Inhalt 1. Allgemeines zur Ersten Hilfe 1.1 1.1.1 1.1.2 1.1.3 1.1.4 1.1.5 1.2 1.2.1 1.2.2 1.2.3 1.2.4 1.2.5 1.2.6 1.3 1...
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Inhalt 1. Allgemeines zur Ersten Hilfe 1.1 1.1.1 1.1.2 1.1.3 1.1.4 1.1.5 1.2 1.2.1 1.2.2 1.2.3 1.2.4 1.2.5 1.2.6 1.3 1.3.1 1.3.2 1.4 1.4.1 1.4.2 1.4.3 1.4.4 1.4.5
2.1 2.2 2.2.1 2.2.2
Transport auf dem RükVerhalten des Helfers am 1.4.6 ken Unglücksort 10 Transport auf den Armen Absicherung der Unfall1.4.7 Transport im Huckepack stelle 10 1.4.8 Führung eines Verletzten Ziel der Erstversorgung 13 1.4.9 Hubschraubertransport Erkennung lebensbe1.4.10 Stumpfe Verletzungen, drohlicher Zustände 14 1.5 Wunden und WundverPulsfühlen und Pupillen band Prellung Quetschung reflexe 15 Wunden Wundlaufen Notsignale 15 1.5.1 Wundverbände Bergung 18 1.5.2 Wundinfektion Einklemmung 18 1.5.3 Schlangenbisse Rautek-Griffe 19 1.5.4 Insektenstiche Blutungen Bergung durch eine enge 1.5.5 und Blutstillung Öffnung 20 1.5.6 Blutungen aus SchlagBergung aus enger Höhle 21 1.5.7 adern Einklemmung in Maschi1.5.8 Druckverband nen 22 1.6 Abdrückpunkte der Selbstbefreiung und Schlagadern Bergungsgeräte 22 1.6.1 Abbindung Lagerung 22 Material zur Abbindung Lagerung bei verschiede- 1.6.2 Knebelabbindung nen Erkrankungen oder 1.6.3 Abbindungsdauer Verletzungen 22 Blutungen aus Blutadern Stabile Seitenlage 23 1.6.4 Schock Transport 26 1.6.5 Transport auf der Trage 26 1.6.6 Ursachen des Schocks Erste Hilfe beim Schock Transport durch 2 Helfer 27 1.6.7 Ohnmacht Transport auf einem Stuhl 28 1.6.8 Transport mit dem Trag- 1.7 ring 28 1.7.1 Transport über der 1.7.2 Schulter 29 1.7.3 2. Wiederbelebung Freimachen und Freihal ten der Atemwege 45 Atemspende 45 Vorbereitungen zur Atemspende 45 Mund-zu-Nase-Beatmung 46
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2.2.3 Mund-zu-Mund-Beatmung 2.2.4 Beatmung mit Tubus 2.2.5 Beendigung der Atemspende 2.2.6 Sauerstoffinhalation
2 9 2 9 3 0 3 0 3 1 3 2 3 2 3 2 3 2 3 4 3 5 3 6 3 8 3 8 3 9 3 4 6 47 5
Inhalt 2 2 .7 Beatmung mit Geräten
2 2 .8 Manuelle Ersatzbeatmung nach Silvester 2 2 .9 Manuelle Ersatzbeatmung nach Thomsen 2 2 .1 Vorteile der Atemspende 0 3. Besondere 3.1
50
2 .3
51
2 .3.1
52 53
Herzstillstand und
Herzmassage Ausführung der Herzmassage 2 .3.2 ABC der Wiederbelebung
53 53 56
Verletzungen
Kopfverletzungen
57
3 .8.1 Verbrennungen 1. Grades
70
3 1 .1 Weichteilverletzungen 3 1 .2 Gehirnerschütterung 3 1 .3 Offene Schädel-Hirnverletzungen 32 Verletzungen im Gesicht, in Mund und Rachen 3 2 .1 Weichteilverletzungen 3 2 .2 Nasenbeinbruch 3 2 .3 Oberkieferbruch 3 2 .4 Unterkieferbruch 3 2 .5 Verletzungen in Mund und Rachen 33 Augenverletzungen 3.4 Halsverletzungen 35 Brustkorbverletzungen 3 5 .1 Lungenkollaps 3 5 .2 Offene Brustwandverletzung 36 Bauchverletzungen 3.7 Verletzungen des Bewegungsapparates 3 7 .1 Verstauchung 3 7 .2 Verrenkung 3 7 .3 Knochenbrüche 38 Hitzeschäden
57 57
3 .8.2 Verbrennungen 2. Grades 3 .8.3 Verbrennungen 3. Grades 3 .8.4 Erste Hilfe bei Verbrennungen 3 .8.5 Sonnenstich 3 .8.6 Hitzeerschöpfung 3 .8.7 Hitzschlag 3 .9 Kälteschäden 3 .9.1 Erfrierungen 1. Grades 3 .9.2 Erfrierungen 2. Grades 3 .9.3 Erfrierungen 3. Grades 3 .9.4 Erste Hilfe bei Erfrierungen 3 .9.5 Unterkühlung 3 .9.6 Erste Hilfe bei Unterkühlung 3 .10 Chemische Verletzungen 3 .11 Verletzungen und Schädigungen durch den elektrischen Strom 3 .11.1 Niederspannungsunfälle 3 .11.2 Hochspannungsunfälle 3 .11.3 Blitzschlag 3 .12 Strahlenschäden
70 70
57 58 58 58 58 58 58 59 59 59 59 59 60 60 60 61 61 69
4. Besondere Notfälle 4.1
70 72 72 73 73 73 73 73 73 74 74 75 76 76 77 77 78
»
Notfälle im Gebirge
80
4 .1.8 Gewitter und Blitzschlag
4 1 .1 Rucksack-Apotheke 4 1 ,2 Sicherung des Verletzten 4 1 .3 Schock 4 1 .4 Frakturen 4 1 .5 Örtliche Erfrierung 4 1 .6 Unterkühlung 4 1 .7 Lawinenunglücke
80
4 .1.9 Sonnen- und Schneeblindheit 4 .1.10 Sonnen- oder Gletscherbrand 4 .1.11 Erschöpfung 4 .1.12 Höhen- oder Bergkrankheit 4 .1.13 Abransport im Gebirge
81 81 81 82 82 83
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83 83 83 84 84 84
4. Ertrinken 2 4. Druckluftunfälle 4.3 .1 Barotraumen 4.3 .2 Druckfallkrankheit 4. Einbrechen im Eis 4. Verschüttung 4. Erhängen 4. Ersticken 4. Vergiftungen 4.8 .1 Meldeschema bei Vergiftungsfällen
86 4.8.
2 Gasvergiftungen
87 87 87 87 88 88 89 90 90
3 Vergiftungen über den Magen-Darm-Kanal 4 Vergiftungen durch die Haut 5 Vergiftungen über die Augen 6 Rauschzustände und D rogen Vergiftungen Plötzlich einsetzende Geburt
Besondere Blutungen
94 5.3.
3 Gallen- u. Nierenkoliken
Nasenbluten Bluthusten * Bluterbrechen Darmblutungen Hämorrhoidalblutungen Blutungen aus den Harnwegen Blutungen aus der Scheide Akute Herz- und Lungenerkrankungen Herzkrampf Herzinfarkt Lungenerkrankungen Akute Baucherkrankungen B linddarm entzündung Magendurchbruch
94 94 94 94 94
4 Einklemmung eines Bruches 5 D arm Verschluß 6 Akute Harnverhaltung Bewußtlosigkeit und Krämpfe 1 Fallsucht 2 Krämpfe bei Kindern 3 Schlaganfall 4 Stoffwechselstörungen, Vergiftungen Fieber Akute Schmerzzustände 1 Kopfschmerzen 2 Halsschmerzen 3 Muskelkrämpfe 4 Hexenschuß 5 Seitenstechen
4.8. 4.8. 4.8. 4.8. 4.9
Inhalt 91 92 92 93 93 93
5. Plötzliche Erkrankungen 5. 1 5.1 5.1 5.1 5.1 5.1 5.1
,1 ,2 ,3 ,4 ,5 6
5.1 7 5. 5.2 .1 5.2 .2 5.2 .3 5. 5.3 1 5.3 2
5.3. 5.3. 5.3. 5.4
95 5.4. 5.4. 95 5.4. 5.4. 95 95 5.5 95 5.6 95 5.6. 5.6. 96 5.6. 96 5.6. 96 5.6.
6. Maßnahmen der Ersten Hilfe zur
96 96 96 96 97 97 97 97 97 98 98 98 98 98 98 99
Fremdkörperentfernung
6. 1 6. 6. 3
Fremdkörper in der Haut
100
Rachen, Magen und Darm
101
Fremdkörper im Auge Fremdkörper in Nase, im
100 6.4
Fremdkörper im Gehörgang
102
7. Hinweise für
den Umgang mit Behinderten
7. 1 7. 7. 7. 7.
Handbehinderte Gehbehinderte Rollstuhlfahrer Blinde Schwerhörige
103 103 103 104 104
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7.6 7.7
Anfallskranke Geistigbehinderte
Literaturverzeichnis Register
104 104 105 106
1. Allgemeines zur Ersten Hilfe Unter Erster Hilfe werden alle diejenigen Maßnahmen zusammengefaßt, die man bei Verletzungen oder Erkrankungen bis zum Beginn einer fachkundigen ärztlichen Behandlung anwendet. Zur Erste-Hilfe-Leistung ist jeder nicht nur moralisch, sondern auch gesetzlich verpflichtet. - Deshalb sollte in der heutigen Zeit jedermann wissen, was er bei akuten Notfällen tun muß und tun darf. Soll Erste Hilfe wirkungsvoll ausgeführt werden, so setzt sie beim Helfer eine gute Schulung voraus. Um diese sollte er sich in den von den verschiedenen Hilfsorganisationen angebotenen vollständigen Erste-Hilfe-Kursen bemühen. Kurz- oder Schnellkurse sind nicht ausreichend. Der plötzliche Notfall läßt nämlich keine Zeit, erst noch nachzulesen, in welcher Form die Erste Hilfe geleistet werden muß. Das vorliegende Buch ersetzt also nicht den Besuch und dringend empfohlene spätere Wiederholungen des Erste-Hilfe-Kurses mit praktischen Übungen. Das Buch soll die in den Kursen erworbenen Kenntnisse erhalten und vertiefen und eine schnelle Kontrolle der durchgeführten Maßnahmen ermöglichen. Es sei noch besonders betont, daß Erste-Hilfe-Maßnahmen immer wieder geübt werden müssen, wenn sie in einem Notfall wirksam werden sollen. Denn im allgemeinen wird ein Laie der erste am Ort der Not sein. Seine fachgerechte Hilfe kann ausschlaggebend sein für die Rettung eines Menschenlebens. Meist entscheidet der Verlauf der ersten Sekunden und Minuten nach dem Notfall oder Unfall über das Leben oder den Tod des Mitmenschen. Bis Sanitäter, Ärzte, Notarztwagen oder Hubschrauber, wobei die letzteren nur in Großstädten und in einem gewissen Umkreis vom Standort zur Verfügung stehen, zur Stelle sind, kann es schon zu spät sein. Eben deshalb sollte am Anfang der Rettungskette ein ausgebildeter, geübter Ersthelfer stehen.
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Verhalten des Helfers am Unfallort
1.1 Verhalten des Helfers am Unglücksort Ruhe bewahren, Schreck, Angst und Ekel schnell überwinden! Kurz nachdenken, dann umsichtig handeln! Durch Beobachtung des Verletzten oder Kranken und der äußeren Umstände läßt sich meist die Verletzungsoder Erkrankungsart feststellen. Den Verletzten möglichst erst dann berühren und bewegen, wenn die Maßnahmen der Ersten Hilfe beginnen können und wenn man sich über die möglichen Verletzungen des Verunglückten klar geworden ist. Weiter gilt es, den Verletzten oder Erkrankten und sich selbst vor zusätzlichen Schäden und Gefahren zu bewahren. Es gibt keine noch so große Lebensgefahr, die es rechtfertigen könnte, auf eine genügende Absicherung der Gefahrenstelle zu verzichten und Helfer, Verletzte, Kranke und Unbeteiligte unnötig zu gefährden!
1.1.1 Absicherung der Unfallstelle
(Abb. 1.1.-1-3) Als Helfer: Das eigene Fahrzeug scharf rechts 3050 m vor der Unfallstelle mit eingeschalteter Warnblinkanlage aufstellen. Mit dem eigenen Fahrlicht kann dann, wenn nötig, die Unfallstelle beleuchtet werden. Bei ungünstigen Verhältnissen eigenes Auto hinter der Unfallstelle ebenfalls ganz rechts abstellen. 1.1.1.1 Warndreieck und Warnblinkleuchten 200-400 m vor der Unfallstelle aufstellen. Hat sich ein Unfall hinter einer Kurve ereignet, muß das Warndreieck vor der Kurve aufgestellt werden. Ebenso sind die Warnzeichen vor Bergkuppen aufzustellen. Unverletzte oder Leichtverletzte ebenfalls mit der
Abb. 1.1-1-3 Absichern der Unfallstelle. 1. Auf der Autobahn
10
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Absicherung der Unfallstelle
2. Auf einer Straße mit Gegenverkehr
3. In einer Kurve
weiteren Absicherung der Unfallstelle beauftragen. Polizei und Krankenwagen alarmieren lassen. Dem ankommenden Verkehr entgegenlaufen, warnen, zum Langsamfahren auffordern oder zur Seite winken. Warnzeichen werden durch Aufund Abbewegen des gestreckten Armes in halber Körperhöhe gegeben (Abb. 1.1.5-1) Nachts Lichtzeichen mit der Taschenlampe geben (Siehe auch l.1.5). Durch Mithelfer Anfahrwege freihalten lassen. Noch laufenden Motor der Unfallfahrzeuge abstellen.
Feuerlöscher und Decken für möglicherweise entstehenden Brand bereitlegen, vor allem, wenn Benzin ausläuft. Auf striktes Rauchverbot wegen der Explosions- und Brandgefahr bei ausgelaufenem Benzin hinweisen. Wenn Benzin in die Kanalisation eingelaufen ist, herrscht auch weit entfernt von der eigentlichen Unfallstelle höchste Explosionsgefahr! Warnung aussprechen! 1.1.1.2 Ist bereits ein Fahrzeugbrand ausgebrochen, so kann man kleinere Brände mit einer Decke ersticken, wenn man keinen Feuerlöscher zur Hand hat. Auch ist der Versuch gerechtfertigt, mit Wasser zu löschen. 11
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Verhalten des Helfers am Unfallort Besser richtet der Ersthelfer seinen (mindestens 2 kg) Pulverlöscher, den er an einer schnell erreichbaren Stelle in seinem Fahrgastraum mit sich führt, auf den Brandherd. Der Feuerlöscher ist aber erst unmittelbar am Brandherd in Betrieb zu nehmen und gezielt einzusetzen, das Löschmittel ist sonst zu schnell verbraucht! - Es werden kurze, gezielte Pulverstöße von unten direkt auf die Flammen gegeben. Wenn der Brand gelöscht ist, nicht wahllos den Rest des Inhaltes vom Pulverlöscher über den Brandherd nachträglich verteilen. Besser ist es, eine Reserve vom Löschpulver zurückzubehalten, falls der Brand wieder aufflackert. Ist das Feuer gelöscht, sollte man sofort die Batteriekabel abklemmen; durch verschmorte Leitungen können Kurzschlüsse entstehen, die erneut einen Brand verursachen. 1.1.1.3 B ei Brandunglücken alarmiert der eingetroffene Ersthelfer zunächst die Feuerwehr. Dann erst sollen eigene Rettungs- und Löschversuche begonnen werden. Vorsicht beim Eindringen in den Brandraum! Tür oder Mauer als Dekkung benutzen, da nach der Türöffnung eine Stichflammenbildung möglich ist. Falls sich in den verqualmten Räumen hilflose Personen, wie z. B. schlafende Kinder oder bettlägerige Kranke befinden, soll man gebückt oder auf dem Bauche kriechend in den Raum vordringen. Der Rauch sammelt sich oben, so daß über dem Boden meist noch atembare Luft erwartet werden kann. Nasse Tücher vor Mund und Nase erleichtern die Atmung, weil sie grobe Rauchteilchen filtern. Sie schützen aber nicht vor Einatmen von Kohlenmonoxyd. Deshalb muß der Rettungsversuch sehr schnell vor sich gehen, wobei aufgefundene Verunglückte ohne Rücksicht auf Nebenver-
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letzungen in den Bereich atembarer Luft gebracht werden müssen. Wenn nötig, werden die Maßnahmen der Wiederbelebung abseits des Brandortes unmittelbar angeschlossen. Muß der Laienhelfer in besonderen Fällen einen kleineren Brand bekämpfen, ehe er die hilflosen Personen erreichen kann, so bedenke er, daß ein Brand von unten nach oben mit Löschmitteln bekämpft wird. Ist es dem Helfer nicht möglich, vor dem Eintreffen der Feuerwehr aktiv Hilfe zu leisten, so sollte er versuchen, den vom Brand bedrohten oder eingeschlossenen Personen sinnvolle Hinweise für ihr Verhalten zuzurufen: Türen und Fenster sind im Fluchtraum wegen der Gefahr der Verqualmungzu schließen. Schwieriger wird es sein, die Gefährdeten davon abzuhalten, nicht aus großer Höhe in die Tiefe zu springen, sondern auf die Rettung über Feuerwehrleitern zu warten. 1.1.1.4 Die Unglücksmeldung erfolgt nach genauem Schema: Notrufnummer meist im ganzen Bundesgebiet 110, bei Feuer 112. Bei der Meldung wird kurz angegeben: 1. Von wo wird gemeldet? Der Meldende gibt seinen Standort an. 2. Was ist geschehen? Unfallhergang kurz schildern. 3. Wo ist es geschehen? Unfallort beschreiben. 4. Wann ist es geschehen? Zeitspanne seit Unfallereignis angeben. 5. Wie viele Menschen sind verunglückt oder verletzt? 6. Wer erstattet die Meldung? Eigenen Namen mit Adresse nennen. 1.1.1.5 Verhalten als Unfallbeteiligter: Fahrzeug stehen lassen.
Ziel der Erstversorgung Wenn man selbst unverletzt ist, beginnt man mit der Bergung und der Ersten-Hilfe-Leistung bei den Verletzten. Unverletzte Personen bitten, die Absicherung zu übernehmen und die Polizei zu benachrichtigen. Kraftfahrzeugnummer der beteiligten Fahrzeuge notieren. Man mache sich eine Lageskizze und Hinweise über den Straßenzustand, über Beleuchtungsverhältnisse und Bremsspuren. Man bleibt so lange am Unfallort, bis die Polizei alles aufgenommen hat. Man lasse sich von der Polizei die Personalien der verletzten Personen geben: Name, Alter, Anschrift und Beruf. Der eigenen Versicherung und der Versicherung des Unfallgegners den Unfall und die Fahrzeugschäden melden. Der ausgebildete Ersthelfer muß erkennen können, welche Verletzung oder Verletzungsfolge bei einem Mehrfach-Verletzten zuerst versorgt werden muß. Sind durch einen Unfall mehrere Personen betroffen, so gilt es, mit geschultem Blick die am schwersten Verletzten zu erkennen und ihnen zuerst zu helfen. Nach dem Erkennen der Schwere der Verletzung muß die möglichst rasche und erfolgreiche Wiederherstellung der vitalen Funktionen des Verletzten (Atmung, Kreislauf) angestrebt werden. 1.1.2 Ziel der Erstversorgung ist: Die Abwendung der akuten Lebensgefahr, die durch Atem- und Kreislaufschwäche oder -stillstand droht, die Bergung des Verunglückten aus dem Gefahrenbereich,
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die Herstellung der Transportfähigkeit und die Fortführung aller lebenserhaltenden Sofortmaßnahmen beim Transport. Der richtige Ablauf und ein Erfolg dieser Bemühungen ist entscheidend für das Schicksal des Verletzten oder Kranken. Zunächst werden also lebensbedrohende, massive Blutungen gestillt, dann werden die Atemwege frei gemacht und, wenn erforderlich, wird mit der Atemspende und Herzmassage begonnen. Einem Schock ist durch entsprechende Maßnahmen entgegenzuwirken. Die Verletzten oder Kranken sind richtig zu lagern. Blutungen sind zum Stillstand zu bringen. Wunden werden verbunden. Verletzte Gliedmaßen sind richtig ruhigzustellen, um vor allem Schmerzen zu lindern (die Verabreichung von entsprechenden Medikamenten ist im allgemeinen nur dem Arzt vorbehalten!). Die Verletzten oder Kranken sind vor Überwärmung oder Unterkühlung zu schützen. Man beruhige die Verletzten oder Kranken durch zuversichtlichen oder tröstlichen Zuspruch. Der ausgebildete Helfer bleibt beim Verletzten oder Kranken und veranlaßt dritte Personen, einen Arzt, Polizei und Unfall-Rettungswagen zu alarmieren. Auch Leichtverletzte sollte man darauf aufmerksam machen, daß eine Kontrolle und Behandlung durch den Arzt ratsam ist. Dann werden die Vorbereitungen für den Transport getroffen. Wenn nötig, wird auch der Transport in vorgeschriebener Weise durchgeführt.
Verhalten des Helfers am Unfallort 1.1.3 Erkennung lebensbedrohlicher Zustände: Unmittelbare Lebensgefahr bei Verletzten oder akut Erkrankten besteht: Wenn ein Atemstillstand infolge Sauerstoffmangels oder Vergiftung vorliegt, wenn starke vergebliche Atembewegungen eine Verlegung der Atemwege anzeigen, wenn die Atemspende infolge Verlegung der Atemwege undurchführbar ist, wenn eine Schnappatmung als Folge einer schweren zentralen Atemstörung durch Verletzung oder Krankheit auftritt, wenn die Atmung stark verlangsamt ist und weniger als 10 Atemzüge pro Minute gemacht werden infolge Vergiftung oder Unterkühlung, wenn Verletzte oder Kranke Atemnot mit Blauwerden oder mit Rasseln in der Brust zeigen, wenn Halswirbelverletzungen mit Rückenmarksbeschädigung oder Halsweichteilverletzungen mit Erstikkungsgefahr vorliegen, wenn der Puls infolge eines schweren Kreislaufversagens durch Schock oder Verblutung nicht mehr fühlbar ist (Pulsprüfung s. S. 15),
wenn ein auffällig langsamer Puls unter 50-60 Schlägen in der Minute durch Hirndruck oder Hirnblutung auftritt, wenn die Pupillen durch Herzstillstand weit und reaktionslos werden (Pupillenreflexprüfung s. S. 15), wenn offene Brustkorbverletzungen vorliegen, die zu einem Zusammenfallen des Lungengewebes führen, wenn aus den verschiedensten Ursachen Bewußtlosigkeit auftritt, wenn es bei Bewußtlosen zu Erbrechen mit Aspirationsgefahr kommt, wenn schwerste Herzschmerzen mit Todesangst auftreten, die meist auf einen Herzinfarkt hindeuten, wenn es zu Fieberanstieg über 41,0° Celsius kommt, wenn die Körpertemperatur unter 33° Celsius durch Unterkühlung absinkt. In allen diesen Fällen muß die Lebensgefahr durch sofortige entsprechende Maßnahmen der Ersten Hilfe soweit wie möglich beseitigt oder vermindert und ein Arzt sowie der UnfallRettungswagen schnellstens herbeigerufen werden.
Abb. 1.1.4-2 Pulsfühlen an der Halsschlagader in der Rinne zwischen Kehlkopf (»Adamsapfel«) und vorderem Rand des Kopfnicker-muskels. Abb. 1.1.4-1 schlagader.
Pulsfühlen an der Speichen-
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_______________Notsignale 1.1.4 Prüfung des Pulses und des Pupillenreflexes: Der Puls wird im Bereich des Handgelenks an der Speichenschlagader oder an der Halsschlagader gefühlt. Dazu legt man die Finger 2, 3 und 4 einer Hand entlang dem Schlagaderverlauf auf die Haut (Abb. 1.1.4-1 u. 2). Ein normaler Puls ist 60-80mal in der Minute kräftig und regelmäßig zu tasten. Zur Prüfung des Pupillenreflexes deckt man die geöffneten Augen ab, z. B. mit den Handflächen, und nimmt die Hände schnell weg. Durch das einfallende Tageslicht oder durch das Licht einer Taschenlampe müssen die Pupillen enger werden. Bleiben die Pupillen weit, so besteht höchste Lebensgefahr.
Ab
b. 1.1.5-1 Warnzeichen zum ngsamfahren.
La
1.1.5 Notsignale: Die wichtigsten Zeichen, die man im Notfall anderen gibt, sind hier zusammengestellt: 1.1.5.1 Nach einem Autounfall sollte man den ankommenden oder entgegenkommenden Verkehr zum Langsamfahren auffordern. Dazu streckt man einen Arm aus und führt ihn in halber Körperhöhe auf und ab (Abb. 1.1.5-1). Möchte man den Verkehr auf eine völlige Blockade der Straße hinweisen, so erhebe man die Arme und schwenke möglichst ein Tuch mit den Händen über dem Kopfbereich (Abb. 1.1.5-2 ä). Bei Nacht führe man mit einer Taschenlampe Kreisbewegungen oder
a) bei Tage Abb. 1.1.5-2au. B
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b) bei Nacht Warnzeichen bei Gefahr.
Verhalten des Helfers am Unfallort Auf- und Abbewegungen der Lampe in Kopf höhe durch (Abb. 1.1.5-2 b). 1.1.5.2 Für die Landung eines Hubschraubers sollte man sich durch Ausbreiten der Arme oder durch weites Hin- und Herschwenken eines Tuches über dem Kopfbereich bemerkbar machen, wenn sich der Hubschrauber nähert. Bei der Landung eines Hubschraubers im Gebirge zur Notfallhilfe sollte der Helfer oder Rettungsmann genauere Zeichen geben. Der Landeplatz darf nicht in Mulden vorgesehen werden. Er muß 50 m im Umkreis ohne Hindernisse sein.
Da die Landung immer gegen den Wind erfolgt, muß der Helfer oder Rettungsmann die Windrichtung anzeigen. Dabei steht er mit dem Rücken gegen den Wind mit seitwärts ausgebreiteten Armen etwa 10 m vom vorgesehenen Landeplatz entfernt. Ein grünes Farbzeichen oder die seitlich hoch, Y-förmig (Y = YES) ausgestreckten Arme geben an, daß Hilfe notwendig ist (Abb. 1.1.5-3a). Ein rotes Warnzeichen oder ein linker schräg nach oben und ein rechter schräg nach unten gestreckter Arm weisen daraufhin, daß man keine Hilfe braucht (Abb. 1.1.5.-3b).
Abb. 1.1.5-3a u. b Zeichen für Hubschrauber, a) YES = Ja, es wird Hilfe gebraucht. b) es wird keine Hilfe gebraucht.
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Notsignale 1.1.5.3 Alpines Notsignal (Abb. 1.1.54) In allen Alpenländern der Welt ist als Notsignal vereinbart: Hörbare Zeichen (lautes Schreien, Pfeifen, Trillerpfeife) oder sichtbare Zeichen (Spiegelung, Heben eines deutlich sichtbaren, möglichst grellen Gegenstandes oder Tuches, Lampe, Laterne) 6mal in der Minute in möglichst gleichmäßigen Abständen. Dann l Minute Pause. Dann erneut 6mal in der Minute Zeichen geben. Die Antwort besteht darin, daß man 3mal in der Minute regelmäßig eines dieser hörbaren oder sichtbaren Zeichen abgibt.
Notruf In l Minute _ l Minute Pause In l Minute-
Antwort In l Minute, l Minute Pause In l Minute, Abb. 1.1.5—4 Alpines Notsignal.
Dann l Minute Pause. Dann erneut 3mal in der Minute das Antwortzeichen geben. Bergwanderer oder Bergsteiger, die Hilferufe oder dieses alpine Notsignal
Alarmierung (Abb. 1.1.5 a-e) durch Sirenen
a) Feueralarm. l Minute Dauerton, 2 X unterbrochen. Bei Bränden und Unglücksfällen zur Alarmierung der Feuerwehr und Hilfswilliger. b) Katastrophenalarm. l Minute Dauerton, 2 X unterbrochen und l Minute Dauerton. Bei Orkan, Sturmflut, Hochwasser, Deichbruch, größeren Unglücksfällen und großen Bränden zur Alarmierung des Katastrophenschutzes und zur Warnung der Bevölkerung. c) Luftalarm. l Minute Heulton Unmittelbare Gefahr von Luftangriffen oder Fernwaffenbeschuß. d) ABC-Alarm. l Minute Heulton, 2 X unterbrochen 30 sec Pause l Minute Heulton, 2 X unterbrochen AVX /\^\ Unmittelbare Gefahr von radioaktiven Niederschlägen, biologischen oder chemischen Kampfmitteln. e
) Entwarnung. l Minute Dauerton Ende der unmittelbaren Gefahr.
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Bergung hören, versuchen sofort Erste Hilfe nach den allgemeinen Regeln zu leisten. Durch die Besonderheiten des Geländes oder durch die Art des Unglükkes ist aber natürlich nicht jeder in der Lage, wirkungsvoll zu helfen. In diesem Fall muß er ohne längere, unsicher
ausgehende Versuche der Ersthilfe so schnell wie möglich zur nächsten Hütte laufen, damit von dort schnellste Hilfe veranlaßt wird. Weitere Notsignale, die man empfängt: 1.1.5.4 Alarmierung durch Sirenen (Abb. 1.1.5-5a-e, Seite 17)
1.2 Bergung Da man sich in jüngster Zeit um eine bessere Definition der Begriffe Bergung und Rettung bemüht, die in den verschiedenen Erste-Hilfe-Kursen uneinheitlich angewandt werden, sei hier zumindest auf den Versuch der Begriffsbestimmung kurz eingegangen: 1. In Sicherheit bringen. Befreiung von Personen aus einer Notlage ohne Lebensgefahr. 2. Retten. Befreiung von Personen aus einer Lebensgefahr, der sie sich selbst nicht entziehen können. 3. Bergung. Befreiung von leblosen Personen. Welcher Definition der Leser sich auch für seine Bemühungen anschließen mag, auf jeden Fall ist eine Bergung vor dem Einsetzen lebenserhaltender anderer Maßnahmen nur dann angezeigt, wenn bei fortbestehender Unfallgefährdung Helfer und Verletzte zuerst in Sicherheit gebracht werden müssen, oder wenn man sich überhaupt erst einmal durch Befreiungsmaßnahmen einen Zugang zum Verunglückten schaffen muß (z. B. Verschüttung, Einklemmung, Sturz in tiefe Grube usw.). Bei allen Bergungsversuchen sollte man berücksichtigen, daß auch nicht sichtbare innere Verletzungen vorliegen können. Deshalb sind Befreiungen immer mit allergrößter Behutsamkeit vorzunehmen.
