Stephan Roberts
In fremden Betten geht es rund! Roman
1. Kapitel Eigentlich war es ein Tag wie jeder andere gewesen -...
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Stephan Roberts
In fremden Betten geht es rund! Roman
1. Kapitel Eigentlich war es ein Tag wie jeder andere gewesen - ein Tag voller Arbeit. Und doch würde Dr. Peter Wagner ihn so schnell nicht vergessen können. Schließlich war er zum ersten Mal - seit seiner Verlobung mit Ursula Münster - fremdgegangen. Ein zu hartes Wort, tröstete er sich selber, fremdgehen heißt eigentlich ehebrechen, und wir sind noch nicht verheiratet... Angefangen hatte es mit einem Hausbesuch. Ein Kollege der Universitätsklinik, der auch eine Privat-Praxis besaß, hatte ihn gebeten, für ihn eine Patientin zu besuchen. Der Kollege mußte bei einer dringenden Operation assistieren und war deshalb nicht abkömmlich. Bei diesem Hausbesuch handelte es sich um eine junge Frau, die vor längerer Zeit operiert worden war und - mehr oder weniger routinemäßig und in bestimmten Abständen - nachuntersucht wurde. Peter Wagner war am späten Nachmittag hingefahren. Beate Hassler wohnte in einem Bungalow, der weitab von der Straße in einem riesigen, von Kiefern umstandenen Garten lag. Als der Arzt seinen Wagen abbremste, sah er ein Sportcoupé neben der Garage stehen, deren Tor geschlossen war. Die Dame schien Besuch zu haben. Er drückte auf den Klingelknopf neben der Haustür, hörte das melodische Läuten eines Gongs, aber es kam niemand. Als er schließlich nochmals den Gong in Tätigkeit setzte, knackte es in einem Lautsprecher neben der Tür, und eine dunkle Frauenstimme sagte: "Kommen Sie herein, Doktor...!" Wieder das Knacken, dem das leise Brummen des elektrischen Öffners folgte. Peter Wagner trat ein, schloß die Tür hinter sich und befand sich nun in einer verhältnismäßig großen Diele. "Dumme Situation", murmelte er vor sich hin. "Ich weiß doch gar nicht, wo ich die Dame finden kann." Er sah sich um, zuckte die Achseln und ging dann durch die dop-
pelte, nur aus Glas bestehende Schwingtür in die Wohnhalle des Bungalows. Hier blieb er stehen, blickte sich um. Viel Luxus umgab ihn. Die Möbel waren handgefertigt, er sah es auf den ersten Blick, und mußten unwahrscheinlich viel Geld gekostet haben. "Hallo, Doktor...!" erklang eine Stimme hinter ihm. Er drehte sich um und erstarrte. Vor ihm stand eine sündhaft schöne Frau. Groß, schlank, langbeinig, blond, mit großen festen Brüsten und... völlig nackt. Als sie erkannte, daß es nicht der Erwartete war, breitete sich Überraschung auf ihrem rassigen Gesicht aus. Von Scham keine Spur. Im Gegenteil - sie lachte plötzlich. "Köstlich...! Da wollte ich Dr. Mahlberg überrumpeln, wollte ihn überraschen, und nun ist er gar nicht gekommen. Vermutlich hat er Sie geschickt, weil er keine Zeit hat?" Langsam trat sie näher. Peter Wagner wurde es heiß. Ein Wunder war es freilich nicht. Beate Hassler war eine Augenweide - in jeder Hinsicht. Allein ihre sekundären Geschlechtsmerkmale waren einer längeren Betrachtung wert -diese großen Brüste mit riesigen dunklen Warzenhöfen und langen breiten Nippeln, die sich langsam aufrichteten und leise zu tanzen begannen, als sie auf ihn zukam und die gebräunten Halbkugeln dadurch in leichte Schwingungen versetzte. Von ihrem primären Geschlechtsmerkmal war nichts zu sehen, der breit ausladende Busch verdeckte es, ließ nur erkennen, daß ihr Venushügel weit vorgewölbt war. Ihre Klitoris wird jeden Moment aus diesem blonden Urwald hervorschnellen und mir zuwinken, schoß es Dr. Wagner durch den Sinn. Er spürte, wie sein Blut dünner wurde, wie es schnell durch die Adern jagte, seine Kehle war trocken. "Kommen Sie, Doktor, setzen Sie sich!" Ungeniert warf sie sich in einen der riesigen lederbezogenen Sessel. "Ich glaube, ich bin Ihnen eine Erklärung schuldig! Sie sind doch Arzt, nicht wahr?" "Selbstverständlich, gnädige Frau... Dr. Wagner!" Er nahm ihr gegenüber Platz. Und da er merkte, daß sein Glied steif zu werden begann und die Hose deutlich ausbeulte, stellte er seine Tasche auf den Schoß, um diesen Zustand zu verbergen. Beate Hassler ließ ein leises, gurrendes Lachen vernehmen. "Ich hab's schon bemerkt, Doktor! Ich meine, daß Sie ein Mann sind. Bit-
te, Sie brauchen sich nicht zu genieren. Und Sie brauchen auch nicht zu denken, daß Ihr Kollege mein, hm, Geliebter ist. Was ihn hier und heute erwartet, wußte er genausowenig wie Sie! - Sie sehen nicht so aus, als würden Sie keine Offenheit vertragen können. Und ich will Ihnen reinen Wein einschenken." "Verzeihen Sie bitte... ich verstehe nicht... ich meine..." Sie unterbrach ihn lachend. "Ich weiß, ich weiß, Doktor! Wie es in Ihnen aussieht, kann ich mir vorstellen. Da kommen Sie zu einer Ihnen bislang unbekannten Patientin, sollen sie für einen Kollegen untersuchen, und sie tritt Ihnen vollkommen nackt entgegen. Nun, ich sagte schon, ich will Ihnen offen und ehrlich sagen, warum es so ist. Das heißt, erst müssen Sie eine Frage beantworten, Doktor: eine Doppelfrage! Wie heißen Sie mit Vornamen, und sind Sie prüde...? Aber nein, die letzte Frage kann ich selbst beantworten. Prüde sind Sie ganz sicher nicht - jedenfalls sehen Sie nicht so aus. Und ich kenne die Männer." Peter Wagner begriff langsam. Diese Frau war Nymphomanin, anders konnte es gar nicht sein. Ihm wurde immer heißer. Der Anblick dieser rassigen, völlig unbekleideten Frau reizte seinen Sexus - in einem Maße, daß er befürchten mußte, sich nicht mehr lange beherrschen zu können. "Ich heiße Peter. Und Ihre Annahme, daß ich nicht prüde sei, ist durchaus richtig, gnädige Frau..." "Nicht gnädige Frau, Peter...! Ich heiße Beate! Und nun will ich Ihnen auch verraten, was ich von Dr. Mahlberg wollte. - Ich bin seit zwei Jahren geschieden und lebe seitdem mein eigenes Leben. Sie verstehen? Männer, gutaussehende Männer, regen mich an und auf... und Ihr Kollege ist nicht gerade der Typ Mann, vor dem eine Frau davonläuft. Sie allerdings, Peter, Sie übertreffen ihn bei weitem..." Sie sprang plötzlich auf, nahm ihm die Tasche mit raschem Griff weg, setzte sich auf die breite Sessellehne und legte ihre schmale Hand auf sein Geschlecht, das noch immer erigiert war und sich unter der Hose spannte, den Stoff weit ausbeulend. "Peter...!" flüsterte sie. "Peter, willst du mich nicht glücklich machen...? Du brauchst keine Angst zu haben, es wird unter uns bleiben! Du brauchst..."
Ihre Stimme brach ab. Dann ergriff sie seine Rechte und führte sie zwischen ihre prallen Schenkel, zwischen denen es heiß und feucht war. Peter Wagner stöhnte laut auf. Er hatte schon manches erlebt, so etwas allerdings noch nicht. Er wußte genau, daß er schwach werden würde, gelänge es ihm nicht, sich dem Zugriff dieser Sirene zu entziehen. Und in dem Moment, da er das dachte, wußte er auch, daß es bereits zu spät war. Er fühlte seidenweiche Haare, was ihn überraschte. "Du..." kam wieder ihre Stimme. "Du, Peter... du bist ein gutaussehender Mann, und du bist nicht aus Eis. Ich spüre es! Bleib ein bißchen bei mir, ja? Mach mich glücklich! Ich habe lange keinen Mann mehr gehabt, ich sehne mich förmlich nach dir... möchte dich in mir spüren...!" Der junge Arzt war am Ende seiner Beherrschung. Er sah Beate Hassler vor sich, seine Hand lag zwischen ihren wundervollen Schenkeln, er atmete den sinnbetörenden Duft ein, der aus ihrem Schoß aufstieg, und sein Geschlecht war nicht mehr zu bändigen. Es pulsierte, verlangte danach, die Pforte zu Beates Liebestempel zu öffnen. Und als Beate Hassler jetzt begann, mit der flachen Hand über seine Hose zu streichen, da glaubte er, kurz vor dem Orgasmus zu stehen. "Hör auf, Beate!" sagte er mit heiserer Stimme. "Sonst komme ich, bevor überhaupt..." Sie ließ ihn los. "Komm, Peter, komm ins Schlafzimmer!" Sie ergriff seinen Arm und zog Peter Wagner hoch. "Komm, du wirst zufrieden sein. Bist du eigentlich verheiratet?" "Nein, verlobt!" Sie standen sich jetzt gegenüber. "Ich will dich deiner Braut nicht wegnehmen, Peter", meinte sie halblaut. "Ich will dich nur heute. Ich will nur einen Mann, will mich mit dir vereinigen. - Wenn du willst, sag' ich Dr. Mahlberg nichts von uns. Aber ungeschoren wird er nicht bleiben, das weiß ich. Schließen wir ein Abkommen: Du liebst mich heute, machst mich glücklich, und wenn du gehst, ist alles vorbei. Einverstanden?" Er war es. Was sollte er auch anderes tun? Die nackte Frau, ihre erotische Ausstrahlung, der Geruch, den ihr Schoß verströmte - alles
das hatte ihn überwältigt, hatte die letzte Barriere in seinem Innern weggeräumt. Sein empfindsamer Sexus war angesprochen worden, die Kommandozentrale in seinem Kleinhirn hatte es registriert und die entsprechenden Befehle über die Nerven weitergeleitet. Sein Körper befand sich in höchster Erregung. Es gab kein Zurück mehr. Das Bild seiner Braut Uschi ging in einem rosaroten Nebel unter. Sie gingen zum Schlafzimmer. Als Peter Wagner es betrat, war er verblüfft. Das war kein einfaches Schlafzimmer, das war eine Spielwiese der Lust, ein erotischer Tummelplatz. Das Panoramafenster war dunkel, die Jalousette heruntergelassen. Den Boden des riesigen Raumes bedeckte ein flauschiger Spannteppich. Schränke gab es nicht, sie waren in die Wände eingebaut, wodurch das Zimmer noch größer wirkte. Vor dem Fenster stand ein Bett, so breit, daß bequem drei Paare darauf Platz gefunden hätten. Beate Hassler begann ihn auszuziehen. Mit jedem Handgriff wurde sie schneller, nervöser, direkt unruhig. Er merkte es, als sie ihm den Slip herunterzog. Er stand vor ihr, sein Glied schnellte hoch, als es sich befreit fühlte - genau in ihren sehnsuchtsvoll geöffneten Mund hinein. Sie saugte einige Male, dann gab sie ihn frei und sagte: "Du bist ein herrlicher Mann, Peter! Einmalig!" Sie nahm seine Rechte und führte sie wieder zu ihrem Schoß. "Spiel doch ein bißchen mit mir!" verlangte sie. Sein Finger glitt in ihre feuchtwarme Vagina, streifte die Klitoris, die groß und prall war. Beate stöhnte, ihr Körper begann zu beben. Sie war offensichtlich in Höchstform. "Komm!" lockte sie. "Komm aufs Bett! Ich muß dich einmal küssen... und du tust es bei mir...!" Willenlos ließ er sich aufs Bett fallen, und als sie erneut an seinem Geschlecht zu saugen begann, dann wieder ihre flinke Zunge über sein Glied huschen ließ, drehte er sich so, daß er ihr Heiligtum dicht vor sich hatte. Kaum hatte er seinen Mund auf ihre Klitoris gepreßt, als sie einen lauten Schrei ausstieß. Der Orgasmus erschütterte sie so sehr, daß sie sich fest an Peter Wagner klammerte, der gleich darauf kam. Sie ließ ihm keine Minute zum Ausruhen. "Komm, komm, mein starker Amor, komm zu mir und liebe mich!" Sie lag da, sah zu ihm auf. Ihre Beine waren gespreizt. Peter Wagner starrte auf die rosigen
Schamlippen, die zwischen dem blonden Haar leuchteten, und er sah die Feuchtigkeit. Er spürte, wie sein halb erschlafftes Glied sich wieder aufzurichten begann, und nahm es in die Hand, um es leicht zu massieren. "Mein Gott, wie groß und stark er ist, dein herrlicher Lingam", seufzte Beate. "Komm, komm ganz schnell!" Er ließ sich fallen, drang in sie ein, voller Kraft, voller Energie und so heftig, daß seine Hoden gegen ihren Damm schlugen, was ihr ein lustvolles Stöhnen entlockte. Als sein Orgasmus begann und er seine Kraft in sie verströmte, schrie Beate wieder auf, zappelte, trommelte mit den Füßen aufs Bett und schrie: "Noch mal, noch mal, Peter...! Oh, du bist ja phantastisch... ein richtiger Mann... du gibst mir alles, was ich brauche...!" Aber er war zu sehr erschöpft, rollte sich von ihr herunter und lag dann neben ihr. Beate streichelte sein Geschlecht, während er ihre Liebesfurche mit dem Zeigefinger liebkoste. Zwei Stunden später - sie hatten sich noch mehrmals geliebt - sagte Beate Hassler plötzlich: "Es war herrlich, Peter!" Ihre Stimme klang heiser. "Aber ich denke, du solltest jetzt gehen - Böse...? Aber ich muß jetzt allein sein - es war zu schön...!" Er schüttelte den Kopf. "Nein, ich bin nicht böse." Sie küßte ihn. "Danke... danke, für alles! Im übrigen kannst du dich auf mich verlassen. Ich werde schweigen, und das gleiche erwarte ich auch von dir. Wenn du willst, kannst du ein Bad nehmen, Peter. Ich bleibe hier, du kannst das Haus dann gleich verlassen." Sofort erhob er sich. Er stellte sich vor das Bett und sah auf die Frau hinunter. Blond und rassig, mit einem hinreißenden Körper, wie geschaffen für die Liebe, aber mannstoll, wie ihm schien. Und nun dieser seltsame Abschied. Überhastet, jäh, abrupt... Was er heute erlebt hatte, würde er so schnell nicht vergessen. Wer kennt sich schon in der weiblichen Psyche aus? In diesem Buch mit sieben Siegeln. Sie hatte ihn mehr oder weniger überrumpelt, und er war schwach geworden. Er hatte ihre sexuellen Gelüste befriedigt und konnte nun gehen. Und wenn es diese Frau wieder einmal packte, würde sie auch
wieder einen Mann finden. Dessen war er sicher. Um seine Lippen erschien ein spöttisches Lächeln, als er sich verbeugte. "Stets gern zu Diensten. Ich bin in der Uni jederzeit zu erreichen." Dann nahm er seine Sachen und ging. Er war sicher, daß sich Beate Hassler nicht mit ihm in Verbindung setzen würde. Er sollte recht behalten... Ursula Münster kam am nächsten Tag aus London zurück, wohin sie ihren Chef begleitet hatte. Peter Wagner war ein wenig befangen, als sie sich begrüßten. Ursula war vom Flugplatz aus sofort in seine Wohnung gekommen. Zwar hatte sie noch eine eigene kleine Wohnung, meistens jedoch lebte sie bei ihrem Verlobten. Dr. Wagner hatte mit Mahlberg nicht gesprochen, der Kollege war den ganzen Tag über so beschäftigt gewesen, daß sie sich gar nicht zu Gesicht bekommen hatten. Peter Wagner wollte schweigen - über das Intermezzo mit Beate Hassler, wollte einfach sagen, daß ihm niemand geöffnet hatte. Die Frau würde schweigen, dessen war er sicher. Und nun war Uschi wieder bei ihm. Hatte er sie überhaupt vermißt - während der paar Tage, die sie in England gewesen war? Nein, eigentlich nicht, dachte er, oder doch... jetzt, wo sie wieder da ist, merke ich erst, daß sie mir gefehlt hat... "Na, Peter?" Uschi Münster sah ihn fragend an. "Freust du dich gar nicht, dein geliebtes Wesen wieder bei dir zu haben?" "Doch... natürlich, Uschi." Er sah sie bewundernd an. "Warst du in der Carnaby Street?" Er deutete auf den schicken Minirock und die Seidenbluse. "Das kenne ich noch gar nicht!" "Carnaby Street? Daß ich nicht lache! Sehe ich aus wie'n Krösus? Bei Harrods in der Brompton Road habe ich's gekauft. Londons Karstadt, wenn du so willst. Ein toller Laden, Peter. Beat in Stereo sogar im Lift. Unwahrscheinlich. - Und du? Was hast du so getrieben?" Er zuckte mit den Schultern. "Gearbeitet, was sonst?! Und auf dich voller Sehnsucht gewartet, Liebling." Er blickte auf die Uhr. "Vorschlag: wir gehen essen, dann zurück nach hier, sehen uns die Starparade im Fernsehen an, köpfen einer Flasche Schampus den Hals und gehen dann schlafen."
"Und was machen wir im Bett, Peter? Nur schlafen? Nachdem wir uns so lange nicht mehr gesehen haben?" Er lächelte jungenhaft. "Nur schlafen, mein Kind! Besser gesagt: Beischlafen...!" Uschi war mit dieser Antwort offensichtlich sehr zufrieden...
2. Kapitel Dr. Irene Sommer war - wie Peter Wagner - an der Universitätsklinik tätig; sie arbeitete auf der Kinderstation. Wenn man sie sah, hätte man sie eher für ein Mannequin als für eine Kinderärztin gehalten. Sie war groß und schlank, gut gewachsen und mit einem Gesicht, das man ohne Übertreibung als schön bezeichnen konnte. Sie trug sich stets sehr elegant. Und sie wußte genau, was sie ihrer Figur schuldig war. Im übrigen war sie eine sehr gute Ärztin, sehr beliebt bei ihren kleinen Patienten und deren Eltern. In ihrer Freizeit trieb sie viel Sport, war Mitglied eines Vereins und hatte im Schwimmen bereits zwei Meistertitel mit nach Hause gebracht. Seit einigen Wochen kannte sie einen jungen Mann. Er war ein Jahr jünger als sie, sehr reich, verwöhnt und ein großer Sportsmann vor dem Herrn. Heinz Godes warb um sie, hatte ihr bereits seine Liebe gestanden. Er war auf einer Feier des Vereins gewesen. Sie hatte dem Sekt reichlich zugesprochen und mit ihm Bruderschaft getrunken, ohne sich etwas Besonderes dabei zu denken. Erst als er sie küßte, kam ihr zu Bewußtsein, daß es nicht jener scheue Kuß war, den man bei solcher Gelegenheit wechselt, sondern heiß und verlangend. Sein Gesicht glühte, seine Hände krampften sich in ihre Schultern. Da merkte Irene Sommer zum erstenmal, daß ein Mann sie begehrte. Sie war dann plötzlich sehr kühl geworden und mied seine Gesellschaft. Aber war sie nicht eine Frau? Wenn ihr auch der Verstand sagte, daß sie abwägen müsse, so war die Stimme des Herzens doch stärker. Je mehr sie sich von Heinz Godes zurückzog, je mehr er sich um sie bemühte, ihr täglich Blumen und Konfekt schickte, desto schwächer wurde ihre innere Abwehr gegen ihn. Sie fühlte immer mehr, wenn sie an ihn dachte, daß alles in ihr zu ihm drängte. Ungefähr zu jener Zeit, in der Peter Wagner und Ursula Münster
den Sonntag auf ihre Weise beschlossen, assistierte Dr. Irene Sommer in der Kinderklinik der Universität bei einem Luftröhrenschnitt. Noch leuchtete das Schild über der breiten Tür, das die Besucher und das Personal um Ruhe bat, als eine junge, elegant gekleidete Dame sich beim Pförtner meldete. "Kann ich Dr. Sommer sprechen?" Der Mann wies auf das Schild. "Sie operieren noch. Aber wenn Sie warten wollen? Es wird sicher nicht mehr lange dauern." "Danke." Die Dame setzte sich auf den angebotenen Stuhl und nahm eine Illustrierte auf, in der sie gelangweilt blätterte. Fast eine Viertelstunde mußte sie warten, ehe Irene endlich erschien. Mit ausgestreckten Händen eilte die junge Ärztin auf die Besucherin zu. "Guten Abend, Elli. Oh, ein neues Kleid? Steht dir übrigens ausgezeichnet." "Guten Abend, Irene. Fein, daß ich dich mal erwische. Du hast dich in den letzten Wochen im Klub ziemlich rar gemacht. Aber heute hast du doch Zeit, hm? Godes ist zurück. Du weißt ja, er war drei Tage in Italien. Denk dir, er ist Europameister geworden. Im Turmspringen. Was sagst du dazu?" Elli Dörffler zog erstaunt die Brauen in die Höhe. "Erlaub mal, schließlich bist du Mitglied im Klub. Also nun sei nett, zieh dich um und komm mit! Draußen steht mein Wagen." Irene seufzte. "Dabei wollte ich zu Hause noch etwas arbeiten. Du weißt, daß ich noch eine kleine Privatpraxis habe." Elli nickte. "Ich hörte davon. Das ging aber schnell. Wie kam es?" Irene Sommer errötete. "Mein Chef verschaffte sie mir. Er hat gute Beziehungen." Elli lachte leise. "Ich war übrigens vorgestern bei unserem Freund Schirner." "Ach, und was macht er? Wie geht es dem guten Thomas?" "Gut", klang es zurück. "Er macht sich ausgezeichnet als Landarzt am Stadtrand. Du kennst ja seine etwas polterige Art. Damit kommt er bei den Patienten gut an. Außerdem hat er seine eigenen Methoden. Und die gefallen den Leuten ausgezeichnet." Irene war ernst geworden. "Ja, ich weiß. Er ist Arzt aus Leidenschaft. - Bei mir hat sich so vieles geändert." "Stimmt. Aber so gefällst du allen auch besser", bemerkte die ande-
re. "Früher warst du nichts anderes als ein wandelnder Ärztemantel. Ich bin - ehrlich gesagt - froh, daß du endlich anders geworden bist." "Vielleicht hast du recht, Elli. Aber ist es richtig, wenn man als Arzt nur die Pflicht zum Helfen sieht? Wenn man den inneren Drang, die Berufung, plötzlich nicht mehr spürt? Arzt sein - das bedeutet doch, daß man mehr tun muß als bloße Pflicht." Doch dann fuhr sie mit der Rechten energisch durch die Luft. "Unsinn, auch als Arzt hat man das Recht, zu leben. Komm, ich ziehe mich rasch um. Und dann fahren wir." Das Klubhaus in der Clay-Allee war hell erleuchtet. Buntes Treiben herrschte in den prächtig ausgestatteten Räumen des Sport-Vereins. Man feierte den Sieg von Godes. Als Irene und Elli eintraten, sahen sie ihn inmitten eines Kreises junger Mädchen stehen. Als er jedoch die Ärztin bemerkte, ließ er seine Verehrerinnen einfach stehen und eilte auf sie zu. "Oh, Irene, das habe ich nicht zu hoffen gewagt. Du bist gekommen..." Sie wies auf ihre Begleiterin. "Hätte Elli mich nicht mitgeschleppt, säße ich noch in der Klinik, wohin ich eigentlich gehöre. Ich habe zwar keinen Dienst mehr, aber... ach, lassen wir das!" Die Freundin entfernte sich leise lächelnd und ließ die beiden allein. Nur sie und Heinz wußten, daß er sie in die Klinik geschickt hatte, um Irene nach hier zu lotsen. Doch da in diesem Augenblick das Festessen begann, das der Klub Godes zu Ehren gab, wurden er und Irene wieder voneinander getrennt. Aber alles Offizielle geht einmal vorüber. Nach dem Essen fand man die beiden im Wintergarten. Sie saßen hinter einer breiten Bambuswand und wurden von den hier sich emporrankenden Pflanzen der Sicht entzogen. Sie saßen nebeneinander auf einer Polsterbank. Heinz Godes wußte, daß er nicht zu sehr drängen durfte. Er ließ ihr Zeit, sich zu besinnen. Und Irene? Sie dachte an ihn, an jenen Mann, der neben ihr saß. Für sie verkörperte dieser unbekümmerte Mann jene Jugend, die es für sie niemals gegeben hatte. Er war reich, konnte sich alles leisten,
er brauchte nicht zu arbeiten, sich nicht um das Morgen kümmern, kannte keine Berufssorgen. Wie anders war es doch bei ihr? Erst jetzt ging es für sie endlich aufwärts. Gut konnte man noch nicht sagen, es ging ihr lediglich besser als zuvor. Sie wußte nicht, warum alles in ihr zu diesem Mann drängte. War es Liebe? Sie vermochte sich darauf keine Antwort zu geben. Durch die geöffnete Tür drang die milde, weiche Frühlingsluft in den Wintergarten. Hinter ihnen - im großen Saal - tanzte man. Sie sahen engumschlungene Paare im Mondlicht durch den Park gehen. Es raunte und wisperte in den Bäumen und Sträuchern. Nur schwach drang der Lärm der nächtlichen Großstadt in dieses Idyll. Sie fühlte plötzlich seine Arme, die sie umfingen. Und als sein Mund behutsam ihre Stirn streifte, zuckte sie leicht zusammen, wehrte sich jedoch nicht. Leises Seufzen wurde hörbar, als sich seine Lippen auf ihren Mund preßten. "Du...", raunte er, "du... Irene... sei nicht böse, wenn ich dich frage... ich will dich nicht drängen, du mußt mich verstehen. Wann endlich wirst du deinen Widerstand aufgeben? Wann wirst du nicht mehr so kühl sein wie bisher? Weißt du nicht, daß du dir damit sehr weh tust?" In diesem Moment wuchs der Widerstand wieder in ihr. Nein, er liebte sie nicht. Er wollte etwas anderes, nicht ihre Liebe. Doch dann wollte sie das Glück, dieses unsinnige Glück dieser Stunde nicht verlieren. Sie klammerte sich an ihn. Ihr war plötzlich alles gleich. Natürlich liebte er sie nicht, er wollte nur ihren Körper. Sie wußte es, und sie bekämpfte den inneren Widerstand. Sie wollte, daß er sie nahm, daß er sie auszog, ihren Körper streichelte, von ihm Besitz ergriff. Sie spürte seine Erregung nur zu deutlich, als sie sich gegen ihn drängte. Sein erigiertes Glied preßte sich an ihren Bauch, sein heißer Atem streifte ihr Gesicht. "Eigentlich sollte ich dich wegschicken", sagte sie, "aber ich vermag es nicht. Du bist ein Mann, ich eine Frau... eine schwache Frau!" Sie ließ es zu, daß er ihre Bluse aufknöpfte und ihre Brustansätze küßte. Ein Schauer rann ihr über den Rücken, sie trat von einem Fuß auf den anderen. "Nein, nicht hier Heinz...! Wir fahren zu mir nach Hause."
