K L E I N E B i b l i o t h e k DES W I S S E N S
LUX-LESEBOGEN NATUR- u n d K u l t u r k u n d l i c h e H e f t e
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K L E I N E B i b l i o t h e k DES W I S S E N S
LUX-LESEBOGEN NATUR- u n d K u l t u r k u n d l i c h e H e f t e
KARLHEINZ
D0BSKY
GERHART HAUPTMANN LEBEN UND WERK
V E R L A G S E B A S T I AN L U X M U R N A U • M Ü N C H E N •I N N S B R U C K B A S E L DRESDEN
Da* Elternhaus. Zeichnung von Hans Meid aus „Die Spitzhacke" (1930)
W O I C H D A H E I M BIN, BIN I C H N I C H T D A H E I M . . , Gcrhart Hauptmann
Caspar David Friedrich hat sie uns gemalt — die große und schreckliche Landschaft: eine gewaltige Woge aus Granit, die vor Jahrmillionen sich hier aufbäumte und endlich zum Riesengebirge erstarrte. Von Eiszeitgletschern zerrissen, neigen sich schroffe Trümmerwände in schwindelnd jähem Absturz über die Schneegruben, überragt von der vulkanischen Riesenfaust der Schneekoppe, die seit drei Jahrhunderten von einer schlichten Kapelle gekrönt wird, einer Andachtsstätte im Zeichen des Kreuzes, mit deren Weihe man Rübezahls Macht zu brechen glaubte. Vor genau dreihundert Jahren, im Sommer 1662, gab Johann Praetorius seine Rübezahlgeschichten unter dem Titel „Daemonologia Rubinzalii Silesii" heraus, mit großem Erfolg, da „unterschiedliche Menschen um die Sage vom Rübezahl bekümmert gewesen und gerne davon geredet, noch viel lieber aber davon gehört haben .. ." Seitdem hat der Name des launischen und gefürchteten Wetterherrn des Riesengebirges mancherlei Deutung gefunden; man neigt heute zu der Ansicht, daß der Rübezahl weder mit Rüben noch mit Zählen etwas zu tun habe und daß das geheimnisvolle Wort einfach „Nebelkappe" bedeute. 2
Heidnisches und Christliches blieben aufs wunderlichste verwoben in Schlesien, das Goethe als ein „geistig zehnfach interessantes Land" empfand. Ilarock und romantisch wie die Landschaft offenbart sich auch die Kultur- und Geistesgeschichte dieses Landes der Gottsucher und Sinnierer, der Mystiker und fabulierenden Träumer /wischen Staub und Sternen. Es waren Goldsucher und Glasbläser aus Muraoo bei Venedig, die vor einem halben Jahrtausend die ersten Pfade über den Kamm des Riesengebirges bahnten; sie suchten nach Gold, Silber und dunkelglühenden Granatsteinen und klopften das spröde Gestein nach allerlei begehrenswerten Quarzen für ihre weltberühmten Glasbläsereien ab. Die Spuren und Wegzeichen der wandernden Schatzgräber haben sich bis heute im wilden Felsengebirg erhalten, und in der Nachfolge ihrer Kunstfertigkeit entstanden in der Josephinenhüue bei Schreiberhau und an anderen Orten die ersten schlesischen Glaswerkstätten. Im mystischen Lidit einer schlesischen Schusterkugel erschaute Jakob Böhme die „Prinzipien Göttlichen Wesens" und gestaltete sein Erleben in einer spraehschöpferisdicn Großtat zur weithin wirkenden Lehre; ihm folgte der „Cherubinische Wandersmann" Angelus Silesius, der zwischen Wittenberg und Rom einen ganz eigenen, einen schlesisdien Weg zur Gotteskindsdi.ift sudue und fand: „Mensch, werde wesentlich; denn wenn die Welt vergeht, so fällt der Zufall weg: das Wesen — das besteht . . . "
* Opitz, Gryphius und Günther, Logau, EichendorfT und Laube, Holtei, Schleiermacher und Gustav Freytag — unmöglich, all die glanzvollen Namen aufzuzählen, die den gewaltigen Anteil Schlesiens am deutschen Geistesleben durch die Jahrhundertc dokumentieren! Die Lust am Fabulieren, eine außerordentliche Gestalterfreude und naive Frömmigkeit prägten diesen Volksstamm, der sich beim Wallfahrtsort Albendorf sein „Schlesisches Jerusalem" errichtete, mit dem Bache Kidron im anmutigen Tal, mit über hundert Kapellen und mit der monumentalen Wallfahrtskirche nach dem Vorbild der Jerusalemer Grabeskirche. Hier wie im ganzen Lande sammelten sie sich an hohen Feiertagen unter Glockengedröhn und Weihrauchschwaden zu riesigen Prozessionen — die schlesischen Bauern, Bergleute und Weber. 3
Als Enkel eines Armen schlesischcn Webers ist Gerhart Hauptmann am 15. November 1X62 in Obers.il/brunn zur Welt gekommen, im wohlrenommierten, jedoch arg verschuldeten Gasthof „Zur Preußischen Krone", der seinem V.uer gehörte. Während die Mutter, einer angesehenen Bürgerfamilie entstammend, sich eigentlich zu „etwas Besserem" als zur Gastwirtin berufen fühlte und sich redlich, wenn •auch ungern, in dem unstandesgemäßen Milieu abrackerte, erzählte der Vater seinen vier Kindern oft von der selbsterlebten unseligen Hungerrevolte der schlesischen Weber im Jahre 1844, von dem verzweifelten Aufstandsversuch, der mit polizeilicher und militärischer Hilfe bald niedergeschlagen wurde. In Gerhart Hauptmanns Geburtsjahr ernannte der König von Preußen Otto von Bismarcki zum Ministerpräsidenten; zwei Jahre später gründete Karl Marx in London die Internationale Arbeiter-Assoziation, und wenige Jahre darauf trat — in der niederschlesischen Provinzialhauptstadt Breslau — der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein unter dem Vorsitz Ferdinand Lassalles zum erstenmal zusammen. Freilich — von diesen ersten Anzeichen bedeutsamer sozialpolitischer Umwälzungen spürt man in Obersalzbrunn nidit allzuviel; doch die Hauptmann-Kinder betrachten mit scheuem Respekt die Verwundeten des Preußisch-Österreichischen Krieges, die in den Kurhäusern und Anlagen des vielbesuchten Heilbades ihre Genesung erwarten. In der Gaststube der „Preußischen Krone" diskutiert man auch über den Feldzug in Frankreich und über die Kaiserproklamation im Spiegelsaal von Versailles; und an der Hand seines Vaters erlebt der neunjährige Gerhart Hauptmann vor dem Brandenburger Tor in Berlin den Einzug der siegreichen Truppen von 1871. Bald folgt dem Siegestaumel der Reichsgründung eine gewaltige, überhitzte Industrialisierung — nicht zuletzt mit Hilfe der schlesischen Kohle. Kleine schlesische Bauersleute werden durch den Verkauf ihrer Ländereien an kohlesuchende Aktiengesellschaften über Nacht zu „Neureichen", die mit dem schnellgewonnenen Geld und mit einem entwurzelten Dasein nichts Rechtes mehr anzulangen wissen. Hauptmanns ältere Schwester Lotte, die über Gcrhans Kinderzeit mit mütterlich sorgender Liebe wachte, schildert den Bruder als ein liebenswürdiges und anschmiegsames, oft zum Kränkeln neigendes Kind. Sie nannten ihn „Lichtl", wegen seiner fast mädchenhaft anmutigen Schönheit, wozu freilich auch die weibisch lange Haartracht beigetragen haben mochte, von der sich Gerhart auch während seiner Schul- und Studienzeit nicht trennte. Vom nicht sehr rühmlichen Verlauf und vom vorzeitigen Abbruch dieser Schulzeit kündet ein 4
Federzetchnung von Alfred Kubin zu „Fasching". 1825
„Abgangszeugnis" der Bresl.iuer Zwinger-Realschule vom 29. April 1878: „Der Sdiüler Gerhart Hauptmann hat die hiesige Realsdiule am Zwinger von der Sexta auf im Ganzen vier Jahre, zuletzt als Quartaner ein halbes Jahr besudit . . . Die Leistungen in der Französischen Spradie waren befriedigend; in dem Lateinischen, Deutsdien, der Mathematik, Naturbeschreibung, Geographie und Ge-
