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Philipp Winterberg
Erfüllung jetzt! So finden Sie Ihr Glück
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Die in diesem Buch b...
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Philipp Winterberg
Erfüllung jetzt! So finden Sie Ihr Glück
www.erfuellung-jetzt.de
Die in diesem Buch beschriebenen Methoden sollen ärztlichen Rat und medizinische Behandlung nicht ersetzen. Die vorgestellten Informationen und Anleitungen sind sorgfältig recherchiert und wurden nach bestem Wissen und Gewissen weitergegeben. Dennoch übernehmen Autor und Verlag keinerlei Haftung für Schäden irgendeiner Art, die direkt oder indirekt aus der Anwendung oder Verwertung der Angaben in diesem Buch entstehen. Die Informationen in diesem Buch sind für Interessierte zur persönlichen Weiterbildung gedacht. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, verboten. Kein Teil des Werkes darf ohne schriftliche Einwilligung des Autors in irgendeiner Form, außer für Zwecke der Unterrichtsgestaltung, reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Umschlaggestaltung und Layout: Philipp Winterberg Copyright © 2008 Philipp Winterberg Dieses Buch ist auch als Taschenbuch im Buchhandel erhältlich: ISBN: 978-3-8370-4396-9 http://www.philipp-winterberg.de http://www.erfuellung-jetzt.de
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Ich danke allen Beteiligten.
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Achtung! Dieses Buch enthält viele sinnvolle und hilfreiche Regeln, Hinweise und Anweisungen. Die oberste Regel, die innerhalb des Buches für Sie über allen anderen Regeln steht, ist: Machen Sie sich bitte selbst – soweit möglich – glücklich und befolgen Sie die anderen Regeln und Anweisungen nach eigenem Ermessen.
Teil 1 Ihr Einstellungstest für den Job als „Ihres Glückes Schmied“
Willkommen. Der Einstellungstest für den Job als „Ihres Glückes Schmied“ besteht aus 10 Fragen und dauert in der Regel keine 5 Minuten. Überprüfen Sie bitte zunächst, ob Sie einige Voraussetzungen erfüllen, die der Test nicht explizit erfasst: Wie Sie sich ja schon denken können, überprüfen wir mit dem Einstellungstest nur, ob Sie einige sehr wichtige Voraussetzungen für den Job „Ihres Glückes Schmied“ mitbringen: Den Test ehrlich 4
und vollständig zu bearbeiten, ist z.B. sowohl Voraussetzung für das Bearbeiten des Tests, als auch für den Job. Diese und andere Eigenschaften werden daher nicht noch einmal gesondert abgefragt, sondern stillschweigend vorausgesetzt. So wird z.B. vorausgesetzt, dass Sie die Sprache, in der dieser Text verfasst ist, verstehen, dass Sie sehen und lesen können. Auch setzen wir voraus, dass Sie es sich in Ihrer momentanen Situation erlauben können, Ihr Glück zu finden und dass es Sie mindestens minimal begeistert, sich dem Thema „Ihr Glück“ zuzuwenden. Neben den soeben genannten Voraussetzungen, gibt es noch weitere, die wir aus Gründen der Praktikabilität ebenfalls nicht abfragen, denn im Job bzw. im Praktikum sehen wir schneller und umfassender, aus welchem Holz Sie geschnitzt sind. Folglich gibt es bei Bestehen des Einstellungstests zunächst eine kurze Probezeit in Form eines Praktikums. Da Sie den Test in Eigenregie durchführen, möchten wir Ihnen mit einigen Hinweisen zum Test ermöglichen, sich selbstverantwortlich einen angemessenen Rahmen für die Durchführung zu schaffen. Die Entscheidung, ob Sie unsere Hinweise berücksichtigen, liegt ganz bei Ihnen. Es haben bereits viele hoch qualifizierte und vielversprechende Bewerber den Test absolviert. Auch einige Praktikumsplätze sind inzwischen schon vergeben. Wir besetzen die Stelle als „Ihres Glückes Schmied“ später auf jeden Fall mit der Person, die im Praktikum die beste Qualifikation dafür zeigt. Widmen Sie sich aber nun zunächst dem Einstellungstest und berücksichtigen Sie dabei die folgenden Regeln und Hinweise: 1. Der Einstellungstest ist vertraulich zu behandeln. Wenn Sie einzelne oder alle Fragen bereits vorab lesen oder anderen darüber berichten, nehmen Sie sich oder anderen die Chance, unvoreingenommen in der vorgesehenen Reihenfolge zu antworten und verfälschen das Ergebnis. Wenn Sie den Test durchführen, erklären Sie sich damit einverstanden, diesen vertraulich zu behandeln bzw. ausschließlich mit Personen 5
darüber zu sprechen, die den Test bereits gemacht haben oder glaubhaft versichern, ihn in den nächsten fünf Jahren nicht machen zu wollen. 2. Jegliche Unterbrechung durch Telefonate, Toilettengänge, Raucherpausen o.ä. führt automatisch zum Abbruch des Einstellungstests. Sie können es zu einem späteren Zeitpunkt gerne noch einmal versuchen, hinterlassen so aber schon einen ersten Eindruck. 3. Der Einstellungstest umfasst 10 Fragen. Sie dürfen sich die verfügbare Zeit frei einteilen, dürfen also die Fragen nach eigenem Ermessen schnell und intuitiv oder nach reiflicher Überlegung beantworten. Allerdings dürfen Sie erst umblättern und die nächste Frage bearbeiten, wenn Sie die aktuelle Frage abschließend beantwortet haben. Arbeiten Sie also – soweit möglich – in Ihrem persönlichen Rhythmus. Die Änderung einer Antwort ist nicht mehr möglich, sobald Sie die nächste Frage aufgeschlagen und gelesen haben. Beantworten Sie die Fragen also eine nach der anderen, vollständig und ehrlich.
Viel Glück!
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Einstellungstest: „Ihres Glückes Schmied“
1. Machen Sie diesen Einstellungstest freiwillig? O Ja O Nein Kreuzen Sie die für Sie zutreffende Antwort an.
2. Möchten Sie Ihres Glückes Schmied sein? O Ja O Nein Kreuzen Sie die für Sie zutreffende Antwort an.
Hinweis: Wenn Sie mit „Ja“ geantwortet haben, setzen Sie den Test jetzt auf der nächsten Seite bei Frage 3 fort. Lautet Ihre Antwort „Nein“, beginnen Sie jetzt direkt mit der Auswertung. Merken Sie sich in diesem Fall diese Seite, damit Sie später wieder genau hierher zurückfinden und den Test fortsetzen können, blättern Sie anschließend zum Beginn der Auswertung und lesen Sie genau dort weiter.
Blättern Sie erst zur nächsten Frage, nachdem Sie die obigen Fragen vollständig, ehrlich und abschließend beantwortet haben. 7
3. Haben Sie sich einen Rahmen für diesen Test geschaffen, der es Ihnen erlaubt, gründlich und in Ihrem persönlichen Tempo zu arbeiten? O Ja O Nein Kreuzen Sie die für Sie zutreffende Antwort an.
4. Können Sie großes Glück von großem Unglück unterscheiden? O Ja O Nein Kreuzen Sie die für Sie zutreffende Antwort an.
Hinweis: Wenn Sie mit „Ja“ geantwortet haben, setzen Sie den Einstellungstest auf der nächsten Seite bei Frage 5 fort. Lautet Ihre Antwort „Nein“, blättern Sie jetzt direkt zur Auswertung zu Frage 4 und lesen genau dort weiter.
Wenn Sie die Fragen 3 und 4 beantwortet haben, dürfen Sie zur nächsten Frage weiterblättern. 8
5. Haben Sie schon einmal erfolgreich einfache Anweisungen befolgt? Beispiele: Parkplatzmarkierungen, Rauchverbote, die Anweisungen ganz unten auf den Seiten dieses Tests, grüne Ampeln, Wegbeschreibungen o.ä. O Ja O Nein Kreuzen Sie die für Sie zutreffende Antwort an.
6. Haben Sie schon einmal sofort auf einfache Signale Ihres Körpers reagiert? Beispiele: Hunger, Schmerz, Müdigkeit, Durst, Frieren o.ä. O Ja O Nein Kreuzen Sie die für Sie zutreffende Antwort an.
Blättern Sie erst weiter vor, nachdem Sie obigen Fragen durch Ankreuzen ehrlich und abschließend beantwortet haben. 9
7. Macht es Sie unglücklich, wenn Sie erfahren, welches einfache Signal Ihres Körpers Ihnen zeigen kann, was Sie in der jeweiligen Situation glücklich macht? O Ja O Nein O Vielleicht Kreuzen Sie die für Sie zutreffende Antwort an.
Hinweis: Wenn Sie Frage 7 mit „Nein“ oder „Vielleicht“ beantwortet haben, setzen Sie den Test auf der nächsten Seite bei Frage 8 fort. Lautet Ihre Antwort „Ja“, springen Sie jetzt kurz direkt zur Auswertung. Merken Sie sich diese Seite, damit Sie den Test später wieder genau hier fortsetzen können, blättern Sie dann zur Auswertung zu Frage 7 und lesen Sie genau dort weiter.
Blättern Sie erst um, nachdem Sie Frage 7 vollständig verstanden, überdacht und ehrlich und abschließend beantwortet haben. 10
8. Haben Sie schon einmal etwas fest geglaubt und sich später von etwas anderem überzeugt oder überzeugen lassen? Beispiele: Vielleicht glaubten Sie als Kind an den Weihnachtsmann und glauben jetzt nicht mehr an ihn. Vielleicht glaubten Sie vor wenigen Sekunden noch, Frage 8 erst nach dem Lesen dieser Beispiele richtig zu verstehen und glauben jetzt, dass Sie die Frage auch ohne die Beispiele schon richtig verstanden hatten. O Ja O Nein Kreuzen Sie die für Sie zutreffende Antwort an.
9. Glauben Sie, dass Sie das Potenzial haben, Ihres Glückes Schmied zu sein? O Ja O Nein O Manchmal Kreuzen Sie die für Sie zutreffende Antwort an.
10. Haben Sie alle Fragen vor dieser Frage vollständig, ehrlich und abschließend beantwortet? O Ja O Nein Kreuzen Sie die für Sie zutreffende Antwort an.
Bitte blättern Sie erst um, nachdem Sie auch die letzte Frage des Einstellungstests ehrlich und abschließend beantwortet haben. Auf den nächsten Seiten erhalten Sie Ihr Testergebnis. 11
Glückwunsch! Geschafft! Nachdem Sie nun einige oder alle Fragen des Einstellungstests nach bestem Wissen und Gewissen beantwortet haben, teilen wir Ihnen auf den folgenden Seiten unsere Auswertung und unsere Betrachtungen zu Ihren Antworten und Ihrem Verhalten mit. Lesen Sie bitte genau und ausschließlich die Abschnitte unserer Auswertung, die für Sie zutreffend sind. Beginnen Sie mit dem jetzt folgenden Abschnitt zu Frage 1: Zu Frage 1 Unsere Auswertung Ihres Einstellungstests beginnt mit der Betrachtung Ihrer Antwort auf Frage 1 („Machen Sie diesen Einstellungstest freiwillig?“). Lesen Sie bitte genau und ausschließlich den Auswertungsabschnitt, der für Sie zutrifft: Sie haben Frage 1 des Einstellungstests („Machen Sie diesen Einstellungstest freiwillig?“) mit „Ja“ beantwortet: Sehr gut! Lesen Sie jetzt weiter beim Abschnitt zu Frage 2 oder lesen Sie zuvor noch – wenn Sie mögen – den folgenden Exkurs. Exkurs zu Frage 1 („Machen Sie diesen Einstellungstest freiwillig?“), Antwort „Ja“: Machte es Sie glücklich, diesen Einstellungstest freiwillig zu machen? Falls es Sie unglücklich machte, sind Sie, wie Sie selbst insgeheim bereits wissen, vielleicht schon fast durchgefallen, denn Sie haben sich scheinbar weder an die oberste Anweisung dieses Buches („Die oberste Regel, die innerhalb dieses Buches für Sie über allen anderen Regeln steht, ist: Machen Sie sich selbst – soweit möglich – glücklich und befolgen Sie die anderen Regeln und Anweisungen nach eigenem Ermessen.“) gehalten, noch haben Sie sich selbst den für Sie passenden Rahmen geschaffen. Paradoxerweise ist aber auch das Gegenteil möglich, nämlich dann, wenn Sie ein Mensch sind, den es insgeheim glücklich macht, unglücklich zu sein. Ob Sie so ein Mensch sind, wissen vermutlich nur Sie allein und werden es nicht preisgeben. Wir respektieren das und stellen Ihnen daher an dieser Stelle frei, beherzt und mutig weiterzumachen, denn in diesem Fall haben Sie sich genau entsprechend der obersten Regel verhalten. Achten Sie ab jetzt besonders darauf, dass Sie nach Möglichkeit alle Ebenen Ihres Glücksempfindens berücksichtigen
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und Situationen so gestalten, dass diese für Sie in der Art beglückend und erfüllend sind, wie es Ihnen entspricht (eine für Sie beglückende Situation könnte also z.B. für andere Personen sehr unglücklich aussehen). Wenn Sie hingegen auf allen Ihnen bewussten Ebenen glücklich darüber waren, den Einstellungstest freiwillig zu machen, haben Sie sich bereits den für Sie passenden Rahmen geschaffen und damit die erste Hürde sehr erfolgreich genommen. Lesen Sie weiter beim Abschnitt zu Frage 2. Sie haben Frage 1 des Einstellungstests („Machen Sie diesen Einstellungstest freiwillig?“) mit „Nein“ beantwortet: Interessant: Sie haben den Test also gegen Ihren Willen gemacht. So etwas kann sehr anstrengend sein, manche Menschen macht es aber auch glücklich, zum eigenen Glück gezwungen zu werden. Wenn Sie also ein Mensch sind, der zu seinem eigenen Glück gezwungen werden möchte, lesen Sie im Anschluss weiter bei unserer Auswertung zu Frage 2, denn Sie haben sich erfolgreich den für Sie passenden Rahmen für unseren Test geschaffen und damit die erste Hürde erfolgreich genommen. Wenn Sie aber nicht zu Ihrem Glück gezwungen werden möchten, haben Sie sich eine unglückliche Situation geschaffen und damit – wie Sie vermutlich selbst schon bemerkt haben – den Tests bereits auf dem falschen Fuß begonnen. Lesen Sie im Anschluss trotzdem weiter beim Abschnitt zu Frage 2, wenn Sie mögen, achten Sie aber ab jetzt verstärkt darauf, dass Sie die aktuelle Situation so gestalten, dass diese für Sie – wenn möglich – beglückend und erfüllend ist. Wenn es Sie also z.B. eher glücklich macht, sich für Ihr „Nein“ an dieser Stelle durchfallen zu lassen, lassen Sie sich jetzt durchfallen und schließen sofort dieses Buch.
Zu Frage 2 Glückwunsch! Sie sind Ihrem Ziel bereits ein kleines Stückchen näher. Wir betrachten nun Ihre Antwort auf Frage 2 („Möchten Sie Ihres Glückes Schmied sein?“). Lesen Sie bitte genau und ausschließlich den Auswertungsabschnitt, der die Antwort behandelt, die Sie gegeben haben: Sie haben Frage 2 des Einstellungstests („Möchten Sie Ihres Glückes Schmied sein?“) mit „Ja“ beantwortet: Sehr gut! Menschen wie Sie suchen wir, Menschen, deren ehrlicher Wille es ist, als „Ihres Glückes Schmied“ tätig zu sein. Menschen, die in verantwortungsvoller Position ein erfülltes Leben führen möchten. Bestes Honorar erwartet Sie, denn Sie haben auch die zweite Hürde erfolgreich gemeistert. Lesen Sie weiter bei unseren Betrachtungen zu Frage 3.
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Sie haben Frage 2 des Einstellungstests („Möchten Sie Ihres Glückes Schmied sein?“) mit „Nein“ beantwortet: Spannend: Sie haben, wie Sie selbst in Ihrem Herzen bereits wissen, diesen Einstellungstest möglicherweise nicht bestanden. Vielleicht ist aber auch nur eine kurze Erläuterung zur Tätigkeit und zur Bedeutung des Begriffs Ihres Glückes Schmied in diesem Zusammenhang erforderlich: Bei dieser Frage ist nicht der Job „Ihres Glückes Schmied“ gemeint, um den es in diesem Buch spielerisch geht, sondern tatsächlich die sprichwörtliche Bedeutung, seines eigenen Glückes Schmied zu sein. Vielleicht glauben Sie, diese Tätigkeit sei anstrengend, unerfreulich und mit viel Arbeit verbunden. Vielleicht möchten Sie einfach so glücklich leben. Ihres Glückes Schmied zu sein, kann beides bedeuten, läuft aber mit der Zeit – wenn Sie das glücklich macht – immer auf das Zweitgenannte hinaus: Nach einigen Anstrengungen leben Sie einfach so glücklich und erfüllt Ihr Leben, genau so, wie es zu Ihnen passt. Wenn Ihnen jetzt klarer vor Augen steht, was mit der Frage angesprochen und gemeint war und Sie aus dieser neuen Perspektive Ihr „Nein“ in ein „Ja“ wandeln möchten, so dürfen Sie dies: Steigen Sie wieder ein und setzen Sie den Einstellungstest jetzt bei Frage 2 mit neuer Antwort fort. Wenn Sie alles bereits wie erläutert vor Augen hatten, als Sie die Frage beantworteten, wissen Sie wahrscheinlich auch sehr gut, ob Sie bereits Ihres Glückes Schmied im sprichwörtlichen Sinne sind, es aber vielleicht noch nie so genannt haben. In diesem Fall gilt Ihnen unser herzlicher Glückwunsch. Sie haben den Job, Sie sind am Ziel! Wenn Sie möchten, können Sie nach Belieben noch weiter in diesem Buch lesen. Wahrscheinlich ist das aber gar nicht nötig, denn sie wissen bereits Bescheid: Folgen Sie – wie immer – einfach Ihrer Begeisterung. Wenn Sie hingegen mit „Nein“ geantwortet haben, weil Sie die Frage wie eingangs erläutert verstanden hatten, Ihres Glückes Schmied im sprichwörtlichen Sinne zu sein Sie also kein bisschen reizt, Sie keine zehn Pferde dazu bringen könnten, diesen Job zu machen, dann verabschieden wir uns an dieser Stelle von Ihnen, denn wir möchten Sie zu nichts zwingen. Wir suchen, wie bereits mehrfach angeklungen ist, Menschen, deren ehrlicher Wille es ist, als „Ihres Glückes Schmied“ tätig zu sein. Das Spiel dieses Buches mitzuspielen und daraus erwachsend Ihres Glückes Schmied im sprichwörtlichen Sinne zu werden. Menschen, die in verantwortungsvoller Position ein erfülltes Leben führen möchten. Ihr „Nein“ bedeutet ja durchaus nicht, dass Sie nicht glücklich werden können, vielleicht sind Sie es sogar schon, aber es bedeutet für uns, dass Sie jetzt aus diesem Bewerbungsverfahren ausscheiden, denn dieses Buch ist scheinbar momentan nicht beglückend für Sie. Wir respektieren Ihr „Nein“, danken Ihnen für Ihr Interesse und wünschen Ihnen alles Gute auf Ihrem Weg. Schließen Sie jetzt das Buch.
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Zu Frage 3 Glückwunsch! Sie sind Ihrem Ziel ein weiteres Stück näher. Wir betrachten jetzt im Detail Ihre Antwort auf Frage 3 („Haben Sie sich einen Rahmen für diesen Test geschaffen, der es Ihnen erlaubt, gründlich und in Ihrem persönlichen Tempo zu arbeiten?“). Lesen Sie bitte genau und ausschließlich den Auswertungsabschnitt, der für Sie zutrifft: Sie haben Frage 3 („Haben Sie sich einen Rahmen für diesen Test geschaffen, der es Ihnen erlaubt, gründlich und in Ihrem persönlichen Tempo zu arbeiten?“) mit „Ja“ beantwortet: Sehr gut! Sie haben sich den von uns geforderten Rahmen für diesen Test geschaffen, der es Ihnen erlaubt, gründlich und in Ihrem persönlichen Tempo zu arbeiten. Manche Menschen macht genau das glücklich: gründlich und im eigenen Tempo arbeiten. Manche Menschen macht es aber auch glücklich, übereilt, hektisch und schimpfend zu arbeiten. Indem Sie sich einen Rahmen für diesen Test geschaffen haben, der es Ihnen erlaubt, gründlich und in Ihrem persönlichen Tempo zu arbeiten, haben Sie sich zunächst lediglich eine Möglichkeit und damit eine Wahlmöglichkeit geschaffen. Ob und wie Sie wählten, lag ganz bei Ihnen. Sie haben diese Hürde bereits deshalb erfolgreich genommen, weil Sie in der Lage sind, sich selbst erfolgreich Möglichkeiten zu eröffnen. Solche Menschen suchen wir. Lesen Sie jetzt weiter bei unserer Auswertung zu Frage 4. Sie haben Frage 3 („Haben Sie sich einen Rahmen für diesen Test geschaffen, der es Ihnen erlaubt, gründlich und in Ihrem persönlichen Tempo zu arbeiten?“) mit „Nein“ beantwortet: Eine Herausforderung: Sie haben den Test gemacht, haben sich aber keinen Rahmen dafür geschaffen, der es Ihnen erlaubt, gründlich und in Ihrem persönlichen Tempo zu arbeiten. Möglicherweise, weil Sie sich einen solchen Rahmen nicht selbst schaffen konnten: Vielleicht leben Sie momentan in ständiger Eile, Krankheit, Lethargie, Übermüdung o.ä. Eventuell macht Sie aber auch die Herausforderung glücklich, weil Sie so überdurchschnittlich gut und kompetent sind, dass das Leben für Sie erst interessant und spannend wird, wenn Sie sich selbst noch ein paar Extrahürden einbauen. Da wir Sie und Ihre Leistungsfähigkeit zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gut genug kennen und daher nicht beurteilen können, ob Sie sich fordern oder überfordern, beurteilen Sie dies bitte selbst: Lesen Sie weiter bei unserer Auswertung zu Frage 4, wenn Sie z.B. tief in Ihrem Herzen wissen, dass Sie sich den Rahmen nur deshalb nicht wie angewiesen geschaffen haben, weil es für Sie momentan nicht möglich oder erforderlich war. Denn dann haben Sie hervorragend agiert, weil Sie sehr
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selbstbewusst angestrebt haben, was Sie erreichen möchten. Solche Menschen suchen wir.
Zu Frage 4 Glückwunsch! Sie sind Ihrem Ziel, als „Ihres Glückes Schmied“ zu arbeiten, bereits ein ganzes Stück näher. Wir betrachten im Folgenden sehr genau Ihre Antwort auf Frage 4 („Können Sie großes Glück von großem Unglück unterscheiden?“), denn diese Antwort entscheidet einerseits über Ihre Erfolgsmöglichkeiten innerhalb unseres Einstellungsverfahrens im Speziellen, andererseits aber auch über Ihre Erfolgsmöglichkeiten bei der Suche nach Ihrem Glück im Allgemeinen. Lesen Sie bitte wie immer genau und ausschließlich den Auswertungsabschnitt, der für Sie zutrifft: Sie haben Frage 4 („Können Sie großes Glück von großem Unglück unterscheiden?“) mit „Ja“ beantwortet: Sehr gut! Perfekt. Glück von Unglück unterscheiden zu können, ist eine sehr wichtige Voraussetzung für die Tätigkeit als „Ihres Glückes Schmied“. Stellen Sie sich einen Schmied vor, der Hammer und Feuer nicht unterscheiden kann – so ein Mensch kann nicht erfolgreich als Schmied arbeiten. Sie können unterscheiden, sind folglich in dieser Hinsicht für die Tätigkeit als „Ihres Glückes Schmied“ voll qualifiziert und daher sehr erfolgreich wieder einen großen Schritt weiter. Lesen Sie jetzt unsere Auswertung Ihrer Antwort zu Frage 5. Sie haben Frage 4 („Können Sie großes Glück von großem Unglück unterscheiden?“) mit „Nein“ beantwortet: Überraschung: Sie sind der glücklichste Mensch der Welt! Sie sind schon seit Ihrer Geburt Ihres Glückes Schmied. Oder doch nicht? Vielleicht ist an dieser Stelle eine kurze Erläuterung zur Frage erforderlich, damit Sie besser erkennen können, worauf bei Frage 4 der Fokus liegt: Mit dieser Frage möchten wir die wenigen Menschen, die Glück und Unglück im aktuellen Moment nicht erkennen, von den Menschen unterscheiden, die dies manchmal oder immer treffsicher identifizieren können. Es geht hierbei nur um den gegenwärtigen Moment. Wenn Sie also z.B. „Nein“ angekreuzt haben, weil Sie sich einmal verliebt haben und die Beziehung zu einer Person zunächst für das größte Glück hielten, sich aber im weiteren Verlauf der Beziehung das Gegenteil abzeichnete und Sie deshalb glauben, großes Glück nicht von großem Unglück unterscheiden zu können, so möchten wir Ihrem „Nein“ widersprechen, denn im jeweils gegenwärtigen Mo-
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ment haben Sie sehr wohl erkannt, ob die aktuelle Situation, so wie sie im Moment war, beglückend oder unerfreulich war. Und genau darum geht es uns, dass Sie auf eine Situation schauen und unterscheiden können, ob diese aus Ihrer Perspektive beglückend oder unglücklich machend ist. Wenn Ihnen jetzt klarer vor Augen steht, was mit der Frage angesprochen und gemeint war und Sie aus dieser neuen Perspektive Ihr „Nein“ in ein „Manchmal“ oder ein „Ja“ wandeln möchten, so dürfen Sie dies: Steigen Sie wieder ein und setzen Sie den Einstellungstest jetzt bei Frage 4 mit erweiterter Perspektive und neuer Antwort fort. Wenn Sie alles bereits wie erläutert vor Augen hatten, als Sie die Frage beantworteten, und Sie mit „Nein“ geantwortet haben, weil großes Glück und großes Unglück einander enthalten und Sie dies jederzeit sehen, wissen Sie wahrscheinlich auch sehr gut, ob Sie bereits Ihres Glückes Schmied im sprichwörtlichen Sinne sind, es aber vielleicht noch nie so genannt haben. In diesem Fall gilt Ihnen unser herzlicher Glückwunsch. Sie haben den Job, Sie sind am Ziel! Wenn Sie möchten, können Sie nach Belieben noch weiter in diesem Buch lesen. Sie wissen bereits Bescheid: Folgen Sie – wie immer – einfach Ihrer Begeisterung. Wenn Sie hingegen mit „Nein“ geantwortet haben, weil Sie die Frage wie eingangs erläutert verstanden hatten, großes Glück von großem Unglück also nicht unterscheiden können und möchten, dann sind Sie hier vielleicht tatsächlich falsch. Ihr „Nein“ bedeutet dann zwar, dass sie es nicht wissen oder erkennen können, da Sie selbst großes Glück nicht von großem Unglück zu unterscheiden vermögen. Es bedeutet aber durchaus nicht, dass Sie nicht unglücklich oder glücklich sind, vielleicht sind Sie in diesem Augenblick sogar schon sehr glücklich. Ganz sicher werden Sie es, wenn Sie die Frage so verstanden haben, wie sie von uns gemeint war, und Ihre Antwort stimmt, nie wissen. Wir suchen, wie bereits mehrfach angeklungen ist, engagierte Menschen, deren ehrlicher Wille es ist, als „Ihres Glückes Schmied“ tätig zu sein. Menschen, die in verantwortungsvoller Position ein erfülltes Leben führen möchten. Menschen, die Glück und Unglück unterscheiden können. Stellen Sie sich einen Schmied vor, der Hammer und Feuer nicht unterscheiden kann – so ein Mensch kann nicht erfolgreich als Schmied arbeiten. Ihr „Nein“ bedeutet für uns daher, dass Sie jetzt aus diesem Bewerbungsverfahren ausscheiden. Die hier von Ihnen angestrebte Tätigkeit ist ganz offenkundig momentan noch nicht das Richtige für Sie. Wir danken Ihnen für Ihr Interesse und wünschen Ihnen alles Gute. Schließen Sie jetzt dieses Buch. Sie haben Frage 4 („Können Sie großes Glück von großem Unglück unterscheiden?“) mit „Manchmal“ beantwortet: Sie sind eventuell manchmal schon längst am Ziel Ihrer Suche: Sie sind der wahrscheinlich manchmal glücklichste Mensch der Welt! Sie sind schon seit Ihrer Geburt tief in Ihrem Herzen Ihres Glückes Schmied. Oder doch nicht? Oder manchmal? Wahrscheinlich ist hier eine kurze Erläuterung hilfreich, damit Sie besser erkennen können, worauf bei Frage 4 der
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Fokus liegt: Mit dieser Frage möchten wir die wenigen Menschen, die Glück und Unglück im aktuellen Moment nicht erkennen, von den Menschen unterscheiden, die dies manchmal oder immer treffsicher identifizieren können. Es geht hierbei nur um den gegenwärtigen Moment. Wenn Sie also z.B. „Manchmal“ angekreuzt haben, weil Sie sich schon einmal verliebt haben und die Beziehung zunächst für das größte Glück hielten, sich aber im weiteren Verlauf der Beziehung das Gegenteil abzeichnete und Sie deshalb glauben, großes Glück nicht immer von großem Unglück unterscheiden zu können, so möchten wir gerne Ihr „Manchmal“ vorsichtig in ein „Ja“ umdeuten, denn im jeweils gegenwärtigen Moment haben Sie sehr wohl erkannt, ob die aktuelle Situation beglückend oder unerfreulich war. Und genau darum geht es uns, dass Sie auf eine Situation schauen und unterscheiden können, ob diese aus Ihrer Perspektive beglückend oder unglücklich machend ist. Wenn Sie trotz der vorangegangenen Erläuterungen noch innerlich mit „Manchmal“ antworten, möchten wir Sie beruhigen: „Manchmal“ genügt an dieser Stelle vollkommen. Sie werden, wenn Sie möchten, später trainiert, so dass aus Ihrem „Manchmal“ ein „Ja“ werden kann. Wir suchen, wie bereits mehrfach angeklungen ist, engagierte Menschen, deren ehrlicher Wille es ist, als „Ihres Glückes Schmied“ tätig zu sein. Menschen, die in verantwortungsvoller Position ein erfülltes Leben führen möchten. Lesen Sie jetzt die Auswertung zu Frage 5.
Zu Frage 5 Glückwunsch! Sie sind Ihrem Ziel bereits ein Stück näher. Wir betrachten nun Ihre Antwort auf Frage 5 („Haben Sie schon einmal erfolgreich einfache Anweisungen befolgt?“). Lesen Sie bitte ausschließlich den Auswertungsabschnitt, der für Sie zutrifft: Sie haben Frage 5 („Haben Sie schon einmal erfolgreich einfache Anweisungen befolgt?“) mit „Ja“ beantwortet: Sehr gut! Perfekt. Sie sind momentan auf der Ideallinie. Lesen Sie direkt weiter bei der Auswertung zu Frage 6. Sie haben Frage 5 („Haben Sie schon einmal erfolgreich einfache Anweisungen befolgt?“) mit „Nein“ beantwortet: Beeindruckend: Sie sind ein sehr seltener Fall. Aber es gibt immer Hoffnung und ein erstes Mal. Vielleicht liegt auch ein Missverständnis vor. Sie haben z.B. die einfache Anweisung, Frage 5 zu beantworten, wahrscheinlich erfolgreich befolgt, indem Sie „Nein“ angekreuzt haben. In diesem Fall: Sehr gut! Lesen Sie jetzt weiter bei unseren Betrachtungen zu Frage 6, wenn Sie glauben, einfache Anweisungen erfolgreich befolgen zu können und als „Ihres Glückes Schmied“ arbeiten möchten.
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Zu Frage 6 Glückwunsch! Sie sind Ihrem Ziel wieder ein Stück näher. Wir betrachten nun kurz Ihre Antwort auf Frage 6 („Haben Sie schon einmal sofort auf einfache Signale Ihres Körpers reagiert?“). Lesen Sie bitte ausschließlich den Auswertungsabschnitt, der für Sie zutrifft: Sie haben Frage 6 („Haben Sie schon einmal sofort auf einfache Signale Ihres Körpers reagiert?“) mit „Ja“ beantwortet: Sehr gut! Herrlich! Menschen wie Sie suchen wir. Sie sind momentan bereits sehr nahe am Ziel. Wenn Sie die nächste Hürde so erfolgreich wie diese nehmen, haben Sie schon fast sicher bestanden. Lesen Sie jetzt weiter bei der Auswertung zu Frage 7. Sie haben Frage 6 („Haben Sie schon einmal sofort auf einfache Signale Ihres Körpers reagiert?“) mit „Nein“ beantwortet: Sie sind noch nie sofort schlafen gegangen, als Sie müde wurden. Sie haben noch nie sofort etwas gegessen, wenn Ihr Magen knurrte. Sie haben sich noch nie sofort gewehrt, wenn Ihnen jemand Schmerzen zufügte. Sie haben noch nie sofort eine wärmende Jacke angezogen, wenn Sie bemerkten, dass Sie frieren. Eine sehr große Herausforderung erwartet Sie, denn Sie sind scheinbar, so Ihre Antwort zutreffend ist, in diesem für den Job als „Ihres Glückes Schmied“ sehr wichtigen Bereich noch gänzlich unerfahren und untrainiert. Aber vielleicht sind Sie ja ein Naturtalent, dann sind Sie selbst den gut trainierten Bewerbern weit überlegen. Lesen Sie weiter bei unseren Ausführungen zu Frage 8, wenn Sie glauben, auf einfache Signale Ihres Körpers sofort reagieren zu können und als „Ihres Glückes Schmied“ bei uns arbeiten möchten.
