OTTO ZIERER
BILD D E R J A H R H U N D E R T E EINE WELTGESCHICHTE IN 19 EINZEL- UND 11 DOPPELBÄNDEN
MITTAG D E S R E...
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OTTO ZIERER
BILD D E R J A H R H U N D E R T E EINE WELTGESCHICHTE IN 19 EINZEL- UND 11 DOPPELBÄNDEN
MITTAG D E S R E I C H E S Das ist der Titel des soeben erschienenen achten Bandes der neuartigen Weltgeschichte Dieser Band behandelt das erste nachchrigtliche Jahrhundert
Sicher und glanzvoll breitet sich das Römerreich des ersten nachchristlichen Jahrhunderts aus: Heimat vieler Völker und Hort des Weltfriedens. Aber der ungeheure Reichtum und die schrankenlose Macht, die sich in den Händen Weniger vereinen, bringen wahrhaft tropische Auswüchse des Luxus und der Entartung hervor. In dieser Zeit tritt der Erlöser in die Welt und verkündet seine frohe Botschaft für die Mühseligen und Beladenen. Langsam beginnt in Katakomben und Verstecken die Wirksamkeit eines neuen, weltumwälzenden Glaubens,
Auch dieser Band ist in sich vollkommen abgeschlossen und enthält wieder ausgezeichnete Kunstdrucktafeln und zuverlässige historische Karten. Er kostet in der gleichen gediegenen Ausstattung wie Band 1—7 in der kartonierten Ausgabe mit zweifarbigem, lackiertem Überzug DM 2.95 und in der herrlichen Ganzleinenausgabe mit Rot- und Goldprägung und farbigem Schutzumschlag DM 3.60, Frühere Bände können nachbestellt werden. Prospekt kostentos vom
VERLAG SEBASTIAN LUX
MURNAU/MUNCHEN
KLEINE B I B L I O T H E K DES WISSENS
LUX-LESEBOGEN NATUR-
UND
KULTURKUNDLICHE HEFTE
Willy Möbus
Das flüssige, grüne Gold der Erde 2006 digitalisiert von Manni Hesse
VERLAG SEBASTIAN LUX • MURNAU/MÜNCHEN
ölfelder am Kuspisdien Meer
Weltmacht Erdöl Die Energiequellen der Welt liegen heute im Wettstreit, ivelche von ihnen unserem Zeitalter den Namen geben soll. Zwar hat man sich schon daran gewöhnt, vom Atomzeitalter zu sprechen, wenn man die Zeit meint, in der wir leben und der wir entgegengehen. Aus manchen Gründen mag das berechtigt sein; aber wenn wir es recht bedenken, so ist diese Benennung nicht deshalb erfolgt, weil es in unserem Jahrhundert erst gelungen ist, die Welt der Atome zu erschließen. An diese ungeheure Leistung des Menschengeistes — eine Kopernikustat in Richtung auf das Allerkleinste und fast nicht mehr Vorstellbare — denkt man sogar am wenigsten, wenn man vom Atomzeitalter spricht. Vielmehr drängt sich den allermeisten in erster Linie die Vorstellung von einer Zerstörungskraft ohnegleichen auf, von einer Naturgewalt, die in der Lage sein könnte, unsere Erde in ihren Grundfesten zu erschüttern, von geheimnisumwitterten und streng gehüteten Riesenanlagen in entlegenen Landstrichen, Ausgangszentren der Lebensangst unserer Zeit. Lesen wir dann, wie behutsam und vorsichtig ernsteste Atomforscher ihre Worte abwägen, wenn sie um die Aussichten für eine friedliche Ausnützung der Atomkräfte befragt werden, so möchte man den Namen Atomzeitalter nur noch mit vielen Vorbehalten an2
erkennen. Und zudem melden auch die anderen Kraftquellen ihre Ansprüclie an: Wasser, Kohle und Erdöl. Bis heute zeigt keine von ihnen an, daß sie am Versiegen sei oder daß sie an Ansehen verloren habe. Im Gegenteil! In allen Erdteilen ivachsen gigantischste technische Bauten auf, um bisher ungenutzte Wasserkräfte zur Erzeugung von Energie auszunutzen. Auch die Kohle behauptet ihre Stellung im Wirtschaftsleben der Welt; bis in die Arktis und die Südpolargebiete hinein geht die Suche nach neuen Lagerstätten, um den täglich sich steigernden Bedarf der Völker zu decken. Unerschüttert ist auch die Weltmacht „Erdöl", die Großlieferantin für die Energieversorgung aus flüssigen Brennstoffen, eine der gewaltigsten Antriebskräfte des heutigen Fortschritts. Ja, diese aus der Erde geschöpfte Kraft rückt sogar mächtig nach vorn. Ihr Anteil an der gesamten Energiegewinnung der Welt ist so groß geworden, daß man die Kraftspenderin Erdöl nicht mehr übergehen kann, wenn man Taufpaten für unser Zeitalter sucht.
Aus der Geschichte des Erdöls „Flüssiges Gold" hat man das Erdöl genannt, von dem wir hier plaudern wollen, — auch „Grünes Gold", seitdem es einer der wichtigsten Rohstoffe geworden ist, aus dem man nicht nur, wie in früheren Jahren, Heilmittel und Brennstoffe für die Petroleumlampe, sondern auch Benzin und Dieselöl als Treibstoffe für Motoren, Heiz- und Schmieröle, Wachse und Fette jeder Art gewinnt. Ohne das flüssige, aus den Tiefen der Erde kommende Gold hätte der Motor nicht in dem Maße wie heute die Erde erobert, würden nicht die Millionen Kraftwagen fahren und das Flugwesen wäre unmöglich gewesen. Das Erdöl hat die Entwicklung der Technik von heute so stark beeinflußt, daß es vielen so scheint, als ob dieser Rohstoff erstmals in unserer Zeit zur Ausnutzung gekommen sei. In ^ irklichkeit aber kennen ihn die Menschen seit Jahrtausenden. Irgendwo in einer Mulde hat die Erde eine ölführende Sandschicht zur Oberfläche gedrückt, und hier ergoß sich die dunkle oder helle Ölmasse zu einem mächtigen, in vielen Farben schillernden Tümpel, Teich oder See. Vielleicht fuhr der Blitz zündend in das hochbrennbare Pech und ein ewiges Feuer loderte seitdem Tag und Nacht gegen den Himmel und schickte seine finsteren Rauchwolken drohend über die Wohnungen der Menschen. Um das Kaspische Meer, in Babylonien und Assyrien gab es solche Götterfeuer, die aus der Erde brachen und von den Unterirdischen gespeist wurden. Priester 3
siedelten sich bei diesen heiligen Herdfeuern an, die oft turmhoch emporflammten. In ihrem Lichtbereich wuchsen Tempel aus Ziegelstein aus dem Boden und fromme Behausungen von Tempeldienern. Als Alexander der Große auf seinem Ostzug erschauernd vor solchen Brandstellen stand, berichtete man ihm, daß die Feuer vor undenklichen Zeiten entflammt seien. Als dann der große Weltreisende Marco Polo eineinhalb Jahrtausende später die gleiche Landschaft durchwanderte, brannten diese heiligen Feuer der Babylonier noch immer. Waren den Völkern des Altertums die zu Riesenfackeln entfachten Erdölquellen und -teiche als Kultstätten ehrwürdig, so wußten sie aus den nichtbrennenden Fundstellen und Quellen von Erdpech, Teer und öl vielfachen praktischen Nutzen zu ziehen. Im Niltal, wo der religiöse Glaube an das Weiterleben der „Toten" die Erhaltung ihrer menschlichen Gestalt und ihrer Gesichtszüge forderte und deshalb in den Totentempeln die Kunst des Einbalsamierens hoch in Blüte stand, spielte unter den Konservierungsmitteln das aus Persien importierte Erdpech keine geringe Rolle. Wo im vorderen Orient mit Ziegeln gebaut wurde, weil Gestein nicht vorhanden war, war das Naphtha, wie die Griechen das Erdöl nannten, ein bewährtes Zusatzmittel zum Mörtel. Solcher Asphaltmörtel ermöglichte vielerorts im Zweiströmeland überhaupt erst die Errichtung kühner Bauten, weitgespannter Wölbungen und Bögen. Das Pech aus den Naphthateichen war auch geschätzt als Dichtungsmittel bei der Verlegung von Wasserrohrleitungen. Auf den Schiffswerften aber brauchte man es sehr zur Abdichtung der hölzernen Schiffswände. Die alten Straßenbauer bedienten sich des Bitumens, der Teere und Peche aus den Erdölquellen, auch beim Straßenbau. Es eignete sich vorzüglich für diesen Zweck, weil es durch Erwärmung gut formbar war, chemisch nicht leicht zersetzt wurde und auch der Witterung sehr lange standhielt. Die Asphaltstraßen von heute hatten also in manchen erdölreichen Gegenden des Altertums ihre Vorgänger. Man sagt, daß es damals auch schon orientalische Städte gegeben habe, wo Erdpechfackeln und in Pfannen brennendes Erdöl für die nächtliche Beleuchtung verwendet worden sei. Sicher ist, daß das Erdöl in Griechenland und in Rom im Beleuchtungswesen der Häuser eine große Rolle gespielt hat. In Griechenland war vor allem das Leuchtöl von Zykanthus berühmt, in Rom das öl von Agrigent aus Sizilien. Neben diesen friedlichen Zwecken diente das Erdöl in jenen Zeiten auch der Kriegstechnik. Das berühmte „griechische Feuer", das auch vom Wasser nicht gelöscht werden konnte, sondern auf ihm brannte, 4