schichte genügend, im Rechnen wenig befriedigend, im Schönsdireiben genügend, im Freihandzeichnen gut, im Singen befriedigend . . ." Der ungeliebten Schule entronnen, versucht sich Gerhart als „Landwirtschafts-Eleve" auf dem Gut eines Onkels, ohne viel Nutzen und Gewinn als einige Einblicke in die sozialen Probleme der Arbeiter auf den Großgütern. Bald entflieht er wieder, auf ein Zeugnis niditvorhandenen Fleißes leichten Herzens verzichtend, dem ländlichen Leben und wendet sich erneut nach Breslau, das ihm mit einem Gastspiel der damals hochgerühmten „Meininger Truppe" im Lobetheater das erste, nie mehr vergessene Erlebnis der Bühne, des Schauspiels, des ewigen Theaters schenkt. In dieser Breslauer Zeit entdeckt der Obersalzbrunner Gastwirtssohn auch seine Neigung und hohe Begabung zur Bildhauerkunst — eine Begabung, die ihn für zwei Jahre an die Kunstakademie fesselt, ohne daß der in ausgelaufenen Gleisen träge dahinziehende Schulbetrieb ihm viel zu geben vermag. Auch zwei Studiensemester an der Universität Jena, wo er vor allem Ernst Haeckels naturphilosophische Vorlesungen hört, können ihn nicht von dem einmal eingeschlagenen Weg abbringen. Von den Erinnerungen an diese Lehrjahre und das anschließende „Künstlerleben" in Rom ist später vieles in den — 1928 erschienenen — Roman „Wanda" eingegangen, der Ereignisse und freie Erfindung zum epischen Kunstwerk verwebt. Das Buch schildert auch die gewaltsame Zerstörung aller künstlerischen Zukunftspläne als Bildhauer durch eine schwere Typhuserkrankung: Während dieser Krankheit geschieht es, daß Hauptmanns Ateliernadibar in Rom, der estnische Bildhauer Weizenberg, in einem furchtbaren Wahnsinnsanfall neben seinen eigenen Arbeiten auch Gerharts Plastiken vernichtet. Unzerstörbar aber bleibt die Liebe zur bildnerischen Gestaltung; sie wird den künftigen Dichter begleiten sein ganzes Leben lang — noch als Achtzigjähriger modelliert er das Kinderköpfchen seines Enkels Arne in Wachs. Auch an den Kunstmitteln der Sprache hat Gerhart Hauptmann sich frühzeitig geübt; man kennt Quartaner-Gedidite von ihm, so rührend bedeutungslos wie alle Schülergedichte. Ohne künstlerischen Wert ist auch seine erste „gedruckte" Arbeit: ein Polterabendspitl mit dem Titel „Liebesfrühling", das der Neunzehnjährige 1881 zur Hochzeit seines älteren Bruders Georg mit Adele Thicnernann in Hohenhaus verfaßt hat. Mit finanzieller Unterstützung einer wohlwollenden Tante konnte das sechzehn Seiten umfassende Wirkchen gedruckt werden und gilt heute als bibliophile Seltenheit. Im seinem Erinnerungsbuch „Das Abenteuer meiner Jugend" be6
richtet der Dichter ausführlich darüber, wie er den „Liebesfrühling" mit den Schwestern Thiencmann und mit seinem Bruder Carl einstudierte und aufführte. Eine dieser Schwestern, die schöne Maria Thiencmann, wurde im Mai 1885 die Gattin Gerhart Hauptmanns, der sich Berlin zum Wohnsitz erwählt hatte. In seinen Lebenserinnerungen führt uns der Dichter in jene „Sturm- und Drang-Jahre" zurück: „Weshalb hatte ich mich für Berlin entschieden? Aus einer schicksalhaften Verbissenheit. Ich konnte nicht mehr los von Berlin. Hier — hier allein galt es zu kämpfen, zu siegen oder unterzugehen. Wie kam idi zu einer solchen instinkthaften Entschiedenheit, da sich doch zunächst nur begründete Aussidu auf sicheren Untergang zeigte. ..? Verbindungen zu Schriftstellern oder zu literarisch Gleichstrebenden hatte idi nidit. Ein in seinen dichterischen Neigungen mir ähnlicher Mann wäre mir als ein Wunder erschienen. Als es dann eines Tages doch geschah, nämlich als Adalbert von Hanstein auftauchte, war dies das fördersamste Erlebnis für mich." Zu dieser ersten literarischen Bekanntschaft kommen bald weitere, kommt die Verbindung mit den Brüdern Hart, mit Wilhelm Bülsche und Bruno Wille, mit Hugo Ernst Schmidt und Johannes Schlaf, und endlich — im Januar 1889 — mit Arno Holz, dem Verkünder des „konsequenten Realismus" in der Dichtung. Der ermunternde Zuspruch von Arno Holz bestärkt den jungen Gerhart Hauptmann im Glauben an seine dichterische Berufung; und diese Stärkung ist dringend notwendig, denn ein dem Deutschen Theater eingesandtes Drama „Das Erbe des Tiberius" hat er als unverwendbar zurückerhalten, ein Versepos „Promethidenlos", das er auf eigene Kosten hat drucken lassen, ist ohne bemerkenswertes Echo geblieben. Nun arbeitet er an einem neuen Drama, dessen ursprünglicher Titel „Der Sämann" auf Anregung von Arno Holz in „Vor Sonnenaufgang" abgeändert wird. Es ist die schonungslose, naturalistische Schilderung einer im Trunk verkommenden Familie. „An einem Sommerabend im Freien", erzählt Wilhelm Bülsche in seinen Lebenserinnerungen, „las uns Hauptmann sein eben entstandenes Drama vor. Es erschien uns wie die Tat zu überall gärenden Gedanken . . ." Und am 14. September 1889 schreibt Theodor Fontane seiner Tochter jenen berühmt gewordenen Brief: „Schon gestern wollte ich Dir einen kleinen Brief stiften, kam aber nicht dazu, weil ich anderweitig eine große Korrespondenz hatte; darunter ein Brief an einen Herrn Gerhart Hauntmann, der ein fabelhaftes Stück geschrieben hat: Vor Sonnenaufgang, soziales Drama, fünf Akte. Ich war ganz benommen dav o n . . . Dieser Hauptmann, ein wirklicher Hauptmann der schwar7
zen Realistenbande . . ! — gibt das Leben, wie es ist, in seinem vollen Graus; er tut nichts zu, aber er zieht auch nichts ab, und erreicht dadurch seine kolossale Wirkung. Dabei (und das ist der Hauptwitz und der Hauptgrund meiner Bewunderung) spridu sidi in dem, was dem Laien einfach als abgeschriebenes Leben erscheint, ein Maß von Kunst aus, wie's nidit größer gedacht werden kann . . ." Auf Theodor Fontanes Empfehlung erklärt sich die von dem großen Theatermann Otto Brahm und dem jungen Verleger S. Fischer gegründete Theatergesellschaft „Freie Bühne" bereit, „Vor Sonnenaufgang" aufzuführen. Noch viele Jahre später erinnert sich Otto Brahm an Gerhart Hauptmanns ersten Besuch: „Du erschienst an meiner Klingeltür in Deiner blonden, jungen Kraft, in der Hand die Attribute des Freien Deutschen Mannes: einen mächtigen Schlapphut und einen Knotenstock. Du bliebest lange und ließest mich, Du idealistischer Naturalist, Deinen unbeirrbaren Willen zur Kunst und Dein ganzes Sein voll Milde und Stärke sdion erschauen; und als ich Dir dann für Dein Kommen dankte, sprachst Du es mit dem unbefangenen Eifer des jungen Autors aus: Um dieses Stückes (,Vor Sonnenaufgang') willen laufe ich gern dreimal um ganz Berlin . . ." Die Uraufführung des Dramas — am Sonntag, dem 20. Oktober 1889 — wird zum größten Theaterskandal, den
Karikatur des „Kladderadatsch" nach4 der Premiere von „Vor Sonnenaufgang '.
die junge Reichshauptstadt bis dahin erlebt hat, und der Bogen der Kritik spannt .sich von enthusiastischem Lob bis zur leidenschaftlichen Ablehnung — eine Erscheinung, die von nun an des Dichters Schaffen begleiten wird bis ans Ende seiner irdischen Tage und noch darüber hinaus. Arno Holz nennt „Vor Sonnenaufgang" das „beste Drama, das jemals in deutscher Sprache geschrieben worden ist"; der „Reichsbote" hingegen begreift die krasse soziale Anklage nicht und schreibt: „Hier ist der reinste Schmutz, und fußtief waten wir das ganze Stück hindurch darin herum . . ." Eine andere Zeitung protestiert in ihrer Kritik „gegen die Schamlosigkeit einer Literatur, welche unsere Schauspielhäuser zu Matrosenkneipen herabwürdigt", und die satirische Zeitschrift „Kladderadatsch" bringt eine Karikatur, die das naturalistische Theater als übelbeleumdete „Theaterdestille" zeigt, um welche jeder anständige Bürger einen großen Bogen macht.
