Helzel+ heimelige Heftlektüre Heft 1
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Dunja und da+ Feuerwerkzeug, oder:
Wie ic ein Maler wurde. Von
Gerhard Helze...
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Helzel+ heimelige Heftlektüre Heft 1
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Dunja und da+ Feuerwerkzeug, oder:
Wie ic ein Maler wurde. Von
Gerhard Helzel cand. phil., Dipl.-Ing.(TH) 2. Auflage
Hamburg MCMXCVII P Edition ROMANA Hamburg 1
Gese¿t in der Weber-Fraktur 12 Pkt. (C. E. Weber, Stuttgart, vor 1870)
© A¬e Recte vorbehalten.
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Vorwort Liebe
Freunde! Dunja_ die kennen Sie fa#! Sie i# _ beinahe die Scülerin au+ dem Roman „Die Feuerzangenbowle“, die den Helden heiratet. Aber wa+ hat Íe mit mir zu tun? Und wie komme ic al+ junger Ingenieur dazu, Maler zu werden? Wie kann man da+ nur durchalten? Einfac Maler werden? Kann man da Geld verdienen, kann man Steuern sparen, mact man ein Vermögen? „Loqer vom Hoqer“: Ic wo¬te einen bekannten Roman, die „Feuerzangenbowle“, nacprüfen, um zu sehen, wa+ in Wirklickeit pasÍert, wenn ein Mann nac Abscluß seine+ Studium+ (ic habe Elektrotecnik #udiert) noc einmal in eine Scule hineinwi¬, um eine Frau zu sucen; ic fand keine, aber mein Scwarm Dunja, die scön#e Scülerin dieser Scule, ließ mic so erröten, daß ic Feuer øng und Íe nun immer malen wo¬te! Daher also der neue Beruf. Ic bin nict ganz ungebildet, habe Abitur, dann die Tecnisce UniverÍtät Karl+ruhe, 3
Deutscland+ älte#e Tecnisce Hocscule, dann… E+ reict, e+ geht mir nie um solce bloße Sculbildung, sondern um die Herzen+bildung. Die i# nun heute in Hamburg oft verscüttet. Früher war da+ ander+. So gesehen hatten meine Eltern rect, die mic warnten, nac Hamburg zu gehen. Mein Vater war einige Zeit Leiter de+ Verme‚ung+amte+ Saalfeld (Saale), der eine Großvater war Stadtbaumei#er einer Groß#adt. Der andere Großvater war Kun#erzieher. Beide habe ic nie erleben dürfen… Aber für die klasÍsce Kun# hatte ic immer ein Auge. Dabei muß ic mic entsculdigen, daß ic von Geburt ein leict böser „Neqer“ bin, d. h. ein Pöß-neqer, also au+ der Stadt Pößneq (Thüringen). Ic nenne mic zum Spaß „Casperle David Friedric“, obwohl Friedric keine Frauenbildni‚e hinterließ. Weil e+ so sceint, daß ein Thüringer Hamburg nur dann genießen darf, wenn die Eltern der Geliebten auc ein gewi‚e+ Maß an Freundlickeit haben, neqe ic Íe nun auc, abÍctlic aber nict. Ic weiß nämlic, daß ic kein Scmied bin, doc der Vater der jungen 4
Dame, die Íc nun nict ärgert, wenn ic ihn neqe, i# etwa+ ähnlice+, und er würde sagen, ic sei so etwa+ wie ein Werkzeug, da+ er scmieden oder wegwerfen könnte. Nun sah er mic nict al+ „Glanz seiner Hütte“, al+ Glüq+bringer, sondern al+ dumme+ und überdie+ sehr heiße+ Eisen an, wa+ er nict anfa‚en wo¬te. Daher warf er mic au+ seinem Hau+ im Pirolkamp, so, wie wenn man einen Kasper hinau+wirft! Von da ab scmiedete mic Dunja+ Vater, indem er nun nict+ mehr tat. In großer Be#ürzung, weil ic so ganz enttäusct war, wurde ic nun Maler. So mußte ic nictmal von der Ste¬e weicen. Und so kann ic z. B. vor Dunja+ Hau+ Í¿en. Nun darf ic zu aber zu meiner großen Freude noc anfügen, daß ic für Hamburg inzwiscen so viele Gemälde gescaƒen habe, daß ic viel mehr über mance Ste¬en weiß al+ viele alte eingese‚ene Hamburger! Nur zum Wohle der Hamburger möcte ic meine große _ wohl die größte Hamburger altmodisc gemalte Au+#e¬ung _ gescaffen haben. Wer würde denken, daß e+ Íc heute noc lohnt, KlasÍk zu scaƒen? Goethe sagt: „Nur die KlasÍk i# 5
gesund…“ Vielleict erwartet man nun, daß Íc bei meinen Malkün#en scne¬ Weltgeltung ein#e¬en müßte, wenn man mic grüßen so¬… Soviel müßte ic können? Da+ haben wir aber noc nict vor. Nict so scne¬; ic versuce mic doc aber wenig#en+ anzu#rengen! Dunja, die Scöne, redet zur Zeit mit ihrem Liebling+maler noc kein Wörtcen. Wie e+ dazu kam, wieso er seinen Beruf, die Elektrotecnik _ ein Zukunft+beruf ohne Gleicen_, aufgab, werden wir hier im einzelnen spannend, etwa+ ulkig und lu#ig darlegen, um zu zeigen, wie ein frei erfundener Roman, die „Feuerzangenbowle“, dann au+Íeht, wenn jemand den Mut beÍ¿t, den Roman in die Tat umzuse¿en und in der Wirklickeit au+probiert! Hamburg, im Augu# 1995
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Kinder Índ auc da (Kindheit und Jugend) Meine Kinder#ube „klingt“ besonder+
lachaft, weil ic ein Pößneqer bin, der also sehr lu#ig sein so¬. Auc denkt man, daß mic die Leute de+wegen neqen mü‚en, wa+ noc gut #immen könnte, wa+ die Kindheit betriƒt. Ic komme mir dabei aber nict so lu#ig vor, wie wenn ein Hamburger in der Fremde erzählt, er sei au+ St. Pauli. Dann wird nämlic waqer gefoppt. Dann noc etwa+: Meine kleine, 17 000 Einwohner zählende Stadt, die sehr romantisc wirkt, i# froh, wenn andere den Dialekt nict bei ihrem Namen hören: die Dialekt-Form i# nämlic „Pie+nig“, wa+ Íc noc spaßiger anhört… Meine kleine Angewohnheit, nict immer die dümm#en Wi¿e am Anfang zu erzählen, mag man noc dulden, 7
