O T T O ZI ER ER
BILD DER J A H R H U N D E R T E EINE WELTGESCHICHTE IN 18 EINZEL- UND 12 DOPPELBÄNDEN
ZEIT UND EWIG...
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O T T O ZI ER ER
BILD DER J A H R H U N D E R T E EINE WELTGESCHICHTE IN 18 EINZEL- UND 12 DOPPELBÄNDEN
ZEIT UND EWIGKEIT
Unter diesem Titel ist der Doppelband 21/22 der neuartigen Weltgeschichte erschienen. Der Doppelband behandelt das dreizehnte Jahrhundert n. Chr Das Jahrhundert des großen Stautenkaisers Friedrich iL, sein Kampf mit der Kirche, stürzt alle Völker des Abendlandes in den erschütternden Konflikt zwischen der Welt Gottes und der des Irdischen, Jäh versinken die Hohenstauten, aber mit ihnen bricht auch eine Säule der Kuppel, welche die mittelalterliche Menschheit beschirmte. Faustrecht, Auflösung und schwerwiegende wirtschaftlich-soziale Umschichtungen rütteln an den Grundfesten der Zeit. Das Habsburgei Kaisertum ist nur mehr ein Sdiatten einstiger Caesarea Herrlichkeit Auch dieser Doppeiband ist in sich vollkommen abgeschlossen und enthäli wieder ausgezeichnete Kunstdrucktatein und zuverlässige historische Karten Ei kostet in der herrlichen Ganzleinenausgabe mit Rot- und Goldprägung und farbigem Schutzumschlag DM6.60 Mit dem Bezug des Gesamtwerkes kann in bequemem Monatslieferungen jederzeit begonnen werden Auf Wunsch werden auch die bereits erschienenen Bücher geschlossen oder in einzelnen Bänden nachgeliefert Erschienen ist seit Januar 1951 monatlich ein Band . Prospekt kostenlos vom
VERLAG SEBASTIAN I UX
MURNAÜ/MÜNCHEN
KLEINE
BIBLIOTHEK
DES WISSENS
LUX-LESEBOGEN NATUR- UND
K U L T U R K U N D L I C H E HEFTE
H A N N S
G R Ö N I N G E R
Mode und Tracht der Jahrtausende
Kulturkundliche Plauderei
VERLAG SEBASTIAN LUX * MURNAU / MÜNCHEN
Selbstgespräch vor dem Spiegel
E
s ist Sonntag vormittag. Warmes Licht flutet in das Schlafzimmer. DurchdieoffenenTüren derWohnung klingt das emsigeGeklapper der jungen Hausfrau, die in der Küche das Frühstück bereitet. Der Herr des Hauses aber steht, melodisch pfeifend, vor dem Spiegel. Er hat sich sorgsam rasiert, die Haut mit scharfer Essenz abgerieben und versucht nun, sich einen Scheitel zu ziehen. Der Herr des Hauses, Herr Meier, ist akkurat in allen Dingen. Gediegen und sachlich — so übt er seinen Beruf, sein Geschäft aus. Herr Meier ist Schneidermeister. „Feine Damen- und Herrengarderoben nach Maß": In eleganten Schriftzügen hängt das Firmenschild über den zwei mittelgroßen Schaufenstern zu ebener Erde des Hauses. Herr Meier hat also etwas Fixativ in seinen Haarschopf eingerieben, hantiert mit der Bürste und beginnt jetzt mit dem Kamm vom Wirbel bis zur Schläfe einen geraden Strich zu ziehen. Dabei behindert ihn die Strähne, die über sein linkes Auge fällt. Aufmerksam beobachtet er im Spiegel sein Tun. Er hält mit seinem Liedchen inne und pustet die Strähne weg. Nochmals versucht er es mit einem linealgeraden Strich, der die dunkelblonden Haare in eine kleinere linke und in die größere rechte Hälfte scheiden soll. Vergebens, es kommen Teile des einen Gebietes in das andere. Auch steht der Wirbel starr in die Höhe. Herr Meier wählt einen feiner gezinkten Kamm aus dem Necessaire von Frau Meier: „Du erlaubst mir mal einen Kamm von dir, mein Scheitel will heute nicht", ruft er. Und aus der Küche kommt es zurück: „Warum kämmst du dir nicht die Haare glatt nach hinten, ein bißchen locker? Das wollte 2
ich dir schon immer sagen. Zu einem alteren Herrn paßt ein Scheitel .. . aber nicht zu einem Jüngling, wie Du!" „Erlaube mal, ich trage einen Scheitel seit meinem zwölften Jahr!" „Und dein Vater seit dem Jahre 1900." „Und mein Urgroßvater . . . ?" „Dein Urgroßvater trug bestimmt keinen Scheitel!" Darauf weiß Herr Meier keine Antwort mehr. Er beginnt erneut mit der Trennung der widerspenstigen Haarfülle, gibt es verzweifelt auf und kämmt und bürstet einmal die Haare nach dem Vorschlag seiner Frau. Glatt zurück, ein bißchen locker. Etwas befremdlich, eigentlich jünger, blickt ihm sein Spiegelbild entgegen. „Mein Urgroßvater trug keinen Scheitel? Ja, wie trug denn Adam Meier damals seine Haare?", sinniert Herr Meier junior. Richtig, auf dem fast schon verblichenen Foto im Familienalbum ist zu sehen, daß Adam Meier, 1850, volles gelocktes Haar trug und einen Anflug von Backenbart, sogenannte Koteletten, die bis zum Vatermörder, dem hohen Stärkekragen mit den langen, steif hervorragenden Spitzen, herunterreichten. Statt der Krawatte trug er ein Plastron, einen schalartig breit gebundenen Schlips mit Einstecknadel, dazu die dunkle, geblümte Seidenweste, eine Art Gehrock darüber und merkwürdig verknitterte Hosen! So schaut jetzt der Urahn ganz stattlich, mit zufriedenem Gesicht aus dem Spiegel und blickt aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts genau in die Mitte des zwanzigsten. „Dem Urahn Adam Meier fast wie aus dem Gesicht geschnitten", denkt Meier junior erstaunt, als er sich nun mit zurückflutendem Haar neben dem Urgroßvater im Spiegel betrachtet. Auch die Haltung ist die gleiche — bis auf die Hosen; nein, solche ungebügelten Röhren würde Meier junior nicht anziehen. Seine Hosen hatten eine messerscharfe Bügelfalte! Genau 3
so messerscharf müßte ein Scheitel sein! Urgroßvater Meier trug weder Scheitel noch Bügelfalte. Richtig! fällt es Meier junior ein: Eduard der Siebente, König von England, ersann, als er noch Prinz von Wales und tonangebend in modischen Fragen war, kurz vor der Jahrhundertwende die Art, männliche Beinkleider so scharfkantig zuzurichten. Wie die Hose, so mußte auch das Haupt, mußten auch die Haare gebändigt, knapp, exakt, militärisch ausgerichtet sein — Zeichen einer entsprechenden Lebensauffassung.
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Vom Umhängebart bis zum Männerzopf
err Meier hat während seiner Lehrjahre einige Semester Trachtenkunde gehört und weiß: In den Jahrhunderten, Jahrtausenden vor unserer Zeit war die Haartracht auch der Männer immer üppig oder pompös gewesen, so üppig, daß man mit künstlichen Schöpfen und Barten nachhalf, wenn der natürliche Haarwuchs nicht entsprechend gedieh. Die Staatsbärte assyrischer und ägyptischer Könige waren in Wirklichkeit Umhängebärte, die dem Träger feierliche Würde verliehen. Selbst die Königinnen der Assyrer hängten sich Barte um, wenn sie ihre Hoheit betonen wollten. In geordneter Lockenfülle gingen die jugendlichen Griechen; stolz war der Jüngling, wenn er von den olympischen Spielen mit der Siegerbinde im lang wallenden Haar in seinen Heimatort zurückkehren konnte. Die Römer stutzten die Fülle, aber bei den Germanen tauchte der wehende Haarschopf wieder auf und wurde im Laufe der Zeit zum Merkmal ihrer Stammeszugehörigkeit. Das Langhaar war zugleich Zeichen des freien Mannes; nur die Hörigen gingen kahl geschoren. Männer, die sich als „Hörige und Diener Gottes" betrachteten, die Kleriker, trugen eine geschorene Stelle auf dem Scheitel, die Tonsur, die sich bis heute bei den Weltgeistlichen und Mönchen erhalten hat. Nach germanischem Brauch pflegte im ganzen Mittelalter der Bürger stolz seine herabwallenden Locken, so wie sie noch Albrecht Dürer auf seinem Selbstbildnis zeigt, oder den sorgfältig geschnittenen Pagenkopf, wie ihn Kaiser Maximilian bevorzugt hat. Auch in der Neuzeit konnte man sich mit der Üppigkeit der männlichen Haartracht nicht genug tun; das Barock türmte auf das natürliche Haar noch die übergroßen goldgelben oder rötlichen Perücken, die sich im Rokoko in weiße, silbrige Haaraufbauten verwandelten und sich dann langsam zum stutzerischen Haarbeutel oder zum militärischen Zopf vereinfachten.