Zu Frage 7 Glückwunsch! Sie sind Ihrem Ziel, diesen Einstellungstest zu bestehen, sehr nahe und kommen nun in die entscheidende Phase. Wir betrachten hier Ihre Antwort auf Frage 7 („Macht es Sie unglücklich, wenn Sie erfahren, welches einfache Signal Ihres Körpers Ihnen zeigen kann, was Sie in der jeweiligen Situation glücklich macht?“). Lesen Sie bitte genau und ausschließlich den Auswertungsabschnitt, der für Sie zutrifft: 19
Sie haben Frage 7 („Macht es Sie unglücklich, wenn Sie erfahren, welches einfache Signal Ihres Körpers Ihnen zeigen kann, was Sie in der jeweiligen Situation glücklich macht?“) mit „Ja“ beantwortet: Spannend: Frage 7 stellte sich bei den Pretests der Vorabversion unseres Einstellungstests als sehr schwierig heraus. Daher wurde die Frage mehrfach verändert und schließlich in der aktuellen Form belassen, da sie in dieser Form relativ trennscharf in Bezug auf den Aspekt, der abgefragt werden soll, ist. Für den Fall, dass Sie Verständnisschwierigkeiten oder leichte Unsicherheiten bei sich im Hinblick darauf wahrgenommen haben, was mit dieser Frage gemeint ist, was abgefragt werden soll, folgen hier einige detaillierte und erhellende Erläuterungen: In diesem Buch erfahren Sie, wie Sie dem Klappentext bereits entnehmen konnten, wie Sie auf sehr einfache Art und Weise bestimmte Dinge nutzen können, um zu identifizieren, was in der gegenwärtigen Situation für Sie beglückend ist. Einige wenige Menschen macht es aber zutiefst unglücklich, zu erfahren, was sie glücklich machen kann. Daher ist es jetzt sehr wichtig, dass solche Personen sich überlegen, ob sie schon eine kleine Hilfestellung unglücklich macht, ob sie das Selbersuchen und -finden so glücklich macht, dass sie keinerlei Unterstützung erlauben können. Diese Menschen werden dieses Buch vermutlich ohnehin meiden und keinen einzigen Satz daraus je lesen, weil sie sehr genau wissen, dass dieses Buch sie paradoxerweise unglücklich machen würde. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass ein solcher Mensch trotzdem diesen Einstellungstest macht, ist Frage 7 gedacht. Solche und nur solche Menschen sollen an dieser Stelle damit unterstützt und beglückt werden, dass sie bei dieser Frage durchfallen, damit sie nicht später sehr unglücklich werden, weil sie erfahren, wie sie glücklich werden können. Falls Sie sich nicht ganz sicher sind, ob Sie ein solcher Mensch sind, schauen Sie, ob die drei folgenden Aussagen für Sie gleichermaßen zutreffend sind: Es macht Sie unglücklich, wenn Ihnen jemand zeigt, wie Sie sich selbst glücklich machen können. Es macht Sie unglücklich, wenn Ihnen jemand erklärt, wie Ihr Körper funktioniert, so dass Sie in der Folge effektiver und effizienter Leben können. Es macht Sie unglücklich, wenn Sie erlauben, dass Ihnen jemand bei etwas hilft. Wenn Sie einer oder mehreren Aussagen nur mit „Vielleicht“ begegneten oder eine oder mehrere Aussagen sogar mit „Nein“ für sich persönlich abgelehnt haben, steigen Sie an dieser Stelle, wenn Sie möchten, wieder in den Test ein und wandeln Sie Ihr „Ja“ auf Frage 7 in ein „Nein“ und setzen den Einstellungstest fort. Achten Sie ab jetzt besonders darauf, dass Sie nach Möglichkeit alle Ebenen Ihres Glücksempfindens berücksichtigen und Situationen so gestalten, dass diese für Sie in der Art beglückend und erfüllend sind, wie es Ihnen entspricht (eine für andere Personen beglückende Situation kann z.B. Sie persönlich sehr unglücklich machen). Wenn Sie hingegen allen drei der oben genannten Aussagen von Herzen mit „Ja“ zustimmen konnten, lautet unsere Schlussfolgerung: Sie haben diesen Einstellungstest nicht bestanden. Sie möchten Ihr Glück ohne Hil-
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festellung selbst suchen und finden und das ist Ihr gutes Recht. Leider ist dieses Buch daher nicht für Sie geeignet, denn es enthält eine kurze Anleitung, die Ihnen einen Weg zu Ihrem Glück eröffnet. Legen Sie also dieses Buch beiseite und suchen und finden und wählen und schmieden Sie weiterhin auf Ihre Weise Ihren eigenen Weg, dass ist Ihr Glück, so sind und bleiben Sie glücklich. Wir wünschen Ihnen von Herzen alles Gute auf Ihrem Weg. Schließen Sie jetzt diese Buch. Sie haben Frage 7 („Macht es Sie unglücklich, wenn Sie erfahren, welches einfache Signal Ihres Körpers Ihnen zeigen kann, was Sie in der jeweiligen Situation glücklich macht?“) mit „Nein“ beantwortet: Sehr gut! Menschen wie Sie suchen wir. In diesem Buch erfahren Sie, wie Sie auf sehr einfache Art und Weise bestimmte Dinge nutzen können, um zu identifizieren, welche Wahl in einer konkreten und gegenwärtigen Situation für Sie beglückend ist. Lesen Sie weiter bei der Auswertung Ihrer Antwort zu Frage 8. Sie haben Frage 7 („Macht es Sie unglücklich, wenn Sie erfahren, welches einfache Signal Ihres Körpers Ihnen zeigen kann, was Sie in der jeweiligen Situation glücklich macht?“) mit „Vielleicht“ beantwortet: Bei den Pretests unseres Einstellungstests stellte sich Frage 7 als schwierig heraus. Daher wurde die Frage mehrfach überarbeitet und schließlich in der aktuellen Form belassen, da sie in dieser Formulierung hinreichend trennscharf in Bezug auf den Aspekt, der abgefragt werden soll, ist. Für den Fall, dass Sie Verständnisschwierigkeiten bei sich im Hinblick darauf entdeckt haben, was mit dieser Frage gemeint ist, folgen hier detaillierte und erhellende Erläuterungen: In diesem Buch erfahren Sie, wie Sie dem Klappentext bereits entnehmen konnten, wie Sie auf sehr einfache Art bestimmte Dinge nutzen können, um zu identifizieren, welche Wahl in einer konkreten, gegenwärtigen Situation für Sie beglückend ist. Einige sehr wenige Menschen macht es aber zutiefst unglücklich, zu erfahren, was sie glücklich machen kann. Daher ist es jetzt sehr wichtig, dass solche Personen sich überlegen, ob sie schon eine kleine Hilfestellung unglücklich macht, ob sie das Selbersuchen und -finden so glücklich macht, dass sie keinerlei Unterstützung erlauben können. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass ein solcher Mensch trotzdem diesen Einstellungstest macht, ist Frage 7 gedacht. Solche und nur solche Menschen sollen an dieser Stelle damit unterstützt und beglückt werden, dass sie bei dieser Frage durchfallen, damit sie nicht später sehr unglücklich werden, weil sie erfahren, wie sie glücklich werden können. Falls Sie sich nicht ganz sicher sind, ob Sie ein solcher Mensch sind, schauen Sie, ob die drei folgenden Aussagen für Sie gleichermaßen zutreffend sind: Es macht Sie unglücklich, wenn Ihnen jemand zeigt, wie Sie sich selbst glücklich machen können. Es macht Sie unglücklich, wenn Ihnen jemand erklärt, wie Ihr Körper funktioniert, so dass Sie in der Folge effektiver und effi-
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zienter Leben können. Es macht Sie unglücklich, wenn Sie erlauben, dass Ihnen jemand bei etwas hilft. Wenn Sie einer oder mehreren Aussagen ebenfalls mit „Vielleicht“ begegneten oder eine oder mehrere Aussagen sogar mit „Nein“ für sich persönlich abgelehnt haben, lesen Sie jetzt beherzt bei unserer Auswertung Ihrer Antwort zu Frage 8 weiter. Achten Sie in Zukunft besonders darauf, dass Sie nach Möglichkeit alle Ebenen Ihres Glücksempfindens berücksichtigen und die Situation so gestalten, dass diese für Sie in der Art beglückend und erfüllend sind, wie es Ihnen entspricht (eine für andere Personen beglückende Situation kann z.B. Sie persönlich sehr unglücklich machen).
Zu Frage 8 Glückwunsch! Wenn Sie es bis hierher geschafft haben, indem sie unseren Anweisungen ehrlich befolgt haben, haben Sie den Einstellungstest praktisch schon so gut wie bestanden. Die folgenden drei Fragen dienen weitgehend dazu, dieses erfolgreiche Ergebnis zu untermauern und abzusichern. Wir betrachten also nun Ihre Antwort auf Frage 8 („Haben Sie schon einmal etwas fest geglaubt und sich später von etwas anderem überzeugt oder überzeugen lassen?“). Lesen Sie bitte genau und ausschließlich den Auswertungsabschnitt, der für Sie zutrifft: Sie haben Frage 8 („Haben Sie schon einmal etwas fest geglaubt und sich später von etwas anderem überzeugt oder überzeugen lassen?“) mit „Ja“ beantwortet: Sehr gut! Eine mindestens minimale Flexibilität beim Betrachten der Welt erlaubt Wachstum und Wandel. So bleibt in jedem Lebensalter Lernen und Veränderung möglich. Lesen Sie direkt weiter beim Abschnitt zu Frage 9. Sie haben Frage 8 („Haben Sie schon einmal etwas fest geglaubt und sich später von etwas anderem überzeugt oder überzeugen lassen?“) mit „Nein“ beantwortet: Aber: Können Sie sich wirklich absolut sicher sein? Lesen Sie weiter bei Frage 9, wenn Sie sich nicht absolut sicher sind, dass Sie noch nie etwas fest geglaubt haben und später Ihre Ansicht veränderten. Wenn Sie absolut sicher sind, dass sich in Ihren Ansichten und Einstellungen noch nie etwas verändert hat, bedeutet dies für uns, dass Sie jetzt aus diesem Bewerbungsverfahren ausscheiden. Die hier von Ihnen angestrebte Tätigkeit ist ganz offenkundig momentan noch nicht das Richtige für Sie. Wir
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danken Ihnen für Ihr Interesse und wünschen Ihnen alles Gute auf Ihrem Lebensweg. Schließen Sie jetzt dieses Buch.
Zu Frage 9 Glückwunsch! Wie Sie wissen, sind Sie praktisch bereits am Ziel, wir überprüfen dies momentan nur noch zur Sicherheit auf einigen weiteren Ebenen. Wir betrachten hierzu nun kurz und zielführend Ihre Antwort auf Frage 9 („Glauben Sie, dass Sie das Potenzial haben, Ihres Glückes Schmied zu sein?“). Lesen Sie bitte genau und ausschließlich den Auswertungsabschnitt, der für Sie zutrifft: Sie haben Frage 9 des Einstellungstests („Glauben Sie, dass Sie das Potenzial haben, Ihres Glückes Schmied zu sein?“) mit „Ja“ beantwortet: Sehr gut! Herrlich. Das sieht alles überdurchschnittlich gut aus. Wie erfreulich. Wir freuen uns schon sehr darauf, bald erfolgreich und erfüllend mit Ihnen zusammen zu arbeiten. Lesen Sie unsere Auswertung jetzt direkt weiter beim Abschnitt zur letzten Frage des Einstellungstests, zu Frage 10. Sie haben Frage 9 („Glauben Sie, dass Sie das Potenzial haben, Ihres Glückes Schmied zu sein?“) mit „Nein“ beantwortet: Interessant: Sie haben einen Test gemacht, obwohl Sie scheinbar glauben, dass Sie gar nicht geeignet sind. Vielleicht sind Sie leicht masochistisch veranlagt und dieses Vorgehen bereitet Ihnen für sich genommen schon Glück und Freude. Vielleicht hat Sie auch während des Tests der Mut verlassen. Manche Menschen sind sehr wechselhaft, glauben manchmal dies, manchmal jenes. In diesem Fall genügt es vollkommen, wenn Sie glauben, dass die Möglichkeit besteht, dass Sie das Potenzial haben. Lesen Sie weiter beim Abschnitt zu Frage 10, wenn Sie neben dem „Nein“ auch ein winziges „möglicherweise könnte ich es glauben“, versteckt irgendwo in einem kleinen Winkel, in sich finden, denn das ist hinreichend als Grundlage für Ihr Praktikum als „Ihres Glückes Schmied“. Wenn Sie fest davon überzeugt sind, dass Sie das Potenzial, als Ihres Glückes Schmied zu arbeiten, nicht besitzen, auf Frage 8 („Haben Sie schon einmal etwas fest geglaubt und sich später von etwas anderem überzeugt oder überzeugen lassen?“) aber mit „Ja“ geantwortet haben, lesen Sie jetzt weiter beim Abschnitt zu Frage 10, denn laut Ihrer Antwort auf Frage 8 glauben Sie daran, dass Sie Ansichten und Einstellungen verändern können und das ist in diesem Fall hinreichend als Grundlage für uns, Ihnen bei uns einen Praktikumsplatz anzubieten als „Ihres Glückes
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Schmied“. Alles Weitere kann folgen. Wenn Sie allerdings auf Frage 8 und auf Frage 9 von Herzen mit „Nein“ geantwortet haben, bedeutet dies für uns, dass Sie jetzt aus diesem Bewerbungsverfahren ausscheiden. Die hier von Ihnen bei uns angestrebte Tätigkeit ist ganz offenkundig momentan nicht das Richtige für Sie. Ihr doppeltes „Nein“ bedeutet – wie Sie sicher selbst wissen – andererseits nicht, dass Sie nicht glücklich werden können, vielleicht sind Sie es sogar schon, vielleicht sind Sie still und heimlich bereits Ihres Glückes Schmied. Wir danken Ihnen für Ihr Interesse und wünschen Ihnen alles Gute auf Ihrem Lebensweg. Schließen Sie jetzt dieses Buch. Sie haben Frage 9 („Glauben Sie, dass Sie das Potenzial haben, Ihres Glückes Schmied zu sein?“) mit „Manchmal“ beantwortet: Prächtig! In diesem Fall ist „Manchmal“ bereits mehr als genug. Lesen Sie im Anschluss an diesen Abschnitt weiter bei unseren Betrachtungen zu Frage 10. Manche Menschen sind sehr wechselhaft, glauben manchmal dies, manchmal jenes. An dieser Stelle genügt es – wie bereits eingangs erwähnt – vollkommen, wenn Sie manchmal glauben, dass die Möglichkeit besteht, dass Sie das Potenzial haben, Ihres Glückes Schmied zu sein. Wenn Sie nur ein winziges „manchmal“, versteckt irgendwo in einem kleinen Winkel, in sich gefunden haben, ist das hinreichend als Grundlage für Ihr Praktikum bei uns als „Ihres Glückes Schmied“.
Zu Frage 10 Glückwunsch! Sie sind, wie Sie wissen, bereits am Ziel, wir überprüfen es hier gegenwärtig nur noch einmal zur Sicherheit auf einer letzten Ebene. Wir betrachten dafür nun Ihre Antwort auf Frage 10 („Haben Sie alle Fragen vor dieser Frage vollständig, ehrlich und abschließend beantwortet?“). Lesen Sie jetzt ausschließlich den Auswertungsabschnitt, der für Sie zutrifft: Sie haben Frage 10 des Einstellungstests („Haben Sie alle Fragen vor dieser Frage vollständig, ehrlich und abschließend beantwortet?“) mit „Ja“ beantwortet: Sehr gut! Sie haben den Einstellungstest sicher bestanden und sich damit erfolgreich für einen Praktikumsplatz bei uns als „Ihres Glückes Schmied“ qualifiziert. Das freut uns sehr. Lesen Sie jetzt weiter bei Abschnitt P. Sie haben Frage 10 des Einstellungstests („Haben Sie alle Fragen vor dieser Frage vollständig, ehrlich und abschließend beantwortet?“) mit „Nein“ beantwortet:
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Eine oder mehrere halbe oder unehrliche Antworten beinhalten eine interessante Aussage: Auf den ersten Blick scheinen Sie uns und den Einstellungstest nicht voll zu respektieren, denn Sie haben sich nicht an von uns gegebene Anweisungen gehalten. Das kann andererseits auch ein gutes Zeichen für Sie und Ihr persönliches Glück sein, vielleicht sind Sie sogar schon still und unerkannt „Ihres Glückes Schmied“, vielleicht sind Sie aber auch absolut unfähig. Genie und Wahnsinn sind manchmal direkte Nachbarn. Da wir Sie zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gut genug kennen, um abschließend beurteilen zu können, ob Sie an dieser Stelle durch Ihr Verhalten große Kompetenz oder respektlose Inkompetenz gezeigt haben, beurteilen Sie dies bitte selbst. Prüfen Sie ggf. unser Angebot im Abschnitt P, wenn Sie fest daran glauben, großes Potenzial zu besitzen und als „Ihres Glückes Schmied“ arbeiten möchten. Andernfalls lesen Sie bitte jetzt weiter beim unten folgenden Abschnitt Q.
Abschnitt O: Sie haben bestanden. Leichtigkeit und Freude sind wichtige Begleiter auf dem Weg zum Glück. Sie haben sich einen Testrahmen geschaffen, der es Ihnen erlaubt, die Fragen mit Leichtigkeit und Freude zu beantworten. Stopp! Lesen Sie bitte in Zukunft nur die Abschnitte, die für Sie tatsächlich zutreffend sind. O wie Orientierungsverlust: Dieser Abschnitt, Abschnitt O, ist für Sie sicher nicht zutreffend, denn es gibt in der Auswertung keinen einzigen Verweis auf diesen Abschnitt. Vielleicht haben Sie schlichtweg die ähnlich aussehenden Buchstaben O und Q verwechselt. Wenn Sie den Faden gänzlich verloren haben, beginnen Sie einfach wieder am Anfang der Auswertung. Oder steigen Sie jetzt wieder beim letzten Auswertungsabschnitt ein, an den Sie sich noch erinnern können. Sie erhalten jeweils am Ende eines Abschnitts eine Anweisung, an welcher Stelle der für Sie zutreffende nächste Abschnitt steht. Sie werden Ihr Testergebnis leicht und schnell ermitteln, wenn Sie diesen Anweisungen folgen. Viel Glück! Abschnitt P: P wie Power, P wie Potenzial, P wie Probezeit: Sie haben – wie Sie unserer Auswertung wahrscheinlich mit Freude entnehmen konnten – sehr großes Potenzial gezeigt! Wir bieten Ihnen daher 25
wie angekündigt eine Probezeit in Form eines Praktikums als „Ihres Glückes Schmied“ an, denn wir sind fest überzeugt, dass Sie alles mitbringen, um erfüllend und erfolgreich Ihres Glückes Schmied zu sein. Sie liegen weit über dem Durchschnitt. Wenn Sie unser Angebot interessiert, lesen Sie sich jetzt die Details im weiter unten folgenden Abschnitt S durch. Wenn Sie Abschnitt S begeistert, freuen wir uns, Sie bei uns begrüßen zu dürfen. Abschnitt Q: Die Personen, die diesen Test beaufsichtigt haben, sind Experten darin, einen wahren „Ihres Glückes Schmied“ zu erkennen. Die Aufsichtspersonen haben auch in der Tat einige Personen, die „Ihres Glückes Schmiede“ sind, unter den Bewerbern ausgemacht. Sie gehörten nicht dazu, denn sonst hätten wir – wie bei manch anderem Bewerber geschehen – den Test sofort unterbrochen und Sie beglückwünscht und Ihnen die Stelle gegeben, schließlich liegt uns nichts daran, Zeit mit Tests zu füllen, wenn wir das Ergebnis schon sicher erkennen. Q wie Quit: Sie sind zwar durchgefallen, wissen aber jetzt anhand unserer Auswertung genau, was Sie beglückend verändern können, wenn Sie möchten. Wiederholen Sie den Test, sobald Sie eine oder mehrere neue Antworten geben können und Lust dazu haben. Schließen Sie jetzt dieses Buch. Abschnitt R: Sie haben großes Potenzial. Lesen Sie am Ende dieses Abschnitts weiter bei Abschnitt P. Wenn Sie die dort dargelegte Option begeistert, freuen wir uns, Sie bei uns begrüßen zu dürfen. Sie finden Ihr Glück – ganz bestimmt! Abschnitt S: Prächtig! S wie Sonnenplatz, S wie Sehr gut, S wie Start: Sie interessieren sich also für eine Praktikumsstelle als „Ihres Glückes Schmied“. Was erwartet Sie? Welche Art von Glück? Was bedeu26
tet das „finden“ in „So finden Sie Ihr Glück“ in diesem Zusammenhang? Hervorragend! Sie stellen genau die Fragen, die wir von einer Person mit Ihrem Potenzial erwartet haben! Wir möchten Ihnen Ihre Fragen gerne genau beantworten, damit Sie wissen, was Sie erwartet: „finden“ ist – wie Sie richtig beobachtet haben – nicht das passende Wort. Es wurde dennoch im Titel verwendet, um zu verschleiern, um noch nicht zu viel zu verraten. Jetzt, an dieser Stelle, da Sie den Test bestanden haben, ist es an der Zeit, eindeutiger zu werden: Man zieht aus, sein Glück zu finden. Das stimmt manchmal im übertragenen Sinne, passt aber nicht für die von uns angebotene Perspektive. Es gibt aus unserer Sicht nichts zu finden. Es ist bereits alles da. Sie treffen nur eine neue Wahl: Sie schmieden Ihr Glück selbst, statt diesen Job abzugeben. Streichen Sie also den Untertitel des Buches durch und ersetzen Sie ihn durch „So schmieden Sie Ihr Glück“. Wir danken Ihnen für den Hinweis und die Korrektur. Und von welcher Art Glück ist die Rede? Es geht um Ihr Glück. Ihr persönliches, subjektives Wohlbefinden, dessen konkrete Ausprägung sich stets wandelt. Das Spektrum ist groß und Glücksgefühle können spritzig und schäumend, ruhig und lächelnd oder auch ganz anders sein, stets aber sich wandelnd, wechselnd, immer wieder und wieder und wieder. Nur durch den Wandel bleibt die Wahrnehmbarkeit erhalten. Bitte beachten Sie, dass Praktikanten bei uns durch eine harte, aber erfolgreiche Schule gehen. Bis jetzt hat jede Person, die wir als Praktikant akzeptiert haben und die sich an unsere Anweisungen und Regeln gehalten hat, als „Ihres Glückes Schmied“ abgeschlossen. Jede. Ausnahmslos. Halten Sie sich also genau an unsere Regeln und Anweisungen, wenn Sie bei uns erfolgreich und erfüllend im Job „Ihres Glückes Schmied“ arbeiten möchten. Die erste Anweisung lautet: Lesen Sie Teil 2 „Ihr Praktikum als ‚Ihres Glückes Schmied’“, der direkt nach diesem Abschnitt beginnt, nachdem Sie die unten gelisteten Anweisungen und Regeln gelesen, verstanden
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und verinnerlicht haben und gewillt sind, diese – soweit erforderlich und möglich – zu befolgen. 1. Die betriebsinternen Informationen und Geheimnisse, die Sie während Ihres Praktikums erfahren werden, sind streng vertraulich zu behandeln. Dies dient mitunter Ihrem eigenen Schutz, warum, erfahren Sie im Exkurs „Verhalten und Legitimation“. Wenn Sie anderen von Praktikumsinhalten erzählen, nehmen Sie diesen Menschen unter anderem die Chance, unvoreingenommen ein Praktikum als „Ihres Glückes Schmied“ anzutreten. 2. Lesen Sie Seite für Seite. Blättern Sie um und lesen Sie die nächste Seite, sobald Sie die aktuelle Seite gelesen haben und sich sicher sind, dass Sie bereit für die nächste Seite sind. Zurückblättern oder Vorblättern ist nicht erlaubt. Es sei denn, Sie erhalten im Text die Anweisung oder Wahlmöglichkeit zu einer bestimmten Seite zu springen. Suchen Sie dann ggf. die genannte Seite und lesen Sie genau dort weiter. 3. Besorgen Sie sich ein Lesezeichen, das Sie bei Antritt des Praktikums mitbringen. Benutzen Sie dieses Lesezeichen ausschließlich dafür, die aktuelle Stelle, an der Sie gerade sind, im Buch zu markieren und wiederzufinden. 4. Sollte Ihnen nach etwas anderem zu Mute sein, unterbrechen Sie augenblicklich Ihr Praktikum, markieren die aktuelle Seite mit Ihrem Lesezeichen, legen das Buch zur Seite und erledigen Sie dieses Andere, das gerade Ihre Aufmerksamkeit erfordert. 5. Sobald Sie wieder bereit und begeistert sind, Ihr Praktikum fortzusetzen, nehmen Sie das Buch wieder in die Hand und lesen an der Stelle weiter, an der Sie Ihr Lesezeichen gesetzt haben.
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Halten Sie sich strikt und ausnahmslos an obige Anweisungen, denn sonst werden Sie strikt und ausnahmslos und augenblicklich gefeuert. Da wir Ihr Potenzial als sehr hoch einschätzen, können Sie zwar hier jederzeit wieder einen Praktikumsplatz bekommen, aber die Regeln werden die gleichen sein. Wenn Sie also in der Mitte wegen eines Regelverstoßes entlassen werden müssen, beginnen Sie automatisch wieder ganz von vorne. Nämlich hier. Beherzigen Sie also obige Regeln und Anweisungen und die Anweisungen Ihrer Ausbilder und Kollegen, dann werden Sie schnell und erfolgreich abschließen und die Stelle als „Ihres Glückes Schmied“ antreten können. Teil 2 „Ihr Praktikum als ‚Ihres Glückes Schmied’“ beginnt nun auf der nächsten Seite. Blättern Sie erst um, wenn Sie sich ein Lesezeichen besorgt und sich dafür entschieden haben, Ihr Praktikum als „Ihres Glückes Schmied“ zu den oben aufgeführten Bedingungen anzunehmen und zu beginnen.
Viel Glück!
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Teil 2 Ihr Praktikum als „Ihres Glückes Schmied“
Herzlich Willkommen! Es freut mich sehr, dass Sie es bis hierher geschafft haben. Ab jetzt kann Ihnen nichts mehr passieren. Die Leute aus der Personalabteilung sind schreckliche Wachhunde, die einfach böse und gruselig sein müssen. Das ist ihre Aufgabe. Das ist wichtig, aber nicht ernst. Privat sind sie ganz handzahm und freundlich. Ich hätte keine Lust darauf, mich bei der Arbeit so zu verstellen, aber die Jungs sind glücklich mit dem Spiel, das sie da spielen. Dieses grobe Gehabe, diese roboterhaften Wiederholungen, diese plumpen Formulierungen! Aber verstehen Sie mich richtig: Einer muss diesen Job machen! Es ist absolut notwendig, dass gecheckt wird, ob Sie alles, was nötig ist, mitbringen, sonst läuft es nicht. Ich möchte Ihnen das mit folgender Geschichte gerne kurz verdeutlichen: Stellen Sie sich vor, Neil Armstrong steigt in eine Rakete, in deren Entwicklung Milliarden von Dollar gesteckt wurden und fliegt damit zum Mond. Im Mondorbit angekommen steigt er ins Landemodul und landet damit sicher auf der Mondoberfläche. Er zieht seinen Raumanzug an und möchte als erster Mensch die
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Mondoberfläche betreten und sagen: „Ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein gewaltiger Schritt für die Menschheit!“ Er möchte Geschichte schreiben und ewigen Ruhm ernten. Und was passiert: Beim Aussteigen bleibt er überraschend in der Ausstiegsluke hängen, weil er einfach zu breite Schultern hat. Ein winziger Schritt für einen Menschen, aber ein unmöglicher für Neil Armstrong. Sie verstehen? Deshalb muss die Personalabteilung so hart auswählen. Sie bewahrt uns alle vor Fehlinvestitionen und größerem Schaden. Naja, wie dem auch sei. Jetzt haben Sie es jedenfalls geschafft. Alles wird gut. Alles ist gut. Ach, Sie werden schon sehen. Ich gratuliere Ihnen bereits jetzt und verspreche Ihnen, dass Sie in dem Moment, in dem Sie verstehen, warum ich Ihnen jetzt schon zu Ihrem Glück gratuliere, sehr glücklich sein werden. Die Welt ist paradox, aber nicht gleichzeitig. Hihi. Jetzt, da Sie dazu gehören, kann ich Ihnen ja schon mal eines unserer großen Geheimnisse verraten: Wir alle hier in der Firma sind glücklich. Es ist allerdings nicht immer zu erkennen. Nehmen Sie die Jungs aus der Personalabteilung. Denen macht es Spaß, böse und gruselig zu sein. Teil von „böse und gruselig sein“ ist aber, dass niemand erkennt, wie glücklich man dabei ist und dass man auch ganz anders könnte, denn dann glaubt einem keiner mehr. Deshalb sagte ich eben auch „wichtig, aber nicht ernst“. Wenn Sie wüssten, wie glücklich die Jungs sind, hätten Sie ja keine Angst mehr und sie wären gar nicht mehr glücklich. Paradox, nicht wahr? Lassen Sie sich nicht davon verwirren, dass ich manchmal in meinen Erklärungen springe, Sie vielleicht Dinge noch nicht verstehen oder als wirr ablehnen. Alles, was von zentraler Bedeutung ist, wird ihnen während Ihres Praktikums mehrfach und gut verständlich dargelegt. Sie können mir in dieser Hinsicht vertrauen, ich habe schon viele „Schmiede Ihres Glücks“ mit ausgebildet. Das ist, was mich begeistert und glücklich macht. Die Geschichten dienen übrigens dazu, ein wenig den Acker Ihres Geistes zu pflügen, 31
damit der kleine Samen des Glücks später in gute Erde fällt und schnell und kräftig wachsen und gedeihen kann. Alles hat seinen Sinn. Und trägt in sich den Samen des Unsinns. Hihi. Sie werden verstehen, daran glaube ich fest. Lust auf eine Geschichte? Es war einmal ein junger und kräftiger Eisbär, der lebte mitten in seinem absoluten Glück. Das bedeutete für ihn natürlich: Er lebte im Eis. Am Nordpol. Mit Freunden und Familie. Er jagte voller Begeisterung… Moment! Stopp! Hallo, guten Tag, Sie schauen aber unsicher und verwirrt in die Welt! Naja, verständlich, wenn man hier als Praktikant neu ankommt und direkt mit einer Geschichte überfallen wird. Geschichten sind in meinen Augen eine gute Gedächtnisstütze. Der freundliche Kollege, der Sie gerade direkt in Beschlag genommen hat, vertritt die Auffassung, er könne damit Ihren Geist beackern und den Boden bereiten, so dass Glück wachsen kann. Ich halte davon persönlich nicht sehr viel. Ich glaube, dass man die Moral einer Geschichte nicht erkennen kann, wenn es keinen Kontexthinweis gibt. Geschichten enthalten so viel und wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass die meisten Menschen oft nicht einmal bei einfachen Beobachtungen in der Lage sind, die reine Beobachtung von der eigenen Interpretation zu trennen (vgl. Jacobs/Blackburn et al. 1988). Ich vertrete daher die Ansicht, dass eine gute, wissenschaftlich fundierte Kenntnis des Menschseins, der eigenen Stärken, Schwächen und Fähigkeiten notwendige Voraussetzung für erfolgreiches Arbeiten als „Ihres Glückes Schmied“ ist. Ich stehe Ihnen daher während Ihrer Ausbildung mit vielen wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Seite … Stopp! Hallo! Huch, na so eine Überraschung, da sind Sie ja schon! Freut mich, Sie kennenzulernen. Sehr pünktlich, sehr gut! Das macht einen guten ersten Eindruck. Die Personalabteilung scheint mal wieder einen Volltreffer gelandet zu haben. Und wie ich sehe, 32
haben Sie auch schon einige Kollegen kennengelernt, die Sie – wie sie Ihnen sicher erzählt haben – in Teilen während Ihres Praktikums beraten und betreuen werden. Ich bin ihr Hauptausbilder. Ich bin während Ihres Praktikums für Sie zuständig, betreue Sie, begutachte Ihre Fortschritte und unterstütze Sie hier in jeder Hinsicht. Bitte kommen Sie doch erst einmal mit in mein Büro, dann erkläre ich Ihnen, wie das hier alles so abläuft. Bitte nehmen Sie Platz, machen Sie es sich bequem. Das Praktikum ist in drei Phasen gegliedert. In Phase I lernen Sie die Methode kennen, mit der Sie in der Folge arbeiten werden. In Phase II beginnt das intensive Fehlertraining, in dessen Verlauf Sie die Feinheiten der Methode ausloten. In Phase III beherrschen Sie die Methode bereits weitgehend sicher und lernen, bewusst zwischen Anwendung und Nicht-Anwendung zu wechseln. Mit vielen praktischen Beispielen lernen Sie bei mir, Ihr Glück zu schmieden, während meine beiden Kollegen, die Sie gerade kennen gelernt haben, Sie auf Wunsch mit weiterführendem Theoriewissen und nützlichen Anekdoten versorgen. In einigen Fällen werden wir bestimmte Stimmungen und Erlebnisse erzeugen, damit Sie diese für den Lernprozess nutzen können. In den letzten Minuten haben wir bei Ihnen z.B. ein Gefühl der Unsicherheit und Verwirrung erzeugt. Sie fragten sich: Wer ist hier wichtig? Auf wen muss ich hören? Wer spricht da eigentlich mit mir? Diese Verwirrung haben wir einerseits erzeugt, damit Sie sich ein wenig verloren fühlen, so wie es am Anfang eines Praktikums üblich ist. Andererseits wurde die Verwirrung erzeugt, damit Sie ein erstes Beispiel dafür haben, wie wir manchmal gezielt Stimmungen und Erlebnisse schaffen. Innerhalb der einzelnen Phasen Ihres Praktikums dürfen Sie oft selbst entscheiden, wie viel Theorie Sie sich aneignen möchten und ob Sie zusätzlich zum praktischen Teil noch Geschichten hören möchten. Sammeln Sie so viele Erfahrungen, wie Sie brauchen. Ein sehr wichtiger Hinweis: Alle Exkurse und Geschichten sind 33
Nebensache, Hauptsache ist die Methode und Ihre Anwendung – das bedeutet, Sie können eine Phase nur abschließen, wenn Sie praktische Erfahrungen gesammelt haben. Übungen sind ein wesentlicher Bestandteil der Ausbildung. Nur durch Übung können Sie Routine gewinnen, Ihre ganz eigenen Fehler im Umgang mit der gelehrten Methode entdecken, verstehen und beheben. Genug der Vorrede, ich glaube, Sie verstehen mich. Sie haben den Einstellungstest bestanden, bringen also alle nötigen Voraussetzungen mit. Das Abenteuer beginnt mit einer kleinen Geschichte meines Kollegen…
[Lesen Sie jetzt bitte weiter auf Seite 38.]
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Phase I: So schmieden Sie Ihr Glück Bitte folgen Sie in dieser Phase des Praktikums bei der Auswahl des nächsten Schritts einfach Ihrer Begeisterung. Finden Sie Ihren eigenen Rhythmus bei der Komposition Ihres ganz persönlichen Cocktails aus zentralen Komponenten, ergänzenden Geschichten und erhellenden Exkursen:
1. Tempus nosce! Erkenne die Gelegenheit! „Und? Aufgeregt? Ich erinnere mich, dass ich am ersten Tag meines Praktikums als Glücksschmied sehr aufgeregt war. Begeistert und neugierig. Mein…“ [Mehr? Seite 41.] 2. So schmieden Sie Ihr Glück… „Und? Begeistert? Wenn Sie unseren Anweisungen gefolgt sind, müssten Sie es sein – erinnern Sie sich an die Punkte vier und fünf der…“ [Mehr? Seite 56.] 3. Bin ich bereit für Phase II? [Wenn Sie anhand der Übungen 1-19 erste Erfahrungen gesammelt haben, dürfen Sie überprüfen, ob Sie bereit für Phase II sind – auf Seite 75.]
[Wenn Sie sich momentan lieber eine Geschichte anhören möchten, blättern Sie zur Seite 36.] [Wenn Sie Exkurse in die Wissenschaft gegenwärtig mehr als die Praxis interessieren, blättern Sie jetzt zur Seite 37.] 35
Phase I: Geschichten Hallo, welche Freude Sie wiederzusehen! Sie besuchen mich und möchten wahrscheinlich eine kleine Geschichte hören. Damit bereiten Sie mir eine große Freude! Ich liebe alle meine Geschichten, sie sind wie Kinder für mich, daher dürfen Sie sich jetzt eine Geschichte wünschen:
1. Der gefangene König „Es war einmal ein König, der sein Gefängnis besichtigte und sich mit einem seiner Gefangenen unterhielt. ‚Ihr seid sehr mächtig, aber gegen mein…“ [Mehr? Seite 38.] 2. Die Nachbarn „Es war einmal ein Reisender, der einem strahlend glücklichen Mann begegnete. ‚Verrate mir das Geheimnis deines Glücks!’, rief der…“ [Mehr? Seite 68.] 3. Gott und das Bienchen „Es war einmal ein Bienchen, das wurde zu Gott eingeladen. ‚Hallo! Oben ist unten und das Kleine im Großen und umgekehrt…“ [Mehr? Seite 74.]
[Wenn Sie sich gerade eher für die Praxis Ihrer Ausbildung interessieren, lesen Sie bitte weiter auf Seite 35.] [Wenn Sie sich jetzt lieber etwas theoretisches Wissen aneignen möchten, blättern Sie zur Seite 37.] 36
Phase I: Exkurse Hallo, welche Freude Sie zu treffen! Sie möchten vermutlich einen interessanten Exkurs in die Wissenschaft hören. Damit bereiten Sie mir – und hoffentlich auch Ihnen – eine große Freude! Ich liebe jede Form von Wissenschaft und Forschung, daher dürfen Sie sich jetzt gerne einen Themenbereich aussuchen:
1. Wissen und Expertise „Bevor ich mit dem ersten Exkurs in die Wissenschaft starte, möchte ich Ihnen erklären, wozu diese Exkurse dienen: Sie erhalten hier bei uns…“ [Mehr? Seite 53.] 2. Entscheidung und Intuition „Hallo, wie schön, Sie interessieren sich für weitere Informationen zu Entscheidungsverfahren. Leider bin ich gerade etwas beschäftigt…“ [Mehr? Seite 67.] 3. Verhalten und Legitimation „Es ist an der Zeit, ein sehr ernstes Wörtchen mit Ihnen zu reden: Hier in der Firma befinden Sie sich in einer geschützten…“ [Mehr? Seite 71.]