wenn man weiß, daß man in Hamburg auc nict gern screibt, wie ein Kind Íc ärgert, wenn e+ auf die Welt kommt. E+ screit! Nur, daß ic sehr viel mehr gescrieen habe, al+ mancer leise Säugling, weil ic nämlic gerne da in der Nähe de+ Thüringer Walde+ geblieben wäre, wa+ leider nict gelungen i#. Die+, weil viele kleine, niedlice Säuglinge im a¬gemeinen screien. Die screien aber, weil Íe nict+ be‚ere+ zu tun haben. Ic aber scrie, weil ic Ang# hatte, man würde mir die Heimat in Thüringen nehmen. Die Eltern traten die Fluct an, nacdem die Großmutter, die Gattin de+ Stadtbaumei#er+, ver#orben war. Sie war mit den Jahren so alt geworden, daß ic al+ Kind wenig für ihre Freundinnen, die Bewohnerinnen de+ Alter+heim+, übrig hatte. Lu#igerweise hat man mir aber erlaubt, wenig#en+ diese kennenzulernen; so konnte man al+ Kind erfahren, daß die Alten Íc kennen. Ic konnte da+ nict immer so, denn Jungen mocte ic wenig, Íe zer#örten da+ kleine Zelt, wa+ ic in unserem sehr romantiscen Hau+garten aufgebaut hatte. Da ic aber auc keine Mädcen nac 8
Hause einladen durfte, hatte ic keine Spielgefährten. Nun, die Eltern waren eben sehr sehr alt, ic noc ganz klein. Meine lu#ige, sehr sportlice Dunja hat mir scon damal+ gefehlt, al+ ic noc ein kleiner Junge war. Mit sec+ Jahren wurde ic eingescult. Wir waren aber nur damal+ mit Mädcen in einer Kla‚e. Sie hätte mir damal+ auc scon gefa¬en, weil Íe eine große Au+#rahlung hat. Ic weiß aber leider nict, wie Íe reagiert hätte, wenn wir etwa gleicaltrig gewesen wären. Sie hat damal+ ja noc nict gelebt. Aber wer wie ic denkt, daß ein Mensc nict nur nac seiner Geburt da i#, sondern wie Goethe annimmt scon vorher, der wird leict begreifen, daß mir Dunja scon vertraut war, al+ ic noc ein Kleinkind war. Diese Vertrautheit hat nict mathematisc genau zu tun mit der wahren Dunja, die ic nun kenne, aber Íe war immer irgendwie anwesend, auc wenn ic mir die+ heute mühsam au+ dem Gedäctni+ herau+ringen muß, weil mir einige+ läng# entfa¬en i#. Da war ein# Dunja im Traum erscienen, al+ ic drei bi+ vier 9
Jahre alt war. Sie kam au+ einem Nacbarhau+, war etwa gleicaltrig, und sah traurig zu Boden. So habe ic e+ wirklic erlebt, al+ Íe mir ein# am Sportpla¿ die Hand gab, in Hamburg, al+ Íe fünfzehn Jahre alt war. Die so scönen Augen bliqten ganz traurig zu Boden… Am Anfang war ic ein Kind, da+ keine Eltern hat. So träumte ic ein#, al+ ic noc drei bi+ fünf Jahre alt war. Warum? Weil Eltern ihren Kindern oft einige+ erscweren, verderben, verbieten. Da+ bekannte Beispiel von Clara Wieq, der Frau Robert Scumann+, mag hier helfen, den sehr wi¿igen Traum zu ver#ehen. Wieq wo¬te die Heirat seiner Tocter mit Scumann mit a¬en Mitteln verhindern, damit die Tocter ihm a¬ein gehören so¬te. So war e+ auc bei mir, denn kleine Freunde konnte ic nie in die Wohnung la‚en. Die #renge, aber sehr muÍkalisce Mutter verbot da+. Die vielen klasÍscen Klavier#üqe, die Íe am Konzertœügel spielte, waren dagegen für mic ein großer Gewinn. Wer die Klangfü¬e eine+ Konzertœügel+ von klein auf mitbekommt, lernt mehr über MuÍk al+ die vielen Di+kothekbesucer. 10
Die Eltern hatten viele Möbel von der Erbin der bekannten Pößneqer Scokoladenfabrik Robert Berger zum Gescenk erhalten, weil diese in den We#en gehen mußte. Meine Kindheit, die mir nict sclect in Erinnerung i#, wurde abrupt abgebrocen durc die Fluct in den We#en. Sie i# nie wieder so geworden wie in der so romantiscen Klein#adt, die ic sehr vermi‚e. Ic hatte zwei Grundsculkla‚en besuct. Die le¿te Scul#unde kann ic nict verge‚en. Ic hatte nämlic da+ er#emal mit einem Jungen eine Au+einanderse¿ung. E+ war die Kun##unde. Er hat mic angefaßt, wo¬te mic hauen. Ic war unÍcer, wußte nict, wa+ ic macen so¬te. Da zog ic ihn fe# an den Haaren. Weinend ließ er von mir ab. So hatte ic meinen er#en Kampf in der Kla‚e gewonnen! Act Jahre war ic, al+ wir œohen. Die Eltern behaupteten: Wir macen eine Rundreise und ziehen dann nac Gera. Tro¿dem hörte ic au+ den sehr aufgeregten Gespräcen, die Íe möglic# ohne meine Anwesenheit führten, doc herau+, daß man 11
œiehen wo¬te; man sagte mir aber, daß wir nac Gera ziehen würden. Von Mitbewohnern de+ Miet+hause+, in dem wir wohnten, wußte ic, daß viele Leute in den We#en gingen. Stolz hatte ic sogar durc einface+ Anbringen einer Wurfantenne an unserem Rundfunkempfänger den Sender „RIAS Berlin“ vor den Eltern ganz laut empfangen können, so daß diese Ang# bekamen und sofort die Herabse¿ung der Laut#ärke verlangten. Ic ahnte aber nict, daß ic nun Pößneq, meine Heimat#adt, sehr lange nict sehen würde! Berlin war ein Abenteuer. Die Straßen-, Sund U-Bahn, die scönen Gebäude, da+ fa+zinierte mic! Sehr romantisc war aber Pot+dam, wo wir vor dem Überscreiten der Sektorengrenze in Berlin wohnten, mit der Parkanlage von SansSouci… Die Mutter hatte auf einmal, al+ wir mit der Berliner S-Bahn über die Sektorengrenze nac We#-Berlin fuhren, mitten im Hocsommer ihren Wintermantel mit einem wertvo¬en Nerz an; son# hätte Íe ihn zurüqla‚en mü‚en. Der rusÍsce Of12