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Hier verlassen Herrn Meier seine Kenntnisse; wir aber können sein Wissen ergänzen: Erst mit der französischen Revolution und der allmählichen Angleichung der Standesunterschiede wird die Haartracht ungezwungener und beginnt sich der modernen Form zu nähern. Wenn der Knabe Goethe noch einen zierlichen Haarbeutel am Hinterhaupt trägt, ja bei feierlichen Anlässen eine blendend weiße Perücke, so unterscheidet sich die Altersfrisur Goethes nicht von der eines heutigen Mannes. Siehe da, in Gedankenschnelle hat Herr Meier, zwar flüchtig, einen Teil der Menschheit mit ihren Frisuren Revue passieren lassen. Und er ahnt, daß die Haartracht irgendwie mit dem Geist der jeweiligen Zeit übereinstimmt: Betont würdevoll in der Zeit der orientalischen Gewalthaber, natürlich wallend und gelockt in der lebensheiteren Griechenwelt, standesmäßig in den Jahrhunderten des Mittelalters, theatralisch in der überschwenglichen Barockepoche, verspielt im leichtlebigen Rokoko und sachlich-nüchtern im Zeitalter der beginnenden Technisierung und der demokratischen Ideen. „Basta", sagt Herr Meier laut, „der Scheitel ist gefallen. Über die Bügelfalte sprechen wir in ein paar Jahren." Es fällt ihm ein, daß er neuerdings öfter Hosen für junge Herren, meist aus Cordsamt oder blauem Leinen, ganz selbstverständlich ohne 'diesen eingebügelten Kniff angefertigt hat.
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Von Knöpfen, Kitteln und Taschen
'mit tritt Herr Meier an den Kleiderschrank, um sich Weste und Jacke seines Anzuges herauszunehmen. Sinnend streicht er mit der Hand unter den Aufschlag der Jacke, streift die Taschenklappen heraus, prüft die Knopflöcher, wie es so seine Art ist. „Alles Überbleibsel vergangener Zeiten. Die Männermode ist sehr konservativ"; lächelt er. „Was ist dieser Aufschlag anderes als die Erinnerung an die inneren Rockteile und kostbaren Futterstoffe der Männerkleidung des 18. Jahrhunderts, die man nach außen umbog, um sie zur Schau zu stellen. Taschen mit Klappen trug man schon an den weiten, bis zum Knie reichenden Röcken des Barock, am bunten Frack des Rokoko, am Rokelor der Goethezeit. Knöpfe und Knopflöcher reichten jedoch bis zu den Knöpfröcken des 14. Jahrhunderts zurück; aber erst zu Anfang des 19. iJahrhunderts waren sie allgemeiner geworden." ... .'.,ii,i,H ,Y 5
An der antiken Kleidung gab es weder Knopf noch Knopfloch, sie hing frei um den Körper; im Mittelalter hielt man die Kleidungsstücke meist mit Gürteln oder Knebeln zusammen, oder nestelte mit Bandern die Beinlinge an die Hosen. Auch heute noch sind an historisch überlieferten Gewandstücken vielfach die Knöpfe verpönt; am japanischen Kimono, am malaischen Sarong, am arabischen Burnus wird man vergeblich nach einem Knopfverschluß suchen. Auch an den historisch überkommenen geistlichen Trachten, am liturgischen Gewand, dem Chorrock ider Priester, an der Mönchskutte gibt es, ordnungsgemäß, weder Knopf noch Knopfloch. Diese Knöpfe! Meier zählt rund vierundzwanzig Stück an seinem Anzug, wovon die acht an den Ärmelenden besonders fragwürdig erscheinen. Nach diesen Entdeckungen betrachtet Herr Meier mit den gleichen kritischen Augen die Garderobe seiner Frau im Schrank. Diese leichten Sommerkleider, in einem Stück gehalten, mit einem Reißverschluß versehen, sind ganz aus den Gegebenheiten der neuen Stoffarten entwickelt und ohne Vorbilder. Selbst wenn bei einem Abendkleid historische Anklänge an die Frauenmode von einst zu finden sein mögen, so sind sie im Schnitt und in der Ausstattung doch ganz heutig. Auch die der männlichen Kleidung nachgeahmten Schneider-Kostüme — zuerst in der Zeit der Emanzipation, der beginnenden Frauenbewegung, getragen — erinnern in nichts mehr an frühere Frauenkleidung. Nur bei der „Kombination", bei Rock und Bluse, könnte man an die uralte, zweigeteilte Arbeitskleidung der Bäuerinnen denken, an die Gewandung germanischer und mittelalterlicher Frauen. Die Bluse ist wohl der letzte Rest des altdeutschen Kittels, den die Männer über der Hose und die Frauen über dem Rock getragen haben. In der Männermode ist er zum Oberhemd, in der Frauenmode zur Bluse geworden. Alte Winzer an Rhein und Mosel tragen diesen Kittel auch heute noch über der Hose, ganz so wie es ihre Vorfahren in mittelalterlicher Zeit getan haben. Herr Meier kratzt sich nachdenklich am Kopf .. ., streicht aber schnell seine neue Frisur wieder zurecht und sinnt darüber nach, wie es den Frauen wohl gelungen sei, in den Kleidungsformen so viel fortschrittlicher, ungezwungener zu werden als die Männerwelt. Noch vor 1910 war an der weiblichen Kleidung nichts von diesem freien Zug zu verspüren. Versteifungen, Einschnürungen und Stäbchenkragen, Keulenärmel und fußlange Röcke mit Stoßlitze engten die Gestalten ein. Welche Revolution von damals bis heute! Nur in einem Punkt, so scheint es Herrn Meier, hielten die Frauen 6
am Alten fest. Sie haben eine Kleidungszutat durch die Jahrhunderte beibehalten. Sie verzichteten auf das gute Dutzend von Einzeltaschen eines Männeranzuges und bringen wie eh und je Tageskleinigkeiten und Notwendigkeiten in einer Handtasche unter. In ihren immer wechselnden Formen erinnert sie einmal an die Gürteltasche mit dem Schlüsselbund der altnürnbergischen Patrizierfrauen, dann wieder an den getufften Handbeutel der Renaissance, an den spielerischen Behälter, der nach der Marquise von Pompadour seinen Namen hat, oder an iden mit Perlstickerei sinnig verzierten Ridikül des Biedermeier. Die Gestalter der Handtaschenfabriken besuchen offensichtlich gern die Museen, um aus den alten Taschenformen immer neue Anregungen zu beziehen. Das gilt auch für die Schuhmode; die Ähnlichkeit vieler neumodischer Schuhformen mit denen der römischen Schuhfabrikanten ist so offensichtlich, daß man vielfach von direkten Nachahmungen bis in die Einzelheiten des Zierats sprechen kann. Herr Meier ist sehr nachdenklich über all diese Feststellungen geworden; würde es nicht eines Tages an Einfällen fehlen, würde nicht einmal die Phantasie der Modegestalter versagen und nichts Neues mehr erfinden können? Jedoch gleich darauf sagt er sich, solange bei den Menschen über die naturgemäße Notwendigkeit der Bekleidung hinaus der sich ständig wandelnde Sinn für Veränderung, für das jeweils zeitgemäße Betonen der Persönlichkeit bestehen .bleibt, brauchte man sich keine Gedanken um die Fortentwicklung des Bekleidungsgewerbes zu machen, keine Sorge um Beruf und Geschäft. Herr Meier schließt also die drei Türen des Kleiderschrankes, schaut noch einmal vergnügt seinem etwas veränderten Bild im Spiegel zu, beginnt wieder leise zu pfeifen und ein Liedchen zu «Ich steh und schau mich um, Als wenn ich Kaiser wäre! Mein Szepter ist die Schere, Mein Tisch das Kaisertum! Schneidri, schneidra, schneidrum! Spott keiner der Schneider mehr, Man halte sie in Ehren! Wenn keine Schneider wären, Wir liefen nackt herum! Schneidri, schneidra, schneidrum!"*) *) Volkslied aus Franken 7
Dann geht er ins Wohnzimmer hinüber, wo inzwischen das Frühstück aufgetragen ist.
Mode kennt keine Grenzen
D
ie Betrachtungen, die Herr Meier als Fachmann anstellt, vermitteln auch uns einige Erkenntnisse. Sicher ist, daß die Bekleidung der heutigen Menschen nicht von ungefähr kommt, sondern daß sie in vielen Einzelheiten an Früheres anknüpft; sicher ist auch, daß die heutige Mode nicht den gleichen Gesetzen gehorcht, wie die Entwicklung der Kleidung in vergangenen Zeiten.
