ERFOLGSSTRATEGIEN IM GOLF
DAS BUCH Mit diesem Buch soll gezeigt werden, was jeder vor, auf und nach der Runde tun kann, um seine Erfolgsaussichten beim Spielen systematisch zu verbessern. Es werden Strategien aufgezeigt, die für die Leistungsstärke jeder Spielerin und jedes Spielers – unabhängig von seiner Stammvorgabe – von entscheidender Bedeutung sind. In den verschiedenen Bereichen des Golfspiels werden Sie von drei Golfspielern unterschiedlichen Kalibers begleitet, die Sie unterhaltsam in den jeweiligen Themenbereich einführen, bevor wissenschaftlich und sachlich relevante Zusammenhänge allgemein verständlich dargelegt werden, auf deren Grundlage dann überzeugende Strategien für Training und Spiel entwickelt und angeboten werden. Lassen sie sich also ein auf eine unterhaltsame, interessante und erfolgbringende Lektüre zur Frage, die sich jeder Golfspieler stellt: Was kann ich tun, um mein Spiel zu verbessern?
DIE AUTOREN Martin Hasenbein, geb. 20.06.1965 ist seit 1985 Golf Professional sowie G1 Professional der PGA of Germany und Five Star Professional der PGA of Europe. Außerdem ist er als Head-Coach des GOLF TEAM GERMANY (Auszeichnungen: PGA Teacher of the Year 2003, 2004 und 2005, Five Star Professional Award 2004) tätig. Bernt Wimmer, geb. 09.08.1970, ist Dipl. Golflehrer der PGA of Germany, Golflehrer der PGA of Austria sowie österreichischer Tennisprofi und Tennislehrer. Zurzeit arbeitet er als Headpro im GC Osnabrück-Dütetal. Heinz Dieter Recktenwald, geb. 14.05.1939 ist Sportwissenschaftler, Sportlehrer und Trainer mit langjähriger Erfahrung in der Ausbildung und Beratung von Sportlehrern. Er ist aktiver Golfspieler und war 1993-98 Spielführer im GC Osnabrück Dütetal. Heinz Dieter Recktenwald ist Autor von Fachbüchern und von zahlreichen Beiträgen in Fachzeitschriften. Im Meyer und Meyer Verlag erschien das von ihm und Klaus Bruckmann verfasste „Schulbuch Sport“ in der Reihe „Edition Schulsport“.
E 23,95 [D] ISBN 978-3-89899-323-4
www.dersportverlag.de
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Martin Hasenbein Bernt Wimmer Heinz Dieter Recktenwald
Meyer & Meyer Verlag
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Erfolgsstrategien im Golfspiel Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Details sind im Internet über
abrufbar. Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie das Recht der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form – durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren – ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, gespeichert, vervielfältigt oder verbreitet werden.
© 2007 by Meyer & Meyer Verlag, Aachen Adelaide, Auckland, Budapest, Graz, Indianapolis, Johannesburg, New York, Olten (CH), Oxford, Singapore, Toronto Member of the World Sport Publishers’ Association (WSPA) Druck: B.O.S.S Druck und Medien GmbH, Goch ISBN 978-3-89899-323-4 E-Mail: [email protected] www.dersportverlag.de
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Inhalt Drivingrange . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Golf spielen just for fun! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Darum ein anderes Golfbuch! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Zur Orientierung in diesem Buch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Bahn 1 Dürfen wir vorstellen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Golf ist eine Sache der Technik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Bahn 2 Bewegungsvorstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Technik aneignen und verbessern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Lernen von Bewegungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Üben von Bewegungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Bahn 3
Das Vertrauen in den richtigen Pro und in den eigenen Schwung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
Das Märchen vom richtigen Schwung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zum Umgang mit wohlgemeinten Ratschlägen . . . . . . . . . . . . . . . . Wählen Sie den Trainer Ihres Vertrauens! Entdecken Sie den Spaß am Training . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anforderungsprofil für einen Golflehrer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Checkliste für Ihren Golflehrer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bahn 4
28 30 31 32 35
Sinnvolle Vorbereitung für Erfolg versprechendes Spiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
Jetzt wird's ernst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Funktionales Aufwärmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Funktionale Vorbereitung auf das Golfspielen . . . . . . . . . . . . . . . . . . Was sonst noch zur gewissenhaften Vorbereitung auf ein Turnier gehört . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
39 41 45 53
Golf ist eine Sache des Kopfes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 Bahn 5
Sinnvolle Ernährung für erfolgreiches Golfspielen . . . . . 55
Essen und Trinken halten Leib und Seele zusammen . . . . . . . . . . . . . 55 Heimliche Wirkungen von Essen und Trinken . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
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Ernährung und körperliche Aktivität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 Die richtige Ernährung auf der Runde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 • Trinken beim Spielen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .61 • Essen auf der Runde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 Bahn 6
Drogen beim Golfen – natürlich (k)ein Thema für uns! . . 64
Ein fast harmloses Geplänkel! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 Drogen und Golfspielen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 • Alkohol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 • Medikamenteneinnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 Allgemeine Informationen zum Thema Doping . . . . . . . . . . . . . . . . .69 Doping beim Golfen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 Bahn 7
Über klare und erreichbare Zielsetzungen zur akzeptablen Leistung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73
Jeder spielt sein Spiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ziele finden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • Leistung und Leistungsvergleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • Fremde und eigene Leistungen einschätzen . . . . . . . . . . . . . . . . • Erreichbare Ziele setzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bahn 8
73 75 77 78 79
Stamm- und Spielvorgabe: Keine Handicaps! . . . . . . . . . 82
Aber – . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 Begriffsklärungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 Die Vorgabe: Ein Qualifikationsmerkmal, aber keine Pflichtaufgabe . . . .90 Bahn 9
Analyse der eigenen Spielstärke als Basis für strategische Entscheidungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92
Orientierungsmängel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 Die eigene Spielstärke herausfinden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 • Analyse der Schlaglänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 • Analyse des kurzen Spiels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 • Tests . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 • Puttanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 Rundenanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 • Beobachtungskriterien zur Rundenanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . 102 • Endauswertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 Analyse der psychischen Verfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109
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Bahn 10 Platzanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 Auf fremden Pfaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Golfspielen: Ein Dialog zwischen Spieler und Platz . . . . . . . . . . . . . Wissenswertes über einen Golfplatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • Platzregeln zur Berücksichtung besonderer Bedingungen . . . . . • Checkliste für die Proberunde oder Platzbegehung . . . . . . . . . .
111 114 116 116 119
Golf ist eine Sache des Herzens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 Bahn 11 Golfspielen mit Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen . 125 Das kleine Golf–„Tee“ater . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gut starten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Selbstbewusstsein aufbauen und festigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Positives Denken, Selbsteinschätzung und Erwartungen . . . . . . . . . Auf Kurs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • Konzentrationsvermögen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
125 127 129 132 135 137
Bahn 12 Stressbewältigung auf der Runde . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 „Die Angst des Spielers vor den letzten Zentimetern“ . . . . . . . . . . . Mit dem Jib unterwegs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Phänomen der Angst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Angst ausschalten, Zuversicht programmieren! . . . . . . . . . . . . . . . .
142 142 144 150
Bahn 13 Die Etikette, das Etikett eines Golfspielers . . . . . . . . . . 157 Eine Runde mit Behinderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Etikette regelt vieles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • Benehmen ist keine Glücksache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • Das Problem zwischen den Schnellen und den Langsamen . . . . Kleiderordnungen – Anachronismus oder notwendige Orientierung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • Golfetikette – kleiner Knigge für stressfreies Spielen . . . . . . . . .
157 160 160 162 166 168
Bahn 14 Erst die Regeln, dann das Vergnügen . . . . . . . . . . . . . . 170 Den Ball spielen, wie er liegt! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .170 Sinn und Bedeutung der Regeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 • Schikane oder sinnvoller Rahmen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 • Zusammenhang zwischen Regeln und Spielen . . . . . . . . . . . . . 172 • Spielregeln, die Grundlage für den sportlich fairen Vergleich . . 173
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Das Gebot der Fairness . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Regeln und Taktik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Spielstrategien entwickeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kleine Pfahlkunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
177 178 183 187
Bahn 15 Schlechtes Wetter gibt es nicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191 Regenwetter – ein Erlebnis der besonderen Art . . . . . . . . . . . . . . . . 191 Regeln bei Regen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194 Verhalten bei Gewitter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197 Bahn 16 Umgang mit Partnern und Mitbewerbern . . . . . . . . . . 198 Ratschläge für Spielpartner, nicht ganz ernst gemeint . . . . . . . . . . . Belehrung auf der Runde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • Bitte! Kein Kommentar! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pa(a)rprobleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • Er und Sie! Oder: „Wie sich alles von selbst reguliert“ . . . . . . . . Belehrung verboten, Unterstützung erwünscht . . . . . . . . . . . . . . . . Du oder Sie? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beachtung der Regeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
198 200 200 202 202 204 206 207
Bahn 17 Reflexion und Nachbereitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210 Na endlich! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210 Und nachher? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212 Bahn 18 Attraktion Golf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216 Kleines Nachspiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216 Faszination des Golfspiels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218 Golf und Gesundheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225 Bildnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226
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Drivingrange Golf spielen just for fun! Ein schöner Spruch, aber eben nur ein Spruch. Oder haben Sie vielleicht Spaß auf Ihrer Runde mit Ihren Golffreunden, wenn alles danebengeht, was Sie versuchen? Der Drive verschwindet im Rough und Sie kommen mit dem dritten Schlag von Tee 1 weg. Der nächste Schlag landet im Wasser und der folgende verfehlt das Grün zwar nur knapp, aber er landet nicht da, wo Sie es sich vorgestellt haben. Verunsichert von diesen Fehlschlägen, schieben Sie auch den kurzen Putt noch vorbei. Am liebsten wäre Ihnen jetzt ein Whiskey oder ein Beruhigungsmittel, um den Ärger herunterzuspülen. Aber dessen Einfluss auf Ihr Spiel ist Ihnen doch suspekt und so spielen Sie mit wachsendem Ärger weiter, was Ihrem Spiel ebenso wenig guttut.
Golf ist ein Spiel der Bewegung
des Herzens
des Kopfes
So banal es für jeden Golfspieler klingen mag. Es ist die Wahrheit.
Ein Horrorszenario für alle, die Golf spielen, aber mitunter kommt ihm die Realität sehr nah. Um ihm zu entgehen, braucht man eigentlich nur ein vernünftiges Konzept beim Lernen, Üben, Trainieren und Spielen, ob auf der Juxrunde oder im Wettkampf. Die richtige Strategie bringt Sie weiter. Bernhard Langer, gefragt nach seinen Stärken, antwortet in einem Interview vom 30.10.2002 mit Uli Heichele von Sport 1: „Bei meinen Kollegen bin ich dafür bekannt, dass ich meistens eine sehr gute Strategie verfolge. Entscheidend in dieser Hinsicht ist, wie man einen Platz angeht – wo man aggressiv spielt und wo man defensiv spielt. Wichtig ist außerdem, dass ich im mentalen Bereich relativ stark bin. Hinzu kommt ein ausgewogenes Familienleben – auch das hilft mir viel.“ (Internet: BernhardLanger.de)
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GOLF SPIELEN JUST FOR FUN
Darum ein anderes Golfbuch! 90 % der vorhandenen Golfliteratur befasst sich mit der Technik, obwohl wir nicht erst seit Bobby Jones wissen, dass „Golfspiele hauptsächlich auf dem engen Platz zwischen den Ohren stattfinden“, und beim Golfspielen vor allem mentale Stärke gefordert wird, weil der Unterschied zwischen Sieg und Niederlage fast immer psychischen Ursprungs ist. Weil schon so viel über Technik, den Golfschwung, das Chippen und Putten geschrieben wurde, wird dieser Bereich in diesem Buch nur so weit einbezogen, wie er im Blick auf strategische Entscheidungen Bedeutung hat. Und weil wir bestätigen können, was die Erfahrung lehrt, dass daneben geistige und mentale Stärke einen überaus großen Stellenwert für erfolgreiches Golfspielen besitzen, widmen wir uns in diesem Buch gerade diesen Bereichen, die sowohl in der Lernphase wie von gestandenen Golfspielern oft vernachlässigt werden. Haben Sie schon einmal gesehen, dass ein Rad mit drei Speichen rund läuft, wenn die Speichen unterschiedlich lang sind? Die drei Speichen Ihres Rades, das beim Golfspielen rund laufen soll, bilden die golfspezifische Bewegungskompetenz, die psychische Stärke und die reflektierte
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Das Rad „Spielkompetenz“ bietet nur dann Sicherheit, wenn seine Speichen stabil genug und gleich lang sind.
Strategie. Damit Ihr Rad also während des Spielens problemlos und ohne Unwucht rollt, sollten Sie darauf achten, dass die drei Speichen gleich lang bzw. die für ein erfolgreiches Golfspielen nötigen Fähigkeiten gleich stark sind. Mit diesem Buch wollen wir zeigen, was jeder vor, auf und nach der Runde tun kann, um seine Erfolgsaussichten beim Spielen systematisch zu verbessern. Es werden Strategien aufgezeigt, die für die Leistungsstärke jeder Spielerin und jedes Spielers – unabhängig von seiner Stammvorgabe – von entscheidender Bedeutung sind. In den verschiedenen Bereichen des Golfspiels werden Sie, liebe Leserin und lieber Leser, von drei Golfspielern unterschiedlichen Kalibers begleitet, die Sie unterhaltsam in den jeweiligen Themenbereich einführen, bevor wissenschaftlich und sachlich relevante Zusammenhänge allgemein verständlich dargelegt werden, auf deren Grundlage dann überzeugende Strategien für Training und Spiel entwickelt und angeboten werden. Lassen Sie sich also ein auf eine unterhaltsame, interessante und Erfolg bringende Lektüre zur Frage, die sich jeder Golfspieler stellt: Was kann ich tun, um mein Spiel zu verbessern?
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ZUR ORIENTIERUNG IN DIESEM BUCH
Zur Orientierung in diesem Buch Verehrte Leserin, geehrter Leser! Damit Sie sich in diesem Buch besser zurechtfinden und es Ihren eigenen Interessen gemäß lesen können, hier ein paar Hinweise für eine schnelle Orientierung. Die kursiv gedruckten Kapitel sollen Sie auf unterhaltsame Weise in einen Themenbereich einführen und Ihnen hier und da vielleicht ein verständnisvolles Lächeln abgewinnen. Wenn Sie ausschließlich sachorientiert lesen wollen, können Sie diese Kapitel getrost auslassen. In diesen blauen Feldern finden Sie kluge Sprüche von berühmten oder weniger berühmten, weltbekannten oder völlig unbekannten Golfspielern. Die normal gedruckten Bereiche bieten Ihnen zunächst sachdienliche und allgemein verständliche wissenschaftliche Informationen, um die späteren Ratschläge und Hinweise argumentativ zu begründen und Sie zu überzeugen, dass sie sinnvoll sind und nützlich sein können. Wenn Sie ausschließlich und schnell wissen wollen, welche Handlungsstrategien in bestimmten Fällen Erfolg versprechend sind, müssen Sie sich mit den grundlegenden Ausführungen nicht unbedingt auseinandersetzen. In diesen grünen Kästen finden Sie wichtige Informationen, kurz gefasst. Was immer Sie von diesem Buch erwarten, wir hoffen, dass Sie mit der Lektüre einiges erreichen, nämlich spielerisches Selbstvertrauen. systematisches und individuell abgestimmtes Training. planvolles und vor allem erfolgreiches Spiel.
Dazu wünschen wir Ihnen viel Erfolg!
Martin Hasenbein, Bernt Wimmer und Heinz Dieter Recktenwald
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Bahn 1 Dürfen wir vorstellen? Geehrte Leserinnen und Leser, wir möchten Sie mitnehmen in unseren Golfclub, der, wenn er auch nur als Fiktion existiert, jedem offensteht, sich auf dieses faszinierende Spiel einzulassen und die ebenso friedliche wie sportlich geprägte Atmosphäre des Miteinanders bei uns zu erleben. Begleiter auf der einen oder anderen Bahn sind drei erfahrene und liebenswerte Mitglieder unseres Clubs, die uns immer wieder begegnen. Auf Grund der Wahrung ihrer Persönlichkeitsrechte und des Respekts vor ihrer Privatsphäre bitten wir um Verständnis, dass aus nahe liegenden Gründen weder die richtigen Namen noch Fotos der Drei veröffentlicht werden können. Vor allem ist zu erwarten, dass bei unseren Beobachtungen intime Einzelheiten dieser Personen offenkundig werden. Denn wo lernt man die Menschen schließlich besser kennen als beim Spielen und insbesondere beim Golfspielen? Die besagten Herrschaften erscheinen in diesem Buch darum unter ihrem Pseudonym als Perlen-Penelope, Kanonen-Karl und Bogey-Fritz, unter dem sie im Club bestens bekannt sind. Auch Sie, geehrte Leserinnen und Leser, werden sie im weiteren Verlauf Ihrer Lektüre immer besser kennen lernen, sodass es nicht erforderlich ist, über die Dame und die beiden Herren weitere Worte zu verlieren. Es ist gar nicht möglich, auf unserem Platz zu spielen, ohne diesen sagenhaften Figuren zu begegnen. So ist es auch heute. Es ist ein glänzender Morgen, wenn man den Tau auf den Spielbahnen und Grüns in der Sonne funkeln sieht. Kanonen-Karl sitzt schon seit einiger Zeit auf seinem Stammplatz unter der Kastanie und wartet auf seine Golfkumpane. Zugegeben, eine etwas despektierliche Bezeichnung für eine Dame und einen Herrn älteren Jahrgangs, die sich mit gleich bleibender Begeisterung beim Golfspielen ihre Zeit vertreiben, auch wenn sie auf ihren Runden nicht immer den gewünschten Erfolg haben. Will heißen, dass sie in dieser Sportart zwar als Experten, aber nicht als Koryphäen anzusehen sind.
Ein glänzender Morgen, der viel verspricht
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KaKa wohnt in der Nähe, kommt mit dem Fahrrad in den Club und pflegt sich vor jeder Runde gewissenhaft vorzubereiten. In erster Linie hat er mit dem Golfspielen begonnen, weil er Gesellschaft suchte, etwas für seine Gesundheit tun wollte und gern Sport treibt. Und nachdem ihm auf der Drivingrange die ersten erfolgreichen Schläge gelungen waren, war er von dieser Sportart fasziniert. Er sieht im Golfspielen eine Herausforderung, auch noch als Senior körperlich und geistig flexibel zu bleiben und seine Emotionen zu kontrollieren. Kaum hat er sich den obligatorischen Kaffee aus der mitgebrachten Thermoskanne eingeschenkt, da schreitet auch schon Perlen-Penelope zielsicher und in auffallend aufrechter Haltung quer über den Hof auf ihn zu. Dabei schleudert sie das untere Ende ihrer unverzichtbaren Perlenkette zwischen Daumen und Zeigefinger ihrer rechten Hand wie einen Propeller vor sich im Kreis herum. Für PP ist eine Runde Golf eher ein gesellschaftliches, denn ein sportliches Ereignis, was sich deutlich in ihrem Outfit ausdrückt. Obwohl ihre Kleidung durchaus golferischen Zuschnitt besitzt und rein formal allen Bekleidungsregeln des Clubs in vollem Umfang entspricht, ist das Material für den Einsatz in Wald und Sträuchern, ja selbst für einen kleinen Ausflug ins Heidekraut am Rand von Bahn 11 denkbar ungeeignet, weil schon der kleinste Zweig oder gar Dorn deutliche Spuren hinterlassen würde. Gerade als sie ihren Elektrotrolley unmittelbar vor KaKas Füßen zum Stillstand bringt und ihm einen „Guten Morgen, du müder Krieger“ entbietet, fährt der Dritte im Bunde, Bogey-Fritz, in rasantem Bogen auf den Hof, schwingt sich mit einem fröhlichen „Moin! Moin!“ aus seinem Oldtimer, der auch schon bessere Zeiten gesehen hat, öffnet den Kofferraum, hebt seinen Trolley heraus und wechselt seine Schuhe. Der Dritte dieser - fast kann man sagen Lebensgemeinschaft scheint das Golfspielen eher als Flucht vor der häuslichen Rundumversorgung anzusehen, weshalb ihm weder die technischen Feinheiten noch die elementarsten Regeln des Spiels besonders wichtig erscheinen. Es stimmt nicht, dass ehrliche Typen verlieren. Sie haben schon gewonnen, bevor ein Spiel überhaupt anfängt. Während er seine Vorbereitungen trifft, schimpft er vor sich hin, wie rücksichtslos doch auf der Autobahn gefahren würde. Allerdings schimpft er gerade so laut, dass die beiden anderen ihn gut verstehen. Mit dem Hinweis, seine liebe und sorgende Gattin habe ihn ebenfalls aufgehalten, weil sie ihm noch
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seine Äpfel zur Garage nachgebracht habe, die er auf dem Küchentisch vergessen und auf der Runde schmerzlich vermisst hätte. Als er dann auch noch ausführlich berichten will, wie er sich bei seinem üblichen Einkauf beim Metzger habe vordrängen müssen, um nicht noch später zu kommen, reicht es Kanonen-Karl. „Also, wenn du jetzt fertig bist mit deinen Ausreden und Entschuldigungen, die alle keine sind“, poltert er freundschaftlich, „dann können wir ja vielleicht endlich losgehen. Wir warten schließlich schon einige Zeit“, übertreibt er kräftig. „Kannst Viel Bewegung auf der Runde du aber nach der Runde mit einem Kaffee wieder gutmachen.“ Und damit erhebt er sich, zieht seinen Trolley hinter sich her und marschiert, ohne sich nach den beiden anderen umzublicken, in Richtung Abschlag 1. Die beiden folgen ihm. Während Bogey-Fritz sich unverzüglich in Bewegung setzt, bleibt PP ein paar Schritte zurück, nestelt an ihrer Golftasche und findet ein olivgrünes Dragee, das sie in ihren tiefrot geschminkten Mund wirft, um dann hinter den beiden anderen herzuzockeln. Die Drei sind eine wahre Augenweide, sowohl von Statur wie in ihrer Kleidung und natürlich auch hinsichtlich ihrer Golfausrüstung. Sie spielen mit den aktuellsten Schlägern, verwenden also lieber Hybrids als Eisen, um so die Länge ihrer Schläge noch über die Saison zu retten. An dem Ende des Putters hat jeder einen Saugnapf angebracht, um damit den Ball aus dem Loch zu picken und sich das lästige Bücken zu ersparen. Kluge Leute also, unsere Drei, die wir jetzt auf ihre Runde entlassen, aber sicher irgendwo auf dem Platz wieder treffen.
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Golf ist eine Sache der Technik Bahn 2 Bewegungsvorstellungen Natürlich kennen Sie als Golfspieler auch all die wohlgemeinten Ratschläge Ihrer Mitspieler, wenn Sie mal einen Fehlschlag produzieren. Und wenn Sie ihnen folgen wollten, käme am Ende nichts dabei heraus. Bewegungssehen und Fehleranalysen sind Qualifikationen, die nicht nur Golflehrer, sondern alle Sportlehrer und auch Trainer erlernen und üben müssen und kontinuierlich zu optimieren versuchen. Die meisten Spieler sind damit total überfordert und dementsprechend sollte man ihre bewegungsbezogenen Hinweise und Ratschläge auf der Runde einordnen. In jedem Falle steckt aber eine sehr individuelle, oft laienhafte Bewegungsvorstellung dahinter, da meistens die nötige fach- bzw. sachliche Grundlage fehlt. Jeder hat seine eigene Vorstellung von der Bewegung. Manch einer macht aber, wenn er schlägt, etwas völlig anderes, als er sich vorstellt, und trotzdem fliegen die Bälle meistens dahin, wohin sie sollen. Andere haben kein so klares Bild von dem, was sie eigentlich tun, und auch bei ihnen klappt es. Wieder andere wissen genau, wie es geht, treffen aber mit ihrem Ball außer Hindernissen überhaupt nichts. Gehören Sie übrigens auch zu denen, die zwar wissen, wie es geht, bei denen aber mitunter das äußere Bild des Schwungs mit Ihrer inneren Vorstellung nicht übereinstimmt, weil sich irgendwelche Fehler einschleichen? Zunächst bemerkt man sie kaum und kompensiert sie, aber schließlich führen sie dazu, dass die Unglücksfälle auf der Runde so häufig werden, dass man etwas unternehmen muss. Genau das ist für die meisten Spieler die Situation, um mitten in der Saison zum Trainer zu gehen. Der Headpro ist total ausgebucht. Eigentlich gibt es gar keine Chance, eine Trainerstunde zu ergattern. Aber irgendjemand sagt aus unbekannten Gründen seine Übungsstunde ab und man rutscht dazwischen. Voller Dankbarkeit und Hoffnung tritt man an, denn inzwischen hat das Selbstbewusstsein auf dem Platz unter den Katastrophenschlägen enorm gelitten. Auf den letzten Runden stand schon der Zweifel mit am Abschlag und die Hände zitterten. Das wird sich jetzt schnell ändern. Wenn der Pro sein Handwerk versteht, wird er einem schon sagen, welcher Fehler sich eingeschlichen hat. Mit ein paar
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methodischen Übungen, die den richtigen Weg weisen oder einen zum rechten Schwung zurückbringen, wird er den Schaden schon wieder reparieren. Denn genauso wie die Anleitung eines Golflehrers für einen zielstrebigen Lernprozess wichtig ist, weil dadurch Irrwege vermieden werden, ist seine fachmännische Anleitung zur Verbesserung des Spiels und natürlich auch sein sachkompetenter Rat zum Ausmerzen von Fehlern hilfreich. Mit seiner individuellen Unterstützung kehrt gute Laune und Zuversicht beim Spielen schnell zurück.
Technik aneignen und verbessern Auch wenn Golf, von außen betrachtet, so einfach erscheint, weiß jeder spätestens nach den ersten Versuchen, dass es ein schwieriges Unterfangen ist, den Ball auf dem Platz dahin zu befördern, wo man ihn gern hätte. Und alle, die Golf spielen, wissen, wie viel man lernen, üben und trainieren muss, um sich eine zufriedenstellende Technik anzueignen, die eine Erfolg versprechende Basis für eine durchschnittliche Spielfähigkeit bietet. Es bedarf eigentlich auch keiner wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Bedeutung der Technik für das Golfspielen allgemein oder speziell für die technischen Probleme, die eine Platzrunde bietet. Und da dieses Buch die Diskussion um den „richtigen“ Schwung oder Putt, die in 90 % der Golfliteratur in einer Vielzahl von Beiträgen abgehandelt wird, nicht noch erweitern möchte, unterbleibt auch jede verlaufsorientierte, phänomenologische oder biomechanische Beschreibung einzelner Techniken. Dennoch kommen wir nicht umhin, hier die Bedeutung einer funktionalen Technik für das Golfspielen hervorzuheben. Nur auf der Grundlage einigermaßen gefestigter sportartspezifischer Fertigkeiten wird es möglich sein, auf der Runde Bestätigung und Zufriedenheit zu finden. Bewegung kann man beim Lernen, Üben und Trainieren formen!
Natürlich gibt es viele Möglichkeiten für den Technikerwerb. Sie
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reichen von der autodidaktischen Methode nach dem Prinzip „Versuch und Irrtum“, über die Nutzung der vorhandenen Fachbücher, die Anleitung durch befreundete, erfahrenere Spieler bis hin zum Unterricht bei einem Golflehrer. Jeder Anfänger ist gut beraten, die Dienste eines kompetenten Golflehrers in Anspruch zu nehmen, wenn er beim Lernen und Üben einen sinnvollen, ökonomischen und Erfolg versprechenden Weg gehen möchte, auf dem sich Aufwand und Ergebnis die Waage halten. Ein Golflehrer wird dem Einsteiger schnell und unter Vermeidung überflüssiger Umwege eine in der Grobform beherrschte Technik vermitteln, auf der er weiter aufbauen kann. Diesen Rat sollten Anfänger vor allem deswegen beherzigen, um nicht Gefahr zu laufen, nach langwierigem Üben ohne kompetente Rückmeldung letztendlich die eingeschliffenen Unarten und Fehler zeitraubend und motivationshemmend doch wieder ausmerzen und sich eine auch für niedrigere Spielvorgaben ausbaufähige Technik aneignen zu müssen, weil man in eine Sackgasse geraten ist. Technische Mängel führen beim Spielen immer zu Verunsicherungen, zu nervenaufreibenden Belastungen und zu Misserfolgen, weil eigentlich nichts so sicher ist wie der nächste Fehlschlag. Schon auf der Grundlage in der Grobform vorhandener technischer Fertigkeiten allerdings lassen sich zufriedenstellende Runden und motivierende Ergebnisse erreichen, weil sich eine funktionale Technik in der Regel für die meisten als ausbau- und verbesserungsfähig erweist. Der erste Schritt zu einem angemessenen Selbstbewusstsein und dem nötigen Selbstvertrauen auf der Runde ist darum das systematische Lernen und Üben der Technik. Eine funktionale Technik ist der Erfolg versprechendste Ausgangspunkt für das Planen und Handeln im Spiel. Denn wie soll man sich ein Ziel aussuchen, wenn man sich der zielführenden Mittel nicht sicher ist? Wie will man einen Ball über eine bestimmte Distanz oder ein dro- Intensives Üben ist der richtige Weg hendes Hindernis spielen, wenn zu stabilem Selbstbewusstsein.
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man lediglich über eine Technik verfügt, die nur dann funktioniert, wenn man im Vergleich zu bewährten Techniken mehrere Fehler gleichzeitig machen muss, damit auch das eintritt, was man beabsichtigt?
Lernen von Bewegungen Wir alle lernen auf unterschiedlichste Art und Weise. Beim Bewegungslernen spielt nicht nur der Verstand eine Rolle, sondern es sind immer alle Sinne und Empfindungen beteiligt. Jeder muss für sich selbst herausfinden, welche Sinne, welche Empfindungen und welche Informationen für ihn beim Erlernen einer Bewegung besonders wichtig sind. Bestimmte Lernangebote eines Golflehrers, die dem einen helfen, sind für einen anderen vielleicht weniger hilfreich. Darum wird sich ein kompetenter Lehrer einer breiten Palette von Bewegungsanweisungen, Aufgabenstellungen und Hilfen bedienen, aus der sich jeder das heraussuchen muss, was seinen eigenen Lernprozess fördert. Das ist selbstverständlich am einfachsten, wenn man weiß, was einem wichtig ist. Noch besser wäre es natürlich, wenn auch der Golflehrer erkennt, welchen Lerntyp er vor sich hat. Jeder Pro kann einem die Grundtechniken des Golfspiels sehr präzise und klar beschreiben. Eine noch so genaue Bewegungsbeschreibung ist allerdings keineswegs eine Garantie dafür, dass die Bewegung auch entsprechend realisiert wird.
Jede Spielstrategie scheitert mit einer schlechten Technik am ersten Abschlag
Der Körper ist kein Mechanismus, auf den er von der Biomechanik oftmals reduziert wird, sondern ein lebendiger Organismus. Organe werden willkürlich und unwillkürlich gesteuert. D. h. auf manche Organe (z. B. Bewegungsorgane) können wir bewusst Einfluss nehmen, andere können wir willentlich gar nicht beeinflussen (z. B. Leber, Niere). Je komplexer nun eine Bewegung ist, desto problematischer wird es mit der bewussten Steuerung. Wenn es noch gelingen kann, eine relativ einfache Bewegung (z. B. das Verrücken einer Tasse auf einem Tisch von A nach B) bewusst auszuführen, wird beispielsweise ein Golfschwung in einem Fiasko enden, wenn man versucht, ihn bewusst zu kontrollieren und zu lenken. Wir können die Bewegung weder gedanklich begleiten noch können wir ihr gedanklich folgen. Es ist jedoch nicht wie bei einer Maschine, dass ein Schalter umgelegt wird und der Bewegungsprozess sich wie bei
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einer Maschine in Gang setzt, die dann eine vorher festgelegte Bewegung produziert. Vielmehr sind es bei der sportlichen Bewegung Sinnesreize und Wahrnehmungen, die Ausgangspunkt einer Entscheidung sind, eine ganz bestimmte Bewegung auszuführen. Also, beim Golfen die Entscheidung, einen Schlag auszuführen, von dem natürlich schon ein inneres Bild, eine Bewegungsvorstellung, vorliegen muss. Die Bewegung, die so ausgelöst wird, läuft dann allerdings nicht automatisch ab wie bei einer Maschine, sondern unterliegt in wesentlichen Aspekten auch während der Aktion immer noch der inneren Kontrolle und kann beeinflusst werden. Diese während des Verlaufs vorgenommene Bewegungsanpassung stützt sich auf innere Prozesse, die vor dem Hintergrund der vorhandenen Bewegungsvorstellung für eine bewegungsbegleitende Kontrolle und Regelung der Aktion verantwortlich, aber eigentlich nicht bewusstseinsfähig sind.
Bewegung lernen
Bewegung erproben, wiederholen, variieren, Eindrücke auswerten, Informationen verarbeiten, Bewegungsvorstellung ausbilden. Bewegungsgefühl entwickeln!
Hilfen: Vorbilder nachmachen, Tipps annehmen, Erleichterungen suchen, sich korrigieren lassen, Bewegung analysieren, biomechanische Zusammenhänge erkennen ... Abb.1: Schema zum Ablauf des Bewegungslernens
Darum eignen sich biomechanische Bewegungsbeschreibungen als Lerninformation nur bedingt, obwohl sie von Golflehrern vielfach angeboten werden. Eine klare Bewegungsvorstellung, auf deren Grundlage
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ein angemessener Bewegungsvollzug möglich wird, entwickelt sich erst im Vergleich zwischen der Außensicht und der Innensicht von der Bewegung. Das tatsächliche Erfassen der eigenen Bewegung erfolgt also schließlich in erster Linie gefühlsmäßig. Deshalb geht es beim Bewegungslernen letztendlich um die Ausbildung und Vervollkommnung des Bewegungsgefühls. Man muss dem eigenen Körper die Möglichkeit geben, eine innere Steuerung für die Bewegung aufzubauen. Unbedingter Wille und unkontrollierter Krafteinsatz beispielsweise schaffen dazu selten die richtigen Voraussetzungen. Je mehr Bewegungserfahrungen jemand besitzt, desto leichter ist für ihn in der Regel das Erlernen von neuen bzw. die Verbesserung von schon erlernten Bewegungen. Für das Lernen und Verbessern des Golfschwungs bzw. einer bestimmten Golftechnik ist es förderlich, immer wieder Könner bei der Bewegung zu beobachten. Genauso ratsam ist es, die eigene Bewegung nachzuempfinden, dem eigenen Bewegen gedanklich nachzugehen und zu versuchen, sich selbst, also seinen eigenen Körper, in der Bewegung wahrzunehmen. Diese bewegungsbegleitende bzw. reflexive Wahrnehmung orientiert sich an vielfältigen Sinneseindrücken. Dabei kann man die Aufmerksamkeit nur auf wenige Details und nicht auf die Gesamtbewegung richten. Gleichzeitig ist zu bedenken, dass persönliche Wahrnehmungen täuschen können. Außenstehende sehen manchmal mehr und können die eigene Wahrnehmung korrigieren. Hier können Rückmeldungen eines Golflehrers und vor allem medienunterstützte Verfahren wie Vi d e o a u f n a h m e n Manchmal macht es in der Gruppe mehr Spaß, aber jeder muss Gelegenheit finden, sich auf sich ungeheuer nützlich selbst zu konzentrieren. sein. Um die ange-
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messenen Folgerungen aus dem Wahrgenommenen zu ziehen, sollte man sich also kompetente Hilfe suchen. Immer wieder kann man ähnliche Klagen von Spielern hören wie diese: „Jetzt war ich doch gerade heute Morgen vor der Runde beim Pro. Der hat meinen Schwung korrigiert und während der Stunde hat alles geklappt. Die Bälle sind genau so geflogen, wie ich mir das vorstelle. Aber jetzt, hier auf der Runde, geht gar nichts.“ Eine Bewegung, neu erworben oder in wichtigen Sequenzen korrigiert, ist erst dann gelernt, wenn sie immer wieder sicher abgerufen werden kann, also wiederholungssicher ist. Das bedeutet natürlich nicht, dass man etwas erst dann als gelernt ansieht, wenn es in gleicher Weise wie von einem Könner beherrscht wird. In der Sportwissenschaft gliedert man den Prozess des Bewegungslernens in verschiedene Abschnitte und unterscheidet unterschiedliche Lernphasen: • Erlernen der Grobform einer Bewegung, • Erwerb der Feinform einer Bewegung sowie • Festigung und variable Anwendung der Bewegung. Ausgehend von einer Bewegungsaufgabe oder auf ein Bewegungsangebot eingehend, sucht man nach Bewegungen, die als Lösungen angesehen werden und probiert sie aus. Hierbei spielt eine angemessene Eingrenzung und zielführende Gestaltung der Lernsituation durch den Lehrer eine wichtige Rolle. Ein beliebiges Suchen nach Lösungen führt zu vermeidbaren Umwegen und oft eben auch zu nicht ausbau- bzw. kaum entwicklungsfähigen Bewegungen. Als wichtig kann man annehmen, dass einem Anfänger beispielsweise zu Beginn des Erlernens des Golfschwungs eine Bewegungsform vermittelt wird, die im Groben richtig ist und möglichst keine Fehler beinhaltet, die wieder ausgemerzt werden müssen, sondern durch weiteres Lernen und Üben weiter in Richtung Zielbewegung geformt werden kann. Ziel ist letztendlich eine wettspieltaugliche Bewegung, die je nach Spielvermögen ein gewisses Maß an Reproduzierbarkeit sowie einen angemessenen Grad an Zielgenauigkeit in unterschiedlichen Situationen verspricht und kontinuierlich verbessert bzw. geformt werden kann.
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Orientierungen für das eigene LERNEN L - ass die Bewegung geschehen, keine Gewalt. E - rfolg ist wichtig, erreichbare Ziele setzen. R - ichtige Bewegungen gedanklich und gefühlsmäßig nachempfinden. N - achempfinden gelungener Bewegungen anderer ist hilfreich. E - ffektives Lernen braucht erholsame Pausen. N - eues durch Üben sichern.
Üben von Bewegungen Nach dem Lernen und parallel zum Lernen muss man üben. Erst durch Üben wird es in der Regel gelingen, Bewegungen mit zunehmender Perfektion unter verschiedensten Bedingungen sicher abzurufen. Das Üben und Verbessern einer Bewegung ist ähnlichen Gesetzen unterworfen wie das Neulernen. Nur fällt es in der Regel leichter, die Aufmerksamkeit auf bestimmte verbesserungswürdige Details zu richten. Sind allerdings Fehler in der Bewegung verfestigt, muss man den Lernprozess wie beim Neulernen häufig von vorn beginnen: Umlernen ist in der Regel schwieriger als Neulernen, weil einmal vorhandene Bewegungsmuster im Bewegungsgedächtnis abgespeichert sind und erhalten bleiben! Alle machen im Verlauf der Zeit wiederholt diese Erfahrung, indem sie feststellen, dass irgendwann erlernte Fähigkeiten wie Radfahren, Skilaufen, Schwimmen usw. auch nach längeren Pausen, die Gemeinsames Üben macht Spaß und ist mitunter auch Jahre dauern dann sinnvoll, wenn alle das Gleiche üben. können, innerhalb kürze-
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ster Zeit immer noch vollständig abrufbar sind. Es besteht also immer die Gefahr, dass man später, wenn man eine Bewegung in entscheidenden Punkten korrigiert bzw. umgelernt hat, auf alte Muster zurückgreift. Darum hat es auch keinen Sinn, sich Bewegungsausführungen anzueignen, die anfänglich zwar einen gewissen Erfolg verheißen, später aber für weitere Fortschritte umgelernt werden müssen. Üben ist ein wichtiger Schritt, um eine Golftechnik zu beherrschen. Es stabilisiert Erlerntes, führt zur nötigen Bewegungssicherheit, zu höherer Bewegungsqualität und zu besseren Ergebnissen. Eine Technik, die man auf der Drivingrange erlernt, ist noch nicht so gefestigt, dass sie auch auf der Runde funktioniert. Egal, ob man eine Privatrunde oder ein Wettspiel bestreitet. Auf dem Platz ist immer alles anders, oder um einen Spruch aus dem Fußball zu zitieren: Die Wahrheit ist auf dem Platz.
Dazu können Sie sich an folgenden Prinzipien orientieren • Setzen Sie sich klare Ziele und Zwischenziele. • Erfolg ist wichtig, nehmen Sie sich nicht zu viel vor. • Machen Sie Pausen, um die Bewegung nachzuempfinden und zur Erholung. • Steigern Sie systematisch die Schwierigkeit. • Üben Sie unter veränderten Bedingungen. • Sorgen Sie für Abwechslung beim Üben. • Geben Sie nicht zu früh auf. • Verfolgen Sie Ihre Ziele beharrlich und mit Geduld.
Es ist wenig effektiv, das Üben darauf zu beschränken, auf der Drivingrange einen Ball nach dem anderen mit ein und demselben Eisen wegzuschlagen. Der Übungserfolg stellt sich eher ein, wenn man beispielsweise folgendermaßen vorgeht:
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Üben des Pitches zur Stabilisierung der Schlaglänge Übungsform
Übungsintention
10 Schläge mit dem Pitching Wedge
Aktualisierung des Bewegungsgefühls, hoher und gerader Flugbogen, Harmonisierung des Schwungs
10 Schläge mit dem PW auf ein festgelegtes Ziel (Fahne oder andere Marke) Entfernung: 80 m
Zielgenauigkeit je nach eigenem Anspruch: (z. B. 5 m vor oder hinter Fahnenhöhe bei einer seitlichen Abweichung von 10 m) Erwartete Erfolgsquote: fünf Bälle im Ziel
10 Schläge mit dem Eisen 9 auf das gleiche Ziel
Wie zuvor
10 Schläge mit dem PW auf ein festgelegtes Ziel Entfernung: 60 m
Wie zuvor Erwartete Erfolgsquote: sieben Bälle im Ziel
Wie zuvor fünf Schläge mit dem Sand Wedge auf ein festgelegtes Ziel. Erwartete Erfolgsquote: vier Bälle im Ziel Entfernung: 60 m 10 Schläge mit dem PW auf ein festgelegtes Ziel Entfernung: 70 m
Zielgenauigkeit je nach eigenem Anspruch: (z. B. 3 m vor oder hinter Fahnenhöhe bei einer seitlichen Abweichung von 5 m) Erwartete Erfolgsquote: sieben Bälle im Ziel
Selbst solche variierten Übungen zur Verbesserung einer bestimmten Technik sollten beim nächsten Üben vielleicht unter einem anderen Gesichtspunkt durchgeführt werden. So wäre es sicher sinnvoll, den Übungsschwerpunkt statt auf die Entfernung beispielsweise auf die Richtungsstabilität zu legen: also die Abweichungen nach links und rechts von der Markierung in den Blick zu nehmen. Man könnte die Schwierigkeit der Übungen u. a. auch durch die Variation der Lage des Balls, aus der er
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gespielt werden soll, oder durch das Einnehmen unterschiedlicher Standpositionen (unter bzw. über dem Ball usw.) steigern. Lassen Sie also Ihrer Fantasie freien Lauf. Es ist wichtig, dass es eine Chance gibt, das gesetzte Übungsziel auch zu erreichen. Üben ist immer mit dem Verbessern koordinativer Fähigkeiten verbunden. Dabei versteht man unter koordinativen Fähigkeiten die motorischen Steuerungs-, Anpassungs- und Umstellungsfähigkeiten des menschlichen Körpers. Beim Golfen sind die folgenden koordinativen Fähigkeiten besonders bedeutsam: Gleichgewichtsfähigkeit
–
Rhythmusfähigkeit
–
Umstellungsfähigkeit
–
Kopplungsfähigkeit
–
Orientierungsfähigkeit
–
Differenzierungsfähigkeit –
Halten und Wiederherstellen des Gleichgewichts zeitlich-dynamische Harmonisierung eines Bewegungsablaufs situationsbezogene Anpassung der Bewegung Zusammenspiel von Teilkörperbewegungen raumorientierte Steuerung von Bewegungen Dosierung des Krafteinsatzes im Blick auf die Aufgabe
Es ist für das Üben von elementarer Bedeutung, welche dieser koordinativen Fähigkeiten hinsichtlich des Übungsziels relevant sind. Diese gilt es dann, in vielfältiger Form durch die Veränderung bzw. das Erschweren einzelner Übungsaspekte herauszufordern und zu verbessern. Etwa durch die Variation der
Maßnahme
Bewegungsausführung Veränderung von Schlagrichtung, -tempo, -distanz, Ausgangsstellung, Krafteinsatz; beidseitiges Üben, Erschweren des Gleichgewichts
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Übungsbedingungen
Veränderung des Geräts, Lage des Balls, Stand zum Ball, des Flugraums, der Puttlinie
Zeit
Veränderung der Frequenz, Zusatzaufgaben
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Informationsaufnahme
Ausschalten von Sinnen, Handeln nach Signal, Wahrnehmungsbeschränkung (Augen schließen)
Belastung
bei Lärm, nach körperlicher Belastung, unter psychischem Druck
Was die Variationsbreite des Übens betrifft, so heißt das auch, dass nach einer gewissen Zeit des Übens auf der Drivingrange auf dem Übungsplatz und dann auf dem Turnierplatz weitergeübt werden sollte. Dafür muss man nicht immer eine ganze Runde spielen, aber über eine gewisse Anzahl von Bahnen sollte man besonderen Wert auf die zu übende Technik legen, d. h. sie in erster Linie einsetzen, wenn es einen Sinn macht, und sich darauf in besonderer Weise konzentrieren. Erst eine so gefestigte, also im Spiel bewährte Technik ist auch in einem Wettspiel Erfolg versprechend verfügbar und sicher anwendbar. Beim Spielen von Übungsrunden sollte man sich angewöhnen, immer eine Scorekarte mitzuführen und die gespielten Ergebnisse zu notieren. Das diszipliniert einerseits, indem man immer konzentriert bleibt, und gibt einem Aufschluss über die eigene aktuelle Spielstärke.
Erfolgreiches Üben fordert klare und realisierbare Ziele, viel Abwechslung, vernünftige Organisation, hohe Einsatzbereitschaft und großes Durchhaltevermögen!
Beim Lernen, Üben und Trainieren legen Sie sozusagen die Basis für das nötige Selbstbewusstsein, das jeder benötigt, um im Spiel gegen den Platz zu bestehen. Umso mehr Selbstvertrauen wird in einem Spiel gefordert, in dem man sich mit anderen vergleicht bzw. in einen Wettbewerb tritt. Gewissenhaftes Aufwärmen – Mobilisation des Körpers und Aktualisierung der Golftechnik – sowie die gezielte Vorbereitung (Platzanalyse, Planen der Spielstrategie) sind weitere wichtige Schritte auf dem Weg zum Spiel, um darin das Selbstvertrauen für persönliche Erfolge und Selbstbestätigung zu finden.
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Bahn 3 Das Vertrauen in den richtigen Pro und in den eigenen Schwung Das Märchen vom richtigen Schwung Voller Zuversicht hat KaKa eine Stunde bei dem jungen Pro gebucht, der seit Beginn der Saison neu im Club ist. Bisher hat er sich immer selbst therapiert, aber jetzt scheint die Lage doch ernst. „Na, dann schlagen wir doch mal ein paar Bälle“, weist der junge Mann ihn an. Ein eigenartiges Gefühl von Abhängigkeit macht sich bei KaKa bemerkbar. Wieso wir? Aber darüber kann er nicht weiter nachdenken, denn Konzentration ist angesagt: schlagen? Oder doch „schwingen“? Also los! Aufteen – Ball ansprechen – aufschwingen – Schlag! Der Ball beschreibt eine jämmerliche Kurve und verabschiedet sich von der Drivingrange. Der nächste Schlag bringt etwas mehr Erfolg. Der dritte und vierte Schlag gleichen genau denen auf der letzten Runde. KaKa fühlt das Unbehagen in sich aufsteigen. Er erwartet den entscheidenden Hinweis: „Sie machen dieses oder jenes falsch. Machen Sie doch einmal dies oder das!“ – Aber zunächst geschieht gar nichts. Der Schwungdoktor sieht ihn mit ernsten Augen an. Nachdenklichkeit zeichnet sich in der Miene des Lehrers ab: „Sie machen noch den alten Schwung. Das ist problematisch. Da ist natürlich die Gefahr groß, dass man den Ball nicht richtig trifft. Am Sonntagmorgen biete ich meine Schwungklinik an, kommen Sie da doch
Mannschaftstraining mit Martin Hasenbein
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auch mal vorbei. Wir sollten den Schwung ganz umstellen. Dann schlagen Sie auch weiter. Sehen Sie sich mal Tiger Woods an, wie weit der schlägt!“ KaKa schluckt zunächst. Natürlich, als er vor 10 Jahren den Golfschlag erlernt hat, kannte man Tiger Woods noch gar nicht. Sein früherer Lehrer orientierte sich damals noch an den aktuellen Golfcracks – Nicklas, Langer, Faldo ... vielleicht auch an seinen eigenen Vorstellungen. Dann sagt er: „Aber bis vor 14 Tagen habe ich doch mit meinem Schwung ganz gut gespielt. Handicap 14 ist doch eigentlich gar nicht so übel. Und mit dem Eisen 7 schlage ich ungefähr 140 m. Ist das nicht genug?“ „Ja“, wendet der junge Mann ein, „aber jetzt treffen Sie damit überhaupt nicht!“ Wenn du keine Entschuldigung für dein Versagen anführen kannst, mach den Trainer dafür verantwortlich. Und das ist eine Tatsache, gegen die KaKa wenig ins Feld führen kann. „Deswegen bin ich doch zu Ihnen gekommen“, entgegnet er zaghaft. „Sie sollen mir helfen, meinen Schwung wieder zu finden!“ In ihm kommen Zweifel auf, ob dieser Golflehrer überhaupt ein Interesse daran hat. Und er denkt: „Ich will keinen neuen Schwung erlernen. Ich möchte das wieder können, was ich bisher als erfolgreich erlebt habe. Ich bin nicht Tiger Woods!“ Und dann atmet er erst einmal durch, denn dieses Gespräch läuft völlig anders, als er es sich vorgestellt hat. „Versuchen Sie es doch erst mal“, ist die Antwort. Und der Pro schiebt mit der Fußspitze einen Ball in die richtige Lage. KaKa holt aus. Aber sofort unterbricht der Lehrer: „Nicht so flach. Nicht so weit nach hinten. Ich zeig's Ihnen.“ Mit viel Eleganz demonstriert er einen Golfschlag, der zwar nicht so beeindruckend ist,
Bernt Wimmer demostriert und erklärt den Aufschwung
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als wenn ihn Tiger produziert hätte, aber es ist ein exzellenter Schlag. Nun ist KaKa wieder dran. Er holt aus. – „Moment!“, wird er unterbrochen. Taktile Unterstützung, begleitet von der zugehörigen Bewegungsbeschreibung, bringt den Eleven in eine Ausholposition, die er ohne Hilfe wahrscheinlich gar nicht einnehmen könnte, und er fühlt sich dabei erkennbar unwohl. Der folgende Schlag – eigentlich nur widerwillig ausgeführt – bleibt ohne Erfolg. Zwei weitere Schläge folgen mit dem gleichen Ergebnis. Noch ein verzweifelter Versuch, die eigene Vorstellung durchzusetzen, und der Hinweis, dass er nicht wie Tiger Woods, sondern lieber wie der Clubmeister schwingen möchte. Denn der spiele auch noch nach der alten Methode. Und das eigentlich ganz erfolgreich, wenn er Clubmeister sei. Oder? „Üben Sie das mal etwas, dann werden Sie schon sehen!“ Die 30 Minuten-Trainerstunde ist vorbei. Es bleibt gerade noch Zeit, das Geld loszuwerden. „Rufen Sie mich doch an“, sagt der Trainer schon im Weggehen begriffen, von dem eine Vielzahl anderer Clubmitglieder hell begeistert ist. „In den nächsten 14 Tagen habe ich noch keinen Termin frei, aber dann oder eine Woche später. – Vielleicht!“, fügt er noch hinzu und ist verschwunden. Und da steht er nun, unser Kanonen-Karl, zum Katastrophengolfer mutiert. – Ohne neue Orientierung, was den Schwung betrifft, aber sicher, dass er keinen anderen erlernen, sondern seinen alten wieder finden möchte. Die Saison ist gelaufen, denn in drei Wochen sind zum Abschluss die Clubmeisterschaften. Am besten nimmt er erst gar nicht teil, mit dem katastrophalen Schwung kann man sich nur blamieren. Eine Tasse Kaffee mit seinem Kumpan Bogey-Fritz trägt zur Erholung einiges bei. Penelope gesellt sich schließlich auch noch dazu. Beide haben schon ähnliche Erfahrungen hinter sich und können den Unmut verstehen. Aber das hilft auch nicht weiter. Also reift der Entschluss, auf der Drivingrange selbst nach dem alten Schlag zu suchen. Und wissen Sie, wo er sich schließlich findet? – Es war ein paar Tage später auf irgendeiner Bahn. Plötzlich wird KaKa klar, was er falsch machte. Es war nur eine lächerliche Kleinigkeit, aber sie wirkte sich verheerend aus. Na ja, so kann er also doch noch an den Clubmeisterschaften teilnehmen.
Zum Umgang mit wohlgemeinten Ratschlägen Wenn Sie ein aufmerksamer Leser von Golfmagazinen sind, kennen Sie natürlich alle Tipps, Argumente und Ansichten über Trainer und Training. Es wäre absolut überflüssig, Ihnen dazu etwas erzählen zu wollen, was Sie nicht schon lange wissen:
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Solche oder ähnlich wohlgemeinte Ratschläge kann man in jeder Zeitschrift finden, die sich dem Golfsport widmet. Und welchen praktischen Nutzen haben diese Weisheiten, außer dass jede Zeile, die sie füllen, auch noch reichlich honoriert wird? Kennen die Autoren eigentlich die Wirklichkeit in einem Club? Da gibt es in der Regel zwei Golftrainer und vielleicht noch ein oder zwei Lehrlinge. Die Golflehrer haben einen vollen Terminkalender. Alle Trainer arbeiten
Bernt Wimmer zeigt und erklärt eine Phase beim Durchschwung.
während der Saison mehr als gesund ist. Aber wir sind froh, wenn wir bei einem aus dem Lehrstab eine Stunde ergattern, um Rat zu finden gegen den unerklärlichen Slice, das unerwartete Socket oder den unvermeidlichen Jib. Und dann sollen wir auch noch den Trainer unseres Vertrauens wählen? Langt es da nicht, dass man darauf vertraut, dass der, der gerade Zeit, auch genügend Ahnung hat, um unsere Probleme zu lösen? Zunächst einmal braucht man doch den Fachmann! Oder? Und schön ist es, wenn dieser auch noch sympathisch ist.
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Und was den Spaß betrifft, so fragt man sich doch: Spielen wir nicht eben deswegen Golf, weil wir Freude daran finden? Oder nimmt der selbst ernannte Berater vielleicht an, Training sei eine Qual und daher eher langweilig und spaßtötend? Welcher Golfspieler würde schon freiwillig zum Training gehen, das ihm weder Spaß macht noch seinem Interesse entspricht? Halten uns diese Schreiberlinge eigentlich für so blöd, dass wir auch noch in unserer Freizeit unliebsamen Beschäftigungen nachgehen würden? Die Fülle auf einer mit Bällen übersäten Drivingrange beweist da etwas völlig anderes. Also, sollten Sie demnächst wieder einmal eine so triviale Anleitung finden, dann sollten Sie diese vielleicht nicht beachten und sich eher ernsthaft fragen, warum Sie eigentlich gerade diesen Sport betreiben. Aus welchen Gründen Sie Golf spielen. Hier, in einer Grafik, die wesentlichen Sinngebungen, die dem Golfspiel zugeordnet werden:
Selbstbestätigung Gesundheit Miteinander
Spielerlebnis
Golf Wettbewerb
Leistung Naturerlebnis Wagnis/Risiko
Selbstverständlich hat der Einzelne nicht immer nur eines dieser Motive zum Golfspielen. Meistens nennen Spieler mehrere Sinnperspektiven. Mit den Antworten auf die Frage, welche Gründe einen zum Golfsport führen, findet man sicher auch den Schlüssel dafür, ob, bei wem und wie oft man trainieren möchte – nicht muss! Aber wie kann man einen guten Trainer erkennen? Wodurch zeichnet sich ein guter Golflehrer aus?
