Münchner Wanderberge 50 Touren zwischen Füssen und Chiemgau
Siegfried Garnweidner
ROTHER WANDERBUCH
Inhalt
Vorwort...
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Münchner Wanderberge 50 Touren zwischen Füssen und Chiemgau
Siegfried Garnweidner
ROTHER WANDERBUCH
Inhalt
Vorwort Dieses Buch soll Ihnen richtig »Appetit« machen. Appetit auf spannende Klettersteige, gemütliche Hütteneinkehr, atemberaubende Gipfelerlebnisse und eine Hochtour auf den höchsten deutschen Gipfel. Insgesamt 50 Routen werden Ihnen vorgestellt, und nicht bei einer einzigen soll Langeweile aufkommen. Damit für jeden etwas dabei ist, beschränkt sich das Angebot nicht auf reine Wanderungen. Auch die Bergfreunde der etwas »schärferen Art« sollen auf ihre Kosten kommen. Wenn auch die Schwierigkeiten über den ersten Grad nur in Ausnahmefällen hinausgehen und den zweiten Grad nicht überschreiten, so sind doch An- und Abstiege vorgestellt, denen es an einem gewissen »Nervenkitzel« nicht fehlt. Die meisten Touren sind übrigens als Rundwanderungen beschrieben. An- und Abstiegsroute verlaufen also auf verschiedenen Wegen, damit immer wieder neue Eindrücke und Erlebnisse auf uns zukommen können. So unterschiedlich wie die beschriebenen Alpenbereiche, die als »Münchner Wanderberge« anzusehen sind, also die Berge, die an einem Tag oder übers Wochenende von der Bayerischen Landeshauptstadt gut erreichbar sind, so unterschiedlich sind auch die Anforderungen der einzelnen Touren. Neben beschaulichen Bergwanderungen in den Ammergauer Alpen, im Estergebirge, in den Kochelseebergen und im Mangfallgebirge mit ihren ausgedehnten Wäldern, lieblichen Almen und mitunter felsigen Gipfelhöhen, finden wir deutlich rassigere Routen in der Mieminger Kette, im Wetterstein und im Karwendel. Die Brandenberger Alpen mit dem berühmten Rofangebirge liegen in der Schwierigkeit etwa dazwischen, und die Chiemgauer Alpen lassen unsere Wanderarena nach Osten hin wieder beschaulich ausklingen. Bei fast allen Routen sind die Fußwege beschrieben, auch wenn bequeme Auf- und Abfahrten mit Bergbahnen möglich wären. Außer den Wegbeschreibungen mit präzisen Angaben zum Routenverlauf finden Sie auch Anekdoten und Hintergrundinformationen. Der Diplomgeologe Dr. Ulrich Lagally erläutert die geologischen Zusammenhänge, der Pflanzen- und Pilzexperte Edmund Garnweidner die Pflanzenwelt und der Biologe Dr. Ulrich Glänzer die Tierwelt in den Münchner Wanderbergen. Viel Spaß beim Wandern, Kraxeln und Erholen wünscht Siegfried Garnweidner
Vorwort
2
Allgemeine Hinweise
6
Geologie
8
Pflanzenwelt
10
Tierwelt
12
1 Säuling, 2048 m Über das Säulinghaus
16
2 Kreuzkopf, 1910 m Über den Ochsenälpeleskopf
19
3 Hochplatte, 2082 m Überschreitung von Linderhof
22
4 Klammspitze, 1924m Von Linderhof
25
5 Teufelstättkopf, 1758m Über das Äugust-Schuster-Haus
28
6 Kofel, 1342 m Von Oberammergau über die Kolbenalm
31
7 Ettaler Manndl, 1633m Von Ettal über den Manndlweg
33
8 Frieder, 2050 m Über den Prinzregentensteig
35
9 Schellschlicht, 2053 m Überschreitung über den Hohen Brand
38
0 Wannig, 2493 m Vom Fernpaß
40
1 Hohe Munde, 2 6 6 2 m Von der Rauthhütte
42
2 Obere Wettersteinspitze, 2298m Von Leutasch über den Franzosensteig
45
3 Schachenhaus und Meilerhütte, 2366m Über den Schachenweg
48
4 Zugspitze, 2962 m Durch das Höllental
52
5 Pleisenspitze, 2569m Über die Pleisenhütte
57 3
60
35 Guffert, 2195 m Von Steinberg
118
17 Soiernspitze, 2257 m Von Krün über die Schöttelkarspitze
64
36 Halserspitze, 1863 m Durch die Wolfsschlucht
121
18 Wank, 1780 m Von Höfle
67
37 Roß- und Buchstein, 1701m Über Sonnbergalm und Tegernseer Hütte
126
70
38 Risserkogel, 1826m Über den Westgrat
130
73
39 Hirschberg, 1670m Über die Rauheckalm
133
21 Jochberg, 1565 m Vom Kesselberg
76
40 Fockenstein, 1564m Über die Aueralm
136
22 Zwiesel, 1348m Vom Gasthaus Waldherr
78
41 Bodenschneid, 1669m Von der Monialm
139
23 Schönberg, 1620m Von Lenggries über das Seekarkreuz
81
42 Schinder, 1808 m Über die Trausnitzalm
143
84
43 Hinteres Sonnwendjoch, 1986 m Aus der Valepp
146
88
44 Rotwand, 1884 m Über die Wildfeldalm
149
26 Schafreuter, 2102 m Durch das Lecktal
91
45 Breitenstein, 1622 m Von Birkenstein über die Hubertushütte
152
27 Gamsjoch, 2452 m Aus der Eng
94
46 Wendelstein, 1838 m Vom Sudelfeld über die Lacherspitze
28 Juifen, 1988m Über die Falkenmoosalm
97
47 Trainsjoch, 1707m Über die Trockenbachalm
159
100
48 Brünnstein, 1619m Von Oberaudorf
162
30 Sonnjoch, 2457 m Aus dem Falzthurntal
103
49 Hochries, 1568 m Über die Seitenalm
165
31 Lamsenspitze, 2508 m Von der Gramaialm
105
50 Hochgern, 1748m Über das Hochgernhaus
168
32 Kotalmjoch, 2122 m Vom Achenseehof über die Kotalm
109 Stichwortverzeichnis
172
16 Wörner, 2474m
Über die Hochlandhütte
19 Krottenkopf, 2086m Über Kuhflucht und Fricken 20
24
Heimgarten, 1790m Von Walchensee über den Herzogstand
Benediktenwand, Aus der Jachenau
1800m
25 Demeljoch, 1924m Über Schürpfeneck und Dürnbergjoch
29
4
Mondscheinspitze, 2 1 0 6 m Überschreitung von der Gernalm
33 Rofanspitze, 2259 m Überschreitung von Steinberg nach Buchau
112
34 Kienberg, 1786m Über die Jocheralm
116
1 55
5
Allgemeine Hinweise Anforderungen Die meisten Wanderungen verlaufen auf markierten Wegen und Pfaden. Dennoch sind vielfach Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich. Länge und Höhenunterschiede vieler Wanderungen setzen eine entsprechende Kondition voraus. Um die jeweiligen Anforderungen auf den ersten Blick besser einschätzen zu können, werden die Wandervorschläge entsprechend bewertet: Leicht Diese Wanderwege sind gut markiert, meistens ausreichend breit und im Normalfall nur mäßig steil. Sie erfordern kaum Bergerfahrung und können oft auch bei Schlechtwetter verhältnismäßig gefahrlos begangen werden. Mittel Diese Bergwanderwege sind in der Regel ausreichend markiert und teilweise schmal; einzelne Stellen können gesichert sein. Für die Begehung dieser Wege werden deshalb Trittsicherheit und eine gute Kondition vorausgesetzt, an kurzen ausgesetzten Passagen auch Schwindelfreiheit. Bergerfahrung und eine passende Ausrüstung (z.B. festes Schuhwerk) sind nötig. Schwierig Diese Wege und Steige, manchmal markiert, manchmal aber auch weglose Routen, erfordern absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit und sind konditionsstarken Bergwanderern und Bergsteigern vorbehalten, die sich auch im weglosen Gelände mühelos zurechtfinden können. Der Gebrauch der Hände zur Fortbewegung im steilen, felsigen Gelände kann nötig sein (Felsstellen l, ausnahmsweise auch II). 6
Gefahren Obwohl die meisten Wanderungen dieses Führers gebahnten bzw. markierten Wegen oder Steigen folgen, ist an einigen abrutschgefährdeten Stellen erhöhte Vorsicht angebracht. Dies gilt besonders bei Querung von Steilhängen oder hartgefrorenen Altschneefeldern sowie im steinschlaggefährdeten Gelände. Verschlechtert sich das Wetter auf einer Tour deutlich, so ist Mut zur Umkehr erforderlich. Bei Überforderung sollte man sich auch mit einem Teilziel zufriedengeben. Ausrüstung Feste Schuhe mit Profilsohle, strapazierfähige Hose sowie Rucksack mit Pullover, Regenschutz, Anorak und Tourenproviant (Wasserflasche) sowie Verbandszeug werden empfohlen. Gehzeiten Die Zeitangaben sind zwar reichlich bemessen, enthalten jedoch nur die reine Gehzeit. Als Faustregel gelten etwa 400 Höhenmeter pro Stunde im Aufstieg und 600 Höhenmeter pro Stunde im Abstieg. Einkehr und Übernachtung In der Kurzinfo werden alle an der Wanderroute gelegenen Stützpunkte angeführt. Da die Öffnungszeiten außerhalb der Saison witterungsabhängig sind, empfiehlt es sich, vorher Erkundigungen einzuziehen. Bergbahnen Bei einigen Touren bieten sich Bergbahnen als Aufstiegshilfen an, manche davon verkehren jedoch nur in der Hauptsaison.
Anfahrt Die meisten Ausgangspunkte sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Manchmal jedoch ist die Anfahrt mit dem eigenen Fahrzeug unerläßlich. Hinweise zur Anfahrt erfolgen in der Kurzinfo. Beste Wanderzeit In den Münchner Hausbergen kann man (fast) immer wandern, teilweise auch im Winter. Klassische Wanderzeit ist natürlich der Herbst. Dafür haben im Hochsommer alle Hütten, Almwirtschaften und Berggasthäuser geöffnet. Der Frühsommer ist die beste Jahreszeit für Blumenfreunde. Touren, die sich auch für den Winter eignen, sind durch ein Symbol hervorgehoben - sie sind erfahrenen und entsprechend ausgerüsteten Berggehern vorbehalten und sollten nur während schneearmer und möglichst eisfreier Wetterperioden durchgeführt werden (Lawinensituation beachten). Kinder Man sollte den Nachwuchs weder unter- noch überschätzen; Kinder sind in der Regel wesentlich belastbarer, als (über-)vorsichtige Eltern glauben. Man muß sie aber auch begeistern können, ihre Phantasie anregen: Langeweile ist Gift für jede Familienwanderung, Kinder lieben das Abenteuer! Wanderungen, die für Familien mit Kindern empfohlen werden können, sind durch ein Symbol hervorgehoben. Weglänge bzw. Dauer der Tour spielen hierbei eine untergeordnete Rolle - diese müssen die Eltern (Kinder) selbst einschätzen. Das Symbol besagt vielmehr, daß der Weg viele für Kinder interessante Abschnitte oder Geländepunkte bietet, wie Bäche, Seen, Höhlen, Tiergehege usw.
Tips für Bergwanderer Mit Rücksicht auf die Umwelt in Gruppen oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen. Platzsparend und rücksichtsvoll parken, gegebenenfalls um Erlaubnis bitten. Markierte Wege nicht verlassen, Gatter schließen, an Zäunen den Durchschlupf oder die »Hühnerleiter« benutzen. Keine Steine lostreten. Abfall wieder ins Tal mitnehmen. Alle Pflanzen und Tiere respektieren. Sonnseitige Touren frühzeitig beginnen und genügend Flüssigkeit mitnehmen (keinen Alkohol!), kurze Rast nach zwei Stunden einlegen. Wettervorhersagen und aktuelle Wetterentwicklung beachten, gegebenenfalls rechtzeitig umkehren. Sich nicht überfordern, bei gleichmäßigem Tempo nicht an der Leistungsgrenze gehen. Teleskopstöcke sind, vor allem bergab, eine wertvolle Hilfe. Zu Hause bzw. im Quartier das geplante Tourenziel angeben. Alpines Notsignal: 6 x pro Minute akustisches oder optisches Signal (Rufen, Pfeifen, Winken, Blinken mit Taschenlampe), und dies so lange, in Abständen von einer Minute, bis eine Antwort (Signal 3 x pro Minute) erfolgt. Karten Die den einzelnen Wandervorschlägen beigegebenen Kartenausschnitte mit Routeneintragung sind ein wesentlicher Bestandteil des Führers. Zur besseren Übersicht werden die Wanderkarten im Maßstab 1:50.000 von Freytag & Berndt sowie des Bayerischen Landesvermessungsamts empfohlen. 7
Geologie Morphologischer Überblick Vor allem nach der Höhenlage ihrer Gipfel unterteilen die Geographen die oberbayerischen Alpen in die Nördlichen Kalkhochalpen mit Karwendelgebirge, Loferer und Leoganger Steinbergen, Berchtesgadener Alpen sowie in die Schwäbisch-Oberbayerischen Voralpen mit Ammergebirge, Niederwerdenfelser Land, Kocheier Bergen, Mangfallgebirge, Kufsteiner Becken und Chiemgauer Alpen. Die Voralpen erreichen maximale Gipfelhöhen um 2000 Meter, die Kalkhochalpen nahezu 3000 Meter. Im Westen sind die Gebirgszüge in Ost-West verlaufende Ketten angeordnet; weiter im Osten, vor allem im Berchtesgadener Raum, gehen sie in blockartige Plateauberge über. Besonders die aus plattigen und geklüfteten Kalksteinen bestehenden Hochflächen sind z.T. stark verkarstet und haben Reste von alten Verebnungsflächen aus der Tertiärzeit erhalten. Bereiche mit Hochgebirgscharakter werden weitgehend aus Kalk- und Dolomitgesteinen der Trias-Zeit aufgebaut. Die nördlich anschließenden Voralpen bestehen dagegen aus kalkig-sandig-mergeligen Flyschund Helvetikumserien und weisen oft Mittelgebirgscharakter auf. Geologische Gliederung Für weite Teile der Nördlichen Kalkund der Voralpen besitzen geologische Baueinheiten, die sich von Tirol und Salzburg in den oberbayerischen Raum hinein erstrecken, besondere Bedeutung. Diese Komplexe unterscheiden sich durch ihre Gesteinsausbildung, Lagerungsverhältnisse und Deformation. Von Sü8
den nach Norden folgen auf die Kalkalpine Zone die Flysch-Zone, die Helvetikum- und UltrahelvetikumZone und die Faltenmolasse-Zone. Der südlichste in Oberbayern gelegene Alpenbereich ist die Kalkalpine Zone (Oberostalpin, Nördliche Kalkalpen). Sie umfaßt den Hauptteil der oberbayerischen Kalkhochalpen und der Voralpen. Daran schließt nach Norden die FlyschZone an. Das Kalkalpin gliedert sich in die Baueinheiten »Allgäu-Decke«, »Lechtal-Decke« und »InntalDecke«. Dabei handelt es sich um riesige Pakete von Gesteinen mit unterschiedlicher Geschichte, die bei der Gebirgsbildung eine wesentliche Rolle gespielt haben. Die Flysch-Zone ist ein schmaler, meist nur wenige Kilometer breiter Streifen am Alpennordrand. Die Bezeichnung »Flysch« stammt aus der Schweiz und bedeutet so viel wie »fließen«, vermutlich weil an den Berghängen oft Rutschungen auftreten. Morphologisch tritt sie weniger auffällig in Erscheinung als die Kalkalpen, da sie vorwiegend aus weichen, erosionsanfälligen Gesteinen besteht. Gesteine der Helvetikum- und Ultrahelvetikum-Zone sind im oberbayerischen Alpenanteil nur in einem oft nur wenige hundert Meter breiten, nach Osten ausdünnenden schmalen Saum aufgeschlossen. Die Serie stellt ein unvollständig ausgebildetes, durch tektonische Vorgänge unterdrücktes, nur geringmächtiges Schichtpaket dar. Nur in den Köcheln des Murnauer Mooses, bei Bad Heilbrunn, zwischen Tegernsee und Schliersee sowie bei Neubeuern und Rohrdorf können wir Vorkommen dieser Gesteine finden.
Die Faltenmolasse-Zone am nördlichen Alpenrand und in seinem Vorland wird geologisch ebenfalls zu den Alpen gerechnet. In Oberbayern weist sie - im Gegensatz zum Allgäu - keine besonders markanten Gipfel auf. Bei der Molasse handelt es sich um Ablagerungen, die bei der Hebung des Alpenkörpers in einem nördlich davon gelegenen Becken entstanden sind.
Durch die Gebirgsbildung wurden ihre südlichsten Teile von ihrer Unterlage abgeschert, nach Norden verfrachtet und dabei in mehrere Mulden gefaltet. Der direkte Einfluß der Alpenentstehung ging so weit ins Vorland hinaus, daß sogar der Hohenpeißenberg zwischen Weilheim und Schongau - nur wenige Meter fehlen - beinahe noch ein Alpengipfel geworden wäre.
Messerstichkalk (entstanden durch verwitterte Einschlüsse von Kleintieren, z.B. Muscheln).
9
Pflanzenwelt Nirgends zeigt die Pflanzenwelt eine derartige Vielfalt wie im Hochgebirge. Temperatur, Niederschlag und Schneebedeckung bestimmen entscheidend die Zusammensetzung des Pflanzenkleides der verschiedenen Höhenlagen. Die tieferen und mittleren Lagen unserer bayerischen und Tiroler Berge sind von Natur aus von einem dichten, geschlossenen Waldkleid bedeckt. Ab 1800 Meter aufwärts schließt sich die Latschenzone an, und erst oberhalb etwa 2100 Meter folgen Zwergsträucher und Matten. Unterbrochen wird die Pflanzendecke durch steile Felswände, Schutthänge und natürlich die auf den Menschen zurückgehenden Rodungsflächen, die als Almweiden genutzt werden. Bergwälder Die naturnahen Bergwälder der Alpen bestehen in Höhenlagen bis etwa 1300 Meter vorwiegend aus Rotbuchen und Weißtannen, zu ei-
nem geringen Anteil auch aus Fichten. An feuchten Stellen, vor allem in Schluchten, gesellen sich Bergulme, Esche und Bergahorn hinzu. Sonnige, wasserdurchlässige Südhänge werden dagegen oft von der Kiefer beherrscht. Mit zunehmender Höhe nimmt der Fichtenanteil rasch zu, und ab 1700 Meter gibt es in den Bayerischen Alpen kaum noch andere Baumarten. Die Bergwälder werden seit Jahrhunderten zur Holzgewinnung genutzt und auch heute noch vielfach durch frei herumlaufendes Weidevieh nachhaltig in ihrer Entwicklung beeinflußt. Auch das Rotwild trägt zur Dezimierung der Tanne und der Laubbäume bei, so daß häufig stark verlichtete Fichtenwälder vorherrschen. Sie können vor allem in Steillagen dem starken winterlichen Schneedruck auf Dauer nicht standhalten. Lawinen und Murenabgänge sind die Folge und bedrohen die Menschen im Tal. Natürliche, weitgehend unberührte
Stengelloser Enzian.
Alpen-Küchenschelle.
10
Bergwälder gibt es allenfalls noch an einigen unzugänglichen Felsköpfen, an schwer zugänglichen Steilhängen oder in Schluchten. Latschenfelder Die Latsche mit ihren meterweit über dem Boden kriechenden Stämmen erträgt große Schneehöhen. Sie verhindert selbst bei extremen Wetterlagen Lawinenabgänge und bildet zudem einen hervorragenden Erosionsschutz. Sie wächst überaus dicht und duldet kaum andere Pflanzenarten. Lediglich an felsigen Kämmen oder an feucht-kühlen Nordseiten können ihr andere Sträucher wie Grünerle oder Alpenrosen zu echten Konkurrenten werden.
sung der über 2000 Meter vorherrschenden Zwergstrauch- und Mattenregion. Holzgewächse treiben ihre Stämmchen meist nur noch knapp über dem Boden; einige Zwergweiden wachsen mit ihrem Astwerk sogar unterirdisch. Viele Pflanzen entwickeln ein ausgesprochenes Polsterwachstum und schaffen sich so eine Reihe von Vorteilen. Sie nutzen die in den Hochlagen gerade unmittelbar über dem Boden beträchtliche Sonneneinstrahlung für die kurze Vegetationszeit. Außerdem haben sie einen guten Schutz vor Sturm, Schnee und Kälte.
Zwergstrauch- und Mattenregion Eine bis 8 Monate im Jahr anhaltende Schneebedeckung, aber auch die starken Fröste an den ausgesetzten und im Winter oft schneefrei bleibenden Kämmen und Graten verlangen eine extreme Anpas-
Schuttfluren Lockere, steinige Reissen und Abhänge sind den Schutt- und Geröllpflanzen vorbehalten. Eine ständige Bewegung des losen Gesteins verhindert eine dichtere Vegetationsdecke. Daher findet man die typischen Schuttpflanzen wie Gemskresse, rundblättriges Täschelkraut oder Alpenmohn nie auf Matten oder Weiden.
Blauer Eisenhut.
Soldanella.
11
Tierwelt Wandert man im Gebirge, begegnet man Pflanzen und Tieren, die auch im Flachland vorkommen, jedoch auch vielen Arten, die es nur im Gebirge gibt. Das größte und stattlichste Tier, dem wir auf Bergtouren begegnen können, ist der Rothirsch. Im Sommer können wir ihn oft in größeren Rudeln weit über der Waldgrenze auf den alpinen Rasen beobachten. Capreolus capreolus, so lautet der wissenschaftliche Name für das Reh. Es steigt nicht so hoch wie der Hirsch und ist meist nur im Wald anzutreffen. Den Wanderer kann das »Bellen« der Rehe erschrecken und ihm schon mal durch die Glieder fahren, wenn er unverhofft sehr nah auf das scheue Waldtier trifft. Im Wald, besonders in größeren Altholzflächen, sind nicht selten Auerhühner, unsere größte Rauhfußhuhnart anzutreffen, die dann mit polterndem Flügelschlag abfliegen. Die Hähne haben ein bläulichschwarzes Federkleid, die Hennen ein bräunliches Fleckengefieder mit orangem Hals. Murmeltier.
12
Das rebhuhngroße Haselhuhn kann uns schon mal mit schwirrendem Flug vor den Füßen wegfliegen. Man erkennt diese Tiere am schwarzbraunen Saum am Schwanz und, wenn man sie ruhig beobachten kann, an der Federholle am Kopf. Die Garns ist eigentlich eine Schalenwildart, die ihren Lebensraum oberhalb der Waldgrenze hat. Bei schlechtem Wetter suchen die Gemsen aber auch Wälder zum Schutz auf. Auf dem Kopf tragen beide Geschlechter eine Krücke, ein hakenförmiges Gehörn. Die Tiere lassen den Wanderer oft recht nah heran, bevor sie mit einem nasalen Pfeifen warnen. Die Garns ist eine charakteristische Tierart des Gebirges und kommt im gesamten Alpenbogen vor. Im Sommer ist sie lehmfarben mit einem Aalstrich auf dem Rücken, während sie im Winter fast schwarz wirkt. Auch das Murmeltier warnt vor Adler, Fuchs oder Wanderer durch Pfeifen. Dies ist jedoch ein schrilles, weittragendes Pfeifen. Das Murmeltier ist ein Nager, der einen ausgeprägten Winterschlaf in seinen Höhlen hält. Im Sommer macht es viel Spaß, den munteren Gesellen bei ihrem oft nicht sehr friedvollen Familienleben auf den bunten Almwiesen zuzuschauen. Das Murmeltier kommt nur dort vor, wo es offene Almen antrifft und der Untergrund das Anlegen von Bausystemen zuläßt. Oberhalb der Waldgrenze und im Bereich der Almen, Latschen und Grünerlen, wo sich der geschlossene Wald auflöst, kann man das Birkhuhn beobachten. Die blauschwarzen Hähne kullern und zischen wäh-
Steinböcke im Karwendel, unterhalb der Rappenspitze. rend der Balz im Frühjahr und seltener auch im Herbst. Die Birkhennen sind kleiner als die Hähne und haben ein kleingeflecktes braunes Gefieder, das sie bei der Brut auf dem Bodennest fast unsichtbar macht. Ein besonders stattliches Tier ist der mächtige Steinbock. Sein mittelbraunes Fell, der tonnenförmige Rumpf auf kurzen, starken Beinen und das dick geriffelte, bis über einen Meter lange Gehörn machen ihn zum Beherrscher der Felsen. Steinböcke sind unglaublich gute Springer und wissen, daß sich kein Feind in die Felsen wagt, in denen sie scheinbar schwerelos herumturnen. Böcke und Geißen mit Jungen stehen in eigenen Rudeln, nur in der Paarungszeit sieht man die alten Böcke bei den Geißrudeln. Die Schneehasen und Schneehühner habe sich für den Winter eine besondere Tarnung ausgedacht. Beide Tierarten sind zu dieser Zeit
fast weiß und dann nicht mehr auf dem Schnee zu erkennen. Sie schützen sich besonders vor dem Adler, der immer aus großer Höhe sein Revier nach Beute absucht. Im Frühjahrkann man die Schneehühner an ihrem knarrenden Ruf besonders leicht erkennen. Beide Tierarten färben sich im Frühjahr um. Das Schneehuhn ist dann fast vollständig steingrau gefleckt, der Schneehase hat sich einen schmutzigbraunen Balg angelegt. Sie sind dann ebenfalls wieder gut getarnt vor den Freßfeinden. Schneehühner verlassen den Bereich oberhalb der Waldgrenze nie, sie scharren sich wie Auer- und Birkhühner - Schneehöhlen und sind dort vor Kälte und Wind geschützt. Zur Nahrungssuche im Winter gehen sie in Südhanglagen, wo der Schnee bald wieder abrutscht, und nehmen ihre Pflanzennahrung auf. Schneehühner sind wahre Überlebenskünstler. 13
14
15
Säuling,2048 m Über das Säulinghaus Modegipfel mit Klettersteigeinlage Der Ammergauer Aussichtsgipfel par excellence ist der Säuling. Da gibt es keine Zweifel. So eine Schau ins weite Lechtal hinaus, nach Reutte hinab, rundum in die Ammergauer Alpen, mit der Zugspitze im Hintergrund, aber auch zum Forggensee mit den beiden vorgelagerten Königsschlössern Hohenschwangau und Neuschwanstein hat kein anderer Gipfel zu bieten. Dieses umfassende Gipfelpanorama ist aber nur ein Höhepunkt der schönen und beliebten Wanderung. Das zweite Glanzlicht ist das Säulinghaus. Genau am richtigen Ort plaziert, mit einer gemütlichen Terrasse ausgestattet und von einem zünftigen Wirt geführt, wäre diese Hütte allein schon Grund genug für einen Besuch des Säulings.
Schloß Neuschwanstein.
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Talort: Pflach, 840 m, bei Reutte. Ausgangspunkt: Parkplatz am Lettenbach, 900 m. Busverbindung von Reutte und Füssen. Gehzeit: 6.15 Stunden. Höhenunterschied: 1148 m im Auf und Abstieg. Anforderungen: Bis zum Säulinghaus ist die Wanderung einfach. Danach etwas ausgesetzter Klettersteig, der Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erfordert. Einkehr: Im Säulinghaus (auch Übernachtung). Jause in der Dürrebergalpe.
Blick vom stillen Ostgipfel zum stark besuchten Westgipfel des Säuling. Vom Parkplatz folgen wir ein Stück dem asphaltierten Fahrweg und gehen an der Straßenabsperrung vorbei zum gut markierten Wanderweg. Er führt im Wald hoch über dem Lettenbach und dem Klemmtalbach gegen Nordosten und überquert mehrmals Fahrwege, zuletzt bei etwa 1350 m. Die Markierungszeichen führen geradewegs zum malerisch in einer Waldlichtung gelegenen Säulinghaus, 1693 m. Von dort wird der weitere Anstieg etwas mühsam. Steil und mit Eisenketten gut gesichert müssen wir uns in den Säulingsattel hinaufkämpfen. Im weiten Sattel öffnen sich erstmals freie Blicke ins Ostallgäu,
hinunter nach Hohenschwangau und zum benachbarten Tegelberg. Vom Sattel gehen wir der Staatsgrenze folgend nach rechts (gegen Südosten), anfangs auf gutem Weg, zum Schluß wieder durch die Felsen und zum Gipfelkreuz auf 2038 m. Damit haben wir aber das Ziel der Bergtour noch nicht erreicht. Vom Kreuz geht's nämlich noch ein wenig hinab, in eine kleine Scharte hinein und zum Hauptgipfel des Säuling, 2048 m. Der Abstieg erfolgt zunächst entlang der Aufstiegsroute. Wer Zeit hat, sollte sich das Vergnügen gönnen, unterhalb des Brunstgrates am Fahrweg zum Pflacher Älpele und 17
Kreuzkopf, 1910 m Über den Ochsenälpeleskopf Verschwiegenes im Ammerwald Mit den Modebergen ist das so eine Sache. Sie sind oft hoffnungslos überlaufen, und am Gipfel findet man nicht einmal ein kleines Fleckerl für eine gemütliche Rast. Wer auf den Ochsenälpeleskopfund den Kreuzkopf steigt, ist besser dran, denn nur wenige kennen diese Berge. Und trotzdem ist die Wanderung durchaus lohnend, gerade recht für einen erlebnisreichen Sonntagsausflug. Sie ist geprägt von schönen, lichten Wäldern, lieblichen Almen und zackigen Gipfelanstiegen, also eine typische Voralpentour. Vor allem die Gipfelblicke von beiden Zielen, dem Ochsenälpeleskopf (auch Alpeleskopf oder Hirschfäng genannt) und dem Kreuzkopf, sind rundum prächtig. Sie reichen von den Ammergauer in die Lechtaler und hinaus bis weit in die Allgäuer Alpen. Das kritischste Stück der Rundwanderung ist der Felsensteig zwischen Kuhkarjoch und Kreuzkopf. Er bereitet zwar keine technischen Schwierigkeiten, ist aber sehr steil und ziemlich ausgesetzt. Wer also nicht trittsicher und schwindelfrei ist, der sollte sich mit dem Ochsenälpeleskopf als Höhepunkt der Tour begnügen - und der ist wahrlich leicht zu erreichen. Wie aus dem Bilderbuch: die Schau vom Säuling auf den Forggensee und ins Ostallgäu. auf einem schmalen Steig weiter zur Dürrebergalpe, 1438 m, zu gehen. Die Jausenstation besitzt eine schöne Aussichtsterrasse, die zu ei-
18
ner letzten Rast einlädt. Von dort kommt man auf einem schmalen Wanderweg gegen Nordwesten wieder zum Ausgangspunkt zurück.
1102 m.
Gehzeit: 5 Stunden. Höhenunterschied: 1013 m im Aufund Abstieg. Anforderungen: Bis zum Ochsenälpeleskopf leichte Wanderung. Der Gipfelanstieg zum Kreuzkopf und der Abstieg durch das Kuhkar erfordern Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und ein gutes Orientierungsvermögen. Einkehr: Nur im feinen Hotel Ammerwald am Ausgangspunkt.
Vom Hotel Ammerwald bummeln wir gegen Nordwesten am Forstweg zur Staatsgrenze und halten uns beim Jagdhaus links, wo wir auf
dem guten Schützensteig in dichten Wald hineinkommen. Nach einem Wasserfall verlassen wir den Wald und stoßen in einen Sattel. Dort
Talort: Plansee, 979 m, kleine Siedlung am gleichnamigen, fjordartig zwischen steilen Bergen eingeklemmten See. Wer abgehärtet ist, kann an heißen Sommertagen ein Bad in dem kristallklaren Bergsee einplanen. Ausgangspunkt: Hotel Ammerwald,
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sigen Grat zusammenschnürt. Dann wird es etwas mühselig. Ist es am Grat gar zu luftig, können wir nach rechts ausweichen. Durch Latschengebüsch und über griffige Kalkfelsen kämpfen wir uns zu einem Geländepunkt hinauf, der in manchen Karten mit 1766 m angegeben ist. Dort folgen wir dem Gratverlauf nach links (gegen Süden) und steigen am Grat oder wieder knapp rechts daneben kurz etwas abwärts und zum Ochsenälpeleskopf, 1905 m, hinauf. Wer dieses Abenteuer scheut, kann auch bequem und einfach über die Hirschwängalpe und den Gipfel-Ostrücken zum Ochsenälpeleskopf aufsteigen. Der Weiterweg nach der ersten Gipfelrast führt auf einem steilen Weglein
nach Süden in das Kuhkarjoch hinab und dann sehr steil und etwas pfiffig zum Kreuzkopf hinauf. Es gibt zwei interessante Abstiegsrouten. Die eine führt entlang der Aufstiegsroute in das Kuhkarjoch und dann auf einem schmalen Wanderweg zum OchsenälpeleskopfOstrücken. Sie verläuft gemütlich zur Hirschwängalpe und am Aufstiegsweg zum Ausgangspunkt zurück. Man kann auch auf einem schmalen, stellenweise verfallenen Steig durch das Kuhkar absteigen und kommt so etwas südlich des Hotels Ammerwald in das Tal hinab, weshalb man rund 10 Minuten auf der Fahrstraße zum Hotel Ammerwald zurückgehen muß.