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Besteht trotz Verletzungen keine unmittelbare Lebensgefahr, so kann der Rettungseinsatz in Ruhe ohne jegliche Hast durchgeführt werden. In vielen anderen Fällen wird man sich zunächst mit einer Teilbefreiung des Verunglückten begnügen müssen, um danach die übrigen lebensrettenden Maßnahmen der Ersten Hilfe (wie z. B. Atemspende) anzuwenden. 1.2.1 Man bedenke, daß man nach der Einklemmung in einem Auto oft noch durch Verschieben der Sitze nach hinten im Unfallfahrzeug oder durch Aufschlitzen der Polsterung und Entfernung der Füllung im Unfallfahrzeug so viel Platz gewinnt, daß der Verunglückte wieder atmen kann, beatmet werden oder sogar befreit werden kann. Ein an der Ersten-Hilfe-Leistung Interessierter sollte in seinem Auto eine Brechstange mitführen. Damit lassen sich verbogene, klemmende Türen am Schloß, Pedale, Sitze u. ä. am Unfallfahrzeug ausbiegen oder ausbrechen, so daß Befreiungen von nur leicht Eingeklemmten möglich werden. Um an den Eingeklemmten zu gelangen, sollte man das Einschlagen der Scheiben unterlassen. Scharfkantige Glassplitter beschädigen Insassen und Retter. Mit einem Schraubenzieher u. ä. werden Zierleisten und Gummi-
Rautek-Griffe rahmen der Front- oder Heckscheiben unterfaßt und so weit herausgehebelt, daß man die Gummileiste fassen, weiter herausziehen und die Scheibe ganz entfernen kann. 1.2.2 Muß ein einzelner Ersthelfer einen Verletzten schnellstens aus akuter Gefahr z. B. bei Explosionsgefahr oder bei einem beginnenden Autobrand retten, haben sich die sogenannten RAUTEK-Griffe bewährt. Diese sollen aber nur in Fällen vordringlicher Entfernung des Verletzten vom Unglücksort zur Sicherung seines Lebens angewandt werden. Verschlimmerung bestehender Verletzungen oder neue Verletzungen durch die RAUTEK-Griffe müssen dann in Kauf genommen werden. Diese Griffe erlauben es auch einem nicht muskelkräftigen Helfer einen schwergewichtigen Verunglückten rasch aus dem Gefahrenbereich zu bringen. Ein liegender Verletzter oder Be-
Abb. 1.2-1
wußtloser wird vom Kopfende her mit flachen Händen im Schulter-NackenBereich so gefaßt, daß der Kopf des Verletzten auf die Unterarme des Helfers zu liegen kommt. Nun richtet man den Oberkörper des Verletzten mit sanftem Schwung vorsichtig auf. Diese sitzende Position unterstützt und fixiert der Helfer mit seinen Knien und schiebt seine Arme von hinten unter den Achselhöhlen des zu Bergenden nach vorne durch. Dann faßt er einen Unterarm des Verletzten und legt ihn quer vor dessen Leib (Abb. 1.2.-1-3). Der Helfer geht in leichte Kniebeuge und zieht den Verletzten auf seine gebeugten Oberschenkel, um ihn auf diese Weise aus dem Gefahrenbereich leichter fortschleifen zu können (Abb. 1.2-4 u. 5). Besser ist es allerdings, wenn mehrere Helfer den Verunglückten vorsichtig, am besten mit dem Kopf voraus, aus dem Fahrzeug herausheben, damit nicht zusätzliche Körperschäden verursacht werden.
Aufrichten des Oberkörpers
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Bergung
Abb. 1.2-2
Rautek-Griff.
Stark eingeklemmte Verletzte lassen sich erst durch die Feuerwehr mit Hilfe besonderer technischer Maßnahmen befreien. Der umsichtige Ersthelfer achtet besonders bei umgestürzten Fahrzeugen darauf, ob die Verunglückten oder Darunterliegenden mit auslaufender Batteriesäure verätzt wurden. In solchen Fällen werden die mit Säure getränkten Kleidungsstücke ausgeschnitten oder ausgezogen und die betroffenen Hautabschnitte reichlich mit Wasser übergössen (siehe 3.10). 1.2.3 Bergung eines Bewußtlosen durch eine enge Öffnung (»Mannloch«). Ist eine Person in einem Öltank, Kesselwagen, Tank verunglückt und bewußtlos, so erfolgt die Bergung nicht mit dem Kopf, sondern mit den Füßen voraus ins Freie durch das Mannloch. • Der Retter schlingt oberhalb der Knöchel über beide Beine des Bewußtlosen eine breite Gurtschlaufe. Die Helfer auf dem Mannlochstutzen ziehen an einer Leine den Bewußtlosen mit den Füßen voran hoch. Ein Helfer im Behälter schiebt den Verunglückten
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Abb. 1.2-3 Bergung aus einem PKW mit Rautek-Griff.
am Oberkörper mit in die Höhe. Die Arme hängen schlaff kopfwärts und hindern nicht den Bergungsvorgang, wenn der Verunglückte durch die enge Behälteröffnung herausgezogen wird. Bei der Bergung achte man auf die Möglichkeit einer Gasvergiftung im Behälter. Verzögern sich die schnellen Rettungsmaßnahmen, so kann man als
Bergung aus enger Höhle
Abb. 1.2-4 Rautek-Griff zur Bergung eines Verletzten (siehe Text).
Abb. 1.2-5 Der Verletzte wird mit dem RautekGriff fortgezogen.
Notmaßnahme Preßluft in die Nähe des Kopfes des Verunglückten mit einem Schlauch zuführen. Wegen Brandund Explosionsgefahr darf niemals Sauerstoff am Unglücksort zur Beatmung verwandt werden.
mit den Beinen voran zum Verletzten hinkriechen. Mit einer Hand, die der Helfer von außen seitlich unter seinem angewinkelten Bein hindurchführt, hebt er zunächst den Kopf des Bewußtlosen an. Die andere Hand führt der Helfer von oben über seinen Oberschenkel und übernimmt mit ihr den Kopf des Verunglückten, um ihn gleich darauf mit beiden Händen weiter so hoch anzuheben, daß sich der Helfer
1.2.4 Wenn ein Bewußtloser in einer engen Röhre oder Höhle liegt, kann der Helfer, falls ihm keine anderen Möglichkeiten zur Verfügung stehen,
Abb. 1.2-6
Bergung eines Verletzten durch Rückwärtsrutschen. (Einzelheiten siehe Text).
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Lagerung mit seinem Körper unter Kopf, Nacken und Brustkorb des Verunglückten schieben kann. Nachdem der Helfer nun seine Beine parallel zum Oberkörper des Verletzten weiter geschoben hat, winkelt er sie an und bringt seine Oberschenkel unter die Achseln des Bewußtlosen. Indem sich der Helfer mit beiden Beinen gleichzeitig abstemmt, rutscht er rückwärts mit dem Verunglückten aus dem Rohr oder der Höhle heraus (Abb. 1.2.-6). 1.2.5 Bei Einklemmung in elektrisch betriebenen Maschinen muß als erstes die Stromzuführung unterbrochen werden, damit nicht durch Wiedereinschalten und Anlaufen der Motoren weitere Körperteile in die Maschine gezogen werden. Der Ersthelfer kann hier nur durch allgemeine Maßnahmen die Lage des Verletzten erleichtern. Eine Bergung sollte er nicht beginnen, sondern er wird den Verletzten abstützen, den Schock durch möglichst geeignete Lagerung bekämpfen und Mut und Hoffnung zusprechen. - Er darf niemals versuchen, z. B. eine eingeklemmte Hand durch gewaltsames Ziehen am Arm oder durch Drehen an der Maschine zu befreien. Rasch alarmierte Fachleute müssen die quetschenden Maschinenteile spreizen, überlegt demontieren und absichern.
Falls nicht anders möglich, wird der Verletzte mit den restlichen einklemmenden oder perforierenden Maschinenteilen in eine Klinik transportiert und dort in Narkose befreit. Notamputationen durch den Unfallchirurgen am Unfallort sind gelegentlich nicht zu umgehen, wenn der eingeklemmte Körperteil so zerstört ist, daß nach der Befreiung eine Wiederherstellung der verletzten Extremität aussichtslos ist. Weiteres über Bergung siehe auch im Abschnitt 4. Besondere Notfälle Seite 80. 1.2.6 Selbstbefreiungs- und Bergungsgeräte, die im (»Schutz«) - Keller für einen Katastrophenfall bereitstehen sollten: Brechstange Schaufel Klauenbeil Klappspaten (Campingspaten) Bügelsäge oder Fuchsschwanz Stichsäge für Metall EinfachSpitzhacke Fäustel (1,5 Kilo) Spitzsteinmeißel Flachsteinmeißel Kneifzange oder Beißzange Bergetuch Kräftige Fangleine leichter Einreißhaken.
1.3 Lagerung 1.3.1 Die Lagerung von Verletzten und plötzlich Erkrankten wird wie folgt vorgenommen: Bewußtlose bringt man immer in stabile Seitenlage (siehe S. 23), um die Atemwege freizuhalten und um bei Erbrechen und Blutungen aus Mund
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und Rachen eine lebensbedrohliche Aspiration zu vermeiden. Kranke oder Verletzte ohne Brechneigung und ohne Bewußtseinstrübung werden in Rückenlage mit leicht erhöhtem Kopf gelagert und transportiert (Abb. 1.3-la).
Die stabile Seitenlage
a)
b)
c)
d)
e)
Abb. 1.3-la-f Lagerungen bei verschiedenen Erkrankungen oder Verletzungen (siehe Text).
Beim Schock ohne Bewußtseinsverlust wird der Verletzte in Rückenlage mit tiefem Kopfende und erhöhtem Fußende gelagert (Abb. 1.3-lb). Bei Hitzschlag oder anderen Zuständen mit starkem Blutandrang zum Kopf wird eine Rückenlage mit erhöhtem Kopfende hergestellt (Abb. 1-3lc). Tritt Atemnot durch Rippenbrüche °der Herzschwäche ein, wird der Verletzte oder Kranke in halbsitzende Rückenlage mit der Möglichkeit zum
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Aufstützen der Ellbogen gebracht (Abb. 1.3-1 d). Leibschmerzen lassen sich in Rükkcnlage durch Anziehen der Beine lindern. Unter die Kniekehlen kann man eine Rolle oder Decken legen (Abb. 1.3-le). Bei Blutungen aus Nase, Mund und Rachen ohne Schock und ohne Bewußtseinsverlust kann eine sitzende Haltung mit aufgestütztem Kopf eingenommen werden (Abb. 1.3—If). Soll eine künstliche Beatmung vorgenommen werden, wird der Verletzte oder Kranke in Rückenlage mit nach hinten in den Nacken gebeugtem Kopf gebracht. Bevor man den Verletzten in die entsprechende Lagerung bringt, breitet man unter ihm eine vor Kälte und Nässe schützende Unterlage aus und deckt ihn, falls nötig, zum Schutz vor Wind, Kälte und Regen zu. - Ist vorauszusehen, daß längere Zeit bis zum Abtransport vergeht, wird nasse Bekleidung so vorsichtig wie möglich ausgezogen. Dabei gilt der Grundsatz, daß zuerst die gesunde Seite, dann die verletzte Seite ausgezogen wird. 1.3.2 Die stabile Seitenlage Durch die stabile Seitenlagerung fließen Blut, Erbrochenes und Schleim aus Nase, Mund, Rachen und Atemwegen heraus, eine lebensbedrohliche Aspiration wird durch diese Lagerung weitgehend verhindert. Um den Verletzten in die stabile Seitenlagerung zu bringen, hockt sich der Helfer seitlich neben den Verunglückten, den man zumeist nach dem Unfall zunächst in Rückenlage gebracht hat. Das Hand- und Kniegelenk der gegenüberliegenden Seite des Verletzten werden gefaßt und auf den Helfer hingezogen. Damit dreht man den Verletzten um seine Längsachse
Transport
1.4 Transport Verletzte oder Kranke werden nach der Erste-Hilfe-Leistung, falls notwendig, mit einem Krankenwagen zum Arzt oder in die Klinik gebracht. In den meisten Fällen ist es ungünstig, einen PKW zum Transport zu verwenden. Häufig werden Verletzungen in ungeeigneten Transportfahrzeugen verschlimmert! Der Transport im Fahrzeug soll sachgemäß, zügig und vorsichtig erfolgen. Übertriebene Eile schadet nur! Fahrten mit Höchstgeschwindigkeit bringen immer reichlich Erschütterungen mit sich, die innere, zunächst nicht lebensbedrohliche Blutungen verstärken können. Oft verblutet der Verletzte durch diesen unsachgemäßen Transport, ehe eine Klinik erreicht wird. Eine Komplikation, die man doch gerade vermeiden wollte! Man hat den Verletzten buchstäblich zu
Tode transportiert und überdies noch Gefahren für andere Verkehrsteilnehmer unnötig heraufbeschworen! Gekonnter, schnellster Transport ist nur bei drohender Erstickung und starken inneren Blutungen berechtigt. Der Verletzte oder Kranke darf nie ohne Begleitung transportiert werden, die Lagerung während des Transportes sollte den oben genannten Richtlinien entsprechen. Man bringt grundsätzlich die Kranken- oder Nottrage (Leitern, Bretter, Türen) zum Verletzten und schleppt nicht den Verletzten zur Trage. 1.4.1 Um einen Verletzten auf eine Trage zu legen, knien drei Helfer auf der gesunden Seite des Verletzten, schieben ihre Arme unter ihn und heben ihn gleichmäßig und gleichzeitig ohne Abknickung auf Kommando an.
Abb. 1.4-la Anheben und Umlagerung eines Verletzten auf eine Trage.
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Transport durch zwei Helfer Die Trage wird untergeschoben. Nun wird der Verletzte behutsam auf die Trage niedergelegt (Abb. 1.4-1 a). Das Herüberlegen eines Verletzten auf eine Trage kann auch im Grätschstand durchgeführt werden (Abb. 1.4-lb und c). Während des Anhebens und Ablegens werden die Arme des Verletzten, damit sie nicht herunterfallen, gekreuzt über dessen Brustkorb gelegt. -Auf jeder Art von Trage muß der Verletzte mit Gurten gesichert werden. Die Helfer gehen mit der Trage nicht im Gleichschritt.
Abb. 1.4-lb u. c
Zwei Helfer können einen nicht bewußtlosen leichter Verletzten über kurze Strecken wie folgt transportieren: 1.4.2 Der eine Helfer faßt den Verletzten mit dem RAUTEK-Griff (s. dort), der zweite Helfer faßt links und rechts einen Unterschenkel des Verletzten und läuft zwischen dessen Beinen nach vorn (Abb. 1.4-2). Er kündigt dem hinteren Träger alle Unebenheiten des Weges an, damit dieser nicht stürzt.
Aufheben aus dem Grätschstand.
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Transport
Abb. 1.4-2 Transport eines Verletzten durch zwei Helfer.
Abb. 1.4-3 Transport eines Verletzten auf einem Stuhl durch zwei Helfer.
1.4.3 Hat man einen Stuhl zum Krankentransport zur Verfügung, so setzt man den Verletzten darauf. Der eine Helfer faßt den Stuhl an der Lehne, der andere an den Vorderbeinen an (Abb. 1.4-3). 1.4.4 Eine weitere Möglichkeit, mit zwei Helfern einen Verletzten sitzend zu transportieren, ist der Tragring. Dieser wird mit einer Krawatte hergestellt, die man aus einem Dreiecktuch gefaltet hat (Abb. 1.5.5-3). Die Krawatte wird zu einem Ring geknotet, in den gerade zwei Hände greifen können. Die überstehenden Enden des Tuches werden um den Ring gelegt. Die beiden Helfer fassen mit ihren Z._7
äußeren Händen den Ring, auf den der Verletzte gesetzt wird. Die innenwärts liegenden Arme der Helfer fassen die Schulter des Nebenmannes und werden dem Verletzten als Rückenlehne angeboten. Der Verunglückte kann zusätzlich die Schultern seiner Träger umfassen (Abb. 1.4.-4a und b).
\N. Abb. 1.4-4a u. b Tragen eines Verletzten mit Hilfe eines Tragringes. a) Herstellung und Fassen des Tragringes.
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b) Transport des Verletzten auf dem Tragring.
Transport auf den Annen
Abb. 1.4-5a-c
Aufladen und Tragen eines Verletzten durch einen Helfer
1.4.5 Ist man allein, so kann man über kurze Strecken einen bewußtlosen, nicht schwer oder nicht am Rücken Verletzten über der Schulter tragen. Die Beine des Verletzten hängen beim Träger vorne, der Kopf hinten herunter, einen Arm des Verletzten zieht sich der Helfer über die andere Schulter (Abb. 1.4-5a-c). 1.4.6 Eine andere Möglichkeit, einen Verletzten allein zu tragen, besteht darin, daß man sich die Arme des Verletzten über die Schultern hebelt und vor der Brust kreuzt. Dann neigt der Helfer seinen Oberkörper nach vorn und zieht sich so den Verletzten auf den Rücken (Abb. 1.4-6). 1-4.7 Ein Helfer kann einen nicht zu schweren Verletzten auf den Armen für kurze Strecken tragen, indem der Verletzte seine Arme um den Hals und Nacken des Helfers legt und sich festklammert. Der Helfer faßt mit einem
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Transport Arm unter die Oberschenkel des Verletzten und stützt mit dem anderen Arm dessen Rücken ab (Abb. 1.4.-7) oder 1.4.8 der Helfer nimmt den Verletzten auf den Rücken (»Huckepack«), wenn die Verletzungen es erlauben (Abb. 1.4-8). 1.4.9 Um einen gehfähigen Verletzten zu führen, zieht man sich einen Arm des Verletzten über die Schulter und hält dessen Handgelenk mit der einen Hand fest, die andere Hand umfaßt den Verletzten von hinten her in der Taillengegend (Abb. 1.4-9). Auf diese Weise vermeidet man einen Sturz des Verletzten, wenn dieser plötzlich einen Schwächeanfall erleidet oder bewußtlos wird. Alle die geschilderten Methoden, einen Verletzten ohne Unfall- oder Abb. 1.4-6 Andere Möglichkeit, einen Verletzten allein zu tragen.
Abb. 1.4-7 Tragen des Verletzten auf den Armen.
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Abb. 1.4—8 letzten.
»Huckepack«-tragen eines Ver-
Krankentrage zu zweit oder allein zu
Hubschrauber im Rettungs- und Transportdienst
Abb. 1.4-9 Ein Verletzter wird vom Helfer geführt.
transportieren, sollten nur angewandt werden, wenn keine schweren Verletzungen vorliegen, wenn überhaupt keine andere Möglichkeit des Transportes besteht oder zu erwarten ist, oder wenn ein Verletzter durch einen oder zwei Helfer schnellstens ein längeres Wegstück aus einem größeren Gefahrenbereich gebracht werden muß. 1.4.10 Hubschrauber im Rettungsund Transportdienst Der Hubschrauber ist eine Ergänzung der bodengebundenen Rettungs- und Transportmittel. Er ist mit einem Arzt und einem Sanitäter besetzt und verfügt über alle Geräte zur ärztlichen Erstversorgung von Notfallpatienten. Der Hubschrauber ist also in erster Linie für eine schnelle ärztliche Versorgung gedacht. Der begleitende Arzt
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entscheidet, ob der Transport des Verunglückten oder des Patienten mit dem Hubschrauber oder mit einem Kranken-Kraftwagen durchgeführt wird. Der Einsatzradius eines Hubschraubers beträgt etwa 50-70 km. Anforderung des Hubschraubers: Der Rettungshubschrauber kann angefordert werden bei Unfällen mit Personenschäden, wenn nicht sicher ist, daß nur leichte Verletzungen vorliegen und bei medizinischen Notfällen, die eine schnelle ärztliche Hilfe erfordern. Nach besonderer Anweisung und Notwendigkeit wird er auch für Transportflüge eingesetzt. Bei der Anforderung muß nach dem Unfall-Meldeschema vorgegangen werden (siehe Seite 12). 1.4.10.1 Hinweise für die Landung: Man mache sich am Notfallort durch Einschalten der Warnblinkleuchte, durch Ausbreiten der Arme oder in sonst geeigneter Weise bemerkbar. Die Landefläche soll: eine Mindestgröße von 30 X 30 m haben, an 2 Stellen frei von unmittelbar angrenzenden geschlossenen Hindernissen (Baumreihen, Häuser u. ä.) sein, einen festen Grund (Grasnarbe, Asphalt, Beton) haben, eben und möglichst ohne Gefalle sein. Im Landebereich dürfen keine losen Gegenstände herumliegen. Im Rotorstrahl werden nicht nur Laub und Papier, sondern auch Hüte, Mützen, Kleidungsgegenstände, Decken u. ä. davon geblasen. Der Drehkreis des Hauptrotors ist in etwa 2,50 m Höhe. Der Heckrotor arbeitet nur 1,70 m über dem Erdboden. Man achte auf diese Gefahrenbereiche! Grundsätzlich darf der Nahbereich des Hubschraubers bei laufendem Rotor nicht betreten werden. Der Auf-
Stumpfe Verletzungen, Wunden und Wundverband enthalt im Drehbereich der Rotoren eines Hubschraubers ist gefährlich. Es ist deshalb generell ein Sicherheitsabstand von 15 m einzuhalten. Nur im Rettungseinsatz darf der Pilot eine Ausnahme zulassen. Man nähere sich dem Hubschrauber nur seitlich von vorn im Sichtbereich des Piloten. Besatzung und Helfer bewegen sich dann unter dem Rotorkreis nur in gebückter Haltung. Der Bereich des Heckrotors ist wegen der großen Lebensgefahr unbedingt zu meiden. Die beiden Abb. 1.4.-10 und 11 zeigen die Gefahrenbereiche und geben den Abschnitt an, in dem man sich günstigerweise nähern kann.
Abb. 1.4-11 Gefahren- und Annäherungsbereich beim gelandeten Hubschrauber.
GefahrenMreidi •
l
Signale für Hubschrauber siehe Seite 16 und 1.1.5.2. Abb. 1.4-10
Gefahrenbereiche beim gelandeten Hubschrauber.
1.5 Stumpfe Verletzungen, Wunden und Wundverband Unter stumpfen Verletzungen faßt man alle Beschädigungen des Körpers zusammen, bei denen die Körperoberfläche intakt bleibt. Jede stumpfe Gewalteinwirkung kann zu schweren inneren Schäden führen. 1.5.1 Prellung: Geringe Anschwellung, meist schimmert die Farbe des Blutergusses blau durch die Haut, später verfärbt sich dieser Bezirk grün, dann braun, schließlich gelblich. Erste Hilfe: Ruhigstellung, feuchte, kalte Umschläge.
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1.5.2 Quetschung: Eine größere Gewalteinwirkung zerreißt das Gewebe mitsamt den Blutgefäßen unter der Haut. Anschwellung sowie Bluterguß und Schmerz treten verstärkt gegenüber der Prellung auf. Erste Hilfe: Ruhigstellung, kalte, ständig erneuerte Umschläge. 1.5.3 Wunden: Bei Wunden besteht eine mehr oder weniger tiefgreifende Verletzung der Körperoberfläche. Tiefe und Ausdehnung einer Wunde darf der Ersthelfer nicht feststellen.
Wunden Jede Wunde soll innerhalb 6-8 Stunden von einem Arzt beurteilt und versorgt werden. Sind unter zerrissenen oder blutigen Stellen der Kleidung Wunden zu vermuten, so werden diese vom Ersthelfer nur soweit freigelegt, daß er die Wunden übersehen und ungehindert verbinden kann. 1.5.3.1 Dazu müssen Kleidungsstücke entfernt, notfalls aufgeschnitten werden. Beim Ausziehen von Jacken oder Hosen wird zuerst die gesunde Seite ausgezogen, während beim Anziehen die Kleidungsstücke zunächst über die verletzte, dann über die gesunde Seite angelegt werden. 1.5.3.2 Bei allen Hand- und Armverletzungen besteht die große Gefahr, daß Fingerringe den betreffenden Finger von der Blutversorgung abschnüren, wenn es zu einer stärkeren Schwellung auch entfernt der eigentlichen Verletzungsstelle kommt. Wenn bereits durch Schwellungszustände Ringe an Fingern festsitzen, wird zunächst die Haut mit Wasser und Seife oder öl gleitfähig gemacht. Dann dreht man den Ring mit Hilfe eines Fadens schraubenförmig vom Finger, indem man gleichzeitig die Fingerhaut hinter dem Ring handwärts zieht (Abb. 1.5.31).
•Abb. 1.5.3-1 Abziehen eines Ringes vom angeschwollenen Finger (siehe Text).
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Ein anderer Vorschlag geht dahin, daß man den stark geschwollenen Finger vom Fingernagel an mit einem Faden, den man dort festhält und der eng nebeneinander in Richtung Ring um den Finger gewickelt wird, versucht, das angesammelte Gewebswasser handwärts auszupressen. Nach dem Abwickeln des Fadens gelingt es oft, den Ring abzuziehen (Abb. 1.5.3-2a u. b). Läßt er sich jedoch auch auf diese Weise nicht entfernen, muß er mit einer Kneifzange oder Säge geöffnet werden.
Abb. 1.5.3-2a u. b Auswickeln eines angeschwollenen Fingers zum Entfernen eines Ringes (siehe Text).
1.5.3.3 Tiefere Wunden in der Nähe von Gelenken können bis in das Gelenk hineinreichen. Erste Hilfe: Zunächst wird die Wunde mit einem keimfreien Verband bedeckt und dann das betroffene Gelenk wegen der hohen Infektionsgefahr, wenn es eröffnet ist, auf einer Schiene ruhiggestellt. 1.5.3.4 Durch Wunden am Brustkorb und Bauch können diese Körperhöhlen eröffnet werden und auch Eingeweide vorfallen. Verletzungen der Eingeweide selbst führen meistens zu starkem Blutverlust in Brustkorb oder Bauchraum hinein. Erste Hilfe: Brustkorb- und Bauchwunden und vorgefallene Eingeweide
Stumpfe Verletzungen, Wunden und Wundverband werden sorgfältig steril und abdichtend verbunden. Danach ist schneller, schonender Transport ins Krankenhaus notwendig. 1.5.3.5 Fremdkörper, die in Wunden stecken, oder Blasen, die sich über das Hautniveau erheben, bleiben unberührt, sie werden bis zur ärztlichen Versorgung nicht entfernt und nicht geöffnet. In ungewöhnlichen Notfällen kann es dazu notwendig sein, z. B. größere überstehende eingedrungene Holz- oder Eisenstangen nahe dem Körper ohne Wackelbewegungen abzutrennen. Erste Hilfe: Die Unebenheit der Oberfläche wird nach steriler Bedekkung der Wunde durch entsprechende Über- und Umpolsterung ausgeglichen. Darüber wird ein fixierender Verband angelegt. 1.5.3.6 Glatt abgetrennte oder glatt abgequetschte Körperteile können durch die Fortschritte der Chirurgie und Mikrochirurgie gelegentlich erfolgreich wieder angesetzt werden. Ausriß- oder Ablederungsverletzungen lassen allerdings meist kein Wiederansetzen (Replantation) der abgetrennten Gewebsanteile zu. Sind durch einen Unfall Arme, Finger, Ohrmuscheln, Nasenanteile, Beine oder größere Hautabschnitte abgetrennt, so werden diese in möglichst sterile bzw. saubere Tücher gewickelt und in eine Plastiktüte eingeschlossen. Diese Plastiktüte wird dann auf Eis gelegt. Eine direkte Berührung von abgetrennten Gewebsanteilen und Eis muß wegen der Kälteschädigung unbedingt vermieden werden. Nach der Benachrichtigung des Krankenwagens soll dieser über Funk dem zuständigen Krankenhaus ankündigen, daß ein Verletzter mit abgetrennten und mitgebrachten Gewebsanteilen zu erwarten ist. Dann kann im
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nächst gelegenen Krankenhaus zumindest die Weiterleitung des Verunglückten in ein spezielles, dafür eingerichtetes Krankenhaus vorbereitet werden, nachdem eine Schockbehandlung des Verletzten durchgeführt und das Amputat wie oben angegeben verpackt worden ist. Bei größerer Entfernung bis in ein derartiges Krankenhaus mit Replantationsdienst sollte ein Hubschraubertransport durchgeführt werden. 1.5.3.7 Auch noch so kleine Stich-und Schußverletzungen können trotz der Kleinheit der Eintrittsöffnung zu erheblichen Verletzungen und tödlichen Blutungen im Bereich der Körperhöhlen führen. Erste Hilfe: Stich- und Schußverletzungen werden durch den Ersthelfer wie andere Wunden steril verbunden. Dann muß unbedingt auf die Dringlichkeit der Wundkontrolle und -Versorgung in einer Chirurgischen Klinik hingewiesen werden. Bestand naher Kontakt mit explodierenden Sprengkörpern, so finden sich außerordentlich schwere Gewebszertrümmerungen, traumatische Amputationen der Gliedmaßen und tief ergehende Verletzungen des Körpers durch abgesprengte Projektile. Erste Hilfe: Blutstillung und Wundverbände soweit möglich. Schneller und schonender Transport ins Krankenhaus. 1.5.4 Wundlaufen Wundlaufen an den Füßen tritt bei schlecht sitzenden Schuhen oder durch Falten in den Strümpfen auf. Erste Hilfe: Die betroffenen, geröteten Hautstellen pudert man nach sorgfältiger Fußwaschung und -abtrocknung ein und überklebt sie mit einem Wundschnellverband. Hierdurch läßt sich die weitere Reibung verrin-
Wundverbände gern. Anschließend zieht man trokkene, saubere Strümpfe an. Ist es bereits zur Blasenbildung gekommen, so bestreicht man diese mit Jodtinktur und eröffnet die Blase am unteren Pol mit sterilem Instrument. Nach dem Abfließen des Gewebswassers soll sich die Haut der Blase wieder an die Unterlage legen, die abgehobene Haut wird niemals entfernt. Darüber sorgt ein Heftpflasterverband für weiteren Schutz und vermindert die schmerzhafte Reibung. Durch Scheuern von Kleidungsstükken und Reiben heißer, schweißfeuchter Haut kann es am Gesäß und an der Innenseite der Oberschenkel zu einer schmerzhaften, oberflächlichen Entzündung der Haut kommen (»Wolf«). Erste Hilfe: Man kühlt das Gesäß mit kaltem Wasser und entfernt den Schweiß. Nach sorgfältigem Trocknen pudert man sich ein. Steht Puder nicht zur Verfügung, kann man sich auch mit einer entzündungshemmenden Salbe oder mit öl Linderung verschaffen. 1.5.5 Wundverbände Der Wundverband soll eine Blutstillung herbeiführen und verhindern, daß weiterer Schmutz und Bakterien in die Wunde eindringen. Deshalb werden Wunden mit einer keimfreien Wundauflage bedeckt. Wunden und deren Umgebung dürfen nie mit Fingern oder keimhaltigen Instrumenten und Tüchern berührt werden. Deshalb ist auch das Auswaschen oder Baden mit Wasser oder anderen Flüssigkeiten verboten (Ausnahme: Tollwut verdächtige Wunden, Ätzwunden). Auf Wunden werden im Rahmen der Ersten Hilfe niemals Desinfektionsmittel, Puder, Salben oder andere Mittel aufgebracht. Zum Anlegen des Wundverbandes sitzt oder liegt der Verletzte.