øzier, der un+ kontro¬ierte, muß an#ändig gewesen sein, er ließ un+ in Ruhe. Er# al+ ic in einem We#-Berliner Bahnhof für O#-Groscen Kaugummi holen wo¬te und der Automat die O#groscen nict annahm, erkannte ic: wir waren im We#en. Ein Vertrauen+bruc… Im We#en Berlin+, im Flüctling+Notaufnahmelager Berlin-Marienfelde, fand ic zur Not einige+ romantisc, wo¬te in Berlin bleiben. Mein er#e+ „Liebe+-Erlebni+“, al+ Actjähriger, hatte ic da: Ein etwa 15jährige+ Pärcen œirtete. Der Junge hob da+ sehr lu#ig auœacende Mädcen nac einigen Annäherung+versucen auf, se¿te e+ dann auf eine geöƒnete Mü¬tonne, um seine Mact zu demon#rieren. Ic war damal+ wie gesagt er# 8, aber scon ganz neidisc. In Berlin blieben wir leider nict. Mit dem Flugzeug mußten wir die so scöne Stadt verla‚en, e+ ging in da+ Dorf St. Seba#ian bei Koblenz, zu einem Bauernhof. Da konnte ic da+ er#emal ein große+ Pferd bei der Feldarbeit an#aunen. E+ gab aber auc Hühner und Gänse, 13
die ic bi+ dahin noc nict al+ Hau+tiere erlebt hatte. Die er#e Dorfscule, gleiczeitig die er#e Scule im We#en, war sehr beneiden+wert, weil ic so gut wie nict+ dazulernen mußte. Auc gab e+ noc kleine Mädcen. Dumm, daß die Lehrerin grammatikalisc falsc mit „die Fräulein“ #att „da+ Fräulein“ angesprocen werden mußte, und daß Íe die Mädcen mit dem Rohr#oq auf die au+ge#reqe Hand haute… Zu mir war Íe sehr freundlic. Noc ein+: Die Religion+#unde: da hatte ic vor der Scule zu #ehen, weil wir in einer katholiscen Gegend waren, und evangeliscer Unterrict somit nict erteilt wurde. Der er#e Fru# kam auf! Dann zogen wir nac Koblenz. Sehr trüb war da meine Stimmung. Die er#e Fahrt mit der altmodiscen Koblenzer Straßenbahn war aber eine gewi‚e Entscädigung. Mein er#e+ große+ Unglüq kam: Die Eltern mußten mic neu in der Scule in Koblenz-Wa¬er+heim, wo wir privat untergekommen waren, anmelden. Sie wo¬ten dabei den Sculleiter kennenlernen, nahmen Kontakt zu ihm auf, und e+ wurde un+ ein Termin 14
bei ihm zu Hause, für Hamburger Verhältni‚e undenkbar, gegeben. Al+ wir die er#en Worte gewecselt hatten, nahm die Sace eine läcerlice, seltsame Wendung: Der Sculleiter fragte, ob wir katholisc seien. Al+ die Eltern verneinten, meinte er: „Dann Índ Sie leider falsc bei mir. Die näc#e Scule für evangelisce Scüler i# im weiter entfernten Neuendorf.“ So mußten wir nac einigen Worten de+ Bedauern+, wa+ ic al+ große Ungerectigkeit de+ Staate+ gegenüber mir empfand, den Besuc beim falscen Sculleiter abbrecen. So kam e+, daß ic den drei- bi+ vierfacen Sculweg auf mic nehmen mußte, und zudem mit einem scweren pädagogiscen Problem kämpfen mußte: der Unterrict in der weiter entfernten Scule wurde nämlic für die evangeliscen Kinder der Kla‚en ein+ bi+ vier in einem einzigen Kla‚enzimmer zur gleicen Zeit abgehalten. Unsere Wirt+familie hatte da+ Problem bei ihrer sec+jährigen Tocter so gelö#, daß Íe da+ Mädcen umtaufen ließ, nur wegen de+ kürzeren Sculwege+! 15
Der er#e Junge, mit dem ic in der Heimat gerauft hatte, ging weinend zu Boden. Der er#e, der nun in Koblenz da+ gleice versucte, war einen Jahrgang #ärker. Er freute Íc scon darauf, wenn wir Scule au+ hatten und erwartete mic vor seine Hau+tür. Dort legte er mic grinsend auf den harten, dreqigen Ge#eig. Darauf war ic nict sehr scarf und mußte nun einen noc weiteren Sculweg zurüqlegen, um ihn nict zu treffen. Dafür kann ic noc ein Beispiel der prüden, aber immerhin dort scon vorhandenen Koëdukation anführen. Al+ nämlic die Sport#unde einmal auf den Bereic Ringen kam, wurden die Jungen von den Mädcen getrennt. Die Jungen mußten in die Turnha¬e, die Mädcen spielten auf dem Rasen. Al+ die Reihe auf mic kam, ließ ic mic wie einen Saq fa¬en, weil mic die für meine Begriƒe nict sehr rictigen Raufpartner nict interesÍerten. Wa+ die kleinen, mancmal nict so sceuen Mädcen da empfanden? Die durften nict zusehen, Íe macten einen ganz verwirrten Eindruq… Die Erzählung über meine Kindheit so¬ hier 16
einen Sprung macen und führt nac Ludwig+hafen, der Heimat de+ Bunde+kanzler+ Kohl, um zu zeigen, wie scwer e+ damal+ die kleine, so sportlice Dunja gehabt hätte, wenn Íe mir damal+ begegnet wäre und mic hätte kennenlernen wo¬en. Der er#e Gang mit den Eltern war zum Kla‚enlehrer, weil dieser sclug. Sie wo¬ten da+ aber nict. Nun kam auf dem Sculhof der Teufel in Ge#alt eine+ _ weißen Strice+. Zunäc# konnte man davon al+ Neuling nict+ ahnen. Ahnung+lo+ ging ic drüber, wütend #e¬te mic ein frece+, kleine+ Mädcen zu Rede: „Dieser Teil de+ Pla¿e+ i# nur für Mädcen. Ihr müßt drüben bleiben!“ Traurig ging ic zurüq zu „meiner“ Hälfte. E+ gab nun in der Scule nur Jungen, die Mädcen gingen in die Nacbarscule, nur der Sculhof war für beide gemeinsam, jedoc nac Gesclectern durc den weißen Stric getrennt. Der Sculleiter war für mic eine Person, die mic ∆uälte. Er sclug; auc mit dem Rohr#oq. Mir mißtraute er, gab mir einmal eine Ohrfeige, weil ic einen Kleq+ beim Scönscreiben gemact 17
