördl ichen Obergermanien, scheint es sich hier jedoch um re lativ wenige Germanen geha ndelt zu haben. I n der Wetter au dagegen ist vor a l lem fü r das zweite Drittel
des 3 . J h . n . ehr. ein verstärkter Zuzug von Germanen i n das römische Gebiet rechts des Rheines zu beobachte n . Dies hä ngt verm ut lich vor allem mit der zunehmenden Rekrutie rung von Germanen für die römischen Hi lfs truppen zusa mmen. Bereits Caesar hatte auf germanische H ilfstruppen zurückgegriffen . Im 3. Jh. n. ehr. allerdi ngs nahmen diese einen i m m e r höheren Stellenwert inne rha l b der römischen Armee ein: Bedingt durch den zu nehmenden Rückgang der Bevöl kerung i m Limesgebiet, der die Rekrutierung vor Ort erschwerte und durch die constitutio Anto niniana i m J a h re 212 n . ehr., die der Provinz bevölkerung den Anreiz für den M i l itärdienst nahm, wurden zunehmend Germanen i n den Hi lfstruppen eingesetzt.
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1 0 Der Limes und die Germanen .
24 1
289 Caracalla- Inschrift, Meimsheim Die Inschrift wurde 2 1 3 n. ehr. anlässlich des Sieges von Caracalla gegen die Germanen aufgestellt.
Die Zeitenwende am Limes
Im 3 . J h . n. Chr. befand sich das Imperium Roman u m in einer ern sth aften Krise. Außere Bedro hung a n den G renzen des Reiches, wirtschaftliche Probleme, innere U n ruhen, hä ufige Regieru ngswechsel, Usurpatoren und Rebellionen ersch ütterten das gesamte römische Herrschaftsgebiet. Die Bevöl kerung i n den nordwestlichen Pro vi nzen war i n hohem Maße N ot u n d Gewalt ausgesetzt; insbesondere die Wanderbewe gu ngen u nter den germanischen Stämmen beeinträchtigten i h r Leben. D iese Wa nderu n gen setzten bereits i n der zweiten H ä lfte des 2. J h . n . C hr. ein, als immer mehr n örd liche und östliche Stämme auf der Suche nach günstigeren Lebensbed ingungen oder nach Beute in Richtung des römischen Reiches zogen und eine intensive Bewegung in nerhalb des ganzen german ischen Siedlungsgebietes auslösten. Schließlich sta nden Germanen als ernsthafte Bedrohung vor den Toren der nördlichen Provinze n . Nach einem Einfal l der Chatten in Raetien und Obergermanien im J a h re 1 6 2 n . Chr. folgten u nter Mare Aure/ die als M a rkomannenkriege ( 1 6 6 - 175 und 177 -180 n . Chr.) beka n nten Ausei nander setzu ngen, die das Leben in den Donau provinzen 15 J a h re lang beeinträchtigten; erst Mare Aure/s Sohn und N achfolger Com modus schloss Frieden mit den Germanen. ••
Damit war die Gefa h r für das Reich zwar vor erst gebannt, jedoch die Wanderbewegung keineswegs beendet; sie sol lte im fo l genden J a h rh u n d ert vornehmlich für das Limeshi nter land zur permanenten Bed roh ung werden. Bereits im J a h re 213 n. Chr. unternahm Cara ea//a, vermutlich a l s Reaktion auf germ anische Ubergriffe, von Raetien aus einen Fe ldzug ins Gebiet jenseits des Li mes und erra ng einen Sieg gegen i n der zeitgenössischen Literatur und i n der epigraph ischen Uberl ieferung nicht näher spezifizierte germ a nische Stä mme, die von spätantiken Autoren aller d i ngs rückwirkend als Alamannen bezeich net worden waren. ••
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242
"Die AlQ/nannen sind ein zusammen gewürfeltes Mischvolk und das drückt auch ihre Benennung aus. 11 Agathias, 6. Jh. n. ehr.
Alamannen
Wie der Mythos vom durch einen gewal tigen Alamannenansturm herbeigeführten Limesfall im Jahre 2 5 9/260 n. ehr., ist auch das in der älteren Forschung konstatierte Bild vom geschlossenen Volkstamm der Alamannen nicht länger haltbar. Die Bezeichnung Alamannen ist germani schen Ursprungs und bedeutet soviel wie Menschen oder Männer im Gesamten genommen. In den römischen Quellen tritt der Begriff zum ersten Mal in einer Lobrede auf Kaiser Maximianus 2 8 9 n. ehr. auf. Zuvor wird nur von Germanen gesprochen. Bei diesen Germanen handelt es sich um gefolg schaftlich organisierte Verbände, die - wie die Auswertung von Keramik, Schmuck und Waffen ergab - aus dem elbgermanischen Raum in Richtung des römischen Reiches zogen. Der Name Alamannen wird ab Ende des 3. Jh. n. ehr. allgemein für die im ehemals römischen Gebiet siedelnden Stämme ge braucht. De facto handelt es sich bei den neuen Siedlern des ab dem ausgehenden 3. Jh. n. ehr. als Alamannia bezeichneten Gebietes um verschiedene Teilstämme, die von ihren j eweiligen Anführern (reges) re giert wurden. Ob diese Stämme eine einheit liche Sprache, Religion oder Kultur hatten, ist nicht bekannt. Auch im 4. Jh. n. ehr. ist keine einheitliche politische Struktur festzustellen, selbst wenn Stämme sich gelegentlich - wie zur Schlacht bei Straßburg 354 n. ehr. - gegen die Römer zu einem Zweckbündnis zusam menschlossen.
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10
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Der
Limes und die Germanen
290 Brunnen in Rainau-Buch während der Ausgrabung, auf der Sohle des Brunnens lagen zahlreiche Bronze- und Eisengegen stände wie Kessel, Gefäße, eiserne Werkzeuge und eine Schnellwaage
D u rch Za hlu ngen größerer Summen a n einige Stam mesfü h rer scheint die Lage bis 233 n . Chr. mehr oder m i nder ruhig geblieben zu sein . Dieses J a h r wird i m a l lgemeinen als Beginn der ,Zeitenwe nde'.. am Limes bezeichnet, d a sich von n u n a n Uberfälle germa n ischer Stämme im H i nterland hä uften. Bedi ngt d u rch Kriege a n der Ostgrenze des rö m ische Reiches gegen die Sassaniden und d u rch in nenpolitische Machtkä mpfe zwischen den offiziellen Machtha bern u n d den von ei nzel nen Truppenverbänden a usgerufenen Gegen kaisern, sahen sich in der Folgezeit röm ische Kaiser gezwungen, größere Truppen kontin gente aus dem Limesgebiet abzuziehen. Die Germa nen n utzten die geschwächte G renz.. verteidigung zu Uberfä l l e n auf das H i nterla n d und zogen p l ü ndernd und brandschatzend bis in das Al penvorland. D u rch die permanenten Truppenred uzierungen wa r eine effektive Ver teidigung nicht m e h r m öglich. Seit Gal/ienus versuchte man die Germanenscharen d u rc h Abfangheere zu stellen. Jedoch konnte man a uf Aktionen der Germanen meist n u r ver zögert reagieren und sie beutebeladen beim Rückzug überra schen; eine präventive Schutzmaßname gegen Plünderu n g und Brandschatzung war kaum gegeben .
Archäologisch sch lagen sich die Raubzüge der Germanen vor allem in so genannten Hortfu nden sowie d u rch Zerstö rungshori zonte in viei, Villen und Kastel len n ieder. .. Resultierend aus di esen Uberfä l l e n wurden ab 2 3 3 n . Chr. Sied l u ngen und Villen aufge geben oder es erfolgte zumindest eine starke Red u ktion der Siedlungsfläche. N u r notd ü rftig d u rchgefüh rte Reparaturen bestätigen die gesunkene Wirtschaftsk raft. Viele der ehema ligen Siedler flüchteten in die mit einer Mauer u mfassten eivitas-H au ptorte oder gleich auf sicheres link srheinisches Gebiet, wie Insch rif ten von deeuriones aus dem rechtsrheini schen Gebiet und von Offiziers-Eh efra uen der Li mestruppen in Mainz bezeugen .
243
� .�
,J
29 1 Sarmatische Panzerreiter,
293 Grabstein, Stuttgart-Bad
Traiansäule, Rom, Anfang 2. Jh.
Cannstatt, 3. Jh. n. Chr.
n. Chr.
Grabstein der Brüder Aurelius
2 9 2 Grabstein, Frankfurt
Saluda und Aurelius Regrethus,
Rödelheim, 3. Jh. n. Chr.
beides Reiter in der ala firma
Aufgestellt für den im Krieg ver
catafractaria
missten Biribam aus der Provinz
294 Graffito eines parthisehen
Mesopotamia, decurio der ala
Panzerreiters, Dura Europos,
firma Catafractaria
2. Jh. n. Chr.
Catafracti equites -
244
Schwergepanzerte Reiter
29 1
"Die Katajraktarier sind das Rückgra t des Kampjes, ihre Ka mpjesweise ist es, wie ein Widder gegen die feindliche Schlachtreihe zu stoßen, die eingeschlagene Richtung beizu behalten und, selbst unverwundbar, alles was im Weg steht ohne Zögern niederzureiten. "
"Kataphraktus" ist der griechische Begriff für "gepanzert". Diese Bezeichnung für schwergepanzerte Reiterei bürgerte sich im römischen Sprachgebrauch ein, um die sel tenen, meist aus dem Osten stammenden Reiter von der normal gepanzerten Reiterei unterscheiden zu können. Ihre Aufgabe war es, die feindliche Schlach tenreihe frontal anzugreifen und für die folgenden Fußsoldaten eine Bresche zu schlagen. Durch das hohe Gewicht ihrer Ausrüstung waren sie jedoch so schwer fällig, dass sie zu keiner anderen Aufgabe zu gebrauchen waren, weshalb sie bis in die Spätantike eine teure Spezialtruppe blieben, die nur im Rahmen großer Feldzüge zum Einsatz kam. Für den Wachtdienst am Limes waren sie nicht geeignet.
Nazarius, Lobrede auf Constantin 23,4
Die Ala Firma Catafractaria
Diese Truppe ist nur durch vier Inschriften belegt und scheint während des 3. Jh. n. Chr. im Osten gegen die Perser, auf dem Balkan und am Rhein gegen eindringende Barbaren im Einsatz gewesen zu sein. In Südwestdeutschland ist die Einheit in Frankfurt-Rödelheim und Stuttgart-Bad Cannstatt nachgewiesen. Wann sie hier im Einsatz war, lässt sich nicht genau sagen: In Frage kommen einerseits die Offensive des Maximinus Thrax ins Land der Germanen als Vergeltung des Einfalls von 233 n. Chr., andererseits die Wirren um 260 n. Chr., als das Limesgebiet Niemandsland zwischen dem Gallischen Sonderreich und dem Machtbereich des Ga//ienus war.
292
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10
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Der
Limes und die Germanen
"An den einzelnen Gliedern waren sie so dicht mit Panzerplatten bedeckt, dass sich die starren Verbindungen dem Gefüge der Glieder anschmiegten, und Nachbildungen menschlicher Gesichter waren so sorgfältig den Köpfen angepasst, dass die Körper völlig
,
umkleidet waren und auftreffende Geschosse nur dort haften
245
konnten, wo durch schmale Spalten dicht an den Augen ein begrenztes Blickfeld frei ist oder an der Nasenspitze der Atem nur beengt ausgestoßen wird. Ein Teil von ihnen sollte mit Lanzen kämpfen und stand so unbeweglich da, dass man hätte glauben können, sie seien mit ehernen Bändern angeheftet. Ii Ammianus Marcellinus 25, 1 ,1 2
-
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" Schwergepanzerte Reiter sind wegen eier Rüstung, eiie sie tragen, vor Verwundungen sicher, aber wegen ihrer Unbeweglichkeit und eiem Gewicht ihrer Waffen fallen sie leicht unei sind häufig Fallen ausgesetzt im Kampf gegen verstreute Fußsoldaten oder gegen bessere Reitel; dennoch, wenn sie vor den Legionen oder mit den Legionären gemischt im Handgemenge, eias ist lviarm gegen Mann, kämpfen, durch brechen sie oft die feindliche Front. ,/ Vegetius 3, 23
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295
I n den Ja hren 2 5 9 / 2 6 0 n . ehr. überstürzten sich schließlich die Ereignisse: Auf dem Bal kan wurden nacheinander /ngenuus und Rega lianus von i h ren Truppen zum Kaiser ausgeru fen. Zum Ka mpf gegen die Usurpatoren zog Ga//ienus mit einem Heer aus Abteilungen der raetischen, nieder- und obergermanischen Armee in den Südosten . Weitere Usu rpatio nen und Barbareneinfälle in den Donauprovin zen folgten. Darüber h i na u s geriet Va/erian i n Gefa ngenschaft des Sassaniden Shapur /. Ver schiedene germanische Stämme n utzten die G unst der Stunde, um i n das römische Reich ei nzufallen. Nach Ausweis des Augsb urger Siegesa lta rs zogen l uthungen nach Italien. Ferner m achten sich germanische Scharen, d i e i n den späteren Quellen als Fran ken und Alaman nen bezeichnet werden, nach Italien und Spanien a uf. Die Alaman nen konnten bei Mailand von Ga//ienus gesch lagen werden, die luthu ngen dagegen wurden auf i h rem Rückzug i n einer zweitägigen Schlacht bei Augsburg überwältigt; die beutebeladenen Fra n ken fing Postumus a uf i hrem R ückzug .. beim Ubersetzen über den Rhein ab, wora ufhin die offensichtlich i m m ens große Beute u nter den Soldaten verteilt wurde. Allerdi ngs forderten der Sohn des Ga//ienus und dessen Berater die Beute für sich, was die Soldaten i h rerseits zur Rebellion trieb. Auf die Prokla mation des Postumus zum Kaiser im Jahre 260 n . ehr. erfolgte die Abspaltung des
ga l lischen Sonderreiches, das bis 274 n . ehr. bestehen sol lte und das, nach Ausweis des Augsburger Siegesaltars, zeitweise sogar das obergermanisch-raetische Limesgebiet u m fasste. Jedoch war zu d ieser Zeit das H i nter land kaum mehr bewoh nt; die Kastelle waren n icht mehr besetzt. Die M ü nzreihen lassen auf ein Ende der Besatzungen bereits in den 50ern des 3. J h . n . ehr. schließen. Die jüng ste bauliche Maßnahme a m Limes ist d u rch eine I nschrift für das Kastellbad von Jagst ha usen gesich ert (244- 247 n . ehr.). Auch die zivi le Verwaltung scheint sich, den epigraphischen Belegen nach, i n d ieser Zeit aufzu lösen; Meilensteine belegen die Ausbes seru ng von Stra ßen n u r noch unter Va/erian. Eine Inschrift aus H a usen ob Lontal stel lt das letzte epigraphische Zeugnis des raetischen H interlandes dar. Sie nennt Ga//ienus mit sei nem Siegestitel Germanicus, den er a m Ende des J a h res 254 n . ehr. seiner Titulatur h i nzu fügte. Er gibt uns einen H i nweis zur Datieru ng der Insch rift, d a sie früh estens nach der An nahme des Siegestitels entsta nden sein kann . Die letzten offenen Sied l u ngen i m Limes hi nterl and wurden schon in den frühen 50er J a h ren verlassen, wogegen die nicht u mwehr ten Siedlu ngen im Rhei ntal noch ein paar J a h re lä nger bewo hnt gewesen zu sein scheinen.
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2 9 5 Felsenrelief von Shapur 1., Bishapur/Iran,
.
Der Limes und d i e Germanen
3. Jh. n. Chr. Auf diesem überlebensgroßen Relief sind die Nieder lagen der Römer gegen die Sassaniden festgehalten. Vor dem auf einem Pferd sitzenden Großkönig kniet Phillipus Arabs, unter dem Pferd liegt der tote Gordian 1 1 1 . und hinter ihm ist der gefesselte Valerian zu erken
nen. Die Gefangennahme des Kaisers war zwar eine unglaubliche Demütigung für das römische Volk, Valerians Sohn Gallienus unternahm allerdings nichts, um seinen Vater aus der Gefangenschaft zu befreien.
247
Dieser starb nach Jahren der Haft am sassanidischen Hof.
296 Gallienus- Inschrift, Hausen ob Lontal, nach 254 n. Chr. Das jüngste schriftliche Zeugnis aus dem raetischen Hinterland wurde als Spolie in einer Kirche verbaut. Die ursprüngliche Anbringung und der Grund der Aufstellung ist nicht bekannt.
'n den mit einer Stadtmauer \J ersenenen
civi
tas-\-\auptorte wie Lopo d u n u m / Ladenburg, S umelocenna/ Rottenburg oder auch Wimp fen waren noch um 260 n . ehr. größere Men gen a n M ünzen i n U ml a uf. Im nördlichen Oberge rm anien waren römi sch e Siedlungen offenbar noch hi S in d'l e 7 0er j ahre b ewoh n t. De facto scheint das Gebiet rechts des Rhei nes u nter Postumus demnach so gut wie nicht mehr besiedelt gewesen zu sein; ob es noch u nter u n m itte lbarer römischer Kontrolle sta nd, ist zweifelhaft. Postumus konzentrierte sich dara uf, die Rheingrenze zum Schutze Galliens zu sichern . Auch als Ga//ienus 2 6 5 n . ehr. Raetien zurückeroberte, verzichtete er auf eine Wiederbesetzung des obergerma n isch-raetischen Limes und des H i nterlandes. Dort waren zum einen die römischen Struk turen weitgehend zerstört worden, zum a nde ren wäre die Verlegung von Soldaten zurück a n den Limes letztlich n u r dem Widersacher in Gallien von N utzen gewesen: Ga//ienus hätte dafür Truppenteile, die für den Kampf gegen Postumus benötigt wurden, an anderen Stellen abziehen mü ssen und d arüber hina us hätte die Wiederbesetzung des Limes - quasi als Vorfeldsicherung der Rhei ngrenze - das vom Kontra henten besetzte Sonderreich vor plündernden Germanenscharen bewa h rt.