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1.5.5.1 Für die Erste-Hilfe-Leistung stehen zahlreiche verschiedene keimfreie Wundauflagen zur Verfügung (Wundschnellverband, Verbandpäckchen usw.). Die keimfreie Wundauflage, die nicht mit den Fingern berührt werden darf, wird durch Heftpflaster, Binden oder Dreiecktücher fixiert. Dabei ist darauf zu achten, daß bei zirkulärer Befestigung die Durchblutung der körperfernen Gliedmaßenabschnitte nicht behindert wird. 1.5.5.2 Insbesondere werden Binden, die eine sterile Wundauflage befestigen sollen, grundsätzlich vom körperfernen zum körpernahen Gliedmaßenabschnitt gewickelt, um eine Blutstauung zu vermeiden. 1.5.5.3 Beim fertigen Verbandpäckchen wird die Umhüllung aufgerissen und entfernt. Dann zieht man das Verbandpäckchen mit beiden Händen auseinander, ohne die Wundauflage zu berühren. Das kurze Bindenstück hält man fest und fixiert die Wundauflage durch Umwickeln mit dem langen Bindenstück (Abb. 1.5.5-1). Das Bindenende wird nach dem Wickeln unter die Wicklungsgänge gesteckt oder mit einem Pflasterstreifen fixiert. Mit diesem
Abb. 1.5.5-1 Anlegen eines Verbandpäckchens.
Stumpfe Verletzungen, Wunden und Wundverband fertigen Verbandpäckchen lassen sich an Kopf, Armen und Beinen Verbände anlegen. Durch bestimmte im Erste-HilfeKursus kennenzulernende Wickeltechnik kann man ein Verrutschen des Verbandes weitgehend verhindern. Legt man jedoch auf schnellere Art Mullbindenverbände nur zirkulär gewickelt an, so kann man das Verrutschen verhindern, indem man Pflasterstreifen in Längsrichtung über den Verband von gesunder Haut zur gesunden Haut aufklebt (Abb. 1.5.5-2).
1.5.5.5 Auch Dreiecktücher lassen sich zur Befestigung von Wundauflagen sehr gut verwenden. Wenn man ein Dreiecktuch zu einer Krawatte faltet, verfügt man über ein bindenähnliches Gebilde zur Befestigung von Wundauflagen (Abb. 1.5.5-3 und 4).
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Abb. 1.5.5-3 Ein Dreiecktuch wird zur »Krawatte« zusammengelegt.
Abb. 1.5.5—2 Fixation eines zirkulären Bindenverbandes mit Heftpflasterstreifen.
1.5.5.4 Ein interessierter Ersthelfer sollte sich einige verschiedene Größen eines Netzverbandes zur Fixation von Verbandmaterial besorgen. Dieses hochelastische, grob-maschige, strumpfartige Gewebe wird über die Gliedmaßen und den Verband wie ein Strumpf gezogen und hält den Wundverband elastisch fest.
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Im Notfall genügen als Wundauflage frisch gewaschene und gebügelte Taschen- oder Handtücher, die als keimarm gelten. Watte oder Zellstoff dürfen nie auf Wunden gelegt werden. Stehen einem auch keine Behelfsverbandmittel zur Verfügung, dann bleibt die Wunde bis zur Behandlung durch den Arzt offen. 1.5.6 Wundinfektion Mit dem verletzenden Gegenstand dringen Schmutz- und Krankheitskeime in die Wunde und damit in den Körper ein. Es besteht Infektionsgefahr. Der infizierte Körper wehrt sich durch Vermehrung der weißen Blut-
Wundinfektion
Abb. 1.5.5-4
Krawatte zur Fixierung eines Handverbandes.
körperchen und durch die Bildung von Gegengiften. Sind die Keime (Bakterien, Viren) stärker als die Abwehrkraft, so kommt es zur allgemeinen Infektion, früher Sepsis genannt. Eine Wundinfektion führt zu verstärktem Spannungsgefühl, zu Schwellung, Schmerz, Rötung und Überwärmung in der Wundumgebung. Es treten »rote Streifen« in der Haut als Zeichen einer Lymphbahnentzündung auf. Dringen die Keime über die Lymphknoten oder direkt ins Blut, lösen sie Schüttelfrost und plötzlichen hohen Fieberanstieg aus (»Blutvergiftung«). Besonders gefährliche Infektionen durch verschmutzte Wunden sind: Tetanus, Gasbrand und Tollwut, die auch heute noch in einem hohen Prozentsatz tödlich verlaufen. 1.5.6.1 Tetanus Beim Tetanus oder Wundstarrkrampf kommt es ab 3.-4. Tag nach einer Verletzung (es genügt z. B. eine kleine Wunde oder ein Holzsplitter) zu unbestimmten Spannungsgefühlen im KörPer, zu Kopfschmerzen, Mattigkeit und oft zu starker Schweißabsonderung. Bald treten Kiefersperre durch Starre der Kaumuskulatur und Verzerrung des Gesichtes hinzu. Bei diesen Veränderungen muß dringend ein
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Arzt oder die Klinik auf gesucht werden. Schutz vor dem Wundstarrkrampf bietet die aktive Schutzimpfung, wenn sie in den vorgeschriebenen Zeitabständen vorgenommen und wiederholt wurde. 1.5.6.2 Gasbrand Den Gasbrand erkennt man daran, daß eine starke Schmerzzunahme und starke Anschwellung der Wundumgebung eintritt. Die umgebende Haut wird zunächst weiß und glänzend, dann zeigt sie infolge Zersetzung des Gewebes eine braun-grau-schwarze Farbtönung. Es treten Blasen in der Wundumgebung auf. Durch Druck auf eine solche Schwellung läßt sich Gasknistern im Gewebe auslösen. Beim Auftreten derartiger Wundveränderungen ist der Verletzte unbedingt und schnellstens in eine Chirurgische Klinik zu bringen. 1.5.6.3 Tollwut Die Tollwut wird durch Biß- und Rißwunden von Tieren (Hunde, Katzen, Füchse u. a.) übertragen. Wenn möglich, soll das Tier, welches gebissen hat, zur Beobachtung einem Tierarzt übergeben werden. Das Virus wird durch den Speichel des Tieres übertragen und
Stumpfe Verletzungen, Wunden und Wundverband kann auch in kleine, unerkannte Wunden beim Streicheln oder Leckenlassen übertragen werden. Die durchschnittliche Zeit bis zur Tollwuterkrankung des Menschen beträgt 1-3 Monate nach der Bißverletzung. Nicht alle von tollwütigen Tieren gebissenen, unbehandelten Personen erkranken. Das Erkrankungsrisiko ist abhängig von der Art und dem Ort der Bißverletzung sowie von der Widerstandsfähigkeit des gebissenen Menschen. Vor dem Ausbruch der Erkrankung treten uncharakteristische Allgemeinerscheinungen auf, wie z. B. Jukken, Brennen oder Schmerzen an der ehemaligen Verletzungsstelle, Störungen des Allgemeinbefindens, Fieber tritt allerdings nicht regelmäßig auf. Schlingkrämpfe, Abneigung gegen Wasser, starker Speichelfluß sind bereits Zeichen eines fortgeschrittenen Krankheitsstadiums. Die einmal ausgebrochene Erkrankung führt beim Menschen in der Regel zum Tode. Erste Hilfe: Biß- und Rißwunden durch Tiere sollten immer einem Arzt vorgestellt werden. Ist es nicht möglich, in kurzer Zeit einen Arzt zu erreichen, so sollte die Wunde zunächst in heißem Seifenwasser gebadet und dann mit 40-70 %igem Alkohol desinfiziert werden. Eine rechtzeitige, nach der Verletzung begonnene aktive Impfung läßt einen ausreichenden Impfschutz erzielen, der den Ausbruch der Krankheit verhindert. 1.5.7 Schlangenbisse Die wichtigste Giftschlange in unserer Heimat ist die Kreuzotter. Auf Reisen in fernen Ländern, durch Import oder Hobby sind natürlich auch Bisse durch andere Giftschlangen möglich. Die Biß-Stelle besteht aus zwei punktförmigen, leicht blutenden
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Hautverletzungen. Es kommt sehr rasch zu einer bläulichen Schwellung, dann zu einer zunehmenden Anschwellung der ganzen betroffenen Gliedmaße. Das Schlangengift wirkt nach einiger Zeit auch allgemein auf den Körper und löst Übelkeit, Schwindelgefühl, Schweißausbruch, Kopfschmerzen, Atmungs- und Kreislaufstörungen aus. Erste Hilfe beim Schlangenbiß: Stauung der Gliedmaße. Dazu legt man herzwärts von der Biß-Stelle eine Abschnürung an, die jedoch nur so stark angezogen wird, daß das Blut durch die Schlagader in die Gliedmaße einströmt, aber durch die bereits abgedrückte Blutader nicht mehr abfließen kann. Daher wird die Gliedmaße bläulich, und aus der Biß-Stelle tropft dunkelblau-rotes Blut ab. Durch diese Maßnahme soll das Gift aus der Wunde mit dem abtropfenden Blut ausgeschwemmt werden, außerdem glaubt man, durch die Blutstauung die Aufsaugung des Giftes zu verhindern bzw. zu verzögern. Die verletzte Gliedmaße wird ruhiggestellt und ein schneller, liegender Transport ins Krankenhaus zur Wundversorgung und Serumbehandlung veranlaßt. Günstig ist es, dem Krankenhaus Biß-Verletzungen durch Schlangen voranzukündigen, damit dort das lebensrettende Serum schnellstens besorgt werden kann. 1.5.8 Insektenstiche können besonders im Bereich von Mund und Augen gefährlich werden. Erste Hilfe: Man versuche, den möglicherweise steckengebliebenen Insektenstachel zu entfernen. Umschläge mit kaltem Wasser, Alkohol oder entzündungshemmende Salben dämpfen die Anschwellung. Bei Stichen in den Schlund besteht höchste
Abdrückung der Schlagadern Erstickungsgefahr wegen der schnell auftretenden Schleimhautschwellung mit Atembehinderung. Um diese gefährliche Schwellungsneigung zu ver-
ringern, kann man dem Verletzten auf dem Transport Eiswürfel in den Mund oder schluckweise eisgekühlte Flüssigkeit zu trinken geben.
1.6 Blutungen und Blutstillung Blutende Wunden werden mit einem einfachen Verband bedeckt (s. S. 35). Meist steht damit auch die Blutung. 1.6.1 Blutungen aus Schlagadern zeigen sich dadurch an, daß hellrotes Blut stoßweise im Rhythmus des Herzschlages aus der Wunde spritzt. Ist die verletzte Schlagader durch Wundgewebe bedeckt, kann die Pulsation des Blutstrahles fehlen, es fließt dann hellrotes Blut aus der Wunde ab. 1.6.2 Als Erste-Hilfe-Maßnahme ird ein Druckverband angelegt, indem man über die keimfreie Wundauflage ein Polster aus dick und fest zusammengelegtem Tuch, Zellstoff, Kompressen u. ä. legt und mit einer Binde umwickelt (Abb. 1.6-1). Gleichzeitig wird eine verletzte Extremität hochgehalten oder hochgelagert. 1.6.3 Sollte ein Druckverband oder ein zweiter darüber ausnahmsweise
keine Blutstillung herbeiführen (z. B. bei Verletzung größerer Schlagadern), muß die Schlagader zunächst in ihrem Verlauf zwischen Wunde und Herz an gut erreichbaren Stellen mit den Fingern abgedrückt werden (Abb. 1.6-27a und b), dann wird die verletzte Gliedmaße herzwärts der Wunde abgebunden (Abb. 1.6-8a).
Abb. 1.6-2 Die Schläfenschlagader wird mit den Fingerspitzen einer Hand vor dem oberen Ohransatz gegen das Schläfenbein abgedrückt. Die andere Hand übt einen Gegendruck auf der anderen Seite des Kopfes aus.
Druckpolster steriler Verband
Binde
Abb. 1.6-1 Druckverband. Über die blutende Wunde ist ein keimfreier Verband gelegt. Darüber wird ein Polster z. B. aus fest zusammengelegtem Tuch mit einer Binde angewickelt.
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Abb. 1.6—3 Die Gesichtsschlagader wird gegen den Unterkieferknochen in der Gegend des Kaumuskelansatzes abgedrückt.
Stumpfe Verletzungen, Wunden und Wundverband
Abb. 1.6-4 Abdrücken der Halsschlagader am Vorderrand des Kopfnickermuskels. Das Abdrücken darf wegen der Gefahr von Durchblutungsstörungen im Gehirn nur 2-3 Minuten durchgeführt werden.
Abb. 1.6-7a Die Beinschlagader wird etwas innen,wärts und unter der Mitte des Leistenbandes mit beiden Daumen abgedrückt.
Abb. 1.6-7b Andere Haltung der Hände zum Abdrücken der Oberschenkelschlagader. Abb. 1.6-5 Abdrücken der Schlüsselbeinschlagader. Die Fingerkuppen drücken kräftig hinter der Mitte des Schlüsselbeins nach unten gegen die erste Rippe.
Abb. 1.6-6 Die Armschlagader wird an der Innenseite des Bizepsmuskels gegen den Oberarmknochen abgedrückt.
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1.6.4 Bei richtig angelegter Abbindung hört die Blutung sofort auf, und die abgebundene Gliedmaße wird weiß. Hat man die Abbindung nicht genügend fest angelegt, so kommt es zur Blutstauung: Die Gliedmaße nimmt eine blaurote Farbe an, aus der Wunde läuft dunkelrotes bis blauschwarzes Blut vermehrt ab. Verboten ist eine Abbindung im Bereich des unteren Drittels des Oberarmes, im Bereich des Ellbogen- und Kniegelenkes und im oberen Drittel des Unterschenkels wegen der Gefahr einer Druckschädigung von Nerven. (Lähmungsgefahr!)
Material zur Abbindung
Abb. 1.6-8a und b
Abbindung bei starker, sonst unstillbarer Blutung.
b) Abb. 1.6-9a-c Abbinden am Oberarm mit einer Dreiecktuchkrawatte. Diese wird schlaufen-förmig um den Arm gelegt. Beide Zipfel werden durch die Schlaufe gezogen und unter sehr kräftigem Zug um den Arm verknotet.
1.6.5 Zur Abbindung sind nur breite Gurtbänder (Hosenträger, Rolladengurte, Schläuche, oder ein schmal zusammengelegtes Tuch, »Dreiecktuch«), niemals einschnürendes Ma-
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terial wie Stricke, Schuhbänder, Draht und dergleichen erlaubt (Abb. 1.6-9ac). Um eine Abbindung am Oberschenkel vornehmen zu können, muß
Der Schock
a) Beine kurze Zeit bis fast zur Senkrechten heben.
b) Dann auf schräge Ebene (maximal 10°) legen.
c) Beinhochlagerung zur Schockbekämpfung. Abb. 1.7-la-c
Schocklage.
1.7.3 Wenn der Kreislauf durch Schmerz, Angst oder Schrecken versagt, liegt eine andere Art von Schock vor: »Ohnmacht«. - Unter normalen Verhältnissen wird das Blut auf die
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verschiedenen Organe sinnvoll verteilt, die elastischen und dehnbaren Blutgefäße weisen eine bestimmte Spannung und damit eine bestimmte Blutfülle auf. Infolge Schreck, Angst oder Schmerz tritt über das vegetative Nervensystem eine akute Blutverteilungsstörung auf, so daß das Blut sich in den erschlafften und erweiterten Blutgefäßen des Bauchraumes sammelt (»versackt«). Die hierdurch verursachte Minderdurchblutung und der Sauerstoffmangel im Gehirn führen zur Ohnmacht. Die Haut ist ebenfalls wie beim Schock blaß und kalt, der Pulsschlag ist jedoch nicht beschleunigt und beträgt etwa 60-70 Schläge in der Minute. Erste Hilfe: Liegt nur eine Ohnmacht vor, so erholt sich der Bewußtlose am schnellsten bei flacher Lagerung mit Hochlagerung der Beine. Beengende Kleidungsstücke werden geöffnet. Man sorge für Zufuhr frischer Luft. Kalte Umschläge auf die Stirn und Nackengegend sowie starke Geruchsreize (Riechfläschchen, Kölnisch Wasser) beschleunigen die Rückkehr des Bewußtseins.
2. Wiederbelebung 2.1 Freimachen und Freihalten der Atemwege Eine Verlegung der Atemwege führt in kürzester Zeit durch Sauerstoffmangel, vor allem im Gehirn, zu nicht wiedergutzumachenden Schäden. Besonders bedrohlich sind Atembehinderungen bei Bewußtlosen. - Durch Erschlaffung der Kiefer- und Zungenmuskulatur fallen der Unterkiefer und Zungengrund zurück. Die Atemwege sind verlegt. Infolge mangelnder Reflexe können durch Ansaugen (Aspiration) Fremdkörper wie Blut, Mageninhalt u. a. in die Atemwege eindringen. Deshalb ist es vordringliche Aufgabe der Ersten Hilfe, bei allen Bewußtlosen die Atemwege innerhalb 30 Sekunden freizumachen und freizuhalten. - Der Mund wird von Fremdkörpern befreit, dann wird der Kopf im Nacken nach hinten gebeugt und der Unterkiefer vorgeschoben. Kommt dadurch die Atmung regelmäßig in Gang, wird der Verletzte in stabile Seitenlagerung gebracht. Läßt sich durch Säuberung des Mundes, Vorschieben des Unterkiefers und Rückbeugen des Kopfes die Atmung nicht in Gang bringen, so wird mit der Atemspende oder künstlichen Beatmung begonnen, da ein Atemstillstand innerhalb 3-5 Minuten zum Tode führt. Zeichen eines Atemstillstandes sind: Der Brustkorb des Verletzten hebt und senkt sich nicht mehr, der Verunglückte ist bewußtlos, seine Haut verfärbt sich blau, die Pupillen werden weit. 2.2 Atemspende Bei der Atemspende wird dem Schein-
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toten die Ausatemluft des Helfers in die Nase geblasen. Ist die Nase verlegt, wird von Mund-zu-Mund beatmet. Dabei ist es aus hygienischen Gründen ratsam, zwischen den Mund des Helfers und die Nase bzw. den Mund des Scheintoten ein Taschentuch zu legen. Diese Art der Atemspende ist allen anderen Erste-Hilfe-Beatmungsmethoden von Hand überlegen. Die Ausatemluft des Helfers enthält noch genügend Sauerstoff, um damit eine ausreichende Beatmung des Scheintoten zu erreichen. Durch die kräftige Einblasung der Ausatemluft werden die Lungen beim Scheintoten entfaltet und das Zwerchfell im Sinne einer Einatmung nach unten bewegt. Nach dem Einblasen der Luft ziehen sich die elastischen Lungen wieder in ihre Ausgangslage zurück. Hierdurch entsteht eine »Ausatmung« von selbst. Die manuelle Beatmung in Rückenlage nach Thomsen oder nach Silvester wird nur bei schweren Gesichtsverletzungen als Notlösung angewandt. 2.2.1 Die Atemspende führt man in folgender Weise aus: Der bewußtlose, nicht atmende Verletzte oder Kranke wird in Rükkenlage gebracht. Der Helfer kniet sich seitlich neben den Kopf. Eine Hand faßt unter das Kinn und schiebt es oberkieferwärts, so daß die untere Zahnreihe vor die obere zu stehen kommt. Der Daumen dieser Hand verschließt den Mund durch Zusammenpressen der Lippen. Die zweite Hand des Helfers liegt auf oder oberhalb der Stirn des Scheintoten und bewegt den Kopf nackenwärts (Abb. 2.2-1).
Atemspende
Abb. 2.2-1 Der Mund wird verschlossen und der Kopf nackenwärts bewegt.
War eine zurückgefallene Zunge Ursache des Atemstillstandes, so setzt die Atmung wieder ein. 2.2.2 Dauert der Atemstillstand an, wird die Mundhöhle ausgewischt (Taschentuch um den Finger wickeln), falls vorhanden, wird die Mundhöhle mit einem entsprechenden Hilfsgerät abgesaugt, und Fremdkörper werden entfernt. Beginnt danach die Atmung noch nicht, atmet der Helfer tief ein und bläst die Luft durch seinen Mund in die Nase des zu Rettenden. Der Mund des Helfers umschließt dabei trichterförmig und fest die Nase des Scheintoten (Abb. 2.2-2a). Diese Mund-zu-Nase-Beatmung hat folgende Vorteile: Die Abdichtung ist leichter vorzu-
nehmen, besonders, wenn es sich beim Atemspender um ein älteres Kind handelt. Außerdem ist die Nase des Empfängers leichter zu reinigen und die Atemwege sind leichter freizuhalten, auch wenn Mund- und Kieferverletzungen vorliegen. Infolge der Druckminderung beim Einblasen der Luft durch die Nase wird ein Aufblasen des Magens und damit ungewolltes, komplikationsreiches Erbrechen verhindert. Außerdem ist die Mund-zuNaseBeatmung auch in Seitenlage besser durchzuführen als die Mund-zu-MundBeatmung. 2.2.3 In ähnlicher Weise wird die Mund-zu-Mund-Beatmung (Abb. 2.22b) durchgeführt, bei der der Helfer die Nase des Nichtatmenden mit Daumen und Zeigefinder der Hand verschließt, die etwa in Höhe der Stirnhaargrenze liegt. Der Helfer bläst dann seine eigene Ausatemluft durch
Abb. 2.2-2b Mund-zu-Mund-Beatmung.
Abb. 2.2-2a Einblasen der Atemluft in die Nase des Scheintoten.
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den querfingerbreit geöffneten Mund des Verunglückten ein. Der Unterkiefer des Verunglückten wird zur Öffnung des Mundraumes dazu gering nach unten geschoben und etwas vorgezogen. Bei Kindern bläst man die Luft gleichzeitig in Nase und Mund, mit geringerem Druck, bei Kleinkindern und
Beatmung über einen Tubus des zu Beatmenden auch wirklich dicht abschließt. Ist trotz dieser Bemühungen die Atemspende undurchführbar, so ist schnellste ärztliche Hilfe erforderlich, um durch eine Intubation (Einführen eines Plastik- oder Gummirohres in die Luftröhre) oder durch Tracheotomie (Luftröhrenschnitt) doch noch Hilfe zu bringen.
Abb. 2.2-3 Der Mund wird abgehoben und die Bewegung des Brustkorbes beobachtet.
Säuglingen mit wesentlich geringerem Druck ein. Nun wird der Mund abgehoben und die Ausatmung am Brustkorb des Verletzten beobachtet (Abb. 2.2-3). Danach erfolgt die nächste Beatmung, und zwar wird sie lOmal schnell hintereinander ausgeführt, dann legt man 20 Sekunden Pause ein und führt die Beatmung ohne Anstrengung im normalen Atemtempo, d. h. etwa 15mal in der Minute bei Erwachsenen, bei kleineren Kindern 20-30mal, bei Säuglingen 30-40mal in der Minute weiter. Wird eine zu schnelle und zu tiefe Beatmung vorgenommen, so treten gelegentlich beim Helfer Schwindelgefühle auf, die man durch eine kurze Pause in der Atemspende beseitigen kann. Sollte sich der Brustkorb des Scheintoten bei Vornahme dieser Beatmung nicht deutlich heben und senken, müssen Kopf- und Kieferhaltung erneut kontrolliert und nochmals nachgesehen werden, ob die Atemwege wirklich frei von Fremdkörpern sind. Der Helfer achte vor allem darauf, daß er bei der Einblasung mit seinem Mund die Nase oder den Mund
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2.2.4 Falls vorhanden und möglich, wird mit einem sog. Beatmungstubus beatmet. Dieser erspart dem Helfer die direkte Berührung mit der Nase oder dem Mund des Scheintoten und ist aus hygienischen Gründen immer zu empfehlen. Ein Beatmungstubus ist auch nützlich für den Fall, daß der Wiederzubelebende Gift getrunken hat. Den Erste-Hilfe-Einrichtungen sind verschiedene Ausführungen von sog. Beatmungstuben beigefügt. - Die Einführung eines solchen Tubus in den Mund des Bewußtlosen sollte jedoch
Abb. 2.2-4
SAFAR-Tubus.
Abb. 2.2-5
Einführen des SAFAR-Tubus.
Atemspende dem geschulten Helfer vorbehalten sein. Die Abb. 2.2-4-8 zeigen das Aussehen, die Einführung und Lage eines SAFAR-Tubus. Einen besonders kurzen Mundan-
Abb. 2.2-6 Ist der Tubus zu 2/3 seiner Länge eingeführt, wird er im Mund um 180° gedreht.
Abb. 2.2-9
Abb. 2.2-7 Lage des eingeführten SAFARTubus. 1 = Nasen-Rachen-Raum. 2 = Harter und weicher Gaumen. 3 = Zunge. 4 = Kehldeckel. 5 = Ansatz für Mund des Beatmers.
Orotubus mit Nasenklemme.
satz weist der Orotubus (Abb. 2.2-9) auf, so daß weniger Geübte bei der Einführung nicht Gefahr laufen, den Rachen zu verletzen oder Erbrechen auszulösen. Beatmung mit dem Orotubus® Der Orotubus besteht aus einem Schild, mit dem der Mund des Verunglückten abgedichtet wird. In der Mitte des Schildes befindet sich ein kurzer Tubus. Diesen Tubus führt man in den Mund des Nichtatmenden ein (Abb. 2.2-10). Durch diese Maßnahme wird weder die Zunge nach hinten geschoben noch ein Rachenreflex zum Erbre-
chen ausgelöst, wie es bei langen Mundtuben der Fall sein kann. Abb. 2.2-8 Tubus.
Beatmung mit Hilfe des SAFAR-
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Abb. 2.2-10 Einführen des Orotubus in den Mund nach Aufsetzen der Nasenklemme.
Beatmung über einen Tubus
Abb. 2.2-11 Haltung der Hände des Helfers bei der Beatmung über den Orotubus.
Am Orotubus ist eine Nasenklemme befestigt, mit der die Nase des Verunglückten verschlossen wird. Eine Metalleinlage im Tubus verhindert, daß der Tubus zusammengebissen werden kann. Nun legt der Helfer beiderseits seine Daumen an die seitlichen Gummigriffe des Tubus. Durch seitlichen Daumendruck an der Tubusplatte wird die Mundöffnung des Verunglückten abgedichtet. Der Helfer umgreift mit seinen Fingern den Unterkiefer und zieht mit dem bekannten Kieferwinkelgriff den Unterkiefer nach vorne oben, gleichzeitig halten die Hände des Helfers den Kopf des Verletzten in der nach hinten überstreckten, richtigen Beatmungslage (Abb. 2.2-11) Der Helfer setzt seinen Mund auf den Beatmungstubus und bläst seine Ausatemluft in die Lunge des Scheintoten ein (Abb. 2.2-12a). Schon zu Beginn, besser nach einigen erfolgreichen Beatmungen wird das Gummiband des Tubus um den Nacken des Verletzten geführt und damit der Tubus zusätzlich gehalten. Bei der Durchführung der Atemspende mit dem Orotubus ist es notwendig, daß sich der Nothelfer tief zu dem auf dem Boden liegenden Verunglückten hinunter beugt. Durch ein Beatmungsventil und ein Schlauchsystem ist es möglich, die Atemspende auch in einer weniger anstrengenden Haltung durchzuführen (Abb. 2.2-12b).
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a) Aufsetzen des Mundes auf den Orotubus.
b) Benutzung des Orotubus mit Schlauchsystem. Abb. 2.2-12a u. b tubus.
Beatmung mit dem Oro-
Atemspende Dieses Schlauchsystem erlaubt es auch, an unzugänglichen Stellen wie z. B. Gräben, Schächten u. ä. eine Atemspende durchzuführen. Außerdem kommt bei Anwendung dieses Gerätes der Atemspender mit der Ausatemluft des Verunglückten nicht in Berührung. Es sei noch einmal eindringlich darauf hingewiesen, daß die Wiederbelebung durch Atemspende schnellstens nach dem Atemstillstand begonnen werden muß. Es ist nicht unbedingt notwendig, den Verletzten zunächst zu bergen. Man leitet sofort die Atemspende ein, sobald man nur an den Kopf des Betroffenen herankommt. Nachdem man die vorher genannten Handgriffe (Kopf in den Nacken usw.) durchgeführt hat, wird unmittelbar mit der Atemspende begonnen. Sie darf nicht unterbrochen werden und muß lange genug auch auf dem Transport durchgeführt werden. 2.2.5 Die Wiederbelebung durch Atemspende wird erst dann beendet, wenn der Verunglückte wieder selbständig regelmäßig und kräftig atmet oder wenn sichere Zeichen des Todes eingetreten sind. 2.2.6 Die künstliche Beatmung darf bei bestimmten Vergiftungen durch ätzende Gase (wie z. B. Säuredämpfe, Nitrose-Gase, Chlor und Chlorverbindungen) nicht angewandt werden, hierbei muß jede Anstrengung und vertiefte Atmung beim Verunglückten vermieden werden. In diesen Fällen läßt man reinen Sauerstoff inhalieren. 2.2.7 Läßt sich aus den äußeren Umständen feststellen, daß bei einem Nichtatmenden eine Vergiftung mit Tetrachlor-Kohlenstoff oder Phosphorsäure Estern (z. B. E 605) vor-
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liegt, so darf auf keinen Fall eine Atemspende durchgeführt werden. Die Aufnahme geringster Mengen dieser Gifte verursacht dann auch beim Helfer eine tödliche Vergiftung. Hier muß eine Beatmung mit Hilfsmitteln, wie z. B. mit dem Balg- oder Beutelre-sutator durchgeführt werden. Der sog. Beutelresutator (Abb. 2.213) und andere kleine Beatmungsgeräte setzen zur Bedienung Schulung und etwas Übung voraus, die sich jeder in der heutigen Zeit in einem Erste-Hilfe-Kurs für Fortgeschrittene erwerben sollte!
Abb. 2.2-13
Beutelresutator.