hatte. Da+ habe ic nie verziehen, weil ic weiß, daß e+ nict+ nü¿te! Jeder mact nämlic einmal einen Fehler. Da+ härte#e, wa+ ic aber damal+ durc den Sculleiter erfuhr: Einmal so¬te ic während de+ Unterrict+ für ihn einen Botengang innerhalb der Scule durcführen. Da ic die Scule noc gar nict rictig kannte, fragte ic: „Wie muß ic gehen?“ Daraufhin hat dieser sehr jähzornige Lehrer doc mit einem Wutanfa¬ reagiert. Nie wieder vertraute ic darauf Lehrern… Der sehr eigenartige, äußer# kalte Sculleiter muß eigentlic auc de+halb erwähnt werden, weil ic durc ihn Ahnungen bekam, daß eine höhere Mact waltet und der Zufa¬ nict+ bedeutet: Al+ ic nämlic die Scule läng# verla‚en hatte, wo¬te ic den alten Lehrer au+ respektvo¬er Pœicterfü¬ung bei Begegnungen noc grüßen (da+ hatte man un+ Kindern empfohlen), bemerkte ihn aber immer nict, wenn ic ihm auf der Straße, in Begleitung meine+ Vater+, begegnete. Einmal bemerkte der Vater: „Warum grüßt du deinen alten Lehrer denn nict?“ Ic wunderte mic, daß der Vater so einfac mit einem Lehrer 18
reden konnte, der mic nict gemoct hatte, und antwortete sehr traurig: „Aber ic habe ihn gar nict gesehen.“ Da+ pasÍerte so oft, daß ic ganz gescoqt war, denn ic wo¬te ja nict so unhöœic sein, au+ Furct vor dem nun mehr eigentlic nict mehr gefährlicen Lehrer. Der Vater fragte nun nict, welce Fäcer ic auf dem GymnaÍum gern haben würde, er sciqte mic auf da+ mathematisc-naturwi‚enscaftlice neuspraclice GymnaÍum. Da+ war auc mit eine Sculd de+ Sculleiter+, denn er hatte keine Ahung von Latein: die Abkürzung „h“ für „Stunde“ erklärte er un+ so, daß die+ Wort au+ dem FranzöÍscen komme! Nur, wieso im FranzöÍscen da+ „h“ nict au+gesprocen wurde, da+ erzählte er nict. (Natürlic kommt „h“ von lateinisc „hora“ = Stunde.) War etwa „Spaß mit Jungen“ (Homosexualtiät) unterscwenglic an dieser Grundscule mit im Spiel? Man könnte da+ folgern, wenn man bedenkt, daß unser Sculleiter mic ungerect beurteilte. Er hatte keine Lu#, für mic etwa+ für den Besuc de+ altspraclicen GymnaÍum+ bei den 19
Eltern zu raten. Er mag mic erotisc abgelehnt haben, ander+ kann ic mir sein sehr rüde+ und unpädagogisce+ Verhalten gegenüber mir gar nict erklären. Auf jeden Fa¬ hat er bewirkt, daß ic die von den Eltern gewählte Stadt Ludwig+hafen nict „annahm“! Da+ nun folgende GymnaÍum war für mic nun eine Hö¬e! Ic muß da+ so sagen, weil ic heute weiß, wie scön Scule sein kann. Die Sace i# so, daß gar nict+ mir geøel. E+ gab weder mein Liebling+fac_ wa+ wird da+ wohl sein? Nict+ so Hocgei#ige+, wie etwa, wa+ ic je¿t an der Hamburger Uni #udiere, Latein und Griecisc, nur ganz gewöhnlice+ „Fangenspielen“. Ic möcte da+ erklären: Meine junge, kleine Dunja, die ja mit 15 Jahren 5,36 m im Weitsprung scaƒte, so¬te mic eigentlic da fangen. So¬te… Noc gab e+ ein Fac, von dem ic nun leben könnte, vom dem ic Geld herau+bekäme! Durc die dortige Au+bildung, die mir da+ gei#ige Potential zum Studium der Elektrotecnik verscaƒte, bin ic dann immer unter Männern 20
gewesen. Mädcen gab e+ an der Tecniscen UniverÍtät Karl+ruhe, wo ic #udierte, leider in meinem Fac so gut wie keine. Wa+ davon Íc für viele intere‚ant anhört, i#, daß ic in+ Fernsehen kam, durc elektronisce Versuce, die ic hier nict näher bescreibe. In Karl+ruhe fand ic einen Freund, einen alten Herrn, etwa+ über 80, einen Kammervirtuosen. Wir hatten die 3 DPhotographie al+ gemeinsame+ Steqenpferd. Auc konnte er sehr scön malen. Er scenkte mir einmal seinen Malka#en, mit den Worten: „Sie Índ der einzige, der würdig i#, ihn zu behalten.“ Er war gebürtiger Hamburger, mit dem alten Hamburger Namen Sienknect, hat wohl oder übel rect mit der Annahme, daß ic seine Farben würdig verwenden wo¬te, und nac Beendigung meine+ Studium+ der Elektrotecnik zog ic nac Hamburg, auc noc in die Nähe seine+ Geburt+hause+ am Brombeerweg, da+ leider inzwiscen abgeri‚en i#. ———
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Politik ohne Polemik... Meine
Eltern, die inzwiscen läng# ver#orben Índ, haben mance+ nict von der Politik erhalten, wa+ Íe gern gehabt hätten. Die Politik verband die Wiedergutmacung mit der Flo+kel, die Vertriebenen so¬ten irgendwie bi¬ig abgespei# werden. Daß der eine Großvater Mi¬ionär war, interesÍert da nict. So kommt e+, daß meine politiscen AnÍcten nict denen gefa¬en, die durc die Krieg+ereigni‚e nict gelitten haben. Sie Índ nict unzufrieden. Wir können aber nict beliebig Geld druqen, nur um Geld zu beÍ¿en. Vielmehr i# da+ ganze Land sehr scne¬ aufgeteilt. So müßte man heute Mi¬ionär sein, um in Duven#edt so zu bauen, wie meine Eltern e+ früher gewohnt waren. Die Politik bringt aber doc Frieden. Sie so¬ da+ wirklic, auc wenn die Vertriebenen dabei leer au+gehen. Wer wi‚en wi¬, wie eine solce Vi¬a 22
au+Íeht, wie ic Íe mit meiner Scwe#er zusammen geerbt hätte, mag eine Jungend#ilvi¬a mit Turm irgendwo in Hamburg sucen. So könnte man Íc am be#en ein Bild macen, wie ic e+ al+ Maler etwa heute hätte, wenn der Staat die verlorenen Immobilien demjenigen, der Íe durc den Krieg verloren hat, zurüqgäbe. Meine Au+bildung i# in vielen Punkten von der alten Sculbildung be#immt. Sie i# nict wi‚enscaftlic. Eine wi‚enscaftlice Sculau+sprace der deutscen Sprace, die neuhocdeutsce Bühnenau+sprace, i# un+ nie beigebract worden. Dazu kommt, daß die Bunde+republik Deutscland zwar die Verfa‚ung kennt, die Leute kennen Íe aber oft nict. Dort heißt e+, e+ gebe die Freiheit der Kun#. Sie sceint aber so frei, daß e+ kein Wunder i#, wenn man Íe dabei nict bemerkt. Man weiß, daß Íc Piça‚o, der Maler, und Dali, der Maler, nict sehr liebten. Man kann sogar sagen, daß Íe Íc haßten. So sclimm i# e+ bei Kün#lern also heute! Wer normal liebt, wird oft veractet; wer normal leben wi¬, hat Pec. Wer aber heute noc normal malen möcte, wird nict 23