Wenige Monate nach dieser denkwürdigen Premiere schließt Samuel Fischer mit Gerhart Hauptmann einen Vertrag, der den jungen Dichter aller materiellen Sorgen enthebt und ihn auf Lebenszeit zum Autor des S. Fischer Verlags macht. Viele Jahrzehnte spater wird der Königlich Schwedische Holbuchhändler und Verleger S. Fischer an Gerhart Hauptmann schreiben: „Die verlegerische Arbeit für Dich und Dein Werk empfand ich zu allen Zeiten als eine der schönsten Aufgaben meiner Berufstätigkeit, und die Freundschaft, die aus dieser Arbeit erwuchs, als ein tiefes und reiches Lebensglück . . ." Weit weniger krisenfest entwickelt sich des Dichters Beziehung zu seinem ersten Förderer Arno Holz, der sich in späteren Jahren bitter über die „Undankbarkeit" des rasch zu Ruhm und Ansehen emporgestiegenen Hauptmann beklagt. Die Theatergesellschaft „Freie Bühne" — wir würden sie heute ein „Experimentier-Theater" nennen — führt, wenigstens für eine kurze Zeitspanne, den deutschen Naturalismus allen Gegenströmungen zum Trotz auf die Höhe des Triumphes. Ein Jahr nach „Vor Sonnenaufgang" erringt der Ostpreuße Hermann Sudermann mit seinem Drama „Ehre" einen bedeutenden Erfolg, der ihn neben Hauptmann an die Spitze der jungen Dramatiker stellt. Weder Hauptmann noch Sudermann verbergen in ihren Anfängen die Abhängigkeit von dem Norweger Henrik Ibsen, unter dessen Einfluß auch Hauptmanns Dramen „Das Friedensfest" (1890) und „Einsame 'i
Menschen" (1S91) stehen. Erst mit den „Webern", der Tragödie der schlesischen Heimarbeiter, denen die neumodisdien Maschinen das Brot wegstehlen, rindet der Dichter ganz zu sich selbst. „Das soziale Drama .. . real ins leben zu rufen", sagt er rückblickend in seiner Autobiographie, „war damals eine Preisaufgabe, die gelöst zu haben soviel hieß wie der Initiator einer Neuen Epoche zu sein. Bei diesem der alten Zeit konträren Beginnen — wir .standen ja mitten in einer Revolution der Literatur — waren Bekennermut und Zivilcourage eine Selbstverständlichkeit... Ich konnte die Weber, ich konnte das Bauerndrama schreiben — denn ich beherrsdite den Volksdialekt. Ich würde ihn also, das war mein Entschluß, in die Literatur einführen. Ich wollte dem Dialekt seine Würde wiedergeben. Man mag entscheiden, ob es geschehen ist . . . " Hauptmann hat seine „Weber" (1892), dieses zu Unrocht als Tendenzstück und Umsiurzdrama verurteilte Werk am Höhe- und Wendepunkt des deutschen Naturalismus, seinem Vater gewidmet, denn Deine Erzählung vom Großvater, der in jungen Jahren als armer Weber, wie die geschilderten, hinterm Webstuhl gesessen, ist der Keim meiner Dichtung gewesen." Einer Didming, die nadi Spielhagens schönem Wort nur einen Helden hat — die Not. Nach dem Erfolg der „Weber" überrascht der Dichter seine wachsende Gemeinde mit zwei sozialen Lustspielen. „Ein dunkelhaftes Lebensstück" nennt der Kritiker Alfred Kerr den „Kollegen Crampton" (1892), in dem viele Erinnerungen an die Breslauer Kunstakademiezeit verarbeitet sind. Von stärkerer Lebenskraft erweist sidi „Der Biberpelz" (1893), der neben Lcssings „Minna von Barnhelm" und Kleists „Zerhrodienem Krug" zu den drei klassischen deutschen Komödien gehört. Die listige, ehrsame und zugleich schlau verschlagene Waschfrau Wolrl, die uns in dem oft als Fortsetzung des „Biberpelzes" empfundenen „Roten Hahn" wiederbegegnet, ist eine der gelungensten Gestalten des jungen Gerhart Hauptmann, der sich nun — nicht unbeeinflußt von dem religiösmystischen Welterleben des Belgiers Maurice Maeterlinck — dorn Ende seiner unter dem Zeichen von Ibsen, Zola und Tolstoi stehenden naturalistischen, der grauen Wirklichkeit verhafteten Periode zu nähern beginnt. Gerhart Hauptmann wendet sidi dem Geheimnishaften in der Welt und in der Menschenseele zu, dem «Symbolischen" und Romantischen. Die vom Geiste des Symbolismus und der Neuromantik durdiwehte Traumdiditung „Hanneles Himmelfahrt" (1893) wird in der Literaturgeschichte oft als „Zweiter Teil" der „Weber" bezeichnet. IC
„Weber"-Plakat aus dem Jahre der Uraufführung. Doch während in der Tragödie der hungernden schlesischen Leineweber noch die Not als dunkel strahlende Heldin herrscht, leuchtet über den Fieberträumen des mißhandelten, von einer unbarmherzig grausamen Umgebung in den Selbstmord getriebenen Hannele eine neue, gewaltigere Macht: die Macht der Gnade. Das Traumspiel von Hannele Matterns Himmelfahrt wird bereits zwei Monate nach der deutschen Premiere in Paris und Anfang 1894 auch in New York aufgeführt, in Anwesenheit des Autors, der um diese Zeit mit seiner Familie die erste Amerikareise unternimmt. Das Stück findet in der Neuen Welt nur eine geteilte Aufnahme, tragt aber doch wesentlich zum wachsenden Weltruhm des Dichters bei, mit dessen Werk sich die amerikanischen Germanisten merkwürdigerweise schon eher befassen als ihre deutschen Kollegen. Zum Studium der Traumverbundenheit des Hauptmannschen Schaffens eignet sich allerdings gerade das „Hannele" in besonderem Maße; die Literaturwissenschaft stellt fest, daß der Dichter „die Kunst des Träumen« bewußt entwickelt, daß er die schöpferische Unmittelbarkeit des Traumlebens in das bewußte Gestalten überzuführen weiß . . . " 11
Die Illustration von Heinrich Vo
Zur „romantischen Periode" in Hauptmanns Schaffen gehören auch die Dramen „Elga" (1896), „Die Versunkene Glocke" (1896), „Der Arme Heinrich" (1902), „Griselda" (1909) und das Glashüttenmärchen „Und Pippa tanzt" (1906). „Ich dachte an eine Vermählung des deutschen Genius in Gestalt des Michel mit dem Ideal südländischer Schönheit, wie es sich in Pippa verkörpert . .." Dieses Ideal südländischer Schönheit war dem Dichter in Gestalt der noch kindhaft jungen Schauspielerin Ida Orlorf begegnet, die 1905 in einer Berliner Aufführung das „Hannele" verkörperte und lür Hauptmann zum schicksalhaften Erleben wurde. Das elfenhaft zarte Mädchen gilt heute als „die geheime Mitschöpferin" vieler Hauptmannscher Bühnengestalten — sie wurde seiner dichterischen Schau auch zur „Pippa", dem irrlichternden Traumwesen, das von einem alten Zauberer heimlich und entsagend geliebt wird. Von Hauptmanns Freundschaft mit Ida Orloff berichtet ein — bisher unveröffentlichtes — Kapitel, in dem autobiographischen Roman „Buch der Leidenschaft", das erst in die geplante neue Gesamtausgabe aufgenommen werden soll. Aus jenen Jahren stammt auch das I oto Gerhart Hauptmanns auf der zweiten Umschlagseite unseres Lesebogens, das den Dramatiker am Strand von Hiddensee zeigt.
1 »as erzählerische Werk des Dichters, an dessen Beginn die eindrucksvolle Jugendnovelle „Bahnwärter Thiel" steht, erreicht einen ersten Höhepunkt mit dem großen Roman „Der Narr in Christo Emanuel Quint" (1910), der uns an die Worte erinnert, die Hauptmann zum Tode Leo Tolstois sprach: „Der einzige große Christ der Zeit ist nicht m e h r . . . viele haben Tolstoi für einen Narren gehalten. Auch Jesus, den Heiland, hielt man dafür. Er war ein Mensch. Er war unser Bruder . . ." Der damals siebenundzwanzigjährige Theodor Heuss begrüßte den „Emanuel Quint" mit den Worten: „Der Hauptmann von heute hängt noch zuinnerst mit der Periode zusammen, die ihn emporhob. . . Das Buch ist allenthalben durchsetzt mit ganz offenen und halbverhüllten Analogien zu den Berichten des Evangeliums. . . Uns bleibt dieses ganz unzeitgemäße Buch auch in seinen Schwächen bedeutsam genug; langweilig treilich für alle bloß robusten Geister oder für ungeduldige Temperamente, anziehend aber und sogar fesselnd in der Vcrschiingung von kahler, erbärmlicher Wirklichkeit und seelischem Halbdunkel denen, die geduldig sind und ein Ohr haben für den leisen Schritt religiösen Suchcns . . ." Das Erscheinen von Hauptmanns zweitem 13
Roman „Atlantis", entstanden unter den Eindrücken der ersten Amerikafahrt, fiel zeitlich etwa mit dem Untergang des englischen Luxusdampfers „Titanic" zusammen — was zur Folge hatte, daß dieses Buch irrtümlich als prophetische Vorausschau dieser Katastrophe empfunden wurde. Man vergaß über freilich erstaunlichen äußerlichen Bezügliehkciicn oft den hohen zeitgesdiiditlidien Wert dieses Romans als Dokument einer versinkenden bürgerlichen Weit, die sich noch in der trügerischen Sidierheit gefällt, „bevorzugter Bürger des neunzehnten und bald auch des wahrscheinlich noch köstlicheren zwanzigsten Jahrhunderts zu sein." Das große Bauernkriev.'drama „Florian Geyer", bei der Uraufführung im Jahre 1896 ein Mißerfolg, gilt heute als eine der wesentlichen Tragödien deutsdier Spradie. Der historische Stoff wird hier — nach sorgfältigstem Studium der Reformations- und Bauernkriegszeit — mit den meisterhaft beherrschten Stilmitteln naturalistischer Darstellungsweise angegangen und bewältigt; der schon in den vorangegangenen Haupimannschen Bühnenwerken geprägte Begriff des „passiven Helden"* findet seine künstlerische Vollendung, zeitlos gültig wie Florian Geyers zorniger Sdiwertstoß: „Der deutschen Zwietradit mitten ins Herz . . ." Die wunderliche Vermisdiung von Heidnischem und Christlidiem — ein Wesensmerkmal sdilesiseher Geistigkeit — begegnet uns audi in des Dichters stärkster Novelle: „Der Ketzer von Soana", die Joseph Gregor ein „großartiges Meisterstück der Seelenkunst" genannt hat. In dieser Erzählung vom jungen, eifernden Priester Francesco, der im Frühlingsrausch eines italienischen Alpentals der heidnischen Schönheit des verfemten Hirtenmädchens Agata verfällt, wird dem Dichter das erste Erleben südlicher Landschaft zum vollendeten Kunstwerk. Man kann den Sdiauplatz dieser Ketzergeschichte noch heute in dem kleinen Tal westlich des Bergamesker Gebirges auf des Dichters Spuren nacherleben und darin erkennen, mit welch naduwandleri«dier Sicherheit er die Atmosphäre einer Landsdiaft aufnahm und gestaltete. Die außerordentliche Gestaltungskraft, die naive Sdiöpferfreude Gerhart Hauptmanns, die audi seine Kritiker nicht übersehen, finden dann auch die höchste offizielle Würdigung: Im Jahr seines fünfzigsten Geburtstages empfängt der Diduer die glanzvollste Auszeidinung der geistigen Welt — den Nobelpreis für Literatur.