Anforderungsprofil für einen Golflehrer Um den vielfältigen Ansprüchen seiner Schülerinnen und Schüler gerecht werden zu können, bedarf es einer breiten Palette unterschiedlicher Kompetenzen, über die ein Golflehrer verfügen muss: Golfspielen soll er spitzenmäßig. Ein pädagogisches As soll er sein, ein Kommunikationsgenie, ein Psychologe zur Überwindung der spielerischen Tiefs, ein Organisati-
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onstalent, ein kompetenter Unternehmer oder ein höchst selbstständiger Angestellter, ein Sicherheitsexperte, Kameramann und natürlich ein exzellenter Fachmann. Aber schließen wir hier die Liste, weil hinreichend deutlich wird, wie komplex der Beruf eines Golflehrers ist, für den ihn die aufgabenbezogene Ausbildung der PGA qualifizieren soll. Clements Gesetz: Jeder Golfer beginnt auf der Stufe der Inkompetenz, die meisten bleiben auch dort. aus: Murphys Golfgesetze, 1989/S.288
Die hohe Komplexität des Berufsfeldes verlangt eine breite Palette an persönlichen Voraussetzungen und fachlichen Fähigkeiten. Da kann man zunächst allgemeine persönliche Dispositionen anführen, über die ein Pro verfügen sollte: Selbstbewusstsein, Selbsteinschätzung (eigene Grenzen kennen), persönliche Autorität, Selbstdisziplin, pädagogisches Selbstverständnis bzw. Bewusstsein, Akzeptanz seiner Vorbildfunktion (im Unterricht und bezüglich der Bedeutung von Sport bzw. Golf im Leben), Sicherheitsbewusstsein, Verantwortungsbereitschaft und das Vermögen bzw. den Mut, einen eigenen Standpunkt finden und vertreten zu können. Hinzu müssen kommen • Liebe zum Sport und insbesondere zum Golfsport – interessiert sein an jeder Form und Entwicklung der Sportart und selbst noch Spielfreude erkennen lassen, indem er das eine oder andere Turnier mitspielt. • Positive Einstellung gegenüber seiner Klientel. • Bereitschaft zum Lernen und zur eigenen Weiterbildung. Generell sollte ein Golflehrer über sportpraktische Kompetenzen verfügen. Er braucht • eigene golferische Fertigkeiten und Fähigkeiten. • Fähigkeit zur bewegungsgerechten Demonstration. • Fähigkeit zum Bewegungs- und Fehlersehen bzw. zur Bewegungsanalyse. • Wettkampferfahrungen und entsprechende Fähigkeiten und Erfahrungen als Spielleiter und Platzrichter. Wie hoch das Durchschnittsniveau sein sollte, ist sicher eine Frage, über die man streiten kann. Unbestritten ist aber, dass er sich an den skizzierten Anforderungen messen lassen sollte. So sind die Ansprüche der
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Spieler je nach persönlicher Leistungsfähigkeit unterschiedlich. Während beispielsweise die einen zunächst Grundfertigkeiten erlernen müssen, verlangen etwa die Mannschaftsspieler eines Clubs eine Förderung auf ganz anderem Niveau. Und je nach Leistungsstärke der Spieler gerät ein Golflehrer hier mitunter an seine eigenen Grenzen. Allerdings gilt nicht die Formel, der Trainer müsse immer mehr können als der Spieler. Viel wichtiger erscheint das Vermögen des Lehrers, die Golftechniken und Bewegungskompetenzen, die er vermitteln möchte, auch personen- bzw. gruppenbezogen akzentuieren und methodisch entfalten zu können. Für diese Arbeit erscheinen sportartspezifische Kenntnisse bezüglich der folgenden Inhaltsbereiche wichtig: • Sportartspezifische Lern-, Übungs- und Trainingsmethoden. • Methodische Maßnahmen zum Erlernen, Korrigieren und Optimieren von Techniken. • Unterschiedliche Vermittlungsmöglichkeiten, damit er sich auf den individuellen Lerntyp der Spieler flexibel einstellen kann. • Unterschiedliche Entfaltungsmöglichkeiten des Golfsports (z. B. als Breiten- oder Spitzensport, Gesundheits- oder Leistungssport, Golfspielen wegen der Geselligkeit, wegen der Natur- und Landschaftserlebnisse oder wegen der Freude an der Bewegung im Freien). • Sportartrelevante Biomechanik (Gesetzmäßigkeiten von Golfbewegungen). • Wettkampftaktik. • Etikette und Golfregeln.
Bernt Wimmer bei der taktilen Korrektur
Gleichzeitig muss er Kenntnisse besitzen hinsichtlich der Bewältigung von Angst, Stress u. Ä. Um den täglichen Anforderungen gewachsen zu sein, sollte er auch über didaktische Kompetenzen verfügen. Denn von ihm wird verlangt, seinen Unterricht didaktisch zu begründen, ökonomisch zu planen, effektiv durchzuführen und kritisch zu reflektieren. Das heißt, sich mit den unterschiedlichen fachlichen Ansätze und Entwicklungen im Lehrwesen des Golfsports vertraut zu machen, um einen eigenen Stand-
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punkt begründet entwickeln und sich mit anderen Standpunkten auseinandersetzen zu können. Es mag auf den ersten Blick so scheinen, als würden hier Ansprüche an einen Golflehrer beschrieben, denen niemand gerecht zu werden vermag. Dem ist allerdings die Frage entgegenzusetzen, auf welche der genannten Fertigkeiten, Fähigkeiten, Kenntnisse und Dispositionen ein guter Pro verzichten könnte. Und so zielt denn auch die Ausbildung von Golflehrern durch die PGA auf ein hohes Maß an Spielfähigkeit, auf Sachkompetenz und pädagogisches Geschick, auf Vielseitigkeit, Flexibilität und vor allem auf eine aufgabenbezogene Persönlichkeitsentwicklung des Nachwuchses. Entsprechend diesen Anforderungen umfasst die Ausbildung eines Golflehrers u. a. folgende Themengebiete: • • • • • •
Sportartenkompetenz: Spielfähigkeit, Demonstrationsfähigkeit, Biomechanik des Golfschwungs, Aspekte des Golfunterrichts, sportmedizinische Aspekte des Golfspiels, Geschichte des Golfsports sowie Materialkunde und Reparatur.
Checkliste für Ihren Golflehrer Wenn Sie also die Qualifikation Ihres eigenen Golflehrers differenziert bewerten wollen, dann greifen Sie auf die genannten Kriterien zurück. Daneben lassen sich ein paar ganz allgemeine Kriterien beschreiben, die Auskunft über die Qualität und über das Konzept eines Golflehrers geben, die in der folgenden Checkliste mit beachtet werden. So sollte man skeptisch werden, ob der Einzelne noch hinreichend differenziert gefördert wird, wenn Gruppenunterricht stattfindet. Das ist vor allem dann schwierig, wenn die Gruppenmitglieder unterschiedliche Leistungsstärken aufweisen. Das gilt auch, wenn der Unterricht paarweise, z. B. für Ehepaare, erteilt wird und der eine wie der andere nicht zeitweise allein angeleitet wird. Was für Mannschaften mitunter zur Ergänzung des individuellen Trainings sinnvoll erscheint, ist für Anfänger meistens wenig geeignet. Das trifft nicht auf die vielfach bewährten Schnupperkurse zu, die das Ziel haben, die Faszination der Sportart Golf für Interessenten erfahrbar zu
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machen und ihnen die Einsicht zu erleichtern, ob sie selbst von der Idee des Golfsports fasziniert sein könnten. Lassen Sie sich keine so genannten Unterrichtspakete verkaufen, da diese nicht auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten sind, sondern in erster Linie wirtschaftliche Intentionen zur Gewinnmaximierung von Golfakademien oder Golfschulen verwirklichen sollen. Vor allem sollten Sie Klarheit gewinnen, ob der Trainer seinen Teil dazu beiträgt, Ihre eigenen Zielvorstellungen beim Golfspielen zu erreichen.
Checkliste Sie können die in der Tabelle aufgeführten Einzelaspekte mit Punkten zwischen 1 und 3 bewerten, dabei können Sie auch Zwischenwerte (z. B. 0,5; 1,8 oder 2,3) vergeben.
0
2
gar nicht oder kaum zutreffend
3 in besonderer Weise zutreffend
Qualifikation Gewinnen Sie den Eindruck, dass Ihr Golflehrer auch selbst gern Golf spielt? Sucht Ihr Golflehrer das Gespräch mit Ihnen bzw. ist er jederzeit für Sie ansprechbar, wenn er Ihnen über den Weg läuft? Haben Sie den Eindruck, dass er an Ihrem Lernfortschritt und Ihren Spielergebnissen interessiert ist? Geht er auf Ihre eigenen Vorstellungen und Wünsche hinsichtlich des Übens und Trainierens unter seiner Anleitung ein?
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Punkte
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Haben Sie den Eindruck, dass er sich ganz konkret auf Ihre individuelle Leistungsfähigkeit einstellt und Sie dort abholt, wo Sie golferisch stehen? Sind seine Bewegungsanweisungen beim Üben für Sie verständlich und nachvollziehbar? Erkennt er einen Fehler, wenn Sie mit einem Problem zu ihm kommen? Kann er Ihnen einzelne Techniken so demonstrieren, dass Sie erkennen, worauf es beim weiteren Üben ankommt? Werden bei den einzelnen Übungen klare Schwerpunkte gesetzt? (Z. B. „Achten Sie besonders auf ...!“ Keinesfalls mehr als drei verschiedene Übungsschwerpunkte.) Sind seine Rückmeldungen während des Übens unter seiner Anleitung für Sie hilfreich und führen sie zu spürbaren bzw. erkennbaren Fortschritten? Stehen Lob und Korrektur in einem angemessenen Verhältnis zur Realität Ihres Lernfortschritts? Hat er Korrekturen oder Übungen parat, die dazu beitragen, konkret benannte Fehler zu beheben? Berät er Sie im Blick auf Ihre eigene Lern-, Übungs- bzw. Trainingsstruktur? • Werden in gemeinsamer Absprache kurz- und mittelfristige Ziele gesetzt? • Werden während oder am Ende einer Übungseinheit klare Aufgaben zum Üben abgesprochen? • Geschieht das auch unter dem Aspekt von Übungsaufwand und -intensität? Arbeitet er mit modernen Unterrichtsmedien (z. B. Videokamera, Videorekorder) und werden sie lernfördernd eingesetzt?
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Erstrecken sich die Trainingsinhalte auf alle Technikbereiche: • Abschläge, • Fairwayschläge (Hölzer, Eisen), • Kurzes Spiel (Pitch, Chip, Putt) sowie • Bunkerschläge? Werden im Training auch taktische Aspekte des Spiels angesprochen? Werden im Training Etikette und Regeln funktional einbezogen? Findet das Training nicht nur auf der Range, sondern auch auf dem Übungs- wie Wettspielplatz statt? Gesamtpunktzahl
Geben Sie Ihrem Pro mehr als 50 Punkte, dann sind Sie bei ihm bestens aufgehoben und können sich auf seine fachliche wie unterrichtliche Qualifikation verlassen. Haben Sie dennoch bestimmte Wünsche oder Vorschläge, dann sollten Sie mit ihm darüber reden. Kommt der Golflehrer in Ihren Augen auf weniger als 35 Punkte, dann sollten Sie unbedingt mit anderen, die bei ihm Unterricht nehmen, zu einem Meinungsaustausch kommen, und ihm gegebenenfalls Ihre persönlichen Wünsche hinsichtlich der Gestaltung des Übens und Trainierens deutlich mitteilen. Sie könnten eine Stunde bei einem anderen Golflehrer nehmen, um vergleichen zu können und zu überprüfen, ob Ihre eigenen Ansprüche und Einschätzungen gerechtfertigt sind.
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Bahn 4 Sinnvolle Vorbereitung für Erfolg versprechendes Spiel Jetzt wird's ernst Kein vorgabewirksames Turnier, kein Freundschaftsspiel, überhaupt kein Wettspiel heute! Und dennoch, nachdem sie ihre Golfausrüstung sortiert haben, gehen unsere drei Koryphäen zielstrebig und entschlossen, nicht wie Sie als Leser vielleicht vermutet hätten, in Richtung Abschlag 1, sondern zur Drivingrange. Da gibt es nur eine Erklärung: Heute wird der Golfplatz für sie wieder einmal zum Freiluftkasino, wo es auch schon einmal um den einen oder anderen Euro geht. Dann kommen die Drei lieber etwas eher als gewöhnlich. Teure Erfahrungen haben sie gelehrt, dass es keineswegs schadet, wenn sie sich ein wenig auf die Runde vorbereiten und nicht die erste Bahn dafür nutzen. Denn dort haben sie alle schon Lehrgeld zahlen müssen. Es dauert 17 Bahnen, bis man wirklich richtig warm geworden ist. In einer tagelangen Diskussion zwischen den Herren der Schöpfung und der personifizierten Weiblichkeit, ob man aus Gründen der Gleichstellung nicht gemeinsam auf das Aufwärmen verzichten solle, hatte sich die Vernunft, sprich PP, durchgesetzt. Gegen ihr Argument, man solle sich, bevor man für die Runde abschlage, schon aus gesundheitlichen Gründen etwas bewegen, hatten die beiden anderen nichts Überzeugendes mehr vorzubringen. Und so hatten sie sich darauf geeinigt, sich zumindest vor einem Wettkampf,
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egal, ob offiziell oder privat, auf der Drivingrange aufzuwärmen und einzuschlagen. Und da auf dem Turnierkalender kein offizielles Wettspiel ausgewiesen ist, muss es bei unseren Freunden heute um Geld gehen. Man sieht, wie PP grazil ihre balletthaften Dehnübungen vollführt, Bogey-Fritz beim Stretching seine Eisen fast verbiegt und selbst KaKa lässt sich von ihm vier Bälle geben, um sie bis ans Ende der Drivingrange zu befördern, bevor er sich für den ersten. Abschlag fit fühlt. Er ist der Meinung, dass er auf das Aufwärmen und Dehnen seiner nicht mehr ganz so strapazierfähigen Glieder verzichten kann, weil er mit dem Fahrrad zum Golfplatz anreist und dabei schon mitunter genügend ins Schwitzen gerät. Aber auch er hat selbst erfahren, dass er sicherer am Abschlag 1 steht, wenn er vorher ein paar Schläge gemacht hat. Unsere Drei bleiben nicht lange. KaKa ist ohnehin schnell fertig, und PP wie Bogey-Fritz brauchen für ihre gymnastischen Vorführungen nicht mehr als fünf Minuten und die paar Bälle, die der Automat auf der Drivingrange für einen Euro auswirft, sind schnell weggeschlagen. Während Bogey-Fritz zwar immerhin die Hälfte der Bälle mit einem Eisen 7 und die anderen mit dem Driver wegdrischt, weil er ganz fest daran glaubt, er hätte sich dann auf seinen unvermeidlichen Slice eingestellt, geht PP etwas systematischer vor. Mit der gleichen, unverkennbaren Grazie einer vormaligen Ballettschulelevin, mit der sie ihre Gymnastik auslebt, steckt sie nach jeweils drei Versuchen den Schläger bedächtig zurück in die Tasche und zieht mit einer weiträumigen, ausladenden Bewegung, offensichtlich immer die Wirkung auf einen eventuellen Beobachter im Hinterkopf, einen anderen Schläger heraus, der dann in der für ihn vorgesehenen Funktion Verwendung findet. Gleichwohl bleibt es oft bei dem Versuch, einen Ball mit der funktiona-
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len Technik von der Matte zu schlagen. Aber beim dritten Versuch hat PP immer ihren eigenen, persönlichen Stil gefunden und ist mit dem Ergebnis voll zufrieden. Und dann geht es los: Gut gelaunt laufen sie 4-5 Stunden über den Platz und legen dabei etwa eine Strecke von 10 km zurück. Es geht über die Fairways, durchs Rough, durch Wald und mitunter auch durchs Wasser. Sie kriechen unter Büschen und Bäumen herum, um den Ball zu suchen. Sie bücken sich, um ihn zu identifizieren, aufzunehmen oder zurückzulegen. 18 x dürfen sie ihn aufteen und aus dem Loch nehmen, es sei denn, sie schenken sich den letzten Schlag. Jeder zieht seinen Trolley oder lässt sich ziehen. Sie schwingen Hölzer und Eisen, um die weiße Kugel wegzuschlagen, und hasten mitunter hinterher, um sie nicht aus den Augen zu verlieren. Sie setzen Kraft ein und brauchen Ausdauer. Sie suchen Konzentration und Entspannung. Sie brauchen Entschlusskraft und Selbstvertrauen. Es gibt Stress und Frustrationen, allerdings auch Freude und Erfolge. Die ganze Aufmerksamkeit wird durch das Spiel in Anspruch genommen, und das mehr als sonst, denn es geht neben der Ehre heute auch ans Portemonnaie. Am Ende der Runde fühlen sich alle müde, aber auf eine angenehme Art. Die Bewegung im Freien und die spielerische Spannung hat sie angeregt. Die Herren der Schöpfung sind am Ende eher Herren der Erschöpfung. Es bedarf jedoch keiner Frage: Morgen kommen sie wieder und spielen.
Funktionales Aufwärmen Erfolgsaussichten verbessern – Fitness steigern – Gesundheit pflegen Sinn der Vorbereitung Der erfahrene Golfspieler wird jetzt zustimmend nicken, sich gleichzeitig erinnern, dass jede Runde, und sei sie spielerisch auch höchst erfreulich und noch so gesellig, ihren konditionellen Anspruch hat. Daher ist ein Mindestmaß an grundlegenden konditionellen Voraussetzungen die Basis für erfolgreiches Golfspielen. Erfolge sind auch und gerade beim Golfen allerdings nicht planbar, weil sie von vielen Unwägbarkeiten abhängen, aber Leistungsfähigkeit kann man vorbereiten und verbessern. Durch gezieltes Lernen, Üben und Trainieren und insbesondere durch eine gewissenhafte Vorbereitung des Spiels kann man optimale Voraussetzungen für gute Leistungen schaffen.
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Eine optimale Vorbereitung auf sportliche Belastungen verlangt ein gut durchdachtes Aufwärmen, beginnt aber auch schon viel früher. So muss überlegt werden, wie man sich vorher passend ernährt, welche Sportkleidung man sinnvollerweise trägt und nicht zuletzt, wie man sich mental einstimmt. Auch nach einer sportlichen Belastung gibt es einige Regeln zu beachten, um dem Körper ausreichende Erholung zu geben und sich selbst den Spaß am Sporttreiben zu erhalten. Wenn hier die unmittelbare Vorbereitung auf die Golfrunde angesprochen wird, dann wagen wir doch einen Blick auf die Realität. Immer wieder können Sie GolfKaltstart ist eine Frage sportler beobachten, die im Club der Einstellung! vorfahren, ihrem Auto entsteigen, den Trolley aus der Scheune ziehen, ihre Schuhe anziehen und Richtung Tee 1 streben, um die Runde zu beginnen. Würden Sie etwa erwarten, dass der Motor Ihres Autos beim morgendlichen Kaltstart direkt volle Leistung bringt? Wenn Sie noch einige Zeit an Ihrem Auto Freude haben wollen, werden Sie ihm so etwas erst gar nicht abverlangen. Programmieren sie keine frustrierenden Erlebnisse zu Beginn der Runde, die ihnen das weitere Spiel verderben! Ersparen sie sich überflüssige Beschwerden im Bereich der Wirbelsäule und mit ihrer Muskulatur! Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass man den eigenen körperlichen Motor auf das Golfspielen nicht vorbereiten muss. Kalte Muskeln sind wenig leistungsfähig, sie sind eher unelastisch und bei großen Belastungen schnell überfordert. Deshalb ist es notwendig, die Muskeln all-
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mählich in Bewegung zu bringen und dadurch ihre Temperatur und ihre Belastungsfähigkeit langsam zu erhöhen. Wenn es hoch kommt, dann absolvieren viele, bevor sie den ersten Abschlag machen, noch einige Probeschwünge und schon ist der erste Schlag missglückt. „Mulligan“ soll über diese einkalkulierte Fehlleistung hinweghelfen. Nicht selten kann man die Feststellung hören: „Die ersten Bahn ist für mich immer die schwierigste.“ Sollten Sie auch dieser Meinung sein, dann fragen Sie sich doch einfach einmal, ob Ihre persönliche Vorbereitung ausreicht. Es ist nicht damit getan, auf der Drivingrange 20 Bälle durch die Luft zu jagen und dann loszustürzen. Dieser Versuch ist zwar immerhin begrüßenswert, aber ein schlechter Anfang. Eine erfolgreiche bzw. zufriedenstellende Runde verlangt mehr. Und egal, ob Anfänger oder Handicapspieler der ersten Kategorie, man muss sich physisch und psychisch auf das sportliche Handeln einstellen. Professionals sagt man damit überhaupt nichts Neues. Sie bereiten sich sehr gewissenhaft und systematisch auf ihre Runde vor, auch wenn es davon kaum Fernsehbilder gibt. Die einschlägige wissenschaftliche Literatur verweist darauf, dass Golfspielen hohe Anforderungen an das Zusammenspiel psychischer und muskulärer Eigenschaften eines Spielers stellt. „Golf ist von allen Ballsportarten diejenige, deren Leistung am stärksten von der Leistungsbereitschaft und fähigkeit des psycho-neuromuskulären Systems abhängig ist“ (Herwegen, 2003, S.32f). Aber auch die Kaderathleten des DGV haben ihre Lektion hinsichtlich einer funktionalen Vorbereitung auf das Training gelernt. Eine Studie der Golfakademie Paderborn stellt fest, dass sich knapp über die Hälfte der weiblichen Athleten vor dem Training zwischen 5-10 Minuten aufwärmt, während es bei einem Drittel
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zwischen 6-10 Minuten und bei 12,1 % zwischen 10-15 Minuten sind. Unter 26 Spitzenspielerinnen, die befragt wurden, gab es vor einem Turnier erfreulicherweise lediglich eine Einzige, die glaubte, ganz auf das Aufwärmen verzichten zu können. Knapp über die Hälfte der Athletinnen wärmt sich vor dem Training zwischen 5-10 Minuten auf. Bei einem Drittel sind es zwischen 6-10 min. Bei 12,1 % zwischen 10-15 min. Von den 33 befragten männlichen Kadermitgliedern wärmt sich knapp über die Hälfte vor dem Training zwischen 5-10 Minuten auf, ein Drittel zwischen 6-10 Minuten und 12,1 % zwischen 10-15 Minuten. Für ein Turnier bereiten sich alle mit unterschiedlicher Dauer bis zu 90 Minuten vor. (Köhler, 2004) Selbstverständlich sollte man sich sowohl auf jede Trainingsstunde wie auf Turniere angemessen vorbereiten. Nur so sind die 25 oder 45 Minuten beim Trainer effektiv zu nutzen. Verschenken Sie also die teure Zeit nicht damit, dass Sie sich erst aufwärmen, während Sie die ersten Schläge demonstrieren. Nur so kann man sicher sein, den gesamten Organismus schon auf dem ersten Abschlag auf das entsprechende Leistungsniveau gebracht zu haben. Mit einer funktionalen Vorbereitung auf die Golfrunde oder die Trainingsstunde kann man letztendlich auch Geld sparen.
Eine sachgemäße Vorbereitung auf das Golfspielen garantiert vier wesentliche Effekte: • • • •
Verbesserung der allgemeinen organischen Leistungsbereitschaft. Verbesserung der koordinativen Leistungsbereitschaft. Optimierung der psychischen Leistungsbereitschaft. Schutz vor Verletzungen.
Aufwärmen sollte nicht als lästige Pflicht empfunden werden. Vielmehr sollte man sich fragen, wie es abwechslungsreich und interessant zu gestalten ist. Auf jeden Fall ist zumindest etwas Bewegung vorher besser als ein Kaltstart. Eine gewissenhafte Vorbereitung führt nicht nur dazu, dass man die körperlichen Voraussetzungen im Blick auf die Leistung schafft. Die Sinne stellen sich auf die Situation des Spiels ebenso ein wie der Geist und die Gefühle. Man gewinnt die nötige Konzentration und Ruhe, um persönliche Bestleistungen erzielen zu können.
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Durch gewissenhafteVorbereitung Fitness verbessern
Leistungsfähigkeit herstellen Gesundheit steigern
Geld sparen
Funktionale Vorbereitung auf das Golfspielen Jedes sportliche Handeln, in besonderer Weise auch das Golfspielen, wird bestimmt durch Wahrnehmung, Denken, Fühlen und Bewegung. Um die Vorbereitung funktional und sportartspezifisch auszurichten, stellt sich zunächst die Frage, welche Art von sportlichem Handeln beim Golftraining und beim Golfspielen gefordert wird.
Die Idee des Golfspiels verlangt, dass man einen Ball vorgeschriebener Beschaffenheit mithilfe einer Auswahl von Schlägern über eine festgelegte Anzahl vorgegebener, gestalteter Bahnen mit möglichst wenig Schlägen in kleine Löcher befördern soll. Dazu muss man einen für die jeweilige Situation geeigneten Schläger so mit dem Ball in Kontakt bringen, dass er dort ankommt, wohin man ihn spielen möchte.
Um dieses Problem zu lösen, haben sich im Laufe der Zeit bestimmte Sportgeräte als besonders brauchbar erwiesen. Gleichzeitig wurden Bewegungstechniken entwickelt, mit deren Hilfe die gestellten Bewegungsprobleme optimal zu lösen sind. Die grundlegenden Techniken lassen sich kurz benennen: Drive, Fairwayschlag, Pitch, Chip und Putt. Bei all diesen Schlägen ist es wichtig, dass sie die geforderte Präzision erreichen. Darum spielen bestimmte Faktoren eine besondere Rolle. Mit dem Drive möchte man in der Regel eine größere Entfernung überwinden, wobei bezüglich der Zielgenauigkeit eine gewisse Toleranz gegeben ist. Er erfordert ein hohes Maß an Schnellkraft bei gleichzeitiger koordinativer
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Kontrolle. Je kürzer die Entfernungen werden, die man überwinden muss, desto höher wird der Anspruch hinsichtlich der Zielgenauigkeit der Schläge. Durch die Platzstruktur wird dieser Anspruch anschaulich. Außerhalb des Fairways gibt es auf einer Spielbahn Rough, Bäume, Sträucher, ursprünglich war dieser Bereich eigentlich naturbelassen. Das Fairway ist breit, die Toleranz für einen Schlag recht groß. Das Green ist eine Fläche, die schon weniger Abweichungen erlaubt, wenn man es treffen will. Über die Größe des Lochs braucht man kein Wort zu verlieren. Selbst wenn der Ball direkt danebenliegt, ist größte Genauigkeit gefordert. Um ein Maximum an Weite und Präzision zu erreichen, muss der Spieler die richtigen Bewegungen beherrschen. D. h. dass er sie genügend geübt hat und sich die Bewegungsmuster fest in sein Bewegungsgedächtnis eingegraben haben. Vor dem Golfspielen kommt es darauf an, jene Muskelpartien, die bei den Schlägen in besonderer Weise beansprucht werden, ausreichend zu aktivieren, ihr Zusammenspiel anzuregen und so die unverzichtbare Koordinationsfähigkeit sicherzustellen. Bewegungen lassen sich nur dann wunschgemäß und situationsgerecht reproduzieren, wenn das Zusammenspiel der beteiligten Muskeln exakt und störungsfrei abläuft. Voraussetzungen dafür sind, • dass der gesamte Bewegungsapparat (Skelett, Muskeln, Sehnen) funktionsfähig ist, • dass das bewegungssteuernde System (Nervenbahnen, Gehirn, Sinne) störungsfrei arbeitet.
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Das kleine Alphabet für die Vorbereitung auf die Golfrunde Allgemeine Vorbereitung
A
Anregen Das Herz-Kreislauf-System durch progressive Beanspruchung anregen, um so die Körperkerntemperatur zu erhöhen und den gesamten Organismus für die folgende Belastung zu aktivieren.
B
Beweglich machen Die Muskulatur durch Dehnen geschmeidig machen, durch vielseitiges, sanftes Bewegen den Bewegungsapparat aktivieren und damit Verletzungsrisiken vorbeugen.
Spezielle Vorbereitung
C
C(K)oordinativ einstimmen Koordinative Bewegungsmuster der nachfolgenden Belastung wieder aufbauen und stabilisieren.
D
Dynamik aufbauen Den Grad der nachfolgenden maximalen Belastung erreichen und sich auf die folgenden Anforderungen einstellen.
E
Einstellung finden Das Bewegungsgefühl vor allem für das kurze Spiel aktualisieren und sich dabei auf die zu erwartenden Spielbedingungen (Wetter, Grüns u. a.) einstellen.
Das wird im Vorfeld sportlicher Leistungen am ehesten durch ein vernünftiges Aufwärmen sichergestellt, für dessen funktionale Gestaltung man folgende Grundsätze beachten sollte: A - Anregen Diese oft auch als Aufwärmen bezeichnete Vorbereitungsphase eines Golfspielers wird, je nach seinem Alter, seinem Trainingszustand und der Bedeutung des Wettspiels, zwischen 10 und 20 Minuten dauern. Schon nach fünf Minuten kann jedoch bis zu 50 % des gewünschten Aufwärmeffekts erreicht werden, was für die Belange eines Freizeitgolfers als ausreichend angesehen werden kann. Denn beim Golfspielen unterliegt man vorrangig Beanspruchungen, die vor allem koordinative und dynamische Anforderungen stellen, und wird darum relativ schnell zum speziellen Aufwärmen übergehen können. Am frühen Morgen sollte etwas länger aufgewärmt werden als zu einer späteren Tageszeit.
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Am einfachsten wäre es, ein paar Minuten zu traben, was sicher nicht für jeden Golfspieler jeden Alters realisierbar ist. Aber etwas intensivere Bewegung – z. B. leichtes Hüpfen oder Laufen auf der Stelle (ca. eine Minute) – ist zu Beginn eigentlich unverzichtbar, um den Kreislauf anzuregen. Zumindest etwas mehr Bewegungsintensität als beim langsamen Gehen zur Drivingrange, beispielsweise Armkreisen oder um den Körper kreisendes Schwingen eines oder mehrerer Schläger wäre schon ein erster kleiner Schritt auf dem richtigen Weg. Natürlich wird die Verletzungsgefahr beim Kaltstart für Jugendliche weit geringer sein als für Senioren. Junge Menschen kann man ohne Risiko aus dem Bett holen und einen Schläger in die Hand geben. Ihre Muskulatur ist auch dann noch elastisch genug, dass eine Verletzung kaum zu befürchten ist. Allerdings sollten die Jugendlichen und die, die sich dafür halten, neben der Minimierung des Verletzungsrisikos die anderen positiven Effekte des Aufwärmens nicht übersehen, wenn sie darauf verzichten. • Das Herz-Kreislauf-System passt sich der Belastung an, indem sich die Herzfrequenz erhöht, wodurch sich das Herzminutenvolumen steigert und das Blut stärker zirkuliert. Gleichzeitig nimmt das Atemminutenvolumen zu. • Aufwärmen erhöht die Durchblutung der Gefäße, sorgt so für eine bessere Sauerstoff- und Substratversorgung, verstärkt die Enzymaktivitäten, steigert die Erregbarkeit des Zentralnervensystems und die Empfindlichkeit der Sinnesrezeptoren. • Beim Aufwärmen soll die Körperkerntemperatur eigentlich bis zu einem Optimum von 38,5-39° C erhöht werden, was am leichten Schwitzen erkennbar ist. Die Temperatursteigerung wird durch intensivere Stoffwechselvorgänge beschleunigt. • Aufwärmen verbessert die Belastbarkeit der Gelenke durch Erhöhung der Gelenkschmiere (synoviale Flüssigkeit). Die Gelenkknorpel saugen sich mit Flüssigkeit voll und werden dadurch dicker, was zu einer besseren Absorption von beim Golfschwung einwirkenden Druck- und Scherkräften führt. Nicht zuletzt die Wirbelsäule, eine Schwachstelle vieler Golfspieler, wird so entsprechend vorbereitet. • Im psychisch-geistigen Bereich führt das Aufwärmen zu einer erhöhten Aufmerksamkeit und zu verbesserter Wahrnehmung. Dies hat positive Auswirkungen für die koordinative Leistungsfähigkeit, also für das Lernen, Üben und Spielen. Außerdem lassen sich durch
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richtig dosiertes Aufwärmen Hemmungen bzw. Übererregungen abbauen. • Aufwärmen dient auf Grund der vielfältigen, positiven körperlichen Veränderungen neben der Steigerung der Leistungsbereitschaft nicht zuletzt der Unfallprophylaxe. • Spätestens 5-10 Minuten nach dem Aufwärmen sollte die vorbereitete Belastung erfolgen. Nach 45 Minuten ist der Aufwärmeffekt verpufft. Golfspieler, die sich sonst keinen sportlichen bzw. anderen körperlichen Ansprüchen aussetzen, und vor allem Spieler im Seniorenbereich, sollten – wenn sie gesundheitsbewusst genug sind – ihren Körper eigentlich auf jede Runde entsprechend vorbereiten. Im Sinne einer optimalen Vorbereitung auf den Wettkampf spricht vieles dafür, dass jeder Spieler, egal welchen Alters, seinen gesamten Organismus vorab auf Trab bringen sollte. B - Beweglich machen Größere Beweglichkeit kann man durch Dehnen der Muskeln und Sehnen erzielen, was jedoch das Aufwärmen nicht ersetzen sollte, sondern als Ergänzung anzusehen ist. Es geschieht zunächst am günstigsten durch einige funktionale gymnastische Übungen. Der Golfschwung ist eine Ganzkörperbewegung. Besondere Beachtung müssen darum der Lendenwirbelsäulen- und der Arm-SchulterBereich finden, weil sie besonders belastet werden. Daneben sollte man auch der übrigen Muskulatur angemessene Aufmerksamkeit schenken. Insofern erscheinen die folgenden Übungen für eine golfspezifische Vorbereitung besonders geeignet, bei deren Durchführung man auf Folgendes achten sollte: • Die Übungen systematisch von 1 nach 6 oder von 6 nach 1 aneinanderreihen. • Sie dürfen keine Schmerzen bereiten. • Sie sollen langsam und ruhig durchgeführt werden. • Die Endstellung der Dehnübungen sollte jeweils einen Moment beibehalten, dann gelöst und wieder eingenommen werden. • Wiederholen Sie die Übungen 8-10 x. • Führen Sie die Übungen jeweils beidseitig durch. • Atmen Sie dabei ruhig und tief.
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Übung 1: (Rückseite der Beine) Ausgangsstellung: Nehmen Sie Schrittstellung ein, stützen Sie sich auf ein mittleres Eisen und beugen dabei das vordere Knie. Die Hacke des hinteren Beins bleibt fest am Boden. Mobilisierung: Nun schieben Sie den ganzen Körper so weit nach vorn, dass Sie in der Rückseite des hinteren Beins den Dehneffekt spüren. Verharren Sie kurz und nehmen Sie den Körper in die Ausgangsstellung zurück.
Übung 2: (Wirbelsäule) Ausgangsstellung: Nehmen Sie eine Grätschstellung ein und stützen Sie sich auf Ihr Eisen. Dabei bleibt der Rücken gerade. Keinesfalls eine Hohlkreuzstellung einnehmen. Mobilisierung: Dann machen Sie einen Katzenbuckel. Wechseln Sie mehrfach zwischen diesen Positionen.
Übung 3 a und b: (Lendenwirbelsäule) Ausgangsstellung: Gehen Sie in Grätschstellung. Heben Sie ein Eisen mit gestreckten Armen über den Kopf. Mobilisierung (a): Beugen Sie den Körper in der Hüfte nach links und rechts. Mobilisierung (b): Beugen Sie den Körper in der Hüfte nach vorn und drücken Sie den Schaft des Eisens auf die Schuhe.
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Übung 4: (Lendenwirbelsäule) Ausgangsstellung: Gehen Sie in Grätschstellung und halten Sie ein Eisen mit gestreckten Armen auf Schulterhöhe weit nach vorn. Mobilisierung: Führen Sie den Schläger jeweils mit einem Arm so weit wie möglich hinter sich, berühren Sie dabei mit dem Schlägerkopf den Boden, verharren kurz, führen den Schläger zurück nach vorn und wechseln Hand und Seite.
Übung 5: (Schulterbereich) Ausgangsstellung: Gehen Sie in Grätschstellung. Heben Sie ein Eisen mit gestreckten Armen vor dem Körper bis in Schulterhöhe. Drücken Sie den linken Arm mit rechts weit nach hinten zurück, verharren hier kurz und wechseln dann die Seite.
C - C(K)oordinativ einstimmen In einem weiteren Schritt sollte man sich dann mit Probeschwüngen und Übungsschlägen auf die unmittelbar folgende Runde bzw. das Training einstellen, indem man folgende Punkte berücksichtigt: • • • • •
Zunächst einige Probeschwünge ohne Ball ausführen. Mit einem kurzen Eisen beginnen. Anfangs mit halber Kraft durchschwingen. Krafteinsatz und Länge der Schläge langsam steigern. Nicht mehr als drei Schläge mit dem gleichen Schläger hintereinander. (Sie müssen nicht jeden Schläger in die Hand nehmen. Wählen Sie ein kurzes, mittleres und langes Eisen. Verfahren Sie genauso mit den Hölzern.) • Zunehmend Wert auf die Schlaggenauigkeit (Länge und Richtung) legen.
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Versuchen Sie, selbst herauszufinden, wie viele Schläge Sie benötigen, um die gewohnte Schlagsicherheit zu erreichen. D - Dampf machen In dieser Vorbereitungsphase sollte man Wettspielniveau erreichen. Dabei ist es empfehlenswert, sich schon auf der Drivingrange an den eigenen wettkampfmäßigen Ansprüchen zu orientieren. • Die Schläge mit der gleichen Dynamik ausführen, die man auf der Runde entwickeln will. • Die persönliche Wettkampfroutine (z. B. Probeschwünge wie auf der Runde, mentale Vorbereitung jedes einzelnen Schwungs durch entsprechende Konzentrationsphase, Setupritual) benutzen. • Schläger und Ziel wechseln. • Die aktuelle Länge und Zielgenauigkeit der eigenen Schläge registrieren, um mit diesen Voraussetzungen die Runde zu eröffnen. In diesem Vorbereitungsabschnitt erscheint es sinnvoll, wenn man auch einige Schläge aus schwierigen Lagen (z. B. Bunker, Rough, Semirough) absolviert. Manchmal macht es Sinn, abschließend den Schläger zu benutzen, mit dem man die Trainingsstunde beginnen will. Für die Rundenvorbereitung erscheint Letzteres allerdings nur dann von Bedeutung, wenn man innerhalb der nächsten Minuten auf dem ersten Abschlag steht, sonst wird sich das aktualisierte Bewegungsempfinden für den beabsichtigten Schlag schon wieder verflüchtigt haben. E - Einstellung finden Zum Abschluss der Vorbereitung geht es insbesondere um die Feinabstimmung. Der Spieler versucht, sein kurzes Spiel am und auf dem Grün auf die aktuellen Gegebenheiten der anstehenden Runde (Schnelligkeit der Grüns, Witterung) einzustellen. Es geht in erster Linie darum, die nötige Feinkoordination, bei dem das Bewegungsempfinden eine dominante Rolle spielt, für die Länge und die Präzision der angestrebten Ballwege zu entwickeln. Auch hierbei sollte man vielleicht systematisch vorgehen, um den unterschiedlichen Aspekten Aufmerksamkeit zu schenken. Dem Spielablauf gemäß kann man mit dem Chip beginnen, um sich danach mit dem Putter einzuspielen. Dabei sind die Punkte, die zu beachten sind, fast identisch.
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• Legen Sie zunächst den Schwerpunkt auf die Länge Ihrer Chips und Putts, bis das beabsichtigte Ergebnis erreicht wird. • Variieren Sie nun Länge und Ziele der aufeinanderfolgenden Schläge. • Chippen und Putten Sie erst, nachdem Sie auch auf dem Übungsgrün Ihre entsprechende Routine (Lesen des Grüns, Festlegen der Chip- bzw. Puttlinie, Einnehmen der Spielposition, Fassen und Ausrichten des Schlägers bzw. Putters, Probeschwünge) absolviert haben. • Reaktivieren und verinnerlichen Sie das Chip- bzw. Puttgefühl nach jedem gelungenen Versuch.
Was sonst noch zur gewissenhaften Vorbereitung auf ein Turnier gehört In vieler Hinsicht können sich weniger erfahrene Spieler die eine oder andere Unsicherheit zu Beginn eines Wettspiels ersparen, wenn sie sich im Vorfeld über das, was vorab zu erfahren ist, auch wirklich informieren. Darum beachten Sie die folgenden Hinweise, um überflüssige Nervenbelastungen zu vermeiden. • Achten Sie schon bei der Anmeldung für ein Turnier auf den Wettspielmodus und die Vorgabenbegrenzung, beides finden Sie auf der Ausschreibung, die in der Regel zusammen mit der Meldeliste am Schwarzen Brett aushängt. • Informieren Sie sich, wann Sie starten. Die Startzeiten werden von der Turnierleitung nach Abschluss der Meldefrist festgelegt und auf der Startliste bekannt gegeben. Diese wird am Vortag eines Turniers an der Informationstafel des Clubs ausgehängt. Sie können Ihre Startzeit aber auch im Internet (Hierzu benötigen Sie i. d. R. ein Password, das Ihnen Ihr Spielführer gern mitteilt.) oder durch einen Anruf im Sekretariat erfahren. • Neben Ihrer Startzeit können Sie auch schon erfahren, wer mit Ihnen in einem Flight spielen wird. Vielleicht kennen Sie Ihre Mitspieler ja schon und brauchen sich keine Gedanken zu machen, ob Sie mit ihnen harmonieren. • Achten Sie darauf, dass Sie vor einem Turnier in Ruhe frühstücken. Zu viel Kaffee wird nicht zur Nervenberuhigung beitragen. Wenn Sie später starten, legen Sie noch eine Mahlzeit ein, damit Ihre Energiedepots auch wirklich gefüllt sind. • Kalkulieren Sie vor Ihrem Start genügend Zeit ein, den Platz früh genug zu erreichen, die nötigen Vorbereitungen zu treffen und um
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sich gewissenhaft aufzuwärmen und einzuschlagen. Erfahrungsgemäß benötigt man dafür ca. eine Stunde. Bevor Sie auf die Drivingrange gehen, sollten Sie sich dort melden, wo die Startgebühren entrichtet und die Scorekarten ausgegeben werden. Überprüfen Sie Ihre Scorekarte, ob die darauf befindlichen Angaben richtig sind, und lassen Sie sie gegebenenfalls direkt korrigieren. Überprüfen und ergänzen Sie spätestens jetzt Ihre Ausrüstung (Münzen für den Ballautomaten, Bleistift, Pitchgabel, Ballmarker, Bälle, Tees, Nahrung, Getränke und die anderen Dinge für den persönlichen Bedarf). Bereiten Sie sich dann, wie oben vorgeschlagen, auf dem Übungsgelände physisch und psychisch gezielt vor. Denken Sie daran, dass Sie vorher nicht auf dem Platz üben dürfen. Lassen Sie sich zwischen Ihrer Vorbereitung und dem Start genügend Zeit, um ohne Hast zum Tee 1 zu gehen, Ihre Flightpartner zu begrüßen und sich dann innerlich auf den ersten Abschlag der Runde einzustellen. Die Konzentration auf das Spiel sollte man auf jeden Fall vor dem ersten Schlag aufbauen. Bevor Sie abschlagen, tauschen Sie die Scorekarten aus. Abgeschlagen wird in der Reihenfolge, die die Startliste vorsieht. Auf einer Runde mit Golffreunden können Sie die Reihenfolge am ersten Abschlag untereinander regeln.
Wenn Sie sich an diese Punkte halten, werden Sie den Kopf freihaben, ohne sich mit der Unsicherheit zu belasten, ob Sie auch alles richtig machen. Gehen Sie mit Selbstvertrauen und Optimismus los! Lassen Sie sich nicht von möglichen Misserfolgen beeindrucken.
Information vor einem Kanonenstart: Dabei starten alle Flights gleichzeitig an verschiedenen Bahnen. Diese Startmöglichkeit wird vielfach dann bevorzugt, wenn alle Spieler möglichst zeitgleich ihre Runde beenden sollen.
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19.04.2007
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Golf ist eine Sache des Kopfes Bahn 5 Sinnvolle Ernährung für erfolgreiches Golfspielen Essen und Trinken halten Leib und Seele zusammen Bogey-Fritz hat es wieder einmal geschafft, nicht mehr als fünf Minuten zu spät zum verabredeten Abschlag zu erscheinen, weil ihm seine liebevolle Gattin wieder einmal den kleinen Beutel mit den Apfelstückchen zum Auto nachbringen musste, den er gedankenlos auf dem Küchentisch hatte liegen lassen. Dabei hatte sie ihm noch einige kleine Aufträge erteilt, die er bitte schön nach dem Golfspiel erledigen sollte. Was alles in allem schon eine Viertelstunde in Anspruch genommen hatte. Womit sein spätes Erscheinen zwar nicht zu entschuldigen, aber immerhin erklärlich war. Von der Anfahrt etwas genervt und weil natürlich ein Einschlagen auf der Drivingrange wieder einmal nicht möglich war, hatte Bogey-Fritz seinen Abschlag versaut. Und weil nicht klar war, ob der Ball nun im Aus, im Wasser oder im Gelände verloren war, hatte er den obligatorischen Mulligan in Anspruch genommen. Der erste Abschlag seiner beiden ständigen Begleiter auf den fast täglichen Runden war allerdings auch nicht gerade überwältigend, was ihren Glauben an die eigenen sportlichen Fähigkeiten aber keineswegs erschüttern konnte. An dieser Stelle jedoch sind weniger ihr Wissen und ihr Können in dieser Sportart gefragt, denn auf einem anderen Gebiet erweisen sie sich als unschlagbar. Im Blick auf Essen und Trinken nämlich macht ihnen keiner etwas vor, was zumindest bei den Herren der Schöpfung schon an der Figur ablesbar ist. Als Grund für die äquatorialen Körperwölbungen, die individuell durchaus unterschiedliche Formen annehmen, könnten insbesondere die Inhalte ihrer
Zur Erntezeit wird man auf vielen Plätzen gut versorgt.
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schier unergründlichen Golftaschen herhalten, die gleichermaßen als Beleg für die feinschmeckerische Kompetenz anzuführen sind. Denn verborgen unter den fürs Golfen unverzichtbaren Utensilien wie Tees, Bällen, Handschuhen in der Qualität zwischen unbrauchbar bis neu, Baseball- wie Strickmützen, Pflastern, Kopfschmerztabletten, Herztropfen und manchem eher nutzlosen Kram, der eigentlich schon lange entsorgt sein sollte, findet sich vieles, was auf der Runde dem leiblichen Genuss Nahrung geben und bei eventuellen, unerwarteten Fehlschlägen Trost spenden soll. So lässt sich fast alles aus der Vielzahl der Seitentaschen und Zusatzbeutel hervorzaubern, das aufkommenden Hunger stillen und helfen soll, eine golferische Schwächephase zu überwinden, die ja jeden einmal trifft. Zwischen profanen Müsliriegeln eines Discounters und der einen oder anderen bräunlich wirkenden Banane findet Perlen-Penelope, die weibliche Schönheit des Trios, wenn ihr danach ist, eine kleine Sammlung von Fläschchen erlesener Cognacs, die von dem einen oder anderen Sponsor als Startpräsent beim Damennachmittag verschenkt wurden oder sonst wie den Weg in ihre Tasche gefunden haben. Bogey-Fritz schwört auf schon mundgerecht vorbereitete Äpfel, geschält und geviertelt, allerdings vor allem zum Schluss der Runde immer schon etwas braun eingefärbt, die nach Ansicht seiner fürsorglichen Gattin verhindern sollen, dass sein Spiel durch ihn überfallenden Hunger gestört wird. Ihm persönlich sind aber die kleinen Mettwürstchen lieber, die er sich täglich im Vorbeifahren beim Metzger besorgt. In einer seiner Seitentaschen findet sich gewöhnlich sogar eine Flasche Apfelschorle, mit der er jedoch sparsam umgeht, weil er sich den Durst auf das wohlverdiente Alster am 19. Loch nicht verderben möchte, wie er gern betont.
Das hebt man sich besser für nachher auf!
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Kanonen-Karl dagegen ist regelmäßig mit 1-2 Stückchen Kuchen versehen – natürlich ohne Sahne, weil sonst möglicherweise sein Pullover verschmiert werden könnte, der in der gleichen Seitentasche wie der Kuchen Platz findet. Diese süßen Happen packt er vor dem Abschlag an Bahn 9 aus und
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isst mit Genuss, wovon ihn auch ungeduldige Flights, die ihnen mitunter folgen, nicht abhalten können. Während des Spiels möchte KaKa auch nicht auf seinen Kaffee verzichten, den er in einer Thermosflasche mitführt. Davon kann er seinen Mitspielern unterwegs gefahrlos einen Schluck anbieten, weil ihnen die Bitterkeit des starken Gebräus einerseits geschmacklich wenig zusagt und sie andererseits ablehnen, weil sie fürchten, dass ihr Nervenkostüm noch ärger in Mitleidenschaft gezogen wird, als durch den Stress, beim Zocken den einen oder anderen Euro zu verlieren. Ausgerüstet mit einem Vorrat an Nahrung für Leib und Seele, machen sich unsere Freunde gemächlich auf den Weg, den Widrigkeiten des Spiels zu trotzen und ihre unvermeidlichen Erfolgserlebnisse gelassen hinzunehmen. Lassen wir die Drei also ziehen und befassen wir uns mit dem Thema „Ernährung“ auf der Grundlage alltäglicher Erfahrungen beim Spielen und aus biologisch-medizinischer Sicht.
Heimliche Wirkungen von Essen und Trinken Wieso freuen sich eigentlich alle, wenn der Turniertag mit einem Frühstück beginnt? Warum gefällt es uns so gut, wenn wir während der Runde verpflegt werden? Welche Gründe gibt es, dass Getränke, die zum Mitnehmen angeboten werden, großen Zuspruch finden? Offensichtlich besteht ein enger Zusammenhang zwischen unserer Ernährung und unserem Spiel, dessen wir alle uns aber nicht immer bewusst sind. Essen und Trinken halten Leib und Seele zusammen. Fraglos steigert das gemeinsame Frühstück und oft auch der kleine Imbiss auf der Runde das Wohlbefinden der Spieler und jeder erhofft sich dadurch einen besseren Score. Darum könnten diejenigen, die erfahrungsgemäß damit Probleme haben, sich bei Turnieren auf neue Mitspieler einzustellen, schon im Vorfeld einiges tun. Es muss ja nicht immer das gemeinsame Frühstück sein. Es gibt andere Chancen: Nehmen Sie im Vorfeld des Turniers Kontakt zu Ihrem unbekannten Mitspieler auf. Manchmal – wenn die Startliste früh genug fertig ist – könnten Sie vielleicht am Vortag noch gemeinsam ein paar Löcher gehen. Der gemeinsame Drink danach kann die unnötigen Ängste weiter minimieren. Auf jeden Fall empfiehlt es sich für jeden,
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dessen Unsicherheit vermeintlich durch seine unbekannten Mitspieler – sei es, dass diese beispielsweise über eine wesentlich niedrigere Stammvorgabe verfügen oder über andere beunruhigende Charakteristika – hervorgerufen werden, spätestens kurz vor der Runde auf diese Mitspieler zuzugehen und im Rahmen eines, wenn auch belanglosen Gesprächs zumindest die ersten Barrieren abzubauen. Mitunter kann man die Flightpartner im Vorfeld eines Turniers natürlich auch durch eine nette Geste überraschen, wie man mitunter beobachten kann. Hier sind dem Einfallsreichtum keine Grenzen gesetzt. Eine Praline, ein Glückskäfer aus Schokolade oder irgendetwas Lustiges, was das erste Eis brechen kann. Selbst kleine Leckereien können den ersten Turnierstress mindern
Ernährung und körperliche Aktivität Lassen wir hier zunächst einmal dahingestellt, ob Süßigkeiten empfehlenswert sind und eine positive Wirkung beim Golfspielen haben. Alle wissen, dass die Ernährung eine überaus wichtige Rolle für unsere Gesundheit spielt. Täglich kann man vielfältig erleben, wie viel Aufwand Menschen treiben, um gerade diesen Lebensbereich zu optimieren. Aber auch sportliche Leistungen sind in besonderem Maße abhängig von einer richtigen Ernährung. Allerdings gibt es wohl nur wenige Golfspieler, es sein denn unter den Spitzenspielern, die ihre Ernährung auf ihr sportliches Handeln einstellen. Doch beginnen wir damit, zunächst die biologischen Fakten zusammenzutragen. Grundsätzlich gibt es aus chemischer Perspektive nur drei verschiedene Gruppen von Nährstoffen, die Menschen mit ihrer Nahrung aufnehmen: Nährstoffe
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Wünschenswerter Anteil an einer gesunden Ernährung
Kohlenhydrate
60 %
Fette
25 %
Eiweiße
15 %
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Die Kohlenhydrate sind also die Hauptenergiequelle und für sportliche Leistungen von größter Bedeutung, weil der größte Anteil des Energiebedarfs für die Muskelarbeit über die Verbrennung von Kohlenhydraten bereitgestellt wird. Zu einer vollwertigen Nahrung gehört darüber hinaus die Aufnahme von fettlöslichen und wasserlöslichen Vitaminen, die normalerweise nur in geringer Menge benötigt werden, aber für die Gesundheit unverzichtbar sind. Vor allem müssen durch Essen und Trinken die permanenten Salz- und Wasserverluste ausgeglichen werden. In diesem Zusammenhang sollte man sich bewusst machen, dass der normale Wasserbedarf eines Menschen von ca. 80 kg Körpergewicht 2 Liter pro Tag ausmacht, der normalerweise aus der Aufnahme von Festnahrung (50 %), durch bei der Verbrennung von Kohlenhydraten entstehendes Oxidationswasser (15 %) und durch eine minimale Trinkmenge an Flüssigkeit (35 %) gedeckt wird. Es ist allerdings leicht einzusehen, dass die größeren Wasserverluste bei körperlicher Belastung und auch in Abhängigkeit von den klimatischen Bedingungen zur Erhaltung der Gesundheit und der Leistungsfähigkeit durch zusätzliche Flüssigkeitszufuhr ausgeglichen werden müssen. Da der Körper ein Wasserdefizit von ungefähr 2 Litern toleriert, ohne dass man Durst empfindet, sollte man auch beim Golfspielen, vor allem bei sommerlichen Temperaturen und in der Höhe, auf eine regelmäßige Flüssigkeitsaufnahme achten. Denn überdurchschnittliche Flüssigkeitsverluste, die nicht ausgeglichen werden, • begünstigen einen Kreislaufkollaps, was angesichts des durchschnittlichen Alters von Golfspielern beachtenswert erscheint. • stören die Wärmeregulation bei körperlicher Belastung, weil diese an eine intakte Schweißproduktion gebunden ist, die einen ausgeglichenen Flüssigkeitshaushalt voraussetzt. Eine wichtige Rolle spielen für eine gesunde Nahrung noch die viel zitierten Mineralien, wie: Natrium, Kalium, Kalzium, Magnesium, Eisen, Zink, Kupfer, Mangan, Kobalt, Phosphat, Chlorid, Jodid und Fluorid, die im Körper in unterschiedlicher Konzentration vorkommen und für die Funktionsfähigkeit unseres Organismus besondere Bedeutung besitzen. Weil der Golfsport keine Spitzenbelastungen, sondern eher Langzeitbelastungen von niedriger bis mittlerer Intensität beinhaltet, wenn man von den wenigen Schlägen absieht, die vollen körperlichen Einsatz fordern,
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wird der normale Amateur- und Freizeitsportler keine besonderen Maßnahmen ergreifen müssen, um seinen Mineralienhaushalt zu regulieren. Die überwiegende Bewegungsform beim Golfspielen ist das Gehen mit einer mittleren Geschwindigkeit von ca. 4 km/h, die im Blick auf den Energiebedarf als die wirtschaftlichste Gehgeschwindigkeit angesehen wird. Der Energieumsatz liegt dabei pro zurückgelegtem Meter bei 0,2 kJ und pro Minute bei nur 13 kJ. Schon beim leichten Bergaufgehen (ca. 5 % Steigung) verdoppelt sich bei gleicher Geschwindigkeit der Energieverbrauch. Einen ähnlichen Steigerungseffekt erzielt man durch das Tragen einer Golftasche (Verdoppelung bei einer Last von 30 kg). Natürlich erhöht sich der Energieumsatz auch bei höherer Gehgeschwindigkeit (vgl. de Marées, S.473). Der Gesamtenergiebedarf für eine Golfrunde, den man zwischen 1.500 und 2.000 kJ ansiedeln kann, hängt also stark ab von • der Beschaffenheit des Platzes, auf dem man spielt, • ob man mit einem Elektrotrolley, mit einem normalen Trolley, den man zieht bzw. schiebt, oder mit der Tasche auf dem Rücken unterwegs ist • und wie schnell man unterwegs ist. Je nach den Bedingungen, unter denen Sie spielen, können Sie leicht Ihren eigenen Energieverbrauch auf der Runde einschätzen. Jedenfalls kann man auf einer Golfrunde alles in allem leicht ein Kilogramm Körpergewicht abarbeiten, wenn man unterwegs keine besonderen Mahlzeiten einlegt, wie beispielsweise das Schlemmerfrühstück oder das Kuchenbuffet nach der halben Runde. Allerdings sind Essen und Trinken in gewissem Umfang notwendig, um die Leistungsfähigkeit zu sichern. Wie einschlägige Studien beweisen, bewirkt eine Golfrunde neben dem Kalorienverbrauch auch, dass Blutdruck und Blutfettwerte gesenkt werden und die Sauerstoffaufnahme bis um das Vierfache erhöht wird (Jeschke, 2006, S.24).
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Die richtige Ernährung auf der Runde Aber was sollte man während des Spielens essen und trinken, um einen positiven Effekt zu erzielen? Ist es egal, was man isst und trinkt, oder gibt es dafür möglicherweise einige Grundregeln, die man kennen sollte, um keine Fehler zu machen, die schließlich zum Leistungsabfall führen? Vernünftiges Essen und Trinken bringt Leistung! Golf bedeutet körperliche, geistige und emotionale Belastung. Eine These, die man Golfspielern nicht erst erklären oder beweisen muss. Beim Spielen wechseln Phasen intensiver Anspannung und schnellkräftiger Bewegung mit Phasen geringer körperlicher Belastung und Entspannungsphasen, obwohl bei dem einen oder anderen nach einem Fehlschlag Stress angesagt ist. Zwischen drei und fünf Stunden muss ein Golfspieler unterschiedlichen Anforderungen gerecht werden. Dafür müssen dem Organismus jederzeit der richtige Brennstoff sowie die notwendigen Vitamine und Mineralien zur Verfügung stehen. Wie kann man sich also sinnvoll ernähren?
