RATGEBER REIHE 112 ,;
Fritz Jürgen Obst
Schildkröten
Fritz ]ürgen Obst . Schildkröten
AT-Ratgeber-Reihe Herausgege...
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RATGEBER REIHE 112 ,;
Fritz Jürgen Obst
Schildkröten
Fritz ]ürgen Obst . Schildkröten
AT-Ratgeber-Reihe Herausgegeben von Hans-Albert Pederzani im Auftrag der Zentralen Kommission Vivaristik im Kulturbund der Deutschen Demokratischen Republik
Fritj Jürgen Obst
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Schildkröten Mit 16 Fotos von Klaus Rudloff
Urania-Verlag Leipzig' Je';la . Berlin
Titelfoto Madagassische Spinnenschildkröte Pyxis arachnoides. Alle Fotos stammen von Klaus Rudloff, Erfurt (aufgenommen im Tierpark Berlin, Foto Nr. 16 bei Joachim Langula, Erfurt)
1. Auflage 1980, 1. bis 10. Tausend Alle Rechte vorbehalten © Urania-Verlag Leipzig· Jena· Berlin, Verlag für populärwissenschaftliche Literatur, Leipzig VLN 212-415/14/80 . LSV 1369 Printed in the German Democratic Republic Satz und Druck: Gutenberg Buchdruckerei und Verlagsanstalt Saatfeld Betrieb der VOB Aufwärts Buchbinderische Verarbeitung: GG Interdruck Best.-Nr.: 653628 1 DDR 3.-M
Inhalt
Schildkröten - was sind das für Tiere? 6 Unterbringung 9 Freilandterrarien 9 Wasserbecken 10 Freihaltung von Schildkröten im Garten und Haus 13 Zimmerterrarien 14 Aquarienhaltung von Wasserschildkröten 16 Aquarien mit Landteilen 11 Aquaterrarien 18 Sonderfälle 20 Ernährung 21 Wachstum und Gestaltwandel 29 Sekundäre Geschlechtsmerkmale 31 Jahres- und Tagesablauf 32 Überwinterung 35 Zucht 31 Krankheiten 44 Transport 48 Was geschieht mit verendeten Schildkröten? 49 Die wichtigsten Schildkröten-Gattungen 52 Schildkröten im Washingtoner Artenschutzabkommen 64
Schildkröten - was sind das für Tiere?
Schildkröten sind, gemessen an ihrer bescheidenen AnzahL ein kleiner Zweig in der gr06en Gruppe der Reptilien. Nur wenig über 200 Arten Schildkröten leben derzeit noch auf unserer Erde. Wahrscheinlich waren die Schildkröten auch in ihrer langen Geschichte niemals sehr artenreich. Aber dafür sind sie schon lange da, und sie haben sich doch in bemerkenswerter Vielfalt bis heute behauptet. Innerhalb ihrer Verwandtschaftsgruppe, also im Ve~gleich mit den anderen noch lebenden Reptilien (Krokodile, Brückenechsen und Schuppenkriechtiere mit den beiden enorm artenreichen Untergruppen Echsen und Schlangen), nehmen die Schildkröten eine Sonderstellung ein. Sie unterscheiden sich in wesentlichen Punkten des Körperbaues auffällig von ihnen. Ihr stammesgeschichtlicher Ursprung liegt tief verborgen in der Erdgeschichte, direkt an der Wurzel des im Erdmittelalter so imposanten Reptiliengeschlechts. Sie existierten bereits lange in spezialisierten Lebensformen zu Wasser und zu Lande, als ihre heute vorherrschenden Verwandten, die Echsen und Schlangen, noch ganz am Anfang ihrer Entwicklung standen. Die Schildkröten waren schon Zeitgenossen der seltsamsten Saurier, die einst unseren Planeten besiedelten. Anhand der Fossilienfunde wissen wir, da6 sich die Schildkröten während dieser enorm langen Zeit im Gegensatz zu anderen Reptiliengruppen nur minimal verändert haben. Die heute noch existierenden Arten kann man also mit Recht samt und sonders als lebende Fossilien bezeichnen: eine Tiergruppe, die erfolgreich und konservativ zugleich ist. Die Ursache des Überlebens ist eindeutig in der hohen Qualität des Bauplans dieser Tiere zu suchen. Schildkröten sind sprichwörtlich zäh- und langlebig, haben aber keine hohe Vermehrungsrate, die ihnen beim Überdauern bis heute hätte noch dienlicher sein können. Damit wären schon einige wichtige Tatbestände als Ursache für die dringliche Beschwörung aller Schildkrötenliebhaber gegeben: Die Schildkröten repräsentieren eine entwicklungsgeschichtlich sehr alte, hochinteressante Reptiliengruppe in geringer Artenzahl und mit minimaler Vermehrungsquote. Als .lebende Fossilien,. sind sie nicht in der Lage, sich kurzfristig den gewaltigen Umweltveränderungen anzupassen, die der Mensch heute auf 6
unserem Planeten vornehmen mu.!}, um selber leben zu können. Schildkröten gehören zu den von der Ausrottung bedrohten Tierarten! Es mu.!} ganz deutlich gesagt werden, da.!} wahrscheinlich eine beachtliche Anzahl von Schildkrötenarten das nächste Jahrtausend unserer Zeitrechnung nicht erleben wird, wenn wir nichts Wirksames zu ihrer Erhaltung tun! Das wäre durch folgende Forderungen zu realisieren: •
Erhaltung der natürlichen Lebensräume (Ein ausreichend gro.!}er Teil des Verbreitungsgebietes der Arten mu.!} in funktionsfähigen Schutzgebieten liegen, die ein Überleben unter unveränderten Lebensbedingungen ermöglichen)
•
Schlu.!} mit dem Raubbau an Schildkröten. Schildkröten dürfen nicht länger gefangen werden, um sie zu -verwerten- und zu "vermarkten •. Vor allem mu.!} Schlu.!} gemacht werden mit solcherart Tierhandel, der Schildkröten in völlig unverantwortlichen Mengen als Massenware verhökert! Das Schicksal der Massenimporte (..Warenhaustiere .. ) ist bekannt: 99 % verenden binnen kürzester Zeit (das fördert die künftigen Umsatzquoten), der bescheidene Rest demonstriert den glücklichen Besitzern die sagenhafte Langlebigkeit seines Stammes. Die Vermehrungsquote solcher Gefangenschaftstiere ist gleich Null. Damit ist eigentlich auch die hohe Verantwortung umrissen, die ich mit übernommen habe, als ich mich entschlo.!}, einen .. Ratgeber- über Schildkrötenpflege zu verfassen. Es sei sehr nachdrücklich gesagt: Schildkröten sind aufgrund ihrer Kostbarkeit völlig ungeeignet als Spieltiere oder Erziehungsobjekte für Kinder. Dafür sind Meerschweinchen oder Hamster, Wellensittiche oder Guppys da, Tiere also, die einerseits viel preiswerter sind (oder sein können) und die jederzeit ersetzbar sind, ohne daf} die Natur gezehntet wird! Heimtiere sollten sich nur aus Arten oder Gruppen rekrutieren, die der Mensch selbst in der erforderlichen Menge züchten kann! Das ist bei zahlreichen Zierfischen, Stubenvögeln und Kleinsäugern der Fall. Von den Reptilien gehören glücklicherweise auch schon einige Echsen- und Schlangenarten in diese Gruppe. Importtiere aus Frischfängen, und das sind fast ausnahmslos alle Schildkröten - lediglich Schmuckschildkröten werden in den USA farmmäf}ig gezüchtet -, sind hingegen Wildtiere in Menschenhand, die ihre Besitzer mit enormer Verantwortung belasten! Zuchten in Gefangenschaft sind erst in den letzten Jahren häufiger geglückt. Von Erhaltungszuchten sind wir noch weit entfernt! Es gibt kaum eine Handvoll guter Bei7
spiele, die beweisen, da.fJ und wie Erhaltungszuchten von Schildkröten möglich sind. Keinesfalls sollten also breite Kreise von Tierfreunden ermuntert werden, sich in der Schildkrötenpflege zu ve'rsuchen! Es werden aber Liebhaber-Züchter gebraucht, die an der Erhaltung eines hochinteressanten Teils unserer Tierwelt mit gro.fJem Engagement mitarbeiten wollen. Die dringlichen Appelle zum strengen Schutz der Schildkröten in allen ihren , Heimatländern werden hoffentlich bald endgültig den Strom von Massenimp01;ten gewisser Arten versiegen lassen. Internationale Konventionen (Washingtoner Abkommen zum Schutz wildlebender Tiere und Pflanzen von 1973) existieren bereits. In der Zukunft mu.fJ der Besitz von Tierarten, die von der Ausrottung bedroht sind, nicht mehr durch die finanzielle, sondern durch die fachlich-moralische Qualifizierung der Bewerber geregelt werden. Das bedeutet Abschied nehmen vom Tierhandel im kommerziellen Sinne, Übergang zur institutionalisierten Verteilung von Wildtieren in den Besitz ihrer Pfleger und Züchter, wobei natürlich kostendeckend verfahren werden mu.fJ und angemessener Gewinn für die Finanzierung von Schutzprogrammen erwirtschaftet werden sollte I Da.fJ derartige Vorstellungen realisierbar sind, beweist die Modellpraxis mit einigen au.fJerordentlieh kostbaren Tierarten, deren Verteilung sich sogar Staatsoberhäupter und Regierungen vorbehalten haben. Beispiele aus der ReptiIienwelt: die berühmte Brückenechse Neuseelands und die Galapagos-Riesenschildkröte Ekuadors. Zielstrebige Tierhaltung kann nicht im Alleingang bewerkstelligt werden, Jachliche Qualifizierung fällt nicht vom Himmel. Der Schildkrötenpfleger, der mir als Ratgeber folgen will, mu.fJ mit Gleichgesinnten zusammenarbeiten. Die Formen des Kontaktes können so vielfältig sein wie die unseres gesellschaftlichen Lebens. Sollten aber die Schildkröten jene Zeiten noch erleben, wo sie nach den oben geäu.fJerten Vorstellungen verteilt werden, so müssen sich die Interessenten an der Sache unter einem Hut zusammengefunden haben!
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Unterbringung Bis auf wenige Ausnahmen sind Schildkröten sehr bewegungsfreudig, wenngleich viele Arten gemächliches Tempo bevorzugen. Sie benötigen folglich zur Gesunderhaltung geräumige Unterbringung, die diesem Bedürfnis Rechnung trägt. Da die Mehrzahl der Schildkröten mittel- bis groljwüchsig ist, entstehen daraus beträchtliche Raumanforderungen. Nur verhältnismäljig wenige kleinwüchsige Arten eignen sich zur Pflege in Behältern, die ohne groljes Platzopfer auch in Neubauwohnungen Platz finden.
Freilandterrarien Ideale Haltungsmöglichkeiten für Schildkröten aus gemäljigten und teilweise auch aus tropischen Klimaten bieten Freilandterrarien. Sie ermöglichen unter anderem ausreichende Bewegung und direkte Sonnenbestrahlung. Der Pfleger hat zudem noch geringere Wartungsarbeiten als in kleinen Zimmerbehältern. In richtig, d. h. nicht überbesetzten Freilandterrarien läljt sich ein biologisches Gleichgewicht annähernd aufrechterhalten. Das bedeutet: keine intensive Geruchsbelästigung durch übersehene Exkremente, kein verdorbenes Wasser, keine Verwüstung der Einrichtung durch grabende, wandernde und alles niederwalzende Landschildkröten. Freilandanlagen sollten in nächster Nähe der Wohnung angelegt werden, wenn die Wartung nicht am Zeitmangel scheitern soll. Günstiger Standort ist der Hausgarten. Befindet sich die Anlage direkt am Haus, so erspart das einen Teil der Einfriedung, gestattet Beobachtungen von der Wohnung aus und bringt dem Terrarium Klimavorteile (Wärmereflexion). Die Standorte sollen sonnig sein. Ideal sind also Südlagen. Vollschatten ist ungeeignet. Die nötigen Schattenplätze für die Schildkröten schafft man besser selbst durch entsprechende Einrichtung und Bepflanzung. Der Bodengrund eines Schildkrötenterrariums soll locker und warm sein, also eher sandig als lehmig. Die Umfriedungen sind Geschmackssache. Vom Mauerwerk (Naturstein bis Beton) über Holz, Maschendraht, Glas bis zu Kunststoffplatten ist vieles verwendbar. Die Höhe der Umfriedung darf aber kein Erklettern 9
gestatten! Da Schildkröten nur schlechte Kletterer sind, genügt bei glatten Wänden die doppelte bis dreifache Panzerlänge als Höhe. Umfriedungen in massiver Bauweise werden von den Schildkröten als natürliche Hindernisse akzeptiert. Sie laufen entlang dieser Mauern, um ein Ende zu suchen. Nur in winkligen Ecken sind Kletterversuche zu beobachten. Als Ausweg, besonders bei kleinflächigen Freilandterrarien, sind runde Einfassungsbegrenzungen ohne Ecken zu empfehlen. Einfriedungen aus auf Lücke gebauten Bretter- oder Pallisadenzäunen, die ein Durchschauen, keinesfalls aber das Durchkriechen gestatten (auch nicht auf Hochkant bei flachen Arten I), animieren die Schildkröten zum Entlangwandern und zum Probieren, ob nicht doch eine Lücke das Durchkriechen gestatte, kaum aber zu Kletterversuchen. Maschendraht- oder Metallstabzäune sollten so massiv sein, daij sie als Hindernisse erkannt und akzeptiert werden. Groijmaschige Gitter können Strangulationsunfälle hervorrufen. Auijerdem verleitet Maschendraht zum Klettern. Glaswände sind in Bodennähe mit einer Sichtblende (Farbanstrich) zu versehen, damit sie als Hindernis erkannt werden. Wenn grabende Arten gehalten werden, sollten alle Umfriedungen gegründet sein, besonders 'in den Ecken. Bei Haltung von kleinen Arten oder Jungtieren im Freilandterrarium ist durch Überspannen mit Maschengeflecht aus Metall oder Kunststoff Absicherung gegen Vögel (Krähenvögel, Greifvögel, aber auch Hühner!) sowie Säuger (vor allem Hauskatzen) erforderlich. Landschildkröten benötigen Schatten- und Übernachtungsplätze. Dafür eignen sich dichte Sträucher und Stauden (Kriechender Wacholder, horstbildende Ziergräser), künstliche Höhlen in der Böschung von Hügeln (niemals steil nach unten führend!) oder stallartige Bauten aus Stein oder Holz, je nach Geschmack des Erbauers. Holzbauten sind wärmer als Stein- oder Erdbauten. Um sich sicher zu fühlen, brauchen grabende Landschildkröten Druckkontakt mit der Begrenzung ihrer Höhle bzw. mit dem umgebenden Substrat. Man sollte die Unterschlupfbauten mit lockerem Bodengrund zum Eingraben sowie Stroh- und Reisiglagen zum Unterwühlen versehen. Reichliche Strohlagen im Unterschlupfstall sind besonders für tropische Landschildkröten im Freiland sehr empfehlenswert. Bei entsprechenden Voraussetzungen (hügeliges Gelände mit Bepflanzung durch Sträucher, Stauden oder mit aufliegenden groijen Steinen) graben sich viele Landschildkröten selbst ihre Unterschlupfhöhlen. Bei Steinterrassen zur Geländeprofilierung
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ist daher besonders auf lockeren Böden eine Beton-Vermauerung aller Terrassensteine erforderlich, wenn nicht das gesamte Gelände durch die grabenden Schildkröten zum Abrutschen gebracht werden soll. Pflanzen haben für Landschildkröten zwei Hauptfunktionen: Sie sind Unterschlupfgelegenheit und Nahrung. Unterschlupfbietende Bepflanzung sollte nie fehlen. Geeignet sind Hartlaubgewächse in Kübeln, winterharte Zwergsträucher und -koniferen, harte, horstbildende Gräser, hartlaubige Stauden (Yukka u. a.). Anpflanzen von Futterpflanzen ist nur dann von dauerhaftem Erfolg, wenn für eine mittelgrofje Landschildkröte (etwa 15 cm Panzerlänge) 20-25 m 2 Fläche mittelschweren Bodens mit kräftigem Bewuchs (Grasnarbe mit Löwenzahn, Wegerich u. a.) zur Verfügung stehen. Das bedeutet auch, dafj alle bedingt frefjbaren Pflanzen im Freiland nur bei guter Fütterung der Landschild- ' kröten gedeihen. Eine weitere Möglichkeit natürlicher Weide bieten Futterflächen, die nur zeitweilig zur Beweidung freigegeben werden.