[Wenn Sie sich für die Praxis und die zentralen Komponenten Ihrer Ausbildung interessieren, lesen Sie bitte weiter auf Seite 35.] [Wenn Sie sich jetzt lieber eine Geschichte anhören möchten, blättern Sie bitte zur Seite 36.] 37
Der gefangene König Hallo! Was machen Sie während Ihres Praktikums in Ihrer freien Zeit? Treffen Sie Freunde? Besuchen Sie kulturelle Veranstaltungen? Erfreuen Sie sich an Sport oder einem Spaziergang im Wald? Für den Fall, dass Sie – wie ich – das Kino lieben, möchte ich Ihnen gerne einige Filme ans Herz legen, die Themen und Motive enthalten, die in dieser Phase behandelt werden: Die fabelhafte Welt der Amelie (2001) Matilda (1996) Brot und Tulpen (2000) Tatsächlich... Liebe (2003) Die Unglaublichen (2004) Traumpaare (2000) Love Vegas (2008) Juno (2007) Der Sternwanderer (2007) Garden State (2004) Die Filme sind sehr unterschiedlich: Vielleicht begeistert Sie einer, vielleicht lieben Sie alle. Ich liebe alle. Nun zur Geschichte: Es war einmal ein König, der sein Gefängnis besichtigte und sich mit einem seiner Gefangenen unterhielt. „Ihr seid sehr mächtig, aber gegen mein gefangen sein könnt auch Ihr nichts ausrichten“, sprach der Gefangene bekümmert. „Was redest du da?“, der König, mächtigster König der Welt, traute seinen Ohren nicht. „Ich bin der mächtigste König der Welt. Es erfordert nicht mehr als ein Schnippen meines Fingers und du bist frei wie der Wind.“
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„Nein! Nein! Das glaube ich Euch nicht! Ihr treibt Schabernack mit mir. Vielleicht lasst Ihr mich frei, aber in Wirklichkeit wollt Ihr mich nur demütigen und mir Eure Macht demonstrieren, indem Ihr mich in dem Moment wieder einfangt, in dem ich glaube, tatsächlich frei zu sein“, jammerte der Gefangene. „Was redest du da?“, fragte der König erbost. „Ich bin ein ehrbarer König und halte mein Wort. Wenn ich dir die Freiheit schenke, so ist dir die Freiheit geschenkt.“ „Nein! Nein! Das glaube ich Euch nicht! Ehrbare Könige gibt es nicht, Ihr und Euresgleichen seid doch alle hinterhältig und gemein. Selbst wenn Ihr mich zum König machen würdet, würde ich es Euch nicht glauben. Ihr würdet mich wieder entmachten und ins Gefängnis stecken, wann immer es Euch beliebt und mein Kummer wäre verdoppelt.“ „Was redest du da?“, fragte der König ungläubig. „Ich bin der mächtigste König der Welt und mein Wort ist Gesetz. Hiermit mache ich dich zum König und nehme deinen Platz ein.“ Und der Gefangene wurde aus seiner Zelle geholt, gekrönt und mit den Staatsgeschäften betraut, während der ehemalige König in abgerissene Kleider gesteckt wurde und in der Zelle hungerte. Der neue König herrschte weise und ehrbar wie sein Vorgänger und das Volk liebte ihn. Der alte König, gefangen und abgemagert, wurde eines Nachts von einem Zellengenossen geweckt: „Ich bewundere, was Ihr hier tut“, sprach dieser leise zu ihm, „doch möchte ich Euch sagen, dass Ihr Eure Zeit verschwendet. Ich habe viele Jahre mit dem neuen König in dieser Zelle verbracht und weiß, dass er Euch nicht glaubt. Er regiert weise und ehrbar, aber nur, weil er fürchtet, von Euch beim kleinsten Fehler abgesetzt und bestraft zu werden. Er glaubt Euch nicht, dass Ihr ihn zum König gemacht habt, obwohl Ihr es unwiderruflich tatet. Dieses Reich verdient aber einen König, der es aus wahrhaftiger Absicht ehrbar regiert, daher bitte ich Euch, werdet wieder König.“ 39
„Du hast Recht, aber das ist unmöglich“, antwortete der ehemalige König, „ich bin nur noch ein einfacher Gefangener, meine Macht gleicht der einer Kirchenmaus.“ „Das mag für Euch so scheinen, da Ihr und alle Untertanen Euch glauben schenkten, als Ihr abdanktet, doch der neue König hält Euch noch immer für den König und ist Euch Untertan.“ „Wache, rufen Sie den König!“, rief der ehemalige König laut. Die Wache entgegnete: „So sehr ich Euch schätze, es ist eine Tatsache: Ihr habt hier gar nichts mehr zu melden, ich selbst war Zeuge, wie Ihr Euch zum Gefangenen des neuen Königs machtet, also schweigt und legt Euch schlafen.“ Einige Wochen später besuchte der neue König den ehemaligen König und sprach: „Ich habe Euer Land weise und ehrbar regiert, aber jede Nacht plagen mich Albträume, in denen Ihr mich entmachtet, in einem Moment, da ich schwach werde und tatsächlich glaube, König zu sein. Bitte beendet dieses quälende Spiel und erlaubt mir, wieder in meine Zelle zurückzukehren, in der ich mich in meinen Gedanken sowieso befinde.“ „Aber das ist unmöglich“, antwortete der ehemalige König, „ich bin nur noch ein einfacher Gefangener, meine Macht gleicht der einer Kirchenmaus.“ „Es ende dieses grausame Spiel!“, rief der neue König laut. „Ich bin nur ein einfacher Gefangener und möchte in diese Zelle. Ihr hingegen sollt endlich wieder als mächtigster König der Welt auf den Thron dieses Reiches.“ „Der König hat gesprochen, es sei, wie der König befiehlt!“, brüllte die Wache und der neue König wurde wieder in die Zelle gesperrt, während der ehemalige König auf den Thron des Reiches zurückkehrte.
[Es folgt die erste zentrale Komponente mit dem Titel „Tempus nosce! Erkenne die Gelegenheit!“ – lesen Sie weiter auf Seite 41.] 40
Tempus nosce! Erkenne die Gelegenheit! Und? Aufgeregt? Ich erinnere mich, dass ich am ersten Tag meines Praktikums als Glücksschmied sehr aufgeregt war. Begeistert und neugierig. Mein damaliger Lehrer und Ausbilder war noch vom alten Schlag und warf alle zwei Minuten mit einem lateinischen Zitat um sich. Ihm verdanken wir auch, dass der Schmiedevergleich an so vielen Stellen benutzt wird, denn er liebte das von Sallust überlieferte und Appius Claudius Caecus zugeschriebene Zitat, dass „jeder seines Glückes Schmied ist“. Im Original lautet es „[…] fabrum esse suae quemque fortunae“. Ich sage Ihnen ganz offen, dass ich nicht übermäßig auf Latein stehe und daher an vielen Stellen lieber meine eigenen Beispiele wähle, z.B. Rad fahren statt schmieden. Die meisten lateinischen Sprüche lasse ich aus oder übersetze sie wenigstens sofort. Seien Sie also unbesorgt, Lateinkenntnisse sind nicht erforderlich – aber das haben Sie sich wahrscheinlich schon gedacht, sonst wäre es schließlich im Einstellungstest abgefragt worden. Genug der Vorrede, es geht, meinem alten Ausbilder zu Ehren, mit einem Schmiedevergleich los: Sie wissen wahrscheinlich, was Hammer und Amboss sind. Vielleicht wissen Sie sogar, was Federstahl ist, aber wissen Sie auch, was Esse, Feuerhaken und Schrotkeil sind? Will sagen: Noch bevor Sie in der Schmiede Ihr erstes Schmiedefeuer anzünden, müssen Sie einige neue Wörter erlernen, die Vokabeln der Schmiedekunst beherrschen, sonst können Sie die Anweisungen des Ausbilders nicht befolgen, weil Sie nicht einmal verstehen, was gemeint ist. Einleuchtend, oder? Wir beginnen also mit Worten. Einige dieser Worte sind vielleicht ganz neu für Sie, z.B. „Gelegenheitsfenster“ oder „Interne Möglichkeit“, andere kennen Sie schon aus anderen Zusammenhängen, z.B. „Alternative“, „Mangel“ oder „Fertigkeit“. Überaus wichtig ist, dass Sie stets im Hinterkopf behalten, welche spezielle Bedeu41
tung die jeweiligen Worte hier für uns besitzen. Ein anschauliches Beispiel: Angenommen, wir sind in der Schmiede und ich sage Ihnen, Sie sollen den Hammer nehmen und mit dem Abschroten beginnen. Aus Ihrer großen Hosentasche holen Sie einen mickrigen Hammer hervor, mit dem man normalerweise Nägel in die Wand klopft, und beginnen fleißig mit der Arbeit. Welch Missverständnis: Gemeint war natürlich der Schmiedehammer, nicht das kleine Exemplar aus Ihrem privaten mobilen Werkzeugkasten. Wenn in meinen Erklärungen also z.B. das Wort „Mangel“ auftaucht und ich Ihnen vorher erklärt habe, dass es hier und für uns eine ganz spezielle Bedeutung hat, erinnern Sie sich bitte an diese Bedeutung, damit wir uns richtig verstehen. Welche Wörter mit Spezialbedeutung gibt es denn nun? Fangen wir ganz einfach an: Sie erlernen hier die Fertigkeit, Ihr Glück zu schmieden. Mit „Ihr Glück schmieden“ meinen wir: Beglückende Entscheidungen treffen. Eine mögliche Perspektive auf Ihr Leben ist, es als eine lange Abfolge von Entscheidungen zu sehen, die im Ergebnis entweder beglückend oder nicht beglückend sind. Direkt eine erste kleine Übung: Was bedeutet „Fertigkeit, Ihr Glück zu schmieden“, was ist gemeint? Richtig: Sie könnten auch sagen „Fertigkeit, beglückende Entscheidungen zu treffen“. Sehr gut. Was bedeutet aber nun Fertigkeit? Was ist eine Fertigkeit im Sinne dieser Erläuterungen? Mit Fertigkeit ist hier gemeint, dass Sie ein bestimmtes komplexes Vorgehen beherrschen, dass Übung und Training erfordert, bevor es erfolgreich ausgeführt werden kann. Ein Beispiel dafür wäre das Abschroten mittels Schrotkeil und Hammer, ich bevorzuge jedoch das Beispiel Fahrradfahren, insbesondere, weil es dem Schmieden Ihres Glückes noch auf eine andere Art ähnelt: Radfahren scheint einfach, leicht und mühelos und das ist es auch – für den, der es beherrscht. Wenn Sie gleich, in wenigen Minuten, das Herzstück der Glücksschmiedekunst kennen lernen, werden Sie vielleicht, wie beim unschuldigen Betrachten eines Radfahrers denken: Das ist ja leicht und praktisch, das mache 42
ich bei nächster Gelegenheit auch. Aber Vorsicht! Leicht und praktisch ist es nur, wenn man es hinreichend trainiert hat, wenn man es beherrscht. Haben Sie einmal einen Menschen gesehen, der das Radfahren noch nicht ganz beherrschte? Seine ungelenken Bewegungen, seine verkrampfte Miene, seine langsame, kurvige Vorwärtsbewegung, seine verbissenen Versuche, die Balance zu halten... Wäre dies Ihr erster und einziger Eindruck zum Thema „Fahrradfahren“, Sie würden sicher nie auf die Idee kommen, es selbst einmal zu versuchen, denn es erscheint anstrengend und gefährlich – da ist man ja zu Fuß schneller! Halten wir also fest, dass Sie hier bei uns eine komplexe Fertigkeit erlernen, deren Beherrschung eine große Portion Training und Erfahrung erfordert. Wenn Sie sich noch mehr für die theoretischen Details des Fertigkeitserwerbs interessieren, besuchen Sie bei Gelegenheit meinen wissenschaftlich interessierten Kollegen, der hierzu den Exkurs „Wissen und Expertise“ anbietet. Wenden wir uns nun wieder den Spezialvokabeln zu: Sie befinden sich stets irgendwo und manchmal sind Sie nicht allein. Diese Situation und Ihre Varianten abstrakt und doch pragmatisch zu beschreiben und zu klassifizieren, ist unbedingt erforderlich, damit wir einander verstehen. Die Beschreibung soll natürlich so einfach wie möglich und doch so differenziert wie nötig sein. Betrachten wir zunächst Sie: „Mens sana in corpore sano“, wie der römische Dichter Juvenal sagen würde, ein gesunder Geist in einem gesunden Körper. Genau diese zweigliedrige Differenzierung in Körper und Geist ist für unsere Zwecke perfekt. In allen Situationen, in denen Sie sich während Ihres Lebens befinden, sind Körper und Geist mehr oder weniger anwesend und beteiligt. Sie bilden folglich die essentiellen Verhaltensvoraussetzungen. Übung 1: Körper und Geist beobachten Beobachten Sie Körper und Geist, indem Sie über den Tag verteilt, wann immer es Sie begeistert, kurze „’Körper und Geist’-Checks“ durchführen. ‚Körper und Geist’-Checks führen Sie durch, indem Sie sich selbst Fragen
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beantworten wie: Bin ich fit? Bin ich gesund? Welche meiner Fertigkeiten könnte ich jetzt benutzen? Wie fühle ich mich? Daraus ergibt sich, welche Verhaltensvoraussetzungen aktuell vorhanden sind. Gleichzeitig schulen Sie Ihre Selbstwahrnehmung. Wichtig: Beobachten Sie nur, verhalten Sie sich, wie Sie sich sonst auch verhalten würden.
Während Ihres Lebens befinden Sie sich natürlich in den meisten Situationen nicht im luftleeren Raum, sondern in einer ganz bestimmten Umgebung, einem sozialen Umfeld, einem Land etc. All dies, alle Merkmale der umgebenden Situation, bezeichnen wir Glücksschmiede zusammenfassend als „Raum“. Innerhalb dieses Raumes haben Sie nun verschiedene Handlungsund Verhaltensmöglichkeiten, je nachdem, was Sie können, und wer oder was gerade anwesend und verfügbar ist. Wenn Sie sich unterhalten möchten, brauchen Sie einen Gesprächspartner, wenn Sie telefonieren möchten, ein Telefon, wenn Sie eine Lanze schmieden möchten, brauchen Sie ein Ausgangsmaterial… Diese Menschen oder Gegenstände werde ich hier zusammenfassend als „Objekt“ bezeichnen, immer im Hinblick darauf, ob sie etwas ermöglichen. Wenn Sie z.B. Geige spielen möchten, benötigen Sie als Objekt eine Geige. Ist das Objekt nicht anwesend, können Sie nicht Geige spielen. Anwesende Menschen oder Dinge, die etwas verhindern, werden dem umgebenden Raum zugerechnet. Ein Beispiel: Sie möchten Geige spielen und stehen mit Ihrer Geige vor einem Mann, der Ihnen mit erhobener Faust androht, Sie zu schlagen, falls Sie spielen. Die Geige ist in diesem Fall wieder das „Objekt“, das Ihr Vorhaben ermöglicht. Der drohende Mann und alles andere formen den „Raum“, in dem Sie wahrscheinlich nicht spielen möchten. Alle Verhaltensweisen, die innerhalb eines Raumes erwünscht und möglich sind, formen zusammengenommen das, was ich im Folgenden als „Verhaltenskorridor“ bezeichnen werde. Bitte beachten Sie, dass der Verhaltenskorridor lediglich die Bandbreite des Verhaltens bezeichnet, das erwünscht ist. Das Verhalten „Gei44
ge spielen“ wäre im gerade genannten Beispiel also eindeutig unerwünscht und damit außerhalb des Verhaltenskorridors – was nicht bedeutet, dass Sie es nicht trotzdem Geige spielen könnten, allerdings sind dann Reaktionen zu erwarten, die aus Ihrer Perspektive wahrscheinlich ebenfalls unerwünscht sind, denn Sie möchten vermutlich Geige spielen ohne dabei geschlagen zu werden. Übung 2: Räume und Verhaltenskorridore beobachten Beobachten Sie Räume, indem Sie über den Tag verteilt, wann immer es Sie begeistert, kurze „Raum-Checks“ durchführen. Raum-Checks führen Sie durch, indem Sie sich umsehen und sich selbst Fragen beantworten wie: Was ist hier erwünscht? Was wird hier geliebt? Was ist hier möglich? Was ist hier verboten? Daraus ergibt sich der mögliche Verhaltenskorridor für den aktuellen Raum. Notieren Sie sich – wenn Sie möchten – am Ende des Tages, welche Räume breite und welche schmale Verhaltenskorridore hatten und was im Zentrum stand. Wichtig: Beobachten Sie nur, verhalten Sie sich, wie Sie sich sonst auch verhalten würden.
Alle Verhaltensweisen, die in Bezug auf ein Objekt erwünscht und möglich sind, formen das, was ich als „Aktionsmöglichkeiten“ bezeichne. Bitte beachten Sie, dass auch die Aktionsmöglichkeiten lediglich die Bandbreite des Verhaltens bezeichnen, das erwünscht ist. Würde der drohende Mann aus dem eben genannten Beispiel das Verhalten „Mit der Faust schlagen“ in Bezug auf das Objekt „Sie“ zeigen, wäre er damit außerhalb der Aktionsmöglichkeiten, die vom Objekt „Sie“ erwünscht sind. Er müsste vermutlich mit unerwünschten Gegenreaktionen rechnen, z.B. „noch lauter Geige spielen“. Übung 3: Objekte und Aktionsmöglichkeiten beobachten Beobachten Sie Objekte, indem Sie über den Tag verteilt, wann immer es Sie begeistert, kurze „Objekt-Checks“ durchführen. „Objekt-Checks“ führen Sie durch, indem Sie das Objekt betrachten und sich selbst Fragen beantworten wie: Was könnte ich hiermit machen? Was ist hiermit möglich? Was würde ich hiermit machen wollen? Was erlaubt mir dieses Objekt? Daraus ergeben sich die Aktionsmöglichkeit für das aktuelle Objekt. Notieren Sie sich am Ende des Tages, welche Objekte Sie stark und welche Sie wenig begeisterten und welche der Aktionsmöglichkeiten
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im Zentrum stand. Wichtig: Beobachten Sie nur, verhalten Sie sich, wie Sie sich sonst auch verhalten würden.
Betrachtet man Aktionsmöglichkeiten und Verhaltenskorridor zusammen, so ergibt sich aus der Schnittmenge der Verhaltensrahmen. Sind körperliche und geistige Verhaltensvoraussetzungen vorhanden und bilden Objekt und Raum einen geeigneten Verhaltensrahmen, so ergibt sich eine Gelegenheit, ein bestimmtes Verhalten zu zeigen. „Gelegenheit macht Diebe“ heißt es daher im Volksmund.
Gelegenheit
Intern: Verhaltensvoraussetzungen vorhanden
Körper
Geist
Extern: Verhaltensrahmen vorhanden Objekt
Raum
Abbildung 1: Komponenten der Gelegenheit Eine „Gelegenheit“ im Sinne der Glücksschmiedekunst besteht also aus den Komponenten Verhaltensvoraussetzungen und –rahmen bzw. im Detail: Körper, Geist, Objekt und Raum. Wenn Sie Fahrrad fahren möchten, benötigen Sie folglich einen gesunden Körper, müssen die Fertigkeit des Fahrradfahrens beherrschen (Geist), es wird ein Fahrrad benötigt (Objekt) und schließlich muss ein geeigneter Weg vorhanden sein (Raum). Betrachtet man eine Gelegenheit über einen gewissen Zeitraum hinweg, so wird deutlich, dass die vier Komponenten meist nur zeitlich begrenzt verfügbar sind: Wenn man die Gelegenheit zum 46
Fahrradfahren dauerhaft nicht nutzt, wird das Fahrrad eventuell irgendwann durchgerostet sein und ist nicht mehr fahrtüchtig, die zentrale Aktionsmöglichkeit „fahren“ steht dann bei diesem Fahrrad nicht mehr zur Verfügung, damit ist der Verhaltensrahmen nicht mehr vorhanden und die Gelegenheit endet. Ich bezeichne das Zeitfenster, innerhalb dessen eine Gelegenheit existiert, als „Gelegenheitsfenster“. Übung 4: Gelegenheitsfenster beobachten Beobachten Sie Gelegenheitsfenster, indem Sie dauerhaft die Komponenten Körper, Geist, Objekt und Raum im Hinblick auf verschiedenste Verhaltensweisen betrachten. Notieren Sie sich am Ende des Tages, welche Gelegenheitsfenster Sie stark und welche Sie wenig begeisterten, welche sich kurz und welche längerfristig öffneten oder schlossen. Wichtig: Beobachten Sie nur, verhalten Sie sich, wie Sie sich sonst auch verhalten würden.
Die Übung, Gelegenheitsfenster zu beobachten, ist eine meiner Lieblingsübungen. Ich finde, es ist ein wenig so, als ob man wilde Tiere beobachtet, die sich an der Wasserstelle der Gegenwart zeigen. Herrlich! Ein großartiges Schauspiel. Gelegenheitsfenster identifizieren zu können, nutzt Ihnen in allen Lebenslagen: „Tempus nosce! Erkenne die Gelegenheit!“ rief Pittakos von Mytilene bereits über 500 Jahre vor Christi Geburt. Situationen, in denen Sie hingegen ein bestimmtes Verhalten nicht zeigen können, weil die Verhaltensvoraussetzungen, Aktionsmöglichkeiten oder der dafür erforderliche Verhaltenskorridor nicht vorhanden sind, Situationen, in denen also mindestens eine der vier Komponenten Körper, Geist, Objekt und Raum mangelhaft ist, bezeichnen wir hier in der Firma schlicht als „Mangel“. Übung 5: Mangel beobachten Beobachten Sie Mangel, indem Sie Ihre aktuelle Tätigkeit in Bezug auf die Komponenten Körper, Geist, Objekt und Raum betrachten und einstufen, ob eine oder mehrere der Komponenten mangelhaft sind. Notieren Sie sich am Ende des Tages, wann und wie lange Sie sich in Mangelsituationen befanden. Wichtig: Beobachten Sie nur, verhalten Sie sich, wie Sie sich sonst auch verhalten würden.
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Wie Sie vor einigen Minuten, bei der Erwähnung des drohenden Mannes, sicher bereits bemerkt haben, gibt es einen weiteren wichtigen Faktor: Ungewissheit bzw. Nichtwissen. Sie erkennen zwar, dass der Mann droht, Sie zu schlagen, falls Sie Geige spielen, ob er es aber tatsächlich tun würde, ist ungewiss. Genauso werden Sie bei der Durchführung der Übungen 1-5 gemerkt haben, dass ein großer Teil der Aktionsmöglichkeiten und Verhaltenskorridore stets im Verborgenen bleibt. Ein kurzes Beispiel: Zum jeweiligen Raum gehört auch die Gesetzgebung des Landes, in dem Sie sich aufhalten. Diese ist aber selbst Anwälten nur auszugsweise bekannt, so dass Ihnen der durch Gesetze ermöglichte Verhaltenskorridor zwangsläufig weitestgehend unbekannt bleibt. Übung 6: Ungewissheit und Nichtwissen beobachten Beobachten Sie Ungewissheit und Nichtwissen, indem Sie über den Tag verteilt, wann immer es Sie begeistert, kurze „Nichtwissen-Checks“ durchführen. „Nichtwissen-Checks“ führen Sie durch, indem Sie Räume, Objekte oder sich selbst betrachten und sich selbst Fragen beantworten wie: Was kann ich hier gerade alles nicht sehen? Was ist ungewiss? Kann ich mir wirklich absolut sicher sein, dass ich alle Aktionsmöglichkeiten wahrnehme? Kann ich mir wirklich absolut sicher sein, dass der Verhaltenskorridor nicht breiter ist? Daraus ergibt sich ein gewisses Maß an bewusstem Nichtwissen. Wichtig: Beobachten Sie nur, verhalten Sie sich, wie Sie sich sonst auch verhalten würden.
Zwischen der Situation „Mangel“, in der etwas Notwendiges sicher nicht vorhanden ist und der Situation „Gelegenheit“ (vgl. Abbildung 1), in der alle Komponenten in der erforderlichen Art und Weise eindeutig verfügbar sind, liegt folglich das breite Spektrum der Möglichkeiten. Wenn Sie Geige spielen möchten und eine Geige vorhanden ist, mag z.B. trotzdem ungewiss sein, ob die Geige richtig gestimmt ist. Wenn Sie einen Menschen neu kennen lernen und begeistert sind, mag trotzdem ungewiss sein, ob diese Person ein Freund wird. Situationen, in denen also eine, zwei, drei oder 48
alle vier, der erforderlichen Komponenten, weder sicher verfügbar, noch eindeutig mangelhaft sind, bezeichnen wir hier kurz und bündig als „Möglichkeit“. Mit den drei Kategorien Mangel, Möglichkeit und Gelegenheit ist das gesamte Situationsspektrum abgedeckt. Somit können Sie jetzt, im Hinblick auf ein bestimmtes Verhalten, jede Situation Ihres Lebens einstufen, als Mangel, Möglichkeit oder Gelegenheit. Übung 7: Situationen beobachten Beobachten Sie Situationen, indem Sie über den Tag verteilt, wann immer es Sie begeistert, kurze „Situations-Checks“ durchführen. „SituationsChecks“ führen Sie durch, indem Sie Ihre aktuelle Situation in Bezug auf die Komponenten Körper, Geist, Objekt und Raum aus verschiedenen Perspektiven betrachten und einstufen, ob Sie gerade eine Gelegenheit wahrnehmen, eine ungewisse Möglichkeit erleben oder sich in einer Situation des Mangels befinden. Wichtig: Beobachten Sie nur, verhalten Sie sich, wie Sie sich sonst auch verhalten würden.
Wenden wir uns nun langsam wieder dem Glücksschmieden zu, dem beglückenden Entscheiden. Vor Entscheidungen gibt es in der Regel eine Phase, in der Sie sich überlegen, welche Verhaltensmöglichkeiten sich Ihnen bieten, welche Alternativen zur Auswahl stehen, wofür oder wogegen Sie sich entscheiden können. Diese Phase bezeichnen wir Glücksschmiede als „Alternativen sichten“. Aus den gesichteten Alternativen gilt es dann, die günstigste und beglückendste auszuwählen. Wie Sie sicher bereits ahnen, ist es beim Sichten der einzelnen Alternativen unschätzbar wichtig, wenigstens bei manchen zutreffend zu bewerten, ob diese als Verhaltensmöglichkeiten in Frage kommen. Es finden also vor der Entscheidung zwischen den zur Wahl stehenden Alternativen bereits viele kleine Vorentscheidungen statt, nämlich darüber, welche der Alternativen überhaupt zur Wahl gestellt werden. Bei jeder einzelnen entscheiden Sie zunächst, ob Sie etwas Unmögliches vor sich haben oder eine vielversprechende Alternative, die bald mit einigen anderen Alternativen um die Gunst Ihrer Entscheidung ringen darf. 49
Wenn dieser Auswahlprozess falsch abläuft, haben Sie im ungünstigsten Fall am Ende nur unmögliche Alternativen zur Auswahl, von denen keine einzige praktisch umsetzbar ist. Ein Beispiel: Sie möchten einen schönen Film sehen, und wählen in der Videothek blind fünf Filme aus. Zu Hause bemerken Sie, dass Sie zufällig nur Filme gegriffen haben, die Sie schon kennen und die Ihnen garantiert nicht gefallen. Welchen der fünf Filme schauen Sie sich nun an? Selbst Superhelden würden in einer solchen Situation scheitern.
Alternative sichten
Mangel
Möglichkeit
Gelegenheit
Ungewisse Alternative
Günstige Alternative
Abbildung 2: Eine Alternative sichten und klassifizieren Sie sehen, der Vorauswahlprozess „Alternativen sichten“, ist von immenser Bedeutung, unter Umständen sogar wichtiger als die eigentliche Entscheidung, denn wenn Sie aus allen gesichteten Alternativen nur die günstigen auswählen, ist eine beglückende Entscheidung fast vorprogrammiert. Wir erwarten daher von Praktikanten ausnahmslos, dass sie das Sichten und Einstufen von Alternativen intensiv trainieren. Immer und immer wieder, bis Sie Alternativen wie im Schlaf in die Kategorien Mangel, Möglichkeit oder Gelegenheit einsortieren können. Immer und immer wieder, 50
bis Sie ungewisse und günstige Alternativen auf zehn Meilen gegen den Wind erkennen können (vgl. Abbildung 2). Immer und immer wieder, bis Sie mangelhafte Alternativen mit verbundenen Augen erkennen und aussortieren können. Übung 8: Entscheidungen beobachten Beobachten Sie Entscheidungen, indem Sie über den Tag verteilt, wann immer es Sie begeistert, kurze „Entscheidungsanalysen“ durchführen. „Entscheidungsanalysen“ führen Sie durch, indem Sie bei anstehenden Entscheidungen zunächst beim Sichten der Alternativen zusätzlich zum Bewertungsprozess, den Sie normalerweise benutzen, die Alternativen auch nach der gerade erlernten Methode in die Kategorien Mangel, Möglichkeit und Gelegenheit einsortieren. In einem zweiten Schritt beobachten Sie anschließend, ob sich unter den von Ihnen nach dem normalen Vorauswahlverfahren gewählten Alternativen alle günstigen Alternativen befinden, die Sie im ersten Schritt entdeckt haben. Nachdem Sie, nach Ihrem normalen Verfahren, entschieden haben, beobachten Sie nun abschließend, ob die Entscheidung auf eine günstige, eine ungewisse oder sogar auf eine eigentlich gar nicht vorhandene, da mangelhafte, Alternative gefallen ist. Sehr wichtig: Beobachten Sie nur, entscheiden Sie sich, wie Sie sich sonst auch entscheiden würden.
Die soeben vorgestellte Übung 8 ist manchmal sehr schwer und erfordert ein großes Maß an Aufmerksamkeit. Sie können sich die Übung bei Bedarf vereinfachen, indem Sie sie in drei oder mehr Übungen aufteilen, z.B. 8a: Sie analysieren lediglich beim Sichten, 8b: Sie analysieren lediglich die Alternativen, die durch die Vorauswahl kommen, 8c: Sie analysieren lediglich, in welche Kategorie die Alternative gehört, für die Sie sich letztendlich entschieden haben, 8d: Sie analysieren alles, aber nachträglich, statt parallel, 8e: Sie analysieren alles, aber bevor Sie mit dem normalen Verfahren entscheiden… Übung 9: Wiederholen und vertiefen Zeichnen Sie sich ein Modell für den Verhaltensrahmen mit den beiden Komponenten Verhaltenskorridor und Aktionsmöglichkeiten. Zeichnen Sie sich Modelle für Mangel und Möglichkeit, die sich an Abbildung 1 orientieren. Basteln Sie sich Vokabelkärtchen für die folgenden Begriffe und kontrollieren Sie, ob Sie die für Glücksschmiede relevante Spezialbedeutung parat haben: Ihr Glück schmieden, Fertigkeit, Verhaltensvoraussetzungen,
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Verhaltensrahmen, Körper, Geist, Objekt, Raum, Verhaltenskorridor, Aktionsmöglichkeiten, Mangel, Möglichkeit, Gelegenheit, Gelegenheitsfenster, Raum-Check, Alternativen sichten, ungewisse Alternative, günstige Alternative, interne Möglichkeit, externer Mangel etc.
Das neu hinzugewonnene Wissen zu wiederholen, zu vertiefen und auf neue Art aufzubereiten ist ein wichtiger Prozess, da Sie hierbei Ihr Verständnis überprüfen können. Die gerade genannten Vokabeln wurden teilweise nicht explizit eingeführt, ihre Bedeutung erschließt sich aber eindeutig unter Verwendung der Abbildungen und Erläuterungen, z.B. kennen Sie bereits das Wort „Mangel“ und erkennen im Modell der Gelegenheit, dass der externe Verhaltensrahmen durch Objekt und Raum definiert wird. Ein „externer Mangel“ ist folglich ein Mangel, der eine externe Ursache hat, die wiederum im Objekt, im Raum oder in beiden zu finden ist. Bitte erschließen Sie sich die Bedeutung der „internen Möglichkeit“ auf dem gleichen Weg und erfinden Sie, wenn Sie möchten, noch weitere schlüssige Spezialbezeichnungen. Noch ein Hinweis: Wie Sie bei meinen Erläuterungen zu Übung 8 gesehen haben, sind die Übungen Angebote, die Sie an Ihre individuellen Bedürfnisse anpassen können und sollen. Ich bin nicht so streng, wie mein eigener Ausbilder. Es ist bei mir nicht unbedingt erforderlich, dass Sie jede einzelne Übung 20 Mal machen, aber Sie müssen am Ball bleiben: Basteln Sie sich zur Not einen Spickzettel mit den in Übung 9 genannten Vokabeln und malen Sie sich Abbildung 1 auf die Hand, damit Sie beim nächsten Lernabschnitt wenigstens verstehen, wovon die Rede ist.
[Wenn Sie möchten, folgt ein Exkurs des Kollegen auf Seite 53.] [Wenn Sie den Exkurs lieber überspringen, blättern Sie zu Seite 56. Wenn Sie etwas anderes möchten, wählen Sie auf Seite 35.]
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Wissen und Expertise Bevor ich mit dem ersten Exkurs in die Wissenschaft starte, möchte ich Ihnen erklären, wozu diese Exkurse dienen: Sie erhalten hier bei uns im Unternehmen während Ihres Praktikums eine Ausbildung in Form eines dreiphasigen Trainings, an dessen Ende Sie Expertise im Schmieden Ihres Glücks erlangt haben werden. „Warum ist dieses Training in drei Phasen unterteilt?“, fragen Sie sich vielleicht. Diese und einige andere Verständnisfragen zu beantworten, ist Hauptanliegen meiner Exkurse. Gleichzeitig bilden die Exkurse über die enthaltenen Literaturangaben Einstiegspunkte in wissenschaftliche Themen, die Sie – wenn Sie möchten – nutzen können, um unabhängig von diesen sehr fokussierten Darstellungen sich weiter mit den jeweiligen Forschungsrichtungen zu beschäftigen. Es sei insbesondere darauf hingewiesen, dass es oft viele verschiedene und mitunter konkurrierende Theorien, Methoden und Modelle zu bestimmten Themen gibt und das die hier Vorgestellten jeweils kleine Ausschnitte der Forschungsbereiche beleuchten. Nun zur ersten Verständnisfrage: Warum ist dieses Training in drei Phasen unterteilt? Nun, dafür gilt es zunächst zu ermitteln, was Sie denn überhaupt trainieren. Was trainieren Sie? Was ist das Ziel Ihres Praktikums? Ihr Ziel ist, Ihres Glückes Schmied zu sein. Was bedeutet es aber, Ihres Glückes Schmied zu sein? Es bedeutet: Das Beherrschen der Fertigkeit, Ihr Glück zu schmieden. Es geht also um das Erlernen einer Fertigkeit, die eine Änderung Ihrer Verhaltensmöglichkeiten nach sich zieht (Bredenkamp/Wippich 1977: 19) und Ihnen eröffnet, erfolgreich Ihr Glück zu schmieden. Sie können also nach Abschluss des Trainings in jeder Situation selbst entscheiden, ob Sie von Ihrer neu erworbenen Verhaltensmöglichkeit, nämlich der Fertigkeit, Ihr Glück zu schmieden, Gebrauch machen
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oder diese schlummern lassen, so dass sie sich nicht in Ihrem Verhalten zeigt. Doch wie erwirbt man eine neue Fertigkeit? Der Prozess der Herausbildung einer Fertigkeit besteht aus drei Phasen (vgl. Anderson 1983; Fitts/Posner 1967). Fitts und Posner bezeichnen die erste Phase des Prozesses als kognitive Phase. Es erfolgt eine deklarative Enkodierung der Fertigkeit: Sie prägen sich möglichst viele relevante Fakten ein. Übertragen auf das Beispiel des Erlernens der Fertigkeit ‚Fahrradfahren’, bedeutet dies, dass Sie sich die Richtung, in der die Pedalen betätigt werden müssen, merken etc. Nach dem Erwerb des fertigkeitsrelevanten deklarativen Wissens erfolgt in der zweiten Phase, der assoziativen Phase, ein umfassendes Fehlertraining: Fehler im anfänglichen Problemverständnis werden Schritt für Schritt bemerkt und korrigiert. Beim Rad fahren lernen Sie z.B., die anfänglich starken Gleichgewichtskorrekturbewegungen durch vorsichtiges Balancieren zu ersetzen. Auch werden die einzelnen Teile der Fertigkeit, die für die erfolgreiche Ausführung erforderlich sind, fester untereinander verknüpft. Folglich steht am Ende dieser Phase eine Prozedur zur erfolgreichen Ausführung der Fertigkeit zur Verfügung. Prozedurales und deklaratives Wissen existieren jetzt meist nebeneinander. Allerdings ist es nicht das deklarative Wissen, das die Fertigkeit maßgeblich steuert, sondern das prozedurale Wissen. Die letzte Phase des Prozesses ist die autonome Phase: Hierbei wird die Fertigkeit zunehmend schneller und automatischer ausgeführt und benötigt immer weniger Verarbeitungsressourcen. Schließlich erreichen Sie die angestrebte Expertise, die bereichsund aufgabenspezifische Problemlösefähigkeit, die Sie in die Lage versetzt, dauerhaft Hervorragendes zu leisten (vgl. Posner 1988, ergänzt durch Krems 1994). Ab diesem Zeitpunkt wird das deklarative Wissen für die erfolgreiche Ausführung der Fertigkeit nicht mehr benötigt und oft gerät es in Vergessenheit. Sie verstehen jetzt, warum manche Experten nicht mehr in der Lage sind, verständlich 54
und vollständig zu erklären, was Sie tun – das dafür nötige deklarative Wissen ist schlichtweg abhanden gekommen. Sie ahnen inzwischen vermutlich auch, wie sich der Verlauf Ihres Praktikums gestaltet und an welchem Punkt des Fertigkeitserwerbs Sie sich momentan befinden: Aktuell liegt der Fokus darauf, Ihnen deklaratives Wissen über das Schmieden Ihres Glücks zu vermitteln, damit Sie mittels dieses Wissens beginnen können, sich vorsichtig prozedurales Wissen anzueignen. Sobald Sie sich bereit fühlen und alle Aspekte der Fertigkeit in der Theorie verstanden haben, beginnt die Phase des intensiven Fehlertrainings, die assoziative Phase, in der Sie probieren, verwerfen, hinzulernen und schließlich Erfolg haben. In dieser Phase werde ich Ihnen noch einiges über die verschiedenen Fehlertypen erzählen, doch fürs Erste wissen Sie genug: Sie wissen jetzt, warum Ihr Praktikum dreiphasig ist und können anhand der obigen Erläuterungen jederzeit selbst kontrollieren, an welchem Punkt des Prozesses Sie sich befinden und wie nahe Sie dem jeweiligen Phasenziel bereits sind…
[Nach diesem kleinen Exkurs, ist nun wieder eine zentrale Komponente vorgesehen. Lesen Sie bitte weiter auf Seite 56.] [Wenn Sie sich jetzt lieber eine kleine Geschichte anhören möchten, blättern Sie zur Seite 36.]