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Gerhart Hauptmann, der ..Dichter des Mitleids . Zeichnung von Olaf Culbransson
Trotz „Schwertgeklirr und Wogenprall" erscheint uns das Kaiserreich unter der Regierung Wilhelms des Zweiten von erstaunlicher Duldsamkeit und Liberalität. Die Hofgesellschaft begnügt sidi zwar damit, der wachsenden Volkstümlichkeit des irrtümlich als „Sozialistendichter" verschrienen Gerhart Hauptmann eine rührend trotzige Verherrlichung des Dichters F.rnst von Wildenbruch entgegenzusetzen — des Hohenzollernenkels, dessen Bühnengestalten uns Heutigen so fern sind wie die kostümierten Figuren der Berliner Siegesallee. Doch die literarische Welt bietet vor Beginn des Ersten Weltkrieges jedem das Seine: noch leben und wirken Wilhelm Raabe, Peter Rosegger und Paul Heyse, während in Thomas Manns „Buddenbrooks" (1901) und in Heinrich Manns „Untertan" (1911) sich schon der drohende Verfall einer spätbürgerlichen Gesellschaft ankündigt. Noch freut man sich an Anton von Werners blutarmer Historienmalerei, an Max Klingers pompösen, mit Edelsteinen, Gold und Silber reich verzierten Plastiken und an der wuchernden Ornamentik des „Jugendstils" — und doch sind sie
schon alle .im Werk, die in neue Dimensionen der Weltschau vorzudringen sich anschicken: die Klee, Kandinsky und Picasso, die T r a k l , Rilke und Benn, die Barlach, Marc und Nolde. Und wie eine Vorahnung nahender Katastrophen mutet der Zeitschriftentitel an, mit dem sich die Kommenden zu Wort melden: Der Sturm . . . Kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges begeht man noch prunkv o l l die Hundertjahrfeier des Befreiungskampfes gegen Napoleon. In Breslau, von wo der preußische König einst sein Volk zum Kampf gegen die Fremdherrschaft aufgerufen, ersteht 1913 der größte freitragende Kuppelbau Deutschlands, die Jahrhunderthalle; sie soll w ü r d i g eingeweint werden mit einem Festspiel des N o b e l preisträgers Gerhart H a u p t m a n n , von dem man naiverweise ein vaterländisches Weihespiel in A r t der Kriegerdenkmäler und Ruhmeshallen erwartet. Aber des Dichters „Festspiel in deutschen Reimen" bringt in Geist und Gesinnung etwas ganz anderes: Es bringt in kaum verhüllter Ironie Anspielungen auf die finsterreaktionäre Naehkriegsgeschichte des großen Freiheitskampfes von 1813 — und w i r d denn auch prompt verboten, auf Weisung des dcuisdien Kronprinzen, der — wie sich Jahrzehnte später herausstellt — das Stück nicht einmal gelesen hat. Das enttäuschte Kaiserhaus rächt sich an dem Diditer auf höchst kuriose Weise — mit der Verleihung des Roten Adlerordens der vierten und letzten Klasse, die eher eine Beleidigung als eine Auszeichnung ist. Um vieles ansehnlicher ist der materielle Ertrag des Flauptmannsdicn Schaffens; er ermöglicht dem Dichter sdion zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts die Errichtung eines wahrhaft fürstlichen Landsitzes im Riesengebirge. Nahe bei Agnetendorf ersteht inmitten eines herrlichen Parks das Flaus Wiesenstein, „die mystische Schutzhülle seiner Seele", angefüllt mit auf zahlreichen Auslandsreisen gesammelten Kunstwerken und mit kostbaren bibliophilen Ausgaben seiner Werke, deren Gestalten in leuchtenden Fresken von den Wänden der „Paradieshalle" grüßen. Umgeben von Orden und Ehrenurkunden ruhen in reichgeschnitzten Vitrinen die M a n u skripte: „ F u h r m a n n Hcnschcl" und „Rose Bernd", „ D i e R a t t e n " und „Michael K r a m e r " , „Gabriel Schillings Flucht" und „Kaiser Karls Geisel". O f t erfüllt eine zarte Geigenstimme den weiten Raum — die Stradivari der Geigerin Margarete Marschalk, einer Schülerin Joachims, die nach Jahren der Kämpfe Flauptmanns zweite Frau geworden ist. Eine von Anbeginn auf Repräsentation und Selbstdarstellung ausgerichtete künstlerische Existenz sdiarlt sidi in diesem Hause den würdigen und von Gästen aus aller W e l l auch gewürdigten Rahmen. 16
Der Zusammenbruch des deutschen Kaiserreichs zwingt das Volk zu demokratischen Staats- und Lebensformen, obwohl es innerlich nicht darauf vorbereitet ist. Die vielgeschmähte und gefährdete „Weimarer Republik" findet in Gerhart Hauptmann, dem „Dichter de> Mitleids", eine willig sich darbietende Repräsentationsgestalt, ja geradezu ein Staatssymbol, den Massen vertrauter und entsprechender als die schnöde verlästerten neuen und alten Reichsfarben Schwarz-Rot-Gold, und auch dem Ausland als Unterpfand einer gewandelten politischen Gesinnung genehm. „Mit einer Ehrung Gerhart Hauptmanns ehrt das deutsche Volk sich selbst", verkündet der erste deutsdie Reichspräsident Friedrich Ebert zu des Dichters sechzigstem Geburtstag, und verleiht ihm die höchste Auszeichnung des neuen Staates — den Adlerschild — mit der Inschrift: Dem Dichter, in dem die Seele des deutschen Volkes zum Eicht rang . . . Der Kunstniä/.en und Diplomat Harry Gral Kessler, in dessen Tagebüchern sich die Wirrnis jener Zeit aufschlußreich und bewegend spiegelt, gibt mit seiner Schilderung der Berliner HauptmannEcicr vom November 1922 über den eigentlichen Anlaß hinaus tiefe Einblicke in den tragischen Existenzkampf des jungen Staatsgebildes: „Die Berliner Studentenschaft hat mit einer Mehrheit von, ich glaube, vier zu zwei feierlich beschlossen, an der Hauptmannteier nicht teilzunehmen, weil Gerharr Hauptmann, seit er sich als Republikaner bekannt hat, nicht mehr als charakterfester Deutsdier zu betrachten sei! Und der Literaturprofessor, der die Festrede halten sollte, bat, Friedrich Ebert wieder auszuladen, da es der Berliner Universität nidit angenehm sein werde, wenn das republikanische Staatsoberhaupt bei ihr erscheine. . . Abends (bei der Festvorstellung von „Florian Geyer") saß Hauptmann, von einem Schweinwerfer beleuchtet und wie ein Doppelgänger von Goethe oder wie der Goethe aus einem Goethefilm aussehend, in der Loge und wurde nach jedem Aktschluß über die Logenbrüstung auf die Bühne ",c/ogen. Das Publikum tobte vor Begeisterung! Nachher — als idi Hauptmann sagte, er sei der erste wahrhafte Volksdichter der neueren Literatur, meinte er: Nein, auch Goethe sei ein Volksdiditer gewesen, der aus dem Volke seine Stoffe und seine Kraft geholt habe — nicht aus einer komplizierten Intellektualitäi wie Schiller. Der laust, der Werther, der Götz von Berlichingen seien ebenso aus dem Volke und für das Volk gediditet wie die ,Weber' oder der .Biberpelz'. Bei diesem Vergleich, den er selbst machte, erschien das doppelgängerhafte Äußere Hauptmanns in einer merkwürdigen Beleuchtung . . ." 17
Diese Goeihe-Doppelgängerschaft weit über alle legitime geistige Nachfolge hinaus wird nun ebenso wie die allmählich als „fromme Landplage" empfundenen Hauptmann-Feiern zum gelinden Schrekken empfindsamer und kritischer Geister und zum unerschöpflichen Thema der begabtesten Karikaturisten in aller Welt. In einer seiner seltenen Anwandlungen zur Selbstverspottung schreibt Hauptmann einer liebgewordenen Gewohnheit folgend an die Wand neben seinem Bette: „Goethe hatte einen Bauch — ich auch . . ." Vor der jubelnden Menge aber produziert er sich gern in der Pose des Dichterfürsten, als Sinnbild unzerstörbaren Nationalgefühls, das