soll nichts weiter als leichtentzündliches Erdöl gewesen sein. Wie verheerend muß es als Brandstifterin gegen eine dichte Ansammlung feindlicher Schiffe in einen umschlossenen Hafen gewirkt haben, oder in Holzbottiche gefüllt und von kräftigen Katapulten auf eine feindliche Stadt, ein Zeltlager oder einen gegnerischen Segler geschleudert! Wurden dann Brandpfeile hinterher ins gleiche Ziel gejagt, so mochte es zu furchtbaren Bränden gekommen sein. Auch das Mittelalter kannte das Erdöl; die Benediktinermönche des Klosters Tegernsee hatten seine Heilwirkung erkannt. Damals gab es am Tegernsee einige „Theerkuhlen", in denen das „Bergöl", wie man das Erdöl nannte, zu Tage trat und geschöpft werden konnte. Als „St. Quirinusöl" wanderte die heilkräftige, salbenartig verdickte „Berg-Pech-Erde" auf alle Märkte und half bei Gicht und Rheuma, bei erfrorenen Gliedern, als Arznei bei einigen Tierkrankheiten, auch als Vertilgungsmittel gegen Ungeziefer aller Art. Mannigfach waren in alter Zeit die Methoden der Erdölgewinnung. Wo es nicht in natürliche Mulden hervorgetreten war und immer gefüllte Vorratsbecken bildete, grub man mehr oder weniger tiefe Brunnen, in die aus benachbarten ölhaltigen Schichten das öl hineinsickerte. Mit Schöpfkellen wurde es in Krüge gefüllt. Von den alten Völkern werden nur die Chinesen Erdöl durch Tiefbohrungen gewonnen haben. Sie arbeiteten mit einem Schwungbaum. An einem Bambusseil hing ein vier Zentner schwerer Meißel, der im ständigen Fall in die Erde wuchtete und sich langsam in die Tiefe fraß. Auf diese Weise, die in etwas abgewandelter Form beute noch als Schlagbohren oder Meißelbohren angewendet wird, sollen im Fernen Osten Bohrtiefen von über 1000 Meter erreicht worden sein. Die chinesischen „ölprospektoren" — so heißen heute die beruflichen Erdölsucher — wußten auch schon, daß Salzlagerstätten oft gute Anzeichen für Ölvorkommen waren. Entsprechend der Entstehungsgeschichte des Erdöls, über die im nächsten Kapitel berichtet wird, ist nämlich Salz oder Salzwasser ein recht treuer Begleiter des Petroleums. Wurde das angebohrte Erdöl nicht durch den natürlichen Gasdruck zu Tage getrieben, so förderte man es mit Schöpflöffeln aus Bambus. Die Chinesen brauchten das Erdöl für ihre Lämpchen; ihre Heilkundigen aber bereiteten, ähnlich wie die altbayerischen Mönche vom Tegernsee und wie die Indianer Nordamerikas, aus den dicken Bestandteilen Salben gegen allerlei Unheil. All das, was hier aus der Vergangenheit über das Erdöl berichtet ist, wurde von den Historikern erst in sehr mühsamer Quellenforschung zusammengetragen. Funde von „Naphtha", „Bergöl", „Stein-
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öl", „Erdpech", oder wie es jeweils genannt wurde, waren früher immer nur Seltenheiten. Die moderne Geschichte des Erdöls beginnt erst um die Mitte des vorigen Jahrhundert, als man gelernt hatte, das aus der Erde gewonnene Naturöl in schwerere und leichtere Bestandteile zu scheiden und dabei ein besonders brauchbares Brennöl herauszutrennen. Als dann zu diesem „Petroleum" auch noch die moderne Petroleumlampe erfunden war, konnte das Erdöl seinen Siegeslauf um die Erde beginnen. Doch vielleicht wäre der neue Brennstoff nach der Einführung der elektrischen Beleuchtung wieder weniger beachtet worden, wenn ihm nicht die Erfindung der Verbrennungskraftmaschinen und vor allem ihre Anwendung für den Antrieb von Kraftwagen, Motorschiffen und Flugzeugen bleibende überragende Bedeutung gegeben hätte. Der von Nikolaus Otto (1832 bis 1896) und Eugen Langen (1832 bis 1895) gebaute und in die Praxis eingeführte Viertaktmotor und der von Diesel erfundene und nach ihm benannte Schwerölmotor haben sich als Schrittmacher des Erdöls erwiesen. Dazu kam der Bau von ausgezeichneten ölfeuerungen für Schiffe und die Notwendigkeit, aus dem Erdöl auch Schmieröle der verschiedensten Art für die immer mehr steigende Zahl von Maschinen und technischen Geräten zu gewinnen. Der ungeheuer gestiegene Bedarf an Erdöl verschaffte ihm den Rang eines der kostbarsten Stoffe der Welt. Und da man Kostbares meist mit etwas anderem Kostbaren vergleicht, hat man das Erdöl eben als „flüssiges" oder „grünes Gold" bezeichnet, so wie man der Kohle den Beinamen „Schwarze Diamanten" und der Zellwolle den Titel „Weißes Gold" beigelegt hat, um ihren Wert deutlicher zu machen. Um das Jahr 1850 also begann die moderne Entwicklung der Erdölverwertung. Damals war es auch — es war das Jahr 1859 —, als es in USA dem ehemaligen Lokomotivführer Edwin Drake im Auftrage der Pennsylvania Rock Oil Company gelang, auf einer Farm bei Titusville in Pennsylvanien nach einem eigenen Verfahren die erste fündige Erdölbohrung des neuen Kontinentes niederzubringen. Bis dahin war das meist in Tümpeln zu Tage gekommene Öl, dessen Fundort den Indianern als „schwarze Teiche" vertraut waren, von den Medizinmännern erfolgreich zu Heilkuren verwertet worden. Auch der Vater des als „Petroleumkönig" in die Geschichte eingegangenen John Davison Rockefeller (1839 bis 1937), Dr. William Avery Rockefeller, hatte das Petroleum als Heilmittel benutzt,' so daß sein Sohn schon früh auf das Erdöl aufmerksam gemacht wurde Die erste Erdölgesellschaft der „Neuen Welt" gründete ein Apo6
theker namens Samuel Kier aus Pittsburg in den USA, wie überhaupt die Apotheker bei der Suche nach neuen Salben oft zu Pionieren der Erdölverwertung geworden sind. Kier benannte seine Gesellschaft „Kiers Rock Oil". Andere Gesellschaften folgten. Man schöpfte in ihren Betrieben das zu Tage getretene Öl mit Eimern ab, man grub auch danach in geringen Tiefen, aber alle diese Gewinnungsverfahren erzielten nie die gleichen Ergebnisse wie das Bohren. Daher betrachtet man in den USA Edwin Drake als den eigentlichen Vater der neuzeitlichen Erdölwirtschaft. Auch in Europa kannte man damals schon Tiefbohrmethoden. Im Jahre 1850 hatte man in Rumänien mit dieser Technik begonnen, 1858 waren die ersten Bohrungen in Deutschland erfolgt, und zwar in Hannover, also etwa gleichzeitig mit den ersten Bohrungen in den USA. Aber die Ölleute der Vereinigten Staaten blieben doch die eigentlichen Schrittmacher; der Pioniertat Drakes waren dort sehr schnell weitere Bohrungen gefolgt, die einen ersten Einblick in den Reichtum an Erdöl in Pennsylvanien gewährten und geradezu einen Erdölrausch hervorriefen. Neue Gesellschaften wuchsen wie Pilze aus dem Boden und standen in einem erbitterten Wettbewerb. In den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts begannen die großen Gesellschaften die kleinen zu überflügeln, bis schließlich die von John Rockefeiler gegründete Standard Oil Company, eine Zusammenfassung von rund 30 amerikanischen Ölraffinerien, eine Vormachtstellung erhielt. Rockefellers Gesellschaft lag im härtesten Ringen mit der von Sir Henry Deterding (1866 bis 1939) geleiteten englischholländischen Royal Dutch-Shell Company, der zweiten Großmacht auf den Feldern des flüssigen Goldes. Die politische Bedeutung, die das Erdöl in der Folge neben der wirtschaftlichen Bedeutung errang, erwies sich besonders eindringlich im ersten Weltkrieg, an dessen Ende ein Staatsmann den viel beachteten Ausspruch tat, daß die Alliierten auf einer Woge von Öl den Sieg errungen hätten. Diese Wertschätzung des Erdöls hat seitdem noch zugenommen. Erdöl ist sowohl im Frieden als auch im Kriege ein Machtfaktor höchster Bedeutung geworden. Die Angst vor der Erschöpfung der bisher ausgebeuteten Ölfelder veranlaßt die großen Mächte, sich die Rechte zur Nutzung der außerhalb ihrer eigenen Hoheitsgebiete liegenden Vorkommen zu sichern. Auf der anderen Seite streben Erdölländer, die vor Jahrzehnten ihre noch unerschlossenen Lagerstätten finanzkräftigen Fremdstaaten oder Gesellschaften zur Ausbeutung sehr langfristig verpachtet hatten, heute von diesen Verträgen loszukommen. So beschloß im Sommer 1951
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das persische Parlament die Verstaatlichung der persischen Ölvorkommen, deren Ausbeutung sich die Anglo-Iranien-Oil Company fast bis zum Ende dieses Jahrhunderts vertraglich gesichert hatte. Ein Streit ähnlicher Art wurde zwischen den USA und Mexiko vor einigen Jahren ausgefochten. Was heute auf der Welt an Erdöl gefördert wird, darüber gibt die Tabelle Aufschluß, aus der die Weltförderung des Jahres 1950 und zum Vergleich in Klammern daneben die Förderung des Jahres 1938 zu ersehen sind: . . . 273,6 Mill. to (1938: 1 USA . . . 78,0 „ „ (26,9) . . . 37,6 „ .. (29,7) . . . 31,8 „ „ (10,3) . . . 27,0 .. „ (0,07) . . . 17,2 „ » ( - ) . . . 10,5 ., „ ( 5,0) . . . 7,2 „ ,, ( 6,0) . . . 6,2 „ „ ( 4,3) . . . 4,3 „ • ( 6 - 7 ) . . . 3,6 „ , ( - ) . . . 2,3 „ * ( 0,2) . . 1,1 „ „ ( 0,4) Einschließlich der übrigen Erdölländer betrug die gesamte Weltförderung an Erdöl 1950 522 Mill. to gegenüber 271 Mill. im Jahre 1938.