Wasserbecken Zur Freilandhaltung zahlreicher Wasserschildkröten eignen sich Freilandterrarien mit grofjen Wasserbecken oder umfriedete Freilandteiche vorzüglich. Die Beckengröfje mufj in richtigem Verhältnis zur Tieranzahl und -gröfje stehen, wenn die Haltung wartungsarm betrieben werden soll. Bei Besatz von 1-2 kleinen bzw. mittleren Wasserschildkröten auf 1 m 3 Wasservolumen und gutem Bewuchs mit Wasser- und Sumpfpflanzen sind sonnig gelegene Wasserbecken ganzsömmerig ohne Wasserwechsel zu unterhalten. Je häufiger in .kleineren Becken Wasserwechsel vorgenommen werden mufj, um so schlechter sind die Chancen für einen auch ästhetisch befriedigenden Wasserpflanzenwuchs. Wenn das Becken häufiger betreten werden mufj, soll es 'solide gebaut sein. Folglich empfehlen sich Folienteiche nur für gröfjere Anlagen mit mäfjigem Besatz und Betrieb ohne Wasserwechsel, während in kleineren Anlagen Betonbecken erforderlich sind. Wasserbeckenbau ist Spezialistensache ! Man sollte zumindest die Fachliteratur (auch Bau- und Gartenbücher) und Fachleute befragen, damit Mühe und Material nicht vergeudet werden. Falls keine Entleerung des Beckens im Wi~ter vorgesehen ist (Abflufj einbauen!), mufj man frostsicher ohne senkrechte Wände bauen! Bei kleineren Becken sind Pflanzenmulden in allen Tiefenzonen, besonders aber im Flachwasserbereich, einzuarbeiten,
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sonst beschädigen die Schildkröten die Wurzelballen der Pflanzen. Die Neigungswinkel der Wände des Wasserbeckens hält man so spitz, da.fJ die Schildkröten das Ufer durch Laufen am Bodengrund erreichen können. Bei Kälteeinbrüchen werden selbst Europäische Sumpfschildkröten so klamm, da.fJ sie an Steilufern ertrinken können! Für die meisten Wasserschildkröten sind Sonnenplätze erforderlich. Gut eignen sich dafür aus dem Wasser ragende Baumstämme. Ebenso gern werden Sand, Kies, Stein- und Betonflächen am Wasserrand als Sonnenplätze in Anspruch genommen. Wichtig ist die unmittelbare Wassernähe, die sturzartige Flucht ins Wasser und sofortiges Abtauchen ermöglicht. Notwendig ist die absolute Trockenheit der Sonnenplätze. Verletzte oder hautkranke Wasserschildkröten suchen trockene Plätze zum Abheilen ihrer Defekte auf und gehen tagelang nicht ins Wasser. Auch zur Eiablage sind trockene, sonnig gelegene Plätze erforderlich. Der Boden mu.fJ dort grabfähig sein. Haben die Tiere genügend Auswahl, so gehen auch Sumpfschildkröten zur Eiablage oft viele Meter vom Wasser weg und bevorzugen Böschungen (Südhänge) als Legeplatz. Allerdings sind die Gelege um so schwerer aufzufinden, je mehr Möglichkeiten den Tieren zur Verfügung stehen. Viele Wasserschildkröten benötigen Unterwasserverstecke. Dazu eignen sich Baumstämme und Wurzeln (Vorsicht vor Reusenwirkung !) sowie die Bepflanzung mit Wasser- und Sumpfpflanzen. Für die Alligatorschildkröten (Gattungen Ma.croc1emys und Chelydra) sind dunkle Unterwasserhöhlen im Uferbereich notwendig, in denen die Tiere zum Atmen ohne Platzwechsel noch den Wasserspiegel erreichen. Der Bodengrund sollte locker sein: sandig oder noch besser schlammig, was allerdings die Sicht stark beeinträchtigt. Für die Haltung von Weichschildkröten ist unbedingt Bodengrund erforderlich, bei anderen Wasserschildkröten aber (besonders in kleinen, häufig zu reinigenden Betonbecken) entbehrlich. Unterwasserpflanzen-Dickicht, das am Boden liegt oder schwebt (Wasserpest, Laichkräuter, Fadenalgen u. a.) liefert den Schildkröten die erforderliche Deckung. Wichtig sind pflanzenreiche Uferzonen, in denen regelrechte Unterwasser-Wechsel der Schildkröten entstehen. Zu warnen ist vor dem Zuwachsen der gesamten Wasseroberfläche mit Schwimmpflanzen-Blättern ' (Seerosen, Laichkräuter, Wasserlinsen). Dadurch kann besonders in kleinen, aber tiefen Betonbecken der Gasaustausch beeinträchtigt werden. Abbauprodukte, die durch die Fäulnisprozesse im Schlamm entstehen, treten dann zu kon-
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zentriert im Wasser auf und können die Schildkröten vergiften. Für tropische, aber auch aus gemäfJigten Breiten stammende Schildkröten sind Zusatzheizungen des Freilandterrariums bzw. -teiches in sommerlichen Schlechtwetterperioden oder zur Ausweitung der Nutzungszeit des Freilands im Frühjahr und Herbst sehr erfolgreich. In Landschildkrötenterrarien kann das Wohlbefinden der Insassen durch elektrische Bodenheizungen (Gewächshauskabel) in den Unterschlupfbauten oder auf kleinen, regengeschützten Freiflächen in der Nähe der Unterschlupfe wesentlich erhöht werden. Die Überdachung der Bodenheizungszone kann mit Glas (Drahtglas) oder lichtdurchlässigen Kunststoffmaterialien erfolgen. Sie sollte so niedrig wie möglich erfolgen, um einen Wärmestau zu erreichen. Im Frühling und Herbst entsteht dort ein Frühbeet-Effekt, der von den Tieren bald erkannt und bei Belieben genutzt wird. Elektrische Strahlungswärme (Infrarotlampen) kann an trüben Tagen zusätzlich eingesetzt werden. Auch Wasserbecken kann man mit elektrischen Zusatzheizungen ausstatten. Man sollte aber darauf achten, da,f} die Wassertemperatur die der umgebenden Luft nicht wesentlich übersteigt. Eine automatische Steuerung der Zusatzheizungen über Kontaktthermometer, Relais und Schaltuhren oder gar perfekte Schaltelektronik erleichtern die Betreuung des Freilandterrariums aufJerordentlich und sichern den Tierbestand vor Erkältungskrankheiten bei plötzlich einsetzenden Wetterstürzen. Besonders bei zeitweiliger Abwesenheit lernt der Besitzer seine zuverlässig arbeitenden technischen Anlagen schätzen. Für alle elektrischen Anlagen im Freilandterrarium sind grundsätzlich nur für AufJenbetrieb zugelassene Fabrikate einzusetzen. Vor Eigenbau-Experimenten ist dringend zu warnen. Sie können zu tragischen Unfällen führen I
Freihaltung von Schildkröten im Garten und Haus In völlig mit Mauern und dichten Zäunen umgebenen Grundstücken sind mitunter Haltungserfolge mit frei gehaltenen Landschildkröten über Jahrzehnte erreicht worden. Das Staatliche Museum für Tierkunde Dresden besitzt eine Maurische Landschildkröte (Testudo graeca ibera), die von 1916 bis 1975, also 59 Jahre, frei in einem Gehöft auf der südexponierten Hanglage des Elbtals bei Dresden lebte. Die Überwinterung erfolgte während des ganzen Zeitraums ebenfalls selbständig, indem die Schildkröte einen Schlupfwinkel in der Scheune des Gehöftes
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aufsuchte. Aus mittelalterlichen Klostergärten sind ähnliche Beispiele bekannt. Sie sollten aber nicht nachvollzogen werden. Aus den Hinweisen zu Anlage und Betrieb von Freilandterrarien bzw. Freilandteichen ergeben sich bereits genügend Anhaltspunkte, um von der Freihaltung von Land- und Wasserschildkröten im Garten abzusehen. Wichtigste Gründe sind die Gefahr des Entlaufens, stark erschwerte Kontrolle im Gelände, daher Erschwerung von weiteren PflegemaIjnahmen. In diesem Zusammenhang ist auch noch ein Wort zur leider immer wieder praktizierten Freihaltung von Schildkröten in der Wohnung zu sagen, einer verwerflichen Unsitte, die den Anforderungen sachgemäIjer Pflege nicht entspricht. GröIjere Teile der Wohnungen sind fuIjkalt und gerade am Boden zugig. Zimmerluft ist auIjerdem sehr trocken, und die Lichtausbeute von Sonne und Lampen am FuIjboden die geringste. Er herrschen dort also die ungünstigsten klimatischen Bedingungen. Da Schildkröten keine Exkrementierplätze aufsuchen, ist die Schmutzbelästigung auIjerdem nicht zu unterschätzen.
Zimmerterrarien Landschildkrötenhaltung in der Wohnung ist problematisch. Infolge ihres beträchtlichen Stoffwechsels sind die Nahrungs- und schlieIjlich auch die Exkrementemengen beachtlich, was leicht zu Geruchsbelästigung führt, besonders wenn Arten gehalten werden, die tierische Nahrung , aufnehmen. Für derartige Fälle sind vom Wohnraum separierte Nebengelasse als Aufstellungsort für die Behälter zu empfehlen. Handelt es sich dabei um kleine Räume, so kann man bei ihrer Installation gänzlich auf eigentliche Terrarien verzichten und den Raum selbst als Terrarium nutzen. Wichtig sind Isolation des FuIjbodens gegen Feuchtigkeit und Kälte, Verringerung der Raumhöhe durch Einschubdecke zur besseren Gewährleistung der Temperaturen, möglichst optimale natürliche und künstliche Beleuchtungseinrichtungen sowie Lüftung~möglichkeiten. Hat man ErdgeschoIjräume zur Verfügung, so sollte der Bodengrund sehr reichlich bemessen werden (40 bis 50 cm), um nahezu natürliche Bodenfeuchte-Verhältnisse schaffen zu können. Lassen sich solche Schildkrötenräume durch entsprechende Fenster auch von den Wohnräumen aus einsehbar gestalten, so ergeben sich bei geschmackvoller Einrichtung des Terrariums attraktive Blickpunkte. Nahezu ideal sind Wintergärten oder Gewächshaus-Anbauten, die vom Wohnzimmer aus durch Thermoscheiben beobachtet werden können.
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Als Zimmerterrarien im eigentlichen Sinne kann man alle möglichen Terrarientypen einsetzen. Wichtig ist nur die Erfüllung der bereits mehrfach genannten Grundbedingungen für die Landschildkrötenpflege : ausreichende Bewegungsmöglichkeit, gute Versteck- und Grabemöglichkeiten, kräftig erwärmte Sonnenplätze und viel Licht im ganzen Terrarium. Heizungen, sowohl Boden- als auch Strahlungsheizungen, sollten niemals die ganze Fläche erfassen. Die Tiere müssen auch in kleinen Behältern die Möglichkeit haben, in kühlere Temperaturzonen ausweichen zu können. Je kleiner das Terrarium, desto schwieriger ist es zu gestalten. Die Bepflanzung leidet in kleinen Terrarien durch den Bewegungsdrang der Tiere und zu starke Erwärmung im Heizungsbereich. Aufjerdem ist die Gefahr des Verbisses der Pflanzen durch die Schildkröten weit gröfjer als in geräumigeren Behältern. Eine Möglichkeit, kleinflächige Terrarien dennoch zu bepflanzen: Man gestaltet die Terrarienrückwände als Mauer oder Felshang {Naturstein oder dessen leichtere Kunststoffimitation} und fügt Pflanzenmulden ein oder bepflanzt das Plateau der Rückwand mit Hängepflanzen. Bei in der Vertikale genutztem Raum wird das Terrarium nicht nur bedeutend attraktiver, sondern durch die Bodenfeuchte des Pflanzensubstrats und die Stoffwechseltätigkeit der Pflanzen wird vor allem Wesentliches zur Verbesserung des Mikroklimas getan. Als Aufstellungsort für Terrarien kommt aufjerhalb der eigentlichen Wohnräume natürlich besonders der Balkon in Betracht. Dabei ist allerdings zu beachten, dafj ausreichende Be- und Entlüftung des TerraI:iums gewährleistet sein mufj. Auch zuverlässige Schattenplätze und ausreichend tiefer Bodengrund dürfen nicht fehlen. Die gröfjte Schildkröte mufj sich noch eingraben können. Ihre Panzerhöhe ist also das Minimalmafj. Ohne derartige Voraussetzungen kann ein in der prallen Sommersonne stehendes, weitgehend verglastes Terrarium zur unentrinnbaren Tötungskammer für die Insassen werden (Hitzschlag!). Von der Aufstellung eines Terrariums auf dem Balkon bis zur Abgrenzung ganzer Balkonbereiche als Freilandterrarium ist es nur ein kleiner Schritt. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dafj solche Mini-Freilandterrarien in der Sonne weit stärker aufgeheizt werden als wirkliches Freiland. Ebenso ist die nächtliche Abkühlung intensiver. Die Bedeutung gut isolierter Schattenund Übernachtungsschlupfräume zum Ausgleich dieser Einflüsse liegt also auf der Hand. Quarantäne-Terrarien, fälschlich- oft als sterile Terrarien bezeichnet, sind (meist kleine) Behälter, die auf dekorative Einrich15
tungen und Bepflanzungen völlig verzichten. Sie dienen vor allem der interimistischen Unterbringung neuerworbener Tiere zwecks Überprüfung ihres Gesundheitszustandes oder der Isolierung erkrankter bzw. schlecht ernährter Tiere. Sie sollten deshalb als Zubehör in keiner Schildkrötenanlage fehlen. Das Quarantäne-Terrarium soll leicht tu reinigen und zu desinfizieren sein. Glas, Metall und Kunststoff sind deshalb als Baumaterialien dem Holz u. a. saugfähigen Materialien vorzuziehen. Der Bodengrund in einem Quarantäne-Terrarium sollte gut saugfähig und schnell erneuerungsfähig sein. In Frage kommen sauberer Sand, Sägemehl, Hobelspäne, Zellstofflagen oder Fetzen, Flie.f;papier, Schaumstoff-Flocken und Kunststoffplatten. Holzprodukte (auch Holzwolle) sind mit Vorsicht anzuwenden, da die Landschildkröten diese Substrate mitunter fressen und sich Holzspäne sehr leicht im Schlund einschiefern können.
Aquarienhaltung von Wasserschildkröten Wir unterscheiden hinsichtlich ihres Lebensraumes zwischen amphibisch lebenden und stark aquatilen Wasserschildkröten. Zur ersten Gruppe zählen • Sumpfschildkröten, d. h. Wasserschildkröten, die stehende oder langsam flie.f;ende, mitunter sehr kleine Gewässer bevorzugen, ' • Erdschildkröten, das sind tropische bis subtropische Arten, die Waldgebiete mit Gewässern bevorzugen und freiwillig oft länger an Land leben, • Flu.f;schildkröten, also Bewohner tropischer Ströme und Seen mit hervorragendem Schwimm- und Tauchvermögen. Gemeinsam ist allen amphibisch lebenden Schildkröten, da.f; sie täglich für mehrere Stunden Landaufenthalt brauchen. um sich zu sonnen. Die Nahrungsaufnahme erfolgt überwiegend im Wasser. einige Arten suchen teils auch an Land Nahrung und fressen dann auch gleich dort. Die zweite Gruppe. die stark aquatilen Schildkröten. wird von den meisten der Halswender-Schildkröten gestellt. einer rein tropischen Schildkrötengruppe. die in Kleingewässern ebenso wie in Strömen siedelt. sowie von den Alligator-Schildkröten Nordamerikas (Gattungen Chelydra und Macroc1emys). den Schlammschildkröten (Familie Kinosternidae aus Nord- und Mittelamerika) und den Weichschildkröten (Familie Trionychidae) . Schlie.f;lich sind natürlich auch die Meeresschildkröten (Familien 16
Cheloniidae und Dermochelydidae} stark aquatile Schildkröten. Allen in dieser Gruppe genannten Schildkröten ist gemeinsam, da.fj sie entweder tagelang oder über grö.fjere Zeiträume - manche Arten sogar zeitlebens - das Wasser nicht verlassen. Lediglich zur Eiablage müssen die Weibchen aller aquatilen Schildkröten genauso an Land gehen wie alle anderen Verwandten. Einige Arten dieser Gruppe lieben gelegentliche Sonnenbäder, andere kommen völlig ohne sie aus und führen zudem eine nächtliche Lebensweise. Manche Vertreter der Halswender-Schildkröten (Gattungen Pelusios und Pelomedusa aus Afrika) halten Sommerruhezeiten im Trocknen (Schlamm böden der ausgetrockneten Wohngewässer), ohne jedoch auf solche Pausen angewiesen zu sein. Manche Weichschildkröten hingegen brauchen derartige Ruheperioden, die sie vergraben an Land zubringen (Indische Klappen-Weichschildkröte, Lissemys punctata). Die Unterbringung von Angehörigen der stark aquatilen Schildkröten ist in normalen Aquarien entsprechender Dimensionen möglich, wenn sie zur Eiablage oder Trockenruhe umgesetzt werden. Natürlicher ist jedoch die Haltung in Terraaquarien.
Aquarien mit Landteilen Da rationelle Raumnutzung nahezu überall unumgängliche Forderung ist, haben Aquarien mit eingehängten Landteilen weite Verbreitung gefunden. Sie werden auch Terraaquarien genannt. Der bescheidene Anfang dazu ist ein aus dem Wasser ragender Baumstamm. Infolge der ·Hygroskopie des Holzes sind derartige Landteile oft als vollwertiger Sonnenplatz nicht trocken genug. , Günstiger sind deshalb hängende Stämme oder Rindenstücke, die solide und starr befestigt sein sollten. Stein- oder Holzaufbauten unter Wasser ermöglichen den Schildkröten, die Sonnenplätze zu erklimmen. Die Kletterhilfen können auch in Form von Treppen, schiefen Ebenen, Gitter- bzw. Netzgeflechten aus Kunststoff oder textilen Materialien an den hängenden Teilen befestigt werden. In ihrer Neigung und ihrer Festigkeit müssen sie der Grö6e und Gewandtheit der Schildkröten angepa6t werden. Anstelle der Baumstämme sind auch brettartig eingehängte Landteile geeignet, die Mulden für Bodengrund und Pflanzentöpfe enthalten. Die einfachste Ausführung stellen Bretter oder Kunststoffplatten mit ausgesägten Öffnungen dar, in die Fotoschalen eingepa.fjt werden, die verschraubt oder verklebt werden können. Blumentöpfe für Hydrokultur im Aquari'-!nwasser 2 Obst. Schildkröten
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(Cyperngräser u. a.), einfach in kreisrunde Löcher gesteckt. halten selbst. Komfortablere Varianten sind Metallrahmenkonstruktionen für hängende Landteile, die ein interessantes Bodenprofil mit grö.fjeren Mulden für Eiablage-Substrat und Bepflanzung enthalten. Als Material für das Bodenprofil eignet sich sehr gut Maschendrahtgeflecht, das sehr stabil und doch leicht verformbar ist. Das Geflecht wird beiderseitig mit Kunststoff beschichtet, so da.fj geschlossene Flächen nur mit Abflu.fjlöchern entstehen. Geeignet sind unter anderem Knet-PVC, Polyesterharze und alle anderen Kunststoffe, die im ausgehärteten Zustand keine wasserlöslichen Schadstoffe abgeben (lebensmittel sichere Qualitäten). Viele Kunststoffe lassen sich vor dem Aushärten gut einfärben oder mit Naturmaterialien (Kies, Steinplättchen) inkrustieren. Dadurch kann gefälliges, n.aturnahes Aussehen erreicht werden. Zur Verarbeitungstechnologie und Eignungsprüfung sollte man die Fachliteratur und Experten konsultieren. Auch bei diesen Landteilen sind bequeme Kletterhilfen anzubringen. Eingehängte Landteile ermöglichen zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten: terrassenförmige oder in zwei Etagen gegliederte Landteile. Bei Haltung kleiner Arten können sie regelrecht zu .. Hängenden Gärten" gedeihen. Bei Aquarien, die in Glasklebetechnik ausgeführt sind, ist es ein leichtes, einen aus Glas geklebten Landteil auch noch nachträglich einzufügen. Man klebt hierfür an die Rück- und Seitenscheiben in der gewünschten Höhe Glasstreifen, auf die der Landteil gestellt wird, dessen Au.fjenma.fj für die Länge um ein weniges geringer sein mu.fj als das lichte Längenma.fj des Aquariums. Die Vorderkante des Landteils wird dann kaschiert und mit Ausstiegsschrägen aus beliebigem Material versehen.