Aufstieg zum Ochsenälpeleskopf. Die Ammerwaldalm im Graswangtal, im Hintergrund der Kreuzkopf und der Ochsenälpeleskopf. wandern wir nach links, überschreiten einen kleinen Bachlauf und steigen gegen Süden im schütteren Wald weiter. Schließlich erreichen wir eine schwach ausgeprägte Ge-
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ländeerhebung, die sich von rechts herabzieht. Bringen wir ein wenig Orientierungsgabe mit, können wir dort weglos hinaufgehen, bis sich der Rücken zu einem schmalen, fel-
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Hochplatte, 2082 m Überschreitung von Linderhof Auf die Hochplatte zum »Fensterin« Die Aufgaben sind in den Ammergauer Alpen klar verteilt. Für Muskelkater und Knieschnackler, ein wenig Schwindelgefühl und grandiose Gipfelerlebnisse ist die Hochplatte zuständig, egal, von welcher Seite man sie angeht. Alle Routen sind lang und mühsam, auch die hier vorgestellte, die als klassische Überschreitung dieses beliebten und geschätzten Berges auch noch die Krähe als Zweitgipfel im Angebot hat. Der gesamte Aufstieg, die lange Gratüberschreitung und weite Teile des Abstiegs sind mit landschaftlichen Höhepunkten gespickt, und deshalb sollte man sehr früh aufbrechen, damit man diese Schönheiten auch wirklich genießen kann. Ganz leicht ist diese herrliche Bergfahrt natürlich nicht. Ein bisserl Erfahrung im alpinen Gelände, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sollten Sie schon mitbringen. An den Stellen, wo es besonders rassig hergeht, sind zwar stabile Drahtseile zum Festhalten gespannt, doch luftig geht es allemal zu.
Talort: Linderhof, 942 m, im stillen Graswangtal. Der kleine Ort ist berühmt für das Märchenschloß von König Ludwig II. Busverbindung von Oberammergau. Ausgangspunkt: Ammerwaldalm, 1102 m.
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Gehzeit: 7.35 Stunden. Höhenunterschied: 1100 m im Aufund Abstieg. Anforderungen: An einigen kurzen Stellen am Gipfelgrat sind Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich (teilweise Drahtseile). Einkehr: In der Ammerwaldalm am Ausgangspunkt oder (recht vornehm) im Hotel Ammerwald.
Vom Parkplatz beim Wirtshaus Ammerwaldalm folgen wir erst einmal 5 Minuten lang dem Sträßchen bis zur Straßenverzweigung. Dort geht es dann nach rechts und gegen Norden in das Roggental hinein. Im engen Talgrund bleiben wir auf dem schmalen Weglein, das nur mäßig ansteigt, bis wir auf einem Steg, der bei nassem Wetter enorm rutschig ist, den Roggentalbach queren. Anschließend wird es steil. Auf der linken Bachseite plagen wir uns durch den Blassenwald hinauf und nutzen bei heißem Wetter die Erfrischungsmöglichkeit an einem kleinen Wasserfall. Anschließend wechseln wir wieder auf die andere Bachseite. In 1459 m Höhe gabelt sich der Weg. Wir halten uns rechts und folgen der Pfadspur über einen stark erosionsbedrohten Hang durch wildes Berggelände ins Weitalpjoch hinauf. Der weitere Anstieg ist wieder etwas flacher. Er führt im Joch links und durch karstiges Gelände etwas ungemütlich über ausgewaschene
Kalksteine gegen Nordwesten zu einem schmalen Grat hinauf. Auf diesem Grat, dem Gamsangerl, ist für nicht ganz schwindelfreie Wanderer mit Drahtseil ein Geländer zum Festhalten gespannt. Wir folgen dem Grat in leichter Steigung, doch schwingt sich der Weg bald wieder auf und wendet sich etwas nach rechts in den stark geneigten Hang hinein. Zuletzt müssen wir uns links halten und steil zum Gipfel der Hochplatte hinaufgehen. Zum Abstieg folgen wir entweder der Aufstiegsroute zurück oder dem Gratverlauf nach Westen. Dort kommen wir über einige luftige Stellen, die aber gut mit Drahtseilen gesichert sind, zum Fensterl. Das Fensterl ist eigentlich ein Doppelfenster. Die reizvollen Felsenlöcher gewähren eindrucksvolle Durchblicke. Von dort kann man zur Roggentalgabel in knapp 10 Minuten absteigen und vor der Hochblasse entweder gegen Osten durch das Roggental oder gegen 23
Klammspitze, 1924 m Von Linderhof Rundtour der Extraklasse Bei der Planung der Tour zur Großen Klammspitze kann man ganz schön in die Klemme kommen. Angesichts der weiten Runde und des Höhenunterschieds von immerhin fast tausend Metern mag manch unbedarfter Bergfex ins Grübeln kommen. Wer die Wanderung deshalb auf zwei Tage verteilen will, der kann in den Brunnenkopfhäusern übernachten. So kann man am ersten Tag den Brunnenkopf besiegen, und am zweiten Tag dann die Klammspitze mit dem Feigenkopf angreifen. Bergfreunde, die auf Gipfel nicht gar so narrisch sind, kommen auch auf ihre Kosten. Sie begnügen sich mit einem 1,5 bis 2-Stunden-Ausflug zu den Brunnenkopfhäusern und lassen sich dafür zu einer gemütlichen Brotzeit im Hütten-(Bier-)Garten nieder. An diesem Berg kann also jeder auf seine Weise glücklich werden.
Die Ammergauer Hochplatte. Westen durch das Köllebachtal absteigen. Wer noch Kraft hat sollte aber vom Fensterl noch zur Krähe aufsteigen und steil und felsig vor dem markanten Felsenturm des Gabelschrofens in den Gabelschrofensattel absteigen. Vom Sattel geht man dann über dem Schwangauer Kessel unter besonders markanten Felsen24
Talort: Linderhof, 942 m, im stillen Graswangtal. Der kleine Ort ist berühmt für das Märchenschloß von König Ludwig II. Busverbindung von Oberammergau. Ausgangspunkt: Parkplatz beim
Schloß Linderhof, 942 m. Gehzeit: 5.40 Stunden. Höhenunterschied: 982 m im Aufund Abstieg. Anforderungen: Auf den Gipfelhöhen braucht man Trittsicherheit und etwas Schwindelfreiheit. Einkehr: In den Brunnenkopfhäusern (auch Übernachtungsmöglichkeit).
Vom Parkplatz in Linderhof gehen wir am breiten, markierten Weg am Rande des Dreisäuler Grabens in den Linderwald hinein. Der Forstweg steigt anfangs gegen Nordwesten an, biegt dann nach Norden ab und führt bei etwa 1200 m über einen Fahrweg hinweg und in vielen Kehren durch den Wald hinauf. Un-
ter dem Dreisäuler Kopf bringt uns der markierte und breite Wanderweg wieder nach Nordwesten, später Westen, zu den Brunnenkopfhäusern. Die gut bewirtschaftete Hütte ist ein Ziel, das zu besuchen sich lohnt. Aber man kann noch weitergehen, wenn man will, sogar sehr weit.
wänden am Maxweg in den Niederen Straußbergsattel und über das Ochsenängerle zur Jägerhütte. Von dort wandert man gegen Südosten über schöne Almwiesen weiter und am guten Schützensteig im Wald zum Hotel Ammerwald hinunter. Vom Hotel zum Ausgangspunkt muß man neben der Fahrstraße zurückgehen. 25
Das erste Gipfelziel, der Brunnenkopf, ist erreicht. Noch ist es ein weiter Weg zur Klammspitze (links). Das nächste Ziel, nur eine Viertelstunde entfernt, wäre der Brunnenkopf. Dieser kurze Abstecher ist so schön und lohnend, daß ihn sich eigentlich niemand entgehen lassen sollte. Nur auf den letzten Metern ist er ein klein wenig ausgesetzt. Noch spannender und anstrengender ist der Aufstieg zur Klammspitze. Er bringt uns von den Brunnenkopfhäusern erst einmal ein Stück gegen Südwesten abwärts, über steiles Wiesengelände hinweg und unter der Kleinen Klammspitze in Schrofengelände hinein. Als Gipfelstürmer gehen wir auf ein paar bizarre Felsengebilde zu, an diesen rechts vorbei, in eine schmale Scharte hinein und von Osten her steil im Felsengelände zum Gipfelkreuz der Klammspitze hinauf. Nun geht es abwärts. Vom Gipfel folgen wir auf einer schmalen Trittspur dem Klammspitzgrat nach Westen und kommen in den Sattel zwischen Klammspitze und Feigenkopf hinab. Dann steigen wir wie26
der ein gutes Stück durch Fels- und Wiesengelände zum Feigenkopf auf. Vom Feigenkopf geht es auf weiten Wiesen gemütlich nach Westen bis kurz vor den Neuweidgraben hinunter. Wer noch immer nicht genug hat, könnte sogar gegen Nordosten noch auf den Grubenkopf, 1847 m, steigen, aber das wäre schon ein eigenes Kapitel. Die Rundtour wird auch ohne den Grubenkopf arg lang. Deshalb biegen wir vor dem Neuweidgraben links ab und gehen zur kleinen Hirschwanghütte weiter. Von der Hütte geht es dann steil nach Südwesten, bei Nässe stellenweise sehr glitschig, in den tiefen Bäckenalmsattel hinein. Im Sattel müssen wir uns links halten und gegen Osten durch den Bachgraben hinabsteigen. Der Weg mündet in eine lange Forststraße. Auf ihr steigen wir durch den Wald ab und wandern das Sägertal hinaus. Kurz vor der Ammerwaldstraße biegen wir nochmals links ab, gehen noch vor der Brücke schon wieder links und am Fahrweg dem Lindergrieß entlang und nach Linderhof zurück.
Der Anstieg zur Großen Klammspitze ist nicht ganz so schwierig, wie sich der mächtige Gipfelklotz im Bild zeigt.
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Teufelstättkopf, 1758 m Über das August-Schuster-Haus Pürschling zu allen Jahreszeiten Der Winterschnee ist noch gar nicht abgeschmolzen, da kommen die Wanderer schon in Scharen und strömen auf dem langen Forstweg von Unterammergau dem August-Schuster-Haus (Pürschlinghaus) entgegen. Viele kommen sogar im Hochwinter, um nach der Hütteneinkehr auf der Straße ins Tal zurückzurodeln. Deutlich ruhiger und lohnender, wenn auch längst kein Geheimtip mehr, ist der Anstieg von Linderhof herauf, weil auf dieser Strecke kaum Forststraßen tangiert werden. Nach dem Pürschlinghaus und dem Pürschling sollte man unbedingt noch dem scharfen Gipfelfelsen des Teufelstättkopf einen Besuch abstatten.
Talort: Linderhof, 942 m, im stillen Graswangtal. Der Ort ist berühmt für das Märchenschtoß von König Ludwig II. Busverbindung von Oberammergau. Ausgangspunkt: Parkplatz beim Schloß Linderhof, 942 m. Gehzeit: 5 Stunden. Höhenunterschied: 816 m im Aufund Abstieg. Anforderungen: Der Anstieg ist streckenweise sehr steil, aber - bis auf den drahtseilgesicherten Gipfelaufstieg zum Teufelstättkopf - nicht ausgesetzt. Einkehr: Im Pürschlinghaus (AugustSchuster-Haus).
Der drahtseilgesicherte Gipfelzahn des Teufelstättkopf.
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Am Parkplatz beim Schloß Linderhof beginnt hinter den Wohngebäuden der Aufstiegsweg. Er führt nach Norden durch den Linderwald hinauf. Wir stoßen auf eine breite Forststraße und folgen ihr etwa 10 Minuten nach Osten. Bei der beschilderten Abzweigung verlassen wir diese Straße nach links und steigen weiter durch den Linderwald auf. Bald müssen wir wieder eine Straße queren und im steilen Waldgelände nach Norden, später Nordosten aufsteigen. Vor dem Kälberalpgraben verläuft die Route nordwestwärts zu einem kleinen Wasserfall. Von dort wandern wir nach Osten weiter und queren steile Hänge. Die Pfadspur führt zuletzt eben zum August-Schuster-Haus am Pürschling. Von dieser Alpenvereinshütte sind es noch wenige Minuten zum zweigeteilten Gipfel des Pürschling hinüber. Der weitere Anstiegsweg zum Teufelstättkopf verläuft vom Pürschling wieder nach Norden zum August-
Schuster-Haus hinab und in der gleichen Richtung über eine steile Wiese hinauf. Weiter oben biegt der Weg etwas nach links ab, steigt durch muldiges Gelände an und gabelt sich an beschilderter Stelle. Dort schwenken wir rechts ab und gehen in felsigem Gelände das letzte Stück am Drahtseil zum Gipfel des Teufelstättkopf. Der Rückweg verläuft entlang der Aufstiegsroute. Lohnend ist die Rundtour vom Teufelstättkopf gegen Westen zum Laubeneck (bei Frost wegen Vereisung gefährlich) und am Grat weiter bis zum Hennenkopf. Von dort müssen wir noch ein kurzes Stück gegen Westen absteigen. Dann können wir unter dem Grat gegen Osten sehr lang zur Kälberalm zurückgehen, wo der Aufstiegsweg erreicht wird. Oder wir überschreiten auch noch den Dreisäuler Kopf und verlassen den Gratrücken westlich dieses Gipfels, um durch den Linderwald direkt nach Linderhof abzusteigen. 29
Kofel, 1342 m Von Oberammergau über die Kolbenalm Am Hausberg Oberammergaus Als der inzwischen verstorbene bayerische Ministerpräsident Max Streibl seine Fitneß demonstrieren wollte, zog er einen ganzen Rattenschwanz von Journalisten hinter sich her und auf den Kofel hinauf. Das wurde von manchen Schreiberlingen als besonders herausragende alpinistische Leistung dargestellt. Nun ja, sie waren wohl nichts Schärferes gewöhnt. Für Sonntagswanderer mag er ja auch eine besonders herausragende Erscheinung sein, der Kofel, der sich von unten wie ein unerreichbarer Felsenzahn gibt. Doch er ist ein Blender, so wie die Geisterbahn auf der Münchner Wies 'n. Die sieht von außen betrachtet auch recht furchterregend aus, und wenn man hinter die Kulissen schaut, dann stellt sich alles als ziemlich harmlos heraus. - Zugegeben, ein paar Drahtkabel hat man zum Festhalten um den Gipfel gehängt, die aber von bergerfahrenen Gipfelstürmern demonstrativ gemieden werden. Die nehmen ihre Hände nicht aus dem Hosensack, weil 's das am Kofel nach ihrer Meinung nicht braucht. Trotzdem sollte man den zackigen Gipfelanstieg nicht zu leichtsinnig angehen, denn neben dem Steig geht es halt doch ziemlich in die Tiefe.
Talort: Oberammergau, 837 m, berühmter Passionsspiel- und Holzschnitzerort. Eisenbahnverbindung. Busverbindung von Murnau oder Garmisch-Partenkirchen. Ausgangspunkt: Parkplatz bei der Jugendherberge, 840 m. Gehzeit: 2.45 Stunden. Höhenunterschied: 502 m im Aufund Abstieg. Anforderungen: Für den Gipfelanstieg sind an der relativ einfachen Steig-
anlage Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich. Einkehr: Beim Rückweg in der Kolbenalm.
Das Pürschlinghaus mit dem Pürschling, dahinter das Estergebirge. 30
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Ettaler Manndl, 1633 m Von Ettal über den Manndlweg
Am Gipfelgrat des Kofel. Zuerst einmal bummeln wir gemütlich am Fußweg zwischen der Fahrstraße und der Ammer gegen Süden zur B 23, unterqueren die Bundesstraße und gehen nach rechts zum Friedhof. Dort erreichen wir den Grottenweg, der oberhalb des Friedhofs gegen Südosten führt. Er bringt uns an der Mariengrotte und einer steilen Felsenwand vorbei in die Lichtung vor dem Döttenbühl. Dort biegen wir rechts ab und steigen über Weidewiesen gegen Westen bergwärts, bis das Weglein in den Wald hineinführt. In unzähligen Kehren schlängelt sich der schmale Pfad durch den Wald hinauf und verzweigt sich neben einem Unterstand, der wie ein Bushäuschen aussieht. Von dort wird der Anstieg allmählich spannender und felsiger. Der Pfad bringt uns, rücksichtsvollerweise nur eben angelegt, ein Stück gegen Norden und an den Gipfelfelsen heran. Für Berg32
unerfahrene beginnt dort das Abenteuer. Satte 100 Höhenmeter schwingt sich der Kofel nun auf. Der Steig führt steil durch felsiges Gelände, ist hervorragend mit Drahtseilen gesichert und endet am mächtigen Gipfelkreuz am Kofel. Abstieg: Bis zur Wegverzweigung auf 1215 m folgen wir der Aufstiegsroute und nehmen - ohne zu murren - die Wartezeiten bei Gegenverkehr in Kauf. Bei der Wegverzweigung gehen wir rechts (gegen Westen) und unter den Rappenköpfen und dem Brunnberg ziemlich eben am Königssteig durch den Wald weiter. Auf der Höhe von rund 1 260 m stoßen wir wieder auf eine Wegkreuzung. Dort halten wir uns rechts und wandern gegen Nordosten durch den Wald hinab, bis ein Fahrweg und gleich darauf die Wirtschaft Kolbenalm erreicht werden. Neben dem Skilift kommen wir über den Straßentunnel zum Ausgangspunkt zurück.
Luftiger Klettersteig über dem Kloster Ettal Das Ettaler Manndl hat keine Verniedlichung verdient. Das »Manndl« ist absolut unberechtigt. Es ist ein gestandenes Mannsbild, das schon etlichen ebensolchen Herren (und Damen) das Fürchten gelehrt hat! Dabei fängt alles so beschaulich an. Man fährt bequem mit der Seilbahn von Oberammergau zum Laberjoch hinauf und denkt nichts Schlechtes. Oder man tut sich den schönen, einigermaßen steilen und langen, aber schattigen Anstieg von Ettal herauf an, freut sich an den fröhlich zwitschernden Vögeln und dem Waldesrauschen, ehe man jäh aus den süßen Träumen gerissen wird. Unvermittelt findet man sich unter einem steilen, ja fast senkrechten Felsenaufschwung und weiß zunächst einmal gar nicht so recht, ob und wie es überhaupt weitergeht. Doch muß man dort nicht gleich ans Umkehren denken, auch wenn man keine Kletterausrüstung dabei hat. Freundliche Erschließer haben uns einen guten Klettersteig beschert, der den weiteren Aufstieg erleichtert, aber doch eine gehörige Portion Mut verlangt. Und weil der Anstieg zum markanten Doppelgipfel halt doch recht mühsam ist, wird man oben mit einer Rundschau belohnt, die angesichts der bescheidenen Höhe des Berges nichts zu wünschen übrig läßt.
Talort: Ettal, 877 m. Der Ort lebt vom Kloster, das als sakrale Einrichtung und als Quellort eines einzigartigen Klosterlikörs
Der Manndlweg wurde so genannt, damit keinem von uns Zweifel an der richtigen Route kommen und damit sich auch keiner verirrt. Er beginnt an der östlichen Klostermauer des nicht nur wegen seines guten Likörs berühmten Klosters und
Weltruhm erlangt hat. Direkt am Ettaler Sattel gelegen, ist Ettal eine herausragende Touristenattraktion. Busverbindung von Oberammergau oder Oberau. Ausgangspunkt: Ettal, östliche Klostermauer, 877 m. Gehzeit: 3.45 Stunden. Höhenunterschied: 756 m im Auf und Abstieg. Anforderungen: Der Gipfelanstieg auf der langen, ziemlich ausgesetzten Steiganlage hat es in sich. Wer nicht absolut trittsicher und schwindelfrei ist, bleibt entweder drunten oder legt Klettersteigsicherung an. Einkehr: Im Laberhaus (nicht an der vorgestellten Route). führt, breit wie er ist, gemächlich ansteigend nach Nordosten dahin. Allmählich schwingt er sich aber doch noch in die Höhe auf und in denTiefentalgraben hinein. Dort erreicht er die Tiefental-Diensthütte, von der er sich in vielen engen Keh33
Einstieg in den Gipfel-Klettersteig. ren durch düsteren Wald zum Wanderweg hinaufschlängelt, der vom Laberjoch herüberkommt. Bei dieser Wegverzweigung halten wir uns rechts und folgen der Tritt-
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spur unter steilen Felsenwänden ein Stück dahin. Schon bald zweigt nach links der rassige Klettersteig ab. Die robuste Eisenkette fest ergreifend plagen wir uns hinauf, genießen hin und wieder ein paar gewaltige Blicke zwischen den eigenen Beinen hindurch in den Abgrund, erreichen eine Gratschulter, steigen wenige Meter ab, und gleich darauf kommen wir über steile Felsen erschöpft, aber zufrieden am Gipfelkreuz des Ettaler Manndls an. Normalerweise steigen wir entlang der Aufstiegsroute auch wieder ab. Man kann aber auch, wenn man über den luftigen Klettersteig wieder abgestiegen ist, am Wanderweg zum idyllisch gelegenen Soilesee hinuntergehen und an der Soilealm vorbei gegen Norden, später Westen, nach Oberammergau hinauswandern. Wer es bequem mag, fährt mit der Seilbahn ins Tal zurück. Bei diesen Abstiegs- bzw. Abfahrtsvarianten wird allerdings der Ausgangspunkt nicht erreicht.
Frieder, 2050 m Über den Prinzregentensteig Der vergessene Prinzregentensteig Am Frieder und am Friederspitz, da tummeln sich nicht nur die Gemsen, auch die Bergfexen geben sich auf den beiden Gipfeln ein fröhliches Stelldichein. Es ist eben vorbei mit der stillen Abgeschiedenheit der Ammergauer Alpen. Doch blickt man etwas näher hin, vor allem auf die Karte, entdeckt man oft Wege, die noch nicht überlaufen und in Mode gekommen sind. Am Frieder gibt es so einen Pfad. Er nennt sich »Prinzregentensteig«, und woher sein Name kommt, ist nicht schwer zu erraten. Auch heute noch ist dieser Steig in einwandfreiem Zustand. Lassen Sie sich überraschen - soviel alpine Eindrücke hätte man dem Frieder niemals zugetraut.
Talort: Griesen, 816 m. Ehemaliger Grenzort, heute ohne Grenzstelle. Etwa auf halber Strecke zwischen GarmischPartenkirchen und Ehrwald. Haltestelle der Bahnlinie München - GarmischPartenkirchen - Reutte.
Ausgangspunkt: Parkplatz bei der Ochsenhütte, 803 m. Gehzeit: 6 Stunden. Höhenunterschied: 1247 m im Aufund Abstieg. Anforderungen: Anstrengende und lange Tour, die beim Aufstieg mitunter Trittsicherheit und Schwindelfreiheit verlangt. Die Abstiegsroute ist einfacher.
Die Wanderung beginnt wenig eindrucksvoll auf einem Forstweg, der genauso monoton ist wie alle anderen Vertreter seiner Art. Wir überkraxeln also die Absperrschranke oberhalb der Ochsenhütte (wer gleich richtig hinschaut, kann auch daneben vorbeigehen) und folgen der Schotterstraße gegen Westen in Richtung Rotmoossattel. Die Straße beschreibt einen weiten Rechtsbogen und wendet sich nach Norden.
Nach einer knappen Viertelstunde heißt es dann aufpassen! Nach links zweigt ein schmaler Fahrweg ab und führt neben dem munteren Schwarzenbach gegen Nordwesten in das eigentümliche Friedergrieß hinein. Er endet bald, und wir folgen den Trittspuren, die am Nordrand des ausgedehnten Geröllfeldes zu dem Bach führen, der aus der wilden Friederlaine fließt. Dort ist unsere gesamte Aufmerksamkeit
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Frieder (links) und Friederspitz (rechts). gefordert, denn die Route ist wahrlich nicht leicht zu finden. Warum man den Einstieg so gut versteckt hat, wird wohl ein Rätsel bleiben,
denn der folgende, schöne Weg brauchte sich eigentlich nicht zu verbergen. Noch vor dem Bach und vor einem geteilten, riesigen Felsengebildegehen wir nach rechts in den Wald hinein. Zunächst einmal schaut es dort drinnen überhaupt nicht nach einem Wanderweg aus, doch erstaunlicherweise kommt man bald auf einen guten Pfad, den Prinzregentensteig. Er verläuft steil durch den Wald gegen Norden hinauf und verzweigt sich bei 1220 m, wo man links weitergeht. Weit über der tiefen Schlucht der Friederlaine werden im Steilhang auf dem schmalen, ebenen Bergpfad zahlreiche Bach- und Lawinenrinnen gequert. Es mag vielleicht etwas übertrieben klingen, doch wer jemals in Korsika beim Bergwandern gewesen ist,
Großartige Berglandschaft am Prinzregentensteig. wird sich in diesem Bereich mit seinen stämmigen Kiefern, wilden Tälern und Höhen an dieses schöne Bergland erinnert fühlen - und das mitten in den Ammergauer Alpen! Wir folgen dem eindrucksvollen Steig, bis die Route gegen Nordosten schwenkt und sich wieder deutlich aufschwingt. Sie führt an den Lausbichl heran, aus dem Wald heraus und in eine sattgrüne Wiese hinein. Dort halten wir uns links, umgehen den Lausbichl westlich (schließlich müssen wir dort nicht auch noch hinauf) und spazieren über freie Grashänge nach Nordosten zum Friederspitz. Damit ist das erste Gipfelziel erreicht. Zum zweiten, dem ein Meter höheren Frieder, sind es etwa 80 Höhenme36
ter hinunter und wieder hinauf, wofür man fast eine halbe Stunde rechnen muß. Über Grashänge und durch Buschwerk steigen wir nach der Gipfelrast gegen Osten zur Friederalm ab. Dort halten wir uns rechts und bummeln am viel begangenen Weglein gegen Süden talwärts. Östlich des Scharfecks biegt die Route links ab, gibt eindrucksvolle Blicke ins Wetterstein hinüber frei und schlängelt sich durch dichtes Jungholz nach Südosten zum Fahrweg hinunter, den wir beim Rotmoossattel erreichen. Auf der Straße flanieren wir, von einigen rasanten Mountainbikern leider immer wieder mal aufgeschreckt, zur Ochsenhütte zurück. 37
Schellschlicht 2053 m Überschreitung über den Hohen Brand Zackiger Rundmarsch zur Schellschlicht Ein erstaunlich umfassendes Gipfelpanorama, aber auch gewisse alpinistische Herausforderungen lassen die Wanderung auf die Schellschlicht zu einem tiefgreifenden Erlebnis werden. Der Berg bietet alles, was für die Ammergauer Alpen typisch ist. In Talnähe sind das ausgedehnte, tiefe Wälder mit atemberaubender Laub färbung im späten Herbst, dann ein freier Almbereich und darüber ein felsiger, hufeisenförmiger Gipfelkamm. Der Fels dort oben ist allerdings streckenweise etwas brüchig - doch darf ein wenig Nervenkitzel schon sein, schließlich gehört zu einer schönen Wanderung auch ein Hauch von Abenteuer.
Gipfelrast auf der Schellschlicht.
Am Brandjoch.
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Talort: Griesen, 816 m. Griesen liegt etwa auf halber Strecke zwischen Garmisch-Partenkirchen und Ehrwald und ist der (ehemalige) Grenzort zwischen Bayern und Tirol. Er besteht im wesentlichen aus einem Gasthaus, die Grenzstation ist geschlossen. Haltestelle der Bahnlinie München - Garmisch-Partenkirchen Reutte. Ausgangspunkt: Amtsplatz am ehemaligen Zollamt Griesen, 816m. Gehzeit: 6.30 Stunden. Höhenunterschied: 1237 m im Aufund Abstieg. Anforderungen: Wegen einiger ausgesetzter Stellen und steilem Felsgelände am Hohen Brand werden dem Wanderer Trittsicherheit und Schwindelfreiheit abverlangt.
Vom alten Zollamt neben der Schellaine gehen wir anfangs ziemlich eben nach Norden, doch wird der Hang zwischen 900 und 1000 m Höhe deutlich steiler. Auf ca. 1000 m verzweigt sich die Wegspur und wir folgen dem linken Wegast über die klammartige, schöne Schellaine hinüber. Anschließend steigen wir im Buchenwald steil durch viele Wegkehren zur Schellalm hinauf. Dort wird der Anstieg deutlich flacher, und wir kommen zum Hohen Brand hinauf, wo es eine kurze Seilsicherung gibt. Die Route bringt uns gegen Norden weiter, am Brandjoch vorbei und auf den langen Gipfelgrat zu. Über ihn gehen wir in einem weiten Rechtsbogen zum Gipfel auf der Schellschlicht hinauf. Möglich ist natürlich der Abstieg entlang der Aufstiegsroute, doch lohnt es sich, vom Gipfel dem markierten Weg steil nach Osten hinab zu folgen und auf der südlichen Gratseite dahin zu gehen, bis der Bergpfad auf der Höhe von 1672 m
(am Sunkeneck) rechts abbiegt. Er weist steil in engen Kehren durch schütteren Wald zum Aufstiegsweg hinab, der unmittelbar unterhalb der Schellaine erreicht wird. Auf ihm zurück zum Ausgangspunkt.
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Wannig, 2493 m Vom Fernpaß Der versteckte Wannig Die stark befahrene, oft überlastete Fernpaßstraße beschreibt um einen gewaltigen Bergstock einen riesigen Schlenker herum - den Wannig. Der Autofahrer bekommt von diesem Berg kaum etwas mit, denn die Straße führt überwiegend durch dichten Wald, der nur wenig Blicke zum Gipfelziel freigibt. Aber der Wannig ist ein interessantes Ziel mit weitreichenden Gipfelblicken. Drei Routen gibt es zu diesem markanten, felsigen Berg. Eine kann man mit der Handschuhspitze kombinieren, eine andere führt durch das steile Wannigkar hinauf und ist hauptsächlich als Frühjahrs-Skitour interessant. Die dritte, vom Fernpaß herüber, wird hier vorgestellt. Sie ist landschaftlich die schönste unter diesen drei Möglichkeiten, hat aber, wie oben erwähnt, den Nachteil eines sehr langen Zuwegs. Bedenkt man, daß etliche Gegenanstiege zu überwinden sind, dann ist der Höhenunterschied recht beachtlich. Besonders schwierig ist die Route allerdings nicht. Nur für ein paar kurze Stellen braucht man etwas Trittsicherheit, was erfahrenen Bergwanderern nichts ausmacht.
Talort: Biberwier, 989 m, am Rande des Ehrwalder Beckens. Ausgangspunkt: Hotel Fernpaß, 1210 m, an der Fernpaßstraße. Busverbindung von Reutte - Ehrwald und von
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Nassereith. Gehzeit: 8.15 Stunden. Höhenunterschied: 1283 m im Aufund Abstieg. Anforderungen: Der Weg ist nicht schwierig, aber ziemlich lang. Deshalb braucht man einwandfreie Kondition. Einkehr: In der Muthenaualm.
Wenn wir am Wanderweg vom Fernpaß gegen Südosten in den Hiendleswald hineingehen, können wir kaum glauben, daß wirauf einer Bergtour sind. Das Weglein, das im Wald leicht auf und ab führt, hat eher den Charakter eines Waldspaziergangs, und das bleibt so, bis der Pfad im Wald deutlich abfällt und zu einer Fahrstraße, dem Stuckweg, stößt. Dort halten wir uns links (gegen Osten), schwenken mit dem Fahrweg in sehr leichtem Linksbogen gegen Südosten ab und folgen den weit ausholenden Kehren zum Rastplatz »Beim Wasser«. Dort ließe sich eine Verschnaufpause einlegen und der Wasservorrat an der Quelle auffüllen. Nach der Raststelle bleiben wir noch am Fahrweg und stoßen nach zwei Kehren zur Jausenstation Muthenaualm (oder Nassereither Alm). Das Sträßchen führt um die Alm herum, und wir verlassen es an der Stelle, wo nach links (Süden) der markierte Wanderweg abzweigt. Er
weist durch nasse Wiesen kurz wieder bergab, bis neben einem munteren Bach nach links (gegen Osten) an beschilderter Stelle ein Bergweg in den dichten Wald hinein abbiegt. Wir folgen ihm, der Anstieg wird erstmals richtig steil, und wir gewinnen mächtig an Höhe, die wir für den Gipfelsieg auch noch brauchen werden. In ungezählten Kehren weist der Steig nun im Latschenbuschwerk hinauf und an einem alten Stolleneingang vorbei. Der Berg wird immer trister und das Geröll immer mehr. Bald haben wir nur noch Schutt und Felsen unter den Füßen. Das Weglein bringt uns immer in der gleichen Richtung den Berg hinauf, bis wir endlich am Wannig ankommen. Zurück gehen wir entlang der Aufstiegsroute. Wer seine Stiefel nicht schonen und seinen Schuster gut leben lassen will, kann in Gipfelnähe durch das rauhe Geröll abfahren, wenn er die Technik beherrscht. 41
Hohe Munde, 2662 m Von der Rauthhütte Steil und schnell zur Munde Die Mieminger Kette endet im Osten mit einem gewaltigen Trumpf, der Hohen Munde. Dieses eindrucksvolle Felsenbollwerk, das sich mehr als 2000 Meter über das Inntal erhebt, wird zunächst mit Hilfe einer Seilbahn und dann über eine relativ einfache Flanke erklommen. Rassiger geht es auf der Abstiegsroute zu: sie führt über einen zackigen, streckenweise ziemlich ausgesetzten Klettersteig. Der Rückweg durch das Gaistal ist zwar einfach, aber enorm lang. Deshalb darf die Tour nur angehen, wer topfit ist. Bei diesem Routentip wird ausnahmsweise eine Aufstiegshilfe empfohlen, sonst wäre sie an einem Tag kaum zu schaffen, denn ein Übernachtungsquartier gibt es auf der Strecke nicht. Die Hohe Munde ist auch durch das Theaterstück »Munde« berühmt geworden, das am Gipfel Premiere hatte.