Die Mode folgt offenbar dem Tempo und der Bewegtheit der jeweiligen Zeit. Die Welt veränderte sich in vergangenen Epochen in gemächlicherem Schritt als heute. Verkehrsmittel und Nachrichten brauchten länger zum Durchwandern von Ländern und zum Übersteigen von Grenzsperren. Das Hin- und Herfluten von Reisenden war eingedämmt durch unzählige Schranken; nur in Kriegszeiten durchbrachen die Völker die Grenzbarrieren, und Kriege, Besatzungen und Kriegsgefangene sind auch immer die ersten Schrittmacher für fremde Sitten und Lebensbräuche gewesen. Sonst war das Reisen von Land zu Land ein beschwerliches und auch gefährliches Unterfangen; in Friedenszeiten war es meist nur der Kaufmann oder der wandernde Handwerker, der sich in fremden Ländern umsehen konnte. Der Kaufmann brachte die fremden Stoffe, der Handwerker die Anregungen fremder Stile mit. Der Austausch erfolgte wohl auch in brieflichen oder länderkundlichen Schilderungen; es sind manche Korrespondenzen und historische Berichte bis ins Altertum zurück erhalten, in denen von fremden Kleidungssitten berichtet ist. Später waren es Holzschnitte, aus denen man fremdländisches Wesen erkannte. Gern zeigte der Holzschnittmeister in seinen „Schildereien" die Menschen der Fremde in ihren merkwürdigen Trachten. Gern ahmte man das im Bilde Gesehene nach; aber die Nachahmung des Fremden ging oft weit über das hinaus, was die Sitte der Zeit und die Obrigkeit zulassen konnten. Aus vielen Zeiten sind geharnischte „Kleiderordnungen" erhalten, die von den Räten oder der landesherrlichen Obrigkeit erlassen waren. Im 14. Jahrhundert erging das Gebot, daß die Hennins, die tütenförmigen Kopfbedeckungen, die mit Bändern und schleppenlangen Schleiern versehen waren, nur für Edeldamen
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meterhoch sein durften, während sich Bürgerinnen mit 60 Zentimetern begnügen mußten. Fast jede Stadtbehörde hatte ihre Sorgen mit den Modeauswüchsen ihrer Bürger und stellte Strafen in Aussicht. „Männerröcke", so heißt es in einer alten Kleiderordnung, „dürfen nur aus 20 Ellen flämischen Tuches getragen werden, die Verwendung von Bisam- und Otterpelzwerk ist nur hochmögenden Standespersonen gestattet." Aber die Verbote und Gebote fruchteten meist wenig. Der Wandel im Bild der Kleidung vollzog sich stetig und unaufhaltsam. Auf vielerlei Wegen fanden modische Neuheiten Zugang in die dichtest ummauerte und umwehrte Stadt. Hatte man sich aber einmal zu neuen Zutaten und neuer Gewandform entschlossen, so blieb man eine Weile dabei. Denn die Anfertigung war mühsam, die Anschaffung verschlang viel Geld. Aus Sparsamkeitsgründen wurde die Tracht vom Vater auf den Sohn, von der Hausfrau auf die Tochter vererbt, oft viele Generationen hindurch. Krieg und Grenzen und Mauern haben das Hin und Her des modischen Austausches nicht aufhalten können. Die Eroberung6züge der römischen Legionen, die Völkerwanderungen, die Kolonisationskriege, die Italienzüge der Kaiser, die Kreuzfahrten des Abendlandes wurden zu gewaltigen Einbrüchen in die Lebensart der Betroffenen. Vor allem die Kreuzzüge veränderten weithin den Lebensstil und die Kleidersitten des Abendlandes; in den Beutesäcken brachten die heimkehrenden Ritter Ballen von leichtem Byssus- und von Mossulgeweben und köstliche Stickereien mit und erweckten daheim die Freude an reicherem Gewand. Die Kreuzzüge vermittelten auch die Kunst des Strickens. Bis dahin war diese nadelklappernde Fertigkeit nur von östlichen Völkern geübt worden. Wie sehr schon in römischer Zeit die Mode mit im Gefolge der Heereszüge zog, dafür zeugen die Funde in der Grabstätte des Centurio Marius Sulla in der Nähe von London, wo er als Unteroffizier einer Legion des Tiberius Claudius gefallen war; sie barg einen Brustpanzer aus einer griechischen Werkstatt, einen Mantel aus spanischer Wolle, die in Marseille gefärbt, ein Kurzschwert, das in Damaskus geschmiedet war, ein Untergewand, das aus Alexandria stammte, und Beinbekleidung, die in Nordafrika gestrickt worden war. Die Gattin des Centurio trug eine Tunika, ein Unterkleid, aus zartem persischem Stoff, darüber eine Palla, zipfelig über Schulter und Rücken gelegt, von einem weichen, glänzenden Gewebe, das aus einem unbekannten östlichen Reich mit Karawanen gekommen war, eine goldblonde Perücke, aus Haaren germanischer Frauen 9
geknüpft, und reichliche Schmuckketten aus Elektron, Bernstein, der aus den neibelreichen nordischen Ländern geliefert "wurde. Die Rechnungen der römischen Kaiserzeit ergeben, daß auch der modische Handel schon groß war; die Einfuhr orientalischer LuxusStoffwaren kostete jährlich die Römer über einhundert Millionen Sesterzen . . ., und der Sesterz war eine reine Goldwährung! Der Hauptumschlagplatz, der Sitz der Mode-Diktatoren dieser Epoche, war Alexandria, wo, wie man sagte, alle Güter der Welt — außer Schnee — gekauft werden konnten. Die Mode der Kaiserepoche hat lange nachgewirkt. Wir werden noch sehen, wie die Völkerwanderungszeit mit ihren gewaltigen Menschenverschiebungen immer noch aus dem Vorrat der Vergangenheit schöpft, und wie auch die Wandervölker gern dieses Erbe übernahmen, sobald sie auf dem Boden des Römerimperiums seßhaft geworden waren.
Von den Anfängen
A
m Abend dieses schönen Sonntags sitzen Herr und Frau Meier auf ihrem mit Blumen gerahmten Balkon. Er etwas verträumt nachdenklich, sie löst Silbenrätsel—. Der Rauch von Herrn Meiers Zigarre schwebt zwischen den Geranien in die abendliche Luft. Unvermittelt kommt an ihn die Frage: „Frühgeschichtliche Erdperiode mit zwei Silben, vorne mit einem Ei und hinten mit einem T. Das mußt du doch wissen?" „Was? . . ., frühgeschichtliche Periode? Frühgeschichtliche? Das ist = Eiszeit!" „Ja, das geht ganz gut. Bist du klug! Danke!" Stillschweigen und eifriges Gekritzel. „Eiszeit, Eiszeit", sinnt Herr Meier. „Auch damals lebten schon Menschen". — Es schüttelt ihn. „Die armen Leute in der Eiszeit! Müssen die gefroren haben! Was die wohl angehabt haben?" Da läßt es Herrn Meier nicht mehr los; das Nachdenken ist heute seine Aufgabe. Aus Schulweisheit und Gelesenem formen sich Bilder vor seinem inneren Auge (und wir helfen ihm ein bißchen nach!). Drüben im abendlichen Schatten der Bäume bewegt sich eine phantastische Gestalt, pirscht nach Jägerart vorsichtig um die Stämme, legt die linke Hand über die Augen, sichert. „Ja, das ist er, der Urahn aus der Gletscherzeit. Aus dem Nebel der ahnungs10
vollen Friihzeit ist er hervorgetreten. Wie lebt er, wie schützt er sich gegen Wetter und Kälte?" Die Frau über dem Silbenrätsel unterbricht den Wachtraum ihres Mannes: „Sag mal, Stammvolk des Steppenrindes, in historischen Zeiten ausgerottet, vorne mit einem Au, hinten mit S?" „Au, Au, Auer, Auerochs", kommt es geistesabwesend von Meiers Lippen. „Ha, bist du klug!" Ein Glück, er ist noch da! Der Jäger hat sich nicht stören lassen durch das Gerede, ist sogar etwas näher gekommen. Er hat das Fell eines Auerochsen umgehängt, auf der Brust mit einem (beinernen Knebel zusammengehalten. Meier sieht, daß der Knebel sauber geglättet ist, er ist sogar mit eingeritzten Linien verziert! Der Mann hat Lederschuhe an den Füßen, sandalenartig mit Riemen über dem Spann. Tatsächlich, die Schuhe sind rot gefärbt. Die Haarfülle des Mannes ist durch eine Pelzkappe gebändigt. Eine runde Pelzkappe? Die kann nur genäht sein! Der Pelzumhang ist sauber beschnitten, auf Ganglänge gekürzt, er behindert nicht beim Laufen oder Schleichen. Was hat der Mann unter dem Pelz? Einen Knierock aus weich gegerbtem, hellem Leder, einen Kilt, zwischen dem Schritt zusammengezogen. „Einfach und doch praktisch", denkt Herr Meier. „Aber so ganz ohne Wehr und Waffen im wilden Wald hcrumzutäppen, ist das nicht purer Leichtsinn?" Da hebt der Mann die rechte Hand: eine zweischneidige Axt kommt zum Vorschein, glatt geschliffener Stein, mit Zick-Zack-Rillen am breiten Blatt, in einen Geweihknochen gescbäftet, schmuckvoll über Kreuz verbunden. Der Mann blickt gespannt zu Boden. Dort ist ein Loch zwischen den Wurzeln der Eiche, Erdreich ist herausgescharrt, Gräser tarnen das Ganze. Plötzlich bewegen sich die Halme, etwas Schwarz-Weißes wird sichtbar, ein paar blinkende Augen, ein spitzer Kopf, ein plumper, grauer Körper. Die feuchte Nase schnuppert, doch der Wind kommt von vorne. Vorsichtig macht Meister Grimmbart, der Dachs, mit kurzen Beinen zwei, drei S c h r i t t e . . . da trifft ihn ein Axtschlag. Blitzschnell springt der Mann hinzu, hat ein steinernes Messer in der Faust und vollendet sein Geschäft. Im Augenblick ist das Gescheide herausgenommen. Der Mann trinkt etwas von dem warmen Blut, wischt sich den Mund und die Bartenden. Er stopft Kräuter, die er sorgfältig gesammelt hat, in die Bauchhöhle des Wildes. Dann säubert er das Steinmesser mit Moos, birgt es wieder im Ledergürtel, der den Kilt hält. Als er den Fellumhang beiseiteschiebt, wird auf der Brust eine Umhänge-