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So schmieden Sie Ihr Glück… Und? Begeistert? Wenn Sie unseren Anweisungen gefolgt sind, müssten Sie es sein – erinnern Sie sich an die Punkte vier und fünf der Praktikumsbedingungen, denen Sie zugestimmt haben: 4. Sollte Ihnen nach etwas anderem zu Mute sein, unterbrechen Sie augenblicklich Ihr Praktikum, markieren die aktuelle Seite mit Ihrem Lesezeichen, legen das Buch zur Seite und erledigen Sie dieses Andere, das gerade Ihre Aufmerksamkeit erfordert. 5. Sobald Sie wieder bereit und begeistert sind, Ihr Praktikum fortzusetzen, nehmen Sie das Buch wieder in die Hand und lesen an der Stelle weiter, an der Sie Ihr Lesezeichen gesetzt haben. Ihnen wurde mit sofortiger Kündigung gedroht, für den Fall, dass Sie diese Bedingungen missachten, aber das war ein wenig übertrieben. Die Jungs von der Personalabteilung sind so. Wenn Sie diese beiden Punkte jederzeit perfekt und hundertprozentig beachten könnten, wären Sie schon fast ein fertiger Schmied Ihres Glückes. Und das wäre ja irgendwie paradox: Um das lernen zu dürfen, was Sie lernen möchten, müssen Sie es bereits können, was aber nur verklausuliert gefordert wird, damit Sie es nicht merken. Eine kleine Falle der Personalabteilung, die Sie unmerklich in die Situation der „Unmöglichkeit der Erfüllung“ bringt, von der Sie in der zweiten Phase Ihres Praktikums noch einmal hören werden. Mit solchen Fallen kann man sich Menschen gefügig machen, mit solchen Fallen kann man Menschen in sisyphusartige Situationen bringen, ohne dass diese es gleich erkennen können. Solche Situationen sind sehr unangenehm, deshalb werde ich Sie jetzt sofort aus der Falle, in der Sie aktuell stecken, befreien, indem ich Ihnen 56
von höchster Stelle autorisiert mitteile: Machen Sie sich keine Sorgen, Sie werden nicht gefeuert, wenn Sie die Anweisungen vier und fünf einmal nicht exakt befolgen. Sie sind hier um zu lernen, Ihr Glück zu schmieden, dazu gehört auch, dass Sie lernen, Ihre Begeisterung wahrzunehmen. Die Anweisungen dienten – wie gesagt – dazu, Sie kurzzeitig in eine Situation, die wir Glücksschmiede als „Unmöglichkeit der Erfüllung“ bezeichnen, zu bringen, da dies für Ihr Verständnis dieser Situation unerlässlich ist. Vielleicht haben Sie sich leicht unwohl gefühlt, vielleicht war es Ihnen nicht einmal bewusst: Ich entschuldige mich – auch im Namen der Personalabteilung – für dieses Vorgehen und die dadurch eventuell entstandenen Unannehmlichkeiten, seien Sie sich gewiss, dass Sie davon zu einem späteren Zeitpunkt in höchstem Maße profitieren werden. Und? Erleichtert? Ich freue mich schon darauf, Ihnen bald die Mechanismen, die paradoxe Verschränkung von Ge- und Verboten, zu erklären, die zur Unmöglichkeit der Erfüllung führen, doch zunächst einmal steht ein anderer Punkt auf dem Ausbildungsplan. Es ist an der Zeit, Ihnen das einfache Signal Ihres Körpers vorzustellen, das Ihnen zeigen kann, welche günstige Alternative Sie in der jeweiligen Situation glücklich macht: Begeisterung. „Ohne Begeisterung, welche die Seele mit einer gesunden Wärme erfüllt, wird nie Großes zustande gebracht“, schrieb Adolph Freiherr von Knigge bereits 1788 in seinem berühmten Werk „Über den Umgang mit Menschen“. Schopenhauer beobachtete: „Ohne Begeisterung schlafen die besten Kräfte unseres Gemütes. Es ist ein Zunder in uns, der Funken will.“ Was meinen wir Glücksschmiede, wenn wir von Begeisterung sprechen? Was sind Begeisterungsschwenks und Begeisterungswechsel? Was ist ein Stoppimpuls? Fragen, denen wir uns in den nächsten Minuten eingehend widmen, damit Sie anschließend in der Lage sind, das Herzstück der Glücksschmiedekunst, die zentrale Methode, zu verstehen und erstmalig anzuwenden. 57
Übung 10: Begeisterung bemerken Bemerken Sie Ihre Begeisterung, indem Sie, über den Tag verteilt, immer wieder kleine „Begeisterungs-Checks“ durchführen. „BegeisterungsChecks“ führen Sie durch, indem Sie sich selbst die Frage beantworten, ob und wie sehr Sie im aktuellen Moment begeistert sind. Was steht im Zentrum Ihrer Begeisterung? Notieren Sie sich am Ende des Tages, welche Momente Sie stark und welche Sie wenig begeisterten und was im Zentrum stand. Wichtig: Beobachten Sie nur, reagieren Sie nicht auf Ihre Beobachtung, verhalten Sie sich, wie Sie sich sonst auch verhalten würden.
Was ist Begeisterung? Bei der Beantwortung dieser Frage besteht die Schwierigkeit, dass ich versuche, Ihnen dabei zu helfen, etwas zu entdecken und zu identifizieren, das ich selbst nicht kenne: Nämlich Ihr persönliches Gefühl der Begeisterung. Sie wird sich bei Ihnen wahrscheinlich ganz individuell anders anfühlen, als bei allen anderen Menschen. Daher ist der Versuch einer Beschreibung eine Gratwanderung: Allgemeine Floskeln wie „Begeisterung ist das Leuchten in Ihren Augen und der Schwung Ihres Schrittes...“ können unter Umständen helfen, können aber auch als pathetisch und schwülstig klingendes Gerede wirkungslos verpuffen. Begeisterung im Sinne der Glücksschmiedekunst hat viele Facetten: Es beginnt bei einem ganz sanften, fast magnetischen Anziehen Ihrer Aufmerksamkeit (z.B. bei einer bestimmten Blume im Garten), erstreckt sich, stärker werdend, über das deutliche Wahrnehmen einer gewissen Faszination (z.B. für eine bestimmte Speise am Buffet), bis hin in die Nähe von Enthusiasmus und Euphorie (z.B. in Bezug darauf, mit einem bestimmten Menschen zu tanzen). Begeisterung kann wild und voller Energie sein, Begeisterung kann sich aber auch sanft, ruhig und gefasst zeigen. Stellen Sie sich vor, Sie seien mit einem roten, robusten RaftingSchlauchboot in einem wilden Fluss unterwegs. Sehen Sie sich, das Boot und den Fluss in Ihrer Vorstellung? Sehr gut. Über eine Sicherheitsleine sind Sie mit dem Boot verbunden, so dass Sie, selbst wenn Sie einmal herausfallen, das Boot stets in Ihrer Nähe behalten. Das Boot symbolisiert Ihre Begeisterung. Am angenehm58
sten ist die Fahrt natürlich, wenn Sie sicher im Boot sitzen. Da kann der Fluss noch so wild sein, es bleibt ein spannendes Vergnügen, bei dem selbst die gelegentlichen Wasserspritzer willkommen und erfrischend sind. Am unangenehmsten ist die Situation, wenn Sie aus dem Boot gefallen sind, der Fluss wild und gefährlich ist und Sie zu ertrinken drohen. In dieser Situation haben Sie vielleicht sogar völlig die Orientierung verloren, wissen nicht mehr, wo oben und unten ist und schon gar nicht, in welcher Richtung das Schlauchboot zu finden wäre. Möglicherweise müssen Sie erst einmal ein paar Meter schwimmen, bevor Sie auch nur daran denken können, sich nach dem Schlauchboot umzusehen. Sobald der Fluss wieder etwas ruhiger wird, ist es aber ein Leichtes, sich anhand der Sicherheitsleine zu orientieren und zum Boot zurück zu schwimmen. Mit Ihrer Begeisterung ist es ähnlich. Sie gleicht dem Boot, ist immer irgendwo in Ihrer Nähe. Wenn Sie geschickt sind, schaffen Sie es, darin Platz zu nehmen und die Situation wird zum Vergnügen. Übung 11: Begeisterung beobachten Beobachten Sie Ihre Begeisterung, indem Sie, über den Tag verteilt, immer wieder über kurze Phasen hinweg Begeisterungsbeobachtungen durchführen: Beobachten Sie, ob und wie sich Ihre Begeisterung verändert: Nimmt sie gerade ab? Nimmt sie zu? Leicht oder stark? Notieren Sie sich am Ende des Tages, in welchen Phasen Sie eine starke Veränderung wahrgenommen haben. Wichtig: Beobachten Sie nur, verhalten Sie sich, wie Sie sich sonst auch verhalten würden.
Sie befinden sich mitten im Zentrum Ihrer Begeisterung, wenn Sie mit ganzem Herzen bei der Sache sind, der Sie sich gerade widmen. Wenn Sie sich z.B. mit Leib und Seele dem Tanzen hingeben. Wenn Sie ganz in dem Lied aufgehen, das Sie gerade singen. Wenn Sie beim Sport voll und ganz im gegenwärtigen Moment sind. Die Grenzen der Begeisterung, von der ich hier spreche, sind allerdings eindeutig überschritten, wenn ein blinder „Sturm der Begeisterung“, Hysterie oder Fanatismus erreicht werden. Die Form 59
von Begeisterung, die ich meine, ist eher eine Kombination von Freude und Aufmerksamkeit. „Begeisterung, die Himmelstochter“, wie Schiller sie nannte, umflattert Sie meist flüchtig und leicht, wie ein Schmetterling. Sie können Sie weder festhalten, noch können Sie genau vorhersagen, wann der nächste Schwenk, der nächste Richtungswechsel erfolgt. Als „Begeisterungsschwenk“ bezeichnen wir eine Änderung in der Intensität der Begeisterung in Bezug auf etwas, also Ihre Zunahme oder Abnahme. Ein Beispiel: Sie laufen einen Marathon und während des Laufs nimmt Ihre Begeisterung für einige Kilometer ab, dann, etwas später, nimmt sie wieder für einige Kilometer zu und ist in der Folge stärker spürbar. Unverändert bleibt hierbei, dass Ihre Begeisterung auf den Lauf gerichtet ist. Als „Begeisterungswechsel“ bezeichnen wir hingegen, wenn das, was im Zentrum der Begeisterung steht, sich verändert. Passieren Sie bei Ihrem Marathonlauf beispielsweise einen Versorgungspunkt, wechselt der Fokus der Begeisterung möglicherweise in schneller Folge: Trinken, essen, trinken, weiterlaufen… Übung 12: Begeisterungsschwenks und -wechsel beobachten Beobachten Sie Ihre Begeisterung konstant über den ganzen Tag hinweg und identifizieren Sie Begeisterungsschwenks und -wechsel: Nahm die Begeisterung ab und nimmt jetzt wieder zu? Ist sie plötzlich auf etwas anderes gerichtet? Was ist im Zentrum? Notieren Sie sich am Ende des Tages, welche Schwenks und Wechsel Sie wahrgenommen haben. Wichtig: Beobachten Sie nur, reagieren Sie nicht auf Ihre Beobachtung.
Sobald es Ihnen möglich ist, Ihre Begeisterung konstant im Blick zu behalten, können Sie theoretisch damit beginnen, sich von ihr führen zu lassen. Wie beim Tanzen ist es wichtig, dass Sie eine gewisse Grundspannung routiniert aufrecht erhalten und zur rechten Zeit auf Impulse achten. Das klingt schwer und ist es anfangs auch, daher rate ich Ihnen, ganz klein anzufangen und zunächst bei einfachen Tätigkeiten auf den „Stoppimpuls“ zu achten, der durch einen deutlichen Begeisterungswechsel angezeigt wird und ein 60
Vorschlag für das Beenden der aktuellen Tätigkeit ist. Taufen wir diese Übung der Vollständigkeit halber „Übung 13: Stoppimpulse bemerken“. Sie haben solche Stoppimpulse übrigens in Übung 12 bereits mehrfach beobachtet, dort allerdings allgemein als Begeisterungswechsel bezeichnet. Ein Beispiel für einen Stoppimpuls: Wenn Sie ein köstliches Mahl verspeisen, werden anfangs die Geschmackswahrnehmungen intensiv, dominant und angenehm sein, dann flacht der Reiz ab, bis schließlich der Begeisterungswechsel in Gestalt eines Stoppimpulses kommt, nach dem jede weitere Gabel des vormals hochköstlichen Essens Unwillen erregt. Ähnlich verhält es sich auch in den meisten anderen Situationen, egal, ob Sie Sport treiben, schlafen, baden, arbeiten oder sprechen. Halten wir fest, dass Sie nun Ihre Begeisterung über einen längeren Zeitraum intensiv beobachtet haben. Dabei haben Sie gelernt, den Stoppimpuls wahrzunehmen, ein Signal, das Ihnen anzeigt, dass im Hinblick auf Ihre Begeisterung ein guter Moment gekommen ist, die aktuelle Tätigkeit (oder Untätigkeit) zu beenden. In Übung 10 haben Sie bereits den Begeisterungs-Check kennengelernt und benutzt, um sich Ihrer aktuellen Begeisterung bewusst zu werden. Diesen Begeisterungs-Check können Sie natürlich auch auf Gelegenheiten, Möglichkeiten und bei Entscheidungen zur Wahl stehende Alternativen anwenden. Übung 14: Begeisterungs-Checks bei Entscheidungen Beobachten Sie Entscheidungen auf eine neue Art, indem Sie über den Tag verteilt, wann immer es Sie begeistert, kurze „Begeisterungs-Checks bei Entscheidungen“ durchführen. „Begeisterungs-Checks bei Entscheidungen“ führen Sie durch, indem Sie bei anstehenden Entscheidungen zunächst beim Sichten der Alternativen zusätzlich zum Bewertungsprozess, den Sie normalerweise benutzen, die Alternativen auch danach sortieren, wie sehr diese Sie begeistern. In einem zweiten Schritt beobachten Sie anschließend, ob sich unter den von Ihnen nach dem normalen Vorauswahlverfahren gewählten Alternativen alle Alternativen befinden, die Sie im ersten Schritt begeistert haben. Nachdem Sie, nach Ihrem normalen Verfahren, entschieden haben, beobachten Sie nun abschließend, ob die Entscheidung auf die Alternative gefallen ist, die Sie am meisten
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begeistert. Führen Sie eine Strichliste und beobachten Sie, inwieweit sich Ihre Entscheidungen und die Entscheidungen, zu denen Ihnen Ihre Begeisterung rät, bereits decken. Wichtig: Beobachten Sie nur, entscheiden Sie sich, wie Sie sich sonst auch entscheiden würden.
Die gerade vorgestellte Übung 14 ist anfangs sehr schwer und erfordert ein großes Maß an Aufmerksamkeit. Sie können sich die Übung bei Bedarf vereinfachen, indem Sie sie in drei oder mehr Übungen aufteilen, z.B. 14a: Sie machen die „BegeisterungsChecks“ lediglich beim Sichten, 14b: Sie machen die „Begeisterungs-Checks“ lediglich bei den Alternativen, die durch die Vorauswahl kommen, 14c: Sie machen den „Begeisterungs-Check“ lediglich bei der Alternative, für die Sie sich letztendlich entschieden haben, 14d: Sie machen alle „Begeisterungs-Checks“, aber nachträglich, statt parallel, 14e: Sie machen alle „BegeisterungsChecks“, aber bevor Sie mit dem normalen Verfahren entscheiden… Experimentieren Sie ein wenig mit den Varianten der Übung 14, bis Sie sicher darin sind, per Begeisterungs-Check die Alternative zu identifizieren, die Sie am meisten begeistert. Wenn Sie sich schon hinreichend im Sichten und Einstufen von Alternativen selbst trainiert haben, können Sie auch jetzt bereits das im Abschnitt „Tempus nosce! Erkenne die Gelegenheit!“ erlernte Verfahren anwenden. Damit haben wir nun alle wichtigen Teilstücke beisammen: Sie können inzwischen Alternativen sichten und als Mangel, Möglichkeit oder Gelegenheit einstufen. Anhand von BegeisterungsChecks können Sie aus den gesichteten Alternativen diejenige auswählen, die Sie am meisten begeistert. Ferner können Sie Stoppimpulse identifizieren und so den im Hinblick auf Ihre Begeisterung günstigen Zeitpunkt für eine neue Entscheidung
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Abbildung 3: Flussdiagramm der Glücksschmiedekunst bestimmen. Wenn Sie nun diese Teilstücke kombinieren, ergibt sich der vollständige Glücksschmiedevorgang: Sie widmen sich der aktuellen Tätigkeit, bis Sie einen Stoppimpuls wahrnehmen, sichten dann Alternativen, bis Sie einen Stoppimpuls wahrnehmen, 63
entscheiden sich für die Alternative, die Sie am meisten begeistert. Fertig. Sie haben ein Stück Glück geschmiedet und sind gleichzeitig wieder am Startpunkt des Prozesses und können wieder Ihrer aktuellen Tätigkeit (oder Untätigkeit) nachgehen, bis der nächste Stoppimpuls auftaucht (vgl. Abbildung 3). Da dieser Prozess das Herzstück der Glücksschmiedekunst ist, werde ich ihn noch einmal mit anderen Worten beschreiben, in der Hoffnung, dass Sie anhand meiner Beschreibungen und der Abbildung eindeutig erkennen können, wie das Verfahren funktioniert: Sobald ein BegeisterungsCheck im Hinblick auf die aktuelle Situation ergibt, dass Sie nicht mehr begeistert sind (Stoppimpuls), unterbrechen Sie kurz und treffen eine neue Entscheidung. Hierzu sichten Sie zunächst die zur Verfügung stehenden Alternativen und identifizieren ungewisse und günstige Alternativen. Aus diesen Alternativen wählen Sie per Begeisterungs-Check diejenige Alternative aus, die Sie am meisten von allen begeistert, und entscheiden sich dann für diese Alternative. Übung 15: Glücksschmiedekunst bemerken Bemerken Sie Glücksschmiedekunst, indem Sie über den ganzen Tag hinweg Situationen identifizieren, in denen Sie sich entsprechend Abbildung 3 verhalten, indem Sie Entscheidungen begeisterungsorientiert fällen. Notieren Sie sich am Ende des Tages, in welchen Situationen Sie bereits Ihr Glück schmieden, ohne, dass es Ihnen bislang aufgefallen war. Wichtig: Beobachten Sie nur, reagieren Sie nicht anders als sonst.
Weitere interessante Informationen zu Entscheidungsverfahren erhalten Sie im entsprechenden Exkurs bei meinem Kollegen. Übung 16: Glücksschmiede bemerken und beobachten Bemerken und beobachten Sie Menschen, natürlich nur bei Gelegenheit und mit deren Einverständnis, die nach dem in Abbildung 3 vorgestellten Verfahren ihr Glück schmieden. Notieren Sie sich, in welchen Situationen diese Menschen ihr Glück schmieden, in denen Sie selbst dies bislang nicht getan haben.
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So schön Besichtigungstouren durch die Schmiede, Geschichten, Exkurse und detaillierte Erläuterungen auch sind: Wann wissen Sie, ob Sie etwas können? Wenn Sie es erfolgreich ausprobiert haben! Daher heißt es ab jetzt: Praxis, Praxis, Praxis! Denn nur so können Sie Vertrauen in Ihre neue Fertigkeit entwickeln und nur so können Sie zweifelsfrei feststellen, ob die vorgestellte Methode für Sie funktioniert, nur so können Sie Routine entwickeln. Der Wert der Praxis ist kaum zu überschätzen, denn was ist überzeugender: eine monströse Worthülse wie „Affekt-basierte Meta-Entscheidungsstrategie“ mit komplizierter Erklärung oder das eigene Erleben der Wirksamkeit eben jener? Übung 17: Schmieden Sie Ihr Glück Schmieden Sie Ihr Glück in folgender Situationen: Lebensmittel einkaufen. Warten Sie auf ein Gelegenheitsfenster. Benutzen Sie Ihre Fähigkeit, Alternativen zu sichten und Ihre Begeisterung: Welche Lebensmittel möchte ich einkaufen? Welche Menge? Achten Sie auf den Stoppimpuls. Bei Bedarf benutzen Sie einen Spickzettel mit Abbildung 3.
An dieser Stelle möchte ich Ihnen aber auch direkt noch eine sehr ernst gemeinte Warnung mit auf den Weg geben: Lassen Sie es langsam und besonnen angehen! Starten Sie, wie soeben in Übung 17 vorgeschlagen, mit kleinen, alltäglichen, oft wiederkehrenden Entscheidungssituationen. In diesen Situationen können Sie am besten Routine entwickeln und anfängliche Fehler bei der nächsten Gelegenheit leicht korrigieren. Fehler sind unbedingter Teil des Lernprozesses, deshalb ist ihnen die gesamte zweite Phase Ihres Praktikums gewidmet. In dieser Phase kann es noch sehr leicht geschehen, dass Sie, berauscht von ersten Erfolgserlebnissen, plötzlich unbedacht und übermütig handeln und Begeisterung mit Hysterie verwechseln. Zum Vergleich: Wer Fahrradfahren lernt, wird fallen. Daher ist es eine gute Idee, auf einer kleinen, verkehrsberuhigten Straße zu üben, statt direkt auf der Hauptstraße.
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Deshalb lautet die heutige Übung Nummer 18: Seien Sie vorsichtig! Beachten Sie die Verhaltenskorridore der jeweiligen Räume und Situationen und fragen Sie unbedingt auch meinen Kollegen nach seinem Exkurs „Verhalten und Legitimation“. Wie mein alter Ausbilder es auf den Punkt bringen würde: „Quod licet Iovi, non licet bovi!“, ein durch Terenz überlieferter Sinnspruch, der frei übersetzt lautet „Was dem Jupiter erlaubt ist, ist dem Ochsen noch lange nicht erlaubt!“. Übung 19: Wiederholen und vertiefen Zeichnen Sie aus dem Gedächtnis das Flussdiagramm aus Abbildung 3. Ergänzen Sie es durch Kommentare, markieren Sie die Stellen, an denen Sie Stoppimpulse identifizieren. Basteln Sie sich Vokabelkärtchen für die folgenden Begriffe und kontrollieren Sie, ob Sie die für Glücksschmiede relevante Spezialbedeutung parat haben: Begeisterungs-Check, Begeisterungsschwenk, Begeisterungswechsel, Stoppimpuls etc.
[Wenn Sie möchten, folgt ein Exkurs zum Thema „Entscheidung und Intuition“ auf Seite 67.] [Wenn Sie den Exkurs überspringen möchten, lesen Sie weiter ab Seite 69. Wenn Sie etwas ganz anderes wählen möchten, blättern Sie zu Seite 35.]
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Entscheidung und Intuition Hallo, wie schön, Sie interessieren sich für weitere Informationen zu Entscheidungsverfahren. Leider bin ich gerade etwas beschäftigt und habe gleich einen wichtigen Termin, daher werde ich Ihnen die Informationen kurz und knapp geben. Die Methode, mittels derer eine Entscheidung gefällt wird, mittels derer also die verschiedenen Alternativen evaluiert und die beste Alternative identifiziert wird, nennt man in der Psychologie Entscheidungsregel oder Entscheidungsstrategie, manchmal auch Entscheidungsheuristik, denn Entscheidungen werden meist getroffen, ohne dass eine vollständige Sichtung aller eventuell relevanten Informationen erfolgte. Würde vollständig gesichtet, spräche man nicht von einer Heuristik, sondern von einem Algorithmus. Entscheidungen für Entscheidungsstrategien sind Meta-Entscheidungen, Entscheidungen darüber, wie entschieden wird, also Planung. In der Psychologie wurden etliche dieser Entscheidungsverfahren entwickelt, z.B. das Fishbein-Modell oder das Idealabstandsmodell (vgl. Kotler/Bliemel 1995: 324). Bei uns hier in der Firma erlernen Sie, während Ihres Praktikums, ebenfalls eine Entscheidungsstrategie und zwar eine Affekt-basierte Meta-Entscheidungsstrategie (vgl. Abbildung 3, „So schmieden Sie Ihr Glück“-Flussdiagramm, Darstellungssymbole normiert durch ISO 5807/DIN 66001). Meta deshalb, weil andere Entscheidungsstrategien ebenfalls zum Zuge kommen können, der vorgestellten Strategie aber untergeordnet werden. Der Affekt, den Sie zur Evaluation der Alternativen benutzen, Ihre Begeisterung, ist bei dieser Strategie der Zugang zu Ihrer Intuition. Goldberg (1985) identifiziert sechs Funktionen der Intuition: Intuitive Entdeckungen, kreative Intuition, intuitive Evaluation, operative Intuition, prognostische Intuition und Illumination. Auf zwei dieser Funktionen greifen Sie beim „Schmieden Ihres Glücks“ 67
nach der von uns vorgestellten Methode zu. Bei der Beobachtung und Beachtung Ihrer Begeisterung handelt es sich um eine Form der intuitiven Evaluation: Zum einen evaluieren Sie permanent die aktuelle Tätigkeit, zum anderen evaluieren Sie vor Entscheidungen die zur Auswahl stehenden Alternativen. Beim Sichten der Alternativen kommt unter Umständen Ihre operative Intuition ins Spiel. Intuition? Intuition? Ist das nicht etwas schwammig? Kann man das denn überhaupt lernen? Gibt es das denn überhaupt? „1. Intuition ist eine Fähigkeit, die grundsätzlich jedem Menschen zur Verfügung steht. 2. Intuition kann durch geeignete Trainingskontexte und Fortbildungsmethoden weiter entwickelt werden.“ (Hänsel 2004: 186) Aber kann das denn funktionieren? Ist nicht der Verstand immer überlegen? Nein, ist er nicht, so zeigen Wilson und Schooler (1991) in einer Untersuchung mit dem Titel „Thinking too much: Introspection can reduce the quality of preferences and decisions“ an einem Beispiel, dass eine spontane Entscheidung erfolgreicher sein kann, als eine, die nach langem Überdenken gefällt wird. Es gilt also, den Verstand lediglich dort intensiv zu benutzen, wo es angebracht ist. Das Thema ist sehr interessant, wenn Sie möchten, lesen Sie einfach die Untersuchungen, die ich Ihnen gerade vorgestellt habe. So, ich muss los, alles Gute und bis bald!
[Wenn Sie möchten, geht es jetzt weiter mit einer Geschichte, die den Titel „Die Nachbarn“ trägt – auf Seite 69.] [Wenn Sie diese Geschichte lieber überspringen möchten, lesen Sie weiter auf Seite 71. Wenn Sie etwas ganz anderes wählen möchten, blättern Sie zu Seite 35.]
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Die Nachbarn Es war einmal ein Reisender, der einem strahlend glücklichen Mann begegnete. „Verrate mir das Geheimnis deines Glücks!“, rief der Reisende, der noch nie einem so glücklichen Menschen begegnet war. „Ich liebe das Leben, das ich lebe!“, erwiderte der Mann fröhlich. „Aber deine Kleider sind abgerissen, dein Körper schmutzig und du lebst in einer felsigen Höhle ohne Komfort!“, stutzte der Reisende. Der schmutzige Höhlenmann lächelte: „Vielleicht sprechen Sie besser mit meinem Nachbarn, der ist ebenso glücklich und teilt mein Geheimnis.“ Der Reisende nickte und betrat das Nachbargrundstück. Rosenduft empfing ihn. Er durchschritt einen geheimnisvollen Garten, in dem große und kleine, zauberhaft anmutende Blüten in allen Farben in der Sonne leuchteten. Der Nachbar saß, glücklich lächelnd, im Schatten einer großen Eiche auf einer Bank und winkte dem Reisenden freundlich zu. „Ihr Nachbar schickt mich. Bitte verraten Sie mir das Geheimnis Ihres Glücks“, sprach der Reisende als er sich gesetzt hatte. Der Nachbar lachte herzlich. „Ich liebe das Leben, das ich lebe“, sagte er, „aber das Gleiche wird Ihnen mein Freund auch gesagt haben.“ „In der Tat“, murmelte der Reisende. Er sah sich um. Dann sprach er: „Ich verstehe, dass Euch dieses Leben beglückt: Ihr lebt so edel und vornehm, Euer Anwesen ist unüberschaubar in seiner Größe und Pracht – allein dieser Teil Eures Gartens schöner als alles, was ich auf meiner Reise bislang erblickte. Euer Leben scheint bis ins letzte Detail von Luxus erfüllt. Aber das so ein Leben liebenswert ist, ist doch kein Geheimnis, das wünscht sich doch jeder!“ „Ist das so?“, der Nachbar schmunzelte. 69
„Aber natürlich!“, rief der Reisende, „Wer würde so ein Leben ablehnen? Wer würde so einer Pracht entsagen?“ „Wissen Sie“, setzte der Nachbar an, „da Sie ein Reisender sind und vermutlich nie wieder in diese Gegend der Welt kommen, werde ich Ihnen das Geheimnis hinter dem Geheimnis meines Glücks verraten: Das Leben, meine Freunde, meine Familie, mein gesamtes Umfeld liebt es, das ich mein Leben so lebe, wie ich es lebe. Ich werde geschätzt und geliebt und kann ich selbst sein, mir treu sein, glücklich sein. Doch dem war nicht immer so. Noch vor kurzer Zeit lebte ich in einer felsigen Höhle, war schmutzig und meine Kleider abgerissen. Mein damaliges Umfeld liebte mich dafür, aber es passte nicht zu mir. Ich bin gerne sauber. Aber immer wenn ich mich wusch, wurde ich von meiner Familie geschnitten, meine Freunde machten sich lustig über mich und so ließ ich es wieder. Eines Abends, als ich das wunderschöne Grundstück meines Nachbarn sehnsuchtsvoll betrachtete, bemerkte ich, dass mein Nachbar ein paar Meter von mir entfernt sehnsuchtsvoll auf meine Höhle blickte. Ich sprach ihn an und es stellte sich heraus, dass er die Pracht und den Luxus seines Lebens nicht mochte. Er liebte felsige Höhlen und abgerissene Kleider, doch immer wenn er sich auch nur einen Hauch weniger vornehm kleidete, wurde er von seiner Familie geschnitten und seine Freunde rümpften die Nase. Es war der Beginn einer geheimen Freundschaft und die Geburtsstunde unser beider Glücks. Noch in der gleichen Nacht haben wir getauscht. Der schmutzige Höhlenmann, der Sie zu mir schickte, ist der Besitzer dieses Anwesens.“
[Lesen Sie jetzt bitte weiter auf Seite 71.]
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Verhalten und Legitimation Es ist an der Zeit, ein sehr ernstes Wörtchen mit Ihnen zu reden: Hier in der Firma befinden Sie sich in einer geschützten Lernsituation, können ausprobieren und offen und ehrlich mit uns Ausbildern sprechen. Später, wenn Sie in allen Lebenslagen und Kontexten Ihr Glück schmieden, wird es immens wichtig sein, zu beachten, dass es auch in Bezug auf Kleinigkeiten oft einen sehr schmalen Grad des akzeptierten Verhaltens gibt. Ein aktuelles und anschauliches Beispiel für den kommunikativen Umgang mit marginal nonkonformem Verhalten gibt Schmitz (2006), die bei der Untersuchung des Verhaltens soaprezipierender Männer feststellte, dass diese die Kommunikation über ihr Rezipieren von deutschen Daily Soaps überwiegend vermeiden, zum Teil aus Angst vor negativen Reaktionen in Bezug auf Ihre Geschlechtsrolle, allerdings „mit der Begründung sich generell nicht über Handlungsweisen zu unterhalten, die sie als irrelevant betrachten. Durch diese Kommunikationsstrategien haben die Befragten die Möglichkeit, ihre Serienrezeption vor Dritten zu verheimlichen, ohne ihres Erachtens nach unehrlich zu sein.“ (ebd.: 311) In diesem Beispiel wird die Legitimationsproblematik also durch Verheimlichung komplett umgangen. Verheimlichung ist allerdings nicht immer möglich und nur selten wünschenswert. Weite Teile Ihres Lebens, Ihres Verhaltens, sind Dritten unvermeidbar bekannt. Allerdings steht es Ihnen meist offen, Ihr Verhalten auf verschiedene Weisen zu rechtfertigen. Begeisterung oder intuitives Entscheiden sind in vielen Kontexten, gerade im beruflichen Umfeld, explizit nicht erwünscht. In Bezug auf intuitives Entscheiden zitiert Hänsel (2002: 173) in einer Untersuchung einen Befragten: „Die Führungskräfte, die ich betreue, sollen lernen, komplexe Entscheidungen kompetent und schnell zu treffen. Die müssen auch auf ihre Intuition vertrauen lernen, dürfen 71
es aber nicht Intuition nennen, weil das nicht unternehmenskonform ist.“ Als Auswege aus der Legitimationsproblematik identifiziert Hänsel (ebd.: 174), auf die Nützlichkeit in Ergänzung zu bestehenden Methoden zu fokussieren oder intuitive Entscheidungen mit rationalen Erklärungen zu verknüpfen.
Abbildung 4: Soaprezipierende Männer umgehen überwiegend die Legitimationsproblematik – Titelbild der Untersuchung von Schmitz (2006) In Bezug auf Ihr Glück und Ihre Begeisterung müssen Sie selbst herausfinden, inwiefern eine Verheimlichung, wie im ersten Beispiel, angemessen ist und Ihnen entspricht oder inwiefern Sie situationskonforme Konzepte oder Kausalketten generieren, die Ihr Verhalten begründen. Vielleicht ist es Ihnen auch möglich, sich weitestgehend in Situationen zu begeben, in denen Ihre Begeisterung und Intuition erwünscht ist und geschätzt wird und deshalb 72
wahrhaftig und offen kommuniziert werden kann. Eine Untersuchung, in der 93 Nobelpreisträger befragt wurden, ergab, dass 72 von Ihnen ihre Intuition als einen wesentlichen Bestandteil ihrer erfolgreichen Forschertätigkeit betrachteten (vgl. Marton 1994). Da Ihre individuellen Lebensumstände uns nicht bekannt sind, können wir Ihnen an dieser Stelle nur die Empfehlung geben: Seien Sie sich der Legitimationsproblematik bewusst und gehen Sie achtsam damit um, wem Sie was wie begründen. Wie auch immer Sie sich entscheiden: Folgen Sie Ihrer Begeisterung!
[Wenn Sie möchten, geht es jetzt weiter mit der kurzen Geschichte „Gott und das Bienchen“ – auf Seite 74.] [Wenn Sie diese Geschichte lieber überspringen möchten, lesen Sie weiter auf Seite 75. Wenn Sie lieber etwas anderes wählen möchten, blättern Sie zur Seite 35.]
