KLEINE
BIBLIOTHEK
DES
WISSENS
LUX-LESEBOGEN NATUR-
UND KU LT U R K U N D L I C H E H E F T E
HANS HARTMANN
O T T...
51 downloads
1002 Views
377KB Size
Report
This content was uploaded by our users and we assume good faith they have the permission to share this book. If you own the copyright to this book and it is wrongfully on our website, we offer a simple DMCA procedure to remove your content from our site. Start by pressing the button below!
Report copyright / DMCA form
KLEINE
BIBLIOTHEK
DES
WISSENS
LUX-LESEBOGEN NATUR-
UND KU LT U R K U N D L I C H E H E F T E
HANS HARTMANN
O T T O HAHN DER E N T D E C K E R DER ATOMSPALTUNG
VERLAG SEBASTIAN
LUX
ML K N A u • M Ü N C H E N • I N N S B R U C K • B A S E L
„Gerade der Richtige!" Im Jahre 1904 fuhr ein junger Chemiker namens Otto Hahn von Marburg nach London. An diesem Manne war nichts Auffälliges, und er legte auch keinen Wert darauf, Besonderheiten hervorzukehren. Den Mitreisenden gegenüber zeigte er sieh lebhaft und freundlich, wie es seiner hessischen Natur entsprach, und auch humorvoll schien er zu sein. Am 8. März 1879 in Frankfurt am Main geboren, hatte Otto Hahn im gleichfalls hessischen Marburg und dann in München organische Chemie studiert. Er hatte sein Doktorexamen bestanden und war zwei Jahre Assistent bei dem Marburger Professor Zincke gewesen. Als Assistent hatte er die Vorlesungen mit vorzubereiten und die Studenten zu beraten und zu betreuen. Noch immer aber war er sich nicht klar darüber, welche wissenschaftliche Richtung in dem unvorstellbar weit verzweigten Gebiet der organischen Chemie er einschlagen sollte. Denn diese Wissen- I schaft von den Kohlenstoffverbindungen, ohne die es keine orga- j nischen Wesen, keine lebenden Organismen gibt, war längst über J sich hinausgewachsen. In den letzten Jahrzehnten hatte man näm- 1 lieh Hunderttausende von Kohlenstoffverbindungen gefunden, die mit Lebewesen und lebenden Zellen nichts mehr zu tun hatten. So war die ursprüngliche Auffassung, die organische Chemie richte 1 sich nur auf die Bausteine des Lebendigen, aufgegeben, als Otto! Hahn seine Studien beendet hatte. Während er noch überlegte, welches besondere Arbeitsgebiet innerhalb dieser Vielfalt seinen Neigungen am besten entsprach, erreichte ihn der Ruf, seine Laufbahn in der chemischen Industrie zu beginnen. Das- ging damals vielen jungen Chemikern so, denn die chemische Industrie nahm einen ungeheuren und raschen Aufschwung. Der Ruf war verlockend, aber er war an eine Bedingung geknüpft: der junge Wissenschaftler sollte sich bessere Sprachkenntnisse aneignen, besonders in Englisch. Mit den „lebenden" Sprachen • war es damals nicht zum besten bestellt. Auf den Gymnasien — 2
Otto Hahn hatte die Oberrealschule besucht — lernte man weder französisch noch englisch sprechen, ja man kam nicht einmal so weit, moderne fremdsprachige wissenschaftliche Literatur lesen und verstehen zu können. Darauf aber kam es jetzt an. Denn es wurde auf dem weiten Felde der Physik und Chemie in allen Kulturländern theoretisch und praktisch eifrigst gearbeitet. Zu bedauern war der, der sich ein Spezialthema stellte, das in England, Amerika, Frankreich oder auch in kleineren Ländern bereits behandelt oder dessen Probleme dort vielleicht schon längst gelöst waren. Das wäre Zeitverschwendung gewesen, abgesehen von der Enttäuschung darüber, daß man offene Türen einrannte. Die Reise Otto Hahns nach England hatte also mit einer bestimmten wissenschaftlichen Aufgabe wenig zu tun. Und es gehört wahrhaft zu den großen Überraschungen in der Geschichte der Forschung, ja — der Leser wird es noch erfahren —, in der Geschichte der Menschheit, daß dieser Mann, der sich im Geiste bereits als Abteilungsleiter oder Chef in einer großen chemischen Fabrik sah, durch eine Kette glücklicher Zufälle zu etwas ganz anderem berufen war: zur Begründung des Atomzeitalters in praktisch-technischer Hinsicht. Otto Hahn hatte einen Empfehlungsbrief seines Marburger Lehrers Zincke in der Tasche. Denn er sollte sich nicht nur ein fließendes Englisch in der Umgangssprache aneignen, sondern er wollte auch die wissenschaftliche Begriffswelt in der fremden Sprache beherrschen lernen, und das konnte er nur im Umgang mit Wissenschaftlern. Die Anschrift des Empfehlungsbriefes lautete: „An den Professor der Chemie Sir Walter Ramsay". Otto Hahn war gespannt, wie er von dem schon weltberühmten Manne in London aufgenommen würde. Ramsay, der an der vordersten Front der Wissenschaft stand, war 1852 geboren, war also 27 Jahre älter als er selbst. Mit einem anderen Engländer namens Raleigh hatte er sich mit dem Stickstoff in der Luft befaßt und dabei im Jahre 1894 das Element Argon, das erste „Edelgas" entdeckt, das wie alles Edle nur in ganz geringen Mengen auf der Erde zu finden ist. Einmal auf diesem Wege, entdeckte Ramsay weitere EdelgasElemente: das uns allen bekannte Helium, mit dem man nicht lange nachher die Luftschiffe füllen lernte, das Neon, das uns vom Neon3
licht her vertraut ist, das Krypton und das Xenon, die bei Otto Hahns größter Forschungstat noch eine Rolle spielen sollten. Diese Elemente in Form von Edelgasen paßten genau in eine der noch vorhandenen Lücken im „periodischen System" der chemischen Elemente, in dem jeder elementare Baustein der Materie entsprechend seinem chemischen Verhalten seine Platznummer hat. Man glaubte damals, daß es 92 Elemente geben müsse. Viele von ihnen waren noch unbekannt, aber man suchte zielbewußt nach ihnen, und die Lücken im System der Elemente füllten sich mehr und mehr. Vor kurzem erst war eine bisher nicht nur unbekannte, sondern auch unheimlich erscheinende Gruppe von Elementen aufgetaucht. Der französische Gelehrte Henri Becquerel, der einer der ersten Nobelpreisträger der Physik, wurde (1903), hatte im Jahre 1896 entdeckt, daß es seltsame Stoffe gibt, die dauernd und anscheinend unerschöpflich Strahlen aussenden, ohne daß ihnen Energie zugeführt werden muß. Die Strahlen kamen aus Uranerzen hervor und schwärzten durch eine dicke Packung hindurch eine Fotoplatte, konnten also wie die ein Jahr vorher entdeckten Röntgenstrahlen andere Stoffe durchdringen. Es waren die ersten radioaktiven Strahlen, von denen je ein Mensch im Laufe der Jahrtausende Kenntnis nahm, obwohl alle Menschen vorher unter ihrem Einfluß gestanden hatten. Es war „reiner Zufall", daß die in Frankreich lebende polnische Physikerin Marie Curie auf der Suche nach einem Thema für ihre Doktorarbeit die' schon wieder vergessene kleine Notiz über Becquerels Uranerz-Strahlen ausgrub und sich an ihre nähere Untersuchung machte. Marie Curie war zusammen mit ihrem Gatten Pierre Curie auserwählt, die Wissenschaft von den radioaktiven Stoffen und ihren unerhörten Wirkungen zu begründen. Sie verschafften sich Uranerz aus dem böhmischen Ort Joachimsthal. In jahrelanger Arbeit mit ihrem Gatten fand sie, daß nicht nur das Uran strahlte, sondern auch noch zwei andere in das Joachimsthaler Uranerz eingebettete Stoffe, die sie Radium (das Strahlende) und Polonium (nach ihrer Heimat Polen) nannte. Die Curies konnten aus einer Tonne böhmischem Uranerz etwa ein Milligramm Radium gewinnen. Ein ähnlicher „Zufall" ereignete sich nun sechs Jahre später im Leben Otto Hahns. Als er bei Professor Ramsay vorsprach, der