Die E n t s t e h u n g des Erdöls
Petroleum, Mineralöl, Rock Oil wird das Erdöl genannt; es sind drei verschieden klingende Namen, die aber alle dasselbe bedeuten, nämlich Steinöl. Das Wort Petroleum ist aus dem griechischen „petros" = Stein und dem lateinischen „oleum" — Ol zusammengesetzt. In der Bezeichnung Mineralöl steckt das lateinische Wort „mineral", das so viel bedeutet wie „Erdgrube", und „Rock Oil" heißt wörtlich übersetzt „Felsenöl". Alle diese Bezeichnungen weisen auf den Gewinnungsort des Erdöls hin, nämlich das Gestein der Erdrinde. Immer ist es nämlich ein Gestein, Schiefer oder Sand, in dem Öl wie in einem Schwamm festgehalten wird. Bis vor kurzem war die Entstehung des Erdöls ein großes Rätsel. Die Naturforschung beschäftigte sich mit verschiedenen Vermutungen. Erdöl, so meinten die einen, sei ein vulkanisches Erzeugnis und habe sich schon in Urzeiten im Schöße der Erde gebildet. Andere dachten an die Wir8
kungen der Eiszeiten und verfochten den Gedanken, das Erdöl habe sich aus Pflanzen und Tieren entwickelt, die vor Tausenden von Jahren unter den Eismassen begraben worden seien. Wieder andere glaubten, daß dieses Ol aus dem Weltenraum stamme und als Regen auf die Erde niedergefallen sei. Es sei dann in die Erdklüfte gesickert. Alle diese und manche andere interessante Meinungen über die Herkunft des Erdöls haben sich nicht durchsetzen können. Heute weiß man, daß sich die großen Erdölvorkommen aus organischen Stoffen, aus Pflanzen und Tieren, im Weltmeer gebildet haben, daß die ursprünglichen Entstehungsstätten aber durch Veränderungen der Erdoberfläche heute auf dem Festland anzutreffen sind, mit Ausnahme von einigen Stellen der Erde, wo die Erdölbohrungen in Küstennahe, im Flachmeer des Schelfs, von der Wasseroberfläche aus niedergebracht werden. Nun — alle heute auf dem Festlande befindlichen Erdölfelder sind einmal vom Meere bedeckt gewesen. Erdölfunde lassen deshalb immer wichtige Schlüsse auf die Veränderungen der Erdoberfläche zu. Überaus lange Zeiträume waren nötig, um jene Erdölvorräte zu schaffen, die wir ausnutzen. Faulschlamm, wie er sich auf dem Meeresboden findet, ist eine der Voraussetzungen für die Entstehung des Erdöls. Seine Ablagerung aber geht unsäglich langsam vor sich. In einem Jahre schlägt sich nur eine Schicht von knapp einem Zehntel Millimeter nieder, in zehn Jahren also erst eine Lage
Erdölfeld vor der kalifornischen Küste; das Erdöl wird von Arbeitsstegen aus aus dem Meeresgrund gebohrt. Es gibt auch schwimmende Bohrtürme, die 100 und mehr Kilometer weit von der Küste entfernt öl aus dem Schelf heraufholen. 9
von einem Millimeter Dicke. Um eine Faulschlammschicht von einem Meter Dicke zu bilden, braucht die Natur über 10 000 Jahre. Der Faulschlamm ist durchsetzt von unzähligen winzigen und auch größeren Lebewesen, deren abgestorbene Leiber mit ihrem großen Fettgehalt die Ausgangsstoffe für das Erdöl abgeben. Die Umwandlung dieser Stoffe zu öl aber verlangt wieder Tausende von Jahren. In dieser Zeit verhärtet der Faulschlamm. Er wird zu einem feinen kohlenwasserstoffreichen bituminösen Ton. Das ist also das Gestein, aus dem wir das „Steinöl" gewinnen können. Dieser Faulschlamm aber muß zu seiner Bildung ganz bestimmte Bedingungen vorfinden. Es gibt nämlich auch Schlammablagerungen, die nur sehr geringe Mengen organischer Stoffe enthalten. Sie entstehen in bewegtem, vom Sauerstoff gut durchdrungenem Wasser. Die hier absterbenden Lebewesen sinken auf den Grund, wo Schlamm- und Schlicktiere sich aufhalten können, und werden von ihnen gefressen und verdaut. Nur wenige abgestorbene Organismen vermischen sich mit dem Schlamm. Ihre Menge ist in sauerstoffhaltigen Wassern so gering, daß hier der Schlamm nicht zu Faulschlamm wird, aus dem später einmal Erdöl gewonnen werden könnte. Das Gegenstück zu sauerstoffhaltigem Wasser ist Wasser ohne genügend freien Sauerstoff. In solchen Wassergründen, in denen meist die Strömungen fehlen, gedeihen kaum Lebewesen. Wenn hier die abgestorbenen Leiber der Meerestiere und -pflanzen zu Boden sinken, tragen sie dazu bei, den Gehalt an freiem Sauerstoff noch weiter zu vermindern, so daß am Meeresboden zuletzt nur noch die primitivsten Wesen, Bakterien, zu finden sind. Unter ihrer Mitwirkung werden die toten Organismen in Fäulnis überführt; Fäulnis aber ist eine der Vorbedingungen für die Bildung von Faulschlamm und damit des späteren Erdöls. Durch Meeresbohrungen konnte man die Richtigkeit dieser Vorgänge einwandfrei nachweisen. Ein Mustergebiet, in dem das Erdöl auf diese Weise entstanden ist, ist das Schwarze Meer mit den angrenzenden erdölreichen Bezirken, die vor Jahrtausenden einmal von diesem Binnenmeer bedeckt gewesen sind. Es ergab sich, daß im Schwarzen Meer, das kaum Ebbe und Flut kennt, schon in einer Tiefe von 300 Meter alles Leben aufhört. Während die schlammige Ablagerung, der Schlick des offenen Meeres etwa 2 Prozent organische Stoffe enthält, findet man im Schlamm des Schwarzen Meeres etwa 30 bis 35 Prozent. Die Meeresbodenproben erbrachten hier Faulschlammassen, die bereits zu Erdöl ge10
worden waren. Damit war diese Theorie über die Entstehung des Erdöls besonders handgreiflich erhärtet. Das Plankton des Meeres, die Welt der winzig kleinen Meerestiere und -pflänzchen, ist vor allem an der Durchsetzung des Meeresbodenschlammes mit organischen Stoffen beteiligt. Die Leiber dieser abgesunkenen fetthaltigen Kleinstlebewesen werden von jenen Bakterien zersetzt, die sich in der Wassertiefe aufhalten. Wie sich dann die Umwandlung zu Öl vollzieht, ist bisher noch nicht einwandfrei geklärt. Jedenfalls nutzen wir, indem wir Benzin, Petroleum oder ein anderes Erdöl verbrauchen, aus, was die Natur in Jahrtausenden fast unmerklichen Schaffens aufgespeichert hat.