Talort: Leutasch-Platzl, 1151 m. Das Leutasch ist im Winter wegen seiner großen Schneesicherheit ein Langlaufdorado. Aber auch im Sommer kommen die Erholungssuchenden zu Hauf, denn in Leutasch beginnen etliche schöne Wanderungen ins Karwendel und die Mieminger Kette.
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Ausgangspunkt: Leutasch Moos, 1169 m. Busverbindung von Mittenwald und Seefeld. Gehzeit: 8.45 Stunden. Höhenunterschied: 1057 m im Aufstieg, 1493 m im Abstieg. Anforderungen: Hervorragende Kondition und Trittsicherheit sowie Schwindelfreiheit erforderlich für die Klettersteigpassagen. Einkehr: In der Rauthhütte.
Von Leutasch-Moos fahren wir erst einmal mit dem Mundelift zur authhütte auf 1605 m Höhe. Dort beginnt die Wanderung. Der Aufstiegsweg führt von der Hütte über eine Wiese nach Nordwesten, bis wir nach Norden abzweigen, in einem weit ausholenden Schlenker, am Aussichtspunkt »Zugspitzblick« vorbei und um die Moosalm herum. Man könnte auch geradewegs an der Moosalm vorbeimarschieren, denn oberhalb der Alm stoßen die beiden Wege wieder zusammen. Der Wanderweg verläuft nun gegen Südwesten zum Hüttenrinner und
immer wieder durch felsige Rinnen. Die markierte Route schwenkt gegen Westen ab, der Pflanzenwuchs wird karger und der Berg immer felsiger. Wir müssen uns schon ordentlich plagen, um den Markierungszeichen zu folgen, die uns in starker Steigung oberhalb der Hohen Klamm nach Nordwesten hinaufgeleiten. Erst am Mundekopf flacht der Hang etwas ab. Dort oben ist übrigens der Originalschauplatz für das Fernseh-Theaterspektakel »Munde«. Die Route bringt uns an den Antennenanlagen vorbei und etwa 100 Meter bergab, bis in den Sattel zwischen Mundekopf und Hoher Munde. Von dort ist es zum Gipfel nicht mehr weit. Durch Geröll, zu Saisonbeginn auch über Schneefelder, steigen wir beim Gipfelspurt gegen Westen, die letzten Meter nach Norden, zum Kreuz der Hohen Munde hinauf. Wer schnell wieder runter will, folgt der Aufstiegsroute. Alternativ aber kann man zunächst einem Steiglein gegen Norden folgen, dann scharf links abbiegen, um am langen, guten Klettersteig in mehrmaligem Auf und Ab zum Gratrücken westlich der Hohen Munde luftig abzusteigen. Dazu gehört Mut, denn die Sache ist streckenweise ziemlich pfiffig. 43
Obere Wettersteinspitze, 2298 m Von Leutasch über den Franzosensteig Auf Napoleons Spuren Bevor das Wettersteingebirge gegen Osten nach Mittenwald hin ausläuft, trumpft es nochmals mit einer langen Folge scharfgeschnittener Bergspitzen auf, der Wettersteinwand. Diese zackige Bergkette östlich der Meilerhütte ist der stillste Teil des Wettersteingebirges. Von unten wirkt sie unglaublich schroff und bildet einen schönen Hintergrund zu den lieblichen Wiesen zwischen Carmisch-Partenkirchen und Mittenwald. Abgesehen von ein paar Kletterbergen in der Nähe der Meilerhütte werden die schrofigen, unfreundlichen Felsgipfel nur selten, etliche so gut wie nie bestiegen. Nur eine bedeutende Ausnahme gibt es, die Obere Wettersteinspitze. Sie ist ein typischer Vertreter dieses Gebirges, das gekennzeichnet ist von dichtem Fichtenwald in Talnähe, rauschenden Buchenwäldern weiter oben, der von steilen Geröllbändern durchzogenen Latschenregion darüber, und in Gipfelnähe von steilen, tristen Kalkschrofen. Die Tour selber ist sehr lang und ziemlich anstrengend. Dafür sorgt vor allem der Gegenanstieg am Franzosensteig. Auch Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind vonnöten, denn oberhalb des Gamsangers geht es über weite Streckenabschnitte etwas luftig her, und bei Nässe oder Schnee kann die Sache auch brenzlig werden. Man muß also unbedingt gute Verhältnisse abwarten.
Die Hohe Munde, gesehen vom Wettersteingebirge. Auf dem Rücken gehen wir gegen Westen, abermals über kurze Steiganlagen, und oberhalb der Gelben Wand in den Sattel kurz unter der Niederen Munde hinein. Dort biegen wir rechts ab und folgen dem Wanderweg nach Norden, hinunter in das Gaistal. 44
Talort: Leutasch-Burggraben, 1028 m. Das Leutasch liegt nördlich des Inntals und südlich der schroffen Karwendelkette. Im weiten Tal gibt es etliche Ortschaften, die alle ihren besonderen Reiz haben.
Busverbindung von Mittenwald. Ausgangspunkt: Parkplatz bei der Wandertafel, 1028 m. Gehzeit: 8.40 Stunden. Höhenunterschied: 1770 m im Aufund Abstieg. Anforderungen: Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich.
Vom Ausgangspunkt, dem Parkplatz neben der Wandertafel, gehen wir am Sträßchen über den Roßbrandbach hinüber und in wenigen
Minuten nach Burggraben. Dort beginnt der Wanderweg, der aus historischem Grund »Franzosensteig« heißt. Über ihn sollen näm-
Dort wird es endlich gemütlich. Wir biegen vor der Tillfussalm auf den Fahrweg ein und gehen das lange Gaistal nach Osten bis Obern hinaus. Von Obern wandern wir an der Fahrstraße zum Parkplatz am Lift zurück und haben endlich diese Gewalttour geschafft. 45
lich Napoleons Soldaten von Scharnitz zur Schanz herübergekommen sein und eine Kanonenkugel abgefeuert haben, die in der damaligen Mühle (jetzt Gasthaus) eingeschlagen hat. Sie wird von der Wirtin heute noch aufbewahrt, und wer sie sehen will, dem zeigt sie die Kugel gerne.
Wir biegen also nach links auf den Franzosensteig ab und folgen ihm im wesentlichen gegen Nordwesten hinauf. Er bringt uns in den Wald hinein und steigt stetig an, bis er nach einem Sattel, westlich des Grünkopfs, wieder abfällt. Gleich darauf kommen wir zur Staatsgrenze und wandern nun neben den
Gipfelblick von der Oberen Wettersteinspitze zur Wettersteinwand und zur Leutascher Dreitorspitze.
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Die schönste Schau nach Mittenwald und ins Karwendelgebirge gibt es vom Gamsanger zu bewundern. Grenzsteinen links (gegen Westen) weiter. Der Bergweg führt unterhalb der Unteren Wettersteinspitze, hoch über dem blaugrünen, malerischen Ferchensee dahin und vereinigt sich mit dem Weglein, das direkt von Mittenwald heraufkommt. Wir gehen immer in der gleichen Richtung weiter, bis sich die Pfadspur gabelt. Dort schwenken wir links ab und steigen steil gegen Südwesten auf. Schon dort finden wir hin und wieder ein festes Drahtseil zum Festhalten, und in dieser Richtung kraxeln wir bis zum Gamsanger hinauf. Dort findet sich ein schöner Ruheplatz mit eindrucksvollen Ausblicken. Zwischen den Latschenbüschen können wir uns schön die Sonne auf den Bauch scheinen las-
sen und gemütlich erst einmal Brotzeit machen, bevor wir den Rest des Aufstiegs in Angriff nehmen. Der ist nämlich ziemlich pfiffig, und eine Erholungspause kann deshalb vorher nicht schaden. Beim Gipfelsturm halten wir uns am Gamsanger noch weiter links, steigen also gegen Süden auf. Die obersten 300 Höhenmeter dieser Tour sind dann schon eine gewisse Herausforderung. Die roten Markierungspunkte leiten uns durch steiles Felsengelände hinauf, bis wir, zuletzt nochmals kurz am Drahtseil, das Kreuz am Felsengipfel der Oberen Wettersteinspitze erreichen. Leider gibt es keine Abstiegsalternative, weshalb wir entlang der Aufstiegsroute wieder zurückgehen. 47
Schachenhaus und Meilerhütte, 2366 m Über den Schachenweg Beim königlichen Lustschloß Ziel und absoluter Höhepunkt dieser Tour ist das Königshaus am Schachen. Dieses Schlößchen, das von außen mehr wie ein überdimensionierter Heustadel aussieht, wird fälschlicherweise oft als Jagdschloß bezeichnet. Aber sein Erbauer, der bayerische Märchenkönig Ludwig II., war kein Jäger. Es ist schlichtweg ein Lustschloß am Schachen entstanden, das keinem anderen Zweck als der reinen Freude diente. Das muß man sich mal vorstellen, aus Steuergeldern am Berg oben ein sündhaft teures Schlößchen zu bauen, das nur dem Vergnügen eines Mannes diente! Im Jahr 1870 war das noch möglich, heute würde bei so einem Unterfangen nicht nur der Bund der Steuerzahler rebellieren. Doch das Königshaus muß man gesehen haben! Vor allem das Türkische Zimmer im Obergeschoß ist an Prunk und Protz nicht zu überbieten. Die bunten Glasfenster verleihen dem großen, mit Zierat überladenen Raum einen orientalischen Touch, und über die Gelage, die vom König in diesem Saal mit seinen Lakaien gefeiert wurden, gibt es üble Gerüchte. Mehr darüber erfährt man bei einer Führung unter der Leitung des Hüttenwirts, täglich etwa um 11 und um 14 Uhr. Gleich neben dem Schlößchen ließ Ludwig für das Gesinde Nebengebäude errichten. Diese werden heute als Bergsteigerunterkunft und Berggasthaus betrieben, so hat auch die Allgemeinheit was von den königlichen Investitionen. Neben dem Schachenhaus ist ein 5000 m2 großer botanischer Garten angelegt, in dem von Anfang Juli bis Mitte September 1000 verschiedene Alpenblumen bestaunt werden können. Die meisten Blüten wird man im Juli sehen.
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Gehzeit: 6.15 Stunden. Höhenunterschied: 1355 m im Aufund Abstieg. Talort: Elmau, 1008 m. Nächster BahnAnforderungen: Leichte, aber etwas hof in Klais (6 km). lange Bergwanderung. Ausgangspunkt: Wanderparkplatz El- Einkehr: Im Schachenhaus und auf der mau, 1020 m. Meilerhütte. Der riesengroße Wanderparkplatz Elmau, an dem die Tour beginnt, ist nicht zu verfehlen. Am günstigsten ist es, wenn man die 10,5 km lange Strecke zum Schachenhaus mit dem Mountainbike zurücklegt (zu Fuß gut 21/2 Std.). Die Forststraßen sind bis auf das letzte Stück gut ausge-
baut und nicht zu steil, zudem bekommt man im dichten Wald von der schönen Wettersteinlandschaft ohnehin fast nichts mit. Wir verlassen den Parkplatz also zweckmäßigerweise mit dem Mountainbike auf der breiten Forststraße, die die Bezeichnung »Scha-
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Das schmale Sträßchen zieht sich noch etwas hin, bis es am Schachenhaus endet. Damit ist die Mountainbike-Tour zu Ende. Wer gar nicht genug bekommt, kann in rund 1,5 Stunden auf einem gut markierten, aber streckenweise steilen Steig gegen Süden, später Osten, zuletzt durch einen stark geneigten Geröllhang, zur Meilerhütte aufsteigen und diese als Stützpunkt für Anstiege zu den beiden Dreitorspitzen oder für Klettertouren (z.B. Bayerländerturm) nutzen. Zurück gehen bzw. fahren wir entlang der Aufstiegsroute.
Blick vom Aussichtspavillon beim Schachenhaus auf Hochblassen (rechts) und Alpspitze.
Meilerhütte mit Törlspitzen.
Königshaus und Unterkunftshaus am Schachen, im Hintergrund das Estergebirge. chenweg« verliehen bekommen hat, und folgen ihr neben dem Elmauer Bach nach Südwesten. Nach etwa einer halben Stunde leicht ansteigender Wegstrecke kommen wir zu einer Straßenverzweigung, wo wir links (gegen Süden) abbiegen und am Königsweg, ebenfalls einem breiten Forstweg, weiterradeln. Die Straße zieht sich über dem Laingraben lange gegen Süden hin und führt vor der Wettersteinalm zur Rechtskehre bei einer Forstdiensthütte. Dort könnten wir das Rad abstellen und zu Fuß, anfangs geradeaus, dann in einem weiten Rechtsbogen durch das Schachentor nach Westen zum Schachenhaus aufsteigen. Sportliche Radfahrer aber bleiben 50
im Sattel und halten sich bei der Diensthütte rechts, um am Sträßchen weiterzufahren. Dieser Weg ist noch im Urzustand, also so, wie er als Reitweg für König Ludwig vor mehr als hundert Jahren gebaut worden ist. Das merken wir gleich, denn er ist deutlich schmaler, steiler und schlechter. Er schlängelt sich in vielen scharfen Kehren zunächst gegen Westen, dann in einem Bogen um den Steilenberg herum, gegen Südwesten durch den Wald hinauf, bis er deutlich abflacht. Der Wald lichtet sich, und unter dem Forsthaus am Schachentorkopf öffnen sich erstmals freie Blicke zum Schachenhaus, das wir vor der malerischen Wettersteinkulisse auf einem grünen Wiesenabsatz finden. 51
Zugspitze, 2962 m Durch das Höllental Der schönste Weg zur Zugspitze Deutschlands höchster Gipfel ist zugleich der häßlichste und überlaufenste. Drei Bergbahnstationen und eine Fülle technischer Anlagen verunstalten sein Haupt und der Bergsteiger fragt sich, ob so ein Ziel lohnenswert ist. Das Gipfelerlebnis ist die Mühe des langen Anstiegs keinesfalls wert. Was zählt ist der Weg, und der geizt nicht mit Glanzlichtern. Für einen Tag ist die Besteigung der Zugspitze durch das Höllental mit satten 2200 Höhenmetern eine Gewalttour, die allerbeste Kondition verlangt. Deshalb wird eine Übernachtung in der Höllentalangerhütte empfohlen. Auch dann bleibt die Tour noch mühsam genug. Die ausgedehnten Klettersteige verlangen Bergerfahrung, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, zumal sie bisweilen stark ausgesetzt sind. Der Höllentalferner ist normalerweise ungefährlich. Allerdings kann stark abgeschmolzener Schnee und Blankeis mitunter zum Problem werden (Steigeisen!). Je nach den Verhältnissen bereitet auch die Randkluft bisweilen Schwierigkeiten, nämlich dann, wenn sie bei heißem Sommerwetter zu breit wird. Dann muß man direkt in die Wand, die mit Krampen versehen ist, hineinspringen. Das erfordert Mut und Zielsicherheit.
Talort: Hammersbach, 760 m, südlich von Grainau. Verbindung mit dem Linienbus oder der Zugspitzbahn ab GarmischPartenkirchen. Ausgangspunkt: Hammersbach, 760 m. Gehzeit: 6.40 Stunden (Abstieg 5 Stunden, wenn man nicht mit der Bahn fährt).
Höhenunterschied: 2202 m im Aufstieg (Rückkehr mit der Seilbahn). Anforderungen: Der Klettersteig setzt Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und beste Kondition voraus (Klettersteigsicherung empfohlen). Für die Begehung des Höllentalferners braucht man mitunter Steigeisen. Einkehr und Übernachtung: In der Höllentalangerhütte und im Münchner Haus auf dem Gipfel. Im Höllental. Von Hammersbach gehen wir net en dem Bach mit dem gleichen Namen auf einem breiten Weg im Wald zur Höllentaleingangshütte hinauf und durch die eindrucksvolle Höllentalklamm (AV-Mitglieder haben freien Eintritt) zur Höllentalangerhütte, wo wir zweckmäßigerweise übernachten. Am nächsten Tag (es sei denn, wir sind durchmarschiert) wandern wir
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von der Hütte über den Höllentalanger am Weglein zunächst fast eben, später deutlich steiler zur Hühnerleiter hinauf, wo die Tour erstmals etwas rassig wird. Die Hühnerleiter dient der Einstimmung auf das, was uns noch erwartet, und das wird weitaus pfiffiger. Wir kraxeln auf der aus Krampen gemachten, steilen Felsenleiter über eine glatte Wand hinauf, und die markierte 53
Route führt bald darauf zum entlang einer glatten Felswand »Brett«. Dort wird es richtig ernst. zwar technisch nicht schwierig, Wir können und müssen unsere aber einen Fehltritt dürfen wir uns Schwindelfreiheit beweisen. Eisensnicht leisten, denn es geht gigantifte und ein darüber gespanntes tisch in die Tiefe. Wer ängstlich ist, Drahtseil machen den Übergang seilt sich hier vorsichtshalber an.
An der »Hühnerleiter«. Nach dem Brett erreichen wir steiles, felsiges Gelände, und immer wieder finden sich feste Drahtseile, doch schwierig ist die Strecke nicht, auch nicht im anschließenden Höllentalkar. Die Umgebung wird nun sehr trist, aber nicht ohne Reiz, und wir nähern uns dem Höllentalferner. Die Wegspur führt über Toteis auf den Gletscher zu, den wir bei etwa 2200 m Höhe erreichen. Ist in heißen Sommern der Schnee abgeschmolzen, und das blanke Eis kommt zum Vorschein, dürfen wir uns nur mit Steigeisen auf den Firn wagen. Bei gutem Stapfschnee kann man es auch ohne Eisen riskieren, wenn man sich sicher fühlt. Aber Vorsicht! Tragische Unfälle sprechen eine klare Sprache. Wer abrutscht und keinen Halt mehr findet, kann übel in den Spaltenbereich hineinfliegen! Auf dem Höllentalferner steigen wir anfangs nach links, um der Spaltenzone auszuweichen, halten uns dann wieder rechts und kommen mäßig steil an die mitunter heikle Randkluft, die es zu überwinden gilt. Das geht 54
manchmal nur mit einem beherzten Sprung. Es kann aber auch recht einfach sein, ist also von Saison zu Saison verschieden. Es hängt eben von den Verhältnissen ab. Sobald wir sicher in den Felsen gelandet sind, klettern wir am luftigen Steig steil zur Irmerscharte hinauf und durch die Nordflanke des Zugspitz-Ostgipfels mit Hilfe von Drahtseilen und Eisenstiften (einmal ausgesprochen luftig) zum breiten, von Seilbahngästen geschätzten Weg hinauf. Auf ihm halten wir uns rechts und steigen die letzten Meter über glatt polierte Felsen zum goldenen Gipfelkreuz der Zugspitze hinauf. Es gibt etliche Variationen für den Abstieg: Zum Beispiel über das Platt zur Knorrhütte, weiter zur Reintalangerhütte, durch das Reintal zur Bockhütte und durch die PartnachDas anspruchsvollste Teilstück beim Zugspitzanstieg: die Randkluft am Höllentalferner.
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klamm (schier endlos weit) nach Garmisch hinaus, oder vom Gipfel gegen Westen zur Wiener-Neustädter-Hütte (2209 m) und zur Wegverzweigung auf 2007 m. Von dort entweder nach rechts (gegen Norden) zum Eibsee oder nach links (Südwesten) nach Ehrwald hinaus. Wer es bequem haben will, läßt sich von einer der drei Bergbahnen talwärts bringen. Am Zugspitzgipfel.
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Pleisenspitze, 2569 m Über die Pleisenhütte Beim Pleisentoni Wer auf die Pleisenspitze wandert, lernt auch den »Pleisentoni« kennen. Er ist der Erbauer und ehemalige Wirt der privaten Pleisenhütte. Heute wirtschaftet zwar Sohn Siegfried auf der Hütte, aber der Papa ist gern gesehener und geschätzter Dauergast. Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft hat der Toni in den fünfziger Jahren unter der Pleisenspitze den Bau der Hütte angepackt. Anfangs wurde er zwar von den Scharnitzer Mitbürgern wegen seines Vorhabens belächelt, doch hat der Caugg Toni nicht locker gelassen und ist in Eigenregie ans Werk gegangen. Das Holz für seine Hütte hat er in der Umgebung geschlagen, nur mit dem Wasser gab es ein großes Problem. Im karstigen Kalk versickert jeder Tropfen sofort auf Nimmerwiedersehen. Deshalb hat der Toni die ganze Gegend ausgekundschaftet. Dabei entdeckte er gleich mehrere Höhlen. In einer fand er sogar die urzeitlichen Knochen eines jungen Elchs, die heute in Scharnitz ausgestellt sind. Auch bei der Suche nach Wasser war er erfolgreich - in einer Höhle wurde er fündig. Gerne erzählt der Pleisentoni den Gästen über die Hütte, die Pleisenspitze, die Höhlen und sein Karwendelgebirge. Und wenn er gut aufgelegt ist, zelebriert er sein selbstgemachtes Karwendellied. Dann ist der Toni in seinem Element. Vielen gefällt es auf der Hütte beim Toni so gut, daß sie gar nicht mehr zur Pleisenspitze hinaufgehen wollen. Doch sollte man es sich gut überlegen, denn vom Gipfel ergibt sich eine großartige Schau.
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Talort: Scharnitz, 964 m, an der deutsch-österreichischen Grenze. Der Ort war einst eine Festung, von der noch Reste zu sehen sind. Bahnverbindung von Mittenwald - München und von Innsbruck. Ausgangspunkt: Parkplatz Karwendeltäler, 964 m, in Scharnitz. Gehzeit: 7.05 Stunden. Höhenunterschied: 1605 m im Aufund Abstieg. Anforderungen: Die Wanderung ist nicht schwierig, aber lang. Einkehr: In der Pleisenhütte (Übernachtungsmöglichkeit nur am Wochenende).
Zuerst müssen wir von Scharnitz auf der langen, asphaltierten Fahrstraße Richtung Wiesenhof hinauf. Gerne wird diese Strecke mit dem Rad zurückgelegt, doch ist sie auch zu Fuß ganz gut zu schaffen. Mit dem Auto dort hinauf zu fahren, ist zwar möglich, doch hat das nicht viel Der Gipfel der Pleisenspitze.
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Füttern von Alpendohlen. Sinn, weil das Parken auf der ganzen Strecke verboten ist. Oberhalb vom Gasthaus Wiesenhof zweigt nach links ein Schottersträßchen ab. Es ist mit einer Schranke abgesperrt. Diese Straße führt bis zur Pleisenhütte hinauf. Dazu müssen wir am Forsthaus vorbei, über den Wasserlegraben, können gleich dahinter eine weite Straßenschlaufe über einen steilen Wanderweg direkt nach Nordosten abkürzen und biegen unter dem Stachelkopf nach Südosten ab, bis wir auf dem schmalen Hüttenversorgungssträßchen die Pleisenhütte erreichen. Oberhalb der Hütte kommen wir etwas in Latschendickicht hinein, doch findet sich immer eine gute Wegspur, so daß keinerlei Orientierungsprobleme auftreten können. Wir queren das Vorderkar gegen Nordosten. Allmählich lichtet sich das Dickicht, und unser Weglein steigt immer steiler an, bis es auf den Hinteren Pleisengrat hinaufführt. Wir sehen von dort schon lange zum Gipfelkreuz, doch der Schein trügt. Es ist noch ziemlich weit zum höchsten Punkt der Plei-
Der wohl einsamste Bereich des Karwendelgebirges: zwischen Pleisenspitze und Birkkarspitze. senspitze hinauf, den wir, immer in der gleichen Richtung weitergehend, zuletzt etwas felsig, aber
leicht, erreichen. Der Abstieg verläuft entlang der Aufstiegsroute.
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Wörner, 2474 m Über die Hochlandhütte Anspruchsvolles Karwendel Aus der Ferne sieht der Wörner fast unerreichbar aus mit seinen steilen Schrofenflanken und den felsigen Höhen, die oberhalb des Wörnersattels in den steinigen Karwendelhimmel aufstreben. Wagt man sich tatsächlich an diesen markanten Berg heran, wird man nicht enttäuscht. Der Wörner ist eine Herausforderung - und was für eine! Der ausgesetzte Gipfelanstieg verlangt stundenlang volle Konzentration und selbstverständlich absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Eine Stelle ist sogar ein reinrassiger »Zweier«, der restliche An- und Abstieg oberhalb des Wörnersattels verdienen auf weiten Strecken eine schöne runde »Eins«. Es gibt zwar hin und wieder einen Fixhaken, wo man eine Seilsicherung einklinken könnte, aber Klettersteiganlagen, also Drahtseile, Krampen und ähnliche Hilfen werden wir vermissen. Problematisch kann der Anstieg auch deshalb werden, weil die felsige Gipfelroute so gut wie nicht markiert ist. Wer nicht aufpaßt, wird sich, vor allem unter dem Gipfelkamm, schnell versteigen, und dann wird's dort oben arg rassig und steinschlaggefährdet. Dummerweise verirren sich so viele Bergsteiger, daß die falsche Route schon wie eine Steigspur ausgetreten ist und immer mehr Touristen auf die falsche Fährte lockt. Hat man endlich das heroische Gipfelziel besiegt und sich am engen Felsengipfel niedergelassen, wird man begeistert sein von der eindrucksvollen Schau auf die wahrlich gewaltig dimensionierten Felsenberge der unmittelbaren Karwendel-Nachbarschaft. Aber auch hinüber in die Mieminger Kette, wo sich hauptsächlich die Hohe Munde von ihrer schönsten Seite zeigt, und selbstverständlich zum Wettersteingebirge hat man hervorragende Blicke. Halt! Wer meint, der Wörner sei für ihn zu pfiffig, der soll nicht gleich weiterblättern. Schließlich gibt es auf der Strecke die gemütliche und malerische Hochlandhütte, die allein schon einen Besuch wert ist. Bereits der Weg zur Hütte ist weit genug und landschaftlich recht schön. Oberhalb der Hütte erreicht man zudem freies Gelände, das schöne Ausblicke gewährt, besonders hinüber zur benachbarten Soierngruppe.
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Talort: Mittenwald, 912 m, bekannter Geigenbauer-Ort zwischen Karwendel und Wetterstein. Bahnverbindung von München und von Innsbruck. Ausgangspunkt: Parkplatz an der B 2 nördlich der Karwendelbahn, 930 m. Gehzeit: 9.25 Stunden. Höhenunterschied: 1544 m im Aufund Abstieg. Anforderungen: Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind zwingende Voraussetzung (II). Einkehr: In der Hochlandhütte. Der erste Routenabschnitt ist nicht gerade überwältigend, aber steil. Wir gewinnen schnell an Höhe, was ja auch von Vorteil ist, wenn wir auf der anfangs asphaltierten Straße in Richtung Dammkar hinaufgehen. Direkt bei der Talstation der Materialseilbahn, mit der die Dammkarhütte versorgt wird, zweigen wir
Die Hochlandhütte. nach links ab und verfolgen gegen Osten das markierte Weglein in Richtung Hochlandhütte. Bis zum Mittereck verläuft es im Wald, dann aber durch ein weites, freies Kar unter dem Predigtstuhl und eben zur Hochlandhütte.
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Von der Hütte wandern wir gegen Nordosten weiter. Unser Bergweg ist zunächst noch ziemlich eben, durchschneidet ein paar steile Reißen, schwingt sich aber dann deutlich auf und schwenkt etwas nach rechts, also gegen Osten, und mündet in den Wörnersattel.
Abstieg vom Wörnersattel zur Hochlandhütte. Vom Sattel überschreiten wir kurz den grün bewachsenen Kamm nach Süden und kommen unmittelbar an die Felsen heran. Wie gesagt, wer keine nervenaufreibenden und ausgesetzten Felspassagen mag, hört dort besser auf, denn anschließend wird's am Wörner pfiffig. Wer weiter geht, kraxelt mutig die griffigen Kalkfelsen hinauf und erreicht gleich darauf eine Wegspur, die sich im losen Geröll links haltend (gegen Südosten) zum Grat hinauf wendet. Unter der Grathöhe findet man wieder Trittspuren, gelegentlich auch Steinmänner, und folgt ihnen in die Steilflanke südwestlich des Gipfelgrates. Wir queren diese
Flanke ziemlich eben, gehen über einen Gratausläufer hinweg und ein Stück im Geröll leicht abwärts, bis wir an eine steile Felsenrinne herankommen. An ihrem unteren Rand durchqueren wir diese Rinne und haben das anspruchsvollste Stück des Anstiegs vor uns. Der Felsen, den es zu überwinden gilt, ist mit einem roten Pfeil, der nach oben zeigt und einem »W« (für Wörner) markiert. Schneidig kraxeln wir die Zweierpassage hinauf und kommen wieder in ungemütliches Schrofengelände hinein. Südlich der Steilrinne, also rechts davon, kämpfen wir uns über den steilen Hang hinauf, bis uns die Steinmänner nach links durch die Rinne weisen. Vorsicht, das Linksabbiegen wird sehr oft übersehen! Durch einen breiten Felsenriß können wir relativ einfach gegen Nordosten zum Gipfel des Wörner aufsteigen. Bis zur Hochlandhütte steigen wir entlang der Aufstiegsroute ab. Wer einen alternativen Abstiegsweg mag, geht von der Hütte gegen Westen zur Oberen Kälberalm und auf einem gestuften Weg steil durch den Wald hinab, bis er ein Sträßchen erreicht. Man folgt diesem Fahrweg ein paar Minuten, biegt bei 1310 m Höhe nach links auf einen schmalen Pfad ab, um einen Bach zu queren und auf der linken Seite des Bachgrabens im Wald weiterzugehen. Einige Male steigen wir nun auf und ab, bis wir zur Unteren Kälberalm stoßen. Dort queren wir die Forststraße und gehen am Wanderweg in Richtung Dammkar weiter, wo wir die Straße erreichen, die uns entlang der Aufstiegsroute nach Mittenwald zurückbringt.
Blick vom Wörner über die Tiefenkarspitze zur Westlichen Karwendelspitze, im Hintergrund Hohe Munde und Wettersteingebirge. 62
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Soiernspitze, 2257 m Von Krün über die Schöttelkarspitze Soiernumrahmung Die Soierngruppe ist das nordwestlichste Bollwerk, das vom Karwendel dem Oberland entgegengesetzt wird. Besonders auffällig ist ihr Hauptgipfel, die Soiernspitze, mit ihren felsigen Querbändern. Beide Zuwege, der von Mittenwald durch das Seinstal oder der von Krün über die Fischbachalm, sind enorm weit. Landschaftlich ansprechender ist in jedem Fall der Anstieg von Krün. Die alpinistischen Herausforderungen auf dieser Route sind relativ gering, wenn man einmal vom Lakaiensteig und vom Wegstück zwischen Schöttelkarspitze und Feldernkreuz absieht, die immerhin Trittsicherheit erfordern. Doch die Länge der Tour erreicht beachtliche Ausmaße eine Übernachtung auf dem Soiernhaus, einem ehemaligen königlichen Schlößchen, wäre deshalb durchaus angebracht. Bei optimalen Bedingungen können Sie übrigens eine Mountainbikefahrt, eine Bergwanderung und eine Skitour innerhalb eines Tages durchführen, denn in den steilen Schattenhängen unter der Soiernspitze und im Soiernkessel bleibt der Winterschnee bis weit in den Mai hinein liegen.
Talort: Krün, 875 m, malerischer Gebirgsort am Westrand des Karwendelgebirges, Busverbindung von GarmischPartenkirchen, Mittenwald oder Kochel. Ausgangspunkt: Krün, 875 m.