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,,Jenseits des Kastells Mogontiacum (Nlainz) besaßen die Römer ein Gebiet von 80 Leugen jenseits des Rheins. Diese civitates wurden unter dem Kaiser Gallienus von den Barbaren besetzt. iI Geographica Latini Minores, 4. Jh. n. ehr. •
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Der Siegesaltar von Augsburg
Im Jahre 1 9 92 wurde in Augsburg ein der Victoria geweihter Altar gefunden, der an lässlich eines Sieges über die Iuthungen auf gestellt worden war. Die Inschrift berichtet von einer zweitägigen Schlacht, bei der ger manische Iuthungen auf der Rückkehr von einem Raubzug in Italien, schwerbeladen mit Beute und Gefangenen, geschlagen wur den. Die Nennung der kämpfenden Verbän de auf römischer Seite ergibt ein eindrück liches Bild der militärischen Gegebenheiten um 260 n. Chr.: Durch die zahlreichen vor angegangenen Truppenverschiebungen stand offenbar kein einheitliches raetisches Provinzheer mehr zur Verteidigung zur Verfügung, sondern es kämpften Reste des raetischen Heeres Seite an Seite mit Solda ten aus Obergermanien und einer Bürger miliz. Der Stein wurde am 1 1 . September 260 n. Chr. geweiht, die Schlacht hatte bereits am 24/25. Mai stattgefunden. Den römischen Oberbefehl hatte M. Simplicinus Genialis im Auftrag des Ga//ienus; allerdings wechselte der Befehlshaber offensichtlich kurz danach die Seiten, wie der Angabe des Consulats des Postumus sowie der Rasur dessen und Genia/is ' Namen zu entnehmen ist. Die Aufstellung des Steins in Augsburgs belegt die zumindest kurzzeitige Zugehörig keit Raetiens zum gallischen Sonderreich. Nach der Rückgewinnung des Gebietes durch Ga//ienus wurden die Verräter Genialis und Postumus der damnatio memoriae unter worfen: Durch die Tilgung der Namen auf den Inschriften sollte das Andenken an die Betreffenden ausgelöscht werden.
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1 0 · Der Limes und die Germanen
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297 Siegesaltar, Augsburg, 260 n. Chr.
Eingangshalle I
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298 Das Kastellbad von Rainau Buch und die räumliche Reduzie rung in der letzten Bauphase im
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Der " Limesfall"
Der Mythos vom Alamannensturm u n d vom Fa l l des Li mes ist aufgrund der a rchäologi schen Belege nicht mehr haltbar. Die Aufgabe des Limes wa r demnach kein plötzlicher Vor gang, bedi ngt d u rch ein großes Ala mannen heer, das bei einem einzigen Angriff den Limes einfach überra nnte, sondern vielmehr ein sich über J a h rzehnte hi nwegziehender Prozess. Letztlich wirkten viele unglückliche Umstä nde zusa mmen, sel bst wenn die fort wä h renden Einfä l l e der Germanen neben den innenpolitischen Schwierigkeiten wie za hl reiche Herrscherwechsel und d urch Usurpa toren hervorgerufene b ü rgerkriegsäh n liche Zustä nde a l s eine der H a u ptursachen angese hen werden können. Es gelang nicht, die bei einem groß angelegten Einfa l l von Alamannen zu erwa rtenden ausgedeh nten Zerstörungs h orizonte an den Limeskastellen a rchäolo gisch nachzuweisen, die deren gewa ltsa mes Ende und d a m it den in der Forsc hung über J a h rze hnte hi nweg konstatierten Alama nnen sturm 2 5 9 / 2 6 0 n. e h r. belegen würden. Der stets als Zeugnis für einen Alamannensturm herangezogene Zerstörungshorizont des Kastells N iederbieber z. B. ist vielmehr im Zusa mmenhang mit der Ausrufung des ga l l ischen Sonderreichs zu sehen.
3. Jh. n. Chr.
Archäologisch feststel l bar ist a l lerdi ngs eine Reduzierung der a m Limes stationierten Trup pen und der Versuch, zumindest ein ige der Kastelle trotz geringer Mannschaftsstä rke so la nge wie möglich zu halten: N eben offen sichtlich ganz aufgegebenen Wehranlagen finden sich auch Lager, bei denen Tore halb seitig zugemauert waren (Oste rburken und Pfynz) oder eine Reduzierung der Grundfläche und eine Verk leinerung der Kastellbäder vor geno mmen wurden ( Rai nau-Buch, Schwä bisch G m ünd-Sch i renhof und Walldürn).
299 Falschmünzerformen, Rißtissen Die zahlreichen Kriege und Regie rungswechsel sowie die Plünderun gen und Truppenabzüge waren die Gründe für die prekäre wirtschaft liche Lage und eine hohe Inflation. Aus der Not heraus erblühte die Falschmünzerei, die mit Hilfe von Gussformen und Zinnlegierungen •
ausgeführt wurde. Im obergerma nisch-raetischen Limesgebiet sind
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vielfach Gussformen belegt, so dass von einer Tolerierung dieser Art der Münzherstellung - quasi als Notgeld - ausgegangen werden kann. In Rißtissen wurden 267 For men gefunden, die ein Münzspek trum aus der Zeit des Septimius Severus bis Elagabal mit Prägeda ten von 203-222 n. Chr. aufweisen.
Auch i m Falle der vil/ae rusticae l ässt sich ein plötzliches Ende 2 5 9 / 2 6 0 n . ehr. archäolo gisch nicht u ntermauern, vielmehr weisen die Spuren auch h ier auf eine a l l m ä h l iche Aufga be hin, die a l lerdings nicht n u r mit der Angst um Leib und Leben, sondern auch mit der prekären Wirtsc haftlage im 3 . J h . n. ehr. i n Zusa mmenhang stehen: D u rch den Abzug großer Truppenteile und d u rch die Abwa nde rung von Zivi listen war die wirtschaftl iche Grund lage für die landwirtschaftlichen Pro d u ktionsstätten nicht mehr gegeben. Zudem war d u rch Sondera bgaben der vielen Kriege wegen auch die Kaufkraft der Zivil bevölke rung geschwächt. Jedoch waren nicht n u r Absatzprobleme u n d hohe Steuern für die Wirtsch aftsk rise und den Prod uktionsrückgang verantwortl ich, sond ern es trugen verm utlich auch ökologi sche Probleme hierzu bei: Durch Raubbau am Wald wurde der Oberflächenabfluss der N i e derschläge beschleun igt, was die Erosion des fruchtbaren Ackerbodens an den H a nglagen und H ochwasser begünstigte. Die u mfa ngrei chen Rodu ngen und fe hlende Wiedera uffor stung, zogen so nicht n u r eine Verwan d l ung des Landschaftsbildes nach sich, sondern auch eine Verä n derung der landwirtschaftli chen Mögl ichkeiten. Der Raubbau a m Wald fü h rte auch zu H olzknapph eit, so dass wich tige, d avon abhängige Wirtschaftszweige wie die Kera m ikproduktion zu großen Teilen zum
Erliegen kamen. So konnte etwa nachgewie sen werden, dass I m porte aus dem Rhein land in der fortgesch rittenen ersten Hä lfte des 3. J h . n . ehr. unter der bei Ausgra bungen gefu ndenen Kera m i k überwiegen. Auch die Ziegelprod u ktion scheint mehr und mehr a uf gegeben worden zu sein; es wurden stattdes sen verstärkt alte Ziegel wiederverwen det. Bei den Zivi lsiedl ungen ergibt sich je nach Art d es O rtes ein d ifferenziertes B i l d . U n ge schützte vici wurden seit 233 n. ehr. a l l m ä h lich aufgegeben, die Bevölkerung flüchtete i n die umwehrten Städte rechts des Rhei nes oder gleich nach Gallien, darüber h inaus gibt es eindeutige Anzeichen dafür, wie z. B. Frauenschmuck i n Lagern , dass sich die Zivil bevö l keru ng wenn möglich hinter die sch ützenden Kaste l l mauern zurückzog.
300 Gefäße, Werkzeuge und eine Schnellwaage aus einem Brunnen, Rainau-Buch, 3. Jh. n. Chr.
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Der Limes und die Germanen
Schatzfunde von Rainau-Buch
Aufgrund der zahlreichen germanischen Uberfälle im rechtsrheinischen Gebiet sah sich die Bevölkerung veranlasst, ihre wert vollen Besitztümer oder auch größere Geld summen vorsorglich vor den Plünderern . zu verbergen. Neben persönlichen Wertgegenständen wur de vor allem Metall versteckt, da dies einen großen Wert darstellte und von den Germa nen in rauen Mengen gesammelt wurde. Auch die in Ruinen vergrabenen, so genann ten Altmetallhortfunde bestätigen den Wert von Metall in dieser Zeit. Ob es sich hierbei allerdings um von Germanen angesammel ten Schrott handelt, die ihre erbeuteten Stücke bis zur Abholung verstecken wollten, da sie für die weiteren Plünderungen un handlich gewesen wären, oder um Sammel stellen der Restbevölkerung, die das Metall zur Wiederverwendung benötigte, ist nicht gesichert. Häufig war es den Besitzern nicht mehr möglich, ihr Hab und Gut zu bergen. Für den Archäologen sind diese Hort- oder Ver wahrfunde Glücksfälle, die wichtige Ein blicke in das Leben im Hinterland des 3. Jh. n . ehr. ermöglichen. So zeugen z. B. eine Reihe von Funden aus verschiedenen Brun nen in Rainau-Buch von einem wirtschaft lich florierenden Kastellvicus im Hinterland des Limes. Wegen eines bevorstehenden Uberfalls ließen Bewohner des vicus ihre wertvolle Habe mit Netzen in Brunnen oder Zisternen hinab, in der Hoffnung, sie nach dem An griff wieder zu heben. Außer einigen Funden von Militaria wie etwa ein Kettenhemd oder ein Infanteriehelm fanden sich zahlreiche Bronzegefäße von teilweise beachtlicher Qualität: So kamen einige mit figürlichem Dekor versehene Gefäße wie etwa eine Griff schale mit Hundekopf, eine Trifoliarkanne mit Löwenkopfprotome oder eine Kanne mit Pferdekopfprotome zutage. ••
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Daneben finden sich auch mehrere einfache Bronzegegenstände des täglichen Gebrauchs wie Kessel, Kasserollen oder Becken. Beach tenswert sind ferner eine Bronzestatuette des Mars, eine kleine Amorstatuette, die als Stütze einer Schale diente, und einige figür liche Kästchenbeschläge. In den Brunnen entdeckte man zudem eiserne Gebrauchs gegenstände wie Pfannen, eine Schaufel, verschiedene Werkzeuge oder ein Dreifuß.
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Brunnenfunde, Rainau Buch,
3 . Jh. n. ehr. 3 0 1 Amorstatuette Die Funktion dieser Statuette ist vermutlich im kultischen Bereich zu suchen
302 Gefäße und Statuetten (Gesamtaufnahme)
303 Bronzekanne Zu einem der schönsten Stücke zählt diese Bronzekanne mit
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Pferdeprotome und einer Attasche mit Reliefbüste. Kannen wie diese wurden in Gallien produziert
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303
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Der Limes u n d d i e Germanen
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304+305 Marsstatuette
Der gerüstete Kriegsgott gehörte vermutlich zur Ausstattung eines Hausaltares Ilararium
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Die Landnahme -
In letzterer gelang es zudem, einen weiteren
Germanen als neue Siedler
interessanten Befund archäologisch zu unter
Nach dem endgültigen Abzug der Römer
suchen, der die Wiederverwendung römischer
stand das ehemals besetzte Land den germa
Steinbauten bezeugt: In Gebäuden, die nur
nischen Stämmen offen. Die Ansiedlung in
ihr Dach verloren hatten,
dem seit dem ausgehenden 3. Jh. n. ehr. von
�och weiter �enutzt.
den Römern offiziell als Alamannia bezeich
Im Badegebaude unter Nutzung der noch auf
neten Gebiet ging allerdings nur langsam von
recht stehenden Mauern einen zweischiffigen
statten. Bis um 300 n. ehr. sind keine Nieder
Holzbau.
lassungen belegt, was vermutlich dadurch zu erklären ist, dass die Alamannen häufig die Siedlungsplätze wechselten. Um die Wende vom 3. zum 4. Jh. n. ehr. las sen sich erste alamannische Ansiedlungen nachweisen und im Laufe des 4. Jh. n. ehr. ist ein Zuzug weiterer Germanen zu verzeichnen. Nun sind vermehrt alamannische Siedlungen mit größeren Friedhöfen nachweisbar, durch die der Bevölkerungszuwachs ablesbar ist. Die Alamannen ließen sich mit Vorliebe in der Nähe oder gar direkt in ehemals römischen Siedlungen und Villen nieder. Die neuen Sied ler wussten um die günstige verkehrsgeogra phische Lage vor allem der Gutshöfe, die auch der alamannischen Landwirtschaft dien lich war. So findet man häufig die typischen Holzbauten zwischen und über den Ruinen römischer Gutshöfe wie z. B. in den vi//ae rusticae von Bietigheim oder Wurmlingen.
So
�rden die Mauern
� rr �htete man etwa
10 . DeI" Limes und die Germanen
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308
309
306 Villa rustica von Wurmlingen, in den Ruinen des Badegebäudes konnte ein eingebauter, zweischif figer alamannischer Pfostenbau aus dem ausgehenden 3. Jh. n. Chr. nachgewiesen werden.
307 Alamannisches Gehöft zu Beginn des 4. Jh. n. Chr. bei Sont heim im Stubental. Die Rekonstruktion erfolgte an hand der bei der archäologischen Untersuchung nachgewiesenen Pfostenspuren.
308 Keramik aus einer ger manischen Siedlung, Jagsthausen, Anfang 4. Jh. n. Chr.
309 Frühalamannischer Kamm, Böbingen, Anfang 4. Jh. n. Chr.
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Frühe Alamannen in Aalen 1997 wurde in Aalen eine frühalamanische Siedlung aus der Zeit um die Wende vom 3. zum 4. Jh. n. Chr. entdeckt. Etwa 800 m vom römischen Kastell und dem vicus entfernt, fand man in der Niederung des Sauerbachs im feuchten Bachsediment sehr gut erhaltene Holzbefunde. Dendrochronologische Unter suchungen ergaben die beiden Fälldaten 297 und 303 n. Chr. Es konnten verschiedene Ge bäudegrundrisse ausgemacht werden, unter anderem von Speichergebäuden. Vermutlich handelte es sich um ein bis zwei Hofanlagen. Römische Funde in der Siedlung am Sauer bach einerseits und zeitgleiche germanische Funde innerhalb des Stabsgebäudes des Kastells anderseits belegen, dass die Alaman nen sowohl die römische Siedlung als auch das Kastell aufsuchten. Ob sie dort allerdings noch auf einen Rest der römischen Bevölke rung trafen, wie für einige Orte postuliert, ist fraglich. Es handelt sich eher um Fundstücke, die die ehemaligen Bewohner zurückgelassen hatten.
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Der Limes und die Germanen
310 Aalen, Sauerbachtal Ausgrabung der alamannischen Siedlung im Bereich der Straßen 257
trasse der neuen Westumgehung 311 Germanische Holz konstruktion im Sauerbachtal, ein Holzzaun aus Eichenpfosten im feuchten Bachsediment während der Ausgrabung 312 Alamannische Lanzenspitzen und Fibeln, Aalen, aus dem Stabs gebäude des Kastells, um 300 n. ehr.
Die neue Grenze
ist dies archäologisch nicht nachweisbar.
Mit den germanischen Siedlern scheint Rom
Gezielte Maßnahmen sind erstmalig unter
Verträge geschlossen zu haben, die antike
Dioc/etian belegt, in der Folgezeit sind vor
Quellen bereits für 260/270 n. ehr. erwäh
allem unter Constantin und Va/entinian Bau
nen. Auch unter Constantin wurden im Oden
programme nachzuweisen.
wald noch Säulen für die Trierer Palastvilla
Die militärischen Anlagen an der Rheingrenze
abgebaut und in dieser Zeit nahm man den
sind mit den vom obergermanischen-raeti
Kurbetrieb in Wiesbaden wieder auf. Beides
schen Limes bekannten Auxiliarkastellen
Vorgänge, die nur durch ein Vertragsverhält
nicht mehr zu vergleichen. Es handelt sich
nis zu erklären sind. Es ist wahrscheinlich,
um kleinere, festungsartige Anlagen, bei de
dass die Römer die Anwesenheit der seit dem
nen man verschiedene Typen unterscheidet.
letzten Viertel des 3. Jh. n. ehr. als Alaman
Sie weisen meist einen unregelmäßigen
nen bezeichneten Germanen nach dem Rück
Grundriss auf, sind mit mächtigen Mauern
zug aus dem Limeshinterland bewusst, quasi
ausgestattet und haben vorspringende halb
als Pufferzone gegen weiter nachrückende
runde, rechteckige oder aber auch fächerför
Germanenstämme duldeten. Eine Rolle, die
mige und polygonale Türme. Der besseren
ja schon im 1. Jh. n. ehr. den Neckarsueben
Verteidigung wegen sind sie in der Regel auf
und Oberrheingermanen zukam.
einem Plateau oder einem Geländesporn
Obwohl so wenigstens einige Stämme ver
errichtet und besitzen meist auch nur ein Tor,
traglich in irgendeiner Weise an die Römer
das besonders gesichert war.
gebunden waren, fielen dennoch immer wie der Germanen in römisch bewohntes Gebiet ••
ein. Größere Ubergriffe sind unter C/audius // 269 n. ehr., unter Aure/ian 275 n. ehr. oder 277/78 n. ehr. unter Probus verzeichnet. Dies erforderte über kurz oder lang den Ausbau einer neuen Verteidigungslinie. Man entschloss sich für eine so genannte "nasse Grenze", deren Verteidigung leichter zu bewerkstelligen war. Lange Zeit wurde der Beginn des Ausbaus des Rhein-lIler-Donau Limes dem Probus zugeschrieben, jedoch
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[>-- 1 c:;:;>- - 1 313 Das spätrömische Kastell
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Vemaniajlsny liegt am Rhein-Iller
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Donau-Limes. Bereits vor 280 n. ehr. errichtet, wurde es mehrfach
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zerstört und wieder aufgebaut
Am Hochrhein wurden zwischen den Kastel
Trotz dieser neuen Grenze kam es auch im
len so genannte burgi errichtet, d. h. stark
Verlauf des 4. Jh. n. ehr. immer wieder zu
befestigte, kleine Wehranlagen. Dabei han
Germaneneinfällen. Die Grenzverteidigung
delt es sich um zweistöckige, 10- 1 2 m hohe
konnte bis in die zweite Hälfte des 5. Jh. n.
Wachttürme mit meist quadratischem Grund
ehr. mit Hilfe von Germanen aufrecht erhal
riss, die in Sichtweite zu einander errichtet
ten werden, die entweder als reguläre Solda
waren, was eine kleinräumige Kontrolle er
ten im römischen Heer ihren Dienst versahen
möglichte. Nördlich des Rheinknies wurde
oder aber als Föderaten aufgrund von Ver
auf die Errichtung von burgi weitgehend ver
trägen in eigenen Verbänden mit eigenem
zichtet, jedoch ist dort eine einigermaßen
Führer unter dem Oberkommando der Römer
geschlossenen Kastellkette nachweisbar.
dienten.