Das Erdöl wandert Wir wissen schon, daß man das Erdöl nur selten an seinen Entstehungsorten zu Tage fördert. Das wäre nur dann der Fall, wenn die Erdrinde sich ruhig verhielte und sich auch in der Vergangenheit ruhig verhalten hätte. Zwar erscheint der Erdball den kurzlebigen Menschen durchaus stabil und fest. Die Geologen haben aber beweisen können, daß der Globus alles andere als fest ist. Selbst heute noch gibt es Meeresküsten, die sich emporheben, und andere, die absinken. Die Erdrinde ist noch immer nicht im Gleichgewicht, sie ist noch immer in einem ständigen Wandel begriffen, mit dem wir rechnen müssen. Daher werden auch die Vermessungen des Landes immer wiederholt und, wo es notwendig ist, den inzwischen eingetretenen Verschiebungen angepaßt. Wie wenig fest die Erdoberfläche ist, zeigt unter vielem anderen auch die Tatsache, daß sie genau so wie das Meer Ebbe und Flut kennt. Der uns umwandernde Mond läßt den Erdenball durch die Kraft seiner Anziehung in Verbindung mit seinem Weg am Himmel ständig eine Wellenbewegung machen, die an den einzelnen Erdpunkten verschieden ist, je nach der jeweiligen Entfernung des Mondes von diesen Punkten. So ermittelte man, daß zum Beispiel der Boden von Pittsburg täglich 33 bis 58 Zentimeter auf- und abwärts gleitet. Man kann also sagen, daß der Erdboden lebt. Aber nicht nur unter dem Einfluß des Mondes, auch im Erdinnern geht einiges vor sich; hier pressen sich die Schichten, es entstehen Falten und Verschiebungen der Massen; e6 ist ein immerwährender stiller, aber zäher Kampf innerhalb des Erdgefüges. So blieben auch die hartgewordenen Faulschlammschichten der früheren Meeresböden von diesem Ringen nicht verschont. Der starke Faltungsdruck der unruhigen Erdoberfläche preßte 11
das Erdöl aus den Mutterschichten, in denen es entstanden war, heraus, und wo der Meeresboden wieder von anderen Schichten überlagert wurde, drückten diese Schichten das öl an andere Stellen; es begann vielfach zusammen mit ebenfalls ausgepreßten Salzwassermengen, der Gewalt weichend, zu wandern. Das ging für menschliche Begriffe sehr langsam vor sich. Oft brauchte das Erdöl Hunderttausende von Jahren für seine Wanderschaft. Seltsam aber, daß die ölmassen nicht nur in horizontaler Richtung wanderten, sondern oft auch vertikal, indem sie nach oben stiegen. Es war gleichsam, als ob sie sich aus ihrem Gefängnis befreit hätten und die dem Lichte entstammenden Stoffe, die das Öl entstehen ließen, wieder dem Lichte hätten zuführen wollen. Ganz spurlos gingen diese Wanderungen am Erdöl nicht vorüber. War es am Entstehungsort, im Muttergestein, dickflüssiges Paraffinöl, so wurde es, je höher es emporstieg, gefiltert und dadurch immer dünnflüssiger. Dort wo das Öl Klüfte und poröse Sandsteine fand, konnte es seine Wanderungen quer durch das Steingemenge fortsetzen. Wurde aber der Aufstieg durch eine ölundurchlässige Schicht, zum Beispiel Ton gehemmt, so sammelte sich hier das öl an, es entstand eine Erdöllagerstätte. Sehr günstige Lagerstätten finden sich immer in den aufgefalteten Schichten. Falten bilden Berge und Täler, hohe und tiefe Stellen. Die hohen nennen die Geologen „Antiklineu" oder Sättel, die tiefen „Synklinen" oder Mulden. Das Öl sammelt sich sowohl an den Sätteln als auch in den Mulden, aber die günstigsten Stellen für das Niederbringen einer Bohrung sind merkwürdigerweise die Antiklinen, die Sättel. Die Skizze zeigt eine Erdöllagerstätte, wie man sie oftmals findet. Das Erdöl ist in einer sandhaltigen Schicht aufwärts gestiegen. Bei A hat es in der Antikline seinen höchsten Stand erreichen können. In der Synkline, der Mulde Sy, steht es entsprechend tiefer, denn diese Mulde wirkt wie ein unterirdischer Tunnel. Bei V erkennt man eine Verwerfung der Erdschichten, die das weitere Vordringen des Öls verhindert hat. Über dem Öl lagert das Erdgas, darunter meistens das schwerere Wasser. Diese drei Substanzen haben sich also ihrem spezifischen Gewicht entsprechend gelagert. Nur in jüngeren Lagerstätten kann es vorkommen, daß diese Rangordnung noch nicht eingetreten ist, sondern daß Wasserschichten noch über dem öl liegen. Fassen wir nun unsere bisherigen Erkenntnisse zusammen: Das Erdöl ist aus dem Faulschlamm, sauerstoffarmer Meere entstanden. Durch Faltungen, Pressungen und Überlagerungen des ursprünglichen Meeresbodens wurde das öl aus seinen Entstehungsschichten
Schnitt durch eine Erdöllagerstätte (vergl. Text)
herausgepreßt und verlagert. Man findet das Erdöl meist dort, wo früher einmal abgeschlossene Meere lagen, wie es heute etwa das Schwarze Meer oder das Kaspische Meer und ihre Umgebung sind. Dort, wo die geschilderten Bedingungen für das Entstehen von Erdöl nicht gegeben waren, konnte es auch nicht gebildet werden. Daher sucht man auch in den zentralen Gebieten Asiens, Afrikas, Brasiliens, Kanadas, Australiens und Europas vergebens nach Erdöl. Man kann es aber am Bande der großen Kettengebirge der Erde mit ihren Saumsenken erbohren, da diese Gebirge immer dort aufgefaltet wurden, wo vorher große Meere brandeten. Betrachten wir auf einer Weltkarte die ergiebigsten Erdöllagerstätten, so finden wir sie in der bezeichneten Lage am.Kaukasus, an den Karpathen, an den Bocky-Mountains, den Anden usw. Diese grundlegenden Erkenntnisse haben die Geologen erarbeitet, sie erleichtern heute das Auffinden von Erdöllagern sehr. Dazu kommen noch die modernen Aufschlußmethoden, durch die viel schneller und sicherer nach den Schätzen der Tiefe gesucht werden kann als früher, wo alles mehr vom Zufall und dem guten Glück des Einzelnen abhing. 13
• Das Suchen nach Erdöl Erdöl ist kostbar geworden. Es ist eine Weltmacht. Von seinem Besitz hängt das Wohl großer Staaten ab. Man muß Erdöl suchen, man muß die Erde viel genauer studieren als bisher. Es genügt nicht, daß man weiß, was auf der Erde ist und wie ihre Oberfläche sich gestaltet hat, man muß wissen, was in der Erde ist. Da reichen die geographischen Methoden nicht mehr aus, da müssen die Geologen und Physiker und mit ihnen die Techniker heran, um zu beweisen, daß sie gleichsam ins Innere der Erde blicken können. Und sie haben es bewiesen und beweisen es immer von neuem. Alle Entdeckungen der letzten Jahrzehnte, die zur Ausbeutung ergiebiger Ölfelder geführt haben, sind den Männern dieser Berufs- und Wissenschaftszweige zu verdanken. Es gibt eine Reihe von Methoden, mit denen man feststellen kann, was unter der Erdoberfläche an Schätzen zu erwarten ist. Noch vor wenigen Jahren arbeitete man vor allem mit der Drehwaage, wie sie von Eötvös entwickelt worden war. Bei ihr wurde ein äußerst dünner Faden, der durch ein entsprechendes Gewicht belastet war, durch etwa vorhandene schwere Einlagerungen im Erdinnern leicht verdreht und die Größe dieser Verdrehung war ein Maß für die Größe der Kraft, die das bewirkt hatte. Aus ihr konnte man auf die Struktur des Erdinnern in dem untersuchten Sektor schließen. Heute aber bedient man sich im zunehmenden Maße der erdbebenkundlichen Methoden. Man erzeugt kleine künstliche Erdbeben, indem man an der Erdoberfläche oder in Schächten Sprengstoffe explodieren läßt. Die dadurch entstehenden Schallwellen werden von einer Reihe von ringsum verteilten Empfängern aufgenommen und ermöglichen einen Rückschluß auf die Widerstände und damit auf die Dichte und Art der Schichten, denen die Schallwellen im Erdinnern begegnet sind. Diese Methoden gestatten ein sehr viel schnelleres und sichereres Arbeiten als mit der Drehwaage. Zugleich wurden durch die neuen wissenschaftlichen Verfahren die Kosten für das Ausfindigmachen von Erdöllagerstätten erheblich verringert. Früher war man mehr oder weniger nur auf das gute Glück und eigene Vermutungen angewiesen. Man mußte es wagen, teure Tiefbohrungen niederzubringen, bei denen die Wahrscheinlichkeit, daß sie erfolglos sein würden, viel größer war als heute. Von 1913 bis 1925 wurden allein in den USA über 300.000 Bohrungen ausgeführt, die fast fünf Milliarden Dollar gekostet haben. Darunter waren 65.000 Fehlbohrungen, die mit rund 720 Millionen Dollar 14
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bezahlt werden mußten. Die neuen günstigeren Aufsclilußmethoden sind fast durchweg in Deutschland entwickelt worden, sie kommen aber heute der ganzen Welt zugute. Auch die Radioaktivität der Gesteine wird gemessen und aus den Meßergebnissen können gewisse Rückschlüsse gezogen werden. Unter den weiteren Fortschritten auf diesem Gebiet sind magnetische Messungen vom Flugzeug aus zu erwähnen, die vor allem in unwegsamen Gebieten die Aufspürung von Erdölfeldern erleichtern. Den letzten und zuverlässigsten Aufschluß aber gibt immer erst die Bohrung, die man möglichst genau auf die Antykline, den Sattel der ölführenden Schicht, setzt. Durch weitere Bohrungen in der Nachbarschaft wird die Größe des Feldes festgestellt. Das Bestreben geht dahin, mit dem geringsten Aufwand das größte Ergebnis zu erzielen.