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weißumlohte Löwenhaupt gar trutzig erhoben in alle Stürme der Zeit. Er setzt aber seine gewaltige Autorität audi ohne Zögern ein, wenn es zu helfen und zu retten gilt — so bei der furchtbaren Hungerkatastrophe in Rußland 1922, als der Dichter Maxim Gorki sich an Hauptmann um Hilfe wandte. „Selbst das kleinste Stück Brot ist noch teilbar" schrieb der Diditer der „Weber" damals an den russisdien Freund und organisierte eine großzügige Hilfsaktion, die es ermöglichte, ein ganzes Schiff mit Lebensmitteln, dringend benötigten Arzneien, Ärzten und Krankenschwestern nach dem hungernden Rußland zu senden. Kein Wunder also, daß dieses Dichterleben zu einem öffentlichen Leben wird, dessen äußeren Vollzug zwischen dem Schloß im Riesengebirge, italienisdien Luxusbädern und einem eleganten Landhaus auf der Ostseeinsel Hiddensee die Presse im Stil der früheren Hofberidite registriert. Natürlich fehlt auch der Eckermann nicht in der ungewollten Goethe-Parodie; es sind sogar mehrere Eckermänner, die sich an der Ruhmessonne des Dichters wärmen. Der Lyriker Oskar Loerke bemerkt als Cheflektor des S. Fischer Verlages schon im Jahre 1922 mißfällig: „Es wird mit Hauptmann ein Jahrmarktsi'ummel veranstaltet. .." und wenig später beklagt Loerke „das Mißverhältnis zwischen dem Gebotenen und dem Riesenjubel . . . " Es ist wahr: Nicht allzuviel bietet der Diditer seinem erwartungsvoll lauschenden Volk in diesen Jahren — weder das MontezumaDrama „Der weiße Heiland" (1920) noch „Indipohdi" (1920), in dem die aus Shakespeares „Sturm" bekannte Gestalt des Prospero wieder auftritt, vermögen die Menge zu begeistern, ganz zu schweigen '•on dem ländlichen Liebesgedicht „Anna" (1921), das sich ebenso in behaglichen Jugenderinnerungen ergeht wie die Erzählung „Die Spitzhacke" (1930). Auch das Drama „Der Bogen desOdysseus", das unter dem Eindruck der mythenträchtigen Landschaft Griechenlands auf der Insel Korfu entstand, bleibt ohne Nachhall. Im Sommer 1924 ersdieint Hauptmanns utopisdier Roman „Die Insel der Großen Mutter oder das Wunder von Ile des Dames", die romantisch verklärte Gesdiidite eines von gestrandeten Frauen und Mädchen errichteten Weiberstaates, in der auch einmal vom „Präsidenten der deutschen Republik" die Rede ist — vom Dichter mit einer Fußnote versehen: „Diese Stelle wurde im Jahre 1916 geschrieben!" Unbegreiflich dieser beifallheisdiend erhobene Zeigefinger: Ich hab's ja sdion immer gewußt! — unbegreiflich allerdings nur für diejenigen, denen die herrliche und oftmals entwaffnende Naivität des Hauptmannsdien Wesens verborgen geblieben ist. Einem jedoch ist V>
sie nicht verborgen geblieben — dem Dichterfreunde Thomas Mann. Dem ersteht aus mancherlei Begegnungen, aus liebevoll skeptischer Beobachtung des „Dichterfürsten" in seinem großen Roman „Der Zauberberg" (1924) mit der zärtlich-boshaft hingestrichelten Gestalt des Mynheer Peeperkorn eine großartige Karikatur Gerhart Hauptmanns, eine parodistische Charakterstudie von hinreißender Überzeugungskraft. Das Naturereignis Gerhart Hauptmann — gesehen durch den bis an die Grenzen der Wahrnehmungs- und Beobachtungsfähigkeit hinaufgesteigerten Intellekt Thomas Manns — ein wahrhaft einmaliger Glücks- und Sonderfall der Literaturgeschichte, an dem noch Generationen ihr lehrhaftes Ergötzen linden werden! Zunächst einmal ist Hauptmann freilich beleidigt. Doch er verschließt sich nicht dem hochherzigen Versöhnungsversuch Thomas Manns, der in einem denkwürdigen Brief sich erklärt und entschuldigt: „Lieber, großer, verehrter Gerhart Hauptmann!" so heißt es da, „ich trachtete nach einer Figur, die notwendig und kompositioneil längst vorgesehen war, die ich aber nicht sah, nicht hörte, nicht besaß. L'nruhig, besorgt und ratlos auf der Suche kam ich nach Bozen (zu einem Zusammentreffen mit der Familie Hauptmann) — und dort, beim Weine, bot sich mir an, unwissentlich . . . Lieber, verehrter Mann! Soll eines schlechten Streiches, einer Künstlersünde wegen alles vergessen sein, was ich über Sie gesagt habe, als es sich wirklich um Sie und nicht um eine großartige Maske handelte: jener Aufsatz zum Beispiel, der mir ihre Freundschaft gewann und in dem ich Sie den König des Volkes nannte? So bitte ich: versagen Sie mir nicht die Hand, die ich Ihnen im Geiste mit all der wahren Empfindung zu drücken wage, die niemals, zu keiner Stunde des Lebens und der Arbeit, in Ihrer Gesellschaft oder fern von Ihnen, aufgehört hat, für Sie lebendig zu sein . . ." Mit einigem Redit kann man darauf hinweisen, wie sehr und wie oft auch Gerhart Hauptmann persönlich erlebte Menschen in seinem epischen und dramatischen Werk zu unvergänglichen Gestalten erhöht hat; man denke nur an die Figur des Fabrikanten Dreißiger in den „Webern", der als Textilfabrikant Zwanziger im schlesischen Oberlangebielau wirklich gelebt hat und nach dem Erfolg des Weberdramas sich äußerte: „Ich habe ja dem jungen Hauptmann gar nichts getan, und doch ist sein Machwerk ein Racheakt an uns. Er hat es aus Rache geschrieben — nur aus Rache .. .!" „Wir waren zwar Freunde, aber auf formellem Fuß standen wir stets miteinander", berichtet Thomas Mann. „Der eigentümlich-komischste Augenblick unseres Umganges war, als er im Begriffe stand, mir das Du anzubieten — und dann doch davon abstand. 20
Er hatte wohl etwas getrunken, und fing an: .Also — beachten Sie wohl . . . Gut! Wir sind doch Brüder, nicht wahr? Sollten wir folglich nicht . . . Gewiß! . . . Aber lassen wir das ..." Es blieb beim Sie." Und bei einem gemeinsamen Sommeraufenthalt auf Hiddensee bittet Hauptmann, nachdem er aus seinem werdenden „Till Eulenspiegel" vorgelesen hat, den Freund, nun seinerseits etwas aus dem „Zauberberg" vorzutragen. Auf Thomas Manns ablehnenden Zweifel, ob dies den Dichter der „Weber" auch wirklich interessieren könne, findet Hauptmann eine schöne und bezeichnende Antwort: „Lieber F r e u n d . . . Nicht S o . . . ! . . . Sie haben unrecht! In Unseres Vaters Hause sind viele Wohnungen . . ." Da spricht der Sehlesier, dem Jakob Böhmes Gehäus ebenso vertraut ist wie die Meerfahrt des iseus und der allen kritischen Einwänden den Wind aus den Segeln nimmt mit dem Bekenntnis: „Ich stehe auf meinem Widerspruch wie auf meinen zwei Beinen!" Die schlesische Widersprüchlichkeit, das „Geduppelte" des Wesens, wie die Riesengebirgler sagen, beherrschen auch das literarische Werk von Gerhart Hauptmanns älterem Bruder Carl, der zeitlebens ein wenig im Schatten des berühmteren, volkstümlicheren und wohl auch im stillen beneideten Gerhart steht. Die spannungsreichen und geistig so fruchtbaren Zwanziger Jahre — von einer verklärenden Rückschau als „perikleisches Zeitalter" empfunden — bewerten Hauptmann schon als historische Erscheinung. Die Jugend ereifert sich bereits an Oswald Spenglers „Untergang des Abendlandes" und an Bert Brechts aggressiven Chansons. Ortega y Gasset, der Spanier, arbeitet an einem philosophisch-kulturgeschichtlichen Werk, dessen Titel: „Der Aufstand der Massen" zum Wundmal eines Weltzeitalters wird. Die Psychoanalyse beginnt ihren Siegeszug, Rundfunk und Film beeinflussen die Massen in einer zuvor nie für möglich gehaltenen Breiten- und Tiefenwirkung; auch nach Hauptmanns Werk greifen die stoffhungrigen Filmleute: Die „Ratten" und „Rose Bernd", das „Hannele", der „Fuhrmann Henschel" und der Herrscher in „Vor Sonnenuntergang" geistern über die Leinwand. Dem fünfundsechzigjährigen Gerhart Hauptmann widmet die Internationale Buchkunstausstellung in Leipzig einen eigenen Ehrensaal, der erkennen läßt, wie sehr sich dies Dichterwerk schon dem literarischen Tagesstreit zu entziehen beginnt. Da liegen die Ehrendoktordiplome von Oxford und Leipzig, die Nobelpreis-Urkunde und der Adlersdiild des Deutschen Reiches, der Bayerische Maximiliansorden und das Offizierskreuz des Griechischen Erlöserordens. Da liegen in gläsernen Setireinen kostbare Luxusausgaben Haupt21
l/mschlng;eichnunp von Hans Meld zu Gerhart Hauptmanns Roman „Im Wirbel der Berufung", S. Fischer Verlag. mannscher Dichtungen, illustriert von Liebermann und Käthe Kollwitz, von Heinrieh Vogeler, Hans Meid, Sievogt und Kubin. Da stehen die erste amerikanische Gesamtausgabe „The dramatic works of Gerhart Hauptmann" (1912—1917 in New York erschienen) und die russische Ausgabe, die schon 1908 in St. Petersburg herauskam. Diese russische Ausgabe wird in ihren Nachwirkungen noch einmal aufleuchten in des Dichters letzten Lebenstagen, da russische Offiziere Besitz und Ruhe des Sterbenden vor polnischem Übermut zu schützen versuchen . . Zur Zeit dieser Buchkunstausstellung erscheint eine der ehrgeizigsten Dichtungen Hauptmanns — das Hexameterepos von „Des großen Kampffliegers, Landfahrers, Gauklers und Magiers Till Eulenspiegel Abenteuer, Streiche, Gaukeleien, Gesichte und Traume." Ein Homerisches Epos der deutschen Gegenwart wird hier versucht, ein Spiegelbild von Deutschlands Kampf und Not nach dem Niedergang des Kaiserreiches. Das gewaltige Werk, dem es bis heute versagt blieb, ins allgemeine Bildungsbewußtsein einzudringen, erregt begeisterte Zustimmung und schärfste Ablehnung. „Nein — wir können uns nicht einreden lassen, daß dies ein prophetisches Werk sei, daß hier Dichtung blühe, hier Sprachgeist wehe . . ." schreibt der Kritiker Herbert Ihering. „Diese schleppfüßigen Hexameter, 22