n
kette sichtbar, die aus sorgfältig geformten Knochen und bunten, durchbohrten Steinen besteht. Er wählt einen Knochen aus der Kette, führt ihn an die Stirn, hält ihn vor die Augen, seine Lippen bewegen sich zum Zauberspruch. Dann schultert er die erlegte Beute, blickt noch einmal prüfend in die Runde und schreitet lautlos zurück ins Dunkle . .. In diesem Dunkel und Dämmer lebt der Eiszeitmensch im ständigen Kampf. Entbehrungen sind ihm so selbstverständlich wie das Dasein in Steppe und Wald, zwischen großem und kleinem Getier. Alles ist für ihn unbeschränkt da . . . er braucht es nur zu nehmen. Aber dieses Nehmen, Sammeln, Erjagen, Aufbewahren ist mühevoll und gefahrumwittert. Doch der Eiszeitmensch steckt voller Talente. Das wird uns deutlich in unzähligen Funden, die der Boden freigibt. Er zerteilt Feuersteinbrocken zu Messern, Schabern, Glättern, trennt mit ihnen mühelos Fell und Haut der erlegten Tiere, säubert sie und richtet sie z u . . . . Eichenrinde zum Gerben der großen Stücke liefert der Wald; kleinere, von den Tierhaaren befreite Häute werden gekaut, mit Speichel getränkt und schmiegsam gemacht. Der Mensch kennt schon die erhaltende Wirkung des Alauns und wendet sie an. Mit scharfen Silex-Steinen spaltet er die großen Wildknochen zu Pfriemen, zu Nähnadeln. Ein Öhr in einen solch spitzen Knochensplitter zu bohren, ist zeitraubend. Aber was bedeutet schon die Zeit in dieser Epoche der Morgenröte? Überraschend ist die Fülle des mühsam geschliffenen Werkzeuges, das zur Herstellung von Kleidung dient. Zur Näharbeit an dem vielfältigsten Pelzwerk, dem zarten Leder, den Pflanzenfasern sind Nadeln in allen Arten da, Tiersehnen ergeben die dauerhaftesten Fäden. Bunte Steine, Muscheln vom Strand, Schneckengehäuse, Federn dienen zum modischen Schmuck. Das künstlerische Mitteilungsbedürfnis dieser Stein- und Eiszeitleute äußert sich in verblüffenden bildlichen Schilderungen der Umwelt, die in sicheren Strichen und oft in prächtigster Farbigkeit an die Felswände oder in Knochenstücke gezeichnet sind. Wer die Muße und das Können besitzt, die zierlichsten Knochen- und Elfenbeinschnitzereien, die kühnsten Wandgemälde anzufertigen, wer sich die Röhrenknochen von Vögeln zu wohlklingenden Flöten zurichtet, der hat auch Freude an schmückender Bekleidung. Der Mensch ersinnt Horden-Unterscheidungs-Merkmale, die den Träger von anderen Schweifenden unterscheiden. Er bemalt, schminkt sich mit farbiger Erde, wählt für sich und die Seinen eine besondere Art der AmulettKetten oder von aufgenähten, zierenden Schmuckstücken, die man 12
Germanin der Bronzezeit mit Spinnrocken u. Wirtel
Junges Mädchen 1952
Hessische Bäuerin des 19. Janrh. mit Spinnrad
h e u t e „ A p p l i k a t i o n e n " n e n n e n w ü r d e . W i r d die H o r d e z u m S t a m m , s o ü b e r n i m m t die g a n z e S i p p e die B e k l e i d u n g s - K e n n z e i c h e n . W e r m ö c h t e h i e r nicht schon von T r a c h t s p r e c h e n ? J a , es gibt T r a c h t e n von A n b e g i n n an. W e n n viele h u n d e r t e , t a u s e n d e T r ä g e r i n d e n
Hauptbestandteilen ihrer Bekleidungsart übereinstimmen, so ist das „Tracht". Sie bildet sich nie über Nacht, sie hat meist auch längere Dauer; dadurch vor allem unterscheidet sie sich von der schnell wechselnden, kurzlebigen Erscheinung, die wir Mode nennen. Die Menschen dieser frühen Zeit sind stumm vergangen, der Alltag ihrer Erdentage ist verweht. Ob ihre Erfahrungen und Fähigkeiten weiter gewirkt haben, wir wissen es nicht. Die Schatten gewaltiger, langandauernder Naturereignisse liegen zwischen ihnen und uns und verdunkeln die Spuren. Deutlicher sind für uns die Erbschaften aus jüngerer Vorzeit. Noch handhaben die Menschen die steinernen Werkzeuge; aber sie haben gelernt, am Lagerfeuer den Lehm zu brennen und sich mannigfaches Hausgerät daraus zu formen. Am Feuer fließt eines Tages auch Kupfer und Zinn zu Bronze zusammen und wird zum bevorzugten Rohstoff für Werkzeug. In dieser Zeit beginnt man, die von der Tierhaut entfernten Haare, die Wolle, nicht mehr achtlos liegen zu lassen. Auf der hölzernen Spindel, die mit dem Schwungring der 13
tönernen Wirtel in Drehung gehalten wird, entsteht aus den Tierhaaren der gesponnene Faden. 18 000 • solcher fadendrehenden Schwungringe findet Schliemann in den ältesten Schichten Trojas, die zeitlich dieser Kulturstufe angehören. Aus dem Grund und Boden vorgeschichtlicher Siedlungsstätten siebt und sichtet der heutige Forscher aber auch die Reste von Webwaren, die aus jener Zeit stammen und unser Staunen erregen; Pferdehaare, Haare vom Rind, Wolle von Schaf und Ziege sind das Ausgangsmaterial, Stoffe, Schnüre und Fäden in jeder Stärke sind daraus hergestellt. Man findet Überbleibsel von Kleidungsstücken in ziervollen Mustern, große, starke Deckenstoffe und feinste Gewebe mit einer Fadenstärke von weniger als einem halben Millimeter. Manchmal tritt die Vergangenheit noch greifbarer zutage. Eine geheimnisvolle Hand zieht von Zeit zu Zeit den Schleier hinweg und läßt Menschen dieser Vorzeit, Mann, Frau und Kind, in ihrer Gewandung, mit ihrem Schmuck, mit ihrer Wegzehrung auferstehen, wenn die Moore des Nordens ihre Opfer freigeben. Sie zeigen sich mit wollenen Röcken, starken Beinlingen und kunstvollen Geflechtsandalen, mit Filzkappen, bronzenen Brustspangen und schmuckreichen Fibeln. Die Doppel-Umhänge aus zweierlei Pelzwerk tragen Schnurverzierungen. Die Art, sich so zu kleiden, geht viel weiter über die bloßen Notwendigkeiten des Schutzes hinaus als bei den Steinzeitmenschen. Neue Arbeitsweisen des Webens, neuartige Färbekünste mit Waid und Ginster, mit Heidelbeeren und Erdfarben, neue Techniken der Schmuckherstellung haben „Modisches" in die Bekleidung kommen lassen. Man weiß, daß diese Toten des Moores „geopferte Menschen" sind, auf gesetzliches Geheiß getötet und in die Tiefe versenkt, um Gottheiten und Schicksalsmächte dem Glück und den Unternehmungen des Stammes geneigt zu machen. Diese Männer und Frauen gehörten bevorzugten Ständen an, zeichneten sich durch besondere Bekleidungsmerkmale vor der Menge aus. Bestimmte Farben, besondere Gewandung waren ihnen vorbehalten. Die Gleichheit in der Kleidung der ersten Menschheitstage ist vorüber. Von dieser Zeit an sind Hauptträger und Schrittmacher der Mode und Trachten die Bevorzugten oder sich selbst Bevorzugenden. Die Menge, das Volk, aber eignet sich von Generation zu Generation immer nach einiger Zeit etwas von der Tracht der vornehmen Stände an; auch heute noch spiegelt ja die Kleidung und Mode des „Volkes" vielfach die Kleidertracht der Gesellschaftsschichten, die als erste dem kostspieligen modischen Wechsel folgen können. U
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Der
verpönte
„Scherenschnitt"