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Gott und das Bienchen Es war einmal ein Bienchen, das wurde zu Gott eingeladen. „Hallo! Oben ist unten und das Kleine im Großen und umgekehrt. So beginnt und endet alles, nur das Sein selbst ist ewig und in seiner Wandlung konstant“, sprach das Bienchen. „Hallo!“, antwortete Gott verwundert. Das Bienchen blickte unsicher zu Boden. „Alles ist paradox…“, philosophierte es dann zögernd. „Was tust du da?“, fragte Gott belustigt. „Gefällt es dir nicht?“, fiepste das Bienchen. „Doch, schon, ich liebe dich unendlich und bin hoch beeindruckt, aber warum summst und brummst du nicht mehr fröhlich und fliegst von Blume zu Blume? Du sitzt statt dessen seit Tagen zu Hause und lernst diese Weisheiten auswendig…“ „Ich war noch nie bei dir zu Gast. Ich dachte, so gefalle ich dir besser. Die Weisen sind so weise. Ich belauschte Ihre Gespräche als sie auf der Wiese picknickten. Sie reden über die Essenz der Dinge und scheinen dir so nahe“, das Bienchen trat nervös von einem Fuß auf den anderen. „Ach Bienchen, geliebtes Bienchen! Ich habe dich geschaffen zu deiner und meiner höchsten Freude. Zu unser beider Jubel. Was erfreut dich am meisten?“ Das Bienchen seuftzte, erhob sich in die Luft und summte glücklich durch den Raum: „Summen und brummen und von Blüte zu Blüte fliegen und den Nektar nach Hause tragen und mit den anderen Bienchen…“ Gott lächelte: „Und weißt du was: Wenn du genau diese Dinge tust, wenn du mit ganzem Herzen du selbst bist, sind wir einander am allernächsten.“ [Prüfen Sie jetzt, ob Sie bereit für Phase II sind – auf Seite 75. Oder wählen Sie etwas anderes – auf Seite 36.] 74
Bin ich bereit für Phase II? Anhand der von den verschiedenen Ausbildern und Kollegen gegebenen Erläuterungen und Exkurse können Sie sich diese Frage eigentlich selbst beantworten. Daher ist der folgende kurze Test mehr oder weniger Formsache…
Test:
1. Haben Sie vorgestellten Modelle und Methoden und das Glücksschmiede-Fachvokabular erlernt und verstanden? Beispiel: Sie müssen in der Lage sein, die in Abbildung 3 vorgestellte Prozedur unter Verwendung des erlernten Fachvokabulars korrekt und flüssig wiederzugeben. O Ja O Nein Kreuzen Sie die für Sie zutreffende Antwort an.
2. Haben Sie Ihre Begeisterung über einen längeren Zeitraum erfolgreich beobachtet? Beispiele: Zunehmen und Abnehmen der Begeisterung; Begeisterungsschwenks von „Film schauen“ zu „WC aufsuchen“ etc. O Ja O Nein Kreuzen Sie die für Sie zutreffende Antwort an.
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3. Haben Sie die vorgestellte Prozedur erfolgreich genutzt, um in einigen einfachen Situationen Entscheidungen zu treffen? Beispiel: Die Nahrung wählen und essen, die Sie begeistert; Freizeitaktivitäten begutachten und die wählen, die Sie am meisten begeistert etc. O Ja O Nein Kreuzen Sie die für Sie zutreffende Antwort an.
4. Was ist gerade sehr wichtig in Ihrem Leben? Hinweis: Es stehen einige Zeilen zur Verfügung, schreiben Sie stichwortartig, falls der Platz eng wird. Wenn der Platz nicht ausreicht, hören Sie bitte auf, sobald alle Zeilen gefüllt sind. Bestätigen Sie dann erst Ihre Aussage mit Ihrer Unterschrift.
Hiermit bestätige ich mit meiner Unterschrift, dass oben Genanntes mir gerade sehr wichtig in meinem Leben ist.
--------------------------------------------(Vorname, Nachname) 76
Auswertung: Wenn Sie die Fragen 1-3 mit „Ja“ beantwortet und Frage 4 beantwortet und unterschrieben haben, sind Sie mittlerweile bereit für Phase II: Herzlichen Glückwunsch! Es geht für Sie jetzt direkt weiter mit dem intensiven Fehlertraining – auf Seite 81. Wenn Sie eine der Fragen des Tests nicht oder mit „Nein“ beantwortet haben oder Frage 4 nicht beantwortet oder nicht unterschrieben haben, schenken Sie bitte dieser ersten und überaus wichtigen Phase Ihres Praktikums noch einmal Ihre volle Aufmerksamkeit: Verinnerlichen Sie die vorgestellte Methode, experimentieren Sie mittels der vorgestellten Übungen, beobachten Sie sich und schulen Sie Ihre Selbstwahrnehmung. Verständnis und erste praktische Erfahrungen sind unbedingt erforderlich, bevor Sie mit der nächsten Phase des Prozesses beginnen können. Für Sie geht es daher weiter auf Seite 35.
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Phase II: Aua! Fehlertraining und Fehlerkorrektur Bitte folgen Sie in dieser Phase bei der Auswahl des nächsten Schritts nach Möglichkeit Ihrer Begeisterung. Finden Sie Ihren eigenen Rhythmus bei der Komposition Ihres ganz persönlichen Cocktails aus zentralen Komponenten und ergänzenden Geschichten und Exkursen:
1. Aua! Errare humanum est! „Fehler tun weh, Fehler sind oft unangenehm, Fehler passieren manchmal, selbst wenn man etwas schon sehr gut beherrscht. Diese Fehler nennt…“ [Mehr? Seite 81.] 2. Erfüllung jetzt! „In der ersten Lerneinheit dieser zweiten Phase Ihres Praktikums haben Sie gelernt, Fehler zu identifizieren und einzustufen. In…“ [Mehr? Seite 98.] 3. Bin ich bereit für Phase III? [Wenn Sie alle zentrale Inhalte dieser Phase verinnerlicht und ein intensives Fehlertraining absolviert haben, dürfen Sie prüfen, ob Sie bereit für Phase III sind – auf Seite 126.]
[Wenn Sie sich momentan lieber eine Geschichte anhören möchten, blättern Sie bitte zur Seite 79.] [Wenn Sie Exkurse in die Wissenschaft gegenwärtig mehr als die Praxis interessieren, blättern Sie jetzt zur Seite 80.] 78
Phase II: Geschichten Hallo, welche Freude Sie wiederzusehen! Sie besuchen mich und möchten wahrscheinlich eine kleine Geschichte hören. Ich liebe alle meine Geschichten, sie sind wie Kinder für mich, daher dürfen Sie sich jetzt eine Geschichte wünschen. Wählen Sie die Geschichte, die Sie gerade am liebsten hören möchten:
1. Sechs Freunde im Kino „Es waren einmal sechs Freunde, die wollten einen schönen Abend im Kino verbringen. ‚Kino ist super, da gibt es Popcorn!’, rief…“ [Mehr? Seite 95.] 2. Der Eisbär im Unglück „Es war einmal ein junger und kräftiger Eisbär, der lebte mitten in seinem absoluten Glück. Das bedeutete für ihn natürlich: Er lebte mitten in…“ [Mehr? Seite 117.] 3. Die Ameisen und der Löwe „Es war einmal ein alter Geier, der einen mächtigen Löwen beobachtete. ‚Ich werde euch fressen!’, brüllte der Löwe. ‚Wir sind ein ehrenhaftes…“ [Mehr? Seite 124.]
[Wenn Sie sich gerade eher für die Praxis Ihrer Ausbildung interessieren, lesen Sie bitte weiter auf Seite 78.] [Wenn Sie sich jetzt lieber etwas theoretisches Wissen aneignen möchten, blättern Sie zur Seite 80.] 79
Phase II: Exkurse Hallo! Wie schön: Sie besuchen mich und möchten wahrscheinlich einen interessanten Exkurs in die Wissenschaft hören. Damit bereiten Sie mir eine große Freude! Ich liebe jede Form von Wissenschaft und Forschung. Suchen Sie das Thema aus, das Sie gerade am meisten fasziniert:
1. Vorsicht, Fehler! „In Phase I Ihres Praktikums haben Sie anhand vieler Übungen eine einfache Methode erlernt, Ihr Glück zu schmieden. Dabei benutzen Sie…“ [Mehr? Seite 93.] 2. Vorsicht, Falle! „Glauben Sie, dass Sie ein guter Autofahrer sind? Besser als der Durchschnitt? Vielleicht glauben sie sogar, dass Sie zu den oberen 30…“ [Mehr? Seite 114.] 3. Vorsicht, Kontingenz! „Hättste, wennste, könntste… Ihr Leben ist in all seinen Facetten zunehmend kontingent: ‚Kontingent ist etwas, was weder …“ [Mehr? Seite 123.]
[Wenn Sie sich gerade eher für die zentralen Komponenten Ihrer Ausbildung interessieren, lesen Sie bitte weiter auf Seite 78.] [Wenn Sie sich jetzt lieber eine kleine Geschichte anhören möchten, blättern Sie zur Seite 79.] 80
Aua! Errare humanum est! Fehler tun weh, Fehler sind oft unangenehm, Fehler passieren manchmal, selbst wenn man etwas schon sehr gut beherrscht. Diese Fehler nennt man auch Schnitzer oder Patzer, denn es sind lediglich kleine Missgeschicke, die normalerweise nicht passieren. Ein langsam radelnder Radfaherer, der schon seit Jahren sicher die Kunst des Radfahrens beherrscht, dreht sich z.B. vielleicht nach einem Reh um, das er am Wegesrad erspäht hat und verliert dabei das Gleichgewicht. Er springt also im letzten Moment vom Rad, lacht über sein Missgeschick und verscheucht damit das Reh. Sonst geschieht nichts. Ganz anders sieht es hingegen bei Fahranfängern aus, die die Kunst des Radfahrens noch nicht richtig erlernt haben. Bei ihnen ist das Missgeschick der Regelfall. Doch mit jedem Sturz, mit jeder zu eng genommenen Kurve, mit jedem Anfängerfehler, gewinnen diese Personen an Erfahrung. Schließlich passieren die Anfänger den Punkt, ab dem ihnen mehr gelingt, als misslingt, ab dem Sicherheit und Freude rasant zunehmen. Sie sind momentan in der Phase, in der es leider meist richtig weh tut. Sicherheit und Freude sind oft weit entfernt. Die einzelnen Teile, die Sie verstanden und vielleicht auch schon einige Male erfolgreich angewendet haben, greifen noch nicht nahtlos ineinander. Sie wissen, wovon ich spreche. Wer klingeln kann, kann noch lange nicht Fahrrad fahren. Übung 20: Fehler sammeln Schreiben Sie sich jetzt mindestens zehn Fehler auf, die Ihnen in den letzten Wochen passiert sind. Große und kleine, alte und neue Fehler. Fehler, die Sie erfolgreich behoben haben, sind genauso erwünscht, wie Fehler, die Ihnen jeden Tag aufs neue begegnen. Stellen Sie sich einen möglichst bunten Fehlermix zusammen. In manchen der folgenden Übungen werden Sie diesen Fehlermix brauchen.
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Ich möchte Ihnen für diese Phase folgenden Rat mit auf den Weg geben: Lieben Sie Ihre Fehler! Errare humanum est! Irren ist menschlich! Fehler sind Freunde! Oder, wie mein alter Ausbilder Plinius den Jüngeren zu zitieren pflegte: Qui vitia odit, homines odit. Wer Fehler hasst, der hasst die Menschen. Hassen Sie also weder das eine, noch das andere. Machen Sie stattdessen aufmerksam so viele Fehler, wie Sie nur können! Denn im Fehler entdecken Sie etwas Neues, im Fehler erkennen Sie die Grenze dessen, was möglich ist. Jeder Fehler ist wie der Schlag eines Bildhauers, mit dem Sie die Skulptur Ihrer Fertigkeit deutlicher und feiner aus dem unbehauenen Marmorblock Ihres Potenzials herausarbeiten. Allerdings funktioniert dieser Prozess nur, wenn Sie die Gelegenheit haben, aus Ihren Fehlern zu lernen. Fehler sind leider nicht immer deutlich als solche zu erkennen. Vielmehr ist manchmal fraglich, ob ein Fehler vorliegt und viele Fehler bleiben ganz im Verborgenen. Damit wir hier im Folgenden in Bezug auf Fehlersituationen eine gemeinsame Sprache sprechen können, ist es in den nächsten Minuten zunächst wieder einmal an der Zeit, einige Spezialbegriffe zu erlernen.
Fehler
Unsichtbar
Fraglich
Sichtbar
Abbildung 5: Fehlerkategorien nach Sichtbarkeit Ein Beispiel für einen „fraglichen Fehler“: Wenn Sie einen Dorn im Fuß haben und einen Fremden bitten, diesen Dorn zu entfernen, tut es auf jeden Fall weh, ganz egal, ob der Fremde den Dorn tiefer 82
hineindrückt, bewegt oder entfernt. In dieser Situation bleibt aus Ihrer Sicht fraglich, ob ein Fehler vorliegt. Sie können nur erkennen, das etwas geschehen ist. Erst wenn der Fremde Ihnen freundlich den entfernten Dorn zeigt, wissen Sie, dass es kein Fehler war, diese Person um Hilfe zu bitten. Ein Fehler, bei dem Sie nicht erkennen, warum er passiert, bei dem also die Ursache fraglich bleibt, ist frustrierend und tut doppelt weh: Ein Mann fällt Bäume. Er ist stark und motiviert. Am ersten Tag fällt er neun Bäume, am zweiten zwölf. Am dritten und vierten schafft er trotz größtem Kraftaufwand nur noch jeweils sechs Bäume. Er merkt, dass irgendwo ein Fehler ist, kann sich aber nicht erklären, was er falsch macht, da er doch genauso stark und motiviert ist, wie am ersten Tag. Am fünften und sechsten Tag maximiert er seine Anstrengungen, erreicht aber noch weniger. Er erkennt die wahre Ursache des Fehlers nicht, die darin liegt, dass seine Axt mit der Zeit stumpf wurde und geschärft werden müsste. Für Details zu Fehlern fraglicher Ursache fragen Sie bei Gelegenheit meinen Kollegen nach seinem Exkurs „Vorsicht, Fehler!“. Unter Umständen noch schlimmer als der fragliche Fehler, ist die Situation, in der mehrere Fehler Hand in Hand gehen. Abyssus abyssum invocat, wie mein alter Ausbilder sagte: Ein Fehler zieht den anderen nach sich (wörtlich übersetzt: Der Abgrund ruft nach dem Abgrund.). So passiert Ihnen vielleicht ein Fehler und gleichzeitig passiert der unsichtbare Fehler, dass Sie den ersten Fehler nicht als solchen identifizieren. So wird der erste Fehler ebenfalls ein unsichtbarer, ein „verborgener Fehler“. Sie kennen sicher die Anekdote des verwirrten Unfallopfers, dass überprüfen möchte, wie schwer es verletzt ist und daher seine Körperteile abtastet – jede Berührung tut weh und die Person gerät in Panik, weil sie schlussfolgert, sie sei mindestens tödlich verwundet. Schließlich merkt die Person erleichtert, dass nicht jedes Körperteil, sondern nur die Hand, mit der sie tastete, verletzt ist. 83
Hier lag der Fehler in der falschen Zuordnung des Schmerzes. Dieser Fehler wurde zunächst – ein Fehler bei der Fehlererkennung – nicht erkannt und führte zu Panik. Bei der Fehlererkennung kann ein verborgener Fehler aber auch in genau entgegengesetzter Art und Weise auftreten: Sie glauben, Sie hätten einen Fehler gemacht, aber diese Diagnose ist verkehrt. Es läuft in Wirklichkeit alles ganz normal. Ein Scheinfehler. Ein Beispiel, dass Sie vielleicht aus eigener Erfahrung kennen, ist das Beenden einer Beziehung: Man ist sich sicher, dass es vorbei ist, man passt nicht zusammen und geht getrennte Wege. Wenige Tage, manchmal auch nur Stunden später ist man wieder vereint, weil das Verlustgefühl, das normalerweise bei jeder Form von Verlust auftritt, fälschlicherweise als Signal dafür interpretiert wird, dass der Partner doch der Richtige sei. Die Trennung scheint ein Fehler gewesen zu sein, obwohl in Wirklichkeit alles ganz normal läuft: Das Verlustgefühl zeigt einfach nur an, das etwas nicht mehr da ist. Allein daraus zu schließen, dass die Beziehung erhaltenswert sei, ist ein verborgener Fehler, der eine Trennung auf Dauer unmöglich macht, wenn er nicht irgendwann erkannt wird. Eine sehr, sehr gefährliche Situation ergibt sich, wenn der verborgene Fehler bei der Ursachenermittlung auftritt: 1. Sie machen einen Fehler, dessen Ursache Sie sich logisch erklären können. 2. Ihre Erklärung ist leider falsch, aber Sie bemerken es nicht, ein verborgener Fehler. Wenn Sie in einer solchen Situation sehr viel Glück haben, ist Ihre Fehlerkorrektur erfolglos und Sie erkennen dadurch den verborgenen Fehler. Ein absurdes Beispiel: Eine Person möchte fliegen. 1. Die Person bewegt Ihre Arme so schnell sie kann, hebt aber nicht ab. Als Ursache des Fehlers sieht sie die mangelnde Kraft ihrer Arme und geht ins Fitnessstudio. 2. Die Ursachenzuschreibung ist leider falsch, ein verborgener Fehler, was der Person aber vielleicht niemals bewusst werden wird. Man kann sehr viel Zeit im Fitnessstudio verbringen und wenn die Person sehr fest daran glaubt, dass sie 84
es auf diesem Wege schaffen kann, zu fliegen, wird sie blind weitertrainieren. Kennen Sie Menschen, die sich – aus Ihrer Perspektive gesehen – so verhalten? Sind Sie schon einmal einem Perfektionisten begegnet? Schließlich kann ein verborgener Fehler auch noch bei der Fehlerkorrektur auftreten, ganz unabhängig davon, ob Fehler und Ursache zutreffend ermittelt wurden. Sie ergreifen eine Korrekturmaßnahme, um den Fehler zu beheben und haben damit Erfolg. Der Fehler ist behoben. Die Korrekturmaßnahme hat sich scheinbar bewährt. Ein Beispiel: Eine Person arbeitet mit einem Textverarbeitungsprogramm am PC. Immer wieder arbeitet sie mit großen Dokumenten, die Grafiken und Bilder enthalten. Erstaunt stellt die Person beim ersten Dokument fest, dass die Grafiken und Bilder nicht angezeigt werden. Sie wackelt mit dem Mauscursor herum, drückt ein paar Tasten und plötzlich wird alles richtig angezeigt. Bei der nächsten Datei wackelt die Person nur noch mit der Maus und siehe da: Nach wenigen Sekunden erscheinen die Bilder und Grafiken. Die Person schlussfolgert: Mauswackeln genügt, Tasten drücken ist nicht erforderlich. Fortan wackelt die Person also ein wenig mit dem Mauszeiger, damit die Grafiken und Bilder angezeigt werden. Die Fehlerkorrekturmaßnahme ist jedes Mal erfolgreich. Die Person schimpft bisweilen etwas auf die idiotischen Entwickler des Textverarbeitungsprogramms, die wahrscheinlich den Anwender ärgern wollen, indem sie das Programm so gestalten, dass man mit der Maus wackeln muss. Was die Person wahrscheinlich bis zu ihrem Lebensende nicht erkennen wird: Bei der Korrekturmaßnahme „Mauswackeln“ handelt es sich um eine Scheinkorrektur. Bei großen Dateien dauert es, nach dem Öffnen einer Seite, die Bilder oder Grafiken enthält, manchmal einige Sekunden, bis diese geladen sind und angezeigt werden. Es ist in Wirklichkeit also weder nötig, mit der Maus zu wackeln, noch, Tasten zu drücken.
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Fehlersituation
Fehler
Schein
Ursache
Echt
Schein
Korrektur
Echt
Schein
Echt
Abbildung 6: Verborgene Fehler bei der Betrachtung und Analyse der Fehlersituation Verborgene Fehler bei der Fehlererkennung, Ursachenzuschreibung und -korrektur führen also zu Scheinfehlern, Scheinursachen und Scheinkorrekturen (vgl. Abbildung 6). Natürlich können auch diese Komponenten fraglich und in der Schwebe sein, vergleichbar mit der „Möglichkeit“ beim Sichten von Alternativen. Da fragliche Fehler nicht so leicht zu klären sind wie echte Fehler und nicht so gefährlich sind wie verborgene Fehler, überspringen wir diesen Teilbereich in Bezug auf die Betrachtung von Fehlersituationen weitgehend. Beim Thema „Erfüllung jetzt!“ werde ich Ihnen etwas mehr dazu erklären. Übung 21: Fehlersituationen analysieren Nehmen Sie die Liste mit Ihrem Fehlermix, die Sie in Übung 20 erstellt haben, und analysieren Sie die jeweiligen Fehlersituationen, indem Sie bei jedem Fehler auf Ihrer Liste zunächst – wenn möglich – bewerten, ob er, als er auftrat, sichtbar, fraglich oder unsichtbar war. Anschließend stufen Sie für die Bereiche Fehler, Ursache und Korrektur ein, soweit sie dies erkennen können, ob es ein Scheinfehler oder ein echter Fehler war, ob die vermutete Ursache die echte Ursache oder eine Scheinursache war etc.
Wenden wir uns also wieder dem aus unserer Perspektive gefährlichsten Fehlertyp zu, dem unsichtbaren, dem verborgenen Fehler. In Phase I Ihres Praktikums haben Sie gelernt, Alternativen zu 86
sichten und als Mangel, Möglichkeit oder Gelegenheit einzustufen. Irren Sie sich bei diesem Bewertungsprozess, liegt ein verborgener Fehler vor, der in der Folge dazu führt, dass Sie Gelegenheiten wittern, wo keine sind, dass Sie Mangel wahrnehmen, wo verborgene Alternativen existieren:
Alternative sichten
Mangel
Schein
Möglichkeit
Echt
Verborgene Alternative
Schein
Echt
Scheinalternative
Gelegenheit
Schein
Echt
Echte Alternative
Abbildung 7: Verborgene Fehler beim Sichten von Alternativen Im Hinblick auf die durch Scheinmangel verborgenen Alternativen ergibt sich die Situation, dass Sie diesen Bereich der Möglichkeiten und Gelegenheiten niemals erreichen. Sie nehmen einen Mangel wahr und sortieren die Alternative aus. Weite Bereiche bleiben Ihnen folglich verschlossen, aber dadurch entsteht zunächst noch nicht unbedingt eine unglückliche Situation. Unangenehmer wird es schon bei der Scheinmöglichkeit. Hierbei entpuppt sich in der Regel früher oder später, dass für eine oder mehrere der Komponenten Körper, Geist, Objekt und Raum, die wahrgenommene Möglichkeit ein Irrtum war. Wenn eine Scheingelegenheit zusammenbricht, wird dies meist als große Enttäuschung erlebt, denn eine Gelegenheit wird fast schon 87
als Besitz wahrgenommen und die Enttäuschung stellt einen Verlust von etwas, das als sicher geglaubt wurde, dar. Ein umfassendes Beispiel: Drei Freunde möchten zusammen einen schönen Abend im Kino verbringen. Für die erste Person bedeutet dies vornehmlich, im Kino leckeres Popcorn zu essen. Eine Gelegenheit, die jedes Kino sicher bietet. Für die zweite Person ist wichtig, dass der Film hochwertig und faszinierend ist. Eine Möglichkeit, die eventuell besteht, je nach gezeigtem Film. Für die dritte Person kommt Kino nicht in Frage, weil ihr im Kino von den schnellen Bildwechseln immer schwindelig wird. Der Kinobesuch ist aus der Perspektive dieser Person eine mangelhafte Abendgestaltung. Die ersten beiden Freunde sind für den Kinobesuch und überreden die dritte Person, die nörgelnd und missmutig zustimmt. Im Kino angekommen müssen die drei feststellen, dass erstmals und völlig unerwartet die Popcornmaschine defekt ist. Eine herbe Enttäuschung für die erste Person. Die sicher geglaubte Gelegenheit, leckeres Popcorn im Kino zu essen, zerplatzt wie eine Seifenblase. Es war nur eine Scheingelegenheit. Nach dem Film stellt die zweite Person missmutig fest, der Film sei ihren Ansprüchen nicht gerecht geworden. Die Möglichkeit, einen faszinierenden Film zu sehen, stellt sich als Scheinmöglichkeit heraus. Die dritte Person hingegen ist begeistert, erstaunt und glücklich, denn der Film, der gezeigt wurde, war voller ruhiger Szenen und langsamer Bildwechsel, so dass ihr erstmals nicht schwindelig wurde. Der Mangel war in diesem Fall ein Scheinmangel, hinter dem eine verborgene Alternative existierte. Übung 22: Verborgene Fehler entdecken Schreiben Sie eine Liste mit jeweils fünf Situationen für Scheinmangel, Scheinmöglichkeit und Scheingelegenheit. Situationen also, in denen verborgene Fehler beim Sichten der Alternativen auftraten. Es dürfen auch Situationen sein, in denen der verborgene Fehler nicht durch ausprobieren entdeckt wurde, z.B. könnte ein Scheinmangel wie folgt offenbar werden: Sie waren jahrelang in eine Person verliebt, waren sich aber sicher, dass die Person Sie nicht einmal bemerkt und Ihre Liebe nicht erwidern würde. Sie treffen diese Person nach etlichen Jahren wieder und die Person
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gesteht Ihnen, dass sie heimlich in Sie verliebt war. Notieren Sie sich, wie die verborgenen Fehler entdeckt wurden.
Wenn Sie sich bei Ihrer Bewertung und Einschätzung der Alternativen dessen bewusst sind, dass es immer so, aber auch ganz anders sein kann, können Sie später zu Tage tretende verborgene Fehler leichter annehmen. Sie entscheiden nach bestem Wissen und Gewissen und wenn ein Irrtum deutlich wird, entscheiden Sie neu: Wenn Sie beispielsweise einen Kinofilm schauen, der Ihnen nicht gefällt, besteht die Möglichkeit, das Kino zu verlassen. Sie entscheiden. Wenn Sie neben einer Person schlafen, die unerwartet zu schnarchen beginnt, können Sie, wenn Sie möchten, Ohrstöpsel benutzen oder das Weite suchen. Sie entscheiden. Wenn Sie mit Jacke und langer Hose bekleidet das Haus verlassen, und die Sonne unerwartet warm scheint, können Sie z.B. auf das Wetter schimpfen oder die Kleidung wechseln und sich sommerlich anziehen. Wie sie gesehen haben, geht es bei den neuen Entscheidungen stets darum, eine mangelhafte Situation durch eine neue Entscheidung in eine günstige Gelegenheit umzuformen. Dafür ist es nötig, dass Sie sich bewusst sind, worin der Mangel besteht. Sie müssen erkennen, für was Sie sich entschieden haben. Erinnern Sie sich an das Beispiel der drei Freunde im Kino. Alle hatten sich abstrakt für „einen schönen Abend im Kino“ entschieden. Konkret bedeutete „ein schöner Abend im Kino“ aber völlig unterschiedliche Dinge, z.B. „leckeres Popcorn essen“ oder „einen faszinierenden Film sehen“. Überlegen Sie also stets, was genau Sie gewählt haben, dann fällt es leichter, neu zu wählen. Wenn im eben genannten Beispiel die unerwartet schnarchende Person eine neue Liebe ist, genügt es bei leichtem Schnarchen vielleicht schon, sich einfach kurz bewusst zu machen, dass man ursprünglich wahrscheinlich nicht gewählt hatte: „eine neue Liebe, die schnarcht“, sondern: „eine neue Liebe“. Wenn das leichte Schnarchen bei genauer Betrachtung der Gesamtsituation nicht 89
weiter stört, können Sie sich – wenn Sie möchten – neu entscheiden für „eine herrliche neue Liebe, die ein bisschen schnarcht“. Treffen Sie diese neue Wahl jedoch nicht, ist die Beziehung ab diesem Moment mangelhaft. Sie versuchen vielleicht, die andere Person dazu zu bringen, das Schnarchen irgendwie loszuwerden oder benutzen unter Protest Ohrstöpsel oder schlafen im Gästezimmer. Die Person, mit der Sie zusammen sind, befindet sich in diesem Fall in der schrecklichen Situation, die wir hier in der Firma als „Unmöglichkeit der Erfüllung“ bezeichnen und auf die ich später noch einmal ausführlicher eingehe. Ihr Partner soll „die wundervolle neue Liebe, die nicht schnarcht“ sein, was aber nicht möglich ist. Wenn Sie großes Glück haben, ist das Schnarchen nur temporär, vielleicht durch eine Erkältung bedingt und verschwindet nach ein paar Tagen, so dass sich dieser Mangel von selbst auflöst. Übung 23: Mangel aufspüren Nehmen Sie die Liste mit Ihrem Fehlermix zur Hand und schreiben Sie zusätzlich eine kleine Liste mit verschiedenen Dingen, die Sie gewählt haben oder wählen möchten und denken Sie alles bis zum Ende durch, fragen Sie sich also z.B.: Was gehört alles dazu? Gibt es einen Mangel im Detail? Gehören offensichtlich Dinge dazu, die in meiner Vorstellung anders sind oder sein sollten? Handelt es sich dabei um einen Mangel, der von selbst wieder verschwindet? Notieren Sie sich, welche Mangelsituationen Sie aufspüren. Übung 24: Ende des Mangels aufspüren Schreiben Sie eine Liste mit mindestens fünf Situationen, in denen ein Mangel bestand, der beendet wurde. Situationen also, in denen z.B. durch eine Veränderung der Mangel beendet wurde oder in denen ein verborgener Fehler beim Sichten der Alternativen auftrat, so dass der Mangel nur ein Scheinmangel war und durch Erkenntnis beendet wurde. Notieren Sie sich, wie die Mangelsituation beendet wurde und spüren Sie Ähnlichkeiten auf.
Beim Mangel ist folglich immer wichtig, zu prüfen, ob es sich um einen permanenten oder um einen temporären Mangel handelt (vgl. Abbildung 8).
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Mangel Fahrradfahren
Interner Mangel: Verhaltensvoraussetzungen nicht vorhanden
Externer Mangel: Verhaltensrahmen nicht vorhanden
Körper
Geist
Objekt
Raum
Gesundheit
Fähigkeit
Fahrrad
Straße
Temporär
Temporär
Temporär
Temporär
Fliege im Auge
Unkonzentriert
Schloss vereist
Straße verschneit
Permanent
Permanent
Gleichgewichtsinn gestört Kann nicht Fahrradfahren
Permanent
Permanent
Kein Fahrrad vorhanden
Keine Straße vorhanden
Abbildung 8: Temporärer und permanenter Mangel Ein „temporärer Mangel“ besteht, wenn Körper, Geist, Objekt oder Raum vorübergehend im Hinblick auf eine bestimmte Entscheidung mangelhaft sind. Beim „permanenten Mangel“ ist die Mangelsituation nur mit erheblichem Aufwand – wenn überhaupt – veränderbar. Die Übergänge zwischen temporärem und permanentem Mangel sind naturgemäß fließend: Wenn ein – temporär – defektes Fahrrad nicht in die Werkstatt gebracht wird, handelt es sich de facto um einen permanenten Mangel, obwohl dieser eigentlich leicht zu beheben wäre. Die Unterteilung in temporär und permanent können Sie natürlich ebenso vornehmen für die Möglichkeit und die Gelegenheit. Beim Beobachten von Gelegenheitsfenstern in Übung 4 haben Sie bei91
spielsweise, ohne dass es dort so benannt wurde, temporäre Gelegenheiten identifiziert. Übung 25: Wiederholung und Fehlertraining Zeichnen Sie aus dem Gedächtnis die Abbildungen 5-8. Ergänzen Sie sie durch Kommentare und Beispiele. Zeichnen Sie für die Möglichkeit und die Gelegenheit, eine Beispielgrafik, in der zwischen temporär und permanent unterschieden wird. Basteln Sie sich Vokabelkärtchen für die folgenden Begriffe und kontrollieren Sie, ob Sie die für Glücksschmiede relevante Spezialbedeutung parat haben: Scheinmangel, fraglicher Fehler, echte Gelegenheit, verborgener Fehler, Scheinursache, echte Korrektur, temporäre Möglichkeit, verborgene Alternative, Scheinalternative, echte Alternative etc. Wenden Sie dann das gerade erlernte Wissen an! Betrachten Sie bei der Anwendung der in Phase I erlernten Methoden, ob und welche Fehler Sie bemerken. Beobachten Sie, was genau Sie gewählt haben. Beobachten Sie, ob und wie Ihre Korrekturen wirksam werden etc. – trainieren Sie, trainieren Sie, trainieren Sie!
Sie haben nun das Handwerkszeug beisammen und können in vielen Situationen erfolgreich Fehler identifizieren, einstufen und daraus lernen. Wenden Sie also das in der ersten Phase gewonnene Wissen weiter achtsam an, korrigieren Sie, wo möglich, auftretende Fehler und kommen Sie bald zur zweiten Lerneinheit wieder. Im zweiten Teil dieser Phase stelle ich Ihnen einige Spezialsituationen und Fallen vor, die sich in der Vergangenheit als besonders tückisch herausgestellt haben. Insbesondere beleuchte ich die Situation der „Unmöglichkeit der Erfüllung“, die ich bereits mehrfach kurz erwähnte, und die eine der größten und gefährlichsten Fallen ist, in die Sie als Schmied Ihres Glückes geraten können.
[Wenn Sie möchten, folgt ein Exkurs des Kollegen auf Seite 93.] [Wenn Sie den Exkurs lieber überspringen, blättern Sie zu Seite 95. Wenn Sie etwas anderes möchten, wählen Sie auf Seite 78.]
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Vorsicht, Fehler! In Phase I Ihres Praktikums haben Sie anhand vieler Übungen eine einfache Methode erlernt, Ihr Glück zu schmieden. Dabei benutzen Sie verschiedene einfache Modelle, z.B. beim Sichten und sortieren von Alternativen. Jetzt, in Phase II, werden Sie einige weitere einfache Modelle kennen lernen, die es Ihnen ermöglichen, Fehler zu identifizieren und zu korrigieren. „Nichts ist so praktisch wie eine gute Theorie!“, sagte Kurt Lewin einst (vgl. Marrow 1977: 145), doch dies gilt in unserem Falle natürlich nur, wenn die Methode passt. Pierre Flourens fasste die Bedeutung der Methode treffend zusammen: „Alles hängt in der experimentellen Forschung von der Methode ab, da es die Methode ist, die zu den Ergebnissen führt. Eine neue Methode führt zu neuen Ergebnissen, eine genaue Methode zu präzisen Ergebnissen; eine unklare Methode hat nie zu etwas anderem geführt als zu verworrenen Ergebnissen.“ (vgl. Teitelbaum 1967). Betrachten wir also zunächst die Versuchssituation, denn um nichts anderes als experimentelle Forschung, kleine Selbstversuche, handelt es sich bei den Übungen, beim Schmieden Ihres Glückes. Sie überprüfen im Selbstversuch, ob die Methode funktioniert, ob die gegebenen Modelle hinreichend sind: „Ein gutes konzeptuelles Modell ermöglicht es uns, die Auswirkungen unserer Handlungen vorherzusagen. Ohne ein gutes Modell gehen wir rein mechanisch, quasi blind vor; wir führen Handlungen so aus, wie man es uns beigebracht hat; wir wissen nicht recht, warum wir welche Auswirkungen zu erwarten haben oder was wir tun sollten, wenn etwas schiefgeht. Solange alles richtig funktioniert, kommen wir zurecht. Wenn etwas aber nicht funktioniert oder wenn wir auf eine neuartige Situation stoßen, dann brauchen wir ein tieferes Verständnis, ein gutes Modell.“ (Norman 1989: 24f.). Versuche können entweder unter natürlichen Bedingungen, z.B. als Felduntersuchungen, 93
angelegt sein, oder reduziert und isoliert, z.B. als Laborexperiment. Während das Argument für die erste Art von Versuch lautet, dass sonst der größere Zusammenhang verloren gehe, argumentiert z.B. Teitelbaum (1967) für die reduzierte Variante: „Um Verhalten zu verstehen, müssen wir es in einfachere Einheiten zerlegen und dann lernen, wie diese Einheiten sich zusammenfügen um Verhalten zu erzeugen.“ In unserem Fall stellt jede Entscheidungsfindung eine Versuchssituation dar. Manchmal können Sie dabei die Umgebungseinflüsse reduzieren, teilweise ist dies aber auch unmöglich, da der „Raum“ ja im Modell enthalten ist und berücksichtigt werden muss. Es ergibt sich auch in anderer Hinsicht eine schwierige Situation, da Sie sowohl Objekt Ihrer Beobachtung (z.B. bei der Einstufung der Komponenten „Körper“ und „Geist“), als auch Beobachter sind und somit auf Ihre Introspektion angewiesen bleiben. Leider ergeben sich hier viele Fallstricke, von denen ich Ihnen einige kurz im Exkurs „Vorsicht, Falle!“ vorstellen werde. Wir „funktionieren“ im Alltag bei weitem nicht so rational und fehlerfrei, wie wir gerne von uns selbst glauben. Um Ihnen die Beobachtung etwas zu erleichtern, werden Ihnen in dieser Phase daher einfache Modelle zur Fehlererkennung und Fehlerkorrektur an die Hand gegeben. In der Fehlerforschung etablierte Rassmussen (Rasmussen/Jensen 1974; Rasmussen 1986) eine dreigliedrige Typisierung in fähigkeits-, regel- und wissensbasierte Fehler. Reason unterscheidet auf der fähigkeitsbasierten Ebene anschaulich zwischen Schnitzern (slips) und Patzern (lapses) und stellt die Zusammenhänge der Dynamik der Ursachenforschung und –korrektur in seinem einprägsamen „Generischen FehlerModellierungs-System“ dar (vgl. Reason 1994: 93). Schauen Sie sich diese Typisierungen und Modelle bei Gelegenheit als Ergänzung zu den von meinem Kollegen in der Lerneinheit „Aua! Errare humanum est!“ vorgestellten Betrachtungen an. [Lesen Sie jetzt bitte weiter auf Seite 95.] 94
Sechs Freunde im Kino Bevor ich ihnen diese Geschichte erzähle, möchte ich Ihnen meinen herzlichen Glückwunsch zum Eintritt in Phase II Ihres Praktikums aussprechen! Als kleines Willkommensgeschenk habe ich einige Filmempfehlungen für Sie: Little Miss Sunshine (2006) Und täglich grüßt das Murmeltier (1993) Elisabethtown (2005) Rhythm is it! (2004) Whale Rider (2002) Elling (2001) Liebe braucht keine Ferien (2006) Vaya Con Dios (2002) Wie im Himmel (2004) Wer tötete Victor Fox? (2002) Die Filme behandeln Motive und Themen, die in dieser Phase des Praktikums zentral sind, z.B.: Training, Durchhalten, Fehler, Scheinfehler und deren Korrektur. Um Fehler und Scheinfehler geht es auch in der Geschichte, die Sie sich ausgesucht haben. In der zentralen Lerneinheit gab es das Beispiel der drei Freunde im Kino. Dieses Beispiel erweitere ich hier für Sie um drei Freunde: Es waren einmal sechs Freunde, die wollten einen schönen Abend im Kino verbringen. „Kino ist super, da gibt es Popcorn!“, rief der Erste. „Kino mit Freunden ist immer ein herrliches Erlebnis!“, freute sich der Zweite.