Zusätzlich wurde der Oberrhein mit seinem
Obwohl das rechtsrheinische Gebiet nicht
verschlungenen Flusslauf und sumpfigen
mehr in römischer Hand war und die neue
Ufergelände, das eine ufernahe Burguskette
Grenzlinie an Rhein, IIler und Donau nach und
nicht zuließ, mit Hilfe von schnellen und wen
nach gesichert wurde, behielten die Römer
digen Booten, den so genannten /usoriae, die
nach ihrem Abzug aus dem rechtsrheinischen
ständig auf dem Fluss patrouillierten, vertei
Germanien einen politischen Anspruch auf ihr
digt. Deren Basisstützpunkte lagen auf der
ehemaliges Territorium bei: Zur Untermaue
linken Rheinseite. Allerdings wurden auch auf
rung erfolgten immer wieder Vorstöße in
der rechten Uferseite eigens dafür burgi mit
germanisches Gebiet, so etwa unter Probus,
bis an den Fluss hinabziehenden Mauern
Diocietian und Constantius Ch/orus. Ju/ian un
angelegt, die so genannten Schiffsländen.
ternahm 357/358 n. ehr. einen Vorstoß zu
Beispiele hierfür sind aus Mannheim-Neckar
den nicht näher lokalisierten "Grenzsteinen
au und in Lopodunum/Ladenburg am Neckar
des Limes". Unter Va/entinian /. war nach
bekannt. Neben einer linearen Grenzvertei
Symmachus 369 n. ehr. die Errichtung eines
digung wurde in der Germania // zusätzlich für
Bauwerks tief im rechtsrheinischen Gebiet
die wichtigen nach Gallien führenden Straßen
geplant. All diese Aktionen stützten sich ver
und zum Schutz von Trier ein in die Tiefe
mutlich auf die römische Sichtweise, das
gestaffeltes Verteidigungssystem angelegt.
rechtsrheinische Gebiet nicht verloren, son dern letztendlich nur - mehr oder weniger freiwillig - geräumt zu haben.
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Der Limes und die Germanen
314 Germanen und Römer im heutigen Südwestdeutschland im 4. Jh. n. ehr. 259 Militärlager
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Militärlager, vermutet
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Brückenkopf
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Brückenkopf, vermutet
Germanisches Siedlungsgebiet
Mosel
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Worms
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Speyer (Nicer)
Kocher
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Altmühl
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nzburg (Guntia)
Augsburg (Augusta Vindelicum)
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affenhofen (Pons Aeni)
Kaiseraugst (Castrum
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"A/da [bei Nassenfels, Kr. Eichstätt} haben die Römer zu weren den Teut schen ein landwer mit aufgeschütten gräbn und aufgewolfner wer [...j gemacht. [...j Man sicht noch alle anzaigen dieser landwer, welche die Römer" vallum" nennen, nents iezo der g'main man seiner art nach"auf dem pfal". Und als mich obgenanter mein gnediger her von Aichstet [Gabriel von Eyb} bericht hat und ich auch von andem erfam hab, so get iezg'nante römische landwer von Nassenfels und der Altmü! bis gar an den Neckar hin ab, davon auch meldung tuen die alten Römer, als Spartianus und ander. " Aventin, Bayerische Chronik 1566
Nach dem Abzug der Römer geriet der Limes über viele Jahrhunderte nahezu vollständig in Vergessenheit. Lediglich die sichtbaren bauli••
chen Uberreste gaben den Anwohnern Rätsel auf. Im 16. Jh. begann dann die wissenschaft liche Erforschung. Waren es bis zum Ende des 18. Jh. zunächst Privatgelehrte, die oft im Auftrag ihrer Landesherren arbeiteten, so entwickelte sich im 19. Jh. ein breites bürger liches Interesse, das sich in der Arbeit zahl reicher Altertumsvereine widerspiegelte. Auch die staatlichen Stellen nahmen sich nun der Erforschung des Limes an, was schließ lich 1892 zur Gründung der Reichslimeskom mission führte. Bis 1937 wurden in ihrem Namen die gesamte Limesstrecke sowie die Wehranlagen untersucht und die Ergebnisse publiziert. Nach dem 2. Weltkrieg stagnierte die Forschung zunächst. Die Neufassung des Denkmalschutzgesetzes 1972 erbrachte dann einen enormen Fortschritt. Neben der Durchführung umfangreicher Ausgrabungen konnten auch mehrere Kastelle als Grabungs schutzgebiete erhalten werden. Parallel dazu erhielt auch die museale Präsentation des Limes und seine touristische Erschließung einen immer größeren Stellenwert. Sicht
3 15 Der gut erhaltene Limesab
bares Zeichen dafür war die Errichtung und
schnitt beim Haghof westlich von
der Ausbau des Limesmuseums seit 1964.
Alfdorf
Im Jahre 1996 wurde der Verein Deutsche
316 Ausgrabung am Limestor bei
Limesstraße als touristische Organisation
Dalkingen im Jahre 1886, Zeich
nahezu aller Gemeinden am Limes gegründet.
nung von Eduard von Kaliee
Schließlic;:h erfolgte am 15. Juli 2005 die Aner
3 17 Das Limesmuseum Aalen
kennung des Limes als UNESCO-Welterbe.
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262
Von Teufelsmauer und Pfahlgraben
Es ist kaum zu verstehen, dass ein monumen tales Bauwerk wie der Limes in den Jahrhun derten nach Abzug der Römer vollständig aus dem Gedächtnis der Menschen verschwinden konnte, zumal seine baulichen Reste auf weiten Strecken als Schuttwall, Graben oder in Form von Palisadenresten zu sehen waren. Zu erklären ist dies mit dem Umstand, dass nach dem Abzug der römischen Armee vom Limes in den folgenden Jahrzehnten auch die römisch-keltische Zivilbevölkerung zum Groß teil das Gebiet verließ. Die neuen germa nischen Siedler fanden somit kaum noch Bewohner des Limesgebietes vor, in deren Geschichten und Erzählungen der Limes als römische Grenzanlage weiterleben und das Mittelalter überdauern konnte. Die allermeis ten der seit Jahrhunderten geläufigen Orts und Flurnamen wie "Alteburg", "Bürg", "Grab" und "Haghof" entstanden zwar im Rückgriff auf die noch in Resten vorhandenen Wehran lagen oder als Assoziationen zu zeitgleichen Anlagen wie den Landhagen (von althoch deutsch "hac"
=
Hecke, Einfriedung), ohne
dass dabei jedoch ein Bezug zur Römerzeit gesehen wurde. So verwundert es nicht, dass zur Erklärung der vorhandenen Baureste des Limes verschiedene Volkssagen entstanden. Seit dem 17. Jh. findet sich die Bezeichnung "Teufelsmauer", die auf eine Sage zurückgeht und in der Folge bis ins 19. Jh. als Synonym für den Limes in zahlreichen Kartenwerken und Buchtiteln Verwendung fand.
"Zu der Zeit, da Christus als Mensch auf Erden wandelte, trat ihm eines Tages der Teufel entgegen und sagte: ,Höre, wir beide vertragen uns nit gut zusammen; darum däucht's mil; es wäre besser für dich und für mich, wenn du mir einen Teil des Erdkreises einräumtest, wo ich allein Herr sei. I Der Heiland willigte in das Begehren ein, jedoch unter der Bedingung, dass der Teufel seinen Anteil Land bevor der Hahn kräht mit einer Mauer um fangen haben müsse. Satan griff nun hurtig zu und riss aus den Bergen zentnerschwere FelssWcke und türmte sie übereinander. Und während er so
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Der Limes als Mythos. Forschungsobjekt und UNESCO-Welterbe
263
Anders verhält es sich dagegen mit der Bezeichnung "Pfahl". Schon im 16. Jh. fiel dem Gelehrten Aventin auf, dass die lokale Bevölkerung in der Gegend von Weißenburg damit die Limesanlage bezeichnete. In Urkun den lässt sich der Begriff sogar bis in das 8. Jh. zurückverfolgen, wobei der Limes mit der Bezeichnung "Pfahl" auch als Grund stücksgrenze genutzt wird. Bis heute lebt die se Umschreibung in Orts- und Gewannnamen wie Pfahlheim, Pfahlbronn, Pfahlgraben,
die Mauer erhob, brannte er zugleich mit seinem glühenden Schweife eine tiefe Furche in den Erdboden und das sollte der Wallgraben sein. Doch seiner habgierigen und unersättlichen Natur gemäß legte er den Plan zu umläujig an und hatte sein Werk noch nicht halb vollendet als der Hahn rief und ihn in die Flucht trieb. Von dannen werden die
Pfahläcker oder Pfahldobel weiter. Eine Ver bindung zur Limespalisade lässt sich eindeu tig ziehen, da sich das heutige Wort Pfahl über althochdeutsch "phal" vom lateinischen palus ableitet, womit ein "zugespitztes Bau••
holz" und auch der "Ubungspfahl auf dem Exerzierplatz" gemeint ist. Auffällig ist nun, dass sich diese Bezeichnung auch im ehema ligen Raetien erhalten hat, wo der Limes ja in seiner letzten Ausbauphase im 3. Jh. n. ehr. aus einer Mauer bestand, deren Schuttwall
heute noch gewaltig sichtbaren Trümmer des Baues
auch im 16. Jh. an vielen Stellen im Gelände
nach seinem Urheber , die Teufelsmauer' benannt".
zu sehen war. Wenn nun nicht die immer .. wieder im Gelände gefundenen Uberreste der
Kurzbeschreibung der Sage von der Teufelsmauer
Limespalisaden für die Prägung dieses Be
(nach M. Waltinger, Niederbayerische Sagen)
griffes verantwortlich sind, so erscheint es möglich, dass sich die Bezeichnung palus für die gesamte Limesanlage schon vor der Errichtung der raetischen Mauer bereits in römischer Zeit einbürgerte und sich über das Ende der Römerzeit hinaus erhalten hat.
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3 18 Plan der Ausgrabungen Studi ons im Kastell Benningen 1597 319 Zeichnerischer Entwurf für die Aufstellung des Weihealtars für die Campestres auf einem Sockel mit erklärender Inschrift, aus Studions .. Geschichte des Hauses Württem berg" von 1597. Der Sockelstein steht heute im Württembergischen Landes museum Stuttgart 264
320 Simon Studion, 1543-1605
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Archäologische Forschung am Limes -
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Privatgelehrte, Generäle, Professoren und Denkmalschützer
Das 15./ 16. Jahrhundert Im 15. Jh., im Zeitalter der Renaissance und des Humanismus, entstand auch in Deutsch land ein neues Geschichtsverständnis, wobei man die Rückbesinnung auf die Antike mit • • .
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der eigenen deutschen Geschichte verknüpf te. Als Teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation konnte auch die eigene Ver
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gangenheit in ihren Ursprüngen auf die Römer
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zeit bezogen werden. Dadurch war Römerfor schung in Deutschland zu dieser Zeit immer auch nationale Geschichtsforschung und wur de von den jeweiligen Landesherren gefördert.
"Mich setzte Probi Glück an diesem Ufer ein. Ich sollte Deutschlands und der Römer Grenze sein. Und da das Altertum mit Erde mich bedeckt, hat man im Pflügen mich gefunden und erweckt. Nachdem gab (Herzog) Friedrichs Huld mir neuen Glanz und Schein, dass ich zu ewger Zeit ein Zeuge sollte sein. Hier sei Veneria der Römer Burg gestanden, die Attals (Attila) Grausamkeit nachher gemacht zu Schanden. ({ ••
Ubersetzung der Inschrift auf dem Sockelstein für die Campestres-Weihung aus Benningen. Philipp Montanus 1731
Als zentrale Quellen der Altertumskunde .. dienten zunächst die literarischen Uberlieferungen, unter denen die im Jahre 1455 im Kloster Hersfeld wiederentdeckte Germania des Tacitus eine besondere Rolle spielte. Besondere Bedeutung hatte auch die Historia Augusta, eine um 400 n. ehr. entstandene Sammlung von Kaiserbiographien verschiede ner Autoren von Hadrian bis Numerianus. In der Vita Probi wird erwähnt, dass Probus bei einem Gegenangriff Barbaren in Gallien gestellt, besiegt, rund 400.000 getötet, die ••
Uberlebenden über Neckar und Alb zurückgeschlagen habe und sodann im Land der Barbaren Kastelle mit Dauerbesatzungen angelegt hat. Diese Stelle wurde von den meisten Forschern als wichtigste Quelle her angezogen, weshalb lange Zeit der Kaiser Probus als Erbauer des Limes galt.
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Der Limes als Mythos, Forschungsobjekt und UNESCO-Welterbe
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Weniger Beachtung fand dagegen die Vita Hadriani, in der berichtet wird, dass unter Hadrian überall dort, wo keine Grenzflüsse zur Verfügung gestanden hätten, die Barbaren durch mauerähnlich verbundene Pfahlreihen abgegrenzt worden seien. Diese Stelle lässt sich heute nach dendrochronologischen
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Untersuchungen von Palisadenresten eindeu tig mit dem Bau der Limespalisade unter Had rian um 120 n. Chr. parallelisieren. Neben den literarischen Quellen waren es besonders die Steindenkmäler mit ihren Inschriften, die als direkte Zeugnisse der Römer erkannt, interpretiert, gesammelt und publiziert wurden. Archäologische Untersu chungen blieben dagegen zunächst noch die
320
große Ausnahme. Ein bedeutender Gelehrter dieser Zeit war
Apian, Mathematikprofessor aus Ingolstadt,
Johannes Thurmair, genannt Aventin, der
legte 1534 eine Sammlung römischer
bereits 15 18/ 19 in den Vorarbeiten zu seiner
Inschriften vor, in der auch Material aus Rot
Bayerischen Chronik als erster direkt über
tenburg und Cannstatt erwähnt wird.
den Limes berichtet, den er als "römische
Herausragend unter diesen frühen Gelehrten
Landwer" bezeichnete und als Werk des Pro
ist in Württemberg sicherlich Simon Studion,
bus deutet. Auch Beatus Rhenanus berichtet . 153 1 von römischen Uberresten bei Wimpfen
seit 1572 Praezeptor der Lateinschule in Mar bach. Bei den Vorarbeiten zu seiner
und Rottenburg sowie von unterirdischen
Geschichte des Württembergischen Herr
Mauern auf weiten Strecken bei Aalen. Peter
scherhauses, die 1597 erschien, fand er in
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Marbach und Umgebung mehrere römische Steindenkmäler, die er 1583 seinem Herzog Ludwig in Stuttgart schenkte. Sie wurden im Lusthaus in Stuttgart aufgestellt und bilden noch heute den Grundstock der Sammlung
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römischer Steindenkmäler im Württembergi schen Landesmuseum. Daneben erhielt Stu dion vom Herzog die Erlaubnis, im Kastell Benningen am Neckar eine Ausgrabung durchzuführen, deren Ergebnisse er in einem Plan festhielt. Und schließlich ließ er den
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Weihealtar des Publius Quintus Terminus, den er 1583 im Bereich des Kastells gefun den hatte, zusammen mit einer erklärenden U:rtI\!T
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Inschrift, der ersten didaktischen Beschrif tung eines antiken Fundstückes, am Fundort wiederaufstellen
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Das 17./18. Jahrhundert
er 1768 und 1773 in seinen Werken "Beweis
Im 17. Jh. fanden diese fruchtbaren For
wie weit der Römer der Römer Macht [...]"
schungsansätze, bedingt durch die Katastro
und der "Fortsetzung des Beweises [... ]". Als
phe des 30-jährigen Krieges, zunächst keine
erster Forscher sah er mit dem Nachweis der ••
Fortsetzung. Erst Anfang des 18. Jh. rückte
Limestrecken von Ohringen bis Mainhardt die
die Römerzeit und damit auch der Limes wie
Verbindung zwischen den Wehranlagen im
der in den Mittelpunkt des Interesses zahl
Taunus und in Bayern und konnte auch im
reicher Privatgelehrter. Dabei stellte in der
Odenwald Abschnitte des Limes nachweisen.
Folgezeit besonders der genaue Verlauf des
Vor allem aber war er der erste, der bei sei
Limes und die Verbindung der in Hessen,
nen Forschungen eine komplexe Methode
Württemberg und Bayern nur isoliert betrach
anwandte und die Analysen der literarischen
teten Streckenabschnitte die größte Heraus
und epigraphischen Quellen mit Untersu
forderung dar. Im Jahre 17 12 gelang es dem
chungen im Gelände sowie den Ergebnissen
Pfarrer Christoph Wägemann, in genauer
eigener Ausgrabungen verband.
Kenntnis der Historia Augusta, die Errichtung des Limes in die Zeit des Hadrian zu datieren.
Eine der wichtigsten Fragen nach Hanßel
Die erste Monographie zum Limes erschien
mann blieb dagegen die Verbindung des
1723 von dem Weißenburger Rektor Johann
obergermanischen und raetischen Limes.
Alexander Döderlein.
Nach mehreren Versuchen verschiedener
Angeregt durch solche Forschungen schrieb
Forscher, war es schließlich dem Regensbur
die Preußische Akademie der Wissenschaften
ger Geschichtsprofessor Andreas Buchner
in Berlin einen Wettbewerb zu der Frage aus
vorbehalten in seinen Werken "Reisen auf der
"Wie weit der Römer Macht, nachdem sie
Teufelsmauer" ( 18 18 - 183 1) die Frage des
über den Rhein und die Donau gesetzt, in
Limesknicks bei Lorch zu klären. Aufgrund
Deutschland eingedrungen, was vor Merk
des Grabsteins eines Soldaten der 22. Legion
male davon ehemals gewesen und etwa noch
aus Mainz, vermutete er bei Lorch die Pro
vorhanden seien" An diesem Wettbewerb
vinzgrenze und sprach sich zudem für ein
nahm auch Christian Ernst Hanßelmann, der
Ende des Limes im 3. Jh. n. Chr. aus.
gräflich-hohenlohische Archivar und Regie••
rungsrat aus Ohringen, teil, der bedeutendste Limesforscher seiner Zeit. Die Ergebnisse sei ner langjährigen Forschungen veröffentlichte
•
11
.
Der Limes als Mythos, Forschungsobjekt und UNESCO·Welterbe
267
32 1 Christian Ernst Hanßelmann, 1699-1775 322 Der Verlauf des Limes nach Hanßelmann, 1773
322
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324 Eduard von Kallee, 1818-1888, Württembergischer Generalstabschef. Nach seiner Pensonierung 1869 widmete er ••
323 Eduard Paulus d. Altere,
sich intensiv der Limesforschung
1803- 1878, Leiter des Statistisch-
und entdeckte die Kastelle in
325 Ernst Herzog, 1834- 19 1 1,
Topographischen Bureaus
Schwäbisch Gmünd-Schirenhof
Professor für Klassische Philologie
in Württemberg
und Böbingen
in Tübingen
268
Das 19.