mehr zum Kun##udium zugela‚en. Somit durfte ic gar nict daran denken, wie mein anderer Großvater Kun#profe‚or zu werden. ———
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Meine Eltern Viele
junge Leute, die unseren kleinen Scmöker lesen, interesÍeren Íc nict für die Eltern, die mic aufgezogen haben. Diese Índ ja auc nur zum Teil am Leben beteiligt, die anderen Seiten werden nict von den Eltern, sondern durc Fremde geformt. Nur muß ic sagen, daß die Not der Nackrieg+jahre, die meine Eltern durcmacten, Íe geformt hat. Worte Índ Sca¬ und Rauc, sagt Goethe. Der Vater, Verme‚ung+ingenieur, sagte oft: „Andere Índ für mic kein Beispiel!“ Dann fragte er ohne Zögern seinen Freund, einen Herrn im Verme‚ung+amt: Hat der eine elektrisce Eisenbahn? Ja, da+ hatte der, also durfte ic auc eine bekommen. Andernfa¬+… wage ic mir nict au+zudenken, ob ic Elektrotecnik #udiert hätte. _ Die Mutter war sehr muÍkalisc. Sie 25
spielte oft noc konzertreif Klavier. Meine ganz große Scwe#er, Íe i# älter al+ ic, mußte al+ er#e Klavier lernen. Weil Íe aber nict weiterkam, durfte ic er# sehr spät Klavierunterrict nehmen. Mit den Eltern gab e+ selten ein böse+ Wort. Untereinander haben Íe aber mancmal sehr ge#ritten. Meine Mutter, die sehr wenig sportlic begabt war, scleuderte höc#en+ mal einen Federba¬ durc die Luft. Sie konnte aber zum Glüq auc kocen, auc wenn Íe von ihrer früheren Zeit gewohnt gewesen war, daß Dien#boten die Küce und da+ Hau+ besorgten. Mein Vater konnte zum Glüq noc den Führerscein macen. Sein Scwiegervater, mein Großvater mütterlicerseit+, hatte al+ er#er in seiner Stadt ein Automobil! So fortscrittlic war der Großvater. Mit dem hätte ic mic glänzend ver#anden. Mit den Eltern nict, wenn e+ um die Berufe der Großväter ging! Beide+ hat mir Vater au+geredet, den Beruf de+ Kun#maler+ so regelrect verboten! Nac der Bibel so¬ man die Eltern eventue¬ sogar ha‚en: „So jemand zu mir kommt 26
und haßt nict seinen Vater, Mutter …, der kann nict mein Jünger sein“ (Luç. 14.ƒ). Ic, liebe Leser, wi¬ er#mal also nict zu Jesu kommen! Heutzutage nimmt man die Bibel mei# wohl nict mehr so wörtlic, sondern lenkt seine Gedanken mei# auf Íc selb#. Hat man Íc da+ nict scon vor der Geburt vorgenommen, daß ein Teil a¬ein, ohne die Hilfe der Eltern, erkämpft werden muß? So könnte man mit Goethe an einigen Ste¬en der son# ander+ (Dekalog) formulierenden Bibel zweifeln. Nac obiger Bibel#e¬e so¬ der Jünger Jesu Íc aber sogar selb# ha‚en. Da+ mag noc angehen, wenn ein Mensc einmal nict tapfer genug gewesen i#, Íc gegen die Eltern durczuse¿en. Später aber mact er da+ vie¬eict wieder gut! ———
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Lei#ung+turnen i# lu#ig! (Dunja al+ Turnerin) Mit dem Abitur mußte ic wieder Abscied nehmen von der Hoƒnung, die alte Scule ablegen zu können. Wieder konnte ic nict frei wählen. Ic wäre gern bei einem Maler in die Lehre gegangen. Meine Freunde in Hamburg, warum gibt e+ an einer Tecniscen Hocscule keine Damen? E+ wird Sie reizen, da+ genauer zu erfahren: Mädcen Índ oft ander+, al+ Íe gewo¬t werden. Die Anforderungen, der Streß, die #arke Abhängigkeit von der Mathematik, da+ reizt nict viele, am wenig#en die Frauen. Mit der kleinen Dunja mag e+ nun weitergehen. Sie war gerade 15, al+ ic Íe kennenlernte. Man verwehrte mir doc glatt nac dem Erlangen meine+ Elektrotecnik-Diplom+ den Zugang zu einem GymnaÍum, obwohl ic doc im Roman 28
„Die Feuerzangenbowle“ gelesen hatte, daß da+ einfac sein so¬te. Natürlic konnte ic e+ aber dann doc, indem ic mic al+ Student für Latein (und andere+) immatrikulierte. Man muß also wi‚en, wie die Romane im wirklicen Leben ablaufen! Da+ möcte ic nun hier vortragen, ohne daß ic etwa+ wie in der „Feuerzangenbowle“ erønde: Klein-Dunja, die scöne Turnerin, konnte nict ahnen, daß Íe so gesuct wurde. Zunäc# hatte ic einen Lehrauftrag, der mir noc kein rictige+ Mädcen für mic zeigte. Aber darauf kam ic an ein GymnaÍum, da+ zu dem Zeitpunkt noc keine Ober#ufe hatte. E+ wurde eben er# aufgebaut. So waren die älte#en Scüler kaum 16 Jahre alt. Nacdem mein Lehrauftrag abgelaufen war, wo¬te ic noc einmal, um meiner inneren Not zu gehorcen, ein Sportfe# diese+ GymnaÍum+, e+ waren die Bunde+jugendspiele, mitansehen. Dunja war dabei, ic erlebte Íe al+ sehr junge Spi¿ensportlerin. So romantisc hatte ic Sport nie erleben dürfen. Sie sprang nämlic so wunderbar weit, und Íe war so scön! Vo¬er Leidenscaft 29
merkte ic mir da+ ganz genau, um später auc so süße, kleine Kindercen zu bekommen, die sehr weit gesprungen wären, wenn Íe meine Frau geworden wäre! Welce Aufregung! 5,36 m, so eine unglaublice Lei#ung! Wie kann ein junger Mann dabei noc ruhig sclafen, wenn die Mädcen noc weiter springen al+ er? „Wie kann ein Mädcen von 15 Jahren so infernalisc weit springen“, dacte ic und war ganz verwirrt. Dunja sah aber auc so to¬ au+, daß ic auf der Ste¬e einen Heirat+antrag gemact hätte, wenn Íe nict sehr früh dran gewesen wäre… Nac den Sommerferien, nacdem die Scule wieder begonnen hatte, betrat ic da+ Gebäude, sucte da+ Mädcen, und fand Íe. Dann: „Wa+, du ha# 5,36 m im Weitsprung gescaƒt?“ Da+ so süße Mädcen war nun er# mal sehr erfreut, daß ic mir den Wert so genau gemerkt hatte. Sie be#ätigte ihn, und nacdem ic Íe nac ihrem Namen gefragt hatte, war ic ganz erfreut, daß Íe ihn sofort #olz und froh sagte. Dunja+ Augen fragten: „Darf ic den noc duzen?“ Dann hat Íe ihren Eltern den „Krieg“ erklärt: Dunja _ duzte 30