auf manchen Gebieten der Chemie tätig war, hatte sich der Gelehrte gerade mit dem radioaktiven Radium beschäftigt, von dem er annahm, daß noch große verborgene Möglichkeiten in ihm schlummerten. Und genau im richtigen Moment trat Hahn bei -ihm ein. Ramsay fragte ihn, über was er neben den Sprachstudien am liebsten in London arbeiten wolle. Otto Hahn überließ dem neuen „Chef" die Entscheidung. Ramsay dachte sofort an das Radium, zu dessen weiterer Erforschung er und seine Mitarbeiter jetzt nicht kommen würden, und fragte seinen Besucher: „Wie wäre es mit dem Radium?" Hahns Antwort führt uns mitten hinein in die ersten entscheidenden Erkenntnisse der radioaktiven Forschung, die heute schon jeder Schüler erfährt, die damals aber etwas so umstürzend Neues bedeuteten, daß sich selbst große Gelehrte nur schwer zu ihrer Anerkennung entschlossen. Otto Hahn war äußerst erstaunt, daß Ramsay ihn, den Mann der organischen Chemie, mit Radiumforschung betrauen wollte. So glaubte der junge Assistent, sich einfach als unzuständig erklären zu müssen. Davon verstehe er gar nichts, sagte er. Aber nun war es der gute Geist, man möchte schon sagen, der Genius in den beiden Männern — dem schon Berühmten und dem Anfänger —, der in wenigen Sekunden die Weichen zu einer weltgeschichtlichen Entwicklung stellte. Ramsay erwiderte: „Ausgezeichnet! Dann haben Sie keine vorgefaßte Meinung, wie sie uns in der Chemie und Physik so oft den Weg zu neuen Entdeckungen und vor allem zu ihrer Ausdeutung versperrt. Sie sind der geeignete Mann! Ja, wehren Sie sich nicht, Sie sind gerade der Richtige!" Professor Ramsay ließ Otto Hahn, der gewiß nicht ohne Neugier ein bisher unbekanntes Arbeitsgebiet betreten sollte, gar nicht erst zu Wort kommen. „Hier, nehmen Sie", sagte er zu ihm, „in dieser Schale ist Bariummetall, darin müssen etwa 9 Milligramm Radium enthalten sein. Versuchen Sie, das Radium vom Barium zu trennen und bestimmen Sie das Atomgewicht des Radiums." Otto Hahn war gespannt, was bei diesem Experiment herauskommen könnte; er ahnte in diesen Augenblicken nicht, daß das Element Barium ihn in seinem Forscherleben noch einmal intensiv und in erstaunlicher Weise beschäftigen werde. 5
Von der Pike auf . .. Wohl bei wenigen bedeutenden Männern in der überreichen Geschichte der Forschung wird eines so deutlich wie bei Otto Hahn: Wir meinen die Folgerichtigkeit, mit der er sich, von ganz unten auf, Monat für Monat, Jahr um Jahr das methodische Rüstzeug für die radioaktive Forschung schuf und sich den Überblick über das Gesamtgebiet erarbeitete. Denn die Erforschung der Radioaktivität gehört zu den kompliziertesten Aufgaben, die sich denken lassen. Es war wiederum ein besonderer Glücksfall, daß Ramsay nach einer über ein Jahr dauernden Arbeitsgemeinschaft Otto Hahn dringend nahe legte, nicht nach Deutschland zurückzukehren und eine mehr oder weniger belanglose Stellung in der chemischen Industrie einzunehmen, sondern der radioaktiven Forschung treu zu bleiben und zu dem damals schon weltberühmten größten Kenner der Radioaktivität, zu Sir Ernest Rutherford nach Montreal in Kanada, zu gehen. Er veranlaßte den jungen Deutschen, sich dort zu bewerben, und Ramsays Empfehlung bewirkte umgehend eine zusagende Antwort. Otto Hahn blieb vom Herbst 1905 bis zum Sommer 1906 in Rutherfords Institut. Aus kleinsten Anfängen heraus schuf sich Otto Hahn also sein Rüstzeug. Knüpfen wir zunächst an die Aufgabe an, die Ramsay ihm gestellt hatte, also an jene Schale mit radiumhaltigem Bariummetall. Hahn gelang es, das Radium vom Barium völlig zu trennen. Aber zu seiner Überraschung strahlte der verbliebene Rest, die sogenannte „Endlauge", weiter. Es gab bereits eine Methode, wie man feststellen konnte, daß es sich bei dieser zusätzlichen Strahlung keineswegs mehr um Radiumstrahlen handelte. Die wenigen Fachleute auf dem Gebiet der radioaktiven Forschung, die es damals gab und die man an fünf Fingern abzählen konnte, waren in der Lage, die Zers.trahlungs- oder .Zerfallsgeschwindigkeit des Radiums und der wenigen anderen bereits bekannten radioaktiven Stoffe zu messen. Sie hatten den Begriff der Halbwertzeit eingeführt, der heute noch der Grundbegriff für alle radioaktive Forschung ist; das heißt: Sie stellten fest, nach welcher Zeit die Hälfte der Atome eines radioaktiven Stoffes seine charakteristische Strahlung eingebüßt hat und in die Atome eines anderen Elements mit veränderter Strahlungskraft umgewandelt, „zerfallen" ist. 6
Die Forscher hatten alsbald das in der Natur bis dahin nicht vermutete Gesetz entdeckt, daß in der gleichen Halbwertzeit, in der die Hälfte der Atome eines radioaktiven Stoffes zerstrahlt ist, anschließend nicht etwa die andere Hälfte auch zerfällt, sondern daß wieder nur die Hälfte dieser Hälfte, also ein Viertel der ursprünglichen radioaktiven Masse zerfällt. Und so geht es weiter: In genau gleichen Zeiträumen zerfällt immer nur die Hälfte des beim vorhergehenden Zerfall übrig gebliebenen Restes. Und das kann sich Tausende von Malen wiederholen, bis schließlich überhaupt keine Radioaktivität mehr vorhanden ist und ein strahlenloser Stoff übrig bleibt. Auf diesem überraschenden Zerstrahlungsgesetz beruht die Tatsache, daß es heute und lange noch radioaktive Stoffe gibt; denn das Uran hat eine Halbwertzeit von 4,6 Milliarden Jahre. In dieser Zeit verliert also die Hälfte der Uranatome ihre Strahlung; die Hälfte der noch verbleibenden radioaktiven Uranatome braucht wieder 4,6 Milliarden Jahre, um zu „zerfallen", und so geht es weiter fort. Andere Stoffe haben wieder eine so geringe Halbwertzeit, zerfallen also so schnell, daß sie längst von der Erde verschwunden sind. Da man sie aber heute künstlich wieder herstellen kann ist ihr einstiges Vorhandensein endgültig festgestellt. Diese Dinge muß man wissen, um zu verstehen, wie wichtig Otto Hahns erstes grundlegendes Forschungsergebnis war, das er bei seinem Versuch mit der Schale voll Bariummetall und der immer noch strahlenden „Endlauge" gewann. In kurzer Zeit hatte er sich das Meßverfahren mit Hilfe der Halbwertzeichen angeeignet, und so konnte er einwandfrei ermitteln, daß die Strahlung, die aus der „Endlauge" kam, nicht vom Radium herrührte. Denn gegenüber der Halbwertzeit von 1622 Jahren beim Radium hatte die Strahlungsquelle in der „Endlauge" nur eine Halbwertzeit von einer Minute. Nach der Tabelle der bereits bekannten Halbwertzeiten konnte es keineswegs ein Zerfallsprodukt des Radiums sein. In dem Bariummetall war also nicht nur radioaktives Radium enthalten gewesen, sondern noch ein zweiter radioaktiver, strahlender Stoff, den man bisher nicht kannte. Hahn erfaßte, daß es ein Abkömmling des radioaktiven Thoriums war, der noch kräftiger strahlte als Thorium selbst. Er gab diesem ersten von ihm entdeckten neuen radioaktiven Element den Namen Radiothor. 7
Haben wir uns einmal in diesen Vorgang hineingedacht, wenigstens in großen Zügen, und den Scharfsinn bewundert, den der junge Wissenschaftler bewies, so haben wir den Schlüssel zu all seinen späteren Forschungen. Sie im einzelnen zu schildern würde ein ganzes Buch füllen. Es muß uns darauf ankommen, das Verständnis für den ersten Schritt zu gewinnen: Otto Hahn hatte sich mit diesen ersten Forschungsergebnissen einen Dietrich geschaffen, mit dem er nun ein Türschloß nach dem anderen auf dem Wege zur Enträtselung der Radioaktivität öffnen konnte. Die weiteren Stationen eines „Dienens von der Pike auf" seien nur kurz angedeutet. Dabei gab es zunächst eine Streitigkeit oder, wenn man so will, einen „fruchtbaren Irrtum" in Bezug auf das Radiothor. Ein amerikanischer Sachkenner, Professor Boltwood, kam bei seinen Experimenten zu einer anderen Auffassung über die Halbwertzeit des Radiothors als Otto Hahn. Wie kam es, daß sich zwei so ausgezeichnete Forscher lange nicht einigen konnten und sich ihr Streit zunächst dramatisch zuspitzte, bis sie sich später freundschaftlich versöhnten? Die Vorgänge sind höchst verwickelt. Es wa«r so ähnlich, wie wenn zwei nachdenkliche Menschen untersuchen wollten, ob der Mond abnimmt oder zunimmt. Der eine beobachtet ihn genau vierzehn Tage nach dem Neumond und zieht daraus den Schluß, der Mond nehme immer zu, der andere beobachtet ihn genau vierzehn Tage nach Vollmond und behauptet natürlich, er nehme immer ab. Auf das Radiothor angewandt: Die beiden Forscher haben bei ihren Beobachtungen die Zerfallszcit des Radiothors in verschiedenen Situationen vorgefunden und kamen daher zu verschiedenen Schlüssen. Otto Hahn gelang es, die Sache aufzuklären und damit war die Bedeutung des Radiothors gesichert. Die Auseinandersetzung mit Professor Boltwood hatte überdies noch ein weiteres Ergebnis. Hahn entdeckte im Verlauf seiner Beweisführung noch einen weiteren Nachkommen des Thoriums, das sehr radioaktive „Mesothorium", das leichter zu gewinnen ist als das Radium und das deshalb seit seiner Entdeckung in zunehmendem Maße in der Atomforschung an Stelle des Radiums verwendet wurde. Man nannte es „Das deutsche Radium". Im gleichen Jahr, in dem er das Mesothorium entdeckte, wurde Otto Hahn Mitarbeiter des damals führenden Chemikers Emil Fischer 8