Er war einverstanden. "Aber dann sofort, Kleines! Ich kann nicht mehr warten! Geh schon vor, ich werde mich unauffällig davonmachen. Ich bin sicher, niemand wird mich vermissen. Wir treffen uns bei meinem Wagen!" Er küßte sie noch einmal, dann ging er davon. Eine knappe halbe Stunde später waren sie in ihrer Wohnung. Kaum hatten sie das Wohnzimmer betreten, als Heinz Godes sie auch schon wieder an sich riß. Und wie vorhin trat sie vor Erregung von einem Bein aufs andere, legte ihre Hände auf seine Hinterbacken und drückte sich fest gegen ihn, wollte sein Geschlecht noch deutlicher spüren. Irene Sommer verstand sich selbst nicht in diesen Augenblicken, sie war ganz einfach ihren Gefühlen erlegen. Er Öffnete den Reißverschluß ihres Rockes, aber ihr dauerte das alles viel zu lange, und sie half mit. "Mein Himmel, hast du einen phantastischen Körper!" stammelte er, als sie nackt vor ihm stand. "Ich gefalle dir?" fragte sie. Sie rieb sich den Venushügel. "Sieh mal, ich bin viel zu behaart. Magst du das denn?" "Ja... ja..." Er begann, sich ebenfalls zu entkleiden. Irene Sommer wartete gespannt darauf, daß sein Slip fiel. Sie wollte seinen Amorstab sehen, den sie bereits in seiner ganzen Größe gespürt hatte. Als es dann soweit war, stöhnte sie vor verhaltener Lust auf. "Herrlich... wundervoll, Heinz...! Du mußt mir alles geben, was du hier drinnen hast!" Sie nahm seinen Hodensack und streichelte ihn. Heinz Godes riß Irene Sommer an sich und küßte sie. Dabei bewegte er seinen Körper leicht hin und her, so daß sein steifes Geschlecht über die glatte Haut ihres Bauches rieb, was sie noch verrückter machte. "Komm... komm...!" flüsterte sie. "Aber sei vorsichtig, Heinz, ich hab noch nicht viele Männer gehabt und bin sehr eng! Und du bist stark, sehr stark...!" Eine heiße Welle durchflutete sie, ihr Liebestempel versank im glühenden Strom ihres berauschend duftenden Nektars. "Ja, Kleines, ja... ich sehne mich nach dir...! Und ich werde sehr behutsam sein!" Er hielt Wort. Obwohl er am liebsten jegliche Hemmung über Bord
geworfen hätte, drang er beinahe zärtlich in sie. Sie hatten sich auf ihr Bett gelegt und Irene Sommer sofort die Normallage eingenommen, sich auf den Rücken gelegt und die Beine gespreizt. Sie waren beide so erregt, daß ihr Orgasmus schnell kam. Heinz Godes zog sich sofort zurück und legte sich auf den Rücken, offensichtlich erschöpft. Irene Sommer schluchzte leise vor sich hin, ihr Körper erbebte unter konvulsivischen Zuckungen. Es dauerte lange, bis die Erregung in ihr abklang. Sie war enttäuscht... * Ursula Münster erwachte und sah sich verwirrt um. Durch die halb vorgezogenen Vorhänge drang das helle Tageslicht. Sie sprang von der Couch und trat an den Tisch, auf dem ihre Armbanduhr lag. "Ich müßte ja längst im Büro sein", murmelte sie verstört vor sich hin. Dann erinnerte sie sich an gestern abend. Sie waren leichtsinnig gewesen, sie und Peter. Zur Krönung des Abends und ihrer Liebe hatten sie zwei ganze Flaschen Sekt getrunken. Sie sah an sich herunter und schüttelte den Kopf, als sie sah, daß sie völlig nackt war. Hastig schlüpfte sie in den Morgen mantel. An das Büro dachte sie im Moment nicht mehr. Erst als sie Peter weckte, fiel es ihr wieder ein. Mit beiden Händen griff sie sich an den Kopf, der plötzlich schmerzte. "Hätte ich nur nicht soviel getrunken", stöhnte sie. Doch dann beugte sie sich vor und rüttelte Peter an den Schultern. "Hallo, Liebling, aufstehen... Es ist höchste Zeit. Zehn Uhr..." Er drehte sich auf den Rücken und öffnete die Augen. Als er sie vor sich stehen sah, griff er nach ihr und zog sie zu sich herunter. "Erst einen Kuß, Uschi...!" Doch dann ließ er sie plötzlich los. "Was hast du gesagt...? Zehn Uhr...? Himmel, du müßtest ja längst weg sein." Sie setzte sich auf den Bettrand und nickte. "Ja, und es wird ein Donnerwetter geben, wenn mein Chef merkt, daß ich..." "Warum redest du denn nicht weiter, mein Engel?" erkundigte er sich. "Ich kann ja schließlich nicht sagen, was wir gemacht haben, nicht wahr? Er würde nicht einmal verstehen, daß ich verschlafen habe."
Wieder dachte Peter nach, um schließlich zu sagen: "Das ist sehr einfach. Du bist krank. Ich bin Arzt und werde es ihm schon plausibel machen." "Was sind doch die Männer für dumme Geschöpfe", äußerte sie in komischem Entsetzen. "Du bist Chirurg an der Uni, hast gar keine eigene Praxis. Was soll ich denn für eine Krankheit haben?" Peter Wagner hatte auch hier eine Idee. "Er kennt mich nicht, weiß also nicht, daß wir beide zusammengehören. Du hast dir gestern den Fuß verstaucht. Ich kam zufällig des Wegs und behandelte dich. Sehr einfach, was...?" Über ihr Gesicht huschte ein Lächeln. "Ich muß schon sagen, für einen Arzt entwickelst du eine bemerkenswerte Phantasie. Aber gut, wenn du es übernimmst, meinen Chef zu verständigen, bin ich einverstanden. Natürlich wird er dich fragen, wo ich bin. Und dann...?" "Und dann...? Sehr einfach. Du bist mit einem Taxi weggefahren. Wohin, weiß ich nicht. Aber ich weiß, daß du morgen wieder arbeiten gehen willst. Freilich mußt du dann ein wenig humpeln. Laß mal, ich werde das schon machen." Er schob sie beiseite und stand auf. "Leg dich ruhig wieder hin. Ich rufe diesen Thoms jetzt an. Moment..." Aber Uschi dachte nicht daran, sich hinzulegen. Sie verschwand in das kleine Badezimmer. Während sie dort herumrumorte, sprach Peter Wagner mit ihrem Chef. Der glaubte dem jungen Mann jedes Wort. "Bestellen Sie bitte, daß ich ihr gute Besserung wünsche", sagte er und wollte sich verabschieden, aber Peter meinte schnell: "Das wird nicht möglich sein, denn ich sehe die Dame nicht. Ich weiß nicht einmal, wo sie wohnt." "Ach so, ja, ja... richtig. Wahrscheinlich... ach, übrigens, sie wohnt bei ihrem Verlobten. Der ist Arzt. Leider weiß ich seinen Namen nicht. Fräulein Münster ist in diesem Punkt wenig mitteilsam. Na ja, sie wird sich schon bei mir melden. Vorerst mal vielen Dank, Herr Doktor." Peter lachte leise vor sich hin, als er aufgelegt hatte. Notlügen sind erlaubt, dachte er. Und Schuld daran sind nur der Frühling, der Champagner, die Liebe und - last not least - das Bett...
Uschi war mittlerweile fertig und erschien wieder auf der Bildfläche. "Na, was sagte der hohe Chef, Liebling?" Dr. Wagner lachte. "Er war das Mitleid selber. Übrigens meinte er, du wohnst bei deinem Verlobten, einem Arzt. Er war untröstlich, daß er mir dessen Namen nicht geben konnte. Du seist in diesem Punkt wenig mitteilsam. Köstlich, was...?" Auch Uschi mußte lachen. "Typisch Thoms", sagte sie. "Ich habe ihm nicht gesagt, daß ich bei dir wohne, sondern daß ich öfter bei dir nächtige. Ich werde ihn nachher anrufen. Sonst ist er beleidigt. Was machen wir nun?" "Komische Frage", gab er zurück, "diesen schönen Tag ausnutzen. Verlängertes Wochenende. Du, sag mal, Thoms hätte dir doch auch zwei Tage freigeben können, nachdem ihr in England wart." "Da kennst du ihn aber schlecht", meinte sie. "Dienst ist Dienst", sagte er. "Ganz gleich, ob in England oder Deutschland. Wenn wir nachher rausfahren, dann weit, weit weg. Am Ende sieht er uns vielleicht noch irgendwo..." "Na und...? Wäre das schlimm?" Er trat hinter sie, umfaßte sie mit beiden Armen und hauchte einen Kuß auf ihren Nacken. "Ich bin ja dein Arzt." "Richtig, das hätte ich beinahe vergessen, Liebling. Zieh dich doch jetzt an! Ich werde Frühstück machen. Wie wünschen es der Herr Doktor? Deutsch oder amerikanisch." Sein Gesicht war eine Studie in diesem Moment. "Wie bitte? Was soll das denn?" "Na, deutsch kennst du ja. Amerikanisch ist wie folgt: Tomatenoder Orangensaft, Toast, ein Ei, etwas Kaffee, schwarz ohne Zutaten..." Er winkte sofort ab. "Danke, ich verzichte, Herr Ober. Ich wünsche auf Berliner Art zu frühstücken. Gut und reichlich." Uschi machte einen tiefen Knicks. "Ihr Wunsch sei mir Befehl, Herr Doktor!" Der Kaffee war noch nicht fertig, als Peter aus dem Badezimmer kam. Er war völlig nackt. So kam er in die Küche. Ursula hörte ihn nicht kommen, sie stand am Tisch und war damit beschäftigt, Wurst zu schneiden.
Er trat an sie heran, preßte sich gegen ihr Hinterteil, so daß sie seine erregte Männlichkeit durch den Stoff ihres Morgenmantels spürte, und faßte gleichzeitig um sie herum, legte seine Hände um ihre festen Brüste. "Peter... was..." Sie wollte etwas sagen, doch er riß sie herum, küßte sie, ließ sie wieder los und streifte ihr den Morgenmantel über die Schultern. "Das Frühstück hat noch Zeit, Liebling! Ich habe Sehnsucht nach dir und möchte dich! Spürst du es nicht?" Ihre kleine Rechte griff nach seinem Erosstab. "Es ist nicht zu übersehen, Peter...! Ich liebe ihn so, wie ich dich liebe! Und darum kann ich auch nicht nein sagen.!" "Ist es zwischen deinen kleinen rosigen Lippen schon feucht, Uschi?" wollte er wissen und griff zwischen ihre Beine, die sie bereitwillig ein wenig öffnete. "Oh... du schwimmst ja richtig, Liebling! Und dein kleiner Türsteher ist auch gewachsen...!" Ursula Münster nahm sein Glied und rieb mit ihm ihre Klitoris. Ihre großen Augen hatten sich mit einem leichten Schleier überzogen, sie stöhnte leise. "Ah, das ist schön, Liebster! Wunderschön...! Weißt du, was ich mir wünsche? Daß du mich nimmst, während ich noch schlafe! Von hinten - und ganz zart... ganz behutsam mußt du deinen süßen Lingam in meine Yoni einführen...! Und dann... dann immer schneller werden... ah, ich glaube, wenn ich noch lange so rede, kommt es...!" Er nahm sie auf die Arme und trug sie hinüber zum Bett. Als er sich zu ihr legen wollte, wehrte sie ab. "Nein, Peter, erst küssen wir uns... ja?" Weiter kam sie nicht, denn er lag schon über ihr, sein Geschlecht war jetzt vor ihrem Gesicht, seine Zunge suchte sich ihren Weg durch das dichte Schamhaar, huschte einige Male ihre glühende Liebesfurche entlang, bis sich schließlich seine Lippen um ihre Klitoris schlossen. Sie küßten sich gegenseitig, steigerten sich in eine Erregung hinein, die erst abklang, als beide den Orgasmus erlebten. Aber sie waren noch zu sehr aufgeladen, um sich viel Zeit lassen zu können. Uschi verlangte nach ihm, und er erfüllte ihre Bitte sofort. Ihre feuchte Va-
gina nahm seinen halbschlaffen Phallus lustvoll in sich auf, ihre Muskeln massierten den Schaft, der schnell wieder anschwoll. Und als er dann nochmals kam, schienen beide Körper förmlich zu explodieren...
3. Kapitel Das Befinden der kleinen Julia machte Dr. Irene Sommer ernstlich Sorgen. Die junge Ärztin, die bei der Operation assistiert hatte, fühlte sich irgendwie für das Mädchen verantwortlich. Julia durfte und konnte nicht sprechen. Sie litt sehr unter der Silberkanüle. Außerdem behauptete das Mädchen - es mußte alles aufschreiben, um sich verständlich machen zu können -, daß es nie mehr werde sprechen können. Irene fand diesen Glauben, der jeder Grundlage entbehrte, recht bedenklich, denn er behinderte nur, bedingt durch den seelischen Druck, den Heilungsprozeß. Die Ärztin hatte eine Methode angewandt, die nicht ganz die Zustimmung ihres Chefs gefunden hatte. Sie behandelte Julia mit einer sehr komplizierten und zeitraubenden Therapie, die jedoch nicht den gewünschten Erfolg brachte. Schließlich mußte Irene Sommer einsehen, daß sie das Leiden des Kindes nur verzögerte. Jetzt endlich erinnerte sie sich an Dr. Peter Wagner, den Studienfreund. Vielleicht würde er helfen können, vielleicht... Doch er hatte heute frei, wie sie erfuhr. So blieb ihr nichts anderes übrig, als bei ihm anzurufen. Er meldete sich sofort. "Das ist aber eine Überraschung, Irene, daß du anrufst. Ist was passiert?" "Ja und nein. Ich brauche deinen Rat und vielleicht auch deine Hilfe. Kannst du nicht mal in die Klinik zu mir kommen? Es geht mir um deine Strahlentherapie." "Ach... weißt du, es ist zwar wohltuend, daß du an mich glaubst, aber leider habe ich bei meinen letzten Versuchen Fehlschläge gehabt. Ich wüßte also nicht, wie ich dir helfen sollte." "Unsinn, Peter. Du hast jetzt eine Möglichkeit zu beweisen, daß du recht hast. Ich habe ein Kind hier, das zum Sterben verurteilt ist. Be-
handle du es! Weißt du, was ich damit sagen will?" "Natürlich", gab er zurück. "Also gut, ich komme..." * Ursula hatte das kurze Gespräch, soweit es von Peter geführt wurde, mitgehört. Als er sie jetzt fragend und gleichzeitig um Verzeihung bittend anschaute, nickte sie nur. "Geh ruhig, Liebling. Ich habe mich längst damit abgefunden, daß ich einen Arzt zum Mann haben werde. Ich wollte ja auch mal Medizinerin werden und verstehe dich. Geh nur, ich werde warten. Es war Irene Sommer, nicht wahr?" "Ja, sie wünscht, daß ich einen ihrer Patienten mit meinen Strahlen behandle." "Dann mußt du gehen, Peter. Es ist eine Chance für dich." Er nickte. "Selbstverständlich, das weiß ich. Aber der Chef hat es verboten, das weißt du auch. Ich müßte sein Verbot mißachten." Uschi schüttelte den Kopf und schaute ihn ernst an. "Wenn du selber an deinen Erfolg glaubst, Peter, bist du verpflichtet, über das Verbot hinwegzugehen. Dann mußt du einem Menschen helfen." Er stand schon in der Tür. "Eben darum werde ich es auch wahrscheinlich tun!" In der Klinik wurde er bereits von Irene Sommer erwartet. Nach der Begrüßung berichtete sie kurz über den Krankheitsverlauf und von ihrer bisherigen Therapie. Dr. Wagner war irgendwie beeindruckt. "Daß du die Methode, Infektionskrankheiten mit Eigenserum zu bekämpfen, mit meiner Strahlentherapie koppeln willst, finde ich großartig und sehr mutig", sagte er. "Ich bin einverstanden. Allerdings werden wir gegen das Verbot verstoßen." "Na und? Es stört mich nicht. Du glaubst doch an deinen Erfolg, Peter, oder...?" Hat Uschi nicht vorhin etwas Ähnliches gesagt? schoß es ihm durch den Sinn. Dann nickte er. "Ja, Irene, ich bin davon überzeugt. Wir fangen noch heute an. Aber es wird langwierig sein. Wir dürfen nicht die Flinte ins Korn werfen, wenn es nicht sofort klappt. Bleib bitte jetzt hier, ich werde meine Geräte bringen lassen. Dann muß ich noch mit Professor Bertell sprechen. Er soll wenigstens Bescheid wissen." Trotz mehrstündiger Bestrahlung mit den von Peter Wagner ent-
deckten Kappa-Strahlen nahm die Vermehrung der Spirochäten nicht zu. Irene Sommer hatte bei dem Mädchen gesunde Teile der exstirpierten Mandeln von den erkrankten abgetrennt und beide in eine Nährflüssigkeit gebracht, wo sie den Strahlen ausgesetzt wurden. "Jetzt müssen wir abwarten, Irene", sagte er zu der jungen Kollegin. "Wir werden der kleinen Julia von diesen bestrahlten Kolonien etwas einimpfen. Stimmt unsere Theorie, müßte Fieber auftreten, die Beläge müßten sich lösen und das Schlucken leichter werden. Das müssen wir einige Male wiederholen. Danach nehmen wir bestrahlte Teile aus dem un-zerstörten Teil der Mandeln und pflanzen sie ein. Die Entzündung muß dann abklingen, die Schleimhaut normale Formen annehmen. Wahrscheinlich wird das Schlucken so leicht werden, daß die Kanüle entfernt werden kann." "Gut. Dann willst du jetzt gehen?" Sie sah ihn fragend an. "Ja. Alles andere kannst du erledigen. Allerdings mußt du das Kind beobachten und mich, falls nötig, anrufen. Morgen wissen wir mehr..." "Ja dann..." Sie hob ein wenig die Rechte und ließ sie wieder fallen. Es wirkte wie eine Geste der Resignation. "Dann müssen wir eben warten. Ich danke dir jedenfalls, daß du gekommen bist." "Es war eine Selbstverständlichkeit, Irene." Auf dem langen Verbindungsgang traf er Oberarzt Rillke, der vor einer halben Stunde von einem Besuch in seiner Wohnung zurückgekommen war. "Ah, Kollege Wagner." "Hallo, Rillke..." Die beiden schüttelten sich die Hände. "Woher kommen Sie?" wollte der Oberarzt wissen. "Sie haben doch heute frei." "Dr. Sommer bat mich in die Kinderstation. - Rillke, ich muß mit Ihnen sprechen." "Machen Sie kein so verstörtes Gesicht. Wir wissen, was Sie bei Dr. Sommer gemacht haben. Ja, Sie brauchen sich nicht zu wundern. Ich war vorhin bei Ihrer Braut. Kommen Sie..." Rillke zog Peter Wagner einfach mit sich fort - ins Zimmer des Chefarztes. Professor Berteil und Professor Paulus warteten bereits auf ihn. "Ah, Kollege Wagner", sagte der Chefarzt und erhob sich. "Kom-
men Sie, nehmen Sie Platz und erzählen Sie! Was macht Ihre Arbeit mit den Strahlen?" Wagner war so perplex, daß er sich hinsetzen mußte. "Woher wissen Sie eigentlich, daß..." wollte er beginnen, doch Bertell winkte ab. "Kollege Wagner, ich habe heute mit Professor Paulus über Sie gesprochen. Wir sind zu der Überzeugung gelangt, daß es von Ihnen unverantwortlich wäre, wollten Sie die Universität verlassen, wie Sie es vorhaben. Sie müssen weiterarbeiten. Sie müssen allen Zweiflern zeigen, daß Sie recht haben. Paulus wird Sie unterstützen." "Einen Augenblick!" Wagner setzte sich aufrecht. "Ich wollte Ihnen ohnehin Bericht erstatten. Ich habe nämlich - entgegen dem Verbot des Rektors - soeben ein Kind mit den Strahlen behandelt. Lassen Sie es sich kurz erklären." Er gab einen zusammenhängenden Bericht über das, was Irene und er gemacht hatten. "Es bleibt also abzuwarten, wie das Befinden der Patientin morgen früh ist." Die beiden Professoren sahen sich an und brachen dann in unbändiges Gelächter aus. "Das ist gut, Wagner, sehr gut", meinte Bertell schließlich. "Und wir haben uns schon den Kopf zerbrochen, wie wir Sie dazu bringen könnten, trotz dieses unsinnigen Verbotes zu arbeiten. Doch nun haben Sie es schon getan." Wagner sah von einem zum anderen. Er verstand nichts mehr. "Dürfte ich um eine Erklärung bitten? Warum war Kollege Rillke in meiner Wohnung?" Bertell winkte dem Oberarzt. "Erzählen Sie es ihm, Rillke!" "Es handelt sich um folgendes, Kollege Wagner. Die beiden Herren sind zu der Auffassung gelangt, daß Sie unbedingt hierbleiben müßten. Sie sollten weiterarbeiten, sich um kein Verbot kümmern. Professor Paulus wird Sie unterstützen, und beide Herren wollen Sie decken, wenn es auch schwer ist. Wir wissen genau, daß Sie sich finanziell besser ständen, aber hier geht es letztlich nicht um Sie persönlich, sondern um mehr, um Größeres. Nun war ich bei Fräulein Münster. Ich wollte mit ihr einmal darüber sprechen, denn sie dürfte ja, was Ihre Zukunftspläne angeht, ein Wörtchen mitzureden haben. Sie zeigte sehr viel Verständnis und erklärte, die Entscheidung einzig und allein Ihnen zu überlassen. Ich schlug eine Kompromißlösung
vor. Man kann neben seiner Arbeit in der Klinik getrost eine Privatpraxis führen. Da Sie bisher schon viel Geld in Ihre Arbeit gesteckt haben, wollen Herr Bertell und Herr Paulus aus ihrer Tasche etwas dazusteuern. "Was sagen Sie jetzt, Wagner?" "Was soll ich dazu sagen", erwiderte der Gefragte. "Es kommt alles ein wenig überraschend. Sehen Sie, ich verhandle bereits seit einiger Zeit mit einem Kollegen wegen seiner Praxis. Er möchte sich zur Ruhe setzen und verpachten. Eine sehr gute Gegend. Wissen Sie, was das für mich bedeutet?" "Natürlich", meldete sich Bertell. "Vergessen Sie aber eins nicht: Wenn Sie mit Threr Strahlentherapie durchkommen, verdienen Sie viel mehr Geld. Sie können sich ein Häuschen bauen und noch immer eine Praxis eröffnen. Sie sollen sich auch jetzt noch gar nicht festlegen. Warten Sie den morgigen Tag ab! Vielleicht können Sie sich leichter entscheiden, wenn Sie einen Erfolg bei dem Mädchen sehen. Was sagen Sie zu diesem Vorschlag?" "Ich nehme ihn an, Herr Professor. Außerdem werde ich noch einmal mit meiner Braut sprechen. Morgen mittag können Sie meine Entscheidung erwarten." Damit trennten sich die vier Herren. Peter Wagner fuhr sofort nach Hause. Uschi lag auf der Couch und hatte die Augen geschlossen, als er eintrat. Erst als er sich neben sie setzte, öffnete sie sie und schaute ihn fragend an. "Nun, Liebling", lächelte er, "was tust du? So nachdenklich..." "Hast du mit Rillke gesprochen?" "Ja. Ich habe ihm wie auch Bertell gesagt, daß ich mich bis morgen mittag entscheiden würde." Jetzt setzte sie sich aufrecht hin. "Das soll also bedeuten, daß du dir noch nicht schlüssig bist?" "So ungefähr. Ich habe zum ersten Male meine Strahlen bei einem Menschen angewendet, und morgen früh werde ich sehen, ob ich Erfolg habe oder nicht." "Und wenn du Erfolg hast?" fragte sie weiter. "Dann werde ich sehr wahrscheinlich weiterarbeiten, Kindchen. Schau, das mußt du doch verstehen. Berteil hat recht, wenn er sagt,
ich hätte eine Verpflichtung. Freilich, den Plan mit der Praxis gebe ich nicht auf. Ich werde sie auf jeden Fall pachten. Zwar werde ich dann sehr wenig Zeit haben, aber das wirst du doch sicher verstehen, nicht wahr?" Sie legte ihre Arme um seinen Hals und lächelte ihm zu. "Mach dir bitte keine Gedanken um mich, Peter. Ich verstehe dich besser, als du vielleicht denkst. Und im Grunde habe ich es auch gar nicht anders erwartet." Ein zärtlicher Kuß war seine Antwort. "Danke, Liebling." Dann ließ sie ihn plötzlich los. "Etwas anderes: Was ist mit Irene Sommer?" "Wie soll ich denn das nun wieder verstehen, Liebling?" Er schaute sie verblüfft an. Dann lachte er. "Oh, du bist doch nicht etwa eifersüchtig?" "Nein, das nicht. Aber ich weiß, daß sie immer sehr viel für dich übrig gehabt hat, Peter." "So? Das weiß ich ja noch nicht einmal. Soviel mir bekannt ist, ist sie die Freundin des bekannten Sportlers Heinz Godes." Uschi schüttelte den Kopf. "Dummes Gerede. Ich kenne Irene besser. Sie ist nicht der Mensch, der sich an einen Windhund verliert." "Ich kann dazu nichts weiter sagen, Liebling", erwiderte er. "Ich habe es auch nur gehört. Im übrigen interessiert es mich nicht. Für mich ist Irene nur eine Kollegin." "Das stimmt natürlich. Aber sie ist eine sehr hübsche Kollegin", warf Uschi leicht hin. "Sogar ausnehmend hübsch. Hat es nicht einmal geheißen, Maudner, ihr Chef, würde sich für sie interessieren?" Wagner legte den Kopf etwas schief, schüttelte ihn dann und erwiderte: "Das wäre möglich, gehört habe ich allerdings noch nichts davon. Auf jeden Fall hat er ihr die Praxis verschafft. Daß sich Irene dafür auf eine Weise erkenntlich zeigt, die Maudner vielleicht erwartet, glaube ich nicht. Und wenn... mich geht es nichts an. Sie ist eine gute Kinderärztin, das steht jedenfalls fest. Und wenn du glaubst, ich würde mich auch nur eine Spur für sie interessieren, so muß ich dir sagen, daß du dich täuschst." Sie zog seinen Kopf an ihre Brust. "Du interessierst dich bestimmt
nicht für sie, das weiß ich, Peter. Du liebst ja mich. Aber sie könnte doch plötzlich Gefühle für dich entdecken. Das ist um so verständlicher, weil ihr nun zusammenarbeitet, während ihr euch vorher kaum gesehen habt." "Unsinn, Uschilein, ich habe nichts bemerkt. Sie ist nicht anders zu mir, als irgendein Kollege. Woher willst du denn wissen, daß sie sich für mich interessiert hat?" "Man sprach früher auf der Uni davon, Peter. Als sie dann sah, daß du dich mir zuwandtest, zog sie sich zurück. Du warst ja immer ein Träumer, daher hast du es wahrscheinlich nie bemerkt." "Ich werde es auch jetzt nicht bemerken, Liebling. Erstens denke ich nur an dich. Und wenn ich nicht an dich denke, dann an meine Arbeit. Ich bin dafür, daß wir bald heiraten. Ganz gleich, ob ich die Praxis habe oder nicht. Zur Not können wir auch hier wohnen." Sie sah ihn groß an, dann preßte sie sich eng an ihn. "Oh, Peter, das sagst du, der doch stets dagegen war... der erst eine Praxis haben wollte?" "Ja." Er küßte sie auf den Brustansatz. "Ja, das sage ich. Es ist bestimmt besser. Es paßt mir nämlich nicht, daß sich andere Frauen für mich interessieren. Sind wir erst einmal verheiratet, hört das von selber auf." Uschi war zunächst nicht überzeugt, doch sie berührte dieses heikle Thema nicht mehr... Dafür gab es ein anderes, wichtigeres. Uschi spürte, daß Peter Sehnsucht nach ihr hatte. "Willst du mich?" fragte sie leise. "Bitte, sag ja, denn ich bin schon ganz feucht... Peter, bitte... laß mich nicht warten!" "Nein, Kleines, du brauchst auch nicht zu warten", flüsterte er und zog sie aus. Bei jeder Berührung durch seine Hände stöhnte sie voller Lust, und als auch er nackt war, setzte sie sich auf ihn, lehnte sich etwas zurück und führte sein Glied in sich ein. Dann begann sie sich zu bewegen, schob sich vor und zog sich wieder zurück, immer wieder und wieder, bis er sich aufbäumte und es heiß in sie strömte. Uschi war so erregt, daß ihr kleines Hinterteil auf seinem Geschlecht hin und her fuhr. Gott Eros hielt die beiden Menschen fest umschlungen...
Später lagen sie nackt nebeneinander, dicht zusammen, und schliefen ein. Peters Hand lag zwischen Uschis schönen runden Schenkeln... * In der ersten Etage des Hauses, in dem Wagner die Dachwohnung gemietet hatte, wohnte der Kaufmann Max Stiller. Seine Frau war seit Jahren tot, er wohnte allein mit seiner Tochter. Tagsüber hielt eine ältere Frau den großen Haushalt in Ordnung. Daniela, die dreiundzwanzigjährige Tochter, war eine ausgesprochene Schönheit. Für Peter Wagner interessierte sie sich schon so lange, wie er im Hause wohnte. Der Arzt hatte sie einige Male gesehen, ohne zu wissen, wer sie war. Peter Wagner kümmerte sich grundsätzlich nicht um die übrigen Mieter. Auf diese Weise ging er jeglichem Klatsch aus dem Weg, der in solchen Häusern blüht wie eine Blume in der Sonne. Und Uschi hatte keine Ahnung, daß im Haus ein junges, bildhübsches Mädchen wohnte, das sich für ihren Peter interessierte und nur auf die Gelegenheit wartete, mit ihm näher bekannt zu werden. Das Schicksal geht mitunter recht seltsame Wege. Herr Stiller war für einige Tage geschäftlich verreist und Daniela heute abend zu Hause geblieben, weil sie sich nicht besonders wohl fühlte. Gegen elf Uhr abends wurden die Schmerzen im Unterleib ungewöhnlich heftig. Und da sie zufällig wußte, daß Wagner zu Hause war, faßte sie den Entschluß, ihn zu konsultieren. Peter Wagner sah ärgerlich auf das Telefon, als es klingelte. Er nahm den Hörer ab und meldete sich. "Verzeihen Sie bitte, Herr Doktor, wenn ich Sie so spät noch belästige", sagte eine weibliche Stimme, "aber ich fühle mich krank und habe starke Leibschmerzen. Ich wohne hier im Haus - in der ersten Etage - Stiller. Würden sie so freundlich sein und einmal herunterkommen?" Er zog die Stirn in Falten. "Hm", meinte er, "ich bin eigentlich Chirurg. Es wäre wohl richtiger gewesen, wenn Sie einen praktischen Arzt verständigt hätten. Aber ich werde mal vorbeischauen. Notfalls kann ich immer noch einen Kollegen rufen." "Danke", sagte sie.