Die Atemspende in der geschilderten Weise ist bei schweren Zertrümmerungen des Gesichtsschädels kaum anzuwenden. Auch hierbei ist die Beatmung mit Hilfsmitteln wie oben genannt die einzig richtige Lösung. Da aber nicht jeder Ersthelfer mit derartigen Beatmungsgeräten ausgerüstet ist, und bis zur Bereitstellung dieser Geräte lebenswichtige Zeit verstreichen kann, sollen für diese Ausnahmefälle 2 manuelle Beatmungsmethoden dargestellt werden. Trotz der nur ungenügend zu erreichenden Belüftung der Lungen sind diese beiden Methoden
Manuelle Ersatzbeatmung nach Silvester für den Ausnahmefall aber immer noch besser als schicksalergebenes Nichtstun. Beide Methoden setzen voraus, daß keine Verletzungen des Brustkorbes oder Bauchraumes vorliegen. Wenn also eine Atemspende in der oben geschilderten Weise nicht möglich ist, weil sich kein abdichtender Verschluß im Gesicht des Verletzten
zum Einblasen der Ausatemluft des Helfers erreichen läßt, kann durch einen Helfer (Abb. 2.2-14a und b) oder durch zwei Helfer (Abb. 2.2-15 a und b) folgende
a) Zusammenpressen des Brustkorbes.
b) Dehnen des Brustkorbes.
Abb. 2.2-14a u. b
a
Künstliche Atmung nach Silvester durch einen Helfer.
) Zusammenpressen des Brustkorbes.
Abb. 2.2-15a u. b
2.2.8 Ersatzbeatmung nach Silvester durchgeführt werden: Unter die Schulterblätter des Ver-
b) Dehnen des Brustkorbes.
Künstliche Atmung nach Silvester durch zwei Helfer.
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Atemspende unglückten wird eine gerollte Decke u. ä. gelegt. Die Helfer knien zu beiden Seiten des Brustkorbes. Die eine Hand des Helfers umgreift das Handgelenk des zu Beatmenden, den anderen Handballen legt der Helfer auf den Ellbogen des Verunglückten. Nun werden beide Ellbogen des Nichtatmenden über der Brustmitte dicht zueinander gebracht. Dann üben die Helfer über den Ellenbogen des Verunglückten einen kräftigen Druck von außen oben nach innen unten aus, damit sich der Brustkorb zusammendrückt (Abb. 2.2-15a). Bei diesem Vorgang zählt der Helfer: »21-22«, dann wird der Druck auf die Ellbogen plötzlich aufgehoben und die Arme des Verletzten werden im Bogen über seinen Kopf bis zum Boden nach hinten geführt. Bei diesem Bewegungsvorgang zählt der Helfer wieder: »21-22« - dann wird nach gleichem Schema wieder von vorne begonnen. 2.2.9 Bei der manuellen Beatmungsmethode nach Thomsen, die auch bei Armverletzungen des Verunglückten angewandt werden kann, liegt der Nichtatmende auf dem Rücken. Unter
a) »Ausatmung: 21-22«, Zusammenpressen des Brustkorbes (siehe Text). Abb. 2.2-16a u. b
seinen Schulterblättern befindet sich ein ca. 15 cm höh es Polster. Durch Zurücklegen des gesunden Armes neben den Kopf wird eine vergrößerte Einatmungsstellung des Brustkorbes hergestellt. Der Helfer kniet neben dem Kopf des Verunglückten und nimmt dessen Arm zwischen die Beine (Abb. 2.2-16a und b). Nun legt der Helfer seine beiden Hände flach mit leicht gespreizten Fingern auf den unteren seitlichen Brustkorb des Nichtatmenden. Die Fingerspitzen des Helfers enden am Rippenbogen, die Daumen des Helfers liegen parallel zum Brustbein. Der Helfer hat seine Arme im Ellbogengelenk gestreckt. Dann drückt er mit gestreckten Armen kräftig den Brustkorb beim Zählen: »21-22« zusammen. Danach werden die Hände plötzlich vom Brustkorb des Verunglückten genommen, der Brustkorb kann sich wieder ausdehnen und eine, wenn auch geringe Einatmung wird möglich. Nach 2 Sekunden wird nach gleichem Schema wieder begonnen. Zum Abschluß sei nochmals deutlich vermerkt, daß diese beiden ma-
b) »Einatmung: 21-22« (siehe Text).
Kunstliche Atmung nach Thomsen.
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Ausführung der Herzmassage nuellen Methoden nur eine unzureichende Beatmung ermöglichen und daß sie nur in speziellen, sonst nicht zu beatmenden Fällen (siehe oben) bis zum Einsatz von Beatmungsgeräten angewandt werden dürfen. 2.2.10 Manuelle Beatmungsmethoden sind nicht einsetzbar, wenn gleichzeitig eine Herzmassage erfolgen muß. Deshalb werden noch einmal die großen Vorteile der Atemspende genannt: Bei der Atemspende behält der Helfer beide Hände frei und kann sicher den Kopf des Verunglückten überstrecken und den Unterkiefer anheben, so daß die Atemwege zuverlässig freigehalten werden. Die Atemspende kann in Rückenund Seitenlage des Verunglückten sofort beginnen, es muß keine besondere
Lagerung wie bei den manuellen Beatmungsmethoden beachtet werden. Die Atemspende ist auf kleinstem Raum ausführbar. Die Durchführung der Atemspende ist nicht anstrengend, die manuellen Methoden ermüden die Helfer schnell. Die Atemspende ist wesentlich leichter zu erlernen als andere Beatmungsmethoden und sie führt zu einer ausreichenden, lebensrettenden Belüftung der Lunge des Nichtatmenden. Die Atemspende ist für den Verunglückten immer gefahrlos, selbst wenn der Helfer eine vorhandene Eigenatmung des Verunglückten übersieht. Die Atemspende ist auch bei Verletzungen der oberen Gliedmaßen, des Brustkorbes oder Bauchraumes anwendbar.
2.3 Herzstillstand und Herzmassage Ein Herzstillstand oder richtiger ausgedrückt ein Kreislaufstillstand liegt vor, wenn bei einem Bewußtlosen der Puls weder an der Halsschlagader noch in der Leistengegend tastbar ist. Bei der Betastung des Brustkorbes ist kein Herzschlag fühlbar. Die Atmung steht still. Die Pupillen werden oder sind weit und reaktionslos auf Lichteinfall. Die lebensrettende Sofortmaßnahme durch den geschulten Ersthelfer besteht in Atemspende und Herzmassage. Eine Herzmassage kann nur erfolgreich werden, wenn vorher in der Lunge Sauerstoff durch die künstliche Beatmung aufgenommen werden kann. Deshalb wird immer mit der Atemspende begonnen und die Herzmassage angeschlossen.
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2.3.1 Ausführung der Herzmassage 2.3.1.1 Man lagert den Wiederzubelebenden auf einer harten Unterlage auf den Rücken, beengende Oberkleidung wird schnellstens geöffnet, bzw. aufgeschnitten. Wenn möglich, legt man in Höhe der Schultern eine gerollte Decke, ein hartes Kissen oder ähnliches unter. Durch diese Maßnahme wird die Halswirbelsäule stärker nach hinten gebogen, und die Atemwege werden frei. - Die Beine werden etwas hochgelagert. Der Helfer kniet oder steht, je nach Höhe des Lagers, seitlich neben dem Verletzten. Man beginnt mit Smaliger Atemspende. Dann legt der Ersthelfer beide Handballen übereinander auf die harte untere Brustbeinhälfte (Abb.
Herzstillstand und Herzmassage
Abb. 2.3-1 Das umrandete Feld am unteren Brustbein zeigt den Druckpunkt für die Herzmassage.
Abb. 2.3-2 Zur Herzmassage wird der Druck senkrecht von oben auf das Brustbein ausgeübt.
2.3-1) und drückt senkrecht von oben auf den Brustkorb. (Abb. 2.3-2 u. 3) Danach laßt er sofort los. Auf diese Weise wrd der Brustkorb 15mal rhythmisch zusammengedrückt. Bei Kindern reicht der Druck eines Handballens aus. Bei Kleinkindern übt man den Druck etva über dem mittleren Brustbeindrittel mit den Endgliedern des
2.-3. Fingers einer oder auch beider Hände übereinander aus (Abb. 2.3-4). Die Schnelligkeit des Zusammendrückens ist so abzuschätzen, daß in l Minute der Brustkorb beim Erwachsenen 60-70mal, beim Kind 80-100mal, beim Säugling 100-120mal zusammengedrückt wird. Dabei sollen die Beatmungen in einer Minute bei Erwachsenen 12-15mal, beim Kind
Abb. 2.3-3
Herzmassage und Atemspende durch zwei Helfer.
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Ausführung der Herzmassage
Abb. 2.3-4 Herzmassage beim Säugling und Kleinkind.
20-30mal, beim Säugling 30-40mal durchgeführt werden. Der Rhythmus zwischen Atemspende und Herzmassage läuft also in folgender Reihenfolge ab: 2.3.1.2 Ist ein Helfer allein, so werden zuerst 5 Atemspenden von 15 Herzmassagen gefolgt, dann wird fortgefahren mit 2 Atemspenden und wiederum 15 Herzmassagen, also 2 Atemspenden, 15 Massagen, 2 A-15 M usw. 2.3.1.3 Sind zwei Helfer vorhanden, so erfolgen zunächst 5 rasche Atemspenden, danach 5 Herzmassagen, dann soll der Rhythmus: l Atemspende - 5 Herzmassagen -l A - 5 M usw. eingehalten werden. Während der Atemspende wird keine Herzmassage ausgeübt. Stehen allerdings 2 eingespielte und gut geübte Helfer zur Verfügung, so soll nach jeder 5. Herzmassage eine Atemspende zwischengeschaltet werden, der vorgegebene Rhythmus der Herzmassage wird nicht unterbrochen. Die Atemspende paßt genau nach 5 Herzmassagen in die Pause bis zur nächsten Herzmassage. In diesem Idealfall wären die Wiederbelebungsmaßnahmen am wirkungsvollsten. Bei auch nur Sekunden dauernder Unterbrechung der Herzmassage, um eine Beatmung auszuführen, fällt der Blutdruck auf annä-
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hernd Null. Nach dem erneuten Einsetzen der Herzmassage werden bei derartigem Vorgehen etwa 5 Herzmassagen benötigt, um wieder einen wirkungsvollen Blutdruck zu erreichen. Das heißt also, daß sich erst ab der 6. Herzmassage überhaupt wieder eine Wirkung für den Kreislauf ergibt. Deshalb sollte also eine erfolgversprechende Wiederbelebung durch Atemspende und Herzmassage durch zwei Helfer vorgenommen werden. Die notfallmäßige Übernahme des Beatmens und der Herzmassage durch eine Person ist anstrengend und von geringerer Wirkung. Wenn ein zweiter Helfer am Hals oder in der Leiste einen Schlagaderpuls fühlt, die Pupillen wieder eng werden oder eng bleiben, sind Herzmassage und Atemspende wirkungsvoll. Die Atemspende und Herzmassage sind so lange fortzusetzen, bis die Atmung und die Herzaktion von selbst und anhaltend in Gang bleiben. Die Helfer müssen die Verletzten weiterhin dauernd beobachten und den Puls fühlen. Tritt erneut ein Atem- oder Herzstillstand ein, wird wiederum mit Atemspende und Herzmassage begonnen und auch während des Transportes aufrechterhalten. Auch wenn fortbestehende, weite Pupillen andeuten, daß eine erfolgreiche Wiederbelebung unwahrscheinlich wird, sollten die Wiederbelebungsversuche aber bis zur endgültigen Beurteilung durch einen Arzt fortgeführt werden. 2.3.1.4 Der Druck auf die untere Brustbeinhälfte wird bei jungen Menschen geringer, bei alten Menschen mit starrem Brustkorb stärker ausgeübt. Durch diesen Druck wird das Herz zwischen Brustbein und Wirbelsäule zusammengedrückt und das Blut aus dem Herzen in den Kreislauf ausge-
Herzstillstand und Herzmassage trieben. Damit kann ein ausreichender Kreislauf zur Durchblutung der wichtigsten Organe erzeugt werden. Um den richtigen Druck für die Kompression des Brustkorbes abzuschätzen, übt man bei den ersten Massagen zunächst vorsichtig nur soviel Druck aus, daß sich das Brustbein etwa 3-4 cm einsenkt. Dadurch schätzt man die richtige Dosierung für die folgenden schnellen Kompressionen ab, bei denen sich das Brustbein ebenfalls 3-4 cm wirbelsäulenwärts einsenken soll. Dazu läßt der Ersthelfer, der die Herzmassage ausübt, beim Erwachsenen seine Arme möglichst gestreckt
und setzt sein Körpergewicht zur Verstärkung des Druckes auf die untere Brustbeinhälfte ein. Jeder moderne Mensch sollte diese Wiederbelebungsmaßnahmen in einem Kurs der Ersten Hilfe am Phantom üben, damit er im Notfall diese einfachen, aber lebensrettenden Maßnahmen durchführen kann. Die richtige Durchführung von Atemspende und Herzmassage hat schon vielen Menschen das Leben gerettet. Herzund Atemstillstand nach Unfällen stellen nämlich nicht in jedem Fall tödliche Komplikationen dar. Erfolgreiche Wiederbelebungen sind möglich.
2.3.2 Das ABC der Wiederbelebung heißt also: bei Bewußtlosigkeit Atemwege freihalten Reinigung von Mund und Rachen. Überstrecken des Halses nach hinten und Vorwärtsziehen des Unterkiefers
und Atemstillstand Beatmen Erwachsene 12 X/min. Kinder 20-30 X /min. Säuglinge 30-40 X /min.
und Kreislaufstillstand und Circulation wiederherstellen 1 Helfer 15 Herzmassagen 2 Beatmungen 2 Helfer 5 Herzmassagen l Beatmung Erwachsener 60 Herzmass./min 12 Beatmung./min 12 Beatmung./min Kind 80-100 Herzmass./min 20-30 Beatmung./min Säugling 100-120 Herzm./min 30-40 Beatm./min
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3. Besondere Verletzungen 3.1 Kopfverletzungen 3.1.1 Weichteilverletzungen des Kopfes bedingen häufig stark blutende Wunden, die durch einen Kompressionsverband gestillt werden müssen. 3.1.2 Eine stumpfe Schädelverletzung liegt vor, wenn der Kopf gegen einen harten Gegenstand schlägt oder wenn er mit einem solchen geschlagen wird. Dabei kann die äußere Weichteilumhüllung des Kopfes unverletzt bleiben. Diese stumpfe Gewalteinwirkung.führt zu einer Gehirnerschütterung. Das Gehirn stellt vorübergehend seine Funktion ein. Der Betroffene wird bewußtlos. Nach Rückkehr des Bewußtseins weiß er nicht mehr, was vor dem Unfall geschah und wie der Unfall selbst ablief. Er hat die Orientierung über Ort und Zeit des Unfalls verloren. Meist tritt Übelkeit und Erbrechen ein, das auch schon während der Bewußtlosigkeit beginnen kann. Derartige Verletzte müssen unbedingt im Krankenhaus einem Arzt vorgestellt werden. Im Anschluß an eine Gewalteinwirkung auf den Kopf mit Bewußtlosigkeit infolge Gehirnerschütterung oder Gehirnquetschung entwickelt sich oft eine Zunahme des Druckes in der Schädelkapsel. Diese Druckzunahme ist häufig durch ein zerrissenes Blutgefäß, das an der Innenseite des Gehirnschädelknochens verläuft, bedingt. - Der immer größer werdende Bluterguß drückt das Gehirn zusammen. Die äußeren Zeichen für diese Gehirnverdrängung mit Zunahme des Druckes in der Schädelkapsel sind eine wieder eintretende oder fortbeste-
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hende Bewußtlosigkeit und seitenverschiedene Weite der Pupillen. Diese Veränderung führt zum Tod, wenn der Bluterguß nicht operativ beseitigt und das blutende Gefäß gestillt wird. Der ausgebildete Ersthelfer sollte wissen, daß zwischen dem Unfallereignis und dem Einsetzen der Bewußtlosigkeit unter Umständen längere Zeit (sog. freies Intervall) vergehen kann. Deshalb sollten Verletzte mit den typischen Anzeichen einer Gehirnerschütterung (Bewußtseinsstörung, Erinnerungsstörung, Übelkeit, oder Erbrechen, Absinken der Pulszahl unter 55 Schläge in der Minute) immer einem Arzt vorgestellt werden. 3.1.3 Offene Schädel-Hirnverletzungen zeigen sich daran, daß im Bereich des behaarten Kopfes neben Blut auch weißliche Gehirnmasse hervorquillt. Meist liegt Bewußtlosigkeit oder Benommenheit vor. — Für eine offene Schädel-Hirnverletzung spricht auch das Ausfließen von wässriger, klarer Flüssigkeit (Gehirnwasser) aus Nase oder Ohr. Blutungen aus dem Ohr und der Nase können ebenfalls auf einen (Schädelbasis-)Bruch mit offener Verbindung zum Gehirn hinweisen. Nach einiger Zeit treten blutunterlaufene Augenlider (Brillenhämatom) auf, da sich der Bluterguß nach vorne in das lockere Gewebe der Augenhöhlen ausbreitet. Erste Hilfe: Aus der Wunde ausgetretenes Gehirn darf auf keinen Fall in die Schädelhöhle zurückgedrängt werden. Die Wunde wird mit einem keimfreien Verband bedeckt, wenn möglich wird die Wunde ringsherum mit steri-
Verletzungen im Gesicht, in Mund und Rachen lern Verbandstoff abgepolstert, so daß auf das ausgetretene Gehirn beim Verbinden kein Druck ausgeübt wird. Der Schädel-Hirn-Verletzte wird auf die unverletzte Seite in Seitenlage gebracht. Der Kopf wird auf einem flachen Kopfpolster gelagert. Es ist zu beachten, daß die Atemwege bei Bewußtlosen freigemacht und -gehalten werden. Der Puls wird laufend überprüft, um durch ein Absinken un-
ter 55 Schläge pro Minute die zunehmende Gefahr eines Hirndruckes rechtzeitig zu erkennen. Falls notwendig, werden Atemspende und Herzmassage durchgeführt. Der Schädel-Hirn-Verletzte wird in Seitenlage schonend in eine Klinik transportiert. Auch nicht bewußtlose Schädel-Hirn-Verletzte erhalten nichts zu trinken, weil sich dadurch die Gefahr des Erbrechens noch erhöht.
3.2 Verletzungen im Gesicht, in Mund und Rachen 3.2.1 Weichteilverletzungen im Gesicht bluten meist sehr stark. Erste Hilfe: Die Wunden werden durch sterilen Verband bedeckt. Durch Druck wird eine Blutung bis zur Wundversorgung gestillt. 3.2.2 Ist es durch einen Unfall zu einem Nasenbeinbruch gekommen, so zeigt sich dies in einer starken Schwellung der Nase, die meist mit stärkerer Blutung aus den Nasenlöchern einhergeht. Erste Hilfe: Es wird ein Schutzverband angelegt. Bei Benommenheit oder Bewußtlosigkeit wird ein liegender Transport in Seitenlage zum Arzt vorgenommen. 3.2.3 Ein Oberkieferbruch zeigt sich durch Verformung der Mund-Nasengegend mit Schwellung an. Meist bestehen auch Lippenwunden bis in den Mund hinein, die stärker bluten und eine erhöhte Aspirationsgefahr mit sich bringen. Erste Hilfe: Je nach Erfordernis wird ein Wundverband angelegt, die Mundhöhle wird kontrolliert, falls notwendig, werden lose Zähne oder Gebißteile entfernt. Bei Benommenheit oder Bewußtlosigkeit wird auch hier ein liegender Transport in Seitenlage
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ins Krankenhaus oder in eine Spezialklinik vorgenommen. 3.2.4 Beim Unterkieferbruch entsteht häufig eine Stufe in der Zahnreihe, das Kinn ist geschwollen und verformt. Meist ziehen auch Wunden von der Lippe bis in den Mund hinein. Auch hier besteht bei stärkerer Blutung erhöhte Aspirationsgefahr. Erste Hilfe: Wenn notwendig, wird ein Wundverband und ein Kinnstützverband angelegt. Vorher kontrolliert man die Mundhöhle und entfernt lose, in der Mundhöhle liegende Zähne oder Gebißteile. Bei Benommenheit oder Bewußtlosigkeit findet liegender Transport in Seitenlage in ein Krankenhaus statt. Ist das Bewußtsein erhalten, läßt man den Verletzten sitzen, dabei stützt er die Ellbogen auf seine Knie und den Kopf in die Hände, damit das Blut abfließen kann. 3.2.5 Verletzungen in Mund und Rachen gehen meist mit stärkeren Blutungen einher. Erste Hilfe: Man kann diese Blutungen weder durch Verband noch durch Druck stillen. Daher sorgt man für freien Abfluß des Blutes nach außen und achtet auf die Freihaltung der Atemwege. Wenn es dem Verletz-
Offene Brustwandverletzung ten möglich ist, soll er sitzen und den Kopf leicht vornübergebeugt halten, evtl. kann er den Kopf in die Hände nehmen und dabei die Ellbogen auf seine Knie abstützen. Sprechen oder sonstige Bewegungen des Kopfes unterbleiben, damit die körpereigene Blutstillung durch Ruhigstellung des
Wundgebietes beschleunigt wird. Da das Verschlucken von Blut häufig zu Erbrechen führt, sollte das Blut aus dem geöffneten Mund in ein Gefäß (Nierenschale) aufgefangen und gemessen werden, da sich dann auch gleichzeitig die Höhe des Blutverlustes gut schätzen läßt.
3.3 Augenverletzungen Augenverletzungen werden unverzüglich einem Arzt zugeführt. Erste Hilfe: Eingedrungene Fremdkörper werden nicht entfernt, das ist Aufgabe des Arztes. Man legt einen gut gepolsterten,
keimfreien Verband an und bedeckt, wenn möglich, auch das gesunde Auge, damit die Augen bis zur Behandlung ruhiggestellt sind. Das setzt jedoch voraus, daß der Verletzte von einem Helfer geführt werden kann.
3.4 Halsverletzungen Halsverletzungen können durch Mitverletzung von Kehlkopf, Luftröhre, Blutgefäßen und Nerven lebensbedrohlich sein. Die Hauptgefahr besteht darin, daß die Atemwege durch Bluterguß und Anschwellung von außen oder von innen, durch verlegende Wundteile oder durch Blutaspiration eingeengt oder verschlossen werden.
Erste Hilfe: Die wichtigsten Maßnahmen sind, bei starker Blutung für eine schnelle Blutstillung zu sorgen, die Atemwege freizumachen und freizuhalten, richtig zu lagern und so schnell wie möglich eine ärztliche Behandlung herbeizuführen.
3.5 Brustkorbverletzungen Brustkorbverletzungen bergen die lebensbedrohliche Gefahr in sich, daß es durch eine Verbindung nach außen zu einem Lungenkollaps oder durch Zerreißung von großen Gefäßen zur inneren Verblutung kommen kann. 3.5.1 Lungenkollaps (Pneumothorax) Dringt Luft in den Spaltraum zwischen Lungenoberfläche und innerer Brustkorbwand von außen (Brustkorbwandverletzung) oder von innen (Lungenverletzung) ein, so zieht sich die Lunge zusammen (»kollabiert«)
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und fällt für die Atmung aus, da sie sich nicht mehr ausdehnen kann. 3.5.2 Eine offene Brustwandverletzung mit Verbindung zum inneren Brustkorb kann man daran erkennen, daß pfeifende oder schlürfende Wundgeräusche auftreten, daß aus der Wunde Luftblasen aufsteigen oder in der Wunde Lungengewebe sichtbar wird. Der Verletzte zeigt Atemnot, die Atmung ist beschleunigt, oberflächlich und schmerzhaft.
Bauchverletzungen Liegt gleichzeitig eine Lungenverletzung vor, so hustet der Verletzte hellrotes, schaumiges Blut und blutdurchsetzten Schleim ab. Erste Hilfe: Die lebensrettende Sofortmaßnahme bei offenen Brustwandverletzungen besteht darin, einen luftdichten Wundverschluß herzustellen. Dazu bringt man auf die Wunde eine sterile Wundauflage und legt über diese eine wasser- bzw. luftdichte Folie. Diese Auflagen werden mit Heftpflaster ausgiebig und abdichtend fixiert. Außerdem wird der Verband mit
der Hand oder durch einen Druckverband angedrückt. Der Verletzte wird bei Atemnot in Rückenlage mit erhöhtem Oberkörper gelagert und transportiert. Besteht keine Atemnot, kann man den Brustkorbverletzten auch mit erhöhtem Oberkörper auf die verletzte Seite legen, da hierdurch die Atemtätigkeit der verletzten Seite eingeschränkt und dadurch der Schmerz gelindert werden kann. Unverzüglicher Transport in eine Klinik ist notwendig.
3.6 Bauchverletzungen Bauchverletzungen können zu lebensbedrohlichen Zuständen führen, wenn durch äußere Gewalt die Organe des Bauchraumes wie Leber, Milz, Darm beschädigt werden. Äußere Wunden brauchen dabei nicht aufzutreten. Wird die Leibeshöhle durch Wunden eröffnet, so spricht man von offenen Bauchverletzungen. - Beschädigungen großer Blutgefäße, der Leber oder Milz führen zur inneren Verblutung. -Wird der Darm verletzt, tritt eine Bauchfellentzündung ein. Kommt es nach einer stumpfen Bauchverletzung zu einem anhaltenden schweren und zunehmenden Schockzustand, so muß eine stärkere Verletzung der Bauchorgane angenommen werden.
Erste Hilfe: Ein Verunfallter, bei dem Verletzungen im Bereich des Bauchraumes anzunehmen sind, wird auf dem Rücken gelagert und transportiert.-Unter den Kopf und unter die Knie legt man eine Polsterung. Durch die Beugung der Knie werden die Bauchmuskeln entspannt und der Schmerz gelindert. Vorgefallene Darmschlingen dürfen niemals in die Bauchhöhle zurückgestopft werden. Sie werden umpolstert und mit einem sterilen, fest sitzenden Verband so abgedeckt, daß gleichzeitig ein weiteres Austreten von Eingeweiden unmöglich ist. Es ist streng verboten, den Bauchverletzten trinken, essen oder rauchen zu lassen.
3.7 Verletzungen des Bewegungsapparates 3.7.1 Die Verstauchung eines Gelenkes liegt vor, wenn eine Gewalteinwirkung ein Gelenk zu sprengen versucht. Die Gelenkkapsel hält aber stand, das Gelenk bleibt in seinem natürlichen Zusammenhang. Die übermäßige Kapselspannung
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bewirkt eine Zerreißung kleiner Kapselblutgefäße (Bluterguß) oder eine Reizung der Schleimhaut (nicht blutiger Erguß). Durch die Blutung und den Erguß schwillt das Gelenk an, es wird schmerzhaft, und die Bewegungsmöglichkeit ist eingeschränkt.