in Berlin und an der Berliner Universität. Und hier gelang ihm der Zugang in ein ganz neues Gebiet der Radiochemie, ohne das die heutige Forschung, auch die medizinische, gar nicht mehr denkbar wäre. Er stieß nämlich eines Tages auf die Tatsache, daß es nicht immer möglich ist, Elemente oder Abkömmlinge von Elementen voneinander zu trennen, wie es ihm mit Barium und Radium und mit der „Endlauge" und dem Radiothor gelungen war. So war es ihm z. B. unmöglich, eine bestimmte Art des Radiums, das
Mit solch einfachen Geräten erzielte Otto Hahn größte wissenschaftliche Erfolge: Das Gerät im Hintergrund diente ihm zur physikalischen Abtrennung von Radiothorium und Mesothorium aus ihren Mutterelementen; vorn Untersuchungsgeräte zur Analyse von gemischten Elementen und zum Nachweis der in ihnen enthaltenen Einzelelemente (Aus der Sammlung des Deutschen Museums in München). 9
strahlende Radium D oder Radiumblei, von dem nicht mehr strahlenden, gewöhnlichen Blei abzuscheiden. Sie verhielten sich zueinander, wenn man mit ihnen chemische Versuche anstellte, als ob sie ein und derselbe chemische Stoff wären, und waren doch in ihrer radioaktiven Eigenschaft und in ihrer „Schwere" völlig verschieden. Hier legt Otto Hahn ein Selbstbekenntnis ab: Er habe nicht den Mut gehabt, zu behaupten, daß die beiden chemischen Elemente Radium D und Blei in ihren chemischen Eigenschaften wirklich gleich seien. Um eine solche chemische Gleichheit handelt es sich tatsächlich. Erst sechs Jahre später, 1913, kam der englische Forscher Soddy auf die verblüffende, zunächst ganz unwahrscheinliche Idee, daß es sich um sogenannte Isotopen handele. Er erkannte, daß es verschiedene schwere Elemente gibt, die sich chemisch ganz gleich verhalten. Der Unterschied im Gewicht, in der „Schwere", rühre einfach daher, daß zwar die Anzahl der Protonen, der elektrisch geladenen Atomkernbestandteile, und der sie umkreisenden Elektronen bei den beiden Elementen Radium D und Blei die gleiche sei, aber nicht die Zahl anderer Kernbestandteile, die man dann später als die elektrisch neutralen Neutronen erkannte. Wenn wir häufig vom Kohlenstoff 14 lesen, mit dem man das Alter vorgeschichtlicher organischer Stoffe, wie Holz, Knochen, Gewebe aus Pflanzenfasern, sehr genau bestimmen kann, oder wenn man vom schweren Wasserstoff spricht, der im Atomreaktor eine so große Rolle spielt, so wirkt Kohlenstoff 14 chemisch genauso wie gewöhnliche Kohle und schwerer Wasserstoff genauso wie gewöhnlicher Wasserstoff. Sie sind also mit chemischen Mitteln nicht voneinander zu trennen. In jedem Wasser und in jeder Kohle sind winzige Mengen dieser Isotopen zu finden. Die Isotopen (auf deutsch: an gleicher Stelle befindlich) stehen deshalb ihrer chemischen Ordnungszahl nach im periodischen System der Elemente an der gleichen Stelle. Sie sind gleichsam Geschwister, die in einem Hause mit der gleichen Hausnummer wohnen und doch ihr eigenes Leben führen. Das heißt, sie haben die gleiche elektrische Protonenladung im Kern und die gleiche Zahl der Elektronen, damit also die gleiche chemische Wirksamkeit, aber die Zahl ihrer Kernbausteine ist verschieden, da den Protonen im Kern mehr oder weniger andere Bausteine (Neutronen) beigepackt sind. 10
Manni Hesse
Digital unterschrieben von Manni Hesse DN: cn=Manni Hesse, c=DE Datum: 2007.01.02 13:04:02 +01'00'
Otto Hahn hatte also, wie er sagt, nicht den Mut, diese Schlußfolgerung zu ziehen, und suchte zunächst noch weiter nach dem Grund der Untrennbarkeit von Radium D und Blei. Auch Könige im Reich der Wissenschaft können irren! Bis dann Soddy mit einem Schlag nicht nur diese Einzelfrage löste, sondern das Gesamtproblem der Isotopen überhaupt. Man hat mittlerweile im Zusammenhang mit den Forschungen über künstliche Radioaktivität gefunden, daß es viele Hunderte von Isotopen gibt. Man könnte also versucht sein zu sagen: Es gibt gar nicht 92 (oder mit den künstlichen 103) Elemente, sondern viele Hunderte. Aber das wäre doch nicht richtig, weil unter dem Gesichtspunkt ihres Verhaltens bei chemischen Experimenten eben doch nur 92 bzw. 103 chemische Elemente festzustellen sind. Die vielen Hunderte nennt man Nukliden. Man darf sagen, daß Otto Hahn zwar die Isotopenlehre nicht selbst aufgestellt hat, aber doch durch die Unstimmigkeit beim Radium D und dem Blei mittelbar der Anlaß dazu war. Und so ging es Jahr um Jahr, Jahrzehnt und Jahrzehnt weiter. In dem ereignisreichen Jahre 1907 war ein weiteres für seine Forschung glückhaftes Ereignis eingetreten. Otto Hahn gewann eine Österreicherin namens Lise Meitner, die als Schülerin zu Max Planck nach Berlin kam, als Mitarbeiterin. Sie hatte schon über Radioaktivität experimentiert, und es ergab sich eine fast drei Jahrzehnte dauernde enge Zusammenarbeit, die sich noch verstärkte, als beide von 1912/13 an gemeinsam im Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie in Berlin-Dahlem arbeiteten. Lise Meitner war Physikerin und leitete von 1917 an die physikalische Abteilung des Instituts. Es entstand eine einzigartige Zusammenarbeit zwischen Chemie und Physik — jenen zwei Wissenschaften, die zwar seit der Entdeckung der Isotope durch Soddy im Grunde schon zu einer einzigen Wissenschaft verschmolzen waren, aber doch in ihrer Methodik oft noch verschiedene Wege zur Erkenntnis einschlagen.
Humor als Begleiter auf steilem Wege Otto Hahn hat seinen wissenschaftlichen Lebensweg mit einem ebenso trockenen wie hintergründigen Humor erhellt. Manches Erlebnis hat er selbst erzählt und niedergeschrieben, und einiges davon sei wiedererzählt; denn es erleichtert uns das Verständnis 11
der schwierigen Fragen und kann Schlaglichter auf manches Wesentliche werfen. Wir erfahren dadurch auch aus seinem Leben und über seine Persönlichkeit manches, das bei seinem stets bescheidenen und unaufdringlichen Wesen sonst gar nicht sichtbar würde. Wenn Otto Hahn auf seine so entscheidungsvolle Reise von Ramsay in London zu Rutherford in Montreal zu sprechen kommt, gießt er etwas Wasser in den Wein unseres Stolzes über unsere technische Kultur. „Das Reisen", schreibt er, „war damals einfacher als heute. Man ging zum Reisebüro, suchte sich einen Schiffsplatz aus auf einem der vielen deutschen oder ausländischen Dampfer und fuhr los. Visa usw. waren nicht nötig." Als sich Hahn im Herbst 1905 in Montreal bei Rutherford meldete, ließ sich Rutherford noch am gleichen Tage vom Radiothor erzählen. Er hatte zwar einiges von diesem merkwürdigen strahlenden Stoff gehört, aber er war noch immer recht skeptisch. Offenbar nahm er die aus dem Ramsayschen Labor herauskommenden Arbeiten von vornherein nicht ernst. Ramsay war zwar als Chemiker Hochberühmt, aber er hatte noch keinerlei wissenschaftlichen Ruf unter den Radiumforschern. Rutherford wurde in seiner Skepsis zunächst noch bestärkt durch einen Brief seines schon genannten Freundes Boltwood, der später das auch für Otto Hahn wichtige Ionium entdeckte und der an Rutherford schrieb: Die Annahme, das angeblich von Hahn gefundene Radiothor sei eine radioaktive Umwandlung von Thorium könne er nur als eine neue Verbindung von Thorium und Dummheit bezeichnen. Rutherford wollte Otto Hahn deshalb zunächst nicht glauben. Hahn gelang es aber bald, seinen Lehrer von seiner Erkenntnis zu überzeugen, und Rutherford beugte sich dann auch der besseren Einsicht. Aus der Zeit der Zusammenarbeit mit Rutherford berichtet Hahn überhaupt allerhand Merkwürdiges. Die Atmosphäre im Rutherfordschen Institut war für ihn äußerst beglückend. In der Erinnerung steht vor seinem geistigen Auge ständig die Einfachheit, ja die Primitivität der verwendeten Apparate und Hilfsmittel. Die Elektroskope, mit denen sie die beim Zerfall auftretenden verschiedenen Strahlenarten feststellten, mußten sie sich selbst aus einer größeren Konserven- oder sonstigen Blechdose herrichten, auf die eine kleinere Tabaks- oder Zigarettendose aufgesetzt war. Die 12