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Von Krün zur Fischbachalm folgen wir einer Forststraße. Sie verläuft vom Ort nach Osten über den Bach und knickt am Waldrand links ab. Ziemlich eben geleitet sie uns ein Stück gegen Nordosten dahin und verzweigt sich wieder. Dort halten wir uns rechts, folgen dem Fahrweg eine kurze Strecke gegen Osten und dann lang ansteigend nach Osten zur Fischbachalm hinauf. Von der Fischbachalm können wir am Fahrweg zum Hundsstall hinunter und auf einem guten Wanderweg zum Soiernhaus hinaufwandern oder auch teilweise radeln. Landschaftlich schöner ist der sogenannte »Lakaiensteig«, auf dem die königlichen Lakaien ihrem Gebieter vorausgeeilt sind, um im Soiernhaus alles für die Ankunft seiner
Am Gipfel der Soiernspitze. Majestät vorzubereiten. Kurz vor dem Berghaus wendet sich das Weglein gegen Westen und steigt nur wenig an. Allmählich schwingt es sich aber noch auf und bringt uns
Gehzeit: 8.55 Stunden. Höhenunterschied: 1445 m im Aufund Abstieg. Anforderungen: Für kurze Stellen sind etwas Trittsicherheit und Schwindelfreiheit von Vorteil. Die Tour ist sehr lang. Einkehr: In der Fischbachalm und im Soiernhaus.
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Wank, 1780 m Von Höfle
Soiernkessel mit Soiernsee, Schöttelkarspitze, Feldernkreuz und Feldernkopf. zum Schluß in vielen Kehren einen steilen Wiesenhang hinauf und über einen Grat zum Gipfelkreuz der Schöttelkarspitze, dem ersten Gipfelziel der langen Rundtour. Von diesem Gipfel gehen wir nur ein paar Meter am Aufstiegsweg zurück, biegen rechts (gegen Süden) ab und gehen in Felsengelände und feinem Schutt am Feldernkreuz vorbei, zum Feldernkopf weiter und auf die Soiernschneid. Eine Trittspur bringt uns durch Geröll und Fels zur Reißenden Lahnspitze und von dieser in den Sattel unter der Soiernspitze hinein. Von dort verfolgen wir Steigspuren ge66
radewegs zur Soiernspitze hinauf. Damit ist der letzte und höchste Gipfel dieser interessanten Bergfahrt erreicht. Bis in den Sattel zwischen Soiernspitze und Reißender Lahnspitze steigen wir auf dem Zugangsweg ab. Im Gratsattel halten wir uns rechts und balancieren anfangs arg steil in den Soiernkessel hinunter. Dort finden wir übrigens auch eine rasante Firngleiterstrecke für das Frühjahr. Vom Soiernsee müssen wir bis kurz vor das Soiernhaus aufsteigen, wo die Aufstiegsroute erreicht wird, der wir zurück nach Krün folgen.
Zu Fuß zum Wank Auf einen Seilbahnberg hinauf wandern ? Es ist sicher nicht jedermanns Sache, auf solch einen Gipfel zu Fuß hinaufzupilgern, wenn sich von der anderen Seite die Menschen in Massen mit der Bahn heraufbringen lassen. Vielleicht mag den einen oder anderen Bergfreund auch der Kabelsalat in Gipfelnähe vom Wank abhalten. Die Brettlrutscher haben jedenfalls ihre Freude an den Schleppliftanlagen. Außerdem gibt es am Gipfel ein Wirtshaus, was ja auch nicht unbedingt ein Nachteil ist. Wie dem auch sei: Unsere Route führt weitab der Seilbahn zum Gipfel hinauf und wieder hinunter, die stille Abgeschiedenheit beim Zu- und beim Rückweg ist also garantiert. Der bewaldete Berg ist ein sehr beliebter Startplatz für Drachenflieger und Paraglider, die sich an guten Tagen dort oben ein farbenprächtiges Stelldichein geben. Bei schönem Wetter sind die Gipfelblicke sehr beeindruckend. Nach Garmisch-Partenkirchen hinunter und natürlich zum benachbarten Zugspitzmassiv sind sie besonders imposant. bzw. Mittenwald. Gehzeit: 4.10 Stunden. Höhenunterschied: 900 m im Auf Talort: Garmisch-Partenkirchen, 708 m, Olympia-Ort am Fuß der Zugspitze. Bahnverbindung von München und Innsbruck. Ausgangspunkt: Höfle, 880 m. Busverbindung von Garmisch-Partenkirchen
und Abstieg. Anforderungen: Gute Wege ohne alpine Herausforderungen. Einkehr: Im Wankhaus und beim Gschwandtnerbauern, evtl. Esterbergalm.
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Der Wanderweg oberhalb des Gasthofs Gschwandtnerbauer.
Vom Parkplatz, kurz vor der Straßenabsperrung, wandern wir am Fahrweg zum Wirtshaus Gschwandtnerbauer. Hinter der Kapelle und der Gaststätte biegt links ein Weg ab, führt durch ein Drehkreuz hindurch und gleich darauf in den Wald hinein. Der vorbildlich ausgebaute Wanderweg verläuft nach Norden und an einer wilden Klamm vorbei, mit schönen Einblicken in den Abgrund hinunter, bis er sich kurz vor dem Punkt 1384 m gabelt. Wir gehen bei den Wegschildern links und durch schönen Buchenmischwald gegen Westen weiter. Der Weg wendet sich etwas gegen Nordwesten, und wir erreichen freies Wiesengelände. Links, in der Schafweide, sehen wir die erste Schleppliftanlage. Die breite Pro-
Das Wankhaus am Gipfel. Links der Kramer und die Seilbahnstation. menade führt am Transformatorenhäuschen und der Talstation des Gipfellifts vorbei zu einem alten Baumstamm, an dem zahlreiche geschnitzte Wegweiser angebracht sind. Einer zeigt die Richtung zum Wankhaus und zum Gipfelkreuz an, die nach wenigen Minuten erreicht werden. Zurück folgen wir entweder der Aufstiegsroute oder gehen über den Eckenberg zur Esterbergalm hinab. Wir könnten auch anfangs ein Stück am Aufstiegsweg und dann nach links zum Kaltwassergraben hinabgehen, wo oberhalb der Esterbergalm der Weg erreicht wird, der dem Kaltwassergraben entlang zum Punkt 1384 m und von dort nach Höfle zurückführt. 68
Bei spätherbstlichem Inversionswetter hat der Gipfelblick etwas Märchenhaftes an sich. Im Hintergrund die Zugspitze.
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Krottenkopf, 2086 m Über Kuhflucht und Fricken Gigantische Estergebirgstour Südlich des Loisachtals erhebt sich das Estergebirge, das sich von Norden als abweisender Berghang mit wilden Reißen und steilen Schrofen zeigt. Trotzdem gibt es dort oben eine handvoll interessanter Wandergipfel, die nicht schwierig zu erreichen sind, wenn man die rechten Wege kennt. Einer von ihnen ist der Krottenkopf, der zugleich der höchste Gipfel des Estergebirges ist. Gleich unter dem Gipfel, in dem weiten Sattel vor dem Oberen Rißkopf, der sich ebenfalls leicht besteigen läßt, steht die Weilheimer Hütte. Das Estergebirge zieht sich lange hin, und unser Gipfelziel ist etwas abgelegen, weshalb man entweder eine Übernachtung auf der Weilheimer Hütte einplanen sollte oder sich auf eine lange, anstrengende Wanderung einstellen muß. Wer die Bergtour im Hochsommer unternimmt, sollte sehr früh aufbrechen, dann kann er fast bis zum Fricken im Schatten aufsteigen. Schön sind die Gipfelblicke, vor allem ins Wettersteingebirge.
Talort: Farchant, 672 m, Vorort von Garmisch-Partenkirchen. Nächster Bahnhof in Garmisch-Partenkirchen. Busverbindung von Garmisch-Partenkirchen und von Oberau. Ausgangspunkt: Ortsteil Mühldörfl, Parkplatz beim Freibad, 678 m. Gehzeit: 8 Stunden. Höhenunterschied: 1408 m im Aufund Abstieg. Anforderungen: Es gibt beim Aufstieg im Wald ein paar Stellen, die etwas Trittsicherheit erfordern, weil die Hänge teilweise enorm abfallen. Einkehr: Weilheimer Hütte.
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Übergang vom Hohen Fricken zum Krottenkopf. Im Sattel zwischen dem Gipfel (rechts) und dem Oberen Rißkopf (links) steht die Weilheimer Hütte.
Kuhfluchtwasserfall.
Vom Parkplatz folgen wir dem beschilderten Weg in Richtung Estergebirge. Schon bald zweigen im lichten Wald nach rechts die Wanderwege zum Hohen Fricken und zur Esterbergalm ab. Dort gehen wir am Fahrweg nach links weiter. Er endet nach gut 10 Minuten bei der Wildfütterung. Wir halten uns ein wenig links und wandern durch den Hochwald steil auf einer Trittspur zur Klamm der Kuhflucht hinab. Dort erreichen wir wieder einen guten Wanderweg. Wir folgen ihm nach rechts, dem tosenden Wasserlauf entlang. Ein Steig führt über das Wildwasser hinweg und in steile Hänge hinein. Dort schlängelt sich der Bergpfad mühsam hinauf und wieder in den Wald hinein.
Oberhalb der wilden Kuhflucht, die direkt in steiler Felsenwand entspringt, weist er über einen Höhenrücken, an einem Unterstand vorbei und an steilen, bewaldeten Hängen entlang. Besonders bei nassem Wetter müssen wir auf diesem Wegabschnitt gut aufpassen, nicht über die Wurzeln zu stolpern, denn der Hang bricht steil ab. Bei rund 1700 m verläßt die Route den Wald. Es öffnen sich herrliche Blicke ins Loisachtal hinab und nach Garmisch-Partenkirchen hinaus. Allmählich erreichen wir den Höhenrücken über dem Frickenkar und gehen die letzten Meter nach rechts, gegen Südwesten, durch Latschen-Buschwerk zum Gipfel des Fricken hinauf. 71
Vom Fricken steigen wir gegen Nordosten ab, an der Abzweigung zum Aufstiegsweg vorbei und in den Sattel zwischen Hohem Fricken und Bischof hinein. Dort müssen wir links abbiegen und gegen Norden nochmals ein kurzes Stück absteigen. Der Weg gabelt sich. Nach links könnten wir durch das Frickenkar am Oberauer Steig wieder nach Mühldörfl hinuntergehen. Der Aufstieg zum Krottenkopf führt an der Weggabelung nach rechts, mehrmals auf und ab und in den Sattel zwischen Bischof und Kareck hinein. Dort, am Kreuz, müssen wir uns ein wenig links halten und über Felsen und durch Latschen unter dem Kareck und dem Oberen Rißkopf zur Weilheimer Hütte weitergehen.
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Bei der Hütte biegen wir rechts ab und steigen gegen Süden zum Gipfelkreuz am Krottenkopf hinauf. Für den Rückweg vom Gipfel gehen wir erst einmal am Aufstiegsweg zur Weilheimer Hütte hinab. Dort biegen wir links ab und steigen in der Nähe der Materialseilbahn nach Süden ab. An der Talstation der Materialseilbahn stoßen wir auf einen schmalen Fahrweg, der zur Hinteren Esterbergalm und zur Esterbergalm führt. Von der Esterbergalm bringt uns die bei Mountainbike-Fahrern beliebte Straße noch ein Stück relativ flach dahin, wird dann aber ziemlich steil, bis rechts der Wanderweg nach Farchant abzweigt. Auf ihm flanieren wir durch steilen Wald nach Mühldörfl zurück.
Heimgarten, 1790 m Von Walchensee über den Herzogstand Vom Herzogstand zum Heimgarten Herzogstand und Heimgarten sind eine Bastion, ein Bollwerk, das sich zwischen Karwendel und Murnauer Moos aufbaut und jedem, der sich den Alpen nähert, erst einmal Paroli bietet. Das tun sie mit dem Autofahrer, der sich über die vielen Kehren den Kesselberg hinaufmühen muß, aber auch mit dem Besteiger, es sei denn, er will sich von der Seilbahn bequem hinaufschaukeln lassen. Die beiden Gipfel, denen der Herrgott zwei Seen zu Füßen gelegt hat - den Walchensee und den Kochelsee -, sind zu einem unzertrennlichen Begriff geworden. Die lange, ein wenig pfiffige Gratverbindung zwischen Herzogstand und Heimgarten bietet sich für eine Überschreitung an, die sich großer Beliebtheit erfreut. Der Grat ist zwar leichter als sein Ruf, doch wer nicht ganz trittsicher ist, sollte sich trotzdem am Drahtseilgeländer gut festhalten. Ein Besuch am Herzogstand kann übrigens recht teuer werden. Das geht schon los mit den Parkgebühren. Dazu kommen eventuell die Kosten für die Seilbahn, die wir Bergsteiger uns aber sparen wollen, und last, not least summieren sich die stolzen Preise im Herzogstandhaus hinzu. Also sollte man nur mit gefülltem Geldbeutel aufbrechen oder auf ein paar Annehmlichkeiten verzichten. Wem das Herzogstandhaus zu mondän ist, dem sei die Heimgartenhütte empfohlen, unmittelbar neben dem Heimgartengipfel. Dort geht's wesentlich zünftiger zu.
Talort: Walchensee, 804 m, Ort am gleichnamigen See. Ausgangspunkt: Parkplatz bei der Herzogstandbahn, 804 m. Busverbindung von Kochel, Garmisch-Partenkirchen und Mittenwald.
Gehzeit: 6.15 Stunden. Höhenunterschied: 986 m im Aufund Abstieg. Anforderungen: Außer einer guten Kondition keine besonderen Anforderungen. Der Übergang vom Herzogstand zum Heimgarten ist etwas ausgesetzt. Einkehr: Im Herzogstandhaus und in der Heimgartenhütte.
Ein beschildertes Weglein führt vom Parkplatz in den Wald hinein und schlängelt sich in vielen Kehren zunächst gegen Norden den Berg hin-
auf. Nach rund 100 Höhenmetern schwenkt es links ab, quert die Lifttrasse der neu erbauten Herzogstandbahn gegen Westen und stößt
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Vom Berghaus verläuft ein gutes Weglein am Martinskopf entlang und gegen Norden in vielen Kehren durch Latschenbuschwerk am Gipfelkreuz vorbei bis zum Aussichtspavillon am Herzogstand. Der Weiterweg zum Heimgarten bringt uns über die obersten Meter des Aufstiegswegs zurück und auf der westlichen Seite des Gipfels zur langen Gratverbindung hinab. In ständigem Auf und Ab plagen wir uns nun über den stellenweise engen Grat mit eindrucksvollen Tiefblicken, über abgegriffene Felsen und zum Schluß wieder ordentlich steil durch Latschengebüsch zum Heimgarten hinauf. Das Herzogstandhaus, dahinter der Martinskopf.
Vom Gipfel gehen wir nur ein paar Meter zur Heimgartenhütte hinab und durch den Wirtsgarten gegen Süden zur malerisch gelegenen kleinen Ohlstädter Alm. In der breiten Senke gabelt sich der Weg. Dort steht ein Notfall-Funktelefon, und wir wandern geradeaus, gegen Süden, weiter. Der Pfad steigt nun wieder an und führt unter dem Rotwandkopf in einem Bogen nach Westen, wo wir einem langen, bewaldeten Gratrücken folgen. Bei der Wegverzweigung halten wir uns rechts und gehen auf der breiten Promenade im Wald nach Walchensee und zum Ausgangspunkt zurück.
Am Grat zum Heimgarten.
an eine Geländekante bei rund drucksvollen Wasserfall vorbei und 1050 m Höhe. Dort gehen wir, imnimmt im Wald wieder deutlich an mer noch steil, wieder gegen Nor- Steigung zu. In weitem Rechtsden hinauf, und allmählich nimmt bogen kommen wir zum Herzogdie Hangneigung ab. In einer Kehre standhaus hinauf, das sich für eine führt der Bergpfad an einem ein- erste Rast anbietet.
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Jochberg, 1565 m Vom Kesselberg Kleine Tour für die ganze Familie Vom Kochelsee gibt sich der Jochberg recht unfreundlich. Mit seinen steilen Felsenreißen und schroffen Hängen schneidet er eine wilde Grimasse, die eigentlich nicht zu diesem gemütlichen Bergziel paßt. Sein liebliches Gesicht zeigt dieser Berg auf den anderen Seiten, also im Süden und Osten. Da gibt er sich dem Betrachter schon deutlich harmloser. Die Wanderung ist also recht leicht, nicht zu lang und zu allen Jahreszeiten stets beliebt. Vielen ist sie sogar zu kurz, und deshalb bleibt auch noch genügend Zeit für einen Abstecher nach Sachenbach hinunter, das direkt am sagenumwobenen und eisig kalten Walchensee liegt. Von Sachenbach nach Urfeld zurück und zum Ausgangspunkt wieder hinauf kann man auf einer breiten Promenade bummeln und vielleicht auch zwischendurch auf ein Haferl Kaffee in Urfeld einkehren...
Talort: Urfeld, 802 m. Der kleine Ort legt am Nordufer des Walchensees, direkt neben der Kesselbergstraße und besteht im wesentlichen aus Hotels. Ausgangspunkt: Parkplatz an der Kesselbergstraße, 850 m. Busverbindung von Kochel oder Mittenwald. Gehzeit: 3.40 Stunden. Höhenunterschied: 763 m im Auf und Abstieg. Anforderungen: Die gut markierten Direkt an der Kesselbergstraße beginnt der gut markierte und beschilderte Wanderweg. Er steigt gegen Osten an und führt unter dem Desselkopf in den Wald hinein. Die dichten Buchen und Fichten gewähren nur wenig freie Blicke zum Herzogstand hinüber und zum stillen Kochelsee hinab. Mitten im dunklen Wald, auf der Höhe von 1340 m, gabelt sich der Weg. Wir biegen links ab und folgen der guten Spur gegen Nordosten, die bei rund 1400 m Höhe aus dem Wald heraus kommt. Bald darauf stoßen wir zu 76
Wanderwege sind ohne Schwierigkeiten zu begehen. Einkehr: In der Jocheralm südlich des Gipfels.
einem Weidegatter, gehen durch dieses hindurch und ein wenig links auf den freien Gipfelrücken hinauf. Zuletzt wird es dann noch etwas steiler, aber nicht wild, bis wir am aussichtsreichen Kreuz auf dem Jochberg ankommen. Nur wer es ganz eilig hat, geht auf der Aufstiegsroute auch wieder zurück. Schöner ist es, über die Jocheralm nach Sachenbach abzusteigen. Allerdings sollte man den direkten Abstieg vom Jochberg nach Süden, zur Jocheralm hinunter, wegen der Erosionsgefahr auf
Einmaliger Gipfelblick auf den Kochelsee und das Alpenvorland. den steilen Wiesen nicht mehr nehmen. Wir gehen also bis zum Weidegatter zurück, dort scharf links und queren den Hang zur Jocheralm hinab. Nach der Einkehr in der bewirtschafteten Alm bringt uns ein Fahrweg gegen Südwesten in den Wald hinein. Bald schon verlassen wir die schmale Straße nach rechts, in Richtung Sachenbach. Bei der nächsten Wegverzweigung hal-
ten wir uns schon wieder rechts und steigen am Weg durch den Wald bis zum kleinen Dorf Sachenbach am Nordostufer des Walchensees hinab. Von dort folgen wir dem asphaltierten Fahrweg am Seeufer nach rechts bis Urfeld. Das letzte Stück müssen wir neben der stark befahrenen Kesselbergstraße im Abgasdunst zum Ausgangspunkt hinauf.
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Zwiesel, 1348 m Vom Gasthaus Waldherr Zum Blomberg - ohne Seilbahn Blomberg und Zwiesel, Paradeziele der Oberlandler, sind mit einem dichten Wanderwegenetz versponnen und zu allen Jahreszeiten beliebt. Kaum ein Bergziel ist so schnell und so gut von München mit dem Auto und der Bahn erreichbar. Obendrein bietet es Gelegenheit zu einer zünftigen Einkehr, einer weiten Rundtour und - vom Zwieselberg - zu einer umfassenden Rundschau. Wer es besonders bequem mag, kann mit der Blombergbahn von Norden her auffahren und auf der Sommerrodelbahn wieder zurückrasen. Mit Sport hat das allerdings nichts mehr zu tun, nur noch mit Freizeitgaudi. Auch Mountainbiker und Rodler kommen gerne herauf. Die hier vorgestellte Route auf die beiden vielbesuchten Gipfelchen beginnt in Lehen, beim Wirtshaus Waldherr. Sie liegt also weitab der Bergbahn und ist wenigstens im unteren Bereich noch einigermaßen ruhig. Gelegentlich kann man auf dieser Route sogar unseren Ex-Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker antreffen, der, weil er ganz in der Nähe wohnt, in ruhigen Stunden auch mal gerne auf den BlomDer Wirtsgarten des Blombergberg wandert, wenn er sich nicht hauses. gerade höheren Gipfeln widmet.
Talort: Wackersberg, 748 m, zwischen Bad Tölz und Lenggries. Typisch oberbayerisches Dorf mit schönen alten Bauernhäusern. Ausgangspunkt: Gasthaus Waldherr in Lehen, 755 m, südlich von Wackersberg. Busverbindung von Bad Tölz oder Lenggries (von dort Bahnverbindung nach München). Gehzeit: 3 Stunden. Höhenunterschied: 593 m im Aufund im Abstieg. Anforderungen: Leichte, überwie78
Rast am Zwieselgipfel. Vom Parkplatz unterhalb der beliebten Ausflugsgaststätte WaldHerr folgen wir dem gesperrten Sträßchen ein kurzes Stück nach Südwesten. Dort sind normaler-
weise recht viele Spaziergänger unterwegs. Vor der Brücke müssen wir rechts abbiegen, und ein markierter Weg führt am Waldrand entlang und
gend gemütliche Wanderung auf guten, markierten Bergwegen. Einkehr: Im Blomberghaus und im Gasthaus Waldherr beim Ausgangspunkt. 79
über freie Wiesen hinauf, bis er bei 1000 m Höhe in dunklen Wald eintaucht. Dort wird der Besucherandrang schon geringer. Einigermaßen steil bringt uns der breite Weg zu einer Abzweigung, wo man nach rechts über den Heigelkopf und die Wackersberger Alm zum Blomberg gehen könnte. Weitaus bequemer und fast eben ist der linke Aufstiegsweg, der durch dunklen Wald gegen Nordwesten verläuft und erst beim Skilift an der Sauersberger Alm in freies Gelände und gleich darauf zum Blomberghaus stößt. Die Aussicht ist von dort oben nicht gerade berauschend. Wer den Blick ins Weite sucht, der sollte in jedem Fall noch zum Zwieselberg weitergehen. Der Aufstieg führt am Fahrweg, später über einen breiten Hö-
henzug durch Wald und zuletzt überwiesen nach Süden zum Kreuz am zweiten und höheren Ziel dieser Wanderung, dem Zwiesel. Vom Zwieselberg gehen wir anfangs ein Stück am Aufstiegsweg zurück, biegen aber bald rechts ab und steigen auf einem freien, breiten Rücken gegen Osten zur Schnaiter Alm ab. Von der Alm gehen wir in der gleichen Richtung in eine Waldlichtung hinein und durch diese auf der Wegspur weiter talwärts, bis der Pfad in den Wald führt. Anschließend kommen wir in engen Kehren durch steilen Wald hinab und zu einer Metalltreppe unmittelbar am Steg über den Großbach. Von dort wandern wir fast eben auf der Forststraße in einem Linksbogen zur Aufstiegsroute und zum Gasthaus Waldherr zurück.
Schönberg, 1620 m Von Lenggries über das Seekarkreuz Huf die unbekannten Kämpen Unterschätzen wir die Kämpen nicht! Sie sind zackig und sogar etwas luftig. Und sie fordern Kondition, wenn man sie mit dem Seekarkreuz und dem Schönberg (der seinen Namen zurecht trägt) an einem Tag überschreitet. Diese Berge bilden zusammen ein Gipfel-Bollwerk, das den Isarwinkel vom Mangfallgebirge trennt. Deshalb sind auch die Ausblicke in beide Bergregionen so schön, insbesondere vom Schönberg. Vor allem auf den Kämpen und am Übergang vom Seekarkreuz zum Schönberg, über das Mariaeck, geht es auf dieser langen Rundtour ein wenig alpin zu. Damit niemand zu kurz kommen muß, steht etwas abseits der Route die urige Lenggrieser Hütte, die neben angenehmer Einkehr auch Unterkunft gewährt. Selbstverständlich muß man die hier vorgestellten Gipfel nicht alle auf einmal besteigen. Man kann entweder ein Zweitages-Unternehmen aus der Wanderung machen oder man nimmt sich jedes Ziel als eigene Tour vor. Hier sind sie zusammengefaßt, weil 's so schön paßt und weil es auch Bergwanderer gibt, die nie genug bekommen können. Sie können sich am langen Bergkamm richtig austoben.
Talort: Lenggries, 679 m. Ausgangspunkt: Hohenburg, 708 m, Ortsteil von Lenggries. Busverbindung von Lenggries (von dort Bahnverbindung nach Bad Tölz und München). ehzeit: 7.15 Stunden.
Höhenunterschied: 1082 m im Aufund Abstieg. Anforderungen: Für die Kämpen und am Maria Eck sind Trittsicherheit und etwas Schwindelfreiheit erforderlich. Ansonsten ist die Tour leicht, aber lang. Einkehr: In der Lenggrieser Hütte (ganzjährig geöffnet) und in der Röhrlmoosalm.
Vom Parkplatz in Hohenburg folgen wir dem Fahrweg gegen Osten nach Geisreuth und in das Hirschbachtal hinein. Der beliebte Mountainbikerweg verläuft durch eine schöne Klamm und steigt gemäch-
lich zum Hirschtalsattel an. Dort lädt eine schöne Ruhebankzu angenehmer Rast ein. Wir verlassen dort den Fahrweg gegen Südosten und steigen anfangs über eine Wiese, später im Latschengebüsch steil auf
Abstieg vom Zwiesel zur Schnaiter Alm.
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es sportlich zu, denn wir müssen uns schon mehrmals gut am Fels festhalten, bis wir den Sattel Mariaeck erreichen. Im Sattel gehen wir gegen Süden weiter und folgen dem schmalen Weglein, das durch Wald und im Felsengelände, zuletzt über eine steile, freie Wiese zum Schönberg hinaufführt. Das Gipfelkreuz steht etwas westlich des höchsten Punktes. So sieht man es vom Tal aus besser. Vom Gipfelkreuz des Schönbergs folgen wir der Wegspur gegen Südosten Richtung Schönbergalm hinab und stoßen bald auf einen Fahrweg, auf dem wir gegen Osten bis zur scharfen Straßenkehre abstei-
gen. Ein Weglein führt von dort im Wald in das Röhrlmoos mit der gleichnamigen Alm hinunter. Der Rest des Abstiegs ist dann leider etwas weniger berauschend, wenn auch nicht ohne Reize. Er verläuft über die lange, streckenweise asphaltierte Straße, anfangs nach Westen, dann gegen Nordwesten, am Schmickerstein vorbei und nach Fleck hinaus. Wer zum Ausgangspunkt zurück will, muß sich auf den Linienbus, ein zweites Auto, einen verständnisvollen Autofahrer, der ihn mitnimmt oder einen Muskelkater einstellen, wenn er die weite Strecke zu Fuß geht, wofür fast eine Stunde zu rechnen wäre.
Schönberg und Seekarkreuz, gesehen vom Roßstein. Im Hintergrund die Benediktenwand und der Zwiesel. die Grathöhe zwischen Ochsen- und Auerkamp hinauf. Von dort können wir in wenigen Minuten nach links zum Gipfelkreuz des Ochsenkamp hinübergehen. Der Weiterweg bringt uns kurz am Aufstiegsweg zurück und dann in einer Gratwanderung mehrmals leicht auf und ab zum Auerkamp hinauf. Wir bleiben am Grat und erreichen den Spitzkamp. Der Abstieg vom Spitzkamp ist etwas pfiffig. Auf der Südseite des Grats kraxeln wir steil und etwas luftig in den Sattel zwischen Spitzkamp und Brandkopf hinab. Im Sattel gehen wir dann der Fahrspur folgend rechts und erreichen einen Fahrweg. Auf der Forststraße schwenken wir links ab und wan82
dem zum Wiesensattel unter dem Seekarkreuz, von wo wir gemütlich zum Seekarkreuz hinüberbummeln können. Der Weiterweg auf dieser Tour bringt uns vom Seekarkreuz gegen Süden über den freien Wiesenhang zu einer Wegverzweigung. Wer Lust und Zeit hat oder übernachten will, biegt dort rechts ab und steigt im Wald zur Lenggrieser Hütte, 1338 m ab. Berühmt ist die Lenggrieser Hütte nicht zuletzt durch riesige Kaffeetassen und zivile Preise. Die vollständige Rundtour bringt uns vom Sattel allerdings gegen Süden weiter und zum Kotierungspunkt 1563 m. Dort halten wir uns links und folgen dem zackigen Grat in Felsengelände hinein. Jetzt geht 83
Benediktenwand 1800 m Aus der Jachenau Der schönste Weg zur Benewand Die Benewand ist an ihrer Nordseite mit etlichen Kletterrouten in der steilen Wand gewürzt und einem schmalen Steig, der über den Schwierigkeitsgrad II+ aber nicht hinausgeht. Das sind Anstiege für Spezialisten. Beschaulicher geht es am Westgrat, am Ostgrat oder auf der Südseite zu. Dort gibt es relativ leichte Wanderwege zum Gipfel hinauf. Sehr oft wird dieser markante, weit ins Oberland hinaus sichtbare Berg vom Brauneck aus bestiegen oder von der Tutzinger Hütte. Ruhiger sind die hier vorgestellten Wege. Auch sie sind längst keine Ceheimtips mehr, aber sie sind landschaftlich besonders reizvoll. Über die Cipfelschau braucht man nicht viel zu erzählen - sie ist der Berühmtheit dieses Berges angemessen. Der Gipfel ist weit und breit die höchste Erhebung, und deshalb hindert nichts den beinahe grenzenlosen Weitblick. Atemberaubend ist übrigens die Schau zur Tutzinger Hütte hinab. Man blickt genau auf die sonnige Hüttenterrasse und - wenn man ein Fernglas dabei hat - in die Bierkrüge derer, die eine gemütliche Brotzeit dem anstrengenden Gipfelaufstieg vorziehen. Der hier vorgestellte Aufstieg ist nicht schwierig. Wesentlich anspruchsvoller ist der Abstieg vom Gipfel zur Bichleralm. Er erfordert sogar etwas Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Im Hochsommer wird es auf den Südhängen oft arg heiß. Das muß man wissen, damit man nicht erst am Vormittag losgeht, sondern mit dem ersten Lichtstrahl am frühen Morgen.
Talort: Jachenau, 790 m, am Schluß des gleichnamigen Tales, südwestlich von Lenggries gelegen. Jachenau ist ein typischer, gemütlicher oberbayerischer Gebirgsort, wie er schöner nicht sein kann. Dort hinten ist die Welt noch in Ordnung, das wissen auch die vielen Ausflügler. Busverbindung von Lenggries.
Ausgangspunkt: Großer Wanderparkplatz am westlichen Ortsrand, hinter dem Schützenheim. Gehzeit: 8.00 Stunden. Höhenunterschied: 1078 m im Aufund Abstieg. Anforderungen: Beim Abstieg sind ein kurzes Stück Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich. Wegen der Länge der Tour braucht man einwandfreie Kondition.