\\ cnn wir heute von Bekleidungsmode sprechen, dann denken W I wir zuerst an Stoffe, gewebte Ware, weiche und fließende, glatte und gerauhte, einfarbige oder gemusterte, gleißende oder matte, so wie dieVielfalt unserer Webereien undTextilfabriken sie erzeugt und immer wieder in neuen Arten zur Schau stellt. Als die Urahne der Bronzezeit aus Tierwolle die Fäden zu spinnen beginnt, geschieht es mit dem Wirtel, der mit der Hand geschwungen wird und mit seiner rotierenden Bewegung das ermüdende Drehen des Fadens erleichtert. Das Weben erfolgt an einem Fadenaufzug, der die Breite des beabsichtigten Stoffes hat. Die Kettfäden, mit Gewichten beschwert, hängen in der beabsichtigten Länge herab. Der Schuß, der Querfaden, wird noch nicht mit dem Schiffchen durchgeschossen, es muß Faden für Faden mit einem Stäbchen — einen Kettfaden vor, einen zurück — durch das Gitter der senkrechten Fäden geschoben werden. Aus Schweizer Pfahlbauten sind Reste von Webstühlen der geschilderten Art zum Vorschein gekommen. Die Pfahlbautenfunde beweisen auch, daß die nähende Hausfrau nun statt der beinernen die bronzene und eiserne Nähnadel benutzt und daß schon die Schere bekannt und in Verwendung ist; aber es gibt noch nicht das, was uns als Zweites, als Wichtigstes beim Gedanken an die Mode vorschwebt: Das Zuschneiden des gewebten Stoffes, den Schnitt. Was hat die Menschen der Frühzeit davon abgehalten, die Stoffe, die sie weben konnten, zu zerschneiden, sie zuzuschneiden, um sie mit Nadel und Faden in der gewünschten Form zusammenzunähen? Auch spätere Zeiten kennen das Zuschneiden nicht. Weder im Altertum, noch in der Zeit der Völkerwanderung, noch im frühen Mittelalter trägt man das zugeschnittene Kleid. Wie in Urzeiten legt man größere und kleinere rechteckige Stoffstücke um oder über den Körper und gibt ihnen durch Faltungen, Nestelungen die bestimmte Form. Auch die langen, bogenförmigen Stoffbahnen der römischen Toga sind nicht mit der Schere in Form gebracht, sondern in festliegenden Maßen in Bogenform gewebt; 5,60 m lang und 2,30 m breit. Die Toga muß jeden Morgen umständlich neu gelegt und nach genauen Vorschriften gefältelt werden. Zum Haushalt der vornehmen Römer gehören die Togaleger, Sklaven oder Sklavinnen, die diese hohe Kunst in eigenen Schulen erlernt haben. Auch das Unterkleid der Römer ist ein unbeschnittenes, langes, rechteckig gewebtes Stück, das in seiner Mitte ein Loch zum Durchstecken des 15
/ Kopfes hat. Die Kalasiris der Ägypter, das Aba der Araber, ja selbst das christliche Meßgewand, die Kasel, sind alle der gleichen Art. Auch der Kolpos der griechischen Frauen besteht aus gewebten Bahnen, die auf der Schulter geknotet oder mit Fibeln gehalten werden. Die alte Zeit macht von der „geschneiderten" Kleidung noch keinen Gebrauch; man scheut es wohl, das mühsam Gewebte zu zerstückeln. Das Gewand wird nicht auf den Körper zugerichtet, sondern um ihn herumgelegt. Nur ein Volk des Altertums macht eine Ausnahme. Bevor das klassische Leben den Mittelmeerraum erfüllt, ist im Osten auf den Inseln der Ägäis und in Kleinasien die kretische Kultur aufgeblüht. Mittelpunkte sind die Palaststädte Knossos auf Kreta und Mykenä in Argolis, Blütezeit ist das 2. Jahrtausend vor Christus. Die kretischen Frauen- und Männertrachten sind im Gegensatz zu denen aller andern antiken Völker geschnitten, geschneidert, genäht, igerüscht, getufft, auf Taille gebracht. Die „Damen" tragen schleppenlange Röcke, die knieabwärts aus vier bis fünf unterschiedlich farbigen, losen Besätzen bestehen, miederartige Gürtel mit herabhängenden Schoßteilen, überaus eigenwillige Halsumrandungen, enganliegende Ärmel. Hüte oder Kopfputz sind von solcher Gestalt, daß heutige Phantasiegebilde dagegen langweilig erscheinen. Die Wespentaille scheint bei beiden Geschlechtern Trumpf zu sein. Junge Damen und Herren sind bei den alljährlichen Stierkampf spielen mit Gürtelwülsten und Schoßröckchen, ähnlich den Shorts der Tennisspielerinnen, angetan. Die Schiedsrichter aber wählen dazu pfaufedergeschmückte Kopfbedeckungen von wohlabgewogener Höhe. Stiefelchen oder zierliche Schuhe mit Keilabsatz werden getragen. Der Schmuck, Halsketten und Armspangen, wird, je nach dem Anlaß, alltags schlicht, bei größeren Gesellschaften reichlich und bewußt zur Schau gestellt. Was für ein Bild entwickelt sich da: fremdartig in dieser Frühzeit der abendländischen Menschen, überraschend im Vergleich zur Tracht anderer zeitgenössischer Völker und der Kleidung des folgenden Jahrtausends! Es ist Ausdruck einer bis ins feinste gestalteten Kultur, die sich eine hochentwickelte Schneider-Kunst geschaffen hat. Die kretischen Schneider scheuen sich nicht, die Webstücke mit der Schere zu zerschneiden und mit dem Gewand den Umrissen des Körpers zu folgen; sie sind die ersten Handwerker, die „Maß" nehmen. Als die kretisch-mykenische Kultur von den griechischen Völkern überrannt und unterworfen wird und kretische Gebräuche von den 16
Kretischer Schiedsrichter (Nach einem Freako aus Knossos)
Kretische Schlangenpriesterin (Nach einer Keramik um 1800-150ÜV. Chr.)
Kretische Harfenspielerin (Nach einem Grabmalbild)
n e u e n H e r r e n n a c h g e a h m t o d e r eigenwillig w e i t e r e n t w i c k e l t w e r d e n , ü b e r n i m m t m a n nicht i h r e H a n d w e r k s k u n s t des S c h n e i d e r n s . M e h r als zwei J a h r t a u s e n d e l a n g b l e i b t sie v e r g e s s e n . F ü r d e n G r i e c h e n ist d e r menschliche K ö r p e r v o m „Scheitel bis z u r S o h l e " ein h a r m o n i s c h e s G a n z e s , d a s auch i n d e r G e w a n d u n g n i c h t w i l l k ü r l i c h g e t r e n n t , v e r ä n d e r t o d e r gar stilisiert w e r d e n darf. D i e lose U m h ü l l u n g des K ö r p e r s durch C h i t o n u n d P e p l o s , d u r c h C h l a m y s u n d K o l p o s soll das Spiel d e r G l i e d e r , b e i aller Zucht u n d g e m e s s e n e n H a l t u n g , sich frei e n t f a l t e n lassen. G e w i ß h a t ein a t h e n i s c h e r S t e i n m e t z o d e r Z i m m e r m a n n b e i d e r A r b e i t ein ges c h ü r z t e s Zwei-Stoffstück als B e k l e i d u n g an, a b e r w e n n d e r G e r b e r K l e o n z u r S i t z u n g auf die A k r o p o l i s h i n a u f s t e i g t , t r ä g t e r die lose, l a n g e U m h ü l l u n g , die H a l s u n d S c h u l t e r a n s a t z frei u n d d e m z u r Geste ausholenden rechten A r m genügend R a u m zur Bewegung läßt. E r t r ä g t u n t e r d i e s e r U m h ü l l u n g ein L e d e r t ä s c h c h e n a m S c h u l t e r r i e m e n , u m nach d e r S i t z u n g die z w e i O b o l e n G e b ü h r e n e i n z u s ä k k e l n , die als S i t z u n g s g e l d g e w ä h r t w e r d e n . F r a u K l e o n a b e r t r ä g t , w e n n sife, v o n zwei D i e n e r i n n e n b e g l e i t e t , z u m E i n k a u f nach d e m M a r k t g e h t , l e i c h t f a r b i g e S t o f f e ; das G e w a n d ist u n t e r h a l b d e r 17
Hüfte vielleicht zweimal geschürzt, der Kopfschleier weht nach, und das Haupt ist von einem zierlichen Sonnenschirm geschützt. Wer auf Reisen geht, über Land reitet, trägt ein festes ungeschnittenes Tuchstück als Mantel, wadenhohe Schnürschuhe und den Schlapphut gegen Sonne und Regen. So ist die Gewandung der abendländischen Menschen lange geblieben; der gewachsenen Form nachgehend, ohne Zweiteilung in Oberkörper und Unterkörper, ohne willkürliche Betonung eines bestimmten Teiles, ohne Vergrößerung durch „eingebaute" Polster, ohne Einschnürung der Rumpfmitte. Die Anwendung der Schere dient nur zur Behandlung kleinerer Stücke, Nadel und Faden zur Anbringung von schmückender Zutat. Das modische Spiel kann sich nur in der Veränderung solcher Einzelheiten auswirken, in der Hinzunahme neuer Stoffarten, in verfeinerter Faltengebung, in der Erfindung reicherer Stücke. Diese natürliche Gewandform des Hellenentums hat nachhaltig gewirkt, und auch das Römertum hat sie übernommen, wofür die schon genannte Toga das bekannteste Beispiel ist.
Keine Zeit für Mode . . .
A
ls mit dem Versinken der antiken Welt das Ringen um die Neugestaltung der Welt einsetzt, dient die Kultur der Antike den Völkern, die nun die Bühne wechselnd betreten, noch lange als Hintergrund. Der Kampf um das nackte Dasein läßt nicht Zeit zu neuer Gestaltung. Man zehrt vom Erbe; doch es verschleißt sich mehr und mehr, fremde, neue Fäden mischen sich ins Gewebe. Insgesamt aber ist das äußere Bild der Menschen dieser Jahrhunderte eigentlich immer noch der „antike Mensch", nur leicht vergröbert. Dann aber brechen die Völker des Nordens in den umhegten Kulturraum der Antike. Sie kommen aus rauheren Himmelsstrichen. Das Leben und Wandern im nördlichen Bereich des alten Kontinents verlangt widerstandsfähigere Kleidung, derberes Schuhzeug, wärmere Stoffe. Ständig ist man zu neuem Aufbruch gerüstet, wenn von Osten oder aus dem Norden neue Wanderscharen in die eben errungenen Siedlungsräume eindringen. Da bleibt nicht viel Spielraum für Zier und Schmuck. Aus wärmendem Wolltuch ist der Mantel des germanischen Wanderkriegers gewebt, wollen ist darunter der bis zum Knie reichende Kittelrock, den der wollene Gürtel umschnürt. Aus Wolle sind auch die Beinbinden, die die Schenkel umhüllen, oder die Beinlinge, die Hose mit den langen Beinteilen. Erst seit man Flachs zu spinnen versteht, ist manches Teil der Ge18
Griechin mit Schirm '(Nach einem Vasentrild. 450 v.Chr.)
Reifrock (Krinoline) (Nach einem Kupferstich des 18. Jhs.)