Blättchenträger der Elektroskope isolierten sie mit Schwefel; denn Bernstein verwendete man damals noch nicht. Und die Apparaturen mußten bei den Bestrahlungsversuchen mit einer recht altertümlichen Pumpe evakuiert werden. Das hatte zur Folge, daß der zu untersuchende radioaktive Niederschlag oft schon großenteils zerfallen war, bevor ein genügend gutes Vakuum zustande kam. Und doch spricht Otto Hahn von den Entdeckerfreuden, die er gerade mit solch primitiven Mitteln erleben konnte. Denn das ganze Forschungsgebiet konnte bei dem Stande der damaligen physikalischen und chemischen Wissenschaft täglich Überraschungen bringen. Vergleicht man diese primitiven Instrumente mit den vollkommenen Apparaten, über die heutzutage jedes gute Institut verfügt, so wird unsere Bewunderung für die Leistungen Rutherfords und Hahns nur noch größer. In diesem Zusammenhang spricht Otto Hahn auch von den damaligen Preisen für das Radium. Die Chininfabrik Buchler in Braunschweig verkaufte es sehr billig, das Milligramm Radiumbromid für etwa 10 bis 12 Mark. Ein paar Jahre später aber kostete es bereits 150 Mark. Der Bedarf an Radium war inzwischen so stark gestiegen, daß es zu dieser Preissteigerung kam. Auch andere Episoden lassen uns die Atmosphäre, in der jene so bahnbrechenden Forschungen zustande kamen, miterleben. Hahn spricht von der Beglückung, die er durch die fröhliche, jugendliche Unbefangenheit Rutherfords erfuhr. Auf sein Äußeres legte der Neuseeländer gar keinen Wert. Eines Tages erschien ein Abgesandter der führenden englischen Wochenschrift für Naturwissenschaften „Nature", um den weltbekannten Radiumforscher für seine Zeitschrift zu photographieren. Die Aufnahme geschah im Kellerraum des Instituts, wo Rutherfords Strahlenapparatur aufgebaut war. Als die erste Aufnahme entwickelt war, zeigte sich der Photograph von dem Bilde nicht befriedigt. Die äußere Aufmachung war für das vornehme englische Leserpublikum nicht elegant genug. Nicht einmal ein Paar Manschetten guckten aus den Ärmeln des Rutherfordschen Rockes hervor. So mußte Hahn seinem Lehrer und Meister für die nächste Aufnahme seine „Röllchen" leihen, wie sie damals jeder Herr trug, der etwas- auf sich hielt. In der zweiten Aufnahme war aber noch nicht genügend davon zu sehen. In der 13
dritten Aufnahme kamen sie jedoch in ihrer ganzen Schönheit zur Geltung, und so hatte Hahn, wie er schmunzelnd bemerkt, im Jahre 1906 die stolze Genugtuung, seine „Röllchen" in der „Nature" verewigt zu sehen. Nun, es sollte nicht lange dauern, und er würde ganz andere Dinge über sich in den Zeitschriften verewigt sehen. In Deutschland, wohin er Ende 1906 zurückkehrte, erlebte Otto Hahn eine weit weniger harmlose Geschichte. Im Frühjahr 1907 fand in Hamburg eine Tagung der führenden Bunsen-Gesellschaft statt, die sich als Hauptthema die Radioaktivität auserwählt hatte. Eine ganze Reihe zusammenfassender Vorträge war vorgesehen. Auch Otto Hahn wurde um ein Referat gebeten. Er sprach über die Hypothese, daß Atome — die dem Wortsinn nach (griech. atomos = unteilbar) unteilbare Bestandteile der Materie waren — bei der Radioaktivität in andere radioaktive - Stoffe zerfallen können. Es entspann sich eine lebhafte Diskussion, bei der sich ein namhafter Physiker, ein Geheimrat, grundsätzlich gegen Hahns Auffassung aussprach und andere Erklärungsversuche vorbrachte. Etwas temperamentvoll widersprach Otto 'Hahn, in dem vollen Bewußtsein, daß die Autorität des weltberühmten Rutherford hinter ihm stand. Er hatte sich aber wohl zu weit vorgewagt. Er berichtet: „In Deutschland hätte man als junger Mann doch eigentlich mehr Respekt vor einem berühmten Geheimrat haben sollen. In einer Pause riet mir mein Freund Max Levin, ich möchte doch etwas vorsichtiger diskutieren. Er habe gerade gehört, wie ein Professor einen anderen gefragt habe, wer ich denn sei. Die Antwort war: ,Das ist so ein anglisierter (verenglischter) Berliner.' In dem demokratischen Kanada hatte es solche Rücksichten nicht gegeben." Auch sein berühmter Chef, der Chemiker Emil Fischer, konnte sich nur schwer damit vertraut machen, daß man mit radioaktiven Meßmethoden unwägbare und unsichtbare Substanzmengen, wie es die Atome und Atomteilchen sind, feststellen und in ihren Eigenschaften erkennen könne. In einem recht feierlichen Augenblick, nämlich nach dem Habilitationsvortrag Otto Hahns, mit dem er die Lehrbefugnis für die Universität erwarb, erklärte Emil Fischer, er könne diese Dinge nicht recht glauben. Der empfindlichste Nachweis sei bei gewissen Substanzen doch immer noch der Geruchssinn, weiter hinunter käme man nicht mehr. 14
Die Physiker aber wxien zum Erstaunen des Chemikers Otto Hahn aufgeschlossener als die Chemiker. Er erinnert sich, welch großen Eindruck es auf den berühmten Walter Nernst, den Mitbegründer der physikalischen Chemie, machte, als auf der erwähnten Bunsentagung ein Redner die außerordentliche Empfindlichkeit radioaktiver Messungen mit folgenden Sätzen beschrieb: „Wenn wir 1 Milligramm Radium C an alle auf der Erde lebenden Menschen verteilten (damals waren es etwa 2000 Millionen), so würde die Substanzmenge, die jeder einzelne erhält, dazu hinreichen, um fünf Elektroskope im Bruchteil einer Sekunde zum Zusammenklappen zu bringen." Die für Otto Hahn so erfreuliche und entscheidende Zusammenarbeit mit Lise Meitner war nur unter recht großen Hindernissen zustandegekommen. Im Institut von Emil Fischer durften damals — im Herbst 1907 — Frauen noch nicht arbeiten. Otto Hahn bat Emil Fischer um die Erlaubnis, daß Lise Meitner mit ihm in seinem recht primitiven Institut, einer alten „Holzwerkstatt" im Erdgeschoß, mitarbeiten dürfe. Dort wurden die radioaktiven Messungen durchgeführt, weil man vermutlich Angst hatte, sie in den normalen Räumen des Instituts anzustellen. Die Erlaubnis gab Emil Fischer nur unter der Bedingung, daß Lise Meitner nicht die Säle der Studenten in den oberen Stockwerken betreten dürfe. Zwischendurch aber gab es wieder „große" Momente. Anfang 1911 war dank der Tatkraft des Theologieprofessors Adolf von Harnack durch Kaiser Wilhelm II. die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften gegründet worden, die sich später unter Max Planck zur größten Forschungsgesellschaft auf der Erde entwickeln sollte und deren Leitung Otto Hahn nach dem zweiten Weltkrieg für vierzehn Jahre übernahm. Als im Oktober 1912 das KaiserWilhelm-Institut für Chemie eingeweiht wurde, war Kaiser Wilhelm II. zugegen, und Otto Hahn konnte einen Versuch vorführen, bei dem mehrere hundert Milligramm „seines" Mesothoriums gewonnen wurden. Mit dem Mesothorium erfuhr Otto Hahn etwa zur gleichen Zeit auch eine lustige Sache. Man hatte bereits begonnen, radioaktive Stoffe in der Medizin zu prüfen und anzuwenden. Eines Tages bat Emil Fischer Otto Hahn, einem Professor an der Charite, dem großen 15
Krankenhaus in Berlin, einige Auskünfte über die Wirkungsweise des Mesothoriums zu geben, der Professor wolle seine Tuberkelkulturen damit bestrahlen. Der Geheimrat empfing den jungen Assistenten sehr liebenswürdig und erzählte ihm lebhaft von seinen bisherigen Versuchen mit dem „Semithorium". Bescheiden erwiderte Hahn: „Die Substanz heißt Mesothorium." Der Geheimrat klopfte ihm freundlich auf die Schulter und sagte: „Glauben Sie mir, junger Kollege, die Substanz heißt Semithorium." Hahn gab den Kampf um das von ihm selbst benannte Element Mesothorium auf, bemerkte aber später belustigt: „Eingedenk meines schlechten Eindrucks bei dem Hamburger Bunsenkongreß war mein Widerspruch dieses Mal sehr bescheiden." So gibt es auch in der sonst so gestrengen Wissenschaft kleine Episoden, die uns ein Lächeln abzwingen. Das Mesothorium hatte es überhaupt in sich. Während des ersten Weltkrieges stellte ein Oberst den „Leutnant Hahn" einmal einem anderen Offizier mit den Worten vor: „Leutnant Hahn ist in Zivil Professor und hat das Mesothorium entdeckt." Der Offizier, der gewiß ganz andere Dinge im Kopf hatte als die Feinheiten der noch weithin unbekannten radioaktiven Forschung, antwortete: „Ich denke, der Leutnant Hahn ist Chemiker, was hat der mit vorsintflutlichen Tieren zu tun?" Wieder bemerkt Hahn vergnügt: „Mesothorium und Megatherium (ein ausgestorbenes Riesenfaultier) klingen ja in der Tat auch recht ähnlich." Ein letztes humoristisches Mißverständnis führt uns unmittelbar in die Arbeitsgemeinschaft Otto Hahn — Lise Meitner. Auf einem Kongreß begrüßte ein Kollege Otto Hahns Lise Meitner und sagte ihr: „Wir haben uns ja früher schon kennengelernt." Lise Meitner, die sich nicht erinnerte und deren Gedanken auch wohl etwas abwesend waren, antwortete: „Sie verwechseln mich wohl mit Professor Hahn!" Wiederum sucht Otto Hahn die Gründe und bemerkt: „Weil wir so viele Arbeiten gemeinschaftlich veröffentlicht hatten, hielt Fräulein Meitner diese Verwechslung offenbar für möglich."