Der Gipfel der Benediktenwand. Vom Parkplatz folgen wir dem beschilderten Wanderweg, überqueren auf einer Brücke den Bach, der aus der Kleinen Laine herausfließt und gehen in den Wald hinein. Der Anstieg folgt ziemlich eben dem wilden Bachlauf auf seiner westli84
chen Seite und führt ein kurzes Stück auf einem Fahrweg weiter, bis er wieder in schönen Buchenwald eintaucht. Schon wieder kommen wir für eine Viertelstunde auf eine Forststraße, verlassen diese aber in Höhe der Lainlalm, um über freies 85
Weidegelände zum eindrucksvollen Wasserfall des Glasbachs aufzusteigen, der mit seinen tiefblauen Gumpen brilliert. Oberhalb des wilden Wasserlaufs müssen wir eine steile, schütter bewaldete Flanke hinauf, bis der Weg wieder flacher wird und im Wald weiterführt. Oberhalb der Peterer Alm wird es dann wieder steil, und auf ein paar Meter führt der Bergpfad noch einmal an eine Straße heran. Die Aufstiegsroute kreuzt sich mit dem
Wanderweg, der vom Rabenkopf herüberkommt und steigt im dichten Wald zum Kotierungspunkt 1324 m an. Dort wird der Westrücken der Benediktenwand erreicht. Wir biegen scharf nach rechts ab, um durch steilen, felsigen Wald gegen Osten hinaufzusteigen. Am Punkt 1569 m erreichen wir wieder eine Wegabzweigung, wo wir gegen Norden zur Tutzinger Hütte absteigen könnten. Wir gehen dort rechts. Der Gipfelanstieg
Blick vom Westaufstieg zur Probstenwand. ist zunächst noch steil, wird aber immer flacher und verläuft im Latschengebüsch, auf der rechten Seite des breiten Gipfelrückens, zur Unterstandshütte und dem Gipfelkreuz auf der Benediktenwand. Man kann natürlich am Aufstiegsweg nach Jachenau zurückgehen. Es gibt aber eine interessante Alternative: Sie bringt uns vom Gipfel gegen Süden in die Latschen und sehr steil, durchaus sogar etwas pfiffig, im Felsengelände nach Südosten hinab. Vor der Bichleralm führt der Abstieg wieder in Weidegelände. Bei den Hütten wird ein Fahrweg erreicht, der anfangs noch relativ flach, später aber überwie86
gend sehr steil gegen Südwesten talwärts verläuft. Unterhalb der Tanneralm weist der Weg gegen Südosten und an der Ortereralm vorbei, bis in Petern das Jachental erreicht wird. Von dort kann man mit dem Bus zum Ausgangspunkt zurückfahren. Wer gut zu Fuß ist, biegt kurz vor Petern rechts ab und marschiert V/2 Stunden lang die 7 Kilometer lange Strecke durch das Reichenautal zurück. Dieser Weg neben dem stillen Bach ist landschaftlich sehr reizvoll. Er führt fast eben dahin. Nur das letzte Stück, von der Berglalm nach Jachenau, fällt er deutlich ab. 87
Demeljoch, 1924 m Über Schürpfeneck und Dürnbergjoch Mit Ausdauer zum Demeljoch Verachtet mir das Demeljoch nicht! Trotz der bescheidenen Höhe und der schönen, markierten Anstiegswege handelt es sich um eine anstrengende Tour mit einem elend langen Anstieg und einem nicht minder langen Rückweg. Also sollten Sie einen ganzen, ausgefüllten Tag für diese Partie einplanen. Was bekommen wir dafür? Wieder sind es die schönen Ausblicke, die diese Tour so lohnend machen. Die freie Schau öffnet sich auf dieser Bergfahrt früher als gedacht, nämlich schon unter dem Hühnerberg, denn dort lichtet sich der dichte Wald, und auf dem langen Bergkamm über das Schürpfeneck zum Dürnbergjoch wird man nicht nur einmal stehenbleiben, um über das herrliche Bergpanorama von dort oben zu staunen. Zu Füßen liegt der Sylvensteinsee, dahinter zieht sich die lange Kette der Vorberge vom Estergebirge über die Kochelseeberge, den Isarwinkel und das Mangfallgebirge hin, und im fernen Süden glitzern die Eishäupter des Alpenhauptkamms. Am Dürnbergjoch gibt der Berg zudem eine Karwendelschau frei, die ihresgleichen sucht, und am Gipfel kann man dann die phantastischen Ausblicke nach allen Seiten gleichzeitig genießen. Die Wanderung ist insgesamt noch als leicht einzustufen, obwohl es am ersten Abschnitt des Aufstiegs, unter dem Hühnerberg, ziemlich steil bergauf geht und die letzten Meter unter dem Dürnbergjoch ein klein wenig luftig sind.
Talort: Fall, 773 m. Der Ort ist mit dem Bau des Sylvensteinsees im Isarwasser untergegangen. Deshalb wurde er - ein Stück weiter oben - neu aufgebaut. Nur wenn der Sylvensteinsee fast leer ist, kann man noch die Fundamente des alten Wirtshauses »Jäger von Fall« am Stauseeboden sehen. Anfang Juli bis Mitte Okto-
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ber Busverbindung von Lenggries (nur an Wochenenden/Feiertagen). Ausgangspunkt: Parkplatz 3,6 km östlich des Stauwalls, 790 m. Gehzeit: 7.20 Stunden. Höhenunterschied: 1134 m im Aufund Abstieg. Anforderungen: Lange, anstrengende Bergwanderung, für die etwas Trittsicherheit und Schwindelfreiheit von Vorteil ist.
Vom Schürpfeneck zeigen sich Fall und der Sylvensteinsee besonders schön. Den ersten Glanzpunkt auf dieser schönen Wanderung entdecken wir keine 5 Minuten nach dem Ausgangspunkt. Es ist dies die wahrlich eindrucksvolle Walchenklamm, durch die einer der vielen Bäche läuft, die den Sylvensteinsee speisen. In riesigen Gumpen steht oder läuft das Wasser, je nach dem Pegelstand im See, und eine schmale Brücke führt über sie hinweg. Gleich nach der Klammbrücke kommen wir zu einem Forstweg, dem wir etwa 100 Meter nach rechts (gegen Westen) folgen, um anschließend nach links (Süden) auf den markierten Wanderweg abzubiegen. Er bringt uns ziemlich steil durch den Mischwald bergwärts. Wer sich über den feinen Sand in den steilen Hohlwegen ärgert, dem sei der Grund für dieses Phänomen verraten. Er ist nicht von übermütigen Wegebauern des Alpenvereins
hingestreut worden, sondern natürlichen Ursprungs. Der Hauptdolomit, das hier vorkommende Gestein, wird vom (sauren) Regen nicht ausgewaschen, wie wir es schon oft im Wettersteinkalk gesehen haben, nein, er zerbröselt, weil er weit weniger robust ist, und das ergibt diesen unangenehmen weißen Sand. Auf der Höhe von etwa 1330 m lichtet sich der Wald erstmals, wir kommen am verfallenen Kirchmair Niederleger vorbei und an den Hühnerberg heran, dessen freien Gipfel wir links (östlich) umgehen. Natürlich kann man auch den kurzen Abstecher zum Gipfel (10 Minuten) noch einplanen, wenn man topfit ist. Der schmale Aufstiegsweg wendet sich immer mehr auf die Kammhöhe zu und zum Schürpfeneck hinauf. Von dort gehen wir in ständigem Auf und Ab weiter, halten uns im 89
Latschengebüsch etwas rechts (gegen Südwesten) und kommen in weitem Linksbogen wieder auf den Gratrücken hinauf. Wir folgen ihm, mit streckenweise ziemlich eindrucksvollen Tiefblicken in die wilden Nordabstürze, und erreichen mit dem Dürnbergjoch wieder eine prächtige Aussichtskanzel. Von dort steigen wir knapp 50 Höhenmeter ab, durch einen weiten Sattel (nach rechts Abstiegsmöglichkeit nach Fall) und zwischen Latschenbüschen zum Gipfel des Demeljochs hinauf. Der Abstieg verläuft entlang der Aufstiegsroute.
Das Demeljoch, gesehen vom Dürnbergjoch.
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Schafreuter,2102 m Durch das Lecktal Aus dem Rißtal zum Schafreuter Der Schafreiter, Schafreuter, Scharfreiter oder wie er auch immer genannt wird, ist ein klassischer Vertreter der Berggestalten des Vorkarwendels. Und er ist mit allen Attributen ausgestattet, die ein Sonntags-Wandergipfel nach unserem Geschmack braucht: dichter Wald in Talnähe, steile Weidehänge und eine fesche Hütte darüber, ein felsiger Gipfelanstieg und eine weitreichende Gipfelrundschau. Damit der Tour aber auch noch die Krone aufgesetzt wird und es beim Abstieg nicht langweilig wird, kann für den Rückweg eine andere Route gewählt werden. Sie führt über einen langen, freien Bergkamm und erreicht das Tal weitab vom Ausgangspunkt. Wer schlau ist, stellt deshalb an der Oswaldhütte - dort kommt man nämlich wieder in das Rißtal zurück - ein Fahrrad bzw. ein Fahrzeug ab, damit er auf der Rißtalstraße zum Ausgangspunkt zurückradeln kann. Diese Strecke ließe sich zwar auch zu Fuß schaffen, aber wer möchte schon nach einer so schönen Bergtour eine Stunde lang im Talgrund neben der Straße herlaufen?
Talort: Hinterriß, 928 m, kleines Bergdorf im Rißtal. Es gehört zur Gemeinde Vomp(im Inntal) und ist nur von Deutschland aus erreichbar. Anfang Juli bis Mitte Oktober Busverbindung von Lenggries (nur an Wochenenden/Feiertagen).
Ausgangspunkt: Parkplatz am Eingang ins Lecktal, 903 m. Gehzeit: 5.00 Stunden. Höhenunterschied: 1199 m im Aufund Abstieg. Anforderungen: Die Wanderung ist leicht. Nur ein ganz kurzes Stück am Gipfelgrat ist ein wenig ausgesetzt. Einkehr: In der Tölzer Hütte.
Vom großen Parkplatz wandern wir ein Stück am Fahrweg nach Osten in das Lecktal hinein, um etwa nach einer Viertelstunde, an beschilderter Stelle, nach links, gegen Norden auf einen Steig abzubiegen. In Kehren bringt er uns durch Laubwald den
Wiesingberg hinauf. Schon im dichten Wald öffnen sich immer wieder freie Blicke zu den scharfgeschnittenen Felsengipfeln um die Östliche Karwendelspitze, zum Wörner und zur Soierngruppe. Der Pfad schwenkt nach Nordosten ab, führt
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zu einem Rastplatz auf 1357 m und etwas mehr gegen Osten weiter. Hoch oberhalb des Pfandlochgrabens gabelt er sich. Dort können wir rechts, durch eine steile, aber breite Rinne, in der bis in den Sommer hinein Lawinenreste liegen, zum Marterl im Delpshals und zur Tölzer Hütte aufsteigen, oder wir halten uns an der Wegverzweigung links und gehen über eine steile, stark besonnte Bergflanke in vielen Kehren, zum Schluß durch lichten Wald und über Weidewiesen, zur Tölzer Hütte hinauf. Nach der gemütlichen Einkehr in der Hütte gehen wir entlang den Markierungszeichen etwas durch Latschengebüsch und auf einer kur-
zen Steiganlage (Drahtseil) zum Gipfelkreuz am Schafreuter hinauf. Wir könnten natürlich entlang der Aufstiegsroute absteigen. Doch schöner ist es, vom Gipfel dem Nordwestrücken des Schafreuters zu folgen. Wir kommen hoch über der wilden Kühreiße zum Kälbereck und dann ziemlich eben an der Moosen Alm vorbei, wohin eine neue, umstrittene Almerschließungsstraße führt. Dort halten wir uns links und gehen am Weglein durch Wald und steile Lichtungen gegen Westen zur Oswaldhütte im Rißtal. Einfacher, aber nicht so spannend ist es, von der Moosen Alm der neuen Straße ins Tal zu folgen.
Die Tölzer Hütte am Aufstiegsweg zum Schafreuter. 92
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Gamsjoch, 2452 m Aus der Eng Im Gamsgebirg... Wie eine gigantische Kulisse reihen sich die felsigen Karwendelgipfel mit ihren eindrucksvollen Kalkwänden rund um den Großen Ahornboden auf. Die meisten dieser Berge sind für den Wanderer unerreichbar. Nur wenige schwache Stellen gibt es in diesem Felsenrund, und wenn wir zum Gamsjoch hinauf pilgern, nutzen wir so eine Situation aus. Natürlich bekommen wir am Gamsjoch nichts geschenkt. Die Tour ist relativ anspruchsvoll, vor allem wenn man direkt aus dem Engtal durch das steile, unmarkierte Geröllkar zum Gumpenjöchl hinaufsteigt, wo man auch ein sicheres Gespür für die beste Routenfindung braucht. Deutlich einfacher, aber auch nicht ganz auf die leichte Schulter zu nehmen, ist die hier vorgeschlagene Route über das Hohljoch. Seinen Namen übrigens trägt das Gamsjoch zurecht. Es gibt tatsächlich viele Gemsen in der Gegend hoch über dem Enger Grund. Das Gamsjoch hat aber noch weit mehr anzubieten. Auf den steilen, grasigen, felsdurchsetzten Gipfelhängen blüht, von der Bergwacht gut bewacht und im Naturschutzgebiet streng geschützt, das Edelweiß.
Talort: Hinterriß, 928 m. Ausgangspunkt: Eng (Großer Ahornboden), 1203 m. Anfang Juli bis Mitte Oktober Busverbindung von Lenggries (nur an Wochenenden/Feiertagen).
Gehzeit: 7.00 Stunden. Höhenunterschied: 1265 m im Aufund Abstieg. Anforderungen: Anspruchsvolle Bergwanderung, die Trittsicherheit und Schwindelfreiheit verlangt. Variante: Abstieg ins Laliderer Tal und Rückweg übers Hohljoch (Gegenanstieg).
Die Wanderung beginnt ganz gemütlich. Vom Parkplatz in der Eng bummeln wir am breiten Sträßchen zwischen den stämmigen Ahornbäumen des Großen Ahornbodens zu den Engalmen hinüber und ge-
hen gegen Westen am Wanderweg durch schütteren Wald, weiter oben über Weidewiesen, in das Hohljoch hinauf. Im Joch erreichen wir einen Fahrweg, zu dem wir scharf rechts abbiegen und gegen Osten, später
Frühling in der Eng. Über den Engalmen, hoch oben am Gamsjoch, ist es noch Winter. 94
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Juifen, 1988 m Über die Falkenmoosalm
Norden, zum Laliders Hochleger weitergehen, wo das Sträßchen endet. Gleich neben der Alm beginnt ein schmaler Wanderweg, auf dem wir gegen Nordosten über das Weidegelände dahingehen. Der Bergpfad fällt leicht ab, und wir müssen höllisch aufpassen, daß wir nicht in eins der zahlreichen Lehmlöcher hineinrutschen, die entstanden sind, weil das Weidevieh den Weg arg niedergetrampelt hat. Im weiteren Verlauf knickt unsere Route gegen Norden und Nordwesten ab, bis sie über einige Steilstellen, unbequem durch feines Geröll, in das Gumpenjöchl hinaufführt. Im Jöchl gehen wir rechts und über die breiten Wiesenhänge nach Nordosten in stark abfallendes, felsdurchsetztes Berggelände. Durch diese Landschaft bringt uns der weitere Anstieg steil bergauf. Nahe einem Abbruch, weit oberhalb einer langen Rinne, halten wir 96
uns etwas links und steigen gegen Norden zu einer kurzen Felsenpassage, die etwas unangenehm zu begehen ist, und schon sehen wir in die weiten Gipfelhänge am Gamsjoch. Der Aufstieg führt an die wilden Nordwestabstürze heran und dann gegen Nordosten zum Gipfelbuch am Südwestgipfel des Gamsjochs. Dort endet die markierte Route. Wer will, kann noch zum Nordostgipfel hinübergehen, muß aber für diese 20 Minuten lange Strecke, die immer in der Nähe des scharfen Grats dahinführt, entsprechend vorsichtig sein. Wir können auch aus dem Gumpenjöchl gegen Nordwesten aufsteigen und in einem weiten Rechtsbogen auf der weiten, ziemlich steilen Südwestflanke, über die die Tourenskiabfahrt verläuft, zum Gamsjoch hinaufgehen. Der Abstieg verläuft entlang einer der Aufstiegsrouten.
Über die beliebten Vorkarwendel Am Juifen, im Naturschutzgebiet »Alpenpark Karwendel«, haben sich die alpinen Straßenbauer richtig ausgetobt. Zwar freuen sich die Mountainbiker darüber, daß sie fast bis zum Gipfel mit ihren Maschinen hinaufstrampeln können, doch die Herzen der Wanderer schlagen angesichts der grauen Straßenbänder, die sich den Berg hinaufwinden, nicht unbedingt höher. Trotzdem ist der Juifen attraktiv geblieben, denn er wartet mit einer Karwendelschau auf, die, ohne zu übertreiben, als einzigartig und grandios bezeichnet werden kann. Und in der Gegenrichtung sind die Blicke zu Guffert und Rofangebirge auch Falkenmoosalm mit Hochplatte. recht schön. Deshalb ist der leicht und einfach zu erreichende Juifen nach wie vor sehr beliebt. Nur eine Warnung muß ausgesprochen werden: Am Gipfelgrat bilden sich im Winter gigantische Wächten. Diese bleiben oft bis in den Frühsommer erhalten und dürfen keinesfalls betreten werden.
Talort: Achental, 896 m, nördlich von Achenkirch und des langen Achensees. AI sgangspunkt: Tiefental, 970 m. Busverbindung von Jenbach bzw. von
Tegernsee (zur Staatsgrenze). Gehzeit: 5.25 Stunden. Höhenunterschied: 1018 m im Aufund Abstieg. Anforderungen: Leichte Bergwanderung. Einkehr: In der Falkenmoosalm.
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Blick vom Marbichler Joch in das Karwendelgebirge. Von Tiefental wandern wir auf der beschilderten Forststraße am Waldrand gegen Südwesten leicht ansteigend dahin, und nach etwa
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10 Minuten gabelt sich der Fahrweg. Wir gehen dort geradeaus weiter und folgen bei der Verzweigung nach rechts dem breiten Wan-
derweg, der sich durch den Wald hinauf zieht, bis er in einer Lichtung wieder zum Fahrweg stößt. Auf dem breiten Fahrweg gehen wir nur kurz weiter, verlassen ihn in einer weiten Wiese nach links, um über die Weidewiese direkt zur Falkenmoosalm aufzusteigen. Oberhalb der Alm können wir nach links von der Straße abbiegen, um anfangs über einen steilen Hang, weiter oben etwas flacher, in schütterem Wald gegen Westen aufzusteigen. Bequemer ist es, einfach auf der Straße weiterzugehen, denn weiter oben vereinen sich Wanderweg und Fahrweg wieder. Wir kommen nun durch einen Waldgürtel und leicht abwärts gegen Südwesten bis unter die steilen Nordhänge der Hochplatte. Dort schwenken wir rechts ab und erreichen die Großzemmalm. Wir bleiben am Sträßchen und verlassen es
erst in einer leichten Linkskehre, um auf einem anfangs markierten Viehweg über steile Weidehänge zu einer Schulter unterhalb der Marbichler Spitze aufzusteigen. Auf der Schulter steht eine Almhütte, zu der auch die Straße hinführt. Von der Alm gehen wir auf einer Fahrspur in das Marbichler Joch hinein, wo endlich alle Straßen enden. Rote Markierungspfosten zeigen nun in den Wiesen den weiteren Aufstieg an. Sie bringen uns aus dem Marbichler Joch steil gegen Nordwesten hinauf, an einem kleinen Tümpel (Viehtränke) vorbei und oberhalb einer neuen Alm zu einer Gratschulter. Von dort steigen wir am lehmigen Pfad, der sich nach oben hin immer steiler aufschwingt, den Weidezaun entlang und erreichen den Gipfel des Juifen. Der Abstieg verläuft entlang der Aufstiegsroute.
Der Juifen.
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Mondscheinspitze, 2106 m Überschreitung von der Gernalm Pfiffige Karwendeltour Diese Tour ist etwas für nervenstarke Bergfreunde, denn sie ist ziemlich anspruchsvoll. An zwei Stellen gehen die alpinistischen Herausforderungen sogar fast in den zweiten Schwierigkeitsgrad hinein. Da muß man schon fit sein und auch Mut haben. Als Belohnung für den Nervenkitzel kann sich der Bezwinger rühmen, einen der interessantesten Karwendelgipfel besiegt zu haben. Bei schönem Wetter gibt es außerdem Blicke zum Karwendelhauptkamm, die ihresgleichen suchen. Mit etwas Glück kommt sogar ein Steinbockrudel zu Besuch. Wen wundert's, daß die Mondscheinspitze ein sehr beliebtes Gipfelziel abgibt, das an schönen Wochenenden ziemlich stark besucht ist? Im Hochsommer übrigens sollte man unbedingt früh aufbrechen, denn am Südhang der Mondscheinspitze scheint weniger der Mond als die Sonne hin, und die kann dem ohnehin geforderten AlAuf der Mondscheinspitze. pinisten ziemlich einheizen.
Talort: Pertisau, 950 m. Fremdenverkehrsort am Südwestufer des Achensees. Bademöglichkeit im Achensee. Ausgangspunkt: Gernalm, 1166 m (Straße mautpflichtig). Zur Wandersaison
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Busverbindung von Pertisau. Gehzeit: 7.20 Stunden. Höhenunterschied: 940 m im Aufund Abstieg. Anforderungen: Anspruchsvolle Bergtour, die Trittsicherheit und Schwindelfreiheit voraussetzt (l+). Einkehr: Plumsjochhütte und Gernalm.
Gut zu erkennen: der Anstieg von der Mondscheinsinke zur Mondscheinspitze wird nicht ganz einfach. Von der Gernalm führt ein schmaler, sehr steiler Fahrweg in vielen Kehren zum Plumssattel hinauf. Noch vor der Plumsjochhütte, die etwas westlich unterhalb des weiten Sattels steht, halten wir uns rechts und wandern über schöne grüne Wiesen, mit herrlichem Karwendelblick, gegen Norden den Markierungszeichen entlang. Der breite Grat schnürt sich etwas zusammen bis wir zum Kreuz am Plumsjoch kommen. Von dort sehen wir gut über die Mondschein-
sinke hinweg und zum Gipfel hinüber. Der Weiterweg wird nun stellenweise etwas schwieriger. 120 Höhenmeter müssen wir steil und ein wenig luftig in die Mondscheinsinke absteigen. Von diesem weiten Sattel geht's dann ein Stück durch die Latschen und gegen Norden, an wilden Felsgebilden vorbei, durch eine steile Felsenrinne mit guten Tritten bergwärts und das letzte Stück über steile Wiesen zum Gipfelkreuz der Mondscheinspitze hinauf. 101
Abstieg zum Schleimssattel.
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Vom Gipfelkreuz gehen wir gleich einmal ziemlich steil und ein wenig ausgesetzt nach Osten zum stellenweise recht scharfen Grat hinab (kurze Stellen l + ). Nach einem Felsenband erreichen wir leichteres Gelände, und der Weg führt in der Nähe des Gratrückens ein wenig nach links (gegen Norden) hinab. In einer schönen Mulde haben wir dann noch einen interessanten Abschiedsblick zum wilden, grünen Gipfelzahn, und unter dem Kelberg bringt uns die Route in malerischen Lärchenwald, durch den wir in den Schleimssattel kommen. Dort biegen wir rechts ab und gehen am Fahrweg ziemlich steil und in vielen Kehren nach Süden in das Gerntal hinunter. An der Stelle, an der im Tal der Fahrweg links abknickt, folgen wir nach rechts den Markierungszeichen und erreichen am Bachgraben einen schönen Wanderweg, der zum Ausgangspunkt an der Gernalm zurückführt.
Sonnjoch, 2457 m Aus dem Falzthurntal Leichter Karwendelgipfel Wie das Sonnjoch zu seinem Ruf gekommen ist, ein anspruchsvolles, ja sogar ein schwieriges Gipfelziel zu sein, wird allen, die jemals am Gipfel ihre Brotzeit ausgepackt haben, ein Rätsel bleiben. Gut, der Aufstieg ist einigermaßen lang und deshalb auch anstrengend, aber schwierig ist er wirklich nicht. Dabei könnte man beim Anblick dieses riesigen Felsenklotzes mit seinen beiden unmittelbaren Nachbarn, der Schaufelspitze und der Bettlerkarspitze, durchaus Respekt bekommen. Lohnend sind auf der Tour nicht nur die Gipfelblicke. Dieser stolze Karwendelberg ist auch deshalb so schön, weil die Route nur sehr wenig im Wald verläuft.
Talort: Pertisau, 952 m. Touristenort am Südwestufer des Achensees. Ausgangspunkt: Gramaialm, 1263 m (Straße mautpflichtig). Zur Wandersaison
Busverbindung von Pertisau. Gehzeit: 5.20 Stunden. Höhenunterschied: 1194 m im Aufund Abstieg. Anforderungen: Gute Kondition und etwas Trittsicherheit. Einkehr: Im Gramaialm-Hochleger.
Von der Gramaialm gehen wir eine gute Viertelstunde am Wanderweg durch den weit ausgedehnten Gramaier Grund. Gemütlich bummeln wir nach Südwesten dahin und kommen zur Wegabzweigung in der Nähe eines Geröllfeldes. Dort biegen wir rechts ab und wandern gegen Nordwesten in ein breites Tal hinein, wo wir einen guten und breiten Weg vor uns haben. Er bringt uns zunächst auf der südlichen, dann auf der nördlichen Sei-
te des Bachgrabens in einem weiten Linksschwenk zum GramaialmHochleger hinauf. Hinter der Alm (mit Bergwirtschaft und Übernachtungsmöglichkeit) wendet sich der Pfad nach rechts und verläuft gegen Norden weiter. Auf ihm steigen wir über Wiesenhänge auf den Südostrücken des Sonnjochs zu. Die weitere Route ist klar vorgegeben. Sie führt über den langen Rücken, auf Trittspuren, gut markiert, zum Gipfelkreuz am Sonnjoch hinauf.
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Lamsenspitze, 2508 m Von der Gramaialm Karwendel-Klettersteige Der kühn geformte Gipfelzahn der Lamsenspitze überragt den Gramaier Grund und ist Blickfang für die vielen Besucher des Berggasthofs Gramaialm. Gleich daneben schließt sich der lange Hochnissigrat an, der, was die alpinen Herausforderungen angeht, der Lamsenspitze in nichts nachsteht, aber rein optisch betrachtet kein so markantes Berggebilde darstellt. Vielleicht ist der bergsteigerische Betrieb auf der Hochnisslspitze deshalb im Vergleich zum Lamsen-Nachbarn etwas eingeschränkter. Wer nur einen der beiden Gipfel besteigen will, kann dies im Rahmen einer ausgefüllten Tagestour gut bewältigen. Lohnender aber ist eine Übernachtung auf der Lamsenjochhütte, dann lassen sich beide Gipfel fast in einem Aufwasch besiegen. Es erwarten uns rassige Anstiege und luftige Klettersteige, das heißt man muß oft ordentlich zupacken, schwindelfrei und trittsicher sein, über eine einwandfreie Kondition verfügen und - an der Lamsenspitze - auch mit gelegentlichem Steinschlag rechnen. Das klingt alles so abweisend, ist es aber nicht. Schließlich bekommen wir außer einem gelegentlichen Nervenkitzel viel spannende Abwechslung, einmalige Landschaftserlebnisse und Gipfelausblicke von atemberaubender Vielfalt geboten. Blick zum Sonnjochgipfel. Man kann auch von der Eng auf das Sonnjoch steigen. Dieser Weg beginnt bei den Engalmen am Großen Ahornboden und führt am Fahrweg zum Binsalm-Hochleger. Darüber schwenkt er nach links ab, verläuft
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über den Binssattel und knapp 200 Höhenmeter über Wiesen zum Gramaialm-Hochleger hinab und entlang der oben vorgestellten Route, Der Abstiegsweg verläuft entlang der Aufstiegsroute.
Talort: Pertisau, 952 m, Touristenort am Achensee-Südwestufer. Ausgangspunkt: Gramaialm, 1263 m (Straße mautpflichtig). Zur Wandersaison Busverbindung von Pertisau. Gehzeit: 6.00 Stunden, bei Kombinati-
on mit Hochnissl 11.35 Stunden. Höhenunterschied: 1245 m im Aufund Abstieg, mit Hochnissl 1839 m. Anforderungen: Beste Kondition, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich. Weite Strecken verlaufen auf Steiganlagen. Handschuhe mitnehmen! Einkehr und Übernachtung: In der Lamsenjochhütte.
Vom Berggasthof Gramaialm gehen wir auf einer Brücke über den Bachgraben nach Süden in den Gramaier Grund hinein. Der Bergweg
führt durch einen kleinen Lärchenwald, der von Latschengebüsch abgelöst wird, und bald darauf kommen wir in triste Schotterböden.
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Anstieg zur Lamsenspitze.
Die Lamsenjochhütte mit der Lamsenspitze. Dort schwenkt der relativ gering ansteigende Weg ein wenig links ab und am Punkt 1 506 m wieder etwas nach rechts. Dann wendet er sich in die Mitte des Talgrunds und schwingt sich deutlich gegen Süden auf. In unzähligen Kehren kommen wir in das Östliche Lamsenjoch, wo die Lamsenjochhütte steht. Wer zur Lamsenspitze möchte, steigt von der Hütte gegen Westen in das breite, steile Kar hinauf und kommt immer näher an die steile Ostwand der Lamsenspitze heran. Unter der imposanten Felsenwand schwenkt der Bergpfad nach links (Süden) und bringt uns über ein breites Geröllfeld in felsiges Gelände hinein. Mit Hilfe von ein paar Drahtseilen kommen wir einigermaßen bequem in die Lamsenscharte. In der Scharte halten wir uns rechts, steigen gegen Norden, später Nordwesten, durch triste Geröllfelder weiter und folgen den Markie106
rungszeichen in eine pfiffige, steile Felsenrinne. Dort besteht Steinschlaggefahr, ausgelöst durch unvorsichtige, weiter oben gehende Bergsteiger oder durch Gemsen. Wir queren die Rinne vorsichtig und folgen dem gut beherrschbaren Klettersteig, bis wir eine steile Feisund Geröllflanke queren können, gehen durch eine kleine Felsenrinne und kommen, zuletzt noch ein paar Meter über einen Grat, zum Kreuz auf der Lamsenspitze hinauf. Zurück zur Hütte folgen wir der Aufstiegsroute, und auf der Lamsenjochhütte übernachten wir. Weil's so schön ist, gehen wir am nächsten Tag auf den Hochnissl. Bei diesem Anstieg wählen wir den luftigen Steig durch den Brudertunnel. Voraussetzung ist trockenes Wetter, sonst wird das Risiko zu groß. Von der Lamsenjochhütte gehen wir über grobes Geröll auf den Klettersteig zu. Mit Hilfe von Drahtsei-
len, Krampen, Holztritten und festen Griffen arbeiten wir uns sehr steil und streckenweise ziemlich ausgesetzt zum Brudertunnel hinauf. Der Klettersteig taucht in den finsteren Tunnel ein. Der Tunneleingang ist wegen des sandigen Untergrunds nicht ganz harmlos, also passen wir dort besonders gut auf. Sobald wir im Tunnel drinnen stecken, haben wir wieder festen Boden unter den Füßen, und der senkrechte Ausstieg mit sicheren Tritten am Fels, hinauf ins Tageslicht, ist nicht mehr schwierig. Der Bergpfad verzweigt sich am Tunnelausgang. Die Route zum Hochnissigrat führt links (gegen Süden) und bei der nächsten Verzweigung gleich wieder links, nach Südosten. Der Steig fällt über Schrofenhänge etwas ab, und auf der Südwestseite des Hochnissigrats gehen wir im steilen Wiesengelände relativ einfach zur Rotwandlspitze hinauf. Sie ist unser erster Gipfelsieg auf dieser langen Tour, und wenn wir dort rasten, können wir gleich die Gelegenheit dazu nützen, uns einen
guten Überblick über die weitere Route zu verschaffen. Den Gipfel sehen wir allerdings noch nicht, weil sich dieser hinter der Steinkarlspitze verbirgt. Der Abstieg von der Rotwandlspitze ist wieder etwas luftiger. Er führt am Drahtseil in den Sattel unter der Steinkarlspitze hinein und anstrengend an den zweiten Gipfel, die Steinkarlspitze heran, die wir uns aber schenken wollen. Wir gehen an ihr nordöstlich vorbei und steil und ausgesetzt, stellenweise am Drahtseil, durch eine Felsenrinne hinab, in der eine beachtliche Steinschlaggefahr besteht. Endlich überblicken wir die restliche Aufstiegsroute. Sie verläuft über die steile, wenig einladende Flanke geradewegs zum Hochnissl hinauf. Beim Rückweg vom Hochnissl müssen wir nicht wieder durch den BruPfiffiger Klettersteig zum Brudertunnel.
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Kotalmjoch, 2122 m Vorn Achenseehof über die Kotalm
Blick aus dem Gramaier Grund auf die Lamsenspitze. dertunnel absteigen. Nehmen wir einen kurzen Gegenanstieg in Kauf, können wir auch durch die Lamsenscharte über steiles Geröll zur Lam-
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senjochhütte absteigen oder abfahren. Von der Hütte in den Gramaier Grund folgen wir dem Hüttenzugangsweg.
Wo das Edelweiß blüht... Kaum entfernt man sich im Rofan etwas von den Seilbahnbergen, schon ist man inmitten einer stillen, verschwiegenen Berggegend. Das Kotalmjoch gehört, zusammen mit dem benachbarten, sogar etwas höheren Stuhljöchl, zu den allerruhigsten Bergzielen des Rofans. Im Winter kommen zwar immer mehr Skitourengeher auf diese verschwiegenen Gipfel, aber zur Wanderzeit sind sie noch kaum entdeckt. Und das, obwohl man dort oben ein Blümchen finden kann, das im Lied oft besungen wird, weil es sich so gut auf »Eis« reimt. Meistens wächst es in sonnigen Wiesen, und es braucht kalkhaltigen Boden. Jedenfalls finden wir es nicht zwischen Schnee und Eis. Dazu aber auch gleich eine dringende Bitte: Das Edelweiß ist in den Nördlichen Kalkalpen so selten geworden, daß man es auf keinen Fall pflücken sollte, auch wenn man an einem Standort gleich mehrere davon findet. In Bayern steht es ohnehin unter Naturschutz. Ganz einfach ist der Anstieg aufs Kotalmjoch nicht. Bis jetzt ist die mühsame Route über die steilen Grasflanken zum Gipfel hinauf nicht markiert, und man muß sich seinen Weg selber suchen. Dafür braucht man ein sicheres Gespür, eine gute Karte, vielleicht sogar einen Kompaß und einen Höhenmesser. Auf alle Fälle braucht man gute Sicht. Im Nebel dort oben herumzuirren, ist zu riskant.