Knochenbrüche Erste Hilfe: Man stellt das schmerzhafte, angeschwollene Gelenk ruhig und vermeidet Bewegungen, eine ärztliche Behandlung sollte angeschlossen werden. 3.7.2 Die Verrenkung eines Gelenkes besteht darin, daß die Gelenkkapsel zerrissen und der Gelenkkopf aus der Gelenkpfanne getreten ist. Die verrenkte Gliedmaße wird vom Verletzten unter Äußerung starker Schmerzen ängstlich ruhiggehalten. Das Gelenk ist infolge einer federnden Zwangshaltung gebrauchsunfähig. Jeder Bewegungsversuch steigert die Schmerzen, die zu einem Schock* führen. Ein einseitiger Bänderriß deutet sich im Bereich eines Gelenkes dadurch an, daß das Gelenk seine Festigkeit verliert und sich nach einer Seite aufklappen läßt. Eine Meniskus-Verletzung im Bereich des Kniegelenkes erkennt man neben hochgradiger Schmerzhaftigkeit und einer Anschwellung des Kniegelenkes gelegentlich daran, daß Teile des beschädigten Meniskus zwischen den Gelenkflächen des gebeugten Kniegelenkes eingeklemmt werden, so daß es nicht mehr gestreckt werden kann. Erste Hilfe: Ein verrenktes Gelenk wird in der vorgefundenen Stellung ruhiggestellt, gute Lagerung deutet sich dadurch an, daß die Schmerzen im verrenkten Gelenk geringer werden. Die Einrenkung wird immer durch einen Arzt vorgenommen. 3.7.3 Knochenbrüche werden durch Schlag, Sturz, Verdrehung oder Biegung oder auch durch bestimmte Knochenerkrankungen hervorgerufen. Einen Knochenbruch erkennt man an der abnormen Lage und Bewe-
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gungsunfähigkeit der gebrochenen Gliedmaße. Meist liegt ein starker lokaler Schmerz an der Bruchstelle vor. Wir unterscheiden den geschlossenen Knochenbruch, bei dem die umgebende Haut unverletzt ist, und den offenen Knochenbruch, bei dem die Bruchstelle durch eine Wunde Verbindung mit der Außenwelt erhalten hat und hohe Infektionsgefahr für den Knochen besteht. Bei offenen Knochenbrüchen sind oft Bruchenden oder Knochensplitter in der Wunde sichtbar. Erste Hilfe: Der Helfer darf die vermutlich gebrochenen Knochen niemals bewegen, um die abnorme Beweglichkeit in der Bruchstelle zu prüfen. Er leistet schon bei Verdacht auf Knochenbruch die Erste Hilfe in der Form, wie sie bei einem Knochenbruch durchgeführt wird. Besondere Vorsicht ist bei Bewußtlosen anzuwenden, da Hinweise des Verletzten auf die Gebrauchsunfähigkeit einer Gliedmaße fehlen. Die Wunden offener Knochenbrüche werden mit einem sterilen Verband bedeckt. Die Ruhigstellung der gebrochenen Gliedmaße durch Schienung beginnt erst dann, nachdem der Schock abgeklungen oder behandelt ist. 3.7.3.1 Für die Schienung verwendet man in der Ersten Hilfe biegsame und anpaßbare Drahtleiter(Gramer) -Schienen, Pahde-Schienen mit langen, bis unter die Achsel reichenden Holzstäben für Frakturen im Oberschen-kelHüftbereich, Thomas-Schienen oder Bergwacht-Schienen nach dem Prinzip der Streckschiene für Knochenbrüche an den unteren Extremitäten. - Weiterhin ist es möglich, mit anderem greifbarem Material wie z. B. Brettchen, schmale Bretter, Latten,
Verletzungen des Bewegungsapparates Ski, Skistöcken, Stöcken, starker Pappe eine Notschienung vorzunehmen. Beim Anlegen einer Schiene müssen zur Ruhigstellung der Verletzung die benachbarten Gelenke mit ruhiggestellt werden. Vorspringende Knochenstellen, wie z. B. die Knöchel, das Wadenbeinköpfchen, die Gelenkknorren am Ellbogen müssen gepolstert werden. Im Notfall reicht auch eine Schienung am benachbarten gesunden Körperteil aus. Die Befestigung der Schiene an der gebrochenen Gliedmaße mit Binden oder Tüchern wird nicht unmittelbar über dem Bruch angelegt und darf den Blutumlauf nicht behindern. Pneumatische Schienen, d. h. aufblasbare Plastikhüllen in Schienenform bewähren sich immer wieder aufs neue sehr gut. Zusammengefaltet beanspruchen sie wenig Platz. Der Ersthelfer sollte davon einen kompletten Satz z. B. im Auto bei sich haben. Die aufblasbaren Schienen führen eine schmerzarme Ruhigstellung herbei und verhindern durch den schonenden Druck auf den Frakturbereich weiteren Blutverlust aus Wunden und halten den Blutverlust um die Fraktur klein. Ein neues Hilfsmittel zur Ruhigstellung von Mehrfach- und Serienfrakturen ist die Vakuum-Matratze, die zunehmend von den Krankentransportund Rettungswagen mitgebracht wird. In der luftdichten Hülle dieser Matratze befinden sich Plastikkügelchen. In einer der beiden Tragestangen ist eine Vakuum-Pumpe eingebaut, mit der sich die Luft aus der Matratze nach dem Auflegen des Verletzten absaugen läßt. Wird die Luft aus der Matratze abgesaugt, so formt sie sich um den Körper des Verletzten und gewährleistet fast wie in einer Gipsform die si-
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chere Schienung und Lagerung während des Transportes. Schwerste Bruchverschiebungen mit starken Achsenknickungen rechtfertigen den Versuch, die gebrochene Extremität in eine normale anatomische Lage zu bringen, um eine Anspießung der Nerven, Gefäße oder der Haut zu vermeiden und um eine möglichst schmerzarme transportfähige Stellung herbeizuführen. Dazu genügt meist ein leichter bis mittelkräftiger Zug in der Längsrichtung der gebrochenen Gliedmaße. Auch offene Brüche können auf diese Weise ausgerichtet werden, meist verschwinden damit auch die aus der Wunde herausstehenden Frakturenden. Die damit erreichte Entlastung der Weichteile an der Bruchstelle ist höher zu bewerten, als die mögliche Gefahr der Verschleppung von Umweltkeimen in die Wunde. Diese Um-weltkeime sind meist relativ harmlos und nicht immer die Ursache für langdauernde Knocheneiterungen nach offenen Brüchen. Der Zug wird bis zur Anlage des sterilen Wundverbandes und bis zur Schienung aufrechterhalten. Am besten schiebt ein zweiter Helfer das gepolsterte Schienenmaterial unter und befestigt es. Muß ein Verletzter mit gebrochener Extremität angehoben werden, bevor die Gliedmaße geschient ist, darf niemals die Bruchstelle selbst ergriffen oder dieselbe beim Tragen an den eigenen Körper gedrückt werden. Die gebrochene Gliedmaße darf auch nicht schlaff herabhängen oder pendeln. Der Helfer übt während des Tragens an der gebrochenen Extremität einen leichten Zug aus. Damit werden das Durchspießen der Knochenbruchenden durch die Haut und unnötige Schmerzen vermieden. Gelegentlich sollte
Knochenbrüche man bedenken, daß nicht immer unbedingt eine kunstgerechte Schienung vorgenommen werden muß. Wenn z. B. ein Verletzter mit dem gesunden Arm seinen gebrochenen schmerzfrei und schonend halten kann, würde der Schienungsversuch nur unnötige neue Schmerzen hervorrufen. Die Knochenbrüche im einzelnen Wirbelbrüche entstehen durch direkte Gewalt auf die Wirbelsäule oder durch Stauchung der Halswirbelsäule bei einem Kopfsprung in zu flaches Wasser. Bei Wirbelbrüchen besteht immer die große Gefahr, daß gleichzeitig oder nachträglich das Rückenmark geschädigt wird. 3.7.3.2 Halswirbelbrüche: Neben einem Schmerz an der Bruchstelle gibt der Verletzte bei Druck auf das Rükkenmark durch den Bruch ein unangenehmes Kribbelgefühl in beiden Armen an. Hier besteht äußerste Lebensgefahr, weil durch geringste Bewegung das Halsmark völlig geschädigt werden kann. Dies bedeutet unter Umständen den sofortigen Tod oder eine hohe Querschnittslähmung. Erste Hilfe: Die Lagerung eines derartig Verletzten sollte möglichst unter der Anleitung eines Arztes erfolgen. Immer sind jedoch mehrere Helfer erforderlich. Dabei hält ein Helfer den Kopf des Verletzten in der vorgefundenen Lage mit größter Aufmerksamkeit. Drei weitere Helfer heben den Verletzten nach Art eines Gabelstaplers auf eine Trage. Der erste Helfer trägt den Kopf und folgt aufmerksam allen Bewegungen, so daß der Kopf des Verletzten seine Lage zum Körper nicht im geringsten ändert. Auf der Trage wird der Kopf des Verletzten durch Umpolsterung in der bisherigen Lage fixiert.
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Eine Lagerung und Fixierung auf der Vakuum-Matratze leistet hier beste Ruhigstellung. Während der vorsichtigen Fahrt ins Krankenhaus achtet ein begleitender Helfer darauf, daß der Kopf nicht bewegt wird. 3.7.3.3 Brust- und Lendenwirbelbrüche äußern sich durch Rückenschmerzen im Bereich der Bruchstelle. Der Verletzte kann sich nicht aufrichten. Eine Mitbeschädigung des Rückenmarkes liegt vor, wenn der Verletzte die Beine nicht mehr bewegen kann oder wenn Stuhl und Urin unwillkürlich abgehen. Erste Hilfe: Der Verletzte wird auf einer glatten, harten Unterlage in Rükkenlage gelagert. Die Nacken- und Lendengegend wird durch flache Unterlagen gepolstert. Seitenlage wird nur angewandt, wenn gleichzeitig Erbrechen oder Blutungen aus dem Mund vorliegen. Besteht Verdacht auf Wirbelsäulenverletzungen beim Auffinden eines Verletzten in Bauchlage, bleibt die Bauchlage erhalten. Den Verletzten in diesem Fall nicht umdrehen. Der Verletzte wird vorsichtig durch wenigstens drei Helfer »steif wie ein Brett« auf eine harte Trage gelegt. Auch hier ist es günstig, wenn eine Vakuum-Matratze zur Verfügung steht. Der Transport im Krankenwagen soll vorsichtig und langsam durchgeführt werden. 3.7.3.4 Steißbeinbrüche gehen mit starken Schmerzen im Gesäß einher. Auch hier werden Wirbelsäulen- und Beinbewegungen vom Verletzten gemieden. Erste Hilfe: Es erfolgt vorsichtiger, liegender Transport ins Krankenhaus.
Verletzungen des Bewegungsapparates 3.7.3.5 Beckenbrüche werden durch größere Gewalteinwirkungen hervorgerufen. Meist besteht ein schwerer Verletzungszustand mit Schmerzen im Unterbauch, und es entwickelt sich ein Schock. Entleert der Verletzte blutigen Urin, muß eine gleichzeitige Harnröhren- oder Harnblasenverletzung angenommen werden. Erste Hilfe: Der Verletzte wird vorsichtig auf eine Trage gelegt, unter die Kniekehlen schiebt man ein Polster, um die Muskelansätze am Becken zu entspannen. Die Beine kann man lokker so zusammenbinden, daß die Knie nicht nach außen kippen. Bei Lagerung auf einer VakuumMatratze läßt sich die beste schmerzfreie Lagerung erreichen. 3.7.3.6 Rippenbrüche werden durch grobe Gewalteinwirkung auf den Brustkorb verursacht. Es kommt zu heftigen Schmerzen beim Atmen und zu Atemnot. Spießen Rippenbrüche die Lunge an, tritt hellroter, schaumiger Auswurf auf, oder die Lunge sinkt sogar zusammen. Erste Hilfe: Man lagert den Verletzten mit erhöhtem Oberkörper und öffnet beengende Kleidung. Der Transport ins Krankenhaus wird vorsichtig vorgenommen. 3.7.3.7 Der Schlüsselbeinbruch entsteht durch direkte Gewalteinwirkung auf das Schlüsselbein oder durch Sturz auf den vorgestreckten Arm. Meist besteht eine mehr oder weniger deutliche Stufenbildung mit Schmerzhaftigkeit am Schlüsselbein. Der betreffende zugehörige Arm kann nicht kraftvoll gehoben werden. Erste Hilfe: Die Ruhigstellung erfolgt durch ein Armtragetuch oder eine große Trageschlinge, die um den Hals und das Handgelenk der betroffenen
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Seite geführt wird. Dabei wird der Oberarm an den Oberkörper angelegt und der Ellbogen rechtwinklig gebeugt gehalten. 3.7.3.8 Schultergelenkbrüche und Oberarmbrüche bedingen oft neben der Gebrauchsunfähigkeit eine winklige Abknickung des Oberarms. Der Verletzte hält den gebrochenen Arm ängstlich fest und vermeidet jede Armbewegung. Erste Hilfe: Die Ruhigstellung des gebrochenen Armes wird durch eine große Arm trageschlinge bzw. durch ein Dreiecktuch vorgenommen (Abb. 3.7-1-4). Falls vorhanden, legt man eine Schiene von der Schulter bis zu den Fingerspitzen bei rechtwinklig gebeugtem Ellbogen an. Diese Schiene wird mit einer Binde oder mit einigen »Krawatten« befestigt (Abb. 3.7-5). Steht ein längerer Transport bevor,
Abb. 3.7-1
Armtrageschlinge.
Knochenbrüche
Abb. 3.7-4
Abb. 3.7-2-4 Anlegen eines Dreiecktuches als Armtragetuch.
wird der Oberarm zusätzlich am Brustkorb angewickelt (Abb. 3.7-6). 3.7.3.9 Der Ellbogenbruch geht mit Schmerz und Schwellung im Bereich des Ellbogengelenkes einher. Der Verletzte vermeidet ängstlich jede Bewegung im Ellbogengelenk. Erste Hilfe: Die Ruhigstellung erfolgt wie beim Oberarmbruch.
Abb. 3.7-3
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3.7.3.10 Unterarmbruch bedeutet im eigentlichen medizinischen Sinn, daß beide Unterarmknochen gebrochen sind. In der Ersten Hilfe bezeichnet man jedoch jeden Knochenbruch zwischen Ellbogen- und Handgelenk als Unterarmbruch, auch wenn nur einer der beiden Knochen gebrochen ist. Die Unterarmbruch-Stelle zeigt meistens einen deutlichen Knick und eine stärkere Anschwellung. Der Arm wird ruhiggehalten und jede Bewegung vermieden.
Verletzungen des Bewegungsapparates
Abb. 3.7-5 schlinge.
Armschiene
und
Armtrage-
Abb. 3.7-6 Armschiene, Armtragesc und Fixierung des Oberarmes am Brustk
Erste Hilfe: Die Ruhigstellung erfolgt durch eine Schiene von der Schulter bis zu den Fingerspitzen. Den Unterarm lagert man auf der Schiene so, daß die Hohlhand bei rechtwinklig gebeugtem Ellbogen zur Brust zeigt. Die Schiene wird locker angewickelt oder durch »Krawatten« befestigt. Schließlich wird eine Armtrageschlinge angelegt.
3.7.3.11 Handgelenksnahe Brüche zeichnen sich oft durch eine bajonettartige Knickstellung und starke Schwellung im Bereich des Handgelenks aus. Der Verletzte hält seinen gebrochenen Gliedmaßenabschnitt meistens fest und vermeidet Hand - und Fingerbewegungen. Erste Hilfe: Man legt eine Schiene vom Ellbogen bis etwas über die Fingerspitzen an, die Schiene wird fest gewickelt und der im Ellbogen rechtwinklig gebeugte Unterarm durch eine Armtrageschlinge oder durch einen
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Abb. 3.7-7 Ruhigstellung des Unter durch Schiene und Tragevorrichtung mit eines hochgesteckten Jackenzipfels.
Knochenbrüche hochgesteckten Jackenzipfel gehalten (Abb. 3.7-7). 3.7.3.12 Mittelhand- und Fingerbrüche sind an der abnormen Stellung im Bereich des gebrochenen Knochens und an der Schwellung erkennbar. Der Verunfallte hält die verletzte Hand mit der gesunden fest und vermeidet Handund Fingerbewegungen auf der verletzten Seite. Erste Hilfe: Die Ruhigstellung erfolgt durch eine Schiene, die von den Fingerspitzen bis zum Ellbogen reicht, oder durch einen einfachen Handoder Fingerverband. Die Schiene wird zusätzlich durch eine Armtrageschlinge oder den hochgesteckten Jak-kenzipfel oder durch ein Dreiecktuch gehalten. Im Notfall genügen ein Handverband und ein Tragetuch. -Einzelne Finger werden im Rahmen der Ersten Hilfe nicht geschient.
Abb. 3.7-8a-c
3.7.3.13 Der Oberschenkelhalsbruch tritt häufig bei alten Menschen auf, die aus geringfügiger Ursache stürzen. Nach dem Sturz bleibt der Fuß der verletzten Seite auffallend nach außen gekippt. Dem Verunglückten ist es unmöglich, auf dem schmerzhaften Bein zu stehen. Häufig wird über starke ausstrahlende Schmerzen in das Kniegelenk der betroffenen Seite geklagt. Erste Hilfe: Man lagert die verunglückte Person flach auf den Rücken und achtet darauf, daß durch Polsterung seitlich neben dem Fuß während des Transportes möglichst wenig schmerzhafte Bewegungen des Beines verursacht werden. 3.7.3.14 Oberschenkelbrüche erkennt man an den starken Formveränderungen durch auffallende Verkürzung, Abknickung oder Verdrehung des Oberschenkels bzw. des Beines
Schienung eines Oberschenkel- oder Hüftgelenkbruches.
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Verletzungen des Bewegungsapparates seitlich auf der Schiene liegen. Steht kein Schienungsmaterial zur Verfügung, werden beide Beine zusammengebunden, nachdem zuvor die gegeneinander gerichteten Knöchel und Oberschenkelknorren gepolstert wurden (Abb. 3.7-8d).
Polster
Abb. 3.7-8d Schienung des verletzten Beines am gesunden Bein. Polsterung der Knöchel und Oberschenkelknorren.
und an der vollkommenen Gebrauchsunfähigkeit. Erste Hilfe: Unter mäßigem Zug am verletzten Bein bringt man den Verletzten auf eine Trage, als Notbehelf erfolgt eine Ruhigstellung möglichst mit 3 Schienen aus nicht biegsamem Material (Abb. 3.7-8a-c). Die erste Schiene reicht von der Zehenspitze oder Hacke bis zum Gesäß. Die zweite Schiene wird vom Fußaußenrand bis zur Achselhöhle anuelegt, die dritte Schiene verläuft \ o m Fußinnenrand bis zum Damm. Voi stehende Knochenabschnitte wie die Knöchel und Oberschenkelknorren sowie der Beckenkamm werden vorher gepolstert. Die Schienen werden mit 7 Krawatten befestigt, wobei die Knoten
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3.7.3.15 Kniegelenkbrüche werden durch den Ersthelfer wie ein Oberschenkelbruch versorgt. Am Unfallort ist es meist nicht erkennbar, ob ein Kniescheibenbruch, Kniebänderriß, Meniskusriß oder ein Knochenbruch vorliegt. Deshalb wird das Kniegelenk in der vorgefundenen Haltung ruhiggestellt. Besteht keine auffällig abnorme Haltung, erfolgt die Schienung wie beim Oberschenkelbruch.
3.7.3.16 Der Unterschenkelbruch weist Formveränderungen durch Schwellung, Knickbildung oder unnatürliche Haltung des körperfernen Gliedmaßenabschnittes auf. Es bestehen starker Schmerz und völliges Bewegungsunvermögen, oft umklammert der Verletzte mit beiden Händen den gebrochenen Unterschenkel. Erste Hilfe: Der gebrochene Unterschenkel wird durch eine aufblasbare Schiene, durch Drahtleiter- oder Behelfsschienen ruhiggestellt. Wenn möglich, legt man 2 Schienen an, die erste von den Zehenspitzen bis zum Gesäß, die zweite vom Fußaußenrand bis zur Hüftgegend. Die Schienen oder Behelfsschienen werden mit 4-5 Krawatten o. ä. befestigt. Die Knoten sollen seitlich auf der Schiene liegen (Abb. 3.7-9a u. b). 3.7.3.17 Knöchelbrüche weisen eine sehr starke Schwellung im Bereich der Knöchel auf. Am Unfallort ist oft nicht zu unterscheiden, ob nur eine Verstauchung, Verrenkung oder ein Bruch
Knochenbrüche
Abb. 3.7-9a und b
Abb. 3.7-10
Unterschenkelschienung.
Ruhigstellung der Knöchelgegend mit Hilfe einer gerollten Decke.
vorliegt. Meist liegt eine Kombination von Verrenkung und Bruch vor. Deshalb sollte der Ersthelfer immer einen Bruch annehmen und entsprechend handeln. Erste Hilfe: Das Schuh werk wird geöffnet, gelockert, evtl. ausgezogen. Die Ruhigstellung erfolgt auf einer Schiene, die von den Zehenspitzen bis zur Kniekehle reicht. Wenn möglich, sind noch seitlich Schienen von der Fußsohle bis handbreit unter die Kniekehle anzulegen. Auch hier haben sich die aufblasbaren Plastikschienen sehr gut bewährt. Wenn nichts anderes vorhanden ist, genügt auch eine festgerollte Decke, die U-förmig um den Fuß und die
Knöchel gelegt und fixiert wird (Abb. 3.7-10). 3.7.3.18 Fuß- und Zehenbrüche verursachen starke Schmerzen beim Gehversuch. Im Bereich der Bruchstelle besteht eine Schwellung. Erste Hilfe: Wenn möglich, sollte der Schuh als Schienung belassen werden. Liegen allerdings gleichzeitig Wunden oder sehr starke Schwellungen vor, wird der Schuh entfernt und ein Fuß- oder Zehenverband angelegt, oder der Fuß wird auf einer rechtwinklig gebogenen Schiene ruhiggestellt. Die Schiene wird mit 3-4 Krawatten oder ähnlichem Material am Unterschenkel und Fuß fixiert.
3.8 Hitzeschäden Verbrennungen werden durch Einwirkung von Feuer, von heißen oder glühenden Gegenständen, durch heiße Flüssigkeit oder Dampf oder durch Strahlung (Sonnenlicht, ultraviolettes Licht) hervorgerufen. Je nach der Tiefe der Verbrennung werden unterschieden:
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Verbrennungen 1. Grades - Hautrötung Verbrennungen 2. Grades - Hautrötung mit Blasenbildung Verbrennungen 3. Grades - Tiefgehende Zerstörung, Verkochung, Verkohlung des Gewebes.
Hitzeschäden 3.8.1 Verbrennungen 1. Grades Das beste Beispiel für eine Verbrennung 1. Grades ist der Sonnenbrand. Es kommt zu einer schmerzhaften Hautrötung, die unter Abschälen der Haut nach 8-10 Tagen abheilt. Großflächige Verbrennungen 1. Grades stören das Allgemeinbefinden und bedingen starke Schmerzen. Erste Hilfe: Eine geringfügige Ausdehnung einer Verbrennung 1. Grades braucht keine besondere Erste Hilfe. Man kann die schmerzhafte Haut einpudern oder mit entzündungshemmenden Salben einreiben (Ausnahme von der Regel des Behandlungsverbotes!). Gegebenenfalls soll ein Arzt zu Rate gezogen werden. 3.8.2 Verbrennungen 2. Grades Bei der Verbrennung 2. Grades kommt es innerhalb von 15-20 Minuten nach Einwirkung der Hitzeschädigung zur Blasenbildung, die zunächst nicht überall gleichmäßig in den zweitgradig verbrannten Abschnitten aufzutreten braucht. Erste Hilfe: Auf die verbrannten Körperabschnitte wird ein trockener steriler Verband aufgelegt. Notfalls genügen frisch gewaschene und gebügelte Hand- oder Bett-Tücher. Der Verband wird sehr locker angelegt. Auf keinen Fall werden die Brandblasen eröffnet, sie bleiben unberührt. Es ist streng verboten, Puder, öl, Salben oder Mehl oder sonstige Hausmittel auf die verbrannten Körperabschnitte zu bringen. Die Behandlung hat durch den Arzt stattzufinden. 3.8.3 Verbrennungen 3. Grades Hier liegt ein schwerer, meist flächenhafter Verletzungszustand vor. Flächenhafte Verbrennungen entstehen, wenn die Kleider eines Menschen brennen oder eine leicht entzündliche
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Flüssigkeit, mit der ein Mensch übergössen ist (z. B. Benzin u. ä.), in Brand gerät. Menschen, deren Haare oder Kleider brennen, laufen meist schreiend davon. 3.8.4 Erste Hilfe: Den Brennenden aufhalten, zu Boden werfen und rollen, die brennenden Kleidungsstücke soll man, wenn möglich, herunterreißen. Die Flammen werden durch Abdecken mit einem Teppich oder mit einer Decke erstickt (Wolldecke, kein Chemiefasergewebe!) oder mit Wasser gelöscht. Feuerlöscher dürfen im allgemeinen nicht auf brennende Menschen gerichtet werden. Es sei denn, der Ersthelfer überzeugt sich davon, daß er mit Sicherheit einen Pulver-Löscher oder K-Löscher vor sich hat. Wenn durch den Einsatz dieser Feuerlöscher ein Mensch von der Gefahr des Verbrennens gerettet wurde, so stehen möglich werdende Nebenwirkungen auf den menschlichen Organismus in keinem Verhältnis zur erfolgreichen Lebensrettung. Allerdings dürfen Pulver-Feuerlöscher nicht aufs Gesicht gerichtet werden. Nach der Benutzung eines K-Löschers muß gut gelüftet werden, da sonst eine Vergiftung durch Kohlendioxydeinatmung möglich ist. Verbrannte Kleidungsreste werden notfalls ausgeschnitten und von der Haut entfernt. Man konnte nachweisen, daß es durch diese Maßnahme gelingt, die Brandtemperatur in der Haut schneller zu senken und damit die Hitzezerstörung des Gewebes so rasch wie möglich zu beenden. Auf der Haut klebende, vor allem Kunststoff-Kleidung wird nicht entfernt. Auch öle, Fette, Teer, Bitumen oder Asphalt werden, wenn sie heiß oder brennend unmittelbar auf die Haut gelangt sind, nicht entfernt.
Erste Hilfe bei Verbrennungen Wenn man die verbrannte Kleidung entfernt hat, empfiehlt es sich, den verbrannten Körperabschnitt zur Abkühlung mit reichlich kaltem, sauberem Wasser 10-15 Minuten lang zu übergießen. Diese Maßnahme sollte innerhalb der ersten 30 Minuten nach der Verbrennung einsetzen. Wenn sofort nach der Verbrennung mit der Abkühlung begonnen werden kann, kann diese Behandlung auch bei großflächigen Verbrennungen durchgeführt werden. Danach werden die Brandwunden mit einem keimfreien Verband bedeckt. Durch das Übergießen der verbrannten Körperpartien mit kaltem Wasser läßt sich schnell eine Schmerzlinderung herbeiführen. Außerdem werden gefährliche sekundäre Schäden, die bei jeder Verbrennung auftreten, aufgehalten. Der weiteren Freisetzung von Giftstoffen aus dem verbrannten Gewebe (»Nachbrennen«), der weiter andauernden Zellzerstörung, der Schwellungsneigung und Einschränkung der Blutversorgung des geschädigten Gewebsbezirkes wird Einhalt geboten. Außerdem verzögert und verkürzt diese Kaltwasser-Übergießung das Schockstadium; sie verhindert weitgehend die Umwandlung einer zweitgradigen in eine drittgradige Brandwunde, und sie hat auf die Wundheilung, Infektionsgefährdung und Sterberate einen günstigen Einfluß. Der Verbrannte wird mit Brandwunden-Verbandtüchern oder mit sauberen Hand- oder Bett-Tüchern ohne jeglichen Zusatz von Puder oder Salben bedeckt. Schnellster, schonender Transport in eine Klinik ist notwendig. Ist kein keimfreies Verbandmaterial oder keimarmes BehelfsverbandMaterial vorhanden, muß die Brandwunde offen bleiben.
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Eine großflächige Verbrennung wird immer von einer gefährlichen Verbrennungskrankheit begleitet. Darunter faßt man alle durch die Verbrennung entstehenden Einwirkungen auf den Organismus zusammen. Die Schwere der Verbrennungskrankheit steigt mit der Größe der Verbrennungsfläche. Deshalb hat man zur Abschätzung der Ausdehnung einer Verbrennung die sog. Neunerregel aufgestellt, mit der die verbrannte Fläche in Prozent der Körperoberfläche abgeschätzt wird (Abb. 3.8-1). Eine vereinfachte Möglichkeit zur Abschätzung der Verbrennungsfläche geht davon aus, daß die gesamte Handinnenfläche eines Menschen etwa l % seiner Körperoberfläche ausmacht. Das bedeutet, daß man sich die Handinnenfläche des Verbrannten so
Kopf 9% Hals 1%
Jedes Bem
Abb. 3.8-1
Neuner-Regel.
Hitzeschäden oft auf dessen verbrannte Hautabschnitte gelegt denkt, bis diese ganz bedeckt wären. Paßt also die Handinnenflache eines Verbrannten 15mal auf dessen verbrannte Haut, so liegt eine Verbrennungsfläche von 15 % vor. Bei jeder ausgedehnten Verbrennung, beim Erwachsenen ab 15% der Körperoberfläche, bei Kindern ab 10% der Körperoberfläche, kommt es infolge von Flüssigkeitsverschiebungen und Flüssigkeitsverlust durch die Brandblasen zu einem lebensgefährlichen Schockzustand. Um diese lebensbedrohliche Verschlimmerung der lokalen Schädigung aufzuhalten, darf der gut ausgebildete Laienhelfer folgende Maßnahme durchführen, wenn bei großflächigen Verbrennungen vorauszusehen ist, daß ärztliche Hilfe für intravenöse Flüssigkeitszufuhr am Unfallort nicht zu erreichen ist und daß bis zur Aufnahme in eine Klinik mehr als 5 Minuten vergehen: Vor dem Eintritt des Schocks werden Flüssigkeiten, die durch den Mund aufgenommen werden, schnell über den Dünndarm aufgesaugt. Sie wirken sich deshalb als Schockvorbeugung günstig aus. Man versetzt l Liter Flüssigkeit mit einem Teelöffel Kochsalz (ca. 3 Gramm) und gibt dem Verbrennungsverletzten 500-700-1000 cm3 = ml dieser schwachen Salzlösung zu trinken. Infolge der Flüssigkeitsverluste und -Verschiebungen klagt der Verbrannte zunehmend über Durst. Tee oder Wasser allein, d. h. ohne Salz, darf man wegen der Gefahr einer Überflutung des Blutes mit salzlosem Wasser (Wasservergiftung) nicht geben. Eine Flüssigkeitszufuhr durch den Mund ist natürlich nicht erlaubt, wenn zusätzliche Verletzungen im MagenDarm-Bereich angenommen werden
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müssen oder wenn der Verletzte infolge eines bereits eingetretenen Schocks bewußtlos ist oder erbricht. Ärztliche Hilfe am Unfallort bei ausgedehnten Verbrennungen ist wünschenswert. Durch intravenöse Schock- und Schmerzbekämpfung kann die gefährliche Verbrennungskrankheit aufgeschoben werden. Danach soll schneller, vorsichtiger Transport ins Krankenhaus erfolgen, um so rasch wie möglich eine gezielte Intensivbehandlung beginnen zu können. 3.8.5 Der Sonnenstich tritt ein, wenn längere Zeit Sonnenstrahlen auf den unbedeckten Kopf und Nacken einwirken. Es kommt durch lokale Überwärmung zur Reizung der Hirnhäute mit Kopfschmerzen, Schwindel und Nackensteifigkeit. Der Betroffene kann bewußtlos werden. Erste Hilfe: Die Maßnahmen der Ersten Hilfe werden wie beim Hitzschlag durchgeführt, besonders sind aber Kopf, Stirn und Nacken zu kühlen. 3.8.6 Hitzeerschöpfung Wenn bei großer Hitze durch Schweiß reichlich Wasser und Kochsalz verloren werden und gleichzeitig körperlich gearbeitet und ungeeignete Kleidung getragen wird, kann es leicht zur Hitzeerschöpfung kommen. Die Anzeichen sind hochgradige Schwäche mit auffallender Blässe, Frösteln mit kaltem Schweißausbruch, schneller und schwacher Puls. Die Körpertemperatur ist regelrecht. Ohne Hilfe entwickelt sich bald eine Bewußtlosigkeit. Erste Hilfe: Der an Hitzeerschöpfung Leidende wird im Schatten gelagert und von zu enger Kleidung befreit. Bei Anzeichen von Frösteln deckt man den Betroffenen zu und bringt ihn in
Erste Hilfe bei Erfrierungen Seitenlagerung. Ist das Bewußtsein ungestört, gibt man zum Ersatz der Flüssigkeit und der Kochsalzverluste salziges Wasser zu trinken. Dabei verrührt man l Teelöffel Salz auf l Liter Wasser. Bei Bewußtlosigkeit muß die Zufuhr von salzigem Wasser natürlich unterbleiben. Bei Atemstillstand wird sofort mit der Atemspende begonnen. Es ist darauf zu achten, daß nach Erholung unbedingt erneute körperliche Anstrengungen vermieden werden. 3.8.7 Der Hitzschlag entspricht einem allgemeinen Hitzeschaden. Ist die Luft stark mit Feuchtigkeit gesättigt und bestehen nur geringe Luftbewegungen bei gleichzeitig hoher Umgebungstemperatur, kann der Organismus keine Wärme mehr abgeben. Diese Wärmeabgabe erfolgt sonst durch Schweißverdunstung und Abstrahlung. Infolge der Erhöhung der Körpertemperatur bis auf 40°-43° Celsius treten Hirnschwellung und Bewußtlo-
sigkeit auf. Der Kopf ist hochrot, die Haut trocken und heiß. Wird diese plötzlich grau-blau, wird das Gesicht blaß und der Puls kaum fühlbar, besteht ein Schock mit Lebensgefahr. Erste Hilfe: Man bringt den am Hitzschlag Leidenden in den Schatten, lagert Kopf und Oberkörper hoch, dreht einen Bewußtlosen in Seitenlage, entfernt die Kleidung soweit wie möglich und versucht, durch Luftfächeln und durch Besprengen mit Wasser eine Abkühlung herbeizuführen. Bei Atemstillstand wird unverzüglich mit der Atemspende begonnen. - Nach der Wiederkehr des Bewußtseins muß man weiteres Liegen erzwingen. Die Körpertemperatur wird fortlaufend rektal gemessen. Wegen der Möglichkeit des Erbrechens ist Vorsicht beim Trinken geboten, man sollte nur gekühlte Flüssigkeiten in kleinen Schlucken reichen. Vorsichtiger Transport in Seitenlage zur Vorstellung beim Arzt ist ratsam.