Trinken beim Spielen Beginnen wir mit dem wichtigsten Bereich, dem Trinken. Die meisten Freizeitsportler, und dazu gehört die überwiegende Anzahl an Golfspielern, trinken zu wenig! Zwar ist ein Liter Bier auch ein Liter Flüssigkeit, aber jedes Kind weiß, dass der darin enthaltene Alkohol weder die Bewegungsqualität noch die Konzentration steigert. Darum wäre es wenig sinnvoll, Bier auf die Runde mitzunehmen.
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Als Faustregel könnte man sagen: Trinken Sie auf jeweils drei Bahnen ca. 1/4 Liter. Das bedeutet für die ganze Runde eine große Flasche Wasser (ca. 1-1,5 Liter). Aber Flüssigkeit hat für die Spielfähigkeit eine große Bedeutung, denn unser Gehirn, die Steuerungszentrale allen Handelns, Denkens und Fühlens, besteht zu über 70 % aus Wasser. Wasser verdunstet, wie gesagt, einerseits recht schnell und wird andererseits ausgeschieden. Wer viel schwitzt, scheidet jedoch mehr aus, und es ist jedem klar, dass man bei höheren Temperaturen mehr Durst hat und mehr trinken sollte. Mit jedem Liter Schweiß werden bis zu 3.000 mg Kochsalz, 1.200 mg
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Natrium, 10 Mikrogramm Jod und andere Mineralien wie z. B. Kalzium und Magnesium, ausgeschieden, die in der Muskulatur für eine koordinierte Bewegung wie den Golfschwung besonders große Bedeutung haben! Ein Golfspieler verliert zwar nicht so viel Flüssigkeit wie beispielsweise ein Langstreckenläufer oder Fußballspieler, aber auch bei ihm muss der Wasserverlust frühzeitig wieder ausgeglichen werden, um die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit zu erhalten. Mineralwasser, ob mit oder ohne Kohlensäure, eventuell mit Apfelsaft gemischt, ist dazu gut geeignet. Man sollte schon trinken, bevor sich Durst einstellt, also ruhig schon zu Beginn der Runde. Vor allem alle, die sich mit Kreislaufproblemen herumschlagen, sollten den auf der Runde eintretenden Wasserverlust ausgleichen, um böse Folgen zu vermeiden. Der Mineralienverlust kann während und nach der Runde z. B. durch Apfelschorle (1:1) leicht ausgeglichen werden. Dass Coca-Cola® wegen des hohen Zuckergehalts nur bedingt geeignet ist, wird weiter unten deutlich. Auf spezielle Sportlergetränke sind Golfspieler nicht angewiesen.
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Essen auf der Runde Selbstverständlich empfiehlt es sich, auch dem Hunger vorzubeugen. Kondition, die man beim Golfspielen benötigt, und die nötige Energiegewinnung stehen in einem sehr engen Zusammenhang, denn unser Organismus gewinnt die für die Ausdauer, Schnellkraft und Konzentration notwendige Energie aus der Verbrennung von Nährstoffen. In jedem Muskel des Körpers und in der Leber gibt es Energiespeicher in Form von Kohlenhydratdepots. Sind diese Speicher gefüllt, können sie während der Runde die Energieversorgung sichern. Also, essen Sie etwa eine Stunde vorher noch etwas. Allerdings sind die Energiespeicher, die unser Körper in weiser Voraussicht anlegt, nach ungefähr drei Stunden so gut wie verbraucht. Ohne Brennstoff läuft unser Motor dann eben nur noch stotternd. Mit zunehmender Leerung der Energiespeicher in der Leber sinkt unser Blutzuckerspiegel. Als Folge davon wird das Gehirn, die Schaltzentrale für ein gutes Spiel, nicht mehr mit genügend Glukose versorgt, die es für die vielseitige Belastung dringend benötigt. Das führt schließlich zu fortschreitendem Konzentrationsverlust, einer Beeinträchtigung der Bewegungskoordination und gleichzeitig gehen die Motivation und die Stimmungslage zum Teufel. Hier helfen nur eine Banane, ein Apfel bzw. anderes Obst oder ein Vollkornbrötchen mit wohlschmeckendem Käse.
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Es ist nichts dagegen einzuwenden, dazu eine süße Kleinigkeit zu naschen bzw. eine Cola, die viel Zucker enthält, zu trinken. Aber es wäre fatal, einen zu hohen Zuckeranteil zu verzehren – beispielsweise nur Cola, eine Handvoll Pralinen, eine Tafel Schokolade oder andere Süßigkeiten. Süßes erhöht nur kurzfristig die Leistungsfähigkeit und führt ziemlich rasch zu einem verstärkten Leistungsabfall. Zwar würde der Blutzuckerspiegel kurzfristig hochschnellen, aber dann noch schneller absinken, und zwar noch tiefer als sein Ausgangsniveau vorher war. Und was dann folgt, kann man leicht voraussagen. Mit der guten Stimmung geht auch der gute Score den Bach runter. Bitte bedienen Sie sich! Wollen Sie Ihr Handicap verbessern, dann ernähren Sie sich sinnvoll, indem Sie vor der Runde schon etwas essen und das Richtige einpacken, z. B.: • Joghurt mit Haferflocken. (Aber das essen Sie vielleicht lieber vorher zum Frühstück, weil die Golftasche so schön versaut wird, wenn der Joghurtbecher kaputtgeht.) • Ein Brötchen, eine Scheibe Vollkornbrot oder ein Knäckebrot mit Käse • und/oder Obst. Damit sind Sie auf der sicheren Seite und werden nicht auf dem Hungerast landen.
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Bahn 6 Drogen beim Golfen - natürlich (k)ein Thema für uns! Ein fast harmloses Geplänkel! Schwungvoll und gut gelaunt lenkt Perlen-Penelope ihren Trolley aus der Scheune, blinzelt aus den kosmetisch etwas zu stark betonten Augen in die noch tief stehende Morgensonne und sieht, wie sich ihr Golfkumpan Kanonen-Karl auf der Bank unter der Kastanie breitgemacht hat, um genüsslich seinen mitgebrachten Kaffee zu schlürfen. „Na, Doping?“, fragt sie etwas ironisch. „Ist gestern Abend wohl wieder etwas spät gewesen für dein Alter? – Musst dich wohl aufputschen?“ „Doping, so 'n Blödsinn. Ist für Golfer doch sowieso kein Thema! Und dann auch noch mit Kaffee“, brummt KaKa, der offensichtlich nicht gut drauf ist und den Flachs ernster nimmt, als er gemeint ist. Gerade quält sich Bogey-Fritz aus seinem Auto und hat die letzten Sätze mitgekriegt. „Recht hat er“, mischt er sich ein, indem er für seinen Geschlechtsgenossen Partei ergreift. „Wir sind doch keine Radfahrer. Was könnte Doping schon beim Golfen nützen?“ „Was ist eigentlich Doping?“, fragt PP ziemlich naiv, lässt ihre Perlenkette mit einem gekonnten Stoß um ihren Hals rotieren und wendet sich – wenn man genau hinhört – etwas hinterhältig an Kanonen-Karl. „Du bist doch so ein erfahrener und informierter Sportler.“ Aber sie hat Pech mit dieser eher provozierenden Frage. KaKa hat gar keine Lust, sich weiter ihrer spürbaren Hinterhältigkeit auszusetzen, und brummt kaum verständlich vor sich hin: „Der kleine Schluck aus der Pulle, den du dir in der Scheune und an Abschlag 10 gönnst.“ „Hört auf zu zanken, lasst uns lieber losgehen“, will Bogey-Fritz, der inzwischen seine Golfausrüstung aus dem Kofferraum gewuchtet hat, das Thema schnell zu den Akten legen, weil er spürt, dass das bisher harmlose Geplänkel leicht entgleisen könnte. „Alles Wichtigtuer, die Golfer mit Doping in Verbindung bringen wollen“, schiebt KaKa nach, nimmt noch einen letzten kräftigen Schluck, bevor er den Rest Kaffee ziemlich ignorant an die Kastanie kippt, und sagt, schon im Aufstehen begriffen: „Gehen wir lieber.“ Spielen ist eine Droge! Mit der ihr angeborenen Grazie setzt PP ihren Elektrotrolley in Gang und stolziert los. Sie kann es sich aber nicht verkneifen. Mit dem ihr eigenen Widerspruchsgeist, den man letztendlich möglicherweise ihrer geradezu
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Formel für eine wirksame Droge: Natur + Golf
unübersehbaren Weiblichkeit zugute halten könnte, bemerkt sie so nebenbei, dass die Einnahme von Anabolika möglicherweise einen Vorteil verschaffen würde. Denn durch eine gut entwickelte Muskulatur könne man ganz ohne Frage die Schwungdynamik steigern. „Ach was, mehr Muskeln bringen noch lange keine besseren Drives“, entgegnet KaKa von oben herab, jetzt schon etwas gereizt von der, wie ihm scheint, unüberhörbaren Penetranz ihrer Feststellung, und zockelt mit seinem Hackenporsche hinter PP her zum Abschlag. Eigentlich glaubt er, das Thema mit seiner männlichen Autorität damit schon beendet zu haben, aber Bogey-Fritz, der am Abzweig zum erste Abschlag zu ihm aufschließt, ist ins Grübeln geraten. Manchmal braucht er etwas länger als andere, um die Zusammenhänge eines Problems zu erfassen, aber dafür hinterfragt er die Dinge auch gründlicher als die meisten. Ähnlich hinterhältig wie ihre weibliche Begleitung fordert er seine Mitspieler mit meisterlich gespielter Harmlosigkeit auf: „Lasst uns heute doch mal endlich wieder um das Mittagessen zocken!“ Aus Erfahrung kennt er ganz genau die Reaktionen, die er damit bei den anderen provoziert. Darum geht er jetzt auch viel aufrechter und selbstbewusster als sonst auf ihre Runde, weil er gewöhnlich nicht mehr so genau weiß, wie viele Schläge er auf einer Bahn gemacht hat. Dann schätzt er eben. Und mehr, aber auch nicht weniger als ein Bogey traut er sich in der Regel nicht zu. Keiner der beiden anderen würde ihn deswegen verurteilen, denn er liegt
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Hier sind andere Themen aktuell!
mit seiner Schätzung am Ende meistens nicht mehr als ein oder zwei Schläge unter seinem wirklichen Spielergebnis – allerdings auch sehr selten darüber. Diese Zurückhaltung beruht möglicherweise aber darauf, dass auch sie den leisen Beginn des für die meisten unausweichlichen senilen Gedächtnisschwunds fürchten, dem irgend-
wann mit Sicherheit fast jeder zum Opfer fällt. Nach der Aufforderung zum Zocken laufen die erwarteten Reaktionen ab. KaKa stimmt mit großem Selbstvertrauen zu, weil er sich Hoffnungen auf eine kostenlose Mahlzeit macht. PP willigt ebenfalls ein, bleibt aber sogleich ein paar Schritte zurück, kramt in ihrer unergründlichen Golftasche und fördert ein kleines Fläschchen zutage, aus dem sie sich mehrere Tropfen in den grellroten Mund träufelt. Dabei weiß sie eigentlich selbst nicht so genau, was sie da eigentlich einnimmt. Dieses Mittelchen war ihr irgendwann von einer wohlmeinenden Mitspielerin als „Pharmasonnenbrille“ angeboten und wärmstens empfohlen worden: „Wenn dir deine Nerven wieder mal einen Streich spielen.“ Inzwischen sind die drei in ihrem Freiluftkasino am Herrenabschlag angekommen. KaKa findet zur eigenen Verwunderung in seinem voll gestopften Bag einen nicht mehr so neuen Ball und zwei schon abgenutzte Tees und versucht, sich auf seinen Abschlag zu konzentrieren. Doch jetzt wundert sich Bogey-Fritz ganz arglos und wendet sich zu PP um: „Hast du da etwa ein Beruhigungsmittel genommen? Das sind Medikamente für Kranke. Wusste gar nicht, dass du krank bist?“ Die Dame fühlt sich ertappt und sucht ihr Heil in der Flucht nach vorn: „Komm, alter Fritz. Ganz auf homöopathischer Basis. Ich glaub Baldrian? Mein Schnäpschen gönnt ihr mir ja nicht.“ „Und schon sind wir mitten im Thema Drogen. Ich wollte eigentlich in Ruhe und stressfrei Golf spielen!“, nörgelt KaKa jetzt schon etwas ärgerlich.
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„Hätte ich nicht gedacht?“, sagt scheinheilig Bogey-Fritz. „Doping beim Golfspielen? Für ein stinknormales Zocken!“ „Quatsch! Ist doch kein Doping“, widerspricht Perlen-Penelope mit Nachdruck und lässt wieder ihre Kette um ihren nicht mehr ganz so schlanken Hals sausen. „Golfspielen ist Sport“, konstatiert Bogey-Fritz jetzt mit ebenso großem Nachdruck. „Da sollte es fair zugeh'n, und keiner darf sich unerlaubte Vorteile verschaffen. Nicht beim Besserlegen, nicht beim Droppen und auch sonst nicht. – Denk mal drüber nach!“, wendet er sich wieder mit diesem provokanten Unterton und in unübersehbar, Dominanz beanspruchender Pose an Kanonen-Karl. Der aber steht schon am Abschlag, holt schwungvoll aus und drived seinen Ball mit unnachahmlicher Dynamik und dem unvermeidlichen Slice – ins Aus. Das großzügige Angebot von Bogey-Fritz, einen Mulligan zu spielen, nimmt er mit weltmännischer Nonchalance erleichtert an. Nachdem dieser seinen Ball knapp hinterm Damenabschlag platziert hat, schlägt KaKa seinen zweiten Ball, der in etwa seinen Ansprüchen genügt, was man am Grad der Lässigkeit, mit der er sein Tee aufsammelt, leicht erkennen kann. Und als PP ihren Abschlag nach links verzieht, der Ball aber vom Baum auf die Bahn zurückprallt, sind alle drei schon gefangen von der kleinen weißen Kugel und den unvermeidbaren Missgeschicken, die während der Runde auf sie warten. Sie sehen wieder, dass es allen gleich geht, und die Welt ist in bester Ordnung. Drogen sind kein Thema mehr.
Drogen und Golfspielen Wer im Sport mit allen Mitteln gewinnen will, kann schnell die Grenzen der Fairness, aber auch die der eigenen Gesundheit überschreiten. Der Griff zu unerlaubten bzw. gesundheitsgefährdenden Mitteln ist nicht allein ein Problem des Profisports, auch im Amateur- und Freizeitsportbereich kommen körperliche Manipulationen vor. Fraglos taucht dieses Problem auf unterschiedliche Weise in allen Sportarten auf. Im normalen Alltag spielen scheinbar harmlose Suchtmittel tagaus tagein für viele eine wichtige Rolle: z. B. Tabak, Alkohol und schmerzhemmende oder stimulierende Medikamente, um nur einige zu nennen. Und gerade dieser alltägliche, oft unreflektierte Gebrauch solcher Mittel ist nicht zuletzt dafür verantwortlich, dass ihre Verwendung zur Leistungssteigerung im Sport immer weniger als unnormal angesehen wird. Man muss nicht gleich an Doping mittels EPO oder Anabolika denken.
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Beunruhigen sollte in diesem Zusammenhang das Ergebnis einer Untersuchung, die nachweist, dass allein die Suggestivkraft vermeintlich leistungssteigernder Placebos zu mehr als 50 % höheren Kraftund Dauerleistungen führte. Ziel für den Einsatz unterschiedlichster Medikamente ist immer wieder der Glaube, auf diese Weise die Leistungsbereitschaft, die Konzentrationsfähigkeit, die Koordinationsund Differenzierungsfähigkeit sowie Lernen und Erinnern oder die allgemeine psychische Stimmung leistungssteigernd zu beeinflussen. Dabei stehen selbstredend nicht alle Mittel, die dabei benutzt werden, auf der Dopingliste und es ist strittig, was erlaubt oder verboten ist. Vielfach gilt die These: Erlaubt ist alles, was nicht verboten ist. Man darf allerdings zweifeln, dass diese Aussage ethisch-moralischen Ansprüchen gerecht wird. Schließlich ist Golf eine Sportart, die ihrer Idee nach einen hohen ethisch-moralischen Anspruch besitzt. Unter diesem Aspekt sollen hier einige der so genannten harmlosen Wundermittel etwas näher betrachtet werden.
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Alkohol Alkohol spielt beim Golfspielen mitunter eine Rolle, weil viele ihn als probates Mittel ansehen, ihr Vorstartfieber oder aufkommende Hemmungen und Ängste vor wie während einer Golfrunde zu dämpfen. Alkohol beruhigt und entspannt allerdings nur auf den ersten Blick. Er betäubt die Nervenzellen und führt eher zu einer künstlichen Ruhestellung. Der Flüssigkeitshaushalt und die körpereigenen Regulierungsmechanismen werden gestört. Da Alkoholgenuss das Reaktionsvermögen und die Bewegungskoordination negativ beeinflusst, kann er nicht zu einer Leistungssteigerung beim Golfspielen führen, denn das sind unverzichtbare Fähigkeiten, auf die sich auf der Runde jeder verlassen muss. Zu großer Alkoholkonsum vor oder während des Spiels kann zu erheblichen Gefährdungen für den Konsumenten hinsichtlich seines Herz-Kreislauf-Systems und bezüglich der Sicherheit, vor allem für andere führen. Alle diejenigen, die keine unliebsamen Wirkungen des Alkohols verspüren, sollten möglicherweise ihren täglichen Umgang damit reflektieren.
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Medikamenteneinnahme Grundsätzlich sollte gelten: Medikamente werden normalerweise verschrieben, um nicht völlig intakte Körperfunktionen zu unterstützen. Ob
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beispielsweise die Angst vor einem Drive auf ein enges Fairway oder vor dem ultimativen Putt als Krankheit anzusehen ist, die medikamentös beeinflusst werden sollte, sei dahingestellt. Letztendlich wird dies jeder für sich selbst entscheiden müssen, ob er es für sportlich fair hält oder nicht. Mitunter müssen negative Nebenwirkungen von Medikamenten in Kauf genommen werden. Bei körperlicher Belastung verstärken sich in der Regel diese Wirkungen, sodass auch beim Golfspielen durchaus Gefährdungen für die Gesundheit auftreten können. Ist man auf Medikamente auf Grund chronischer Krankheit angewiesen, muss der Arzt befragt werden, welche sportliche Belastung noch möglich ist. Medikamente zur sportlichen Leistungssteigerung einzusetzen, auch wenn sie nicht auf der Dopingliste stehen, ist nach unserer Ansicht nicht nur wegen der angesprochenen gesundheitlichen Risiken abzulehnen, sondern widerspricht vor allem dem Gedanken der Fairness.
Allgemeine Informationen zum Thema Doping Für den Begriff Doping findet sich eine Vielzahl an Definitionen, weil jede Organisation damit ihre eigenen Vorstellungen verbindet. Bleiben wir hier bei der Definition des DSB von 1970.
Doping ist der Versuch eines Sportlers, seine Leistungsfähigkeit durch unphysiologische Substanzen zu steigern; kurz gesagt: der Versuch, eine Leistungssteigerung auf medikamentösem Wege zu erreichen.
Verbotene Dopingsubstanzen Der Vollständigkeit halber werden hier die wesentlichen Substanzen aufgeführt, die im Sport allgemein eine Rolle spielen, auch wenn ihre Anwendung beim Golfen keinen Sinn macht. Man unterscheidet fünf verschiedene Substanzgruppen: 1. Weckamine (Amphetamin und Ephedrin), die eine chemische Verwandtschaft zu den körpereigenen Hormonen Adrenalin und Noradrenalin aufweisen und das zentrale Nervensystem stimulieren. Sie werden eingesetzt, um bei Ermüdung die autonom geschützte Reserve verfügbar zu machen, auf die der Mensch nur in Extremsituationen
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(Lebensgefahr, Wutausbruch, Angst) zurückgreifen kann. Weckamine beeinflussen primär die Ausdauerleistungsfähigkeit und sind daher für Golfsportler im Allgemeinen nutzlos. 2. Analeptika und Strychninderivate, die ebenfalls stimulierend auf das zentrale Nervensystem wirken und daher beim Golfen leistungssteigernde Wirkung erwarten lassen. 3. EPO (Erythropoietin®), ein Hormon, das die Bildung der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) steuert. Doping mit EPO wird auch als Blutdoping bezeichnet und spielt insbesondere in Sportarten eine Rolle, in denen die Leistungsfähigkeit durch Kraftausdauer und allgemeine Ausdauer bestimmt wird. Eine Erhöhung der Anzahl roter Blutkörperchen verbessert die Sauerstoffaufnahme. Eine höhere Sauerstoffaufnahmekapazität führt zu einer gesteigerten Ausdauerfähigkeit. 4. Analgetika, Narkotika, schmerzstillende Mittel, die narkotische und z. T. beruhigende Wirkung besitze,n wie z. B. Opiate, Morphin. 5. Anabolika (anabole Steroide), sind synthetisch hergestellte Medikamente, die mit dem Testosteron verwandt sind, die Eiweißsynthese beeinflussen und das Muskelwachstum anregen. In der Medizin werden sie zum Ausgleich eines Eiweißdefizits bei Kranken mit fortschreitendem Muskelschwund sowie bei Tumorpatienten eingesetzt. Beim Doping werden Nie wegen der Leistungssteigerung! diese Substanzen missbraucht, indem Nur der Gesundheit wegen! gesunde Leistungssportler – zunehmend auch Breitensportler im Umfeld von dubiosen Fitnessstudios – in kraftlimitierten Sportarten durch die Einnahme von Anabolika in Verbindung mit Krafttraining ihre Maximalkraft erheblich schneller und stärker steigern als normal. Die sprunghafte Leistungssteigerung am Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre in den kraftund schnellkraftlimitierten Sportarten ist primär auf diese Art des Dopings zurückzuführen.
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Die kurz genannten Gruppen lassen im Allgemeinen für Golfsportler so gut wie keine leistungssteigernden Wirkungen erwarten, sondern beeinflussen die Leistungen eher negativ. Allerdings könnte der eine oder andere versucht sein, sich mit Psychopharmaka zu bedienen. Hier sind es die Tranquilizer (u. a. Valium, Librium und Miltaun), also die Beruhigungsmittel, zu denen zur Linderung von Angst- und Spannungszuständen gegriffen wird. Sie haben stark beruhigende Wirkungen, könnten allerdings auch die Koordination und Differenzierungsfähigkeit stören. Zwar sind sie noch nicht verboten, aber eine regelmäßige Anwendung muss wegen suchtähnlicher Nebenwirkungen überaus kritisch beurteilt werden. Durch diese Mittel sind kaum leistungssteigernde Effekte zu erwarten, aber ein stress- bzw. angstfreies Spielen möglich, bei dem man auf das unverminderte individuelle Leistungsvermögen zurück greifen kann.
Doping beim Golfen Doping ist für Golfspieler absolut kein Thema, werden Sie jetzt, ohne lange nachzudenken, sagen. Was könnte Doping schon einem Golfspieler nützen?
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Den eventuellen Gebrauch all dieser Substanzen wird jeder Freizeitsportler ohnehin weit von sich weisen und jeden für einen Wichtigtuer halten, der Golfspieler auch nur im Entferntesten mit Doping in Verbindung bringen möchte. Aber seien wir nicht zu voreilig mit diesem Urteil. Da gibt es nämlich eine Reihe von Mittelchen, die mitunter ganz unbefangen und wohlgemeint angeboten und empfohlen werden. Die Tranquilizer, die Betablocker beispielsweise, führen zur Beruhigung des vegetativen Nervensystems. Sie
Die führen uns nicht in Versuchung!
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könnten vielleicht dem einen oder anderen helfen, seinen Turnierstress zu überwinden. Aber lassen Sie lieber die Finger davon! Das sind Medikamente, die im Krankheitsfalle nutzen, aber gegen das Wettkampffieber sollte man so etwas nicht nehmen. Daneben gibt es andere, oft gepriesene, leichtere Beruhigungsmittel z. B. auf homöopathischer Basis. Oder irgendwelche anderen angepriesenen Mittelchen, die Ihnen der eine oder andere Arzt bereitwillig verschreibt. Hören Sie genau hin, wenn es mal wieder darum geht, die Nerven in den Griff zu bekommen. Sollte man's möglicherweise doch lieber mit einem kleinen Schnäpschen versuchen? Und schon sind wir mitten im Thema Doping. Hätten Sie das gedacht? Beim Golfspielen? Für ein ganz normales Turnier im Club! Sie werden fragen: „Wem schadet es?“ – Zugegeben: Wahrscheinlich sind all diese Mittelchen, die da so vor und nach den Turnieren gepriesen werden, meistens eher harmlos. Schaden werden sie im Allgemeinen kaum. Ob sie nutzen und den erwarteten Erfolg bringen, sei dahingestellt. Mitunter ist es allerdings gut, sich zu erinnern, dass Golfspielen Sport ist. Und beim Sport gilt das Prinzip der Fairness. Es beinhaltet, dass man sich keine unerlaubten Vorteile verschaffen sollte und alle die gleichen Voraussetzungen und Chancen haben sollten. Jede Anwendung von Medikamenten im Sinne der Dopingdefinition, also zur Leistungssteigerung, ist auch im Golfsport als Verstoß gegen das Fairnessgebot anzusehen. Zu einer sportlichen Leistung gehört, dass man die eigenen Nerven im Griff behält! Was für ein armer Sport, wenn der gewinnt, der die bessere Apotheke hat und zu Manipulation und Selbstbetrug greift. Für den Golfsport besitzen Ehrlichkeit und Fairness einen hohen Stellenwert! Golf ist nämlich ein Spiel, in dem man sich selbst erprobt. Dabei spielen nicht nur die eigenen technischen Fertigkeiten eine Rolle, mit dem Schläger und dem Ball erfolgreich umzugehen, sondern gleichermaßen auch die charakterlichen Eigenschaften, sich selbst und anderen gegenüber ehrlich und fair zu sein.
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Bahn 7 Über klare und erreichbare Zielsetzungen zur akzeptablen Leistung Jeder spielt sein Spiel Wenn man unsere drei Freunde so über die Bahn 5 laufen sieht, kommt man schon leicht ins Grübeln. Vorneweg Kanonen-Karl mit festem Schritt und sicherem Auge für seinen Ball, den er allerdings gar nicht sehen kann, weil dieser mit dem unvermeidlicher Slice den Weg nach rechts ins Rough gewählt hat. Aber KaKa lässt seine Landestelle nicht aus den Augen und hält Kurs auf der Linie des Abschlags und dem Busch hinter dem Punkt, wo sein Ball gelandet ist. Eigentlich hatte er etwas ganz anderes geplant. Sein Ball sollte 40 m vor dem Grün ausrollen. Noch ein kurzer Pitch aus dieser Entfernung auf das Grün, dann hätte er mit einem guten Putt das Birdie, mit zwei weniger guten Putts das Par spielen können. Jetzt ist seine ganze Strategie über den Haufen geworfen, weshalb er auch innerlich einige Flüche loswerden muss. Seinen Ärger kann man nur aus seiner etwas aggressiver erscheinenden Haltung und den einen Tick abrupteren Schritten ablesen. Aber je näher er seinem Ball kommt, desto mehr normalisiert sich sein äußeres Bild und innerlich scheint er schon wieder Das Ziel! mit der weiteren Strategie seines Spiels befasst. Als er am Ball steht, vergisst er die Welt um sich herum und ist nur noch damit beschäftigt, mit welchem Eisen und wie der Ball aus der schwierigen Lage möglichst nah zur Fahne platziert werden kann. Schon lange ist ihm klar geworden, dass man für sein Spiel Strategien benötigt, die aber immer wieder auf die aktuellen Gegebenheiten abzustimmen sind.
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Gesetz der späten Erkenntnis: „Die beste Möglichkeit, ein Loch zu spielen, wird dann deutlich, wenn alles vorbei ist.“ aus: Murphys Golfgesetze, 1989, S.22
Hinter ihm warten seine Gefährten geduldig darauf, was er entscheidet. PerlenPenelope lässt zwar lautlos, dafür aber umso emsiger ihre Kette kreisen. Sie hat schon einen Schlag mehr gemacht, was sie nicht weiter tragisch findet, denn sie beschäftigt momentan viel intensiver, ob sie beim Verlassen des Hauses auch die Herdplatte abgestellt hat. Immer wieder versucht sie sich zu erinnern, muss aber einsehen, dass es ihr nicht gelingt. Darum beschließt sie auf Grund ihrer bisherigen Erfahrungen mit solchen Vorkommnissen, einfach abzuwarten, bis sie nach Hause kommt, weil jetzt ohnehin alles zu spät wäre. Nachdem Kanonen-Karls Ball das Grün erreicht hat, stolziert sie in Richtung ihres eigenen Balls mit der vagen Hoffnung, dass sie ihn mit dem nächsten Schlag treffen wird, und mit der festen Absicht, abzuwarten, wo er landet. Sie nimmt ihr Eisen 7 zur Hand, das zwar etwas überdimensioniert erscheint für den Schlag, der nötig wäre, den Ball aufs Grün zu befördern, aber bei einem schlechten Schlag immerhin die Möglichkeit offenlässt, dass er an die Fahne rollt. Über das Ergebnis ihrer Bemühungen schweigen wir hier lieber. Aber ihr kommt es auch nicht so sehr darauf an, möglichst wenige Schläge zu benötigen, als vielmehr darauf, von allen vorbeiziehenden Spielerinnen und Spielern gesehen zu werden und eine gute Figur abzugeben. Aber natürlich ärgert auch sie sich über Fehler und freut sich über die kleinen Erfolge.
Auf dem Weg zum Ziel
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KaKa ist das genau so wohlbekannt wie Fritz, der die Bahn spielt wie immer. Mit seinem
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zweiten Schlag hat er den Ball in Grünnähe befördert und plant noch einen Chip und zwei Putts ein. Er ist sich sicher, dass er sein Bogey spielen wird und mit der sicheren Einschätzung der eigenen golferischen Möglichkeiten spielt er die Bahn zu Ende. Den kleinen Hacker beim ersten Chipversuch streicht er ganz schnell aus seinem Bewusstsein, spielt eine sechs an diesem Par-4-Loch und gibt, nachdem er eingeputtet und seinen Ball mit dem Saugnapf aus dem Loch gezogen hat, mit voller Überzeugung an: Fünf!, damit KaKa die Scorekarte fortschreiben kann, die am Schluss als Dokument herhalten wird, wer nun den Kaffee bezahlen muss. PP überlässt es Karl, was er als Kavalier für sie aufschreibt, weil sie dabei gewöhnlich besser wegkommt, als wenn sie selbst zählen würde. Unverdrossen setzen die Drei ihre Runde fort, und wir, die wir sie beobachten, können sehen: Sie bilden eine friedliche und mitunter gesprächsfreudige Gruppe. Alle Drei spielen Golf und scheinen gleichzeitig dennoch nicht das gleiche Spiel zu spielen, aber sie spielen mit der gleichen Leidenschaft.
Ziele finden Alle wissen aus Erfahrung, dass man sich vorher überlegen muss, wohin Zielstrebiges Üben man will, wenn man ein bestimmtes Ziel erreichen möchte. Niemand ist so ein Trottel, dass er z. B. planlos in öffentliche Verkehrsmittel einsteigt und immer da ankommt, wo er gar nicht hin wollte. Egal, welcher Sportart man sich widmet. Man muss sich selbst darüber klar werden, warum und wozu man sie eigentlich ausüben möchte. In kaum einer anderen Sportart ist es so wichtig wie beim Golfen, sich seiner eigenen Motive und Ziele bewusst zu werden. Jeder wird sich die Frage stellen, ob es für ihn wichtig ist, in den sportlichen Wettkämpfen der Beste zu sein. Unsere auf Leistung ausgerichtete Gesellschaft, geprägt durch die Präsentation des Spitzensports
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unserer Massenmedien, scheint nichts anderes zu gestatten, als den Erfolg und den Sieg über andere zum alleinigen Ziel des sportlichen Handelns zu erheben. Schon die Gladiatoren im alten Rom kämpften nach diesem Prinzip, aber dort ging es ums Überleben. Und vor allem die Kampfsportarten, in denen das Gegeneinander durch die zu Grunde liegende Idee vorgegeben ist, lassen kaum andere Möglichkeiten. Aber auch in vielen anderen Sportarten scheint es heute unvorstellbar, dass man mit Handicap spielen, laufen oder sonst was tun könnte, obwohl dies z. B. im Tennis noch bis zur Jahrhundertwende Brauch war und auch in anderen Sportarten möglich ist, wenn sich unterschiedlich starke Sportler miteinander vergleichen wollen. Im Pferderennsport bedeutet das Handicap noch heute, dass der vermeintlich Stärkere entweder mehr Gewicht schleppen oder eine längere Strecke zurücklegen muss. Im Golfspiel hat sich dieser Gedanken im Amateurbereich bis heute gehalten. Die Gründe dafür sind einleuchtend. Man möchte die Vergleichbarkeit aller untereinander erhalten. Darin liegt auch ein gutes Stück Geselligkeit, Kameradschaftlichkeit, Gemeinsamkeit. Mit einem modernen Begriff gesagt: Es geht schlicht um soziale Werte, wenn man das Miteinander für so wichtig erachtet, dass der absolute Vergleich relativiert wird. Damit ist allerdings auch die Idee gestärkt, dass es in erster Linie nicht um den Sieg geht, sondern um den Wettkampf selbst, um das Spiel und um das zielstrebige Bemühen mit all seinen Höhen und Tiefen. Nicht der Sieg allein ist dabei entscheidend, sondern auch der Weg, den man einschlägt, der Prozess, den man in dieser Richtung durchmacht. Wenn man darin das Ziel des Golfspiels und auch des eigenen Spielens sucht, wird man sich die oben gestellte Frage anders beantworten. Mit den Antworten auf solche Fragen findet man sicher auch den Schlüssel dafür, ob, bei wem und wie oft man trainieren möchte – nicht muss! Was Menschen beim Golfspielen tun, ist fast immer das Gleiche. Die Freiheit liegt hauptsächlich darin, warum, wo und wann sie spielen. Natürlich wird jeder immer eine gute Leistung abliefern wollen. Es kommt aber nicht unbedingt darauf an, der Beste zu sein. Eine zu starke Orientierung am Sieg und am Erfolg wird oft zu Enttäuschungen und Frustrationen führen und einem das Spiel auf die Dauer verleiden.
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Ziel muss es sein, im Spiel das Beste zu geben. Man sollte sich immer wieder vornehmen, die Runde so gut zu spielen, wie man es unter den jeweils gegebenen Bedingungen vermag. Ob im Wettspiel oder auf der Übungsrunde, jeder spielt zuerst gegen sich selbst. Nur so wird man auf Dauer Zufriedenheit und Spaß an diesem Sport finden und erhalten.
Leistung und Leistungsvergleich Sport und Leistung sind untrennbar miteinander verbunden. Wenn man nämlich die Leistung als das Ergebnis von Anstrengung oder als das Überwinden von Schwierigkeiten versteht, kann es Sport ohne Leistung nicht geben. Sport ist also immer auch der Leistung verpflichtet, unabhängig davon, ob sie nach vorgegebenen oder nach selbst gesetzten Kriterien beurteilt wird. Eine sportliche Leistung kann man also aus sehr unterschiedlichen Perspektiven betrachten. Daher geht es letztendlich darum, den jeweils eingenommenen Standpunkt, von dem aus man eine Leistung betrachten und beurteilen möchte, zu bestimmen bzw. herauszufinden.
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Denkt man über den Zusammenhang zwischen Golfsport und Leistung nach, so fallen einem spontan der Profisport, golferische Spitzenleistungen eines Tiger Woods oder von Bernhard Langer beim Ryder Cup ein. Aber ob eine Runde zum Beispiel bei einem Majorturnier, bei Clubmeisterschaften bzw. in sonst einem Wettspiel stattfindet, oder ob eine gesellige und gesundheitsorientierte Seniorengruppe spielt, der Zusammenhang zwischen sportlichem Handeln und Leistung gilt in gleicher Weise. Im Allgemeinen ergibt sich der Vergleich unmittelbar aus der Situation des Mitund Gegeneinanders auf der Bahn.
Grün getroffen. Ein guter Schlag! Ziel fast erreicht.
Offenkundig ist, dass gerade beim Golfspielen eindeutig erkennbar ist, ob eine Aufgabe
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bewältigt ist oder nicht. Das trifft für den Beobachter ebenso zu wie für den Spieler selbst, der eine direkte Rückmeldung über den Erfolg seiner Aktionen im Spiel erhält. Jedem ist augenfällig, ob z. B. ein Drive in angemessener Entfernung auf dem Fairway landet, eine Annäherung auch wirklich als solche angesehen werden kann oder ob ein Ball ins Loch fällt. Ist das nicht gegeben wie in einem Turnier, in dem viele in verschiedenen Spielgruppen unterwegs sind, aber dennoch miteinander konkurrieren, wird das Endergebnis (nach Schlägen oder nach Punkten) als Vergleichsfaktor herangezogen. Wo die Leistungen von Spielern auf unterschiedlichen Plätzen und zu verschiedenen Zeiten verglichen werden sollen, sind Verfahren und Kriterien entwickelt worden, um möglichst objektiv Vergleiche anstellen zu können. Solche Verfahren sind u. a. Wettkämpfe nach vorgegebenen Regeln auf Plätzen, deren Schwierigkeitsgrad auf Grund bestimmter Kriterien, z. B. in Tabellen, festgelegt wird. Dabei liefert der Score jedoch keine ausschließlich objektiven und absoluten Ergebnisse. Für einen Vergleich der persönlichen Leistungsfähigkeit im Golfen spielt das Handicap, also die Spielvorgabe bzw. die Stammvorgabe, eine Rolle. Aber gerade in der Beurteilung der Leistungsfähigkeit eines Spielers wird deutlich, dass sie insbesondere durch die individuellen Voraussetzungen (konditionelle wie koordinative Fähigkeiten und psychische Eigenschaften) bestimmt wird. Man sollte allerdings die rationale Komponente nicht übersehen, durch die sie mehr oder weniger stark beeinflusst wird. Ihre Qualität ist in besonderem Maße von der jeweiligen inneren Einstellung eines Spielers abhängig. Die beeinflusst wird durch • • • • •
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sichere Selbsteinschätzung, gefestigtes Selbstbewusstsein, positive Einstellung gegenüber der Aufgabe, Zuversicht bezüglich des Erfolgs, Vermeidung bzw. Verarbeitung von Angst.
Fremde und eigene Leistungen einschätzen Selbstverständlich will man im Golf sowohl beim Lernen, Üben und Trainieren wie in Wettbewerben etwas leisten. Dabei ist es egal, ob man nun beispielsweise mit der Absicht spielt, mit einem Freund oder mit einer Freundin eine lockere Runde zu absolvieren, oder im Captainscup zum Lochspiel antritt. In jedem Falle wird man etwas Bestimmtes leisten
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wollen und müssen. Es kommt dabei lediglich darauf an, wie man die Spielidee wählt und welche Regeln gelten sollen. Dabei müssen diese beiden Aspekte noch nicht einmal ausdrücklich vereinbart werden. Oft gibt es Übereinkünfte, an die sich Sportler halten, ohne dass sie darüber reden. Wenn man eine Privatrunde spielt, ist es für alle ziemlich belanglos, wenn beispielsweise Besserlegen stillschweigend akzeptiert wird, ohne dass man darüber diskutiert. In Wettkämpfen, in denen es um den Erfolg geht und darum, sein Bestes zu leisten, gelten allerdings die aktuellen Golfregeln, wie sie im Regelbuch stehen. Bei Golfturnieren geht es normalerweise darum, weniger Schläge zu benötigen oder mehr Punkte zu erzielen als andere. Hier ist der Vergleich mit der Leistung von anderen vorgegeben und unausweichlich. Wenn man nun die Leistung anderer Golfspieler oder die eigene Leistung einschätzen will, wird man auch die Leistungen weiterer Spieler einbeziehen. Dabei kann man unterschiedliche Bezugspunkte berücksichtigen: • Wenn man mit (gegen) sich selbst wetteifert, so wird man eigene, frühere Leistungen ins Auge fassen und versuchen, sein bereits erreichtes Können zu übertreffen. Es geht also um Leistungssteigerung. • Beim Vergleich des eigenen Könnens mit dem Können anderer wird sich über das Erfassen des Mehr- oder Wenigerkönnens eine Rangfolge ergeben. Es kommt hier also zu einem direkten Vergleich, durch den die Leistungsstärken und -schwächen des einen und des anderen klar erkennbar werden. • Das Vergleichen des eigenen Könnens mit dem anderer ist typisch für den Einzelwettkampf. Der Sportler steht hier allein in der Wettkampfsituation, muss seine Bewegungsprobleme und gegebenenfalls auch psychischen Probleme allein bewältigen und kann das Gelingen oder Misslingen nur sich selbst zuschreiben. • Bei Gruppen- und Mannschaftswettkämpfen stellt der Einzelne seine Fähigkeiten und Fertigkeiten in den Dienst der Mannschaft bzw. Gruppe, ohne als individueller Leistungsträger in den Vordergrund zu treten. In Mannschaftswettbewerben kommt die Gesamtleistung durch die Integration von Einzelleistungen zu Stande, die Leistung des Einzelnen ist dabei nur indirekt auszumachen.
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Grundlegende Voraussetzungen dafür, dass man mit Selbstvertrauen agieren kann, sind die Fähigkeiten, das eigene Leistungsvermögen und die eigene Leistung richtig einzuschätzen. Diese Fähigkeiten kann man beim Üben und Trainieren ausbilden und stärken.
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Erreichbare Ziele setzen Es gehört schlicht und einfach zu einer zufriedenen und gesunden Lebensführung, dass man sich auch und vor allem im Sport erreichbare und angemessene Ziele setzt. Dazu zählt eine zielorientierte Planung, um das eigene Golfspielen wie das Handeln in allen anderen Lebensbereichen sachgerecht und bedingungsgemäß zu strukturieren. Wenn man seine Ziele selbst bestimmt und die eigenen Ziele umsetzt, wird das Selbstbewusstsein steigen. Schlüsselqualifikationen sind in diesem Zusammenhang Selbsteinschätzung und Realitätssinn. Gleichzeitig muss man Anstrengungsbereitschaft, Fleiß und Beharrlichkeit entwickeln, wenn man die eigenen Ziele verwirklichen möchte, die man sich kurz-, lang- und mittelfristig setzen und auch zielstrebig und ausdauernd verfolgen sollte. Allerdings sollte zunächst geklärt werden, ob die ins Auge gefassten Leistungsanforderungen unter dem Aspekt der individuellen Leistungsfähigkeit angemessen sind, bevor man sich darauf einlässt. Permanent unerreichbare Ziele zu verfolgen, führt unweigerlich zu schwerwiegenden Enttäuschungen und schwer überwindbaren Frustrationen. So ist es genauso wenig Erfolg versprechend, wenn sich ein Spieler mit der Spielvorgabe 28 ständig vornimmt, Runden unter 90 zu spielen, wie es unrealistisch ist, dass er hofft, innerhalb kurzer Zeit eine Stammvorgabe zu erspielen, die weit unter seiner aktuellen liegt. Den Umgang mit der individuellen Leistungsfähigkeit und den eigenen Leistungen kann man vor dem Hintergrund persönlicher und genereller Anforderungen beispielsweise bei der gezielten Vorbereitung auf ein Wettspiel beim Üben und insbesondere auf der Übungsrunde einüben. Golf mit seinen wechselnden Aufgabenstellungen bietet ein weites Feld, um die eigene Leistungsfähigkeit zu erfahren und zu verbessern. In dem Bewusstsein, was man selbst leisten kann, wird sich erst Selbstvertrauen im Blick auf die Anforderungen
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entwickeln, mit denen man im Wettspiel konfrontiert wird. Ein angemessenes Bewusstsein, wo die eigenen Grenzen liegen, wird dazu führen, dass man für die sich einstellenden Probleme Lösungen wählt, die Erfolgserlebnisse versprechen. Daraus werden sich Selbstvertrauen und Selbstsicherheit entwickeln, die starke Persönlichkeiten auszeichnen. Selbstvertrauen ist nicht unerschütterlich. Jeder muss sich immer wieder darum bemühen, es zu erhalten. Zwar fühlen wir uns im Golfsport der Leistung verpflichtet, es bleibt allerdings zunächst dem Spieler selbst überlassen, welchen Leistungsanforderungen er sich stellen möchte. Bei aller Entscheidungsfreiheit, die einem hier zukommt, sieht man sich jedoch vor allem dann schnell mit fremden Ansprüchen konfrontiert, wenn man den Sport mit anderen ausübt. Leistungen im Sport sind zwischen Selbst- und Fremdbestimmung anzusiedeln. Einerseits hat jeder selbst einen hohen Grad an Mitbestimmung. Andererseits gibt es Anforderungen von außen, denen man sich nicht entziehen kann, ohne dass es beispielsweise Konsequenzen für die soziale Akzeptanz hat.
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Bahn 8 Stamm- und Spielvorgabe: Keine Handicaps! Aber – Freunde und Kollegen müssen diese Golfspieler für verrückt halten. Es ist kaum zu verstehen, dass die uns wohlbekannten Freunde am Sonntagmorgen schon in aller Herrgottsfrühe in ihren Autos sitzen und zum Golfplatz fahren. Frühstücken könnten sie auch zu Hause, und zwar etwas später und gemütlich am häuslichen Kaffeetisch. Aber – Und da ist es schon zum ersten Mal, dieses „Aber“, das sich immer wieder aufdrängt. Also, wären sie zu Hause geblieben, hätten sie auf die verzichten müssen, die ihnen jetzt, bevor das Turnier startet, beim Frühstück im Clubhaus gegenübersitzen. Na ja, quicklebendig und ausgeschlafen sehen die meisten nicht aus. Der Samstagabend hat deutliche Spuren hinterlassen. Kanonen-Karl weiß nicht, ob es richtig ist, dass er schon die dritte Tasse Kaffee trinkt. Und Rührei würde er zu Hause auch nicht anrühren. Das Cholesterin! Sie wissen schon. Aber es schmeckt ihm so gut. Perlen-Penelope wird immer unruhiger neben ihm und drängt auf die Drivingrange. Sie möchte noch üben. Sie ist immer noch nervös vor einem Turnier. Angst hat sie, sich zu blamieren, wenn sie den Ball nicht richtig trifft, zu viele Schläge benötigt und ihre Spielvorgabe nicht bestätigt. Können Sie das verstehen? KaKa bleibt nicht viel Zeit, um sich mit ein paar Bällen einzuschlagen. Außerdem hätte er doch nicht so viel Kaffee trinken sollen. Aber – mit einem kleinen Umweg trifft er am ersten Abschlag sein Flight.
Auf geht's!
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Auf der Startliste hat er schon gesehen: Siegfried Ehrgeiz mit Handicap 17
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steht an erster Stelle. Sie haben schon zwei- oder dreimal zusammen gespielt. Und zwei Damen kommen mit: PP (Spielvorgabe 24) und Frau Teuer (Spielvorgabe 45). Kennt er nicht, aber – er wird sie schon kennen lernen. Hoffentlich gelingt ihm der erste Abschlag, damit sie auch den richtigen Eindruck von ihm bekommt. Nervös ist er keine Spur, aber – . Genauso, wie er es erwartet hat! Ehrgeiz schlägt seinen Drive mitten auf den Fairway. Und er? – Blaue Pfähle, Boden in Ausbesserung! Also, nicht so schlimm, er darf da vorn straffrei droppen, aber – nicht nur, dass sich Frau Teuer sofort genau das Bild von ihm machen kann, was er vermeiden wollte, der nächste Flight steht auch schon da. Konnten die denn nicht woanders warten? Aber – das Spiel läuft. Völlig verkrampft gelingt es ihm, am ersten Loch noch einen Stablefordpunkt zu ergattern. Herr Ehrgeiz schafft drei, PP zwei Punkte. Frau Teuer begnügt sich ebenfalls mit einem Pünktchen. Sie wird ihm immer sympathischer. Sie trösten sich gegenseitig: „Das war zwar nicht so toll, aber –.“ Auf Bahn 2 gerät sein Selbstbewusstsein durch zwei gute Schläge wieder ins Gleichgewicht. Er kann sich jetzt besser konzentrieren. Intensiv bereitet er sich auf den Schlag aufs Grün vor, auf dem das vor ihnen spielende Flight noch puttet. Ein, zwei, drei Probeschläge. Ein gutes Gefühl stellt sich ein. Jeder Probeschlag hätte den Ball tot an die Fahne befördert. Ehrgeiz macht seinen dritten Schlag. 5 m zu kurz, vor dem Grün. KaKa weiß nicht, ob er ihn bedauern soll. Neidisch ist er jedenfalls nicht, denn das kann er allemal. Nochmal die Entfernung überprüft. Eisen 8 ist richtig. Also los! A a u u s h o o l e n – und Schwung, aber – der Ball fliegt einfach nicht. Mit einer eleganten Kurve rollt er über das Fairway und bleibt kurz vor dem Wasser liegen. „Schschsch ... ön ruhig bleiben jetzt!“, schießt es ihm durch den Kopf. „Wer ärgert sich denn schon über so Unwesentliches wie einen misslungenen Schlag? Ist mein Ball eben mit dem nächsten Schlag auf dem Grün. Das wäre auch nicht passiert, wenn wir nicht auf das vorausgehende Flight hätten warten müssen. Wer spielt denn da vorn überhaupt so langsam? Wie sich die vier auch schon bewegen! Zeitlupe ist nichts dagegen! Was haben die denn für Vorgaben? Hoffentlich können sie wenigstens gerade abschlagen und ziehen ihre Bälle nicht in unsere Richtung! Na ja, der Erste schlägt seinen Ball aufs Grün. Glücksache! Mach ich gleich auch, nur etwas näher zur Fahne.“
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GOLF IST EINE SACHE DES KOPFES
PP ruft ihm zu, er sei dran. Jetzt fangen sie auch noch an, ihn zu hetzen. Also los. Sein Ball fliegt wieder und bleibt auf dem Grün liegen. 5 m hinter der Fahne. Nicht schlecht, dann schafft er ja noch eine Sechs. „Mit zwei Putts komme ich sicher aus!“, denkt er. Aber – Da wird doch nichts passiert sein! es werden doch drei, weil er den ersten Putt zu lang spielt. Ehrgeiz hat wieder einen Schlag weniger zu verbuchen. Die Schläge der Damen zählt KaKa nicht mehr, das sollen sie lieber selbst machen. Er ist mit sich selbst genug beschäftigt. Dass er auf Bahn 3 den ersten Ball ins Wasser schlägt, auf Bahn 4 einen im Wald verliert, trägt auch nicht dazu bei, dass seine Zufriedenheit wächst. Die restlichen fünf Bahnen bestätigen, dass er den Schwung zumindest manchmal beherrscht. Auch bei Ehrgeiz haben sich Fehler eingeschlichen und er spricht jetzt kaum noch. Die Damen treiben ihre Bälle, wenn auch nicht mit langen Schlägen, so doch geradeaus über die Bahnen. Nur an dem kleinen Fluss kommen leichte Irritationen auf, weil Frau Teuer zwei nagelneue Bälle ins Wasser schlägt. PP lässt sich fast anstecken, bringt ihren Ball aber noch mit Ach und Krach an das andere Ufer. Nach den ersten neun Bahnen haben die Damen jeweils 19 Stablefordpunkte erspielt. Ehrgeiz ärgert sich mächtig, dass er statt der möglichen 21 Punkte, die er greifbar nahe sah, jetzt nur 17 Punkte hat. KaKa reichen 17, und er hofft auf die zweite Hälfte. Doch es passiert nichts Spektakuläres mehr. Das kleine Wunder bleibt aus. Am Schluss haben alle Vier ihre Vorgaben bestätigt. Aber das Turnier gewonnen haben andere. Denen werden die Preise überreicht. „Habe ich verloren?“, fragt sich KaKa. „Nun, es steht fest, zu den Turniersiegern gehöre ich nicht, aber ...“ Trotz der versiebten Schläge, haben sie Spaß gehabt. Ehrgeiz hat nur manchmal mit seiner Verbissenheit etwas
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gestört. Auf der zweiten Bahn hat Frau Teuer ihm schon das Du angeboten und er hat sich gefreut, dass sie ihn nicht ganz unsympathisch findet. Die ganze Runde über war es ein gegenseitiges Bemitleiden, Mutmachen, Flachsen und Loben. Eigentlich konnte man spüren, dass sich alle gegenseitig nur Gutes wünschten und die geäußerten Kommentare zu Super- und zu Fehlschlägen ehrlich gemeint waren. Eine gute Erfahrung! Frau Teuer hatte ihm so liebevoll auf die Schulter geklopft, als sein Ball sich in den Wald verabschiedete. Auch Schadenfreude kam auf, als Ehrgeiz auf Bahn 11 beim zweiten Schlag mit zu großer Gewalt am Ball vorbeischlug, das Gleichgewicht verlor und plötzlich im zeitweiligen Wasser saß. Und schließlich war er jetzt froh, dass sich sein Spiel stabilisierte und er im Rahmen seiner Möglichkeiten gespielt hatte. Zwei oder drei Pünktchen hätten es schon mehr sein dürfen, aber – er hat mit netten Leuten einen wunderschönen Tag verbracht. Glücklicherweise schien sogar die Sonne zeitweilig. Jetzt sitzen sie hier vor dem Clubhaus und haben die Runde bereits zweimal im Konjunktiv nachgespielt. Natürlich haben sich dabei alle Vier unterspielt, aber ...
Alles ist reparabel.
Begriffsklärungen Der Begriff Handicap ist für das Golfspielen prägend und beinhaltet ein hohes Maß an Chancengleichheit für Spieler unterschiedlicher Spielstärke. Er hat allerdings nur im Amateurbereich Bedeutung. Unter dem Handicap verstand man ursprünglich die Vorgabe für einen leistungsschwächeren gegenüber einem stärkeren Spieler, um so im Blick
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auf die unterschiedliche Spielstärke Chancengleichheit zu schaffen und den Ausgang eines Spiels offenzuhalten. Die Handycapregelung ist kennzeichnend für den Amateurbereich im Golf. So etwas gab es früher auch beim Tennis. Im Pferdesport ist es immer noch aktuell. Das Handicap sagt etwas über die Spielstärke des Golfers aus. Allerdings wäre es falsch, es als Qualifikationsmarke anzusehen, die die durchschnittliche Spielstärke ausdrückt, die ein Spieler jederzeit abrufen kann. Wir hatten uns daran gewöhnt, unter dem Handicap die Anzahl der Schläge über oder unter dem Platzstandard zu verstehen, die ein Spieler auf einer Runde benötigt. Brauchte er pro Runde 36 Schläge mehr als Platzstandard, so hatte er Handicap 36. Ein Spieler mit dem Handicap 0 wurde als Scratchspieler bezeichnet. Im Gegensatz zu den Amateuren werden alle Berufsspieler als Scratchspieler eingestuft. Jeder Golfplatz hat neben den Course-Rating-Werten vom Deutschen Golf-Verband e. V. auch Slope-Werte zugeteilt bekommen, die im Wesentlichen dafür sorgen, dass sich die Spielvorgabe eines Spielers an die Platzschwierigkeit anpasst (je schwerer der Platz, desto höher die Spielvorgabe). Allerdings hatte die skizzierte Art und Weise, das Handicap eines Spielers zu bestimmen, nur eine scheinbare Objektivität, weil es die unterschiedlichen Schwierigkeiten der Plätze, auf denen es erspielt wurde, nicht berücksichtigte. So setzte sich schließlich im DGV die Auffassung durch, die vom amerikanischen Golfverband (USGA) übernommen wurde, dass bei einem Vergleich der Spielstärke und der Leistungen von Spielern auch die Schwierigkeiten der Plätze, auf denen gespielt wurde oder wird, berücksichtigt werden sollten. Darum wurden alle Plätze im Bereich des DGV einem Course Rating unterzogen und bewertet (Course-Rating-Wert). Der Course-Rating-Wert drückt den Schwierigkeitsgrad eines Golfplatzes aus, beurteilt für einen fiktiven Spieler mit Stamm- und Spielvorgabe 0. Ermittelt wird dieser Wert primär aus der effektiven Spiellänge des Platzes. Gleichzeitig wurde eine Skala erarbeitet, die einem Platz je nach seinen charakteristischen Schwierigkeiten (z. B. Wasser, Bunker, Rough, Geländebeschaffenheit, Bäume u. a.) einen Schwierigkeitsgrad (Slope) zuordnet.
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Dabei handelt es sich um einen Faktor von der Größe zwischen 55 (leicht) und 155 (schwierig). Im Zuge dieser Maßnahme ist der Begriff Handicap in der Versenkung verschwunden und zur Spielvorgabe mutiert, die abhängig ist von der Stammvorgabe. Diese ist sozusagen eine Vorgabe, bezogen auf einen fiktiven Platz mit mittlerem Schwierigkeitsgrad (Slope-Wert 113), auf den alle Leistungen der Spieler des DGV umgerechnet werden. Die Stammvorgabe wird permanent anhand der Turnierergebnisse eines Spielers nach Stableford auf eine Kommastelle berechnet. Unterspielt er in einem vorgabewirksamen Turnier seine Spielvorgabe, so wird seine Stammvorgabe je nach der Vorgabenklasse (s. Tabelle, S.88) heruntergesetzt, spielt er schlechter, wird sie um 0,1 heraufgesetzt. Wenn man die relevanten Faktoren alle kennt, kann man die eigene Spielvorgabe für jeden Platz selbst berechnen. Man spart allerdings viel Energie, wenn man sich an den in den Clubs aushängenden Spielvorgabetabellen orientiert, wo man seine Spielvorgabe für den jeweiligen Platz leicht ablesen kann. Die Berücksichtigung von Vorgaben hat natürlich nur dann einen Sinn, wenn sie nach den allgemeingültigen Regeln erspielt wurde. Berechnung der Spielvorgabe: Slope x Stammvorgabe Spielvorgabe = ———–––––––––––––––– Basis-Slope-Faktor (113) Beispiel: Ein Spieler der Vorgabenklasse 3 startet auf Grund seiner Stammvorgabe (15,6) auf seinem Heimatplatz (Par 71/Slope 127) mit Spielvorgabe 18 (Berechnung, s. nächste Tabelle, S.88) und erzielt nach Stableford 37 Punkte. Dann hat er um einen Schlag besser gespielt. Laut Tabelle wird seine Stammvorgabe daher um 0,3 heruntergesetzt und in einem folgenden Turnier bemisst sich seine Spielvorgabe an der neuen Stammvorgabe. Er spielt dann mit Stammvorgabe 15,3, aber immer noch mit Spielvorgabe 18, weil die Spielvorgabentabelle des Clubs aufzeigt, dass jeder mit einer Stammvorgabe zwischen 15,0 und 15,8 die Spielvorgabe 18 zugeordnet bekommt.