Jahrhundert
Vorgängerin des heutigen Württembergi
Kennzeichnend für das ganze 18. Jh. war,
schen Landesmuseums, um die entsprechen
dass bis auf wenige Ausnahmen eine syste
den Denkmale durch "Vereinigung vor Unter
matische staatliche Förderung der Erfor
gang, Zersplitterung und Verschleppung zu
schung des Limes ausblieb. Dies änderte sich
sichern und durch öffentliche Ausstellung zur
nach den Napoleonischen Kriegen. Waren
Kenntnis und Anschauung des Publikums zu
nun zum einen durch die politische Neuord
bringen".
nung der Länder die staatlichen Zuständigkei
Auf Anregung des Tübinger Althistorikers und
ten wesentlich übersichtlicher, so entwickelte
Philologen Ernst Herzog wurde schließlich
sich zum anderen durch die Stärkung des
1877 und nochmals 1888 eine Württember
Bürgertums auch ein wesentlich breiteres
gische Limeskommission einberufen, die erst
Geschichtsbewusstsein. Dies äußerte sich in
mals versuchte die Erforschung des Limes
der Gründung zahlreicher lokaler Geschichts
durch die Zusammenarbeit von Historikern,
und Altertumsvereine, die auch die Limes
Topographen und Militärs mit staatlicher
forschung durch verstärkte Feldforschungen
Unterstützung voranzutreiben.
und Ausgrabungen, das Anlegen von Samm lungen und schließlich die Publikation der Ergebnisse voranbrachten. In Württemberg wurde 182 1 das Statistisch-Topographische Bureau eingerichtet, dass unter seinen Leitern Johann Daniel Memminger und später Eduard ••
Paulus d. Alteren bis 1886 die Bände der Oberamtsbeschreibungen, amtliche Flurkar ten und einen topographischen Atlas heraus brachte. Bei dieser systematischen Landes••
aufnahme wurden auch die Uberreste des Limes und dessen genauer Verlauf soweit erkennbar aufgenommen. Im Jahre 1858 folgte die Einrichtung des Staatlichen Amtes für Denkmalpflege und 1862 die Gründung der Königlichen Sammlung vaterländischer Kunst- und Altertumsdenkmale, der direkten
•
1 1 . Der Limes als Mythos, Forschungsobjekt und UNESCO-Welterbe
326 Theodor Mommsen, 1817-1 903, Professor für Alte Geschichte in Berlin. Mitbegründer und erster Vorsitzender der Reichs limeskommission 327 Ernst Fabricius, 1 857-1 942, Professor für Archäologie in Freiburg. Seit 1902 Vorsitzender der Reichslimeskommission und 327
326
Herausgeber des Limeswerkes
Die Reichslimeskommission
besonders die Publikation der Ergebnisse
Die zahlreichen Versuche in den einzelnen
Schwierigkeiten bereitete. Von dem schließ
Ländern konnten jedoch die Erforschung des
lich 14-bändigen Werk "Der obergermanisch
Limes als zusammenhängendes Kulturdenk
raetische Limes des Römerreiches", das in
mal nicht entscheidend voranbringen. Zuviele
zwei Abteilungen (Abteilung A: Die Strecken,
Fragen blieben offen. Umfangreiche Untersu
Abteilung B: Die Kastelle) untergliedert ist,
chungen, z. B. zur Innenbebauung der Kastel
erschien 1894 der erste Band, während der
le, den Straßenverbindungen oder den
letzte erst 1934 herauskam. Dass dieses
Kastellvici, waren nicht möglich und es fehlte
gigantische Projekt überhaupt zu Ende
auch eine zusammenfassende Publikation der
geführt werden konnte, ist neben den vor Ort
Forschungsergebnisse. So war es nicht ver
tätigen ehrenamtlichen Streckenkommissa
wunderlich, dass nach der Reichsgründung
ren vor allem dem Freiburger Archäologen
187 1 die Gründung einer gesamtdeutschen
Ernst Fabricius zu verdanken, der im Jahre
Limeskommission diskutiert wurde. Ener
1902 die Geschäftsführung der Kommission
gisch vorangetrieben wurden diese Planun
und die Herausgabe der Publikationen über
gen durch den Berliner Althistoriker und spä
nahm und erfolgreich beendete. Mit Ernst
teren Nobelpreisträger Theodor Mommsen.
Fabricius fand die Limesforschung und damit
Nach seinen Vorstellungen sollten in einem
auch die Provinzialrömische Archäologie all
gesamtdeutschen Projekt innerhalb von fünf
gemein Eingang in die universitäre Forschung.
Jahren alle römischen Militäranlagen zwi schen der Nordschweiz und der Rheinmün dung in Zusammenarbeit mit den Forschern und Militärs vor Ort erfasst und ausgewertet werden. Am 28. Dezember 1890 fand schließlich in Heidelberg die Limeskonferenz statt, zu der aus allen fünf Staaten Delegierte entsandt wurden. Am 6./7. Juni 1892 wurde die Reichslimeskommission unter dem Vor sitz von Theodor Mommsen gegründet. In der Folgezeit wurde jedoch schnell klar, dass die vorgesehene Zeit von fünf Jahren für das Gesamtprojekt erheblich zu kurz war, wobei
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328 Übersichtsplan der Reichs
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Aalen
Jahrhundert
Insgesamt waren die Jahre zwischen 1860 und dem 1. Weltkrieg geprägt von einer steti gen Professionalisierung der Limesforschung. Anstelle engagierter Einzelpersonen und Ver eine, übernahmen nun vermehrt speziell aus gebildete Facharchäologen in den Universitä ten, Denkmalämtern und Museen die weitere Erforschung des Limes. Mit der Arbeit der Reichslimeskommission wurden dabei Maß stäbe gesetzt, die bis heute die provinzialrö mische Archäologie prägen. Während der Zeit des Nationalsozialismus ruhte die Limesforschung beinahe völlig, da die provinzialrömische Archäologie allgemein keine politische Priorität besaß. Ambitionierte Forscher wie Peter Goessler am Landesmuse. um in Stuttgart wurden ihrer Amter enthoben. .
Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg war zunächst geprägt durch den Wiederaufbau, dem eine Reihe von römischen Bodendenkmälern zum Opfer fiel. Eine internationale Vernetzung der in der Limesforschung arbeitenden Archäolo gen erfolgte durch die Veranstaltung der Limeskongresse, deren erster 1949 in New castle stattfand und die bis heute ein wichti ges internationales Forum bilden.
329
•
11
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Der Limes als Mythos, Forschungsobjekt und UNESCO-Welterbe
•
271
330
331
Im Jahre 1964 wurde das Limesmuseum Aalen als Zweigmuseum des Württembergi schen Landemuseums gegründet. Die Ver abschiedung des Denkmalschutzgesetzes 1972 verbesserte in Baden-Württemberg die Arbeitsgrundlagen der archäologischen Denk malpflege. In Zusammenarbeit mit den Kom munen, oft auch getragen durch das große Engagement von interessierten Bürgern, konnten seitdem eine Reihe von Kastellarea len, wie in Welzheim-Ost, Köngen, Aalen und ••
Rainau-Buch vor der Uberbauung bewahrt und als Grabungsschutzgebiete ausgewiesen werden. Eine Reihe von Ausgrabungen erbrachte daneben eine Vielzahl neuer Erkenntnisse und spektakulärer Funde. Durch die Verfeinerung der Grabungsmethoden kön nen heute, anders als noch zur Zeit der Reichslimeskommission, z. B. auch Holzbe funde beobachtet und dokumentiert werden. Luftbildarchäologie und geomagnetische Messungen erlauben auch ohne Ausgrabun 329 Luftbild des Kastells
gen detaillierte Einblicke in den Boden. Natur
Schwäbisch GmündjSchirenhof
wissenschaftliche Methoden wie die Dendro
330 Ausgrabung im Innenhof der
chronologie bieten konkrete Aussagen zur
principia von Aalen 1 984 durch
Datierung, die Archäozoologie und -botanik
das Landesdenkmalamt
liefern Erkenntnisse zur Rekonstruktion der
331 Ausgrabung eines Holzbrun
Lebensverhältnisse der Menschen am Limes
nens im Ostkastell von Welzheim
vor 1800 Jahren.
durch das Landesdenkmalamt
332
272
Der Limes im Museum Das Limesmuseums Aalen
333
am UNESCO-Welterbe
Gut 40 Jahre nach seiner Gründung gilt das Limesmuseum als zentraler Museumsstan dort am Limes in Süddeutschland, der seit 1964 von rund einer Millionen Menschen besucht wurde. Dieser Erfolg war vor 40 Jah ren nicht vorherzusehen. Im Jahre 1962 fiel nach mehrjährigen Vorüberlegungen der Beschluss zum Bau eines zentralen Limes museums in Aalen. 60 Jahre nach der Grün dung des Saalburg-Museums entstand somit ein zweites archäologisches Spezialmuseum zur Römerzeit am Limes. Im Jahre 1964 wurde nach der Ausgrabung und Restaurierung der porta principalis sini stra des Aalener Kastells das direkt auf der
334 332 Das Limesmuseum bei seiner
via principalis stehende Limesmuseum eröff
Gründung 1964
net. Das Haus erlangte schnell weit über
333 Der Ausstellungsraum des
Aalen hinaus einen besonderen Ruf als zen
Limesmuseums 1964
trale Informationsstätte zum Limes. Die stei
334 Die Erweiterung des Limesmu
genden Besucherzahlen machten in den 70er
seums 1981 und die Ausgrabungen
Jahren die Notwendigkeit einer Erweiterung
des zentralen Stabsgebäudes
deutlich. Parallel zu den Plänen zum Schutz
335 Die aktuelle Ausstellung im
des zentralen Kastellareals hinter dem Muse
Erdgeschoss
um, wo sich die Reste des Stabsgebäudes in
336 Das Zinnfigurendiorama:
trockenen Sommern als helle Streifen im
Grenzszene am raetischen Limes
Bewuchs abzeichneten, konnte in den Jahren
336a Die aktuelle Ausstellung im
1979- 198 1 das Limesmuseum umgebaut und
Obergeschoss
wesentlich erweitert werden. Gleichzeitig wurde durch das Landesdenkmalamt bis 1986 das Stabsgebäude komplett ausgegraben und seine Grundmauern restauriert, wodurch
11
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Der Limes als Mythos, Forschungsobjekt und UNESCO-Welterbe
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273
hinter dem Museum ein archäologischer Park entstand. Im Jahre 1983 fand in Aalen der 13. Internationale Limeskongress statt. Durch das große Engagement der Stadt Aalen verbesserte sich seit 1988 auch das mu seumspädagogische Angebot des Museums. Die steigenden Besucherzahlen in den 90er Jahren auf ca. 40.000 im Jahr zeigten die Richtigkeit dieser Maßnahme. Inzwischen gilt das Limesmuseum gerade für die Schulen
336
aufgrund der vielfältigen Angebote als zentra le AnlaufsteIle am Limes. Ein besonderer Anziehungspunkt für die Besucher sind auch
-
die alle zwei Jahre stattfindenden Internatio nalen Aalener Römertage, an denen Römer gruppen aus ganz Europa teilnehmen. Auf grund der hohen Besucherzahlen wurde seit 1995 die Notwendigkeit einer Renovierung des Museums immer drängender, wobei auch der ständige Platzmangel für die Museums pädagogik behoben werden sollte. In den Jahren 1999-2000 konnte im Rahmen eines Gemeinschaftsprojektes der Stadt Aalen und des Landes Baden-Württemberg das Museum um einen Anbau an der St. Johann-Straße erweitert und gleichzeitig die komplette Dau erausstellung neu konzipiert werden.
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337 340 Internationale -
Römertage in Aalen 341 Die Teilrekonstruktion einer Reiterkaserne im Maßstab 1: 1. 342-343 Rekonstruktion eines contubernium mit Pferdestall und Wohnstube der Soldaten.
343
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Der Limes als Mythos, Forschungsobjekt und UNESCO-Welterbe
276
344
Der Archäologische Park Reiterkastell Im September 2005 folgte schließlich die Eröffnung des neuen Archäologischen Parks. Das bisher als öffentliche Grünanlage zugäng liche Gelände rund um das Museum, wurde dabei eingezäunt und organisatorisch mit dem Museum verbunden. Als besondere Attraktion entstand hier die Teilrekonstrukti on einer römischen Reiterkaserne im Maß stab 1: 1 mit rekonstruierten Innenräumen, in denen der Besucher den Alltag der Soldaten miterleben kann. Das gesamte Kastellgelände wurde zudem mit informativen Tafeln ausge stattet, die über die ehemalige Bebauung des 345
Kastellgeländes informieren. Schließlich konnte auch die Medienausstattung des
346
Museums wesentlich verbessert werden. Ein moderner Audio-Guide führt die Besucher in drei Sprachen durch das Museum und den Archäologischen Park. Im Museum gibt es nun einen modernen Medienraum mit einer neuen Filmproduktion sowie einen Großbild schirm, auf dem man die virtuelle Rekonstruk tion des römischen Aalen miterleben kann.
344-346 Der Archäologische Park
mit neuer Beschilderung des Stabsgebäudeareals als Teil des UNESCO-Welterbes.
•
11
.
Der Limes als Mythos, Forschungsobjekt und UNESCO-Welterbe
347 Das offizielle Logo der UNESCO 348 Hinweisschild der Deutschen Limesstraße
Deutsche Limesstraße und
Zusammen mit dem Hadrianswall in Großbri
UNESCO-Welterbe
tannien bildet der obergermanisch-raetische
Das Limesmuseum war bei seiner Gründung
Limes das zweite Teilstück des internationa
1964 noch eine weitgehend singuläre Einrich
len Welterbes "Grenzen des römischen Im
tung, die aufgrund der kulturpolitischen Weit
periums". In Deutschland ist der Limes das
sicht der damals Verantwortlichen bei der
31. UNESCO-Welterbe. Zu diesem gehört
Stadt Aalen und beim Land Baden-Württem
nicht allein die Limeslinie mit ihren Befesti
berg realisiert werden konnte. Rund 40 Jahre
gungen und Wachttürmen, sondern in der
später ist das Bewusstsein um die Bedeutung
Regel auch die einzelnen Kastellplätze mit
des Limes als Bodendenkmal von weltweitem
ihren umliegenden Zivilsiedlungen. Das
••
Rang in der Offentlichkeit verbreitet. Um den
Limesmuseum auf dem Gelände des römi
Anforderungen zum Schutz des Denkmals,
schen Reiterkastells steht also direkt auf
seiner Präsentation und seiner touristische
dem Welterbe Limes, wodurch die Ver
Vermarktung gerecht zu werden, wurde 1996
quickung von historischem Boden und Ver
der Verein Deutsche Limesstraße gegründet,
mittlung der archäologisch-geschichtlichen
in dem beinahe alle Gemeinden und Land
Zusammenhänge nochmals an Bedeutung
kreise entlang der Limesstrecke vom Rhein
gewinnt. Die bedeutende internationale Aus
bei Bad HönningenjRheinbrohl bis nach
zeichnung der UNESCO wird für alle Beteilig
Regensburg an der Donau Mitglied sind. Der
ten in der Zukunft Ansporn und Verpflichtung
gesamte Limes konnte so in den letzten Jah
sein, die hohen Anforderungen an den
ren durch touristische Hinweisschilder für
Schutz und die Vermittlung eines WeItkul
den Auto- und Radtouristen und durch ein
turerbes zu erfüllen.
koordiniertes Informationsangebot optimal
Im Managementplan der UNESCO ist das
für den Besucher erschlossen werden.
Limesmuseum als eines von vier überregiona
Um den dauerhaften Schutz des Limes weiter
len Informationszentren ausgewiesen. Somit
zu verbessern, wurde im Jahr 2003 von Sei
werden auch auf das Limesmuseum als zen
ten der Landesdenkmalämter in Rheinland
tralem Museum am Limes neue Aufgaben
Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg und Bay
und Herausforderungen zukommen, denen
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Limes als Weltkulturerbe einzutragen. Seit dem i 5. luli LGG5 stellt der Limes nun aut der Liste der UNESCO Welterbestätten!
Vergangenheit stellen werden.
277
Glossar
bekanntesten Werk, Bellum ludaicum,
Kaiser
beschreibt er die Geschichte des jüdischen
Vollständigkeit bis zur ersten Tetrarchie
Aufstandes und dessen Niederwerfung.
(293-305 n. Chr.), für die Zeit danach wer
Florus
den nur die im Text erwähnten Herrscher
Aelius Aristides
P. Annius Florus. Historiker zur Zeit Hadri
genannt
( 1 17- ca. 187 n. Chr.) Griechischer Redner
ans. Er schrieb eine Geschichte Roms von
aus Kleinasien. Von ihm sind zahlreiche
der Gründung der Stadt bis in die Zeit von
Augustus
Reden zu verschiedenen Anlässen erhalten.
Kaiser Augustus.
C. lulius Caesar Octavianus (eigentl. C.
Berühmt ist seine Lobrede auf die Stadt
Herodian
Octavius/63 v.-14. n. Chr.). Im Jahre 45 v.
Rom.
Eigentl. Herodianos (ca. 1 80 n. Chr.). Grie
Chr. von seinem Onkel C. lulius Caesar
Agathius
chischer Historiker, der ein Werk über die
adoptiert und als Haupterbe eingesetzt.
(ca. 532-580 n. Chr.) Historiker aus Klein
römische Geschichte vom Tode Marc Aurels
Nach dessen Tod strebte er die Nachfolge
asien, der das Geschichtswerk des Prokop
bis zur Thronbesteigung Gordians 111.
an, was ihm im Bürgerkrieg schließlich
in 5 Bänden fortführte.
schrieb.
durch den Seesieg bei Actium 31 v. Chr.
Ammianus Marcellinus
Plinius der Ältere
gegen Marcus Antonius auch gelang. Seit
Ammianus Marcellinus (ca. 330-395 n.
C. Plinius Secundus (23/24-79 n. Chr.).
27. v. Chr. erhielt er vom Senat außeror
Chr.). Römischer Schriftsteller aus Antio
Staatsbeamter, Historiker und Schriftstel
dentliche Rechte und den Ehrennamen
cheia/Syrien. Er schrieb ein Geschichts
ler. Sein bedeutendstes Werk ist die Natu
Augustus (der Erhabene), der zukünftig
werk über die römischen Kaiser von Nerva
ralis Historia (Naturgeschichte), eine umfas
allen Kaisern zustand. Die republikanischen
Antike Autoren
278
••
bis Valens in 31 Büchern, von denen aller
sende Enzyklopädie in 37 Büchern, in der er
Amter blieben in den folgenden Jahren zwar
dings nur noch die Bücher 1 4-31 erhalten
das gesamte naturkundliche Wissen seiner
formal bestehen, Augustus wurde als prin
sind. Sein Werk ist vor allem für die römi
Zeit zusammengestellt hat.
ceps aber de facto Alleinherrscher. Er gilt
sche Geschichte des 4. Jh. eine bedeutende
Plutarch
als Begründer des römischen Kaisertums.
Quelle.
(ca. 46- nach 11 9 n. Chr.) Griechischer
Tiberius
Arrian
Schriftsteller. Zu seinen bedeutendsten
Ti. (Iulius) Caesar (eigentl. Ti. Claudius
Flavius Arrianus (ca. 95-175 n. Chr.).