Er legte auf und wandte sich um. Uschi schlief schon. Er sah an sich hinunter. Dann zog er seinen Hausmantel über, nahm die kleine Bereitschaftstasche und verließ die Wohnung. Kurz darauf stand er im ersten Stock und drückte auf die Klingel. "Stiller" stand darüber. Er wunderte sich, daß er heute zum ersten Male diesen Namen hörte. Die Tür wurde geöffnet. In der hellerleuchteten Diele stand Daniela Stiller. Sie trug ein halblanges Nachthemd und einen Morgenrock. "Bitte, treten Sie ein", forderte sie ihn auf. "Ich bin leider allein, deshalb mußte ich selbst öffnen." Er folgte ihr ins Schlafzimmer. Unterwegs blickte er sich um. Die Wohnung war elegant und mit teuren Möbeln ausgestattet. Das sah er auf den ersten Blick. Danielas Schlafzimmer war groß und geräumig, ein breites Bett stand an der Längsseite, dem riesigen, jetzt durch den Vorhang verdeckten Fenster gegenüber. Die übrige Einrichtung entsprach ganz der eines modernen Boudoirs. Frisiertoilette, Schrank, eine Vitrine, zwei Hocker und eine Truhe. Der Boden war mit dicken, kostbaren Teppichen belegt. "So, nun erzählen Sie mal bitte, wo Sie Schmerzen haben." Peter sah das Mädchen fragend an. Daniela hatte sich den Morgenrock ausgezogen und sich wieder aufs Bett gelegt. Sie wies mit der Hand auf den Leib. "Hier..." "Dann streifen Sie das Hemd bitte höher!" Sie tat es und beobachtete ihn unter halbgeschlossenen Augenlidern hervor, während er behutsam abtastete. Hin und wieder zuckte sie zusammen und stöhnte leise. Er richtete sich aus seiner gebeugten Stellung auf, zog ihr das Hemd wieder über die Beine und setzte sich auf die Bettkante. "Sie werden wohl oder übel ins Krankenhaus müssen, Fräulein Stiller. Eine Operation läßt sich nicht vermeiden. Es ist eine Blinddarmentzündung. Bis morgen früh könnten Sie allerdings noch warten. Ich gebe Ihnen eine Injektion, damit Sie schlafen können. Gleich morgen früh lasse ich Sie mit einem Krankenwagen abholen." "In welches Krankenhaus komme ich denn?" fragte sie leise. "Das können Sie selbst entscheiden. Sind Sie in einer Kasse?" "Das weiß ich nicht einmal", klang es zurück. "Mein Vater macht diese Sachen. Und er ist einige Tage fort. Er ist überhaupt sehr oft
unterwegs. Aber können Sie mich nicht operieren?" "Natürlich kann ich das. Aber ich bin an der Universitätsklinik. Sie müßten dann die Kosten schon selber tragen. Und das wird nicht billig sein. Morgen früh könnte Sie der Wagen in die Klinik bringen." Das fand sie riesig interessant. "Werde ich dann vor allen Studenten operiert?" "Aber nein. Sie verwechseln die Begriffe. Die Klinik ist ein Krankenhaus wie jedes andere auch. Also..." "Ich bin einverstanden, Herr Doktor." "Gut." Er erhob sich und holte seine Tasche, die er vorhin auf der Frisiertoilette abgelegt hatte. Ihr entnahm er eine Spritze, die in einem sterilen Etui steckte, und bereitete die Injektion vor. Vorsichtig streifte er das Nachthemd zurück, rieb eine Stelle des Oberschenkels mit einem in Alkohol getränkten Wattebausch ab, und ehe sie sich noch recht besinnen konnte, drang die Spitze der Kanüle bereits unter die Haut. "So, das wäre es, Fräulein Stiller! Jetzt werden Sie einschlafen und vor morgen früh nicht wieder aufwachen. Soll ich vielleicht jemanden verständigen?" Daniela war soweit ganz zufrieden. Sie würde ihn im Krankenhaus sicherlich öfter sehen und mit ihm kokettieren können. Heute wollte sie den Bogen nicht überspannen. "Wenn Sie bitte dem Hauswart Bescheid sagen würden. Er möchte Frau Melin in die Wohnung lassen. Das ist die Haushälterin. Sie kann dann einige Sachen einpacken und meinen Vater verständigen. Sie müßten allerdings dem Hauswart die Wohnungsschlüssel geben." Er nickte. "Ich werde alles erledigen. Aber nun schlafen Sie recht gut! Und bitte, bleiben Sie liegen! Ich finde schon hinaus. Der Schlüssel steckt ja noch, nicht wahr?" "Ja. Danke, Herr Doktor, Sie sind sehr nett." Er nickte ihr noch einmal zu und ging. Daniela lag noch lange wach, ehe endlich das Mittel zu wirken begann und sie in sanften Dämmerschlaf gleiten ließ. Kopfschüttelnd verließ Peter Wagner die Wohnung, nachdem er den Schlüssel abgezogen hatte. Als er ins Treppenhaus trat, sah er, daß beim Verwalter noch Licht brannte. Er klopfte.
"Ah, Herr Doktor", sagte der Verwalter, als er öffnete und sich ihm gegenüber sah, "was gibt es zu so später Stunde?" "Darf ich reinkommen?" "Aber bitte..." Der Mann machte die Tür auf und Wagner ging die drei Stufen hinab in die Wohnung und wartete, bis die Tür eingeklinkt war. Dann gab er ihm den Schlüssel. "Das ist der Schlüssel zu der Wohnung der Stillers. Die Tochter ist krank. Sie möchten Frau Melin den Schlüssel geben, wenn sie kommt." "Fräulein Daniela ist krank?" Vor Verblüffung blieb dem anderen der Mund offen. "Das ist ja noch nie dagewesen. Waren Sie bei ihr?" Wahrscheinlich dachte er etwas anderes. Daniela war ein hübsches Mädchen, Wagner sah gut aus, und hatte er seine Freundin nicht schon so lange, wie er hier wohnte? "Ja, sie rief mich herunter. Morgen kommt sie ins Krankenhaus, sie muß operiert werden." "Donner..." entfuhr es dem Verwalter. "Operiert muß sie werden?! Na so was. Und dann gerade, wo ihr Vater verreist ist. Was hat sie denn?" Wagner lächelte. "Eigentlich darf ich es Ihnen ja nicht sagen, Sie verstehen, die ärztliche Schweigepflicht. Aber ich kann es Ihnen ruhig anvertrauen. Es ist etwas ganz Alltägliches: Blinddarmentzündung. In einer Woche ist sie wieder zu Hause." "Aha. Herr Doktor, nehmen Sie sich vor Daniela in acht. Sie ist eine kleine Hexe. Sie hat doch am Ende nicht ein Auge auf Sie geworfen?" Lachend schüttelte der Arzt den Kopf. "Aber nein, wo denken Sie hin? Sie sollten so etwas nicht sagen. Ich kenne Fräulein Stiller nicht weiter, aber das glaube ich nun doch nicht." Er ließ den Mann einfach stehen und ging. In seiner Wohnung wurde er allerdings nachdenklich. Wenn er an Danielas Blick dachte und an ihre ganze Art, so wie sie sich nach der Untersuchung in Pose setzte, mußte er zugeben, daß sie sehr freimütig war. Und wie sie ihn angeschaut hatte. Ärgerlich verscheuchte er diesen Gedanken. Unsinn, dachte er. Der Hausmeister hat dir einen Floh ins Ohr gesetzt. Dann rief er die Klinik an und ließ die bevorste-
hende Operation eintragen, damit in der Frühe alles vorbereitet werden konnte. Professor Bertell übernahm nur schwere Sachen, und Rillke hatte frei. Also würde er operieren müssen. Er legte sich gleich ins Bett, kuschelte sich eng an Uschi, die etwas im Schlaf murmelte, und wenig später war auch er eingeschlummert. An Daniela Stiller dachte er nicht mehr.
4. Kapitel Am späten Vormittag des nächsten Tages legte sich Peter Wagner in seinem Dienstzimmer auf das Sofa und schloß die Augen. Er hatte drei Operationen hinter sich, darunter auch die von Daniela Stiller. Seine Gedanken schweiften ab. Sie wurden unbewußt, er nahm es nicht mit vollem Verständnis auf. Mit drei Frauen beschäftigten sich seine Gedanken: Mit Uschi, Irene und - Daniela. Was verband ihn mit diesen drei Frauen? Darüber dachte er nach. Uschi... Er kannte sie seit Jahren. Sie teilte sein Leben mit ihm, als wäre sie seine Ehefrau. Sie war ihm Geliebte und, so paradox es auch klingen mußte, Mutter. Sie umsorgte ihn, umhegte ihn, sie las ihm jeden Wunsch von den Augen ab, und sie sprach auch Verbote aus sie war eben da. Ein Wesen, das er einfach nicht beiseite schieben konnte, selbst wenn er es gewollt hätte. Irene... Sie war eigentlich erst jetzt in sein Leben getreten. Genauer gesagt war sie schon immer da. Seit damals, seit der Studienzeit. Aber er hatte sie nie beachtet, weil er sich sofort zu der schlanken, hübschen und aufgeschlossenen Ursula hingezogen gefühlt hatte. Weil sie ihm wesensgleicher war. Jetzt fragte er sich, was Irene wohl an Uschis Stelle getan hätte - damals, als diese das Studium aufgeben mußte. Ob sie genauso gehandelt hätte? Ob sie auch gesagt hätte: Ich bleib bei dir, Peter, für immer und ewig? Ich werde mitarbeiten. Für mein Studium reicht es nicht mehr, aber wenn ich umsattle und arbeiten gehe, verdiene ich so viel, daß du ohne Sorgen weiterstudieren kannst. Dann mußt du nicht noch nebenher in der Fabrik arbeiten. Hätte Irene solche Worte sprechen und auch so handeln können, wie es Ursula getan hatte? Er zweifelte daran. Irene war der Typ jenes Menschen, der unbeirrt seinen Weg bis zum gesteckten Ziel geht, ohne nach links oder rechts zu schauen. Erst dann, wenn das Ziel erreicht ist, denkt dieser Menschentyp an sich. Und das hat Ursula mit
dem feinen Instinkt des Weibes gespürt. Daher auch die Anspielung auf Irene Sommer. Wie stehe ich zu Irene, fragte er sich. Kann sie mir als Frau, als Weib, etwas bedeuten? Darauf vermochte er sich keine Antwort zu geben. Daniela... Sie war gestern in sein Leben getreten. Sie war wie ein Meteor gekommen, der vom Himmelszelt auf die Erde stürzt. Daß sie mit ihm kokettierte, war offensichtlich. Sie war ungewöhnlich hübsch, davon hatte er sich überzeugen können. Aber er konnte sich noch kein Urteil über sie bilden, dafür kannte er sie zuwenig. Dr. Wagner strich sich plötzlich über die Augen und hob die Lider. Was habe ich eben gedacht, fuhr es ihm durch den Sinn. Aber er konnte sich nicht mehr daran erinnern. Und doch hatten sich jene Gedanken, die sich mit den drei Frauen beschäftigten, in seinem Innern festgesetzt. Er merkte es nur nicht. Ärgerlich über sich selber, stand er auf und goß sich eine Tasse Kaffee ein. Du bist ein Narr, schalt er sich im stillen. Versuch doch nicht mit Gewalt, diese Gedanken zurückzurufen. Du weißt, welchen Weg du zu gehen hast. Er zündete sich eine Zigarette an, eine amerikanische. Er rauchte diese Marke nur, wenn er wirklich Entspannung brauchte. So wie jetzt. Dann setzte er sich wieder. Er fühlte sich müde und zerschlagen. Er würde froh sein, wenn der Nachmittag herum war und er nach Hause fahren konnte. Plötzlich sehnte er sich nach Uschi. Das Telefon schreckte ihn auf. Es war Irene Sommer. "Wie geht es, Irene? Alles gut überstanden? Hast du dich ausgeruht?" "Ja, danke. Es war eine aufregende Nacht. Erst dachte ich, wir würden keinen Erfolg haben, aber als dann das Fieber fiel, war ich glücklich, unendlich glücklich..." "Dazu hast du auch allen Grund, Irene. Wenn du nicht auf den Einfall gekommen wärst, mich zu holen, dann..." "Bitte, Peter, du solltest deinen Verdienst nicht schmälern. Was wäre geworden wenn..." Jetzt unterbrach er sie. "Wir wollen uns nicht streiten. Die Kleine
ist über den Berg, und das sollte das wichtigste sein, nicht wahr? Spielt es eine Rolle, wer den Verdienst hat?" "Na hör mal, das sagst du, ausgerechnet du... der doch glücklich sein sollte, daß er endlich unter Beweis stellen konnte, was er entdeckt und geschafft hat?" Er wehrte ab. "Irene, so etwas Ähnliches habe ich bereits gehört. Von Berteil, Paulus und Rillke. Sie haben mich dazu überreden wollen, meine Strahlen einzusetzen. Ich konnte ihnen nur sagen, daß es bereits geschehen war. Gespannt bin ich nur, was der Rektor sagen wird." Irene Sommer schwieg sekundenlang, bis sie antwortete. "Weißt du", meinte sie dann, "Maudner war vorhin da und überrascht, als die kleine Julia über die Krisis war. Er hat sie für viel später erwartet. Ich habe natürlich gesagt, was los ist, und er hat es erst gar nicht glauben wollen. Aber dann war er so begeistert, daß er sich bereit erklärte, sich beim Rektor für dich einzusetzen. Was sagst du nun?" "Tja, was soll ich dazu sagen? Ich bin überrascht, das wirst du dir sicherlich denken können. Neue Perspektiven eröffnen sich." Er hörte es bei Irene klopfen. Und dann sagte sie: "Entschuldige, Peter, aber ich werde geholt. Bis später mal." "Bis später, Irene." Er legte wieder auf. Ursula Münster hatte Überstunden machen müssen und war später gekommen. Peter Wagner hatte sich das Essen selbst bereitet und ihren Anteil zurückgestellt. Nachdem sie gegessen hatte, saßen sie sich gegenüber. Noch hatte er ihr nicht von seinem Erfolg berichtet, weil sie auch eine Neuigkeit für ihn hatte. "Weißt du, was mir heute dieser widerliche alte Thoms gesagt hat, Liebling?" fragte sie und goß sich noch Tee ein. "Keine Ahnung." Er war gespannt. "Er fragte mich, wie lange ich wohl noch mit der Hochzeit warten würde. Als ich ihm sagte, das wäre meine eigene Angelegenheit, meinte er, es gäbe jemanden, der ungeheuer reich wäre und sich für mich interessierte. Ein Kunde von uns. Ich weiß schon wer. Na, der soll sich nur nicht wieder blicken lassen. Und Thoms ist ein Ekel. Was geht ihn überhaupt an, was ich privat mache? Ärzte wären doch
nur arme Schlucker, sagte er." "Na, so ganz unrecht hat er ja nicht." Peter Wagner lachte. "Und den Kunden laß nur in Ruhe, sonst wirft dich Thoms noch hinaus. Lange wirst du sowieso nicht mehr bei ihm zu bleiben brauchen." Und nun erzählte er der interessiert Lauschenden von der kleinen Julia. "Wenn sich die Industrie dafür zu interessieren beginnt, Kindchen, sind wir reich. Ganz abgesehen davon, wie vielen Menschen geholfen werden könnte." "Das meinte ich aber auch. Daß du zuerst ans Geld dachtest, wundert mich ein wenig, Peter. Ich freue mich für dich... und für mich natürlich", fügte sie noch hinzu und wurde ein wenig rot. "Dann werden wir bald heiraten. Ich brauche nicht mehr bei dem Sauertopf Thoms zu hocken. Ich werde für die ganze Familie sorgen. Einverstanden?" Was sollte Peter tun? Nein sagen...? Er freute sich doch auch. Allerdings wußte er, daß es noch ein weiter Weg war bis zu dem, was sich Uschi, die ewige Träumerin und Optimistin, vorstellte. Aber immerhin, der berühmte Silberstreif am Horizont war schon einmal da. Morgen würde er mit Professor Bertell noch einmal reden. Vor allen Dingen mußte der Rektor jetzt eingeweiht werden. Es würde zunächst einmal ein Donnerwetter geben wegen des mißachteten Verbots. Aber jedes Gewitter geht einmal vorüber, dachte Peter. Weiter kam er mit seinen Gedanken nicht. Uschi setzte sich plötzlich auf seinen Schoß und schmiegte ihren Kopf an seine Brust. "O Peter", sagte sie, "ich bin ja so glücklich." "Ich nicht minder, Liebling!" gab er zurück. "Du, wenn du noch lange so auf mir sitzt und reibst, wird dich mein kleiner Bruder hochheben!" Sie lächelte. "Soll er, Peter...! Ah, ich spüre es schon, Liebster! Gehen wir gleich?" "Wohin?" wollte er wissen. "Ins Schlafzimmer...!" * Irene Sommer sah ärgerlich auf, als es klingelte. Sie hatte eben gebadet und war im Begriff sich hinzulegen. Schnell zog sie einen Hausmantel über den Schlafanzug, schlüpfte in die Pantoffeln und
ging öffnen. Vor ihr stand lächelnd, und mit einem riesigen Rosenstrauß bewaffnet, Heinz Godes. "Guten Abend", sagte er. "Darf ich näher treten, oder ist es schon zu spät für einen Besuch?" Sie war viel zu verwirrt, um ihn fortzuschicken. "Bitte, komm doch herein, Heinz." Er trat an ihr vorbei in die Diele der kleinen und geschmackvoll eingerichteten Wohnung. "Wenn der Prophet nicht zum Berge kommt, muß der Berg eben zum Propheten kommen", deklamierte er das alte Sprichwort und wickelte die Rosen aus dem Papier, um ihr dann den Strauß zu übergeben. "Die Königin der Blumen der schönsten aller Frauen." "Du bist ein Schmeichler. Eigentlich müßte ich dir ja böse sein. Es ist schon spät, und ich wollte gerade zu Bett gehen." "Ich weiß, daß es ungebührlich ist, zu so später Stunde zu erscheinen, aber ich hatte Sehnsucht nach dir. Du läßt ja nichts von dir hören." Die junge Ärztin dachte daran, was sie sich vorgenommen hatte. Sie wollte nicht wieder auf sein Drängen eingehen. Aber nun, da er vor ihr stand, brachte sie es nicht fertig, ihn wegzuschicken. "Und außerdem, Irene, führt mich ein ganz besonderer Grund zu dir." Sie blieb plötzlich stehen und ließ die Blumen sinken. "Ein besonderer Grund? Welcher denn...?" Godes lächelte. "Ach, bring doch erst mal die Blumen weg. Dann setzen wir uns gemütlich zusammen, ja?" "Verzeih bitte, natürlich... geh doch schon hinein!" Sie blickte an ihm vorbei. Immer wenn sie in seine Augen schaute, fühlte sie ihr Blut schneller durch die Adern jagen, fühlte sie ein heißes Brennen in der Brust. Im Badezimmer, wo sie die Blumen erst einmal ablegte, blieb sie einen Augenblick stehen und preßte die Rechte auf das wild schlagende Herz. Ihr ganzer Körper schien zu brennen. Doch dann ging sie ins Wohnzimmer. Godes hatte sich in einen Sessel gesetzt und betrachtete angelegentlich einige an der Wand
hängende Kupferstiche alter Meister. "Irene, komm, setz dich! Ich möchte dich etwas fragen." Gehorsam ließ sie sich im anderen Sessel nieder. Sie fand einfach nicht die Kraft, etwas anderes zu tun als das, was er verlangte. Nun saß sie da, die Beine weit von sich gestreckt, die Hände im Schoß liegend. "Ich sprach heute mit Elli", begann er. "Daß sie sich für mich interessiert, brauche ich dir ja wohl nicht zu sagen." "Elli", entfuhr es ihr, "aber ich dachte..." "Sie ist nicht sehr zurückhaltend, weißt du. Sie versteht sich schnell zu trösten. Aber im Grunde genommen hat sie noch nie ihr Interesse an mir verloren. Nun versuchte sie mir einzureden, du würdest dich sehr für Dr. Wagner interessieren. Ich kenne ihn nur dem Namen nach. Was ist er für ein Mensch?" Irene Sommer war starr vor Staunen. Alles hatte sie erwartet, das jedoch nicht. "Ich finde es von Elli unerhört, so etwas zu behaupten, Heinz. Ich möchte dir etwas sagen. Peter und ich sind Studienkollegen. Er hat nie etwas anderes für mich gehabt als kollegiale oder freundschaftliche Gefühle. Außerdem weiß Elli genau, daß Peter mit einem Mädchen verlobt ist, das viel für ihn getan hat und ihn liebt. Genau wie er Uschi liebt. Wie ich als Frau zu Peter stehe, kann Elli wohl nicht wissen, das geht auch niemanden etwas an. Ich hoffe, daß du mich verstanden hast." Diesen Ton kannte er an Irene noch nicht, daher war er auch überrascht. Es dauerte eine Weile, ehe er sprach. "Hm, wenn es so ist, bin ich eigentlich beruhigt. Ich sagte es nur, weil du indirekt zugegeben hast, dich doch für Wagner zu interessieren." "Ich wüßte nicht, wann ich das zugegeben habe. Ich habe mit Peter noch nie über solche persönlichen Dinge gesprochen." "Na gut, lassen wir das. Irene, ich hatte dich gebeten, mir deine Entscheidung zu sagen. Versteh mich bitte nicht falsch. Du hast eine Andeutung gemacht, aus der ich entnehmen konnte, daß du in erster Linie Ärztin bist, dann erst Frau." Sollte sie ihm sagen, welcher Zwiespalt in ihr seit Minuten tobte? Sollte sie ihm verraten, daß sie mehr denn je fühlte, Frau zu sein? Sie fürchtete nur eins: wenn sie wieder diesem Augenblicksgefühl
nachgab, dann band sie sich endgültig. Gefühle verwirren, sie würde nicht mehr konzentriert arbeiten können. Jedenfalls nicht so, wie es ihre Pflicht war. "Warum antwortest du nicht?" drängte seine Stimme. "Ist es so schwer, sich zu entscheiden, Irene?" "Ja, es ist schwer." Ihre Stimme war leise und verhalten, ihre Hände auf dem Schoß verkrampften sich. Dann gab sie sich einen Ruck. "Heinz, es fällt mir nicht leicht, dir zu sagen, daß ich frei sein muß. Glaub mir, ich bin zu sehr Frau, als daß ich es einfach beiseite schieben könnte. Normalerweise sind Frauen meines Alters längst verheiratet." Sie machte eine Pause, strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn und fuhr fort: "Ich muß mich gegen mein Gefühl entscheiden. Verzeih, aber ich kann nicht anders. Ich bin nicht frei, innerlich nicht frei. Nicht so, wie du vielleicht denkst. In mir klingen die Worte meines damaligen Professors noch nach, die wie ein Vermächtnis sind, Heinz. Für die Welt sollen Sie leben, für die Kinder, die einer Hilfe bedürfen! Mein Beruf, für den ich mich freiwillig entschieden habe, drückt mir ein unlöschbares Merkmal auf, bestimmt mein Leben und reißt mich mit harter Hand zurück. Es reißt mich dann zurück, wenn ich bereit bin, meinen Gefühlen zu erliegen. Verzeih mir, Heinz." Er hatte zugehört, ohne sie zu unterbrechen. Auch jetzt schwieg er. Er kaute an seiner Unterlippe herum. Aber das war wohl nur ein Zeichen von Unsicherheit. Ja, wohl zum ersten Male in seinem Leben war er unsicher geworden - einer Frau gegenüber. "Du sagst ja nichts, Heinz." "Was soll ich dazu sagen, Irene? Ich weiß nicht erst seit dieser Minute, daß ich dich verloren habe, bevor ich dich überhaupt richtig erringen konnte. Ich weiß es seit der Minute, in der wir uns gestern trennten. Aber ich hoffte - vergebens, wie ich nun einsehen muß. Schau, vielleicht hast du geglaubt, ich würde nun versuchen, dich umzustimmen. Nein, da hast du mich verkannt. Ich bin nicht so leichtsinnig, wie mein Ruf es gern behauptet. Ich erkenne deine Beweggründe an, die dich zu diesem gewiß nicht leichten Verzicht trieben. Immerhin danke ich dir für deine Offenheit."
Er stand auf. Auch sie erhob sich. "Wir können aber gute Freunde bleiben, Irene. Das heißt, wenn du willst." Sie reichte ihm die Rechte. "Es würde mich freuen, Heinz." Sie schüttelten sich die Hände, und dann brachte sie ihn zur Tür. "Alles Gute, Heinz..." "Auch dir..." Etwas Melancholisches lag in den beiden Worten, Der Klang seiner Stimme war traurig. Heinz Godes wandte sich ab und ging langsam die Treppe hinunter. Auf dem unteren Podest blieb er noch einmal stehen und winkte zurück. Auch sie hob kurz die Rechte, um dann schnell in die Wohnung zu gehen. Im Wohnzimmer warf sie sich auf die Couch und vergrub das Gesicht in den Kissen. Schluchzen ließ ihre schmalen Schultern erbeben. Heinz Godes fuhr von Irene Sommer direkt zu Elli Dörffler. Als er seinen Wagen vor ihrem Haus abstoppte, sah er, daß noch Licht im Salon brannte. Elli ist also noch auf, dachte er. Und hoffentlich hat sie keinen Besuch. Sie war allein. Nur ihr Hausmädchen war anwesend. Als ihr Godes gemeldet wurde, kam Elli Dörffler schnell in die Diele. "Das ist eine Überraschung, Heinz. Bitte, bitte, du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich würde dich sogar noch um Mitternacht empfangen. Komm, wir setzen uns in den Salon. Ich bin ganz allein. Du hast doch Zeit?" Eigentlich eine völlig überflüssige Frage, die sie auch nur der Form halber stellte. Natürlich hatte er Zeit. Und sie merkte sehr wohl den Blick, mit dem er sie musterte. Sie trug ein enganliegendes, tiefausgeschnittenes Hauskleid aus reiner Seide. Ein Kleid, mit dem sie sich tatsächlich nur im Hause zeigen konnte, denn es offenbarte mehr, als es verhüllte. "Ach, Jeanette, Sie können gehen!" Elli Dörffler nahm ihre Handtasche, die auf der Musiktruhe lag, und entnahm ihr einen Geldschein. "Es ist zwar schon etwas spät, aber noch früh genug zum Ausgehen. Vielleicht treffen Sie Ihren Paul noch? Sie brauchen sich nicht zu beeilen." Das Mädchen machte einen Knicks. "Danke." Dann ging es.