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Pufferzone Stabelfordpunkte
Herabsetzung
Heraufsetzung
1
bis -4,4
35-36 (2)
0,1
0,1
2
-4,5 bis 11,4
34-36 (2)
0,2
0,1
3
-11,5 bis -18,4
33-36 (3)
0,3
0,1
4
-18,5 bis 26,4
32-36 (4)
0,4
0,1
5
-26,5 bis 36,0
31-36 (5)
0,5
0,2
6
-37 bis 45 bzw. -54 (Clubvorg.)
keine
1,0
In Wettspielen unterscheidet man Brutto- und Nettoergebnis. Das Bruttoergebnis beinhaltet die Anzahl der tatsächlich gemachten Schläge. Das Nettoergebnis ist das Bruttoergebnis, von dem man die Spielvorgabe abzieht. Unser fiktiver Spieler oben benötigt zum Beispiel mit seiner Spielvorgabe -18 in dem Wettspiel 88 Schläge (Bruttoergebnis). Damit hat er also ein Nettoergebnis von 70 erreicht und um einen Schlag unterspielt. Mit dem Course Rating und dem damit verknüpften Slope-Wert wurde bisher nur die durchschnittliche Schwierigkeit der architektonischen bzw. gestalterischen Gegebenheiten (Rough, Hindernisse, Fairwayfestigkeit) eines Platzes erfasst, die selbstverständlich Veränderungen unterworfen sind. Andere Variablen, die sich aktuell ändern und das Spiel maßgeblich beeinflussen können (z. B. Schnelligkeit der Grüns, Windrichtungen, Wetterlage usw.), wurden dabei nicht berücksichtigt. Seit Beginn des Jahres 2007 nun gibt es mit dem „Competition Stableford Adjustment“ (CSA) ein Verfahren, das die Vorgabenberechnung für einen Platz für ein bestimmtes Turnier auf der Basis der in dem Turnier erzielten Ergebnisse den aktuellen Schwierigkeiten anpasst. Diese wettspielabhängige Anpassung wird automatisch bei der Auswertung der Turnierergebnisse durch den Computer vorgenommen. Sie werden hier am besten ganz auf die Zuverlässigkeit des von Ihrem Club genutzten Programms vertrauen,
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denn die Berechnung geschieht ohne Zutun oder Wahlmöglichkeit der Spielleitung. So könnte es sein, dass Ihre Spielvorgabe auf Grund überraschend guter Ergebnisse um einen Schlag herunter-, auf Grund besonders schlechter Ergebnisse bis zu drei Schläge heraufgesetzt wird. Ein Turnierergebnis kann nur dann vorgabewirksam sein, wenn es neben den tatsächlichen Schlägen auch die Strafschläge beinhaltet, die man sich auf der Runde einhandelt. Wer dieses Prinzip nicht anerkennt und befolgt, wird immer wieder unter Druck geraten, sich selbst und seine Mitspieler betrügen zu müssen, um die zu Unrecht erreichte Vorgabe bestätigen zu können. Keineswegs aber wird ein solches Verhalten zur Zufriedenheit führen. Es sei denn, jemand findet Genugtuung darin, sich und andere zu betrügen, ohne dass es auffällt. Dann allerdings sollte er sich nach einem anderen Betätigungsfeld umsehen. Ein Golfplatz ist dann nicht die richtige Spielwiese. Nicht von ungefähr spielt man auf jeder Bahn um die Ehre, am nächsten Tee als Erster abschlagen zu dürfen. Dieses Recht kann nur ehrlich erspielt werden. Dabei wird nicht übersehen, dass eine so unverzichtbare Wissenschaft wie die Lügenforschung herausgefunden haben will, dass alle täglich zigfach lügen und unser soziales System ohne die Lüge gar nicht auskommen könnte. Warum sollte Golf da eine Ausnahme sein? Beim Golfspielen wie im Leben zählen die Dinge am meisten, die man nicht zählen kann. Zwar kommt es im Spielalltag immer wieder zu Mogeleien, um die Spielvorgabe zu verbessern bzw. zu halten, aber meistens setzt sich der betreffende Spieler damit eher unter Druck, weil eine unehrlich erspielte Vorgabe immer eine Belastung in den folgenden Spielen bedeutet. Demgegenüber gibt es, wenn auch seltener, den „Handicapschinder“. Dies ist ein so bekannter Begriff, dass wir ihn hier weiterhin verwenden möchten. Das ist ein Golfspieler, der seine wahren golferischen Fähigkeiten oder seine richtige Vorgabe verschweigt, um sich damit in einem privaten Wettspiel oder beim Zocken einen Vorteil zu verschaffen. Auch wenn es landauf und landab in den Clubs üblich ist, Vorgabenranglisten zu veröffentlichen, so beziehen sich diese ausschließlich auf die erzielten Wettspielergebnisse der Spieler. Auf Grund eines Vergleichs mehrerer Wettkampfergebnisse eines Spielers, die über eine längere Zeit erbracht werden, kann man zwar seine Leistungsentwicklung und Leistungsfähigkeit im Golfspielen ablesen, aber nur bedingt darauf schließen, wie erfolgreich jemand übt und trainiert, und noch
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nicht einmal darauf, ob er dabei eher engagiert oder vielmehr faul ist, weil alle über unterschiedliches Talent zum Golfspielen verfügen. Ein Vergleich der Vorgaben verschiedener Sportler gibt lediglich Auskunft darüber, wessen spielerische Leistungsfähigkeit besser oder schlechter ist. Weiterge- Viele Wege führen ans Ziel. hende Aussagen über Personen darf man daraus nicht ableiten. Denn sportliche Leistungen und Ergebnisse in Wettkämpfen haben begrenzte Aussagekraft über die Person, die sie erbringt. Erkennbar ist zunächst nur die Leistung, die in einer Sportart im Rahmen der geltenden Regeln erbracht wird. Und die sagt lediglich etwas über die Leistungsfähigkeit in diesem begrenzten Bereich aus.
Die Vorgabe: Ein Qualifikationsmerkmal, aber keine Pflichtaufgabe Viele Golfspieler leben fälschlicherweise in dem Glauben, dass sie ihre Vorgaben in jedem Turnier, wenn schon nicht unterspielen, so doch wenigstens erspielen bzw. bestätigen sollten. Sie sind enttäuscht, wenn sie es wieder einmal nicht schaffen. Dass diese Reaktion falsch ist, zeigt die Statistik, der zufolge Vorgaben lediglich in jeder siebten bis achten Runde erspielt oder verbessert werden. Etwa 85 % der Ergebnisse in den Turnieren bedeuten Überspielungen (innerhalb oder außerhalb der Pufferzonen). Seien Sie darum nicht frustriert, wenn es mit der Unterspielung wieder einmal nicht geklappt hat. Und egal, wie weit Sie neben Ihrem Wunschergebnis liegen, bedenken Sie immer, dass es mit der Stammvorgabe nur um 0,1 Punkte heraufgeht, während Sie für jeden Nettopunkt nach Stableford, den Sie im Turnier über 36 erzielen, um 0,3 Punkte herabgesetzt werden. Sie sollten gelassen in ein Turnier gehen und Ihre Ziele nicht an Punkten oder Schlagzahlen orientieren. Sie werden viel besser spielen, wenn Sie
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nicht ergebnis-, sondern erlebnisorientiert spielen. Es kommt nicht darauf an, der Beste zu sein. Eine zu starke Orientierung am Sieg und am Erfolg wird oft zu Enttäuschungen und Frustrationen führen und einem das Spiel auf die Dauer verleiden. Ziel muss es sein, im Spiel das Beste zu geben. Man sollte sich immer wieder vornehmen, die Runde so gut zu spielen, wie man es unter den jeweils gegebenen Bedingungen vermag. Ob im Wettspiel oder auf der Übungsrunde, jeder spielt zuerst gegen sich selbst. Nur so wird man auf Dauer Zufriedenheit und Spaß an diesem Sport finden und erhalten. Nehmen Sie sich vor, sich an den gelungenen Eingelocht! Schlägen zu freuen. Kosten Sie auch kleine Erfolge auf einer Runde aus. Selbst die Flugkurve Ihres Balles, die fast exakt der von Ihnen antizipierte Kurve entspricht, aber 10 m kürzer ist, als Sie wollten, kann schon eine Bestätigung sein und Zufriedenheit geben. Erleben Sie auch die Natur und die Landschaft um und neben Ihrem Ball. Sie können sich gar nicht oft genug bewusst machen, welches Glück es ist, dass Sie auf einem reizvollen Platz, in Begleitung netter Mitspieler, bei guter Gesundheit eine abwechslungsreiche Runde Golf spielen dürfen, ohne dass Ihnen das täglich gegenwärtige Leid der Welt begegnet. Dem kann man sich wieder stellen, wenn die Runde beendet ist. Aber verderben Sie sich das Golferlebnis nicht dadurch, dass Sie permanent darauf schielen, wie viele Punkte Sie erspielt haben und ob Sie auf den noch ausstehenden Bahnen Ihre Vorgabe noch verbessern, bestätigen oder verpassen werden. Spielen Sie einfach!
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Bahn 9 Analyse der eigenen Spielstärke als Basis für strategische Entscheidungen Orientierungsmängel „Bitte, Karl, wie weit ist es denn von hier bis zum Teich?“ PP steht ratlos vor ihrem Ball und sieht ihren Golfkumpanen Mitleid heischend an. Der aber scheint keine Notiz von ihrer Seelenqual zu nehmen: „Das ist Beratung auf der Runde. Kommt gar nicht in Frage. Wenn du dich einmal umsehen würdest, könntest du feststellen, dass du genau an der 100-m-Markierung stehst. Die Fahne steht ziemlich weit hinten auf dem Grün. Na, wie weit ist es dann noch bis dahin?“ Aber seine Gefährtin sieht ihn immer noch fragend an. Und weil die Sache nicht weiter vorankommt, mischt sich jetzt Bogey-Fritz ein: „Also, du hast noch 119,47 m bis zur Fahne. Nimm deinen Schläger und hau dran an die Pille!“ Aber unsere Grazie bewegt sich nicht und noch immer spricht Ratlosigkeit aus der Art und Weise, wie sie in ihre Tasche blickt: „Du hast gut reden, aber
Da kann man doch schon mal unsicher werden.
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ANALYSE DER EIGENEN SPIELSTÄRKE
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welchen Schläger soll ich denn nehmen? Ich habe 12 verschiedene in meinem Bag und direkt vor dem Grün ist ein Wasserhindernis.“ Sie breitet ihre Arme aus und signalisiert einmal wieder völlige Hilflosigkeit. „Nimm doch den Putter“, ruft KaKa hinüber, der das weibliche Drittel seines Flights nicht so recht ernst nimmt, weil er vermutet, dass es ihr in erster Linie mal wieder darum geht, Aufmerksamkeit und Zuwendung bei ihren männlichen Mitbewerbern hervorzurufen. Dann jedoch besinnt er sich eines anderen, aber nicht unbedingt Besseren, indem er ihr zuruft: „Lass doch einfach die Schläger weg, mit denen du dir am wenigsten zutraust.“ Und nachdem er eine wohl kalkulierte Pause gemacht hat, die aber keinem seiner Partner Zeit lässt, sich zu äußern, fährt er mit seiner Ironie fort: „Also, nimm Holz 7, das nimmst du doch sonst auch ausschließlich.“ „Ja, aber doch nur, weil ich nicht weiß, wie weit ich mit den anderen Geräten schlage. Mit Holz 7 komm ich ja nicht hin. Wie weit komm ich denn wohl mit Holz 5?“, fragt sie allen Ernstes, aber es verschlägt unseren beiden Freunden fast die Sprache, und Bogey-Fritz ist es, der sich von diesem Tiefschlag am schnellsten erholt und einen Patentvorschlag zur Hand hat: „Probier's doch einfach aus, dann weißt du, wie weit du damit kommst“, rät er, und jeder könnte jetzt an seiner Miene ablesen, dass er sich königlich amüsiert, weil ihm so etwas Intelligentes eingefallen ist. Aber bei PP ruft er damit keine besondere Reaktion hervor, denn sie kennt ihre beiden Pappenheimer genau und weiß, dass solche Sprüche nicht ernst gemeint sind. Andererseits ist sie keineswegs so hilflos, wie sie sich den Anschein gibt. Sie erinnert sich an den schlauen Satz eines Golfprofessionals aus einem dieser von ihr bevorzugten Hochglanzmagazine: „Denke 5 und spiele 6.“ Und mit der ihr eigenen Anmut zieht sie ihr Zaubereisen 5 aus der Tasche und spricht den immer noch unbeweglich daliegenden Ball an, allerdings nur, um den Schläger sofort wieder zurückzunehmen. „So, ihr beiden“, sagt sie spitzbübisch lächelnd. „Was ihr jetzt tun würdet, kann ich euch genau sagen. Ausholen, Kraft ansammeln und dann den Schlägerkopf maximal beschleunigen und so fest wie möglich auf den armen Ball dreschen. Und was passiert? KaKas Ball zischt durch die Luft Richtung Grün und dreht dann mit dem unvermeidlichen Slice ab in Richtung Bach. Na wunderbar. Und Fritz? Der nimmt mal wieder ein überdimensioniertes Holz, als es für diese Entfernung gut ist, und sein Ball fliegt irgendwo hinterm Grün ins Rough. So, dann seht euch jetzt mal an, wie man so einen Ball spielt.
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Nicht mit Kraft, mit Geschwindigkeit.“ Weder der eine noch der andere der männlichen Strategen wagt, ihr jetzt zu widersprechen, denn mit der Beschreibung ihrer Spielweisen liegt PP nicht falsch. Sie ihrerseits wendet sich jetzt mit weiter Geste wieder ihrem Ball zu, spricht ihn an, holt aus und lässt ihr Eisen 5 mit der ihr eigenen, unvergleichlichen Grandezza in Richtung Ball sausen. – Sie kann es selbst kaum fassen. Diesen einen kurzen Moment auf dieser Runde fühlt sie die in ihr verborgenen Fähigkeiten und schnuppert an dem unsterblichen Ruhm solcher Spieler, die in der „Hall of Fame“ versammelt sind. Sie trifft den Ball optimal, lässt ihren Schläger nach vorn oben durchpendeln, wie sie es beim Pro gelernt hat, lässt diese harmonische Bewegung noch einmal vor ihrem inneren Auge ablaufen und blickt dann hinter ihrem Ball her, der geradeaus Richtung Grün unterwegs ist, eine brillante Flugkurve beschreibt, diesseits des Wasserhindernisses seinen Zenit erreicht, seinen Weg zum Grün fortsetzt und dann, kurz vor dem Erreichen des sicheren Ufer ohne vorherige Anzeichen, stark an Geschwindigkeit einbüßt und direkt vor dem rettenden Ufer, wenige Meter vor dem anvisierten Grün, ins Wasser plumpst. – Weg ist er. Und dahin ist der Abglanz der Unsterblichkeit. Für jeden Schlag gibt es eine falsche Entscheidung, und du wirst sie immer finden. „Mist!“, entfährt es der Dame. „Verdammter Mist!“, kommentiert Bogey-Fritz. „Schöner Schlag!“, meint KaKa. „Hätte nur 1 m länger sein dürfen.“ Nimmt seinen Trolley zur Hand und zieht Richtung Grün weiter. „Aber jetzt wissen wir ja immerhin, wie weit du mit dem Eisen 5 kommst“, fügt er noch an. PPs Psyche hat sich schon wieder von dem Fehlschlag erholt und die Freundlichkeiten ihrer Golfkumpanen will sie keinesfalls vermissen, denn sie weiß, wie sie gemeint sind. Aber es kommt ihr gerade recht, dass KaKa im Begriff ist, seinen Ball zu übersehen und daran vorbeizulaufen. „Du hast doch wohl nicht vergessen, wo dein Ball liegt? Oder wirst Du so rasant alt?“, fragt sie mit der größten Scheinheiligkeit, der sie fähig ist, und ihre beiden Gefährten wissen sofort, was die Stunde geschlagen hat. KaKa dreht sich auf dem Absatz herum und steuert mit einem unverständlichen
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Knurren seinen Ball an. Bogey-Fritz kann sich ein schadenfrohes Grinsen nicht verkneifen, weil diesmal nicht er, sondern ein anderer als Zielscheibe für die Flachserei herhalten muss: „Wer den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung“, sagt er laut und ist froh, dass die beiden anderen seinen Versprecher als Absicht einordnen und keiner weiter darauf eingeht. Das Spiel läuft weiter und damit auch die Bälle, aber nicht immer dahin, wohin die Drei sie schlagen wollen.
Die eigene Spielstärke herausfinden Analyse der Schlaglänge Es ist trivial, wenn man feststellt, es sei für das Golfspielen von entscheidender Bedeutung, dass ein Spieler wissen sollte, wie weit er seinen Ball mit den verschiedenen Schlägern, die er mitführt, überhaupt schlagen kann. Denn das ist individuell höchst unterschiedlich. Daher erscheint die Frage, welchen Schläger ein Spieler gerade verwendet habe, manchmal eher bewundernder Neugier zu entspringen als dem Bedürfnis, sich an dem anderen zu orientieren. Jeder Spieler ist deswegen gut beraten, bevor er auf den Platz geht, festzustellen, welche Weiten er mit welchem Gerät erreicht. Am einfachsten ist hier ein Test, bei dem man auf der Drivingrange mit jedem seiner Schläger ca. 10 Bälle schlägt. • Schlagen Sie mit der gleichen Dynamik, die Sie normalerweise auf der Runde entwickeln. • Schlecht getroffene Bälle zählen nicht. • Notieren Sie sich die Entfernung, in der jeder einzelne Ball landet. Einfacher ist es, wenn man sich der Unterstützung eines Partners versichert, der die genaue Weite der Schläge in eine Tabelle einträgt, die etwa folgendermaßen aussehen könnte.
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Probieren geht über Studieren!
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Datum:
Schläger
Schlag: 1 2 3
4
5
6
7
8
9
10
Summe der gewerteten Schläge
Durchschnittliche Schlagweite
SW PW Eisen 3 4 5 6 7 8 9 Holz 5 3 Driver
Der kürzeste und der weiteste Schlag werden gestrichen. Die übrigen Schläge werden addiert. Die Summe wird dann durch die Anzahl der gewerteten Schläge dividiert und man erhält so die durchschnittliche Schlagweite für den jeweiligen Schläger. Auf dieser Grundlage kann man auf der Runde mit einiger Sicherheit den passenden Schläger für die Distanz auswählen, die zu überwinden ist. Diesen Test sollten Sie zu Beginn einer jeden Saison durchführen und gegebenenfalls wiederholen, wenn Sie feststellen, dass sich Ihre Schlagweiten verändert haben. Das kann beispielsweise leicht beim Wechseln der Geräte, durch Veränderungen, insbesondere durch eine Verbesserung der Schwungtechnik, nach Verletzungen, aber auch altersbedingt passieren.
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Analyse des kurzen Spiels Jeder Golfspieler findet schnell heraus, dass sein Erfolg beim Spielen in hohem Maße vom kurzen Spiel abhängt, also vom Pitchen, Chippen und Putten. Techniken, auf deren Vervollkommnung die Professionals beim Training sehr viel Zeit verwenden, während der durchschnittliche Amateur diesen Bereich eher stiefmütterlich behandelt. Umso wichtiger erscheint es, dass man sich anhand objektiver Krite-
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rien ein Bild vom eigenen Könnensstand gerade in diesem Bereich macht. Dazu gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten und Tests, die in der einschlägigen Literatur angeboten werden, die alle zu brauchbaren Ergebnissen bzw. Einsichten führen können. Um einen möglichst ungetrübten Eindruck von der eigenen Leistungsfähigkeit rund um die Grüns zu erhalten, sollten Sie sich dem im Folgenden dargestellten Pelztest unterziehen, mit dem man all die relevanten Techniken überprüfen, Stärken und Schwächen aufdecken und schließlich einen Gesamteindruck gewinnen kann. Er ist der Internetseite des DGV (www.golf.de/dgv/rahmentrainingsplan.cfm) entnommen und wird hier in leicht abgewandelter Form vorgestellt. Unter dieser Internetadresse können Sie noch weitere Tests zur Analyse Ihrer technischen Fertigkeiten anwählen.
Tests • Führen Sie die im Folgenden beschriebenen Übungen durch, notieren Sie dabei die Punkte für jede Aktion und addieren Sie diese. • Teilen Sie die Summe jeweils durch 10 und notieren Sie diesen Durchschnittswert für die Übung in den hellgrünen Feldern.
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Auf der jeweils beigefügten Skala können Sie nun selbst ablesen, ob Ihre Fähigkeiten in der betreffenden Technik Ihrer Stammvorgabe entsprechen. Sollte das nicht der Fall sein, und Sie erreichen weniger Punkte, als für Ihre Stammvorgabe angegeben, könnten Sie Ihre Leistungen mit dieser Technik durch gezieltes Training schnell verbessern.
45-m-Pitch, 10 Schläge 4 Punkte für einen gelochten Ball 2 Punkte für 90 cm und weniger zum Loch 1 Punkt bei 0,90-1,8 m Punkte Stvg
0-2
Ø Punktzahl
2,1-4
4,1-6
6,1-8
8,1-9
9,1-12
mehr als 25 25-15
15-8
8-3
3-0
Tour
Tourdurchschnitt: 10 Punkte
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27-m-Pitch, 10 Schläge 4 Punkte für einen gelochten Ball 2 Punkte für 90 cm und weniger zum Loch 1 Punkt bei 0,90-1,8 m Punkte Stvg
0-2
Ø Punktzahl
2,1-4
4,1-6
6,1-8
8,1-9
9,1-12
mehr als 27 25-17
17-8
8-5
5-0
Tour
Tourdurchschnitt: 13 Punkte 9-m-Chip aus dem Vorgrün (ca. 1 m Flug), 10 Schläge 4 Punkte für einen gelochten Ball 2 Punkte für 90 cm und weniger zum Loch 1 Punkt bei 0,90-1,8 m Punkte Stvg
0-6
6,1-9
9,1-11
mehr als 30 30-22
22-12
Ø Punktzahl
11,1-14 14,1-16 16,1-20 12-5
5-0
Tour
Tourdurchschnitt: 18 Punkte 18-m-Chip aus leichtem Rough (ca. 3 m Flug), 10 Schläge 4 Punkte für einen gelochten Ball 2 Punkte für 90 cm und weniger zum Loch 1 Punkt bei 0,90-1,8 m Punkte Stvg
0-6
6,1-9
9,1-11
mehr als 30 30-22
22-12
Ø Punktzahl
11,1-14 14,1-16 16,1-20 12-5
5-0
Tour
Tourdurchschnitt: 18 Punkte 13,5-m-Pitch (ca. 9 m Flug, 4,5 m rollen), 10 Schläge 4 Punkte für einen gelochten Ball 2 Punkte für 90 cm und weniger zum Loch 1 Punkt bei 0,90-1,8 m Punkte Stvg
0-3
3,1-5
5,1-7
mehr als 33 33-20
20-12
Tourdurchschnitt: 16 Punkte
98
7,1-9 12-7
9,1-14
14,1-17
7-0
Tour
Ø Punktzahl
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13,5-m-Pitch (ca. 11 m Flug, 2,5 m rollen), 10 Schläge 4 Punkte für einen gelochten Ball 2 Punkte 90 cm und weniger zum Loch 1 Punkt bei 0,90-1,8 m Punkte Stvg
0-3
3,1-6
6,1-8
8,1-10
mehr als 30 30-17
17-10
10-5
Ø Punktzahl
10,1-13 13,1-17 5-0
Tour
Tourdurchschnitt: 15 Punkte 7-m-Bunkerschlag, 10 Schläge 4 Punkte für einen gelochten Ball 2 Punkte für 90 cm und weniger zum Loch 1 Punkt bei 0,90-1,8 m Punkte Stvg
0-2
2,1-5
5,1-7
7,1-10
mehr als 22 22-12
12-6
6-2
Ø Punktzahl 10,1-12 12,1-16 2-0
Tour
Tourdurchschnitt: 14 Punkte 13,5-m-Explosionsschlag aus einem Bunker, 10 Schläge 4 Punkte für einen gelochten Ball 2 Punkte für 90 cm und weniger zum Loch 1 Punkt bei 0,90-1,8 m Punkte Stvg
0-2
2,1-5
mehr als 16 16-6
5,1-7 6-3
7,1-9
9,1-11
11,1-15
3-1
1-0
Tour
Ø Punktzahl
Tourdurchschnitt: 12 Punkte Gesamtpunktzahl Wenn Sie nun noch die Durchschnittswerte addieren, erhalten Sie Ihre Gesamtpunktzahl für diesen Test. In der unteren Skala finden Sie die Zuordnung Ihrer Gesamtpunktzahl zu einer Stammvorgabe. Hier können Sie ablesen, wie Ihr kurzes Spiel rund ums Grün zu beurteilen ist. Wird Ihr Gesamtergebnis einer niedrigeren Stammvorgabe zugeordnet, haben Sie in diesem technischen Bereich besondere Stärken. Wird es einer höheren Stammvorgabe zugeordnet, sollten Sie beim Üben und Trainieren hier auf jeden Fall einen Schwerpunkt setzen, wenn Sie Ihre Spielergebnisse schnell verbessern wollen.
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150 145 140 135 130 125 120 115 110 107 103 100
Stvg
+8
+7
+6
+5
+4
+3
+2
+1
0
-1
-2
-3
Punkte
97
93
90
87
83
80
77
73
70
67
63
60
Stvg
-4
-5
-6
-7
-8
-9
-10
-11
-12
-13
-14
-15
Punkte
58
56
54
52
50
48
46
44
42
40
38
36
-16
-17
-18
-19
-20
-21
-22
-23
-24
-25
-26
-27
34
32
30
28
26
24
22
20
18
-28
-29
-30
-31
-32
-33
-34
-35
-36
Stvg Punkte Stvg
Abb. 2: Zuordnung der Gesamtpunktzahl zur Stammvorgabe
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Puttanalyse
Kurze Putts auf einem ebenen Grün, drei Putts aus 1 m, vier Putts aus 1,5 m und drei Putts aus 2 m Entfernung 1 Punkt für jeden gelochten Putt Punkte Stvg
0-2
3-4
mehr als 30 30-24
Punkte
4-5
5-6
7-8
9-10
24-15
15-7
7-0
Tour
Putten mit Break nach rechts, 10 Putts Wählen Sie ein Grün mit Gefälle von links nach rechts. Platzieren Sie 10 Bälle in einer Reihe hintereinander im 90 cm-Abstand. Der erste Ball liegt 1 m vor dem Loch, der zweite – 1,90m, der dritte – 2,80 m ... der 10. – 8.20m. Beginnen Sie mit dem vorderen Ball. 1 Punkt für jeden gelochten Putt Punkte Stvg
100
0-2
3-4
mehr als 30 30-24
Punkte
4-5
5-6
7-8
9-10
24-15
15-7
7-0
Tour
*Erfolgsstrategien im Golfspiel
17.04.2007
16:51 Uhr
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ANALYSE DER EIGENEN SPIELSTÄRKE
Putten mit Break nach links, 10 Putts Wählen Sie ein Grün mit Gefälle von links nach rechts. Platzieren Sie 10 Bälle in einer Reihe hintereinander im 90 cm-Abstand. Der erste Ball liegt 1 m vor dem Loch, der zweite – 1,90 m, der dritte. – 2,80 m ... der 10. – 8,20 m. Beginnen Sie mit dem vorderen Ball. 1 Punkt für jeden gelochten Putt Punkte Stvg
0-2
Punkte
2,1-3
3,1-4
4,1-6
6,1-7
7,1-10
mehr als 35 35-25
25-18
18-9
9-0
Tour
Lange Putts auf einem ebenen Grün, Drei Putts aus 12 m, vier Putts aus 15 m und drei Putts aus 18 m Entfernung 4 Punkte für jeden gelochten Putt 2 Punkte bei 90 cm und weniger 1 Punkt bei 1,8-0,90 m Punkte Stvg
0-8
Punkte
9,1-11 11,1-13 13,1-16 16,1-18 18,1-20
mehr als 32 32-25
25-17
17-8
8-0
Tour
Gesamtpunktzahl Wenn Sie jetzt die Punkte der einzelnen Übungsteile addieren, können Sie anhand der folgenden Skala Ihre Fertigkeiten beim Putten in etwa einschätzen, um daran das weitere Üben und Trainieren auszurichten. Bedenken Sie dabei, dass zwischen dem Üben und der Spielsituation, vor allem im psychischen Bereich, erhebliche Unterschiede bestehen. Um dem gerecht zu werden, empfiehlt es sich, schon das Training zumindest phasenweise wettspielorientiert zu gestalten.
Gesamtleistung beim Putten Punkte Stvg
0-15
15,1-22
22,1-27
27,1-34
34,1-43
43,1-50
mehr als 33
33-26
25-17
16-8
8-0
Tour
Abb. 3: Gesamtleistung beim Putten
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*Erfolgsstrategien im Golfspiel
17.04.2007
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16:51 Uhr
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GOLF IST EINE SACHE DES KOPFES
Rundenanalyse Wenn die Analyse der Schlagweite darüber Auskunft gibt, wieweit ein Spieler mit seiner individuellen Technik und den ihm zur Verfügung stehenden Geräten einen Ball unter stressfreien Bedingungen schlagen kann, verfügt er über elementare Informationen für ein erfolgreiches Spielen. In einem nächsten Schritt muss es nun allerdings darum gehen, herauszufinden, wie man diese Voraussetzungen unter EinhalRundenanalyse mit Partneruntertung der Regeln in der sportlistützung chen Auseinandersetzung mit dem Platz optimal nutzen kann. Denn hier tauchen Situationen auf, die mit den Verhältnissen beim Üben auf der Drivingrange überhaupt nicht vergleichbar sind. In dieser Hinsicht mag es unterschiedliche Methoden geben, um die Spielstärke eines Spielers festzustellen. Am einfachsten erscheint es jedoch, wenn man einen anderen bzw. sich selbst auf einer Runde systematisch analysiert, um so zu erkennen, wo die Vorzüge und wo die Schwächen liegen, um damit im weiteren Training oder beim Spielen umgehen zu können. Um zu brauchbaren Ergebnissen zu gelangen, könnte man sich auf den folgenden Vorschlag stützen.
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Beobachtungskriterien zur Rundenanalyse Datum: TT.MM.JJ Platz: Platzverhältnisse: Wetter:
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GC Frisch gemäht, harte Fairways Sonnig, leicht bewölkt, böiger Wind
*Erfolgsstrategien im Golfspiel
17.04.2007
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ANALYSE DER EIGENEN SPIELSTÄRKE
Bahn 1 Abschlag 2. Schlag 3. Schlag 4. Schlag
Schläger Schlagtechnik D H3 E9 PW
S S H Ch
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Ergebnis: FlugLandebereich Länge bahn FW 170 m g Ro 120 m S FW 40 m g G 15 m g
Bewertung + – o. k. o. k.
Strafschläge (Schlag/Grund/Anzahl): Zweiter Schlag, Ball beim Ansprechen im Rough bewegt, ein Strafschlag Bemerkung: z. B. starker Gegenwind oder Bahn hängt stark nach rechts o. Ä.
Weitergehende Informationen zur Bahn (Länge, Schwierigkeit, Spielvorgabe, Schlagzahl) stehen auf der Scorekarte und müssen hier nicht aufgeführt werden. Aus welcher Lage der Ball gespielt wird, ergibt sich aus der Spalte „Landebereich“ für den vorhergehenden Schlag. Um das Aufschreiben zu erleichtern bzw. zu verkürzen, sollte man am besten Kürzel verwenden. Es ist wie mit dem Spielen: Mit etwas Übung geht nach kurzer Zeit alles leicht von der Hand. Mögliche Kürzel: Schläger D = Driver, H = Holz, E = Eisen, PW = Pitching Wedge, SW = Sand Wedge, Re = Rescue Schlagtechnik S = voller Schwung, H = halber Schwung, P = Pitch, Ch = Chip, Pt = Putt Lage/Landebereich/Umstände FW = Fairway, SWR = Semirough, R = Rough, B = Bunker, WH = Wasserhindernis, SW = seitliches Wasserhindernis, G = Grün, usp = unspielbar Soll (das persönliche Par = Par + Vorgabe) u = unterspielt, o. k. = erreicht, ne = nicht erreicht Bewertung + = sehr gut o. k. = zufriedenstellend = verunglückt
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*Erfolgsstrategien im Golfspiel
17.04.2007
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GOLF IST EINE SACHE DES KOPFES
Flugbahn g=gerade
H=Hook
S=Slice
PL=Pull
PS=Push
Putten 1 = bergab
Länge
Tempo
Richtung Lesen
2 = bergauf
des Grüns
3 = plan 4 = links hängend
ku = kurz
5 = rechts hängend o. k.
+ = zu schnell li = links o. k. o. k.
o. k.
f = falsch
6 = Mehrfachbreak la = zu lang - = zu langsam re = rechts
1. Putt 2. Putt 3. Putt
104
gelesen
2, 4
ku
+
li
f
2, 5
o. k.
o. k.
o. k.
o. k.
*Erfolgsstrategien im Golfspiel
17.04.2007
16:51 Uhr
ANALYSE DER EIGENEN SPIELSTÄRKE
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Kopiervorlage für jede beliebige Bahn
Bahn: ___________
Platz: Platzverhältnisse: Wetter: Bahn 1
Schläger Schlagtechnik
Ergebnis: Landebereich
FlugLänge bahn
Bewertung
Abschlag 2. Schlag 3. Schlag 4. Schlag Strafschläge (Schlag/Grund/Anzahl): Bemerkung:
Putten 1 = bergab
Länge
Tempo
Richtung Lesen
2 = bergauf
des Grüns
3 = plan 4 = links hängend
ku = kurz
5 = rechts hängend o. k.
+ = zu schnell li = links o. k. o. k.
o. k.
6 = Mehrfachbreak la = zu lang - = zu langsam re = rechts
f = falsch gelesen
1. Putt 2. Putt 3. Putt
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*Erfolgsstrategien im Golfspiel
17.04.2007
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GOLF IST EINE SACHE DES KOPFES
Endauswertung Persönliches Par Gesamtergebnis Schlagtechniken
Anzahl
Schläge m. Holz oder Eisen Chips Putts
Nutzung von Schlägern: Häufigkeit der Verwendung einzelner Schläger beim Abschlag Driver Hölzer Lange Eisen (1-3) Mittlere Eisen (6-8) Kurze Eisen (9-SW) Häufigkeit der Verwendung einzelner Schläger auf der Bahn Driver Hölzer Lange Eisen (1-3) Mittlere Eisen (6-8) Kurze Eisen (9-SW) Häufigkeit der Verwendung einzelner Schläger beim Schlag zum Grün Driver Hölzer Lange Eisen (1-3) Mittlere Eisen (6-8) Kurze Eisen (9-SW)
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*Erfolgsstrategien im Golfspiel
17.04.2007
16:51 Uhr
ANALYSE DER EIGENEN SPIELSTÄRKE
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Genauigkeit: Beim Abschlag Fairway getroffen Fairway verfehlt Fehlschläge z. B. Aus, ins Wasser, i. d. Wald, ins Rough, in unspielbare Lage Auf der Bahn Zielraum getroffen Zielraum verfehlt Fehlschläge (s. o.) Gesamtzahl Schlag zum Grün Grün getroffen Grün verfehlt Fehlschläge (s. o.) Gesamtzahl Putts Länge: Zu lang Zu kurz Tempo: Zu schnell Zu langsam Richtung: li o. k. re Das Grün lesen: o. k. falsch Gesamtzahl
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*Erfolgsstrategien im Golfspiel
17.04.2007
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16:51 Uhr
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GOLF IST EINE SACHE DES KOPFES
Strafschläge Spielbedingt Wegen Regelverstoß Gesamtzahl
Kurz- und mittelfristige Übungsschwerpunkte
Langfristige Trainingsschwerpunkte
Kurz- und mittelfristige Konsequenzen für weitere Spiele bzw. die zukünftige Spielstrategie
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*Erfolgsstrategien im Golfspiel
17.04.2007
16:51 Uhr
ANALYSE DER EIGENEN SPIELSTÄRKE
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Analyse der psychischen Verfassung Neben einer passenden Strategie spielen natürlich immer Technik und Psyche eine entscheidende Rolle. Und wer sich nach der Runde fragt, ob er alles richtig gemacht hat, wird sowohl über seine technischen Leistungen und seine Taktik als auch über seine psychische Befindlichkeit nachdenken müssen. Denn oft genug ist es gerade die psychische Einstellung, die zu einem guten oder weniger guten Ergebnis beiträgt. Die Psyche ist auf einer Runde selten gleichbleibend stabil, sondern Schwankungen unterworfen und in hohem Maße von der jeweiligen Situation abhängig. Das kann sich punktuell mitunter positiv, manchmal auch negativ auswirken. Um die eigene Befindlichkeit auf Dauer besser kontrollieren zu können, ist es daher sinnvoll, sich mitunter reflektierend mit seiner wechselnden psychischen Verfassung während einer Runde auseinanderzusetzen. Und genauso, wie man seine Technik oder Taktik am besten systematisch hinterfragt, um zu einem begründeten Urteil zu kommen, sollte man auch seine Psyche einer systematischen Reflexion unterziehen. Am sinnvollsten erscheint das anhand eines Fragenkatalogs, den man sich selbst vorlegt, denn wer weiß besser, wie er sich hier oder da gefühlt hat, als der Spieler selbst? Allerdings sollte man bei der Beantwortung der Fragen sich selbst gegenüber ehrlich bleiben, weil sonst keine sinnvollen Schlüsse zu ziehen wären.
Golf ist ein Spiel der Bewegung
Fragen zur Reflexion der psychischen Verfassung
des Herzens
des Kopfes
+ ⇐ Einschätzung ⇒ – +2 +1 0 -1 -2
Besondere Bemerkungen
Habe ich während der ganze Runde an meine eigene Spielfähigkeit geglaubt? Habe ich irgendwann befürchtet, kein gutes Ergebnis zu erzielen?
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*Erfolgsstrategien im Golfspiel
17.04.2007
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16:51 Uhr
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GOLF IST EINE SACHE DES KOPFES
Habe ich mich irgendwann vor mir selbst oder gegenüber anderen gerechtfertigt? Habe ich immer darauf vertraut, dass das Resultat meiner Schläge so sein würde, wie ich es mir vorstellte? Habe ich, unabhängig von meiner Leistung, durchgehend Freude am Spielen gehabt? Habe ich irgendwo die Kontrolle über mein Denken und Fühlen verloren? Habe ich auf der Runde etwas dazugelernt?
Geben Sie in jeder Zeile hinter der Frage jeweils Ihre eigene Einschätzung, indem Sie Ihre Meinung durch ein Kreuz positiv (+2 bzw. +1), neutral (0) oder negativ (-2 bzw. -1) gewichten. Wenn sie die Kreuze am Ende überwiegend links von der 0 gemacht haben, war Ihre psychische Verfassung insgesamt eher positiv. Sehen Sie sich Ihre negativen Einschätzungen genau an, überlegen Sie, wie etwas zum Positiven hin zu ändern ist, und nehmen Sie sich für die nächste Runde vor, Ihre innere Einstellung entsprechend zu kontrollieren.
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B
*Erfolgsstrategien im Golfspiel
19.04.2007
9:32 Uhr
PLATZANALYSE
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Bahn 10 Platzanalyse Auf fremden Pfaden Liebe Leserinnen und Leser, wenn Sie heute etwas Zeit haben, möchten wir Sie einladen, zusammen mit unseren Koryphäen einen fremden Platz zu besuchen. Die Drei haben sich nämlich nach langem Hin und Her dazu entschlossen, wegen der Abwechslung die nicht weit entfernt liegende Anlage unseres Nachbarclubs zu besuchen und dort zu spielen. Einerseits, weil KaKa auch dahin mit dem Fahrrad anreisen kann, und andererseits, weil Bogey-Fritz während der mehrwöchigen Organisationsphase Wert darauf legte, wenn er schon Greenfee zahlen müsse, dann wenigstens zum halben Preis spielen zu können. Einzig Perlen-Penelope war mit allem einverstanden, denn ihr kam es in erster Linie darauf an, sich auch einmal außerhalb des eigenen Clubs als veritable Golfspielerin, für die sie sich allen Ernstes hält, zu präsentieren. Was sie natürlich nicht laut eingesteht, sondern lieber für sich behält. Sie hatte sich sofort bereit erklärt, KaKas Trolley im Kofferraum ihres Wagens mitzubringen, aber ihr Kumpan hatte darauf bestanden, nur mit einem halben Satz zu spielen und die paar Geräte, wie er sich ausdrückte, in seine Tragetasche für den Winter zu stecken, diese auf den Rücken zu schnallen und auf dem Rad zu transportieren. Das war zwar ein etwas gewagtes Unterfangen, aber den Hinweg überstand er ohne besondere Ereignisse. Da kommt er gerade auf den Hof unseres Nachbarclubs gefahren, denn natürlich ist er der Erste. Mit voller Absicht ist er so früh von Zuhause losgefahren, damit er vorher noch in aller Ruhe einen Schluck von seinem in der Thermosflasche warm gehaltenen Kaffee trinken kann. Auch wenn es hier keine Kastanie gibt, unter der eine Bank steht, so findet er leicht einen Stuhl auf der Clubhausterrasse, die am frühen Morgen noch leer ist, weil kaum jemand zu dieser frühen Stunde ans Golfspielen denkt. Und wer um diese Zeit Golf spielt, sitzt nicht auf der Terrasse. Die Gastronomie ist noch geschlossen. So lässt KaKa sich erst einmal nieder, lehnt sich geruhsam zurück, gibt sich dem Kaffeegenuss hin und hängt seinen Gedanken nach. Noch einmal lässt er die ihm wohlbekannten Bahnen, die auf ihn warten, Revue passieren. Beim letzten Mal hat er sich auf diesem Platz um zwei Schläge unterspielt. Was sollte also heute schiefgehen? Wenn keiner seiner beiden Gefährten auf die Idee kommt, „Last In“ zu spielen, hat
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17.04.2007
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GOLF IST EINE SACHE DES KOPFES
er Kaffee und Kuchen an Loch 19 jetzt schon so gut wie umsonst, weil er sich sicher ist, das Zocken zu gewinnen. Also nimmt er noch bedächtig einen tiefen Schluck aus dem Becher seiner Kanne und döst in den Morgen. Allerdings dauert diese Idylle nicht lange. Vom Parkplatz hört er Schritte herüberkommen und weiß auf Anhieb: PP! Wer sonst als Perlen-Penelope liefe hinter einem so laut quietschenden Trolley her, ohne dass ihn dieses nervtötende Geräusch veranlassen würde, es schleunigst abzustellen? Und da biegt unsere Donna Grazia auch schon auf die Terrasse ein. Sie lässt den Wagen davor stehen. Das Ende der Halskette kreist in der Linken, mit der ausgestreckten Rechten geht sie auf KaKa zu, als wolle sie ihn damit aufspießen, entschärft die Situation aber durch ein eher geflötetes, denn gesprochenes „Guten Morgen, mein Lieber“. Was KaKa seinerseits nun dazu bewegt, sich vom Stuhl zu erheben und ihr einen Schritt entgegenzukommen. Ganz Kavalier der alten Schule erwidert er ihren Gruß mit einer Umarmung und einem freundschaftlichen Wangenkuss, womit er ihr Entzücken auslöst. Denn momentan findet sie alles entzückend: ihren Freund natürlich, die Terrasse, das Clubhaus mit seinem Mobiliar, das Wetter, einfach alles.
Einen Platz kann man nie gut genug kennen.
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*Erfolgsstrategien im Golfspiel
17.04.2007
16:51 Uhr
PLATZANALYSE
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Wo denn Fritz sei, möchte sie wissen, weil sie glaube, sein Auto auf dem Parkplatz gesehen zu haben. Als KaKa ihr versichert, ihr Freund sei noch nicht aufgetaucht, möchte sie die Zeit, bis der Dritte in ihrem Bunde eintrifft, aber noch nutzen, um ein paar Putts zu machen. Darum lässt Kanonen-Karl sich geduldig wieder nieder, während PP sich auf dem Übungsgrün vergnügt. Schließlich ist es jetzt gerade Viertel vor acht, und sie sind erst zu 8 Uhr verabredet. Um 7:55 Uhr erscheint Bogey-Fritz zum Erstaunen der anderen unverhofft auf Bahn 18, die man von der Terrasse überblicken kann. Als er das Grün erreicht, winkt er schon herüber und steht kurze Zeit später vor KaKa. „Hab mir noch eben den Platz angeschaut“, erklärt er, als er die fragenden Blicke seiner Freunde wahrnimmt, und hebt beschwichtigend die Hände, als habe er sich einen unerlaubten Vorteil verschafft. „Ich war schon lange nicht mehr hier und wollte meine Erinnerung etwas auffrischen. Kann ja nicht schaden, wenn man einen Platz kennt.“ „Du sagst es“, gibt KaKa etwas ironisch zurück. „Wenn man sich das Richtige ansieht, bestimmt nicht, aber wonach hast du denn auf deinem Informationsgang geguckt?“ Das werde er ihm sofort mitteilen, versichert Fritz, er wolle nur schnell das Butterbrot holen, das ihm seine liebende Gattin mitgegeben habe, als er schon um halb sieben aus dem Haus gegangen sei. Dafür müsse noch Zeit sein. Es sei ja zu früh gewesen, um noch wie gewohnt beim Metzger ein paar kleine Mettwürstchen zu besorgen, die er so liebe, was den beiden Herrschaften wohl bekannt sein dürfte. PP ist auch herübergekommen und fragt ganz arglos: „Welchen Sinn hat es denn eigentlich, sich einen Platz vorher anzusehen? Ich spiele doch ohnehin immer nach Gefühl. Und wo die Bänke zum Ausruhen stehen, sehe ich doch, wenn wir vorbeikommen.“ KaKa sieht sie etwas mitleidig an. „Na ja“, entgegnet er, um etwas Zeit für eine passende Erwiderung zu finden. „Manche spielen eben nach Gefühl und andere mit Verstand“, stellt er dann pragmatisch fest. Er hält sich wohlweislich zurück und vertieft das Thema nicht weiter, sondern deutet auf Bogey-Fritz, der kauend zurückkommt, und sagt: „Frag ihn.“ Fritz, mit dieser Frage konfrontiert, sieht die Chance, seinen Golfverstand zu beweisen und sachkundige Aufklärung zu leisten. „Also, fangen wir mal mit der Bahn 1 an. Den Abschlag und das Fairway kannst du von hier aus sehen. Beim Drive spielst du am besten auf die linke Seite. Rechts ist aus und da lauert auch ein Bunker.“ Als er seinen Redefluss kurz unterbricht, um Luft zu holen und gerade ansetzen will, Verlauf und Schwierigkeiten dieser und der anderen 17 Bahnen
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GOLF IST EINE SACHE DES KOPFES
ausführlich zu beschreiben, unterbricht KaKa ihn trocken: „Vielleicht erklärst du ihr das doch besser auf der Runde. Wir sollten jetzt wirklich losgehen, der Abschlag ist im Moment noch frei.“ Damit schultert er seine Tasche, setzt sich in Bewegung und bescheidet Fritzens Einwand, er wolle sich doch eigentlich noch einschlagen, ohne sich zu ihm umzuwenden, mit dem Hinweis: „8 Uhr wollten wir starten. Jetzt ist es acht!“ Weil PP Kanonen-Karl ohne Zögern zum ersten Abschlag hinterhereilt und an der Beantwortung ihrer Frage keinerlei Interesse mehr bekundet, verzichtet Fritz auf einen energischeren Protest und folgt den beiden, leise vor sich hinrummelnd. Und genauso sicher, wie gerade die Sonne scheint, die Welt sich dreht, so sicher wie die Bank von England oder das Amen in der Kirche haben unsere Freunde eine spannende Runde mit freudvollen Erlebnissen, ärgerlichen Ereignissen und unerwarteten Überraschungen vor sich. Aber wie wir sie kennen, werden sie auch in einer weniger gewohnten Umgebung alles mehr oder weniger gelassen hinnehmen und sich dem faszinierenden Spiel widmen, das sie immer wieder zusammenbringt.
Golfspielen: Ein Dialog zwischen Spieler und Platz Es ist immer von Vorteil, wenn man gut vorbereitet in ein wichtiges Gespräch geht und wenn man seinen Gesprächspartner vorher schon kennt. Genauso vorteilhaft ist es natürlich, einen Platz zu kennen, auf dem ein wichtiges Spiel stattfindet, um schon darauf vorbereitet zu sein, was während des Wettspiels alles auf einen zukommen kann. Denn im Normalfall – es sei denn, Sie treten zu einem Lochspiel an – ist es weniger von Bedeutung, was Ihre Mitbewerber oder Partner zu Stande bringen. In erster Linie zählt, wie Sie selbst mit dem Platz und seinen Schwierigkeiten zurechtkommen. Im Blick auf eine private Runde dürfte es kaum relevant sein, ob man einen Platz kennt oder nicht. Hier können die Tafeln, wie sie fast überall an den Abschlägen zu finden sind, oder ein Birdiebook die wesentlichsten Informationen für das eigene Spielverhalten bieten. Für ein wichtiges Turnier oder gar ein Meisterschaftsspiel ist es nur von Vorteil, ja eigentlich unabdingbar, einen Platz vorher schon einmal gespielt, zumindest aber besichtigt zu haben. Im Zusammenhang mit wichtigen Meisterschaftsspielen gewähren die veranstaltenden Clubs den Turnierteilnehmern vorher oft eine greenfeefreie
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PLATZANALYSE
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Proberunde, um einheimischen wie fremden Spielern die gleichen Chancen zu geben. Eine gute Sitte, die die Clubs allerdings auf Grund der hohen Wettspielfrequenz auf den Plätzen vielfach beschränken oder bedauerlicherweise mitunter ganz streichen müssen. Wer die Probleme kennt, kann Lösungen finden.
Für die meisten mag es reichen, einen Platz vorher einmal zu spielen, um sich die charakteristischen Eigenschaften einzelner Bahnen einzuprägen. Allerdings wird man einen wesentlich höheren Informationsgrad erreichen, wenn man einen Platz nicht nur sozusagen im Vorbeigehen, sondern systematisch analysiert. Nur dann wird man das eigene Spiel im Sinne einer ergebnisorientierten Interaktion mit dem Platz oder im Blick auf einen störungsfreien Dialog mit ihm so einstellen können, dass man die eigenen Fähigkeiten optimal nutzt. Wenn man die Fragen, sprich Probleme, kennt, die einem ein Platz stellt, kann man sich die passenden Antworten, sprich Lösungen, schon vorher zurechtlegen. Ein interessanter Platz muss einem beim ersten Mal nicht immer gleich gefallen. Kommen Sie wieder und spielen ihn noch einmal. Da Gespräche immer unterschiedlich verlaufen, wird jeder einen Platz aus eigener Sicht beurteilen. Würden Sie nach ihrer Runde unsere PP fragen, was ihr an dem Platz bemerkenswert erschien, den sie heute mit ihren Freunden spielt, so würde sie Ihnen wahrscheinlich von den vielen Blumen erzählen, die überall blühen. Sie würde von den Bäumen und Büschen schwärmen, die den Reiz der regionalen Parklandschaft ausmachen, oder sie würde Ihnen von den Mücken berichten, die sie auf der
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Bahn 15 übel zugerichtet haben. All das wäre natürlich schön zu wissen und Sie könnten sich vorbeugend mit einem Insektenspray bewaffnen, aber für Ihr Spiel wären diesen Informationen eher unwichtig. Bogey-Fritz würde Ihnen sicher die Bäche und Teiche aufzählen, in denen er seine Bälle versenkt hat, und KaKa möglicherweise über das Aus fluchen, das ihn auf Bahn 17 noch vier Schläge gekostet hat, weil sein unvermeidlicher Slice zweimal dazu führte, dass sich die Bälle trotz bester Vorsätze verirrten.
Wissenswertes über einen Golfplatz
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Platzregeln zur Berücksichtung besonderer Bedingungen Die Platzregeln sind sozusagen die Ergänzung der Etikette und der offiziellen Regeln, um die besonderen örtlichen Bedingungen so weit zu berücksichtigen, dass sich ein Spiel entwickeln kann, bei dem sowohl der Platz geschont als auch Etikette und Regeln sinnvoll und angemessen beachtet werden. Platzregeln erweitern so mitunter die Spielregeln (z. B. Besserlegen), präzisieren sie (z. B. Vorcaddie auf einer Bahn) oder schränken sie ein (z. B. Boden in Ausbesserung). Auch die Platzregeln müssen auf jeder Runde eingehalten werden, und zwar ohne Wenn und Aber. Bevor Sie abschlagen, egal, ob Sie zu einer privaten Runde oder zu einem Turnier starten, insbesondere aber, wenn Sie als Gast auf einem fremden Platz spielen, sollten Sie sich zunächst immer über die aktuellen Platzregeln informieren. Zwar beinhalten die Scorekarten meistens schon die generellen Regelungen, aber häufig sind kurzfristige Entscheidungen nötig, um ein reguläres und sicheres Spielen zu ermöglichen oder wegen des gegenwärtigen Platzzustands. In den Platzregeln finden sich beispielsweise spielrelevante Informationen über spezielle Regeln • für das Fallenlassen in bestimmten Bereichen, • für Spielverbote in bestimmten Bereichen, • wie auf dem Platz das Aus definiert ist, - welche Markierungen dafür gelten - und wo Ihr Ball im Aus ist.
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PLATZANALYSE
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den Umgang mit • losen, hinderlichen Naturstoffen, • Steinen im Bunker, • beweglichen Hindernissen, • Erdhaufen, Löchern, Spuren usw. • Pfählen: bewegliche oder unbewegliche Hemmnisse. Pflegemaßnahmen auf dem Platz, die das Spiel betreffen, wie • Lochen und Sanden der Grüns oder der Fairways, • Mähen der Spielbahnen sowie • besondere Bau- und Pflegemaßnahmen. Informationstafel zur groben Orientierung auf der Bahn Eine weitere Informationsquelle kann die Informationstafel am Abschlag sein, auf der man weitere Einzelheiten angeboten bekommt, nach denen man sein Spiel ausrichten sollte. Auf den vielfach vorhandenen Bahnskizzen finden Sie Informationen über die Spielbahnen • Länge und Breite der Fairways, • Verlauf der Messlinien, • besondere Charakteristika bzw. Risiken einer Bahn, • Abstände zwischen Abschlag und Hindernissen bzw. anderen markanten Punkten sowie • Spielräume für Abweichungen von der Ideallinie bzw. von der beabsichtigten Flugbahn. Platzierung der Schwierigkeiten, wie • Wasserhindernisse, • Bunker, • Rough und • Bäume, Büsche. Ein Birdiebook, wie es in manchen Clubs zu haben ist, bietet die Platzregeln und die Bahninformationen sozusagen zum Mitnehmen auf die Runde an. Diese kleinen Broschüren können mitunter sehr hilfreich sein, wenn man unverhoffte Überraschungen vermeiden möchte. Darum sollten
Sollte man sich auf jeden Fall vor dem Abschlag ansehen.
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PLATZANALYSE
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Sie solche freundlichen Angebote zur strategischen Ausrichtung Ihres Spiels nutzen. Diese verbalen Informationen sind für die Entwicklung einer eigenen Strategie für eine private Runde fraglos eine wichtige Grundlage. Zur Vorbereitung eines bedeutsamen offiziellen Wettspiels und für eine fundierte, situationsbezogene Spielstrategie ist das allerdings noch eine recht vage Grundlage. Dazu wäre es gut, wenn man auch noch andere Aspekte in seine Planungen einbeziehen würde, wie die allgemeine Situation, z. B. • landschaftliche Eigenarten (hügelig, eben, bergig, viel oder wenig Wasser, Hanglagen), • klimatische Eigenarten – meistens eher aktuelle Kriterien (Windverhältnisse, Wettervorhersage beachten), • Wasserhindernisse wasserführend bzw. eventuell ohne Wasser, den Pflegezustand des Platzes • gleichmäßiger Schnitt auf den Fairways (Höhe, Härtegrad), • Zustand der Grüns (Größe, Farbe, Schnelligkeit, Härtegrad), • Bunker (Sandbeschaffenheit, Kantenhöhe, Planierung), • spezielle Bepflanzung (Heidekraut, Buschwerk), Anspielbarkeit/Verteidigung der Grüns • Bepflanzung rund um die Grüns, • Abstände zwischen Bunker und Grün, • Modellierung der Grüns. Das sind wichtige Informationen, die auch die eigene Spielstrategie entscheidend beeinflussen können. Allerdings hat man damit bei weitem nicht alles beisammen, was man über einen Platz wissen sollte.