Werken zählen die Parallelbiographien, in
Nero/42 v. Chr.-37 n. Chr). Kaiser seit 1 4
Staatsmann, General und Geschichtsschrei
denen er berühmte Griechen und Römern
n. Chr. Als Sohn der Livia war er der Stief
ber. Neben Niederschriften der Gespräche
gegenüberstellt und die Ethika (Iat. Mora
sohn des Augustus. Unter der Regierung
seines Lehrers Epiktet, zählt das so genann
lia), in der philosophische Themen abge
des Augustus zeichnete er sich als erfolg
te Reitertraktat zu seinen wichtigsten Wer
handelt werden.
reicher Feldherr aus, leitete unter anderem
ken. Dieses ist insbesondere für die Erfor
Seneca
die Eroberung Pannoniens und führte die
schung des römischen Militärwesens von
L. Annaeus Seneca (ca 4. n. Chr.-65 n.
Germanenfeldzüge von 8/7 v. Chr. und 4-6
großer Wichtigkeit, da darin unter anderem
Chr.). Römischer Politiker und Philosoph.
n. Chr. Nach der Niederlage des Varus in
die Waffen und Ausrüstungsteile der Reite
Als Erzieher von Nero wurde er dessen
der so genannten Schlacht im Teutoburger
rei genau beschrieben werden.
Berater und hatte so bis zu seinem durch
wald 9 n. Chr. war er wieder in Germanien
Cassius Dio
Nero erzwungenen Selbstmord großen poli
aktiv. Als Kaiser beendete er die offensive
Cassius Dio Cocceianus (ca. 150-235 n.
tischen Einfluss. Sein schriftstellerisches
Germanenpolitik seines Vorgängers, an
Chr.). Historiker und Politiker. Sein Werk
Werk umfasst naturwissenschaftliche Un
sonsten bemühte er sich, dessen Politik
über die römische Geschichte von der
tersuchungen, aber auch Tragödien. Als
fortzusetzen.
Gründung der Stadt bis in das Jahr seines
Anhänger der stoischen Philosophie schrieb
Caligula
eigenen Consulats (229 n. Chr.) ist insbe
er zahlreiche moralische Abhandlungen.
C. lulius Caesar Germanicus (12-41 n.
sondere für die Kaiserzeit eine der wertvoll
Tacitus
Chr.). Römischer Kaiser seit 37 n. Chr. Als
sten Quellen der römischen Geschichts
Publius Cornelius Tacitus (ca. 55/56-
Sohn des Germanicus verbrachte er seine
schreibung.
1 16/117 n. Chr.). Römischer Historiker.
Kindheit in Heereslagern und erhielt dort
Cicero
Verfasste wichtige Geschichtswerke über
den Spitznamen Caligula (Stiefelchen).
Marcus Tullius Cicero (106-43 v. Chr.).
die Kaiserzeit des 1 . Jh. n. Chr. Die Schrif
Wegen seines willkürlichen und despoti
Nachdem er sich als erfolgreicher Prozes
ten entstanden allerdings erst unter der
schen Herrschaftsstils fiel er schließlich
sredner einen Namen gemacht hatte,
Regierungszeit Traians. Seine bedeutend
einer Verschwörung von Praetorianeroffizie
begann er 75 v. Chr. die politische Lauf
sten Werke sind die Biographie seines
ren zum Opfer.
bahn. Als Consul gelang es ihm, 63 v. Chr.
Schwiegervaters Agricola mit Beschreibung
Claudius
die Verschwörung des Catilina niederzu
der Eroberung Britanniens, die leider
Ti. Claudius Caesar Augustus Germanicus
schlagen. Wegen angeblich ungesetzlicher
lückenhaften, großen Geschichtswerke
(eigentl. Ti. Claudius Nero Germanicus/10
Hinrichtung der Mitverschwörer musste er
Annales und Historiae sowie die ethnologi
v.-54 n. Chr.). Nach der Ermordung seines
58 v. Chr. ins Exil, wurde aber kurz darauf
sche Spezialschrift über die Germanen, die
Neffen Caligula 41 n. Chr., wurde Claudius
wieder zurückgerufen. In der Folgezeit ver
Germania. Tacitus ist der wichtigste Autor
von den Praetorianern zum Kaiser ausgeru
fasste er staatphilosophische und rhetori
für die Rekonstruktion der Ereignisse im
fen. Er widmete sich vor allem der Ordnung
sche Schriften, bevor er 51 v. Chr. Statthal
römischen Süddeutschland im 1. Jh. n. Chr.
der innenpolitischen Verhältnisse. Unter
ter von Kilikien wurde. Nach dem Tod Cae
Vegetius
seiner Regierung wurde Südbritannien und
sars verurteilte er Mark Anton aufs schärfs
Publius Vegetius Renatus (ausgehendes
Mauretanien erobert. Seine vierte Frau und
te und wurde auf dessen Geheiß schließlich
4. Jh. n. Chr.). Verfasser der epitoma rei
zugleich Nichte Agrippina vergiftete ihn, um
ermordet.
militaris, einem Handbuch des römischen
den Thron für ihren Sohn Nero zu sichern.
Flavius Josephus
Militärwesens.
Nero
(37/38- nach 1 00 n. Chr.) Jüdischer Histo
L. Ahenobarbus Nero Claudius Caesar
riker. Er erlebte 70 n. Chr. im Gefolge von
Augustus Germanicus (37-68 n. Chr.).
Titus die Eroberung Jerusalems. In seinem
Nach der Vergiftung des Claudius durch
seine Mutter, bestieg Nero 54 n. Chr. mit
Vaters 79 n. Chr. übernahm er die Herr
Chr. Er wurde von Hadrian als Nachfolger
Hilfe der Praetrorianer den Thron. Unter
schaft und starb nach kurzer Regierungs
bestimmt und adoptiert. Unter seine Herr
dem Einfluss seines Lehrers Seneca regier
zeit eines natürlichen Todes.
schaft fällt die Limesvorverlegung und der
te Nero anfänglich gemäßigt. Ab 62 n. Chr.
Domitian
Bau des Antoninus-Walles zwischen Edin
zeichnet sich seine Herrschaft jedoch durch
T. Flavius Domitianus (51-96 n. Chr.). Als
bourgh und Glasgow.
Willkür aus. Der Brand Roms 64 n. Chr. zog
jüngster Sohn des Vespasian geboren,
Mare Aurel
die erste Christenverfolgung nach sich. Seit
wurde er nach dem Tod seines Bruder Titus
M. Aurelius Antonius (eigentl. M. Annius
diesem Jahr trat er als Wagenlenker, Schau
im Jahre 81 n. Chr. Kaiser. Nach dem Sieg
Verus/121-180 n. Chr.). Adoptivsohn des
spieler und Sänger öffentlich auf. Er wurde
über die Chatten nördlich der Wetterau
Antoninus Pius. Seit 146 n. Chr. Mitregent.
vom Senat schließlich zum Staatsfeind
wurden um 85 n. Chr. die beiden Provinzen
Ab 161 n. Chr. übernahm er zusammen mit
erklärt und endete durch Selbstmord.
Germania inferior und Germania superior
seinem Bruder Lucius Verus die Regierung.
Galba
eingerichtet. In der Absicht, das absolute
Als dieser 169 n. Chr. starb wurde er Allein
Servius Sulpicus Galba (3 v. -69 n. Chr.).
Prinzipat durchzusetzen, ließ er sich als
herrsch er. In seine Regierungszeit fallen
Als Statthalter der Provincia Tarraconsensis
"dominus et deus" (Herr und Gott) anreden
schwere Grenzkriege gegen die Markoman
schloss er sich 68 n. Chr. den Aufständen
und alle Gegner ausschalten. Nach zahlrei
nen in Pannonien, aber auch gegen die
gegen Nero an und wurde nach dessen Tod
chen Hinrichtungen wegen Majestätsbelei
Chatten und die Parther. Er starb in Vindo
vom Senat als Kaiser anerkannt. Er wurde
digung und Hochverrats wurde er schließ
bona/Wien an der Pest. Neben seiner
bei einem Praetorianer-Aufstand ermordet.
lich ermordet und mit der damnatio memo
Regierungstätigkeit und den zahlreichen
Otho
riae belegt.
Feldzügen widmete er sich in hohem Maße
M. Salvius Otho (32-69 n. Chr.). Er ergriff
Nerva
der stoischen Philos ophie und schrieb in
68 n. Chr. als Statthalter Lusitaniens bei
M. Cocceius Nerva (30-98 n. Chr.) Als
diesem Zusammenhang die "Selbstbetrach
den Aufständen gegen Nero die Partei Gal
zweimaliger Consul wurde der kranke Ner
tungen".
bas, von dem er dann vergeblich hoffte, er
va nach der Ermordung des Domitian 96 n.
Lucius Verus
würde ihn zum Nachfolger bestimmen. Er
Chr. zum Kaiser ausgerufen. Obwohl er be
L. Aurelius Verus (zuvor L. Aelius Aurelius
stiftete einen Aufstand der Praetorianer
sonnen regierte, erhoben sich mehrere ein
Commodus, eigentl. L. Ceionius Commo
gegen Galba an und wurde nach dessen
flussreiche Militärs gegen ihn - schließlich
dus/130-169 n. Chr.). L. Verus wurde von
Ermordung zum Kaiser ausgerufen, jedoch
auch die Praetorianer. Um die Situation zu
Antoninus Pius adoptiert. Nach dessen Tod
erkannten ihn die Legionen in den germani
retten, adoptierte er 97 n. Chr. den beim
wurde er von Antoninus Pius zweitem Adop
schen und gallischen Provinzen sowie in
Militär beliebten Traian und ernannte ihn
tivsohn, Marc Aurel, 16 1 n. Chr. zum Mit
Britannien nicht an; diese hatten bereits
zum Mitregenten. Nerva starb einige Mona
Augustus bestimmt. Er starb an einem
den Vittelius zum Kaiser proklamiert. In der
te später.
Schlaganfall.
folgenden Entscheidungsschlacht unterlag
Traian
Commodus
Otho und beging Selbstmord.
M. Ulpius Traianus (53-117 n. Chr.). Er
L. Aelius Aurelius Commodus (eigentl. M.
Vittelius
wurde 97 n. Chr. als Statthalter Oberger
Aurelius Commodus/161-192 n. Chr.). Als
A. Vittelius (12-69 n. Chr.). Von Galba 68 n.
maniens von Nerva adoptiert, zum Mitre
Sohn des Marc Aurel geboren, wurde er von
Chr. zum Statthalter von Germania inferior
genten ernannt und ab 98 n. Chr. Allein
diesem 176 n. Chr. zum Mitregenten er
ernannt, wurde er nach dessen Tod von den
herrscher. Seine Regierungszeit ist von
nannt und nach dessen Tod 180 n. Chr.
obergermanischen Legionen zum Kaiser
einer offensiven Außenpolitik geprägt; das
Alleinherrscher. Er schloss mit den Marko
ausgerufen. Er zog gegen den gleichzeitig in
Reich erlangte unter ihm die größte Aus
mannen Frieden. Unter seiner Regierung
Rom ausgerufenen Otho und ging als Sieger
dehnung. In zwei großen Kriegen eroberte
wurden die Limesanlagen in Obergermanien
hervor. Einige Monate später wurde Vespa
er Dakien, Armenien und Mesopotamien.
und Raetien ausgebaut. Im Glauben, der
sian in den Ostprovinzen zum Gegenkaiser
Zur Sicherung der Germanischen Provinzen
neue Hercules zu sein, kämpfte er u. a. als
ausgerufen; Vittelius starb bei den nun fol
ließ er den Limes im Taunus und in der
Gladiator und ließ seinem Caesarenwahn
genden Auseinandersetzungen.
Wetterau sowie im Odenwald, am Neckar
freien Lauf, was schließlich zu seiner Ermor
Vespasian
und auf der Schwäbischen Alb systema
dung führte.
T. Flavius Vespasianus (9-79 n. Chr.). Als
tisch mit Kastellen und Wehranlagen aus
Pertinax
erfolgreicher Militär wurde er nach dem To
bauen. Innenpolitisch ist vor allem der Aus
P. Helvius Pertinax (126-193 n. Chr.). Er
de Neros im Vierkaiserjahr 69 n. Chr. von
bau der Verwaltung hervorzuheben.
wurde nach der Ermordung des Commodus
seinen Soldaten zum Gegenkaiser von Vit
Hadrian
193 n. Chr. zum Kaiser proklamiert, kurz
telius ausgerufen und ging als Sieger aus
P. Aelius Hadrianus (76-138 n. Chr.). Römi
darauf von den Praetorianern erschlagen.
den Wirren hervor. Er stellte die Ordnung
scher Kaiser ab 117 n. Chr. Er beendete die
Didius lulianus
nach dem Bürgerkrieg wieder her und sa
offensive Eroberungspolitik seines Adoptiv
M. Didius lulianus (133-193 n. Chr.). Er
nierte mit seiner literarisch überlieferten
vaters Traian und sicherte die Grenzen. In
wurde nach der Ermordung von Pertinax
Sparsamkeit die Finanzen des Reiches.
England ließ er den so genannten Hadrians
193 n. Chr. von den Praetorianern zum Kai
Unter seine Regierung fallen die rechtsrhei
wall errichten. Neben der Durchführung
ser ausgerufen und kurz darauf ermordet.
nischen Eroberungen - u.a. die Besetzung
zahlreicher Reformen bereiste er nahezu
Septimius Severus
des oberen Neckarlandes um Rottweil und
alle Provinzen des Reiches. Zudem veran
L. Septimius Severus (146-211 n. Chr.). Er
der Bau der Kinzigtalstraße durch den
lasste der philosophisch gebildete und phil
wurde 193 n. Chr. als Statthalter von Pan
Sch warzwald - und die des nördlichen
hellene Kaiser zahlreiche Bauten in Athen
nonia superior von seinen Soldaten zum
Britanniens.
und in Italien, wie etwa seine Villa in Tivoli
Kaiser ausgerufen und nach dem Tod des
Titus
oder den Neubau des Pantheon in Rom.
Didius lulianus auch vom Senat bestätigt.
Titus Flavius Vespasianus (39-81 n. Chr.).
Antoninus Pius
Aufgrund erfolgreicher Kämpfe gegen die
Als Sohn des Vespasian unterdrückte er
T. Aelius Hasdrianu Antoninus Pius (eigentl.
Parther und der daraus resultierenden Aus
den jüdischen Aufstand und eroberte 70 n.
T. Aurelius Fulvius Boionius Arrius Antoni
dehnung der Ostgrenze (Mesopotamien
Chr. Jerusalem. Nach dem Tode seines
nus/86-161n. Chr.). Kaiser seit 138 n.
wird Provinz), wurde ihm der so genannte
279
280
Septimius-Severus-Bogen auf dem Forum
Maximinus zum Staatsfeind erklärt und kurz
fen. Nach dessen und Aemilianus' Ermor
Romanum errichtet.
darauf erschlagen wurde.
dung bestätigte ihn der Senat. Valerian
Caracalla
Gordian I.
bestimmte seinen Sohn Gallienus zum
Spitzname des Kaisers M. Aurelius Antoni
M. Antonius Gordianus (ca. 159-238 n.
Mitregenten und übertrug ihm den militä
nus (eigentl. Sepitimius Bassani-
Chr.). Als Prokonsul in Afrika 238 n. Chr.
rischen Oberbefehl über den Westen, wäh
usj186-217 n. Chr). Er wurde 198 n. Chr.
von seinen Truppen zum Kaiser ausgerufen
rend er selbst mit seinem Heer zum Kampf
von seinem Vater Septimius Severus zum
und vom Senat gegen Maximianus Thrax
gegen die Sassaniden eilte. Dort geriet er
Mitregenten ernannt. Nach dessen Tod 211
bestätigt. Nachdem sein Sohn und Mitre
260 n. Chr. in Gefangenschaft von Shapur
n. Chr. regierte er zusammen mit seinem
gent Gordian 11. bei einer Schlacht gegen
I., aus der er nicht zurück kehren sollte.
Bruder Geta, den er 212 n. Chr. ermorden
maximianusfreundliche Truppen fiel, er
Gallienus
ließ. Im seiben Jahr erließ er die constitutio
hängte er sich.
P. Licinius Egnatius (218-268 n. Ch r.).
antoniniana. In der Folgezeit führte er
Gordian 11.
Sohn des Valerian, der ihn 253 n. Chr. zum
Grenzkriege gegen germanische Stämme,
M. Antonius Gordianus ( 191-238 n. Chr.).
Mitregenten erhob. Gallienus kämpfte bis
bevor er nach dem Vorbild Alexanders des
Er wurde 238 n. Chr. Mitregent seines
259 n. Chr. mehrfach gegen Germanen. In
Großen den Versuch unternahm, das Part
Vaters Gordian I. und fiel gegen maximia
der Folge musste er sich gegen verschie
herreich zu erobern; er wurde auf dem Feld
nusfreundliche Truppen.
dene Usurpatoren behaupten sowie die
zug Opfer einer Verschwörung.
Pupienus
Abspaltung des gallischen und palmyreni
Geta
C. Clodius Pupienus Maximus (ca. 164-238
schen Sonderreiches hinnehmen. Auch der
P. Septimius Geta (189-212 n. Chr.). Jüng
n. Chr.). Er wurde nach dem Tod Gordians I.
Verlust des obergermanisch-raetischen
ster Sohn des Septimius Severus. Er wurde
und 11. vom Senat zusammen mit Balbinus
Limesgebietes fällt in seine Regierungszeit.
von seinem Vater zum Augustus ernannt
zum Kaiser gewählt und nach 99 Tagen von
Er wurde von Militärs ermordet.
und regierte nach dessen Tod 211 n. Chr.
Praetorianern ermordet.
Claudius 11.
zusammen mit seinem Bruder Caracalla,
Balbinus
M. Aurelius Valerius Claudius (entspricht:
der ihn schließlich ermorden ließ.
D. Calvinus Balbinus (178-238 n. Chr.).
Claudius Goth icusj219-270 n. Chr). Er
Macrinus
Er wurde 238 n. Chr. zusammen mit Pupie
wurde, nachdem er zur Ermordung des
M. Opellius Severus Macrinus (164-218 n.
nus nach dem Tod von Gordian I. und 11.
Gallienus beigetragen hatte, 268 n. Chr. als
Chr.). Er wurde von den Praetorianern 217
vom Senat zum Kaiser gewählt und nach
Oberkommandierender der Balka ntruppen
n. Chr. zum Kaiser ausgerufen und nach
99 Tagen von den Praetorianern ermordet.
von seinen Soldaten zum Kaiser ausgeru
einer Meuterei der Legionen ermordet.
Gordian 111.
fen. Nach Siegen gegen Germanen, Gothen
Elagabal
M. Antonius Gordianus (225-244 n. Chr.).
und die Heruler starb er 270 n. Chr. an der
M. Aurelius Antoninus (204-222 n. Chr.). Er
Er wurde 238 n. Chr. per Proklamation
Pest.
wurde als Großneffe der Frau von Septimius
durch die Praetorianer Kaiser. Auf einem
Aurelian
Severus 218 n. Chr. zum Kaiser erhoben,
Feldzug gegen die Perser wurde er auf
L. Domitius Aurelianus (214-275 n. Chr.).
machte sich jedoch schnell unbeliebt, wor
Veranlassung von Phillipus Arabs getötet.
Nach dem Tod Claudius 11. wurde er 270 n.
auf er von seiner Großmutter lulia Maesa
Phillipus Arabs
Chr. von den Donaulegionen zum Kaiser
gezwungen wurde, Severus Alexander, der
M. lulius Phillipus (ca. 204-249 n. Chr.).
ausgerufen. Nach Siegen über die luthun
bei den Soldaten sehr beleibt war, 221 n.