Talort: Achensee, 924 m. Wie ein Fjord liegt der Achensee zwischen dem Karwende! und dem Rofan. Ausgangspunkt: Parkplatz beim See
hof, 950 m. Busverbindung von Achenkirch bzw. von Jenbach. Gehzeit: 5.05 Stunden. Höhenunterschied: 1172 m im Aufund Abstieg. Anforderungen: Unschwierige Wanderung, die Orientierungsgabe erfordert.
Vom Parkplatz gehen wir erst einmal gegen Osten in den Wald hinein und rund 500 Meter dahin, bis nach rechts ein markierter Wanderweg
abzweigt. Wer Lust hat und breite Forststraßen nicht mag, der kann auf diesem Weglein gegen Süden aufsteigen. Bequemer ist es aller-
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dings auf dem Fahrweg zur Wildfütterung weiterzugehen. Man kann's ja kaum glauben, aber selbst im Herbst, wenn das Wild genug Nahrung findet, werden die Hirsche dort oben gefüttert! »Wildmast« nennt man das. Die Straße führt, verwegen an steile Felsenhänge gebaut, durch den wilden Labschlaggraben, und in einer kleinen Lichtung stoßen Straße und Wanderweg wieder zusammen. Wir gehen gegen Süden zum KotalmNiederleger weiter. Die Alm steht in einer ausgedehnten Lichtung mit schönen Ausblicken auf die Berge jenseits des Achensees. Dort schwenkt die Route links (gegen Nordosten) ab und bringt uns über Almwiesen wieder in den Wald hinein. Im Wald queren wir ein paarmal einen Fahrweg und wenden uns allmählich nach Süden, bis wir vor dem Kotalm-Mittelleger wieder aus dem Wald herauskommen.
Abermals haben wir interessante Ausblicke. Dieses Mal werden uns die Unnütz-Gipfel fesseln, die sich von dieser Seite besonders schön zeigen. Unser Anstieg ist nun relativ flach, und während wir ein wenig ausruhen, dreht sich die Route gegen Südosten und bringt uns in eine malerische Talmulde hinein. Zwischen den einzelnen Bäumen liegen bizarre Sturzblöcke, Felsengebilde, die von den Nordostwänden des Klobenjochs herausgebrochen sind. Das ist der beeindruckendste Streckenabschnitt der gesamten Tour, dort erleben wir das Rofan, wo es am urtümlichsten ist. Gefesselt von der bezaubernden Landschaft wandern wir dahin, bis sich der Berg wieder deutlich aufschwingt. Allerdings ist die folgende Steilstufe nur kurz, und wir kommen an die Stelle, wo einst der inzwischen verfallene Kotalm-Hochleger stand. Unmittelbar hinter einem markanten Felsenklotz zwei-
Interessanter Gipfelblick vom Kotalmjoch über den Achensee ins Karwendel-Vorgebirge. gen wir links ab. Einen Weg gibt es nun nicht mehr. Ohne Weg und Steg plagen wir uns zwischen Krummholz den steilen Südhang hinauf, bis wir in den Sattel westlich des Kotalmjochs hineinkommen. 110
Dort halten wir uns rechts und steigen über die Grathöhe die letzten Meter zum einsamen Gipfel am Kotalmjoch hinauf. Der Abstieg verläuft entlang der Aufstiegsroute. 111
Rofanspitze, 2259 m Überschreitung von Steinberg nach Buchau Gewaltmarsch durchs Rofan Gemessen an den eindrucksvollen Berggestalten des Rofans, die mit schroffen Kalkwänden so richtig protzen, ist die Rofanspitze mit weiten Grashängen am Gipfel ein vergleichsweise unauffälliger Gipfel. Trotzdem ist sie immerhin nach der Hochiß die zweithöchste Erhebung des Rofangebirges. Zwei Seilbahnen fahren ins Rofan hinauf, die eine von Kramsach zum Sonnwendjoch, östlich des schönen Zireinsees, die andere von Maurach zur Erfurter Hütte. Diese Bahnen könnten die Wanderung enorm erleichtern, aber man kommt damit auch nicht zu den vielen schönen Abschnitten der landschaftlich großartigen Tour. Sie ist arg lang und anstrengend, beim Anstieg zum Gipfel hinauf braucht man sogar etwas Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Die Tour beginnt in Steinberg am Rofan und endet in Buchau am Achensee. Um den Ausgangspunkt wieder zu erreichen, ist man auf ein zweites Auto oder ein Fahrrad angewiesen, seit die Buslinie nach Steinberg eingestellt ist.
Talort: Steinberg am Rofan, 1010 m, verträumtes Bergdorf am Fuß des Guffert. Ausgangspunkt: Obersteinberg, 1020m. Endpunkt: Buchau, 980 m.
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Gehzeit: 7.30 Stunden. Höhenunterschied: 1239 m im Aufstieg, 1310 m im Abstieg. Anforderungen: Beste Kondition, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind Voraussetzung. Einkehr: In der Erfurter Hütte und in der Dalfazer Alm.
Der Zireinsee, dahinter die Rofanspitze. Die Ortschaft Obersteinberg verlassen wir am Holzermahdweg gegen Süden. Er führt hoch über der wilden und tiefen Schlucht des Grundbaches mit eindrucksvollen Tiefblicken durch schütteren Wald dahin und fällt dann deutlich zum Gaismoosbach ab, den er auf einer Brücke quert. Anschließend steigt der Weg wieder an und führt gegen Süden weiter, bis er kurz vor der Holzermahdalm bergab zu einem Sträßchen stößt. Dort müssen wir links abbiegen und in Kehren zur Grundache hinab, die bei 1026 m nach rechts gequert wird. Ein Stück gehen wir gegen Nordosten weiter, bis wir uns wieder rechts halten und gegen Süden in den Schauertalgraben hinein gehen. Ein schmaler, markierter Weg führt im Wald links steil hinauf und aus dem Graben heraus, bis er in eine Forststraße nündet. Dort schwenken wir nach
rechts und bei der Straßenverzweigung gleich darauf wieder nach links. Bald schon kommen wir zu einem wilden Bachlauf, dem wir bergwärts folgen. Wir verlassen das Bachufer etwas nach links und gehen in einen Graben hinein, der das Bachbett mehrmals quert, bis wir an markierter Stelle nach rechts aus dem Graben herauskommen. Nun steigen wir auf einem Höhenzug zwischen zwei Bachgräben im Wald zur malerischen Lichtung auf, in der die Schauertalalm steht. Von der Alm müssen wir nach links, ein paar Meter absteigen und über einen Graben hinweg, dann aber gleich wieder rechts halten und am Steiglein durch die Latschen, immer steiler hinauf. Weiter oben lichtet sich das Latschengebüsch, und wir steigen über grobe Steine, streckenweise sehr steil, in den Schauertalsattel hinauf. Nun gehen wir die 113
weite Talsenke östlich des Zireinsees aus, wenden uns gegen Westen und stoßen nach einer kleinen Hütte zum malerisch gelegenen Zireinsee. Er liegt idyllisch vor der wilden Kulisse der scharfgeschnittenen Höhen des Rofangebirges. Mit diesem Ziereinsee hat es eine besondere Bewandtnis. Es gibt im dunklen Wasser nicht nur eine grimmige Schlange, auch Gold ist dort in Massen versenkt. Der Senner auf der kleinen Hütte, an der wir eben vorbeigegangen sind, ist eines schönen Tages von einem kleinen Männchen aufgefordert worden, seine Hütte mit Lehm auszubessern. Da der Senn dort noch nie Lehm gefunden hatte (wir werden ihn noch zur Genüge antreffen) zeigte ihm das Männlein auch gleich, wo er das Ausbesserungsmaterial zu holen habe. Fleißig hat der Bursche die Hütte ausgebessert, und weil's so gut ging, auch gleich noch den Ofen dazu. Über Nacht ist dann alles zu reinem Gold geworden. Solche Kräfte wirken also am Zireinsee. Wir folgen dem markierten, arg lehmigen Steig, der am Südufer des Zireinsees dahinführt, nach Westen bis zur Abzweigung auf 1905 m, kurz vor der Marchalm, wo ein Notruftelefon installiert ist. Dort biegen wir links ab und queren am Steig die Hänge nordöstlich der Rofanspitze. Die Wegspur wird steiler und führt in Felsengelände hinein. Über längere Abschnitte ist sie mit Drahtseilen gut gesichert. Dieser Felsensteig endet in einem Sattel, der zu Saisonbeginn wegen einer mächtigen Wachte nicht erreicht werden kann. In diesem Falle müssen wir der beschilderten Wächtenumgehung folgen, die über steile Grashänge rechts vom Sattel hinaufleitet. Oben erreichen wir eine Gelände114
kante, von der wir über weite Grashänge zum unscheinbaren Gipfel der Rofanspitze schräg hinüberqueren. Vom Rofanspitz-Gipfel steigen wir auf einem markierten Pfad gegen Westen ab, in den Sattel oberhalb des Grubersees hinein und durch muldiges Gelände unterhalb der markanten Haidachstellwand nach Südwesten zur Bergstation der Rofan-Seilbahn und der Erfurter Hütte. Von dort könnten wir mit der Seilbahn nach Maurach hinabschweben. Sportlicher ist der Abstieg am schönen Wanderweg in einem weiten Rechtsbogen zur bewirtschafteten Dalfazer Alm und von dort steil und in vielen Kehren nach Südwesten über Weidehänge, unten im Wald, zur neuen Almerschließungsstraße, mit der auch diesem Berg schwere Wunden zugefügt worden sind. Wenn wir Lust haben, können wir uns noch einen Abstecher zum eindrucksvollen Dalfazer Wasserfall gönnen. Dann wandern wir am Bergweg nach Buchau hinunter, um mit dem bereitgestellten Auto bzw. Rad zum Ausgangspunkt zurückzufahren.
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Kienberg, 1786 m Über die Jocheralm Stille Tour im Brandenberger Tal Wer weiß schon, daß das berühmte und viel besuchte Rofangebirge nur ein Teil der Brandenberger Alpen ist? Die Brandenberger Alpen haben weit mehr zu bieten als das mitunter arg überlaufene Rofan. Unsere Gipfel, der Kienberg, der Heuberg und der Plessenberg, die alle im Rahmen einer einzigen Tour besiegt werden können, zählen zu einem stillen Bezirk der Brandenberger Alpen, der von tiefen Wäldern, lichten Almen und aussichtsreichen Gipfelhöhen geprägt ist. Fast scheint es, als sei die Massen-Wanderbewegung an diesem schönen Fleckerl Erde spurlos vorübergegangen. Für kurze Herbsttage finden sich dort prächtige Wanderungen, auf denen man stundenlang keiner Menschenseele begegnet.
Talort: Brandenberg, 919 m, idyllisches Bergdorf oberhalb von Kramsach. Busverbindung von Rattenberg und Kramsach. Ausgangspunkt: Gasthaus Kink,
1080 m. Busverbindung von Kramsach. Gehzeit: 4.10 Stunden. Höhenunterschied: 726 m im Aufund Abstieg. Anforderungen: Leichte Bergwanderung. Einkehr: Im Gasthaus Kink.
Vom Parkplatz neben dem Gasthaus folgen wir der Straße nach Osten in einen weiten Sattel, in dem ein schöner Hof steht. Von dort gehen wir noch ein Stück weiter, bis nach links ein Wanderweg abbiegt. Er ist deutlich markiert und bringt uns zunächst etwas schmal und steil durch den Wald zu einem breiten Bergweg hinauf, der uns gegen Nordosten zur Jocheralm weiterführt, die malerisch in einer weiten Lichtung steht. Herrliche Ausblicke gibt es von dort zu betrachten, und einen schöneren Rastplatz werden wir am Aufstieg nicht mehr fin-
den. Bei der Alm plätschert ein Brunnen vor sich hin, und im Hintergrund steigt das felsige und mächtige Rofangebirge wie eine Kulisse auf. Nach der gemütlichen Pause folgen wir dem Weglein in der gleichen Richtung weiter, durch einen Waldgürtel hindurch und auf den Heuberg zu. Kurz unter dem Heuberg aber (ein Abstecher dort hinauf wäre lohnend) halten wir uns bei der Wegverzweigung links und gehen auf der Pfadspur geradewegs zum Gipfelkreuz am Kienberg hinauf.
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Blick vom Kienberg-Gipfel zum Kaisergebirge. Der Abstiegsweg ist landschaftlich besonders ansprechend, aber etwas weiter als die Aufstiegsroute. Wir folgen vom Gipfel dem Steig ein Stück gegen Nordwesten, schwenken aber bald links ab und kommen durch einen weiten Graben auf einen breiten Höhenzug hinauf. Ihm folgen wir, bis auf der Höhe von etwa 1550 m die Route scharf zur
Einkehralm abknickt. Dort erreichen wir wieder einen guten und breiten Bergweg, der uns gegen Süden zur Kreuthalm hinunterbringt, von der wir auf einem steilen Fahrweg (bei der Verzweigung rechts) nach Obernberg hinunterkommen. Auf der Asphaltstraße gehen wir am Cafe Rofanblick vorbei zum Ausgangspunkt zurück.
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Guffert,2195 m Von Steinberg Steile Pfade zum Guffert Der Guffert ist ein riesiger Bergklotz am Rande des Rofangebirges mit einem interessanten Trabanten, dem »Guffertstein«. Beide zusammen bilden ein mächtiges, felsiges Gipfel-Bollwerk, das von jeder Seite einen anderen Eindruck vermittelt. Am schärfsten sieht es von Westen aus, wo es zusammen mit dem vorgelagerten Westgipfel wie ein spitz zulaufender Zahn in den Himmel ragt. Von der Nord- und Südseite wirkt der Berg eher wie ein breiter Rücken, mit einem schroffen Felsenaufbau. Von Osten fehlt ihm das markante Aussehen, da fällt er nicht besonders auf. Den unbedarften Bergsteiger wird es wundern, daß die Tour dort hinauf im Grunde relativ einfach ist, sofern man sich an die markierten Wanderwege hält. Der Gipfelanstieg ist zwar steil und auch ein klein wenig ausgesetzt, aber das meiste kann man freihändig gehen, und wo es doch etwas brenzlig werden könnte, gibt es einigermaßen gute Drahtseilsicherungen. Die Gipfelschau wird zu einem tiefgreifenden Erlebnis. Vor allem zu den markanten Nachbarbergen des Rofans ist die Schau besonders eindrucksvoll. Sie reicht bis zum Alpenhauptkamm hinaus, in dem man an klaren Tagen zwischen Großglockner und den westlichen Zillertaler Alpen unzählige Gipfel bestaunen kann.
Talort: Steinberg am Rofan, 1010 m. Ausgangspunkt: Feuerwehrhaus in Unterberg, 1000 m. Gehzeit: 5.30 Stunden. Ein markierter Wanderweg führt von der Straßenkreuzung beim Feuerwehrhaus in Unterberg gegen Norden in den Wald hinein und stößt nach einer Viertelstunde zu einer Forststraße. Wir queren den Fahrweg (etwas links haltend) und
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Höhenunterschied: 1265 m im Auf und Abstieg. Anforderungen: Für den Gipfelanstieg sind Trittsicherheit und Schwindelfreiheit von Vorteil (manche Passagen drahtseilgesichert).
kommen schon nach wenigen Minuten wieder auf eine Straße. Auf ihr gehen wir kurz nach links und dann gegen Norden im Wald weiter. Der schmale Bergpfad verläuft relativ lange, aber nicht steil gegen Norden durch den Wald dahin,
Der Guffert. quert einige Bachreißen, bis er am Punkt 1423 m im Wald scharf rechts abknickt. Nach einigen Kehren kommen wir wieder aus dem Wald heraus und an eine breite Rinne, durch die wir kurz aufsteigen, ehe die Markierungszeichen nach rechts aus der Rinne herausführen. Die anschließende Wegspur verläuft ziemlich steil durch felsiges Gelände gegen Norden. Neben der Rückfallschulter, einem steilen Felsenabbruch, erreichen wir über eine Geländekante wieder flacheres Ter-
rain. Der Wanderweg gabelt sich. Wir gehen links, gegen Nordosten, durch das steinige Latschengelände zu einer weiteren Wegverzweigung. Auch dort halten wir uns links und über das wenig steile Schrofengelände nach Nordwesten auf den Ostgrat zu. Über ihn kraxeln wir, stellenweise etwas eng, aber sicher am Drahtseil, zum Gipfel am Guffert hinauf. Für den Rückweg steigen wir zunächst am Ostgrat wieder ab und folgen der geraden Wegspur in die 119
Unterwegs mit Kurzski.
weite Senke zwischen Guffertspitze und Guffertstein. Wir erreichen sie etwas oberhalb der Schmiedtquelle. In nicht zu strenger Steigung folgen wir nun markierten Wegspuren zwischen Latschenbüschen nach Südosten bergauf, in weitläufiges Gelände hinein und auf den weiten Sattel östlich des Guffertsteins. Aus dem Sattel müssen wir nach Süden absteigen und durch Latschengebüsch, später im Wald und durch Lichtungen, an der Luxeggalm und dem Forchkogel vorbei, zu einem Ziehweg, auf dem wir zu einer Forststraße kommen. Wir folgen ihr nach links bis Vordersteinberg hinab, von wo wir auf der Asphaltstraße die letzten 15 Minuten gegen Westen zum Ausgangspunkt zurückgehen.
Halserspitze, 1863 m Durch die Wolfsschlucht Der Blaubergkamm »Von den blauen Bergen kommen wir...« Dieses Liedchen kennt wohl jeder in der einen oder anderen Fassung. Irgendwie paßt es ja auch ganz gut zu den Blaubergen. Wer es auf den Lippen hat und tatsächlich von den Blaubergen herunterkommt, beweist, daß er eine Bärenkondition hat. Die meisten Bezwinger des Blaubergkamms werden nämlich nach der Tour so k. o. sein, daß ihnen nicht mehr nach Singen zumute ist. Anders sieht es aus, wenn man sich auf der langen Tour eine Nacht in der Blaubergalm gönnt. Der Blaubergkamm, der als auffälliger Grenzwall eine markante Trennlinie zwischen Bayern und Tirol zieht, sieht vom malerischen Weißachtal wie ein unerreichbares Bollwerk aus. Und doch gibt es über den Schildenstein hinüber einen Weg, der völlig problemlos ist. Die Route durch die Wolfsschlucht ist dagegen schon um Klassen rassiger. Ausgesetzt und steil, erreicht sie beinahe die Dimensionen eines Klettersteigs. Man braucht schon etwas bergsteigerische Erfahrung, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, wenn man diese landschaftlich hochinteressante Route wählt. Vor allem darf man nicht bei Frost durch die nasse Wolfsschlucht aufsteigen. Der Hauptgipfel auf der langen Wanderung über den Blaubergkamm ist die Halserspitze, ein wenig auffallender, pyramidenförmiger Bergspitz mit hervorragender Aussicht. Vor allem die Bayerischen Voralpen, das Rofan und die mächtigen Karwendelriesen brillieren in der einzigartigen Schau.
Talort: Wildbad Kreuth, 800 m. Der Ort an der Leitzach lebte einst von den Kurgästen, heute dreht sich fast alles um die Hans-Seidel-Stiftung der CSU. Ausgangspunkt: Parkplatz westlich von Wildbad Kreuth, 810 m. Busverbindung von Tegernsee und Wildbad Kreuth.
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Gehzeit: 7.30 Stunden. Höhenunterschied: 1054 m im Aufund Abstieg. Anforderungen: Für die Wolfsschlucht braucht man Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Die Tour darf nicht bei Frostwetter durchgeführt werden. Einkehr: In der Siebenhüttenalm, in der Blaubergalm (Übernachtungsmöglichkeit) und bei der Königsalm.
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stiegsweg erreicht wird. Auf diesem zurück zum Ausgangspunkt. Wem die Route durch die steile Wolfsschlucht zu anspruchsvoll ist, der kann über Königsalm und Schildenstein zu den Blaubergen aufsteigen. Für diese Route steigen wir am gleichen Weg (wie oben beschrieben) Richtung Siebenhüttenalm auf, biegen aber nach dem Schießplatz zu Geißalm und Königsalm rechts ab. Der gute Weg verläuft ziemlich eben, wird aber immer steiler und führt im schönen Laubwald gegen Westen dahin. Unter dem Hohen Gernbergkopf flacht das Gelände ab, und der gute Bergpfad wendet sich gegen Süden, zur Geißalm. Oberhalb der Alm kann man links abbiegen und zum Graseck weitergehen. Interessant wäre es auch, den rech-
Die Blaubergalm am Blaubergkamm. Wer zackig durch die Wolfsschlucht aufsteigen möchte, geht vom Parkplatz an der Achenpaßstraße, westlich von Wildbad Kreuth, auf einem breiten Weg am Schießplatz vorbei gegen Süden zur bewirtschafteten Siebenhüttenalm. Wir gehen nicht bis zur Wirtschaft hinab, sondern wandern auf gutem Weg nach Süden weiter, gemütlich der Felsweißach entlang, an der Oberhofer Weißachalm und der Königshütte vorbei und in die Wolfsschlucht hinein. Die Schlucht verengt sich immer mehr, und wir müssen uns, den Markierungszeichen folgend, über einige Wasserläufe hinweg auf der Steiganlage steile Felsen hinauf plagen. Schließlich erreichen wir den weiten Sattel zwischen Schildenstein und den Blaubergen. Im schönen Laubwald schlendern wir nun, dankbar für die Verschnaufpause, zur Blaubergalm weiter. Auf der bewirtschafteten Alm läßt sich's gut einkehren. Die 122
ten Weg zu nehmen, der zur Königsalm führt, von der man gegen Nordosten zur direkten Route aufsteigen kann, die südlich des Grasecks erreicht wird. Am steilen Rücken der Graseckwand überschreiten wir das Schanzl und gehen durch die steilen Waldhänge gegen Süden weiter berg-
Sennerin bereitet selbst hervorragenden Naturkäse, trocknet Krauter, bäckt Brot und manchmal auch Kuchen. Alles gibt es auch zum Kaufen. Selbst ein paar Übernachtungsmöglichkeiten stehen bereit. Man(n) wäscht sich am Brunnen vor der Hütte. Frau auch. Der weitere Aufstiegsweg führt ein kurzes Stück gegen Norden und auf den langen Blauberggrat zu. Auf ihm überschreiten wir die Wichtelplatte, die Blaubergschneid, den Blaubergkopf und den Karspitz, bis endlich die Halserspitze erreicht ist. Beim Abstieg biegen wir unter dem Gipfel zwischen Halserspitze und Karspitz vom Aufstiegsweg auf einen schmalen Bergweg gegen Norden ab und steigen über sehr steile Hänge zu einem licht bewaldeten Höhenrücken. Das Weglein leitet am verfallenen Stangenhäusl und dem Wenigberghaus vorbei zur Siebenhüttenalm hinab, wo der Auf123
»Iß Königsalm-Topfen, Dann brauchst Du keine Herztropfen.« So steht es auf der Königsalm zu lesen, wenn man in die Käserei, das sogenannte »Kavaliershaus«, hineingeht. In den Bayerischen Alpen gibt es kein vergleichbares Almbauwerk. Fast ein wenig herrschaftlich mutet es dem Besucher an, und wer in das Gebäude eintritt, dem wird sofort der edle Marmorboden auffallen. Die groben, roten Blöcke aus Scharlinger Marmor wurden bei einer Renovierung der Tegernseer Kirche entnommen und auf der Königsalm eingebaut. Wegen des besonderen Flairs auf der Alm wird man bald erkennen, daß die Geschichte der Alm einen hochnoblen Hintergrund hat. Auch heute noch gehört sie Herzog Max von Bayern. Selbst die spätere Österreichische Kaiserin Elisabeth (genannt »Sissi«) war auf der Königsalm gelegentlich zur Sommerfrische und hat ihr Monogramm in ein Fenster des oberen Salons eingeritzt. Allerdings ist das obere Stockwerk dem Besucher nicht zugänglich.
Das Erdgeschoß ist gemauert, und darin befanden sich die Molkenküche und die Wohnung des Senners. Die Milch wird dort im Parterre mit kühlem Quellwasser frisch gehalten. Es läuft über den Marmorboden ab. Das Almgebäude steht neben dem Kavaliershaus. Es ist mit 46 Meter ein auffallend langes Anwesen, das im 18. Jahrhundert erbaut worden ist und ursprünglich zu den Besitzungen des Klosters Tegernsee gehört hat. Vom Kloster wurde es als Ochsenalm verwendet. Im Jahr 1817 hat König Max l. die Alm erworben und sich auch selbst viel um die Almwirtschaft gekümmert. Schon während der Glanzzeit des Kreuther Kurbetriebs war die Königsalm ein beliebtes Ausflugsziel der Kurgäste. Heute sind es mehr die Städter, die am Wochenende zur Königsalm hinauf pilgern und sich dort eine Brotzeit, ein Bier oder eine frische, auf der Alm selbst erzeugte Milch gönnen. Leider kann man nur im Freien sitzen. Doch die Freisitze am Almgebäude sind regensicher überdacht.
Der Blaubergkamm. Im Hintergrund die Halserspitze. wärts zu einem weiten, schwach ausgeprägten Sattel südwestlich des Schildensteins. Von dort erklimmen wir auf Steigspuren den steilen Gipfel des Schildensteins. Vom Schildensteingipfel müssen wir direkt gegen Süden sehr steil 124
absteigen und dem Wanderweg gegen Südosten folgen, bis wir den oben beschriebenen Aufstiegsweg erreichen, der durch die Wolfsschlucht heraufkommt. Auf ihm wandern wir über die Blaubergalm zur Halserspitze weiter. 125
Roß- und Buchstein, 1701 m Über Sonnbergalm und Tegernseer Hütte Zum Fürchten auf den Buchstein Roß- und Buchstein, diese beiden unzertrennlichen Berggipfel, werden nicht nur in einem Atemzug genannt, sondern auch in einem Zug bestiegen - wenn man sich traut. Und zwischen diesen beiden markanten Felsengipfeln steht, eingeklemmt in eine enge Scharte, die Tegernseer Hütte, eine gemütliche Alpenvereinshütte und zugleich eine willkommene Rast- und Übernachtungsstätte mit Einkehrmöglichkeit. Der Roßstein, ein Wandergipfel, der ohne besondere Schwierigkeiten zu erreichen ist, hat einen steilen Gipfelanstieg zu bieten. Er ist nur ein wenig luftig und erfordert etwas Trittsicherheit. Der Buchstein geht nicht so leicht her. Er ist bedeutend zackiger und erfordert eine satte Portion Mut. Der kurze, aber steile Gipfelaufstieg ist schon fast ein Zweier, und wenn es regnet, sollte man keinesfalls dort hinaufkraxeln. Schon mancher Bergsteiger ist am Gipfel vom Schlechtwetter überrascht worden und hat arg weiche Knie beim Abstieg vom Buchstein zur Tegernseer Hütte bekommen. Die Felsen sind vom Angstschweiß der vielen Bergsteiger glattpoliert, und wenn sie naß sind, entwickeln sie eine Gleitfähigkeit, als wären sie mit Schmierseife abgerieben. Die hier vorgestellte Aufstiegsroute entspricht dem üblicherweise begangenen Weg. Die Abstiegsvariante über die Buchsteinhütte hingegen wird weniger durchgeführt, denn sie ist enorm lang und anstrengend. Busverbindung Kreuth. Talort: Kreuth, 772 m, berühmt nicht nur durch die Hans-Seidel-Stiftung der CSU, sondern auch als Wohnort des legendären Franz-Josef Strauß. Der Ort liegt in waldreicher Berglandschaft an der Leitzach zwischen Hirschberg und Leonhardstein auf der einen und Wallberg und Risserkogel auf der anderen Seite. Ausgangspunkt: Parkplatz an der B 307, westlich von Bayerwald, 852 m.
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von
Tegernsee
Roßstein (links) und Buchstein (rechts). Wer diesem Routenvorschlag folgt, verläßt den großen Parkplatz am markierten Wanderweg gegen Norden, tritt in den Wald ein, steigt in vielen Kehren den stark ansteigen-
den Hang hinauf, quert einen Bachlauf und stößt zum schönen Sonnbergalm-Niederleger. Der Bergpfad steigt in derselben Richtung weiter an und verläßt erst beim Sonnberg-
über
Gehzeit: 5.30 Stunden. Höhenunterschied: 1009 m im Aufund Abstieg. Anforderungen: Für den Anstieg bis zur Tegernseer Hütte genügen etwas Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Schwieriger sind der Auf- und Abstieg am Buchstein, der Kletterpassagen im II. Schwierigkeitsgrad aufweist. Einkehr: In der Tegernseer Hütte und in der Buchsteinhütte.
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alm-Hochleger den schattenspendenden Wald. Der Sonnberg macht ab dort seinem Namen alle Ehre. Auch die Aussicht wird sehr schön, und so bleibt sie bis zu den beiden Gipfeln. Über dem Hochleger kommen wir auf einen breiten Rücken, gehen auf ihm ein Stück Richtung Sonnberg, biegen aber rechts ab, um unter dem Sonnberg gegen Nordwesten weiter aufzusteigen. Der Pfad schwingt sich deutlich auf und führt in die Felsen hinein. Streckenweise ist er mit Drahtseil gesichert und führt zum Roßstein hinauf. Vom Roßstein steigen wir in wenigen Minuten über den Grat nach Osten zur Tegernseer Hütte hinab. Nur wer sich wirklich sicher ist und den zweiten Schwierigkeitsgrad beDer Roßstein, gesehen vom Buchstein.
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Tegernseer Hütte mit Buchstein. herrscht, sollte sich das Vergnügen gönnen, auch noch auf den Buchstein zu kraxeln. Dazu steigt man von der Tegernseer Hütte in den breiten, aber steilen Kamin ein, der sich über glatte Felsen zum Buchstein aufschwingt. Man kann am Aufstiegsweg ins Tal absteigen, oder man nimmt den langen, aber schönen Abstieg über die Buchsteinhütte auf sich. Dazu steigen wir von der Tegernseer Hütte die steile Bergflanke über einen Steig nach Nordwesten ab, halten uns bei der Wegverzweigung rechts und stoßen auf einen Forstweg. Wir folgen ihm, mit der Möglichkeit, in einem kurzen Abstecher die Buchsteinhütte zu besuchen. Nun wandern wir am Fahrweg zur Straßenverzweigung gegen Nordosten weiter, müssen dort links abbiegen, um auf einem schmalen Pfad zu einem weiteren Forstweg hinunterzugehen, dem wir durch das Tal des Schwarzenbachs folgen. Auf ihm erreichen wir die Achenpaß-Bundesstraße, neben der wir, entlang der Weißach, zum Ausgangspunkt zurückwandern.
Für den Naturfreund ist es ein besonderes Erlebnis, wenn an milden Herbsttagen die Sonne auf den südseitigen und oft bis in den Dezember hinein aperen Hängen die Jahreszeiten gehörig durcheinander bringt. Oft lockt sie noch so spät im Jahr das eine oder andere Blümchen heraus. Nicht selten treffen dann die letzten Herbstblumen mit den ersten Frühlingsboten zusammen. Silberdistel und Leberblümchen stehen einträchtig nebeneinander in voller Blüte. Die auffälligen Silberdisteln recken ihre großen Blütensterne in die wärmenden Sonnenstrahlen und warten auf die letzten Insekten. Die dekorative Herbstblume ist vielerorts zu einem Wahrzeichen der Berge geworden, obwohl sie eigentlich gar keine typische Gebirgspflanze ist. Ihre Heimat sind trockene Wiesen und Waldränder aller Höhenlagen. Wir finden die stattliche Pflanze häufig im schwäbischen und bayerischen Jura. Die Rhön, das nördlichste bayerische Mittelgebirge, führt sie sogar als Wappenblume. Ihr lateinischer Name Carlina acaulis leitet sich möglicherweise von Kaiser Karl dem Großen ab. Sein Heer wurde der Sage nach durch diese Pflanze vor der Pest bewahrt. In manchen Gegenden wird sie deshalb auch Karlsdistel genannt. Der Beiname acaulis bedeutet stengellos, weil die großen Blütenkörbe scheinbar ungestielt auf einer dem Boden angedrückten Blattrosette sitzen. In tieferen Lagen kann sich allerdings ein kräftiger, bis 30 cm hoher Stengel ausbilden. Die »Stengellose Eberwurz«, wie die Silberdistel auch genannt wird, hat dann mit ihren alpi-
nen Geschwistern nicht mehr viel Ähnlichkeit. Die Blüte der Silberdistel ist übrigens aus zahlreichen unscheinbaren, strohfarbenen, röhrenförmigen Einzelblüten zusammengesetzt. Sie sind zu Hunderten in dichten Kreisen angeordnet und beginnen vom Rand des Blütenkörbchens her aufzublühen. Die sternförmigen und stechenden Hüllblätter umgeben das Körbchen wie ein Strahlenkranz. Mit ihrer silbrigweißen Innenseite sollen sie die Blüten für die Insekten attraktiver machen. Die Blüten bilden reichlich Pollen und locken bei Sonnenschein viele Bienen und Hummeln an. Bei Schlechtwetter biegen sich die Hüllblätter ein, um die Körbchen vor Regen zu schützen. In den Alpen beschränkt sich das Vorkommen der Silberdisteln vorwiegend auf die nördlichen und südlichen Kalkalpen. Von dort reicht ihr Siedlungsgebiet durch die südeuropäischen Gebirgszüge bis Bulgarien, in die Abruzzen und zu den Pyrenäen. Nach Osten zu besiedelt sie ganz Mittel- und Osteuropa bis tief nach Rußland hinein. Verwandte Arten kommen in Südeuropa vor. Silberdisteln sind ein beliebter Zimmerschmuck. Die abgeschnittenen Blütenkörbe halten sich lange frisch, und auch in getrocknetem Zustand ergeben sie einen dekorativen Wandschmuck. In einigen Gegenden, vor allem außerhalb der Alpen, hat dieser Brauch die Pflanze recht selten werden lassen. Deshalb steht die Silberdistel in Bayern seit langem unter Naturschutz. 129
Risserkogel,1826 m Über den Westgrat Rundtour am Risserkogel Der Risserkogel ist ein Münchner Wanderberg, der in keinem Repertoire fehlen darf. Anstiegsrouten gibt 's genug, und am bequemsten ist der Gipfel von der Wallberg-Bahnstation über den Setzberg herüber zu erreichen. Eigentlich ist es fast schade, daß ein so schöner und auch etwas anspruchsvoller Gipfel mit derartigem Minimalaufwand zu besiegen ist. Ein wenig Mühe darf schon sein, und deshalb wird hier eine Rundtour vorgeschlagen, die nicht nur etwas Kondition verlangt, sondern auch reich an Eindrücken ist. Alle Gipfelsieger, egal woher sie kommen, können die überaus lohnende Gipfelschau bestaunen. Sie reicht weit über den Nahbereich hinaus und bis auf weite Teile des Alpenhauptkamms. Trotzdem sind auch die Blicke auf die schönen Nachbarberge des Mangfallgebirges nicht zu verachten, denn diese hat man von dort oben auch dann, wenn der Föhn mal nicht gerade über die Gipfel und Grate hinüberbläst. Damit ist das Angebot dieses urbayerischen Sonntagsgipfels aber noch lange nicht erschöpft. So hat sein felsiger Nachbar, der Plankenstein, schon manchem naiven Anfänger im alpinen Fels das Fürchten gelehrt. Außerdem gibt es einen Alpenlehrpfad, der interessante Informationen über die geologischen Verhältnisse in diesem Alpenbezirk vermittelt, und einen Gipfelgrat, an dem es bisweilen sogar etwas spannend zugeht, denn er ist zackig und eindrucksvoll, aber nicht übermäßig schwierig. Eine weitere Attraktion finden wir erst im Tal, die Schwaigeralm. Man geht zwar schon beim Anstieg bald nach dem Ausgangspunkt an dem hervorragenden Wirtshaus vorbei, aber am frühen Morgen ist dort natürlich noch kein Gastbetrieb.