3.9 Kälteschäden Kälteschäden sind dadurch bedingt, daß durch Entzug von Wärme lokale (Erfrierungen) oder allgemeine (Unterkühlung) Wirkungen auftreten. 3.9.1 Erfrierungen 1. Grades zeigen sich in einer vorübergehenden Rötung und Schwellung der Haut mit Schmerzempfindung. Erste Hilfe: Bei der Erfrierung 1. Grades empfiehlt es sich, den betroffenen Körperabschnitt z. B. im warmen Wasser zu erwärmen. 3.9.2 Erfrierungen 2. Grades färben die Haut blau-rot. Es kommt zu starker Schwellung mit Blasenbildung und heftigen Schmerzen.
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Erste Hilfe: Diese veränderten Körperabschnitte werden mit einer sterilen Bedeckung versehen, gepolstert und, wenn nötig, geschient. Nach dem Transport ins Krankenhaus wird dort die weitere Behandlung übernommen. 3.9.3 Erfrierungen 3. Grades zeichnen sich durch zunehmende Blau- und Schwarzverfärbung der befallenen Körperabschnitte aus, die Farbänderung ist Ausdruck des eingetretenen Gewebetodes. Es besteht Gefühllosigkeit der abgefrorenen Körperteile. 3.9.4 Erste Hilfe: Es wird ein steriler Verband aufgelegt und ein schneller Transport ins Krankenhaus veranlaßt.
Kälteschäden Eigene Wiedererwärmungsversuche am Unfallort oder zu Hause sollten unterbleiben. Sie sind nur in Notfällen, in denen erfahrene ärztliche Hilfe nicht zu erreichen ist, durchzuführen. Es gelten folgende Grundsätze: Zunächst muß der gesamte Körper rasch erwärmt werden. Dazu werden kräftige Bewegungsübungen soweit wie möglich durchgeführt oder vorgewärmte Decken, Wärmflaschen oder ein heißes Bad vorbereitet. Die erfrorenen Extremitätenabschnitte werden dabei kalt gehalten, d. h. außerhalb des Bades oder der anderen Erwärmungsmaßnahmen. Nach der Erwärmung des Körpers werden die erfrorenen Gliedmaßenabschnitte langsam durch heiße, feuchte Umschläge, die millimeterweise langsam in Richtung auf das Gliedmaßenende weitergeschoben werden, aufgetaut. Die Wiedererwärmung in dieser Art dauert oft viele Stunden. Ist es nicht möglich, in der beschriebenen Weise infolge besonderer Umstände (weit abseits gelegene Berghütte u. ä.) vorzugehen, so muß als Notbehelf möglichst schnell der gesamte Körper wiedererwärmt werden. Die einsetzende Blutzirkulation muß dann das erfrorene Gewebe, soweit es noch möglich ist, wieder aufwärmen. Verboten sind das Reiben der erfrorenen Gliedmaßenabschnitte mit Schnee oder das alleinige sofortige rasche örtliche Auftauen in heißem Wasser oder am Feuer, ohne für eine Gesamterwärmung des Körpers zu sorgen. 3.9.5 Die Unterkühlung des gesamten Körpers wird durch Absinken der Körpertemperatur unter normale Werte hervorgerufen. Dieser Zustand ist äußerst gefährlich und kann durch feuchte Kälte und Windabkühlung bereits bei Temperaturen über dem Null-
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punkt herbeigeführt werden. Wasser entzieht dem Körper die Wärme ca. 25mal schneller als die Luft. So kommt es insbesondere bei Seenotunfällen besonders schnell zu Unterkühlungen. Bei einer Wassertemperatur von 5° Celsius überlebt ein Mensch nur ca. 1V2 Stunden. Auch intensive Schwimmbewegungen, bei denen über die Muskelarbeit Wärme erzeugt wird, können die Auskühlung nicht verzögern, im Gegenteil, die Auskühlung wird beschleunigt. Bei der Muskelarbeit wird nämlich gleichzeitig die Haut stärker durchblutet und damit die Wärmeabgabe noch vergrößert. Daraus ergibt sich die Tatsache, daß beim Sprung ins kalte Wasser möglichst dicke Bekleidungsstücke übergezogen werden sollen, wodurch sich die Überlebenschancen beträchtlich erhöhen. Bei der Unterkühlung kommt es zunächst zu Kälteschmerzen, dann zu einer zunehmenden Kältestarre der Muskulatur mit Empfindungslosigkeit. Allmählich wird der Unterkühlte teilnahmslos, und die fortschreitende Unterkühlung bedingt eine unüberwindliche Schlafsucht. Puls und Atmung verlangsamen sich, schließlich wird der Unterkühlte bewußtlos. Diesen Zustand nach der Bergung aus Schneemassen oder aus kaltem Wasser bezeichnet man vielfach auch als Scheintod. Sinkt die Körpertemperatur unter 27-25° Celsius ab, tritt der Tod durch Herz- und Atemstillstand ein. 3.9.6 Erste Hilfe: Unterkühlte müssen grundsätzlich möglichst rasch wiedererwärmt werden, das sollte, wenn möglich, unter Aufsicht eines Arztes stattfinden. Durch ein heißes Vollbad von 42° und eine warme Traubenzukker-Infusion wird die Körpertemperatur angehoben. Die Aufsicht durch einen Arzt ist deshalb nötig, weil es beim
Erste Hilfe bei Unterkühlung Wiedererwärmen zu einem plötzlichen Kreislaufversagen kommen kann. Ist ein Arzt nicht erreichbar, läßt man zunächst die Gliedmaßen des Unterkühlten aus der Badewanne heraus und erwärmt nur den Rumpf. Dann werden die einzelnen Gliedmaßen nacheinander ins Wasser gebracht. Wenn die angeführten Maßnahmen nicht durchführbar sind, muß im Notfall der Unterkühlte auf jeden Fall ausgezogen und mit neuer, trockener Kleidung versehen werden. Liegt die Körpertemperatur noch über 35° Celsius, kann man den Unterkühlten in einem (z. B. mit Wärmflaschen) vorgewärmten Bett rasch aufwärmen und muß ihn dabei ständig beobachten. Atem- und Kreislaufstörungen sind möglich. Bei Atem- oder Herzstillstand werden Wiederbelebungsversuche sofort begonnen. Nach der Rückkehr des Bewußtseins wird warmer, stark gesüßter Tee, niemals Alkohol verabreicht. Anschließend sollte ärztliche Behandlung erfolgen. Der sog. Bergungstod Unterkühlter tritt dann ein, wenn bei ungenügenden Anwärmversuchen oder bei selbsttätiger Fortbewegung die Haut- und
Gliedmaßendurchblutung so weit in Gang kommt, daß kaltes Blut von der Körperoberfläche in das Körperinnere gelangt. Dadurch wird nun der Körperkern rasch abgekühlt, und Tod durch Atem- und Herzstillstand ist möglich. Als Eigenhilfe versucht der Körper nämlich solange wie möglich die Kerntemperatur durch Ausschaltung der peripheren Blutzirkulation hochzuhalten. Wenn man nun den Unterkühlten anwärmt, muß das so kräftig erfolgen, daß das zum Körperinnern fließende Blut bereits aufgewärmt ist, also nicht Kälte, sondern Wärme mitbringt. Diese Forderung läßt sich am besten durch ein heißes Vollbad unter ärztlicher Aufsicht erfüllen. Ist dies nicht möglich, so sollte ein rascher Transport in kaltem Transportmittel an einen Ort mit entsprechender Bademöglichkeit durchgeführt werden. Deshalb sind unvollkommene Anwärmversuche oder selbsttätige Fortbewegung des Unterkühlten auf jeden Fall zu unterlassen. Unterkühlte müssen transportiert werden, damit sie nicht, wie oben beschrieben, den akuten Bergungstod erleiden.
3.10 Chemische Verletzungen Durch Einwirkungen von Säuren, Laugen oder anderen chemischen Mitteln auf Haut, Schleimhaut oder tiefere Gewebe des Körpers entstehen Verätzungen. Erste Hilfe: Verätzungen der Haut und Augen werden sofort und minutenlang mit reichlich sauberem Wasser abgespült. Am Auge muß man dabei das Ober- und Unterlid abheben, um durch langes Spülen alle Chemikalienreste entfernen zu können. Dabei darf die abfließende Spülflüssigkeit nicht
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Abb. 3.10-1
Augenspülung bei Verätzungen.
Verletzungen und Schädigungen durch den elektrischen Strom mit dem unverletzten Auge in Berührung kommen (Abb. 3.10-1). - Chemikaliendurchtränkte Kleidung wird entfernt. Dann legt man einen triefnassen, keimfreien Verband auf die geschädigten Hautabschnitte und bringt den Verletzten sofort zum Arzt oder in die Klinik. Bei Verätzungen des Verdauungskanals mit Säuren gibt man reichlich Wasser oder Milch zu trinken. Wenn vorhanden, läßt man eine Aufschwemmung von gebrannter Magnesia trinken. Bei Verätzungen des Verdauungskanals mit Laugen soll Wasser, Milch oder stark verdünnter Speiseessig zu trinken gegeben werden. Erbrechen soll möglichst nicht herbeigeführt wer-
den, da die schwer veränderten und zerstörten Schleimhäute der Speiseröhre und des Magens durch das Erbrechen aufgerissen werden könnten. Man sollte keine Zeit mit der Herstellung neutralisierender Flüssigkeiten verlieren, am schnellsten steht Wasser zum Trinken zur Verfügung. Damit werden die schädlichen Chemi-kalien verdünnt. Alle Verätzungsverletzten müssen umgehend und dringend ins Krankenhaus gebracht werden. Der umsichtige Ersthelfer gibt die Reste des chemischen Mittels zur Untersuchung ins Krankenhaus mit, damit dort gegebenenfalls eine gezielte Behandlung erleichtert wird.
3.11 Verletzungen und Schädigungen durch den elektrischen Strom Die Schwere des Elektroschadens wird bestimmt durch die Spannung (Niederspannung bis 1000 Volt, Hochspannung über 1000 Volt), durch die Frequenz (wobei unser Haushaltsstrom mit 50 Hz besonders gefährlich ist), durch die Stärke des Stromes und die Dauer des Stromflusses, sowie durch den Weg, den der Strom durch den Körper nimmt, und durch die Leitfähigkeit der Umgebung. Wasser leitet den Strom sehr gut. Deshalb nie in der Badewanne elektrische Geräte verwenden! Die Stromeinwirkung kann Herzkammerflimmern oder einen Herzstillstand mit sofortiger Bewußtlosigkeit und Atemstillstand verursachen. Der Strom kann auch Muskelkrämpfe hervorrufen, die unter anderem bedingen, daß der Betroffene nicht mehr in der Lage ist, die stromführende Leitung infolge Muskelkrampfes loszulassen. Unter Umstän-
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den wird der Betroffene aber durch einen Krampf der großen Körpermuskeln vom Stromleiter weggeschleudert. Beim Stromdurchfluß treten auch lokale oder ausgedehnte elektrische Verbrennungen auf. Erste Hilfe: Die Hauptaufgabe des Ersthelfers besteht bei elektrischen Unfällen darin, den Verunglückten so rasch wie möglich aus dem Stromkreis zu bringen. 3.11.1 Bei Unfällen mit Stromleitungen bis 250 Volt (NiederspannungsHaushaltsstrom) muß man mit der nötigen Vorsicht versuchen, den Strom auszuschalten (Schalter ausschalten, Stecker herausziehen, Sicherung herausdrehen) und gegen Wiedereinschalten abzusichern. Gelingt das nicht, muß man den Verunglückten ohne Ausschalten des Stromes vom Stromleiter wegziehen. Dazu muß sich der Helfer aber unbe-
Blitzschlag dingt isolieren! Der Helfer stellt sich auf nicht leitende Gegenstände, wie Gummi, Glas, trockene Kleidungsstücke. Er umwickelt seine Hände mit trockenem Stoff oder zieht dickere Gummihandschuhe an, oder schiebt den Stromleiter mit trockenem, nicht leitendem Material vom Verunglückten weg. Sofort danach beginnt, falls nötig, ohne Zwischentransport an Ort und Stelle die Wiederbelebung (s. dort). 3.11.2 Hochspannungsanlagen sind durch einen roten Blitzpfeil auf einem Schild mit dem Hinweis: Hochspannung. Vorsicht! Lebensgefahr gekennzeichnet. Ein Mindest-Sicherheitsabstand von 5 m muß eingehalten werden. Bei Unfällen durch sog. hochgespannten Strom genügt es nicht, sich zu isolieren oder mit trockenem Material den Stromleiter wegzuschieben. Der hochgespannte Strom bleibt trotz Behelfsisolierung durch Funkenschlag oder Flammenbogen für den Helfer lebensgefährlich. Erste Hilfe: Hier muß der Helfer Polizei oder Feuerwehr benachrichtigen zwecks Abschaltung oder Unterbrechung des Stroms durch Fachleute. Der Verunglückte darf vor dem Abschalten des Stromes auf keinen Fall mittelbar oder unmittelbar berührt werden. Falls vorauszusehen ist, daß nach dem Ausschalten des Stromes sich ein Muskelkrampf löst, kann der Verunglückte beim Abschalten des Stromes abstürzen. Deshalb ist er vorher zu sichern, oder es ist für entsprechende Auffangvorrichtungen zu sorgen. Beim Bruch einer Hochspannungsleitung muß man ca. 10 m Abstand von der am Boden liegenden Leitung halten. Durch die Entstehung eines soge-
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nannten Spannungstrichters kann der Helfer Schäden erleiden, wenn er sich der Stelle nähert, an der die Leitung den Boden berührt. Deshalb soll die Rettung eines Verunglückten möglichst nach Eintreffen von Fachleuten durchgeführt werden. Eine Rettung durch Laien wird möglich, wenn man mit einer trockenen Leine, die von zwei Helfern aus weitem Abstand gespannt wird, den Verunglückten aus dem Gefahrenbereich zieht. Die weiteren Erste-Hilfe-Maßnahmen berücksichtigen zunächst, falls notwendig, die Wiederbelebung durch Atemspende und Herzmassage. Danach werden die Verbrennungen mit keimarmen Verbandstoffen bedeckt. Man denke an die Möglichkeit von Knochenbrüchen und sorge für schnellen, schonenden Transport in eine Klinik. 3.11.3 Der Blitzschlag ist ein Hochspannungsunfall. Entweder tritt auf der Stelle der Tod ein, oder die Getroffenen kommen ohne wesentlichen Schaden mit dem Schrecken davon, weil evtl. nasse Oberbekleidung den Blitz zur Erde abgeleitet hat. Bei einem Gewitter mit Blitzschlägen nehme man eine Hockstellung mit geschlossenen Beinen ein. Stehen, Gehen oder Hinlegen sind gefährlich. Man vermeide, sich unter einzeln stehende Bäume, Heuschober oder Feldscheunen zu stellen. Das Sprichwort bei Blitz und Donner: Buchen, die sollst du suchen, entbehrt jeder Grundlage. Buchen sind wie alle einzeln stehenden Bäume gefährlich. Auch im dichten Wald soll man sich hinhocken und sich nicht an Bäume anlehnen. Bei Gewitter darf man nicht im Wasser bleiben. Autos sind jedoch völlig sicher, sie wirken als Faradayscher Käfig.
Strahlenschäden Erste Hilfe: Sollte ausnahmsweise jemand den Blitzschlag mit sichtbaren Schäden überleben, so finden sich die Strommarken, das sind schwärzliche Verbrennungsstellen, als sogenanntes Tannenbaummuster auf der Haut. Wiederbelebungsversuche bei Herz3.12 Strahlenschäden
stillstand und Atemlähmung sollen zunächst durchgeführt werden. In den meisten Fällen hat aber der Blitzschlag durch elektrische Einwirkungen und starke Verbrennungen bereits zum Tode geführt.
Durch Unglücksfälle in Atomreaktoren, beim Umgang mit radioaktiven Substanzen oder durch Einwirkungen radioaktiver Strahlung nach Kernwaffenexplosionen treten Strahlenschäden im menschlichen Körper auf. Bei Atomexplosionen unterscheidet man mehrere Gefahren und Schäden: 1. Der Lichtblitz kann zur vorübergehenden Blendung, unter bestimmten Umständen zu bleibenden Augenschäden führen. 2. Die Hitzewelle bringt schwerste Verbrennungen mit sich und ist nach den bisherigen Atomexplosionen mehrere Kilometer im Umkreis der Explosion wirksam und bedingt flächenhafte Brandentstehung. 3. Die Druckwelle mit Luftstoß- und Schleuderwirkung zerstört Gebäude und verursacht Splitterwirkung und Verschüttung. Für diese drei Schadensformen werden die allgemein üblichen Probleme der Ersten Hilfe entstehen; das Ausmaß der Schäden ist jedoch schwer abzuschätzen. Im Umkreis von einigen Kilometern ist ja alles Leben erloschen. 4. Die atomare Strahlung als schlimmste Folge einer Atomexplosion verursacht akute Strahlenkrankheiten und Spätschäden im menschlichen Körper von verheerender und langanhaltender Wirkung. Die radioaktive Strahlung ist mit unseren Sinnesorganen nicht wahrzunehmen.
Zunächst kommt es nach der Kernwaffenexplosion zur Momentanstrahlung oder Direktstrahlung. Diese Direktstrahlung schädigt den menschlichen Körper sehr stark und ist fast immer tödlich. Durch diese Strahlung wird der Körper aber nicht radioaktiv, er ist für seine Umgebung daher nicht gefährlich. Sofort danach entsteht die gefährliche Rückstandsstrahlung oder ZweitStrahlung, die durch Strahlung aus radioaktivem Staub, radioaktivem Nebel oder radioaktiven Wasserteilchen zustande kommt. Von dieser Rückstandsstrahlungwerden sehr weite Gebiete betroffen. Alle Lebewesen, das Wasser, alle Nahrungsmittel und Gegenstände sind dann radioaktiv verseucht. Durch die direkte Strahlung oder durch die mit den Nahrungsmitteln oder durch eingeatmeten Staub aufgenommene Radioaktivität wird der menschliche Körper schwer geschädigt. Die Strahlenkrankheit umfaßt unter anderem tiefgreifende Störungen im Bereich des Blutbildungssystems und des Magen-Darmtraktes mit Erbrechen und blutigen Stühlen. Häufig finden sich auch ausgedehnte Hautschädigungen durch die Strahlenwirkung. Überlebende müssen mit einem langen Siechtum und mit Vererbungsschäden rechnen. Nothilfe: Ist es möglich gewesen, rechtzeitig einen Schutzraum aufzusu-
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ABC-Schutzmaske chen, darf man diesen erst verlassen, wenn durch Messungen nachgewiesen wurde, daß keine Gefahr mehr besteht. Hatte man schon Kontakt mit radioaktiver Umgebung, muß man vor dem Betreten eines Schutzraumes die Kleider wechseln und sich gründlich waschen. Vor radioaktivem Niederschlag sollte man sich durch Schutzanzüge, ABC-Schutzmaske oder behelfsmäßig durch ein feuchtes Tuch vor Nase und Mund sowie durch Überziehen einer Decke bzw. Plane über Kopf und Körper schützen. Nicht kontrollierte Lebensmittel oder Wasser dürfen weder angefaßt noch zu sich genommen werden. Bei aller noch möglichen Hilfeleistung denke der Retter an die unsichtbare Gefährdung durch die nicht sichtbare Strahlung. Radioaktiv verseuchte Personen und Gegenstände aller Art strahlen stets weiter und bleiben gefährlich. Der Helfer achte deshalb unbedingt
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auf Selbstschutz durch entsprechende Schutzkleidung, Schutzhandschuhe und ABC-Schutzmaske. Von radioaktiver Strahlung getroffene »verstrahlte« Menschen müssen so schnell wie möglich von Unbestrahlten getrennt werden. Ein bestrahlter Mensch ist schwer geschädigt und überhaupt nicht belastbar. Er muß liegend und schonend transportiert werden. Die »verstrahlte« Person wird ausgezogen und mit Wasser und Seife zur Entfernung strahlenden Materials von der Körperoberfläche gewaschen. Bei bestehenden Brandwunden muß die Waschung unterlassen werden, die Wunden werden nur steril bedeckt. Verstrahlte Kleidung muß vergraben oder durch eine Spezialwäsche unschädlich gemacht werden. Solche Kleidung nie verbrennen, mit der Asche wird eine gefährliche radioaktive Streuwirkung erzeugt. Bis zur Beseitigung ist radioaktive Wäsche besonders zu kennzeichnen.
4. Besondere Notfälle 4.1 Notfälle im Gebirge In diesem Abschnitt wird keine umfassende Darstellung aller Besonderheiten der Notfälle und Rettungsmaßnahmen in den Bergen gegeben (wie z. B. Rettung aus der Felswand, Abseilen eines Verletzten u. ä.). Derartige Hilfsund Rettungsmaßnahmen müssen in speziellen Kursen geübt und können nicht allein durch Text und Bild erlernt werden. Am Ort der Not wird überdies für solche Fälle die Hilfe der erfahrenen Bergwachtmänner notwendig sein. Die folgenden Hinweise sollen dem Hilfswilligen und in Erster Hilfe ausgebildeten Bergwanderer für den Notfall im Gebirge von Nutzen sein. Gefährliche Ereignisse lassen sich immer dann leichter meistern, wenn man sich die Situation schon einmal vorgestellt und das richtige Verhalten genau durchdacht hat. Am häufigsten treten Unfälle bei den Gelegenheitsausflüglern auf, die ohne entsprechende Ausrüstung, ohne eine gewisse Mindesterfahrung im Gelände und Wetter und ohne auf die Ratschläge der Einheimischen zu hören, in die Berge gehen. Aber auch Wanderer mit bergsteigerischem Können und ausreichender Ausrüstung und Erfahrung erleiden Unfälle, wenn sie gelegentlich ihre eigenen Fähigkeiten und die Gefahren des Gebirges falsch einschätzen. - Am seltensten sind Bergunfälle bei erfahrenen Bergsteigern. Die sachgemäße Notfallversorgung von Verletzten in den Bergen stellt eine schwere, verantwortungsvolle, zugleich aber auch dankbare Aufgabe dar. In den Bergen erhält der Helfer
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nicht so schnell Unterstützung, er ist auf sich selbst angewiesen, muß selbst entscheiden, handeln und Verantwortung tragen. Die Erste Hilfe bei Unfällen in den Bergen unterscheidet sich also sehr wesentlich von der Ersten Hilfe in anderem Gelände. So gelingt es sonst normalerweise, z. B. den Verletzten in kurzer Zeit durch bewährte Transportmittel nach der Erstversorgung in ein Krankenhaus zu transportieren. Der Ersthelfer im Gebirge hat viel weniger Hilfsmittel zur Verfügung, er kann nur mit dem, was er im Rucksack mit sich führt, improvisieren. 4.1.1 Um in den Bergen sich und anderen helfen zu können, sollte man in seiner kleinen Rucksack-»Apotheke« mindestens mitnehmen: 2 Dreiecktücher mehrere Verbandpäckchen 2-3 Mullbinden 2 elastische Binden, 10 cm breit l Packung Wundschnellverb and l Rolle Leukoplast 10 Sicherheitsnadeln Schmerztabletten Salbe gegen Bluterguß und Prellungen Tabletten gegen Durchfall Tabletten gegen Halsschmerzen Lippensalbe Augentropfen oder Augensalbe gegen Bindehautreizung Schere Splitterpinzette Taschenmesser Reepschnur Rettungsfolie Grundsätzlich sollte man in den Bergen möglichst nicht allein gehen;
Frakturen kommt es zu einem Unfall, so gibt es nur wenig Möglichkeiten, sich zu helfen. Geht man aber doch allein, so sollte man immer in seiner Unterkunft das Tourenziel, den gewählten Weg und die Rückkehrzeit angeben. Denn wer nicht vermißt wird, kann auch nicht gesucht werden. Ist man in Not geraten, so gibt man das Alpine-Notsignal (siehe 1.1.5.3). Bemerkt man, daß man mit dem Flugzeug gesucht wird, so sollte man das internationale Notzeichen SOS etwa 2 m groß durch Steine, Kleidungsstücke oder Spuren im Schnee auslegen. Das Verhalten beim Eintreffen eines Rettungs-Hubschraubers ist auf Seite 31 dargestellt. 4.1.2 Sicherung des Verletzten: Der Verletzte muß an einen Platz gebracht werden, an dem er vor Steinschlag, Lawinen, Wasser und Witterungseinflüssen sicher ist. Die Lagerung des Verletzten sollte so bequem und so warm wie möglich vorgenommen werden. Bei Bewußtlosen erfolgt stabile Seitenlagerung. Nachdem der Verunglückte entsprechend seiner Verletzungsart versorgtwurde, versucht man Hilfe zu holen. Ein Verletzter sollte aber nur dann allein zurückbleiben, wenn wirklich keine andere Möglichkeit besteht. Einen Bewußtlosen hingegen läßt man nie unbewacht. Holt man Hilfe, darf man beim Abstieg kein Risiko eingehen. Nachdem der Hilfeholende eine bewohnte Hütte erreicht und eine Rettungsmannschaft alarmiert hat, muß er den Weg zum Verletzten so genau erklären können, daß die Helfer den Weg auch bei Dunkelheit oder Nebel finden können.
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Wenn gut merkbare Geländeformationen fehlen, sollte man beim Abstieg den Weg mit Steinmännern markieren. Bleiben Personen bei einem Verletzten zurück, dürfen sie nicht schon mit dem Abtransport des Verletzten beginnen, um der Rettungsmannschaft entgegen zu kommen. Mit dieser unüberlegten Hilfeleistung erhöht sich das Risiko, daß Helfer und Verletzter trotz der Wegbeschreibung des Hilfeholenden von den Bergwachtmännern nicht schnell genug gefunden werden. 4.1.3 Bei drohendem oder eingetretenem Schock des Verunglückten werden alle bereits an anderer Stelle beschriebenen Maßnahmen eingeleitet: Der Verletzte wird in die Schocklagerung gebracht und Arme und Beine hochgehalten. Nach der Erstversorgung der Verletzungen wird mit dem Abtransport so lange gewartet, bis sich der Kreislaufzustand des Patienten gebessert hat. Wenn keine Bewußtlosigkeit, keine Übelkeit, kein Erbrechen und mit Sicherheit keine inneren Verletzungen vorliegen, gibt man Flüssigkeit zu trinken. Erfahrene Helfer werden den Verunglückten in Schocklagerung abtransportieren. Ist es unmöglich, den Verletzten waagerecht abzutransportieren, so muß er sich bei einem Abtransport in senkrechter Stellung spätestens nach 30 Minuten in einer Pause von 10-15 Minuten durch Flachlagerung erholen können. Besonders der schockierte Verletzte muß unbedingt vor weiteren Wärmeverlusten durch isolierende Unterlage und zusätzliche Kleidungsstücke geschützt werden. 4.1.4 Frakturenversorgung im allgemeinen wie bei 3.7.