"So, Heinz, nun wollen wir beide es uns gemütlich machen, ja?" Sie musterte ihn kurz. "Sag mal, hast du Ärger gehabt? Du siehst so finster aus." "Ärger...? Ich... nein! Ich war bei Irene Sommer." Er blickte zu Boden und schwieg. Offenbar hatte er die Niederlage noch nicht verdaut. Es verletzte ihn in seiner Eitelkeit, daß es eine Frau fertigbrachte, ihn abzuweisen. Erst jetzt kam ihm die ganze Situation so recht zum Bewußtsein. Doch nun war es zu spät, denn jetzt war er bei Elli Dörffler. Doch ganz abgesehen davon, Elli gefiel ihm auch sehr gut. Auch sie war eine blendende Erscheinung. Ein ähnlicher Typ wie Uschi Münster, die Godes nur flüchtig kannte, die ihm aber trotz der kurzen Begegnung ausnehmend gut gefallen hatte. Elli war ebenfalls groß und schlank. Sie verkörperte eigentlich mehr den Typ des amerikanischen Glamour-Girls; sie war blond, ihre Beine lang, ihr Mund eine Spur zu groß, und mitunter legte sie jene Kühle an den Tag, den die Amerikaner an ihren Frauen so sehr lieben. Doch durfte man sich nicht täuschen. Sie war alles andere als kühl. Allerdings, Elli wußte stets, wie sie sich einer Situation anzupassen hatte. "Ach, du warst bei Irene? In ihrer Wohnung?" fragte sie nach kurzer Pause. "Ja, in ihrer Wohnung. Wir kamen auf Peter Wagner zu sprechen. Und bei dieser Gelegenheit erklärte sie mir, daß es zwischen ihr und mir keinerlei Beziehungen geben dürfte. Das heißt, nur allgemeine. Sie sei Ärztin, sie dürfe sich nicht teilen. Gut, ich akzeptierte es und ging wieder." Elli lachte laut auf. "Das ist echt Irene Sommer. Angst vor der eigenen Courage. Nun, ich weiß auch nicht... ihr beide hättet doch gar nicht zueinander gepaßt. Ich kenne Irene. Sie weiß oft selbst nicht, was sie will." Godes sagte nichts. Er blickte stumm vor sich hin. Die junge Frau stand auf, trat an ihn heran, nahm seinen Kopf in die Hände und sagte leise: "Heinz, schau, es gibt doch noch andere Frauen außer Irene. Man
muß sein Leben leben. Es ist so kurz." Er hob den Kopf, sah ihr in die Augen. "Du hast recht, Elli." "Weißt du nicht, daß ich dich liebe, Heinz? Daß ich mich nach dir sehne, daß ich verrückt nach dir bin?" flüsterte sie, und ihre Rechte fuhr in sein Haar, zog seinen Kopf an ihr Gesicht. Langsam erhob sich Heinz Godes. "Hast du etwas Trinkbares da?" fragte er mit heiserer Stimme. Sie nickte. "Dort drüben in der Hausbar. Bring mir auch etwas mit! Und dann schieb den kleinen Tisch heran und setz dich zu mir, ja?" Der Mann wandte sich ab und trat an die Hausbar. Nach kurzem Überlegen nahm er den Shaker, goß aus verschiedenen Flaschen kleine Mengen hinein und mixte. Dann füllte er zwei Cocktailschalen halb voll, gab Eisstückchen dazu und kam zurück. Den kleinen Rolltisch vor sich herschiebend, sagte er: "Ich glaube, es wird dir schmecken. Ich habe das Rezept aus London mitgebracht." Sie nahm das dargereichte Glas und wartete, bis er sich gesetzt hatte. "Auf was trinken wir?" Ihre Augen schauten ihn über den Rand der hauchdünnen Schale tragend an. Erwartung lag in ihrem Blick. "Trinken wir auf... sagen wir... auf den heutigen Abend." "Und auf die Zukunft." Seine Antwort bestand aus einem heißen Kuß... Elli Dörffler war, das sollte Heinz Godes schon bald merken, in bezug auf Männer hemmungslos, wild und leidenschaftlich. Als er sie küßte, stieß ihre Zunge weit zwischen seine Lippen und erzeugte dadurch eine ungemein erotische Spannung in ihm. Sie drängte sich gegen Godes, so daß er wegrutschte und nun der Länge nach auf der Couch lag. Eins ihrer Knie schob sich zwischen seine Beine, preßte sich gegen sein Geschlecht, ihre Rechte glitt um seinen Hals, liebkoste ein Ohrläppchen, und wieder glitt ihre flinke Zunge der seinen entgegen. Heinz Godes ließ ein leises Stöhnen vernehmen, er merkte, wie sich sein Glied versteifte, wie sich der leichte Druck ihres Knies verstärkte. Seine Hände schossen jäh vor, legten sich auf ihren festen strammen Po, dessen Muskeln ihr erregtes Spiel trieben. "Warum dort,
Heinz?" flüsterte sie. "Warum greifst du nicht zwischen meine Beine? Versuch's doch mal!!" Er ließ seine Rechte von hinten zwischen ihre Schenkel gleiten. Sie trug unter dem Minirock nichts - nur halterlose Strümpfe. Er merkte, wie feucht die Innenseiten der Schenkel waren. "Elli...!" stieß er hervor. "Elli, ich... du. ich ziehe dich aus...!" "Aber darauf warte ich ja, Liebster!" gurrte sie. "Und ich warte noch auf viel mehr! Mein Gott, wenn du wüßtest, wie sehr ich mich nach dir sehne, Heinz!? Wenn du nur geahnt hättest, wie ich oft mich selbst befriedigt und mir dabei vorgestellt habe, es sei dein Glied, das in meinem Lusttempel steckt...! Als ich dich vorhin kommen sah, habe ich den Slip ausgezogen. Ich wollte es dir leichter machen! Und jetzt bin ich so heiß, daß du alles mit mir machen kannst, Heinz!" Mit seiner Beherrschung war es vorbei. Er schob sie von sich, öffnete den Schlitz seiner Hose, holte das erigierte Glied hervor und sagte: "Küß ihn, Elli...!" Sie kam seinem Wunsch sofort nach und berührte mit ihren Lippen die runde Eichel. Während sie küßte und gleichzeitig den dicken Schaft massierte, rieb er ihre Klitoris mit Daumen und Zeigefinger. Später zogen sie sich aus und gingen ins Schlafzimmer. Elli Dörffler lehrte ihn Dinge, an die er nicht einmal zu denken gewagt hatte... Sie war in der Liebe erfahren und mit allen Wassern gewaschen. Sie verlangte viel, aber sie gab auch viel...
5. Kapitel Als Dr. Wagner am nächsten Nachmittag in die Universität kam, wurde er sofort zu Professor Bertell gerufen. Der Chefarzt hatte ihm eine wichtige Eröffnung zu machen. Auch Professor Paulus und Oberarzt Rillke waren da. "Nehmen Sie Platz, Wagner." Bertells Gesicht war ernst. "Sie werden überrascht sein, wenn Sie hören, was ich Ihnen vom Rektor auszurichten habe. Er hat nicht so reagiert, wie wir es uns dachten." Müde winkte Dr. Wagner ab. "Das ahnte ich." "Es kommt noch schlimmer. Er läßt Ihnen durch mich bestellen, daß er Ihre Kündigung erwarte. Sie können sofort aufhören, erhalten jedoch Ihr vertragliches Vierteljahresgehalt. Sollten Sie seinem Wunsch nicht entsprechen, so will er einen Beschluß erwirken. Wenn das geschieht, Wagner, und daran brauchen wir nicht zu zweifeln, sind Sie ein erledigter Mann. Paulus, Maudner und ich haben alles getan, aber der Rektor läßt sich durch nichts erschüttern. Die Tatsache, daß Sie gegen sein Verbot handelten, muß ihn mächtig geärgert haben. Paulus und ich haben überlegt, was wir tun können. Und wir haben einen Ausweg gefunden. Sogar einen, mit dem auch Sie einverstanden sein werden. Paulus' alter Jugendfreund Doktor Burg hat eine Privatklinik. Paulus war schon bei ihm." Peter Wagner sah seinen Chef kopfschüttelnd an. "Was hat das mit mir zu tun?" "Das kommt ein wenig plötzlich, nicht wahr?" "Ich kenne Doktor Burg von einer Tagung her. Aber wenn ich ehrlich sein soll, so ist mir eine Privatpraxis im Moment lieber. Ich muß mir Bedenkzeit erbitten." Damit hatte Berteil nicht gerechnet. "Aber Wagner, seien Sie doch vernünftig. Doktor Burg zahlt besser als wir. Und an die Praxis kön-
nen Sie doch immer noch denken. Warum wollen Sie erst lange überlegen?" "Ich werde Ihnen morgen meine Entscheidung sagen, Herr Professor. Jetzt kann ich es noch nicht." Der Chefarzt seufzte. "Nun gut, wenn es nicht anders geht! Übrigens verlangte eine Patientin nach Ihnen. Moment, wie hieß sie noch? Ah ja, Daniela Stiller. Sehen Sie einmal nach ihr! Und wann sprechen wir miteinander?" "Morgen vormittag." Dr. Wagner erhob sich, machte eine kleine Verbeugung, verließ den Raum. Die drei anderen sahen sich an. Schließlich meinte Paulus: " Es hat ihn offensichtlich schwer getroffen, daß der Rektor sich so unnachgiebig zeigte und ihm eine Kündigung nahelegte. Ich kann verstehen, daß er jegliche Lust verloren hat." "Er hat sie aber nicht zu verlieren", erboste sich Bertell. "Er ist Arzt. Und das ist nicht irgendein Beruf. Er ist verpflichtet, sein Können und Wissen den Menschen zur Verfügung zu stellen. Und ich bin davon überzeugt, daß seine Strahlentherapie unendlich vielen Menschen Segen bringen wird. Daher muß er weiterarbeiten." Rillke war es, der ihn etwas besänftigen konnte. "Warten wir erst einmal ab, Herr Professor. Er wird den richtigen Weg gehen, davon bin ich überzeugt. Glauben Sie mir, Wagner weiß, was er zu tun hat." - Der Mann, um dessentwillen Bertell sich so aufregte, stand in diesem Moment vor der Tür jenes Zimmers, in dem Daniela Stiller lag. Nach kurzem Überlegen drückte er die Klinke herunter, öffnete und trat ein. Daniela richtete sich ein wenig auf. Aber schon war er neben ihr und drückte sie behutsam an den Schultern zurück. "Vorsicht!" Dann angelte er sich einen Stuhl heran und setzte sich. "Wie geht es uns, hm?" "Danke, ausgezeichnet, wenn man von den Wundschmerzen absieht. Doch Sie schauen so böse aus. Ist Ihnen eine Laus über die Leber gelaufen?" "Ach, es ist nichts weiter. Man hat eben schon mal Ärger, das kann passieren. War Ihr Vater schon hier?" "Nein", erwiderte sie. "Er kommt erst heute zurück. Eigentlich wollte er länger bleiben, doch die Tatsache, daß ich im Krankenhaus
liege, ließ ihn sofort zurückkehren. Sagen Sie, Doktor Wagner, kann ich Ihnen irgendwie helfen? Sie machen wirklich ein sorgenvolles Gesicht. Man kann direkt Furcht bekommen." "So schlimm wird es ja wohl nicht sein", lachte er. Dann erzählte er ihr, warum er Sorgen hatte. "Ich experimentiere seit langem mit bestimmten Strahlen. Hier in der Universität. Der Rektor war einverstanden, aber er untersagte mir, diese Strahlen jemals an Menschen auszuprobieren. Das ist natürlich unsinnig, denn man behandelt heute den Menschen mit verschiedenen Arten von Strahlen. Nun, um es kurz zu machen, ich wandte meine Strahlen bei einem kleinen Mädchen an und hatte vollen Erfolg. Die Richtigkeit meiner Behauptung hatte sich erwiesen. Was soll ich Ihnen nun sagen? Eben erklärte mir mein Chef, daß der Rektor mir nahelegen würde, selbst zu kündigen, wenn ich nicht Wert darauf legte, offiziell entlassen zu werden. Ich könnte dagegen angehen, aber es ist zu unsinnig. Ein kleiner Assistenzarzt wird doch niemals Recht bekommen." "Und nun...?" fragte sie atemlos. Zunächst einmal schwieg er. Warum habe ich ihr alles erzählt, fragte er sich. Ich kenne doch diese Frau überhaupt nicht näher. Eine Antwort darauf fand er nicht. "Und nun?" wiederholte er tonlos. "Gar nichts. Mein Chef hat mir einen Posten angeboten, aber ich möchte ihn nicht. Mein Wunsch ist eine eigene Praxis, doch dazu fehlt mir das Geld. Ich habe zuviel in meine Versuche gesteckt." Daniela schloß die Augen. "Ich wüßte vielleicht einen Ausweg, Doktor Wagner." "Sie...?" "Ja. Mein Vater wird Ihnen helfen." Jetzt öffnete sie die Augen. Ein seltsamer Glanz lag darin. Dann schloß sie sie wieder. Und als sie die Lider endlich wieder hob, war der Glanz verschwunden, dafür lag jetzt ein leichter Schleier darüber. "Ihr Vater...? Sie meinen, er würde mir Geld leihen?" Peter Wagner schüttelte den Kopf. "Erstens würde ich dieses Angebot niemals annehmen, und zweitens wäre Ihr Vater ein sehr schlechter Kaufmann, wenn er es täte." Doch Daniela hatte sich nun einmal in etwas verrannt und beharrte
darauf. "Natürlich, Sie sind zu stolz, um Hilfe anzunehmen. Aber mein Vater hat ausgezeichnete Verbindungen. Würden Sie Hilfe auch zurückweisen, wenn diese von einer Fabrik käme, die sich für Ihre Erfindung oder Entdeckung interessieren würde?" "Wie meinen Sie das, Fräulein Stiller?" Daniela lachte. "Ich weiß zum Beispiel, daß mein Vater Verbindungen zu solchen Werken hat. Wenn die Herren daran interessiert sind, wären wir schon weit." Sie sagte wahrhaftig wir. "Ich bin davon überzeugt, daß diese Herren genug Geschäftssinn haben, um wenigstens alles einmal zu prüfen. Na, und wenn Sie daran beteiligt werden, dann haben Sie viel Geld zu erwarten und können davon Ihre Praxis bezahlen." Von dieser Seite aus betrachtet, sah ihr Vorschlag schon wesentlich anders aus. Wenn sich wirklich eine Fabrik dafür interessierte, könnte man daraus Kapital schlagen. Und eventuell weiterarbeiten. Die Praxis rückte dann immer näher. "Das klingt verlockend. Aber was wird Ihr Vater dazu sagen?" Skeptisch schaute er das Mädchen an. "Er wird gar nichts sagen, sondern tun, um was ich ihn bitte. Sie brauchen mir jetzt nur zu sagen, ob ich ihn unterrichten soll, Doktor Wagner." Ihre schmale Rechte legte sich auf sein Knie. Wieder blickte sie ihn so seltsam an. Ihre Stimme klang ein wenig heiser, fast rauh. "Ja, wenn ich also darum bitten dürfte. Sie glauben gar nicht, welchen Dienst Sie mir erweisen." "Wir wollen nicht darüber sprechen, Doktor", entgegnete sie. "Sie hören dann durch meinen Vater. Aber erzählen Sie noch ein bißchen von sich." Über diesen Wunsch war er nicht im geringsten erstaunt. Er nahm jedoch etwas Falsches an. Sie fragte nicht, wie er dachte, wegen der Empfehlung, sondern weil sie sich persönlich für ihn interessierte. "Eigentlich gibt es nicht sehr viel zu berichten. Mein Vater war Physiker und als er überraschend starb, war ich gezwungen, mein Studium selber zu finanzieren. Es war nicht immer leicht. Und als ich schließlich nach dem Examen an der Universität bleiben konnte, war
ich der glücklichste Mensch. Allerdings ahnte ich noch nicht, daß es mir schlechter gehen sollte als meinen Studienfreunden. Sie alle haben schon eine eigene Praxis, weil sie schlauer waren als ich. Und vielleicht auch mehr Glück hatten. Sehen Sie, so ist das." Daniela hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt. "Und Sie haben niemanden mehr?" "Doch, meine Braut..." "Oh, Sie sind verlobt." Daniela Stiller tat erstaunt. Dabei hatte sie Uschi schon mehrmals gesehen, als diese das Haus verließ. "Ist sie auch Ärztin?" "Nein", er schüttelte den Kopf. "Sie wollte es werden. Es kam etwas dazwischen, und sie mußte das Studium abbrechen. Sie ist Sekretärin. Sie hat viel für mich getan. Damals, als ich noch studierte immer hat sie geholfen." Daniela biß sich auf die Lippen. Daß er ausgerechnet zu ihr so lobend über seine Braut sprach, gefiel ihr nicht sonderlich. Doch sie machte gute Miene zum bösen Spiel, das heißt, sie ging darauf ein. "Es muß doch sehr schön sein, jemanden zu haben, der für einen sorgt, nicht wahr? Doktor Wagner, lassen Sie mich auch helfen." "Und warum wollen Sie es tun?" fragte er, nun doch etwas stutzig geworden. Natürlich erkannte das Mädchen, daß es jetzt vorsichtig sein mußte. Ein falsches Wort - und alles war vergebens gewesen. "Warum wohl", lachte sie girrend, "erstens, weil Sie mir gefallen. Sie sehen, ich bin ganz offen. Zweitens, weil Sie mir geholfen haben." "Aber das war eine Selbstverständlichkeit", erwiderte er verwirrt. "Als Arzt ist man verpflichtet zu helfen und zu heilen." "Das stimmt. Aber mancher Arzt wäre nicht mehr gekommen, sondern hätte mich bis zum Morgen vertröstet." Er gab ihr sofort einen kleinen Dämpfer. "Das hätte Ihnen nicht viel geschadet." "Oh, das ist nicht sehr nett von Ihnen, Doktor. Ich hatte immerhin Schmerzen." Sie zog einen Schmollmund. Er lächelte und beugte sich etwas vor. "So habe ich das auch nicht gemeint. Ich wollte damit nur sagen, daß keine Lebensgefahr be-
stand. Wenn der Arzt erst morgens gekommen wäre, hätte es immer noch gereicht: Übrigens werden Sie nun von meinem Kollegen Rillke weiterbehandelt. Ich verlasse heute die Klinik." Daniela fuhr auf. "Wie... so schnell schon...? Aber sicherlich werden Sie mich doch noch jeden Tag besuchen kommen, nicht wahr?" Sie lächelte ihn mit großen Augen an. "Schon wegen Ihrer Erfindung. Ich werde sofort mit Papa sprechen, wenn er kommt." "Von dieser Warte aus habe ich das noch gar nicht betrachtet", erwiderte er und gab ihr Lächeln zurück. "Selbstverständlich komme ich jeden Tag. Hoffentlich billigt das auch Ihr Vater." Den Kopf etwas schiefliegend, fragte sie: "Wie meinen Sie das nun? Den Besuch, oder daß er Ihnen helfen soll?" "Beides. Wissen Sie, eigentlich ist es doch merkwürdig, daß wir uns noch nie richtig begegnet sind. Dabei wohnen wir in einem Haus." "Das liegt vielleicht daran, daß ich sehr viel ausgehe. Und dann, offen gestanden, kümmere ich mich kaum um die übrigen Hausbewohner." "Sehr lobenswert", erklärte Peter. "Diesem Vorsatz huldige ich ebenfalls. Dann braucht man wenigstens nicht zu befürchten, daß es Reibereien gibt. Doch jetzt muß ich gehen. Wir sehen uns morgen vormittag wieder. Ich habe ohnehin noch etwas zu tun. Darf ich mich jetzt verabschieden?" "Schade", sie seufzte, "es ist sehr langweilig, wenn man den ganzen Tag allein hier liegt. Doch ich will Sie nicht aufhalten. Auf Wiedersehen." Sie reichte ihm die schmale Rechte, die er kräftig drückte. An der Tür drehte er sich noch einmal zu ihr um und winkte: "Bis morgen." Dann fiel hinter ihm die Tür ins Schloß. Daniela hatte den Kopf auf die linke Hand gestützt und lauschte seinen verhallenden Schritten. "Ich werde dir helfen", flüsterte sie vor sich hin. "Ich werde dich bekommen. Und wenn ich um dich kämpfen müßte. Ich bin verrückt nach dir, Peter Wagner." Dann ließ sie sich zurücksinken, schloß die Augen und dachte nach. Doch sie wurde nach knapp zehn Minuten durch den Eintritt einer Schwester gestört. Sie brachte ihr ein Buch. "Doktor Wagner schickt es. Und ich soll Ihnen bestellen, daß er
hofft, es würde Ihre Langeweile vertreiben." "Vielen Dank", erwiderte Daniela und griff nach dem Buch. Sie wartete, bis die Schwester hinausgegangen war. Erst dann warf sie einen Blick auf den Titel. "Novembersehnsucht", las sie. Von Gustave Flaubert. Sie versuchte diesen Titel mit Peter in Zusammenhang zu bringen, aber sie fand keinen. "Es ist doch Mai", sagte sie vor sich hin. "Wieso schickt er mir dann ein Buch, das sich "Novembersehnsucht" betitelt? Das verstehe ich nicht." Sie konnte nicht wissen, daß Wagner dieses Buch noch gar nicht gelesen hatte und daher auch nicht wissen konnte, was darin stand. Er hatte es zufällig einmal gekauft, aber dann doch nie Zeit gefunden, einen Blick hineinzuwerfen. Seine Absicht war tatsächlich, ihr etwas Zerstreuung zu bieten, ihr die Langeweile zu vertreiben. Hätte er den Inhalt gekannt, er würde es ganz sicher nicht geschickt haben. * Ursula war heute morgen mit einem merkwürdigen Gefühl ins Büro gefahren. Peter schien ihr irgendwie verändert zu sein. Vielleicht täusche ich mich auch, dachte sie, aber irgend etwas liegt in der Luft. Sie hatte an diesem Vormittag einige Male das Gefühl, keine Luft zu bekommen. Und zwar stets dann, wenn sie an Peter dachte. Für sie bedeutete er alles. Wenn er einmal aus ihrem Leben gehen würde, dann... das wußte sie bestimmt, hatte das Leben keinen Sinn mehr. Sie vermochte es sich ohne ihn einfach nicht mehr vorzustellen. Sie glaubte Peter zu kennen. Aber - kannte sie ihn wirklich? Wußte sie, was in seinem Innern vorging? Von sich wußte sie, daß sie von ihrem Wege niemals abgehen würde. Aber ob Peter fest blieb, wenn das Schicksal einmal mit rauher Hand in seinen Lebensweg griff, das vermochte sie nicht zu sagen. Bereit, ihm alles zu geben, verlangte sie auch das gleiche von ihm. Bisher hatte sie immer geglaubt, daß er dazu bereit wäre, aber nun tauchten plötzlich Zweifel in ihr auf. Warum sie so plötzlich kamen, konnte sie sich nicht erklären. Sie gehörte nicht zu den Menschen, die an einen sechsten Sinn oder gar an ein Zweites Gesicht glauben, doch wie sollte sie sich dieses Rätsel erklären? Es mußte doch etwas in ihr vorgehen, das dieses Gefühl
wach werden ließ. Mit diesem Zweifel im Herzen begann sie ihre Arbeit bei Thoms. Es geschah an diesem Vormittag immer öfter, daß sie fragte, was er diktiert habe. Und das war ungeheuerlich, weil es bisher noch nie vorgekommen war. Thoms, ein älterer Mann mit etwas griesgrämigem Gesicht, randloser Brille auf der leicht gebogenen Nase und einem eisgrauen Schnurrbart, schüttelte schließlich den Kopf. "Sagen Sie mal", meinte er endlich mißbilligend, "ich beschwere mich ja selten mal, das wissen Sie. Doch heute bin ich sehr unzufrieden mit Ihnen. Sie sind zerfahren. Ist er nicht mehr aufmerksam genug? Sie sollten ihm mal den Kopf waschen. Nun sagen Sie doch schon was, zum Donnerwetter..." Aber sie schwieg. Sie schüttelte nur den Kopf. Sie nahm ihrem Chef diese Worte nicht übel, denn sie kannte ihn. Thoms war ein etwas brummiger, stets nörgelnder Mann, doch in solchen Situationen war er das Ebenbild jenes alten, gutmütigen Brummbären, der durch so manche Märchen geistert. "Hören Sie mal, mein Kind, so geht es nicht." Er war ärgerlich. Nicht etwa, weil sie zerfahren, sondern weil sie starrköpfig war. Das war etwas, was er auf den Tod nicht leiden konnte. Dabei vergaß er, daß er selber diese Eigenschaft besaß. "Meinen Sie, ich hätte Lust, dauernd meine Sätze zu wiederholen?" Ursula schluckte einige Male, ehe sie antwortete. "Aber ich weiß ja selber nicht, was mit mir los ist, Herr Thoms." "Komisch, sonst wissen Sie doch immer recht genau, was Sie wollen. Und nun wissen Sie nicht, was mit Ihnen ist? Seltsam, sehr seltsam. Ich hab's ja immer gesagt, der Frühling... Vielleicht sollten Sie mal ein paar Tage verreisen? Aufs Land oder an die See." "Ach, das ist es ja gar nicht", erwiderte sie und wischte sich die Tränen aus den Augen. "Himmel noch mal", stöhnte Thoms. "Auch das noch. Tränen... dann muß es ja schon sehr schlimm sein. Ist es das Herz?" "Nein, das nicht. Wissen Sie, ich habe so merkwürdige Angstgefühle und..." "Ach", unterbrach er sie, "das kenne ich. Meiner Frau ging es da-
mals genauso. Als der Junge unterwegs war. Wenn es das ist, das ist ja nun wirklich nicht das Schlimmste." Sie drehte sich zu ihm um, ihr Gesicht war glühend rot. "Sie befinden sich in einem Irrtum. Das ist es nicht. Wie Sie überhaupt so etwas denken können." Er winkte ab, unwirsch und heftig. "Ich kenne die Menschen. Es wäre wirklich nicht verwunderlich. Ich wollte Sie auch nicht kränken. Vielmehr wollte ich Sie zu begreifen versuchen. Irgend etwas stimmt doch nicht mit Ihnen. Schütten Sie Ihr Herz aus! Wenn ich Ihnen helfen kann, helfe ich. Soweit müßten Sie mich doch nun kennen." "Ich weiß nicht..." "Hm", Thoms dachte nach, "ist vielleicht eine andere Frau im Spiel?" "Das weiß ich nicht. Ich weiß überhaupt nichts." "Donnerwetter, jetzt habe ich aber genug! Gehen Sie nach Hause! Und kommen Sie erst wieder, wenn alles im Lot ist. Gehen Sie also und schicken Sie mir Gertie rein." Ursula erhob sich und tupfte mit dem Taschentuch die Tränen ab. Dann ordnete sie mit einigen geschickten Griffen die Frisur und sagte leise: "Danke, Herr Thoms, danke. Ich werde morgen wieder da sein. Es wird sicher vorübergehen." "Schon gut, schon gut", brummte er und wandte sich wieder seinem Schreibtisch zu. Gegen Mittag stand Uschi vor Peters Wohnung. Sie hörte ihn drinnen einen Schlager pfeifen, und plötzlich zog ein Lächeln über ihr Gesicht. Doch es machte sehr schnell wieder dem Ernst Platz. Wieso war Peter um diese Zeit zu Hause? Sie klingelte. Drinnen brach das Pfeifen ab, dann wurde die Tür geöffnet. Peter starrte verwundert auf Uschi, die so unerwartet vor ihm stand, in einem duftigen Sommerkleid, schlank, hübsch anzusehen, wie der junge Frühling. "Uschilein, warum bleibst du stehen? Komm doch rein!" Zögernd setzte sie sich in Bewegung, ging an ihm vorbei, doch nur, um nach drei Schritten herumzu-wirbeln und ihm um den Hals zu
fallen. Ganz eng schmiegte sie sich an ihn. "O, Peter, mein guter Peter." Schluchzend stieß sie diese Worte hervor. "Aber, aber..." Er griff hinter sich, gab der Tür einen leichten Stoß, so daß sie ins Schloß fiel. "Was ist denn...? So kenn ich dich ja gar nicht. Ist was passiert? Bist du krank? Wieso bist du überhaupt schon hier...?" Als sie nichts sagte, nahm er sie einfach auf den Arm und trug sie auf die Couch. "So, mein Kind, und nun erzähl mal!" Er ließ sich neben ihr nieder und streichelte ihre Schultern. Ein tränenüberströmtes Gesicht wandte sich ihm zu. Um den schöngeschwungenen Mund und die vollen Lippen zuckte es verdächtig, die Augen schauten ihn furchtsam an. Ganz im Gegensatz dazu klangen ihre Worte: "Eigentlich ist gar nichts, Peter. Ich hatte heute vormittag ein ganz merkwürdiges Gefühl, weißt du?! Angst ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck. Ich kann es dir nicht sagen, es ist... ich..." Er kannte sie nur zu gut. Wenn sie zum Beispiel morgens sagte: Du, Peter, ich fühle, daß heute irgend etwas passiert, dann trat es auch ein. Einmal hatte er sich ein Bein gebrochen, einmal war sie selber von einem Auto angefahren worden, war allerdings mehr als glimpflich davongekommen. Und jetzt wußte er auch, daß ihr Gefühl sie nicht betrogen hatte. Er lachte. "Du hast wieder einmal recht, Liebes. Es ist tatsächlich etwas passiert. Ich habe gekündigt; weil ich es mußte." "Wie... das mußt du schon ein bißchen deutlicher ausdrücken." Sie hatte sich aufrecht hingesetzt und sah ihn flehend an. "Ich verstehe dich nicht." Mit kurzen Worten berichtete er, was passiert war, und fügte hinzu: "Aber Glück muß der Mensch haben. Ich habe eine Patientin, die mir helfen will." Eine Patientin, schoß es ihr durch den Kopf. Wenn eine Frau schon helfen will, ist es gefährlich. "Wer ist es denn?" wollte sie dann wissen. Ihr Mißtrauen war erwacht. Mißtrauen - nicht gegen Peter, sondern gegen die Unbekannte. "Ach, es ist das Mädchen aus dem ersten Stock: Daniela Stiller. Ich habe dir doch gesagt, daß ich sie operiert hätte. Wir kamen heute so
ins Gespräch. Und als ich ihr sagte, daß Rillke von nun an für sie sorgen würde, mußte ich ihr natürlich auch verraten, warum. Nun, ich tat es. Und dann meinte sie, ihr Vater könne mir sicherlich helfen. Er hätte Verbindungen. Was hältst du davon?" Sie ging auf die Frage nicht ein. "Daniela Stiller!" Sie sprach den Namen seltsam gedehnt aus. "Ich habe sie schon gesehen. Sie ist groß und schlank, nicht wahr? Schöne feste Brüste, sehr hübsch. Eine rassige Figur. Ich kenne diesen Typ von Frau. Sie fressen euch Männer mit Haut und Haaren. Und ihr, die man auch das starke Geschlecht nennt, wehrt euch nicht." Er sah sie an, als habe er sie nicht verstanden. So etwas hatte er noch nie von ihr gehört. "Erlaube mal, Uschi, ich verstehe dich nicht ganz. Was ist denn in dich gefahren? Bist du eifersüchtig? Dazu hast du wirklich keinen Grund." "Das weiß ich. Aber ich weiß noch etwas. Daß du jeder Frau gefallen würdest. Ich mache dir gar keinen Vorwurf. Ich habe nur Angst, daß diese Frau versuchen wird, dich auf ihre Seite zu ziehen. Sie ist reich, kann dir alles bieten und..." "Jetzt reicht es mir aber, Uschi", begehrte er auf. "Du siehst wohl Gespenster, was? Kennst du mich so wenig?" "Ich kenne dich gut, aber nicht zu gut. So mancher Mann, der standhaft war, ist einmal umgefallen. Was willst du denn machen, Peter, wenn du dich mit allen Kräften wehrst und dann doch unterliegst? Kannst du dich davon freisprechen?" Er sprang auf und rannte erregt auf und ab. "Es ist überhaupt nichts geschehen, was dir Anlaß geben könnte, so zu sprechen, Uschi. Habe ich etwas gesagt, als du mit Thoms nach England fuhrst?" Mitleidig schüttelte sie den Kopf. "Aber Peter, das ist doch gar kein Vergleich. Thoms ist ein alter, häßlicher Mann. Und du wirst doch wohl nicht glauben, daß ich mich ihm an den Hals werfen könnte, wie?" "Natürlich nicht. Aber hätte ich nicht auf diesen Gedanken kommen können? Er ist auch reich, kann einer Frau sehr viel bieten." Ursula konnte nicht anders, sie mußte lachen. "Ich glaube, wir sind beide dumm, Peter. Schau, ich kann ja nichts für meine Gefühle, nicht wahr? Für Ahnungen, die mich plötzlich wie ein Blitz aus heiterem Himmel überfallen. Nein, dafür kann ich wirklich nichts. Sei
nicht böse, Peter." "Schon gut, Liebling." Er setzte sich wieder neben sie, umfing sie mit den Armen und küßte sie. "Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, sie wird mich nicht becircen. Und dann weiß ich ja auch, was ich an dir habe, nicht wahr?! Wenn ihr Vater mir helfen kann, gut, soll er es. Dafür kann sie aber keine Gegenleistung erwarten. Ich würde nicht einmal mit ihr ausgehen. Zufrieden?" "Ja. - Du, Thoms war direkt böse, weil ich dauernd fragte, was er diktiert hatte. Er meinte, der Frühling wäre schuld daran. Ich sollte mal ein paar Tage ausspannen. Dann schickte er mich nach Hause. Darum bin ich schon hier." "Das finde ich sehr nett, Uschi. Wir werden ein Stückchen hinausfahren. Die Sonne scheint, es ist warm, und warum sollen wir diesen Tag nicht genießen? Übrigens habe ich mit Irene noch operiert. Sie bat mich darum. Als wir uns verabschiedeten, erzählte sie mir, daß Heinz Godes gestern bei ihr gewesen ist. Sie habe ihm nun endgültig eine Absage erteilt. Sie könnte nicht teilen. Entweder die Frau oder die Ärztin. Ich sage dir das nur, weil du ja meintest, daß..." Schnell legte sie ihm die Hand auf den Mund. "Still, Peter, ich will nichts hören. Wir wollen von diesen Dingen heute gar nicht mehr sprechen. Einverstanden? Sollen wir sofort fahren oder...?" "Oder...?" fragte er. Sie sah ihn an. Ihre Augen hatten sich verschleiert. Aber nicht durch Tränen. Peter Wagner nahm sie auf die Arme und trug sie ins Schlafzimmer. Uschi ließ sich ausziehen und aufs Bett legen. Von hier aus sah sie zu, wie er sich entkleidete. Als er sich neben sie warf, preßte sie ihr Gesicht auf seine Brust und küßte ihn dort. Dann ließ sie ihre Zunge weiter wandern, über den Bauch, kitzelte seinen Nabel und streichelte gleichzeitig die Innenseiten seiner Schenkel. Er wurde unruhig, sein Glied zuckte, und als sie es merkte, nahm sie es in die Hand und küßte seine Spitze, ließ dann die Zunge am Schaft hinauf und hinab gleiten. "Uschi... du machst mich wahnsinnig!" stöhnte er. "Leg dich hin... ich warte nicht mehr...!"