Aquaterrarien In ihnen ist ein Aquarienteil mit einem fest installierten Landteil kombiniert. Bescheidenster Anfang sind bepflanzte Rückwände im nur teilweise gefüllten Aquarium, ähnlich wie wir das schon bei Landschildkröten-Terrarien kennengelernt haben. Um allzugro.fje Gewichtsbelastung zu vermeiden, bauen wir vorteilhafter mit Kunststoffimitationen als mit zentnerschweren Natursteinen. Echte Aquaterrarien haben solide getrennte Land- und Wasserabteile. Vorteilhaft für die Gestaltung ist eine ausreichende Höhe, um Epiphytenstämme und grö.fjerwüchsige Pflanzen unterbringen zu können. Das Dach hoher Aquaterrarien mu.fj 18
einen mit Leuchtstoffröhren gut bestückten Beleuchtungskasten tragen. Als Wärmequelle "für den Sonnenplatz der Schildkröten nutzen wir einen feuchtigkeitssicher installierten, tiefer hängenden Strahlungsheizer (Glühlampe). Aufjer der intensiven Beleuchtung ist auch eine gute Durchlüftung für das Gedeihen von Tieren und Pflanzen unerläfjlich. Aufjer den Belüftungsgittern können noch Kleinventilatoren für Luftumwälzung und -erneuerung sorgen. Automatische Kontrolle und Schaltung von Heizung, Beleuchtung und Belüftung bringen höchsten Bedienungskomfort. Die Wasserteile der Aquaterrarien bedürfen ähnlicher Einrichtungen wie die Freilandteiche für Schildkröten. Vor allem sind Unterwasserverstecke als Deckung vonnöten. Geeignete Höhlen lassen sich durch Wurzeln, Steinaufbauten, Kokosschalen, Blumentöpfe oder Kunststoff-Modellierungen je nach Geschmack und Erfordernissen variieren. Genauso wichtig sind Flachwasserzonen mit und ohne Deckung als Ruheplätze für die Schildkröten. Flachwasserzonen gestatten das Erreichen des Wasserspiegels zum Atmen durch Halsstrecken. Sehr einfach kann man solche Bereiche durch Steinplatten oder Wurzeln schaffen. Bodengrund ist bei vielen Arten überflüssig. Der Beckenboden kann aus Glas oder aus Beton mit eingegossenen Natursteinen, Schjeferplatten u. a. bestehen. Rankende Unterwasserpflanzen oder notfalls auch Kunststoffpflanzen oder grüne Perlonwolle schaffen die nötige Unterwasserdeckung. Unbedingt erforderlich ist lockerer, feinkörniger Bodengrund bei der Pflege von Weichschildkröten. Diese Tiere verbringen den gröfjten Teil des Tages eingegraben im Bodengrund. Dieser hat auch wichtige Funktionen für die Ge-' sunderhaltung der Lederhaut der Weichschildkröten. Deshalb darf keinesfalls scharfkantiger Kies oder Sand verwendet werden! Die Beheizung des Aquariums erfolgt mit den in der Aquaristik gebräuchlichen Heizertypen. Nächtliches Absenken der Temperatur um einige Grad entspricht den natürlichen Verhältnissen und wirkt sich positiv auf die Vitalität der Schildkröten aus. Am Tage soll die Wassertemperatur nicht höher als die Lufttemperatur über dem Wasserspiegel sein (andernfalls ist das Ursache für Erkältungskrankheiten der Luftwege und für Augenentzündungen). Die Sonnenplätze müssen unbedingt mit Lampen erwärmt werden, wenn es keine natürliche Sonneneinstrahlung gibt. Wasserwechsel ist ein Problem für sich und kann leicht in Schwerarbeit ausarten, wenn die Wasserschildkrötenanlage ungünstig organisiert ist. Man sollte bei grofjen Becken mit fest installiertem Wasserzulauf und -ablauf arbeiten. Bereits Schlauchleitungen vermögen Transportarbeiten einzuschränken, besser 2*
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sind Wasserwechsel- und Wasserdurchlaufanlagen. Bei starkem Besatz der Becken mit grö.fleren Schildkröten und noch mehr bei der Pflege pflanzenfressender Wasserschildkröten, z. B. Dachschildkröten (Kachuga spec.), der Strahlen-Dreikielschildkröte (Geoclemys hamiltonii), der Chinesischen Streifen schildkröte (Ocadia sinensis) u. a., lä.flt sich selbst bei täglichem Wasserwechsel Geruchsbelästigung kaum ausschlie.flen und Sichtklarheit des Aquarienwassers nur kurzfristig aufrechterhalten. Von den eigenen Ausscheidungen und ihren Zerfallsprodukten, die alle im Wasser gelöst sind, gehen schädigende Rückwirkungen auf die Schildkröten aus. Gewisse Stoffwechselprodukte wirken als Wachstumshemmer, die betroffenen Schildkröten verzwergen. Filtersysteme mit starken Pumpen können das Wasser zwar sehr wirksam von allen Schwebeteilchen reinigen, entfernen aber nur in geringem Ma.fle die gelösten Stoffe. Hier hilft nur permanenter Wasserwechsel. Ideal ist dauernder Zuflu.fl von vorgewärmtem Frischwasser über einen richtig dimensionierten und geschalteten Warmwasserbereiter. Hinweise für die Konstruktion von Wasserwechsel- und Wasserdurchlaufanlagen findet man in .Aquarienanlagen im Selbstbau n von Wulf Rother, AT-Ratgeberreihe Nr. 13. Hier sei nur darauf hingewiesen, da.fl solche Anlagen mit relativ geringem Aufwand auch in Wohnräumen recht unauffällig installiert werden können. Richtig konstruiert, sind sie absolut überlaufsicher.
Sonderfälle Die südostasiatische Gro.flkopfschildkröte, Platysternon megacephalum, bewohnt in ihrer Heimat kühle Gebirgsbäche und Flüsse, deren Temperaturen nicht wesentlich über 20°C ansteigen. Lassen sich Gro.flkopfschildkröten auch allmählich an höhere Temperaturen gewöhnen, so bleibt ihre Vorliebe für kühleres Wasser doch erhalten. Au.flerdem sind Gro.flkopfschildkröten nahezu sehwimmunfähige Flachwassertiere! Der Wasserstand ist folglich so zu wählen, da.fl die Tiere den Wasserspiegel durch Halsstrecken erreichen. Ein Wasserdurchlaufsystem ist gerade in diesem Falle sehr angebracht. Manche Schildkröten benötigen entweder ständig Brackwasser, wie die Diamantschildkröte, Malaclemys terrapin, oder gelegentlich, wie die Pfauenaugen schildkröten, Morenia spec., oder die Kaspische Sumpfschildkröte, Mauremys caspica. Im Falle der Diamantschildkröten ist es unbedingt erforderlich, Brackwasser zu bieten. Oft genügt schon das Zusetzen des Kochsalzanteils 20
vom Meerwasser, das komplette Spektrum der Meeressalze scheint nicht nötig zu sein. In reinem Süfjwasser läfjt sich die Diamantschildkröte nicht lange pflegen. Meeresschildkröten kommen infolge ihrer Gröfje nur als Babys zur Haltung in Liebhaberhand in Betracht. Darüber hinaus mulj die Haltung aller Meeresschildkröten Ausnahme blei. ben, da sie stark bedroht sind. Wenngleich natürlich Zuchtversuche in Heimanlagen unmöglich sind, bieten die Tiere durch ihr interessantes Verhalten reizvolle Beobachtungsobjekte. Seewasser und möglichst perfekte Meeresaquarien-Technik (Filterung und Durchlüftung, Eiweifjabschäumung) sollten selbstverständliche Voraussetzungen für Halterungsversuche sein. In den Aquarienhäusern verschiedener Zoos haben alle Meeresschildkröten bis auf die Lederschildkröte, Dermoche1ys coriacea, ihre jahrzehntelange Haltbarkeit auch unter nicht immer optimalen Bedingungen bewiesen.
Ernährung Die Ernährung der Schildkröten stellt den Pfleger vor keine allzugrofjen Probleme, denn nur wenige Arten sind Nahrungsspezialisten . Landschildkröten aus Trockengebieten der gemäfjigten Zonen sowie der Tropen sind ausgesprochene Saison-Fresser. Das bedeutet, dafj in der kurzen Vegetationsperiode ihrer Lebensräume innerhalb weniger Monate nahezu die gesamte Jahres-nahrungsmenge aufgenommen werden mufl_ Mit dieser intensiven Nahrungsaufnahme mufl nicht nur der laufende Stoffwechsel bestritten, sondern vor allem auch die Reservebildung für den Rest der Aktivitätsperiode in der sommerlichen Dürre sowie für die anschlieflende Winter- bzw. Trockenruhezeit erfolgen. Daher ist es nötig, dafj die Landschildkröten dieser Gruppe in den Saison-Monaten (Ende April bis Mitte Juli) regelrecht .im Futter stehen- können, d. h. vom frühen Morgen bis zum Dunkelwerden fressen können. Wird diese Periode ausgenutzt, so hab~n die Tiere im Hochsommer einen deutlich gedrosselten Nahrungsbedarf, der gegen Herbst noch weiter zurückgeht. Dennoch gehen die Schildkröten dann in optimaler Kondition in die Trocken- oder Winterruhe. Folgende Arten sind u. a. dieser Gruppe zuzurechnen: 21
Alle europäischen Testudo-Arten Vierzehenschildkröte, Agrionemys horsfieldii Gopher-Schildkröten, Gopherus spec. Spornschildkröte, Geochelone sulcata Argentinische Landschildkröte, Chelonoides chilensis Flachschildkröten, Homopus spec. Spinnenschildkröte, Pyxis arachnoides Spaltenschildkröte, Malacochersus tornieri Glattrand-Gelenkschildkröte, Kinixys belliana. Die Landschildkröten tropischer Wald gebiete haben nach Heimat- und Biotopanspruch im Jahresverlauf nur kurze oder gar keine Ruheperioden, in denen nicht gefressen wird. Wir müssen sie deshalb ständig füttern. In diese Gruppe gehören unter anderen Köhlerschildkröte, Chelonoides carbonaria Waldschildkröte, Chelonoides denticulata Braune Landschildkröte, Manouria emys Hinterindische Landschildkröte, Manouria impressa Sternschildkröte, Geochelone elegans Gelbkopf-Landschildkröte, Indotestudo elongata Stutz-Gelenkschildkröte, Kinixys homeana Stachelrand-Gelenkschildkröte, Kinixys erosa. Einige der aufgeführten Arten sind stärker saisongebunden, andere weniger. Faustregeln der Pflege entbinden selbstverständlich nicht von gründlicher Eigenbeobachtung und vom Studium der speziellen Literatur! Hauptnahrungsmittel der Landschildkröten sind Pflanzen: krautige Wildpflanzen, besonders mit herb-bitterer Geschmacksnote (Löwenzahn, Wegerich, Mi1chdisteln, Vogelmiere, SiifJgräser weicher Konsistenz), Blattgemüse (alle Kohlarten, Kopfund Pflücksalat, Endivien, Rapunzeln, Spinat, Mangold, Chicoree), Wurzelgemüse (Möhren, Futter- und Zuckerrüben) sowie Obst nach der Saison. Wild pflanzen sollen gewaschen werden, wenn sie von stra.fiennahen oder kulturpflanzennahen Standorten entnommen wurden. Gemüse und Obst mu.fi grundsätzlich gewaschen werden, um Spritzmittel zu entfernen. Während Blattgemüse nur aufgepflückt gereicht wird, verfüttert man Wurzelgemüse am besten geraspelt. Obst wird aufgeschnitten, . um besseres Abbei.fien zu gewährleisten. Als kohlehydratreiche Sättigungsgrundlage, besonders für gro.fie Landschildkröten, werden gekochte, gequetschte Kartoffeln, gekochter Reis oder Graupen (Naturreis bevorzugen Vitamingehalt!) oder eingeweichtes, trockenes Weizenbrot gegeben.
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Unerläglich ist Fleischzufütterung, während der Saison einbis zweimal wöchentlich. Geeignet sind dafür kleingeschnittenes, rohes Herz, Leber, Lunge, Niere oder Flecke von Schlachttieren, bevorzugt Rind. Fett ist unverdaulich und überflüssig! Muskelfleisch als Geschabtes ist nicht so wertvoll wie die Innereien (Vitamingehalt!). Gern gefressen werden auch käufliche Futterfleischkonserven für Katzen und Hunde. So merkwürdig es auf den ersten Blick erscheinen mag; Viele Landschildkröten fressen gern Fisch! Man reicht entweder kleine Fische im Ganzen (Moderlieschen, Ellritzen, Karauschen, Schleie, Gründlinge, Guppys) oder in Stücke geschnittene grögere Sügwasserfische bzw. ungesalzenen Seefisch. Kerbtiernahrung ist ebenfalls eine brauchbare Eiweig- und Kalkzufuhr für Landschildkröten. Viele Schildkröten nehmen sehr gern Mehlwürmer, die in einer Schale angeboten werden. Ebenso werden von vielen Arten Regenwürmer gefressen. Diese wertvollen Futtertiere (Kalk- und Mineralträger) sammelt man am besten nachts mit der Taschenlampe. Mitunter fressen die Landschildkröten auch Nackt- und Gehäuseschnecken. Quark ist ein gutes Eiweigfutter. Speisequark dient, vermischt mit Hackfleisch oder Früchten, zur Bereitung von Kraftfutter, dem Kalkpräparate, Traubenzucker, Garnelenschrot u. a. beigemengt werden könn'en. Zur Verfütterung formt man wurmartige Würstchen, die etwas mit geriebener Semmel paniert werden sollen, damit sie leichter gefressen werden können. Quark kann auch mit zerstogenen Pellets der Fischmast, Labormäusefütterung oder Haustierernäh1'ung vermischt werden. Zerstogene Pellets können auch dem Hackfleisch zugesetzt werden. Pellets werden auch unvermischt gefressen, entweder trocken oder leicht angefeuchtet. Man kann sie, ähnlich wie Kalkgaben, an bestimmten Plätzen im Terrarium auslegen. Schildkröten benötigen ausreichende Kalkzufuhr. Das kann durch Zufüttern zerstogener oder ganzer Kalktabletten erreicht werden, die man wassergeschützt auslegt. Natürliche .Kalkspender sind bei der Fütterung mehrfach genannt worden. Kalkpräparate der Tierhaltung (z. B. Mycostin) oder der Humanmedizin (Calcipot) oder reiner milchsaurer Kalk aus der Apotheke sollte den Futtermischungen auf Fleisch- oder Quarkbasis, aber auch gekochtem Reis, Kartoffeln und eingeweichtem Weigbrot beigemengt werden. Die Gefahr der Überdosierung besteht nicht, da überschüssiger Kalk ausgeschieden wird. Als natürliche Kalkfütterung kann auch Knochenmehl bzw. Knochenschrot aus Knochen von Schlachttieren, Garnelenschrot oder SepiaSchale gegeben werden. Handelsüblicher Hundekuchen, ent23
weder leicht zerkleinert oder zerstoijen bzw. aufgeweicht in Futtermischungen, ist ebenfalls für die Landschildkröten-Fütterung gut zu verwenden. Vitamingaben, besonders von Vitamin D3 für den Kalkstoffwechsel, aber auch vitalitätsfördernde Multivitaminpräparate, können aus der Tier- und Humanmedizin angewendet werden (z. B. Ursovit D3 oder Vigantol). Die Mengen lassen sich durch (groijzügige) Gewichtsumrechnung ermitteln. Manche Vitamine (besonders des B-Komplexes) zeichnen sich durch unangenehmen Geruch aus, der auch die Schildkröten stört. Solche Präparate sollten nur als Gelatine-Kapseln in Futterbrocken von Lieblingsnahrung verpackt werden und stets zu Beginn der Fütterung als erste Gabe angeboten werden. Noch besser ist es, die Vitamingaben zu injizieren. Das setzt aber Erfahrungen in der Dosierung voraus. Land- und Wasserschildkröten fressen häufig Erde, Sand und Steine! Das kann zur Zufuhr von Kalk dienen, aber auch Reibesteine in den Magen zur Unterstützung der Verdauung befördern. Die Steinchen oder Sandkörner werden regelmäijig mit ausgeschieden, wodurch ständig neues "Steinefressen. (Lithophagie) nötig wird. Keinesfalls ist darin eine krankhafte Erscheinung zu sehen. Bei Wasserschildkröten wird auijer dem Steinefressen häufig auch ein Algenfressen beobachtet. Die Algen passieren den Verdauungstrakt der Schildkröte unverdaut und sind meist noch lebensfähig! Landschildkröten verzehren als Ballaststoffe auch unverdauliche Samenkörner. Eine andere ungewöhnliche Nahrungsgewohnheit soll auch hier erwähnt werden: Viele Landschildkröten sind Kotfresser (Koprophagen), die vor allem Säugetierkot aufnehmen. Ursache ist das Bedürfnis nach bereits stark aufgeschlossenen Nahrungsbestandteilen sowie Wirkstoffen, die im Kot enthalten sind. Ebenso wurde wiederholt beobachtet, daij Landschildkröten an Tierkadavern als Aasfresser anzutreffen sind. Das ist als Befriedigung des Eiweiijbedarfes zu verstehen. Es sollte uns diese Erfahrung aber nicht zur sorglosen Verabreichung verdorbener Nahrungsmittel verleiten, denn das kann heftige Verdauungsstörungen bei diesen Tieren nach sich ziehen. Die meisten Landschildkröten sind Frühaufsteher und tags aktiv; da ist es zweckmäijig, in den frühen Morgenstunden zu füttern. Kraft- und Fleischfutter wird in Futterschalen gereicht, Blattfutter breitgestreut. Bei der Haltung zahlreicher Tiere und besonders bei groijen Arten ist die Verwendung von fest installierten Futterraufen zu empfehlen, die das bequeme Einstecken der Köpfe zum Fressen gestatten, nicht aber das Betreten des 24
Futtergefä6es. Am Boden stehende Futterschalen sollen umwerfsicher stehen (betonierter Boden an der Futterstelle mit Aussparungen für die Gefä6e). Die Gefä6e sind praktischer, wenn sie länglich-schmal sind. Das Futter soll geschützt vor Sonne und Strahlungslampen sowie regensicher stehen. Futterplätze mit Überdachung können für Freilandten-arien empfohlen werden. Nur wenige Landschildkrötenarten sind dämmerungsaktiv, so die Hinterindische Landschildkröte, Manouria impressa, die Braune Landschildkröte, Mal10uria emys, die Gopher-Schildkröten, Gopherus spec. Diese Tiere müssen abends gefüttert werden. Die nötigen Futtermengen und -arten kann der Pfleger nur durch genaue Beobachtung seiner Tiere ermitteln. In der Saison sollte stets ein Futterangebot vorhanden sein! Entfernt wird Futter nur, wenn es verdorben ist (Schimmel, Gärung, Fäulnis!), nicht aber, wenn es nur leicht angetrocknet ist. Viele Schildkröten fressen vertrocknete Pflanzenteile mit Vorliebe, einige Arten aus extremen Trockengebieten auch Heu, z. B. die Spornschildkröte, Geochelone sulcata. Futterfleisch sollte nur soviel verabreicht werden, wie anschlie6end sofort aufgefressen wird, um das Anlocken von Fliegen und Geruchsbelästigungen auszuschlie6en. Unrühmlich bekannt als Nahrungsspezialisten, deren Versorgung dem Pfleger besondere Mühe macht, sind nur wenige Landschildkröten aus dem südlichen Afrika: Flachschildkröten, Homopus spec., die Höcker-Landschildkröte, Psammobates tentoria, die Stachelrandschildkröte, Psammobates oculiiera und die Geometrische Landschildkröte, Psammobates geometrica. Sie bevorzugen sukkulente Pflanzen ihrer Heimat (Dickblattgewächse, sukkulente Liliengewächse u.a.). Die Geometrische Landschildkröte ist auf Sauergräser spezialisiert. Diese Arten kommen jedoch kaum als Pfleglinge in Betracht, da sie äu6erst selten sind und kaum importiert werden. Fast alle Landschildkröten-Arten zeigen starke individuelle Futterbevorzugungen. Der Pfleger mu6 experimentieren und beobachten, was am liebsten gefressen wird. Zu warnen ist jedoch vor Fütterungsexperimenten mit Futtermitteln, die nur schwer erneut beschaffbar sind. Landschildkröten müssen auch Trinkwasser erhalten. Arten aus tropischen Waldgebieten sollten täglich Wasser zur Verfügung haben, während Landschildkröten aus Trockengebieten mit gelegentlichen Wassergaben (1- bis 2mal wöchentlich bei südeuropäischen Arten, 1- bis 2mal monatlich bei Arten aus tropischen Trockengebieten) zufrieden sind. Voraussetzung ist natür-