Notfälle im Gebirge Eine besondere Schienungstechnik ist mit der sogenannten BergwachtStreckschiene möglich, bei der durch Ruhigstellung des gebrochenen Beines mit gleichzeitiger anhaltender Zugwirkung und Streckung sehr schnell eine Schmerzlinderung einsetzt. Diese Schiene, die von Bergwachtmännern verwandt wird, gibt die beste Vorbedingung für eine gute Schienung zum schmerzarmen Transport. Selbstverständlich müssen auch improvisierte Schienungsverfahren einen Knochenbruch so gut schienen, daß durch die Bewegungen beim Transport nicht Schmerzen entstehen oder fortbestehen. Man achte besonders darauf, daß die zirkulären Fixationsbinden bei der Schienung nicht zu Störungen des Blutumlaufes führen, da sich sonst Kälteschäden schneller einstellen können. 4.1.5 Bei einer örtlichen Erfrierung löst der Ersthelfer schnürende Kleidungsstücke und packt den betroffenen Körperabschnitt warm ein. In einem warmen Raum wird dann der erfrorene Gliedmaßenabschnitt langsam aufgetaut, wie auf Seite 74 beschrieben. - Konnte man eine warme Hütte erreichen, so kann man ausnahmsweise und nur unter dieser Voraussetzung Alkohol als stark gefäßerweiterndes Mittel in Form von heißem, gezuckertem Rotwein oder in Form eines heißen Rumgetränkes heranziehen. Im Freien bleibt nur die Möglichkeit, dem Verletzten möglichst viel wärmende Kleidung anzuziehen oder ihn in einem gemeinsamen Biwacksack durch Übertragen der Körperwärme des Helfers aufzuwärmen. Dann soll man Oberschenkel und Arme, dann Unterschenkel und Unterarme, schließlich Finger und Zehen kräftig
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massieren. Nachdem sich ein heftiger Schmerz langsam verringert, werden die Blutgefäße von körperwärts immer weiter geöffnet und erwärmen die erfrierenden Körperabschnitte wieder. 4.1.6 Unfallverletzte können im Hochgebirge meist erst nach mehreren Stunden geborgen werden. Inzwischen erleiden sie fast immer eine Unterkühlung. Rascher Umschlag von schönem Wetter in sehr kalte Wetterlagen ist auch im Sommer möglich. Erste Hilfe: Ein durchnäßter Unterkühlter muß getrocknet, warm angezogen und vor Wind und Regen geschützt werden. Einwickeln des Unterkühlten in eine Rettungsfolie aus Metall zum Schutz vor weiteren Wärmeverlusten ist ebenfalls von großem Nutzen. Ist bereits der lebensgefährliche Zustand der Unterkühlung eingetreten, so kann am Ort der Not ein gemeinsames Biwack von Ersthelfer und Verletzten in einem Biwaksack die Körperwärme des Unterkühlten erhöhen. Ein Unterkühlter sollte selbst nicht laufen. Neben Erschöpfung und Fehlverhalten des Kreislaufs kann das kalte Blut der Körperoberfläche, das sich mit dem warmen Blut des Körperinnern zu schnell mischt, bei anstrengender Bewegung zum sogenannten akuten Bergungstod führen (siehe auch 3.9.6). Es wird deshalb empfohlen, den Verletzten unbedingt warm und winddicht eingepackt zu transportieren. Man vermeide es aber auf jeden Fall, einen Unterkühlten auf stundenlangem Weg ins Tal unbedingt in ein Krankenhaus transportieren zu wollen, wenn man eher eine heizbare Hütte erreichen und dort eine Erwärmung durchführen könnte. Die einzelnen Maßnahmen der
Sonnen- oder Gletscherbrand Wiedererwärmung sind auf Seite 74 beschrieben. 4.1.7 Lawinenunglücke erfordern rasches Handeln. Überleben Lawinenverunglückte die erlittenen Verletzungen, so droht ihnen Erstickung und Unterkühlung. Die Überlebenszeit in einer Lawine beträgt durchschnittlich 2 Stunden. Durch die warme Ausatemluft bildet sich nach etwa 2 Stunden eine Eismaske, durch die dann Erstickung eintritt, obwohl der lockere Schnee eigentlich genug Atemluft enthielte. Erste Hilfe: Kann man den letzten Standpunkt eines Verschütteten oder seinen Verschwindepunkt festlegen, so ergibt sich die vermutliche Lage des Verunglückten unterhalb dieser Punkte. Mit dem umgekehrten Skistock wird sondiert. Meist braucht man aber zahlreiche Helfer in Suchketten, um einen Lawinenverschütteten aufzufinden. Lawinenhunde und elektronische Geräte zur Rettung Lawinenverschütteter leisten wertvolle Hilfe. Findet man den Verschütteten auf, so muß zunächst sein Kopf freigelegt, der Mund gereinigt und unverzüglich mit Wiederbelebungsmaßnahmen, Atemspende und Herzmassage begonnen werden. Befindet man sich in lawinenverdächtigem Gelände, so sollte man die Lawinenschnur anlegen, den Fangriemen lösen und die Hände aus den Schlaufen nehmen. Gerät man in eine abgehende Lawine und ist die schnelle Flucht durch schräge Abfahrt aus dem Rand des Lawinenfeldes heraus auch für einen guten bis sehr guten Skiläufer nicht mehr aussichtsreich, dann sollte man Stöcke, Rucksack und Ski abwerfen. Man versuche, sich mit Schwimmbewegungen an der Oberfläche der Lawine zu halten. Ist man von einer Lawine verschüttet, so wird der Rat
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gegeben, in Hockstellung die Arme vors Gesicht zu nehmen und die Atemwege durch eine vorgehaltene Hand zu schützen. 4.1.8 Gewitter und Blitzschlag in den Bergen sind gefährlicher als im tieferen Gelände. Man entferne sich von Gipfeln, Graten und Wasserrinnen und steige so schnell wie möglich tiefer. Weiteres siehe Abschnitt 3.11.3. Erste Hilfe: Zur Wiederbelebung des vom Blitz Getroffenen werden Atemspende und Herzmassage durchgeführt. 4.1.9 Sonnenblindheit und Schneeblindheit werden durch starke Sonneneinstrahlung auf ungeschützte Augen hervorgerufen. Erste Hilfe: Durch längeren Aufenthalt in einem dunklen Raum bildet sich diese unangenehme Veränderung bald zurück. Man schützt sich vor Sonnen- und Schneeblindheit durch eine Sonnenbrille mit Seitenschutz. Im Notfall kann man sich eine solche »Brille« aus einem Stück starken Papiers oder Pappdeckels herstellen, indem man in Augenhöhe einen Nadelstich auf ein kleines Loch erweitert und sich eine sogenannte Lochbrille herstellt. 4.1.10 Ein Sonnen- oder Gletscherbrand entsteht durch intensive ultraviolette Strahleneinwirkung auf die Haut und stellt einen Verbrennungsschaden dar. Wäsche aus Kunststoff läßt ultraviolette Strahlen durchtreten. Erste Hilfe: Hat man sich in den Bergen ohne vorherige Gewöhnung einer länger dauernden ultravioletten Körperbestrahlung ausgesetzt, so muß in besonders starken Fällen diese Verbrennung, die zu allgemeinen Veränderungen führen kann, ärztlich behan-
Notfälle im Gebirge delt werden. Sonst kann der Ersthelfer einen Sonnenbrand ohne Blasenbildung durch Einpudern oder durch Einreihen eines Sonnenbrand-Gels lindern. Besonders schmerzhaft macht sich der Höhensonnen- oder Gletscherbrand an den Lippen bemerkbar. Hier kann man fetthaltige Salben auftragen, besser ist es natürlich, dieser unangenehmen Veränderung mit einer weißen Lichtschutzsalbe vorzubeugen. Sonnenstich siehe Abschnitt 3.8.5 Hitzschlag siehe Abschnitt 3.8.7 4.1.11 Erschöpfung zeigt sich an durch zunehmende, unüberwindbare Müdigkeit, Herzjagen, Entschlußlosigkeit, Gleichgültigkeit, Waden- und Oberschenkelschmerz, Seitenstechen, Übelkeit und Brechreiz. Erste Hilfe: Lassen diese Zeichen eine allgemeine Erschöpfung erkennen, muß eine Rast an wind- u. kältegeschützter Stelle durchgeführt werden. Dem Erschöpften gibt man zuckerhaltige Nahrungsmittel, Tee oder Kaffee. Dann wird der Abstieg begonnen, auf keinen Fall darf die Tour fortgesetzt werden. Ist der Erschöpfte nicht mehr in der Lage zu gehen, so muß man ihn an einem windgeschützten Platz lagern, für Wärmezufuhr sorgen und wenn nötig, abtransportieren. 4.1.12 Die Höhen- oder Bergkrankheit tritt bei mangelnder Akklimatisation ab 3000 m wegen des verminderten Sauerstoffgehaltes der Luft auf. Es kommt zu Kopfschmerzen, Ohrensausen, Schwindelgefühl, Blässe, Übelkeit, Erbrechen, starker Müdigkeit und Benommenheit. Erste Hilfe: Bei diesen Anzeichen mangelnder Höhenanpassung wird eine längere Rast eingelegt, man lagert
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den Bergkranken und gibt zuckerhaltige Getränke. Dann wird abgestiegen, wobei der Helfer auf plötzliche Schwächezustände und Fehltritte des Bergkranken achten muß. 4.1.13 Abtransport im Gebirge Der Abtransport eines Verletzten stellt für den Nothelfer im Gebirge das größte, oft sogar ein unüberwindliches Problem dar. Ist man als Helfer allein, so kann man die Seitennähte des Rucksackes vom Rucksackboden nach oben soweit auftrennen, daß die Oberschenkel des Verletzten hindurch passen, wenn man den leeren Rucksack dem Verunglückten wie eine Hose anzieht. (Abb. 4.1.13-1). Der Rucksack und die Tragegurte müssen mit Reepschnüren verstärkt werden. Man lege immer wieder kleine Pausen ein, in denen sich der Verunglückte liegend erholen kann. Diese Tragevorrichtung ist natürlich nur bis zu einem bestimmten Gewicht des Verletzten anwendbar.
Abb. 4.1.13-1
Siehe Text.
Stehen zwei Helfer zur Verfügung, kann man aus Stangen oder Ski eine Nottrage herstellen. Die Ski oder Stangen werden durch die nach innen
Abtransport im Gebirge
Abb. 4.1.13-2
durchgezogenen Ärmel einer Jacke gesteckt. Der Brustteil der Jacke wird über den Ski oder die Stange geschlagen und zugeknöpft (Abb. 4.1.13-2). Kann man dem Verletzten einen sitzenden Transport zumuten, so schieben sich zwei nebeneinander stehende Helfer mehrere Stöcke hinter ihrem Rücken durch die Tragriemen ihrer Rucksäcke. Die Tragriemen des Rucksackes müssen dabei durch Schnüre zusätzlich verstärkt werden. Der Verletzte sitzt dann zwischen beiden Helfern auf dem »Stocksitz«. Er gibt seinen rechten und linken Arm jeweils
Siehe Text.
den, wobei diese seinen Unterarm am Handgelenk zum Festhalten fassen können (Abb. 4.1.13-3). Im Winter kann man mit Ski und Stöcken und einer kräftigen Schnur einen einfachen Pflugschlitten herstellen, auf dem man den Verletzten ins Tal bringen kann. Wird der Abtransport durch Geräte der Bergwacht vorgenommen, so stehen Gebirgstragen zum Schleifen oder mit einem Rad, Tragesitze, Tragsäcke, Stahlseilgeräte, im Winter der »Akja« (bootsförmiger Schlitten) u. ä. zur Verfügung.
Abb. 4.1.13-3 siehe Text.
über die äußere Schulter der Tragen-
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Ertrinken
4.2 Ertrinken Beim Ertrinken führt das eindringende Wasser zunächst über einen Stimmritzenkrampf zum Atemstillstand. Durch schließlich wieder einsetzende Atembewegungen dringt das Wasser in die Lungen ein. Süßwasser tritt dann in kurzer Zeit in großen Mengen über die Lungen in den Blutkreislauf. Dadurch werden die roten Blutkörperchen aufgelöst und die Verteilung der Salze im Blut schwer gestört. Es kommt zum tödlichen Herzkammerflimmern. Beim Eindringen von Salzwasser in die Lungen gelangen Salze ins Blut, außerdem zieht das salzreiche Meerwasser Flüssigkeit und Eiweiß aus dem Blut in die Lungen hinein. Durch das entstehende Lungenödem und durch die Unmöglichkeit, Sauerstoff aufzunehmen, tritt der Tod ein. Schiffbrüchige kommen meist eher durch Unterkühlung als durch Ertrinken im Salzwasser ums Leben. Durch Sturz in Eiswasser, oder wenn überhitzte Personen in sehr kaltes Wasser springen, kann der Tod durch reflektorischen Herzstillstand eintreten. Ein Kopfsprung in unbekannte Wassertiefe endet oft durch eine schwere Schädelhirnverletzung oder einen Halswirbelbruch tödlich. Eine plötzliche Störung lebenswichtiger Funktionen, z. B. Herzinfarkt, Schlaganfall, Ohnmachtsanfall, epileptischer Anfall, kann im Wasser einen Ertrinkungstod verursachen. Erste Hilfe: Schon bei der Rettung Ertrinkender soll im Wasser mit der Atemspende begonnen werden, sobald man den Kopf des Ertrinkenden über
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Wasser halten kann. Die Atemwege werden von groben Fremdkörpern befreit. Am Ufer wird sofort in Rückenlage mit der Wiederbelebung (Atemspende, ggf. Herzmassage) begonnen. Zwischen den einzelnen Atemspenden können die Atemwege nochmals von Flüssigkeit durch Absaugen befreit werden. - Man darf keine Zeit dadurch verlieren, daß man den Ertrunkenen zur Wiederbelebung erst ans Ufer bringt und dann durch Bauchlage und Anheben der unteren Körperhälfte versucht, das Wasser aus den Lungen ablaufen zu lassen. Auf diese Art gelingt es nicht, in die Lungen eingedrungenes Süßwasser zu entfernen. Wenn Meerwasser in die Atemwege eingedrungen ist, kann nach der zunächst sofort begonnenen 3-5 maligen künstlichen Beatmung versucht werden, durch Umdrehen wie oben beschrieben, etwas von der Flüssigkeit aus der Lunge ablaufen zu lassen. Nach diesem kurzen Versuch wird sofort weiter beatmet und gegebenenfalls eine Herzmassage durchgeführt. D a eine Entfernung des Wassers aus der Lunge also nicht mehr möglich ist, ist auch die Sorge unbegründet, durch künstliche Beatmung das eingedrungene Wasser weiter in die Lungenbläschen zu treiben. Nachdem die Wiederbelebungsmaßnahmen eingeleitet und fortgeführt worden sind, muß einer Unterkühlungvorgebeugt werden. Die nasse Kleidung wird entfernt und der Körper des Verunglückten in trockene Decken u. ä. eingehüllt.
Druckfallkrankheit
4.3 Druckluftunfälle 4.3.1 Barotraumen. Kann beim Tauchen infolge zu schnellem äußerem Druckanstieg oder infolge krankhafter Veränderungen ein Druckausgleich in den körpereigenen luftgefüllten Hohlräumen (Nasen-, Stirn-, Kiefer- und Ohrenhöhlen) nicht stattfinden, so kommt es zu schmerzhaften Zuständen. Wenn z. B. ein Druckausgleich zwischen Mittelohr und äußerem Gehöranteil nicht stattfindet, so verspürt der Tauchende zunächst Schmerzen im Bereich des Trommelfells. Das Trommelfell kann sogar einreißen. Dringt dann kaltes Wasser in die Mittelohrhöhle, wird das Gleichgewichtsorgan gereizt, es treten Schwindel, Seh- und Orientierungsstörungen auf. Erste Hilfe: Kommt es durch diese Veränderungen zum Zustand des Versinkens (Ertrinkens), so werden die Wiederbelebungsmaßnahmen, wie bei 4.2 geschildert, durchgeführt. 4.3.2 Druckfallkrankheit oder ein Dekompressionsunfall liegt vor, wenn der vorher auf einen Menschen einwirkende erhöhte Umgebungsdruck plötzlich abfällt und Gase im Körper frei werden. Beim Atmen von Luft unter erhöhtem Druck wird vermehrt Sauerstoff und vor allem Stickstoff im Blut und Gewebe gelöst. Bei zu schnellem Auftauchen aus Wassertie-
fen von über 10m werden dann plötzlich die im Blut und Gewebe gelösten Gase in Form von Bläschen frei. Die Gasblasen führen zur Unterbrechung der Blutzirkulation in den kleinen und kleinsten Gefäßen. Bei schweren Störungen im Bereich der Lungen, des Herzens und des Gehirns kann der Tod eintreten. Weniger schwerwiegende Veränderungen durch diese Gasblasen führen zu langanhaltenden Schmerzen in Muskeln, Gelenken und Knochen. Erste Hilfe: Bei den Zeichen der Druckfallkrankheit kann der zu schnell Aufgetauchte, wenn es sein Zustand erlaubt, in Begleitung eines gesunden Tauchers wieder auf seine Ausgangs tiefe gebracht werden. Dann muß ord nungsgemäß in der für die Tauchtiefe vorgeschriebenen Zeit wieder aufge taucht werden. Besser ist es, den an der Druckfallkrankheit Leidenden schnellstens an einen Ort zu bringen, wo eine Rekompressionskammer zur Verfügung steht. Für den Transport muß beachtet werden, daß der Verunglückte nicht mit einem Flugzeug oder Hubschrauber in größerer Höhe in das nächste Krankenhaus gebracht wird. Durch die Flughöhe nimmt der Luftdruck weiter ab, wodurch sich die Druckfallkrankheit noch verschlimmert.
4.4 Einbrechen im Eis Es wird empfohlen, daß der im Eis Eingebrochene durch Ausspreizen der Arme versucht, sich auf einer dünnen Eisdecke über Wasser zu halten. Er sollte vermeiden, sich hoch zu arbeiten, da dann das Eis weiter einbricht.
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Erste Hilfe: Infolge der schnell einwirkenden Kälte müssen Rettungsmaßnahmen vor einer Unterkühlung schnellstens durchgeführt werden. -Der Helfer verteilt sein Gewicht auf der dünnen Eisdecke dadurch, daß er
Verschüttung_______________ liegend auf einer breiten Unterlage (Leiter, Brett) und nach Anseilen sich dem Eingebrochenen nähert. Man sollte ihm Rettungshilfen wie ein Brett, Seil oder Leiter zuschieben. Wenn möglich, Rettungsmaßnahmen mit mehreren Helfern durchführen. Wenn der im Eis Eingebrochene bereits durch Unterkühlung kraftlos wird und sich am Rettungsgerät nicht mehr sicher festhalten kann, darf der Retter dem Verunglückten auf keinen Fall die Hand reichen, um ihn herauszuziehen. Dabei besteht die Gefahr, daß der Helfer mit in das Eisloch hineingezogen wird. Wenn der Helfer den Eingebrochenen erreicht hat, und dieser sich nicht mehr selbst an der Rettung betei-
ligen kann, so muß der Helfer versuchen, dem Verunglückten eine Fangleine umzulegen. Dabei muß der Helfer in bestimmten Fällen selbst in das Wasser gleiten. Deshalb sollte er mit einer Schwimmweste und einer Fangleine versehen sein. Die übrigen Helfer können dann den Verunglückten, den Helfer und das Bergungsmaterial mit Hilfe der Fangleine wieder ans Ufer ziehen. Bei sehr dünnem Eis und weiter Entfernung vom Ufer muß ein Boot verwandt werden. Wenn möglich, wird auch hier das Boot mit einer Fangleine versehen, damit es vom Ufer zurückgeholt werden kann.
4.5 Yerschüttung Durch einstürzende Baugruben, durch nachrutschenden Sand in einer Sandgrube oder durch Lawinen kommt es zur Verschüttung. Erste Hilfe: Derartige Unglücksfälle erfordern schnellste und umsichtige Hilfe. Der Helfer muß jederzeit daran denken, daß nach Beseitigung der Schuttmassen nichts einstürzt oder nachrutscht und er sich nicht selbst gefährdet. Findet man beim vorsichtigen Ausgraben, das in der Nähe des vermuteten Verunglückten mit der Hand vorgenommen werden soll, einen Körperteil, so versucht man, die Lage des Verschütteten zu bestimmen, und legt möglichst schnell Kopf und Gesicht frei. Dann entlastet man umgehend Brust und Bauch, reinigt zunächst Mund- und Rachenhöhle, um bei Atemstillstand eine Atemspende
durchführen zu können. Nun werden vorsichtig weitere Befreiungsversuche durchgeführt, wobei man immer wieder darauf achtet, daß nicht nachträglich Trümmer einstürzen oder Schuttmassen nachrutschen können und die bisherigen Bemühungen zunichte gemacht werden. Neben Feuerwehr und anderen geschulten Helfern ist auch ein Arzt zu benachrichtigen, der eine Schock- und Schmerzbekämpfung schon während der Befreiung einleiten kann. Nach der Bergung wird der Verunglückte auf jeden Fall ins Krankenhaus gebracht, da man mit einer gefährlichen Quetschungskrankheit, die zu Schock und anderen schweren Veränderungen führt, rechnen muß. Zur Verschüttung durch Lawinen siehe 4.1.7.
4.6 Erhängen Beim Erhängen erfolgt der Tod durch Verschluß der Atemwege und durch
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Unterbrechung der Blutzirkulation im Gehirn, wenn nicht schon vorher der
Erste Hilfe bei Ersticken Tod durch Genickbruch eingetreten ist. Erste Hilfe: Man muß sofort das strangulierende Material entfernen, den herunterfallenden Körper stützen, dann hinlegen und den Kopf in Beatmungslage bringen. Atemspende und,
wenn nötig, Herzmassage müssen begonnen werden. Nach erfolgreicher Wiederbelebung ist immer noch mit einem raschen Zuschwellen der Atemwege zu rechnen. Deshalb schnellster Transport in die Klinik.
4.7 Ersticken Fremdkörper kleinerer Art, die in die Luftröhre geraten, werden meistens durch starke Hustenstöße wieder herausbefördert. Große Speisebrocken, verschluckte Gebisse u. ä. können jedoch zur Erstickung führen. Kinder und Bewußtlose ersticken nicht selten durch Aspiration von Flüssigkeiten, von Erbrochenem oder Blut oder durch Decken oder Kissen, die über den Kopf geraten. Erste Hilfe: Dem Erstickenden muß sofort der Mund geöffnet werden. Der Helfer kniet oberhalb des Kopfes des Verunglückten und legt die Daumen beiderseits auf dessen Unterkiefer. Während sich die Zeigefinger des Helfers um die Kieferwinkel des Verunglückten krümmen, drücken beide Daumen den Unterkiefer abwärts (Abb. 4.7-1). Nun kann man mit einem Daumen die Wange zwischen die Zahnreihen eindrücken und auf diese Weise den Mund offen halten. Ein Zubeißen kann auch durch Einschieben eines Gummikeils, Holzstückes oder eines festgefalteten Tuches zwischen die Zähne verhindert werden. Wenn möglich, werden die Fremdkörper mit den Fingern herausgeholt. Zum Auswischen des Mundes umwickelt man seine Finger mit einem Tuch. Wenn keine zusätzlichen Verletzungen vorliegen, kann man den Betroffenen auch auf einem Stuhl weit nach vorn beugen oder »auf den Kopf stellen« und durch
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Abb. 4.7—1 Zur Öffnung des Mundes werden beide Daumen auf dem Unterkiefer kräftig nach unten gedrückt.
Schläge mit der flachen Hand auf den Rücken zwischen den Schulterblättern versuchen, die Fremdkörper herauszubef ordern. Mehr Erfolg verspricht der Handgriff nach Heimlich: Um die Taille des sitzenden Erstickenden legt der Helfer von hinten seine beiden Arme. Die eine Hand ballt er zur Faust und legt sie auf den Bauch des Betroffenen zwischen Nabel und Rippenbogenwinkel. Die andere Hand greift die Faust. Mit beiden Händen drückt der Helfer nun kurz und sehr kräftig evtl. mehrfach auf die Bauchdecke schräg nach oben in Richtung auf das Zwerchfell. Sind die Atemwege frei, wird bei Scheintoten sofort mit der Wiederbelebung begonnen. Rasche ärztliche Hilfe ist notwendig, wenn der Fremdkörper nicht entfernt werden kann und ein Luftröhrenschnitt die einzige lebensrettende Maßnahme ist.
Vergiftungen
4.8 Vergiftungen. Vergiftungen als echte Unglücksfälle treten ein, wenn Kinder oder Erwachsene aus Neugierde oder irrtümlich Gifte zu sich nehmen. Besonders gefährlich ist das Aufbewahren von Chemikalien, wie Laugen, Säuren, Reinigungs-, Insektenvertilgungs- oder Pflanzenschutzmitteln in Bier- oder Limonadenflaschen. Gelegentlich treten bei Kindern auch Vergiftungen durch besonders wohlschmeckende Medikamente auf, die dann durch Überdosierung giftig wirken. Giftige Pflanzen (wie der immer wieder mit einem eßbaren Pilz verwechselte Knollenblätterpilz) oder giftige Früchte (wie z. B. Tollkirschen) können nach dem Genuß lebensbedrohliche Vergiftungszustände hervorrufen. Selbstmord- oder Mordversuche mit Giften aller Art sind natürlich ebenfalls möglich. Erste Hilfe: Dem Ersthelfer stehen bei Vergiftungen die üblichen Mittel der Elementarhilfe, wie Atemwege freihalten, Seitenlage herstellen, Atemspende und Herzmassage als Wiederbelebungsmaßnahmen zur Verfügung. Rasches und zielbewußtes Handeln ist hier besonders ausschlaggebend für die Rettung des Vergifteten, da der Zeitfaktor bei einer Vergiftung eine sehr große Rolle spielt. Je nach Art der Gifteinwirkung muß der Vergiftete sofort aus der gefährdeten Zone unter Berücksichtigung der nötigen Vorsichtsmaßnahmen entfernt werden. Außerdem wird es dem Ersthelfer in vielen Fällen gelingen, z. B. den Giftstoff von der Körperoberfläche durch Spülung oder einen Teil der Giftstoffe aus dem Körper durch Erbrechen zu entfernen. Dann veranlaßt der Erst-
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helfer die Benachrichtigung des Arztes, des Krankenwagens und des Krankenhauses. 4.8.1 Man gibt dem Arzt oder Krankenhaus an: 1. Das Alter der verunglückten Person. 2. Welche Art einer Vergiftung vorliegt, sofern man sie aus den äußeren Umständen erkennt. 3. Wieviel Gift vermutlich eingenommen wurde. 4. Wann das Gift aufgenommen wurde. 5. Welche Vergiftungserscheinungen vorliegen. 6. Welche Maßnahmen der Ersthelfer bereits eingeleitet hat. Aus dieser Schilderung können dann in der Klinik gezielte Vorbereitungen getroffen werden. Für die weitere Behandlung ist es auch wichtig, wenn das Gift genau identifiziert werden kann. Deshalb gibt man die verdächtigen Chemikalien, Flüssigkeiten, Tablettenreste oder -röhrchen, Flaschen oder auch das Erbrochene zur Untersuchung mit. Die vergiftete Person wird schnellstens in ärztliche Behandlung gegeben. Deshalb werden nur einige wichtige Vergiftungsmöglichkeiten durch Aufnahme der Giftstoffe über die Lunge, über den Magen-Darm-Kanal und über die Haut besprochen. Auf eine tabellarische Übersicht mit Einzelheiten der zahlreichen Giftstoffe, der Giftwirkungen und der Vergiftungsbehandlung wird verzichtet, da sich durch diese Beschreibungen keine wesentlichen zusätzlichen Gesichtspunkte für die Maßnahmen der Ersten Hilfe ergeben.
Erste Hilfe bei Gasvergiftungen 4.8.2 Gasvergiftungen Das geruchlose Kohlenoxydgas ist unter anderem im Leuchtgas enthalten und entsteht außerdem bei unvollständiger Verbrennung. Es ist in geschlossenen Räumen äußerst gefährlich (undichte Öfen, Auspuffgas der Motoren). Das Kohlenoxyd verbindet sich rasch mit dem roten Blutfarbstoff und blok-kiert dadurch die weitere Sauerstoffaufnahme des Blutes. Es verursacht Schwindel, Kopfschmerzen. Ohrensausen, Übelkeit, schließlich Bewußtlosigkeit. 0,4% Kohlenoxydgehalt der Atemluft führt nach 30 Minuten, 0,16% Kohlenoxyd nach 2 Stunden zum Tod durch innere Erstickung. Blut, das sich mit Kohlenoxyd verbunden hat, sieht kirschrot aus. Daher stammt die himbeerrote Farbe (»blühendes Aussehen) der Kohlenoxydvergiftungen. Erste Hilfe: Die Erste Hilfe bei der Kohlenoxydvergiftung besteht darin, daß man sofort Türen und Fenster öffnet und den Verunglückten schnellstens aus dem gefährlichen Bereich entfernt, Sauerstoff zuführt und, wenn nötig, eine Atemspende beginnt. Die Kohlendioxyd (CO2)-Vergiftung entsteht durch ein unsichtbares, schwach säuerlich riechendes Gas (Kohlensäure), das schwerer ist als Luft und zu Boden sinkt. Es entsteht in Gärkellern bei der Gärung, in Futtersilos u. ä. und sammelt sich in tief gelegenen Räumen oder tiefen Brunnen als unsichtbarer See. Das Gas findet sich in 0,04% in der Luft. Ab 8% ruft es Kopfschmerzen, Schwindelgefühl und Schwäche hervor. Schließlich kommt es zum Atemstillstand durch tödliche Wirkung auf das Atemzentrum. Nach Eintritt bzw. Eintauchen in einen hochkonzentrierten Kohlensäurebereich schwindet das Bewußtsein schlagartig durch plötzli-
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ches Fehlen des Sauerstoffes in der Atemluft. Es besteht äußerste Lebensgefahr. Erste Hilfe: Der Retter darf nur mit Preßluft-Atemschutzgerät oder im Notfall mit einem großen aufgeblasenen, über den Kopf gestülpten Plastiksack angeseilt eindringen. Eine solche »Rettungs-Haube« muß so groß sein, daß sie für etwa 3 Minuten Sauerstoffvorrat gewährt. Die über den Kopf gestülpte Rettungs-Haube wird z. B. mit einem Gummiring am Hals abgedichtet. Der Helfer nutzt den geringen Vorrat an Atemluft in der RettungsHaube, um dem Verunglückten ein Seil um den Oberkörper zu schlingen. Danach verläßt der Helfer den Raum und zieht den Verunglückten von draußen aus dem Gefahrenbereich heraus. Die Rettung sollte grundsätzlich wenigstens zu zweit vorgenommen werden. Eine brennende Kerze erlischt bei etwa 10% Kohlensäuregehalt der Luft. Das Verlöschen der Kerze zeigt also beim Eindringen in einen Keller den gefährlichen Bereich an. Der Kerzentest darf jedoch nur angewandt werden, wenn absolut sicher ist, daß nicht zugleich ein explosives Gas vorhanden ist. - Nach der Bergung erfolgt Wiederbelebung und Transport ins Krankenhaus. Einatmung anderer giftiger Gase, Dämpfe oder Nebel (Rauchvergiftung, Chlorgas, Nitrose-Gase, Blausäuregase, Kohlenwasserstoffe usw.) führt meist so schnell zu einer Vergiftung, daß der Verunglückte nicht in der Lage ist, der Gefahr zu entrinnen. Erste Hilfe: Man soll versuchen, den Verunglückten ohne eigene Gefährdung so schnell wie möglich aus dem gefährlichen Bereich zu entfernen. Man sorge für rasche Frischluftzufuhr (Durchzug) durch öffnen von Fen-
Vergiftungen stern und Türen und treffe Vorsichtsmaßnahmen, daß es nicht zu einer Explosion kommt. Der Ersthelfer kann zunächst nie wissen, ob das giftige Gas nicht auch explosiv ist. Deshalb müssen alle elektrischen Anlagen durch Abschalten der zentralen Sicherung und offenes Licht und Feuer als Zündquellen sicher ausgeschlossen werden. Der Ersthelfer denke daran, daß giftige Gase auch durch Wände, Lüftungsoder Installationsschächte in benachbarte Räume und Häuser eindringen und auch dort Menschen gefährden und Explosionen hervorrufen können. Wenn nötig, wird mit der Atemspende und Herzmassage begonnen und ein schneller, liegender Transport in die Klinik vorgenommen. Bei der Atemspende darf der Helfer den Vergifteten nicht direkt berühren. Man lege ein Taschentuch auf den Mund des Wiederzubelebenden oder führe einen Beatmungstubus ein. 4.8.3 Die Aufnahme von giftigen Stoffen durch den Mund bedingt je nach Zusammensetzung der Gifte sehr verschiedene Krankheitsbilder. Vergiftungen über den Magen-Darm-Kanal sind möglich durch Arzneimittel, Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel, Reinigungsmittel, Industriechemikalien, Pflanzen, verdorbene Nahrungsmittel. Erste Hilfe: Ist derjenige, der das Gift eingenommen hat, nicht bewußtlos, so sollte man sofort Erbrechen herbeiführen, indem man mehrmals 1/2 l warmes Salzwasser zu trinken gibt (1-2 Eßlöffel Salz auf l Glas Wasser) und dann den Finger zur Auslösung des Brechreizes tief in den Rachen steckt. Kindern gibt man reichlich Flüssigkeit, z. B. Himbeerwasser. Man legt sie mit dem Bauch quer über das Knie des sitzenden Helfers, so daß der Kopf des
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Kindes nach unten hängt. Das Erbrechen wird durch Reizen des Rachens mit einem kleinen Löffel herbeigeführt. Bei Verdacht auf eine Vergiftung soll man niemals Milch zu trinken oder Rizinus zum Abführen geben. Fettlösliche Giftstoffe (wie Benzin, Petrol, Fleckenwasser usw.) werden durch Milchfett oder Rizinus schneller in den Körper aufgenommen, wodurch die Vergiftung dann noch rascher wirksam wird. Lebensrettend kann bei den fettlöslichen Giften die Gabe von Paraffinöl (Paraffinum liquidum) wirken, das diese Gifte löst und an sich bindet, so daß eine weitere Giftaufnahme unterbleibt. Paraffinöl wird mit dem Stuhlgang wieder ausgeschieden, da es unverdaubar ist. Man gibt Erwachsenen 150-200 ml, Kindern 3 ml/kg. Ist der Vergiftete bereits stark benommen oder bewußtlos, so wird nicht versucht, ihn zum Erbrechen zu bringen. Erbrechen wird ebenfalls nicht herbeigeführt bei Benzin- und Petrolvergiftungen und auch nicht bei Säureund Laugenvergiftungen. Bei sicherem Nachweis einer Säure- oder Laugeneinnahme gibt man zur Verdünnung der Chemikalien reichlich Wasser in kleinen Schlucken zu trinken. Der Vergiftete wird in Seitenlage schnellstens in eine Klinik gebracht. 4.8.4 Gifte können auch durch die Haut aufgenommen werden. Hierfür kommen vor allem fettlösliche Gifte, wie z. B. Benzol, Nitro-Benzole Kohlenwasserstoffe, halogenierte Kohlenwasserstoffe, Parathion usw. in Frage. Meist wird die Gefahr der Giftaufnahme durch die Haut stark unterschätzt. Erste Hilfe: Der Helfer zieht sich
Rauschzustände und Drogenvergiftungen Schutzhandschuhe an und entfernt möglichst rasch die giftgetränkten Kleidungsstücke. Anschließend wird die Haut kräftig mit Wasser, Seife und Bürste gereinigt. Gift gelangt unter die Haut durch Unglücksfälle oder in selbstmörderischer Absicht durch Injektion. Erste Hilfe: Die betroffene Gliedmaße wird zentralwärts von der Giftaufnahmestelle abgebunden. An anderen Körperstellen versucht man, durch Auflegen von Eisbeuteln die Giftaufnahme möglichst lange hinauszuzögern. 4.8.5 Vergiftungen über die Binde-
haut oder Hornhaut des Auges sind bei hochtoxischen Substanzen selbst durch kleinste Mengen möglich und können lebensgefährlich werden. Erste Hilfe: Es wird sofort eine ausgiebige Spülung von Auge und Bindehautsack unter fließendem Wasser ca. 15-20 Minuten durchgeführt, wie sie bereits bei der Verätzung beschrieben wurde. 4.8.6 Bei Rauschzuständen und Drogenvergiftungen mit Bewußtlosigkeit wird stabile Seitenlagerung hergestellt. Atemstillstand macht Atemspende erforderlich. Der Transport zur Klinik wird in Seitenlage durchgeführt.