Nachdem er die Ermordung von Gordian 111.
gen, Goten und Vandalen sowie der Zer
Chr. zu adoptieren und zum Caesaren zu
veranlasst hatte, wurde er 244 n. Chr. zum
schlagung des palmyrenischen und des gal
ernennen. Elagabal wurde schließlich von
Kaiser ausgerufen. Er führte mehrere Kämp
lischen Sonderreiches wurde er auf einem
Praetorianern erschlagen.
fe gegen Germanen und Usurpatoren. Er
Feldzug gegen die Perser ermordet.
Severus Alexander
starb bei der Schlacht gegen Decius.
Tacitus
M. Aurelius Severus Alexander (208-235
Decius
M. Claudius Tacitus (ca. 200-276 n. Chr.).
n. Chr.). Er wurde 221 n. Chr. von Elagabal
C. Messius Quintus Traianus Decius (ca.
Er wurde nach der Ermordung Aurelians
adoptiert und zum Caesaren ernannt. Nach
195-25 1 n. Chr.). Er wurde 249 n. Chr. von
275 n. Chr. von den Senatoren zum Kaiser
dessen Ermordung wurde er 222 n. Chr.
seinen Truppen zum Gegenkaiser ausgeru
gewählt und wenig später von Soldaten
Kaiser, wobei angesichts seines jugendli
fen, besiegte Phillipus Arabs und wurde
ermordet.
chen Alters seine Mutter lulia Mammaea
daraufhin vom Senat anerkannt. Er fiel im
Probus
die Regierungsgeschäfte leitete. 231 n. Chr.
Kampf gegen die Goten.
M. Aurelius Probus (232-282 n. Chr.). Er
musste er gegen die Sassaniden in einen
Trebonianus Gallus
wurde 276 n. Chr. von seinen Soldaten zum
für ihn erfolgreich endenden Krieg ziehen.
C. Vibius Trebonianus Gallus (ca. 206-253
Kaiser ausgerufen. Zahlreiche Kämpfe
Die dafür in Obergermanien vorgenomme
n. Chr.). Nach dem Tod des Decius wurde
brach ten ihm die Titel Germanicus, Gothi
nen Truppenreduzierungen führten 233 n.
er 251 n. Chr. zum Kaiser ausgerufen. Er
cus, Persicus und Parthicus ein. Er wurde
Chr. zu zahlreichen Germaneneinfällen, wo
wurde von seinen Soldaten getötet.
von seinen Soldaten ermordet.
rauf er 234 n. Chr. in den Norden eilte, um
Aemilianus
Carus
die Lage dort unter Kontrolle zu bringen.
Aemilius Aemilianus (ca. 207-253 n. Chr.).
M. Aurelius Carus (ca. 224-283 n. Chr.).
Nach Verhandlungen mit den Germanen
Er wurde von seinen Soldaten 253 n. Chr.
Er wurde 282 n. Chr. zum Kaiser erhoben
wurde er von Soldaten in Mainz erschlagen.
zum Kaiser ausgerufen, nach dem Tode des
und starb nach kurzer Herrschaft auf einem
Maximinus Thrax
Trebonianus Gallus vom Senat anerkannt
Feldzug gegen die Perser.
C. lulius Verus Maximinus (ca. 173-238 n.
und - als Valerian gegen ihn zog - von
Carinus
Chr.). Als erfolgreicher Militär wurde er
seinen Soldaten ermordet.
M. Aurelius Carinus (ca. 250-285 n. Chr.). ••
235 n. Chr. von seinen Soldaten zum Kaiser
Valerian
Altester Sohn des Carus, von dem er 283 n.
erhoben. Nach siegreichen Kämpfen gegen
P. Licinius Valerianus (ca. 190- nach 260 n.
Chr. zum Augustus erhoben wurde. Nach
Germanen, Sarmaten und Daker revoltierte
Chr.). Römischer Kaiser ab 253 n. Chr. Er
dem Tod des Vaters ernannte er seinen
238 n. Chr. Gordian I. und wurde vom
wurde von seinen Truppen am Rhein zum
Bruder Numerianus zum Augustus. Er
Senat als Ka iser bestätigt, woraufhin
Kaiser gegen Trebonianus Gallus a usgeru-
kämpfte erfolgreich gegen den Usurpator
". ."
_._-
_._-----
Diocletian und wurde jedoch nach dem Sieg
Diocletian zum Caesar für die Donaupro
Der geschlagene Ariovist zog auf rechts
von seinen Soldaten erschlagen.
vinzen erhoben. Nach der Abdankung der
rheinisches Gebiet zurück, wo er noch vor
Numerianus
beiden Augusti rückte er 305 n. Chr. zum
54 v. Chr. starb.
M. Aurelius Numerius Numerianus (ca.
Augustus nach. Im Bestreben an dem von
Arminius
253-284 n. Chr.). Bruder des Carinus, der
Diocletian eingeführten tetrarchischen
(ca. 18
ihn 283 n. Chr. zum Augustus erhob. Die
System festzuhalten, starb er nach ver
Stammesfürst, der eine zeitlang bei den
Todesursache ist ungeklärt.
schiedenen Machtkämpfen.
römischen Hilfstruppen diente. Er kehrte zu
Diocletian
Constantin
seinem Stamm zurück und nutzte seine
C. Aurelius Valerius Diocletianus (eigent
Flavius Valerius Constantinus (ca. 280-337
erworbenen Kenntnisse, um Germanien von
lich: Diocles/ca. 230-313 n. Chr.). Er wur
n. Chr.). Nach dem Tod seines Vaters Con
den römischen Besatzern zu befreien. 9 n.
de nach der Ermordung des Numerian 284
stantius Chlorus wurde er 306 n. Chr. von
Chr. schlug er die Legionen des Varus in
n. Chr. im Osten von den Truppen zum Kai
dessen Heer zum Augustus ausgerufen.
der Schlacht im Teutoburgerwald (bei Kalk
ser ausgerufen und zog daraufhin gegen
Nach der Entmachtung des Maximianus
riese nahe Osnabrück) vernichtend. Nach
Carinus, der 285 n. Chr. ermordet wurde,
und dem Tod des Galerius schloss er ein
weiteren Kämpfen gegen die Römer wurde
worauf der Senat Diocletian als Alleinherr
Bündnis mit Licinius und besiegte 312 n.
er von Verwandten ermordet. Im Volks
scher anerkannte. Zur Abwehr von Germa
Chr. Maxentius an der Milvischen Brücke.
mund: Hermann der Cherusker.
nen ernannte er 285 n. Chr. Maximianus
Durch das Toleranzedikt von Mailand wurde
Caesar
zum Caesar und übertrug ihm den Schutz
das Christentum 313 n. Chr. als gleichbe
Gaius lulius Caesar (100-44 v. Chr.). Er
des Westens, während er sich in den Osten
rechtigte Religion anerkannt. Mit dem Ziel
bekleidete 59 v. Chr. das Konsulat und bil
begab. Im Jahre 286 n. Chr. erhob er Maxi
der Alleinherrschaft wandte er sich gegen
dete zusammen mit Pompeius und Crassus
mianus zum Augustus des westlichen
Licinius, den er 324 n. Chr. endgültig
das erste Triumvirat. Als Proconsul von
Reichsteiles. Wohl durch die außenpoli
besiegte. In der Folgezeit machte er seine
Gallia Cisalpina, Gallia Narbonensis und IlIy
tische Situation veranlasst, ernannten
Söhne zu Caesares und Mitregenten. Im
ricum eroberte er in den Jahren 58-51 v.
Diocletian und Maximianus 293 n. Chr. je
Jahre 326 n. Chr. wurde Byzanz als Kon
Chr. Gallien. Nachdem seine Gegner unter
einen Caesar, der sie in ihren Reichsteilen
stantinopel neugegründet. Er starb 337 n.
Führung des Pompeius versuchten, ihn aus
unterstützten sollte, und schufen somit die
ChI'. auf dem Weg zu einem Feldzug gegen
seinen Provinzen abzuberufen und gericht
Herrschaftsform der Tetrarchie (griech: die
die Perser. Durch ein gezieltes Baupro
lich zu belangen, schritt Caesar 50 v. Chr.
Herrschaft von Vieren). Im Jahre 305 n. Chr.
gramm wurde unter ihm die Donau-Iller
mit seinen Legionen über den Rubikon, den
dankten die beiden Augusti ab.
Rhein-Grenze weiter ausgebaut, das Reich
Grenzfluss zu Italien, besiegte Pompeius 49
Unter Diocletian wurden zahlreiche Refor
wurde neu gegliedert.
v. Chr. und erhielt daraufhin die Diktatur auf
men durchgeführt und Edikte erlassen, mit
Julian
unbestimmte Zeit und schließlich gar auf
dem 2\el, das Re\cll zu lest\'E,en. Neben
\'Ia\l\us Clauo\us lul\anus \'E,enannt·. i'-Ilosta
lebeflsze\t. i'-us \'\)[cllt, er wolle e\fle Mo
V.-
ca. 21 n. Chr.) Cheruskischer
einer Neuorganisation und Vergrößerung
ta - der Abtrünnige/332-363 n. Chr.).
narchie errichten, wurde er an den Iden des
des Heeres wurde im Zuge einer Verwal
Neffe von Constantin (dem Großen). Ab
März (15.3.) von seinen politischen Geg
tungsreform das Reich in zwölf Diözesen
355 n. Chr. Caesar unter Constantin 11. In
nern ermordet.
und ca. 100 Provinzen neu eingeteilt. Eine
dieser Zeit kämpfte er mehrfach gegen
Germanicus
Münzreform sollte die Wirtschaft stärken.
Alamannen, unter anderem besiegte er sie
C. lulius Caesar (15 v.-19 n. Chr). Sohn des
Maximianus
357 n. Chr. in der Schlacht bei Strassburg.
Drusus, Neffe des Tiberius, der ihn schließ
M. Aurelius Maximianus (ca. 250-310 n.
Im Jahre 361 n. Chr. wurde er Alleinherr
lich auf Veranlassung des Augustus adop
Chr.). Er wurde von Diocletian 285. n. Chr.
scher. Sein Bestreben der Wiederbelebung
tierte. Er erhielt 13 n. Chr. den Oberbefehl
als Caesar und 286 n. Chr. schließlich als
der alten Götterkulte brachten ihm seinen
über die Truppen am Rhein. Nach dem Tod
Augustus über den westlichen Reichsteil
Beinamen ein. Er starb auf einem Feldzug
des Augustus wollten ihn seine Soldaten
eingesetzt. 293 n. Chr. ernannte er Con
gegen die Sassaniden.
zum Kaiser ausrufen; er lehnte die Kaiser
stantius Chlorus zum Caesar. Im Jahre
Valentinian I.
würde allerdings ab und leistete einen Eid
305 n. Chr. dankten er und Diocletian ab.
Flavius Valentinianus (321-375 n. Chr.). Er
auf Tiberius. Es folgten mehrere Feldzüge
Jedoch wurde er 306 n. Chr. auf Bitten
wurde 364 n. Chr. zum Kaiser ausgerufen
gegen die Germanen, in deren Verlauf er
seines Sohnes Maxentius erneut politisch
und erhob seinen Bruder Valens zum Mit
Arminius besiegte und die unter Varus ver
aktiv und 307 n. Chr. von Constantin wie
Augustus, wobei er sich eine höhere Amts
lorenen Legionsadler zurückholte. Er wurde
der zum Augustus ernannt. Maximianus
gewalt vorbehielt und die westliche und
17 n. Chr. mit oberster Befehlsgewalt aus
entzweite sich mit Maxentius und wurde
mittlere Praefektur übernahm. Nach erfolg
gestattet und in die östlichen Provinzen
308 n. Chr. zur Abdankung gezwungen.
reichen Kämpfen gegen verschiedene in
geschickt. Er starb 19 n. Chr. in Antio
Er erhob sich gegen Constantin, wurde
Gallien eingefallene Germanenstämme wur
cheia/Syrien. Sein Sohn war Caligula.
gefangengenommen und beging vermutlich
de die Befestigung der Rheingrenze durch
Ingenuus
Selbstmord.
ein gezieltes Bauprogramm beendet.
Als Statthalter von Pannonien wurde er 259 n. Chr. durch seine Truppen zum Kaiser
Constantius Chlorus C. Flavius Valerius Constantius I Chlorus
Personen
ausgerufen; Jedoch behauptete sich Gallie nus gegen den Usurpator.
(ca. 250-306 n. Chr.). Er wurde 293 n. Chr. von Maximianus zum Caesar ernannt und
Ariovist
lulia Damna
verwaltete während der ersten Tetrarchie
Stammesführer der Sueben, mit denen er
(ca. 170-217 n. Chr.) Mutter des Caracalla.
Gallien und Spanien. Nach Abdankung von
sich um 72 v. Chr. im heutigen Elsaß nie
Lollius
Diocletian und Maximianus 305 n. Chr. wur
derließ. Im Jahre 59 v. Chr. wurde er auf
M. Lollius kämpfte als Statthalter der Gallia
de er selbst Augustus. Er starb 306 n. Chr.
Antrag Caesars rex et amicus populi romani
comata 16 v. Chr. gegen auf linkes Rhein
Galerius
(König und Freund des römischen Volkes).
gebiet eingefallene Germanen und erlitt
C. Galerius Valerius Maximianus (ca. 250-
Mit Beginn der Eroberung Galliens 58 v.
eine schwere Niederlage, bei der der Adler
311 n. Chr.). Er wurde 293 n. Chr. von
Chr. durch Caesar kam es zu Kämpfen.
der V. Legion in die Hände der Gegner fiel.
281
Mare Anton
heerende Niederlagen gegen die von Armi
luno
(82-30 v. Chr.) Als Gefolgsmann Caesars
nius angeführten Germanen und verübte
Gemahlin des luppiter. Sie war die Beschüt
wurde er von diesem 44 v. Chr. zum Consul
Selbstmord.
zerin der Ehe und der Geburt. Als luno Regi na gehörte sie mit luppiter und Minerva der
ernannt. Nach dessen Ermordung schloss er 43 v. Chr. mit Octavian (Augustus) und
Mythologische Figuren
Lepidus ein Triumvirat und ging gegen die
282
capitolinischen Trias an. Sie erkennt man an dem langen Gewand und dem Schleier.
Caesarmörder vor, die er 42 v. Chr. in der
Amor
luppiter
Schlacht von Philippi besiegte. Bei der Neu
Gott der Liebe, meist als kleiner Junge mit
Oberster Gott, Herr des Himmels und Wet
verteilung der Provinzen erhielt er den
Flügel dargestellt.
tergott. Gemahl der luno. Als luppiter Opti
Osten. Zur Festigung des Bündnisses heira
Apollo
mus Maximus war er oberster Staatsgott,
tete er 40 v. Chr. die Schwester Octavians,
Gott des Lichtes und der Sonne. In Germa
wurde zusammen mit luno Regina und Mi
die er jedoch wegen Cleopatra verließ. Im
nien und Raetien wurde der keltische
nerva auf dem Capitol in Rom verehrt. Als
Bestreben, ein neues Alexanderreich aufzu
Wasser- und Heilgott Grannus mit den rö
Attribute trägt er Blitzbündel und Szepter.
bauen, führte er Kriege im Osten. Sein
mischen Apoll gleichgesetzt. Ein dem Apollo
luppiter Doliehenus
Testament zu Gunsten Cleopatras und der
Grannus geweihtes Heiligtum gab es z. B.
luppiter Optimus Maximus Dolichenus ist
gemeinsamen Kinder wurde von Octavian
in Phoebiana/Faimingen. Durch Tötung des
identisch mit dem syrischen Gott Baal von
veröffentlicht, worauf der Senat Mare Anton
Drachen Python in Delphi wird er dort als
Doliche in der Kommagene, der vor allem
schließlich den Krieg erklärte. Die See
Apollo Pythios verehrt.
von Soldaten als SChutzgott verehrt wurde.
schlacht von Actium 31 v. Chr. brachte die
Campestres
Dargestellt wird er in der Regel auf einem
Entscheidung. Nach dem Einmarsch des
Schutzgöttinen des Exerzierplatzes.
Stier stehend, in einer Hand die Doppelaxt,
Octavian in Alexandria begingen Marc
Dea Virtus
in der anderen Blitz und Donnerkeil; meist
Anton und Cleopatra Selbstmord.
Personifikation der Tapferkeit.
ist er wie ein römischer Offizier gekleidet.
Postumus
Diana
Mars
M. Cassianus Latinius Postumus. Truppen
Göttin der Jagd, der Furchtbarkeit und der
Gott des Krieges; er wird jugendlich nackt
führer der Rheinarmee, der 260 n. Chr.
Frauen. Ihre Attribute sind u. a. Bogen und
oder als älterer bärtiger Mann mit Panzer
nach dem Sieg über die Franken von seinen
Jagdstiefel; häufig ist sie in Begleitung eines
dargeseIlt. Durch die interpretatio romana
Soldaten zum Gegenkaiser des Gallienus
Hirsches oder Hundes dargestellt.
wurde u. a. der keltische Gott Caturix mit
ausgerufen wurde. Er bildete das so ge
Diseiplina
Mars gleichgesetzt.
nannte gallische Sonderreich, das die galli
Personifikation der Disziplin, die in Lagern
Medusa
schen Provinzen Spanien, Britannien und
kultisch verehrt wurde.
Eine der drei Gorgonen: Geflügeltes, grau
zeitweise Teile Obergermaniens und Raeti
Epona
enerregendes Geschöpf mit Schlangen haar,
ens umfasste. Er wurde 268 n. Chr. bei
Keltische Göttin. Herrin der Pferde. Be
bei deren Anblick man versteinert.
einem Soldatenaufstand ermordet. Das gal
schützerin von Ställen und des friedlichen
Mereur
lische Sonderreich bestand bis 274 n. Chr.
Transportes mit Pferden und Maultieren.
Mercur war einer der beliebtesten Götter im
Regalianus
Sie wird in der Regel reitend oder zwischen
gallischen und germanischen Raum. Neben
Statthalter von Dakien, Moesien und Ober
zwei Pferden thronend dargestellt.
seiner Funktion als Götterbote, Wegbeglei
pannonien. Er wurde nach dem Ende des
Fortuna
ter der Toten und Beschützer von Reisen
Ingenuus zum Gegenkaiser des Gallienus
Göttin des Glücks und des Zufalls. Sie wur
den, war er auch Mehrer der Finanzen und
ausgerufen, von diesem aber kurz darauf
de auch in verschiedenen Sonderfunktionen
Güter. Aus diesem Grund wurde er aller
besiegt.
verehrt: Als Fortuna redux war sie für die
dings nicht nur von Kaufleuten und Händ
Shapur l.
glückliche Rückkehr verantwortlich. Als
lern verehrt, sondern galt auch als Schutz
Sassanidischer König (243-273 n. Chr.).
Fortuna balnearis waren ihr gewidmete Wei
patron der Diebe.