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lieh, dat in der Zwischenzeit stets ausreichend Grünfutter aufgenommen wurde. Man reicht Wasser stets frisch und leicht temperiert, am besten in Trinkschalen, die nicht das Baden gestatten. Die Schildkröten trinken in der Regel so lange, bis das Wasser wieder aus der Kloake ausgeschieden wird. Dabei wird Kot und Harnstoff abgesetzt. Haben die Schildkröten die Möglichkeit, zum Trinken ins Wasser zu steigen, so wird das Trinkwasser verunreinigt. Wegen der Verbreitung von Keimen ist diese Verfahrensweise insbesondere bei Anwesenheit neuer Tiere riskant. Man badet daher Landschildkröfen am besten einzeln und kontrolliert dabei die Kotabgabe. Verschiedene tropische Landschildkröten sind stärker als andere ans Wasser gebunden und sollten Bademöglichkeiten in temperiertem Wasser erhalten. Sie liegen mitunter stundenlang in Flachwasser und zeigen dabei sichtliches Wohlbefinden. Das betrifft unter anderem die Braune Landschildkröte, Manouria emys, die Hinterindische Landschildkröte, Manouria impressa, die Gesägte Gelenkschildkröte, Kinixys erosa, sowie individuell unterschiedlich stark die Köhlerschildkröte, Chelonoides carbonaria, und die Waldschildkröte, Chelonoides denticulata. Die meisten Wasserschildkröten sind überwiegend carnivor (fleischfressend). Nur wenige Arten brauchen reichlich pflanzliche Zukost, andere nur gelegentlich, dritte kommen gänzlich ohne vegetabilische Kostbestandteile aus. Natürliche Fleischfuttermittel für Wasserschildkröten sind Kerbtiere (besonders Wasserinsekten und deren Larven) und Krebse (Wasserflöhe, Bachflohkrebse) . Selbst ausgewachsene Exemplare grotwüchsiger Sütwasserschildkröten, z. B. der Amerikanischen Sumpfschildkröte, Emydoidea blandingii, fressen stundenlang und literweise Daphnien! Kalk und Vitamine werden unter anderem so zugeführt. Verfüttert werden können auch Regenwürmer und Gehäuseschnecken, deren Schalen jedoch vorher zertrümmert werden müssen, wenn es sich um Landschnekken handelt. Ebenso werden Kaulquappen von Fröschen gern gefressen (Naturschutzbestimmungen beachten!). Von der Verfütterung von Fröschen, die von vielen gröteren Wasserschildkröten gern verzehrt werden, sollte aus Naturschutzgründen gänzlich Abstand genommen werden. Fische werden nur von wenigen Arten sehr erfolgreich erbeutet, so von der Geierschildkröte, Macroclemys temminckii, der Matamata, Chelys fimbriatus, und Weichschildkröten (z. B. Gattung Trionyx) . Die meisten Sütwasserschildkröten sollten nur tote Futterfische erhalten, kleine Fische ganz, die grö-fieren zerschnitten. Vorteilhaft ist das TieHrieren von Futterfischvorräten 26
in Tagesportionen. Solche Feinfrostpakete von Moderlieschen und anderen Kleinfischen lassen sich beim Herbstabfischen von Teichwirtschaften oft in Mengen gewinnen. Zur Fütterung ist es möglich, das ganze Paket ohne vorheriges Auftauen ins Schildkrötenbecken zu werfen. Die abfallenden, frisch aufgetauten Fischchen werden dann sofort gefressen. Ungeeignet zu Futterzwecken sind alle stachelflossigen Fische (Stichlinge, Barsche). Seefisch darf nur ungesalzen verfüttert werden. Vorsicht ist bei ersten Versuchen mit Seefischfütterung geboten. Man sollte zunächst nur Kleinstroengen verabfolgen und die Verdauung abwarten! Ist der Fisch zu fett, reagieren die Schildkröten mit der Ausscheidung unverdauten Fettes oder mit Erbrechen der ganzen Nahrung. Das kann auch bei Verfütterung fetten Sü.flwasserfisches (z. B. Mastkarpfen) auftreten! Fischfütterung, insbesondere Seefischfütterung, verdirbt das Wasser meistens sehr stark und zieht die Notwendigkeit baldigen Wasserwechsels nach sich. Als vorzügliches Futter erwies sich das Fleisch von Tintenfischen (also Mollusken), das gelegentlich preisgünstig als Gefrierware im Handel ist. In feine Streifen geschnitten, wird es gern gefressen und gut verdaut. Für die Haltung von Meeresschildkröten ist Tintenfisch-Fleisch ebenfalls als Hauptanteil der Nahrung zu empfehlen. Als Beikost sollten Seeschildkröten Garnelen und Seefisch erhalten, auch Muschelfleisch kann gereicht werden. Die Meeresschildkröten sind ausgesprochen carnivor, nur die Suppenschildkröte, Chelol1ia mydas, nimmt regelmä.flig einen Teil pflanzlicher Kost auf. Fleisch von Schlachttieren ist ebenfalls als Kraftfutter für Wasserschildkröten geeignet. Verwendet wird vor allem in Streifen geschnittenes Rinderherz sowie andere fettfreie Innereien. Futter-Pellets ~ur Fischroast oder -aufzucht (besonders Forellen-Pellets) werden von vielen Wasserschildkröten gern genommen. Ebenso werden die Futterfleischkonserven für Katzen und Hunde gefressen. Hervorragendes Kraftfutter sind nest junge Labormäuse und ' -ratten. Bei guter Ernährung der Mäuse- und Rattenzuchten bieten wir mit diesen Futtertieren nahezu das komplette Nährund Wirkstoffspektrum, das die Schildkröten brauchen. Mäuse und Ratten können getötet oder auch lebend (an der Futterpinzette vorgehalten) verfüttert werden. Bei der schnellen Beutetötung durch den Bi.fl können grö.flere Arten (Geier- und Schnappschildkröten, grö.flere Weichschildkröten-Arten) auch mit erwachsenen Labormäusen gefüttert werden. Futtergelees oder -pasten werden von man~hen Wasserschild-
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krötenpflegern als praktische, begrenzt haltbare und gut portionierbare Futtermittel selbst hergestellt. Es handelt sich um Futtermischungen, die durch Gelatine gebunden sind. Sie werden in wurmförmige Streifen zerschnitten. Futtergelees sind auch zur gezielten Zuführung von Wirkstoffen und Medikamenten besonders geeignet. Mit gelöster Speisegelatine oder Agar wird gut abgetropftes Hackfleisch (oder Hackfisch), gehackte Pflanzenmasse (Löwenzahn), zerstofjener Garnelenschrot verrührt. Kalk- und Vitamingaben werden zugefügt. Dann läfjt man die Masse erkalten. Um Zerbröckeln fu vermeiden, müssen die Zutaten fein zerkleinert sein. Gelee kann nur im Kühlschrank, nicht im Tiefkühlfach aufbewahrt werden und sollte innerhalb weniger Tage verbraucht werden. Pflanzenfutter benötigen einige Wasserschildkröten obligatorisch ,z. B. die Dachschildkröten, Kachuga spec., die Chinesische Streifenschildkröte, Ocadia sinensis, und Schmuckschildkröten, Chrysemys sowie Pseudemys spec. Blattgemüse und Wildpflanzen eignen sich gut zur Fütterung. Starke Wasserverschrnutzung ist allerdings unausbleiblich (Wasserdurchlauf !). Andere Wasserschildkröten, z. B. Höckerschildkröten, Graptemys spec., Clemmys-Arten u. a., fressen nur gelegentlich Pflanzen. Bevorzugt werden häufig Wasserpflanzen. Gern wird aber auch Kopfsalat und junger Löwenzahn genommen. Kalkzufütterung wird bei Wasserschildkröten nötig, wenn nicht durch Naturfutter (Mäuse, Fische, Schnecken, Kerbtiere) ausreichend Kalk angeboten wird, also besonders bei starker Fleischfütterung. Geeignet ist Garnelenschrot, Knochenschrot oder Sepia. Kalkpräparate (Tabletten, milchsaurer Kalk in Pulverform) können wegen ihrer Wasserlöslichkeit nur in Futtergelees eingearbeitet werden. Vitaminpräparate in flüssiger Form oder als Tabletten, Dragees oder Gelatine-Kapseln sind auch durch Injektion oder durch Einschieben· in Futtertiere oder Fleischbrocken applizierbar. Es sollte daher nur an bestimmten, gut einsehbaren Stellen des Beckens gefüttert werden, eventuell mit Futternäpfen, die abgesenkt werden. Fütterung von der Pinzette oder einer Futternadel gestattet individuelle Versorgung, insbesondere mit medikamenten- oder vitaminbeladenem Futter. Liegengebliebene Futterbrocken müssen entfernt werden, da das Wasser sonst schnell verdirbt.
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Wachstum und Gestaltwandel Die Aufzucht von Schildkröten-Babys zu erwachsenen Tieren ist eines der reizvollsten, aber auch schwierigsten Kapitel der Schildkrötenpflege ! Gleichgültig, ob es sich um Wasser- oder Landschildkröten handelt, ist ein einwandfreies Skelettwachstum nur schwer zu erreichen. Jungschildkröten sind sehr empfindlich gegen Störungen des Kalk-Stoffwechsels. Sie beantworten solche Unstimmigkeiten mit Panzererweichungen und anschliefjenden Deformierungen, die zu häfjlichen, nicht ausgleichbaren Dauerschäden oder gar zum Tode führen . . Wie alle Tiere müssen auch die Schildkröten innerhalb kurzer Zeit die Geschlechtsreife erreichen. Damit ist eine notwendige Mindestgröfje verbunden. Schildkröten benötigen für diesen Proze!j 4 bis 12 Jahre, einige Arten wahrscheinlich sogar noch länger. Das Erwachsensein bedeutet aber keinesfalls das Erreichen kapitaler Mafje. Schildkröten wachsen wie alle Reptilien lebenslang und sind folglich niemals .. ausgewachsen.. In der Jugend erfolgt eine rasche Gröfjen- und Gewichtszunahme, die mit der Bildung beachtlicher Knochenmasse beim Panzerwachstum verbunden ist. Daher mufj die Nahrung der Jungschildkröten ausreichende Mengen der Elemente Calcium und Phosphor in einem günstigen Verhältnis enthalten. Für den Einbau dieser Stoffe in die knorpelige Knochenanlage der Schildkröten ist das Vitamin D3 verantwortlich. Es mufj folglich auch in ausreichender Dosis vorhanden sein, wenn die Kalk-Phosphor-Gabe nützen soll. Zur Aktivierung des Vitamins D ist ultraviolettes Licht notwendig. Der UV-Anteil des ungefilterten, ohne trennendes Glas einwirkenden Sonnenlichts ist für die Tiere ausreichend. Der Pfleger mufj also, wenn keine oder nicht ausreichende direkte Sonnenbestrahlung für die Schildkröten möglich ist, durch künstliche UV-Lampen nachhelfen. Bewährt haben sich vor allem Lampentypen mit sogenannter weicher UV-Strahlung. (Handels typ z. B. Narva-de Luxe-UV). Diese Lampen geben nur geringe Anteile der sogenannten .. harten.. Strahlen ab, die beträchtliche Verbrennungen auslösen können. Die Anwendungszeit der Weichstrahler kann von 10 bis 30 Minuten am Tage währen. Vorsicht ist bei Verwendung von Höhensonnen (harte Strahler) geboten. Hier sollten unbedingt ausreichende Abstände eingehalten werden und nur kürzeste, allmählich etwas steigende 29
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Bestrahlungszeiten eingesetzt werden. Haut- und Augenschäden bei den Schildkröten sind sonst unausbleiblich. Als Augenschutz bei Bestrahlung mit Höhensonnen empfiehlt es sich, den Schildkröten etwas MulL der mit einem Pflaster auf dem Kopf festgeklebt wird, aufzulegen. Die Vitamin-D-Gaben müssen ebenfalls sorgfältig dosiert werden (Umrechnung auf das Körpergewicht nach Anwendungsvorschrift) . Bei Vitamingaben ist auIjerdem sehr auf reichliche Kalkzufuhr zu achten, sonst kann leicht der gegenteilige Effekt eintreten: Bei Mangel an umsatzfähigem Kalk greift das Vitamin D3 die Kalkbestände des Knochens an, und bewirkt so Knochenerweichung (Rachitis), die es eigentlich beheben sollte! Die tägliche Kontrolle der jungen Schildkröten ist also eine wichtige Arbeit des Pflegers. Die Festigkeit des Panzers hat der Pfleger bald .im Griff.. : Mit leichtem Fingerdruck ist sie behutsam zu prüfen. Bei allen Schildkröten aus gemäIjigten Klimaten sollte man auch in der Aufzuchtphase nicht auf die naturgemäIje jahreszeitlichen Ruhe- und damit Wachstumspausen verzichten . .. Dampfaufzuchten .. sind am stärksten von rachitischen Defekten bedroht! Aufgetreten'e Panzerdeformierungen (Höckerbildung auf dem Rückenpanzer, zu flache, insbesondere im Beckenbereich flach abfallende Panzer, Wirbelsäulenverkrümmungen und -verbeulte .. Panzer bei Weichschildkröten) sind kaum noch kompensierbar. Immerhin können die betroffenen Tiere durch Erhärten des Knochens gesunden. Sie haben dann häufig eine normale Lebenserwartung und sind zuchttauglich. Eine Vererbung ihrer Schäden ist deren Wesen nach natürlich nicht möglich. Eine Augenweide sind solche Krüppel allerdings nicht. Das Wachstum der Schildkröten verläuft in verschiedenen Phasen. Die erste Phase umfaIjt das allgemeine GröIjenwachstum zum Erreichen der Geschlechtsreife und ist kombiniert mit der Ausprägung der sekundären Geschlechtsmerkmale, die sich nicht zuletzt auch in unterschiedlichem ZielmaIj des Wachstums ausdrücken. Das GröIjenwachstum vollzieht sich in Schüben, die an die jahreszeitlichen Aktivitätsperioden gekoppelt sind. Als Ausdruck des Wachstums finden sich an den Schildern des Rückenpanzers (Carapax) und des Bauchpanzers (Plastron) breite Anwachsstreifen, die um ein zentrales, ursprüngliches Mittelfeld (die Areoie) gelagert sind. Die Wachstumsstreifen geben Auskunft über die Wachstumsphasen, die in etwa mit den Lebensjahren identisch sein können. Häufig kommt es aber vor, daIj in günstigen Jahren, insbesondere in der Jugend, mehrere Wachstumsschübe ohne Interphasen aufeinanderfolgen.
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Unterschiede zwischen dem Jugend- und Alterskleid hinsichtlich Färbung und Zeichnung können bei manchen Schildkrötenarten beträchtlich sein. So sind die Zeichnungsmuster vieler Landschildkröten in ,der Jugend auffälliger und stimmen mit denen der adulten Tiere nicht überein. Das trifft unter anderem für folgende Arten zu: Strahlenschildkröte, Asterochelys radiata; Pantherschildkröte, Geochelone pardalis; Sternschildkröte, Geochelone elegans; Glattrand-Gelenkschildkröte, Kinixys belliana. Aber auch zahlreiche Wasserschildkröten haben unterschiedlich gefärbte und gezeichnete Jugend- und Alterskleider (einige Erdschildkröten, Geoemyda spec.; Plattrücken-Schildkröte, Notochelys platynota; Malayische Dornschildkröte, Cyc1emys dentala. Am häufigsten ist der Unterschied zwischen dem Jugendund Alterskleid durch den Verlust ursprünglich vorhandener Zeichnungs- und Färbungselemente gegeben. Nach dem Erreichen der Erwachsenengröge und der geschlechtsspezifischen Gestalt nehmen die Schildkröten nur noch langsam an Gröge und Masse zu. Es tritt anstelle des ausgeprägten Längenwachstums ein formwandelndes Alterswachstum in den Vordergrund. Das äugert sich in Aufwölbungen des Panzerrandes über den Extremitäten oder im Nacken. Die oft abenteuerlichen sattelförmigen Panzer alter Seychellen- oder Galapagos-Riesenschildkröten sind genauso das Produkt des Alterswachstums wie die charakteristischen Panzerränder der Breitrand-Schildkröte, Testudo marginata, oder der Flachschildkröten, Homopus sp~c. Andere Merkmale, die ebenfalls erst durch das Alterswachstum voll ausgeprägt werden, sind die Rückenpanzer-Gelenke der Gelenkschildkröten, Kinixys spec., oder die Plastron-GelenKe bei anderen Arten, die mitunter nur bei einzelnen Individuen auftreten (Spinnen schildkröte, Pyxis arachnoides, Ägyptische Landschildkröte, Pseudotestudo kleirtmannL und einzelne alte <j?<j? der Maurischen Landschildkröte, Testudo graeca).
Sekundäre Geschlechtsmerkmale Geschlechtsunterschiede äugem sich bei den Schildkröten häufig schon in der Gröge der beiden Geschlechter. Die Weibchen vieler Land- und Wasserschildkröten übertreffen die Männchen beträchtlich an Gröge und Masse. Extremste Fälle sind bei den Schmuckschildkröten, Chrysemys bzw. Pseudemys spec., den Höcker-Schmuckschildkröten, Graptemys spec., und den Dachschildkröten, Kachuga spec., zu beobachten. 31
Zahlreiche Arten sind durch charakteristische Eindellungen des Bauchpanzers der Männchen gekennzeichnet, die als Kopulationshilfe dienen. Die Weibchen derselben Arten können leicht aufgewölbte Bauchpanzer besitzen. Viele Wasserschildkröten sind im männlichen Geschlecht nicht nur kleiner, sondern auch proportional flacher gebaut als die Weibchen. Nur bei wenigen Schildkröten sind weitere sekundäre Geschlechtsmerkmale der Männchen leicht erkennbar. So erkennt man die <3 <3 der Schmuckschildkröten, Chrysemys bzw. Pseudemys spec., leicht an den auffällig verlängerten Krallen der vorderen Extremitäten, die Funktion beim Balzspiel haben. Auch Färbungsunterschiede zwischen den Geschlechtern treten mitunter auf. Bei der Europäischen Sumpfschildkröte, Emys orbicularis, betrifft das sogar die Augenfarbe (Iris). Auch die Proportionen der Carapax-Schilder können geschlechtsspezifisch variieren, so bei verschiedenen Halswender-Schildkröten. Derartige Feinheiten offenbaren sich allerdings nur bei gründlicher Betrachtung der Tiere. Leicht und sicher erkennbar ist hingegen das Geschlecht bei erwachsenen Schildkröten anhand der Lage der Kloakenöffnung und der Schwanzlänge. Bei den <3 <3 ist die Kloakenöffnung wesentlich weiter vom Hinterrand des Bauchpanzers entfernt als . bei den S? S? Im Raum zwischen Panzerrand und Kloake liegt der unpaare, stattlicher Penis verborgen. Bei brünstigen <3 <3 lä6t sich der Penis leicht zur Errektion bringen und ausmassieren, ebenso kommt es häufig zu Spontanerektionen. Der Schwanz der <3 <3 ist wesentlich länger als der der S?S? Häufig ist er spateIförmig abgeflacht und endet in einem Nagel. Er dient den <3 <3 als Gliedstütze bei der Kopulation, wobei er mit in die Kloake des S? eingeführt und reizverstärkend wirksam wird.