Auch sie war so in Form, daß sie es ohne seinen Amorstab in ihrem Schoß nicht mehr aushielt. Aber sie legte sich nicht hin, sondern kniete auf dem Bett, dabei so weit nach vorn rutschend, daß er sie von hinten nehmen konnte. Er schob sich vom Bett herunter, ergriff Uschi an den Hüften und drückte sich in sie hinein. Als sie die Spitze seines Liebesspeeres zwischen den Schamlippen spürte, beugte sie sich weit vor, so daß sich die Pforte ganz öffnete. Minutenlang war nur das Stöhnen und Keuchen der beiden zu vernehmen. "Warum bist du so vorsichtig, Peter.,.?" fragte sie plötzlich. "Ich will dich richtig spüren... ganz tief und fest!" Noch während sie sprach, drückte sie ihren Hintern zu ihm hin. Peter Wagner stieß heftiger zu, so daß seine Hoden für sie deutlich zu spüren waren. Uschi kam zuerst. Sie schrie plötzlich auf, schüttelte sich, stammelte: "O Peter, mir kommt es... mir kommt es...! Laß ihn drin... bitte... nicht herausnehmen... ah, es wird ganz heiß in mir... du bist auch gekommen... Peter, o Peter, ich empfange dich... und so viel... es hört gar nicht auf... bitte, bitte, beweg dich weiter, laß ihn in mir schlaff werden... bitte..." Ihre Scheidenmuskeln zogen sich zusammen, kneteten seinen Liebesstamm, dehnten sich wieder, zogen sich erneut zusammen und brachten ihn soweit, wieder zu erstarken. Als sie spürte, wie sein Lingam in ihr wuchs, dicker und härter wurde, jubelte sie auf. "Noch einmal, Peter, bitte, noch einmal ! Aber jetzt ganz langsam, ja?" Peter Wagner begann sich wieder zu bewegen, rhythmisch, voller Kraft, erst langsam, aber dann, mit fortschreitendem Anwachsen seiner Gefühle, schneller und heftiger. Mehrmals verließ er ihre Grotte, was zur Folge hatte, daß sie stöhnte, dann jedoch leise schrie, wenn er wieder in sie kam. Diesmal kamen beide gleichzeitig...
6. Kapitel Max Stiller fand eine quicklebendige und fröhliche Tochter vor, als er sie im Krankenhaus besuchte. Dabei hatte er befürchtet, eine schwerkranke Daniela zu sehen. "Na, dir scheint es ja blendend zu gehen", sagte er und setzte sich. "Du siehst eigentlich gar nicht so aus, als seist du operiert worden." Sie lachte ihn an. "Wenn man einen so guten Arzt hat, wie es Doktor Wagner ist, merkt man gar nichts davon." "Wagner... den Namen kenne ich doch", murmelte er. "Richtig, wohnt er nicht bei uns im Haus? Er hat dich operiert? Ist er hier?" Daniela nickte. Beinahe ein wenig zu eifrig, wie es ihrem Vater schien. "Ich bat ihn abends zu mir, als ich Schmerzen hatte. Er kam und ließ mich am nächsten Morgen hierherbringen. Ich wurde sofort von ihm operiert. In drei Tagen darf ich schon nach Hause. Er ist sehr zufrieden mit mir." "Und du mit ihm, wie mir scheint", knurrte Stiller, der offensichtlich etwas ahnte. "Hat dieser Wagner nicht eine Freundin oder Braut?" "Das weiß ich nicht", log sie. "Ich weiß nur, daß er große Sorgen hat. Und ich versprach ihm, daß du ihm helfen würdest." "Ich...? Wie käme ich dazu? Die Rechnung wird bezahlt, meinetwegen bekommt er noch ein Extrahonorar, und damit hat sich's." Stiller war keineswegs bereit, den Wohltäter zu spielen, falls dieser Wagner vielleicht einen Kredit von ihm haben wollte. Der Bursche sollte sich nur nicht einbilden, daß er aus der Tatsache, seine Tochter vom Blinddarm befreit zu haben, Kapital schlagen konnte. Seine Tochter aber wußte, wie man den Vater anzufassen hatte. "Und wenn du - vorausgesetzt du würdest helfen - ein Geschäft dabei machen kannst?" wollte sie wissen. Das Wort Geschäft bewirkte, daß Max Stiller das Lauern in ihrer Stimme überhörte.
"Drück dich gefälligst deutlicher aus, Daniela", verlangte er kategorisch. "Er hat so etwas wie eine Erfindung gemacht, irgendwelche Strahlen. Und er hat damit einen kranken Menschen geheilt. Hier, in diesem Hause. Dafür hat der Rektor ihm nahegelegt, zu kündigen. Er hatte es Wagner nämlich verboten. Und du hast doch eine Firma an der Hand, die auf diesem Gebiet arbeitet, nicht wahr?" Stiller kniff ein Auge zusammen und musterte sie mißtrauisch. "Ich habe gar nicht gewußt, daß du dich für derartige Dinge interessierst, mein Kind. Wenn ich mich recht erinnere, zeigtest du auch im vergangenen Frühjahr Interesse für meine Geschäfte. Aber lassen wir das. Du bist alt genug, um zu wissen, was du zu tun hast. Ich will mich da nicht einmischen. Wenn die Erfindung etwas taugt, so könnte man der Sache ja mal nähertreten. Ich werde mir Wagner vornehmen. Eventuell schicke ich dann den Interessenten zu ihm. Aber erst muß ich mir die ganze Geschichte einmal anhören. Ist das klar?" Daniela war vollauf zufrieden. Mehr wollte sie nicht. Denn wenn ihr Vater schon einmal so weit war, war bereits viel gewonnen. Natürlich wußte sie, daß er es nicht billigen würde, wenn sie sich ernsthaft für Wagner interessierte. Er hatte andere Pläne mit ihr. Gegen einen Flirt hatte er wohl nichts einzuwenden; aber in diesem Falle saß es tiefer. "Daniela!" Er drohte ihr leicht mit erhobenem Zeigefinger. "Daniela, sei nicht leichtsinnig! Und denk vor allen Dingen nicht, daß ich ein Verhältnis zwischen Wagner und dir etwa billige, wenn ich ihm wirklich helfe, seine Erfindung an den Mann zu bringen. Für mich ist es nur ein Geschäft. Ich hoffe sogar, wenngleich ich auch noch skeptisch bin, ein gutes. Das wollte ich dir nur gesagt haben, mein Kind. Und jetzt muß ich gehen. Ich habe noch eine wichtige Besprechung. Wann Wagner zu Hause ist, werde ich vom Hausmeister erfahren, dann kann ich ihn sofort aufsuchen. Morgen komme ich wieder." Er beugte sich vor, hauchte einen Kuß auf ihr Haar und ging dann. Zurück blieb eine Daniela, die ihre Hand aufs Herz drückte und glücklich vor sich hinlächelte. Diese Braut würde für sie keine Hindernis bedeuten. Das dachte Daniela Stiller. Aber - sie kannte Ursula Münster nicht.
Uschi würde genauso um Peter kämpfen, wie es Daniela zu tun beabsichtigte. Und auf ihrer Seite stand eine Streitmacht, die unbezwingbar ist: Ein liebendes Herz. * Peter und Uschi wollten gerade zur Wohnungstür hinaus, als Max Stiller auf der Bildfläche erschien. "Verzeihung", sagte er, als er die beiden abmarschbereit und mit Badetasche versehen sah. "Ich wollte Sie sprechen, Doktor Wagner. Vielleicht kennen Sie mich. Mein Name ist Stiller." Peter sah Uschi an, dann nickte er. "Treten Sie bitte ein. Ihre Tochter hat es aber eilig gehabt." "Die hat es immer eilig", kam es zweideutig zurück. "Sie machte mir die Hölle heiß wegen Ihrer Erfindung." Stiller mußte Platz nehmen. Auch Uschi und Peter setzten sich. "Dürfen wir Ihnen etwas anbieten?" fragte Peter und fügte hinzu: "Entschuldigen Sie bitte, das ist Ursula Münster, meine Braut." "Angenehm." Stiller machte eine knappe Verbeugung im Sitzen. "Machen Sie sich bitte keine Umstände. Erzählen Sie mir lieber von Ihrer Erfindung." Peter schüttelte den Kopf und lächelte. "Erfindung ist nicht der richtige Ausdruck, Herr Stiller. Entdeckung müßte man richtiger sagen. Es handelt sich um Kappa-Strahlen." "Was ist denn das? Sie müssen mir das schon definieren." Stiller zuckte mit den Schultern. "Hm, ich werde mich bemühen, Ihnen es so einfach wie möglich zu erklären. Haben Sie schon einmal etwas von kosmischen Strahlen gehört?" "Bedaure, nein..." "Sie wurden vor langer Zeit entdeckt. Von einem Österreicher namens Hess. Erst nahm man an, daß sie aus der Milchstraße kämen, dann verwarf man diese Theorie wieder. Heute ist man davon überzeugt, daß sie von den Sternen kommen. Also von werdender Materie. Es dürfte sich hierbei um Erscheinungsformen handeln, die der Mensch mit seinen bisherigen Erkenntnissen nicht richtig zu umgrenzen vermag. Der Mensch spricht von kosmischen Gasmassen, von dunklen Nebeln und meint damit etwas, das weder das eine noch das
andere ist. Er meint etwas, das nach den Grundsätzen der Physik gar nicht existieren könnte, weil alle überlieferten Merkmale der Existenz fehlen. Kurz gesagt, es ist ein Stoff, der noch gar keiner ist, jedoch den uns unvorstellbaren Willen hat, einer zu werden." Stiller zeigte plötzlich, daß er weitaus klüger war, als er sich den Anschein gab. "Wille ist physischer Begriff, den man nicht in eine physikalische Theorie einfügen sollte, Doktor Wagner", erklärte er. Der Arzt horchte auf. Dann sprach er weiter. Fast eine halbe Stunde lang. Als er geendet hatte, stand Stiller auf und trat ans Fenster, sein Blick flog über die Dächer. Er dachte lange nach, ehe er sich umwandte und zu Wagner sagte: "Sie sagten mir, daß Sie sich damit beschäftigten, Krebs mit diesen Strahlen zu bekämpfen. Und das ist der Angelpunkt, mein Freund. Ich weiß zufällig, daß jene Leute, die ich für Ihre Strahlen zu interessieren beabsichtige, sich ebenfalls damit beschäftigen, ein Mittel gegen die Krankheit zu finden. Ich verstehe nicht sehr viel von all diesen Dingen, Doktor, aber Ihr Vortrag hat mich doch sehr interessiert. Ich werde mit meinem Bekannten sprechen. Sie bekommen dann von mir Bescheid. Darf ich mich jetzt verabschieden?" Wagner trat auf ihn zu und reichte ihm die Hand. "Herzlichen Dank, Herr Stiller. Ich habe nicht zu hoffen gewagt, daß Sie sich ernsthaft dafür interessierten. Und ehrlich gesagt, niemand würde es mehr bedauern als ich selber, wenn diese Strahlen nicht nutzbringend angewendet werden könnten. Leider reichen meine finanziellen Mittel nicht aus, sonst hätte ich niemanden mit meinen Sorgen behelligt." "Schon gut, Doktor, Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Vertrauen Sie mir, ich werde schon das Interesse der Herren wecken. Wären Sie mit einer eventuellen Abtretung an dieses Werk einverstanden?" "Das kommt ganz darauf an, Herr Stiller. Ich weiß nicht, wie Sie es meinen." "Tja, wie soll ich mich da ausdrücken... Nehmen wir mal an, man würde Ihnen Ihre Arbeiten, Ihre Erkenntnisse und Erfahrungen abkaufen?" Wagner zuckte mit den Achseln. "Ich dachte eigentlich an eine Gewinnbeteiligung. Eine kleine Abfindungssumme und dann prozentua-
le Beteiligung." Stiller kniff ein Auge zu. "Sieh mal einer an! Sie scheinen nicht nur ein guter Arzt und Physiker, sondern auch ein ganz gewiegter Geschäftsmann zu sein. Ich will es versuchen. Die Interessenten, die hier in Frage kommen, sind übrigens Amerikaner. Sie haben Geld in Hülle und Fülle. Denen kommt es auf ein paar tausend Dollar mehr oder weniger nicht an. Haben Sie was dagegen, wenn Ihre Strahlen vom Ausland ausgewertet werden?" "Nicht das geringste. Man kann mir wahrhaftig in diesem Falle keinen Vorwurf machen. Ich habe ja versucht, im Lande zu bleiben." "Das meine ich auch." Stiller ging zur Tür. "Vorher werde ich noch mit Professor Paulus sprechen. Ich kenne ihn ganz gut. Wenn er erst ein Gegner von Ihnen war und jetzt dafür ist, ist das für mich ein untrügliches Zeichen dafür, daß an der Sache etwas dran ist." "Er hat sich sogar an der Uni für mich eingesetzt. Allerdings ohne Erfolg. Dem Rektor scheint es nicht zu passen, daß ein Außenseiter den anderen etwas vormacht", erwiderte Dr. Wagner. Stiller verabschiedete sich und verließ die beiden. Sie waren wieder allein. Peter nahm Uschi in die Arme. "Nun, Kleines, was sagst du jetzt?" "Ich freue mich für dich. Nur, dieses Mädchen, weißt du, irgend etwas stimmt da nicht. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß diese Daniela es nur aus Idealismus oder Dankbarkeit getan hat. Sie hat sich ziemlich beeilt, findest du nicht auch?" "Na ja, so schnell hatte ich damit nicht gerechnet." Peter war beinahe ein bißchen ärgerlich. "Nun denk aber doch nicht wieder an Daniela. Wir wollten ja überhaupt nicht mehr von diesen Dingen sprechen. Komm, schieb alle trüben Gedanken beiseite, wir fahren." "Moment noch, Peter", hielt sie ihn zurück, "was schätzt du eigentlich, wieviel du verdienen wirst? Ich meine, wenn du verkaufst?" "Das ist schwer zu sagen. Es wird jedenfalls sehr, sehr viel Geld sein, Uschi. Bist du nun endlich fertig? Dann können wir auch fahren." Ihr Ziel war ein großer See. Seit zwei Jahren verbrachten sie hier regelmäßig ihre Freizeit. Durch Zufall hatte Peter einen Platz entdeckt, an dem sie ungestört
waren. Am Ufer des Sees stand Wald. Man hatte hier eine wunderbare Badegelegenheit und wurde so gut wie gar nicht durch andere Menschen gestört. Sie ließen den Wagen im Wald stehen und gingen die letzten paar hundert Meter zu Fuß. Peter trug die Badetasche, Uschi die Decken und die Aktentasche. "Es ist himmlisch hier", sagte sie und deutete auf das Wasser. "Schau, niemand zu sehen, alles ist ruhig. Eine richtige Insel." "Ich bin froh, daß ich damals diesen Platz entdeckte, Liebling. Wenn ich an die überfüllten und überlaufenen Ausflugsorte denke... Aber ich habe eine Idee. Hat Thoms nicht gesagt, du solltest mal ausspannen, an die See fahren? Wir könnten ruhig ein paar Tage rauffahren." "Es ist noch zu kalt für die See, Liebling. Sicher, hier kann man schon baden, aber an der See... ich weiß nicht." "Wir brauchen ja nicht unbedingt zu baden. Man kann sich auch an der See so erholen. Ich bin dafür, wir sollten getrost fahren." "So... und Stiller...? Wenn er nun kommt?" wollte sie wissen. "So schnell geht das nicht, wo denkst du hin, Kindchen. Außerdem bin ich noch skeptisch. Donnerwetter, jetzt reden wir schon wieder davon. Wir wollten uns doch erholen. Los, im Laufschritt!" Lachend folgte sie ihm, der plötzlich davonspurtete, als gelte es, einen Weltrekord zu brechen. Heftig atmend holte sie ihn ein. Peter hatte die Waldzunge erreicht, die bis unmittelbar ans Flußufer heranging. Er breitete die Arme aus und fing sie auf. "Du müßtest Sport treiben", meinte er. "Sonst wirst du zu dick. Sieh doch nur mal, du bekommst schon keine Luft mehr." Sie schaute an sich hinunter. Das Kleid war aufgesprungen, ihre Brust hob und senkte sich nach dem hastigen Lauf. Sie pustete sich eine Haarsträhne aus der Stirn. "Keine Angst, ich werde nicht zu dick. Darauf passe ich schon auf." Sie löste sich von ihm, streifte das Kleid ab, warf es achtlos beiseite. Dann folgten die Sandaletten, und sie stand nackt vor ihm. Bevor er sie umarmen konnte, hatte sie schon ihren Bikini ergriffen und sich das Höschen übergestreift. Wieder wollte er nach ihr greifen,
doch sie duckte sich und lief davon, dem Wasser zu. "Komm, Peter, es ist herrlich", rief sie ihm zu und warf sich in die Fluten. Kopfschüttelnd zog er sich aus und folgte ihr. "Du sollst dich doch vorher abkühlen, Uschi... das ist gefährlich." "Was... das Abkühlen?" schrie sie zurück. "Nein, nicht das Abkühlen, du unvernünftiges Mädchen! Er stand bis zu den Knien im Wasser, wollte sich eben Brust und Arme abspülen, als sie vor ihm auftauchte und ihn vollspritzte. Mit einem Hechtsprung warf er sich vor, bekam sie zu fassen und zog ihr die Beine weg. Sie lachte und strampelte, versuchte sich frei zu machen, doch er hielt sie fest, hob sie hoch und ließ sie fallen. Als sie wieder auftauchte, war er verschwunden. Etliche Meter weiter kam sein Kopf aus dem Wasser. Er lachte. "Nun, du Fratz, wo bleibst du denn, hm?" Uschi war eine gute Schwimmerin, aber er war doch schneller. Bis auf Griffnähe ließ er sie herankommen, dann zog er weg. Mal war er hier, mal dort, aber nie ließ er sich greifen. Schließlich gab sie auf, jedenfalls tat sie so. Er schwamm näher an sie heran und sah, wie sie jäh wegtauchte. Ehe er sich besinnen konnte, umklammerte sie seine Schenkel und zog ihn hinab. Genauso schnell ließ sie ihn los und schwamm fort. Als er endlich die Wasserfläche durchbrach, war Uschi bereits ein ganzes Stück weg. "Was du kannst, kann ich schon lange", klangen ihre Worte über das Wasser an sein Ohr. "Leider habe ich nicht soviel Kraft wie du, sonst würde ich dich eine Weile tauchen." Über eine halbe Stunde tummelten sie sich im Wasser, neckten sich jagten sich und versuchten sich gegenseitig zu fangen, bis sie endlich an Land gingen. Peter breitete die Decken aus und legte sich hin. Währenddessen entnahm Uschi der Tasche ihren Strandanzug, schaute sich nach allen Seiten um, streifte dann rasch den Bikini ab. Sekunden später schlüpfte sie in den anderen. Dann ordnete sie die Haare, trocknete das Gesicht etwas ab und legte sich neben Peter, der mit geschlossenen Augen dalag. "Hallo, du Schlafmütze!" Sie rüttelte ihn wach.
"Ich schlafe doch gar nicht, Uschi, ich döse nur." "Das ist dasselbe. Du solltest mich lieber unterhalten." Er stützte sich auf die Ellbogen und drehte den Kopf zu ihr hin. Dann lachte er und begann: "Es war einmal ein sehr schönes Mädchen. Das lebte..." Sie stutzte, merkte erst jetzt, daß er sie verspotten wollte, und packte ihn an den Schultern. "Hilfe!" wollte er rufen, doch ihr Kuß verhinderte es. Er hatte auch jetzt etwas anderes zu tun, als um Hilfe zu rufen, was doch niemand hören würde. Er hielt Uschi fest in den Armen und erwiderte ihren Kuß. "Du..." warnte sie ihn in gespieltem Ernst. "Sei vorsichtig! Ich bin zwar durch das Bad ein wenig abgekühlt, aber wenn du mich so küßt, dann..." "Dann...?" fragte er und schob seine Hand in das Höschen ihres Strandanzuges. "Zu spät!" murmelte sie. "Jetzt bin ich wieder soweit, mein Schatz! Wenn ich dich neben mir spüre, ist es aus!" "Du bist ein Nimmersatt! Hast du vergessen, daß wir vorhin zu Hause erst..." Sie unterbrach ihn. "Ich hab's nicht vergessen, mein starker Liebhaber. Aber ich habe schon wieder Sehnsucht nach dir, Peter! Und nach deinem kleinen Bruder...!" "Ja, aber... sollen wir uns hier lieben, Uschi?" Er blickte sich um. Ihre Rechte legte sich auf die mächtige Beule, die den Stoff seiner Badehose wölbte. "Hier sieht uns niemand, Liebster!" flüsterte sie. "Mach mir den Halter auf und küß meine Brüste, bitte!" Peter Wagner konnte nicht widerstehen. Als sich ihm ihre festen Halbkugeln entgegenreckten, vergaß er alles. Er saugte an ihren erigierten Kuppen und entlockte Uschi ein sehnsuchtsvolles Stöhnen. Ihre Schenkel begannen, sich gegeneinanderzureiben. Mit beiden Händen streifte sie seine Hose herunter. "Nimm mich... wie vorhin zu Hause... mach's lange, Peter... ganz, ganz lange...!" Peter Wagner sah sich nicht mehr um, als er ihr Höschen abstreifte...