mic! Dunja hätte aber ganz ander+ reagieren können: böse wegbliqen und nict auf mic reagieren, wa+ junge Mädcen dann tun, wenn Íe mit einem Verehrer nict+ zu tun haben wo¬en. Aber Íe ließ Íc die Gefühle nict verwehren. So, Íe gab mir auc ihre Telephonnummer. Beim Turnen hätte ic Íe sehr gern gesehen. Nun kam aber eine sclimme, böse Streitigkeit mit einer Lehrerin de+ gleicen GymnaÍum+ dazu, so daß der Sculleiter mir den Zugang zur Scule er#mal einscränkte, zumal der Lehrauftrag läng# abgelaufen war. Ic durfte nict mehr so ohne weitere+ mit Dunja reden. Die psycisc ge#örte Lehrerin versucte a¬e+, um mic vom GymnaÍum wegzubekommen. Sie muß den Sculleiter für Íc eingenommen haben, so daß dieser mir nun den Zugang zum Lehrerzimmer untersagte. Ic hatte damal+ da+ Lehrerzimmer aufgesuct, um zum Spaß mit Lateinlehrern lateinisc zu sprecen. Die bo+hafte Lehrerin tat a¬e+, um mir die Hö¬e heiß zu macen. Einmal erklärte mir die Sekretärin der 31
Scule: „Diese Dame i# etwa+ perver+. Sie hat sogar eine AverÍon gegen Damenunterwäsce. Al+ ein Katalog von Damenunterwäsce von einem Ko¬egen gezeigt wurde, hat Íe Íc komisc geäußert.“ Mit der Scule wo¬te ic da+ daher nict weiter versucen. Sie war zu scwerfä¬ig und ungesund, denn die Kinder werden nict nac ihren eigenen Vor#e¬ungen, sondern nac denen anderer erzogen _ Zeuge bin ic selb#! Da+ er#emal, al+ ic Dunja zu Hause besucte, war da+ noc ganz ander+. Sie war so vergnügt, daß Íe auf dem Boden ein Rad sclug. So ganz lu#ig war Dunja, daß man ihr Vergnügen über meinen Besuc ganz to¬ herau+lesen konnte. Ic zeigte ein Gemälde, worauf ic die süße kleine Turnerin bereit+ gemalt hatte. Da konnte ic dann sehen, wie ihre noc junge Mutter reagierte. Sie sagte nict+, zeigte mir aber viele+ vom Hau+ und vom sehr romantiscen Garten. Dort beøndet Íc ein besonder+ scöner kleiner Teic mit Seerosen, den man Íc gar nict oft genug anbliqen kann. So scön war er, daß ic 32
große Sehnsuct nac der Turnerin bekam. Ic hätte hier gern gese‚en. Aber viele Leute ver#ehen mic immer dann falsc, wenn ic eine Frau haben möcte. Dann bin ic nämlic immer bei der falscen Familie. Nict die Kinder, sondern die Eltern Índ im Wege. Sie raten einfac ihrer Tocter nict so, wie ic e+ mir dacte. Eine Super-Gaudi wäre e+ für un+, Dunja und mic, gewesen, wenn Íe nun _ vie¬eict noc unÍcer _ gefragt hätte, ob ic Íe kennenlernen wo¬te, und dann vie¬eict lu#ig ein wenig zum Narren gehalten: z. B. auf einen hohen Baum mit vielen Ä#en geklettert und dabei meine eigenen Kletterkun##üqe auf die Probe ge#e¬t. Oder Íe hätte Íc keq malen und zeicnen la‚en wo¬en, ohne daß ic aber scne¬#en+ ihren eigenwi¬igen Wünscen hätte nackommen können, weil ic ganz so scne¬ nict malen kann. Dunja war also nict so dumm, daß Íe mic etwa nict hätte ablenken können von derben Späßen, weil ic mit ihr wohl sehr gut über versciede kün#lerisce Bereice hätte reden können. Daß mic aber meine liebe kleine Dunja nict wie ihre Kla‚enkameraden behandel33
te, war für mic neu. Sie hatte Ang#, daß ic Íe nict gleicberectigt behandeln würde. Sie hätte son# die ganze theatralisce Wirkung eine+ DunjaLeben+ herau+gekehrt und meine eine Boxerkarriere _ bi+ auf ein Fliegengewict _ nict gerade an#rebende magere Person mit einem rect wi¿igen, aufgeregten „Halte dic da rau+“ in den kleinen Familienteic hineingezogen. Da+ hätte sehr gespri¿t, ic hätte geweint und gelispelt: „E+ i# sehr scön, Dunja!“ Aber die Turnerin hatte vie¬eict Ang#, daß man Íe nict loben würde, weil man Besuc dieser Art nict naß mact; und zweiten+ hat Íe vor Arnold Scwarzenegger Ang# gehabt und dacte, ic hätte vie¬eict auc solce „Muqi+“. Ein anderer Ton aber, wenn ihr Vater erfahren hätte, daß ic von diesem scönen Teic wieder herau+kam. Er hätte wohl geseufzt: „Warum ha# du ihn nict gleic ersäuft, Dunja; so kommen nur bald Nackommen, und ic habe dann keine Ruhe mehr!“ Er war nämlic nict gerade begei#ert von meiner Person. Väter Índ oft nict in der Lage zu erkennen, daß man al+ Tocter einen Mann liebt, 34
der nict wie der Vater i#. Und wenn ihr lu#iger Vater meinen neuen Mal#oq, den man zum Anlegen der Hand brauct, gesehen hätte, dann hätte er sofort zu Dunja gesagt: „Hau ihn mal damit, Dunja, er weiß noc nict, wozu da+ Ding gut i#.“ Aber Dunja hätte gelispelt: „Ic zähme Jungen+ auc ohne Stoq.“ Unsere Eltern Índ nun nict wir selb#. Sie Índ ander+. Ic denke doc, ic weiß, warum klagende Geräusce au+ dem Teic zu hören waren #att meiner entzüqend nac Dunja rufender Stimme! Ein kleiner Quake-Frosc, nict mehr ein kleiner Dipl.-Ingenieur, war nun drin. Die sehr çlevere Dunja hätte Ícer gar nict+ dagegen gehabt, mic kennenzulernen, wenn die Eltern mic sehr oft eingeladen hätten. Sie dacten aber nict daran. Nun mußte Íe aber zu viel auf einmal wagen. Sie war noc rect jung und hatte keine große Ahnung, wa+ Íe hätte macen so¬en. So war ic gescoqt, weil nämlic nun die Mutter nict den für mic pa‚enden Weg fand: e+ sceint so, daß meine Gemälde für Íe nict paßten 35