diese orgelnden Bilder geben nicht den Schritt der Nachkriegszeit wieder, nicht Deutschlands Schicksal, nicht Deutschlands Not. Wilhelminischer Bombast wölkt ein letztes Mal herein . . . Hauptmann ist uns kein Führer mehr." Behutsamer und objektiver äußert sich Willy Haas in der „Literarischen Welt": „Es wäre ein lächerliches Unterfangen, ein solches Werk aus der Distanz von ein paar Tagen zu kritisieren . . . Das große Dilemma, das erst die Zeit wird lösen müssen, ist und bleibt dieses: Ist der ,Till Eulenspiegel' die große, souveräne Gestaltung einer Weltkrise — oder ihr bloßer, bunter, kulturhistorisch interessanter Abglanz. ..?" Nun — der Vorwurf „Hauptmann ist uns kein Führer mehr!" trifft wohl ins Leere, denn der Dichter Int geistige oder politische Führerschaft niemals angestrebt. Er hat teilgenommen am geistigen und künstlerischen Leben seiner Zeit, soweit es ihm erreichbar und erkennbar schien; wie sehr er sich seiner Grenzen bewußt war, zeigt der höflich ablehnende Brief, mit dem er die Aufforderung, sich für die Herausgabe einer Gesamtausgabe des Dichters Franz Kafka einzusetzen, beantwortet: „Es ist eine, vielleicht auch allgemeine, menschliche Schwäche, ein begrenztes Aufnahmevermögen zu haben, und ich muß Ihnen das Bekenntnis machen, daß mir Kafka vorläufig ein Name und nichts weiter als ein Name ist. Die geplante Ausgabe seiner Werke wird mich herzlich beflissen finden, dem hinter dem Namen stehenden Geist geredit zu werden, das heißt, ihn dankbar aufnehmend zu verstehen. Einen Aufruf zu unterzeichnen wie den mir übersandten, von Begeisterung getragenen, wäre von meiner Seite heute noch eine L ü g e . . . Ich würde mich selbst verraten, wenn ich diese Aussagen als die meinen zeichnete, die man doch nur aus einer vollen Kenntnis und Erkenntnis heraus tun dürfte. . ." Und als man einmal ernsthaft erwog, Gerhart Hauptmann als Kandidaten für die Wahl zum Reichspräsidenten zu gewinnen, da hat er derlei Bemühungen von vornherein unterbunden mit der Erklärung: „Ich werde niemals die mir angemessene literarische Wirksamkeit ausgeben und in das politische Leben eintreten . . ." Es wäre wohl audi zu früh gewesen — ein Staatsoberhaupt aus der Welt des Geistes kann sich erst Jahrzehnte später das vom Flammensturm des Zweiten Weltkrieges Versehrte Deutsdiland leisten. Während der Radikalismus von redits und von links die Weimarer Republik tödlich bedroht, inszeniert der unpolitische Dichter Shakespeares „Hamlet" in einer eigenen Neubearbeitung, die fast eine Neuschöpfung ist. Das Publikum verharrt in respektvoller Ablehnung; ein verblüffend getreues Abbild der öffentlichen Meinung gibt die satirische Zeitschrift „Simplizissimus" mit einer glänzenden 21
Karikatur, die einen Dramaturgen zum andern sagen läßt: „Genial — wie er gerade die Stellen hineingeschrieben hat, die wir gestrichen hätten, wenn sie von Shakespeare wären . . ." In der gleichen Zeitschrift erscheint 1932, zu Hauptmanns siebzigstem Geburtstag, eine ganzseitige Karikatur aus der Feder des genialen Olaf Gulbransson: Der Dichterfürst läßt sich in den Prack helfen und spricht nachdenklich vor sich hin: „Goethes Kopf habe ich schon lange, mein siebzigster Geburtstag wird beinahe ebenso gefeiert wie sein hundertster Todestag — wenn man nun noch vollends aulhört, mich zu lesen, dann bin ich ein perfekter Klassiker.. ." Der bitterböse Scherz läßt erkennen, wie sehr unser Dichter im Bewußtsein des Volkes schon zur historischen Hgur, zum Denkmal geworden ist. Und er spielt diese Rolle nicht ohne Behagen: Zur Jahrhundertfeier von Goethes Todestag unternimmt er einen Triumphzug durch die Vereinigten Staaten, in deren Presseveröffentlichungen sich Goethes und Hauptmanns Bild zu einer merkwürdigen Vorstellung deutschen Olympiertums mischen. Das offizielle Berlin begeht 1932 Gerhart Hauptmanns siebzigsten Geburtstag mit einer Festvorstellung von „Gabriel Schillings Flucht". In den Logen das Diplomatische Korps und Vertreter der Reichsregierung — nur der Reichskanzler Franz von Papen fehlt. Dafür sieht man Albert Einstein und Max Liebermann, Heinrich Mann und Käthe Kollwitz; die untergehende Republik bereitet sich selbst eine prunkvolle Abschiedsfeier, die später noch in den blumengeschmückten Räumen des Hotel Adlon fortgesetzt wird, während zur gleichen Zeit in einem anderen Berliner Hotel, im „Kaiserhof", Hitler, Göring und Goebbels ihre »Machtübernahme" vorbereiten. Die reditmäßige preußische Staatsregierung ist bereits entmachtet, beiseitegeschoben durch einen „Staatskommissar", und Gerhart Hauptmann hat es abgelehnt, für diese Regierung öffentlich einzutreten. Nun überreicht man ihm am Morgen seines Ehrentages die Urkunde zur Verleihung der Großen Goldenen Staatsmedaille, allerdings ohne Siegel und Medaille, denn die hat bereits der „Staatskommissar" in Verwahrung und liefert sie am Abend des gleichen Tages mit einer artigen Ansprache ab. Er bringt auch noch den infernalischen Witz fertig, seine Ansprache mit einem Zitat aus Hauptmanns „Florian Geyer" zu schließen: „Der deutschen Zwietracht mitten ins Herz . . .!" Von der Straße herein dröhnt der Marschtritt brauner Kolonnen, dröhnt ein neuer, wilder, Gesang: „Wir werden weitermarschieren, wenn alles in Scherben fällt, denn heute gehört uns Deutschland — und morgen die ganze Welt!" Hauptmanns neues Drama aber heißt: „Vor Sonnenuntergang..." 24
Bugen Klön/cr als Huhn in „Und Pippa lunjt!" Nach einer Silhouette i
Gerhart, habe ich immer geglaubt." Aber Hauptmann bleibt seinem Grundsatz treu, sich „nicht in die Tagespolitik einzumischen". Er bekennt einem Freund: „Proteste von Künstlern gegenüber Machtmenschen sind Don-Quichottcrien. Sie werden verlacht und bewirken nichts . . . " Statt eines Protestes überrascht der Dichter die Welt mit einer Loyalitätserklärung an das Neue Regime mit der Überschrift: „Ich sage Ja!" Nun — wir wollen hier nicht richten, sondern berichten; so sei denn berichtet, daß dieses voreilige und unüberlegte Ja, dieses naiv-unselige Ja vom bisherigen Freundeskreis des Dichters mit fassungslosem Entsetzen aufgenommen wird. Und der Bannfluch läßt nicht auf sich warten — er kommt von einem, der vierzig Jahre lang einer der treuesten, fleißigsten und geschicktesten Bauhandwerker an Gerhart Hauptmanns Ruhmeshalle gewesen war. Der Bannfluch kommt von dem ebenso einflußreichen wie zwielichtigen, bedeutenden und umstrittenen Literaturkritiker Alfred Kerr, der nun aus dem Prager Exil mit wahrhaft alttestamentlicher Wucht den einstigen Lebensfreund verdammt. Der abgründigste Haß erwächst immer aus enttäuschter Liebe — und Kerr hatte Hauptmann geliebt und vergöttert als sein ureigenstes Ruhmgeschöpf und im Olymp der deutschen Literatur keine anderen Götter neben ihm geduldet. Nun aber verflucht er nicht nur den Menschen und Freund Gerhart Hauptmann, sondern auch dessen dichterisches Werk; vergessend, daß er damit auch seine eigene Glaubwürdigkeit restlos zerstört, schreibt er, „daß Hauptmann Dramen auf den Markt warf, die gar nicht da waren", daß „Hauptmann Romane schrieb, die nur unter dem Schutt das Genie erkennen ließen". „Ehrlos, ehrlos, ehrlos!" hämmert der Enttäuschte, seiner Sinne nidit mächtig in zorniger Empörung, auf den einst so Hochgelebten und Gefeierten ein. „Sein Andenken soll verscharrt sein unter Disteln, sein Bild begraben in Staub .. ." Die nationalsozialistische Propaganda versteht zwar des Dichters „Ja" aufs trefTlidiste zu verwerten, doch die neuen Herren verharren gegenüber Hauptmann und seinem Werk allenfalls in der Haltung kühler Duldung — eine Einstellung, die sich auch Hauptmann gegenüber dem „Dritten Reich" zu eigen macht. Die Dichtung dieses Reiches ist Hausmacherart; man feiert den Reichsjugendführer Baidur von Schirach, der selber ein wenig „dichtet", als den „auferstandenen Hölderlin", man feiert Hanns Johst und Dietrich Eckart und ergeht sich in schwülstiger, pseudonordischer Blut- und BodenMystik. Alfred Rosenberg, der als Verfasser des Buches „Der Mythus des Zwanzigsten Jahrhunderts" zum weltanschaulichen Erzieher der „Bewegung" avanciert ist, gibt dem Reichsministerium für 26