Das Team Von 1907 an stand Otto Hahns Arbeit unter dem glücklichen Stern dessen, was man heute Teamarbeit nennt. Im Jahre 1933 kam noch Fritz Straßmann hinzu, der von der Technischen Hochschule 16
Hannover an das Hahnsche Institut berufen wurde. Straßmann war 1902 in Boppard am Rhein geboren, war Chemiker wie Otto Hahn, und so bildeten die beiden Chemiker mit der Physikerin Lise Meitner bis zum Herbst 1938 eine harmonische Gemeinschaft. In diesem Jahre schwerster Verfolgungen gelang es Otto Hahn nicht mehr, die Österreicherin, die aus „rassischen" Gründen dem System nicht genehm war, länger zu halten. Sie ging ins Ausland und wirkte
Der Arbeitstisch Otto Hahns: Mit Hilfe dieser wenigen Apparate entdeckten Otto Hahn und Fritz Straßmann im Dezember 1938, daß schwere Atomkerne durch „Beschuß" mit Neutronen zerplatzen und sich in zwei fast gleichgroße Atomkerne mittelschwerer Art spalten. Von diesem Tisch, der an einem Ehrenplatz im Deutschen Museum in München steht, ging die Entwicklung zur Ausnützung der Atomenergie aus. 17
bei dem weltbekannten Forscher Manne Siegbahn im Nobelinstitut in Stockholm. Von den drei Forschern war jeder eine bedeutende Einzelerscheinung am Sternenhimmel der Wissenschaft, aber doch so, daß fast alle wesentlichen Ergebnisse Otto Hahns seit 1907 bis 1938 in Arbeitsgemeinschaft mit Lise Meitner — nach ihrem Weggang wenigstens in der wissenschaftlichen Diskussion mit ihr —, und von 1933 an mit Fritz Straßmann gewonnen wurden. Otto Hahn hat der Veröffentlichung dieser gemeinsamen Arbeiten stets den Namen seiner Partner mit vorangesetzt — sorgsam darauf bedacht, nicht allein Ruhm einzuheimsen, wo im geistigen Austausch oder in engster, auch experimenteller Arbeit mit einem oder beiden Partnern das Verdienst ihm nicht allein zustand. Heute ist der Begriff des „Teams" ein ganz anderer als in. jenen Zeiten. Heute ist es meist ein großer „Stab" von Forschern — es können mehrere Hundert sein —, die sich auf ein bestimmtes physikalisches, chemisches, technisches oder medizinisches Problem konzentrieren, mit der Chance, daß es einigen wenigen beschieden ist, etwas wirklich Entscheidendes und die Wissenschaft Förderndes zu entdecken, und das wird als ein ganz großer Glücksfall gewertet. Dabei unterscheidet sich das wissenschaftliche Schicksal Otto Hahns auch dadurch von den meisten dieser Team-Mitglieder, daß er sich sein einzigartiges Wissen, aber auch seinen wissenschaftlichen Instinkt und sein Fingerspitzengefühl selbst in jahrelanger harter und sehr erfolgreicher Arbeit erworben hatte. Nur im Fluge können wir einige weitere und wichtige Erfolge der Berliner Zeit aufführen. Die wissenschaftliche Begründung im einzelnen kann nur der Fachmann verstehen. Uns soll es nur darauf ankommen zu zeigen, wie durch wissenschaftliches Dunkel und den Dschungel verschiedener Meinungen der Autoritäten immer wieder ein Stück Weges weiter gebahnt wurde, bis schließlich das große Ereignis der Atomspaltung, der größten Leistung Otto Hahns, überraschend Wirklichkeit wurde. Denn wenn je etwas im Leben und Schaffen eines Meisters der Wissenschaft völlig unerwartet und unverhofft kam und bis zur letzten Stunde aufs stärkste beweifelt wurde, so war es die Spaltung des für unspaltbar gehaltenen Atomkerns. Wir beschränken uns nur auf die Arbeit des Teams Hahn, Lise 18
Meitner und (seit 1933) Straßmann. Die vielen anderen Arbeiten des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Chemie, die Hahn als sein Direktor in Berichten und wissenschaftlichen Arbeiten immer wieder gewürdigt hat, seien nur erwähnt. Dazu gehören besonders die Arbeiten über die Chemie des Blattgrüns und die Zellulose, das Silizium und das Bor und viele andere. Allein die Listen der damaligen Veröffentlichungen der Kaiser-Wilhelm-Institute in jedem Jahr durchzusehen, bedeutet ein erhebliches Stück Arbeit. Sie gehen längst hoch in die Tausende. Für das „Team" war auf dem Institutsgrundstück außerhalb des Hauptgebäudes, das im zweiten Weltkrieg völlig zerstört wurde, der Bau eines kleinen „Radiumhauses" ermöglicht worden. Die notwendigen vorbereitenden Hilfsarbeiten mit stark radioaktiven Stoffen konnten dort vorgenommen werden, ohne daß eine „Infektion" des Hauptgebäudes zu befürchten war. Otto Hahn wunderte sich immer wieder, daß Rutherford, daß er selbst und auch alle seine Mitarbeiter keine körperlichen Schäden davontrugen. Man ahnte ja zunächst nicht, wie gefährlich diese Arbeiten waren. Es ist bekannt, daß bei der gleichzeitigen Erforschung der Röntgenstrahlen in den ersten Jahren Hunderte von Wissenschaftlern schweren Schaden erlitten und manche nach Jahren des Leidens sterben mußten. 1918 war ein besonders wichtiges Jahr, und die Teamarbeit führte zu einem großen Erfolg. Hahn und Lise Meitner fanden das letzte noch fehlende Glied innerhalb der drei großen radioaktiven Zerfallsreihen, jener „schwergewichtigen" radioaktiven Familien Uran, Thorium und Aktinium, die durch Zerstrahlung ihrer Kerne sich in andere strahlende Elemente umwandeln, bis zuletzt das nicht mehr strahlende und nicht weiter zerfallende Blei übrigbleibt. Die gemeinsame Entdeckung der lange und mühsam gesuchten Muttersubstanz der Aktinium-Zerfallsreihe war wie die Vollendung des Dachstuhls an einem Gebäude. Hahn und Lise Meitner nannten das Element Protaktinium und konnten ihm die zweithöchste Stelle, Nummer 91, auf der Stufenleiter der 92 natürlichen Elemente anweisen. Das Element ist darum so wichtig geworden, weil es grammweise gewonnen werden kann. Nach dem ersten Weltkrieg ging die Teamarbeit fort, und man führte eine sehr kluge Einteilung ein. Hahn ging mehr mit chemi19
sehen, Lise Meitner mehr mit physikalischen Methoden an den inneren Ausbau des Gebäudes aus den 92 Elementen. „Getrennt marschieren, vereint schlagen", das darf man als Motto über die folgenden Jahre und Jahrzehnte setzen. Viele Spezialfragen wurden in Angriff genommen, Mischkristalle hergestellt und untersucht, und die Arbeit an den radioaktiven Elementen verfeinert. Manches bis dahin Unverständliche wurde nun klar. Auch das Auffangen von sogenannten Emanationen, radioaktiven Gasen, die beim Zerfall von Radium, Thorium und Aktinium als Nachfolgeprodukte („Abkömmlinge") entstehen und bei gewöhnlicher Temperatur völlig in die Luft entweichen und nicht mehr untersucht werden können, gehört hierher, ebenso die Untersuchung der verschiedenen Arten und Wirkungsweisen der beim Zerfall auftretenden Strahlen (a-, /?-, yStrahlen). Die aus dem Weltall auf die Erde herabprasselnden, positiv geladenen Elektronen wurden erstmals bei radioaktiven Prozessen auf der Erde sichtbar gemacht. Alle diese mühsam erworbenen Einzelerkenntnisse waren notwendige Durchgangsstufen auf dem Wege zu der heute schon unübersehbar gewordenen Atomforschung. Ein großes Glück war es, daß eines Tages die Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft dem Institut eine großartige Spende von mehr als 1 Gramm Radium und nicht viel weniger Mesothorium stiftete. Ihr Wert betrug einige hunderttausend Mark.
Auch ein König der Wissenschaft kann irren Zum Gesamtbild des bescheidenen, menschenfreundlichen und hilfsbereiten, aber auch mutigen Forschers Otto Hahn gehört ein ausgeprägter Zug, der sich keineswegs bei allen Männern der Wissenschaft findet. Das ist die Überzeugung vom „fruchtbaren Irrtum", also von jenem- immer wieder vorkommenden Irrtum, der eine falsche Fährte verfolgt, deshalb zu vermeintlich richtigen, in Wirklichkeit aber falschen Ergebnissen kommt und trotzdem nachträglich auch diesen Umweg als keineswegs vergebliche Bemühung irkennen läßt. Das kann auf zweierlei Weise geschehen: entweder so, daß auf dem Irrweg das Problem erst einmal geklärt wird und man Grenzen und Zäune absteckt, deren Vorhandensein und Notwendigkeit man vorher nicht bemerkt hatte; dabei kann man Hin20
Der achtzigjährige N o b e l p r e i s t r ä g e r (1959).