Dame mit Hörnerhaube (Nach einem Stich um 1500)
wandung aus Leinen gewebt. Die Frauen tragen unter dem Schultermantel das faltenreiche, bis zum Fuß fallende Kleid. Das Langhaar ist bei Männern und Frauen gepflegt und bei den Frauen oftmals gefärbt. Aber auch die Germanen beugen sich der antiken Kleidersitte. Als sie die Klimasperre der Alpen hinter sich haben, zwingt die südliche Sonne zu leichterer Hülle. So übernehmen sie gern die Tunika der Römer; dieses unbeschnittene, gegürtete Kittelgewand, zuerst etwas unbeholfen umgelegt, verdeckt nach und nach die Zeugen wilder Jahre. Auf den Reliefs der Markus-Säule in Rom, 170 n. Chr. errichtet, sehen wir die germanischen Gestalten mit den kurzen Kitteln und langen Hosen. Die Mannen des Ostgotenkönigs Theoderich jedoch" tragen schon römisches Gewand. Die Germanentracht hat sich bis in die Hofkreise der Tracht der unterworfenen Römer angepaßt. Die Hof- und Rangordnung der Ostgoten folgt byzantinischem Vorbild, die das äußere Bild der Hofleute genau umreißt. Die Zahl und Größe der Perlenschnüre, die der einzelne Machtträger anlegen darf,ist vorgeschrieben.Da der neue,ungewohnte Besitz reizt, so wächst ein Pomp auf, der uns heute fast unvorstellbar erscheint. Faustgroße, vierfache Perlenketten zieren den Über19
wurf der Königinnen, überreiche Diademe schmücken ihr Haupt. Aus den hochgetürmten Frisuren fallen schwere goldene Gehänge, schwarze Schminke vergrößert die Augen, an den langfingrigen Händen prunken Ringe und Reife. Es ist als wolle ein zum Untergang bestimmtes Geschlecht durch Übersteigerung der äußeren Erscheinung dem Schicksal in den Weg treten, das doch unaufhaltsam ist. Der Untergang der Antike bringt erneut Krieg und Verheerung über das Abendland. Zwischen übergrünten Trümmern von Palästen hütet der ängstliche Hirte seine geringe Herde, bebaut hastig der Landmann einen Streifen Acker. Der Städter bessert vom letzten Sturm in seinen Mauern die Breschen wieder aus und sieht besorgt neuem Unheil entgegen. Die wechselnden Gewalthaber halten sich an die Gewandung der hinsinkenden Zeit. Für eigenes ist keine Zeit. Wohl sind einfache Webstühle aufgestellt, aber wo klapperten in solchen Zeiten die Zeugbäume, surrten die Schiffchen? Es gilt, das Notwendigste für den Tag zu besorgen; die Löcher im Kleide von gestern müssen für morgen geflickt werden. Die mongolisch-hunnische Flut, aus unbekannten asiatischen Steppen, rast über die Welt. Blut und Elend zieht diese Geißel Gottes hinter sich her. Die Überlebenden fronen im Werkdienst des Tages;
Germanenführer um 400 n. Chr. {Nach einer ElfenbeinSchnitzerei)
Ostgotische Königin (Nach einem Tafelbild)
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Germane der VölkerWanderungszeit (Nach einem Säulenrelief)
nur das Nächstliegende kann getan werden. Für Haus und Hütte gilt das gleiche wie für die Kleidung; wenn sie nur notdürftig Schutz bietet vor den Unbilden des Wetters und der Heimatlosigkeit. An dieser Stelle der Betrachtung wird unser Herr Meier — wenn er noch zuhört — sehr nachdenklich. Solche Zustände sind ihm nicht fremd, sie sind ihm gegenwärtig nah! Ging nicht vor ein paar Jahren auch über seine Heimat ,ein ähnliches Völkerwandern hin, und ließen nicht die Fieber der Angst, der Hast, des Aufbruchs und der Flucht alles außer dem Gegenwärtigen vergessen? Wo war da etwa Raum für Schönes? Eine Pferdedecke? Gut, her damit, sie reicht für den wärmenden Umhang! Du bist tot, Kamerad? Gib mir deine Schuhe, denn ich muß noch lange laufen . . . weiter, immer weiter . . . Und so sahen die Menschen jener Tage aus: Zerfetzt, armselig die Weiber in Männerkleidung, die Männer in den Lumpen des Elends!
„Väter
Art"
us dem Niederbruch erhebt sich ein neues Geschlecht und be\ siedelt und bebaut das Land. Deftig und nun schon unabhängig von römischen Vorbildern ist das Gewand der emsig Schaffenden. „Väter Art" wird wieder zum Vorbild. Warm hält der fränkische Kittel mit den langen Ärmeln und darüber der Mantel, den eine Fibel auf der rechten Schulter zusammenfügt. Die Langhose ist unten mit Beinbinden umwickelt. Der „Bundschuh" ist mit Riemen geschnallt. Den unverheirateten Frauen fällt das geflochtene Langhaar über das schmuckvolle Oberkleid, nur die verheiratete Frau trägt das Kopftuch. Der Kittelrock des Mannes wird in der Folge länger und reicht bis zum Knie. Im Winter kommt zum Kittel der Hemdrock; die Langhose wird zur kurzen Hose, an der die Bein21
linge — jeder für sich — mit Schnüren befestigt werden. In den Schmuckzutaten der Borten und Agraffen, in der Qualität der Stoffe finden Armut oder Reichtum der Zeit ihren Niederschlag. Denn mehr und mehr scheiden sich in ihren Trachten die Stände: der Geistliche, der Kriegsmann, der Edelmann und Ritter, der Spielmann und Gaukler, der Zunftangehörige. Das aufkommende Geldwesen, das die Gütertauschwirtschaft abzulösen beginnt, weitet den Handelsund Wirtschaftskreis über die Grenzen, ja über den Erdteil aus. Die Märkte beleben sich, Rolande schirmen die Freiheit, der Tausch der Güter reicht aus dem Morgen- ins Abendland. Große Bauwerke entstehen, Städte wachsen zur Selbstherrlichkeit. Sänger durchziehen die Lande, die Künste blühen, das Alltagsleben hat wieder Glanz. Spindeln surren, Webstühle klappern. Neue Stoffe finden Eingang, Damaste und Brokat, farbige Beiderwand. Die Kleidung paßt sich den neuen Verhältnissen an, wird persönlicher, freizügiger. Beinlinge und Ärmel blicken wieder unter den Wämsern, unter dem Umhang hervor. Des Königs Jäger tragen Kapuzen und Spessartkappen. Ritter streifen das Kettenhemd fcber und stülpen den Topfhelm aufs Haupt. Die Trachten der Frauen werden abwechslungsreicher, Plissee-Fältelung belebt die Stoffbreiten, Stickereien verzieren die Säume, alles ist farbiger, lebensfroher. Den Alltag bestimmt der Bürger. Mit zunehmender Begüterung, durch Zunftordnungen und gewaltige Unternehmungen gefördert, übernimmt er die Führung. Neue Menschen stehen vor uns. Nach der Zeit der Bescheidung und wohlgeordneten Kleidersitte erwacht in ihnen die Lust am überschwänglichen Schmuck. Die Zatteltracht mit gepolsterten Wämsern, mit Wulsthauben, mit weitärmeligen Schecken kommt auf. Waren die Menschen der Vergangenheit von vertikalen Linien umflossen, so sucht man nun, Zeichen einer neuen Einstellung zum Leben, die äußere Erscheinung auch in die Breite wachsen zu lassen. Der „Gestaltrock" geht weit über die Schultern hinaus, von gewaltigen gepufften Ärmeln unterstützt. Das Barett, die Haube, der Goller, die Krause und der Schoß der Jacke, die Pluderhose verändern die Figur des Menschen. Die Zünfte der Gewandschneider, der Brodierer, der Huterer, der Schuhmacher, der Tuchweber, der Färber treiben die Entwicklung voran. Eine neue Kunstfertigkeit ist aufgekommen; das Zuschneiden der „Kleider", die erst jetzt mit Recht so heißen. Und so leicht wie die Schere in den Stoff fährt und die Form bestimmen kann, so wechselnd ist von nun an auch die Tracht, die Mode der Menschen. Sie wechselt auch von Volk zu Volk, von Nation zu Nation. 22
Herrschaft der Schere j % / | it der beginnenden geistigen oder politischen Vormachtstellung IT I dieser oder jener Nation im Abendland verbindet sich meist auch ein gern ertragenes Mode-Diktat, dem sich ganz Europa willig ergibt. Die erste umfassende „Herrschaft der Schere" geht von Paris aus. Der mittelalterliche Mensch, der konservative Bürger, wie der Edelmann und städtische Patrizier, der Handwerker und der Kaufmann, ja selbst der stadtnah wohnende Bauer, verändern sich seit der Mitte des 14. Jahrhunderts in ihrem Äußern nach französischen Vorbildern. Aus der wallenden Umhüllung der Vätertracht beginnt sich der Körper abzuzeichnen: die Männer tragen nun das enganliegende Wams und die straffe Strumpfhose, die in spitzigen Schnabelschuhen ausmündet; die Frauen das enge Leibchen und den glatten Knöpfrock und darüber das Überkleid mit glockigen Ärmeln. Lustig sitzt auf den Schöpfen der Männer noch die alte Kapuze; aber hinten herab endet sie jetzt im flatternden Zipfel, der oft bis in die Kniekehle reidit; die Frauen gefallen sich in doppelgehörnten Hauben, von denen Schleier und Borten herabwallen, und wenn sie einherschreiten, so folgt ihnen die Schleppe des seidenen Kleides.