Checkliste für die Proberunde oder Platzbegehung Zur systematischen Erfassung dieser Vielzahl an Einzelheiten und damit man die gewünschten Informationen jederzeit auf der Runde abrufen kann, erscheint es sinnvoll, sich als Ergänzung zum angebotenen Birdiebook eine eigene Merkliste anzulegen, in der die Details aufgelistet werden, die einem selbst für das Spiel wichtig erscheinen bzw. die Entscheidungen beinhaltet, die man schon vor einem Spiel treffen kann.
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GOLF IST EINE SACHE DES KOPFES
Denn wie gewissenhaft man sich auch vorbereiten mag und wie ausgefeilt auch die Strategie ist, die man sich vor einem Spiel ausdenkt, es wird immer wieder nötig sein, die Planung an den tatsächlichen Spielverlauf anzupassen. „Denn ersten kommt es anders und zweitens, als man denkt.“ Schematisch kann man das Entscheidungsgefüge im Vorfeld und während des Spiels etwa mit unten stehender Grafik darstellen.
Platzanalyse
Spielstrategie
Eigene Spielkompetenz
⇓ Spielverlauf
Angepasste Spielstrategie
⇓
Abb. 4: Entscheidungsgefüge im Vorfeld und während des Spiels
Egal, ob Sie nun auf einer Proberunde versuchen, die für Sie selbst wichtigen Informationen zu sammeln, oder ob Sie das im Rahmen einer Platzbegehung tun. In jedem Falle ist es nützlich, die Bahnen abschließend noch einmal rückwärts zu besichtigen, denn dabei ergeben sich mitunter neue Perspektiven und weiterführende Einsichten, die oft das entscheidende Moment für einen Spielerfolg darstellen können. Eine Checkliste als Grundlage für eine Platzanalyse könnte beispielsweise etwa folgendermaßen aussehen: (siehe nächste Seite)
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Bahn
Schlägerwahl
Spielabsichten/ Besonderheiten der Bahn
Grün
1. Par 4 390 m Hc 14
Abschlag Eisen Holz Driver - ca. 200 m
Linke Fairwayseite anspielen, rechts aus! • Noch 190 m zum Grün
1.
Fairwayschlag Eisen 8 – ca. 130 m Holz
Vorlegen: Wasserhindernis 50 m vor dem Grün. Eher etwas rechts auf dem Fairway landen, links gerät der Ball in Schräglage.
• Fahne weit hinten rechts. • Grün fällt nach rechts vorn stark ab. • Liegt immer in der Sonne – schnell.
2.
Fairwayschlag/Schlag aufs Grün P-Wedge – ca. 65 m Eisen
•
2. Par 4 270 m Hc 9
3. Par 3 170 m Hc 11
Noch 60 m zum Grün
Grün links anspielen, hängt stark nach rechts. Bunker auf der gesamten rechten Seite . Eher vorn bleiben, hinterm Grün 3 m Semirough, dann tiefes Rough und Gebüsch.
Abschlag Eisen Holz Driver 1.
Fairwayschlag Eisen Holz
2.
Fairwayschlag/Schlag aufs Grün P-Wedge Eisen
Abschlag Eisen Holz Driver
4. usw.
Abb. 5: Checkliste für eine Platzanalyse
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Tragen Sie alles in die Liste ein, was Ihnen für Ihr Spiel von Bedeutung erscheint. Bei ihrer Erstellung kann man auch schon über die Schlägerwahl entscheiden. Selbst wenn man sicher ist, dass die Theorie – eine Spielstrategie ist nichts anderes als ein Plan – der Realität immer wieder neu angepasst werden muss, sollte man sich vorher zurechtlegen, wie man spielen möchte. Auf jeden Fall heißt das, dass man zumindest vorab entscheiden sollte, mit welchem Schläger man wohin abschlagen möchte, auch wenn man im Voraus nicht sicher sein kann, wo der erste Schlag auf einer Bahn nun wirklich landet. Dabei könnte man, wenn es nötig erscheint, auch eine Alternative bestimmen, z. B. im Blick auf unvorhersehbare Wind- und Wetterverhältnisse.
Platzkenntnisse tragen auch zur Sicherheit bei.
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PLATZANALYSE
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Diese Liste dient nicht nur der Orientierung während des Spielens, sondern kann auch Ausgangspunkt sein für eine besondere Schwerpunktsetzung beim Üben und Trainieren. So ist es beispielsweise Erfolg versprechend, in der Woche vor einem Wettspiel auf einem hügeligen oder gar bergigen Platz, der einem fremd ist, das Spielen aus Schräglagen zu üben, wenn der eigene Platz ganz und gar eben ist. Selbst mit einer entsprechenden Ausrichtung der Vorbereitung in den letzten Tagen vorher könnte man im Wettspiel den einen oder anderen Schlag einsparen. Und da letztendlich einzelne Schläge über Sieg oder Niederlage entscheiden, könnten Sie schon im Vorfeld einen wichtigen Schritt zum Erfolg machen. Möchten Sie Ihr Spiel an der Platzanalyse ausrichten, dann bedenken Sie, dass es keinen Sinn macht, wenn Sie sich vornehmen, die Bahnen so zu spielen, wie ein Professional sie spielen würde. Ausgangspunkt der Spielentscheidungen sind und bleiben die eigenen Fähigkeiten. • Wenn also ein 20 m breiter Fluss in 140 m Entfernung überspielt werden muss, und Sie schlagen mit Ihrem Driver nun einmal maximal 150 m, dann hat es keinen Sinn, trotzdem mit dem Driver abzuschlagen und auf ein Wunder zu hoffen. Nehmen Sie lieber einen Schläger, mit dem Sie den Ball sicher vor dem Wasserhindernis platzieren können, um es dann mit dem nächsten Schlag zu überwinden. • Wenn die Landezone für einen weiten Fairwayschlag so eng ist, dass Sie Bedenken haben, ob der Ball links im Rough oder rechts im Wald verschwindet, dann wählen Sie einen Schläger, mit dem Sie nur so weit schlagen, dass der Ball sicher vor der Engstelle landet, und teilen Sie sich dann die Bahn von vornherein lieber so ein, dass Sie einen Schlag mehr einkalkulieren, statt sich überflüssige Strafschläge einzuhandeln. • Wenn Sie aus 90 m ein Grün anspielen wollen und es Ihr Ziel ist, es einfach nur zu treffen, dann versuchen Sie erst gar nicht, die Fahne anzuspielen, die weit rechts steckt, wo unmittelbar neben dem Grün ein seitliches Wasserhindernis droht. Zielen Sie einfach auf die Grünmitte, dann ergibt sich für Ihren Pitch eine angemessene Toleranz hinsichtlich der Genauigkeit, sodass das Wasser erst gar nicht ins Spiel kommt.
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Insofern sind die Entscheidungen beim Golfspielen immer von der Abwägung des Risikos zwischen angestrebtem Erfolg und möglichem Misserfolg geprägt. Es liegt auf der Hand, dass dieses Risiko individuell verschieden ist, denn wenn zwei das Gleiche tun, dann wird das Ergebnis im Allgemeinen durchaus unterschiedlich sein, weil die individuellen Fähigkeiten eben unterschiedlich sind. Man kann gar nicht genug betonen, dass jeder für eine Runde seine eigene Spielstrategie festlegen und auf ein und derselben Bahn sein eigenes Spiel spielen muss. Es gibt immer mehrere Möglichkeiten auf einer Bahn, Birdie, Par oder Bogey zu spielen.
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Golf ist eine Sache des Herzens Bahn 11 Golfspielen mit Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen Das kleine Golf-„Tee“ater Mondän! Ein anderes Wort fällt einem nicht ein, wenn man Perlen-Penelope sieht, wie sie mit vornehmer Anmut ihrem Auto entsteigt. Kein Fremder käme auf den Gedanken, dass sie in ihrem modisch bis ins Letzte gestylten Aufzug auf die Runde geht. Allerdings würde niemand im Club auf die Idee kommen, dass das weibliche Drittel unseres Trios nicht schnurstracks ihren Trolley aus der Scheune zieht und sich ihren beiden Kumpanen anschließt, die heute pünktlich wie selten – welch Wunder – schon gemeinsam kurz vor dem Abschlag 1 auf sie warten. Unbeschreiblich und unnachahmlich ihr Auftritt. Wie eine Diva schreitet sie auf die beiden Freunde zu. In der Linken ihren Trolley, mit der Rechten lässt sie ihre Kette kreisen. Es ist der Weg zwischen Trolleyhaus und Abschlag 1, auf dem sich PP inszeniert. Alles ist klug berechnet und routiniert arrangiert. Kostüm, Requisiten und die Statisten auf der Clubterrasse passen in dieses Stück, in dem sie die Hauptrolle spielt. Kanonen-Karl und Bogey-Fritz kennen die Szene auswendig, und weil sie fast täglich proben, wissen sie gut, welcher Part ihnen zugedacht ist. Galant und mit großzügiger Geste gewähren sie der hoheitsvollen Dame die gebotene Ehrerbietung und lassen ihr den Vortritt, indem sie beide gleichzeitig und fast wie abgesprochen einen Arm vorstrecken und ihr das Wegerecht lassen, das sie mit einer leichten Kopfbewegung huldvoll akzeptiert. Und im Vorbeigehen haucht sie: „Na, ihr beiden, hoffentlich seid ihr heute gut drauf. Es geht um Kaffee und Kuchen.“ Damit ist sie auch schon vorbei und ihre Golfkameraden haben Mühe, den Anschluss zu halten. An solchen Tagen, wissen sie, wird es nicht leicht, PP zu besiegen. Sie strotzt nur so vor unbeirrbarem Selbstbewusstein und unerschütterlichem Selbstvertrauen, das durch nichts aus der Balance zu bringen zu sein scheint. Daran allerdings beginnen die Herren der Schöpfung sogleich zu kratzen, sobald sie aus Sichtweite der Clubterrasse sind. Ihre Galanterie ist verflogen. Aus ihrer Perspektive geht es nun an die Demontage ihrer sich so unbesiegbar gebenden Partnerin. Kaffee und Kuchen ist angesagt! Jetzt gilt's!
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Es gibt schlimmere Lagen
„Lasst uns erst mal abschlagen“, knurrt KaKa gerade so laut, dass es Fritz zwar versteht, aber nicht bis vorn zu PP durchdringt, die gut gelaunt vorausgeht. „Ihr seid dran“, fordert sie die beiden Freunde forsch auf, als sie den Herrenabschlag erreicht haben. „Geradeaus und weit. In dieser Rangfolge bitte, meine Herren. Ich möchte heute nicht so viel herumsuchen. Dazu bin ich nicht richtig gekleidet.“ KaKa, der eher tragische Held in diesem Stück, hätte hierzu liebend gern eine bissige Bemerkung gemacht, verkneift sich aber jeden Kommentar und klettert auf den Abschlag. Wie zu erwarten, trifft er seinen Ball mit voller Wucht und unbändiger Kraft, was dieser zum Anlass nimmt, wie im Bilderbuch zu starten und dann im hohen Bogen rechts abzubiegen und hinter einem Busch im Rough zu verschwinden. Und obwohl er gerade noch Zuversicht ausgestrahlt hat, entfährt es ihm: „Schon wieder dasselbe. Ich kann's einfach nicht.“ Kopfschüttelnd sucht er sein Tee auf und macht Platz für Fritz. Der seinerseits hat sich mit seiner Nebenrolle in dem täglichen Drama – heute Tragödie, morgen Komödie – längst abgefunden und macht verbotenerweise zunächst einmal zwei Probeschwünge auf dem Abschlag, was ihm das Missfallen seiner Begleitung einbringt, das er durch sein feierliches Versprechen zu beschwichtigen weiß, dass es auf dieser Runde nicht wieder vorkomme. Dann
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setzt er seinen Ball auf und schlägt ihn, um einiges kürzer als sein Vorgänger, mitten auf die Spielbahn. Seine Freude über den guten Beginn ist, auch ohne dass er sie in Worte fasst, an seinem triumphierenden Lächeln abzulesen. PP kommentiert die Leistungen ihrer Mitspieler in keiner Weise und scheint voll auf den eigenen Abschlag konzentriert. Ganz Protagonistin, die sich ihres Stellenwerts für die heutige Vorstellung ganz und gar bewusst ist, hält sie ihre siegesgewisse Körperspannung immer noch aufrecht, legt den Ball behutsam auf diese fatal kleine Mulde am oberen Ende des Tees, holt aus und spielt ihren Ball - ja, sie spielt ihn eher, als dass sie ihn schlägt – vorbei an Fritzens Ball mitten aufs Fairway, zieht mit der ihr eigenen balletthaften Grazie das Tee aus dem Boden und wendet sich, als sei es das Selbstverständlichste von der Welt, ohne jeden Kommentar ihrer Tasche zu, steckt ihren Driver zurück und zieht los. Noch bleibt ihr der Glaube erhalten, heute etwas Besonderes leisten zu können und wenn schon nicht den Applaus von Zuschauermassen, so doch wenigstens die Bewunderung ihrer Mitspieler in diesem alltäglichen Stück voller Spiel und Leidenschaft hervorzurufen. Und sie will in sich selbst keinen Zweifel aufkommen lassen, dass sie heute gut spielen wird. Vor allem aber will sie Spaß haben an dem gemeinsamen Spiel mit dieser kleinen, weißen Kugel. Und während sie schon über ihren nächsten Schlag nachdenkt, lässt sie sich einfangen von diesem Spiel voller Leidenschaft, das Leiden schafft und für sie ein Wettbewerb um die Gunst ihrer Freunde und die Bewunderung der Außenstehenden bleibt und erst dann ein Wetteifern um Punkte, Kaffee und Kuchen.
Gut starten Wenn man sehr gute sportliche Leistungen bzw. in einem Wettspiel persönliche Bestleistungen abliefern will, und wer möchte das nicht, muss man sich nicht nur physisch, sondern auch psychisch (gedanklich und emotional) darauf vorbereiten. Denn auf der Runde muss man beispielsweise mit der eigenen Nervosität umgehen können, den Willen zur Höchstleistung aufbringen, aber auch Misserfolge wegstecken können. Da haben natürlich alle Golfspieler auch ohne einen „Psychotrainer“ eigene Methoden. Das beginnt mit dem Talisman an der Golftasche und geht bis hin zu festen Riten und erprobten Routinen, die vorzugsweise zelebriert werden.
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Zu den psychischen Faktoren, die eine besondere Bedeutung beim Golfen haben, wenn man positive sportliche Leistungen erbringen will, zählen u. a.: • Selbstbewusstsein, • Motivation, • Stressresistenz, • Antizipationsfähigkeit, • Wahrnehmungsfähigkeit, • Konzentrationsvermögen und • Entscheidungsfähigkeit. Um diese psychischen Leistungsvoraussetzungen schon vor dem Start zu aktualisieren, gibt es allerdings sportwissenschaftliche Erkenntnisse zum Einsatz unterschiedlicher Methoden. Eine erprobte Maßnahme ist hier die Antizipation, die eine gedankliche Vorwegnahme von zu erwartenden Situationen oder von Bewegungen beinhaltet, um damit das eigentliche Spielverhalten zu beeinflussen, indem die eigenen Sinne (kinästhetisches Empfinden bzw. Bewegungsgefühl, Erfolgsorientierung) schon im Vorfeld sensibilisiert oder aber im umgekehrten Sinne gegenüber zu erwartenden störenden Einflüssen (Wetter, Spielpartner usw.) desensibilisiert werden. In diesem Zusammenhang muss das mentale Training genannt werden, das sich diesbezüglich besonders bewährt hat. Es bedeutet den geistigen Vollzug von Bewegungsabläufen, z. B. des Golfschwungs oder ganz bestimmter Techniken, ohne dass die Bewegung wirklich ausgeführt wird, und bewirkt eine messbare Verbesserung des Bewegungsablaufs. Bei Skifahrern, die einen Slalom absolvieren müssen, ist diese Art der mentalen Vorbereitung allgemein üblich und vor jedem Start zu beobachten. Auf diese Weise könnte man im Vorfeld eines Turniers auch eine ganze Runde gedanklich durchspielen, um sich beispielsweise über die eigene Zielsetzung klar zu werden oder darüber, wie man die eine oder andere Bahn angehen will. Sich schon vor einem sportlichen Wettbewerb klare Ziele zu setzen, ist eine der besten Maßnahmen, um die Leistung spürbar zu steigern. D. h., die Zielsetzungen sollten so konkret wie möglich sein. Dabei müssen sie allerdings einerseits realistisch sein, andererseits aber dennoch eine Herausforderung darstellen. Zusammen mit dem nachdrücklichen Willen, sie auch zu erreichen, bilden solche selbst gesteckten Ziele eine stabile Motivationsgrundlage.
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Und noch etwas haben Sie vor einem Turnier sozusagen selbst in der Hand. Sie können selbst entscheiden, welche Bedeutung Sie einem Spiel bzw. Wettspiel zumessen möchten. Mögen es die Clubmeisterschaften sein, ein Ligaspiel, das ProshopTurnier oder die gesellige Runde mit Ihren Freunden, es liegt an Hier findet sich fast alles, was auf der Runde Ihnen selbst, wie wichnötig ist. Aber Selbstvertrauen kann man tig Sie ein solches Ereignicht kaufen. nis nehmen. Eines steht jedenfalls fest, es gibt wichtigere Dinge als ein Golfturnier. Wenn die Behauptung, Sport sei die wichtigste Nebensache der Welt, auch für Sie gilt, dann gibt es keinen Grund, sich vor einem Golfturnier mit Versagensängsten oder übertriebenen Erwartungen zu belasten. Beides nämlich wird leicht dazu führen, dass Sie Ihre Psyche zu sehr strapazieren und die eigene Leistungsfähigkeit einengen. Wenn Sie sich auf ein Wettspiel einstimmen, dann lassen Sie zu, dass Sie in leichte Erregung geraten und freuen Sie sich darauf. In der Erwartung, dass es endlich losgeht, dürfen Sie auch ruhig etwas ungeduldig werden. Geraten Sie aber nicht in unkontrolliertes Startfieber, das durch leistungshemmende Übererregung gekennzeichnet ist, weil Sie mit einem Turnier Vorstellungen verbinden, die damit eigentlich unvereinbar sind.
Selbstbewusstsein aufbauen und festigen Selbstbewusstsein steht in der obigen Aufzählung der psychischen Faktor nicht zufällig an erster Stelle, denn im Sport ist ein gefestigtes Selbstbewusstsein das A und O. Und für das Selbstbewusstsein im Sport spielt „gesundes“ Selbstvertrauen eine entscheidende Rolle. Selbstvertrauen gilt als positive Geisteshaltung, verbunden mit der festen Überzeugung, dass die angestrebten Ziele auch tatsächlich erreicht werden können. Diese positive Haltung, dieser Optimismus, ist
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als Grundlage für jeden Erfolg anzusehen. Mit einer positiven Grundeinstellung wird Erfolg wahrscheinlicher. Damit diese dauerhaft ist, muss man sich selbst allerdings realistisch wahrnehmen. Das setzt voraus, dass man die eigenen Grenzen erkennt und akzeptiert, auch wenn das mitunter demütigend und schmerzhaft sein kann, weil sich alle selbst gern positiver sehen, als sie in Wahrheit sind. Insofern gewinnt auch der Spruch an Wahrheit, dass Golf demütig macht. Golfspieler sollten vor allem ein realistisches Bild von ihren sportartspezifischen Fähigkeiten haben. Aber Sie sollten sich nicht schwächer sehen, als es ihren Möglichkeiten entspricht, sonst können sie keine Leistungen erbringen, die Ihrem Können entsprechen, sondern bleiben immer hinter Ihren Möglichkeiten zurück. Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten auf der Grundlage einer realistischen Selbsteinschätzung ist wesentlicher Teil eines gefestigten Selbstvertrauens. Der Grad des eigenen Selbstvertrauens im Blick auf ein Spiel bzw. Wettspiel ist abhängig von verschiedenen Faktoren: • Von der Selbsteinschätzung, die hinsichtlich der eigenen Spielfähigkeit existiert. In der Sportpsychologie spricht man hier auch vom Selbstkonzept. (vgl. Eberspächer, 1982, S.55). • Von der Bedeutung, die man selbst einem Spiel beimisst. • Von den Erwartungen, die man selbst aufbaut. • Von den Anforderungen, die von außen an einen gerichtet werden. All das sind Faktoren, die jeder Spieler selbst unmittelbar entscheidend beeinflussen kann. Je nachdem, wie er mit diesen Faktoren umgeht, wird sein Selbstbewusstsein eher von Selbstvertrauen und Selbstsicherheit oder aber von Selbstzweifel und Unsicherheit geprägt sein. Hier kann jeder selbst Weichen stellen, denn niemand ist dem Geschehen hilflos ausgeliefert. Die Selbsteinschätzung, das sportliche Selbstkonzept, ist im Blick auf eine bestimmte Situation, also ein Turnier oder eine ganz konkrete Aufgabe während eines Spiels, auch eng von den bisherigen Erfahrungen eines Spielers abhängig, die er mit solchen oder mit ähnlichen Aufgaben bisher gemacht hat. Gerade dieser Zusammenhang macht deutlich, wie wichtig es ist, beim Lernen, Üben und Trainieren so vorzugehen, dass die Übungsformen positive Erlebnisse und Erfolg ermöglichen. Hier spielen selbstverständlich auch die bisherigen Wettkampferfahrungen eine große
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Wettspiel Wettspielsituation
Spieler
Wahrnehmen und Bewerten eigene Spielfähigkeit Spielbedeutung
hoch
niedrig
eigene Erwartungen fremde Erwartungen
hoch
niedrig
Emotionen abhängig von einer insgesamt eher positiven oder eher negativen ⇓ Bewertung ⇓ Selbstvertrauen
Selbstzweifel
E r f o l g
M i s s e r f o l g
Abb.6: Erwartungsaufbau Rolle. Hat man sein eigenes Spiel bisher eher als erfolglos angesehen, so wird es schwierig, für ein bevorstehendes Turnier Zuversicht und Erfolgserwartungen aufzubauen. Die unmittelbaren Folgen der Emotionslage können Erfolg und Misserfolg vorprogrammieren, wie die Grafik vereinfacht zu veranschaulichen versucht.
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Positives Denken, Selbsteinschätzung und Erwartungen Auf die Bedeutung einer realistischen Selbsteinschätzung, wie man dazu kommen kann und welche Folgen eine zu hohe Einschätzung hat, ist schon verschiedentlich hingewiesen worden (vgl. Ziele und Analyse der eigenen Spielstärke). Wer seine eigenen Ziele und Erwartungen im Vergleich zu den eigenen Fähigkeiten beispielsweise immer zu hoch ansetzt, wird bei sich selbst eher Selbstzweifel erzeugen, weil er selten mit dem zufrieden ist, was er leistet. Spieler mit einer hohen Vorgabe müssen sich in ganz konkreten Spielsituationen nicht notwendig dadurch von Spielern mit niedrigeren Vorgaben unterscheiden, dass sie weniger weit oder mit geringerer Präzision schlagen. Sie unterscheiden sich meistens durch eine wesentlich niedrigere Konstanz in ihrem Spiel gegenüber den Besseren. Darum hat es keinen Sinn, wenn Sie Ihre Erwartungen gleich hochschrauben und enttäuscht sind, wenn diese nicht bestätigt werden. Auf einer Runde wird es vielen Spielern mit der Vorgabe 36 gelingen, auch ein Par zu spielen. Spieler mit einer einstelligen Vorgabe müssen dieses Ergebnis eben an vielen Bahnen wiederholen. Die Schwierigkeit des Golfspielens liegt letztendlich darin, angesichts der auftauchenden Aufgaben und Probleme während des Spielens die eigenen Bewegungsfertigkeiten und golfspezifischen Techniken immer wieder situationsgemäß und sicher reproduzieren zu können. Gesundes Selbstbewusstsein gründet auf einer Selbsteinschätzung, die auf bisher gemachten Erfahrungen und erspielten Ergebnissen beruht. Allerdings sollte man im Blick auf einen Wettbewerb die eigene Spielfähigkeit nicht über-, aber auch keineswegs unterschätzen. Da, wo Sie Ihr Spielvermögen zu gering einschätzen, stimmt es mit Ihrem Selbstbewusstsein nicht mehr. Sie werden die auf Sie zukommenden Aufgaben und Probleme nicht mit der erforderlichen Sicherheit lösen, mit der Sie es könnten. Kurz gesagt, wenn Ihre Selbsteinschätzung im Blick auf die anstehende Aufgabe negativ ist, werden auch
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Ein mutiger Schlag führt meist zu einem akzeptablen Ergebnis.
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Ihre Leistungen schlechter sein als möglich. Und genau da liegt der Punkt. Es geht darum, auf der Basis des eigenen Spielvermögens das Optimale in einem Spiel zu erreichen. Ob jemand mit seiner eigenen Leistung zufrieden ist, sich bestätigt fühlt und daraus Freude und MotivaVertrauen Sie tion für sein weiteres Spielen mitnimmt, hängt auf das, was Sie besonders mit den Begründungen zusammen, können. Verlassen die er selbst für eine gute oder weniger gute LeiSie sich auf die Ferstung findet. Als leistungsbestimmende Faktoren tigkeiten, die Sie für sportliche Leistungen werden oft die eigenen beherrschen! Fähigkeiten, der Schwierigkeitsgrad einer Aufgabe, die aufgebrachte Konzentration und Anstrengung sowie vielfach auch der Zufall angeführt. Natürlich sind die Selbsteinschätzung und die eigenen Erwartungen immer voneinander abhängig. Wenn Sie mit Problemen konfrontiert werden, dann suchen Sie im Rahmen Ihrer Möglichkeiten nach Antworten. Wenn Sie keine Möglichkeit finden, einen Ball Erfolg versprechend zu spielen, dann greifen Sie auf die Spielräume zurück, die Ihnen die Regeln anbieten. Nehmen Sie einen Strafschlag dafür in Kauf, den Ball in einer für Sie spielbaren Situation fallen zu lassen. Trauen Sie sich nur Entfernungen zu, die Sie auch wirklich bewältigen können, aber spielen Sie Ihren Ball auch selbstbewusst über ein Wasser, wenn Sie eine Distanz überwinden müssen, die Ihnen sonst keine Probleme bereitet. Vorlegen dann, wenn es utopisch ist, die Entfernung zu überwinden. Jeder kennt die Situation in einem Lochspiel, in dem die unterschiedlichen Vorgaben der Kontrahenten – in diesem Falle sei dieser Begriff gestattet, weil es um Bleiben Sie auf den direkten Vergleich geht – dazu führen, dass dem Teppich mit der Spieler mit der höheren Vorgabe auf einer Ihren Zielen und Bahn einen oder zwei Schläge mehr zugestanden bekommt. Es ist fatal, wenn sich dieser den eigenen Erwar„Schwächere“ am Spielvermögen seines Mitbetungen. werbers orientiert, indem er versucht, ähnliche Weiten und gleiche Präzision zu erzielen. Er wird nur dann Erfolg haben, wenn er sich an seiner eigenen Spielstärke orientiert. Das gilt auch für jedes andere Turnier. Erfolg stellt sich ein. Man kann ihn nicht erzwingen, indem man die eigenen Ansprüche hoch-
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schraubt. Spieler mit zu hohen Erwartungen im Blick auf ein Wettspiel werden meistens ganz schnell und hart auf dem Boden der Tatsachen landen. Wer sich zu viel vornimmt, wird Enttäuschungen vorprogrammieren, statt eine konstante Motivation für die gesamte Dauer eines Woran lag es denn jetzt wieder? Wettspiels zu sichern. Wer sich zu wenig zutraut, wird anschließend frustriert hinter den verpassten Chancen hertrauern. Im Anschluss an ein Turnier drehen sich die Gespräche am 19. Loch in erster Linie darum, ob man mit der gebotenen Leistung seine Ziele erreicht bzw. nicht erreicht oder seine Erwartungen vielleicht sogar übertroffen hat. Wenn man genauer hinhört, kann man die vielen Konjunktive wahrnehmen, mit denen Spieler versuchen, ihre eigenen Ergebnisse zu erklären, zu rechtfertigen oder zu begründen. Vor allem aber fällt häufig auf, dass von den eigenen Fehlern selten gesprochen wird, aber oft von äußeren Faktoren: • von den schwierigen Lagen, in denen sich der Ball befand: Divots, Rough, schlecht gemähte Stellen, Spuren im Bunker usw. • von den Zufällen, die zu schlechten Schlägen führten: Störungen durch andere, Geräusche oder auch durch Insekten usw. Und selbst wenn jemand zugibt, dass er selbst versagt hat, findet er mitunter doch noch irgendetwas oder irgendjemanden, das oder den er zumindest mitverantwortlich machen kann. All diese Erklärungen haben letztendlich nur ein Ziel, nämlich aus der vorgenommenen Selbstbewertung genügend Selbstbewusstsein abzuleiten,
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die diesmal unerfüllten Erwartungen beim nächsten Turnier einlösen zu wollen und zu können. Die Kunst, sich selbst und andere zu motivieren, besteht letztlich darin, Argumente zu finden und zu liefern, die die Selbstbekräftigung fördern (vgl. Eberspächer 1972, S. 57). So etwas muss nicht unbedingt bewusst ablaufen, und man sollte jedem zugestehen, diese Zusammenhänge auch bewusst zu nutzen, um mit den eigenen Ergebnissen in Wettspielen verträglich umzugehen und sich selbst Mut zu machen für die nächsten Runden.
Auf Kurs Positives Denken ist während der Runde von ausschlaggebender Bedeutung für erfolgreiches Spielen. Man darf sich von unvermeidlichen Fehlschlägen, den eigenen falschen und ungünstigen Entscheidungen oder unglücklichen Zufällen nicht zu stark beeindrucken lassen. Negative Gedanken sollte man erst gar nicht zulassen, denn negatives Denken hemmt, lähmt, macht krank und wirkt destruktiv. Beispiele für negatives Denken hören sich etwa so an: • „Ich wäre heute besser im Bett geblieben.“ • „Auf dieser Bahn spiele ich immer schlecht.“ Wenn solche und ähnliche Gedanken auftauchen, sollte man sie möglichst durch positive Selbstbekräftigungen ersetzen, die natürlich auch eine realistische Basis haben müssen. Der Gedanke, ausgesprochen oder unausgesprochen: „Heute hab ich auch nur Pech!“ , führt in die falsche Richtung. „Gleich hab ich mehr Glück!“, bringt einen eher nach vorn. Die Überlegung, dass ein Ball auch im Wasser landen könnte, hat meistens genau dieses Ergebnis zur Folge. Es ist produktiver, sich vorzustellen, wohin man den Ball schlagen will. Es gibt auf alles eine Antwort.
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Erfolg und Misserfolg im Spiel sind gleichermaßen abhängig vom Umgang mit den gelungenen Aktionen wie von der Bewältigung misslungener Schläge. Nichts sollte einen Spieler hindern, die kleinen Erfolge auf der Runde den eigenen Fähigkeiten zuzuschreiben und sie als Bestätigung für das eigene Können anzusehen. Um erfolgreich und zufrieden mit sich selbst über die Runde zu kommen, sollten Sie sich folgende Verhaltens- und Denkweisen zur Gewohnheit machen:
• Stellen Sie sich vor jedem Schlag vor, wohin Sie schlagen wollen, welche Flugkurve der Ball nehmen und wo er schließlich landen soll. Kalkulieren Sie dabei eine Ihren Fähigkeiten entsprechende Toleranz bei der Zielgenauigkeit ein. • Warten Sie nicht darauf, dass andere Sie loben. Loben Sie sich selbst, wenn Ihnen etwas besonders gut geglückt ist. Positive Selbstbekräftigungen (Affirmationen) können nach und nach destruktive Gedanken verdrängen. Dabei gilt: • Selbstbekräftigungen beziehen sich immer auf die eigene Person, weil man bei sich selbst etwas verändern möchte. • Sie stehen im Präsens, in der Gegenwartsform, denn es ist wichtig, dass man hier und jetzt etwas verändert. Beispiele: Ich konzentriere mich voll und ganz auf den bevorstehenden Schlag. Meine Schwungtechnik ist verfügbar und sicher. Ich bin fit und voller Energie. Ich bin selbstbewusst und habe alles unter Kontrolle. Ich treffe die richtige Schlägerwahl und bleibe ganz entspannt. Ich bin energiegeladen und voller Zuversicht. • Akzeptieren Sie aber auch solche Ergebnisse, die zwar nicht voll und ganz Ihren Absichten entsprechen, aber im Blick auf Ihre Spielstärke erwartet werden müssen. Handeln Sie vorher mit sich selbst aus, welchen Gütestandard Sie für sich als verbindlich betrachten wollen.
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• Tolerieren Sie schlechte Schläge, die zu brauchbaren Ergebnissen führen, und nehmen Sie sich vor, es beim nächsten Versuch besser zu machen. Mit der gleichen Einstellung sollten Sie die unvermeidbaren Fehlschläge hinnehmen, die im Spiel zu den von manchen oft als katastrophal empfundenen Folgen führen. • Schauen Sie nach vorn und freuen Sie sich auf die Aufgaben, die auf Sie warten. Lamentieren Sie nicht über Missgeschicke. Lassen Sie auf keinen Fall ängstliche Gedanken zu und warten Sie nicht darauf, dass etwas schiefgeht.
Denken Sie daran, dass Sie Golf spielen. Es geht weder um Ihre Existenz noch um das Ansehen und die Wertschätzung Ihrer Person. Es geht schlicht und einfach darum, eine sportliche Leistung zu erbringen. Zum Sport gehören nun einmal Sieg und Niederlage sowie Höhen und Tiefen. Und zur sportlichen Leistung zählt auch der sportliche Umgang mit Erfolgen oder Misserfolgen.
Konzentrationsvermögen Im Alltag gehen wir mit dem Begriff Konzentration großzügig um und verstehen darunter: etwas um einen Mittelpunkt, um ein Zentrum sammeln. In unserem deutschen Begriff steckt noch das lateinische Wort centrum, und unter dem Stichwort Konzentration führt das Dudenlexikon (1966, S. 4) u. a. auf: „die bewußte Hinwendung und Begrenzung der Aufmerksamkeit auf bestimmte Vorgänge unter Ausschaltung aller störenden Faktoren“. Im Internet bei „Wikipedia“ ist folgende Definition zu finden: „Konzentration ist die willentliche Fokussierung der Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Tätigkeit, einen Reiz oder Ähnliches. Fokussierung bedeutet, dass lediglich auf das momentan Ausgeübte oder Empfundene, jedoch nicht auf Vorhergehendes oder Kommendes geachtet wird. Konzentration erfordert Anstrengung und Energie und lässt daher naturgemäß mit der Zeit nach.“ Der Brockhaus definiert Konzentration als „die Zentrierung seelischen Geschehens; speziell die bewusste Steigerung der Aufmerksamkeit und ihre Bindung an ein vorgegebenes Ziel“. Die Definition beinhaltet, dass es uns gelingt, uns auf ein bestimmtes Thema zu konzentrieren und irrelevante Dinge zu ignorieren. Viele innere und äußere Störquellen können uns jedoch davon abhalten, unsere Aufmerksamkeit gezielt auf einen Punkt zu richten.
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Damit wird ein innerer Vorgang umschrieben, der uns täglich abverlangt wird und den wir seit unserer Kindheit permanent nutzen. Am unmittelbarsten erfährt man die Bedeutung der Fähigkeit, sich auf eine ganz bestimmte Sache, eine Situation, einen Vorgang oder auf bestimmte Aufgaben zu konzentrieren, wenn es einem nicht gelingt, die nötige Konzentration zu finden. Sei es, dass wir selbst nicht die nötige Motivation aufbringen, weil wir beispielsweise von negaSpielen, wie er liegt! tiven Emotionen oder anderen Problemen blockiert werden. Müdigkeit kann unsere Konzentrationsfähigkeit entscheidend mindern, was auf ein Mindestmaß an Kondition hindeutet, das man zum Golfspielen mitbringen sollte. Einen ähnlichen Stellenwert hat die Ernährung. Natürlich verhindern mitunter auch äußere Faktoren, unsere Aufmerksamkeit auf einen Punkt zu lenken. Viele Spieler können nicht mehr bei der Stange bleiben, wenn das Spiel nicht so läuft, wie sie es erwartet haben, und lassen mit der Konzentration nach. In nicht geringem Maße allerdings unterliegt unsere Konzentrationsfähigkeit und die Intensität unserer Aufmerksamkeit wohl unserem Willen. Sie entsteht jedoch nicht nach dem Prinzip „ganz oder gar nicht“. Ein Spieler wird sich einer Aufgabe mit größerer Aufmerksamkeit zuwenden, wenn sie hohe Bedeutung besitzt. So ist die Intensität bei einem Schlag auf der Drivingrange fraglos niedriger als beim entscheidenden Schlag zum Grün auf der Bahn, wo sich ein Lochspiel entscheiden könnte. Da Konzentrationsfähigkeit auch von der Körpertemperatur, dem Energieumsatz sowie von der elektrischen Aktivität unseres Gehirns und der Spannung der Skelettmuskulatur abhängt, ist es ratsam, sich vor einem Spiel angemessen aufzuwärmen, um das eigene Aktivierungsniveau auf das für ein erfolgreiches Spiel erforderliche Niveau zu bringen. Weitere Faktoren für die Konzentrationsfähigkeit sind • die Anzahl der Objekte bzw. der Handlungen, auf die wir unsere Aufmerksamkeit richten und
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• die Ausdehnung des Wahrnehmungsfeldes, auf das wir unsere Aufmerksamkeit lenken, und schließlich • die Fähigkeit, sich in einer Situation orientieren und die unterschiedliche Bedeutung der sie kennzeichnenden Faktoren erfassen zu können. Golf ist nicht zuletzt deswegen ein als schwierig eingestuftes Spiel, weil es sich in seiner Kontinuität von den meisten anderen Spielen dadurch unterscheidet, dass es nach jedem Schlag erst einmal unterbrochen wird und der Spieler für jede folgende Aktion seine innere Einstellung, seine Konzentration, immer wieder neu aufbauen muss. Wenn man allein spielt, hat man mitunter vielleicht die Möglichkeit, ohne große Unterbrechung weiterzuspielen, um sich direkt nach einer Aktion schon mit der nächsten zu beschäftigen. Im Spiel mit anderen geht diese Kontinuität jedoch schnell verloren. Denn da ist jeder gezwungen, abzuwarten, bis auch seine Mitspieler ihre Schläge gemacht haben, bevor er sich wieder dem eigenen Ball widmen kann. Im Normalfall gibt es vieles, das es unmöglich macht, sich durchgehend auf das eigene Spiel zu konzentrieren. Immer wieder muss man die Konzentration neu aufbauen. Wie schwer es dem einen oder anderen fällt, seine Konzentration weg vom eigenen Ball auf das übrige Spielgeschehen zu lenken, zeigt allein die Beobachtung während eines Spiels. Viele laufen, spielen und putten vor, ohne dabei eine böse Absicht zu haben bzw. sich vordrängen zu wollen. Eher fühlen sie sich offensichtlich innerlich gedrängt, das eigene Spiel fortzusetzen, weil sie ihre Konzentration lieber halten, als sie später wieder aufbauen zu müssen. Auf den ersten Blick scheint es leicht, beim Golfspielen seine Aufmerksamkeit auf dieImmerhin spielbar! sen einzelnen und dazu noch ruhenden Ball zu lenken, den man spielen will. Man stellt aber schnell fest, dass es daneben noch viele andere Faktoren zu beachten gilt. Denn es ist keineswegs egal, in welcher Lage sich ein Ball befindet, wodurch möglicherweise Aufschwung oder Durchschwung beeinflusst werden, was die Flugbahn des Balls behindern oder seine Landung beeinträchtigen könnte usw. Hinzu
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kommen noch die immer wieder wechselnden äußeren Bedingungen wie Platz, Maschinen, Natur, Wetter und Mitspieler usw., die einen leicht ablenken können. Da Sie eine Vielzahl äußerer Störungen nicht direkt abstellen können, wehren Sie sich innerlich nicht dagegen. Je mehr Sie darauf achten, umso mehr dringen sie in Ihr Bewusstsein und stören dann tatsächlich Ihre Aufmerksamkeit. Die Situationen, die es im Golfen zu lösen gilt, sind also keineswegs so einfach, wie man annehmen möchte, sondern durchaus komplex. Je besser es einem Spieler gelingt, diese Komplexität aufzulösen, desto besser kann er sich auf die jeweils anstehende Aufgabe konzentrieren. Da man seine Konzentration ohne Verlust nicht beliebig lange aufrechterhalten kann, wird jeder schnell einsehen, dass es beim Spielen darauf ankommt, sie zu einem bestimmten Zeitpunkt, an einer bestimmten Stelle, in einer bestimmten Situation für eine beabsichtigte Handlung auf die Faktoren zu richten, von denen das Gelingen der Folgehandlung abhängt. Für jede Situation kann man sich eine Reihenfolge zurechtlegen, in der man die anstehenden Probleme mit der jeweils größtmöglichen Konzentration lösen möchte. Man spricht hier auch von Routine, die man ausbildet oder sich aneignet, um die anstehenden Aufgaben zu strukturieren und überschaubarer zu machen. Nicht zuletzt deswegen kostet eine Runde Golf einen Anfänger, der noch auf alles Mögliche gleichzeitig achtet, mehr Nerven als einen alten Hasen. Jeder ist gut beraten, wenn er hier über eine Erfolg versprechende Strategie verfügt, die ihm sozusagen ein Handlungsgerüst bietet, seine Konzentration aufgaben- bzw. problembezogen aufzubauen. Mit einer situationsgerechten Routine können die Schwierigkeiten einer Spielsituation geordnet und in sinnvoller Folge behandelt werden. Man könnte seine Aufmerksamkeit ganz gezielt nacheinander auf folgende Punkte lenken: • Lage des Balls klären – offen, im Rough, Grasbüschel davor usw. • Standmöglichkeiten ausmachen – eben bzw. uneben, über oder unter dem Ball usw. • Schwungfreiheit bzw. -behinderungen ermitteln – Äste, Hindernisse usw. • Spielmöglichkeiten herausfinden – mögliche Flugbahn, Entfernungen, Landebereiche, Risiken, eigene Spielfähigkeit. • Entscheidung für eine Technik und Gerätewahl.
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SELBSTBEWUSSTSEIN
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• • • •
3-5 m hinter den Ball treten und Visualisieren des Ballflugs. Einnehmen der Ausgangsposition (Set-up). Standposition, Ausrichten des Schlägers, Körperhaltung. Antizipation der Schlagintensität und persönlicher Schwerpunkte des Bewegungsablaufs (möglicherweise Probeschwung). • Waggle - den Schläger aus den Handgelenken bewegen. • Aufschwung - Durchschwung. Versuchen Sie, diese Routine immer im gleichen Rhythmus und im selben Tempo zügig ablaufen zu lassen. Machen Sie keine langen Pausen zwischen den einzelnen Schritten, vor allem nicht vor dem letzten Schritt.
Eine solche Handlungskette sollten Sie vor allem auch auf Ihren Privatrunden einhalten, um daraus eine wirkliche Routine zu entwickeln, denn Konzentrationsfähigkeit ist lern- und trainierbar. Sie werden dann gleichzeitig Ihre Wahrnehmungsfähigkeit, Antizipationsfähigkeit und Entscheidungsfähigkeit üben und spielorientiert verbessern, die in diesem Zusammenhang ebenfalls wichtig sind. Wenn wir beispielsweise nicht genau wissen, wie wir eine Spielaufgabe bewältigen sollen, führt das leicht zu einem Konzentrationsabfall. Lassen Sie sich in Ihrer Routine nicht von anderen Dingen ablenken. Räumen Sie alles Störende und Ablenkende aus Ihrem „Spielfeld“. Spätestens mit dem Einnehmen der Ausgangsposition sollten Sie keine Störungen mehr zulassen, sondern die Routine neu beginnen, wenn Sie durch etwas anderes abgelenkt werden. Die Etikette sorgt dafür, dass Sie in wichtigen Konzentrationsphasen nicht gestört werden. Schließen Sie die Aktion mit einer kurzen Reflexion und dem Nachempfinden der Bewegung ab. Danach können Sie sich anderen Dingen zuwenden: einem verlorenen Ball, dem Spiel Ihrer Mitbewerber, der Natur oder einem Gespräch mit Ihrem Partner. Natürlich sollten Sie sich die Landestelle Ihres Balls einprägen, aber bauen Sie Ihre Konzentration erst dann neu auf, wenn Sie wieder spielen müssen.
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Bahn 12 Stressbewältigung auf der Runde „Die Angst des Spielers vor den letzten Zentimetern“ Mit dem Jib unterwegs Irgendetwas ist passiert. Kanonen-Karl läuft heute mit hängendem Kopf über den Platz, als sei ihm die Petersilie verhagelt. Ihm ist deutlich anzumerken, dass etwas nicht stimmt. Wenn man ihn putten sieht, ist alles klar: Er hat den Jib oder der Jib hat ihn. Lieber wählt er für sich diesen englischen Begriff, statt auf Deutsch von Angst vorm Putten zu sprechen. Wer würde schon behaupten, Bernhard Langer hätte Angst vorm Putten. Alle reden davon, dass sich bei ihm ab und an der Jib einstellen würde. Perlen-Penelope und Bogey-Fritz versuchen, sich rücksichtsvoll auf diesen Zustand der Verunsicherung ihres Kumpans einzustellen. PP hat mit ihrer sprichwörtlichen weiblichen Einfühlsamkeit schon auf dem ersten Grün gespürt, was los ist und den verzitterten Putt KaKas unkommentiert gelassen. Ja, sie hatte sogar Fritz auf ihre zarte Art eindeutig zu verstehen gegeben, er möge seine fällige ironische Bemerkung herunterschlucken, indem sie ihm mit ihrem Putter heftig gegen die Hacke gestoßen hatte. Als der sich geschockt umsah und ob dieser Tätlichkeit beschweren wollte, war ihre Geste so eindeutig, dass er erschrocken all seine Häme vergaß und schwieg. Üben führt zu Sicherheit und Jetzt stehen die Drei auf Grün 5 und KanoSelbstvertrauen.
nen-Karl wartet, dass PP ihren 2-m-Putt einlocht. Gelassen spricht sie ihren Ball an, sieht noch einmal die Puttlinie entlang und schickt die Kugel mit der ihr eigenen Noblesse sicher ins Loch. Währenddessen macht KaKa sich Mut: nur keine Panik. Was sie kann, kann ich schon lange. Der kleine 80-cm-Putt fällt so gut wie von allein rein. Ruhig ausholen, locker durchschwingen, sagt er sich innerlich.
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Und dann ist er dran und spielt seine ganze Routine aus: Puttlinie ansehen. Grün von vorn, hinten und von der Seite lesen. Kein Break zu erkennen. Putter ausrichten, den Stand einnehmen und konzentrieren. Und da schießt es ihm durch den Kopf: „Wie muss ich dosieren? Hab ich auch die richtige Linie gewählt? Rollt der Ball auf dem schnellen Grün nicht zu weit? Oder ist es doch langsam?“ – Er weiß, dass der Putt immer schwieriger wird, desto länger er nachdenkt. – Seine Ohren richten sich im sprichwörtlichen Sinne auf, und er glaubt ganz deutlich zu hören, wie PP hinter ihm schon wieder ihre Kette zwischen den Fingern hat. Nur nicht mehr länger überlegen, befiehlt er sich selbst, holt aus und merkt, wie sein linker Arm gegen den rechten arbeitet. Spürt, wie seine Hände zittern, und weiß schon, während er den Ball trifft, dass der viel zu kurz ausrollen und seitlich ausbrechen wird, weil er ihn in seiner Ängstlichkeit gar nicht richtig getroffen hat. Schaudernd sehen seine Partner zu, wie der Ball schon auf halber Strecke austrudelt und schütteln innerlich den Kopf, weil sie nur schwer nachvollziehen können, was in ihren Golffreund gefahren ist, der sonst doch die Sicherheit in Person scheint, wenn es darum geht, einen Ball einzulochen. Golf ist eine Sache des Selbstvertrauens. Wer nicht an sich glaubt, hat keine Chance. „Kann jedem passieren“, stellt Bogey-Fritz mitfühlend fest, und Perlen-Penelope lässt in ihrem mitleidenden Zustand schweigend ihre Kette kreisen, weil ihr aber auch wirklich gar nichts einfällt, was KaKa trösten könnte. Der will mit größter Anspannung und unter Aufbietung seiner letzten Seelenkräfte den Ball ins Loch befördern, als er hinter sich hört: „Geschenkt!“ Und auch wenn es eigentlich seiner inneren Einstellung total zuwiderläuft, folgt er dem Sonderangebot Fritzens ohne Zögern. Der aber fügt seinem: „Geschenkt!“ innerlich hinzu: „Bevor du noch zwei Schläge benötigst und deine Nerven ruinierst.“ Als er seinen Ball in der Hand hält, ist KaKas Angst wie weggeblasen. Jetzt ist er wieder sicher, dass er seinen Ball am nächsten Grün so ziemlich aus jeder Entfernung einlochen wird. Er hat auch seinen Humor wiedergefunden. Oder ist es Galgenhumor, als er PP fragt: „Kannst du mir möglicherweise nachher deinen zweiten Putter leihen? Ich bin nämlich nicht sicher, ob meiner das nächste Grün überlebt.“ Sagt es und weiß, auf dieser Runde wird er seinen Jib nicht los und nimmt sich vor, nachher noch intensiv zu üben.
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Das Phänomen der Angst Angst ist ein Warn- und Schutzsystem, das Überlebensfunktion besitzt. Sie ist als ein natürliches Phänomen zu betrachten, das nur bedingt dem menschlichen Willen unterliegt und vielmehr als eine Art Reflex auf eine Bedrohung angesehen werden kann. Sie beruht auf der Ausschüttung bestimmter Hormone (Adrenalin, Noradrenalin), die dazu führt, dass alle vorhandenen Kräfte freigesetzt und verfügbar gemacht werden, um zu kämpfen oder einer Gefahr zu entkommen. In existenzbedrohenden Situationen, in denen es darum geht, sein Leben zu retten oder schwere Schäden zu vermeiden, löst große Angst Fluchtreaktionen oder Verteidigungsmechanismen aus, bei denen natürlich alle vorhandenen Kräfte benötigt werden, um einer existenziellen Gefahr erfolgreich zu entkommen. So spielt die Angst im Laufe der Entwicklung unserer Spezies eine bedeutsame Rolle. Normalerweise stehen uns lediglich 80 % unserer maximalen Leistungsfähigkeit zur Verfügung. Die übrigen 20 %, die so genannte „autonom geschützte Reserve“, können unter normalen Umständen nicht mobilisiert werden. Erst in Extremsituationen ( z. B. unter Lebensgefahr), die große Angst oder auch unbändige Wut auslösen, sind diese Reserven zugänglich. Totale Erschöpfung Autonom Autonomgeschützte geschützte Reserve Reserve 20 %
Ermüdung
Normale Einsatzreserven, z. B. bei sportlichen Belastungen 25 % Leistungsbereitschaft für normale Belastungen
25 %
Automatisierte Leistungen
30 %
Angst, Wut, Bedrohung oder Doping
Abb. 7: Komponenten körperlicher Leistungsfähigkeit, nach Horst de Marées, 1981, S. 546 Der menschliche Organismus hält diese Reserven vor, um sich vor einer völligen Erschöpfung zu schützen, die leicht zum Kreislaufkollaps mit Todesfolge führen kann. Der eine oder andere Sportler versucht durch Doping, diese natürliche Leistungsgrenze zu überschreiten und nimmt damit, wie zahlreiche Todesfälle zeigen, lebensgefährliche Risiken in Kauf.
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Nun treffen wir beim Golfspielen höchst selten auf eine konkrete Gefahr, wenn man von dem einen oder anderen herumirrenden Ball oder von einem unachtsam gehandhabten Schläger einmal absieht. Auf dem Golfplatz begegnet uns Angst als ein störendes Programm oder eine Form von Anspannung. Sie kommt in bestimmten Situationen auf und verhindert, dass man eine situationsgerechte Technik, z. B. einen Putt, frei und locker ausführt. Gerade in solchen Situationen ist die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs Angst unmittelbar erfahrbar. Er leitet sich ab von dem lateinischen Wort „angus“ = Enge. Und der Zusammenhang zwischen Angst und Enge wird für viele Golfspieler, die unter diesem Phänomen leiden, nachvollziehbar. Sie fühlen sich gedanklich eingeengt, obwohl Sie wissen, dass Ihre Angst auf einer gedanklichen Fiktion beruht, auf einer Vermutung oder einer fixen Idee, die einem suggeriert, dass die beabsichtigte Aktion misslingen wird. Dem Spieler fehlt die Möglichkeit, die Lage ruhig und entspannt zu betrachten und einzuschätzen, weil sein Verhältnis zur Realität gestört ist. Oder anders gesagt: Seine Reaktion auf die Realität ist als übertrieben anzusehen. Die Angst vor Misserfolgen beim Golfspielen oder die Versagensangst vor dem vermeintlich entscheidenden Putt führt zur Angst vor der Aktion selbst. Das kann nicht gutgehen und kaum zur erwünschten dauerhaften Handlungssicherheit und damit zum Erfolg führen. Die Selbstbeherrschung geht verloren, was zum Verlust der Selbstkontrolle führen kann. Auf dem Golfplatz äußert sich das oft recht unterschiedlich. Es kann mitunter Wut oder Aggressivität auslösen, aber eben auch in den Sumpf der Angst führen. Beim vom Jip Befallenen jedoch hat sich das normale Verhalten bereits geändert. Er rechnet schon im Vorhinein mit dem Schrecklichsten. Da, wo sein Verstand die Oberhand gewinnt, fragt er sich selbstkritisch: „Warum fühle ich mich bei meinem Tun von meiner Angst vor einem eigentlich folgenlosen Fehler eingeschränkt?“ Aber schließlich entwickelt er schon neben der Versagensangst die Angst vor seiner eigenen Unsicherheit. Vor und während des Wettspiels, vor allem in ganz bestimmten Spielsituationen – bei einem schwierigen Annäherungsschlag oder beim finalen Putt – wird er geplagt von unterschiedlichen Stresssymptomen (wie Puls- bzw. Herzjagen, sogar Atemnot und ein stark sensibilisiertes Wahrnehmungsvermögen), die sich danach wieder verlieren, sich jedoch bei der nächsten ähnlichen Gelegenheit wieder einstellen.
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Der selbstbewusste Spieler stellt sich den Tatsachen und akzeptiert, dass ein Schlag misslingen kann. Aber ohne im Vorfeld der Aktion darüber nachzudenken, was alles passieren könnte, sondern er wird die Misserfolge dann hinnehmen, wenn sie sich eingestellt haben, um zu Nur ein kurzer Putt, aber er soll auf jeden Fall rein! überlegen und zu entscheiden, was er in einer ähnlichen Situation anders machen sollte, um neue Fehlschläge zu vermeiden. Je weniger der Spieler seine golftechnischen Bewegungsabläufe bewusst zu steuern versucht, desto weniger Chancen hat die Angst, ihn dabei zu stören. Also: je weniger Verstand, desto weniger Angst. Eigentlich muss man davon ausgehen, dass jede Aktion im Spiel für den Spieler ein Wagnis beinhaltet, weil sie mit unterschiedlicher Wahrscheinlichkeit sowohl gelingen als auch misslingen kann. Wie hoch das jeweilige Wagnis für einen Golfspieler ist, hängt in hohem Maße davon ab, welches subjektive Risiko eine Aktion für ihn besitzt. So kann einem Spieler eine bestimmte Aktion immer gelingen, also zu 0 % misslingen, eine andere aber stets misslingen (100 %). Dazwischen gibt es sicherlich alle Konstellationen von Wahrscheinlichkeiten für das Gelingen und Misslingen. Ist das Misslingen für ihn vollkommen ausgeschlossen, kann man kaum noch von einem Wagnis sprechen, das er eingeht. Im umgekehrten Fall wird er das Risiko des Scheiterns aber als sehr hoch ansehen. Je nach persönlicher Veranlagung gehen Sportler mit den Unwägbarkeiten ihres Sports unterschiedlich um. So zeigt sich, dass es der eine oder andere oftmals vorzieht, zu einer Technik zu greifen, deren Misslingen gegen 100 % tendiert. Statt einen Schlag auszuführen, dessen Gelingen ziemlich gewiss ist, der jedoch nur zu einer Zwischenlösung (Ball aus schwieriger Lage auf den Fairway spielen) und nicht zum wünschbaren Optimum (Ball aus schwieriger
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Lage auf das Grün spielen) führen wird, versuchen solche Spieler, zu den Lösungen zu greifen, die mit einer hohen Wahrscheinlichkeit verknüpft sind, dass die Aktion misslingt. D. h. manche stellen sich bei subjektiv hohem Risiko sogar dann noch einer Bewegungsaufgabe ohne Stress, wenn die Wahrscheinlichkeit für das Misslingen sehr groß ist. Beim Golfspielen, wo jeder Schlag zu Buche schlägt und jeder Fehlschlag doppelt so schwer wiegt, wird dieses Verhalten letztendlich kaum zu dauerhaftem Erfolg führen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Schlag gelingt, ist fraglos umso größer, je zuversichtlicher man ist, die Bewegungsaufgabe bewältigen zu können. Das subjektive Gefühl für das Risiko hängt einerseits zunächst von der Wahrscheinlichkeit ab, eine Bewegungsaufgabe zu bewältigen, d. h. vom eigenen Selbstvertrauen, und andererseits von den Konsequenzen eines Misslingens. Bei den Amateuren geht es im Golfspiel nur um den sportlichen Erfolg, nicht wie bei den Professionals um finanzielle Erfolge, wo der Erregungsgrad eines Spielers durchaus von der Höhe des Preisgeldes bestimmt werden kann. Für die normalen Golfspieler sind Misserfolge im Spiel folgenlos. Daher sind auch übertriebene Ängste unnötig. Sie werden sich aber eher bei dem einstellen, der den eigenen persönlichen Wert zu eng mit dem sportlichen Erfolg oder Misserfolg verknüpft. Das Risiko einzugehen, sich selbst zu erproben, macht das Golfspielen erst interessant. Man lässt sich auf riskante Aktionen ein, um • die eigene Kompetenz zu erleben, zu erproben, zu beweisen, zu erweitern. • Aufmerksamkeit und Beachtung zu erhalten. • Freude und Stolz über die eigene Leistung zu empfinden. • Nervenkitzel, Angstprickeln, Erregung, Aufregung, Risikobewährung zu erleben. Aber erst ausreichende Kompetenz, also sportliches Können, ermöglicht in solchen Situationen lustvolle Erlebnisse, da sonst immer wieder Versagensangst positive Empfindungen überlagert. Gelingt ein Putt auf dem Grün nicht, wird es im Spiel Schläge oder Punkte kosten, eventuell auch Schadenfreude oder eine dumme Bemerkung von Mitstreitern hervorrufen, aber für die eigene Gesundheit und auch für das persönliche Wohlbefinden sollte das keine Bedeutung haben.