Jahres- und Tagesablauf Wie alle Reptilien sind auch die Schildkröten wechselwarme (poikilotherme) Wirbeltiere. Charakteristisch für deren Lebensabläufe ist die direkte Abhängigkeit von verschiedenen Umweltbedingungen, besonders den Klimafaktoren und Wettereinflüssen. Jahres- und Tageszeiten beeinflussen durch ihre Temperatur, Feuchtigkeit und Lichtfülle ganz entscheidend die Lebensvorgänge. Das Jahr der Schildkröten ist folglich bestimmt vom Jahreszeiten-Ablauf in ihrer Heimat. Die danach eingerichtete
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1 Geierschildkröte Macroclemys temminckii (TROOST) Angriffsverhalten eines an Land gesetzten erwachsenen Tieres 2 Chinesische Dreikiel-Schildkröte Chinemys reevesii (GRAY)
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3 Amboina-Scharnierschildkröte Cuora Qmboincnsis (DAUDIN)
4 Zacken-Erdschildkröte Geoemyda spenglel'i (GMELIN) Erregte. fluchtbereite ]ungtiere
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5 Mississippi-Höckerschildkröte Graptemys Iwlmii (BAUR) 6 Indische Dornschildkröte Pyxiclea lI1oullOtii (GRAY) seltene, terrestrische Sumpfschildkröte SO-Asiens mit ähnlichen Lebens- und pnegeansprüchcn wie Geolllycla Heosemys und Terrapelle
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7 Indische Dachschildkröte Kachuga tecta tentoria (GRAY)
8 Dornrand-Weichschildkröte Trionyx spiniterus (LE SUEUR)
9 Fransenschildkröte od_ Mata-Mata Chelus fimbriatus (SCHNEIDER) Porh-ät eines an Land gesetzten Tieres 10 Rotwangen -Schmuckschildkröte Chrysemys scripta elegans (WIED)
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11 Stutz-Gclenkschildkröte Kinixys lwmeana (BELL)
12 Spaltenschildkröte Malacocherslls tornieri (SIEBEN ROCK)
13 Pantherschildkröte Geocl1elone pardalis babcocb (LOVERIDGE)
14 Europäische Sumpfschildkröte Emys orbicularis (LINNAEUS)
15 Glattrand-Gelcnkschildkrötc Kinixys belliana (GRAY)
16 Gro6kopf-Schildkröte Platysternon megacephalum (GRAY)
-innere Uhr" braucht bei der Umstellung auf die Gefangenschaft längere Zeit, ehe sie den veränderten Bedingungen Rechnung trägt. Der Pfleger tut natürlich gut daran, soweit wie möglich die natürlichen Bedingungen zu berücksichtigen bzw. ähnliche zu gewähren und Umgewöhnungsprozesse mit viel Einfühlungsvermögen vorzunehmen, wo sie unumgänglich sind. Das betrifft vor allem Tiere der südlichen Halbkugel. die umgekehrte Jahreszeiten kennen und doch auch in Gefangenschaft in einem Rhythmus von aktiven und passiven Lebensetappen verbleiben sollen. Auch bei tropischen Schildkröten gibt es in den meisten Fällen einen jahreszeitlichen Rhythmus, der nur nicht von so auffälligen Extremen wie in den gemä.fjigten Klimaten gekennzeichnet ist. Dennoch ist auch bei den Schildkröten aus den Tropen die Reproduktion der jahreszeitlichen Schwankungen erforderlich, wenn man die Tiere zur Nachzucht bringen will. Die Auslösung der Sexualzyklen ist genauso wie bei den Arten in gemä.fjigten Breiten an die Einflüsse der Jahreszeiten gekoppelt. Schildkröten der gemä.fjigten Zone verbringen den Jahresbeginn in der Kältestarre. Die Kälte- oder Winterstarre bzw. -ruhe ist im Gegensatz zum hormonell gesteuerten Winterschlaf der Säugetiere unmittelbar temperaturabhängig. Das bedeutet, da.fj die Starre mit dem Absinken der Temperaturen eintritt, ohne da.fj die Schildkröte sich diesem Einflu.fj widersetzen kann, falls die Umstände das sinnvoll erscheinen lie.fjen (z. B. bei schlechtem Ernährungszustand, Krankheit, Aufenthalt au.fjerhalb eines frostsicheren Winterquartiers usw.). Sinken dann später die Temperaturen unter den Gefrierpunkt, so kann die Schildkröte dem drohenden Kältetod auch nichts entgegensetzen, sondern schlummert aus der Starre in den Tod hinüber. Säugetiere sind durch eine zwangsläufige Erwachensphase vor dem Kältetod geschützt und haben die Chance, durch Ortswechsel oder Nahrungsaufnahme zu überleben! Das mu.fj der Pfleger natürlich wissen und seiner Verantwortung gerecht werden. Mit dem Frühling beginnt .der aktive Teil des Schildkrötenjahres. Sind die Temperaturen hoch genug, so verlassen die Schildkröten ihre Winterquartiere zu ersten Sonnenbädern in unmittelbarer Nähe. Das beginnt je nach Wetterlage in den Mittagsstunden der letzten März- oder ersten Apriltage. Verschwindet die Sonne, so ziehen sich die Tiere rasch wieder in ihre Schlupfwinkel zurück. Sumpfschildkröten bleiben zu dieser Zeit gern im Pflanzendickicht leicht erwärmbarer Flachwasserzonen ihrer Wohngewässer. Mit länger andauernden optimalen Tagestemperaturen beginnt die Nahrungsaufnahme. Da natürlich 3 Obst. Schildkröten
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auch die Stoffwechselleistungen der Schildkröten temperaturabhängig sind, ist eine Verdauung erst möglich, wenn dem Körper eine ausreichende Zeit zur Herstellung der vollen Betriebswärme des Organismus zur Verfügung steht. Für den Pfleger bedeutet das, ungünstige Temperaturschwankungen durch eine variable Heizung auszugleichen. Im Freilandbehälter sind im April und Mai Heizungen au.flerordentlich zu empfehlen. Stehen solche nicht zur Verfügung, sollten sowohl Landals auch Wasserschildkröten in diesen beiden Frühjahrsmonaten auch nach erfolgreicher Freilandüberwinterung vorsorglich im Zimmervivarium gehalten werden. Die feucht-kühlen mitteleuropäischen Frühlingstage oder gar -wochen sind für die Landschildkröten häufig der Tod, und für die Sumpfschildkröten eine harte Prüfung! Am gefährlichsten sind Wetterstürze nach Schönwettertagen. Die Schildkröten haben dann ausreichend gefressen, können aber in der plötzlich eintretenden Kälte nicht mehr verdauen. Schwerste Störungen sind die Folge. Erkältungskrankheiten der Luftwege kommen hinzu, weil die Tiere nicht warm genug übernachten oder, nur minimal geschützt, der Auskühlung durch einen Dauerregen ausgesetzt sind. Ende Mai wird die Wetterlage sicherer, gefeit vor bösen Überraschungen ist aber der Schildkrötenpfleger in Mitteleuropa auch im Juli und August nicht I Ein über Kontaktthermometer gesteuerter Heizbetrieb kann hier vor traurigen Verlusten bewahren I . Mit der Fre.flperiode beginnt gleichzeitig auch die Paarungszeit. Beide Beschäftigungen füllen den Tag der Schildkröten im Mai und Juni. Neigt sich die Sonne, so endet für die meisten Arten auch der Tag. Besonders Landschildkröten gehen bereits vor den Hühnern schlafen. In frühsommerlichen Wärmeperioden und im Hochsommer wird der Tag durch die Mittags-(Hitze-)Ruhe unterbrochen. Die Landschildkröten verbringen die Mittagsstunden leicht vergraben im Schatten von Sträuchern und Stauden, immer aber in der Wärme. Sumpfschildkröten ruhen besonders gern im Dickicht von Schwimm- und Uferpflanzen. Im Anschlu.fl an einen sommerlichen Gewitterregen sind viele Schildkröten unterwegs. Landschildkröten trinken und baden dann gern in Pfützen, oder sie gehen auf Regenwurm- und Schneckensuche. Sumpfschildkröten kommen nach dem Regen zu gleichem Zwecke an Land. An warmen Juniabenden erfolgen auch meistens die ersten Eiablagen im Schildkröten terrarium. Angekündigt wird der Vorgang bereits Tage vorher durch abendliche Wanderungen der Sumpf- wie Landschildkrötenweibchen, die geeignete Legeplätze ausfindig machen wollen.
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Im Hochsommer läljt die Freljleistung der Schildkröten, die im Frühling oft erstaunlich. ist, rapide nach. Gegen Herbst wird die Nahrungsaufnahme auf gelegentliche Naschereien von Leckerbissen reduziert und schlieljlich ganz eingestellt, obwohl die Mittagsstunden noch recht angenehm sind und von den Schildkröten auch zu regelmäljigen Sonnenbädern genutzt werde n. Die Nächte hingegen sind schon lang und kühl. Gegen Anfang Oktober suchen die Schildkröten ihre Winterquartiere auf. Sonnenbäder werden wie im Frühjahr nur noch in unmittelbarer Nähe der Überwinterungsplätze genommen. Mit den ersten unfreundlichen Oktobertagen schlüpfen die Schildkröten endgültig ein und erwarten den Winter.
überwinterung Land- und Wasserschildkröten aus den gemäljigten Breiten sollten bevorzugt kalt überwintert werden, wenn nicht ungenügender Ernährungszustand oder akute Erkrankungen vorliegen. Im Erkrankungsfalle verhilft nur warme, optimale Haltung mit Fütterung und Behandlung zum Überleben. Ist der Nachholebedarf an Nahrung gestillt, die Krankheit ausgeheilt, kann dann immer noch mit Erfolg eine kürzere kühle Winterruhe zur biologischen Synchronisation der Tiere mit den anderen Artgenossen angeschlossen werden. Das ist wesentlichste Voraussetzung für Zuchtversuche. Infolge der strengen- Abhängigkeit besonders der Sexualzyklen (Spermatogenese, Ovulation) von den jahreszeitlichen Einflüssen ist zur Winterruhe auch unter verkürzten Bedingungen unbedingt zu raten. Tiere aus Freilandanlagen brauchen nicht besonders auf die Winterruhe vorbereitet zu werden, da das infolge der direkten Wettereinflüsse bereits erfolgte. Tieren aus Zimmervivarien bringt man das Fasten durch allmählichen Nahrungsentzug unter merklicher Drosselung der Temperaturen bei. SchlieljIich werden sie im Abstand von einigen Tagen mehrmals lauwarm gebadet, um vor der Winterstarre eine gründliche Darmentleerung zu erreichen. Die Frage ob Freiland- oder Kellerüberwinterung besser sei, ist nur schwer zu entscheiden, da beiden Möglichkeiten Vorund Nachteile innewohnen. Freilandüberwinterung von Landschildkröten hat lockeren Bodengrund zur Voraussetzung. Die Überwinterungshöhle mulj durch Laub- und Reisigaufschüttung gesichert werden, so dalj mindestens 50 cm. Deckhöhe über dem Boden erreicht werden. Nur so ist die Höhle absolut frostsicher. 35
Als Vorteil der Freilandüberwinterung ist die konstante Bodentemperatur und gesicherte Luftfeuchtigkeit zu werten. Die Schildkröten unterliegen in den Erdlöchern nicht der Gefahr von Austrocknungserscheinungen (Hautschäden, Augenentzündungen, Entzündungen der Luftwege), die im Keller leicht eintreten können. Der Kontakt mit dem Erdreich .sorgt auch für gleichbleibende Kühlung des Tieres. Dadurch wird vermieden, da.fl die Tiere in halbwachem Zustand unentwegt scharren und gespeicherte Energien sinnlos verbrauchen. Als Nachteil der Freilandüberwinterung mu.fl die fehlende Kontrollmöglichkeit betrachtet werden. In strengen Wintern kann das riskant sein. Kellerüberwinterung bietet dagegen bequemere Kontrollmöglichkeit. Gefahr besteht in zu hohen Temperaturen und zu geringer Luft- und Bodenfeuchte des Überwinterungsraumes. Vorteilhaft sind Natursteinkeller, die auch für die Lagerung von Äpfeln und Kartoffeln geeignet sind. Völlig ungeeignet sind trockene Heizungskeller. Im Keller wird entweder ein geeignetes Terrarium aufgestellt, oder man grenzt eine Kellerecke ab. Die Bodenschicht sollte locker und sandig sein. Ihre Höhe mu.fl mindestens 40 cm betragen, um stabile Feuchtigkeits- und Temperaturverhältnisse zu gewährleisten. Auf die Bodenschicht kommt eine reichlich panzerhoch bemessene Schicht Fallaub (Eiche oder Buche bevorzugen, da dieses Laub nicht so schnell verrottet!). Einige grö.flere Rindenstücke als erster Unterschlupf vervollständigen die Einrichtung. Sumpfschildkröten können im Keller in Wannen oder grö.fleren Aquarien überwintert werden. Der Wasserstand braucht die Panzerlänge des grö.flten Tieres nicht zu überschreiten. Die Wasserbecken müssen durch flache Steine bequeme FlachwasserSitzplätze und Ausstiegmöglichkeiten auf eingehängte oder anschlie.flende Landteile haben. Die Überwinterung im Freilandteich bzw. -becken ist möglich, wenn der Teich an der tiefsten (Überwinterungs-) Stelle mindestens 100 cm Wassertiefe und eine Schlamm- oder Sand schicht als Bodengrund hat. Die Schildkröten benutzen auch im Wasser liegende Fallaubschichten oder Wasserpflanzen als Unterschlupf. Wertvolle Tiere sollten aber dem Risiko einer Freilandüberwinterung nicht ausgesetzt werden und lieber unter Kontrolle im Keller gehältert werden. Es macht nur geringe Schwierigkeiten, die Winterruhe zu beenden und die Tiere innerhalb von 3-5 Tagen wieder an optimale Temperaturen zu gewöhnen. Die Tiere beginnen dann bald zu fressen. Vor der ersten Nahrungsaufnahme bieten wir Landschildkröten Trinkwasser. Nachdem sie dann gefressen 36
haben, warten wir die Verdauung ab, ehe wir weiter füttern. Bald stellt sich dann bei Sumpf- wie Landschildkröten auch der Paarungstrieb ein, ein sicheres Zeichen, da.fl wir sie richtig überwintert haben. Tropische Land- und Wasserschildkröten brauchen bzw. vertragen natürlich keine Kältestarre, benötigen aber dennoch die Reizwirkungen jahreszeitlichen Wechsels, um für die Fortpflanzung stimuliert zu werden. Viele tropische Landschildkröten aus Trockengebieten suchen selbständig kühlere Plätze auf und graben sich zu einer Trockenruhe ein. Wir fahren allerdings besser, wenn wir das nicht dem Zufall überlassen, sondern selbst programmieren. Auch manche Sumpfschildkröten verbringen Trockenruhezeiten eingegraben an Land, und selbst bei Weichschildkröten sind solche Beispiele bekannt, so bei der Indischen Dornschildkröte, Pyxidea mouhotii, und der Indischen Klappen-Weichschildkröte, Lissemys punctata. Bei den Landschildkröten machen die Spornschildkröte, Geochelone sulcata, und die Spinnen schildkröte, Pyxis arachnoides, ausgeprägte Trockenruhezeiten durch. Leider wissen wir über den Lebenslauf vieler tropischer Land- und Wasserschildkröten noch sehr wenig. Aufmerksame Beobachtung ihrer Lebensäu.flerungen, gründliches Befassen mit den Klimabedingungen ihrer Heimatländer und die Haltung unter Bedingungen, die den Tieren verschiedene Lebensmöglichkeiten einräumen, sind die einzigen Ratschläge, die zur Pflege solcher Arten erteilt werden können.
Zucht Dem erfahrenen Terrarianer kommt mit der Erforschung und Praktizierung der Vermehrungsbiologie besonders der gefährdeten Arten eine hervorragende Rolle bei den Bemühungen um die Erhaltung eines wesentlichen Teils der Tierwelt unserer Erde zu. Es gibt heute bereits einige ermutigende Beispiele. Buchstäblich in letzter Minute konnten einige Arten durch Zucht unter farmartigen Bedingungen erhalten werden. In der Praxis sieht das so aus, da.fl Haltung und Aufzucht im wesentlichen in gut gesicherten Freianlagen im natürlichen Verbreitungsgebiet erfolgen, die Eizeitigung und Aufzucht in den ersten Lebensmonaten aber im Labor durchgeführt wird, jedoch auch an Ort und Stelle. Am bekanntesten sind die Bemühungen um die Erhaltung der Galapagos-Riesenschildkröten (Chelonoides elephan-
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topus), deren sich die Darwin-Station auf dem Galapagos-Archipei angenommen hat. Die Voraussetzungen für die Verwirklichung der Zuchtprogramme haben die Zooleute und Liebhaber geschaffen. Unter den Zoos, die sich um die Zucht seltener Reptilienarten verdient gemacht haben, ist vor allem der Zoo von San Diego zu nennen. In verschiedenen tropischen Ländern wurden mit unterschiedlichem Aufwand Hilfsprogramme zur Erhaltung der Meeresschildkröten gestartet. Die Ma,f}nahmen reichen von der Bewachung bestimmter Strandgebiete zur ungestörten Eiablage über das Einsammeln der Eier und das Erbrüten in Inkubatoren bis zum Aussetzen der geschlüpften Jungschildkröten in strandfernen Meeresgebieten. Ausgedehnte Tangfelder auf hoher See sind der Lebensraum der jungen Schildkröten. Diese Gebiete werden aber ohne die menschliche Hilfe nur von einem Bruchteil der Jungschildkröten erreicht. Zahlreiche Fre,f}feinde (Vögel, Raubfische) können somit in ihrer Wirksamkeit ausgeschaltet werden. Allen diesen Bemühungen müssen in nächster Zeit weitere Aktionen und Dauerma,f}nahmen zur Bestandserhaltung und Vermehrung stark bedrohter Schildkrötenarten folgen. Der Liebhaber und Züchter schafft mit seiner Tätigkeit Modellfälle, die sich mit realistischen Erfolgsaussichten zur Verwirklichung grö,f}erer Programme auswerten lassen. Die erste Voraussetzung ist selbstverständlich geeignetes Zuchtmaterial. Das bedeutet, da,f} mit einem Paar die minimalste, mit den geringsten Chancen zu bewertende Voraussetzung erfüllt ist. Da aber stets der Verlust eines Tieres in Betracht gezogen werden mu,f} und auch nicht jedes Tier zuchtfähig ist, lautet die sinnvollste Forderung: nicht viele Arten paarweise pflegen, sondern nur eine oder wenige in grö,f}eren Zuchtgruppen, wo der Verlust eines Tieres zu verkraften ist. Leider steht der Verwirklichung dieses Ziels oft die Praxis des Tierhandels entgegen, der kleine Gruppen importierter Tiere sinnlos zersplittert oder durch zu hohe Preise den geschlossenen Erwerb einer Gruppe nahezu unmöglich macht. Hier mu,f} wieder eine Forderung erhoben werden, ohne deren Realisierung wir nicht entscheidend vorankommen: Tierhandel ist nicht nach kommerziellen Gesichtspunkten allein durchführbar, sondern mu,f} mit gesellschaftlichen Mitteln gesteuert werden. , Inzwischen jedoch kommt dem Tieraustausch in Liebhabervereinigungen oder zwischen Zoos und Instituten bei der Zusammenstellung von Zuchtgruppen eine hervorragende Bedeutung zu. Eine weitere wichtige Voraussetzung für die Zucht sind geeignete Hälterungsbedingungen. Oft scheitert es am Platz. I
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Werden viele Tiere eng zusammengepfercht. so sind die natürlichen Verhaltensweisen oft erheblich gestört. Der vom Partnerkontakt ausgehende Reiz wird durch die Zwangsvergesellschaftung während des ganzen Jahres abgestumpft und schlief}lich unwirksam. Als vorteilhafter erweist sich bei Platzmangel die Einzelhaltung oder Vergesellschaftung nur ganz weniger Tiere desselben Geschlechts in kleineren Behältern. Zur gewünschten Paarung werden die Partner dann zusammengesetzt. Das funktioniert bei Land- wie Wasserschildkröten auch unter räumlicher Einengung oft ausgezeichnet. Da das Partnererkennen bei Schildkröten am wenigsten optisch. sondern vornehmlich olfaktorisch erfolgt (geruchlich. durch Duftstoffe des anderen Geschlechts bedingt). ist es leicht verständlich. daf} es nur unter den richtigen Voraussetzungen funktionieren kann. Zu den Haltungsbedingungen gehört auth die Synchronisation des Jahresrhythmus der Schildkröten. Wie wir schon erörtert haben. stimulieren die jahreszeitlichen Einflüsse. d. h. die Temperaturerhöhung und Lichtfülle des Frühlings. die sexuelle Aktivität der Schildkröten maf}geblich. Das bedeutet. daf} auch bei Einzelhaltung von Angehörigen einer Zuchtgruppe die klimatischen Bedingungen immer gleich sein müssen. Bei Gemeinschaftshaltung in entsprechend grof}en Behältern umgehen wir die damit verbundenen Schwierigkeiten. Über die Bedeutung der Ruhezeiten (Winterstarre. Sommer-Trockenruhe) als Vorbereitungsphase des Organismus für die nachfolgende se;xuelle Aktivitätsphase haben wir uns im vorausgehenden Abschnitt schon informiert. Wir berücksichtigen also. daf} ohne jahreszeitlichen Wechsel nur sehr bedingt Chancen für eine Nachzucht der Schildkröten bestehen. Die Kopul~tion erfolgt bei den Schildkröten in der Regel nach vorausgegangenem Werbespiel. Ziel der Werbung ist das Herbeiführen der Paarungswilligkeit der <j?<j? durch entsprechende Verhaltensweisen der 00 . Landscruldkröten- 00 eröffnen nach dem olfaktorischen (geruchlichen) Erkennen der <j?<j? die Werbung mit Rammstöf}en des Panzers. Ansch1ief}end gehen sie zu Beif}attacken gegen den Kopf und Vordergliedmaf}en der <j?<j? über. Dabei kann immer wieder ein Rammen eingeschoben werden. Der damit verbundene Positionswechsel führt zu Umlaufen oder ·Umtanzen u des Weibchens. Durch die Beif}versuche werden schlief}lich Kopf und Vordergliedrhaf}en der <j?<j? eingezogen und dabei die Analregion etwas herausgepref}t bzw. zumindest das völlige Zurückziehen auch der hinteren Körperpartien verhindert. Dadurch wird die Kopulation erleichtert. Diese erfolgt sch1ief}lich nach dem Aufreiten. Das Paaren ist bei vielen Land39