Talort: Kreuth, 772 m. Ausgangspunkt: Parkplatz an der B 307 (Schwaigeralm), 793 m. Busverbindung von Tegernsee.
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Gehzeit: 4.50 Stunden. Höhenunterschied: 1033 m im Aufund Abstieg. Anforderungen: Der Gipfelgrat erfordert etwas Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, ansonsten ist die Tour leicht. Einkehr: In der Schwaigeralm.
Gipfelschau vom Risserkogel über Plankenstein, Setzberg und Wallberg zum Tegernsee. Vom großen Parkplatz bummeln wir erst einmal am Wanderweg zur Schwaigeralm hinauf und am Fahrweg weiter, bis nach links die markierte Route zum Risserkogel aus der Langen Au gegen Nordosten abzweigt. Sie schlängelt sich
relativ steil auf einem bewaldeten Rücken zwischen zwei Bachgräben zur Scheuerer Alm hinauf. Dort lichtet sich der Baumbestand, und das Weglein führt im schütteren Wald und über freie Wiesen zur Ableitenalm. Weiter geht es zwi-
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Der Gipfelgrat zwischen Risserkogel und Grubereck.
sehen Latschengebüsch nach Norden zum Alpenlehrpfad am Grat zwischen Grubereck und Risserkogel. Dort schwenken wir rechts ab und steigen über den felsigen, latschenbewachsenen Westgrat zum Gipfelkreuz auf dem Risserkogel hinauf. Am einfachsten ist es, am Aufstiegsweg wieder abzusteigen. Es lohnt sich wegen der tiefgreifenden landschaftlichen Eindrücke, am sehr steilen und durchaus etwas pfiffigen Steig dem Gratrücken vom Gipfel nach Süden hinunterzufolgen, bis in Höhe der verfallenen Rissalm (1509 m) ein Pfad erreicht wird, der nach rechts, also gegen Westen, zur Ableitenalm führt. Dort erreichen wir wieder die Aufstiegsroute und folgen ihr zur Schwaigeralm und zum Ausgangspunkt zurück.
Rückblick vom Risserkogel-Südabstieg zum Gipfel. Der Pfad führt über die Wiese im Vordergrund links hinab.
Hirschberg, 1670 m Über die Rauheckalm Paradegipfel für alle Jahreszeiten Es gibt in den Bayerischen Alpen kaum einen Berg, der beliebter und stärker besucht ist als der Hirschberg. Wen wundert's? Schließlich hat er alles zu bieten, was zu einem zünftigen Wanderziel gehört: Ein paar Schweißtröpfchen am Aufstieg auf guten Wegen, eine gemütliche, hervorragend bewirtschaftete Hütte und eine freie Aussicht, wie sie schöner kaum sein kann. Viele Berge aus dieser Tourensammlung liegen dem Hirschberg-Besucher zu Füßen oder wenigstens auf gleichem Niveau. Und obendrein kann man für Auf- und Abstieg verschiedene Routen wählen, so daß immer wieder neue Eindrücke gewonnen werden. Selbst im Winter, wenn der Schnee nicht gerade meterhoch liegt, kommen die Wanderer in Scharen, und die wenigen Skitourengeher, die sich vom Brunnbichlhang über die Rauheckalm steil heraufgeplagt haben, wirken im Kreis der Wandergesellen am Gipfel fast ein wenig exotisch, obwohl der Hirschberg als klassisches Skitourenziel durchaus seine Berechtigung behalten hat. Im Winter eignet sich übrigens die beschriebene Abstiegsroute besser für den Aufstieg. Man muß darauf achten, daß man den speziell als »Winterweg« bezeichneten Pfad wählt, weil der Sommerweg bisweiDas len von Lawinen bedroht ist. Hirschberghaus.
Talort: Kreuth, 772 m. Ausgangspunkt: Scharling, 767 m. Busverbindung von Tegernsee.
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Gehzeit: 4.00 Stunden. Höhenunterschied: 903 m im Aufund Abstieg. Anforderungen: Einfache Bergwanderung ohne alpine Herausforderungen. Einkehr: Im Hirschberghaus.
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Von dort folgen wir der Lichtung gegen Westen weiter und halten uns beizeiten rechts, um im Wald zur Rauheckalm, die leider eine Zufahrtsstraße erhalten hat, aufzusteigen. Knapp vor der Alm tritt der Weg aus dem Wald heraus, und erstmals öffnen sich freie Ausblicke. Von der Rauheckalm führt der Bergpfad gegen Westen weiter, schwenkt nach Norden und knickt im Latschengelände scharf nach links ab, bis er in einem weiten Rechtsbogen, nur noch schwach ansteigend, zum Kreuz am freien, weiten Gipfel des Hirschbergs hinaufführt. Das erste Wegstück wandern wir für den Rückweg entlang der Aufstiegsroute zurück. Doch sollten wir in den Latschen nicht unbedingt zur Blick vom Hirschberg zu Schönberg, Seekarkreuz und Kämpen. An der Talstation des Hirschberglifts in Scharling gibt es neben dem Liftstüberl einen großen Parkplatz. Von dort gehen wir am unteren Ende der Skipiste kurz gegen Süden und biegen bald nach rechts in die
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Rauheckalm abbiegen. Interessanter ist es, wenn wir uns etwas links halten und zum Hirschberghaus hinübergehen, denn dort können wir pfundig einkehren. Und die Wirtsleute sind auch recht freundlich. Nach der gemütlichen Rast auf der Hüttenterrasse steigen wir in steilen Latschenhängen zur Talstation der Materialseilbahn ab, wo wir auf eine Schotterstraße stoßen, der wir nach Scharling folgen können. Es wäre auch möglich, die Straße bald wieder nach rechts zu verlassen und am schmalen, aber schönen Steig in vielen Serpentinen zum Bolzeck abzusteigen. Dort wird wieder ein Fahrweg erreicht, auf dem wir nach Scharling und zum Ausgangspunkt zurückgehen können.
Urbayerische Voralpenlandschaft am Hirschberggipfel, unten der Tegernsee.
breite Schneise der Brunnbichlabfahrt ab. Am rechten Rand der Piste schlängelt sich ein schmaler Pfad nach Westen hinauf, wird immer steiler und stößt zur Gründhütte an der Bergstation des Schlepplifts.
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Fockenstein, 1564 m Über die Aueralm Almtour mit Felsengipfel Der Fockenstein zählt zu den beliebtesten bayerischen Wandergipfeln überhaupt. Und das zu Recht. Er hat zwei schwache Seiten. Einmal kann man ihn aus dem Isarwinkel, von Lenggries durch den Hirschtalsattel (vielleicht sogar über den Geierstein) angehen. Oder man wandert vom Tegernsee herauf, wie es hier vorgestellt ist. Wenn auch beide Wege auf den Gipfel steil und bisweilen felsig sind, so ist die Tour insgesamt noch als leicht einzustufen. Gerade so, wie wir es gerne mögen: Gemütlich hinauf, ein wenig Herausforderung am Gipfel und eine schöne Alm mit Biergarten für den Abstieg. Wer eine sehr feine Nase hat, der kann am Gipfel übrigens Schwefeldämpfe ausmachen, die aus einem felsigen Loch austreten - zumindest an kalten, klaren Wintertagen. Im Sommer und im Herbst dagegen, wenn die Sonne hoch am weiß-blauen Himmel steht, ein mildes Gipfellüftchen weht und es nach Salami-Brotzeit, ein paar Fläschchen Bier oder Tee und gelegentlich sogar nach etwas Klarem riecht, dann merkt man Der Gipfelanstieg nichts vom Schwefeldampf.
Talort: Bad Wiessee, 742 m, Kurort am Westufer des Tegernsees. Busverbindung von Gmund bzw. von Tegernsee. Ausgangspunkt: Parkplatz am Zeiselbach, 780 m.
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Die Aueralm. Vom Parkplatz am Zeiselbach, etwas oberhalb des Sportplatzes von Bad Wiessee, folgen wir einem bequemen, sehr flachen Sträßchen dem Zeiselbach entlang. Die Straße verläuft durch Mischwald gegen Westen, in einer weit ausholenden Linkskehre um die Ausläufer des Waxelmoosecks herum und gegen
Südwesten hinauf. Bei 999 m Höhe wird die Straße deutlich schmaler, führt weiter oben an einem Unterstand vorbei und schwingt sich etwas auf. Rund 10 Minuten bevor wir die Aueraim erreichen, tritt der Fahrweg aus dem Wald heraus und bringt uns geradewegs zur Aueralm am Buchetskogel.
Gehzeit: 4.50 Stunden. Höhenunterschied: 784 m im Aufund Abstieg. Anforderungen: Bis auf ein paar Meter am Gipfelanstieg (für die Trittsicherheit von Vorteil ist) ist die Wanderung leicht. Einkehr: In der Aueralm.
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Bodenschneid, 1669 m Von der Monialm Zwischen Tegernsee und Spitzingsee Früher, als die Münchner noch mit der Bahn nach Fischhausen-Neuhaus gefahren sind und von dort zu Fuß zur Bodenschneid hinauf pilgerten, da war es noch eine stattliche Tour, auf diesen klassischen Wandergipfel hinauf. Es war halt noch eine andere Zeit und eine Besonderheit, im Kreise der wenigen Bergler dort oben aus dem Leinenrucksack seine Brotzeit herauszuholen und mit Blick auf den Tegernsee sein Bier genüßlich durch die Kehle rinnen zu lassen. Heute ist die Tour zur Halbtagestour abqualifiziert: man fährt zum Spitzingsee und spaziert über die Firstalmen zur Bodenschneid hinauf. Dennoch ist die Bodenschneid ein lohnendes Bergziel geblieben. Nicht nur die Gipfelschau hinaus ins Almhütte bei der Oberen Firstalm. Oberland, auf die Waldberge der näheren Umgebung und hinüber ins Karwendel lockt viele Besucher an, auch ein paar Hütten mit Einkehrmöglichkeiten steigern die Attraktivität dieser Tour. Weil die Wege in der Nähe der Firstalmen so überlaufen sind, wird hier eine Route vorgestellt, die zwar etwas steiler, dafür aber verhältnismäßig ruhig geblieben ist.
Die Neuhüttenalm. Sieht man die schöne Aueralm mit ihrer herrlichen sonnigen Terrasse, die weiß-blauen Fahnen im lauen Bergwind flattern und die gemütlichen Plätze vor der Hüttentüre, fällt es besonders schwer, mit dem Bier noch bis zum Abstieg zu warten. Wer es schafft, sich zu überwinden, der geht am breiten Weg weiter, an einer kleinen Kapelle vorbei und bei der Weggabelung links - bis zur Neuhüttenalm. Der weitere Anstieg führt von der Alm in den weiten Sattel zwischen Neuhütteneck und Fockenstein, in der Einsattelung rechts und steil gegen Norden über Wiesen und ganz zum Schluß etwas durch die Felsen zum Gipfel des 138
Fockenstein hinauf. Das erste Stück des Rückwegs fällt gegen Osten auf einem markierten Pfad über den bewaldeten Gratverlauf steil ab. Dann treffen wir zum Aufstiegsweg, dem wir wenigstens bis zur Hüttenterrasse der Aueralm folgen. Von der Alm kann man am Aufstiegsweg ins Tal zurückgehen oder, wenn noch viel Zeit ist, der beschilderten Skiabfahrt über das Waxelmooseck und den Zwergelberg folgen. Das letzte Stück dieses Abstiegs ist arg steil. Es bringt uns zum Gasthaus Sonnenbichl hinunter und von dort über den Zeiselbach zum Ausgangspunkt zurück.
Rottach-Egern. Gehzeit: 4.15 Stunden.
Höhenunterschied: 828 m im AufTalort: Enterrottach, 784 m, Vorort östlich von Rottach-Egern am Tegernsee, an der (weiter oben) mautpflichtigen Forststraße in die Valepp gelegen. Ausgangspunkt: Kisten-Winterstube, 950 m. Im Sommer Busverbindung von
und Abstieg. Anforderungen: Leichte, aber lange Bergwanderung. Einkehr: Bodenschneidhaus, Obere Firstalm, Untere Firstalm, Suttenalm und Bäckeralm.
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Die Versuchung ist groß, bei der Müllsammelstelle Sutten-West (Kisten-Winterstube) den Wegweisern Richtung Sutten zu folgen. Wir aber gehen links (gegen Norden), also neben der Straße dahin und am
großzügig angelegten Spazierweg gut 5 Minuten talwärts, bis sich im Wald breite Wege kreuzen. Dort halten wir uns rechts und folgen in Kehren der alten, befestigten Wegetrasse durch schattenspen-
Der Bodenschneid-Nordgrat über dem Tegernsee.
Blick über die Untere zur Oberen Firstalm, dahinter der Freudenreichsattel. denden Buchenwald bergwärts. Der Weg wendet sich von Osten nach Norden zum Jagdhaus und führt aus dem Laubwald in dichten Fichtenwald hinein. In etlichen weiten Kehren kommen wir durch Bergwald, dann wieder über ausgedehnte Lichtungen auf die Matten der Bodenalm. Von dort zeigen sich der Tegernsee und hoch oben auch das gewaltige Gipfelkreuz der Bodenschneid recht eindrucksvoll. Doch dürfen wir uns nicht täuschen lassen. Der Höhenunterschied beträgt noch rund 300 Meter und das bedeutet noch eine knappe Stunde Aufstiegszeit. Von der Bodenalm und der kleinen Skihütte, die etwas darüber steht, steigen wir am Waldrand gegen
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Osten steil und mühselig in Kehren weiter, zum Schluß ein wenig über Felsen, bis wir endlich das Gipfelkreuz auf der Bodenschneid erreichen. Bei der Vielzahl der Wanderwege rund um die Bodenschneid wäre es schade, würden wir einfach am Aufstiegsweg wieder absteigen. Außerdem gibt es noch gemütliche Hütten und Wirtshäuser, die wir besuchen können. Wir gehen also vom Gipfelfelsen nur ein paar Meter am Aufstiegsweg zurück, biegen dann rechts ab, um südöstlich des Rinnerspitz über das glattpolierte Kalkgestein Richtung Bodenschneidhaus zu schlittern. An einigen Stellen muß man schon gehörig aufpassen, daß man nicht unfreiwillig zum Sit141
zen oder gar ins Rutschen kommt. Im schütteren Wald stoßen wir zu einer Wegverzweigung, von wo es nach links zum Bodenschneidhaus der DAV-Sektion Bodenschneid geht. Ein Hausnummernschild am Wintereingang verrät letzten Zweiflern, wo sie sind: »Bodenschneid 1« steht darauf geschrieben.
Die Bäckeralm vor dem Brand von 1994. Der weitere Rückweg führt bis zur Wegverzweigung am Hüttenzuweg zurück, dann aber links weiter und in Kraut und Buschwerk mehrmals leicht auf und ab. Besonders bei feuchtem Wetter wird es dort wieder arg rutschig, bis die Wegverzweigung westlich der Krottenburg erreicht wird. Nach dem Weidezaun gehen wir im Wald links und kommen bald darauf zur Oberen Firstalm. Sie ist ein sehr beliebtes Ausflugsziel, das vom Spitzingsattel am Trautweinweg schnell und leicht erreicht werden kann. Bewirtschaftet ist sie das ganze Jahr über. Es gibt 17 Betten und zusätzlich Lager. Die Brotzeiten, die dort gereicht werden, holt man sich in Selbstbedienung an der Theke. »Germknödel mit Vanillesoße abholen!«, tönt es 142
aus dem Lautsprecher, und das hört man bis zur Unteren Firstalm dröhnen. Das ist schon eine besondere Art von Bergidylle... Wir erreichen die Untere Firstalm am gut hergerichteten Weg gegen Süden in 10 Minuten. Von dort steigen wir über die weite Wiese neben dem Skilift Richtung Suttenstein hinauf und stehen dann auf der Höhe von rund 1400 m im bewaldeten Sattel neben dem Suttenstein. Nun gehen wir gegen Süden in den Wald hinein. Rechts ragen die Felsen des Suttensteins auf, doch wird der Wanderer keinen Blick für diese bizarren Gebilde haben, denn seine Aufmerksamkeit gilt vorsichtshalber dem enorm steilen Lehmboden, über den er irgendwie aufrecht hinunter sollte. Nach den schwierigeren Abstiegsmetern und mit hoffentlich noch sauberem Hosenboden erreichen wir ein Weglein, das durch feuchte Wiesen gegen Südwesten zur Suttenalm und unter den Sessellift der Suttenbahn führt. Wir wandern ein Stück gegen Süden, später Südwesten zur Bäckeralm. Schön war's, wenn die Küche der Bäckeralm so gut wäre, wie die malerische Hütte noch auf dem Bild aussieht. Leider ist die Bäckeralm aus ungeklärter Ursache im Jahr 1994 abgebrannt, inzwischen aber wieder aufgebaut. Von der Alm folgen wir noch ein kurzes Stück dem asphaltierten Fahrweg hinab und biegen dann rechts ab, um dem Wegschild zur Suttenbahn-Talstation zu folgen. Wieder kommen wir in feuchte Wiesen, bis die Route über eine Brücke zu einem Fahrweg stößt. Dort gehen wir nach Westen weiter, an vielen Wochenend-Quartieren vorbei und steil zum Ausgangspunkt zurück.
Schinder, 1808 m Über die Trausnitzalm Zum Schinder ohne Schinderei Der Name dieses beliebten Wanderberges ist eine Falle. Nein, es ist keine Schinderei zum Schinder hinauf. Zugegeben, wenn man durch das Schinderkar aufsteigt, wie das oft gemacht wird, ist der Aufstieg schon ziemlich mühsam. Doch gibt es eine viel gemütlichere, leichtere und obendrein auch noch schönere Aufstiegsroute auf den Berg, der zwei Gipfel hat - einen bayerischen und einen österreichischen. Genau genommen heißt der Österreichische Schinder »Trausnitzberg«, und er ist trotz seiner geringfügig größeren Höhe nicht so markant wie der Bayerische. Während der Aufstieg zum Trausnitzberg einfach und problemlos ist, ist der kurze Abstieg zum Kar, am Drahtseil steil hinab, schon etwas schärfer. Der obere Teil des Abstiegs durch das Schinderkar und durch das Tor hindurch ist sehr steil und auch etwas ausgesetzt. Insgesamt sind also für den Abstieg Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich. Wem diese Anforderungen zu hoch sind, dem wird empfohlen über die Trausnitzalm nicht nur auf-, sondern auch wieder abzusteigen.
Talort: Rottach-Egern, 738 m. Ausgangspunkt: Parkplatz zwischen Brennerklamm und Valepp, 872 m. Im Sommer Busverbindung von Rottach-
Egern und von Spitzingsee. Gehzeit: 4.35 Stunden. Höhenunterschied: 1032 m im Aufund Abstieg. Anforderungen: Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich. Einkehr: In der Trausnitzalm.
Vom Parkplatz gehen wir erst einmal kurz auf der Fahrstraße in Richtung Brennerklamm zurück und bei der Brücke über den Bach nach Süden am Fahrweg hinauf. Das Sträßchen biegt rechts weg, und wir folgen dem Wanderweg, der gerade-
aus unter dem Brennereck durch den Wald gegen Süden verläuft. Der markierte Steig beschreibt einen Rechtsbogen, führt südlich des Brennerecks durch einen Bachgraben, um dann wieder gegen Süden anzusteigen, bis er auf eine Forst-
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Blick vom Österreichischen zum Bayerischen Schinder. Straße stößt. Wir folgen ihr nach rechts und steigen auf einem bewaldeten Höhenrücken, weiter oben in einer steilen Lichtung, zur malerisch gelegenen Trausnitzalm auf. Wer rasten will, kann keinen schöneren Platz als den vor der Hütte finden. Nach der Pause queren wir Abstieg vom Bayerischen Schinder.
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die weite Mulde nach links (Südwesten) und folgen dem rechten der beiden Wege, der oberhalb eines Bachgrabens nach links abknickt. In einem weiten Bogen kommen wir immer mehr in Latschengebüsch hinein, und die Ausblicke zum Guffert hinüber werden immer schöner. Bald wird der Steig unsere volle Konzentration fordern, er schwingt sich nämlich deutlich auf und führt über den Ostrücken des Trausnitzberges zum Kreuz am Österreichischen Schinder. Vom Gipfel folgen wir zunächst ein Stück dem Grat durch dichtes Latschengebüsch nach Westen. Es ist auf den ersten Blick kaum zu glauben, aber mitten in den Latschen biegt nach links ein Steiglein zum oberen Rand einer enorm steilen Felsenrinne ab. Dort sind offenbar schon sehr vielen Bergfexen Zweifel gekommen, denn eine deutliche Wegspur verläuft an dieser Stelle geradeaus weiter. Doch sie ist falsch! Also noch einmal: Links in die Rinne hinein abbiegen! Durch diese felsige Reiße kraxeln wir nun ziemlich luftig hinab. Damit wir ei-
nigermaßen ordentlich da hinunterkommen, gibt es ein Drahtseil zum Einhalten, bis wir wieder einen Wanderweg erreichen. Er wendet sich nach rechts, also Westen, und bringt uns in den Sattel am oberen Rand des Schinderkars hinein. Von dort können wir in etwa 20 Minuten leicht, aber durch enges Latschendickicht, auf den Bayerischen Schinder steigen. Wegen der grandiosen Gipfelschau lohnt sich das an klaren Tagen ganz besonders. Und am Bayerischen Schinder ist es viel ruhiger als am Trausnitzberg. Zurück am Schinderkar, haben wir wieder ein rassiges Stück Abstieg vor uns. Ziemlich steil, felsig und auch etwas ausgesetzt steigen wir am Drahtseil nach Norden zum Schindertor hinab. Das Tor ist meistens offen. Nur im Frühjahr, wenn noch viel Schnee liegt, dann ist es geschlossen und wir müssen links davon durch die Felsen abklettern. Die Route führt also normalerweise durch den engen Tunnel hindurch und das weite Kar hinaus. Die Trittspur wird immer flacher, und all-
mählich kommen wir in schütteren Wald hinein, der sich mehr und mehr verdichtet. Unser Weg führt an der Schlagalm vorbei und über Wiesen und Weiden zur Fahrstraße zurück, auf der wir durch die eindrucksvolle Brennerklamm zum Ausgangspunkt zurückgehen. Anspruchsvoll: das Schindertor.
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Hinteres Sonnwendjoch, 1986 m Aus der Valepp »Geheime« Pfade über der Valepp Die Gipfelschau ist auf den meisten Bergen dieser Sammlung ein echter Höhepunkt, ein Erlebnis, das eine zünftige Bergtour richtig abrundet. Doch am Hinteren Sonnwendjoch ist sie einzigartig. Sie reicht vom Großglockner bis zum Olperer, also von den Hohen lauern über die Venedigergruppe bis hin zu den westlichen Zillertaler Alpen! Das ist ein Panorama, wie man es sich kaum vorstellen kann. Man muß es gesehen haben! Spezialisten bezeichnen diese Rundschau auch als Dreimeeresblick: »Ein Gipfelmeer, ein Wolkenmeer und sonst nichts mehr.« Deshalb zählt das Hintere Sonnwendjoch zum Pflichtprogramm eines jeden Münchner Bergwanderers, und deshalb geht es dort oben auch oft zu wie auf dem Jahrmarkt: Die Anreise mit dem Auto aus dem Ursprungtal über die Mautstraße zur Ackernalm ist problemlos, und die V/2 Stunden Aufstieg zum Gipfel schafft auch noch (fast) jeder. Wer dem Rummel entfliehen und trotzdem die Gipfelschau erleben will, dem sei die hier vorgeschlagene Alternativroute empfohlen. Sie ist zwar weiter und anstrengender als der Aufstieg von der Ackernalm, aber sie wird nur wenig durchgeführt und ist relativ ruhig geblieben. Sogar dem Gipfelstreß kann man entkommen, weil das Hintere Sonnwendjoch einen kleinen Nebengipfel hat, auf den sich nicht viele verirren. Es ist der Krenspitz, und der ist vom Hauptgipfel nur eine Viertelstunde entfernt.
Talort: Rottach-Egern, 738 m. Ausgangspunkt: Forsthaus Valepp, 872 m. Im Sommer Busverbindung von Rottach-Egern.
Gehzeit: 6.00 Stunden. Höhenunterschied: 1114 m im Aufund Abstieg. Anforderungen: Die Wanderung ist leicht, aber lang und deshalb anstrengend. Einkehr: Im Forsthaus Valepp.
Vom Forsthaus in der Valepp gehen wir am Sträßchen gegen Süden hinauf und an der Ochsenalm vorbei.
Der Fahrweg wendet sich nach Osten, und bald zweigt nach rechts die Route zur Erzherzog-Johann-
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Klause ab. Wir gehen geradeaus weiter bis zur Winterstube neben dem Enzenbach. Dort verlassen wir die Straße nach rechts, folgen einem Pfad gegen Nordosten und über die Grenze nach Tirol. Nun wird es ein wenig mühselig. Der schmale Pfad schlängelt sich ziemlich steil durch den dichten Wald hinauf, bis er sich auf etwa 1600 m Höhe nach rechts wendet und aus dem Wald heraustritt. Wir queren zum Westgrat des Bärenjochs hinüber, biegen scharf links ab und gehen auf der Südseite des Bärenjochs zur Bärenbadalm, wo wir ein Fahrsträßchen erreichen. Auf ihm wandern wir kurz zu einem schmalen Bergpfad, auf dem wir über die sonnigen Südhänge gegen Osten weitergehen, bis sich der Weg nach links wendet, zum Grat hinaufführt und über ihn zum Gipfel leitet. Erst kurz unter dem Gipfel müssen wir uns in die Menschenkarawane einreihen, die von der Ackernalm her-
Aufstieg zum Hinteren Sonnwendjoch, hinten der Schinder. aufströmt. An schönen Wandertagen, vornehmlich im Herbst, wird auf dem Gipfel des Hinteren Sonnwendjochs kein Platz mehr frei sein. Damit wir uns trotzdem eine
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Blick vom Krenspitz zum Hinteren Sonnwendjoch.
gemütliche Gipfelrast gönnen können, sollten wir dem Grat gegen Osten etwa eine Viertelstunde folgen. Dann kommen wir zum Krenspitz hinüber, der nur ein paar Meter niedriger als das Hintere Sonnwendjoch ist. Von dort lassen sich in Ruhe die Aussicht und auch das Hintere Sonnwendjoch selbst betrachten, das nach Süden als harmloser Wiesenrücken abfällt, während es gegen Norden in wilden Schrofen fast senkrecht abbricht. Damit wir den Ausgangspunkt wieder erreichen, müssen wir entlang der Aufstiegsroute absteigen.
Am Gipfelrücken des Sonnwendjochs, rechts das Bärenjoch.
Rotwand, 1884 m Über die Wildfeldalm Zur High-Tech-Hütte an der Rotwand Nein, ein einsamer Individualistenberg ist die Rotwand schon lange nicht mehr. Da hilft kein Ausweichen auf Tage mit schlechtem Wetter oder auf die Winterszeit. An der Rotwand ist immer viel los. Sie ist eben ein klassisches Bergziel und entsprechend beliebt. Das liegt an der leichten Erreichbarkeit (auch von der Taubensteinbahn-Bergstation), am Rotwandhaus, das knapp unter dem Gipfel eine gute Einkehrmöglichkeit bietet, und an der rundum interessanten Gipfelschau. Neben dem Gipfelkreuz findet sich eine Windrose, auf der alle wichtigen Gipfel genau bezeichnet sind. So haben wir es leicht, die Berge zu Vielbesuchter Rotwandgipfel. bestimmen, die man an klaren Tagen vom Gipfel bestaunen kann. Das benachbarte Hintere Sonnwendjoch behindert leider das weite Panorama. Ansonsten sind die Blicke auf den Alpenhauptkamm frei, und sie reichen vom Großglockner bis zum Olperer.
Talort: Fischhausen-Neuhaus, 801 m. Der Ort liegt südlich des Schliersees und fällt dem Reisenden durch seine malerische Kirche auf. Bahnverbindung über Schliersee nach München. Ausgangspunkt: Spitzingsee,
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1090 m. Busverbindung von Schliersee. Gehzeit: 5.35 Stunden. Höhenunterschied: 807 m im Aufund Abstieg. Anforderungen: Leichte Bergwanderung. Einkehr: Im Rotwandhaus, Taubensteinhaus, in der Maxirainer Alm und im Gasthaus Igler.
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Das Rotwandhaus, links im Hintergrund die Rotwand. Wir wandern vom Spitzingsee an der alten Wurzhütte vorbei und auf der schmalen asphaltierten Straße im Wald in einem weiten Bogen von Süden nach Osten um den Schwarzenkopf herum. Bei der Winterstube biegen wir zu einem breiten Weg rechts ab und gehen mitten im Wald gegen Süden zum Gleiselstein
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weiter. Dort müssen wir links abbiegen und dem Weg zur Wildfeldalm folgen, die idyllisch vor dem wilden Klammstein steht. Am stark frequentierten Weg gehen wir gegen Osten dahin, bis wir auf einem schmalen, steilen Steig direkt zum Gipfel der Rotwand aufsteigen können.
Wer geradeaus weitergeht, kommt zum Rotwandhaus, neben dem eine moderne Windkraftanlage steht. Auf einer Achse laufen drei senkrechte Rotorblätter im Wind und erzeugen elektrischen Strom. Durch raffinierte Technik ist ein störanfälliges Getriebe überflüssig geworden und die Nachführung in den Wind entfällt. Diese innovative Anlage arbeitet kombiniert mit einer effektiven Solaranlage, und die optimale Abstimmung zwischen Energieerzeugung und Verbrauch wird automatisch geregelt. Der Gipfelanstieg führt vom Rotwandhaus 120 Höhenmeter oberhalb der markanten Nebelwand über freie, steile Wiesenhänge zum Kreuz auf der Rotwand hinauf. Man kann am Aufstiegsweg natürlich auch bequem wieder absteigen. Doch sollte man das wirklich nur dann tun, wenn auf den Nordseiten zu viel Schnee liegt. Ansonsten bietet sich eine weite Runde
an, die der bei Skitourengehern beliebten Rotwandreibe ähnelt. Sie bringt uns vom Rotwandhaus gegen Osten zur Kümpfelscharte, dann nach Norden, zwischen Sebaldstein und Nebelwand Richtung Großtiefental hinab und nach links am Wanderweg in den Miesingsattel hinauf und zur Kleintiefentalalm hinunter. Von dort könnten wir über den Taubenstein zur Unteren Maxirainer Alm absteigen. Bequemer ist es, noch dem Taubensteinhaus einen Besuch abzustatten und von der Alpenvereinshütte, an der Bergstation der Seilbahn vorbei, über die Obere Maxlrainer Alm auf der Piste zur Talstation des Skilifts hinabzugehen. Dort erreichen wir einen breiten Fahrweg, der zum Gasthaus Igler und zur Unteren Maxirainer Alm führt. Auf der Straße kommen wir wieder zum Aufstiegsweg und folgen ihm zum Ausgangspunkt zurück.