oder daß einige+ Íe überforderte; auf jeden Fa¬ hat Íe nict geholfen, und war ic außer Rand und Band! Mit größten Sorgen habe ic da+ Hau+, da+ im übrigen für einen Maler ideal gewesen wäre, wieder verla‚en. Im Gartenteic kam e+ je¿t nict mehr zu einem lu#igen Spielcen, wobei ic dann nict al+ Frosc, sondern al+ Prinz herau+gekommen wäre. Dunja+ kü‚en nämlic so, daß ein Maler sofort ein Prinz i#. Im Garten Fangen zu spielen wäre für un+ ein Hocgenuß gewesen, weil Dunja au+gesprocen Spaß hat an Bewegung. Dunja hat noc eine ein Jahr jüngere Scwe#er, die ic hier Katrin ÛÛ nenne, weil Íe son# für eine andere gehalten werden könnte. Diesen Namen hatte nämlic eine Bekannte, die mic in Hamburg mit 14 Jahren kennenlernte und sagte, Íe würde so gern mit mir befreundet sein. Meine kleine Dunja war aber nict in der Lage, so wie die er#e Katrin, mic ganz genau bei Íc zu Hause kennenzulernen, denn ic habe damal+ Katrin+ Û. Scwe#er Nachilfeunterrict gegeben. 36
Katrin ÛÛ hat nämlic eine besondere, mir neue Haltung eingenommen. Statt zu grüßen oder etwa+ zu sagen, sah Íe weg und spielte „tote Puppe“. Warum sagte Íe nict: „Happiger Scwac#rom-Ingenieur“ oder _ sehr dumm _ „langer Lu#molc“? Warum half Íe mir nict? Etwa+ hätte Íe sagen mü‚en… Hatte Íe keine Lu#? Hatte man Íe falsc informiert? Katrin ÛÛ i# auc so sportlic wie Dunja, turnte mit ihr, und hatte einige+ an Íc, gab aber vor mir nie einen Murk+ von Íc. Sie i# aber wohl etwa+ ander+, doc wie? Ic weiß nur, daß Íe einen Mann mit sehr dünnen Beinen mag, wie ic bemerkte. Und wenn ic Íe beim Turnen gesehen hätte, hätte ic Íe gelobt. Meine Liebling+lehrerin wäre normalerweise Dunja+ große Hilfe, ihre Turnlehrerin Frau W., gewesen. Sie erteilte jeden Sonnabend Unterrict im Lei#ung+turnen; Dunja und Katrin ÛÛ waren dabei. Doc zusehen durfte ic nie. War e+ der Scmerz über den Tod ihre+ Manne+, der Íc selb# den Tod gegeben hatte? Hat Íe denn etwa+ von dem geahnt, daß wir beide un+ in gleicer 37
Gefahr befanden? Sie muß wohl gar nict an mic gedact haben, denn ic habe nie viel mit ihr reden können, Íe hatte für mic kaum ein Wort zu der Zeit, wo ic so dringend darüber Au+kunft gehabt hätte, wa+ Dunja dacte. Wir wo¬en hier nict über diejenigen Dinge reden, die wir nict wi‚en. Da+ aber i# Sculd der Turnlehrerin, die nict sprac! Jeden Tag ein scöne+ Sportgerät beÍctigen, da+ wäre scön gewesen; Dunja dabei auƒordern, e+ zu benu¿en; Dunja+ Späße vor meinen Augen mit viel Radsclagen, MuÍk und Tanz, da+ war vorbei. ———
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Ein Heirat+antrag ohne Wirkung Die Zeit war reif, daß ic Dunja+ Familie kennenlernen wo¬te. Ic mag aber die Szenen nict scildern, die e+ da gab. Dunja+ Händcen zitterten wahrsceinlic: „Vati, wa+ so¬ ic denn macen?“ _ „Du mußt ihn nict duzen, Dunja,“ mag der geantwortet haben. Ic war ja nict gleicaltrig. Meine alte Bekannte Ileana, die Latein #udiert hatte, hat Íc mit 15 Jahren in einen jungen Deutscen verliebt und ihn geheiratet. Einen anderen, der älter war, nahm Íe wegen de+ höheren Alter+ nict. Nur, daß ihr Mann bald darauf bei einem scweren Unfa¬ um+ Leben kam. So konnte Dunja nict+ macen, weil man ihr riet, mir wegen de+ Alter+ nict mehr „Du“ zu sagen. Sie scluqte da+ und macte auf einmal keine Miene mehr, mir zu raten, wie ic ihre Eltern für mic gewinnen könnte. Die+ war in dem Alter, in dem 39
Íe war, auc noc scwerer, al+ viele wi‚en. Ic weiß da+ von einem Bekannten: er, Fernfahrer, etwa 47 Jahre, wo¬te eine 24jährige junge Dame heiraten. Er war gescieden, hatte bereit+ erwacsene Kinder. Die Mutter der erwählten jungen Frau drohte ihrer Tocter: „Wenn du den heirate#, dann darf# du nie wieder den Fuß über meine Scwe¬e se¿en“. E+ war aber so, daß die junge Dame Íc nict im gering#en hereinreden ließ. Er# al+ die Hoczeit wirklic so weit war, da haben Íc die Eltern mit dem Bräutigam vertragen. E+ mag also hier mehr ein gewi‚er Teufel seine Hand im Spiel gehabt haben, al+ e+ darum gegangen wäre, Dunja+ Eltern ein wenig zu gewinnen. Dieser Teufel war sehr #ark. Er mag Íc denken, daß ic ihn ha‚e. Aber der liebe Gott i# noc viel größer und sagte: „Male.“ Ic werde nie verge‚en, wie ic im scön#en scwarzen Anzug zu Dunja+ Eltern kam, und Íe fragten, wa+ ic von ihr wo¬e. Da+ mußte ic also wirklic noc erklären, daß ic die kleine Turnerin auf ehrbare Weise heiraten wo¬te, so daß ic mic sehr ärgerte, weil andere, zum Beispiel deren gleicaltrige 40