7. Kapitel Vier Tage vergingen. Max Stiller hatte sich mit den Leuten verabredet, die als Interessenten für Wagners Entdeckung in Frage kamen. Daniela war inzwischen nach Hause entlassen worden. Peter und Uschi waren nun doch nicht, wie er es eigentlich gewollt hatte, an die See gefahren. Während sie wieder arbeitete, saß er zu Hause und beschäftigte sich mit wissenschaftlicher Literatur. Er hatte Bertell und Paulus erneut vertröstet, und sie hatten Verständnis dafür gezeigt, daß er vorerst abwarten wollte, was Stiller erreichen würde. Heute nachmittag nun fand die Zusammenkunft zwischen Stiller und den drei Interessenten statt. Der Kaufmann hatte als Verhandlungsort ein bekanntes Hotel am Kurfürstendamm gewählt. Die Tatsache, daß er die drei Herren auf seine Rechnung bewirtete, bewies schon, daß er die Chancen für günstig hielt. Denn großzügig war Stiller, was Geld betraf, nur seiner Tochter gegenüber. Man war mittlerweile beim Mokka angelangt, zu dem Stiller gute Importen reichen ließ. Und jetzt begann er auszupacken. "Meine Herren", sagte er und lehnte sich in seinem Sessel zurück, "Sie werden sich gewiß wundern, daß ich Sie so dringend nach hier bat. Ich bin jedoch davon überzeugt, daß Sie es nicht bereuen werden, gekommen zu sein. Das, was Sie gleich hören werden, wird für alle Beteiligten ein Bombengeschäft." Er machte absichtlich eine Kunstpause, um die Spannung zu erhöhen. "Es handelt sich um Kappa-Strahlen." Die drei sahen sich erstaunt an. "Um was, bitte?" fragte einer von ihnen. "Kappa-Strahlen." "Unbekannt. Davon habe ich noch nie etwas gehört." Der Sprecher war der Chefphysiker des Werkes, dem Stiller die Rechte an den Strahlen verkaufen wollte. "Ich will versuchen, es Ihnen zu erklären", erwiderte Stiller. "Der
Mann, der diese Strahlen entdeckte, ist Mediziner, nebenbei aber Amateurphysiker. Um es konkret zu sagen, sein Vater war ein sehr bekannter Physiker. Dieser junge Arzt hat nun, ich möchte nicht auf die wissenschaftlichen Einzelheiten eingehen, das wird er selbst tun, Strahlen entdeckt, die in der Lage sind, bestimmte Mikroorganismen zu zerstören, beziehungsweise Antitoxine zu entwickeln." Seine Worte wirkten. Die drei blickten sich wieder an, und endlich meinte ihr Wortführer: "Wenn das stimmt, was Sie soeben sagten und wir uns kaum vorstellen können, greifen wir sofort zu. Aber der Beweis..." Stiller lächelte hintergründig. "Nichts leichter als das. Dieser Arzt hat in der Universität ein erkranktes Kind vor dem sicheren Tod bewahrt. Und zwar durch Bestrahlung mit seiner Apparatur. Wie gesagt, Einzelheiten kenne ich nicht. Mir ist nur bekannt, daß der Rektor ein Verbot erlassen hatte, diese Strahlen an Menschen zu verwenden. Trotz dieses Verbotes riskierte es der Arzt und konnte helfen. Dennoch mußte er gehen." "Das ist ja empörend", polterte der Physiker los. "Ohne die ganze Sache näher zu untersuchen?" "Ja. Bemerkenswert dabei ist, daß zwei Professoren versuchten, für ihn zu plädieren. Es waren Professor Bertell, der Chefarzt der Chirurgischen Klinik, und Herr Professor Paulus, der Ihnen als Physiker wohl bekannt sein dürfte. Paulus, anfangs dagegen, war nachher hellauf begeistert. Das ist in groben Zügen die Geschichte der Kappa-Strahlen." "Sie wissen also nichts Näheres, Herr Stiller? Ich meine, Sie sind uns als nüchtern denkender und guter Kaufmann bekannt. Wenn Sie also für jemanden die Lanze brechen, dann muß schon etwas dran sein." Stiller nickte. "Natürlich habe ich mich rückversichert. Schließlich wollte ich mich ja nicht blamieren. Ich sprach auch mit den beiden Professoren; sie rieten mir, nein, sie baten mich, etwas für den jungen Kollegen zu tun. Erst dann wandte ich mich an Sie, meine Herren." Eine längere Pause entstand, während die drei sich flüsternd berieten. Dann meinte der eine wieder:
"Herr Stiller, natürlich wäre es interessant, den Namen des Arztes zu erfahren. Wir müssen uns erst einmal eingehend mit ihm unterhalten, bevor wir uns dazu äußern. Ist vielleicht schon ein Patent angemeldet?" Stiller verneinte. "Er hat kein Geld. Darum geht es ja. Doktor Wagner möchte eine eigene Praxis eröffnen. Sie kostet Geld. Er wohnt bei mir im Hause, aber ich wußte nicht, daß er eine solche Entdeckung gemacht hat. Das ist lächerlich, aber meine Tochter brachte mich darauf. Er hat sie nämlich vor einigen Tagen operiert. Na ja, und dann kamen die beiden so ins Gespräch. Als meine Tochter hörte, welche Sorgen Doktor Wagner hatte, sagte sie ihm, daß sie mal mit mir reden würde. Sicherlich könnte ich helfen. Erst dachte ich an einen Kredit, den meine Tochter ihm verschaffen wollte. Aber als ich dann vernahm, um was es ging, regte sich mein kaufmännischer Instinkt, das ist alles." "Interessant. Und wann können wir diesen Wagner sprechen? Sie verstehen, unsere Zeit ist sehr bemessen. Wenn schon, dann würden wir ihn gern heute noch..." "Das ließe sich arrangieren", unterbrach Stiller. "Ich könnte ihn sofort anrufen. Sicher wird er sofort kommen. Er hat ja augenblicklich nichts zu tun." "Dann rufen Sie ihn an!" Stiller erhob sich und ging ins Foyer, um von hier aus Peter Wagner in dessen Wohnung anzurufen. Währenddessen unterhielten sich die drei Herren sehr eingehend über das soeben Gehörte. Sie witterten ein Riesengeschäft. Peter Wagner sagte sofort zu. Bevor er ins Hotel fuhr, rief er Uschi an und sagte ihr, wo er zu finden wäre. Sie sollte sich keine Gedanken machen, wenn Sie nach Hause käme und ihn nicht anträfe. Wenn sie wollte, so könnte sie ja ebenfalls in das Hotel kommen. Wahrscheinlich, so meinte er, würde die Sitzung etwas länger dauern. Uschi versprach, ihn dort abzuholen. Er sollte auf jeden Fall warten. Beruhigt fuhr er los. Stiller und die anderen erwarteten ihn schon voller Ungeduld. Er wurde vorgestellt und war überrascht, als er erfuhr, von welcher Firma die drei Herren waren. Sie hatten einen Na-
men in der Fachwelt, und auch das Werk war weit über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt. Über eine Stunde sprach er über die von ihm entdeckten Strahlen. Hin und wieder unterbrach ihn einer der drei mit einer wissenschaftlichen Frage, die er dann erschöpfend beantwortete. Schließlich war er fertig und wartete auf Antwort. Die drei Fachleute verließen das Zimmer, um sich zu beraten. Endlich, nach bangen zehn Minuten, kamen sie zurück. Ihr Wortführer wandte sich an Wagner. "Herr Doktor, wir werden einen Bericht für unsere Direktion anfertigen und darin vorschlagen, Ihre Entdeckung auszuwerten. Ich werde auch die Summe nennen, die Sie fordern, sowie den verlangten Gewinnanteil. Herr Stiller wird für seine Vermittlung im positiven Fall von uns provisioniert. Selbstverständlich behandeln wir die ganze Sache streng vertraulich, erwarten jedoch, daß Sie bis zu unserer endgültigen Entscheidung keiner anderen Firma irgendein Angebot machen oder etwas über Ihre Entdeckung veröffentlichen. Geben Sie uns diese Zusage? Sie muß den Charakter eines Ehrenwortes haben, Herr Doktor." "Ich gebe Ihnen mein Wort darauf, meine Herren", erwiderte Wagner mit belegter Stimme. "Danke." Damit war die Unterredung beendet. Die Herren verabschiedeten sich, um sofort abzureisen. Auch Stiller wollte gleich weg. Er hatte noch einige dringende Briefe in seinem Büro zu diktieren. "Nun, was sagen Sie, Doktor Wagner?" fragte er strahlend, als sie allein waren. "Das hat doch geklappt, was?" Der Arzt war noch skeptisch. "Abwarten, Herr Stiller, abwarten! Noch wissen wir ja nicht, ob die Direktion meine Bedingung akzeptiert. Erst dann können wir aufatmen." "Keine Sorge, mein Freund. Wenn diese drei Herren dafür sprechen, ist der Erfolg garantiert. Aber jetzt muß ich gehen. Kommen Sie mit?" "Danke. Ich warte noch auf meine Braut, sie holt mich hier ab." "Na dann auf Wiedersehen, Herr Doktor." "Auf Wiedersehen." Eine halbe Stunde später kam Uschi. Sie hatte sich besonders chic
gemacht. Immer, wenn sie so ein vornehmes Lokal betrat, hatte sie gewisse Hemmungen. Sie ging lieber in einfachere Restaurants, in denen man sich wie zu Hause bewegen konnte. Und doch war sie etwas enttäuscht, als sie ihn allein in der Halle sitzen sah. Sofort stand er auf und begrüßte sie. "Uschi, Liebling, das ging aber schnell. Guten Tag." "Guten Tag, Peter, ich habe etwas früher aufgehört. Thoms war gutgelaunt und ließ mich gehen. Sind die Herren schon wieder fort?" "Ja. Ich bekomme bald Bescheid. Wahrscheinlich geht man auf meine Bedingungen ein, Liebling. Weißt du, was das bedeuten würde?" "Natürlich, du Dummer du... wir hätten keine Sorgen mehr, könnten endlich heiraten, vielleicht sogar ein Häuschen bauen. Freust du dich?" Er winkte ab. "Nicht so stürmisch, mein Fräulein. Noch ist es nicht soweit. Ich glaube erst daran, wenn ich den unterzeichneten Vertrag in der Tasche habe. Aber trotzdem, freuen kann man sich schon. Hast du etwas gegessen?" "Nein, wann denn? Ich dachte, wir könnten heute mal leichtsinnig sein." "Wollen wir auch. Komm, laß uns nebenan in den Grill-Room gehen, man soll dort ganz phantastisch speisen." Sie wurden noch leichtsinniger an diesem Abend. Nach dem Essen besuchten sie ein Kino, sahen einen heiteren Film an und gingen dann zum Abschluß des Abends noch in eine Bar. * Zum ersten Male opponierte Professor Bertell gegen den Leiter der Universität. Er hatte für den Nachmittag eine Operation mit der Herz-Lungen-Maschine angesetzt, und nun war einer der Assistenten ausgefallen; Autounfall. Ohne lange zu überlegen, rief er Dr. Wagner an und bat ihn, auszuhelfen. Peter sagte zu. Korrekt wie Bertcll war, sprach er beim Rektor vor und setzte ihm auseinander, warum Wagner hinzugezogen werden mußte. "Ich brauche ein gut eingespieltes Team", erklärte er bestimmt. "Jeder Handgriff muß sitzen. Und das ist eben nur bei eingearbeiteten
Kollegen zu erwarten. Aus diesem Grunde bat ich Wagner zu helfen." "Und ich sage Ihnen, daß er nicht mitarbeiten wird. Suchen Sie sich einen anderen Assistenten." Bertell fuhr aus der Haut. "Ich denke nicht daran. Dann operiere ich nicht. Diese Verantwortung kann ich nicht übernehmen. Ich halte es für unsinnig, was Sie tun. Und ich werde entsprechende Schritte einleiten. Sie können gewiß sein, daß Paulus und mein Bericht Staub aufwirbeln werden. Sie vertreiben einen ausgezeichneten Mediziner von hier, nehmen ihm die Möglichkeit, an seinen Forschungen weiterzuarbeiten, so daß er zur Industrie abwandert, also genau dahin, wo ein Arzt mit solchem Können und Wissen nichts zu suchen hat. Und warum? Weil Sie von der Physik kommen und erbost darüber sind, daß ausgerechnet ein Mediziner darauf kam. Ich werde operieren, aber mit Dr. Wagner. Und ich möchte mal den sehen, der es wagt, mich an meiner menschlichen Pflicht zu hindern. Die ganze Sache wird noch ein Nachspiel für Sie haben. Dafür werde ich sorgen. Guten Tag...!" Der Professor drehte sich auf dem Absatz um und trat ab wie ein Heldentenor auf der Opernbühne. Hinter ihm knallte die hohe Flügeltür ins Schloß. Das war dem Rektor zuviel. Bertell hatte ihm zu stark aufgetragen. In seiner Wut beging er einen Fehler. Er rief das Polizeipräsidium an und erbat einige Beamte, die Wagner daran hindern sollten, die chirurgische Klinik zu betreten. Damit erreichte der Rektor etwas, womit er nicht gerechnet hatte. Jetzt wurde die Presse aufmerksam und setzte Reporter ein. Bertell raste, als er von den Maßnahmen hörte, die gegen ihn und Wagner gerichtet waren. Und er tat etwas, was der Rektor nicht erwarten konnte: er ließ sich beim Innensenator melden. Der hörte sich alles schweigend an, griff zum Telefon und rief den Polizeipräsidenten an. Es wären wohl Polizisten abzustellen, aber zum Schutze Bertells und Wagners. Die Anweisung des Rektors sei nicht gültig. Der Senator wandte sich dann schließlich Bertell zu und versicherte ihm, daß er den Fall an die zuständigen Stellen weiterleiten und un-
tersuchen lassen würde. Er mißbillige das Verhalten des Rektors aufs schärfste. Bertell triumphierte. Er rief sofort Wagner an. Der war erstaunt über den Wirbel, den seine Person ausgelöst hatte, und gab seiner Verwunderung auch Ausdruck. Aber Bertell hatte etwas dagegen zu sagen. "Menschenskind, Wagner, überlegen Sie mal. Die Presse ist anwesend, die Reporter sind findig. Sie werden sehr schnell heraus haben, um was es eigentlich geht. Nun, eine bessere Reklame können Sie sich doch gar nicht wünschen." "Na ja, das mag schon sein. Nur ist mir das alles zu heilig, als daß man darum Reklame machen müßte. Verstehen Sie mich, Professor?" "Natürlich haben Sie recht, Wagner. Aber trotzdem sollte man solche Gelegenheit ausnutzen. Sie tun es ja nicht für sich allein, sondern auch für Kranke. Daran müssen Sie denken." "Nun gut, ich gebe mich geschlagen." Es paßte Dr. Wagner nicht, daß er so plötzlich im Blickpunkt der Öffentlichkeit stand. Aber was sollte er machen? Er mußte mit den Wölfen heulen, wie man so schön sagt. Als er die Universität betrat, sah er vier Polizisten vor dem Eingang stehen. Sie hatten den Auftrag, ihn sicher zum OP-Saal zu begleiten und vor dessen Tür stehenzubleiben, bis er die Universität wieder verließ. Die Reporter stürzten sich sofort auf Wagner. Aber Bertell hatte vorgesorgt. Er erschien plötzlich in der Halle, neben ihm ging Irene Sommer. "Meine Herren", erklang seine Stimme, "lassen Sie bitte Doktor Wagner in Ruhe. Wir haben keine Zeit. Hier ist Doktor Sommer. Was Sie von Doktor Wagner wissen wollen, kann auch sie Ihnen verraten. Es war ihre Patientin, die Doktor Wagner heilte. Und Doktor Sommer war dabei. Vergessen Sie aber bitte nicht, daß Sie Kavalier sind und Doktor Sommer nicht nur Dame, sondern auch Ärztin ist. Machen Sie es kurz!" Die verblüfften Journalisten wandten sich von Wagner ab und Irene zu. Berteil zog den jungen Kollegen mit sich. "Kommen Sie, Wag-
ner, es ist alles vorbereitet. Wir haben keine Zeit zu verlieren." Hinter ihnen bestürmten die Reporter die junge Ärztin. Irene war von Bertell genauestens instruiert worden. Von der industriellen, in Aussicht stehenden Auswertung hatte er ihr nichts gesagt, so daß sie auch den Journalisten darüber nichts verraten konnte. Sie war erschöpft, als sie endlich nach einer halben Stunde auf ihre Station zurückkehren konnte. Zu dieser Zeit war die Operation in der Chirurgie bereits in vollem Gange. Und zur gleichen Zeit stand der Rektor vor seinem Vorgesetzten und mußte sich sagen lassen, daß er vorläufig beurlaubt sei. * Ursula Münster hatte sich gerade ausgezogen und war splitternackt, als es klingelte. In der Annahme, daß es Peter wäre, ging sie öffnen und prallte zurück. Vor ihr stand Daniela Stiller. "Entschuldigen Sie bitte", sagte sie, "ich konnte ja nicht ahnen..." Uschi ließ Daniela einfach stehen und rannte ins Wohnzimmer, ohne die Tür zuzumachen. Daniela wartete, bis sie zurückkam. Uschi hatte ihren Hausmantel übergezogen. "So, nun kommen Sie bitte herein. Sie wollen sicher zu meinem Verlobten, nicht wahr?" Daniela trug Hausmantel und Pantoffeln. Sie war heraufgekommen, um weiter ihre Netze um Peter Wagner zu legen. Jetzt war sie ein wenig verlegen. "Ja, ich wollte zu Herrn Doktor. Mein Name ist Daniela Stiller." "Ich weiß", nickte Uschi. "Aber kommen Sie nur herein." Daniela wußte wirklich nicht, worüber sie mit Uschi sprechen sollte. Sie trat aber ein und folgte der anderen ins Wohnzimmer. "Nehmen Sie bitte auf der Couch Platz", sagte Uschi. Sie war mißtrauischer denn je. Nicht gegen Peter richtete sich dieses Mißtrauen, sondern gegen Daniela. Es ist hübsch, dieses Mädchen, ganz der Typ, um Männer in sich verliebt zu machen, dachte sie. Eine gute Figur, gepflegte Erscheinung, sinnlich, dem Mund nach zu urteilen. Was will sie von Peter? Er behandelt sie doch gar nicht mehr. "Sie wundern sich gewiß, daß ich kam, nicht wahr?" Daniela wußte mittlerweile, was sie sagen sollte. Sie hatte gemerkt, daß Uschi kühl
und reserviert war. Sie spürte das offene Mißtrauen, das die andere ihr entgegenbrachte. Und sie beschlich auf einmal das Gefühl, mit dieser Frau nicht so einfach fertig zu werden, wie sie es sich gedacht hatte. "Ich wollte Doktor Wagner und Sie zu einer Party einladen. Eigentlich sollte sie erst nächste Woche stattfinden, aber ich habe sie vorverlegt. Auf übermorgen. Werden Sie kommen?" Alles hatte Uschi erwartet, nur das nicht. Wenn sie wirklich Grund zum Mißtrauen gegen Daniela hatte, dann verstand diese ihr Spiel meisterhaft. Uschi zuckte mit den Schultern. "Ich kann dazu gar nichts sagen, da ich nicht über Peters Zeit verfügen kann. Vielleicht hat er übermorgen zu tun, wer weiß es?! Bei einem Arzt muß man sehr viel Geduld haben. Er ist nie Herr über seine Zeit. Ich will es ihm aber gern ausrichten." "Danke. Und Sie...? Sie kommen doch sicher mit, wenn er Zeit hat." Deutlich war die Erwartung, daß Uschi nein sagen würde. "Oh, ich komme selbstverständlich gern", beeilte sich Uschi zu versichern und fügte hinzu: "Wissen Sie, wir kommen so selten dazu, mal zusammen auszugehen." Dieser Hieb saß. Zwar beherrschte sich Daniela meisterhaft, doch bemerkte Uschi das kurze Aufblitzen in ihren Augen. Vor dieser Frau mußt du dich sehr vorsehen, schoß es ihr durch den Sinn. Sie ist gefährlich, besonders für Peter. "Ich freue mich." Diese Lüge kam fließend und glatt über Danielas Lippen. "Aber nun will ich nicht länger stören. Grüßen Sie bitte Ihren Verlobten von mir." Kaum merklich war die Pause vor dem Wort Verlobten, aber Uschi hatte ein bemerkenswert feines Gehör und war sehr empfindlich. Sie hatte verstanden, was Daniela Stiller damit zum Ausdruck bringen wollte. Die beiden gingen zur Tür. Uschi atmete den betäubenden Duft von Danielas Parfüm ein. Es war schwer und süß, sinnverwirrend. "Guten Abend." Daniela reichte ihrer Gegenspielerin die Hand und ging anschließend die Treppe hinab. Uschi sah ihr nach. Kein Zweifel, eine rassige Frau, dachte sie ohne Neid. Aber nicht Peters Typ. Und dann ihre Art, die mag er sowieso nicht, zu aufdringlich, zu geschmeidig, wie eine Schlange.
Leise schloß Uschi die Tür. Daniela war im dritten Stockwerk stehengeblieben. Sie hatte damit gerechnet, daß die Tür mit heftigem Knall geschlossen wurde, und sah sich nun getäuscht. Uschi verstand sich zu beherrschen. Sie gab sich keine Blöße. Schon gar nicht vor einer Nebenbuhlerin - schon gar nicht, daß diese triumphieren konnte. "Die schöne Daniela war hier", mit diesen Worten empfing sie Peter, der spät nach Hause kam. Er drehte sich um und ließ beinahe seinen Hut fallen, den er eben aufhängen wollte. "Was hast du gesagt, Liebling?" vergewisserte er sich. "Ich habe gesagt, die schöne Daniela war hier. Du hast schon richtig verstanden, geliebter Mann." "Na gut, aber was soll dieser komische Ton, Engelchen? Den kenne ich ja gar nicht an dir." "Dann lernst du ihn eben jetzt kennen! Sag mal, merkst du nicht, daß sie ziemlich aufdringlich ist, hm? Sie fällt mir auf die Nerven. Ist das vielleicht eine Art, hier in Morgenrock und Pantoffeln zu erscheinen? Nicht mal Strümpfe hat sie angehabt. Und ich glaube, sie war unter dem Morgenrock nackt." Er lachte laut auf. "Woher weißt du das denn?" "Na, als sie sich setzte, zeigte sie mir die ganze Schönheit ihrer Beine. Wenn du nur hiergewesen wärst, hm? Wer weiß, was sie wollte. Die Party war doch nur ein Vorwand." "Party... ach so, das habe ich auch schon längst vergessen. Ich werde auch gar keine Zeit haben hinzugehen, Liebling." "Um so besser. Oder nein, eigentlich ist es schade. Man könnte ihr dann so richtig zeigen, wie wir zueinander stehen, Peter. Kannst du es nicht ermöglichen, daß wir doch hingehen? Übermorgen soll sie stattfinden." Er setzte sich und schlug die Beine übereinander. Nach einigen Sekunden des Nachdenkens meinte er: "Übermorgen wird es gar nicht gehen. Ich bin augenblicklich doppelt beschäftigt." Er erzählte kurz, was sich ereignet hatte. "Und ich kann Berteil nicht draufsetzen. Wenn du meinst, daß diese Frau ihre beiden Augen auf mich geworfen hat, steht zu erwarten, daß sie uns öfter einladen wird. Sie scheint
ganz schön raffiniert zu sein." Verwundert fragte sie: "Wieso? Das verstehe ich nicht." "Aber Uschi, wo bleibt deine weibliche Logik? Wenn sie mich allein einladen würde, fiele es auf. Also lädt man die Braut pro forma auch ein. Jedenfalls die ersten paar Male. Nachher bittet man den Mann nur noch allein. Ich bin eigentlich froh, daß ich tagsüber nicht hier bin. Wer weiß, wie oft sie dann käme. Nicht auszudenken." "Wäre es denn so schlimm, Peter? Sie ist doch recht hübsch, nicht wahr?" Ärgerlich winkte er ab. "Hör mit dem Unsinn auf, Liebling. Ich denke gar nicht daran, mich für eine andere Frau zu interessieren, auch wenn sie noch so hübsch ist." Mit dieser Auskunft war Uschi sehr zufrieden.
8.Kapitel Die Party fand statt, und Peter war mit Uschi doch erschienen. Daniela gab sich von ihrer besten Seite. Es war nicht zu merken, wie sehr sie sich für Wagner interessierte. Auch zu Uschi benahm sie sich einwandfrei. Keine Spur von Ironie oder Schärfe. Uschi hielt sich ebenfalls zurück. Sie wollte der anderen keinen Grund geben, nachher etwas zu sagen. Die Gäste dieser Party waren zumeist Menschen aus Danielas Bekanntenkreis. Im großen und ganzen war es ein netter Abend. Man trank, war lustig, amüsierte sich und tanzte. Mit Peter tanzte Daniela nur zweimal, Uschi wurde sehr oft aufgefordert. Nicht allein von Peter. Sie war, das kann man wohl ohne Übertreibung sagen, die schönste Frau auf dieser Party. Zugegeben, auch Daniela war sehr hübsch, aber ihr fehlte das gewisse Etwas, der Akzent. Max Stiller war nicht anwesend. Er befand sich wieder einmal auf einer Geschäftsreise. Tags zuvor hatte er noch mit Peter gesprochen und gemeint, daß man wohl in den nächsten Tagen mit einer Entscheidung des Werkes rechnen könnte. Dr. Wagner wartete sehnsüchtig darauf. Kaufte man seine Erfindung zur serienmäßigen Anwendung an, so hatte er nicht nur sehr viel Geld verdient, sondern er sah dann seine Arbeit auch endlich gekrönt. Und das war viel mehr wert als das Geld. Uschi dagegen dachte etwas weiter. Für sie war alles wie ein Traum, von dem sie nur hoffte, daß er Wahrheit würde. Peter und sie - wie lange kannten sie sich schon? Und wie oft hatten sie schon von der Zukunft gesprochen? Niemand hatte jemals daran geglaubt, daß einmal eine solche Wendung kommen würde. Peter nicht, sie selber nicht, Berteil nicht. "Hallo, Uschi!" Peter stand plötzlich neben ihr. Sie hatte sich in die kleine Rauchecke in Stillers Salon zurückgezogen und vor sich hin
sinniert. "Sag mal, träumst du?" "Ich...? Nein, ich habe nur mal kurz nachgedacht, Liebling. Ich meine, es ist schon sehr spät, wir sollten gehen. Du hast morgen wieder einen schweren Tag vor dir." Er pflichtete ihr bei. "Stimmt. Warte, ich sage Fräulein Stiller Bescheid, dann können wir nach oben verschwinden. Ich bin auch müde." Daniela zeigte sehr viel Verständnis - überraschenderweise. "Natürlich, Doktor, ich begreife vollkommen. Wenn Sie morgen operieren müssen, wird es Zeit für Sie. Ich hoffe, daß es Ihnen beiden gefallen hat und daß Sie bald wiederkommen." Uschi sprach für Peter. "Es war wirklich sehr nett bei Ihnen, Fräulein Stiller. Und ich verspreche Ihnen, daß wir wiederkommen werden. Nochmals besten Dank für Ihre Einladung. Und gute Nacht." Daniela blickte den beiden mit einem seltsamen Gesichtsausdruck nach. Dann senkte sie den Kopf und ging langsam zu ihren Gästen zurück. Sie war merkwürdig bleich im Gesicht, wirkte zerfahren und unlustig. Irgend etwas war in ihr vorgegangen. Eine sichtbare Veränderung. Auch Uschi hatte es bemerkt. Während sie sich auszog, rief sie zu Peter hinüber: "Liebling, ist dir an Daniela Stiller nichts aufgefallen?" "Nein. Wieso... dir...?" klang es zurück. "Natürlich. Sie war so merkwürdig. Ich möchte beinahe sagen, zerstreut. Manchmal war sie richtig geistesabwesend." Peter kam ins Wohnzimmer. "Weißt du, für eine Frau hast du eigentlich eine sehr schlechte... na, wie soll ich mich ausdrücken? Ich meine, als Frau müßtest du doch darauf kommen. Es gibt bei Frauen nun einmal eine Zeitspanne, während der sie verändert sind." "Ach so, ja natürlich, daß ich daran nicht dachte." Uschi schmiegte sich an ihren Peter. "Das wird es gewesen sein. So, nun möchte ich schlafen, Liebling. Gib mir schnell einen Kuß." Peter hob sie auf die Arme und trug sie hinüber ins Schlafzimmer,
legte sie aufs Bett. "Sag mal, Uschi, du könntest deine Wohnung doch eigentlich aufgeben. Hinausgeworfenes Geld. Meistens bist du ja hier." "Die paar Mark machen den Kohl auch nicht mehr fett. Und wenn wir uns mal in die Haare kriegen, habe ich wenigstens ein Ausweichquartier. Aber beruhige dich, ich werde darüber nachdenken. Und nun mach das Licht aus und lies nicht noch weiß Gott wie lange", meinte sie. "Na, das sind ja nette Aussichten", lachte er, löschte aber gehorsam das Licht. Es war ein Irrtum seinerseits, wenn er glaubte, er würde sofort schlafen können. Uschi und er schliefen oft nackt - wie heute. Als sie ihn neben sich spürte, war ihre Müdigkeit plötzlich verflogen. Ihre Hand stahl sich zu seinem Geschlecht, das unter der leichten Berührung sofort zu wachsen begann. "Uschi...?" fragte er. "Ich denke, du bist müde...?" "Das war ich mal, Liebster, jetzt habe ich Sehnsucht nach dir und meinem kleinen Freund, den ich gerade streichle...! Und du? Möchtest du mich nicht..." Sie sprach nicht weiter. Seine Rechte begann ihre Brust kreisend zu streicheln. Sie stöhnte leise. "Du machst mich wild, Liebling... ganz wild! Ich möchte, daß du mich küßt... lange und wild...!" Er warf die Decke zurück, preßte sein Gesicht auf ihren Venusberg, ließ seine Zunge um ihre Klitoris kreisen, während seine eine Hand noch immer mit ihrer Brust spielte. "Nein, nein, hör auf... ich möchte dich auch küssen, Liebster! Nicht, nicht, sonst kommt es mir gleich!" Dann legten sie sich so hin, daß auch sie sein Geschlecht erreichen konnte. Plötzlich brach es über beide herein. Nichts mehr von Zärtlichkeit, nur noch Hemmungslosigkeit, wildes leidenschaftliches Liebesspiel. Uschi kam zuerst. Sie schrie laut auf, bäumte sich empor und warf sich hin und her. Als sie seine Hoden nahm und zwischen den Fingerspitzen zu rollen begann, gleichzeitig an seiner Eichel saugend, war auch er soweit. Er brauchte alle Kraft, um sich in der Schwebe zu halten, so sehr überrumpelte ihn der Orgasmus, der ihn bis ins
Mark hinein erschütterte. "Mein Gott, war das schön...!" stammelte Uschi endlich. "Jetzt bin ich müde, mein Geliebter...! Du bist einfach herrlich, Peter, du bist soviel Mann, daß es einfach nicht zu beschreiben ist. Ich gehöre dir...!" "Danke, mein Schatz, und du bist soviel Frau, daß es keine andere für mich geben kann...!" * Peter Wagner mußte früh hinaus. Er ging eine Stunde, bevor Uschi ins Büro fuhr. Als er am nächsten Morgen das Haus verlassen hatte, klingelte es bei Uschi. Sie öffnete, und wieder sah sie sich Daniela gegenüber. "Kommen Sie bitte herein! Sie entschuldigen mich doch, nicht wahr? Ich dachte, Peter hätte etwas vergessen." Daniela trat ein und packte ihren Arm. "Bitte, ich möchte mit Ihnen sprechen. Nicht Peters wegen, wie Sie vielleicht denken werden, sondern meinetwegen. Ihr Verlobter hat damit nicht das geringste zu tun. Wollen Sie mich anhören? Vielleicht wissen Sie einen Rat?" Erstaunt ließ sich Uschi auf die Couch fallen. Nanu, dachte sie, was ist denn jetzt passiert...?" "Bitte, sprechen Sie nur", sagte sie. "Ich möchte Ihnen etwas sagen. Sie sind der erste Mensch, dem ich mich anvertraue. Ich.., ich bekomme ein Kind." Uschi sah sie erstarrt an. "Ein Kind...?" wiederholte sie. Peter, war ihr erster Gedanke und sie vergaß ganz die Worte Danielas, die sie vor wenigen Minuten noch gesprochen hatte. "Nein, nein, ich sagte doch, Ihr Peter hat damit nichts zu tun." Daniela sah Uschi flehend an. "Glauben Sie es mir, bitte! Ich gebe zu, daß er mich interessierte, daß ich ihn Ihnen wegnehmen wollte, aber das ist ja alles anders geworden, seitdem ich weiß, daß ich Mutter werde." Uschi schluckte einige Male, ehe sie zu Daniela trat und ihre Arme um diese legte. "Nun erzählen Sie mal schön der Reihe nach, ja?! Und regen Sie sich nicht auf, es wird schon alles ins rechte Lot
kommen." Stockend begann Daniela zu erzählen. "Gestern morgen war ich beim Arzt. Er untersuchte mich und meinte, ich müßte doch selber wohl am besten wissen, was mir fehlte. Nichts, gar nichts, ich bekäme ein Baby. Wie im Traum bin ich nach Hause gegangen. Am liebsten hätte ich die Party abgesagt, aber es war ja schon alles vorbereitet. Jetzt weiß ich nicht, was ich tun soll. Es ist furchtbar." "Aber, aber, wieso denn?" Uschi zog Daniela an sich. "Nun seien Sie vernünftig! Auf ein Kindchen soll man sich freuen. Und das andere, ich meine, was Peter betrifft, darüber wollen wir gar nicht mehr reden. Das bleibt unter uns beiden, und wir vergessen es." Daniela hob ihr Gesicht. "Das... das sagen Sie zu mir?" "Sagen wir du zueinander, einverstanden?" Als Daniela unter Tränen nickte, fuhr sie fort:" Paß mal schön auf! Das Kind muß ja einen Vater haben. Und der weiß natürlich noch nichts von seinem Glück, hm?" Uschi nahm die Geschichte mit Absicht ein wenig von der heiteren Seite. "Nein, er hat gar keine Ahnung. Er will ja auch nichts mehr von mir wissen." "Na, so was habe ich gern. Am Ende hat er schon eine andere, wie?" Daniela nickte auch diesmal. "Ja. Wir haben uns wegen einer Kleinigkeit gestritten. Ich habe mich wohl auch nicht richtig benommen, und dann trennten wir uns. Ich wußte ja noch nicht, wie es um mich stand. Es ist jetzt drei Monate her." "Was...?" wunderte sich Uschi. "Drei Monate? Aber..." "Ja, ja, ich weiß, was du sagen willst. Unser Hausarzt verschrieb mir etwas, weil er an eine Störung glaubte, aber nun... nun..." "Wirst du bald ein Baby haben. Und den Vater kaufen wir uns. Kannst du mir nicht seinen Namen nennen?" "Heinz Godes", stieß Daniela hervor. "Wie... was...? Der bekannte Schwimmer?" Uschi wunderte sich über nichts mehr. Sie dachte daran, was Irene Sommer Peter erzählt hatte. "Ja, er ist es. Er ist jetzt mit der Dörffler befreundet. Du kennst sie sicher auch."