Das Taubensteinhaus.
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Breitenstein, 1622 m Von Birkenstein über die Hubertushütte Wallfahrt über Birkenstein Wer auf den Breitenstein hinaufgeht, sollte sich Zeit lassen. Denn nicht nur die eindrucksvolle Schau vom Gipfel zum Wendelstein hinüber, ins Oberland hinaus und zur Rotwandgruppe wird uns in Anspruch nehmen, auch die beliebten Wirtshäuser Kesselam und Hubertushütte bereichern die kleine Voralpentour. Das wissen natürlich viele gleichgesinnte WochenendAlpinisten, und deshalb ist der Breitenstein kein Gipfel, der stille Bergerlebnisse bieten kann. Für die Individualisten hat der Liebe Gott dem Breitenstein aber einen Nachbarn gegeben, der den wenig einladenden Namen »Schweinsberg« hat. Er führt zwar auch kein Dornröschendasein, aber ruhiger als der Breitenstein ist er allemal. Beide Berge lassen sich auch gut zu einer Wanderung verbinden - Schnittstelle ist der Schweinsbergsattel. Wenn wenig Schnee liegt, kann man die Gipfel auch gut im Winter besteigen. Vielleicht lohnt es sich sogar, einen Schlitten mitzunehmen und auf der schmalen Fahrstraße von der Kesselalm zünftig nach Birkenstein hinunterzurodeln. Aber Vorsicht! Nördlich des Schweinsbergsattels muß man auch bei geringer Schneelage mit gewaltigen Lawinen rechnen. Deshalb ist dieser Bereich im Winter absolut tabu.
Talort: Fischbachau, 771 m, bekannt durch die Fischbachauer Sängerinnen und durch das Cafe-Restaurant Winkelstüberl, wo üppige Tortenstücke ausgegeben werden. Busverbindung von Miesbach.
Ausgangspunkt: Birkenstein, 853 m. Gehzeit: 3.25 Stunden. Höhenunterschied: 769 m im Aufund Abstieg. Anforderungen: Leichte Bergwanderung. Einkehr: In der Kesselalm, in der Hubertushütte und in der Aiblinger Hütte.
Vom großen Parkplatz rechts unterhalb vom Ende der freigegebenen Fahrstraße wandern wir gemütlich am Oberwirt vorbei und am breiten Weg nach Norden hinauf. Die schmale Straße führt durch den
Wald in geringer Steigung dahin, wendet sich gegen Osten und wird nach dem Sattelbach etwas steiler. Sie schwenkt gegen Norden ab und verläßt kurz vor der Kesselalm den Wald. Vor der Wirtschaft halten wir
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Der Breitenstein, gesehen vom Schweinsberg. uns rechts (es sei denn, wir wollen einkehren), queren einen weiten Wiesenhang und gehen in den Schweinsbergsattel, der zwischen Schweinsberg und Breitenstein liegt. Zum Breitenstein biegen wir dort links ab, steigen gegen Norden bergwärts und in einen weiteren, breiten Sattel hinein. Durch lichten, steinigen Wald führt von dort ein
Steig zur Hubertushütte und nach Nordosten zum Gipfelkreuz am Breitenstein hinauf. Vom Gipfelkreuz steigen wir zunächst ein Stück gegen Südwesten ab und gehen dann nach rechts gegen Westen zum Kreuz auf dem Westgipfel weiter. Von diesem scharfgeschnittenen, felsigen Gipfel weisen Markierungszeichen über steile Almwiesen und durch Wald
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zur Lichtung der Bucheralm hinab. Bei der Alm gehen wir links (gegen Südwesten) und kommen wieder in den Wald hinein. Ein guter, markierter Wanderweg geleitet uns zum Aufstiegsweg hinunter und zum Ausgangspunkt zurück. Wer zum Schweinsberg hinauf möchte, folgt bis zur Kesselalm der gleichen Route wie zum Breitenstein. Erst oberhalb der Kesselalm müssen wir zum Schweinsberg auf einer schmalen Trittspur nach rechts abbiegen und über den steilen Wiesenhang gegen Süden hinaufsteigen, bis ein Fahrweg erreicht wird. Er bringt uns durch einen Waldgürtel zur Kothalm. Unmittelbar bei der Kothalm verlassen wir den Fahrweg nach links und gehen zu einem Rücken hinauf. Auf diesem halten wir uns wieder etwas links, wandern durch steinigen Wald nach Nordosten und in einen breiten Sattel hinein. In diesem
Sattel, mit schönem Blick zum Wendelstein hinüber, folgen wir der Wegtafel links hinauf und gehen am Waldrand etwas steiler, dann über einen Gratrücken zum Kreuz am Südgipfel des Schweinsberg. Für den Rückweg folgen wir der Aufstiegsroute bis in den Sattel unter dem Gipfelrücken. Dort können wir uns links halten und zur Aiblinger Hütte hinabgehen. Von der Hütte folgen wir dem Wanderweg ein Stückchen hinauf und unter steilen Schrofenhängen (Vorsicht, bei Schneelage beachtliche Lawinengefahr!) leicht ansteigend in den Schweinsbergsattel. Von hier kann man noch einen Abstecher auf den Breitenstein unternehmen (siehe oben). Gehen wir hingegen nach Westen weiter, so gelangen wir hinab zur Kesselalm und über die Aufstiegsroute zurück nach Birkenstein.
Blick vom Schweinsberg nach Fischbachau - rechts im Bild die Kesselalm.
Wendelstein, 1838 m Vom Sudeifeld über die Lacherspitze Am Techno-Gipfel Eine Wetterstation, ein Sonnenobservatorium (das heute als Sternwarte genutzt wird), je eine Bergstation für Seil- und Zahnradbahn, ein Windgenerator, eine riesige Solaranlage, ein Wirtshaus, Richtfunkantennen und Nebengebäude stehen am Wendelstein. (Das kleine Wendelsteinkircherl ist in diese Aufzählung bewußt nicht aufgenommen.) Es bleibt kaum eine Anlage, mit der man den Wendelstein noch weiter verschandeln könnte. Vielleicht fällt Technikern und Erschließern noch etwas ein. Es muß allerdings etwas Platzsparendes sein, denn viel Raum ist am Wendelstein nicht mehr frei. Trotzdem ist der Gipfel sehr beliebt, und das nicht nur bei den Fahrgästen der Zahnrad- oder der Seilbahn. Sicher wird man sich auf der technisierten, mit Betonsteinen gepflasterten Gipfelplattform nicht zu einer gemütlichen Gipfelrast niederlassen. Doch wer weiß, daß der Wendelstein mit seinem charakteristischen Sendemast weithin zu sehen ist, der kann auch verstehen, daß die Gipfelschau von dort oben umfassend und in ihrer Art fast einzigartig ist. Gegen Süden sieht man auf weite Teile des Alpenhauptkamms, und nach Norden reicht die Schau an Föhntagen bis in den Bayerischen Wald. Die hier vorgestellte Wanderung leitet nicht auf direktem Weg über die Wendelsteiner Almen zum Gipfel hinauf. Weil wir am Gipfel ohnehin mit Menschenmassen konfrontiert sind, darf wenigstens der Aufstieg einigermaßen still und verschwiegen sein. Unsere Route verläuft deshalb durch das Lacherkar mit der Option, fast nebenbei den Lacherspitz, die Kesselwand und die Soinwand zu besteigen. Diese drei Gipfel haben ihre besonderen Reize und Ausblicke und sollten uns die kleinen Umwege schon wert sein.
Talort: Bayrischzell, 800 m. Der beliebte Wintersportort liegt zu Füßen des Wendelsteins, am Beginn des Ursprungtals und der Straße zum Sudelfeld. Ausgangspunkt: Sudelfeld, 1000 m. Busverbindung von Bayrischzell.
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Gehzeit: 5.15 Stunden. Höhenunterschied: 1075 m im Aufund Abstieg. Anforderungen: Für manche Passagen sind Trittsicherheit und Schwindelfreiheit von Vorteil. Man kann diesen Passagen aber bei entsprechender Routenwahl ausweichen. Einkehr: Im Wendelsteinhaus.
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Das Wendelsteinkircherl. Vom Parkplatz, der vor allem bei Motorrad-Spazierfahrern beliebt ist, folgen wir dem gepflasterten Fahrweg zum Tennisplatz hinauf. Wir können unter der Jugendher-
berge vorbeigehen und östlich des Mitterbergs aufsteigen, oder wir halten uns vor der Jugendherberge links, steigen durch schöne Wiesen und lichten Wald mehrmals auf und ab und am Mitterberg östlich vorbei. Nördlich des Mitterbergs biegen wir in einer Lichtung auf einen kurzen Wanderweg rechts ab, der sogleich zu einer asphaltierten Fahrstraße stößt. Diese Straße schlängelt sich in Kehren zur Lacheralm hinauf und endet bei einem kleinen Parkplatz (nur für Berechtigte). Dort beginnt ein schmaler Weg, der über eine nasse Wiese in das Lacherkar hineinführt. Er verläuft am rechten Rand des Kars gegen Westen hinauf, knickt unter der Materialseilbahn rechts ab und bringt uns über Wiesen in den Lachersattel hinein, zur Bergstation das Lacher-Skilifts. Wer Lust auf einen kleinen Zwischengipfel hat, steigt über den latschenbewachsenen Grat nach links
Der Wendelstein, gesehen vom Lacherspitz. und die letzten Meter über Felsen zum Gipfelkreuz am Lacherspitz hinauf. Der Weiterweg zum Wendelstein bringt uns aus dem Lachersattel gegen Westen, später Nordwesten, unter der Kesselwand abwärts und in die Zeller Scharte hinein. In der eindrucksvollen Scharte halten wir uns links und steigen auf einer Treppenanlage zu einer Hütte hinauf. 156
Von ihr plagen wir uns in Kehren am steilen Hang zum Wendelsteinkircherl und zum Wendelsteinhaus hinauf. Die letzten 102 Höhenmeter gehen wir in der Kolonne am grauslichen Gipfelsteig, von Geländern eingefaßt, über unzählige Treppenstufen zur Betonplatten-Terrasse zwischen den technischen Anlagen am Wendelstein. Damit haben wir den, 157
nach der Zugspitze, häßlichsten wand weiter. bayerischen Alpengipfel erreicht. Auch ein Abstecher zu den markanBis zur Zeller Scharte folgen wir ten Felsen der Kesselwand lohnt beim Rückweg der Aufstiegsroute. sich, ist aber wegen des steilen AnWer will, kann links der Scharte in stiegs und des losen Gerölls etwas etwa 10 Minuten zur Soinwand auf- anspruchsvoller, steigen, was nicht schwierig, aber Unter der Kesselwand gehen wir gelohnend wäre. Von dort wandern gen Süden weiter und erreichen die wir am schmalen Pfad gegen Süden Aufstiegsroute, der wir zurück ins hinab und links unter der Kessel- Tal folgen. Der Lacherspitz über dem Lacherkar.
Trainsjoch, 1707 m Über die Trockenbachalm Der Berg von Kaiser Trajans Gnaden Die Tour zum Trainsjoch ist mehr als königlich. Der Name des Trainsjoch geht nämlich auf einen römischen Kaiser namens Trajan zurück. Und die Wanderung dort hinauf hat wahrhaft Kaiserliches an sich, denn sie führt auf einen Aussichtsgipfel der Luxusqualität. Nicht nur das Kaisergebirge, große Teile des Mangfallgebirges und die Inntaler Berge, auch weite Bereiche des Alpenhauptkamms kann man vom Gipfel und vom Trainssattel bestaunen. Und man kann in der Trockenbachalm mit ihrer sonnigen Hüttenterrasse wunderbar einkehren. Die Tour auf das Trainsjoch lohnt sich also, und sie ist Blick vom Trainsjochgipfel nach nicht zu lang und nicht zu schwieThiersee. rig. Sie verläuft auf Forstwegen und guten Wanderpfaden. Wer das zu fad und langweilig findet, hat die Möglichkeit, in schärferes Gelände auszuweichen, wie dies beim Abstieg beschrieben ist.
Talort: Bayrischzell, 800 m, kleiner Ort am Eingang in das stille Ursprungtal. Ausgangspunkt: Parkplatz am Eingang ins Trockenbachtal, 839 m. Busverbindung von Bayrischzell, im Sommer auch von Kufstein.
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Gehzeit: 3.45 Stunden. Höhenunterschied: 868 m im Aufund Abstieg. Anforderungen: Der Gipfelanstieg ist etwas steil, aber insgesamt ist die Route unschwierig. Anspruchsvoller ist die Abstiegsvariante über den Nesselberg (Trittsicherheit erforderlich). Einkehr: In der Trockenbachalm.
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Trockenbachalm, die in einem weiten Straßenbogen bequem zu erreichen ist. Dort endet der Fahrweg, und die Alm bietet sich zu angenehmer Einkehr an. Der folgende Routenabschnitt verläuft auf einem Bergpfad zunächst nach Südosten. Er quert eine schmale Bachreiße, ehe er im weiteren Verlauf nach Osten abschwenkt und die Schritte an die südseitigen Hänge des Trockenbachtales lenkt. Von dort steigen wir in den weiten Sattel zwischen Trainsjoch und Ascherjoch hinein, wo sich ein phantastischer Weitblick öffnet. Zum Gipfelsturm biegen wir links ab und kommen gegen Norden über weite Wiesen in den Wald hinein.
Der Weg wird ein wenig steinig und auf die letzten Meter auch steil, bis der Gipfel des Trainsjoch erreicht ist. Am einfachsten ist es, talwärts der Aufstiegsroute zu folgen. Wer es etwas anspruchsvoller mag, der kann vom Gipfel gegen Westen zum Felsenzacken mit dem Vermessungssignal hinübergehen und von dort sehr steil und felsig nach Westen absteigen. Auf dem breiten Gratrücken erreichen wir den Nesselberg, wo wir links abbiegen und am ausgetretenen Pfad nach Süden zur Jausenstation absteigen, bis wir wieder den Aufstiegsweg erreichen. Auf ihm gehen wir zum Ausgangspunkt zurück.
Strahlender Tag am Trainsjoch. Hinten der Wilde Kaiser.
Das Trainsjoch vom Abstiegsweg. Erst einmal wandern wir gemächlich am Forstweg durch das Trockenbachtal. Die Route führt an der Absperrschranke vorbei, wird etwas steiler und bringt uns durch schönen Mischwald dahin. Nach einem scharfen Straßenknick nimmt die Steigung deutlich ab, und wir
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kommen aus dem Wald heraus. Vom Waldrand sehen wir schön zur Unteren Trockenbachalm, und es ist auch nicht mehr weit zu ihr hinüber. Hoch oberhalb der Unteren Trockenbachalm steht in einem steilen Wiesenhang die Jausenstation
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Brünnstein 1619 m Von Oberaudorf Die neue Heimat der Steinböcke Kurz unter dem Brünnsteingipfel hörte ich meine tierliebende bessere Hälfte mit jemandem reden. Da ich außer uns beiden niemand auf der Route vermutete, kam mir das höchst merkwürdig vor. »Ihr seid dumm wie Gemsen und stinkt wie Geißen«, schimpfte sie, »und wenn ihr nicht den Weg frei macht, dann schiebe ich euch weg!« Die Kommunikation, die meine Frau da oben pflegte, galt ein paar Steinböcken, die ausgerechnet auf den letzten Metern des Wegleins zum Brünnstein grasten. Damals waren wir im Winter oben, und es schien kräftig die Sonne, die das leckere, aber trockene Gras für die stämmigen Berggesellen vom Schnee freigab. Eigentlich haben am Brünnstein Steinböcke nichts verloren, denn von Natur aus waren sie dort nie anzutreffen. Sie sind am Brünnstein ausgewildert worden und verhalten sich ausgesprochen zahm, weil sie nicht bejagt werden. Sie finden in den Gipfelregionen des Brünnsteins an den steilen, stark besonnten und felsdurchsetzten Grashängen ideale Lebensbedingungen. Steigt man den endlos langen Waldweg zum Brünnstein hinauf, erwartet man sehnlichst die weite Schau vom zackigen Gipfel. Denn schließlich ist bis zum Brünnsteinhaus nicht viel von der schönen Voralpenlandschaft zu sehen. Entschädigt wird man erst ab der Alpenvereinshütte. Schaumagnet vom Brünnstein ist das Kaisergebirge. Aber auch zum Alpenhauptkamm und natürlich in die Bayerischen Voralpen hat man besonders schöne Blicke.
Talort: Oberaudorf, 483 m, im Inntal. Schöner, autobahngeschädigter Gebirgsort am Fuß des Mangfallgebirges. Ausgangspunkt: Buchau, 699 m. Gehzeit: 5.20 Stunden. Höhenunterschied: 950 m im Auf und Abstieg. Anforderungen: Für den Gipfelanstieg am gesicherten Steig können Tritt-
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sicherheit und Schwindelfreiheit nicht schaden. Einkehr: Im Brünnsteinhaus. Variante: Ebenfalls lohnend, wenn auch länger, ist der Aufstieg von der Rosengasse aus. Er verläuft auf weiten Strecken in freiem Gelände mit schöner Aussicht auf die Berge rund um den Wendelstein und führt über die Gassenleite zur Seeonalm, zur Himmelmoosalm und von Westen auf den Gipfel (Gehzeit hin und zurück gut 5 Stunden).
Blick vom Brünnstein zum Wendelstein mit seinen Trabanten. Das erste Wegstück vom Wanderparkplatz etwa 1 km vor Buchau oder vom idyllischen Ort selbst nach Süden hinauf ist sehr flach. Erst bei der Straßenverzweigung, wo wir geradeaus weiter gehen, wird es etwas steiler. Bald darauf wendet sich der markierte Anstieg nach rechts und führt gegen Westen in den Wald hinein. Im dunklen Buchenmischwald verläuft der Steig unter den Felsenwänden an der Geißgretl vorbei und noch immer in nicht zu strenger Steigung dahin. Erst unmittelbar an der Terrasse des Brünnsteinhauses kommen wir
aus dem Wald heraus, und es öffnen sich schöne Blicke zum benachbarten Trainsjoch hinüber und auf den Großen Traithen mit seinen Vorgipfeln. Der Gipfelanstieg über den Dr.Julius-Maier-Weg ist zwar steil und verschiedentlich gesichert, aber das Prädikat »Klettersteig«, wie es ihm gerne verliehen wird, hat er nicht verdient. Am Drahtseil, über eine Treppe und durch einen engen Felsdurchschlupf mühen wir uns zur Gipfelkapelle und dem Eisenkreuz am höchsten Punkt des Brünnstein hinauf. 163
Hochries, 1568 m Über die Seitenalm
Steinböcke am Brünnstein. Der Kaiser überragt das herbstliche Nebelmeer. Der Rückzug führt gegen Westen in einen kleinen Grateinschnitt hinein. Er ist anfangs mit einem Halteseil versehen, was ängstlichen Wanderern den Abstieg erleichtert. Im Steilhang halten wir uns ein klein wenig links und kommen zur schönen Himmelmoosalm hinunter. Dort drehen wir uns fast um 180 Grad, damit wir zum gemütlichen
Weg stoßen, der geradewegs zum Brünnsteinhaus zurückführt. Nach der Einkehr folgen wir dem Fahrweg über die Brünnbergkante in den Fleckgraben und stellenweise ziemlich steil nach Rechenau hinaus. In dem kleinen Weiler gehen wir links, auf der Straße, nach Wildgrub und von dort nahezu eben gegen Norden nach Buchau zurück.
Zur Gipfeleinkehr Ein Wirtshaus direkt am Gipfel, das ist nichts Alltägliches. Auf der Hochries bekommen wir diesen Luxus geboten, und wir sollten ihn in Anspruch nehmen. Denn nichts tut so gut, wie eine kühle Gipfel-Radlermaß oder, wenn's ein kalter Tag oder gar im Winter ist, eine warme Leberknödelsuppe. Die Hochries ist ein beliebter und trotz Seilbahnerschließung oft zu Fuß bestiegener Chiemgauer Parade-Aussichtsgipfel. Wenn im Herbst das Inntal mit Nebel gefüllt ist, strahlt dort oben oft die Sonne und gibt Blicke frei, die weit zum Alpenhauptkamm reichen, aber auch in der näheren UmDas Hochrieshaus auf dem Gipfel, gebung nichts verbergen. Grund genug, dort hinauf zu pilgern. Wer sich die Beine weiter vertreten möchte, der kann gut noch dem Karkopf und dem Feichteck seine Aufwartung machen, wie es hier beschrieben ist.
Talort: Samerberg, 700 m. Ausgangspunkt: Parkplatz nau« bei Unterstuff, 760 m.
»Spate-
Der Parkplatz, an dem die Wanderung beginnt, ist oft überfüllt. Wir verlassen ihn und gehen auf der mit einer Schranke abgesperrten Straße
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Gehzeit: 5.10 Stunden. Höhenunterschied: 942 m im Aufund Abstieg. Anforderungen: Leichte Wanderung. Einkehr: In der Spatenaualm und im Hochrieshaus am Gipfel. gegen Nordosten hinauf, kürzen aber bei der Wegabzweigung nach rechts die lange Straße ab. Im Wald folgen wir einem guten Pfad, bis
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wieder der Fahrweg erreicht wird. Auf diesem wandern wir gegen Süden in die freie Wiese der Spatenaualm hinauf, in deren Mitte ein wunderschöner Baum steht. Das Sträßchen führt durch die Wiese, und wir stoßen wieder auf den brei-
ten Wanderweg, der gegen Nordosten in den Sattel südöstlich der Wimmeralm hinaufführt. Im weiten Sattel müssen wir uns rechts halten und etwas steiler zur Seitenalm aufsteigen. Die Alm liegt recht schön am breiten, freien Bergrücken, und
Am Hochries-Gipfelrücken. Das Feichteck ist erreicht. Rechts die Hochries. wir gehen an den Hütten in der gleichen Richtung weiter, bis nach der langen Hangquerung ein Höhenrücken erreicht wird, dem wir nach links bis zum Gipfelkreuz und dem Hochrieshaus folgen. Vom Hochrieshaus wandern wir gemütlich am breiten Höhenrücken entlang der Aufstiegsroute zurück, biegen aber nicht zur Seitenalm ab, sondern bleiben auf dem Gratrücken, der sich bald deutlich zusammenschnürt. Wir gehen über ein paar unbedeutende Erhebungen kurz hinweg und in den ausgedehnten Sattel vor dem Karkopf hinein. Über Wiesen und durch schütteren Wald bringt uns die Route zum Karkopf hinauf. Gleich hinter dem Karkopf wird es etwas pfiffig. Das Weglein führt auf einen 166
steilen Grat und einen Absatz hinauf, den wir überklettern oder rechts umgehen, bis wir, wieder am Grat angekommen, nach links gemütlich in den Sattel zwischen Karkopf und Feichteck hinuntersteigen können. Von dort kommen wir in den Wald hinein und am Wanderweg, streckenweise etwas steil, auf den dritten Gipfel dieser Tour, das Feichteck hinauf. Beim Rückweg vom Feichteck müssen wir erst einmal in den Sattel vor dem Karkopfzurück und am schmalen Fahrweg zum Alfred-DrexelJagdhaus hinab. Dort biegen wir rechts ab und gehen durch den Wald zur Spatenaualm zurück, wo wir die Aufstiegsroute erreichen, der wir bis zum Ausgangspunkt folgen. 167
Hochgern,1748 m Über das Hochgernhaus Chiemgauer Aussichtswarte Der Hochgern ist wie ein versierter Kartenspieler. Erst zum Schluß, wenn sich das Ereignis dem Höhepunkt nähert, rückt er mit seinen Trümpfen heraus. Am Gipfel zieht er eine Schau ab, die kaum zu glauben ist: Blicke, die von den Berchtesgadener Alpen über die Loferer Steinberge zu Großglockner, Venediger, Kaisergebirge, in das Karwendel und an klaren Tagen bis weit in den Bayerischen Wald reichen. Und wenn das Wetter nicht so durchschaubar ist, wie es sich für herbstliche Föhntage gehört, dann sieht man immerhin direkt zum Chiemsee hinunter, der dem Hochgern zu Füßen liegt. Wem reicht das nicht? Wer will noch mehr haben? Also auch da gibt es am Hochgern noch eins drauf, nämlich ein gemütliches Berghaus mit einer pfundigen Sonnenterrasse, einem guten Kaiserschmarren oder einer Radlermaß Das Hochgernhaus. samt deftiger Brotzeit, je nach Gusto... Im Winter hat das Wirtshaus bisweilen zu. Schade ist 's drum, denn in schneearmen Wintern hat sich der Hochgern als Ausweichziel für nimmermüde Winter-Bergwanderer oder frustrierte Skifahrer recht gut bewährt.
Talort: Unterwössen, 555 m. Bekannter Ausflugsort, der einen Flugplatz hat, von dem bei schönem Wetter unzählige Segelflugzeuge starten. Busverbindung von Traunstein bzw. von Prien am Chiemsee.
Ausgangspunkt: Au, 620 m. Gehzeit: 5.25 Stunden. Höhenunterschied: 1128 m im Aufund Abstieg. Anforderungen: Leichte Bergwanderung mit einer kurzen Etappe, die Trittsicherheit verlangt. Einkehr: Im Hochgernhaus.
Durchblick vom Weg nach Unterwössen. Vom großen Parkplatz in Au gehen wir auf der Asphaltstraße in wenigen Minuten zur Straßengabelung in Wiesen hinauf. Die Teerdecke der Straße endet dort, und der Aufstiegsweg knickt scharf nach links ab. Ein schmaler Fahrweg führt anschließend in den
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Wald hinein und nach Norden hinauf, bis er zu einer breiten Forststraße stößt. Dort, bei der Absperrschranke, biegen wir rechts ab und folgen dem Forstweg zur Agergschwendalm. Das Sträßchen wird etwas schmaler und führt im Wald nach Nordosten 169
hinauf. Weiter oben leitet es in vielen Kehren aus dem Wald heraus und zum bewirtschafteten Hochgernhaus. Dort endet der Fahrweg endgültig. Auf einem schönen und guten Wanderweg queren wir anschließend steile Wiesenhänge, die sich unter Hochlerch und Zwölferspitz gegen
Osten hinziehen, und erreichen einen breiten Bergrücken. Auf dessen nördlicher Seite wandern wir in der gleichen Richtung weiter, queren einen steilen Wiesenhang und kommen am Rande markanter Felsengebilde in eine kleine Einsattelung. Dort biegt die Anstiegsroute etwas links ab und führt an den Felsen
Aufstieg zum Hochgern.
Das Hochgernhaus gegen das Kaisergebirge. entlang. Weiter oben bringt sie uns wieder auf freie Wiesenhänge und zum Gipfelkreuz. Vom Kreuz steigen wir ein paar Meter in einen Sät-
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tel hinab und zum höchsten Punkt des Hochgern hinauf, Der Abstieg erfolgt entlang der Aufstiegsroute.
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Stichwortverzeichnis A Achenkirch 97 Achensee 97, 100, 103, 105, 109 Achental 97 Aiblinger Hütte 1 54 Ammerwald, Hotel 19,24 Ammerwaldalm 22 Au 168 Aueralm 137 Auerkamp 82 August-Schuster-Haus 29 B Bäckeralm 142 Bad Tölz 78 Bad Wiessee 136 Bayerwald 126 Bayrischzell 155, 159 Benediktenwand 87 Biberwier 40 Birkenstein 152 Bischof 72 Blaubergalm 122 Blomberghaus 80 Bodenschneid 141 Bodenschneidhaus 142 Brandenberg 116 Breitenstein 153 Brunnenkopf 26 Brunnenkopfhäuser 25 Brünnstein 163 Brünnsteinhaus 163 Buchau 114, 162 Buchstein 128 Buchsteinhütte 128 D DalfazerAlm 114 Demeljoch 90 Dreisäuler Kopf 29 Dürnbergjoch 90 Dürrebergalpe 18 E Elmau 49 Eng 94, 104 Enterrottach 139 Erfurter Hütte 114 Esterbergalm 69, 72 172
Ettal 33 Ettaler Manndl 34 F Falkenmoosalm 99 Fall 88 Farchant 70 Feichteck 167 Feigenkopf 26 Feldernkopf 66 Fernpaß 40 Firstalm 142 Fischbachalm 65 Fischbachau 1 52 Fischhausen-Neuhaus 149 Fleck 83 Fockenstein 138 Fricken 71 Frieder 37 Friederspitz 37 G Gabelschrofen 24 Gamsjoch 96 Garmisch-Partenkirchen 52, 67, 70 Gernalm 100 Gramaialm 103, 1 05 Griesen 35, 38 Grubenkopf 26 Gschwandtnerbauer 68 Guffert 119 H Halserspitze 122 Hammersbach 52 Heimgarten 75 Heimgartenhütte 75 Hennenkopf 29 Herzogstand 75 Herzogstandhaus 74 Heuberg 116 Hinteres Sonnwendjoch 147 Hinterriß 91, 94 Hirschberg 135 Hirschberghaus 135 Hochgern 171 Hochgernhaus 170 Hochlandhütte 61 Hochnissl 107
Hochplatte 23 Hochries 167 Hochrieshaus 167 Höfle 67 Hohen Munde 43 Hoher Brand 39 Hohljoch 94 Höllentalangerhütte 53 Höllentalklamm 53 Hubertushütte 153 Hühnerberg 89 J Jachenau 84 Jochberg 76 Jocheralm 77 Juifen 99 K Kareck 72 Karkopf 167 Kesselalm 152 Kesselberg 76 Kienberg 116 Kisten-Winterstube 139 Klammspitze 26 Kleintiefentalalm 151 Kofel 32 Kolbenalm 32 Königsalm 125 Kotalmjoch 111 Krähe 24 Krenspitz 148 Kreuth 121, 126, 130, 133 Kreuzkopf 21 Krottenkopf 72 Krün 64 Kuhflucht 71 L Laberhaus 33 Lacherspitz 1 57 Lamsenjochhütte 106 Lamsenspitze 106 Laubeneck 29 Lausbichl 37 Lenggries 78, 81 Lenggrieser Hütte 82 Leutasch 42, 45 Linderhof 22, 25, 28
M Marbichler Joch 99 Mariaeck 83 Maxirainer Alm 151 Meilerhütte 51 Mittenwald 61 Mondscheinspitze 101 Mühldörfl 70 Münchner Haus 52 Muthenaualm 41 N Nassereither Alm 41 Neuschwanstein 16 Niedere Munde 44 O Oberammergau 31,34 Oberaudorf 162 Obersteinberg 11 2 Ochsenälpeleskopf 21 Ochsenhütte 35 Ochsenkamp 82 Oswaldhütte 92 P Pertisau 100, 103, 105 Pf lach 16 Plansee 19 Pleisenhütte 58 Pleisenspitze 58 Plumsjochhütte 101 Prinzregentensteig 35 Pürschling 29 Pürschlinghaus 29 R Rauthhütte 43 Reißende Lahnspitze 66 Risserkogel 132 Rofanspitze 114 Röhrlmoosalm 83 Roßstein 128 Rottach-Egern 139, 143, 146 Rotwand 151 Rotwandhaus 151 Rotwandlspitze 107 S Sachenbach 77 Samerberg 165 Säuling 17 Säulinghaus 17 173
Schachenhaus 51 Schafreuter 92 Scharling 133 Scharnitz 58 Schellschlicht 39 Schildenstein 124 Schinder 144 Schliersee 149 Schönberg 83 Schöttelkarspitze 66 Schürpfeneck 89 Schwaigeralm 130 Schweinsberg 154 Seekarkreuz 82 Siebenhüttenalm 122 Soiernhaus 65 Soiernschneid 66 Soiernsee 66 Soiernspitze 66 Soilesee 34 Sonnbergalm 127 Sonnenbichl, Gasthaus 138 Sonnjoch 103 Sonnwendjoch, Hinteres 147 Spitzingsee 149 Spitzkamp 82 Steinberg 112, 118 Steinkarlspitze 107 Straußbergsattel, Niederer 24 Sudelfeld 155 Suttenalm 142 Sylvensteinsee 88 T Taubensteinhaus 151 Tegernseer Hütte 128
174
Teufelstättkopf 29 Tiefental 97 Tölzer Hütte 92 Trainsjoch 161 Trausnitzalm 144 Trausnitzberg 144 Trockenbachalm 161 U Unterberg 118 Unterstuff 165 Unterwössen 168 Urfeld 76 V Valepp 143, 146 W Wackersberg 78 Walchenklamm 89 Walchensee 73, 76 Waldherr, Gasthaus 78 Wank 69 Wankhaus 69 Wannig 41 Weilheimer Hütte 72 Wendelstein 157 Wendelsteinhaus 157 Wettersteinspitze 47 Wildbad Kreuth 121 Wolfsschlucht 122 Wörner 62 Wörnersattel 62 Z Zeller Scharte 157 Zireinsee 114 Zugspitze 55 Zwiesel 80
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