schildkröten- <3 <3 mit dem Aufreiflen des Maules und dem Ausstoflen piepsender Laute verbunden. Die Paarung der Wasserschildkröten ist ebenfalls mit Werbespiel verbunden. Eine eigentümliche Form hat das Paarungs-Vorspiel bei den Schmuckschildkröten der Gattung Pseudemys bzw. Chrysemys angenommen. Die <3 <3 der Schmuckschildkröten besitzen auffällig verlängerte Krallen der Vorderextremitäten, mit denen sie den Kopf der <3 <3, von vorn anschwimmend, vorsichtig beklopfen oder »streicheln •. Schliefllich erfolgt im Wasser das Aufreiten und Kopulieren. Ahnlich verhält sich Cuora. Andere Sumpfschildkröten-Arten bzw. -Gruppen beschränken das Vorspiel auf Beiflattacken gegen das ~. Arten, bei denen der Gröflenunterschied zwischen den Geschlechtern nur sehr gering ist, kopulieren unter Aufreiten, bei dem das <3 sich mit allen vier Gliedmaflen am Panzerrand des ~ festhält. Ein zusätzlicher Nackenbifl gibt weiteren Halt und veranlaflt zugleich das ~, den Vorderkörper einzuziehen. Sind die <3 <3 wesentlich kleiner als die ~~, so können sie nur schräg aufreiten und haben wenig Halt. Sie werden dann nur mit dem groflen Penis verankert und vom ~ geschleppt. Die <3 <3 der Weichschildkröten verbeiflen sich zur Verankerung in den weichen Seiten rand des Panzers der ~~. Der lange Hals gestattet dabei auch bei erheblichen Grö.flenunterschieden oft noch das Erreichen des Vorderrandes des Panzers. Der Eiablage gehen oft tagelange Suchaktionen nach geeigneten Legeplätzen voraus. Dazu werden die Abendstunden bevorzugt. Es kommt aber auch zu spontanen Eiablagen, die in Ermanglung geeigneter Plätze leider auch im Wasser oder ohne Vergraben an Land erfolgen können. Solche Eier sind nur lebensfähig, wenn sie bald entdeckt und geborgen werden. Am Legeplatz weicht das Schildkröten-~ durch reichliche Wasserausscheidung den Boden auf. Mit den abwechselnd arbeitenden hinteren Gliedma.flen wird eine Gelegegrube ausgehoben. Beim Legen dienen die zusammengelegten Gliedma.flen als Auffang- und Gleitvorrichtung für die austretenden Eier. Sind sie abgelegt, so wird die Grube wieder zugescharrt und häufig mit dem Panzer abgerammt. Mitunter scharren die Tiere sogar noch Gras, Laub u. ä. über die Legestelle, so da.fl Legegruben im Freiland sehr schwer zu entdecken sind. Es ist zu empfehlen, die Eier nicht am Legeplatz zu belassen, gleich ob er sich im Terrarium oder im Freiland befindet. Der mitteleuropäische Sommer ist für gesicherte Erfolge nicht stabil genug, und auch im Terrarium ist die Kontrolle der Eier erschwert. Man gräbt sie also besser mit einem Kaffeelöffel vor-
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sichtig aus, wobei man es vermeiden soll, die Eier zu drehen. Da ihre Kalkschale hart ist, lassen sich die Oberflächen der Eier noch am Legeplatz mit einem weichen Bleistift gut markieren (z. B. mit dem Legedatum oder der Nummer der Mutter, die auch auf dem Panzer vermerkt sein kann). Die Eizeitigung kann in verschiedenen Inkubationsbehältern erfolgen. Es gibt Modelle, die in simpler Eigenbaumethode gefertigt wurden, aber auch relaisgesteuerte Brutschränke. Je kleiner der Irtkubator, um so geringer ist seine Stabilität in bezug auf Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Frei auf einer Unterlage aus Holz, Plast oder Glas aufliegende Eier sind am leichtesten zu kontrollieren, aber auch unmittelbar den Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen schutzlos ausgesetzt. Substrateinbettung in sterilisiertem Sand, Torfmull, Moos, Schaumstoff-Flocken, Hobel- oder Sägespänen hingegen erschwert die Kontrolle durch den Pfleger wie auch den Gasaustausch des Eies und begünstigt Schimmelansatz. Auf jeden Fall mu6 das Substrat gut drainiert und locker sein. Manche Züchter verwenden daher in geklebten Glasbehältern folgende Substratschichtung : Scherben - grober Kies - feiner Kies - Sand. Das Substrat sollte au6erdem keimarm sein. Nährstoff- und keimreiche Humusböden, die Schimmel u. a. befürchten lassen, sollte man nicht verwenden. Zur Gewährleistung der Luftfeuchte im Inkubator dient eine möglichst gr06e Oberfläche verdunstbaren Wassers, das durch Aquarienheizer erwärmt wird. Die Substratbehälter, Roste aus Glasstreifen oder Holz, auf denen die Eier liegen, werden ähnlich wie die Landteile in Aquaterrarien auf Glasstreifen, die über dem Wasserspiegel an die Wände des Wasserbehälters geklebt sind, gestellt. Der Schutz vor Tropfwasser von der Deckscheibe des Inkubators ist nach den Erfahrungen mancher Züchter unwichtig, andere Meinungen gehen dahin, da6 zumindest frei auf Rosten liegende Eier durch Abdeckung mit Filterpapierstreifen vor Wassertropfen geschützt werden sollten. Die Temperaturen im Inkubator dürfen zwischen 22 und 30 oe schwanken, wobei das Mittel vorteilhafter der unteren Grenze näher sein sollte als der oberen. Temperaturkonstanz während des ganzen Tages ist nicht erforderlich, da zumindest Schwankungen zwischen den Tages- und Nachttemperaturen den natürlichen Verhältnissen entsprechen. Die Beheizung des Inkubators erfolgt entweder nur durch das Wasserbad oder zusätzlich durch Glühlampen. Einfach und praktisch ist das Plazieren des Inkubators auf Aquarien- oder Terrarienbeleuchtungskästen, deren milde Wärmeabgabe natürlich vorher erprobt sein mu6. 41
Nicht zu vergessen ist das regelmäfjige, mindestens tägliche Belüften des Inkubators. Noch besser sind Lüftungslöcher, die einen Ausgleich der erwärmten Luft ermöglichen. Sie dürfen aber nicht zu grofj sein. Keinesfalls darf sich in stickiger Luft Schimmel bilden können I Das mit dem Lüften verbundene rapide Absinken der hohen Luftfeuchte im Inkubator wirkt sich nicht schädlich aus, da ja während des entscheidenden Teils des Tages optimale Feuchtigkeitsverhältnisse garantiert sind. Es sind durch Zufalls bruten von Landschildkröten (z. B. in Pappkartons mit Eiern, die als taub abgetan wurden und keinerlei Beachtung genossen) auch Nachweise für erfolgreiche Eizeitigungen unter verhältnismäfjig trockenen Bedingungen erbracht worden. Zugluft mit ihrer intensiven Kühlwirkung bekommt den Eiern allerdings nie. Die Zeitigungsdauer für die Eier ist artabhängig und aufjerdem direkt durch die Temperatur beeinflufjt. Durchschnittlich liegen Eier von Arten aus den gemäfjigten Breiten und auch die vieler tropischer Schildkröten 65-90 Tage. Eine extreme Zeitigungsdauer wurde bei der madagassischen Strahlenschildkröte, Asterochelys radiata, mit 180 Tagen registriert. Der Schlupf erfolgt meist in mehreren Etappen. Nachdem die Jungschildkröte mit Hilfe ihres Eizahns ein Loch in die Eischale gebrochen hat, erweitert sie das Luftloch mit den Vordergliedmafjen. Gleichzeitig mit diesem Stunden bis Tage währenden Geschehen wird der Dotterrest aufgebraucht. Man sollte diese Phase des Schlupfes nur behutsam fördern (lediglich beim Aufbrechen des Luftlochs nachhelfen), damit der Schildkröte Zeit für den anstrengenden ..ersten Schritt ins Leben .. bleibt. Nach dem eigentlichen Ausschlüpfen, bei dem das Ei meist völlig zertrümmert wird, erfolgt eine Streckung des Panzers. Die Schildkröte ist nun länger als das Ei. Haften dem Jungtier noch Reste des Dottersackes an, so unternehmen wir nichts, sondern halten das Tier nur unter keimarmen Bedingungen in einem sauberen, kleinen Gefäfj, dessen Bodengrund aus leicht auswechselbaren Fliefjpapier-Lagen besteht. Versehentlich im Inkubator zerbrochene Eier mit bereits weit entwickelten Jungtieren lassen sich mitunter doch noch zum Abschlufj der Entwicklung bringen. Man bringt die Jungtiere samt ihren grofjen Dottersäcken in flache Glasschaien und umgibt sie mit physiologischer Kochsalzlösung (9 Gramm NaCI in 1000 ml destilliertem Wasser). Die Tiere sollen nur bis % ihrer Höhe mit der Flüssigkeit bedeckt sein, um atmen zu können. Peinliche Sauberhaltung und Unterbringung der Brutschale im Inkubator versteht sich von selbst. 42
Die geschlüpften Jungschildkröten werden in den ersten Lebenswochen und -monaten in separaten Aufzuchtbehältern gepflegt. Die Gemeinschaft mit gröljeren Artgenossen gefährdet die Jungtiere sehr. In groljen Behältern entziehen sich die Jungtiere auljerdem zu leicht ,der notwendigen täglichen Kontrolle. Die Aufzucht junger Wasserschildkröten erfolgt am besten in nicht zu groljen Aquarien mit Landteil. Wasserdurchlaufanlagen sind hier besonders am Platze. Gute Erfahrungen machten viele Züchter auch mit stark veralgten Aufzuchtbecken mit reichem Wasserpflanzenwuchs und klarem, manchmal auch kräftig grün gefärbtem Wasser. In solchen Becken, die natürlich sehr gut beleuchtet werden müssen, haben die jungen Schildkröten ein reichliches Angebot an Grünfutter und gedeihen vortrefflich. Grundlage der Aufzuchternährung sollten natürliche Futtertiere sein, die viel Kalk, Wirkstoffe und unverdauliche, aber für die Verdauung erforderliche Ballaststoffe mitbringen, also Daphnien, Bachflohkrebse, Garnelen, Insekten, später Jungmäuse, Regenwürmer und Schnecken. Ungefilterte Sonneneinstrahlung ist von groljem Vorteil. Hat man im Winter eine vielseitige Futterpalette nicht zur Verfügung, so sollte man besser die Temperatur senken und weniger füttern, bis wieder ein breites Futterangebot vorhanden ist. Auch Jungtiere von Arten, die dämmerungsaktiv und kaum oder gar nicht sonnenbedürftig sind, können bei einseitiger Ernährung leicht rachitisch werden (Alligatorschildkröten wie Chelydra und Macroc1emys, alle Angehörigen ·der Familie Kinosternidae)! Die Aufzucht der jungen Landschildkröten erfolgt nach den gleichen Grundsätzen wie die der Wasserschildkröten. Das Vermeiden von rachitischen Störungen ist bei einigen tropischen Landschildkröten auch bei aller Umsicht schwierig. Wir kennen offensichtlich noch nicht alle Umstände, die für ein ungestörtes Wachstum dieser Tiere verantwortlich sind. Wichtig ist bei allen Aufzuchten die Erfüllung sehr widersprüchlicher Forderungen: Einerseits sollen natürliche Ruhepausen eingehalten bzw. nachgeahmt werden, andererseits mulj der Pfleger bestrebt sein, die Geschlechtsreife und die damit verbundene minimale Erwachsenengrölje innerhalb der dafür auch in der Natur zur Verfügung stehenden Zeit zu erreichen. Wird das Wachstum groljwüchsiger Arten durch ungenügende Ernährung und zu niedrige Aufzuchttemperaturen gebremst. so dalj die natürlichen Zuwachsraten pro Jahr nicht erreicht werden, so kommt es zur Verzwergung. Das bedeutet, dalj die betroffenen Tiere den Rückstand nicht wieder aufholen und niemals die artcharakteristische Grölje erreichen, also Zwerge bleiben. Häufig ist die 43
Verzwergung mit Fettsucht und tiefgreifenden hormonellen Störungen verbunden, so daf} die Zwerge auch noch zuchtunfähig sind.
Krankheiten Frisch importierte Schildkröten bringen häufig Parasiten aus der Natur mit. Während der Parasitenbefall unter natürlichen Bedingungen nur selten lebensbedrohend für die Wirtstiere ist, kann er in Gefangenschaft durch Schwächung der Wirtstiere zur Katastrophe führen. Innenparasiten, vor allem Eingeweidewürmer, stellen ihre Aktivität während der langen Zeitspanne, die eine Schildkröte vom Fang bis zur endgültigen Übersiedlung in das Terrarium ihres Besitzers zubringt, nicht ein. Während die Schildkröte in dieser Zeit hungert, zehren die Parasiten von ihr. Man kontrolliert daher den Kot neu zugegangener Schildkröten, besonders abgemagerter, geschwächter Exemplare, auf Parasitenabgang. Der erste Kot wird schon beim .Begrüf}ungsbad .. , das wir jedem Neuankömmling verordnen, leicht zu gewinnen sein. Die Kotprobe wird in ein Reagenzglas oder Tablettenröhrchen überführt, das man einem VeterinärhygieneLabor zur Untersuchung übergibt. Bei Wurm- und Amöbenbefall wenden wir einschlägige Mittel der Veterinärmedizin an, indem wir die Gewichtsverhältnisse umrechnen. Alle Medikamente können in der auf Säugetiere bezogenen Dosis, umgerechnet auf das Gewicht der Schildkröte, ohne Gefahr bis zum doppelten Quantum verabreicht werden. Infolge ihres langsameren Stoffwechsels reagieren Reptilien auf diese Quanten erfahrungsgemäf} noch recht gut. I Häufig tragen Landschildkröten Auf}enparasiten, vor allem blutsaugende Zecken. Sie sollen nicht abgerissen werden, da die Saugwerkzeuge sonst in der Haut der Schildkröte stecken bleiben und erst langsam herauseitern. Man tötet die Zecken durch mehrfaches Einpinseln mit Speiseöl. Das verharzende Öl verklebt die Atemöffnungen der Zecken und läf}t sie ersticken. Schneller wirksam ist das Beträufeln mit Nikotin, das aus dem Pfeifenrohr oder durch Aufkochung einiger Zigaretten in ganz wenig Wasser gewonnen wird. Blutmilben treten ebenfalls gelegentlich auf Landschildkröten auf. Ihre Bekämpfung ist schwieriger als die der kompakten Zecken. Man wendet ein Sprühmittel mit Erfolg an, das sich
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auch bei der Zeckenbekämpfung sehr gut bewährt hat: Trichlorphon in wä6riger Lösung, die allerdings nicht lange haltbar ist. Verletzungen treten mitunter durch Bei6ereien (besonders in überbesetzten Wasserschildkrötenbehältern) oder durch Unfälle auf. Gesunde Schildkröten sind gegenüber Verletzungen erstaunlich widerstandsfähig. So wurden wiederholt Schildkröten mit schweren Panzerverletzungen oder mit amputierten Gliedma6en gefangen, deren schwere Unfälle ohne jede Hilfe in der Natur verheilt waren. Verletzte Tiere sollen lediglich gesäubert und bis zur Vernarbung ihrer frischen Wunden isoliert gehalten werden. Gliedma6en- oder Panzerverletzungen lassen sich verhältnismäfpg gut versorgen (pflastern oder besser mit Pflaster-Spray behandeIn). Am besten geht die Heilung voran; wenn frische Luft an die Wunde kann und nur Verschmutzungen vermieden werden. Geschwürige Wunden am Panzer und den Extremitäten können vor allem durch unsachgemä6en Transport in Holz- oder Blechkisten entstehen, wo sich die Tiere wundscheuern. Stehende Nässe begünstigt die Vereiterung. Auch unsachgemä6e Zwischenhälterung auf dem Handelsweg in schmutzigen Wasserbecken ohne Möglichkeit zum Abtrocknen oder gar Sonnen setzt Wasserschildkröten übel zu. Nässende, eiternde Geschwüre am Panzer müssen herzhaft mit dem .Scharfen Löffel. und dem Skalpell ausgeräumt, angefaulte Zehen eventuell unter Preisgabe des Nagels amputiert werden. Man suche mit solchen Anliegen den Tierarzt auf, wenn man selbst keine Erfahrungen und keinen Mut hat - aber bald, denn es ist schnell zu spät! Die gesäuberten Wunden müssen abtrocknen. Entsprechende Puder (Penicillin-Puder u. a.) fördern den Vorgang. Auch Wasserschildkröten werden absolut trocken gehalten, bis das Nässen der Wunden behoben ist. Im Freiland- und auch Zimmerterrarium kann man beobachten, da6 Wasserschildkröten mit nässenden Wunden und Faulstellen im Panzer oft freiwillig so lange das Wasser und feuchte Umgebung meiden, bis die Wundheilung deutliche Fortschritte macht. Sie müssen natürlich täglich getränkt werden, wenn sie trocken sitzen. Das geht leicht durch geduldiges Eintauchen des Kopfes in sauberes Wasser. Schilderablösung ist nicht selten. Die Ablösung ganzer Panzerschilder, unter denen bereits neue Schilder liegen, ist bei einigen Wasserschildkröten als normal zu betrachten, während es bei anderen eine minimale Störung im Stoffwechsel anzeigt, die sich unter optimalen Haltungsbedingungen wieder ausgleicht. Lösen sich die Schilder jedoch ab und zeigen sich darunter Geschwüre, ist die Sache ernst. Schwammig-dicke Wucherungen solcher
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Schilder oder wei.flliche Verfärbung deuten auf Hautpilzinfektionen (Mykosen) hin. Sie sind bei Schildkröten leider weit verbreitet, beeinträchtigen das Aussehen der Tiere au.flerordentlich und können Ausgangspunkt für gefährlichere Sekundärinfektionen sein. Durch Mykose abgelöste, locker aufliegende Panzerschilder gestatten, da.fl sich unter ihnen Feuchtigkeit ansammelt, in der pathogene Mikroorganismen gedeihen. Entzündungen des empfindlichen Gewebes unter dem Schild greifen bald auf den darunterliegenden Knochen über. Daher mu.fl mit dem Skalpell jedes lose aufliegende Schild bündig abgeschnitten, Entzündungsherde müssen ausgeschabt werden. Haben sich bereits abgestorbene Nester im Knochen gebildet, erkennbar an der hellen Verfärbung, dem ·.toten Aussehen- dieser Knochenteile und meist an einer Stelle bereits abhebbar, so müssen sie ebenfalls entfernt werden, damit sich das darunterliegende gesunde Gewebe unbeeinträchtigt entwickeln kann. Nur dann kann auch das Schild gut regenerieren. Schildkröten mit stark defekten, >zerfressenen- Panzern können nach dieser Behandlung im Verlaufe mehrerer Jahre wieder zu ansehnlichen Stücken werden. Es ist erstaunlich, wie gro.fl die Regenerationsfähigkeit an Panzerknochenmaterial und Hornschildern ist. Gelegentlich ist bei Schildkröten, die j?hrelang nur mit weicher Nahrung gefüttert wurden, mangelnde Abnutzung der Hornschneiden ihrer Kiefer zu beobachten. In solchen Fällen mu.fl mit Nagelschere, Zange und Feile vorsichtig soviel Material abgearbeitet werden, da.fl ein ordnungsgemä.fles Schlie.flen der Kiefer und deren Schneidefunktion wieder gewährleistet ist. Auch zu lange Krallen müssen mitunter bearbeitet werden. Man darf aber natürlich nicht etwa Schmuckschildkröten- 0 0 die extrem langen Krallen der Vordergliedma.flen stutzen! Augenentzündungen sind eine leider nicht seltene Erscheinung bei der Aufzucht von Jungtieren. Sie treten aber auch bei erwachsenen Tieren auf. Bei Wasserschildkröten ist häufig höhere Wasser- als Lufttemperatur die Ursache, oder es herrscht Zugluft. Behandelt wird mit Borwasser oder antimikrobiellen Augentropfen (z. B. Albucid, verschreibungspflichtig über den Tierarzt). Zur Unterstützung werden die Patienten warm und bei hoher Luftfeuchte gehalten sowie mit Vitamin A angereichertem Futter versorgt. Erkältungskrankheiten der Atemwege sind bei Wasser- und Landschildkröten leicht möglich. Die Ursachen können dieselben wie bei den Augenentzündungen sein. Häufig treten deshalb beide Krankheitsbilder gemeinsam auf. Im Freiland gehaltene Landschildkröten erkälten sich leicht beim Eintreten feucht46
kühler Witterung. Ständige Kontrolle in solchen Perioden, Beheizung oder zeitweilige Umsiedlung in Zimmerterrarien sind die vorbeugenden Maljnahmen. In leichten Erkältungsfällen hilft isolierte Haltung bei erhöhter Temperatur (ohne stärkere nächtliche Abkühlung) und gleichzeitiger hoher Luftfeuchtigkeit. Klingen Schnupfen und Atemnot nicht innerhalb von 3-8 Tagen merklich ab und kommen zur Ausheilung, sollte der Tierarzt aufgesucht und der Einsatz von Sulfonamiden oder Antibiotika (beides rezeptpflichtig) erwogen werden, ehe ~s zu spät ist. Je nach Verhalten der Schildkröte sollten die Medikamente oral (mit Mischfutter) oder durch Injektion appliziert werden. Verdauungsstörungen, insbesondere durchfallartige Zustände, treten gelegentlich auf. Besonders Landschildkröten sind häufiger davon betroffen. Auch hier sind häufig Erkältungen die Ursache, besonders aber auch plötzlich absinkende Temperaturen, wenn Magen und Darm der Tiere gefüllt sind. Durch wärmere Unterbringung und Beimischen von Aktivkohle zum Mischfutter läljt sich der Kot meist rasch wieder normalisieren. Tritt nach spätestens acht Tagen keine Besserung ein, so ist der Weg zum Tierarzt zwecks Verordnung von Chemotherapeutika oder Antibiotika unumgänglich. Eine Kotprobe sollte vorsorglich mitgenommen werden, falls eine Laboruntersuchung in einem Veterinärhygiene-Institut notwendig wird. über die Gefahren, die von den Schildkröten als Infektionsquelle für den Menschen, insbesondere den Schildkrötenpfleger. ausgehen können. gehen die Meinungen auseinander. Die einen lehnen Tierhaltung im menschlichen Wohnraum grundsätzlich ab und verpönen jeden nicht unumgänglichen Tierkontakt. während die anderen jede Gefahr negieren und hygienische Forderungen sträflich vernachlässigen. Tatsache ist, dalj nach vielseitigen exakten Untersuchungen die meisten Land- und Wasserschildkröten Träger und Ausscheider von Darmmikroben sind, die auch krankheitserregende (infektiöse) Stämme bilden, z. B. Salmonella- und Arizona-Bakterien. Daraus ergeben sich einige hygienische Grundforderungen für die Schildkrötenhaltung: • Freihaltung von Schildkröten in Haus und Garten lehnen wir ohnehin ab. da sie den Ansprüchen der Tiere nicht genügt. Damit unterbinden wir bereits die Gefahr des Beschmutzens von Gegenständen oder Nahrungsmitteln mit Schildkrötenkot und seine unbeabsichtigte Aufnahme durch Haustiere und den Menschen. • Schildkröten sind niemals Kinderspieltiere ! Sie gehören auch nicht zum Gaudi der Erwachsenen in Swimming-Pools, sondern lediglich in ihre speziellen 'Behälter.