Die B o h r v e r f a h r e n Beim Erbohren von Erdöllagern sind heute schon Sonden — so nennt man die Bohrlöcher — bis zu Tiefen von rund 6000 Meter niedergebracht worden. Die vorgesehene Richtung der Sonde muß natürlich möglichst genau eingehalten werden, denn es ist leicht zu begreifen, daß durch eine Abweichung von der Senkrechten erheblich längere Bohrlöcher entstehen, für die viel Geld unnütz vertan wird. Hinzu kommt, was noch viel schlimmer ist, daß man dabei an der gesuchten günstigsten Stelle meist vorbeibohrt. Bei der Ausführung von Tiefbohrungen kommen mehrere Verfahren zur Anwendung, und zwar Dreh- und Schlagbohrverfahren, und ferner Spül- und Trockenbohrverfahren. Die ersten Tiefbohrungen der Welt haben, wie schon gesagt, die Chinesen ausgeführt; das von ihnen angewandte Sehlagbohrverfahren, bei dem der an einem Seil befestigte schwere Meißel schlagend das Gestein in der Tiefe des Bohrloches löst, wird auch heute noch, wenn auch in verbesserter Weise, bei der modernen Olgewinnung angewendet. Der Vorteil dieses Verfahrens ist, daß zum Herablassen und Aufholen eines Seiles viel weniger Zeit benötigt w7ird, als bei der Verwendung eines festen Bohrgestänges, "wie es beim Drehbohrverfahren notwendig ist. Bei den heutigen Schlagbohrverfahren wird der Meißel gezwungen, 60 bis 100 Schläge, ja bei dem von Anton Raky erfundenen Schnellschlagverfahren sogar 200 Schläge in der Minute aus einer Höhe von jeweils zehn bis zwölf Zentimeter zu machen. Dabei kann in weichen Schichten ein täglicher Fortschritt bis zu fünfzig Meter erzielt werden, in hartem Gestein aber manchmal nur ein einziger Meter je Tag. In Tiefen von etwa 1000 Meter nimmt die 15
Tagesleistung schon wegen der Länge des einzuholenden Seiles ab. Bis zu dieser Tiefe aber hat man die Gewahr, daß ziemlich senkrecht gebohrt wird. Vielfach arbeitet man daher zuerst mit dem Seilschlagverfahren und von etwa 1000 Meter Tiefe an mit dem schnelleren Drehbohr- oder Rotaryverfahren. Die meisten Erdölbohrungen erfolgen heute nach dem RotaryDrehbohrverfahren, das zum Beginn dieses Jahrhunderts an der Goldküste seine Bewährungsprobe bestanden hat und seitdem erheblich verbessert worden ist. Die Anlage wird wie beim Schlagverfahren in einem Bohrturm eingebaut, der auch beweglich sein kann; es gibt heute fahrbare Bohranlagen die mit dreißig Meter hohen Bohrmasten ausgerüstet sind. Mit ihnen lassen sich Sonden bis zu 1500 Meter niederbringen. Im allgemeinen aber werden ortsfeste, stählerne Bohrtürme errichtet, die über 40 Meter hoch sein können. Holztürme verwendet man heute nur noch in Ost-Europa. Die Höhe, die man für den Turm wählen muß, wird durch die Länge der benützten Bohrgestängezüge bestimmt. Sie bestehen jeweils aus Rohren von sechs bis acht Meter Länge und einem Durchmesser von etwa 90 bis 170 Millimeter. Zwei bis vier solcher Rohre bilden einen der Gestängezüge. Der Bohrturm wird heute meist auf einem Eisenunterbau errichtet, in dem die Arbeiten vor sich gehen. Der Antrieb des Rotarybohrers erfolgte früher ausschließlich durch Zwillingsdampfmaschinen, heute aber vornehmlich durch Diesel- oder Elektromotoren. Die Umdrehungszahl des Bohrers kann geregelt werden. Im Durchschnitt macht er etwa 80 Umdrehungen in der Minute. Die Überwachung dieses Vorganges erfolgt von den Tribünen des Bohrturmes aus. Eine an der Turmkrone angebrachte Turmrolle mit Flaschenzug erlaubt das Heben und Senken des Bohrgestänges. Schließlich ist noch die Einrichtung zur Ausspülung des Bohrloches zu nennen. Das Bohren wird durch das Spülen erleichtert. Meist wird dazu eine tonige Dickspülung verwendet, weil dabei die durch das Bohren gelösten Gesteinsteilchen und Sande, der sogenannte Bohrschmand, leichter nach oben befördert werden als in einer Frischwasserspülung. Die Spülflüssigkeit wird durch das Bohrgestänge und die zwölf bis sechzehn Meter lange „Mitnehmerstange" geleitet, die den eigentlichen Bohrer oder Meißel beschweren soll, damit sie mit um so größerer Wucht arbeiten können. Das Herausspülen des Bohrschmands aus dem Bohrloch mit tonhaltigem Wasser dient zudem noch einer zweiten Aufgabe. Beim Durchfluten der Sonde mit einer Dickspülung setzt sich Ton an den Wänden des Bohrloches ab und 16
dichtet sie. Dadurch kann oft das Verkleiden der Sonde mit eisernen Rohren erspart werden. Als Bohrwerkzeuge werden verschieden geformte Geräte benutzt, je nach den Schichten, die durchbohrt werden sollen. Beim Rotaryverfahren, mit dem man täglich Bohrleistungen von 15 und 250 Meter erreicht, wird meist die sogenannte „Schappe" benutzt, ein Eisenzylinder, bei dem am unteren Zylinderrande ein Stück wie eine Grabhand umgebogen ist. An der Seite ist der Zylinder aufgeschnitten und eine der Schnittkanten als Schneide etwas nach außen gebogen. — In stark wasserführenden Sonden wird der Ventilbohrer verwendet, der auch als Behälter zum Heraufholen von Bohrschmand im Trockenbohrverfahren geeignet ist. Für härtere Böden wählt man den Schnecken- oder Spiralbohrer und auch den Trepanierbohrer, der einem großen Dolch ähnelt, dessen Schneide man spiralig umgebogen hat. Zum Schlagbohren dient der Meißelbohrer mit Ohrenschneiden. Will man Gesteinsproben aus der Tiefe ans Tageslicht
Abb. links: Schlagbohrer; rechts: Drehbohrung mit Spülung; Mitte: Bohrgeräte, oben Kernbohrer, unten Meißel und daneben Bohrer 17
heraufholen, so benützt man den als langes Rohr ausgebildeten Kernbohrer, bei dem sich nur die ringförmige .Schneidfläche der unteren Rohröffnung in das Gestein frißt, während das Rohr selber den ausgebohrten Kern in sich hineinschluckt. Früher waren die Kernbohrerkanten mit Diamanten, heute sind sie mit Hartmetallschneiden besetzt. Vielfach werden heraufbeförderte Kerne gesammelt; ihre Reihenfolge ergibt dann einen Schnitt durch die Schichten, die durchbohrt worden sind. Es gibt zahlreiche Bohrarten und zahllose Geräte, um in immer größere Tiefen vorzustoßen. Viel Nachdenken wurde vor allem darauf verwandt, ein Bohrgerät zu konstruieren, bei dem nicht wie heim Rotarybohrer das oft riesig lange Gestänge in der ganzen Länge des Bohrloches in drehende Bewegung versetzt werden muß. Das Rotieren einer solch ausgedehnten „toten Masse" erfordert starke Maschinen und führt manchmal zu schweren Betriebsstörungen. Man hat deshalb Bohrer erfunden, bei denen nicht das ganze Gestänge bewegt werden muß. Bei ihnen hängen am Ende des Gestänges zwei hintereinandergeschaltete Turbinen, die den unmittelbar darunter befindlichen Bohrer antreiben. Der Nachteil dieser Erfindung besteht darin, daß bei einer Störung der Turbinen das ganze Rohrgestänge ausgebaut werden muß. Störungen der Turbinen werden durch Verunreinigungen bei der Spülung möglich. Während des Bohrens muß die eingehaltene Richtung immer wieder gemessen werden, um ein zu großes Abweichen aus der Senkrechten zu verhindern. Als Kontrolleur dient ein Meßgerät, das aus einem Kreiselkompaß, zwei Pendeln und zwei Führungsbürsten besteht. Es wird an einem Kabel in das Bohrloch heruntergelassen. Das Gerät mißt bis zu 1000 Meter auf einen halben Meter genau. Man hat mit diesem Gerät alte Sonden nachträglich gemessen und dabei Neigungen von durchschnittlich über 20 Grad festgestellt. Das ergibt bei einer Tiefe von 1000 Meter eine Abweichung von 350 Meter, was einem Tiefenverlust von sechzig Meter entspricht. Die Spülflüssigkeit wird immer wieder zurückgewonnen und ' braucht nur soweit ersetzt zu werden, als unvermeidliche Verluste eingetreten sind. Sie wird oft auf ihr spezifisches Gewicht untersucht. Wenn nämlich Gas aus der Sonde austritt, vermischt es sich mit der Spülflüssigkeit; sie wird leichter, was ein sicheres Zeichen dafür ist, daß man sich der Lagerstätte genähert hat. Solche Messungen können heute auch mit geeigneten Geräten selbsttätig erfolgen. Sie sind sehr wichtig, weil man nämlich auch ein mit Rohren ausgekleidetes Bohrloch vor dem Erbohren des Ölhorizontes auszementieren muß, 18
um Wassereinbrüche in die ölmasse zu verhindern. Durch einen besonderen Trick erfolgt die Auszementierung der Sonde so, daß Zementmilch von unten her zwischen den Wandungen des Bohrloches und des Rohres nach oben dringt und erhärtet. Temperaturmessungen, bei denen die Abbindungstemperatur des Zementes gemessen wird, lassen erkennen, ob das Werk gelungen ist. Dann erst kann die Ölsandschicht zur Ölförderung angebohrt werden.