Holländerin auf dem Markt um 1625 (Nach Jan van de Velde)
Schnitt eines Trachtenrocks nach einem alten Schneiderbuch 23
Trachtenrock, Haube und Haubenband (Sendelbinde)
Noch spitzer werden die Schnabelschuhe, noch phantastischer das Gesamtbild, als mit Beginn des 15. Jahrhunderts Burgund den modischen Ton anzugeben beginnt. Rank und schlank, so wie sie gewachsen sind, treten die Beine in den engsitzenden Strumpfhosen hervor, noch breiter und ausladender sind die Schultern, von den Baikonen der Keulenärmel und von dicken Wattierungen seitlich überragt. Die Schleppen der Frauen und Mädchen sind noch länger geworden, es flattert von Schleiern und Gewandzacken, von Pelzverbrämungen und Spitzenbesätzen. Schellen und Glöckchen baumeln und klingeln, wenn der Träger dieser grotesken Gewandung durch die Menge geht. Burgund ist tonangebend — im wörtlichen Sinne—, als die Menschheit die Schwelle zur Neuzeit überschreitet. Aber dann kommt jäh der Umschwung. Der Ernst und die Erschütterung der großen weltanschaulichen Besinnung in Reformation und Gegenreformation macht dem Spuk dieser phantastischen Figuren ein Ende. Das närrische Geklingel verstummt, das tändelnde Geflatter verweht. Fester steht der Mensch wieder auf dem Boden. Er tritt aus der schnürenden Enge der burgundischen Mode, Hosen und Wämser werden wieder weiter, die Ärmel durch Schlitze gebauscht, aus denen die helleren Farben des Untergrundes hervorleuchten. „Zerhauene Kleider" nennt sie der Volksmund. Auch das frauliche Kleid wird weit und faltig. Einfacher werden die Kopfbedeckungen; statt der Hochbauten von einst deckt nun das Barett, vielleicht mit Federn geschmückt, das Haar von Frau und Mann. Zum Kirchgang trägt man die große Schaube, den pelzbesetzten Mantel, der bei den Mädchen und Frauen oft auch die Füße bedeckt. Zum ersten Male trennt sich der Beinling, die Strumpfhose des Mannes, in die Pluderhose unid den Strumpf, der dieser Zeit in der heute gebräuchlichen Form sein Entstehen verdankt. Dann aber dröhnen durch Europa die Trommeln der Landsknechte. Der deutsche Kriegsmann bestimmt für Jahrzehnte die Kleidung. Noch bequemer, breiter wird das Schuhwerk, locker sitzen die hochschaftigen Stiefel, noch luftiger, faltiger wird "das Männergewand, weiter die geschlitzten, farbig unterlegten Ärmelpuffer und die bauschigen Hosen. Weich fällt der Kragen über die Schultern. Schützend gegen Sonne und Regen breitet sich ein großrandiger Filzhut über Haupt und Stirn. Als ein Fähnlein folgt die ausladende Feder der Bewegung des Mannes. Aber schon hat sich von Westen her, und zunächst im Westen, der spanische Stilwille in der Mode der Zeit zur Geltung gebracht. Spanien ist in der Unruhe der Zeit zur Großmacht geworden. Starr, 24
Kavalier mit BrustHypermodernes Mädchen „Incroyable" hämisch (Gansbauch) (Flapper), 1952 (Unglaublicher Stutzer), Ende des 16. Jahrhunderts um 1800 abgemessen ist das Zeremoniell des Madrider Hofes — starr, fast unnatürlich sind die Formen der vorgeschriebenen Hofroben, die nun zur Massenmode werden sollen. Was kümmert die Menschen die Unbequemlichkeit der Mühlsteinkragen, die den Kopf wie in einer Schale präsentieren, die Einschnürung des Leibes, die Hochgeschlossenheit des Wamses, die Einengung durch die Beinkleider, wenn es um modisch Neues geht! Das kurze Mäntelchen, lose über die Schulter geworfen, mag im sonnigen Süden am Platze sein; im Norden braucht man wärmende Umhüllung. Und doch sieht man den Edelmann bald schon mit diesem Radmäntelchen, das nicht hüllt und nicht deckt, stolz „wie ein Spanier" einherschreiten. Dann aber schwingt Frankreich wieder den Modetaktstock über die Menschen. Aus Paris nehmen erste Modeblätter, mit Stichen und Gravüren versehen, den Weg in die Länder. Stafettenposten sorgen für weiteste Verbreitung. Zum ersten Male gibt es so etwas wie eine Modeberichterslattung. Aus Paris berichtet der Journalist Helfrich Peter Sturz in die Heimat: . . . „Das Schauspiel der Moden belustigt in Frankreich mehr als irgendwo, weil es, wie die Bilder in einer Zauberlaterne, schnell abwechselt. Die jungen Franzosinnen sind ehrgeizig; sie erfinden ihren 25
Putz selbst oder ändern die Mode nach ihrer Gestalt. Freilich wird ein neuer Hut so ernsthaft begutachtet, wie ein neues Drama. Die Akademie der Wissenschaften untersucht nicht nur immer Maschinen und Pfropfen aus Bouteillen zu ziehen, sondern ernennt Kommisionen, um eine extravagante Frisur zu prüfen. Gestern war ich bei der berühmtesten Modehändlerin, welche Puppen durch ganz Europa versendet. Sie machte gerade neue Kollektionen für Hamburg und Warschau fertig. — Es sind die „Mannequins" von damals, Gliederpuppen, Schneiderpuppen, an denen sich die Mode erproben kann. Von Frankreich geht die „Alamode-Tracht* 4 in die Lande, mit gewaltigen Spitzenkragen für beide Geschlechter, mit Riesenfederbüten, mit Pumphosen und Kanonenstiefeln, mit Falbeln und Manschetten, mit Hängeärmeln und starren Leibchen. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts, noch immer unter dem Szepter Frankreichs, ändert sich der Stil zur Schleppe der Damen, zur Rockhose (Rhingraves) der Herren. Die gesamte Kleidung wird malerischer, fließender. Schwungvolle Röcke mit zipfeligen Schultertüchern (Fichus), gebauschten Oberkleidern (Manteaus), Spitzentüchlein und Fächern gehören zur alltäglichen Kleidung. Das Rokoko macht das Wesen und das Äußere 'der Menschen noch verspielter. Die bunte Seidenweste hält ihren Einzug, der elegante Kniestrumpf mit Tanzschuhen, der elegant geschnittene Frack, der Stoßdegen und zierlich^ Zweispitz. Erst der Zeitabschnitt, den wir gemeinhin als die „Aufklärung" bezeichnen, bringt für die Kleidung des Mannes die Stücke, die auch heute noch Gültigkeit haben: Hose, Weste und Rock, dazu Filzhut oder Zylinder; für die Frauen die Robe mit Schal und einer Kopfbedeckung, — die erstmals in der Geschichte — sich ebenbürtig neben der männlichen behauptet. Das Empire, das Biedermeier, die darauf folgenden Übergangszeiten sind nur Abstufungen der Aufklärungstracht. Unsicher geworden und im Widerstreit mit der bequemere Kleidung fordernden Technik, macht man in Geschmacksdingen Anleihen in der Vergangenheit. Die Reifröcke und die Kleidpolster von einst feiern noch einmal Auferstehung. Versteifungen durch Fischbeinstäbe und Schnürtaillen engen die Frauengestalten ein. Gefährlich gestärkte Kragen, Chemisettes und Röllchen, behindern die nun gescheitelten Männer, als sich das 19. zum 20. Jahrhundert hinüberwendet. Aber der notwendig werdende Umgang mit Maschinen, mit selbsttätigen Fahrzeugen, mit Schmieröl und Brennstoff zwingen, zumindest die Herren, sich die Hemdärmel aufzukrempeln. Als die schnelleren Verkehrsmittel allgemein werden und Sport- und Wander26
In der Modeentwicklung dieser Zeit bedeutet die Jahrhundertwende die Abkehr von der Nachahmung historischer Stile und die Hinwendung zu neuen, unabhängigen Formen, die sich dem Tempo und dem technischen Fortschritt der modernen Zeit anpassen
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bewegung aufkommen, entscheidet sich auch das weibliche Geschlecht für vernünftigere, dem Neuen angepaßte Kleidformen, wie sie heute getragen werden.