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• Nach jedem Tierkontakt, insbesondere nach Wartungs- und Säuberungsarbeiten im Terrarium, wäscht sich der Pfleger gründlich. Das Tragen von Gummihandschuhen ist anzuraten. Während der Wartungsarbeiten darf nicht geraucht, gegessen und getrunken werden. • Gerätschaften für die Tierpflege und Tiernahrungsmittel müssen im Haushalt exakt von menschlichen Nahrungsmitteln und Reinigungsgeräten getrennt werden. Das ist keine Platz-, sondern eine Einstellungsfrage ! Unter Wahrung so einfacher Grundsätze wird es dem Schildkrötenpfleger ohne weiteres gelingen. ungefährdet seinen Interessen nachzugehen. Unfallgefahr durch bissige Schildkröten ergibt sich beim Umgang mit Schnappschildkröten. Chelydra serpentina, Geierschildkröten, Macroclemys temminckii, Grofjkopf-Schildkröten. Platysternon megacephalum, verschiedenen gröfjeren Kinosterniden (Kinosternon, Staurotypus), den meisten Weichschildkröten (Trionychidae) und den Meeresschildkröten sowie einigen weiteren grofjen, selteneren Wasserschildkröten. Bissige Exemplare können auch unter grofjen Landschildkröten auftreten, z. B. pflege ich eine bissige Sporn schildkröte. Geochelone sulcata. Solche Tiere haben beachtliche Kieferkräfte, und es sind Finger- bzw. Zehenamputationen beim Menschen vorgekommen. Die Alligatorschildkröten haben sogar schon Badeunfälle in Ufernähe verursacht (Florida). Es ist daher bei der Pflege solcher Tiere durch den haftpflichtigen Tierhalter Sorge vor dem unberechtigten Zugriff und Zutritt zu tragen (Freianlagen! Kinder im Haushalt!). Dumme .Scherze- mit dfrartigen Beifjkünstlern sind natürlich ebenso zu unterlassen. Gr06e Landschildkröten können Personen in ihrem Gehege auch durch heftige Rammstöf}e verletzen.
Transport Der Transport und Versand von Schildkröten ist unter geeigneten Wettervoraussetzungen (frostsicher, aber auch keine Hitzeperiode) unproblematisch. Vor dem Transport ist darauf zu achten, dafj die Tiere bereits mehrere Tage fasten und (bei Landschildkröten) durch Bäder wiederholt zur gründlichen Entleerung des Darms angeregt wurden. Kleine Exemplare ver~ packt man einzeln in solide Leinenbeutel, wie sie als Verpa"k48
kungsmittel für lebende Reptilien gebräuchlich sind. Die Beutel können auch bei Wasserschildkröten trocken bleiben. Für junge, sehr empfindliche Wasserschildkröten. z. B: Weichschildkröten, gibt man etwas leicht feuchtes Substrat (Moos, SchaumstoffFlocken) in den Transportbeutel. Grö6ere, kräftige Schildkröten müssen in Beuteln aus sehr solidem Sackleinen verpackt werden. Auch dabei kann man noch zirkusreife Leistungen an Zerrei6künsten erleben! Die einzelnen Beutel werden bei kleinen Arten in Kartons (reichlich gro6 bemessen I) zwischen Knüllpapier oder Holzwolle als Isolations- und Polstermaterial gelegt. Gr06e Arten kommen in stabile Holzkisten, die man in Abteile untergliedert, so da6 die Tiere nicht übereinander liegen oder im Kasten herumkollern. Wenige Luftlöcher oder Bretterfugen bei Kisten sorgen für Ventilation, ohne da6 Zugluft entsteht. Versandmethode kann Post- oder Expre6gutversand wie auch Luftfracht sein. Unter günstigen Bedingungen werden eine bis sechs Transportwochen schädigungsfrei überstanden. Beim grenzüberschreitenden Verkehr oder Versand sind stets amtstierärztliche Veterinäratteste und gegebenenfalls auch. zollamtliche Bescheinigungen notwendig. Zahlreiche Schildkrötenarten fallen unter die Bestimmungen des .Washingtoner Abkommens zum Schutz vom Aussterben bedrohter Tiere- und benötigen deshalb beim Grenzübertritt besondere Papiere. Auskünfte erteilen Zollstellen, Kreistierärzte und Liebhabervereinigungen (z. B. die Fachgruppen des Kulturbundes der DDR). Noch ein Hinweis für Schildkrötenliebhaber als Auslandstouristen : In verschiedenen südeuropäischen und tropischen Ländern bestehen in Übereinstimmung mit dem Washingtoner Abkommen strenge Ausfuhrbeschränkungen für Schildkröten, z. B. in der Volksrepublik Bulgarien. Zuwiderhandlungen ohne die erforderlichen (und nur schwer zu erhaltenden) Papiere werden mit sehr empfindlichen Geldbu6en und eventuell weiteren Strafma6nahmen (z. B. Landesverbot) geahndet.
Was geschieht mit verendeten Schildkröten? Auch der erfolgreichste Pfleger steht hin und wieder vor der Tatsache, dalj eine seiner Schildkröten verendet ist. Was ist jetzt noch zu tun? Die Beseitigung des Kadavers durch Verbrennen in der Heizung oder Vergraben im Garten ist in den meisten Fällen nicht anzuraten. In Anbetracht der Tatsache, da6 Schildkröten fast durchweg kostbare, vom Aussterben bedrohte Tiere sind, sollten frischtot aufgefundene Kadaver nicht weggeworfen, 4 Obst. Schildkröten
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sondern der wissenschaftlichen Auswertung zugeführt werden. Seltene Arten sollten auch im Falle bereits eingetretener Zersetzungserscheinungen noch aufbewahrt wel:den, da sie bestimmte Präparationsmethoden, z. B. Skelettherstellung, ohne weiteres noch erlauben. Wertvolle, seltenere Arten gehören vornehmlich in Museumsund Institutssammlungen, die solche Zuwendungen nicht selten auch finanziell anerkennen. Weniger seltene Arten können in Lehrmittelsammlungen von Schulen nützliche Anschauungsmittel ergeben. Nicht zuletzt sammeln auch manche Schildkrötenliebhaber selbstgefertigte Präparate ihrer Pfleglinge. Auch wenn nur der Panzer als schmückendes Element aufgehängt wird, sollten die skelettierten oder in Alkohol fixierten Extremitäten und der Kopf bzw. der Schädel unbedingt aufgehoben werden. Verendete Schildkröten lä.ljt man zuerst auskühlen, dann zieht man Kopf und Extremitäten möglichst weit aus dem Panzer und verhindert das Zurückgleiten notfalls durch Umwickeln mit Papierstreifen oder Stoffresten. Dann verpackt man den Kadaver in mehrfach genommene Plastbeutel. Die Krallen umwickelt man, sonst können sie den Beutel durchstechen. Tiefgefroren können die Kadaver nun so lange aufbewahrt werden, bis sie einem Nachnutzer (Museum, Institut) übergeben oder im Winterhalbjahr in Schaumstoffverpackung als Expre.ljgut übermittelt werden können. Der Versand frischtoter, ungefrorener Exemplare sollte zwei Tage nicht überschreiten, kühle Witterung vorausgesetzt! Sollen die Tiere für wissenschaftliche Zwecke präpariert werderL so ist die Fixierung des ganzen Tieres in Alkohol (Brennspiritus) die beste Methode. Dazu wird reichlich unverdünnter Alkohol mit einer gro.ljen Injektionsspritze und starker Kanüle in den Körper der Schildkröte injiziert. Man wählt Einstichstellen neben allen extremitäten, spritzt auch in die Kloake und zuletzt in die Beine, bis das Tier ziemlich gefüllt ist und bereits wieder der Alkohol austritt. Dann wird das Tier in auf 75 % verdünnten Alkohol eingelegt. Nach 2-3 Tagen schneidet man mit einem Skalpell über den Extremitäten in etwa 2 cm Breite tief in Haut und Fleisch ein, so da.lj sich die Konservierungsflüssigkeiten innerhalb und au.ljerhalb des Körpers vermischen können. Dabei tritt reichlich gerinnendes Blut und Serum aus. Nach 3-4 Wochen ist die Schildkröte durchfixiert. Sie kann nun abgewaschen werden und in einem Präparateglas aufbewahrt werden, das mit frischem, klarem 75°/oigem Spiritus gefüllt ist. Die Fixierung in Formalinlösung anstelle von Alkohol ist 50
nicht empfehlenswert, da dieses Fixierungsmittel Muskulatur und Haut der Schildkröte so stark härtet, dalj die Gliedmaljen nicht mehr bewegt und ein eingezogener Kopf niemals wieder herausgezogen werden kann. Sollen solche Präparate später einmal völlig oder teilweise skelettiert werden, so ist auch das fast unmöglich, da Knochen und Muskulatur fest miteinander verbunden sind. Dies alles beeinträchtigt die wissenschaftlichen Auswertungen stark. Wertvoll und interessant sind Skelettpräparate von Schildkröten. Zu Lehr- und Demonstrationszwecken eignen sich dabei solche mit seitlich aufgesägtem Panzer besonders. Für wissenschaftliche Zwecke sind zerlegte Skelette, deren Panzerschilder abgelöst sind und einzeln aufbewahrt werden, am praktischsten. Skelette gewinnt man, indem der Kadaver vorsichtig entfleischt wird und die Knochenteile mit anhaftenden Fleischresten in Wasser mazeriert (gefault) werden. Dazu eignet sich ein alter Topf mit Deckel, der möglichst warm stehen soll. Das Faulwasser wird häufig erneuert und dabei der Mazerationsgrad geprüft (Gummihandschuhe, Pinzette!). Löst sich das restliche Fleisch, halten aber die Sehnen (Bänder) den Knochenverband noch zusammen, so ist die Sache gut. Nach dem Trocknen des Skelettes wird es durch mehrtägiges Einlegen in Waschbenzin o. ä. noch von Fettresten befreit, anschlieljend durch kurzes Baden in Wasserstoffperoxydlösung gebleicht und getrocknet. Während der Präparation abgelöste Panzerschilder können nun wieder aufgeklebt werden. Für die Herstellung von Präparaten konsultiere man aber unbedingt auch die Fachliteratur oder Spezialisten.
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Die wichtigsten . Schildkröten-Gattungen • 1. Unterordnung Halsberger-Schildkröten (Cryptodira)
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Familie Alligatorschildkräten (Chelydridae)
Schnappschildkröten, Chelydra Eine Art (serpentina), Nord- und Mittelamerika, Nördliches Südamerika, 50 cm Panzerlänge, überwiegender Wasseraufenthalt; Aquarien mit kleinem Landteil. Dämmerungsaktiv. Sehr haltbare Art, Aufzucht der ]ungtiere problemlos. Freilandhaltung im Sommerhalbjahr zu empfehlen. Nachzucht in USA regelmä6ig gelungen. Vorsicht vor Bissenl . Geierschildkröten, Macroc1emys Eine Art (temminckii), SO der USA, 70 cm Panzerlänge, Lebensweise und Haltung wie Schnappschildkröte, noch stärker an das Wasserleben gebunden. Nur in der Dämmerung aktiv. Etwas wärmeliebender als vorige Art; Freilandhaltung im Sommer aber doch zu empfehlen. Einzigartige Spezialisierung des Beuteerwerbs : .. Angeln« mit Wurmfortsatz der Zunge. Zucht in den USA gelungen. Vorsicht vor Bissen! • Familie Schlammschildkräten Grofjkopf-Schlammschildkräten, Claudius Eine Art (angustatus), Mexiko, til, ideal für Aquarienhaltung rungsaktiv. Biologie noch nicht schon gelungen.
(Kinostemidae)
10 cm Panzerlänge, stark aquamit kleinem Landteil. Dämmeausreichend bekannt. Nachzucht
Klappschildkröten, Kinosternon Ca. 17 Arten (bekannteste Arten: acutum, baurii, cruentatum, hirtipes, leucostomum, scorpioides, sonoriense, subrubrum), Verwandtschaftsbeziehungen der Arten noch nicht ausreichend erforscht; Artenunterscheidung z. T. sehr schwierig! 10-20 cm Panzerlänge, ideal für Zimmeraquaterrarien. Sehr haltbar. Dämmerungsaktiv. Stärker an Wasser- als an Landleben gebunden.
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Im Sommer auch Freilandhaltung möglich, dann aber kaum zu beobachten. Verschiedene Arten nachgezogen, z. T. schon in Generationen. Kreuzbrust-Schildkröten, Staurotypus 2 Arten (saluini, triporcatus), Mexiko, Guatemala, Honduras, EI Salvador. Bis 40 cm Panzerlänge. Stark aquatil. Haltung wie Schnappschildkröten, jedoch etwas wärmebedürftiger. Dämmerungsaktiv. Zucht schon gelungen. Vorsicht vor Bissen! Moschusschildkröten, Stemotherus 3 Arten (carinatus, minor, odoratus), Kanada und USA. Bis 15 cm Panzerlänge. Aquarien mit hängendem Landteil. Ideale Pfleglinge für Zimmerhaltung infolge ihrer Anspruchsarmut und geringen Gröf}e. Pflege problemlos. Freilandhaltung möglich, aber kaum Beobachtungsmöglichkeiten. Zucht wiederholt gelungen . • Familie Gro-fikopf-Schildkröten (Platysternidae) Gro-fikopf-Schildkröten, Platy sternon Eine Art (megacephalum), Hinterindien und Südchina. Bis 40 cm Panzerlänge. Eingewöhnung schwi~rig, dann aber gut haltbar. Kühles Flachwasser-Aquarium mit hängendem Landteil (nicht über 20 °C, Ertrinkungsgefahr bei höherem Wasserstand!), klettert weit besser, als sie schwimmt! Bevorzugt Schneckennahrung. Freilandhaltung unter speziellen Voraussetzungen möglich. Zucht nicht bekannt. Vorsicht vor Bissen! • Familie Sumpfschildkröten (Emydidae) China-Sumpfschildkröten, Chinemys 3 Arten (kwangtungensis, megalocephala, reeuesii). Mittleres China bis Hinterindien, Japan. Bis 20 cm Panzerlänge. Nur Chinemys reeuesii regelmägig erhältlich; typische Sumpfschildkröte, ideal für Zimmer- und Freilandhaltung. Auch Freiüberwinterung möglich. Pflege problemlos. Zucht wiederholt ge, lungen, z. T. schon in mehreren Generationen. Schmuckschildkröten, Ch;ysemys Mc Dowell (1964) vereinigt unter diesem Namen die bisher nur
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aus einer Art bestehende Gattung Chrysemys mit der artenreichen Gattung Pseudemys. Ich folge dieser Entscheidung, während in anderer deutschsprachiger Literatur (Wermuth und Mertens, 1961, Wermuth und Mertens, 1977) beide Gattun!1en weiterhin getrennt geführt werden. Etwa 8-9 Arten (concinna, dorbigni, floridana, grayi, (ornata) , picta, rubriventris, scripta, terrapen). Kanada bis Argentinien. 25-40 cm Panzerlänge. Typische Sumpfschildkröten, nordamerikanische Arten als Erwachsene ideal für Freilandhaltung, z. T. auch Freilandüberwinterung. Südliche Arten nur im Sommer für Freiland geeignet. Als Jungtiere sehr beliebt und regelmäfjig importiert. Aufzucht der Jungtiere jedoch problematisch, Haltung der Erwachsenen problemlos. Zucht wiederholt gelungen, in den USA z. T. farmmäfjig betrieben. Amerikanische Wasserschildkröten, Clemmys 4 Arten (guttata, insculpta, marmorata,' muhlenbergii). Nordamerika. 11-25 cm Panzerlänge. Typische Sumpfschildkröten, sehr geeignet für Zimmer- und Freilandhaltung. Besiedeln z. T. kleinste Gewässer und deren Uferbereiche (C. insculpta Gräben und Teiche in Bruch-, Misch- und Laubwäldern, C. muhlenbergii in Mooren, C. guttata in Sümpfen, Bruchwäldern u. ä. Zucht einiger Arten gelungen. C. muhlenbergii und C. insculpta selten und z. T. streng geschützt. Altweltliche Wasserschildkröten, Mauremys 3 Arten (caspica, japonica und nigricans). Nordafrika, S-Europa, Asien. 20 cm Panzerlänge. Typische Sumpfschildkröten, im Sommer ideal für Freilandhaltung. Zucht z. T. gelungen. Pfauenaugen -Wasserschildkröten, Sacalia Eine Art (bealei). Südchina, Hinterindien. 15 cm Panzerlänge. Typische Sumpfschildkröte, Biologie und Haltungsbedingungen noch ungenügend bekannt, am besten wie Mauremys zu pflegen. Scharnierschildkröten, Cuora 5 Arten (amboinensis, flavomarginata, galbinifrons, trifasciata, yunl1anensis). Südchina, Hinterindien, Indoaustralischer Archipel und Philippinen. 20 cm Panzerlänge. Nur C. amboil1ensis regelmäfjig erhältlich, Sumpfschildkröte, nur im Hochsommer für 54
Freiland geeignet. Biologie der anderen Arten noch wenig bekannt. Malayische Dornschildkröten, Cyclemys Eine Art (dentata). Hinterindien, Teile des Sunda-Archipels und Philippinen. 25 cm Panzerlänge. Langhals-Schmuckschildkröten, Deirochelys Eine Art (reticularia). Nordamerika. ·25 cm Panzerlänge. Selten erhältlich, Lebensweise und Haltung wie Schmuckschildkröten.