Kultus und Unterricht die Anweisung: „Ich bitte Sie, Ihren Beschluß in der Zahl der Aufführungen und in der Auswahl von Gerhart Hauptmanns Werken noch einmal zu überprüfen und rechtzeitig die Presse darauf aufmerksam zu machen, nicht etwa Gerhart Hauptmann als Dichter unserer Form zu feiern." Nein — ein Dichter dieser „Form" ist Gerhart Hauptmann wirklich nicht. Er steht im November 1934 am Grabe S. Fischers, des treuen Verlegerfreundes, dem er nachruft: „Du bist nun dort, wo es weder Völker noch Parteien, weder eine innere noch eine äußere babylonische Sprachverwirrung gibt . .." Im gleichen Jahr stirbt auch Max Pinkus, der jüdische Leinenhändler aus Neustadt in Schlesien, dem seine Heimatstadt und Gerhart Flauptmann vieles verdanken. Nun aber scheut man sich fast, dem einstigen Wohltäter, der sein großes Vermögen ganz in den Dienst der Nächstenliebe gestellt hatte, eine ehrende Totenfeier zu bereiten; als einzige „Arier" gehen Gerhart und Margarete Hauptmann in dem kleinen Trauerzug, und in seinem Tagebuch notiert der Dichter: „Man hat den Tod von Max Pinkus nicht öffentlich bekanntzumachen gewagt — so senkt man ihn in aller Stille ein. Natürlich weiß die Stadt, daß er verschieden ist — aber es gibt nur ein allgemeines, halsverrenkendes Wegblicken." F.r widmet dem Toten, der ihm Freund und Förderer durch Jahrzehnte war, sein Requiem „Finsternisse", das jedoch erst nach dem Zusammenbruch der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft der Öffentlichkeit bekannt wird. Auf seinem „Wiesenstein" zeigt er einem Besucher ein halbverstecktes Gemälde des Berliner Malers Max Liebermann — eines der besten Hauptmann-Porträts, die es gibt — und bemerkt dazu: „Ich habe das Bild jetzt hier beiseitestellen müssen — bitter für mich, der ich den Juden so viel zu verdanken habe .. ." „Es liegt eine Kraft der Zeitlosigkeit in mir, die es mir ermöglicht, alles Leben als eine große Gegenwart zu empfinden." Gerhart Pohl, der dem Dichter in seinen letzten Lebensjahren oft hilfreich zur Seite stehen konnte, hat uns dieses Bekenntnis Gerhart Hauptmanns überliefert. Die Kraft der Zeitlosigkeit läßt den Dichter der „Versunkenen Glocke" und des „Hannele" nach vierzig Jahren noch einmal zu seiner „neuromantischen Periode" zurückfinden mit den symbolischen Komödien „Ulrich von Lichtenstein" und „Die Tochter der Kathedrale", die jedoch ohne Widerhall bleiben. Auch die Dramen „Hamlet in Wittenberg", „Die schwarze Maske" und „Die Goldene Harfe" erzielen bestenfalls Achtungserfolge; der Literaturhistoriker Fritz Martini spricht mit schonenden Worten aus, was viele angesichts des überreichen Hauptmannschen 17
Spätwerkes empfinden: „Unverkennbar wurde dieses allzu fruchtbare Schaffen mit einem gewissen Versagen der Selbstkritik bezahlt. In den Erzählungen und Spielen der Spät/.eit ließ vor allem das dichterische Sprachvermögen bedenklich nach . . ." Von ähnlichen Sorgen zeugt auch eine Tagebucheintragung Oskar Loerkes, des Lektors und bescheiden im Hintergrund wirkenden Freundes: „Hauptmanns Autobiographie von Schludrigkeiten des Diktieren!, von Altersphrasen befreit. Erschreckend, wie stereotyp dieser große Dichter werden kann. Etwa fünftausend Änderungen . . .!" Wir erinnern uns, daß der Dichter in mehrere seiner großen Romane autobiographische Züge verwoben hat — oft mit erschreckender, an Indiskretion grenzender Deutlichkeit wie im „Buch der Leidenschaft", das den Zusammenbruch seiner ersten Ehe und die schicksalhafte Begegnung mit seiner späteren zweiten Frau dramatisch schildert. In dem Roman „Im Wirbel der Berufung" werden die ersten Erlebnisse dichterischen Stürmens und Drängens und der Eintritt in die Welt des Theaters dargestellt vor dem dämonisch aufleuchtenden Hintergrund einer Hamlet-Aufführung, deren Vorbereitung und endliche Gestaltung das ganze Buch randvoll füllen mit Szenen und Bildern von großer Eindringlichkeit. Der als letzter erschienene autobiographische Roman „Das Abenteuer meiner Jugend" greift — wie dies oft zu beobachten ist — am weitesten zurück in frühe Kindheits- und Jugendzeiten und berichtet von den Jahren noch ziellosen Werdens und Suchcns nach einer eigenen Lebensform. Im „Buch der Leidenschaft" finden wir den Satz: „Es ist für ein Aus-dem-Grunde-leben notwendig, immer wieder in die allüberflutcndc Traumsee hinabzutauchen . . ." Immer wieder hat Gerhart Hauptmann sich zum fruchtbaren Nährboden seines Traum-Erlebens bekannt: „Ich bin eine im Grunde heitere Natur, und doch habe ich das Grauen der winzigen menschlichen Existenz im ungeheuren Weltall schon als Kind traumhaft in mir erfahren. Der Traum ist mir stets eine grauenhaft große Erkenntnisquelle gewesen . . . Etwas Letzteres als im .Großen Traum" habe ich nicht zu sagen. Es mögen meinetwegen dicke Kommentare darüber geschrieben werden — mir ist diese Dichtung Erlebnisform .. ." Diese Dichtung — „Der GrolJe Traum" — ein Versepos im Danteschen Terzinenmaß, wurde schon im Ersten Weltkrieg begonnen, doch erst gegen Ende des Zweiten Weltkrieges abgeschlossen, und auch die bisher erschienenen Druckausgaben des Werkes sind unvollständig, so daß für eine abschließende Würdigung die angekündigte Gesamtausgabe abzuwarten bleibt. Der Dichter selbst hat dieses Buch — neben dem 2S
..Neuen Christophorus" — als Krönung seines Lebenswerkes bezeichnet, als sein Vermächtnis an die Nachwelt; und sein Wunsch, daß ihm „Der Große Traum" mit ins Grab gegeben werde, läßt das Bekenntnishafte, Testamentarische in noch hellerem Licht erscheinen. Auch die zweite bedeutsame Arbeit aus Hauptmanns Spätzeit ist bisher der Öffentlichkeit nur in Bruchstücken 'zugänglich geworden: „Der Neue Christophorus" — ein von Literaturhistorikern als Hauptmanns „Faust" gedeutetes Epos; geplant und begonnen schon vor Jahrzehnten und den Dichter noch in seinen letzten Lebensjahren beschäftigend. In diesen letzten Jahren beginnt sich die Vielzahl der künstlerischen Projekte ein wenig zu verwirren; vollendet werden nur der kleine, als Huldigung an Goethe gedachte Roman „Mignon" und die Atriden-Tetralogie mit den Dramen „Iphigenie in Delphi", „Iphigenie in Aulis", „Agamemnon" und „Elektra". Hauptmanns Behandlung der klassischen Sage bewahrt die Größe des antiken Dramas, gleich weit entfernt von der psychologischen Neudeutung durch die modernen französischen und amerikanischen Dramatiker wie von der klassizistischen Abgeklärtheit Goethes. Im vierten Jahre des Zweiten Weltkrieges, im November 19-13, erinnert sich das schon in seinen Grundfesten wankende „Dritte Reich" der Zugkraft und der Weltwirkung des Namens Gerhart Hauptmann. Der Dichter der Menschlichkeit und des Mitleids wird wider Willen zum Aushängeschild für ein unmenschliches Regime: Man bereitet dem Einundachtzigjährigen eine pompöse Geburtstagsfeier im noch bombenverschonten Wien, dessen altberühmtes Burgtheater „Iphigenie in Aulis" zur Uraufführung bringt. Das sdiüngedruckte Festprogramm enthält audi praktisdic Hinweise auf die Luftschutzräume im Kellergeschoß des Theaters, in dem notfalls alle Gäste bequem Platz finden können . . . Stürmisdie Ovationen für den anwesenden Jubilar — düsterer Ahnungen voll hört das Publikum von der Bühne her prophetisch klingende Sätze: „Die Erde hat gebebt . .. Der Menschen Städte erzittern und fürchten ihren Untergang . . . Die Sterne werfen sich aus ihren Bahnen .. ." Im verdunkelten Vorraum plärrt aus den Lautsprechern der Wehrmachtsbericht: Wieder TerrorangrifTe gegen deutsche S t ä d t e . . . Kiew nach harten Kämpfen geräumt . . . Im Zuge der Frontverkürzung . . . Langsam, fast unmerklich sdileidien sich die Finsternisse auch ans Riesengebirge heran, an Rübezahls Reich. Schlesien, das sidi vermessen als „des deutschen Reiches Luftschutzkeller" in trügerischer Sicherheit wiegte, wird aufgeschreckt durch die ersten Flüchtlings-