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Jeder Spieler ist während des Spiels in hohem Maße abhängig von seiner Wahrnehmung, die sich naturgemäß ganz auf das Spielgeschehen ausrichtet. Weil die menschliche Wahrnehmungskapazität begrenzt ist, nimmt er seine Umgebung ganz gezielt wahr, weil er sich auf das konzentrieren will, was sein Spiel beeinflusst. Dinge, die nichts mit dem Spiel zu tun haben, blendet er möglichst aus. Gleichzeitig ist er permanent damit beschäftigt, seine Eindrücke nach ihrer Bedeutsamkeit für sein sportliches Tun zu bewerten. Vom eigenen Urteil hängt dann ab, wie ein Spieler emotional reagiert, ob er zuversichtlich bleibt oder ob er sich z. B. angstvoll und hilflos erlebt. Spielsituation W A H R N E H M E N Spieler Bewertung der Situation Emotionen Zuversicht
Angst
Handlungsentscheidungen mit:
hohen Erfolgsaussichten
geringen Erfolgsaussichten
Abb. 8: Struktur eines Entscheidungsprozesses in Spielsituationen.
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Gewöhnlich ist diese Einschätzung der gegebenen Spielsituation Ausgangspunkt, um die notwendige geistige und körperliche Leistungsbereitschaft herzustellen. Der Spieler gerät damit in einen Erregungszustand, der in der Sportwissenschaft auch als Vorstartfieber beschrieben wird. In anderen Sportspielen taucht dieses Lampenfieber, wie es im Theater genannt wird, vor Beginn eines Spiels auf und erwacht möglicherweise in entscheidenden Situation. Allerdings wird es hier meist schnell durch das sich fortsetzende Spielgeschehen und die sich permanent verändernden Spielsituationen überlagert und verdrängt. Beim Golfspielen muss sich ein Spieler bei jeder Aktion immer wieder neu damit auseinandersetzen, weil sich das Spielgeschehen nicht fortsetzt, bevor er nicht selbst agiert. Sehen Sportler bestimmte Spielsituationen jedoch weniger als Herausforderung, sondern erwarten von vornherein einen Misserfolg, so kann der eine oder andere solche Situationen eher als Bedrohung empfinden, was wiederum Stress bzw. Angst auslöst. In der Auseinandersetzung mit dieser vermeintlich „bedrohlichen“ Situation wird der Spieler dann über seine eigenen Möglichkeiten reflektieren, ob sie ausreichen, das anliegende Problem zu lösen. Je mehr sich das Spiel auf den finalen Putt hin konzentriert, desto höher der Druck. Je größer dabei die Selbstzweifel, desto größer die Wahrscheinlichkeit eines Misslingens. Wer Angst hat, kann nicht ruhig und entspannt sein. Umgekehrt gilt allerdings ebenso, wer ruhig und entspannt ist, hat auch keinerlei Angst. Damit ist schon ein Weg angedeutet, die Angst zu besiegen. Es ist ein innerer Kampf, den der Einzelne so lange führen muss, bis er diesen Zustand überwunden hat. • • • • • • • • • •
Autogenes Training Relaxations-Mobilisations-Verfahren Progressive Muskelentspannung Biofeedback Psychotonisches Training Desensibilisierungsverfahren Yoga Selbstgesprächsregulation Autosuggestion Aktivationsregulation
Die energetische Psychologie verspricht, unbegründete Ängste durch Klopfen auf bestimmte Meridianpunkte beheben zu können. Eventuell ist dies für Sie eine Möglichkeit, den Jip zu besiegen.
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Es gibt eine ganze Reihe erprobter, psychoregulativer Techniken und Verfahren zur Entspannung (vgl. Eberspächer, 1982, 217), die im auf Seite 149 stehenden Kasten aufgelistet sind. Es ist jedoch ein Problem, dass sich solche Methoden nicht alle eignen, um sie während des Spiels, also überall auf dem Platz und ohne großen Zeitaufwand, zu nutzen. Die praktikablen Entspannungstechniken auf der Runde müssen einfach anzuwenden und möglichst unabhängig von den Umweltbedingungen sein. Golf ist in jeder Beziehung ein Sport, der viel Selbstbeherrschung und Selbstvertrauen verlangt. Auf dem Platz geht es letztendlich für jeden darum, die eigenen Schwächen zu kontrollieren und seine Stärken für ein erfolgreiches Spiel einzusetzen. Dafür muss beim Spielen jeder kämpfen. Dazu gehört auch, seine Angst zu besiegen.
Angst ausschalten, Zuversicht programmieren! Leichter gesagt als getan, könnte man hier mit Recht einwenden, denn weil Angst nicht willkürlich gesteuert werden kann, dürfte es schwierig sein, sie ohne Probleme einfach auszuschalten. Aber man kann eben doch einiges tun, um seine Angst zu bewältigen. Wie gesagt, sind Angstgefühle normale und sinnvolle Reaktionen auf Stress oder Überforderungssituationen. Sie besitzen wichtige Signalfunktionen, indem sie uns auf ein Problem oder eine ungelöste Situation aufmerksam machen. Im Allgemeinen ist mit dem Beginn der Angst ein erhöhtes Stressniveau (Anspannung, Belastungen, emotionale Verunsicherung) zu verzeichnen. Und es liegt auf der Hand, dass es hilfreich sein muss, wenn es dem Spieler gelingt, den Grad der eigenen Spannung bzw. Entspannung zu regulieren. Um den eigenen Ball unter Kontrolle zu bekommen, muss sich der Spieler zunächst selbst in den Griff bekommen, und zwar nur sich selbst. Zunächst sollte jeder versuchen, eine innere Einstellung zu gewinnen, die gleichermaßen das eigene Können wie die eigenen Ansprüche miteinander in Einklang bringt. Für jeden gibt es ein individuelles
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Gleichgewicht zwischen An- und Entspannung, das für das Golfspielen nötig ist, um Bestleistungen abzurufen. Um sie auch kontrollieren zu können, sollte man in der Lage sein, zu erkennen bzw. zu erspüren, wann man sich in dieser Balance befindet. Dazu kann man durch Selbstbeobachtung gelangen, indem man auf bestimmte Aspekte achtet (vgl. Csikszentmihalyi, 2000, S.136): • Erinnern Sie sich an Spielsituationen, in denen Sie sowohl mit Ihrer Leistung als auch mit Ihrem Spannungszustand zufrieden waren? • Versuchen Sie sich zu beschreiben. Wie Sie sich fühlen, wenn Sie sich in dem für Sie optimalen Spannungszustand befinden. • Gewinnen Sie eine klare Vorstellung von diesem optimalen Spannungszustand. Was während eines Spiels passiert, ist zum Teil kontrollierbar, zum Teil auch nicht. Aber über die Art und Weise, wie ein Spieler auf das Geschehen reagiert, entscheidet allein er selbst. Ob ein Ball in schwieriger Lage zur Ruhe gekommen ist, ob andere gegen die Etikette oder die Regeln verstoßen, ob es regnet, ob die Sonne scheint oder ob man einen vermeidbaren Fehler macht, jeder Spieler kann selbst entscheiden, wie er darauf reagiert. Er kann sich ärgern und ablenken lassen oder den Fall abhaken und sich auf sein weiteres Spiel konzentrieren. Aber seien Sie niemals Ihrem Ball böse, dass er sich in schlechter Lage befindet. Beschimpfen Sie ihn nie, sondern sprechen Sie mit ihm wie mit einem Partner, zu dem Sie ein gutes Verhältnis aufbauen möchten. Gehen Sie behutsam mit ihm um, wenn Sie ihn reinigen, besserlegen oder aufteen. Es wird dazu führen, dass keine Aggressionen aufkommen oder diese besänftigt werden. Sie werden den Ball beim nächsten Mal höchstwahrscheinlich besser treffen. Ein richtiger Golfspieler klagt selbst dann nicht, wenn er seinen Ball zum vierten Putt zurücklegt. Auch wenn der finale Putt ansteht, liegt es letztendlich am Spieler selbst, welche Gedanken er zulässt und wie er handelt. Jeder macht es sich beispielsweise selbst schwer, wenn er glaubt, sein Erfolg hänge von äußeren Falktoren ab. Je mehr er das glaubt, desto stärker gibt er die Selbstkontrolle auf, und das Ergebnis sind Fehler und Misserfolg.
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Der Zustand und die Beschaffenheit des Grüns sind Bedingungen, auf die man sich einstellen kann. Keinesfalls sind es Gegebenheiten, die einen Erfolg verhindern. Vielmehr sollte man sie als Herausforderung akzeptieren. Solche Herausforderungen mit Selbstvertrauen zu bestehen, führt zu der im Sport erwarteten Selbstbestätigung. Vertrauen Sie darauf, dass Ihr Ball den Weg ins Loch finden wird, wenn Sie ihm den entsprechenden Impuls geben. Sagen Sie ihm, wo es langgeht, aber lassen Sie keine Gedanken zu, die bei Ihnen Unsicherheit und Angst wecken. Sie können auch mit sich selbst sprechen – das muss ja nicht laut geschehen. Führen Sie stille Selbstgespräche, wenn Sie Situationen bewältigen müssen, die Ihnen Stress verursachen, in denen Sie sich beispielsweise selbst auffordern, aufmuntern oder Befehle geben, wie Sie schlagen bzw. putten wollen. Es wird verhindern, dass die Anspannung zu groß wird. Aber lassen Sie nicht zu, dass sich Ihre Selbstgespräche negativ entwickeln. Gedanken wie: „Ich kann es heute nicht!“ oder: „Putten ist mein Problem!“ sollte man keinesfalls zulassen. Weil Unsicherheit und Angst in hohem Maße von den unterschiedlichen Bedingungsfaktoren abhängen, wäre es sicher sinnvoll, dass ein Spieler, der beispielsweise beim Putten zu stark unter Spannung gerät, versuchen würde, die Bedingungen zu ändern. Das allerdings ist nur in sehr engen Grenzen möglich. Die äußeren Bedingungen sind auf Grund der geltenden Regeln unabänderlich. Viele aber greifen intuitiv zu einem Mittel, dass erfahrungsgemäß oft positive Wirkung besitzt. Sie wechseln kurzerhand den Putter, wodurch sich die Wahrnehmung der Situation so weit verändert, dass sich andere Gefühle als der Jip einstellen. Diese sozusagen heilsame Wirkung eines Schlägerwechsels bestätigt noch einen anderen Aspekt. Für einen Spieler ist es nämlich von besonderer Bedeutung, dass er die Geräte, mit denen er den Erfolg sucht, auch mag. Ein Putter also, den Ihnen ein guter Freund geschenkt hat, der Ihnen aber von Beginn an nicht richtig in der Hand lag, wird es Ihnen schwer machen, Ihren Score zu verbessern. Sie sollten darum beim Kauf darauf achten, dass Ihnen das Spielgerät ein gutes Gefühl gibt. Richtig atmen ist der Schlüssel für eine entspannte Runde Golf. Jeder Spieler hat es selbst in der Hand, durch vernünftiges Trinken – Wasser oder Apfelschorle – den Stressabbau zu beschleunigen bzw. Stress nicht unnötig durch mangelnde Flüssigkeitszufuhr noch zu fördern. Letzteres führt unweigerlich zu einer Verdickung des Blutes, dessen Sauerstofftransportfähigkeit dadurch herabgesetzt wird, sodass auch das Gehirn nicht so optimal versorgt wird, wie bei einem geregelten Flüssigkeitshaushalt, und
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Stress langsamer abgebaut wird. Natürlich wird die Sauerstoffaufnahme primär durch die Atmung bestimmt. Eine ruhige und kräftige Atmung schafft für den Menschen Möglichkeiten höherer Konzentration, innerer Ruhe und größerer Leistung. Gekoppelt an die Atmung, sorgt unser Nervensystem für Erregungs- und Hemmprozesse der Muskeln. Durch wenige ruhige Atemzüge kann man den Kopf freibekommen, sich entspannen und störende Umwelteinflüsse verdrängen. Anspannung und Konzentration sind im Sport und auch im täglichen Leben oft mit verkrampftem Atmen verbunden. Stehen Sie entspannt und legen Sie die freie Hand über dem Nabel locker auf den Bauch. Konzentrieren Sie sich auf Ihre Atmung und atmen Sie „in die Hand hinein“, sodass Sie spüren, wie sich die Bauchdecke hebt und senkt. Machen Sie mit dieser Bauchatmung ein paar Atemzüge und sowohl nach dem Ein- wie nach dem Ausatmen eine kleine, deutliche Pause. Erfühlen Sie, wie die Luft in Sie hinein- und wieder hinausströmt. Denken Sie keinesfalls daran, wie Sie den nächsten Putt spielen. Spüren Sie jeweils auch, wie sich Ihr innerer Spannungszustand löst und wie Sie ruhiger werden. Unter Stress, bei Unsicherheit und insbesondere, wenn jemand Angst hat, verspannt sich die Bauchmuskulatur und die Flexibilität des Zwerchfells wird eingeschränkt. Damit ist eine optimale Atmung kaum noch möglich. Folgen sind eine ungenügende Sauerstoffaufnahme und, damit verbunden, eine schlechte Sauerstoffversorgung des Organismus. Was, wie in einem Kreislauf, wiederum zu verstärkten, unerwünschten Emotionen, ja sogar zu physischen Problemen führen kann. Und letztendlich auch Verkrampfungen bzw. Überanspannung der an der situationsgemäßen Technik beteiligten Muskulatur hervorruft.
Golf ist ein Spiel der Bewegung
des Herzens
des Kopfes
Wenn man nervös ist, hilft vor einer sportlichen Herausforderung oft bewusstes Atmen, um sich zu konzentrieren, ohne zu verkrampfen. Man kann die Atmung kontrollieren, also bewusst verlangsamen oder
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beschleunigen. Auf diese Weise kann man beispielsweise auf dem Grün, während ein Mitspieler puttet, die positiven Wirkungen der Atmung für das eigene Befinden nutzen. Anhänger der Akupressur beispielsweise empfehlen zur Beruhigung der Nerven, ca. 30 Sekunden am Handgelenk, wo man den Puls fühlt, leicht zu pressen. Jeder Spieler sollte über eine effektive Entspannungstechnik verfügen, mit der er psychischen Belastungen in Spielsituationen begegnen kann. Da man, wie schon gesagt, psychische Belastung und Entspannung nicht gleichzeitig erleben kann, ist es äußerst hilfreich, wenn man einen Weg kennt, sich zu entspannen. Indem man seine Angst bewältigt, ist zwar eine objektive Schwierigkeit nicht ausgeräumt, aber man findet eher geeignete Lösungen. Wenn Sie problematische Situationen im Wettkampf entspannt erleben, wird es Ihnen nicht mehr einfallen, Schläge zu versuchen, die Sie im Training zwar erlernt, aber noch nicht hinreichend geübt haben. Sie werden stattdessen den Ball lieber mit zwei Schlägen spielen, die Sie einigermaßen sicher beherrschen. Das nutzt Ihrem Nervenkostüm und Ihrem Score eher, als ein verschlagener Ball. Wenn Sie dazu neigen, in bestimmten problematischen Spielsituationen unsicher zu werden, weil vielleicht Ihre technischen Möglichkeiten für eine optimale Lösung begrenzt sind, können Sie Ihre Angst durch Entspannung verdrängen, aber die Schwierigkeit selbst wird dadurch nicht beseitigt. Das Gleiche gilt für die Einnahme von oftmals gepriesenen, aber im Sport abzulehnenden Beruhigungsmitteln. Die Probleme bleiben, man erlebt sie nur anders. Wenn die innere Belastung eigenen Erfahrungen gemäß vielfach einen zu hohen Grad erreicht, gibt es unterschiedliche Entspannungstechniken, die man erlernen kann. Zum einen kann man hier die Wahrnehmungslenkung anführen. Man konzentriert die Aufmerksamkeit bewusst auf die eigenen Sinne (Sehen, Riechen, Berühren, Schmecken oder Hören) und die persönlichen Wahrnehmungen. Das sollte man auf jeder Runde bewusst üben, indem man sich in der Vorphase zum Putt auf eine Einzelheit in der Nähe konzentriert und diese genau betrachtet (beispielsweise eine Blume, einen Baum oder auch auf die Schönheit der Landschaft). Sie könnten auch auf Vogelzwitschern in der Umgebung hören. Das Berühren und bewusste Wahrnehmen von verschiedenen Gegenständen (z. B. des
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Balls oder der Pitchgabel) kann ebenfalls entspannend wirken. Man kann sich aber auch auf eigene positive Gedanken einlassen, indem man sich beispielsweise auf besonders gelungene ähnliche Aktionen besinnt. Gedanken wie „Von 10 Putts gelingen mir im Training immer acht“, „Ich gebe mein Bestes“, oder: „Ich habe mich gut vorbereitet“, tragen dazu bei, dass man ruhiger und selbstbewusster wird. Schließlich kann man durch Bewusstmachen negativer Denkmuster und ihre VeränDer Blick auf dieses Panorama wird jeden derung bzw. „UmforJib im Keim ersticken. mulierung“ den Auswirkungen von Angst schon im Vorfeld begegnen. Sehr gut in der Situation selbst ist die progressive Muskelrelaxation (PMR) einzusetzen. Sie ist schnell erlernbar, klar strukturiert und entfaltet ihre akute Wirkung direkt in der Anwendung. Darin sollten Sie sich jedoch von einem Experten unterweisen lassen. „Geht nicht“, gibts nicht Immer wieder berichten Golfspieler von Erlebnishöhepunkten, wo sie frei waren von jeder Angst und Hemmung, wo ihnen scheinbar alles gelang. „Ich hatte nur wenige brillante Momente, während ich auf der PGA-Tour spielte. Aber in solchen Momenten war ich wie in Trance und konnte so Höchstleistungen erbringen. Ich weiß nicht, was diesen mystischen Zustand
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verursacht, wo Geist und Körper zu einer effizienten Einheit verschmelzen, und den Profis mit dem Begriff umschreiben ‚in die Zone kommen'.“ (Gary McCord, Golf für Dummies, 20002, S.181) Beseelt von einer grenzenlosen Zuversicht und von einer Euphorie, neben denen Zaudern und Selbstzweifel keinen Platz hatten, gelangten sie zu sportlichen Bestleistungen, die ihnen unvergessen bleiben. Diesen Zustand, den jeder Sportler – ohne Spitzenathlet zu sein – erreichen kann, bezeichnet man als Flow. (Csikszentmihalyi, 2000) Flow-Erlebnisse sind für jeden unvergessliche Eindrücke, die auch Ihnen offenstehen, wenn es Ihnen gelingt, Ihre innere Unsicherheit und Ihre unbegründeten Selbstzweifel zu überwinden. Für fast alle Spitzengolfer sind sie ein wesentlicher Antrieb, intensive und nicht selten hohe Trainingsbelastungen und geistige wie körperliche Anstrengungen einzugehen. Und geht trotz allem ein Putt daneben, ein Abschlag ins Aus oder misslingt der Schlag zum Grün, dann akzeptieren Sie dies als gegeben, denn der Mensch ist keine Maschine. Akzeptieren Sie Ihre Unvollkommenheit, das wird zu einer besseren Leistung beitragen. Nehmen Sie sich vor, es beim nächsten Versuch besser zu machen. Sie sollten sich beispielsweise im Training ganz klar umrissene Aufgaben stellen. Es ist wenig funktional, wenn Sie sich vornehmen: „Ich putte jetzt 20 Bälle, mal sehen, wie viele ich einloche.“ Setzen Sie sich auch beim Üben klare Ziele wie: „Ich putte jetzt 10 Bälle aus einer Entfernung zwischen 2 und 4 m und davon müssen mindestens acht Bälle ins Loch, sonst fange ich noch einmal an.“ Entwickeln Sie Routinen für solche Situationen, in denen sich bei Ihnen Angst einstellt. Etwa eine solche Handlungskette für das Putten: das Grün lesen. – Probeschwung. – Stand einnehmen. – Putter ausrichten – Entfernung einschätzen. – Putten. Konzentrieren Sie sich in der jeweiligen Phase ganz auf die anstehende Aufgabe. Absolvieren Sie diese Handlungskette nicht hastig, aber zügig, und lassen Sie sich keine Zeit für negative Gedanken oder Gefühle. Sie werden sehen, auf Dauer bekommen Sie Ihre Angst in den Griff und lernen, auch auf dem Grün entspannt zu sein.
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*Erfolgsstrategien im Golfspiel
19.04.2007
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Bahn 13 Die Etikette, das Etikett eines Golfspielers Eine Runde mit Behinderung Heute ist Donnerstag, da spielen Perlen-Penelope und Kanonen-Karl allein, denn Bogey-Fritz hat sozusagen seinen Familientag, weil seine liebend sorgende Gattin darauf besteht, dass er wenigstens an einem Wochentag auf das Golfspielen verzichtet, damit sie morgens zusammen einkaufen und nachmittags die Enkelkinder besichtigen können. PP und KaKa kennen die drei Herren schon, die vor ihnen auf Bahn 2 auftauchen. Alles klar! Da gibt es kein Vorbeikommen. Egal, ob nachfolgende Spieler permanent warten müssen, sie spielen ihre Bälle, ohne sich um das übrige Geschehen auf dem Platz zu kümmern. Sie spielen immer so. Einer ihrer Bälle fliegt auf Bahn 3 in den Wald. Das bedeutet: Suchen! KaKa und PP spielen die zweite Bahn zu Ende und stehen nun mit der ihnen eigenen Gelassenheit und Geduld, die mitunter auch als Engelsgeduld bezeichnet wird, am dritten Tee eines Par-3-Lochs. Wobei der Rückgriff auf die himmlischen Heerscharen in diesem Zusammenhang keine voreiligen Schlüsse auf golferische Charaktermerkmale erlaubt. Wie wir immer wieder sehen, haben auch unsere Freunde ihre eigenen Stärken und Schwächen. Ihre Vordermänner wenden keinen Blick zurück. Aber auch, wenn sie PP und KaKa entdeckt hätten, kein Grund, den beiden Gelegenheit zum Durch-
Erst durchspielen lassen, dann angeln.
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spielen zu geben. Der Querschläger hat seinen Ball inzwischen gefunden und spielt ihn mit dem nächsten Schlag zum Grün. Noch sind unsere Freunde ruhig und versichern sich gegenseitig: „Sie werden uns gleich, wenn sie das Grün erreicht haben, schon abschlagen lassen, wie es auf der Hinweistafel am Grün erbeten wird.“ Aber nein, etwas gehetzt und ohne sie zu beachten, brauchen die Herren viele Putts, weil sie sich scheinbar bedrängt fühlen. Dann ist das Grün frei und Karl und Penelope können die Bahn unbehindert spielen. Abschlag 4, ein Par 4, ist frei und beiden gelingt ein schöner Drive. Mit dem nächsten Schlag könnten sie das Grün erreichen. Na ja, aber erst, nachdem einer ihrer Vordermänner seinen Ball aus dem Wasser gefischt, ihn gedropped und aufs Grün gespielt hat. Und bis alle Drei eingelocht haben, dauert es eben. Hastig verlassen sie das Grün und streben zum Tee 5. KaKas Schlag zur Fahne misslingt. Aber mit dem fünften Schlag locht er ein. Penelope spielt ohne Aufhebens und mit der gleichen Noblesse, wie sie ein Doppelpar gespielt hätte, eines ihrer seltenen Pars. Auf zur nächsten Bahn. Vom Waldweg aus sehen Sie gerade noch, wie die Vorauseilenden den Abschlag verlassen. Also, etwas Geduld werden Sie auch auf dieser Bahn schon noch aufbringen müssen. Tief durchatmen! Waldluft ist gesund! Sie wissen, wenn man in einer Folge von drei Viererflights im zweiten Flight spielt, hat man die Langsamen immer vor und die Schnellen hinter sich. Denn schon sehen sie die nachfolgende Spielgruppe vom Grün, das sie selbst zuletzt gespielt haben, zum Abschlag herüberkommen, auf dem sie gerade warten. Trotzdem Zeit für PP, nach dem Abschlag, mitten auf dieser Bahn, aus den unergründlichen Fächern ihrer Golftasche einen Taschenspiegel hervorzu zaubern, ihr Make-up zu überprüfen und das Rot ihrer Lippen zu überholen. Für KaKa wie für andere männliche Spielpartner sind diese Handlungen immer wieder unerklärliche Reflexe, die selbst beim Sport nicht kontrollierbar erscheinen. So vorbereitet, kommen unsere Freunde zum nächsten Abschlag. Einer ihrer Vorläufer steht im Grünbunker und befördert seinen Ball in den gegenüberliegenden Bunker. Kann natürlich jedem passieren. Aber am Grün entwickelt sich Hektik. Der erste Bunker wird kaum geharkt und schon hastet der Unglücksrabe dem Ball nach, um ihn endlich aufs Grün zu spielen. Und jetzt, nachdem auch seine Mitspieler ihre Bälle dorthin gechiped haben, erhalten die beiden unerwartet das Signal, dass sie abschlagen dürfen. Nur schnell die
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Gelegenheit wahrnehmen, denn sie hatten schon kalkuliert, bei dem bisherigen Tempo kaum 18 Löcher spielen zu können, da es neben dem Golfspielen auch noch Pflichten gibt. Karl hat seinen Friseurbesuch auf diesen Nachmittag gelegt. Na ja, optimal sind ihre Abschläge nicht, aber sie liegen auf dem Fairway. Zügig gehen sie zu ihrem Ball. Das Grün ist frei und auch diesmal können sie die Bahn als persönlichen Erfolg abbuchen. Allerdings haben ihre Vorgänger inzwischen auf der folgenden Bahn abgeschlagen. Ein Ball ist etwas weit nach links geraten und im Rough gelandet. Nichts Ungewöhnliches. Aber das bedeutet für unsere Spielgefährten: am Abschlag warten, bis der Ball gefunden und um die Ecke des Doglegs gespielt wird. – Soll ich beschreiben, wie es weitergeht? Auf der folgenden Bahn begegnet das Expressflight ihnen, weil die Bahn, die sie jetzt spielen, parallel, in umgekehrter Richtung, verläuft. KaKa erkundigt sich etwas gestresst, warum man sie nicht durchspielen lasse und erntet das pure Unverständnis. Sie hätten die Absicht gehabt, auf der 4 durchspielen zu lassen, aber da seien sie nicht in Sicht gewesen. Auf der 5 hätten sie sie doch abschlagen lassen. Und auf der 6 hätte einer ihrer Mitspieler nun mal einen schlechten Start gehabt. Immer, wenn sie ihnen hätten Gelegenheit geben wollen, vor ihnen abzuschlagen, seien sie noch auf der vorhergehenden Bahn und nicht in Sicht gewesen. Etwas genervt wagt PP mit ihrer unvergleichlichen Liebenswürdigkeit einzuwenden, dass sie sich von ihnen ausgebremst fühle und das Warten immerhin ca. 40 Minuten gekostet habe. Da allerdings wenden sich die anderen schon beleidigt ab. Und unsere Freunde fragen sich jetzt allen Ernstes: Haben sie selbst vielleicht Unrecht? Haben sie vielleicht doch zu ärgerlich gewirkt? Haben Sie vielleicht die Situation völlig falsch eingeschätzt? Haben sie sich vielleicht selbst ganz falsch verhalten? – Schließlich ärgern sie sich schon über sich selbst. Unsere beiden wissen, dass sie den Rest der Runde vergessen können und fragen sich nun: Was ist bloß falsch gelaufen? Sie schenken sich die zweite Hälfte der Runde, so kommt KaKa noch ohne Hetze zum Friseur. Was hatten sie eigentlich auf dem Golfplatz gesucht? Entspannung? Ablenkung? Sportliche Herausforderung und Bestätigung? – Na ja, heute war's nichts damit. – Morgen!
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Die Etikette regelt vieles In die Rubrik Etikette gehören sowohl die geschriebenen als auch die ungeschriebenen Übereinkünfte hinsichtlich des angemessenen Verhaltens auf einem Golfplatz. Die Etikette beinhaltet solche Verhaltensregeln, die die Sicherheit eines jeden einerseits und ein Mindestmaß an Höflichkeit andererseits unter den Spielern gewährleisten. Darüber hinaus zielt sie auf die Schonung des Platzes. Wenn man sich nicht dem Vorwurf der Gefährdung anderer, der Unhöflichkeit oder der Rücksichtslosigkeit aussetzen möchte, sollte man auf einem Golfplatz die Etikette immer und überall beachten.
Rücksicht nehmen
Rücksicht erwarten
Zwei Seiten der gleichen Medaille
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Benehmen ist keine Glücksache Sittenverfall ist ein Begriff, mit dem in unserer Gesellschaft im Allgemeinen ganz bestimmte negative Entwicklungen gekennzeichnet werden. Dabei muss keiner ein Moralapostel sein, wenn er diese Tendenz in vielen gesellschaftlichen Bereichen erkennt. Im Sport wird uns dieser Sittenverfall mit besonderer Deutlichkeit in den Medien vor Augen geführt. Auch beim Golfen scheint diese Entwicklung, die mit dem rasanten Zuwachs an Golfspielern parallel verläuft, nicht aufzuhalten. Eine Tendenz, die leider in fast allen Clubs, im Clubhaus an der Bar oder bei Tisch, auf dem Platz zwischen den Abschlägen und den Grüns insbesondere im Umgang miteinander, ihre Spuren hinterlässt. Achten wir darauf, dass Etikette und Golfregeln, dass Fairness und Selbstdisziplin nicht den bekannten Bach hinunterfließen und wir schließlich auf Plätzen spielen, auf denen die Idee des Golfspielens verloren geht! Golf ist eine moralische Verpflichtung, nicht nur gegenüber anderen, sondern auch sich selbst gegenüber. Diese Verpflichtung findet sich sowohl in der Spielidee wie in den Regeln. Fairness und Chancengleichheit wer-
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den durch das Handicapsystem in besonderer Weise berücksichtigt. Die Regeln nehmen den Spieler in die Verantwortung, indem sie ihm bestimmte Pflichten zuordnen, die in anderen Spielen durch Schiedsrichter geregelt werden. So ist jeder für seinen eigenen Score verantwortlich. Strafschläge, die man sich zuzieht, muss man selbst angeben. Die Runde, die man allein spielt, wird nur dann zur Zufriedenheit ausfallen, wenn man sich selbst diszipliniert und die Regeln beachtet. In unserer modernen Gesellschaft bleibt in vielen Bereichen der Trend unübersehbar, im Blick auf den eigenen Vorteil zu betrügen, bis man auffällt. Wir werden uns dieses Trends erwehren müssen. Jeder für sich, jeder mit jedem, nicht jeder gegen jeden. Ob sich Tendenzen verstärken, die gewachsene Moral im Golfspiel in einer Weise zu verändern, die niemandem recht sein kann, wird sich zeigen. Es ist ein gemeinsames Problem, mit dem man sich aktiv auseinandersetzen muss. Jedes Gemeinwesen funktioniert nur so gut, wie seine Mitglieder Regeln besitzen und auch befolgen, die das Zusammenleben ordnen. In einem Golfclub gelten einerseits solche Regeln, die in der Satzung und durch andere gemeinsame Entscheidungen festgeschrieben sind, andererseits die, die Sitte und Anstand betreffen und auch in den übrigen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens ihre Bedeutung haben. Wenn diese woanders auch oft missachtet werden, so sollte man beim Golfspielen davon ausgehen, dass alle bereit und in der Lage sind, einen Umgang miteinander zu pflegen, der durch Gemeinsinn und weniger durch Egoismus geprägt ist, bei dem Höflichkeit und Hilfsbereitschaft im Vordergrund stehen, sodass sich ein Clubleben entwickelt, das zur Zufriedenheit bei jedem selbst und zur Offenheit gegenüber Gästen führt. Es ist besser, sich an bestehende Regeln zu halten, als sie ständig den eigenen Vorstellungen anpassen zu wollen, weil nur so Kontinuität möglich ist. Darüber hinaus verlangt das Spiel selbst seine sportlichen Regeln, die durch die Etikette sozusagen ergänzt werden. Letztere soll den Umgang miteinander auf der Anlage sicher, reibungslos und rücksichtsvoll gestalten und die Natur wie den Platz möglichst schonen. Das wird nur dann gelingen, wenn sich alle an die Etikette halten.
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Natürlichen wissen alle, dass durch die Etikette beispielsweise auch das Vorrecht auf der Runde geregelt wird. Es ist keine Niederlage, sondern ein Akt der Höflichkeit, andere durchspielen zu lassen, die aus Gründen warten müssen, die durch eine langsamere Partie verursacht werden. Sie werden dieser These zustimmen, wenn sie selbst Golf spielen, und wissen, wie es gemeint ist. Fraglos haben auch Sie schon die Erfahrung gemacht, dass man daraus, wie sich andere Mitspieler auf dem Platz verhalten, auf ihren Charakter schließen kann: höflich oder unhöflich. Eigensinnig und selbstsüchtig oder kooperativ und kommunikativ. Großspurig oder zurückhaltend. Ehrlich oder unehrlich. Hilfsbereit oder egozentrisch. Alle diese Charaktereigenschaften offenbaren sich während des Spielens.
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Das Problem zwischen den Schnellen und den Langsamen Beobachtet man das Spielgeschehen auf einem Platz, so entstehen oft Reibereien in Situationen, in denen die einen den Drang verspüren, andere unbedingt überholen zu müssen, weil diese ihrer Meinung nach zu langsam spielen. Sie fühlen sich aufgehalten, unangemessen gebremst, weil ihnen das Tempo, mit dem sie gern ihre Runde absolvieren möchten, nicht möglich ist. Gleichzeitig sehen die anderen gar keine Veranlassung, die Nachfolgenden durchzulassen, weil sie selbst ja zügig spielen, verlorene Bälle nicht übermäßig lange suchen müssen und immer in Bewegung sind. Im Gegenteil, sie fühlen sich durch die Nachfolger zu Unrecht bedrängt, weil diese nur bei großzügiger Auslegung den Sicherheitsabstand einhalten, gestikulieren und ihre Forderung nach einer Überholmöglichkeit auf alle möglichen Arten deutlich zum Ausdruck bringen. Wer letztendlich Recht hat und wer nicht, ist per Ferndiagnose nur selten zu entscheiden. Aber was sagen eigentlich Etikette und Regeln dazu?
„Rücksicht auf andere Spieler“
Im Allgemeinen ist stets ohne Verzug zu spielen. Niemand darf spielen, bevor die vorausgehenden Spieler außer Reichweite sind. Spieler, die einen Ball suchen, müssen nachfolgenden Spielern unverzüglich ein Zeichen zum Überholen geben, wenn der gesuchte Ball nicht sogleich zu finden ist. Sie dürfen nicht zunächst fünf Minuten suchen, bevor sie überholen lassen. Ihr Spiel dürfen sie erst fortsetzen, wenn die nachfolgenden Spieler überholt haben und außer Reichweite sind.
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Sofort nach Beendigung eines Lochs müssen die Spieler das Grün verlassen.
„Vorrecht auf dem Golfplatz“
Sofern nicht anders bestimmt, haben Zweiballspiele den Anspruch, dass ihnen unaufgefordert Gelegenheit gegeben wird, jedes Dreiball- oder Vierballspiel zu überholen. Einzelspieler haben kein Platzrecht und müssen jedes andere Spiel überholen lassen. Jedes Spiel über die volle Runde hat den Anspruch, dass ihm unaufgefordert Gelegenheit gegeben wird, jedes Spiel über eine abgekürzte Runde zu überholen. Eine Partie, die einfädelt, muss Platz machen, wenn auf dieser Bahn auf der Runde befindliche Flights hinter ihnen auftauchen. Dasselbe gilt, wenn Spieler abkürzen und eine oder mehrere Bahnen auslassen. Beides sollte nur in Ausnahmefällen geschehen, und nur dann, wenn andere Spieler nicht behindert werden. Als Behinderung ist jegliche Verzögerung im Spiel der nachfolgenden Spieler anzusehen, die durch die Einfädelnden entsteht. Können Spieler ihre Position auf dem Platz nicht behaupten und bleiben mehr als ein volles Loch hinter den vorausgehenden Spielern zurück, so müssen sie die nachfolgenden Spieler zum Überholen auffordern. Verweisen kann man in diesem Zusammenhang auch noch auf die Regel 6-7 „Unangemessene Verzögerung“: Der Spieler muss ohne unangemessene Verzögerung spielen. Es ist sicher kein Zufall, dass dem Vorausgehenden die Pflicht auferlegt wird, hinter ihm folgende, schnellere Spieler durchzulassen, und dem nachfolgenden Spieler das Recht zum Überholen zugesprochen wird. In diesem Zusammenhang muss man sicher auch fragen, wieweit man seinen Anspruch durchsetzen kann. Hier können in der Tat nur Sitte und Anstand Orientierungen geben, aber die sind nun einmal sehr individuell ausgeprägt. Hier helfen nur die Regeln weiter, die auch im alltäglichen Umgang miteinander gelten. Verstöße sind nicht unbedingt bei unerfahrenen Spielern anzusiedeln, sondern nicht selten auch bei den „Könnern“ zu beobachten. Sagen wir
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es einmal ganz deutlich, ein niedriges Handicap ist noch keine Garantie für golfgemäßes Verhalten auf dem Platz. Einen guten Golfer zeichnet nicht nur ein niedriges Handicap aus, sondern auch etiketten- und regelgerechtes Verhalten. Kommen wir auf die Regeln zurück und beginnen mit der Forderung, dass man ohne Verzögerung spielen soll. Es ist selbstverständlich, dass ein Flight das Grün sofort und auf kürzestem Wege verlässt, wenn der letzte Ball eingelocht wurde. Dazu platziert man vor dem Spiel auf dem Grün seinen Trolley tunlichst da, wo man es verlassen würde, um auf kürzestem Weg zum nächsten Abschlag zu gelangen. Man begibt sich unverzüglich aus dem Bereich, in dem man möglicherweise durch die Nachfolgenden gefährdet sein oder diese beim Spielen stören könnte. Spieler, die mehrere Probeschwünge als notwendig ansehen, sind eine Zumutung für alle Mitspieler. Der Sinn eines Probeschwungs liegt darin, den nächsten Schlag gefühlsmäßig zu antizipieren, nicht darin, seine Golftechnik zu verbessern und dabei auch noch die Abschläge und Fairways zu ruinieren.
Man kann es sich auch gemütlich machen, wenn es mal nicht weitergeht und die Vorausspielenden nicht zurückschauen.
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Natürlich darf man sich in angemessener Weise auf seinen Schlag konzentrieren, aber eine minutenlange Meditation oder ausgedehntes mentales Training belasten die anderen in unerträglicher Weise, wie beispielsweise das umständliche Lesen der Grüns, weil sie nämlich das Übermaß an Zeit, das einer für sich damit in Anspruch nimmt, nur dadurch
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wieder ausgleichen können, dass sie sich kaum noch Zeit zur eigenen Konzentration nehmen mögen, um auf dem Platz nicht als Hindernis wahrgenommen zu werden. Da nutzt es wenig, wenn man das nächste, mit normalem Tempo spielende Flight durchwinkt. Den so gewonnenen Freiraum wird man schnell wieder einbüßen. Wann man die nachfolgenden Spieler durchwinken sollte, geht aus der Etikette eindeutig hervor und wurde oben schon geklärt. Es ist keine Prestigefrage, ob man andere durchspielen lässt oder nicht, sondern es ist eine sinnvolle Maßnahme, um unterschiedliche Tempi beim Spielen miteinander zu vereinbaren. Derjenige, der andere durchwinkt, verringert den Druck, den er dadurch verspürt, dass ihm die Nachfolgenden zu nahe rücken. Den Folgenden erspart er entnervende Wartezeiten, die zu Frustration und unter Umständen sogar zu schlechten Spielergebnissen führen. Dabei sei nochmals betont, dass es sich dabei um eine Geste der Höflichkeit den Mitspielern gegenüber handelt. Versuchen wir, diese offenbar komplizierten Zusammenhänge in ganz einfache Verhaltensregeln zu fassen, so könnte man Folgendes sagen: Ein Spieler oder eine Gruppe sollte die Folgenden durchwinken, wenn er oder sie feststellt, dass die hinter ihnen Spielenden warten müssen, weil das eigene Spiel aus Gründen langsamer ist, die man selbst zu vertreten hat, d. h., der Ball muss gesucht werden, man möchte langsamer gehen als die Folgenden, man braucht längere Zeit zur Konzentration u. Ä. Es versteht sich von selbst, dass es keinen Sinn macht, jemanden durchzuwinken, wenn man selbst durch vorausgehende Spieler gebremst wird, diese aber noch kein Zeichen zum Überholen gegeben haben. Immer wieder jedoch kommt es vor, dass zwei langsame Spielgruppen hintereinander spielen. Die zweite Gruppe hat überhaupt keine Ambitionen zu überholen. Statt nun schnellere Spieler durchspielen zu lassen, beruft sich diese zweite Gruppe der Langsamen darauf, dass sie den Anschluss an die Vorausgehenden halte. Damit wird allen nachfolgenden Spielern ein Tempo zugemutet, das letztendlich zu Runden führt, die fünf Stunden und mehr dauern. Spieler, die durch vorausgehende Mitspieler in ihrem Spieltempo gebremst werden, haben einen festgeschriebenen Anspruch, auch durchspielen zu
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dürfen. Auf einem Golfplatz sollte man zwar Höflichkeit erwarten, aber man kann sein Vorrecht nicht erzwingen. In einem solchen Fall scheint ein ruhiges, sachliches Gespräch angebracht, das Gelegenheit bietet, Missverständnisse auszuräumen. Dazu allerdings soll jeder ermuntert werden, der glaubt, dass er von anderen in seinem Spiel unnötigerweise behindert wird. Die Etikette – das Etikett des Golfspielers Zügiges Spielen ist eine wesentliche Voraussetzung für die problemlose Abwicklung von Wettspielen und für einen reibungslosen Spielbetrieb. Vermiesen Sie sich Ihre sportliche und erholsame Runde nicht dadurch, dass Sie den täglichen Kampf auf der Straße und im Büro auf dem Golfplatz weiterführen. Hier sind gegenseitige Rücksicht, Höflichkeit und Fairness immer noch die wichtigsten Eigenschaften, um seine Ziele, nämlich Freude, Entspannung, Wetteifer und Geselligkeit, zu verwirklichen.
Kleiderordnungen – Anachronismus oder notwendige Orientierung? Die Weitgereisten unter den Golfern können ein Lied davon singen. Zwischen strengen Kleiderregeln und absoluter Freiheit in der Kleidung, bis hin zur naturgegebenen Nacktheit scheint auf den Golfplätzen der Welt alles möglich. Sind auf britischen Plätzen Jeans verpönt und weiße Hemden nicht gern gesehen, so kommt die Kunde von Plätzen in südlichen Urlaubsländern, dass die ersten Golfer in Badehosen abschlagen, während von einem südfranzösischen Ferienzentrum Bilder mit FKK-Golfern die Runde durch die Presse machten. Aber – machen wir uns um die beiden letzten keine weiteren Gedanken, mit wachsendem Ozonloch über der Arktis werden sie sich freiwillig bekleiden. Über Geschmack lässt sich streiten. Und da die Kleidung sehr stark dem Zeitgeschmack unterliegt, wird man sehr leicht auch darüber in Streit geraten können, was der eine oder andere beim Golfspielen trägt. Seit der Mitte des 19. Jh. hat sich gesellschaftlich vieles gewandelt. Wir können uns heute kaum noch vorstellen, dass es Clubordnungen gab, die das Tragen einer Clubuniform vorschrieben, die zum Golfen oft sehr ungeeignet war.
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Unsere Gesellschaft ist geprägt durch Individualismus, Enttabuisierung und Leistungsstreben, aber auch durch eine große Vielfalt. Ihr multikultureller Charakter wird allerorten beschworen. Dieses Gesicht unserer Gesellschaft drückt sich kaum irgendwo so deutlich wie in der Mode aus, die mit fast grenzenloBei der Arbeit, im Sport und auch beim Golfen ser Freizügigkeit alles braucht man funktionale Kleidung. „gestattet“ und mit ungeheurer Kreativität erzeugt, was den Einzelnen aus der Masse heraushebt und seine Individualität unterstreicht. Wer möchte das schon ändern? Kleidervorschriften, die es in manchen Clubs gibt, scheinen diesem Trend geradezu entgegenzulaufen. Die Freizügigkeit wird eingeschränkt. Dem Individualismus in der Kleidung werden in der Sportart für Individualisten Grenzen gesetzt. Macht denn das überhaupt einen Sinn? Ist das überhaupt nötig? Der Aufmerksamkeitsgrad der Kleidung eines Golfers steht oft im umgekehrten Verhältnis zu seinem golferischen Können. Fraglos sollte die Kleidung gewissen Ansprüchen genügen. Sie müsste strapazierfähig sein und wetterfest – bei Sonne oder Regen, Wind oder Kälte. Sie sollte Bewegungsfreiheit bieten und Platz, um die nötigen Utensilien unterzubringen. Kurz gesagt, sie sollte funktional sein. Ob sie auch kleidsam ist, wird jeder für sich selbst entscheiden. Ob sie ihn oder sie auch bekleidet, wäre sicher auch eine Überlegung wert. Zweifellos können sich Gemeinwesen wie Golfclubs eigene Ordnungen schaffen und auf ihrem Platz durchsetzen. Allerdings stellt sich dann häufig die Frage, ob die damit verbundene Intention, Anstand und Sitte der Gründerväter zu bewahren, aktuell geltenden gesellschaftlichen Vorstellungen noch entspricht.
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Geradezu grotesk erscheinen Kleidervorschriften jedoch mitunter dann, wenn sie durch das Design moderner Golfbekleidung in den Katalogen des clubeigenen Proshops konterkariert werden. Dennoch, wenn Sie in einem Club Mitglied sind oder als Gast spielen, respektieren Sie die geltende Kleiderordnung, denn im Allgemeinen handelt es sich um eine in bester Absicht getroffene Regelung, über die sich der Einzelne nicht einfach hinwegsetzen sollte. Also: Gehen Sie nicht im Trainings- oder Jogginganzug auf die Runde, nicht im Fußballtrikot und schon gar nicht in Turn- oder Badehose. Auch mit Flickenjeans, Hotpants oder T-Shirt mit Spaghettiträgern sind Sie nicht nur unfunktional, sondern auch wenig sportartgerecht gekleidet. Einem Fußballspieler würde es auch nicht einfallen, im Turndress aufzulaufen.
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Golfetikette – kleiner Knigge für stressfreies Spielen •
Den Golfwagen neben dem Abschlag abstellen. Niemals über den Abschlag oder das Grün ziehen oder fahren.
•
Übungs- oder Probeschwünge immer nur dann, wenn niemand in der Reichweite Ihres Schlägers bzw. auf der Linie steht, auf der Sie auf- und zurückschwingen, damit keiner von Ihrem Schläger oder von Steinen, Sand oder Zweigen, die möglicherweise aufgewirbelt werden, getroffen werden kann.
•
Einigen Sie sich vorab mit Ihren Partnern auf die Reihenfolge beim ersten Abschlag.
•
Gehen Sie erst auf den Abschlag, wenn Sie an der Reihe sind.
•
Merken Sie sich Ihren Ball (Namen, Nummer, eine besondere persönliche Kennzeichnung ist empfehlenswert).
•
Keine Probeschwünge auf dem Abschlag.
•
Erst abschlagen, wenn die Vorausspielenden zweifelsfrei außer Reichweite sind, d. h. - auf einer Par-3-Bahn, wenn das Grün frei ist. - auf einer Par-4-Bahn, wenn die Vorausgehenden das Grün erreicht haben. - auf einer Par-5-Bahn, wenn die Vorausgehenden das Grün anspielen.
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•
Ruhe, wenn ein Mitspieler seinen Ball anspricht und schlägt.
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Fliegt der Ball unvermutet in die Richtung anderer Spieler, warnen Sie diese sofort durch ein lautes und unüberhörbares „Fore“.
•
Hören Sie selbst diesen Ruf, sofort wegdrehen, ducken und den Kopf mit Armen und Händen schützen.
•
Auf dem Fairway zügig gehen und ohne Verzug weiterspielen.
•
Auf Höhe des kürzesten Balls bleiben.
•
Divots zurücklegen und festtreten.
•
Schnellere Gruppen durchspielen lassen.
•
Beim Suchen des Balls eines Mitspielers helfen. Auflaufende Flights ohne Verzug direkt durchspielen lassen (Suchzeit: maximal fünf Minuten).
•
Beim Verlassen von Bunkern Spuren beseitigen.
•
Golftasche bzw. Trolley vor dem Putten da abstellen, wo man das Grün verlässt, um auf kürzestem Weg zum nächsten Abschlag zu gelangen.
•
Pitchmarken ausbessern.
•
Keine Schäden auf dem Grün verursachen.
•
Beim Bedienen der Fahne den Lochrand nicht beschädigen.
•
Das Grün unverzüglich und auf kürzestem Wege verlassen, wenn der letzte Ball eingelocht wurde.
•
Flaggenstock ordnungsgemäß zurückstecken.
•
Unverzüglich den Bereich verlassen, in dem man möglicherweise durch die Nachfolgenden gefährdet sein oder diese beim Spielen stören könnte.
•
Ergebnisse auf dem Weg zum nächsten Abschlag klären und erst dort notieren.
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Bahn 14 Erst die Regeln, dann das Vergnügen Den Ball spielen, wie er liegt! Es ist ein schönes Bild, wie unsere drei Golfkumpane dort drüben auf der Bahn im Rough herumwuseln. Offensichtlich suchen sie wieder einmal den Ball von Bogey-Fritz. „Könntest eigentlich mal wieder einen geraden Abschlag machen“, frotzelt Kanonen-Karl, dessen eigener Abschlag zwar am Fairwayrand liegt, aber nur, weil er vom Stamm eines neu angepflanzten Obstbaums abgeprallt und glücklicherweise zurück auf die Bahn gesprungen ist. Aber so ist es nun mal, das Glück ist nicht immer gleich verteilt auf einer Runde. Und da es wieder einmal um den Kaffee am 19. Loch geht, ist Bogey-Fritz sehr eifrig bei seiner Suche, wobei ihn seine beiden Partner fairerweise intensiv unterstützen. Sogar PP wagt sich mit ihrer noblen Golfgarderobe in das kniehohe Gras und nimmt in Kauf, dass ihre Hose durch den morgendlichen Tau nass wird. Das Rough ist so tief, dass es keine realistische Chance zu geben scheint, den Ball zu finden, geschweige denn, ihn auch noch zu spielen. Doch, oh Wunder! Nach längerem Suchen verhält PP ihre tastenden Schritte und fühlt mit dem Fuß noch etwas gezielter nach. Sie signalisiert: Ball gefunden! Und unüberhörbar für die benachbarten Spielbahnen verkündet sie laut und stolz: „Hier ist ein Ball, Fritz. Könnte deiner sein. Kann aber nicht erkennen, was für eine Marke es ist.“ Bogey-Fritz ist die Lautstärke sichtlich unangenehm, weil er meint, es müssten nicht alle an seinem Missgeschick teilhaben. Darum bittet er nachdrückDann spielen Sie mal!
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lich: „Sei doch nicht so laut, du störst ja alle anderen Spieler.“ Damit wendet er sich seinem Ball zu. Kanonen-Karl begibt sich zurück auf die kurz gemähte Fläche. Und während auch PP mit besorgtem Blick auf ihre bis zu den Knien nassen Hosenbeine aus dem tiefen Rough steigt, macht sich Bogey-Fritz an die Arbeit. Zunächst dreht er ein paar enge Runden um den Ball, bis das Gras rundherum niedergetreten ist. Dann bückt er sich, gräbt – man sieht es genau – den Ball unter dem niedergetretenen Gras hervor und nimmt ihn demonstrativ hoch, um ihn allerdings sofort wieder zurückzulegen. Wie hingezaubert liegt der Ball plötzlich weit sichtbar obenauf und glänzt jetzt wie ein Ei auf einem flachen Teller in der Sonne. Fritz scheint mit dem Ergebnis seiner Mühen zufrieden, weil er zum Eisen greift, um weiterzuspielen. Kaka hat ihn bei seinem irregulären Tun amüsiert beobachtet. Als sein Golfgefährte geschlagen hat, sagt er trocken: „Das macht zusätzlich 2 x 2 Strafschläge: 1. Lage des Balls regelwidrig verbessert und 2. Ball fälschlicherweise zurückgelegt statt fallen gelassen und nicht in die ursprüngliche Lage gebracht. Eigentlich solltest du dir sechs Strafschläge anschreiben lassen.“ „Genau“, bestätigt Penelope triumphierend diese Strafandrohung. Aber Fritz, der den Eindruck erweckt, als sehe er seine Felle davonschwimmen, protestiert seinerseits mit aller Harmlosigkeit, die ihm zur Verfügung steht: „Ich habe doch nur die Lage des Balls genau untersucht und wollte sicher sein, keinen fremden Ball zu spielen. Da darf ich die Kugel doch wohl von allen Seiten ansehen. Ich hab sie nur aufgenommen, damit ich sehen konnte, ob sie auch mir gehört.“ Aber die beiden anderen lassen sich auf nichts ein. Sie kennen ihren Pappenheimer, der gern mal etwas schlitzohrig provoziert und Spaß haben will. Darum gibt es keine weitere Diskussion. Als sei nichts geschehen, spielen die Drei die Bahn zu Ende. Statt der von Fritz beim Einlochen laut verkündeten 5 schreibt KK kommentarlos 9 auf und weiß, dass der Versuch, das Ergebnis irregulär zu beeinflussen, nicht ernst gemeint war.
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Sinn und Bedeutung der Regeln
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Schikane oder sinnvoller Rahmen? Sollten Sie schon die Nase voll haben von den Regeln, deren Beachtung manchen Golfspieler mitunter offensichtlich viele Nerven kostet, dann überschlagen Sie die folgenden Seiten getrost. Vielleicht sollten Sie dann aber auch darüber nachdenken, ob es Ihrer Einstellung zum Golfen entspricht, dass Sie an irgendeinem Turnier teilnehmen, in dem Sie sich mit anderen vergleichen. Vielleicht sollten Sie auch sofort einen Schritt weitergehen und sich fragen, ob es überhaupt einen Sinn hat, dass Sie diese Sportart unter dem Aspekt betreiben, Ihre Leistung an allgemeinen Maßstäben zu messen. Aber auch wenn Sie nur zu denen gehören, die beim Spielen auf irgendeinem Platz lediglich die Geselligkeit und die Ablenkung durch den Ball interessieren oder die Bewegung an frischer Luft, so werden Sie nicht ganz darauf verzichten können, wenigstens die elementarsten Regeln zu beachten, an die sich jeder halten muss, der einen Golfplatz betritt. Ein achtbarer Mann ist der, der Golf so ernst nimmt, als sei es ein Spiel.
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Der Zusammenhang zwischen Regeln und Spielen Was den besonderen Reiz des Golfspiels auslöst und allen großen Spaß macht, resultiert aus der Spielidee, die am Anfang jeder Sportart bzw. jeden sportlichen Handelns steht. Sie beinhaltet sozusagen die Kurzbeschreibung der Sportart, und man könnte sie für das Golfspiel etwa so formulieren: Ein Ball soll mit einem oder mehreren Schlägern von einem festgelegten Punkt über eine größere Distanz mit möglichst wenig Schlägen in ein Loch befördert werden. Eigentlich könnte das bekannte Marsmännchen, das bisher noch nie etwas vom Golfspielen gehört und gesehen hat, mit dieser Information schon Golf spielen. Aber ... Wie jeder Sport ist auch das Golfspiel geprägt von Wetteifer und Wettkampf. Man will sich miteinander messen und vergleichen. Also muss
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man gemeinsame Absprachen treffen, wie der Rahmen gestaltet sein soll, in dem man sich vergleichen möchte. Um das sportliche Handeln beim Golfspielen genau festzulegen, bedarf es neben der Anerkennung der Spielidee also noch weiterer Vereinbarungen. So bestimmen, wie in allen Sportarten auch hier die Regeln, was erlaubt oder nicht erlaubt ist. Man muss also auch über die Spielregeln Bescheid wissen, vor allem dann, wenn man das eigene Spiel strategisch daran ausrichten möchte. Das nämlich sichert einerseits reguläres und andererseits erfolgreiches Spielen. Durch Spielidee und Spielregeln wird festgelegt, wie sich der Wettkampf in einer Sportart vollziehen und wie die erwartete Leistung beurteilt werden soll.
Neben die offiziellen Regeln, oft einfach als Golfregeln bezeichnet, treten beim Golfspielen noch weitere Regeln, die ein Spieler beachten sollte, nämlich Etikette und Platzregeln.