Das Öl wird gefördert Eigentlich, so meint man, müßte es der ölfachmann begrüßen, wenn das Öl nach dem Niederbringen der Bohrung in hohem Strahl als sogenannter Ülspringer austritt. Früher war es auch tatsächlich so, aber es ist sehr viel öl dabei verlorengegangen. Manche vorgefaßte Meinung der alten Fachleute mußte überwunden werden, bevor Verluste vermieden werden konnten. Ein weiterer Nachteil des Herausschießens ist die große Brandgefahr. Deshalb wird jede Vorsichtsmaßregel getroffen, um eine Entzündung von Gas und öl zu verhindern. Alle Kessel- und Schmiedefeuer ringsum sind zu loschen, sobald der Bohrer in die Nähe des Erdöls — den Erdölhorizont — gelangt ist. Der elektrische Strom wird abgeschaltet, die Arbeitsstelle wird nachts nur noch von Scheinwerfern aus sicherer Entfernung angestrahlt usw. Dennoch lassen sich vereinzelte Gasund ölausbrüche nicht vermeiden, ja es kommt trotz aller Vorsicht auch zu Bränden, zum Beispiel wenn ein herausgeschleuderter Stein mit größter Wucht das stählerne Bohrgerüst trifft und es Funken gibt; oder wenn sich ein besonders gefährliches ölgasgemisch beim Herausbrechen durch die rasende Reibung an den Metallröhren der Sonde entzündet. Dann muß man versuchen, den Brand durch eine Gegenexplosion, die den Flammen den Luftsauerstoff wegreißt, wieder auszublasen; oder man bohrt eine seitliche Anzapfung, die das Öl ablenkt. Wenn man großes Glück hat, kann man den Brand auch mit Schaumlöschgeräten erfolgreich bekämpfen. Oft aber tritt das Gegenteil ein: Das öl will nicht kommen, obgleich der Bohrer die Lagerstätte erreicht hat. Dann muß man die Ölmasse zum Aufsteigen reizen. Das geschieht durch Einpumpen von Wasser oder auch von Öl. Die hierbei in Betracht kommenden Mengen sind gering, aber durch den künstlich erzeugten Flüssigkeitsdruck steigt das öl zu Tage. Vorher werden oben auf das Bohrloch kräftige Ventile gesetzt, um die Ölentnahme regeln zu können. Man läßt das öl nur durch kleine Düsen austreten, deren 19
Öffnungen entsprechend dem Öldruck größer oder kleiner eingestellt werden. Der Bohrturm kann inawischen schon durch einen kleineren, etwa 25 Meter hohen Förderturm ersetzt werden. Auch der Förderturm ist mit Turmrollen und Flaschenzügen ausgerüstet. Es kommt nun vor allem darauf an, die einmal in Gang gebrachte Förderung solange wie möglich aufrechtzuerhalten. Sobald der Druck der Lagerstätte wieder nachläßt, wird mit dem künstlichen Gasdruckverfahren nachgeholfen. Das aus der Sonde aufsteigende Gas wird vom mitgerissenen Öl und Benzin gereinigt und mit Hochdruckverdichtern wieder zurückgedrückt. Das trockene Gas sorgt dann in der Tiefe dafür, daß das öl sich wieder zum Aufstieg bequemt. Zu diesem Gasdruckverfahren sind zwei Rohrstränge von größerem und kleinerem Durchmesser erforderlich, die ineinander oder nebeneinander in das Bohrloch eingebaut werden. Man kann das Gas entweder in das innere Rohr drücken oder auch in den Raum zwischen den beiden ineinandersteckenden Rohren. Bei den nebeneinander eingebauten Rohrsträhgen preßt man das Gas durdi das engere Rohr. In beiden Fällen wird das Öl dann durch das vom Gasdruck nicht erfüllte Rohr an die Oberfläche kommen. Es ist auch möglich, statt des Gases Druckluft in die Sonde zu pressen, aber hierbei kann es zu Explosionen kommen, wenn zu viel Luft eingepreßt wird. Die Luftmenge darf nie über 30 Prozent des Gas-Ölgemenges betragen. Wenn der Druck in der Lagerstätte trotz dieser Hilfsmaßnahmen nicht mehr genügt, wird zum Pumpen des Öls übergegangen. Man verwendet meist Tiefpumpen am Grunde des Bohrloches, die einen Hub bis zu zwei Meter haben können. Manchmal kommt es vor, daß die langen Gestänge, die die Tief pumpe mit dem Antrieb über Tage verbinden, brechen. Es gibt für solche schwerwiegenden Unfälle besondere Fangvorrichtungen, mit denen sich die gebrochenen oder eingeklemmten Gestängeteile herausholen lassen. Andere Förderpannen entstehen durch zu stark aufsteigendes Gas oder emporgepreßten Sand, auch setzt sich gern Paraffin aus der Tiefe in der Pumpeinrichtung ab und muß von Zeit zu Zeit entfernt werden — kurz es gibt eine Menge von Störungen, die den Pumpbetrieb erschweren und eine erhebliche wirtschaftliche Belastung sind. Man hat deshalb Versuche mit elektrisch angetriebenen Kreiselpumpen angestellt, die in die Sonden hinabgelassen wurden und nur eine Kabelführung brauchen. Doch war hier der Kraftbedarf viel größer 1 und die Lebensdauer der Maschine geringer. Sie beträgt nur acht bis 20
zehn Wochen, während die anderen Tiefpumpen bis zu sieben Monaten „leben" können. Schließlich ist noch das Schöpfen mit dem Schöpflöffel zu nennen, bei dem der schon erwähnte Ventilbohrer verwendet wird. Solch ein Schöpfrohr ist bis zu 16 Meter lang. Es kann je nach seiner Größe bis zu 250 Liter Öl fördern. Man läßt das Rohr an einem Stahlseil in die Tiefe, ein Tiefenanzeiger gibt seinen jeweiligen Stand an. Reichlich spät erkannte man, welche Rolle das Gas bei der Erdölförderung spielt. Gas bildet nicht nur die „Lagerstättenenergie", die das öl nach oben treibt, sondern es setzt auch, wenn es sich im Öl gelöst hat, die Zähigkeit des Öls herab, so daß es besser durch die poröse Sandschicht zum Bohrloch fließen kann. Bei diesem Fließen unter Tage liefert Wasser die Antriebskraft. Wäre das öl dickflüssig, so würde es vom Wasser überholt und eingeschlossen werden. Vom Wasser umflossenes Erdöl aber wäre nutzlos, die Bohrung würde nur Wasser fördern. Da man erkannt hat, daß Wasser in der Tiefe dem Fluß des Öls förderlich ist, bringt man bei Bohrungen, die zu erliegen drohen, von über Tage oft auch Wasser durch sogenannte Einpreßbohrlöcher in das Randgebiet der ölführenden Lagerstätte nieder. Die Einpreßbohrlöcher werden bis zum oberen Rande mit Wasser gefüllt, das langsam absinkt. Wenn dieser natürliche Wasserdruck zu schwach ist, muß das Wasser mit Pumpen nach unten gedrückt werden. Auf einigen geeigneten Olfeldern der USA gelang es durch diese Wasserfluten, noch bis zu vierzig Prozent des in der Erde verbliebenen Öls zu fördern, das sonst verloren gewesen wäre. Zum Schluß sei noch auf das vor einigen Jahren in Rußland zum ersten Male angewandte „Thermische Verfahren" hingewiesen. Man preßt Erdgas unter einem Überdruck von 30 Atmosphären mit einer Temperatur von 600 Grad Celsius in die Lagerstätte. Selbstverständlich entsteht dadurch in der leicht entzündlichen Erdölschicht unter Tage eine Explosion, durch die ein Teil des Öls sich verflüchtigt und unter Mitreißen weiterer Ölmengen gasförmig zutage tritt. Hier werden die verflüchtigten Ölmengen wieder flüssig gemacht und in Tanks gesammelt. Neben diesen Ölgewinnungsmethoden mit Hilfe von Bohrlöchern kennt man seit vielen Jahrhunderten auch das Ölbergwerk mit Schächten und Stollen, in dem das kostbare Erdöl beziehungsweise das Erdölgestein geschürft wird. In China und Japan, in Rußland, Galizien und Rumänien werden primitive Schächte oft bis zu einer Tiefe von 300 Meter gegraben. Sie bieten gerade Platz für einen 21
ölschacht von Wietze in der Lüneburger Keide einzigen Mann, der, durch ein Seil gesichert, seiner schweren und gefährlichen Arbeit nachgeht. Man hat aber auch versucht, einen regelrechten Bergbau auf Öl zu schaffen, indem man von einem Schacht aus waagerechte Strecken vortrieb. Ölbergbau ist viel schwieriger als Kohlen-, Erz- oder Salzbergbau, denn hier hat man es mit Eließsanden oder mit ölgetränktem porösem Gestein zu tun. Bei dem ersten Bergwerk dieser Art, das bei Hagenau im Elsaß seit 1785 betrieben wurde, hatte man Glück, weil die Ölsonden gasfrei waren und durch einen nur schwer verdunstenden Bergteer eine gewisse Festigkeit gewonnen hatten. Das ging so lange ganz gut, bis in einer Tiefe von siebzig Metern sich plötzlich Sickeröl zeigte; man mußte den Betrieb einstellen. Erst mit modernen technischen Methoden begann man 1917 wieder in dem Bergwerk zu arbeiten. Damals wurde auch in Nordwestdeutschland, in Wietze bei Hannover, ein Erdölschacht abgeteuft. Außerdem brachte man auf deutschem Boden in Holstein noch einen Schacht nieder. Auch in den USA, in Bußland und Rumänien hat 22
man an verschiedenen Stellen begonnen, Erdöl nach modernen bergbaulichen Methoden zu gewinnen. Das Neueste auf diesem Gebiet sind Arbeiten in den USA, bei denen man Schächte von zwei bis drei Meter Durchmesser bis in Tiefen von 150 Meter absenkt, dann dort eine Arbeitskammer einbaut, von der aus Schrägbohrungen bis zu etwa 1000 Meter Länge vorgetrieben werden.