4.9 Plötzlich einsetzende Geburt Eine Geburt kündigt sich durch unregelmäßige, dann regelmäßige »Leibschmerzen« (Wehen) an. Man bringt die Gebärende an einen ruhigen Ort auf eine saubere Unterlage. Der Kopf wird erhöht gelagert. Beengende Kleidungsstücke sollen entfernt werden, der Arzt oder eine Hebamme werden benachrichtigt. Eine Geburt läuft normalerweise von allein ab. Das Neugeborene wik-kelt man in ein sauberes Tuch, die Nabelschnur wird nicht durchtrennt, sondern nur mit einem keimfreien Verband abgedeckt. Nach 20-30 Minuten tritt im allgemeinen die Nachgeburt aus, die man ebenfalls in ein sauberes Tuch wickelt und neben das Neugeborene legt.
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Beim Neugeborenen achtet man auf freie Atmung und bringt es in Seitenlage. Sollten Atemstörungen beim Neugeborenen auftreten, faßt man es an den Füßen und läßt den Kopf nach unten hängen. Leichte Schläge mit flacher Hand werden auf den Rücken gegeben, um evtl. eingedrungenes Fruchtwasser aus den oberen Luftwegen zum Abfluß zu bringen. Kommt die Atmung nicht in Gang, wird das Neugeborene durch Mund und Nase mit sehr geringem Druck beatmet (»behaucht«). Der Mutter legt man einen keimfreien Verband oder ein sauberes Tuch vor die äußeren Geschlechtsteile und schlägt ihr dann die gestreckten Beine übereinander.
5. Plötzliche Erkrankungen 5.1 Besondere Blutungen Nicht nur äußere Verletzungen, sondern auch innere Krankheiten können zu plötzlichen Blutungen führen. 5.1.1 Nasenbluten kann auftreten bei hohem Blutdruck, bei Herz-, Leberund Nierenkrankheiten, sowie bei starker Anstrengung. Erste Hilfe: Man hält den Kopf im Sitzen leicht nach hinten geneigt, notfalls kann man das blutende Nasenloch von außen einige Minuten zudrücken. Nicht schneuzen, das Nasenloch nicht mit Mull oder Watte ausstopfen. Ein kaltes, nasses Tuch in den Nacken legen. Dadurch tritt reflektorische Verengung der Blutgefäße in der Nase mit nachfolgender Blutstillung ein. Tritt keine Blutstillung ein, soll ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt oder eine Klinik aufgesucht werden. 5.1.2 Bluthusten kann durch Geschwülste der Lunge oder durch eine Tuberkulose bedingt sein. Das ausgehustete Blut sieht hellrotschaumig aus. Erste Hilfe: Man bringt den Kranken in halb sitzende Stellung und transportiert ihn schnellstens und schonend in eine Klinik. Man denke daran, die Hände zu desinfizieren, wenn man mit dem blutigen Auswurf in Berührung gekommen ist. Möglicherweise könnte es sich um eine offene, ansteckende Tuberkulose handeln, die zum Bluthusten geführt hat. 5.1.3 Bluterbrechen kann seine Ursache in einer Speiseröhren- oder Magenblutung haben. Bei massiver Blutungwird hellrotes Blut erbrochen. Bei
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geringerer Blutung entleert sich meist »kaffeesatzartiger« Inhalt, da das Blut durch die Salzsäure des Magens zersetzt ist. Nach einiger Zeit wird schwarzer Stuhl, das heißt Teerstuhl, entleert. 5.1.4 Darmblutungen stammen aus Darmgeschwüren und -geschwülsten, sie treten aber auch bei Typhus und Ruhr auf. Das Blut, das mit dem Stuhl entleert wird, sieht schwarz bis dunkelrot aus. Entleert sich hellrotes Blut, so stammt es aus dem Dickdarm oder Enddarm. In seltenen Fällen hat hellrotes, aus dem After entleertes Blut seinen Ursprung in einer massiven Zwölffingerdarmblutung, bei der sich das Blut so rasch in den Darm ergießt, daß es seine hellrote Farbe bis zur Entleerung beibehält. Erste Hilfe: Kranke mit MagenDarm-Blutungen lagert man mit leicht erhöhtem Oberkörper auf den Rük-ken, die Knie werden zur Entspannung des Bauches angezogen und eine Rolle in die Kniekehlen geschoben. Man sollte sie nicht essen oder trinken lassen. Wegen der Schockgefahr ist schneller Transport ins Krankenhaus notwendig. 5.1.5 Hämorrhoidalblutungen werden durch krankhafte Erweiterung und Verletzung der Blutgefäße um den After verursacht. Das Blut liegt auf dem Stuhl oder kann sich nach dem Stuhlgang im Strahl entleeren und einen lebensbedrohlichen Zustand hervorrufen. Erste Hilfe: Man legt einen Verbandstoff vor die Afteröffnung und
Lungenerkrankungen läßt die Gesäßbacken fest zusammenkneifen. Bei anhaltender Blutung Transport ins Krankenhaus. Ärztliche Untersuchung ist notwendig. 5.1.6 Blutungen aus den Harnwegen färben den Urin rot, bei stärkerer Blutung werden mit dem Urin frische oder ältere Blutgerinnsel entleert. Erste Hilfe: Blutungen aus den Harnwegen sind immer ein bedrohliches Zeichen und müssen unbedingt ärztlicherseits abgeklärt werden. Bei stärkerem Blutverlust und kolikartigen Beschwerden Transport ins Kranken-
haus mit der Lagerung, wie bei Darmblutungen angegeben. 5.1.7 Blutungen aus der Scheide stärkeren Ausmaßes sind meist Folge von Fehlgeburten, Frühgeburten oder regelwidrigen Geburten sowie Geschwülsten. Erste Hilfe: Man lagert diese Kranken flach und legt einen keimfreien Verbandstoff oder ein sauberes Tuch vor die äußeren Geschlechtsteile, die gestreckten Beine werden übereinander geschlagen. Transport ins Krankenhaus.
5.2 Akute Herz- und Lungenerkrankungen 5.2.1 Der Herzkrampf oder die Angina pectoris (»Brustenge«) hat seine Ursache in einer Minderdurchblutung des Herzmuskels, z. B. infolge fortgeschrittener Arteriosklerose. Die Kranken äußern ein sehr schmerzhaftes Engeempfinden in der Brust mit ausstrahlenden Schmerzen in den linken Arm. Die Betroffenen verharren regungslos aus Angst, Bewegungen könnten eine Verschlimmerung bewirken. Erste Hilfe: Man beruhigt den Kranken, öffnet beengende Kleidung und lagert ihn halb-sitzend, und richtet ein langsam aufsteigendes Armbad her. Lindernd wirken auch heiße Umschläge auf die Herzgegend. Oft lassen sich die krampfartigen Herzschmerzen durch ein Gläschen konzentrierten Alkohols (Korn, Kirschgeist) oder durch eine Tasse heißen Tees mit Zucker und Rum oder durch einen starken, kalten Bohnenkaffee mit Kirschgeist lösen. Ein Arzt sollte jedoch immer gerufen werden.
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5.2.2 Der Herzinfarkt ist die Folge eines teilweisen Absterbens von Herzmuskelbezirken durch mangelhafte oder aufgehobene Durchblutung. Es besteht äußerste Lebensgefahr. Die Kranken geben starke Schmerzen in der Brust an, sie zeigen Atemnot, Angstgefühle, häufig Bewußtseinstrübung bis Bewußtlosigkeit. Der Puls ist kaum tastbar (Schock). Erste Hilfe: Bei Bewußtlosigkeit bringt man den Kranken in Seitenlage, ein Arzt muß dringend gerufen werden. 5.2.3 Atemnot durch Lungenerkrankungen kann z. B. durch Asthma (Krampf der Bronchialmuskeln) oder durch eine akute Verminderung der Atemfläche, die durch verschiedene Erkrankungen hervorgerufen werden kann, bedingt sein. Auch ein zunehmendes Herzversagen zeigt sich in Atemnot. Erste Hilfe: Halbsitzende Lagerung, Sauerstoffinhalation. Der Arzt muß schnellstens herbeigerufen werden.
Akute Baucherkrankungen
5.3 Akute Baucherkrankungen 5.3.1 Vielfältige Ursachen können zu akuten Baucherkrankungen führen. Am häufigsten verursacht eine Entzündung des Wurmfortsatzes (»Blinddarmentzündung«) Leibschmerzen, die oft in der Magengegend beginnen und schließlich in den rechten Unterbauch ziehen. Erste Hilfe: Man bringe den Kranken baldmöglichst zum Arzt und vermeide, vor der Untersuchung zu trinken oder zu essen zu geben. Auch von der Einnahme schmerzstillender Mittel ist abzuraten. 5.3.2 Heftigste Bauchschmerzen mit schnell eintretendem Schock sprechen u. a. für den Durchbruch eines Magengeschwürs oder für eine schwere Erkrankung der Bauchspeicheldrüse. Erste Hilfe: Der Kranke sollte unverzüglich in eine Klinik gebracht werden, schmerzstillende Mittel, Essen oder Trinken sind unzulässig. 5.3.3 Ähnliche stärkste Schmerzen rufen Koliken der Gallen- oder Nierenwege hervor. Meist geben die Kranken an, daß sie an Nieren- oder Gallensteinen leiden. Der Schmerz ist krampfartig im ganzen Bauchbereich und löst sich oft für kurze Zeit, so daß er einen wellenförmigen Verlauf nimmt. Erste Hilfe: Auch hier sollte der Kranke schnellstens einer ärztlichen Behandlung zugeführt werden, da die Unterscheidung einer Kolik z. B. von einem Magendurchbruch schwierig sein kann, bei letzterem aber sofortige chirurgische Behandlung die einzige lebensrettende Maßnahme darstellt. Man lagert die Kranken auf dem Rücken und sorgt für eine Entspannung der Bauchdecken (Knierolle!).
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5.3.4 Einklemmung eines Bruches liegt vor, wenn es im Bereich eines Nabel-, Leisten-, Schenkel- oder Narbenbruches zu plötzlichen Schmerzen kommt, die meist nach angestrengtem Heben oder Pressen auftreten. Im Bruchsack findet sich eine schmerzhafte, prall-elastische Verwölbung. Übelkeit und Erbrechen weisen auf einen Darmverschluß hin. 5.3.5 Beim Darm Verschluß ist der Darm durch Geschwülste, Verwachsungen oder einen eingeklemmten Leisten- oder Nabelbruch nicht mehr durchgängig. Die Kranken geben heftige Schmerzen im Bauchbereich mit Übelkeit und Erbrechen an. Erste Hilfe: Längeres Zuwarten verschlechtert nur den Allgemeinzustand des Kranken, man sollte ihn lieber einmal umsonst, dafür aber rechtzeitig in einer Klinik bei Bauchbeschwerden vorstellen, vor allem wenn Brüche oder Operationsnarben mit möglichen inneren Verwachsungen vorliegen. 5.3.6 An akuter Harnverhaltung erkranken ältere Männer durch Vergrößerung der Vorsteherdrüse. Meist ist eine reichliche Flüssigkeitsaufnahme vorangegangen und es gelingt nicht, die volle, schmerzhafte Harnblase zu entleeren. Erste Hilfe: Ein warmes Sitzbad oder warme Umschläge auf den Unterleib ermöglichen gelegentlich eine Entleerung der Blase. Tritt kein Erfolg ein, muß ein Arzt aufgesucht werden. Ein Laie sollte die Blase des Kranken nicht durch das Einführen eines Harnröhren-Katheters entleeren.
Stoffwechselstörungen, Vergiftungen
5.4 Bewußtlosigkeit und Krämpfe 5.4.1 Plötzlich eintretende Bewußtlosigkeit mit Krampfanfällen haben am häufigsten ihre Ursache in der sogenannten Fallsucht (Epilepsie). Die Kranken fallen zu Boden und krampfen mit Armen und Beinen. Gelegentlich tritt ein Zungenbiß auf, so daß Blut aus dem Mund austritt. Wenn die Krämpfe abklingen, besteht weiterhin Bewußtlosigkeit. Für den Zeitraum der Krampfanfälle fehlt später dem Kranken das Erinnerungsvermögen. Erste Hilfe: Um die Atemwege freizuhalten, bringt man den Kranken in Seitenlage. Läßt sich der Mund öffnen, schiebt man einen Keil, z. B. ein mit einem Taschentuch umwickeltes Holzstück zwischen die Zähne, um weitere Zungenbisse zu vermeiden. Man achte darauf, daß sich die Krampfenden nicht an Gegenständen der Umgebung verletzen. 5.4.2 Kinder zeigen Krampfanfälle oft als Begleiterscheinung anderer, beginnender oder bereits bestehender Erkrankungen (Infektionskrankheiten). Erste Hilfe: Man rufe einen Arzt oder bringe das Kind sofort in eine Kinderklinik. 5.4.3 Der Schlaganfall wird infolge Störung der Gehirndurchblutung hervorgerufen. Ein Blutgefäß einer Hirnhälfte läßt meist bei erhöhtem Blutdruck infolge Verengerung (Arteriosklerose) oder bei Verstopfung durch einen Blutpfropf (Embolus) nicht genügend Blut durch, oder das Blutgefäß platzt. Hirnerweichung oder Hirnschwellung durch Blut- und Flüssigkeitsaustritt sind die Folgen. Es kommt
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zu flüchtiger oder anhaltender Bewußtlosigkeit meist bei älteren Menschen. Ohne ersichtlichen Grund fallen sie hin oder sinken zusammen. Das Gesicht ist rot, die Atmung ist erhalten, oft aber schnarchend oder röchelnd, der Puls ist regelmäßig. Im Zustand der Bewußtlosigkeit fällt am ehesten die Lähmung der Gesichtsmuskulatur auf: Auf der gelähmten Seite ist das Oberlid nicht geschlossen, und der Mundwinkel hängt herunter. Später weisen diese Kranken eine Sprach- oder Halbseitenlähmung des Körpers auf. Erste Hilfe: Man bringt diese Kranken in Seitenlage, wenn bei Bewußtlosigkeit die Schutzreflexe erloschen sind. Man entfernt Zahnprothesen und sorgt für freie Atemwege. Nachdem der Kranke das Bewußtsein wiedererlangt hat, darf man ihm nichts zu trinken und zu essen geben, da häufig eine Lähmung der Schluckmuskulatur besteht und er aspirieren würde. Evtl. sind Wiederbelebungsmaßnahmen zu beginnen. Man sollte einen Arzt hinzuziehen, der über einen Transport ins Krankenhaus entscheidet. 5.4.4 Bei plötzlich einsetzender Bewußtlosigkeit denke man auch immer an Vergiftungen durch schwere Stoffwechselstörungen, durch Medikamente, Gase oder Chemikalien. Erste Hilfe: Trotz schneller Bereitschaft zur Ersten Hilfe achte der Ersthelfer auf seinen persönlichen Schutz und gehe umsichtig vor. Aus den beobachteten und mitgeteilten Begleitumständen lassen sich Rückschlüsse für die notwendigen Behandlungsmaßnahmen im Krankenhaus ziehen.
Fieber
5.5 Fieber Treten bei einem Menschen erhöhte Temperaturen (über 38,0° Celsius) auf, so kann es sich um die Begleiterscheinung von Infektionskrankheiten oder Entzündungen sowie um eine Wärmestauung (s. dort) handeln. Erste Hilfe: Länger anhaltende fieberhafte Erkrankungen bedürfen ärztlicher Behandlung. Ist ein Arzt nicht zu erreichen, sollen Fieberkranke liegend in eine Klinik transportiert werden. Solange Infektionskrankheiten vermutet werden müssen, soll sich der Helfer durch besondere persönliche Hygiene (Händewaschen, Vermeidung
von unnötigen Berührungen mit den Kranken) schützen. - Fiebersenkende Maßnahmen, wie z. B. das Anlegen von feucht-kalten Umschlägen an den Extremitäten oder auf den Rumpf, und fiebersenkende Medikamente ersetzen nicht die Untersuchung durch den Arzt. Temperaturanstieg bei gleichzeitigen Schmerzen im Bereich bestimmter Organe spricht für eine Entzündung, die ärztliche Behandlung erfordert. Erste Hilfe: Ruhigstellung des erkrankten Körperabschnittes führt zur Schmerzlinderung.
5.6 Akute Schmerzzustände (siehe auch 5.2 und 5.3) 5.6.1 Kopfschmerzen gehören zu den am häufigsten geäußerten Beschwerden. Sie können der Hinweis auf Infektionskrankheiten im Anfangsstadium oder andere innere Erkrankungen sein. Bestimmte Vergiftungen äußern sich zu Beginn ebenfalls mit Kopfschmerzen. Auch Erschöpfungszustände, Sonneneinstrahlung oder Hitzschlag können die Ursache von Kopfschmerzen sein. Erste Hilfe: Zunächst versucht man die Ursache abzuklären und zu beseitigen. Dann werden entsprechende Maßnahmen durchgeführt, wie bei den einzelnen Veränderungen angegeben. Fehlen ernste Ursachen, werden 1-2 Schmerztabletten verabreicht. Bei Verdacht auf Vergiftung, Infektionsoder innerer Krankheit muß der Erkrankte natürlich ärztlich betreut werden. 5.6.2 Halsschmerzen treten bei Erkältung, Unterkühlung oder übertriebener Mundatmung auf.
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Erste Hilfe: 5mal täglich mit warmem Tee oder Salzwasser gurgeln. Trockenen, warmen Wollschal um den Hals wickeln. 2mal täglich je l Stunde einen warmen, feuchten Halswickel anlegen. Flüssige Ernährung, bis das Schlucken wieder schmerzfrei möglich ist. 5.6.3 Schmerzhafte Muskelkrämpfe sind die Folge einer Überlastung. Erste Hilfe: Man versucht, den Krampfzustand durch Dehnung des Muskels zu überwinden. Dann führt man eine leichte Massage der betroffenen Muskelgegend aus und meidet stärkere Beanspruchung dieser Muskelgruppen. 5.6.4 Mit »Hexenschuß« bezeichnet man einen schmerzhaften Zustand der Muskulatur im Bereich der Wirbelsäule, der bei bestimmten Bewegungen oder Husten, Niesen oder Lachen auftritt. Die Ursache liegt meist in einer Veränderung der Bandscheibe, durch die es zu einer Nervenreizung kommt.
Seitenstechen Erste Hilfe: Lokale überwärmende Maßnahmen und Schonung. Die Ursache dieser Erkrankung sollte vom Arzt abgeklärt werden. 5.6.5 Zu Seitenstechen kommt es meist bei untrainierten Läufern wäh-
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rend einer zu großen Laufstrecke. Der Schmerz in der linken Seite des Oberbauches wird durch die Kapselspannung der Milz verursacht. Erste Hilfe: Der Lauf wird abgebrochen und eine Ruhepause bis zur Beseitigung des Schmerzes eingehalten.
6. Maßnahmen der Ersten Hilfe zur Fremdkörperentfernung 6.1 Fremdkörper in der Haut Aus der Haut darf man nur oberflächlich eingedrungene Gegenstände, wie z. B. Holzsplitter oder Dornen, entfernen. Man achte auf vollständige Entfernung der Fremdkörper, da kleine Reste in der Tiefe langanhaltende Entzündungszustände hervorrufen können. Tiefer eingedrungene Gegenstände, die aus der Körperoberfläche herausragen, werden nicht entfernt, sondern nur umpolstert und steril abgedeckt. Beim Herausziehen am Unfallort kön-
nen weitere Gewebsschädigungen mit oft lebensgefährlichen Blutungen in der Tiefe entstehen. Diese Fremdkörper werden operativ vom Arzt beseitigt. Sind Fremdkörper unter der Haut verschwunden, so stellt man diesen entsprechenden Körperabschnitt möglichst ruhig, um die Lage der Fremdkörper durch Muskelbewegun gen nicht zu verändern. Hier können nur operative Maßnahmen den Fremdkörper beseitigen.
6.2 Fremdkörper im Auge Ist ein Fremdkörper in das Auge gelangt, so untersucht man zunächst die Schleimhaut des unteren Lides durch Herabziehen. Der Untersuchte sieht dabei nach oben. Man entfernt den Fremdkörper mit dem Zipfel eines sauberen Tuches oder mit einem angefeuchteten Wattestäbchen (Abb. 6.21). Sitzt der Fremdkörper unter dem Oberlid, so muß dieses umgewendet werden. Der Untersuchte sieht nach unten, die Augen schließt er dabei aber nicht. Der Helfer drückt nun mit einem Stäbchen (Streichholz, Glasstäbchen) waagerecht auf das Oberlid in der Höhe, wo dieses in den oberen Augenhöhlenrand übergeht (Abb. 6.2-2). Nun zieht er mit der anderen Hand an den Wimpern den Oberlidrand nach vorn und oben über das leicht nach hinten gedrückte Stäbchen (Abb. 6.23). Dabei klappt der Oberlidknor-
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pel nach oben. Mit der sauberen Spitze eines Tuches kann der Fremdkörper entfernt werden.
Abb. 6.2-1 Entfernung eines Fremdkörpers, der auf der Innenseite des Unterlides sitzt.
Fremdkörper in der Luftröhre
Abb. 6.2-2 Entfernung eines Fremdkörpers, der sich auf der Innenseite des Oberlides befindet.
Durch dauerndes Reiben infolge des Fremdkörpergefühls vor oder nach der Entfernung entsteht sehr schnell eine Bindehautentzündung. Läßt dieses Fremdkörpergefühl nicht nach, be-
Abb. 6.2-3 Das Oberlid wird an den Wimpern gefaßt und über das Stäbchen umgeklappt.
deckt man das Auge und sucht einen Arzt auf. Tiefer eingedrungene Fremdkörper versucht man niemals selbst aus dem Auge zu entfernen!
6.3 Fremdkörper in Nase, im Rachen, Magen und Darm Ein Fremdkörper in der einen Nasenseite läßt sich meist durch kräftiges Schneuzen unter Zuhalten der anderen Nasenseite herausbefördern. Gelingt das nicht, muß ein Arzt den Fremdkörper entfernen. Kleinere Fremdkörper im Rachen kann man häufig dadurch weiterbewegen, daß man mit Wasser gurgelt oder trockenes Brot ißt und herunterschluckt oder indem man erbricht. Helfen diese Maßnahmen nicht, muß ein Arzt aufgesucht werden. Größere, glatte Gegenstände, die verschluckt wurden, durchlaufen meistens ohne Komplikationen den Magen-Darm-Kanal und werden mit dem Stuhl ausgeschieden. Man gibt Kartoffelbrei und Sauerkraut, um eine schnellere Darmtätigkeit und -entleerung zu erreichen. Im entleerten Stuhl soll man nach dem Fremdkörper suchen.
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Fremdkörper in der Luftröhre siehe unter Ersticken 4.7.
Abb. 6.3-1 Ausblasen eines Fremdkörpers aus der Nase.
Fremdkörper im Gehörgang
6.4 Fremdkörper im Gehörgang werden durch Ausspülen des Ohres mit lauwarmem Wasser oder auch mit Spezialinstrumenten nur vom Arzt entfernt.
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Fremdkörper in den übrigen Körperöffnungen (Harnröhre, After, Scheide) sollten niemals selbst, sondern nur vom Arzt entfernt werden.
7. Hinweise für den Umgang mit Behinderten Behinderte Menschen nicht bemitleiden. Sie haben meist gelernt, mit ihrer Behinderung fertig zu werden. Gelegentlich trifft man jedoch auf dauernd aggressiv-verstimmte Behinderte, die den Schicksalsschlag nicht überwinden können. Man sollte zunächst immer höflich fragen, wie man helfen kann. Die meisten Behinderten sind durch besondere Rehabilitationsmaßnahmen soweit angeleitet worden, daß sie sich am besten selbst helfen, auch wenn es für eine neu hinzugekommene Hilf sperson umständlich erscheint. Wenn ein Behinderter eine angebotene Hilfe ablehnt, sollte man sich nicht weiter aufdrängen. Nimmt der Behinderte die angebotene Hilfeleistung an, so läßt man sich von ihm sagen, wie man ihm am besten helfen kann. Ein Behinderter hat sich meist im Laufe der Zeit besondere Handgriffe angeeignet, mit denen er sich zu helfen gewohnt ist. Diesen Bewegungsabläufen sollte man sich anpassen.
wie z. B. Treppensteigen, Bus- oder Bahn-Ein- oder Aussteigen, beim Gehen auf Eis und Schnee. 7.3 Rollstuhlfahrer sind meist so weit angeleitet, daß sie mit ihrem Gefährt sehr gut zurechtkommen. Hilfe wird nur nötig sein bei größeren Steigungen und Stufen, auch hohe Bordsteinkanten können ein großes Hindernis darstellen. Will man einem Rollstuhlfahrer bei der Überwindung von Treppenstufen helfen, so muß der Rollstuhl leicht nach hinten gekippt werden, wenn man mit den hinteren großen Rädern die Treppenstufen auf- oder abwärts rollt (Abb. 7.3-1). Auf diese Weise verhindert man, daß der Behinderte aus seinem Rollstuhl herausrutscht. Ein großes Problem für Rollstuhlfahrer sind die WC-Anlagen vor allem
7.1 Handbehinderten bietet man seine Hilfe an, wenn sie bei den einfachen Verrichtungen des täglichen Lebens deutlich eingeengt sind. Man erfasse die Situation und greife helfend ein, wenn durch die Handbehinderung offensichtlich Schwierigkeiten z. B. beim Schneiden des Brotes, beim öffnen von Dosen und Flaschen, beim Schreiben und Anziehen usw. auftreten. 7.2 Gehbehinderten hilft man am besten bei Bewegungsabläufen, bei denen sie am meisten benachteiligt sind,
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Abb 7.3-1 Siehe Text.
Hinweise für den Umgang mit Blinden
in öffentlichen Gebäuden, die meist viel zu enge Türen aufweisen und/oder innen keinen genügenden Raum zum Umsteigen vom Rollstuhl auf das WC bieten. Je nach der Art der Behinderung sind dann sogar zwei Helfer notwendig, die z. B. den Querschnittgelähmten oder beiderseits Beinamputierten bis zur Toilette bringen.
muß sich der Helfer erst in das Blickfeld dieser Personen bringen. Plötzliches Anfassen verursacht Erschrecken. Man stelle sich dem Hörbehinderten so gegenüber, daß dieser das Gesicht des Sprechenden bei guter Beleuchtung erkennen und den Mund ablesen kann. Man spreche langsam und gut artikuliert in kurzen Sätzen.
7.4 Personen mit stark verminderter Sehkraft oder Blinde soll man immer deutlich ansprechen. Ohne eine vorherige Ansprache erschrecken diese Personen, wenn sie zur gut gemeinten Hilfeleistung plötzlich angefaßt werden. Der Sehbehinderte oder Blinde hakt sich beim Gesunden ein. Die sehbehinderte Person gibt an, wie Hilfe durchgeführt wird. Sehbehinderte oder Blinde, die von einem Hund geführt werden, fasse man nicht an. Der Hund kann sonst diese Bewegung fehldeuten und seinen Herrn verteidigen. Man sagt dem Blinden oder Sehbehinderten an, welches Hindernis oder welche Gegenstände zu erwarten sind.
7.6 Menschen, die an Anfallskrankheiten leiden, wie z. B. Epileptiker, zeigen nicht nur die typischen Krampfanfälle (siehe 5.4), sondern auch kurzzeitige Bewußtseinsstörungen oder unerklärbare Verstimmungszustände. Deutet sich ein Anfall an, so achte man darauf, daß sich keine gefährlichen Gegenstände in der Nähe des Kranken befinden. Bei einem Anfall mit Bewußtlosigkeit kommen die Erste-Hilfe-Maßnahmen wie bei 5.4 geschildert zur Anwendung.
7.5 Bei Schwerhörigen und Tauben
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7.7 Geistigbehinderten gegenüber sei man geduldig, spreche klar und gehe, soweit möglich, auf ihre Wünsche ein. Wenn man Aufgaben stellt, so mache man diese selbst vor und spare größere Erklärungen.
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