21
weise auf den richtigen Weg finden, den man gehen muß, nachdem man das Suchen auf der falschen Fährte aufgegeben hat. Die andere Möglichkeit ist die, daß selbst auf einem falschen Wege positive Ergebnisse für die Wissenschaft herauskommen können, indem zwar nicht die erstrebten, aber andere wichtige Erkenntnisse gewonnen werden, die dann der Gesamtwissenschaft zugute kommen. Wir würden auf die Irrtümer, gegen die auch ein Meister wie Otto Hahn nicht gefeit war, nicht besonders eingehen, wenn er nicht selbst immer wieder darauf hingewiesen hätte. Auf dem alljährlichen Treffen der Nobelpreisträger, das im Sommer 1961 zum 10. Male in Lindau stattfand, hielt Otto Hahn einen Vortrag mit dem Titel „Die falschen' Trans-Urane; zur Geschichte eines, wissenschaftlichen Irrtums". Das tat Otto Hahn nicht nur, um die Geschichte der „fruchtbaren Irrtümer" zu bereichern, sondern auch um zu zeigen, daß der Forscher bereit sein muß, seine Irrwege einzusehen und einzugestehen und zu wissen, daß nicht nur in vielen menschlichen Dingen, sondern auch in der Wissenschaft der Weg oft über Hindernisse und auf Umwegen, über Fehleinschätzungen und eine manchmal an Blindheit grenzende falsche Sicherheit gehen kann. Im Jahre 1932 hatte der englische Physiker James Chadwick als den lange schon vermuteten zweiten Baustein in den Atomkernen das Neutron entdeckt. Es ist weder positiv noch negativ elektrisch geladen, sondern, wie sein Name besagt, elektrisch neutral. Die Atomkerne bestehen demnach aus positiv geladenen Protonen und ungeladenen Neutronen, die durch außerordentlich starke Bindungskräfte zusammengehalten werden. Außerhalb des Kerns bewegen sich, noch zum Atomganzen gehörend, die negativ geladenen Elektronen, die an Zahl und elektrischer Ladung den Protonen das Gleichgewicht halten und mit Protonen und Neutronen das Gesamtatom . bilden. „Von der ungeheuren Kleinheit des Atomkerns im Vergleich zum Gesamtatom kann man einen Begriff bekommen", so erklärt Otto Hahn die Größenverhältnisse in der atomaren Welt, „wenn man hört, daß der Durchmesser des Kerns 10 OOOmal kleiner ist als der Durchmesser des Gesamtatoms, wobei dieser aber selbst nur etwa ein hundertmillionstel Zentimeter beträgt. Der Atomkern verhält sich danach zu dem Gesamtatom etwa wie ein Stecknadelkopf zu einem mittelgroßen Haus." Zwischen Atomkern 22
und kreisenden Elektronen müssen sich demnach „ungeheure" Zwischenräume auftun, wie etwa zwischen der Sonne und den Planeten — nur ins Kleinste übertragen. Die Neutronen erwiesen sich schon bald nach ihrer Entdeckung als die wirkungskräftigsten Geschosse, um Atomkerne zu treffen und durch Vermehrung oder Herauslösen von Kernbausteinen auch solche Kerne künstlich umzuwandeln, die nicht von Natur radioaktiv, d. h. verwandlungsaktiv, strahlend sind. Jetzt konnte man die Atome aller Elemente in Atome anderer Art verwandeln. Mit den bisherigen Geschossen, elektrisch positiv geladenen Teilchen, war man nicht recht weiter gekommen; sie werden nämlich von den ebenfalls positiv geladenen Protonen in den Atomkernen abgestoßen, noch bevor sie in deren Nähe kommen, es sei denn, man gibt ihnen auf umständliche Weise eine entsprechend große Geschwindigkeit und Stoßkraft mit. Die Neutronen brauchen dagegen keine große Geschwindigkeit, ja, man bremst sie sogar ab — auf einige Kilometer in der Sekunde —, damit sie nicht über das Ziel hinausschießen; sie werden von den beschossenen Atomkernen, da sie neutral sind, nicht abgestoßen und können, wenn sie in die Nähe eines Kerns geraten, von diesem eingefangen werden, in ihn eindringen, seine Neutronenzahl vermehren oder andere Umwandlungen in ihm vornehmen. Der getroffene Atomkern verliert dadurch sein inneres Gleichgewicht — seine Stabilität —, wird instabil und beginnt den Überfluß in Form von Teilchen oder Energien auszustrahlen, d. h. er wird künstlich radioaktiv. Dem italienischen Physiker Enrico Fermi glückte es, durch Beschießung mit Neutronen alle 92 Elemente, auch die nicht schon von Natur aus radioaktiven, radioaktiv zu machen, indem er sie mit den in ihre Kerne hineingeschossenen Neutronen überlastete. Auch die bereits natürlich radioaktiven Elemente nahm er unter Neutronenbeschuß, unter ihnen auch das schwerste Element Uran mit der Ordnungszahl 92, das die meisten Neutronen besitzt, und er glaubte, daß er künstlich ein Element jenseits des Urans mit der Ordnungszahl 93 geschaffen habe, ein sogenanntes Transuran, das es in der Natur nicht gibt und das von allen Physikern und Chemikern in der Welt für unmöglich gehalten wurde. In mühsamer vierjähriger Arbeit prüfte das Team Hahn-Lise 23
Meitner-Straßmann Fermis Versuche nach. Dabei ergab sich, daii alles viel komplizierter war, als Fermi angenommen hatte. Durch den Neutronenbeschuß des Urans waren mehrere Absplitterungen bei dem beschossenen Atomkern erfolgt und aus ihnen nicht nur eines, sondern mehrere Verwandlungsprodukte entstanden, die auch von Otto Hahn als dem Uran benachbarte Elemente, als Transurane, gedeutet wurden. Das war der große Irrtum. Aber wie so oft in der Geschichte der Wissenschafter, ging es auch hier: Die Sache wurde jetzt so verwirrt, daß man eines Tages auf eine Art Rettungsanker stieß. Man schrieb das Jahr 1938. Schon die angeblichen Transurane, die man gefunden zu haben glaubte, paßten nicht in das Bild, das sich Physiker und Chemiker vom Aufbau der Atomwelt machten. Aber noch schwerer verständlich waren weitere radioaktive Umwandlungsprodukte, die nach der Beschießung festgestellt wurden, und die man für Radium-Isotope hielt. Wie sollte eine solche Vielheit von Stoffgebilden aus dem einen mit Neutronen beschossenen Element Uran hervorgehen? Man kann geradezu von einer verzweifelten Situation damals sprechen. Und doch — eine andere Erklärung als die, daß man Transurane und Radium-Isotope gefunden habe, gab es nicht, und wenn sie noch so große Schwierigkeiten, ja eigentlich Unmöglichkeiten in sich schloß. Selbst der damals berühmteste Nestor der Atomforschung — Rutherford war 1937 gestorben — war ratlos; es war der Däne Niels Bohr. Otto Hahn erinnert sich sehr gut an eine Unterhaltung, die er im Jahre 1938 mit Niels Bohr hatte. Bohr fragte Hahn: Könnte das Radium-Isotop, das Sie gefunden zu haben glauben, nicht ebenfalls ein Transuran sein?! Niemand konnte es damals und auch jetzt rückschauend dem Team übelnehmen, daß es jenen Irrweg ging. Hatte es doch die höchste Autorität der Atomforschung, Niels Bohr, auf seiner Seite. Aber eben an den genannten Radium-Isotopen erfolgte die Umkehr vom falschen und die Auffindung des richtigen Weges.