Amerikanische Sumpfschildkröten, Emydoidea Eine Art (blandingii). Nordamerika. 25 cm Panzerlänge. Selten erhältlich, Pflege wie Schmuckschildkröten. Oft schlechte Fresser, bevorzugen Wasserflöhe in enormen Mengen. Freilandhaltung am günstigsten. Zucht unbeka·nnt.
Europäische Sumpfschildkröten, Emys Eine Art (orbicularis). Europa. 25 cm Panzerlänge. Sehr empfehlenswert problemlos haltbar in Freiland- wie Zimmerterrarien. Zucht regelmäfjig gelungen. In Mitteleuropa vom Aussterben bedroht und dort streng geschützt! In Südosteuropa und Kleinasien noch sehr häufig.
Amerikanische Erdschildkröten, Rhinoclemmys 6 Arten (annulata, areolata, lunerea, pulcherrima, punctularia, rubida). Mittel- und Südamerika, gröfjtenteils typische tropische Sumpfschildkröten.
Asiatische Erdschildkröten, Geoemyda Eine Art (spengleri). Hinterindien und Japan, Indoaustralischer Archipel. Bewohnt kühlere tropische Bergwälder, oft aufjerhalb des Wassers. 55
Stachel-Erdschildkröten, Heosemys 5 Arten (depressa, grandis, leytensis, silvatica, spinosa). Vorderund Hinterindien, Indoaustralischer Archipel, Philippinen., Teilweise in feuchtwarmen Tropenwäldern (H. spinosa), z. T. in kühleren Bergwäldern (H. grandis). Oft heikel in der Eingewöhnung (Nahrungsverweigerung!). Dunkle Erdschildkröten, Melanochelys 2 Arten (tricarinata und trijuga). Vorderindien und Ceylon, Hinterindien. 15-40 cm Panzerlänge. Tropische Sumpfschildkröten, mit stärkerer Bindung an grö-fjere Gewässer. Von M. trijuga wurden wiederholt Nachzuchten erzielt. Höckerschmuckschildkröten, Graptemys gArten (barbouri. caglei, flavimaculata. geographica, lwhnii, nigrinoda, oculifera, pseudogeograpltica, pulchra). Nordamerika. 15-30 cm Panzerlänge. Flu-fj- und Sumpfschildkröten, Lebensweise und Haltung ähnlich den Schmuckschildkröten und Dachschildkröten, im Sommer für Freiland. Zum Teil sehr selten importiert. Zucht in USA schon gelungen. Verwandtschaftsbeziehungen der Arten noch ungenügend erforscht. Dachschildkröten, Kachuga 6 Arten (nur tecta, dhongoka und smithii werden gelegentlich importiert). Vorder- und Hinterindien. 20-50 cm Panzerlänge. Flu-fjschildkröten, vorwiegend Pflanzenfresser. Haltung in geräumigen Aquarien mit hängendem LandteiL starke Filterung des Wassers oder Wasserdurchflu-fj notwendig. Eingewöhnung problematisch. später haltbar. Zur Zeit nur noch Gelegenheitsimporte, da die Arten in Pakistan und Indien streng geschützt sind. Diamantschildkröten, Malaclemys Eine Art (terrapin). Atlantische Küstenbereiche der USA und Mexikos. 25 cm Panzerlänge. Sumpfschildkröte im Brackwasserbereich (Seewasser- oder Kochsalz-Zugabe sehr wichtig), Haltung problematisch. Fütterung mit Seefisch und marinen Mollusken, Garnelen. Zuchten in den USA. Als Delikatesse starkem Raubbau unterworfen, jetzt z. T. streng geschützt. 56
Malayen-Sumpfschildkröten, Malayemys Eine Art (subtrijuga). Hinterindien und Sunda-Archipel. 20 cm Panzerlänge. Tropische Sumpfschildkröte für geheizte Aquaterrarien. Haltung recht problematisch. Nahrung vorwiegend Mollusken. Oft schwer an das Futter zu gewöhnen, später oft plötzliches Einstellen der Nahrungsaufnahme oder unvermutetes Verenden. Wesen sehr ruhig, daher nicht mit lebhaften Arten zu vergesellschaften. Chinesische Streifen schildkröten, Ocadia Eine Art (sinensis). S-China, Hinterindien. 25 cm Panzerlänge. Sumpfschildkröte, problemlos haltbar, im Sommer gut für Freiland geeignet. Mischköstler mit starkem Anteil pflanzlicher Kost. Zucht noch nicht bekannt. Dickkopf-Schildkröten, Siebenrockiella Eine Art (crassicoIlis). Hinterindien und Sunda-Archipel. 20 cm Panzerlänge. Tropische Sumpfschildkröte, die stark aquatil lebt. Sehr ruhiges Wesen, ideales Tier für Zimmeraquarien mit Landteil. Haltung problemlos. Zucht noch nicht bekannt. Dosenschildkröten, Terrapene 4 Arten (carolina, coahuila, llelsoni, omata). Von Süd-Kanada bis Mexiko. 15-20 cm Panzerlänge. .Erdschildkröten.. mit je nach Art und Individuum stärkerer und geringerer Bindung an das Wasser, mitunter Lebensweise wie Landschildkröten. Haltung in Terrarien mit Bademöglichkeit oder Aquaterrarien mit gro.ljem Landteil. Freilandhaltung für T. carolina ideal. Nahrung überwiegend animalisch, aber auch Früchte, Blüten und Knospen. Zucht gelegentlich gelungen . • Familie Landschildkröten (Testudinidae) Gopherschildkröten, Gopherus 4 Arten (agassizii, berlandieri, flavomarginatus, polyphemus). Südliche USA bis Mexiko. 45 cm Panzerlänge. Landschildkröten mit grabender Lebensweise; dämmerungsaktiv, bevorzugen trocken-warme Lebensräume. Haltung in gut beheizten Terrarien mit ausreichendem Bodengrund, im Sommer Freilandhaltung 57
möglich. Eingewöhnung und Aufzucht von Jungtieren problematisch, später gut haltbar. Kalt überwintern! Zucht in USA wiederholt gelungen. Streng geschützt und ausfuhrverboten, nur noch gelegentlich im Tierhandel. Flachschildkröten, Homopus 4 Arten (areolatus, boulengeri, femoralis, signatus). Südliches Afrika. 10-15 cm Panzerlänge. Tropische Landschildkröten aus extremen Trockengebieten, oft Nahrungsspezialisten auf unbekannte Futterpflanzen. ' Aktivität stark saisongebunden. Haltung problematisch. Zucht unbekannt. Infolge ihrer Seltenheit und der Artenschutzbestimmungen nur sehr selten im Angebot. Gelenkschildkröten, Kinixys 3 Arten (belliana, erosa, homeana). Tropisches Zentralafrika und N-Madagaskar. 20-35 cm Panzerlänge. Tropische Landschildkröten mit unterschiedlichen Ansprüchen. K. belliana aus Trockengebieten haltbarste Art im Terrarium, im Sommer auch Freilandhaltung möglich. K. erosa und homeana aus Waldgebieten, wasserbedürftig (baden und trinken viel). Heikle Fresser, scheues Verhalten, z. T. dämmerungsaktiv, Haltung nur im Zimmerterrarium, problematisch. Nachzucht von K. belliana schon gelungen. Spaltenschildkröten, Malacochersus Eine Art (tornieri). Ostafrika. 18 cm Panzerlänge. Tropische Gebirgs-Landschildkröte, anatomiss:h bemerkenswert infolge Knochenpanzer-Rückbildungen. Haltung im Terrarium mit nicht zu hohen Temperaturen und nächtlicher Abkühlung. Im Sommer erfolgreich im Freiland zu pflegen. Oft Eingewöhnungsschwierigkeiten (Futterpflanzen-Auswahl), dann gut haltbar. Zucht schon gelungen. Bestände infolge Raubbaus für den Tierhandel bedroht. Spinnenschildkröten, Pyxis Zwei Arten (arachnoides und planicanda). SW-Madagaskar. 12 cm Panzerlänge. Tropisch, aus extremen Trockengebieten, stark saisonabhängig, monatelang im lockeren Boden vergraben. Ge-
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ringer Nahrungsbedarf, starke individuelle Futtergewohnheiten. Zucht noch unbekannt. Europäische Landschildkröten, Testudo 3 Arten (graeca. hermanni und marginata). S-Europa, N-Afrika und W-Asien. 20-35 cm Panzerlänge. Bekannteste und beliebteste Landschildkröten. gut geeignet für Freilandhaltung, besonders T. hermanni, während Testudo graeca aus südlichen Teilen ihres Verbreitungsgebietes und T. marginata wärmebedürftiger sind. Kalte Überwinterung. Zucht regelmä/jig gelungen. In vielen Mittelmeerländern infolge Raubbaus selten geworden und streng geschütztl Zur Gattung Testudo wurden früher bzw. werden auch jetzt noch von verschiedenen Spezialisten zahlreiche tropische Landschildkröten gestellt. die hier unter Agrionemys, Asterochelys, Chelonoidis, Geochelone, Indotestudo, Manouria, Megalochelys und Psammobates besprochen werden. Vierzehen- oder Steppenschildkröten, Agrionemys Eine Art (horsneldii). Mittelasien. 20 cm Panzerlänge. Landschildkröte der Trockengebiete, gut geeignet für Freilandhaltung, aber sehr empfindlich gegen feucht-kühle Witterung l Gräbt tiefe Höhlen. Wiederholt gezüchtet. Strahlenschildkröten, Asterochelys 2 Arten (nur A. radiata als gro/je Seltenheit gelegentlich erhältlich, A. yniphora seltenste Landschildkröte ohne Bedeutung für Terraristik). Madagaskar. 40 cm Panzerlänge. Tropische Landschildkröten, A. radiata aus Trockengebieten, Erwachsene problemlos haltbar. Jungtiere schwierig aufzuziehen. Einzelne Zuchterfolge bekannt. Streng geschützt, aber infolge ihrer Langlebigkeit noch vereinzelte Tiere aus der Zeit vor dem Artenschutzabkommen in den Liebhaberbeständen. Amerikanische Landschildkröten, Chelonoides 4 Arten (carbonaria. chilensis. denticulata, elephantopus). Tropisches Amerika und Galapagos-Archipel. 20-110 cm Panzerlänge. Tropische Landschildkröten. wobei T. carbonaria und T. denticulata Waldtiere, T. chilensis und T. elephantopus Bewohner von Trockengebieten sind (letztere streng geschützt!). Haltung in Zimmer terrarien, T. carbonaria und T. denticulata
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wasserbedürftiger, im Hochsommer im Freiland. T. chilensis erwachsen sehr haltbar im Freiland, Jungtiere heikel! Afrikanisch-Asiatische Landschildkröten, Geochelone 4 Arten (elegans, pardalis, platynota, sulcata). Tropisches Afrika, Vorder- und Hinterindien. 25-70 cm Panzerlänge. Die afrikanischen G. pardalis und G. sulcata aus Trockengebieten, während die asiatischen Arten G. elegans und G. platynota sowohl Trokkengebiete als auch feuchtere Waldgebiete bewohnen. Erwachsene Tiere gut haltbar, im Hochsommer auch im Freiland. Die meisten Arten vereinzelt schon gezüchtet. Asiatische Landschildkröten, Indotestudo 3 Arten (nur I. elongata gelegentlich importiert). Vorder- und Hinterindien. 28 cm Panzerlänge. Bewohner von trockenen Savannen-Gebieten, Pflege in gut geheiztem Terrarium problemlos. Nachzucht nicht bekannt. Asiatische Flachschildkröten Manouria 2 Arten (emys und impressa). Vorder- und Hinterindien, SundaArchipel. 30-50 cm Panzerlänge. Tropische Landschildkröten aus feuchten Waldgebieten, wärme- und wasserbedürftig. Dämmerungsaktiv, tags sehr träge. Erwachsene Tiere oft nicht leicht einzugewöhnen, dann aber gut haltbar. Nachzucht bislang nicht bekannt. Seychellen-Riesenschildkröten, Megalochelys Eine Art (gigantea). Seychellen-Archipel. 120 cm Panzerlänge. Häufiger importiert als Galapagos-Riesenschildkröten (Chelonoidis elephantopus), aber ebenfalls streng geschützt. Bestände etwas sicherer als auf Galapagos. Haltung erwachsener Tiere problemlos, im Hochsommer Freilandhaltung erfolgreich. Nachzucht schon gelungen. Südafrikanische Landschildkröten, Psammobates 3 Arten (geometrica, oculitera, tentoria). Süd afrika. 12-25 cm Panzerlänge. Nur P. oculitera und P. tentoria vereinzelt importiert. Diese Arten sind als Bewohner von Trockengebieten stark saisonabhängig. Bevorzugte Pflanzennahrung mu.fl probiert wer60
den (Sukkulenten, Gräser). Haltung problematisch! Zucht noch unbekannt. • Familie Weichschildkröten (Trionychidae) Indische Klappen-Weichschildkröten, Lissemys Eine Art {punctata}. Vorder- und Hinterindien, Sri Lanka. 30 cm Panzerlänge. Empfehlenswerte Weichschildkröte für Aquaterrarien, im Hochsommer auch Freilandhaltung. Verbringt mehrere Wochen Ruhezeit an Land, vergraben in lockerem Bodengrund. Dreiklauen-Weichschildkröten, Trionyx 15 Arten (bekannteste: cartilagineus, ferox, sinensis, spiniferus, subplanus und triunguis). 25-90 cm Panzerlänge. Haltung in Aquarien, zeitweilig mit eingefügtem Landteil. Einzelhaltung wegen Unverträglichkeit erwachsener Tiere vorzuziehen. Nordamerikanische Arten im Sommer für Freiland geeignet, ebenso T. sinensis. Erwachsene meistens problemlos und sehr ausdauernd. Einige Arten schon gezüchtet. Vorsicht vor Bissen! • 2. Unterordnung: Halswender-Schildkröten (Pleurodira) • Familie Pelomedusenschildkröten (Pelomedusidae) Starrbrust-Pelomedusenschildkröten, Pelomedusa Eine Art {subrufa}. Tropisches und südliches Afrika. 25 cm Panzerlänge. Klappbrust-Pelomedusenschildkröten, Pelusios 8 Arten (am bekanntesten niger und subniger). z. T. sehr schwer unterscheidbar. Afrika südlich der Sahara, fehlen im äufjersten Süden, Madagaskar. 15-40 cm Panzerlänge. Alle Pelomedusenschildkröten sind äufjerst haltbare, anspruchslose Pfleglinge. Oft in kleinsten Gewässern, verbringen gegebenenfall Trockenzeiten vergraben im Schlamm. Im Sommer auch Freilandhaltung möglich. Schienen -Schildkröten, Podocl1emis und Peltocephalus 6 bzw. 1 Art Südamerika (bekannteste: expansa und ul1ifilis), Eryml10chelys eine Art auf Madagaskar. 30-80 cm Panzerlänge. Lebhafte Flufjschildkröten, die grofjen Schwimmraum und gute Sonnenplätze benötigen. Mischköstler. Eingewöhnte Tiere sehr haltbar.
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• Familie Sch1angenhals-Schildkröten (Chelidae) Australische Schlangenhalsschildkröten, Chelodina 7 Arten (am bekanntesten longicollis). Australien u. Neu-Guinea. Amerikanische Schlangenhalsschildkröten, Hydromedusa 2 Arten (maximiliana und teetifera). Südamerika. 17-35 cm Panzerlänge. Sehr empfehlenswert auch für kleinere Aquarien mit hängendem Landteil. Im Sommer gut für Freiland geeignet. Zum Teil dämmerungsaktiv. Ruhiges Wesen, z. T. recht ausdauernd. Alle Arten sehr selten importiert. Fransen-Schildkröten, Chelys Eine Art (fimbriatus). Nördliches und mittleres Südamerika. 40 cm Panzerlänge. Stark aquatil, sehr ruhiges Wesen, daher geringer Platzbedarf im Aquarium. Dämmerungsaktiv. Erbeuten lebende Fische durch .. Saugschnappen Gut haltbar, ausdauernd. Zucht schon gelungen. Spitzkopf-Schildkröten, Emydura 5 Arten (am bekanntesten albertisii, krefftii und macquarrii). Australien und Neu-Guinea. fl •
EIseya-Schildkröten, Elseya 3 Arten (am bekanntesten novaeguineae). Australien und NeuGuinea. 15-38 cm Panzerlänge. Lebhafte Flufjschildkröten, die grofje Wasserbecken benötigen. Im Sommer günstig in Freilandteichen zu halten. Pflege erwachsener Tiere problemlos. Verschiedene Arten nachgezogen. Froschkopf-Schildkröten, Phrynops 7 Arten (am bekanntesten geoffroanus, gibbus, nasutus und tubereulatus) , z. T. schwer zu unterscheiden. Südamerika. 18 bis 35 cm Panzerlänge. Ruhige, stark aquatile Schildkroten. Pflege problemlos. ~
Platt schildkröten, Platemys 4 Arten (am bekanntesten platycephala). Südamerika. 16-20 cm Panzerlänge. Ruhige, stark aquatile Schildkröten, im Wesen wie Schlangenhalsschildkröten. Pflege erwachsener Tiere leicht. 62
Schildkröten im tlbereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen Washingtoner Artenschutzabkommen von 1973 (Beitritt der DDR 1975, mit Wirkung vom 7. 1. 1976)
Schildkröten im Anhang 1 (von der Ausrottung bedrohte Arten, die nur in besonderen Ausnahmefällen gehandelt werden dürfen) Batagur baska Geoc1emmys hamiltonii (= Geoc1emys hamiltonii) Geoemyda tricarinata (= Melanochelys tricarinata) Kachuga tecta tecta Morenia ocellata T errapel1e coahuila Geochelone (= Testudo) elephantopus (= Chelonoidis elephantopus) Geochelone (= Testudo) geometrica (= Psammobates geometrica) Geochelone (= Testudo) radiata (= Asterochelys radiata) Geochelone (= Testudo) yniphora (= Asterochelys yniphora) Eretmochelys imbricata imbricata Lepidochelys kempii Lissemys punctata punctata Trionyx ater Trionyx nigricans Trionyx gangeticus Trionyx hurum Pseudemydura umbrina Schildkröten im Anhang 2 I (bedrohte Arten, deren Handel streng kontrolliert wird) Clemmys muhlenbergi Chersine spec. (= Chersina) Geochelone spec. Gopherus spec. Homopus spec. Kinixys spec. Malacochersus spec. 63
Pyxis spec. Testudo spec. Caretta caretta Chelonia mydas Chelonia depressa Eretmochelys imbricata bissa Lepidochelys oIivacea Dermochelys coriacea Podocnemis spec. (spec.: alle Arten der betreffenden Gattung)
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