Spielregeln, die Grundlage für den sportlich fairen Vergleich Die Spielregeln kann man auf einer privaten Runde frei vereinbaren. So können Sie z. B. mit „Mulligan“ spielen oder - wenn Sie Ihren Ball verloren haben – einen zweiten Ball an einer beliebigen Stelle fallen lassen und weiterspielen. Sie dürfen sogar zu Übungszwecken überall aufteen, einen zweiten Ball spielen oder sich Putts schenken. Solange Ihr Spiel mit der
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Etikette, den Platzregeln und dem Spiel anderer Platzbenutzer vereinbar ist, können Sie eigentlich spielen, wie Sie wollen. In Wettspielen ist das etwas anders. Hier tritt jeder mit der Absicht an, sich mit anderen zu vergleichen. Hier geht es nicht mehr um eine persönliche Handhabung oder um eine komfortable Auslegung der Spielregeln. Die offiziellen Regeln haben in vollem Umfang Gültigkeit und müssen beachtet werden. Sie sind eigentlich so eindeutig, dass es kaum zu Zweifeln kommen kann. Jeder, der an einem Wettspiel teilnimmt, muss darum auch die Regeln kennen. Hier gilt wie überall: Unkenntnis schützt vor Strafe nicht. Die Golfregeln sichern Chancengleichheit und Vergleichbarkeit, und zwar auch nach außen zu den Golfspielern anderer Clubs. Darum sind sie da ohne Wenn und Aber anzuwenden, wo es um Qualifikationen geht, die gleichermaßen woanders wie im Heimatclub Bedeutung besitzen. Man unterscheidet verschiedene Arten von Regeln:
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1.
Es gibt Regeln, die nötig sind, damit ein Spiel überhaupt erst zu Stande kommt. Man nennt sie konstitutive Regeln. Dazu gehören z. B. Regeln, die • das Spielfeld (Golfplatz, Markierungen usw.), • den Zeitrahmen (Startzeit, Durchgangszeiten usw.), • die Spielgeräte (Anzahl und Beschaffenheit der Schläger, Bälle usw.), • den Umgang mit dem Spielgerät (Schlag, Spielen des Balls usw.), • die Anzahl der Mitspieler (Dreier, Vierer usw.), • und den Umgang mit dem Gegenspieler (Verantwortlichkeit der Spieler, Spielfolge usw.) festlegen.
2.
Es gibt Regeln, die man beispielsweise mit sich selbst, dem Trainer oder innerhalb einer Mannschaft vereinbart, indem man z. B. die Taktik festlegt. Man nennt sie strategische Regeln. • Sie beziehen sich z. B. darauf, wie man die konstitutiven Regeln nutzen kann, um zum Erfolg zu kommen. Dazu gehören beispielsweise auch Regeln, • wie man sich in bestimmten Situationen verhalten möchte (Angriff oder defensives Spiel, Schlägerwahl usw.) • oder die die Aufstellung und das Zusammenspiel in der eigenen Mannschaft betreffen.
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Darüber hinaus gibt es Regeln, die in allen Sportarten und bei allen Wettkämpfen gelten sollten. Man nennt sie die moralischen Regeln. Ihre Beachtung wird stillschweigend vorausgesetzt. Sie beinhalten z. B., dass • Fairness das oberste Gebot ist. • Mitmachen wichtiger ist als der Sieg. • Chancengleichheit für alle bestehen muss. • der Ausgang von Spielen und Wettkämpfen offen sein muss. • man bei einer Niederlage ein guter Verlierer sein sollte.
Die ersten 13 Regeln für das Golfspiel wurden 1744 bei der Gründung der „Honourable Company of Edinburgh Golfers“ formuliert. Aus diesem Regelwerk entwickelten sich die Golfregeln, die heute gelten, allerdings alle vier Jahre der Entwicklung von Material und Plätzen angepasst werden. Definition und Interpretation der Regeln obliegen einem Komitee von 12 Mitgliedern im Royal & Ancient Golf Club of St. Andrews, von denen 10 nicht dem Club angehören. Das Komitee gilt weltweit als die oberste Institution in allen Fragen der Regeln und des Spielbetriebs. Lediglich die Vereinigten Staaten machen eine Ausnahme, dort sind die Regeln in einigen Details durch die USGA etwas modifiziert. Wer sich die Freiheit nimmt, Regeln zu missachten, ist keineswegs im Recht! Wenn während eines Spiels Regelverstöße vorkommen, so können die Ursachen dafür recht unterschiedlich sein: Nicht immer geschehen sie in der Absicht, zu mogeln und sich einen unerlaubten Vorteil zu verschaffen. Oft ist auch einfach mangelnde Regelkenntnis ein Grund dafür. Und nun könnte man eine Vielzahl von Beispielen für solche Regelverstöße anführen. Hier wollen wir uns darauf beschränken, zu fragen, wie Sie selbst, lieber Leser, das Verhalten von Bogey-Fritz beurteilen und wie Sie in einem solchen Fall verfahren würden. Fraglos ergibt sich beim Golfspielen ein schwer auflösbarer Konflikt daraus, dass jeder Spieler auch gleichzeitig als Schiedsrichter sowohl für sich selbst wie für einen Mitbewerber fungiert. Bei Lochspielen ist das nicht weiter schlimm, da ist der Schiedsrichter auch gleichzeitig der direkte Konkurrent und handelt im eigenen Interesse. Bei anderen Wettspielen ergibt sich eine andere Konstellation bezüglich des Wettbewerbs. Nur selten sind diejenigen, die um den Sieg spielen, im gleichen
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Flight. Man steht eher mit Mitspielern im Vergleich, die mit einer anderen Gruppe spielen. Und wenn hier die Regeln unterschiedlich gehandhabt werden, dann wird der Wettkampf verzerrt, denn jeder weiß, dass beim Golfspielen einzelne Schläge über den Sieg entscheiden. Darum ist es eben nicht unerheblich, wo man z.B. einen Ball fallen lässt, der für unbespielbar erklärt wird – hinter einem Baum, wo der nächste Punkt wäre, um ihn fallen zu lassen, oder neben dem Baum, sodass man direkt das Grün anspielen kann. Die Missachtung der Regeln beim Spiel kann unterschiedliche UrsaLederwedge chen haben. Einmal ist es die Erfolgsorientierung, die durch den überall wirksamen Gedanken des Wetteifers impliziert wird und zu immer wiederkehrenden inneren Konflikten eines Golfspielers führen kann. Zum anderen könnte dieser oder jener die konsequente Einhaltung der Regeln als Erbsenzählerei ansehen. Es gibt in unserer Gesellschaft eine zunehmend geringere Orientierung an moralisch-ethischen Werten und eine immer stärkere Ausrichtung an einer Kosten-Nutzen-Bilanzierung: Etwa nach dem Motto, ist der Nutzen größer oder wahrscheinlicher als der zu erwartende Verlust, den ich durch ein bestimmtes Verhalten oder Vorgehen habe, dann lässt man die Regeln Regeln sein. Ihre soziale und moralische Bedeutung wird gar nicht mehr ins Bewusstsein gehoben. Die gesellschaftlichen Folgen: Betrug, Gewalt und Enttabuisierung nehmen zu und alle beklagen es. Wollen wir das auch auf dem Golfplatz, beim Spielen oder im Clubleben? Betrug ist eine bewusste Verletzung der sportlichen Regeln (ethischmoralische Regeln des Sports, Spielregeln) zur Erlangung eines Vorteils, wobei die Benachteiligung des „Gegners“ bzw. anderer Mitbewerber beabsichtigt ist oder billigend in Kauf genommen wird. Betrug sollte man von einfachen Regelverstößen deutlich unterscheiden und ihm entsprechend entgegentreten. Qualität und Quantität des Betrugs werden beim Golfspielen u. a. bestimmt 1. durch die Einstellung, die man den sportlichen Regeln und anderen bedeutsamen gesellschaftlichen Normen gegenüber hat;
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durch den sozialen Druck, z. B. durch die Bedeutung, die ein Wettkampf in den Augen des Spielers und seines Umfeldes besitzt; durch den Grad der Überforderung eines Spielers, wenn er seinen Aufgaben (z. B. seiner Spielvorgabe) im Spiel nicht mehr gewachsen ist.
Mitbewerber bzw. Zähler, sprich Schiedsrichter, stehen oft vor einem Dilemma. Es ist für sie problematisch, die Regel- bzw. Normverletzung, die Vorteilnahme und die Absicht immer eindeutig festzustellen. Aus den verschiedenen Perspektiven von Täter und Schiedsrichter leiten sich unterschiedliche Bewertungen her. Einen Regelverstoß jedoch kann man lediglich feststellen, dazu sind entsprechende Regeln formuliert und müssen bekannt sein. Man muss ihn nicht bewerten. Jeder festgestellte Regelverstoß muss geahndet bzw. der Wettspielleitung zur Kenntnis gebracht werden, sonst sind reguläre sportliche Vergleiche nicht möglich. Wenn z. B. auf der täglichen Unterhaltungsrunde andere Maßstäbe gelten als im offiziellen Wettspiel, so ist das einfach zu verstehen. Hier wird man mitunter eigene Regeln entwickeln, bestehende Regeln anders auslegen oder außer Kraft setzen. Allerdings bedingen auch diese inoffiziellen Regeln den Konsens aller Mitbewerber und den Willen, sie einzuhalten. Letzteres ist ein Gebot der Fairness.
Das Gebot der Fairness Fairness spielt überall im Sport eine besondere Rolle. Golfspielen ohne Fairness wäre ein Widerspruch in sich. Fairness ist eine unverzichtbare moralische Regel des Golfsports. „Neben der Beachtung der Spielregeln, gehört zum Fairplay z. B. die Akzeptierung der lediglich simulierten bzw. begrenzten Kampfsituation im Wett-„streit“ und der damit verbundenen Wertschätzung des Gegners als „Partner“, die Wahrung der Chancengleichheit, der redliche Einsatz der eigenen Möglichkeiten und ein sozial akzeptiertes Verhalten als Sieger bzw. Unterlegener.“ (Sportwissenschaftliches Lexikon, Red.: Peter Röthig, Stuttgart 1973)
Damit wird deutlich, dass die Anerkennung der Regeln die Basis für Fairness ist, und zwar der Regeln auf allen Ebenen, die letztendlich die Achtung des Mitbewerbers und Gegners als Spielpartner voraussetzt bzw. beinhaltet. Dem sportlichen Geist und der Idee des Golfspiels wird nur da
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entsprochen, wo die Regeln eingehalten werden. Aber nicht nur den Buchstaben nach, sondern ihrem Sinn nach. Auch wenn die Fairnessidee noch aus der Zeit stammt, in der Sport ausschließlich Sache britischer Gentlemen war, bevor er dann mit dem Industriezeitalter und in Deutschland mit Beginn des 20. Jh. zum Allgemeingut wurde, kann Sport ohne Fairness nicht auskommen.
Fairness ist eine unabdingbare Voraussetzung, um beim Spielen dem Geist des Golfspiels entsprechend zu handeln.
Regeln und Taktik Es liegt auf der Hand, dass kaum jemand Freude am Golfspielen finden würde, wenn es keine Regeln gäbe. Sicher würde man sie ganz schnell erfinden, weil sonst ein sinnvolles Spiel gar nicht möglich wäre. Ob sie so lauten würden, wie die aktuell geltenden, sei dahingestellt. Kurioserweise fühlen sich allerdings viele Golfer beim Spielen durch die Regeln schikaniert, reklamieren sie aber nachdrücklich für sich, wenn sie einen Vorteil daraus ableiten. Es ist für jeden Spieler äußerst ratsam, die Golfregeln zu kennen. Denn sie beinhalten nicht, wie oft fälschlich behauptet wird, ausschließlich Strafen für Fehlverhalten. Logischerweise ist auch das nötig, um Chancengleichheit zu wahren und zu verhindern, dass sich jemand einen unerlaubten Vorteil verschafft. An dieser Stelle sollen nun nicht, wie schon in einer Vielzahl anderer Bücher mit großem Sachverstand geschehen, die Regeln dargestellt und interpretiert werden. Hier sollen nur ein paar besonders wichtige Regeln herausgestellt werden, die erfahrungsgemäß immer wieder Fragen aufwerfen und im Spiel Probleme bereiten. Nehmen wir beispielsweise die Regel 26, die für das Spielen eines Balls gilt, wenn er im Wasserhindernis (s. u.) gelandet ist. Es liegt auf der Hand, dass es auf den Golfplätzen der Welt unterschiedliche Gewässer gibt, die in diesem Zusammenhang Bedeutung gewinnen können. Angefangen mit dem kleinen Teich, über den Bach und den reißenden Fluss bis hin
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zum Meer kann das Wasser vielfältige Erscheinungsformen haben. In dem einen oder anderen Teich können Sie den Ball unerreichbar für jede Angel auf dem Grund liegen sehen. Mitunter liegt er noch nah genug am Ufer, sodass Sie ihn herausangeln können und ihn nicht abschreiben müssen. Oft sind die Gewässer aber so trübe, dass Was nun? Sie sich mit dem Ballverlust abfinden müssen. Manchmal ist in den als Wasserhindernis gekennzeichneten Bereichen überhaupt kein Wasser vorhanden. Schön für Sie, denn nun dürfen Sie Ihren Ball spielen, wie er liegt. Ist er jedoch im Wasserhindernis und unspielbar, so müssen die Regeln Verfahren (vgl. „Kleine Pfahlkunde“) vorsehen, die man anwenden kann, um weiterspielen zu können, ohne dass man einen Vorteil aus der Situation zieht, aber auch ohne dass man selbst zu stark benachteiligt wird. Es gibt auf jedem Platz prekäre Lagen bzw. ungewöhnliche Bodenverhältnisse, in die der Ball geraten kann, die sich höchst negativ auswirken können, wenn man die relevanten Regeln nicht kennt. So darf man vom Boden in Ausbesserung (vgl. „Kleine Pfahlkunde“), aus zeitweiligem Wasser (z. B. Regenpfützen) oder von einem falschen Grün ( Ein falsches Grün gehört nicht zu der Bahn, die Sie gerade spielen.) Erleichterung in Anspruch nehmen, indem man den Ball an der dafür vorgesehenen Stelle fallen lassen und straffrei weiterspielen darf. Einerseits verhindert diese Regelung, dass der Platz Schaden nimmt, andererseits wird dadurch eventuell entstehenden Nachteilen für einen Spieler vorgebeugt. Um den Platz zu schützen, darf man in vielen Clubs seinen Ball beispielsweise auch aus Junganpflanzungen herausnehmen und je nach Lage davor bzw. daneben straffrei fallen lassen. Ähnliches gilt bei angepfählten Bäumen, die viel kosten und in der Regel durch einen Schlag mit dem Golfschläger ruiniert werden würden. Ist der Ball in einem auf Fairwayhöhe gemähten Bereich in seinem eigenen Einschlagloch eingebettet, dann haben Sie Glück, weil Sie den Ball ausgraben und straffrei weiterspielen dürfen, nachdem Sie ihn möglichst
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nah an der Stelle fallen lassen. Befindet sich das Einschlagloch woanders im Gelände, dann können Sie den Ball für unspielbar erklären und dementsprechend verfahren (s. weiter unten). Wenn es keine besondere Platzregel gibt, darf man den Ball auch straffrei aufnehmen, wenn man im Stand oder im beabsichtigten Schwung durch ein Loch, Aufgeworfenes oder die Laufspur eines Erdgänge grabenden Tieres, eines Reptils oder eines Vogels behindert wird. Liegt der Ball nicht in einem Hindernis (Bunker oder Wasser), muss man dann den Punkt feststellen, (a) der nicht näher zum Loch liegt, (b) wo die Behinderung nicht mehr gegeben ist, (c) der nicht auf einem Grün oder in einem Hindernis liegt. Von diesem Punkt aus gemessen, darf man nun den Ball fallen lassen und straffrei weiterspielen. Im Bunker darf man folgendermaßen verfahren: Den Punkt feststellen: (d) der nicht näher zum Loch liegt, (e) wo die Behinderung nicht mehr gegeben ist. Nun darf man den Ball innerhalb des Bunkers möglichst nah an diesem Punkt fallen lassen und straffrei weiterspielen. Für Wasserhindernisse und auf Grüns gelten in einem solchen Fall besondere Regeln (Regel 25.II). In diesem Zusammenhang muss man auch die Regeln anführen, die einen unspielbaren Ball betreffen. Denn einerseits kommt diese weiße Kugel vielfach in Lagen, aus denen man einfach nicht spielen kann oder wo es aus unterschiedlichen Gründen nicht vernünftig wäre, den Ball zu schlagen. Da es nun aber entscheidend von der Spielkompetenz des Einzelnen abhängt, ob man einen Ball spielen kann oder nicht, sind die Regeln hier offen und stellen es jedem anheim, selbst zu entscheiden, ob er den Ball spielen möchte. So kann man, außer im Wasserhindernis (hier gelten besondere Regeln, vgl. „Kleine Pfahlkunde“), seinen Ball immer für unspielbar erklären und
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hat unter Anrechnung eines Strafschlags folgende Möglichkeiten, weiterzuspielen: Ball aufnehmen und 1.) an der Stelle fallen lassen, wo er zuletzt gespielt wurde. 2.) auf der Verlängerungslinie Fahne - unspielbarer Ball fallen lassen, aber nicht näher zur Fahne. 3.) ihn innerhalb zweier Schlägerlängen vom unspielbaren Ball fallen lassen, aber nicht näher zur Fahne. Hier wird schnell deutlich, dass solche Entscheidungen immer auch unter taktischen Perspektiven getroffen werden müssen. Dabei besitzt verständlicherweise die Absicht Priorität, das Grün in möglichst wenig Schlägen zu erreichen. Es geht letztendlich aber immer auch darum, das Risiko abzuschätzen.
Abb. 9: Unspielbarer Ball Finden Sie beispielsweise Ihren Ball im Rough wieder, dann sollten Sie sehr genau prüfen, ob Sie den Ball nicht doch für unspielbar erklären. Je nach Höhe des Roughs ist es mitunter kaum möglich, ihn mit dem nächsten Schlag sicher auf das Fairway zu befördern. Dann bieten die oben aufgezeigten Möglichkeiten überlegenswerte Alternativen, um vermeidbare Fehlversuche auszuschließen und das Ergebnis für die Bahn akzeptabel zu gestalten. Beim Golfspielen wie im Leben ist es keine wirkliche Prüfung, das Rough zu meiden, sondern sich daraus zu befreien, wenn man darin ist.
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Wichtig erscheint, nochmals zu betonen, dass man sich strikt an die Regeln halten sollte, denn sie enthalten auch Regelungen für den Fall, dass ein Spieler irregulär spielt. Begeht er einen Regelverstoß, ohne ihn zu beheben, wird er mit zwei Strafschlägen belegt oder sogar disqualifiziert. Das gilt für Amateure genauso wie für Professionals. Aber während Letztere bei strittigen Entscheidungen immer einen Offiziellen in greifbarer Nähe haben, müssen Amateure solche Situationen selbst lösen. Und selbst für den Fall, dass man keine zweifelsfreie Entscheidung über die weitere Spielweise treffen kann, sehen die Regeln eine Lösung vor. Dann gestatten sie, wenn man es vorher entsprechend ankündigt, neben dem Spielball mit einem zweiten Ball, einem Regelball, zu spielen. D. h., man spielt die Bahn, an der das Problem aufgetreten ist, mit zwei Bällen zu Ende, schreibt beide Ergebnisse auf, und bevor man die Karte unterschreibt und abgibt, legt man der Spielleitung den Fall zur Entscheidung vor. Ein paar Grundregeln sind leicht zu merken und geben in schwierigen Situationen oft hilfreiche Orientierung. • Spielen Sie ehrlich. • Spielen Sie den Ball, wie er liegt, wenn Sie keine Ausnahmeregelung kennen. • Manipulieren Sie nicht an Pflanzen, um seine Lage, den Raum Ihres beabsichtigten Schwungs oder die Flugbahn zu verbessern. • Lassen Sie den Ball nicht näher zur Fahne fallen!
Was sagen die Regeln?
Sie müssen den Ball innerhalb einer Schlägerlänge fallen lassen, wenn Sie in der Situation keinen Strafschlag angerechnet bekommen. Sie dürfen den Ball innerhalb zweier Schlägerlängen fallen lassen, wenn Sie in der Situation einen Strafschlag angerechnet bekommen. • Lassen Sie Ihren Ball in der vorgeschriebenen Weise fallen. • Sie müssen sich einen Strafschlag anrechnen, wenn Sie im Spiel einen Fehler machen.
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• Sie müssen sich zwei Strafschläge anrechnen, wenn Sie gegen eine Regel verstoßen, und den Verstoß korrigieren. • Aus- und Abschlagmarkierungen dürfen nicht bewegt werden. • Im Hindernis nicht mit dem Schläger den Boden berühren. • Spielen und verlassen Sie den Platz in dem Zustand, in dem Sie ihn vorgefunden haben.
Spielstrategien entwickeln Entwickeln Sie nicht nur für Ihr Training und die Vorbereitung, sondern auch für Ihr Spiel selbst eine Strategie. Dabei ist es zunächst gleichgültig, ob Sie eine Runde allein gegen den Platz spielen, sich in Begleitung von Mitbewerbern befinden, ob Sie mit anderen, vielleicht sogar in einem Mannschaftswettbewerb konkurrieren, welche Spielform (Zählspiel oder Lochspiel) vorgegeben ist oder ob Sie vielleicht mit einem Partner spielen. Die Festlegung eines strategischen Plans ist ein höchst rationaler Akt, der dazu dient, sich, unabhängig von den emotionalen Konstellationen auf der Runde, vorab selbst Regeln zu geben, die man eben trotz vielfältiger Beeinträchtigungen während eines Spiels einhalten möchte. Grundlage für eine erfolgversprechende Strategie bilden • • • • •
der Platz, die Witterung, die eigenen Stärken und Schwächen, die Spielform und der Gegner.
Fraglos ist es typbedingt, wie jemand seine Runde plant. Der Mutige wird eher offensiv, der Vorsichtige eher defensiv planen. Allerdings fällt es im Planungsstadium leichter, die eigene emotionale Befindlichkeit, die sich während des Spielens einstellt, weniger stark zu gewichten, und bestimmte Entscheidungen vorweg objektiver und distanzierter zu treffen. So wird es Ihnen leichter fallen, sich eine Bahn auf der Basis der äußeren Bedingungen und des eigenen golferischen Könnens optimal einzuteilen, statt sich beispielsweise immer wieder von aufkommenden Unsicherheiten an bestimmten Stellen des Platzes beeinflussen zu lassen. Reflektierten und sachgerechten Strategien kann man auch unter Stress oder bei spielbedingten Unsicherheiten folgen. Sie können sogar dazu beitragen, angeschlagenes Selbstbewusstsein wieder zu stabilisieren.
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Natürlich wird sich die Taktik jeweils am aktuellen Spielgeschehen orientieren müssen, weil man auf Unvorhergesehenes und Unvorhersehbares reagieren muss. Es ist müßig, hier eine allgemeine Strategie mit vielen Unbekannten für einen fiktiven Platz zu entwickeln. Allerdings wäre es sicher von Vorteil, wenn Sie für Spiele auf Ihrem Heimatplatz eine Strategie entwickeln und diese mit Ihrem Trainer besprechen, um sich sein fachmännisches Urteil einzuholen. Er wird den einen oder anderen Ratschlag parat haben, weil er Sie hoffentlich gut kennt. Ein paar strategische Regeln haben sich auf Grund vielseitiger Erfahrungen für alle bewährt: •
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Wählen Sie am Abschlag den Schläger, mit dem Sie den Ball Erfolg versprechend und auch sicher auf der Bahn platzieren können. Es muss nicht immer der Driver sein. Vergessen Sie nicht, dass die Auswahl des Schlägers, mit dem Sie spielen wollen, einzig von Ihrer Entscheidung abhängt. Es gibt keine Regel, die irgendwo einen bestimmten Schläger vorschreibt. Beziehen Sie die topografischen Gegebenheiten und die Witterungsverhältnisse in die Kalkulation Ihrer Schläge ein. Kalkulieren Sie das Risiko eines Schlags, indem Sie seine Erfolgsaussichten und die Folgen seines Misslingens abwägen. Teen Sie den Ball am Abschlag an der Seite auf, wo ein Hindernis droht. So können Sie eine Flugbahn wählen, die von der Gefahrenzone wegweist. Entscheiden Sie sich für den optimalen Schlag. Das ist der, bei dem das erreichbare Resultat ein akzeptables Endergebnis für die Bahn sichert. Maximale Zielsetzungen bei hohem Risiko führen meist zu ärgerlichen und vermeidbaren Folgen. Orientieren Sie sich beim Spielen einer Bahn zur Mitte des Grüns und berücksichtigen Sie die Fahnenpositionen erst beim Chip. Chippen Sie nur, wenn Sie den Putter nicht einsetzen können. Ein durchschnittlicher Putt ist immer besser als ein durchschnittlicher Chip. Pitchen Sie nur, wenn ein Chip nicht möglich ist.
Jede Runde ist anders. Jeder Schlag zeitigt unterschiedliche Ergebnisse. Und je höher das Handicap, desto häufiger die Abweichungen und umso größer die Unterschiede. Es nutzt allerdings gar nichts, wenn man sich auf schlechte Schläge einstellen möchte und beispielsweise ein erwartetes Misslingen schon vorab einkalkulieren will. Es gibt auf der Runde nur eine vernünftige Lösung, und die lautet:
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Spielen Sie den Ball so, wie es erfahrungsgemäß auf Grund Ihrer eigenen Fertigkeiten normalerweise möglich ist. Spieler mit hohen Vorgaben unterscheiden sich von denen mit niedrigen nicht so sehr dadurch, dass ihnen die spielerischen Grundvoraussetzungen fehlen, sondern im Grad der Sicherheit, die vorhandenen Fertigkeiten fehlerlos anzuwenden. Entfernungsdifferenzen sind meist weniger wichtig. Spieler mit höheren Vorgaben machen öfter technisch unsaubere Schläge und erzielen daher höhere Ergebnisse. Nur gewissenhaftes und beharrliches Üben ist hier Erfolg versprechender als permanentes Herumprobieren mit ungeeigneten Mitteln. Erwarten Sie bei jedem Schlag das Ergebnis, das Ihren vorhandenen Fertigkeiten entspricht, und vertrauen Sie auf Ihr Können. Gegen Missgeschicke ist niemand gefeit, weder der Professional noch der Golfspieler mit Vorgabe 36. Es ist immer eine Frage der Kriterien, ob man ein Ergebnis als katastrophal oder akzeptabel einstuft. Was für den einen ein Misserfolg, könnte für den anderen schon ein Highlight sein. Auch wenn sich so genannte Katastrophen beim Breitensportler häufiger zu ereignen scheinen, so sind bei beiden die Konsequenzen relativ gleich. Wo der eine das Par des Platzes wegen eines unbedachten oder missglückten Schlags verfehlt und deswegen hadert, kann der andere auf Grund mehrerer missglückter Schläge sein Handicap nicht bestätigen und ärgert sich. Lassen Sie sich durch schlechte Schläge nicht aus dem Konzept bringen, sondern spielen Sie mit Optimismus weiter. Wie gesagt, ist die jeweilige Spielform ein wesentlicher Faktor für strategische Entscheidungen. Die Auffassung, dass man Golf gegen den Platz spielt und seine Strategie primär nach dem Platz ausrichten sollte, resultiert zweifellos aus der Tatsache, dass die ehrlichste Spielform ein Zählspiel ist. Dabei wird jeder Schlag und jeder Strafschlag zu einem Gesamtergebnis addiert. Wer die wenigsten Schläge benötigt, ist der Bruttosieger. Wer nach Abzug der Spielvorgabe das niedrigste Ergebnis hat, ist der Nettosieger. Spielen Sie insbesondere in Zählspielen Ihr eigenes Spiel. Halten Sie sich an Ihre Spielplanung. Orientieren Sie sich nicht an Mitspielern. Spielen Sie die schwierigen Löcher eher defensiv und warten Sie auf sich bietende Chancen.
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Eine Variante ist ein Zählspiel nach Stableford. Dabei wird die Spielvorgabe eines Spielers nach der Schwierigkeit der Bahnen auf alle Löcher gleichmäßig verteilt. Damit erhält jede Bahn eine persönliche Vorgabe. Ein Spieler mit Spielvorgabe 36 hat als persönliches Par auf jeder Bahn 36 : 18 = 2 Schläge vor. Ein Spieler mit der Spielvorgabe 17 hat auf den schwierigsten 17 Bahnen einen Schlag vor, auf dem leichtesten Loch gilt für ihn das Par des Platzes. Spielt man eine Bahn mit einem Schlag mehr als das persönliche Par, erhält man einen Punkt. Für sein persönliches Par bekommt man zwei Punkte. Unterspielt man um einen Schlag, gibt es drei Punkte. Für jeden weiteren Schlag, den man unterspielt, gibt es einen weiteren Punkt. Nettosieger ist derjenige, der so insgesamt die meisten Punkte erspielt. Bruttosieger ist derjenige, der gegen das Par des Platzes die meis-ten Punkte erzielt. Im Zuge der Orientierung des Golfsports hin zum Breitensport wird diese Spielform deshalb mehr und mehr bevorzugt, weil durch die Gewichtung schlechte Ergebnisse an einzelnen Bahnen relativiert werden. Während beim echten Zählspiel jeder Schlag zählt und sich ein einziges Loch mit einem wirklich schlechten Ergebnis verheerend auf das Gesamtergebnis auswirken kann, gibt es beim Zählspiel nach Stableford an einer Bahn nie weniger als null Punkte, sodass sich die Schläge, die man über das persönliche Bogey hinaus benötigt, nicht auswirken werden. Im Gegenteil – man hat die Chance, ein schlecht gespieltes Loch durch ein gutes Ergebnis an einer anderen Bahn zu kompensieren. Spielen Sie nach Stableford ruhig etwas offensiver. Das höhere Risiko wird dadurch relativiert, dass einzelne Missgeschicke durch gute Schläge ausgeglichen werden. Also, wählen Sie am Abschlag ruhig den Driver. Greifen Sie mutig das Grün an, wenn es Erfolg verspricht. Beim Lochspiel (Matchplay) haben Sie es mit einer völlig anderen Situation zu tun. Hier haben Sie einen direkten Kontrahenten. Es geht nicht mehr um die Summe der Schläge oder Punkte während des gesamten Spiels, sondern immer nur um das Ergebnis an einem Loch, bei dem die Spielvorgaben je nach Ausschreibung des Wettspiels berücksichtigt werden. Sieger ist derjenige, der die meisten Löcher für sich entscheidet. Mehr als in den anderen Spielformen müssen Sie hier Ihren Gegner in Ihrer Strategie berücksichtigen. Dabei können Sie Ihre Taktik zunächst lediglich auf die jeweils zu spielende Bahn ausrichten. Wenn Sie die Ehre haben, werden Sie agieren müssen. Hier können Sie sich noch an ähnlichen Kriterien orientieren wie beim Zählspiel. Mitunter sollte man den
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Gegner durch sichere, aber Erfolg versprechende Schläge dazu veranlassen, Risiken einzugehen. Wenn Sie als Zweiter abschlagen, sollten Sie sich in erster Linie daran orientieren, wo der Ball Ihres Kontrahenten gelandet ist, und versuchen, sich entweder einen Vorteil zu erspielen oder aber wenigstens so zu spielen, dass dem anderen kein Vorteil erwächst. Spielen Sie im Lochspiel offensiv, wenn Sie einen Vorteil des Gegners ausgleichen müssen oder selbst einen Vorteil erspielen wollen. Spielen Sie defensiv, solange Sie im Vorteil sind und bleiben können. Eine ähnliche Situation, dass man wie im Lochspiel die Orientierung am Mitbewerber sucht, könnte es auch in einem Zählspiel geben, wenn man in der entscheidenden Runde mit den Spielern in einem Flight spielt, die ebenfalls um den Sieg oder einen vergleichbaren Platz spielen. Werfen wir nun noch einen Blick auf die Vierballspiele, in denen man mit einem Partner kooperiert. In diesem Verb steckt auch die Verpflichtung beider Partner, sich miteinander abzustimmen, die eigenen Stärken einzubringen und die Schwächen des anderen auszugleichen. Darum wird man im Hinblick auf den Erfolg um eine gemeinsame Strategie nicht herumkommen. Im Grunde gelten hier jedoch die gleichen Kriterien, wie sie oben schon genannt wurden, wobei eben die Stärken und Schwächen beider Partner als Entscheidungsbasis gelten müssen. Vor allem wird man sich auf der Runde kontinuierlich miteinander abstimmen müssen, damit das Spielgeschehen von beiden mitgetragen wird. Spielt man mit einem Partner, sollte man versuchen, die Stärken beider Spieler zu nutzen und eventuelle Schwächen gegenseitig zu kompensieren. Bleiben Sie während des Spiels im Gespräch mit Ihrem Partner und unterstützen Sie sich gegenseitig.
Kleine Pfahlkunde Wo man sich auch auf einem Golfplatz aufhalten mag, es erscheint äußerst empfehlenswert, nach diesen farbigen Pfählen Ausschau zu halten, die es in allen Schattierungen zu geben scheint: naturbelassene, weiße, schwarze, blaue, rote und gelbe. Auf vielen Plätzen gibt es sogar noch grüne mit einer, zwei oder drei weißen Banderolen. Da soll noch einer durchblicken.
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Aber welche Bedeutung die Pfähle haben, ist jedem Golfspieler geläufig. Die naturbelassenen Pfähle muss man gar nicht beachten, sie sind bedeutungslos für das Spiel und lediglich Markierungen für die Platzpflege. Die grünen Pfähle mit den Banderolen geben uns die Entfernungen zum Grün an. Die mit drei weißen Banderolen stehen 200 m, die mit zwei Banderolen 150 m und die mit einer Banderole 100 m vom Grün entfernt. Eine wichtige Orientierung für den nächsten Schlag. Es lohnt sich also, nach solchen Pfählen Ausschau zu halten. Und wenn Sie in Ihrer Nähe stehen und beim Schlag behindert werden, dann nehmen Sie sie ruhig heraus. Es sind im Allgemeinen (Platzregel beachten) bewegliche Hemmnisse (Regel 24-1). Aber stecken Sie sie bitte an genau die gleiche Stelle zurück, an der sie gestanden haben, weil sich nicht nur andere, sondern sicher auch Sie selbst daran orientieren wollen, wenn Sie wieder vorbeikommen. Die weißen Pfähle sind eigentlich die, vor denen man sich am meisten in Acht nehmen muss. Sie markieren die Ausgrenze, die genau durch die platzwärtig vorderen Punkte der Pfähle angegeben wird. Liegt der Ball ganz hinter dieser Linie, ist er im Aus und darf nicht mehr gespielt werden. Solange er die Linie berührt, ist er noch nicht aus und darf gespielt werden; dabei können Sie ruhig im Aus stehen. Sie merken schon, hier kommt es auf Genauigkeit an, d. h. jede kleine Veränderung würde für einen anderen Spieler eine andere Spielsituation herbeiführen, darum dürfen diese Pfähle auf gar keinen Fall herausgenommen werden. Sie sind integrierte Bestandteile des Platzes und keinesfalls Hemmnisse. Hier dürfen Sie also keine Erleichterung in Anspruch nehmen. Die blauen Pfähle sind die, vor denen man am wenigsten Angst haben muss. Sie kennzeichnen Boden in Ausbesserung (25-1) und sind in erster Linie dazu da, um bestimmte Stellen des Platzes zu schonen. Mitunter bieten sie dem Golfer auch Erleichterung in einer sonst sportlich eher zweifelhaften Situation. Sie machen alles richtig, wenn Sie hier Ihren Ball nicht spielen, sondern aufnehmen und nach der Regel (25-1) Erleichterung in Anspruch nehmen. Sollte einer dieser blauen Pfähle einmal stören, dann dürfen Sie ihn herausziehen und nach dem Schlag wieder an die gleiche Stelle zurückstecken. Sie wissen schon, wegen der Fairness anderen gegenüber.
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DIE REGELN
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Biotope, die nicht betreten werden dürfen, sind mitunter durch schwarze Pfähle gekennzeichnet. Bitte, helfen Sie mit, dass solche Bereiche geschont werden. Gelb - Wasserhindernis: zu überspielendes Wasser.
Rot - seitliches Wasserhindernis.
Mit den gelben und roten Pfählen gelangen wir jetzt allerdings in Bereiche von Golfplätzen, die Golfern Respekt einflößen, denn sie kennzeichnen Wasserhindernisse (Regel 26). Je bunter es wird, desto mehr Wasser. Das Wasser beginnt mit der Grenze, die durch die Pfähle markiert wird. Egal, ob dort nun Wasser in Form von H20 fließt oder nicht. Auch diese Pfähle dürfen Sie als Hemmnisse behandeln, beweglich oder unbeweglich, hängt davon ab, ob sie ohne weiteres herauszuziehen sind oder nicht (Platzregeln beachten). Wenn Sie sie herausziehen, ... na, Sie wissen schon. Sollte Ihr Ball innerhalb der Grenzen eines Wasserhindernisses liegen, dann passen Sie gut auf. Hier sind Sie vor Strafschlägen sonst nicht sicher. Schläger aufsetzen – zwei Strafschläge. Aber die Pfähle haben auch etwas Positives. Spieler werden nämlich nicht gezwungen, Schuh und Strümpfe abzulegen, ins Wasser zu steigen und nun den Ball zu spielen, wie er liegt – denn das fordern die Golfregeln im Allgemeinen. Und wenn Sie einmal im Sommer versuchen, einen Ball aus richtigem Wasser herauszuschlagen, dann werden Sie feststellen, dass das gar nicht einfach ist. Da kapitulieren oft selbst Profis. Hier dürfen Sie ausnahmsweise Ihren Ball aufnehmen und ihn mit
Mitunter kann man sich einen Ball auch angeln.
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17.04.2007
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einem Strafschlag außerhalb des Wasserhindernisses fallen lassen. Dazu gibt es eine ganze Reihe regelgerechter Möglichkeiten (26-1). Manchmal spart man sich den einen oder anderen Schlag, wenn man weiß, welche Möglichkeiten einem zustehen.
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Abb. 10: „Kleine Pfahlkunde“
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Bahn 15 Schlechtes Wetter gibt es nicht Regenwetter – ein Erlebnis der besonderen Art Perlen-Penelope hat es die Petersilie verhagelt. Missmutig sitzt sie hinter ihrer Windschutzscheibe auf dem Clubparkplatz und hofft darauf, dass der Regenschauer bald vorbeigezogen ist. Grau und leer ist der Parkplatz. Die Gastronomie ist selbstverständlich noch geschlossen, dabei ist es doch schon viertel nach acht. Angesichts der farblosen Trostlosigkeit ihrer Umgebung zerfließt PP in Selbstmitleid. Wen interessiert es schon, dass sie hier fröstelnd in ihrem Auto sitzt und auf ihre golfverrückten Freunde wartet? Der Wirt wird noch selig in seinem Bett schlummern und sich einen Teufel darum scheren, dass es Clubmitglieder gibt, die auch an einem gewöhnlichen Herbstmorgen gern eine heiße Tasse Kaffee trinken würden. Was sollen seine fadenscheinigen Erklärungen, dass es abends regelmäßig spät werde, weil viele, die nach Feierabend noch ein paar Bahnen spielen oder auf der Drivingrange üben, lange im Clubrestaurant hängen blieben. Sollen sie doch abends die Leute einfach früher nach Hause schicken, dann könnte sie selbst vielleicht gelegentlich morgens früh ihren Kaffee bekommen. Aber wer bietet heute schon noch einen kundenfreundlichen Service? Sie sind doch alle nur hinter dem Geld her. Und dabei fällt PP ein, wie schwer es ihr selbst immer gefallen war, frühmorgens pünktlich ihren Dienst anzutreten. Und das hat damals natürlich niemanden gekümmert. Und jetzt spürt sie ihre Einsamkeit und wie die feuchte Kälte ganz langsam an ihren Beinen hochkriecht. Je schöner das Wetter, desto wahrscheinlicher, dass du durch andere Verpflichtungen am Golfspielen gehindert wirst. Es sieht zwar hoffnungslos aus heute Morgen, aber sie will die Hoffnung doch noch nicht aufgeben, denn gewöhnlich kommen die beiden anderen selten vor halb neun. Im Rückspiegel unterzieht sie ihr Make-up noch einer eingehenden Prüfung. Hoffentlich hält auch der regenfeste Eyeliner bei diesem Regen. Nicht auszudenken, wenn ihr im Beisein der beiden Herren plötzlich schwarze Tropfen über die Wangen liefen. Aber deswegen hat sie sich ihre Mütze mit dem extra großen Schirm herausgesucht, dann wird das Gesicht nicht so nass. Vorsorglich drapiert sie noch einmal ihre Perlenkette, so, als sei die zufällig unter der Jacke hervorgerutscht. Da möchte sie nichts dem Zufall überlassen.
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Und da kommt Bewegung auf den Parkplatz. Im Spiegel sieht sie, dass Kanonen-Karl hinter ihrem Wagen vorbei auf den direkt neben ihr befindlichen Parkplatz einschwenkt. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit, das Fahrrad zu benutzen, ist er heute mit dem Auto. Statt es, wie man sonst von ihm erwartet hätte, mit einem dynamischen Schwung zu verlassen, bleibt er heute noch ein wenig unentschlossen sitzen und blickt fragend zu ihr herüber. PP lächelt etwas gequält zurück und lässt das Seitenfenster heruntergleiten. Doch bevor es ganz heruntergefahren ist, hält Bogey-Fritz auf der Irgendwann hört es auf zu anderen Seite ihres Wagens und kurregnen und alles muss trocknen. belt seinerseits sein Fenster nach unten. Nachdem PP auch das Fenster auf ihrer Beifahrerseite geöffnet hat, kann die gemeinsame Beratung beginnen. KaKa wäre dafür, Karten zu spielen, aber da die verehrte Dame es immer noch ablehne, Skat zu spielen, und, wenn überhaupt Karten, dann doch eher Bridge oder Rommé spielen möchte, und da die Clubrestauration ja auch wohl noch geschlossen sei, bliebe ihnen außer Golf wohl nichts übrig. „Dahinten wird es auch heller“, wirft Fritz dazwischen. „Wir sollten uns ruhig etwas bewegen. Das bisschen Regen wird euch Weicheiern doch nichts ausmachen? Oder habt ihr vielleicht noch nicht in Irland gespielt? Zieht euch vernünftig an, dann kann's endlich losgehen.“ Und ohne noch auf eine Erwiderung der beiden anderen zu warten, entsteigt er seinem Auto, öffnet den Kofferraum und packt seine Golfausrüstung aus. Seine Mitstreiter sehen sich noch einmal etwas unentschlossen an, bequemen sich dann aber doch, ebenfalls auszusteigen. Der Regen hat inzwischen etwas nachgelassen und es nieselt nur noch leicht. Nachdem sie nun schon im Regen stehen, bedarf es kaum einer weiteren Überwindung. Sie gehen in den Schuppen, komplettieren ihr Regenzeug und kommen mit ihren Trolleys wieder heraus. Die haben sie jetzt unter Plastikplanen verborgen und selbst sind sie auch kaum wieder zu erkennen. Sie gleichen ein wenig den Vogelscheuchen, die auf dem Platz verteilt sind, um die Krähen davon abzuhalten,
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die Grasnarbe auf den Fairways umzugraben. Alle haben sie ihre Regenschirme aufgespannt. PPs Schirm steckt in einer besonderen Halterung an ihrem Trolley und sie schreitet huldvoll wie ein beschirmter Pascha darunter hin, während KaKa den seinen in der einen Hand hält und mit der anderen seinen Hackenporsche zieht. Bogey-Fritz versucht, sich mit einem ausgedienten Knirps zu schützen, den ihm seine liebevolle Gattin in völliger Unkenntnis der Witterungsverhältnisse auf Golfplätzen sorgenvoll aufgedrängt hatte. Das Wetter nehmen sie jetzt alle mit erkennbarem Fatalismus. Wenn es nun mal regnet, dann spielen wir eben Wasserball, scheint ihre Haltung auszudrücken.Nun schon voller Tatendrang geht es vom ersten Abschlag los. Sie werden heute wieder ihr Bestes geben. Die Stimmung lockert sich. Keiner gerät unter Leistungsdruck. Alle nehmen das Spiel ernst, aber Erfolgszwang ist nicht angesagt. Sie sind die Einzigen auf der Anlage. Der starke Wind verweht die ersten Abschläge und sie quälen sich mehr schlecht als recht zum Grün. Beim Putten wirbelt der Balls das Wasser hoch. Alle Drei haben Probleme, die Putts richtig zu dosieren. Als sie später triefend und tropfend daherzockeln, weil sie die unbequemen Regenschirme schon viel zu früh abgespannt haben und ihnen die Schläger fast aus der Hand rutschen, weil die Handschuhe klatschnass sind, und sie die fünfte Bahn fast beendet haben, hört der Regen abrupt auf und die Stimmung steigt weiter. Alle haben einige Schläge verloren und liegen jetzt deutlich über ihren Vorgaben. Mit der Unterspielung ist es heute mal wieder nichts. Es geht nur darum, die Runde in guter Stimmung und mit einem einigermaßen vertretbaren Score zu beenden. Beim gemeinsamen heißen Tee im Clubhaus, für die Dame mit einem kleinen und für die Herren mit einem richtigen Schuss Rum – das Wetter hat sich weiter gebessert – haben alle ihre gute Stimmung wiedergefunden. Trotz der mäßigen Scores fühlen sich alle Drei wie Sieger, weil sie der widrigen Witterung standgehalten haben. Frisch geduscht und bekleidet mit trockenem Zeug, geht es an die Bewältigung der Fehler und Fehlschläge. Hätte ..., wäre ..., sollte ..., müsste ..., könnte – der Konjunktiv regiert die Unterhaltung. Und dann fällt KaKa – na, wem sonst? - auch noch ein Witz ein, den noch keiner kennt: Was ist beim Golfspielen der meistgebrauchte Satz? – Na klar: „Dahinten wird's heller!“
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Regeln bei Regen Das Golfspiel ist eine Freiluftsportart. Es ist aber beileibe keine Schönwettersportart. Golf spielt man in der Sonne und im Regen, bei Wind und bei fast jeder Temperatur, im Sommer wie im Winter. Deswegen liegt es auf der Hand, dass das Spiel stark von den Wetterbedingungen beeinflusst wird. Natürlich gibt es das ideale Golfwetter: Sonne oder leichte Bewölkung, mittlere Temperaturen, vielleicht noch ein leichter Wind. Jeder wartet auf diese idealen Verhältnisse, aber man kann es sich nicht immer aussuchen. Die private Runde wird jeder im Allgemeinen vom Wetter abhängig machen. Wenn ein Wettspiel ansteht oder läuft, muss es schon extrem regnen und der Platz unter Wasser stehen, bevor die Spielleitung ein Turnier absagt, unterbricht oder gar abbricht. Aber auch für widrige Bedingungen gibt es Regeln, die ein faires Spiel ermöglichen sollen. Für die Winterzeit gibt es beispielsweise in vielen Clubs von November eines jeden Jahres bis April die Winterregeln, die einerseits zur Schonung des in dieser Jahreszeit besonders empfindlichen Platzes dienen, andererseits aber auch ein der Witterung angepasstes Spiel erlauben. Dabei werden den Spielern Erleichterungen gewährt, jahreszeitliche Widrigkeiten zu vermeiden, die die Lage des Balls oder auch sein Flugverhalten negativ beeinflussen. So darf man den Ball auf dem Fairway grundsätzlich besserlegen. Die Intention dahinter ist, dass der Ball nicht von kahlen Stellen oder aus den kleinen, nassen Kuhlen gespielt werden muss, die sich im Winter auf den Fairways finden. Innerhalb von 15 cm, das ist ca. eine Scorekartenlänge, darf sich der Spieler, nachdem er die ursprüngliche Lage seines Balls gekennzeichnet hat, eine günstigere Stelle suchen und ihn dort hinlegen. Dabei darf er ihn auch reinigen. Reinigen darf man laut Winterregeln übrigens jeden Ball auf dem Fairway und auf dem Vorgrün, weil ein mit Matsch Golfspielen? - Überall, zu jeder behafteter Ball gar nicht vernünftig Jahreszeit, bei jedem Wetter fliegt oder rollt. Wenn der Ihre nicht auf
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Sie glauben es nicht? Hier der Beweis!
dem Fairway liegt, haben Sie Pech gehabt, denn ein schlechter Schlag, der ihn ins Rough oder in ein Hindernis befördert, kann natürlich nicht auch noch belohnt werden. Mitunter werden diese Winterregeln per Platzregel bei schlechten Platzverhältnissen auch zu anderen Jahreszeiten in Kraft gesetzt. Darum kann es nur von Nutzen sein, wenn man sich vor dem Start über die aktuell geltenden Platzregeln informiert. Sie werden sich dadurch wahrscheinlich manchen Schlag ersparen. Dass man nach den offiziellen Regeln bei jeder Witterung von zeitweiligem Wasser Erleichterung in Anspruch nehmen darf, ist oben schon erläutert worden. Die Regel gilt auch im Rough. Natürlich nicht innerhalb der Grenzen von Wasserhindernissen, denn dass man dort auch Wasser antrifft, egal, woher es kommt, wird niemanden überraschen. Aber wenn Sie zeitweiliges Wasser im Bunker antreffen, müssen Sie sich keine nassen Füße holen, sondern dürfen dem ebenso ausweichen. „Schlechtes Wetter“ gibt es also für Golfspieler eigentlich gar nicht. Es gehört zur Standardausrüstung, dass man Regenkleidung in der Golftasche mitführt, vor allem dann, wenn das Wetter ohnehin regnerisch ist. Dazu gehören nicht nur eine wasserfeste Regenjacke und -hose, sondern auch eine Schirmmütze (insbesondere für Brillenträger) und mindestens ein zweiter Handschuh zum Wechseln, falls der erste Handschuh zu nass geworden ist. Es hat sich bewährt, wenn man vorsorglich zwei Allwetterhandschuhe in der Tasche
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19.04.2007
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hat. Es ist auch durchaus sinnvoll, den einen oder anderen ausrangierten Handschuh nicht wegzuwerfen, sondern für solche Regentage in der Tasche zu lassen. Denn wenn einem der Schlägergriff durch die Hände rutscht, sind Fehlschläge vorprogrammiert. Vermeiden Sie aber während einer Regenrunde auf jeden Fall, dem Wetter böse zu sein oder sich innerlich gegen den Regen zu wehren. Sie werden das Wetter nicht ändern können, aber wenn Sie darauf negativ reagieren, werden Sie sich selbst die Laune verderben, und das ist keine gute Basis für ein erfolgreiches Spiel, das auch bei Regen möglich ist. Stellen Sie sich einfach mit Ihrem Spiel auf die unabänderlichen Bedingungen ein: • Wählen Sie jeweils einen Schläger mit stärkerem Loft, gleichgültig ob Sie ein Eisen oder ein Holz spielen wollen. • Stellen Sie sich beim Set-up so, dass Ihr Ball 2-3 cm weiter hinten liegt (Rechtshänder zum rechten, Linkshänder zum linken Fuß), weil Sie dadurch vermeiden, dass Sie zuerst den Boden und dann den Ball treffen, statt nur ein riesiges Stück Grasnarbe herauszuschlagen, während der Ball unkontrolliert herumirrt. • Wählen Sie bei größeren Entfernungen ein Holz statt eines Eisens, weil ein Holz den Ball bei Nässe eher unterhalb seines „Äquators“ trifft und so der Ball besser abhebt und fliegt. • Kalkulieren Sie immer damit, insbesondere, wenn Sie ein Grün anspielen, dass der Aufprall des Balls durch den aufgeweichten Boden gedämpft wird und er dementsprechend kürzer ausrollt. Vor allem beim Spiel zum und auf dem Grün kann man das als Vorteil nutzen, wenn man entschlossen und direkt zur Fahne schlägt. Denken Sie daran, dass Sie Ihre Chips und Pitches aggressiver als sonst spielen, denn die Grüns sind langsamer als bei trockenen Bedingungen. Insbesondere das Spielen aus dem nassen Rough stellt besondere Anforderungen. Versuchen Sie erst gar nicht, eine möglichst große Weite zu erreichen. Wählen Sie lieber ein kürzeres Eisen und befördern Sie den Ball in erster Linie sicher auf das Fairway. Es ist trotz eines nassen Kragens und glatter Schlägergriffe nicht immer leicht, die positive Einstellung nicht zu verlieren. Aber wenn Sie nicht auf einer privaten Runde sind, sollten Sie schon durchhalten. Auch das ist eine zumutbare Leistung, die einem Sportler abverlangt wird. Wenn Sie nicht disqualifiziert werden wollen, dann unterbrechen Sie ein Wettspiel
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nicht nach eigenem Ermessen, sondern warten Sie auf ein Signal der Spielleitung. Bevor Sie jedoch den Platz verlassen: Ball markieren und aufnehmen, damit Sie nach der Unterbrechung regelgerecht weiterspielen können. Nur wenn Gefahr im Verzug ist, sollten Sie unbedingt eine eigene Entscheidung treffen. Und die ist im Falle eines Gewitters selbstverständlich gegeben. Das sehen auch die Regeln des DGV so vor.
Verhalten bei Gewitter Glaubt ein Golfspieler, für ihn bestehe eine Gefahr, wenn es blitzt oder donnert, darf er das Spiel sofort unterbrechen und den Platz straffrei (keine Disqualifikation) verlassen oder in einer Schutzhütte Unterschlupf suchen. Melden Sie die Unterbrechung so bald wie möglich der Spielleitung und begründen Sie Ihre Entscheidung, sonst können Sie möglicherweise noch nachträglich disqualifiziert werden. Andererseits liegt es nicht im Ermessen des Spielers, weiterzuspielen, wenn die Spielleitung ein Turnier wegen eines Gewitters – durch direkte Anordnung eines Offiziellen oder durch eine Warnsirene – unterbricht. Folgt ein Spieler der Aufforderung nicht, kann er disqualifiziert werden, weil er sich und andere dadurch in Gefahr bringt. Bei Spielunterbrechung markieren Sie Ihren Ball an der Stelle, wo er gerade liegt, nehmen Sie ihn auf und begeben Sie sich auf möglichst kurzem Weg an einen Ort, der Schutz bietet.
Wollen Sie jetzt vielleicht noch weiterspielen?
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Bahn 16 Umgang mit Partnern und Mitbewerbern Ratschläge für Spielpartner, nicht ganz ernst gemeint Im Folgenden werden einige Ratschläge aufgelistet, mit denen Sie auf jeder Runde gut ankommen, wenn Ihre Mitspieler nicht so gut drauf sind, und mit denen Sie beweisen können, dass Ihnen so gut wie alles bekannt ist, was das Golfen betrifft. Es wird den Respekt Ihrer Spielpartner hervorrufen, und man wird Sie als kommunikationsbereiten Mitspieler mit höchst sensiblem Einfühlungsvermögen einschätzen. Wenn Ihr Partner oder Ihre Partnerin etwas unglücklich abgeschlagen hat, beschreiben Sie immer ganz genau, was passiert ist, insbesondere dann, wenn es ganz offensichtlich ist und sich eine kleine Katastrophe anbahnt. Am besten ungefähr so: • Der (gemeint ist der Ball) hat einen bewundernswerten Slice gehabt und sich von dir verabschiedet! • Der war so hoch, dass Schnee drauf ist. • Der liegt so tief im Rough, den finden wir bestimmt nicht! • Der war aber flach, ganz ideal bei dem Wind, ein richtiger Wurmkiller! Auch auf dem Fairway bietet sich eine Fülle von Gelegenheiten, die Sie nicht ungenutzt lassen sollten. Halten Sie permanent diesen mitfühlenden, wenn auch vielleicht manchmal einseitigen Dialog aufrecht. Ihr unglücklicher Mitspieler wird nämlich möglicherweise immer schweigsamer, weil er überwältigt ist von Ihrer überwältigenden Besorgnis. Er braucht dringend Ihren nervtötenden Zuspruch, vor allem, wenn er von so viel Sachverstand geprägt ist, wie Sie ihn zeigen. Wenn ein Schlag Ihres Partners schon auf der letzten Bahn im Wasser gelandet ist, passt es, wenn Sie ihn gerade dann daran erinnern, bevor er sich neuerlich zu einem Schlag übers Wasser anschickt: • • • •
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Pass gut auf, vorhin hattest du auch einen schlechten Schlag am Wasser! Bleib ganz locker, vorhin hast du den Ball nicht gut getroffen! Dein Ball ist noch vom letzten Wasserhindernis sauber genug! Achtung, rechts ist Wasser, das zieht deine Bälle heute ja besonders an!
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UMGANG MIT PARTNERN
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Der Ball Ihres Partners landet zu weit hinter dem Grün oder davor in einem Bunker. Bleiben Sie dabei, Ihre elementaren Einsichten über die Spielweise Ihrer Mitspieler taktvoll, aber unüberhörbar vorzubringen: • Der war zu lang, weil du zu fest geschlagen hast! • Der war zu kurz, dich hat wohl der Mut verlassen! • Heute klappt bei dir aber auch gar nichts. Vielleicht solltest du besser aufhören! Genau das ist die Art, mit der Sie Ihre Mitspieler immer wieder neu aufbauen und beruhigen, wenn Sie selbst nur fest davon überzeugt sind. KomGolfspielen heißt auch, mit men Sie nicht auf die Idee, dass Ihre anderen zu spielen. fachmännischen Kommentare vielleicht nicht die beabsichtigte Wirkung haben könnten. Sie sind genau das, was Ihre Mitspieler in schwierigen Spielsituationen benötigen. Wie leicht verliert jemand den Überblick über sein Spiel, weil er sich darüber ärgert. Dann ist es auf jeden Fall wichtig, dass Sie ihm die Fakten so klar wie möglich vor Augen führen. Auch für misslungene Aktionen auf dem Grün sollten Sie einige Kommentare parat haben. Etwa: • • • •
Du puttest heute ohne jedes Gefühl. Der war ja viel zu weit! Der hatte ja die völlig falsche Linie und liegt genauso weit weg wie vorher! Der ist nicht drin. 2 cm zu wenig! Der Ball hat nur eine Chance, wenn er lang genug ist.