"Und ob ich sie kenne! Ich glaube, ich kann dir helfen. Vielmehr Peter. Er kennt zwar Godes nur flüchtig, aber er kennt die Dörffler und eine andere Frau, die... das nehme ich an, auf Godes einen gewissen Einfluß hat. Eine Kollegin von Peter." Daniela schwieg. Ihr Schluchzen war abgeebbt. Die Tränen flossen nicht mehr. "Und ich dachte, daß Peter vielleicht..." "Nicht aussprechen, mein Kind." Uschi legte ihr die Hand auf den Mund. "Peter würde das niemals tun, dafür kenne ich ihn viel zu gut. Er denkt nicht daran. Das mußt du verstehen. Er ist Arzt. Und dann wäre es Sünde, vergiß das nicht. Sicher, im ersten Moment wirkt alles wie ein Schock, das ist zu verstehen." Daniela hatte noch einen Einwand. "Aber mein Vater, was wird er sagen. Und dann die anderen...?" "Jetzt werde ich dir mal was erzählen, Daniela. Dein Vater wird zwar etwas brummen, im Grunde aber froh sein, daß er Opa wird. Und die anderen? Was kümmern sie dich? Geben sie dir etwas, hast du nach ihnen zu fragen? Wenn sie dich verspotten oder die Nase rümpfen, dann sind sie es nicht wert, daß du sie zu deinen Freunden zählst. Nein, nein, das ist alles nebensächlich, Daniela. Ich werde mit Peter sprechen und der wird schon den richtigen Weg finden. Wenn du willst, kann er auch mit deinem Vater reden. Komisch, er hat dich doch operiert. Sollte er nichts bemerkt haben? Das ist rätselhaft." "Das ist wahr. Peter hätte etwas merken müssen. Er ist ja schließlich Arzt." Uschi glaubte jetzt auch felsenfest daran. Er hatte nur nichts gesagt. Er war in dieser Hinsicht so korrekt, daß er selbst ihr gegenüber seine Schweigepflicht einhielt. Daniela hatte sich langsam beruhigt. Es tat ihr offensichtlich gut, jemanden zu haben, dem sie sich anvertrauen konnte. Und Uschi stellte in diesem Augenblick ein Frage, die das betraf. "Jetzt verrate mir bitte noch etwas! Wie kamst du auf den Gedanken, ausgerechnet zu mir zu kommen und mir alles zu beichten? Das ist etwas, was ich überhaupt nicht verstehe." Im ersten Augenblick wußte Daniela nicht, was sie sagen sollte. "Es ist nicht einfach, das zu erklären, Uschi", sagte sie leise. "Irgend etwas zog mich zu dir. Es ist schwer zu erklären, aber es ist so. Erst
mochte ich dich nicht leiden, ja, ich glaubte dich zu hassen - Peters wegen. Doch seit gestern ist alles anders." "Schon gut. Mir geht es ja so ähnlich. Ich fühlte, daß du mir Peter wegnehmen wolltest. Aber eins möchte ich dir noch sagen. Ich hätte gekämpft. Wir wollten doch darüber schweigen, Kindchen!" Daniela fühlte, wie wieder Tränen in ihre Augen stiegen, und barg ihr Gesicht an Uschis Brust. "So, nun leg dich etwas hin", sagte diese. "Ich spreche heute abend mit Peter. Wir kommen dann zu dir, ja? Ich muß nämlich jetzt ins Büro, das mußt du verstehen." Behutsam half Uschi Daniela auf und geleitete sie zur Tür. "Wenn dein Vater wiederkommt, wird Peter mit ihm sprechen." "Ja. Sag ihm doch, daß ich ihn darum bäte. Ich könnte es nicht sagen. Also dann bis heute abend." Uschi brachte Daniela noch bis zur ersten Etage, dann beeilte sie sich, ins Büro zu kommen. Am Abend war Uschi eher zu Hause als Peter. Sie hatte das Abendbrot fertig und wartete auf ihn. "Nanu", sagte er, als er kam, "so feierlich? Was ist passiert, hast du Geburtstag, mein Kind? Aber nein, das hat ja noch Zeit." "Peter, komm setz dich! Ich habe dir etwas zu sagen. Es betrifft Daniela. Sie war heute morgen hier. Und den Tisch habe ich gedeckt, weil ich es so netter finde." Wagner schmunzelte, als er sich niederließ. "Sieh an, sieh an, du hast wohl was gemerkt?" "Das heißt also, du hast es gewußt?" fragte sie, gar nicht überrascht. "Natürlich. Ich habe nur nichts gesagt. Wie käme ich auch dazu? Na, und als du meintest, sie würde sich für mich interessieren, mußte ich lächeln. Ich wußte, daß sie es eines Tages merken würde. Was heißt - ich wußte, das war ja logisch, nicht wahr?" "Man sollte dir die Ohren langziehen. Aber eine Überraschung habe ich doch noch. Nämlich den Namen des Mannes. Nun bist du gespannt, was?" "Sehr. Kenne ich den Burschen?" Sie nickte. "Ja, flüchtig. Es ist Heinz Godes." Er war wirklich verblüfft. "Donnerwetter, darauf wäre ich nicht ge-
kommen. Ein starkes Stück, was ?" "Kann man wohl sagen. Es ist mehr als stark. Ich habe lange mit Daniela gesprochen. Du wirst mit ihrem Vater reden und mit Godes. Vielleicht kannst du Irene Sommer einschalten. Sie hat doch sicherlich Einfluß auf ihn, oder...?" Peter blieb vor Staunen der Mund offen stehen. "Ich soll mit Stiller reden? Und mit Godes? Wie stellst du dir das denn vor?" "Ganz einfach. Wenn Stiller wiederkommt, gehst du zu ihm und sagst, wie es um seine Tochter steht. Und zu Godes wirst du auch hinfahren, aber vorher mit Irene sprechen. Abgemacht?" Peter kannte sich mit Uschi nicht mehr aus. "Entschuldige", sagte er, "aber das ist mir ein bißchen zu hoch. Es kommt mir so vor, als wärt ihr beide die dicksten Freundinnen." "Deine Logik ist bemerkenswert, Liebling", spöttelte sie. "Wirklich außerordentlich. Ich habe mich ihrer angenommen, und wir haben Freundschaft geschlossen." Er seufzte. "Ewiges Rätsel Weib. Aus euch wird man ja niemals klug. Na ja, mir soll es recht sein. Ich also soll Stiller reinen Wein einschenken? Hoffentlich schnappt er nicht über. Aber ich mach' es."Uschi seufzte nun ihrerseits. "Gottlob. Ich wußte gar nicht, daß du so verständig sein kannst. Wirst du auch mit Irene sprechen?" Er blickte auf die Armbanduhr. "Ja, dann will ich mal sofort zu ihr fahren. Hoffentlich ist sie zu Hause. Oder, Moment, sie könnte noch in der Klinik sein. Er ging zum Telefon, wählte die Nummer der Universität und verlangte Irenes Anschluß. "Hallo, Irene, hier spricht Peter. Bist du noch ein Weilchen da? Wie...? Ja, ich muß dich dringend sprechen. - Das erzähle ich dir gleich. Es handelt sich um Godes. Gut, ich komme sofort." Er legte wieder auf. "Sie wartet, Uschi. Und du, was tust du?" "Ich warte auch, auf deine Rückkehr. Wir gehen dann noch zu Daniela. Ich habe es ihr versprochen." "Na gut, ich werde mich beeilen."
9. Kapitel Heinz Godes war an diesem Abend wieder einmal bei Elli Dörffler. Seit dem Tage, da er von Irene eine Abfuhr erhalten hatte, war er jeden Tag bei dieser Frau zu finden. Sie fuhren oftmals morgens weg und kamen erst spät nachts wieder. "Nun, Liebling, so nachdenklich?" klang ihre Stimme auf. "Ach, es ist nichts weiter, Elli. Ich..." Das Telefon schrillte. "Soll ich abnehmen?" fragte er. "Geh nur ran, Liebling." Heinz Godes hob ab und meldete sich. "Dr. Wagner. Ich hätte Sie gern mal gesprochen, Herr Godes. Und zwar sofort." "Ja, aber ich verstehe nicht, was wollen Sie denn...?" "Das werde ich Ihnen dann verraten. Jetzt kommen Sie mal her. Es ist sehr wichtig." "Muß das unbedingt sofort sein?" Godes warf einen schnellen Blick auf Elli Dörffler, die aufmerksam zuhörte. "Ich sagte doch schon, es ist wichtig. Sie finden mich bei Doktor Sommer. Aber beeilen Sie sich bitte, ich warte." "Gut, ich komme." Godes hängte ein und zuckte mit den Schultern. "Kannst du dir vorstellen, was Doktor Wagner von mir will? Ich soll sofort zu ihm kommen." "Wagner...? Peter Wagner? Seltsam." Elli erhob sich und strich ihren Hausmantel glatt. "Ausgerechnet Wagner. Na, fahr mal hin. Komm aber sofort wieder, hörst du?" Godes nickte zerstreut. "Natürlich komme ich wieder." Er küßte sie und wandte sich ab. Es war ein sehr flüchtiger Kuß. So flüchtig, daß sie erstaunt aufsah. Aber er war schon gegangen, ehe sie etwas sagen konnte. Die Begrüßung zwischen Godes auf der einen und Irene sowie Peter auf der anderen Seite fiel auffallend kühl aus. Godes bewegte sich
merkwürdig steif, es schien, als befürchtete er eine Unannehmlichkeit. "Komm bitte weiter, Heinz", forderte ihn die Ärztin auf. "Es wird länger dauern. Zwischen Tür und Angel kann man es nicht besprechen." Schweigend ging er voran durch die Diele ins Wohnzimmer. Er wartete, bis die anderen beiden drinnen waren. Und er setzte sich erst, nachdem Irene Platz genommen hatte. "Heinz, Dr. Wagner möchte dir etwas erzählen. Bitte, Peter..." Wagner sah Godes fest an. "Ist Ihnen Fräulein Stiller bekannt?" fragte er. "Allerdings", lautete die Antwort. "Und was soll diese Frage...?" "Das will ich Ihnen erklären. Vor einiger Zeit operierte ich Fräulein Stiller. Eine harmlose Sache. Aber ich stellte fest, daß sie ein Kind erwartet. Aus ihrem ganzen Benehmen und aus ihrem Reden schloß ich, daß sie sich dieser Tatsache gar nicht bewußt war. Gestern erfuhr sie es von ihrem Hausarzt. Da Daniela mit meiner Braut befreundet ist, vertraute sie sich ihr an. Man rief mich dazu. Ich bin nun beauftragt, Sie zu fragen, wie Sie sich die ganze Sache vorstellen." Godes machte ein Gesicht, als hätte er eine ganze Flasche Essig getrunken. "So, sie bekommt ein Kind. Und wer sagt, daß ich der Vater bin? Das ist durch nichts bewiesen." Jetzt meldete sich Irene, der man nicht anmerkte, welchen Schock sie durch diese Neuigkeit davongetragen hatte. "Du solltest dich schämen, Heinz. Daß du es sein könntest, gibst du ja wohl zu, wie? Und da besitzt du noch die Unverschämtheit und erklärst, mich zu lieben. Als ich dich abwies, bist du spornstreichs zu Elli gefahren. Nein, nein, Heinz, so habe ich dich nicht eingeschätzt. Im Gegenteil, ich habe dich oft genug in Schutz genommen, wenn über dich schlecht gesprochen wurde." Godes wurde rot. Es war nicht erkenntlich, aus welchem Grunde. Ob vor Scham oder Wut. "Na ja, möglich ist es schon", gab er schließlich kleinlaut zu. Irenes Worte hatten also doch Eindruck auf ihn gemacht. "Aber es ist durchaus nicht sicher." "Dann meinst du also, daß Daniela genauso ist wie du." Die Ärztin schüttelte den Kopf. "Das zeigt deutlich deine
Einstellung, mein Lieber. Ich erwarte von dir, daß du die Konsequenzen ziehst und sie heiratest." "Was...?" fuhr Godes auf. "Heinz, erst war dir das Mädchen gut genug, um mit ihm zu schlafen. Jetzt willst du es einfach sitzenlassen. Und komm jetzt nicht mit einem hohen Scheck. Die Stillers haben selber Geld genug. Außerdem kann man mit einem Scheck einer Frau nicht die Ehre wiedergeben. Wenn du sie nicht heiratest, dann... dann muß ich dich verachten." Dieser Hieb saß. Peter stellte erstaunt fest, daß Godes sich unter jedem Wort aus Irenes Mund duckte wie unter einem Peitschenschlag. Er mußte wirklich etwas für die Kollegin übrig haben. "Gut, niemand kann dich dazu zwingen, Daniela zu heiraten. Es wäre auch Unsinn, euch unter Zwang zu verheiraten. Dabei käme doch nichts heraus. Wo keine Liebe ist, kann auch keine gute Ehe entstehen. Von mir aus mach, was du willst. Aber eins verspreche ich dir, Heinz. Alle werden es erfahren, alle... Und nicht nur das. Ich werde jedem erzählen, welche Ansichten du vertrittst. Bitte, jetzt geh..." Wenn sie vielleicht geglaubt hatte, er würde noch etwas sagen, um sich zu rechtfertigen, oder wenigstens eine Entschuldigung murmeln, so sah sie sich getäuscht. Wortlos erhob er sich und ging. Ebenfalls wortlos starrten die beiden hinter ihm her - bis schließlich die Frau das Schweigen brach. "Das habe ich nun wirklich nicht erwartet, Peter. Er geht tatsächlich. Das Mädchen tut mir leid." Wagner wiegte den Kopf hin und her. "Ich weiß nicht so recht, Irene, er hat doch einen Schock bekommen. Und einen Schock soll man erst einmal abklingen lassen, ehe man sich ein endgültiges Urteil bildet." "Du meinst, er käme noch zur Besinnung? Ich glaube es nicht. Jetzt wird er zu Elli fahren und ihr alles erzählen. Und wie ich sie kenne, wird sie sagen: Heirate sie bloß nicht. Wie kämst du denn dazu, wo es doch so viele uneheliche Kinder gibt. Das wird sie sagen. Ich kenne sie nur zu gut. Und dann werden beide ins Bett steigen!" Peter erhob sich und reichte ihr die Hand. "Warten wir ab! Einst-
weilen vielen Dank, Irene. Wenn du mal Zeit hast, komm uns doch besuchen. Vielleicht wirst du dann Daniela Stiller kennenlernen können. Nochmals vielen Dank und schlaf gut." "Danke gleichfalls. Grüß bitte Uschi und unbekannterweise auch deinen Schützling von mir." Ursula war schon zu Daniela gegangen und fing Peter in der ersten Etage vor der Wohnungstür ab. "Komm gleich herein", sagte sie. "Wie war es, hast du mit Godes gesprochen?" "Ja. Ihr braucht euch aber keine Hoffnung zu machen. Es wäre auch nicht gut für Daniela, wenn sie ihn heiratete. Er ist ein Schuft. Ich habe es mir noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Wenn er sie heiratet, dann nur unter Zwang. Und daraus wird bestimmt nichts Gutes. Nachdem er sich mit Elli eingelassen hat, hat er überhaupt keinen Charakter mehr." "Und was sagt Irene?" "Sie hat ihm anständig zugesetzt, aber was nutzt das? Er hat ein dickes Fell. Ich werde mal mit Daniela sprechen. Komm..." Das Mädchen verbarg seinen Blick, als er ins Zimmer trat. Aber Peter ging auf sie zu, reichte ihr die Hand und meinte: "Hallo, Daniela... Machen Sie kein verstörtes Gesicht. Es wird schon wieder werden. Darf ich mich setzen?" Sie nickte nur und sah zu Uschi hinüber, die ihr zulächelte. Peter steuerte geradewegs auf sein Ziel los. "Daniela, ich habe mit Heinz Godes gesprochen. Ich muß Ihnen leider sagen, daß er nicht so reagiert hat, wie Sie es sich vielleicht erhofften. Er sprach von Geld. Ich hatte es nicht anders erwartet. Aber man sollte ihm etwas Zeit lassen. Er hat gewissermaßen einen Schock bekommen. Man braucht eine gewisse Frist, um darüber hinwegzukommen." "Ja, ja, natürlich, das verstehe ich. Aber er..." Daniela brach ab und begann zu weinen. Sofort war Uschi bei ihr. "Komm, Kindchen, nicht aufregen. Das ist er ganz gewiß nicht wert. Leg dich hin und schlaf! Das wird das beste sein. Morgen sieht alles anders aus." "Ursula hat recht, Daniela", meinte Peter. "Schlafen Sie erst einmal. Ich gebe Ihnen zwei Tabletten, damit Sie auch schnell einschla-
fen können. Sicher wird er bald etwas von sich hören lassen. Wann kommt eigentlich Ihr Vater wieder?" "Morgen..." "Gut, dann werde ich mit ihm reden! Ich gehe schon nach oben, Uschi. Kümmere du dich ein bißchen um Daniela." Peter verabschiedete sich von dem Mädchen, Uschi blieb noch, um Daniela zu trösten. "Kopf hoch, Kindchen", sagte sie, "die Sonne geht nicht gleich unter." "Du bist sehr nett zu mir, Uschi. Aber glaub mir, es ist nicht einfach für mich. Ich war eben zu leichtsinnig. Und dafür muß ich jetzt büßen." "So mußt du nicht sprechen. Jetzt leg dich hin! Hier sind die Tabletten. Soll ich dir noch ein Glas Wasser holen?" "Ja, bitte..." Als Uschi zurückkehrte, war Daniela schon im Bett. Gehorsam nahm sie die Tabletten, die Peter ihr dagelassen hatte. Jetzt endlich verabschiedete sich auch Uschi. "Bis morgen dann, Daniela. Und sag deinem Vater nichts, wenn er kommt. Peter wird das schon machen." Als sie nach oben kam, war er noch auf. Er saß am Tisch, rauchte und studierte eine Zeitung, die er jetzt beiseite legte. "Nun, schläft sie?" fragte er. "Ich hoffe. Sie hat die Tabletten genommen. War Godes wirklich so scheußlich?" "So könnte man es nennen. Er ist überheblich, sehr von sich eingenommen. Das alles paßt ihm nicht. Noch weniger aber gefiel ihm, daß Irene ihm so deutlich die Meinung sagte." "Komisch", gab sie nachdenklich zurück. "Daß er auf Irenes Worte so großen Wert legt." Peter Wagner zuckte mit den Schultern. "Vielleicht liebt er sie tatsächlich. Möglich wäre es. Und wenn wir ihn zwängen, moralisch, meine ich natürlich, Daniela zu heiraten, gäbe es ein Fiasko. Wenn er das Mädchen nicht liebt, wird es keine gute Ehe. Sie hat dann die Hölle auf Erden." "Das befürchte ich auch. Aber was meinst du denn?" Er drückte seine Zigarette im Ascher aus. "Was soll ich meinen??
Ich möchte mich am liebsten gar nicht einmischen. Am Ende müssen wir uns irgendwelche Vorwürfe machen. Es wird gut sein, wenn wir abwarten, was ihr Vater sagt." "Typisch Mann", erboste sich Uschi. "Was der Vater sagt... wenn ich so was schon höre. Denkst du eigentlich nicht daran, daß Daniela diesen Godes liebt?" "Ich glaube, du irrst dich. Überleg mal, du selber hast behauptet, daß sie sich für mich interessiere. Und nun sagst du, daß sie Godes liebt." Ein kleines Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. "O Peter, du bist doch richtiggehend dumm. Als Arzt müßtest du eigentlich wissen, daß es Kurzschlußhandlungen gibt. Aus verschiedenen Gründen. Aber eins will ich dir sagen. Daniela gehört zu den Frauen, die, wenn sie sich einem Manne schenken, diesen auch lieben. Aber das kannst du als Mann ja nicht beurteilen. Frauen haben dafür einen besseren Blick." Kopfschüttelnd zündete er sich eine Zigarette an. "Komisch, was du plötzlich für Talente zeigst. Du bist wirklich klug, Uschilein. Das ist recht selten. Denn man findet selten ausgesprochen schöne Frauen, die zugleich klug sind." "Das war ja ein Kompliment, Peter." Sie schlang ihre Arme um seinen Hals. "Danke..." Dann setzte sie sich auf seinen Schoß und küßte ihn. Schließlich schob er sie herunter und deutete auf die Couch. "Da ist es bequemer, mein Kind. Du bist viel zu schwer." "Soll das vielleicht heißen, daß ich zu dick bin?" wollte sie sofort wissen. "Aber nein, davon habe ich nichts gesagt, mein Engel. Schwer und dick sind verschiedene Begriffe. Aber reden wir von etwas anderem. Wir werden im nächsten Monat heiraten, Uschilein." Das kam so überraschend, daß sie ihn aus großen Augen anschaute und kein Wort hervorbringen konnte. "Na, Liebling..." "Entschuldige, Peter, aber..." Er zog sie zur Couch, drückte sie einfach nieder. "Hör zu, ich habe es mir genau überlegt. Falls die Sache mit meinen Strahlen und Pa-
tenten nicht klappt, so ist es nicht weiter schlimm. Die Praxis habe ich heute gepachtet. Am ersten Juli werde ich sie übernehmen. Da staunst du, was? Ja, ich habe gerechnet. Dr. Burg zahlt so gut, daß ich allein von dem Gehalt die Pacht zahlen und außerdem noch gut leben könnte. Mit Burg habe ich für alle Fälle schon gesprochen. Er zieht mich nicht nur bei seinen schweren Operationen heran, sondern läßt mir auch freie Hand. Und selbst wenn ich mit dem Werk zurechtkomme, bleibe ich dabei. Die technische Vollkommnung meiner Apparate kann man dort besser vollziehen, als ich es selber tun könnte. Stimmt doch, nicht wahr? Siehst du! Und Forschung... ich werde mir dann einen Apparat kommen lassen und ihn in der Uni aufstellen. Dort werde ich, wenn ich Zeit genug habe, weiterarbeiten. Paulus wird sich ebenfalls dafür interessieren. Und du und ich können dann ein Häuschen bauen. Freust du dich?" "Sehr, wenn ich auch sagen muß, daß ich tatsächlich überrascht bin. Du disponierst einfach über meinen Kopf hinweg." "Aber du gibst doch zu, daß diese Disposition gut ist, nicht wahr?" "Ich würde lügen, behauptete ich etwas anderes. Dann werde ich also bei Thoms kündigen müssen." Er dachte eine Weile nach. "Richtig, daran habe ich ja gar nicht gedacht. Ja, ich würde dir empfehlen, für Ende Juni zu kündigen, damit sich der Ärmste nach einer neuen Sekretärin umschauen kann." Uschi sprang auf, griff nach Peter und zog ihn hoch. Dann tanzte sie mit ihm durch das Zimmer. "O wie glücklich bin ich, so glücklich." Er wurde von ihr mitgerissen, und schließlich sangen sie beide ein bekanntes Chanson, in dem sehr viel vom großen Glück die Rede war. Bis er einhielt und erklärte: "Schluß jetzt, mein Engel. Zur Feier des Tages werden wir leichtsinnig sein und einer Flasche Sekt den Hals brechen. Und dann ist endgültig Schluß, ich habe morgen früh sehr viel zu tun." Er war an den Kühlschrank getreten und holte eine der beiden dort liegenden Flaschen heraus. Uschi war nicht müßig und stellte zwei Gläser auf den Tisch. Und dann sprudelte der Sekt in den Kelchen. Sie prosteten sich zu. "Auf unsere Zukunft, Peter", sagte sie.