Vom Eimer zur Pipeline Eine Straßenbahn oder einen Omnibus zwischen zwei Punkten hin und herfahren zu lassen, um Fahrgäste zu befördern, ist kein besonderes technisches Problem. Schwierig wird es erst, wenn Millionen von Menschen in einer Weltstadt tagaus tagein pünktlich befördert werden sollen und die Verkehrsmittel aufeinander abzustimmen sind. Genau so war es auch bei der Beförderung des Erdöls. Zuerst schöpfte man einige Eimer voll, die man dahin trug oder fuhr, wo man sie brauchte. In den USA machte man um die ersten Sonden Gräben, die man voll Erdöl laufen ließ und mit Eimern ausschöpfte. Die Eimer füllte man in Holzfässer, die dann auf Pferdewagen zu den Verbrauchern oder den Raffinerien gefahren wurden. Das erwies sich aber auf die Dauer zu kostspielig, da der Preis des Erdöls sank, während die Frachten ständig teurer wurden. Da es sich bei den Transporten um verhältnismäßig kurze Strecken handelt, kam ein Petroleumhändler im Jahre 1862 auf den Gedanken zwischen dem Förderturm und der Raffinerie eine Rohrleitung legen zu lassen. Sie war nur einige hundert Meter lang und bewährte sich. Dieser Erfolg veranlaßte den aus Holland stammenden Bürger der USA van Syckle, eine über sieben Kilometer lange Rohrleitung zur Ölbeförderung zu bauen. Schon nach drei Monaten hatte sie sich durch die Einsparung der früheren Frachtkosten bezahlt gemacht. Die um ihren Verdienst betrogenen Fuhrleute versuchten vergeblich, diese erste „Pipeline" zu zerstören. Die Eisenbahn half sich gegen diese „Rohrkonkurrenz", indem sie vom Jahre 1865 ab billige Frachtsätze für Öltransporte einführte. Das Öl wurde zuerst in losen Kesseln verfrachtet, daraus entstanden dann später die Kesselwagen der Eisenbahn mit festen Behältern. Aber weder die Eisenhahn noch die Schiffahrt konnten mit der Pipeline in einen wirtschaftlichen Wettbewerb treten. Ihre Vorteile machten sie zu dem billigsten Beförderungsmittel für Erdöl. Ohne jede Verpackung und Handarbeit flutet die Pipeline das öl über weite Strecken. Verpackungsmittel oder Fahrzeuge brauchen nicht leer zurückgeschickt 23
zu werden, die Unterhaltungs- und Betriebskosten der Leitungen sind sehr gering. Heute sind allein in den USA über 220000 Kilometer Ölleitungen verlegt. Dazu kommen rund 300 000 Kilometer Erdgasleitungen, die das bei der Erdölbeförderung gewonnene Gas den Verbrauchern zuführen. Außerhalb der USA ist vor allem die Leitung der Irac Petroleum Company bekannt, die 1934 als Doppelleitung ausgeführt wurde. Ihr nördlicher Strang führt von Kirkuk im Irak durch die Wüste an der Oase Palmyra vorüber nacb der syrischen Hafenstadt Tripolis. Der südliche Zweig verläuft mit dem nördlichen zunächst parallel bis Hadtha und durchquert dann die transjordanische Ebene, bis sie im HaTen von Haifa endet. Sie ist 1879 Kilometer lang, ihre Anlage war außerordentlich schwierig, da sie durch unwirtliches Gelände führt. Sie überquert die großen Stromläufe des Euphrat und des Tigris und schließlich auch den Jordan. Zu ihrem Bau waren 123 000 Tonnen Stahlrohre von 33 Zentimeter Durchmesser nötig. Heute befördert sie sechs Millionen Tonnen Öl im Jahr. Ein dritter Strang wird von Kirkuk, dem Ausgangspunkt des bisherigen Nordstrangs, nach Haifa gebaut. Zur billigeren Beförderung der in Südpersien geförderten ölmengen dient eine fast 1800 Kilometer lange Leitung, die von Dharan über Kuwait (Kueit) führt und ebenfalls in Haifa mündet. Diese Leitung erspart den Transport durch den Suezkanal, der hohe Durchfahrtsgebühren erfordern würde. Weitere Leitungen sind von den südpersischen Ölfeldern nach Abadan am Persischen Golf, von
Erdölleitung (Pipeline) in der Wüste im Bau 24
Hurghada am Roten Meer nach Suez und über 450 Kilometer von Yenangang am Irawadi nach Rangoon in Burma gebaut worden. In Rußland wurde die erste kurze Ölleitung 1887 verlegt. Eine Doppelleitung liegt zwischen Baku am Kaspisdien Meer und Batum am Schwarzen Meer. Sie leistet jährlich 2,7 Millionen Tonnen. Die bekanntesten Ölleitungen Europas liegen in Rumänien. Hier führt ein Strang von Campina-Ploesti nach Giurgiu an der Donau und eine weitere von Baicoi nach Constanza am Schwarzen Meer. Etwa sechsmal könnten die Ölleitungen der Erde den Äquator umspannen, und das kennzeichnet die weltweite Bedeutung der Erdölwirtschaft mindestens ebenso wie die Größe der Tankerflotten, über die noch einiges zu sagen ist. Bei den ersten Ölleitungen hatte man das Gefälle des Geländes ausgenutzt. Heute führt man sie über Berg und Tal und pumpt das Öl durch sie hindurch. Die Pumpstellen haben sich entlang der großen Leitungen zu kleinen Siedlungen mit allen notwendigen Einrichtungen, Wohnungen, Lagerräumen, Werkstätten, Kraftanlagen usw. entwickelt. Zum Pumpen bewähren sich bei dünnem Erdöl Kreiselpumpen trotz ihres geringen Wirkungsgrades. Sonst werden Kolbenpumpen verwendet. In kühleren Gegenden muß durch Heizanlagen dafür gesorgt werden, daß das Öl nicht erstarrt. Da der Druck in der langen Ölleitung schwankt — er ist natürlich gleich hinter der Pumpe am größten — und da zusammengepreßtes Öl weniger Raum einnimmt als entspanntes, werden die Rohrdurchmesser diesem Umstände angepaßt Hinter der Pumpe werden Rohre mit kleinerem Durchmesser eingebaut. Je weiter die Leitung sich von der Pumpe entfernt, um so größer werden die Rohrdurchmesser, um den Reibungsdruck zu verringern. Undichtigkeiten, die Ölverlust bringen, zeigen sich durch das Sinken des Druckes an, der mit Manometern gemessen wird. Suchgeräte erlauben das rasche Auffinden von schadhaften Stellen. Die meisten Leitungen müssen nach 15 bis 20 Jahren erneuert werden, sofern dann noch genügend Öl zur Beförderung vorhanden sein sollte. Das Neuverlegen von Rohren ist heute zu einer Sonderaufgabe entwickelt, für die neben erfahrenen Fachkräften auch großartige Spezialgeräte zur Verfügung stehen. Es gibt eigene Bagger für das Ausheben der Gräben. Bei günstigen Bedingungen können zwei bis drei Kilometer Rohre täglich verlegt werden. In den Häfen wo die Erdölleitungen münden, nehmen riesige Tanklager, die bis zu einer Million Tonnen fassen, die heran25
strömende Erdölflut auf. Die Ölbehälter dieser Lager fassen 50 bis 10 000 Kubikmeter. Sie sind mit allen nur erdenklichen Sicherheitsausrichtungen ausgestattet. Um Öl vorrätig halten zu können, werden heute auch fern von den Küsten unterirdische Öllager angelegt, die zum Teil gut getarnt inmitten von Wäldern oder in alten Bergwerksschächten liegen.
Von einem Erdteil zum anderen Von einem Erdteil zum andern befördert die Welttankerflotte das Erdöl. Sie ist heute erheblich größer als 1939. Damals umfaßte sie fast IIV2 Millionen Bruttoregistertonnen. Heute sind es rund 20 Millionen. Die neuesten Schiffe dieser Flotte, die im Bau sind, werden Einheiten von etwa 30 000 Bruttoregistertonnen sein. Sie entstehen auf amerikanischen Werften. Schon äußerlich unterscheidet sich ein Öltanker von anderen Frachtschiffen. Die Maschinenanlage ist im Hinterteil zusammengedrängt, die Brücke, von der aus das Schiff gefahren wird, liegt vorn. Der Schiffsrumpf ist im Innern in der Längsrichtung durch ein Schott, eine Wand, in zwei Hälften geteilt. Jede Hälfte ist wieder durch Querschotts in eine Anzahl von Tankräumen zur Aufnahme der verschiedenen Arten von Öl, Rohöl, Benzin usw. unterteilt. Die einzelnen Tankräume sind sicher gegeneinander abgedichtet. Ein mit Wasser gefüllter Sperraum trennt die Tanks von den übrigen Teilen des Schiffes, den Räumen für das Maschinenpersonal, die Matrosen, den Kapitän, die Offiziere und den Arzt. Ein Laufsteg führt über die Tanks und verbindet das Heck und den Bug mit der Brücke. Die Ölpumpen sind mittschiffs und vorn untergebracht. Alle Luken sind sorgfältig mit feuerfestem Asbest abgedichtet. Große Lüfter sorgen dafür, daß die leicht zerknallenden Benzin- und Ölgase abgesaugt werden. Rauchen ist selbstverständlich an Bord untersagt. Niemand darf Nagelschuhe tragen, da sie Funken auf Eisen bilden könnten. Eiserne Hämmer sind aus dem gleichen Grunde verboten, kurz, es gibt eine Reihe von Sicherheitsbestimmungen, die jeder an Bord peinlich beachten muß, wenn ein Unglück vermieden werden soll; denn im Grunde lebt die Besatzung auf einem gebändigten Vulkan. Die Lebensdauer eines Tankers beträgt etwa 20 Jahre im Durchschnitt, etwa so viel wie die einer Pipe-line. In den ersten Jahren wird ein solches Schiff zur Beförderung von raffinierten Ölen und Benzin, später dann von Rohöl benutzt, denn es ist nicht zu verhindern, daß trotz aller Schutzmittel die stählernen Wände angefressen werden. 26
Die größte Tankerflotte der Welt besitzt die USA. Dann folgen England, Norwegen und die Niederlande. Der erste Tankdampfer wurde 1869 zwischen Europa und Amerika gefahren. Er hatte aber noch keine durchgehenden Tanks, sondern im Zwischendeck und im Unterschiff waren 59 kleinere Behälter zur Aufnahme des Öls eingebaut, die 700 Tonnen faßten. Bis dahin war Petroleum auf Segelschiffen in Olfässern befördert worden, die oft im Seegang leck schlugen. Der erste Tanker, der als Vorbild der heutigen gelten kann, wurde im Jahre 1886 auf einer englischen Werft für Deutschland gebaut. Seitdem sind diese Schiffe immer besser ihrer Aufgabe angepaßt worden, und ihre Bedeutung im Weltverkehr hat ständig zugenommen.