Der geniale Blick im rechten Augenblick Das Zeitalter der natürlichen Radioaktivität wurde nach einem Wort Otto Hahns abgelöst von einem Zeitalter der künstlichen Radioaktivität. Es gibt also auch in der reinen Wissenschaft Epochen, 24
genauso wie in der politischen Geschichte. Die erstaunlichen Leistungen Fermis und seiner Mitarbeiter, des Ehepaares Frederic und Irene Joliot-Curie, der Tochter der Marie Curie, und des Teams Hahn-Lise Meitner-Straßmann in Berlin in jenen dreißiger Jahren gehören zu den Höhepunkten menschlicher Geistesgeschichte und Welterkenntnis. Erinnern wir uns des ersten Anfangs der atomwissenschaftlichen Forschungsarbeit Otto Hahns, als er im Institut von Ramsay die Trennung von Bariummetall und Radium vornahm. Jetzt, im Jahre 1938, kehrte er gleichsam an diesen Anfang seiner Laufbahn zurück. An einem Ehrenplatz im Deutschen Museum in München steht der Arbeitstisch, an dem Otto Hahn mit Fritz Straßmann die entscheidende Erkenntnis gewann. Aus einfachen Brettern zusammengefügt, wurde dieser Experimentiertisch zum Ausgangspunkt des atomtechnischen Zeitalters. Rechts ist die Quelle angedeutet, aus der die Geschosse auf ein Stück Uran gerichtet werden: Es ist 1 Gramm mit Beryllium vermischtes Radium, das in einen dicken Paraffinblock eingebettet ist; das Paraffin dient dazu, die aus dem RadiumBeryllium ständig ausstrahlenden Geschoßneutronen so abzubremsen, daß sie keine zu große Schußgeschwindigkeit haben und „richtig ankommen". Die Atomkerne des Urans verwandeln sich unter dem Neutronenbeschuß und zerfallen zu Atomkernen anderen Charakters. Mit einem Geiger-Müller-Zählrohr, das vorn auf dem Arbeitstisch angeordnet ist, und mit anderen feinen Meßmethoden konnte Otto Hahn nachweisen, welche radioaktiven Elemente sich bei dem Uranzerfall bildeten. Und dabei stellte sich endlich heraus, daß die unter den Umwandlungsprodukten immer wieder für RadiumIsotope gehaltenen Strahlungsprodukte keine radioaktiven Abkömmlinge des Radiums waren, sondern daß es sich um radioaktiv gewordenes Barium handelte, jenes Element, mit dem Hahn seinerzeit bei Ramsay experimentiert hatte. Da das Barium bei der Reinheit und Genauigkeit des Experiments nicht von irgendwoandersher stammen konnte, mußte es aus dem Uran hervorgegangen sein. Hier handelte es sich nicht wie bei den bisherigen Umwandlungen von Atomkernen um Splitter oder Späne, die sich abgetrennt hatten; sondern diesmal war durch den Neutronenbeschuß ein wirklicher „Brocken" vom Uran abgetrennt worden, der fast die Hälfte des 25
Uranatomkerns ausmachte, ein Element, das nicht in die Nachbarschaft des Urans, bei den Transuranen, einzuordnen war, sondern weit unterhalb des Urans, mitten im periodischen System der Elemente; denn Barium trägt die Ordnungszahl 56. Der beschossene Urankern mußte, wie Otto Hahn es bezeichnete, regelrecht zerplatzt, oder wie man bald schon sagte, gespalten sein. „Wir hatten Hemmungen, an das Ergebnis zu glauben", schreibt Otto Hahn über dieses denkwürdige Geschehen, „weil nach den damaligen Anschauungen der Kernphysik eine Spaltung des Urankerns für völlig ausgeschlossen galt. Am 17. Dezember 1938 waren wir unserer Sache sicher, und einige Wochen später haben wir dann auch das zweite Spaltprodukt des Urankerns, das Krypton, gefunden." Das Krypton hat die Ordnungszahl 36. Zusammen ergeben Barium (56) und Krypton (36) die Ordnungszahl 92, die die Ordnungszahl des Urans ist. Nun ergab sich auch, daß die andern Zerfallsprodukte, die man früher bei Atomumwandlungen erkannt hatte, zu Elementen unter der Ordnungszahl 92 gehörten, daß sie also keine Transurane waren, wie Otto Hahn und andere irrtümlich angenommen hatten. Wirkliche Transurane, die Elemente 93—103, wurden erst viel später künstlich geschaffen. Das war der Durchbruch. Genau 38 Jahre und 3 Tage vor diesem 17. Dezember 1938 hatte Max Planck"', ebenfalls in Berlin, seine geradezu überkühne Idee vom Wirkungsquantum mitgeteilt und damit die entscheidende Grundlage zum Verständnis der Vorgänge der Atomforschung gelegt. Er hat damals das Atomzeitalter theoretisch grundgelegt. Nun, am 17. Dezember 1938, hatten es Hahn und Straßmann in praktisch-technischer Hinsicht begründet. Das Geschehen spielte sich auf einem Tisch ab, nicht größer als ein mittlerer Stubentisch. Es war auch kein lärmvoller Vorgang; denn Wenn wir yon „Brocken", „zerplatzen" und „spalten" gesprochen haben, so dürfen wir nicht vergessen, daß am 17. Dezember 1938 nur wenige Uranatomkerne von dem Spaltungsprozeß betroffen wurden. Die volle Bedeutung dieses Prozesses ahnten im Augenblick des Erfolges weder Otto Hahn noch sein Mitarbeiter Fritz Straßmann. Und doch wirkte allein schon die Tatsache der Zerspaltung eines Atomkerns in Bruchstücke wie eine Sensation. *) Vgl. Lux-Lesebogen 281, „Max Planck". 26
Die folgenden Wochen verliefen in der gesamten physikalischen Welt bis Amerika und Japan in höchster Spannung. Bevor noch die ersten Mitteilungen über die Atomspaltung am 6. Januar und am 10. Februar 1939 veröffentlich wurden, hatte Hahn die Entdeckung des „Unglaublichen" an Professor Lise Meitner, die damals in Kopenhagen im Bohrschen Institut tätig war, weitergegeben. Da Niels Bohr gefade auf einem Physiker-Kongreß in den USA weilte, wurde ihm das Ergebnis für 400 Dollar hinüber telegraphiert. Dort hätte die Nachricht von der ersten gelungenen Raumfahrerlandung auf dem Mond nicht alarmierender wirken können. Sofort wurden, zum Teil telegraphisch, zahlreiche Institute beauftragt, die Versuche nachzumachen. Das war in den USA wegen der viel besseren technischen Einrichtungen in halb soviel Tagen möglich als in Berlin in Monaten. Das Resultat war überall eindeutig das gleiche. Nach wenigen Tagen ging die _„frohe" Kunde von der geglückten Atomspaltung wie ein Lauffeuer über die ganze Erde. Schon im Januar 1939 konnte Lise Meitner die Urankernspaltung auch theoretisch begründen. Zugleich rechnete sie aus, daß dabei eine ungeheuer große Energie frei werden müsse, die aus den Bindungsenergien der Kernteile stammt. Lise Meitner machte mit ihrem Mitarbeiter O. R. Frisch auch schon eine Schätzung des zu erwartenden hohen Energiegewinns. Alle Physiker und Chemiker, selbst Einstein nicht ausgeschlossen, hatten daran gezweifelt, daß man diese Energien in absehbarer Zeit in den Atomen auffinden und entbinden könne. Bald schon stellten Joliot und seine Mitarbeiter fest, daß bei dem Spaltvorgang zusätzlich zu den Bruchstücken, den großen „Brocken", noch einige Neutronen ausstrahlten, worauf Otto Hahn und Fritz Straßmann schon hingewiesen hatten, ohne Zeit zu entsprechenden Versuchen zu finden. Diese Neutronen lieferten bei entsprechender Anordnung der Experimente Geschosse zu neuen Spaltungen und zu neuem Neutronenausstoß, so daß Spaltung um Spaltung und eine Kettenreaktion zustande kommen konnte. So kann man die Erregung begreifen, die die gesamte Fachwelt und dann die gesamte Welt befiel, als sie von diesen weiteren Möglichkeiten der Atomspaltung erfuhr. Enrico Fermi setzte bereits am 2. Dezember 1942 in Chicago den ersten Atomreaktor in Betrieb, der die Ketten27
reaktion friedlich nutzte. Aber erst die Bombenabwürfe auf Japan im Jahre 1945 lieferten jedem Menschen bis in den hintersten Dschungel und Busch den sichtbaren Beweis für das Ungeheure, das sich aus der Atomspaltung ergeben konnte. Otto Hahn hatte diese Entwicklung nie gewollt und auch nicht voraussehen können. In der Rückerinnerung an den 17. Dezember 1938 schreibt er anläßlich der Enthüllung einer Gedenktafel für die Entdeckung der Atomspaltung: „Bei unseren Präparaten, bei denen wir buchstäblich mit einzelnen Atomen arbeiteten, waren solche Erscheinungen nicht zu beobachten, ganz zu schweigen von der durch die Neutronen möglichen Kettenreaktion. In Wirklichkeit wäre unsere Arbeit genauso interessant und wissenschaftlich bemerkenswert gewesen, wenn beim Urankernzerfall keine Neutronen freigemacht würden. Nur würden wir dann heute nicht hier bei der Enthüllung einer Gedenktafel sitzen, sondern unsere Arbeit wäre unter Tausenden anderer Arbeiten im ,Chemischen Zentralblatt' mit einigen Zeilen kurz referiert." Otto Hahn hatte nur die wissenschaftliche Aufgabe im Auge. Nachdem es aber durch die Entbindung der Kernenergie zu den ungeheuren und. ungeheuerlichen Folgen gekommen war, mußten sich ihre bahnbrechenden Entdecker mit den bedrängenden Fragen des Gewissens und der Ethik auseinandersetzen. Wir versetzen uns im Geiste in den Saal in Stockholm, in dem alljährlich der schwedische König den Nobelpreisträgern ihre Preise überreicht. Das ist jetzt meist Anfang Dezember der Fall, erfolgte aber auch gelegentlich zu einer anderen Jahreszeit. So hat Otto Hahn den ihm sofort nach Ende des Krieges 1945 verliehenen Preis am 13. September 1946 in Stockholm entgegengenommen. In seiner steten Bereitschaft, die großen Leistungen anderer neben den seinen als gleichwertig anzuerkennen, zitierte er an jenem Tage die Worte, mit denen zehn Jahre vorher Frederic Joliot seinen Vortrag bei der Entgegennahme des Nobelpreises für sich und seine Frau Irene beendet hatte; das Forschcrehepaar erhielt den Preis für die Synthese neuer radioaktiver Elemente. Nachdem Hahn die dabei aufgetretenen „Reaktionen" geschildert hatte, schloß er: „Wenn es dahin kommt, daß sich solche Reaktionen in der Materie fortpflanzen, kann man sich vorstellen, wie gewaltig die frei wer28