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„Und wenn man dann hinterher miteinander über den Film spricht…“, sinnierte der Dritte. „Aber der Film könnte Schrott sein!“, gab der vierte zu bedenken. „Ich bekomme immer Kopfschmerzen“, nörgelte der Fünfte. „Ich liebe Kino“, meldete sich der Sechste zu Wort, „aber mir ist irgendwie übel.“ Die Freunde entschieden, eine Abendvorstellung von „Schräger als Fiktion“ zu besuchen. Als Sie sich im Kino einfanden, stellten Sie erstaunt fest, dass die Popcornmaschine einen Defekt hat. „Ich hatte mich so auf das Popcorn gefreut!“, rief der Erste. „Ach, halb so wild“, versuchten die anderen zu trösten. Der Film gefiehl ihnen sehr. Der fünfte Freund vergaß vor lauter Freude sogar, Kopfschmerzen zu bekommen. Nur dem sechsten Freund war leider unverändert übel. Deshalb verabschiedete er sich nach der Vorstellung schnell und fuhr nach Hause. Da er vier der anderen im Auto mitnahm, blieb der dritte Freund allein und etwas betrübt zurück und dachte bei sich: „Schade, keine Gespräche über den Film…“ Ich gebe zu, diese Geschichte ist nicht sonderlich pointiert. Sie ist sehr schmucklos und funktional gehalten, fast schon eine reine Gedächtnisstütze, um Beispiele für die verschiedenen Situationsklassifikationen zu haben. Daher mein Vorschlag: Nutzen Sie die Gelegenheit und schmücken Sie das Rohgerüst, das Ihnen diese Geschichte bietet, in den folgenden Übungen zu einer hinreißenden, wortgewaltigen und prachtvollen Erzählung aus! Übung 38: Elf Freunde im Kino Schreiben Sie die Geschichte „Elf Freunde im Kino“, bei der Sie nicht nur für jede Situationsklassifikation (Scheinmangel, echter Mangel, Scheinmöglichkeit, echte Möglichkeit, Scheingelegenheit und echte Gelegenheit) eine Situation erfinden, sondern diese auch noch – falls möglich – unterschiedlich gestalten im Hinblick auf die Unterelemente Verhaltensvoraussetzungen (intern) und Verhaltensrahmen (extern). Sie dürfen – wenn Sie möchten – die Geschichte „Sechs Freunde im Kino“ als Vorlage verwenden. Sie haben dann schon sechs Perspektiven und
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müssen lediglich noch fünf Freunde hinzuerfinden, die andersartige Erlebnisse während des Kinoabends haben. Beispielsweise gibt es ja bereits einen Freund, der sich sicher ist, freudig Popcorn essen zu können, doch es ist völlig überraschend kein Popcorn vorhanden; hierbei handelt es sich um eine extern bedingte Scheingelegenheit. Die fehlende Variante ist hier folglich die intern bedingte Scheingelegenheit… Übung 39: 21 Freunde im Kino Erfinden Sie eine Geschichte mit dem Titel „21 Freunde im Kino“, bei der Sie nicht nur für jede Situationsklassifikation (Scheinmangel, echter Mangel, Scheinmöglichkeit, echte Möglichkeit, Scheingelegenheit und echte Gelegenheit) eine Situation erfinden, sondern diese auch noch – falls möglich – unterschiedlich gestalten im Hinblick auf die internen und externen Unterelemente Körper, Geist, Objekt und Raum. Sie dürfen – wenn Sie möchten – die Geschichte „Sechs Freunde im Kino“ oder Ihre Geschichte „11 Freunde im Kino“ als Vorlage verwenden. Sie haben dann schon einige Perspektiven und können so leichter Freunde hinzuerfinden, die andersartige Erlebnisse während des Kinoabends haben. Beispielsweise gibt es in Ihrer Geschichte vielleicht einen Freund, der sich sicher ist, das er das Kino nicht mag, was sich auch bestätigt; hierbei handelt es sich um einen räumlich bedingten echten Mangel. Die noch fehlenden Varianten sind hier folglich objektbedingter, körperlich bedingter und geistig bedingter echter Mangel…
[Es folgt jetzt wieder eine zentrale Komponente Ihrer Ausbildung. Sie heißt „Erfüllung jetzt!“ und beginnt auf Seite 98.] [Wenn Sie lieber etwas ganz anderes wählen möchten, blättern Sie bitte zur Seite 78.]
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Erfüllung jetzt! In der ersten Lerneinheit dieser zweiten Phase Ihres Praktikums haben Sie gelernt, Fehler zu identifizieren und einzustufen. In Kombination mit der Fähigkeit, Alternativen und Situationen einzuordnen, die Sie in Phase I erlernten, ergibt sich für Sie die Möglichkeit, sehr viele Situationen Ihres Lebens zu betrachten und zu analysieren: Warum ist etwas so wunderschön? Warum ist etwas leider mangelhaft? Sie können sowohl Situationen analysieren, die gegenwärtig als Alternativen zur Auswahl stehen, als auch Situationen, die längst vergangen sind. Bei vergangenen Situationen kommt es manchmal vor, dass die Folgen fortdauern: Wenn Sie in eine Falle tappen, sind Sie meist länger darin gefangen. Anliegen dieser Lerneinheit ist, Ihnen exemplarisch einige dieser Fallen zu erklären, ist. Mit Hilfe des hier vorgestellten Wissens können Sie dann, wenn Sie möchten, beobachten, ob und wo in Ihrem Leben Sie momentan in der Falle stecken. Stellen Sie sich vor, Sie möchten Ihr Glück schmieden, haben aber nur eine völlig zugestellte, rümpelige Schmiede zur Verfügung. Nichts ist an seinem Platz und unter Umständen hat sogar jemand vergessen, die Kohlevorräte aufzufüllen. Sie stehen also in der Schmiede und müssen erkennen, dass in dieser Situation der Schmiedevorgang nicht mit dem Entfachen des Feuers beginnt, sondern mit dem Entrümpeln der Schmiede. Anschließend wird geputzt und sortiert, ergänzt und geordnet. Schließlich füllen Sie die Kohlevorräte auf und kaufen Werkzeug nach, das in der Unordnung abhanden gekommen ist. So hatten Sie sich das Schmieden nicht vorgestellt, aber anders kann es bei dieser Ausgangslage nicht beginnen. Wenn Sie mitten im Gerümpel ein Feuer anzünden würden, würde die ganze Schmiede abbrennen – mit Ihnen mittendrin, verkeilt zwischen zwei alten Regalen. Das will keiner, also beginnen Sie vorsichtig mit dem Aufräumen. 98
Übung 26: Die Rümpelschmiede begehen Besichtigen Sie Ihre Schmiede und stellen Sie fest, wie viel Gerümpel und Unordnung Sie entdecken. Schreiben Sie eine Liste mit Situationen, die chaotisch sind, Gegenständen, mit dessen Besitz Sie nicht wirklich zufrieden sind etc. Schreiben Sie alles auf, was Ihnen irgendwie nicht ganz gefällt. Dabei ist es selbstverständlich, dass Sie nicht alles auflisten können, denn hinter Gerümpel verbirgt sich meist noch mehr Gerümpel. Das können Sie aber erst erkennen, wenn die erste Lage abgeräumt ist. Sie werden diese Übung später noch einige Male mit neuer Perspektive wiederholen. Listen Sie jetzt, in der ersten Runde, nicht mehr als fünf Dinge auf.
Sobald Sie erkannt haben, dass das Aufräumen der erste Schritt zum Schmieden Ihres Glückes ist, macht es vielleicht schon ein wenig Spaß. Es ist nur einmal erforderlich und wird gekrönt durch ein herrliches Wohlgefühl, wenn das Schmiedefeuer brennt. Freuen Sie sich darauf, in der sauberen und gut sortierten Schmiede frei arbeiten zu können – im Einklang mit sich und der Welt. Fiesta oder Falle? Sie kennen vielleicht den Spruch: „Ein intelligenter Mensch kann sich aus jeder misslichen Lage wieder befreien, ein weiser Mensch gerät gar nicht erst hinein.“ Besichtigen wir also einige der größten Fallen und beginnen mit dem intelligenten Großputz… Übung 27: Das Gerümpel analysieren Nehmen Sie sich die Liste zur Hand, die Sie in Übung 26 erstellt haben und analysieren Sie jeden Eintrag mit den bisher erlernten Methoden: Wie steht es in Bezug auf diesen Listenpunkt mit Körper, Geist, Objekt und Raum? Liegt ein Mangel vor? Wenn ja: Ist der Mangel temporär oder permanent? Können Sie Fehler erkennen? Wann ist es unangenehm geworden und warum? Haben Sie Korrekturen vorgenommen?
Im Folgenden werde ich Ihnen nun einige der beliebtesten Fallen vorstellen. Zu jeder der Fallen könnte man etliche Lehreinheiten abhalten. Sie sind verhaltensrelevant, verbesserungsblockierend und glückverhindernd. Wenn Sie also bemerken, dass Sie in eine bestimmte Falle mit großer Vorliebe tappen, informieren Sie sich eingehender darüber. Natürlich nur, wenn Sie möchten – vielleicht ist meine kleine Kurzbeschreibung in Ihrem Fall ja hinreichend. 99
Falle 1: „Aber das war alles so teuer!“ Bindung, Schutzsignal und Scheinrettung Hilfe! Soll ich denn das alles einfach so wegschmeißen? Jein. Einiges sicher, manches muss hingegen nur wieder richtig geordnet werden. In der Regel gilt: Je mehr Sie in einen bestimmten Gegenstand, eine Person oder eine bestimmte Perspektive investiert haben, desto schwerer fällt es Ihnen später, sich wieder davon zu trennen. Egal, ob Sie nun Zeit, Geld, Arbeit, Liebe, Hoffnung oder Schmerz investiert haben. Jede Art von Investition schafft Bindung und Wertschätzung. Manche Studentenverbindungen nutzen diesen Mechanismus beispielsweise, indem Sie grausame und demütigende Aufnahmerituale praktizieren. Aus dem gerade dargestellten Blickwinkel stellen diese Rituale eine überaus nützliche und geschickte Methode dar, den Bewerbern eine dramatische Investition abzuringen und dadurch Bindung zur Verbindung zu erzeugen. Droht der Verlust von etwas, empfinden Sie Verlustangst. Dieses Schutzsignal bewahrt Sie normalerweise davor, erwünschten Besitz zu verlieren. Es bewahrt Sie aber leider unter Umständen auch davor, unerwünschten Besitz wieder los zu werden, denn das Signal ist nicht eigenintelligent. Ein Vergleich: Ein Schloss kann nur schließen. Das Schloss weiß nicht, ob es Sie gerade vor fünf Einbrechern beschützt oder in einem Käfig zu Unrecht gefangen hält. Andere Schutzsignale, die Sie gefangen halten können, sind z.B. Schmerz, Angst und das schlechte Gewissen. Bindung und Wertschätzung, die auf Grund von Investitionen entstehen und wachsen, sind sofort stark und wirksam, sagen aber nichts – ich wiederhole: Nichts! – über den Menschen, die Studentenverbindung, die Einstellung, das Haus oder die Aktie, in die Sie investiert haben. Es sagt lediglich über Sie, dass Sie glauben, es sei eine gute Idee, hier zu investieren. Das Haus kann eine Ruine sein, die Aktie ein Reinfall und der neue Freund vielleicht ein Biest.
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Schutzsignal Schmerz
Unerwünschte Situation gefährdet Dorn steckt im Fuß, wird leicht herausgezogen
Erwünschte Situation gefährdet Dorn berührt leicht den gesunden Fuß
Scheinrettung
Echte Rettung
Bewegung wird unterbrochen: Dorn bleibt stecken
Bewegung wird unterbrochen: Dorn dringt nicht ein
Abbildung 9: Scheinrettung und echte Rettung Haben Sie bereits viel investiert, wird es unter Umständen sehr schwierig, das sinkende Schiff zu verlassen. Sind Sie sich der gerade geschilderten Mechanismen jedoch bewusst, können Sie die Situation differenzierter wahrnehmen: Sie treffen dann wahrscheinlich, wenn Sie z.B. einen echten und permanenten Mangel entdecken, unbeirrt und auch trotz größter Verlustgefühle eine neue Wahl. Maximale Abschreibungen, zerbrochene Freundschaften oder ein großes Lehrgeld, sind Investitionen in Ihr eigenes Glück, die sich garantiert auszahlen. Wenn der ganze Plunder aus der Schmiede entfernt ist, können Sie endlich frei arbeiten! Übung 28: Bindung beobachten Schreiben Sie sich eine Liste mit einigen Dingen, die Sie auf gar keinen Fall verlieren möchten. Begutachten Sie, inwiefern Bindung eine Rolle spielt, bei den Punkten auf der Liste, die Sie in Übung 26 erstellt haben. Verhindert diese Falle bei einem oder mehreren Punkten, dass Sie Investitionen von Zeit, Geld, Liebe o.ä. kappen?
Wie Sie gerade bei den Investitionen schon gesehen haben: Verlust tut weh. Auf die eine oder andere Art. Fragen Sie sich, was, auf Dauer gesehen, unangenehmer ist: Alles so zu lassen, wie es momentan ist, oder etwas zu verändern. Was schmerzt mehr? Eine rümpelige Schmiede aufzuräumen, sich von einem Haufen Kram 101
zu trennen oder niemals Ihr Glück schmieden zu können. Verlustschmerz bei unerwünschten Dingen oder Situationen, ist eine Sonderform des Schmerzes, die auftritt, wenn die Grenze, die der Schmerz markiert, durchbrochen wurde (vgl. Abbildung 9). Der Dorn im Fuß wäre, wenn das Schmerzsignal innerhalb von Millisekunden wahrgenommen worden wäre, gar nicht erst hineingelangt. Sie hätten den Schmerz bemerkt und den Fuß zurückgezogen. Hier ergibt sich eine ähnliche Situation, wie beim schlechten Gewissen, das ich aber gleich noch gesondert mit Ihnen betrachten werde. Zunächst noch kurz ein Wort zum Schmerz: Oft begegnet mir bei unseren Praktikanten Verwirrung in Bezug auf die grenzmarkierende Signalfunktion des normalen Schmerzes: „Ich müsste doch über Beleidigungen stehen…“, „Mein Fell ist nur nicht dick genug, dass sollte mir nicht weh tun…“, „Schmerzen sind eine Strafe…“, „Ich kann nicht genug annehmen, was ist, der Schmerz zeigt mir, dass ich noch nicht reif bin…“, „Ich muss das aushalten und dabei glücklich und dankbar sein…“ etc. Stopp! Würden Sie auch so über Ihren Schmerz denken, wenn Sie Bauchschmerzen vor Hunger haben? Würden Sie Ihr Zeltlager auf einem Kaktushaufen aufschlagen und denken, Sie müssten das aushalten? Vermutlich nicht. In Schmerz zu leben, ist sicher eine gangbare Wahl, aber vielleicht wählen Sie probehalber einmal diese Perspektive: Achten Sie Ihren Schmerz als das, was er ist: Ein Schutzsignal! Ein Stopp! Schmerz in jeder Form ist wie ein guter Freund, der Grenzen aufzeigt und vor größerem Schmerz bewahrt – wenn man auf ihn hört (vgl. Abbildung 9). Verbrennt sich eine Person den Finger an einer Kerze, ist der Schmerz ein Schutzsignal, der die Hand dieser Person rettet, wenn sie reagiert und den Finger aus der Flamme zieht. Wenn jemand eine Ihrer Grenzen verletzt, ist es meist eine gute Wahl, zu reagieren, und die Grenze des Verhaltenskorridors zu kommunizieren. Stellen Sie sich vor, Sie stehen im Bus und eine Frau mit Stöckelschuhen steigt zu. Die Frau steht plötzlich mit einem Absatz direkt auf Ihrem Fuß. Sie haben jetzt die Wahl: Nut102
zen Sie das Gelegenheitsfenster und kommunizieren Sie („Aua!“)? Oder erdulden Sie still den temporären echten Mangel ohne der Frau Bescheid zu geben? Wenn Sie sich bemerkbar machen, hat das viele positive Folgen: 1. Sie haben die Gelegenheit genutzt, den Verhaltenskorridor abzustecken und sich Luft zu machen. 2. Sie geben der Frau die Chance, das Missgeschick zu bemerken und sich zu entschuldigen. Vielleicht lädt sie Sie auf einen Kaffee ein. 3. Sie beschützen die Frau und alle anderen Menschen vor zukünftigem Schmerz und Schaden. Wieso das? Indem Sie der Frau die Überschreitung der Verhaltenskorridorgrenze mitteilen, ermöglichen Sie ihr, die Grenze wahrzunehmen und in Zukunft zu achten. Stellen Sie sich vor, Sie sagen nichts und die Frau stöckelt unachtsam weiter. Die nächste Person bekommt vielleicht gleich einen Wutanfall und bricht der Frau die Nase. Möchten Sie durch Ihr Nicht-Bescheid-sagen indirekt für eine solche Situation mitverantwortlich sein? Wahrscheinlich nicht. Wenn Sie Bescheid geben, ist es einzig und allein die Entscheidung der Frau, wie Sie sich in Zukunft verhält. Sie sind nicht mehr mitverantwortlich. Vielleicht stöckelt Sie Ihnen sogar bald wieder auf den Fuß. Aber dann ist die Situation wieder anders und neu: Sie sind jetzt eindeutig im Recht. Sie haben die Grenze kommuniziert und können jetzt Konsequenzen ziehen, die für die andere Person leicht verständlich und nachvollziehbar sind. Es wird für diese Frau keine Überraschung sein, wenn Sie ihr klar signalisieren, dass sie sich in Zukunft bitte ganz von Ihnen fernhalten möge. Mit dieser Verhaltensstrategie ist es Ihnen eventuell auch möglich, schnell und ohne Groll mit der Situation abzuschließen und trotzdem innerlich „Danke“ zu sagen. Nicht „Danke für die Verletzung“, sondern „Danke für diese Lehre“, denn die Person hat Ihnen unbeabsichtigt geholfen, Ihre Grenzen und damit sich selbst besser kennenzulernen. Wenn Sie diese Art des Umgangs wählen, ist der normale Schmerz ein willkommenes Schutzsignal, das Ihnen erlaubt, Ihre Grenzen zu entdecken. Gleichzeitig werden Sie vor größerem Schmerz gewarnt 103
und bewahrt. Dies gilt insbesondere in Bezug auf Ihren Körper, der Ihnen meist sehr deutlich zeigt, wenn er eine Belastungsgrenze erreicht hat. Übung 29: Schmerz beobachten Schreiben Sie sich eine Liste mit einigen Situationen, in denen Sie Schmerz empfunden haben. Analysieren Sie, ob es sich um normalen Schmerz handelte oder um die Spezialform des Schmerzes, die bei bereits überschrittener Grenze auftritt. Betrachten Sie weiterhin, ob Sie in den jeweiligen Situationen Ihren Schmerz und die Überschreitung des Verhaltenskorridors mitgeteilt haben. Begutachten Sie, inwiefern Schmerz bei den Punkten auf der Liste, die Sie in Übung 26 erstellt haben, relevant ist. Verhindert diese Falle bei einem oder mehreren Punkten, dass Sie sich aus schmerzhaften Situationen befreien?
Sich von Dingen, Menschen oder Sichtweisen zu verabschieden, ist manchmal sehr schwer. „Das darf ich nicht wegschmeißen, das war ein Geschenk!“ Sie kennen solche Gedanken. Beim Entrümpeln der Schmiede begegnen Sie früher oder später auch dem Schutzsignal „schlechtes Gewissen“. Im Folgenden erfahren Sie, warum diese Begegnung wichtig und richtig ist. Dazu zunächst eine Arbeitsdefinition: Ihr Gewissen ist ein großartiges Messinstrument für das Maß Ihrer Übereinstimmung mit einer bestimmten Einstellung. Soweit vorhanden auch mit dem zugehörigen sozialen Gefüge. Verhalten Sie sich gemäß der Einstellung, haben Sie ein gutes Gewissen und sind mit sich und der Welt im Reinen. Verraten Sie die jeweilige Einstellung, durch abweichende Gedanken, Gefühle oder Taten, haben Sie in der Regel sofort ein schlechtes Gewissen. Der entscheidende Punkt ist, dass das Gewissen immer nur in Bezug auf die jeweilige Situation misst und gilt (vgl. Abbildung 9). Es ist kein absolutes Instrument zum Messen richtigen oder falschen Verhaltens. Das wird Ihnen sehr deutlich, wenn Sie in einen Gewissenskonflikt geraten, der übrigens auch eine Variante der Situation der „Unmöglichkeit der Erfüllung“ darstellt, die wir später als „Falle 2“ ausführlich behandeln. 104
Stellen sie sich vor, sie haben versprochen, einem Freund bei seinem Umzug zu helfen. Nun werden Sie krank. Ihr Gewissen ist plötzlich zu zweit. Ein Gewissen sagt: „Bleib zu Hause und ruhe, das schuldest du deinem Körper.“ Ein anderes Gewissen sagt: „Erfülle dein Versprechen, das schuldest du deinem Freund.“ Zwei Verpflichtungen kollidieren. Daran sehen Sie deutlich, dass das Gewissen nicht absolut, sondern immer relativ funktioniert. In der Literatur finden Sie ein berühmtes Beispiel in der Antigone von Sophokles. Darin wird ein solcher Gewissenskonflikt, der aus der Unvereinbarkeit zweier Systeme entsteht, beschrieben. Das System Staat verbietet etwas, das System Kirche verlangt es. Antigone löst den Konflikt, indem sie die für sich passende Entscheidung aus einer für sie übergeordneten Einstellung herleitet: „Mitzulieben, nicht mitzuhassen bin ich hier.“ Sie verhält sich folglich getreu Ihrer höchsten Einstellung und ist mit sich im Reinen. Andere Lösungen, bei anders gearteten übergeordneten Einstellungen, sind natürlich ebenfalls denkbar und können genauso schlüssig begründet werden. In dem Beispiel davor können Sie sich ebenfalls schlüssig entscheiden, je nachdem, wie Sie gewichten. Haben Sie eine Entscheidung gefällt, verschwindet dadurch allerdings nicht augenblicklich das schlechte Gewissen, dass Ihnen anzeigt, dass Sie die andere Einstellung verletzen. Sind Sie in Ihrer Entscheidung sicher und klar, nehmen Sie diesen Umstand gelassen wahr. Sind sie aber unsicher und ist Ihnen die Relativität des Schutzsignals nicht bewusst, kann leicht die folgende Falle entstehen: Sie entscheiden sich für eine neue Einstellung, für ein neues Verhalten, werden aber sofort von Ihrem schlechten Gewissen dem alten Verhalten gegenüber gestoppt und zurückgepfiffen. Eine Scheinrettung (vgl. Abbildung 9). Wenn Sie die gerade erläuterten Mechanismen nicht kennen, werden Sie reumütig und beschämt zu Ihrem alten Verhalten zurückkehren und nie wieder einen Wechsel versuchen. Sie sind auf ewig gefangen und verpflichtet. 105
Mit dem Wissen um die gerade vorgestellten Mechanismen im Hinterkopf, sind Sie in der Lage, sich souverän zu befreien: Sie erwarten das schlechte Gewissen beim Ändern einer Einstellung mit Freude, denn Sie wissen: „Sobald es kommt, überschreite ich die Grenze.“ Es ist nun die Partyleuchte Ihrer Siegesfeier, die Siegfanfare, die Ihnen verkündet, dass Sie tatsächlich das Alte hinter sich lassen. Wenn Sie also einmal erkannt haben, dass Ihnen eine bestimmte Einstellung schadet und sie eine neue Wahl treffen, passieren Sie unbeirrt und mit Freude das zugehörige schlechte Gewissen. Es ist wie beim Radio: Wenn man den Radiosender wechselt, rauscht es einmal kurz. Das ist das schlechte Gewissen. Ihre neue Einstellung hat natürlich wieder ihr eigenes Gewissen, das Ihnen Rückmeldung gibt und ein nützliches Schutzsignal sein kann, das Ihnen hilft, sich angemessen zu verhalten und in der erwünschten Situation sicher zu verweilen. Übung 30: Das schlechte Gewissen beobachten Schreiben Sie sich eine Liste mit einigen Situationen, in denen Sie ein schlechtes Gewissen hatten. Analysieren Sie, ob es sich um ein normales schlechtes Gewissen handelte oder um die Spezialform des schlechten Gewissens, die bei unerwünschten Situationen auftritt. Begutachten Sie, inwiefern das schlechte Gewissen bei den Punkten auf der Liste, die Sie in Übung 26 erstellt haben, eine Rolle spielt. Verhindert diese Falle bei einem oder mehreren Punkten, dass Sie sich befreien?
Angst ist in vielen Situationen ebenfalls ein Schutzsignal, dass Ihnen hilft auszumisten. Oft begegnen mir bei Praktikanten Einstellungen wie „Angst vermeide ich…“, „Angst ist schrecklich…“, „Angst ist mächtig und unbesiegbar…“, „Ich habe Angst vor der Angst vor der Angst…“ etc. Aber: Je gewaltiger die Angst, desto größer die Befreiung, sobald Sie die Falle entdeckt und verlassen haben. Wagen Sie einen Blick auf Ihre Ängste…
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Falle 2: „Aber ich schaffe es auch ohne Aufräumen!“ Unmöglichkeit der Erfüllung Das Genie beherrscht das Chaos? Sie haben schon recht: Beim Elektriker zu Hause ist die Chance groß, blanke Leitungen zu finden, denn er ist Profi, kennt sich aus, kann die Risiken einschätzen und meistern. Sie sind aber vermutlich weder Elektriker, noch Genie und deshalb empfehle ich Ihnen dringend, fürs Erste mit einer ordentlichen Schmiede zu starten. "Duo cum faciunt idem, non est idem", lautet die durch Terenz überlieferte Weisheit: „Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe.“ Was für den einen Routine sein mag, ist beim anderen lebensgefährlicher Übermut. Wenn Sie glauben, etwas zu können, können es aber nicht, befinden Sie sich in einer der vielfältigen Situationen der „Unmöglichkeit der Erfüllung“. Diese Bezeichnung verwenden wir hier für jede Situation, in der die angestrebte, geforderte oder gewählte Alternative unmöglich ist. Dabei lässt sich meist eine kurze paradoxe Handlungsanweisung formulieren, die die Unmöglichkeit der Erfüllung auf den Punkt bringt. Im Beispiel der zugerümpelten Schmiede ohne Kohlen, könnten Sie die paradoxe Handlungsanweisung so formulieren: „Schmiede ohne Feuer.“ Wenn Sie sich die Situation dergestalt verdichtet vor Augen führen, wird Ihnen vermutlich deutlich, dass der Ausruf: „Aber ich schaffe es auch ohne Aufräumen!“ etwas unrealistisch war. Erkennen Sie die Unmöglichkeit nicht, befinden Sie sich in einer ausweglosen Situation, in der Sie nur scheitern können. Eine Zwickmühle. Paradoxe Handlungsanweisungen sind sehr beliebt bei Perfektionisten, die sich permanent im Zustand des Scheiterns befinden, da sie etwas Menschenunmögliches von sich verlangen, indem sie von sich selbst bei jeder Handlung fordern: „Tu es perfekt!“. Bei den bisher genannten, sehr kurzen paradoxen Handlungsanweisungen wird Ihnen der enthaltene Widerspruch viel-
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leicht noch nicht richtig deutlich, daher werden wir den Widerspruch noch einmal im Detail betrachten. Wenn Sie in der Lage sind, paradoxe Handlungsanweisungen zu erkennen und Situationen der Unmöglichkeit der Erfüllung zu meiden, ist das schon der halbe Weg ins Glück! Also: Wenn man die Handlungsanweisung „Tu es perfekt!“ ein wenig aufschlüsselt, enthält sie in etwa folgende Aussage: „Erledige das, was nicht auf perfekte Art und Weise erledigt werden kann, auf perfekte Art und Weise!“ Bei der Handlungsanweisung spielt es keine Rolle, ob Sie sich selbst den Auftrag erteilt haben, oder ob die Anweisung von außen an Sie herangetragen wurde. Stellen Sie sich vor, Sie erhalten die Anweisung, die Wäsche zu waschen, aber bitte umweltfreundlich und kuschelig (vgl. Abbildung 10). Eine paradoxe Handlungsanweisung besteht, wie Sie sehen, immer aus zwei widersprüchlichen Elementen, die vereint werden: Einer Kombination aus Ge- und Verboten, die die Erfüllung der Anweisung unmöglich macht. In der Psychologie spricht man hierbei in manchen Fällen von einer Doppelbindung. Lassen Sie sich von meinem Kollegen mehr dazu in seinem Exkurs „Vorsicht, Falle!“ erzählen. Wenn Sie bei der Sichtung von Alternativen aufmerksam die Komponenten Körper, Geist, Objekt und Raum beobachten, werden Sie bei jeder paradoxen Handlungsanweisung sofort die Unmöglichkeit der Erfüllung erkennen. Befreien Sie sich so schnell wie nur irgend möglich aus solchen Situationen, denn hier ist Ihnen Unglück und Scheitern sicher. Wie Sie es auch machen, es wird immer verkehrt sein. Die einzige Möglichkeit ist, die Situation aufzubrechen, indem Sie sie ganz verlassen, oder eines der Elemente entkräften. Eine Person bittet Sie z.B. darum, Ihnen mitzuteilen, wenn Fehler geschehen. Sie tun dies, wie gewünscht, doch die Person heißt dies nicht willkommen, sondern beschimpft Sie als oberlehrerhaft. Eine sehr unangenehme Situation: Wenn Sie keine Fehler anmerken, kommen Sie der Bitte der Person nicht nach. Wenn Sie Fehler an108
Notwendigkeit zu handeln Ich muss waschen
Verbot in Bezug auf die Handlung
Gebot, widersprüchlich zum Verbot
Nicht umweltschädlich!
Kuschelige Wäsche!
Paradoxe Handlungsanweisung Ich muss umweltfreundlich und kuschelig waschen!
Verbot kann nur unter Missachtung des Gebots erfüllt werden
Gebot kann nur unter Missachtung des Verbots erfüllt werden
Ich darf auf keinen Fall Weichspüler verwenden!
Ich muss auf jeden Fall mit Weichspüler waschen!
Unmöglichkeit der Erfüllung Ich muss ohne und mit Weichspüler waschen!
Abbildung 10: Paradoxe Handlungsanweisung und Unmöglichkeit der Erfüllung merken, beschimpft Sie die Person. Die gut versteckte paradoxe Handlungsanweisung lautet: „Sage mir, wenn Fehler geschehen, aber teile es mir nicht mit.“ Sie können nur verlieren. Brechen Sie also möglichst sofort aus dieser Situation aus, z.B. indem Sie die gesamte Situation verlassen. Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass Sie die anfängliche Bitte der Person neu bewerten und als Heuchelei einstufen. Dabei bleibt allerdings die Gefahr, dass die Person Ihnen vorwirft, der Bitte nicht nachgekommen zu sein. Warum spricht man nicht einfach darüber? Versuchen Sie es. Leider ist in vielen Situationen eine Kommunikation über die Unmöglichkeit der Erfüllung nicht erwünscht und nicht möglich. 109
Wenn Sie es schaffen, wenigstens sich selbst davon abzubringen, unmögliche und paradoxe Handlungsanweisungen zu geben (sich selbst oder anderen), haben Sie enorm viel erreicht. Vielleicht schaffen Sie es sogar, Ihr Leben weitgehend von den sich vielschichtig überlagernden Unmöglichkeiten der Erfüllung zu befreien. Eine einzige, tief verankerte Unmöglichkeit der Erfüllung kann Ihnen das ganze Leben versalzen: Sie führen vielleicht ein friedliches und erfülltes Leben mit Ihrer Familie und müssen doch Tag und Nacht bangen, weil Sie keine Aufenthaltsgenehmigung besitzen, für das Land, in dem Sie leben. Zusammengefasst lautet die paradoxe Handlungsanweisung „Lebe friedlich und erfüllt, aber ohne Aufenthaltsgenehmigung!“. Dieser permanente echte Mangel der Komponente Raum, der zur Situation der Unmöglichkeit der Erfüllung führt, liegt hier wie ein düsterer Schatten über allem. Erschaffen Sie sich also nach Möglichkeit eine „Situation der Erfüllung“, eine günstige Gelegenheit, in der Körper, Geist, Objekt und Raum auf allen Ebenen in der benötigten Art und Weise verfügbar sind. Situationen, in denen Sie erwünscht sind, so, wie Sie sind. Situationen, in denen Sie authentisch und wahrhaftig Ihr Leben leben und Ihr Glück schmieden können. Erfüllung jetzt! Übung 31: Unmöglichkeit der Erfüllung beobachten Schreiben Sie sich eine Liste mit einigen Situationen. Analysieren Sie, ob in den jeweiligen Situationen paradoxe Handlungsanweisungen versteckt sind. Formulieren Sie diese. Begutachten Sie, inwiefern paradoxe Handlungsanweisungen und die Unmöglichkeit der Erfüllung bei den Punkten auf der Liste, die Sie in Übung 26 erstellt haben, eine Rolle spielen. Verhindert diese Falle bei einem oder mehreren Punkten, dass Sie sich aus Situationen befreien?
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Falle 3-99: „Aber das brauche ich noch!“ Erwartungen, Fremdglück etc. Was ist der kürzeste Weg ins Unglück? Erwartungen. Mit Erwartungen können Sie selbst die schönste Situation in tiefes Unglück verwandeln. Allein dadurch, dass Sie etwas anderes erwarten. Sobald Sie etwas anderes erwarten, entspricht die schöne Situation nicht mehr Ihren Erwartungen. Die Gegenwart wird Ihren Erwartungen nicht gerecht. Schon sind Sie mit einem Fuß im Unglück. Sie protestieren? Ganz ohne Erwartungen geht es doch nicht? Doch, denn es gibt einen feinen Unterschied zwischen Erwartungen und Zielen. Ein Beispiel: Nehmen wir an, eine Person erwartet einen Rosengarten. Sie betritt das Grundstück und erblickt einen riesigen Misthaufen. Es stinkt. Die Person schreit und schimpft und tritt den Misthaufen. Wie kann der Misthaufen nur so gemein und unverschämt sein!? Die Person hatte hier doch einen Rosengarten erwartet. Der Misthaufen stinkt unbeirrt. Die Person wühlt wütend im Mist, vermutet, dass der Misthaufen die Rosen verdeckt. Eine andere Person hat das Ziel, sich in einem Rosengarten aufzuhalten. Sie betritt das Grundstück und erblickt einen riesigen Misthaufen. Es stinkt. Die Person merkt sofort, dass hier kein Rosengarten ist und geht weiter zum nächsten Grundstück. Sie betritt einen duftenden Rosengarten. So einfach und erheiternd dieses Beispiel auf den ersten Blick auch erscheint, es illustriert eine der größten Fallen, in die Sie hineingeraten können. Wie energisch Sie es auch erwarten und fordern: Ein Broccoli ist kein Schnitzel und ein Misthaufen kein Rosengarten. Übung 32: Erwartungen beobachten Schreiben Sie sich eine Liste mit einigen Situationen, in denen Sie Schmerz empfunden haben. Analysieren Sie, ob es sich um normalen Schmerz handelte oder um die Spezialform des Schmerzes, die bei bereits überschrittener Grenze auftritt. Betrachten Sie weiterhin, ob Sie in den jeweiligen Situationen Ihren Schmerz und die Überschreitung des Verhaltenskorridors mitgeteilt haben.