Erdöl als Rohstoff Ursprünglich war das Erdöl nur der Rohstoff, aus dem man ein erträglich gereinigtes Leuchtöl, Petroleum, herstellte. Geeignete Reinigungsverfahren sind schon in alten Zeiten bekannt gewesen, dann aber wieder vergessen worden, das erklärt sich zum Teil aus dem Versiegen der damals bekannten Ölquellen. Heute wird das Erdöl weniger zu Leuchtpetroleum, um so mehr aber zu Benzinen, Dieselölen und Schmierölen verarbeitet. Die Treibstoff- und Schmierölgewinnung steht dabei im Vordergrund. Das geschieht in den Raffinerien, die wie große Laboratorien unter freiem Himmel aussehen. Das angelieferte öl kommt zuerst in riesige Vorratsbehälter, dann werden unliebsame Beimengungen und auch Salzwasser entweder durch Absitzen oder aber durch Zentrifugieren, bzw. durch den Einfluß von hochgespannten elektrischen Strömen entfernt, die über 10 000 Volt haben und ein rasches Abscheiden des Wassers bewirken. Erst dann kann die Destillation beginnen. Beim Erhitzen von Rohöl, wie es aus der Erde kommt, stellt sich nämlich heraus, daß nicht alle Grundbestandteile, die das öl enthält, zur gleichen Zeit zu verdampfen beginnen. Zunächst verdampfen die Benzinbestandteile (bei 150° C), da sie am leichtesten sind, steigen die Benzindämpfe am höchsten; dann folgen in der Reihenfolge Leuchtöl (250° C; Leuchtöl trägt heute allgemein die Bezeichnung Petroleum, die ursprünglich der Name für Erdöl überhaupt war); dann Benzol (350° C) und Schmieröl (über 350° C) und zuletzt Asphalt. Im Fraktionierungs- oder Sprudelturm wird die Verschiedenartigkeit der Verdampfungs-(Siede-) punkt geschickt ausgenutzt, um die Dämpfe, die verschieden schwer sind und deshalb verschieden hoch steigen, einzeln abzufangen und in Rohre zu leiten. Die Dämpfe 27
werden dann gekühlt und wieder flüssig, und Benzin, Petroleum. Heizöl usw. fließen nun getrennten Tankbehältern zu. Dann werden sie noch auf den verschiedensten Wegen gereinigt, die in unserer Abbildung einer Raffinerie zeichnerisch angedeutet sind. Das Destillationsverfahren ist heute so verbessert, daß aus dem Erdöl 10 bis 15°/o Benzin, 15 bis 2 0 % Leuchtpetroleum, 10 bis 15°/o Gasöl, 35 bis 45°/o Schmieröl und 10 bis 15°/o Paraffine, Asphalt oder Petroleumkoks gewonnen werden können. Die Güte der Erzeugnisse, die den jeweiligen Aufgaben, die sie erfüllen sollen, durch eingehende Forschungen weitgehend angepaßt werden, wird ständig gesteigert. Die Wahl des richtigen Treibstoffes und des richtigen Öls ist für den Betrieb vieler moderner Maschinen hinsichtlich ihrer Leistungen und Lebensdauer entscheidend. Neben der Destillation wird zur Erhöhung der Benzinausbeute das Hydrierverfahren angewendet. Dem bereits destillierten Erdöl, aus dem schon eine gewisse Menge von Benzin gewonnen wurde, lagert man Wasserstoff an, was in „Kontaktöfen" bei hohem Druck und großer Wärme geschieht. Die chemische Reaktion verläuft dabei unter Mitwirkung von Katalysatoren oder Kontakten (daher der Name „Kontaktöfen"), Stoffen, die selber nicht in die chemische Verbindung eingehen, sie aber auslösen oder erleichtern können. Ohne die Verwendung von Katalysatoren wären viele chemische Vorgänge nicht wirtschaftlich durchzuführen. Man hat es bei der Hydrierung in der Hand, entweder sehr viel Benzin oder weniger Benzin und dafür mehr von den anderen Erzeugnissen zu gewinnen. Ein ähnliches Verfahren wird bei der Kohlehydrierung zur ölgewinnung angewendet, die häufig als „Kohleverflüssigung" bezeichnet wird. Das „Cracken" oder Spalten des Erdölmoleküls ist ein weiteres Verfahren zur Erhöhung der Benzinausbeute. Es ist angeblich durch ein Versehen entdeckt worden. Es soll sich einmal in einem polnischen, zum andern in einem pennsylvanischen Destillationsbetrieb ereignet haben. In dem betreffenden Betrieb war durch eine Verstopfung in einem öldestillationskessel die Temperatur weit über das vorgeschriebene Maß angestiegen. Dabei erhöhte sich die Benzinmenge in erstaunlicher Weise, und damit war das Cracken gefunden, d. h. das Verfahren, durch Hitze und Druck die benzinliefernden öle beliebig molekular zu spalten, also die Moleküle zu zerstören, auseinanderzureißen, wobei schwer siedende Öle in leichter siedende, also auch in Benzin, umgewandelt werden. Man arbeitet beim Cracken mit Drücken bis zu 50 Atmosphären. Wichtig aber ist, daß dieses Ver28
Übersicht über die Arbeitsvorgänge in einer Raffinerie
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Tanklager mit Behältern für Rohöl fahren die Verwendung minderwertiger öle und Destillationsrückstände zur Herstellung von klopffesten, hochwertigen Benzin ermöglicht. Trotz dieser günstigen Ergebnisse hat der Crackvorgang doch einen Nachteil, da er nicht die völlige Umwandlung des Erdöls in Benzin erlaubt. Das liegt darin, daß Benzin einen höheren WaBserstoffgehalt verlangt, als im Erdöl enthalten ist. Sind die im Erdöl vorhandenen Wasserstoffmengen verbraucht, so kann kein weiteres Benzin sich bilden. Hier setzt nun das Hydrierverfahren ein, das die schweren Öle viel ergiebiger in leichte Kohlenwasserstoffe umbilden kann. Als Gegenstück zu diesem Verfahren ist das Philipps-Verfahren zu nennen, das es ermöglicht, aus den gasförmigen Kohlenwasserstoffen der aus den Bohrlöchern steigenden Erdgase Benzin zu gewinnen. Auch dieses Verfahren arbeitet mit Warme, hohem Druck und Katalysatoren. Die chemische Reaktion aber wird so gelenkt, daß Wasserstoff abgespalten und die Moleküle zusammengelagert, „polymerisiert" werden, so daß sich schwerere, flüssige Kohlenwasserstoffe bilden. Auf diese Weise ließen sich bisher zusätzlich jährlich mehr als 4 Millionen Tonnen Benzin gewinnen, eine Menge, zu der normalerweise über 5 Millionen Tonnen Rohöl benötigt werden. Außerdem gewinnt man aus Erdgas die sogenannten Flüssiggase wie Butan und Propan, die vor allem als Motorentreibstoffe verwendet werden, ferner geringe Mengen von Methan, Äthan und Äthylen. Es gibt auf der Welt heute rund 1100 Ölraffinerien und Spaltanlagen, die der Veredelung des Rohöls dienen. 400 werden in den 30
USA betrieben, 200 in Rußland, etwas über 200 in Europa, während in Südamerika, Mittelamerika, Asien und Ozeanien je rund 50 Raffinerien in Betrieb sind. Zahlreiche Anlagen liegen in Kanada und den übrigen Teilen der Welt. Aber ständig werden neue Betriebe errichtet, da heute mehr Rohöl aus den Erdölfeldern der Welt angeliefert wird, als die vorhandenen Raffinerien verarbeiten können. Die größte Raffinerie ist der Riesenbetrieb von Abadan am Persischen Golf. Hier können rund 14 Millionen Tonnen Erdöl jährlich in Benzin, Petroleum, Schmieröl usw. verwandelt werden. Im Laufe von wenigen Jahrzehnten ist eine umfangreiche und bedeutende Ölchemie entstanden, der wir hochwertige Treibstoffe, Schmieröle und viele andere Erzeugnisse verdanken: das Vaselin, das nicht nur für die Technik, sondern auch für die kosmetische Industrie und die Pharmazeutik wertvoll ist; die Paraffine, die zur Kerzenanfertigung und zur Herstellung wasserdichter Gewebe dienen, den Petroleumkoks, aus dem Elektroden hergestellt werden und der auch für Heilzwecke verwendet wird, den Petroleumäther, der ein wichtiges Lösungs- und Betäubungsmittel ist, den Asphalt, der nicht nur im Straßenbau und für die Dachbedeckung verwertet wird, sondern auch als Rostschutz- und als Isolierungsmittel. Rund 200 chemische Verbindungen werden heute allein aus dem Erdgas erzeugt, und noch ist kein Ende der Möglichkeiten abzusehen. Es wäre eine lange Liste, wenn man alle Berufe aufzählen wollte, die an der Gewinnung und Verarbeitung, Beförderung und Lagerung des Erdöls sowie der Erzeugnisse, die aus ihm gewonnen werden, beteiligt sind. Da arbeiten Wissenschaftler wie Geologen und Geographen, Physiker und Chemiker, Mediziner und Meteorologen ebenso im Dienste des Erdöls wie Ingenieure verschiedener Fachrichtungen, Maschinen- und Apparatebauer, Schiffs- und Hafenbauer, Fernmeldetechniker, Eisenbahnbauer, Leitungsbauer usw. Dazu kommen die vielen handwerklichen Berufe, ferner Architekten, Baumeister und Kaufleute. Sie alle tragen dazu bei, das flüssige, grüne Gold nutzbar zu machen, das seit Urzeiten in den Schatzkammern der Tiefe verzaubert war, dann aber durch den Scharfsinn und die Tatkraft des Menschen ans Licht gehoben wurde. Umschlaggestaltung: Karlheinz Dobsky Auf der Vorderseite des Umschlags: Wald von Bohrtürmen; auf der Rückseite: Weg des Erdöls von der Bohrstelle bis zur Tankstelle L u x - L e s e b o g e n 105 ( T e c h n i k ) H e f t p r e i s 2 5 Pfg. Natur- und kulturkundliche Hefte — Bestellungen (vierteljährl. 6 Hefte DM 1.50) durch jede Buchhandlung und jede Postanstalt — Verlag Sebastian Lux, MurnauMunchen —Druck: Buchdruckerei Mühlberger, Augsburg 31
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