dende nutzbare Energie sein wird. Greifen sie aber auf alle Elemente unseres Planeten über, so müssen wir mit Besorgnis auf die Folgen der Auslösung einer derartigen Katastrophe im voraus Bedacht nehmen. Die Astronomen beobachten mitunter, daß ein Stern von mittlerer Leuchtkraft plötzlich an Größe zunimmt; ein mit bloßem Auge nicht sichtbarer Stern kann stark leuchtend und ohne Instrument sichtbar werden; das ist das Auftreten einer Nova. Ein solches plötzliches Aufleuchten des Sterns ist vielleicht hervorgerufen durch solche Transmutationen (Kernumwandlungen und -Spaltungen) explosiven Charakters, wie unsere schweifende Einbildungskraft sie erschaut, ein Vorgang, den die Forscher wahrscheinlich zu verwirklichen versuchen werden, wobei sie, wie wir hoffen, die nötigen Vorsichtsmaßnahmen ergreifen werden." Otto Hahn zitierte an jenem 13. September 1946 vor dem schwedischen König diese Worte Joliots, als die Welt noch unter dem Eindruck der über Japan abgeworfenen Bomben stand. Den zitierten Worten Joliots fügte er seine eigenen mahnenden Gedanken an: „Was vor zehn Jahren ein Gebilde unserer ,schweifenden Einbildungskraft' war, ist heute zum Teil bereits zur mahnenden Wahrheit geworden. Die Energie kernphysikalischer Reaktionen ist in die Hand der Menschen gegeben. Soll sie ausgenützt werden für die Förderung freier wissenschaftlicher Erkenntnisse, des sozialen Aufbaus und der Erleichterung der Lebensbedingungen der Menschen oder soll sie mißbraucht werden zur Zerstörung dessen, was die Menschen in Jahrtausenden geschaffen haben? Die Antwort sollte nicht schwer fallen und wird wohl auch von den Wissenschaftlern der ganzen Welt im Sinne der ersten Möglichkeit gewünscht." Ein zweites Bild taucht vor unserem geistigen Auge auf: Neun Jahre waren seit der Rede Otto Hahns in Stockholm vergangen. Es war das Jahr 1955. Es war die Zeit neuer Unruhen, Kriege und Kriegsdrohungen. Die Angst vor einer Wiederholung der Bombenabwürfe über Japan, vielleicht mit hundertmal wirksamerer Gewalt, hatte die ganze Menschheit ergriffen. Die Lindauer Nobelpreisträger-Tagung war zu Ende gegangen. Wie jedes Jahr fuhr man mit einem Bodensee-Sonderdampfer zur Insel Mainau, wo der ständige Betreuer der Tagungen, der schwedische Graf Bernadotte, residiert und die Abschiedsfeier unter dankbaren 29
Reden über das Erreichte stattfand. Gelegentlich der Tagung hatten die achtzehn anwesenden Nobelpreisträger angesichts der immer stärkeren Bedrohung der Welt durch die wachsende Zahl von Atombomben einen Aufruf gegen die Atomgefahr verfaßt und unterschrieben und viele andere Nobelpreisträger, die nicht in Lindau anwesend waren, schlössen sich an. Otto Hahn war es überlassen, vor dem Schloß Mainau zu den Hunderten von Zuhörern zu sprechen und den Protest zu verlesen, den dann die Weltpresse übernahm. Wir sprachen nachher noch mit Otto Hahn und fragten ihn, ob er glaube, solche Verlautbarungen hätten irgendwelchen praktischen Erfolg und erreichten überhaupt das Ohr der Staatsmänner und Wirtschaftsführer, die die Welt regierten. Als Forscher und Realist, der er zeit seines Lebens war, antwortete er nicht mit einem unzweideutigen Ja. Er sagte, man müsse es immer wieder versuchen. Es sei nicht ausgeschlossen, daß es doch bei dem einen oder anderen unter den Mächtigen dieser Erde in den tieferen Schichten seines Bewußtseins vernommen und wirksam werde. Die Hoffnung jedenfalls dürfe man nicht aufgeben. Das war aber nicht der letzte Eindruck, mit dem wir fortgingen. Wir spürten, wie in ihm die ganze Erschütterung wieder lebendig wurde, mit der er von dem Bombenabwurf auf die japanischen Städte gehört hatte und wie er sich immer wieder fragte, ob nicht die Forscher einen gut Teil Schuld an der tragischen Entwicklung trügen. Und er sagte uns: „Man wirft mir vor, daß ich mit der Entdeckung der Atomspaltung die Welt in Aufruhr versetzt und Furchtbares angerichtet hätte. Aber es wird immer wieder Menschen geben, die Mißbrauch mit den Ergebnissen der Forschung treiben." Er wies daraufhin, daß er und Straßmann die Spaltung nur an Hand weniger hundert Barium- und Krypton-Atome durchgeführt hätten, die man im Geiger-Müller-Zählrohr habe nachzählen können. Erinnere man sich, daß der Atomkern des Wasserstoffs nur einen Durchmesser von einem hundertmilliardstel Millimeter habe, so werde sofort klar, daß man daraus noch keine Atombomben machen könne. Dazu gehörten ungeheure Mengen spaltbaren Materials und die nötigen kostbaren Apparaturen, die den Deutschen während des Krieges nicht zur Verfügung gestanden hätten. Otto Hahn lenkt den Blick immer wieder auf die verheißungsvolle 30
friedliche Arbeit hin, wie sie in den Atomreaktoren geleistet wird. Seit Jahren schon arbeitet vor allem die Medizin mit den künstlich radioaktiven Elementen (Isotopen), die man dort erzeugt. In seinem Vortrag „Atomenergie für den Frieden" bringt er eine Fülle von Beispielen für die friedliche Nutzung der Kernenergie in der Industrie, der Forschung und bei der Erkenntnis und Bekämpfung von Krankheiten. Die moderne Wissenschaft, Technik und Heilkunde sind mit den fast detektivisch arbeitenden Isotopen um ein gutes Stück weitergekommen. Und ein Ende ist noch nicht abzusehen. Jeder Tag bringt neue Überraschungen.
Ein neuer Beginn Wir kehren noch einmal in die Zeit nach dem Ende des letzten Krieges zurück. Am 17. November 1945 ging durch die Tageszeitungen folgende Notiz: „Ein neues Ereignis in der Geschichte der Nobelpreise. Zum erstenmal seit dem Bestehen des Nobelpreises ging die Auszeichnung an einen Wissenschaftler, dessen gegenwärtiger Aufenthaltsort unbekannt ist. Es handelt sich um Professor Otto Hahn, der in der Vor-Hitlerzeit Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts in Berlin war." Das Berliner Institut für Chemie, an dem Otto Hahn gewirkt hatte, war während des Krieges durch Bomben völlig zerstört worden, und man hatte die Arbeit in bescheidenstem Umfange in einem kleinen württembergischen Ort wieder aufgenommen. Dort wurden nach dem Einmarsch der Amerikaner Otto Hahn und die anderen Physiker Max von Laue, Werner Heisenberg und Carl Friedrich von Weizsäcker gefangen genommen und nach England gebracht. Es ging ihnen dort gut. In Deutschland aber wußte man nicht, wo sie sich befanden. Eines Tages las Werner Heisenberg in einer englischen Zeitung, in Stockholm habe man Otto Hahn den Nobelpreis verliehen. Darüber herrschte große Freude im Lager. Bald danach ist es den vier deutschen Physikern mit Hilfe englischer und amerikanischer Freunde gelungen, ihre Rückkehr nach Deutschland durchzusetzen. Am 13. Januar 1946 berichteten die Zeitungen, daß die vier Internierten aus dem Lager entlassen und daß sie zurückgekehrt seien. Otto Hahn ging nach Göttingen, wo Max Planck damals wohnte 31
und die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft wieder neu zu gründen beabsichtigte. Die vier Physiker stellten schon bald ihre Arbeitskraft zur Verfügung, aber es gab doch noch große Schwierigkeiten. Die Engländer waren am schnellsten bereit, ihre Genehmigung zu erteilen, Göttingen lag im englischen Besatzungsbereich. Nur zögernd folgten die Amerikaner und die Franzosen. Am 26. Februar 1948 war es so weit. Die Gesellschaft erstand unter dem Namen „MaxPlanck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften" neu. Man war inzwischen übereingekommen, daß der alte Name nicht mehr in die Zeit nach den beiden furchtbaren Weltkriegen passe. Otto Hahn wurde der erste Präsident der neuen Gesellschaft und leitete sie in vorbildlich-vornehmer und rühriger Weise bis zum Jahre 1960. Sein verbindliches Wesen trug dazu bei, immer wieder die nicht geringen Mittel zur Ausgestaltung der alten und zur Errichtung der neuen Institute in Form von Zuschüssen zu gewinnen. Denn die Gesellschaft ist stolz darauf, weder von staatlichen noch von irgendwelchen anderen Instanzen abhängig zu sein und ihre ganze Arbeit nur nach den inneren Gesetzen und den Notwendigkeiten in der wissenschaftlichen Forschung einzurichten. Otto Hahn hat auf mancherlei Tagungen, auch vor den deutschen Industriellen, immer wieder ein Bekenntnis zur uneingeschränkten freien Forschung und offenen Weitergabe ihrer Ergebnisse abgelegt, so wie er es 1938 mit den Ergebnissen der Atomspaltungsversuclie getan hatte. Und er hat mit der gleichen Wärme und Energie immer wieder betont, daß die von ihm gefundene Atomspaltung nur im Dienste des Friedens stehen dürfe.
Umschlaggestaltung: Karlheinz Dobsky. Bilder: Deutsches Museum München und Ullstein-Bilderdienst Berlin Lux-Lesebogen 360 (Physik) Heftpreis 30 PfgNatur- und kulturkundliche Hefte.— Bestellungen (vierteljährl. 6 Hefte DM 1,80) durch jede Buchhandlung und jede Postanstalt. — Alle früher erschienenen Lux-Lesebogen sind in jeder guten Buchhandlung vorrätig. — Druck: Hieronyrnus Mühlberger, Augsburg. — Verlag: Sebastian Lux. Murnau vor München. — Herausgeber: Antonius Lux.