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Begutachten Sie, inwiefern Schmerz bei den Punkten auf der Liste, die Sie in Übung 26 erstellt haben, relevant ist. Verhindert diese Falle bei einem oder mehreren Punkten, dass Sie sich aus schmerzhaften Situationen befreien?
Um Sie auf „Falle 2“ vorzubereiten, haben wir Sie anfangs kurzzeitig, innerhalb unserer geschützten Lernumgebung, in die Situation der „Unmöglichkeit der Erfüllung“ gebracht. Mit Ihren Erwartungen experimentieren wir in Phase II ebenfalls ein wenig, damit Sie die Gelegenheit haben, Ihre Selbstwahrnehmung zu schulen und zwischen Erwartungen und Zielen zu unterscheiden. Nach Phase I haben Sie ganz automatisch verschiedenste Erwartungen an Phase II entwickelt, aufbauend auf den Erfahrungen, die Sie in Phase I Ihres Praktikums mit mir und meinen Kollegen gesammelt haben. So erwarten Sie z.B. wahrscheinlich, dass Ihnen der Stoff einfach und leicht verständlich präsentiert wird. Sie erwarten Exkurse, Geschichten und Praxis. Im Laufe dieser Phase müssen Sie bemerken, dass einige Ihrer Erwartungen nicht erfüllt werden: Es gibt ungewohnt schwer verständliche Exkurse. Es gibt zusätzliche Übungen, wo Sie kleine Geschichten erwarten und schon wieder begegnen Ihnen viele neue Vokabeln und Modelle. Wenn Sie erwartet haben, von uns bequem zum Schmied Ihres Glückes ausgebildet zu werden, sind Sie jetzt vielleicht wütend und enttäuscht: Warum werden Sie hier in eine Falle nach der anderen gelockt? Es ist dies der Moment, an dem eine kleine Änderung zwingend erforderlich wird: Werfen Sie Ihre Erwartungen über Bord. Sie müssen sich spätestens jetzt das Ziel setzen, „Ihres Glückes Schmied“ zu werden und dieses Ziel verfolgen, auch wenn nicht alles so läuft, wie Sie es erwartet hätten. Nehmen Sie die Situation in die Hand! Wer ein Ziel hat, kann handeln und ihm entgegenstreben. Wer erwartet, wartet sich nur die Füße in den Bauch. Neben eigenen Erwartungen können natürlich auch die Erwartungen, die andere Menschen in Bezug auf Sie und Ihr Verhalten haben, zur Falle werden: Sie mögen der netteste, schönste und in112
telligenteste Mensch der Welt sein – wenn die Menschen in Ihrer Umgebung etwas anderes von Ihnen erwarten, werden Sie Ihres Lebens nicht froh. Halten Sie also Ausschau nach Menschen, die Sie lieben und schätzen, wenn Sie glücklich und Sie selbst sind. An dieser Stelle offenbart sich die nächste große Falle: Fremdglück. Wen machen Sie mit Ihren Entscheidungen glücklich? Wer freut sich am meisten? Sie? Ihr Partner? Ihre Kollegen? Ihre Vorgesetzten? Ihre Eltern? Die Gesellschaft? Ein Prinzip? Fremdglück schmieden Sie mit Entscheidungen, die andere Menschen glücklich machen, Ihnen aber nicht entsprechen. Sehen Sie an dieser Stelle sehr genau hin: Es spricht alles dafür, andere Menschen glücklich zu machen, aber es spricht einiges dagegen, dies so zu tun, dass Sie selbst dabei unglücklich werden. Wechseln Sie jetzt die Perspektive: Überlegen Sie, ob Sie Glück annehmen und genießen könnten, das Ihnen ein anderer beschert, der dabei aber sich selbst unglücklich macht. Wahrscheinlich nicht. Übung 33: Fremdglück beobachten Schreiben Sie sich eine Liste mit einigen Entscheidungen. Analysieren Sie, ob Sie Ihr eigenes oder Fremdglück geschmiedet haben. Fragen Sie sich, wer sich am meisten über die Entscheidung gefreut hat. Begutachten Sie, inwiefern Fremdglück bei den Punkten auf der Liste, die Sie in Übung 26 erstellt haben, eine Rolle spielt.
Neben der Tatsache, dass Sie sich selbst unglücklich machen, wenn Sie Fremdglück schmieden, also Entscheidungen treffen, die Ihnen nicht entsprechen, ist auch das geschmiedete Fremdglück unbeständig: Es zerbricht früher oder später in Enttäuschung. Wer Fremdglück schmiedet, schmiedet leider in der Regel nichtsahnend zukünftiges Unglück für alle Beteiligten. Wenn Sie sich selbst einige Enttäuschungen ersparen möchten, beobachten Sie aufmerksam, ob die Menschen in Ihrer Umgebung Fremdglück schmieden, z.B. indem Sie Ihnen zu gefallen suchen. Halten Sie Ausschau nach den Menschen, die echt und wahrhaftig sie selbst sind. Menschen, die Ihnen gefallen, ganz ohne Ihnen gefallen zu wollen. 113
Wenn Sie erkennen, dass Sie in einer oder mehrerer der vorgestellten Fallen stecken, ist dies manchmal mit einem Gefühl von Misserfolg und Scham verbunden. Was habe ich denn da gemacht? Sie schämen sich vielleicht, dass Sie sich so lange so verhalten haben. Erlauben Sie sich dieses Gefühl, es zeigt Ihnen überdeutlich, dass sie an Erkenntnis gewonnen haben. Sie haben sich in der Vergangenheit sehr wahrscheinlich nach bestem Wissen und Gewissen so gut wie nur möglich verhalten. Nutzen Sie also die Gelegenheit und wenden Sie jetzt Ihre neuen Erkenntnisse an: Verhalten Sie sich weiterhin bestmöglich und befreien Sie sich! Erfüllung jetzt! Bitte beachten Sie, dass die Fallen und Varianten, die ich Ihnen gerade vorgestellt habe, nur eine kleine Auswahl des breiten Spektrums darstellen. Es gibt weitere Fallen: Unzählige Varianten der Angst, der Selbstbestrafung, der Gewohnheit, der Maßlosigkeit, des Vermeidungsverhaltens, der Scheinbegeisterung, der Sucht, der Verstellung, der Minderwertigkeitsgefühle etc. Möglicherweise gibt es einige Fallen, die Ihnen in manchen Situationen mehr zu schaffen machen, als die gerade ausführlich vorgestellten Exemplare. In jedem Fall ist es aber so, dass Sie jetzt, da Sie die Funktionsweise einiger Fallen kennen gelernt haben, auch andere Varianten erkennen können. Sichten Sie aufmerksam und achtsam die Alternativen: Wohin führen sie? Was gehört alles dazu? Ist bereits ein echter Mangel erkennbar? Ist das Gelegenheitsfenster offen oder stecken Sie fest? Was hält Sie? Wiederholen Sie die Übungen 26-33, so oft es nötig ist. Folgen Sie Ihrer Begeisterung und entrümpeln Sie Ihre Schmiede!
[Wenn Sie möchten, folgt ein Exkurs des Kollegen auf oben.] [Wenn Sie der Exkurs nicht interessiert, springen Sie zu Seite 117. Wenn Sie etwas anderes möchten, wählen Sie auf Seite 78.]
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Vorsicht, Falle! Glauben Sie, dass Sie ein guter Autofahrer sind? Besser als der Durchschnitt? Vielleicht glauben sie sogar, dass Sie zu den oberen 30 Prozent gehören? Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie die gerade gestellten Fragen mit „Ja!“ beantworten ist hoch, denn laut einer Studie von Svenson (1981) glauben 80 Prozent der Autofahrer, sie selbst würden zu den oberen 30 Prozent gehören. In den zentralen Lerneinheiten dieser Phase haben Sie einiges über Fehler und Fallen gelernt. In der Wissenschaft gibt es etliche überaus interessante Studien, Untersuchungen und Experimente, die offenbaren, wie leicht wir auf physischer und psychischer Ebene zu täuschen sind oder in Fallen geraten. Ich rate Ihnen sehr, die in diesem Exkurs gebotenen Einstiegspunkte zu nutzen, wenn die folgenden Experimente und Phänomene für Sie Neuland sind. Bei meinem Kollegen haben Sie drei Fallen kennen gelernt. Bei „Falle 1“ ging es unter anderem um Bindung und Besitz. Beispielsweise erhöht allein die Tatsache, dass man einen Gegenstand besitzt, dessen subjektiven Wert. Dieses Phänomen wird in der Psychologie als Endowment-Effekt oder auch „Mere-ownershipEffekt“ bezeichnet (vgl. Kahnemann/Tversky 1982; Kahnemann et al. 1990; Cialdini 2008). Dieser Effekt wird bei verschiedenen Verkaufstechniken genutzt, z.B. beim „Low-balling“ (Cialdini et al. 1978): Ein Autohändler macht dem Kunden ein sehr günstiges Angebot. Hat der Kunde sich für den Wagen entschieden, werden alle Details besprochen, die Extraausstattung geklärt, etc. Kurz vor Vertragsabschluss korrigiert den Händler unter einem Vorwand den ursprünglichen Preis nach oben, was den Kunden aber nicht mehr von seiner Kaufentscheidung abbringt, da bereits eine hinreichende Bindung erzeugt wurde.
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Andere Techniken, beispielsweise die “Foot-in-the-door”-Technik (vgl. Freedman/Fraser 1966), nutzen das Bedürfnis der Menschen, konsistent zu erscheinen und kognitive Dissonanzen zu vermeiden. Schauen Sie sich hierzu bei Gelegenheit die Konsistenztheorie von Festinger und die gerade für Glücksschmiede interessante Dissonanztheorie an: „Die Dissonanztheorie ist eine Konsistenztheorie über einen Menschen, der kürzlich eine Entscheidung getroffen hat.“ (West/Wicklund 1985: 82). Erstaunlich sind die unter dem Namen “Forced-compliance-Paradigma“ (Festinger/Carlsmith 1959) beschriebenen Beobachtungen, ebenso etliche andere allgemeine psychologische Phänomene: Der Rückschaufehler (Fischhoff 1975), der fundamentale Attributionsfehler (Ross 1977), die selbstwertdienliche Verzerrung (vgl. Miller/Ross 1975) etc. Unter dem Titel „Falle 2“ hat Ihnen der Kollege die sehr weit gefasste paradoxe Situation der „Unmöglichkeit der Erfüllung“ vorgestellt. Innerhalb eines etwas enger definierten Rahmens entspricht dieses Konstrukt dem double-bind der Doppelbindungstheorie von Bateson et al. (1956). Natürlich ist es auch möglich, sich wie Budrians Esel in einem positiven Dilemma oder, wie z.B. beim Ziegenproblem (vgl. Randow 1992), in der falschen Einschätzung von Wahrscheinlichkeiten zu verfangen. Ich hoffe, Sie schreiben fleißig mit, denn von anderen Praktikanten habe ich regelmäßig als Feedback bekommen, dieser Exkurs sei beim ersten Hören ein kryptisches und nahezu unverständliches Durcheinander von Namen und Effekten. Wenn Sie aber beginnen, ein wenig nachzulesen, werden Sie sehr viele erheiternde und erhellende Momente erleben. Bei der Gesamtevaluation der Lerneinheiten ist dieser Exkurs regelmäßig unter den Top 3. Um Ihnen das Recherchieren etwas schmackhaft zu machen, werde ich jetzt noch etwas ausführlicher auf ein zunächst wenig spektakulär klingendes psychologisches Phänomen eingehen: Die Veränderungsblindheit (change blindness). 116
Aus Kinofilmen kennen Sie sicher das Phänomen des Anschlussfehlers: Eine Person hat in der einen Einstellung etwas in der Hand, in der nächsten nicht mehr, das Kleid liegt plötzlich anders am Körper der Schauspielerin, die Frisur des Hauptdarstellers ist überraschend neu sortiert, das Blut auf dem Arztkittel hat alle paar Sekunden ein neues Muster etc. In der Regel werden diese Anschlussfehler im Film (vgl. Dmytryk 1984) vom Zuschauer nicht bemerkt, da es durch geschickte Schnitte möglich ist, das Phänomen „Veränderungsblindheit“ zu nutzen: Wenn sich große Teile des Bildes während eines Blinzelns verändern, wird die Veränderung meist nicht bemerkt. Das Blinzeln, also das vorübergehende vollständige Verdecken des Blickfeldes lässt sich auf unterschiedliche Art simulieren oder stimulieren, z.B. durch geschicktes Schneiden oder durch das Hervorrufen eines Schreckblinzelns beim Zuschauer durch laute Geräusche. Simons und Levin (1998) beobachteten in einer Studie, dass sich ein erstaunliches Maß an Veränderungsblindheit auch in Alltagssituationen hervorrufen lässt: In ihrem Experiment fragte eine Person nichtsahnende Passanten nach dem Weg. Während des Gesprächs trugen plötzlich zwei weitere Personen eine Tür zwischen den Gesprächspartnern hindurch, so dass das Blickfeld der befragten Passanten für einen kurzen Moment vollständig verdeckt wurde. Während dieses kurzen Moments tauschte man die fragende Person aus. Das Gespräch wurde fortgesetzt und obwohl sich die zweite Person in Größe, Kleidung, Frisur etc. stark von der ersten Person unterschied, bemerkte nur die Hälfte aller befragten Passanten den Personentausch. [Wenn Sie möchten, geht es jetzt weiter mit einer Geschichte, die den Titel „Der Eisbär im Unglück“ trägt – auf oben.] [Wenn Sie die Geschichte lieber überspringen, weiter zu Seite 123. Wenn Sie etwas anderes möchten, wählen Sie auf Seite 78.] 117
Der Eisbär im Unglück Es war einmal ein junger und kräftiger Eisbär, der lebte mitten in seinem absoluten Glück. Das bedeutete für ihn natürlich: Er lebte im Eis. Am Nordpol. Mit Freunden und Familie. Er jagte voller Begeisterung und fraß, bis er satt war, schlief, wenn er müde war. Eines Tages kam ein alter seltsamer Eisbär im Dorf an. Dieser alte Eisbär erzählte Geschichten von fernen Ländern und vom Unglück, von der Trauer, vom Feuer und seltsamen Geschöpfen. Der junge, kräftige Eisbär fragte sich, was das wohl sei, Unglück. Begeistert bewegte er das unbekannte Wort im Mund herum. Un-glück. Unglück. Ung-lick, nein, Ung-lück… Der alte Eisbär schenkte dem jungen Eisbär zum Abschied einen goldenen Kompass: „Hier, dieser Kompass zeigt dir immer dein höchstes Glück. Möchtest du, dass ich dir zeige, wie man ihn benutzt?“ „Nein, vielen Dank, nicht nötig“, rief der junge Eisbär schnell, „wie man einen Kompass benutzt, weiß doch jedes Baby!“ Er wollte nicht unerfahren wirken. „Wie du meinst“, entgegnete der alte Eisbär schulterzuckend und zog seiner Wege. Der junge Eisbär hütete den Kompass wie einen Schatz. Nach einer Weile packte ihn die Abenteuerlust, er wollte das Unglück finden und zwar das größte. So nahm er den goldenen Kompass, denn er dachte, wenn er nur schauen würde, in welcher Richtung denn das Glück liege, so könne er ja einfach in die andere Richtung laufen und käme so zum größten Unglück. Er lief also von zu Hause ein paar hundert Meter in die eine, dann ein paar hundert Meter in die andere Richtung und immer blieb er stehen und prüfte den Kompass, doch der Kompass zeigte immer in die Richtung, in die er sowieso schon gelaufen war. Glück in jeder Richtung. Das machte den Eisbären sehr unglücklich: „Wie 118
soll ich jemals das größte Unglück finden, wenn in jeder Richtung nur Glück ist? Der Kompass muss kaputt sein. Das Unglück, wenn schon nicht das größte, dann doch wenigstens irgendein kleines, ist sicher irgendwo. Ich werde mich schon durchfragen.“ So packte er missmutig seine Sachen, verlies Freunde und Familie, die ihm zum Abschied von Herzen viel Glück bei der Suche nach dem Unglück wünschten. Der Eisbär grummelte: „Wünscht mir kein Glück, wünscht mir Unglück, das ist, was ich suche. Ihr versteht mich nicht.“ Viele Monate reiste er durch ferne Länder und er erfuhr manches Unglück, doch immer wieder gab es auch gute Momente, Momente des Glücks, in denen er dann bitterlich weinte, weil er glaubte, dass er noch unendlich weit vom größten Unglück entfernt sei. Hier ist überall viel zu viel Glück, dachte er unglücklich, ich habe mich vollkommen verlaufen und werde das größte Unglück nie finden. Er gab die Suche auf und wollte nur noch nach Hause. Aber er hatte sich inzwischen tatsächlich verlaufen. Er fragte sich missmutig durch, bis er nach einigen Monaten wieder zu Hause ankam: Das Eis war weiß und glitzernd und schön und es war kalt, doch irgendwie war dennoch alles verkehrt. Etwas stimmte nicht: Das Dorf war verschwunden, kein einziger Eisbär war mehr weit und breit. Statt dessen kleine, watschelnde Geschöpfe mit Schnäbeln und Flügelflossen. Sie nannten sich selbst Pinguine und sagten ihm, er sei hier falsch, so jemanden wie ihn hätten sie noch nie gesehen, er könne hier nicht zu Hause gewesen sein. Aber er könne gerne bleiben, denn er scheine gut in dieses Klima zu passen. Der Eisbär war am Ende: „Dies ist so nah an meinem Glück und an meinem zu Hause und doch so unendlich verkehrt.“ Die Pinguine, die alle sehr glücklich ihren Geschäften nachgingen, sagten: „Du suchst dein Glück? Da können wir vielleicht helfen. Es gibt gewisse goldene Kompasse, die dir dein Glück zeigen. Wir haben einen davon. du kannst ihn geschenkt haben. Wir sind immer glücklich und brauchen ihn nicht. Hier, nimm.“ 119
Und der Eisbär nahm den Kompass und testete ihn wie beim ersten Mal, mit dem gleichen Ergebnis. Er zeigt Glück in jeder Richtung. Ich bin verloren, dachte er, diese Dinger funktionieren einfach nicht. Der letzte goldene Kompass hat damals auch Glück in jeder Richtung gezeigt und es hat nicht einmal annähernd gestimmt, da war überall auch Unglück, aber nicht genug. „Das Ding ist kaputt!“, sagte er daher und brach wieder auf, wollte wenigstens irgendwo sein, wo es nicht so sehr nach zu Hause aussah, wo ihn nichts an zu Hause erinnerte, kein Schnee, keine Fische, nichts. So endete er in der Wüste, lebte dort ein unglückliches Leben, das durch gelegentliche Glücksmomente nur noch qualvoller wurde, da ihn jedes Glück daran erinnerte, dass er weder im größten Unglück, noch zu Hause im absoluten Glück war. Er war verloren und verzweifelt. Jahre vergingen. Eines Dienstags kreuzte ein fahrender Händler seinen Weg. Der Eisbär klagte ihm sein Leid mit dem Glück und der Händler sagte: „Aber warum benutzt du nicht einfach einen dieser goldenen Kompasse? Die zeigen dir dein Glück. Hier, ich habe einige dabei. Nimm!“ „Nein, die funktionieren nicht“, wehrte der Eisbär ab, „ich habe schon zwei ausprobiert, die sind alle kaputt.“ „Aber nein“, rief der Händler, „ich schwöre dir bei allem, was mir lieb ist: die funktionieren! Ich habe selbst einen und benutze ihn täglich.“ Der Eisbär musterte den Händler ungläubig. Sicher nur ein Trick, dachte er. Der sitzt auf einem Haufen dieser Schrottdinger und will sie loswerden, aber darauf falle ich nicht herein. Der Händler bemerkte die Zweifel und den Schmerz des Bären und sagte: „Lieber Eisbär, ich schenke dir einen goldenen Kompass, wenn du mir versprichst, dass du ihn täglich benutzt.“ Der Bär war missmutig. Ein Verkaufstrick schien es also nicht zu sein. Er nahm den goldenen Kompass und der Händler reiste weiter. Wochen vergingen, bevor der Bär überhaupt den Kompass auf120
klappte, ein paar Schritte ging und einen Blick auf die Nadel warf. Sie zeigte in die Richtung, in die er sowieso schon gegangen war. Na so eine Überraschung, dachte der Bär bitter und ironisch. Müde schleppte er sich einige Meter in eine andere Richtung. Er blickte wieder auf den Kompass und erschrak. Die Nadel zeigte nicht in die Richtung, in die er sowieso ging. Die Nadel zeigte schräg zurück. Der Bär erwachte aus seiner Trauer: Wenn dieser Kompass funktioniert, dann kann ich mit ihm jetzt sowohl nach Hause, als auch ins größte Unglück finden. Er entschied sich, nach Hause zu reisen und brach auf, in die Richtung, die der goldene Kompass ihm zeigte. Später am Tage fühlte er sich plötzlich nicht mehr ganz so wohl und glücklich und wollte zur Sicherheit die Richtung kontrollieren. Vielleicht war er ja ein kleines bisschen abgewichen. Der Kompass zeigte in eine völlig andere Richtung als noch am Morgen. Der Bär konnte es nicht fassen. Nie hätte er gedacht, solch ein Unglück erleben zu können. So große Hoffnung, so große Enttäuschung. Er legte sich hin, um zu sterben. Aus der Richtung, in die die Kompassnadel gezeigt hatte, näherte sich plötzlich eine Karawane. Beim Bären rastete die Karawane, die aus Händlern, Kaufleuten und einfachen Reisenden bestand… Aua! Geschichten mitten im Erzählen zu unterbrechen, tut weh. Aber da es bei dieser Geschichte ja bereits das zweite Mal ist, tut es vielleicht schon etwas weniger weh – vielleicht aber auch gerade deshalb mehr… In dieser Phase Ihres Praktikums ist die intensive Beschäftigung mit Fehlern, Scheinfehlern und den dazugehörigen Korrekturen so wichtig, dass ich Ihnen an dieser Stelle das Thema nicht einfach auf dem Tablett servieren kann. Statt dessen erarbeiten Sie es sich bitte durch folgende Übungen:
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Übung 34: Den Eisbär retten Stufen Sie ein, wann der Eisbär welche Fehler oder Scheinfehler macht. Verfassen Sie die tröstende Erklärung eines reisenden Weisen, der mit der Karawane unterwegs ist, und, als Entwickler und Erfinder der goldenen Kompasse, dem Eisbär jeden Fehler, jede Fehlerursache und jede Fehlerkorrektur korrekt erläutern kann. Ein kleine Hilfestellung: Am Anfang der Geschichte liegt unter anderem ein Scheinfehler vor, da der Bär fälschlicherweise schlussfolgert, er könne das größte Unglück nicht finden, da Glück in allen Richtungen zu finden zu sein scheint. In Wirklichkeit ist in dieser Situation sein Glück, das, was er sucht, von ihm selbst definiert worden als „das größte Unglück“ und somit ist nicht Glück, sondern Unglück in jeder Richtung zu finden… Übung 35: Den Eisbär nach Hause bringen Schreiben Sie die zweite Hälfte der Geschichte, in der der Eisbär sich noch einmal aufmacht und mittels der Erläuterungen des reisenden Weisen einige Fehlersituationen erfolgreich meistern kann und so Vertrauen in den goldenen Kompass gewinnt. Beschreiben Sie, wie und warum das Selbstvertrauen des Eisbären in seine Fehlerbehebungsfähigkeiten stetig wächst. Wenn Sie möchten, lassen Sie den Eisbär nach seiner erfolgreichen und glücklichen Rückkehr noch einmal aufbrechen: Schildern Sie seine Reise ins größte Unglück und seine Rückkehr. Übung 36: Der Eisbär im Glück Erfinden Sie eine Geschichte mit dem Titel „Der Eisbär im Glück“, in der sich der junge Eisbär von dem freundlichen alten Eisbär den Kompass direkt erklären lässt, einige Fehler direkt erkennt und korrigiert und anschließend den Kompass erfolgreich benutzt.
[Wenn Sie möchten, folgt ein Exkurs des Kollegen auf Seite 123.] [Wenn Sie der Exkurs nicht interessiert, springen Sie zu Seite 124. Wenn Sie etwas anderes möchten, wählen Sie auf Seite 78.]
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Vorsicht, Kontingenz! Hättste, wennste, könntste… Ihr Leben ist, wie das Leben des Eisbären in der Geschichte „Der Eisbär im Unglück“, in all seinen Facetten zunehmend kontingent: „Kontingent ist etwas, was weder notwendig ist noch unmöglich ist; was also so, wie es ist (war, sein wird), sein kann, aber auch anders möglich ist. Der Begriff bezeichnet mithin Gegebenes (zu Erfahrendes, Erwartetes, Gedachtes, Phantasiertes) im Hinblick auf mögliches Anderssein; er bezeichnet Gegenstände im Horizont möglicher Abwandlungen.“ (Luhmann 1984: 152). Die intensive Wahrnehmung der Kontingenz auf verschiedenen Ebenen und in weiten Bereichen des Lebens kann durchaus lähmend wirken. Wenn Sie sich einmal in einer solchen Perspektive auf Ihr Leben als Kontingenzerfahrung und Kontingenzbewältigung verfangen, besinnen Sie sich auf ein simples Modell, z.B. auf die Grundformen der Angst (Riemann 1961) oder die Maslowsche Bedürfnispyramide, deren unterste Stufe aus den körperlichen Grundbedürfnissen besteht: Atmung, Wärme, Trinken, Essen, Schlaf, körperliches Wohlbefinden und Sexualität (vgl. Maslow 1943). Nehmen Sie anschließend die bei uns erlernten Methoden und Ihre Begeisterung als Instrumente der Kontingenzbewältigung und Relevanzsetzung zur Hand. Wenn Sie die aktuellen Alternativen sichten, werden Sie feststellen, dass Sie in der Tat nur eine der zur Wahl stehenden Alternativen am meisten begeistert. Folgen Sie Ihrer Begeisterung! [Wenn Sie möchten, geht es jetzt weiter mit einer Geschichte, die den Titel „Die Ameisen und der Löwe“ trägt – auf Seite 124.] [Wenn Sie diese Geschichte lieber überspringen möchten, lesen Sie weiter auf Seite 126. Wenn Sie etwas ganz anderes wählen möchten, blättern Sie zu Seite 78.] 123
Die Ameisen und der Löwe Es war einmal ein alter Geier, der einen mächtigen Löwen beobachtete. „Ich werde euch fressen!“, brüllte der Löwe. „Wir sind ein ehrenhaftes und stolzes Ameisenvolk!“, piepste die Stimme eines Ameisenkriegers, „Uns frisst man nicht einfach so. Auch du nicht, König der Tiere. Wir sind Insekten und du hast keine Macht über uns.“ „Ich werde euch fressen!“, brüllte der Löwe. „Nun denn“, entgegnete der Ameisenkrieger, „wir bieten dir einen Handel an: Du hörst auf hier so rumzubrüllen und darfst uns fressen, aber den Zeitpunkt bestimmen wir. Wir werden dich laut und klar auffordern, uns zu fressen. Wenn du binnen drei Tagen sieben Mal nicht auf unsere Aufforderung eingegangen bist, sind wir frei und du meidest auf ewig unser Volk. Jener Geier dort sei unser Zeuge.“ „Ich werde bereit sein und euch fressen“, flüsterte der Löwe. Am zweiten Tag baute sich der Ameisenkrieger vor dem Löwen auf und sprach: „Da wir die Zeit des werten Geiers nicht länger in Anspruch nehmen möchten, möchten wir bereits heute dieses Spiel beenden.“ „Ich werde Euch also jetzt fressen“, brüllte der Löwe. „Halt!“, krächzte der Geier energisch und sprach: „Du, Löwe, bist verpflichtet, dieses Ameisenvolk fortan zu meiden, so wahr ich Zeuge dieses Handels bin. Du wurdest in den vergangenen zwei Tagen bereits exakt sieben Mal aufgefordert, die Ameisen zu fressen. ‚Friss uns jetzt!’ riefen sie laut und klar, doch du warst nicht bereit. Du hast geschlafen und geschnarcht und bist nicht erwacht und hast deine Chance nun verwirkt.“
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Übung 37: Der Löwe und die Ameisen Erfinden Sie einige Geschichten mit Titeln wie „Der Löwe und die Ameisen“, in denen entweder der Löwe eine Gelegenheit wittert, die aus der Perspektive der Ameisen mangelhaft erscheint, oder bei denen der Löwe Möglichkeiten und Gelegenheiten nicht erkennt und die Ameisen so – aus der Sicht des Löwen – überraschend triumphieren. Spielen Sie mit den verschiedenen Varianten des Scheinmangels (Körper/Geist/Objekt/ Raum), die irrtümlich echte Alternativen verbergen.
[Prüfen Sie jetzt, ob Sie bereit für Phase III sind – auf Seite 126. Oder wählen Sie etwas anderes – auf Seite 78.]
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Bin ich bereit für Phase III? Anhand der von den verschiedenen Ausbildern und Kollegen gegebenen Erläuterungen und Exkurse können Sie sich diese Frage eigentlich selbst beantworten. Daher ist der folgende kurze Test mehr oder weniger Formsache…
Test: 1. Haben Sie die Schmiede Ihres Glücks hinreichend entrümpelt, so dass Sie ungehindert Ihr Glück schmieden können? O Ja O Nein Kreuzen Sie die für Sie zutreffende Antwort an.
2. Haben Sie sich beim Schmieden Ihres Glücks über einen längeren Zeitraum erfolgreich beobachtet und Fehler und Fallen identifiziert und korrigiert? O Ja O Nein Kreuzen Sie die für Sie zutreffende Antwort an.
3. Führt inzwischen die Mehrzahl Ihrer Entscheidungen nicht mehr in einfache Fallen und Fehler? O Ja O Nein Kreuzen Sie die für Sie zutreffende Antwort an. 126
Auswertung: Wenn Sie die Fragen 1-3 mit „Ja“ beantwortet haben, sind Sie bereit für Phase III: Herzlichen Glückwunsch! Es geht für Sie jetzt direkt weiter – auf Seite 131. Wenn Sie eine der Fragen des Tests nicht oder mit „Nein“ beantwortet haben, schenken Sie bitte dieser zweiten und immens wichtigen Phase Ihres Praktikums noch einmal Ihre volle Aufmerksamkeit: Verinnerlichen Sie die Fehlerklassifikation, experimentieren Sie, machen Sie die Übungen, beobachten Sie sich und schulen Sie Ihre Selbstwahrnehmung. Fehlertraining und reichlich praktische Erfahrungen sind unbedingt erforderlich, bevor Sie mit der nächsten Phase des Prozesses beginnen können. Für Sie geht es daher jetzt noch einmal weiter auf Seite 78.
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Phase III: Expertise Glück im Unglück im Glück Bitte folgen Sie in dieser Phase bei der Auswahl des nächsten Schritts nach Möglichkeit Ihrer Begeisterung. Finden Sie Ihren eigenen Rhythmus bei der Komposition Ihres ganz persönlichen Cocktails aus zentralen Komponenten und ergänzenden Geschichten und Exkursen:
1. Nocse te ipsum! Erkenne dich selbst! „Der Titel dieser Lerneinheit bezieht sich auf zweierlei: Zum einen auf die Notwendigkeit, dass Sie Ihre eigene Expertise im Schmieden Ihres Glückes…“ [Mehr? Seite 132.] 2. Glück im Unglück im Glück… „In Phase II haben Sie ‚Erwartungen’ als eine der großen Fallen kennen gelernt. Ich habe Ihnen den Unterschied zwischen Erwartungen…“ [Mehr? Seite 135.] 3. Bin ich bereit für den Job? [Wenn Sie alle oben aufgeführten zentralen Komponenten bearbeitet haben, dürfen Sie überprüfen, ob Sie bereit für den Job sind – auf Seite 147.]
[Wenn Sie sich momentan lieber eine Geschichte anhören möchten, blättern Sie bitte zur Seite 129.] [Wenn Sie Exkurse in die Wissenschaft gegenwärtig mehr als die Praxis interessieren, blättern Sie jetzt zur Seite 130.] 128
Phase III: Geschichten Hallo, welche Freude Sie wiederzusehen! Sie besuchen mich und möchten wahrscheinlich eine kleine Geschichte hören. Ich liebe alle meine Geschichten, sie sind wie Kinder für mich, daher dürfen Sie sich jetzt eine Geschichte wünschen. Wählen Sie die Geschichte, die Sie gerade am liebsten hören möchten:
1. Die Ameise und der Löwe „Es war einmal ein alter Geier, der einen mächtigen Löwen beobachtete. ‚Ich werde dich fressen!’, brüllte der Löwe. ‚Nein, ich werde…“ [Mehr? Seite 134.] 2. Der Nachbar „Es war einmal ein Reisender, der einem strahlend glücklichen Mann begegnete. ‚Verrate mir das Geheimnis deines Glücks!’, rief der Reisende...“ [Mehr? Seite 137.] 3. Gott und die Bienchen „Es war einmal ein Bienchen, das wurde zu Gott eingeladen. ‚Hallo! Oben ist unten und das Kleine im Großen und umgekehrt…“ [Mehr? Seite 143.]
[Wenn Sie sich gerade eher für die Praxis Ihrer Ausbildung interessieren, lesen Sie bitte weiter auf Seite 128.] [Wenn Sie sich jetzt lieber etwas theoretisches Wissen aneignen möchten, blättern Sie zur Seite 130.] 129
Phase III: Exkurse Hallo, welche Freude Sie wiederzusehen! Sie besuchen mich und möchten wahrscheinlich einen Exkurs in die Wissenschaft hören. Ich liebe jede Form von Wissenschaft und Forschung, daher dürfen Sie jetzt gerne den Themenbereich aussuchen, der Sie gerade am meisten fasziniert und reizt und ich berichte Ihnen darüber:
1. Expertise und Selbstbild „Können Sie glauben, dass Sie es können? Beim Einstellungstest wurden Sie gefragt ‚Glauben Sie, dass Sie das Potenzial haben, Ihres …“ [Mehr? Seite 131.] 2. Glück und Philosophie „Was ist das höchste Glück? Was ist Glückseligkeit? Und wie ist es oder sie zu erlangen? Seit einigen tausend Jahren beschäftigen sich…“ [Mehr? Seite 136.] 3. Begeisterung und Flow „Sie haben vielleicht schon einmal den Begriff ‚Flow’ gehört. Geprägt wurde er Mitte der sechziger Jahre durch Csikszentmihalyi…“ [Mehr? Seite 142.]
[Wenn Sie sich gerade eher für die zentralen Komponenten Ihrer Ausbildung interessieren, lesen Sie bitte weiter auf Seite 128.] [Wenn Sie sich jetzt lieber eine kleine Geschichte anhören möchten, blättern Sie zur Seite 129.] 130
Expertise und Selbstbild Können Sie glauben, dass Sie es können? Beim Einstellungstest wurden Sie gefragt „Glauben Sie, dass Sie das Potenzial haben, Ihres Glückes Schmied zu sein?“. Inzwischen haben Sie über zwei Drittel Ihres Praktikums absolviert. Sie haben gelernt, wie Sie Ihr Glück schmieden können. Sie haben Fehler gemacht und diese korrigiert und daraus gelernt. Sie sind, wie Sie wissen, wenn Sie sich noch an meinen Exkurs „Wissen und Expertise“ erinnern, inzwischen in der dritten, der autonomen Phase des Fertigkeitserwerbs (vgl. Anderson 1983; Fitts/Posner 1967). In dieser Phase benötigen Sie immer weniger Verarbeitungsressourcen. Von entscheidender Wichtigkeit ist, dass Sie erkennen, dass Sie in dieser Phase die Schwelle zur Expertise überschreiten. Denn nur wenn Sie erkennen, dass Sie das Ziel erreicht haben, können Sie den Erfolg für sich verbuchen. Und, das möchte ich an dieser Stelle noch einmal betonen, das Ziel lautet „Expertise“, nicht „Perfektion“. Gelegentliche Schnitzer und kleine Patzer unterlaufen selbst dem erfahrenen Experten. Zum Erlangen der Expertise gehört, neben dem Aneignen der Fertigkeit, also auch eine entsprechende Anpassung und Ergänzung des Selbstbildes, des Selbstkonzeptes. Wenn Sie die Frage „Sind Sie ein Experte im Schmieden Ihres Glückes?“ von ganzem Herzen mit „Ja!“ beantworten können, ist dies gelungen.
[Es folgt die erste zentrale Komponente der Phase III. Sie trägt den Titel „Nosce te ipsum! Erkenne dich selbst!“. Lesen Sie jetzt weiter auf Seite 132.]