Er fügte den Römern schwere Niederlagen
hungen in Badeanlagen zu finden. Zu ihren
Minerva
unter Gordian 111., Philippus Arabs und Va
Attributen zählen Globus, Steuerruder, Rad
Göttin der Künste, des Handwerks, aber
lerianus zu. Letzterer geriet 260 n. Chr. in
und Füllhorn.
auch des Krieges, der Vernunft und des
seine Gefangenschaft. In den Felsenreliefs
Genius
Verstandes. Zusammen mit luppiter Opti
von Naqsh-i Rustam wurden die Siege über
Ursprünglich die göttliche Verkörperung der
mus Maximus und luno Regina wurde sie
die Römer verewigt.
männlichen Zeugungs- und Lebenskraft,
auf dem Capitol in Rom verehrt.
Symmaehus
wandelte sich der Genius zum Begleiter und
Mithras
Ouintus Aurelius Symmachus Eusebius
Schutzgeist des Mannes, des Hauses, der
Ursprünglich altiranischer Gott, dessen
(ca. 345-nach 402 n. Chr.). Politiker und
Familie und anderer Gemeinschaften. So
Name "Licht" bedeutet. Er wurde als Gott
berühmter Redner. Er setzte sich für die
gibt es u. a. auch den Genius des römi
des Lichtes und der Sonne verehrt. Ab dem
Aufhebung von heidenfeindlichen Maßnah
schen Volkes (genius populi romani), der
2. Jh. n. Chr. verbreitete sich dieser Myste
men ein. Er stand für die Wiederbelebung
Lager (genius castrorum), der verschiede
rienkult durch Soldaten schnell im römi
der römischen Kultur und des alten Glau
nen militärischen Einheiten (genius cohor
schen Reich. Sein Kult forderte sittliche
bens.
tis, genius alae, genius centuriae), des
Reinheit und geistige Disziplin und ver
Varus
Kaisers (genius imperatoris) und der Feld
sprach ein Leben nach Tod. Er wird als
P. Ouinctilius Varus (ca. 46 v.-14 n. Chr.).
zeichen Igenius signorum).
Stiertöter dargestellt, denn die Tötung des
Als Oberbefehlshaber der römischen Armee
Hereules
Stieres durch Mithras stand für den mysti
in Germanien versuchte er, die unterworfe
Griechischer Heros. Sohn des Zeus und der
schen Schöpfungsakt: Aus Fleisch und Blut
nen Gebiete als Provinz einzurichten, was
Alkmene. In römischer Zeit war er der Gott
des Stieres ging neues Leben hervor. Dies
den Wiederstand der Germanen hervorrief.
des Gewinns und der Kaufleute. Seiner Kör
wurde von den Anhängern in Form von Blut
Er erlitt in der so genannten Varusschlacht
perkraft wegen wurde er auch von Soldaten
und Wein zu sich genommen. Der Geburts
im Teutoburgerwald (beim heutigen Kalk
verehrt. Zu erkennen ist er an Löwenfell
tag des Mithras wurde am Tag der Sonnen
riese bei Osnabrück) 9 n. Chr. eine ver-
und Keule.
wende, dem 25. Dezember, begangen.
Luna
Annona militaris
Campus
Göttin des Mondes.
Abgaben, die für die Versorgung des
Exerzier- und Paradeplatz.
Pax
Heeres geleistet werden mussten.
Capitolium
Personifikation des Friedens.
Armamentarium
Der Mons Capitolinus in Rom besteht aus
Salus
Waffenkammer.
zwei Kuppen, von denen eine davon capito
Göttin des allgemeinen Gedeihens.
Armillae
lium genannt wurde. Dort stand der Tempel
Sol
Armreifen aus Silber oder Gold, die als
der so genannten capitolinischen Trias (Iup
Sonnengott. Als Sol invictus wird er im 3.
militärische Auszeichnungen verliehen
piter, luno und Minerva). Mit dem Begriff
Jh. n. Chr. zeitweise als höchster Gott ver
wurden.
capitolium wurden im Laufe der Zeit auch
ehrt. Im Mithraskult wird Sol mit Mithras
Aryballos
die Tempel der Trias in anderen Städten
gleichgesetzt.
Ursprünglich verschnürbarer Lederbeutel,
bezeichnet. In einer Inschrift aus der prin
••
Venus
später kugeliges Gefäß, in dem 01 aufbe-
cipia in Aalen wird das Fahnenheiligtum
Göttin der Liebe. Als Mutter des Aeneas
wahrt wurde.
capitolium genannt.
Stammherrin der Römer und als Venus
Ascia
Capsarius
Genetrix Ahnherrin Caesars und des julisch
Axt bzw. Breithacke mit kurzem Stiel und
Sanitäter in der Armee.
claudischen Kaiserhauses.
quergestellter, herabgebogner Schneide,
Carbatinae
Vesta
auf der Rückseite als Hammer geformt.
Aus einem Stück Leder geschnittene
Göttin des Staats- und Herdfeuers. In Rom
Auxilia
Schuhe.
hüteten die Vestalinnen das ewige Feuer im
Hilfstruppen, bestehend aus nicht-römi
Cardo maximus
Tempel der Vesta beim Forum Romanum.
schen Bürgern.
Grundlinie (X-Achse) bei der Boden
Victoria
Balteus
vermessung.
Göttin des Sieges. Sie wird als geflügeltes
Schulterriemen des Wehrgehänges.
Cassis
Wesen dargestellt, die in der Hand einen
Basilica
Helm.
Palmzweig, den Globus oder einen Sieges
Hier: Halle für Truppenappelle und Exer
Catafracti equites
kranz hält. Häufig ist sie auf einen Schild
zierübungen bei schlechtem Wetter.
Schwergepanzerte Reiter.
schreibend dargestellt. Als Victoria Parthica
Bellum ludaicum
Centuria
Personifikation des Sieges über die Parther.
Jüdischer Krieg von 64-70 n. Chr., der
100 Mann starke Infanterieeinheit einer
Vulcan
seinen Ursprung in innerjüdischen Klassen
Legion oder Hilfstruppe.
Gott des Feuers und der Schmiedekunst.
kämpfen hatte. Im Jahre 67 n. Chr. misch
Centurio
Als seine Attribute sind Amboss, Hammer
ten sich die Römer ein, worauf sich aus den
Befehlshaber einer centuria. Die 60 Centu
und/oder Zange dargestellt.
Unruhen ein nationaler Aufstand gegen
rionen einer Legion hatten unterschiedliche
Rom entwickelte. Er endete mit der Erobe
Rangstufen.
rung Jerusalems durch Titus 70 n. Chr.,
Centurio ex caliga
wobei die letzte jüdische Festung, Masada,
Centurio, dem der Aufstieg vom einfachen
Adlocutio
aber erst 73 n. Chr. fiel.
Soldaten in den Offiziersrang gelang.
Ansprache des Kaisers vor dem Feldzug an
Bellum lustum
Centurio ex equite Romani
seine Truppen.
Gerechter Krieg.
Centurio ritterlicher Herkunft.
Aedes
Beneficiarius
Cinctorium
Lagerheiligtum: Hier wurden die Feldzei
Unteroffizier, der von den herkömmlichen
Leibbinde.
chen der jeweiligen Truppe aufbewahrt. Im
militärischen Pflichten befreit war und Son
Cingulum
Keller wurden die deposita der Soldaten
deraufgaben wahrnahm wie etwa im Ge
Gürtel des Wehrgehänges.
verwahrt. Für das Fahnenheiligtum in Aalen
richtswesen oder in der Finanzverwaltung.
Civitas
ist der Begriff capitolium inschriftlich
Bracae
Gebietskörperschaft in den Provinzen mit
belegt.
Lange Hosen der Kelten.
Selbstverwaltung nach römischem Vorbild.
Ala
Bucina
Clementia
Ursprünglich der von den Bundesgenossen
Gebogenes Horn für verschiedene militä
Milde.
gestellte berittene " Flügel" der republika
rischen Signale wie z. B. den Wachwechsel.
Clipeus
nischen Armee. In der Kaiserzeit ist die ala
Bucinator
hier: Rundschild.
die aus etwa 500 Nichtrömern bestehende
Bläser einer bucina.
Cohors
Reitereinheit der Hilfstruppen. Als ala mili
Burgus
Auxiliareinheit oder Abteilung einer Legion.
aria wurde sie auf etwa 700-1000 Kavalle
Befestigte, kleine Militäranlage der Spät
Cohors quingenaria (500 Mann starke
risten verstärkt. Die ala war in 16 bzw. 24
antike. Im 2. Jh. n. Chr. wurden vereinzelt
Cohorte). Cohors miliaria (1000 Mann star
turmae zu je 32 bzw. 42 Reitern aufgeteilt.
auch Limeswachttürme so bezeichnet.
ke Cohorte), Cohors equitata (teilberittene
Apodyterium
Calcei
Einheit mit 500 oder 1000 Mann). Cohors
Auskleideraum der Thermen.
Geschlossener Schuh oder Stiefel.
peditata (eine 500 oder 1000 Mann starke
Aquila
Caldarium
Einheit aus Fußsoldaten).
Legionsadler, der als Symbol der Legion
Raum in Badeanlagen, in dem mit Warm
Collegium
kultisch verehrt wurde.
wasser gefüllte Wannen und Becken stan
Bezeichnung für einen Verein oder Berufs
Aquilifer
den.
vereinigungen, in denen sich häufig Hand
Träger des mit einem Adler bekrönten Feld
Caliga
werker und Händler zusammenschlossen;
zeichens einer Legion.
Soldatenstiefel mit genagelter Sohle.
außerdem gab es auch reine Kultverbände.
Anastoh�
Calo
Das Collegium convenarum ist am ehesten
Haarwirbel über der Stirn, der antiken Quel
Bediensteter der Soldaten, der als Tros
mit "Verein auswärtiger Kaufleute" über-
Begriffe
len nach für Alexander den Großen typisch
sknecht oder Stallbursche seine Arbeit
gewesen sein soll.
verrichtete.
283
••
setzbar und nur für Ohringen belegt.
284
Comitatenses
Decurio
haltersitz war in Colonia Claudia Ara Agrip
Mobiles Feldheer. Die eindeutige Trennung
Befehlshaber einer turma, vergleichbar mit
pinensium/Köln. Grenzte im Süden am
des römischen Gesamtheeres in comitaten
einem centurio bei den Fußtruppen.
Vinxtbach an Obergermanien, im Westen
ses und limitanei wurde unter Constantin
Dei patrii
an Gallia Belgica.
vollzogen, jedoch gab es bereits unter Dio
Die väterlichen Götter.
Germania superior
cletian die ersten Einheiten comitatensi
Dei militares
Lateinischer Name der römischen Provinz
scher Art. Die großen mobilen Reiterverbän
Von den Soldaten verehrte Götter wie
Obergermanien, die um 85 n. Chr. unter
de gallienischer Zeit sind wohl als Vorläufer
luppiter, Mars oder Victoria.
Domitian eingerichtet wurde. Der Sitz des
zu betrachten. Die constantinischen comi
Depositum
Stattha lters war in Mogontiacum/Mainz.
tatenses gliederten sich in Fuß- und Reiter
Ersparnisse der Soldaten, die im Keller des
Im Süden grenzte sie am Genfer See an die
truppen, je nach den militärischen Gege
Fahnenheiligtums aufbewahrt wurden.
Provinz Gallia Narbonensis, im Norden bil
benheiten einer Provinz.
Dies imperii
dete der Vinxtbach die Grenze zu Germania
Constitutio antoniniana
Tag des Regierungsantritts des Kaisers.
inferior. Im Westen lagen die Nachbarpro
Von Caracalla 2 12 n. Chr. erlassene Verord
Diploma
vinzen Gallia Lugdunensis und Belgica, im
nung, die allen freigeborenen Reichsbewoh
Berechtigungsurkunden. Im militärischen
Osten bildete Raetien und der obergerma
nern das römische Bürgerrecht verlieh, was
Bereich werden so die beglaubigten
nische Limes die Grenze.
dem Kaiser ein höheres Steuereinkommen
Abschriften der Entlassungsdekrete
Germania 11 (secunda)
einbrachte.
bezeichnet, die dem Angehörigen einer
Im Zuge der Provinzreform des Diocletian
Contarius
Hilfstruppe (Auxiliareinheit) das römische
wurden die germanischen Provinzen umbe
Reitersoldat mit bis zu 4 m langen Stoß
Bürgerrecht bescheinigten.
nannt. Nach der Aufgabe der rechtsrheini
lanzen.
Dolabra
schen Gebiete wurde der verbliebene Teil
Contubernium
Pionieraxt.
der Germania superior zur Germania prima.
Gemeinschaft von 8- 10 Soldaten, die sich
Dona militaria
Germania inferior, das nahezu keine
ein Zelt oder einen Barackenraum teilte und
Militärische Auszeichnungen.
Gebietsverluste erlitt, wurde in Germania
zugleich die kleinste militärische Einheit
Donativum
secunda umbenannt.
bildetet.
Ein vom Kaiser bei besonderer Gelegenheit
Gladius
Contus
an seine Soldaten überreichtes Geldge
Kurzschwert.
Bis zu 4 m lange Stoßlanze.
schenk.
Groma
Conubium
Duplicarius
Visiergerät der Bodenvermesser.
Das Recht, eine vom Gesetz anerkannte
Soldat mit d oppeltem Sold.
Gyrus
Ehe einzugehen.
Equites legionis
Longierplatz.
Cornu
Circa 1 20 Mann starke Reiterabteilung
Hasta
Gebogenes Horn zur Signalübermittlung.
einer Legion.
Etwa 1,7 m lange Lanze, die als Standart
Cornicen
Equites singulares
waffe der Reiterei und Fußtruppen einge
Bläser eines cornu.
Berittene Leibgarde des Kaisers, der Lega
setzt wurde.
Corona civica
ten oder Statthalter.
Horreum
Ein Kranz aus Eichenlaub, der als militä
Exploratores
Speicher- und Maga zinbau.
rische Auszeichnung für die Rettung eines
Spezialeinheit von circa 100 Mann mit ver
Hypocaustum
römischen Bürgers verliehen wurde.
schiedenen Aufgaben, wie Grenzsicherung
Römische Fußbodenheizung. Von einer
Crista transversa
oder Kundschaftertätigkeit.
außerhalb des Raumes liegenden Feuerstel
Ouergestellter Helmbusch, d e r möglicher
Fabrica
l e wurde die heiße Luft unter den Fußboden
weise auch Kennzeichen der centuriones
Werkstatt.
geleitet und über ein System aus an den
war.
Feminalia
Wänden angebrachten Hohlziegel abgelei
Cursus honorum
Kniehosen.
tet.
Senatorische Amterlaufbahn, deren Reihen-
Feriale Duranum
laculum
folge ursprünglich strikt festgelegt war
Militärischer Festkalender aus Dura
Leichter Wurfspeer der Reiterei.
(Ouaestur, Aedilität oder Volkstribunat,
Europos/Syrien.
I maginifer
Praetur und Consulat), was in der Kaiserzeit
Focale
Träger des Feldzeichens mit Kaiserdar
aber häufig vernachlässigt wurde.
Halstuch.
stellung.
Cursus publicus
Frigidarium
Imago
Unter Augustus eingerichteter, staatlicher
Kaltbaderaum in einer römischen Bade
Hier: Feldzeichen mit dem Porträt eines
Post- und Transportdienst.
anlage.
Kaisers.
Damnatio memoriae
Frumentarius
Immunis
(Lat.: Verurteilung des Andenkens). Vom
Ursprünglich zur Beschaffung von Getreide
Soldat, der von den üblichen Aufgaben wie
Senat nach dem Tode zu Landesfeinden
(frumentum, lat. für Getreide) abkomman
Wachdienst oder Wasserholen befreit war.
erklärte Personen traf die damnatio memo
dierte Soldaten, die d a n n aber zunehmend
Imperium
riae: In erster Linie wurde versucht durch
auch zu Boten- und Spitzeldiensten, sowie
Amtsgewalt und Herrschaftsbereich römi
••
••
Tilgung des Namens in Inschriften (Rasur)
allgemeinen Uberwachungstätigkeit einge-
scher Magistrate und des Kaisers.
oder durch Beseitigung von Statuen und
setzt wurden.
Interpretatio Romana
Bildnissen, das Andenken an diese Perso
Galea
(Wörtl.: Die römische Auslegung). Der einfa
nen auszulöschen. Dies Verfahren traf u.a.
Helm.
cheren Identifikation wegen setzten die
die Kaiser Nero und Domitian.
Germania inferior
Römer fremde Götter mit den ihren gleich,
Decu manus Maximus
Lateinische Bezeichnung für die Provinz
indem sie die fremden durch die römischen
Grundlinie (V-Achse) bei der Bodenvermes
Niedergermanien, die um 85 n. Chr. unter
Götternamen ersetzten.
sung.
Domitian eingerichtet wurde. Der Statt-
Itinerarium
Municipium
Pontifex Maximus
Auflistung von Straßen und Straßen
Gemeinden, die mit Selbstverwaltungsrecht
Oberster Priester, dem die Aufsicht über die
stationen.
ausgestattet waren.
Priesterschaft unterlag und der wichtige
lustitia
Munifex
Verfügungsrechte in Fragen der Staatsreli
Die Ge rechtigkeit.
Einfacher Soldat (s. auch miles gregarius).
gion innehatte. Seit Augustus war das Amt
Lararium
Mutatio
an den Kaiser gebunden.
Hausheiligtum.
Wechselstationen des cursus publicus ent
Porta decumana
Legatus augusti pro praetore
lang von Straßen. Hier stand den im offi
Rückwärtiges Lagertor.
Kaiserlicher Legat im Rang eines Praetors.
ziellen Auftrag Reisenden ein großer Fuhr
Porta praetoria
Vom Kaiser eingesetzter Statthalter, der
und Tierpark zur Verfügung.
Haupttor des Kastells.
zugleich auch Oberbefehlshaber der in
Numen Augusti
Porta principalis sinistra
seiner Provinz stationierten Truppen war.
Mit numen werden die unpersönlichen
Linkes Lagertor.
Legatus legionis
Wirkkräfte eines Gottes bezeichnet; in
Porta principalis dextra
Legionskommandeur senatorischen
diesem Falle handelt es sich um die des
Rechtes Lagertor.
Ranges.
Kaisers.
Porticus
Librarius
Numerus
Säulen- und Wandelhalle, die als eigenstän
Schreiber.
Kleinerer, gemischter Verband von ca.
diger Bau vorzufinden ist, aber meist als
Limitanei
100 Mann, der spezielle Aufgaben wie
architektonisches Element innerhalb eines
Grenzheer. Unter Constantin erfolgte die
Beobachtung oder G renzsicherung zu
Baukomplexes eingesetzt wurde.
endgültige Trennung des römischen Ge
bewältigen hatte.
Praefectus
samtheeres in comitatenses, einem mobi
Nymphaeum
Kommandeur unterschiedlicher Truppen
len Feldheer und in limitanei, die in festen
Ein den Nymphen geweihtes Heiligtum.
teile, der dem Ritterstand angehörte: prae
Garnisonen an den Grenzen stationiert
Ursprünglich wurden damit Grotten be
fectus cohortis quingenariae (Praefect
waren.
zeichnet, später dann aufwendige Brunnen
eines 500 Mann starken Cohorte), prae
Limitatio
anlagen.
fectus alae quingenariae (Praefect einer
Vermessung.