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trecks aus dein Osten, durch „Ausgebombte" aus dem Rhein- und Ruhrgebiet, die in den schlesischen Kurorten untergebracht sind. Im Januar 1945 sprengen die sowjetischen Panzerarmeen die letzte, schwache deutsche Widerstandsfront am Großen Weidiselbogcn; ungehindert klirren die Stalinpanzer nach Westen, nach Oberschlesien, das unzerstört in die Hände der Sieger fällt; nach Breslau, dessen Zivilbevölkerung sich in endlosen Elendszügen auf den vereisten und schneeverwehten Straßen einen letzten Fluchtweg sucht. Schlesien, das adithundert Jahre zuvor den Ansturm mongolischer Reiterheere überstand, wird nun Schauplatz eines neuen kriegerischen Sturms aus dem Osten . . . Ende Januar verläßt auch Gerhart Hauptmann seinen geliebten „Wiesenstein" und begibt sich nach Loschwitz bei Dresden. Die sächsische Hauptstadt — bis dahin von Kriegsnot verschont, doch zum Bersten gefüllt mit Flüchtlingstrecks und Truppentransporten — wird am 13. und 14. Februar Ziel der schwersten, der erbarmungslosesten Luftangriffe des Zweiten Weltkrieges. Spreng- und Brandbomben zisdien in den Park des Loschwitzer Sanatoriums, in dem Gcrhart Hauptmann vermeintliche Zuflucht gefunden hat — zitternd, gelähmt, starrt der Greis in das Flammenmeer zu seinen Füßen, in dem eine der schönsten Städte des Abendlandes lautlos und wehrlos untergeht. „Ich nehme mich nicht wichtig genug, um zu glauben, das Eatum habe mir dieses Entsetzen gerade an dieser Stelle, in dem mir fast liebsten Teil meiner Welt vorbehalten", heißt es in des Dichters „Totenklage auf Dresden", die später von Rundfunk und Presse verbreitet wird. „Ich weine — man stoße sich nicht an dem Worte weinen; die größten Helden des Altertums, darunter Perikles und andere, haben sidi seiner nicht geschämt. Ich bin nahezu dreiundachtzig Jahre alt und stehe mit einem Vermächtnis vor Gott, das leider maditlos ist und nur aus dem Herzen kommt: Es ist die Bitte, Gott möge die Menschen mehr lieben, läutern und klären zu ihrem Heil als bish e r . . ." Am 21. März kehrt der Dichter nach einer schwierigen und gefahrvollen Reise über das schon frontnahe Görlitz heim ins Riesengebirge, in die „mystische Schutzhülle seiner Seele" — ein gebrochener Mann, der nur noch einen bescheidenen Wunsch hat: im Frieden seines Hauses sterben zu dürfen. Aber noch ist von Frieden keine Rede! Auf den Tischen der Paradieshallc im „Wiesenstein" liegen nun die russischen und polnischen Prachtausgaben von Hauptmanns Gesammelten Werken; sie sollen die herannahenden Sieger milde stimmen und ihnen Aufklärung geben über Person und Ansehen dessen, der hier — gefaßt und in gläubiger Demut — einen höheren, unbezwinglidieren Sieger er30
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wartet. Im blütenschweren Park, gegenüber dem Haupteingang, grüßt eine riesige, vierzig Zentner schwere Marmorfigur des „Hannele" die erwünschten und unerwünschten Besucher. Die Plastik stammt von Joseph Thorak, dem „Hofbildhauer des Dritten Reiches", und ist vor Jahresfrist hier aufgestellt worden. Aber es ist, als ob das „Hannele" eine geheimnisvolle Schulzmacht sein wolle für seinen Dichter: Die ersten russischen Offiziere, die im Mai 1945 den Wiesenstein betreten, kennen von ihrer Schulzeit her „Hannele* Himmelfahrt"; sie zitieren die Verse.der Engel auswendig in ihrer fremden, melodischen Sprache, und sie neigen sich ehrfurchtsvoll vor dem weißhaarigen Mann, der diese Verse der Welt einst geschenkt hat. Das Hauptmann-Haus und seine Bewohner werden unter den Schutz der Roten Armee gestellt; aus Warschau kommt ein Schutzbrief des polnischen Kultusministeriums — gut gemeinte und dankbar aufgenommene Papiere, die leider wenig nützen gegen Schikanen und Übergriffe. Plündernd und randalierend streifen polnische Banden durch Schlesiens Gebirgsdörfer, Asche und Trümmer hinter sich lassend. „Mein Leib arbeitet weiter — so auch mein Geist", heißt es in einem der letzten Briefe Gerhart Hauptmanns. „Ich möchte meinen Geist in meine Freunde ausschütten, bis mein Mund schweigen muß, womit ich rechne. Es steckt Ungehobenes in meinem Werk, das der Gegenwart und der zukünftigen Zeit viel, viel helfen kann!" Ja — er arbeitet noch; er empfangt auch nodi Abgesandte aus Berlin, die ihn in die sowjetisch besetzte Zone holen wollen. Noch einmal feiert er das Weihnachtsfest in seinem Hause: „Laßt die Lichter erstrahlen! Die wahren Volksfeste müssen gefeiert werden — auch in Not und Tränen. Trinken wir auf die Verbundenheit mit unserem Volke auch in Schuld und Not, und auf seine Wiedergeburt . . .!" Nachdem die Siegermächte beschlossen haben, ganz Schlesien bis zum Abschluß eines Friedensvertrages polnischer Verwaltung zu unterstellen, beginnt die zwangsweise Aussiedlung aller Deutschen auch aus dem Riesengebirge. Im Mai 1946 erbieten sidi die russischen Besatzungsbehörden, Hauptmann und seine Habe in einem Sonderzug nach Berlin zu bringen. Ein fieberhaftes Packen und Räumen erfüllt den Wiesenstein mit Hammerlärm und Sägengekreisch, doch ehe noch der Zug beladen ist, wirft eine Lungenentzündung den Greis aufs Sterbelager.. Sanft, ohne Todeskampf, schlummert er am Nachmittag des 6. Juni 1946, am einundsiebzigsten Geburtstag des fernen Freundes Thomas Mann, hinüber in die Welt seines Großen Traums. M
Der Sonderzug, der den Lebenden nach Berlin bringen sollte, in die St.idi scinci ersten Triumphe, wird nun zum Leichenkondukt. Güterwagen — gefüllt mit eilig zusammengerafftem Hab und Gut, wie es Flüchtende und Vertriebene mit sidi führen als letzten irdischen Besitz. Aul dem riesigen Schreibtisch Gerhart Hauptmanns steht der verlötete Zinksarg. Man hat den Toten seinem letzten Wunsch folgend in die Franziskanerkutte gekleidet, die ihm seit Jahren lieb war, und man hat ihm das kleine Neue Testament mit in den Sarg gegeben, in dem er noch in seinen letzten Tagen gelesen, und die Buchausgabe seines „Großen Traums". Die traurige Fahrt geht über Berlin nach Stralsund; von dort wird der Sarg nach dem kleinen Friedhof des Dorfes Kloster auf der Insel Hiddensee gebracht. Eine Handvoll schlesiseher Erde gibt man dem Dichter ins Grab . . . Nach mancherlei Irrfahrten steht nun auch der umfangreiche dichterische Nachlaß Gerhart Hauptmanns der Sichtung und Drucklegung offen. Ein Dramenfragment „Herbert Engelmann" wurde schon 1952 von Carl Zuckmayer fertiggestellt; einen ebenfalls unvollendeten „\V'inckelmann"-Roman hat Frank Thieß mit behutsamer Hand ergänzt. Doch erst die uns versprochene neue Gesamtausgabe wird die Fülle dieses gewaltigen Lebenswerkes erkennen lassen und wird audi des Dichters raunendes Wort „Es steckt noch viel Ungehobenes in meinem Werke . . ." aufs schönste bestätigen. Vielleicht ergeht es uns ähnlidi wie den venezianischen Sdiatzgräbern, die vor einem halben Jahrtausend zum erstenmal sich einen Pfad bahnten durdi die drohend abweisende Wildnis des Riesengebirges: All ihre Mühe und ihr fleißiges Sudien wurden köstlidi belohnt, wenn sie — zwisdien Sdiutt und Geröll — dunkelglühende Granatsteine landen, Gold und Silber und allerlei Quarze für ihre gläsernen Künste. Mag Rübezahl, der launische Wetterherr des Gebirges, audi manch derben Schabernack getrieben haben mit dem, was Gerhart Hauptmann der Nachwelt hinterließ — er wird, nach SCIIKT Art, zuletzt doch den Gutwilligen die Hebung des Schatzes nidit verwehren. Umschlaggestaltung: Karlheinz Dobsky Bilder: Ullstein und Archiv. L u x - L e s e b o g e n 3 7 7 ( D i c h t u n g ) H e f t p r e i s 30 P f g. Natur- und kulturkundliche Helle — Bestellungen (viertcljährl. 6 Hefte DM 1.80) durch jede BuchhandlunR und lede Postanstalt — Alle früher erschienenen Lux-Lesebogen sind in jeder guten Buchhandlung vorrätig — Druck: Hieronymus MQhlberger. Augsburg — Verlag: Sebastian Lux. Murnau vor München — Herausgeber: Antonius Lux.
Einzeldarstellungen berühmter Dichter und Denker rinden Sie in folgenden LUX LESEBOGEN behandelt: ' i. • i . .
E. T. A. Hoffmann (144)
L'4U)
Dante Alighieri (249)
Hans Christian Andersen (196)
Cervantes, der Ritter Don Quichote (107)
Eduard Mörike (155)
Beim Herrn Geheimrat Goethe (Doppelheft) (55/56) Der junge Schiller (170) Schiller in Weimar (304) der Wandsbecker Bote (146) Johann Peter Hebel (164) Heinrich v. Kleist (355) Die Brüder Grimm (349) Eichcndorff (131)
Hebbel (89) Bunte Steine/ Adalbert Slifter (207) Schopenhauer (334) Waldheimal' Peter Rosegger (175) Selma Lagcrlöf (109) Rainer Maria Rilke (327) Hermann Hesse (193) Ludwig Uhland (367)
Sie können auch Band 14 .Dichter und Denker* aus der LUX LESEBOGEN-BUCHRE1HE zum Preise von DM 8.90 beziehen. ! I SEBOGEN erscheinen alle 14 Tage und können durch jede Buchhandlung oder beim Verlag — einzeln oder im Abonnement — bezogen werden. Einzelpreis DM —.30. Auch jede Postanstalt nimmt Abonnementsbestellungen entgegen. nlordernl Bisher sind 378 Titel erschienen.
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