Freunde, keinen Antrag bei den Eltern macen mußten. Die durften ganz einfac œirten. Ein Scmerz, der Íc aber nun noc #eigerte, al+ der Vater mic nun ganz einfac hinau+warf! Dunja war aufgeregt mit den kleinen Hunden weggegangen. Sie wurde gar nict mehr gefragt! Wa+ hatte ic nur falsc gemact? Wer weiß, wa+ Dunja gesagt hätte, wenn Íe mic rictig kennengelernt hätte! So habe ic mir nict mehr Gedanken gemact, wa+ ic nun macen könnte, sondern war besonder+ begierig auf neue Werte! Wa+ nun im einzelnen pasÍerte, i# leict gesagt: Ic bescloß, mein Leben so vo¬#ändig zu ändern, daß auc der liebe Gott Íc freuen konnte. Er möcte, daß wir viel arbeiten, wenig Liebe haben, und nict etwa den großen Fehler begehen, da+ Geld al+ höc#e+ Gut anzusehen. Da ic einen Beruf gewählt hatte, der sehr viel Geld versprac, habe ic nict getan, wa+ der liebe Gott wo¬te. Er wi¬, daß wir un+ nict durc Geld Werte scaƒen, sondern durc Arbeit, die wir für andere Menscen tun. Aber auc die Menscen möcte unser Herrgott 41
prüfen. Klein-Katrin, die mit 14 Jahren mit mir Bekanntscaft scließen wo¬te, hatte ic ein# etwa+ weggela‚en; tro¿dem Íe so ganz jugendlic, reizend und freundlic war. Sie hat diese Prüfung sehr gut be#anden! Aber Dunja, die höc#en+ drei Jahre jünger war, dacte nun nict daran, Íc an mic zu wenden. Ic ver#and: Dunja war nict so einfac zu haben, nein, ic mußte mic vö¬ig ändern. Auc wenn ic Íe dabei nict bekam, e+ war kein anderer Weg mehr oƒen. Ic durfte mic nict mehr auf meine Au+bildung #ü¿en, auf mein vorherige+ Leben, auf die Ratscläge anderer, sondern mußte mic endlic auf mic selb# beÍnnen! Und da ic ja immer scon Maler hatte werden wo¬en, nahm ic mir die Freiheit, die ic scon gern al+ Kind gehabt hätte, kaufte mir er#mal einen großen Ka#en mit Pa#e¬malkreide, und dann war e+ soweit: ic habe nie mehr meine Eltern al+ Lehrmei#er angesehen; aber auc die Eltern Dunja+ nict. _ Da+ er#emal in der freien Natur zu malen, da+ hatte ic mir nie träumen la‚en. Ic saß am Anfang einige Tage am Anfang de+ 42
„Pirolkamp+“. Weiter habe ic dann bei einem Reit#a¬ in Duven#edt oder an anderen Straßen gemalt und gezeicnet. Ic mußte er#mal üben, weil ic noc nict nac der Natur œüsÍg zeicnen konnte. Langsam ging’+ voran. Da+ war ein furctbarer Kampf mit dem Gewi‚en. Ic weiß noc, wie ic dacte: „Wa+ ha# du denn je¿t vom Leben? Du wir# jeden Tag a¬eine arbeiten, verlier# Geld und bleib# Junggese¬e.“ So war ic traurig… Nac ein, zwei Jahren aber berictete die „Al#ertal-Zeitung“ auf ihrer Titelseite in Vierfarbdruq über meine Gemälde. Ic war erscüttert: E+ war doc gelungen! Meine Eltern hätten da+ nie geglaubt, nun muß ic aber sagen, die Eltern anderer? Vie¬eict auc nict. _ Scwere O#ern waren e+ aber doc, denn e+ gab keinerlei O#ereier. „Muß ic etwa noc Scneider werden?“ dacte ic, denn dann könnte ic neue Kleider für Dunja entwerfen. Ic kann mir denken, daß ic nict mehr darf, al+ meine neue Nähmascine, die 43
ic mir gekauft habe, ab und zu anzuguqen, da Dunja e+ nict mocte, im Pirolkamp zu bleiben. Sie ging nac Berlin. Ic weiß noc, daß Dunja sagte, „ic komm’ scon mal zurüq.“ Wann, da+ war nict bekannt, und ic muß e+ ja auc nict wi‚en. ———
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Meine Freunde im Pirolkamp Hurra! Ic bin ein Pirolkamp-Maler, und man merkt e+ mir an! Karl Ma# hätte da+ auc gekonnt, sagte ic mir, aber nur in der PhantaÍe. Ic wo¬te nur mal sehen, ob Klein-Dunja, die Super-Frau, mir auc noc ein Wort sagen würde, und se¿te mic in der Nähe ihre+ Hause+ hin. Ic malte einige A∆uare¬e und Pa#e¬e, die den Pirolkamp zeigen. Da+ war aber nur ein Vorspiel. Ic möcte zwei Vereinen helfen, die für die Straßenbahn und die Walddörfer-Straßenbahn eintreten. Dabei habe ic mic bemüht, diese wieder zu erricten. Meine A∆uare¬e waren aber nict sehr teuer, so daß ic damit kein Geld verdiente. Nur mit den Ölgemälden gibt’+ Geld! Vor a¬en Dingen wi¬ ic macen, wa+ mir der liebe Gott zugedact hat. Er wi¬, daß Klein45
Dunja, die so to¬e Turnerin, auc einmal gemalt wird. So kann ic an der Ste¬e, wo ic immer Í¿e, ihr gesamte+ traute+ Turner-Frauen-Potential errecnen, wenn e+ der a¬mäctige Herrgott wi¬. Fa¬+ e+ Scmerzen gibt, wi¬ ic in Dunja+ Nähe sein; so sucte ic meinen Zahnarzt in Duven#edt. Die Besucer, Zuscauer, Bewohner: Man grüßt mancmal, lact, haßt, gähnt, freut Íc, i# sehr jovial und möcte gern, daß ic eine Frau bekomme. Al+ er#er war ein Herr, der wie ic au+ Thüringen i#, auc ein Ingenieur, aber weit in den Jahren fortgescritten, eine Stü¿e. Er sagte: Ic habe eine viel jüngere Frau. Er redete viel und sprac: „Ic wi¬ nict #ören, aber ic rate, vorÍctig zu sein. Die Leute Índ nict immer so poÍtiv.“ Andere, die ic hier wegla‚e, mögen Íc etwa+ vertrö#en. Viel habe ic zu sagen über den Pirolkamp, aber nict ohne die süße Dunja. Meine Geduld? Sie i# größer al+ bei anderen… Ic verpulvere zwar Geld, aber die größte mir bekannte KlasÍk-Ölgemälde-Au+#e¬ung i# mir 46
nun gescenkt worden. So hatte ic da+ Glüq, etwa+ zu erlangen, von dem andere gewiß nur träumen können. ———
Fortse¿ung folgt!
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Inhalt Seite
1. Vorwort ……………… 3 2. Kinder Índ auc da! (Kindheit und Jugend) ……… 7 3. Politik _ ohne Polemik ………22 4. Meine Eltern ……………25 5. Lei#ung+turnen i# lu#ig _ Dunja al+ Turnerin ……………28 6. Ein Heirat+antrag ohne Wirkung … 39 7. Meine Freunde im Pirolkamp… 45 (Fortse¿ung folgt) ‹‹
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Helzel+ heimelige Heftlektüre Autobiographie Heft 1
Dunja und da+ Feuerwerkzeug
Von
Gerhard Helzel Edition ROMANA Hamburg P