Nymphis perennibus
500 Mann starken Reitereinheit), praefec
Lorica hamata
Die nie versiegenden Nymphen.
tus alae miliariae (praefect einer 1000
Kettenpanzer.
Optio
Mann starken Reitereinheit), Praefectus
Lorica segmentana
Unteroffizier. Stellvertreter des Centurio
castro rum (Lagerpraefect, dritthöchster
Schienenpanzer, der im 1. und 2 . Jh. haupt
und dessen Gehilfe bei administrativen
Offizier einer Legion).
sächlich von Legionären getragen wurde.
Angelegenheiten.
Praepositus
Lorica squamata
Ordo equester
Befehlshaber einer Spezialeinheit.
Schuppenpanze r.
Ritterstand.
Praetentura
Lusoria
Ordo senatorius
Vorderer Lagerteil.
Wendiger Schiffstyp, der vor allem unter
Senatorenstand.
Praetorium
Valentinian I. zur Patrouille auf einigen
Paenula
Wohnhaus des Kommandeurs in einem
Rh einabschnitten eingesetzt wurde.
Kapuzenmantel.
Lager.
Lustratio
Papilio
Pridianum
Opfer vor einem Feldzug.
Schlafraum im contubernium.
Jahresbericht; eigentlich: der ,Bericht vom
Mansio
Pater Patriae
vorhergehenden Tage', der vor Neujahrs
Rasthaus entlang der Straßen.
Wörtlich: Vater des Vaterlandes. Ehren
beginn abgefasst wurde und den Zustand
Medicus
name, der ab der Kaiserzeit den Herrschern
der Truppe wiedergibt.
Arzt.
verliehen wurde.
Primi ordines
Medicus ordinarius
Pax romana
Die fünf Centuriones der ersten Cohorte
Arzt im Rang eines Centurio.
Der römische Friede.
einer Legion, die einen höheren Rang
Mediomatrici
Pelta
innehatten als die restlichen Centuriones.
Stamm im heutigen Lothringen.
Schildform der Amazonen.
Primus pilus
Mensor
Peregrinus
Ranghöchster Centurio der ersten Kohorte
Soldat, der als Vermessungsfachmann
Freier Nichtrömer.
einer Legion, der ähnliche Aufgaben wahr
oder Ingenieur tätig war.
Perones
nahm wie der Preafectus castrorum.
Miles gregarius
Geschlossene Schuhe.
Princeps
Einfacher Soldat (siehe auch munifex).
Phalerae
(Lat.: der Erste) In der Republik Bezeich
milia passuum
Scheibenförmige Orden aus Edelmetall
nung für Senatoren für herausragende Leis
Meile (eigentlich: tausend Doppelschritte),
oder Glas, die als Auszeichnung für einzel
tungen. Seit Augustus Titel aller Kaiser.
entspricht 1 47 8 m.
ne Soldaten aber auch für ganze Truppen
Principalis
Militia equestris
teile verliehen wurden.
Soldat, der von den sch weren, täglichen
Ritterliche Dienststufen innerhalb des Hee
Pietas
Arbeiten befreit war und dem Sonder
res: militia I bedeutete den Rang eines
Die Frömmigkeit.
aufgaben zugeteilt waren.
praefectus cohortis quingenariae, militia II
Pila muralia
Principia
••
den des tribunus militum legionis oder tri
Uberkreuzste hendes An nä herungshindern is
Stabsgebäude eines Lagers. Es handelt sich
bunus cohortis miliariae. Es folgte die mili
aus Holz mit angespitzten Enden.
um einen multifunktionalen Gebäudekom
tia III als praefectus alae quingenariae und
Pilum
plex, bestehend aus einer Exerzierhalle,
die militia IV als paefectus alae miliariae.
Wurflanze der Legionäre.
einem Hof mit angrenzender porticus,
Missus a causis
Plebs
Waffenkammern und einer abschließenden
Wegen Invalidität entlassener Soldat.
Das Volk (im Gegensatz zu den Patriziern).
Raumreihe in der sich neben Büros auch
285
286
das Fahnenheiligtum und der Keller, in dem
Statio
Tur ma
die Truppenkasse aufbewahrt wurde sowie
Aufsichtsstation entlang von Straßen, in
Unterabteilung einer ala. Sie bestand, je
Versammlungsräume befanden.
denen in der Regel beneficiarii ihren Dienst
nachdem, ob die ala 500 oder 1000 Reiter
Probatio
versahen.
umfasste, aus ca. 32 oder 42 Soldaten.
Musterung der Rekruten.
Stilus
Geleitet wurde die turma von einem
Probatus
Schreibgriffel, mit dessen Hilfe Schrift in
decurio.
Gemusterter Rekrut, zur Grundausbildung
Wachstafeln geritzt werden konnte.
umbo
aufgenommen.
Stipendium
Schildbuckel.
Procurator
Sold der Soldaten.
Vexillum
In der römischen Kaiserzeit hoher ritterli
Strigilis
Standarte der verschiedenen Einheiten -
cher Beamter, der in erster Linie in der
vor allem der Reiterei in Form einer Fahne.
Finanzveraltung, aber auch als Statthalter
Körperpflegegerät zum Abschaben der .. durch 01, Schweiß und Sand verschmutzten
Vexillarius
kleinerer Provinzen tätig war.
Haut.
Träger des vexillum.
Pteryges
Sudatorium
Via decumana
Lederstreifen, die zum Schutz des Unter
Schwitzraum in den Thermen.
Rück wärtige Lagerstraße, die zur porta
leibes am cingulum befestigt waren.
Tabularium
decumana führt.
Pugio
Schreibstube, Archiv.
Via principalis
Dolch.
Tepidarium
Lagerhauptstraße, die die porta principalis
Raetia
Laubad in den Badeanlagen.
sinistra und die porta principalis dextra
Die römische Provinz Raetien wurde unter
Terra sigillata
verbindet.
Tiberius um 15/20 n. Chr. eingerichtet. Sie
Moderne Bezeichnung für das charakteris
Via praetoria
umfasste das Gebiet der Zentralalpen und
tische, rotglänzende Tafelgeschirr der
das Alpenvorland bis zur Donau und im
Römer, das etwa ab 30 v. Chr. in Italien
Ausfallstraße zwischen porta praetoria und . pflnclpla.
2. und 3 . Jh. n. Chr. bis zum vorderen
produziert wurde. Im frühen 1. Jh. n. Chr.
Via sagularis
Limes. Sie grenzte im Westen an Germania
wurde die Produktion nach Südgallien verla
Straße, die um die Innen bebauung hinter
Superior, im Osten an Noricum, und im
gert, kurz darauf wurden im mittelgallischen
der Kastellmauer verläuft.
Süden an Italien. Provinzhauptstadt war
Raum Töpfereien gegründet. In der ersten
Via
Augusta Vindelicum/Augsburg (anfangs
Hälfte des 2. Jh. sind die ersten Manufaktu
Straße: Via privata ( Privatstraße) via pub
eventuell Cambodunum/ Kempten).
ren in Ostgallien belegt. Ab der Mitte des
lica (Fernstraße), via vicinalis (Ortsverbin
Retentura
2 . Jh. n. Chr. lag die bedeutendste Töpferei
dung).
Rück wärtiger Lagerteil.
in Rheinzabern nahe Ludwigshafen.
Vicus
Ripa
Tessarius
Zivilsiedlung, die im römischen Südwest
Flussufer. Ripa wurde als spezifisCher
Soldat, der die vom Befehlshaber einer
deutschland meist in Zusammenhang mit
Begriff auch für die militärisch gesicherte
Truppe au sgegebene Parole weitergab.
Kastellen an deren Ausfallstraßen oder an
Flussgrenze verwendet.
Tibalia
wichtigen Straßenkreuzungen entstanden
Sagum
Bedeutung nicht ganz geklärt: Gamaschen
ist.
Soldatenmantel.
oder Wollstrümpfe.
Virtus
Sagittarius
Tiro
Die Tapferkeit.
Bogenschütze.
Rekrut.
Vitis
Sass aniden
Torques
Ein aus einer Weinrebe gefertigter Stock,
Dynastie, die 227 65 1 n. ehr. in Persien
Halsring, der als Aus zeichnung verliehen
der als Abzeichen der Centurionen diente.
herrschte.
wurde.
Er wurde auch zur Züchtigung der Soldaten
Scalpaneae
Translatio
verwendet.
Schuhe mit Holzsohlen.
Hier: Versetzung.
villa rustica
Scutum
Transvectio equitum
Gutshof.
Langrechteckiger und halbrund gebogener
Parade der Reiterei.
vulva
Schild der Legionäre.
Tribunus militum legionis
Gebärmutter.
Sesquiplicarius
Stabsoffizier, von ritterlichem (tribunus mili
Offizier in einer ala mit eineinhalbfachem
tum legionis) oder senatorischen (tribunus
Sold.
militum legionis laticlavus) Rang. Jede
Signifer
Legion hatte einen senatorischen und fünf
Träger des signum.
ritterliche Tribune.
Signum
Triplicarius
Feldzeichen, kultisch verehrt.
Soldat mit dreifachem Sold.
Solea
Tropaeum
Sandalen.
Siegesmal. Ursprünglich wurden damit nur
Spatha
Baumstümpfe bezeichnet, die mit den er
Langes Hiebschwert der Reiterei, das ab
beuteten Waffen geschmückt waren; später
dem 2./3. J h. n. Chr. von allen Soldaten
wurden sie auch aus Stein oder Metall her
verwendet wurde.
gestellt.
Speculator
Tuba
Von den herkömmlichen Aufgaben befreiter
Langes Blechblasinstrument.
Soldat, der vom Statthalter abkommandiert
Tunica
und mit Sonderaufgaben betreut war.
Untergewand.
-
.
'
,
Einführende Literatur
M. Junkelmann, Die Legionen des
Vorläufer. In: D. Planck (Hrsg.) Archäologie
Augustus (Mainz
in Württemberg (Stuttgart
1986).
1988) 251 ff.
Die Alamannen. Hrsg. Vom Archäologi
M. Junkelmann, Die Reiter Roms. Teil
schen Landesmuseum Baden-Württemberg.
(Mainz
Ausstellungskatalog Stuttgart (Stuttgart
M. Junkelmann, Reiter wie Statuen aus Erz
B. Rabold/E. Schallmayer/A. Thiel,
1997).
(Mainz 1996).
Der Limes (Stuttgart
M.-R.Alföldi, Antike Numismatik (Mainz
M. Kemkes/J. Scheuerbrandt, Zwischen
H.R. Robinson, The Armour of Imperial
1978).
Patrouille und Parade. Die römische Reite
Rome
G. Alföldy, Die Inschriften aus den Principia
rei am Limes. Sehr. Limesmuseum Aalen
E. Schallmayer/M. Becker, Limes. In:
des Alenkastells Aalen. Fundber. Baden
51 (Stuttgart 1998).
H. Beck u.a. (Hrsg.), Reallexikon der Germa
Württemberg
M. Kemkes/J. Scheuerbrandt (Hrsg.),
nischen Altertumskunde (Berlin, New York
H. Ankersdorfer, Studien zur Religion
Fragen zur römischen Reiterei. Kolloquium
1973 ff.). Band 18,2001,403-442.
des römischen Heeres von Augustus bis
anlässlich der Ausstellung "Reiter wie
W. Selzer/K.-V. Decker /A. 00 Paco,
Diokletian (Diss. Konstanz
Statuen aus Erz. Die römische Reiterei am
Römische Steindenkmäler. Mainz in
D. Baatz, Der römische Limes. Archäolo
Limes zwischen Patrouille und Parade" im
römischer Zeit (Mainz
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Abbildungsnachweis
Für Leihgaben und fachliche Beratung danken wir folgenden Institutionen und
Archäologische Staatssammlung München 66,153 Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege 242 C. Caprinao, La colonna di Marco Aurelio (1955) 15,17 Deutsches Archäologisches Institut Rom 46 Die Alamannen. Ausstellungskat. Stuttgart (Stuttgart 1997) 295 F.J. Hassei, Der Trajansbogen in Benevent (1966) 6 M. Junkelmann, Ratzenhofen 128, 133,134 S. Kramer,Bonn 56 M. Kemkes, Herrenberg 9 J.P.C. Kent/B. Overbeck/A.U. Stylow,Die Römische Münze (München 1973) 8,19, 21,22,52 Landesdenkmalamt Baden-Württemberg 127,137,145,169,176,177,200,209, 211,212,213,224,226,228,234,237, 274,290,306,307,310,311,313,315, 329,330,331 Landesmuseum Mainz 20,26,40,96,156, 278 K. Lehmann-Hartleben,Die Trajanssäule. Ein römisches Kunstwerk zu Beginn der Spätantike (Berlin Leipzig 1926) 3,4,7,16, 23,32,34,35,36,39,51,53,54,131, 136,141,142,146,148,157,173,180, 195,198,215,240,291 Matthias Michel 337-340 Musees Gaumais, Virton 277 Museo Civico Archelogico,Bologna 247 Museum Worms 42,118 Osterreichische Nationalbibliothek Wien 246 J. Remesal-Rodriguez, Barcelona 258 Rheinisches Landesmuseum Bonn 37,60, 62, 121 Rheinisches Landesmuseum Trier 275,276 Römisches Museum Augsburg 259,286,297 Römisch-Germanische Kommission Frank furt 139 Römisch-Germanisches Museum Köln 143 Staatliche Kunstsammlungen Dresden 255 Ulrich Sauerborn, Aalen 129,337 Universität Freiburg/ProvinziaIrömische Archäologie 269 Vindonissa-Museum Brugg 45 P. Zanker, Augustus und die Macht der Bilder (München 1990) 5,28 G. Zimmer,Eichstätt 254,256 •
288
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Alle sonstigen Abbi Idungen
Württembergisches Landesmuseum Stutt gart und Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg Objektfotos: Peter Frankenstein, Hendrick Zwietasch Kartenentwürfe und 3D-Rekonstruktionen, Dietrich Rothacher,Freiburg Zeichnungen der Soldaten, Heiner Grieb, Berlin
Personen
Archäologische Staatssammlung München, Dr. Bernd Steidl Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, AußensteIle Thierhaupten,Prof. Dr. Wolf gang Czysz Dr. Bernhard Greiner, Grunbach Landesdenkmalamt Baden-Württemberg: Dr. Meinrad Filgis,Dr. Rüdiger Krause, Prof. Dr. Dieter Planck, Dr. Ingo Stork, Dr. Andreas Thiel, Dr. Joachim Wahl Universität Freiburg, Provinzialrömische Archäologie, Prof. Dr. Hans Ulrich Nuber, Dr. Gabriele Seitz
Verwaltung: Gudrun Riedesser, Ingrid Ziefle Ausstellungsgestaltung und Bauplanung: Atelier Lohrer, Stuttgart Ausstellungsbau: Fa. Jaschek GmbH, Esslingen Hörspiele: Gisela Zimmermann, Stuttgart AV-Medien: Dataton GmbH, Stuttgart; NL-TV, Stuttgart Modellbau Blockbergung Sontheim: Michael Kinsky, Freiburg Modellbau Landschaftsmodell Limes: Wolfram Weese,Stuttgart Modellbau Limesturm: Heiner Grieb, Berlin Siebdruck: Firma Scheuerle, Unterrombach Steinabgüsse und Transporte: Firma Weinreuther,Freiberg am Neckar Ein besonderer Dank gilt allen Verantwortlichen der Stadt Aalen sowie
Erweiterung und Ausbau des
den Mitarbeitern im Limesmuseum
Archäologischen Parks 2005
Oberbürgermeister Ulrich Pfeifle Erster Bürgermeister Dr. Eberhardt Schwerdtner Schul-, Sport- und Kulturamt: Walter Funk,Jürgen Pitl Städtisches Hochbauamt: Hans-Peter Wollenberg Städtischer Bauhof Limesmuseum: Ulrich Sauerborn, Ermelinde Wudy, Anneliese Funk,Alicia Mögen, Elfriede Höfer-Schwella, Silvia Kralik, Hannelore Sauerborn Freie Mitarbeiter: Verena Binz, Natascha Euteneier, Luzia Gutkriecht, Anneliese Herz, Birgitt Hotopp,Christiane Obermayer, Eleonore Ohligschläger, Franziska Peter sohn, Andreas Westhauser
Konzeption und Projektleitung: Dr. Martin Kemkes Stadt Aalen Amt für Gebäudewirtschaft: Thomas Sünder Stadt Aalen Grünflächenamt: Sibylle Klaus Rekonstruktion Reiterkaserne: Wulf Hein, Werner Leitzgen, Rolf Palm, Thomas Scheu ermann ARC-Tech Gbr, Birstein Rekonstruktion Reiterkaserne - Fachliche Beratung: Hans-Heinrich Ludwig, Dr. Mar kus Scholz Innenausstattung Reiterkaserne: Alexander Zimmermann,Pliezhausen; Aurificina Tre verica Ira König, Erik Lechl,Trier; Hans-Jür gen Säume, Werneuchen Freilichtlapidarium: Günther Weinreuther, Freiberg am Neckar Multimediale Rekonstruktion und Tafeln: Dietrich Rothacher, Digitale Archäologie, Freiburg Multimediaproduktion: Matthias Michel, MM-Vision Multimedia GmbH Andechs Audioguide: Markus Lauckhardt, Soundgar den GmbH, Echingen Modellbau: IIdiko Frels,Wolfgang KnolI, Franz Schmid, ArEP Stuttgart
Erweiterung und Neukonzeption des Limesmuseums Aalen 2000
Konzeption und Projektleitung: Dr. Martin Kemkes, Jörg Scheuerbrandt Archäologische Abteilung: Gabor Balasz (Fund magazin),Agnes Fräbel und Cornelia Karow (Sekretariat), Renate Görner (Foto archiv),Dr. Rotraud Wolf (Referat FrühmittelaIter) Öffentlichkeitsarbeit: Karin Förster, Dr. Elke Gerhold-Knittel Restaurierung: Petra Buhlinger, Peter Heinrich, Tanja Kress, Nina Loschwitz, Ine Neese, Martin Raitelhuber
.J Kastell D vermutetes Kastell
Niederbieber
Legionslager •
EchteIl
Zivilsiedlung Limes
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augusteisch -;::[ tiberisch (ca. 15 v.Chr.\bis 2S ".ehr.)
•
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udisch tiberi'h r-- (ca. 25 bis 50 n. ehr.)
Mosel
vespasianisch (ca. 70 bis 80 n. ehr.)
Mattiacorum)
domitionisch - troianisch (ca. 90 bis 115 n. ehr.) traionisch - hadrionisch (ca. 115 bis 140 n. ehr.)
•
ontoninisch - 3. Jh. (ab 150 bis 3. Jh. n. ehr.)
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Bad Regensburg Regina) Piorzheim
Eining (Abusina) (Aquae)
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