"Ja, auf unsere Zukunft, mein Herz." Nach einer Weile wurde es Uschi warm. Und daran war nicht allein der Sekt schuld. Sie öffnete die Bluse und wedelte sich mit der Hand Luft in den Ausschnitt. "Nanu?" fragte Peter. "Ist dir heiß, mein Liebling?" "So ist es. Aber was starrst du mich so an?" Er schluckte. "Ja, weißt du, immer wenn ich deine Brüste sehe, wird mir bewußt, wie schön sie sind. Warum trägst du auch so einen knappen BH?" Sie sah an sich herunter. Ihr Gesicht wurde rot. "Ach so", erwiderte sie und zog den sichtbaren Halbkreis ihres rechten Warzenhofes mit dem Zeigefinger nach. "Erregt dich dieser Anblick so sehr?" "Frag doch nicht so dumm, Kleines... er macht mich verrückt." Und dann beugte er sich vor, zog den BH ein wenig tiefer, so daß die dunklen Kuppen sichtbar wurden. Sie waren hart und richteten sich noch weiter auf, als sie sich befreit fühlten. Er nahm einen der Nippel zwischen die Lippen und begann daran zu saugen. "Peter..." flüsterte sie, "Peter, was tust du? Hör doch auf, mir wird ja ganz komisch. O du, ich werde..." Die weiteren Worte gingen in ihrem Stöhnen unter. Ihre Hand fuhr unter den Rock, zerrte den Slip und die Strumpfhose so weit herunter wie möglich und massierte den Schamberg. Als Peter das leichte kratzende Geräusch vernahm, gab er ihre Brust frei und öffnete sich die Hose. "Sei nicht böse, Kindchen, aber du und dein Körper seid schuld an meiner Erregung...!" Uschi war nicht böse. "Peter, du... laß uns ins Schlafzimmer gehen. Ich will dich ganz nackt neben mir haben, will deine Haut spüren. Nicht hier auf der Couch... komm..." Sie sprangen auf und gingen hinüber. Beide zogen sich aus, blieben dann nackt voreinander stehen, umarmten und küßten sich. Sein Glied legte sich an ihren flachen Bauch, seine Hoden preßten sich gegen die oberen Regionen ihres dichten Liebesbusches. Dann glitten seine Finger über ihre glatte Haut, erreichten die Vagina, während sie sein Liebeszepter mit der Rechten umspannte. So standen sie minutenlang, ins Vorspiel vertieft, bis er sie hochhob und zum Bett trug.
Nebenan verperlte die Kohlensäure im Sekt. Aber sie dachten nicht daran, sie waren mit sich selber zu sehr beschäftigt. Längst war das Licht verlöscht, man hörte nur leises wohliges Stöhnen... * Thoms machte ein entsetztes Gesicht, als Uschi ihm am nächsten Morgen kündigte. "Das finde ich nicht sehr nett von Ihnen, mein Kind", sagte er. "Dann kommen Sie auch gleich noch am frühen Morgen damit. Was soll ich denn nun machen?" "Welche Frage?! Eine neue Sekretärin engagieren. Kein Mensch ist unersetzlich. Und es wird doch viele Frauen geben, die mir ebenbürtig sind." Er sah sie über den Rand seiner Brille an. "Na ja, eingebildet sind Sie ja gar nicht, was? Wieso wollen Sie überhaupt kündigen?" "Herr Thoms", sagte sie und hob belehrend den Zeigefinger, "wenn eine Frau kündigt, so doch nur, um in den heiligen Stand der Ehe zu treten. Das müßten Sie eigentlich wissen. Sonst würde ich Sie bestimmt nicht verlassen. Einen so guten Chef findet man so schnell nicht wieder." "Sie machen mich beinahe verlegen, mein Kind." Er warf sich in die Brust. "Das war Balsam für meine Ohren. Also heiraten wollen Sie?! Wenn es auch Zeit wird, daß Sie endlich unter die männliche Fuchtel kommen, so sollten Sie es sich doch noch überlegen. Sie werden Kinder bekommen, dicker werden. Ihre Fingerchen werden bald verarbeitet aussehen, und so weiter und so weiter..." Das lassen Sie ruhig meine Sorge sein. So, nun dürfen Sie anfangen. Wenn ich mich recht erinnere, wollten Sie heute die ganze Post von gestern erledigen." Er schnaufte böse und klopfte mit dem Bleistift auf die Tischplatte. "Also, wenn Sie nicht anders wollen, schreiben Sie..." * Irene Sommer hatte sich von Professor Maudner dazu überreden lassen, mit ihm ins Grüne zu fahren. Die junge Ärztin hatte lange überlegt, ob sie zusagen sollte, es aber dann doch getan, weil Maudner ihr nicht unsympathisch war. Außerdem war es durchaus nicht zu verachten, den freien Tag außerhalb der Stadt zu verbringen.
Den Wagen hatten sie an einem Restaurant stehen lassen und wanderten nun abseits der Straßen und Wege durch den Wald. Als Maudner schließlich auf einer Bank ausruhen wollte, war sie nicht einverstanden. "Drei Minuten will ich Ihnen zugestehen", sagte sie. "Wir machen nachher drüben am See eine größere Pause. Dort wachsen wundervolle Blumen und ich werde mehrere Sträuße für unsere kleinen Patienten pflücken." Seufzend gab er nach und marschierte noch eine gute halbe Stunde neben ihr her. Dann durfte er sich auf einen Baumstumpf setzen, während Irene Blumen pflückte. Sie zog die leichte Kostümjacke aus. Darunter trug sie eine dünne Bluse, deren Ärmel sie hochstreifte. "Sie haben schöne braune Arme", sagte er nach einer Weile. "Sie vergessen, daß die Sonne nicht nur heute scheint", gab sie zurück. "Und außerdem habe ich einen Garten am Haus, Herr Professor. Ich habe jede freie Minute dort zugebracht. Sogar im Bikini." "Na, da hatten Sie sicher viele Zaungäste, wie?" "Allerdings. Aber das stört mich nicht. Ich bin sowieso nicht der Typ meiner Nachbarn. Meine Hüften haben keine knabenhafte Linie mehr." Sie sprach alles in ruhigem Ton und mit einer Offenheit, die ihn verblüffte. Er sah zu ihr hinüber. Irene war weiter nach links gegangen, wo noch mehr Blumen standen. Als sie zurückkam, meinte er nachdenklich: "Wissen Sie, Irene, manchmal möchte ich Sie ganz nah bei mir haben. Wie eben, als Sie dort hinten waren. Ich wollte Sie rufen." Sie hockte sich vor ihm ins Gras. "Sie haben es aber nicht getan." "Das stimmt, ich tat es nicht. Wahrscheinlich hätten Sie mich mit der Frage in Verlegenheit gebracht, warum ich gerufen habe." "Aber nein, ganz bestimmt nicht", entgegnete sie. "Das Wort warum liebe ich ohnehin nicht, Professor. Ich brauche es nur selten. Wozu soll man auch lange fragen? Man muß alles so nehmen, wie es ist. Man muß sich vorstellen, daß es gar nicht besser und schöner sein könnte. Dann freut man sich auch richtig darüber." "Hm." Er stützte das Kinn in die Hand. "Auch dann, wenn ich, ein verknöcherter und alter Professor, Sie plötzlich zum Mittelpunkt ei-
ner sentimentalen Naturbetrachtung mache?" "Auch dann, Professor. Die anderen Worte will ich nicht gehört haben. Von wegen alt und verknöchert." "Wie schön es ist, wenn die Sonne von rückwärts durch Ihr Haar scheint, Irene. Was es hier an Sonnenschein gibt, liegt nur noch auf Ihrem Kopf." Sie erwiderte darauf nichts, wartete, was er noch sagen würde. Und da war auch seine Stimme schon wieder. "Wenn ich in den Trab des Alltags gespannt bin und einmal Luft holen muß, werde ich an Sie denken, Irene." "Und ich glaube, ich werde es dann fühlen", sagte sie leise. Ohne merkbare Bewegung, wie von einer unsichtbaren Kraft emporgetragen, hob sie sich ihm entgegen. "Nicht fragen, warum..." flüsterte sie in kurzem Aufatmen. Maudner hielt sie mit der Rechten fest, mit der Linken streichelte er ihr Haar, ihre Wangen. Dann küßte er sie auf den schwellenden Mund! "Nein, Irene, ich frage nicht! Es hat wohl so sein müssen. Wir mußten zueinander finden." Lange hielten sie sich umschlungen, aber dann lösten sich ihre Hände, sanken herab, hoben sich wieder, und erneut umfaßten sich die beiden. Irene hatte den Menschen gefunden, mit dem sie gemeinsam durchs Leben gehen würde. Und Maudner hatte endlich nach langen Irrfahrten die Frau gefunden, die das Schicksal für ihn bestimmt und ihm endlich zugeführt hatte. Irene Sommer wußte, daß sie das, was sie mit Heinz Godes erlebt hatte, mit diesem Manne niemals erleben würde. Aber es tat gut, zu wissen, daß er immer für sie da war, daß sie bei ihm geborgen war. Natürlich würde sie sich ihm hingeben; aber es würde anders sein. Ganz sicher nicht so hemmungslos, so leidenschaftlich wie bei Godes. Aber sie wollte es so, und sie war zufrieden. Sie kannte sich selbst gut genug, um zu wissen, daß sie nur so leidenschaftlich war, wie man sie dazu brachte...
10. Kapitel Als Max Stiller nach Hause kam, öffnete ihm niemand. Ärgerlich holte er den Schlüssel aus der Tasche und schloß auf. Das Hausmädchen war offensichtlich Besorgungen machen. Und Daniela? Sie lag im Bett. Ihr Gesicht war totenblaß, sie schien nicht zu atmen. Stiller rüttelte sie, aber sie wachte nicht auf. Keine Regung in ihrem Antlitz machte sich bemerkbar. Sein Blick glitt zum Nachttisch. Schnell trat er näher. Vor ihm lag ein Glasröhrchen, das einmal Schlaftabletten enthalten hatte. Jetzt war es leer. Das Wasserglas auf dem Nachttisch wies einen weißen Bodensatz auf. Stiller zögerte nicht. Er wandte sich ab und rannte wie gehetzt die Treppen hinunter. Dr. Wagner kam ihm entgegen. "Nanu, was ist denn mit Ihnen los?" fragte er. "Daniela... sie hat... sie hat Schlaftabletten genommen. Schnell... kommen Sie..." "Moment." Peter nahm gleich drei Stufen auf einmal. "Ich hole nur meine Tasche, dann komme ich." In fliegender Hast erledigte er alles, raffte einige Medikamente zusammen, ergriff seine Tasche und hetzte nach unten. Das Tablettenröhrchen sagte ihm alles. Zwar wußte er nicht, wie lange es her war, daß sie die Tabletten eingenommen hatte, aber er würde das Notwendige versuchen. Da es sich um ein Barbiturpräparat handelte, wußte er genau, wie er vorzugehen hatte. Eine halbe Stunde später schlug Daniela die Augen auf. Sie blickte verwirrt um sich und schien wie aus einem langen, sehr langen Schlaf erwacht zu sein. Dann erkannte sie verschwommen ihren Vater und schloß die Augen. "Alles in Ordnung, Herr Stiller", sagte Wagner und atmete auf.
"Wir sind früh genug gekommen." "Ich verstehe sie nicht", klagte Stiller. "Warum tat sie das?" "Kommen Sie..." Der Arzt zog ihn mit sich. "Ich kann Ihnen darüber Aufklärung geben." In Stillers Arbeitszimmer offenbarte er dann auch Danielas Geheimnis. "Seien Sie Ihrer Tochter nicht böse. Sie bekommt ein Kind..." Der andere zuckte zurück, als habe er an glühendes Eisen gefaßt. "Ein Kind...? Daniela bekommt ein Kind? Sie ist ja selber noch ein halbes Kind..." "Das dürfte ein Irrtum sein", widersprach der Arzt. "Sie ist erwachsen, eine reife Frau. - Jetzt weiß ich, wie ich dem Burschen beikommen kann." Stiller packte ihn am Aufschlag seines Jacketts. "Wer ist es? Sagen Sie mir seinen Namen... ! Ich werde diesen Kerl zur Rechenschaft ziehen." Peter wehrte ab. "Sie werden gar nichts tun. Überlassen Sie das bitte mir. Er heißt Heinz Godes und ist ein reicher Nichtstuer." Dann erzählte er dem atemlos lauschenden Stiller den ganzen Sachverhalt, erwähnte auch seinen vergeblichen Versuch, Godes dazu zu bringen, die Konsequenzen zu ziehen. Endlich legte Stiller seine Hand auf die Schulter des Arztes. "Haben Sie vielen Dank, Doktor. Auch Ihrer Braut danke ich." Peter wurde wütend. Er konnte solche Reden schlecht vertragen. "Reden Sie nicht immer von Dank! Das, was wir taten, ist Menschenpflicht, sonst nichts. Eine reine Selbstverständlichkeit. Ich werde mir Daniela noch vornehmen. Wie konnte sie solchen Unsinn machen." "Ja... wie konnte sie..." wiederholte Stiller. "Es ist einfach unfaßbar. Wie konnte sie sich überhaupt mit diesem Kerl einlassen?" Peters Rechte legte sich auf seine Schulter. "Es gibt Dinge, die wir nicht verstehen können. Und man muß Nachsicht üben. Daniela hat früh ihre Mutter verloren, nicht wahr?" "Ja." "Sehen Sie, das ist ein Ansatzpunkt. Sie als Vater konnten ihr keineswegs die fehlende Mutter ersetzen." Stiller zuckte zusammen. "Aber ich habe ihr doch jeden erdenkli-
chen Wunsch erfüllt", sagte er. Peter schüttelte den Kopf. "Das ist es nicht. Das sind materielle Dinge. Ein Kind braucht die Mutter. Ein Mädchen vielleicht noch mehr als ein Junge. Nur sie vermag es, über das Kind zu wachen, es zu behüten, es zu verstehen. Ein Vater kann das niemals. Und dann dürfen Sie eins nicht vergessen: Ihre Tochter hat diesen Mann geliebt, sonst hätte sie ihm nicht alles gegeben. Er enttäuschte sie, indem er sie verließ. Godes hatte keine Ahnung, daß sie ein Kind von ihm erwartete. Er erfuhr es erst durch mich. Es wäre völlig verkehrt, wenn Sie jetzt zu ihm gingen und mit Gewalt etwas zu erreichen versuchten, was wahrscheinlich nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich ist." "Ja, aber wie soll es denn weitergehen? Glauben Sie, daß sich Daniela jetzt mit allem abfinden würde? Niemals... Und ich werde keine ruhige Minute mehr haben." "Herr Stiller", Peter zog den alten Herrn mit sich fort in den Flur, "wollen Sie nicht meiner Braut und mir vertrauen? Wir werden bestimmt einen Weg finden. Und zwar einen Weg, der richtig ist." Stiller sah den Arzt lange an, ehe er endlich erwiderte: "Gut, ich bin einverstanden. Aber tun Sie alles, daß Daniela vernünftig wird. Ich werde ihr wegen des Kindes keinen Vorwurf machen, ganz sicher nicht. Daran soll es nicht liegen." "Sehen Sie, so gefallen Sie mir schon besser. Lassen Sie Daniela jetzt schlafen. Gefahr besteht keine mehr, und Schlaf bringt Heilung. Ich werde später noch einmal nach ihr sehen. Jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich habe noch einiges zu erledigen. Eine Frage noch, sind Sie bereit, Herrn Godes zu empfangen?" "Ja. Aber nur unter einer Bedingung, Doktor. Wenn er kommt, muß er mich um die Hand meiner Tochter bitten. Und er muß den ehrlichen Willen mitbringen, sie glücklich zu machen." "Etwas anderes kommt auch gar nicht in Frage, verlassen Sie sich auf mich." Uschi war schon in der Wohnung, als Peter hinaufkam. Sie sah ihn erwartungsvoll an und deutete auf die Unordnung, dann auf seine Tasche. "War etwas Besonderes, Peter? Das hier sieht ganz so aus, als habe
man dich weggeholt." Er küßte sie zärtlich, drückte sie dann in einen Sessel und meinte: "Ja, ich war bei Daniela. Sie hatte Tabletten geschluckt. Ihr Vater kam früher zurück und traf mich glücklicherweise auf der Treppe. Jetzt ist sie außer Gefahr und schläft. Da fällt mir etwas ein. Sie hat anscheinend keinen Brief hinterlassen, aus dem man eventuell ersehen könnte, was sie zu diesem Schritt trieb. Ich will nachher sowieso noch einmal nach ihr sehen. Vielleicht findet sich dann etwas." Uschi starrte vor sich hin. "Das ist ja furchtbar", sagte sie. "Das hätte ich eigentlich nicht gedacht. Es muß sehr tief bei ihr sitzen. Die Erkenntnis der Mutterschaft scheint sie völlig verwandelt zu haben. Vielleicht ist dadurch erst die Saat der Liebe zu Godes in ihrem Herzen aufgegangen. Wie seltsam doch das Schicksal oft mit den Menschen spielt, nicht wahr? Ist dieser Mann es überhaupt wert? Ich meine, kann er ihr soviel bedeutet haben, daß sie aus dem Leben gehen wollte? Nur, weil er nichts von ihr wissen wollte? Die Angst vor den spöttischen Mienen ihrer Mitmenschen ist es bestimmt nicht. Dazu kenne ich sie doch zu gut." "Wir können nur vermuten, Uschi. Und ob sie uns den Grund jemals nennen wird, wer weiß es...?" "Ja, wer weiß es", wiederholte sie. "Es muß furchtbar für sie sein. Peter, ganz furchtbar. Sie liebt das Leben. Und wenn sie solch einen Schritt tut, so muß es sie heftig gepackt haben. Was hast du nun vor?" Er trat ans Fenster und schaute über die Dächer. "Ich werde noch einmal mit Godes sprechen. Aber vorher muß ich den Grund wissen. Ich glaube nämlich nicht daran, daß er allein dieser Grund ist, Uschi. Ich denke an Elli, diese Frau ist zu allem fähig." Sie horchte auf. "Elli Dörffler", sagte sie leise, "ja, sie ist zu allem fähig, Peter, damit hast du recht. Du meinst, daß er ihr etwas erzählt hat?" "Na, er war doch bei ihr, als ich ihn zu Irene bat. Und er ist bestimmt in ihre Arme zurückgekehrt, hat sich vielleicht bei ihr ausgeweint. Alles übrige kannst du dir doch wohl denken." Sie nickte. "Natürlich. Und es ist auch nicht sehr schwer, sich auszumalen, was Elli tat. Sie wollte Godes nicht verlieren und sprach
mit Daniela! Wer weiß, was sie ihr erzählt hat." "Weißt du was, geh doch mal runter! Besuch Daniela! Sieh zu, ob sie etwas hinterlassen hat, woraus man Schlüsse ziehen könnte. Und wenn sie wach ist, sprich mit ihr. Aber nur ganz kurz." "Gut. Und du wartest?" "Natürlich. Was soll ich denn sonst tun? Und beeil dich, ich will noch zu Godes." Daniela hatte keine Zeile hinterlassen. Kein Wort hatte sie von dem mitteilen wollen, was sie zum Alleräußersten trieb. Und doch gab es etwas, was Zeugnis ablegte über das, was sich ereignet hatte: ein Tonband. Elli Dörffler konnte nicht ahnen, daß Max Stiller im Schreibtisch ein Tonband stehen hatte, das sich bei jedem Telefonat selbständig einschaltete und alle Gespräche festhielt, die auf seinem Anschluß geführt wurden. Daniela kannte diese Anlage, aber in ihrer begreiflichen Erregung hatte sie nicht daran gedacht. Und Elli konnte es sich nur ihrer Bequemlichkeit zuschreiben, daß die Aufnahme ihres Telefongesprächs mit Daniela Stiller existierte. Ihren Vorsatz, zu Daniela Stiller zu fahren umwerfend, hatte sie angerufen. Als Uschi klingelte, öffnete Stiller selber und begrüßte sie herzlich. Er hatte das junge Mädchen längst ins Herz geschlossen. Eine Tatsache, die nicht zuletzt auf Uschis Fürsorge um Daniela beruhte. "Ich habe etwas sehr Interessantes entdeckt", sagte er. "Rufen Sie bitte Ihren Verlobten herunter." Uschi fragte nicht lange, sondern kam seiner Aufforderung sofort nach. Als Peter da war, führte Stiller sie in sein Arbeitszimmer. Mit kurzen Worten erklärte er ihnen das Geheimnis seines Schreibtisches und meinte abschließend: "Und jetzt möchte ich Ihnen jene Stelle des Tonbandes vorspielen, die das Gespräch zwischen Daniela und einer gewissen Elli Dörffler enthält. Hören Sie bitte!" Die beiden beugten sich vor und lauschten. "Stiller." Das war Danielas Stimme - "Hier spricht Elli Dörffler. Sie sind doch Fräulein Stiller, nicht wahr?" "Ja." Eine kurze Pause, dann wieder Ellis Stimme: "Sie wissen vielleicht nicht, daß ich Heinz Godes liebe und er mir die Ehe versprochen hat. Ich höre von ihm, daß Sie die Unverschämtheit haben, zu
behaupten, ein Kind von ihm zu erwarten. Wagen Sie es ja nicht, sich meinem Bräutigam zu nähern. Damit Sie es wissen, er war schon verlobt, als er Sie kennenlernte. Sie werden doch wohl zugeben müssen, daß er unmöglich der Vater Ihres... hm, Kindes sein kann. Wenn Sie sich nicht mehr erinnern können, dann müssen Sie allein damit fertig werden. Auf keinen Fall dulde ich, daß Sie meinen Bräutigam weiterhin belästigen. Sie können sich auch sparen, Doktor Wagner und Doktor Sommer auf ihn zu hetzen. Hüten Sie sich vor mir, ich bin zu allem fähig. Unwahrscheinlich, daß Sie farbloses Geschöpf einem Manne wie Godes überhaupt etwas bedeuten können. Noch unwahrscheinlicher ist Ihre Frechheit, mit der Sie sich für seine damalige Einladung revanchieren wollen. Genügt Ihnen das?" Es folgte keine Antwort. Vielmehr deutete das Knacken darauf hin, daß Daniela aufgelegt hatte. Die drei Menschen sahen sich wortlos an. Peter brach als erster das Schweigen. "Nun, Uschi, hatte ich recht? Diese Frau sollte man in Stücke reißen. Nur sie hat Daniela so weit getrieben. Gut, daß wir dieses Tonband haben. Es wird Ellis Ende bedeuten." "Du solltest es mitnehmen und es Godes vorspielen, Liebling", warf Uschi ein. "Er wird sich freuen, diese Worte zu erfahren." "Das glaube ich auch." Stiller spulte das Band um und reichte es dem Arzt. "Hier, Doktor, ich stelle es Ihnen zur Verfügung. Fahren Sie sofort zu Godes. Ich möchte heute noch wissen, wie er sich dazu stellt." Peter nahm die Kassette ab und steckte sie in die Tasche. "Ich werde sofort fahren. Uschi, du bleibst am besten solange hier. Schau ab und zu mal nach Daniela. Wenn etwas Besonderes ist, ruf mich bei Godes an. Ich nehme an, daß er jetzt zu Hause ist. Ein Tonbandgerät wird er ja hoffentlich haben." "Anzunehmen. Fahr jetzt, ich kümmere mich um Daniela." * Heinz Godes schaute unmutig auf den Diener, der ihm Besuch meldete. "Ich bin für niemanden zu sprechen, Max", fauchte er los, ehe der andere etwas sagen konnte.
"Der Herr läßt sich nicht abweisen. Er sagt, Sie würden ihn empfangen." "Wer ist es denn?" "Doktor Wagner. Es wäre dringend, sagte er..." "Also gut, dann führen Sie ihn herein!" Godes setzte sich hinter seinen Schreibtisch und sah erwartungsvoll auf den Eintretenden. "Ich habe Sie nicht so schnell erwartet, Doktor", sagte er, als Wagner vom Diener ins Zimmer geführt wurde. "Ich dachte auch nicht, daß es noch einmal nötig wäre, Sie aufzusuchen." Peter deutete eine Verbeugung an und zog das Tonband aus der Tasche. "Sie haben sicher ein Gerät zum Abspielen?" Verwundert nickte Godes. "Allerdings. Ist es was Besonderes? Musik werden Sie wohl kaum mitgebracht haben." "Nein, es handelt sich um die Aufnahme eines Gespräches, und die möchte ich Ihnen gern einmal vorspielen." "Na bitte", lachte Godes unsicher, "wenn es sein muß." Er nahm das Tonband entgegen und ging damit zum Musikschrank. Minuten später war das Gerät betriebsfertig. "Stellen Sie den Zähler bitte auf Null und lassen Sie das Band vorlaufen bis einhundertfünfzig. Dann spielen Sie es ab." Godes tat, wie ihm geheißen. Gespannt setzte er sich auf einen neben dem Musikschrank stehenden Hocker und lauschte. Dr. Wagner beobachtete sein Gesicht. Zunächst blieb es gespannt, doch dann veränderten sich die Züge. Erst einmal malte sich Verblüffung darauf ab, die sehr schnell einem zornigen Ausdruck wich, um schließlich in ausgeprägte, echte Wut überzugehen. Er wartete gar nicht erst das Ende des Gespräches ab, sondern sprang auf und schaltete aus. Dann rannte er wie ein gereizter Tiger auf und ab. "Glauben Sie mir, Doktor, an dem, was Elli Dörffler zu Daniela sagte, ist kein Wort wahr. Ich bedaure das außerordentlich. Ich meine diesen Anruf. Bevor Sie kamen, war ich bereits entschlossen, dieser Dame die Meinung zu sagen und mich von ihr zu trennen. Ich werde es nunmehr unverzüglich tun. Und Daniela bestellen Sie bitte, daß ich mich entschlossen habe, sie zu heiraten. Nicht allein wegen des Kindes. Ich habe sie gern. Ich gebe zu, daß ich ihr keine himmelstür-
mende Liebe entgegenbringen kann - noch nicht. Ich muß mich erst von allem lösen, verstehen Sie? Ich will gar nicht von Vergangenem sprechen. Ich will nur versuchen, es auszulöschen." Wagner hob den Kopf. Er hatte Godes mit keinem Wort unterbrochen, sondern auf das Teppichmuster gestarrt. Nun meinte er: "Freut mich, das zu hören. Ich kann Ihnen jedoch eins nicht verschweigen. Daniela hat nach diesem Telefonat eine ziemliche Menge Schlaftabletten geschluckt." Godes wirbelte herum. "Was...?" schrie er. "Und... nun sagen Sie schon, was ist passiert...?" "Es geht ihr gut. Ihr Vater entdeckte es früh genug." "Na, Gott sei Dank", stöhnte Godes auf. "Das würde ich mein Leben lang nicht vergessen können. Hätte ich nur geahnt, was für eine Frau diese Dörffler ist, nicht einen Blick hätte ich ihr gegönnt." "Es ist noch nicht zu spät, Godes." Peter stand auf und trat zu ihm. "Herr Stiller wird wohl gegen Fräulein Dörffler Strafantrag stellen. Und Sie möchte ich nun bitten, mitzukommen. Sprechen Sie mit Danielas Vater und bitten Sie ihn um die Hand seiner Tochter. Er wird einwilligen, wenn Sie ihm beweisen, daß Sie sein Kind glücklich machen wollen. Nun...?" "Ich komme mit, Doktor. Aber vorher fahren wir bei der Dörffler vorbei. Bitte, sagen Sie nicht nein, es ist nötig." Elli Dörffler reiste am nächsten Tag aus der Stadt ab. Heinz Godes war sehr deutlich geworden... Einige Tage später lagen Uschi und Peter nebeneinander auf dem Bett. Es war spät geworden an diesem Abend. Man hatte Danielas Verlobung mit Heinz Godes gefeiert. "So... wir können eigentlich ganz zufrieden sein, Liebster", meinte Uschi. "Wir haben nicht nur Daniela zum großen Glück verholfen, sondern auch uns selber. Morgen schließt du die letzten Verträge, und dann werden wir heiraten." Peter Wagner lag plötzlich nicht mehr neben, sondern auf ihr. Sein erigierter Phallus schob sich zwischen ihre heißen Schenkel. "Wir wollen nicht daran denken, Liebling! Sondern nur daran, daß wir uns lieben, daß wir Sehnsucht haben und diese Sehnsucht stillen müssen...!"
Sie spürte seinen Liebespfahl, merkte, wie er an ihren Schamlippen entlangglitt, die längst feucht waren und sich nun für ihn öffneten. "Ja..." flüsterte sie, "ja, du hast recht, ich habe auch Sehnsucht, Peter! Und ich werde immer Sehnsucht nach dir, nach deinem Körper und deinem süßen kleinen und doch so großen Bruder haben...! Vergiß das nie! Und nun komm... ich erwarte dich...!" Sie spreizte ein wenig die Beine, und sofort drang Peter in sie ein. Behutsam und zärtlich, aber sie wollte mehr. Sie begann sich unter ihm wild zu bewegen, stöhnte und gurrte. "Komm, komm, mein Geliebter! Nimm mich so, als würdest du es zum ersten Male in deinem Leben tun! Leg deine ganze Kraft hinein... ah... ja. So... o Peter, ich liebe dich ja so...!" Sie wurde noch wilder, bewegte sich so heftig, daß er Mühe hatte, in ihr zu bleiben. "Halt die Stellung, Liebling...!" stieß er hervor. "Bleib ruhig, ich bin gleich soweit... oh... ah... jetzt... jetzt..." Und Uschi hob sich an, reckte sich ihm entgegen, um ihn voll in sich aufzunehmen, um ganz deutlich zu spüren, wie er sich in sie verströmte. Und als sie es spürte, überfiel sie der Orgasmus. Weiter wußte sie nichts mehr. Sie war so weit weg gewesen, daß sie nichts mehr bewußt aufgenommen hatte. Und dann war sie neben ihrem Peter eingeschlafen...