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Nosce te ipsum! Erkenne dich selbst! Der Titel dieser Lerneinheit bezieht sich auf zweierlei: Zum einen auf die Notwendigkeit, dass Sie Ihre eigene Expertise im Schmieden Ihres Glückes erkennen – dazu erzählt Ihnen übrigens mein Kollege in seinem Exkurs „Expertise und Selbstbild“ gerne noch etwas mehr. Zum anderen bezieht er sich auf das Erkennen Ihrer selbst, dahingehend, dass Sie sich selbst wertschätzen, unterstützen und vollumfänglich in das Schmieden Ihres Glückes integrieren. Sie haben in der letzten Phase Ihre Schmiede entrümpelt. Jetzt geht es um den Feinschliff. Lernen Sie sich selbst kennen und schätzen, befreien Sie sich aus letzten, vielleicht einst selbst erbauten, Fallen und erlauben Sie sich ein Leben in Freiheit – natürlich nur, wenn Sie dies mehr begeistert und beglückt. Die Übung in diesem Lernabschnitt lautet daher: Wechseln Sie bewusst zwischen dem Schmieden Ihres Glücks und dem NichtSchmieden. Sammeln Sie viele Erfahrungen in den verschiedensten Situationen und experimentieren Sie! Entwickeln Sie Ihren eigenen Stil. Vergleichen Sie das Schmieden Ihres Glücks vielleicht noch ein letztes Mal mit dem Fahrrad fahren: Nachdem Sie sich im Verkehr zurecht finden, nutzen Sie möglicherweise die nächste Gelegenheit, um begeistert freihändig fahren zu lernen. Vielleicht interessiert Sie solches aber auch nicht im Traum… Abbildung 11, die ich Ihnen gleich zeigen werde, ist eine Abwandlung von Abbildung 3, anhand derer Sie in der ersten Phase Ihres Praktikums das Schmieden Ihres Glückes erlernten. Sie erinnern sich? Bitte zeichnen Sie Abbildung 3 kurz aus dem Gedächtnis auf. Abbildung 11 zeigt den Ablauf Ihres Lebens, falls Sie den Job als Ihres Glückes Schmied ausüben. Es ist ein Kreislauf, dessen Schritte Sie bereits ausgiebig trainiert haben: Sie zeigen ein Verhalten, solange es Sie begeistert, sichten dann die Alternativen und entscheiden neu, immer wieder, solange Sie leben. 132
Abbildung 11: Ihr Leben als Ihres Glückes Schmied [Wenn Sie möchten, geht es jetzt weiter mit einer Geschichte, die den Titel „Die Ameise und der Löwe“ trägt – auf Seite 134.] [Wenn Sie diese Geschichte lieber überspringen möchten, lesen Sie weiter auf Seite 135. Wenn Sie etwas ganz anderes wählen möchten, blättern Sie zu Seite 128.] 133
Die Ameise und der Löwe Ich bin sehr gespannt, denn in Phase II haben Sie wahrscheinlich selbst einige Geschichten mit Ameisen und Löwen erfunden – sofern Sie die entsprechende Übung gemacht haben. Vielleicht ist eine, der von Ihnen erfundenen Geschichten, der Folgenden sehr ähnlich. Wenn dem so ist, unterbrechen Sie mich und wir trinken ein Glas Champagner: Es war einmal ein alter Geier, der einen mächtigen Löwen beobachtete. „Ich werde dich fressen!“, brüllte der Löwe. „Nein, ich werde dich fressen!“, brüllte die Ameise zurück. „Du willst mich fressen?“, der Löwe lachte donnernd. „Nicht in 1000 Jahren wirst du mich fressen“, höhnte er. „Nun denn“, entgegnete die Ameise, „ich biete dir einen Handel an: Du hörst auf hier so rumzubrüllen und ich fresse dich, aber den Zeitpunkt bestimme ich. Ich werde dir vorher laut und klar mitteilen, dass ich dich fresse, damit du fliehen oder dich verteidigen kannst, wenn du möchtest.“ „Fliehen? Ich werde bereit sein und dich fressen“, flüsterte der Löwe und nickte. So trug der Löwe die Ameise lange Zeit auf seinem Haupt mit sich, bereit, Ihr eine tödliche Lehre zu erteilen. Als der Löwe eines Tages starb, baute sich die Ameise vor ihm auf und sprach: „Ich werde dich jetzt fressen. Wenn du fliehen oder dich verteidigen möchtest, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt.“ Die Ameise wartete einen Moment, dann fraß sie den mächtigen Löwen mit Haut und Haar. [Es folgt die letzte zentrale Lerneinheit Ihrer Ausbildung: Blättern Sie jetzt bitte weiter zur Seite 135.] 134
Glück im Unglück im Glück… In Phase II haben Sie „Erwartungen“ als eine der großen Fallen kennen gelernt. Ich habe Ihnen den Unterschied zwischen Erwartungen und Zielen vorgestellt. Jetzt, da Sie Expertise im Schmieden Ihres Glückes erlangt und somit ein großes Ziel erreicht haben, ist ein guter Zeitpunkt, einen kleinen Blick auf nicht erreichte Ziele zu werfen. Wenn Sie Ihrer Begeisterung folgen, werden Sie hin und wieder Ziele anstreben, die Sie nicht erreichen. Wenn Sie erwartet haben, das Ziel zu erreichen, stecken Sie sofort unglücklich in der Falle. Wenn Sie hingegen, ohne den Schmerz enttäuschter Erwartungen, begeistert die Alternativen sichten, werden Sie oft Folgendes bemerken: Zwar haben Sie das ursprüngliche Ziel nicht erreicht, aber von dem Punkt aus, an den Sie auf dem Weg dorthin gelangt sind, erkennen Sie vormals unbekannte Alternativen, die Ihnen völlig neue Gelegenheiten eröffnen. Ein kleines Beispiel: Eine Person begibt sich in einen Supermarkt. Ihr Ziel ist, einen 1000g-Becher Joghurt zu kaufen. Die 1000gJoghurt-Becher sind ausverkauft. Ein echter Mangel. Das Ziel ist verfehlt. Beim Sichten der Alternativen bemerkt die Person, dass die 250g-Joghurt-Becher nur 0,35 Euro kosten. In der Vergangenheit hatte die Person 1000g-Joghurt-Becher zum Preis von 1,79 Euro erworben, weil sie annahm, durch den Kauf einer Großpakkung Geld zu sparen. Jetzt erkennt die Person plötzlich, dass ihre Annahme „große Packungen sind, pro Kilo gerechnet, günstiger als kleine Packungen" falsch war. Vier 250g-Becher kosten insgesamt 1,40 Euro und sind mithin, pro Kilo gerechnet, deutlich günstiger als der große Becher. Die Person hat ihr ursprüngliches Ziel verfehlt, dadurch aber die Gelegenheit bekommen, einen verborgenen Fehler zu entdecken und zu korrigieren.
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Ab jetzt kann die Person 1250g Joghurt günstiger erwerben als zuvor die 1000g. Eine zuvor gänzlich unsichtbare und unbekannte Alternative ist sichtbar und zur günstigen Gelegenheit geworden. Unter Umständen entpuppt sich also der Misserfolg, das Nichterreichen des ursprünglichen Ziels, bei genauerem Hinsehen als großes Glück. Glück im (Schein-)Unglück.
Alternative
Unsichtbar
Unbekannte Alternative
Sichtbar
Verborgene Alternative
ScheinAlternative
Echte Alternative
Abbildung 12: Sichtbare und unsichtbare Alternativen In Phase I haben Sie bereits in einer kleinen Übung – Übung 6 – beobachtet, dass der Bereich des Nichtwissens sehr groß ist. Folglich ist auch der Anteil der unsichtbaren und unbekannten Alternativen sehr viel größer als der Anteil der sichtbaren Alternativen. „Istud, quod tu summum putas, gradus est“, pflegte mein alter Ausbilder des Öfteren zu sagen: „Was du für den Gipfel hältst, ist nur eine Stufe.“ Erforschen Sie also, wenn es Sie begeistert, den großen Bereich der unbekannten Alternativen und des Scheinunglücks. Entdecken Sie Glück im Unglück im Glück im Unglück im Glück im Scheinunglück im Glück im …
[Lesen Sie jetzt bitte weiter auf oben.] 136
Glück und Philosophie Was ist das höchste Glück? Was ist Glückseligkeit? Und wie ist es oder sie zu erlangen? Seit einigen tausend Jahren beschäftigen sich Philosophen mit dieser und ähnlichen Fragen. Von Aristippos von Kyrene, einem Schüler des Sokrates, über Platon, Aristoteles, Epikur bis hin zu Kant, Schopenhauer oder Nietzsche haben unzählige kleine und große Sterne am Himmel der Philosophie sich zum Thema Glück Gedanken gemacht. Ludwig Marcuse, der erstmals 1948 seine „Philosophie des Glücks“ veröffentlichte, beleuchtet in seinem Werk das gesamte Spektrum der Glücksphilosophen und -philosophien, angefangen bei Hiob, bis hin zu Freud. Aber viel weiter als zur Erkenntnis, dass die Philosophen sich uneins sind, und einem, aus pragmatischer Perspektive, wenig hilfreichen „Glück ist Glück“ (Marcuse 1962: 170) führt die Lektüre unsere Praktikanten meist nicht. Ich rate Ihnen daher ausnahmsweise nicht, weiter zu forschen und diesen Exkurs als Einstiegspunkt zu benutzen. Dieser Exkurs ist vielmehr ein Stoppschild: Halten Sie sich fern von der abstrakten Glücksphilosophie! Philosophieren Sie nicht über irgendein höchstes Glück oder abstrakte Glückseligkeit, sondern schmieden und leben Sie Ihr Glück! Ausgenommen ist natürlich der Fall, in dem das Zweitgenannte aus dem Erstgenannten besteht…
[Wenn Sie möchten, geht es jetzt weiter mit einer Geschichte, die den Titel „Der Nachbar“ trägt – auf oben.] [Wenn Sie diese Geschichte lieber überspringen möchten, lesen Sie weiter auf Seite 142. Wenn Sie etwas ganz anderes wählen möchten, blättern Sie zu Seite 128.]
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Der Nachbar Bevor ich ihnen diese Geschichte erzähle, möchte ich Ihnen noch – etwas verspätet – meine herzlichen Glückwünsche zum Eintritt in Phase III Ihres Praktikums aussprechen! Grandios! Wenn man das Fehlertraining erfolgreich absolviert hat, wird alles – dafür spricht jedenfalls meine langjährige Erfahrung – plötzlich sehr viel angenehmer und leichter. Natürlich gibt es immer mal wieder kleine und große Schnitzer und Patzer und es taucht noch manche paradoxe Handlungsanweisung auf, aber da ist es wie beim Hausputz: Wenn der Großteil erledigt ist, schrecken letzte, vereinzelte Staubflocken nicht mehr… Es war einmal ein Reisender, der einem strahlend glücklichen Mann begegnete. „Verrate mir das Geheimnis deines Glücks!“, rief der Reisende, der noch nie einem so glücklichen Menschen begegnet war. „Ich liebe das Leben, das ich lebe!“, erwiderte der Mann fröhlich. „Aber deine Kleider sind abgerissen, dein Körper schmutzig und du lebst in einer felsigen Höhle ohne Komfort!“, stutzte der Reisende. Der schmutzige Höhlenmann lächelte: „Stimmt, Askese ist das einzig Wahre! Schauen Sie sich meinen blöden Nachbarn an, der in seinem protzigen Palast einzig und allein dem Luxus fröhnt! Verwerflich! Ich hasse ihn! Halten Sie sich bloß fern von dem, der verdreht mit seinen komischen Ansichten selbst anständigen Leuten den Kopf...“ Der Reisende nickte und betrat trotzdem das Nachbargrundstück. Rosenduft empfing ihn. Er durchschritt einen geheimnisvollen Garten, in dem große und kleine, zauberhaft anmutende Blüten in allen Farben in der Sonne leuchteten. Der Nachbar saß, glücklich
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lächelnd, im Schatten einer großen Eiche auf einer Bank und winkte dem Reisenden freundlich zu. „Ihr Nachbar sagt, Ihr Verhalten und Ihre Ansichten seien verwerflich“, sprach der Reisende als er sich gesetzt hatte. Der Nachbar lachte herzlich. „Ach, der nette Asket von nebenan“, sagte er, „der ist doch bloß ein bisschen neidisch, weil ich in meinem Palast ein Zimmer habe, dass noch viel ärmlicher und verkommener ist als seine Höhle. Dagegen lebt dieser Pseudoasket verschwenderisch.“ „In der Tat?“, murmelte der Reisende. Der Nachbar stand auf und führte ihn in seinen Palast. Sie schritten durch lange Flure, vorbei an traumhaft schönen Zimmern und Gemälden. Der Nachbar öffnete eine prunkvolle Tür, hinter der sich ein Zimmer befand, dass so ärmlich, so karg und trist war, dass es den Namen Zimmer fast nicht verdiente. Der Reisende sah sich um. Dann sprach er: „Ich verstehe, dass Euch dieses Leben beglückt: Ihr lebt so edel und vornehm, Euer Anwesen ist unüberschaubar in seiner Größe und Pracht – und doch habt Ihr jederzeit die Möglichkeit, absolute Askese zu wählen. Euer Leben scheint bis ins letzte Detail erfüllt und vollständig.“ „Ist das so?“, der Nachbar schmunzelte. „Aber natürlich!“, rief der Reisende und eilte zurück zu dem schmutzigen Mann in der Höhle. „Sie haben mich angelogen“, rief er, „Ihr Nachbar ist durchweg ehrenwert und Sie sind bloß neidisch und missgünstig!“ „Sehen Sie“, entgegnete der Asket bekümmert, „er hat Ihnen gründlich den Kopf verdreht. Ich habe Sie gewarnt. Ziehen Sie Ihrer Wege, sonst werden Sie am Ende Ihres Lebens nicht mehr froh, weil Sie erkennen müssen, dass Sie nicht erkennen können, wer die Wahrheit spricht.“ „Natürlich erkenne ich das“, rief der Reisende erbost, „Ihr Nachbar hat mir sein Askesezimmer gezeigt, das viel ärmlicher ist als Ihre Höhle.“ 139
„Ist das so?“, der Asket schmunzelte. „Wenn Sie es denn nun nicht anders wollen, folgen Sie mir…“ Der Reisende folgte dem Asketen in seine schmutzige Höhle tief in den Berg. Als er schon fast nichts mehr sehen konnte, hörte er, wie der Asket in der Dunkelheit einen Schalter betätigte. Plötzlich öffnete sich eine verborgene Tür und Licht flutete in den Höhlengang. Auf der anderen Seite der Tür erblickte der Reisende einen riesigen Garten mit einem Palast, so schön und reich verziert, dass das Anwesen des Nachbarn dagegen ärmlich und karg wirkte. „Sehen Sie“, sprach der Asket, „mein Nachbar ist ein blöder, missgünstiger Mensch, der es nicht erträgt, dass ich einen so herrlichen verborgenen Palast besitze, gegen den sein ganzer Reichtum trist und unbequem wirkt. Ich rate Ihnen, halten Sie sich von ihm fern, denn er schreckt vor keiner Lüge zurück, um Sie von seiner Position zu überzeugen. Ich erspare Ihnen einiges Hin- und Hergelaufe, indem ich Ihnen gleich verrate: Ja, in meinem Palast gibt es auch noch ein Askesezimmer, das viel ärmlicher ist als das Askesezimmer, das Sie bei meinem Nachbarn besichtigen durften.“ „Oh!“, der Reisende war sprachlos und verwirrt. Er trottete zurück durch die dunkle Höhle bis zu deren Eingang und hinaus auf die Straße, von der aus er das Anwesen des Nachbarn sah, das ihm nun ärmlich und schal erschien. Einen Moment zögerte er, unschlüssig, ob er einfach seine Reise fortsetzen oder der Sache auf den Grund gehen sollte. Schließlich betrat er doch wieder das Grundstück des Nachbarn um ihn zur Rede zu stellen. Er traf ihn im Bade mit bezaubernden Frauen. „Sie können mich nicht hinters Licht führen! Ihr Nachbar hat mir seinen verborgenen Palast gezeigt. Sie sind ein neidischer, armseliger Mensch!“, ereiferte sich der Reisende. „Ist das so?“, der Nachbar lachte schallend. „Wissen Sie“, entgegnete der Nachbar dann, „ich könnte Ihnen davon berichten, dass mein Nachbar einsam ist und nie Besuch in seinem verborgenen Palast empfängt und neidisch ist auf meine 140
Frauen und Freunde, aber da Sie nicht nur ein dahergelaufener Tourist, sondern ein ehrenwerter Reisender zu sein scheinen und vermutlich nie wieder in diese Gegend der Welt kommen, werde ich Ihnen das Geheimnis hinter dem Geheimnis verraten: Der schimpfende Asket, bei dem Sie gerade in der Höhle waren, war auch ich. Sie haben mich vielleicht nicht erkannt, weil ich ein wenig schmutzig und grimmig war, aber ich war es, so wahr ich mich gerade wieder säubere. Als Asket in der Höhle habe ich Sie tatsächlich ein wenig angelogen, wenn auch anders als Sie vermuteten: Es gibt keinen Nachbarn. Es gibt nur mich. Ich liebe meine Höhle mit dem verborgenen Palast und ich liebe mein prächtiges Anwesen mit dem Askesezimmer und manchmal – so wie heute – liebe ich es, hin und her zu laufen und streunende Touristen hinters Licht zu führen.“ „Oh!“, der Reisende war sprachlos und verwirrt. Er verließ das Anwesen und ging die Straße entlang. Dabei passierte er das Grundstück mit der Höhle des Asketen, der ihm zurief: „Und? Hat er mittlerweile schon behauptet, er sei ich? Die größten Unverschämtheiten erfindet der! Jetzt verstehen Sie endlich, warum ich meinen Nachbarn so schrecklich finde, oder?“
[Wenn Sie möchten, folgt jetzt ein Exkurs des Kollegen mit dem Titel „Begeisterung und Flow“ – auf Seite 142.] [Wenn Sie der Exkurs nicht interessiert, springen Sie zu Seite 143. Wenn Sie etwas anderes möchten, wählen Sie auf Seite 128.]
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Begeisterung und Flow Sie haben vielleicht schon einmal den Begriff „Flow“ gehört. Geprägt wurde er Mitte der sechziger Jahre durch Csikszentmihalyi. Die Definitionen des Zustandes sind uneinheitlich, dennoch weiß in der Regel jeder Praktikant sofort, was gemeint ist. Kurz zusammengefasst: Flow ist das vollständige Aufgehen in einer Tätigkeit, bei der das Fühlen, Wollen und Denken miteinander im Einklang sind (vgl. ausführlicher Csikszentmihalyi 2000). Flow kann entstehen, wenn Erlebnis- und Entscheidungsdichte passend sind. Die Flow-Erfahrung ist nahezu unabhängig von Expertise, verlangt allerdings ein gewisses Mindestmaß an Routine. Ein Beispiel: Eine Praktikantin spielt das Computerspiel Tetris. Die Spielerin entscheidet hierbei mit hoher Geschwindigkeit, wie sie verschieden geformte, herab fallende Spielsteine anordnet, so dass diese lückenlos Reihen bilden. Vollständige Reihen lösen sich auf und erhöhen den Punktestand der Spielerin. Fallen die Steine zu langsam, ist die Spielerin unterfordert. Fallen die Steine hingegen zu schnell, kann sie keine lückenlosen Reihen mehr bilden und verliert. Flow stellt sich bei annähernd optimaler Passung von Spielstein-Fallgeschwindigkeit und Spielzugzeit ein. Diese Erfahrung ist direkt übertragbar auf das Schmieden Ihres Glückes, das, wie Sie bereits in Phase I gelernt haben, ebenfalls durch Entscheidungen geschieht. Wenn Sie Ihrer Begeisterung folgen und sich in Situationen mit der für Sie passenden Erlebnis- und Entscheidungsdichte begeben, erleben Sie ein sehr erhebendes Gefühl, für das Sie vielleicht bislang noch nach einer Bezeichnung gesucht haben. In Phase I sprach mein Kollege vermutlich vom „Zentrum Ihrer Begeisterung“. Jetzt wissen Sie, dass eine andere mögliche und passende Bezeichnung „Flow“ ist… [Lesen Sie jetzt bitte weiter auf Seite 143.] 142
Gott und die Bienchen Oh, ich habe Ihnen für diese Phase noch gar keine Filmtipps gegeben! Das mache ich jetzt erst, dann gibt es die Geschichte… Schräger als Fiktion (2006) Mr. Magoriums Wunderladen (2007) Nichts bereuen (2001) eXistenZ (1999) Mikrokosmos - Das Volk der Gräser (1996) 30 über Nacht (2004) V wie Vendetta (2005) Sechs Tage, sieben Nächte (1999) Fight Club (1999) Ratatouille (2007) Da dies die letzte Geschichte ist, die ich Ihnen während Ihres Praktikums erzähle, möchte ich Ihnen, für den Fall, dass Sie noch mehr Geschichten wünschen, ein Buch empfehlen, das ich sehr schätze. Es heißt „Komm, ich erzähl dir eine Geschichte“ von Jorge Bucay. So, nun aber zur Geschichte von Gott und den Bienchen, die mich immer wieder zum Schmunzeln bringt… Es war einmal ein Bienchen, das wurde zu Gott eingeladen. „Hallo! Oben ist unten und das Kleine im Großen und umgekehrt. So beginnt und endet alles, nur das Sein selbst ist ewig und in seiner Wandlung konstant“, sprach das Bienchen. „Hallo!“, antworteten die beiden anderen Bienchen im Wartezimmer gleichzeitig. „Warst du schon einmal bei Gott zu Gast?“, fragte das kleinere der Beiden.
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„Nein“, antwortete das erste Bienchen, „aber ich weiß zufällig, dass Ihr beiden gleich nach mir zusammen zu ihm dürft.“ „Ehrlich? Aber wir kennen uns doch gar nicht, warum sollte er uns zusammen sehen wollen?“ Da wurde das erste Bienchen zu Gott gerufen. Es flog fröhlich summend und brummend durch die mächtige Flügeltür am Ende des Wartezimmers. „Hallo! Wenn Sie einen Kuchen backen möchten, müssen Sie dafür ganz sicher nicht wissen, wie der Mixer gebaut wurde, es genügt, wenn Sie wissen, wie der Mixer ein- und ausgeschaltet werden kann. Und was noch viel wichtiger ist: Sie müssen wissen, wann Sie den Mixer innerhalb Ihres Tuns, Ihres Kuchenbackens, benutzen müssen und wann Sie ihn nicht benutzen dürfen, damit ein schöner Kuchen entsteht. Ist das wirklich immer so? Natürlich nicht. Ich korrigiere: In den meisten Fällen des Kuchenbackens müssen Sie nicht wissen, wie der Mixer, den Sie dabei benutzen, gebaut wurde. In manchen Fällen schon, z.B. wenn Sie einen Kuchen in exakter Nachempfindung der Form und Struktur der Schaltplatine, die sich innerhalb des Mixers befindet, backen möchten. Man könnte sogar sagen: Es sind unendlich viele Fälle denkbar, in denen Sie beim Kuchenbacken wissen müssen, wie der dabei verwendete Mixer konstruiert, also erzeugt wurde. Müssen Sie dafür wirklich immer absolut bis ins letzte Detail verstanden haben, wie der Mixer gebaut wurde? Natürlich nicht. Wie die einzelnen Elemente auf der Platine hergestellt wurden und aus welchem Material sie bestehen, ist z.B. für den zuvor genannten Anwendungsfall nicht relevant, denn Sie benutzen ja sowieso Kuchenmasse. Das entsprechende Wissen wäre aber auch nicht hinderlich. Jemand, der später nur den Kuchen sieht, wird nicht entscheiden können, ob Sie die Platine nur nachgebildet oder auch verstanden haben. Es sind nicht alle für diese Entscheidung notwendigen Informationen im Kuchen enthalten. Das Ganze, der Kuchen, ist also weit weniger, als die Summe der Teile, Mixer + 144
Backpulver + Ihre Hände etc., die zur Herstellung verwendet wurden. Was passiert aber später beim Kuchenesser, der überlegt, wie der Kuchen wohl entstanden sei? Alles und nichts ist möglich, aber es wird immer etwas ganz bestimmtes aus dem Spektrum zwischen diesen beiden Polen sein. Ein Kuchenesser könnte mit einem anderen Kuchenesser in folgenden Dialog geraten: „Hmm, leckerer Kuchen, ich weiß, wie der gebacken wurde.“ „Oh, wie interessant, ich weiß auch, wie der gebacken wurde.“ Glauben beide einander, ist das Gespräch wahrscheinlich zu Ende, denn es wurde keine Differenz wahrgenommen. Es könnte aber auch wie folgt weitergehen: „Sie Lügner! Sie können gar nicht wissen, wie dieser Kuchen gebacken wurde, denn es gibt eine geheime Zutat, die nur auserwählten Personen bekannt ist.“ „Sie irren sich. Diese Zutat ist nicht mehr geheim, jeder kennt Sie inzwischen. Wussten Sie das denn noch nicht?“ An dieser Stelle können beide Personen vielleicht lachen und die erste Person glaubt der zweiten Person und die Differenz wird als Scheindifferenz erkannt und löst sich wieder auf, beide glauben wieder, dass der jeweils andere das Gleiche glaubt. Da die erste Person der zweiten Person aber einfach nur geglaubt hat, und sie zu jedem folgenden Zeitpunkt diesen Glauben selbst wieder anzweifeln, dem Glauben also als solchem nicht mehr glauben kann, kann die nicht vorhandene Differenz aus der Perspektive „Person A“ (= Person A glaubt nicht, Ihr eigener Glaube sei verschieden vom Glauben der Person B) über den Weg der Scheindifferenz aus der Perspektive „Person A“ (= Person A vermutet, Ihr eigener Glaube sei verschieden vom Glauben der Person B) jederzeit wieder zur als aus der Perspektive „Person A“ real wahrgenommenen Differenz (= Person A glaubt, Ihr eigener Glaube sei verschieden vom Glauben der Person B) werden. Dies ist aber nur möglich, da bereits die nicht vorhandene Differenz aus der Perspektive „Person A“ (= Person A glaubt nicht, Ihr eigener Glaube sei verschieden 145
vom Glauben der Person B) den Samen der Differenz in sich trägt (= Person A glaubt nicht (könnte aber auch jederzeit wählen, dieses Nichtglauben zu überprüfen und der Ausgang dieser Prüfung könnte auch im Glauben enden), Ihr eigener Glaube sei verschieden vom Glauben der Person B). Ebenso trägt aber auch die als aus der Perspektive „Person A“ real wahrgenommene Differenz (= Person A glaubt, Ihr eigener Glaube sei verschieden vom Glauben der Person B) den Samen der nicht vorhandenen Differenz aus der Perspektive „Person A“ (= Person A glaubt (könnte aber auch jederzeit wählen, diesen Glauben zu überprüfen und der Ausgang dieser Prüfung könnte auch im Nichtglauben enden), Ihr eigener Glaube sei verschieden vom Glauben der Person B) in sich. Aus Nichts wird folglich Alles und aus Alles wird wieder Nichts. Dieser Vorgang der Ausbildung von Scheindifferenzen, die in der Folge als reale Differenzen wahrgenommen, geglaubt werden, und später wieder aufgelöst, nicht mehr geglaubt werden, ist der einzige Vorgang, der in dieser Welt für uns Menschen möglich ist. Man mag auf unterschiedlichen Ebenen andere Worte oder Symbole wählen, um diesen Vorgang zu beschreiben, der Vorgang bleibt der Einzige“, sprach das Bienchen. „Hallo! Da bist du ja endlich!“, antwortete Gott fröhlich. „Ich glaube, es ist an der Zeit, dass du mal Ferien machst und mir den Job überlässt“, sagte das Bienchen freundlich. „Allerdings, das glaube ich auch!“, pflichtete Gott ihm bei, verwandelte sich in ein Bienchen und flog fröhlich summend und brummend zum Fenster hinaus. „Adieu!“, rief das Bienchen, dann sprach es begeistert in die Gegensprechanlage: „Hallo? Schicken Sie mir bitte die beiden ratlosen Bienchen aus dem Wartezimmer herein.“
[Prüfen Sie jetzt, ob Sie bereit für den Job sind – auf Seite 147. Oder wählen Sie etwas anderes – auf Seite 128.] 146
Bin ich bereit für den Job? Anhand der von den verschiedenen Ausbildern und Kollegen gegebenen Erläuterungen und Exkurse können Sie sich diese Frage eigentlich selbst beantworten. Daher ist der folgende kurze Test mehr oder weniger Formsache…
Test:
1. Können Sie die Frage „Sind Sie ein Experte im Schmieden Ihres Glückes?“ von ganzem Herzen mit „Ja!“ beantworten? O Ja O Nein Kreuzen Sie die für Sie zutreffende Antwort an.
2. Haben Sie einige Male bewusst zwischen dem Schmieden und dem Nicht-Schmieden Ihres Glückes gewechselt? O Ja O Nein Kreuzen Sie die für Sie zutreffende Antwort an.
3. Haben Sie schon einmal Glück im Unglück entdeckt und zuvor unbekannte Alternativen wahrgenommen? O Ja O Nein Kreuzen Sie die für Sie zutreffende Antwort an. 147
Auswertung: Wenn Sie die Fragen 1-3 mit „Ja“ beantwortet haben, sind Sie bereit für den Job: Herzlichen Glückwunsch! Es geht für Sie jetzt direkt weiter auf Seite 149. Wenn Sie eine der Fragen des Tests nicht oder mit „Nein“ beantwortet haben, schenken Sie bitte dieser dritten und sehr wichtigen Phase Ihres Praktikums noch einmal Ihre volle Aufmerksamkeit: Erkennen Sie Ihre Expertise, experimentieren Sie, beobachten Sie sich und schulen Sie Ihre Selbstwahrnehmung. Automatisierung der Abläufe und reichlich praktische Erfahrungen sind unbedingt erforderlich, bevor Sie mit dem Job beginnen können. Für Sie geht es daher jetzt wieder weiter auf Seite 128.
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Teil 3 Ihr Leben als „Ihres Glückes Schmied“
Herzlichen Glückwunsch! Es freut mich sehr, dass Sie es bis hierher geschafft haben. Ihr Praktikum als „Ihres Glückes Schmied“ ist jetzt zu Ende. Sie haben unser Training erfolgreich absolviert und alles gelernt, was Sie benötigen, um erfolgreich und erfüllend jederzeit Ihres Glückes Schmied zu sein. Damit haben Sie sich nun eine mächtige Wahlmöglichkeit geschaffen: Wenn Sie möchten, können Sie ab jetzt jederzeit Ihr Glück schmieden, indem Sie Alternativen nach der erlernten Methode sichten und Ihrer Begeisterung folgen. Sie sind der Chef, die Entscheidung liegt jetzt jederzeit ganz bei Ihnen. Oder doch nicht? Schmiedet da noch jemand mit an Ihrem Glück? Glück zu schmieden bedeutet, Entscheidungen zu treffen. In Phase II haben Sie gelernt, dass die Situation der „Unmöglichkeit der Erfüllung“ Ihr Glück sicher verhindert: Sie sind einer paradoxen Handlungsanweisung, bestehend aus widersprüchlichen Ge- und Verboten, ausgeliefert. Wie Sie wissen, können Sie diese Situation unter anderem lösen, indem Sie eine übergeordnete Anweisung zu Rate ziehen. Was aber, wenn die paradoxe Handlungsanweisung auf höchster Ebene existiert? Ein unglückliches Leben wäre Ihnen 149
gewiss, wenn Sie die Situation nicht lösen. Betrachten Sie, was Ihnen das Wichtigste im Leben ist. Was ist das Höchste? Wofür würden Sie Ihr Leben geben? Jede Sekunde? Sind es mehrere Dinge? Sind diese Dinge widersprüchlich? Am Ende von Phase I Ihres Praktikums haben Sie aufgeschrieben, was Ihnen in Ihrem Leben gerade sehr wichtig ist. Nehmen Sie diese Liste jetzt zur Hand. Entdecken Sie, was das Höchste für Sie ist. Das kann durchaus ein umfassender Grundsatz sein, wie z.B. der, ein erfülltes Leben zu leben. Überlegen Sie sich, was auf Ihrem Grabstein stehen soll. Vielleicht „… lebte ein erfülltes Leben.“? Schauen Sie, was für Sie passend ist. Nehmen Sie sich Zeit für diese Überlegungen, denn das Ergebnis ist sehr wichtig und begleitet Sie für den Rest Ihrer Zeit als Schmied Ihres Glückes. In Phase II haben Sie Ihre Schmiede entrümpelt, die Kohlenvorräte aufgefüllt und ein schönes Schmiedefeuer entfacht. Sie haben in unserer geschützten Lernschmiede trainiert, dass die Funken nur so stoben. Sie haben inzwischen erwiesenermaßen Expertise erlangt im Schmieden Ihres Glückes. Das Einzige, was Ihnen noch fehlt, ist ein eigener Hammer, mit dem Sie jedes Ausgangsmaterial sicher schmieden können. Diesen Hammer erhalten Sie jetzt: Er ist das, was Sie eben als Höchstes ausgewählt haben. Im Zweifelsfall können Sie ab sofort auf diesen Hammer zurückgreifen und mit einem kräftigen Schlag Ihr Glück schmieden Wenn Ihr Hammer, Ihr Höchstes, z.B. „ein erfülltes Leben“ ist, können Sie Widersprüche auflösen, indem Sie sich für das entscheiden, was aus Ihrer Sicht Ihnen und einem „erfüllten Leben“ entspricht. Das, wofür Sie Ihr Leben geben würden. Das, wofür Sie Ihr Leben gegeben haben werden. Jede einzelne Sekunde… Erfüllung jetzt! Schmieden Sie Ihr Glück!
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Literatur
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Abbildungen
Abbildung 1: Komponenten der Gelegenheit
46
Abbildung 2: Eine Alternative sichten und klassifizieren
50
Abbildung 3: Flussdiagramm der Glücksschmiedekunst
63
Abbildung 4: Soaprezipierende Männer umgehen überwiegend die Legitimationsproblematik, Titelbild der Untersuchung von Schmitz (2006)
72
Abbildung 5: Fehlerkategorien nach Sichtbarkeit
82
Abbildung 6: Verborgene Fehler bei der Betrachtung und Analyse der Fehlersituation
86
Abbildung 7: Verborgene Fehler beim Sichten von Alternativen
87
Abbildung 8: Temporärer und permanenter Mangel
91
Abbildung 9: Scheinrettung und echte Rettung
101
Abbildung 10: Paradoxe Handlungsanweisung und Unmöglichkeit der Erfüllung
109
Abbildung 11: Ihr Leben als Ihres Glückes Schmied
133
Abbildung 12: Sichtbare und unsichtbare Alternativen
136
154
Inhalt
Exkurse
Zentrale Komponenten
Geschichten
Teil 1 : Ihr Einstellungstest für den Job als „Ihres Glückes Schmied“ (:4) Teil 2: Ihr Praktikum als „Ihres Glückes Schmied“ (:30) Phase I: So schmieden Sie Ihr Glück (:35) Wissen und Expertise (:53)
Tempus nosce! (:41)
Der gefangene König (:38)
Entscheidung und Intuition (:67)
So schmieden Sie Ihr Glück… (:56)
Die Nachbarn (:69)
Verhalten und Legitimation (:71)
Bin ich bereit für Phase II? (:75)
Gott und das Bienchen (:74)
Phase II: Aua! Fehlertraining und Fehlerkorrektur (:78) Vorsicht, Fehler! (:93)
Aua! Errare humanum est! (:81)
Sechs Freunde im Kino (:95)
Vorsicht, Falle! (:115)
Erfüllung jetzt! (:98)
Der Eisbär im Unglück (:118)
Vorsicht, Kontingenz! (:123)
Bin ich bereit für Phase III? (:126)
Die Ameisen und der Löwe (:124)
Phase III: Expertise! Glück im Unglück im Glück (:128) Expertise und Selbstbild (:131)
Nosce te ipsum! (:132)
Die Ameise und der Löwe (:134)
Glück und Philosophie (:137)
Glück im Unglück im Glück… (:135)
Der Nachbar (:138)
Begeisterung und Flow (:142)
Bin ich bereit für den Job? (:147)
Gott und die Bienchen (:143)
Teil 3: Ihr Leben als „Ihres Glückes Schmied“ (:149)
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Fünf Meter Zeit Eine Bildergeschichte von Lena Hesse und Philipp Winterberg 35 Seiten, farbig Was passiert, wenn die ganze Welt unerwartet einen Augenblick still steht? Wenn man eine Handvoll Zeit, einfach so, durch einen Zufall geschenkt bekommt? In einer der größten und umtriebigsten Städte der Welt öffnet eine alte Schnecke unbeabsichtigt etliche Gelegenheitsfenster, als sie eine Straße überquert und damit für einen halben Tag den Verkehr zum Erliegen bringt… Das Geschenkbuch "Fünf Meter Zeit" ist ein Großstadtmärchen für Kinder und gestresste Erwachsene. Kostenlos als E-Book erhältlich unter: www.philipp-winterberg.de 156
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