Es ist wichtig, dass Ihre Feststellungen nicht zu traurig klingen, damit können Sie niemanden positiv stimmen. Geben Sie ihnen einen etwas positiven, vielleicht etwas erfreuten oder auch leicht triumphierenden Tonfall. Möglicherweise wird Ihr Partner Ihnen dann auch ganz spontan eine entsprechende Rückmeldung geben.
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Sollte das nicht der Fall sein, sollte er im Gegenteil immer unkommunikativer und vielleicht sogar ärgerlich werden, nehmen Sie es ihm nicht übel. Mancher wird eben mit seinem schwachen Spiel nicht fertig. Haben Sie dann an anderen Tagen auch noch zunehmend das Problem, dass es schwierig wird, einen Spielpartner zu finden, so wird das fraglos daran liegen, dass Sie sich bei allen als ein umfassend informierter Fachmann in Sachen Golf erwiesen haben. Das spricht sich schnell herum, und es könnte sein, dass mehr und mehr Clubmitglieder so viel Respekt vor Ihrem unglaublichen und unüberhörbaren Sachverstand bekommen und Ihnen auf dem Platz ausweichen. Kommen Sie nie auf die Idee, dass man möglicherweise gern auf Ihre treffenden Kommentare verzichtet, weil man die Realitäten selbst wahrnimmt. Letzteres können nur wenige. Sie sind einer von ihnen, und sicher ist es auch in Ihrem Sinne besser, wenn Sie in Zukunft allein spielen können, ohne sich auch noch um Spielpartner kümmern zu müssen. Sollte es noch nicht so weit sein, arbeiten Sie daran!
Belehrung auf der Runde
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Bitte! Kein Kommentar! Alle diejenigen, die Golf spielen und Singles sind, und die sind ja inzwischen fast in der Überzahl, sollten diesen Beitrag getrost auslassen, denn er enthält ohnehin nichts, was sie angehen könnte. Die anderen aber – Hand aufs Herz: Haben Sie schon einmal gewagt, Ihren Ehemann oder Ihre Ehefrau beim Golfen zu beraten? Haben Sie ihn oder sie schon einmal darauf aufmerksam zu machen gewagt, was er oder sie falsch gemacht hat oder worauf er oder sie beim nächsten Schlag achten sollte? Versuchen Sie es unter keinen Umständen! Nein, nicht, weil Sie totsicher Widerspruch ernten werden. Den sind Sie schließlich ohnehin gewöhnt. Nein, die Golfregeln erlauben es schlicht und einfach nicht immer. Die Regeln erscheinen oft unverständlich, kleinlich oder sogar lächerlich. In dieser Situation aber erfahren Sie hautnah, warum Sie einen Mitbewerber auf der Runde nicht beraten dürfen.
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UMGANG MIT PARTNERN
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Haben unsere Golfweisen in St. Andrews möglicherweise in ihrem weitblickenden Verständnis für alles, „Ein Spieler darf was einem beim Golfen auf der Runde begegnen niemand im Wettstreit, ausgenommen seinen kann, gar zu Zeiten, wo dieses Spiel noch den Partner, Belehrungen erteiMännern vorbehalten war, geahnt, welche Prolen. Ein Spieler darf nur seibleme Golf spielende (Ehe-)Paare miteinander nen Partner oder beide bekommen könnten? Caddies um Belehrung bitten.“ (Regel 8-1)
Dass es keine Missverständnisse gibt! Gemeint ist hier in der Regel nicht nur der Ehepartner, sondern jeder Spielpartner. Und das ist in den meisten Fällen beim Golfen nicht identisch.
Sie sollten einmal beobachten, welche Akribie von der Spielleitung darauf verwendet wird, dass Ehepartner im Dreiballspiel nicht in einem Flight spielen, um Paarprobleme zu vermeiden, dass beide aber dennoch möglichst gleichzeitig abschlagen? Beim Vierer gibt es bei der Organisation keine Probleme, die gibt es dann aber nach Hören und Bei manchen PaaSagen oft auf der Runde, wenn Spiel- und ren ist nur dann zu erkennen, ob da zwei Spiel- Ehepartner identisch sind. Natürlich werden partner oder ein Trainer mit Sie nun widersprechen und darauf bestehen, Schülerin gehen, wenn man dass Sie diese Probleme keinesfalls haben. hören kann, ob sie seine Natürlich nicht! – Kommentare oder Belehrungen einfach Aber Sie werden schon die Frage gestatten, wer akzeptiert.
von Ihnen beiden diese Probleme nicht hat?
Was machen Sie mit der Verantwortung, wenn Sie mit dem nächsten Schlag zum Par einlochen können und Ihre Ehefrau oder Ihr Ehemann sieht Ihnen auf die Finger? Klar, nach all den gemeinsamen Jahren kein Problem. Cool und ohne Zögern lochen Sie ein. – Pardon, aber leider nicht jedes Mal. Natürlich haben Sie nicht vergessen, dass Sie an den 50 cm-Putt, den Sie beim letzten Auswahldrive vorbeigeschoben haben, noch während der Siegerehrung, als Sie den ersten Preis in Empfang nahmen, wenig passend, aber unmissverständlich erinnert wurden: „Wenn die anderen genauso schlecht geputtet hätten, ...“ – Natürlich gibt es so etwas bei Ihnen sowieso nicht, insofern hätten Sie diesen Artikel genauso wenig lesen müssen wie alle Singles.
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Pa(a)rprobleme
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Er und sie! Oder: „Wie sich alles von selbst reguliert“ Natürlich kennen so gut wie alle Ehepaare und Paare diese Situation, in der sie oder er mit der ihr oder ihm seit Jahren Angetrauten oder Vertrauten über den Platz geht und versucht, Golf zu spielen. Bei ihr oder ihm läuft es schlecht. Die Bälle zeigen keinerlei Bereitschaft, sich so zu verhalten, wie man es von ihnen erwarten könnte. Heute geht seine Stimmung so langsam den Bach hinunter. Das zu Beginn rege Gespräch gerät ins Stocken. Er wird immer einsilbiger. Sie weiß, jetzt ist Vorsicht geboten! Egal, welche Kommentare sie gäbe, sie würden falsch verstanden oder anders ausgelegt, als sie gemeint sind. Da gelingt ihm wieder ein Schlag. Der Ball scheint es sich überlegt zu haben und landet mitten auf dem Fairway, trifft dabei allerdings die dort eingelassene kleine Platte zur Markierung der Entfernung und springt nach links ins Rough. Ihr gut gemeinter Hinweis: „Schade! Ein guter Schlag!“, ruft ein leicht unterdrücktes Brummen hervor, das sie jedoch weder als Zustimmung noch als Zurechtweisung einordnen kann. Natürlich hat sie selbst diese Situation, dass nichts läuft, auch schon erlebt. Selbst wenn es bei ihr heute besser läuft, sie kann nachfühlen, wie sich ihr Partner fühlt. Sein nächster Ball beschreibt eine kleine, aber zielgenaue Kurve nach rechts und landet im Bunker. Sie erlebt das Desaster innerlich sozusagen mit. Mitleid kommt in ihr auf und sie entschließt sich zu einem zaghaften Tipp: „Du solltest den Schlag eher von innen nach außen führen. Deine Schwungbahn geht immer von außen nach innen. Darum sliced du alle Bälle.“ – „Das weiß ich auch, aber ich kann's nun mal nicht anders.“ Der Ton ist etwas aggressiver als vorher und signalisiert, dass Fingerspitzengefühl geboten ist. Gut gelaunt spielt es sich doppelt erfolgreich.
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17.04.2007
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Darum hält sie sich mit weiteren Korrekturvorschlägen zurück. Aber das gute Gefühl, das sie vorher hatte, die Freude über ihre guten Schläge, verursacht ihr mehr und mehr ein schlechtes Gewissen. Das Geschehen nimmt seinen unaufhaltsamen Lauf. So langsam verliert ihr eigenes Spiel merklich an Qualität. Fehler schleichen sich ein. Fehler, von denen sie annahm, dass sie bei ihr gar nicht mehr vorkommen könnten. Ärger kommt auf. Aber bloß nicht zeigen, dass sich ihre Stimmung verschlechtert. Sie hat mit sich selbst zu tun und achtet viel weniger als vorher auf ihren Partner, dessen Spiel sich langsam, aber stetig verbessert und stabilisiert. Jetzt ist sie es, die von einem Hindernis ins andere spielt. Und dann der Höhepunkt: Ihr gut getroffener Ball landet, weil sie ihn unerwartet gut getroffen hat, im Wasserhindernis hinter dem Grün. Sein Kommentar:„Schlag doch mit weniger Kraft, dann spielst du doch viel genauer!“ Durchatmen! Ruhig bleiben, schießt es ihr durch den Kopf. Gut, dass sie bis dorthin, wo sie einen neuen Ball droppen darf, weit gehen muss. Ein Specht klopft im Wald. Die Sonne scheint. Die Natur ist in Frühlingsstimmung. Als sie zur Beruhigung und Entspannung tief einatmet, schmeckt sie die würzige Luft. Neben sich hört sie leise: „Ist das nicht schön ruhig und entspannend hier? Macht doch richtig Spaß!“ – Konzentriert und mit Zuversicht tritt sie an den Ball. Ein gelungener Schlag. Sie spielen weiter, und es folgen jetzt mehr Schläge, mit denen beide zufrieden sein können. Die Sonne scheint wärmend auf ihre Rücken, während sie dem Grün zustreben. „Es gibt doch nichts Schöneres, als eine Runde Golf zu spielen“, lautet seine zufriedene Feststellung. Und das ist genau das, was sie auch gerade gedacht hat, während sie schon wieder den nächsten Schlag plant, von dem sie sicher ist, dass er sein Ziel findet. Übrigens, ein guter Golffreund versicherte mir, dass solche Konflikte, nicht zuletzt wegen der anschließend fälligen Versöhnung, als überaus positiv zu sehen seien.
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17.04.2007
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Belehrung verboten, Unterstützung erwünscht Hier ist nicht der Ort für Eheberatung oder Erziehung. Insofern könnten wir auf das Kapitel über den Umgang mit anderen möglicherweise verzichten. Aber es bleibt die Frage, warum es die Regeln verbieten, einen Mitbewerber zu belehren, was ihn „in seiner Entscheidung über seine Spielweise, die Schlägerwahl oder das Verfahren bei einem Schlag beeinflussen könnte“. Hier geht es also gar nicht um Paarprobleme, sondern darum, dass ein Mitbewerber einem anderen keine Ratschläge bezüglich seiner Technik oder seiner Spieltaktik geben darf. Was kann nicht in Ordnung daran sein, beispielsweise einem Anfänger Belehrung ist förderlich. Aber bitte oder einem anderen Mitbewerber nicht auf der Runde. gut gemeinten Rat zu geben und ihm zu erklären, wie er lieber nicht oder wie er besser spielen sollte? Das ist doch nur gut gemeint. Wo liegt hier das Problem? Es geht zunächst einfach darum, zwischen Unterstützung und Belehrung zu unterscheiden. Stellen wir noch einmal fest, dass auch diese Regel zunächst für Wettspiele gilt. Auf einer Übungsrunde mit Ihrem Lebensabschnittspartner oder einem Golffreund wird Ihnen niemand verbieten wollen, dass sie sich über Golftechnik und Taktik austauschen. Es handelt sich hier nicht um Etikette, die auf jedem Golfplatz zu jeder Zeit zu beachten ist. Dies ist eine Regelfrage. Und die Regeln für eine Privatrunde vereinbart man letztendlich untereinander, da kann einem niemand reinreden. Da, wo die Akzeptanz, egal aus welchen Gründen, eher gering ist, wird jeder Ratschlag, wie gut er auch immer sein mag, kaum die beabsichtigte Wirkung erzielen. Im Gegenteil kann sich der Adressat dadurch gestört fühlen. Solange ein Mitspieler keinen Widerspruch einlegt, spricht kaum etwas gegen eine wohlgemeinte Belehrung. Sie könnte sich aber schon da
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verbieten, wo Ihr Spiel zu einem kleinen Wettbewerb wird, denn jede Form der Belehrung beinhaltet fraglos eine Beeinflussung. Und noch die wohlgemeinteste Beratung kann aus vielerlei Gründen leicht ins Gegenteil umschlagen. Was als Unterstützung gedacht ist, kann auf das Spiel des anderen leicht destruktiv wirken. Es ist immer eine Frage der Kommunikationsstruktur und damit nicht selbstverständlich, ob der Rat eines anderen als akzeptabel angesehen oder abgelehnt wird. Wird er akzeptiert, so kann er mitunter zu einer zufriedenstellenden Runde beitragen. Viele dieser Ratschläge selbst ernannter und übereifriger Trainer scheitern jedoch schon deswegen, weil es den meisten Laien schwer fällt, Schlagbewegungen zu erkennen und auch sachgerecht zu analysieren. Dies ist eine besondere Qualifikation von Sport- und Golflehrern, die sie sich durch viel Übung und Erfahrung aneignen müssen. Laien sollten dazu lieber schweigen, denn neben der eigentlichen Bewegung gilt es, noch andere Faktoren zu berücksichtigen, die beim Golfschlag eine Rolle spielen: die Schlägerhaltung und der Set-up ebenso wie die Flugkurve und das Ausrollen des Balles, um nur die wichtigsten Elemente zu nennen. Allein das wäre schon Grund genug, die meisten Belehrungen für sich zu behalten. Darüber hinaus ist es im Wettspiel aber auch ein Gebot der Fairness, keinen Diskurs über die Bewegung eines Mitspielers zu beginnen, die zu einer bewussten Bewegungsveränderung führen soll. Denn jeder macht die Erfahrung, dass eine Bewegung nur in geringem Maße bewusstseinsfähig ist und gerade dann misslingt, wenn der Spieler beginnt, sie willentlich zu steuern. Schon allein der positive oder negative Hinweis auf eine bestimmte Bewegungssequenz kann bei dem einen oder anderen zu einer kognitiven Reaktion führen, die sich störend auf den harmonischen Ablauf auswirkt, weil das kinästhetische Empfinden, das Bewegungsgefühl, beeinträchtigt wird. Darüber hinaus bedeutet Belehrung immer auch einen Eingriff in die Psyche eines Spielers, der je nach Grad seines Selbstbewusstseins dadurch verunsichert sein und Selbstzweifel bekommen könnte, sodass seine Bewegungssicherheit abnimmt. Psychische Spielchen haben daher in einem sportlichen Wettbewerb keinen Platz, auch wenn es in vielen Sportarten mehr und mehr zur Gewohnheit geworden zu sein scheint, Gegner psychisch unter Druck zu setzen. Beim Golfspielen sollte es sich nicht nur wegen der hier angesprochenen Regel verbieten. Natürlich kann eine motivierende Unterstützung eines Mitbewerbers und die innere Anteilnahme an seinem Spiel für ihn hilfreich sein. Dabei sollte
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man sich jedoch darauf beschränken, die wirklich guten Schläge lobend anzuerkennen, statt jeden Schlag zu kommentieren, und wo es nötig ist, zur Stabilisation seiner möglicherweise angekratzten Psyche beizutragen. Ihm Mut zu machen, wäre die richtige Maßnahme. Über die Bewunderung seines Spiels wird sich jeder freuen. Zurückhaltung ist allerdings beim unreflektierten Loben oft durchaus angebracht, denn Lob ist nur da von Bedeutung, wo sich die Perspektiven des Lobenden und des Gelobten einigermaßen decken. Was für den einen der größte Hit, ist für den anderen oft weniger als Mittelmaß. Einem Spieler, der seine Sicherheit im Spiel verloren hat, kann es helfen, wenn seine kleinen Erfolgen bestätigt und hervorgehoben werden. Mitleid jedoch hilft da wenig, denn in einem Wettbewerb ist es widersprüchlich, auf der einen Seite den Sieg anzustreben und andererseits einen Unterlegenen zu bedauern.
Du oder Sie? „Guten Tag, ich bin Karl, wir spielen zusammen in einem Flight. Ich wünsche dir viel Erfolg.“ So oder ähnlich könnten Sie zu Beginn des nächsten Turniers angesprochen werden. Egal, ob im Heimatclub oder auf einem fremden Platz, die Gepflogenheiten sind inzwischen überall die Gleichen. Auf den Golfplätzen in der Republik ist man auf Du und Du. Schwer zu sagen, was diesen Drang zu Intimität und Vertrautheit auslöst und vielleicht auch legitimiert. Denn es gibt kaum jemanden, der zunächst zumindest höflich nachfragt, ob es Ihnen auch recht ist, dass Sie geduzt werden. Golf ist ja nun kein Sport, in dem die Jugend dominiert. – Zahlenmäßig! In manchen Clubs sind die Jungen noch nicht einmal sportlich vorn, denn auch Senioren gewinnen landauf, landab die Clubmeisterschaften. Sonst nämlich könnte man vermuten, alle Spielpartner zu duzen, leite sich aus der Angewohnheit Jugendlicher und junger Leute ab, mit jedem Gleichaltrigen ohne Vorwarnung per Du zu kommunizieren. Seien Sie also nicht irritiert, wegen dieses „Du“ unter Sportlern, zu denen wir mit Recht auch die Golfspieler zählen, • deren Wurzeln einerseits in dem Brauch der Turner zu Turnvater Jahns Zeiten zu finden sein könnten, sich aus Gründen der Gleichberechtigung zu duzen, • das aber möglicherweise auch auf einem Missverständnis des anglikanischen „You“ beruhen und mit dem Sprung des Golfsports auf den Kontinent zum vertrauten „Du“ mutiert sein könnte.
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19.04.2007
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Lassen wir es dahingestellt sein. Sportlern jedenfalls ist dieses „Du“ geläufig als ein Ausdruck der Gleichberechtigung, um zu signalisieren, dass in Sport und Spiel der soziale Status im Alltag, der Beruf oder andere gesellschaftliche Kriterien keine Bedeutung haben. Ob Präsident des Clubs, ob Bundestagsabgeordneter, Arzt oder Lehrer, sie alle unterliegen beim Golfen den gleichen Gesetzmäßigkeiten. Aber man sollte es lieber nicht falsch interpretieren. Das Du ist nicht unbedingt Ausdruck besonderer Verbundenheit oder Intimität, und man sollte diese Gepflogenheit außerhalb des Golfsports nicht unbedingt fortsetzen. Selbstverständlich werden Sie auch auf Spielpartner treffen, die es ablehnen, zum vertrauteren Du überzugehen. Das sollten Sie kommentarlos akzeptieren. Und vor allem, wenn es Ihnen nicht gefällt, können Sie auch selbst schadlos darauf bestehen, nicht geduzt zu werden. Natürlich gibt es auch Situationen, in denen es von vornherein nicht ratsam ist, dem anderen das Du anzubieten. Insbesondere da, wo anschließend die sonst gewohnten Grenzen, wie beispielsweise zwischen Chef und Angestelltem oder Lehrer und Schüler, so stark verwischt werden, dass es im Alltag zu Problemen kommen kann. Andererseits spricht nichts dagegen, das Du auf einer Runde zu benutzen, auf der man Freud und Leid miteinander teilt, möglicherweise auf die regelgerechte Unterstützung des anderen angewiesen ist, gemeinsam nach den Bällen sucht und sich der Idee des Golfspiels gleichermaßen verpflichtet fühlt. Was unter Gewerkschaftlern und Sozialdemokraten schon seit jeher praktiziert wird, sollte sich beim Golfen kaum als negativ erweisen.
Beachtung der Regeln Es ist zwar keine wünschenswerte, aber dennoch eine alltägliche Erfahrung, dass man es immer wieder auch mit Mitbewerbern zu tun hat, die ohne kleine Mogeleien und irreguläres Spiel nicht auskommen. Sie finden diese Exemplare sowohl auf der Runde, auf der es ausschließlich darum geht, miteinander zu wetteifern, als auch in offiziellen Wettspielen und sogar in Ligaspielen. Ohne Rücksicht auf die Befindlichkeit ihrer Mitspieler lassen sie die Regeln Regeln sein und sind nur auf ihren Vorteil bedacht bzw. darauf, einen Score angeschrieben zu bekommen, den sie zwar nicht erspielt, aber durch geschicktes Zählen und auf Grund der einen oder anderen Unkorrektheit sozusagen ergaunert
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haben. Angesichts solcher Verhaltensweisen steht jeder immer wieder vor der Frage, wie man mit diesen Spielern umgehen sollte, ohne dass einem das eigene Spiel entgleitet und ohne dass es zu großen Auseinandersetzungen kommt. Lassen wir diese Frage zunächst beiseite und stellen eine andere: Was würden Sie Ihrem besten Freund sagen, den Sie dabei ertappen, dass er sich durch eine Mogelei einen Vorteil in dem Spiel verschaffen will, in dem es darum geht, wer von Ihnen das gemeinsame Abendessen bezahlt? Damit wir uns richtig verstehen, es geht nicht darum, dass jemand einen Alle verschwunden? Regelverstoß begeht. Das ist nicht tragisch, denn dafür sehen die Regeln eine entsprechende Strafe vor. Die Rede ist von solchen Zeitgenossen, die Regeln für reine Schikanen halten, die man ignorieren sollte. – Sicher würden Sie Ihren Freund, der sich so verhält, darauf ansprechen und darauf verweisen, dass er bitte ehrlich spielen solle. Nicht nur, damit er sich nicht drückt, die Restaurantrechnung zu übernehmen, sondern auch, weil es Ihnen keinen Spaß mehr macht, unter solchen Vorzeichen zu spielen. Egal, ob Sie gewinnen oder verlieren. Sie würden sicher darauf bestehen, dass er ehrlich spielt, oder das kleine Wettspiel abbrechen, weil es uninteressant geworden wäre. Gott sei Dank haben Sie keinen solchen Freund. Aber auf die Art von Golffreunden, die oben kurz skizziert wurden, werden sie immer wieder treffen. Sie kennen den Begriff Fairness nur vom Hörensagen. Dreist und ohne Unrechtsbewusstsein missachten sie Regeln und versuchen, ihre Mitspieler zu Mittätern zu machen, indem sie davon ausgehen oder offen verlangen, dass diese die Unkorrektheiten übersehen oder gar akzeptieren. Und großzügig machen sie dann auch Ihnen das Angebot, ähnlich zu verfahren.
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Natürlich gehen Sie auf diese Offerte nicht ein, weil Sie nicht mit einem schlechten Gewissen spielen wollen. Aber Ihnen wird die Lust am Spiel ebenso vergehen, wie sie Ihnen auf der Runde mit dem oben beschriebenen fiktiven Freund vergangen wäre. Denn beim Golfspielen suchen Sie sicher nicht die Gesellschaft eines Spielers, dem die Idee oder besser der Geist des Spiels gar nicht klar geworden ist. Und so gibt es viele Gründe, warum Sie die Unehrlichkeit eines Mitspielers – egal, ob in einem Turnier oder nicht – hinnehmen sollten. Es gibt hier nur einen Rat: Verlangen Sie von jedem Mitbewerber und Partner, dass er sich genauso strikt an die Regeln hält, wie Sie selbst es von sich verlangen. Denn da Sie sich für diese Sportart entschieden haben, haben Sie sich auch entschieden, beim Spielen nicht nur die ungeschriebenen Gesetze der Fairness, wie sie überall im Sport gelten, sondern auch die zugegebenermaßen mitunter sehr differenzierten Golfregeln einzuhalten. Machen Sie Ihrem Mitspieler, egal, ob er eine höhere oder eine niedrigere Vorgabe als Sie hat, unmissverständlich klar, dass Sie Golf spielen wollen und nicht ein Spiel, dessen Regeln auf der Runde gerade neu erfunden bzw. neu geschrieben werden. Beenden Sie ein solches Verhalten auf der Runde lieber mit einer Klarstellung, als sich die ganze Runde zu ärgern.
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Bahn 17 Reflexion und Nachbereitung Na endlich! Kerzengerade und erhobenen Hauptes segelt PP nach dem Turnier um den Monatspreis wie eine stolze Fregatte, die zur Jubiläumsfeier in den Hamburger Hafen einfährt, über den Weg vom Wettspielbüro hinüber zur Clubterrasse. Lässig und voller Selbstbewusstsein kreist ihre Perlenkette wie ein Propeller in der Linken vor ihrer vor Stolz geschwellten Brust. Jeder sieht ihr sogleich an, dass sie gut drauf ist. Aber niemand kennt den Grund für ihre gute Laune, die sich in ihrer Körpersprache und -haltung deutlich ausdrückt. Wahrscheinlich hätte sie sich gern ein großes Schild mit einer dicken 38 umgehängt. Aber in welchem Club liegt so etwas schon herum? Voller Hochgefühl schreitet, ja schwebt sie die drei Stufen zur Terrasse hinauf und blickt sich suchend um. Da hat sie ihre beiden Kumpane aber auch schon entdeckt. Eine bis jetzt zurückgehaltene Freude bricht sich Bahn in einem hellen Jauchzer, der alle Anwesenden in ihren Gesprächen kurz innehalten lässt. Sie benimmt sich, als hätte sie eine schwere Prüfung erfolgreich absolviert oder gar einen akademischen Titel verliehen bekommen. Aber KaKa, Bogey-Fritz und alle anderen können diesen Gefühlsausbruch offenbar deuten und wissen sofort Bescheid. Sie hat sich heute unterspielt und dabei hatte sie im Vorfeld des Turniers gar nicht damit gerechnet, denn kurz vor dem Start hatte sie noch Bedenken, ob sie überhaupt starten sollte, weil sie sich äußerst unwohl fühlte. „An Bahn 1 habe ich ein Birdie gespielt“, sprudelt sie los, bevor sie sich noch gesetzt hat. „Stellt euch das mal vor!“ Und indem sie mit allseitiger Bewunderung rechnet, hält sie kurz ihre Kette an und blickt erwartungsvoll auf ihre Kumpels herab. Deren Reaktion bleibt auch nicht aus und ist an Enthusiasmus und Spontaneität kaum zu überbieten. „Gratuliere“, nuschelt Bogey-Fritz gerade noch hörbar vor sich hin und lässt ein gebrummeltes „Prima“ folgen. KaKa seinerseits ist nicht ganz so spontan und reaktionsschnell. Es dauert, bis er sich mit aller Begeisterung, deren er fähig ist, zu ihrem überraschenden Erfolg äußert: „Hab ich doch schon vorher gesagt. Ich trinke ein Pils“, und damit möchte er seinerseits eigentlich das Turnier abhaken, denn er hat heute – weiß der Teufel warum – überhaupt nichts zustande gebracht. Aber darüber lohnt es sich aus seiner Sicht nicht zu reden. Er möchte den Mantel des
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Schweigens über diese Leistung decken, wie er auch deutlich zu verstehen gibt, als er sagt: „Beim nächsten Mal wird's besser.“ Und als Bogey-Fritz jetzt ansetzen will, seine Erfolge und Misserfolge während der Runde im Konjunktiv Revue passieren Wenn die einen ihr Spiel beendet haben, zu lassen, weil er mit fangen andere mit dessen Bewältigung an. dem Schicksal hadert, das ihm nur 33 Punkte beschert hat, obwohl er sich eigentlich für etwa 40 Punkte stark genug gefühlt hatte, unterbricht ihn Penelope in ihrer unnachahmlich zurückhaltenden Art, die jetzt keinen Widerspruch duldet: „38 Punkte hab ich erspielt, lasst euch das mal auf der Zunge zergehen! Um 2 unterspielt!“ Sie macht eine wohlkalkulierte Pause, und ihre Kette beginnt wieder zu kreisen. „Wie viele Punkte habt ihr denn?“, fragt sie und blickt die beiden triumphierend an.
Spielt nicht zu viel Golf. Zwei Runden am Tag sind genug
„Das fragt auch nur jemand, der mehr als 36 Punkte erreicht“, erwidert KaKa etwas angesäuert und fügt kleinlaut hinzu: „28.“
Angesichts dieses Spitzenergebnisses bekommt BogeyFritz leicht Oberwasser und posaunt heraus: „Dann ab auf die Drivingrange zum Strafexerzieren! Ich hab 33 Stablefordpunkte. Ist das nichts?“ „Na, ist doch ein gutes Ergebnis“, bestätigt PP wohlwollend und wendet sich an Kanonen-Karl: „Dass du besser spielst, wissen wir doch.“ „Brutto haben Fritz und ich ja immerhin 15 Punkte. Da sind wir schließlich noch weit vor deinen 10 Bruttopunkten“, versucht er eine Rechtfertigung, die PP aber als Ablenkungsmanöver durchschaut. Und da sie aus ihrem
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Schwebezustand so langsam wieder auf den Boden der Realität zurückgefunden hat, zeigt sie sich von ihrer großzügigen Seite und fragt: „Also, zwei Pils?“ Da niemand Widerspruch einlegt, ruft sie die Bedienung herbei und gibt ihre Bestellung auf. Sie selbst genehmigt sich heute zur Feier des Tages einen Prosecco.
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Und nachher? Ganz einfach! Wenn Sie ein Turnier gewonnen haben, dann lassen Sie sich feiern. Wenn Sie nicht gewonnen, aber Ihren Erwartungen gemäß gespielt haben, dann feiern Sie sich selbst. Sollte Ihr Spiel den eigenen Vorstellungen so gar nicht entsprochen haben, dann setzen Sie sich doch mit den anderen ins Clubhaus und hören sich an, wie gut alle Übrigen gespielt hätten, wenn ... Sie werden feststellen, dass nur wenige gewonnen haben, einige mit ihrem Spiel zufrieden waren und viele nicht so gespielt haben, wie sie es erwartet hatten. Vor allem aber werden Sie wahrnehmen, wie gut die meisten gespielt hätten, wenn der Abschlag ..., der Putt ..., der Pitch ... oder der Ball nicht ..., das Grün nicht ... , der Wind nicht ... , der Partner nicht ... usw. Der Konjunktiv dominiert die Konjugation der Verben, aber kaum einer macht sich selbst für das verantwortlich, was als Spielergebnis auf der Scorekarte steht, wenn er nicht gut gespielt hat. Machen Sie es genau so. Es hilft, die Enttäuschung abzubauen und das Selbstbewusstsein zu erhalten. Aber irgendwann werden Sie für sich selbst darüber Rechenschaft ablegen wollen, warum oder woran Ihre Pläne gescheitert sind. Sie werden die Runde zumindest an den Stellen, wo Ihnen etwas besonders gut oder gar nicht gelungen ist, mental noch einmal spielen. Und spätestens jetzt werden Sie nicht umhinkommen, sich einzugestehen, wo die Ursachen für Ihre Fehler zu finden sind. Im Blick auf unser Verständnis vom Golfspielen können Sie diese dem kognitiven, dem emotionalen oder dem technischen Bereich zuordnen. Sie werden in der Lage sein, auf Grund der eigenen Analyse ohne Schwierigkeiten eine Gewichtung vorzunehmen, die Ihnen bewusst macht, in welchem Bereich die Stärken, aber auch die Hauptfehlerquelle lagen.
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REFLEXION UND NACHBEREITUNG
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Golf ist ein Spiel des Kopfes (kognitive Dimension), des Herzens (emotionale Dimension) und des Bewegens (motorisch-technische Dimension).
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Kognitive Dimension: Entscheidungen
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Emotionale Dimension: Selbstbewusstsein im Spiel
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Motorisch-technische Dimension: Technik
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Für ein bestimmtes Ziel, für einen bestimmten Schläger, für einen bestimmten Schlag, für eine bestimmte Flugbahn (richtige Visualisierung), Einschätzung des Platzes, Einschätzung der eigenen Fähigkeiten.
Positive Einstellung, stabiles Selbstvertraue /Entschlossenheit, Konzentration/Selbstkontrolle. Verarbeitung von Misserfolge oder Ärger.
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Einhaltung der Routinen, Griff, Tempo und Krafteinsatz, Schlagrhythmus, langes Spiel: – Abschläge, – Fairwayschläge, – Annäherungen, • kurzes Spiel: – Chips, – Putts. Profis machen natürlich alles anders. Sie verbringen nach einem Turnier oftmals mehr Zeit auf der Drivingrange oder auf dem Übungsgrün als bei der Vorbereitung. Nach einem Turnier ist für sie vor dem Turnier. Es geht ihnen darum, Fehler direkt auszumerzen, um eine korrigierte Bewegungsvorstellung abzuspeichern und die Bewegung mit
Nachher gibt es immer noch etwas zu tun.
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den Korrekturen noch nachhaltiger einzuschleifen. Sie wollen keine Unsicherheiten mit nach Hause nehmen, mit denen sie dann auf die nächste Runde gehen bzw. mit denen sie ins nächste Turnier starten müssen. Vor allem wollen sie die Golfanlage mit der positiven Erfahrung verlassen: Es geht doch! Denn schließlich definieren sie sich als Person und in ihrem Selbstbewusstsein in erster Linie durch den Golfsport. Es fragt sich jedoch, ob alles, was die Profis machen, für Amateure ebenfalls sinnvoll und empfehlenswert ist. In diesem Zusammenhang kann man nur darauf verweisen, dass sich aus den unterschiedlichen Perspektiven von Breitensportlern – das sind mehr als 95 % der Clubmitglieder – und Spitzenspielern – davon gibt es in manchen Clubs gar keinen – auch verschiedene Wünsche und Verhaltensweisen im Golfsport ableiten. Darum können wir in diesem Falle ruhig zusehen, wie die Spitzenspieler ein Turnier auf ihre eigene Weise ausklingen lassen, und fragen: Was sollten Amateure machen? Es gibt sicher eine ganze Anzahl unterschiedlicher Möglichkeiten, denn was dem einen gefällt, ist für den anderen unzumutbar. Es gibt allerdings einige gute Argumente, das Wenn und Aber nach einem Turnier auf der Clubterrasse oder im Clubhaus nicht zu verpassen. Eigentlich sollte dieses gesellige Ereignis, wenn sich alle Mitspieler im Clubhaus versammeln, untrennbar mit dem sportlichen Ereignis verbunden sein. Für einen Club ist es wünschenswert, dass sich die Mitglieder an seinen Veranstaltungen beteiligen und mit dem Clubleben identifizieren. Es ist für viele Mitglieder eines Clubs wichtig, mit ihrer Anwesenheit auch ihre Zugehörigkeit zum Club zu zeigen. Sie wollen andere und neue Mitglieder kennen lernen und vielleicht das eine oder andere Gespräch führen, das über Golf hinausgeht. Vor allem aber steht am Schluss eines Turniers die Siegerehrung, und alle, die gewonnen haben, verdienen den Beifall ihrer Mitbewerber. Wenn es dann noch gelingt, eventuell angesammelte Enttäuschungen zu bewältigen und durch Entschuldigungen, wie abwegig sie auch mitunter sein mögen, das angekratzte Selbstbewusstsein zu stärken, dann können alle guten Mutes nach Hause gehen, auch wenn Breitensportler ihren Selbstwert eher durch Aktionen in anderen Lebensbereichen als durch Golfsport bestimmen. Aber wie sportliche Erfolge eine persönliche Bestätigung liefern, kann ein unverarbeiteter Misserfolg fraglos das allgemeine Wohlbefinden stören.
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Es bleibt jedoch ein Problem. Falsche Ausreden helfen zwar, das momentane eigene Befinden zu verbessern, sie bringen aber keinen Fortschritt bezüglich der spielerischen Fertigkeiten, die für ein zukünftiges erfolgreicheres Spielen nötig wären. Da hilft nur Lernen und Üben. Das muss nicht nach einem Turnier sein, aber es empfiehlt sich, vielleicht nach einer normalen Alltagsrunde oder nach neun Bahnen auf der Drivingrange gezielt das zu üben, was als defizitär aufgefallen ist. So etwas im Anschluss an ein Spiel und nicht isoliert zu machen, erscheint durchaus sinnvoll. Man ist ganz und gar im Spielgeschehen, d. h. auf das Spiel eingestellt. Die geistigen, emotionalen und körperlichen Aggregate sind hochgefahren und man kann unmittelbar an das Geschehen auf der Runde anknüpfen. Dabei werden folgende Aspekte helfen, das Üben Erfolg versprechend zu gestalten: • • • • •
Systematisch vorgehen. Ein oder zwei Schwerpunkte setzen. Zeit einplanen. Eventuell den Pro einbeziehen. Erst aufhören, wenn man mit dem Ergebnis zufrieden ist.
Was hier für den Profi gilt, gilt auch für Breitensportler: Es geht darum, Fehler auszumerzen, um eine korrigierte Bewegungsvorstellung abzuspeichern und eine Bewegung mit den Korrekturen einzuschleifen. Und dann können Sie nach Hause gehen und sich sagen: Es geht doch!
Nach dem Turnier kann man auf der Drivingrange manches aufarbeiten.
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Bahn 18 Attraktion Golf Kleines Nachspiel Es nieselt zwar schon seit den frühen Morgenstunden. Aber für unsere Freunde ist offensichtlich bestes Golfwetter. Denn der Platz ist jetzt nur wenig frequentiert. Etwas müde und tropfend kommen die Drei von der Runde zum Clubhaus, wo ihnen der Spielführer begegnet. „Wohnt ihr Drei eigentlich hier?“ versucht er unsere unermüdlichen Golffreunde zu provozieren. Doch die Drei sind Kummer gewöhnt und begegnen seiner kameradschaftlichen Attacke mit einer strategisch scheinbar gut angestimmten Gegenoffensive: „Wir haben aber zumindest unseren Arbeitsplatz nicht auf den Golfplatz verlegt, sondern sind zum Vergnügen hier“, brummt KaKa angriffslustig. „Hast du eigentlich keine ehrliche Arbeit? Oder warum treibst du dich hier dauernd im Büro herum, statt wie anständige Menschen Golf zu spielen?“, schlägt Bogey Fritz, sich mit seinem Kumpan solidarisierend, in die gleiche Kerbe.
Beim Golfen entsteht eine enge Verbindung zwischen Natur, Sportplatz, Spiel und Spieler, die das Wohlbefinden steigert.
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Da will PP nicht zurückstehen, und bevor der Spielführer einhaken kann, fügt sie mit all ihrem weiblichen Charme noch schnell an: „Vielleicht solltest du es auch mal mit dem Spielen versuchen. Golfen macht Spaß! Oder hast du noch Sex?“ Der Spielführer gibt diesem unernsten Geplänkel eine neue Wendung, indem er fragt: „Wieso kommt ihr eigentlich jeden Tag auf den Platz? Zu jeder Jahreszeit. Bei jedem Wetter. Ob Alltag oder Sonntag. Ihr seid immer hier.“ Perlen Penelope reagiert als Erste: „Sieh dir die beiden doch mal an. Die kann ich doch nicht allein auf den Platz lassen. Die Jungs würden sich doch verirren, weil sie permanent ihre Bälle suchen müssen und dabei total aus der Richtung geraten. Bevor sie also hilflos herumirren, geh ich doch lieber mit und halte sie auf Kurs.“ Und unter Aufbietung all ihrer freundschaftlichen Zuwendung für ihre beiden Kumpane fügt sie an: „Kannst du mir vielleicht außer dir selbst jemanden zeigen, mit dem es so viel Freude bereitet, so lange Spaziergänge zu machen?“ „Spaziergänge ist genau der richtige Begriff,“ grantelt KaKa. „Das Tempo, das wir anschlagen, ist sportlich so anspruchsvoll wie Briefmarkensammeln.“ Aber augenzwinkernd fügt er hinzu: „Es macht doch irrsinnigen Spaß, diese kleine, blöde, weiße Kugel mit den oft so völlig unbrauchbaren Geräten über so wunderschön grüne Wiesen, über oder durch Gewässer und durch tiefe Wälder und undurchdringliche Büsche in diese Löcher zu befördern, die sich meist als zu klein erweisen. Kennst du einen kurzweiligeren Zeitvertreib?“ Es wäre höchst verwunderlich, wenn sich jetzt nicht auch noch Bogey Fritz zu Wort melden würde: „Sieh uns an, wie gut uns diese tägliche Bewegung an der frischen Luft tut. Drei Alte, aber gut erhalten, die so versuchen, den Jungen und der Staatskasse noch möglichst lange auf der Tasche zu liegen. Eigentlich müssten wir hier auf Rezept Golf spielen können, und unsere Krankenkassen sollten froh sein, dass wir uns täglich unter Aufbietung aller geistigen, seelischen und körperlichen Kräfte über die Runde quälen. Aber dabei erleben wir so viel Erfreuliches, Ärgerliches, Lustiges und Bemerkenswertes, das es uns immer wieder hierher treibt.“ „Ich verstehe schon!“, ruft der Spielführer noch lachend, bevor er im Wettspielbüro verschwindet. „Eigentlich könnt ihr alles, was wir Euch hier bieten, gar nicht bezahlen. Viel Spaß noch und bis morgen!“ Damit lässt er die Drei, die sich nun ihrerseits voneinander verabschieden, im Nieselregen stehen. Natürlich werden sie morgen wieder abschlagen. Und wenn Sie, liebe Leserin und lieber Leser sie treffen wollen, dann kommen Sie doch vorbei.
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Faszination des Golfspiels Der Zustrom von Interessenten zum Golfsport ist ungebrochen. Selbst der Schulsport beginnt, sich für diesen Bereich zu interessieren. Sie selbst spielen sicher Golf und haben sich auch schon gefragt, welche Bedeutung Golf für Sie selbst, also jeden Einzelnen, und für unsere Gesellschaft hat oder haben kann. Lassen Sie uns doch einen Moment gemeinsam nachdenken, was Golf bieten kann. Der tiefere Sinn, der sich hinter seiner Spielidee verbirgt, ist wohl zweifelsfrei das Bemühen des einzelnen Spielers, sich im Rahmen der Gegebenheiten des Platzes und der geltenden Regeln mit seinen eigenen Unzulänglichkeiten auseinanderzusetzen und dabei das Bestmögliche zu leisten. Daneben geht es um den Vergleich mit anderen, bei dem anhand unterschiedlicher Zählweisen, je nachdem, ob es sich um ein Loch- oder Zählspiel handelt, ein Sieger ermittelt wird. Die Ambivalenz des Spiels, das von dem Spieler die Auseinandersetzung mit sich selbst fordert, die von den Mitspielern nicht beeinflusst wird, und gleichzeitig den Wetteifer mit anderen ermöglicht, macht seine Faszination aus, der man sich nur schwer entziehen kann. Dabei ist die Jagd nach Platzrekorden weniger bedeutsam als die Überwindung der eigenen Grenzen und die Erweiterung der persönlichen Möglichkeiten.
Golf ist ein Spiel der Bewegung
des Herzens
des Kopfes
Aus diesen charakteristischen Besonderheiten des Golfspiels leiten sich einige Grundsätze ab, die eine wichtige Rolle dabei spielen, welche persönliche und welche allgemeine Bedeutung dem Golfsport zugemessen wird: •
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Der Grundsatz der Selbstvervollkommnung: Golferisches Können ist als Ergebnis kontinuierlichen und ernsthaften Übens anzusehen, das sich ausrichtet an einem individuellen Ziel, das jeder Einzelne jeweils für sich selbst bestimmen muss. Weil das Spiel des Einzelnen mehr umfasst, als das in Zahlen gefasste Ergebnis am Schluss auszusagen vermag, beinhaltet es einen hohen Grad
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an Selbsterprobung und Selbstdisziplin, an Ehrlichkeit und Akzeptanz gegenüber eigenen Fehlern. •
Der Grundsatz der Ganzheitlichkeit: Golfspielen fordert mehr als nur technische Fertigkeiten, um Schläger und Eisen mit möglichst hoher Genauigkeit handhaben zu können. Gleichzeitig braucht jeder ein gewisses Maß an Kraft und Bewegungsdynamik, um eine angemessene Schlagdistanz zu erreichen. Darüber hinaus wird auf der Grundlage eines wachen Bewusstseins geistige Kontrolle des sportlichen Handelns gefordert, um in allen Situationen die richtigen Entscheidungen zu treffen. Ebenso bedarf es der in ihrer Bedeutung nicht zu unterschätzenden sozialen Fähigkeit, untereinander, also zwischen den Spielpartnern, ein stressfreies Klima zu schaffen, sowohl Empathie als auch eine Atmosphäre gegenseitiger Akzeptanz aufzubauen.
•
Der Grundsatz der Fairness: Golf verlangt die konsequente Einhaltung der festgelegten Regeln. Unabhängig davon, ob man nach den institutionell vorgegebenen Regeln spielt oder diese eigenmächtig verändert. Es fragt sich allerdings immer, in welchem Rahmen man spielt. Turniere finden nach den vom DGV vorgegebenen Regeln statt und können eigenmächtig nicht außer Kraft gesetzt werden. Wenn ein Vergleich über die Clubgrenzen hinaus angestrebt wird, und das ist immer der Fall, wenn man vorgabewirksam spielt, z. B. auch auf einer Privatrunde, auf der jemand aus der Gruppe sein Handicap verbessern möchte, sind die offiziellen Regeln Richtschnur des Spielens. – Sind Wettspiele nicht vorgabewirksam, so können die Regeln den Gegebenheiten und Bedürfnissen der Spieler angepasst werden. Auf einer privaten Runde kann jeder seine Regeln in Absprache mit den Mitspielern selbst bestimmen. Allerdings darf er dabei andere Spieler auf dem Platz nicht behindern oder stören.
•
Der Grundsatz der Toleranz: Wie jeder Sport setzt auch Golf die Akzeptanz gegenüber anderen trotz allen Andersseins voraus. Vorbehalte und Vorurteile gegenüber den Mitspielern haben beim Golfspielen nichts zu suchen. Weltanschauliche, politische, religiöse oder kulturelle Unterschiede sind ebenso zum Spiel gehörig wie Unterschiede der Rasse oder dem Geschlecht nach. Die Unverletzlichkeit der Idee der Gleichheit anzuerkennen, ist eine unabdingbare Voraussetzung für jeden, der Golf spielen möchte.
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Golf und Gesundheit
Gesundheit ist ein provisorischer Zustand, der nichts Gutes verspricht. (Peter Bamm)
Gesundheit ist physisches, psychisches, ökologisches und soziales Wohlbefinden. (WHO)
Gesundheit ist kein Besitz, sondern eine stetige seelischkörperliche Aufgabe. (H. Reindell/H. Roskamm)
Gesundheit ist ein unersetzlicher Teil unserer Lebensqualität und alle wissen, dass letztendlich jeder selbst seinen Teil dazu beitragen muss, das Gleichgewicht zwischen den eigenen individuellen Voraussetzungen und Anlagen einerseits und den äußeren Bedingungen und Einflüssen andererseits zu halten.
Abb. 11: Gesundheit
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Ein wesentlicher Faktor in diesem Bemühen ist zweifellos Bewegung und vor allem sportliche Bewegung. Wenn man Gesundheit allerdings umfassend als Zusammenspiel körperlicher, geistiger, seelischer, sozialer und umweltbedingter Faktoren ansieht, dann gewinnen im Rahmen der Bemühungen um die eigene Gesundheit all jene Maßnahmen besondere Bedeutung, die möglichst viele dieser Aspekte betreffen. Nicht jeglicher Sport, aber viele Sportarten werden diesem Anspruch gerecht. Vor allem Golf bietet eigentlich alles, was für die Gesundheit zuträglich ist: • vielfältige Bewegung • Beschäftigung für den Geist • emotionales Engagement • gemeinsames Spielen mit anderen • Aufenthalt in natürlicher Umgebung
Golf bewegt den ganzen Menschen! Man spielt mit Leib, Geist und Seele.
Geist
Seele
Golf Körper Dennoch kann man auch einiges falsch machen und nicht davon ausgehen, dass Golfspielen die Gesundheit und das Wohlbefinden stets automatisch stärkt. Voraussetzung für gesundheitsfördernde Wirkungen des Golfspielens ist der verantwortungsvolle Umgang mit sich selbst, dem eigenen Körper und den eigenen Gefühlen. Jeder Spieler sollte sich mit all seinen Sinnen auf die bevorstehenden sportlichen Belastungen vorbereiten, sich einstimmen und die Vorfreude auf das zu Erwartende, aber auch die Spannung vor dem Ungewissen ohne Stress erleben. Wird Golf beispielsweise als lästige Pflichtveranstaltung empfunden, können zwar körperliche Effekte erzielt werden, aber gleichzeitig wird das seelische Gleichgewicht erheblich gestört. Spaß und Freude gehören zu
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GOLF IST EINE SACHE DES HERZENS
einem gesundheitsverträglichen Golfspielen genauso wie die den eigenen Voraussetzungen angepassten Ziele, Absichten und körperlichen Belastungen. Erholsam wirkt ein Spiel vor allem, wenn man sich in seinen Leistungsgrenzen bewegt und auch größere Belastungen nicht als Last, sondern als Herausforderung versteht. Golfsport bietet viele Möglichkeiten, sich vom Alltag zu erholen. Er wirkt immer dann besonders entspannend und ausgleichend, wenn er mit einer positiven Grundeinstellung betrieben wird und das Gleichgewicht zwischen Belastung und Erholung erhalten bleibt. Regelmäßiges Spielen wirkt fraglos nachhaltiger. Deshalb ist es hilfreich, im Wochenablauf feste Termine zu fixieren, an denen Sie – am besten zusammen mit anderen – Golf spielen.
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Vielleicht steigert es ja noch Ihre Motivation, wenn wir hier einfach einmal auflisten, welche positiven Effekte man durch Sporttreiben erzielen bzw. sich beim Golfen erspielen kann.
Golfspielen bietet all diese Wirkungen, die jeder – unabhängig vom Alter – durch ein vernünftig geplantes, moderates Ausdauertraining leicht noch verstärken kann!
Wenn Sie noch nicht Golf spielen und bisher immer davon überzeugt waren, dass es nichts für Sie sei, haben wir Sie vielleicht auf die Idee gebracht, es bei Gelegenheit, die Ihnen im nächstgelegenen Golfclub jederzeit und gern gegeben wird, doch einmal auszuprobieren. Sie werden fasziniert sein, das zu erleben, worüber wir dieses Buch geschrieben haben. Wenn Sie noch nicht Golf, aber mit dem Gedanken spielen, es einmal zu versuchen, dann haben wir Sie mit diesem Buch hoffentlich in Ihrer Absicht bestärkt, und Sie verwirklichen Ihre guten Vorsätze ohne Umwege. Rufen Sie im nächstgelegenen Club an, wo Freunde oder Bekannte
Sie wissen, was ihnen Golf bedeutet. Schauen Sie in ihre Gesichter!
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GOLF IST EINE SACHE DES HERZENS
vielleicht auch schon spielen. Sie können gar nicht früh genug mit dem Golfspielen anfangen, aber es ist nie zu spät. Wenn Sie schon Golf spielen, mussten wir Sie von der Attraktivität dieses Sports nicht überzeugen, denn Sie sind diesem Spiel rettungslos verfallen. Aber möglicherweise haben wir mit unserem Buch dazu betragen können, dass sich Ihre Perspektive auf diesen faszinierenden Sport noch ein wenig erweitert hat und Sie das Golfspielen in Zukunft noch höher zu schätzen wissen.
Golferisches Handeln, das bestimmt wird vom Streben 1. nach Gesundheit, 2. nach Verwirklichung, Vervollkommnung und Gestaltung der eigenen Individualität unter Rücksichtnahme auf andere, 3. nach Toleranz und nach Fairness bietet für alle, für Jung und Alt und insbesondere für Kinder und Jugendliche, Orientierungen, die in unserer gegenwärtigen Welt offensichtlich notwendiger sind als jemals zuvor. Darum ist der Golfsport fraglos auch in einem hohen Grade zeitgemäß und eine Sportart, die sich möglichst vielen öffnen sollte.
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LITERATURVERZEICHNIS
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LITERATURVERZEICHNIS: Anderson, Jonny M.: (1991). Besser Golf spielen, Reinbek bei Hamburg Berendonk, Brigitte: (1992). Doping, Reinbek bei Hamburg Bolland, Les: (1990). Golf: Der neue Weg, Reinbek bei Hamburg Bruckmann, Klaus/Recktenwald, Heinz Dieter: (2003). Schulbuch Sport, Aachen Csikszentmihalyi, Mihaly: (2000). Flow im Sport, München De Marées, Horst: (1981). Sportphysiologie, Köln-Mühlheim Diegl, Helmut (Hg.): (1983). Lehren im Sport, Reinbek bei Hamburg Dobereiner, Peter: (1991). Die Tricks der Golfprofessionals und was Sie davon lernen können, München, Wien, Zürich Eberspächer Hans: (1982). Sportpsychologie, Reinbek bei Hamburg Flechtner, H.J.: (1976). Gedächtnis und Lernen in psychologischer Sicht, Stuttgart Frey, Günter/Hildenbrandt, Eberhardt: (1994). Einführung in die Trainingslehre, Schorndorf Hartl Golf Resort (Hrsg.): (2006). SWEET SPOT, Bad Griesbach Hay, Alex: (1988). Golf Handbuch, Reinbek bei Hamburg Herwegen, H.: (2003). Sportmedizin hat Golfsport entdeckt - Golf im Fokus sportmedizinischer Forschung, Forschungsforum Paderborn, 6, 32-36. Joch, Winfried/Ückert, Sandra: (1998). Grundlagen des Trainierens, Münster Jonath, Ulrich: (1986). Lexikon Trainingslehre, Reinbek bei Hamburg Jungmann, Oliver: (2003). Spiel Dein Golf, München Kassat, Georg: (1998). Ereignis Bewegungslernen, Bielefeld Köhler, Christoph: (2004). Das Anamneseprofil von Kaderathleten im Golfsport, Diplomarbeit Universität Paderborn, www.golfakademiepaderborn.de Leadbetter, David mit Huggan, John: (o. J.). Golf perfekt, Hamburg Letzelter, Manfred: (1978). Trainingsgrundlagen, Reinbek bei Hamburg Lewis, Beverly: (1989). Das kurze Spiel, München 1989 Maiwald, Stefan: (2004). Golf, Kleine Philosophie der Passionen, München Mc Cord, Gary: (20002). Golf für Dummies, Bonn Meadows Chriss: (o. J.). Das große Buch der Golftechniken, Köln Murphys Golf Gesetzte, (1989). München Pelztest: www.golf.de/dgv/rahmentrainingsplan.cfm Röthig, Peter, Größing, Stefan: (1982). Sportbiologie, Bad Homburg Röthig, Peter (Redaktion): (1973). Sportwissenschaftliches Lexikon, Stuttgart Selye, H.: (1974). Stress - Bewältigung und Lebensgewinn, München
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DIE PROGRAMMNUMMERN
BILDNACHWEIS: Titelfoto: dpa Picture Alliance, Frankfurt Umschlaggestaltung: Jens Vogelsang, Aachen Fotos und Grafiken von Elisabeth und Heinz Dieter Recktenwald
AUTOREN: Martin Hasenbein, geb. 20.06.1965 Golf Professional seit 1985, G1 Professional der PGA of Germany, Five Star Professional der PGA of Europe, Ausbildungskoordinator der PGA of Germany, Head-Coach des GOLF TEAM GERMANY (Auszeichnungen: PGA Teacher of the Year 2003, 2004 und 2005, Five Star Professional Award 2004)
Bernt Wimmer, geb. 09.08.1970 Dipl. Golflehrer der PGA of Germany, Golflehrer der PGA of Austria, Österreichischer Tennisprofi und Tennislehrer, Headpro im GC Osnabrück-Dütetal
Heinz Dieter Recktenwald, geb. 14.05.1939 Sportwissenschaftler, Sportlehrer und Trainer mit langjähriger Erfahrung in der Ausbildung und Beratung von Sportlehrern, aktiver Golfspieler, 1993-98 Spielführer im GC Osnabrück Dütetal, Autor von Fachbüchern und zahlreichen Beiträgen in Fachzeitschriften
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www.dersportverlag.de
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Sigurd Baumann Psychologie im Sport Die komplexen Vorgänge im Körper sind auch beim Sport durch die Psyche gesteuert. Die Beschreibung psychodiagnostischer Verfahren zeigt, dass sportpsychologische Einflussnahme systematisch erlernt werden kann. Anliegen des Buches ist es, dass sich Sportler und Trainer der praxisorientierten Hilfestellung der Sportpsychologie bewusst werden.
4., überarb. Auflage 368 Seiten, zweifarbig 15 Fotos, 43 Abb., 19 Tab. Paperback mit Fadenheftung 14,8 x 21 cm ISBN 978-3-89899-124-7 e 18,95 / SFr 32,20
KOMPETENZ IM SPORT MEYER & MEYER Verlag • Von-Coels-Str. 390 • D-52080 Aachen Fax 02 41 - 9 58 10 - 10 /E-Mail [email protected] Gerne schicken wir Ihnen unser aktuelles Gesamtprogramm zu! (Änderungen vorbehalten. Preisangaben ohne Gewähr.)
DER SPORTVERLAG WWW.DERSPORTVERLAG.DE
*Erfolgsstrategien im Golfspiel
19.04.2007
10:32 Uhr
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Dieses Wörterbuch ist das erste umfassende englisch-deutsche Wörterbuch zum Golf. Es enthält etwa 3.000 Wörter und Redewendungen sowohl aus der Umgangssprache (Slang) als auch aus der formalen Regelsprache. Das Wörterbuch basiert auf einer gründlichen Sichtung englischsprachiger Glossare und Quellentexte und enthält darüber hinaus Begriffe aus der Sprache amerikanischer Fernsehkommentatoren.
232 Seiten Broschur, 14,8 x 21 cm ISBN 978-3-89124-592-7 e 18,90 / SFr 32,10
KOMPETENZ IM SPORT DER SPORTVERLAG WWW.DERSPORTVERLAG.DE
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Jürgen Schiffer & Patrick Labriola Wörterbuch Golf/Dictionary of Golf Englisch-Deutsch/English-German
*Erfolgsstrategien im Golfspiel
17.04.2007
16:53 Uhr
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