Herrschaft der Technik
M
an stelle sich vor: Bis zum Jahre 1850 wurde jedes Bekleidungsstück, jeder Möbelbezug, jedes Kissen, kurz alles das, wo Stoff an Stoff befestigt werden mußte, mit Nadel und Faden und mit der Hand genäht, genau so wie Jahrtausende vorher der Eiszeitjäger seine Felle mit der Hornnadel und der Tiersehne zusammenfügte. Die gesamte Menschheit wurde seit Urzeiten gekleidet, indem Stich um Stich von unermüdlichen Händen genäht werden mußte. Im Jahre 1850 lieh sich Isaak Singer aus Boston, ein Mann deutscher Herkunft, 49 Dollar, um, wie er sagte, eine „Maschine zum Nähen" zu bauen. In einem Bretterverschlag am Rande der Stadt studierte er die Berichte über die Versuche einiger europäischer Erfinder, zunächst des Wiener Schneidermeisters Josef Madörsperger, der ein paar Jahre zuvor eine Nähmaschine gebaut hatte. Isaak Singer kannte auch die Bemühungen von Walter Hunt, der auf den Gedanken gekommen war, beim Maschinennähen zwei Fäden zu verwenden, einen Ober- und einen Unterfaden, den späteren Doppelsteppstich. Besonders erstaunlich aber war das Patent des Neu-Engländers Elias Howe, der erstmalig das Öhr an der Spitze der Nadel anbrachte und den Unterfaden in einer schlanken Spule aufhaspelte. Singer nutzte diese Anregung aus, und es drohte ein Riesenprozeß mit Howe. Der „Nähmaschinen-Krieg" wurde von Singer dadurch beendet, daß er seinen Konkurrenten an seinem Unternehmen beteiligte; inzwischen hatte er aber selbst zwei wesentliche Verbesserungen ersonnen, die endlich die Nähmaschine voll betriebsfähig machten. Er schuf den „Stofftransporteur", eine kleine Reihe Stahlzähne unter der Nadel, die sich bei jedem Stich um die Länge des Stiches vorwärts bewegten. Auch eine zweite Schwierigkeit beseitigte er: Die Schleife, die der Oberfaden unter dem Stoff bildete, sobald die Nadel den Stoff durchstochen hatte, mußte für kurze Zeit offengehalten werden, und zwar solange, bis das Schiffchen mit dem Unterfaden durch die Schleife hindurch geschlüpft war. Um das zu erreichen, brachte Isaak an der Nadelstange eine entsprechende Kurvennut an, die diese verzögernde Bewegung bewirkte. Die Nähmaschine konnte nach der Vervollkommnung den Siegeszug über die Erde antreten. 28
Um 1950 v. Chr. Um 1950 n. Chr. Weben amKettbaum mit dem Stäbchen Moderne Webstühle für Viskose-Kunst(Nach Schliemann „Troja") seide, von einer Beobachterin bedient Diese erste Haushaltmaschine gehörte bei unseren eifrig schneidernden Urgroßmüttern ebenso zur Ausstattung, wie die selbstgewebten Leinenvorräte und gehäkelten Spitzen. Das merkwürdige, schwarz lackierte Möbelstück mit seinem Giraffenhals, den verschnörkelten Beinen und dem nickelglänzenden Schwungrad brauchte nur hin "und wieder ein paar Tropfen Öl und überdauerte Generationen. Heute machen diese Maschinen 1400 Stiche in der Minute; zu Industrie-Maschinen weiterentwickelt, nähen sie mit luftgekühlter Nadel und 4300 Stichen in der Minute ein Hemd, bei Arbeitsteilung, in zwei Minuten fertig. Die Nächte der müden, geplagten Handnäherin sind vorüber, durch eine Maschine, die so einfach ist wie ein Fahrrad und die ebensowenig wie das Zweirad wieder verschwinden wird. Die Nähmaschine hat es weitesten Schichten möglich gemacht, „mit der Mode zu gehen". Eine zweite Erfindung kam hinzu; die Ausnutzung des Steindruckes ermöglichte es den Herausgebern von Mode-Zeitschriften, durch beigefügte Schnittmusterbogen die Selbstanfertigung der im Abbild gezeigten Modelle zu. erleichtern. Diese tischgroßen Blätter, beiderseits mit dem fast undurchdringlichen Gewirr von Pünktchen, Linien, Zick-Zackkurven und unerklärlichen 29
Zeichen bedeckt, wurden von unseren Müttern und Großmüttern mit einem Zahnrädchen entziffert und auf untergelegtes Papier „ausgeradelt". So konnte, ein paar Tage nach Erscheinen der Zeitschrift in Wien oder Paris, die Gemahlin des Bürgermeisters ebenso nach dem „letzten Schrei" gekleidet gehen wie die Frau des Arbeiters. Diese Hieroglyphen-Blätter sind heute fast ganz durch fertige Schnittmuster abgelöst und können, mit genauen NähAngaben versehen, spielend leicht angewandt werden. Das Wichtigste aber zur Verallgemeinerung der Mode hatte die Technik bis zuletzt aufgespart. Die moderne Alchimie der Kunstfaserherstellung überbietet sich in ständig neuen Stoffarten und in Preiswürdigkeit. Die Nitro- oder Chardonnetseide, die Kupferkunstseide, die Azetatgeweibe und die Viskosestoffe haben Zellstoff zur Grundlage, der aus Kiefern- und Buchenholz, ja aus Stroh und Seetang gewonnen wird. Wie die hieraus entstehenden Fäden unendlich lang gesponnen werden können — im Gegensatz zur Tier- oder Pflanzenfaser — so ist auch die Zahl der Gewebearten, die aus ihnen hergestellt werden können, nahezu „unendlich" groß. Es bleibt noch die Frage: Wer macht, wer erfindet eigentlich die ständig wechselnden Richtungen der Mode? Sind es die gepriesenen Modeschöpfer in ihren Ateliers? Nein, sie allein sind es nicht! Gewiß sind da geschmackvolle Könner am Werke. Sie lassen die Stoffe durch ihre Hände gleiten, Seide und Tüll, Leinen und Samt, ja, sogar Rupfen und Bast, legen die gewählten Materialien um die Schultern von Frauen, wie sie dem Wunschbild der Zeit entsprechen. Sie bestimmen die Formungen und Farb-Akkorde; doch sie werden immer nur dann den Beifall der Welt finden, wenn sie die schlummernden Wünsche richtig verstehen, erwecken und erfüllen. Vieles in dem Bild unserer Tage ergibt sich von selbst, genau wie in den historischen Zeiten, die wir durchflogen haben. Die Mode nimmt keine Notiz vom Streit einzelner Völker, sie überspringt die Reihen der Kämpfenden. Die leichtere, sportliche Art der Alltagskleidung der Frau hat von selbst über den Ozean gefunden. Mancherlei Neues der männlichen Bekleidung stammt aus den Jahren der letzten Kriege: Battle-Jacket und Farmerhemden, Keilhose und Kreppsohlen und nicht zuletzt die international gegewordene Kopfbedeckung der „Baskenmütze". Diese bestimmenden Erscheinungen in der Alltagstracht hat kein Mode-Diktator empfohlen. Der „Schöpfer" schafft nur nach, was der Zeitgeist befiehlt. So fügen sich die .Tonangebenden auch willig in die immer 30
ausgesprochener werdende Trennung der Mode beider Geschlechter in die praktische Tages- und Arbeitskleidung und in die an Historisches anklingende Abend- und Festtracht. Hier ist vor allem das Feld für die spielerische Erfindungsgabe Einzelner. Und was wird morgen sein? Lassen wir uns überraschen von , dieser anscheinend nutzlosesten Kunst der Menschheit, die darum, weil sie keinem Menschen mehr besonders dient, alle erfreut.
„Vom Bärenfell zum Abendkleid11 I nser guter Herr Meier aber, — den wir fast vergessen haben — *-> Herr Meier räumte, nachdem er diesen Blick in die Geschichte der menschlichen Bekleidung getan hatte, am Morgen des nächsten Tages kurzerhand seine beiden Schaufenster aus und verhängte sie mit Vorhängen. Als die Vorhänge sich hoben, da sahen die Vorübergehenden zwei Dekorationen mit einem Schild: „Vom Bärenfell zum Abendkleid." Links ein Steinzeitpärchen mit knielangen, wertvollen Pelzumhängen, mit Aufnäharbeit verziert, mit rotgefärbten Schnürsandalen, feinem Perlmutterschmuck und herrlichen Feder-Agraffen im Haar — beide , wettergebräunt; rechts aber ein Herr im feierlich-ernsten Frack, mit gesteifter Hemdbrust und seine Dame im kunstseidenen Abendgewand mit leichter Krinoline, Seidentüll darüber, schulterfrei mit Schwanenfeder-Käppchen und einer Perlmutter-Halskette. H e r r Meier beobachtete von 'seinem Schneidertisch aus lange Zeit die Neugierigen, die aufmerksam in die Auslagen schauten; aber es ließ sich nicht ausmachen, welchem der beiden Fenster die meisten Blicke galten.
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flog der Mond aus der Erde,berichtetder»ORION«
Der M o n d IST etn sympatn.scher G e s e l l e ; vielleichi liegt es d a r a n , ä a i ; er eigentlich ein Stück unsere' guten, alten Erde is*. Vor über einer M i l liarde Jahren hat er sich von der mütterlichen Erdheimat gelöst und um kreict seitdem als getreuer i r a b a n ' unseren Planeten. Es muß eine gew a l t i g e kosmische Katastrophe gewesen sein, als ein im Weitenraum herumirrender Körper d i e Erde mit der unvorstellbaren Geschwindigkeit von 190 km in der Sekunde rammte ; die Masse des Mondes w u r d e d a b e i aus dem Panzer der Erde herausgesprengt und wie eine W e l t r a u m r a k e t e in den Äthe r hinausgejagt. Der vernarbte „Sorengtrichter" s c ! — nach dieser interessanten Theorie — der südliche Stille Ozean sein. De? Meeresboden ist hier auf ungeheuren Flächen vertieft, und wesentliche Schichten der Erärmöe sind hier „abhanden gekommen". v'on den Forschungsergebnissen der Astronomie, den Schönheiten und Geheimnissen der Natur und den g r o ß a r t i g e n Leistungen der modernen Technik berichtet in m e h r f a r b i g illustrierten Aufsätzen mit prächtigen Fotos und Kupfertiefdruckb e ü o g e n der »ORION« »ORION«, d i e naiurwissenschartlicn-technische Zeitschritt für ledermann erschein zweimal im Monat, Hettpreis nur 80 Pf, Bestellungen nehmen a l l e guten Buchhandlungen und Postämter e n t g e g e n . Prospek' und Probeheft direkt vom
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